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Full text of "Vergleichend-anatomische und histologische Untersuchungen über die männlichen Geschlechts- und Harnwerkzeuge der nackten Amphibien"

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fiacklen  Ämphiblt^Di 


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HARVARD  UNIVERSITY 


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OF  THE 


Museum  of  Comparative  Zoölogy 


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Vergleichend -anatomische  und  histologische  Untersuchungen 


über 


die  mäimliclien  Geschiedits-  «iid  llariiwerkzeuge 


der 


naekteii  Aiiiphihien, 


voll 


»r.  F.  H.  ^idder, 

Professor    d  c  i    Physiologie    in    D  o  r  [i  ;<  ( . 


Mit  drei  lithographirUn   Tnf'iln. 


Verlag    von    E.    J.    K  a  r  o  w. 


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MCZ  LIBRARY 
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Der  Druck  ist  unter  «1er  Bedingung  erlaubt,    dass   nacli  Vollendung   desselben   die  gesetzliche 
Zaiil   Exemplare  der  Censurcomität  überliefert  werde, 

Censor  S  ahmen. 
Dorpaf.  den  30,  Mai  1846. 


©S2^s5ö2  i?^igwii5a^  ik^si^mmm^ 


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PROFESSOR     DER    PHYSIOLOGIE    IV    HALtK, 


W    I    D    M   K   T       DIESE       S   C    H    K   1   F   T 


DER    VERFASSER. 


INHALT. 


und 


Killleitung. 

Erstf  /l.btlieiltäKig'.      Gescliiclitliche  Uebersiciit  der  bislierigen  Untersiicliiiiigen  über 

und  Saamenausfüliriingsgänge  der  nackten  Aniphibitn 
Zweite  Abtheilungf.     Nene  Lliitersucliungen  über  die  Harn - 

Saamenausfiihrungsgäiigc  der  nackten  Amphibien 

1)  rana 

2)  bufo 
5)  triton 

4)  salamandra 

5)  menoporaa 

6)  axoiotl 

7)  proteus  anguinns 
Dritte  Abtlieiliin§'.     Untcrsucluingen  über  die  Textur  der  Niere 

überhaupt  und  der  Tritonniere  insbesondere     .  .  .  , 

Vierte  /Ibtliciliing.     Bemerkungen  zur  Genesis    der   männlichen 

Geschechts-  und  Ilarnwerkzeuge       ...... 

Erklärung  der  Abbildungen  .         .         .         .         .         . 


ngen  ü 

jer 

die  Harn 

6.   - 

§§ 

l-ll 

18.  - 

§§ 

12  -  37. 

18.  — 

11 

12  —  18. 

26.  - 

11 

10  —  21. 

31.  — 

n 

22  -  29. 

40.  — 

11 

30. 

41.  — 

11 

31  -  33. 

43.  — 

11 

34  -  33. 

49.  - 

11 

36- £7. 

31.  - 

11 

38-44. 

64.  — 

11 

43  —  30. 

75. 

* 

D  i-  II  Ca    V  0  II    H  e  i  II  r.    L  a  a  k  m  a  ii  ii    i  ii    I)  o  r  \t  a  t. 


EINLEITUNG. 


D. 


ie  in  den  letztvcrflosseneii  Jahren  durcligefiilirten  Arbeiten  im  Gebiete  der  feineren 
Anatomie  Iiaben  sclion  melirfacli  zu  der  Flrkeniitniss  geführt,  dass  Organisationsverhältnisse,  deren 
Ermittlung  wir  der  Anwendung  vervollkommneter  Hilfsmittel  verdanken,  und  nur  durcli  diese  für  aus- 
führbar halten  zu  müssen  glaubten,  von  den  Forscliera  einer  längst  entschwundenen  Zeit  fast  eben  so 
vollständig  gekannt  waren.  Es  hat  sich  öfters  ergeben,  dass  unsere  Vorgänger  in  niclit  wenigen 
und  nicht  \mwichtigen  Dingen  Kenntnisse  erworben  liatteii,  die  von  den  folgenden  Generationen 
gewiss  nur  desslialb  übersehen  oder  selbst  ganz  vergessen  wurden,  weil  es  an  Principien,  denen 
sie  untergeordnet  werden  konnten,  zur  Zeit  ihrer  Gewinnung  noi'li  mangelte,  weil  sie  noch  nicht 
als  erwünsclitc  Antwort  auf  bestimmte  Fragen  gehen .  und  daher  nirgends  einen  geeigneten  und 
beständigen  Platz  angewiesen  erhalten  konnten.  Ich  erinnere  in  dieser  Beziehung  nur  an  Leeu- 
ireiikoelc's  bekannte  Darstellung  der  Textur  der  Zähne,  aw  Fonlnna's  Angabe  über  die  Formclemente 
der  äussern  llautbedeckungen  des  Aals,  an  die  schon  von  ratci  gegebene  Beschreibung  der  neu- 
erdings, nach  et>\a  hundert  .Jahren,  abermals  entdeckten  und  als  Paci/t/scUt.'  Körperchen  beschrie- 
benen, cigentliümlichen  Tlieile  an  manchen  feinen  Nervenästchen.  —  Aber  nicht  bloss  in  solchen 
die  feinsten  Elemente  der  organischen  Formen  betreffenden  histologischen  Untersuchungen  haben 
«ir  die  Geschicklichkeit.  Ausdauer  und  Schärfe  früherer  Beobacliter  noch  Jieutc  rühmend  und 
dankbar  anzuerkennen  :  selbst  in  leichter  zugänglichen  Erfahrungen  früherer  Tage  hat  die  Folge- 
zeit manches  unbeachtet  gelassen  oder  selbst  gemeint  verbessern  zu  müssen,  was  bei  erneuerter 
Untersuchung  als  wohlbegründete  und  bedeutungsvolle  Thatsache  sich  Iierausstellt.  Zum  Beweise 
für  diesen  Ausspruch  werde  ich  auf  den  folgenden  Blättern  das  Vcrhältniss  zwischen  den  Harn- 
und  Geschlechtsorganen  einiger  nackten  Amphibien  besprechen.  Unter  diesen  ist  namentlich  der 
Frosch  in  den  beiden  letzten  Jahrzehcntcn  von  der  Mehrzahl  der  mit  physiologischen  Arbeiten 
beschäftigten  Forsclier  fast  täglich  benutzt  worden,  und  wohl  hätte  man  meinen  dürfen,  dass  we- 
nigstens in  organographisclier  Beziehung  derselbe  vollständig  gekannt  sei.  Wenn  sich  nun  zeigen 
wird,  dass  dem  nicht  so  ist.  so  mag  diess  ein  abermaliger  Beleg  dafür  sein,  welche  unerschöpfliche 


6 

Fundgrube  wichtiger  Tliatsacheii  dieses  unschätzbare  Thier  darbietet,  wie  uel  noch  an  der  voll- 
ständigen anatumischeii  Kenntniss  selbst  dieses  Geschöpfes  fehlt,  das  scliou  bisher  mehr  als  irgend 
ein  anderes  zu  den  mannigfaltigsten  und  bedeutendsten  anatomischen  und  physiologischen  Unter- 
suchungen gedient  hat,  und  wie  sehr  daher  selbst  die  von  der  Anatomie  gebotenen  Grundlagen  für 
die  Lehre  vom  organischen  Geschehen  das  Gepräge  der  Mangelhaftigkeit  und  Unsicherheit  noch 
an  sich  tragen  müssen.  Und  nicht  bloss  der  Umfang  und  die  Schwierigkeit  des  Gegenstandes 
bedingen  diese  Mangelhaftigkeit,  sondern  auch  die  geringe  Rücksicht,  die  manchem  schätzbaren 
Fund  der  Vorzeit  zu  Theil  ward.  Wenn  diese  Schrift  auch  dazu  beitragen  sollte,  neben  der  Lust 
und  Freude  an  den  Leistungen  der  Gegenwart,  den  Arbeiten  der  Vergangenheit  eine  mehr  als 
bloss  äusserliche  Aufmerksamkeit  und  Beachtung  zuzuwenden,  so  wird  sie  alles  leisten,  was  ich  ihr 
zu  wünschen   und   von    ihr  zu  hoffen  wage. 

Ueber  den  Gang  der  Untersuchung  des  auf  den  folgenden  lilättern  abgehandelten  Gegen- 
standes wird  die  Schrift  selbst  die  erforderliche  Auskunft  geben.  Um  Missverständnissen  vor- 
zubeugen sehe  ich  mich  aber  veranlasst  schon  hier  zu  bemerken,  dass  ich  von  den  im  19.  Bande 
der  comptes  rendus  niedergelegten  Memoires  Duvei noi/'s  über  die  „organes  genilo-urinaires 
des  reptiles"  erst  Kunde  erhielt,  nachdem  meine  Abhandlung  schon  geschlossen  und  zur 
Veröffentlichung  vollkomnun  vorbereitet  war.  Nur  durch  eine  unerwartete  Verzögerung  des 
Druckes  ist  es  mir  glücklicher  Weise  möglich  geworden  einige  jene  Arbeiten  berücksichtigende 
Bemerkungen  nachträglich  anfzunelimen.  Diess  bitte  ich  in  Erwägung  zu  zielieii,  wenn  nach  diesem 
Vorgänger  manche  der  von  mir  gelieferten  Beschreibungen  zu  sehr  ins  Einzelne  gehend  befunden 
werden  sollten ,  wie  ich  denn  auch  z\ir  Entschuldigung  mancher  Mängel  in  der  Darstellung  auf 
diesen  Umstand  hinzuweisen   mir  erlaube. 

JN'icht  umhin  kann  ich  endlich  der  Unterstützung  und  Theilnalwue  zu  gedenken,  durch  welche 
von  mehreren  Seiten  hei*  die  folgenden  Untersuchungen  gefördert  wurden.  Die  Herren  Akademiker 
Brandt  und  Middendorf  in  St.  Petersburg,  so  wie  meine  wcrllicn  Collegen  Reichert  und  Grube, 
als  Vorsteher  der  hiesigen  anatomischen  und  zoologischen  Sammlungen,  haben  mich  theils  mit 
litterarischen  Hilfsmitteln  bereitwillig  unterstützt,  theils  auch  manches  seltene  und  schätzbare 
Untersuchnngsmaterial  mit  anerkennenswcrtliester  Bereitwilligkeit  mir  zur  nneingescliränkten  Ver- 
fügung gestellt.  Zu  ganz  besonderem  Danke  bin  ich  jedoch  meinem  lieben  Freunde  Dr.  Schneider, 
Prosector  am  hiesigen  anatomischen  Theater,  für  die  Hilfe  verpflichtet,  die  er  durcli  seine  Erfah- 
rung und  seltene  Gesclilckliclikeit  in  feinen  Injectionen,  mit  nicht  geringem  Zeitverlust  für  seine  eigenen 
Untersuchungen,  mir  zu  Theil  werden  Hess  ;  denn  nur  dadurch  w nrdc  es  möglich,  den  behandelten 
Gegenstand  auf  einem  bisher  noch  nicht  eingesclilagenen  Wege  zu  verfolgen  und  aufzuklären. 
Endlich  wäre  es  mir  niclit  möglich  gewesen  die  beigegebenen  Abbildungen  zu  liefern,  wenn  nicht 
einer  meiner  fleissigsten  und  talentvollsten  Zuhörer,  der  Stud.  med.  W.  v.  Bock,  seine  geübte 
Zeichnerhand  mir  hilfreich  dargeboten  hätte.  Ihnen  allen  sei  hiermit  öffentlich  Dank  gesagt;  in 
unserem  von  den  grossen  Sammelplätzen  wissenschaftlicher  Hilfsmittel  so  entfernten  Orte  kann 
etwas  nur  einigermaassen  Befriedigendes  in  der  That  kaum  anders  zu  Stande  kommen,  als  wenn 
auf  solche  thälige  Theilnahme,  sobald  sie  gesucht  wird,  auch  mit  Sicherheit  gerechnet  werden  darf. 


Erste    Abi  heil  ung. 

Cicschielitliclic  Uobersiclit  der  bisherige»  Lliitersiiciiiingeii  über  die  llarii- 
uiid  Saaineiiaiisfiiiiriiiigsgänge  der  iiaekfeii  ^%itipliibien. 

§.  I.  Swammeidam,  gleicli  ausgezeichnet  diircli  den  Fleiss,  mit  dem  er  im  Buclie  der  \atur 
zu  lesen  siiclite,  wie  durch  die  Treue  der  Beobaclituiig  und  Scliarfe  in  Auffassung  des  Gesehenen, 
war  der  erste  und  fiir  lange  Zeit  der  letzte,  der  über  den  Bau  der  Gesclilechtstheile  der  Ba- 
trachier  und  naraentüoh  des  Frosches  ausfiilirliche  Beobachtungen  veröffentlichte.  In  seinen  un- 
sterblichen biblia  natnrac  '3  spricht  er  sicli  iiacli  Beschreibung  der  äussern  Form  und  Lage  der 
Hoden,  und  nacli  Angabc  ihrer  '/usaninicnsctzuug  aus  feinen  Kauälen  über  ihr  \^citercs  Verhältniss 
folgcndermaassen    aus"):    ex  interno    tcstic\ilorum    latcre    nonmilia  pulhilant  ^ascula  majnscula,  alia 

simpiicia,  alia  in  ranios  partita,  quac  scmen c  testiculis  evehunt Ilaec  ^ascula  paullatim 

versus  renes,  quibus  teslicuii  incumbuut,  progrediuntur,  et  tunicara  renuin  in\csticntcm  perforantes, 
variisquc  raniis  pcrcursantes,  tandem  in  deferens  vas  sesc  inserunt.  Vasa  auteni  isthaec  dcferentia 
exteriiam  rcn\im  oram  occupant,  ibiquc  cum  vasculis  seminalibiis  modo  memoratis  conjungnntur. 
Heic  vero  probe  animad^ertciwlnin  est.  qnod  renes  suum  quoquc  lotinni  per  idem  istud  deferens 
vas,  per  quod  testiculi  in  coitn  scmen  suuni,  exccrnunt.  queniadmodum  in  hominibus  etiam  semen 
atque  iirina  eandcm  per  iircthram  cvacuantur  ....  dum  in  ranis  suramns  Architectus  idem  illud  vas 
ad  \i(rumque  finem  destinavit.  quod  quidem  idco  forte  sie  est  oonslitutum.  i|uoniam  et  partium  in 
tarn  parvo  corpuscuio  locandarum  numerus  erat  contrahendus  ,  et  semen  nonuisi  seniel  quo\is  anno 
a  rana  excerni  debebat.  —  Ferner  heisst  es  ebendaselbst  pag.  796 :  ....  vesica  urinaria,  in  quam 
uriiia  per  uretcrcs,  qui  siniul  vasorum  dcfercntium  muncre  funguutur,  deducitur.  So  hatte  also 
Swammeidam  aufs  entschiedenste  es  ausgesprochen,  dass  Hoden  und  Nieren  einer  Körperseite 
ihr  Secrel  in  einen  beiden  gemciusdiartlichcn  Auslührungsgang  ergicssen  :  und  dass  er  dieses  Er- 
gebniss  nicht  ohne  vorliergegaugene  Z\\eifel  >ind  dadurch  veranlasste  «iederholte  Untersuchungen 
angenommen  habe,  ergiel)!  sicIi  aus  den  \Vortcn:  quum  deferentia  isthaec  primum  detexisseni,  in 
urcteres  niox  diligenter  iuquirebam.  quanJoqnidcni  imaginär!  vix  mihi  poteram  tanti  momenli  duobus 
adeo  diversis  usibus  iiiservire.  Dass  der  am  äussern  Rande  der  iViere  liegende  und  zugleicli  den 
Saamen  fortführende  Ausführungsgang  aber  eigentlich  der  Ureter  sei,  schloss  a>ich  schon  Siram- 
merdam  :  at  observabani  dein  urcteres  etiam  in  rana  femina  similem  in  modum  esse  comparatos. 

§.  2-  Bald  nach  dem  Erscheinen  von  Su'ammcrdum'n  Werken  nahm  um  die  Mitte  des 
18.  Jahrhunderts  liosel  von  Hosciihof  diesen  Gegenstand  wieder  auf,  indessen  olme  Siramme/dam's 
Angaben  mit  der  erforderlichen  Sorgfalt  zu  prüfen,  und  dennoch  denselben  öfters  geradezu  wider- 
sprechend. So  stellt  er  zwar  *;  auf  tab,  Y  fig.  U  von  rana  temporaria  mehre  Fäden  dar,  die  von 
dem  inneren  Rande  des  Hoden  zum  innern  Rande  der  Niere  gehen,  bemerkt  aber  dazu  auf  pag.  16 : 


1)  die  erst  in  den  .lalircn  1737  und  17:58.    also  l'asi  seilizig  Jalire    nacli  dem  schon  1680  eifolslen  Tode  ihres 
Verfassers  von  ßorihavc  herausgegeben  wurden. 

2)  hild.  naiiir.,    loni.  II,  pag.  795. 

3)  in  seiner  bekannten  ^alurgesiliiclile  der  Frösche,  iillere  Ansgahe  Nürnberg- 1758.  neuere  Ausgabe  1800  u. 
ISOl  :  die  Tafeln  sind  in  beiden  Ausgaben  ganz  gleich,  die  Citalc  be/.iehen  sich  auf  den  Text  der  neuern  Ausgabe. 


8 

überdies  habe  ich  auf  den  Nieren  auch  einige  Falten  iiud  Ungleichheiten  wahrgenommen,  aber 
eben  so  genau  nicht  untersucht,  ob  solches  die  Saamengefässe  seien,  welche,  wie  Swaminerdam 
sagt,  den  Saanien  aus  den  Geilen  fiiliren,  über  die  Nieren  hinlaufen,  und  in  die  Gelasse  gehen, 
die  ihn  in  die  Saanienbläslein  bringen.  —  Ferner  heisst  es  auf  pag.  17 :  an  dem  äussern  oder 
hintern  Rande  der  Nieren  läuft  ein  Kanal  herab,  der,  nach  Swanimerdani's  Berichte,  sowohl  den 
Harn  aus  den  Nieren  in  die  Blase,  als  auch  den  Saamen  aus  den  Geilen  in  die  Saamenbläslcin 
führt.  Dagegen  wird  aber  auf  pag.  18  die  Beschreibung  der  fig.  1  tab.  VI  geliefert,  in  welcher 
völlig  gesondert  von  einander  zwei  Kanäle  —  kk  —  dargestellt  werden,  die  „von  den  Geilen  in 
die  Saanienbläslein"  und  zwei  andere  —  11  —  die  „von  den  Nieren  in  die  Harnblase"  gehen.  Da 
man  jetzt  allgemein  weiss,  dass  bei  den  Fröschen  eben  so  wenig  als  bei  andern  Amphibien  ein 
directer  Zusammenhang  zwischen  Nieren  und  Harnblase  Statt  findet,  so  crgiebt  sich  schon  hieraus, 
dass  Basel  sich  geirrt  habe.  Die  von  ihm  als  Harnleiter  bezeichneten  Theile  sind  höchstwahr- 
scheinlich die  Hauptstämme  der  zuführenden  Nierenvenen,  seine  Saamengänge  sind  dagegen  die 
nach  Ä/'«//i/«e/(/«;«  als  Ureter  und  vas  deferens  zugleich  fungirenden  Kanäle,  von  dciien  Äösc/ jedoch 
fälschlich  angiebt,  dass  sie  in  das  untere  Ende  der  Hoden  übergehen.  -^  Bei  den  andern  Frosch- 
arten, die  Rösel  beschreibt,  werden  die  hier  fraglichen  Ausführungsgänge  gar  nicht  weiter  berück- 
sichtigt; doch  zeigt  fig.  2  auf  tab.  Xll  die  inneren  Organe  \on  hyla  viridis,  «o  eigene  Auslührungs- 
gänge  des  Hoden  nicht  angegeben  sind,  und  nur  >om  unteren  Ende  jeder  Niere  ein  gegen  die 
Afteröffnung  hingehender  Gang  gezeichnet  ist,  der  jedocli  im  Texte  nicht  beschrieben  wird.  Auf 
tab.  W  fiff.  2  ist  ^on  rana  esculenta  ein  am  untern  Ende  des  Hoden  über  die  vordere  Nieren- 
fläche  der  Länge  nach  herabgehender  und  bis  an  die  Saamcnblasen  reicliender  Gang  gezeichnet, 
aber  ebenfalls  im  Texte  nicht  weiter  erläutert.  Auf  tab.  XIX  fig.  4  sind  die  männlichen  Geschlechts- 
theile  von  bufo  cinereus  dargestellt,  und  dazu  auf  pag.  59  bemerkt  „hinter  den  Geilen  kommt  an 
der  Rückseite  der  beiden  Nieren  ein  dünner  Kanal  —  e  e  —  zum  Vorschein,  der  sich  bis  in  den 
Mastdarm  erstreckt,  aber  auch  unter  den  Geilen  und  blätterförmigen  .Anhängen  ^Feltkörpern)  nocli 
weiter  in  die  Höhe  läult."  Diese  beiden  Kanäle  hält  llösel  für  die  Saamcnblasen  ;  ohne  Zweifel 
waren  sie  jedoch  der  gemeinschaftliche  Ausführuiigsgang  von  Hoden  und  Nieren.  —  Aehnliches 
findet  sich  auf  tab.  XXI,  X\I1I  und  XXIV  von  bufo  igneus,  ten-eslris  und  and. 

§.  5.  War  es  nun  die  mangelhafte  Berücksichtigung  oder  selbst  vermeintliche  Berichtigung, 
die  Swammerdain's  interessante  Entdeckung  schon  durch  Rösel  erfuhr,  oder  waren  noch  andere 
Umstände  daran  Schuld:  —  geniig,  das  merkwürdige  F'actum,  dass  zwei  Drüsen,  die  ganz  hetero- 
gene Producte  liefern,  solche  durch  einen  in  seiner  ganzen  Länge  beiden  Organen  gemeinschaft- 
lichen Ausführungsgang  nach  aussen  führen,  schien  schon  in  der  nächstfolgenden  Zeit  ziemlich  un- 
beachtet zu  bleiben.  Wenigstens  findet  sich  selbst  bei  Hallet  keine  Erwähnung  desselben,  viel- 
leicht weil  Haller,  dem  die  Erklärung  der  Lebensersclieinungen  des  niensclilichen  Organismus 
zunächst  am  Herzen  lag,  ein  hierzu  nicht  unniiltelbar  brauchbares  Factum  aufzunehmen  keine  Ver- 
anlassung sah,  und  überhaupt  von  der  Brauchbarkeit  der  Frösche  zur  Beantwortung  von  Fragen 
aus  der  Physiologie  des  Menschen  nicht  viel  hielt,  wie  er  denn  unter  andern  sagt:  '}  ....  si  id  animal 
(sc.  rana)  recte  cum  homine  potest  coniparari.  —  Bei  dem  Einflüsse,  den  Huller's  grosses  Werk 
mit  Recht  ausübte,  ist  es  denn  auch  erklärlich,  wie  eine  Thalsache,  die  er  der  Erwähnung  nicht 
werth    gehalten   hatte,    keine    weitere  Berücksiclitigung   fand,    und    weder    bestätigt   noch    widerlegt 


1)  Element,  physiolog.  lom.  VII,  pag.  454. 


9 

wurde.  Fast  ein  Jahrliuudert  verging  nach  Bekanntmachung  von  Sicammerdam's  Untersuchungen, 
ehe  die  Anatomie  des  Frosches  und  namentlich  seiner  Geschlechtsorgane  wieder  anfgenomnieu 
wurde  ;  die  Idee  in  der  diess  gescliali  war  aber  nunmehr  eine  ganz  andere.  Wenn  Swammerdani  in 
kindlicher  Bewunderung  der  Werke  des  Schöpfers  die  Thierwelt  emsig  durchsuchte,  um  hierin 
Nahrung  für  Herz  und  Gemüth  zu  finden,  und  Lösung  bestimmter  wissenschaftlicher  Probleme 
nur  selten  sein  eigentliclies  Ziel  gewesen  zu  sein  scheint,  —  so  trat  in  der  Folgezeit  diese  naive 
und  unbefangene  Anschauung  der  Wunder  der  Natur  mehr  und  mehr  in  den  Hintergrund  gegen  die 
vom  Verstände  geforderte  Beantwortung  gewisser  Fragen  der  Wissenscliaft  und  den  darnach  berech- 
neten Forschungen.  Und  wie  auch  sonst  im  Leben  häufig  genug  geschieht,  dass  dem  berechnenden 
Verstände  gegenüber  das  volle  und  warme  Herz  den  Kürzeren  ziehen  muss,  so  scheint  es  denn 
auch  unserm  Swammerdani  ergangen  zu  sein. 

H.  Rathke  war  es ,  der  in  seinen  Beiträgen  zur  Geschichte  der  Thievwelt ')  den  fraglichen 
Gegenstand  znerst  wieder  aufnahm,  und  in  der  Darstellung  des  Entwickelungsganges  der  Geschlechts- 
theile  aller  Wirbelthierclassen  auch  bei  den  Fröschen  diesem  Apparat  eine  ausführliche  Beschreibung 
widmete.  Da  er  sich  hierbei  mehrfach  auf  das  über  die  geschwänzten  Batrachier  Mitgetheilte 
beruft,  so  will  ich  seine  Angaben  in  Bezug  auf  den  männlichen  Geschlechtsapparat  der  Urodelen 
in  der  Kürze  hier  wiederholen,  halte  es  jedoch  für  passend,  auch  hierüber  einige  geschichtliche 
Bemerkungen  vorauszuschicken. 

§.  4.  Wenige  Jahre  vor  dem  Erscheinen  von  Stvammerdam''s  Schriften,  aber  an  fünfzig 
Jahre  nach  dem  Tode  ihres  Verfassers,  hatte  Dufay")  Untersuchungen  über  äussere  Form, 
Lebensweise  und  einige  anatomische  Verhältnisse  der  in  und  bei  Paris  vorkommenden  Wasser- 
Salamander  mitgetheilt.  Auch  die  GescMech  aftheile  und  deren  accessorische  Drüsen  waren  hierbei 
berücksichtigt  worden,  und  über  die  männlichen  Organe  bemerkt  Dufay  a.  a.  0.  pag.  148  unter 
Anderm  Folgendes:  il  y  a  le  long  de  l'epine  depuis  eniiron  le  tiers  de  sa  longueur  ä  comraencer 
par  le  col  jusqu'au  canal  commun  (i.  e.  Kloake)  deux  petits  tuyaux  blancs  (?),  que  j'appelle 
canaux  deferens,  qui  fönt  plusieurs  plis  et  replis,  et  qiii  se  terminent  en  devenant  ä  rien  par 
leur  partic  superieure,  et  aboutissent  vers  l'anus  ä  l'extremite  d'un  petit  fa'sceau  de  filets  blancs, 
qu'on  peut  regarder  comme  les  vesicules  seminales,  faisceau  qui  renionte  le  long  du  canal  deferent 
et  des  reins.  —  Nachdem  Dufay  darauf  die  wechselnde  Zahl  und  Form  der  Hoden  beschrieben, 
fährt  er  also  fort :  la  partie  supe'rieure  de  chaque  testicule  est  attache'e  au  sac  pulmonaire  par  un 
petit  vaisseau  ligamenteux,  ou  pliitöt  ce  petit  vaisseau  ne  fait  que  passer  dans  la  membrane,  qui 
attache  le  sac  pulmonaire,  et  va  se  perdre  dans  la  meme  membrane  proche  du  canal  deferent, 
qu'elle  enveloppe  aussi :  il  y  a  apparence,  que  c'est  ce  vaisseau,  qui  sert  a  conduire  la  semence 
dans  le  canal  deferent,  car  c'est  la  sei-'e  coramunication ,  qui  paroisse  y  avoir  du  testicule  ä  ce 
canal  dans  tonte  sa  longueur.  Bei  den  geschwänzten  Batrachiern ,  im  Sinne  Dumerü's  und 
Brogniart's,  halte  also  Dufay  nicht  nur  nichts  Aeluiliches  wie  Swammerdam  bei  den  Fröschen 
gefunden,  sondern  d-e  Ausführungsgänge  des  Hoden  überhaupt  nicht  wahrnehmen,  und  nur  Ver- 
muthungen  über  den  Zusammenhang  von  Hoden  und  Saamenleiter  äussern  können. 

§.  S.  Auch  in  der  Anatomie  dieser  Thiere  trat  nun  aber  ein«  fast  ein  Jahrhundert  dauernde 
Pause  ein,   die  in  bemerkenswertlier  Weise  erst  im  Jahre  1819  durch  Conßgliackis  und  Rusconfs 


1)  I.  Abtheiliing.  Halle  1820.  II.  Abllieil.  IS'24,  III.  Abtheil.  1825,   IV.  .-VblbeU.  1827. 

2)  Meinoires  de  Tacademie  des  sciences  de  Paris,   .\nnee  1729. 

2 


10 

Arbeit  über  den  Proteus  anguinus  unterbrochen  wurde.  Denn  was  Schreibers^')  über  dieses  Tliier 
niittheilte,  lieferte  wenig  für  die  Anatomie  desselben,  und  so  gut  wie  gar  nichts  zur  Kenntniss  von 
dessen  Geschleclitstheilen.  Ovarien  u:id  Nieren  werden  nämlich  nur  vermutliungsweise  bezeicluiet"), 
und  des  männlichen  Geschlechtsapparats  geschieht  gar  keine  Erwähnung;  überdiess  ist  das  daselbst 
als  Niere  bezeichnete  Organ  ohne  Zweifel  das  vas  deferens^).  Aehnliches  gilt  von  Cuvier's  Ab- 
handlung über  zweifelhafte  Reptilien*);  die  Gcsclilcchtsorgane  von  Siren,  Axolotl  und  Proteus 
werden  nur  kurz  erwähnt,  und  zwar  nur  die  weiblichen,  da  unglücklicher  Weise  Cuvier  keine 
männlichen  Exemplare  zu  Gebote  standen^).  Auch  Oken'')  in  seinen  Bemerkungen  über  den  01m 
(Proteus  anguinus)  erklärt,  das  3Iäunchcn  desselben  nicht  zu  kennen.  Die  genannten  italienischen 
Naturforscher*)  aber  sprechen  gleich  im  Eingänge  ihrer  Mittheilungen  über  die  Zeugungsorgane 
des  erwähnten  Thieres  ihr  Lcdauern  darüber  aus,  dass  sie  manche  Punkte  nicht  vollständig 
ermitteln  konnten,  ii:i:1  andere  ganz  im  Duni  ein  lassen  musstcn  (qualche  pui>to  o  non  abbastanzo 
rischiarato,  o  forse,  o  senzi  forse  qualche  punto  inviluppato  del  bujo).  Zu  diesen  dunkeln  Punkten 
gehört  nun  besonders,  dass  sie  von  einem  Ausführungsgange  des  Saaraens  keine  Spur  finden 
konnten  Cma  iie  di  serbatojo  di  seme  nc  di  verga,  o  picciola  o  grande  che  fosse,  moi  non  abbiamo 
veduto  indizio  veruno,  e  non  cl  veune  neppur  fato  di  scorgere  i  vasi  deferenti,  pag.  85);  doch 
sahen  sie  vom  Testikel  einige  Gefässe  zum  Ureter  gehen,  und  ein  anderes  kleines  Gefäss,  das 
vom  hintern  Tlicil  des  Testikels  zum  untern  Theil  des  Darmkanals  zu  gehen  schien,  ohne  jedoch 
darüber  entscheiden  zu  können,  ob  diess  Ausführungsgänge  des  Saaraens  seien  (ma  se  questi 
vasellini  o  cannellini  sian  i  condotti,  pei  quali  questi  animali  si  scaricano  dclT  umore  prolifico, 
moi  non  sapremmo  con  certezza  asserirlo).  Zugleich  bemerken  sie,  dass  sie  beim  Proteus  nicht 
gefunden  hätten  jene  bei  den  Männchen  der  Wassersalamander  bekannten  beiden  Körper,  die 
hinter  und  neben  der  Urinblase  liegen,  und  aus  unregelmässig  gewundenen  Gefässchen  bestehen. 
Hier  meinen  die  Veffasser  ohne  Zweifel  die  schon  von  D/ifay  für  Analoga  der  Saamenblasen 
gelialtenen  Körper,  die  auch  sie  für  einen  Theil  des  Geschlechtsapparates  ansehen,  da  sie  dieselben 
im  Frühlinge  dicker  als  zu  anderer  Jahreszeit  und  mit  einer  weissen  milchähnlichen  Flüssigkeit 
erfüllt  fanden,  pag.  84.  Die  Disposition  der  Harnleiter  soll  beim  Proteus  derjenigen  der  Sala- 
mander sehr  ähnlicli  sein,  pag.  87;  bei  den  Älännchen  nämlich  gehen  sie  zur  Seite  der  Wirbel- 
säule hoch  hinauf,  in  diesem  vorderen  Theiie  vielfach  geschlängelt,  am  hinteren  Tlieiie  der  Niere 
gradlinig,  mehr  und  mehr  sich  einander  nähernd,  und  durch  eine  gemeinschaftliche  Oeffnung 
in  den  Darmkanal  einmündend.  Bei  den  Weibchen  dagegen  sind  die  Urctereu  weniger  geschlängelt, 
gehen  nicht  über  die  Nieren  hinaus,  und  laufen  immer  am  vordem  und  äussern  Rande  der  Nieren 
hin.  Dieser  Unterschied  zwischen  den  3Iäiincheu  und  Weibchen-  lässt  schon  die  Verfasser  verniu- 
llieu,  dass  die  Ureteren  der  Männchen,  ausser  der  Leitung  des  Urins,  noch  ein  anderes  Geschafft 
haben    (che    gli    uretcri   del   maschi    abbiano    qualch   altro    officio  ollre   quella   di    condurrc  l'orina. 


1)  PliilosopLicai  TransaclioDS  for  llie  year  ISOl,  pag.  241  und  lalib.  lö  k  17. 

2)  a.  a.  O.  ]ia-.  202,  z  Ihe  siipposed  ovaiy  ;  pag.  2ü3,  fii;.  4  llie  visciis  supposej  to  lie  Ihe  kidiiey. 

3)  a.  a.  O.  tali.  17  (ij;.  4,  c. 

4)  Humboldt  ei  lionpland  receiiil  d'observalions  de  Zoologie  et  d'unaloinie  compaiee,  Paris  ISOö,  pag.  149, 
planche  XI. 

5)  Leider  bat  auch  liu.scrnii   in  seinen  observations  anatoniiqiies  sur   la  sirene  etc.  a  Pavie  1S37    nur  einen 
weiblichen  Siren  zu  unlersuchen  Gelegenheit  gehabt,  siehe  tab.  V),  (ig.  2,  und  pag.  54. 

6)  Isis,  1SI7,  pag.  645. 

7)  Co7)/iglia/bi  et  RiiscÖm,  Monografia  del  protco  anguiuo  di  Laurenti,  Pavia  1819,  pag.  81. 


11 

pag.  8B9.  Dem  Folgemlen  vorgreifentl,  will  ich  hierbei  schon  erwähnen,  dass  RaMe^')  Iiierzii 
bemerkt,  dass  von  den  genannten  Italienern  die  Saaraenieiter  für  Uretereii  gehalten  wurden. 
Jedenfalls  wurden  dann  aber  für  beide  paarige  Drüsen,  Hoden  und  Niereu,  nur  ein  Paar  Ausführungs- 
gäuge  gefinidun,  und  hält  man  damit  zusammen,  was  Configliachi  und  Riisconi  über  den  Uebergang 
von  Kanälen,  die  aus  dem  Hoden  kommen,  mit  dem  von  ihnen  sogenannten  Ureter  angeben,  so 
folgt  aus  ihrer  Darstellung  mit  Notinveudigkeit,  dass  ein  und  derselbe  Ausfiilirungsgang  —  er  mag 
nun  Ureter  oder  vas  deferens  genannt  werden  —  den  Saamen  und  Urin  gleichzeitig  nach  aussen 
führe,  eine  Folgerung,  welche  unumwunden  auszusprechen,  Ruscuni  und  Configliachi  indessen  nicht 
den  Mutli  gehabt  zu  haben  scheinen. 

§.  6.  So  standen  die  Sachen,  als  Rathke's  umfassende  Untersuchungen  über  die  Entwicke- 
lung  und  die  ausgebildeten  Formen  der  Geschlechtstheilc  der  Wirbelthiere  erschienen,  Unter- 
suchungen ,  mit  denen  jederzeit  ein  neuer  Abschnitt  in  der  Geschiclite  der  hierher  gehörigen 
Arbeiten  wird  bezeichnet  werden  müssen,  Naclidem  dieser  hochverdiente  Naturforscher  das  Auf- 
treten der  Anlagen  der  ansfüiirenden  Geschlechtstheile  bei  den  Urodelen  (mehrere  Tritonarten 
dienten  zu  dieser  Untersuchung)  geschildert  hat,  heisst  es  a.  a.  O.  I.  pag.  59,  dass  der  vordere 
Theil  des  Saaraenleiters  verkümmere,  für  die  Ausführung  des  Saamens  verloren  gehe,  und  nur  als 
Andeutung  einer  früheren  Bildung  zurückbleibe,  während  der  untere  Theil,  ungefähr  von  der 
Gegend  an  wo  das  vordere  Ende  des  Hoden  sich  befindet  bis  zur  Kloake,  zum  Saamenleiter  sich 
entwickele.  Beide  Theile  gehen  Anfangs  unmerklich  in  einander  über,  werden  jedoch  später 
durch  eine  scharfe  Gi-euzc  geschieden.  Von  diesen  beiden  Theilen  des  Saamenleiters  sei  der 
hintere,  der  zuweilen  auch  über  die  Gegend  des  vorderen  Hodenendes  hinausgehe,  selbst  zur  Zeit 
der  Begattung  nicht  viel  dicker  als  ein  Zwirnfaden,  am  dünnsten  da,  wo  er  in  die  Kloake  übergeht. 
Das  vordere  Ende  des  Saamenleiters  geiic  höchst  verfeinert,  gleich  dem  dünnsten  Seidenfaden 
oder  wie  ein  Spiniigewebefaden,  noch  höher  nacli  vorn  bis  dahin,  wo  die  Lungen  hinter  dem 
Herzen  in  der  Bauchhöhle  zum  Vorschein  kommen,  und  verschwinde  dem  Auge  immer  in  dem- 
jenigen Theile  des  Bauchfells,  welches  die  Wirbelsäule  bedeckt,  und  von  da  aus  Fortsetzungen  zu 
der  Lunge  und  dem  Magen  glübt.  In  dem  vordem  Theil  des  Saamenleiters  sei  keine  Höhle  zu 
entdecken,  der  hintere  Theil  entiialte  einen  sehr  engen  Kanal,  in  den  sich  nur  mit  Mühe  ein  feines 
Pferdehaar  einführen  lasse;  der  vordere  Theil  sei  ganz  gerade  gestreckt,  der  hintere  gekrümmt 
und  geschlängelt.  Die  vordere  zartere  Hälfte  sei  weiss,  gleich  einem  Silberdrahte,  die  hintere 
bald  weiss,  bald  grau  oder  schwarz.  Dieser  Kanal,  der  an  dein  äussern  Nierenrande  und  dann 
über  die  untere  Nierenfläche  zur  Kloake  hingehe,  besitze  ein  vom  Bauchfell  herrührendes  Ilaltungs- 
band.  In  diesem  liegen  viele  Nerven  und  Blutgefässe,  die  aus  dem  Nerv,  sympathicus  (?)  und 
den  grossen  Blutgefässen  des  Unterleibes  entspringen,  queer  durch  das  Band  gehen  und  zum  Saamen- 
leiter gelangen.  —  Was  den  Weg  betrifft,  den  demnach  der  Saamen  bei  den  Molchen  zurück- 
legen raüsste,  so  war  es  Rathke  nicht  entgangen,  dass  bei  der  von  ihm  gegebenen  Darstellung 
des  ausführenden  Geschlechtstheils,  der  überall  geschlossen  sein  und  nur  in  der  Kloake  eine  Oeff- 
nung  besitzen  sollte,  und  überdiess  etwa  2'"  nach  aussen  vom  Hoden  zu  liegen  komme  (pag.  72), 
es  gar  nicht  einzuselien  wäre,  wie  der  Saamen  in  den  Saamenleiter  gelangen  solle.  Da  das 
vordere  Ende  des  Saamenleiters  den  Saamen  unmöglich  aufnehmen  könne,  so  meint  Ruthke  (pag  75), 
dass    es    seitliche   VerbindunÄSsän2;c    zwischen   dem  Hoden   und   dem   hohlen    dickeren    Theil    des 

Do         o 


I)   a.  a.  O.  I,  pag.  135. 


12 

Saaraenleiters  geben  müsse.  Diese  müssen  in  demjenigen  Theile  des  Bauchfells  liegen,  der  vcm 
Hoden  zum  Saamenleiter  geht,  wo  Batkke  auch  einmal  zwei  feine  weisse  Verbi'idungsgänge  ver- 
rauthct  gesehen  zu  haben,  die  aus  der  vordersten  Spitze  des  Hoden  kamen  und  verschmälert 
nach  dem  Saamenleiter  hinliefen,  wenigstens  glaubt  Ralhke ,  dass  es  nicht  Nerven  oder  Blut- 
gefässe gewesen,  deren  in  jener  Gegend  zahlreiche  vorkommen.  Kathie  hofft,  dass  durch  feine 
Quecksilberinjectiouen  diese  Gänge  dereinst  bei  den  Molchen  bestimmter  werden  nachgewiesen 
werden  können,  und  beruft  sich  darauf,  dass  bei  den  Fröschen  Swamtnerdom's  Scharfblick  sie 
bereits  gefunden  habe.  Aber  hierbei  hat  Ralhke  übersehen ,  dass  Swammerdam  die  aus  dem 
Hoden  kommenden  Saamengänge  nicht  zu  einem  vom  äussern  Nierenrande  entfernten  Saamenleiter, 
sondern  vielnielir  zum  inuern  Rande  der  Niere  selbst  treten,  deren  äussere  Umhüllung  durchsetzen 
und  in  das  vas  deferens  übergehen  sah,  welches  vas  deferens,  wie  Swammerdam  selbst  bemerkte, 
zu5leich  als  Ureter  diente;  auch  Ralhke  hat  letzteres  als  Ureter  bezeichnet,  wie  sicli  aus  einer 
Vergleichung  der  von  Swammerdrm  und  Ralhke  gelieferten  Abbildungen  hinreichend  klar  ergiebt. 
§.  7.  Bei  den  ungeschwänzten  Batrachiern,  den  Fröschen  und  Ki-öten,  sind  nach  Rathle  die 
Verhältnisse  im  Wesentlichen  dieselben,  wie  bei  den  Urodelen.  Nachdem  derselbe  (a.  a.  0.  III. 
pag.  S*»)  die  Art  und  Weise  des  Entstehens  der  männlichen  ausführenden  Geschlechtstheile  der 
Frösche  angegeben  hat,  —  bei  welclier  Darstellung  nur  das  befremden  möchte,  dass  das  vordere 
Ende  des  Saaraenleiters  aus  einem  Fortsatz  der  Niere,  das  hintere  dagegen  aus  einem  am  äussern 
Nierenrande  neu  abgeschiedenen  Bildungsstoif  hervorgehen,  die  Theile  eines  und  desselben,  im 
Wesentlichen  überall  gleichen  Organs,  also  aus  ganz  verschiedenen  Anlagen  und  zu  verscliiedenea 
Zeiten  sicli  bilden  sollten  —  giebt  er  ferner  an,  dass  dieses  hintere  Ende  des  ausführenden  Ge- 
schlechtstheils  Anfangs  zwar  mit  dem  Harnleiter  verbunden  sei,  dass  jedoch  diese  Verbindung 
bei  fortschreitender  Entwickelupg  immer  weiter  nach  liinten  hinabrücke,  bis  zuletzt  die  ausfüh- 
renden Geschlechtstheile  sich  ganz  von  den  Harnleitern  ablösen,  und  für  sich  in 
die  Kloake  übergehen.  Hiervon  mache  eine  Ausnahme  blos  bufo  cinereus,  bei  welchem  das 
hintere  Stück  des  Saamenleitcrs  mit  dem  mittleren  Stück  des  Harnleiters  zeitlebens  in  Verbindung 
bleibe.  Im  Uebrigen  ersclieine  der  Saamenleiter  auch  bei  den  Fröschen  als  ein  liöchst  zavier  — 
nicht  dicker  als  das  Haar  eines  feinwolligen  Schaafs  —  ganz  gerade  verlaufender  sclineeweisser 
und  rander  Faden,  von  dem  Ralhke  nicht  auszusagen  wagt,  ob  er  schon  im  ersten  Lebensjahr  der 
Frösche  röhrig  ausgehöhlt  sei;  immer  aber  sei  er  gleich  nach  seinem  Entstehe  i  ziemlich  fest,  so 
dass  er  sich  durch  leises  Zielten  der  ganzen  Länge  nach  von  seiner  Umgebung  ablösen  lasse.  Bei 
weiterer  Entwickelung,  im  driaen  Herbst,  erweitere  sich  dasjenige  Stück  des  Sa?menleiteis,  das 
vom  vorderen  Nierenende  bis  zur  Klo<>ke  hingeht,  so  dass  der  Saamenleiter  aus  einem  vorderen 
dünnen  und  einem  hinteren  dicken  Theit  zusammengesetzt  erscheine.  Zugleich  bilde  sich  dann 
die  Saamenblasc  als  eine  Aussackurg  des  Saamenleiters,  wobei,  wenigstens  bei  rana  esculeuta,  der 
vor  der  Saamenblasc  gelegene  Theil  des  Saamenleiters  sich  mehr  und  mehr  verengern  soll  Cpsg.  403. 
Im  vollkommenen  ausgebildeten  Zustande  stelle  der  Saamenleiter  einen  einfachen  Kanal  dar,  der  zum 
grossen  Theil  am  äussern  Rande  der  Niere  hinlaufe,  in  massiger  Entfernung  neben  derselben 
durch  eine  Bauchfell  falte  an  den  Rücken  befestigt.  Nach  vorn  gehe  er  noch  eine  beträchtliche 
Strecke  über  die  Nieren  hnaus,  und  verliere  sicli  endlich  in  einiger  Entfernung  von  der  Lunge 
jm  Bauchfell.  Dieser  vordere  kleinere  und  gerade  verlaufende  Theil  sei  so  dünn,  wie  ein  Menscheu- 
oder  Pferdehaar;  der  hintere  von  jenem  scharf  abgegrenzte  Theil  fünf  bis  sechs  Mal  dicker, 
allenthalben  gleich  weit,   nur  bei  seiner  Einmündung  in  den  Harnleiter   in  eine  kurze  Spitze  über- 


gehend;  der  dünnere  Tlieil  sei  dicht,  der  dickere  holil  (pag.  43).  Bei  rana  temjioraria  reiclien  die 
Saaineiileiter  bis  an  die  Kloake;  bei  bnfo  cinereus  dagegen  münden  sie  in  massiger  Entfernung 
von  dem  hinteren  Ende  der  Niere  in  den  Harnleiter  Cpag-  •ü).  Hier  bestreitet  Rathke  auch  die 
Angabe  Swamme.c'ams ,  dass  l>ci  rana  csculenta  der  Saamcnleiter  bis  auf  die  Saamenblase  fehle, 
d.  h.  dass  von  einem  gcsondcrlen  Saamenausführnngsgange  nur  die  Saamenblase  übrig  geblieben  sei, 
und  beruft  sich  dabei  darauf,  dass  schon  Basel  die  in  die  Saameiiblasen  übergehenden  Saamen- 
leiter  abgebildet  habe.  Wie  wenig  Gewicht  indessen  auf  diese  Berufung  gelegt  werden  könne, 
räi'mt  woh'.  auch  Bathle  selbst  ein,  wenn  er  hinzufügt,  dass  ßi/sel  selbst  die  Bedeutung  dieser 
Theile  und  Miren  Anfang  nlclit  bezeichnet  habe,  wie  er  denn  aucli  an  einer  andern  Stelle  Ca.  a.  O.  If. 
pag.  140),  freilich  im  Widcisprucli  mit  dem  eben  Bemerkten,  sogar  erklärt,  dass  er  docli  geneigt 
sei,  der  Ansicht  Swaminerda.n's  treu  zu  bleiben,  der  zufolge  bei  den  froscliartigen  Thieren  der 
Sarmen  durch  den  Harnleiter  abgeführt  werde. 

§.  8.  Wenn  gleich  in  dem  Maasse  umfassend  und  ausführlich  als  Rathhe  nach  ihm  Niemand 
die  Geschlechtsorgane  der  Batrachier  behandelt  liat,  weil  in  der  That  auf  einem  von  diesem  aus- 
gezeichneten Forscher  betretenen  Gebiete  die  Nachlese  wenig  Ausbeute  verspricht,  so  fehlt  es 
doch  nicht  an  manchen  gelegentlichen  Bemerkungen  über  diesen  Gegenstand,  ohne  dass  jedoch 
der  Widerspruch  zwischen  den  älteren  und  neueren  Angaben  dadurch  befriedigend  beseitigt  wurde. 

Was  zue.„t  die  eigentliclien  Frösclie  betr'fft,  so  stimmt  J.  Miifle,-^)  in  seinen  Angaben  über 
den  Saamenleiter  der  Batrachier  im  Wesentlichen  mit  Ralhke  überein.  Audi  er  bemerkt ,  dass 
bei  den  erwachsenen  Frösclien  und  Kröten,  so  wie  bei  den  Salamandern,  der  Saamenleiter  hoch 
über  den  Iloden  liiaaus,  r's  ein  Faden,  bis  in  den  obersten  Tiieil  der  Unterleibshöhle  gehe,  wo 
er  sicli  nach  aussen  wendend  sich  verliere.  Müller  stimmt  Rathke  auch  darin  bei,  dass  dieser 
Faden  nur  in  seinem  unteren  Theil  bis  in  die  Gegend  des  oberen  Endes  des  Iloden  hob'  sei. 
In  Betreff  der  \erbindungsgange  zwischen  dem  Saamenleiter  und  dem  Hoden  sei  es  äusserst 
schwierig,  den  unmittelbaren  Uebergang  queerer  Gefässc  in  den  Saamenleiter  darzustellen. 
Die  Angabe  Swammerdani's  von  dem  Gange  der  vasa  effcrentia  tes(!s  gegen  den  inneren  Rand  der 
Niere,  um  weiterhin  zrm  äusseren  Bande  derselben  und  zum  ductus  deferens  (i.  e.  Ureter)  über- 
zugehen, wird  von  Mi'ller  als  eine  irrige  bezeichnet,  indem  Swa.nmerc'am  den  Harnleiter, 
der  ebenfalls  am  äussern  Bande  der  Niere  verlaufe,  r'cht  gekannt  Iiabe.  Die  von  Swammeidam 
besci'-iebenen  queerlaufenden  vasa  effei-enlia  testis  hat  Müller  zwar  in  sein  grosses  Diüsenwerk ") 
aufgenommen ,  oluie  jedocli  über  Mir  ferneres  Schicksal  etwas  Näheres  anzugeben. 

