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Full text of "Vergleichende Morphologie der Pflanzen"

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Vergleichende 


Morphologie  der  Pflanzen. 

IV.  Teil  (Supplement). 


Mit  100  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen  und  zwei 
lith.  Doppeltafeln. 


Dr.  Jos.  Velenovsky, 

k.  k.  o.  Professor  der  Botanik  an  der  böhm.  Universität  in  Prag. 


Prag. 

Verlagsbuchhandlung  von  Fr.  Rivnää. 


1913. 


Das  Recht  der  Übersetzung  wird  Vorbehalten. 


Druck  von  E.  Leschinger  Prag. 


Vergleichende 


Morphologie  der  Pflanzen. 


IV.  Teil  (Supplement). 


Mit  100  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen  und  zwei 
lith.  Doppeltafeln. 


Dr.  Jos.  Velenovsky, 

k.  k.  o.  Professor  der  Botanik  an  der  böhm.  Universität  in  Prag. 


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Prag. 


Verlagsbuchhandlung  von  Fr.  Rivnäc. 


1913. 


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, Vw 


Das  Recht  der  Übersetzung  wird  Vorbehalten. 


Druck  von  E.  Leschinger  Prag. 


NOV  7 - 15IJ 


VORWORT. 


Als  ich  im  Jahre  1909  mit  der  Abfassung  meines  Werkes  »Ver- 
gleichende Morphologie  der  Pflanzen«  zum  Abschlüsse  gelangt  war,  sah 
ich,  dass  dasselbe  in  vielen  Stücken  einer  Ergänzung  und  Vervollständi- 
gung bedürftig  sei,  was  im  Hinblicke  auf  den  Zeitraum  von  5 Jahren, 
der  zwischen  dem  Erscheinen  der  ersten  und  dritten  (letzten)  Abteilung 
dieser  meiner  Arbeit  verflossen  war,  leicht  begreiflich  ist. 

Ich  habe  mich  während  dieser  Zeit  mit  dem  Studium  verschiedener 
Fragen  befasst,  und  so  geschah  es,  dass  das  Material  meiner  diesbezügli- 
chen morphologischen  Studien  sich  dermassen  vermehrt  hat,  dass  ich  es 
für  gut  befand,  alles,  was  sich  hierauf  bezog,  in  einem  eigenen  Supple- 
ment zusammenzufassen,  welches  ich  hiemit  der  Öffentlichkeit  übergebe. 

Der  Rahmen  des  grundlegenden  Werkes  ist  auch  hier  eingehalten 
und  sind  demnach  die  Ergänzungen  und  Einschaltungen  nach  der  Seiten- 
zahl angeordnet  worden,  um  das  Auffinden  zu  erleichtern. 

Auch  was  die  stilistische  Seite  der  Sache  anbelangt,  ist  darauf  Be- 
dacht genommen  worden,  dass  für  den  Fall,  als  es  etwa  einmal  zu  einer 
zweiten  Auflage  meiner  »Morphologie«  kommen  sollte,  die  Verschmelzung 
des  Supplements  mit  dem  Hauptwerk  zu  einem  Ganzen  durch  blosse  Ein- 
schaltung des  Inhalts  des  ersteren  an  den  diesbezüglichen  Stellen  des 
letzteren  leicht  zu  bewerkstelligen  wäre.  Ich  wäre  sehr  erfreut,  wenn  es 
zu  einer  solchen  Neuauflage  käme. 

Wenn  sich  jemand  in  irgend  ein  Fach  der  Naturwissenschaften  ver- 
tieft, so  sieht  und  findet  er  je  weiter  desto  mehr  neue  und  interessante 
Dinge.  Immer  mehr  enthüllen  sich  ihm  die  Gesetze,  nach  denen  durch 
eine  geheimnisvolle  Fügung  der  Weltenergie  Tiere,  Pflanzen  und  Minera- 
lien gebildet  werden.  Dort,  wo  der  Laie  oder  Halbgelehrte  nichts  sieht, 
bewundert  der  ernste  Forscher  eine  Menge  von  Erscheinungen,  welche 
eine  beredte  und  überzeugende  Sprache  führen.  Und  je  mehr  jemand  die 
Natur  kennen  gelernt,  je  tiefer  er  sich  in  deren  Anschauung  und  Erfor- 
schung vertieft  hat,  desto  mehr  gewinnt  er  die  Überzeugung  von  der  Un- 

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zulänglichkeit  seiner  Kenntnisse  und  wird  er  durch  seinen  Wissensdrang 
getrieben,  mehr  zu  wissen  und  Klarheit  darüber  zu  erlangen,  was  ihm 
noch  durch  einen  Schleier  verhüllt  ist  Wenn  dann  die  gewonnenen  Er- 
kenntnisse Winke  zu  neuen  Fragen  bieten,  und  wenn  auf  diese  Weise 
das  Studium  sich  nach  allen  Richtungen  hin  — feste  Punkte  hinterlassend 
— verzweigt,  so  ist  das  ein  Beweis,  dass  die  in  solcher  Richtung  gepflegte 
Wissenschaft  sich  auf  dem  richtigen  Wege  befindet  und  dass  sie  zur  Ent- 
wicklung in  der  Zukunft  fähig  ist. 

Eine  solche  Wissenschaft  ist  auch  die  Pflanzenmorphologie.  Wenn 
ich  dieselbe  nun  nach  rastloser  30jähriger  Beschäftigung  mit  ihr  über- 
blicke, so  kann  ich  nur  sagen,  dass  es  eine  ȟberaus  inhaltsreiche,  in  alle 
botanischen  Disziplinen  hineinreichende  Wissenschaft  ist.  Sie  ist  die  Grund- 
lage aller  Botanik,  und  kein  botanischer  Fachmann  sollte  an  seine  Arbeiten 
herantreten,  bevor  er  sich  nicht  gründlich  mit  der  Morphologie  vertraut 
gemacht  hat.  Wenn  manche  Physiologen  oder  Anatomen  behaupten,  dass 
eine  eigentliche  Morphologie  gar  nicht  existiere,  so  kommt  dies  daher, 
dass  sie  die  Grundlagen  dieser  Wissenschaft  überhaupt  nicht  kennen 
gelernt  haben.  Es  ist  gerade  so,  als  wenn  ein  Morphologe,  der  sich  nie- 
mals eingehend  mit  Pflanzenphysiologie  befasst  hätte,  behaupten  wollte, 
es  gebe  gar  nichts  solches. 

Eine  jede  wissenschaftliche  Arbeit,  sie  mag  nach  welcher  Methode 
immer  getrieben  werden  und  sich  nach  welcher  Richtung  hin  immer  be- 
wegen, muss  mit  Achtung  und  Anerkennung  als  ein  Bestandteil  des 
menschlichen  Wissens  aufgefasst  werden,  wenn  sie  sich  bemüht,  objektiv 
die  Wahrheit  zu  ergründen,  und  wenn  sie  wenigstens  Brocken  dieser 
Wahrheit  findet.  Wenn  aber  die  Anhänger  einer  Methode  oder  Richtung 
andere  Forscher  nur  deshalb  herabsetzen,  um  allein  das  wissenschaftliche 
Feld  zu  okkupieren  und  ihre  Lehren  anderen  gewaltsam  aufzudrängen,  so 
hört  die  gemeinsame  wissenschaftliche  Arbeit  auf  und  tritt  wissenschaft- 
licher Terrorismus  und  einseitiger  Kampf  an  deren  Stelle,  was  nur  zum 
schliesslichen  Verfalle  der  Wissenschaft  führen  kann. 

