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Full text of "Valera. Die Illusionen Des Doktor Faustino"

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DIE ILLUSIOMÉN 
DES 

doktor FAUSTINO 


von 


D. J. Valera 



THE LIBRARY 
OF THE 



CLASS 864-V23 

JI 


BOOK 









I (Sine 5er Befle« moJ>er«en Slomatte offer ^Joffter. 


$}x>ett«r l^o^rgong. ^an6 8. 


^ie lEtt^nen 


l^flhtor ^aupinø 


øn Juan ©aUra. 


Jlntori|ierte 3 (( 6 (rfe|uitg oms i)eiii Spoiiift^en 


c^tfi ,^ftttfer< 


Sttttøort. 

3Serlag »on 3- ©ngetfjorn. 





»rud ber „Union" SkrloBSgefenrøaft in ©tutlgort 




® 0 r tu o r t 


cSine 3Irt fpantfd^en §auft, einen in o^nIicf)er SBeife 
nationalcn roie cd gauft fiir bie ®cutfd;en ift, rooUte 

Suan SSalcra in ber ®cftalt bed §elben biefed Slomand jeid^nen. 
SebenfoIId erfd^einen und in bem fein unb fd^arf audgefii^rten 
Seelengentdibc, bad er nor und entroHt, fo niele 3^9^ ofe <^11' 
gemein giiltig fiir bad fpanifd^e 353efen in ber ©egenroart, ba^ 
man ben gauftino faft mit bemfelben Sied^te ben S^oman bed 
^cutigen ©paniend nennen fonntc, mie man fd^on ben gauft 
bad 2^rauerfpiel ber S)eutfci^cn genannt ^at. 

©tatt il^n 5 U niillid^en, groben S^^aten anjufeuem, belaftet 
unb erbriieft gauflino bad (Srbe bed rul^mnollen 9tamcnd 5[Jlen' 
boja, ber afferbingd aud^ fein cinjiged @rbe ift. Uniuflig unb 
ju ftolj ju gemeiner 3lrbeit, mirb er non ben ©rinnerungen 
einer gldnjenben SJergangen^eit roie non eifemen Klammern 
niebergel^alten, rodl^renb fein ©eift in ber Unenblid^feit ner- 
morrener ^beale fd^rodrmt. ©o mirb er in ber Unentfd^Ioffen^ 
i^eit jum §anbeln feinen ^ibealen felbft untreu unb nerle^t 
tro| feined guten §erjend bie ndd^ften ^flid^ten gegen fid; 
unb bie ©einigen, um fd^Iiefelid^ ein ©nbc ju finben, bad feinem 
©btttttfter noHfommcn entfprid^t. 

®cr feinen ©eelenmalerei, in mcld^er unfer ®id^ter ein 
anerlannter 5!Jlcifter ift, gel;t jur ©eite bie getreue ©d^ilberung 
fpanife^en Sebend in ber ©egenmart. Suan SSalera fiil^rt und 
in bie biiftern Stdume bed alten 2ll^nenfcl^loffed eined l^erab- 



4 


gcfommenen §ibaIgo, unb faft modeten rotr an bie ®trflid^fei 
beg ©eiftevfpufeS glauben, ber barin l^aufen foll. 3n frifd^eti 
©cgenfa|e l^ierju ftel^en bie 93ilber beg gefelligen Sebeng in bei 
l^o^eren ©tanben 2lnbalufteng, ber ©itten, Slrbeiten unb ^eft 
non Siirgem unb S3auem, unb beg SSerfel^reg in ben ilppigei 
©along non 5D?abrib. Unb bantit atte 3lbftufungen beg 2ofaI 
toneg nertreten feien, fel^It eg aud^ nid^t an einer ©pifobe au 
bem fpanifd^en Slduberleben. 

2Roge fid^ ber 2)oItor gauftino nun im beutfd^en ©eroanb 
fo oiele gteunbe erroerben, alg er in feinem naterldnbifd^en un' 
im franjofifd^en bereitg gefunben l^at! 


ffili £aufen 



Srjles layitel. 


■i 

•>1 

^ ^ittabermeja ift ein Drt, ber burd^ jroci ^ti^t^unbertc an 
baå (^bict ber ^aurcn grenjtc. 

9lod^ ftel^t bag ©d^lo^ obcr bie geftung, bie bort ber 
§er 5 og berool^nte, ber §err beg Drteg. ®ie bunflen, birfen 
®auem aug rollen ©teinen, bie ^o^en 
lurme, atteg ftel^t nod^. ®in Sogen, burd^ beffen ©efimfe 
ein ®ang ful^rt, oerbinbet bag ©cblofe tnit ber ^ir^e, bie oiet 
moberner gel^alten ift, alg bag ©d^log felbft. SBd^renb man 
ununterbroeben gegen bie 5Kauren oon ©ranaba fdmpfte, betete 
man im ©^(offe fefbft ober auf freiem gelbe. D^ne 
roar eg nad^ ber ©roberung ©ranabag, alg §ur ©rbauung biefer 
ffird^e gefd^ritten murbe burd^ bie ©o^ne beg glorreid^en b^iligen 
®omimfug. 

SBdl^renb ber SiC^bi^b^nberte langen abfolutiftifd^en 3ftegierung 
fam biefe ©tdtte lampfegmutiger ©belteute immer me^ir berunter. 
®er §er/\og ging ju §ofe unb niemanb ^at i^n je im Drte 
roiebergefef)en. ®a man i^n roeber geliebt nod; gebafet 
ba(bte aud^ niemanb meiter an ibn. 5}er Ser malter beg §erjogg 
roar eg, ber bie Sdnbereien oerpaebtete ober gegen oergab. 

3m Sttnfange biefeg ^^b^b^^^bertg gab eg in Sitlabermeja, 
abgefeben oon bem abroefenben unb unfiebtbaren §ergM, faum 
brei big oier abelige familien. 9llle iibrigen maren 
bie ber mutigen Sorfabren niebt mebr gebad;ten. Sor einigen 
breifeig meicber unfere ©efd^iebte be^ 

ginnt, b^itten ficb eben biefe ^beligen entmeber mit bem Solfe 
rermengt, burd; 3Irmut bagu getrieben, ober fie maren, meib 
®ott roobin auggemanbert, um ibr ©liicf fud)en. 9fur bie 
Sopej oon ^Renboja maren geblieben, alg erblii^e §erren ber 
Jeftung feit ben 3^^^^^^ ®on 3tlamar el Samavita unb bem 
^eiligen Å'onig ®on gernanbo. 

446366 



6 


®aS pradjtDoHc, altabelige §aug bcr bort anfaffi(^cn Sopc; 
oon SJlenboja fid; nuf bie 9Jlaucvn be§ ©d;Ioffc§ fcibft 
®ie cinfad^e unb elegante ^affabc, ein 2Berf beS XVI. gal^r 
l^unbertg, ift au§ Duaberfteinen unb bag 2:r)or foroobl alg bei 
Salfon in ber SKitte beg erften ©todioerfcg finb burd^ luftigi 
©dulen aug roeifeem 3Jtarmor gefd^miidt. SDen Salfon fron 
ber reid^e ©d^ilb unb bag SBappen ber nornel^men familie 
ebenfaHg in roei^em 3Jlamior fiinftlerifd^ auggeful^rt. 

®ag §aug ift nerroal^rloft unb fein 3lugfel|en gibt unoer 
fennbar ein traurigeg B^wgnig oon ber Sirmut feiner gnraol^ner 
3n oielen genftem fel^len ©d^eiben; bie altertiimlid^en $^uren 
bie mit Sron^e befd^lagen maren, fmb jum 2^eil oerfaHen; unl 
©djlingpflanjen, meldte tn ben ©palten, bie bur^ bag §cr 
augfauen einjelner Duabern entftanben finb, reid^lid^ mud^ern 
fpred^en laut oom SerfaH beg einft fo ftol§en Saueg. 3li 
manegen ©teHen pnb bie Sliffe fo tief unb roeit, bafe fie bci 
oerfd;iebenften 2^ieren genitgenben SRaum jum liften bieten 
unb fo oerme^ren fid^ fd^mu^tge ©ibed^fen, pd^lid^e ^lebermduf 
unter ben milben ^eigcnbldttern unb allerl;anb Unfraut. 
©d^marolerpflanjen f(|lagen im ^rul^ialjr fo iippig aug, boj 
bie fenfred^ter ©arten erf^eint. ®ag Sorbad 

ift fo breit, baf; eg ben ©d^malben, bie mit Sorliebe bort ij^r 
SJefter anbauen, genitgenben ©d^u^ unb 5Raum bietet. 

Ueber bem §auptftodmerfe befinbet fid^ nod^ ein ©toefmerf 
aug ^ornboben unb ®acbfammern beftel^enb; ba eg jebod^ fei 
langer fein Sioxn fur biefe ©peid^er gab, fo fmb biefelbei 
nur oon einigen traurigen ©ulen unb Sjatten berøol^nt, bi 
fdrglicbe 9?a^rung finben. 

Sllle ^dufer im Drte, felbft bie drmlid^ften, merben brei 
big oiermal im ^a\)xe gemeifet unb gldnjen mie ©d^nce. ®a! 
§aug ber SJlenbojag ftel^t nun in fd^arfem ©egenfa^e gu ben 
felben, mit feinem emften Slugfel^en, ben oon ber ©onne oer 
kannten, oom SRegen gefebmdr^^ten ^auem, bie im Saufe be 
3eit aucb unter ber 5Rad^ldffigfeit ber Seft^er unb ber imme 
med^felnben, oft ftrengen SBitterung gelitten. 

2)ie SBobnung ber SKenbogag in einem ^liigel beg ©d^loffe 
ift in einer ©adgaffe, mdl^renb bie mei^en, luftigen §dufer be 
plebejer in offenen ©tra|en ober am gelegen fmb, m 

ein ©pringbrunnen mit oier Slo^ren ftel^t unb einige Rappel 
©d;atten geben unb mo ?!Jldnner, granen unb ^inber i^in un 
mieber gei^en unb Serfel^r oon 2Bagen, Sarren unb $ferbe 
ftattfinbet. 

Slod^ ift eg nid^t oiele unmeit oor 


7 



} Dile ben neuen ^ieb^of angelcgt f)ai, njafjreub man friller 
i Me'^oten ncben ber ^ird^e in cinem cingcfriebigtcn §of, gcgen^ 
i®er bem §aufc ber 3Jlenboja8, Begrub. 

3« ^ird^c felbft rourben nur SWond^e unb bie ^enbojaS 
i f#ft begraben, meldte l^ier in ber ^ir^e eine unterirbifd^e ®ruft 
unb eine fel^r fd^one kapelle befagen, mit prdd^tigem Slltarblatt 
uott uergolbetem bebedEt mit nerfd^røenberifd^ reid^er S3ilb= 
l^aucrarbeit. bem SSerfd^Iage l^inter bem 3lltare biefer kapelle 
6effnbet ftd^ ein bem JJreug auf ben ©d^ultern, in 

fd^warjem, golbgeftieftem ©ammetgeroanb. 9lad^ bem filbernen 
§eiligen, bem ©d^u^patron beå DrteS, ift biefeS S^fu^bilb ba§ 
feliebtefte bort unb aud^ atS baS munbert^dtigfte anerfannt. 
®ie Kunft, mit meld^er ba§ SilbniS l^ergefteHt røurbe, mad^t 
berø mecf)anifd^en ©inn be§ SSerfertigerS 6l^re, benn eS l^at ftetS 
ben geroiinfd^ten ©rfolg erjielt unb erjielt i^n nod^ l^eute, jum 
minbeften bei ben ^rauen. Unfer §eilanb ftreeft, banf etner 
øtfjnur, an meld^er ber ©afriftan j\ie^t, ben red^ten 2lnn au§, 
inbem er baS Sreuj logldfet, unb fegnet, auf bem Salfon be§ 
9latl^aufe§ ftel^enb, bie auf bem $Iafe oerfammelte 3Jlenge ber 
Stnbdd^tigen, roenn er ein- big jroeimal im in feierlid^er 
^!ro||effion auégetragen roirb. 

IXm auf ba§ altabelige §auS ber 3JlenbojaS jurudEljufommen, 
fe roirb man leid^t begreifen, roie bufter baSfelbe roar tn ndd^fter 
■ fel^e beS alten ^ird^^ofeS unb ber atten ^ird^e, bie ja aud^ 
fo oiele ©ebeine beroal^rte. 

®ie familie ber 3Jlenbojaå felbft roar aud^ bem SerfaHe 
triimer mel^r entgegengegangen unb nid^t roeniger traurig ats il^r 
SBo^nort. 

$a§ Seri^dltniS biefer familie unb i^re Sejiej^ungen gu 
ben iibrigen Sermejanem roar fel^r fonberbar. ©eit bie ®ominis 
t<mmbn(^)^ in ben Drt gefommen unb 3Dlad^t geroonnen, roaren 
bieIDlenbogaS bie einjige familie, roeld^e; fo gu fagen, um bie 
røcttlid^e §errfd|aft mit il^nen fdmpfte. 3« unglei^em ^ampfe 
mlt|ten fie fd^Iie|lid^ unterliegen, obrooip fte bi§ bal^in roelt^ 
funmge Sarone oon natiirlid^en 2lntagen unb 9Kut geroefen. 

TOan mod^te bie 5!Jlenboga§ im Drte roo^l kiben, ba niemanb 
jté erinnern fonnte, bafe fie jemats armen Seuten ©dråben gu= 
gépigt. 9liemanb beneibete fie, roeil fie arm unb oerfd^ulbet 
TiK»en. 2)emungead^tet ergdl^Ite man fid^ ®inge, bie ber ^amitie 
ml|t gur @^re gereid^ten. 

Son einem ^Jlenboga au§ ber 3^if 5Dlauren ergdl^Ite 
,tntttt fid^ eine ffanbalofe Siebeggefd^id^te mit einer gefangenen 
iJrdttnen ^nuberin. Son einem anbern, ebenfo berupmten, ber 



8 


in St^btcn gctpefcn, ergdl^ftc man, er l^aBc eine S^i^in ober eiti 
pcruanifd^e ^Prin^effin (éo^a in bcr øel^eirate: 

%ux unfcrc ©inrool^ner ift ober SWaure glcid^bebeuteni 
infofern jemanb nid^t øetauft ift, iinb fo fagen fie oon eineit 
ber bie S^aufe nod^ nid^t empfangen, er ift nod^ 3ube ober SKaun 

©erøijs mar fiir bie SSermejaner, ba^ etflenS bie maurifdf 
©Ilaoin unb ^roeitenS bie fraglid^e Siibin in bag Slut bi 
SKenbogag ben Stoff gur ©ottlofigfeit gemengt j^atten. 2lnberci 
feitg Isatte bie lettere ii^rem ©emal^l alg tilgift ein gro^c 
Sermbgen gugebrad^t, mit meld^em man bag in SRebe ftel^eni 
2lbeig]^aug erbaut unb oiele ©runbftudte ongefauft Isatte, b 
fpdter oerioren ober oerfd^ulbet murben. 

5Kan oerfid^erte, ba| pe oon jenfeitg beg 5Keereg, aug be 
barbarifd^en 5paldften, bie fie bort bemoi^nt, unjdi^Iige 5PerIe 
unb diamanten mitgebrad^t, bie in einer 6(fe beg ^aufeg oe: 
ftedft unb cingemauert røurben, meldte niemalg oon femår 
entbedtt merben fonnte. SQSenn mand^mal jemanb in ber 9ldl( 
beg Drteg plb^Iid^ gu SJeiebtum fam, o^ne bap man mufei 
mober, oermutete man, bap berfelbe einen Steil beg ©d^ob« 
gefunben, inbem er ben ®eift ber inbifd^en ^Pringefpn, meicbi 
oenfelben beroad^te, bureb teuflif(be Kiinfte getduf^t ober b 
fiegt b^itte. 

3Wan munfeite aucb oon einer nabegu idglid^en ©rfebeinur 
in ben Sobenrdumen beg §aufeg, bem ©eifte emeg beriibmte 
5!Jlenboga, ber mdbrenb ber groben SKeooIution in ^anfrei 
geroefen. 3Begen feiner ©ottfopgleit, megen oerfd^iebener tragifd[)i 
unb gebeimnigooHer ^dmpfe unb megen ber 2lrt, mie er b 
letten Sabre feineg irbifdjien ®afeing oerbrad^t, manbelte < 
gut ©trafe im meigen SWantel feineg Drbeng mit bem rot( 
Sreug auf ber Sruft. ®ag Sreug aber mar nid^t ooUfomme 
ba er niebt miirbig mar, eg im anbern Seben gu tragen, oie 
bebaupteten fogar, eg fei gar fein ^reug, fonbem bag St 
einer blutenben Srbte, 

5Die Siberalen im Drte meinten, att bieg feten ©d^md^ereie 
bie bie Sfflbnd^e erfunben, um bie 5!J?enbogag b^runtergufe^e 
bie fie feit ben ^arlg V., ba einer oon ibnen unter bi 
2iufrubrern (comuneros) gefdmpft gu ibrer ^axitx gdbite 
S)on ^rancigeo Sopeg be 9Kenboga, geftorben 1830, mar in b 
2:bnt ungemein liberal; er b^itte bamit ebennur, mie man oc 
fieberte, bag Seifpiel feiner Sorfabten befolgt. Som 
big gu feinem Sobe murbe er b^i^t bebrdngt unb oerfolgt. 

2lnbererfeitg murbe, mie gum Seifpiel oon bem 9iotar b 
Drteg, oerfid^ert, ba^ bie Sopeg oon SWenboga ein ©efdblec 



9 


unbanbiger SDlenfd^cn fcicn, bie bem ©ciftc il^rer 
me|r alS brei ^^^^rl^unbertc ftetS jurøiberl^anbelten, unb bie 
uber^aupt nur i^rer ©tcttung unb t^rcr §elbentl^atcn røcgen 
gebulbet roaren. ©ie alle, faft au§nal^m§Iog, ftanben tm ®ienfte 
beå fiontgS, burd^jogen bie SBelt im |eroifd^en ©tile, 2l6enteuer 
fuc^enb, raubten, roaS il^nen unterlam, unb fe^rten nad^ Idngerer 
3eit jurildE in bie §eimat unb bag §aug ibrer Sl^nen mit uer- 
me^rtem SBermogen unb mit einer legitimen fjrau aug ber 
grembe. Dbroobi fie innerlicb ©egner beg politifi^en ©ebanleng 
ber bamaligen ©panier roaren, b^^tten fie bemfelben, bei ibrer 
Sieigung fiir ein unrubigeg Seben, bodi; gldn;\enbe ®ienfte ge= 
lleiftet; aiein bei ber rubigen SSerroaltung ibrer ©iiter b^^ben 
fie niemalg ©rfotg ju oerjeid^nen gebabt, fo ba§, nad^bem 
Spanien bie alte ^taebt oerloren butte, unb iiber tein ^Jlunbern, 
3nbien unb Italien mebr oerfiigte, roo fie ibr (Srbteil roieber= 
geirinnen ober oermebren fonnten, aucb bie 3J?enbo§ag immer 
me§r unb mebr b^tunterfamen. 

9licbt obne ©runb betraebteten felbft bie ©mporfommiinge 
im Drte bie ^Jlenbojag mit ^uneigung. ®an! bem fruebtbaren 
©nflub, røeleben bte mobeme ©ioilifation,. unfem enblofen 
Surgerfriegen jum 2^ro^, iiber alleg augbreitet, butte ficb eine 
2lrt guter ©itte im Drte oerbreitet, unb nid^t roenige familien 
mm Safttiertreibern unb Saglobnem, bie gu ©clb getommen 
nmren unb b^^^^buftticb^ §uufer erbuut butten, fingen an, fid^ 
afå Slriftolraten gu fiiblen, unb erinnerten ficb mit ©tolj, ba^ 
fie ron tapferen §eerfubrem abftammten, oerfolgten mit 936= 
fiiebigung in ben Siicbem ber ^Pfarrfird^e bie ^ubl ib^ci^ 2lbnen 
unb ergdblten gerne, ba^ ibre SSorfabren alg ©efdbrten ober 
fflaffenbriiber beg erften Sopeg be SHenboga biefe unb jene 
Seftung genommen, unb bort bie 30luuren burt bebrdngt 
unb mit §urrabgef(^rei oon ibrem Sunbe 93efi^ ergriffen butten. 
®aber fam au^ bag ©efiibl oon ©leid^berecbtigung unb SBiirbe 
gegeniiber ben 3Jlenbogag, roeld^en fie gugleiib mit ©rgebenbeit 
jugetban roaren, ba febon ber erfte SRenboga fie gu gemein= 
fcbaftlicbem SRubme gefubrt butte. 

3)ona 2tnna, bie ffiitroe 2)on ^runcigeog, rourbe, tro^bem 
fie eine ^rembe unb fed^gig ^ub^^ ult rour, mit grover 2tuf= 
itnertfamfeit bebunbelt. 2^ro§ ber gro|en ©(^roierigfeiten roufete 
biefe oerebrunggroiirbige $ame bug berrfebaftliebe ^nfeben iljteg 
§aufeg gu erbulten. S)ag $ferb, bag ibr ©atte geritten, rourbe 
im Staue mit Sorgfalt gepflegt, big eg oor 3lltergfcbroddbe ftarb. 

SSerfdbiebene Delbilber ber beriibmteften Sopeg be 3Jlenboga, 
muige in gidngenber SRiiftung, anbere im SuffelfeU, roieber 



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anbcre ben ilommanbcurftab in ber §anb jum 
ntilitdvifdien SBurbe, pranaten im gro|cn ©aale unb nerltefje 
bemfelben nerbienteS SCnfcpcn. ®ic alten Siener rourben nid 
entlaffen. ©elbft bie 9Jleute non §unben rourbe im §aufe b< 
laffen, bie ^ur 9lebl^u^ncr= unb Sanind^enjagb abgerid^tete 
SBinb^unbe ftarben aue an 3llter8fd^rodd^e unb uielc gaben ei 
Seifpiel groffer Sebenåjd^igfeit. 

3n biefer ^unbeangelegen^eit, inSbefonbere ben jur Si( 
nind^enjagb abgerid^teten ^unben gegeniiber, lonnte man j 
red^t bie Slnl^dn^lic^feit ber SSermejaner an bie SRenbo^c 
mal^rnel^men. Siefe §unbe ffnb biebifd^ unb gefrd^ig, |\uma 
menn fie nid^t geniigenb gefiittert merben. Sie im 33e[i^e b( 
3KenbojaS befinblid^en maren im ganj^en Drte beriil^mt bur( 
il^rc Siebereien unb unermarteten UebcrfdHe. 2Beber eir 
gleifd^murft nod^ eine Slutmurft, lein ©tui ©d^infen no( 
glcifd^, baå fid^er geroefen mdre. Unb alle bie ^ecfl^eiten bief( 
§unbe murben mepr belad^t alg mit §drte beftraft. 

Sro§ ber ©pmpatl)ien, bie man i^r entgegenbrad^te, muff 
Sofia 3lnna, obmol^l fie oufferorbentlid^ l^oflic^ mar, mit at 
geborenem ©tolje fid^ jebe SSertraultd^Ieit ferne ju Ijaltei 
©elten ging Sofia 3lnna auS; fte empfing oon 3^ 

SSefud^e in aller ^ormlid^leit unb ermiberte biefelben mit aui 
gefuc^ter §bflid^!ett, gumeift aber blieb fie j\u §aufe unb leb: 
in grofeter menig mitteilfam, j 

menfefeenfd^eu. 

Sie anbem Samen be§ Drteå rdd^ten fid^, inbem fte bi 
feaupteten, Sofia 3lnna fei eine §eje im oornefemen ©tile, b 
in iferen Oemdd^ern Seufel unb arme ©eelen uon erl^abeni 
2lbftammung, mofel aud^ cinige ^amiliemnitglieber empfang 
mie bie maurifd^e ^eje unb bie peruanifefee ^rin^efftn, bie 6oi; 
genannt, mit meld^en fte il^re Slbenbe oerbringe. 


Jnreites llapitel. 

Sofia 3tnna mar bie Soefeter eineå beriibmten øbelmanr 
in 9lonba. geniigt ju fagen, bafe fie ftd^ oon ©gealan 
nannte. Unter iferen glorreid^en Sorfaferen mar aud^ ber ©runbi 
beS 3litterorben§, beffen gldnjenbe Sl^aten unb grofee Sienf 
im ©rbfolgelriea bei ©ibraltar unb im SSefreiungSfriege bi 
familie Sofia ^nnag p banfen ftnb. 

Dbmofel Sofia 9lnna in einem fo entlegenen Drte mie SRoni: 


11 


nrjogctt røorbcn, roar fic ungcrobl^nlici^ gcbilbct unb j^roar nid)t 
(lur rom fpanifd^en ©tanbpunftc ollcm, fonbcm rom 6tanb= 
punftc bcr groben, allgemctnen SBcIt. 6in befrf;cibcncr fran= 
jofifc^er ^ricfter, ron oen riden, bie roo^renb ber 3?crolution 
ni§gciranbcrt jtnb, !am nad^ SRonba unb rourbc ®ona SlnnaS 
2c^rcr unb unterrid^tctc jtc in feincr ©prad^e, in ©cfd^id^te, 
iiitteratur unb ®eograpI)ic unb mad;tc auå i^r einen 2lu§bunb 
3on (Selcl^rfamfcit tm Sergleid^e ju bcm gerool^ntid^en ffliffen 
ipanifcbcr ^aucn. 

Slll ibr SBiffen fofftc ®ona 2Inna aber nid^t ben geringften 
SRufeen bringen; benn al§ jte neun.^e^n l^al^re gdblte, entfj^Iob 
pe fid^, ron i^rem SSater unb ron il^ren ©riibern bagu gebrongt, 
locil biefelben ficb i^ter entlebigen roiinfebten, $erm ®on 
ijranciåco Sopej\ be 9Renbo§a ju bdraten, ber ron ni^t minber 
Jof)em Slbel alå bie ©åcalanteå roar, bagu nod^ ^Jlajoratåb^^; 
[eben§ldngli(ber fflefeblåb<iber ber g^eftung SiHabermeja, ^om-- 
raonbeur ron ©antiago unb 5Jlitglieb ber 9litterfcbaft ron 9tonba, 
loie ®ona Slnnaå 3Sater unb il$re Sritber. 

®ona 9lnna trug i^r £oå mit 9Dlut. ®ro^bem fie ©eriHa 
(\cfebcn unb Idngere 3^it in 6abi/^ unb 5!Jlalaga rerlebt b^^tte, 
begtub fie fub Icbenbigen Seibeå in SSillabermeja, obne bie ge^ 
rlngfte Ålage, obne aucb nur ein einjigeå 5!RaI irgenb jemanb 
baS Dpfer, baå fie braebte, empfinben j^u laffen. ®on g-ran: 
ciåio roar, roenn aucb ritterlicb, bod^ rob, unroiffenb unb b^ftiø- 
Sona 9lnna rougte ibn burdb ®ebulb unb ®iite einigenno^en 
5 U jdbmen unb j^u cirilifieren. 

Sie Sangeroeile, biefe febreeflidbe unb gefdbrlicbe Kranlbeit 
berjrauen, fonnte ftcb nie ®ona 2lnnaå bemdd)tigen; fie rou^te 
ibre febr rerfebiebenartig xu rerroerten. ©ie b^tte SRacine, 
Eomeide, Soileau gelefen, fiiblte ftcb i^bocb ron ben geift^ unb 
gebanfenreidberen fpanifeben ®icbtem mebr angejogen. ©tetå 
roar fie befcbdftigt. 2Benn fie niebt laå, fo ftidte ober ndbte 
fie ober ging ibrem ^auåroefen nadb, beffen Drbnung unb 
Jteinlidbfeit ebenfo grofe roar roie bie Debe in bemfelben unb 

ailter ber 3)Robel. 

©eit bem ®obe ®on granciåcoå ®ona 3lnna eine 
røiebtigere 3lufgabe ju erfiitten; bie (Srjiebung ibreå einjigen 
Sobneå. 

©o lange ®on ^ranciåco nocb am Seben roar, bcittc ii^on 
biefe Srj^iebung naeb brei rerfebjebenen Siicbtungen bin geleitet. 
2)on ^ranciåco unterriebtete feinen ^wngen in ber Sunft be§ 
Scitenå, beå ©efeiefeenå unb in rielen anbern forperlid^en 
Mungen. 3llå ®on ^ranciåco ftarb, ^jdblte fein ©obn jroar 



12 


crft jrøolf in bpn crrøal^ntcn Jlunftc 

fd^on fc^r aeiibt. 

35er ^dd^ter unb Serroalter bcS §aufcS voax cin altc 
®icncr, bem man, megen ber §oI)eit, mit rocld^er er fur aHej 
ma§ feine §errfd^aft betraf, unbebingten SRefpelt nerlangte, be 
©pi^namen SRefpeto gegeben ^atte; aber ber ©o^n SRefpetoi 
ben man nur, røeil er fein ©ol^n mar, einfad^ Slefpetilla nannti 
mar in biefen tingen baS gerabe ®egenteil non feinem SSatci 
5Diefer Stefpetilla, ungefdl^r fed^S biS fieben ^ni^re diter als b( 
?DlaioratS^err SQlenboja, mar beffen 3Sertrauter, Snappe, ©iene: 
§ofmeifter, aHeS in einer ^Perfon. 3!Jlit il^m lernte ber junc 
^KajoratSl^err 3)on ^auftino eine Ungal^I ber lanbeSublid^e 
©piele, ben g^anbango fingen unb bie ©uitarre fpielen un 
eine 3D?enge luftiger ©efd^id^td^en erj\dl^len. ®ona 2lnna untei 
rid^tete i^ren ©o^n in ber ©efd^id^te, unb berfelbe intercffieil 
fid^ fur bie ©ried^en unb 3lomer unb trdumte banon, ein ©cipii 
ein ^iltiabeS ober ein ©paminonbaS gu merben, furg ein 
røie er fie burA baS 35uq StoHinS, baS er in fpanifcl^er Uebei 
fe^ung befab, fennen gelemt. 

9{ad; bem 2^obe ®on ^ranciScoS nal^nt ®ona 2lnna i§re 
©o^n unter i^re 3uci^t unb moUte bie ©rjiel^ung beSfelben nicf 
mit 9lefpetiffa teilen. Dl^ne 'nar eS gu fpdt, um ®o 

^auftino bem ©influffe ^efpetillaS gang gu entgieben unb ^ei 
unb ©inn beSfelben uon ben ge^Iem unb Saftern gu befreict 
bie bei einem eingeborenen anbalufifd^en S^ngling gang un 
gdbe finb. ®ona 2tnna mu§te ]xå) bamit begnugen, bem ar 
balufifd^en §errn mit ben gebrdu(|lid^en ©igenfdbaften menic 
ftenS mel SBiffen, unb aufeerbcm bie 3Sorguge beS gebilbete 
5!KanneS unb beS uollenbeten SaualierS einguimpfen. 

®a 2)on granciSco, abgefel^en uon feinem 2IbeISftolg 
fel^r freifinnig mar, unb mit gerbinanb VII. immer fc^Ieci 
geftanben mar, murbe er miitenb, menn man baoon fprad 
ben Sangen als Sabetten in ein SoHegium gu geben. ®on 
3lnna folgte in biefem $unfte gem ber Saune il^reS fii^e 
©atten, meil fte il^ren ©ol^n nergotterte unb fid^ nid^t uo 
ibm trennen moUte unb aud^ glaubte, bafe er uon feinei 
©rbe merbe leben fonnen unb niemanb gu bienen broud^ 
2luberbem bac^te fie, bab ©cipio, 9RiltiabeS ober ©paminonbc 
niemalS als Sabetten gebient unb eS nid^t profaife^, uo 
©tufe gu ©tufe emporfteigenb, biS gum .©eneral gebrad 
l^atten, fonbern bafe fie Stebner, ^olitifer, ©olbaten unb ©be 
leute gugleicb maren, bie fid^ balb mit bem ©d^merte un 
giirteten, balb gur geber griffen, einmal bie 2:oga, bo 




Wtiere 9Ral ^elm unb ^anjer anlegten. @o, bod^te ®ona 2 lnna, 
fottte il^r @o|n raetben, uno ba fie nur einen ^tte, fd^a|te fte 
boppelt unb |ielt ft^ fflr eine peite (Somelta. 

®ona 3lnntt fa^ bie 3lotn)enbig!eit em, il^n eine beftimtnte 
Saufbal^n oerfolgen ju loffen, unb nac^ emfter Ueberlegung røcil^lte 
:|te bie ^uriSprubenj, nid^t um il^n feinen SebenSunteroalt ba= 
nrft »erbienen gu laffen, fonbetn oielme^r, bamit er ber ©efe^e 
hmbig roerbe unb feine ^enntniffe jutn SBBo^Ie feineS 33oter: 
hinbed nerroerten fonne, toenn bie ©elegen^eit fid^ bieten foQte. 
t'.' ®on gauftino ftubierte bemnad^ Satein unb lemte fliefeenb 
Hfctfe^en. ©pciter befud^te er bad Seminar in ber §auptftabt 
Biroer tproninj, ftubierte ip^ilofop^ie unb ^atte ftetd S 8 orjugd= 
fiwten. befudpte er bie Unioerfitfit in ©ranaba, roo 

gottbe ber Surgerlrieg groiféen ben „Rarliften unb Eriftinod" 
,au#gebrod^en roar unb jebe ®idciplin unmbgliø ma^te. 

I Unfer 6rbe brac^te fomit bte meifte Seit rofibrenb ber 
LSouer bed Rurfed in SiHabermda gu. ©piiter matpte er fein 
tejamen unb erl^ielt banl ber Sangmut ber iprtifenben gute 
'Seugniffe. 

I Sei feinen Sludfliigen m& ©ranaba begleitete il^n ftetd 
treue 2 )iener ØlefpetiHa. Seibe trugen ft^ bort mit einer 
liffen ©legang. SKanc^mal blieb fogar bad braune ipferb ®on 
iftinod in ©ranobo unb er lonnte M bonn ^15 gu 9 lo§ 
;en. f^eilid^ roor ed bomald nod^ fepr billig in ©ranobo 
mon fonnte mit groangig Siealen toglid^ bad ©ffen, bad 
Sd^lafen, bie ®ienerfd^aft unb fogar nod^ bad ipferb beftreiten. 

iro^bem trieb 3)on fjauftino unerl^brten Sujud, benn ein 
6 tubent burfte in jener ^eit felten me^r ald fieben SRealen 
tfiglic^ oetbroucben, unb flir fed^d Slealen lonnte man fd^on 
iallen Sebiirfniffen ber befferen ©tanbe »ollauf genugen. 

©d^lie^lid^ beenbete ber fiingfte 9Jlenbogo feine ©tubien 
in ©ranaba unb fam mit bem ^oftord^ut unb feinen 3 iug- 
hiffen glticflid^ guritcf. 3 )ona Slnno jticEte i^m ein fc^dned 
Stentel^en unb mad^te i^m eine reid^e irobbel on feine Rappe. 

3)er gefd^icftefte 9 Riniaturmater in ©ranaba malte bann 
fem Silb in ber neuerroorbenen S^rac^t unb ber 2 Rajoratdberr 
Stenboga brad^te biefed ijSortrat in einem Slalomen oon ©bero 
|«lg unb Sronge feiner dutter gum ©efd^enle mit. 
i Son fener 3«* nannte man, eingebenf bed neuen 
fSSteld, ben ©rben ber 3Jlenbogad SJoltor ffauftino. S)iefen 
Æitel i)atte er 1840 erl^alten; er fam nad^ §aufe guriidl, er= 

P ilt oon :3Itwf<onen unb oon bem SBunfcbe befeelt, nadf; 9)lo» 
ib gu reifen, um biefelben gu oerroirflid^en. Ungludlid^er« 



14 


X iDCtfe roaren feinc itcnntniffe nid}t fcl^r grunblid^ unb feii 
SlUufioncn fo roic fcine SBiffenfc^aft. 

®er ®oftor rou|tc oon allem unb oon nid^tS. 95on alle 
aber rou^te er mel^r alS oon ben ©efeuen, bie fein 
©tubium bilbeten. 

2)er 2^itel, ben man i^m auf ber Unioerfitdt gegebi 
Isatte, roar ein leerer 3^itel... 3^ roaS nti^t biefer 2^ite 
fragten fid^ oft ber ®oftor unb feinc 5Dlutter. 

®on gauftino Sopej be 9Benboja r) ©Scalantc, leben 
Idnglid^er Sefe^tå^aber ber ^eftung SStHabermefa, ^ommanbe 
oon ©antiago, Slitglieb ber Slitterfd^aft oon ^lonba, 9la( 
fomme oon unjd^ligen $elben, fonnte er nod^ SRabrib ge^ 
unb fid^ bei einem Slboofaten anfteHen lafjen? ®ona »ni 
unb ber Softor roubten, bajs eine Slboofatur ein e^renroert 
©efdjdft fei; fie rou|ten, bafe Sicero unb Sato aucb Slboofat 
in Stom geroefen roaren, unb patten nid^té SSemiinftigeS geg 
eine Slboofatur einjuroenbcn, aber ein unroiberfte^Iid^eå ®eful 
ftdrfer olå aCeå anbere, fprad^ ftcgbnft auS i^rer ©eele: S)i 
gauftino fann nid^t Slboofat roerben. ®on ^auftino glauB 
fid^ roo^l fd^ig, auf bie $^ilofopl^ie fu^cnb, fetbft bie beft« 
©efe^e ju madden, aber er fonnte fid^ nid^t entfd^liefeen, i 
oon anbern gegebenen ©efe^e i^u erfemen. 

©od id^ nad^ ^abrib geljen unb eine anbere 3tnftedui 
fud^en? fragte fid| ®on ^auftino. ®agegen fprad^ nid^t ni 
feine l^ol^e ©cburt, fonbem aud^ ber 3)oftor§titel, ben er ui 
fcine dutter fel^r ernft nal^men. SBeld^e ©c^anbe, roeld^ S 
niebrigung, eine Slnftellung oon 8—10 000 SRealen anjuncl^mc 
— ber ^od[)fte ©e^alt, ber ju eneid^en røar — ftd^ in ©efeUfd^a 
burgerlic^er Sagabunben beroegen ju miiffen, bie o^ne ®oftor( 
ober ^ommanbanten ju fein, oiel mel^r ©e^alt einna^mcn ui 
^o^ere ©tellungen im ©taate befleibeten. 

©ollte ®on gauftino bie geric^tliÆe Saufbol^n rodl^Iei 
9tber roeld^e ©teHung fonnte erba erreid^en? ©elbft burd^ b 
^roteftion be8 ^Jlinifteré nur eine ganj^ untergeorbnete @t( 
fung, im beften gaffe bie eineé Sfliqterg. $aS fonnte i^ 
nid^t paffen. ®ie ©teffung eineé SRateg l^dtte er am Snbe a 
genommen, aber feine gcringere. SBenn eg fid^ nur barn 
ganbefte, irgenbroo ju feben, fo febte er noc^ am angencl^mft 
in feinem eigenen §eim, roo fein 9lame gead^tet roar unb r 
er, roenn bie ®inge auf biefer SBeft feinem afl.^u gro^ 
SBed^fef unterroorfen rodren, afg unumfd^rdnfter §err l^di 
gebieten fonnen. 

©offte fid^ ®ott gauftino ber Sitteratur roibmen? ® 


feincr 5Reigung entfprod^cn, aber roie follte man in ©pa= 
isen mit Sitteratnr @elb nerbienen? 3)on gauftino teilte in 
Ifefer ^inftd^t bie Stnfid^t Sllfieriå, eineS Sitteraten feineå 
i^ttbeS. ®er ^net, ber bie ibeale ©d^onbeit auf empfinb« 
lame SBeife erortert, unb ber ®elel^rte, ber ben 3Dlenfd^en ernfte 
SSN^rl^eiten prebigt, i^aben feine ©onner, meber unter ben 
^ødj' nod^ unter ben 3?iebriggeborencn. SOSenn fie ®nnner 
judoen, laufen fte ®efal^r, ©d^meid^ler ju merben, bag ^eilig^ 
pm ber ?lKufen gu entroei^ien unb ber gemeinen SKenge SBeib' 
"i gu ftreuen. 

SWel^rere 3KaIe bad^te 2)nn fj^^uftino baran, gu 

Eoifeen unb feine Seiftungen alg fnidder alg SSorfd^ule gum 
utgmann nber Sitteraten gu betrad^ten. 3lber mie fottte er 
Saunen eineg nietteid^t rollen unb umniffenben ®ireItorg 
^agen? SBBie fottte ein ©belmann mit fo niel beriil^mten 
^nen, einem fo l^errlid^en ©tammbaum unb ungdl^ligen ©^ren^ 
mteln fid^ l^erablaffen, fitr einen SKenfd^en gu orbeiten, ber 
iben ®elb genug Isatte, um eine 3^itwng gu gritnben unb fid^ 
TOed^en tniirbe, i^m gtnangig big breijig ®urog per 9Jlonat 
jubieten, bamit er fd^reibe, mag bem 33latte beliebt, noraugs 
fe^t, ba^ er il^n feine Sel^rgeit burd^mad^en lie|e (bem 35oftor 
ute bei bem biosen ®ebanfen), inbem er i^m ^euittetong 
itberfe^en gab, ibn non ba unb non bort SRotigen augs 
leiben lie^, um oie augrødrtigen 9lad^rid^ten ^ nernott* 
[bigen, inbem er lernen mu^te mit ©d^ere unb Dblaten gu 
eren. ©g mar bem ® of tor ^auftino nid^t moglid^, Sour* 
wtlift gu tnerben. 

y- 5Dag SSermbgen ber 9Kenbogag tnar feit langer W.ott 
^rf gufammengefd^molgen. ®on grancigeo ^atte burd^ feine 
^ifemirtfd^aft atteg l^eruntergebrad^t unb nerfd^ulbet. 

[ ®ie ritterlid^en Saunen 3)on ^auftinog rodl^renb feineg 
f%fentl^alteg in ®ranaba l^atten nid^t menig ®elb gefoftet unb 
SRuefgange beg §aufeg beigetragen. ©r Isatte fid^ bort im 
[pleater auf einen ber beften ©i$e abonniert. Isatte gefpielt unb 
; berloren. Isatte beim beften ©d^neiber feine ^leiber madden laffen, 
[ ^ gmar nid^t nur 9lb(fe unb ^rdtfe, fonbem oud^ $^antafte* 
E^foftiime unb grøei Uniformen, monon befonberg eine bie 3lugen 
ug bem ^opf gefoftet Isatte burd^ bie grofee Slrbeit, bie auf 
k nielen malerifd^en unb gldngenben ®etailg berfelben ner* 
^^bet merben mu^te. 

®on fi^er, ob feine Uniformen 

Ipb feine Koftiime, bie er gu nerfd^iebenen in ®ranaba ge* 
;(ludblid&en SSoIfgfeften batte anfertigen laffen, mit ben betrefeten 



16 


Scicfen, bie in atten ^arben glangten unb lange ^ranf 
l^atten, ben Seberftiefeln, bie non ben gef^icfteften 3lrbeite 
in SWalaga geftidEt røorben røaren, ben fpilenbefe^ten 
ben golbenen ^nopfen au§ bem feinften gitigran, bag in Gorbo! 
gemad^t røirb — åleibunggftudPe røaren^ bie in ben ©tra^i 
unb ©efettfd^aften non 3Kabrib gebrdud^Iid^ unb il^m non 9lu^( 
fein lonnten; fic^er røar fiir il^n nur, ba^ er flir biefe ui 
anbere ®inge fein ®elb auggegeben Isatte. 

Xxoi^ attebetn røottte ®oftor gauftino nid^t auf feinc 9tei 
nad^ 3Jlabrib uerjid^ten, roo er, mit notten ©egeln einlaufen 
fid^ fd^meid^elte, taufenb Sd^roierigfeiten fiegreid^ j^u uberroinbi 
unb, er rou^te felbft nid^t rooburd^, eine ©tettung, Slul^m ur 
®Iudf gu erobern. ®er ®ebanfe, ba^ SRdnner mit nod^ g 
ringeren 9JlitteIn alg bie feinigen fid^ emporgefd^roungen j^atte 
nerfolgte i^n unabidffig. ©g gab feine 3[rt non Spi^geig, b 
ben Sioftor nid^t erfiittt b^tte. 6r ftiirmte feinen $fab ba^i 
roie ber ^ampfftier, ben ber ©peer beg ^icobor gereigt '^at 

3ugeiten empfanb ber 2)oftor, ba^ er nid^tg rou^te, bc 
er ni^t ftubiert ba^ er feine 3^it nerloren ut 

ein unnii^eg 5!Jlbbe( roar in feber Segiebung. SKeiftenS ab 
roar eg umgefebrt; ba bad^te er, eg gebe nid^tg, roag er nid 
roiffe unb nerftebe, unb bag betrttbte ibn, anftatt ibn gu e 
beitem. 

®ibt eg benn gar nxå)i^, roag icb nid^t ftbon tnii^te 
©ntbalten benn bie Sucber gar nicbtg 9leueg? SBag idb lefi 
ift unbebeutenb, unb eg ift einerlei, ob man eg lieft ober nidji 
meifteng ift eg nur bag @d^o ober ber 2lugbrutf meiner eigene 
®ebanlen. 2Bag icb nicbt roeib unb gu roiffen roiinfd^e, fini 
id^ bei leinem 2lutor unb in feinem Sucbe. 

Sntmer, roenn bie ®ebanfen beg S)oftorg biefe Jtid^tur 
nabmen unb SBeltneracbtung ibn uberlam, bemdd^tigte fidb feini 
ber bei^^ SBunfcb, mit b^beren SBefen nerlebren gu tonnen, ui 
gu feben, ob fie mebr rou^ten, alg bie Slenf^en, unb m 
tbrer §ilfe roottte er bie ®ebeimniffe ber irbifd^cn unb iibe: 
irbifcben SBelt ergriinben. 

Um feinen ©ebanfen unb entrinnen unb ui 

feine ^raft gu erproben, roottte ber 3)oltor nacb 3Wabrib reifei 
SJittabermeja roar ibm unertrdglid^ geroorben. 

®er ®oftor fpracb barum mit feiner Slutter unb teib 
ibr fein 3Sorbaben mit. 

®ie fluge %xa\i fragte immer: „SBag b^i 

^lanr 

„®ar feinen/' entgegnete ber ® of tor. 


17 


„SBillft bu bid^ oielleid^t jur Slbuotatur entfd^Iiefeen ?" 

„9JiemaI§." 

„SBittft bu bit afé ober Seamter eine SteHung 

unb Øelb oerbieneu?" 

„^u4 nid^t." 

„^ann man fid^ al8 ipoet etroaS oerbtenen?" 

roeig ni(^t, ob i(^ em i)}oet 6in; aber id^ roeil, ba^ 
bie beften poeten menig ober nid^tå nerbienen." 

„Um ein 28er! ju fd^reiben," fagte ®ona 2tnna, „fei e§ 
nun in iJJrofa ober in Serfen, baå beinen 5Ramen unfterblid^ 
moc^en foll, lannft bu ebenfo gut l^ier alS in ber fWefibenj 
léen." 

>®aø ift rid^tig," mugte ®on f5auftino jugeben. 

„9lun, bann bleibe in Sittabermeja unb oerlaffe beine alte, 
jårtli^e 9Jlutter nic^t." 

®et ®oftor tiefe fid^ burd(i ødjmeiéeleien unb Sitten be= 
megen. @r fal^ ein, baft et in iSKabrib binnen fed^S biS fieben 
®onoten fein ganjeS miferableS @tbe nerbraud^t gaben roitrbe 
unb bann getabeju aufS Setteln angeroiefen more. @r fenfte 
ben ^opf unb Idd^elte traurig. 

31(3 er aKein roar, fagte er gu fid^: „3u roaS bin id^ 
niilje? roette, beim ieufet, gu gat ni(|tS!" 

3(18 bie fUlutter a((ein roar, fagte fie gu fid^: ,,flJlein 
6o^n (mid^ nerb(enbet nid^t bie ^utterliebe) ift fo fd^on an 
See(e unb Seib, elegant unb mutig, gu aSem befd^igt, aber 
ec ift fo feltfam! fo trdumerifd^! 3« wo® ift er nfi|e? 3id^ 
fiiribte fel^r, gu gat nic^tS, al8 gu feiner eigenen Dua(." 


Jrittes SajritcI. 

3)ic ©oftorentrad^t, bie gidnjenben Uniformen unb i?os 
tiime Isingen rul^ia in cinem ©d^ronfe unb maren in grover 
Sefal^r, uon ben URotten oerjel^rt ju merben. (Sbenfo erging 
å ben ©alonan^iigen. 9?icbt einmal ^u ben SSoltéfeften legte 
Don gauftino eineS feiner ©erodnber an. 2)a er niemanb fal^, 
icma^ldffigte er ftd^ fe^r, nid^t in Sejug auf SReinlid^feit, aber 
n Sejug auf bie øleganj feineS SlnjugeS, ber ni(^tg meniger 
lié oriftotratifd^ mar; im ©ommer trug er ndmlid^ nur eme 
^uppe unb einen breitfrempigen §ut unb im ®inter ^iiHte 
I fic^ in feine capa (5!Jlantel) ein. 

II. 8. 


2 



18 


®er ®oftor xoax fo milbe, liebenåtoiirbig unb rooljttl^atw 
gegen bie ^itrmen, ba^ il^n baS gcringe 3SoIf oergottcrte, bi( 
^ei^en im Drte l^afetcn i^n jebod; unb mad;ten fid^ iiber i^r 
luftig. ®r ma^te i^nen leine Sefud^e, man fa^ i^n nic im 
^afino, unb feinc oon allen ben jungen, elefanten ®amen in 
SSillabermeja lonnte ftd^ rii^men, au^ nur em einjigeS SBori 
oon feinen Sippen gel^ort gu ^laben. 

®ie Æoqter beS 5RotarS Ijajsten tl^n am meiften, meil f« 
fid^ fiir bie fc|bnften unb biftinguierteften oon allen j^ielten. 

®er 91otar, ®on 3 uan Srifoftomo ©utierreg mit 3flamen 
mar burd^ fein ©efd^dft unb burc^ SSerlet^ung oon ©etb geøer 
]^o§e f 4 ^ gemorben. 9tofita unb SRamoncita 

fcine beiben 2 ^bd^ter, gltd^en gmci ^Pringefjinnen unb begogen 
i^re 3tnguge ftetg auS SKalaga ober 5Kabrib. 

Ser t)oftor erfd^ien nte auf ber offentlid^en ^romenabc, 
auf bem gro 6 en $ta^e, fonbem mad^te lange ©pagiergdnge 511 
gu 6 in bie Umgebung unb fud^te fteté bie einfamften $ld|( 
auf. @r Isatte eine befonbere SSortiebe fiir ben §ugel bes 
Slltalpa, auf bem nod^ bie 3tefte eine§ alten SurmeS ftanben, 
oon toeld^em au§ man bie gange ©e^enb iiberblidlen fonnte. 
Sort l^ing er ftunbenlang feinen traurigen ©ebanlen nad^, bie 
teilå tbeoretifd^er, teilå praftifd^er ?latur maren. 

SJenn bie erfteren fid^ feiner bemdd^tigten, bad^te er, boj 
er alles røiffe, ba^ baS menfd^lid^e SBiffen eitel fei unb bof 
er, menn er au 6 ^RiHiarben Slidser lefen miirbe, nid^t meiter 
Idme, als er opne^in mar. Sann ba^te er mieber an bie 
©eifter, mit meld^en er gem tn SSerbinbung getreten rodre 
unb menn er baS erreid^t ^aben miirbe, fo lonnte eS i^m gteid)^ 
giiltig fein, ob er in SSiUabermeja, $ariS ober Sonbon lebte; 
er entfagte bem SBunfd^e, nad^ aHabrib gu ge^en. 

SBdl^renb feine ©ebanfen ftd^ nid^t erfiiHten unb Icini 
3luSfid^t oorl^anben mar, ba^ fie fid^ erfiillen miirben, bemd(| 
tigten fid^ Son g^auftinoS mit bem gangen ^euer ber 
atte bie SBiinfd^e, bie baS $et^ eineS jungen 3RanneS aufregem 
unb brdngten ibn nad^ 50labrib. Siebe, ©^rgeig, Surft nad 
SSergniigungen, Segierbe nad^ 9lu^m unb 9iamen, baS Sdd^elr 
unb bie Siebe f^oner, oorne^mer granen, gldngenbe ©die, ir 
benen er fid^ geigen lonnte, ber SSeifaH ber gal^treid^en 
beim Seltamieren feiner SSerfe, bie natiirlic^ oorgiiglid^ fe« 
miirben, bie Semunberung aUer, menn er mit blenbenber ®lc 
gang ein feurigeS, l^errliéeS ^ferb ritte, biefe unb taufenb anbeti 
Sriumpl^e boten fid^ ipm in feiner lebenbigen ^l^antafte uni 
brad^ten il^n auS 3tanb unb 33anb. Ser oermiinfd^te 9Jtangd 


19 


an ®clb jerftorte aber mieber affe feine Suftfd^loffcr. ®er 
Softor lam fid^ bann ungludEU^cr nor, alå ber ^^5rinj ©igiS= 
munb, ber burd^ einen t^ranmfd^en SSater gefanøen gej^alten 
morben mar; benn er fanb eå graufamer, burd^ emiebrigenbe 
Strmut nad^ SSiHabermeja nerbannt ju fein. 

j,2Bic fd^abe/' ba^te ®ona Stnna, „ba^ mein ©ol^n feine 
traume nid^t befeimpft unb fid^ bamit gufrieben 
gt6t, an meiner ©eite gu leben! SBo mirb er jemanb finben, 
ber il^n mel^r liebt alS id^? ®o tnirb er mel^r geel^rt unb ge^ 
ad^tet fein, al§ unter ben treuen ®ienem feineS §aufe§ unb 
ben guten el^rlid^en Sagelo^nem non SSittabermeja? SBo 
wirb man il^n, fo oft er noriiberge^t, fo ^er^li^ grujsen: „®ott 
befd^il^e 6uer ©naben!" Unb feine leutfelige 2lntn)ort mit 
berfiilen, milben ©timme: „®otteg ^eben mit eud^" geminut 
tto l^ier me^r treue ^erjen, alå er mit allen $oefien unb 
Éerfen, bie er in SJlabrib madden gu fonnen nerfid^ert, fe ge= 
røinnen lonnte." 

3)ona 2tnna mo^nte im erften ©tod^røerf, ®on gauftino 
im ^Parterre. 2)ort roar ein ©aal mit pra^tnoHen antifen 
Scjfeln auå ^Jufebaum unb gepre^tem, nergolbetem Seber, mit 
groben runben JJdgeln auå Sronge befd^lagen, nier enorme, 
oergolbete giill^omer (ein altfpanifd^eå SDlobel); nerfd^iebene 
Delbilber beru|^mter SKenbogaå; ein ©tammbaum, ebenfallå in 
' Del gemalt; ein ^ol^lenbeden auå gldngenbem 5Dleffing in ber 
Kitte unb ein Sifd^ mit d^inefifd^en i^Bafen unb SucaroS (irbene 
Jrinfgefdfee, bie auå rool^lried^enber @rbe non 3Si^bien ober Por¬ 
tugal gef ormt ftnb). 

i Sfee^r im 3nnem beå §aufeå befanb fid^ nod^ ein ©aal, 
in bem nur 3Kaåfen gum ged^ten roaren, 2)egen unb glorettå 
[unb dn Srapeg fur gpmnaftifd^e Uebungen. einer @dfe 
maren nod^ 33ruft§arnifd^e auå ^irfd^leber, fupferne 5Dlaåfen 
j utti) eifeme Pangerl^anbfc|ul|e, unb in einer anberen ®tfe lagen 
IStclgen unb i?anonenfugeln mit §anb^aben. 

I 6in britter ©aal roar baå ©tubiergimmer beå ®oftorå mit 
ber 9iWiotl|ef. Slidser non nerfd^iebenftem S^l^^^lt fiillten bie 
groben ©d^rdnfe auå bemaltem ^id^tenl^olg. 

^n bem Sllfonen, roorin ber ®oftor tølief, ^atte er feine 
'Sieblingåpoeten aufgefteHt, non §omer angefangen biå gu 3^== 
ijilla, ©åpronceba unb 3lrolag. 

K @å roar aud^ ein ^ roeld^em ®on gauftino 

It, befonberå oft aber im SBinter nerroeilte. ®iefeå 31 «^^^^^ 
lurbe bie ^errfd^aflåfiid^e genannt, nid^t roeil bort ©peifen 
Ircitet rourben, fonbem roegen eineå unge^euer groben ^aminå, 



20 . — 


in bcffen ^cucr^erb meiftenS ein l^albcr Dlbenbaum brannt 
aBcintreftcr, SleiSbunbc unb ganjc øetrodfnctc SBeinreben roarc 
im aufgcfpcid^crt. 

®ie breite ©teinplatte, auf bcr fo oiel ocrbrannt rourb 
ging fe^r røeit in ba§ 3iwimcr l^crcin, fo ba^ ju beibcn ©citc 
beS iJaminS jroei bcqucmc ©i|pld^c roaren, røo gro^e 2lrn 
feffel ftanbcn, unb auf eincm bcrfelbcn oerbrad^tc ber 2)ofti 
oiele unb oicle ©tunben, fcbrcibcnb, Icfcnb unb grilbclnb. 3 
ber 3Dlauer befanb fid^ ein ©d^ranf, beffen SC^iire roic ein 2^if 
l^eruntergelaffen werben lonnte ouf jroei fd^roere §ii^e, b 
ebenfattå auS ber 3Jiauer ge/^ogen røurben, fo ba^ ber 2)ofti 
fid^ in biefer @dte roie nor feinem ©d^reibtifd^e befonb. € 
Isatte nid^tg gu tl^un, al§ au§ bem ©d^ranfe bie ^JJapiere, bc 
Æintenfal unb bie Siid^er gu nel^men unb fie auf ben 2:if 
gu fteHen. 

3luf ben ©effel gegeniiber pflegte fid^ ®ona 2tnna gu fe^ei 
um mit i^rem ©ol^ne gu plaubern. ®ie alten treuen ^unl 
uerooUftdnbigten mand^mal biefe 2lbenbunterl^altungen, mbei 
fie fid^ an ber l^interen SRauer beé groben §erbe8 bel^aglii 
auåftredten. 

®iefe ^iid^e Isatte einen eigentumlid^en 9leig in il^rem l^ol 
bdurifd^en, l^alb ^errfd^aftlid^en 3luSfe^en. 

2) aå SBappen ber SRenbogaS mar in ©tein mobeHiert ai 
bem Samine angebrad^t. 2tn einem ©parren Isingen funf 5Cdfi( 
mit ©ingoogeln, an ber SBanb 3^ropl^den, auS ben oerfd^iebenft« 
3Baffen gufammengefe^t, ^irfd^fopfe, SOBoIf^, ^ud^S* unb 2Biefe 
bdlge unb fie maren, obrool^i fd^Ied^t auggeftopft, ober oieffeid 
ebenbeåbatb mirtlid^e, eigene ^agbtropl^den, bie nid^t im erft( 
beften 2aben gefauft maren. 

SKoS bie Seibe^nai^rung betraf, fo braud^te er in biefer S 
giel^ung tro§ feiner 2trmut mol^I niemanb gu beneiben. Dl^i 
auf ben 5Dlarft geleen gu muffen, ^atte man banf guter ^iirforj 
aHeS Slbtige im fiaufe: guten, alten SBein im Setter, auSgegcic 
nete ©d^infen, Sffiiirfte, 3laud^flei)d^, gebeigtc Senben, ®ef!ug 
unb l^unbert anbere il^iere gum ©d^lacbten, atteS oon ®ona 2lnr 
aufs feinfte gemiirgt; ein 2^aubenfcblag befanb fid^ im Æurti 
beg alten ©d^loffeg, ein anberer 2:aubenf^lag mit milben2^aub( 
in ber 5D?eierei; ebenbort nod^ gmolf Sienenftocfe, bie fur bu 
tenben §onig forgten; ^riid^te in §utte unb ^iitte, unb e 
©tatt oott Sanincpen, ^iil^nem, ©dnfen, ^Crutl^dl^nen, bie oo 
5tbgang beg burd^gefiebten ©etreibeg unb anberen ©amen g 
nd^rt murben. 

3) ieg alleg mar, ben SSerfatt unb bie ©d^ulben beg §auf( 



21 


mrågcnommen, rooP j|um 2lu§^altcn, banf bcr (Sintcifung, bev 
Drbnung, ber 3Sa(|[amteit unb roal^rfjaften Sparfamfeit ®ona 
SnnaS, bie fiir atleå ol^ne 2tugnabmc ©orgc trug. 

gab fein noc^ fo altcå 3RobeI, ba8 oerroorfen worben 
rodre, feinc altc Samaftbede, bie nid^t SSertoenbung gefunben 
I)dttc, fein Seintud^, fein 2^ifd^tud^, ba§ nid^t forgfdltig unb 
orbcntlid^ geflidt roorben rodre. ®ona Hnna bi^It ba§ 

SBei^jeug, bef^anbelte baåfelbe mit befonberer ©orgfalt unb gab 
Saoenbel unb anbere SBol^lgerud^e l^inein. 

®oftor gauftino roollte tro| aHebem auf Slbenteuer au§= 
jie^en. 

ginen gangen 3Binter fang iiberlegte SDona 2fnna. Sann 
ft^rieb fte nerfdjjicbene 33riefe unb unter^ielt Sorrefponben^en, 
ron roeld^en fie i^rem ©o^ne nid^ts fagte. @nblid^ eineS 9lbenb§, 
im grii^ling, alå 5Rutter unb ©o^n mieber aHein maren im 
Saole mit ben groben ©effeln, ben 3l^nenportrait§ unb bem 
Stammbaum, lieé fid^ S)ona2tnna fofgenbermajjen oerne^men: 
,§5re ju, mcin ©o^n, id^ l^abe mid^tige ®inge mit bir j^u be- 
fpred^n." 

Seibe felten fid^ jufammen in eine Sefe beé groben ©aaleS 
unb ber ©Dl^n l^orte ooll el^rerbietiger 2lufmertfamfeit ju, al§ 
bie^llutter ju fpred^en fortfu^r: „3^ bemerfe id^ unb 

benjéine id^, bafe bu ungliicfUc^ bi[t bei bem Seben, baS bu fu()rft. 
®u jenie|eft l^ier 9iuf)e unb eimgeå SBo^Ueben; aber eg fel;lt 
bir cm 3i^i beinen ©^rgei^, beinen ®urft nad^ 9iu^m unb 
fogar fiir beine Siebe. befla^ mid^ nid^t iiber bid^, bafe 
bu mi^ nerlaffen millft, um nad^ ^abrib gu geben. 9iid;tg ift 
noturlid^er. ^ber bu felbft gibft gu, ba^ eg ein 21Babnfinn mare, 
o|ne cinen 9leal in ber S^afd^c mie ein 3tbenteurer nad; 2Jlabrib 
^u geben. ®arum f)ahz iå) ein 5RitteI gefud^t, bamit bu nad; 
Slakib geben fannft, o^ne bort mie ein Serlorener gu feben, 
ober bicb nolfenbg gu ruinieren." 

„Unb — mefebeg 3Rittel?'' frug ®on ^auftino aufgeregt. 

„3cb merbe eg bir mitteifen," antmortete bie SDlutter. „®u 
ircibt, bab in . . ., oiergebn 3)ieifen entfernt oon i)kx, meine 
geliebte Soufine mobnt, ®ona 2tracefi be Sobabitfa. Sro^bem 
fie febon mebr af g fedbggig Sabre aft ift, nennt man fte immer 
nocb 9iina (ffeine) SobabiHa, meif fte nidbt oerbeiratet mar, ba 
fte feinen 3Dlann gefunben b^t, ber ibren SBiinfcben entfprodben 
batte. ®eine Svante Sfracefi b<^t ein reicbficbeg Stugfommen unb 
lebt in einem prddbtigen §aufe. 3n ibrem ©tdbtdben merben 
in ber fommenben SBocbe S3d(fe, ©tiergefedbte unb oiefe anbere 
Ifcfte ftattfinben, unb 3lracefi fabet bicb ein, bie gefte bort mit^ 



22 


guntad^cn unb tn il^rem §aufe aU ®aft ju BtciBcn, folangc e 
bit gefdHt." 

„Unb n)a§ tntirbe td^ bobutd^ gcrøinnen, røenn id^ bie 
gcfte mitmad^e unb als @aft im .^aufe ber 5Rina Sobabil 
nerrøeile?" 

„3d^ tDCtbe f^on .barauffomtnen; l^abe ®ebulb; atteS tnii 
fid^ aufUdren. 3lina SobabiHa l^at cinen ©tuber, ®on 2lIon 
genannt, ber butcb feine ©rbfd^aft fd^on fel^t teiÆ, nod^ teic| 
n)utbe butd^ feinen ©efd^dftSgeift unb feine Umfidpt, butd^ feii 
©liter unb ^ad^tl^ofe, feine ©d^af? unb Slinberl^erben. 2)( 
Sllonfo inol^nt in berfelben ©tabt voit Slraceli, ift fd^on fiinfjel 
^a^re SBitrøer unb l^at eine SCod^ter non ad^tjel^n ^a^ren, vi 
beren ©d^on()eit unb ©ilbung man nid^t genua erjdl^len fan 
md^renb fogar bie fd^mer gu ©efriebigenben il^re Stugenb, il^ 
5?lug^eit unb ©efd^eiben^eit toben muffen." 

„Unb mag røeiter?" fagte ber ®oftor. 

„SBogu bie Umfd^meife? !3d^ I}abe megen einer ^eirat m 
ber Sorter 2)on 2t(onfog, ©oftanga, nerl^anbelt. ^l)t ©at 
oergottert fie unb fie l^at billionen." 

„Slutter, bu fonnteft —" begann SDon ^auftino. 

„Unb marum nid^t?" fiel il^m ®ona 9lnna in§ SBort, „t 
mirft oon bem ©elbe ©efi$ ergreifen, mie man fid^ ber ©d^mingi 
bebient gum ^tug, ber bi(| gu fold^er §o^e tragen foH unb ben 
grau mit bir, ba^ fie niemalg bereuen mirb, oir bagu uer^olfi 
gu ^aben. ©ie fennt bid^ f^on burd^ bein Sliniaturbilb i 
©oftorl^abit, auf bem bu fo fd^bn bift, unb meine 6oufine fd^reif 
ba^ fie 6oftanga bag ©ilb gegeigt unb ba^ eg i^r fe^r g 
fatten Ijaie/' 

„®ag freut mid^, Slama; aber id^ mei^ nid^t, ob fie n 
aud^ gefatten mirb." 

„3u biefem f^^Uft bu fie ebcn felten, mein ©ob 

Siemanb fe^t bir ben ®oId^ auf bie ©ruft. So^ ift ja nidp 
befd^Ioffen. ©g ift mbglid^, ba^ ®on Sllonfo etmag non b« 
^idnd^en mei|; aber jebenfattg mirb er t^un, alg ob er nic^ 
baoon mil^te. SBeber bu nod^ ©oftangita, leineg oon eud^ 
gebunben. merbet eud^ felten unb fennen lemen ur 

menn i^r eud^ nid^t gefattt, in fjrieben augeinanbergel^en. 9lid^ 
ift babei oerloren." 

„2)ie 3^il/ 2lnftrengung unb bie Sluggaben fiir 1 
Seife . .." entgegnete ber 5)oftor. „®g mirb beffer fein, 
oergid^ten unb bie Seife nid^t gu untemel^men." 

„3)u mirft mid^ nid^t Stigen ftrafen; id^ l^abe oerfprod)^ 
ba^ bu ^infommen mirft." 



23 


„®en)i^ nid^t, 2Jlama; rocnn bu cå oerfprodjcn bicibt 
nid^tå iibrig atg gu geleen.'' 

Sauftinito. @ie^, mir fagt’S baS §crg, bag bu bid^ 
biå iiber bie D^ircn in nteine ®ona Softanga uerlieben roirft. 
Son il^r roiff id^ nic^t teben, benn meine Eoufine meint, fejt 
ftc bein 33ilb gefej^en, fei fie filr bid^ entbrannt. fur mein 
Icil propl^egeie eine §od^geit." 

;,SBcnn ©oftangita mir gufagt unb fo reid^ ift, roerben roir 
ung roobl finben." 

SRad^bem ®oftor gauftino feine ©rlaubnig bagu erteilt 
Mte, entfaltete Dona atnna rod^renb nier Dagen i|re gange 
j^dtigfeit bei ben SSorbereitungen gur Sleife. ©ie ndl^te neue 
Sragen unb 5IRanfd)etten an bie ^emben Don JJauftinoS, bie 
fc^on etroaS oerfdjilei^t roaren; fie unterfud^te feine 2lnguge unb 
fonb fie gum ©liicf unoerfel^rt oon 3Jlotten; fie brad^te oer^ 
[c^iebene ber SJJobe entfprec^enbe notroenbige Slenberungen an. 

2lm SSorabenb feiner 2ibreife Isatte Doita 2lnna eine tange 
unb eifrige Sefpred^ung mit i^rem ©ol^ne, roeil fie rooUte, ba^ 
er bie beiben foftbaren Uniformen mitnel^mcn folie, rod^renb 
Son 3=auftino fic^ nid^t bagu oerftel^cn roollte. 

Dona 2tnna blieb ©iegerin. Die eine Uniform follte auf 
einem bereitg angefagten groben ©litebaHe ge^origen 6ffeft 
tna(|cn, rød^renb bie anbere, ol^ne Drd'^er 

gel^oben, oolte Serounberung erregen roiirbe, roenn Don 
^auftino auf feinem braunen, fd^ongefd^irrten ^ferbe in ooHem 
®lange burd^ bie fefttid^ beroegte 3Kenge gur ©eite beS SBagenS 
oon Dona Éoftanga be Sobabitta ba^infprengte. Dona 2lnna 
Sebauerte nur, bafe eS nad^ bem ©l^arafter ber bortigen ^efte 
nid^t anging, aud^ nod^ bie Sange gu tragen. 

©dj)lie|Iid^ lam ber Dag ber Stbvcife. 3Kutter unb ©ol^n 
umarmten fid^ gdrtlid^. Don gauftino im Sieifeticib, mit roeiten 
Seinfleibern, ffiefte unb ©urtel, beftieg feinen ©raunen, ber 
gur Sleife gefd^irrt unb mit unjd^tigen feibenen granfen be^dngt 
n)or. ^m ©attel ftedEten groet $iftoten. SlefpetiHa folgte i^m 
al§ Snappe auf einem apfelgrauen 3JlauItier in d^nlid^er, nur 
roeniger eleganter Sleibung. Den 3wg befd^lo^ ein anberer 
Siener mit nic§t roeniger al§ brei aneinanber gebunbenen 2JlauI= 
efeln, bie baS ©epdcf be§ jungen §erm trugen, foroie oiele ©e- 
fd^enfe fiir Doita 3lraceli unb Doita Goftanga, roeld^en er fid^ 
burd^ biefelben gefdilig geigen fottte. ©g roaren cingema^te 
3tnanaS, §onigtebfuci^en, feine SIdtterteige, ganje grud^tgroeige, 
oerfd^iebene 9trten SBeinfprup in metallenen unb trbenen Sriigen, 
bie gut oerforft unb oergipft roaren, 3Jloftfud^en, feine ©ar= 



24 


betten, Quittcnfdfe unb Iftunbert anberc ©efd^cnfe fiir bie ©pcife 
fammer, bie man auå SSiffabermeja in fo oorj^uglid^er Dualitci 
oerfenbet, ba§ fie aHermdrtS berii^mt finb. 