C.  G.  Cari/s"')  schreibt  den  Männchen  der  Frösche  zwei  mit  den  Harnleitern  verbundene 
Saamenkanäle  zu,  oline  jedoch  über  den  Üit  der  Verbindung  u'id  die  Verhi-'luisse  der  Saamen- 
leiter vor  dieser  Verbindung  Näheres  anzugeben. 

R.  JFagiicr*}  bezieilt  sich  bei  Darstellung  der  mänr'ichen  Gescl''eclits»he''e  der  Amphibien 
besonders  auf  die  Frösche,  und  giebt  dabei  an,  dass  die  offenen  Enden  der  Schläuche,  aus  denen 
der  Hode  zusammengesetzt  ist,  den  Saamen  in  mehrere  Gefässe  ergiessen,  die  sich  zu  einem 
geraden  oder  geschläi'gelten  vor  den  Nieren  herablaufendeu  Saamenleiter  vereinigen,  und  dass 
beide  Saamenleiter  in  die  Kloake  münden.     Hieraus  dürfte  man  vielleicht  entnelimen,  dass  Jf'agner 


1)  IJildiinssgescIlicLie  der  Genitalie-i ,  Düsseldorf  1S30,  pag.  14  ii.  ff. 

2)  de  glandulavuni  slrucluia  pciiiliori,  Llpslae  IS'29,  lab.  XV,  (lg.  9. 

3)  Lehihtich  der  vergleichenden  Zootonile,  Leipzig  183J,  Bd.  II.  §.  8J5. 

4)  LeLrbucli  der  vcrgleiclienden  Anatomie,  leipzig  1835,  §.  224. 


14 

die  Verbiiidmig  der  vasa  effereiitia  teslis  mit  dem  Saamenleiter ,  nach  welcher  Rathke  und  Müller 
vergebens  gcsuclit  liatten,  gefunden  habe.  Docli  musste  es  dabei  wiederum  befremden,  dass  er, 
im  Gegensatz  zu  den  letztgenannten  Forschern,  die  den  Saamenleiter  in  massiger  Entfernung  von 
der  Niere  am  äussern  Rande  derselben  liingelien  lassen,  denselben  ■vielmehr  an  die  vordere  Fläche 
der  Niere  setzte. 

§.  9.  Endlich  Iiat  auch  Burow,  in  seiner  leider  zu  wenig  bekannt  gewordenen  Schrift  über 
die  Blutgefässe  der  Frösche,  den  männlichen  Geschlechtsapparat  derselben  folgendermaassen  be- 
sclirieben ') :  die  Saamcnblase  geht  an  ilirem  obern  oder  vordem  Ende  in  zwei  Hörner  aus,  die 
ausser  der  Zeit  der  Begattung  zusammengefaltet  sind,  und  sicli  fast  vollstän<lig  decken.  In  das 
obere  der  Wirbelsäule  näher  gelegene  Hörn  geht  der  Harnleiter  derselben  Seite  über;  das 
untere  Hörn  ist  mit  einer  Falte  des  Bauchfells  verbunden,  die  vom  äussern  Nierenrande  zu  den 
Unterleibsmuskeln  geht.  Hier,  wo  bei  weiblichen  Individuen  der  Eierleiter  befestigt  ist,  findet 
sich  nahe  am  äussern  Nierenrandc  eine  schwarze  Linie,  die  dem  zweiten  Hörn  der  Saaraenblase 
sich  nähert  und  sich  mit  demselben  verbindet,  überdiess  von  beiden  Seiten  von  einem  weissen 
Faden  begleitet  ist  „quod  est  ni  fallor  nervus",  und  ähnlich  dem  Eierleiter,  doch  nicht  so  stark 
gefaltet ,  bis  zum  zwerchfellähnlicheu  Unterleibsmuskel  hinaufläuft ,  und  an  diesem  ihrem  Ende 
trichterförmig  erweitert  ist  (fig.  IS).  Diese  schwarze  Linie  Burow's  ist  höchst  wahrscheinlich 
derselbe  Theil,  den  Rathke  und  Müller  als  Saamenleiter  bezeichnet  liaben  ;  freilich  weicht  Biiroio 
von  den  letztgenannten  ab,  indem  er  das  obere  Ende  nicht  verschmälert,  sondern  im  Gegentheil 
verbreitert  ausgehen,  also  nicht  verschwinden  oder  sich  verlieren,  und  das  untere  Ende  nicht  in 
die  Kloake,  sondern  in  die  Saaraenblase  übergehen  lässt.  Auch  lässt  Burotv  es  unentschieden, 
welche  Function  dieser  Theil  liabe;  für  den  Saamenleiter  glaubt  er  nicht  ihn  halten  zn  dürfen; 
ihm  dünkt  es  am  wahrscheinlichsten,  dass  derselbe  ein  Ueberrcst  aus  der  Entwitklungsperiode 
des  Thieres  sei.  Doch  spricht  auch  Burow  es  aus,  dass  die  durch  eine  durchlöcherte  Scheidewand 
in  zwei  Theile  getheilte  Saamenblase  mit  dem  „Ureter"  verbunden  ist,  so  dass  der  Saamen  in 
den  letzteren  einfliesst;  woher  er  aber  in  die  Saamenblase  gelange,  darüber  ist  nichts  angegeben. 
Es  heisst  nur,  dass  die  durchlöcherte  Scheidewand  der  Saamenblase  so  (wie?)  beschaffen  sei, 
dass  nicht  sowohl  der  Urin  in  die  eigentliche  Höhle  der  Saamenblase  eintreten,  als  vielmehr  der 
Saamen  während  der  Begattung  aus  derselhen  in  den  Ureter  gelangen  könne. 

§.  10.  Ueber  die  Geschlechtstheilc  der  geschwänzten  Batrachicr  Jiat  unmittelbar  nach  dem 
Erscheinen  der  erwähnten  Untersuchungen  Rathke's  (i.  J.  1B20)  zuerst  Rusconi'-)  abermalige 
Erfahrungen  in  Betrefl"  der  VVassersalamander  bekannt  gemacht.  In  dem  betreffenden  Werk 
ist  die  achte  Figur  der  vierten  Tafel  diesem  Gegenstande  gewidmet,  und  auf  Seite  60 — 65 
des  Textes  derselbe  näher  erörtert.  Durch  Injectioii  von  Quecksilber  in  das  vas  deferens 
lernte  Rusconi  den  Ursprung  dieses  Kanals  kennen,  und  es  gelang  ilim  wirklich,  denselben  bis 
zum  Hoden  zu  verfolgen,  indem  er  ihn  an  seinem  vorderen  Ende  nach  innen  umbiegen  und  mit 
mehreren  Wurzeln  in  den  Hoden  eintreten  sah.  Andererseits  will  Rusconi  auf  diese  Weise  endlich 
auch  das  vas  deferens  von  den  Ureteren  unterscheiden  gelernt  haben  Cj'ai  pu,  pour  la  premiere 
fois,  demeler  le  canal  deferent  <ravec  les  ureteres).  Ureteren  nennt  er  nämlich  jene  Keihe  von 
Kanälen,   die   längs    des   äusseren  Randes  der  Niere   entspringen,   sich   vereinigen   und   durch   eine 


1)  de  vasis  sanf^uiferis  ranarum,  diss.  inangtir.  Regiomonli ,  1S34.  pag.  13. 

2)  Amours  des  salamaudres  aquatiques,  Jliian  1821. 


15 

genieiüscliaftliche  .Oeffiiung  in  das  Rectum  übergelien,  uiul  die  \ on  Diifay  und  Rathke  als  Saaiiienblasen 
oder  Anhänge  des  Saainenleiters  bezeichnet  worden  waren  ;  über  ihren  Inhalt  Iiat  Iti/scom  nichts  ange- 
geben. Doch  lässt  er  diese  Ureteren  gerade  an  derjenigen  Stelle  in  den  Mastdarm  münden,  «o 
beim  IMännchen  die  Saamenleiter,  beim  Weibchen  die  Oviducte  in  denselben  eintreten  ;  beide 
haben  eine  gemeinschaftliche  Oeffnung. 

In  seiner  sonst  so  ausführlichen  Monographie  des  Landsalamanders  behandelt  F/mk  ')  gerade 
die  münnlichen  Geschlcchtslhcile  sehr  kurz  und  flüchtig.  Er  sagt  §.  äl  nur :  ex  testiculis  pro- 
deunt  rasa  defcrcntia,  und  lässt  demgemass  auf  tab.  2  (ig.  1*2  das  vas  deferens  unmittelbar  aus 
der  hintersten  llodenabtheilung  hervorgehen.  Er  erwähnt  zwar  §.  59,  dass  diese  vasa  deferentia 
zugleicli  die  Function  der  Ureteren  übernehmen,  doch  nennt  auch  er  „eigentliche  Ureteren"  nur 
die  kurzen  weissen  Gänge,  die  aus  den  Nieren  in  das  vas  deferens  eingehen.  Wenn  jedoch  Ftink 
sich  hiernach  für  berechtigt  hält,  die  Angabe  Ratlikc's,  der  den  Ureter  vermissle,  zu  berichtigen, 
und  durch  Bttsconi  diese  Angelegenheit  für  völlig  beendet  erklärt,  so  liat  er  einmal  offenbar  über- 
sehen, wie  ganz  anders  Ruscoiii  selbst  in  seiner  Schrift  über  den  Proteus  über  diesen  Gegenstand 
überhaupt  und  über  den  W^erth  seiner  eigenen  Beobachtungen  im  Besonderen  urthcilte ,  und 
andererseits  Riisconi's  später  veröffentlichte  und  so  eben  erwähnte  Bemerkungen  übcrscliätzt. 
Denn  so  entschieden  auch  Rusconi  in  Betreff  des  Wassersalamanders  und  Fimk  in  Rücksicht  auf 
den  Landsalamander  über  die  hier  behandelte  Frage  sich  ausspreclien,  wir  werden  späterhin  doch 
sehen,  dass  sie  die  Wahrheit  mehr  oder  weniger  verfelilt  haben. 

Unterdessen  wurden  noch  andere  der  sogenannten  geschwänzten  Batrachier,  und  namentlich 
der  niexicanische  Proteus  oder  Axolotl,  auf  ihre -Geschlechtsorgane  nntersuclit.  Zuerst  geschah 
diess  von  Home"},  doch  leider  in  liöchst  oberflächlicher  und  flüchtiger  Weise.  Es  ist  nämlich 
kaum  zweifelhaft,  dass  das,  was  derselbe  a.  a.  0.  tab,  XXil  flg.  2  lit.  c  als  vesiculae  scminaics 
bezeichnet,  nichts  anderes  als  das  vas  deferens  ist,  während  er  ebendaselbst  lit.  d  Cowpei'&cAie. 
Drüse  ein  Organ  nennt,  das  schon  früher  als  Analogon  der  Saamenblasen  bestimmt  war,  wobei  noch 
zn  bemerken,  dass  er  die  durch  eine  Bauchfellfaltc  verbundenen  Röhren,  aus  denen  dieses  Organ 
besteht,  niclit  erkannt  hat.  An  der  hinteren  oder  oberen  Wand  der  Kloake  bildet  er  auch  zwei 
Paar  Oeffnungen  ab,  ohne  jedoch  die  Bestimmung  derselben  anzugeben,  und  von  dem  unteren  Ende 
der  Hoden  lässt  er  schräg  über  die  vordere  oder  untere  Fläthe  und  dann  am  inneren  Rande  der 
beiden  Nieren  ein  Paar  Kanäle  liingehen,  die  gar  nicht  weiter  bezeichnet  nnd  erklärt  sind,  die 
kaum  etwas  anders  als  die  Saamenleiter  vorstellen  könnten,  deren  Uebergang  in  die  Kloake  aber 
zweifelhaft  gelassen  ist. 

Ueber  dasselbe  TJiicr  und  namentlich  über  die  hier  zu  berücksichtigenden  Organe  besitzen 
wir  jedoch  eine  genauere  Untersuchung,  die  Müller  und  Rathke  gemeinscliaftlich  imtcrnomnien 
hatten.  Hierüber  theilt  Müller  gelegentlich^)  nur  diess  mit,  dass  vas  deferens  und  ureter  zwar 
imterschieden  wurden,  setzt  jedoch' Xon  letzterem  hinzu:  in  renis  margine  externo  aegre  ureterem 
lateralem  conspexinuis.  —  In  der  ausführlicheren,  diesem  Gegenstande  eigends  gewidmeten  Mit- 
tlieilung,  die  Ruthke  veröffentlichte'*),  heisst  es  dagegen:  den  Harnleiter  konnten  wir  weder  bei 
den    männlichen   noch    bei    den    weiblichen   Individuen    aufflnden,    wahrscheinlich    weil    er    äusserst 

1)  A.  F.  Fiijik ,  de  saianiandrjie  leiicstris  vita,  evolutione,  forinalione  tractatus  ,  Ucroliiil  1S27,   pag.  28. 

2)  Psilosopli.  Transact.  for  tlie  year  1824,  part.  II,    pag.  419. 

3)  <le  s'andulariim  stniclura  penilioii ,  Lips.  JS29,  pag.  87,   §.  8. 

4)  jUuckeis  Archiv  1S29,  214. 


16 

zart,  von  vielen  Venen  umgeben,  und  in  dem  Zellgewebe,  das  die  INieren  an  den  Rücken  anheftete, 
tief  verborgen  war.  Weiter  unten:  der  Saamenieiter  hatte  eine  iihnliclie  Lage,  Verbindung  und 
Form  wie  bei  den  bekannteren  geschwänzten  Batrachiern.  Ein  jeder  bestand  aus  einer  hinteren 
grösseren  und  einer  kleineren  vorderen,  wahrscheinlich  erst  im  späteren  Alter  verkümmernden 
Hälfte.  Jene  (Hälfte)  war  geschlängelt  und  gewunden,  beträchtlicli  dick,  deutlich  hohl,  und  durch 
ein  schmales  Band  liinten  an  den  äusseren  Band  der  Niere  ihrer  Seite,  vorn  aber  an  das  Rückgrat 
geheftet.  Etwas  vor  dem  zweiten  Drittel  von  der  Länge  der  Bauchhöhle  verjüngte  sie  sich  plötzlich 
und  ging  in  gerader  Richtung  in  die  vordere  Hälfte  über,  welche  sich  als  ein  gerade  ausgestreckter, 
liaarförmig  dünner,  der  Rückenwand  dicht  anliegender  und  sich  nach  vorn  verlierender  Faden 
darstellte.  Aus  dem  vorderen  Ende  der  ersteren  Hälfte  oder  des  eigentlichen  Saamenleiters 
ging  seitwärts  nach  innen  ein  Gefäss  hervor,  das  ziemlich  d'ck  anfing,  rnd  nur  als  eine 
Umbiegung  des  Saamenleiters  sich  darstellte,  sehr  bald  aher  haarförmig  dünn  ward,  in  diesem 
dünneren  Theile  scimeeweiss  gefärbt  war,  nach  oben  und  innen  aufstieg,  und  deutlich  in  den 
Hoden  überging,  und  zwar  eine  massige  Strecke  h'oter  dem  vorderen  Ende  desselben.  Drei  oder 
vier  andere  Gefässc  dieser  Art  gingen  in  einiger  Entfernung  hinter  dem  bescliriebenen  und  auch 
in  massiger  Entfernung  hinter  einander,  ebenfa'ls  aus  dem  Saamenieiter  hervor,  und  nahmen  einen 
ähnlichen  Verlauf  wie  das  vorderste,  Hessen  sich  aber  nicht  ganz  deutlich  bis  zum  Hoden  verfolgen, 
hauptsächi'ch  weil  zwischen  den  Haltungsbändern  des  Hoden  und  des  Saamenleiters  ein  Geflecht 
von  Blutgefässen  lag.  —  Sogenannte  Anhänge  des  Saamenleiters  fanden  sich  auch  hier,  ihre 
vorderen  Enden  waren  innigst  mit  den  Harngefässen  der  ISiere  verwebt,  und  es  hielt  scliwer, 
diese  Enden  herauszupräpariren ;  deutlich  aber  zeigten  sie  sich  daun  stumpf,  abgerundet  und 
blind  (pag.  216).  Rathke  kommt  hiernach  zu  dem  Schluss  (2'2S)  dass  der  Axolotl  hinsiclulich 
des  Baues  seiner  Harn-  und  Geschlechtsorgane  weder  n'*t  dem  Salamander,  noch  den  Molchen, 
noch  dem  europäischen  Proteus  ganz  übere'nst'TTie,  vvoh'  aber  cas  Vcrmittinngsglied  zwischen 
diesen  verschiedenen  Thiercn  darstelle. 

Durch  diese  Untersuchungen  könnte  nun  freilich  eine  bis  dr'iin  bestandene  wesen*''che  Lücke 
in  der  Keunlr-'ss  des  Baues  dieser  Organe  für  beseitigt  geh?'ten  werden,  indem  der  Zusammenhang 
des  Hoden  mit  dem  Saamenieiter  nachgewiesen  schien,  so  weit  ohne  Injection  liierüber  etwas 
Sicheres  ermittelt  werden  konnte.  Aber  iiun  fehlte  dagegen  wieder  der  Harnleiter;  und  wenn  so 
ausgezeichnete  Forscher  wie  Müller  und  Rathke,  durch  Berufung  auf  seine  ausserordentliche  Fein- 
heit die  gesonderte  Existenz  eines  von  ihnen  nicht  gefundenen  Ausführungsganges  wahrscheinlich 
zu  machen  suchen,  so  möchten  sich  wohl  nur  Wenige  finden,  die  den  hocligeehrten  Verfassern 
in  diesem  Zweifel  an  der  Schärfe  und  Gründlichkeit  ihrer  d?iialigen  Untersuchungen  beistimmen 
werden.  Was  also,  ■"•n  günstigsten  Fall,  auf  der  einen  Seite  für  die  Fortleituug  des  männlichen 
Zeugungsstoffes  dieser  Thiere  gewonnen  schien,  ging  auf  der  anderen  Seite  in  Beiicff  d»"r  Aus- 
führung des  Nierensecrets  wieder  verloren,  und  auch  nach  dieser  Untersuchung  musste  also  die 
fragliche  Angelegenheit  für  kaum  gefördert,  mindestens  für  noch  nicht  völlig  erledigt  angesehen 
werden, 

§.  H.  Zuletzt  hat  endlich  neuerdings  Duvernoy  diesen  Gegenstand  wieder  aufgenommen  '). 
üeber    die    ungeschwänzten  Batrachier    findet    sich    nur    die   gelegentliche  Bemerkung  (pag  957): 


1)  Fragment  sur  ies  organes  genito-urinaires  des  reptile«,  in  Coniptes  reodiis  hebdomadaire«,  1844,  tom.  XIX, 
No.  13  pag.  585  uod  No.  20  pag.  948. 


17 

....les  rapports  des  canaiix  excreteurs  des  reins  et  des  glandes  spermatiqnes  ....chez  les 
batraciens  anoures  ....  sont  tels  chez  les  inäles  de  ces  derniers,  que  Turetere  pourroit  tont  aussi 
bien  etre  appele'  canal  defe'rent,  puisque  c'est  ä  la  derniere  partie  de  ce  canal,  qu'est  aniiex^  la 
vesicule  seminale  de  ces  animaux,  et  que  les  canaux  uriniferes  vont  s'y  joindre  ä  soii  origiiie  ä 
travers  les  reins.  Hier  kehrt  also  die  Angabe  Swammerdams  über  das  Vcrhältniss  der  Saamen- 
gänge  zur  Niere  wieder,  jedoch  auch  nur  in  ganz  allgemeinen  Ausdrücken,  und  ohne  genaueren 
Nachweis  der  erwähnten  Beziehungen.  —  Ungleich  ausführlicher  sind  dagegen  Duvernoy's  Mit- 
theilungen über  die  fraglichen  Organe  bei  Salamandern  und  Tritonen.  Nachdem  derselbe  die 
wechselnde  Form  der  Hoden  und  ihre  Textur  ausführlich  beschrieben,  äussert  er  sich  über  die 
Ausführungsgänge  derselben  folgender  Maassen,  pag.  593:  la  semence  arrive  dans  le  canal  de- 
ferent  par  les  canaux  efferents  serainiferes  soit  directement,  seit  par  l'intermediaire  dun  canal 
pelotonne,  dont  l'ensemble  forme  un  ruban  parallele  au  testicule,  c'est  Tepididyme  .  .  .  .  on  ne 
peut  l'apercevoir  dans  le  triton  ä  crete  qu'  en  pleine  rut  ....  (il)  est  une  chainette  compose'e 
d'un  ou  plusieurs  canaux  tres  fins,  qni  regne  parallelement  au  testicule  et  au  dessous  de  lui  depuis 
le  rein  jusqu'  ä  la  partie  la  plus  avance'e  de  cet  organe  ,  oü  eile  se  change  en  canal  deferent .... 
je  l'ai  vu  recevoir  encore  plusieurs  canaux  seminiferes  se'pares,  qui  viennent  directement  de  cetle 
partie  (l'epididyrae).  —  Duvenioy  hat  hiermit  in  die  Lehre  vom  Geschlechtsapparat  der  Tritonen 
ein  Organ  eingeführt,  das  den  Anatomen  bis  dahin  gänzlich  entgangen  war,  und  durch  dessen 
Entdeckung  die  bisherige  Ungewissheit  über  den  Weg,  auf  welchem  der  männliche  Zeugungsstoff 
aus  dem  Hoden  in  das  vas  deferens  geführt  werde,  befriedigend  beseitigt  wurde.  Auch  die  andere 
Seite  dieses  streitigen  Gegenstandes,  nämlich  das  Verhältniss  des  sogenannten  vas  deferens  zur 
Niere  ist  von  Duvemoy  berücksichtigt  worden.  Aus  dem  für  Salamandra  maculata  geltenden  Satz 
(pag.  394):  le  canal  deferent  est  droit  dans  la  plus  grande  partie  de  son  etendue,  et  n'  a  que 
quelques  sinuosites.  entre  l'epididyrae  et  le  paquet  des  ureteres,  ergiebt  sich  schon,  dass 
Duvemoy  diese  als  Saamenblase  gedeuteten  Anhänge  des  Saaraenleiters  für  den  Harnleiter  schlecht- 
hin hält.  Ja  in  einer  spätem  Mittheilung  (a.  a.  O.  pag.  938)  spricht  er  von  dem  mehr  oder 
weniger  dicken  milchigen  Urin,  der  diese  Kanäle  ausdehne,  und  schreibt  sich  ein  ganz  beson- 
deres Verdienst  zu,  dass  er  die  über  ihren  Inhalt  bisher  herrschende  Ungewissheit  und  somit 
auch  die  noch  heute  geltende  Ansicht,  dass  sie  die  Saamenblase  seien,  beseitigt  habe;  eine 
genauere  Analyse  dieses  Inhalts  wird  jedoch  nicht  gegeben.  —  Im  Gegensatz  zu  den  Angaben 
anderer  Forscher  spricht  Duvemoy  daher  auch  von  getrennten  Mündungen  der  Ureteren  und 
Saamenleiter  in  die  Kloake;  es  heisst  pag.  93i  :  parmi  les  details  principaux  de  sa  (sc.  du  Vesti- 
büle genitp-excrementitiel)  strncture,  j'insiste  sur  les  rapports  des  embouchures  des  ureteres, 
de  la  vessie  urinaire,  du  rectum,  et  des  deferents  ou  des  oviductes  ;  und  pag.  937,  4":  le 
faisceau  considerable  (des  ureteres)  se  reuinissent  en  nn  seul  canal  tres  prfes  du  vestibule,  dans 
lequel  ils  souvrent  tout  ä  cote  du  döfe'rent.  —  Zugleich  geschieht  ebendaselbst  mehrerer 
Kanäle  Erwähnung,  die  vom  äusseren  Rande  der  Niere  zum  vas  deferens  gehen,  und  den  Urin  in 
letzteren  ergiessen  sollen,  zum  Vehikel  für  die  Spermatozoen. 

Diess  ist,  so  viel  mir  bekannt  geworden,  der  Gang,  den  die  Untersuchungen  über  die  männ- 
lichen Geschlechtstheile  der  nackten  Amphibien  bisher  genommen,  und  das  Resultat,  zu  dem  sie 
geführt  haben.  Kaum  möchte  nach  dem  Mitgetheilten  noch  ein  Zweifel  obwalten  können,  dass 
der  Ausspruch  vollkommen  berechtigt  sei,  dass  wir  den  männlichen  Geschlechtsapparat  in  dieser  Thier- 

3 


18 

classe  noch  keinesweges  mit  wünschenswertlier  Siclierlieit  und  Vollständigkeit  kennen.  Möchte 
denn  eben  dadurch  dem  folgenden  Versuch,  unsere  Kenntnisse  in  dem  fraglichen  Gebiete  zu 
erweitern  und  zu  befestigen,  der  Eingang  geebnet  und  einige  Theilnahroe  gesichert  werden. 


Zweite  Abtlieilung. 

IVeue    Untersupliiiiigfon    über   die   Ilaru  -    iiiid    Saaineuausfuliruiig:ss:äns:e 

der  iiaekten  Aiiipliibieii. 

1.     R  a  n  a. 
Fig.  I. 

§.  12.  Obgleicii  schon  seit  Jahren  fast  täglich  mit  Untersucliungen  an  Fröschen  beschäftigt, 
war  der  männliche  Geschlechtsapparat  derselben  mir  bisher  docii  nicht  Gegenstand  besonderer 
Aufmerksamkeit  geworden,  und  wenn  das,  was  ich  oben  über  die  mangelhafte  Berücksichtigung 
älterer  Arbeiten  auf  diesem  Gebiete  angeführt  habe,  als  Tadel  gelten  soll,  so  muss  ich  denselben 
in  vollem  Maasse  auch  auf  mich  selbst  beziehen.  Ein  Zufall  führte  mich  endlich  dahin,  Swam- 
merdanCs  oben  erwähnte  Erfahrungen  genauer  kennen  zu  lernen,  gegenüber  den  Berichtigungen 
seiner  Nachfolger  aus  älterer  und  neuerer  Zeit  in  Schutz  zu  nelimen,  ja  die  von  ihm  behauptete 
Verschmelzung  von  Ureter  und  vas  deferens  selbst  auf  die  feinsten  Harn-  und  Saanienkanälchea 
auszudehnen. 

Als  ich  im  Frühlinge  1845,  während  der  Begattuagszeit  der  Frösche,  mehrere  männliche 
.(adividuen  derselben  zu  andern  Zwecken  anatorairte,  und  dabei  bald  diesen,  bald  jenen  der  beiden 
durch  eine  Peritonealplatte  bekanntlich  ziemlich  nahe  verbundenen  Hoden  auf  die  entgegengesetzte 
Seite  des  Körpers  hinüberlegte,  überraschte  mich  der  Anblick  einer  Menge ,  4  — 10,  weisser 
Gänge,  die,  vom  inneren  Rande  des  Hoden  ausgehend,  und  durch  anastomotische  Verbindungen  ein  Netz- 
werk mit  langgezogenen  unregelraässigen  Maschen  bildend,  ziemlich  parallel  neben  einander  in  queerer 
Kichtuiig  zum  inneren  Rande  der  Niere  hingingen,  und  in  die  Substanz  derselben  einzutreten  scliienen. 
Auf  den  ersten  flüchtigen  Blick  hätte  man  nach  der  Art  ihrer  Verbindung,  und  nach  der  Beschaffen- 
heit des  Netzwerkes,  das  sie  bildeten,  sie  für  Blutgefässe  lialten  können,  wenn  nicht  das  milch- 
weisse  Ansehen,  das  gegen  die  daneben  verlaufenden  von  Blut  erfüllten  Blutgefässe  grell  abstach, 
dagegen  gesprochen  hätte.  Der  Umstand,  dass  durch  Druck  auf  den  Hoden  die  Anfüllung  dieser 
weissen  Gänge  sich  steigerte,  und  manche  derselben,  die  bis  dahin  nicht  sichtbar  gewesen  waren, 
nun  deutlich  hervortraten,  musste  die  Ansicht  erwecken,  dass  man  es  mit  Saamengängen  zu  thun 
habe.  Diess  wurde  vollkommen  bestätigt  durch  das  Microscop,  welclies  lehrte,  dass  die  fraglichen 
weissen  Streifen  nichts  anderes  seien  als  Kanäle,  die  in  einer  hellen  Flüssigkeit  neben  zahlreichen 
grösseren  und  kleineren  Zellen  und  amorphen  Körnchen  eine  sehr  grosse  Menge  der  bekannten 
fadenförmigen  Spermatozoen  enthielten.  So  erwies  sich  also  Swanimerdarn's  Angabe  über  den 
Gang  der  Saamengerdsse  vom  Hoden  gegen  den  inneren  Nierenrand  als  vollkommen  richtig.  Es 
entstand  nun  aber  die  Frage,  welches  das  fernere  Verhältniss  dieser  Gänge  zur  Niere  und  ihr 
endliches  Schicksal  sei,  Dass  Swammerdam  hierüber  nicht  hinreichend  genau  unterrichtet  gewesen, 
ergiebt  sich  aus  einer  Vergleichung  dessen,  was  sclion  durch  die  Lupe  über  die  mit  der  Niere  in 
Verbindung  stehenden  Saamenkanäle  ermittelt  werden  kann,    mit  der  von  Swammerdam  gegebenen 


19 

Abbildung;  es  bleibt  nämlich  hiernach  nicht  zweifelhaft,  dass  die  von  ilim  auf  tab.  XLVII.  fi".  i. 
lit.  kk  bezeichneten  Gänge,  welche  die  die  Nierenhiille  durchsetzenden  Ctunicam  renum  investientem 
Tariis  raniis  percursantes )  und  in's  vas  deferens  (i.  e.  Ureter)  sich  ergiessenden  Saamenkanäle 
sein  sollen,  nichts  anderes  sind  als  Arterienzweige,  die  gegen  das  untere  Ende  und  den  äussern 
Rand  der  Niere  hintreten,  um  auf  die  Saamenblasen  überzugehen.  Swammerdam  hat  also  den 
weitern  Verlauf  jener  zum  Innern  NJerenrande  hintretenden  Saanienkanäle  nicht  vollständig  gekannt, 
wenn  er  sie  über  die  vordere  Fläche  der  Niere  hinweggehen  liess  ;  ihr  Verhältniss  zu  diesem 
Organ  ist  ein  weit  innigeres.  Nämlich,  schon  bei  Untersuchung  mit  der  Lupe  ohne  weitere  Vor- 
bereitung hat  es  den  Anschein,  als  ob  die  fraglichen  Saamengänge  sich  in  die  Substanz  der  Niere 
einsenken.  Hiermit  stimmt  überein,  dass,  wenn  die  Niere  von  allen  fremdartigen  umgebenden 
Theilen  getrennt  und  von  dem  anliängenden  Bindegewebe  befreit  wird,  die  aus  einem  Einschnitt 
in  dieselbe'  freiwillig  oder  durch  Druck  heraustretende  Flüssigkeit  neben  andern  festen  Partikeln 
auch  mehr  oder  weniger  zahlreiche  Spermatozoen  darbietet.  Eben  solche  fanden  sich  auch  im  Ureter 
und  wenn  ich  ferner  in  letzteren,  am  äusseren  Nierenrande  gelegenen  Theil  etwas  Luft  hineinblies, 
so  wurde  dieselbe  auf  und  ab  bewegt,  sobald  ich  den  Hoden  abwechselnd  coraprimirte ,  und  mit 
dem  Druck  wieder  nachliess.  Es  war  hiernach  unzweifelhaft,  dass  die  Ausführungsgänge  dea 
Hoden  innerhalb  der  Nierensubstanz  in  die  Kanälchen  der  letzteren  übergehen,  dass  also  die 
Secrete  der  beiden  genannten  Drüsen  schon  sehr  zeitig  in  Kanäle  eintreten,  die  beiden  gemein- 
schaftlich angehören.  Aber  es  blieb  noch  ferner  zu  ermitteln,  wo  jener  Uebergang  Statt  finde 
ob  die  vasa  efferentia  testis  wirkHch  in  die  feinsten  Nierenkanälchen  übergehen,  und  die  männ- 
liche Zeugungsflüssigkeit  der  Frösche  demnach  die  ganze  Länge  des  Weges,  den  der  Urin  zurück- 
zulegen hat,  auch  durchlaufen  müsse,  oder  ob  durch  die  Nierensubstanz  hindurch  Saamengänge 
und  Harnkanäle  neben  einander  ihren  gesonderten  Weg  fortsetzen  und  erst  später  zusammcnfliessen. 
Hierbei  ist  vorläufig  zu  bemerken,  dass  a  priori  letzteres  für  wahrscheinlicher  gehalten  werden 
niusste,  da  die  vasa  efferentia  testis  grösser  sind  als  die  Nierenkanälchen,  und  man  demnach 
voraussetzen  durfte,  dass  eine  Verbindung  mit  den  Ilarnwegen  nicht  früher  Statt  finden  werde, 
als  nachdem  die  letzteren  durch  Vereinigung  zu  grösseren  Stämmchen  erweitert,  und  dadurch  ein 
den  Saamcngängen  gleichkommendes  oder  dieselben  sogar  übertreffendes  Lumen  erlangt  liaben; 
diess  konnte  aber  muthmasslicher  Weise  kaum  früher  als  kurz  vor  dem  üebergange  in  den  Ureter 
geschehen.  Und  wenn  hiernach  derjenige  Tlieil  ,  den  Rathke  und  Müller  als  Saamenleiter  der 
Frösche  angesehen  liatten,  diese  Bedeutung  fernerliin  nicht  behalten  konnte,  so  war  noch  zu 
ermitteln,  welclies  denn  die  eigentliche  Natur  desselben  sei.  —  Die  erwähnten  hier  sich  darbie- 
tenden Fragen  konnten  kaum  anders  genügend  beantwortet  werden,  als  nacli  gelungenen  Injectionen 
der  betreffenden  Drüsen,  sowohl  in  ihrer  wesentlichen  Substanz  als  in  ihren  Blutgefässen.  Ich 
bin  so  glücklich  gewesen,  bei  diesen  überaus  wichtigen  vorbereitenden  Arbeiten  von  meinem 
Freunde  Dr.  Schneider  auPs  bereitwilligste  und  nachdrücklichste  unterstützt  zu  werden,  eine 
Unterstützung,  die  ich  um  so  höher  anschlagen  muss,  als  ich  dabei  den  grossen  Vortheil  liatte, 
die  ersten  Früchte  eines  neuen,  nach -ScArae/rfc/'s  Angabe,  liierselbst  construirten  Injectionsapparates 
benutzen  zu  können,  der  die  gewünschten  Resultate  mit  einer  Sicherheit  hervorruft,  die  ihm 
unter  allen  bisherigen  Apparaten  der  Art  gewiss  bald  und  allgemein  einen  hervorragenden  Platz 
anweisen  wird.  ') 


1)     Ich  kann  nicht  umhin,  der  nahe  bevorstehenden  V'eröffenilichung  jenes  Apparates  ein  Paar  Bemerkungen 
Torauszuschicken,  {um   die  Fachgenossen  auf  denselben   aufmerksam    zu   machen.     Zuerst  ist   zu   erwähnen,    dass 

3* 


20 

§.  13.  Was  ist  also  zunächst  von  demjenigen  Theil  zu  halten,  den  Rathke  und  Müller  als 
Saanienleiter  des  Frosches  bezeichnet  haben?  —  Am  äusseren  Rande  der  Niere,  1  —  1'"  von  dem- 
selben entfernt,  finde  ich  gewöhnlich  einen  Faden  oder  eine  Linie,  ausgezeichnet  durch  mehr  oder 
weniger  intensiv  dunkle  Färbung,  und  in  geschlängeltem  Gange  nach  oben  und  nach  unten  sich 
erstreckend.  Nach  oben  reicht  dieser  Faden  meistens  hoch  in  die  Bauchhöhle  hinauf,  bis  in  die 
Nähe  der  den  vorderen  Extremitäten  bestimmten  grossen  Gefässe  und  Nerven ;  nach  unten  lässt 
er  sich  bis  in  die  Nähe  der  Saamenblase  oder  Kloake  vorfolgen,  indem  er  mit  einem  oder  dem 
andern  dieser  beiden  Organe  zusammenzuhängen  scheint.  Bei  genauerer  Betrachtung  findet  man 
jedoch,  dass  er  an  diesen  letzteren  Theilen  vorbeigeht,  und  sich  bis  zu  den  grossen  für  die 
hintere  Extremität  bestimmten  Gefässen  fortsetzt.  Eine  coustante  Verschiedenheit  in  der  Breite 
oder  Färbung  der  vorderen  und  hinteren  Parthie  dieser  Linie  habe  ich  nicht  gefunden.  Gewöhnlich 
erschien  sie  mir  in  ihrem  mittleren  Theile  in  der  Gegend  des  vorderen  Endes  des  Hoden  am 
dünnsten,  nach  oben  liin,  wie  auch  Burow  angiebt,  sich  verbreiternd,  und  eben  so  auch  nach 
unten  hin  allmählig  an  Breite  zunehmend.  Die  Färbung  war  durchgehends  dunkel,  und  weder 
habe  ich  die  vordere  Parthie  weiss  angetroffen,  noch  auch  zwei  seitliche  begleitende  weisse 
Streifen  wahrnehmen  können.  Zuweilen,  wenngleich  selten,  war  es  mir  aber  auch  durchaus  nicht 
möglich,  irgend  etwas  zu  finden,  was  ich  auf  die  bisherige  Beschreibung  des  Saamenleiters  des 
Frosches  beziehen  konnte,  indem  an  dem  äusseren  Nierenrande  keine  gerade  verlaufende,  irgend  wie 
sich  auszeichnende  Linie  anzutreffen  war,  sondern  nur  eine  netzförmige  Verbindung  zahlreicher 
dunkler,  bald  dünnerer  bald  breiterer  Streifen. 

Wer  es  weiss  ,  dass  lineare  Anhäufungen  von  Pigraentzellen  als  regelmässige  Begleiterinnen 
von  Gefässen  und  Nerven  dem  Frosche  ganz  eigenthümlicli  sind,  der  wird  beim  Anblick  der 
genannten  Theile  die  Vermuthung  kaum  abweisen  können,  dass  diese  schwarzen  Streifen  den 
Gang  solcher  Organe  andeuten;  und  das  Microscop  so  wie  die  Injection  der  Blutgefässe  bestätigen 
diess  vollkommen.  Durch  ersteres  überzeugt  man  sich  sogleich,  dass  man  es  hier  mit  einem  oder 
mehreren  kleinen  Gefässen  zu  thun  habe,  die  von  feinen  Nervenbündelchen  begleitet  werden,' 
welche  neben,  über  oder  unter  dem  Gefäss  erscheinen;  und  bei  glücklicher  Injection  von  den 
Arterien  aus  werden  diese  Gefässe  aucli  bald  gefüllt.  Nach  solclier  Vorbereitung  lassen  sich  auch 
die  Ursprungsstellen  derselben  mit  Leichtigkeit  ermitteln.  Es  zeigt  sich  dabei,  dass  diese  zwie- 
fach sind:  von   unten   lier   steigt   aus    der  Arteria    iliaca   ein    feines    Gefässchen    in    die  Höhe,  das 


Schneider  auf  galvano  -  ]ilasliscLen)  Wege  sich  Caniilen  bereilet  von  einer  Feinheit,  welche  die  subtilsten  der  von 
Mechanikern  und  chirurchischen  Instrumentenmachern  bisher  angefertigten  Rölirclien  bei  weitem  ühertrifft.  Das 
Lumen  nämlich  von  Schneiders  Canulen  beträgt,  unter  dem  Microscop  gemessen,  '/jo'",  ja  seihst  nur  %o"',  und 
das  ganze  Röhrchen  mit  Einschluss  seiner  Wandungen  bat  an  der  Spitze  höchstens  '/lä'",  ja  selbst  nur  '/.'o'"  im 
Durchmesser.  Dadurch  wird  die  Möglichkeit  geboten,  diese  Röhrchen  unmittelbar  in  solche  Kanäle  einzuführen, 
von  denen  man  bisher  entweder  ganz  abstehen  niusste,  oder  die  doch  nur  mittelbar  von  grösseren  Gängen  aus  zu 
erreichen  waren.  Um  den  Widerstand  der  Adhäsion  in  so  feinen  Rölirclien  zu  überwinden ,  und  die  dazu  erfor- 
derliche grössere  Kraft  möglichst  gleichmässig  wirken  zu  lassen,  wird  als  solche  der  Druck  der  Luft  benutzt,  die 
durch  eine  eigne  Vorrichtung  condensirt  werden  kann,  so  dass  sie  mit  der  Kraft  von  mehreren  Atmosphären  auf  die 
Injectionsmasse  drücken  kann.  Endlich  wird  durch  eigenlhündiche  Mittel  das  zu  injicirende  Ohject  zu  dem  Injections- 
röhrchen  in  unveränderlicher  Lage  erhalten;  denn  bei  der  Feinheit  der  Gegenstände,  mit  denen  man  es  hier  zu 
thun  hat ,  würde  die  geringste  Störung  dieses  Verhältnisses  —  wie  sie  namentlich  bei  Injectionen  aus  freier  Hand 
ganz  BBVermeidlich  ist  —  jeden  Erfolg  vereiteln.  Auf  diesem  Wege  ist  es  denn  schon  gelungen,  Hühneremhryonen 
vom  Ende  des  zweiten  Tages  der  Bebrütung,  wo  die  Allantois  kaum  erst  hervorzutreten  beginnt,  oder  Hunde-  und 
Schweineemhryonen ,  deren  bogenförmig  gekrümmte  Kürperacbse  kaum  7i"  betrug,  vollständig  zu  injiciren,  worüber 
das  Kältere  in  Kurzem  bekannt  gemacht  werden  wird. 


21 

mehrfach  geschlängelt,  feine  seitliche  Aestchen  abgebend,  und  durcli  solche  mit  den  sogenannten 
Intercostalgefässen  anastomosirend,  dabei  immer  dünner  werdend,  einem  zweiten  meistens  noch  schmäle- 
ren Gefässchen  entgegenläuft,  das  aus  der  Axillararterie  herkommt,  bei  seinem  Herabsteigen  sich 
ähnlich  dem  vorigen  verhält,  bis  endlich  beide  durch  offene  Anastomose  in  einander  übergehen, 
so  dass  durch  dieselben  eine  Verbindung  zwischen  den  beiden  grossen  für  die  Extremitäten  einer 
Körperhälfte  bestimmten  Ilauptarterienstämraen  vermittelt  wird.  Der  grössere  Breitendurchmesser 
des  von  unten  oder  hinten  herkommenden  Gefässes  erklärt  es  vielleiclit  auch  ,  dass  der  vordere 
dünnere  Theii  als  ganz  dicht,  der  hintere  dickere  aber  als  hohl  bezeichnet  werden  konnte.  — 
Ausser  diesem  so  eben  analysirten  und  keinesweges  constanten  scliwarzeii  Streifen  finde  ich  bei 
dieser  Thierart  in  der  bezeichneten  Gegend  sonst  nichts,  was  für  den  hierher  gesetzten  Saamen- 
leiter  gelten  könnte,  und  ich  muss  gestehen,  dass  ich  es  mir  durchaus  nicht  zu  erklären  weiss, 
■wie  Rathke  ausser  dem  von  ihm  als  Ureter  bezeichneten  Theil  einen  Gang  finden  konnte,  der  im 
Frühlinge  von  einem  schleimartigen,  theils  durchsichtigen,  theils  weissen  Stoi'c  strotzte  (a.  a.  O. 
III.  pag,  43).  Freilich  bemerkt  Rathke  an  einer  andern  Stelle  (a.  a.  O.  II.  pag.  130),  dass  jene 
Flüssigkeit  nicht  undurchsichtig  und  weiss  wie  Saamen,  sondern  durchscheinend  und  etwas  gräulich 
war,  weshalb  Aenn  Rathke  auch  geneigt  ist,  sie  nur  für  eine  Absonderung  des  Saamenleiters  selbst 
zu  halten,  und  der  Ansicht  Swammerdam's  treu  zu  bleiben,  dass  bei  froschartigen  Thieren  der 
Saamen  durch  den  Harnleiter  abgeführt  werde.  Irre  ich  aber  nicht  selir,  so  liegt  hierin  ein 
unvereinbarer  Widerspruch  mit  der  von  Rathke  gelieferten  Beschreibung  der  Entstehungsweise  und 
ausgebildeten  Form  des  von  ihm  als  gesonderter  Saamraenleiter  unterschiedenen  Organs,  und  es 
bestärkt  mich  diess  in  der  Ueberzeugung,  dass  das  bisher  als  Saanienleiter  bezeichnete  Organ 
des  Frosches  nichts  anderes  als  eine  feine  und  stark  pigmentirte  Gefässanastoraose  ist.  Für  die 
eigentlichen  Frösche  kann  hierüber  kein  Zweifel  obwalten,  und  nur  zur  Bekräftigung  dieses  Aus- 
spruchs mag  noch  angeführt  werden,  dass  auch  bei  andern  Amphibien  in  der  bezeichneten  Gegend 
der  IJnterleibswandungen  ein  nicht  unbeträchtliches  Gefäss  gefunden  worden  ist,  wie  denn  Funk 
(a.  a.  O.  tab.  III.  fig.  7,  lit.  g)  bei  Salamandra  maculata  eine  vena  epigastrica  hierher  setzt,  die 
in  ihrem  Gange  ganz  mit  dem  vermeintlichen  vas  deferens  übereinstimmt.  Dass  bei  bufo  ein 
Verhältuiss  vorkommt,  welches  auf  den  ersten  Blick  allerdings  mit  den  bisher  geltenden  Ansichten 
übereinzustimmen  scheint,  bei  genauerer  Untersuchung  aber  eben  so  wenig  eine  hinreichende 
Stütze  derselben  darbietet,  wird  weiter  unten  zur  Sprache  kommen. 

§.  14.  Zur  Ermittlung  des  Verhältnisses  der  Saamengänge  zu  den  Ilarnkanälchen  innerhalb 
der  Niere  wurden  nunmehr  Injectioneu  der  beiden  betreffenden  Drüsen  vorgenommen.  Die  Canule 
wurde  dabei  theils  von  der  Kloake  aus  in  die  Mündung  des  sogenannten  Ureters,  theils  in  den- 
jenigen Theii  dieses  Kanals,  der  zwischen  Mastdarm  und  Saaraenblase  liegt,  theils  endlich  ober- 
halb der  letzteren  zwischen  ihr  und  der  Niere  eingeführt.  Der  Erfolg  war  auf  allen  diesen 
Wegen  der  gleiche  ;  docli  möchte  eine  Injection  der  behandelten  Drüsen  am  sichersten  zu  Stande 
kommen,  wenn  die  letzte  3Iethode  befolgt  wird,  indem  bei  den  beiden  ersteren  die  Saamenblase 
zuweilen  früher  berstet,  ehe  die  Injection  den  gewünschten  und  nothwendigen  Grad  von  Vollstän- 
digkeit erreicht  hat.  Doch  ist  es  auch  auf  diesen  Wegen  vielfach  gelungen,  beide  Drüsen  oder 
wenigstens  die  Niere  vollkommen  zu  erfüllen. 

Sehr  belehrend  ist  es  nun,  während  der  Injection  dea  Gang  zu  verfolgen,  den  die  ganz 
langsam  fortschreitende  Injectionsraasse  nimmt ,  und  die  successive  Erfüllung  der  verschiedenen 
Organe    zu    beobachten,    zu    welchen    sie    allmählig  vordringt.     Zuerst    füllt  sich  die  Saamenblase, 


22 

gleichzeitig  hiermit  dringt  die  Masse  in  den  am  äussern  Rande  der  Niere  hingehenden  Ureter,  aus 
diesem  durch  zahlreiche  feine  Seitenäste,  die  er  in  schräg  aufsteigender  oder  queerer  Richtung 
in  die  Niere  entsendet,  in  diese  selbst.  Die  Nierensubstanz  füllt  sich  mehr  und  mehr,  und  wenn 
an  dem  inneren  Rande  dieses  Organs  die  gefärbte  Injectionsmasse  zu  erscheinen  anfängt,  sieht 
man  sie  auch  alsbald  in  die  oben  erwähnten  vasa  efferentia  testis  eintreten,  und  durch  diese 
hindurch  in  den  Hoden  dringen.  Der  Hode  nimmt  jedoch  immer  nur  in  einzelnen  seiner  Saamen- 
behälter  die  Injectionsmasse  auf,  weil  ganz  regelmässig,  ehe  diess  vollständiger  geschieht,  ein 
Uebergang  der  Masse  in  die  ausführenden  Nierenvenen,  die  Wurzeln  der  unteren  Hohlrene,  Statt 
findet  *).  —  Jener  Gang  der  injectionsmasse  giebt  nun  schon  vorläufige  Auskunft  über  die  Art  und 
Weise,  wie  innerhalb  der  Niere  die  Saamengänge  sich  mit  den  Harnkanälchen  verbinden.  Denn 
auf  den  Umstand,  dass  von  dem  vas  deferens  aus  die  Masse  nicht  gleichzeitig  in  die  Niere  und 
vasa  efferentia  testis  dringt,  sondern  in  letztere  erst  nach  ziemlich  vollständiger  Erfüllung  der 
Niere  selbst  eintritt,  darf  der  Ausspruch  gegründet  werden,  dass  die  Saamengänge  nicht  neben 
den  Harnkanälchen  die  Niere  durchsetzen  und  erst  in  dem  vas  deferens  mit  denselben  zusammen- 
treten,  sondern  dass  schon  früher  mit  den  feinsten  Harnkanälchen  der  Niere  jene  Vereinigung 
Statt  finde  ,  so  dass  der  männliche  ZeugungsstolF  die  Harnkanäle  in  ilirer  ganzen  Länge 
durchziehen  müsse,  und  der  Urin  gleich  bei  seinem  Erscheinen  in  den  Harnkanälen  mit  dem  Saamen 
sich  mische.  Die  genauere  Untersuchung  von  Präparaten,  die  auf  die  angegebene  Weise  injicirt 
waren,  hat  jene  Voraussetzung  bestätigt,  und  zugleich  die  Erklärung  für  den  Umstand  geliefert, 
dass  die  feinen  Harnkanälchen  die  ungleich  stärkeren  Saamengänge  aufnehmen.  Hierüber,  wie 
über  die  Anordnung  der  Drüsenkanäle  der  Niere  überhaupt  haben  meine  Untersuchungen  mich 
Folgendes  gelehrt. 