Heutzutage  kann,  wahrlich  mit  Recht,  von  einem  Verfalle  der  botan. 
Wissenschaft  gesprochen  werden,  obzwar  sich  von  allen  Seiten  her  ein 
Berg  botanischer,  durch  mit  dem  Aufträgen  greller  und  glänzender  Farben 
nicht  sparende  Reklame  angepriesener  Schriften  auftürmt,  und  obzwar 
nicht  geleugnet  werden  soll,  dass  manche  Fächer  eine  grosse  Durch- 
arbeitung und  Vertiefung  erfahren  haben.  Heutzutage  wird  überall  nur  in 
einzelnen  Branchen  gearbeitet  und  derer,  die  bemüht  sind,  sich  in  allen 
Zweigen  Kenntnisse  anzueignen  und  allgemeine  Fragen  zu  lösen,  gibt  es 
nur  sehr  wenige.  Freilich,  das  Arbeiten  im  Detail  ist  leichter,  denn  dazu 
bedarf  es  keiner  grossen  Übersicht,  und  ein  Detail  zu  beschreiben,  das 
trifft  schliesslich  jeder.  Wenn  aber  jemand  über  allgemeine  Fragen 
schreiben  will,  so  muss  er  aus  einer  Masse  wissenschaftlichen  Materials 


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und  schliesslich  auch  aus  eigenen  Kenntnissen  Deduktionen  ziehen,  kurz 
gesagt,  er  muss  eine  umfassende  und  gründliche  wissenschaftliche  Vor- 
bildung besitzen.  Das  ist  nun  allerdings  eine  viel  schwerere  Aufgabe.  Wir 
haben  hunderte  von  Spezialisten,  von  denen  sich  ihr  ganzes  Leben  lang 
der  eine  nur  mit  Lebermoosen,  der  andere  mit  Flechten,  der  dritte  mit 
der  Karyokinese.  der  vierte  mit  Palaeontologie,  der  fünfte  mit  der  Flora 
seiner  Heimat  abgibt  — und  dennoch  wollen  alle  als  ganze  Botaniker 
angesehen  werden,  obzwar  sie  von  der  übrigen  Botanik  absolut  gar  nichts 
wissen.  Nachdem  sie  aber  für  ihre  Detailarbeiten  Anerkennung  gefunden 
haben,  so  glauben  sie  auch  berechtigt  zu  sein,  über  Fragen  abzusprechen, 
welche  in  andere  Fächer  einschlagen. 

Es  wäre  wahrlich  schon  an  der  Zeit,  dass,  namentlich  bei  Besetzung 
von  Professorenstühlen  und  bei  Habilitationen,  darauf  gesehen  würde,  dass 
der  Kandidat  eine  genaue  Kenntnis,  des  ganzen  Faches,  in  welches  seine 
Detailarbeit  einschlägt,  nachweise.  Und  ebenso  wäre  es  an  der  Zeit,  dass 
in  jeder  möglichen  Weise  botanische  Unternehmungen  allgemeinen  Inhalts 
gefördert  werden.  Ein  solches  Förderungsmittel  wären  unzweifelhaft  gute 
Kompendien  der  einzelnen  Wissenschaften.  Ein  gutes  Kompendium  soll 
in  knapper,  übersichtlicher,  klarer  und  angenehmer  Form  die  wichtigsten 
Erkenntnisse  der  betreffenden  Wissenschaft  enthalten,  und  kann  deshalb 
auch  nur  eine  Kompilation  sein,  wenn  es  nur  ein  Bild  der  diesbezüglichen 
Disziplinen  und  dem  Leser  Anregung  zum  Studium  einschlägiger  Detail- 
fragen bietet.  Die  Verfassung  eines  guten  Kompendiums  ist  schwieriger 
als  so  manche  Original-  oder  Spezialarbeit,  weil  sie  an  den  Autor  grosse 
Anforderungen  stellt.  Es  wäre  deshalb  sehr  erwünscht,  wenn  man  gute 
Kompendien  der  Morphologie,  Physiologie,  Anatomie,  Phytogeographie, 
Systematik,  Palaeontologie,  Bakteriologie  und  Evolution  hätte.  Fast  aus 
allen  diesen  Disziplinen  existieren  Werke  in  verschiedenen  Sprachen, 
welche  Ansprüche  darauf  erheben,  als  Kompendien  angesehen  zu  werden, 
aber  nur  einige  wenige  von  ihnen  kann  man  als  gelungen  bezeichnen.  In 
demselben  Sinne  hat  sich  auch  schon  Tschulok  ausgesprochen.  Derlei 
gute  Kompendien  sollten  auf  Staatskosten  und  ohne  Rücksicht  darauf,  ob 
die  in  einer  Auflage  gedruckten  Exemplare  schon  vergriffen  wären  oder 
nicht,  nach  je  5 Jahren  immer  wieder  in  neuer  Auflage  herausgegeben 
werden.  In  den  Neuauflagen  müsste  alles  verbessert  und  ergänzt  werden, 
was  sich  mit  Rücksicht  auf  den  mittlerweile  eingetretenen  Stand  der 
Wissenschaft  als  notwendig  herausstellen  würde.  Es  wäre  das  gewiss  nicht 
so  viel,  dass  dadurch  der  Umfang  des  Kompendiums  allzusehr  anwachsen 
würde,  denn  die  wirklich  wichtigen  Erscheinungen  in  den  Wissenschaften 
wachsen  bekanntlich  nicht  so  reichlich  wie  die  Schwämme  nach  einem 
Regen. 

Als  die  grössten  Gegner  der  botanischen  Morphologie  haben  sich  in 
der  neuen  Zeit  die  zahlreichen  Physiologen  erwiesen.  Es  ist  eine  eigen- 

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tümliche  Erscheinung,  dass  die  Pflanzenphysiologen,  obwohl  sie  in  der 
eigentlichen  Botanik  niemals  gearbeitet  haben,  dennoch  gern  über  alles 
schreiben  und  dort,  wo  es  ihnen  an  Kenntnissen  mangelt,  einfach  erklären, 
dass  es  sich  um  wertlose  Dinge  handelt.  In  dieser  Beziehung  führe  ich 
als  Beispiel  die  phrasenhafte  Behauptung  Timirjazevs  (in  Moskau) 
an,  das  19.  Jahrhundert  zeichne  sich  dadurch  aus,  dass  die  veraltete 
Morphologie  durch  die  moderne  Physiologie  überwunden  worden  sei.  Auf 
diesen  Unsinn  hat  bereits  Tschulok  (S.  206 — 209)  treffend  geantwortet, 
indem  er  darauf  hinwies,  dass  die  vergleichende  Morphologie  die  Grund- 
lage der  wissenschaftlichen  Botanik  bilden  muss,  und  dass  ihre  Ergebnisse 
sich  nicht  im  Gegensätze  zur  Physiologie  befinden  können.  Am  schroffsten 
treten  gegen  die  Morphologie  jene  Autoren  auf,  welche  aus  der  Schule 
G o e b e 1 s hervorgegangen  sind,  was  übrigens  begreiflich  ist  Die  Folge 
davon  ist  die.  dass  in  Deutschland,  wo  früher  die  Morphologie  so  schöne 
Blüten  hervorgebracht  hat,  nicht  nur  die  Morphologie,  sondern  auch  die 
allgemeine  Botanik  überhaupt  sich  gegenwärtig  in  einem  dekadenten  Sta- 
dium befindet.  Einen  Beleg  hiezu  liefern  viele  popularisierende  Schriften, 
von  denen  ich  als  Beispiel  die  Arbeit  Nordhausens  (Göschen, 
Morphologie  und  Organographie  der  Pflanzen,  1911)  anführe.  Der  genannte 
Autor  schreibt  als  Phvsiolog  und  Anatom  über  Pflanzenmorphologie,  mit 
der  er  sich  niemals  befasst  und  von  der  er  infolge  dessen  keinen  Begriff 
hat.  Dem  entspricht  nun  allerdings  auch  sein  Elaborat.  N.  hat  einfach  in 
abgekürzter  Form  G o e b e 1 s Organographie  mit  allen  ihren  Irrtümern 
abgeschrieben,  ohne  zu  wissen,  dass  diese  unzähligen  Fehler  von  verschie- 
denen Autoren  in  der  Systematik  bereits  richtig  gestellt  und  dass  die 
irrigen  Ansichten  G o e b e 1 s entkräftet  worden  sind. 