®ie Steifenben brad^en fei^r frul^ am ?!Jlorgen auf, abe 
nid^t fo friil^, bag bie SStirger, bie groge ^rii^auffte^er un' 
fel^r neugierig maren, nid^t fd^on l^inter ben ^aloufien aufgc 
pagt gdtten. ®oftor gauftino mar gejroungen, mit feiner 
ganjen (Sefolge am §aufe beS 9lotar§ oorbeijureiten. 

„®u, Slofita," fagte 3lamona, al§ er ben ®oftor uoriibet 
fommen fal^, „røogin ge|t benn ber Slitter §abenid^ts?" 

„@r fud^t eine ergiebigere ®egenb, bie megr SWunje ab 
roirft,'^ entgegnete Sloftta. 

®er ®oftor l^brte bie SOBi^eleien jjener Xlnt)crfd[)dmten iml 
murbe fo rot mie eine Statfd^rofe. 


ffliertes gapitel. 

®ie oier^egn 3Jleilen, meldte ben 35oftor oom $aufe feinei 
Jtante Straceli trennten, maren juriicfgelegt, o^ne bag irgeni 
ma§ 33efonbere§ ftd^ ereignet gdtte. 

øinmal mad^te ®on ^auftino mit feinen Seuten oor einem 
einfad^en SBirtå^aufe §alt, um ju ubemad^ten. 2)ort agen f« 
^iil^ner mit 9lei§ unb ©emtirjen, bie il^nen nad^ ben ©trapa 5 eT 
ber 9teife oor^iiglid^ fd^medften, unb frifd^e ©arbinen, bie eir 
S^agelol^ner, ber ebenfaffg bort Dbbad^ fud^te, bireft auS 5Dla 
laga brad^te unb il^nen oerfaufte. 5Die ©arbinen murben au| 
bem 3foft iiber glul^enben bereitet unb maren mirflid 

oortrefflieg. ®er ®oftor, SlefpetiHa, ber 3JlauIefeItreiber uni 
fogar ber J^agelogner, ben man aufgeforbert gatte teilgunegmen 
agen patriar^alifcg am felben S^ifege unb bie 2^if(ggenoffen be$ 
®oftor§ fteUten igren 3Rann unb fpraegen feiner glafd^e tiidgtif 
^u. ©pater fegliefen alle moglgemut auf grogen ©ddfen, bi( 
mit ©trog angefiiUt morben maren, unb nagmen bie ^ferbe= 
fdttel alg Siffen unter ben ifopf. 

9lod^ ege eS lid^t murbe, maren ®on ^auftino unb feim 
®iener reifebereit. ®ie lesteren fuAten bie golgen igrer abenb^ 
Iid[;en Seiftungen bureg einen 3)oppelfummeI gu oerroifegen, 2)or 
^auftino nagm eine Saffe ©cgofolabe. 

9lad^bem bie SReegnung begaglt unb bie ^Pferbe gefatteli 
maren, fe^te man bie ^eife fort, mdgrenb bie ©terne fegon im 



25 


Sammcrlid^te ju Derfd^wiuben bcganncn unb nur nod^ bcr l^crrs 
lic^c 3Korgcnftem am ^immelggemolbe Icud^tete. 

roar ein rounberfd^oner gftu^Iingåmorgen, bie ©d^roalben, 
ginfen unb 5Raci^tigaIIen fangen, bie burd^ftd^tige Suft, baå lii^le 
SJinbe^en, ba§ rojtge Sid;t,"bag fi(| im Dften jeigte, erfreuten 
bos $erg. 

2)er Soltor roar in gel^obener Stimmung. — Sie (Sefett^ 
Wt oerlie^ balb ben gebal^nten SBeg unb fud^te Duerroege 
auf, balb unter Dlioen g4enb, balb ©eitenroege unb $fabe be= 
nii^enb, bie im ©d^atten oon SBeiben an mandler 5Keierei 
tJdrbeiful^rten, balb gingen fte an einem 93ad^ entlang ober 
fletterten auf irgenb einen §ugel. 

Slefpetitta roar ein auggejeid^neter giil^rer unb ging beS* 
^alb ooraug. ^auftino unb ^interbrein trabten 

bie brei SKauIefel mit i^rem gii^rer. 

©o belebt unb jerftreut roar ber Softor, bafe er fid^ nid^t 
einmal iiber feine ©ebanfen SRed^enfd^aft geben fonnte. 

Sie ©onne ging auf. ®a fam Son gauftino erft ju ftd^, 
ftieg l^erab oon ber ibealen $bl^e, ^u ber er ftd^ emporgefd^roungen 
unb oerlangte ju friil^ftucten. 

„©anj in ber 3Rd^e oon l^ier ift eine fleine Duelle mit 
, jutem SBaffer, in bidetern ©patten, bort roerben roir frul;ftucfen, 
[ wnn eg ®uer ©naben beliebt," antroortete SRefpetiCa. 

@g bauerte rid^tig nid^t lange, fo Isatte man bie DueHe 
jefunben. ©ic ftiegen ab, felten fid^ auf bag ©rag, unter eine 
mad^tige ©teineid^e unb friibftudten mit Suft falteg gleifd^, 
()orte @ier unb ©d[;infen, roag fie aUeg im Duerfadt mit fid^ 
fu^rten. Ser SBeinfd^laud^ rourbe tro$ feiner foloffalen ©ro^e 
bonf ber Seiftungen oom oergangenen 3lbenb big auf ben 
®nmb geleert. 

Ser Sefer benft rool^l, id^ Isatte nun genug oon ber 9lad^t= 
ru^e, bem SBanbern, bem @ffen unb Srinfen beg Softorg unb 
feineg ©efolgeg erjd^lt unb eg rodre an ber 
bag 3icl ju fe^en unb meinen §elben in bag §aug Sona Slra^ 
celig einjtel^en ju laffen. 2lber ju meiner ©ntfd^ulbigung mufe 
ic^ fagen, ba^ ber Softor auf ber SBeiterreife unb je nd^er er 
ber (Btabt fam, roo fein Seben burd^ ein fo bebeutfameg ©r^ 
eirøig eine ganj anbere SBenbung nel^men fonnte, ein ©elbft= 
gqprdd^ ^ielt, bag i^ bem Sefer nid^t oorentl^alten fann. 

2lu^erbem mu^ id^ bem Sefer, ber fo oiele moralifd^e ©igen^ 
Wten Son g^auftinog fennt, aud^ ein SBort iiber bie du|ere 
I Ørfd^einung begfelben fagen. 

I 6r roar grofe unb frdftig gebaut, obrool^l mager, ©ein 




26 


§aar voax blonb, aber nid^t rotlid^, roie baS bcr mciftcn 35e 
mcjaner, fonbem golbfarben. Dbroo^l er ba§[elbe nid^t lai 
trug, fo toar eg boc§ niét fo lurj, bafe man bie feibenmeid^' 
5laturloc!en nid^t ^dtte berounbem lonnen. ©ein ooller S3a 
mar ebenfaUg ^eUblonb unb fein ©d^nurrbort, ber offenbat ni 
malg raftert toorben røar, toar mte ein glaum. ®ie ©tir 
beg 2)oftorg toar frei unb exn% bie SBangen roftg, fein 3Dlui 
toar flein, bie 8^^/ bie 5lafe, eine ^blemafe, etroag g 

bogen, ©eine §aut toar gart unb mei^ toie bie einer ®ani 
bie 2tugen grofe unb btau, fein Slidt milbe unb meland^olifi 
2tIIeg in aCfem oerbiente uiifer §elb in feber Sejie^ung fc^i 
genannt gu toerben. 6r fa| gut gu $ferbe, aber er fa 9 me 
einem (Sngtdnber in anbalufifc^er 5lleibung, alg einem ©i 
geborenen d^ntid^. 

3n ©ebanfen fprad^ nun ber 2)oftor, inbem er oorrodr 
ritt, folgenbeg gu fid^ felber: „fWeiner 3Jlutter guliebe l^al 
id^ mid^ bagu oerftanben, einen $tan auggufutjren, ben id^ at 
eigenem 2lntriebe niemalg auggefii^rt Isatte. 2Bag fann i 

2) ona Softanga be Sobabiffa bieten, roenn roir ung gcgenfeiti 
gefatten unb i^ in bie Sage fommen fottte, um i^re $anb ai 
gu^alten? 2Jlein altabeligeg ©d^lofe in Sittabermeja unb cini| 
©runbftiidfe, beren (Srtrdgnig gerabe ^inreid;t, um bie 

beg iRapitalg gu galten, mit bem fie belaftet fmb. ®ag t 
^rabegu Idd^ertid^. @g rodre beffer nid^tg gu befi^en alg boj 

3) er ©lang meineg 5Wameng l^at feinen SBert fttr fte, ba bi 
isrige oon ebenfo gutem Sibel ift toie ber meine. ©panie 
gibt eg uberbaupt roenige, bie nid^t abelig ftnb. Sorauggcfe^ 
ba6 einer ©elb l)at unb SBert barauf legt, toirb eg i^m o^i 
©(|roierigfeit gelingen gu beroeifen, ba^ er oom Sonig SBamt 
abftammt. @g ift roabr, ba| icb au^erbem aucb oiele 

titel fitbre, aber biefelben fonnen auf meine ©emablin nid 
itbergeben unb bitrften ibre Sifitenfarte nicbt gieren. Son roelcbi 
©eite icb’g aucb betracbten mag — id^ f)obe ibr nicbtg gu biete 
alg Suftfd^Ioffer. SBenn Goftangita bamit gufrieben ift unb m; 
bafiir ibr §erg, ibre §anb unb funf= big fe^gtaufenb Dure 
Stente gibt, bie ibr Sater ibr gur SJlitgift beftimmt bat, roarui 
fottte icb bag atteg nicbt annebmen? bie eine SBagfcbol 
fdttt bag ©elb ©oftangitag, in bie anbere ein junger ©ema| 
oon meinem 2^alent, meinem SBiffen, meinem ©enie unb meim 
Slrbeitgfraft." 

Son ba an ftiegen bie ©ebanfen ®on ^auftinog gur bbibfte 
©obe, aber mit einer foleben ©efebroinbigfeit, bab eg fdbtoer if 
ibnen gu folgen, gcfcbroeige fte gu ergdblen ober fie niebergii 



27 


[c^rciBen. @r fal^ m fd^on gefront auf bem Si)ceum t)on 
3)iabrib jum So^ne fiir cinc unt)crgleid^lic§e orientalifc^e ®id^' 
tung; bann trat er auf bie ©cene beé 2^|eatcrS, um fiir ben 
@rfotg feineg neueften $ramaå banfen; bann gab er ats 
®inifter 3[ubienj; bann famen feine ^reunbe, um i^n ^\i be^ 
gludfroiinfd^en, roeil i^m bie ^onigin in 2lnerfennung feiner 
groben Serbienfte ben ^erjogåtitel uerliel^en; bann fam er 
a(§ ®efanbter nad^ ^arig unb ber ^onig SouiS ^P^ilipp famt 
feincm ganjcn §of^ roaren ent^iicft uon feinem biéfreten, feinen 
®efcn; unb bann griinbete er auf ©runb feiner gorf^ungen 
unb @ntbecfungen einc neue SBiffenfd^aft gum §eile ber gangen 
3)lcnfcBl^eit. 

2)tefe unb taufenb anbere 2^riumpbe, bie ungeftiim, 
gidngenb unb l^errUd^, in fd^illernben ^arben, noll §armonie 
unb ©d^on^cit bag ©e^irn 2)on gauftinoS burd)treugten, 
na^mcn, uon feinem ©ntfiufiagmug getragen, greifbare ©eftalt 
an unb fottten fid^ oerroirflidoen, )obalb er im Sefi^e beg 
Sermogeng uon ®ona Softanga be SobabiDa roare. 

„S)od^ auf feinen ^all/' fu^r ber ®oftor in ©ebanfen fort, 
„auf feinen |5alt roerbe id^ ®ona Eoftanga ^eiraten, roenn id^ 

nid^t roirfKd^ in fie uerliebe, ober roenn fie nid^t fo fd^on 
unb talentuoll ift, ba^ bie Seute glauben fonnen, ba^ id^ mid) 
in fic uerliebt ^abe, roenn eg aud^ nid^t ber ^aU fein follte. 
SfnbcrnfaUg ^eirate id^ fie nid^t, aud^ auf bie ©efa^r ^in, alle 
tneine fiieblinggtrdume nie uerroirfU^t ju fe^en." 

®er ®oftor gab fid^ biefe aSerfic^erung, roeil roir 5D?dnner 
c§ lieben, ung felbft gu betriigen, inbem roir ung ©efa^reff 
augfe^en, bie nic^t hefteten, um alg ^elben aug benfelben ^er= 
uorguge^en. 

„Unb roenn Softangita mid^ nid^t mag? SBenn fie mid^ 
m(|t reigenb, nid^t mutig, nid^t roi^ig finbet? 2Benn fie meinen 
SBcrt nid^t gu fc^dfeen roeig? Unb roenn id^ mid^ nun, tro^bem 
fie ni^t an mic^ glaubt, tro^ il^rer SKi^ad^tung in fie uerliebe? 
3n biefem letten, uergroeifelten ^aHe, roeib id^, roag id^ gu 
t^un Ijabe. ®a roerbe id^, ungead^tet ber 3latfd^Idge meiner 
Éutter, ol^ne 3Jlittel nad^ SJlabrib ge|en; auf gut ©liid; id^ 
roerbe fdmpfen unb nid^t rullen, big idB mir ©etb, ©tellung 
unb 5lamen errungen ^abe; big id^ ®ona Eoftanga gegeigt 
§abe, ba^ id^ il^rer roert, ja mel^r alg roert bin, ba^ id^ i^reg 
©elbeg ni^t bebarf, um emporgufteigen, ba^ meine el^rgeigigen 
Jrdume fid^ erfiillen miiffen. 2lm liebften mod^te id^ glei^ 
je^t nad^ SKabrib geleen unb burd^ bag il^or uon 2^olebo mit 
meinem gangen ©efolge famt ben beifolgenben ©efd^enfen ein^ 



28 


jie^cn; cg røitb fid^ fd^on jctnanb ftnbcn, ber bie famlUd^c 
falten ©peifen, Starntelaben unb ^ud^en nergel^rt/' 

®on gauftino bad;te fo lebl^aft, bap eS il^m roar, alS c 
er Softanjita fd^on liebte, ol^ne oon il^r roiebergeliebt m røcrbei 
ba^ er feufjte unb fo færoer atmete, als ob er fe^r rrani rodr 
3um ©lud roar Sftefpetilla fo roeit oorauS, ba^ er il^n nidj 
^bren fbnnte, fonft rodre er roo^l b^ftig erfcbrodten. 

^n^roifcben fatncn fte auf etnen 3luSfi(btSpunft, oon ro 
auS fie bie ©tabt, bie fie gu befud^en famen, gang iiberfebe 
fonnten. ®ie $dufer roaren roei§ roic ©c^nee unb b^^tten grof 
§ofe, auS beren 3Ritte fid) fd^one ©ruppen oon Drangenbdumci 
Slfagien, £orbeerrofen,93ruftbeerbdumen,Dleanbern unbSppreffe 
erboben. @in glufed^en, baS ficb an ber ©tabt ooriiberfcbldngelti 
berodfferte baS frucbtbare ©tiid 6rbe, baS gu ben be 

SReifenben lag. 

9llS fie oon bem §ugel roaren, oerlic|e 

fie ben ^uøjteig unb felten ibren 9Beg auf ber gabrftrafjc fori 
5Racb ungefdbr gebn 3Rinuten geigte ficb roei^eS 3BoIfd^ci 
auf ber ^eerftraje, bann ein bunfler $unft, ber ficb bcroegtc 
Slefpetilla mit fcinen Slbleraugen bcittc bieS fcbarf beoB 
ad^tet, unb inbem er fein $ferb roenbete, ritt er auf fcinei 
©ebieter gu unb rief ibm gu: ,,©ie fommen, fte fommen, @ue 
©naben gu empfangen! ®aS ift ber SBagen ®on 2llonfo§/' 
SRefpetiHa b^itte ftcb nid^t getdufd^t. ©d^on borte man bci 
Stang ber filbemen ©Ibcfcben, bie baS prdcbtige ©efd^irr be 
febonen Stappen gierten, roeld^e ben SGBagen gogen. 

$er ®oftor riebtete ftcb ©attel auf, roifebte mit beti 
®afcbentucb ben ©taub oon feinen Sleibern, fe^te ben 
gierlid^ auf bie ©eite, gab feinem Sraunen bie ©poren unl 
roar balb in ber 5Rdbe beS SOBagenS, roo er fein $ferb oD 
moglieben ?D?dnncben -madden lie^. 

$er SBagen mad^te ^alt unb ber ®oftor fab groci ®ameit 
bie in bemfelben fa^en. ®ie eine roar alt unb rungelig^, ffatt 
aber lebbafte Siugen, bie gutmiitig unb briter blidten. ©ie roa 
febroarg gefleibet unb trug eine bunfte Sapuge auf bem Sopfe 
®ie anbere roar flein, aber gragioS. Sj^re §aare roarei 
bunfel unb nod^ bunfler ibre Stugen. ®ie 2ippen, firfebrot 
immer Idcbetnb, geigten groei Øflctben blcnbenbroei^er, f^on 
geformter 3obi^o. ®aS nedifebe ©tumpfndScben gab bem gangei 
©efid()td^en einen etroaS feden, finblicb-matigiofen unb fpottifeber 
SluSbrud. ®er ®eint roar frifd^ unb rein unb atmetc Sugeni 
unb ©efunbbeit. 3bre ^axU roar bunfel, ibre ®aille fcblan' 
unb bcroegli^ roie eine ©d}lange. Unb roaS man oon ibre: 



29 


®eftalt felten fonntc, Kc^ mit ®Ctt)i65[eit DorauSfc^cn, bafe fte 
genau noc^ ben Steøeln ber ©d^onl^eit gebaut mar unb bie 
ric^tigen proportionen Isatte, bap bie ^rifdje einer ad^tgej^n^ 
jå^rigen unb mit forgfdltigfter Pflege erjogenen ®ame. 

©ie trug ein ^leib auS lilafarbener ©eibe unb auf bem 
Sopfc in ben fd^roar^n §aaren einige Slofen, beren teu^tenbeå 
SRot mit bem reinen Purpur il^rer Sfeangen um ben Preig rang. 

Seibe ®amen fannten ben 5Doftor burd^ fein 83ilb unb 
fonnten fid^ in feiner Perfon nid^t tdufd^en. Unb barum rief 
3)ona 3lraceK, bie ditere ber Beiben ®amen, fobalb ®on 
gauftino in bie 9Jdl^ebeå SEBagenS fam, bemfelben gu: ,,®uten 
Jag, SReffe; id^ l^ei|e bid^ miUfommen." 

„SBBittfommen, 5err Setter/' fagte ©oftanga. 

®cr ®oftor grii^te mit ber grotten Siebenårourbigteit. 
6r ftieg oom Pferbe unb umarmte feine Xante gdrtlid^ unb 
toed^feltc mit feiner Goufine einen §dnbebrudE, toobei er fid^ 
tro^ ber $anbfd^ube iibergeugte, bafe i^re §anb Ilein, bie finger 
(ong unb fpi$ uno ariftofratifd^ maren. 

mollte bir, mcin 5ieffe/' fagte ®ona 2lraceli, „ent= 
aegenfa^ren unb ^abe Goftangita gebeten, mir i^ren SEBagen gu 
letben, unb fte Isatte bie ®ilte, mtd^ gu begleiten. Xein Dnfel 
SKottfo lonnte nid^t lommen, roeil er fo otei gu tl^un l^at mit 
ben SBaren, bie er gum Serlaufe md^renb ber gefte oorbe^ 
reitet; aber bu fannft bid^ nid^t beflagen, menn ftatt feiner feine 
Jod^ter tommt. 

®er ®oftor iiberbot ftd^ in komplimenten unb brad^te 
tro^ feiner Sefangen^eit einige l^itbfd^e P^rafen guftanbe. 
Goftongita errotete unb nannte i^ren Setter einen ©d^meid^Ier. 
„$ore, 9leffe," fagte ®ona Straceli, „mirft bu glauben, bafe 
6oftangita ftd^ furd^tete, bid^ gu felten unb gu fpred^en, meil 
fte fid^ oorfteUte, bu muftteft immer afå Xoftor bai^erfommen, 
fo emft mie auf beinem Silbe? ©ie fiird^tete irgenb einen fje^ler 
gu mateen unb gar ®umml^eiten gu fagen. 5!Jlir fd^eint, feit fie 
bic^ nun im Sleifefleib gefel^en, l^at fie ipre ©d^eu fd^on oerloren." 

„@r erfd^redPt mi^ nod^, Xante. .. unb ma§ fagft bu fiir 
Sodaen! 9Rein ®ott! SEBie l^dtte idb benfen foUen, bag mein 
3?etter auf ber Sleife bag koftitm beg Xoftorg trdgt! 5Wad^e 
mid^ nur nid^t gar gu bumm! ^d^ bad^te nur, mein Setter fet 
fe§r gebilbet unb unterriebtet mit unb o^ne Xoftor^ut unb er 
toerbe niebtg oon mir miffen mollen, menn er entbedEt, mie 
penig gebilbet icb bin. Unb, gang geroig ... biefe gurebt bcibe 
id^ nocb." 

y Xer Xoftor erfebopfte ficb t>on neuem in komplimenten 



30 


unb t)erfud^tc in tnoglid^ft flic^enbcr 3lebc, ol^nc jcben gclcl^rtc 
2ipparat, gu beroeifen, bafe bie grauen alleg burc^ Stnfd^auur 
n)if|en unb burdjbringen, røenn fie au^ nid^t ftubieren, unb bo 
in bem 2lntli^ unb in ben 3tugen feiner Soufine mel^r SJPiffe 
Icud^te, alg bei ben grotten ©elel^rten atter S^ittn. 

@r Isatte biefeg ^l^enia fd^n nad^ groei nerfd^iebenc 
3Jlet^oben bemonftriert unb roottte eg eben nad^ einer britte 
nerfud^en, alg ®ona 2lraceU i^n unterbrad^ unb fagte, cg f 
an ber S^xi, bie gal^rt nad^ ^aufe gu befd^Ieunigen, ba er ol^r 
3n)eifel tniibe fei unb bann gu §aufe augrul^en lonne. 

®er ®oftor beftieg fein $ferb non neuem unb gelang: 
gur ©eite beg SBageng, balb auf Softangitag ©eite, balb ar 
^oflid^feit auf berjenigen ®ona Slracelig reitenb, in bie ©taJ 
unb in bag §aug feiner Xante. 

SBd^renb ber furgen ®auer beg 93eifammenfeing, rødl^ren 
ber ^al^rt, fanbte ber ®oftor feiner Éoufine taufenb giinbent 
Slidfe gu. 

Eoftangita liefe biefeg Sombarbement auf eine reigenbi 
aber fd^røer gu erftdrenbe 2lrt iiber ficb ergel^en. 93alb fd^ic 
eg, ba^ fie bie rotte Sebeutung feineg »liefeg erfa^t ^abe, un 
fie fenfte ben i^ren in gIucfoert)ei6enber SBeife; balb fd^ien ei 
ba^ fie in il^rer IXnfd^ulb jene Slide nur alg ben Stugbni 
rerroanbtfd^aftlid^er ^drtlid^feit betrad^tete, bie fie in rein fint 
lidoer SBeife erroiberte; balb ladste fie l^erglid^, mit i^rer mol^l 
tonenben ©timme, alg ob bie plo^lid^e, feurige Siebe beg Setter 
fie bagu reranla|tc; unb fd^tiep^ marf fie i^m ron S^if I 
3eit Slide gu, bie ben feinen fo d§nli^ maren, ba^ eg fd^ier 
alg feien feine eigenen Slide gu il^m guriidgeflogen, nur taufeni 
mal rerfd^dnt in ben bunflen 2lugen 6oftangitag. 

®em ®oftor fd^roinbelte, afg er ror bem $aufe 2)on 
2lracelig anfam. ®er ®ebanfe, ob ®ona ©oftanga ein @ngcl oh 
ein Xeufel fei, bemde^tigte fid^ feiner roHftdnbig: aber 6ng< 
ober Xeufel, fie Isatte i^n begaubert. 

®r ftieg ron feinem ^Pferbe, bag ein ®iener fd^on am 3utt‘ 
Isatte, um eg in ben ©tatt gu ful^ren, unb reid^te ®ona 2lrace 
bie §anb, um il^r aug bem SBagen gu l^elfen. ®ann manbi 
er fid^ gu ©oftangita, um aud^ fie ^erauggu^eben. 

„9tein, Setterc^en. fteige nid^t aug; id^ mu| na( 
^aufe. 2lbieu Setterd^en, abieu Xantd^en." 

Unb, inbem fie bem Sutfd^er „naq §aufe!" gurief, fulj 
®ona Softanga ab unb liefe ben ®oftor giemlid^ faffungglo 
guriid. @r rerfolgte fie mit benSlugen, big fie benfelben enl 
fd^munben mar. @ie manbte no(| gmei= big breimal ben 5?o|: 



31 


ri, el^e fic um bie @(fc bog, unb ber ®oftor bebauertc nur, 
i er roegen ber ©ntfemung ben 2luSbrucf i^rer Siugen nid^t 
ii)x felten fonnte. 


funftes gapitel. 

®ona Slraceli brad^te ben 2)oftor in einem fef^onen, freunb^ 
Jen ^i^nmer mit 33alfon unter, ber auf ben grofeen §of ging; 
ben 3Jlauem beffelben ft^nben immergriine Orangen^ unb 
tronenbdume unb in ber ^itte erj^ob ficb ein ©pringbrunnen, 
3 roeld^em frpftaHeneå SBaffer in eine SRarmorfcbale nieberfiet, 
ber ©olbfifd^e luftig l^erumfd^roammen. 9ling§um roaren 
umenbeete. unb baå ^pidtfd^em beS SBajferS be= 

ifd^ten baS @e|or roie ben ©eruc^åfinn. 

Sm 3iuimer ftanb ein S3ett, ©effel, 2:oilette, ©ofa unb 
i^reibtifd^; alleå fc^5n unb rein. 

2)ort rourbe bem ®oItor mitgeteilt, ba^ er nun eine SBeile 
)m fonne biå brei U§r nad^mittagS, ber ©peifeftunbe. 

2)ann blieb er aflein mit feinen ©ebanfen. — roar 
^t lange nor brei U^r, unb ber ®oftor ^atte lein Sebiirfnié 
9 Slul^e. @r ging auf unb ab unb oerfud^te feine ©ebanfen 
J reinc gu bringen. 

gibt SJldnner, bie flar unb beftimmt i^re ©ebanfen 
'ommengufaffen oermbgen, unb anbere, bie bag nid^t imftanbe 
b. 3)er ®oftor gel^orte gu ben lesteren. 6r roar barum 
|t furgfid^tiger alg anbere. 5Dag SSerroorrene in feinem SBefen 
tfprang oieunel^r ber ©igenfd^aft, gu oiel gu felten. 

2Bie er mit ftd^ felbft im SBiberfprud^e ftanb, fo fal^ unb 
rad^tete er aHeg, roag fid^ feinem inneren SJlenfd^en barfteUte. 

$en erften^tueifel, ber fid^ beg ®oftorg bemdd^tigte, briidfte 
mit benSBorten aug: „SBag foll id^ oon meiner Eouftne l^alten?'" 

@r Isatte ftd^ iibergeugt, bafe fie febbn, elegant unb fein 
ir; aber er TOu|te nid^t, ob fie gut ober fd^led^t roar. 6r moc^te 
gfauben, ba^ fte l^alb gut, ober bulb f^led^t fein fonnte. 
„©ie roirb miå) erretten, ober mid^ gu ©runbe rid^ten,'" 
I er aug. 

©ineg roar il^m flår beroujst: Goftangita roar il^m nid^t 
nd^gultig unb eg fd^ien i^m, ba| er fd^on fe^r oerliebt in fie 
1 . er fragte ftd^ felber: „Unb fie ... roirb fie mid^ lieben? 
iirb fic meine Siebe faffen unb erroibem?" 
er liebte ^oftangita unb liebte fie nid^t, fe nad^bem man 



32 


bie Siebc auffafet. Unb ba er fxå) bie Siebe auf taufenberl 
2lrten Dorftellte, fo fam er mani^mal gum ba^ er j 

liebe, unb mand;mal, ba| er fie nid^t liebe. 

@r liebte feine goufine, meil er in i^rem 2tntli^, in i^ri 
Siugen, in i^rem Sdd^eln, einen bem feinen nerroanbten @e 
gu erfennen glaubte, noH SSntelligeng, Seibenfci^aft unb £cbe 
©id^er fii^Ite ber ®oftor, ba^ Softangita i^n mit leid^ter SJlii 
in i^ren Steven l^alten fonnte. 

„ffiaå mirb meine Eouftne non mir benfen?" fragte fi 
ber ©oftor. 

©ann iiberfam i^n ber SBunfd^, il^r gu gefaHen, unb ban 
f^urdi^t, ibr nici^t gu gefaHen. Unb biefe ^efuble gaben b 
Seroeig einer Siebe, roie fle ber ©oftor trdumte. 

©ér ©oftor ge^orte gu benjenigen, bie aud^ ben SJlenfcb 
gu gefallen rounfcben, bie. fte felbft nicbt lieben, unb audb m 
benen anerfannt roerben roollen, bie fie felbft nid^t anerfenne 
©ocb er geftanb ficb 8^/ barum 

tbun fei, feiner ©oufine gu gefatten, atS irgenb einem anber 
menfcblid^en SBefen. Ueber bem SBunfe^e, ibr gu gefaHen. ftai 
nur nocb berjenige, nielen gugteicb gu gefallen, ber SBunfcb nc 
9lubm. 2Ba§ roar roiinfdbengroerter, bie Siebe ber groben SJlenc 
ober bie Siebe SoftangitaS? 

SBenn aber nun feine Soufine roeber gut nod^ fd^led^t, roeb 
bumm nod^ geiftretd^, fonbem ein mitteimd^igeS ffiefen roæ 
^n biefem ^alle, ba^te ber ©oftor, fbnne er fte nid^t liebc 
einen ^aH auågenommen. Eoftanga fonnte im Klange b 
©timme, im feurigen Seud^ten beS Slugeé, in ber farmor 
ber ©eftd^t^guge, in ber Seroegung beS KorperS, in ber nta 
netifd^en Kraft i^reg ©einå einen gel^eimniSoollen 3leig befi^e 
beffen 3Jlad[;t, o^ne il^r SBiffen, einen SJlann roie il^n tn Siebe 
feffetn fd^lagen fonnte. 

©ieå unb taufenb anbere ©inge iiberbad^te ber ©oft 
mit ungel^eurer ©d^neHigfeit, ol^ne Drbnung in feine ©ebanf 
gu bringen. 

Isatte ©on fjauftino rool^l belagt, feiner Gouftne 
gefallen unb er bad^te, gu trioialeren ©ingen itbergel^enb, b 
e§ gu biefem ettern anbem notroenbig fei, fid^ 

ibren Siugen nid^t Idcberlidb gu madden; benn er glaubte ein 
3ug oon ©pott an il^r bemerft gu b^iben. 

Dbroo^l cr fe^r unerfa^ren unb gerftreut roar, fam cS il 
bodb nor, afø ob ba§ 33ilb, im pbantaftifeben fpanifdben ©oftoi 
babit, roelcbeå ©ona Slnna ibrer treuen ^reunbin gefd^iÆt bat 
©ona Goftanga Idcberlid^ erfebienen fei. @r fagte ftcb bar 


33 


bafe c8 fel^r fc^Icd^t gcmalt fci unb ba§ cr ilBrigcnS fcl^r emft 
auf bem Silbc auSfc^c. 

„5Jlcinc Gouftnc," fagte er, „røirb ftd^ gebad^t l^aben, 
fei ein pebantifd^er ©onberling. ®efto beffer . . . nun n)irb fie 
anbcrer 3Jleinung fein: fie l^at mid^ je^t gefel^en unb n)irb 
gunftiger iiber mid^ benfen. Sidder ift, ba| red^t Isatte, 
ate idl) bie Uniformen nid^t mitne^men rooHte, unb id^ merbe 
[ie fd^on im hoffer laffen unb mi^ røol^l filten ^u fagen, bafe 
td^ fte bei mir i^abe.'" 

^nbem er ftd^ burd^ biefen ©ntfd^Iub erleid^tert fiil^Ite, 
^Mit fid^ il^m eine neue ©c^roierigfeit entgegen. 

I @r fragte fid^: „2Berbe id^ guttl^un, meine unpoetifd^en 
©efd^enfe gu iibergeben?" 

@r beftagte feine 3trmut. @r bebauerte, nid^t ein 9lrm= 
6anb oon ®olb unb diamanten, ein §algbanb oon ©maragben 
unb Slubinen ober oon perlen al§ ©efd^enf geben gu fonnen, 
ftatt ber eingema^en SJrud^te unb Sud^en. 9lber leiber gab eé 
feine ^^utoelen in ^ittabermeja, folange bie eingemauerten feiner 
Jl^nen, ber inbifd^en $ringeffin, nid^t entbedft murben. 

©oUte er 2)ona Slraceli bie (Sefc^enfe im 9lamen feiner 
Mutter iibergeben unb fid^ bamit oon feber Serantmortung be^ 
jreien? ®aS mare jebod^ feig gemefen unb Isatte SKangel an 
fiublid^er ^Pietat bemiefen. 

„3d^ mar gu nad^giebig gegen meine 3Kutter,'' fagte er 
ft(^, ol^ne fié baran gu erinnem, ba^ cr felbft in 3SiIIabermeJa, 
ate er nod^ biefelbe 2uft atmete unb unter bemfelben ©influffe 
ftanb unb nod^ ferne mar oon feiner fpottifd^en unb oerful^re- 
tifci^en 6oufine, bie mitgebrad^ten ©efc^enfe nid^t mit fold^er 
Serad^tung angefel^en batte. 

SBd^renb ber ®onor nod^ mit fid^ felbft im SBiberfprud^e 
ftanb, trat SlefpetiHa mit ben ^offem l^erein. 

„^n meld^em iloffer finb bie Uniformen?'' fragte ber 
fcoftor mit leifer ©timmc, um ja oon niemanben ge^ort gu 
jDerben. 

i „3n biefem ba," fagte Slefpetiffa, auf ben grotten beutenb. 
LSoH id^ ba§ SWitterfoftiim auSpadten, bamit @uer ®naben ftd^ 
g^rer Souftne in bemfelben oorfteffen fonnen?" 

[ „9lein, um ®otte§ mitten! ^adEe feine ber Uniformen aué 
jinb fage gar niemanben, bag icg fie mitgebrad^t gabe." 

„Kann baS ^dutein bie SReiterei niegt leiben?" 

„9iein, gar niegt. §iite bieg mogl gu fagen, bag id^ bie 
Bniformen bei mir gabe." 

I „®ott bemagre mieg," oerftegerte Slefpetitta; „aber menn 
n. 8. 3 



34 


baS graulcin bie militdrifd^c Ælcibung nid^t liebt, roarum 
@ucr ©naben baS ®oftorl^abit nid^t mitøcnommen?" 
fte baS ebenforøeniø letben maø." 

„ffiag mag fte bann leiben?" 

TDeife eg ntd^t. ^eineg." 

;,Unb bo(| ift bag S)o!torfletb fo fd^on. SBie l^aben 1 
opfatter unb ber Slrgt bagfelbe berøunbert, alg ©uer ®naj 
eg anlegten, bamit toir eg §aufe felten fonnten!" 

„Bpxxå) letne S)umm^etten. 3Jlad^e mtr l^ier lein ©efd^ioi 
bamit man øar erfd^rt, bajs id^ in SSiHabermefa bag SDoft 
fleib angelegt 

toag ift ba ©d^led^teg babei! 2llg bie 9lmme SSicei 
®uer ©naben aud^ barin fe|en toollte, ^aben ©uer ©nai 
bagfelbe nod^malg angelegt, unb bie Serounberung ber 2lm 
itber ©uer ©naben ©d^onl^eit fannte leine ©renjen." 

,,3Bag in SSiUabermeja eine unfd^ulbige ©efdHigfeit w 
lonnte l^ier alg ®umm^eit angefel^en roerben. 2)a| bu ti 
aud^ oon biefem ^oftiim mit niemanben fprid^ft!" 

„3Son roag foU id^ benn fpred^en?" 

„®on nid^tg. 33on bir felber. SBeld^e 5Rotroenbigleit li( 
fur bid^ oor, oon mir ^u fpreéen? ©d^roeige." 

SRefpetilla fd^roieg, fein .perr roufd^ fid^ unb jog S5e 
fleiber, 2Sefte unb 9locf an. 

9iad^bem man i^n jum ©peifen gerufen ^atte, fagte $o 
Slraceli bei 2:ifd^e ju i^m, bafe i^r SRefpetiHa bie ©cfd^ei 
feiner 3Jlutter iibergeben ^abe, unb bem ®oftor fiel babei ( 
©tein oom §erjen. 

®ona 3lraceli lobte, o^ne bie geringfte ^ronie, alle 1 
mitgebrad^ten ©ii^igfeiten unb fii^te ^tnju, fte babe ij^rer 9lid 
einen grofeen Seil baoon gefd^teft, ba biefelbe biefe S)iii 
fel^r liebe. 

©oftanja Isatte inbeffen mit i^rem Sater , ber eben oi 
gelbe l^eimfam, folgenbe Unterrebung: „©rilfe bid^ ©ott, 
fagte ®on 3llonfo, inbem er in bag feiner Sod^ 

trat, o^ne feine ©poren abgelegt ju ^aben. „9lun, ift ^auftin 
enblid^ angefommen, toie ©oujine 2lnna gemelbet l^at?" 

„^a, Sapa, ^auftinito ift angelommen." 

„Sift bu i^m mit beiner Sante entgegengefa^ren? ^ 
bu i^n gefe^en unb gefprod^en?" 

„3a, Sapa.'' 

®on 2llonfo fa^ feine Sod^ter aufmerlfam an, alg ob 
ergrilnben rooUte, roeld^en ©inbrud ber ©ouftn auf feine Soc^i 
gemad&t. 



35 


mu| ^ier gefagt roerben, ba§ ®on Stionfo fcine Xo^itx 
onbetcte. ©ie be^cnfd^te il^n »ottftånbig unb mad^te mit t^m, 
roaS fic moCte, unb $on 2lIonfo licbtc nic^tg auf bcr SBcIt fo 
fc^r al§ fic, fcin ®clb auggenommcn. 

bcbaurc, ba| bcr 3ungc ^crgcfommcn ift," fagtc 2)on 
Sllonfo nad^ cincr fficilc. „3^^^ ^i^ l^unbcrtmal gcratcn, 

i^n nid^t fommen m laffcn, aber bu gibft nid^tS auf mcine 
SRatfc^Iogc. ®u bift oerruett oor ©igenfinn." 

„SBaS ift 3Scrru(ftcS babei, ba^ man i^n ^erfommen liefe? 
®e^, liebeS ^apad^cn, fei nid^t fo bofc mit mir." 

ift, mie id^ fagc. 3Kcin 9tcffc ift immcrl^in meinIRcffe 
^nb fcin ©picljcug ju beiner Untcrl()altung." 

„©tcl^, ^apa, roarum ølaubft bu, ba^ id^ micb in fd^fed^tem 
6innc mit meinem 9>cttcr unter^altcn roiH? SSietteid^t røerbe 
mid^ gang anberS mit il^m unter^altcn, alS bu bir trdumen 
Idjt. SBarum folltc id^ mid^ nid^t in il^n ocriicbcn unb il^m 
biefe rocije §anb rcic^cn?" 

„Dbroo^I cin altcå ©prid^roort fagt: ,n)cr fc^impft, ber 
fauft,* fann id^ bod^ nid^t glauben, ba^ bu im ømflc fprid^ft. 
SoUtc bcr Icbcnbige ^auftino fo fcin, bafe bu i^n lieben fonnteft, 
n)%enb er bir in effigie fo oiel gu ladyen gab ? ^ wné 

nlemanb J^brt, befenne, ba| bu i^n nur ^aft fommen laffen, 
umbid) iiber il^n luftig gu madden unb bid^ ^u amufieren." 

„©ut, maS meiter? ^å) befenne eS. SBo ift ba bie ©iinbe? 
Stelle bir nor, ba^ gauftino gu meiner Unter^altung md^renb 
bergefte l^ergetommcn fei. fl^wt man il^m unrect)t? 

SBicfo ^dlt man il^m nid^t SBort?"' 

„3lber, mein åinb, ift eg benn feine ©unbe, fid^ in biefer 
ffieifc iiber einen SKenfd^en luftig gu ma^en? Unb beine Svante 
Slraceli, bie bu beerben follft unb bie in biefer Slngelegen^eit 
bie gute §ee fpielen roitt unb biefe SRoKe emft nimmt, roirb 
bie fid^ nid^t drgern, roenn fie beine SoS^eit entbeeft?" 

„?lein, $apa, benn non biefen fleinen ©iinben erfd^rt 
niememb etroag au^er bir, roeil id^ nor bir fein ©el^eimnig 
babe. 3^^ roieberbole in allem ©rnfte, bafe er mir gefallen l^at. 

fage nid^t, ba^ id^ mid^ in ben SSetter nerlicben incrbe, 
aber in SBirflid^feit ift er burd&aug nid^t Idd^erlid;, luie auf 
feinem Silbe. $u glaubft faum, roag fiir ein ^iibfa;er 53uifd;e 
er ift. 6r fiel^t burdjaug nid^t bumm ober gerooljnlid; aué. 
®oc| roir roerben il^n ia l^eute abenb gcmutlid; feben. ®ie 
Jante roirb i^n b^ute an unferm ©mpfanggabenb berbriimen 
unb einfubren. 2lø! bag bdtte teb ja beinabc nevgeffen. ®er 
llugludlid;e b^^t eine Ungabt Sederbiffen aug feiner Drtfcbaft 



36 


Ibcrgefd^icft, bie \å) fd^on in bie ©peifefammer l^abe jd^affe 
laffen. @r fepr gut ^ferbe unb fein Srauner ift gc 
nic^t iibel." 

„Unb mie briicft er fid^ auS?'" fragte ®on Sllonfo. 

„Sel^r fliefeenb unb gut/' antroortete Saftanga. 

„®u bift f^r originell, mein Sinb, fel^r originett!" 

„SBiefo? 2BaS rotllft bu bamit fagen?" 

„3d^ roiff bamit fagen, ba| id^ nid^t roill, ba^ ma 
ftd^ uber il^n luftig rnad^e, fid^ mit ber familie uerfeinbe ur 
unfer eigeneg Slut beleibige; aber ebenforoenig roiH id^, bo 
bu bid^ am 6nbe in i^n nerliebft, benn er ift ein nerloreni 
Unbelannter, ber nieHeid^t ju nid^tg nu| ift, alg um bag j 
uerjej^ren, mag id^ bir mitgebe. SEBag glaubft bu benn, bo 
id^ bir geben fann? ®u meifet fd^roerli^, røie fd^led^t bie ®i 
fd|dfte in biefen letten 3<^l^ren gegangen ftnb. 3)ie Slegierun 
uerlangt aSm l^o^e @teuem. Wabrib nerfd^lucft aQeg. 9!ui 
mag benfft m, baft id^ bir geben merbe?" 

„SEBag meife benn id^, $apa; bu mirft mir fo oiel gebet 
alg ic^ miU. SSag fbnnteft bu mir abfd^lagen, ba bu mtc^ f 
lieb Mtr 

„@g l^anbelt fid^ nid^t umg Slbfd^lagen, fonbem baruit 
ba^ id^ nicit oiel l^abe." 

„Stun bann merbe id^ mid^ tiber i^n luftig madden, mein 
familie unb mein eigeneg Slut beleibigen, uno meine 2^ant« 
bie id^ beerben fott, mirb aufeer fid^ fein." 

„®ag ift bod^ nid^t notmenbig." 

„^apa, eg gibt flir mid^ nur ^meierlei: entmeber i^n rci 
fpotten ober i^n l^eiraten. 2Bag jiel^ft bu oor?" 

„3)u braud^ft meber bag eine nod^ bag anbere ^u t^ut 
©ie^ ju, ba^ er nad^ ben ^eften mieber ru^ig l^eimgie^t, uti 
meife il^n moglid^ft fanft ab, menn er fid^ in bid^ oerlieben foHte. 

9lad^bem ®on Sllonfo feine ganje Serebfamfeit aufgebotc 
^atte, inbem er babeibag ©efil^lnu^log gu reben nid^t untci 
briicfen fonnte, fd^mieg er unb fu|te 5Dona ©oftangita ai 
bie ©time. 

Softangita rid^tete il^m bagegen bie §algbinbe, ftreid^eli 
feine SEBangen, fu^r il^m liebtofenb iiber bie @la$e unb go 
i^m eine SlJlenge frdftiger Siiffe, mdl^renb fte feinen ^opf i 
ipren mei^en, meid^en $dnben ^ielt. 



37 


åBåjfUz kapitel 

Smi S^agc nad^ bcr Slnlunft giauftinoS hn $aufc $on 
KraceliS trat bcr iincd^t, bcr bie 3RauIcfcI gcfiil^rt Isatte, mit 
benfcibcn bie ^cimreife nad^ SSiffabermeja an, unb bcr ®oftcr 
fanbte burd^ i^n an feine dutter einen Sricf, beffen 
Klir §icr im notten SBortlaut folgen laffen: 

„©elicbtc SWutter! oi xå) mid^ freuen ober 

jkbauem fott, l^ergefommen fein unb ®einen 9lat befolgt 5 U 
ioBen. Svante ^raceli ift bie ©ilte felbft, l^at ®id^ mirflic^ fel^r 
(ieb unb l^at mid^ mit ber grdfiten Siebengrøurbigleit empfangen. 
Sie ift red^t gefd^eit, aber fo freimiitig unb naio, ba§ fie nie- 
manben eine Soål^eit ^utraut. ©o fommt eé, bafe bie Svante 
bie 2 obreben Softan^itag iiber mein Silb fttr bare SKiinge 
no^m, md^renb biefelben ironife^ {jcmeint maren. Eoftanjita l^at 

S nur aug bloder ^Reugier, roeil ftc launifd^ ift unb fo oer^ 
nt oon i^rem 3}ater, bafe fie atteg augfii^ren fann, mag i^r 

C tbc einfdttt, unb ni^t etma aug ©ntjueten iiber mein Silb, 
men laffen. ©liidElid^ermeife ^abe idb, mie eg fd^eint, burd^ 
meittc 5|Scrfon einen giinftigeren ©inbrucf auf Softanjita gemad^t 
ddburd^ bag 93ilb. 

„Dnfel ailonfo l^abe id^ gefprod^en. @r mare unaugfte^lic^, 
»enn er nid^t menigfteng gutmiitig mare. 6 r ift fo citel auf 
feinen Steid^tum, ba| er ficp einbilbet, burd^ benfelben aud^ ber 
fetnfte, gebilbctfte unb gefd^eitefte ber ©terblid^en ju fein. 
6r glaubt feinen SReic^tum nur feinem ©enie unb nic^t aud^ 
bem ©liicfe banfen j^u miiffen, unb ba er ben Seft$ oon ©db 
als bog §od^fte erad^tet, fo ^olt er cg fiir felbftoerftdnblid^, ba^ 
er auc^ alle nad^ feiner ånfid^t untergeorbneteren ©aben befi^e. 
So fpri^t er benn oon ^olitil, Sitteratur, ^unft, furj oon 
aHem mit grover Ueberlegenl^eit, unb ba nal^eju niemanb in 
ber l^iefigen ©efellfd^aft il^m ni^t ©elb ober ©efdttigfeitcn 
f<i^ulbet, mirb feine ^nfid^t mie ein Drolelfprud^ l^ingenommen 
unb niemanb magt cg, i^|m gu miberfpred^en. 

„@r l^at nid^tg gu mir gefagt, moraug man fd^lie^cn fbnnte, 
ba 6 er um unfere ^Icinc meife. 

„@r l^at mir nur pral^lerifd^ ergdl^lt, unb id^ glaube nid^t 
0 ^ 2 lbfic|t, ba^ er iiber bie fdmtlid^en ©timmen im gangen 
p»ftrifte oerfiigen unb einen 2 lbgeorbnetcn nad^ feinem ©e^ 
ft^modte rodelen fonne. 

„Øinigemal l^at er bragen an mid^ gerid^tet, alg ob er 



38 


metn SBiffen unb Jlbnncn auf bie $robe fteUen rooffte, um ju 
felten, roaS man aDenfallS non mir erroarten fdnnc. toci| 
nid^t, ob ba§ (Sjamen in fcincm ©inne gut ober fd^led^t 
gefaHcn ift. Unter bcr 3Ra§fe liebenSrourbigcr Siebcrfcit unlii 
lanblid^er Unfd^ulb fd^cint mir Dnfel Sllonfo feinen maleren 
S^aralter ju nerbergcn. 

et^a^Ic ®tr nid^tS non ben tdglid^en ©mpfangSabenbeti 
in feinem ^aufe, benn fie finb mie alle anbem. ®ie 3lltet| 
fpielen f§ombre unb bie jungen l^alten uerliebte 
ober unterl^alten fid^ mit Slatfdjiereien. Softangita ift bie Sonigiid 
3n)ei ober brei greunbinnen fi^en bei il(ir mie ©l^renbamen tf 
il^rem ®ienfte, unb um fte l^erum fte^t ein grover SreiS od 
Sere^irem. ^ 

„$ie ®bttin errøeift aber feinem tiårer 3lnbeter befonbd 
©unft, gbnnt benfelben feinen anbem $anf alg ^od^fteng einal 
freunblidben 93Iicf ober ein fu^eS Sdd^eln. SBenn fie Idc^el^ 
bilbet fi(^ ein atterliebfteå ©riibd^en in il^rer Itnfen SBange uni 
blenbenb mei^e fommen gum Sorfd^ein. ^ 

„SBdl^renb ber ^roei 3^age meineé ^ierfeinS fanb id^ nocj 
feine ©elegenl^eit, mit il^r auein ju fpred^en. beina^i 

frol^ bariiber. Softangita l^at mir einen gemifien SRefpeft ein- 
geflofet unb id^ mod^te nid^t oon 2iebe §u il^r fpred^en, el^e i(| 
biefelbe mirfli(| empfinbe. 

„^m Slnfang — 3>u mei^t ja mie furd^tfam id^ bin - 
fiird^tete icb, ©oftanja fei ein fe|r oer^dtfd^elteS Slinb, ooti 
fd^let^tem S^arafter unb faitem Bergen; aber je^t fiird^te 
bag ni^ mel^r; id^ glaube, bab fie gut ift. 

„SBenn ®u bbren fonnteft, mie filberl^eH unb mcid^ « 
fUngt, menn fte ,^auftinito‘ ruft! ! 

„©ie l^at mi^ nad^ ben SRerfmitrbigfeiten unfereg ©tdbf| 
d^eng gefragt unb manc|mal meine 2lntmorten lad^enb miebed 
l^olt, menn fie mi^ig maren, unb aufmerffam gugebort, meni 
fte ernft maren, ©ie mollte g. 95. miffen, ob unfer ©d^lob felji 
grob fei, ob ber ©eift beg Sommanbeurg SDlenbo^a nod^ in 
©(bloffe manble, ob man in SSillabermeja benfelben ®iale! 
fpred^e mie in ob unfer l)eiliger ©d^u^patron nod 

3Bunber oerrid^te, ober ob er muffig im §immel lebe. 3<! 
ermtberte l^ierauf, inbem id^ unmiHfurlid^ ben ^reibenfer oet 
riet, bab ber Retlige gegenmdrtig nid^t arbeite; aber baO 
^ielt id^ inne, ba icb ben (Irnft unb ben HnroiHen ©oftangitai 
bemerfte. ©pater borte icb oon SCante 2lraceli, bab ©oftan^i 
febt fromm unb gldubig fei. 

„2tucb mit Jante ^raceli bobe id^ nid^t oon bem §eirat§ 


39 


projeft fprcd^en moøen. 3Sorl^cr mu| id^ mxå) in 6oftan;|ita 
unb fie ftd^ in mid^ ncriieben. 2l6er fo, o^ne Seibenfd^aft, roie 
foUte id^ ba oon ciner 6l^e reben? 3EBa§ fann idf; nteiner 6oufine 
bieten? 6ine 59litøift oon §offnungen unb ^Hufionen. 

„3llg reid^e @rbin unb afe Sd^onl^eit gepriefen, mit bem 
angeborenen 2lbel, il^rem tonnen, i^rer 2lnmut unb Gleganj, 
roirb ©oftangita in ©ro^ftdbten leben unb glansen tooHen unb 
aud^ il^re ^offnungen unb Si^ufionen ^ben, bie fie nie auf= 
geben toirb, røenn fie mid^ nid^t loal^rl^aft lieben lemt. Unb 
luenn fie fid§ in mid^ oerliebt, maå foUte unS oeranlaffen, in 
: SiHabermeja gu leben, ba ©oftangita ©elb genug ^at, um in 
; SRabrib gu leben, too id^ il^re Siebe unb bie pol^e 3Keinung, bie 
fte oon mir l^aben toirb, red^tfertigen toerbe, inbem id^ fie auf 
ben ^bd^ften ©ipfel beg SRubmeg fiil^re. Db ©oftangita mid^ 
nun liebt ober nid^t, fi^er ift, bafe fid^ mit il^r ein Sbptt in 
Sittabermeja nid^t oertoirflid^en Idfet. Sn biefem Sbpff rødre 
eg notrøenbig gerøefen, eine ©oftangita gu finben fo arm ober 
nod^ drmer afe id^. 

„SOBie bem aud^ fein mag — id^ al^ne, baj bie 2lngélegen= 
beit ficj emfter geftalten roirb, afe roir beibe badeten.'' 


^iebentes lapitrl 

?lad^ oiertdgigem Slufentjalte im §aufe 2)ona SlraceliS 
nabm ijn ein SKarquig oon ©uabalbarbo, ber aud§ gu ben 
; geftli^feiten gefommen roar, mit in bag ^afino, oerleitete ijn 
iiu f pielen unb mebreremal gu fe^en, roobei er immer oerlor, 
fo baj bie neuntaufenb SRealen, bie er mitgebrad^t Jatte, auf 
taufenb gufammengefd^molgen roaren. 

®a ber $oftor befiird^ten mujte, fic^ aHer 33armittel gu 
berauben, fd^rour er fid^, bag Kafino nid^t mejr gu betreten, um 
ber SSerfud^ung gu entgejen, nod^ einmal gu fpielen. 

®ie taufenb itbrigen 3?ealen mujten fur bie f^ineg 
Slufentjalteg im §aufe feiner 3^ante reid^en, um ber biener* 
fd^aft roenigfteng anftdnbige JCrinfgelber geben gu fonnen. 

®ie Setracjtungen iiber feine eigene gegenrodrtige 3trmut 
fteigerten bie ©^ud^ternbeit, ben ^leinmut unb bie 2KelancJolie 
[3)on ^auftinog. ®er ©lang feineg 3iameng unb feiner Æitel 
ftdnb in einem grellen ©egenfaje gu bem eroigen SWangel 



40 


an ®clb^ bcr S)on fo fe^r peiuigte, ba| er fetni 

tiefcn S^icbergcfd^Iaflenl^eit nid^t §err rocrbcn fonnte. 

SBdl^rcnb ber ^eftlid^fciten, bie injTOtfd^en il^ren Stnfang g 
nommen l^atten, ging eå ntttiitlici^ fe^r Ie6|aft ju unb biefelbi 
nal^men ben gerool^nlid^en SSerlauf. ®on ^aufhno roo^nte b 
Stierfdmpfen bei, roogu er oon feinem Dnfet gelaben morb 
roar, befud^te ben ^eftpla^ auf feinem braunen $ferbe im gej 
foftiim; tl^at, alS ob er fid^ babei oortreffli^ unterbielte, unt( 
§ielt fi^ jebod^ tl^atfdd^Iid^ roeniger al§ bei einem Segrdbnif 
®ie unbefinierbaren Slidfe j\roifd^en il^m unb goftanji 
bauerten fort roie bei ber erften Segegnung, unb jeben 2lbc 
oerbra^te er im §aufe S)on 9lIonfo8 mit beffen anbem ©dfte 
aber bie gefttage gingen il^rem @nbe entgegen, ol§ne ba^ bei 
pd^ nd^er getreten roaren atg am erften 2^age. 

S5Benn ber ®oftor S)ona Softanja gefunben l^dtte, oM 
bap eine $eirat grøifd^en il^ncn befprod^en roorben rodre, l^a| 
ber 3)oftor il^r o^ne SRiidfbalt feine fiil^nften SBunfd^e entl^ii] 
9lid^t nur ®ona éoftanga, einer ©ottin felbft l^dtte ber ®oft 
pd^ ol^ne ©d^eu erfldrt. ©eine Sefd^eibenbeit roar leine 9iatii 
anlage, fonbem ©tolj, baoon roar er felbft feft uberjeugt. S 
feiner ^^antofie fd^mudfte er feine Siebegerfidrung fiir Softan 
mit ben fc^onften, poetifd^ften unb buftigften Sleberoenbungcn au 
unb bann trat roieberum nur bie profaif(^e gormel in feira 
©inn, pe lautete: „Sringe mir bie brei= big otertaufenb S)un 
Stente, bie mir fo fel^r abgel^en; id^ fd^enfe bir bafiir nid^tg d 
meine Siebe." Unb babei l^dtte ber ®oftor roeinen tonnen rø 
©c^men unb 2But, roemt biefe ©ebanten il^n beg Slad^tg i 
feiner ©infamteit qudtten, unb babei mupte er pd^ geftel^en, bd 
bie 2iebe gu feiner Soufine fi(^ immer mel^r feiner bemdd^tigt 
®ona Slraceli, bie aug Siebe gu il^rer Soupne ®ona 2lm 
biefe $eirat roixnfd^te unb ben ®oftor nun aud^ Ueb geroonnt 
^atte, roar fel^r betriibt, bap bie ©ad^e einen fo talten ur 
langfamen Serlauf napm. ©ie traute pd^ nid^t, mit 
gauftino bariiber gu fpred^en. ©ie bad^te, eg fei bePer, be 
gutiinftigen Srautleuten ooHtommene greil^eit gu laPen, bami 
aQeg oon il^nen felbft auggel^e. 

®er ®ottor patte SlefpetiHa ftetg feproff guriidfgeroiefcr 
roenn biefer, rodprenb er ipn beg 3lbenbg augtleibete, oon bc 
Srautfepaft gu fpreepen oerfuepte. ©o oerurteilte fi(p ®o 
gauftino gu ©elbftgefprdd^en in betreff feiner Siebe gu ©oftangc 
@ineg 2lbenbg aber tonnte SlefpetiHa niept mepr roiberftepe 
unb fagte gu ipm: „©enorito, nun pnb eg aept $agé, bap roi 
pier pnb." 


— 41 


„SRun gut. 2Bir roerben noc§ nier big fiinf 3^age bleiben 
;b bann nad^ aSiUabermeja ||uruÆfel^ren/' antroortete 3)on 
tuftino. 

^5?un, roenn @uer (Snaben bie fiinf 2^age fo gut ner- 
irten, roie bie ad^t n^gangenen, fo l^aben roir einc red^t er- 
greiebe SReife gentogt." 

„SÉag pebtbagiid^ an? ©d^roeige! ©einid^t unnerfd^dmt!'' 

„3cb ©lier ©naben treu ergeben, aber felbft roenn id^ 

ebe befarne, id^ mii^te reben, roie mir'g umg ^erg ift." 

„SefpetiHa! SRefpetiHa!" 

„S^re Slngelegenj^eiten, gndbiger $en, roaren mir bod^ 
ts roi^tiger afg meine eigenen.'' 

„9lebe in ©otteg Planten, 3lefpetiIIal Sd^ gebe bir fiir 
Uc abenb 5Rarrenfreil^eit." 

„9Jun, ©enorito, bann fage id^ nor aHem, ba^ ©ie niet 
befd^eiben ftnb unb niel §u bel^utfam norge^en. 3^^ wei^ 
§ guter DueHe, ba^ ®ona tne^r Suft ^at, 6uer ©naben 

1 Siebe gu il^r reben gu l^oren, alg ein 5^^ 

e§Ien." 

„SEBober roiUft bu bag roiffen? 3Bag ift bag fiir eine gute 
lelle?" 

„3Jleine gute QueHe ift eine Sriinette, bie aHég nerfpric^t 
ib nid^tg l^dlt unb mid^ fd^on einige 2^age roarm 

„®amit ift gar nid^tg gefagt. 9Ber ift eg?" 

„SBer fnilte eg fein? .. . 5JlanoliIIa." 

„Unb roer ift SKanotilla?" 

„©enorito, nergeil^en @uer ©naben, aber ift eg meine 
i^ulb, roenn ©ie immer im ^inftem tappen unb nid^tg felten 
b l^oren unb mit fo niel Serftanb unb ©elel^rfamfcit gar 
|tg merfen? 9lun, 3Ranolitta ift bie Sieblinggbienerin non 
3na Softanga. nerfd^lafe meine wnb obrool^l 

nid^t gumgreien l^ergefommen bin, fagte id^, ba fie gerabe 
i ift, gu il^r: ,®a l^aft bu mid^, fdjioner ©d^roargfopf!‘ unb 
bie 3ungfer nid^t fprbbe ift, plaubert fie in ber 5lad^t mit 
X bur^ bag ©artengitter." 

„Unb roag l^at fie bir non il^rer terrin gefagt? SBeife 
, roag il^re §emn non mir benft?" 

„©ie fagt, 3il^re ©enorita fage, ba^ 6uer ©naben fe^r 
lentooU unb gelel^rt feien, aber aud^ mand^mal ein Iang= 
Jiliger patron gu fein fd^einen unb bafe ©ie fie auf bie 
)lter fpannen, inbem ©ie fid; nid^t erfldren." 

„®ag fagt fie?" 

„2)ag fage id^ nid^t unb aud^ SWanoIiCa fagt nid^t, ba^ 



■■■ 1 

- 42 — 

fie fid^ fo auSgcbnidEt l^at, aUein eS ift bcr furjc ©inn il^r< 
Sfteben." 

„©d^on gut. SBann toirjt bu 5KanoIiIIa toicber fprcd^cnl 
„§cute nad^t um ein U^t. ©obalb il^rc terrin gu Seti 
ift, toirb fie anS genfter lommen." 

„^onnteft bu einen Sricf oon mir an Sofia Goftanga Bi 
forgen?" 

„Unb toarum nid^t? 2l6cr moHcn @ucr (Snaben i^n ni(| 
aHfogleid^ fd^retben?"' 

Son ^auftino fd^rieb fofort ben Sricf unb gab il^n ban 
feinem Siener, ber bamit ju 5!Jlanoltlla ging. 

Ser Softor fonnte bie gange 9iad^t lein Sluge fd^lie^i 
oor Slufregung fiber bie moglid^e SBirfung feineS SriefeS m 
nor Slngft, Softangita lonnte barfiber ladyen. 

Saå erfte, maS ber Softor tl^at, alå Stefpetilla beå ?Dloi 
^enå in fein ^iwtmer trat, mar, i^n gu fragen; ob er ben Sri« 
abgegeben l^abe. ’ 

„SKanoUHa l^at fid^ oorgcnommén, benfelben tiårer §eni 
^ingul^ånbigen, fobalb biefelbe aufmad^t. Unb gu biefer ©tuni 
mirb fie il^n fd^on breifeigmal gelefen l^aben unb i^n balb aui 
menbig fonnen," ermiberte SHefpetiCa. 

„©lailbft bu, ba^ fie antmorten mirb?" 

„Dl^ne SBenn id^ nur fo fid^er inå ^arabié 

fomme! ermarte, ba^ SJJanolilla mir l^eute nad^t bie Slni^ 
Toort bringt, bie id^ bann fofort 6uer (Snaben einl^dnbigen røerbe.*] 
SBdl^renb SRefpetilla fo gu Son fjauftino fprad^, entf^loi 
ti($ Sofia Slraceli, in ber Slngft, ba^ i^re $ldne gang fd^eiteri 
mfirben, il^r ©d^roeigen gu bredden unb mit il^rer ^iid^te fii 
auågufpred^en. Unter bem Sorrøanbe, in bie Sird^e gu gel^eii 
oerlie^ fie in aller ^rfil^e baå §auå, um Goftangita auM 
fud^en, bie fie nod^ im Sette, aber mad^enb fanb. Son Sllonfj 
roar aufå g^elb geritten, roorfiber Sofia Slraceli fel^r erfreuj 
roar, ba fie nid^t in ben Serbad^t fommen rooHte, biefe SieBI 
gu fel^r gu begfinftigen. 

Sofia Slraceli ^atte. oiel, aber unglfidlid^ geliebt, unb m 
bie meiften granen, bie in il^rer geliebt l^abei^ 

^rfreute fie fid^ im Sllter an ber Siebe ber ^wngen unb fpieltt 
bie britte 5lolle mit berfelben Seibenfd^aft, mit ber fie in il^rei 
3iugenb bie erfte gefpielt batte. 

(Sin genfter in Eoftangitaå w ben ©arten, 

nnb bie ©onnenftrablen, bie bureb baåfelbe einbringen roollten, 
braeben ficb in ben grfinen baåfelbe befebatteten, 

©in Sanarienoogel, beffen ^dfig an ber Seefe btng, fang oor 


43 


3cit ju ©egcnuber »om 35cttc roar cin fleincr StUar 
mit jroci brcnnenbcn Bergen, unb auf bemfelben ftanb eine 
5Rabonna »on fel^r ^iibfc^er §o(gfcbni^crci. 

S)ona ©oftanga trug rodl^rcnb ber Jiad^t roeber cinc §aubc 
nod^ ein 5Refe, fo bafe i^r §aar in ber gangen giiHe unb ©djons 
^eit fid^ cnt|ufftc. ®ang Icid^te, biinne $cdcn, roic fic burd^ 
baS roarmc Klima geboten finb, fc^micgten fid^ bid^t an ben 
fd^5nen Kbrper ©oftangitag, fo ba^ il^re gragibfen, eleganten 
unb jjugenblid^en formen fid^tbar roaren. 

2)ona Slraceli, bie aufeer ber »erroanbtfd^aftlid^en Siebe 
ba§ befafe, roaS Sante Serftdnbniå ber £iebe nannte, geriet in 
I ©ftafe, al§ fte i^re 9Jid^te fa^, unb nad^bem fie fie eine 3Beile 
Betrad^tet J^tte, umarmte unb fugte fie ©oftanga, inbem fie 
(m§rief: „Sfeie f^bn bu bift, 3Rdb(^en! ®ott fegne bid^! ®u 
fic§ft gu§ roie eine 5Kagbalena ol^ne Suge unb ©iinbe." 

„i^antd^en, bu fpotteft rool^l mit biefer ©d^meid^elei. ®u 
meigt boc^, bag i^ nidjt eitel bin.'' 

„SBie foffte id^ fpotten, mein Kinb? ®ie foUte mir baS 
einfatten? ®o fbnntc man etroaå ©d^bnereé fe^en, al§ bid^? 
®eIobt fei ®ott, bag er einen fold^en UeberPug »on fReigen 
auf beine Serfon »erfd^roenbet gat. ©o foUte man bie ^rauen 
[egen, um igren ®ert gu entfcgeiben, ogne jeben ©d^mudt unb 
iiie ®ott fie gefd^affen gat." 

„®ag fijgrt bidg fo friig am SRorgen gu mir, Jante?" 

‘ „9?ein, 3Jcdbd^en! Diefe frifegen gdrben, bie bu beim ©r^ 

tDacgen gaft! Du bift roie eine ^Rofe . .." unterbradg fie Doita 
^Iraceli. 

©oftangita roar in ber Jgat rofiger aU gerobgnlidg. 3fl§ 
iigre Jante ungemelbet eingetreten roar, gatte fte fdgnett ben 
ISrief beå DoftorS, ben 3JlanoliIla igr fd^on gegeben unb ben 
ge eben gu ©nbe gelefen gatte, unter igr Kiffen »erftedt. 

„5^aturlicg, Jantegen, bu felbft gaft eS erfidrt. ®ie 
follte id;, ogne ©itnbe unb ognc Suge, feine frifegen ^arben 
gaben?" 

„©age aucg, ogne Siebe unb ogne ©cglaflofigfeit. Dag 
fann icg niegt begreifen, mein Kinb. Deine 2lugen finb truge= 
rifeg. ®oger fommt bag »erfugrerifege geuer, bag fie belebt? 
33on gier? 2(ug biefem ^ergegen? 2lber roie fann bag fein, 
menn biefeg §ergcgen »on ©tein ift?" 

„Son ©tein! Unb roarum glaubft bu bag? '^m ®egen= 
teil. Jante. ?!Jlein §erg ift »ott Siebe." 

„gitr roen, Kinb!" 

„Sig jegt flir niemanb. Jante. 3lber foU mein §erg 



44 


nid^t in Sie6e erglu^en, ol^ne biefelbe auf einen Beftimmti 
©egcnpanb m ubcrtragcn?" j 

,,Serfuc 9 c cS nid^t, mir burd^ liftige 9lcbcn§artcn ju ett 
røifd^en. SBenn bir ein ©egenftanb bapir fcl^lt, roie folltc ( 
bir nid^t an Siebc fcHcn?" 

„©emad^, ^^antdgcn. 2BaS bu be^aupteft, lafet Ici^ 
roiberiegen. SBSenn man licbt unb feinen ©egcnftanb fiir bie 
Siebe pnbet, fd^af^ man fid^ in bcr ^l^antafie, im 2^raun 
einen fold^en unb biefen liebt man bann. So mad^e id^’S. Hl 
roenn bu roii^teft, roie fd^on ber ©egenftanb meiner S^råumc ifti 
„Sie^t er beinem Setter ^auftino gar nid^t dl^nlici^?" i 
,,Um bie SBal^r^eit ^u fagen, Svante, biefe SraumgeftolU 
finb unenblid^ oerfd^ieben oon ben roWlid^en: fie finb od 
fd^roommen, unflar, fd^leierl^aft. 2)ie Umriffe fd^einen fid^ ii 
9lebet gu oerlieren. SBie follte id^ nun fagen fonnen, i 
mein Sbeal meinem Setter gleid^t ober nid^t? ®aS lomn 
barauf an. 3Jland^mal fd^eint e§ i^m gu gleid^en, manden« 
roieber nid^t." 