§.  15.  Am  äusseren  Rande  der  Niere  verläuft  nach  der  ganzen  Länge  derselben  ein  Kanal, 
-der  von  oben  nach  unten  an  Breite  stetig  zunimmt,  indem  von  innen  her  aus  der  Niere  kommende 
kleinere  Gänge  sich  in  ihn  einsenken.  Dieser  Kanal  ist  also  vas  deferens  und  Ureter  zugleich,, 
und  die  kleineren  Zweige,  die  er  aufnimmt,  lösen  sich,  wenn  man  sie  in  die  Nierensubstanz  liinein 
verfolgt,  bald  in  die  feinsten  Nierenkanälchen  auf.  Diese  letzteren  liegen  entweder  ganz  regellos, 
auf's  mannichfaltigste  einander  durchflechtend,  vielfach  gekrümmt  und  Schlingen  bildend,  neben 
einander,  und  bieten  dieses  Ansehen  namentlich  auf  der  vorderen  oder  unteren  Fläche  und  in  der 
Nähe  des  äusseren  Randes  der  Niere  dar ;  oder  aber  sie  zeigen  eine  mehr  regelmässige  Anordnung, 
laufen  gestreckt  und  parallel  neben  einander,  wobei  sie  meistens  die  queere  Richtung  vom  äusseren 
Rande  der  Niere  zum  inneren  einhalten.  So  zeigen  sie  sich  besonders  auf  der  hinteren  oder 
oberen  Fläche  der  Niere  und  gegen  den  inneren  Rand  derselben,  ohne  dass  jedoch  diese  oder  die 
erste    Anordnung    ohne    Ausnahme    auf   die    dabei    genannten    Stellen    beschränkt    wäre'J.      Diese 


1)  Ich  glaube  als  einen  Beweis  der  trefflichen  Leistungen  des  erwähnten  Injectionsapparates  auch  noch  den 
Umstand  anführen  zu  dürfen,  dass  IlyrÜ,  den  alle  jetzt  lehenden  Anatomen  gewiss  eiustimmig  und  gern  als  den 
fn  Injeclionen  erfahrensten  und  glücklichsten  Fachgenossen  anerkennen,  hei  seinen  Injectionen  der  Froschniere  vom 
Ureter  aus  (Österreich,  med.  Jahrhiich.  \SXi,  Bd.  48,  S.  264)  die  Masse  nicht  über  die  Nieren  hinaus  und  bis  zum 
Hoden  getrieben  zu  haben  scheint,  da  er  diesen  Erfolg,  wenn  er  ihn  erreicht  hätte,  gewiss  nicht  unerwähnt 
gelassen  hätte.  Audi  Hyril  hat  die  hier  bebandelten  Verhältnisse  wohl  nicht  anders  aufgefasst,  als  es  gewöhnlich 
geschehen  ist,  da  er  von  zellig  blasigen  Erweiterungen  des  Ureters  spricht,  worunter  doch  wohl  nur  die  Saamen- 
blase  zu  verstehen  ist. 

2)  Aebniicbes  giebt  auch  schon  fJuschke  (Isis  1S2S)  über  den  Gang  der  Harnkanäle  des  Frosches  an. 


25 

parallel  und  gestreckt  verlaufenden  Harnkanälclien  sind  weiter  als  die  gewundenen,  und  gehen 
aus  dem  Zusammenfluss  mehrerer  der  letzteren  hervor,  wie  man  diese  Uebergänge  an  der  bezeich- 
neten Stelle  der  Niere  aufs  deutlichste  sieht.  Die  breiteren  Kanäle  ihrerseits  sammeln  sich  aber 
wiederum  in  einen  noch  grösseren  gemeinschaftlichen  Gang.  Dieser  liegt  am  inneren  Kande  der 
Niere,  gewöhnlich  nach  der  ganzen  Länge  derselben,  so  jedoch,  dass  er  nach  dem  oberen  oder 
vorderen  Nierenende  hin  sich  gegen  die  dem  Rücken  zugekehrte  Fläche  dieses  Organs  wendet, 
und  nicht  immer  bis  zum  unteren  oder  hinteren  Nierenende  reicht,  sondern  mit  einer  verdünnten 
Spitze  schon  oberhalb  desselben  aufhört.  Dieser  Gang  geht  über  die  Einschnitte ,  die  sicli  am 
inneren  Rande  der  Niere  ganz  gewöhnlich  vorfinden,  fast  brückenartig  hinweg,  ja  es  scheint,  dass 
er  durch  seine  im  Verhältniss  zur  übrigen  Nierenmasse  geringere  Länge  jene  Einschnitte,  gleichsam 
Faltungen  der  Nierensubstanz,  bedinge.  —  So  ist  also  die  Niere  des  Frosches  ziemlich  regelmässig 
an  ihrem  äusseren  eoNVchl  als  inneren  Rande  von  einem  Kanal  wie  von  einem  Saume  eingefasst, 
so  Jedoch,  dass  diese  beiden  Säume  nicht  unmittelbar  in  einander  übergehen,  weder  im  äusseren 
Umfang  der  Niere,  noch  in  Ihrem  Inneren,  sondern  nur  durch  die  zwischen  ihnen  befindlichen 
feineren  Nierenkanäle  mit  einander  in  Verbindung  stehen.  Auch  ist  der  am  inneren  Nierenrande 
liegende  Gang  ungleich  schwächer  als  der  am  äusseren  Rande  liegende  Ureter.  Jener  Gang  ist 
es  nun,  in  den  die  vasa  efferentia  testis  eintreten,  entweder,  und  das  ist  der  häufigere  Fall, 
unmittelbar,  oder  zuweilen  auch  erst  dann,  nachdem  sie  sich  kurz  vorher  mit  etwas  feineren  Niereu- 
kanälchen  verbunden  haben  ;  ja  ein  Paar  Male  habe  ich  solche  Verbindungen  auch  entfernter  von 
diesem  Gange  an  der  vorderen  Nierenfläche  gefunden,  naclidem  sich  in  solchem  Fall  das  Saamen- 
kanälchen  durch  Theilung  vorher  verfeinert  hatte.  In  sehr  seltenen  Fällen  ist  es  mir  auch  vor- 
gekommen, dass  eins  der  genannten  vasa  efferentia  testis  einen  Seitenzweig  abgab,  der  die  Niere 
nicht  erreichte,  sondern  in  der  Peritonealplatte,  in  welcher  jene  Kanäle  nebst  den  Gefässen  des 
Hoden  enthalten  sind,  blind  endigte;  wenigstens  Hess  sich  an  den  beireffenden  Präparaten  von  der 
Stelle  aus,  an  welcher  die  Injectionsraasse  mit  scharfer  Grenze  aufhörte,  auch  mit  dem  Microscop 
keine  weitere  Fortsetzung  eines  Kanals  auffinden.  Dies  Verhältniss  erinnert  an  das  bekannte 
ebenfalls  unbeständige  vas  aberrans  an  dem  Saamenleiter  des  Menschen. 

§,  16.  Es  wurde  schon  oben  erwähnt,  dass  Stvammerdam  diesen  gemeinschaftlichen  Aus- 
fiihrungsgang  der  Hoden  und  Nieren  „Ureter"  nannte,  weil  der  Harnleiter  bei  den  weiblichen 
Fröschen  in  Form  und  Lage  vollkommen  mit  demselben  übereinstimme.  Diess  finde  auch  ich  so, 
und  will  nur  l'.iriZuf ügen ,  dass  Harnleiter  und  Eierleiter  einer  Körperseite  durch  eine  gemein- 
schaftliche Oeffnung  in  die  Kloake  übergehen,  so  dass  die  gemeinschaftliche  Mündung  der  Harn- 
und  Geschlechtswerkzeuge  bei  beiden  Geschlechtern  sich  ganz  gleich  verhält.  —  Die  Niere  der 
weiblichen  Frösche  bietet  nach  künstlicher  Erfüllung  vom  Ureter  aus  ganz  dieselbe  Beschaffenheit 
wie  die  der  Männchen  dar :  an  der  vorderen  oder  unteren  Fläche  verlaufen  die  Harnkanälchen 
vielfach  gewunden  und  durch  einander  geschlungen,  an  der  hinteren  oder  oberen  Fläche  haben  sie 
einen  gestreckten  Verlauf  angenommen,  so  dass  sie  in  queerer  Richtung  vom  äusseren  Nieren- 
rande zum  inneren  hinübergehen,  und  unter  rechten  Winkeln  in  einen  der  Länge  nach  am  inneren 
Rande  der  Niere  liegenden  stärkeren  Kanal  eintreten,  der  mit  demselben  an  der  männlichen  Niere 
beschriebenen  Gange  in  jeder  Hinsicht  übereinstimmt.  Hiermit  rausste  ich  denn  auch  die  Anfangs 
gehegte  Veraiuthung  aufgeben,  dass  dieser  Gang  bei  den  Männchen  bloss  wegen  der  Verbindung 
der  Saamengänge  mit  den  Harnkanälchen  da  sei;  er  ist  vielmelir  unabhängig  hiervon  eine  beiden 
Geschlechtern  cigenthümliche  Fjinrichtung  im  Bau  der  Niere. 


24 

§.  17.  In  Bezug  auf  die  Lage  und  Befestigung  der  Hoden  und  deren  Verliältniss  zu  den 
Nachbarllieilen,  habe  ich  ferner  noch  Folgendes  zu  bemerken.  Die  Hoden  liegen  jederseits  in 
einer  Falte  des  Bauchfells,  deren  beide  Platten  eine  verschiedene  Anordnung  zeigen.  Die 
vordere  oder  untere  geht  ununterbrochen  von  der  vorderen  oder  unteren  Fläche  des  einen  Hoden 
zum  andern  hinüber,  befestigt  beide  Hoden  an  einander  und  deckt  dabei  brückenartig  einen  Raum, 
in  dem  die  untere  Holilvene  und  Aorta  liegen,  welche  nach  Durchschneidung  dieser  Platte  frei 
und  unverhüllt  sich  darbieten.  Die  Platte  geht  über  den  äussern  convexen  Rand  des  Hoden  auf 
die  hintere  oder  obere  Fläche  desselben,  setzt  sich  an  dieser  bis  zum  inneren  geraden  Rande  des 
Hoden  fort,  so  jedoch,  dass  hier  ein  ziemlich  breiter  Streifen  vom  Bauchfell  unbekleidet  bleibt, 
an  welchem  Gefässe  und  Ausführungsgänge  in  den  Hoden  hinein  und  aus  demselben  heraus  treten. 
Von  dieser  Stelle  des  Hoden  setzt  sich  das  Bauchfell  auf  die  Niere  fort  als  eine  breite  Lamelle, 
die  dieses  Organ  nahe  an  dessen  innerem  Rande  erreicht ,  die  vordere  oder  untere  Fläche 
desselben  bekleidet,  und  am  äusseren  Rande  der  Niere  in  das  die  Bauchwände  deckende  Peritoneum 
übergeht.  In  jener  Peritonealplatte ,  die  vom  Hoden  zur  Niere  geht,  liegen  sowolil  die  vasa 
efferentia  testis,  verschieden  an  Zahl,  so  wie  die  Arterien  des  Hoden,  auf  jeder  Seite  in  der 
Regel  drei,  die  gewöhnlich  am  inneren  Rande  der  Niere  von  den  Nierenarterien  abgegeben  werden, 
oder,  wenn  gleich  unmittelbar  aus  der  Aorta  entspringend,  doch  mit  den  Nierenarterien  eng  ver- 
bunden bis  zum  inneren  Nierenrande  fortschreiten,  und  hier  erst  von  den  letzteren  sich  trennen. 
Während  die  Ilodenarterien  gleichmässig  über  die  ganze  Länge  dieser  Platten  vertheilt  sind,  liegen 
die  Hodenvenen  nur  im  obern  Theil  derselben,  indem  sie  aus  dem  oberen  Ende  des  Hoden  her- 
vortreten, und  scliräg  nach  innen  zur  unteren  Hohlvene  ansteigen.  Es  sind  ihrer  entweder  zwei 
da  oder  auch  nur  eine,  und  ich  wage  es  nicht  zu  bestimmen,  ob  es  Zufall  war  oder  ein  gesetz- 
liches Verliältniss  andeutet,  dass  bei  allen  von  mir  in  dieser  Beziehung  untersuchten  Thieren  der 
rechte  Hode  zwei,  der  linke  dagegen  nur  eine  Vene  darbot,  wobei  jedoch  eine  Verwechslung  mit 
der  dicht  daneben  liegenden  Vene  des  Fettkörpers  zu  vermeiden  ist.  —  Bei  der  Lage  der  Hoden 
auf  der  vorderen  Fläche  der  Niere  entzieht  sich  jene  die  Blutgefässe  und  Saamengänge  enthal- 
tende Peritoncalplatte  dem  Auge;  sie  zeigt  sich  jedoch  von  ihrer  äussern  gegen  die  Niere  ge- 
richteten Fläche,  sobald  der  Hode  der  einen  Körperhälfte  auf  die  andere  Seite  hinübergelegt  wird, 
oder  von  ihrer  iunern  gegen  die  grossen  Gerässstämme,  Hohlvene  und  Aorta,  sehenden  Seite,  wenn 
jene  die  beiden  Hoden  verbindende  Bauchfellplatte  durchschnitten  und  dadurch  die  Möglichkeit 
gegeben  wird,  den  einen  Hoden  ohne  stete  Begleitung  des  andern  nach  aussen  an  legen.  In  ihrem 
unteren  Tl)eile  ist  jene  Platte  häufig  doch  nicht  immer  breiter  als  im  oberen. 

Die  verschiedenen,  Blut  oder  Secretionsflüssigkeiten  führenden  Kanäle,  die  mit  der  Niere 
in  Verbindung  stehen,  treten  nicht  bloss  an  einer  bestimmten  Stelle  der  Niere  in  dieselbe 
hinein  oder  aus  derselben  heraus,  sondern  es  geschieht  diess  im  Allgemeinen  an  drei  ver- 
schiedenen Stellen  dieses  Organs.  Am  äussereu  Rande  der  Niere  liegen  der  Ureter  und  die  venae 
renales  advehentes ;  am  inneren  Rande  oder  doch  in  unmittelbarster  Nähe  desselben  die  vasa 
efferentia  testis  und  die  Nierenarterien,  indem  ein  oder  ein  Paar  von  den  letzteren  ausgehende 
und  über  die  vordere  Niereiifläche  hingehende  Zweige  meistens  nicht  für  die  Niere  selbst  bestimmt 
sind  ,  sondern  zur  Saamenblase  sich  begeben.  Und  endlich  gehen  aus  der  Mitte  der  vorderen 
Nierenfläche  und  nach  der  ganzen  Länge  derselben  die  venae  renales  evehentes,  die  Wurzeln  der 
unteren  Hohlvene,    hervor.     liier    findet    eich   jener    bekannte  Streifen   von   goldgelber  Farbe   und 


25 

körniger  Bescliaffeiilieit ,  den  Rathke  (a.  a.  O.  III.  pag.  34)  für  die  Nebenniere  Iiiilt'),  der  jedoch 
durcli  sein  Gefiigc,  wenigstens  im  Herbst,  ganz  unzweideutig  sich  als  Fettansammlung  zu  erkennen 
giebt,  und  daher  vielleicht  richtiger  als  Andeutung  der  fascia  adiposa  renum  zu  betrachten  ist,  so 
wie  die  Stelle  der  vorderen  Fläche  der  Niere,  an  welcher  er  sich  befindet,  wohl  den  eigentlichen 
liilus  renalis  darstellt.  —  Aehnliches  findet  sich  zuweilen  auch  beim  Menschen  ;  so  liegt  mir  ein 
Präparat  vor,  wo  der  hilus  renalis  gerade  an  der  vorderen  Fläche  dieses  Organs  sich  befindet; 
und  eine  bekannte  Erfahrung  ist  es,  dass  Arterien  sowohl  als  Venen  nicht  selten  entlernt  von 
dem  hilus  in  die  Niere  sich  einsenken. 

§.  18.  Was  das  gegenseitige  Verhältniss  der  Blutgefässe  und  secernirenden  Kanäle  in  der 
Niere  betrifft,  so  haben  die  Injectionen  derselben  im  Allgemeinen  nur  die  Bestätigung  derjenigen 
Resultate  geliefert,  die  schon  bei  früheren  Untersuchungen  sich  herausgestellt  hatten.  Bei  Injection 
der  Arterien  von  dem  bulbus  aortae  aus  füllten  sich  die  Glomeruli  der  Niere  mit  Leichtigkeit, 
und  traten  hier  so  stark  hervor,  dass  sie  auch  dem  unbewafTueten  Auge  als  runde  an  feinen  Stielen 
ansitzende  Theilchen  mit  vollkommener  Deutlichkeit  sich  darboten.  Uebrigens  zeigten  sie  sich 
nur  an  der  vorderen  oder  unteren  Merenfläche,  wo  die  gewundenen  Harnkauälchen  vorzugsweise 
auftreten,  und  nicht  an  der  hinteren  F'läche  der  Niere,  wo  jene  Kauälchen  einen  gestreckten 
Verlauf  haben.  Wollte  man  hiernach  auch  in  der  Froschniere  zwei  verschiedene  Substanzen 
unterscheiden,  so  müsste  die  Rindensubstanz  mehr  an  die  vordere,  die  Marksubstanz  an  die 
liintere  Fläche  der  Niere  gesetzt  werden.  —  Wurde  die  Injection  der  Arterien  weiter  getrieben, 
so  ging  die  Masse  mit  Leichtigkeit  sowohl  in  die  zufülirenden  als  ausführenden  Nierenvenen  über '); 
einige  Mal  geschah  es  auch,  dass  die  grossen  Ljmphräume  am  Rücken  und  in  der  Bauchhöhle 
sich  füllten,  ohne  dass  es  jedoch  gelang  die  Stellen  nachzuweisen,  an  welchen  dieser  Uebergang 
Statt  gefiniden  hatte.  —  Bei  Injection  von  der  grossen  vorderen  vena  abdominalis  aus  nach 
abwärts  ,  oder  von  der  Schenkelvene  aus  ,  also  bei  Injection  durch  das  System  der  zuführenden 
Nierenvenen  ging  die  Masse  ebenfalls  mit  Leichtigkeit  in  die  auslührciKlen  Venen  über.  Die  ver- 
schiedenen Blutgefässe  der  Niere  gehen  demnach  in  ein  allen  gemeinschaftliches  Capillarnetz  über, 
und  wenn  von  den  ^  enen  aus  nicht  auch  die  Arterien  sich  füllen  Hessen  ,  so  lag  diess  wohl  an 
den  Glomeruli  der  letzteren ,  welche  das  Weiterdringen  der  schon  durch  ein  Capillargefässnetz 
durchgegangenen  und  in  ihrer  Propulsion  geschwächten  Masse  nicht  gestatteten.  —  Bei  Injection 
der  Nierciikanälchcn  vom  Ureter  a\is  drang,  wie  schon  oben  erwähnt  wurde,  die  gefärbte  Masse 
nur  gar  zu  leicht  in  die  Wurzeln  der  Ilolilvene  ein,  und  wenn  die  Injection  trotzdem  weiter 
fortgesetzt  wurde,  auch  in  die  zuführenden  Nierenvenen.  Von  welchen  besonderen  Organisations- 
verhältnissen dieser  Uebergang  abhänge,  weiss  ich  nicht  zu  sagen;  über  das  Verhältniss  der 
Malpfghi'scheii  Gefässknäii,el  zu  den  Ilarnkanälen,  woran  hierbei  zu  denken  wäre,  werde  ich 
.  weiter  unten  ausführlicher  handeln.  —  Injectionen  der  im  Hoden  selbst  gelegeneu  Saamenkanälchen 
von  dem  gemeinschaftlichen  Ausführungsgange  derselben,  vom  Ureter  aus,  gelangen  aus  dem  schon 
erwähnten  Grunde  nur  sehr  iin\ ollständig.  Die  Canule  in  die  vasa  efferentia  selbst  einzusetzen, 
daran  war  bei  der  grossen  Feinheit  derselben  doch  selbst  mit  unserem  Apparate  nicht  zu  denken. 
Ancli  der  am  inneren  Nierenrande  gelegene  Gang  war  hierzu  zu  eng,  und  so  blieb  denn  nichts 
weiter  übrig,    als   eben  jene   Einspritzung   vom    Ureter   aus.     Hierbei    füllten   sicli   indessen    selbst 


1)  Ehen  so  Gruby  in  Annales  des  stiences  naliuel'es.  loin.  .XVII.  |)a^.  212. 

2)  Wenn  sie  nicht  in  die  Hamkaniile  übertrat,    wie  das  bei  höheren  Thieren  so  überaus  leicht  geschieht,  so 
liej;l  diess  ohne  Zweifel  an  der  helrächtlicheren  Weite  der  Capillargefasse  des  Frosches. 

■i 


26 

im  glücklichen  Fall  nur  ein  Paar  begrenzte  Stellen  des  Hoden;  denn  statt  in  dem  Hoden  weiter 
vorzudringen,  ging  die  Masse  Tielmehr  in  die  Venen  über.  Tlieils  mochte  Iiieraii  die  Zahl  und 
Enge  der  Kanäle  Schuld  sein,  durch  welche  die  Injectionsmasse  durchtreten  musste,  ehe  sie  bis 
zum  Hoden  gelangte ;  andern  Theils  brachte  aber  wohl  auch  der  Umstand  ein  unbesiegbares 
Hindernisä  mit  sich,  dass  die  Injectionsmasse  den  Inlialt  der  Nierenkanälchen  und  der  vasa  efferentia 
testis  vor  sicli  lier  treiben  musste,  derselbe  demnach  in  dem  Hoden  sich  anhäufte.  Diesem 
üebelstande  wurde  zwar  durch  Einschnitte,  die  in  den  äusseren  Rand  des  Hoden  gemacht  wurden, 
abzuhelfen  versucht,  docli  ohne  merklichen  Erfolg.  Denn  auch  der  Hoden  des  Frosches  ,  wie 
anderer  nackten  Amphibien  [siehe  unten],  besteht  nicht  sowohl  aus  einem  Convolut  fortlaufender 
Kanäle,  als  vielmehr  aus  eigenthümlichen  geschlosseneu  Kapseln.  Uebrigens  leistete  auch  diese 
unvollkommene  Injection  des  Hoden  das,  was  man  in  diesem  Fall  von  ihr  verlangte;  sie  sollte 
nämlich  nicht  dazu  dienen,  die  innere  Textur  des  Froschhoden,  und  das  Verliältniss  der  Saamen- 
behälter  innerhalb  de?- elben  kennen  zu  lernen  —  was  auch  ohne  Injection  mit  Hilfe  des  Microscops 
erlangt  werden  kann  • — ,  sondern  sie  sollte  nui  ihrerseits  den  Beweis  führen,  dass  die  sogenannten 
vasa  efferentia  testis  in  der  That  ununterbrochen  in  die  Hodensubstanz  übergehen. 

Zu  den  im  Vorstellenden  mitgetheilten  Untersuchungen  diente  mir  nur  rana  teniporaria ; 
zwar  finden  sich  auch  andere  Arten  der  eigentlichen  Frösche  in  und  bei  Dorpat,  jedoch  so  selten 
und  sparsam,  dass  es  mir  im  Laufe  dieser  Arbeit  nicht  gelang,  sie  mir  zu  verschaffen.  Nach  dem 
jedocli,  was  bisher  über  die  Uebercinstimmung  im  Bau  der  verschiedenen  Species  dieser  Thier- 
gattung  bekannt  geworden  ist,  unterliegt  es  wohl  kaum  einem  Zweifel,  dass  das  bei  Rana  teniporaria 
in  Bezug  auf  das  Verliältniss  der  männlichen  Geschlechtstheile  zu  den  Nieren  Ermittelte  im  Wesent- 
lichen auch  auf  diese  werde  angewendet  werden  dürfen.  Die  Richtigkeit  dieser  Voraussetzung 
bestätigt  zu  finden,  habe  icli  selbst  nur  einmal  liei  rana  esculcnta  Gelegenheit  gehabt. 

2.  B  II  f  o. 
Fig;  II.  u.  III. 
§.  19.  Dagegen  war  zu  erwarten,  dass  bei  bufo  manche  Modificationen  in  den  oben  geschil- 
derten Verhältnissen  sich  würden  nachweisen  lassen.  Denn  ein  scheinbar  nicht  unerlieblicher 
Unterschied  zwischen  Fröschen  und  Kröten  in  Betreff  der  männlichen  Geschlechtstheile  ist  schon 
von  Rathke  hervorgehoben  worden.  Es  fehlen  nämlich  den  letzteren  Thieren  die  Saamenblasen, 
jene  bald  mehr  bald  weniger  beträchtlichen  Erweiterungen  und  Aussackungen  an  dem  gemeinschaft- 
lichen Ausführungsgange  der  Hoden  und  Nieren,  kurz  vor  dessen  Einmündung  in  die  Kloake. 
Dagegen  soll  der  am  äusseren  Rande  der  Niere  in  einiger  Entfernung  von  derselben  herabgehende 
Saamenleiter  in  seinem  hinteren  Stück  ein  Paar  Male  in  mehr  oder  weniser  grossen  Bögen  sich 
schlängeln,  und  dann  in  den  Harnleiter  übergehen').  Da  ich  nacli  den  bisher  gemachten  Erfali- 
rungen  kaum  daran  zweifeln  konnte,  dass  auch  hier  in  der  Bestimmung  dessen ,  was  als  Ausführungs- 
gang  des  Hoden  anzusehen  sei,  ein  Irrthum  Statt  gefunden  habe,  so  musste  es  mir  wünschenswerth 
sein,  aucli  liiervon  auf  dem  Wege  eigner  Untersuchungen  mich  zu  überzeugen.  Hierzu  konnte 
ich  Anfangs  nur  ein  in  Weingeist  aufbewahrtes,  jedoch  sehr  wohl  erhaltenes  Exemplar  von  bufo 
agua  aus  Südamerika,  das  sich  in  der  hiesigen  anatomischen  Sammlung  befand,  benutzen;  später 
dienten  dazu  auch  frische  Exemplare  des  hier  vorkommenden  bufo  cinereus. 


1)    Rathke,  Beiträge  etc.  III.  pag.  43,  t;il).  11.  fig.  16. 


27 

Bei  bufo  agua  boten  die  Niereu  und  Hoden  dieselbe  Lage,  Form  und  anscheinend  auch 
Verbindung  dar,  wie  bei  den  eigentlichen  Fröschen;  nur  waren  beide  Organe  und  namentlich  die 
Niere,  entsprechend  der  beträchtlichen  Grösse  des  ganzen  Thieres,  von  bedeutenderem  umfange 
und  stärkeren  Dimensionen.  Lieberdiess  tritt  hier  nocli  auf  beiden  Körperseiten  neben  der  Niere 
eine  andere  Bildung  auf,  die  bei  den  Fröschen  entweder  nur  höchst  unvollkominen  angedeutet  ist 
oder  selbst  ganz  fehlt.  Es  verläuft  hier  nämlich  1'"  vom  äusseren  Nierenrande  entfernt  ein  platter 
Strang  von  etwa  'm'"  Breite,  der  wie  ein  dem  Peritoneum  mit  seiner  schmalen  Seite  aufgesetzter 
bandartiger  Wulst  sich  ausnimmt,  und  selbst  unter  dem  Microscop  keine  sicliere  Andeutung  einer 
Höhlung  wahrnehmen  lässt,  sondern  durchaus  solide  erscheint.  Das  vordere  Ende  desselben  geht 
weit  über  das  vordere  Nierenende  hinaus ,  setzt  sich  neben  der  Lnngenwurzel  fort ,  und  lässt  sich, 
indem  es  im  ferneren  Verlaufe  zur  Innenfläche  der  vorderen  Körperwand  gelangt ,  in  einer 
von  hier  aus  zur  Leber  hinübergehenden  Peritonealplatte  bis  zu  diesem  Organ  als  ein  sich 
verschmälernder  Streifen  verfolgen.  Nach  hinten  hin  bildet  dieser  Theil  etwa  in  der  Höhe 
des  hinteren  Ni^reaendes  eine  Anschwellung  von  gegen  1'"  Länge,  die  durch  mehrere  dicht 
an  einander  liegende,  knäuelförmig  zusammengeballte  Windungen  entsteht,  welche  der  sonst  gerade 
verlaufende  Strang  an  dieser  Stelle  bildet.  Von  dem  hinteren  Ende  dieses  Knäuels  geht  ein 
bandartiger  Streifen  gegen  die  Mittellinie  des  Körpers  liiu,  kommt  an  der  unteren  Seite  des 
Ureters  zu  liegen,  und  verläuft  mit  diesem  gegen  den  Mastdarm.  Auf  diesem  letzteren  Wege 
ist  dieser  Streifen  Anfangs  von  dem  Ureter  noch  vollkommen  deutlich  getrennt,  geht  aber  später 
in  die  Wände  desselben  über,  und  verschmilzt  mit  ihnen.  —  Dass  dieser  wahrscheinlicJi  bei 
allen  Krötenarten  vorkommende  Strang  für  den  bis  dahin  noch  gänzlich  unbekannt  gebliebenen 
Saamenausführungsgang  gehalten  wurde,  ist  sehr  begreiflich;  ja  ich  vermutiie,  dass  man  das  bei 
den  Kröten  Gesehene  allzu  rasch  auf  die  eigentlichen  Frösclie  übertrug,  denn  bei  Untersuchung 
dieser  allein  würde  man  schwerlich  auf  die  Idee  gekommen  sein,  dass  hier  das  vas  deferens 
hergesetzt  werden  könne.  Aber  auch  bei  den  Kröten  muss  diese  Bestimmung  des  fraglichen 
Stranges  sehr  problematisch  werden,  da  derselbe  nicht  eine  Röhre  zu  sein  scheint,  sondern  als 
eine  durcliweg  solide  Masse  sich  darbietet,  und  nachdem  man  bei  so  nahe  verwandten  Thieren, 
wie  die  Frösche,  ganz  andere  Wege  für  die  Ausführung  des  Saamcus  kennen  geleri\t  hat.  Man 
durfte  vermuthen,  dass  letztere  bei  den  Kröten  sich  v^ie  bei  den  Fröschen  verhalten  würden; 
indessen  die  microscopische  Untersuchung  der  zwischen  beiden  Organen  gelegenen  Peritonealplatte 
ergab  kein  sicheres  Resultat,  und  die  vom  Ureter  aus  versuclite  Injection  füllte  in  dem  Weiiigeist- 
präparate  nicht  einmal  ;!ie  Niere,  geschweige  denn  die  rauthmasslich  aus  dem  Hoden  in  dieselbe 
eintretenden  vasa  efferentia  tesiis.     Erst  bufo  cinereus  gab  mir  hierüber  Gewissheit. 

§.  20.  Dagegen  zeigte  sich  bei  bufo  agtia  noch  ein  anderes  Organ,  von  dem  bei  den 
Fröschen  nichts  Analoges  sich  darbietet,  und  das  auch  bei  anderen  Batrachiern,  den  bisherigen 
Untersuchungen  zu  Folge,  nicht  gefunden  zu  sein  scheint.  Es  liegt  in  dem  von  mir  untersuchten 
E<,\emplar  am  inneren  Nierenrande ,  bei  ausgespanntem  Peritoneum  ebenfalls  2"'  von  der  Niere 
entfernt;  es  reicht  von  dem  liinteren  Ende  und  inneren  Rande  des  Hoden  bis  in  die  Höhe  des 
hinteren  Nierenendes  liinab,  erscheint  als  ein  etwa  '■'W"  breiter  halskrausenartig  gefalteter  Streifen, 
der  mit  dem  einen  Rande  an  das  Peritoneum  befestigt  ist,  und  im  übrigen  frei  in  die  Unterleibs- 
hölile  hineinragt.  Diess  Organ  ist  eine  \m\  dünnen  Wänden  umschlossene  Höhlung,  die  einerseits 
bis  an  die  Ilodensubstanz  selbst  reicht,  und  andererseits  in  ihrem  hinteren  Theile  blind  endigt. 
Die   äussere  Fläche   der    dünnen  Wände   ist,    abgesehen   von   den  Falten,    glatt   und  eben    wie  das 

4* 


28 

übrige  Peritoneum ,  die  innere  Fläclie  dagegen  zeigt  ein  eigenthUmiicIies  unebenes  Iiöckeriges  An- 
sehen, Iierrülirend  von  einer  Menge  diclit  an  einander  gelagerter  warzenartiger  Ilervorragungen 
von  0,  1  —  0,  1'"  Ilölie.  Unter  dem  Microscop  zeigte  die  zwischen  diesen  Erhöhungen  gelagerte 
Masse  nur  die  Charaktere  des  Bindegewebes ;  die  Hervorragnngeii  selbst  waren  von  scharfen  und 
tiefdunkeln  Conturen  umgeben,  innerlialb  welcher  eine  gelbe  Masse  enthalten  war,  über  deren 
Gewebe  nichts  Sicheres  mehr  ermittelt  werden  konnte,  obgleich  Andeutungen  von  Zellen  in  den 
Körpern  allerdings  vorhanden  waren.  Nur  das  mag  bemerkt  werden,  dass  aus  dem  Hoden  heraus- 
genommene Substanzstückchen  ganz  dasselbe  Ansehen  darboten,  indem  ebenfalls  nur  dergleichen 
runde  Körper  oder  Kapseln  sich  zeigten.  Wurden  Stücke  dieser  Masse,  nach  vorgängiger  Maceration 
in  Wasser,  um  den  eingedrungenen  Spiritus  mögllclist  zu  entfernen,  mit  Essigsäure  oder  Aether 
behandelt,  so  erscliienen  sie  nicht  verändert.  —  Wofür  diess  Organ  angesehen  werden  müsse, 
kann  nach  einer  so  mangelhaften  Untersuchung,  wie  die  eines  Spirituspräparates,  nicht  entschieden 
werden.  Dass  es  zu  :'en  den  männlichen  Zrngungsstoff  bereitenden  Organen  in  einer  sehr  nahen 
Beziehung  stehe,  liegt  nach  dem  so  eben  Bemerkten  sehr  nahe.  Zu  einer  sicheren  Bestimmung 
hierüber  wären  gelungene  Injectionen  durchaus  erforderlich  gewesen ;  man  hätte  namentlich 
beobachten  müssen,  wie  die  Injectionsmassc  beim  successiven  Vordringen  sich  zu  dem  fraglichen 
Organe  verhalte,  ob  dieselbe  aus  den  vasa  efferentia  testis  zuerst  in  den  Hoden  und  dann  in 
dieses  Organ,  oder  in  umgekehrter  Ordnung,  oder  endlich  in  beide  gleichzeitig  eintrete.  Mir  ist 
diese  Injection,  wie  erwähnt,  nicht  geglückt;  mögen  fernere  Untersucliungen  an  dieser  Species, 
wo  sich  die  Gelegenheit  dazu  bietet,  hierüber  baldigst  Aufschhiss  bringen. 

§.  21.  Die  Untersuchung  frischer  Exemplare  des  hier  vorkommenden  bufo  cinereus  lieferte 
mehrere  Beiträge  zur  Erfüllung  jener  Desiderate,  wenngleich  es  mir  bisher  nicht  glückte,  eine 
völlig  befriedigende  Einsicht  in  diese  Verhältnisse  zu  gewinnen.  Zuerst  bot  der  Hode  auch  hier 
ein  ähnliches  accessorisches  Organ  wie  bei  bufo  agua  dar.  Während  nämlich  der  eigentliche  Hode 
als  ein  walzenförmiger,  grauweisser,  theilweise  schwarz  pigmentirter,  mit  glatter  Oberfläche  ver- 
sehener, überhaupt  mit  dem  Froschhoden  wesentlich  übereinstimmender  Theil  erschien  ,  setzte 
sich  das  obere  Ende  desselben  in  eine  scheibenförmige,  plattgedrückte,  röthlich  gelbe,  unebene 
und  liöckcrige  Masse  fort,  die  sich  als  ein  von  verhältnissmässig  dicken  und  derben  Wänden 
umschlossener  Hohlraum  auswies.  Den  äusserlich  sichtbaren  Höckern  entsprachen  in  die  Höhle 
vortretende  Vorsprünge,  «eiche  unter  dem  Microscop  auf  den  ersten  Blick  die  auffallendste  Aehn- 
lichkeit  mit  sehr  vergrösserten  Eierstockseiern  darboten.  Es  waren  nämlich  runde  Kapseln  von 
feinkörnigem  Fett  erfüllt,  und  in  ihrem  Innern  einen  helleren  meist  kreisförmigen  Körper  beher- 
bergend, der  einem  sehr  vergrösserten  Keimbläschen  ähnlich  sah;  zwischen  diesen  Kapseln  ver- 
liefen sehr  zahlreiche  Blutgefässe.  Es  zeigte  sich  also  eine  Bildung,  die  dem  von  bufo  agua 
erwähnten  und  in  fig.  111.  wiedergegebenen  Verhältniss  ohne  Zweifel  vollkommen  analog  ist,  nur 
hatte  der  Spiritus  in  jenem  Fall  seine  Wirkung  zu  äussern  nicht  ermangelt.  Aehnliche  Kapseln 
zeigten  sich  auch  in  dem  eigentlichen  Hoden,  nur  waren  sie  kleiner  und  von  Spermatozoen  dicht 
erfüllt;  die  Blutgefässe  waren  hier  weit  sparsamer.  Ich  halte  es  hiernach')  für  unzweifelhaft, 
dass  jenes  accessorische  Organ  eine  Abtheilung  des  Hoden  ist,  und  zwar  eine  auf  einer  niedrigeren 
Entwicklungsstufe  stehen  gebliebene,  welche  die  Bildung  des  Sperma  und  der  Spermatozoen  nur 
vorbereitet.     Sie  erinnert   an   die    bei  Tritonen   und  Salamandern    mehr  oder  weniger  vollkommene 


1)   Eine  genauere  Erörterung  dieser  Verhältnisse  bebalte  ich  mir  für  eine  spätere  Mittlieilung  vor. 


29 

Zerfällung  des  Hoden  in  nielirere  ebenfalls  durcli  ihre  Textur  verschiedene  Tliciie,  und  könnte 
demnach  mit  für  einen  Beweis  der  höheren  Entwickelung  des  Gescliiechtsapparates  bei  den  eigent- 
lichen Fröschen  gelten.  Beachtenswerth  ist,  dass  diese  eigenthiimliche  Partliie  des  Hoden  bei 
bufo  agua  die  hintere  Abtheilung  dieses  Organs  einnimmt,  bei  bufo  cinereus  dagegen  die  vordere; 
wenn  für  diese  beiden  Species  dieses  Verhältniss  als  bleibendes  und  gesetzliclies  angesehen  werden 
muss,  so  erinnert  es  doch  an  den  Wechsel,  der  bei  Triton  taeniatus  in  Bctreft'  der  Stellung  der 
entsprechenden  Hodenabtheilungen  Statt  findet.  —  Eine  Erwähnung  dieses  Theils  des  Hoden  der 
Kröte  finde  ich  nur  bei  Rathke^^;  er  sagt,  dass  bei  den  Fröschen  der  ganze,  Anfangs  faden- 
förmige Geschlechtstheil  sich  umwandle,  bei  den  Kröten  dagegen  nur  der  vordere  Theil  au  Dicke 
und  mehr  noch  an  Breite  zunehme,  während  der  hintere  grössere  Theil  allinälilig,  wenigstens  in 
der  Re^el  verschwinde.  Im  zweiten  Jahre  erscheine  daher  der  Hode  der  Kröten  als  eine  dicke 
rundliche  Scheibe,  von  der  nach  hinten  schwanzartig  ein  schmaler  dünner  wei-fJÜch  gefärbter  und 
mit  Gallerte  ("?)  erfüllter  Streifen  abgehe  ;  und  während  sich  die  Scheibe  allniählig  vergrössere,  werde 
ihr  Anhang  immer  mehr  aufgesogen.  Ich  habe  nicht  nur  bei  jungen  Exemplaren  von  bufo  cinereus 
die  Verhältnisse  so  gefunden,  sondern  auch  bei  vollkommen  erwachsenen  Thieren,  so  dass  bei 
diesen  auch  die  hintere  Partliie  des  Hoden,  entsprechend  dem  Wachsthum  der  übrigen  Organe, 
an  Grösse  zugenommen  hatte.  In  den  von  Rösel  gelieferten  Abbildungen  der  Hoden  verschiedener 
Kröten  ist  gerade  der  vordere  scheibenförmige  Theil  nicht  hervorgehoben;  ich  vermuthe,  dass 
er  hier,  wie  auch  anderweitig,  zum  franzenförmigen  Fettkörper  gerechnet  wurde,  der  unmittelbar 
mit  ihm  verbunden  ist,  und  mit  dem  er  auch  in  der  Farbe  mehr  als  mit  dem  eigentlichen  Hoden 
übereinstimmt.  Vielleicht  mag  aber  auch  diess  Organ  nicht  allen  Krötenarten  zukommen  ;  wenigstens 
habe  ich  an  einem  in  Weingeisst  aufbewahrten  Exemplar  von  bufo  vaiiabilis  keine  Spur  desselben 
gefunden. 

Die  Lage  und  Befestigung  des  Hoden  ist  bei  bufo  cinereus  ähnlich  wie  bei  rana ;  einen 
Unterschied  macht  nur  die  ungleich  schmälere,  nur  etwa  Va'"  breite  äussere  Platte  des  Hoden- 
gekröses,  durch  welche  der  Hoden  so  eng  an  den  inneren  Rand  der  Niere  angeheftet  ist,  dass 
die  Untersuchung  dieser  Verbindungsplatte  unbequem ,  ja  schwierig  wird.  Die  Bestimmung  der 
Natur  mehrerer  in  ihr  liegender  und  queer  vom  Hoden  zuv  Niere  verlaufender  Stränge  konnte 
erst  nach  vorgängiger  Injection  versucht  werden.  Die  Niere  verhielt  sich  ganz  so  wie  bei  rana, 
dasselbe  gilt  von  dem  Ureter,  nur  bot  derselbe  nicht  eine  ähnliche  starke  und  aulTallende  Aus- 
sackung dar,  die  für  die  Saamenblase  liätte  angesehen  werden  können,  wie  bei  rana  temporaria. 
Eine  Injection  in  diesen  Kanal  ergab  ganz  dasselbe  Resultat,  wie  bei  rana.  Die  Masse  drang 
aus  dem  Ureter  in  die  äussere  Parthie  der  Niere,  schritt  innerhalb  der  llarnkanälchen  immer 
weiter  gegen  den  inneren  Rand  der  Niere  vor,  erfüllte  liier  einen  der  Länge  nach  herablaufenden 
grösseren  Gang,  und  drang  von  diesem  endlich,  wenn  auch  nur  mit  Mühe  und  sparsam,  in  einige 
der  im  Hodengekröse  liegenden  (^ueergänge  ein  ;  andere  dieser  Stränge  waren  Blutgefässe.  Auch 
hier  war  es  also  entschieden,  dass  die  vasa  efferentia  testis  in  die  Nierenkanälchen  eintreten,  und 
ihren  Inhalt  durch  den  Ureter  nach  aussen  führen.  Ob  dieselben  jedoch  gleichmässig  von  beiden 
Theilen  des  Hoden  oder  nur  von  dem  hinteren  walzenförmigen  Stücke  ausgehen,  kann  ich  nicht 
mit  Sicherheit  behaupten.  Die  Injection  vom  Ureter  aus  machte  zwar  nur  in  demjenigen  Theil 
des  Hodengekröses,    welcher  zu  den  letztgenannten  Abtheilungen    gehörte,    Saamcngänge    siclitbar; 


1)    Beiträge,  III.  pag.  29. 


30 

doch  gelang  bei  biifo  diese  Injeclion  überhaupt  nicht  so  gut,  dass  damit  die  Verrauthung  über  das 
Besteiien  jenes  anderen  Verliiiltnisses  gänzlich  ausgeschlossen  wäre. 

Es  musste  nun  die  Frage  entstehen,  welche  Bewandtniss  es  mit  dem  von  Rathke  so  genannten 
und  in  fig.  16,  d.  tab.  II.  des  dritten  Bandes  seiner  Beiträge  abgebildeten  Saamenleiter  der  Kröte 
habe.  Dieses  Organ,  das  aucli  ich  bei  bufo  cinereus  finde,  kann  ich  für  nichts  anderes  als  die 
Saamenblasc  halten.  Dieser  langgezogene,  gewöhnlich  ein  Paar  weite  Bogenschlingen  bildende, 
äusserst  dünnwandige,  und  an  beiden  Enden  in  ziemlich  feine  Spitzen  ausgehende  Schlauch  ist  an 
dem  vorderen  Ende  blind  geschlossen,  während  das  hintere  mit  einer  feinen  Mündung  in  den 
Ureter  übergeht,  au  derselben  Stelle,  wo  bei  rana  temporaria  die  Saamenblase  mündet.  Ueberdiess 
ist  dieser  Schlauch  von  einem  aus  grossen  Platten  bestellenden  Epithelium  ausgekleidet,  und 
beherbergt  in  seinem  flüssigen  Inhalt  neben  Epitheliumzellen  zahlreiche  Sperraatozoen.  Während 
ich  von  der  Verbindung  desselben  mit  dem  Ureter  mittelst  des  Microscops  mich  leicht  überzeugen 
konnte,  gelang  es  mir  doch  nicht,  die  Injectionsmasse  aus  dem  Ureter  in  ihn  hineinzutreiben; 
vielleicht  mag  die  Art  und  Weise  des  Einbindens  der  Injectionscanule  hieran  Schuld  gewesen  sein, 
vielleicht  aber  auch  eine  besondere  Vorrichtung  an  dieser  Communicationsöffnung,  die  nur  unter 
dem  Einfluss  des  Lebens  den  Eintritt  des  Sperma  in  jenen  Schlauch  gestattet.  —  Sehr  bemer- 
keuswerth  ist  es  nun  aber,  dass  dieses  Organ  nicht  beständig  angetroffen  wird,  oder  vielmehr, 
dass  es  zuweilen  in  dem  Maasse  zurücktritt,  dass  nur  bei  grosser  Aufmerksamkeit  noch  Spuren 
desselben  aufgefunden  werden  können.  Gewöhnlich  nimmt  es  sich  dann  wie  ein  überaus  feiner 
gegen  \"'  vom  äusseren  ISierenrande  entfernter  im  Peritoneum  liegender  Streifen  aus,  dessen 
Natur  im  glücklichen  Fall  nocli  dadurch  kenntlich  wird,  dass  derselbe  an  einer  oder  ein  Paar 
Stellen  zu  kleinen  perlenähnüchen  Erweiterungen  anschwillt,  die  unter  dem  Microscop  denselben 
Bau  wie  die  Saamenblase  zeigen,  also  als  Keste  derselben  betrachtet  werden  dürfen,  die  übrigens 
in  andern  Fällen  auch  ihrerseits  endlich  verschwinden.  Eine  ähnliclie  Differenz  in  Bezug  auf  dieses 
Organ  ist  auch  schon  aus  den  von  Rösel  gelieferten  Abbildungen  ersichtlich  ,  indem  er  nur  von 
bufo  terrestris  auf  tab.  XXI.  fig.  26,  lit.  x  ein  Paar,  auch  von  ihm  .,Saamenbläslein"  genannte 
Organe  darstellt,  die  durch  ihren  geschwungenen  Verlauf  sicli  unzweifelhaft  als  die  hier  gemeinten 
Theile  zu  erkennen  geben.  Von  den  anderen  von  Rösel  berücksichtigten  Krötenarten  ist  ein  ähn- 
liches Gebilde  nicht  augedeutet,  und  er  nennt  bei  diesen  die  Ureferen  Saamenbläslein  ;  siehe  tab.  XIX. 
fig.  4,  lit.  e  und  tab.  XXIII.  fig.  18,  lit.  n.  Auch  bei  bufo  varial)ilis  habe  ich  nichts  derartiges 
angetroffen.  Ich  muss  es  dahin  gestellt  sein  lassen,  ob  dieser  Unterschied  in  der  Beschaffenheit 
der  Saamcnblascn,  etwa  von  der  Paarungszeit  oder  von  anderen  Umständen  abhänge,  muss  jedoch 
dabei  bemerken,  dass  ich  aucli  bei  noch  nicht  völlig  ausgewachsenen  Exemplaren  von  bufo  cinereus^ 
die  noch  gar  kein  Sperma ,  wenigstens  noch  keine  Spermatozoeu  gebildet  hatten  ,  die  feine 
schlauchförmige  Saamenblase  angetroffen  habe.  — -  Dass  der  analoge  .Strang  bei  bufo  agua,  wie 
ich  oben  angab,  durchgehends  solid  sei,  möchte  ich  nunmehr  doch  nicht  allzu  zuversichtlich 
behaupten,  sondern  vielmehr  wenigstens  in  einem  Theile  desselben  eine  Höhlung  vermuthen ,  die 
jedoch  durch  die  contrahirende  Wirkung  des  Spiritus  unkenntlich  gemacht  war;  denn  es  ist  höchst 
wahrscheinlich,  dass  dieser  Strang  sowohl  in  seiner  korkzielierartig  gedrehten  Parthie  als  in  — 
einem  Theile  wenigstens  —  seines  gestreckten  Verlaufs  die  Saamenblase  vorstelle. 


51 

3.     Triton  >)• 
Fig.  IV. 

§.  22.  Aus  dieser  Ortliuing  stand  mir  nur  eine  Art  und  zwar  die  kleinste,  der  Triton 
taeniatus,  zu  Gebote,  da  diese  allein  in  und  bei  Dorpat  angetroffen  wird;  dieses  Tliier  ist  für  die 
vorliegenden  üntersucliungen  von  ganz  besonderer  Wichtigkeit  gewesen,  und  hat  mir  die  über- 
raschendsten und  interessantesten  Resultate  geliefert.  Hieniit  möchte  ich  denn  auch  die  Ausführ- 
lichkeit   der  demselben  gewidmeten  Behandlung  im  voraus  schon  zu  entschuldigen  bitten. 