Obwohl  aus  der  zitierten  Schrift  deutlich  zu  entnehmen  ist,  dass  N. 
mein  Werk  nicht  einmal  gesehen,  geschweige  denn  gelesen  hat,  so  fertigt 
er  es  dennoch  mit  der  Phrase  ab,  es  sei  veraltet.  Auf  Phrasen  kann  ich 
allerdings  nicht  antworten,  und  was  G o e b e 1 s Widersinnigkeiten  anbe- 
langt, so  habe  ich  mich  mit  denselben  in  meiner  Morphologie  bereits  ein- 
gehend an  den  zuständigen  Stellen  beschäftigt.  Herrn  N.  kann  ich  als 
Fachmann  bloss  versichern,  dass  in  seinem  Schriftchen  fast  kein  Satz  ist, 
der  nicht  veraltet  wäre  Übrigens  nimmt  der  genannte  Autor  in  seinem 
Schriftchen  kaum  den  zehnten  Teil  der  ganzen  Morphologie  durch,  offenbar 
deshalb,  weil  ihm  der  Inhalt  der  übrigen  neun  Zehntel  unbekannt  ist. 
Nach  N.-s  Ansicht  sind  die  notorischen  Irrtümer  G o e b e 1 s moderne  Er- 
rungenschaften, während  die  Autoren,  welche  auf  diese  Irrtümer  hinge- 
wiesen und  sie  korrigiert  haben,  veraltet  sind. 

N.  behauptet,  dass  die  vergleichende  Morphologie  die  Zweckdienlich- 
keit der  Organe  nicht  respektiere.  Was  das  anbelangt,  würde  ich  Ihn.  X. 
empfehlen,  wenigstens  ein  Kapitel  meines  Buches  durchzulesen.  Er  würde 
dort  finden,  dass  überall  von  der  Zweckdienlichkeit  der  Organe  gehandelt 


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wird  (was  übrigens  auch  gar  nicht  anders  sein  kann),  nur  mit  grösserer 
Vorsicht,  als  es  bei  den  oberflächlichen  Physiologen  Brauch  ist. 

In  meinem  Werke  ist  eine  grosse  Menge  neuer  Beobachtungen  und 
Fakta  beschrieben,  was  auch  in  den  feindlich  gehaltenen  Rezensionen  an- 
erkannt worden,  für  Hrn.  N.  aber  offenbar  auch  veraltet  und  wertlos  ist. 
In  meinem  Buche  ist  alles  zusammengefasst,  was  die  hervorragendsten 
botanischen  Klassiker  (A.  Braun,  Hofmeister,  Eichler,  Xägeli,  De  Candolle, 
Clos,  Celakovsky)  geleistet  haben,  ihre  Lehren  sind  dort  zu  einem  Ganzen 
vereinigt  und  durch  eine  Menge  neuer  Belege  unterstützt.  Hier  muss  die 
Wahl  getroffen  werden:  entweder  sind  alle  genannten  Klassiker  unbedeu- 
tend und  G o e b e 1 ein  Riese,  welcher  die  Leuchte  der  modernen  Wissen- 
schaft angezündet  hat  — oder  umgekehrt.  Aus  X. — s Schriftchen  geht 
diese  Schlussfolgerung  mit  Notwendigkeit  hervor.  Für  mich  ist  es  aber 
eine  hohe  Ehre,  dass  mich  Hr.  N.  unter  die  oben  erwähnten  klassischen 
Reaktionäre  eingereiht  hat. 

Wie  viel  Hr.  N.  von  Morphologie  versteht,  ist  daraus  zu  ersehen,  dass 
er  als  den  Ausbund  derselben  die  »Experimentalmorphologie«  bezeichnet. 
G o e b e 1 hat  diesen  Namen  überflüssigerweise  der  experimentellen 
Physiologie,  mit  der  er  sich  am  meisten  beschäftigt,  welche  aber  mit  der 
Morphologie  gar  nichts  zu  tun  hat,  beigelegt.  In  unserem  Sinne  wird  auch 
in  Frankreich  G o e b e 1 s »experimentelle  Morphologie«  aufgefasst  (vergl. 
z.  B.  den  Prospekt  Bonniers  zu  dem  Werke:  Dictionnaire  Botanique, 
Paris,  1911). 

Es  ist  eine  Eigentümlichkeit  der  gegenwärtigen  Zeit,  dass  für  alte, 
anders  bezeichnete  Wissenschaften  neue  Benennungen  eingeführt  werden. 
So  z.  B.  hat  ganz  überflüssigerweise  Strasburger  und  seine  Schüler 
die  deskriptive  Pflanzenanatomie  »innere  Morphologie«  benannt.  Allerdings 
muss  die  Zelle,  da  sie  eine  Sache  ist,  auch  eine  Gestalt  (pop^Tj)  haben;  in 
diesem  weiteren  Sinne  sind  dann  aber  auch  alle  Disziplinen  der  Natur- 
wissenschaften »Morphologien«,  denn,  wenn  sie  von  Dingen  handeln,  die 
wir  mit  unseren  Sinnesorganen  perzipieren,  so  muss  auch  ihre  Gestalt 
respektiert  werden.  Oder  es  genügt  auch  nur  der  Hinweis  darauf,  welcher 
Gebrauch  und  Missbrauch  mit  der  Bezeichnung  »Biologie«  gemacht  wird. 
Früher  hiess  ein  botanischer  Leitfaden  »Lehrbuch  der  Botanik«,  heute 
führt  ein  Buch  gleichen  Inhalts  den  Namen  »Pflanzenbiologie«.  Der  Unter- 
schied in  beiden  Fällen  ist  bloss  der,  dass  in  den  alten  botanischen  Lehr- 
büchern aufmerksam  auf  Grundlage  der  morphologischen  Errungenschaften 
gebaut  worden  ist,  während  in  den  neuen  die  Morphologie  ostentativ  mit 
Füssen  getreten  wird,  damit  der  Autor  als  ein  »Moderner«  dastehe.  Und 
so  wissen  wir  oft  nicht,  was  für  ein  Unterschied  zwischen  Modernität  und 
Ignoranz  ist. 