;;®u liebft alfo eine Suftgeftalt, oon ber bu fetbft niij 
roeifet, roie fie au3fie^t." 

ift ein S^dtfel, bi 

id^ mir fetbft nid^t erftdren fann.'' 

„3Raci^e feine fjtaufen, ©oftangita. Spiele nid^t bie 9ldtfe 
l^afte. ©age mir ol^ne Umfd^roeife unb i 

bu beinen armen Setter liebft ober nid^t." 

„Sorber mii^te id^ roiffen, ob er mid^ liebt ober nid^t." 
„@r liebt bi^, er betet bid^ an. ®aS fie^t man." 

„®u fiel^ft eg oieHeid^t, Xante, roeil bu erfa^rener bi 
als i^. bin unerfa^ren unb fo jung, id^ bemevfe nidjti 
3u roag l^at er eine^unge? ®enn ermid^ Itebt, roarumfaj 
er mir’g nid^t? SBarum erfldrt er fid^ ni^t? ®ill er ob< 
roitlft bu, ba§ id^ ibn bagu aufforbem foll?" 

„5lein, mein åinb. 6r erfldrt fid^ nid^t, roeil er fe^ 
fd^ud^tem ift." 

„©d^ud^tem^eit unb ®umm^eit finb nal^e oerroanbt." 
„3n biefem ^atte nid^t. ^u^erbem ^at eS ^^auftinit 
burd^aug an ®elegenl)eit bagu gefel^lt, bu bift immer fo bc 
tagert!" 

„?flan bur^brid^t bie Sette ber Selagerer, fud^t bie @e 
legenl^eit unb finbet fie." 

„SBer roei^, ob er fie nid^t fud^t?" 

„@r mug fel^r ungef^idft fein, roenn er fie ad^t Xage lani 
gefud^t l^at, ol^ne fie gu finben. ^ber jtel^ft bu, Xantepen, ic 




45 


^a6c hid^ fo lieb, ba^ id^ nid^t langer l^intanl^alten unb btr 
allcå gefte^en røill." 

„Sprid^, fprid^, @pi|bubtn. 3)ad^tc id^’é bod^, ba^ bu mir 
etroaS oerl^eimlid^ft." 

®ona Softonja ful^r mit ber §anb unter baS J?opffif[cn 
unb brad^te in il^ren fd^bnen gingem ben Srief il^reS letters 
jum 3Sorfc|ein. 

„S)a ift baS ©el^eimnis, Jante/' fagte fte. „2)a ift eS. 
Kd^t Jage l^at ber Setter gebraud^t, um biefe Spiftel gu fd^reiben. 
S)u mufet gugeben, ba§ er fid^ nid^t iibereilt unb mit Siul^e unb 
Merlegung oorge^t." 

„©potte niæt! gauftino l^at mol^I nid^t geroagt, fritider 
im bicb gu fd^reiben. SieS mir ben Srief oor." 

„^Cante, um ®otteg roiUen! 6s ift ja ein ®e^eimni8. 
Sage eg nur $apa nid^t unb gar niemanben. ©olc^e ®inge 
^nb amitfanter, toenn niemanb baoon meijj." 

„©ei unbeforgt. ^di) toerbe fd^toeigen. £ieg nur." 

Jona Eoftanga lag mit leifer ©timme ben ^jn^alt beg 
Briefeg, ber atfo lautete: 

„Soufine! ©eit ad^t Jagen lebe id^ in einem ®lil(fg= 
traume, mit bem taufenb Sefiird^tungen, aug bem Semufetfein 
sneineg geringen unb beineg l^o^en 9Berteg entftanben, in grim= 
p^em SBiberftreite liegen. toenbe mid^ an Jid^, bamit ®u 
Wt i^n oergeil^eft unb Jic| feiner anne^meft. @in SBort oon 
Eeinen garten Sippen gentigt, baf; ber Jraum Seben roerbe. 
ffiirft J)u bag fit|e ®ort augfprenen? Serbamme jebenfaHg 
nic^t, o^ne guoor gu l^oren, mag i^ gu feiner Serteibigung gu fagen 
^abc. 2Bie unb roo fann id^ mit J)ir fpred^en? SBenn eine 
Seroiffe ©pmpatl^ie, bie id^ in Jeinen 3lugen gu lefen glaubte, 
roenn ein geroiffeg 3JlitIeib, roomit ®u mid^ mam^mal betrad^^ 
teft, ni(M eine Suge finb, bie meine ©itelfeit erfinbet, fo l^ege 
bog Sertrauen, ba| ®u 3Rittel fud^en roirft, mid^ angul^oren, 
fem oon bem ©d^roarm ber Sere^rer, ber ®id^ umgibt. ©e^n- 
[iicltig erroartet J)eine 2lntroort ber glitl^enbfte oon atten 

J)ein Setter gauftino." 

„©iel^ft bu, ba^ bu bid^ nid^t beflagen barfft!" fagte 
S)ona 3traceli. 

bellage mid^ ja nid^t, Jante." 

„Unb roie fein unb gut abgefagt berSrief ift! 903ie fafet 
l>er Sieb^aber in bemfelben atteg gufammen, roag er roiinfdjt. 
SBie ioei^ er ftil^n gu fein, ol^ne unbefd^eiben gu roerben! Unb 
K roirft bu nun tl^un?" 



4G 


roerben roir ja felten, Svante. @S ift ja garn felbj 
nerftånbKd^, baft ici§ roeitere ad^t $age t)oriiberge|en laffe, u: 
iiber bie 3lntroort nad^xubenfen." 

„Siebe Softanja, fei nid^t fc^Iimnt! 2iebft bu tl^n ob 
liebft bu i^n nid^t?" 

„2Bag roei^ benn iå), Svante? Unt eS offen gu fagc 
fiird^te id^, bafe id^ im Segriff fte^e, i^n gu lieben. 3d^ b 
merfe, ba^ er mic^ angiel^t. 2lber nod^ liebe id^ ibn nid^t. G 
roirb nor allem notig fein, ba^ td^ mid^ baoon ubergeuge, bc 
id^ geliebt btn, fe^r geliebt. ®ann . . . id^ roieberi^ole, bar 
roerben roir ja fe^en/' 

„2Baå roirft bu il^m aber ingroifd^en antroorten?" 

„^ur ben 3(ugenblidE nid^tS. 3d^ roerbe ad^t 5Eage fd^roeigen 
„@r roirb nor Ungebulb fterben." 

„giird^te nid^tå, er roirb nic^t flerben. Uebrigené fiet 
bu, ba^ ber §err Setter fe^r fit^n ift. @r nerlangt nic^ 
©eringereå alå ein ©teflbid^ein. SBaS roiirbe tnan non ni 
fagen, roenn man bag erfii^re?" 

„2lber, 3Kdbd^en! roenn er bid^ boc^ ^eiraten roirb, fonnte 
bu ba ni^t mit i^m einen Slugenblicf am ©itter fpred^en?'^ 
„Unb roer fagt bir, ba^ er mic^ l^eiraten foU; bag ift 
eben bie ^rage." 

SBag fur ©d^meid^eleien, Sernunftgrunbe unb Siebfofungt 
2)ona Slracefi aud^ nod^ femer an i^re SRid^te nerfd^roenbe 
mod^te, fo erreic^te fie eg bod^ nid^t, ein Serfpred^en non il 
ober aud^ nur 3iuff(drung iiber i^re roirflic^e ©efinnung 
gauftino gegeniiber gu er^alten. 


fapitel. 

®en gangen 2^ag nerbrad^te ber 2)oftor in grotter 9lu 
regung unb in fortrod^renber (Srroartung einer Slntroort ni 
35ona Softanga. 

6r fal^ feine ©oufine auf ber ^Promenabe unb beim @ii 
pfang. 6r fprad^ mit i^r, rod^renb fie non i^ren greunbi 
unb ^Jreunbinnen umgeben roar. @g roar il^m unmoglid^, ai 
i^rem Sene^men gu erfe^en, roag fiir einen ©inbrucf fein Sri 
auf ©oftanga gemad^t. @g febien i^m, alg fei fie ernfter 
ibrem Sene^men gegen i^n alg geroobnlid^. 


47 


Um jroolf U^r »crlic^ ber 3)oftor baS §au§ ®on 3llonfo§^ 
utn in bagjenige feiner 2^antc guruÆ^ufc^ren. ©tatt fici^ ju 
entffeibcn, fd^idte er feincn ®iener gu SRanoHUa unb beaufs 
traøte i^m nod^ mitgutcilcn, roag ftc gcfagt l^abc, er roerbe 
feine Sludtfe^r errøarten. 

@r fe^te fid^ an einen Sifd^ unb lag, oi^ne ein ®ort non 
bem gu erfaffen roag er lag. Ueber bie S^xlm ^inroeg 
bie lieblid^e ©eftalt Goftangitag unb lentte i^n non beren 
^alt ab. 

toblid^e ©funben nerftrid^en. 9lac^ grøei Ul^r ^orte 
i $on ^auftino jemanb burd^ ben -@ang fd^leid^en. ®leid) barauf 
^trat ^efpetitta in bag 3iwtmer. 

,,3Barum bift bu fo lange auggeblieben? Sringft bu meine 
5lntroort?" fragte ber ®oftor. 

„2td^; ©enorito! ©lauben benn Guer ©naben, bag fei fo 
einfa^, in biefeg §aug gu fommen? ®er Kleine, ber mir bie 
§intertl^iir aufgumacben pflegt, fd^lief røie ein ©adf, unb id^ 
roar fd^on barauf gefafet, im ^reien m tibemad^ten/' 

„§aft bu einen Srief?" fragte ber ®oftor oon neuem. 

„9tur nid^t fo ungebulbig. Guer ©naben.'' 

,,^6) bin ja gar nid^t ungebulbig," fagte ber 2)oftor, in^ 
:bem er fidb groang, rul^ig gu erfc^einen. „9lun fprid^ alfo. 
ffiag bringft bu?" 

f „3lm, idf) bringe feinen S3rief. 3)ona Goftanga l^at ^SRano- 
lilla geganlt, røeil fie il^r ben oon Guer ©naben uberbrad^t l^at, 
unb fagte il^r, ba^ fie nid^t antroorten mirb." 

„®ut, mir l^at eg bag $erg gefagt. bin fein ©ludg= 
finb. 3cb mill feine meiteren ®umml^eiten l^ier madden. 
5!}lorgen fel^ren mir nad^ Sillabermeja gunidP." 

„©enorito, id^ glaube nid^t, ba^ bie ©ad^e fo fd^led^t fte^t, 
roie Guer ©naben glaubt." 

„SBarum glaubft bu bag?" 

//3<^ glaube eg, meil ®ona Goftanga, bie Guer ©naben 
nid^t antroorten roill, plb^licb eine fonberbare Sanne l^at." 

„SBag fiir eine Sanne?" 

„©ie l^at gu ?!Ranolilla gefagt, eg fei je^t fo rounber= 
fd^oneg SBetter, ber ©arten fei fo l^errlid^, befonberg aber 
in ber 9tad^t, roenn bie ©terne leud^ten unb bie Slumen 
buften. 9}lanolilla antroortete il^r, eg fei entgudfenb oon ein 
big groei Ul^r in ber Stadet; unb bag graulein fagte, fie ^abe 
2uft unb Sanne, morgen um biefe ©tunbe in ben ©arten gu 
ge^en." 

„2ld;, 3lefpetilla, id^ fann an mein ©Ittcf faum glauben! 



1 


— 48 — 

©ie gibt mir ein ©tcHbic^ein! Sie roiH nttd^ burd^ ba§ ©arten 
gitter, felten unb fpred^en!" 

„©enorito, ba§ l^abe id^ nid^t gefagt. ®uer ©naben ntiljfe 
in meinen SBorten md^t fud^en, n)a§ nid^t barin entl^alten if 
bag finb fel^r fd^roterige, ^eifle ©ad^en. SBeber 2)ona ®oftan| 
5Kanoliffa, nod^ ^anoKtta ju mir l^oben ein SBort ro 
©teUbic^ein gefproc|en. Ueberl^aupt murbe gar nid^t non 6u< 
©naben gefprod^en. 903ir l^aben blob erfal^ren, bafe ®oi 
Softanja bie Sanne l^at, morgen nad^t um ein Ul^r in bl 
©arten ju geleen, um ben ®uft ber Slumen gu atmen ui 
ben ©lang ber ©terne gu berøui^em; ba jebod^ groei ©ittei 
tbiiren nac^ ber ©tra^e ge^en unb bie ©tra^e bem ^bnig g 
^brt, fo fann niemanb @uer ©naben oerl^inbem, biefelbe j 
betreten unb aud^ Slumenbuft gu atmen, roenn eg @uer ©nabei 
beliebt." 

„3id^ roerbe StefpetiHa; gang gerot^ roerbe i 

l^ingel^en.'' 

,,3RanoIitta l^at ^ingugefugt, @uer ©naben foUen fid^ g< 
mit einem 3!Rantet oerbuHen, bamit niemanb @uer ©naben d 
fennt; benn ^ier finb bie Seute fe^r flatfd^fud^tig unb bogroillii 
Unb roenn roir bann beibe in ber fleinen ©affe finb, faw 
®uer ©naben ficb an eine ©ittert^iir fteUen, anfd^einenb be 
©arten unb bie Slumen betrad^ten, unb ba fonnte ber 
eg fligen, bafe 6uer ©naben bog grdulein Soufine felten vi 
bann aué gufdHig mit i|r fpred^en." ^ 

„©cpidfal, gonne mtr bieg ©liid!" fagte ber ®oftor uri 
feufjte. ; 

„©eufgen ©ie nid^t, ©enorito. ^urerft^t foff 33ru 
erfliUen, benn eg gibt 3wfdIIe, bie roie gottlid^e SSorfebun 
augfeben/' 

®er ®oftor roar gliicflid^ unb in biefem ©efiibl fo fre 
gebig, ba^ er feinem ®tener ein gut 2^eil feineg geringen S?o« 
rateg an flingenber 5Dlunge gab. 

3lm ndcpften Æage ma^te man roieber ben gerøobniicbfl 
©pagiergang unb traf ft(b abenbg im $aufe ®on Slonfog roi 
big^er. 2luq ©oftangita roar roie immer, roeber liebengrourbige 
nocb fditer. 5Don g^auftino fanb fte fd^on oon i^ren greunbø 
umgeben unb fpraeb mit i^r roie aHtdglicb. 

®ie Ungebulb oerge^rte 3)on fjauftino. ®er Slbenb fd^iu 
ibm enblog; aber affeg 6nbe unb SKittemadbt ro« 

ooriiber. ' 

®on gauftino batte feine Sante na^ $aufe beglcitet uri 
mit ibr gu 9la(bt gefpeift. ®r roar bereit. 




49 


ilaum TOaren alle im $aufc jur SRul^e flcgonøen, al8 ber 
®o!tor mit Slcfpetitta burd^ bie $itttert§ftre l^inauSfci&Iupfte. 
6r roar in einen roeiten, langen Daniel aej^ufit, trug einen 
groben breitfrdmpigen $ut unb im @llrtel einen 2)olci^ unb 
eine ^iftole. 

@l^e nod^ bie ©lode ber ^omul^r ein U6r fd^lug, roaren 
ber ®oftor unb SflefpetiHa in bem ©d^d^en. l)urcb bte ©itter« 
tl^ilre fonnte man ben ganjen ©arten nortrefflid^ iiberfe^en, fo'- 
rocit c8 bie ilppigen Drangenbdume, bie bideten 3<^^^i^6uf^e 
unb Slofenftode linb alle bie anberen S3dume unb $flan^en er^ 
loubtcn. iiefe ©tille l^errfd^te auf ben ©tranen unb im ©arten. 
9ian l^orte nur bad !lRurmeln bed ©pringbrunnend inmitten 
bed ©artend. 

®er 3Dlonb fd^ien nic§t; aber bie 9lad^t roar fo Har unb 
bie ©terne ftral^lten fo ^ell, bafe fie pd^ im ffiaffer bed 8dd^= 
[eind fpiegciten, bad p(| buré ben ©arten fd^ldngelte. 2lm 
Ufer bedfelben mupten ol^ne ^roeifel SSeilc^en bliiben, benn 
i§r ®uft be^errfd^te ben ber SRofen unb aller anberen S3lumen. 

„9lod^ finb fie nid^t l^eruntergelommen, ©enorito/' fagte 
Sefpctilla. 

„©d^roeige; roir roerben roarten," ontroortete ®on fjauftino. 
©o oergingen brei bid oier 5Dlinuten. 

1 ,,©ie fommen, bort fommen pe," fagte SUefpetiUa. „2lber 

IRier ©naben biirfen nid^t fo fte^en bleiben unb pe erfd^redfen, 
fonft piegen und bie S^auben fd^eu baoon. éuer ©naben 
miipen an bie 3Dlauer brudfen unb bie 2^^ftre frei laften, 
bamit roir feben fonnen, ob fie ndber fommen." 

®er 3)oftor befolgte bie ®eifung Slefpetillad. 95alb botte 
er bad ©erdufcb leid^ter Stritte unb bad angenebme, f)^xan^- 
forbembe Slaufcben feibener ©erodnber. fur/^em roaren 
I)ona Softan^a unb ^JlanoliUa an ber roeld^er 

oer ®oftor pcb oerbarg. 

„SBie fd^on ift biefe 5?acbt, 3Jlanuela!" faate®ona Softan^a. 
„ffiic freue idb micb, bap icb in ben ©arten perunter bin! ^cb 
(onntc niebt fcblafen ... aber icb b<^6^ 2lngft. 5Papa roirb 
imd bod^ niebt gebbrt b^^^^ ®ott gebe, bap er nieptd baoon 
nfdbrt. 3Jlein ©ott! @r rodre auper pd^!" 

®er ®oftor roupte niept reept, roie er aud feinem SSerftedte 
fommen unb bie Unterpaltung beginnen foQte. 

©nblidb trat er bc^^^or unb ndperte pcb bem ©itter, an 
oelcbem feine (Soufine ftanb. 

„9lb!" fagte Softan;\a roie erfebrodfen. 

„©rfebrief nid^t, Softanjita, icb SSetter gauftino." 

n. 8, 4 



50 


„Sld^, ad^, aSettcr!" fagtc Eoftanja lad^enb, „iu l^afk mi 
fd^bn crfdbrccft! SBer røclc^ tncrfroiirbigcg 3wf<xtttmcntrcffe 
bab mir beibc btcfelbc 2aunc patten!" 

,,©o ift c8. 3d^ fonntc aud^ nid^t fd^Iafen unb gtng ttu 
um frif^c 2uft in bcr Umgcbung bemcS ©orlcnS ju atme 
preifc ben bet mid^ bi^ bier finben li^." 

wiein ^eunb; aber, bu lieber himmel! SBemt ^o] 
roubte, bab iå) ju folder ©tunbe bur^ baS Oitter mit b 
fprecbe, ®ott aUetn roei^, mad er ju tbun imftanbe rodrer' 
®er ®oftor bemerfte, bafe rodbrenb ber letten SBot 
Stefpetilla unb 3RanoIiHa rftcffitbtSnott nerfebroanben, o^ne e 
SBort gu faøen, unb an bet anberen ®ittertbure mitemanb 
fpraeben unb febr nabe bei einanber ftanben, alé ob fte w 
gutem Seifpiet norangeben rooCtcn. 

®et SJoftor befolgtc benn outb baø Seifpiel feineS ®ienei 
unb trat fo nabe beran alS moglicb. Eoftangita bemerfte i 
røobl nid^t, fonft rodre fie geroib gurilefgetreten, ftatt ndber i 
fommen. Sinen Slugenblicf ftanben fie ftcb fo nabe, bafe b( 
frifebe 3ltem GoftangitaS ibn bertibrte unb er fiiblte, ba| bd 
3feuer ibrer 3lugen ibm inS $crg brang. 

liebe bicb, icb bete bicb an," fagte ber ®oftor i 
leifem, aber leibenfebaftlicbem 3Ione. „®arum rooBte icb 
feben, bicb fprecben unb eø bir fagen. Siebe ober toi 
micb! SSon bir geliebt unb bureb beine Siebe ftibl^ wti<bj 
aUem fdbig. ®u gebieteft mir gu leben ober gu fterben. v 
bift mir teurer alø aBe meine irdume unb roenn fie fitb noi 
fo gldngenb oerroirflidoen foBten." 

„©cbroeige, Setter, febroeige unb fei niebt nerrueft. ®eiil 
leibenfcbaftlid^ien SBorte entfe^en mitb. ©ei oemiinftig ober i) 
roerbe nie mebr fommen." 

„®u roirft morgen nad^t roieberfommen? 3ebe Slacbt? 
„^a, icb fommen ftir einen Slugenblicf ; aber bumuf 

febr rubiø unb febr oemtinftig fein." 

„Slber, bu liebft micb 

„SØSenn icb bicb niebt lieb bdtte, rotirbe idbbann fommen t 
„®u liebft micb, K^bft micb roabrbaft?" 

„©ieb, ^auftino, icb mag bicb niebt tdufeben. b®^ 
bicb als Setter, als greunb, ja roie einen Sruber. 5)(i 
ftible unb oerftebe icb ; ®ber oon ber anberen Siebe nerfte^ 
idb niebts. bin no^ gu jung, um gu roiffen, roie man b 
empfinbet. £a^ mir um micb felber gu beoba^ten unl 
gu ergrtinben." 

„Sergeibe, Softanga; aber bie freunbfcbaftlicbe, fcbroeftei 


51 


Itd^e 9teigung, t>on ber bu fpricl(ift, ift bod^ ntd;t§ anbere§ alt 
2im." 

„9lun, oerfud^c bu nid^t, tnid^ gu tåuf^en, gauftinito. 
Sicbe, baS fti^Ic id^, ift etroaS ntcl^r. 3^ xoat eS 

ift unb nid^t, tuorin c3 bcftcl^t, aber e§ ift ctroaS mel^r. ©icl^, 
ic^ tuill bir ctroaS onuertrouen." 

„Sprid^, mcin §erg." 

røcnn id^ bid^ nod^ nic§t roal^r^aft liebe, icb lemen 
ini)(^te, bid^ fo gu Reben, unb iat ift bod^ fd^on febr oiel. 
Senn icb oenfe, toei^t bu, roie tnir bonn øefcbiebt?" 

■ „3lun?" 

„5IJleine ©eele fd^eint bann roic ein ©cbmetterRng bem 
Sidste gugufliegen, unroiberftebR^ unb eiøentiimRcb bi^^S^i^gen. 
©o fuplt meine ©cele flcb gu bir biwøcjoøen, aber Siebe ift eS 
mxb mdbt. ift nur 9?etøunø gu Reben. SBenn mein §e^ 
in ben flammen ^euer fånøt unb ficb oerbrennt, bann ift bie 
Siebe barin einøegoøen." 

„Sleb, roenn tt nur balb in ^lamtnen ftdnbe!" 

„Oraufamer, 5Dlann o^ne 3Ritleib! ©o roeniø Rebft bu 
mcin §erg ? S03a8 f)ai tt btr øetban, baS artne, arme §erg ?" 

f)ai micb oerrounbet unb totet micb nor Siebe." 
i „9Bie iiberfpannt feib ibr ^Poeten! faum, roaS 

m benfen foll, roenn icb bicb l)bxt, ©inb tt 5Pb^afen, fraøe 
|i| micb, rbetorifebe ffienbunøen', ober empfinbeft bu 

mirlRcb, roaS bu faøft?" 

„3n)eifclft bu an meiner Slufri^tiøfeit unb SlebRcbfeit ?" 

„Serftebe nxid^ roobl! 3^ groeifle niebt. roiirbe bicb 
bureb 3w)eifel an bem @mft beiner ©efinnunø beleibiøen. 2lber 
PieHeiiJt tdufi^eft bu bicb felbft. 2)iefe roarme, Rebhcbe 9?ad^t, 
ber ©arten mit ben buftenben Slumen, baS Unøeroobnte unferes 
StUeinfeing, bie ftille ?Poefie ber oorøefebrittenen ©tunbe, fann 
bag aHeS niebt teilbaben an beiner Seøcifterunø? Seb roiH 
niebt leicbtøldubiø unb leicbtftnnia fein. W)iII micb niebt 
non ©itcifeit oerblenbcn laffen. @g febmcicbelt fo febr, ficb fo 
øeRcbt gu feben, roie bu oorøibft mid^ gu Reben, ba^ icb 
maøe gu ølauben, roaS bu beteuerft. SSergeibe mir biefe 83cs 
febetbenbeit. Seb’ roobl. 2luf morøen naebt!" 

„SEBarum øebft bu fo friib? ft'aum bift bu øefommen unb 
febon roillft bu micb wieber oerlaffen!" 

„3cb bin ooll Unrube. 3^^ furebte, mein Sater fonntc 
midb iiberråfeben. ^titt ©erdufcb erfd^reeft micb. @in Suft' 
baudb in ben enittem. ©eb." 

„SQBirft bu morøen gur felben ©tunbe fommen?" 


bi^.. 



52 


Sofianja fd^roanlte eine 3BeiIe. ^ann fagte fte: 

røetbe lommen." , 

„ffiirft bu bann langer mit mit nlaubem?" ' 

„Sa, menn bu brao btft, roenn id^ meine ^rdbt etn roenS 
»erliere, roenn einfe^en lerne, ba^ bu mtd^ liebft." J 
„Uttb bu, roirft bu mid^ Heben?" * 

„3d^ l^abe bir fa geftanben, ba^ id^ bid^ lieben tno 
9lun ge^, ^auftino." 

æon ^auftino mad^te Stnftalten, i^r ju gel^orc^en, fa^ ^ 
nod^ einmal oott Swnigieit tn6 Sluge unb fogte: ] 

„SHetd^e mtr bie §anb." ’ 

æona Softanja roar ni^t fo gef^macfloS, i^m bie $ 
ju oerroeigem, bie pe il^m 5ffentlid| fo oft gereid^t. 

æer æoltor ^ielt fte in ber feinen unb bebedlte fte 
fiitffen. 

®leid^ barauf oerliepen er unb Slefpetilla baS @d^ 
unb gingen mdglid^ft oermummt nad^ $aufe, inbem pe 
SBeg burd^ pille, menfd^enleere ©tropen napmen, um r 
unbemerft ju Bleiben. i 

©tol} auf feinen Sriumpp, oerliebter al8 je in Softonji 
nitpt mepr SuftfcploPer, fonbem ein gonjeS ifiorobieS imO 
erbouenb, fdplief unfer æon ^auftino Sopej be 3Renboja et 
penlidpen ©dplaf, in roeldpem ipn a&e ©enien ber Siebe i ^ 
ber $offnung umgaulelten. 


Ilenntes Japitel. i 

©tnige æage nacpeinanber roieberpolte pdp baS ©teUbi^q 
in berfelben SØSeife. ! 

æaguber roar æona (Softamo ftetg oon f^reunbinnen ul 
SSereprem umringt, fo bap pdp leine ©elegenpeit ftir 2)| 
^auftino fanb, mtt ipr inSgepeim gu reben. 

3uroeilen roe(|felten bie beiben einen Pflcptigen S3li(f, Ij 
aber oon iprer ©eite fo unitar im SluSbrudl roar, bop iti| 
felbft, roenn man pe babei beobacptet pdtte, nidptS flompromitti 
renbe§ barin patte entbeden Ibnnen. 

^n ber Slgdpt roieberpolten p^ bie ^n’i^d^fp’^dtpe but 
baS ©ortengitter, ober 6oftanga8 iReigung gur Sicbe rooll 
pdp nidpt in Siebe oerroanbeln. 




58 


^ie ^offnungen S>on ^auftinoS oenotrtli^ten nid^t 
nb lourben auA nidt oemid^tet. 

SBenn ev bei ii^t: wat, ftanb et unter bem 93anne i^ted 
laubexd. @t wat gl&ubig roie ein jtinb unb il^r untett^an 
>ie ein @fIaoe. 

SEBenn et ^etn oon ibt roat, beftfltmten il^n taufenbetlei 

fe^r fd^meid^el^afte ©ebanfen. 

„SEBtttum baS ©e^eimnidoolle bei unfetem SSertel^t?" ftagte 
’ fi(^. „SOBaS Ibnnte ed nteinet Soufine fcbaben, roenn jte not 
m Seuten }eigen roiltbe, ba| fie road auf mi^ pIt, ba^ jie 
jk^ auSgeid^net, ba^ fie mi(^ getne l^at? ^ft ni^t eine geroiffe 
eut^elet, eine geroiffe galfd^eit in iltern »ene^men? — 
leine @ouftne roiU roatten, bid i^te 9ieigung fi^ ju leihem 
taftlid^et Siebe entroidelt. SBå^tenbbem bad nic|t gefd^ie^t, 
@efa^t, ba| il^te Siebe ffitbt, noc^ e^e ffe entffanben. 3ff 
e Ungcroiff^eit, in bet ffe mid^ lafft, nid^t gtaufam? ®atf 
liffr ald ©pielgeug bienen, roobei ffe ffi^ftagen lann: ,Iiebe 
f i^n, liebe i^ ii^n nid^t‘, ol^ne eineantroort batouf gu ffnben?" 

etroartete et bennoc^ immet bie 9la^t mit Øe^n^ 
jdt unb eiite gegen ein U^t, oon feinem tteuen 2)ienet be^ 
)Wet, gum ©attengittet. 

®ic Siebelei Slelpetillad Mieb au^ im felben ©tabium unb 
} blieb immet beim alten. SiefpetiUa etfidtte ed ffd^ bal^in, 
iff febed Sanb feine ©igenl^eiten l^abe unb baff eben ^iet in 
aden bet Siebe, foroogl bei ben ^ettfd^aften ald bei bet 
ienerf(daft, ed øitte gu fein fd^eine, fdbn langfam, anftatt ouf 
liigeln im ød^netfengang ootrodttd gu ge^en. „9Bad oiel roett 
:, foftet oiel", fagte et fut ffd^. 

@o ftanben bte ^inge, ald eined SRotgend StefytetiSa mit 
Item ©tiefe in bad ^iwmet feined §ettn ttat. 

@x iibetteid^te benfelben, inbem et fagte, baff ein Unbe^ 
nntet iffm benfelben am $audt^ot iibemt^t fiabe unb bann 
fort oetfd^rounben fei. 

„9Bet mit ba roobl fd^teibt?" ftagte ffd^ bet SJoltot. 
SoUte ed Softangita fem?" 

Qnbem et bad ^offte, etbtad^ et ben 85tief unb lad mit 
tonnen bad fjolgenbe: 

„9Keine eroige Siebe, l^aft ®u mid oetgeffen? jlennft 
u nii<d ni^t me^t? ^d^ oetgeffe ^icp nie unb liebe ^id 
tmer. 2Rein ©eift iff unlodbat an ben ®einen gelettet unb 
in feinblid^d ød^idfol unb aud nidt bie aSed getffbtenbe 
eit uetmag mid »on 3)it gu ttennen. SRitten untet taufenb 
»gdnglid^en ©jffftengen, tm tafenben Soufe roanbelbatet 



54 


SBcfcn unb tDC^fcInber formen tncine ©cele u 

®cinc Sicbc ift t^r 2cbcn. 2luf bicfcr ftcrfclic^ @rbe l^at \ 
himmel, bcffen Sefd^Iuffcn tci& mid^ fiigc, unubetfteiglici^e $inb 
niffe jiDifc^eu mid^ unb ®icl^ gcfteUt. l^abe md|t fdmpf 
røoQen geøen gottli^e 93efttmmung, barum ^abe id^ mid^ Seim 
fterblid^en 2lugc nic ocjctt^t. ®u foUft ben 3?antcn, ben 
trage, nie etfa^ren. fc^c SDid^, ol^ne bafe $u mid^ fie^ 
SBenn ntetn torpet fc^ldft, fliegt mein ®eift gu ®ir unb Wei 
®ir gur ©eite. Sift 3)u fo gerftreut unb materiefl getoorb^ 
bo^ 2)u in ®eincm inneren ©ein nid^t roenn m 

in mpftifeber Umamiung ®ir oereinc; pnbet mein ©eift in bi 
®einigen fein ©d^o mel^r? ©el^en bie unfterblid^en 2lugen 2)eiti 
©eifteå biejenige nid^t mel^r, bie 2)u cinft fo fe^r geliebt l^aj 
Sebt nid)t einmal im 2^raumc eine Icife ©rinnerung an ®ci 
oergangene Siebe? ®u liebft, ober bift im Segriff, ein anbei 
SBeib gu lieben, unb mid^ erfofet (Siferfud^t. 5Bie fd^rectlic^) 
baå ©eftil^I ber ©iferfud^t! roerbe nic^tS gegen bie Sie 
tl()un, bie anfdngt fid^ ®einet ©celc gu bemde^tigen. 3n biefi 
fterblid^en Seben lannft unb roirft ®u nid^t mein fein. ( 
roore ein SBa^nftnn! rodre cm SSerbrei^en! ... tc 
nid^t aud (SgoidmuS oerl^inbem; bag S)u einer anberen ane 
gorf^. ^d^ roerbe ed beroeinen unb beroeine ed; aber id^ roet 
lemen, ed gu ertragen. Unb roenn bad SBeib, bad S)u lieJ 
l^erglod, 2)einer unroert ift unb ®ic^ oeridgt unb oerfpott 
roerbe id^ ®i^ troften, mein fiiged §erg. SDleine unroanbelbo 
Siebe fann nie auf^bren, felbft roenn ®u mid^ oerac^ten fottte 
©ott gebe, bag ®u nid^t unglucflid^ roirft; bod^ roenn 3 
ed fein fofiteft, rufe mid^ gu $ilfe, fage mit ber gangen oi 
borgenen ©nergie 2)eined ^ergend: ,@ile m mir, mein Srof 
imb icb roerbe bei ®ir fein. ©eit einigen ^agen fdmpfe id^ n 
bem SÉunfcbe, mid^ S)ir materiell gu geigen. SicIIcid^t rufe 
2)id^, um ®icg gu feben unb gu fpredben unb ein 2tnbenfcn < 
®icb gu bebalten. SBirft ®u tommen, roenn icb ®icb rufe? 3 
icb glaube, bag ®u fommen roirft. ®u bift cbcl unb grogmiit 
unb roirft mir biefe SEBobItbat ni^t oerfagen. 3^^ 
lebenbiged ©ein mit blcibenbem ©inbrucf in Seine ©rinnerui 
eingraben, ebe icb ®icb in biefem geitlicben Seben fur imm 
oerliere, ebe ®u gliicfli^ roirft mit biefem SBeib, bad minbeftei 
friool ift. Seb roobl! ©ebenfe ®einer erotgen fjreunbin." 

3Serrounbert baebte ber Soltor iiber ben 
Sriefed naeb unb b^U^ b^nberterlei SSermutungen fiber be 
felben. „©ottte ©oftanga biefen Srief gefebrieben ^ 

meinen ^ang gum momantifeben gu oerfpottcn, inbem pe 


55 


ubertreibt? ©olltc er t)on ciner SBa^nfinnigcn fctrt, bie jtd^ 
in mid^ nerliebt f)at unb felbft im @mfte an biefe ^imøefpinftc 
gfaubt? ©oUte Dnfel 2tlonfo obcr irgenb jemanb au8 fcincr 
®efellfd^aft eS get^an ^aben, um mid^ rcigcn? ®oci^ ed fei, 

rate immer, bad befte ifl, biefen Srief perbrennen unb nie- 

manbem fagen, ba| id^ i^n er^alten ^abe. ^er l^at fic^ 
felber einen ©trcic^ gefpielt, ber glaubte, fic^ iibcr ben ©inbrucf 
amfljieren ju tonnen, ben bicfer ®rief auf mid^ ma4en murbe.^' 
®cr ®oftor oerbrannte ben 8rief: meber SlefpetiHa, nod^ 
feiner ?lRutter, ber er fonft attcd oertraute, teilte er ein SBort 
I iitcr biefen 95rief unb feincn 3(n^alt mit. 

(Sr ful^r fort, goftanja am Jage ju licben unb i^r bed 
9la(§td burd^ bad ©artengittcr fcine Siebe ju geftc^en; aber 
roenn er bann attcin in feincm ^iutwer toar unb feine 9leroen 
oon bem nad|t(id^cn ©tcHbic^cin ubcrreijt maren, glaubte er 
ein eigentiimlicbed ©crdufd^ neben ftdb ^u ^bren, ald ob an 
feiner ©eite ein ©d^atten ^inglitte. @inmal errøad^te er aud 
bem ©d^Iafc, jittcmb unb mit faitem ©c^roeife bebetft, unb er 
^atte bte ©mpfinbung, ald ob dt^erifc^e Sippen cinen Sufe 
auf fcine ©time gebriidEt l^dtten. ®on ^auftino Sopej be 
SRenboja, ber praftife^e ^^ilofop^, mar befd^dmt iiber feine 
.momentane Seid^tgldubigfeit unb ^eigbeit; aber Jl^atfad^e ift, 
ba^ fid^ biefe ©ciftererfc^cinung brei 9tdd^te burd^ mieber^oltc 
mtb er fcine ganje 5traft jufammcnnel^men mufete, um fid^ nid^t 
ju entfeien. „2Benn ed ein ®eift ift, mad ift ba fd^rctflid^cd 
bobei?" fagte er. „®er ©eift einer fd^bnen ^rau, bie icb einft, 
®ott roeife mann, geliebt l^abcn foll, fann bod^ nid^t gum Snt^ 

S en fein, im ©egentcil jum Sntjuefen." Jamit berul^igte 
berJoftor unb ladste; boc^ fofort oerftummtc fein Sadlen, 
benn er glaubte beutlid^ ben fd^lurfenbcn ©c^ritt eined ©e= 
fpenfted unb bad ©d^Ieifen einer roallenben ©emanbung ju 
loren, unb fogar einen leifen, tiefen, traurigen ©eufjer ... 

3n innerfter ©eele mieberljolte er unjd^ligemale bie ©d^luft- 
morte bed oerbrannten Sriefed: „©ebenfe Jeiner eroigen 
ifreunbin!" 

„SBerbe id^ benn oerriidEt?" fragte erfi^. „®in id^ benn 
eine fo elenbe, fc^roac^e, nerobfe statur, ba^ bie ^|antafie meine 
Semunft bel^errfd^t? ©oH ed in ber 5Kad^t ber erften beften 
fte^en, mid^ um meine Slu^e unb mein flared Urteil ju bringen 
S)ie innere Unru^e erlaubte Jon gauftino md^t, bad ge* 
mo^nte Seben ^u fill^ren, unb mad^te il^m bie unflare ©ituatton 
I Goftanga gegeniiber unertrdglid^. 

[ Jrci 9ldd^tc nad^ ©mpfang bed merfmilrbigen Sriefed fam 



56 


ber ^oltor mit Siefpetilla na(i^ $aufe jur&d. 

Isatte nic^t lange gebauert. @S mor erft groet U^r. 
Sild ber ^oftor um bie @(fe 6og, nal^ette {i^ i^m ein 
arme Sllte unb fagte gang leife gu i^m: „$err jlatmlier, i^ ma{ 
©ie fpred^en, o^ne ba§ 3^' ®iener mi^ l^brt. lomme i« 
fRamen ber eroigen fjreunbin." 

StefpetiHa roar guriidfgeblieben. ®er ®oItor roartete, K 
er l^eranfam unb fagte gu il^m: „@e^ nad^ $aufe: folge tni 
nid^t! @rroarte mid^ roa^enb bid oier Ubr!" 

9lefpetiQa blieb nid^td ilbrig, ald gu gebortben, feinen $eni 
gu oerlaffen unb na(^ Jpaufe gu gcben. .1 

Slid ®on ^uftino unb bie Sllte aKein roaren, fagte bi 
erftere: „SBad rotU biefe eroige f^eunbin oon mir? SBeii 

temanb mir bamit einen ©treidb fpielen roill, fo lann er jii 
barauf oerlaffen, ba^ ed ibn teuer gu fteben lommen foU." 

„@d ift niAtd bergleidben, $err ^aoalier. @d ift é 
emftc Slngelegenbeit." ' 

„Unb roer ruft micb? ©agen ©ie mir ibren Slamen." 
„^(b roeib ibn nid^t, unb roenn icb ib,n roilbte, roiirbe i 
ibn ni^t fagen. SJlein ^uftrag lautet, ©ie fotten mir folge 
um fieju feben." I 

„Iffiie lomme icb l>ngu, jemanben aufgufucben, ben 
nidbt lenne?" 

„fjilrdbten ©ie ficb, §err Jlaoalier?" d 

„^iittercben, i^ lenne leine f^rd^t. ®eb ooraud, ii| 
folge, unb roenn’d »ur §6Ile ginge." 

„Bcb bin beauftragt, ©ie nicbt mitgunebmen, obne 
einige S3ebmgungen gefteKt gu bnben." 

„©pridb gefcbroinb! ^<1 nebme fie an, ooraudgefebt, b 
fie nidbt unjtnnig finb. ®ie Sleugierbe, meine eroige greunb 
gu feben, oermag oiel ilber midb." 

„SReine SSebingungen lauten: ba^ ©ie nie nadb ib« 
Slamen forfdben biirfen, fie nie oerfolgen, nie bad §aud, i 
bad idb ©ie ie|t f&bren roerbe, gu erlennen fudben fouen; n 
biirfen ©ie fragen, roenn ©ie ed je roiebererlennen fottten, tw 
in bem $aufe roobnt, unb roenn idb Bbnon fdblieblicb gunifi 
jfeftt geben roir*, milffen ©ie mir gebordben, bad $aud oerlaifc 
unb mir roieber bid ^ierber folgen, roo idb ©ie bann oerlajfi 
roerbe, bamit ©ie aEein na^ $aufe gurildSebren Ibnnen. Slebiw 
©ie meine S3ebingungen on?" 

„3db nebme fie an." 

„©ie geben 3b* ®b**nroort, bie @ebote nidbt gu ill<l 
treten?" 


57 


øcbc c8." 

„®ann folgen 6ic mir." 

Sro^bcm bie ©tabt Ilcin roar, fcl^Ite c8 ntd^t an einem 
sÉoti^rint^ non (Saffen unb Odfed^cn, in røcld^cn fic^ 2)on %a\x- 
ftino unter ber Seituna ber Slltcn n'erlor. 

©nblic^ blicb bie ^Ite nor bem 2:^ore eineS ^aufeS fte^en. 
f6ic He^ ben ®oItor eintreten unb folgte i^m, inbem fie ba^ 
fl§or roieber fd^lo^, unb beibe befanben ftd^ in ticfer ^Jinftemié. 
®er J)oftor leøte bie $anb an bie $iftole, bie er im ©iirtel 
fhwg. ®ie 3llte bffnete mit einem ©c^Iiiffel, ben fie bei ftd^ 
|attc, eine Æ^iire unb beibe traten iiber bie ©c^roeffe. 

* 2)iefclbe ginfternié ^errfe^te bort. 

9)ie 2llte fafete ben ®oitor bei ber $anb unb fiil^rte ii^n 
nier eine ©tiegc. ®ann gingen fte burd^ j^roei 3iwtmer, bie 
eienfoUS bunfel roaren. ©d^lieblic^ famen fte ju ciner 
bur4 bie ein 2id|tftrabl fiel. S)ie 2llte flopfte leife an. „§erein/' 
^agtc eine rociblid^e ©timme. 

* „åreten ©te ein, §err ^aoalier!" fagte bie 9llte. 

^ ®on jtauftino trat ein, unb bie 2llte blicb brau^en. 

3)ag armlid^ eingeriditet, aber fe^r fauber. 

Sluf bem Xifd^e ftanb eine Sampe unb im ^intergrunbe roar 
^noci eine Æ^ure, bie o^ne 3w)eifel ju einem 2llfooen fii^rte. 

3nmittcn beg fd^lanfc ^au, in 

Sfiroarj gefleibet. Sud^ i^re §aare roaren fd^roarj, fd^roarg roie 
66en§olg. ®efi(^tgfarbe roar bunfel; i^re 3lugen rounber^ 
fcion unb fd^roarg roie i^re $aare. ©rfd^einung 

irar elegant. 

Qbrooi^l fie bla^ roar unb einen leibenben Slugbrudl ^atte, 

man ibr an, baf fte faum groangig ^a^)x^ alt røar. 

‘ „Stein §err," fagte jene ^rau mtt rooblllingenber, etroag 
unfieberer ©timme, „oergeiben ©ie, ba^ idb ©ie bcldftigt b^^^e, 
guerft, inbem icb Sb^en febrieb, unb bann, inbem icb ©ie naljegu 
gepungen b^^^e, mir biefe Unterrebung gu gerodbren. 3llg icb 
fd^ricb, roar icb febr aufgeregt, idb glaube, icb ^ieber. 
3)ag mag 3b^^^ jebroebe ©jtraoagang in meinem Sriefe er^ 
lidren." 

„SBaS fott icb, w)enn bem fo ift, oon 3b^^*^ Sriefe balten?" 

,,S[Bag id^ gefebrieben, ift SBabrbeit unb icb 6at nur um @nt= 
febulbigung fiir bte 2lrt unb SBeife, roie icb’S 3b^^^ fd^ricb." 

„©o finb ©ie meine eroige ?jreunbin?" 

„©ie fennen micb febon lange?" 

„3^b ©ie ... ©ie aber baben micb oergeffen." 



58 


,,§elfen ©ic meincm ©ebdd^tniS auf bie ©pur! SBo unb 
Tuann |abcn roir ung gcfcl^cn?" 

„§ore, ^auftino! SScr^cil^c, roenn xå) fo ju bir fpred^e, bi(^ 
bci beinem 9lamcn ncnnc... 2Sir l^abcn ung fo fe^r gclicbt!" 

Ser Softor bctrad^tetc mit grogter Slufmerffamfeit bie 
fdronen 3^9^ unb glaubte fx^ berfelben gu criltncm; 

ober nur gang oerroorren unb o^nc beftimmten 2lnl^ttltgpunft. 
3luci^ ibre tiefe fpmpatbifcbc ©fimme fam i^m nid^t unbefannt oor. 

„^auftinol'' fu^r bie grau fort. ^abe cg bir fc^on 
■gcfdbricbcn. 9lun fagc id^ cg bir. 3^ i« biefem Seben 

nic^t angeboren. 6inmal aber rooHtc teb btcb fe^en unb fprecben,| 
roir ung fiir immer trennen. @in graufameg ©dbidffal ocr*; 
l>ammt micb, bid^ gu flieben . .. Siebe jeneg ^dbd^cn! @otti 
^be, bafe fte beiner roiirbig ift. ©ci gliicflicb mit ibr! ... 
iiBiltft bu mir etroag gulicbc tbun?" 

„gorbere, roag bu roittft!" fagte ber Softor, inbcm er 
liberlegtc, ob fie roobl roabnftnnig fei, ob bag ®angc cinc 
mobic ober ob er felbft niebt reebt bei ©innen fci. 

,,®ib mir gum 2tnbenfcn an bicb," fagte bie ^rau, „cine 
Soefe oon beinem blonbcn §aar." 

5laum b<^tte ftc bag gefagt, a(g fie ficb audb f(bon bem 
Softor ndberte unb mit einer ©ebere, bie auf bem Sifdbe loj, 
«ine Sorfe abfcbnitt. 

Sag roar oSeg fcbneQer gefebeben, alg man eg gu ergdbleii 
^erma^ 

„^un b<Jft bu midb roiebergefeben/' fubr fie fort, „oergi§ 
micb niebt roieber ... SBenn bu unglutflicb roerben foffteft, rufe 
micb, unb icb roerbe fommen, um bicb gu troften. 
gliicflicb unb bebarfft meiner niebt .. . ©age mir aufriebtig: 
liebft bu Soita Softanga? .. . Slntroorte bie reine SOSabrbeit, 
roie eg einem 

Ser Sof tor fonnte niebt anberg alg antroorten: ,,3®^ '4 
liebe Sofia 6oftanga." 

„@eb, geb!" rief bie ^rau mit febmergberoegter ©timtne 
nergroeifelt aug. 

Son ??auftino ging, ibter gebietenben ©timme gebord^enb; 
aber im felben Slugenblief legte fie beibe 9lrme um feinen 
Ser Softor fiiblte ben §aueb ibteg fugenblieben Sltemg unb 
Jbeifee .^uffe auf beiben 3lugenlibern. 

©inen Slugenblief lang ftanb er roie betdubt. Slig er roieber 
ficb b^ll^ Won oon ibm entfemt unb 

roar burd) bie Sbiir im §intergrunbe, bie fie \)\nUx fieb feblo^, 
ocrfd;rouuben. 


59 


SMc 2llte røar an fciner ©eitc. 

„galten ©ie SOBort/' fagtc biefelbe, „unb folgcn @ic mir, 
id^ fiibre ©ic unfercm 2luSgang3punftc juriii." 

3)on gauftino fal^ cin, bafe jcber SBibcrfprud^ unniil ge- 
Dcfcn mare. 

@ie fii^rtc il^n, offcnbar auf Umrocgcn^ um i|^n irre ju 
må)m, burd^ einc 9Kenge Stråben, ©nblid^ nerlieb fte i 9 n 
)or bem 3:^ore non ®ona Slracelig §au§. 


Jeljntes gapitel. 

Unter bem frifd^en (Jinbrucf, ben bie Unbcfannte ouf il^n 
jemad^t, ricf er alle ^auen in fein ©ebdcbtnié jjurilcf, mit 
®eld)en er je in cinem aud^ nur liebeSd^nlid^en ^erl^dltniffe 
wftanben Isatte. 3)aS einjige, maS ber S)oItor, inbem er alle 
feinc ©rinnerungen maebnef, entbedte, roar, bab er nod^ nie 
gcliebt Isatte, ©cine erfte Siebe roar fomit ®ona ©oftanja. 

®arau3 ging i^eroor, bab feine eroige ^reunbin inner^alb 
ber ©renjen beå ^aturlid^en ftd^ nie feinem 2tu^e gejeigt Isatte, 
lo lange er ein SDlann roar unb fid^ S)on f^aufttno nannte. 95ei 
jener gel^eimnidDoIlen Segegnung Isatte er fie gum erftenmale 
gefcl^en. 

3)rei bis nier 2^age neraingen unb ber lebl^afte ©inbrucf, 
ben ber ^ub jener namcnlofen grau, ber il^m anfangS nod^ 
lange auf ben 3lugenlibem brannte, roar nerlofd^t; aber baS 
Silb jener ^au, beren 3lugen il^m tief inS §erg gebrungen, 
blieb barin unauSlnfd^lid^. 

3Jlit ber 3eit fe|te fid^, nad^bem er feine eroige jjreunbin 
in SBirflid^feit gefe^en, ein pl^antaftifd^eS S3ilb nnn i^r tn feinem 
©ebdcbtniS feft. SSBenn er bie 3lugen fd^lob aber im S)unfel 
irar, fa^ er fie in einem leud^tenben 9timbuS. 

SBenn aud^ unbeutlid^ unb nerroirrt, fanb ber 2)oftor eine 
Sle^nlid^feit ^roifd^ien bem 93ilb, baS i^m non i^r norfd^roebte, 
unb einem anneren, baS er im ©ebd^tmS bel^alten Isatte, ©eine 
‘Slutter ^atte in il^rem ©emad^ ein Silbnis auS bem XVI. 
r^afir^unbert, baS non ^antoja l^erguru^ren f(^ien. ©S roar eine 
®ame, in fd^roargen ©ammet gefleibet, mit eingefd^nittenen, 
irulftigen Slermeln, einem ^alsbanb auS prad^tnollen perlen, 
fefjonen $aIS: unb §anbfraufen, unb im §aar niele 2)ia5 
uianten. Dbrøo^l fein 9lame barauf ftanb, roubte man, bab 



60 


bicfeS SSilb bag ^Portrat bcr ber 2)amc aug $cru, 

røar, mit berett ®elb man bag altabelige §aug ber Sopej bc 
^enboja erbaut Isatte. 

9ltci^t øleid^, fonbem erft nad^ ttier Skagen mar bem ®oftor 
bie 3lebnlicbfeit j^mifd^en feiner erøigen greunbin unb biefem 
Silbe aufgefaCen. 

Setbftoerftdnbli^ toar bie poetifd^e ©inbilbunggfraft beg 
®oftorg in ooDftdnbigem SBtberfprud^e gu feinem SSerftanb unb 
feinem fritife^en ©eift. 3llleg mu|te il^n ubergeugen, ba| bie 
unbefannte grau, bie il^n gelii^t, oon ^leifd^ unb Slut roar. 

Unb ba bem 3)oftor ber 9lame „eroige ^eunbin" gu lang 
erfd^ien, ^atte er bie 2aune, feiner Sifion einen beftimmten 
9lgmen gu geben, unb nannte fte ^aria. 

!Dlerfrourbia roar, ba§, nad^bem ber Doftor fie fo genannt 
unb ofterg im ®eift mit biefem 9lamen gerufen Isatte, er ftd^ 
mit ©rftaunen unb oon biefem feltfamen ^uft^n^incntreffen un- 
angenel^m bertil^rt, erinnerte, bajs bie Soja rod^renb i^reg 2e= 
beng, gur 3legierungggeit beg ^bnigg ®on $^ilipp II., ouc^ 
®ona ^Jlaria genannt roorben roar. 

®on gauftino fielen oerfd^iebene ©efd^id^ten ein, bie er 
gelefen ober ge^brt ^atte unb bie i^n mand^mal auf bie abfurbe 
3bee braéten, ba| feine eroige ^^eunbin eine ©emeinfd^aft mit 
ber Soja b^^ben mitffe, unb i^m anbererfeitg bagu oer^alfen, fxå) 
bie gange Sod^e auf nattirlid^e SØSeife gu erfidren. 

®a bie ©rinnerung an bag Silb nid^t ooUftdnbig beutlic^ 
unb bie an bie Unbefannte, bie er nur roenige 9Jlinuten gefe^en, 
nod^ roeniger beutlid^ roar, fonnte bie Slel^nlic^feit me^r ein- 
gebilbet afå roirftid^ fein. Sielleid^t Isatte bie ©age, bafe ber 
®eift ber ©oja im $aufe roanble, um il^re ©c^d^e unb ^exkn 
gu bebiiten, il^n auf biefe gebra^t. 2llg er nod^ Ilein 
roar, ^atte man i^ end^It, ba| ber ®eift ber Soja ber un^ 
rul^igfte oon atten ©eiftem unb ©efpenftem ber familie fei. 
2ln biefe unb mand^e anbere ©efd^id^te erinnerte ftd^ Son gau* 
ftino nod^ fel^r roo^l. 

3inbeffen fd^ien eg il^m notroenbig, Slefpetitta gu befel^Ien, 
ba^ er gar niemanbem, aud^ 5KanoliUa niept, anoertraue, ba^ 
er eine ^ad^t attein auber §aufe gugebraebt b^be. Sttefpetitta 
fd^roieg aug 2iebe gu feinem §erm tro^ feiner ?leigung gum 
©d^roa^en. 

Ste Unterrebung, roelcbe Sona Slraceli mit Goftangita 
batte unb oon roelcber roir beric^tet buben, roieberbolte ftcb nocb 
einigemale. 

Sona 3lraceli baebte, bie ©cbilcbternbeit Son ^auftinog 


61 


fei fd^ulb batan, ba^ bie Siebeiangelesenl^eit jrøifd^én tl^nen 
ni(§t oorroiittS fam; jte befcblo^ beSbofb, i^n batiibet jut 
Slebe ju ftellen, unb na^m i^n eineå JageS mit auf i^r 3i>n>net 
unb fagte: „3Rein ^unge, i(^ moKte bis jefjt nid^t mit bit fiber 
bie ^d^e reben, aber eS ift notroenbig, ba| tA eS bennod^ 
t^ue. fel^e, ba| bu meine 9fid^te liebft. @efte^e eS nur! 
3ft eS nid^t roa^t, ba^ fie reijenb ift? SP 
ba| fie fiberauS grajioS ift? 3ft eS nid^t roabr, ba^ bu fte 
(mbetéft?" 

„3a, fjante, icb bete fie an," fagte ^auftino. 

„mkrum fogft bu i^t’S benn nid^t, 3)ummfopf ? 3<^| 
baf ^e fe^r geneigt ift, bi^ ju lieben; aber foU fte melleic|t 
um bi(b freien?" 

®er ®oftor, ber baS ©e^eimniS feineS ndd^tlid^en ©tell* 
bi(|ein tvarten tnoKte, ontniortete: „9lber too unb mie foQ ic^ 
meine ©ouftne fpred^en, roenn fie immer uon fjreuttben um* 
geben, obet an ber Seite i^reS SSaterS ift?" 

^a fonnte ^ona Sfraceli, obroobl fie oerfttrocben ^atte, 
nid^tS oon bem SiebeSbrief gu errod^en, ben Softangita i^r 
oorgelefen batte, nit^t me^r an fi^ galten unb fagte: „@ei 
nic^t l^interbdltifc^, roe^ mtt ber SSerftefiung! 34 
bu an ©oftangita gefd^tieben, il^r beine Siebe erfidrt unb fte um 
ein ©tellbic^etn gebeten b<»ft- 3« mitteilfamen Stugem 
Hidi l|at fie mir beinen Stief »orgelefen. ©ie fagt, fie roolle 
bir nid^t ontroorten. ©cbreibe il^r no(^ einmol unb bu roirft 
fe^en, bafe fie bir antroortet!" 

3n biefer SSeife rourbe baS ©efprdd^ noé eine lange SSeile 
geffi^rt unb ®ona 2fraceli fe^te bem ®oftor oermoBen gu, bafe 
biefer gum ©d^Iu^ geftel^en mufte, baf er fd^on einigemal bur4 
baS ©ittertbor in ber 9iad^t mit ©oftanga gefprod^en. 

S)ona Sltoceli begrfi|te biefe ^eutgfett mit 3“'&el “wi* 
freute fid^ mel^t batfiber, als roenn fte felbft burtbs ©itter ge= 
fptotben b^tte. ©ie rooKte aQeS, aud^ bie fleinfte lileinigteit 
roiffen unb roar gang au|er fid^. ©ie ffi^lte mitil^nen, als ob 
i^T $erg gugleid^ baS $erg ^auftinoS unb baS $etg SoftangitaS 
rodre unb groar biS fiber ben ^opf »erliebt. 

^on ^auftino mu^te afieS ergdl^len unb baS SSid^tigfte 
roieberbolen. 

„S)u aSmdd^tiger ©otti" rief ®ona Slraceli auS, „nad^ 
ftebenmaligem ^iftcøcfptd^ in ftiOer 9lad^t, bei fd^immembem 
®temenf(bein, umgeben oon beraufd^enbem Slumenbuft; beibe 
fA5n unb jung, unb nid^tS gef^iel^t; fie tommt gu feinem @nt: 
fqlu^ unb befennt nid^t, ba| fie bid^ liebt. $at fie ein $erg 



62 


x>on Stein? $a(en beine Sippen fte nid^t Serul^tt, nic^t einmo 
il^re ©tim?" i 

,,3lein, Jante. 9lur i^re reijcnbc $anb ^abe id^ gcfilfet/ 
„9ld^, 3lef|e, 5Reffe! ffienn bu nidjt fo roa^rl^eitglicbeiii 
Tocircft, roilrbc id^’d bir nicbt glauben/' ^ 

„Jante," antioortcte Jon gfauftino feufjenb, „id^ glaubcj 
bab éoftan^a nttc^ nic^t Uebt." 

„9cein, mcin ©oj^n, faøe baS nid^t. Softanga liebt bi4 
SBenn fte bid^ nid^t Kebte, adbe ed feine Sntfd^ulbigung fiå 
ibre ndd^tlid^cn ^uf^iw^wicnfunfte mit bir. @8 ^anbelt [xå) nu« 
batum, bab bie i^eilige j^ird^e euren 93unb unb eure Sieii 
fegnet. 3d^ merbe bie ©ad^e fc^on in Drbnung bringen, obei 
id^ bin bed 5Ramend nid^t mert, ben id^ trage." 

„Jante, bebenten ©ie, mad fie t^un, unb ftiirgen ©ic mitj 
nid^t ind SSerberben. ©agen ©ie um ©ottedmitten fioftan« 
nicbt, bab icb nid^t gu febrøeigen mubte unb unfere ©teu: 
biebein oerraten ^abe. ©ie rourbe mit cd nie oergciben." 

„Srfebrief nicbt unb gittere nicbt! SBenn bu fo fortfdbrfl 
roirft bu ber grobte ^antoffelbelb, oon bem bie ©efebiebte et 
gdblt. ®u mirft feben, ba| icb ©oftangita niebtd oerratci 
merbe. 3^ merbe anbetc 9JltttcI fueben, um fte obHig fur bie 
eingunebmen." 

„Janfe, Jante; febr oorftebtig, febr oernunftig .. . ei« 
Uebereitung Ibnnte affed oerberben." 

„ Jic ©aebe tfk in guten §dnben. Ju mirft febon feben.** 
„®ott gebe ed, Janteben." 

„$5re, ^auftinito, icb wiub bir etroad fagen, memt bu miA 
aucb, meit bu em ^bilofopb bift, reebt audlacben mirft; aberi^ 
roiff, bab bu mir fitr bie Unrube banift, bie icb 
miffen burebmaebe." 

„2Bad ift gefd^eben? 3fi Dnfel Sllonfo oieffeiebt bofe, mei 
©ie meine Siebe gu feiner Joebter begiinftigen?" 

„9tein, bad ift ed nicbt. Uebrigend bett Dnfel Sllonfo fctn( 
^reube an biefer Siebe, roenn er aucb nicbt gerabc bofc barubet 
ift. Jein Dnfel ift mit offen ©alben gerieben unb man mufett 
ebenfo fein, um feine eigentliebe SWeinung gu ergriinben. ®aJ 
eingige, mad feftftebt, ift ba^ er ficb ber 9ERetnung feiner Joditet 
unterorbnen mirb, roenn biefelbe ficb entfebieben gu beinen ©unfteri 
roenbet. 3^^ *0*^« itbrigend aud^ nicbt oerbcblen, bab bel 
Dnfel nicbt gerabe entgiieft oon bir tft; er finbet, bu feieft citi 
Jrdumer, febr gerftreut unb unpraftifcb unb .. . i^ mage fauiit 
ed audgufprecben, benn idb felbft fann ibm in biefer $inftA*^ 
nicbt gang unrecbt geben..." 


03 


„SBeffcn flaat er mid^ an?" 

„6r flaat bic^ .. 

^9lun, fprec^en @ic." 

„@r flaqt btd^ an, irrcKgtdS p fcin; aber id^ ^offc, bu 
røirft bid^ befebrcn laffcn. w frommen ®U(^cm oer= 

f^icbcne Scbenéqcfci^icbtcn l^ober ®amcn gclefen, bie fid^ mit 
jubife^en, maurifd^en ober leibnifd^en ^onigen oermdl^Iten unh 
fte befe^rt l^aben. 2 Barum follte baS 6 ofiani\ita nid^t gelingen? 
§at fie oieBeid^t meniger einfd^meid^elnbe éerebfamleit, ober 
røeniger Sleige ald jenc?" 

[ „ 3 a, Jantd^en, feien ©ie ilbcrgeugt, ba^ Softanjita mit 

i mir unb auS mir madden fann, roaS fte røiH, roenn fie mid^ 
liebt. 3lber, fagen ©te mir enblid^, roaS ©ie bcunrul^tgt." 

„^Jlein ©o^n, e« ftnb ®ummbeiten unb bu roirft mid^ 
auSlad^en." 

„3d^ roerbe geroife nic^t lac^en; reben ©ie." 

„®u roirft aleid^ felten, roie fd^road^ unb furd^tfam roir 
Jrauen ftnb. ®u roeijt, ba^ id^ einige mit beiner 

Slutter mfammen oerlebte, el^e fic fid^ oer^eiratet ^at; bafe id^ 
fpdter, als bu ein fleineS Rinb roarft, Idngere mit i^r in 
Sittabermeja jubrad^te; bafe roir unS ftetS gefd^rieben unb treue 
jfreunbfd^aft gel^alten l^aben. 2)u roirft balder nid^t erftaunt 
fcin, roenn ic^ bie ganje (Sefcbid^te beiner familie unb beineS 
j^aufeS roeig." 

„Unb roaS fann ©ie babei beunrul^igen, Svante? 2)ab id^ 
arm bin? 3d^ leugne eS nid^t." 

„3)aS ift eS nid^t, mein ©ol^n; baS ift eS nid^t. 3 ^^ fogte 
bir ja, bab eS eine ®umml^eit ift; ein SBal^n, ber mic^ bennocb 
liurocilen beunrul^igt. S)u roeigt, bab bie Seute in SSiHabemteja 
fid^ erjdbicn, in eurem $aufe gel^e ein ®eift um, ber bei atten 
©reigniffen fid^ geigt. ®ein 3Sater, ber bie ^ur^t nid^t fannte, 
ergdbltc mir emmal, bab befagter ®eift il^m bei beiner ®eburt 
im ©d^Iafe erfd^ienen fei unb bunfle ^rop^egeiungen oerfunbet 
^e, bie er mir niét erfidren fonnte ober roottte. ©pdter 
borte idb nodb eine ungabl 2 lmmenmdrdben. ®a nun beine 
Slutter baS SilbniS ber 6 o^a, bie feit 3 ob^bti*^berten atte 
mSglid^en 2 ^eufeleien oeriiben foff, in il^^em ©alon ^oogon bot, 
fenne idb i^te S^ge fel^r gut. 5Run finb meinc Jleroen in ben 
letten 2 ^agen fo iiberreigt, bab befagten ®eift in ber irbifdben 
§tttte ber 609 a gu feben geglauk bobe." 

,,©ie boben bie 609 a gefeben, Svante?" fagte®on gauftino 
mit einem ibm unerfldrlid^en ®efubl oon Sangigfeit. 

„ 3 o, icb bobe fie einigemale im ©d^Iafe gefeben, unb fie 




64 


l^at mid^ t)off angcblidt unb mir frf;icn c8, ate oB f 
bagegen fei, ba^ iå) nttd^ eurer SSerloBung annel^me. Ur 
oBrøol^l id^ einfel^e, WB eS eine 2^l^or^eit ift, fonnte td^ nti 
bod^ ber %\ixå)i nid^t erroel^ren. ©eit einigen 5Rdd^ten (baS tnr 
aber gang unter unS bteiben) laffe id^' unter bem Sorroanb 
ntid^ nid^t røol^I m befinben, eineg meiner ©ienftmdbd^en b 
mir im 3i^wier fd^lafen." 

„ 2 lber ©te l^aben bie 609 a hoå) nur im ©d^lafe gefel^ien^ 
„333ie fottte eå anberS fein! SWein ©ott, i^ fann bod^ nid 

S eben, bafe bie ©eelen ber 35erftorbenen burd^ 

Sa^rl^unberte l^ier fpagieren geben, um bie Sebenben i 
erfebredfen ober ju unterbalten. ®aS fonnte mir nod^ fejlen! 
„®a« ift riebtig, 2:ante." 

„®aS ©cblimme ift, bafe bie ©inbilbung niel nermag. © 
fann einen 3Babn erjeugen, auS bem roieber b^nbert anbe 
entfpringen. ermdbne ba§, meil icb nor einigen Jage 

friib morgens jur ilirebe ging. 3cb fniete an einer bunfdi 
einjamen @(fe nieber. SlnfangS bemerfte icb ba^ a 

meiner ©eite eine fcblanfe, fcbmarjgefleibete gran røa 
bie ju beten febien. 3^ tnarum, aber ibre ur 

geroobniiebe ©rfebeinung nabm na^ unb naeb meine ganje 3lu 
merffamfeit in ^nfpru^. Sor mir erbob fte ficb, um ju gebet 
©ie manbte mir babei i^um erftenmale baS ©efiebt ju unb ii 
batte ben nerrotinfebten ©infall §u finben, ba^ eS bemjenigc 
auf bem 93ifbe beiner 3Rutter gleicbt.'" 

„Unb ©ie b^^en bie %xau niebt miebergefeben?" frogi 
®on gauftino. 

„9tein, nein, id^ fab fie nid^t nieber. Dbne 
biefer hallucination einigemal im S^raum 

gefeben; aber baS 3ci%« ^reujeS nerfebeuebt alleS W 
unb icb traebten, feine ^rebt mebr ju bt^ben. Unb roen 
aucb ber leufel felbft bagegen fein foHte, tniU id^ bod^ mei 
®loglicbfteS tbun, bamit bu Softan^ita b^iroteft.'' 

®amit f^lo| ®ona Slraceli bie Unterrebung unb nerlie 
ben ®oftor mit emeuter h^ff'^wng auf (Srfolg unb ©liicf i 
feiner Siebe unb bocb ein roenig oerroirrt unb naebbenflieb infote 
beS feltfamen 6opa, baS ^ortrdt unb bie eroic 

greunbin betreffenb. 


65 


Sairitel. 

®on gauftino fing an, ctne trauriac SRoIIc ju fptelen. 
?lllc Seute in bcr ©tabt, ba man ja in fleinen ^roDin/\ftdbten 
allcS mei^, crgd^Iten ft(^, bafe er auf greierSfu^cn gefommcn 
roar; unb ba e§ gu teiner Serlobunø fam, lonnte man eine 
3l6n)eifung erroarten, unb je langer bte ©ac^e in ber ©dljbebc 
Hieb, befto mel^r murbe bariiber gefproc^cn. ®er ®aftor mar 
i fein SBeltmann unb bagu nad^ uerhebt unb merfte uon aHe^ 
i bem nid^tå. 

[ 2)ona 3lraceli liebte ®ona Softanga uon gangem $ergen, 
éer bennod^ mipel i^r bie SSerftellung unb ^wrucfl^altung i^rer 
3lid^te, bie bur(^ baå ©artengitter mit bem ®oftor fprad^, o^ne 
i^r anguuertrauen; unb mel^r nod^ mi^fiel i^r il^re ©elbft= 
be^errfdjung, burd^ meldte fie eå uermod^te, einem jungen 5Kanne 
ron ben ©aben gauftinog, ber ol^ne mdl^renb beg fieben= 

maligen ndd^tli(§en wit feuriger Serebfamfeit 

in jte gebrungen mar, gu røiberftel^en unb bag Saroort gu uer^ 
roeigem, inbem fie fortfu^r il^r §erg gu befragen, ol^ne bie 
Slntroort begf etben gu ergrunben. 

5Rad^bem ®ona 2traceli tange unb einge^enb atlcg ermogen 
I batte, fie i^re 3Jlantitte um unb ging in bag §aug ®on 
jltonfog, feft entfdbtoffen, bie ©ad^e oi^^e Umfcbroeife gum 3lb= 
' f^^tué gu bringen; benn je langer eg nodb bauem miirbe, befto 
grover murbe bie Seteibigung fiir Don ^auftino fein, im ^atte 
er abgemiefen murbe. 

^)on aitonfo mar im itafino unb Dona ©oftanga empfing 
i^re Dante allein. 

„6oftangita," begann Dona 2lraceli fofort, nad^bem fie 
^5Ia^ genommen, „eg ift notmenbig, ba^ mir ung oerftdnbigen. 
Der ©olb^ meiner beften g^eunbin ift bi^^^c^Ø^fommen, im 
®ertrauen auf mein SBort unb bie guten Dienfte, bie icb an^ 
aeboten, unb eg pafjt mir nidbt, ba^ man i^n gum 9tarren bdlt. 
Siebft bu i^n, ober liebft bu il^n nid^t?" 