Rathke  hatte,  dem  oben  Angeführten  zu  Folge,  in  seinen  ersten  Mittheilungen  über  die 
Urodelen  —  bei  denen  vorzugsweise  Molche,  d.  h.  Tritonen  und  Salamander,  benutzt  wurden  — 
die  Verbindungsgänge  zwischen  Hoden  und  Saameuleiter,  von  welchen  Configliachi  und  Ruscoiii, 
freilich  den  Saameuleiter  für  den  Harnleiter  haltend,  gesprochen  hatten,  ni"Iit  finden  können 
Ca.  a.  O.  I.  S.  73,  76,  133),  und  suchte  diese  Lücke  durch  Berufung  auf  die  bei  iiudern  Amphibien, 
namentlich  den  Schildkröten,  beobachteten  Verhältnisse  auszufüllen.  Ich  bin  so  glücklich  gewesen, 
diese  Conjecturen  meines  ehemaligen  hochverehrten  Lehrers  durch  direcle  au  dem  Triton  taeniatus 
gemachte  Erfahruugen  ergänzen  zu  können. 

In  Bezug  auf  die  Lage,  die  Farbe  und  wechselnde  Gestalt  des  Hoden  der  Urodelen,  nament- 
lich des  genannten  Triton,  habe  ich  den  ausführlichen  Bemerkungen  Rathke's  (a.  a.  O.  I.  S.  34) 
nichts  Erhebliches  hinzuzufügen.  Nur  habe  ich  jene  konische  Spitze,  in  welche  Rathke  das  dünne 
Ende  des  Hoden  zuweilen  ausgehen  sah,  an  dem  unteren  oder  hinteren  Ende  und  inneren 
Rande  desselben  kaum  jemals  vermisst.  Sie  war  bald  kleiner,  so  dass  sie  wirklich  nur  ein 
unbedeutendes  Anhängsel  des  Hoden  bildete,  bald  grösser,  so  dass  sie  wohl  selbst  die  Hälfte  der 
ganzen  Hodenmasse  ausmachte.  Nie  fand  icli,  dass  diese  Fortsätze  von  beiden  Seiten  zusammen- 
stiessen,  und  beide  Hoden  dadurch  vereinigt  wurden,  wie  Dufay  diess  zuweilen  gesehen  haben 
will ").  Ich  halte  dieses  Anhängsel  für  eine  Andeutung  der  bei  den  übrigen  Tritonen  und  Land- 
satamaudern  regelmässig  vorkommenden,  aber  auch  schon  bei  Triton  taeniatus  nicht  ganz  seltenen 
Zerfälluug  des  Hoden  in  mehrere  Stücke^),  indem  ich  der  von  Rathke  dafür  angesehenen,  an  der 
äusseren  Seite  des  Hoden  mit  dessen  Länge  parallel  liegenden  und  inconstaut  sein  sollenden  weissen 
Linie  vielmehr  eine  ganz  andere  Bedeutung  zusprechen  muss ;  sie  ist  der  vordere  ausgebreitete 
Theil  der  Niere.  —  Gewöhnlich  bietet  der  Hode  von  Triton  taeniatus,  ja  auch  jede  Abtheilung 
desselben,  wenn  er  in  melirere  Stücke  zerfällt,  zwei  verschiedene  Substanzen  dar,  die  durcli  ihre 
Färbung  sogleich  auffallen;  die  eine  Substanz  ist  grauweiss,  gallertartig  halbdiirchscheiuend ,  die 
andere  mehr  oder  weniger  intensiv  gelb,  selbst  in's  Röthliche  spielend,  und  der  Farbe  des  Fett- 
körpers sehr  ähnlich ;  beide  Färbungen  sind  immer  durch  eine  scharfe  Grenze  von  einander 
getrennt.  Der  Ort,  den  jede  dieser  Substanzen  am  Hoden  einnimmt,  ist  nicht  beständig;  die 
graue  Masse  findet  sich  gewöhnlich  zwar   am   äussern   convexen  Rande  des  Hoden ,    doch    erschien 


1)  Ich  muss  hier  abermals  hervorheben,  dass  namentlich  dieser  ganze  Abscbnilt  meiner  Arbeit  niederge- 
schrieben wurde ,  ehe  mir  Diivernni/s  Abhandlungen  zugekommen  waren. 

2)  a.  a.  O.  [>ag.  148.  Dufay  nennt  diess  die  beiden  Hoden  vereinigende  Stücke  „Drüse"  und  hält  es  für 
etwas  von  dem  Hoden  Verschiedenes,  obgleich  im  Hau  ihm  Aehnliches  :  pefit  corps  glanduleu.\,  qui  paroit  etre  de 
meme  substance  qne  les  testicnics.     Siehe  liathke  a.  a.  O.  pag.  37. 

3)  Rathke  (IUeckels  Arcli.  1829  pag.  214)  spricht  dem  Triton  taeniatus  immer  einen  einfachen  Hoden  ii\. 
—  liusconi  (aniours  des  sahimandres  pag.  Ol)  behauptet,  dass  mit  den\  .\ller  der  anfangs  einfache  Hode  der 
Wassersalamander  in  zwei  und  drei  Lajpen  zerfalle. 


52 

zuweilen  aiicli  der  innere  Rand  in  dieser  Färbung;  der  so  eben  erwälinte  kleine  Anhang  an  dem 
liinteren  Ende  des  Hoden  ersclieint  bald  dunkelgelb,  bald  grau,  bald  bietet  er  gleichzeitig  beide 
Färbungen  dar.  Unfer  dem  Microscop  erweist  sich  als  Ursache  der  gelben  Färbung  die  Gegenwart 
von  Fettmolekelri  rund  um  die  Hodenkapseln,  welche  völlig  übereinstimmen  mit  demjenigen  Fett, 
das  in  den  Fettkörpern  auftritt;  hier  sind  die  Hodenkapseln  auch  ganz  erfüllt  von  zahlreichen 
Bündeln  von  Spermatozoen.  In  den  grauen  Stellen  des  Hoden  dagegen  findet  sich  nichts  von 
jenem  gefärbten  Fett,  und  die  Hodenkapseln  enthalten  keine  Spermatozoen,  sondern  sind  nur  von 
Epithelien  und  farblosen  Fetttröpfchen  erfüllt  'j.  Eine  dieser  Substanzen  als  Nebenhoden  zu 
betrachten,  wie  Rusbofii")  thut,  finde  ich  daher  keinen  Grund,  um  so  weniger  als  die  sogleich 
zu  beschreibenden  vasa  efferentia  testis,  bald  direct  von  der  weissen,  bald  von  der  gelben  Hoden- 
substauz  abgehen,  und  hierin  gar  kein  bestimmtes  Gesetz  obzuwalten  scheint.  —  Der  Hode  ist 
bei  den  Tritonen  noch  vollständiger  als  bei  den  Fröschen  in  eine  Bauchfellfalte  eingeschlossen, 
indem  die  vordere  Platte  dieser  Falte  nicht  wie  bei  den  Fröschen  direct  von  einem  Hoden  zum 
anderen  hinübergeht  —  denn  der  Darnikanal  lagert  sich  zwischen  beiden  Hoden  — ,  sondern  indem 
jeder  Hode  mit  dem  an  seiner  inneren  Seite  liegenden  Fettkörper  durch  ein  beiden  gemeinschaft- 
liches, vollständiges,  aus  zwei  dicht  an  einander  liegenden  Peritouealplatten  gebildetes  Gekröse 
an  die  hintere  Wand  der  Leibeshöhle  dicht  neben  der  Wirbelsäule  angeheftet  ist.  —  Der  äussere 
Rand  des  Hoden  ist  meistens  convex,  der  innere  schwach  concav  und  mit  einer  Längsfurche  ver- 
sehen; neben  jenem  liegt  der  in  dichten  Spiralwindungen  verlaufende  Saanienleiter,  der  sicli  als 
solchen  durch  seinen  aus  Spermatozoen  und  grossen  Epitheliumzellen  bestehenden  Inhalt  ausweist, 
und  der,  wie  Diifay,  Rathke  und  Midier  angegeben  haben,  in  der  Gegend  des  vorderen  Endes 
des  Hoden  in  dem  Bauchfell  verschwinden  soll.  Dieser  Anschein  rührt  aber  zum  Theil  daher, 
weil  der  Hode  in  seiner  natürlichen  Lage  die  Fortsetzungen  des  Saamenleiters  und  die  Verbin- 
dungsmittel zwischen  letzterein  und  dem  Hoden  grösstentheils  verdeckt.  Bei  der  beträchtlichen 
Breite  des  Hodengekröses  lässt  sich  jedoch  der  Hode  mit  Leichtigkeit  auf  die  entgegengesetzte 
Körperscite  liiuübcrlegen,  so  dass  der  äussere  Rand  desselben  gegen  die  Mittellinie  des  Körpers, 
und  der  innere  Band  gegen  die  äussere  Leibeswand  hinsieht.  i^Ian  sieht  dann,  dass  in  dem  von 
diesem  inneren  Bande  ausgehenden  Gekröse  des  Hoden  mehrere  weisse  in  queerer  Richtung  ver- 
laufende und  zuweilen  durch  seitliche  Aeste  anastomosirende  Fäden  liegen,  die  theils  von  der 
Hauptmasse  des  Testikels,  theils  von  dem  erwähnten  Anhange  desselben  ausgehen,  zuweilen  mit 
mehreren  gabelförmig  sich  vereinigenden  W'urzcln.  üass  diese  Theile  saaraenfiihrende  Kanäle 
und  nicht  etwa  bloss  Blutgefässe  sind,  obgleich  sie  allerdings  %on  letzteren  begleitet  werden, 
davon  überzeugt  man  sich  bald  durch  die  microscopischc  Untersuchung  jenes  ganzen  Gekröses, 
bei  der  die  Blutgefässe  sich  leicht  unterscheiden  lassen  von  den  fraglichen  a  on  Spermatozoen  dicht 
erfüllten  Gängen.  Letztere  sind  demnach  Ausführungsgänge  des  Hoden,  ich  habe  deren  bis  acht 
gefunden,  in  andern  Fällen  aber  auch  nur  drei,  die  jedoch  alsdann  auch  verhältnissmässig  stärker 
waren. 

§.  25.     Nachdem  ich  so  weit  gekommen  war,  hielt  es  nicht  mehr  schwer,  den  Zusammenhang 
dieser  Gänge  mit  dem  bekannten  und  längst  richtig  erkannten  Saamenleitcr  zu  finden.     Wenn  die 


1)  Auch  Duvernoy  a.  a.  O.  pag.  589  sagt  hierüber:  le  ileveloppeinent  ctail  iiioins  avancc  iIjims  les  (laities 
de  conleur  giis  de  perle,  plus  .ivaiue  <lans  Celles  de  coiileur  lilaiic  de  lait.  Im  Gegensatz  zu  meinen  Erfahrungen 
spricht  er  jedoch  auch  den  grauen  llodenahtheilungen  Spermatozoen  als  Inhalt  zu. 

2)  Rusconi.  amours  des  salamandres  pag.  öl. 


53 

hierbei  sich  herausstellenden  Verhältnisse  ungleich  complicirter  erscheinen  als  beim  Frosch,  so 
erweisen  sie  doch  eine  ähnliche  Beziehung  der  Hoden  zu  den  Nieren,  wie  bei  diesem  Thiere, 
ja  was  beim  Frosch  verborgener,  und  daher  schwieriger  und  nur  lückenhaft  zu  entziffern  ist,  das 
bietet  sich  hier  dem  Blicke  des  Beobachters  so  offen  und  unverhiillt  dar,  dass  auf  die  aus  diesem 
Verhältniss  hervorgehenden  weiteren  Fragen  zugleich  die  gewünschte  Antwort  gegeben  werden  kann. 

Wenn  ein  Hode  des  Triton  taeniatus  auf  die  erwähnte  Weise  nach  der  entgegengetzten 
Körperseite  hinübergelegt  wird,  so  erscheint  schon  dem  uiihewafl'neten  Auge,  ziemlich  in  der  Mitte 
des  Zwischenraums  zwischen  ihm  und  dem  Saamenleiter,  ein  länglicher,  schmaler,  unregelmässig 
gezackter,  mattweisser.  gegen  die  schwarz  pigra<;ntirten  Bauchwände  scharf  hervortretender,  einer 
leichten  Wolke  ähnlicher  Körper,  der  nach  vorn  bis  gegen  das  vordere  Ende  des  dunkel  pigmeii- 
tirten  gewundenen  Saamenleiters.  nach  hinten  bis  zum  \  orderen  spitzen  Ende  der  INiere  sich 
erstreckt,  uncL  ohne  scharfe  Grenze  in  letztere  übergeht,  so  dass  die  Niere  nur  eine  verdichtete 
Fortsetzung  jener  eigenthüralichen  Masse  zu  sein  scheint.  Ich  glaube,  dass  dies«  die  von  Rathke 
zuweilen  gesehene  und  als  Hodenabtheilung  gedeutete  weisse  Linie  ist  'j.  Die  Natur  derselben 
lässt  sich  zum  Theil  schon  unter  einer  scharfen  Lupe  ermitteln  :  man  lindct  nämlich  ,  dass  sie  ein 
Convoliit  vielfach  gewundener  und  durcheinander  geschlungener  Gänge  ist,  die  uach  innen  mit  dem 
Hoden,  nach  oben  und  aussen  mit  dem  sie  umkreisenden  Saamenleiter.  nach  unten  mit  der  Niere 
in  Verbindung  stehen.  Diese  Untersuchung  lässt  sich  schon  bei  ungestörter  Verbindung  der  betref- 
fenden Theile  an  dem  ganzen,  nur  geöffneten,  Thiere  machen:  weit  bequemer  und  vollständiger 
jedoch,  wenn  die  zu  untersuchende  Parthie  nebst  dem  Hoden,  und  vas  deferens  und  dem  obersten 
Ende  der  Niere  herausgesclinitten,  auf  eine  Glasplatte  gelegt,  und  durch  ein  schmales  Deckplätt- 
chen,  das  in  den  Zwischenraum  zwischen  Hoden  und  vas  deferens  hineinpasst,  comprimirt  wird. 
In  solchem  Zustande  eignet  sich  das  Präparat  nicht  blos  zur  Untersuchung  mit  der  Lupe,  sondern 
auch  mit  dem  Compositum.     Solche  Untersuchung  ergab  nun  aber  Folgendes. 

Die  aus  dem  inneren  Rande  des  Hoden  hervorgehenden,  in  unbeständiger  Anzahl  vorhandenen, 
und  in  queerer  Kichtung  verlaufenden  Saamengängc  münden  unter  meistens  rechten  Winkeln  in 
einen  nur  wenig  breiteren  Gang,  der  parallel  neben  dem  Hoden,  in  natürlicher  Lage  der  Theile 
von  demselben  gedeckt,  bei  der  erwähnten  Umlegung  des  Hoden  jedoch  nach  aussen  von  dem- 
selben liegend,  in  der  Längenaclise  des  Körpers  fortgeht.  Während  dieser  Kanal  also  auf  der 
einen  Seite  alle  vasa  efferentia  testis  aufnimmt  —  daher  ich  ihn  den  Sammelgang  des  Saamens 
nennen  werde  —  gehen  andererseits  in  wechselnder  Anzahl  und  verschiedener  Richtung  andere 
Gänge  aus  ihm  hervor,  die  einen  maunichfach  gewundenen  und  verschlungenen  Verlauf  machen. 
Sie  gehen  nämlich  theils  nach  oben  oder  ^orn,  theils  nach  unten  oder  hinten  in  schräger,  theils  endlich 
nach  aussen  in  queerer  Richt^ing  hervor.  Der  vorderste  dieser  Gänge  geht  nach  mannichfachen  Windun- 
gen endlicli  in  das  vordere  Ende  des  Saamenleiters  über,  indem  dieser  bis  daliin  in  ziemlich  regelmässigen 
Spiralwindungen  verlaufende  Theil  sich  mit  einem  plötzlich  verschmälerten  Ende  nach  innen  umbiegt  und 
mit  dem  ersteren  zusammenfliesst.  Der  hinterste  Gang  setzt  sich  nach  einem  ähnlichen  Verlauf  endlich  in 
die  Niere  hinein  fort,  während  die  dazwischen  liegenden  Gänge  nach  einem  ebenfalls  vielfach  gewun- 


1)  Die  Priorität  der  genaueren  Beschreibiin;;  dieser  Parthie,  so  wie  sie  slcli  dem  blossen  Auge  zu  erkennen 
giebt,  muss  nunmehr  Duiiernoy,  der  sie  Nebenhoden  nennt,  zugesprochen  werden.  Bestreiten  muss  ich  jedoch ,  das* 
sie  sich  nur  in  der  Brunstzeit  linden  .soll  ( pag.  583  u.  6U0);  ich  finde  sie  zu  die.ser  Zeit  nicht  einmal  stärker  ent- 
wickelt als  ausser  derselben.  Duvernoy  hat  hier  wohl  das  Microscop  nicht  angewendet,  sonst  wäre  ihm  sicherlich 
da»  beständige  Vorkommen  dieses  Organtheiles  so  wenig  als  seine  eigentliche  Natur  entgangen. 

5 


54 

denen  Vertaiile  endlkli  in  das  vas  deferens  eintreten.  Die  Anordnung  dieser  gewundenen  Gänge 
zeigt  jedocli  eine  gewisse  Regelmässigkeil :  alle  diejenigen  Windungen,  die  einer  der  genannten 
Abgangsstelleu  angehören ,  liegen  nämlich  naher  beisammen,  und  bilden  dadurch  einen  Haufen,  der 
durcli  tiefe,  von  der  äussern  Seite  her  eintretende,  bald  mehr  bald  weniger  deutliche  Einschnitte 
oder  Interstitien,  %on  benachbarten  Haufen  von  Windungen  gescliieden  wird,  wobei  esijedoch  suhr 
liäuiig  \orkomnit,  dass  über  diese  Interstitien  hinweg  die' Windungen  des  einen  Haufens  in  den 
andern  eingreifen.  —  Jeder  dieser  Haufen  wird  also  von  -^ahlreiclien  Verschlingungen  eiives  und 
desselben  Kanals  gebildet,  der  von  dem  gemeinsamen  SammelganÄe  der  vasa  efferentia  tcstis  aus- 
geht und  endlich  in  das  vas  deferens  eintritt,  so_  dass  jeder  dieser  Haufen  sich  in  einen  einzigen 
Kanal  von  beträchtlicher  Länge  ausbreiten  lassen  inüsste  ,  wenn  die  Zartheit  desselben  dies« 
gestaltete.  Die  einzelnen  Haufen  dieser  Windungen  haben  im  Allgemeinen  eine  ovale  blatlföru>ige 
gezähnelte  Gestalt,  so  dass  ihr  liingerer  Durchmesser  in  der  Queerachse  des  Körpers  liegt,  ihre 
Spitze  nach  aussen  und  etwas  nach  unten  gegen  den  Saamenleiter  hin  gerichtet  ist,  und  von  hier 
aus  mittelst  einer  vciengteii  Fortsetzung  si  'i  mit  dem  Saamenleiter  verbindet.  Solcher  Haufen 
von  Windungen  linden  sicli  von  oben,  d.  h.  vom  vorderen  Ende  des  Saamenleiters ,  bis  unten, 
d.  h.  bis  zum  oberen  Ende  «1er  jMerc,  gewöhnlich  acht  bis  zehn,  die  bald  melir  bald  weniger 
dicht  an  einander  liegen,  womit  auch  die  Zahl  und  Aufeinanderfolge  der  feinen  Verbindungsgäuge 
mit  dem  vas  deferens  übereinstimmt.  —  Zuweilen  zeigt  sich  auch  das  obere  Ende  der  INiere  durch 
tiefe  Einschnitte  von  seinem  äusseren  llandc  her  in  Lappen  zerfallen,  die  nicht  nur  im  äusseren 
Ansehen  mit  den  genannten  Haufen  übereinstimmen,  sondern  noch  mehr  dadurch  sich  als  identisch 
•mit  denselben  erweisen,  dass  auch  von  ihier  nach  aussen  gewandten  .Spitze  feine  Yerbindungsfäden 
zum  Saauienleiter  hinübergehen.  Diese  letzteren  \  erbindungsfäden  sind  übrigens  ganz  constant, 
das  obere  Ende  der  Mere  mag  durirli  Einschnitte  in  Lappen  getlieilt  sein  oder  nicht.  Lebrigens 
sind  diese  Theile  nuch  schon  von  Ruihka  gesehen  und  fadenförmige  Gänge  genannt  worden.  —  Aber 
die  innige  Bezieluing  zwischen  den  Nieren  und  saamenfUhrenden  Kanälen  stellt  sich  noch  weiter 
lieraus.  In  dem  Zwischenraum  zwischen  dem  äusseren-  Kande  der  i\iere  und  dem  in  einiger  Knt- 
fernung  von  demselben  herabsteigenden  Saauienleiter  liegt  eine  Keihe  von  eigenthümlichen  Gängen, 
die  wAch  Huthkt'  (a.  a.  O.  S.  83)  das  Analogon  der  Saamenblase  bilden,  wegen  mangelnder  Blasen 
form  von  ihm  indessen  ,, Anhänge  des  Saamenleiters"  genannt  werden.  Diese  Gänge  waren  auch 
schon  Diifuy  bekannt,  und  wurden  auch  von  ihm  Saamenblasen  genannt,  denn  er  sagt  a.  a.  (). 
pag.  149;  chacun  de  ces  canaux  deferens  se  termine  dans  une  espece  de  faisceau  de  petits  vais 
seaux  blancs,  longs  <le  huit  ä  neuf  lignes,  qui  s'etendent  le  long  des  reins  et  semblent  servir  de 
vesicules  serainales,  car  ils  sunt  renipiis  d'une  li(|ueur  blancheätre,  semblable  ä  celle,  qui  est  dans 
le  canal  de'ferent.  Dass  diese  Gänge  wirklicli  Saainen  führen,  was  Buthke  bezweifelt  (a.  a.  O. 
pag.  88)  ,  ergiebt  sich  leicht  bei  der  microscopischen  Untersuchung  ihres  weissen  milchigen 
Inhalts,  indem  derselbe  aus  Epitheliiimzellen  und  Sperniatozoen  besieht,  die  in  einem  nur  sparsam 
vorhandenen  flüssigen  Bindemittel  suspendirt  sind.  Jiatlilic  fand,  was  üiifuy  entgangen  war,  dass 
diese  Gänge  mit  der  Mere  zusammenhängen,  denn  er  lässl  sie  am  äusseren  Rande  jeder  Niere 
hintereinander  ihren  Ursprung  nelimen  (S.  84  u.  85j.  F'reilich  äussert  er  sich  auf  Seite  85  u.  86 
ferner  so:  ein  jeder  dieser  Gänge  fängt  dicht  am  Nierenrande  mit  einer  feinen  Spitze  an,  so 
dass  es  scheint,  als  käme  er  ans  der  Niere  selbst.  Indessen  wiederholt  er  doch  schliesslich, 
dass  lier  ganze  Niertnrand  als  Hai  tun  gsl  inic  dieser  Anhänge  diene.  Von  diesem '  Zusattimen- 
hänge   mit   dem    äusseren    Rande    der    Niere,    so    wie    von    der    anastomotischen<  Verbindung   dieser 


35 

Aiiliänge  mit  den  Nißrenkanälchen  liabe  ich  mich  aufs  bestimmteste  überzeugt,  und  R.  fVagner's 
Angabe  (siehe  dessen  Lehrbuch  der  vergleichenden  Anatomie  S.  343),  dasa  die  Saameiiblase  bei 
Triton  „ein  Büschel  von  blinden  Röhren  mit  gemeinsamem  kurzem  Stiel"  sei,  ist  hiernach  zu 
berichtigen..  Solcher  Anliänge  des  Saamenleiters  zählte  ich  bei  Triton  zwischen  10  —  18.  und 
die  hintersten   und  letzten  traten  gewöhnlich  aus  dem  hinlercn  stumpfen  Ende  der  Niere  hervor. 

§.  24.  Dieses  ganze  System  von  Clänjieii  zwischen  Hoden  und  vas  deferens,  Hoden  und 
Nieren,  Nieren  und  vas  deferens,  Nieren  und  Anhängen  des  ^as  deferens,  habe  ieli  Scliritt  vor 
Schritt  microscopisch  untersucht.  Denn  es  schien  mir  von  grosser  Wichtigkeit,  micli  auf  diesem 
unzweifelhaften  Wege  davon  zu  überzeugen,  ob  jene  mitunter  überaus  feinen  und  mit  blossem 
Auge. .kaum  wahrnehmbaren  weissen  Fäden  —  die  idi  im  Obigen  >orläufig  Gänge  genannt  habe  — 
auch  wirklich  Kanäle  und  nicht  blos  Ligamente  seien,  und  welches  ihr  Inhalt  sei.  Durchgehend« 
und  ohne  Ausnahme  erkannte  ich  sie  als  Röhren,  deren  innere  Wand  von  einem  Cjlinderepitliclium 
bekleidet  wurde,  das  zwiar  nicht  überall  —  namentlich  nicht  in  den  vasa  eflFerentia  testis  und  dem 
gemeinsamen  Sammelgange  derselben  —  gleich  auf  den  ersten  Blick  zu  erkennen  ist,  doch  bei 
sorgfältiger  Prüfung  als  durchgehends  anwesend  sich  zeigt,  und  überall  eine  so  dicke  Schicht 
bildet,  dass  das  Lumen  der  betreffenden  Röhren  höchstens  Vs  des  Abstandes  der  beiden  seitlichen 
Contourcn  ausmacht.  Den  Inlialt  dieser  Röhren  bilden  theils  losgcstossenc  Epitheliumzellen,  theils 
fadenförmige  Spermatozoen,  beide  in  einer  klaren  durchsichtigen  Flüssigkeit  schwimmend.  Das 
Verliältniss  dieser  drei  Bestandtlieile  des  lülsalts  ist  indessen  in  verschiedenen  Stellen  dieses 
Rührensystems  nach  ziemlich  festen  Ciesetzen  ^•«rsclueden  ;  bald  nämlich  sind  dieselben  ziemlich 
gleichmässig  unter  einander  gemischt,  bald  hat  einer  von  ihnen  in  sehr  entschiedener  Weise  das 
llebergewicht.  oder  ist  wohl  auch  —  wie  deV  flüssige  Tlieil  —  allein  und  ausschliesslich  vorhan- 
den,,, .So  ist  im  eigentlichen  Saamenleiter  \ind  in  den  sogenannten  Anhängen  desselben  die  Menge 
der  Spermatozoen  so, gross,  und  der  flüssige  Bestandtheil  so  sparsam,  dass  der  durcli  Druck 
herausgetriebene  Inhalt  eine  wurstförmige  Masse  darstellt,  und  erst  bei  Vermischung  mit  Wasser 
eine  milchige  Flüssigkeit  bildet'").  In  dem  ersten  Windungshaufen,  der  zwischen  dem  Sammel- 
gange luid  dem  vas  deferens  liegt,  finden  sich  die  Spermatozoen  gewöhnlich  auch  so  zahlreich 
und  dicht  gedrängt,  dass  die  Mitte  der  Röhre,  in  welcher  sie  sieh  beflnden,  dadurch  völlig 
undurchsichtig  wird  (bei  durchfallendem  Lichte).  In  den  übrigen  Windungshaufen  finde  ich 
dagegen  die  Saamenfaden  seltener  und  meistens  so  sparsam,  dass  ich  ihr  Vorkommen  an  diesen 
Stellen  fast  für  eine  Ausnahme  und  Unregelmässigkeit  halten  muss ,  bedingt  vielleicht  durch  den 
Druck  auf  benachbarte  mit  dem  Sperma  erfüllte  Gänge.  In  den  vasa  efFerenlia  testis  sind  die 
Spermatozoen  zwar  ganz  gewöhnlich ,  doch  in  geringerer  Menge  anzutreffen  als  an  den  oben 
erwähnten  Stellen.  Von  dem  hieraus  sich  ergebenden  muthraaasslichen  Gang  des  Saamens  vom 
Hoden  bis  zur  Kloake  wird  später  noch  die  Rede  sein. 

§,  U.'j.  Die  durch  das  Microscop  gewonnene  Ueberzeugung  von  der  Röhrennatur  der  genannten 
Theile  und  von  ihrem  continuirlichen  Zusammenhange  mit  den  Kanälen  der  Niere,  des  Hoden  und 
des'  vas  deferens  wurde  nun  auch  durch  die  Injectlon  derselben  mit  gefärbten  Massen  weiter 
bekräftigt.     Doch    bot    die  künstliche  Erfüllung  dieser  Gänge  ungleich   grössere  Schwierigkeiten  dar 


1)  Es  ist  aufrallcnd ,  dass  Duvnrnoy ,  der  sonst  das  Microscop  vielfach  <;el)rauclit  hat,  gerade  den  Inhalt 
dieser  Kanäle  nicht  auf  solche  Weise  untersuchte,  sondern  .sich  mit  der  unsicheren  und  wenig  hedeufendeu  Aussage 
begnügte,  dass  sie  ,,nne  tirine  laitenSe"  enthalten.  Diese  weisse  Bescliaffcnheit  des  Inhalts  rührt  eben  von  den 
Spermatozoen  her.  und  fehlt  auch  ausser  der  Paarnngszeit  nicht  ganz. 

5  * 


56 

als  beim  l'rosch.  Die  Oeffiiuiig  nämlich  des  Saamenleiters  und  seiner  Anhänge  in  der  Kloake  ist 
so  eng,  dass  auch  die  feinsten  unserer  Caniilen  sich  nur  mit  grosser  Mühe  einführen  Hessen. 
Da  ferner  jene  Gänge  erst  unmittelbar  vor  ihrer  Ausmündung  zusamnienfliessen,  so  gellt  die  einge- 
führte <Janule  immer  über  denjenigen  Theil  des  Kanals  hinaus,  der  allen  jenen  Gängen  gemein- 
schaftlich ist,  und  dringt  vielmehr  in  einen  oder  den  anderen  jener  Kanäle  ein,  in  welche  er  sich 
sogleich  spaltet.  Ks  ist  also  nicht  thnnlich,  von  der  Kloake  aus  durch  gleichzeitige  Benutzung 
mehrerer  Wege  das  ganze  System  jener  Gänge  zu  injiciren  .  sondern  es  rauss  die  Cauule  in  den 
etwas  höher  gelegenen  Theil  des  Saamenleiters  —  der  breiter  als  die  Ansmündungsstelle  desselben 
ist  und  zugleich  ziemlicli  gerade  verläuft  —  oder  in  einen  von  dessen  Anhängen  eingeführt  werden, 
wobei  natürlich  das  ersterc  vortheilhafter  ist.  wegen  der  zahlreichen  in  das  vas  deferens  einmün- 
denden Kanäle.  Misslich  war  bei  dieser  Operation  nur  die  starke  Erfüllung  des  Saamenleiters  mit 
dem  Sperma,  die  das  Elintreten  der  Injectionsmasse  in  so  hohem  Grade  behinderte,  dass  gewöhnlich 
schon  bei  sehr  massigem  Druck  des  Injectionsapparates  der  Kanal  zum  Bersten  kam.  Es  gelang 
daher  auch  nicht,  von  der  genanten  Stelle  ;i!is  das  ganze  System  jener  Gänge  zu  injiciren,  sondern 
immer  nur  theilweise  füllte  sich  dasselbe.  Am  häufigsten  wurde  hierbei  derjenige  Theil  jenes 
Kanalsystems  erfüllt,  den  auch  Rusroni  mit  (Quecksilber  injicirt  hatte,  und  hierin  ist  wohl  der 
Grund  zu  suchen,  dass  Ituscovi  trotz  der  Benutzung  dieses  technischen  Weges,  einen  grossen 
Theil  der  hier  zur  Sprache  kommenden  Kanäle  ^öllig  übersah  ').  Doch  dringt  die  injectionsmasse 
vom  vas  deferens  aus  nicht  selten  auch  in  die  anderen  in  denselben  einmündenden  Gänge  ,  und 
durch  die  Zusammenstellung  und  Vergleichung  einer  Menge  solcher  Injectionspräparate  liess  sich 
auf  unzweifelhafte  Weise  der  ununterbrochene  Zusammenhang  aller  jener  verschiedenen  Kanäle 
ermitteln. 

§.  UH.  Wenn  schon  hiernach  auch  für  den  Triton  der  Beweis  geliefert  war,  dass  Saamen- 
kanälchcii  und  Harnkanälchen  schon  zeitig  in  einander  übergehen,  und  dass  schon  weit  früher  als 
bei  anderen  Thieren  die  für  die  Ausführung  jener  beiden  Secretc  bestimmten  Gänge  aufhören  von 
einander  verscliiedon  zu  sein,  so  wird  «lieser  Zusammenhang  sich  als  ein  um  so  innigerer  heraus 
stellen,  wenn  mau  die  Gründe  berücksichtigt,  welche  zu  der  J  eberzeugung  nölhigen ,  dass  jene 
zwischen  dem  Hoden  und  dem  vas  deferens  belindlicheu  blattförmigen  und  gezackten  Haufen  von 
gewundenen  Kanälen  nicht  als  ein  Theil  des  Hoden  selbst,  wie  iliess  von  Rathke  geschah,  oder 
lediglich  als  Saamenausführungsgänge.  als  iVebcnhoden  schleclithin,  wie  Diii'ernoy  thnt ,  angesehen 
werden  dürfen,  sondern  vielmehr  als  der  vorderste  verdünnte  und  ausgebreitete  Theil  der  Niere 
zu  betrachten  sind.  Zuerst  spricht  hierfür  der  schon  oben  erwähnte  Umstand,  dass  eine  deutliche 
Grenze  zwischen  jenen  Parthieeu  und  der  Niere  gewöhnlich  gar  niclit  angegeben  werden  kann, 
indem  dieselben  gegen  die  Niere  hin  dichtet'  gedrängt  sind,  und  die  Niere  selbst  an  ihrem  oberen 
oder  \  orderen  Ende  häufig  in  ähnliche  Lappen  getheilt  ist.  Dann  finden  sich  auch  hier  eben 
solche  kleine  Häufchen  gelber  körniger  Masse,  wie  sie  am  inneren  Rande  der  kliere  sich  zeigen, 
und  die  unter  dem  Microscop  als  Inhalt  deutlich  gekörnter  Zellen  sich  zu  erkennen  geben  ^). 
Hierzu  konitut,  dass  ancli  bei  weiblichen  Tritoneii  die  [Niere  als  ein  überaus  feiner  continnirlicher 
gleichmässiger  Faden,  der  vor  den  Wirbelkörpern   und  zu  beiden  Seiten  neben  den  grossen  Gefäss- 


1)  Ruscoiii :    iiiuour.s  lies  salamaiidics  (ab.  IV.  lig.  S.  lit.  c  c  d. 

2)  Ob  man  sie  für  die   in  einzelne  .Stücke  zerfallene  Nebenniere  ballen  dürfe,  wie  Rathke  (Eatwlckeiuugs- 
ge.schicbte  der  iVatter.  .S.  I59J  meint,  wage  ich  nicIit  lu  entscheiden. 


37^ 

Btämnieii  liegt,  lioch  iiacli  oben  in  die  IJaiichhöliie  bis  in  die  Gegend  des  vierten  Wirbels  hinaufreicht')- 
Ganz  besonders  aber  wird  die  Nierennatur  der  fraglichen  Partliie  diircli  folgendes  Verhältniss  dar- 
gethaii :  an  jedem  aus  dem  gemeinsamen  Sammelgange  der  vasa  efferentia  testis  hervorgelienden 
Kanäle,  der  nach  vielfach  gewundenem  Verlauf  endlich  in  das  vas  deferens  eintritt,  findet  sich 
nahe  seinem  Ursprünge  eine  banchige  F^rweiterung,  die  bald  rund  ist,  bald  eine  längliche  (iestalt 
hat,  und  im  Mittel  einen  üurclimesser  von  0,1'"  besitzt.  In  diese  Erweiterung  geht  einerseits 
über  ein  kurzer  aus  jenem  Sanimelgange  liervorgehender  Kanal,  und  andererseits  verschmälert  sich 
dieselbe  wiederum  zu  einem  Kanal,  dessen  Scliicksal  bis  zur  endlichen  Einsenkung  ia's  vas  deferens 
schon  oben  erwähnt  wurde.  Mit  jeder  dieser  erweiterten  Stellen  steht  nun  aber  in  inniger  und 
ganz  beständiger  Beziehung  ein  (iefässknäuel,  der  theils  schon  oluie  Injection  unter  dem  Microscop 
die  Charaktere  der  bekannten  Glomeruli  oder  Ma/pighi''sc\\ei\  Körper  der  Niere  zeigt,  theils  nach 
künstlicher  Erfüllung  der  Blutgefässe  sieh  ganz  unzweifelhaft  als  solchen  zu  erkennen  giebt. 
Ausführlicher  soll  über  diese  'l'heile  weiter  unten  gehandelt  werden ;  hier  geschieht  ihrer  nur 
Erwähnung,  um  zu  beweisen,  dass  jene  blattförmigen  Windiiiigshaufeii ,  in  wr'che  die  Saamengänge 
übergehen,  nichts  anderes  als  ein  Theil  der  Niere  sind,  dass  also  die  Anfänge  der  Nierenkanälchen 
bei  Triton,  wofür  diese  erweiterten  Stellen  angesehen  werden  müssen,  ganz  oHen  mit  den  Saaraen- 
gängen  communiciren,  dass  man  diesen  Uebcrgang  selbst  oline  weitere  Vorbereitung  aufs  evidenteste 
übersehen  kann,  und  dass  mithin  das  sogenannte  vas  deferens  zugleicli  als  Ureter  fungirt. 

Mit  Rücksicht  hierauf  stellt  sich  daher  die  Analogie  im  Verhältniss  der  männlichen  Geschlechts- 
theile  zu  den  Nieren  zwischen  Frösclieu  und  Tritonen  noch  weit  vollständiger  heraus,  als  es  auf 
den  ersten  Blick  zu  sein  scheint.  Bei  beiden  Thiergattungen  gehen  aus  dem  inneren  Bande  des 
Hoden  die  »asa  efferentia  in  queerer  Uichtung  hervor,  und  treten  in  einen  am  inneren  Bande  der 
Niere  mehr  oder  weniger  weit  hingehenden  Gang  ein.  Aus  diesem  gehen  die  Anfänge  der  gewun- 
denen  Harnkanälchen  hervor,  die  beim  Wassersalaniander  eben  so  wie  beim  Frosch  mit  einer 
Menge  feiner  Verbindungsfädcheii  in  einen  am  äusseren  Bande  der  Niere  hingehenden  Ausführungs- 
gang einmünden,  der  bei  den  Fröschen  der  Niere  selbst  dicht  anliegt,  bei  den  Tritonen  von 
derselben  entfernt  ist.  Beim  Salamander  treffen  also  eben  so  wie  beim  Frosch  Saamen  und  Harn 
schon  in  den  feinsten  Nierenkanälchen  zusammen,  und  beide  diese  Secrete  werden  durch  einen 
und  denselben  Ausführiingsgan^  nach  aussen  geleitet.  Hiermit  stimmt  nun  auch  vollkommen  überein, 
wenn  schon  Rathke  (a.  a.  U.  pag.  8!^)  sagt,  dass  er  die  Nierenmündungeu  beim  Salamander  niclit 
gefunden  habe,  und  auf  Taf.  2  Fig.  6  ebendaselbst  bei  der  Darstellung  der  Kloake  eines  mann 
Hellen  Triton  nur  die  Mündung  der  Saanienleiter  aufgezeichnet  hat.  —  Dieser  Durchgang  des 
männlichen  Zeugungsstottes  durch  die  feinsten  Harnkanälchen  scheint  vorzugsweise  für  den  oberen 
Theil  der  Niere  zu  gelten,  indem  die  >asa  efferentia  testis  beim  Frosch  wie  beim  Triton  nur  in 
den  oberen  Theil  des  inneren  Nierenrandes  eintreten,  und  auch  nur  in  dieser  l'arthie  der  Nieren- 
substanz Spermatozoen  regelmässig  und  in  bedeutender  Menge  angetroffen  werden,  während  sie 
in  den  übrigen  Tlieilen  der  Niere  nur  sparsam  und  nicht  beständig  sich  linden,  der  Saamen  also 
auch  nur  selten  und  ausnahmsweise  hier  einzutreten  scheint.  Diess  nöthigt  denn  auch  zu  der 
Annahme,  dass  bei  den  Tritonen  die  als  Saamenblase  bezeichneten  Gänge  ihren  Inlialt  nicht  etwa 
durch    die    feineu  Verbindungsfädchen  derselben    mit   der  Niere    empfangen,    sondern  wie    bei  den 

I)    Ich  kann  datier   auch  Duvenioy    nicht  beistiiuiiieii .    wenn    derselbe  ( a.  a.  O.  pag.   955)    behauptet,    da»» 
die  Niere  bei  beiden  Geschlechtern  der  Tritonen  in  Form  und  Ausdehnung  verschieden  sei. 


58 

Sängethiereii  und  dem  Menschen  von  dem  unterste«  Ende  des  vas  dcferens  aus,  also  rückwärts 
von  demselben  erlüilt  >verden  ;  und  da  diese  einzige  Coramiinication  unmittelbar  vor  der  Mündung 
in  die  Kloake  Statt  findet,  so  niiiss  hier  eine  Einrichtung  vorhanden  sein,  dije  das  beständige 
Äusfliessen  des  Sperma  aus  dem  vas  deferens  in  die  Kloake  » erhindert,  nn<l  das  Einströmen  deSri 
selben  in  die  Saameiiblasc  bedingt.  Näheres  kann,  ich  indessen,  übei:  diese  Einrichtung  nicht: 
angeben;  vielleicht  dienen  die  31uskelfaserii  des  Mastdarms  selbst  zu  diesem  Zwecke,  vielleicht 
besieht  der  Wulst,  der  die  betreffende  Mimdnng  in  der  Kloake  umgiebt,  aus  contractilen  oder 
muskulösen  und  sphincterartig  wirkenden  Fasern.  Sicher  ist  jedenfalls,  dass  der  Saamen  nicht  erst 
bei  der  Begattung  aus  dem  Hoden  in  den  Saamenleiter  des  Triton  getrieben  wird  (siehe  Rathke 
a.  a.  O.  pag.  88).  .;     ,  i- 

§.  28.  Es  wurde  schon  oben  bemerkt,  dass  bei  weiblichen  Fröschen  der  Ureter  sich  ganz 
so  ausnimmt,  wie  bei  den  Miiiinclieu,  worauf  der  Schlnss  gegründet  wurde,  dass  das  vas  dcferens 
de^.  letzteren  in  der  That  völlig  verschwunden  sei.  Zu  einem  ähnlichen  Resultat  gelangt  man  auch 
bei  den  Tritonen ,  wenn  der  Ureter  der  Weibchen  mit  den.  entsprechenden  Theilen  der 
Männchen  verglichen  wird.  Der  Ureter  nämlich  geht  bei  den  weiblichen  Tritonen  an  dem  ganzen 
äusseren  Rande  der  Niere  herab,  oben  der  Niere  selbst  dicht  anliegend,  unten  in  massiger  Ent- 
fernung von  ihr  abstehend,  überall  von  überaus  zarten,  fast  durchsichtigen  Wandungen  gebildet. 
Auf  diesem  ganzen  Wege  nimmt  der  Harnleiter  zahlreiche  Fädchen  aus  der  Niere  auf),  die 
namentlich  im  unteren  oder  hinteren  Theile,  wo  jener  Gang  von  der  Niere  etwas  entfernt  ist, 
deutlich  hervortreten.  Diese  feinen  Kanälchen  treten  unter  spitzen  Winkeln,  die  gegen  den  After 
gerichtet  sind,  zusammen,  ohne  jedoch  durch  diese  Vereinigung  wesentlich  an  Weite  zu  gewinnen, 
und  gehen  endlich,  zu  einem  einzigen  Gange  verschmolzen,  in  den  Blierleiter,  kurz  vor  dessen 
Eintritt  in  die  Kloake,  über,  so  dass  also  auch  hier  Ilarn-  und  Geschlechtsorgane  eine  gemein- 
schaftliche Mündung  besitzen.  Alle  diese  Kanäle  liegen  übrigens  im  Ilaltungsbande  des  Eileiters, 
mit  den  zu  dem  letzteren  tretenden  queerlaufcniicn  Gelassen  unter  fast  rechten  Winkeln  sich 
schneidend,  und  bei  der  Rückenlage  des  Thieres,  über  denselben  liegend.  Es  stimmen  aber  auch 
die  aus  dem  hinteren  Theile  und  äusseren  Rand  der  Niere  hervorgehenden  Ausführungsgänge,  die 
eine  nicht  unbeträchtliche  Strecke  getrennt  von  einander  verlaufen,  und  endlich  ebenfalls  unter 
sehr  spitzen  Winkeln  zusammentreten,  ganz  mit  denjenigen  Kanälen  überein,  die  bei  den  männ- 
lichen Tritonen  als  Saamenblase  bezeichnet  wurden,  und  der  am  äusseren  Rande  dieses  ßüschels 
von  Röhren  zum  oberen  Theil  der  Niere  lörtgcliende  Kanal,  erinnert  lebhaft  au  das  vas  deferens 
dfir  Männchen.  So  sind  also  die  Ausführungsgänge  des  männlichen  Zengungsstoires  bei  den  Tri-:: 
tonen  eben  so  wie  bei  den  Fröschen  als  gesonderte  Organe  verschwunden,  die  Harnleiter  haben 
auch  dieses  Ges'jiäft  übernommen"),  sind  aber  dazu  beträchtlich  erweitert  und  verlängert  worden, 
und  linben  eben  deshalb  den  gewundenen  Verlauf  angenommen,  während  sie  bei  Weibchen  gestreckt ' 
sind.  Die  Grundlage  des  vas  deferens  so  wie  seiner  Anhänge  findet  sichi  demnach  in  dem 
Harnleiter  der  weiblichen  Tritonen  vollkommen  vorgebildet. 


1)  .Schon  Riis<oni  (amoiir.s  des  salamandres  ])a^.  62)  sagt:  dans  les  salam.inHres  femelles  le>  canaiis  nri- 
naires  en  sortant  du  rein  ahoulissent  successivement  dans  un  canal  cominnn  ,  l'iire(ere,  qiii  liorde  le  cote  e.^lerne 
du  rein.  —  Die  Aeimlicbkeit  mit  der  Anordniin«;  hei  den  niiinnliclien  Tritonen  spricht  auch  Duvcrnoy  aus  a.  a.  O. 
pag.  958,  5°. 

2)  Configliachi's  und  Kusconi's  Bezeichnung  dieses  Theils,  indem  sie  ihn  Uarnleiler  nennen.,  ist.aUo  vom 
anatomischen  Standpunkte  entschieden  rij;l)ljg;?r,^^s„<|ie.J|J,ensjiRnns.„Sjjainenloiter". 