Es  ist  gewiss  ein  beachtenswertes  Kennzeichen  der  gegenwärtigen 
Zeit,  dass  die  Physiologen  als  »moderne  Botaniker«  Bücher  über  systema- 


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tische  und  phylogenetische  Botanik  schreiben,  obzwar  sie,  da  es  ihnen  in 
dieser  Beziehung  an  der  notwendigen  Erfahrung  mangelt,  grösstenteils 
kompilieren  müssen.  Es  kann  dann  nicht  wundernehmen,  wenn  der  mit 
Fachkenntnissen  ausgerüstete  Systematiker  auf  jeder  Seite  die  gröbsten 
Verstösse  gegen  die  gewöhnlichsten  Kenntnisse  auf  diesem  Wissensgebiete 
vorfindet.  Auch  die  Evolutionslehre  sehen  die  Physiologen  sozusagen  als 
ihr  Monopol  an.  Mit  welchem  Rechte  aber  kann  ein  Physiologe  über  Evo- 
lution sprechen,  wenn  er  keinen  Begriff  von  den  wechselseitigen  Be- 
ziehungen der  Familien  und  Gattungen,  von  ihrer  Verbreitung  auf  der 
Erde  in  der  Gegenwart  und  in  den  geologischen  Zeiten  hat?  Wie  kann 
der  Physiologe  ein  Urteil  über  eine  Artvariation  oder  über  den  Wert  einer 
Art  abgeben,  wenn  er  selbst  niemals  in  der  Natur  botanisiert  und  keine 
Erfahrungen  an  vielen  Beispielen  über  die  Variabilität  in  der  Natur  selbst 
gesammelt,  wenn  er  es  niemals  versucht  hat,  eine  der  Variabilität  unter- 
worfene Gattung  zu  bearbeiten?  Im  Garten  angestellte  Variabilitätsexperi- 
mente sind  gegenüber  Studien,  die  über  die  Variabilität  in  der  Natur  an- 
gestellt werden,  fast  wertlos.  Die  Physiologie  kann  nur  auf  Grundlage  der 
Chemie  prosperieren  und  hat  als  solche  gewiss  eine  grosse  Zukunft.  Aber 
eben  als  solche  separiert  sie  sich  immer  mehr  und  mehr  von  der  eigent- 
lichen Botanik  als  eine  eigene  Wissenschaft,  welche  einen  engeren  Kon- 
takt mit  der  Chemie  und  Physik  als  mit  der  Botanik  hat  Dessen  sollten 
sich  die  Herren  Physiologen  bewusst  sein,  und  deshalb  sollten  sie  nicht 
dort  eingreifen,  wo  sie  sich  unmöglich  machen. 

Es  ist  sozusagen  Mode  geworden,  alle  Pflanzenorgane  mikroskopisch 
zu  untersuchen,  woraus  sich  das  Vertrauen  zu  ontogenetischen  Erkennt- 
nissen entwickelt  hat.  Die  mikroskopische  Untersuchung  wird  als  wissen- 
schaftliche und  moderne  Vertiefung  angesehen,  und  eine  Arbeit,  in  der 
nicht  wenigstens  ein  Dutzend  verschiedener  Zellen  abgebildet  ist,  scheint 
oberflächlich  und  minderwertig  zu  sein.  Ich  will  die  Bedeutung  des  Mikro- 
skops bei  botanischen  Arbeiten  durchaus  nicht  herabsetzen,  da  ich  sehr 
wohl  weiss  und  berücksichtige,  dass  auch  die  Morphologen  und  Systema- 
tiker das  Mikroskop  sehr  häufig  zu  Hilfe  nehmen  müssen,  ich  bin  nur 
von  dem  exzentrischen  Fanatismus  fern,  welcher  da  vermeint,  dass  die 
Naturwissenschaften  nur  vom  Mikroskop  abhängen.  Mit  dem  Mikroskop 
kann  man  die  Zellenstruktur  der  Organe  beobachten,  aber  die  phylogene- 
tische Bedeutung  muss  nach  der  vergleichenden  Methode,  bei  welcher  das 
ganze,  makroskopische  Organ  zugleich  mit  der  gesamten  Pflanze  beurteilt 
wird,  abgeschätzt  werden.  Die  durch  das  makroskopische  Studium  ge- 
wonnenen Erkenntnisse  verhalten  sich  ihrer  Bedeutung  und  ihrem  Umfange 
nach  zu  den  mikroskopischen  Erkenntnissen  wie  100  : 1.  Allerdings  ist 
die  Arbeit  mit  dem  Mikroskop  viel  leichter,  denn  eine  einzige  Pflanze 
allein  bietet  so  viele  und  mannigfaltige  Zellenbilder,  dass  man  damit  einen 
dicken  Band  »der  klassischen,  modernen  Literatur«  anzufüllen  imstande 


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wäre.  Und  welche  Massen  von  Pflanzen  gibt  es  auf  der  weiten  Welt!  Die 
können  noch  ein  ganzes  Jahrtausend  hindurch  den  verschiedenen  Dozenten, 
Doktoranden  und  seichten  Leuten,  denen  eine  grosse  wissenschaftliche 
Karriere  winkt,  ein  dankbares  Material  zu  ihren  mikroskopischen  Unter- 
suchungen liefern. 

Wenn  auf  die  nichtmikroskopischen  Studien  von  oben  herabgesehen 
wird,  so  ist  das  wirklich  nur  ein  Fanatismus  beschränkter  Leute  oder 
wissenschaftlicher  Abenteurer.  Was  für  ein  Unterschied  ist  denn  zwischen 
der  Beschreibung  irgend  einer  Diatomacee  oder  eines  mikroskopischen 
Pilzes  und  der  Beschreibung  einer  grossen,  bis  zu  2 Kilogr.  schweren 
Hymenomycete  oder  eines  Waldbaumes.  Wenn  jemand  beschreibt,  wie 
sich  die  mikroskopischen  Zellen  aus  der  ersten  Initiale  segmentieren,  ehe 
sie  einen  Achsenhöcker  bilden,  so  liegt  darin  tiefe  Wissenschaftlichkeit, 
aber  wenn  jemand  eine  auf  dem  Balkan  neu  gefundene  Konifere,  deren 
nächste  Verwandte  auf  dem  Himalaja  oder  in  Kalifornien  wachsen,  be- 
schreibt, so  ist  das  nicht  wissenschaftlich,  weil  diese  Konifere  nicht  mit 
dem  Mikroskop  beobachtet  worden  ist.  Wie  einseitig  und  übertrieben 
mikroskopische  Befunde  beurteilt  werden,  davon  lühre  ich  ein  Beispiel  an 
der  Chalazogamie  der  Casuarineen  (Treub)  an,  deren  Entdeckung  die 
Welt  wie  ein  unerhörtes  Wunder  durchflog.  Treub  war  sogar  geneigt, 
die  Casuarineen  als  einen  neuen  Urtypus  der  Pflanzen  zu  erklären.  Jetzt 
weiss  man,  dass  diese  ganze  Chalazogamie  nur  einer  von  jenen  unzähligen, 
ähnlichen  Fällen  bei  der  Kopulation  der  Angiospermen,  und  dass  sie  ins- 
besondere für  die  Systematik  ganz  und  gar  wertlos  ist.  Als  aber  W i e- 
land  die  Existenz  der  bewunderungswürdigen  Bennettitaceen  beleuchtet, 
als  E n g 1 e r seinerzeit  auf  die  Beziehungen  der  europäischen  Tertiärflora 
zur  Flora  von  Nordamerika  hingewiesen,  als  Sc  ho  Ute  seine  grossartige 
Entdeckung  der  Verzweigung  der  Palmen  und  als  ich  seinerzeit  auf 
die  Prokaulome  der  Angiospermen  und  die  Verzweigung  der  Gefäss- 
kryptogamen  aufmerksam  gemacht  habe,  — blieb  dies  alles  fast  unbe- 
achtet, weil  es  keine  mikroskopischen  Arbeiten  waren. 