„Dante, Dante/' erroiberte Dona ©oftanga, „bu fommft 
ja mit gegiidtem Doleb auf mid^ gu. Dag ift ja furd^terlidb. 
2 Bie fott id^, mag folt i^ ba antmorten? miinf^e, meinen 
Setter gu lieben, aber icb tiebe ibn nocb niebt. Dag ift niebt 
meine ©d^utb. åann icb nteinem Bergen befebten?'" 

„2lber, ^inb, mag fur eine 2lrt oon $erg b^fi benn? 
3Jacb oiermbdbentlicbem Seifammenfein fagt Sir Sein §erg niebtg, 
roeber fiir, nod^ gegen ibn?" 
u. 8. 


6 



66 


;,9Ilein fc^roeigt nicBt. fagt mir nur ju mel unl 
mcin ilopf antroortct barauf, unb jmifci^en meinem ^crgei 
unb mcincm Æopf cntftcl^t cin ^ampf, ber mid^ gur Serjroeif 
lung bringt." 

„SScrtraue mir bod^, goftan^ita," fagtc ®ona Sraceli røeic^ 
inbem fic il^rc 9?id^tc ^drtU^ umarmtc. 

„9lun benn, ol^ne Umfd^roeife, 2^ante: id^ bin ein uner 
falireneS ?!Jldbd^en unb mei^ menig non Seibenfe^aft unb Siebe 
aber id^ nermute, ba^ eå barin ein mel^r unb minber gibt, tt>i 
bei aHem. 93iS §u einem geroiffen ®rabe glaube id^ meinei 
Setter ju lieben, benn er ift bisfret, gut, gebilbet unb l^at noc 
mele anbere fc^d^enåroerte ©igenfi^aftén. 3Wit ber §dlfte, f 
mit einem Siertel non ber Siebe, bie id^ fiir gauftino empfinbe 
rourbe bie erftbefte ftd^ nieHeid^t geniigen laffen, um ftd^ nti 
einem 3Dlanne ^u oerloben unb i^n bann gu l^eiraten. Slber 
benfe guniel bariiber nad^ unb mii^te meinen Setter breima 
fo oiel lieben, atå icb i^n liebe, um meine Sebenfen gu iiber 
roinben unb i^n gu l^eiraten. 3d^ glaube, baj er mi^ liebl 
aber aud^ feine Siebe miijte breimal ftdrfer fein, at8 fie ift/' 

„2Biefo? ©rfldre mir baå." 

„®a§ ift fe^r einfad^. 9Rit einer unermejlid^en, l^o^ei 
Siebe røiirbe unfere Serbinbung eine gliidElid^e fein. SBir miirbei 
Jier ober in Sillabermeja in einem emigen 3ibntl leben, unfer 
Seft^ungen pflegen unb nerme^ren. Sber ojne biefe groj 
Siebe, roie eS Jente ftejt, bin icj geneigt gu glauben, baj, meni 
mir ung Jeiraten murben, mir beibe ungludtlicj miirben. 3^ 
miirbe mit bem Seben Jier ober in SiHabermeja nidjt gufriebei 
fein unb ^auftino noej meniger, benn er ift fejr ejrgeigig. 6 
befi^t niejtg unb icj Jabe fejr menig gu ermarten. Unb bami 
fann man in 9!Jlabrib niejt leben. 3^J annejmen, gauftin 
fei ein ®enie, ein SBunber. ®laubft bu, baj er mit feinei 
Serfen, feiner Sitteratur, feiner ^JilofopJie taufenb ®urog ir 
3 ajr oerbienen mirb? 3^ glaube eg ni^t. SBenn er S^liti 
treibt, fonnte er oieHeieJt eine mid^tige ©enbung erjalten fii 
fed^g 3Wonatc ober ein ^^^J^ unb bann miirbe mieber ein lange 
©tiHftanb eintreten. ^auftino ift fein praftifejer 3Jlann, un 
ba er mejr in einer 9Belt feiner eigenen SJtJutafie, alg in be 
ffiirflicjfeit lebt, mirb er ftetg arm bleiben. miH bami 
nieJt in Slbrebe fteHen, baj g^auftino alg ®elejrter, Slebne 
ober ^oet gldngen fonnte, aber mit biefem ®lange fann ma 
bie SJlobiftin ni^t gajlen, feine eleganten SJlobel, feine SBager 
feine Sferbe, feinen ©ejmudt, feine 2^oiletten, furg, niejtg im 
allebem faufen, mag eine ®ame brauejt, um felbft gu gldnger 


rødre traurig fiir mid^, røenn id^ mid^ mit bem Slcflcj 
Don meine§ 3Jlanne§ Jlul^m jufrieben gcBcn mii^tc unb, fallå 
idj mid^ einmal jeigen miirbe, bie ®amen ber Slriftofratie mid^ 
fiir eine untergeorbnete ^Pcrfon anfel^en unb fragen røurben: 
,®er ift benn bag?‘ unb anbere rourben antmorten: ,®aS 
ift bie %xa\x 5Winifter fo unb fo; bag ift bie gran beg 3)oftor 
gauftino, ober beg poeten ^auftino/ ©d^Kmmer ift eg frei= 
lic^, menn man ben 3Kann nur burd^ feine ^rau fennt, mie 
bag oft norfommt, aber aud^ bag ©egenteil ift drgerlicf) unb 
\å) bin nid|t geneigt, bag ^u ertragen. ^d) mitt bir afleg ge= 
i fte^en. 3lid^t aug ftrdflid^er ^ofetterie, fonbern getrieben oon 
■bem 3Bunfd^e ju lieben unb oon ben irdumen an ein 3^9^/ 
unb Toieberum oon entgegengefe^ten S^rdumen, ^abe id^ gauftino 
jum ©artengitter gerufen, ^abe mit i^m gefprod^en, ^abe i^n 
meine ^anb fiiffen laffen unb betnalje, beinafje ^abe id^ il^m 
meine Siebe geftanben. ®r roar berebt, leibenfd^aftUd^, fanft, 
aber inbem er feine Siebe mit feinem 2^raum oon Slu^m oer^ 
mengte unb mir bie ©rfuttung feiner §offnungen mit Ieurf)tenben 
ffarben fd^ilberte, um mid^ |^u oerfti^ren, rief er meinen 6^^rgeij\ 
nic|t road(i, unb id^ bad^te nur baran, bab bie SWanner mit ber 
3 eit oergeffen, bafe aucb bag §er§ ber ^rau leb^aft fd^Idgt." 

„2t(|, ©oftanja!" rief ®ona maceli mit Æ^rdnen in ben 
;5lugen.unb fe|r niebergefd^lagen aug. „©g briidft mid^ nieber, 
I eg oerrøirrt micb, roag il^r ?iJldbd^en oon b^utjutage alleg roi^t 
unb errodgt. 3^ meiner bag nid^t fo/' 

„2:ante, bag roar ^u allen 3riten fo. llebrigeng ift eg 
nic^t meine ©d^ulb, ba^ id^ fo bin. 5Rein SSater ^at mid^ fo 
erj^ogen. 2)er poetifd^e Srdutigam felbft, ben ©ie mir aug= 
gefud^t ^aben, le^rt mid^ errødgen, roie id^’g tl^ue." 

2 )ona Straceli oerfucbte nod^ bie l^dblid^en 9Sernunftfdf;Iuffe 
^oftanjitag gu befdmpfen, aber fie erla^mte balb unb ergab 
ficb, nid^t aug ^Jlangel an Uebergeugung, fonbern roeil fie 
fd^roerfdHig im 2)enfen unb ©predl;en roar. 

„Unb roag gebenfft bu gu t^un, mein Sinb?" fagte fie 
gum ©cblufe. 

„SBenn id^ groangigtaufenb 3)urog Stente l^dtte," antroortete 
Softangita, „roiirbe i^, ol^ne gu fd^ioanfen, meinen Setter 
^eiraten. 2)ag roirb bid^ iibergeugen, bajs id^ il^n liebe. 2Benn 
id^ gar nid^tg ^dtte unb fo arm rodre roie er, roiirbe id; i^n 
aud^ gum SJtanne nel^men, benn, inbem er miø gur %xan nd^tne, 
TOiirbe er mir eine roal^rl^afte unb tiefe Siebe beioeifen, bie 
meinen ©tolg befriebigen unb micb oeranlaffen roiirbe, nicbt 
minber ebel gu fein, alg er. 2(ber mein t;alber Steid^tum gerftort 



68 


biefc poctifd^cn Sjtremc unb Derbammt il^u unb mid^ ju ntcbrig 
$rofa, unb c§ bleibt nid^tS anbereS iibrig, al§ mcinen SSctt 
uerabfd^ieben unb ibm ben Stoxh nad^ 3Jli)gIid^feit gu m 
fiijsen. Unb glauben ©ie mir, Svante, bafe icb’g betinge. Sit 
fofite id^’g Qu$ nid^t beflagen, ba id^ il^n bo(^ liebe!" 

Unb tnbem fte bag fagte, fing fie bitterlid^ gu roeinen o 
mie ein fleineg ^inb, bem man fein liebfteg ©pielgeug gcrbrtd 
®ona Straceli leiftete ©oftangita beim SBeinen @efellfc|c 
unb beibe beroeinten lange unb uergmeifelt bie ungludflid^c Sie 
S)on gauftinog. 

©rmiibet uomSBeinen, trodfneten fie fcblieblid^ il^re 2^l^rdn( 
®ic ©onne fd^ien an jenem $age fo leud^tenb roie gerool^ 
lid^. ®ie Stadet tam unb fein ©tern fel^lte am §immel. 

Softangita erfd^ien beg Slbenbg in ber ©efeUfd^aft uno( 
dnbert unb l^eiter roie bie ©onne unb bie ©terne. 

®ona Slraceli fu^te aud^ i^re fd^Ied^te Saune gu oerberg« 
aber eg gelang il^r ni^t fo mie il^rer 5lid^te. ©ic fpielte i 
biefem Sfbenb mie gerøol^nli^. ©ie drgerte fid^ immer fel 
menn fie oerlor, aber an jenem Slbenbe mar fie au§er f 
baritber. ©ie jammerte itber i^r emigeg Ungliidf im ©pi 
feufgte unb fd^alt ben SKarquig oon ©uabalbarbo grob, ru 
er fo ungalant mar, fte gmeimal im ©piel gu fd^Iagen, unb ro 
im Segriffe bie gemo^nte §altung gang gu oerlieren. 

Um ein Ul^r naebtg mar ber ® o ttor mieber oon Slefpetil 
begleitet ant ©artengitter. ®ona 6oftanga tam nid^t fo piinl 
lid^ alg gemol^nlid^ unb erfd()ien enblid^ fel^r traurig unb nieb( 
gefd^Iagen. 

„^auftino/' fagte fie, „mein 3?ater mei^ aUeg; id^ mc 
nid^t, mer eg il^m gefagt b<it, aber er mei§ alleg unb l^at m 
gerabe auf graufame SBeife gefd^oltcn. mufete i^m o( 
fpred^en, nie me^r mit bir gu fpred;en. gdb bredde mein 2Bc 
nur, um Slbfd^ieb oon bir gu ne^men. "DKein SSater miberfe 
fid^ auf bag entfd^iebenfte biefer Siebe unb id^ barf feine 
SBillen nid^t entgegen fein. @in unerbittlid^eg ©d^ictfal tren 
ung. 3Sergib mid^! Seflage micb! ginen 2^roft aber miU 
l^aben, ba id^ bid^ oerliere; langer fartn id^ eg bir nid^t oerl^c^le 
^d^ liebe bid^!'' 

®iefeg „id^ liebe bid^" mar bie ©upigfeit, meldte b 
bittem, fdfjlec^t oerl^ullten ft'orb umgab. ®er ®oftor fiil}! 
(unb er tdufd^te fid^ nid^t, benn bag menfd()li(^e §erg ift e 
finfterer Slbgrunb), ba^ biefeg „id^ liebe bid/' bie eingige 3Bal 
l)eit roar unter adbem, mag Softanga il)m fagte. 6r moUte 
entful}ren unb ^infii^ren, mol^in immer fie nur miinfei^en mod^ 


69 


uiib er »crfid^ertc, ba^ er um il^rcr Siebc røiffen jeber ©cfal^r 
fe ©time bieten roerbc unb ben ^tter naturlid^en unb 
iibernatiirlid}en ?!Kdd^te b^i^Qw^forbere. 

3Rit iiberlegenem ®eifte unb oi^ne ben ©tolg beå 3)oftor^ 
|u oerle^en fu^rte ®ona Goftanga ben 33eiDei§, ba^ eine ge- 
raltfame ©ntfii^rung, eine ^eirat gegen ben ndterlidjen SBiuen 
jcrmieben roerben muffe, baff i^r 3Sater red^t l^abe, roenn er 
jegen i^re §eirat fei, unb ba| fie beibe, obrool^l fie fid^ fo fe^r 
icbten, ungtudlicb roerben roiirben, roenn fie 3}lann unb ^rau 
jaren; ber §immel felbft fei gegen i^re SSerbinbung; bem 
loftor ftel^e eine 3 wtunft ooH ©liid unb 3iul^m offen, unb fie, 
ieit entfemt, feinem boisen ^luge p folgen, roiitbe i^m eine 
Jaft roerben unb i^n b^bern, baå erfebnte 5 ^ erreicben. 

J?urj, ©oftan^ita roar 006 iibergeugenber, begeifterter unb 
aicuétenber Serebfamfeit. 

®er arme 3!)oftor mu^te, obroobl er oerlaffen unb oer- 
|mdbt rourbe, nod^ banfbar fein. 

éoftama roar nicbtsbeftoroeniger feine falte 5lofette obne 
^er^ unb ©efiibl. 3 ^ ib^^^^ 3^ante unb ju bem ®oftor batte 
|te offen unb aufricbtig gefprocben. ©ie fpradb bie SBabrbeit, 
loenn fie fagte, baff fie ben S)oftor liebe. ©ie liebte, liebte 
heftig; aber fte liebte audb ib^^n SBSoblftanb, ibre roeiblid^e 
Sfelfeit unb bie ^offnung, eineé 3^ageg in ber groben SBelt 
Hne gidngenbe unb b^i^oorragenbe 3loffe gu fpielen; unb barum 
perbannte fic gauftino auå ibrer 5Jldbe. 

„®å gcrreifet mir baå §erg," fagte 3!)ona ©oftanga, „aber roir 
terfen un§ nid^t mebr fefen. SBir muffen biefen £iebe§traum, 
>icfe fliicbtigen 2 ^age gefdbrlid^er, franibafter Siebe oergeffen.'^ 

’ ©o fdbmiidtte ©oftanga ibr Dpfer mit Slumen, inbem fie 
ben ®oIcb in baå §erg ftieb- 

å bre ©timme gitterte unb f(broere ^b^anen roUten iiber 
iangen b^ab. 

SBeinenb fenfte ©oftangita ben Sopf gegen baé ®itter unb 
|er 3)oftor brudte beroegt feine Sippen auf ibre febone, freie 
5time. 

®ann fagte ©oftangita, roie auS einem febonen, traurigen 
i^raume erroa^enb: „Sebe roobl, gauftino, tebe roobl!" 

„©o roidft bu mi(b oertaffen, ©raufame?" rief Son ^auftino. 
„ 6 S muff fein, baS ©d;idfal roiH e§ fo. Sebe roobi. $affe 
tid^ nid^tl'" 

„ 3 ^ bicb baffen . . . 9tiema(g! ®ott gebe, baj id^ oer^ 
tnen famt, bi(| gu lieben.'' 

„5Rein, liebe micb niebt . . . liebe eine aubere, bie beiner 





— 70 — 

weniger unrøurbig, obei' lueniger ungludtUd^ ift, al§ td^; ak 
beroaljre mir ein freunbtid^eg ©ebenfen. Sebe rool^I, g^auftino!' 

éoftanjita entfernte fid^ oom ©itter unb oerfd;ioanb, 6e 
gleitet oon ^Jlanolida, bie inbeg mit bem treuen 3)iencr je 
|prod(;en Isatte. ®er ®oftor fparte fcinc S^l^rånen fiir bie 6m 
famfeit, fd^Iief in jetter 3tad^t toenig unb toeinte oiel. 

2 lm ndcbften SRorgen gab er oor, einen Srief oon feine 
^Kutter er^alten ju ^oben, bie ifp mitteilte, bo^ [ie nid^t too6 
fei, unb befd^Ieum^te feine 2lbreife nad^ 5Dlbglicbfeit. 

9kd^bem er fid; ceremonieH oon feinem Dnfel 2llonfo unl 
feiner 6oufine 6oftan§a oerabfdEiiebet, ben Sienem Srinigcibc 
oerabreid^t unb oon ^J^ina 2lraceli, um feinen ©d^merg ju ftiflen 
unjdblige ^iiffe unb tl)rdnenreid;e Umarmungen Isatte itber fid 
erge^en laffen, trat er ben SBeg nad^ Sidabermeja an, begleite: 
oon a^efpetida, ber bie hoffer auf fein Siaultier gelaben ^atti 
mit ben oerfdjiebenen ©etodnbem unb Uniformen, bie il)m rot 
fo toenig SBert unb 5Ru|en geioefen toaren. 


Jurolftes fapitel. 

®er ?!Karqui§ oon ©uabalbarbo gd^lte nal^eju 
3 a§re unb Ijatte itber fiinfunbjtoanjigtaufenb ®uro§ Slente. 
@r loar 3Bitroer unb Isatte feine ^inber. 

2 tuf ben frud^tbaren unb auågebel^nten Sdnbereien ooa 
©uabalbarbo ftanb ein feubaleS ©c^lo^, auf toeld^em feine 
belbenmiitigen 5l^nen, toie ber SKarquié ergdl^tte, burd^ fteben 
!3a^r§unberte bie 5dlauren befdmpft l^atten. 93o§l^afte 3Keti: 
fc^en erjd^lten bagegen, fein ©rofeoater fei ©teuereinne^nter 
geroefen; nacbbem er groben 3leid)tum erioorben, l^abe er :iu 
^eiten Garloå’ III. biefen Sefij^ erftanben unb fein Sater l^ak 
burd^ feine luftigen ©cl)erge, bie ftetg bie Sad;luft SRaria Suifae 
erregten, ben 3Diarqui§titel erl^alten. 

@inige§ oom l^eiteren 6l)arafter feineé Saterå Isatte er 
geerbt, aud^ oon feinem 9Bi^ unb feiner 9lnmut, bie bemfelbcii 
oon fo gro^em 9Zu^en maren; aber im ©runbe mar er cin 
fel^r ernfter unb fittenftrenger Sdann. ©eine dltere ©d;toefter. 
bie ©rdfin bel ^Jlajano, ftanb im ©erud^e einer §eiligen un^ 
ber 5Dlarquig pflegte il^re 9tnfid§t al§ ma^gebenb ju betrad^tni. 

(Sinen 3)?onat lang Isatte ber 9)tarquié fd;on fern oon il)i 


71 


wwcilt unb fcinc ©d^røcftcr jcrbrad^ fid^ ben Æopf bartiber, 
roa§. ibn rooljl fo lange guriicf^alten fbnne. ®er SKarqute 
fd^rieb fe^r felten unb roenn er fd^rieb, roaren feine Sriefe 
fe^r fur*. 

(Snbli^, ungefdl^r *e^n 2^age nad^ ber 3lbreifc ®on ^au= 
ftinoS, f^rieb ber 3RarquiS fetner ©d^roefter cinen auSfu^rhd^en 
33rief, ber fie uber atteS auffldrtc unb ben roir l^ier mitteifen. 
®er Srief lautete: 

„3Jlcine geliebte ©d^roefter! SBenn id^ ®ir berid^te, roel^ 
^rfa(^en unb ©riinbe mid^ l^ier *urtidfbulten, fo roirft ®u ®ic^ 
jniebt mebr fo rounbem, rote bisber. ®u felbft b^ft ^i^^ burdb 
®eine flagen uber bie Safter, ben ©fanbal unb ben Seiebt^ 
finn in ber ^auptftabt biefelbe oerleibet unb ntid^ oeranlafet, 
bierber*ufommen unter biefe eiufaeben 5IJlenf(ben. 

bin febr gtiicflicb oortrefflieben 

t reunb gefunben an einem b^n)orragenben ©belmann, ®on 
(onfo be Sobabilfa qenannt. 

„5)ie ^eunbfcbaft biefeå 3KanneS ift mir febr niifelicb, 
foroobt roaå feine Slatfcbidge *ur SSerbefferung unb §ebung 
meiner ©iiter, ate roaS feine angenebme, geiftreid^e Unter= 
baltung betrifft. 

„Sefagter ®on 2lIonfo ift SBitroer, roie icb, i)at aber bag 
©liidf, eine b^K^^ Joebter *u befi^en. f)aht nie eine 
ficblicbere ©rfebeinung gefeben. Unb glaube ja nid^t, bafe fie 
bumm ober unroiffenb ift. ©egenteil, 6oftan*ita, fo b^i^t 
fie ndmlicb, ift auperorbentlicb febbaft unb aufgeroecft. 
flarer Serftanb ift reebt auggebilbet unb fie rourbe folib unb 
|ur ^rommigfeit er*ogen. 

.,6oftan*ita '()at auå) niebt einen ein*igen oon jenen oer^ 
berbten Stomanen gelefen, bie man eben febreibt, fonbem nur 
fromme Siicber unb etroaå ©efebid^te. ©ie ndbt unb ftidtt febr 
gut; im Sluftrage ibreg Saterg b^^t fic utir aug Slloefdben em 
fiofferdben gemaebt, bag ein SBunber oon ©ebulb ift. ©ie fann 
aucb un*dblige oor*uglicbe ©peifen bereiten, roag fie im ^lofter 
gelemt b^^tj w bem fie mit ibrer 2^ante jroei oerbraebte. 
Seinabe mit ©eroalt mu^te ibr Sater fie oon bort roegnebmen, 
roeil fie fidb mit ben frommen ©cbroeftem fo febr befreunbet 
batte, ba^ fie ben ©cbleiér nebmen rooHte. 

„5iie bin icb Seuten begegnet, bie roeniger auf ibren Sor= 
teil faben, ate biefe gute 3iina 5traceli unb ibr Sruber ®on 
Sllonfd. ®a b^^ben fie in einem ©tdbtdben unroeit oon bi^'^ 
einen Serroanbten, ber fo arm ift roie eine c^ird[;enmaug unb . . . 
bu roirft eg faum glauben . . . beibe ©efebroifter b^iben ein= 



72 


gerøiffigt, bajj bcrfette ate ^etcr fommc unb Softan^ita l^cirale, I 
røcnn ftc fid^ gcfottcn folltcn. | 

„3wtn (Suicf roar bicfcr Serroanbtc ein ^cbant mit ben 
f^Icd^ten, cntfe^Iid^en ©runbfd^cn, bie cben auf ben Uninerfi: 
tdten gelel^rt roerben unb fo gottloS, bafe il^n niemanb aii(^ 
nur cinmal in ber Sird^e gefe^en bat. SBie foUte ein folc^et 
3Dlenf(^ Softanjita øefaHen! 6ie l^at il^n aud^ faum bead^tet. 
3Sietteid^t rou^te fte aud^ gar nid^t, in roeld^er 2l6fid^t er ge^j 
fommen roar, benn fte ift unf^ulbig roie ein ifinb. 3^^. 
®runb, baoon iiberAeugt gu fein, unb baS ift eS, roaS mid^ am] 
meiften an il^r entjudft. | 

„ønblid^ l^at fid^ ber atl^eiftifd^e Setter in fein ©tdbtd^en pj 
o^ne, id^ bin beffen fi(|er, aud^ nur einen 2iebe§blidj 
oon Goftangita erl^alten gu l^aben. 

„2Bie unenblid^ oe^d^ieben ift biefe Softangita oon oBenl 
jjenen 3Jldbd^en in 5&labrib, bie roombglid^ mit me|^reren p] 
^leid^ oerlobt ftnb, mit jjebem fofettieren unb jtd^ tibcr niqWj 
in Unfenntnte befinben! ! 

„Unb nun genug ber SQSorte! ®u bift bie erfte, ber i4 
5Rad^rid^t baoon gebe. bin fterblid^ in Sonftangita oerliebt. 
5!Jlit i^r ift eine 2iebelei unmoglid^. 3Jlan fann il^r nid^tS leife: 
gufluftem ober fid^ in irgenb einer SBeife ungiemlid^ mit ibrj 
unter^alten. Son aHebem in tieffter ©eele iibergeugt unb oofc* 
ftdnbig bingerijfen, oor Siebe beina^e franf, l^abe id^ ben eingig 
moglid;en ©d)ritt m meiner ©rlbfung getl^on. 3^^ 

2Uonfo be Sobabiua um bie §anb feiner Sod^ter gebeten. 

„®on 2(Ionfo l^at mir gefagt, ba^ er ftd^’é gur 6^re red^ncn 
roiirbe, mein ©c^rotegeroater gu fein; aber ba^ er bem SQSillen 
feiner 2^od^ter in feiner SBeife entgegen fein rooHe; er roerbe 
fie fragen unb roaS fie entfd^eibe, fode gefd^el^en. 

„Eoftangita l^at um gel^n 3^age Sebenfgeit gebeten. 

„$eute ift biefe wm unb Softangita l^at mi^ gum 
gludPIic^ften 9Jlanne gemad^t, inbem fie meine §anb annimmt." 

2)rei SSBod^en, nad^bem biefer Srief gefdjirieben roorben roar, 
rourbe ol^ne aden 3lufroanb unb Srunf, roeil ©oftangitaS Se= 
fcbeiben^eit fid^ bogegen ftrdubte, unb in ©egenroart ber tugenb= 
I)aften ©rdfin bel SWajano, bie ^od&geit ©oftangitag mit bem 
oerliebten 5iJlarquiå gefeiert. Son ^lonfo gab feiner Soc^tcr 
ftatt ber oerfprocbenen oier nur groeitaufenb SuroS Stente, 
loeld^e ber grofemiitige SRarquiS mit einigen anberm taufenb 
Suroå feiner ©attin ate Slabelgelb iiberlieb, bamit fte fi4 
ftanbeggemdb fleiben unb Sujuégegenftdnbe unb ©d^mudf na(^ 
©efd^madf unb Saune anfd^affen fonne. 



78 


Jmjelfjntes laptol 

Dl^ne errø^nenSrøerten ber ®oftot fcine 

illiictreife må) ajillabetmcia juriiÆgelcgt. 

Seine 5Jlutler, bcr er ffiort fur SBorl aHeå von feincr 
SiebeSgefc^id^te mit 5Dona Softan^a unb bcr f^lie^Iid^cn @nt^ 
toufc^ung crjd^Ite, roar nid^t gut auf i^rc yixå)tt gu fpred^en 
unb gang emport iibcr ®on Stionfo bc SobabiHa. 

I ^Jla(|bem ftc oergcil^Uci^cr= unb naturlid^crroeife i^rcm 3orn 
JluSbrucf gegeben Isatte, tbat c8 ®ona 3tnna Såcalante be 
i Sopeg be ^tenboga in ber Secle roc^, bie 3liebergefd;lagen^ieit 
: unb xraurigfeit i^reS ©ol^neg gu felten, unb groar fo fe^r, ba^ 
bicfer ftd^ nod^ bemii^en mu§te, fte gu troftcn, inbcm er gu be? 
roeifen fud^te, ba^ nid^tå Seteibigenbeé gefd^el^en fei unb bafe 
er ja nur iegangcn fei, um fid^ in ©oftangtta unb nid^t, um fi^ 
in i^ren SSater gu oertieben, unb ba^ bie SSernunftgriinbe, bie 
Softangita angefiil^rt Isatte, oon il^m felbft l^dtten anerfannt 
raerben miiffen. 

©o oergingen einige 2^age, bi^ bie $oft bie Slngeige oon 
ber SSermd^lung ©oftangitaå mit bem 3JlarquiS oon ©uabal? 

; barbo brac^te. ®cr 3otn ®ona SlnnaS entbrannte oon neuem 
[ unb 2)on ^auftino |^atte 9Ru^e, fie gu berul^igen. 
i @nbli(| legte fid^ bie 3lufregung ber beiben, ba fa aHeS 
einmal ein 6nbe l^aben mu^, unb Slutter unb ©o^n oevfielen 
in eine ftille 3^raurigleit unb oermiebcn eS nod^ mel^r alg fritider, 
mit ben Seuten in SSiCabermeja gufammengulommen. 

2)ie eingige $erfon, mit ber Son gauftino aujjcr mit 
feiner Slutter fpra^, roar ber treue SefpetiHa, ber il)m mand^? 
mal ein Sdd^eln entlocfte, roenn er il^m bie neueften 2Bi$e unb 
®reigniffe im Drte beridbtete unb ben bcr Softor in ©rmange? 
lung eineS Sefferengu feinem ©egner beim ^ed^ten genommen 
^atte unb beffen Scib er mit bem ^olgfdbel oerarbeitete, roobei 
er freilid^ fciber aud^ felten obne Serle|ung baoonfam, ba er 
im ged^ten nid^t gerabe ein Sleifter roar. 

Sro| ber ©efprdd^e unb ged^tubungen mit Sefpetilla unb 
ber langen Unterrebungen mit feiner Slutter blieben bem Soltor 
bod^ nod^ oiele ©tunben im Sage unb in bcr Sa^t, roo er in 
Dottftdnbiger ©infamfeit mit ftd^ felbft gu Sate gtng unb iiber 
feine SSergangenl^eit unb 3wlunft einge|enb nad^ba^te. 

3Son ber ©rfd^einung ber gel^eimniSoollen J^rau Isatte er 
feiner gutter nid^ts gefagt, aber eincr feiner erften ©ebanlen 
nad^ feiner SiidHel^r roar, baé Silb ber Sopa angufel^en. 6r 






74 


klradjtete boSfelbe auftnerffatn, fonntc aber md^t tnit m einig 
wcrben, ob bie grof^e Slel^nlid^feit mit fetner erøtgen fjreunbin 
mirflid^ ober eingebilbet mar. UebrigenS fd^ien feine émig« 
greunbin i^n Idngft nergeffen ju l^aben. Unb ber 5Doftoi 
biitete fid^, inbem er an bie beS orientalifcben ^prinjer 

bacbte, meicbcr ficb fterblid^ in eine Idngft begrabene Åonigin 
nerliebt e§ bcmfelben nad^^umacben. 

3^ro|bem mac^tc eg bem ®oftor eine folede fjreube, baå 
Silb betraibten, unb er gemann bagfcibe fo lieb, ba^ er e§ i« 
fein Sobngimmer bracf;te unb bie baburd^ entftanbene Siicfe itii 
Simmer feiner 3Rutter mit einem anberen 3lbnenbilbe augfiiHte. 

©ebr oft baebte ber ®oftor an feine eroige fjreunbin oon 
glcif(b unb Slut unb fuebte ftcb immer unb immer mieber ibreri 
feltfamen Srief unb bie abenteuerlicbe Segegnung mit ibr §« 
ertldren. (Sr ging ftetS non bem ©ebanfen aug, ba§ jte in SBirf^ 
licbfeit ejiftierte, fid^tbar unb greifbar in ©eftalt einer fd^onen 
grau, bie gu ibm gefprocben unb feine 2tugenliber gefu] 5 t b^tte. 
Sber mer mar biefe grau? 2BobI mu^te ober fiiblte ber SDoftor, 
ba6 meber ber SDJunb, nod^ bie 3Iugen, nocb bie Stime, fuiji 
ibr gani^er ^brper bag røefentliibe an jener ^rau feien, ba§ in 
ibr oielmebr etmag Ureigeneg unb Untrennbareg fei, bag baebte 
unb liebte, unb bag nanntc er ©eift. 

3n folcbe ©ebanfen oerfanf ®on ^auftino, menn er beé 
5Rad^tg allein in feinem Simmer fa§, mo bag Silb ber 6opa 
mit oielen anberen bing. ^n biefer ©infamfeit ftellte er fic^ 
oft nor ben Spiegel unb mad^te allerbanb Serøegungen, fprac^ 
^VL ftcb ben ^lang feiner Stimme unbboé 

©erdufcb feiner Sd^ritte, obne ju fiircbten, ba^ man ibn fiir 
nerrudft bc^It^n fbnnte. øpdter lacbte er bann felbft itber bie 
linbifcbe $robe, burdb bie er ficb ju uber^eugen fuebte, ba^ er 
mirfli^ lebe. 

^n einer 9facbt oerlor fidb ber ®oftor fo ernftbaft in biefe 
Setraebtungen, ba^ er mit einemmale fid^ ni(bt entbalten 
fonnte, gu feinem Scbreibtifd^e ju treten unb aug einer Sobe 
feinen S^auffebein b^^^^^uggunebmen. ©r moUte ficb t)ergemifferii 
unb oergemifferte ficb aucb, bafe er im ^abr 1816 geboren mar,, 
unb er fagte ficb felbft, ba§ big bQ^in fein ®oftor gauftine 
gelebt f)atU, meber im geiftigen nocb im materieDen øinne unb 
bag aCe SBefen, meicbe ben grenjenlofen Slaum augfullen unb 
aHe ©reigniffe unb SBecbfel, aug benen innerbalb ber unmanbcl 
baren ©migfeit bag ©emebe ber S^if beftebt, ejiftiert b^itten, 
obne bag er irgenb etmag bamit gu febaffen gebabt b^tte. 

$ann fubr er gu ficb i^cbenb fort: „gm Saufe beg Sebeno 


75 


6in id^ t)or lurjem als SBcfcn untcr fold^en crfd^tcnen. 5Bcrbc 
id^ untcrgcl^cn unb fiir immer t)crfd^mmbcn tn baS SJiAtS, auS 
betit \å) entftanben btn, ober roerbc id) beftel^en in ber ^ufunft? 
3ft oHeS, maS id^ meinen Sbrper nenne, bem SBed^fel unter: 
rrorfen; mdl^renb id^ felbft hefteten merbe?" 

3)abei erinnerte ftd^ ®on gauftino mieber an baS ®ahtm 
feiner ®eburt unb fiigte l^ingu: „9iein, id^ mar nid^t nor 1816. 
ffiaS bis bal^in gefd;el^en ift, lå|t mid^ unberiil^rt; aber maS 
1 id^ feitbem gebad^t unb get^an, geliebt unb gefii^lt unb gel^a^t 
^abe, baS foU mir SRul^m unb ©d^merj, (Srinnerung unb Ser^ 
I antroortung bebeuten. 3^^ ifi SJlad^t 

' in mir, bie fid^ nor ber 9lC[geroaU felber nid^t beugt, nod^ i^r 
weid^t. SBenn ftc il^ren ©eboten gel^ord^t, fo gefcbiel^t eS, meit 
fie milt. ©ie ift nerantrøortlici^ unb foH eS fein fiir jebe 
Jtjot. SKoge fie nun l^infdtlig ober unfterblid^ fein, bie éji= 
ftenji beffen, maS icb meinen ©eift nenne in biefem Seben, baS 
i(^ jebt fiil^te, ift nid^t ein ©^ritt mie niete anbere, bie id^ auf 
bem ffiege ber SSernoltlommnung mad^e, fonbem ber SKoment, 
ber iiber mein 3)afein unb tiber bie gange ©migfeit fiir mid; 
entfd^eibet." 

3« SBeife iiberrebete ftd^ ber ®oftor, bafe nid^t ber 
[ ®eift ber 6opa im §aufe manbetn unb fid^ mit il^m nerfldn^ 

f bigen fonnte, fonbern ba§ nielmel^r bie emige j^^^^wnbin, meit 

f cntfemt, bie 6opa gu fein, ein ©eift in lebenbigem Sorper fei. 

©o fam ber S)oftor auf groben Ummegen gu feinem SluS- 
! gangSpunftc guriid: SEBer roar bie emige ^reunbin? §atte er 
fie roirflid^) gefannt unb geliebt unb nergejfen? 

®abei erinnerte er fid; an bie ©efd^id^te non S)ona ©uio= 
t mar, bie il^m bie S)ienftleute ergdl^lt fnatten, alS er nod^ ein 
Jlinb mar. 

@ine mdd^tige 3<^uberin Isatte ®ona ©uiomar geraubt unb 
fperrte fte in einen l^oi^en $urm ol^ne 2^l^uren, gu bem fie 

immer binaufgeflogen fam. ®er 2:urm ftanb in ber (Sinobe, 

mo^in beinal^e nie ein menfd^Iid^eS SBefen fam. 

Unb il^m mar, alS ob feine emige ^reunbin bie ^oefie, 
! fein beffereS 3^^ w)ie burd; einen 

j geffen unb oerfannt unb fcfiled^ten ©igenfcbaften preiSgegeben mar. 
t ®ann mieber befd^ulbigte ber ®oftor in fci^merglid;er 
j 3liebergefd^tagenl^eit fid^ felbft folgenbermaben: „2Benn id^ bie 
2)inge re^t betrad^te," bad^te S)on gauftino, „l^at rnicb So= 
ftangita nod^^ lieber ge^abt, ats id^ fie unb atS td^ oerbiente. 
SSarum bin id^ l^ingereift unb l^abe oevfud^t, fie auS Sonoenieng^ 
Tiidftd^ten gu l^eiraten? SBenn bem aber fo mar. Isatte aud^ fie 


i 



76 


ba^ 9icd^t, auf il^rcn ®ortcil gu fd^eti unb ben 3Karquig, gu 
beffcn ©tcffung unb Sermogcn td^ tdoI^I nie gefommcn indre, 
mtr norgugierjcn. ®ie ©^onl^eit unb ^ugenb meincr Soufinc 
^at entfd^teben Siebe in mtr gemeit, aber einc fd^road^e, fd^roan- 
fenbe Siebe. SBenn id^ fie non gangem §ergen geliebt l^dttc 
mitrbe mcinc Siebe ftd^ il^r mi^eteilt l^aben unb fie Isatte ba^ 
fur aud^ ein Dpfer gebrad^t. SSSarum un§ beflagen ilber ben 
5!JlangeI an Siebe, greunbfd^aft unb ^^tlid^feit, meldte bie anberen 
mcnfd^lid^en ©eelen fiir un§ ^egen. aSerfd^roenbet bie unferc ettna 
gleid^e ©d^d^e an fie, um ©egenfeitigfeit nerlangen gu fbnnen? 

id^ liebe mit unenblid^er Siebe, aber nid^t um mid^ gu er^ 
genen unb auf bem 3litar be§ geliebten ©egenftanbeS gu npfem, 
fonbem um biefen gang mein eigen gu mac^en. ®ie DucIIe 
ber maleren Siebe ift fiir mid^ nerftegt. 2)ie tna^ire Siebe bc^ 
ginnt bamit, ba^ fie il^rem ©egenftanbe aHe SSoItfommenl^eiten 
unb SSortrefflid^feiten guerfennt, bie benfelben liebenérnert maeben. 
Unb naebbem fie i^m fnlcbe 2?oIIfommenl)eiten unb SSortreffIicb= 
feiten gelieben, mirft fie ficb nnr bemfelben nieber unb betet 
ibn an. ®ie egoiftifd^e Siebe, mie bie meinige, erftrebt fiir 
ficb einen ©egenftanb, ber mit atten biefen SSottfommenbeiten 
gefebmiieft ift, aber fie tiriift, fritifiert unb finbet benfelben 
niemalg." 

2)er ®nftor fab ein, bafe er einen erbabeneren ©egenftanb 
fiir feine Siebe fueben fnttte, bamit fein §erg 9?ube pnbe; aber 
au§ gurdbt benfelben niebt gu finben, fuebte er lieber niebt ba= 
naeb. ®on gauftino nerfu^te e§, fid^ gu troften, bajj er niebt 
in Slabrib fein fnnnte unb auf feine ebrgeigigen S^rdume non 
SRubm nergiebten mu^te. 3^ feiner Serubigung gebaebte er 
ber Unterrebung beg JEonigg ^prrbug non 6piru§ mit einem 
SBeifen, beffen ^amen er oergeffen b^tte unb gu melcbem ber= 
felbe fagte: „^cb ^t^itt guerft gang ©riccbenlanb erobern.'" „Unb 
bann?" fragte ber SBeife. ,,®ann „Unb bann?" 

„^teinafien, ^erfien unb ^itbien unb fcbliefelicb bie gange @rbe." 
„Unb bann?" fragte ber SBeife mieber. „S)ann roerbe i^ rubm= 
reidb augruben unb gliicflicb fein." „5ttun, bann bilbe bir ein, 
bu b^tteft feb^n atteg erobert; fei gliicflicb unb rube aug." 

SBenn biefe SBorte ^prrbug, ber bod^ bie gange 2Belt er- 
obern roottte, nermoebt batten, barauf gu nergiebten, mie fottten 
fie auf ben ®oftor nid&t biefelbe ffiirfung baben, beffen bbdjfter 
Sb^øcig babin ging: 

©ilter non ben bunbert 3)tiniftern 
im gabre fommen unb geben; 


77 


Denigfteng fiir bie ®rtucr ciniger 5Konate ju fem unb par in 
;incm Sanbe, baS wcit entfemt anbere ju bejtegen, nic^t ein= 
nal ftd^ felbft befiegen imftanbc roar. 

biefe Setrad^tungen etroaS berul^igt, befd^tofe ber 
Doftor, fid^ einem rein bcfd^aulid^cn Seben l^ingugcbcn. 

3um UngluÆ fanb er fid^ babei im Saufe biefer ©e- 
)anfen ciner neuen nieberbriidfenben ©d^roierigfeit gegeniiber. 
3n ber ^ra^iå Isatte er erfal^ren, ba^ er ol^ne Siebe ni^t§ 
Eonntc, unb er fa^ ein, ba^ er aud^ in ber 2:i^eorie ber Siebe 
jeburfte. ®ott betrad[)tete roag er gefe^affen mit Siebe unb 
ba§ alles gut roar. Um eS aud^ feinerfeitS gut aber minbe= 
[tens fd;on gu jtnben, mu^te aud^ er eS mit Siebe betrad^ten 
tonnen. SBie mel mel^r Siebe roar notroenbig, um eS im ©piegel 
ber ©eele no^ fd^bner refleftieren gu lafjen, alS eS in SBirflid^^ 
feit roar! ®ie Siebe ift ber grofee Siinftler, ber Srgeuger, ber 
^$aet, unb ®on fjauftino ergttterte ror bem ©ebanlen, nid^t 
gu lieben. 

Gin eingigeS Sid^t beleud^tete ben ©alon, in bem er ftd^ 
befanb, unb baSfelbe reid^te !aum auS, um bie 3l^nenbilber ber 
?KenbogaS beutlid^ erfennen gu laffen, bie aUe me^r als mittet= 
rndfeig gemalt roaren, baS ber 6opa auSgenommen. ®er S)aftor 
bctrad;tete biefelben aoU '^wr i^ren 3Jamen 

unb nid^t i^ren SReid^tum l^intertaffen. ^m liebften Isatte er 
fie inS geuer geroorfen. @r bad^te aud^ baran, fie in 5Jtabrib 
gu aerlaufen; uieHeid^t roiirbe fie irgenb ein Surgerlid^er, ber 
abelig roerben rooHte, erfte^en, um aud^ mit 2l^nen aerfel^en 
gu fein. 2lber felbft biefe ^offnung auf feine 2lf)nen ferien 
ftd^ nid^t gu erfiiUen unb er rief benfelben gu: „3^^^ feib 
gu gar nid^tS nit^e!" 

2)aS lange ©elbftgefprdd^ Isatte feine 9^eraen berma^eu 
erregt, ba^ ®on gauftino in feiner Ginfamfeit, bei ber tiefen 
©tifie ber 3lad^t, bei bem Sid^t ber eingigen ^erge, roetd^e, bie 
®obel unb Silber unbeftimmt beleud^tenb, taufenb feltfame 
©citatten auf bie 3Bdnbe roarf, ben Ginbrud l}atte, als ob feine 
beleibigten 2l^nen fid^ aon ben SBdnben loSlbften unb gefpenfter= 
^aft in feine ^JJd^e glitten. 9(ud^ bie Gopa fd^ien l^alb mitleibS= 
»oH, ^atb fpattif^ gu tdd^eln. ®ie Suft roar gum Grfticfen, 
als ob aUe bie lebenbig geroorbenen Silber feurigen Sltem auS= 
ftromten. ®em Softor rourbe l;ei^ unb fait gugleid;; aber er 
Mte feine gurd^t au^er bie — aerriidt gu roerben. 

®er wDoftor trat gum ^enfter, baS tro^ beS SRaienroetterS 
aefd^loffen roar, um eS gu offnen unb frifd^e Suft gu fd^opfen. 
®aS ^enfter ging auf eine gerdufd^lofe, einfame ©adgaffe. 



78 


®ic SWaucm bcé g^ricbl^ofcå lagen gegenuber. 3Beiterl^itt ex- 
l^oben fid^ bie SKauern ber fiird^e unb man lonnte nod^ eir 
©tiitf beS groben SogenS felten, meld^er biefelbe mit bem 
©d^loffe nerbanb; bort mad^te bie ®affe eine i!rummung. ®ei 
3Jlonb beleud^tete bie menf(|enleere ®affe, in ber fein anbereå 
®erdufd^ oeme^mbar roar, ate bag ålaufd^en eineg leid^ter 
SBinbeg in bem ®ebufd^e, bag iippig auf ben alten ^rieb^of^ 
mauern rouc^erte. 

3)od^ bteg allcg bead^tete ber 3)oftor nid^t, ate er bas 
^enfter offnete. Stroag SBi^tigereg na^m feine gan,^e Stuf* 
merffamleit in Slnfprud^. ®erabe gegenuber oom genfter, an 
bie 5Wauer gelel^nt, bag 2lntlt^ oom 9Jlonbe beleud^tet, mit 
fd^mer^licbem Stugbrucf in ben S^rdnen in ben fd^onen 

3lugen, fal^ ber ®oftor eine bob^, fcblante ^rauengcftalt in 
febroarger Æleibung unb glaubte feine „eroige greunbin'' in bcr= 
felben gu erlennen. 

„uRaria! SDlaria!" rief er aug, aber bie ^rau antroortete 
niebt unb roanbte ficb gum ®eben. 

„5Jlaria!" rief ber ® of tor oon neuem. ®abei nabm er 
roabr, ba^ eg roie ein 3ittern burd^ ibren gangen fiorper ging; 
aber fte gab feine 2lntroort unb roenbete bag 2lntli$ niå)t 

3)er SDoftor f)åtte ficb liebften aug bem g^nfter gc- 
febroungen, um ibr nacbgueilen, aHein fd^roere ©ifengitter b^n^ 
berten ibn baran. 

„3Raria!" rief er gum brittenmal, bocb im felben 2lugenblid 
bog bie bunfle ®eftalt um bie @cfe unb ber ®oftor oerlor fic 
aug bem ®eft(bt. 

©cbneH ftiirgte ®on ^auftino in ben §of, fdbob ben groben 
3liegel, roeld^er bag dupere oerfcblofe, juritef unb lief in 
ber Jtiebtung, roelebe feine eroige greunbin eingefd^lagen b<iflc/ 
um fie eingubolen, ba fie nur roenige ©cbritte entfernt fein 
fonnte. 

@g roar brei Ubr morgeng. Keine ©eele roar auf ben 
©tranen, bie ber ®oftor groei= unb breimal abfuebte. @r ging 
um bie Kircbe unb um bag ©cblo^, fprang auf bie 9Jlauern 
beg ^riebbofeg unb fuebte fogar an biefer ©tdtte ber 2:oten 
naeb feiner „eroigen greunbin." 3lber umfonft. @g roar, ate oh 
bie @rbe fie oerfcblungen b^tt^- 


35ic ncue @rfcf;einung bcftdrfte S)on ^auftino nod^ mcl^r 
n bem ®Iauben, ba^ feine „croige grrcunbin" ein lebcnbe^ 
EBefen fei. Ucberjeugt, bafe fte in Sittabermeja fein muffe, 
er, fie mit (Sifer unb 2luåbauer ju fud^en. 

®ie 3Ingelegen^eit mit biefer ge^eimniguollen grau fd^ien 
jp nid^t geeignet um fie Slefpetiua anjurertrauen, ber i()m 
jlitle bei feinen 9lad^forfd^ungen bel^ilflid^ fein tonnen. 3lud^ 
liner 3Wutter mac^te er teinerlei 3JlitteiIung baoon. SBenn 
Rario, mir rooHen fie oon je^t an fo nennen, mie ber 2)ottor 
lenonnte, ftd^ fo oerftedEt ^ielt, mu^te pe roo^t jroingenbe 
Brilnbe ^aben, e§ gu t^un. 

6iner ^!}5erfon aber befc^Io^ ber ®ottor fic§ anguoertrauen, 
lercn SSerfd^roiegen^eit grofe unb beren £iebe gu i^m nod^ grofeer 

f , unb biefe foUte i^m ^elfen 3Karia gu entbecfen. ©ie mar 
geeignetfte $erfon in SSittabermeja, um ein ©el^eimnig auf? 
^Idren ober ein SSerftetf gu entbecfen. (Sé gab faum eine 
familie, bie fie nid^t fannte, feinen ©treit, oon bem fie nid^t 
pfete, fein Siebeåoerfjdltniå, feinen ei^elic^en ^anbel, oon bem fie 
Kenntniå ge^abt ^dtte. SBenn fie fein 2xå)t in bag ©e^ 
^cimnig gu bringen oermod;te, bann mufete bie eroige ^^reunbin 
an unfafebareg, toenn aud[| gugleid^ ein mirflic^eg unb ficfitbareg 
Befen fein. ®ie ^erfon, beren §ilfe 2)on ^auftino in Sln^ 
ptuc^ nel^men moUte, roar feine eigene 3lmme Jiicenta, roeld^e, 
eit er geboren roar, im ^aufe unb in ®ona 2(nnag ®ienften ftanb. 

6^e er ©elegen^eit gefunben Isatte, feinen (Sntfd;(ufe aus= 
|ufu§ren, iibergab i^m bie grau oon einem feiner 33eamten 
ånm SSrief, inbem fie fagte: „§eute morgen ^at man mir biefen 
Brief fur ©ie ubergeben." 

„®er ^at i^n iibergeben?" fragte ber ®oftor. 

„@in ^rember, ben id^ nid^t fenne." 

Son ^auftino bffnete ben Srief in grofeer Slufregung, ba 
bie §anbfd^rift ber ge^eimnigooHen grau gu erfennen glaubte, 
*nb lag bag folgenbe: 

„(Sg roar nid^t meine 2lbfid^t, mid^ ®ir gu jeigen unb 
J^eine ©nbilbunggfraft burd^ einen ubernaturlid^en (Sinbruct gu 
5€riounben. SDleine trdumerifd^e ©eele empfinbet in bem ®range, 
5ie umoibcrftel^lid;e 5Jlad^t gu ergriinben, bie mid; ®ir entgegen= 
treibt, bafe eg ein ®afein gibt, in toeid^em roir uno o(}n€ ^mber- 
lieben biirften unb gliicflid^ fein; aber id^ oerlange nid;t, 
S)u biefen ©laubcn mit mir teilft unb mir nad^empfinbeft, 



■ 1 

— 80 — 

roie meinc ©cclc fid^ im ©d^tafc Don bem itdrpcr, ben fie bi 
lebt, trennt unb ju S)ir fliegt. liebc ®ic| unb ^af 
fcinen anbem afå t)on ®ir njiebcweliebt gu rocrbei 

Unb bennod^ furd^tc td^ guglcid^, ba^ mcin SBunfd^ ftd^ erfuDe 
fonnte. 2Barum rounfd^cn, bafe ®u mid| licbcn mo^tcft, i 
cg bod^ in bicfcm Scbcn nid^t moalid^ ift, burd^ bicfc £iel 
glildlicb ju fcin? ®arum mcin fcItfamcS Scncl^mcn. ®anii 
Picbc id^ ®idb unb fud^e ®ic^ juglcid^. ®ie Scmunft l^eij 
mid^ ®id^ flic^cn, bie Siebe gic^t mid^ gu ®ir gegen mcine 
SBiften. 

;,9Jlcin Scbcn birgt cin furd^tbareg (Scl^cimnig, bag ii 
®ir nid|t offenbaren rotH, nid^t offenbaren barf. 6ine SdbuC 
an ber id^ roo^l fc^ulblog bin, bie aber bennod^ fd^røer auf m 
laftct, mad^t mid^ ®einer unroert, aber gtaube nid^t, ba^ meir 
^erfon banon berii^rt murbe. 

„Sin ®iamant blcibt unbefe^dbigt unb rein, aud^ roen 
er in ben ©d^Iamm fdfft. ?iur bag Sid^t nermag in fei 
Snnereg gu bringen unb erfuHt i^n mit flarer, tcu^tcnb( 
©d^onl^cit. ®u bift bag Sid^t unb mcin §crg ift ber ®iaman: 

„©ro^cn ®anf bin id^ ®ir fd^ulbig, roenn ®u eS qui 
nid^t roei^t. ®ab id^ ein ®iamant bin, nerbanfc id^ $i) 
meinem Sid^t, meiner ©onne. ®ie ^raft unb 2lugbauer, bei 
Sofen gu roiberjtel^en unb mi^ in ^b^ere Slegionen aufju 
fd^roingen, roo idp ®emer ^arre, nerbanfc id^ nur ®ir aUcin. 

„Son atter ffielt nerlaffen, ro^ unb unroiffenb, l^dtten roebe 
bie b^iiig^ SReligion, bie id^ nid^t nerftanb, nod^ bie §eiltge 
felbft, non beren Jugenben id^ niebtg roubte, mid^ gercttei 
®id^ roottte ©ott gum SBerfgeug meiner Sttettung mac^en 
Dl^ne ®ott bie Serounberung fur ®ié in mein 

©eele gepflangt, bie meinen ©eift er^oben unb fdl^ig gemac^i 
bat, atteg ©ute in fid^ aufgunebmen. ®er immerrødbrenb 
ffiunfcb, ®einer niebt unrourbig gu roerben, bie ^of^un^ 
®eine ^d^tung gu erringen, roaren mein ©cbirm unb meii 
©efju^ in ben erften meineg Sebeng. 

„©pater fanb icb ®roft, afå meine ©eele ficb atten eblei 
©ebanfen unb Smpfinbungen erfcblo^, beren ber SJlenfcb b 
feiner ©ottdbnlid^feit fdbig ift. SBieroeit icb 
entfemt roar, icb fonnte ®icb niebt nergeffen unb id^ empfan) 
immer beutli^er, bafe bie Srleucbtung meiner ©eele ®ein ®er 
roar. Unb roag icb ©tubien unb Srfabrung erlemt b^^be 
gefebab um ®einetroitten. ©o mu^te meine Siebe gu ®ir mi; 
mir roadbfen. SJie ber Seim auf fteinig^en Soben fiel bie Sieln 
gu ®ir in mein c^erg. ®ie fpdtere ^^pege bot, roeit entfemt 


81 


)n ouggutilgcn, baju beigetragcn, ben Scim gu entrøicfcin 
lit) immer reidBer ftq cntraicfcin gu laffen. 

id^ 2)id^ burc| niele ^af)xe nid^t gefel^cn l^abe; bat 

Slnbenfen an ®icb immer me^r unb me^r uerfldrt. 2tlg 
i ®tcb mieberfab, b^ift in meinen Siugen bem poetifeben 
Klbe, bas idb uon ®ir bema^rte, in feber SBeife entfprocben. 
Inb fo bin id^ bie ®eine. 5Jie merbe id^ aufbbren, ®icb gu 
teben, menn ®u micb aucb nic^t roieber liebft, unb merbe ®icb 
leben, felbft menn ®u micb oeraebten foUteft. 

I „2Benn icb ®ir oerfebmeige, mer id^ bin, fo b^be id^ febmer^ 
liegenbe ©riinbe bafiir. Sidste biefelben unb uerfolge micb niebt. 
f „©pricb gu niemanb oon mir, idb flebe barum. 

„2Benn ®u micb liebft, merbe idb wnb SDidb auf? 

deben. SBcrbe idb flieben, 2)ir miberfteben tonnen, menn 
Du micb liebft? 

„SBenn 3Du micb liebft, marum foHte idb ®eine 9lube 
iircb meine ©egenroart ftoren? 

‘ „SSor furgem b^^ft w^icb øegen meinen SBiffen in ber 
Hacbt gefeben, alS $u plb^lidb baS genfter ®eine8 S'^^^erS 
•ffneteft. ®u mirft micb in be'r 3?dbe, ja gang bei ®ir feben, 
mn ®u micb lieben lemft, unb follte idb einen Slugen^ 

licf beS ©liictS mit enblofen Dualen erfaufen miiffen. 


„2ebe mobl! 


®eine SWaria.'' 


Die erfte SBirfung, bie ber Snbalt biefeS SriefeS auf 
Don gauftino madbte, mar ber brennenbe SBunfdb, bie gebeim= 
néoofle grau gu fudben unb gu finben. 

Dro$ ber im SSriefe entbaltenen SSitte, fie nidbt gu fudben, 
bflt ber Doftor fein moglidbfteS, menn audb obne @rfolg, um 
ene grau gu pnben. 

©o uergingen adbt Dage, mdbrenb meldber er ben 33rief 
dobl iiber b^nbertmal gelefen b^itte, obne einen SlnbaltSpunft 
nr ©ntbeefung ber SSerfafferin bar in finben gu tonnen. 

©idber ging fur ibn nur barauS SJlaria oon 

Biffabermeja mar. Siiebrig geboren, b^^tte fie ibn gefeben unb 
•eraunbert, als Sinb fdbon geliebt. Diefe Siebe, bte fidb nodb, 
fte Sungfrau murbe, in ibrem Bergen feftgefefct b^itte, bnt 
ie nor bem Untergang bemabrt unb gerettet. Slber erinnem 
ionnte fidb Dottor an tein armes Sinb, bem er eine 
Meigung bdtte einflofeen tonnen. 3BaS SOBunber, ba er nie in 
>er ffiirflidbfeit lebte ? 6ine mitleibigc øeele b^^t fidb bann 
Karios erbarmt unb fte ergogen, bie ^ilbung unb baS SBiffen 
n. 8. ‘ ‘6 



82 


aber Isatte in tl^r, røcit entfemt, biefe Siebe ju jerftoren, i 
felbc nur crl^b^t unb ncrfldrt. 

®ie 9?cigung 2)on gouftinog ju allent ^oetifd^cn n 
3lu^ergen)ol^nlici^en røar fo gro|, ba^ er fid^ bemiil^tc, bie Si 
5 u feiner 3Raria feftjul^alten. 

6g erging il^m rote fenen 5Kenfd^en, bie ben ®Iauben c 
loren l^atten unb oon bem SBunfd^e befeelt, benfelben roid 
^u erlangen, burej^ 5Dlonate unb ^al^re beteten unb i 
^flid^ten ber 3leIigion geroiffen^aft erfiiHten, ol^ne baran 
glauben, big fie enblid^ bennod^ roieber baran glauben lemt 

6r fel^nte fid^, fie |\u lieben. 2lber roag foll bie Siebe 
einem SBeibe, roenn fie fid^ nur auf Unfid^tbareg, Unberii 
bar eg erftreefen foU? 

2)ante, ber gro^e 3Reifter in ber Siebe, f)at eg in ein 
berounberunggrotiroigen ©a^e auggefproeben, nur beging er 
bei bie Hngered^tigleit, bie fjrauen aHein biefeg materialiftifd 
3ugeg anjullagen. ®ante fagt: 

... in femina foco d’amor dura 
se rocchio o il tatto speeso non raccende. 

ffiarum l^at ®ante nid^t benfelben gejler bei ben 3Kdnn 
befla^? 

^ielleid^t l^at ber gro^e 5Poet bie roal^re Siebe mit 
boIif(^er Serel^rung ber ^rau oerroed^felt, alg ber allegorifd 
SSeriorperung fur bie j^ol^e 3Biffenfc|aft, bie ^oefie unb 
Saterlanbgiiebe. ©o liebte er Seatrice. ©o licbte $etra 
feine Saura. SlBar ®on fjauftino imftanbe, feine 5Karia 
^\i lieben? 

6§e er ben letten S3rief oon il^r empfangen, rodre 
leid^t moglid^ geroefen. 5Rac^ (Smpfang beg letten Srte 
roar eg beinal^e unmoglid^. 

SBie lonnte er in 5Karia feine Saura ober Seatrice lid 
nad^ bem ©eftdnbnig, bag SRaria il^m in i^rem le|ten Sri 
gemaét ? 

éineg 3Jlorgeng, nad^ ben f^ed^tiibungen, fprad^ Slefpeti 
®on gauftino: 

„(Selobt fei ©otteg 3Dlad^t unb unfere fd^one 6rbe! 
gibt 2)inge, bie man nid^t glauben lann, roenn man fie ni 
fiebt. 9lte icb baran gegroeifelt, ba§ eg ©infiebler gi 
bie biiben unb fid^ lafteien, niebtg effen alg SBur^ln, nid 
trinfen alg SBaffer unb roeber an Siebe nod^ ^reunbfcb 
benfen; aber am @nbe biefeg traurigen Sebeng ftj^sen fie 
ben ©eligen beg §immelg ein. Um ©otteg SBoblgefol 


88 


imllen fann man fd^on Dpfer bringen. 3Ba8 id^ nic gcglai^t 
unb oerftanben ^abe, bt8 id^ cg an 6ucr ©naben erlebte, ift, 
bo^ eg aud^ (Sinfiebler §u Sitren beg Xeufelg gibt. SBenn 
nur bie ^dlfte ber 93u^e, ber ^wrudfgegogenl^eit, ber Sntl^ai' 
tung, ber 9?ad^tn)ad;en unb Stubien, mit melisen ®uer ©naben 
bag junge Seben uerbringen, gottgefdHig rodre, ^dtte id^ ni^tg 
anbereg gu fagen, alg ba| (Suer ©naben ein §eiliger feien. 
®ag ©d^limme ift, bafe eg mit uorfommt, alg ob ®uer ©naben 
]id[) nur opfem, um bem Jeufel moj^Igugefallen, ber am ®nbe 
feine emige ©eligfeit geben fann unb nid^t einmal in 

biefem Seben ©elb unb røad^t uerfd^afft. 3iie ^abe id^ an 
^ejen glauben roollen, roeil id^ nid^t uerfte^en fonnte, mie man 
bem S^eufel bienen fann, ol^ne So^n bafiir gu empfangen. 
5Iber id^ beginne an $ejerei gu glauben. @uer ©naben 
burfen mir nid^t giimen, aber @uer ©naben l^ulbigen bem 
Jeufel unb ^aben ftd^ il^m uerfd^rieben.'' 

„3ci^ l^abe mid^ bem Jeufel nid^t uerfd^rieben," antmortete 
ber Softor, ein menig non ber ^eef^eit gedrgert, mit meld^er 
StefpetiHa i^m auf ben Seib rudfte, „id^ beuge mid^ nur ber 
3lotmenbigfeit." 

„Unb meldte 9lotroenbigfeit gmingt @uer ©naben, ein 
l'old^eg Seben gu fiil^ren?" 

„^ann id^ etroa anberg leben? ®o^in id^ ginge, miirbe 
ieft eine Idd^erlid^e SRoHe fpielen. ®ag foll id^ treiben, menn 
gu nid^tg nii^e bin? 3d^ mufe mid^ bamit gufrieben geben, 
in SiHobermeja gu leben, unb mie follte id^ l^ier anberg leben, 
alg i^ lebe?" 

„SBarum benn nid^t?" antmortete SftefpetiHa. „2Barum 
rooUten 6ure ©naben nadj) 9Jlabrib? Dl^ne 3w>eifel, um mit 
benSWenfd^en bort gu oerfel^ren. 3tm, marum nerfe^ren ®uer 
®naben nid^t mit ben 3Jlenfd^en ^ier unb fpaven bie ^eife? 
®obur^ unterfd^eiben fid^ benn bie 3DRenfd;en in 9Jiabrib oon 
beuen in SBittabermeja?" 

„5Run, mo finb biefe Seute? !Ølit mem follte id^ benn 
utngel^en?" 

„?Wit atter SBelt. Uebrigeng gibt eg l^ier ein $aug, mo 
ic^ @uer ©naben am liebften fe^en mod^te, ba eg bort fc^r 
unterl^altenb ift." 

„SBeld^eg §aug ift bag?" 

„®ag meineg ^erm $aten, beg 9iotarg." 

„©eine S^bd^ter l^affen mid^ bod^." 

„©ie l^affen @uer ©naben nur, meil @uer ©naben fie 
rid^t befuc^en, benn fte finb gerabegu barauf oerfeffen." 




84 


„SBo|^er røiUft bu ba§ iDtflcn?" 

„SBeil fie mir’å gefagt f)aben. l^abc uiel mit bei 
beibeu gefpvod^en unb uor adem mit ^^icintica, ber SBitroc bei 
SBdd^tcrå, bie fie immer begleitet unb mit i^nen jur Jtird^ 
unb auf bie ^romenabe gcl^t unb Sefud^e mit i^nen ma^t 
S^omancita, bie jiingere, ift fe^r gutmiitig, unb ^ofita, bi 
dltere, tl^ut roaS fie roiH. 5Ramoncita ift mit bem ©o^ne bei 
9lpotl^efer§ oerlobt, ber in fur^^cm fein ©oftorejramen iikrftan 
ben l^aben roirb. Slofita l^at feinen Srdutigom unb roiH aud 
feinen, obrøol^t fie fc^on iiber funfunbjjn)an;;ig 
©ie l^at eg aud^ nid;t notig, ba fie frei, reid^, terrin i^rci 
^Qufeg ift, in bem fie na(| SBitttiir nerfiigen fann, mie iibe 
il^re ©d^roefter, il^ren SSater unb il^re gan|^e Umgebung/' 
„5Kod^te fte aud^ iiber mid^ nerf tigen?" 

„?iein, nielme^r moc^te fie mol^I, bafe Suer (Snoben iibe 
fie nerfiigen, mie mir fd^eint." 

„Sefpetiffo," fagte ®on gauftino, „bu bift ein Serful^rer 
ein ieufel. SBaå mad^ft bu mir ba fiir Sorfc^ldge? SBaruir 
foffte id^ gu Slofita geleen? 2)ag fonnte mir nod^ fel^Ien, baj 
Slofita glaubt, id^ bege|re fie wegen i^rer SUlitgift unb bafe fti 
mir, mie ®ona éoftanga, einen worb gibt." 

„3lcb fenne Slofita unb mei^, ba^ fte an nid^ts bergleid^er 
benft. @ie benft nid^t entfemt baran, fid^ mit (£uer ©naber 
gu nerbeiraten, um mienief meniger baran, ^orbe auSguteilen." 
„33ag miil fie benn?" 

„©ie l|at f)kx niemanb, mit bem fie reben fonnte. ©ie 
bat febr oiel gelefen unb ift febr elegont. ©i^ mit 6uei 
©naben unterbalten gu fonnen, murbe ibr bie bodbfte 93efrie= 
bigung gemd^ren." 

„®u mtrft micb nocb glauben mocben, bafe Sloftta ein 
3umel ift!" nef S)on ^auftino aug. 

„®ag rnill icb glauben, unb gmar ein ecbtcg ^ximl ! Unb 
mag fie aHeg meife! STOein ©ott, unb meld^er ©eift! ©ogar 
ibren S?ater b^it fie ooHftdnbig in ber S^afcbe." 

„®u ergdblft mir ja mabre SBunber oon biefer SRoftta!" 
fagte ber ®oftor. 

„®iit 3Bunbem bcit fie nicbtg gu tbun." 

„©age mir," fragte ®on gauftino, „ift ber 9iotar 6ei 
bem (Smpfang feiner Socbter anmefenb?" 

„9iabegu niemalg. ^eifteng finb aujjer ben beiben DJfdb^ 
cben nur nocb ^^^cintica unb ber 3lpotbefer ba. SBoHen (Suev 
(Snoben eg einmal anfeben? ©eben (Suer ©naben b^ute abenb 
mit mir bin.'' 


85 


I 

t 

Don f^auftino mad^tc noc^ ctniae ©d^røicrigfeiten, røar 
I aber oon ben SSorrøurfen Slefpetillaå )o beriil^rt, ba^ er borf) 
k\å)lo^, feinc Sinfiebclei gu oertaffen unb auf ^benteuer aué= 
! juge^en. 

i 


Ifunfjeljntes gapitol 

StefpctiHa beeilte fic^, Sloftta baoon gu benad^rid^tigen, ba^ 
^fein §err am 2lbenb fic^ gu iÉ)rem Smpfang einfinben toerbe. 
?rur Slofita lonnte eå feine angene^mere 3leuigleit geben. 

Stofita Isatte rodl^renb i^rer nic^t gerabe furgen Sebené^ 
^bauer feinen 5Kann gefunben, ben fte i^rem SÉillen ^dtte 
unterrøurfig madden mogen. @ie regierte il^r §aué befpotife^, 
fonnte na^ Selieben, freier al§ etne Sonigtn, fc^alten unb 
malten unb jebe i^rer Saunen befriebigen, unb banf il)rer 
Dbdtigfeit unb ber Gnergie i^reå Gl^arafteré fannte fie bie 
Sangeroeile nid^t, aber fie amiifierte fid^ auc^ beina^e nie. 

' Slofita roar ungemein ebenmd^ig gebaut; roeber gro^ noc^ 
jflein, roeber mager nod^ bicf. ^^re §aut, obgieicp bunfcl, 
jmar roeid^ unb fe^r fein unb bie SBangen gut gefdrbt. 

[Sippen roaren aufgeroorfen, aber forattenrot, unb roenn fie 
'ld(^elte, geigten fid; in i^rem etroag grofeen Wunbe groei 9ieil^en 
gldngenb roeifeer, gefunber Dberlippe befd^attete 

eiu leic^ter Stnflug oon øi^nurrbart. 3ll^r §aar roar tief= 
id;roarg. 9tuf ber linfen 2Bange unb auf bem ^inn ^atte fie 
troei bunfle ^fefferflecfen, roeld^e bie pifante SBirfung eineé 
Sc^onl^eitåpfldfterc^ené in i^rem ©efic^te iibten. 

Slofitaé niebere unb gerabe ©tirn roar roie bie einer 
gried^ifd^en SSenué unb il^re 3tafe roar fd^on geformt, aber fe^r 
ftarf. ®ie Stugenbrauen roaren fc^on gegeic^inet unb bie 2Sim: 
pem fd^roer, lang unb ftarf guriiefgebogen. 3^r gangeå SBefen 
briidtte eine unbefd^reiblid^e 3Rifd^ung oon 23oé^eit, §od^mut, 
.v)errfd^fud^t, ^eiterfeit, 3drtlid^feit unb Siebeéfel^nfud^t au§. 
Sc^roarge, feurige 2tugen, bie balb fe[;nfud^tig, balb lebljaft ober 
glii^enb blicften, belebten ba§ augbrucféoolle ©efid^t. 