39 

§.  29.  Was  die  Anordnung  der  hitf  beliandeltca  Theile,  «ie  sie  in  den  Tritonen  \oikonimt, 
voll  derjenigen  unterscheidet,  die  in  den  Fröschen  angetroffen  wird,  so  ist  es  besonders  der  Um- 
stand, dass  bei  den  ersterun  die  Verliältnisse,  um  die  es  sicii  handelt,  nämlich  der  Uebergang 
der  Saaraengänge  in  die  feinsten  iXierenkaiiälclien .  so  offen  und  klar  vorliegen,  dass  man  sie  ohne 
weitere  Vorbereitung  selbst  schon  mit  einer  guten  Lupe  vollständig  durchschauen  kann,  während 
bei  den  Fröschen,  ohne  vorherige  Injection  der  IXrüsenkanäle ,  die  Sjtclie  nicht  mit  hinreichender 
Sicherheit  ermittelt  werden  kann,  l^m  die  feinsten  üriisenkanäle  überhaupt,  und  die  der  Mieren 
insbesondere  an  einem  völlig  ausgebildeleii  Wirbellhier  zu  zeigen,  wüsste  ich  keinen  passenderen 
Ort  zu  empfehlen,  als  die  Mere  der  männlichen  'rritoneii.  deren  oberer  oder  vorderer  Theil  von 
der  Natur  selbst  so  auseinandergezogen  und  ausgebreitet  wurde,  wie  es  die  Anatomen  bei  der 
Niere  höherer  Tbiergattungeii  zwar  auch  künstlich  herbeizuführen  sucheu,  doch  mit  ungleich 
unvoJIkommenereni  und  unsicherem  l'Jrfolge.  Leichter  und  sicherer  als  sonst  irgendwo  lässt  sich 
denn  auch  hier  das  VerliäUniss  der  Drüsenkanäle  zu  den  Blutgefässen  ermitiiln.  Diesem  Gegen- 
stande soll  weiter  unten  eine  ausführliche  Erörterung  gewidmet  werden;  hic!-  mögen  vorläufig  nur 
folgende  Bemerkungen  Platz  linden.  >>eiin  man  einen  'rrilon  von  dem  Aortenbulbus  aus  injicirt, 
so  füllen  sich  die  Capillargefässe  aller  Körpertheile  mit  orstaunenswerthcr  Vollständigkeit,  und  die 
ilnjeetionsmnsse  dringt  durch  diese  Gefässe  —  begünstigt  durch  die  'beträchtliche  Weite  derselben 
—  leicht  in  die  Venen,  so  dass  sich  von  der  genannten  Stelle  aus  das  ganze  System  der  Blut- 
gefässe leicht  und  roliständig  erfüllen  lässt.  Ist  diess  gescliehen,  so  bietet  auch  die  Untersuchung 
der  fraglichen  'l'heile  ein  interessantes  Bild  und  mannichfache  Belehrung  dar.  Zuvörderst  kann 
man  sich  davon  überzeugen,  <tass  jene  gelappten  Haufen  von  gewinidenen  Kanälen,  die  vom 
vorderen  Niereneude  bis  zur  vorderen  Umbiegnng  des  vas  defcrens  reichen,  abgetheilte  und  gleich 
sam  ausgebreitete  Parthieen  der  Mere  sind  ;  denn  in  jeder  dieser  Abtheilungen  erscheint  nun  ein 
Malpi);/i/'sc\\er  GefässknäucI  als  intensiv  rotli  gefärbter  Punkt.  Die  Gesammtlieit  dieser  Glomernli 
bildet  in  dem  vorderen  Tlieil  der  Niere  eine  einfache  Reihe,  deren  einzelne  Glieder  in  ziemlich 
regelmässiger  KillfenuHig  hinter  einander  sicii  darbieten,  während  in  dem  hinteren  zugleich  stär- 
keren und  breiteren  Theil  der  Mere  sie  di<:hter  zusainmeugedrängt  und  in  mehrere  Keihen  neben 
einander  gelagert  sind.  Hiermit  stimmt  die  Anordnung  der  Glomeruli  in  der  Viere  weiblicher 
Tritonen  ganz  überein  :  auch  bei  diesen  sind  in  iler  vorderen  überaus  verschmälerten  Parthie  der 
Niere  jene  Körper  entfernter  von  einander  und  in  einer  einfachen  Längsreihe  geordnet,  während 
sie  in  dem  hinteren  breiteren  Theil  der  Niere  näher  an  einander  gerückt  und  in  mehrfachen  Reihen 
gestellt  sinil.  Ueberdiess  aber  sieht  man,  dass  alle  die  vorher  beschriebenen  secernirenden 
Kanälchen,  die  vasa  efferentia  teslis.  der  gemeinsame  Gang  in  den  sie  einmünden,  die  gewundenen 
Gänge  der  abgetheilten  Nierenlappen,  deren  Verbindungsgänge  mit  dem  vas  defcrens  und  dieses 
selbst,  von  den  zierlichsten  Netzen  von  Cajwllargefässen  aufs  schönste  umsponnen,  oder  von  längs- 
iaufenden  paarigen  Gelassen  begleitet  werden ;  die  Maschen  dieses  Netzes  sind  verhältnissmässig 
sehr  gross.  Durch  die  Injection  erliäll  man  auch  die  fernere  Bestätigung  der  schon  anderweitig 
gewonnenen  Leberzeugung,  dass  nur  ein  Theil  der  in  jener  Gegend  unter  der  Lupe  kenntlichen 
Gänge  Blutgefässe  sind,  und  dass*  die  letzteren,  wenngleich  beständige  Begleiter  der  Drüsenkanäie 
iH«8er  Gegend ,  doch  ungleich  geringere  Durchmesser  besitzen.  Auch  Nerven  finden  sich  hier 
recht  häufig,  doch  immer  nur  als  ganz  einzeln  verlaufende  Pdmitivfasern,  öder  als  kleine  ßündeichen 
▼on  2  bis  3  Primitivfasern.  Diese  Nerven  gehören  übrigens  dem  sympathischen  System  au,  ihr 
DuFchraesser  beträgt  im  Mittel  0,00019",  während  der  der   animalen  Fasern  0,00043"  ist 


40 


4.  S  a  I  a  tn  a  n  d  r  a. 
Fig.  V. 
$.  50.  Die  Untersuchung  melirerer  in  Weingeist  sehr  «olil  erhaltener  Exemplare  von  Sala- 
mandra  maculata,  ergab  zwar  nichts  wesentlich  IVeues,  lieferte  jedoch  eine  erwünschte  Bestätigung 
der  wichtigsten  beim  Wassersalaniander  gefundenen  Verhältnisse.  —  Das  Zerfallen  des  Hoden  in 
3 — 4  getrennte,  in  der  Längenachse  des  Körpers  hinter  einander  liegende  und  durch  mehr  oder 
weniger  feine  Kanäle  mit  einander  verbundene  Stücke  —  wovon  bei  Triton  nur  Andeutungen  sich 
zeigten  —  trat  hier  vollständig  hervor.  Die  einzelnen  Abtlicilungen  des  Hoden  zeigten  übrigens 
eine  überaus  verschiedene  Grösse,  und  waren  überdiess  gewöhnlich  nocli  durch  Circulärfurchen  in 
Lappen  getheilt.  Meistens  waren  sie  etwas  abgeplattet,  und  auf  einer  der  breiteren  Seiten  verlief 
über  die  ganze  Länge  der  Stücke  ein  hilus,  von  welchem  das  Hodengekröse  ausging.  Dieses 
bestand  aus  zweien  Platten  des  Peritoneums,  deren  äussere  sich  zum  inneren  Nierenraiide  fortsetzte, 
die  innere  jederseits  zimi  Darmkanal  hinüberging.  Eigenthümlich  war  dieser  inneren  Platte  eine 
über  die  ganze  Länge  derselben  lierablaufende  Falte  oder  Leiste,  die  etwa  2'"  vom  Hoden  entfernt, 
parallel  mit  der  Kichtung,  in  welcher  die  einzelnen  Abtheilungen  desselben  hinter  einander  liegen, 
ununterbrochen  vom  vorderen  Rande  des  Gekröses  zum  hinteren  Kande  verlief.  Ohne  Zweifel 
war  diess  die  unbedeutende  Spur  des  Fettkörpers,  vielleicht  deshalb  so  winzig,  weil  die  Thiere 
zu  einer  Zeit  eingefangen  waren,  wo  die  Entwickelung  dieser  Organe  zurücktritt.  —  Theils  ans 
den  Hodenabtheilungen  selbst,  namentlich  den  beiden  hintersten,  theils  aus  den  Yerbindungskanälen 
zwischen  denselben  gehen  ziemlich  unter  rechten  Winkeln  mehrere,  bis  sechs,  queerlaufende 
Gänge,  vasa  efferentia  testis  hervor,  die  zum  inneren  Kande  des  vorderen  Nierenendes  sich 
begeben.  Die  Niere,  die  in  Bezug  auf  Form  und  Lage  im  Wesentlichen  mit  der  Tritonniere 
übereinstimmt,  unterscheidet  sicli  von  letzterer  doch  dadurch,  dass  ihr  vorderes  Ende  nicht  in 
mehrere  von  einander  ganz  abgesetzte  Lappen  zerfällt ,  sondern  eine  zusammenhängende  Masse 
bildet.  Auch  hier  liegt  übrigens  am  inneren  Nierenrande  jene  gelbe  glänzende .  vielleicht  als 
Nebenniere  anzusehende  Masse,  während  am  äusseren  liande  der  Ureter  herabgeht,  nach  vorn  der 
Niere  eng  anliegend,  nach  hinten  mehr  und  mehr  sich  von  ihr  entfernend,  aber  in  kurzen 
Zwischenräumen  kleine  aus  ihr  hervortretende  Kanäle  aufnehmend.  Wie  bei  Triton  liegt  auch 
hier  zwischen  den  hinteren  Enden  der  Niere  und  des  Ureters  jenes  eigenthümliche  als  Saamcablase 
gedeutete  System  von  Kanälen;  die  Zahl  und  Stärke  dieser  Kanäle  ist  hier  zwar  beträchtlicher, 
ihre  Form  und  Verbindung  aber  ganz  dieselbe  wie  bei  Triton.  Auch  der  Ureter ,  in  Lage  und 
Verbindung  ganz  mit  demselben  Organ  bei  den  Wassersalamandern  übereinstimmend .  unterscheidet 
sich  nur  durch  seinen  in  v^eniger  engen  und  gedrängten  Spiralen  Statt  findcndenVerlauf.  Eine  raicro- 
scopische  Untersuchung  des  Inhalts  dieser  Gänge  und  dadurch  zu  befestigende  Einsicht  in  ihre 
Bedeutung  war  bei  den  schon  Jahre  lang  in  Weingeist  aufbewahrt  gewesenen  Präparaten  natürlich 
nicht  möglich.  Doch  war  bei  der  auffallenden  äusseren  Uebereinstimmung  der  betreffenden  Organe 
mit  denselben  Theilen  der  Tritonen  die  Vermuthung  gewiss  vollkommen  gerechtfertigt,  dass  der 
Gang  des  männlichen  Zeugungsstoifes  bei  den  Landsalamandern  derselbe  sei,  wie  bei  den  Wasser- 
molchen. Dennoch  versuchte  ich  auch  hier  auf  dem  Wege  der  Injcctiou  zu  noch  festerer  Ueber- 
zeugung  zu  gelangen.  Trotz  der  geringen  Aussicht  auf  Erfolg,  mit  der  ich  mich  bei  den  alten 
Weingeistpräparaten  an  diese  Procedur  machte,  gelang  dieselbe  doch  so  vollständig  als  es  nur 
irgend  gewünscht  werden    konnte.     Indem  die  Canule   in    den    mittleren    breiteren  Theil    des   söge- 


41 

iiaiiiiiiteii  iJix'iers  eingefülirl  xMirtle,  «iiidcii  zuerst  dieser  iriid  seine  Vcrbimluiigsgänge  mit  der 
Niere  erfüilt,  wobei  sei«  uimiiltelburet-  TJebergaiig  in  die  das  vorderste  ISiereiiende  bildenden 
Ilarnkaaülchea  deutiiuii  siclilbar  ward.  Je  luelir  sicli  hierauf  die  vordere  Ilüirte  der  iSiere  selbst 
füllte,  um  so  uiclir  traten  auch  die  gewundenen  Ilanikanalclieri  in  derselben  hervor,  und  am 
inneren  iNierenrande  erschien  endlieh  auch  liier  ein  regelmässig  luugiludiiial  herablaui'ender  Gang, 
der  einerseits  mit  den  Nierenkanälchcn  in  Zusammenhang  stand,  und  andererseits  nielirere  Kanäle 
entsandte,  die  im  Ilodeiigckrosc  bis  zum  lluden  verliefen,  und  durch  welche  selbst  ein  Theil  der 
Hodensubstanz  mit  der  gefärbten  Injectionsmasse  erfüllt  werden  konnte.  Diese  letztgenannten 
Kanäle,  die  Ausfiihrungsgänge  des  Hoden,  kommen  tlieils  aus  den  Hodenabtheilungca  selbst,  doch 
nur  aus  den  hinteren,  theils  aus  den  \  erbindungsgäugen  zwischen  denselben  her>or.  Da  die 
vorderen  Abtheilungen  des  Hoden  aus  sich  keine  eigentliclien  Ausl'ührungsgäuge  hervortreten  lassen, 
so  muss  ihr  Secret  erst  in  die  folgenden  Abtheiiungen  eintreten,  um  seiner  Bestimmung  gemäss  fort- 
geleitet werden  zu  können').  Diese  Fortleitung  geschieht  aber  geradezu  in  die  jNierenkauälchen  hinein, 
und  der  sogenannte  Ureter  fungirt  also  auch  hier  als  vas  defcrens.  Auch  hier  gewinnt  man  ferner 
die  vollständige  Leberzeugung,  dass  das  vordere  Ende  dieses  Ganges,  gegen  die  3Iitlellinie  des 
Körpers  umbiegend  und  plötzlich  sich  beträchtlich  verschmälernd ,  in  die  Nierensubstanz  eindringt 
und  in  die  Niercnkanäichen  übergeht.  Eine  ähnliche  plötzliche  Volunivcränderung  zeigt  sich 
auch  an  allen  übrigen  Gängen,  die  der  Ureter  aus  der  Niere  aufnimmt.  Dieselben  beginnen 
nämlich  am  äusseren  Uande  der  Niere  als  überaus  feine ,  die  Nierenkanälchen  im  Durchmesser 
niclit  übertreffende  Gänge .  die  sicIi  dann  so  rasch  verbreitern,  dass  sie  schon  bei  ihrer  Einmündung 
in  den  Ureter  demselben  an  Stärke  gieichkommen.  l^ebrigens  liegen  der  Ureter,  so  wie  die  Gänge, 
welche  derselbe  aus  der  Niere  anfnimnif,  und  tue  weiter  nach  liiuteti  wls  Anliiinge  des  Saamen- 
leitcrs  unterschieden  werden,  ebenfalls  in  einem  >om  Peritoneum  gebiidc'ten  Gekröse,  das  von 
»orn  nach  hinten  an  Dreite  stelig  üunimml,  und  auch  noch  eine  Strecke  über  das  vordere  Ende 
des  \as  delerens  hinaui^geht,  indem  es  mit  einem  spitz  ausgezogenen  Ende  vor  der  Wirbelsäule 
und  hinter  den  Lungen  aufhört. 

5.     jM  e  n  o  p  o  111  a. 
Fig.  VL 

§.  5t.  An  einem  schönen  sehr  wohl  erhaltenen  Exemplare  von  Alenopnma,  das  von  der 
Schnauze  bis  zur  Schwanzspitze  14  Zoll  niass,  hatte  ich  Gelegenheit  das  Virhältniss  der  männ- 
lichen Geschlechtstheile  zu  den  Nieren  zu  untersuchen.  Nicht  iimliin  kann  ich,  sogleich  hier  dae 
Resultat  voranzustellen,  dass  in  Bezug  auf  Lage,  Bau  und  Verbindung  dieser  Theile  sich  eine 
bemerkenswerthe  Uebereinstimmung  mit  dem  bisher  Ermittelten  darbot.  Hierüber  habe  ich  jedoch 
folgendes  Nähere  zu  bemerken. 

Der  Hode  von  Menopoma  stellt  sich  auf  beiden  Körperseiten  dar  als  ein  etwas  plattgedrückte« 
v*alzenförmiges  Organ  \oü  hochgelber  Farbe,    l"  Länge,   0,14"  Breite  und  0,0B"  Dicke,  durchweg 


1)  Ich  glaiil)(-  dalier  nicLt  zu  viel  zu  sagen,  wenn  ich  behaupte,  dass  es  auf  einer  Täiisthmig  beruhte , 
wenn  Ifnthli'  (a.  a.  ü.  pag.  70}  aus  der  vordersten  Spitze  des  Hoden  liei  einem  grossen  Salamander  ein 
Paar  Saaniengiinge  meinte  hervortreten  gesellen  zu  hallen.  Hiermit  erledigt  sich  auch  die  von  liaihke  [  pag.  76 ) 
anfgevvQrfene  Frage  nach  der  Bewegung  des  .Saainens  in  dem  Hoden  selbst.  Sie  erfolgt  nämlich  in  entgegengesetzter 
Kichlung,  als  llathki:  verniiilhete .  indem  der  Saamen  nicht  aus  der  hintersten  llodenahllieilung  in  die  vorderste 
geführt,  sondern  gerade  nmgekehrl  ,  .ins  dem  vordersten  Stück  nach  hinten  mindestens  liis  In  den  Verhindiingggang 
mit  dem  näch.stfolgenden  hintern  Stück  eintreten  niuss ,  ehe  er  weiter  rücken  kann. 


42 

die  gleiche  Beüchairciilieit  zeigend,  und  an  einer  seiner  platten  Seiten  mit  einer  über  die  ganze 
Länge  des  Organs  hinablaufenden  äusserst  schmalen  Furche,  einem  hilus,  ^ ersehen.  Fehcrail  ist 
das  Organ  eng  umschlossen  von  einem  Baucht'elliiberznge,  der  an  dem  llilus  den  Hoden  verlässt, 
um  das  Hodengekrose  zu  bilden,  welches  bei  einer  Breite  von  Vj"  und  darüber,  eine  sehr  be- 
trächtliche Lageveränderung  des  an  dasselbe  belestigten  Organs  gestattet.  Dieses  Gekröse  hat  die 
Form  eines  Trapeziums  :  der  an  dem  Hoden  befestigte,  sowie  der  nn  die  liintere  Leibeswand  hinan- 
gehende Tlieil  dieser  l'eriloneairaltc  verlaufen  nämlich,  sobald  dieselbe  ausgespannt  ist.  einander 
ziemlich  parallel,  während  die  beiden  anderen  ganz  freien  gegen  das  Kopf-  und  Schwanzende  des 
Thieres  gerichteten  Uiinder  vom  Hoden  gegen  die  Riickenwand  des  Thieres  divergireud  aus  einander 
gehen.  Der  untere  freie  Rand  dieser  Falte,  in  welchem  der  Flode  eingebettet  ist,  ist  also  weit 
kürzer  als  der  obere  befestigte  Rand,  der  sich  an  die  Niere  oder  vielmehr  an  die  Grenzfurche 
zwischen  dem  inneren  Nierenrande  und  der  an  demselben  verlaufenden  unteren  Hohlvene  anlegt. 
In  diesem  HodengeVivise  liegen  nun  zahlreiche  meist  queerlaufcnde  Stränge  von  verschiedener 
Stärke,  die  au  maischen  Stelleu  durch  Auu^tomosen  in  Verbindung  zu  stehen  scheinen,  und  die 
alle  in  den  Hilus  des  Hoden  eingelien,  indem  sie  in  der  Nälie  desselben  meistens  gabelig  sich 
tlieilen.  Obgleich  das  äussere  Ansehen  dieser  .Stränge  selir  dafür  sprach,  dass  man  es  hier  mit 
Röhren  —  Blutgefässen  oder  Ausfiilunngsgäiigen  —  zu  tliun  habe,  so  Hess  sich  doch  über  die  Tlieile, 
von  welchen  sie  an  dem  befestigten  Rande  des  Hodengekröses  ausgelien,  oder  zu  welchen  sie 
hjntreten,  vorläufig  noch  niclits  Siclieres  angeben.  Die  genaueie  Untersuchung  mit  der  Lupe  lehrte 
aber  Folgendes. 

Die  IMatten  des  Hodengekröses  treten  an  der  oberen  oder  Rückenwaud  der  l'nterleibsliöhle 
auseinander,  um  die  hier  gelegenen  Organe  zu  überziehen.  Diese  sind  aber  :  zunächst  die  zwischen 
den  beiden  Nieren  gelegene  und  aus  denselben  zahlreiche  Zweige  aufneliniende  »intcre  Hohlveiie, 
dann  die  von  letzterer  fast  > ollständig  gedeckte  und  nur  bei  gewissen  Lagen  der  Unterleibsorgane 
theiUvcise  neben  ihr  zum  Vorschein  kommende  Aorta,  endlich  die  Nieren  selbst.  Diese  letzteren 
rerlaufeu  durch  den  grösstcu  'l'licil  der  Länge  der  ganzen  Unterlcibsiiöhle.  und  reichen  namentlich 
nach  liinicn  selbst  über  die  Gegend  der  Kloake  hinaus.  Ilirc  Länge-  beträgt  ö '/i  Zoll,  ihr  vorderes 
Ende  ist  höchstens  '.'j'"  breit,  mid  die  Nierenkanälchen  liier  durch  so  sparsames  und  lockeres  Binde- 
gewebe vereinigt,  dass  sie  schon  dem  blossen  Auge  deutlich  sichtbar  sind  :  nach  hinten  dagegen 
nimmt  das  Organ  stetig  an  Masse  zu,  so  dass  seine  Breite  bis  iV':'"  beträgt.  Zugleich  ist  das 
die  eigentliche  Diüsensubstaiiz  »erbindendc  Gewebe  liier  so  dicht  und  compact,  dass  die  Röhreii- 
nalur  der  Griindmasse  nicht  mehr  so  leicht  und  sicher  zu  crkeiineu  ist. 

An  dem  inneren  der  unteren  Ilohlvene  zugewandten  Itandc  der  Niere  verläuft  ein  llu'.il>\eisc 
ganz  gesondeiler  longitudiiialer  Kanal,  der  an  den  LängskannI  erinnert,  welcher  an  dem  inneren 
Niereiiraude  ^on  raua,  trilon.  salamandra  lierabgeht.  Auch  bei  Menopoma  ist  jedoch  dieser 
Kanal  nur  im  >ordereu  'Tlieil  der  \iere  anzutrefl'en  ,  und  auch  hier  nur  stellenweise  von 
der  übrigen  Niereninasse  deutlicher  abgesetzt,  dazwischen  ganz  mit  ihr  verschmolzen.  Dieser 
Kanal  sendet  einerseits  kurze  Verbindungsgänge  in  die  Niere,  wälirend  andererseits  schon  jetzt,' 
ohne  anderweitige  Vorbereitung,  ein  Paar  jener  in  dem  Hodengekrose  gelegenen  Gänge  und  zwar 
die   vordersten  als  von  ihm  ausgehend  sich  darbieten. 

Dagegen  geht  an  dem  äusseren  Rande  der  Niere  nach  der  ganzen  Länge  deiselbeu  ein  anderer 
Strang  herali ,  der  \ou  >orii  n.ch  liiiiteii  an  Dicke  allmählig  und  stetig  zunimmt,  so  dass  er  hier 
bis  auf  ^'t'"  stark  wird.      Nacli   >  orn  liegt  er  der  Niere  ziemlich  «licht  an,    und  setzt  sich,   freilicli 


43 

sehr  verjüngt,  auch  über  ilas  vordere  Kiide  derselben  liiaaus  fort,  indem  er,  jederseits  der  Aorta 
anliegend,  lioeh  in  die  ürusthiiliie  liinansteigt.  Nacli  liinteu  liin  entfernt  er  sieli ,  etwa  bis  zur 
Mitte  des  Verlaufs  der  >icre,  immer  melir  von  derselben,  inaelit  auf  diesem  Wege  vielfache 
Windungen,  wendet  sich  dann  abermals  der  iNiere  zu,  ja  geht  sogar  über  die  der  IJnterleibshöhle 
zugewendete  Fläche  derselben  hinweg,  um  zum  Uectuin  sich  zu  begeben,  und  in  die  Kloake 
einzumünden.  Der  Zwischenraum  zwischen  diesem  Gange,  den  ich  hier  ^orläuiig  Ureter  oder  vas 
deferens  nennen  will,  und  der  Niere  selbst  wird  ebenfalls  von  einer  Duplicatur  des  liauchfells 
ausgefüllt,  die  an  dem  äusseren  Nierenrande  befestigt  ist,  und  an  ihrem  freien  Ilaudc  eben  den 
gewundenen  l  reter  beherbergt.  Auch  letzterer  hat  also  ein  deutlich  ausgesprochenes  und  in  sei- 
nem breitesten  Tlieil  gegen  'As"  breites  Gekröse.  In  diesem  geben  sich,  namentlich  bei  durclifallendem 
Licht,  ebenfalls  zahlreiche  Stränge  zu  erkennen,  die  von  der  Niere  zum  Ureter  hinübergellen,  und 
im  vorderen  Theil  jenes  Gekröses  alle  ziemlich  in  queerer  Richtung  verlaufen,  während  nach 
hinten  neben  solchen  queerlaufenden  auch  andere  auftreten,  die  mehr  und  mehr  eine  der  Längen- 
achse des  Thieres  sich  nähernde  Richtung  annehmen.  Dadurcli  entsteht  in  diesem  Theil  des 
Üretergekröses  eine  fast  regelmässig  netzartige  üurchflechtung  solclier  Gänge,  deren  Natur  sogleich 
näher  besprochen  werden  soll. 

§.  32.  Uijises  Verhältniss  der  Hoden  und  Meren  bei  Mcnopoma,  so  wie  die  eigcnthümliche 
Lage  und  Verbindung  des  Ureters  bei  diesem  Thier  erinnerten  so  lebhaft  au  die  schon  beschrie- 
benen Verhältiiisse  bei  Triton,  dass  es  sclion  hiernach  kaum  mehr  zweifelhaft  war,  dass  auch  bei 
dieser  Gattung  die  A\isführungsgäuge  des  Ilodcn  in  die  Niere  eintreten,  mit  den  Harnkniiäichen 
sich  verbinden,  und  dass  der  am  äusseren  Nierenrande  herabgellende  Ausi'ührungsgang.  zu  gleicher 
Zeit  Ureter  und  vas  deferens  sei.  Indessen  mussle  mir  natürlich  sehr  nIcI  daran  liegen,  autli  hier 
nicht  blos  aul' Veruiuthungen  beschränkt  zu  sein,  —  die,  so  wahrscheinlich  sie  auch  sein  mochten,  doch 
innner  nur  <larauf  sich  stützten,  was  das  unbewatfnctc  Auge  oder  die  Lupe  lehren  konnten,  — 
sondern  auf  anderen  zuverlässigeren  Wegen  der  Untersuchung  zu  der  Uebcrzeugung  von  der 
bezeichneten  Natur  der  erwähnten  Tlieile  zu  gelangen.  Vuf  die  Anwendimg  des  ziisammengcsetztcu 
Microscops  verzichtete  ich  jedoch  von  vorn  herein,  tlieils  wegen  der  Unsieherheit  und  Unvoll- 
ständigkeit  der  an  Weingeislprüparaten  zu  ge»inuenden  Hesultate,  theils  aucli  weil  ich  das  einzige 
mir  zu  Gebote  stehende  Exemplar  dieser  .Species  zu  zerstückeln  mich  nicht  entschliessen  mochte. 
Kh  blieb  mir  also  nur  die  liijcctioii  übrig,  und  obgleich  auch  für  diese,  an  einem  so  lange  der 
Einwirkung  des  Spiritus  ausgesetzt  geweseneu  Präparate,  die  Prognose  nur  ungünstig  sein  konnte, 
so  gelang  es  nach  vorgäugiger  iVIaceration  in  Wasser  doch  ein  Injectionspräparat  zu  Stande  zu 
bringen,  das,  \veniigleich  nicht  \on  der  Vollständigkeit  und  Schönheit  wie  die  früher  gewonnenen, 
nichtsdestoweniger  die  wichtigsten  der  hier  zu  erörternden  Fragen  mit  hinreichender  Sicherheit 
beantworten   lehrte. 

Zuerst  wurde  von  dem  Ureter  aus  ziemlich  nahe  an  dessen  Einmündung  in  die  Kloake  injicirt. 
Hierbei  traten  zuerst  die  vielfachen  Windungen  dieses  Ganges  noch  deutlicher  als  früher  hervor; 
dann  wurden  ilie  Verbinduiigszweige  gefüllt,  die  der  Ureter  aus  der  Niere  aufnimmt,  und  die 
um  vorderen  Ende  sehr  kurz  sind,  nach  hinten  immer  stärker  und  länger  werden,  was  theils  von 
der  wachsenden  Entfernung  des  Ureters  von  der  Niere,  theils  von  dem  Anfangs  quecren  und 
endlich  fast  loiigitudinalen  Verlauf  dieser  Verbindungszweige  abhängt.  Ferner  füllten  sich  die 
Nierenkanäle  selbst;  diess  geschah  freilich  lange  nicht  so  schön,  wie  bei  frischen  Exemplaren, 
namentlich    von    runa,    indessen    wenigstens    stellenweise    in   hinreichendem    Maassc,    um    den    auch 

G* 


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hier  aus  gewundenen  Rölirea  bestellenden  Bau  der  Niere  zu  überselien.  Bei  dieser  mangpüiaflcu 
B'rfiilluHg  der  Nicreiikanälchen  «ar  es  nun  auch  natürlicli.  dass  die  präsumtiven  in  diese  Kanälchon 
eintretenden  vasa  elTercntla  testis  niclit  vollständig  injicirt  wurden.  Glücklicherweise  gelang  es 
jedoch  an  ein  Paar  Stellen  die  Injcctionsmasse,  wenngleich  nur  in  geringen  Mengen,  in  einige 
der  in  qiieerer  Kiehtung  votn  Hoden  zur  Niere  hinübergehenden  Stränge  einzutreiben.  Namentlich 
gelang  diess  bei  den  im  vorderen  Theil  des  Ilodengckröses  liegenden  vasa  efl'erentia.  Auf  beiden 
Körperseilen  nänilicli  wurden  im  vorderen  Theil  der  \ierc  die  Drnseu'xanälchen  ungleich  vollstän- 
diger gelullt  als  in  anderen  l'arthieeu  dieses  Organs :  von  hier  aus  gelangte  denn  auch  die 
Injectionsmassc  in  den  am  inneren  Rande  der  Niere  lierabgehendeu  Kanal,  drang  ferner  in  ein 
Paar  der  von  letzterem  zum  Hoden  gehenden  Stränge,  und  liess  sicli  durch  unmittelbar  auf  diese 
Stelle  wirkenden  Druck  leicht  bis  zum  Hoden  selbst  fortschieben ;  das  vollständige  F^inlretcn  in 
diese  Drüse  selbst  Kam  jedoch   nicht  zu  Stinde. 

So  war  also  anrli  bei  diesem  Thier  auf  dem  Wege  der  iiijectioii  überzeugend  dargetlian, 
dass  Ureter,  Nierenkanälchen  und  Ausführuiij;sgänge  des  Hoden  ein  coutinuirlich  zusammenhängen- 
des System  anaslomosirender  Kanäle  darstellen,  dass  also  auch  hi('r  der  männliche  Zengungsstoff 
durch  die  ganze  Länge  der  Harnkauälchen  hindurcligehen  müsse.  Zwar  war  dieser  Nachweis  mit 
vollständiger  Sicherheit  nur  für  zwei  vasa  efferentia  testis  geliefert;  docli  war  diess  für  die  Knt- 
scheiduiig  der  vorliegenden  Frage  hinreichend.  Dagegen  inusste  es  noch  unentschieden  bleiben, 
■wie  gross  die  Zahl  der  in  dem  Hodengekröse  enthaltenen  Ausführungsgänge  des  Hoden  sei.  Da 
nicht  alle  derselben  sich  unmittelbar  injiciren  Hessen,  so  konnte  ihre  Zahl  nur  dadurch  ermittelt 
werden,  dass  man  die  übrigen  in  jenem  Gekröse  enthaltenen  Gänge,  die  ohne  Zweifel  Klutgefiisse 
waren,  zu  erfüllen  suchte,  und  die  hiernach  unerfüllt  imd  also  auch  ungefärbt  bleibenden  für 
Saamengänge  hielt.  —  Oemcrkenwill  ich  hier  noch,  dass  die  über  das  vordere  Nierenende  hinaus- 
gehende Fortsetzung  des  L'retcrs  keine  Injcctionsmasse  aufnimmt;  sie  ist  ein  solider  Strang,  indem 
der  liolile  Theil  des  Ureters,  nach  innen  umbiegend,  in  die  Niere  eindringt.  Bei  iMenoponia 
hängt  also  eben  so  wie  bei  bulb  mit  dem  als  Ureter  und  vas  defcrens  funcfionirenden  Kanäle  ein 
Strang  zusammen,  der  bei  jenem  Thier  weit  kürzer  als  bei  diesem  Tst,  bei  beiden  aber  höchst 
wahrscheinlich  ein  Rest  des  Ausführungsganges  des  Jf'olß'' sr:h(;n  Körpers  ist,  dessen  übriger  Theil 
sicli  in  das  vas  deferens  umgebildet  hat.     Hierüber  soll  weiter  unten  ausluhrlicher  gehandelt  werden. 

§.  5>">.  An  dem  mir  zu  Gebote  stehenden  Menopoiiia  wurden  nun  die  Arterien  erst  von  dem 
Aoricnbulbus  aus  injicirt  ;  da  jedoch  liierbei  die  Gerässe  des  Hodcngekröses  sich  nicht  füllen 
wollten,  so  wurde,  um  den  Gelassen  der  zu  unlersuchcnden  Körpertheile  näher  zu  sein  und  den 
beabsichtigten  Frfolg  der  Injeclion  mehr  zu  sichern,  die  Cauule  in  die  absteigende  Aorta  unmittelbar 
vor  deren  Fintritt  in  den  zwischen  beiden  Nieren  belindliclien  Zwischenraum  eingebracht.  Hier 
hatte  ic!i  nun  auch  die  Freude,  in  eine  IMenge  jener  in  dem  Hodengekröse  queerlanfenden  Stränge 
die  Injectionsmasse  eintreten  zu  sehen.  Solcher  Hodeuarterien  fand  ich  neun,  die  in  ziemlich 
regelmässigen  Abständen  von  einander  lagen,  und,  meistens  gabelförmig  sich  theiknd,  sich  in  den 
Hilns  des  Hoden  eiiiscnk(en.  Wie  es  mit  ilireiu  Abgänge  \on  der  Aorta  und  mit  ihrem  Verhältnis« 
2u  den  Nierenarterien  stehe,  konnte  ich  niclit  ermitteln,  da  die  Aorta  in  diesem  Theile  ihres 
Verlaufes  ^on  der  Hohlvene  und  den  Nieren  fast  vollkommen  gedeckt  wird.  Doch  kamen  diese 
Hodenarterien  beiderseits  zwischen  der  Niere  und  Hohlvene  zum  Vorschein,  und  hatten  alle  ziemlich 
denselben  Durchmesser.  —  Fudlich  wurden  auch  die  Venen  der  betreffenden  Organe  injicirt, 
indem  die  Canuie  in   die  untere  Hohlvene  eingeführt  wurde,   da  wo  dieselbe  zwischen   den  hinteren 


45 

Enden  der  Nieren  aus  den  Niereiivcnen  licrvorgclit.  Illernacli  traten  niclit  allein  eine  grosse 
Menge  kurzer  Nierenvenen  lier\or,  die  in  die  Hohlvene  sich  einsenken,  sondern  es  gelang  auch 
auf  beiden  Seiten  in  dem  Hodengekrösc  eine  zweite  Reihe  von  Gefassen  siclitbar  zu  machen,  die 
sonach  Venen  waren.  Auf  beiden  Seiten  erschienen  ihrer  vier,  von  denen  die  eine  alle  übrigen 
im  Flodengekrüse  gelegenen  Gefässe  beträchtlich  an  Grösse  übertraf,  die  anderen  den  Arterien 
ziemlich  gleieli  kamen.  Die  Vertheihnig  dieser  Xcnew  im  Ilodengckröse  war  übrigens  eine  ziemlich 
regelmässige  und  auf  beiden  Seiten  gleiche,  indem  das  ermähnte  stärkste  Gefäss  das  zweite  in  der 
Reihe  war,  wenn  man  von  vorn  nach  liinten  zählte.  —  Nachdem  also  von  den  im  Ilodengekröse 
gelegenen  Strängen  ein  grosser  Theil  sic'i  als  Blutgefässe  zu  erkennen  gegeben  halle,  und  zwar 
nach  Injectionen ,  die  wenigstens  für  die  eine  Körperseite  des  von  mir  untersuchten  Thieres 
durchaus  gelungen  zu  nennen  waren,  so  durfte  der  Rest  derselben  für  Ausführungsgänge  des  Hoden 
gehalten  werden.  In  zwei  derselben  war  bei  der  vom  Ureter  aus  vorgenommenen  Injection  die 
gefärbte  Masse  auch  wirklich  eingedrungen;  überdicss  konnte  ich  nocli  drei  <..ljr  vier  solcher  Gänge 
unterscheiden,  die  tlieils  in  den  am  inneren  Nierenrandc  liegenden  Lä:i  >canal ,  theils  in  die 
Nicrensnbstanz  selbst  eintraten.  Der  Hoden  ^on  Mcnopoma  hat  also  fünf  bis  sechs  Ausfüiirnugs- 
gänge,  die  durch  die  Nierenkanälchen  in  den  Ureter  übcrgelien. 

6.      Siredoii    s.   Proteus    mexicanus    s.    Axolotl. 

g.  34.  An  einem  männlichen  6  Zoll  langen  Axolotl  hatten  die  Hoden  eine  langgestreckte 
Gestalt,  so  dass  ilir  langer  in  der  Längenachsc  des  Körpers  liegender  Durchmesser  0,8"  betrug, 
während  ilire  grösste,  zienilicli  dem  mittleren  Tiieil  des  Hoden  entsprechende  Breite  nur  0,to" 
war;  dabei  waren  sie  nur  wenig  aiigeplattet ,  boten  auf  der  einen  schmäleren  Seite  einen  über  die 
Länge  des  ganzen  Organs  fortlaufenden  Hilus  dar.  und  zeigten  am  hinteren  Ende  eine  schwache 
Kinsclinürnng,  eine  Hinweisung  auf  das  anderweitig  \orkonimcn(le  Zerfallen  in  mehrere  getrennte 
Abtheilungen').  Der  Hodc  hängt  jederseits  an  einem  0,'i"  breiten  Gekröse,  durch  «elches  in 
queerer  Richtung  eine  Menge  schon  mit  blossem  Auge  sichtbarer  Stränge  oder  Kanäle  verlaufen, 
die  Blutgefässe  und  Ausführungsgänge  des  Hoden.  Das  Gekröse  hat  auch  hier  die  Form  eines 
Trapezes;  der  vordere  und  hintere  Rand  desselben  sind  frei,  der  obere  und  längste  ist  an  der 
vorderen  Fläciie  der  >\'irbelsäule  befestigt,  indem  seine  beiden  auseinander  tretenden  Platten  die 
hier  gelegenen  JNieren  und  die  Hohhene  überziehen;  in  dem  unleren  der  Anlicftiuigslinie  ziemlich 
parallelen  Rande  liegt  der  Hoden  eingeschlossen.  Letzterer  liegt  jedoch  nicht  in  dem  äussersten 
Rande  dieser  Peritonealplatte,  sondern  dieselbe  geht  noch  eine  beträchtliche  Strecke  über  ihn 
hinaus,  und  nimmt  in  ihrem  äussersten  Rande  vielmehr  eine  nicht  unbedeutende  Anhäufung  von 
Fett  auf.  Aehnlich  wie  bei  Triton  liegt  also  auch  hier  der  Fettkorper,  als  ein  den)  Hoden  an 
Länge  und  Dicke  ziemlich  gleich  kommender  Wulst,  parallel  dem  äusseren  Rande  desselben,  in 
derselben  den  Hoden  innhüllenden  und  haltenden  Peritonealplatte,  oder,  wenn  man  will,  an 
einem  eigenen  Gekröse  befestigt,  das  sich  an  dem  Hoden,  dem  Hilns  gegenüber  anheftet,  und  in 
den  Hodenüberzug  scll)st  sich  fortsetzt.  In  diesem  Gekröse  des  Fettkörpers,  das  et\>a  0,1"  breit 
ist,  verlaufen  ebenfalls  in  queerer  Riclitung  mehrere  feine  Gänge,  ohne  Zweifel  Gefässe.  Ilotiie 
hat  (Philos.  transact.  182i,  pag.  422,  platc  XXÜ.  fig.  4)  das  Verhältniss  dieser  Fettkörper  zum 
Hoden    richtig  abgebildet,   dagegen  in  (ig.  2  gg  dieselben  an  die  innere  Fläche  des  Hodengekröses 


1)  Kaihki'x  abweichende  Deiituii';  siehe  In  MecM's  .Arrliiv  I82Ö  pa;;.  214. 


46 

verwiesen,    wie    auch    Ratlike    (a.    a.  O.    pag.   220j    die   Fetlkörper    au    die    innere  Seite    (Fläche) 
jedes  Ilodenbandes  Jiinsclzt. 

Die  JNiere  des  Axoiotl  stiriiiiit  in  Lage  und  Gestalt  mit  der  Niere  von  Menopoiiia  sehr  iiber- 
eiii.  Das  Iiinleie  kolbenförmige,  etwa  0,13"  breite  Ende  verschmülert  sich  sehr  bald,  und  setzt 
sich  als  eiu  diinuer,  nur  0,02"  breiter  platter  Streifen  nach  vorn  fort.  Zwischen  beiden  xNieren 
liegt  die  ansehnliche  die  Nieren  an  Stärke  weit  iibertrefl'ende  untere  Ilohlvene,  während  die 
liinter  dieser  befindliche  Aorta  durch  die  zwischen  Ilohlvene  und  Nieren  zum  Vorschein  kommenden 
Hodenarlerien  kenntlich  wird.  An  dieser  Stelle,  wo  die  Nieren  mit  der  Arterie  und  Vene  zusammen- 
stossen,  inserirt  sich  das  Hodengekröse,  indem  seine  beiden  Platten  hier  aus  einander  treten.  — 
Am  äusseren  Ilande  jeder  Niere  ,  derselben  dicht  anliegend  und  weit  über  ihr  vorderes  Ende 
hinausgehend,  liegt  ein  ziemlich  starker,  ebenfalls  von  einer  Peritonealfalte  umkleideter  Strang, 
der  durch  eingestreutes  schwarzes  Pigment  ein  gesprenkeltes  Ausehen  gewinnt.  Diess  ist  der- 
jenige Tlieil,  den  Itathke  Saamcnleitcr  genannt,  und  dessen  hinteres  Ende  Herne  (a.  a.  O.  tab. 
XXK.  fig.  1  cc)  als  Saaraenblasc  bezeichnet  hat.  Allerdings  ist  derselbe  deutlich  hohl,  jedoch 
liegt  der  durch  diese  Höhlung  gebildete  Gang  nicht  in  dem  vordersten  und  hervorragendsten  Theil 
jener  Falte  —  dieser  ist  vielmehr  eiu  solides,  seidenartig  glänzendes  Sehnenbiindel  —  ,  sondern 
der  Kanal  liegt  hinter  diesem  sehnigen  Theil  versteckt,  ]>at  überaus  dünne  Wandungen  und  kann 
gar  leicht  übersehen  werden.  Während  die  vorderen  beiden  Drittel  dieses  Ganges  dem  äusseren 
Nierenrande  dicht  anliegen,  entfernt  sich  das  liintere  Drittel  von  demselben,  so  dass  die  umklei- 
dende Peritonealfalte  zu  einem,  wenngleich  nur  1"'  breiten,  doch  vollkommen  deutlichen,  dem 
ausseien  Itaniie  der  Niere  aiige'iefteten  Gekröse  ausgezogen  wird.  In  «iem  letzteren  unterscheidet 
man  mit  der  Lupe  eine  Menge  dicht  hinter  einander  liegender  Stränge,  die  aus  dem  genannten 
Gange  zum  äusseren  Nierenrande  schräg  ansteigen.  Dieser  zu  beträclillicherer  Breite  entwickelte 
Theil  des  Hallungsbandes  ist  ohne  Zweifel  das  was  Home  {ja,  a.  O.  fig.  2  dd)  als  C'ort'jie/'sche 
Drüse  bezeichnet,  liuthke  dagegen  (a.  a.  O.  pag.  Ül6)  mit  den  sogenannten  Anhängen  des  Saamen- 
leiters  bei  den  Molchen  und  Salamandern  vergleicht.  Letzterer  Ansicht  möchte  auch  ich  beitreten; 
denn  wenngleich  in  dem  von  mir  untersuchten  Axoiotl  die  fraglichen  Tlieile  jene  Aehnlichkeit 
noch  kcincswegcs  entschieden  darboten  ,  so  glaube  ich  diess  ihrer  noch  unvollkommenen  Aus- 
bildung zuschieiben  zu  dürfen.  Hierfür  spricht  nämlich  ausser  der  geringen  Breite  jenes  für  die 
Anhänge  des  Saamenleittrs  bestimmten  Gekröses,  verglichen  mit  der  von  Homu  gelieferten  Abbil- 
dung desselben,  und  ausser  dem  gestreckten  Verlauf  des  Saamenleiters  und  Ureters,  der  nach 
Home  und  Rathke  vielmehr  vielfach  gewunden  und  geschlängelt  ist,  auch  die  verhältnissmässig 
nur  geringe  Länge  des  von  mir  untersuchten  Thieres,  die  nur  6  Zoll  betrug,  während  dasselbe 
im  vollkommen  ausgewachsenen  Zustande  iO  und  selbst  15  Zoll  lang  werden  soll  ').  —  Von  den 
Anhängen  des  Saamenleiters  selbst  sagt  übrigens  liathkc,  dass  ihre  vorderen  Enden  mit  den  Harn- 
gefiissen  der  Niere  innigst  venvebt  seien,  dass  es  schwer  halte,  dieselben  heraus  zu  präpariren, 
dass  sie  sich  dann  aber  deutlich  stumpf  abgerundet  und  blind  zeigen.  Diese  Theile  waren  in 
dem  von  mir  untersuchten  Thiere  so  zart  und  fein,  dass  an  ein  Herauspräpariren  derselben 
nicht  gedacht  werden  konnte.  Icli  mussle  daher  auf  anderem  Wege  mich  davon  zu  überzeugen 
suchen,  ob  diese  Gänge  in  die  Nierenkanälchen  übergehen  oder  von  denselben  durchaus  getrennt 
sind,    ob   sie  demnacli  lediglich  als  Saamenbehälter  dienen,  oder  zugleich  Lrinwege  darstellen. 


1}    S.  Cuvicrs  Thierreicli  von   Voigt,  Leipzig  1832,  Band  II.  S.  17(5. 


47 

§.  35.  Diese  Erniittliiiig:  gcscliali  (hircli  Injcclioii  von  dein  sojeiiamiteii  Saamciileitei-  aus ; 
zwar  gelang  dieselbe  keiiiesweges  vnllständifi,.  docli  wenigstens  in  soweit  als  zur  Erledigung  der 
auCgeworfenen  Frage  erforderlich  war.  Trotz  der  ausserordentlichen  Feinheit  dieses  Ganges, 
dessen  Lumen  höchstens  Viu'"  Durchmesser  hatte,  gelang  es  doch  zu  wiederholten  Malen,  die 
Canule  in  denselben  einzuführen  ;  aber  leider  borst  auf  der  einen  Seile  der  Saamenieiier  selbst 
mehrere  Male,  nachdem  der  Injectionsapparat  eben  erst  zu  wirken  angefangen  liatte,  und  auf  der 
anderen  Seite  entstand  ein  Extravasat  in  der  Mere,  das  niit  der  Injection  aufzuhören  nöthigte. 
Doch  war  glücklicherweise  schon  Masse  genug  in  diese  Kanäle  eingedrungen,  um  durcli  vorsichtiges 
Vorwärtsstreichen  derselben  manche  Verhältnisse  aufzuklären.  Es  stellte  sicli  hierbei  heraus,  dass 
die  gefärbte  Flüssigkeit  aus  dem  Saamenleiter  durch  die  erwähnten  Anhänge  desselben  vollständig 
in  die  Nieren  eindrang,  so  dass  die  gewundenen  Ilarnkanälclien  deutlich  hervortraten.  Aus  dem 
Saamenleiter  gingen  nämlich  in  queerer  Richtung  und  nach  vorn  hin  immer  kürzer  werdende 
Gänge  hervor,  die  In  die  Niere  eindrangen,  und  durcli  welche  entsprecli;  :ule  Abtheilungen  der 
Nierenkanälcheu  mit  der  gefärbten  Masse  erfüllt  Murden.  .le  weiter  nacli  \orn  die  Masse  fortge- 
schoben wurde,  um  so  feiner  wurde  der  Saamenleiter,  so  dass  gegen  das  vordere  Ende  der  Niere 
liin  die  rothe  Färbung  durch  die  scliwarz  pigmcntirte  Hülle  kaum  nocli  zu  erkennen  war.  In  dem- 
jenigen Theil  des  pigmentirteii  Stranges,  der  über  das  vordere  Nierenende  hinausging,  war  durch- 
aus nichts  von  der  Injectioiismasse  wahrzunehmen.  Wie  bei  anderen  nackten  Amphibien  ist  al»o 
auch  hier  dieses  Organ  als  Kanal  nur  bis  zum  vorderen  Ende  der  Niere  zu  verfolgen,  und  seht 
vollständig  in  die  Niere  über;  was  von  demselben  über  die  Niere  Iiinausreiclit ,  ist  nicht  holil, 
sondern  solide.  \'oii  einer  Fortsetzung  dieses  Ganges,  die  nai:h  Rntlilr  (a.  a.  O.  pag.  '2t'.'))  nach 
innen  innbiegend,  unmittelbar  in  den  Hoden  i'rbcrgelien  soll,  habe  ich  nichts  linden  können,  und 
kann  nicht  läugnen,  dass  mit  Kücksiclit  auf  die  bei  verwandten  'riiiereii  vollständig  crrnittclteu 
Verhältnisse,  dieser  Zusammenhang  mir  höchst  unwahrscheinlich  wird.  —  Dieser  am  äusseren 
Rande  der  Niere  liingehende  Gaiig  nämlich,  der  zahlreiche  Ae.ste  aussendet,  die  in  die  Niere 
selbst  eindringen  und  mit  den  Merenkanälchcn  communiciven  ,  ist  zunächst  freilich  nur  al.s 
Ureter  anzusehen,  die  iJczeicliniiiig  ,,  Saamenleiter"  ist  vorläufig  noch  ganz  unberechtigt.  Nichts- 
destoweniger ist  es  mir  niclit  zweifelhaft,  dass  er  auch  für  die  fernere  Fortleitung  des  männlichen 
Zeugnngsstoffes  bestimmt  sei,  und  dass  in  dieser  Bezieliung  hier  rlicsclben  Verhältnisse  ob%vaIleii. 
wie  bei  anderen  im  Obigen  untersuchten  Tliiercu.  Den  vollständigen  Ben  eis  hierfür,  wie  ihn 
eben  nur  die  (njection  liefern  kann,  konnte  ich  bei  dem  nur  mangelhaften  Erfolg  der  von  uns 
versuchten  Injection  nicht  führen;  jedenfalls  reichte  dieselbe  hin,  um  die  L'nhallbarkeit  mancher 
bisher  geltenden  Vorstellungen  über  die  Geschlechtstheile  dieses  Tliiercs  darzutlum,  und  der 
ausgesprochenen  Verniuthung  über  die  wirklichen  Verhältnisse  derselben  einen  nicht  geringen 
Grad  von  Wahrscheinlichkeit  zu  \erleilien. 

-  Nachdem  der  Druck  dieser  Abhandlung  sclioii  begonnen  hatte .  bot  sich  mir  die  uiiM'ihoffte 
Gelegenheit  dar,  einen  zweiten  männlichen  Axolotl  zu  untersuchen,  der  unter  anderen  von  der 
liiesigen  anatomischen  Anstalt  neu  erx^orbenen  Stücken  sich  befand,  und  den  mein  sehr  werther 
College  Reichert  mit  gewohnter  Liberalität  mir  zur  Benutzung  überliess.  Diese  Untersuchung 
wurde  für  mich  um  so  wichtiger,  als  sie  nicht  blos  mehrere  bei  Benutzung  des  ersten  Exemplars 
gefasste  Vermuthungen  bestätigte,  sondern  die  vollkommene  Uebereinstimmung  zwischen  dem 
Axolotl  und  den  übrigen  nackten  Amphibien  in  Betreff  des  Zusammenhanges  der  flarn  -  und 
Geschlechtswerkzenge  darthat. 