Die  modernen  Mikroskopiker  vergessen,  dass  die  Grundlagen  der 
wissenschaftlichen  Naturforschung  von  Forschern  gelegt  worden  sind, 
welche  sich  bloss  der  vergleichenden  Methode  bedienten,  und  doch  wird 
es  wohl  niemand  geben,  der  die  grosse  Bedeutung  ihrer  Arbeit  bestreiten 
würde.  Ich  führe  in  dieser  Beziehung  bloss  die  Namen:  Lin  ne,  Jussieu, 
C u v i e r,  De  C a n d o 1 1 e,  H o o k e r,  B a r r a n d e,  Darwin,  La- 
ma r c k an. 

Die  mikroskopische  Beobachtung  kann  für  das  Verständnis  eines 
Organs  wichtig  sein,  aber  als  Grundlage  zu  phylogenetischen  Auslegungen 
wird  sie  wohl  nicht  dienlich  sein  können.  Die  Mikroskopie  ist  eine  wich- 
tige Begleiterin  der  Physiologie  und  ein  unentbehrliches  Mittel  zur  Er- 
kenntnis der  Kryptogamenwelt,  aber  für  die  übrige  Botanik,  welche  doch 


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den  grösseren  Teil  der  ganzen  Wissenschaft  bildet,  spielt  sie  eine  unter- 
geordnete Rolle.  In  meinem  Werke  habe  ich  an  zahlreichen  Beispielen 
dargelegt,  dass  das  mikroskopische  Detail  in  keinem  Zusammenhänge  mit 
dem  morphologischen  Werte  des  betreffenden  Organs  steht. 

Es  ist  nicht  lange  her,  wo  ein  Physiologe  aus  Polen  den  merkwürdigen 
Ausspruch  getan  hat,  dass  sich  in  nicht  allzulanger  Zeit  nicht  nur  die 
Botanik,  sondern  auch  die  ganze  Naturwissenschaft  überhaupt  in  eine 
Experimentalwissenschaft  verwandeln  werde.  Ein  solcher  Ausspruch  kann 
zum  Teil  auf  Leichtsinn,  zum  Teil  auf  unzureichendem  wissenschaftlichem 
Überblick  beruhen.  Die  erste  und  wichtigste  wissenschaftliche  Methode 
ist  die  Beobachtung  der  Natur  selbst.  Die  Natur  führt  überall  und  un- 
aufhörlich Experimente  aus,  welche  man  bloss  zu  verfolgen,  zu  vergleichen 
und  zu  begreifen  braucht.  Im  Laboratorium  angestellte  Experimente  sind 
eigentlich  nur  eine  Kontrolle  der  in  der  Natur  gemachten  Beobachtungen. 
Die  grosse  Mehrzahl  der  naturwissenschaftlichen  Disziplinen  hat  ihre 
Arbeiten  mittels  der  beobachtenden  und  vergleichenden  Methode  ausge- 
führt und  wird  auch  in  Zukunft  bei  dieser  Methode  beharren  müssen. 
Die  Chemie  und  Physik  befasst  sich  allerdings  zum  grossen  Teile  mit 
Experimenten,  aber  schon  die  ihnen  so  nahe  stehende  Astronomie  muss 
eine  bloss  beobachtende  Wissenschaft  bleiben.  Und  was  denn  die  Geo- 
logie, Paläontologie,  Zoologie,  Geographie,  Ethnographie  etc.  Werden  die 
auch  mit  ihrem  Material  experimentieren?  Oder  werden  einmal  die  Physio- 
logen ihre  Experimente  an  Mastodonten,  Machairoden,  Mammuten,  Ptero- 
daktylen,  Kalamiten  und  Lepidodendren  ausführen  ? 

Die  Pflanzenphysiologie  muss  allerdings,  insoweit  als  sie  sich  mit 
dem  Chemismus  und  den  physischen  Eigenschaften  der  Pflanzen  be- 
schäftigt, experimentieren,  aber  die  Anwendung  des  Experiments  in  der 
Morphologie  und  Phylogenese  hat  einen  sehr  illusorischen  Wert  und  ist 
zumeist  auch  unmöglich.  In  der  Morphologie  mühen  sich  die  Physiologen 
häufig  mit  experimentellen  Beweisführungen  über  solche  Sachen  ab, 
welche  erfahrenen  Botanikern  aus  der  Natur  schon  lange  bekannt  sind, 
sowohl  ihrer  Existenz  wie  auch  ihrer  Bedeutung  nach.  Ausserdem  be- 
ziehen sich,  wie  ich  schon  im  letzten  Kapitel  meines  Werkes  nachge- 
wiesen habe,  die  ausgeführten  Versuche  auf  spezielle  Fälle,  welche  nicht 
verallgemeinert  werden  dürfen.  Wenn  ich  einen  allgemein  gültigen  Schluss 
ziehen  soll,  so  muss  ich  alle  Prämissen  genau  erschöpfen.  Ist  dies  nicht 
möglich,  so  muss  ich  wenigstens  trachten,  eine  möglichst  grosse  Anzahl 
dieser  Prämissen  zu  ergründen,  was  die  Wahrscheinlichkeit  meiner 
Schlussfolgerung  erhöhen  wird.  Aber  die  Durchführung  eines  einzigen 
Experiments  hat  oft  gar  keine  Bedeutung.  Die  Zoologen  haben  ihre  be- 
rüchtigten Versuchskaninchen  und  Meerschweinchen  und  in  der  Botanik 
kennen  die  Physiologen  nur  ihre  Versuchsbohnen,  Mais,  Zwiebeln  und 
Kartoffeln.  Ihre  biologischen  Auseinandersetzungen  in  betreff  der  Pilze 


9 


begründen  sie  auf  Experimenten  mit  dem  Aspergillus  oder  einem  anderen 
kleinen  Laboratoriumspilz,  welches  Leben  aber  Tausende  von  Hut-  und 
anderen  grossen  Pilzen  in  unseren  Wäldern  führen,  davon  wissen  die 
Herren  gar  nichts.  Die  Natur  selbst  ist  ein  grosses  Laboratorium,  in 
welchem  unsichtbare  Hände  eine  unendliche  Menge  von  Experimenten 
ausführen,  und  bedarf  es  nur  eines  klaren  Blickes  und  gesunder  Sinne, 
um  diese  Experimente  richtig  zu  verstehen  und  Schlüsse  über  das  Wesen 
der  organischen  und  unorganischen  Welt  aus  ihnen  abzuleiten. 

Was  die  verschiedenen  Fächer  der  Botanik  anbelangt,  so  möchte 
ich  gern  wissen,  wie  man  die  Floristik,  Phytogeographie,  Phytopaläonto- 
logie  oder  die  vergleichende  Systematik  und  die  aus  ihr  hervorgehende 
Evolutionslehre  auf  experimentellem  Wege  zu  studieren  vermöchte.  Die 
Herren  Physiologen  werden  doch  hoffentlich  zugeben,  dass  diese  Wissen- 
schaften auch  existieren  und  dass  sie  für  die  Erkenntnis  des  Menschen 
und  das  praktische  Leben  doch  auch  eine  Bedeutung  haben.  Und  da 
möchte  ich  gern  wissen,  wie  ein  Physiolog  durch  ein  Experiment  im- 
stande wäre  zu  beweisen,  dass  die  Gattung  Lemna  der  Gattung  Arum 
nahe  verwandt  ist,  oder  welche  Vegetation  Europa  in  der  Tertiärzeit 
gehabt  hat. 