Dbrool^I Sfofita in Serfud^ung fam, fid^ gum Gmpfangc 
Don gaufttnoS fd^oner gu fd;mu(fen al§ geroo^nlic^, fo iiber^ 
loanb fie biefe SSerfud^ung burd^ il^ren ©tolg unb erroartete ben 
neuen Sefuc^er ’im felben ^erfalfleib, im felben ©eibentud), 
bag fie um ben §alé gu tragen pflegtc, unb in berfelben ^rifur, 



86 


bie fie tdølid^ Isatte. 9lici^t cintnol bie Slofen, bie fie feit friU 
morgens tn ben §aarcn trug, moUte fie bureb neue erfe^en 
obmobl biefelben fton melf maren; unb fie blieb mie fie rcar 
®er ®oftor SBort unb fanb fi^ mit Slefpetilla nad 
neun U^r gum 3lbenbempfang im §aufe beS 9lotarS ein. 3to 
fita, SRamoncita unb bie nertraute ®efettfd^afterin 3<^cintica uni 
ber jufiinftige Srdutigam unb Slpot^efer bitbeten, mie 9lefpe 
tiHa normer gefagt, bie gange ©efellfcbaft. 

9)ie Unter^altung mar eine Siertelftunbe lang allgemein 
murbe aber immer fcbmerfdlliger, meil ber 2lpotbefer nur mi 
Slamoncita unb SRefpetilla nur mit ^[acintica gu fprec^en miinfebte 
©o fam eS, baj fi(b binnen funem in bem traulid^en 
beHbeleucbteten ^iwtwter brei natiirlicbe ©ruppen gebilbet batten 
„9lid^t bocb, 2)on gauftino," fagte 5Rofita, „ein feber fol 
mit feinem ©ebietfal gufrieben fein. Sittabermefa ift ein .Rub 
ftaH, baS gebe icb gu ; aber . . . mo miirben ©ie bei fo geringer 
^uSgoben eine fo grofee Seaebtung finben? 3^ 

3abren, bei gmei oiS brei guten @mten fonnen ©ie miebei 
noKftdnbig flott merben. ®ann, noUftdnbig unabbdngig unt 
bei bem guten Rlange 9lamenS, fann eS 3^nen nid)i 

fd^mer merben, gum S)eputierten emannt gu merben. $ier ir 
SSittabermefa fiibrt mein 5Sater unb bur^ ibn icb 
ffiort. S3ei (Selegenbeit fbnnten mir ©ie bier gut burcbfe^en 
unb bie ©timmen ber tibrigen ©tdbte mdren mobl aucb gt 
befommen. 2luf biefe SBeife fdmen ©ie naeb ?lJlabrib, roobn 
©ie geboren: ftubieren ©ie meiter, febreiben ©ic m\ 

ermeitem ©ie 3b^^ Renntniffe, aber feien ©ic niebt fo menfd^en 
féeu. Rommen ©ie red^t oft gu unS, mir mollen gufammer 
plaubem unb gute g^reunbe fein. 3^^ ^i^bt gelebrt un^ 
fann nur iiber ^mobnlicbe 3!)ingc mit 3^^^en reben ; aber ic^ 
babe natiirlid^en Serftanb, unb fann 3b«^^ maneben guten 9lat^ 
feblag geben. 3tucb bin icb 9latur unb merbe ©ie 

beSb^lb niebt langmeilen, unb ba i^ nie auf b^Ibem SBegc fteber 
bleibe, boff^ 3Kelancbolic gu befiegen unb ©ic mit 

unferem Idnblicben ffiobnorte auSgufobnen.'' 

„2Bic fonnte icb Sfoftta," antmortete ®on 

^auftino, „bafe icb gute ^reunbin fnben 

merbe? Sisber borte icb ^^r 3bi^e ©pottreben iiber mi(b mieber^ 
erjdblen. 3fb botte Stngft micb 3b^on norguftcHen. ©ie biirfen 
mtcb niebt menfebenfebeu fcbelten.'' 

„@S ift mabr," fagte SRofita, „toir toaren fcblecbt unter 
riebtet. SBir aebteten unS, obne cS gu miffen, unb ba mir uno 
niebt fannten, duberte ficb unfer 3^tereffe in §ab unb mir er 


87 


fl^en ung ben itrieg. 2lbcr ba n)tr unS fennen, roirb 
biefer fid^ in ^eunbfd^aft nerrøanbeln. roal^r?" 

meinegteilg l^abe @ie nie gel^a^t unb je^t, ba id^ 
Sie fenne, gefatten ©ie mir fe^r gut." 

®er ®oftor nal^m bie §cnb 9lofitag unb brurfte fie røarm 
unb l^er^lid^. 

®ag 3w>ic9cfpwd^ ber beiben bauerte nod^ eine gute SØSeile 
in berfelben freunblic|en 2Beife fort, unb ®on gauftino oer= 
fprad^, fid^ allabenblid^ eingufinben. 

®er ®oftor roar entjueft oon ber Dffenbeit unb ®ute 
[Softtag, bie fo fd^neH greunbfd^aft mit ibm gefd^loffen. 2tber 
tber ®ebanfe, ba| Siofita t)ielleic|t erroarten fonnte, ba^ er fid^ 
i mit il^r oerlobe, unb ba| i^re ^eunbfd^aft fid^ roieber in §ab 
ioerroanble, roenn fie inne roitrbe, ba^ ®on ^auftino Sopeg be 
SRenbo^a nid^t nad^ i^rer §anb begel^re, beldftigte il^n ein roenig. 

SSon biefem ®ebanfen getrieben, fagte ber3!)oftor ju9lo|ita: 
„^å) Babe oerfproøen, jeben ^benb ^u fommen, o^ne roeitere 
Ueberlegung, ba id^ oon ^erjen gern fommen moc^te, aber 
mag røerben bie 2eute baju fagen? SBerben meine SSefud^e 
Sie nid^t fompromittieren?" 

Slofita ladste laut auf unb jeigte aHe roei^en 3^^^^ 
i^rem ftifd^en Slunbe. 

„ffiarum nid^t gar! ©oHten roir etroa nid^t ^reunbfc^aft 
galten, ladyen, fc^erjen unb ung unterl^alten in biefer ©infam* 
Icit aug ^urd^t oor bem ®efd^rod| ber 2eute? SKit roem follten 
jroir reben, roenn nid^t miteinanber? granen in meinem 2tlter 
fmb ni(^t mel^r in ber erften ^wgenbbfiite, unb roenn fie fid^ 
nic^t oermdl^fen roolften, nie oerlobt roaren unb nid^t einmat 
mit irgenb jemanb fofettiert ^aben, fo benfe id^, |aben fie 
bag Sfted^t, 2ld^tung ju oerlangen. ®ag roiirbe mir noc| fel^Ien, 
bafe i^ nid^t einmaf mit ©d^eu f^red^en fonnte, o^ne 

®efabr ju taufen, bafe man mir nad^fagt, id^ rooUe mid^ mit 
ber eblen familie ber Sopej be 3Kenboja oerbinben." 

„Unb ©bfe oon §abenid^tg roerben", fugte ber 3!)oftor 
lac^cnb bi^ju. 

Slofita errbtete, alg ber 3)oftor auf i^ren ©eberg einginø, 
fanb aber fofort i^re ^affung roieber unb fagte: „©eien roir 
aufridbtige greunbe! ©eien roir einfadb wnb Slofita! 

Sergeffen ©ie, bafe idb ein 3Beib bin, roie icb eg Idngft oergeffen 
^c. ©eben ©ie micb nur an! 3n roag fiir einem 2lnjuge 
itebe idb oor 2Bie rodre eg benfbar, in einer fold^en 

§ulle $rdtenfionen maeben gu rootten." 2)abei ftanb Slofita 
auf unb brebte fidb lad^enb oor bem ®oftor, um bie SRacbfdffig* 



88 


fcit in t^rem Stnjug unb ben ooHftdnbigen ^Ølangel an ©(^mud 
bei bcmfetben gu geigen. 

3)er ®oftor betrad^tetc Slofita aufmerffam unb mufetc ify 
red^t geben. ®S roar au^ nic^t bie Heinfte ©pur non So 
fetterie ober Slbfid^tlid^feit in il^rem 2tngug ober in il^rer fjrifu 
gu entbeefen. 

,,2lIIeS, toaS ©ie gefagt ^aben," oerfe^te ber ®oftor, „muj 
id^ billigen, aber einen g^rer Sefebte, benn ffiunfe^e fin) 
mir SSefeble, fiircbte id^ nid^t erfuHen gu fonnen." 

„SBeld^en SBunfcb?" 

folie oergeffen, bafe ©ie cin SEBeib finb. if 
unmoglid^, benn ©ie finb ni^t nur ein SBeib, fonbern eii 
fd^bneS SBBeib, ©ie felbft muffen ba§ fuglen unb miffen." 

®ie roelfen 3lofen, meldte Sofita lac^enb au§ ben §aarei 
genommen unb gu Soben gerøorfen Isatte, alé fie fi(^ bem ®ofto: 
oon atten ©eiten geigte, ^xdt berfelbe in ben §dnben. 

„®iefe Sttofen finb oor 9leib auf ^^r lieblid^eå ©efid^ 
bal^ingeroelft. merbe fie gum 2lnbenfen beroaljren," fagti 
ber ®oftor. 

,,3)ag rodre albern!" fagte Slofita. „3u roaS ein 2ln 
benfen? SBerben roir ung benn nid^t tdglid^ felten?" 

„^a; aber ben 2^ag iiber? Unb rod^renb roir unS nid^i 
felten?" 

„SBeg mit ben SRofen," fagte Slofita, rib fie bem Doftoi 
aug ber §anb unb roaif fie roeit roeg. „3um 2lnbenfen, inenr 
©ie fd^on eing ^oben muffen, um ficb meiner gu erinnem, roerbi 
xé) etroag oiel Seffereg geben." 

3nbem fie fprad^, offnete Snofita ein flein roenig il^r §alg= 
tud^ unb gog mit ber §anb ein Slmulett b^roor, bag fie au| 
ber Sruft oerborgen trug. 

„9^el^men ©le biefeg Slmulett, beroabren ©ie eg gum 2ln= 
benfen an mid^. b<^be ben Se^dlter geftidEt unb bei 
Sifd^of felbft eg geroei^t. §ier, fiiffen ©ie eg." 

®amit birff f^^ bag Stmulett l^in. 

®er ®oftor fiibte bagfelbe mit einer frommen 9leiguna 
beg Sopfeg unb empfanb babei, bab eg nod^ roarm roar uoni 
Sorper ber 2^rdgerin. 

SBdbrenb fie nod^ eine ffieile fortplauberten, fd^lug eg elf Ul^r. 

Sacintica trug mit §ilfe Slefpetittag bag 3lbenbeffen auf, 
breitete normer ein S^ifd^tud^ auf ben inmitten beg 
ftebenben S^ifeb unb fe^te bie ®ebecfe unb eine ttiten 

2Bein auf benfelben. 

S)ag 2tbenbeffen beftanb aug einem in Sutter fonferoierten 


89 


r 


Sc^rocincbratcn, ber fe^r gut jubcrcitet roar, unb ©pargeln, 
bie mit ©auce unb (Stem bcbccft roaren. ®er ^Rad^tifd^ beftanb 
au§ nielcn ©ii^igfeiten, grud^ten unb Xraubenfirup. 

33eim ©ffen rourbc bie Unter^altung roicbcr eine attgemeine 
unb cé ^errfd;te bie gropte Seiterfeit. 2)ie SrpftaHflafd^e, roeld^e 
ba§ Sreifad;e eincr gerobf)nlic^en ent^ielt, roar balb geleert unb 
al§ bie ^Jerrfd^aften beim Seffert roaren, felten ficb ^^^cintica 
unb 9lefpctiHa in patriard;alif(^er 2Bcife an benfcibcn Jifd^ 
unb a^cn, roaé iibrig geblicbcn roar. 

®alb nad^^er fam aud) ber reid^e S^otar ®on ^uan Érifo^ 
[tomo ®utierre^ nad^ §aufe unb roar fe^r erfreut, feine S^od^ter 
in fo guter ©efedfd^aft gu finben unb iiber^duftc ®on ^auftino 
mit SiebenSrourbigfeiten. 

Um grøei U^r nad^tå trennte ftd^ bie ©efellfd^aft. 

©edjS barauf folgenbe Jidd^te nerbrac^te ber 2)oftor in 
bcrfelben SBeife im $aufe beå ^Jiotaré. 

ber fiebenten ^Jtad;t rooden roir baS ©efprdc^ groifd^en 
! jRofita unb $on gauftino ein roenig belaufc^en. ^urg nor elf 
ll^r, ber ©tunbe beå 2tbeubmableå, unter^ielten ficb beibe 
folgenberma^cn in einer ©de beå ©alonS: 

„2)a bu bnrauf beftel^ft, roerbe ic^ bid; bugen,'" fagte 9to^ 
iita, „aber id^ bin fo gerftreut, ba^ ic^ fiirc^te, bid^ aud; einmal 
orfentlid^ gu bugen. SaS roiirben ba bie Seute fagen? ®od; 

(iegt baran! ©ie foden fagen, roaS fie rooden. fage 
bu gu bir , . . trdgft bu baå ^mulett immer?" 
i „3cb trage eå auf ber Sruft." 
i „§aft bu mid^ roirfli^ fel^r lieb?" 

„Son ganger ©eele." 

„©iel^, gauftino, fo rooden roir unS lieben; o^ne gu fragen, 
mie roir un§ lieben. @å (iegt ein eigener 9teig barin, fii^ gu 
1 lieben, o^ne gu roiffen roie. 3fl ^reunbfd^aft? Siebe? 

: J8aå mag e§ roo^l fein?" 

i „@S ift adeå gugleid^. ©S ift etroaå unerfldrlidb ^oetifd;eg," 

' ertoiberte 3)on gauftino; „id^ roeib nid^t, roie id^ bid; liebe, aber 
' ic^ roeife, ba^ i$ bid^ liebe." 

! „9lun, iiberlaffen roir unå biefem Unerfldrlid;en ©efii^le, 
o^ne eå in ber (Segenroart ergriinben gu rooden unb ol)ne 
t)orauågufe|en, rool)in eå unå in 3wfunft fitbren roirb. 2Bir 
roaren groei nerteufelte ©infiebler, roie 3iefpetida fagt. ©ineå 
lageå, fo b^rte icb ergd^len, begegneten fid; groei ©infiebler in 
einem tiefen, einfamen SBalbe, burdb roelc^en ein flarer glub 
feine SØSeden trieb. ©in Soot ftanb am Ufer. ®ie ©infiebler 
batten ben 9Jlut, ficb eingufebiffen unb fid; bem Saufe beå Sooteå 



90 


anjutjcrtrauctt, ol^nc ju fraøen, roo^in eé ftc ful^ren røcrbc. 
SBeiftt bu, rool^in fie øcfontmcn finb?'' 

„SBic foKtc id^ nid^t?" faøtc 3)on gauftino. „^n baé 
irbifd^e $arabic§. S)cr é^erub, ber eS mit feuriøcm ©d^roerte 
bcmad^t, mu| entroebcr øefd^Iummcrt l^aben, ober er ^attc fie 
fe^r Ueb, benn er miberfe^te fid^ nid^t unb fie traten ein unb 
priefen fid^ øtiidtlid^ mit nottem Sied^t." 

„3d^ merfe, bafe bu bie ©efd^ic^te ebenfogut fennft, alS id^.'' 

„Unb fage, Slofita, røarum fottten mir nid^t ebenfooiel 
5Kut befiften, mieJene? SBarum fd^iffen roir unå nid^t auc^ 
ein, um unS ber ©tromung gu iiberlaffen?" 

„SBir roerben felten," antroortete 3tofita; „bag mufe iiber^ 
legt fein. fd^Ied^t. TOan barf 

nid^t bag ^arabieg nerlangen. Unb ber g^erub, fottte er uné 
ben ©intritt nic^t nerroel^ren?" 

„2)u bift mein S^erub, mein ©infiebler unb mein ^arabieg." 

©o roeit roaren fie getommen, alg Sacintica fie untcr^ 
brad^ unb gu 2^ifd^e rief. ®ie Unter^altung røar an jenem 
3lbenb befonberg (eb^aft unb Sacintica unb SRefpetiHa felten 
fic^ fritider mit gu Xifc|e alg gerøo^nlid^. ©g røurben ungd^lige 
2Bi^e gemad^t unb man roarf pd^ mit ®rotfuøeld^en. Slefpetitta, 
ber ein roa^rer 2:aufenbfunftler roar, gab eintgeg gum beften 
unb mad^te unter anberem fdmtlid^e 3^ierftimmen nad^ unb bie 
fomifd^en ©prunge unb Seroegungen ber Slffen. ^^^cintica, 
roeld^e eine gro^e ^ertigfeit im fiarifieren ber ?IJlenfd^en befafe, 
fiil^rte einige ber befannteften figuren beg Drteg unter grofeem 
®eldd^ter nor. ©ogar 35on S^^^onimo, ber fonft ungemein 
gemeffen roar, ging aug fié |eraug unb end^lte einige @c= 
f^id^ten. S^m ©cpluffe macpte Slofita ben SSorfd^lag, bie rei^ 
jenben 9Kaientage gu benuøen unb emen 3lugflug auf bag fd^one 
Sanbgut i^eg Saterg an ner 5Wana gu madden. 

®er ®orfd^lag rourbe non aHen mit lautem SeifaB auf* 
genommen. 

„3Bir roerben gleid^ morgen bie ^artie madden,'' fagte 
SWoftta. „SEBenn man fold^e ®inge nerf^iebt, fommt man nte 
bagu. 3Korgen nad^mittag um brei U^r rooffen roir alle non 
l^ier aug gu ^ferb aufbred^en." 

„SBir roerben punltlid^ eintreffen," fagte ®on ^auftino, 
unb bie iibrigen roieberl^olten bie 3Se^d^erung. 

3tlg ber 9totar eintrat, teilte il^m Stofita i^r 3Sorl^aben 
mit unb berfelbe roar bamit einnerftanben. 

„Jlaturlid^ roirft bu ung begleiten, ^apa," fagte Slofita. 

„©elbftnerftdnblid^," antroortete S)on ^nan ©rifoftomo. 


91 


! roirft nttr criauben, $apa, ba^ xå) nod^ jctnanb 

bo^u cinlobc." 

„2:i^uc naå) bcinem ©utbunfcn." 

„3)ann roerbc xå) ©foirtta baju einlabcn, bamit roir ad^t 
Scrfonen finb." 

,,@ine ©ludPåga^II" ricf JRcfpctilla ouS unb bamit trennten 
[tc^ bie 2tnroefenben bi§ jum fommenbcn ^iad^mittag. 


SBdjje^ntøs lapitBl 

j 

' 3Jlan roirb DieUcid^t bcnfcn, ba^ bie poetif^e 2iebe bc§ 
JoftorS ju fciner croigcn ^Vreunbin i^n l^dtte aor eincm bcrartig 
rertrauliqcn ®crfc^r mit ^ofita bcroal^ren folien. 2)er ®oftor 
bad^te ebcnfo, roenn er fid^ nid^t unter bem (Sinfluffe Slofita« 
befanb. S33enn er aber mit il^r fprad^, roar ®on ^auftino ein 
»erlorencr 5Dlann. 

6r fud^te mandlen ®runb feiner Sntfd^ulbigung. 3)ie 
eroige ^eunbin liebte il^n rool^I tn einer eblen SSeife unb geroi^ 
fu^lte er fid^ gu aCem @blen l^ingegogen, aber roieroo^it er fein 
Sbcal liebte, roar er non bem Safein beSfelben nid^t iibergeugt; 
cr roar iiberbaiipt oon nid^tS iibergeugt. 

®i*er ift, bafe e8 ein Unfinn rodre, auf eine f(^one lebenbige 
ffiirflid^feit gu oergid^ten, um einer 6rfd^einung eineg ©c^attenS 
roiUen. Sft bod^ ein fd^oneS 333eib bag ^errhd^fte, ^oetifd^fte 
unb ^unftlerifd^fte, roag ein 9Jlann (ieben fann. 

3)on gauftino lag in einem Sud^e, ba^ ber 2)id^ter Sticdug 
fterblid^ in einen ^fefferflecf oerliebt roar; roarum foHte er fid^ 
nid^t in groei ^fefferflecfe oerlieben? 

®em ®oftor roar, rodl^renb er fo gu fid^ fpra^, alg ob 
aug bem 95ilbnig ber 6opa il^n ein emfter Slid trdfe; aHein 
er unterbriicfte bie bemdd^tigten, inbem 

er befd^lo^, in feiner Sirt bag Seifpiel oon Stofitag ©nfieblern 
p befolgen unb pd^ roiffenlog oon ber glut treiben gu laffen. 

j)ona Slnna roufete fd^on oon ben Sefud;en il^reg ©opneg 
im §aufe beg Slotarg unb roar fe^r drgerlié bariiber. SJlan fonnte 
itnor fd^roer oon einem jungen SJlanne oeriangen, fid^ lebenbig gu 
begroben unb mit niemanb gu oerfebten; aber benno(^ fd^dmte 
ftc fid^, bap i^r ©ol^n bei fold^en Seuten, obrool^I fie gu ben 
I ^ngefcl^enften im Drte gel^orten, foupierte unb mit lianen freunb- 



92 


fd^aftlid^ »erfcl^rte, ol^nc ju bcbenfen, rocld^e Unannci^mltd^fetter 
fur if)n barauS cntftcl^en fonnten. Sie beutctc bag lettere 
ibrem ©ol^nc mit aller 3Sorfic§t an, aber ol^ne Srfolg. 
beftimmten ©tunbe beftieg ber 3)oftor* feinen Sraunen unb 
9lefpetilla fein ^JJlaultier unb beibe fanben fid^ punftlid^ nor bem 
§aufe beg 3totarg ein, um bie befprod^ene Sanbpartie p madden 

Son unjd^ligen ^inbem umgeben, fe^te fid^ bie ®efell 
fd^aft in Serøegung. 2)er 3lotar unb ®on S^i^onimo ritter 
fd^one 9Jlaultiere mit reid^em ©atteljeug. Éofita im Slmagonen^ 
fleib, bag in 3JlaIaga nerfertigt roorben roar, fa^ nad^ englifd^ei 
©itte gu Sf^rbe. Stamoncita, S^^cintica, (Slnirita ritten auj 
6feln. 3lofita unb S)on fjauftino, bie ©eite an ©eite ritten 
erfebienen bemnad^ alg bie Sonige ber Sanalfabe, bie bag grotte 
3luffeben im ©tdbtcben bct^>orrief. 2llle fjrauen ftiirgten an bi( 
^enfter, um bie Soriiberreitenben gu feben. 9Jlan fab eg als 
einen 3^riumpbgug Slofitag an, bie ibren gefangenen Srdutigam 
geigen roollte. 

2luf ber gangen ©treefe ritt Sftofita noraug, ben S)oftoi 
ftetg gur Sinfen, fobalb bie Sreite beg SBegeg eg guliefe. 

(gg roar roeber falt nocb b^ife* SBunberbar feboneg SBetter. 

2)urcb 3Beinberge unb Dlinenrodlber nabmen fie ben 3Beg 
auf einen ber 5ugel, bie SiHabermefa umgeben. 9iacbbem fii 
eine 3)lei(e guriicfgelegt b^^tten, fab man roeit unb breit 
niebtg alg riefige ^-elfen. ®en §ugel felbft, beffen ©ipfel roic 
abgefebnitten erfcbeint, bilbet ein etngiger ^elg, ben niebt baé 
gcringfte ®run bebeeft. ®er SBeg, ber ungdblige SOSinbungen 
maebt, roar fteil roie eine Seiter, unb nur geiibte $iere, roie 
unfere SReiter fte befafeen, roaren imftanbe, einen foleben SBeg 
obne ®efabr gu geben. 

?iabegu eine ©tunbe bauerte ber befebroerliebe Stufftieg. 
fie famen, befto roeiter breitete ber ^origont ftcb aul. 
Son ber §obe aug fab man gange ©tdbte liegen, i)eU unb flår 
oon ber ©onne beleucbtet, bie fein 9Bolf^en triibte. 3m 9Jorbcn 
fab man bie ©ierra ^JDlorena; im SBeften ben mit ©dbnee be- 
bedtten S^cadbo be Saleta unb bag gebirdge Sanb Sonba im 
Dften. S)agroifcben lagen roeifegldngenbe ®brfer mit lacbenben 
©arten, bunfle 28dlber unb 3lnboben mit freunblieben SapeHen, 
unb bieg aHeg mitten im erften frifeben ®riln beg ^riiblingg. 

„SJlein @ott!" rief Slofita aug, „roelebe berrlicbe ^ugfiebt!"' 

wS^b ^wr bicb/' erroiberte ber ®oftor. „$u bift fur 
micb bag ©ebonfte, niebt nur im roeiten Umfreig, fonbern auf 
ber gangen @rbe/' 

„©cbroeige, leidbtfertiger ©ebmeiebter, febroeige, icb roerbe 


93 


r 

fonft nod^ bumm unb eitcl burd^ beine Homplimcntc. 28ie 
ic^on ift biefc (Segenb unb bennod^ i)åli fie fcincn SSerglei^ 
mit unferer 5Raua auS, bie tnir balb crrei(^cn roerben. ®ie 
ift roirflid^ ein ^arabieå auf 6rben.'' 

„2Bo immer bu fein magft, ift fiir mid^ baS ^arabieg." 
2Bd^renb Sloftta unb ®on gauftino fo jju einanber fprad^en, 
ritten bie anberen nod^ auf bem en^en, fteilen 9Bege aufrodrtS, 
roobei einer finter bem anberen bleiben mu|te, ba man, um 
jnebeneinanber ju reiten, rigfiert ^dtte, in bie iiefe gu ftiirgen. 

SflcfpetiHa ritt l^inter ^^^cintica ^er unb ba er auf fold^e 
©ntfernung nid^t ingge^eim mit il^r reben lonnte, fang er mit 
feiner fd^onen ©timme Siebeglieber, bag eingige, roag er ol^ne 
|6c^erg unb hoffen tl^at. 2Bie ein banger ©eufger tonten feine 
('33lelobien, alg ob fte big in ben himmel bringen roofften, unb 
fanben ein @c§o in ben §ergen feiner Segleiter: 

SBcnn icb einft mub fterben 
®ab’ icb eine SBitte nur: 
étit ibren ^aaren, 

2)ett febonen, tieffebroargen 
©inbet meine $dnbc mir. 

^enn nic|tg ilbt einen foldben 3<^uber alg ein 2ieb, fdbbn oor^ 
getragen in ©otteg freier statur unb auf cinfamen SBegen. 

©nblidb Ib^^tten aHe ben ©ipfet erreidbl wnb bie ^errlidbe 
Hugfidbt. ®ie falbf^'^f naeften §olb^n erfdbienen roie ein Stiefen^ 
ifeffel uoll fruc^tbaren Sanbeg. ®ie 9taoa ift eine ©bene, bie 
mo^I groei 3Jleilen Slugbelb^ung Ib^^t. 2^eilroeife gelbi ctroag 
tbolabrodrtg unb teilroeife fteigen emfte Serge empor , oon 
meieren gablreidbe Sddbe nieberriefeln, bie mit i^rer SBafferfitHe 
bie gange fdbone ©egenb frudbtbar madben. 2)te Sergablb^nge 
fmb mit SSeinreben, 3)tanbel= unb ©idbenrodlbem bepflangt. 3in 
V ber ©bene fielbl SBiefen unb ©arten mit taufenberlei Slumen. 
; ®ie Sd^e ibt^ben fidb, roie eg fdbeint, olb'te menfdblidbe §i(fe 
I Salb'^ gebrodben unb an iib^^en Hfem ftelbl bidbtbelaubteg ©e|olg, 
I unb buftenbe Sliiten erfuEten bie Suft mit SBoblgerudb. 

I 2luf bem jungen, frifdben ©run ber SBiefen leudbteten 
j ungd^lige Slumen in ladbenber fJrulbK^Ø^P^^^^l- 
! SRoftta roar begeiftert oon bem fdbonen 2lnblidf unb gugleidb 
I befriebigt, $on ^auftino bie 5Reige ber Sefi^ungen \\)xz% Saterg 
; geigen gu tonnen. 

\ ©g roaren nodb Saubgiiter in ber ^^aoa, aber bie= 
I ienigen beg 9lotarg ®on Quan ©rifoftomo ©utierreg, roeldbe 
1 man ingroifdben betreten Ib^^tte, roaren roeitaug bie fdbonften 
unb beften. 



94 


5Dlcl^tcre ^cftar junger SBeinbergc lourben gerabc roi 
ungcfdl^r fiinfjig BKann bearbeitct unb in bcr øBene fe(6j 
roetbctcn auf ben SOBiefen ©tiere, ^iii^e, ^dlber unb ©d^afe. 

3)er 9?otar Isatte aud^ ein fd^oneé ©tiicf 8anb mit eine 
lebenbigen ^ecfe auå ©ranaten ^ unb TOaftijbdumen un! 
Domgebufd^en einfaffen laffen, morin Dbft unb ©emiife an 
gepflanjt roar. 

33eim Sintritt in biefen ©arten fal^ man baå j^ubjc^t 
freunblid^e Sanbl^aué. ®ort roaren aucb bie ^ettereien, bi 
©taHungen unb einige fel^r bel^aglid^ eingerid^tete SBo^nrdutnt 
3)er 5pia^ nor bem §aufe roar mit fleinen, runben ©teinei 
gepPaftert, bie mit il^ren bunten ^arben nerfd^iebene 9Jlufte 
bai^tefiten, gleid^ einer alten 5Diofaif, unb ringéum ftanbe 
^eigens 5Ruf'- unb Slfajienbdume unb unjd^Iige Slofenftodfe ii 
ooUer Sliite. 

®ine ©d^ar Sauben Pog ben ^ommenben entgegen uit 
bie ©d^roalben, roeld^e i^re hefter unter ber 3)ad^rinne ange 
baut l^atten, jroitfd^erten laut jum SBiHfomm. 

®er ©ut^oerroalter, famt ^rau unb ^inbem emppngen bi 
$errfd^aften unb tl^uen non ben ^ferben, roeld;e in bi 

©taltungen gebrad^t rourben. 

3u %n% begab man fid^ nun in ben ©arten, um ben 
felben ju befid^tigen, unb jeber §err bot feiner 2)ame ben 9lrni 
3luber einigen ©rbbeeren gab eå feine ^ruebte, aber bag Sliiten 
meer non taufenb Dbftbdumen nerfpraeb eine reid^e ®mt€ 
Sinige SSeileben, 9lofitag Sieblinggblumen, bliibten no^ unb fi 
ging mit ®on ^auftino in ben tiefen ©d^atten, roo biefelbei 
ftd^ nermutlicb nodb frifdb erbalten butten, um foW;' ju fueben 
®ort fagte ®on ^auftino ju feiner ©efdbrtin: „2Bi 
fiauberbaft f^on ift baS oHeg, aber roenn bu micb niebt Uebtefi 
roiirbe eg mir bennocb niebt gefotten/' 

„9lun, bube icb bir benn niebt gefagt, ba^ ieb bieb liebe, 
nntroortete SWofita. 

„@g geniigt niebt, roenn bu eg fagft," erroiberte ber ®oftm 
„2)ie gange 9iatur atmet Siebe unb bu attein bleibft fa(t." 

„gauftino, ieb %^^'oxe nxå)t gu ben 9?aturen, roelibe ba' 
©efiip niebt gu iibermannen nermag, aber eg loftet roie ein 
traurige Sorabnung auf mir unb mir ift, alg fonnte unfer ®tu( 
niebt bauern." 

„©raufame," fagte ber ®oftor, „roenn bu mieb roirflid 
liebteft, roiirbeft bu niebt an bie 3utunft benfen, fonbem bi 
febone ©egenroart nott unb gang .gente^en!" 

3n biefem 2lugenblief iamen Don ^mn Srifoftomo un) 


95 


Sfoirita, rocrd^cn bie bcibcn anbcrcn ^JJaarc auf bcm fofaten 

auf SRofita unb 3)on ?fauftino gu unb alle fd^et^ten unb ladeten 
miteinanber. 

S)ie Slbenbbdmmerung roar begaubemb fd^on. 2)ie Slumen 
^aud^ten uerftdrften ®uft auå; bie Suft roar uon belebenber 
^fc^e; bie SSogel fangen ber nerfinfenben Sonne ein Slbfd^iebå- 
! lieb unb bie leud^tenben 2Bolfen ftra^Iten bie fd^onften ^arben 
roieber. 

®ie ^Siere fel^rten allefamt in bie ©tdlle guriicf. ®ie 
fiinfgig 5Jlann, roeld^e bie 2Beinbergc bearbeitet l^atten, famen, 
gefiilrt nom Serroalter, ^eim. 2lÉe trugen il^re Spaten auf 
ber SMter, ber 3SerroaIter auågenommen, ber gum 
feiner xBiirbe einen ©tab trug, mit bem er bie gelbarbeiten 
birigierte. 

2lm ndd^ften Xage erft fonnten bie 2lrbeiten beenbigt 
roerben unb bie fiinfgig 3!Kann multen bie 5lad^t nod^ in bem 
Sanbl^aufe gubringen, roo biefelben in einem groben ©aale i^re 
Sd^IaffteCen l^atten. 

ging ungemcin lebl^aft unb Idrmenb auf ben Sor^ 

S en unb tm 3Sor[)ofe gu, alg bie 3lad^t l^ereinbrad^. 

jnft ber §errfd^aft rourbe ein groves ^eft norbereitet. ®ie 
Sad^t fd^ien baju eingulaben. Der bunfle himmel lie^ 9Ronb 
> unb ©terne befonberS leud^tenb erfd^einen unb beren blaffeå 
' 2id^t ergofe fid^ mit unbeftimmter, magifd^er J^eUigfeit iiber aHe 
(Segenftdnbe. Die Ø^acljtigallen fd^lugen unb bie 93dd^e mur? 
mclten in fii^er ©intbnigfeit. 

©d^nett rourbe ein prd^tiger 95aII improoiftert. Unter 
ben Dagelobnem roaren groei, oie bie ®uitarre fel^r gut gu 
fd^lagcn rou|ten, unb an ©dngem unb Ddngern fel^Ite eS niept. 
Sie junge grau be§ 3SerroaIter§, bie Dbd^ter beé 9lotar8, 
(Slointa unb ^acintica, alle liebten ben ganbango. (Sinige 
Slrbeiter tangten oortrefflid^, aber aud^ Don ^nan Srifoftomo, 
Don Seronimo unb felbft ber Doftor fonnten nid^t uml^in, 
mitgutl^un unb einigemal nad^ beften Krdften il^re ©priingc 
ju ma^en. 

SHeJpetiHa roar fej^r angeregt, befonberd rodl^renb be8 5Jad^t' 
ejfeng, bei rocld^em oiele pifante ©erid^te feroiert rourben, roaS 
gur ^olge Isatte, ba^ man bem 29ein befonberS gufprad^, roeld^er 
bei ber ^ienerfd^aft unb ben 3(rbeitem in Kriigen unb bei ber 
: §errfd^aft in ©Idfern gereid^t rourbe. SdrmeS, 

ber aUgemeinen ^reube unb beg groben UntereinanberS, fonnten 
I SRofita unb ber Doftor ficb ungeftort fagen, roag fie nur rooHtcn. 

I Damit ja nid^tS fe^le, rourben ©piele gefpielt, roelci^e 



96 


Stefpctida nid^t nur berøunberungSrourbig ju (etten, fonben 
anå) ju erfinben oerftanb. ®iefe ©piele beftanben in brama 
tife^en SorfteHungen ro^efter gorm. ®ie ©cbaufpieler fin' 
iiomifer unb 3)id;ter jugleid^ unb feber mu^ felbft erfinber 
roaS er fagt. @iner mub ben $Ian unb ©toff gum ®rami 
fomponieren unb birigieren unb in jener 5lac^t ^atte Slefpetitt 
biefeS 3(mt. 

3toei ©tiiie rourben oon 3te(petiIIa aufgefii^irt: @in l^ifto 
rifebeå unb ein pl^antaftifc^eå. $aå l^iftorifd;e bebanbelte 
©c^erje ber Sonigin ^JKaria Suifa", bie ungemein luftig un) 
roiéig auf Soften anberer ^erfonen røar. 3^ur Queoebo iiber 
trifft fie an 2 Bi^ unb ©pott unb rdd^t burd^ befonberg fd^arfer 
SBij^ bie oon i^r juoor 3?erfpotteten jum ©c^Iuffe an ber So 
nigin. Slefpetiffa fpielte Dueoebo unb ^^icintica bie Sonigii 
3Dtaria Suifa. 

®aå anberc ©tiidf roar geroo^nli^er, fo roie eS jumeij 
bei folc^en ©etegen^eiten aufgefu^rt roirb. ®er §elb roar cii 
fc^bnrebnerife^er, oerliebter, tapferer unb etroaå betrunfenci 
3(rbeiter; furj ein plebejifd^er ®on $^uan Senorio. 9lefpetil(i 
fpielte biefe Stolle. Unfer §elb begel^t jroar l^unbert Un;\u 
lommlic^leiten, geroinnt aber bod^ bie ©nabe beS l)eiligcr 
^etruå unb SJliéael unb anberer me^r, unb al§ ber S^eufcl 
i|n jur ^otle fiipren roill, fpielt er i^m alle mbdid^en ©treidjt 
unb ^dlt ibn gum beften. ^iir bie SloHe be§ ^eufelS pflegl 
man ben ®ummften oon ber ©efeUfd^aft aué^i^ufud^en. 

©liid geniigte einer ber 3lnroefenben biefen Slnfpriii^en in bø 
roeitgebenbften 2 Beife unb SlefpetiHa lieb bie ©efellfd^aft au| 
feine Soften IjerjUd; ladyen. 

3Kit biefer Sluffiil^rung fanb ba§ g^eft fein @nbe. 

®aå §aué ^atte 9 ^nug fur bie §errfcbaft uni 

filr bie ©dfte unb aHe begaben fi^ jur Stuj^e, um frii^ auf 
j^ufte^en unb ben ©onnenaufgang in ber Slaoa gu felten. 

®on gauftino roar fo entgiieft oon bem Idnblid^en ^efte 
oon ben ungegroungenen, ^eiteren ©cenen unb oor allem ooi 
Slofita, bab er fid) in baé golbene oerje^t glaubti 

unb feiner eblen 2 l^nen unb ber 609 a, ja felbft SJlariaS oer 
gab unb fid^ fur einen ©cl)dfer in 3lr!abien unb Slofita fiii 
feine ©d^dferin ^ielt. 

2 lm ndd^ften SJtorgen beftiegen aHe il^re ?Pferbe, um bii 
Sd^onbeiten ber Staoa eingebenb gu befid^tigen. 

®er ®oftor ritt an ber ©eite SlofitaS, roie an fie ge 
lettet burd^ Siebe unb ®anl 6 arteit. Slofita mad^te ben Giiv 
brud einer Sbnigin, bie ben SSafallen i^ren ©iinftling geigt. 


97 


©c^cn 2lbcnb fel^rtcn jte må) Sittabcrmcja ^uriiÆ unb 
oie Slrbcitcr cbenfattS unb ubcratt røurbc bcr S^riumpl^ 9loftta8 
;ifrigft bcfprod^cn. 

35or bcm §aufc beg 5lotarg trennte fid^ bie ©efellfci^aft. 
„Sebe rool^l big morøen!" faøte Sloftta bem ®oftor. 
,,8ebe roobl, mein ©c^(^!" 

bu mid^ eroig Heben? S3ift bu jufrieben mit mir? 
Bift bu ølucflid^?" fragte SRoftta leife. 

©ongauftino brutfte i^r innig bie §anb unb fagte: „^å) 
etc bid^ an." 


Siehjeljntes lapitel. 

®er 2)oftor begriifete, ju $aufe angefommen, feine 3Jlutter 
mb fpeifte ju i^rer ^reube an biefem 2ibcnb mit i^r ju 9lad^t. 

5Rad^ beenbeter 3)la^tjeit unb nad^bem bie Slmme SBicenta, 
lie feroiert Isatte, fic^ jurudtgejogen, fprad^ 35ona 9lnna mit 
jrem ©o^ne oon unerfreulieben gef^aftlid^en Slngelegen^eiten 
mb fagte jum ©d^lufi: „@g ftel^t fd^ted^t mit ung, mein ©o^n; 
6er idb oerfid^ere bicp, bafi ^eute fe|r bebaure, ba§ bu nid^t 
ad^ 5Jlabrib gegangeu bift, unb ba^ xå) mid^ bemiil^en merbe, 
ir bie Sleife ju ermoglid^en, menn roir aud^ baburd^ nod^ tiefer 
\ ©c^ulben fommen fottten." 

„Unb roarum, liebe ^Rutter, roilift bu mid^ je^t uon l^ier 
ntfemen?" 

„Sd^ roill eg bir ol^ne Umfd^roeife fagen, roeil beine Se= 
ie^un^n gu SRofita mi(| gang anger gaffung bringen." 

„©oll id^ benn roie in einer ffiufte leben unb gu niemanb 
X Segiel^ung ftegen?" 

„®u gaft reegt. ^å) gdtte baran benfen unb bieg niegt 
urucfgalten, fonbem bieg eger mit ©eroalt oon gier forttreiben 
)llcn. ®enn gier mugteft bu ja rettungglog gerunterfommen." 

„^Rutter, bag ift ein garteg SBort. S33ie meinft bu bag?" 

„Sauftino, glaube niegt, bag ieg bid^ anflage; im ®egen= 
eil, i^ moegtc bieg entfegulbigen. 3^^ fege ja ein, bag bu in 
er Sliite beiner Sugenb niegt roie ein ©infiebler leben fonnteft. 
^ur ber geilige ©laube, ber bir unglueflicgerroeife feglt, gdtte 
in folegeg ffiunber beroirfen fbnnen. ®ueg 5!Rdnnem feglt, ob 
'ureg grjiegung ober 5Raturanlage, bie Keufd^geit, aug roeleger 
er ©grbegriff entfpringt, ber ung fjrauen rettet." 
u. 8. 


7 



98 


„Unb bennod^, SKuttcr," errøiberte bcr ®oftor, „l^abcn cc 
nid^t alle bie ©^roeftem unferer 2l^nen, mm btefe fold^c 
l^attcn, oorgc^oøen, inS ^lofter ju øe^en, um nid^t bur^ bie 
SJerbinbung tnit niebriggeborenen Seuten ben ®Iang unferes 
5lamen§ ju netbunfeln. (Sinige l^aben jtcb mit reid^ ge= 
tDorbenen Safttiertreibem ober gludlid^en ©d^mugglem ner^ 
md^lt. SBir ^aben baburd^ SSerroanbte unter ben 9liebrigfter 
im Drte." 

mein ©o^n; aber icb roeig aud^, ba^ leiti 
Sopej be ^Jlenboga, fein ©tamm^alter feiner ^afte, fic| feit 
Sal^rbunberten mit einer %xau, bie nid^t feineSgleid^en mar, 
oermdl^It l^at. SBiHft bu ber erfte fein?'" 

„Unb tuer l^at bir, liebe 3Kulter, gefagt, ba^ id^ mid^ t)er= 
^eiraten tuiH?" 

ttifo biefe Sefud^e? SBoju biefe Siebelei? 3« 
roeld^em @nbe foU baå fiil^ren?" 

®on fjauftino errotete, fd^Iug bie 2lugen nieber unb fd^tuieg. 
fann mir atteå erfidren/' ful^r ®ona 2lnna fort, 
„ober bu ^aft bic^ in gro^e ®efabr begeben. $aft bu benn 
nid^t bebaebt, toie unpaffenb bein SBetragen ift? 
oon ber ©ilnbe, ber ©cbanbe, bem ©fanbal reben, bei einem 
SSerbdltniS, baS nic^t mit einer §eirat enben foU. 
aud^ annebmen, ba^ biefe Slofita fittenlog genug ift, bidb ate 
greunb anjunebmen unb oieHeicbt au8 2iebe gu ibrer greibeit 
unb, um ibre eigene unb bie §errin ibreé §oufeS gu bleib^en, 
niebt baran benit, ibren ^eunb gu ibrem re^tmd^igen ®atten 
m maeben. SlUeø bieS t)orauggefe|t: ^aft bu iiberlegt, roelebe 
^oHe bu babei fpielen toirft, ja oermutlidb je^t fd^on fpieift?" 

®on ^auftino empfanb bie ©cbroere ber ^nflage unb 
fdbtoieg niebergefebtagen. 

„®ie Safter eineå KaoalierS," fubr ®ona 3lnna fort, „ftnb 
niebt geringer, roeil er ein Kaoalier tft .. 

„3Jlutter, toarum qudlft bu micb fo febr? SBarum bclei' 
bigft bu midb fo tief?" 

„9lein, mein ^inb; beine SDlutter, bie bicb fo liebt, fann 
bicb niebt beleibigen, toaS immer fte fagen mag. SBenn meine 
©timme bir beute gu emft erfebeint, b^ib« beine Seibenfd^aften 
febtoeigen, laffe bie ©timme beiner eigenen ©infilt reben, unb 
fie toirb noeb emfter fein. mdre meniger unrourbia geroefen, 
menn bu bir ein armeS ®efdbopf au§ bem niebrigen SSoIfe auS« 
gefu^t b^tteft, melebeS bu geroiffermaben gu bir emporgeboben 
bdtteft, inbem bu e§ auS ibrer 3lrmut geriffen, obne eS je gu 
ber geringften $offnung gu bereebtigen. SDieS mdre oor ®ott 


99 


mo^I cine Siinbe gcroefen, aber leinc Smiebrtgung tjor ben 
iWenfdjen. S)ic 2^od^ter beå 3lotarø aber ift reid^, fiil^rt bid^ 
auf i^re Sefi^ungen, ^igt bid^ tieren ©ienern, aU ob bu ibr 
SiebKngåbiener rodrft. fcl^lt nur nod^, ba^ tnan fid^ ergdl^lt, 
ba§ fie bid^ auå^dlt." 

Son ^auftino fiil^Ite fid^ burd^ bie §eftigfeit unb ©d^drfe 
jeiner SRutter oerle^t, fonnte fid^ aber nid^t oerl^el^Ien, ba^ 
ffia§r^eit in i^ren SBorten lag. 

;,Sie Sagelbl^ner, røeld^e in ber SRaoa arbeiteten, l^aben/' 
fu|jr bie erregtc 3Jlatrone fort, „alle§ in il^rer SBeife røieber« 
erjdblt. ®aS ^rdulein Sona 9tofa ®utierreg, fo fagen fte, fei 
bir getoogen, begiinftige bicb, bef($enfe bid^; fie j^eige fic| frei= 
igebig uno Isatte bir ju @|ren offene Safef. Sie mad^t ben 
[ginbruc! einer ^bnigin, bie einen ibrer SSafallen auå bem 
entporjiebt, toeil er i^r rooblgefdUt.'' 

Ser Sofia 3(nna§ ift begreiflid^, roenn man bie 33og^ 
i^t ber Sanbberool^ner lennt, bie non feiner 6d;onung roei§; 
unb otte, bie^aufttno unb Slofita in ber 5laoa gefeben, batten 
i^rer 2tnftd^t m ber non Sofia 3lnna angebeuteten SBeife 2lu§= 
brudf gegeben. Sureb bie 2(mme SSicenta unb anber« alte 
®iener røar Sofia 3lnna oon bem @efd^rod| im Drte unter= 
nettet unb fie roar aujer fid^ barttber. ©ie fiiblte fidb in tieffter 
Seele oerle^t unb pgleicb gefrdnft in ibrem ariftofratifeben 
®tolg unb in ij^rer ^utterliebe. 

\ Son fjauftino roar betroffen unb bradb fein ©dbroeigen niebt. 

; „©laube mir, mein ©obn, eå ift graufam, roaS i^ erleben 
fubr Sofia 3lnna fort, „eine fd^one ^rinjefftn bietet 
bie §anb, um bicb gu ficb emporgubeben, bu ebler, tapfrer 
Sitter! Unb bagu b^be icb bi^ geboren unb ergogen? — 
9lodb ^auftino feine 3Jlutter fo b^ftig unb 

jomig gefeben. Unb babei b^^tte biefelbe feine SJbnung, roie 
røeit bie Siebelei groifeben Slofita unb bem Softor oorgefebritten 
n)ar. Sine folebe „©cbnettpoftliebe" fonnte bie emfte, ebfe Same 
fnb fd[)Iecbterbing§ ni(bt oorftetten, 

Surdb bie unterroitrfige ©cbroeigfamfeit Son ^auftinoS 
etroaS befdnftigt, fubr Sofia 3lnna fort: „^affe Wut, ^auftino. 
Sebenfe, roer bu bift. ®ebe niebt mebr jeben 3lbenb in ba§ 
§aug biefer 3Rdb(^en. 3^4^ bicb langfam oon ibnen guriitf. 

barfft nid^t plo^ticb bredden, benn man fott niemanb be= 
Wbigen. Ser 9lotar rodre ein gefdbriidber geinb. 3Benn er 
% an un§ rdd^en roottte, fonnte er ftdb leid^t unferer ©(^ulben 
oemaibtigen unb, roenn e§ ibm bann beltebt, un§ oottenbS 
nimteten. 2lber roenn bu obne Unbbflid^feit, unter bem Sor* 



100 


roanit, unrool^l ober p bcfd^aftigt ju fcin, fte nid^ ntel^r be- 
fud^ft, fo fann røeber er, nod^ fcinc 3:^od^tcr fid^ ilbcr bid^ beflagen. 
Unb feinc 3tad^e røirb bann nur barin bcftcl^cn, ba^ fte ftc^ 
Uber bid^ luftig madden unb bit aud^ toie mir nad^fagen, bag bu 
nur mit ben roanbeinben ©ciftem unfereS §aufeg uerfegrft." 

„?!Jluttcr/' erroiberte cnblid^ ®on ffauftino, „id^ fann |eute 
ni^ts nerfprecgcn, aberjrocifle nid^t baran, bag icg bemixl^t bin, 
beine SEBunfd^e /\u erfuuen. gitr jegt roill icf nur fagen, bafe 
e§ nid^t meine ©cgulb ift, røenn bie mbeiter unb ©eoatterinnen 
meine ^anblunggrøeife nad^ ibrer niebrigen ©efinnung beur^ 
teilen. l^abe feine Seranlaffung ba^u gegeben, unb menn 
id^ oieEeicgt unftug geganbeft l^abe, fo gabe i(| boeg niegts ge' 
tgan, mag eineS waoalierS unrøiirbig mare. ift niegt metne 
©cgulb, bag ber 9lotar reicg unb mir arm finb. 2luf bcineti 
Slat bin icg auf ^reieråfiigen ju Soufine Softanja gereift, ogne 
bag gemiinfegte errcid^cn. ^iird^te nid^t, bag icg nod^ 

jener Slieberlage aug eigenem 3lntrieb bei ber 2^ocgter beg Slotars 
ja felbft bei einer Soniggtoegter bag SJlittel finben fonnte, unferer 
Strmut 5 U oergeffen." 

®ona 9lnna liebte igren ©ogn leibenfcgaftlid^ unb fiiglte, 
bag fte ju graufam gegen ign gemefen; bie @rinnerung an bie 
Snttdufqung, bie er burd^ igre ©cgulb bei Softanjita erlebt, 
ftimmte fte meicg unb fie gab fteg mit ben legten SBorten ®on 
gauftinog ^ufrieben, ftanb oon tgrem ©ige auf, marf ficg in 
feine Sttrme unb fugte ign miebergolt, inbem fte babei bittere 
Sgrdnen meinte. 

„SBelcgeg Unglucf, mein ©ogn! SBelcgeg UnglitÆ! ffiir 
finb reegt elenb!"' 

3)er arme ®oftor oerfuegte eg, fo gut er fonnte, feiner 
SJlutter 3^roft jujufprecgen, obmogl er felber red^t troftbe^ 
biirftig mar. 

Salb barauf jog ficg ®ona 2lnna jur Sluge jurticf unb 
®on ^auftino ging tn feine vcfav aber fo aufgeregt, 

bag er feine Suft gatte, fteg nieberjulegen. 

SJlit grogen ©egritten ging er tn fetnem ©alon auf unb ab. 

„SJleine SJlutter gat reegt," fagte er ju ftd^, „unb nur 
ju fegr! Unb menn fie gar aJttegmtigte! SDlein SSorgegen roar 
gerabeju albern. SØSag gat mieg baju gebraegt? SBenn icg fie ad^ten, 
lieben fonnte, miirbe icg fie mit mir oon gier fortnegmen, unb 
menn fie beg S^eufelg S^oegter mare, fie geiraten unb mir einen 
Slamen unb einc ©tellung erringen, bamit man niigt fogen 
fonnte, bag icg igr alleg banfe. ^ber liebe icg fie benn? 3^ 
bag Siebe? ®ie §eftigfeit ber ©mpfinbung, bie mi(g an igrer 



— 101 — 

Scitc erfa^te, roorin aleid^t fie bcr roirfltd^cn SicBc? Dl^! td^ ocr^ 
fte^c bie roirllid^e Sicbc, xå empfinbc fic, roenn aud^ o^ne ©egcn^ 
ftanb. bin ncrbammt, alle ^Cugenben, alle grojsen fieibenfd^aften, 

atte eblen ©efiii^le in mir ju ^aben, unb nollbringe nur^liebtigeg, 
als ob id^ ber jiingere 35ruber SRefpetiHaS rodre. S03aS ift auS 
meiner Saura, meiner Seatrice, mciner Sulia geroorben? Unb 
bobei ift fie obne buffet alS i(^. S^bin ein Unbanl= 

barer. 3luS 2iebe, roenn au^ na^ibrer 2Beife, auS l^ei^er, 
, emfter, ebter 2iebe l^at pc mir i^ren SBiuen untergeorbnet, o^ne 
Sebingung, ol^ne binbenbeS Serfpred^en, in blinber §ingebung. 
Unb id^, obrool^t id^ na^ il^r nerlange, obroo^l baS 2tnbenfen 
on pe mein ganges ©ein erregt, roa^ eS, pe gu mijad^ten, 
Quf ®runb ibealcr 2eibcnfi^aften unb xugenben, bie p^ rool^l 
nie nerroirflid^en roerben. 9Benn i^ in ber Siefe meiner ©eele 
ben 3lbgrunb fel^e, ben ber ©tolg nielleid^t gefe^apen bat, lomme 
' i(^ mir gr^ roie ein ©ott nor. SBenn id^ meine ^^aten be- 
trad^te, roiu eS mir fd^einen, bap id^ gerabegu nerdd^tlid^ bin." 

©rfe^opft liep ®on gauftino pd^i in einen ©eRel fallen, 
ber mitten im 3itnmer ftanb, baS non einer eingigen ^erge be- 
(eud^tet roar. 

35ort gab er pd^ non neuem feinen traurigen ©ebanfen l^in. 

SBaS fel^lte ipm am meiften? fel^lte, fo fagte er fid^ 
bonn, nor allem baS ©tiicf; er roar baS Dpfer eineS graufamen 
(Sef^ids. 

3ebe ^offnung patte pep ipm in graufame (Snttdufcpung 
! oerroonbelt. 

%iix bie ©turme, bie feine ©eele beroegten, 

qab eg, fo baepte ®on ^auftino, nur ein 3Jlittel: ben ^Tob. 
Unb rodprenb er an ben 2^ob baepte, tauepten aUe ^H^ponen 
feiner nor ipm auf, féon unb gldngenb, unb begaubembe 

IRelobien fepienen ipn ju lodfen. 

2)ie ^urept nor oem 9licptS nermoepte mepr uber ben 
J)oftor, als bte 3lngft nor eroiger ®erbammniS, roenn eine 
folepe pdp feiner gu bemdeptigen nermoét pdtte. iro| allebem 
rertraute er feiner eigenen Sraft nod^ unb fonnte niept auf- 
poren gu poffen. 

©eltfame ©ebanfen burepfreugten fein §im. SBiirbe er ein 
I 8iinbniS mit bem S^eufel ftir moglidp gepalten paben, fo pdtte er 
nijpt gegogert, pep ipm gu nerfepreiben, roenn er ein 
reidpt pdtte, roert bafiir gu leben. 

I 9laébem feine Éufregung p^ biS gum 3leu6erften gepeigert 
* patte, iiberfam ipn eine tiefe nieberbrudfenbe xraurigfett unb 
I ipm roar, ols ob fogar bie 609 a unb bie meiften feiner ^pnen 



102 


il^n in feincm ølcnb tnitleibgnoff bctrad^tctcn, unb bitter 
Æl^rdncn roUten iiber feine SBanc^cn. 

2 Bo, bad^tc er, bleibt meinc croige ^reimbin, bie mir ii 
meiner ^od^ften Serfirøeiflung il^rcn 2^roft nerfprad^? 

max groci Ul^r nad^té. ®ic tiefe ©tille ringSum, ba 
ge^eimniSnoIIe §albbunfel im fetbft, bie Sldl^e be 

Kird^^ofS, bie Srinnerung an bie lefete ©rfd^einung feine 
mpftifd^en ^reunbin 3Jlaria, bieS atteS lieg il^n rounfd^en, ba 
fte neuerbingg erfd^einen moge. 

3Son ©e^nfud^t getrieben, ftanb er auf, um bag ^enfter 
offnen, benn i^m røar, alg ob ?!J?aria il^m nal^e fein ntugt( 
alg ob fie roie einftntalg røieber bafte^)en milj^te, an bie ^riei 
l^ofSmauer gelel^nt unb S^rdnen in ben 3[ugen. 3n bemfelbc' 
Hugenblidfc offnete ftd^ teife bie SC^iir unb fd^log fid^ ebenfc 
naebbem ein bunfter ©egenftanb ^ereingefe^roebt roar, bef[ei 
genaue Untriffe ber ®oftor nid^t gu unterfe^eiben oermo^te 
5lid^tgbeftoroeniger empfanb er trogbem, bag eg feine eroig 
^eunbin fein miiffe. 

9llg fte ndl^er trat unb il^r Sfntlig ooff oon bem eingigei 
Sidste bcleud^tet roar, erfannte ber S)oItor ftumm oor 6nt 

S " den bie eblen^itge feiner eroigen ^reunbin unb fanb ?!Jlari( 
oner unb l^ierrltd^er alg je guoor. 

,,@iferfud^t ift ntdd^tiger alg Siebe," fagte SDlaria mit fiiger 
trauriger ©timme. „Sltteg l^abe id^, oon i^r getrieben, oergeget 
unb btn gu bir gefommen. ®a ^aft bu mic^.'' 

®on ^auftino bad^te nid^t baritber nad^, roie biefeg SBetl 
big gu igm gebrungen, ©g galt i^m gletd^, ob fie roie eii 
©d^atten burd^ bie biden 3Kauern gefommen, ober ob ber SCeufe 
felbft fie burd^ bie Stifte gu il^m getragen, ober ob fie au 
natiirlid^e 3lrt bei il^m eingetreten. ®ie §auptfad^e roar il^m 
fie bei ftd^ gu l^aben, unb tnbem er ftd^ bag fagen burfte, em 
pfanb er eine ungea^nte Seibenfd^aft fiir fie. unb groar feim 
unbeftimmte Seibenfd^aft, bie bie Slnalpfe feineg fritifd^en ©eiftei 
nid^t beftel^en fonnte, fonbem roal^rl^afte, unroiberftel^Iid^e Siebe 
bie jebe anbere Seibenfd^aft befiegen mugte unb feiner felbf 
roitrbig roar. 

„®a ^aft bu mid^, ^auftino," roieberl^olte 3Jlaria. „©im 
3Jlad^t, bie iiber meinem ®illen fte^t, fiil^rt mid^ gu bir. Sii 
id^ nid^t mel^r roert alg . . . jene anbere? ^annft bu mid 
nid^t lieben?" 

Sunfleg Slot iiberflutete bag 2lntlig ®on ^auftinog. Uni 
befd^dmt bac^tc er baran, bag jeber 2lugbrud oon 
unb Slnbetung unb ^erounberung in bei 


103 


r 

oergangencn 9faci^t burd^ feine Sippen entrøei^t roorben røar. 
6r antrøortetc nid^t auf 50lariaå ^rage. Sr flog ju i^r unb 
fc^Io^ fie ooH fturmifc^cr Scibenfd^aft in feine Strme. 


[ JliJtiefintøs lapitri. 

2)ie erften Sid^tftra^len brangen burd^ bie Sdben unb oer^ 

' fimbeten ben SCag unb SSogelgefang brang biS gu ®on ^auftino 
I unb feiner 3Kana. 

I „§alte mid^ nid^t gunidE/' fagte ^IJlaria, fié feinen 2trmen 
[ entroinbenb. „3^^ mu| fort. ^olge mir niept. §alte ben 
ISertrag, ben toir gefd^loffen l^aben." 

„Qd^ roitt i^n batten, røie febtoer eg mir aud^ røirb, aber 
fage mir bocb ben ©runb, roarum bu bidb in ein ©ebeimnig 
^aaft?" 

„2)er ©runb beg ©ebeimniffeg ift bag ©ebeimnig felbft 
unb idb fann bir’g nid^t entbuffen. 9lid^t ma^r, bu mirft mir 
I nid^t fotgen, unb gu memanb oon unferen gebetmen 3afammen^ 
uiinften fpreeben; oerfprid^ eg mir." 

I oerfprecbe eg bir unb toerbe mein SBort balten." 

f /fSdb liebe bicb oon §ergen unb bin bein fiir immer," fagte 
: SDlaria. „SSerftebe micb toobl, i(b toabre mir bie ^eibeit, bicb 
p pieben, toenn id^ mufe, unb bu barfft micb nid^t guriidbalten. 
j ©g geniige bir gu toiffen, bafe ieb bir oerbunben biit bur^ 

’ unioglidbe 33anbe. SBenn id^ bicb Pieben mu^, bip bu frei; 
I aber id^ bleibe beine ©enofftn, beine ©flaoin unb menn eine 
i SBelt ung trennt. ®u roarft, bip unb bleibft meine eingige 
! Siebe." 

„®u mein ©liicf, mein ©tem, mein beffereg 3d^." 
i „3d^ bin bein," fagte 3Jlaria erbebenb. „S)ein, bu aber 
I foUp bi^ nid^t binben, mir niebtg oerfprecben unb icb bape, 
®ott røirb mir meine ©iinbe oergeiben." 

„33or ©ott bin icb i>ain ©eliebter, bein ©atte. SBarum 
foU icb’g niebt oor ben 3JJenfcben fein? ^enne icb aud^ beinen 
Stanb unb 9lamen niebt, fo fenne id^ bocb beine ©iite, beine 
©d^bnbeit. Unb røenn bu aucb in meine ^rme gefommen bip 
unb ntcbtg oon mir oerlangft, fo gebe id^ bir oennod^ meine 
§anb, meinen 5lamen, mein Seben! Wlaxxa, røerbe mein SBeibl" 

„5HiemaIg!" 




104 


^5Rimm baS graufante ffiort juriltf ... td^ flel^c btd^ an 
Sprid^, 3Karia, fagc nid^t ncin." 

@ic fd^roieg cinen aiiigcnblicf naébenflid^ unb fagtc bann 
„@ine§ barf id^ bir nerfprcd^en, rocil id^ fic^er rocife, baj id 
bid^ croig lieben rocrbe. SBcnn bcine ^wg^nb^icit noriibcr, bcini 
el^rgeijigen Æråumc crfiillt ober gcrftort finb, røcnn bu barn 
nocp frei bift, tnid^ nod) licbft, ntid^ fu^ft unb id^ nod^ Icbe 
roitt icb bcine ®attin rocrbcn. gruber ift’S unmbglid^... id 
røieberl^ole, ba^ bu bid^ baburd^ ^u nid^td nerpflid^teft; td^ aUeit 
binbc micb." 

„Unb icb febrøbre, hid) gu b^^ten, roann immer bu ci 
rounfeben magft." 

„©cbrobre niebt. 3^ nebme beinen ©cbrour nid^t an unl 
aucb ®ott rotrb ibn ni^t erbbren. 2ebe mobl." 

®on gouftino fcblob fte non neuem in feine 3lrme, obei 
eå ^ang ibr, ficb ibm gu entroinben unb fie lief fd^neH gegcr 
bie ^bur unb nerfebroanb, obne bafe er c§ maate ibr gu folgen 
SRaria b^ttte nerfprocben, in ber folgenben 9?acbt miebei 
gu fommen. 


Ilounjo^ntøs fapitel. 

®on gauftino grocifelte unb febroanfte niebt mebr. Qx 
liebte, liebte roa^rb^ift. 2)ie ©nergic, bie ibm bi^b^r gefebit 
batte, befcelte fem gangeS 2Befen unb er fiiblte bie Kraft in 
fid^, jeber ®efabr gu tronen unb jebe 2^b^ P ooHbrtngen. 

9lur eineg befummerte ibn unb b^^w^te ben ooHen ®enu§ 
ber greube, bie ibn befeelte. 

@r rou^te ft^er, bafe er Stofita niebtg oerfproeben, niebts 
gugefebrooren, ibr fein SBort niebt gegeben batte. 2lbcr eben 
bieS roar ein SeroeiS fur baS eble Sertrauen SRofttag. 

3)on gauftino roar entfebloffen, ftc niebt roiebet^ufe^en, 
fte 3Raria gum Dpfer gu bringen, bie er leibenfebaftli^ liebte 
unb immer fo gu lieben glaubte, felbft roenn er erfabren foUte, 
ba^ fie oon niebrigfter ^erfunft fei. 2^ro^bem fonnte er nid^t 
umbin, bag ©ebicffal SWofttag gu beflagen; ér blieb aber bennocb 
bei bem Sntfeblu^ fie niebt roieber gu befueben. 

®e8 Stbenbg erfebien SRefpetiHa aHein im $aufe beg SWotarg. 
dtofita roar febr erftaunt unb traurig baritber. SRefpetiSa tbnt 


105 


fein md 9 lid;ftc 8 ju il^rer ®crul^tgutiø unb t)crfid^ertc mit Be^ 
neibenSroertcr ®on gauftino lieae Iranf ju ®ettc. 

SofitaS Derroanbclte fid^ batauf in IteBcnoCeå SKitleib. 

95ict Saøe tang gelang cg Slcfpctilla, burd^ ^iad^rid^tcn 
von 35on gauftinog SJrantl^cit SRofttag ©lauBen an biefclbc 
j fcfijul^altcn. 3tofita fanbte Son gauftino burd^ feincn ®icncr 
manede freunblid^c Sotfd^aft, bie berfelBc im 9iamcn feineg 
§erm ebenfo freunblid^ erroiberte. 

Sloftta bad^te baran, bem ®oftor ju fd^rciben, aUcin il^re 
Sd^rift roar fo fd^led^t, i^rc Drt^ograpl^ic fo unfid^cr, bafe fic, um 
ftd^ in feincn 2 tugcn nid^t ^erunterjufe^en, nid^t mag^tc, cg ju tl^un. 

SRofita erfunbigtc fid^ beim 2 trgtc nad^ ber £ranf§cit ®on 
Jouftinog unb bcrfcibc erroiberte, bab er nid^tg baoon roiffe 
unb il^u ni^t befud^t l^abc. SRcfpctiUa ^erftreute bie 
bie fUb Slofitag bemddbtigten, inbem er fic oerfidberte, bafe fein 
§err fid^ fcibft furierc. 

Sba ®on gauftino bag ^aug nid^t oerlieb unb niemanb 
feiner anfid^tig rourbe, fo fd^icn bie ©efd^id^te feiner ^ranf^eit 
am (Snbe glaubrourbig. 

S33enn Slefpctitta feinen §errn iiber bie ©riinbe befragte, 
bie i^n ueranlabten, bag §aug beg 9lotarg ju meiben, rourbe 
er ftatt atter Slntmort fe^r l^art angelaffen. 

©ogar 2 )ona 2 lnna mar mit biefem plo^Iid^en unb be^ 
'tcibigenben Srud^ nid^t einoerftanben unb rebete il^m, ol^ne oon 
bem SScrl^dltnig i^reg ©ol^neg unterrid^tet §u fein, bringenb 5 U, 
bag §aug beg 5lotarg mieber ^u befud^en unb fid^ nur nad^ 

I unb nad^ unb in atter §bflid^feit gurucfjuj^iel^en. 

■ 2 )ic (Srfinbung feineg ®ienerg benufeenb, entfd^ulbigte ber 
®o!tor fein plb^liqeg 2 lugbleiben oom 4 <iwfe beg 9iotarg mit 
einem ficinen Unrooblfein unb oerfpradb bort oorxufprecfien, fo- 
balb er ^ergeftettt fei. 

ønbtid^ ertrug SRofita bie fi« peinigten, nid^t 

langer. 

6 ineg Slbenbg oerlangte fie oon SRcfpetitta, er fotte fie 
^eimlid^ in ®on gauftinog 3 iinmer filuren, mdl^rcnb ber lettere 
iui 5!Jlutter oermeilte. ©o roottte fie fid^ mit 

einem ©djilage, atte SSebenlen beifeite laffenb, oon ibrem ®Iucf 
ober Ungliitt uberj\eugen. Umfonft fuebte S^efpetitta fid^ ju 
roiberfe^en. 3lofita mufetc, bafe er atte ©cbluffel beg §aufeg 
in Senoabrung butte, unb eg blieb ibm fcblie^ticb ni(btg anbereg 
ubrig alg einjuroittigen; er fuebte fi(b bureb ben ©ebanicn ju 
ttoften, ba^ eg oietteiebt jum §ei(e feineg §erm augfatte, beffen 
»bttig oenoanbclteg SBefen ibm gat nid^t gefatten roottte. 



106 


®a Sttcintica i^re §errin bcgicitetc, jut Sefriebigung Slefpc* 
tiHaS, blieb eine anbcre 2)ienerin beS §aufc§ ate ©avbe be 
Same bei Slamoncita unb Sem lesteren murbe 

roete gemad^t, 3^ofita fu^Ie fid^ fo unmo^l, bafe fie m |;u Seti 
begeben muffe, meldte 2RitteiIung in feinem gldubigen ®emul 
naturlid^ nid^t ben leifeften roedEte. SRoftta unb i^rc 

Segleiterin aetangten, o^ne oon irgenb jemanb gefe^en roorben 
gu fein, in baS $auå Son gauftinoS. 


JnraniiflPos JajiteL 

Um elf U^r nad^tå fam ber Softor auS bem 
feiner ^Rutter in baå feinige ^erunter. Sa er Slefpetilla be= 
urlaubt unb i^m gefagt J^atte, baj er fid^ aHein entfleiben roerbe, 
glaubte er benfelben nod^ im §aufe beg 9lolarg, røo er bi^ 
groei Ul^r in ber 5Rad^t gu oerroeilen pflegte. ©eine gel^eimnig; 
oolle ^reunbin erroartete er um l^alb groolf U^r unb nad^ i^rein 
©intritt pflegte er feine S^iir gu oerfd^liejen. Slujerbem ^atte 
er Slefpetitta unterfagt, fein 3'«^«^^^^ betreten, o|ne oon ijm 
gerufen gu fein. ©o alaubte ber Softor alle Sorfe^rungen 
gur SBaJrung feineg ©ejeimniffeg getroffen gu ^aben. Ser 
2(rme roujte nid^t, mag ijm beoorftanb. Sfofita Isatte fid^ bc^ 
reitg binter bem Sorjange oerftedtt, ber oon bem 3iwtmer mit 
ben 3l^nenbilbem in Son ^auftinog ©d^lafjimmer fii^rte. 