48 

Auch  dieses  Tliier  Iiutte  zwar  iiiiv  eine  Länge  von  6V4  Zoll,  aber  tlurc!i  seine  iiiigleicli 
grössere  Breite  und  üiclie,  und  diircli  den  liöheren  und  über  die  ganze  Mittellinie  der  liinleren 
Körperfliichc  von  der  Scliwanzspitze  bis  zum  Kopf  Iiinaut'  reichenden  Kamm,  gab  es  sich  als 
kräftiger  und  entwickelter  zu  erkennen.  Hiermit  stimmte  denn  auch  die  Beschaffenheit  der  inneren 
Theile,  namentlich  des  Geschlechtsapparates,  überein.  Der  Ilode  war  ia  allen  Dimensionen  stärker 
als  in  dem  zuerst  nntersuchteu  Tliiere  :  seine  Länge  betrug  1,2"  par.,  seine  Breite  0,5"  und  seine 
Dicke  etwa  0,1",  dabei  war  er  durch  niclirere  quecre  Einschnürungen  in  Abtheilungen  gebracht, 
die  nicht  auf  beiden  Seiten  gleich  waren.  Der  Fettkörper  lag  liier  jederscits  der  inneren  Fläche 
des  Hodengekröses  an,  welches  letztere  im  Uebrigen  ganz  in  der  oben  angegebenen  >\eise  sich 
verhielt.  Die  Niere  bot  keinen  erlieblichen  Unterschied  von  dem  oben  geschilderten  Verhältniss 
dar.  Lm  so  auffallender  erschien  dagegen  das  sogenannte  vas  defercns  nebst  Depcndenzen. 
Dasselbe  ging  nämlich  von  der  Kloake  an,  dem  äusseren  iSierenrande  entlang  und  durch  ein 
schmales  Gekröse  an  denselben  angeheftet,  in  weiten  bogenförmigen  Schlingen  nach  vorn,  besass 
im  mittleren  Theii  eine  Dicke  von  0,0()",  war  von  einer  dunkeln  Pigraenthülle  umgeben,  und  bog 
an  seinem  vorderen  verschmälerten  Ende  theils  nach  innen  gegen  die  Niere  Itin  imi ,  Iheils 
setzte  es  sich  in  verjüngtem  Maasse,  auf  der  Aorta  aufliegend,  weiter  gegen  den  Kopf  hin  fort. 
So  war  aucli  die  sogenannte  Saamenblase ,  die  Anliänge  des  .Saanieuleiters  ,  hier  vollständig 
entwickelt,  und  bestand  aus  mehr  denn  *iO  dicht  neben  einander  liegenden  und  in  gedrängter 
Kcihe  vom  äusseren  Nierenrande  herkommenden  Kanälen,  die  zuletzt,  rasch  unter  einander  und  mit 
dem  vas  defercns  zusamnienfliessend,  durch  eine  einfache  warzenförmige  Oeffnung  jederseits  in  die 
Kloake  ausmündeten.  Die  Uebereinstimmung  mit  den  bei  Triton  gcsciiililcrteii  Verhältnissen  war 
daher  vollständig.  ^  on  Fortsetzungen  des  bescliriebenen  vas  defercns  zum  Hotlen,  wie  sie  Jta/hke 
angegeben,  konnte  ich  nichts  ermitteln.  Aber  nach  einer  ziemlich  gelungenen  Injection,  die 
Schiicidcr  ausführte,  liess  sich  eine  ganz  befriedigende  Einsicht  in  die  Ausführungswege  der 
Hoden  gewinnen.  Die  in  das  hintere  Ende  des  vas  deferens  eingetriebene  Masse  trat  aus  dem- 
selben in  eine  Menge  queer  und  schräg  verlaufender  Gänge  ein,  die  vom  vas  deferens  zum  äusseren 
Nierenrande  hinübergingen,  indem  sie  eine  Spindelform  darlioten.  deren  Spitze,  ähnlich  wie  bei 
Salamandra  terrestris,  sich  in  die  Niere  einsenkte:  nur  waren  diese  (jlängc  hier  ungleich  feiner. 
Das  durch  diese  Gänge  vermittelte  Eindringen  der  Injectionsmasse  in  die  Nierenkanälchen  erfolgte 
am  vollständigsten  vom  vorderen  Ende  des  vas  deferens  aus;  aus  den  Nierenkanälchen  ging  durch 
inciirere  Cummunieationsgänge  die  gefärbte  Masse  ferner  in  einen  längs  der  vorderen  Hälfte  des 
innerLii  Merenrandes  lierablaufenden  Kanal,  und  von  diesem  endlich  setzten  sich  mehrere  Kanäl- 
clien  ([UL'cr  durch  das  Hodengekröse  bis  zum  Hoden  selbst  fort.  Solcher  \asa  etferentia  tcsfis 
konnte  icli  drei  mit  ganz  unzweifelhafter  Sicherheit  unterscheiden,  doch  ist  die  Zahl  derselben 
sicherlich  noch  grösser,  nur  iicss  sich  in  dem  alten  Spiriluspräparat  die  Injection  nicht  weiter 
treiben.  —  Der  Zusammenhang  zwischen  den  Saamengängen  und  Harnkanälen  ist  also  beim  Avolotl 
bis  in  das  feinste  Detail  ganz  eben  so  wie  bei  anderen  nackten  Amphibien,  und  ich  liabe  eben 
deshalb  nicht  für  nöthig  gehalten,  ihn  durch  eine  nachträgliche  Zeichnung  zu  erläutern.  — 
Schliesslich  muss  ich  nur  noch  die  Frage  aufwerfen,  ob  der  sehr  aufrallendc  Lnterschied  in  dem 
Geschicchtsapparat  der  beiden  von  mir  untersuchten  Axoioll  entweder  auf  verschiedene  Alters- 
stufen, oder  auf  verschiedene  regelmässig  wiederkehrende  Lebensperioden  —  nämlich  die  Brunst  — , 
oder  ob  er  nicht  vielmehr  auf  verschiedene  Thicrspecies  hinweise.  Die  ganz  übereinstimmende 
Körpci'länge    bei    so    bedeutender  DilFercnz    in    den  übrigen   Dimensionen  scheint  mit    der  Annahme 


49 

ver8cliiedenen  Alters  schwer  vereinbar,  und  noch  weit  uuwalirscheinticher  ist  es,  dass  ausser  der 
Brunstzeit  die  sogenannten  Anhänge  des  äaanienleiters  spnrios  verschwinden,  und  die  vielfachen 
Windungen  des  vas  defercns  gänzlich  ausgeglichen  und  zu  einem  laug  gestreckten  Kanäle  werden 
sollten.  Auch  findet  bei  ilein  verwandten  Triton  eine  solche  Rückbildung  nach  der  Paarungszeit 
nicht  Statt.  Beraerkenswerth  ist  auch  ,  dass  das  schmächtigere  Thier  eine  braunschwarz  gefleckte 
Oberfläche  hatte,  während  das  stärkere  auf  grauweisseni  Grunde  schwarz  aiarmorirt  erschien.  Ich 
gestehe,  dass  die  Annahme  verschiedener  Species  mir  hiernach  nicht  unbegründet  scheint,  und 
möchte  das  Angeführte  für  eine  anatomische  Bestätigung  der  neuerdings  von  Owen  ')  nach  zoolo- 
gischen Merkmalen  versuchten  L^nterscheidung  verscJiiedener  Arten  von  Axolotl  halten. 

7.      Proteus    a  n  g  u  i  n  u  s. 

§,  36.  Von  dieser  Species  habe  ich  nur  "in  männliches  Exemplar  zu  untersuchen  Gelegenheit 
gehabt.  In  Bezug  auf  die  Lage  und  Gestalt  der  Hoden  desselben  habe  ich  den  früheren  Angaben 
niclits  Erhebliches  hinzuzufügen.  Doch  will  ich  nicht  unerwähnt  lassen,  dass  auch  ich  fand  was 
Rathke  (Beiträge,  111.  pag.  53  n.  5iJ  sagt:  der  Hodc  stellt  sich  dar  als  ein  langer  dünner  an 
beiden  Enden  abgerundeter  Cylinder,  der  von  oben  nach  unten  etwas  zusammengedrückt,  allent- 
halben gleich  dick,  und  an  seiner  oberen  Fläche  mit  einer  sehr  geringen  Längsfurchc  versehen  ist, 
in  vvelclier  das  Hallungsband  befestigt  wird.  Auch  an  meinem  Exemplar  ist  der  Hode  der  rechten 
Seite  weit  grösser  als  der  linke,  und  nicht  blos  in  dem  Längendurchniesser,  sondern  auch  in  der 
Breite,  welche  rechts  'A>"',  links  kaum  halb  so  viel  beträgt.  Bestätigt  finde  ich  auch,  was  eben- 
daselbst pag.  43  über  die  Lage  des  Hoden  gesagt  ist,  und  finde  den  Unterschied  zwischen  der 
rechten  und  linken  Seite  noch  weit  bedeutender  als  dort  angegeben  ist,  indem  der  rechte  Hode 
niclit  um  einen,  sondern  selbst  um  drei  Wirbel  mehr  nach  vorn  liegt  als  der  linke.  Auch  die 
Lage  des  etwa  5'"  breiten  Haltungsbaiides  des  Hoden  ,  und  seine  Verbindung  mit  dem  hinteren 
Ende  der  Lungen  finde  ich  wie  Ralhke.  —  Die  Nieren  unterscheiden  sich  \on  den  Nieren  der 
bisher  betrachteten  gescliwänzten  Batrachier  ausser  ihrer  grösseren  Stärke  noch  sehr  merklich 
dadurch,  dass  ihre  Verbindung  mit  dem  Ureter  oder  sogenannten  Saanienleitcr  eine  weit  innigere 
ist.  Der  letztere  liegt  hier  nämlich  nicht  in  mehr  oder  weniger  beträchllicher  Entfernung  vom 
äusseren  Nierenrande,  durch  Verbiiidungsgänge  mit  demselben  zusanimcnliängend,  sondern  ist,  wie 
Rathke  a.  a.  ().  pag.  72  sagt,  dicht  an  die  Niere  angezogen,  .nnfangs  am  äussern  Rande  derselben 
und  liier  ziemlich  stark  geschlängelt  lierabgehend,  darauf  an  ihre  untere  Fläche  sich  begebend, 
und  weniger  geschlängelt,  ja  selbst  ganz  gerade  verlaufend.  Diesen  gestreckten  Verlauf  finde  ich 
in  der  ganzen  Länge  dieses  Ganges.  Aber  nicht  ein  blosses  Aufiiegeii  findet  hier  Statt,  sondern 
der  Ureter  nimmt  ziemlich  dicht  hinter  einander  aus  der  Nierensubslanz  hervortretende  Gänge 
auf.  —  Die  Injection  von  diesem  Gange  aus  gelang  auch  hier  nicht  vollständig;  auf  beiden  Seiten 
fand  nämlich  sehr  bald  ein  Uebcrgang  in  die  Venen  Statt,  indem  am  äusseren  sowohl  als  inneren 
Nierenrande  eine  solche  sich  füllte,  ohne  Zweifel  die  vena  renalis  advehens  und  evehens.  Die 
in  den  Ureter  eingedrungene  flüssige  Injectionsmasse  liess  sich  zwar  durch  Druck  noch  weiter  bis  zum 
vorderen  Ende  des  Ureters  und  der  Niere  fortschieben,  doch  war  die  Menge  derselben  zu  gering,  um 
das,  worauf  es  hier  ankam,  zu  leisten,  nämlich  nach  vollständiger  Erfüllung  der  Niere  in  die  vasa 
eff-erentia   testis    einzutreten.     Dagegen    gelang   es   auf  diesem  Wege    doch,    die  vollständige  Ueber- 

I)    Siebe  Erichson's  Archiv.  1845.  Jahresbericht  pag.  187. 


50 

Zeugung  /u  gewinnen,  dass  der  Saauienleiter  otler  Ureter  nicht  noch  eine  zienih'che  Strecke  über 
die  Niere  hinausgehe  ( Ratlde  pag.  73);  sondern  in  dem  Strange,  als  welchen  sich  der  Ureter 
darbot,  liess  sich  die  -elärbte  Masse  nin-  bis  zum  vorderen  Nierenende  fortsehieheii .  indem  sie 
hier  in  die  Niere  selbst  eindrang.  Allerdings  setzte  sich  von  diesem  vorderen  Ende  des  Ureter» 
ein  überaus  feiner  Faden  noch  v\eiter  hinauf  fort,  aber  er  war  durchaus  nicht  liohl,  sondern  wie 
bei  bufo,  salamandra.  raenoponia,  wohl  nur  der  Kost  des  im  Uebrigen  anderweitig  umgewandelten 
Ausführnngsganges  des  ««//sehen  Körpers.  —  Auf  dem  sonst  so  sicheren  >Vege  der  Injcction 
konnte  also  über  den  mulhmaasslicheu  Eintritt  der  ^usfuhrungsgänge  der  Hoden  in  die  Nieren 
bei  diesem  Thier  vorläufig  nichts  Entscheidendes  ermittelt  werden.  Doch  versuchte  ich  noch  mit 
Hilfe  des  Microscops  eine  empirische  Stütze  für  jene  I  eberzeugung  zu  ••e"i»i»en.  Wenngleich 
weit  davon  entfernt,  hierauf  ein  besonderes  (Jewicht  legen  zu  wollen,  kann  icli  doch  nicht  umhin 
zu  bemerken,  dass  von  den  in  dem  Haltungsbande  des  Hoden  liegenden  Strängen  der  eine  sich 
mit  Sicherheit  als  mi^  dem  inneren  Rande  der  Niereiisubstanz  selbst  hervorgehend  erwies,  und 
mit  den  Blutgefässen  in  keiner  Verbindung  ^land.  Kaum  möclitc  ich  zweifeln,  dass  diess  ein  ras 
efferens  testis  war.  das  in  die  Nierenkanälchen  einmündete.  \on  anderen  in  dem  Hodeiigekröse 
liegenden  Strängen  wage  ich  nicht  eine  ähnliche  Vermuthung  auszusprechen.  Das  aber  glaube  ich 
behaupten  zu  dürfen,  dass  in  dem  starken,  deutlich  sehnigen  Verbindungsstrange  zwischen  dem  vor- 
deren Ende  des  Hoden  und  dem  hinteren  beträchtlich  verdickten  Ende  der  Lunge,  die  Ansführnngs- 
gäiige  des  Hoden  —  wie  Conßgliuclii  und  Riiscoui  vennuthelen  —  nicht  zu  snclien  seien,  eine 
Ansicht ,  die  auch  schon  von  vorn  herein  mehr  als   unwahrs<;heinli(;h  ist. 

§.  37.  Obgleich  der  Nachweis  jene>  eigenthümlichen  \  erliältnisses  zwischen  Hoden  und 
Niereu ,  bei  welchem  das  von  den  ersteren  gelieferten  Sperma  die  ganze  I^iinge  der  Harnkanäle 
durchziehen  muss ,  noch  nicht  auf  alle  zur  (blasse  der  nackten  Amphibien  gehörenden  Ordnungen 
ausgedelint  werden  konnte,  so  scheinen  doch  hinreivheiiil  viele  Arten  derselben  untersucht  wui-deu 
XU  sein,  um  jenes  Verhältniss  als  «lurchgreifende  Kigeiitliiimliclikeil  im  Baue  der  nackten  Amphibien 
anzuerkennen.  Denn  aus  den  bekannten  von  ./.  Miilh-i  \)  aufgestellten  fünf  Ordnungen  derselbea 
sind,  mit  Ausnahme  iler  Coecilien.  eine  oder  mehrere  Specie>  aus  jeder  Ordnung  untersucht  wor- 
den: aus  der  Ordnung  der  Batrachier  Hana  und  Bufo.  aus  der  Ordnung  der  Salaniandrinen  'l'riton 
und  Salamandra.  von  den  Derolremen  Menopoma.  Non  den  l'roteideen  froteus  und  Siredon.  So 
interessant  es  auch  gewesen  wäre,  eine  Coecilie  mit  Kücksicht  auf  jene  \erbindung  zu  unter- 
suchen, um  ihre  Stellung  unter  den  nackten  Amphibien  auch  <oii  dieser  Seite  her  zu  rechtfertigen. 
to  ist  es  mir  doch  bisher  nicht  möglich  gewesen,  mir  ein  solt-hes  Thier  zu  verscliaft'en.  I'nd  aus 
dem  was  über  die  Anatomie  desselben  bisher-  bekaniH  geworden  ist.  lässt  sieh  auch  nicht  einmal 
eine  Vermuthung  hierüber  entnehmen.  Miillei  nämlich  hat  in  seinen  Bemerkungen  zur  Anatomie 
der  Coecilien  (a.  a.  O.  pag.  213)  der  Harn  und  Gesehlechtswerkzeuge  leider  gar  keine  Erwäh- 
nung gethan,  und  die  dieser  Arbeit  beigegebene  \o\\  Tirdtninmi  herrührende  Abbildung  der  Ein- 
geweide einer  (Joecilie  (tah.  XVIII.  fig.  VIII.)  scheint  —  denn  eine  Beschreibung  dieser  Figur 
ist  daselbst  nicht  mitgetheilt  —  einem  weiblichen  Individuum  entnommen  zu  sein.  —  Es  möchte 
also  kaum  gewagt  erscheinen,  wenn  jenes  Verhältniss  zwischen  Hoden  und  Nieren  fortan  als  ein 
heachtenswerlher    zoologischer    Charakter   jener   Thierclasse    bezeichnet    wird.      Wie    aber    überall 


l)  Tieikmotm  und   't'rfvinanui  ,  Zeit*clirif4  IV.  2,  pag.  1Ö8. 


5i 

dergleichen  charakteristische  und  aiiffaliende  ßildungsverhältnisse  nicht  durchaus  isolirt  und  unver- 
mittelt dastehen,  sondern  durcli  üebergangsl'ornien  Iiöheren  oder  niederen  Bildungen  sich  anschliessen, 
so  dari"  auch  in  Betreff  des  liier  behandelten  eigenthüinlichen  Structurverhältnisses  bei  den  nackten 
Amphibien  die  Vennuthiing  ausgesprochen  werden,  dass  bei  höher  oder  tiefer  stehenden  Thieren, 
sei  es  im  völlig  ausgebildeten  oder  embryonalen  Zustande  derselben.  Formen  aufzufinden  sein 
müssen,  die  auf  den  bei  den  erwähnten  Geschöpfen  so  vollkommen  ausgeführten  Plan  hinweisen. 
Dieser  Gegenstand  soll  in  einem  späteren  Kapitel  ausführlicher  behandelt  werden  ;  vorher  muss  ich 
nochmals  zu  den  Tritonen  zurückkehren,  und  zu  den  Resultaten,  die  ich  bei  der  an  diesem  Thiere 
unter  so  vorzüglich  günstigen  Bedingungen  anzustellenden  Untersuchung  des  Nierenbaues  über 
letzteren  gewonnen  habe.  ' 


Dritte  Abtlieilmig. 


Untersuchungen  über  die  Textur  der  JViere   überhaupt  und  der  Triton- 

niere  insbesondere. 

Fig.  VII. 

Jj.  38.  Es  wurde  schon  oben  (§.  29)  erwähnt,  dass  die  Injection  des  ganzen  Blutgefäss- 
systeins  von  Triton,  der  Arterien  sowohl  als  der  Venen,  von  dem  Aortenbulbus  aus  mit  der  grössten 
Leichtigkeit  und  Vollständigkeit  erfolgt;  niemals  sah  ich  hierbei  einen  IJebcrgang  in  die  Harn- 
kanälchen  Statt  tiiulcn,  ohne  Zweifel  wegen  der  beträchtlichen  Weite  der  Gefässe  in  den  Glomcrnli 
wie  in  den  ("apillarnetzen  der  Niere,  wodurch  dem  Fortgelien  der  Masse  in  «ler  Uiutbahn  weit 
weniger  Hindernisse  entgegengestellt  werden,  als  in  den  ungleich  engeren  (.'apillargefässen  bei 
höher  stehenden  Thieren.  Dieser  Umstand,  verhiniden  mit  der  eigenthümlich  freien  Lage  der 
Glonieruli  und  der  Harnkiiuälchen  in  dem  vorderen  Theil  der  Niere  männlicher  Tritonen,  musste 
die  Hoffnung  erwecken,  au  diesem  Orte  mit  grösserer  Sicherlieit,  als  es  sonst  mögliclt  geworden, 
das  gegenseitige  Verhältniss  dieser  beiden  Tlieile  zu  ermitteln,  und  den  in  dieser  Beziehung 
obschwcbenden  ,  namentlicli  durcli  ßo«)«««'»  Untersuchungen  neuerdings  wieder  angeregten  Streit , 
zur  Kntscheidung  zu  bringen. 

Rowmann's  Ansicht  von  dem  Bau  der  Niere  ist  bekannt.  Es  diente  ihr  zu  nicht  geringer 
Empfehlimg,  dass  sie  mit  dein,  was  kurz  vorher  Müller^')  über  den  Bau  der  Nieren  bei  Myxine 
ermittelt  hatte,  im  Wesentlichen  übereinstimmte,  dass  sie  die  blinden  Endigungen  der  Nierenkanälchen, 
von  denen  schon  frühere  Beoliachter '^J  gesprochen,  bestätigte,  dass  sie  die  auffallenden  Resultate 
der  Injectioneu,  bei  welchen  von  den  Blutgefässen  aus  die  Harnkanäle  und  Ureteren  so  leicht 
erfüllt  werden,  verständlich  maclite,  dass  sie  endlich  über  die  Beziehung  dieser  Körperchen  zur 
Harnsecretion  gnügcndere  .Andeutungen  lieferte,  als  die  bis  dahin  allein  mögliche  Annahme  einer 
durch    sie    bedingten  Verlangsamiing    des   Blutlaufs    durch    die    Niere.      Nichtsdestoweniger    haben 


1)  Archiv  für  IS36.   Jahresbericht  pag.  LXXXVI.  und  Anatomie  der  Myxinoiden,  dritte  Fortgelxung,    Berlin 
1841  ,  pag.  23. 

2>  .Siehe  hierüber  flcnk*  aügeiii.  Anatomie     pag.  929. 

4 


52 

Bowman's  Angaben  zw  den  lebhaftesten  Disciissionen  Veranlassung  gegeben.  F  ii  r  dieselben  erklärten 
sich  in  ihren  Referaten  Valentin  ')  und  Bischoff")  ,  ferner  nach  eigenen  l^ntersiichungen  auch 
Gerlach^).  nnd  Müller  selbst  fand  in  ihnen  eine  Bestätignng  des  schon  früher  von  ihm  hei  den 
Myxinen  angedeuteten^)  Nierenhaues,  den  er  neuerdings  noch  genauer  beschrieb  nnd  durch  Abbil- 
dungen erläuterte  ■*).  Aber  nicht  weniger  zahlreich  und  bcachtenswerth  sind  die  Gegner  des 
engiMchen  Anatomen.  Hvsrhke'^}  nennt  Bowmaii's  Beschreibung  eine  unwahrscheinliche  und  allen 
bekannten  Thatsaehen  widersprechende.  Ht/rt/')  tritt  ihr  ebenfalls  entgegen,  und  erwälint  einer 
in  "leichera  Sinne  abgegebenen  Erklärung  E.  H.  JVehei-s:  besonders  aber  hat  sich  Reichert  ^"i  nach 
anhaltender  eigener  Untersuchung  dieses  Gegenstandes  veranlasst  gesehen,  die  von  Bnwman  gege- 
bene Darstellung  in  allen  Punkten  in  Zweifel  2u  ziehen.  Dasselbe  geschah  von  Ludwig'^),  der, 
obgleich  mit  Bowman's  Ansicht  bekannt,  die  Merentextur  damals  doch  noch  in  abweichender 
Weise  darstellte,  während  er  hi  einer  späteren  '"j  .Mittheiinng  den  Ton  Bvu-man  erläuterten  Bau 
der  Niere  bei  Coluhev  nachzuweisen  vernioehle,  bei  anderen  .Schlangen  jedoch,  bei  Fröschen  und 
Säugethieren  alle  hkrauf  gerichteten  Versuche  erfolglos  bleiben  sah.  —  Einem  ähnlichen  Wechsel  ist 
auch  meine  eigene  Stellung  zu  dieser  Angelegenheit  unterworfen  gewesen.  Mit  dem  günstigsten 
Vorurtheil  für  äom'/h«//'«  Ansicht  versuchte  ich  schon  früher  die  empirischen  Grundlagen  derselben 
wiederzufinden,  in  der  festen  Zuversicht  die  von  dem  englischen  Anatomen  gelieferte  Darstellung 
bald  bestätigt  zu  sehen,  /u  diesen  Untersuchungen  diente  vorzugsweise  der  Frosch.  .Aber  nicht 
gering  war  meine  Bestürzung,  als  es  bei  diesem  Thiere  nicht  gelang,  auch  nur  eines  der  von 
Bowman  beschriebenen  Verhältnisse  zu  ermitteln.  Unter  keinerlei  l  mständen  wollte  sich  eine 
sichere  Andeutung  der  Verbindung  der  Glomeruli  mit  den  Hnrnkanälchen  darbieten.  Immer 
fanden  sich  jene  Gefässbüschel  neben  und  zwischen  ilen  Hnrnkanälchen .  ohne  ersichtliche  innigere 
Beziehung  zu  denselben,  entweder  ganz  unbedeckt,  oder  von  jener  schon  ^on  Müller  in  seinem 
grossen  Drüsenwerk  beschriebeneu,  jedoch  ihrem  Wesen  nach  nicht  näher  bestimmten  Kapsel  umgeben. 
Nie  auch  zeigte  sich  an  dem  Glomcrulus  eine  unzweideutige  Spur  eines  früher  anhängend 
gewesenen  Kanals,  imd  niemals  an  der  Innendäche  der  Kapsel  oder  sonst  irgend  wo  in  den  Harn- 
kanälchen  Flimnicrbewegung.  Hierzu  kopnint.  dass  in  den  Angaben  Boinnan's  ein  Punkt  sich 
findet,  der  schon  a  priori  zu  begründeten  Zweifeln  Veranlassung  giebt.  Denn  dass  Blutgefässe 
die  tunica   propria   der  Marnkanälchen   durchbohren"),  und   nackt   und   bloss,  jeder  Hülle  von  Binde- 


I)  Repeitoiiiiin ,  VIII.   Haiiil .  pag.  !W. 

■i;  MiÜlers  Archiv   ISi:?.  .laliiesberichl  pay.  CXXXII. 

3)  Khendiis.   IS4.">  p;i-.  :57!^. 

4)  In  seinem  .Vrcliiv   I8i:{  pa;;.  tCX.MII. 

.'))  Anatomie  der  MyxinoTden .  SrlilnssheCt .   Berlin   Iftjj.  pagg.   19  u.   57  und  Tali.  I.     \nc\\  Uiivenioy  stUWtsiX 
"»ich  dieser  .Ansiiln  im  Wesenlliclicn  ;in  ,    wenn  er  ;i.  h.  O.  pag.  95ti  sagi  :    res  glandules  (de  Malpighi)  se  compo- 

»ent  d'ime  capsule  dont  les  p.iroi«   se  cnnlinuenl   aver  un  canal   secretem- ?es  vaLsseaut  cfterents  m'ont   pani 

.jpenetrer  dans  les  i:apsiiles. 

6)  Nene  Ausgabe  von  Söniim  iiinij  -.    vom   I(;iii  de>  menschlichen  Körpers.    Leipzig  1811.    Ii:ind  V.  pa^.  ;J'12. 

7)  Oesterreich.   meilizin.  .l.dnliiicher  1841.   Hiinrl    IS,   pa-».  2(51). 

8)  MülUr's  .Vrchiv   184;!.  .tahresbrrichl  pa;;.   t'X'X.X. 

9)  Mechanismus  der  llarnsecrelion .  Marburg   1843.  p;i".  7. 

10:    ^^'ogll^■l■\  Handwörrerbuch.   Art.  Xieren  mid  Harnbereitun^  piig.  t)30. 

II)  Philosopli.  Transiict.  1842.    pari.  2.    plale  IV.  lig.  1..  und  pagg.  ,59  u.  60;    arrived   here    llie  Iwig  perfo- 

■  rat  es  ihe  capsule:...  for  ihere  is  no  other  lissue   admilled   into   ihe   capsu'e  besides   blood  -  vessels  ; .  .  . 

the  surfave   of  the   tufl   is   unattached   and   free:...    ihe  vvliole   circuniference  of  every  vessel  composing  ihe 

tnft  is  aUn  free,    and   lies    loose    in  the  cavily  of  the  capsule:  .  .  .   the  vessels  are  perl'erllv   bare.    Ihal  in  n« 


55 

gewebe  und  Kpitheliciui  entbehrend,  an  einer  Schleimhautflächc,  was  nit-hti«  anderes  ist  als  an  der 
Aussenfläche  des  Körpers,  zu  Tage  liegen  sollten,  das  stand  so  sehr  im  Widerspruch  mit  allen 
bisher  ermittelten  Organisationsgesetzen,  dass  die  grosse  ünwahrscheinliclikeit  ja  wohl  Unrichtigkeit 
dieser  Angabc  mit  Entschiedenheit  ausgesprochen  werden  durfte.  —  Von  dieser  üeberzeugung 
aasgehend,  und  mit  Rücksicht  auf  die  stets  negativen  Ergebnisse  eigener  l'iitersnchungen  konnte 
ich  daher  nicht  luiihin  den  Bedenken  beizustimmen,  die  Heichert  in  seiner  kritischen  Anzeige  von 
Bowmans  Abhandlung  über  mehrere  Punkte  derselben  zu  erheben  auch  seinerseits  sich  veranlaist 
sah.  Doch  konnte  ich  die  Hoffnung  nicht  aufgeben,  dass  die  Zukunft  vielleicht  noch  bessere 
Stützen  für  eine  Ansicht  bringen  werde,  von  welcher  mich  ganz  abzuwenden,  trotz  aller  bis  dahin 
fehlgeschlagenen  Versuche,  mir  doch  nicht  möglich  war.  Die  Untersuchung  der  Niere  von  Triton 
taeniatiis  hat  diese  Hoffnung  grossen  Theils  erriillt,  und  mich  den  Werth  der  Bow)iiaii9c\\e\\  Unter- 
iuchungen  richtig  wiirdigen  und  anerkennen  gelehrt .  wenngleich  ich  der  von  demselben  gelieferten 
Darstellung  manche  Berichtigungen  hinzutugen  rauss.  Mehrcrc  Kesultatc  die-  er  Untersuchung  sind 
zwar  schon  von  mir  veröifentliclit  worden  ');  doch  glaube  ich  die  aberniiüge  Aufnahme  dieses 
Gegenstandes  an  diesem  Orte  um  so  eher  rechtfertigen  zu  können,  da  ich  jener  vorläufigen 
Fublication  erläuternde  Abbildungen- beizufügen  noch  nicht  im  .Stande  war,  da  ferner  der  mit  dem 
meinigen  gleichzeitig  erscheinende  Aufsatz  von  Rölliker*)  mehrere  noch  streitige  Verhältnisse  in 
der  Nierentextur  abermals  zur  Sprache  gebracht  hat .  und  da  endlich  eine  in  diesem  Frühling 
wiederliolte  Untersuchung  dieses  Gegenstandes  mir  manche  Erweiterung  und  selbst  Berichtigung 
meiner  eigenen  friilieren  Angaben  geliefert  hat. 

§.  39.  Zu  der  in  Rede  stehenden  Untersuchung  eignet  sich  ganz  \orzüglich  der  vordere 
Theil  der  Niere  männlicher  Tritoneu.  der  schon  von  der  Natur  selbst  in  einer  Weise  ausgebreitet 
wird  .  dass  zur  microscopischcn  Untersuchung  desselben  es  gar  keiner  weiteren  künstlichen  Vorhe- 
reitung  bedarf.  Man  kann  mit  Sicherheit  darauf  rechnen,  dass.  sobald  auf  die  oben  (§.  23) 
angegebene  Weise  die  ganze  vordere  Hälfte  der  Niere,  oder  auch  nur  einer  ihrer  blattförmigen 
Windungshaufen  herausgeschnitten  und  unter  das  Microscop  gebracht  wird,  die  Textur  desselben 
sogleich  vollständig  ermittelt  werden  kann,  .la  ich  habe  selbst  gefunden,  dass  der  Versuch  ein 
solches  Präparat  auf  künstliche  Weise  noch  mehr  zu  verbessern,  dass  namentlich  das  Zerren  und 
Zupfen  mit  Nadeln,  um  die  gewundenen  (Jange  recht  vollständig  auszubreiten,  die  charakteristische 
Textur  gewölinlich  verwischt,  das  natürliche  Verhäitniss  der  Glomeruli  zu  den  Harnkanälchen  auf- 
Iiebt.  die  tlaschenförniig  erweiterten  Stellen  der  letzteren  gar  leicht  verschwinden  macht,  da« 
Flimmerepithelium  \ernichtet  n.  s.  w.  In  dieser  Erfahrung  liegt  wohl  auch  die  hinreichende 
Erklärung  für  das  immer  nur  negative  Resultat,  welches  die  Untersuchung  der  Kroschniere  frülier 
nnd  jetzt  wiederum  mir  lieferte,  indem  das  Microscop  hier  nicht  eher  angewendet  werden  kann, 
als  nachdem  feine  Schnittchen  der  Nierensubstanz  durch  Nadeln ,  Druck  und  dergl.  ausgebreitet 
wurden.  Bei  der  Sorgfalt,  die  ich  auf  diese  Intersuchungen  verwendet  zu  haben  mir  bewusst  bin, 
kann  ich  es  daher  nur  einen  glücklichen  Zufall  nennen,  wenn  andere  Beobachter  sich  beim  Frosch 
von  der  Gegenwart  eines  Flimmercpithelinms  an  der  sogenannten  Kapsel  des  Glomerulus  und  dem 
Halse  derselben  auf  unzweifelhafte  Weise  überzeugen  konnten,  oder  über  die  Verbindung  der 
Glomeruli  mit  den  Harnkanälchen  feste  positive  Resultate  zu  gewinnen  vermochten.     Audi  Bowman 


olher  Situation  of  the  body  ilo  die  capillaries  of  lieing  so  satisfactorily  studied  ;    —  tue  basement  menibrane  of  lue 
uviniferous  tulie  is  perforated  liy  tlie  afferent  and  effcreut  vessels,  and  is  cerlainly  not  reflected  over  them.;  etc. 
I)  Miiller-^  Archiv  1845  pag.  5as.  —     2)  Ebendas.  pag.  518. 


M 

scheint  mir  in  letzterer  Beziehung  weniger  «lern  Frosch  ais  der  Boa  zu  verdanken  ;  dieser  nämlich 
hat  er  unzweifelhaft  eine  besontlere  Aufinerksamkeit  zugewendet,  und  ich  kann  mich  der  Vermu- 
thuHg  kaum  erwehren,  dass  seine  Darstellung  der  Nierentextur  bei  höheren  Tliieren  nicht  sowohl 
auf  direcle  Beobachtungen  gegründet,  als  vielmehr  aus  den  Kesultaten  zahlreicher  Injectionen,  mit 
denen  sich  Bowmun  in  grosser  Ausdehnung  beschäftigt  hat,  nach  der  bei  Boa  gewonnenen  Anlei- 
tung erschlossen  wurde.  Zu  dieser  Vermuthung  bestimmt  mich  überdiess  die  Erfahrung,  dass 
auch  bei  anderen  Schlangen  und  namentlich  bei  Vipera  CLiidwig  fand  dasselbe  bei  (Joluber),  die 
Niereasubstanz  sich  durch  vorsichtiges  Ausbreiten  mit  Nadeln  ziemlich  leicht  so  zubereiten  lässt, 
dass  wenigstens  das  Verhältniss  der  Glomeruli  zu  den  HarnkanäU-hen  erkannt  werden  kann.  Auch 
bei  Eidechsen  gelingt  diess  zuweilen  ziemlich  gut  und  vollständig,  so  dass  mir  diese  Thiere  zur 
Untersuchung  der  Nierentextur  passender  zu  sein  scheinen  als  der  Frosch ;  doch  ist  auch  unter 
den  Amphibien  keine  Gattung  in  dem  Maasse  als  Triton  liiezu  geeignet. 

In  dem  vorderen  verdünnten  und  ausgebreiteten  Tlieil  der  Niere  der  männlichen  Tritonen 
trifft  man  nämlich  in  ziemlich  regelmässigen  Abständen  von  einander  auf  die  schon  oben  erwähnten 
flaschenförmigen  Erweiterungen,  die  von  den  cjlindrischen  Gängen  ausser  ihrer  Form  auch  durcli 
ihre  grössere  Durchsichtigkeit  und  Helligkeit,  im  Gegensatz  zu  dem  dunkeln  zuweilen  selbst  recht 
tief  gelben  Ansehen  jener,  sich  auszeichnen.  Bowmaii  hat  diese  erweiterten  Stellen  für  blinde 
Endigungen  der  Harnkanälchen  gehalten;  alle  späteren  Beobachter  sind  ihm  darin  gefolgt,  und 
auch  ich  habe  in  meinem  erwähnten  Aufsatz  blinde  Endigungen  als  Regel  angesehen,  und  von  dem 
Zusammenhange  einer  solchen  bauchigen  Erweiterung  mit  zweien  Kanälchen,  oder  mit  andern 
Worten  von  dem  Vorkommen  derselben  im  Fortgange  eines  Kanälchen,  als  von  einer  Ausnahme 
gesprochen.  Nur  Gerlach  ')  stellt  die  blinden  Endiguiigea  der  Harnkanälchen  nach  Untersuchungen 
an  der  Schaafniere  gänzlich  in  Abrede,  und  hält  die  erweiterten  Stelleu  immer  nur  für  Ausstül- 
pungen der  Harnkanälchen.  -■ —  Aus  dem  was  ich  oben  über  die  Verbindungen  dieser  erweiterten 
Partliieen  bemerkt  habe,  ergiebt  sich  schon,  dass  ich  für  den  erwähnten  Thcil  der  Tritonniere 
nunmehr  ebenfalls  die  erweiterten  Stellen  nicht  für  blinde  Endigungen  der  Harnkanälchen  halten 
kann.  Dass  sie  früher  so  häufig  als  blinde  Enden  sich  mir  darzubieten  schienen,  liegt  wohl  daran, 
dass  ich  bei  den  im  Frühlinge  18iä  angestellten  Untcrs\ichungen  immer  nur  herausgeschnittene 
Stücke  dieser  Nierenparthie  unter  das  Microscop  brachte,  also  nur  Präparate  betrachtete,  deren 
"Verhältnisse  schon  gestört  waren;  während  ich  jetzt  der  ungleich  besseren  .Metliode  mich  bediene, 
diesen  Tlieil  der  Niere  in  Verbindung  mit  Hoden  und  \  as  deferens  herauszunehmen,  wobei  ich 
ihn  im  ziemlich  unversehrten  und  durcli  keinen  allzu  rohen  Eingriff  gestörten  Zustande  betrachten 
kann.  Freilich  muss  hier  nun  die  Frage  aufgeworfen  werden,  ob  das,  was  in»  vorderen  Tlieil  der 
Niere  vorkommt,  aucli  auf  die  übrige  Masse  dieses  Organs  bezogen  werden  dürfe,  da  jener  wegen 
seiner  Verbindung  mit  den  Saamengäugen  doch  unter  ganz  eigenthümlichcn  Verliältnissen  sich 
befindet.  Ich  bekenne,  dass  ich  eine  entschiedene  Antwort  hierauf  nicht  geben  kann,  eine  solche 
aber  auch  fast  für  unmöglich  halte.  Bei  Untersuchung  herausgeschnittener  Stückchen  aus  dem  hinteren 
Tlieil  der  Niere,  glaube  ich  allerdings  immer  nur  blinde  Endigungen  gefunden  zu  haben,  aber  ich 
sehe  nach  den  so  eben  erwähnten  Erfahrungen  keine  Sicherheit,  dass  ich  nicht  auch  hier  einer 
Täuschung  unterworfen  gewesen.  Gründe ,  welche  a  priori  bh'nde  Endigungen  oder  Anfänge  der 
Harnkanälchen  forderten,   kenne  ich  nicht,  und  so  kann  ich  denn  nicht  leugnen,  dass  es  mir  doch 


1)   Müllers  Arcbiv  1845  pag.  381. 


55 

»alirsclieinllclier  ist,  Hass  dieselbe»  iibei'liaii|)(  niclit  vorhanden  >iiid,  um  so  nielir  als  ich  diejenige 
Krsclieinitiig.  auf  welche  ilir  \ernieiiitliche!>  VorkoFnmeii  gcgfiindct  wurde,  anders  deuten  gelernt 
habe  ;  wovon  weiter  unten.  —  Voii  den  beiden  mit  der  Erweiterung  zusammenhängenden  Kanälchen 
war  das  ans  dem  Sammelgaiige  der  ^asa  efferentia  testis  hervorgellende  das  engere ;  das  andere 
war  im  Anfange  liäuHg  auch  enger  als  seine  weitere  Fortsetzung,  wolicr  man  von  ..dem  Halse  der 
Kapsel"  des  Glomerulus  gesprochen  hat.  Doch  ist  diess  keineswegcs  unabweichliche  Regel;  im 
fiegentheil.  nicht  nur  wird  solche  \  erengerung  häufig  durchaus  \ermisst,  sondern  die  Erweiterung 
verengt  sich  wohl  gar  u\ir  allmiihlig  und  trichterförmig  zu  dem  cyliiidrisclicn  Harnkanälclien. 
tiebrigens  glaube  ich.  dass  diesem  Vorkommen  um  so  weniger  ein  besonderes  Gewicht  beigelegt 
werden  dürfe,  als  Difl'erenzcn  in  der  Weite  eines  und  desselben  Harnkaniildiens  sehr  häufig  sich 
zeigen,  ohne  dass  in  dieser  Beziehung  irgend  A\elclie  Gesetzlichkeit  obzuwalten  scheint.  —  Die. 
Krweiterinig  an  den  erwähnten  Steilen  betrifft  entweder  gleiclimässig  den  ganzen  Umfang  des  Harn- 
kanälcliens,  in  welchem  Falle  die  beiden  Gänge  sich  gerade  au  die  Pole  der  S !i-wciterung  begeben; 
oder  sie  ist  einseitig,  es  findet  nur  nach  einer  Seite  hin  eine  Ausdehnung  der  Wand  des  Ilarii- 
kanälcfieus  Statt,  wodurch  eine  seitlidie  Anlage  der  beiden  Ausgänge  bedingt  ist. 

§.  40.  Mit  jeder  solclien  bauchig  erweiterten  Stelle  eines  Harnkanälchens  steht  nun  regel- 
niässig  ein  Glomerulus ,  ein  Gefässknänel .  in  Verbindung.  Diess  darf  mit  Kntschiedenlieit  behauptet 
werden,  denn  jene  A  erbindung  ist  eine  unzweifelhafte  Thatsache  :  aber  ein  anderes  ist  es  mit  der 
näheren  Bestimmung  über  die  Art  und  Weise  dieser  Verbindung.  Hier  gehen  die  Ansichten  ver- 
schiedener Beobachter  auseinander.  Homiuui  Hess  die  tuuica  propiia  des  Harnkanälchens  von  dem 
Glomerulus  durchbohrt  werden,  so  dass  die  Blutgefässe  völlig  frei  in  diu  Drüsenkanal  hineinhängen 
und  von  der  Flüssigkeit  desselben  umspült  werden  sollten;  die  ganze  erweiterte  Stelle  wurde 
eben  deshalb  >on  ihm  ..Kapsel  des  Glomerulus"  genannt.  Ich  habe  oben  bemerkt,  dass  gegen 
die  Richtigkeit  dieser  Angabe  schon  a  priori  erhebliche  Gründe  geltend  gemacJit  werden  können; 
aber  auch  mit  den  Waffen  der  Kmpirie  lässt  sich  gegen  dieselbe  streiten.  Jn  meiner  ersten  die 
Tritonniere  betreffenden  »ittheiluns:  ist  schon  hervorgehoben  worden,  dass  es  mir  jiiclit  selten 
gelungen  war,  den  (jloraerulus  von  seiner  sogenannten  Kapsel  theilweise  odei  selbst  ganz  zu  trennen, 
und  dass  nichtsdestoweniger  diese  Kapsel,  d.  Ii.  die  erweiterte  Stelle  des  Harnkanälchens  unver- 
sehrt blieb  und  von  uuunlerbrocheneu  Coutureu  um-chriebe»  sich  zeigte.  Diess  war  hinreichend, 
um  die  vermeintüclie  Durclibohruiig  der  Kapsel  ein  für  allemal  zurückzuweisen,  und  nur  ein  l\eben- 
einanderliegen  \on  Gefässkniiuel  »\u\  Harnkanälclien  zuzugeben,  obgleich  ich  damals  gestehen 
musste.  dass  es  mir  nicht  gelungen  war.  das  Fpithelium ,  welches  die  übrigen  Wandungen  der 
Höhle  bekleidete,  auch  übjer  die  dem  (iefässkuäuel  entsprechende  l'arthie  aul  eine  unzweifelhafte 
und  befriedigende  Weise  zu  verfolgen.  —  \ueh  \on  anderen  Seilen  sind  Jedoch  ebenfalls  Gründe 
gegen  das  Rlossliegeu  des  Glomerulus  in  der  Höhle  des  Harnkanälchens  lierbeigezogen.  (icihich  '3, 
obgleich  er  die  sogenannte  Kapsel  \(m  den  Gelassen  des  jUf^//>/>/"'st'ien  Knäuels  durchbohrt  werden 
lässt,  setzt  dennoch,  —  über  die  Consequenzen.  die  das  venneintliclie  Blossliegen  der  Blutgefässe 
nach  sich  ziehen  müsste.  Bedenken  tragend.  —  ein  aus  einer  dirUteu  Lage  kernhaltiger  Zellen 
bestehendes  Epithelinm.  ohne  dazwischen  liegende  structurlose  Membran,  unmittelbar  auf  die  Ober- 
ftäclie  der  Gefässsdilinge  hin.  Hierbei  aber  scheint  mir  üe/lach  aus  der  Charvbdis  in  die  Scylla 
gerathen  zu    sein.     Das  völlige  Blossliegen    des  Glomerulus    hält    aueh    er  für   unvereinbar    mit  be- 


1  )    Müllirs  MiWiv  I8;i5  jü^.  IWt. 


56 

kannten  histologischen  Gesellen  ;  mus«  aber  ebendasselbe  nicht  auch  von  dem  Mangel  einer 
itructiirlosen  (bindegewebigen)  tnnica  intermedia  unter  den  Epitheliumzellen  einer  Schleimhaut 
gelten?  und  die  erweiterte  Stelle  des  Harnkanälclicns  muss  doch  als  eine  solche  angesehen  werden? 
Ueberdiess  kann  ich  die  von  Gerlach  gelielerte  Abbildung')  nicht  so  deuten,  wie  der  Verfasser 
es  thut.  Ansichten  wie  die  dort  railgetheilten  liabe  auch  ich  an  den  aus  der  Verbindung  mit  den 
Harnkanälclien  gelösten  Mß//>/g/ij'scheu  Gefässknäueln  des  Frosches  häufig  genug  gehabt,  aber  ioh 
habe  jene  stet»  oblongen  Zellen,  die  iiberdiess  immer  innerhalb  der  bogenförmigen  Conturen 
der  Gefässsclilingen  liegen,  nnr  für  Blutkörperchen  halten  können,  die  durch  das  zum  Befeuchten 
des  Präparats  gebrauchte  Wasser  cntfaibt  oder  selbst  bis  auf  ihren  Kern  reducirt  waren;  und  ich 
kann  nicht  umhin,  auch  jetzt  noch  diese  Deutung  für  die  richtigere  zu  halten.  -  Auch  A'ölliker'^) 
erklärt  sich  für  die  Gegenwart  eines  Epithelioms  an  der  fraglichen  Stelle  ;  doch  muss  ich  gestehen, 
dass  ich  nach  seinen  Angaben  mir  kein  recht  deutliches  Bild  von  der  Art  und  Weise  machen 
kann,  wie  er  diess  Verhältniss  aufgefasst  wissen  will.  Er  lässt  nämlich  Cpag.  ^23)  die  Kapsel  des 
Mß/;;ig^Äj'schen  Körpers  eine  unmittelbare  Fortsetzung  der  slructurlosen  Haut  des  INierenkanälchen 
«ein;  er  behauptet  ferner,  dass  in  dieser  Kapsel  normal  kein  freier  llaum  vorkomme,  was  ich 
nicht  anders  zu  deuten  vermag,  als  dass  die  sämmtlichen  Schlingen  des  Gefässknäuels  durch  jene 
«ie  umschliessende  Haut  oder  Kapsel  eng  zusammen  gedrängt  werden ;  und  docli  soll  nun  die 
Epitheliumsschicht  in  alle  Vertiefungen  zwischen  die  Gefässe  sich  hineinbegeben,  und  sie  von  der 
Höhlung  der  Nierenkanälchen  abschliessen.  Uicss  müsste  Ja  schon  die  sogenannte  Kapsel  leisten  ! 
auf  welcher  Seite  der  letzteren  soll  denn  das  Epitlielium  sich  finden?  doch  nicht  auf  der  dem 
Gefässknäuel  zugewandten?  Wenn  ferner  &'.  als  einfachste  Methode,  der  Zellen  dieses  Epithc- 
liums  ansiclitig  zu  werden,  ein  Körperchen  zu  zerreissen  und  den  ausgetretenen  Gefässknäuel 
zu  untersuchen  empfiehlt,  indem  man  dann  an  demselben,  namentlich  in  den  Vertiefungen  zwischen 
den  einzelnen  Gefässchen  eine  grössere  oder  geringere  Zahl  von  Zellen  finde,  so  muss  idi  be- 
kennten, dass  ich  nai-li  meinen  Erfahrungen  diese  Methode  dtircliaus.  nicht  für  zweckmässig  halten 
kann,  ja  dass  sie  bei  mir  die  Vennuthung  erweckt,  dass  veränderte  Blutkörperchen  auch  hier  für 
Epitheliumzellen  gehalten  wurden.  —  Wie  dem  nun  aber  auch  sei,  so  wurde  übereinstimmend 
▼on  allen  neueren  Beobachtern  gegen  das  Nackt-  und  Biossein  der  Glomeruli  innerhalb  der  Nieren- 
kanälchen Einspruch  erhoben,  wenngleich  die  positiven  Angaben  über  die  Verhältnisse  des  Gefäss- 
knäuels noch  nicht  mit  einander  übereinstimmen.  ^  -^-i  ■•'U'i"tvfr   ■■ 

§.  41.  In  meiner  ersten  iMiltheilung  über  die  Textur  der  Niere  habe  ich  das  Verhältniss 
zwischen  den  Malpiglirscheii  Körpern  und  den  Harnkanälclien  :ils  Einstülpung  bezeichnet,  wozu  mich 
der  Umstand  bestimmte,  dass  ich  zuweilen  den  ununterbrochenen  Üebergang  der  äusseren  textui'- 
losen  Haut  des  Harnkanälcliens  in  einen  den  Gefässbüschcl  eng  umgebenden  Contur  glaubte  be- 
obachtet zu  haben.  Es  fiel  mir  damals  überliaupt  nicht  im  entferntesten  ein ,  an  dem  Hineinragen 
des  Gefässknäuels  in  die  erweiterte  Stelle  hinein  zu  zweifeln,  da  das  microscopische  Bild  dieser 
Theile  beim  ersten  Anblick  aufs  entschiedenste  hierfür  zu  sprechen  scheint.  Audi  Jiemak'')  hat 
eine  ähnliche  Ansicht  ausgesprochen;  indem  er  von  den  Wo/ff'schvn  Körpern  der  Ei<lechsenembrjonen 
und  von  den  Malpigki'schen  Knäueln  an  den  Röhren  dieses  drüsigen  Enibryonalorgans  handelt, 
i1i   ici    - 

1)  Müllers  Archiv  1845  tab.  XIII.  (ig.  '5. 

2)  Elteiiilasellist  1845  p;ig.  522. 