Die  vergleichende  Morphologie  sammelt  ihr  wissenschaftliches  Mate- 
rial aus  der  Systematik,  Floristik,  Phytogeographie,  Phytopaläontologie 
und  Geologie,  ordnet  das  gesammelte  Material  und  zieht  dann  daraus  ihre 
Konklusionen,  welche  die  Grundlagen  der  Evolutionstheorien  bilden.  Wenn 
die  Morphologie  lehrt,  wie  dieses  oder  jenes  Organ  oder  eine  aus 
Organen  zusammengesetzte  Pflanze  im  Verlaufe  der  geologischen  Zeiten 
der  Veränderung  unterlag,  ehe  sie  die  Gestalt  erlangte,  in  der  sie  sich 
uns  jetzt  zeigt,  so  ist  das  ein  phylogenetisches  Studium,  und  ist  dieses 
wiederum  die  objektiv  ausgeübte  Evolutionstheorie.  Die  aus  der  Morpho- 
logie und  Systematik  geschöpften  Erkenntnisse  zeichnen  sich  gegenüber 
den  von  Philosophen  und  Physiologen  tradierten  Evolutionen  durch  ihre 
Sachlichkeit  und  Konkretheit  aus.  Wenn  der  Systematiker  die  verwandt-  * 
schaftlichen  Beziehungen  verschiedener  lebender  Familien  und  Gattungen 
abschätzt  und  wenn  er  dabei  auf  ihre  Vorfahren  in  geologischen  Zeiten 
Rücksicht  nimmt,  so  ist  das  sicherlich  keine  langweilige  systematische  Be- 
schreibung, sondern  eine  Evolutionsstudie  an  konkreten  Beispielen.  Das 
natürliche  Pflanzensystem  ist  die  in  die  Praxis  umgesetzte  Evolutions- 
theorie. 

Die  vergleichende  Morphologie  lehrt,  wie  sich  die  krvptogame  und 
phanerogame  Pflanzenwelt  aus  den  ursprünglichen  organischen  Protisten 
aut  der  Erde  im  Verlaufe  der  Zeitalter  entwickelt  hat.  Wenn  die  Morpho- 
logie zeigt,  wie  z.  B.  das  erste  Blatt  sich  als  Sporogon  der  Moose  ent- 
wickelt hat,  und  wie  bei  den  Farnen  mehrere  solche  Sporogone  allmählich 
die  beblätterte  Achse  zusammenstellen,  wie  bei  den  Phanerogamen  diese 


10 


Gliederung  allmählich  verschwindet  und  die  Achse  als  selbständiges  Organ 
sich  differenziert,  wie  sich  dieses  Blatt  bei  den  Angiospermen  einem 
Proteus  gleich  unter  biologischen  und  Kopulationseinflüssen  verändert  — 
so  sind  das  wahrlich  keine  Phantasien,  wie  die  Physiologen  behaupten, 
und  ist  es  auch  keineswegs  gleichgültig  und  überflüssig,  wenn  konstatiert 
wird,  ob  irgend  ein  Organ  einen  Blatt-  oder  Trichomursprung  hat.  Wer 
die  Bedeutung  dieser  Studien  nicht  erfasst,  der  hat  überhaupt  kein  Recht, 
über  die  Pflanzenevolution  zu  sprechen.  Goebel  sagt,  dass  man  die 
Organe  so  zu  beurteilen  habe,  wie  sie  sind,  und  dass  man  sich  nicht 
darum  bekümmern  solle,  woraus  sie  entstanden  sind.  Dies  involviert  aber 
die  Leugnung  der  Existenz  der  pflanzlichen  Evolution.  Mit  Goebel 
würden  wir  in  das  Mittelalter  zurückkehren,  wo  man  geglaubt  hat,  dass 
alles  so  existiert,  wie  es  Gott  einmal  geschaffen  hat.  Nach  Goebel 
dürfen  wir  nichts  vergleichen,  sondern  bloss  konstatieren,  dass  ein  Organ 
da  ist,  sein  inneres  Gewebe  und  die  Entstehung  desselben  beim  ersten 
Aufwachsen  untersuchen  und  beurteilen,  welchem  Zwecke  dieses  Organ 
dienlich  ist.  Damit  soll  die  wissenschaftliche  Seite  der  Organe  und  hiemit 
auch  der  ganzen  Pflanze  erschöpft  sein.  Und  das  soll  nach  Goebel  eine 
moderne  Wissenschaft  sein! 

Wenn  die  Morphologie  auf  der  vergleichenden  Methode  beruht,  so 
ist  es  natürlich,  dass  derjenige,  der  ein  grosses  Vergleichsmaterial  be- 
herrscht, viel  besser  arbeiten  und  zu  besseren  Resultaten  gelangen  kann 
als  derjenige,  der  nur  wenig  Erfahrungen  besitzt.  Es  kann  daher  nur  der- 
jenige die  Morphologie  mit  Erfolg  betreiben  und  sie  überhaupt  begreifen, 
wer  eine  reiche  und  allseitige  botanische  Vorbildung  hat,  denn  wenn  ich 
vergleichen  will,  so  muss  mir  ja  doch  das,  was  verglichen  werden  soll, 
zur  Verfügung  stehen.  Ausserdem  greifen  die  morphologisch-phylogeneti- 
schen Fragen  häufig  in  andere  botanische  Gebiete,  ja  selbst  in  andere 
Naturwissenschaften  hinüber,  so  dass  der  Pflanzenmorpholog  notwendiger- 
weise einen  möglichst  weiten  wissenschaftlichen  Horizont  zu  überblicken 
* imstande  sein  muss.  Diese  schwierige  Vorbildung,  das  dazu  erforderliche 
Talent  und  ein  ausdauernder  Fleiss  — das  sind  freilich  grosse  Erforder- 
nisse für  das  Studium  der  Morphologie.  Deshalb  gibt  es  auch  nur  wenige 
solcher,  welche  die  Morphologie  überhaupt  zu  begreifen,  und  noch  we- 
niger derjenigen,  welche  auf  diesem  Gebiete  mit  Erfolg  zu  arbeiten  ver- 
mögen. In  diesem  Sinne  haben  auch  Nägeli,  Celakovsky,  A.  Braun 
u.  a.  sich  schon  längst  ausgesprochen.  Der  Physiolog  und  Anatom  arbeitet 
viel  leichter.  Jener  beschreibt  einfach  das  vollführte  Experiment,  fasst  dar- 
über ein  ganzes  Protokoll  ab  und  leitet  daraus  schliesslich  irgend  eine, 
ob  nun  wahrscheinliche  oder  unmögliche  Deduktion  ab  und  die  umfang- 
reiche Arbeit  ist  fertig.  Um  den  Zusammenhang  seiner  Beobachtungen 
kümmert  er  sich  nicht  und  ebensowenig  darum,  ob  die  Sache  neu  oder 
schon  bekannt  ist.  Wenn  schon  jemand  anderer  ein  ähnliches  Experiment 


11 


gemacht  hat,  so  erklärt  er  ernsthaft,  dass  seine  Experimente  jene  des 
betreffenden  Autors  bestätigen.  Der  Anatom  beschreibt  ruhig  alle  mög- 
lichen Details  der  Zelle,  ob  nun  diese  Beschreibung  irgend  eine  Bedeu- 
tung hat  oder  nicht.  So  können  also  von  wem  immer,  ja  auch  von  jemand, 
der  Botanik  überhaupt  nicht  studiert  hat,  ohne  alle  Vorbereitung  ähnliche 
Arbeiten  fabriziert  werden.  Deshalb  sehen  wir,  dass  alle  Welt  sich  auf 
anatomische  und  physiologische  Arbeiten  stürzt,  denn  hier  kann  man  mit 
leichter  Mühe  Erfolge  erringen  *und  Karriere  machen  Selbstverständlich 
sind  dergleichen,  wenn  auch  ganz  bedeutungslose  Arbeiten  allerwärts  ge- 
sucht, und  so  wird  diese  »leichte  Botanik«  modern  und  wird  die  eigent- 
liche Botanik  in  den  Hintergrund  gedrängt. 