3Kg fie ben Softor gang ^eiter unb gefunb eintreten fal^, 
3 oritIag Serfe oor ficj l^mfprerf;enb: 

Slig freunblid^e ©rinnerung follft bu mid^ beglttcfen. 

Slig 3lcue aber roiU unb muj icb bicb erftiefen, 

iiberfam fie eine ma^re SBut, i^n meber franf nod^ traurig j^u 
felten, unb ber ®ebanfe bemåd^tigte fid^ i^er, baj bie freunb= 
li(|e ©rinnerung il^rer Siebe gelte unb bie ^eue, bie er erftiefen 
moffte, fte betreffe. 

Slofita bebauerte, fid^ nid^t fur aHe ^ciffe mit ^piftoten 
ober gum minbeften mit einem Sold^ oerfe^en gu l^aben. @ie 
mar nun auf i^re 3wnge unb i§re §dnbe auein angemiefen 
unb fonnte glililid^ermeife benfelben oertrauen. 

Ser Softor ftellte feiner ®erøol^nl^eit gemdj bag Sid^t 
l^inter einen ©d^irm unb fprad^ mit gebdmpfter, aber Harer 
©timme bie folgenben Serfe: 


107 



3)eincr §erfun^ fii^ ©e^cimnig fenn’ ic^ nic^t, 

Unb nid^t, ©clicbte, betneé ^'iamcnå l^olben ^(ang, 
betne §eimat, fiifeeå ©ngelåangefic^t, 

Unb roetg nic^t, roenn ic^ folge bir, roie roeit mein ©ang. 


Sld^! roenn baé Seben lieb unb roert bir ift, 

Unb roenn ein SBefen bu oon biefer ®rben, 

Unb roenn bu lieb mtc^ §aft unb gut ntir bift, 

©o la^ umfaffen bic^ unb betn mid^ roerben. 

@S féicn roie ein SBunber alå bei fcinen letten SBorten 
i ftd^ bie gerdufd^IoS offnctc unb cinc bunfic ©rfd^einung 
in baå trat. (Sine fiijc ©ilberftimme gab Stntroort 

niif bie SSerfe ®on ^auftinoå in ben folgenben: 

2Bie bein ©c^atten, ©eliebter, folg’ id^ bir, 

Unb finb’ bei bir nur Slaft unb ^u§’; 
gu beinen gufeen fie^ beine ©flanin ^ier ; 

©c^Iiefie mit kuffen ben SJtunb i^r ju. 

?l!Jlaria fiel §u ^ii^en beå 3)oftorg auf bie Sniee. ®iefer 
fc^Io^ jie in feine 3lrme unb bebeefte i^r rojtgeå ©efid^t mit 
: taufenb iluffen. 

Sloflta mar je^t nid^t me^r terrin i^rer felbft. gmar Isatte 
|fie bie ®mppnbung, bafe bag SBefen, metd^cg ®on ^auftino in 
f ben Slrmen l^iett, etroag UebernaturUd^eg, ®iabolifd^eg l^abe, aber 
• eg ^atte bie ©eftalt eineg SBeibeg unb bie 3Kac§t ber ©iferfud^t 
be^errfd^te SRofita fo ooUftdnbig, ba^ fein anbereg ©eful^t in 
i^r auffommen fonnte. 

©ie oerlie^ i^r SSerftedt unb fturjte fid^ roie eine ®igerin 
auf bag $aar, trennte bie beiben unb bemdd^tigte fid^ ®on 
gauftinog, ber il^r fprad^log ing ©efid^t ftarrte. 
j ,,@Ienber/' fagte fie j^u il^m, „fo oergiltft bu meine Siebe? 

fflarum l^aft bu mid^ fo abfd^eulie| betrogen? SBarum l^aft bu 
i nic^t alle bie filmen Siigen, bie oergifteten ©d^mei^efeien, mit 
! rocld^en bu mid^ getduf^t unb betl^ort ^aft, flir biefen Seufel 
aufgeboben? Unb bu Serflud^te . . 

é^e nod^ ®on ^auftino ft^ gefa^t, e^e man nur antroorten 
ober ftd^’g oe^el^en fonnte, ergriff Slofita bag Si^t unb beleud^tete 
SRariag 9lntli$, fie fd^arf ing 2luge faffenb, rod^renb ibre Sliie 
gcuer unb §a| fprii^ten. ^lo^lid^ fd^lug fie eine ironifd^e 2ad^e 
auf. 3^r §a^ fd^ien il^r ©ebdd^tnig ju ftdrfen unb fie erfannte 
SKaria, bie fie feit il^rer ^inb^eit md^t gefe^en. 

„Sd^! ie|t erfenne id^ bic|, @(enbe; jefet erfenne id^ bid^. 
2)u ®ime, roilrbig biefeg Slduberg. ®u bift SDlaria ta ©cca. 






— 108 — 

3Bo l^aft bu Qcftecft, feit bcinc 5D?uttcr jur §oIIe (^cfal^rcnl 
Unb ber ®icb, bein SSater, f)ai man i^n nod^ nic^t gefjangt?" 

3)amit fcfttc Sloftta ba§ Sid^t niebcr unb fturgtc fid^ au| 
5Diaria, alg rooUte ftc bicfcibe mit il^ren SRågeln in ©tiicft 
reisen. 

5Karia ftanb ftumm, emft unb traurig, mie bie 3Serforpcrunc 
non ©d^merg unb ©tolg. 

D^nc Slofita jte uerrounbet, roenn ber ®oftoi 

il^r nid^t juuorgefommen roare, inbem er jte am 2lrm fa^te unt 
t)on il^rer SRinalin trennte. 

„SBie bift bu l^ier l^ereingelommen?'' fagte ®on gauftinc 
ju i^r. „9Ber ]^at bid^ ^ergebrad^t?" 

Slofita fd^rie nor ®ut auf. 

„©d^roeige," fagte ber ®oItor, „fd^roeige ober ic^ erroiirge bicb." 
roiu ni(bt fd^roeigen, Serrdter! ^å) roitt niebt. 5Du 
Slitter oon §abenid^tS, bu 3nbaber ungejdbiter ©cbulben, bu 
©cbamlofer, bu paffenbfte 2BabI getroffen." 

®on ^auftino nabm feine gange Sangmut gufammen, um 
biefe SSiper ni^t gu gertreten. 8^ antroorten, aber mit 

feftem Oriffe gog ober fd^Ieifte er fie nabegu gegen bie 
oon Slefpetittag 3i^wier. 

®er ®oftor rooffte feinen 3)iener rufen, obne Sdrm im 
$aufe gu madden, unb burfte babei Slofita mit SWaria niebt 
allein laffen, roeil bie lettere ibreå SebenS ba niebt fieber geroefen 
rodre. 6r abnte roobl, ba| er SlefpetiHa bie ai^enebme Ueber^ 
rafd^ung oerbanie unb ba| berfelbe im §aufe fei. 

®erfelbe erfebien audb rid^tig auf feinen SRuf mit Sacintico, 
bie ebenfo roie Slefpetilla geglaubt ibrer $errin einen 

grogen ®ienft erroiefen gu b^ben unb beibe in liebeooHer SBieber* 
oereinmung gu feben baebte. 

mit namenlofem ©freden erfuHte fte bie ©cene, bie ficb 
nun ibren Sliden barbot. 

®ie 9lugen beg 2)oItorg leuebteten unbeimlicb, feiu 3lntlilj 
roar bleicb, feine entfteUt. 9Jlit ber einen freien $anb 
fagte er Slefpetilla unb fagte: „Umbringen lonnte i(b bic^. 
SBarum b<tft bu biefe gurie in mein §aug gebrad^t? ©d^nell 
offne baS SCb^i^ wnb fiibre fte fort, obne Sdrm gu ftblag^." 

Slefpetilla geborebte, 3<^cintica folgte ibm unb ber ®oftor 
ging binterbrein, inbem er Slofttag 3trm feft umilammert Ijkli. 

unterroegS fpraeb SRofita: „@ib meinen 2lrm frei, ®rau= 
famer! S!)u germalmft ibn. SBag b^^^ 
mid^ fo bebanbeift? $abe id^ bicb niebt geliebt? SBie lannft 
bu micb um biefer SSanbitentocbter roiKen oerlaffen? Ueberlage 


109 


i fte t^retn Sd^idfol unb id^ røtH beine ©flaoin fein, roiH ben 
1 Soben fitjfen, ben bein betritt. MeS roiH id^ bir »er= 
i jeil^en! Serjeil^e aud^ mtr unb Itebe mtd^!" 

„Unmogli^," antroortete S)on gouftino, „td^ Itebe bid^ 
nid^t unb l^abe bid^ niemalå geliebt. @e^ mit au§ ben Siugen." 

35iefe SBorte brad^ten moRta um ben letten 3left »on 
Selbftbel^ertfc^ung. S3ie ein ©forpion manbte fte ftd^ gegen 
3)on f^auftino. 

„ølenber," fogte Re, „bu fottft bid^ meiner nod^ erinnem; 
ic^ fd^roore bir blutige 3la(|e." 

StefpetiRa bffnete boS ^^ot, fd^ob ^ocintico ^inouS unb 
‘nal|m SRoRto ou8 ben §ctnben beS ®oftotS, um fie ebenfoHS 
f^inouS ju loffen. 

{ ®er ®oftor fd^loR boS 2:i^or l^inter i^nen unb fel^rte jutitd 
in fein 3i»n>ner ju SRotio. 

@t fonb Re nid^t im Simmer unb fud^te fie in ben om 
ifto^enben Sioumen, o^ne fie ju Rnben. 
i Sluf feinem ©d^reibtifd^ fonb et einen S*!*®!/ ““f 
jSloria foIgenbeS gef(|rieben ^otte: 

! „Ørflnbe »on l^od^fter SBidptigfeit jroingen mid^, bid^ ju 
toerloffen. Sebe n)o|t, »ielleic^t filt immer." 

k „®u roitft mid^ nid^t »etloffen," fagte ber Softor, „itb 
jfHetteiRe ben SSertrog, ben roir gefd^Ioffen ^oben. loff® 
i nit^t jel^en. roetbe bid^ f<|on l^alten." 

@r Isatte rool^l erroten, »on roo SJloria gefommen root. 
6r lief in ben §of unb ju einer 2:]^iir in ber ^ouer beS §ofe8, 
bie mit bem SSerbinbung ftonb. 

®ie 3:i^ilr roor »erfd^Ioffen unb ber ©jfiluffel boju roar 
nid^t ba ober in ben $ånben SRariaS. @8 blieb nid^tS anbereS 
tibtig, ol8 bie S^l^ar einjubted^en unb ba8 gelang ®on fjouftino 
nad^ einigen froftigen §ieben. 

@r betrat ben bunflen Slaum, ber i^m, obrool^I er ifim 
nid^t fremb roar, »oUftcinbig unbefannt fd^ien, ftolperte in Un« 
tenntni8 be8 2Bege8, unb bo8 £id^t, roeld^eS et bi8 ba^in in 
I ber §onb gel^alten, »erlofd^te unb er rouRte nun nic^t einmal 
; ben 3iu(froeg jju Rnben, um fic^ »on neuem Sit^t ju ^olen. 



110 


SinundjiranjiflJies lapitel. 

®r fud^tc fid^ an ben SBcinbcn roeiter gu taften, um fc 
einen 3tugaang finben. 5lein ^enfter unb feine Deffnunc 
(ie^ ba§ 9 eIIe uRonblid^t ber fd^onen ^l^Ungånad^t l^ereiiv 
fallen. 

®er Suftgug, ber einbrang, nerurfad^te ein feltfam 
taftifd^eS ®erduf^ unb bie ja^llofen ^Hatten, bie auS lleber= 
rafd^ung iiber ben unerrøarteten Sefud^ erfd^redt burd^einanbei 
liefen, trugen nid^t bagu bei, i^m feine Situation angenel^met 
erfd^einen gu laffen. 3 wbem fii^Ite er in feiner 9ld^e ben 
Sd^ritt eineS fd^roerer toiegenben 2Befen§, al§ Slatten eå fein 
fonnten. ®er $oftor fu^te mit feinen 2 lugen bie fjinfter^ 
ni§ gu burd^bringen, erreid^te aber nur, baff il^m ^unfen in 
allen g^^rben oor benfelben gu tangen fd^ienen; bann erfd^ien 
i^m ein meiblid^eå ©efpenft, meld^eg balb bie SJlariaø, 
balb bie ber 609 a trug. 2 lber ben ®oftor iiberlam feine 
^urd^t unb er fd^tmpfte laut. 

^aum Isatte er feine Stimme er^oben, fo mar ba§ 2Befen, 
beffen Sldl^e er oorl^er geful^lt, bid^t an feiner Seite. ©em 
Softor mar, al§ 00 unfbrmige 3lrme il^n umfd;loffen ^ielten, 
unb er fii^lte in feinem ®efi(|t einen l^aarigen ^opf. 

Don ^auftino glaubte ungead^tet aller 2Siffenfd^aft, ber 
leibl^aftige SCeufel l^abe il^n gepadt. SBdj^renb er entfe^t unb 
unentfd^loffen nid^t red^t muffte, røaS beginnen, ftieff ba§ lln= 
getiim einen Don aug, iiber røeld^en ber Doftor, røenn aud) 
etmaS oerroirrt unb bef^dmt, bod^ l^erglid^ ladyen muffte: „§olIa, 
gaon! Du l^iier? ... bu Deufel oon ^aon!" roar fein 
groffter unb fd^onfter §unb, ber in befter 3lbftd^t unb mit 
groffer ^lugl^eit feinem §errn in aHer Stille gefolgt roar, um 
ieinen Sdrm im $aufe gu madden. 

Der Doftor befii^lte ben §unb nod^ genauer, um fid^ gu 
oerfid^em, baff eg aud^ roirfli^ gaon fei, unb befd^lo^, ftc^ 
feiner gu bebienen, um gu einem ^uggang gu gelangen, fniipfte 
il^m gu biefem fein Dafd^entu^ um ben §alg unb be- 

§ielt einen 3 ipfcl baoon in ber $anb. 

Der ^unb oerftanb fofort feine Slbfid^t unb ging, tro$^ 
bem er nid^t rouffte, rool^in fein ^err gefii^rt fein roollte, 
oorrodrtg. 

SSalb bemerfte Don gauftino, baff ^aon gu fteigen begonn, 
fpdter fam er oon il^m gefiil^rt gu einer Stiege, bann fal^ er 
SRonblid^t in bie ginftemis b^^^inbringen, fiiblte einen er= 


111 


K cnbcn Suftl^aud^ unb befanb fxå) nad^ lurjem unn)ctt beS 
iteS; ber mit ber ^ird^c tn SSerbinbung ftanb. 
Ungludflid^crroetfc fiil^rte non l^tcr feine 2^l^ur unb leine 
Deffnung in baS ^nmxe ber 5lit(i^c. 

®cr ®oftor pampftc gornig mit bem ^ii^c auf. ^aon 
fe^tc fic^ von ncucm in Seroegung unb fii^rte ben $oftor auf 
bemfelbcn SBcge guriicf in einen anberen §of im 
Sc^loffeS, ber mit boltern @ra§ berøad^Jen røar, unb er glaubte 
in bemfelben bie ©puren lei^ter, fteiner %ix^o gu entbetfen. 
6r tdufd^te fid^ nid^t. 5Karia Isatte biefen SBeg genommen. 

2)er §unb bemerfte fofort bie ^reube feineS §errn unb 
bab er auf ber red^ten ^dl^rte røar, ftie§ ein lurgeå ®eftdff 
auå, baS feiner Sefriebigung 3lugbrucf gab unb befd^leunigte 
feine ®angart. ^aon fitnrte nun feinen §erm iiber mel^rere 
®ånge unb ©tiegen enbltd^ in bie Sird^e ein, bie in i^rer 
ernften ^rad^t fel^r biifter auåfal^, obrool^I bie Sampen nor ben 
oerfd^iebenen 2lltdren barin brannten. 

®er ®oftor manbte ftd^ jur S^j^iir ber ©afriftei; benn 
er toar ftd^er, ba^ 3Jlaria buræ biefelbe geganaen mor, unb 
gaon beftdtigte biefe feine Stnficpt, inbem er bie ©pur biå bal^in 
oerfolgte. 

®ie ^Kl^ure aber mar oerfd^loffen unb gomig mu^te fid^ 
;®on ^auftino fagen, ba| biefe jebem 33erfud^, fie ein= 
jubred^en, miberftanben bdtte. 

@r rief gur ^bitr pinein. 9iiemanb antroortete. (Sr rief 
lauter, aber obne ©rfotg. ®r oerlor bie ®ebulb unb flopfte, 
ba| eg mie ®onner in ber ^ird^e roiber^affte. 5IJlan l^dtte 
alauben tonnen, ®ott rufe alle bie 5Dlonci^e unb 9Jlenbogag, bie 
bort begraben tagen, gu ftd^, 3lber tein tebenbeg 3Be)en gab 
Slntroort. 

@r rief mel^rmatg: „^ater $inon! $ater ^inon! ©inb 
Sie taub?'' 

spater $inon fd^ien toirllid^ taub gu fein. ®ag 3lufen 
toar umfonft. Seine Slntroort erfolgte. 

$lo|lid^ fam i^m ber ©ebanfe, bafe er einen Unftnn be^ 
gangen, inbem er biefen SBeg gerodl^lt. Æ)on gauftino fiird^tete, 
bag mdl^renb er fid^ abmiibte, um modid^ft laut gu flopfen 
unb gu rufen, 50laria burd^ bie anbere S^^itr beg ^aufeg ^ater 
$inong, meldte auf bie ©tra^c ging, bie glud^t ergriffen. 

Sei biefem ©ebanfen lief er mie befeffen baoon unb roieber 
t)on feinem $unbe geteitet auf bemfelben 2Bege guriicf, auf 
roeld^em er gefommen, big er oor feinem §augt^or ftanb. 
Stefpctiua, ber gerabe gurueffam, glaubte, fein $err miiffe 



112 


ben SBcrftanb nerlorcn l^aben, afå cr bcnfcibcn mit ber Rerj 
tn ber wnb in ganj nerroal^rloftem crblid^te. 

®on ^auftino rif feinen §ut non ber 2Banb unb befa^ 
bem treuen gaon unb SRcfpctiHa, i^m gu foløen. 

3[n einem 2luøcnbUtfc ^atte er baS 2^]^ar beS ^ater 5pino 
erreid^ unb f^Iuø (aut Sdrm. 

^ieHeid^t ^ortc man non biefer ©eite beffer, ober $ate 
^ifion Isatte ingroife^en fein ®e^or roieberøemonnen, lurg, fe^ 
balb erfd^ien spater $inon an einem feiner genfter unb faøte 
„2Ber ruft ju fofd^er ©tunbe?" 

„^å bmfå/' entøeønete ber ®oftor. „ørfennen ©ie mi( 
nic^t?" 

iarool^I .. . jemanb ein Unøliicf guøeftofeen?" 
„5lein, aber bitte, o^en ©ie, idb mufe ©ie fpred^en." 
SBalb barauf øinø bie 2^^ur auf. 

$ater ^inon mar ber eingiøe 3)lond^, ber auS bem altc 
^Rlofter itbriø øeblieben mar. 2BeiI er fo mager unb flein mai 
nannte man i^n $ater $inon unb niemanb erinnerte fid^ me5 
feineS eiøentliqen 3lamenå. 

ør mar ber §uter ber grofeartigen Rir^e, beS ©tol^e 
beS gangen Drteå, famt il^ren reid^en unb mannigfad^en ©^d|er 
bie alle in maffioen ©d^rdnfen unb fid^eren ^ifd^en in be 
©afriftei mobtnerroa^rt maren. 

$ater $inon entgiiefte feine ^forrfinber nid^t nur bun 
feine anerfannten S^ugenben, fonbern aud^ burd^ feine §eitei 
feit unb feinen §umor. 

„2Bag oerlangt ®on gauftino oon feinem ^aplan?"' fragi 
^ater ?5inon ben 2)ottor, afå berfelbe in ba3 

„$ater," antmortete ®on^auftino, „ol^ne Umfd^roeij 
frage id^©ie: SBer ift3Raria? ©lemiffeneS. 5Raria oerbirc 
ftd^ ^ier. ^d^ mu^ fie feben, fie ift mein 2Beib. 

Slecbt, m oerlangen, ba^ fte mid^ niebt fliebt.'" 

„^ein ©obn, melder Unfinn ..." 

„Slntroorten ©ie mir," fagte ber Softor. „S05o ift ?fflaria? 
„5Rein ©obn, menn bu mir aud^ gumft, meine ^flitbt i 
eg, beine Seibenfebaft gu bdnbigen. 3Jcaria ift fort, oJDlein i( 
merbe bir niebt fagen mobin. geb mitt niebt, ba^ bu ibr folgf 
©eftem ib^^ ©itnben gebeiebtet. S^b 

Su§e auferlegt, fortgugeben. Ueberbieg 
triftiøe ©riinbe, biefen Drt gu oerlaffen." 

„2Bag fur ©riinbe? teiner berfelben b^^t Sereebtigung! 
fagte ber ®oftor gomig. 

„®oeb, mein ©obn; eg gibt eine $erfon, ber bie 5latu 


118 


pJRac^t tibcr fie acgeben f)at, aber ®ott t)em)eigert i^m baS 
I Jfed^t, btcfc SiJladpt gu gebraud^en, gut ©trafc fur fcine ©d^lcd^- 
[tigteit. røeife, ba| cbenbiefc $e^on fie fud^t unb tieren 
! Siufentl^alt l^tcr cntbetft l^at; biefelbc ift fiil^n unb furd^tbar... 
Udttc fie fortgefd^Ieppt uon l^ier ... mit ©crøalt. Unb barum 
Imu^te fie fliel^en. ®el^r tann unb batf id^ bit nid^t fagen.'' 

; ^tttte fie netteibigt, ^ater! 9liemanb ^dtte magen 

ibiitfen, fte mit gu enttei^en." 

„Unb untet meld^em 2^itel Isatte id^ 9Jlaria untet beinen 
iSd^u^ fteffen foHen?" 

il „Untet bem 2^itel meinet legitimen gtau." 


„3Bit SKbnd^e maren non jebet maS man je^t bemoftas 
|tifd^ nennt, abet im beften ©inne oeS SBotteS. ©ic|erKd| Isatte 
nor leinem §inbetnig gurucfgefd^redtt unb ^dtte 3Jlatia mit 
^ir nermdl^It, gumal e§ ein 3Kittet gemefen mate, eure fd^mete 
jE^ulb gu fiil^nen, aber 3Jlatia mei^ette fié entfd^ieben, ftd^ 
ju nerma^len. ©ie glaubte, eS fei il^te ^flid^t gu ge^en unb 

^ ^„^o^in ift fte? ©agen ©ie eS mit, mo^in?" 

\ „3^ lann nid^t." 

„©ie tdufd^en mid^. ©ie ift nod^ l^iet." 
s „®enug bet Sl^or^eiten, S)on ^auftino/' fagte $atcr 
Hiinon etmaå gefednit, „id^ benfe, mein SBott batf nid^t ange* 
P^eifelt merben, unb id^ fage, fie ift fort." 

„3tt biefer ©tunbe nerlaffe id^ biefen Dtt, um fte gu 
]u(§en, gu finben unb gutiidgubringen." 

„3^^ue, mag bu miUft; abet alfeg mirb umfonft fein. 
Sebenfe menigfteng, ba| fid^ in bet 5Rd^e 

^emmtreibt unb bafe bu ®efa^t fdufft, in feine fidnbe 
gu fallen." 


wnb menn id^ in beg Xeufefg §dnbe fallen 

fottte." 


„§eilige SJlutter ®otteg! 33ift bu ma^nfinnig?" 

®on gauftino l^orte unb fal^ nid^tg mel^t unb lief aug 
bem §aufe beg ^atet Litton. ®iefet badt)te, SDon gauftino 
merbe fid^ bie ©ad^e nod^ itbetlegen unb 3Katia nid^t nerfolgen; 
unb in biefer Uebergeugung ging er tul^ig gu 33ette. 

@ine SSiertelftunbe fpdter titt 2)on ^auftino aHein auf 
feinem Sraunen, ben et non 3lefpetiIIa eiligft Isatte fatteln 
fajfen, mit $oId^ unb ^iftolen bemaffnet, banon unb nat)m feine 
9lic§tung nad^ ber brei SKeilen meit gelegenen ©tabt ***. 

®er ®oftor iiberlegte, ba^ 3Karia feine anbere ©elegenl^eit 
gur g(ud;t benii^t I;aben fenne, afg bag 5Poftfu^rmetf, mel^eg 


a 8. 


8 



114 


nad^tS um ^rootf Ul^r Sittabcrmcia paffiertc, unt in bie ©tabt 
fal^ren. 

®on bort auS fonnte man im SBagen nad^ ©eoiUa, Sorbol 
ober 3Katac(a fa^ren. S03enn ber ®oftor nun SKaria auf bc 
SBcgc bort^in ober in ber berou^ten ©tabt fanb, el^e fie biefel 
in irgenb meld^er Slid^tung oerlaffen, fo Isatte er fein 
lid^ erreid^t. 

Sdngft Isatte eg ^mei U^r gefd^lagen. ?lKario ^atte ber 
nad^ grøei ©tunben ®orfprung. SDer ® of tor ritt im @alo] 
feinen SBeg ba^in. 

9iad^ eintger bemerfte er, bafe fein fd^naufenbe 
fd^aumbebeefteg $ferb unoerfennbar oottftdnbig ermattet roe 
unb er iiberlegte, roag il^m in ber erften Seibenfd^aft ni^t ei 
^fatten røar, ba^ eg unmoglid^ fei, ben SBagen mit eine 
?8orfprung oon jroei ©tunben auf bem SBege etn§ul^oten, oi 
roenn er fein ^ferb opfem roiirbe. Um bie ©tabt nor S^age 
anbrud^ ju erreid^en, braud^te er burd^aug fein $ferb ni^t a 
juftrengen, fonbem fonnte im langfamen ©d^ritt reiten. $ 
®oftor entf^lop fid^ ba^er, tro^bem il^n bie Ungebulb oerge^ri 
feine 9leife im ©d^ritt fortjufe^en. @r rooUte gleid^ na(^ feitt 
Slnfunft bie ganje ©tabt burd^fuc^en unb ^of^e 3Raria bo 
^VL finben. 

3u beiben ©eiten beg SBegeg ftanben bid^tbelaubte Dlire 
rodiber. 2)er leud^tenbe 3Ronb breitete fein filbemeg Sid^t uB 
bie ganje Umgebung aug. 

Ser Softor bemerfte, in feine ©ebanfen oerfunfen, nid( 
roie er aug bem Sid^t unter ben tiefen ©d^atten einiger i 
fonberg l^o^en S3dume ritt, er fa^ unb ^orte nid^t, roie plo 
iiå) fiinf Sffldnner ju ^ferbe aug bem Sidfid^t brad^en unb i§ 
ben SBeg oerlegten. ©o fd^neU unb fid^er roar bag SSorgel^i 
ber ^iinfe, baf er il^re S5eroegung faum roa^rgenommen, a 
einer berfelben rief: „§alt!'' 

Sn bemfelben 2lugenblicf bemerfte Son gauftino, ba^ oi 
©eroej^rldufe auf il^n gerid^tet roaren. 6r roanbte ftd^ na 
riicfrodrtg, um gu fe^en, ob ber SBeg frei, unb fa^ brei 3RdnTt 
gu ^u§, bie ebenfaHg ben Sauf i^rer ©eroel^re auf i^n g 
rid^tet l^ielten. @r roar oottftdnbig eingefd^Ioffen. 

„6rgib bid^ ober ftirbi" rief ciner ber Seiter. 

Sie fjeinbe ftanben fo na^e unb bid^t um ben Softo 
ba^ ein ©ntrinnen nid^t moglid^ f^icn, aber unfer §clb fa^t 
roiitenb, ba§ man il^n auf feiner Sleife aufbalten roottte, eim 
oergroeifelten ©ntfd^lu^. @r rid^tete feine ^iftole auf ben i^ 
3undd^ftfte]^enben unb fagte: „©ib ben SBeg frei, ober id^ ge 


115 


!(§mcttcrc bir bag 3^ gtc^cr 3cit gab er bcm ^fcrbc 

bie ©poren, um bie Æette feiner geinbe gu burd^bred^en. 

[ „S^otet tl^n nid^t! ®g ift mein Sanbgmann, SDon gauftino 
|2opeg be SKenboga!" 

®ieg alleg gefd^al^ fd^neHer, alg man eg gu erjdl^Ien oermag 
®cr ®o!tor Isatte, alg er bie ©d^onung, bie fein ©egner 
i^m angebeil^en lie^, gemaler røurbe, gegogert loggubrilden. 
éein $ferb mar, ongefpomt, im Segriffc, fid^ 93a§n gu bredden, 
I oig bie Slduber il^n fo bid^t mit il^ren ^ferben umringten, ba^ 
bie 9Jlunbung ber ©eme^re i^n beriil^rte. 3Kit feiner $iftole 
lonnte er l^b^fteng einen feiner ©egner toten. 

^ felben 3lugenblicf rourbe ®on g^auftino oon einigen 

) frdftigen 2lrmen aug bem ©attel gel^oben unb gu 33oben gemorfen. 
I Sei bem energifd^cn Serfud^e, ftc^ gu befreien, briidtte er 
lauf ben Qdf^n feiner $iftole, unb btefelbe ging auc| log, ol^ne 
f jcbod^ jemanb gu oermunben. 

©efeffelt unb oon mebreren §dnben gu 8oben gebriidft, l^ortc 
i ber ®oftor bie ©timme beg §auptmanng, ber fprad^: „©enor 
I ®on IJauftino, 6uer ©naben finb mein ©efangener. ©eben ©ie 
\ mir 3^^ ©^rentoort, feinen glud^toerfud^ madden gu tooUcn, mir 
i;u folgen, mol^in id^ ©ie fiil^ren toerbe, unb leine ©eroalt geaen 
ung gu braud^en. 6uer ©naben lonnen bann bag ^ferb mieoer 
kbefteigen unb biefe guten Seute merben 3^nen bie Sld^tung be- 
p 5 \cigett, bie fie @uer ©naben fd^ulbig ftnb." 

®on ^auftino røar gegroungen, ber Slufforberung beg 
§auptmanng golge gu leiften. 

Saum Isatte er gefprod^en, fo lie^ man il^n frei unb ftil^rte 
il^m fein ^ferb oor, bag ingroifd^en einer ber Slduber feftgcl^alten 
^atte, unb ®on fjauftino beftieg bagfelbe. ©pdter oerfolgte er, 
cinem SBinf beg ^auptmanng ge^ord^enb, mit ben SRdubern einen 
^IBfab, ber abfeitg oon ber §eerftra^e burd^ bie Dlioenrodlber 
ful^irte, begleitct oon feinev feltfamen Sldubergefellfd^aft. 


Jnjeiunfljnjanjiøjl^s kapitel. 

Sine ffiod^e roar feit ben eben gefd^ilberten ©reigniffen 
ocrgangen unb in SiHabermeja rouftte man immer no^nid^t, 
100 ®on ^auftino oerblieben roar. Umfonft fuc^te feine Wutter 
ben atufent^alt beg geliebten ©o^neg gu erforfc^en. 




116 


SRofita »crbrcitctc tnsToifd^cn, »on rafenber ©ifcrfud^t gc= 
peinigt, ubcrotU, bafe ®on fjauftino in blinber SeibenfAaft fiii 
39laria mit berfelben cntflol^cn fei unb fid^ in bcr SRdubcrbanbe 
oon l^abc anrøerben lajfen. 

2)er SScrfatt bcå §aufcS SDlenboja mad^te cS ben @in= 
aeborenen ma^rfd^eintid^, ba^ ®on gauftmo, um biefem trauriger 
Seben gu entfiiel^en, btefen fii^nen (Sntfd^lujj gefafet. 

®on Srifoftomo mad^te alle moglid^en SSerfud^e, 

SJofita gu berui^igen. jlofita aber fagte gu i^m, ba| fie t)or= 
giel^en miitbe, bie 3^oc§ter beg SSanbtten el @eco gr 

fein, als bie feinige, ba berfelbe menigftenS geroi^ feine S^od^ter 
gerdd^t l^dtte, roenn fie beleibigt roorben rodre. 

S)on 3uan Srifoftomo roottte nid^t roeniger tl^un afe 
Sofelito el ©eco unb fanbte gu SlefpetiJffa mit oer Sotfd^aft, 
ba^ bie ®tdubiger ber 3RenbogaS nid^t geroiHt feien, Idnger gu 
roarten; bafe man biefelben binnen ge^n Sagen befriebigen muffe, 
roibrigenfalls er §ab unb @ut ber 3BenbogaS in Sefd^la^ 
nel^men roerbe. 

aiofita, bamit nod^ nid^t gufrieben, biftierte felbft einen 
unoerfd^dmten Srief an ®ona Slnna, in bem fie berfelben no^^ 
måls mit ber ^Pfdnbung brol^te, im galle ber gefteffte Sermin 
nid^t einge^alten roiirbe. ®er 3lotar mufete, roenn aud^ roiber^ 
ftrebenb unb mit gittember ^anb, ben Srief unterfd^reiben. 

SfJefpetiUa ging, fobalb er bie 9tad^rid^t erl^alten, in baS 
§auS beS 5RotarS, bielt Slofita il^r unroiirbigeS Setragen oor 
unb fud^tc fie gu befdnftigen. 3llS er einfa^, ba^ mtt @ute 
nid^tS burd^gufe^en fei, oerfud^te er’S mit ber Unoerfd^dmt^eit, 
rourbe jebod; oon SWofita energifd^ unb moglid^ft gerdufd^ooH 
gum $aufe |inauS geroorfen. 

$ona Slnna Isatte ingroifd^en fc^roereS IXnglud gu ertragen. 
Son il^rem Solene fanb fid^ feine ©pur unb il^re Slngft um 
il^n ftieg oon ©tunbe gu ©tunbe. 

®aS eingige, roaS fie nod^ befa^, roar ein roenig 2Bein im 
§aufe, beffen SBert jebod^ feine gel^ntaufenb SHealen betrug. ©te 
beauftragte Slefpetilla, benfelben um feben $reiS gu oerfaufen. 
aSaS finb gel^ntaufenb 3lealen, roenn fie l^unbertfed^gigtaufenb 
braud^te? Sona 2lnna rdumte alle i^re ©d^rdnfe unb Kommoben 
auS, fu^te baS roenige ©ilbergeug, baS il^r geblieben, gufammen 
foroie einige fleine ©d^mudgegenftdnbe unb befd^lojs, biefelben, 
roenn fie aud^ fd^roerlic^ mel^r alS groblftaufenb 3tealen eintragen 
fonnten, gu oerfaufen. 

3 um ©d^lujs itberroanb fie i^ren ©tolg unb fd^rieb, roie 
fe^r eS il^r aud^ roiberftrebte, il^rer eiugigen roaf^ren greunbin 


r 

— 117 — 

J)ona 2lraccli unb fd^ilbcrtc tl^r tn lebl^aftcn garbcn bie furd^t- 
kre Saae, in bcr fic fid^ bcfanb, unb iai um il^re ;i&ilfe. 

SRefpctitta n)urbe beauftraøt, ben S3rief m iiberbringen, unb 
kftieg fofort fein ^Pferb, um moglid^ balb oen 35Bol^nfi| 2!)ona 
3IraceIiS ju erreid^en. 

Sie Semol^ner uon SSittabermeja maren in groei Sager 
§eteilt, bie einen red^tfertigten bie SRa^e ber nerlajfenen Sloftta, 
bie anberen fanben t^r SSorgel^en nerd^tl^. 

[ Side befprad^en in groper 2lufregung bie ©reigniffe, ftritten 
unb rai^elten unb ergingen ftc^ in ben feltfamften SSorauåfe^ungen. 
1 $ater ^Siiton røar ber eifrigfte SSerteibiger ber SKenbojaS. 
i& unb ber 2lrgt befud^ten tdglid^ S)ona 2lnna, bie, nid^t imftanbe, 
bie fd^roere Saft be§ Unglurfå ju ertragen, frani bamieberlog 
unb non ber Ireuen 3Sicenta aufopfemb gepflegt murbe. ®r 
fragte fid^ uergebenå, mo 2)on gauftino mobl geblieben fei —- 
„Sr roirb in bie ^cinbe gefaHen fein!'' fagte er fid^, 

igejraungen feine ©ebanfen ^u uerl^eimlid^en. 

„3^ merbe 3Karia benad^rid^tigen, bie ®ott fei 3)anf in 
øicberbeit ift. §offentlid^ roerben roir il^m bie grei^eit rotcber 
uerfd;affen fonnen, bem armen 5Don gauftino." 


Jreiundjnjanjigftes Japitel. 

j 9lun miiffen roir ju 2)on gauftino gurucffel^ren, ber nod) 
©efangener gofelitoS roar. 

S3alb Isatte ber ®oftor berau^gefunben, ba^ 
iJod^ter fud^te unb bie Slbficpt Isatte, fie geroaltfam auS bem 
Idaufe spater $inon§ ju rauben, ba er burd^ ©pione erfal^ren 
Isatte, bab biefelbe fid^ bort oerborgen l^ielt. 

^ater $inon unb 3!Karia l^atten ^enntnié oon ber ©efal^r 
er^alten unb fie roar geflol^en, ol^ne bafe man rou^te, rool^in. 

®er ®oItor mufete fid^ einem ftrengen Sreu^oeri^br ^ofc'- 
KtoS unterjiel^en, ba berfelbe rou^te, feine 3^od^ter ben 
Softor liebte unb fid^ bie ndd^tUd^e Steife ®on gauftinoS nid)t 
ertidren lonnte. • 

®on gauftino errodl^inte anfangS nid^tS oon ber glud)t 
3Raria§, al§ jebod^ Sidabermeja jog, um ben 

øefa^ten $lan auéjufiibren, unterrid^tete ibn ®on gauftino 
tJon 3Karia§ glud^t, um biefen ©d^lag ju oerl^inbern. 



118 


Sofclito iiberjeuatc ftd^, bafe ber ®oItor bie SBal^rl^ct 
fprad^, unb mufi^tc fic^ t)ott Stiørimm geftel^en, ba| cS unmog 
lid^ fei, feine *5^oci^ter nod^ cingu^olen, cl^e fte etnen Drt er 
reid^t, ber t^r fid^eren ©d^u^ gero^rte. 

6 o t)er 5 id^tete ^ofelito, in 3Siuabermej|a eingubringen, unl 
jog ntit feiner Sanbe weiter, immer ©eitenroege benufeenb^ un) 
tn ^erbergen iibemad^tenb, bie oon (Senoffen feineS ©eroerbei 
gefii^rt røurben. 

®er ®oftor isatte noé einiger 2ll|nung mebr 

in røeld^er ^Prooing 3tnba(ufienS er fid^ gur 3eit befanb. 
lito oertraute 1)em gegebenen SOBorte unb tiejs ®en gauftim 
nad^ SSelieben auf feinem Sraunen auSreiten. @r røar fteti 
t)on groei SRdubem begleitet, burfte jebod^ SBaffen tragen. 

©o oft er aud^ barum gebeten, rourbe i^m bod^ abge 
fd^Iagen, feiner 3Rutter gu f^reiben. Slufeerbem aber murb 
er mit feber nur benfbaren SRudfid^t unb ^d^tung bel^anbelt. 

3 Rand^mal entfemten fid^ einige auå ber Sanbe, unb roeni 
fie guriteffe^rten, bemerfte ber ®oftor, ba^ fte mit bem ^aupt 
mann fprad^en unb ©etb unter jtd^ oertetUen. 

@ine§ 5Rad^tS mad^ten fie in einer SKeierei $alt, bie eii 
oorne^meS unb reid^eå 2lu§fel^en unb bc^aglid^ eingerid^tet 
©d^iafgimmer Isatte. jwm 2)oftor, ba| er i§T 

allein gu fpred^en n)iinf(§e, unb ging mtt i^m auf ®on gauftinoi 
3 immer, meld^eå bie reid^fte unb elegantefte Sinrid^tung in 
gangen §aufe bcitte, unb bort begann ^ofelito folgenbermaben 
„©enor ®on gauftino, eg lag nid^t in meiner ^bfid^t, 6uei 
©naben gu iiberfatten. ^å) fud^te metne Stod^ter unb fan) 
@uer ©naben gufddig; i^ erfannte ©ie unb 6uer ©nabei 
tonnen ©ott banfen fitr mein guteg ©ebdd^tnig unb bie gro^i 
aiel^nlid^feit mit bem §erm SSater; benn menn id^ ©te nid; 
erlannt isatte, bdtten ®uer ©naben Idngft fd^on ben Slabcr 
gum gutter gebient; bod^ id^ l^abe ©ie erlannt unb bei mii 
guriidfgei^alten. §eute roitt unb mub id^ 3bnen meine 2lbfid^ten 
©ie betreffenb, mitteilen unb S^nen etnige SSorfd^Idge madden.' 

„©pred^en ©ie, S^f^fito, fpred^en ©ie/' fagte ber ®oftoi 
ooff Ungebuib. 

Setbe felten fid^, einer bem anberen gegenitber, an einci 
3Iifd^, auf bem grøei Srpftaffleuc^ter brannten. 

®ag Slugfepen ^ofelitog entfprad^ nid^t im geringften ben 
eineg Sanbiten. §o^ unb fd^Ianf gerøad^fen, oon roeiper §aut: 
farbe, roenn aud^ oon ber ©onne gebrdunt, mit bunflen §aaren, 
bie oon einigen ©ilberfdben burd^gogen roaren, unb grauen, 
milben 3lugen — roar entfd^ieben ein fd^oner 3Kann. 


119 


„SBte @ie mid^ l^icr felten," fprad^ er ju ®ott fjauftino, 
; „roar id^ fiir ein anbereå Seben beftimmt, ba8 l^immetøeit non 
bem nerfd^ieben ift, baS td^ l^ier fu^e; aber ber 3Renfd^ benft 
;unb (Sott ober ber Seufel lenft. ^it neumel^n war 

■ ic^ afå 5looij im Klofter oon SSiUabermeja; $ater $inon toirb 
ber w)ol^I erinnem, benn er Uebte mid^ 

ungemein roegen tneiner oortrefflid^en Stimme unb ber Sln^ 
ba(|t, mit ber id^ Itrd^Iid^e Sieber fang, unb roeil er mid^ fo 
fanft unb milbe fanb, ba^ er immer be^auptete, id^ roerbe ein 
l^eiliger roerben. 3SieIlet(|t rodre id^ e§ auc^ geroorben, roenn 
id^ gefel^en Isatte. Swanita fam fel^r oft mit il^rer 

'^Kutter, ber Sffiitroe ®ona ^etra in bie ^ir^e. ®iefe gute 
*^au roar fe^r ftolg unb cingebtlbet. ©ie l^ielt fid^ fur ebel 
Uon (Seburt unb nid^t ol^ne ©runb, benn il^re 3Rutter, bie 
jSrofemutter roar eine ©d^roefter ©rojgoaterg, 

iøenor ®on gauftino. ®er arme 5^oi)ij ^atte bie ^iil^nl^eit, 
jfein 2tuge ju einer SSerroanbten ber ^Kenbo^ag gu er^eben." 

„SBeffen 2Bitroe roar ®ona $etra?'' fragte ber ®oftor. 

„(Sineg reid^geroorbenen 3JlauItiertreiberg/' antroortete 3o» 
ifelito. „®ag ift gleid^giiltig. 3^d^ aber oerliebte mtd^ roa^n« 
fmnig in ^iwanita. 9Keine brennenben SSlid^e entj^iinbeten in 
i^rem §er§en eine Siebe, bie ber meinen glid^. 2Bir fprad^en 
.ung bann in ber Sird^e felbft, aber fo oorfi^tig, ba^ ®ona 
$etra feine 3l^nung baoon ^atte. 2Bir oerftdnbigten ung. 
f Sd^ entfd^liipfte nad^tg aug bem ^lofter, ftieg iiber bie §ofmauer 
i^teg ^aufeg unb gelangte fo gu il^r. ©o lebten roir eine 
i 3citlang begliiÆt unferer gel^eimen Stebe, afå eineg ®ageg bei 
i einem groben ^efte bie ©d^bn^eit ^uanitag auf einen SDlajoratg^ 

; ^erm aug einer benad^barten ©tabt groben (Sinbrud mad^te. 

, 2)ona $etra gab i^re øinroiHigung gur §eirat 
j biefe roagte nid^t, ftd^ gu roiberfeften, teilte mir jjebod^ bag (Sr? 
eignig fofort mit. 2Sir befcbloffen beibe gu ftie^en. 3n ber 
I 5^ad^t, bie roir gur ^lud^t beftimmt b^^tten, traf id^ gum Un^ 
jliid mit bem Srdutigam ^wanitag gufammen, ber mid^, afå 
id^ eben iiber bie 5!Kauer fteigen roollte, guriicffci^Ieuberte unb 
berb gu Soben roarf. ©d^neU fprang id^ roieber auf bie ^iibe 
unb im felben 2tugenblicf fd^fug mem (Segner mit roud^tigen 
5 ieben auf rnid^ fog. ®er emiebrigenben 

i ©treid^, bie (Siferfud^t unb ©d^arn, aUeg gugfeid^ mad^te mi(^ 
rafenb unb roie ein SRafenber fprang ic^ auf ben ge^a^ten Sli- 
i ralen unb traf fo gut, bab er tot gu meinen ^iiben nieber= 
ftiirgte. ®ag gefd^ab fo plobtid^, bab ber ®iener ni^t bie 3cit 
^atte, feinem §erm gu $ilfe gu fommen. 2lfå er benfelben 



120 


faffen fal^, ielara 3lnafi t)or mtr unb ricf au§ SctBeå^ 

frdften: ,3)li)rbct, SJcorbcrl* fanb t)or ©ntfe^cn iibcr bi< 
bcøangenc Sl^at nid^t bie ©netgie, ju fliel^en. 2lu§ nerfd^iebcnei 
§dufem liefen SD^tduner l^erbei. ?Dlatt nal^m mid^ feft. Ttax 
fd^leppte tnid^ nor baS (Serid^t unb gum ©cblub oerurteilte tnai 
mid^ jum ©efdngnig. ben ungliidflicben Igabren ber ®e 
fangenfd^aft oerlemte id^ bie guten Sel^ren ber Klofterbriiber 
id^ lemte baS Seben fennen unb fal^ ein, bab id^, unter einen 
ungiinfticjen ©tem geboren, nur burd^ ^raft unb 3)lut tneir 
?!Jlibgefd[;i(f roerbe befdmpfen lonnen. ©ineS SageS gelang ei 
mir, rod^renb xoix im ^reien arbeiten multen, mtt nier ^amt 
råben ^u entlommen, nid^t ol^ne baS Seben eine§ SBdd^terc 
opfem gu miiffen, ber unS an ber ^lud^t oerl^inbem tooUte 
©eitbem treibe id^ ba§ ^anbrøerf, bet bem ©uer ©naben nticf 
felten, unb rodre nid^t imftanbe, je ein anbereS gu treiben 
3 |uanita ftarb elenb unb entel^rt, rødl^renb id^ in letter 
fcbmad^tete. ©ie l^interue| eine SÉocbter 9Jfaria. bete 
mein Hinb an, ®on g^auftino. 3d^ liebe fie um il^rer felbfi 
røillen unb røeil fie ein lebenbigeS 3lnbenfen oon Suanita ift. 
3Diaria aber fd^dtnt ftd^ meiner, niel^t mid^, roill mid^ nid^t fe^fen. 
©iejenigen, røeld^e fie unterrid^tet l^aben, mogen tl^r ntand^e§ 
©ute beigebrad^t l^aben, eineé aber l^aben fie oemeffen: il^r 
Siebe unb 2td§tung fur ben 3Sater einguflo^en. 2Ber immer 
icb aud^ fein mag, id^ bleibe bod^ ibr SSater. 3ft eS nid^t ein 
©ebot ©otteS, bab ein ^inb feinen SSater e^ren unb lieben foC?" 

5D?ancbeS batte ®on ^auftino bierauf gu entgegnen geroufit, 
allein er gog e§ oor gu f^meigen. 


®ierunfljnjan5ifljie» 

„©ie antmorten mir niebt, ©enor ®on ^auftino, ©ie 
benfen roobl, meine JCocbter tbue xe^t, inbem ^e mid^ fliebt, 
ba^t, ja fogar oerad^tet. 2lber, mie gemiffenbaft icb mid^ aucb 
prufen mag, icb P^be micb meber baffengrøurbig, nocb oerdcbt= 
lid^. — ©§ ift nun gefommen, mie eS fommen mufete — eå 
mar mein oorauébeftimmteS ©cbidtfal! — 3a)eifeln ©ie niebt; 
icb mdre ein ^eiliger gemorben, mie $ater $inon gemeiéfagt 
^t, menn id) Saanita niebt gefeben batte. Sb^ bat ftdb ber 
Seufel bebient, um mid), unb meiner, um fie gu oerberben, 
obne ba^ fie ober icb eS batten oerbinbem fbnnen." 


121 


3 m tibrigcn l^ulbigte Sofclito bcm fpanifd^cn ©prid^wort: 
j^SEBcr eincn ®icb beftieT^It, bcgc^t feine ©iinbe/' unb bcraubtc 
in bcr 3C^at nur bie SReid^en, bie er i^reS UeberfluffeS ent? 
lebigte, niét ol^ne il^nen bag SRotroenbige juruigulafien. 2luber= 
bem nerteilte er reidjlid^ Sllmofen , fam nielen Sebiirftigen ju 
§ilfe unb mad^te rool^Itl^dtige ©tiftungen. 

6 r lenfte baS ©efprd(| mit ®on gauftino in ber ^olge 
auf bag ^aug ber 3Jlenbojag, beffen Sage il^m mol^I befannt, 
unb fteHte biefe alg eine uoHftdnbig l^offnungglofe bar unb be^ 
ricbtete gum ©d^lu^ non ber 9Ja(^e Slofitag unb ber beuor^ 
ite^enben ^fdnbung, moriiber il^m feine ©pione beri^tet l^atten. 

®on gauftino mar beim ®mpfang biefer 5Rad^rid[)ten au^er 
fic^ unb ber ©d^merg, ben er empfanb, ba er fid^ bie troftlofe 
2 age feiner armen 3Jlutter uorfteUte, erpre^te i^m bittere 
S^rdnen. 

„3wm X^eufel!" fagte ,,3^^rdnen! 6in red^ter 

SWann meint nie. SBoIIen ©ie fid^ rdd^en? ^å) røitt 
beiftel^en. ©ie l^aben non biefen 3Renfd^en nid^tg mel^r gu er= 
mårten. Sred^en ©ie mit ber 3Sergangenl^eit. ©rfidren ©ie 
mutig ben ^rieg. ©ie mdren nid^t ber erfte ruinierte ^JJlajoratgs 
^err, ben røir gu ben unferen gdl^len. @in entfd^loffeneg SBort 
ron unb ©ie folien l^ier befel^Ien. brei big nier 

.^agen fonnen roir auf bem ©runb unb Soben beg noblen 
f3totarg fein unb eine 2^r;at begel^en, an bie ber eble SDtann 
fcin Sebtag benfen røirb. SEBir toerben, toenn ©ie eg tooHen, 
feine gangen Sdnbereien unb SBeinberge gerftoren unb, toenn eg 
fein mub, fein §aug in ^^lammen aufge^en laffen.'" 

®on gauftino fal^ ftd^ gegtoungen, fein ©d^ioeigen gu bredden. 
„Sofelito," fagte er, „ein jeber bat feine eigene 3trt unb 
SBeife im 2:^^^ wnb Saffen. ^å) toill ni^t be^^aupten, bafe 
©ie unred&t t^un, aber icb fann ni^t um^in, ©ie barauf auf= 
mertfam gu madden, bab meine 2Inficbten oon ben Sb^gen fefjr 
oerfcbieben finb unb bafe mein 2bun bem gleid^en 

toirb. ®er 5Rotar oerlangt , toag i^m oon SRed[}tg megen gu= 
fommt. ®r fann mid^ baburcb nid^t beleibigen. ^d) babe nid^tg 
gu rdcben." 

. ,,®g tbut mir meb, ©ie fo fpre(ben gu boren,"' erroiberte 
Sofelito. „^d) mocbte meinen ©efangenen ni(bt beleibigen, 
aber idb mub eg augfpred^en, bab eg mir erniebrigenb erfd^eint, 
bie Snfulte gu leugnen, um ber ©efabr beg Stdcberamteg gu 
entgeben. ©ie b^^ben reibt: ®ie Seteibigung, bie nicbt gerdd;t 
toerben foll, mub entfdjulbigt merben." 

S)em SDoftor trieb ber 3orn bag Slut gu ^opf; er oergab, 



122 


ba^ ftct8 Betoaffnct roar, ba^ auf ctnen SBinI ron 

il^m feine Seute il^n auf ber ©tcffc jur Seid^e ntad^cn roiirben. 

„Sei ricf cr auS, „id^ cntfd^ulbiøc feine Selcibi^ 

gung unb am roenigften eine non 

®rol^enb ftanb ®on gauftino SofeKto gegeniiber unb bicfer 

e im erften 3Jloment beS 3<5meg an feinen ®oIcb, bann aber 
lang er fid^ unb fagte: ift gut. — trifft eg mic^, 

eine Seleibigung ju entfd^ulbigen, ftatt jie ju råenen, ©treiten 
roir nid^t roeiter. Sebem Jlarren feine irad^t." 

„øntfd^ulbigen ©ie, ^iofelito — icb roar aufgeregt." 
„3^^ bebauere aufriebtig, ©ie an ^i^r gegebeneg SEBort 
erinnem gu muffen." 

roerbe eg nid^t uergeffen." 

„©ie nerfpraeben, nid^t gu flieben, feine SBaffe gegen uns 
gu er^eben, mir gu folgen unb mir gu ge^orc^en." 

„^ttfofem eg nid^t gegen meine 3tnl^d^ten unb gegen mcine 
@^re gej^t." 

„©innerftanben. 9tun mub id^ ©te aber, roenn @ie au4 
feiner non ben Unfem roerben roollen, bennod^ bei mir bel^alten 
unb groar alg SodEnogel." 

„S33ag foff bag beifeen?" 

„®g ift febr einfaeb. ^cb roitnfebe, bafe mein unbanfbares 
5?inb gu mir guriieffebre, unb ba fte niebt aug Siebe gu mir 
fommen roirb, bab fie aug Siebe gu Sb^^^t fommen 

roirb, unb banim bebaite icb ©ie in meiner ©eroalt. 3ft 3Jiaria 
erft einmal ba, fo roerbe icb bag reiebe unb gldngenbe 
Seben, roeld^eg fie in noUftdnbiger Slube unb ©id^erbett fubi^^” 
fann, fcbilbern unb fie fragen, roarum fte micb fliebt unb roarum 
icb fie niebt feben fott?" 

®er ^(an roar gut. ®er SDoftor groeifelte nid^t, ba§ 
5Karia fommen rotirbe, um ibn gu retten, ©g erfuHte ibn mit 
iraner, fid^ fagen gu muffen, bafe er bie ©cbulb tragen roerbe, 
roenn bie ^au, ber eg big babin gelungen roar, fid^ oon bem 
qefiird^teten SSater fern gu batten, mit bem fie bie ^ritd^te feineé 
Éaubeg genieben follte, nun in beffen ©eroalt fallen roiirbe. 

Salb naeb biefer Unterrebung bemerfte ber ®oftor an 
einer geroiffen ^ufregung im ^l&aufe, bab man jemanb erroarte, 
unb ber Softor bad^te, eg fei geroib 5Karia. 

©g roar gebn Ub^ na(btg. 5Jtan borte ben ^uffebtag ron 
^ferben ndber fommen unb nor bem S^bote anbalten. Sofelito 
mit feiner Sanbe unb ber ®oftor roaren im ^ofe rerfammelt 
um bie Slbenbfiible gu genieben, alg, oon einem ber Sanbiten 
geleitet, groei 3Rdnner eintraten. 3!)er eine, roelcber ber ®iener 


123 


tt fcin fd^ien, wat unoerl^itEt, bet anbm røat 6i8 ju ben Siugen 
n cinen SJlontel gebiittt unb Isatte ben §ut fo tief in bie 
5titn gebriidt, bafe feine Stugen bunlel bef^attet roaren. 
„©ott jum ©tufe," fpra4 ber fjrembe. 

„@ott jum antroorteten bie Sonbiten. 

3« .SofeKto geroenbet, fe^te et ^ingu: „@ott befd^fi^e bid^. 
fulere mi^ in itgenb ein Siw*w«t. 3(9 ntuft bid^ oHein fpred^en." 

3)iefe SBorte rourben ntit einem geroiffen ©tolg gefprod^en 
mb Sofelito, ber ben ©pted^et an ber ©tintme erfonnt ju 
laben fd^ien, ^brte il^n refpeltooH an. S)ann liefe er ein ^iwmer 
lelcucbten unb ffli^rte ben gremben l^inein. 

2)ie Unterrebung bauerte fiber eine ©tunbe; bann fd^ieb 
ler SSerl^fittte mit feinem Segleiter, ben SofeKto fel^ft ju feinem 
&emi gerufen Jntte. Salb barauf l|orte man im $ofe ben 
§uff(^Iag ber ^Pferbe langfam oer^aHen. 

„©enor ®on gauftino," fagte »l^nben ©ie bie 

©ilte, mir ju folgen." 

3n bemfelben 3*wmet, in roeld^em et juoot mit bem 
Sremben gefpro^en, fagte 3®feKto beroegter ©timme ju 
Ifon gaujtino: „Stile mcine ipiane finb jerftort. @8 gibt eine 

8 ere ^ad^t, bie meinen SBillen unterjod^t unb b^roingt. 

iria ift nid^t geftorben, aber ©ie unb id^ mfiffen fie alS tot 
ktrad^ten. SOBir roerben fie nie roieberfe^en. ©ie finb mir ju 
nicbtS mebr nfi^e. 3d^ SJlanne, ber foeben biefeS 

3immer oerlaffen l^at, »erfprod^en, ©ie fofort in grei^eit ju 
fe^en. 3*^ SBort. SBfinfd^en ©ie mid^ fofort ju oerlaffen?" 

„3d^ fnnn eS nid^t erroarten, meine 5Kutter ju felten, fie 
JU retten, fie minbeftenS ju troften. 3*^ mbd^te fogIeic| reifen," 
fagte ®on fjauftino. 

@8 gelang i^rn nicbt gu erfabren, roer ber ^embe roar, 
bem er bte f^rei^eit banfte, unb oor allem baS ©^idfol SJlariaS 
JU ergrfinben, bie er ffir tot bolten foHte. 3®fe^'t® lonnte ober 
rooUte ibm feine SRitteilung baoon ma(^en. 6r befabl, be8 
SoftorS S3rounen gu fatteln, unb groei feiner ftcberften rolcinner 
gab er ibm gur SSegleitung mit. 

3um Slbfdbieb reidbte er 3ofeKfo §anb, roeldbe biefer 
freunbfcboftlidb brfidfte. 

5Ra(b brei Smogen erreicbten fie einen Drt, unroeit oon 
SSillabermeja, ben ber ®oftor febr roobl fonnte, unb bort oer= 
liefeen ibn feine SSegleiter. 

@8 begonn gu togen, alS ber 2)oftor fi^ anfdbidte feinen 
SBeg ottein fortgufeben. @8 roar ein rounberoofier SJlorgen. 
SoK Ungebulb, feine SRutter roiebergufeben, fpomte ®on ^ouftino 



124 


fein 5Pferb an unb crreid^tc balb ben Drt unb fein §au§. 
befrembetc il^n, gu fo frii|cr ©tunbe ba§ %f)ox offen ju finben. 

©ein §en flopfte i^cftig. @r a^ntc ein UngUli. 3Iiit 
bangem ®efu()l bctrat er baå §au§. 

gaon begriifete il^n gucrft, aber mit traurigem ®el^eul, ftatt 
mit freubigem SeHen unb fd^ritt il^m mit gefenftem Sopf ooran. 

3llg er bem 3itnmer feiner flutter guging, fam i^m ®ona 
3lraceli entgegen unb roarf fid^ in feine 3lrme. 

„®lein ©o^n, mein ©ol^n/' rief fie, „xoo bift bu gebtieben? 
@ott fei ®anf, bab mir bid^ gefunb unb mol^Iauf mieberfe^en.'' 

„2Bie fommen ©ie l^ierl^er, liebe Æante? 2Ba§ ift benn 
gefd^e^en?" 

„Seine 3Rutter ift franf, mein ©o^n." 

„SSerbergen ©ie mir nid^tS, 2^ante. 2Bo ift meine SKutter ? 
^d^ mu^ ju i^r ..." 

ni(^t gteid^ ... fte fd^fdft." 

„©ie fd^Idft. .. fie ift tot!" rief er plo^lid^ au§, „meine 
5Kutter tot!" 

®ona Straceli antmortete nid^t, aber fie brad^ in cineii 
©trom oon X^rdnen au§. 

®er ®oftor fprang bie ©tufen empor, um in ba§ 
feiner 9Jlutter gu eilen, alg bie treue Sicenta i^n guriid^ielt 
mit ben SBorten: „©ie ift nid^t ^ier." 

®abei fiibrte fie il^n gum groben 6mpfang§faal. 9Sor ber 
$^ure ftanb ^ater Litton. 

„Saffen ©ie mid^ eintreten unb fie fe^en," fagte ®on 
gauftino. 

„®e§ nid^t l^inein, ftore il^ren ^rieben nid^t, bete gu ®ott, 
ba^ fie in grieben ru^e." 

5Don ^auftino fiet roeinenb in bie 2lrme be§ $ater§. 
„©ie ift tot, tot!" fd^Iucbgte er. 

„©ie ftarb roie eine §eilige," fagte ^ater ^iiton. 

„3df; bin ein ølenberl 3^^ l^t^be fie getotet mit meinen 
J'oIIl^eiten. 5i}lein ®ott! 3Kein ®ott! SBarum toteft bu midj 
ni^t?" 

„Sete, mein ©ol^n, bete," fagte ^aUx $inon, „bete fiir 
beine 5Diutter, bete fiir bid^; in ber grotten 2^rubfat be§ Sebcn& 
ift beten ber eingige 3^roft." 

,,3atool^l!" fagte ®on gauftino, „STriibfal unb ©d^nierj 
§abe i(| gefunben, aber ben ®lauben nid^t." 

©ntfe^t ftarrte ^ater ^iiton il^n bei biefen SBorten an 
unb ^dtte il^m am liebften ben ©intritt gur ^eitigen ©tdtte 
oerroe^rt. 


125 


3)on ^auftino eille in ben ©aal. 
gnmitten beåfelbcn laj fcine ?!)luttcr aufgebal^rt. 
er fniete fd^roeigcnb mcber, ate oi er SSerjeii^ung erflel^en 
ottte. ©pater ftanb er auf, beugte fid^ iiber baS 2lntli$ ber 
al^ingef^iebenen unb rief tn tiefem ©d^merj, ate ob er fie 
iredEen røoHte: „3Jlutter, geliebte SDlutter!" 

Slefpetilla, ber beim Seid^nam SDSad^e l^ielt, $ater $inon, 
ona 2lraceli, bie injroifci^en eingetreten roar unb bie treue 
icenta fd^roiegen bei bem traurigen 3tnblicf tiefberoegt unb 
einten. 


fnnfnndiuranjifllies lajitel. 

®er ®oltor lie^ baS Seben feiner 3Kutter an feinem ®e= 
id^tnte uoriibergiel^en unb erlannte nur ju roo^l, ba| eg ein 
irtgefe|teg ?!Kdrtprertum geroefen røar, gu roeld^em fetn SSater 
itb er felbft nid^t roenig beigetragen patten. 

3Serbammt, in ^Sittabermeja gu leben, fanb fie tnit il^rer 
ilbung unb Segabung niemanben, ber fie uerftanben j^dtte. 
ro^er @atte rou^te fte nid^t gu fd^dfeen. 9lic^t eintnal 
JDanIbarfeit fur bie ©orgfalt unb ^d^tung, mit roeld^er 
e il^n umgab, geigte er ®ona 3lnna Siebe ober nur Sliitffi^t. 
tid^t einmal greunbfd^aft empfanb er fiir bie eble ^rau, mit 
leld^er er faum eine Unterl^altung ftil^rte, bie Idnger ate fiinf 
flinuten gebauert. ®agegen amiifierte er fid^ nad^ ^rdften an 
en nerfd^iebenften Drten mit ben revfd^iebenften ^erfonen, 
ladste ©efd^enle, neranftaltete ^efte unb uergeubete baS iibrige 
lit finnlofen ^tdnen, burd^ Unorbnung unb f^led^te Serroaltung 
eg 3Sorl^anbenen. ©o roar ®on ^^rancigco Sopeg be 50lenboga 
rm geroorben unb Isatte fid^ bann in ©c^ulben geftiirgt. 

®on ^auftino, roeit entfernt bie ^e^ler feineg SSaterg gut 
LI madden, Isatte bag §aug eber no^ me^r b^tuntergebracbt, 
)enn aud^ nicbt burdb gro^e 2luggaben, fo burd^ feine ?la^= 
ifftgleit, feine Saunen unb feine oottftdnbige Unbraucbbarleit im 
raltifd[;en Seben. ©einSetragen batte fd^lieflid^ ben ^ornSlofitag 
erauggeforbert unb auf bag §aupt feiner SMutter ben batten 
5d^lag gelenft, ber im Serein mit feiner ^lucbt unb ©efangen- 
baft bei ben 3^dubern fie enblidb getotet bcttte. ®on g^auftino 
)olite fié oon aHebem nid[)tg nergeiben. 6r roar untroftlicb. 
Ungludflid^erroeife gerodbrten ibm roeber bie roeltlid^en unb 



— 126 — 

pt}ttofo|)l^ifd^cn nod^ bie frommen Setrad^tungen $ater 5Ptnon( 
ben geringften S^roft. 5Rur jmei ^erfonen Isatte cr auf 6rbct 
gefunben, mit mcld^en er aué tiefftem §ergen pfammcnftimtntc 
mit roeld^en fein ®eift in røa^rl^after Serbinoung ftanb: fcitu 
5Kutter unb 3Jlaria. 2)ie einc roar tot unb oon ber anbcrei 
trennte il^n ein unuberroinblid^eS ^inbemiS. ^^m blicb fein Sroft 
Sngroifd^en Isatte ®ona Slraceli bem §aufe einen unge 
l^eurcn ®ienft geleiftet. ganjeS berocglic^e^ 3Sermogei 

Isatte fie 3lefpctiUa iibergeben, um bte ®Idubiger gu befriebigeti 
3lber aud^ inbem man noc^ ben Sd^muet ®ona 2lnnaå unl 
atten 9?orrat oerfaufte, roar bod^ bie ©umme nid^t l^oci^ genug 
um bie ®tdubiger jufrieben gu ftetten; ba nal^m aber SDon 
2lraceli no^ ®elb auf il^re ©ilter auf unb fd^affte bamit ba' 
notige Capital, um baS $auS oor ber angebroi^ten ^Pfdnbum 
gu beroal^ren. 

35ona Slnna Isatte nod^ ben gro|en 2^roft, oor il^rem 2ob 
biefen roa^rl^aften greunbfd^aftSberoeiS gu empfangen, ben fi 
gem i^rer geliebten ®ona llraceli banfte, bie gefommen roai 
um fie gu pflegen, bie fie i^ren letten ©eufger aué^aud^ci 
l^orte unb il^r bie ^ugen fd^Io|. 

gilr ben 3)oftor roar eS, obroo^l er 35ona 3lraceli fe^ 
gu 3!)anf oerpflid^tet, eine Semiitigung, ba§ fie get^an l^att« 
roaS er, ber fid^ gu ottem fdl^ig glaubte, gu tl^un nid^t imftanb 
geroefen roar. 

Son ^mn Srifoftomo ©utierreg roar oott 9leue unb gon 
niebergefd^lagen feit bem Sobe Sona 2lnna§ unb ber 2lnftinf 
beg Softorg. Crte felbft, in roeld^em ber 5Rotar gumeii 
fel^r oerl^abt roar, ba er nid^t nur fe^r reid^, fonbem geigi 
ober minbefteng nid^t freigebig roar, ergingen fid^ felbft bi 
©egner ber 5Kenbogag, roelc^e anfangg feinc 3lac^e gutge^eifeer 
aug 9Ritgeful^l bei bem Sobe Sofia 3lnnag in ©d^mdl^unge 
gegen ben infamen Smporfbmmling, ber fein §erg im Seibe l^ab( 
SRofita il^rerfeitg erfd^ien emft unb ftitt, obrool^l fie ein 
gleid^giiltige 5ttliene geigte. 2Benn in ber Siefe i^rer ©eele it( 
etroag roie 9teue regen roottte, unterbriiefte fie biefeg ©efiii 
fofort, inbem fie ber empfangenen Seleibigungen gebad^te. 

Son gauftino roottte in feiner tiefen Srauer bag $au 
nid^t oerlaffen unb batte nocb roeniger alg fonft ©inn fu 
©efd^dfte; er beauftragte $ater $inon unb Stefpetitta gut 
5lotar gu geben, feine ©cbulben gu begablen unb bie ^ppotbefe 
aufgubeben, bie fein §aug unb feine ©ilter belafteten. 

SRofita ilbernabm unb gdbite bag ©elb. SSdbrenb biefe 
profaifeben Sefcbdftigung im bi^^^w beftimmten JRaume be 


127 


$aufe8 blieb Slofita, ba il^r SSatcr tn bie ilonjlct geleen mubte, 
oUctn mit $ater ^inon, ber ju il^r fagtc: ,,§ier l^aft bu baS 
gange ®clb, je^t bift bu bejal^lt, ie|t mirft bu gufrteben fein/' 
$atcr Sjjinon, bie ©cb^Ib ^auftinoS an mid^ fann 
er mit bem ®elbe ber gangen SBBclt ni^t begabicn. 3ti(|t mit 
feinem Slute unb nid^t mit feinem Seben fbnnte er fie begablen." 

;,3)u bift eine uerftoefte ©iinberin/' antmortete ^ater 
'fJinon. „^an flagt micb an, ba| idb gu nae^fiebtig bin, 
unb mit ^edbt. @ine gro^e Siebe uerbient 9tacbficbt unb bem, 
ber niel geliebt, foH uiel uergieben fein; aber menn bie Siebe 
ftcb in §a^ uerfebrt, ba uergebt mir, idb uerftebere bicb, bie Suft 
gu nergeiben." 

®rei SBodben nad^ bem 2^obe ibrer Soufine febrte ®ona 
Slraceli, uon Øflefpetilla unb einigen anberen ®ienem begleitet, 
naeb §oufe guritef. 