3)  Froriep\s  neue  Notizen  Nro.  7tJ8   .Septbr.  1845. 


57 

ei'wälint  er,  «lass  liier  ebea  so  wie  in  der  Niere  des  Frosclies  das  M<?/^/g^Arsclie  Körperclieii  sicli  in 
das  Ende  eines  Ilölirclii-ns  einsenke,  dessen  Wände,  an  dieser  S(eile  sicli  verdiiriiieiid,  das  Malpighi- 
solie  Körpcrchen  umfassen,  welches  an  seiner  dem  Kanäle  zugewandten  Fläche  »on  Pflaster- 
epithelium  überzogen  ist.  —  Niclilsdestoweniger  bin  ich  jetzt  der  Lieberzeugung,  dass  ich  zu 
viel  gesagt  habe,  wenn  icli  eine  Einstülpung  des  Gelassbüschels  in  das  Ilarnkaiiälchen  zu  beweisen 
suchte.  Ich  kann  zu  meiner  Entschuldigung  nichts  weiter  anführen,  als  dass  meine  ersten  Be- 
obachtungen ganz  unter  dem  Einflüsse  der  allgemein  recipirten  und  gangbaren  Ansiciit  von  dem 
Hineinragen  des  iW«//;/g/t!'sclien  Büschels  in  den  Drüsenkanal,  also  nicht  vorurtheilsfrei  genug,  an- 
gestellt wurden.  Ich  finde  jetzt  bei  wieilerholtcr  sorglältigcr  Prüriing  dieses  Gegenstandes  keinen 
einzigen  genügenden  Grund  für  jene  Ansicht.  Schon  der  Uriistand,  dass  Glomerulus  und  Jlarn- 
kanälchen  verhältnissmässlg  leicht,  schon  durch  massigen  Uruck,  sich  von  einander  trennen  lassen, 
hätte  in  Bctrctf  der  Richtigkeit  derselben  Zweifel  erwecken  müssen  ;  denn  welches  andere  soge- 
nannte eingestülpte  Organ,  betreffe  diess  eine  Sclileimhaut  oder  seröse  Haut,  lässt  sich  so  leicht 
ans  solchem  Ueberzuge  herausschälen,  ohne  dass  letzlerer  verletzt,  und  nach  erfolgter  Trennung 
in  seinem  regelmässigen  Contnr  daher  irgend  wie  beeinträchtigt  werde.  Ich  kann  jetzt  nicht  umhin 
der  Ucberzeugung  zu  sein,  dass  der  Glomerulus  der  erweiterten  Stelle  des  Ilarnkanälcliens  nur 
anliege,  dass  er  in  den  microscopischeii  Präparaten  entweder  auf  demselben  oder  unter  demselben 
sich  befinde,  dass  er  aber  auch  im  letzteren  Fall  wegen  der  ausneliniendcn  Durchsichtigkeit  dieser 
erweiterten  Stelle    mit  vollkommener  Deutlichkeit    in  allen  seinen   Conlnren    zu    unterscheiden    sei. 

Hiermit  fällt  denn  auch   die  Forderung  vveg,  ein  Epiihelium   auf  <lem  Gefässknäuel   nachzuweisen, 

was  bei  der  ZartheU-dcs  Epitheiiuins  dieser  Stelle  eben  so  \ielfach,  als  mit  widersprecliendem 
Erfolge  versH«Ut  wurde.  Auch  ich  war  einer  Täuschung  initerworfen ,  wenn  ich  den  Contur  des 
Harnkaiiälclien  auf  den  Glomerulus  sich  zurückschlagen  liess  ;  Bowman  hat  gewiss  Recht,  wenn  er 
sa"t :  ihe  basement  membrane  is  certaiuly  not  reflected  over  the  vessels;  nur  liess  er  sich  liierdurcli  zu  der 
Ansicht  von  der  Durchbohrung  verleiten,  von  welcher  erst  nach  matinichlaclien  Umwegen  die  Rück- 
kehr zur  Einsicht  in  das  ungleich  einfachere  Lagenverhältniss  neben  einander  möglich  wurde. 
—  In  dieser  Lage  neben  dem  Harnkanälclieu  wird  nun  aber  der  Glomerulus  erhallen  durcli 
Bindegewebeschichten,  die  beide  «liese  Theile  gleichzeitig  iinibüllen,  und  welche,  wie  überall  so 
atich  hier,  dem  Gange  der  umhülllen  Organe  in  ihrem  Zuge  entsprechen,  und  eben  deshalb  eine 
Verschiebung  des  Glomerulus  nur  in  der  hierdurch  bezeichneten  Richtung  gestatten  ;  dalier  kann 
der  Glomerulus  wohl  verschiedene  Stellungen  zu  ilein  Harnkanälchen  annehmen,  so  dass  er  unter 
dem  Microscop  bald  gerade  in  der  Mitte  der  erweiterten  Stelle,  bald  mehr  gegen  die  Peripherie 
derselben  zu  liegen  kommt ^  niemals  aber  verlässt  er  das  lUrnkanälclien  ganz,  wenn  nicht  etwa 
jene  Bindegewebehüllen  zufällig  oder  absichtlich  zerstört  wurden.  Ich  habe  heim  Triton  gelinxlen, 
dass  der  Glomerulus  gewöhnlich  gegen  diejenige  Hälfte  der  erweiterten  Stelle  sich  hinneigt,  welclie 
dem  gemeinsamen  Sammelgange  aller  vasa  efferentia  tcstis  zugewendet  ist,  ja  häufig  rückt  er  ganz 
von  der  Erweiterung  weg,  und  kommt  an  dem  kurzen  Verbindungsgange  derselben  mit  jenem  ge- 
meinschaftlichen Kanäle  zu  liegen.  Indem  die  Gefässschliugen  des  an  der  Erweiterung  ausgebreiteten 
Glomerulus,  an  diesem  engen  Kanäle  durch  «lie  hier  in  entsprechender  Weise  verengte  Bindegewebe- 
Iiülle  auf  einen  kleinen  Raum  zusammengedrängt  und  dicht  an  einander  gelagert  werden,  machen 
sie  diese  ganze  Stelle  »indurchsichtiger,  verdecken  den  Driisengang  an  dem  sie  anliegen  voll- 
ständig, nnd  erwecken  so  die  Meinung,  dass  an  dieser  Seite  eben  nur  der  Glomerulus  mit  der 
erweiterten  Stelle  des  Ilarnkanälcliens  zusamraenliänge.    Diess  giebt  den  Sclilüssel  zu  der  allgemein 

8 


Ö8 

gemachten  Angabt',    dass    der    Glomeruhis    gegenüber    der  Verbindungsstelle  des  Harnkaiiälcliens 
mit  der  Erweitermis;,  zu  dieser  letzteren  herantrete  :   nnd  in  dieser  Angabe  glaube  ich  hiernach  den 
Beweis    finden    zu   liönnen.    dass    der  Ziisaniiaenliang    der  erweiterten   Stelle  mit  zwei  Kanälen  zur 
Regel    »ehöre.    —      So    muss  auch    eine    friilier   von    mir   gemachle  Erfahrniig    nun  anders  gedentet 
werde».     Ich    Iiabe    nämlich    (a.   a.   O.  pag.  516)    angegeben,    dass    durch    starke    Corapression    die 
Erweiterung  zuweilen  berste,    und  dass  diess  regelmässig  an  demjenigen  Punkte  geschehe,    wo  die 
Tunica  propria  des  Hariikanälchens  sich  auf  den  Glomerulus   hiniiberschiägt.      Es  bedarf  nach   dem 
Angeführten  diese  Angabe  kaum  noch  einer  Erläuterung:  ein  Bersten  der  erweiterten   Stelle  findet 
gar  nicht  Statt,    sondern    il'.r    Inhalt    bewegt   sich    auf  dem    natürlichen   Ein-    oder  Ausgange    fort, 
und  diess  geschieht  dicht  neben  dem  Glomerulus,  wenn  derselbe  zufällig  in  diese  Gegend  geratheii 
ist.      Das  Wechselnde    in    der  Stellung    des  Glomerulus    zu    der    erweiterten   Varlhie    scheint    zum 
Theil  von  der  .\rt  und  Weise  abzuhängen,   wie  bei  dem  Heraiissclincideu   des  beireffeiiden  Theiles 
der  Niere  der  Zus^rr  .lenhang  der  Blutgefässe    aufgehoben   wurde;    denn    die    mit    dem    Gloraei'ulus 
zusammenhängenden    ifefässe    werden    durci.    iiiren    nach    verschiedenen    Richtungen  gehenden  Zug 
natürlicher  Weise  auf  die  Stellung  desselben  von  Einflnss  sein,    und  wenn  das  normale  Verhältniss 
dieser  verschiedenen  Züge  durch    die    unvermeidlichen  Schnitte    gestört    wird .    so    muss    das    nach 
einer  Seite  hin  entstehende  tiebergewicht  eine  veränderte  Stellung  des  Gefässbündels  hervorbringen. 
Ein  nicht  unwichtiger  Beleg  für  dieses  blosse  Nebeneinandcrliegen  von  Glomerulus  nnd  Harn- 
fcanälchen    lässt    sich    ferner   von    der  Froschlarve  hernehmen.      Schon  Mülle/  ')  machte'  darauf  auf- 
merksam, das--  an   der  inneren   Seite  des    JVolff^sohen  Körpers  solcher  Larven  ein  kleines  Häufehen 
granlich  «eisslicliir  körniger  Substanz  liege,  vor  dessen  Verwechselung  mit  den  Anlagen  der  Hoden 
oder  P^ierstöckc  zu    warnen    sei.    über    dessen  Bedeutung  jedoch  nichts  Näheres    angegeben  wird^). 
Dieser  Körper  ist  nun  nichts  anderes    als    ein- Gefässknäuel .    ein    Glomerulus.    wie    solche    auch    in 
den    Wo/^'schen  Körpern  anderer  Thierc  angetroflen  werden.     Im  frischen  Zustande   hat  er  regel- 
mässig eine   röthiich   braune   oder  gelbe  Farbe,   die   erst   durch    die  Behandlung  mit  Wasser,   wodurch 
der  Farbestolf  des  eingeschlossenen  Bluts  ausgewaschen   wird,  verloren  geht  und   einem  grauweissen 
Ansehen  Platz  macht;  auch  sind  unter  dem  jVlicroscop  die  Tonturen  der  geschwungenen  nnd  durch  ein- 
ander verschlungenen  Gefässe  unverkennbar.      Dieser  Glomciulns  —   und   der   7/V)/^sclie  Körper  hat 
jederseits  nur  diesen   einen  Gefässknäuel  —  steht  aber   mit  den    Kanälen  des    W'V>/jf sehen   Körpers 
in  keiner  weiteren  Beziehung,   als  dass  er  denselben  und  namentlich  dem  beginnenden  Ausführungs- 
"anse  aufliegt,    und    z«ar   so  locker,    dass    er   sich    ton   dem   Drüsengauge  ohne  weiteres  init  einer 
Nadel    aufhebeii    läsNt.    und    nur    durch    den  Zusammenhang   mit  Gefässen   in    seiner  La'ge' erhalten 
wird.     Von  einer  Einstülpnug   ist   hier    also  durchaus    keine  Spur    vorhanden.    —     Bemerkcnswcrth 
ist   an    diesem   (»lomerulus    der  Froschlarve    ferner    iiocli    der  Umstand,    dass    derselbe    ein('    Hacli 
gedrückte  rundliciie  Scheibe  darstellt,   und  dass  die  Gefässschlingen.  aus  denen  er  bestellt,  in  einer 
Ebene  ausgebreitet  neben  einander  liegen.      Wenn   nämlich  der  sogenannte  Gefässknäuel  nicht,    wie 
man    nach    diesem    Namen    \uransZHSetzen    geneigt    sein    könnte,     ein     in    allen    Diiiiensioneu    gleich 
starkes,    sondern    \ie!mehr   ein    flächen'haft   ausgebreitetes  (tebilde   ist.    so   wird  ein  enges  Anliegen 
an  dem  Ilarnkanälchen  hieriiacli  um   so  weniger  Scliwierigkeit    finden,    während  das  Einstülpen  und 
Eindringen   in   die   erweiterte   Stelle  eben   deslialb   s'(;hon   weit   unwahrscheinliclier   wird. 

1)  Kiit Wickelungsgeschichte  der  Genitalien.   Düsselilort  1830,  §.  5.  lab.  i.  li^.  5. 

2)  Auch  Ii.eicheri  bildet  diesen  körper  ah  in  seinem  „Entwickelun^slehen  im  Wirbellhierreich'-,  Uerlio  1840. 
tab.  II.  flg.  23,  a. 


59 

§.  42.  Wenn  ich  cicmiiacli  nicht  umhin  kann,  meine  früiier  a.  a.  O.  geäusserte  Ansicht  über 
das  Verhäitniss  des  Gloaicruhis  zu  den  Driiscnkanälchcn  in  so  weit  zu  niodiiicirea,  als  mir  nun- 
mehr ein  fiinstüi{tcn  des  Geiassknäuels  nicht  allein  nicht  liinreichcnd  liewiesen,  sondern  selbst 
unwahrscheinlich  dünkt,  und  ich  vielmehr  ein  einfaches  Nebciieinanderliegen  dieser  beiden  Gebilde 
iür  das  mit  Sicherheit  zu  erkennende  Lagenverliältniss  derselben  halten  niuss,  so  muss  icfi  aucli 
in  Betreff  der  sogenannten  Kapsel  des  GJomernlus  noch  abweisender  mich  aussprechen  als  es  dort  ' 
geschehen  ist.  Ich  bekämpfte  die  Angabc  Bowman's,  dass  die  erweiterte  Stelle  des  Ilarnkanälchens 
selbst  diese  Kapst*  darstelle,  denn  diese  Angabe  niusste  zugleich  mit  der  Ansicht  von  ^er  Durcli- 
bohrung  stehen  und  fallen ;  aber  ich  wollte  jene  vermeintliche  Einstülpung  des  Harnkanälchens 
doch  noch  als  eigenthümliche  Kapsel  zu  retten  suchen.  Diese  Einstülpung  besteht  nicht,  folglich 
auch  nicht  die  Kapsel  in  diesem  Sinne.  Da  nun  aber  der  Glomerulus  in  seiner  Lage  an  dem 
Harnkanälchen  nur  durch  die  Bindegewebeschichten  erhalten  wird,  die  beide  gleichzeitig  umhüllen, 
da  er  also  zwischen  diesen  und  der  tunica  propria  des  Ilarnkanälchens  mitten  iiine  liegt,  so  ist 
zur  Annalime  einer  eigenen  Kapsel  nicht  einmal  in  dem  Sinne  Grund  vorhanden,  in  welchem 
man  diejenigen  Bindegewebehüllen ,  welche  ganze  Organe  oder  Organtheile  von  allen  Seiten  ein- 
schliessen,  mit  dem  Naiuen  Kapsel  belegte;  denn  der  Glomerulus  hat  keine  solche  ihn  von  allen 
Seiten  umgebende  überall  gleich  ggartete  Kapsel.  Wenn  er  nach  künstlicher  Ausbreitung  von  Nieren- 
abschnitten sich  zuweilen  von  einer  Kapsel  umschlossen  zeigt,  so  rührt  dieses  Ansehen  theils 
daher,  dass  der  Gefässbüschel  bei  günstiger  Lage  durch  das  erweiterte  Harnkanälchen  durch- 
schimmert, theils  daher,  dass  nach  Trennung  des  Glomerulus  von  seinen  Umgebungen  das  benach- 
barte Bindegewebe  sich  um  denselben  hcrumlagert.  Ich  muss  es  daher ,  um  künftige  Irrungen  zu 
vermeiden,  für  passend  halten,  dass  der  Name  „Kapsel  i!es  Glomerulus"  ganz  aufgegeben  werde. 
—  Bei  solcher  lockeren  Nebeneinanderlagc  des  Glomerulus  und  Harnkanälchcns  kann  es  nun  aber 
auch  durchaus  nicht  befremden,  dass,  wenn  diese  beiden  Tlieile  von  einander  getrennt  wurden, 
an  dem  ersteren  keine  Spur  der  früher  bestandenen  Verbindung  aufgefunden  v^erden  kann,  denn 
das  einzige  hierzu  brauchbare  Mittel,  ihr  gegenseitiges  Lagenverhällniss,  fehlt  ja  nun.  Wohl  aber 
hätte  auch  jener  Umstand  schon  von  vorn  herein  die  Durchbohrungslheorie  verdächtigen  und  zur 
völligen  Abwehr  derselben  dienen  sollen.  —  Ueber  den  Eiiifluss,  den  das  hier  geschilderte  Ver- 
haltniss  zwischen  Glomerulus  und  Erweiterung  des  Harnkanäkhens  auf  die  Function  der  Niere 
ausübe,  enthalte  ich  mich  jeder  Vermtithung;  denn  nicht  mehr  als  Vermulhungen  können  bei  der 
noch  mangelhaften  Einsicht  in  den  Process  der  Secretion  überhaupt  auch  liieiüber  geäussert  werden. 
Wohl  aber  scheint  mir  der  vordere  Tlieil  der  Niere  von  Triton,  der  seihst  bei  dem  lebenden 
riiier  mit  dem  Microscop  hei  massiger  Vergrösscrung  betrachtet  werden  konnte,  sehr  geeignet, 
iiiiter  Herbeiführung  sonstiger  günstiger  Verhältnisse  und  Bedingungen  eine  unmittelbare  Einsicht 
in  den  Vorgang  der  Absonderung  zu  gewähren,  worüber  ich  freilich  vorläufig  eigene  Erfahrungen 
nicht  mittheilen  kann. 

g.  43.  Auch  die  Anwesenheit  von  Fliroraerbewegung  im  Innern  der  Niere  ist  ein  Gegenstand 
vielfacher  Discussionen  geworden.  Meine  anfänglichen  Zweifel  an  der  Itichtigkeit  dieser  ebenfalls 
von  Bowman  herrührenden  Angabe  Iiabe  ich  nach  Untersuchung  der  Tritonniere  aufgeben  müssen; 
zu  dem  schon  früher  hierüber  von  mir  Bemerkten  ')  muss  ich  nocli  folgende  Erläuterungen  hinzn- 
fUgen.     Nur  in  sehr  beschränkter  Ausdehnung  und  meistens  an  ganz  bestimmten  Stellen  findet  sich 


\y  Miiller'sWxdny  1844,  Jalnesbericlit  pag.  211  — ,  und  dasselbe  IS45  pag.  513. 

8» 


60 

diese  Fliinmerbcwegniig,    nämlich  in  ilem  sogenannten  Halse  des    erweiterten  Harnkanälcliens ,    «nd 
in    einem    Tlieilc,    dem    näclislen    Dridel    oder    auch    wohl   der   Hälfte,    dieser  Erweiterung   seihst. 
Immer    also   findet   sich    diese  Bewegung  nur  in  derjenigen  Hälfte  und    in  demjenigen  ausführenden 
Gange  der  erweiterten  Stelle,    die  gegen  das  vas  deferens  hin  gerichtet  sind;    in    dem  kurzen  aus 
dem    gemeinschaftlichen    Sammelgange    der    vasa    efferentia    testis    herkommenden    und    zu    dieser 
Erweiterung  führenden  Kanäle,    sowie  in    der  entsprechenden  Hälfte   der   letzteren,  hahe  ich  diese 
Bewegung    niemals    gesehen.      Einigemal  jedoch    hol   sie    sich    mir    auch    im    ferneren    Verlauf   der 
Nierenkanälchen  und  in  niclil  unbeträchtlicher  Ausdehnung  auf  unzweifelhafte  Weise    dar;    aber  in 
den    bei    weitem    zahlreicheren    Fällen    habe    ich    trotz    des   sorgfältigsten    Snchens    darnach    sie    in 
dieser    Gegend    nicht  wieder   finden    können.     Als    constant   darf   demnach    ihr  Vorkommen    nur  an 
den  zuerst  genannten  Stellen  betrachtet  werden.     Der  Grund  dieser  Bewegung    ist    in    allen  Fällen 
ein  Cylinderepitlielium,    das    mit   dem   Cyli'idercpillieliuin    im    ferneren  Verlauf    der  Harnkanälchen 
im  übrigen  ganz    ühf- 'instimmt,   und   nur  durch    die  zu  Cilien  verlängerten  Spitzen  der  Epithelial- 
cylinder    sich  auszeit:iinet.      Das  Flimmerepiilielinm    in   den  Nieren    scheint    mir  nimlich  eine  ganz 
cigenthütniiche    und    von    den-  bisher    bekannt    gewordenen   Formen    ab.veiclieiide    Organisation    zu 
besitzen.     Wenn  nämlich  schon  die  Cylinder  oder  Kegel    des  Nierencpitheliums   die  ungewöhnliclie 
Stellung   haben,    dass   ihre  Basen    gegen    die    Tunica    propria  der  Harnkanälchen   und    ihre  Spitzen 
gegen  die  Höhlung  derselben  gerichtet  sind,    so    zeigen    dem  entsprechend  auch    die  Wimpern  das 
abweichende  Verliältniss,  dass  sie  nicht  in  mehrfacher  Zahl  auf  den  Basen  der  Epithelialkegel  auf- 
sitzen,  sondern   vielmehr  aus  der  langausgezogenen  Spitze  eines  jeden  solclien  Kegels  liervorgehen  '). 
Diese  flimmernden  Epithelialcylinder  oder  Kegel    bieten    sich   übrigens  unter   dein  Microscop  kaum 
jemals  in  anfrecliter  Stellung  dar,    sondern  liaben  gewöhnlich  eine  gegen  die  erweiterte  Stelle  des 
Harnkanälcheus  hin  geneigte  Lage  angenommen.      Ob    diess    das  ursprüngliche    und  natürliclie  Ver- 
hältiiiss,  oder  nur  durch  Druck,  Zerrung  und  dcrgl.  herbeigeführt  worden  sei,    wage  ich  nicht  zu 
entscheiden.      Ich    finde    Bowman's    Darstellung    der    liagerung    dieses   Epitlieliums    ganz     treu    und 
richtig  (a.  a.  O.  fix.  i5).      Die  belräclitlich  langen  Epitlieliaicylindcr  des  Harnkanälcliens,  die  eben 
deshalb    eine    sehr  dicke,    das  Kanälchen    bis    auf   ein   geringes  Lumen  ausfüllende  Schiclit  bilden, 
scheinen    um    so    kürzer    zu   werden,    je    tiefer   in   die  erweiterte  Stelle  hinein    sie  sich  fortsetzen. 
Doch    muss   icli    ausdrücklicli    bemerken,    dass    man    auch    bei    Triton    niclit    erwarten    darf,    dieses 
Verliältniss  in  jedem  Fall  mit  aller  gewünschten  Vollständigkeit  und  Sicherheit  auffassen  zu  können; 
ich  hatte  sclsoii   eine   beträf^hlliche  Menge  von  Präparaten    untersucht,  ehe  es  mir  zum  ersten  Male 
gelang    die  Illchtigkeit    von    Bowman's  Angabe    und    Abbildung    anzuerkennen,    und    die    Zahl    der 
Fälle,    in  denen    ich    eine  vollkommen  genügende  Einsicht  in  dieses  Verliältniss  gewinnen  koniile, 
war  überhaupt  nur  gering.     Denn  durch  den  Druck  des    bedeckenden  Glasblätlchens  wird  gewiihn- 
lich  eine  Menge    abgelöster  Epitheliumzcllen   in    die  erweiterte  Stelle    liiiieiiigetrieben,    die    Durch- 
sichtigkeit dieser  letzteren  dadurch  vermindert,    und    die  Lagerung   und  sonstige  Eigentliümliclikeit 
des  in  ihr  befindlichen    Epilheliiims    verhüllt.     Dieser   äusseren    mechanischen   Ursache ,    und    nicht 
blos  der  Action    der  schwingenden  Cilien  glaube    ich   es    zuschreiben  zu   müssen,    wenn    man,    wie 
schon   Boivman  angab,  unter  dein  Microscop  den  Inhalt  des  an  die  Erweiterung  anstossendeu  Ilarn- 


I)  Die.ss  ist  iihri^cns  n'clir  ohne  Analogie;  Ecker  (lHülIrr'.s  Archiv  1844  paij.  520)  besrhreilit  ans  dem 
(Jehöioiganc  von  Pt'lroniyzon  ein  Fliinnierepillieliiini ,  Hessen  Zellen  nur  je  eine  Cilie  triiü^en  ;  ancli  hei  Mnjlnslien 
findet  sicli  diess  na  li  IJfiile  (alldem.  Anatomie, _pag.  245),  nur  ist  hierbei  nicht  angegeben,  dass  das  spitze  Ende 
der  Kegel  in  Härchen  verlängert  ist. 


61 

kannichcns  stossweise  in  dieselbe  liiiieiiigefrielieii  werden  sielU.  Von  «Icrselbcn  Ursache  glaube  icli 
es  aiicJi  herleiten  zn  niiissen,  wenn  man  die  Flimnicrbewegnng  in  grösserer  Aiisdelinung,  als  eben 
an''eriihrt  wurde,  gesellen  haben  wollte,  wenn  dieselbe  namentlich  über  die  ganze  Erweiterung 
sich  erstrecken  sollte  (^  Gerlach  a.  a.  O.  pag.  38S).  Ich  vermnthe  nämlich,  dass  in  solchenr  Fall 
abgelöste  Fiimmerkegel  tiefer  in  diese  Flolile  hineingetrieben  waren,  und  den  Schein  einer  schon 
urs|irünglich  weiteren  Verbreitung  des  Flimmerepithelitmis  hervorriefen. 

In  Betreff  des  Epithelialiiberzuges  der  erweiterten  Stelle  des  Harnkanälchens  sagt  schon 
Bowman,  dass  er  nur  in  manchen  Fällen  die  ganze  innere  Fläche  der  von  ihm  sogenannten  Kapsel 
von  Epithelium  ausgekleidet  gesehen,  und  dagegen  in  anderen  Fällen  nicht  weiter  als  in  einem 
Drittel  der  Kapsel  dasselbe  angetroffen  habe  ').  Was  er  über  die  Feinheit  und  Durchsichtigkeit 
dieses  Epilhelinms  bemerkt,  niuss  ich  auch  für  den  Triton  vollkommen  bestätige'.!,  docli  ist  es 
hier  gewöhnlich  nicht  allzu  schwer ,  sich  von  der  regehüässigen  Anwesenheit  desselben  an  der 
ganzen  inneren  Fläche  der  Erweiterung  zu  überzeugen.  Zu  diesem  Zwecke  ist  es  vortheilhaft, 
nicht  allzu  frische  Präparate,  sondern  solche  z\i  untersuchen,  die  einem  vor  ein  Paar  Stnndea 
getödteten  Thiere  entonimcn  sind;  es  scheint  nämlich,  dass  dnrcli  eine  nach  dem  Tode  eintre- 
tende Veränderung  (  vielleicht  Gerinnung  j  nicht  nur  der  klare  Inlialt  der  Epitheliumzcllen  in  kleine 
dunkle  Körnchen  verwandelt  wird,  sondern  auch  die  ursprünglich  ganz  durchsichtige  Zellcnwandnng 
stärkere  Schatten  wirft.  Es  ist  mir  nicht  selten  vorgekommen,  dass  ein  Präparat,  welches  Anfangs 
kein  Epithelium  erkennen  liess,  nach  einigen  Stunden  eine  recht  vollständige  Einsicht  in  diese 
Verliältnisse  gestattete.  Bei  aufmerksamer  Betrachtung  findet  man  dann  die  ganze  Wandung  der 
erweiterten  Stelle  von  dicht  stellenden,  bald  rundlichen  bald  polygonalen  Zellencontiircn  bezeichnet, 
die  entweder  eine  helle  Mitte  oder  einen  feinkörnigen  Inhalt  einschliessen  ").  Ganz  ähnlich  er- 
scheint das  Epithelium  in  den  vasa  effercntia  testis,  im  gemeinschaftlichen  Vereinigungskanale  der- 
selben, so  wie  in  den  Ausläufern,  die  der  letztere  in  die  erweiterten  Stellen  sendet.  Ich  glaubte 
Anfangs  das  erwähnte  Ansehen  auf  die  Gegenwart  eines  Plattenepithcliuins  an  den  genannten 
Stellen  beziehen  zu  müssen;  nachdem  ich  aber  öfters  gesehen  liatte,  wie  der  in  diesen  Kanälen 
sich  fortbewegende  Inhalt  immer  nur  einen  verliäitnissmässig  kleinen  Tlieil  des  von  den  seitlichen 
Conturen  begrenzten  Raumes  einnahm,  hatte  ich  Grund  zu  der  Vermntliuiig ,  dass  die  stets  unbe- 
weglich bleibende  Schicht,  die  den  strömenden  Inhalt  von  den  Waii'lungcn  trennte,  auf  die  Dicke 
des  Epithelinms  hinweise.  Ich  glaube  daher,  dass  auch  hier  wie  in  den  eigentlichen  Ilarnkanälchen 
eine  mächtige  Schicht  von  Epithelium  vorhanden  ist,  und  dass  dasselbe  hier  wie  dort  aus  Cylindern 
besteht ;  obgleich  ich  auf  eine  Verschiedenheit  in  den  Elementen  desselben  an  den  genannten  ver- 
schiedenen Stellen  allerdings  aus  ihrem  vcrscliiedenen  optischen  Vi-rhalten  schliesseu  mnss.  Wahr- 
scheinlich ist  es  mir  auch,  dass  das  Niedrigerwerden  des  in  die  erweiterte  Stelle  hineingehenden 
Flimmerepitheliuins  nur  ein  scheinbares  ist,  hervorgcbraclit  durch  die  Itefracliou  des  Lichts  an 
den  gewölbten  Wandungen  der  baucliigen  Erweiterung. 


1)  a.  a.  O.  pag.  60:  tlie  cpitbelium  is  conliniied  in  many  cases  over  tlie  wholc  iiiinr  siirface  of  die  capsule, 
in  olher  inslances  i  liave  foiinil  it  liinios.sil>le  lo  ilelecl  llie  sli^litist  appearonce  of  it  over  niore  lliaü  a  ihird  of 
tlie  capsule. 

'2)  Ein  Tlieil  dieser  Conliiren  ina;;  aiuli  niclit  auf  ursprünglich  vürhanjen  •;evvesene  Zel'en  ,  sondern  auf  jene 
dlirclisiililijjen  liläs(lieiiarlij;cii  Körper  ■/.»  Iieziclieii  sein,  die  liei  nereiirlihinj;  inanilier  Präparate  mit  Wasser  so 
zaiilreii'li  liervortrelen ,  iind  die,  ulif;leich  in  der  jiinsslen  Zeit  mehrmals  erwähnt,  dorh  noch  eine  detailliile  Uiiler- 
surhun<;  erwarten.  Dass  sie  nirht ,  oder  wenigstens  gewiss  nicht  in  allen  l'ällen,  aii(i;eqiiollene  Zellen  sind,  wie 
KöUiker  meint  {MiUl.  Archiv  1845,  pag.  .V2I),  glaube  ich  mit  Bestimmtheit  versichern  zu  können. 


62 

§.  44.  Den  pliysiologisclien  ^utzell  der  an  den  bezeichneten  Stellen  der  Niere  vorkommen- 
den Flinimerbewcgiiiig  liat  man  gewöhniicJi  darin  gesuclit.  dass  durch  dieselbe  der  Inliall  der 
sogenannten  Kapsel  des  Glomerulus,  oder  das  in  dieser  erweiterten  Stelle  auftretende  Absonderuiigs- 
prodiict,  in  die  Harnkaiiälclien  fortgeschafft  werde.  Wenn  diese  Ansicht,  die  sich  freilich  sehr 
unmittelbar  darbietet,  ohne  weitere  Beweise  hingestellt  worden  ist,  so  mag  es  erlaubt  sein,  Gründe 
für  eine  andere  Deutung  geltend  zu  machen.  —  Schon  ■Bowman  hat  die  Flimmerbewegung  in  der 
Niere  nur  beim  Frosch  beobachtet,  und  verniuthet  nur.  dass  sie  auch  in  anderen  Classen  vor- 
kommen möge 'j  ;  auch"  (re/7rtcA  hat  sie  nur  beim  Frosch  gesehen,  und  anderwärts  vergebens  dar- 
nach gesucht,  und  alle  anderen  Beobachter,  die  über  diese  Erscheinung  berichten,  berufen  sich 
hierbei  auf  den  Frosch").  Mir  ist  es  ähnlich  damit  gegangen;  so  viel  ich  auch  Thiere  anderer 
Classen  zur  L'ntersuchuug  der  Niere  benutzt  liabc ,  ich  habe  die  Flimmerbeweguug  nirgend  anders 
als  bei  den  nackten  Ampliibien  und  namentlich  beim  Triton  zu  sehen  Gelegeulieit  gehabt.  Dies« 
scheint  zu  der  Yermuthung  zu  berechtigen,  dass  dieselbe  zu  der  dieser  Thicrclasse  so  eigenthüni- 
liclien  Verbindung  der  Harn-  und  Saamenkanälchen  in  einer  inuigeu  Beziehung  stehe.  Hierüber 
kann  ich  nicht  umhin  folgende  Ansicht  aufzustellen,  wobei  ich  mich  namentlich  auf  den  Triton 
berufe.  Es  muss  auffallend  erscheinen,  dass  trotz  der  vielen  Stelleu,  au  welchen  bei  diesem 
Thiere  die  Saamen  -  und  Harnkanäichen  in  olfener  und  ununterbrochener  Verbindung  stehen,  der 
Saamen  doch  nicht  in  allen  Kanälen  des  vorderen,  so  vollständig  zu  übersehenden,  Theils  der  Niere 
sich  zeigt,  dass  er  vielmehr  mit  Sicherheit  und  regelmässig,  ausser  den  vasa  eifereutia  testis  und 
dem  beschriebenen  Sammelgange,  nur  in  dessen  vorderstem  zum  vorderen  Ende  des  vas  deferens  hin- 
gehenden Ausläufer  sich  findet.  Schon  in  den  dem  Saminelgange  doch  so  nahe  liegenden  erwei- 
terten Stellen  der  Harnkanäichen  habe  ich  trotz  aller  Aufmerksamkeit  keine  Spermatozoeu  oder 
doch  nur  selten  und  ausnahmsweise  finden  können  ;  nur  muss  man  sich  hierbei  nicht  täuschen 
lassen  durch  die  nach  Durchsclineiduug  des  vas  deferens  herausgetictenen  und  in  der  das  Präparat 
umgebenden  Flüssigkeit  zahlreich  uuihergestreuten  Saameiifäden.  Es  muss  also  eine  Einrichtung 
vorhanden  sein,  durch  welche  der  Eintritt  «ler  Spermatozoeu  in  diesen  Theil  der  Niere  verhindert 
wird,  und  zwar  muss  diese  Einrichtung  schon  au  der  erweiterten  Stelle  angebracht  sein.  Diesen 
Zweck  scheint  mir  nun  die  Flimmerbewogung  zu  erfüllen,  und  ich  möchte  derselben  daher,  statt 
der  ilir  gewöhnlich  zugeschriebenen  Bedeutung  F'lüssigkeit  aus  der  erweiterten  Stelle  in  das  Harn- 
kanälüheii  fortzuschaifeu,  vielmehr  die  Aufgabe  stellen,  die  Saamenfädeu  von  den  Harnkanäichen 
abzuhalten.  Ich  halte  demnach  dafür,  dass  die  Richtung  dieser  Flimmerbewegung  der  gemeinhin 
angenommenen  geradezu  entgegen  gesetzt  ist.  Zur  Stütze  dieser  Ansicht  lässt  sich  ausser  deni 
eben  Angeführten  besonders  noch  das  bemerken,  dass,  wie  schon  Bowmaii  angab,  der  Inhalt  des 
Harnkauälchens  unter  dem  Microscop  deutlich  in  die  erweiterte  Stelle  eintritt.  Zwar  wurde  diese 
Ersclieinniig  vorhin  zum  Theil  wenigstens  von  dem  Druck  des  bedeckenden  Glasblättcheus  herge- 
leitet;  doch  ist  die  Flimmerbewegung  hierbei  sicherlich  wesentlich  mit  betheiligt,  um  so  mehr, 
da  diese  Ersclieiuuug  selbst  dann   eintritt,    wenn    kein  Deckblättchen    gebraucht  wird.     Der  Erfolg 


1)  a.  a.  O.  pag.  61  heisst  es:  in  tlie  frog .  wliere  alone  i  liave  as  yet  been  able  Jo  see  these  wiinderfui 
Organs  in  luolion....,  und  pa^.  74:  tbe  cpillielium  becuines  covered  with  cilia ,  at  least  in  reptiles^  and  pro- 
bably  in  all  cl.isses. 

2)  Nur  Remak  will  in  ilen  WolffsiiAien  Körpern  von  Eiilechsenenibryonen  Fllmnieibewegiins  gesehen  habe«, 
ch  bedauere  diese  Arij^te  nicht  besläli^en  zti  können,  obgleich  Kidechsenembryonen,  wie  später  noch  ausfiibr- 
icher  erwähnt  werden  soll,  vielfach  von  mir  untersucht  worden  sind. 


85 

dieser  Flrnitnerbewegiing  lässt  sicli  zuweilen  auch  noch  in  einiger  Entfernung  von  dem  Flimmer 
epitheliuin  beobachten.  Sind  die  Cilien  nämlich  besonders  tliätig,  und  rückt  deshalb  aus  den 
Harnkanülchen  mehr  Masse  als  gewöhnlich  in  die  erweiterte  Stelle  liinein .  so  setzt  sicIi  die  Bewe- 
gung' auch  auf  den  Samniclgang  und  dessen  Verbindungskanal  mit  der  Erweiterung  fort,  so  dass 
man  den  Inhalt  beider  tangsam  und  stetig  sich  von  der  erweiterten  Stelle  entfernen  sielil.  lu 
entgegengesetzter  Richtung  habe  ich  hier  niemals  eine  Bewegung  Statt  finden  sehen,  und  finde 
aucli  \on  andern  Beobachtern  keinf  Erl'ahrnng  angemerkt,  die  auf  diese  Wirkung  der  schwingenden 
Cilien  bezogen  werden  könnte. 

Aber,  muss  man  nun  fragen,  aus  dein  Sanimelgange  der  \asa  ett'ercntia  teslis  führt  ja  kein 
anderer  Weg  zu  dem  vas  dei'erens  als  durcli  diese  erweiterten  Stellen  hindurcli .  nnd-  auch  der 
vorderste  Ausläufer  jenes  Ganges  bildet,  wie  schon  bemerkt  ist,  »or  seiner  Einmi'indung  in  das 
vas  deferens  eine  solche  Anschwellung?  üiess  ist  richtig,  und  ich  inuss  es  hier  nochmals  wieder- 
holen, obgleich  auch  in  mir  dnrch  eben  diese  Betrachtung  Zweifel  an  der  K'chfigkeit  des  früher 
von  mir  Gesehenen  und  oben  Mitgetheilten  rege  wurden.  Indessen  zeigt  diese  vorderste  erwei- 
terte Stelle  doch  manches  Abwischende:  sie  ist  weniger  breit,  dagegen  mehr  in  die  Länge  gezogen, 
der  mit  ihr  Nerbundene  Gefässkiiäuel  ist  regelmässig  kleiner,  nnd.  was  besonders  hervorzuheben 
ist,  icJi  habe  an  ihr,  trotz  besonders  hierauf  gerichteter  Aufmerksamkeit,  niemals  Flimmerbewe- 
giing  wahrnehmen  können.  Ich  möchte  die  unvollständige  Entwickeinng  dieser  Stelle  daher  nur 
als  eine  Hinweisung  auf  den  gemeinsamen  Plan  der  zwischen  Harn  -  und  Saamenkanälcn  Statt 
findenden  Verbindung  ansehen,  wobei  es  zur  üebcrnahme  der  eigenthümlichen  solcher  Einrichtung 
sonst  zukommenden  Funclioti  nicht  komm(  ;  analoge  Verhältnisse  bied^n  .sicIi  ja  im  Organismus 
in  nicht  geringer  Zahl   dar. 

ist  die  hier  geäusserte  Ansicht  riclitig.  so  möchte  die  Flimnierbewegnng  auch  nur  in  dem 
vorderen  Tlieil  der  iVicre  der  nackten  Amphibien,  die  mit  den  Saamengängeii  in  so  offener  Ver- 
bindung stellt,  vorkonunen.  Vielleicht  giebt  diess  auch  eine  Erklärung  dafür,  dass  man  mit  so 
»ehr  verschiedenem  und  wecliselndem  Krfolge  nach  der  Flimmerbewegung  gesucht  hat.  wie  aucli 
für  die  Erfahrung  Lurlwifi'n''}.  dass  nur  die  ..Somnierfröschc"  diese  Ersolieinung  darbieten,  wälirend 
bei  denjenigen  Thieien.  die  im  Winierschlafe  gelegen,  das  Flimmcrepitheliiim  fehlt,  obgleidi  alle 
übrigen  Epithelialtlieüe  «ler  Ihirnkanälchfii  in  bester  Form  ausgebildet  sind.  Bei  'rriloneii .  die 
ich  im  Herbste  iiniersuchte.  nachdem  sie  seit  dem  Frühlingc  in  einem  Glasgefäss  und  ohne  .\ali- 
rnng  aufbewahrt  worden  waren,  bei  denen  also  die  Brunstzeit  längst  vorüber  war.  und  der  zur  Aus- 
führung des  Saamens  bestimmte  \pparat,  namentlich  das  vas  deferens.  eingeschrumpft  erscliien, 
und  nur  sparsame  vereinzelte  Sperniatozoeu  enthielt,  habe  ich  tlieils  diircliaus  >ergebens  nach 
Flimnier)>ewegung  gesucht,  llieils  nur  so  schwadu-  Spuren  derselben  gesehen,  dass  sie  zu  der 
Lebhaftigkeit  dieses  Phänomens  «ährend  der  Brunstzeit  ausser  allem  Verhältniss  .standen.  —  End- 
lich ist  zu  bedauern,  dass  das  Geschleclit  der  zu  solchen  Untersuchungen  benutzten  Thiere  nirgends 
ausdrückliili  augeffeixu  wurden  ist;  ich  meinerseits  liabe  bei  weiblichen  'l'ritonen  niemafs  Flimmer- 
bewegung in  der  Nicrf   wHlirnehmen  können. 

Schliesslich  muss  i<:h  noch  beincrkeii.  dass  ich  ausser  den  im  Obigen  namhaft  gemacliten 
Amphibien,  nunmehr  auch  bei  Fischen,  und  namentlich  beim  Hecht,  jene  eigenthümliche  Verbin- 
dung zwischen    den  Gefässknäuelii    und    den    erweiterten  Stellen    der   Flarnkanälchen  gesehen   habe. 

1)    Waiiiifi-.s   llandwöilertiurh  ib-i-  PhysioloKie.  Ute  Lieferung  pag.  Ö3I. 


64 

Bei  Säugctliiereii  lial)e  icli  sie  bislier  nur  im  Föluszustande,  iiameiitlicli  bei  5  —  4  Zoll  langen 
Kinbrjoiieii  vom  Itinilc  und  Scliaafc,  wo  die  Anlagen  zu  den  Nieren  eben  erst  hervorzukeimen 
beginnen,  noch  nie  aber  bei  erwachsenen  Tbiercn  mit  Sicherlieit  wahrnehmen  können.  Von  der 
Gegenwart  von  Flimmerbcweguiig  in  der  Niere  habe  ic!i  micli  bisher  auf  unzweirelhafte  Weise  nur 
bei  männlichen  Trilonen  zu  überzeugen  vermocht. 


Vierte  Ahlhoiliing-. 

Beinei'hnsBg:eii    ziep   fnono^eis    der    inäniiliclieii    Gieschlechts  -    und 

Siarnwerkzeiige. 

§.  4y.  Wenn  die  Bedeutung  und  der  Werth  eines  jetlen  Organisationsverhältnisses  erst  dann 
einigermaassen  genügend  beuriheilt  werden  kann,  sobald  man  über  das  Werden  desselben,  über 
diu  Geschichte  seiner  Entstehung  und  allmähligen  Ent»ickelung  möglichst  vollständig  unterriclitet 
ist,  so  muss  diess  ganz  besonders  von  dem  hier  gescliililerlen  Verhältniss  zwischen  den  Hoden 
luid  iVieren  der  nackten  Amphibien  gelten.  Denn  es  widerspricht  dasselbe  allen  anderweitig  erkann- 
ten Gesetzen  über  die  Trennung  und  Sondertmg  suecifisch  verschiedener  Drüscngänge  so  sehr, 
dass  hierin  ein  Ilauplgmiid  i'ür  die  Vernachliissigiiiig  scheint  gesucht  werden  zu  müssen,  welche 
die  schon  längst,  wenngleich  nur  fragmenlarisch  ,  gewonnene  Erkeiiiiliiiss  dieses  Gegenstandes  zu 
bestehen  gehiibt  liat.  Zwar  ist  die  Entstehungsweise  der  Gescblechtstheiie  ein  be\orzugter  Gegen- 
stand der  Enlwickelungsgescliiclile  gewesen  ;  denn  fast  alle  auf  diesem  Gebiete  thätigen  Forscher 
liiiben  diese  specieiie  Frage  ganz  besonders  hei  ücksichtigt .  und  kaum  möchte  eines  anderen  Orgaiies 
Bildungsweise  -eine  so  reiclie  Lilteratur  aufzuweisen  haben  .ils  die  der  Geschlechlslheile  und  der 
Nieren.  Aber  leider  ist  auch  nur  zu  liekaiint,  wie  wenig  die  bisher  auf  diesem  Gebiete  gemachten 
Erfahrungen  und  die  daraus  gezogenen  Schlüsse  iibereinsiinimen .  ja  wie  die  bedeutendsten  Auto- 
ritäten sieh  in  diesem  Punkte  geradezu  und  enlsehieden  wiilerspreciien.  Ihul  wenn  diess  schon 
bisher  im  Allgemeinen  von  allen  Wirbellhieien  ohne  l'nterseiiied  gesagt  «erden  durfte,  so  muss, 
den  im  Vorbergeiienden  milgetlieillen  Untersuchungen  zu  Folge,  der  Mangel  befriedigender  Hesul- 
la(e  in  UetrefT  der  nackten  Ampliibien  uuiiinelir  ganz  bisonders  fuliMiHr  werden.  Unter  diesen  hat 
nämlich  vorzugsweise  der  Frosch  zu  dergleichen  .'Vrbeiten  über  die  Genesis  der  Geschlechtswerk- 
zeuge gedient;  und  weiiii  es  sich  nun  zeigt,  dass  man  in  der  Deutung  wesentlicher  Theile  dieses 
Apparates  im  erwachsenen  Tliiere  gäiizlirh  irrle,  dass  man  ein  gesondertes  vas  deferens  suchte, 
wo  keines  vorhanden  ist,  dass  m;in  Blutgefässe  oder  selbst  s()lide  Faserstränge  für  dasselbe  ansah, 
so  folgt,  dass  auch  alle  bisherigen  l>arslellungen  der  Eulwickelnngsweise  dieser  Organtheile  von 
der  Wahrfieit  mehr  oder  weniger  enll'erni  sein  miisst  n.  —  So  selir  nun  auch  tlieils  dieser  Um- 
stand ,  theils  die  auf  diesem  Felde  überliHupt  herrschende  Meinungsdid'erenz,  zu  einer  erneuerten 
Bearbeiluiig  desselben  und  abermaliger  Aufnahme  der  so  oft  schon  ventilirlen  Streitfrage  auflTordern 
nuisste,  so  habe  ich  bisiier,  durch  anderweitise  Arbeilen  wälirend  der  Laiclizeit  der  Frösche  anf- 
gehallen,  dieser  Angelegenheit  nicht  meine  volle  Aufmerksamkeit  zuwenden  können.  Im  Interesse 
derselben  muss  ich  ültrigens  auch  wüiiscIkmi,  dass  einer  derjenigen  Facligenossen,  die  der  Ent- 
wickelungsgeschichle  ganz  \orzugsweise  ihre  Kräfte  widmen ,  mit  der  dadurch  gewonnenen  Erfahrung 


65 

und  Uebung,  sich  ihrer  annehmen  möclite.  Doch  kann  ich  nicht  umhin  einige  Gedanken  über 
diese  Aufgabe,  und  einige  gelegentlich  gesammelte  Erfahrungen,  die  vielleicht  zur  Lösung  derselben 
beitragen  könnten,  hier  mitzutheilen. 