Jedermann  kann  sich  überzeugen,  dass  es  der  wertvollen  physiolo- 
gischen Arbeiten  auf  chemischer  Grundlage  sehr  wenige  gibt  und  noch 
weniger  Arbeiter  auf  diesem  Felde,  denn  auch  hier  bedarf  es  anstren- 
gender chemischer  Vorbildung,  eines  scharfsinnigen  Geistes  und  einer 
mühseligen  Laboratoriumsprozedur.  Und  das  Resultat  lässt  sich  wie  in 
der  Mathematik  auf  einigen  Seiten  niederschreiben.  Die  ernsten  Physio- 
logen dieser  Richtung  sollten  selber  einmal  eine  Reinigung  ihrer  Wissen- 
schaft vornehmen  und  durch  schonungslose  Kritik  die  physiologischen 
Abenteurer,  welche  alle  Jahre  ein  dickes,  nach  Form  und  Inhalt  zu- 
sammengeflicktes Buch,  aus  dem  sofort  zu  ersehen  ist,  dass  dessen  Autor 
weder  in  botanischer  noch  in  physiologischer  Beziehung  die  erforderliche 
Vorbildung  hat  und  dass  er  sich  für  einen  modernen  Pflanzenphysiologen 
ausgibt,  erscheinen  lassen,  aus  dem  Tempel  hinaustreiben. 

Solche  Physiologen  waren  es  auch,  welche,  um  die  Unmöglichkeit 
der  Morphologie  zu  beweisen,  den  Morphologen  schon  zu  wiederholten 
Malen  vorgeworfen  haben,  dass  sie  ein  und  dasselbe  Organ  in  mehrfach 
verschiedener  Weise  auslegen,  dass  demnach  die  Morphologie  eine  auf 
sehr  schwankender  Grundlage  beruhende  Wissenschaft  sei.  Die  Ent- 
gegnung auf  diesen  Vorwurf  ist  leicht.  In  allen  Wissenschaften  gibt  es 
Streitfragen,  welche  von  den  Forschern  in  verschiedener  Weise  beant- 
wortet werden,  bevor  die  richtige  Lösung  gefunden  wird  oder  die  allge- 
meine Anerkennung  und  Bestätigung  einer  bereits  gefundenen  Auslegung 
erfolgt.  In  dieser  Beziehung  gibt  es  bezüglich  der  physiologischen  Streit- 
fragen noch  mehr  Zerfahrenheit.  Ja,  es  geschieht  auch,  dass  die  Lösung 
eines  anscheinend  schon  definitiv  abgetanen  Problems  sich  infolge  neuer 
Beobachtungen  als  unrichtig  herausstellt.  Dessen,  was  die  Forscher  genau 
und  sicher  wissen,  ist  wahrlich  nicht  viel.  Und  dass  die  Ansichten  der 
Botaniker  in  morphologischen  Dingen  so  häufig  auseinandergehen,  ist  sehr 
begreiflich,  weil  die  Morphologie  keine  leichte  Wissenschaft  ist,  weshalb 
auch  unfähige  oder  nicht  gehörig  vorbereitete  Leute  sich  mit  derselben 
gar  nicht  befassen  sollten.  Wer  sich  in  die  Morphologie  vertieft,  der 
unterscheidet  bald  eine  richtige  Auslegung  von  einer  unrichtigen.  Ich  bin 


1 2 


auch  überzeugt,  dass,  wenn  die  Bedeutung  der  Morphologie  rehabilitiert 
werden  würde,  auch  die  jetzt  so  häufig  tradierten  morphologischen  Un- 
sinne aus  der  Botanik  verschwinden  würden.  Es  würde  dann  eine  reine 
Auswahl  wahrer  und  richtiger  morphologischer  Erkenntnisse  in  einem 
Gesamtbilde  zur  Stabilisierung  gelangen  und  die  genaue  Kenntnis  dieser 
grundlegenden  Erkenntnisse  als  erste  Bedingung  der  Bildung  eines  jeden 
Botanikers  welcher  Branche  immer  hingestellt  werden.  Wer  sich  darüber 
nicht  klar  geworden  ist,  dem  kommt  es  am  Ende  vor,  dass  die  ganze 
Morphologie  nur  aus  lauter  verworrenen  Begriffen  zusammengesetzt  sei. 
In  meinem  Werke  ist  alles  zusammenhängend,  nirgends  befindet  sich 
etwas  in  einem  Widerspruch  und  das  Ganze  stellt  ein  sehr  einfaches  und 
klares  Bild  dar. 

Das  grösste  Hindernis  für  das  Verständnis  der  morphologischen 
Einheit  bildet  der  aprioristische  Glaube  an  Dogmen  und  Axiome.  Wenn 
jemand  z.  B.  a priori  als  Axiom  hinstellt,  dass  die  Hückerchen  in  der 
Jugend  über  die  morphologische  Bedeutung  des  Organs  entscheiden 
müssen,  welches  aus  ihm  aufwächst,  oder  wenn  jemand  das  Axiom  auf- 
stellt, dass  die  anatomische  Zusammensetzung  des  Organs  der  morpho- 
logischen Bedeutung  desselben  entsprechen  müsse,  dann  wird  er  allerdings 
nur  lauter  Konfusionen  und  Unverträglichkeiten  begegnen,  welche  zu  der 
Ansicht  hinführen  müssen,  dass  die  Morphologie  eine  unmögliche  Wissen- 
schaft sei.  Jedwede  Wissenschaft,  welche  auf  falschen  Axiomen  aufgebaut 
ist,  muss  schliesslich  Schiffbruch  erleiden. 