Um bie ©cbulb, bie er nun bei ®ona 2lraceli b<^tte, gu 
rerminbern, b^^tte ®on ^auftino ein Uebereinfommen getroffen, 
naeb bem in beftimmten Staten ibr ein S^eil ber ©infunfte bet 
@uter gugefd^ieft merben folie. SKit innigen 

Umarmungen oerobfebiebeten ficb 2^ante unb Steffe einige SJleilen 
røeit von ^ittobermeja, big roobin 2)on ^auftino ®ona 9lraceli 
gclcitet b^^tt^- 

3Bdbreitb ibreS 2lufentbalteS bei bem Steffen unterriebtete 
tfic benfelben in ibrer mitteilfamen 3Beife, obrøobl berfelbe nie 
eine b^ciuf begugtiebe ^rage gefteUt, oon bem Seben SoftangaS, 
bie als SJlarquife oon ®uabalbarbo gang auSnebmenb glildllidb 
fci. ®atte bete fie an, baS ©liirf begiinftige fie, aHeS 
gebe ibnen naeb S33unfcb. ©ie febrøimmen tm Ueberflu^, er= 
gdblte fie, unb feien gegenrodrtig in Sonbon, mo ber WarquiS, 
bøffen SSermbgen ficb oergro^ere, ®efd^dfte 

^obe, bie ibn niebt oerbinbern, feine SeR^ungen in ©panien 
nodb ^ oergrd|em. 

^on SRaria bdtte ber ®oftor gem ergdblen gebort, aber 
ber eingige, ber eS fonnte, ^ater $inon, mar gu feiner Stuf' 
fldrung gu bemegen. 

„®a§ eingige, roaS id^ roei^," fagte er, „ift, ba^ fie bicb 
ron gangem §ergen liebte, bicb obne oertaffen mufete, 

unb ba^ bu fie in biefem Seben oieHeicbt niebt roieber feben roirft.'' 

Dbne Slutter, obne greunbin, obne bie beiben eingigen 
^erfonen, roeldbe er liebte unb aebtete, befanb ftcb ®oftor 
in furebtbarer ©infamfeit. Slefpetilla bemiibte fid), ibn gu unter= 
balten unb gu gerftreuen, aber feine Slacbricbten unb feine 2Bi§e 
entlocften ibm fein Sd(beln. 



128 


©d^lie^lid^ lonnte er biefeS cinfamc ®afein nic|t ntel^r cr 
tragen. ®r bad;te von neuetn an bie 3Jl5gIic^fcit, mit forper 
lofen ©eiftem gu ocrfel^ren unb fie ocrftepen gu lemen. Unl 
fo gro^ mar bie Sraft feiner ^l^antafie unb bie unauSgefe^t 
Semiil^ung, fein 3icl ju erreid^en, ba^ er oft in ber 9la(pt unl 
in ber tiefen ©tiHc feiner Sel^aufung bie 6opa gu felten glaubte 
mie fie fi(^ uon ber SBanb loglofte, gu i^m trat unb il^m ge 
j^eimniSnotte ®inge guraunte, bie in feine ©eele btangen, ol^n 
fein Dl§r gu beriil^ren; er fal^ bag ©efpenft 3Dlariag, bie i^n 
©eful^Ie einflo^te, meldte fid^ in feiner ©prad^e ber ffielt aué 
briiden faffen unb alle feine ©inne gefangen nal^men. S)oc 
aud^ l^ierin fanb ber $oftor feine Sej^ebigung. 

50land^mal betra^tete er lange gaon, beffen ©efeUfc^af 
bie eingige mar, bie i|n ni^t ermiibete, unb er empfanb be 
SOBunf^, ber treue §unb moqte fidi) in ben 2^eufel oermanbelr 
unb einen 3lugenbUd nad^^er uerfid^erte er ficb auf bag bc 
ftimmtefte, bafe eg feinen ^eufel gebe unb feine fd^marge Sunft 
ber 5Eeufel mare gu nid^tg nii^e, menn ein ^euer mit gbttlicfje 
^raft bag gange 333ettatt belebt. SBarum foHte ber 3Jienfc 
fic^ biefer ^raft nid^t bemdd^tigen? 2Benn fie ben SBeltfbrpe 
burd^bringt unb belebt, \a bie gange 9Jatur, um mie uiel me^ 
bie enemifd^e menfcfjli(|e 9Zatur. llnb menn bag ®bttli($e bai 
gange SSeltaH bur(|bringt, mie foHte eg nid^t unfer gange! 
©ein big in bie ^£iefe ber ©eete erfiilfen? 3luf biefe m 
manbte fid^ ber ®oftor uon ber magifd^en Sunft ab unb be 
mpftifd^en gu. Slber meber in ber dufeeren SBelt bie ©e^eim 
niffe ber 9(atur mit Siebe unb Segeifterung erforfd^enb, nod 
in ber inneren 2BeIt feiner ©eele mit berfelben Siebe unb Se 
geifterung ben©egenftanb feiner ©el^nfud^t mit ergmungenerSluf) 
fud^enb, * l^offte ber ®oftor, bag ©el^eimnig gu ergriinben unl 
eine paffenbere ©efeUfd^aft gu finben, afg biejenige ^ate 
^itiong ober StefpetiHag. 

SieHeid^t febiten ibm nur Sud^er, oieHeicbt nic^ 

genug iiber 3Kpfticigmug unb HJlagie gelefen unb tappte ir 
§nnfteren unb moHte fd^mierige ^robleme Ibfen, obne geniigen 
eingemeibt gu fein. 

®ag mar ©runb genug fur ben ®oftor, enblicb nacb 3Kabrii 
gu gieben. 

3lnbermdrtg, entfemt non biefem geiftigen 9JlitteIpunf 
©panieng, multen bie 2lrbeiten beg ®oftorg biirftig augfaHerj 
nicbt nur auf bem gelbe beg 5!Jipfticigmug, ber 
^oefie, fonbern aucb auf jebem anberen gelbe, bie ^olitif nicb 
auggefd^foffen. 


129 


SKonatc nad^ bem S^obc fctner 9Kuttcr, von bem 
SBunfd^c befccit, aHcS gu Icmen, t)oII (S^røcig unb uerroorrencn 
^offnunøen, allcS gu crreid^cn, xoa^ man iiberl^aupt nur mcrbcn 
faun, ©taatSmann, ®id^tcr, 3lcbner, 5pi^iIofopl^, ©clcbrtcr unb 
fogar 5!Kagter, ®cifterfcl^er unb SJl^ftiler, orbnctc er feinc 3ln= 
gelegcnl^eitcn in SSiUabcrmcia, fc^te SHefpctiHa gum SScrmalter 
ein unb gog mit groolftaufenb Slealen in bcr Safd^c, narfjbem 
er rill^rcnbcn Slbfqieb nom $ater 5pinon, non Slcfpetiffa, SSi« 
centa unb fcinem gcHebtcn $unbe gcnommcn, in bie Slefibcng 
unb ftieg tn cincm ©aft^auø ab, in roeld^cm er filr cincn ®uro 
per iag iin 3i»«ttier, ®ett, Scleud^tung, fjriil^ftucf, SWittag* 
unb atbenbeffcn Isatte. 


lapitel. 

SllleS, waS ®on gauftino non ^oejtc innegcrool^ttt, mur 
i^m ab^anben gcfommcn, fcit cr SSiffabermeja nerlaffen. 2lIIc8, 
røaS il^m lieb unb rocrt geincfcn, Isatte er bort guriidflaffen 
tniiffen. 3lu8 bem angcfcl^enften flitter $eimatftabt, 

kx, roenn aud^ ein ©onberling unb l^alb ruiniert, non ben 
^rauen geliebt routbe unb ber ®eaenftanb ^ol^er SSerel^rung 
unb tiefften §aj|eØ roar, rourbe ein ^benteurer, ein Serlorener 
mel^r unter ben Ungegdblten, bie nad^ 3Jlabrib lommen, um 
l^r gu fud^en. 2)ie iiberfpannten roeld^en 

?r gefommen, roaren balb ndberliegenben ®ebanfen geroicben. 
Seine pl^antaftifd^en ®eiftererfd^einungen fanben feinen @ins 
janø in bag profaifd^e ®aft^aug, bag er berool^nte. 

®urd^ niele berøal^rte er aHerbingg nod^ feine 
ionen, nbrool^l eine nad^ ber anberen an bem ©tein ber naeften 
Birflid^feit gerbrbdteln mu^te. 

6r neroffentlid^te rool^t einige I^rifd^e ®ebid^te in Iittera= 
ifdben SSIdttem, aber niemanb Isatte ad^t barauf. ®er ®oItor 
•^ud^te eg aué mit ber bramatifd^en åunft, aber bei leinem 
5tft(f fam er tiner bie brei big nier erften ©cenen l^inaug. 2lud^ 
et feinen epifd^en SBerfud^en blieb bie SDlufe nid^t treu. 

(Sx roottte im Sltl^eneum eine Slebe l^alten, aber er fam 
lid^t bagu. 

@r befam bie ©teUe eineg 

ag øeringfte ®erftdnbnig fiir ^Politif unb nur in ber 2:rdg- 
n. 8. 9 ‘ 



180 


^eit l^eroorragenb, entfd^lo^ er fid^, bie Slebaltion gu rerlafjen 
utn nid^t afe untaualid^ crttlaffcu gu nierben, 

3Jlit taufenb ^been fur ^rieben, gortfd^ritt, Sid^t nnl 
3i\xf)m, gum SBo^e ber 3Renfd^^eit unb fcineå ®aterlanbc§ iné 
befonbcrc, fd^mana er fid^ in uncrreicbbarc §o^en nieltentrfiif 
ter $^antafie^ebifee. galt bie ^onard^ie nic^t mefjft di 
bie 3lepublif. @ogar bie gfrei^eit, bie er am meiften liebte 
nieil fte i^m 3f2itte( gum erf^im il^m nic^ al< 

Sbeal, bem man ^ulbigen unb gelegentlid^ bie grotten Dpfei 
bringen fbnne. 3n biefer 93egie§[ung niar unfer ®oftor bei 
rid^ttge ^teinftdbter, niic man fte in gang ©panien finbet, riei 
ober fttnf groningen auSgenommen, mo fic ilberl^aupt etrøo! 
rooHen unb miffen, tnaS fie motten. 9luf biefe SBeife erreic^ti 
er’g nid^t einmal, ®eputierter gu merben. 

Sine feiner l^artndcfigften ^Hufionen mar bie, fid^ fti 
einen groben ^^itofopi^en gu l^alten. 6r trdumte banon, bei 
2BeIt ein neueå ©pftem gu offenbaren, gang fein eigeneS. J)a 
mit nergingen bie 3al^re unb er brac^te nid^ts guftanbe. 6i 
trbftete fid^ mit bem ©a^e, ber, menn niir nid^t irren, ror 
2lrtftoteIeS l^erritl^rt, ba§ ber SJlann erft mit bem fiinfgigfter 
^a^re bie rotte 9teife unb hoå gange ®crjidnbnil^ erJangt 
©o martete ber ®oftor benn auf bad befagte 3llter, un 
^raufe, Kant unb §e^el gu oerbunfeln. 

9lad^ einiger fuc^te er, obmol^l bad fd^one SiK 
3Jlariad, røenn aud^ nur afe fti^e Srinnerui«, noÅ in feinen 
Bergen lebte, in ber oornebmen (Sefettfd^ft SKobribd gi 
ddngen. ®oci^ felbft biefe f^^ttte g^tbrt nierben 

®ie ©d^roierigfeit beftanb barin, bie ®unft einer ber erftei 
Samen gu erringen ; atte onberen miirben ii^n bann i^er 9e 
oorgugung toiirbtg erad^ten unb i^m gu^iegen roie bie ^Dlutfei 
bem §ontg. 

Ungludtlid^ræeife fanb Son ^auftino biejenige nkbt, bi 
i^m ben SBeg babnen fottte. @r fonnte inbeffen bad Seifpie 
jened befolgen, ber gu einer 3^it/ bi 

©tiergefeeb^e nieniger beliek moren afe b^te, bemerite, boj 
in ber groeiten SSorftettung immer mebr Seute maren afe ii 
ber erften unb rafcb entfcbloffen mit ber groeiten anfing. Db» 
fogiale ©tettung, drmer afe eine Kirebenmaud unb etrøad be 
fangen, obne ben ®Iang oon Stubm, dieiebtum unb gro|et 
Siebedabenteuem, murbe ed ibm niebt roobl mogUeb, bad fiboni 
®efcblecbt in 3Jlabrib ftir ftcb eingunebmen. 

Son ^auftino fteibete ficb elegant unb geftbmacfrott, k 
fuebte ®dtte, oerfpielte gelegentlicb taufenb SRealer 


131 


iinb bunftc cin ©arbanapal, aber ba 8 baucrtc nur fur^c 
jcit. 2 lm ndd^ftcn ^Jlorgen roaren feine Si^afd^cn Iccr. 

(Sinfommcn uon SSiffabcrmcia (obrool^I, roic man mic^ 
jerftd^ert unb fo unroal^rfd^einlid^ cå au^ flinøt, SRefpetitta ein 
i^rlid^cr SSerrooIter roar) rcid^te faum l^in, um bie ^ntereffen 
ler geHcl^enen ©ummen bejal^ten unb bem Doftor monat^ 
i(^ toufenb 3lealen ^u fc^icfen, bie øerool^nIid| brei bi§ nier 
taøe nad^ il^rem ©mpfanø fd^on oerauggobt roaren. 

3 n biefer ©ituation begann ber ®oftor ©d^ulben 5 U 
nådden unb balb rourbe unfer trauriger ^elb oom ©d^neiber, 
Sd^uftcr, ^anbfd^u^mad^er jum gebrdngt. $aruber 

lergajj er alle l^ol^en 3Éiffenfd^aften unb ben ftofjen 2Bunf(^, 
ie pd^ alle }u etgen ^u madden, unb roar nur bemii^t, ein 
oenig ®elb gufammenjubringen; baS ©d^Iimmfte aber roar, ba| 
|m oud^ bieg nid^t gelang. 

21 fe er feinen ^ugroeg me^r fanb, fud^te er 
yomit oiele anbere anfangen, eine 2 lnfteffung unb erl^ielt enb^ 
ic^ eine mit einem ®el^aU oon ad^ttaufenb Stealen per 3 al§r 
an 3Rinifterium. 9lad^ oierjel^n ®ienftia^ren erreid^te er enb- 
li4 ein ®e^alt oon oier^el^ntaufenb Slealen, nac^bem er fieb^ 
le^n w 5Kabrib oerlebt ^atte. 

@r røar unb blieb ein unbrauc^barer Seamter, aber er 
Mte greunbe, bie il^n in feiner ©teQung er^ielten. 

28 ie immer eg au^ fei , ber 3 )oftor fc^dmte pd^, nid^t 
acl^r ju fein alg ein 3Kinifterialbeamter, unb rooUte nid^t e^er 
roieber nad^ Sittabermeja fe|en, roo man il^n ftetg 
ttig em SBunber oon 2 ^alent, Siffen unb Some^ml^eit ange^ 
Nnt Isatte, alg big er eine Sebeutung geroorben. 

So erreid^te er ein 2tlter oon oier^ig unb einigen ^om 

Sc^idffal ^art bel^anbett, aber immer nod^ befeelt oon 
iionen. Slbenb oerfe^ob er eg ^um fommenben SWorgen, 

&anb an feine grope „Sl^ilofopl^ifd^e Slbl^anblung'' ju legen, 
ober fonft an ein gropeg 3Berf, bag atte ©terblid^en oerbliiffen 
foUte, unb ging ftatt beffen oon einer Unterpaltung bei il^m 
tefannten familien 5 ur anbern. 

%xo^ aCebem beroabrte ber 3)oItor feine ^offnungen, bie 
trdumerifd^ anguldd^eln fd^ienen, unb erroartete, opne inbeg 
\u roipen roarum, roie fo, nod^ roann, bap bie 3Renfd^en i^n eineg 
^ageg nodb beneiben roiirben. ®iefe éoffnungen roaren feine 
Serftreuunl fein %xo% 



132 


SicbenundjnmnjigJles Sajitel 

®er Slotar 3)on 3«®” Erifoftomo ©utierrej ftarb einej 
fanften S^obeS. $ater SUinon, ber i^m in feinen Ie|ten ©tunbcj 
gur ©eite ftanb, fprad^ i^m nod^ -Croft ju beim Slbfd^teb aui 
bem Seben. ®ie §interlaffenfd^aft beS SlotarS roar fo grog 
bafe jebeS feiner ^inber nad^ ber S^eilung nod^ fel^t reid^ mat 

Slamoncita mor feit 3®$«« wit Sferonimo oer^eiratel 
ber mit grofeem ©rfolg feinem orjtlid^en S3erufe oblog. Co 
rool^l fie leine ^inber l^atten, bie t^r e^elid^eS ©Ifldf neroolf 
ftonbigt l^åtten, lebtcn beibe in feltener Uebereinftimmung uni 
3ufrieben^eit. 

Sloftta roar, abgefel^en oon bem ©trau| mit ®on fjauftino 
fo grajioS, fo befd^eiben unb roiHenSftarf unb fo reid^, bafe ft 
no($ otelen fe^r bege^renSroert erfd^ien. @8 ^ing nur »on ib 
ab, eine fogenannte gute ijSartie ju ma^en. J 

SSietieidbt roar e8 baå Slnbenfen an 2)on fjauftino unl 
feinen SSerrat, baS fie oeranla^te, nodb einige 3®^re lebig 
jju bleiben. SOSie roir fd^on erroSbnt ^aben, roar Slofita eine bunflj 
Sdbonbeit. ©ie rourbe brei^ig, jroeiunbbreifeig unb fd^Iiefeli« 
a^tunbbreifeig 3®bw ®lt w®b ferien nodb immer biefelbe SRoftta 
bie roir mit ®on fjauftino in ber Slaoa berounbert. Dbroobl f« 
na^e ben Sierjigen fic^ ganj gleidb geblieben roar unb aud^ i|« 
fdbbne ©eftalt niebts »on ber fd^tanlen, »olien Suøenblu^tcit 
»erloren batte, mupte fie bodb mit S^rauer baran benlen, ba^ boé 
Sllter fidb i^reS SBefenS balb bemadbtigen roerbe, roenn oudb noib 
feine åu^eren ©puren ^u bemerfen roaren, unb mit ©d^reefen malte 
fie fidb baS Seben emer alten ^fungfer au8. Unb eine ebt= 
geijige ©e^nfud^t erfa^te fie, ba8 Seben nodb ju genie^en, ju 
glanjen unb fem »on SSittabermejo eine Slotte ju fpielen, auf 
einem grbfeeren ©dbauplo^e ©robemngen ju mod^en unb ibr^ 
©dbbnbeit nodb leucbten unb berounbem ju laffen, ebe biefelbd 
auf immer »erfdbroinben mu^te. 

Unter ibren SBeroerbem roar ®on Slaubio SDlartinej, ein 
Sttann »on lonfequenter SJolitif, faft ftcinbiger 3)eputierter ber 
6orte8 fur ben 2)iftrilt oon SSittabermeja. 6r b®ite 
Sleben uber Sanbroirtfebaft gebolten, roor ©enerolbireftor in 
bem SDlinifterium fttr Sanbroirtfeboft geroorben unb e8 roor ibm 
in biefer ©tettung gelungm, fidb em SSermbgen oon einigen 
TOttionen ju mo^en. 

@r roor ein gttnfjiger, aber gut fonferoiert unb ein b«' 
terer, gefiittiger ^unggefette. ®r roor febr Iieben8roflrbig gegen 


133 


‘tnc ffidl^Ier, x)erforatc ftc mit Slnftcttungcn, ubcmal)m aUc 
loglid^en Stuftråjc, fo bafi er in ber gangen ®egenb ungemein 
eliebt mar. @ein Silb ^ing in atten SRatl^dufem ber bcroor^ 
igenberen ©tabte beS ®iftnIteS, røo man i^n aud^ fteté bei 
iner Sttuifel^r au§ 3Jlabrib mit Sotterféiiffen unb 3ttumina= 
onen empftng unb atte nur benibaren gefte gu feinen ø^ren 
»ranftaltete. 

Slofita mar nid^t bie ^au, bie fid^ burd^ fold^e Ørfolge 
[enben liefe. Ql^r Harer Serftanb liefe fte tro^ attebem er= 
nnen, ba| ®on Ølaubio ein gang atttdglid^er 9Jlenfd^ mar. 
id^renb ®on gauftino ein unbrau^barer ©d^mucf, eine fd^one 
lergierung geroefen, mar ®on Ølaubio ein braud^bareS iBerf^ 
ug gur §8erroir!Iic|ung opn taufenb S)ingen unb Idngft ge- 
»gten SBiinfci^en. 

Slofita betrad^tete bie ®ereinigung mit biefem SBlanne mie 
ne ®e|d^dftSange(egenl^eit, bei ber beibe 2^eile nur geroinnen 
innten, inbem fid^ baS Sermogen oergrb^erte unb baburd^ aud^ 
e 2luSftd^t auf gefettfd^aftlid^e ø^ren unb ørfolge grover murbe 
ir beibe. Unb ba il^r ®on Ølaubio SRartineg md^t unange^ 
if)m mar, fo murbe fte, obmol^I fie iibergeugt mar, baft fte i^n 
icmals merbe lieben lonnen, feine grau. 

©eit lebten beibe in 3Dlabrib, mo 3loftta, al8 ta* 

ntoott unb mi^ig fel^r bemunbert murbe unb oiefe Sere^rer 
itte. ®a§ §au§ Son ØlaubioS mar baS Øentrum ber guten 
irgerlid^en ®efettfd^aft oon 3Jlabrib unb Slofita mor ber 3DlitteI= 
mft, bte Sonigin berfelben. 

Son Ølaubio lam feinem 3beal, ein grover iiapitalift gu 
erben, immer ndl^er ui* lie^ leine ®elegen^ieit ungenii^t, um 
in Sermogen gu oermel^ren, unb feine grau 5ttofita ftanb il^m 
t feinen eblen Seftrebungen nad^ Srdften bei. 

Son gauftino Isatte nie baS §aug fttofitaS betreten, bod^ 
grujste fte unb murbe oon i^r gegru^t, menn er il^r gufdttig 
tf ber ©trafee, im Sl^eater, ober in einer ®efettfd^aft be= 
ignete. Sod^ niemals ndl^erte er fid^ i§r, um ein 9Bort mit 
r gu med^feln. 

øine nid^t unbebeutenbe ^erfon unferer ®efd^id^te, ^(ofelito 
6eco, Isatte ingmif^en ein tragifd^eS ©d^idfal ereilt, mie 
an e§ mo^I bem ©prid^mort : „2Bie man fic| bettet, fo fd^ldft 
an"' gufolge ermarten fonnte. Sa Siofelito bie SSorfel^ung ber 
men Seute mar, in feiner ®ro6mut leine ®rengen lannte unb 
)ei Srittel feiner øinnal^men unter bie 5ttotleibenben oerteilte, 
al^renb er mit bem Stejlt oerfd^menberifé lebte mie ein groper 
err, gab eS niemanb in ber gangen ®egenb, ber il^n nid^t 



134 


oerc^rtc, bef^u|te unb, røcnn cå not t^at, oerbarg unb oci 
tcibigtc. ©étne loal^rl^ftcn §elbentbatcn unb fcinc blenbenb 
$ra($ttiebe trucken il^m aucb bie Serounberung ber beffere 
©tånbc cin. @o genog Sofclito unter bem SSotfe oon 3lnbc 
luficn cinc ebenfo groje $oputaritdt, roie ®on Slaubio unt( 
feinen SBct^Icm. S)abur(| lonnte man feiner roeber leben 
nod^ tot l^ttb^aft røerben, benn burd^ bie Siebe unb SSerel^runi 
bie man tl^m entgegenbrad^te, mat er ilberaH fo fid^er rate ] 
^aufe. 

@0 mare ed mol^I nod^ mele ^a^re fortgegangen, men 
bad nid^t gefi^e^en rodre, mad Stefpetitta feinem §erm treulii 
mie folgt beri^tete: 

„®anj\ Siffabermeja ift empbrt iiber bad, mad ^ofelito 
©eco miberfabren. w)ar fo gut unb geroiffenbaft, bap i 

niemald etmad na^m, mad 3lrmen geborte. ^n ben leéten S^b« 
mar ibm bie ^olijei bart auf ben ^erfen unb er lebte febr biirftij 

„^n feiner 9lot fd^rieb er einem reieben greunbc, bei 
©dbultbei^ oott .. in ber ^rooin^ SJlalaga unb bat ibn ui 
breitaufenb Stealen, bie er in feinem eigenen Sanbbaufe, loobi 
er biefelben ju fenben bitte, abbolen merbe; ber ©cbultbei 
fanbte obne roeitered bie breitaufenb Slealen. 9lacb einei 
3Jlonat fd^on befanb ficb Sofelito mieber in 3lot unb roiebe 
bolte bie Sitte um bie gleicbe ©umme, roetdbe er ebenfaHd e 
bielt. 33alb barauf oerlangte er oiertaufenb. 3)er ©cbultbei 
maebte ibm SorfteCungen, rooHte niebt mebr barauf eingebi 
unb fanbte bennocb ©eblub bie oerlangte ©umme. 6ini( 
3eit bii^few^cb ging ed fo fort, forberte unb ber ©cbul 

bei^ gemdbrte. Sid bie fiebente ^orberung in feinen Sdnb( 
roar, oerlor berfelbe bie ©ebulb unb ber S^eufel felbft mii^ ib 
einen fcbrecfli^en ©ebanfen einjegeben b^^b^n. 

„Pr f^rieb an ^ofclito, roie geroobnlicb, ba^ bad ©elb j 
feiner 3Serfugung ftebe, unb an jenem 2:age unb gu jener ©tunl 
in feinem §aufe fein roerbe, mo er ed abbolen fonne. Sb 
ftatt bad ©elb gu jebiefen, fanbte ber ©cbultbei^ in aHer ©til 
unb mit grover SSorficbt groangig SKann, bie rooblberoaffn 
roaren, in bad §aud. 

„2)ad §aud bilbete ein SSieretf, roie bie meiften in jene 
Sanbe. 3)ie ^ajfabe biente ben §erren gur SBobnung, roer 
fte cine Sanbe oerroeilen roollten. Suf b 

reebten ©eite befanben ficb $ferbe= unb SufeftdUe, linfd b 
Selier unb rfidErodrtd bie ^reffen unb bie 3Jlilble ftir bad Di 
5)iitten im $aufe befanb ficb gjofeer $of, auf ben oc 
aHen oier ©eiten bed §aufed oiele ^enfter gingert. Sn bie 


185 — 


begaben {t4 bie mit i^en getabenen @e- 

loe^ren. 2)et Serroaltet, ein ^ann, roie fie i^n braud^en 
fonnten, Isatte jtd^ oer^flid^tet, ^ofeiito unb feine Seute, fobatb 
fie ein^tteten maren, im ^ofe einjufd^lielen. 

„Ser fpian mat nut unb ber S^ult^ei^ ^ielt ben 3^ob 
SofelitoS unb feinet Seute ftir eine aubgemad^te @ad^ unb 
ba^te fi^er, ben 9lul^m øenie§en )u bitrfen, bie !Dlenfd^^eit 
Don )»ie|er Sanbplage befrett f|u ^aben. 

I „@ott l^at eS oi^ne unberS gemollt. Mi 

in baS $auS unb ben $of eintreten foDte, ilbei^Cam ed i^n mie 
eine 3l^nung tuib er betrac^tete ben fBerroalter mit gefpannter 
3lufmertfamleit. SDiefer »erlor bie ^offunø unb rourbe aelb 
roie 2Bac^d. 2)ad genttgte. ^ofelito burc^d^aute fofort, ba^ 

> innen Seute netbornen fein multen, bie ilin unb feine ^ame< 
råben toten moQten. ^od^ gro^mutig roie er roat, fd^enlte er 
bem SSerroalter bad Seben, aber letnem ber Seinen gefiattete 
er, bad J^aud ju betreten. 

„^ofelito fc^rour bem Sd^ultl^ei^ 9{adbe unb biefer mu^te 
fid^ fagen, ba^ er, nac^bem fein $(an milgliidtt roar, gr^e 
®efa^t tief, ermorbet ju roerben. fDer ©d^ult^eife oerliefe ben 
Ort nie unb felten fein ^aud, in bem er jebocb tn biefem fJfoD 
bie umfaffenbften SSorfu^tårna^regeln traf unb au|erbem bie 
Stra^ nur betrat, roenn biefelbe ooC SJlenf^en roat. 

I »^o<b nid^ tomtte i^n retten. @ined fRad^td t|froifd|en 
neun unb je^n U^r betrat ^ofeKto 8« ^u^ ben Drt mit a^t 
IRann feiner Sanbe. RJoQ ^ii^n^eit brang et roie ber S3Ii| 
in bad $aud bed Sd^uljen unb betrat badfelbe, ald mon am 
roenigften on i^n bad^te. ©eine Seute fnebelten bie ®iener 
unb oer^inberten biefelben, einen Sout oon fid^ }u geben ober 
^ilfe l^erbeijul^olen. ^ofelito fanb ben ©cpulti^ei^ oUehi in 
feinem §ofe. 

„,93efie^l bié @ott,‘ fagte er ju i^m, ,ober eiligfi unb 
bete bein Érebo. u)ill nid^t, ba^ beine ©eele »erloren gel^e, 
aber mit beinem Seben roirft bu mir ben i8err(^ ie|t bii^en, 
ben bu an mir begangen l§aft.‘ 

„3)er ©d^Itl^ei^, roelé« fonnte, røt^e, 

ba^ et oerloten roar, jebe ^itte unb jeber SQBiberftanb rodren 
unnil| geroefen. i^*u bie ?Ulanbung feiner fJUnte 

entgegen unb bei ber geringften Seroegung l^ditte er lodgebrilcft. 
^er ©dEiuIt^ei^ fd^roieg bed^lb roitrbeooU. 

„3iad^ furj^em, ba ba^te, er i^obe fid^ nun @ott 

befol^Ien unb SSergebung feinet ©iinben erffe^t, fagte er jum 
©d^ult^eig: ,Sete bad (lrebo.‘ 



186 


„3)lit tauter ©timmc betcte ber ©d^ultl^cig; aber laum 
Isatte er bie letten SBorte auggefprod^eh, alg i^m ^ofelito bie 
gange Sabung m ben ^opf feuerte. 

„9laci^ bem S^obe beS ©d^ultl^eifeen nerlie^ 

§aug unb ben Drt mit feinen ad^t Segleitem. Unroeit er^ 
marteten il^n bie anberen Sameraben mit $ferben, bie affe be= 
ftiegen, um gliicflid^ m entfommen. 

„3)er ©^ultl^eip b^^tte nur einen ©o^n non acbtgebn 
Sabren, ber ein fcbbner ^iingfing unb lebig røar. ®a er fj^on 
einen gang ftattlicben Sartroucbs befanb er ficb gufollig 

beim Sarbier an jjenem fur ibn nerbangniSnoHen 2lbenb. 

,,2)ort fanb man ibn unb ergdblte ibm non bem fdbrect^ 
licben Ungtiicf, bag ibn betroffen. 

„@r flog nacb §aufe, bag ©efi^t b^^Ib rafiert, unb fanb 
feinen Sater, ben er oon $ergen geliebt f)aiU, in entfe|Iicbem 
3uftanbe, mit gerfcbmettertem Sopfe. 

„SDie §dnbe gum $immel emporgeboben, an ber Scicbe, 
bie nod^ ni^t erfaltet roar, fd^rour ber ^[ungling bei aHern, roag 
ibm b^iKø feinen Sart nicbt mebr abgunebmen, an feinem 
gebectten 2^ifcb gu effen, ftd^ nicbt gu entlleiben unb in feinem 
Sett gu fcbtafen, big er alle Øtduber unb ibren §auptmann 
Sofelito getotet. 

feitbem nerfloffen unb ber 

bat feinen ©cbrour gebalten, foroeit eg in feiner 3Kacbt lag. 
gnbem er ficb gu ©runbe rid^tete unb bag reicbe 6rbe, boS 
ibm fein Sater gurucfgelaffen, bagu oerroenbete, um immer eine 
(Sompagnie ©cbu^en gu ^ub unb gu Sferb gu unterbalten, mit 
beren §ilfe er balb groet, balb brei, bolb mer Slduber oerfolgte 
unb totete, batte er fie enblicb nacb affe in ein beffereg 

genfeitg beforbert. ^ofelito affein lebte nod^. ®er 
fanb fein 3RitteI, ibn gu trejfen unb gu toten, unb fubr fort, 
ficb umgufleiben, an feinem gebectten Sifcb gu effen, in 
feinem Sett gu fcbtafen unb ben Sart roacbfen gu laffen. SRan 
ergdblt, er fet entfe^lié angufeben geroefen. 

„©o rodre eg roobtnod^ lange fortgegangen; 
nid^t leicbt gu fangen, benn er roar finbig unb gefcbicft unb 
batte eine Ungabl ^reunbe, bie ibn befcbu^ten unb nerbargcn. 
Éber S^felito (@ott moge ibm oergieben b^^ben in feiner enb- 
lofen ©nabe) b<»tte, roieroobl er ein grover ©tinber roar, bie 
®enfart eineg ©belmanneg. ®er Serfolpung mube, fanbte cr 
eine alte S^Ø^^nerin gum ©obne beg ©Ibuitbeilen, mit ber 
Sotfcbaft, ba|, roenn berfelbe ber ©acbe ein @nbe ma^en rooffe, 
er obne feine Seute an eine gu begeicbnenbe ©teffe fommen moge. 


187 


um ben ©treit mit bem ©d^roert in ber $anb auSjufed^ten^ 
inbem ber eine ober ber anbere ober beibe fallen milften, røie 
(Sbelleute. ®er SSorfd^Iaø rourbe angenommen, unb nad^bem 
©d^roure getaufd^t roorben maren, um beibe nor SSerrat ju 
[4u$en, trafen fid^ ^ofelito unb ber ©o^n beS ©d^ult^eifeen 
in einem ©id^enroalb unb fdmpftcn lapfer mit bem ©d^roert 
aegeneinanber, ol^ne anbere S^wgen alg bie alte 3 i 9 ^wnerin, bie 
jt$cnb gufal^ unb mit feiner SBimper j\utfte. 

„Dbroo^l ber ©o^n beS ©^ult^ei^en tapfer mar unb bie 
SBoffe gut ^anb^abte, roar Sofelito geroanbter alS er unb man 
e^d^It, ba| er feinen ©egner nad^ aUen 3legeln ber Sunft ge^ 
totet J^at. ©o ging ber éol^n beS ©d^ultl^eilen in ein beffereå 
^enfeitd ein, ol^ne jtd^ aud^ nur ben Sart obgenommen i\u l^aben 
feit bem 3:obe feineg Saterg. 

„5lad^bem biefe S^^at befannt geroorben, roud^g ber SRuf 
Sofelitog nod^ melir in gang Slnbalufien; eg fteHten fidb fteben 
cntfd^loffene SKdnner unter feinen Sefel^l, unb balb roar 
roieber ^auptmann einer ftattlic^en SWduberbanbc. 

„©o ftanben bie ®inge, alg ber ©ounemeur biefer Sroning 
einen abfd^culid^en Serrat beging, roeil er einfal^, bafe Igofelito 
ouf gcrob^nlicbem SBege nid^t eingufangen roar. @r befcl)lofe 
ben 3Cob Serem mit einem elenben ©efangenen, 

bem er bie Ørei^eit øab, inbem er bag ©eriid^t nerbreitete, ba^ 
ierfelbe entpol^en fei. ®iefer Serrdter nereinte ftd^ mit ber 
Sanbe Sofelitog, geroann bag Sertrauen beg ebelmiitigen 
Sduberg, unb ermorbete benfelben eineg 5Rad^tg, rod^renb er 
fc^lief. @uer ©naben roerben ftd^ norfteHen, meldte grofee ge^ 
rcc^te ©ntriiftung tiber biefe 2^l^at in SiHabermeja 

Sefpetilla roar geroo^nt, bie SRduber, oon beren $elben= 
t^aten er nid^t roenig gu ergd^Ien rou^te, alg $elben gu be= 
trac^ten, unb erging fic| no^ in tangen flagen Uber ben ‘Job 
Sofelitog, lobte feine „ Jugenben" unb oerbammte ben Serrat, 
ber il^n bag 2eben gefoftet Isatte. 

®ona 3lraceli roar aud^ oor fteben ^al^ren gejjtorben. ®ag 
gute SBefen l^at mit berfelben liebengrotirbigen éanftmut ge* 
enbet, bie fie burd^ il^r gangeg Seben begleitet Isatte, il^rem 
Jeftamente Isatte fte beg aeliebten 9leffen in SiHabermeja nid^t 
oergeffen unb l^interlieb ipm atteg, roag fie auf feine ©itter 
fibertragen Isatte, aber leiber ^atte ®on gauftino ingroifd^en 
nod^ grovere ©d^ulben gemad^t, um fein Seben in 3Dlabrib friften 
ju wnnen. 

Son 3Jlaria l^drte ber ®oftor nid^tg mel^r, aud§ nid^t nad^ 
bem Jobe il^reg Saterg. Ser eingige, ber i§ren Slufent^altgort 



138 


TOtffcn mu^tc, u)ar $aier 5pinon, aber biefer wottte nid^td eni 
obrøol^l Don ^auftino t^m me^rmate øefd^rieben un 
babei ntd^ oerfdumt Isatte, nad^ ®laria ju fraøen. 

@nblid^ betam Don ^auftino einen Srief, in røeld^em b( 
spater mitteilfamer ate øcrool^nlic^ røor; er fd^rieb: 

^^Un^dbHøental l^abe id^ Dir fd^on øefaøt: id^ n>ei|, ir 
SRaria ficb befinbet, aber we^r barf iå) Dir ni^t faøen. Seøniifl 
Did^ bamit, gu roiffen, ba| fie lebt, Dicb immer nod^ liebt un 
uerbient, oon Dir ,en)tøe ^reunbin* øenannt gu toerben. 

^Der Umftanb, bafe fie bie Do^ter jeneø 3RanncS toa 
unb bab Du oon ©brøeig befeelt unb oiettei^t unbeftdnbiø, toi 
bie Suøenb ja oft ift, fie einft oerad^ten fonnteft, oeranlabl 
fte, Diq gu pieren. 

„3tt biefem ©ntfd^Iub be^arri pe, obmo^l fw Did^ lieb 
SSiettei^t lebt pe nur ber $offnunø, mit Dir tn einem anbere 
bePeren Seben oereint gu toerben. 

„92oc^ einen anberen, eiøentumlid^en unb toeniø fatboKf^ 
©ebanfen ^at bie arme 3Raria, ©ott mdøe il^r oergeil^en. é\ 
ift fo øut, bab pe bie SSergei^unø ©otteé oerbient. 2lud^ mi 
mbøe ©ott oergetben, bab id^ fie entfc^ulbiøe. ^aria beban 
ndmlicb in bem ©lauben, bab 3)^ pc eucb fc^on in cinc 
anberen ©jifteng immer øeliebt b<tbt, bab ©eifter oereir 
pnb unb bleiben toerben — burdb 
Seben ftir eucb beibe nur eine ^robegett fei. 

„SRoria ølaubt, bab etmaS in Dir ift, mag nid^t Du bif 
bab rtroag, mag niebt Dein SBefen, Dcine ©eele, fonbem Den 
Drøanigmug, Dein materietteg ©ein, bie Umøebun^ in ber £ 
lebft, bie Suft, bie Du atmeft, bie ©efellfcbaft, bie Dicb umøibi 
in bem Seben, bag Du je|t lebft, eurer unfterblicben Siebe nic^ 
gum SSorteil øereuben fonne. 

„Dur^ eine unmiberftebliebe SWaebt gu Dir øegoøen, wur^ 
3Karia Dein. 3lug bemfelben ©runbe furebtet pe Didb miebei 
gufeben. SSBenn fie pcb mit Dir oereiniøen unb ein unfeliøc 
3ufaII eud^ entgmeien unb oerfeinben miirbe, mare bag Sont 
bag eure ©eifter oerbinbet unb flir alle fommenben 
oereinen fott, oielteid^t fitr immer gerripen unb eure ©ebeibun 
eine emiøe. ,3cb jiebe*, faøt pe, ,ber emiøen ©ebeibunø be 
©cbmerg oor, ibn ni(bt mebr gu feben , feine ©efeDfcbaft nid^ 
gu øenicben unb niebt mebr bie ©eine gu fein in biefer 
irbifeben Seben.‘ 

„Dro^ aHebem ift 3Raria mancbmal oertrauengooHer un 
øibt pcb einer leifen §opnunø btn, Dicb oicHeicbt boA nocb i 
biefem Seben bep^en gu bttrfen, obne eine emiøe ©ebeibun 


189 


jBefiird^en )u tniiffen, tocnn 35u cttttdufd^t, 3)cinc ©eelc burd^ 
Sd^merj gcrcinigt unb bie ^Hufionen, bie 2)icl^ erfuHen unb 
|Wenbcn^ in il^r Slid^tg gurudgefunlen ftnb." 


JLdJtnndjnjanjiBftes Japitel. 

3wt befd^ftigte eine 3luffe^en erregenbe 3?euigleit 
bie ganje elegante )2Be(t non ^abrib unb auc^ bie 
j nal^mcn alle Senntniå banon. 

^ ^itbe, in $atid unb Sonbon ^u leben, Isatte ber ner« 
fd^roenberifd^e 3Rarqui8 non ©uabalbarbo befd^Ioffen, auf feine 
@fttet priid^ulel^ten. @ein alted $aud, bad røo^l ald ^alaft 

5 elten lonnte, roar neuerbingd auf bad elegantefte unb reicbfte 
ergerid^tet roorben. ®ie fd^onften SWdbel, bie rocrtnoHften 
Silbcr, Statuen aud SBamror unb Sronje, l^errtid^e Jeppid^e, 
SJafen aud ^apan unb Séored, feine gigilrd^en aud fdcbfifd^em 
I ^ori^ellan, feltene Smaitten aud ben beften loftbare 

Stiener, bie feltenften @Eemplare reid^er ^rad^troerfe; all bied 
^ unb nod^ taufenb anbere 2)inge ^ierten bie ®ol^nrdume unb 
bad ganje §aud, bem eine abficbtlid^e 5!Jlanmgfoltigfeit ftetd 
neuen 9lei§ gab. ©inige roaren mit ©eibe tapejiert, 

cinige ©alond trugen reid^ie Dmamentif unb in anberen roaren 
bie ’iptafonbd mit ben SBerfen ber beften SKaler gefcbmiicft. 

®ei jebem ©d^ritt ful^lte man ben noUenbeten ©e^ 
febmad unb bie pebere Seitung einer ariftolratifd^cn unb reijen= 
ben ^rau. 

®iefe ^au roar unfere alte ^reunbin ©oftanjita, je^ige 
tUiarquife ©uabalbarbo. ibrem inneren SBerte, ber pe, ald 
pe ibren ^eimatdort nerlieb, roie eine reine $erle, roenn pe 
ben Siefen bed 5IJleered entftiegen, begleitete, 
road bie mobeme ejquifitefte kultur in pcb febUept, gcfellt. 

©iebjebn 3abre roaren nergangen, obne ibr bie geringfte 
©nttdufcbung gu bringen. 3^^ fupeften SBoblbebagen, ner= 
gottert non iprem SKanne, nereprt non allen, ben ^dnnem 
ebrerbietige Siebe, ben granen 9leib einPopenb, ibre 
©dbonbeit bureb niebtd gelitten. 9?iemanb fonnte glauben, bap 
©oftangita nolie fiinfunbbreipig 3b^ ?!Jlunb 

roar fo frifeb, ibr Sdcbeln fo b^it^^r fcbelmifcb unb finblid^ gu= 
gleicb, ibi^e S^l)m fo roeip, ibre SBSangen fo febbn gefdrbt unb 



140 


fo tein, toic bamafe, ate fic i^rcm Setter g^auftino au8 SiHa 
bermeja jum SBidfomm entgcgenful^r. 

Dbrøo^I bie 3Rarqmfe j^roei @5§ne Isatte, toooon eine 
fd^ott fed^geln jå^lte, iEonnten toir oon i|r fagen, roa 
roir unferen Sefem iiber fie gefagt, ate roir fie i^nen jum erfter 
mat oorgeftedt, bafe il^re 2^aiIIe fd^lanf unb biegfam, nid^t roi 
eine 5Pafme, fonbem roie eine ©c|tange, unb ba^ oHeS, roai 
man oon ibren formen felten ober aqnen fonnte, funftterif( 
fd^on mobeuiert unb nad^ ben ^ 0 (^ften 3legeln ber Kunft oo 
ooltenbetem ©benrna^ ju fein ferien. 

S^rc §aut roar oon burd^fiebtigem SBeib unb nidbt me 
bunfel roie ebebem unb ferien in i^rer au^erorbentlidben ålarbci 
einem iiberirbifeben SBefen anjugeboren, unb aucb ibre §dnb 
bie je^t beffer gepflegt roaren, b^^tten ficb entfebieben oerfeboner 
unb roenn bei allebem ein roenig Kunft 9la^biff« leiftete, f 
gefebab eS mit foteber 35i8tretion unb ©efcbidEIicbtø, bag aui 
ocr ftrengfte ^ritifer mit bem fcbdrfften 3tuge eS nidbt ju eni 
betfen oermodbt batte. 


®ie 3Jlarquife erreote in ?Dlabrib baiJ grotte 3luffeben 
burdb bie Steganj ibrer toiletten, ibren reieben øcbmucf unb 
ibr ©efolge. ®od^ ber 9luf, ben ibre Sugenb genob, roar nocb 
grofeer unb beneibenSroerter. 2)ie 3Rarqutfe liebte ibren ©atten 
roie eine giitige Sorfebung, bie fie mit diamanten ilberf^uttete, 
bie ©olb in ibren ©cbo| regnen lie§ unb ibre toftfpieligftcn 
unb fabelbafteften Saunen obne erfuttte. 

6oftanjita batte uberbie« eine fo bobe SDleinung oon fi(b, 
ba^ fte leiner Serfiibrung fo teidbt erliegen fonnte. 

®er Stuf ber ?IJlarquife oon ©uabatbarbo ging burdb ganj 
©uropa. @ie batte in Saben, Srigbton, ©pa unb S^rouoiKe 
Seiounberung erregt, ebenfo roie in ben ©along beg ^aubourg 
©aint''©ermain unb in ben ^aldften ber Sorbg oon ©nglanb 
unb ©^ottlanb. 3^^ S5erlin, S^tergburg, ^li^ga, f^fareng unb 
3lom batte fie g'reunbinnen, roetdbc oft Sriefe an jte ridbteten, 
unb Serebrer, bie nodb nadb ibt feufjten. 

©oftan§ita roar eg mitbe, ya gtdnxen unb beinabe, beinabe 
fann man oerjtdbem, ba^ fie nadb SOlamib gefommen roar, um 
fidb jurucf^u;|ieben. 

SSdbrenb bag ©treben, ju gtcinj^en unb oerebrt ju roerben, 
in ibr nidbt erftorben roar, batte fidb ibre Saefte, ibr 3beat 
in ben ^ulbigungen, bie man ibr bargebradbt batte, oerroirftidbt. 
3bre reine S^ugenb, ibre treue Siebe ju bem ebrenroerten 3Rarquig 
oon ©uabatbarbo roaren bie erfte Sebingung j\u biefer Serroirf^ 
tidbung ibreg 3beatg. 3)ie geringfte ^ftidbtoerte^ung gegen ben 




141 


KorquiS, bcr Ileinfte SKafel auf fcincn 3lamcn rodrc fttr Sofian- 
nta bcr ©turj x>on bcr $o^c bcS gotbcncn 2lltar8 øcrocfcn, ben 
pc crllommcn. 

©o Isatte Softanjita burd^ fiebje^n ^a^rc gcicbt ate SJluftcr 
finer gamilienmutter, ate licbcnbc ®attin unb t)on atten ernften 
Kannem ate nac^a|mung§n)ertcg Scifpicl in il^rcr cl^cli^cn 
itreuc gcijricfcn, rød^renb i^rc jugcnblid^cn 2lnbctcr bcl^auptctcn, 
jtc cin ®5ttcrbilb aug 5Dlarmor fci. 

®cr SKarquig non ®uabalbarbo batte bag funfunbfcd^jigfte 
8cbenSja^r erretd^t, attein er Isatte gang merlrøurbig øut 
Sonfemiert. ©eine regelmd^tge 2^§dtigfeit, fein tdglid^er ©pajier= 
ritt, feine 3agb, bie gute $pege feiner ^erfon unb bie 3ufrieben= 
)cit nad^ jeber SRidbtung l^m, erl^idten i^n jung. 

Softan^ita fd^ien nur fttr ben ^Dlarquig gu leben. @ie 
mriet feine ®cbanfen, fud^te i^n ju gerftreuen, crl^eitertc il^n 
Jurd^ SBi^e unb ©d^erge, troftete il^n, røenn irgenb eine Un= 
mnel^mlicbfeit i^n nerftimmt Isatte, unb pflejte il^n aud^ bei 
>cm ^ringften Unrool^lfein rote ein Heines ^inb. 

©ie ^atte i^r SebenSibeal auSgeloftet in feber 93egie^ung 
irnb atteS genoffen, roa« eS i^r bieten fonnte. 9la4 pokeren 
feeuben, nad^ einem fd^dneren feurigeren 

loefte fel^nte fid^ ie|t il^r §erg, unb Softangita fud^te, bei bem 
laum beginnenben 5liebergang i^rer iraftnotten unb fo bC' 
Jinbigen ^wg^blid^feit ntit ^traner ein anbereS ®Iudt, eine 
Swd^te, cin errodrmenbeS ^euer, eine gottlid^e Sefriebigung, 
|ur ©rj^eiterung unb Serfd^onerung ii^reS SebenSabenbS. 

©in gufdttiger Umftanb gab ber romantifd^en SRi^ung 
l^teg ®cifteg neue Jla^rung unb trieb i^n auf bem 5Dleere 
i^rer gc^eimniSootten 2^rdume gu 5?lippen unb Untiefen oott 
®efa^r. 

3)cr SRarquiS unb bie Slarquife oon ®uabaIbarbo empfingen 
cinmal in ber SBod^e unb oerfammelten in il^ren ©alonS bie 
iiftinguiertefte ®efettfd^aft oon SJlabrib unb atte, bie fid^ burd^ 
S(|5n^eit, (Seburt, Sleid^tum, Silbung unb 3Dlut auSgei^neten. 
3u J^ifd^ l^atten fie tdglid^ ®dfte unb ®eneral ^ereg roar be^ 
[onberS oft im §aufe gu felten. 

2>er ®cneral ^jSereg galt ate unfe^lbar in ber 5Politif unb 
i>on i^m l^ing oft bie ®eburt ober ber 3:ob eineS gangen 
3)liniftcriumS ab. 3lte Sebemann galt er fttr einen bcr bart' 
naefigften unb breifteften ®on S^anS unb im gelbe l^ielt er 
Mbft ftd^ fttr einen ©dfar, ber nur gu erfd^einen braud^t, um 
ju fiegen. 

S)iefer gro^e ®eneral, biefer unerfd^rodene ^)elb, roeld^er 



142 


unjålftlige ©rfoløe ju Dctjetd^ncn ^ottc, »ibmcte ftd^ ooUftcinbici 
bcr Élarquife von ®uabal6atfbo. @r ©erfolgte fie mit feuct' 
fpriibenbcn Slidten unb moHte nid^t glauben, bajs bie geitroeiligcn 
^omauåbriid^e, bet Spott unb bie Serad^tung ber 5Karquife 
ma^r^aft empfunben roaren, fonbem cr meinte, bieS f« eine 
Siebeétaftif roie eine anbete, nur barauf bered^net, ben enb= 
lidoen Sieg befto begel^renSroerter ^u madden. 

Softangita ertrug bie ©egenroart beg ©eneralg, roenn auc^ 
ungern unb mi^mutig, in ber ^offnung, il^n burd^ il^ren @mft 
enblicb oon ber Srfolgtofigfeit feiner Semiil^ungen ju iiberseugrø. 

ffiag Softanjita am meiften årgerte, roar bag fiegeggeroifje 
unb l^erablaffenbe Senel^men beg ©eneralg, ber bod^ ibrem 
5Kanne gegenilber burc^aug nid^t bag Stedet b^^tte, bie 3Kicnc 
eineg Sroteltorg angunebmen, ba berfelbe tro^ ber Slugnobtng' 
fteUung beg ©eneralg b^^ iiber ibm ftanb. 

3u jener befud^te ber einft oerfdbmdbte Setter 
ftanjitag, SDon ^auftino, ieben ibrer @mpfanggabenbe unb lam 
einmal in ber SBocbe gu Æifcbe. ®Qg S^idtfal b^^tte Son 
fjauftino Sopeg be 5Kenboga immer ein fo bilftereg 2tntli§ gegeigt, 
bafe er, feine SHufionen ouggenommen, ein geroorben 

roar, ber roobl alg bag gerabe ©egenftildt oon bem be^ ©ene* 
ratg ^reg gelten fonnte. 6r roar befebeiben unb in ftcb gi^ 
febrt. Seine Semut gab ibm einen geroiffen SReig in 'm 
Siugen ©oftangitag unb geroann ibm bie Spmpatbie beg 3Rarquig, 
ber fcblie^licb bebauptete, ba^ er feine ^ebler, fonbem nur 
Sorgitge befi^e. Sie SRarquife ftimmte na§ unb naeb ber Slm 
ftd^t ib^reg ©atten bei unb fab febliejslieb in Softor fjauftino 
einen Soroen, bem man bie Slauen bef^nitten, einen ©elebrten, 
ben man auf feinem 2Bege aufgebolten, ein ©enie, beffen ^luq 
man ^b^nimt bntte. 

^er roar bie Serrdterin, bie ben b^b^ ^^ng gebennnt 
batte? Softangita empfanb ©eroiffengbifle, bie ibr big babin 
fremb geroefen, unb fiiblte ficb fcbulbig. Sic erinnerte fub mit 
fil^trauriger ©mpfinbung ber ndcbtlid^en SteUbiebein oon cinfi, 
ber Sbrdnen am Slbenb beg Slbfcbiebeg unb beg fanften Sujfeg, 
ben ibr Setter ibr auf bie Stim gebriidtt, tro^bem fie feinem 
Bergen eine SBunbe gefcblagen. Sie glaubte bag Sloufjben beg 
Smnneng in ibrem ©arten gu boten, fiiblte bie ndd^tli^ Sin* 
famfeit, fab ben beiteren himmel Slnbalufieng in feinem Stemen* 
glang unb atmete ben Seraufebenben Suft ber Slumen. SU 
bieg, bureb Srinnemng oerfebont unb po^ifeb geboben, et 
febien ibr roie ein oerfiibrerifebeg SJldreben aug ibrer frubeften 
gugenbgeit. 


143 


®tn namcnlofeS 3HitIcib brang in bag §erg Softanjitag. 
Bol^I Isatte fic bag ?IBipgefci^icf gauftinog Dcrfd^ulbct. 3Son 
)r geliebt, angccifcrt, begeiftert, l^dttc ^auftino aHe feinc 2^rdumc 
on 3luBm unb ©Itirf ncrrøirflici^t. ©cinc SUufioncn rodren gu 
'l^atfaqcn gcroorben. 

®ic 5Dlarquife nergegenrodrtigte jté fobonn etn 2)afem, 
tcl taufcnbmal fd^bner alg bag, rocld^cg \xe burd^Iebt. ©te fal^ 
^ alg bie 9Rufe, bie Æ^atfraft unb Segeifterung gu ©ebopfungen 
ab SOBunberroerfen eineg SWanneg einflofete, ber nieHeicbt feinem 
taterlanb gu neuem SHubm nerbolfen ®<Jg erfebien i^r 

^oner, poetifeber, ebler, alg aUe me @rfolge ibreg gegenrodrtigen 
ebeng. 

3utn erftenmale empfanb Softangita in ibrem tiefften 
nnern, obne ben SKut gu b<iben, ficb’g frei gu gefteben, ba^ 
ur ©goigmug, ©telfeit, Siebe gu materiellett ®e= 

tijfen unb gro^em Sujug fie ncronlajst b^^tten, ben SJlarquig 
irem Setter norgugieben. 

2^ro^ allebem ^atte Softangita niebt im geringften mit 
)on gauftino folettiert unb fubr fort, bem SKarquig mit 
iebe unb ©b^erbietung m begegnen. Unb ®on fjauftino, fo 
irt oom ©^i(ffal bebanoelt, lonnte nubt baran benfen, bafe 
oftangita, bie ibn in ibrer §eimat guruigeroiefen, ibn je^t 
eben fonnte, ie^t, ba eg ficb gegeigt b^^Ue, roie ni(btig unb 
Ifdb feine ^offnungen, feine 2^rdume oon ®lucf unb 9lubm 
»roefen. 

Dbne §ulbigung<tt beg ®eneralg bagu 

»trieben, fafete (Softangtta einen teuflifeben ®ebanfen. SBenn 
t mit irgenb einer anberen f)’o^zx geftellten S^ffon fofettieren 
iirbe, fo roiirbe ber ®cneral nur nocb feuriger unb ener¬ 
feber in feinem Senebmen. ®ag SJlittel, ben ®eneral gu 
»mutigen unb feinen ©tolg gu frdnfen> roar ein unbefannter, 
‘febeibener Slioal, ben fte ibm mit ber Ueberlegenbeit ber groben 
)ame, inbem fie ibn bureb ib^e ®unft auggetebnete, entge^en^ 
etten mu^tc. Softangita entfcblofe fid^ benn, i^ren Setter femer 
aurigen 5RicbergefcbIagenbeit gu entreifeen, ibn feinen 2Bert 
iblen gu laffen unb ipn, roie gefagt, bm ®enerat S^teg alg 
ioalen gegeniiberguftetten, um gu feben, roie bie 9But ibn er^ 
;|te, roenn ibm ein Seamter mit oiergebntaufenb Stealen, ein 
nfad^er ©d^eiber oorgegogen rourbe. 



144 


Itetttittndjnranjiøftas gajjitaL 

®cr 3KarquiS von (Suabalbarbo unterftu^tc, ol^nc c8ju 
taiffen, baS biaboltfd^e Sorl^aben goftanjitaS. 

®cr §od^mut unb bie ©elbftubcrl^ebung ber l^eroonagen* 
t)eren ^crfonlid^feitcn in 39labrib fd^ienen bem 3DlarquiS fo im* 
bered^tigt, bafe er’S laum ju ertragen ocrmod^tc. @r roar cm 
^erounberer ber guten Drbnung , ber ©rdjje unb beg 
f^rittS in ©ngtanb unb anberen ©tanten ©uropaS unb betlagtc 
tief bie Unorbnung unb bie Kopflofigleit in feinem eigenen 
3Jaterlanbe. @r roar ber 2lnfid^t, ba^ biefe $erf5nlicbteitcn 
atten @runb patten, fid^ il^rer Unfd^igfeit ^u fd^dmen unb fcl|r 
befd^eiben ni fein. 

®er UJlarquiå roar, roie bie meiften 3Rdnner, beren Hnter? 
nel^mungen gelingen unb blii^en unb bie ftd^ leiner niebrigen 
^anblunggroeife anjuftagen l^aben, uon einer ungel^euren ©igen^ 
liebe befeelt unb natiirlid^erroeife genierte il§n bicjenige anberet, 
bie er fttr roeniger bered^tigt l^ielt, unb beSl^alb geigte er 
rool^lroottenb unb bulbfam gegen bie®emutigen unb Unglucflid^cR. 

$a fi^ SSetter ^auftino m ben lesteren jd^Ite, empfaiA 
ber 5!JlarquiS balb eine auSaefprod^ene SSorliebe fur il^n, bie 
immer mel^r juna^m. ®ie ^oreingenommenl^eit, mit rodeder 
er 2)on ^auftino in Stnbalufien betrad^tet Isatte, roar uoUftdnbij 
uerfd^rounben. ©r fal^ in i^m nid^t mel^r ben SRiualen, ber i^i 
fein Siebfte« rauben roottte, fonbem oietmel^r cinen ungliidtlidp 
jungen 3Rann, roeld^en er auS bem gelbe gefd^lagen unb bejfen 
SBert unb eble ©aben, je i^o^er man fie anfd^lug, ben ®crt 
beå ©iegeg iiber i^n jugleid^ er^io^ten. 3^ er ®on 

^auftino in feiner ©inbiibungSfraft ftettte, befto mel^r geroaim 
bie Siebe unb bie freie ©ntf^liepung Goftanjitaå an 335ert, ba 
fie bie ^anb ®on fJauftino§ auSfd^Iug, um bie feine anjunel^men. 

@0 ftanben bie ®inge, rod^renb bie Sefud^e beg 2)oftotS 
bei Goftanjita immer i^dupger rourben, unb roenn er fid^ auS 
irgenb einem ©runbe ^roei big brei S^age nid^t fe^en lie|, bc- 
fud^te il^n ber ?fJlarquig ober berief i^n fd^riftKd^ gu ftd^. 

3ngroif4en ful^r ber unermublid^e ©eneral $ercg in feiner 
Selagerung fort. 3)a er eine fo auggefprod^ene SRefpeftgperfon 
oon fo roo^Ibegriinbetem Stufe unb maplofem §oc^mut roar, 
roagte eg faum jemanb, fid^ ©oftamita gu nd^em, benn ange^ 
fid^tg beg fd^redlid^en ©eneralg erad^tete man bieg nur fiir oet? 
lorene 3^it. 35cr ©eneral mad^te Goftangita, inbem er fte ftet8 
umfreifte, mit feinen Sliefen eine beftdnbige Siebegerfldrung unb 


"Æ 


145 


feiner roagte feinc ilreife gu ftoren, auS ?5urd^t, Icbenbig oon 
i|m aufgegefjcn ju roerben. 

Eoftonjita roar au^er fid^, afå fie ftd^ non bem ®eneral 
■immer ntel^r in bie @n(je getrieben fal^. 

' ©clbft ®on Ungliicf er^eugten 

Sefd^eibcnl^eit, ba^te, Softanjita fei ftolg unb erfreut iiber 
[bie ^ulbigung ciner fo bebeutenben ^erfbnlici^feit, roenn er 
!aud§ an feine mtimeren Sejiebungen Motfei^en ben beiben glaubte. 
So tam eS, bafe er, fobalb ber General an ber ©eite ber 
flarquifc roar, itd^ entfemte, um nid^t ftoren. Dag brad^tc 
Goftan^ita innerlid^ j^ur Sergroeiftung. Die ^Jolge baoon roar, 
baé fte il^rem Setter immer liebenSroiirbiger entgegenfam, il^n 
jdrtlid^ anblicfte, innig bie §anb briiefte unb i^m bei jeber 
©etegenl^eit fd^meid^elte; aber ber Doftor l^ielt bieg atteg fiir 
Witleib unb ©ilte unb glaubte, jtc roolle il^n baburd^ ein roenig 
aug ber Serfunfeni^eit erl^eben, in ber er fid^ befanb, unb ba- 
burd^ ben graufamen ilorb oergeffen madden, burd^ ben fie il^n 
cinft fo tief geirdnft. 

Die SRarquife fing an, fid^ ilber bie ©leid^gUltigfeit Don 
Sauftinog ebenfo §u drgern afå iloer bie Se^otgung beg ©enerafå. 
ISIrer nid^t mel^r md^tig, bejeigte lie i^rem Setter in nod^ 
^beutlid^erer 2Beife il^rc ©unft. „?IJfeine Soufine fd^eint gu 
|»oIlen, bafe id^ il^r afå ølefant biene," fagte er fid^, „bamit 
[Han ibre Segiebungen gum ©eneral roeniger bemerft!" 

Der Doftor glaubte ficb nod^ nid^t geliebt, aber er fing 
an, ber friiberen Sfiebe gu gebenfen, pcb im ©eifte bie Unter? 
rebungen am ©artengitter eingebenb auggumalen, unb er fam 
iium ©(blu^, ba^ er Softangita, 3Karia gum Dro^, no^ liebte. 

Diefe SBanblung im SBefen beg Doftorg rourbe bie 5!Jlar= 
quife febr balb geroabr; jte ilbergeugte ft^, bafe fein Slicf mit 
øro^er t^wf iqr rubte, bap tiefe Danfbarfeit aug 

bemfelben fpraeb, roenn pe ibn auggei^nete, unb ba^ er immer 
bemiibt roar, p^ ibr bureb fleine, einfad^e Dienfte angenebm 
i^u madben. Sei einem fo jerftreuten 9Jlann roie ber Doftor, 
ber roeit entfemt roar, bie Jlunft ber ©alanterie aug ©eroobn- 
beit gu itben, roar bag fdbon eine t^albe Siebegerfldrung. 

Da er oier big fiinf ©tunben in feinem Sureau gubringen 
mufetc unb ebenfo oiele in ber ©infamfeit feiner fablen Kammer, 
ficb unnitberroeife bemiibenb, fein neueg pbif^fopbif^b^^ ©pftem 
i^uftanbe gu bringen, glaubte er pcb oon ber §oIle gum §immel 
erboben, roenn er bie reieben, eleganten ©along ber SJlarquife 
betrat, in roeleben bie Dienerfcbaft ibm mit einer 
begegnete, roie er pe, feit er SiHabermeja oerlaPen, niebt mebr 
II. 8. 10 



146 


genoffen, too oHeS etnen fii^n ^uft auSjuftrSmen f($ien, « 
aKeS fo fd^5n unb J^atmonifc^ toar unb 100 er oor wem eii 
fo fd^one, ariftofratifc^e grau fonb, bie ftd^ fiir il^n intereffterl 
bie fi(i| tnit toirfUd^er ^erjlic^feit nod^ feinem SSe^nben erfunbigl 
bie feine SSerfe gu lefen roitnfc^te unb feine p^ilofopbifd^en » 
fid^ten tennen lemen roollte, unb bie aQ bieS fo liebenSroiitb 
oorbrad^te, ba§ au^ nic^t ber leifefte on ber Slufrid^ti 

teit ibrer 3Borte ^lab greifen tonnte. 

X)on f^auftino fiiiylte fic^ fo too^l unb fanb fo fii|en 3:n 
im $aufe SoftangitaS unb im Seifonnnenfein ntit i^r, ba^ 
il^m toie einem ftranlen n>ar, ber, toenn er enblid^ m eine ( 
trdiglid^e unb begueme Suge iommt, fic^ nid^t getraut, fid^ i 
riibren, ober ntie einem, ber einen fd^onen Sraum getxctut 
uno emtad^enb fid^ bemU|t, benfelben nod^ einmol gu traume 
llurg, ber ^oltor toar gufneben mit bem, ntaS er befag, ut 
toiinfd^te ftd^ nid^t me^r, au3 f^urd^t, alles gu oerlieren. 

^m fUlonat 3Rai, bei einem @mpfangSabenbe ber fDlarguif 
toar ber @eneral ipereg plumper unb breifter alS je guoor; 1 
bellagte fid^, ba^ bie ^arquife i^n nur an i^ren @mpfang! 
tagen empfange, unb beftanb auf einer Unterraung unter oii 
Xugen mtt i^r. 

„^d^ muB mir ^ier eine getoiffe ^uriid^altung auferlraen, 
fagte er eineS 2:age8 gu i^r. „2)a3 ift fd^dlid^. ^ier Qobt 
@ie bie ^onneurS gu mad^n unb unter biefem Sdomtanbe lilmmer 
@ie fid^ nid^t um mid^ unb l^oren mi^ nid^t an; feber erft 
befte lann ftd^ erlauben, mid^ im beften 3uge gu unterbre^ 
$bren @ie mid^, el^e @ie mu| oerbammen. ^iemanb barf ma 
oerbammen, o^ne i^ gel^brt gu ^aben." 

„Slber @eneral," antroortete Softangita, „ic^ oerbomm 
@ie fa nid^t unb ^bre @ie fa an. ueber toaS bellage 
@ie ftc^'?" 

„<Sie finb fe^r graufam. @ie oerfpotten mid^." 
fpotte nid^t." 

„^arum empfangen <Sie mid^ nic^, ntenn id^ tagS tomme'? 

„SBeil i(^ nur 3)ienSt(^S wd^r^ beS S^geS empfatm« 
lommen <3ie an irgenb einem 2>ienStag unb td^ nterbe ét 
empfangen." 

ift ed eben. 6ie ntodoi mi(| empfangen ntie febei 

oiAcråi." 

„Unb ntelt^S 9lcd^ ^oben @ie, oon mir einen anbetet 
Smpfang gu oerlongen?" 

„Unbanlbare! Unb meine ffreunbfd^ft, mcine Øentunbe 
rung, meine Siebe geben mir tein fRec^?" 


147 


„®6ettbcSl^aI6 ntujs id^ mtd^ l^uten, @ic ju cmpfangeit. 
ie jtnb fel^r^efci^rH^/' faøtc fioftangita lod^enb. 

„©el^en ©te? @ic la^cn mic§ roieber auS, 3Jlarqutfc." 

aber id^ fann ©tc nid^t cmpfangen. 
erabc rocil @ic mtr fo auffaffenb ben ^of ma^cn, barf id^ 
nid^t tl^un, um bcr 3SerIcumbung fcine 9fal^rung gu gcbcn/' 
,,9liemanb roirb roagen, ©ie gu oerleumben. ©mpfangen 
ie mid^ nur ein cingigegmal. ^j)x guter 3luf ift fo feft gc= 
llnbet, bajj niemonb ettoag babei pnben n)irb." 

;,§err ©eneral/' fagte Softangita, ettoaS årgcrftd^, ba^ ber 
eneral iiefe @ntfd^ulbtgung emft nal^m, ,,id^ roeijs eg rool^l, 
é mein guter 3luf barunter nid^t letben fann unb barf. ©ie 
)ffen ntid^ morgen befud^en, rodl^renb id^ feinen anberen ©terb^ 
^en empfange. (Sut, eg fei. bommen ©ie morgen gmifd^n 
lei unb brei Ul^r. merbe bcr ®ienerfd^aft 3luftrag gebcn, 
ie l^erein gu laffen." 

„Unb nur mid^ allein?" 

„5Rur ©ie allein." 

®arauf l^in entfernte fid^ bie 3Karquife, ben ®encral be* 
ebigt guritcflaffenb, bcr feine 2ll|nung ^atte, bafe fte il^n nur 
ipfangen mollte, um il^m gu getgen, ba^ fie meber i^n nod^ 
te itble 5Jac|rebe gu fiird^ten l^abe. 6r mar fiir Eoftangita 
i fSJlann „o^nc J^onfequengen". 

3)er ©enerat fanb ftd^ pitnftlid^ ein. 6r mar el^rerbietig, 
miitig, e^ben. ©oftangtta fagte ibm, nielleid^t in etmag ge= 
liciterer SHJeife, mag bei fotcben ©elegenl^eiten attc ^aucn 
gen, bafe fie ben ©cneral ad^te, i^m frcunbfd^aftlid^ guget^an 
, ba^ pe il^m fel^r banfbar fei fur feine SSerel^rung, aber ba^ 
niemanb røal^rl^aft Itebe unb bag er in biefer S3egtel^ung febe 
)ffnung aufgeben muffe. 