§.  46.  Bei  den  Batrachiern  und  den  nackten  Amphibien  überhaupt  hat  man  bisher  ein  Organ, 
das  dem  iVebeniiodeii  der  höheren  Thiere  verglichen  werden  könnte,  nicht  finden  und  bestimmen 
können.  Denn  wenn  H  agner  und  R/isconi  die  Gegenwart  einer  verschiedenen  Färbung  in  den 
Hoden  der  Land-  und  Wassersalamander  für  die  Andeutung  eines  Nebenhoden  lialten,  so  wurde 
schon  oben  bei  Erwähnung  dieser  Angabe  bemerkt,  was  dieselbe  als  unstatthaft  erscheinen  lasse; 
und  auch  Diicenioy  irrte,  da  er  in  dem  von  ihm  als  Nebenhoden  des  Triton  bestimmten  Organe 
die  eigenthümliche  Textur  der  Niere  ganz  übersah.  Wenn  wir  von  der  keinesweges  näher  gekanntea 
physiologischen  Beziehung  absehen,  die  zwischen  dem  Nebenhoden  und  dem  schon  abgesonderten 
oder  vielleicht  auch  noch  in  demselben  abzusondernden  männlichen  Zcugungsstoife  etwa  besteht,  und 
nur  die  anatomischen  Formverhältnisse  dieses  Organs  in  Betracht  ziehen,  so  erscheint  dasselbe 
als  ein  Convolut  inannichfach  gewundener  und  durch  einander  geschlungener  Gänge,  durch  welche 
das  aus  dem  Hoden  selbst  schon  herausgetretene  Sperma  hindurch  muss,  ehe  es  schliesslich  in  den 
zu  seiner  Ausführung  bestimmten  Kanal  gelangt.  Indem  der  Saamen  bei  den  nackten  Amphibien 
durch  die  Nieren,  wenigstens  durch  einen  Theil  derselben  und  sei  er  nocli  so  klein,  hindurch- 
gehen rouss,  ehe  er  in  das  v.is  deferens  gelangt,  legt  er  einen  ähnlichen  Weg  zurück,  als  ihn  sonst 
der  Nebenhode  darbietet.  Die  Niere  der  nackten  Amph|ibien  darf  daher  a,ls  N'ebenhode 
b  etracht  et  w  er  d  en,  und  so  paradox  diese  Ansicht  bei  dem  bisherigen  Stande  unserer  Kenntnisse 
auch  erscheinen  müsste,  so  ist  sie  doch  nichts  anderes  als  ein  anderer  Ausdruck  für  die  nicht 
minder  auffallende  nnd  nunmehr  unzweifelhafte  Thatsache,  dass  der  Saamen  durch  die  Nieren- 
kanälchen  hindurchgeht.  Wenn  wir  aber  in  der  That  in  dem  vordersten  Theil  der  Niere  der 
Batrachier  sowohl  ein  harnabsonderndes  Organ  als  den  Nebenhoden  vor  uns  haben ,  so  scheint 
hiermit  ein  für  die  Beurtheilung  der  genetischen  Zustände  der  Geschlechts-  und  Harnwerkzeuge 
dieser  Thiere  nicht  unwichtiges  Moment  gewonnen  zu  sein.  Die  Jf'olff'schen  Körper,  die  bekannt- 
lich den  Ausgangspunkt  für  die  Entwickeluug  der  wesentlichen  Bestandtheile  jener  beiden  Apparate 
bilden,  stehen,  den  bisherigen  Untersuchungen  zu  Folge,  bei  verschiedenen  Thieren  auch  in  ver- 
schiedenem Verhältniss  zu  letzteren.  Bei  den  Fischen  nämlich  scheinen  diese  Primordialnieren  ein 
in  der  ursprünglichen  Bedeutung  verharrendes  Gebilde  zu  sein,  und  die  Function  der  Nieren  auch 
im  vollkommen  ausgebildeten  Zustande  fortzusetzen.  V.  Bär ')  spricht  nach  Untersuchung  von 
Cyprinusembryonen  die  Vermuthung  aus,  dass  nur  in  denjenigen  Thieren,  welclie  Lungen  erhalten, 
die  ersten  Nieren  mit  späteren  vertauscht  werden,  dass  also  nur  da,  wo  zweierlei  Athmungsorgane 
auf  einander  folgen,  auch  zweierlei  Nieren  einander  folgen.  An  einem  anderen  Orte"j  bemerkt 
derselbe  ebenfalls,  dass  bei  den  Fischen  vorübergehende  Nieren  sich  nicht  finden,  und  dass  die 
Fischnieren  stehengebliebene  Primordialnieren  sind.  Desgleichen  sagt  Äa^A^e  ^),  dass  beim  Blennius 
viviparus  die  Nieren  schon  früh  erzeugt  werden ,  und  fVo/ff'sche  Körper  in  derjenigen  Bedeutung 
wie  bei  höheren  Thieren  gar  nicht  vorkommen.     Auch  ßischoff*}   endlich  erklärt  sich  dafür,    daei 


1)  Enlwickeltingsgescbicbte  der  Fische,  pag.  35. 

2)  Uebcr  En.wickelungsgeschicble  der  Thiere,  II.   Band,  Königsberg  1837,  pag.  314. 

3)  Abhandlungen  zur  Bildungs  -  und  EutwickeluDgsgeschichte ,  II.  Theil.  Leipzig  1833,  pag.  32.  §.  26. 

4)  Entwickelungsgeschichle  der  Säugelhiere  und  des  Menschen,  Leipzig  1842.  pag.  347. 


66 

die  Nieren  der  Fische  für  die  ff'olff'schen  Körper  zu  halten  seien.  —  Ganz  anders  verhält  es 
sich  mit  den  fFolff'schen  Körpern  der  höheren  Wirbelthiere  ;  leider  jedoch  haben  die  bisherigen  Er- 
fahrungen nicht  zu  einem  übereinstimmenden  Resultate  geführt,  ja  selbst  von  einem  und  demselben 
Forscher  sind  zu  verschiedenen  Zeiten  verschiedene  Angaben  gemacht  worden.  In  eine  ausführ- 
lichere Darstellung  dieser  Controverse  einzugehen,  ist  hier  natürlich  nicht  der  Ort;  doch  sind 
einige  Bemerkungen  darüber  nicht  zu  vermeiden. 

§.  47.  Rathke,  dem  wir  die  ausführlichsten  Mittheilungen  über  diesen  Gegenstand  verdanken, 
gpricht  sich ,  nachdem  er  in  seiner  letzten  hierüber  erschienenen  Arbeit ')  mehrere  seiner  früheren 
Angaben  über  die  Entwicklungsgeschichte  der  Jf'olff'schen  Körper  und  Geschlechtswerkzeuge  ver- 
bessern zu  müssen  erklärt  hat,  dahin  aus,  dass  der  Ansfiihrungsgang  der  Urniere,  nachdem  dieses 
Organ  selbst  verschwunden  ist,  in  den  Dienst  des  Hoden  trete,  also  als  Saamenleiter  fungire. 
Rathke  wiederholt  hier  seine  früher  schon  öfters  gethane  Behauptung ,  dass  einige  Gefässchen 
d.  h.  Drüsenkanälclieii  der  fFolff'schen  Körper  übrig  bleiben,  um  die  Verbindung  zwischen  Hoden 
und  Saamenleiter  herzustellen,  obgleich  es  ihm  niclit  gelang,  den  Uebergang  der  Saamengefässe 
des  Hoden  in  die  eigenthümlichen  Gefässe  der  JFolff'svhen  Körper  aufzufinden,  da  der  in  den 
Tf'olff''8chen  Körper  eindringende  Thcil  jener  Gefässe  bei  der  Präparation  jedesmal  abriss.  Rathke's 
wiederholten  Untersuchungen  zu  Folge  wird  also  der  grössere  Theil  des  Wolff'&chtn  Körpers  aller- 
dings wieder  resorbirt,  aber  die  vordere  Parthie  desselben  bildet  sich  zum  Nebenhoden  um, 
und  tritt  also  in  Verbindung  mit  den  Hodenkanälchen.  Diess  bei  Untersuchung  von  Schlangen 
neuerdings  gewonnene  Resultat  glaubt  Rathke  indessen  auch  auf  andere  Chöhere)  Wirbelthiere 
beziehen,  und  zur  Bekräftigung  seiner  früheren  Angaben  benutzen  zu  können. 

Als  entschiedenster  Gegner  einer  solchen  Beziehung  zwischen  den  Jf'olff'schen  Körpern  und 
Nebenhoden  ist  dagegen  J.  Müller  aufgetreten.  Zwar  hatte  derselbe  die  Umwandlung  des  Aus- 
führungsganges der  Primordialnieren  in  das  vas  deferens  schon  zu  einer  Zeit  behauptet"),  wo 
Rathke  selbst  hierüber  anders  dachte  ;  aber  gegen  eine  Verwendung  des  7/o/^'schen  Körpers  zur 
Bildung  des  Nebenhoden  prolestirt  er  fast  auf  jeder  Seite  der  angeführten  Schrift.  Namentlich 
bei  den  Vögeln  glaubt  Miillcr  (§.  37)  am  vollständigsten  sich  davon  überzeugt  zu  haben,  dass  der 
Ausführungsgang  des  ff'ol ff' sehen  Körpers  mittelbar  auch  vom  Hoden  herabgehe,  und  dass,  je 
mehr  der  /ro/^'sche  Körper  selbst  schwinde,  um  so  inniger  auch  sein  Ausführungsgang  mit  dem 
Hoden  durch  vasa  efferentia  sich  verbinde.  Diese  letzteren  sollen  aber  neue  und  eigenthümliche 
Gefässe  sein,  und  der  Nebenhode,  der  aus  ihnen  hervorgeht,  sei  demnach  nicht  ein  Rest  des 
Wolff'schen  Körpers,  sondern  eine  neue  selbstständige  Bildung.  Aehnliches  wird  auch  von  den 
Säugethieren  behauptet  ^)  :  die  Verbindung  zwischen  dem  Ausführungsgang  des  Tf'olff"'schen  Körpers, 
als  dem  späteren  ausführenden  Geschlechtstheil,  und  dem  Hoden  soll  (§.  72u.  78)  durch  neue  Sub- 
stanzentwickeluug  herbeigeführt  werden,  und  die  Blinddärrachen  des  ersteren  sollen  sich  also  nicht 
in  den  Nebenhoden  umwandeln.  Es  dringen  also  nach  Müller  die  vasa  efferenlia  testis  in  den 
fFo/jf'schen  Körper  ein  (§.  55),  sind  aber  von  den  Blinddärmchen  des  letzteren  wohl  zu  unter- 
scheiden,   gehen  nicht  in  sie  über,    sondern  nur  in  die  Zwischenräume  zwischen    denselben.     Der 


1)  Entwickelungsgescliichle  der  Natter,  Königsberg  1939,  pag.  154  u.  210. 

2)  Entwickeliingsgeschichte  der  Genitalien,  Düsseldorf  1830,  §§.  34,  35,  36  u.  a.  ' 

3)  Ebendaselbst  §.  64  pag.  35:  die   Wolff'schen   Körper  verkümmern  bis   auf  den   letzten   Rest,   sie   bleiben 
bei  der  Verthciliing  der  Organe  „ganz  übrig". 


67 

wirkliche  üebergang  derselben  in  den  Ausfühningsgaiig  des  Wolff'scheii  Körpers  erfolgt  erst  später, 
wenn  dieser  letztere  selbst  sich  ausserordentlich  verkleinert  hat ;  es  sollen  sich  die  gelben  Blind- 
därmchen des  Jf'otff' sehen  Körpers  aufs  Bestimmteste  von  den  weissen  Kanälen  des  Nebenhoden 
unterscheiden  lassen  (§.  78).  —  Ob  die  Unterscheidung  der  vasa  eiferentia  testis  in  der  Substanz 
der  Primordialniere,  in  deren  Inneres  sie  eintreten  sollen,  mit  zweifelloser  Gewissheit  möglich  sei, 
wollen  wir  dahin  gestellt  sein  lassen.  Aber  da  auch  Müller  selbst  zu  derjenigen  Periode,  in  wel- 
cher dieselben  neben  den  eigenen  Blinddärmchen  der  Urniere  liegen  sollen,  doch  nicht  „bestimm- 
test neben  einander"  (§.  55)  beide  diese  Reihen  von  Kanälchen  in  den  Ausführungsgang  des  Jf'olff''- 
schen  Körpers  übergehen  sah,  so  ist  die  Vermuthung  wohl  gerechtfertigt,  dass  die  vasa  eflerentia 
testis  nicht  unmittelbar,  sondern  mittelbar  durch  die  Rölirchen  des  Jf'olff'sc\\en  Körpers  in  das 
vas  defereus  übergehen.  Der  nach  der  Vorstellung  von  Müller  über  das  Zustandekommen  dieser 
Verbindung  erforderliche  Proccss  reicht  auch  zur  Erklärung  der  zweiten  Ansicht  aus.  Denn  wenn 
die  Hoden  nach  Müller^  im  Gegensatz  von  Rathice,  nicht  aus  einer  Fortsetzung  tmd  Metamorphose 
der  Blinddärmchen  des  If olff"'sc]ien  Körpers  hervorgehen,  so  müssen  sie  im  späteren  Verlauf 
mit  dem  Ausführungsgange  des  letzteren  in  Anastomose  treten;  und  nicht  mehr  braucht  ja  auch 
zu  geschehen,  um  eine  Verbindung  mit  den  Blinddärmchen  selbst  herzustellen.  Mir  scheint  aus 
Miiller''s  Angaben  nocli  keinesweges  mit  iVothwendigkeit  zu  folgen,  dass  die  letztere  Art  der 
Anastomose  niclit  Statt  habe  oder  gar  unmöglich  sei.  üass  der  selbst  nach  dem  Auskriechen 
der  Vogelerabryonen  aus  dem  Ei  bei  den  Männchen  vorhandene  Rest  des  Jf'otff''scheH  Körpers  nur 
ein  ,,falcsher  Anschein"  des  Nebenhoden  sei,  möchte  daher  wohl  noch  bestritten  werden  können, 
während  andererseits  die  Behauptung  vielleicht  zu  rechtfertigen  wäre,  dass  die  vom  Ifolff' sehen 
Körper  abweichende  Form,  unter  welcher  der  Nebenhode  später  auftritt,  keinesweges  nothwendiger 
Weise  einer  vom  Schwinden  und  Verkümmern  der  Jf olff''schen  Körper  ganz  unabhängigen 
Metamorphose  der  vasa  eiferentia  testis  zuzuschreiben  sei,  sondern  dass  beide,  jenes  Schwinden 
und  diese  iMetamorphose,  in  der  engsten  Verbindung  und  Beziehung  stehen. 

Ich  kann  demnach  nicht  verhehlen,  dass  ich  bei  der  Differenz,  die  sich  in  Betreif  der  Ent- 
stehung des  Nebenhoden  zwischen  den  genannten  beiden  Autoritäten  erhoben  hat,  der  von  Rathke 
ausgegangenen  Ansicht  beitreten  muss.  Zum  Beweise  jedoch,  dass  ich  hierbei  nicht  blos  auf  Ver- 
niuthungen  und  Voraussetzungen  mich  stütze,  sondern  in  dem  Urtheil  über  diese  Controverse, 
auch  auf  eigene  —  im  Verhältuiss  zu  den  erwähnten  beiden  Vorgängern  freilich  gar  wenig  umfas- 
sende —  Erfahrungen  mich  berufen  kann,  mögen  hier  einige  aus  eigenen  Untersuchungen  hervor- 
gegangene Bemerkungen  über  die  Entwickelung  der  Geschlechtstheile  Platz  finden. 

§.  i8.  Unter  zahlreichen  Exemplaren  von  Lacerta  agilis  und  crocea,  die  mir  im  vorigen 
Sommer  auf  meine  desfallsige  Anordnung  zugetragen  wurden,  fanden  sich  auch  eine  Menge  träch- 
tiger Weibchen  aus  den  verschiedensten  Zeiten  der  Gestalion,  so  dass  ich  Gelegenheit  hatte 
Embryonen  von  kaum  V2  Zoll  Länge  bis  zur  vollkommenen  Reife  in  fortlaufender  Reihe  zu  unter- 
suchen. Denn  Lacerta  agilis  legt  hier  bei  Dorpat  —  so  weit  meine  hierbei  gesammelten  Erfahrungen 
reichen  —  nicht  Eier,  die,  wie  Ernmert  und  Hochstetter  in  Bern  fanden,  im  Sande  dem  Einfluis 
der  Sonnenwärme  ausgesetzt  bleiben,  ehe  die  Jungen  aus  ihnen  hervorschlüpfen  '),  sondern  sie 
gebiert  lebendige  Junge  von  1  "2  —  l'^  Zoll  Länge,  die  nur  in  der  Grösse  und  Färbung  der 
Oberfläche  von  dem  erwachsenen  Thier  verschieden  sind,  im  inneren  Bau  keinen  bemerkenswerthen 


I)    RcHs  Archiv  Bd.  X.  pag.  85. 


68 

Unterschied  von  demselben  darbieten.  In  diesem  Zustande  habe  ich  sie  zuweilen  selbst  aus  dem 
Leibe  der  Mutter  herausgeschnitten  ;  doch  beherbergt  letztere  sie  nicht  immer  bis  zu  dieser  vor- 
gerückten Periode,  sie  werden  zuweilen  schon  früher  nach  aussen  abgesetzt,  nie  aber  als  Eier, 
sondern  immer  als  vollkommen  individualisirte  Wesen,  ausgerüstet  mit  allen  dem  erwachsenen 
Thiere  zukommenden  Organen,  und  daher  auch  befähigt  mit  der  Aussenwelt  sogleich  in  unmittel- 
bare Wechselwirkung  zu  treten. 

Die  jüngsten  Eidechsen,  die  ich  zu  untersuchen  Gelegenlieit  liatte,  maassen  in  ihrem  Rumpfe 
ffe''en  6  Linien.  Hier  nehmen  die  Jf'olff'schcn  Körper  die  ganze  Länge  der  Kumpfhöhle  ein,  in- 
dem sie  zu  beiden  Seiten  neben  der  Wirbelsäule  liegen,  aus  queerliegenden  parallelen  Blinddärm- 
chen bestehen,  und  an  dem  äusseren  sowohl  als  inneren  Rande  ihrer  langgestreckten  und  von 
vorn  nach  hinten  plattgedrückten  Masse  von  einem  regelmässigen  Saum  eingefasst  werden.  Der  an 
dem  inneren  Rande  liogende  Saum  erwies  sich  bei  Untersuchung  frischer  Embryonen  durch  seinen 
Inhalt  als  Blutgefäss,  das  weiter  nach  vorn  in  die  Leber  eintritt;  der  äussere  Saum  ist  nichts 
anderes  als  der  Ausführungsgaug  des  If'olf  sehen  Körpers  selbst.  Dieser  reicht  hocli  hinauf  bis 
in  die  Gegend  hinter  dem  Herzen.  Mit  dem  ferneren  Wachsthum  des  Rumpfes  in  die  Länge 
halten  jedoch  die  Tf'olff'schen  Körper  nicht  gleichen  Schritt,  denn  bei  wenig  älteren  Embryonen 
sind  sie  sclion  beträchtlich  gegen  das  hintere  Körperende  zurückgetreten.  Gleichzeitig  hiermit,  ja 
als  Ursache  des  Zurückweichens  der  genannten  Organe,  keimen  indessen  aus  ihnen  zwei  neue 
Paare  von  Organen  hervor.  Etwa  in  gleicher  Höhe  mit  dem  unteren  Rande  der  Leber  erscheinen 
an  der  vorderen  Fläche  und  dem  inneren  Rande  der  ff'offf^schen  Körper,  jedoch  vollständig  von' 
ihnen  abgesetzt,  und  nur  durcli  ein  überaus  feines  Häntchen,  ein  Gekröse,  mit  ihnen  verbunden 
ein  Paar  feine  kaum  steckiiadelkopfgrosse  Organe,  die  späteren  Hoden  oder  Eierstöcke;  während 
gegen  das  untere  Ende  der  Jfolff"schen  Körper,  und  zwar  von  ihrer  hinteren  Seite,  ein  Paar  andere 
Organe  hervorsprossen,  die  nicht  so  deutlich  von  ihnen  abgesetzt  sind,  sondern  namentlich  gegen 
das  Schwanzende  des  Körpers  liin  mit  denselben  verschmelzen  ;  diess  sind  die  bleibenden  Nieren. 
Auch  in  dieser  Periode  ist  an  den  inneren  Thcilen  das  verschiedene  Gescliiecht  noch  gar  nicht  zu 
erkennen,  doch  macht  die  nun  schon  stark  hervortretende  doppelte  Ruthe  der  Männchen  die  l'nterschei- 
dung  der  Geschlechter  sehr  leicht.  Von  hier  an  schreitet  dann  aber  die  Metamorphose  der  inneren 
Geschlechtstheiie  rasch  vorwärts.  Während  bei  den  Männchen  die  Anlagen  der  Hoden  sich  immer 
weiter  entwickeln  und  an  Grösse  zunehmen,  erlangen  diese  Organe  ein  beträchtliches  Uebergewicht 
über  die  Wo/^'schen  Körper,  die,  ohne  wesentlich  verkleinert  zu  werden,  doch  im  Verhältniss 
zu  jenen  verkümmert  und  verschrumpft  erscheinen.  Und  diess  Verhältniss  bleibt  nun  auch  ferner- 
hin unverändert  dasselbe  :  die  Jf'olff'schea  Körper  der  männlichen  Eidechsenembryonen  verschwinden 
auch  bei  fernerer  Entwickelung  nicht,  vielmehr  geht  aus  ihnen  jederseits  der  keulenförmige 
Nebenhode  hervor. 

Die  inneren  männlichen  Geschlechtstheiie  der  Eidechsen  stellen  sicli  nämlicl!  im  vollkommen 
ausgebildeten  Zustande  folgendermaassen  dar.  Bei  ausgewachsenen  Thieren ,  welche  von  der  Schnauze 
bis  zur  Schwanzspitze  .">  -  6  Zoll  messen,  sind  die  wenig  plattgedrückten  oblongen  Hoden  gewöhnlich 
gegen  3'"  lang,  2'"  breit  und  1'"  dick,  liegen  mit  ihrem  grössten  Durchmesser  in  der  Längenachse 
des  Körpers,  werden  von  einander  getrennt  durch  die  zwischen  ihnen  licrablaufenden  Darniwindungen, 
u'nd  in  ihrer  Lage  erhalten  durch  ein  Gekröse,  das  von  der  ganzen  Länge  des  oberen  Randes  des 
Hoden  ausgehend  und  den  IVebenhoden  ebenfalls  umhüllend,  an  die  hintere  Leibeswand  tritt,  wo 
seine  beiden  Platten  sich  von  einander  entfernen,  um  in  den  Peritonealüberzug  der  Unterleibswand 


69 

selbst  oder  verschiedener  Uiiterleibsorgaiie  überzugehen.  In  diesem  Hodeiigekröse  verlaufen  in 
queerer  Richtung  Blutgefässe  und  Driisenkanäle ;  erstere  sind  die  aus  der  Aorta  direct  herkom- 
menden Hodenarterien,  gewöhnlicli  ein  Haiiptstamm ,  der  zugleicit  dem  vorderen  breiteren  Tlieile 
des  Nebenhoden  Blut  zuführt,  und  ferner  die  weit  stärkeren  Venen ,  3 — 4  an  der  Zahl ,  die  jeder- 
seits  in  einen  vom  inneren  IN'ierenrande  heraufsteigenden  tind  an  der  inneren  Seite  des  Nebenhoden 
anliegenden  Stamm  eintreten,  der  mit  dem  der  anderen  Seite  verbunden  die  \intere  Holilvene  bildet. 
Die  vasa  effereatia  testis  sind  gewöhnlich  doppelt  vorhanden,  zuweilen  aber  aucli  als  einfacher 
gabelförmig  gespaltener  Stamm;  nur  ausnahmsweise  finden  sich  drei  Ausführungsgänge  QRathke, 
Beiträge,  III.  §.  58).  Dieselben  treten  jederseits  in  ein  keulenförmiges  Organ  ein,  das  in  der 
Längenachse  des  Körpers  liegt,  mit  seinem  breiteren  Ende  nach  vorn  gewendet  ist,  von  dem  Hoden 
so  gedeckt  wird ,  dass  nur  eine  kleine  Parthie  hinter  dem  äusseren  Hodenraiide  zum  Vorschein 
kommt,  mit  dem  nach  hinten  gerichteten,  mehr  und  mehr  sich  verschniiileniden  Ende  an  der 
vorderen  Fläche  der  Niere  liegt,  und  bis  zu  der  Mitte  ihrer  Länge  liinabreicht ,  wo  es  in  die  an 
der  vorderen  Nierenfläche  herabgehende  Kloake  tritt.  Die  vasa  offerentia  testis  verbinden  sicli  mit 
der  inneren  Seite  des  vorderen  kolbigcn  Endes  dieses  Organs ,  nnd  die  Verbindung  wird  bezeichnet 
durch  eine  Anhäufung  derselben  gelben  und  körnigen  Masse ,  die  bei  den  liatrachiern  als  Neben- 
niere gedeutet  ist ,  und  auf  deren  Fettnatur  sclion  oben  hingewiesen  wurde.  Jenes  kolbige  Organ 
zeigt  sich  schon  unter  der  Lupe  als  eine  Znsammenhäufung  mantiichfaltig  durch  einander  geschlun- 
gener Kanäle,  die  nach  vorn  dicht  an  einander  gedrängt  liegen ,  nach  hinten  sich  mehr  und  mehr  von 
einander  entfernen  und  einen  korkzielicrartigen  Verlauf  machen.  Die  durchsclieinendc  Bindesub- 
stanz zwischen  diesen  Windungen  und  ringsum  dieselben  ist  in  sehr  reichlicher  Menge  vorhanden, 
und  auch  schon  von  Rathke  als  gallertartiger  Stoff"  bezeichnet.  An  der  inneren  Seite  wird  über- 
diess  dieses  Organ  von  einem  venösen  Gefäss  wie  von  einem  Saume  eingefasst ;  dasselbe  ist  auf 
der  rechten  Körperseite  regelmässig  weit  stärker  und  setzt  sich  in  geradeanfsteigender  Richtung 
zur  Leber  fort,  während  das  entsprechende  Gefäss  der  linken  Seite  schwächer  ist,  und  am  vor- 
deren Ende  des  Nebenhoden  queer  hinübergeht  auf  die  andere  Körperseite,  um  sich  mit  dem 
ersteren  zu  verbinden.  —  Mit  Rücksicht  auf  das  bei  den  Batrachiern  Beobaclitete  lag  die  Ver- 
muthung  nahe,  dass  auch  diess  kolbenförmige  Organ  ein  Theil  der  Niere  sei;  indessen  sprach 
hiegegen  die  völlige  Abwesenheit  Malpighf sc\\cr  Körperchen.  Ohne  Zweifei  ist  dalier  mit  vollem 
Recht  diess  Organ  in  seinem  vorderen  breiteren  Theil  als  Nebenhode  betrachtet  worden,  während  das 
hintere  schraubenförmig  gewundene  Ende  das  vas  deferens  darstellt.  Von  einer  ähnlichen  Trennung 
zwischen  Nebenhoden  und  Saamenleiter,  wie  sie  Rathke  (Beiträge  111.  tab.  II.  fig.  21)  wenigstens 
auf  der  einen  Seite  des  "von  ihm  untersuchten  halb  ausgewachsenen  Thieres  darstellt,  habe  ich 
auf  keiner  der  verschiedenen  von  mir  beobachteten  Altersstufen  etwas  bemerken  können. 

Dieser  keulenförmig  gestaltete  Nebenhode  ist  es  nun,  der  unmittelbar  aus  dem  Ilolff' schtn 
Körper  hervorgeht;  hiermit  stimmt  überein,  dass  an  der  inneren  Seite  beider  dieser  Tlieilc  ein 
grosses  venöses  Gefäss  liegt,  dass  ferner  von  dem  vorderen  Ende  und  der  äusseren  Seite  des 
Nebenhoden  ein  bandartiger  Faden  nach  aufwärts  geht,  in  dem  auf  dem  Wege  der  Injection  eine 
feine  Arterie  nachgewiesen  werden  kann  ;  denn  dieser  Faden  darf  ohne  Zweifel  als  Rest  des 
ehemaligen  Ausführungsganges  des  Uo/ff''schen  Körpers  angesehen  werden.  Bei  diesem  Cebergang 
des  Embrjonalorgans  in  den  Nebenhoden  rauss  natürlicher  Weise  auch  mauche  Veränderung  in 
seinem  inneren  Bau  Statt  finden  :  namentlich  müssen  die  Blinddärmchen  desselben  mit  einander  in 
Verbindung    treten,    und   ihren  regelmässig  parallelen  Lauf   aufgeben.     Au   der  Möglichkeit   solcher 


70 

Veräiideriiiigen  im  Iiinerii  eines  Organs  während  seiner  Entwickelung  darf  wohl  kaum  gezweifelt 
werden;  was  hier  von  den  Wolff'schen  Körpern  vorausgesetzt  wird,  findet  erwiesener  Maassen  in 
andern  Organen  in  ungleich  höherem  Grade  Statt,  und  von  diesem  Grunde  aus  wird  die  Umwand- 
lung des  Wolff''schei\  Körpers  in  den  Nebenhoden  kaum  bestritten  werden  dürfen  ').  Ich  kann 
daher  nicht  umhin,  die  auf  vielfach  wiederliolte  Untersuchung  von  Eidechsenembryonen  gestützte 
Ueberzeugung  auszusprechen,  dass  bei  den  männlichen  Individuen  derselben  von  dem  Wolff'schen 
Körper  zwar  der  Ausführnngsgang  verkümmert  und  bis  auf  einen  geringen  Rest  verschwindet,  die 
eigentliche  Masse  jenes  Organs  aber  unmittelbar  in  den  spätem  Nebenhoden  umgewandelt  wird. 
—  Anders  verliält  es  sich  bei  den  weiblichen  Eidechsen;  bis  zu  derjenigen  Periode,  wo  die. 
keimbereitenden  Geschlechtstheilc  und  die  bleibenden  Nieren  in  der  Nähe  der  Primordialnieren 
auftreten,  ist  kein  Unterschied  von  den  männlichen  Individuen  wahrzunehmen.  Bei  weiterem  Wachs- 
thum  der  Ovarien  jedoch  gehen  auch  Umwandlungen  in  den  ff  olff"schen  Körpern  vor  sich.  Der 
Ausführungsgang,  der  anfänglich  der  übrigen  Substanz  dieses  Organs  unmittelbar  anlag,  löst  sich 
von  demselben,  tritt  nach  aussen  und  verfolgt  nun  seinen  eigenen  Entwickelungsgang.  Während 
nämlich  die  Urniere  selbst  mehr  und  mehr  zurücktritt,  und  endlich  ganz  und  spurlos  verscliwindet, 
nimmt  der  Ausführungsgang  derselben  an  Breite  sowohl  als  an  Länge  zu,  in  letzterer  Dimension 
selbst  stärker  als  der  Rumpf  der  Eidechse  selbst,  und  muss  in  Folge  davon  einen  gewundenen' 
Verlauf  machen;  mit  einem  Worte,  er  wird  zum  Eierleiter.  Wenn  Müller")  ein  Verhältniss  der 
Eierleiter  zu  den  Wo/^'schen  Körpern  bei  den  Eidechsen  gänzlich  leugnet,  so  liegt  diess  vielleicht 
daran,  dass  der  einzige  von  ihm  untersuchte  Embrjo  schon  einer  späteren  Periode  aiigehörte,  uiid 
jene  allmählige  Lösung  des  Ausführungsganges  der  Drüse  selbst  daher  nicht  mehr  beobachtet  wer- 
den konnte.  Meiner  auf  die  mitgetheilten  Erfahrungen  gestützten  Ueberzeugung  nach  werden 
demnach  die  Wolff'schen  Körper  der  Eideclisen  bei  beiden  Geschlechtern  in  die  keim  lei  tend  en 
Organe  umgewandelt:  bei  den  Männchen  in  den  Nebenhoden  und  das  vas  deferens,  bei  den  W^eib- 
chen  in  die  Oviductc  ;  mit  dem  Unterschiede  jedoch,  dass  zu  ersterer  Umbildung  nur  der  Jf'olff'sehe 
Körper  selbst,  zu  letzterer  dagegen  nur  sein  Ausführungsgang  verwendet  wird,  und  dass  im  ersteren 
Fall  von  dem  Ausführungsgang  doch  einige  Spuren  zurückbleiben,  während  im  zweiten  die  drüsige 
Substanz  selbst  durchaus  und  spurlos  verschwindet. 

§.  49.  Indem  ich  nach  dieser  Abschweifung  zu  dem  eigentlichen  Gegenstande  der  oben 
begonnenen  Erörterung  zurückkehre,  muss  ich  demnach  wiederholen,  dass  bei  den  Fischen  die 
jrolff'schen  Körper  oder  Primordialnieren  zu  den  bleibenden  Nieren  werden,  während  bei  hölieren 
Thieren,  den  bcscliuppten  Amphibien,  Vögeln  und  Säugern,  jene  Embrjonalorgane  zu  einem  grös- 
seren oder  kleineren  Theil  verschwinden ,  so  dass  nur  der  Rest  derselben  bei  den  männliclien 
Individuen  zur  Bildung  der  Nebenlioden  und  des  vas  deferens  verwendet  wird.  Zwischen  diese 
scheinbar  so  heterogenen  Schicksale ,  denen  die  ff  o/ff'sclicn  Körper  bei  verschiedenen  Thierclassen 
entgegengehen,  würde  die  Bestimmung  derselben  bei  den  nackten  Amphibien  als  vermittelndes  Glied 
eingreifen,  wenn  sie  nämlich  zur  Bildung  derjenigen  Parlhie  derselben  verwendet  werden  sollten, 
deren  Bedeutung  im  Vorhergegangenen  als  die  „der  Niere  und  des  Nebenhoden  zugleich"  bezeich- 
net wurde. 


1)  Müller,  Entwickeliingsgeschichle  der  Genitalien,  pag.  17,  §.   12  und  pag.  6"2,  §.  77. 

2)  Ebendaseihst  pag.  19,  §.  14. 


71 

Es  entgeht  mir  nicht,  dass  dieser  Vermuthung,  selbst  wenn  sie  eben  nur  als  Vermuthung 
ausgesprochen  wird,  doch  manclierlei  Bedenicen  und  Schwierigkeiten  entgegenstellen.  Die  7ro/^''schen 
Körper  der  Batrachier,  die  bis  dahin  durchaus  vermisst  und  ganz  vergeblich  gesuclit  worden  waren, 
wurden  zuerst  von  Müller  ^)  erkannt  und  als  solche  bestimmt;  aber  nicht  allein  Müller,  sondern 
auch  spätere  Beobachter  haben  sich  übereinstimmend  dahin  erklärt,  dass  die  Geschlechtstheile 
weit  entfernt  von  jenen  Körpern  und  durchaus  unabhängig  von  denselben  sich  bilden.  Ich  könnte 
freilicli  gegen  diese  der  oben  geäusserten  Meinung  geradezu  entgegenstehende  Angabe  das  anführen, 
dass  die  Deutung  der  fraglichen  Organe  als  //  olff"'sche  Körper  nach  der  bisherigen  Charakteristik 
derselben  doch  noch  in  Zweifel  gezogen  werden  könnte.  Selbst  Müller  findet  es  „sonderbar", 
dass  dieselben  bei  den  Batrachiern  hoch  im  obersten  Tlieil  der  Rumpfhöhle  liegen.  Als  Abwei- 
chung von  ihrer  sonstigen  Beschaffenheit  wäre  auch  anzuführen,  dass  sie  in  dieser  Thierclasse  aus 
einer  geringen  Zahl  kurzer  röhriger  Blinddärmchen  bestehen,  die  nach  allen  Richtungen  aus  einan- 
der fahren,  während  diese  Röhrchen  sonst  parallel  neben  einander  und  nach  der  Queerachse  des 
Körpers  gelagert  sind;  ja  man  könnte  sich  endlich  darauf  berufen,  dass  /.V/V")  sogar  den  Aus- 
spruch thut,  die  Primordiainieren  der  Batrachier  würden  nur  deshalb  so  genannt,  weil  man  ihnen 
keine  andere  Deutung  zu  geben  wisse ;  denn  sie  wichen  in  vieler  Hinsicht  von  denselben  Theilen 
in  andern  Thieren  selir  ab.  Doch  stellt  sich  gegenwärtig  diese  Sache  anders ;  es  kann  nunmehr 
kein  Zweifel  darüber  obwalten ,  dass  die  von  Müller  so  genannten  ff'olff''sclien  Körper  der  Batrachier 
diess  auch  in  der  That  sind.  Einmai  nämlich  hat  Reichert^)  dargethan,  dass  die  erste  Anlage 
der  Wo/^'schen  Körper  in  der  Froschlarve  ebenfalls  fast  über  die  ganze  Länge  des  Rumpfs  sich 
erstreckt,  und  dann  muss  die  oben  mitgetheilte  Erfahrung,  dass  auch  im  späteren  verkleinerten 
Zustande  diese  Organe  mit  einem  grossen  Mfl/^/gÄi'schen  Körper  versehen  sind,  jedes  fernere 
Bedenken  über  ihre  Natur  niederschlagen. 

Sonach  mUsste  also  die  Angabe  festgehalten  werden,  dass  die  Anlagen  zu  den  inneren  Ge- 
schlechtstlieilen  der  Batrachier  weit  entfernt  von  den  Jf'olß"' sehen  Körpern  derselben  auftreten , 
und  auch  in  ihrer  ferneren  Entwickelung  gänzlicli  unabhängig  von  letzteren  fortschreiten.  So 
bedenklicli  es  nun  auch  bei  der  Autorität,  von  der  jene  Angabe  ausgegangen  ist,  erscheinen  mag, 
derselben  entgegentreten  zu  wollen,  namentlich  wenn  solcher  Widerspruch  nicht  auf  eigenen  Erfah- 
rungen, sondern  nur  auf  Voraussetzungen  beruht,  so  kann  ich  doch  nicht  umhin,  Zweifel  darüber 
zu  äussern,  dass  wir  im  Bisherigen  über  jenes  Verhältniss  mit  hinrcicliender  Vollständigkeit  und 
Sicherheit  berichtet  seien.  Wie  sich  die  Nieren,  die  neben  dem  Ausführungsgange  des  Jf'olff^- 
Bchen  Körpers  auftreten,  zu  letzterem  verhalten,  ob  ein  gesonderter  Ausführungsgang  der  Niere 
entstehe,  oder  ob  nicht  etwa  der  entsprechende  Theil  des  Jf'olff'schen  Körpers  diese  Function 
übernehme,  möchte  eine  auf  den  hier  behandelten  Gegenstand  cinflussreiche  und  der  näheren 
Prüfung  nicht  unwürdige  Frage  sein  ;  und  dass  die  weit  später  erst  auftretenden  inneren  Geschlechts- 
theile in  ihrer  Entstehungsweise  nicht  richtig  erkannt  sein  können,  das  dürfte  nach  dem  im  zweiten 
Abschnitt  dieser  Schrift  mitgetheilten  Erfalirungeu  wohl  mit  Bestimmtheit  behauptet  werden.  Wenn- 
gleich ich  nun  auch  über  diese  Angelegenheit  manche  gelegentliche  Beobachtungen  gemacht  habe, 
so  sind  dieselben  doch  noch  viel    zu   lückenhaft,    um   mir   irgend    einen   entsclieidenden  Ausspruch 


1)  M'ckels  Archiv  1829,  pag.  65  u.  ff. 

2)  lieber  Entwickelungsgescliiclite  der  Thiere,  Hand  II.  pag.  294. 

3)  Entwickelungsleken  im  Wirbeltliierreich,  Berlin  1840,  pag.  26. 


72 

darüber  erlauben  zu  können.  Vorläufig  kann  ich  daher  nur  die  Prüfung  der  oben  ausgesprochenen 
Vermuthung  den  Faeligenossen  an's  Herz  legen,  nicht  als  ob  ich  meinte  oder  gar  sicher  wäre, 
dass  sie  sicli  jedenfalls  bestätigen  werde,  sondern  weil  ich  der  Ueberzeugung  bin,  dass  anscheinend 
begründete  Zweifel  an  der  Richtigkeit  allgemein  geltender  Ansichten  in  keinem  Fall  unerwünscht 
sind,  indem  sie,  auch  wenn  sie  als  unberechtigt  zurückgewiesen  werden  sollten,  eben  dadurch  der 
Befestigung  schon  früher  erkannter  Wahrheiten  förderlich  werden  müssen. 

§.  50.  Inwiefern  das  im  Obigen  geschilderte  Verhältniss  zwischen  den  Hoden  und  Nieren 
der  nackten  .Amphibien  durch  den  Entwickelungsgang  dieser  Organe  in  einem  Individuum  dieser 
Classe  verständlich  werde,  diess  zu  bestimmen,  müssen  wir  demnach  künftigen  Untersuchungen  über- 
lassen. Eine  andere  Frage  ist  jedoch  die,  ob  nicht  in  der  Reihe  der  Thiere  vermittelnde  Stufen 
zwischen  dieser  Bildung  bei  den  Batrachiern  und  den  Verhältnissen  der  betreffenden  Organe  bei 
Iiöheren  Thieren  zu  finden  seien.  In  der  That  hat  nun  auch  schon  längst  Rathke  ')  auf  dergleichen 
Verhältnisse  bei  mehreren  Fischen  aufmerksam  gemacht.  Er  fand,  dass  beim  Stör,  nachdem  Bär 
über  den  Ausgang  des  Saamens  bei  diesem  Thiere  zweifelhaft  geblieben  war^J,  der  Saamenleiter 
nach  hinten  nicht  über  den  Hoden  hinausreiche,  sondern  hier  blind  endige;  dass  dagegen  der 
hintere  Theil  des  Hoden  an  dem  inneren  Rande  des  Harnleiters  anliege,  und  durch  ein  schmales 
Haltungsband  mit  demselben  verbunden  sei,  so  dass  sich  über  den  Austritt  des  Saamens  nicht  gut 
eine  andere  Meinung  fassen  lasse,  als  dass  er  durch  Queergeiasse  aus  dem  hinteren  Theil  des 
Saamenleiters  in  den  Harnleiter  oder  gar  in  die  Nieren  selbst  übergehe  (a.  a.  0.  III.  pag.  16). 
Und  bei  dem  Hausen  will  Rathke  „deutlich  genug"  Queergefässe  in  Menge  vorgefunden  haben, 
die  alle  durch  das  Band  des  Hoden  in  den  Harnleiter  übergingen.  Künstliche  Injectionen  dieser 
Gänge  wurden  freilich  niclit  vorgenommen,  doch  wurden  sie  z\ir  Laichzeit  untersucht.  Leider 
hat  Rathke  bei  einer  späteren  Gelegenheit  verschiedene  Störarten  im  frischen  Zustande  zu  unter- 
suchen, den  Wegen,  auf  welchen  der  Saamen  aus  dem  Hoden  entfernt  wird,  seine  besondere 
Aufmerksamkeit  nicht  zuwenden  können*).  Bekanntlich  hat  Rathke  aber  ferner  noch  die  inter- 
essante Beobachtung  gemacht,  dass  auch  bei  weiblichen  Stören  die  Eier  durch  einen  eigenthümlichen 
trichterförmigen  Kanal  in  den  Harnleiter  gelangen,  und  in  und  durch  diesen  nach  aussen  geführt 
werden;  und  wenngleich  nach  den  Erfahrungen  MüUer's^')  die  Oeffnung  dieses  Trichters  in  den 
Harnleiter  keinesweges  beständig  ist,  so  ist  sie  doch  mit  Siclierheit  gesehen  worden,  so  dass  auch 
Müller  ein  zeitweiliges  Oeffnen  dieser  Kanäle  in  den  Harnleiter  durch  Dehiscenz  zur  Zeit  des 
Abganges  der  Eier  für  wahrscheinlich  hält.  Ich  selbst  habe  zu  eigenen  Untersuchungen  dieser 
Thiere  keine  Gelegenheit  finden  können,  so  wenig  als  mir  anderweitige  hierhergehörige  Erfahrungen 
an  den  genannten  oder  andern  Fischen  bekannt  geworden  sind. 


1)  Beiträge,  Theil  II.  pag.  129. 

2)  Bericht  über  die  anatomische  Anstalt  in  Königsberg,  1819,  pag.  40. 
3>  Müller' s  Archiv  1836,  pag.  177. 

4)  Anatflmie  der  Myxinen,  Schliissheft  1845,  pag.  7. 


Erklärung  der  Abbildunc/en. 

Flg.  I.     Gesclileclits-  iiiid  Harnwerkzeuge  eines  Mäimcheii  von  raiia  temporaria,  der  linken  Körper- 
seite   entüomnien,    so  jedocli,    dass    der  Ilode  iiacli   reclits  oder  gegen  die  Mittellinie  des 
Körpers  zurückgelegt  ist,  zwei  Mal  vergrössert. 
a.  Ilode.  —  b.  Fettkörper.  —  c.  vasa  efferentia  tcstis  in   dem  Hodengekröse  eingebettet. 
(i.  am  inneren  Nierenrande  gelegener  Gang,  in  weichen  einerseits  die  Saamengiinge  einmünden, 
wälirend  andererseits  aus  demselben  die  Nicrenkanälclien  hervorgehen;  letztere  sind  hier 
nicht  eigends  dargestellt, 
e.  Niere,  an  deren  iiusserem  Rande 

/.  der  als  Ureter  nnd  vas  deferens  zugleicli  fungirende  Kanal  verläuft. 
p.   Saaraenblase.  .  ,  ,  x       -,. 

h.  Fortsetzung  des    gemeinsaraea   Ausführungsganges    zur  Kloake,    von    wo   aus    die   Iiijcction 
gewöhnlich  gemacht  wurde. 
Fig.   II.     Geschlechts-  und  Harnwerkzeuge  eines  Männchen  von  Bufo  agua,  aus  der  linken  Körper- 
seite, ^-4  und  B  in  natürlicher  Grösse,  C  und  D  bei  etwa  dreimaliger  .Vergrösserung. 
/^.  a.  Ilode;  h.  accessorisclies  männliches  Geschlechtsorgan;  e.  Niere;    k.  nahe  dem  äusseren 
Nierenrande    herablaufender    Strang,    der    nacli    unten  die  Anschwellung   g    bildet,    und 
endlich   mit  dem  als  Ureter  und  vas  deferens  zugleich  fungirenden  Kanal  f  verschmilzt. 

B.  liier  ist  der  untere  Iland  des  Hoden  zurückgebogen,    um  zu  zeigen,   wie  von  dessen  liin- 

terer  Fläche  das  accessorische  Organ  seinen  Anfang  nimmt. 

C.  u.  D.  sind  Ansichten  der  in  ^4  mit   g   bezeichneten  Stelle. 

Fig.    HI.     Innere    Oberfläche    des  accessorischen    männlichen  Geschlechtsorgans  von  ßufo  agua  bei 

110  maliger  Linearvergrösserung  und  durchfallendem  Lichte  gezeichnet. 
Fr'g.  TV.     Männliche  Geschlechts-  und  Harnwerkzeuge  der  linken  Körperstite  von  Triton  taeniatus, 
achtmal  vergrössert,  der  Ilode  ist  nach  rechts  hiiiübergelegt. 
a.  Ilode,  durch  eine  Einschnürung  in  zwei  Abtiieilungen  zerfallend. 
L\  vasa  efferentia  testis. 

d.  gemeinschaftlicher  Sammelgang  derselben. 

h.  erweiterte  Stellen  der  aus   d  hurvorgeheiiden  Kanälchen. 

I.    die  in  blattförmige  Haufen  zusammengedrängten  Windungen  im  Fortgang  dieser  Kanälchen, 

deren  Gesammtheit  die  vordere  ausgebreitete  Hälfte  der  Niere  bildet. 
U.  Verbindungsgänge  zwischen  den  Windungshaufen   und 
/.  dem  Ureter  oder  vas  deferens. 

e.  hintere  compacte  Hälfte  der  Niere,  aus  deren  oberem  Ende  ein  oder  mehrere  Gänge 
/.    hervorgehen,  die  sich  zum  vas  deferens  fortsetzen. 

gg.  Anhänge  des  Saaraenleiters ,  Analoga  der  Saamenblase,    die  mit  dem  äusseren  Ilaiide  der 
Niere  zusammenhängen  und  unmittelbar  vor 

»7».  der  Ausmündung  in  die  Kloake  zusammentretfen. 
Fig.    V.     Dieselben  von  Salamandra  maculata,  zweimalige  Vergrösserung. 

a.  Ilode,    aus  drei  ganz    getrennten  Abtheilungen  bestehend,    deren  mittlere  durch  eine  Ein- 
schnürung nochmals  zu  zerfallen  beginnt. 


74 

c.  Ausfüliningi5gäiige  des  IIoilcii,  im  Ilndciigekröse  gelegen,  die  sicli  vereinigen  in 

d.  einen  am  inneren  Rande  der  vorderen  Meren'iälfte  lieraligehenden  Gang. 

e.  vordere  Iläifte  der  linken  Niere  nach  unten  an  die  rechte  Niere  stossend. 

/.    vordere  Iläifte  des  Ureter  od'jr  vas  defcrens,  zahlreiclie  konisch  gestaltete  Gänge  aus  du- 
Niere  aiifneiiniend. 
f.'g.    F/.     Dieselben  von  ftlenopoma,  in  natUrlicIier  Grösse. 
a,  Hodc  ;  c.  vasa  elTcrcntii  testis ,  welclie  eintreten  in 

d.  einen  am   oberen  Tlie'l  des  inneren  Kierenrandes  herabgehenden  Kana'. 

e.  Niere,  aus  ilirem  ifussereii  Rande  zahlreiche  Kanäle  aussendend,  welche  in 
/.  den  Ureter  oder  das  vas  deferens  cinn-eten, 

l.    über  das  vordere  Niereuende  Iiinausgehende  solide  Forlsetzung  des  Saaraenganges, 
m.  Aorta,    welche   im  weiteren  Verlaufe    hinter   der  Niere   und  Hohlveue    sich   verbirgt,    und 
in  dem  Zwischenräume  zwischen  diesen   beiden  Organen  mehrere  feine  Aeste  aussendet, 
die  im  Ilodenjekrösc  gegen  den  Hoden  h'n  verlaufen  und  durch  einfache  dunkle  Striche 
angedeutet  sind. 
n.  Hohlvene,  die  mehrere  grössere  in  dem  Hodengekröse  gelegene  Hodenvenen  aufnimmt. 
y;^,   f'IT.     Ein    Stück   aus  dem   vorderen  Theil   der   Niere   von  Triton   taeniatus,    bei  300rai»''ger 
Vergrösserung. 
a.  der   am    inneren  Nierenrande    herabgehende   Saamengang,    in  welchen   die  vasa   effercniia 
testis  einmünden;    der  Schatten  in  der  Mitte  deutet   das  Lumen   desselben   an,    wie    es 
namentlich    bei   Erfüllung   mit   Sperma  sich   ausnimmt,    der    übrige   Raum  zwischen  den 
beiden  seitlichen  Contnren  wird  vom  Epithelium  eingenommen. 
li.  n..  c.  zwei  von  demselben  ausgehende  Kanäle,  die  sogleich  in  die  mit 

d.  n.  e.  bezeichneten  Erweiterungen  übergehen  ;  diese  verengern  sich  darauf  wieder  al'raählig  zu 

/.    den  Harnkanälchen,  welche  nach  vielen  Windungen  endlich  in  das  vas  deferens  ausmünden. 

Der  zu  der  Ei  Weiterung    d  gehörende  Gefässknäuel   scheint  mitten   in  derselben  zu  liegen; 

in    der    That    aber    befindet    er    sich    unter  ihr  und   schimmert  nur   durch   die  dünnen 

Wandungen  hindurch. 

Der  Gefässknäuel    der    erweiterten  Stelle   e  hat    sich  dagegen  nach  dem  gemeinschaftlichen 

Saramelgange  hin  zurückgezogen,  und  scheint  den  Kanal  c  vollkommen  auszufüllen  ;  doch 

schimmert  er  auch  hier  nur  durch  die  Wandungen  desselben  hindurch,   indem    er  nebst 

dem   Drüsengange    eine    gemeinscliaftliche  Bindegewebehülle   hat,   durcli   welche    er  bei 

Beiner  Verschiebung  an  die  Richtung  jenes    Ganges    gebunden    ist;    diese    Stellung    des 

Glomerulus    ist   es,    die  Veranlassung  gegeben   hat   zu   der  Ansicht,    dass  er  gegenüber 

der  Abgangsstelle  des  Harnkauälchens  in  die  Erweiterung  sich  einsenke. 


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