2)ie ©nttdufd^ung, bie er burd^ Softangita erful^r, fonnte 
d^t beutlid^er auggebriicft roerben. 9tber ber ©cneral roottte 
allebem nid^t baran glauben, unb ber 5!Jlarquife gclang 
nid^t, fid^ oon feinen Idftigen Sefud^en gu befreien. 

®er ©ebanfe, i^m Son ^auftino gegenitbergufiellenj be- 
id^tigte fid^ il^rer angefid^tg ber fortrod^renben Subringlid^feit 
g ©cneralg aufg neue. Unb au^erbem rourbe ber Setter 
jlid^ il^rem $crgen tcurer. 

©neg Sageg, nad^ Sifd^, rodl^renb bcr Slarquig fid^ mit 
keren ©dften unter^idt, qatte Goftangita mit bem Softor 
[genbe Unterrebung: „3ft eg mbglic^, §aufKno, ba^ bu eine 
fd^Iec^te HJleinung oon mir l^aft, ba| bu mid^ ftir fo roenig 
lig unb fiir fo eitel l^dltft, bafe id^ an ben §utbigungen beg 



148 


©enerate ®efatten finben Ibnntc? Sebarf id^ fold^cr 3Kittel 
3u roaS braud^ xå biefen ©eneraf? 2^aufenbmal l^abe ic^ bi 
(^efagt, ba^ er mtd^ [angroeilt unb bafe td^ il^n nid^t auSfte^e 
lann, unb bu mad^ft immer ein un^Idubigeå ©efid^t baju." 

„Dffen geftanben, Goftangita, ic^ fage eg bir auf bie ©i 
fa^r l^in, bi(| gu årgem/' entgegnete ber ®oftor, „fann ii 
nid^t glauben, bap ber ©eneral gar fo fd^Ied^t bel^anbelt roiri: 
fonft roiirbe er bid^ nid^t beinal^e tdglid^ auffud^en, roo er bi< 
fiel^t, in beiner 9ldl^e bleiben unb bir attein ^ulbigen." 

„@r fiel^t eben Jebe Snttdufd^ung ate Sere^tigung gi 
^offnung an unb atten ©pott ate ©unftbegeugung unb rei 
roanbelt fid^ ©ift in 9leftar." 

„®u fonnteft i^n fd^on entfernen, roenn bu roottteft," en 
gegnete ber ®oftor. 

„3d^ roitt/' fagte Softangita, ,,roittft bu mir babei ^elfen? 

SSergnugen. @g gibt fein gro^ereé ©liidt fiir tnid 
ate mid^ ein roenig nii^lid^ madden gu biirfen im Sienfte meini 
reigenben Soufine, bie fo fieb unb gut gegen mi^ ift.'' 

„®ag ift fd^on oon bir. ®u roeifet, roie banfbar ic^ bi 
fur beine 5lcigung bin, fiir beine eble §reunbfd^aft. 9Bie grof 
miitig bift bu, gauftino! ®u fottteft mir giimen unb tl^uft e 
nid^t?" 

„SBie fottte id^? benfe an unferen Slbfd^ieb oon U 
mate nur, um mir gu gefte^en, ba§ bu red^t getl^an ^aft, mii 
guruiguroeifen. 2)aS 3)tibgefd^icf, bag id^ in attem ^atte, b 
bie Slnftd^ten beineg 3Saterg gerec^tfertigt. @g rodre ein SBajn 
fmn geroefen, bein 2og an bag meine gu fetten. 3^ 
flagen. j)od^ reben roir nid^t baoon, fonbem oon roid^tigere 
3)ingen. 303ag fott id^ tl^un? 2Bag befie^Ift bu?" 

„3d^ befel^le nid^tg; icb bitte bid^, mid^ morgen gu b( 
fud^en." 

„3u roeld^er ©tunbe?" 

„Momm um brei Ul^r. Slber gang ftd^er." 
éoftangita beftettte ben ®oftor eine §albe ©tunbe friil^e 
ate ber ©eneral beinal^e tdgli^ gu fommen pflegte. 

©ie empfing i^ren Sletter in einem reigenben fleinen ©aloi 
in bem fie geroobnlid^ i^re einfamen ©tunoen oerbrad^te, lefen) 
fd^reibenb ober trdumenb unb roo fie il^re intimen S^u4 
empfing. ©oftangita roar in lid^ter, fommerlid^er SWorgentoiletti 
®ie ^erabgelaffenen ^loufien l^iittten bag 
nel^meg $albbunfel. ^iele ^flangen unb Slumen ftanben un 
^er. ®ie 3Rarquife aber fal^ frif^er, fd^oner unb begaubembt 
oug alg alle il^re Slumen. 


149 


®er ®oftor uberj^duftc fie mit ©d^mcid^elcien. Sic Idd^clte 
abci unb fab ibn gdrtUcb an. Sic fpradben nic^t non Siebe; 
c fpracbcn von unrøanbclbarcr fjrcunbfcbaft; aber. im 5lamen 
iefer tugenbbaften grcunbfcbaft, biefer namcniofen, reinen unb 
ciftigen na^m ber ®oftor bie $anb ber ?!)larquife 

i bie feine unb bie ålarquife licg fie barin tuben. S)er ®oftor 
jbetfte fie mit Kuffen, ate e$ am Xf)oxt Idutete. Softonjita lacbte. 
S)a§ ift ber fiircbterlicbc ©enetal/' fagte fie. 

2)er ®oftor, ber febr nabe bei Softanjita gefeffen^ riiefte 
amiUfiirlicb feinen ©effet ^uriitf. 

„5Jlcin, nein/' fagte Softanjita lacbenb, „entfeme bicb niebt; 
)mm nur no^ ndber, bamit er rafe. Stebe erft auf, menn er 
ntritt unb bid^ neben mir gefeben bat." 

®an ^auftino gebord^te unb rutfte moglicbft nabe ju i^r. 
:in ®iener melbete ben ©enerai, ber balb barauf triumpbte" 
mb unb fiegeSgerøi^ eintrat. 

Softangita nerftblimmerte bie Situation, bie fie felbft berbei^ 
efiibrt batte, obne eS gu røotten, bureb ben 3Jlangel an Uebung 
i foleben ®ingcn, inbem fie tief errotete, ate ber ©eneral ein- 
rat. 2)on gauftino, ber fd^on lange fein galanteå 2tbenteuer 
ebabt unb iiberbaupt no^ feineS in einem ariftofratifeben 
?aIon gegeniiber einem fo gigantifeben Slioalen beftanben batte, 
lar aufgeregt unb rourbe ebenfaflS rot. ®er ©enerat bemerfte 
I mobl unb lonnte feinen Slerger, tro$ feiner ©emanbtbeit 
nb oielfeitigen ^rajié, niebt oerbergen. 

®ie Untcrbaltung, bie bicrauf t^^Igte, mar natiirlieb fteif 
nb fait. ®a8 ©efiept beé ©enerate gtiibte nor 
angita fonnte baS Saeben faum f)olUn, 9?on S« 
ib fie ib^en Setter liebenoU an unb ^mar mogli^ft auffdfiig. 
)er ©eneral fab ein, mie Ideberlieb eS mdre, fieb nom 3am 
inreijen gu taffen, unb bemiibte ftd^, beiter unb freunbli^ gu 
jfd^einen, aber eé getang ibm niebt. @r mottte non gleii|= 
ultigen ®ingen reben, non litteratur, nom X^eai&c, ja fogar 
on Woben, aber er mar fo gerftreut babei, ba^ er gang nermorren 
)racb. ©oftangita unterbiett fid^ febr babei unb mar gludlid^, 
)er ©eneral mar fo eitel, ba^ er noeb nie auf jemanb eifer= 
id^tig gerøefen mar, am røenigften aber auf ben 2)oftor, ben 
r ftetS als armen Sermanbten betrad^tet batte, bem man eine 
uflud^t im ^aufe gemdbrte, ben man auS 5JJlitteib mand^mal 
i S^ifebe tub, um ibn gu ndbren. 3^$t mu^te ber ©eneral 
x§ oIlcS billen. 

„Sieb, fieb," faate er unter anberem, „ieb bad^te nid^t, 
er fo angenebme ©efellfebaft gu finben." 



150 


licbenSroilrbiø, $crr ©cneral/' fagte ®on gauftii 
fe^r befc^ciben. 

„2Ber foUte cd gloubcn?'' ful^r bcr @eneml fort, „fyA 
@ic b^tc teinen ®icnft?" 

§crr ©enetal, attein id^ mad^c ,Slaucn‘, uw met: 
Eoufinc ju unter^altcn, bie ein roenig oerftimmt ift." 

®en ©enetal loftete ed gtofee Slnfttengung, feinen 
bel^ettfd^en; bod^ ed gelang. 

„®ad freut mid^, gtennbd^en, bad fteut mid^. 3d^ rouf 
gat ni^t, bafe ©ie untetl^altenb finb." 

„@t ift ed unb groat au^etotbentlid^/ etroibette ©oftangit 
el^c bet ®o!tot antrootten fonnte. „®ad ©d^idffal roat i^ 
feinblid^ gefinnt unb beél^alb j^at et eine fo unbebeutenbc 21 
ftellung, abet groeifeln ©ie nid^t, ba^ et tto^bem ein IRai 
uon gto^em SBiffen unb gtofeet SBebeutung ift." 

„§ett ©enetal," fagte ®on fjauftino, „meine Soufinc 
gu giitig. gl^te SReigung filt mid^ blenbet fie ol^ne 
unb gibt mit ©igenfqaften, bie id^ nid^t befi^e." 

„©lauben ©ic mit, ©enetal, baft id^ nut geted^t bi 
^auftino ift einet bet au|etotbentlid^ften SJldnner in goi 
©panien, ein elegantet, begeiftettet 5Poet, ein ^^ilofop^ . . 

„3lein, ©oftanga, befcbdme mid^ nid^t, inbem bu oon ® 
lenten fptid^ft, bie niemanb entbeeft ald bu, roetl bu mid^ liet 
unb roeil bu fo gut unb nad^fid^tig gegen mid^ bift." 

®ie 3Jlatquife unb bet ®oltot fugten fort, fid^ gum 2lcrg< 
bed ©enetald gegenfeitig gu berounbetn, bid biefet in oetl^a 
tenet SBut moglicbft itonifd^ fagte: bebaute, gu fo ui 

gelegenet 3^it gelommen gu fein. Dl^ne 3weifel ftore id^ but 
meine Unroiffenqeit in folden ®tngen bie poetifd^=pl^ilofopl^ifd 
®orlefung, bie gl^t SSettet foeben rool^l ge^alten 

3J{atquife." 

„©enetal," fagte bet ®oltot, „id^ bin nid^t imftanb 
Sotlefungen gu l^alten, am roenigften meinet (Soufine. -Ui 
roie foHte icp il^t bie ^oefie etlldten, ba fie bie $ocf 
felbft ift?" 

„Dbrool^l id^ roeit booon entfetnt bin, bie $ocfie gu feii 
l^at mein Settet mit leine SSotlefung ge^alten ; abet roenn i 
ed getl^an ^dtte . . ." (bad fagte bie ^atquife mit einet ui 
befæteiblid^en Siebendroiitbigleit, bie roo^l bie hittete $ille un 
filtten foHte), „roenn et ed get^an l^dtte.. . roiitben ©ie, $ci 
©enetal, und nid^t geftott l^aben . . . unb nut geroonnen ^obei 
roenn ©ie bie Sotlefung gel^ott patten." 

®et ©enetal roat feinet niqt mel^t md(|tig; et ffi^i 


151 


bag er ftdb jw irgenb cincr Ungc^euerlid^feit l^inreigcn laffen 
tDftrbe, røenn er langer 6Iiebe, unb erl^ob ftcb røiltenb, um fid^ 
lu nerabfc^tcben, tnbcm er fagte: „^å) nerabfd^eue bie ^oefie, 
parquife, id^ ^JSrofa unb ba idb fcinc Setc^rungcn in 

bcr $oefie empfangen mitt unb biejcnigcn, bie letter 
S^nen erteilt, ?!Jlarquife, nid^t ftoren røiU, fdbeint eS ntir bad 
befie, mid^ 5u entfernen. 3^ S^ren ^iijjen, gndbige fjrau." 

®on gauftino erbob pcb oon feinem ©ifte, um ficb oon 
bem ®eneral gu oerabfd^ieben, unb oerbeugte pcb b<>fK4 wnb 
rcfpeftoott nor bemfelben. 

„3^^ S^^nen bie $anb/' fagte ber ®eneral. 

„3db fuffe bie 3b^^/" antmortete ®on ^f^^wftino. 

^Seniite ®ie ®ott, ®eneral/' fagte 6oftan)jita freunblicb, 
um ben 3om, ben pe b^wufbcfdbrooren, ein mentg ju mitbem. 

Jlaum b^tte ber ®eneral bad §aud oerlaffen, ald So* 
Ponjita pd^ ber 3latilrlicbfeit unb ^reibeit Stnbalupend erin* 
nertc, bie SRoIle ber grogen ®ame ooHftdnbig oergag, wieber 
bad fccfe, f^eitete 3Dldbcben oon einft rourbe unb ibrer Sacbluft, 
bie pe bid bagin milbfam guriicfgebalten, freien Sauf lieg unb 
groar in ber ungebunbenften SBeife. 

®er Doftor lacgte aucb oon gangem Bergen mit. 

2)ann fagen pcb beibe unroiHfilrlid^ emft unb burcbbringenb 
in bie Stugen. @ie erblidPten eine Sleige ftummer 3^agen, bie 
pe in SBorten nicbt audbriicfen fonnten unb burften. 

i^ro^bem roar biefe ©pracbe flår unb beutlidb unb pe oer* 
ftanben pcb nur gu gut. ®er 3nbalt ibrer ^ragen roar um 
gefdbr folgenber: 

„8id gu roelcbem ^unfte bftrfen roir glauben, road ber 
®eneral obne 3TO«f^I glaubt?" 

„3Bad roar ®abrbeit unb rood roar ©cberg in bem ©piel, 
bad roir mit ibm gefpielt b^^ben?" 

„ilurg: Steben roir und? Unb roenn roir und lieben, roie 
lieben roir und?" 

®ie aintroort auf bi^e fjragen roar, bag beibe bie 3lugen 
nieberfcblugen unb nocb tiefer erroteten, ald beim ®intritt bed 
®enerald. 

©o oerftricben einige ^Rinuten gefdbrlicber ©tille, bie ibnen 
roie eine ©romfeit erfcbtenen. 

®er ©effel bed ®oftord ftanb nocb immer fo nage bei 
bem ©ofa, auf bem Softangita fog. 

3>er S)oftor ergrip, beinage, ogne pcb beffen berougt gu 
fein, oon neuem ibre ©onb. ©ie iiberlieg ibm biefelbe, roie 
oorber. 



®er ®oftor BebedEte bie §anb røieber tnit Kuffen, aht 
biefe Kiiffe l^atten je^t eine anbere Sebeutung, einen anberén 
SBert. 

Softanjita jog pljo|lici^ il^re §anb juriidE unb fagte ol^ne 
jebe ^eftigfeit, aber fo ernft unb fait, afe e8 if)X mogli^ roar, 
ju fd^einen: 㨎^, gauftino, ge^, roir rootten gute greunbe 
Bleiben." 

3)er ®oftor roar oerftdnbig unb feinfitl^Ienb genug, um 
ben ganjen Srnft biefer SBorte ju oerftel^en. 

@r ftanb auf, nal^m feinen §ut unb fagte: „Sebe roo|l, 
Goftanjita." 

©d^on roanbte er il^r ben Stuefen ju, fd^on isatte er bie 
S^urflinfe in ber $anb unb roar im Segriff, ba§ 
oerlaffen, afe er fi(| nod^ einmal umroanbte. (Softanjita fafe j 
regunggloS. @r nd|erte fiefe il^r unb roieberl^olte mit ^alb re^ i 
figniertem, b<^Ib bemiitig bittenbem S^one: „2Bir røoHen gute * 
Jereunbe bleiben." 

3 u gleid^er ftreefte er ©oftanjita afe 
5Pfanb fur jene reine ^reunbfd^aft bie ^anb entgegen. 60 - 
ftanjita reid^te ifem bie il^re, biefe roeid^e, fd^one, roeifee §anb. 
®er ®oftor mufete biefelbe fiiffen, er fonnte nid^t anberS, o6er 
er t^at eS mit feufe^er S^rerbietung; bennotp empfanb fte 
baS leibenfAaftlid^e ^euer, bag er fd^roer juriicfjubrdngen oer^j 
mod^te, in feinem feeifeen Kufe. i 

2 )ann, nad^bem er gegen eine unfid^tbare SDlad^t, bie iW 
ge^en feinen SBitten juruSfealten roofite, gefdmpft ju ^abeiH 
fd^ten, oerliefe ^auftino fd^neH bag (Semac^. 

3Son bem S^age an erfd^ien ©eneral ^erej jroar nur n(4 
an ben ®mpfanggtagen im $aufe ber 9)larquife oon ©uabat 
barbo; er featte febod^ fo niet ©efd^maef, fiefe niebt erjurnt ju 
jeigen unb ben ©runb feiner Slbfufelung ber SBelt ju oer^ 
febroeigen. ®r roanbte ficb ftatt beffen bem fruberen ©egero 
ftanbe feiner SSereferung, Stofita, ju, oon ber er røofel roufete, 
bafe fie ibm feine Untreue gem oerjeiben roerbe, ba fie feineS 
©influffeg ju ibren ^i^^cfen beburfte. 

®er ®oftor feinerfeitg røieberbolte feinen Sefucb ju aufeer- 
gerøobniicber 3^if ^^web nid^t mebr bei ber SDtarquife, fonbem 
erfebien nur beim ©mpfang unb einmal rood^entlicb m 2;ifc|e* 
2 )ie Siebe jroifeben ben beiben, roeld^e bureb 
jefen Stabrung gefunben unb nun oon neuem fi(b 

iferer §erjen bemdebtigt bntte, mufete eine erbabene, platonifcbe, 
reine bleiben, aug^ebtung fur ben grofemiitigen SDtarquig, ber 
fie beibe liebte. ©o baebte Eoftanjita. ©o badbte aucb ber 


153 


oftor. Dl^ne i^re ©cbanfcn auågutaufc^en, »erftanbcn ftc fic^. 
eibc røu^ten, roelcbe ©cfal^r barin lag, fid^ attcin p felten, 
eibe oermieben biefe ©efa^r./ ®oc^ fa^cn pe fid^ in ©egcn= 
vet beS 3Karquig, roed^felten l^tc unb ba cinige SBortc o^ne 
»ugen, roenn fid^ tro^ ber fie umgebenben ©efeDf^aft Die 
elegen^eit bai\u bat, bhdten ftd^ an unb lemten fid^ jebedmal 
fd^d^en, bid bie 3leigung Goftangitad, burd^ feinen l^eroi^ 
len Dpfermut unb fein ebleå Sene^men, ftc^ in 2tnbetung 
rroanbelte unb bie Siebe bed ^oftord ^u Softan^ita glul^enb 
tb itberrndd^tig routbe. 

©o aerging me^r ald ein SDlonat, ol^ne ba^ rounberbarer* 
eife bie beiben ficb einmal atlein gefeben l^dtten. 3wle$t fam ed, 
te ed fommen mu^te. 3!)ie ©cbulb baran tragt roeber bad 
•c^icffal, no^ ber 2^eufe(, niemanb tragt fte. 

2Bad gibt ed 9{atørlic^ered, ald ba^ ein Sletter eined 
benbd feine Souftne oHein gu §aufe trifft? ®ie SMarquife 
ar etroad nerood unb j^atte fic| geroeigert, gu empfangen. 
ie 2)ienerfd^aft bad^te, biefer Sefe^l gelte nid^t fur ben gem= 
ifel^enen Setter, unb lie^ i^n eintreten unb groar in bad 
m Sefern fd^on befannte fleine Souboir. @d roar elf U^r 
td^td. ®er 3Karquid roar audgegangen. 3)?abrib bleibt 
an befanntlid^ fe^r lange auf unb empfdngt nod^ gu biefer 
tb nt fpdterer ©tunbe. 

^ro| ber $i^e roar ber Salfon gefd^loffen, fo bafe man 
it 3iwtmer oollftdnbig al^efcbloffen roar; nur aud bem an^ 
obenben ©ernaeb, beffen Salfon auf ben ©arten ging, brang 
ne erfrife^enbe, mit Slumenbuft erfiillte Suft. 

Softangita fab auf bemfelben Sla$ roie bamald, ald fie 
m ©eneral fo fd^led^t empfangen l^atten. ©ie b^tte fid^ 
egen i^red Unrooblfeind nid^t gu S^ife^e angefleibet unb trug 
n ebenfo eleganted ald einfa^ed 3Jlorgenfletb. 3^^ rounber= 
^oned $aar ^ing i^r aufgeloft tiber bie ©d^ultem unb lieb 
e nod^ feboner unb intereffanter erf(^einen. 

©ie tprad^en anfangd oon allen mdglid^en 2)ingen unb 
^lieblicb t)on ftd^ felbft. Softangita gab ben 2lnlab, inbem 
e bie ©ituation bed ^oftord beflagte. 

„aOSad fann man ba madden," fagte ber ®oftor, „roer gu 
ieled roiH, roirb nid^td erlangen. @d gibt fein 3i^l, bad ic^ 
ic|t angeftrebt b^tte, barum b^^be idb nidbtd erreid^t. 5Dflein 
icift roar audfcbroeifenb unb gerftreut, roeil er gu melerlei er^ 
rebt b<rt unb niebt mit bem geraben, ftdberen ^lug bed 3lblerd, 
inbem mit bem unfieberen, roanfenben ^lugelf^lag bed ©tard. 
liein SBiHe oermod^te nidbtd mit ©nergie gu oerfolgen unb 



154 


feftjul^ttlten. 5Kir fejlen bie beiben måd^tigftcn S^riebfebent: 
bie Siebe unb ber @Iaube an etrøaS anbereS, al3 an mi^ 
felbft." 

„^u liebft nid^t unb glaubft an nid^td? 3Rein ®ott, n>i( 
fd^redtid^!" 

K^dl røoKte Ueben, ic^ l^be geliebt, dber bie SSero^tuno 
bat bie Siebe getbtet. @eit tui^ent fii^le idb bie fibencdltigenm 
»uferfte^ung ber fiiebe in tnir. SBirb bie Serat^tung fie roiéei 
toten?" 

„2Benn bu nia^r^aft liebft," antroortete Softanjita lang^ 
fam, als ob eS fte ?!Rtil^e fofte, ju fptec^en, unb fie fid^ bejfeti 
fd^dmen unb bie SBorte abrodgen muffe, um nid^t juoiel ju fagen, 
„roenn bu rool^rl^aft liebft, roie ic§ eS gloube, roer biirfb 
bid^ barum oerac^ten? ^er S)i^ter fagt: ,Amor a nullo amato 
amar perdona* , unb roenn ein ^Jlann »on bemem SEBerte ft 
liebt, 10 mu§ biefe Siebe mdc^tig fein unb tmauf^altfam roi( 
ber SCob." 

„2)er 3)id^ter liigt," fogte 2)on ^fouftino, „obet roenn bai 
bie fRegel ift, fo bin i^ eine ^luSna^me oon ber Siegel. @r 
innere bic^, (Softan^a: i^ liebte bié ein^ unb bu liebteft mi^ 
nid^t. ^ »od^ vtååjV 

2)ie ?uiarquife bereute i^re SCBorte unb erfd^ral heftig tibet 
biejenigen ^ouftinoS unb bie Seibenfd|aft, mit roel^er er jie 
fprad^. 6ie fii^lte, ba^ eine magnetifd|e Araft, eine l^o^en 
^ad^t fie ju^auftino |ingog; aber baS ®erbre^erifd^e, Uw 
roflrbige, ber SSerrat am 3Rorqui8, bem fie fo »iel ®anl f(b«l- 
bete, |ielt i^r ©eroiffen root^ unb »erroorrenen ©inneS, 9leue 
empfinbenb aber baS (Sefe^e^ene, erroiberte fie bematigtraurigen 
2:one8: „^ouftino, id^ t^at unred^; eS roar fi^lec^t »on mir, ob= 
fd^euli(|, bag id^ bic| bamals nid^t geliebt. ^erlange ni^ 
»on mtr, bag id^ fegt nocg fcgled^ter, nod^ abfd^eulid^er ganble, 
inbem icg bi^ Itebe, jegt, bo id^ nid^t me^r frei bin." 

„3c| »erlange nicgtS, @oftaniia. ^ie Siebe Idgt fid^ nid^ 
erpinjen. SBenn bu eS »ermagft, mid^ nid^t m lieben, liebe 
mtcg nid^t! 3*^ bid^ biS jum ^gnfinn!" 

fjouftino gel ber Warquife øu gfagen. 

„@teg ouf, berugige bid^. ®ott, mein @ott, faffe btc| 
bod^! @8 fSnnte femanb fommen." 

„Siebe mid^!" 

„$abe ^Diitleib. Sag mid^! ^lie^e »on ^ier! 9Ba8 foU 
au8 un8 roerben, woger ®ott?" 

„Siebe micb, Softonja!" 

„9l(^, fa ... id^ liebe bidb!" 


155 


®er S)oItor f(^Io6 bie l^albobntndd^ttgc ^Dlarquife t)ott ®Iut 
tti bie Slrme unb il^re Sippen nereinigten jtd^. 

5pio|lid^ ftieB fie einen erftidften ©c^rei auS unb røarf 
tnit beiben ^l^dnben ben 35oftor l^eftig i^urfldt. 

bin nerloren!" brad^te fie mii^famunb leud^enb l^eroor. 
®ic i^eftige Seibenfd^aft ^atte fte beibe ber 2BeIt entriiit 
unb gcfu^lloS gemad^t gegen tl^re Umgebung. ©ie toaren toie 
uon ©innen. 

©ie l^orten nid^t, roie ber SKarquiS oon ©uabalbarbo ba« 
^intnter betrat. 

SDer ®oftor unb bie 3Dlarquife oerfud^ten eine gejiemenbe 
J&altung angunel^men. ®od^ roeld^e S3eftilr/^ung malte jtd^ in 
ben 9Rtenctt bed einen unb beS anberen! SBeid^c SSerrøirrung 
unb todd^e ©d^m malte jid^ auf beiber 2lntli|! 

®agegen jeigte ber 3Rarqui8 fid^ fo l^eiter unb gufrieben 
toie immer. $atte ber SCeufel ein 933unber beroirtt? $atte er 
ben 9)?arquiå mit Slinbl^eit gefd^iagen, bajj er nid^tg bemerfte? 

j^Eoftan^ita, mein liebeå Sinb/' fagte ber 9Jlarqui8, inbem 
er feine gtau mie geæol^nlid^ onrebete, toobei er ftetS nid^t 
nur fehter Siebe ju il^r Sluåbrurf gab, fonbem aud^ ben 2lIterS? 
unterfd^ieb jroifd^en i^nen betonte, „gel^t eS bir beffer? 
toar beunrul^igt unb tooUte nod^ na^ bir feben, beoor icb inS 
3Kinifterium gebe ... Db, ^auftino! ®u bift 

3)er 3Rarquig brttdte bem ®oftor bie fonoulfioifeb judenbc 
^anb. 

®er ?IRarquife toar bie ^eble toie j\ugef(bnitrt unb fte 
bradbte mubfam b^roor: gebt mir beffer." 

®er ’SØlarquiS butte enttoeber niebts gefeben ober butte 
niebts feben moHen, ober er butte SJlitleib mit ber Slngft unb 
Dual biefer Unglflcflicben. 

@r fagte, baft ber 3Rinifter ibn ertoarte, unb oerliefe ba« 
$aulS. 

S)on gauftino unb 6oftanj\ita toaren røieber aHein. 
Sergtoeiflung entfprang niebt ber eben beftanbenen ©efaqr, 
fonbern ber (Srfenntnis ibrer ©iinbe. 3)urcb biefe Umarmung, 
biefen Ru^ b^ll^ 5Dlarquife bie bie Siebe unb ba« 
eble 3Sertrauen be§ 3Jlarquig, beS SaterS ibrer Æinber, be* 
leibigt. ®er 3)oftor batte ben ^unb oerraten, bem er ^eunb= 
f(baft unb Sld^tung fcbulbete, unb butte ibm feht Siebfteå ftcblen 
moffen. 

3 u biefe quatoollen ©ebanfen oerfunfen, fpraeben beibe lange 
nidbts, bis bie 50larquife ftd^ aufraffte unb fugte: 

„©eb je^t, geb! Seb bin oerloren!" 



156 


„SSietteid^t bod^ nid^t," faøte ber ®oftor. ,,9?ieIIeid^t 
cr bod^ nid^tS gefel^en. ®cn)t^ nid^t ... cr l^at nid^tS 
felten . .. ber §immcl ^at ung befd^u^t/' 

,,S)cr §immcl faøft bu? ®ic §dffc ... niellcid^t." 

„@ei c§ barum. ®cnn bu nur nid^t barunter leiben tnufet.'' 
„gauftino, øcl^, laft mid^ attein; bu tl^uft mir hn tiefften 
Bergen røc^." 

®er ®oftor øinø unb ncriieft ntcbergcfd^lagen, ftitt unb 
nad^benflid^ bag $aug. 

„2Bdrc cg moølid^, baft ber SKarquig nid^tg bemerit 
fragte er fid|. ,;®g tft unmogltd^. ®r muftte ftd^ nerpetten 
ober ung betbe auf ber ©tette toten, ©ottte er an il^r ficb 
radien røottcn? ®ag muft id^ oer^inbem. 3^^ muft fic fd^u^en.'" 

ffid^renb er feinen ®ebanfen na^l^dngenb røeitcr fd^ritt 
unb unt eine @cfe bog, ndftertc fid^ t^m em 9Jlann. @r er= 
fannte fofort in il^m ben 3Rarquig oon ®uabaIbarbo. 

„Sd^ l^abe bi(| enoartet/' fagte ber SRarquig, „folgc mir." 
®er ®oftor folgte iftm fd^roeigenb. 

®anj in ber 9id^e ftanb ber SBagen beg 3Dlarquig. 
„©teige ein/' fagtc berfcibe gum ®oftor unb ®on fjauftino 
ftieg ein. 

©obann ftieg ber 3Rarquig ein, fe^te ficb an ®on gouftinog 
©eite unb fagte 5 um ®iener: „3n bie SSitta!" 

®er SBagen fc^te fid^ in ®en)wung. 

®ie roed^felten tein SB^ort. ®er ®oftor muftte 

erfennen, baft ber 3Rarquig atteg muftte. 

©nblid^ erreid^ten fie bie emc l^albc 5Weile oon 3Kabrib 
gelegene SSitta. ©ie traten in cinen ©alon, ben ber 5Karquig 
beleud^ten lieft. 

SfJad^bem ber ®iener bie herren oerlaffen Isatte, bffncte 
ber 3Rarquig ben ©d^ranf, entnal^m bemfelben eine Æaffette 
unb biefer jmei ^piftolen, bie cr auf ben SCifd^ legte. ®ann 
bra^ cr bag ©d^roeigen unb fagte mit ber benibar groftten 9lul^e 
5 U ®on ^Jauftino: 

„®u bift ein 3lduber, ben id^ nieberfd^ieften tann røie einen 
$unb. ®u l^aft mir mein Siebfteg geftol()Ien, l^aft mein SSp 
trauen miftbraud^t, meine ^eunbfd^aft oerraten. ^ber id^ miff 
tro^bem, baft mir mit gleid^en SBaffen Idmpfen. 9lid^t røitt 
id^ aber, baft man erfdl^rt, baft id^ bid^ tote unb marum icb 
bid^ tote. ®enn meine unb meiner familie @l^re barf nid^t 
beflerft merben. Unfer ®uett barf feinc 3^wgen l^abcn. 9iur 
®ott attein fott unfer fein. 5Dleine ®ienerfd^aft røirb 

nid^tg oerraten; ber Safai, ber mid^ begleitet unb ber 3Rann, 



157 


ber biefcS §auS bcroad^t, jlnb pet ©ngldnbcr t)on grover 
3ircuc unb SScrfd^roiegen^eit, bie mir fcit 3a^ren bienen. ’Kimm 
cine t)on biefen ^iftolen, id^ roerbe bie anbere nel^men. 3e^t 
folge mir," fagte ber 5DRarquiS unb offnete eine Æl^ur, bie tn 
ben ©arten fii^rte. SlUeS mar ftitt. ®er 3Jlonb fd^ien l^eC. 
„SBir roerben unS roeit nom §aufe entfemen, bamit man bie 
©d^iiffe nid^t l^ort. SBir roerben uné brei^ig ©d^ritt oon^ 
einanber entfemt aufftetten. ®attn erl^eben roir bie SBaffen 
unb geleen aufeinanber ju. Seber fann loSbriidten, roenn eå 
il^m oeliebt. SBenn beine §anb nid^t ftd^er ift, roarte, biS bu 
mir bie ^iftofe auf bie Sruft fe^en fannft." 

9Jad^ biefen ernften SBorten burc^febritt ber 9Rarqui§, non 
SDon ^auftino gefotgt, ben groben ^arf, big fte einen groben 
baumlofen $la§ erreid^ten. 

SDon ^auftino ^dtte gerne gefprod^en, attein aug ^urd^t, 
ber 3Rarquig fonne benfen, er rootte fid^ entfd^ulbigen, begniigte 
er fid^ gu fagen: „Softanga ift unfd^ulbig." 

„3^ roei§ eg," antroortete ber 9Rarquig. „®arum rdd^e 
ic^ mi^ niebt an i^r, fonbem an bir." 

®er SRarquig gdl^Ite bie Sd^ritte ab unb beibe na^men 
©tettung. 

„®orrodrtg," rief ber 5Dlarquig unb beibe er^oben bie 
®affen unb fd^ritten aufeinanber gu. 

®er 3Jlarquig ben SRuf eineg guten ©ebu^en, unb 
in bem Seroubtfein feiner Ueberlegenbeit roar eg iqm peinlidb, 
ben erften ©cbu| gu geben. 

3Webr alg bie $dlfte ber ©treefe batten fte gurtid^elegt. 

®er ©rbaltunggtrieb unb bie ^rdbt, an feinem (Segner 
nidbt ^adbe tiben gu fonnen, bemd^tigten ficb beg 5Warquig. 
(Sr fttblte fein §erg f^lagen unb ber aufgeregte $ulg 
ttiad^te feine §anb gittem. @r fonnte ficb niebt Idnger beberr- 
feben unb briiefte log. (5r fab ®on gauftino febroanfen; aber 
gleidb ®on gauftino peberen ©dbritteg roieber t)or= 

rodrtg, bie SBaffe auf feinen ©egner ^riebtet, big er bemfelben 
fo nabe gegenuberftanb, bap feine ^affe bie Sruft ©uabat 
barbog beriibrte. 3!)ag ^ntli^ beg SDoftorg, bag oom 3Honbe 
beteuebtet røar, b^tte einen ergreifenben 2lugbrutf tiefer S^rau- 
rigfeit unb flotte bem 3Ilarquig in fenem 2lugenblicf (£nt= 
fe|en ein. 

Saufenb ©ebanfen befturmten 3)on fjauftino in biefem 
Kugenblitf. ©ottte er ben !!Jlann toten, ben er fo tief belei^ 
bigt? 9lie b^tt^ P^b oergeiben fonnen. 

(5r fd^leuberte bie ^iftole roeit oon peb, bie mit bem 



158 


©d^ujfc, ben fie im 9lieberfaffcn entlub, niemanb traf. 3m 
nd(|ftcn Slugenblicfe ricf $on gauftino ou«: mcin ©otti" 

unb er fiel leblofi Soben. 

®er 9Jlarqui8 beeilte tl^n aufgui^eben unb røurbe, al§ 
er i^n aufteben roottte, gerøobt/ ba^ er mit Slut bebecft mor. 

„^Jleine ftugel ^at il§n getroffen! 6r ift oerrounbet! SBenn 
er ftirbt... bie Æugel traf bie Sruft. . . Serflud^t fei! .. 

SBdl^renb ber ^arqute biefe abgeriffenen SBorte auSrief, 
røu^te er nid^t, roen er befd^ulbigen, roen er oerflud^en foUte. 
@r, ber nor Éugenbliicn au|er fid^ roar/ ba^ er ®on fjauftino 
nid^t getbtet batte, roar aufeer ficb, ba^ er ibn oerrounbct 
batte. 6r, ber um jeben $reis niemanb oon biefem 3rø^itampf 
batte roiffen laffen rootten, rief je^t nacb iirdften um $ilfe unb , 
lief roie roabnfinnig bem §aufe ju. | 

„$eter! SCbatnaS! ©cbneH! ... $ierber!" 
énblicb lamen bie beiben. 

5Kit ibrer §ilfe Icgte ber SKarquiS bem Serrounbeten einen 
SRotoerbanb an unb jagte mit ibm im ®aIopp ber ©tabt gu. 

®ort angefommen, ilbergob er ibn ber Dbbut eineé StrgteS, 
ber, obrøobl bie A'ugel bie Sruft burcbbobrt batte, bocb §offnung 
auf ®enefung gab, unb trug umfaffenbe Sorfebrungen fiir eine 
gute Serpflegung beg i?ranfen, ben er bann x)erlie|. 

®er Sefer roirb ficb erinnem, bab ber 5Karquig gu ®on ; 
gauftino gefagt batte, ba^ er an ©oftangitaS Unfdbulb glaube, il 
aber bag batte er nur aug ©tolg bebouptet. 6r roar nicbt^ 
blinb unb batte alleg gefeben, roag ficb gugetragen batte. 2llS 
er pcb mit bem ®oftor fcblug, glaubte er feine ^au ebenfo 
fd^ulbtg alg ibn. <3ant (Slitcf ober gum Ungificf gefd^eben un- 
enldrhcbe SBunber im ©cbope einer familie. S^batfacbe ift eg, 
bap Softanuta aug ber tanaen Unterrebung, roeld^e fie nocb in 
b^elben 9cacbt mit bem SlRarquig gebobt, rein unb unfcbulbig 
roie friiber b^niorging. 5lacb unb nacb dnberte pcb bie 9Dlei=" 
nung beg 3Jlarquig unb feine ©inbrudte erfubren einen gunftigen 
SBeqfel. $ie Umarmung erfi^ien ibm roeniger leibenfcbaplic^ 
unb mebr freunbfcbaftlicb. Goftangita erfcbien babei feinem @c^ 
bdcbtnipe mebr roiberftrebenb, alg biagebenb, mebr roie ein 
Dpfer, nicbt roie eine ©iinberin. ®ie Sippen beg ®oftorg 
ftiegen auf biefelbe ffieife immer bbber nom 3Runbe ©oftangitag, 
roo ber ^arquig pe guerft gefeben batte, big gu ibrer ©time, 
bie biefelben nur leicbt roie ein ^aud^ beriibrten. 

®ie I^batfacbe oDein, bap er bie beiben fo batte uber= 
rafdben tonnen, geugte bafiir, bap feine bbfe SDbpcbt pc gu= 
fammengefiib^; w mupte'p(b roabrlidb, fo fagte er gu ftc^ 


159 


[elbet, im Scrgteié ben mciftcn anbercn Sl^emånnern nod^ 
jIucfKé preifen. 3luq ben ^oltor, bem er ia aud^ baS Seben 
5 crbanfte, roufete er fd^liefelid^ gu entfd^ulbtøen: ;,@ie ift eben 
to fd^on .. . fo oerfubrerifcb, ol^ne eS gu røollen! Unb ber 
Scrmile, ber pe einft b^iraten foUte, ift fo unølucflid^!" 9tacb= 
^ baS ©reigniS folcberraa^en immer me^r an Sebeutunø 
Derlor, fonnte ber 5DlarquiS ftcb leid^t bamit abfinben. 

IX fonnte foøar nic^t um^in, bie 2^uøcnb unb Seftdnbiøfeit 
[einer grou gu berøunbern, roenn er an i^re ungdbligen Ser= 
sbrer bacbte, roorunter nidbt roenige roaren, bie jebermann roegen 
ibrer auffaUenben Serebfamfeit, ©legang unb ©ebonbeit be= 
ae^renSroert erfebeinen multen, unb bie fte otte tro^bem um 
feinetroitten oerfd^mdbt batte, ©iebgebn 3abre erprobter Streue 
mu^en ibm bod^ eine éJarantie fein fiir bie folgenben. 

2 )ann baebte er an feine fo innig geliebten ©obne unb 
freute jtd^, bafe er baS (Sefebopf, ba§ ibm biefelbcn 

gefcbenft b<^tte, oon atier ©d^Ib freifprecben burfte, unb er 
jitterte bei bem ©ebanfen, bafe fie franf roerben fonnte bureb 
bie SUifregungen, bie er ibr bereitet. ©r bad^te an bie ?5ftege, 
bie 3tt^Il^cbfeit, bie taufenb SiebeSberoeife, burd^ roelcbe ©oftan- 
gita ibn entgtidÉt SBie foUte er fte, fein gan^eS ©littf, 

entbebren? ©r roiirbe fterben oor ©dbmerg. Urro Softangita, 
io ftolg unb ebel, au(b fie rottrbe fterben oor ©cbam, roenn fie 
jicb trennen roiirben. ffiarum niebt auS ©cbmerg? SBie? ®enn 
Softotuita liebte ibn. 

22 obI roar er niebt mebr jung, allein baS §erg altert niét, 
unb bie granen finb im aUgemeinen, unb Softangita im be* 
fonberen, taufenbmat geiftiger in ibrer 2luffaffung ber Siebe. 

Snfolge biefer unb anberer ©rrodgungen roar ber SDlarqui^ 
febr geneigt, alles gu oergeiben, unb am ©nbe roar eS Softan* 
i^ita, bie gu oergeiben unb fte oergieb audb roirflieb bem 
SlarquiS, bafe er an ibr gegroeifelt. ®ann beftieg fie maje^ 
ftdtif^ oon neuem ibren golbenen 2^b^on, ben fie als ©ottin 
ber ^eufdbbeit, ©dbonbeit unb ©legang ftolg bebauptete. 3)er 
3JlarquiS roar fo briter, gtueflidb unb jufrieben roie ebebem. 

®on gauftino roar ber eingige, oer auf bem 3lttar beS 
el)e(icben ©litcfeS geopfert rourbe. 



imgiBftøs gajitel. 

®a ®on ^auftino wcber eine politifd^c ^Perfonlid^feit, nodj 
tin populdrer ^oet voax, benn fcinc arofee (Spopbe føHfe 
immer nod^ gefd^rieben merben, no(| ein beriil^mter $l^ilofop| 
benn fein ©pjtem mar immer nod^ in ber Srfd^affung begriffcn^ 
fo lannten ibn nur toenig $erfonen in ?Kabrib. ©o mcu^^ 
ba§ ®uell nicpt oiel oon fi^ reben. 2tud^ bie Slatter ertod^ntcii 
bcgfelben nid^t. ®ie toenigen, bie barum multen, l^atten (Srwii 
bariiber gu fd^meigen unb fd^toiegen. 

®ie toenigen ^erfonen, bie i^n fannten, fd^d^ten obet 
liebten, famen, um ftd^ nad^ bem Sefinben ®on gauftinoS 
erfunbigen, unb ba man il^nen fagte, bafe. er fd^roer franf i 
unb niemanb felten biirfe, begniigten fte ftd^ bamit unb ging^ 
®ie ^au beå §aufeg, melqe ben ®oftor licb geioonnei 
Isatte, roeit er ftetS freunbfid^ gegen fie geroefen, obtoo^I fi« 
<xtt unb bdfelid^ toar, pflegte i^n mit åiufopferung. 

2 fuc 9 ber 2lrgt tl^at fein SefteS, ba il^m ber gro^mu% 
3Karqui§ oon (Suabalbarbo ben Sranfen auf bie ©eele ge^ 
biinben Isatte. 

©feid^ nad^bem man il^n gu Sette gebrad^t Isatte, oerfid 
er in ein furd^tbareS fj^^^er unb toar ooHftdnbig berou^tloiJ. 

®er 5Jlarquig fom gioeimal, um ftd^ gu erfunbigen, 
eå ®on g^auftino ging, unb ber ®oftor gab i^m berul^igajll 
5!Kitteilungen. *■ 

©egen 2lbenb am felben 2^age Isatte ber ®oftor nod^ euteii 
fettfamen Sefud^. 2:ro^bem ber Slrgt auf baS* ftrengfte jcbcr 
Sefud^ bei bem Kranfen unterfagt qatte, fonnte bie $flegerir 
ben Sitten nid^t toiberftel^en, me eine fd^one $ame an f« 
ricbtete, toeld^e barauf beftanb, ®on ^auftino gu felten, ba j« 
i^m ®inge oon grotter SBid^tigfeit mitmteilen l^abe. 

„©enor ®on ^auftino," fagte bie fedrterin, afé fie bcitt 
Kranfen eintrat, „branden ift eine ®ame, bie ©ie gu fe^w 
rounfdbt. SBirb bie Unter^altung mit i^r ^^nen nid^t fd^abenf 
©off fi^ eintreten laffen?" 

„SBer ift e§?" fragte ber Serrounbete erregt, ba erbac^te; 
eé fonnte ©oftangita fein. 

fd^eint eine ^rangofin gu fein." 

„§at fte il^ren 9?amen genannt?" 

„3a, mein §err; fie nennt fid^ ®ona ©teloina.. . 

®er 2)ottor bad^te, ©oftangita ^abe gu i^rer ©ic^er^cil 
biefen 5lamen genannt. 


161 


„3)ic 3)amc fott eintrcten/' fagtc bcr 2)oftor. 

2)ona ®telt)ina, bie nid^t auf fid^ roarten lie^, nerbreitete 
)ei livrem ©intritt einen burc^bringenben 5Parfumgerud^. 3^re 
Srfd^einung roar bie nerfbrperte neuefte 5Dlobe mit einem 3lnftrid^ 
)on 3)iftinftion. ©ie roar grajibå unb fct)ien l^ubfd; fein, 
:ro^ ober nieUeid^t roegen ber ©d^minfe, bie ibr ©efic^t mit fiinft^ 
iic^ nerteilter roei^er unb roter garbe bebeefte, rodl^renb bunfle 
Strid^e unter ben Stugen bie ©d^onl^eit ber lesteren er^o^ten. 

„©ie nergeffen aber f^eunbe fd^nell, 5Don gauftino! 
©rinnem ©ie fid^ meiner.nid^t?'' 

„33erjei^en ©ie; aber aufrid^tig geftanben . .. nein." 
„^å) bin bag frii^ere ^ammermdbd^en ber SKarquife 
Don ©uabalbarbo; ^aben ©ie 3KanoIilIa gang nerjeffen?'' 

®on ^auftino erinnerte fid^ unbeutlid^ ber einfttgen flamme 
Sefpetillag unb fagte: „"^a, i^ entfinne mid^/' 

„^å) nenne mid^ je^t ©teloina, roeil 3JlanoIiIIa ^u profaifd^ 
unb gerodl^nlid^ lUngt. 3Rarquife niele 

gebient, bann l^abe id^ ge^eiratet unb alg mein 3Dlann ftarb, 
®ott lajfe il^n tn ^eben rullen, bin id^, unfere beiberfeitigen 
©rfpamijfe jufammenne^menb, 3Jlobiftin geroorben. Unb roenn 
3)on gauftino nid^t in einer 5£raumroelt lebte, miltten ©ie fd^on 
ron bem auggejei^neten ©alon ber ©teloina ge^ort baben; 
.benn in gang 3)iabrib ift niemanb befannter unb gefud^ter alg id^." 
„2)ag freut mi^, freut mid^. 3lber roag fii^rt ©ie gu mir?" 
„3d^ lomme im 3lamen ber SJIarquife. ©ie fann nid^t 
{elbft fommen, ©ie roitrbe fid^ baburd^ fompromittieren/' fiigte 
fie leife l^ingu. ^ 

®er ®oftor feufgte. 

/;3^^ bringe 3^^^ itonnen ©ie 

benfelben lefen, ol^ne ftd^ gu fel^r anguftrengen?'" 
t „3^^/'" antroortete Son gauftino. 

‘ 3JlanoIilIa gab il^m ben ^rief unb leud^tete il^m mit einer 
Serge, rod^renb er lag, roag folgt: 

,,gauftino! 3^^ Seinen ©belmut. 2Bie banfbar bin 
Sir! Sen SSater meiner Kinber, meine ©teHung in ber 
j SBelt, meine ©^re, aHeg banfe id^ Sir. Senn o^ne Seine eble 
i Sl^ot rodren i(^ unb meine Sinber l^eute ente^rt. 3^ 
geliebt, aber je|t liebe id^ Sid^ nod^ taufenbmal mel^r. Sie 
, Sanfbarfeit ftd^lt bie Siebe. Dbrool^I mein SDlann mid^ t)er= 

I fid^ert, bafe feine ©efal^r oorl^anben fei, fenbe id^ meine eingige 
I 35ertrauengperfon, 3KanoIiIIa, um fulere 5Jiad^ric|ten iiber Siet) 
gu befommen. 3^ 3?erbad^t fem^alten, unb fann 

beg^alb unmogli^ felbft fommen. 3lid^t aug ©goigmug roage 
u. 8. 11 



162 


btefen ©d^vitt nid^t, fonbem au§ 2)QnI6arfcit gcgen ben 
Sllarquié. 3^ Derbanfe t^m fo otcl, cr ift fo gut, fo gliiilid; 
in feinem ©lauben an meinc Siebe gu iS)m, unb røåre fo tief 
unglutfUc^, roenn id^ i[)m btefen ©lauben tauben roitrbe, ba^ 
id) eg nic|t itberg §erg bringen fann. ©ott oergei^e eg mir. 
Unb beg^alb ntu^ unfere Siebe nod^ oerborgener bleiben, als 
big^er, unb mu| fo rein bleiben, bag roeber ®u nod^ id^ un& 
berfelben gu fdf)dmen l^aben. SSon biefer emften, reinen Siebe 
getrieben, fd^reibe id^ ®ir, roeil ic| Seine eblen ©efinnungett 
fenne unb benfe, ba| 3)u 3)id^ meinetl^alb beunrul^igft. ©ott 
gebe, ba^ meine 3)id^ berul^igen unb 33alfam auf Sierne 
SSunben feien. ©ott, ber meine gute Slbfid^t fennt, gebe, baf^ 
$u balb gefunbeft, roie eg fel^nfud^tig roiinfd^t unb oon i^m 
erflel^t Sieine Siid^ Itebenbe (Éoufine ©oftanga."' 

®er ®oftor oerftanb nid^t gang, roag ©oftangita bamit 
meinte, ba^ fte feben Serbad^t fem galten miiffe. ®er SJlarquio 
Isatte bod^ atteg gefel^en unb il^m gum Seroeig beffen eine ^uget 
in bie 33ruft gejagt. 

„2lber eg fc^eint, bafe (Softanga bag Unmoglid^e mogtic| 
gemac|t unb bag ^^ugntg feiner eigenen 2lugen Stigen geftraft, 
aber gu fpdt ftir mid^." 

5Doc^ balb legte ftd^ bie SSitterfeit, bie fid^ feiner bemdd^tigt 
Isatte. @r roar fd^road^, aber engelgut. ®g gereid^te ibm roa§r= 
l^aft gum 2^roft, ba^ ©oftangita aUe SKarquig gu 

gerftreuen geroufet isatte. 

@r fuebte ficb aud^ mit ber platonifd^en Siebe, bie fte ibm 
anbot, abgufinben, unb audb bieg gelang ibm, banf feiner burd^ 
ben groben Sfutoerluft gefteigerten ©ebrodebe. 

®ona ©teloina, bie, txo^ oieler (gigenfd^aften oon fe^r 
groeifelbaftem 2Bert, i^re §errin ©oftangita roirflicb oergotterte, 
iiberlegte ficb, bab ber 33rief, ben Sion gauftino empfangen 
batte, ©oftangita fompromittieren fonnte, im gaUe biefer fterben 
foEte unb man ben SSrief oorfdnbe; fie nabm ibm baber ben 
Srief aug ben §dnben unb gerrib fleine ©tilde. $ann 

oerabfd^iebete fie ficb auf bag freunblicbfte oom ®oftor unb ging 
bireft gu ©oftanga, um biefelbe fo fcbneH alg mogli^ oon bem 
©rfolg ibrer SRiffion gu unterrid^ten unb gu oerfid^em, bab 
®on gauftino febr balb roieber b^rgeftellt fein roerbe. 

3llg ber 3lrgt ben Sranfen roieber befuebte, roar bie Suft 
im i^od^ oon bem ftarfen ^arfiimgerud^ erftiHt. 

„2Bag ift bag fiir ein entfe^Iicber ©erudb?" We bev 
®oftor gur SBdrterin. ,,2Ber ift ^)kv geroefen? 3Bouen @ie 
ben Sirmen tSten?" 



163 


2 )ie ? 5 rau geftanb, burd^ ben cingefd^iid^tcrt, ba^ 
S)ona ©teloina bageroefcn, obrool^t ber SDoftor fie burd^ 

5 um ©d^roetgcn neranlaffen roolltc. 

2 )er ®oftor nerbot ^ierauf nod^ ftrenger jeben Sefud^ bcim 
^ranfen, unb erriet, al§ 3Jlttnn t)on 2 BeIt, leid^t ben 3 u[ammen 
f^ang in bcr ©efd^id^te biefcr Serrøunbung unb bad^te, ba^ 
^on gauftino, fiir ben er leb^afte ©pmpat^ien empfanb, au§ 
bem grdflic^en §aufe, roie fel^r man m aud^ fiir ibn inter= 
effierte, feine ^flege erroarten lonne, unb fragte bie 2 Bdrterin, 
ba fein ^uftanb, obrøol^l er e§ bem 3Karqui§ oerl^eimlicbte, um 
i^n nid^t aufguregen, i^m fe^r bebenflid^ ferien: ob fie md;t§ oon 
SSerrøanbten ober greunben ®on gauftinoé in SKabrib miffe. 

„2Ber lein ©elb l^at, l^at feine greunbe/' erroiberte bie 
grau. 3lber nid^tébeftoraeniger teilte fie bem Slrj^te mit, bafe fie 
2)on gauftino oft uon feinem Serrøalter Slefpetitta l^abe fprec^en 
^oren, unb aud^ t)on einem gerøiffen $ater $inon, ber aud^ in 
feinem §eimatåorte SiCabermeja mo^ne. 

®er 3lrgt fanbte ein 2^etegramm an JtefpetiHa unb ein 
anbereS an $ater Litton, in bem er mitteilte, ba^ ®on gauftino 
gefd^rtid^ erfranft fei; benn er røollte nid^té nerfdumen, maS 
bem Sranfen nii^en fonnte. 

®on gauftinoå uerfd^Iimmerte fid^ feit jenem 

5lbenb, mie e§ ber 2lrjt norauggefe^en, non $ag §u S^ag. @r 
nerlor noUftdnbig baå Sen)u|tfein. 

„3Baå gtauben ©ie? 2Bie ftebt e§ mit unferem ^ranfen?" 
fragte bie SSdrterin ben Slrjt uott S^eilnal^me. 

„SBarum foll id^ eg ginnen nerl^eimlid^en; er ift in grover 
©efal^r." 

„ffierben ©ie i^n retten fonnen?'' 

„gd^ meig eg nid^t.'" 

„ffiie lange mirb eg j^meifell^aft fein?" 

„Sieffeid^t jmanjig ^age lang. S^l^un ©ie gl^r mog= 
lid^fteg. SSietteiept gelingt eg ung, biefen Ungliicflid^en §u 
retten." 

2 Benn bag furd^tbare gieber ein menig nad^Iieb, iiberfom 
®on gauftino eine ungel^eure ©d^rødd^e. 2 iber fein oom torper 
unab^dngiger ©eift arbeitete, menn aud^ fe^r oermorren, un= 
unterbro^en. 

5Kand^maI fal^ er ben 2^ob oor 2lugen unb glaubte, oon 
einer 33ergegfpi|e in einen finfteren 2lbgrunb 5 U ftur§en. @g 
gemdl^rte t^m eine fd^merglid^e greube, in ben emigen grieben 
eingugel^en, ber feiner martete. 6 r glauke bann, fid^ bem emigen 
3Reer ju oereinen unb alle 28efen mit gleid^er §iebe ju um- 



164 




fangen. gab fiir tl^n ham feinen @goiåmu§, fetnen ^atnpf, 
fctnen Krieg ntel^r. 2)ann t^at eg i^m roieber roel^, ba^ fån 
SBefen, fein 9lante aug bem Sebengbud^e fiir immer geWfdJt 
roerben foHte. 2)ie gange poettfd^e ^armonte feiner ©eele, afic 
bie gbttlid^en (Sebanten, roetd^e biefelbe erfiillt Sjatten, follten 
nerge^en, ol^ne ein @d^o road^gurufen, obne bag Sid^t beg Sageg 
erblidtt gu l^aben! S^^bem er in ben finfteren Slbgrunb ftiirgte, 
fal^ er ©oftangita, bie il^n lieblid^ anld^elte unb gu fic| rief 
gum ©enub ber reinen Siebe, non ber fie in ibrem 33riefe fpraib. 
3)on gauftino rooHte i^re §anb erfaffen, bamit fie i^n aufbalte, 
aber Softangita jog i^re ©anb entfe^t guriicf, aug ^urd^t non 
bem ©eliebten mtt in ben Sbgrunb geriffen gu roerben. SBdbrerå 
beffen fam ber 2)larquig non ber anberen ©eite unb rief: „9Sie 
gliidlicb bin ic^! Softangita liebt micb fo febr!" j 

®on ^auftino beneibete ibn um fein ©liicf. J 

®ie @rinnerungen an Siffabermeja, an bie 5Zat)a, an 9lofita,| 
an feine 5Kutter, an bie alte SSicenta famen, bag §im beg 
armen 3Serrounbeten nocb mebr gu nerroirren, in taufenb oer^ 
fcbiebenen pbantaftifcben ©eftalten. 

®ie oerftricb, obne ba^ ber Kranfe eine ©mpfinbung 
bafiir batte, aber eineg Sageg roar eg ibm, alg ob er in SÉirfIi(b= 
feit unb nicbt in ber $bautafie fiible, ba^ man feine §anb er^ 
fabte, bab man ibn mit traurigen SKcfen betracbtete unb boj 
ibm $ater $inon unb 3tef^etiIIa einige Sroftegroorte guflufterten. 

Sann nerfiel er roieber in Setbargie unb balb barai|^i 
roieber in b^ftigeg ®elirium. m 

Smmer roieber fab er bie ©eftalt ber 6opa unb bag Slntlwj ^ 
3 Jlariag, alg ein eingigeg SBefen, alg einen eingigen ©eift 
gu feinen §dupten fe^cn, ibn pflegen, ibn fiiffen unb eine roei(be, 
liebeoolle §anb auf feine ©tim legen. 

5pioblicb ber Softor eine anbere fiibe unb troftreitbe 
SSifion. @g roar ibm, a(g fdbe er feine eigene ©eele, bie bur(| 
ben ©d^merg non jebem %Ud gereinigt, eine iiberirbifcbe ; 
gottlicber ©d^ionbeit annabm. 6g roar eine 50lrbonna in ber erftp 
Sliite ber S^S^ab. ^b^^ blauen Siugen gldngten roie ©ap^it, 
ibr rotblonbeg $aar roie ©olb; ibr Sdcbeln roie bie b^i% 
§offnung eineg anberen, befferen Sebeng. Ser Softor erfanntc 
fi(b felbft in biefer SSifion, in biefem lebenben 2Befen. Slllc 
feine fcbonften ^beale, feine Srdume batten ficb in biefer iiber* 
irbifcben ©eftalt nerroirflid^t. Sie 5Rabonna, fo erfcbien ftc 
ibm, fab ibn mit unenblicber ^artlicbfeit an unb Son gauftino 
liebte fie, alg ob fie feine eigene ©eele rodre, mebr alg 
felber unb fein gangeg Senfen nereinigte fid^ in ibr. tror, 


roenn fte baS betrat, alå oB etn l^ciligcr ^ebe tn 

feinc ©eele cinjieBc. 

5ftaci^ unb nad^ rourbe cå ftarcr tm ^opfe Don fjauftinoå. 
Der 5RcbeI, burd^ ben fein 3tuge biål^er aHeå gefel^cn, oerfd^roanb 
aHmdblid^. 

5Da§ Serou^tfein fel^rtc cnbUc| guritd unb ntit bemfelbcn 
baå ®efu^l feiner p^pfifd^cn ©^merjen, feiner ©d^rodd^e unb 
feineå fd^redElid^en 3uftanbcå. 6tne tiefe Draurigfeit bemdd^tigte 
ftd^ feiner unb Dl^rdnen liefeh iiber feine eingefaffenen 3Bangen 
beråb. ?pio^Iid^ fab er mit unbefdbreiblid^er greube, gang in 
feiner Sld^e, mit atten 2lngeicben roirflicben Sebenå, niebt bur^ 
einen Stebelfd^leier toie oorber, fonbem flår unb beutlicb bie 
jugenblicbe ®rfcbeinung, bie er im Draume gefeben §u b^iben 
gfaubte. ®S mar fein treueå Stbbilb, in ibealifierter ©(bonbeit, 
Hitbenber ^wgenbfrifcbe unb ©efunbbeit unb reinfter Unfcbulb. 

9Rit grover 2lnftrengung unb gebrod^ener ©timme fagte 
Don fjaufttno: „SBer bift bu?'" 

,,3rene bin id^, antmortete baå 9Rdbdben mit 

fitfeer ©timme, bie im §erjen beå Seibenben mie bintmlifdbe 
3Rufif miberbattte. 

bemfelben 2lugenbliÆe betrat eine anbere ^rauengeftalt 
baS 3)^^ Dortor fab fte beutlid^ mit oottem S3erou|t= 

fein, benn er mar feiner ©inne mieber oottfommen mdebtig. 
3 ene ^rau mar nocb febbn, aber ein freublofeå Dafein, ber 
©cbmerg, bie ©ntfagung b^^tten in ibrem 2lntli| ibre ©puren 
eingegraben. @å mar SJlaria. 

„©eliebte meiner ©eele!" rief er auå, „9Raria! SKeine 
®attin!" fugte er nod^ 

33eibe grouen beugten ficb iiber ibn, fugten ibn unb baten 
ibn inftdnbigft, um ©otteå unb um ibretmitten rubig gu bleiben 
unb ftcb niept aufguregen. 

Die §auåfrau unb ?Pflegerin Don ^auftinoå f)atU je^t 
gute Dage. 2ltten ibren friiberen 3Jlietem b^^tte fie gefiinbigt 
unb beberbergte ie|t frater ^iiton unb Slefpetitta unb, maå fiir 
fte baå SOSid^tigfte mar, ben fteinreid^en Don Suan gemanbej 
mit feiner 9tid^te Doita 3Jlaria unb beren Doebter, bie berrlicp 
fd^one ©enorita Dona 3rene, unb augerbem nod^ bie Diener= 
febaft biefer noblen ^^errfebaft, bie gum Unterfd^ieb oon ibren 
friiberen 5Dlietem rei^licb unb piinftlicb gablten. 

Don ^uan gemanbeg, ein Sruber ^ofelitoå, ber alå 
3!Jlittiondr naé langen ©eefabrten naeb SSittabermeja guruef* 
gefebrt mar, mit feiner 5ticbte 5IJlaria, bie er aboptierte 
unb mit 5ttlariaå Doebter in Slmerifa gelebt. ®r 



Isatte tnit ben 2)amcn Italien, S)cutfc|Ianb, ®nglanb unb 
^ranfret^ bereift, unb fic tnaren gerabe in ^ari§, al§ fie noii 
$ater $inon ein S^elegramm erl^ielten, ba§ fie iiber ben 
ftanb ®on gauftinoS auffldrte. ®ie ganje g^atnilie ful^r fofort 
mit bem ndd^ften @iljuge nad^ SWabrib unb (ogierte fic^ in 
bem menig bel^aglid^en |)aufe, in meld^em ®on gauftino lag, 
ein, um il^n nad^ kraften m l^egen unb gu pfiegen, 9)laria 
unb teilten bem Dnfei 3uan noU ^reube mit, ba^ $on 
gauftino røieber feiner ©inne mdd^tig fei, unb fie nal^men bieé 
a(§ fiebereS ,3^i<^cn beginnenber ®enefung. 

6 ine§ 2^agå aber, alå ber 3trgt ben Vranten mieber ge^ 
feben unb unterfud^t, bat er um eine Unterrebung mit Son 
^uan, gu bem er fagte: „?!Jlein ^err, i^ bebaure unenblid^, 
3 bnen mitteilen gu muffen, ba^ baå plb^Iid^e 2lufboren beé 
Seliriumå fein guteå ©pmptom ift. fiir^te, ba§ Soltor 
gauftino in bie britte fJJeriobe feiner Kranlbeit getreten ift, 
bie er faum itberbauern roirb. ©ein 3luåfeben ift fcblimm, er 
ift fcbreÆb^Jfl 2lugen btidlen unbeimlid^ gro^, ber 

$ulå gebt nur nod^ febmad^. ^å) fiird^te, baj er febr balb in 
åtgonie nerfatlen mirb, benn naeb meinem (frmeffen finb oEe 
3lngeicb^t^ norbanben." 

Son '^mn iibernabm bie traurige Slufgabe, 9Jlaria ber 
boffnungåfreubigen Sdufdbung, ber fie fidb bi^^Ø^Q^ben bt^tte, 
entrei^en unb fie auf baå ©dblimmfte norgubereiten. 

Slaria røar tief erfcbiittert, aber fie trug ibren groSen 
©d^merg mit ber ®rgebung unb ^affung, bie febrøergepruften 
^Kenfcben eigen ift. 

Sie Soebter beå Slduberbauptmannå obroobl fie in= 
groifdj)en eine reid^e @rbin geroorben, nx^t baran gebad^t, ibren 
©eliebten mieber aufgufu^en, gefebmeige gu 
fiircbtete gu febr, baj ibr unb Son g^auftinoå ©eift, bie fic 
mit ibrem Siebeåfanatiåmuå burej emige 33anbe uereint gtaubte, 
menn Jje alå gmei §dlften eineå ©angen, bureb einen ungliict' 
lieben ^ufall im Seben gerriffen miirben, aud^ im emigen Seben 
getrennt bleiben miltten. 

9lun aber, alå ber ©terbenbe im SSorgefiibl feineå Sobe§ 
ben SBunfd^ auåfpracb, 5Rariafolle fein angetrauteå 2Beib merben, 
gogerte fie niebt, feinem SBiHen gu geboreben, unb rief felbft 
^^ater fpiiton b^rbei, um ibn uon ber beoorftebenben SSermdb^ 
lung gu unterrid^ten. 

Saå SBieberfeben mit feiner emigen greunbin unb bie Si^t' 
erfd^einung feiner munberfebonen Soebter b^^tten Son gauftino 
^reubig belebt unb fii^e .^offnung unb trbftlicber ©laube gogen 



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in ba§ ©cmilt beg ®al^infci^eibcnben, ber biefe ©efiil^Ie fo lange 
unb fd^tnerj^Iid^ entbel^rt Isatte. 

SBenige ©tunben fpdter rourbe unter bem Seiftanb S)on 
3 uan gemanbej’, beg Strgteg ®oItor 6aIoo, SRefpetiHag unb 
ber ^augfrau burd^ ^ater $inon, nad^ einge^olter ©rlaubnig, 
bie SCrauung beg Son g^iuftino Sope^ be 3Kenbo§a unb 9Jlariag, 
ber Scepter oon ^ofelito el ©eco feierlid^ ooHjogen. @g røar 
eine traurige 3Semtdl^lung; fein 2luge blieb trocten unb bie 
^tngel^origen Son 3‘auftinog roeinten ^eijge S^rdnen. 

Sag 3iKaria nor bem ^riefter gab, toar 

Son gauftinog le^teg SOBort. 


3loå) ftel^t oag ftolje ©^lofe ber Stenbojag unb aud^ bag 
Silb ber 6opa, metd^eg ^Karia, mie Son ^uan gernanbeg ner* 
ftc^ert, roirfliq fpred^enb dl^nlié fein foll, ift bort nod^ oor^anben. 

Son ^mn Isatte bag ©d^tofe ber SDlenbogag angefauft, 
TOeil er ben 2Bol^nfi$ biefer eblen familie, beren le^te ©lieber 
fo unglucflid^ geroefen unb feinem eblen §erjen fo na^e ge= 
ftanben, unb beren Slnbenfen er i^od^ l^alten mottte, feinen 
fremben ^dnben iiberlaffen mod^te. 

SRefpetiHa, ber injmifd^en ^acintica, bie friil^ere ©efeU« 
fd^afterin 3^ofitag, gel^eiratet Isatte unb SSater mel^rerer ^inber 
loar, oerblieb in feiner friil^eren ©tettung alg SSerroalter unb 
berool^nt mit feiner familie bag untere ©toefrøerf beg ^aufeg, 
mit ber §eiterfeit, bie ibn ftetg auggeid^nete, fein ©liicf ge- 
niegenb. Ser erfte ©toer ift oerfd^loffen unb ber Srinnerung 
geroci^t. 9iur bie ©eifter oermogen bort ein^ubringen, ooraugs 
gefe^t, ba^ eg ilpnen belieben foHte, bie 9ldume aufjufud^en, 
roo fie geiebt, geliebt unb gelitten l^aben. 

^n einer Kammer beg §aufeg lebt aud^ nod^ bie alte 2lmme 
SSicenta, bie fid^ nur bem Itnbenlen il^reg geliebten unoerge^- 
lieden gauftinito mibmet. 

Sie treue 2llte bemal^rt in einer Srul^e, mie bie attertoft^ 
barften Sleliquien, Son ^auftinog Sottorl^abit, bie Uniform 
ber 9lationaImilii^ unb bie Uniform, bie er alg 9)iitglieb ber 
Slitterfd^aft oon 9lonba trug, unb geigt biefelben mit unenb» 
lid^em ©tolg. 

Son ^uan aber pflegt beim 2lnbIidE berfelben gu fagen, 
inbem fein ganger §a^ gegen bie gttuftonen, bie nod^ im l^eutigen 
Spanien graffieren, baburd^ mai^gerufen mirb: „Siefe ©egen-- 
ftdnbe oer^nnbilbUdJen ben Untergang meineg SHeffen. Sag Softor* 



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l^abit bie ©itelfeit in ber SBiffenfd^aft, bie ^ebanterie in ber 
^Bilofopbie, bie wnb bie Unfid^er|eit in allem, rt>aé 

gefunbe ©nerde im Seben nerlanøt. ®ie Uniform ber 9lationaI= 
milig ift ein ©al^rgeici^en ber SSermirrung, ber Unrul^en unb ber 
Unorbnung, bie røir aué ber 3^reil^eit gerøonnen l^aben; unb 
bie 9iitteruniform oon SHonba ift baS ©pmbol ber ^belSnxanie, 
burd^ meldte bie S^rdgl^eit, bie Serfd^menbunggfud^t unb bie 
Unfd^igfeit gu jenen Seiftungen grojsgegogen mirb, meld^en bie 
^iationen ©rb^e unb 2Bol^lftanb oerbanfen. 


©nbe. 




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