Dass  die  botanische  Morphologie  in  der  Gegenwart  so  in  den 
Hintergrund  gedrängt  worden  ist,  hat  aber  noch  andere  Ursachen.  Es  er- 
geht auch  anderen  Wissenschaften  so.  Das  wissenschaftliche  Streben  wird 
gegenwärtig  dadurch  entwertet,  dass  die  Wissenschaft  zu  einem  Mittel, 
Karriere  zu  machen  und  sich  praktisch  gut  zu  versorgen,  degradiert 
worden  ist.  Einst  haben  sich  die  Menschen  der  Wissenschaft  zuliebe  auf- 
geopfert, heutzutage  wird  die  Wissenschaft  Menschen  zum  Opfer  ge- 
bracht, welche  gut  versorgt  sein  und  sich  in  der  Öffentlichkeit  blicken 
lassen  wollen.  Darüber,  wie  jetzt  Universitätsprofessoren  und  Mitglieder 
von  Akademien  fabriziert  werden,  wie  man  ein  berühmter,  von  der  ganzen 
Welt  anerkannter  Gelehrter  werden  kann,  darüber  Hessen  sich  Lustspiele 
und  Tragödien  schreiben.  Der  Büchermarkt  wird  mit  Riesenmengen  von 
gelehrten  Büchern  überschwemmt,  aber  in  diesem  Meere  bedruckten 
Papiers  erblickt  man  fast  gar  keine  Schrift  mit  goldenen  Buchstaben, 
welche  von  einem  ehrlichen,  ernsthaften  und  in  wahrer  Gelehrsamkeit 
schwelgenden  Manne  der  Wissenschaft  herrührt.  Neun  Zehntel  der  wissen- 
schaftlichen Literatur  sind  für  den  Buchhandel  oder  für  die  Reklame  oder 
schliesslich  für  die  Karriere  des  Autors  berechnet.  Am  ärgsten  ergeht  es 
hiebei  dem  jungen  Anfänger,  welcher,  von  wissenschaftlichen  Idealen 
beseelt,  mit  noch  unbeflecktem  Charakter  an  irgend  eine  Wissenschaft 


13 


herantritt.  Die  Referate  und  die  literarischen  Reklamen  in  den  Fach-  und 
Tageszeitschriften  lobpreisen  und  empfehlen  in  der  Regel  den  ärgsten 
Schund,  während  gute  Arbeiten  verlästert  oder  totgeschwiegen  werden. 
Wornach  soll  nun  der  junge  Anfänger  erkennen,  an  welche  Lehrbücher 
oder  Kompendien  er  sich  halten  soll?  Wenn  er  zufällig  einen  guten  Lehrer 
hat,  so  werden  sich  ihm  bald  die  Augen  öffnen,  aber  wenn  dies  nicht 
der  Fall  ist,  so  tappt  er  in  der  Ungewissheit  und  Finsternis  herum,  gerät 
auf  Abwege  oder  vertrödelt  Jahre,  bevor  er  die  Wahrheit  kennen  lernt. 

Was  heutzutage  die  Rezensenten  und  Verfasser  von  Reklamen  in 
der  literarischen  Welt  treiben,  das  übersteigt  wirklich  schon  alle  Grenzen. 
Mit  Entsetzen  muss  der  ältere,  ernste  Forscher  selbst  in  den  angesehensten 
wissenschaftlichen  Zeitschriften  lesen,  dass  gänzlich  wertlose,  ja  von 
Fehlern  wimmelnde  Arbeiten  als  epochale  Phänomene  gepriesen  und  an- 
empfohlen werden.  Heutzutage  werden  die  Referate  nicht  aus  wahrer 
wissenschaftlicher  Überzeugung,  sondern  aus  persönlichen,  nationalen,  poli- 
tischen und  parteilichen  Motiven  geschrieben.  Was  die  Botanik  anbelangt, 
so  muss  ich  offen  sagen,  dass  in  keinem  Lande  und  in  keiner  Sprache 
ein  Organ  existiert,  welches  vollkommen  objektive  und  von  ernstem  Geiste 
geleitete  Referate  bringen  würde.  Dieses  Übel  neben  den  schon  kurz  an- 
gedeuteten anderweitigen  Momenten  führt  zur  wissenschaftlichen  Korrup- 
tion und  zum  Verfalle  der  theoretischen  Wissenschaften.  Gegenwärtig 
blühen  und  okkupieren  alles  bloss  die  praktischen  Wissenschaften,  so 
z.  B.  die  Chemie,  Physik,  Technik  aller  Art,  die  praktische  Medizin  etc., 
weil  in  diesen  Wissenschaften  nicht  geschwindelt  werden  kann.  Und  in 
der  Botanik  geht  in  dieser  Beziehung  die  an  die  rationelle  Ökonomie 
applizierte  chemische  Physiologie  der  mächtigsten  Entwicklung  entgegen. 

Mein  ganzes  Werk  ist  aus  Liebe  zur  Wissenschaft  und  mit  grossen 
materiellen  Opfern,  die  ich  deshalb  gebracht  habe,  zustande  gekommen, 
einzig  und  allein  zum  Zwecke  der  objektiven  Konstatierung  der  Wahrheit, 
und  die  schönste  Belohnung  dafür  wäre  es  mir,  wenn  ich  sehen  würde, 
dass  es  von  Arbeitern  auf  dem  Gebiete  der  Botanik  fleissig  benützt  werde 
und  manchem  als  Ausgangspunkt  zu  Detailstudien  dienlich  sein  wird.  Es 
ist  ja  doch  in  jedem  Kapitel  eine  bedeutende  Anzahl  bisher  ungelöster 
Fragen  angeführt,  so  dass  meine  Arbeit  als  der  Anfang  der  in  der  Zukunft 
sich  entwickelnden  Morphologie  angesehen  werden  kann.  Wenn  ich  mit 
meiner  Arbeit  praktische  Zwecke  verfolgt  hätte,  so  würde  ich  mich  ja 
doch  gewiss  mit  meinen  Ansichten  in  so  vielen  Fällen,  welche  not- 
wendigerweise Widerspruch  und  Unwillen  erwecken  mussten,  nicht 
exponiert  haben  und  hätte  ich  lieber  getrachtet,  lobende  Referate  und 
warme  Empfehlungen  der  Herren  Redakteure  und  anerkannter  Kapazitäten 
zu  ergattern.  Auf  diesem  Wege  hätte  ich  viel  eher  Anerkennung  und 
Rekommandationen  erlangt,  aber  dann  hätte  ich  allerdings  nicht  frei  und 
offen  sprechen  dürfen.  Mir  ist  es  nun  gleichgültig,  was  die  Referenten 


14 


über  mein  Werk  schon  geschrieben  haben  und  noch  schreiben  werden. 
Sie  haben  schon  gesagt,  dass  keine  Literatur  in  demselben  angeführt  ist, 
dass  darin  die  Morphologie  der  Pilze  fehlt,  dass  eine  Menge  von  Zwiebeln 
und  Knollen  darin  ausgelassen  ist,  dass  meine  Auseinandersetzungen 
häufig  einseitig  sind,  dass  mein  Werk  veraltet  und  unmodern  ist,  dass  ich 
sogar  von  Goethe  anfange,  dass  ich  Verstorbene  ausgrabe,  dass  ich  zu 
viel  polemisiere,  dass  meine  Ansichten  auf  blosser  Phantasie  beruhen, 
dass  mein  Werk  sich  mit  einer  unmöglichen,  gar  nicht  existierenden 
Wissenschaft  abgibt  etc. 

Alle  diese  Herren  Rezensenten  versichere  ich,  dass  die  Wahr- 
heit durch  ihre  oberflächliche  Kritik  nicht  umgestossen  werden  wird,  und 
dass  jeder  Satz  meines  Werkes  gut  erwogen  worden  ist,  bevor  er  nieder- 
geschrieben wurde. 

Kurz  und  gut,  mein  Werk  ist  bei  den  Herren  Referenten  in  Öster- 
reich und  Deutschland  vollständig  durchgefallen,  was  ihm  aber  gerade 
zur  Empfehlung  dient  und  den  Beweis  liefert,  dass  es  weder  dem  Ge- 
schäfte noch  auch  der  wissenschaftlichen  Reklame  zuliebe  geschrieben 
und  veröffentlicht  worden  ist. 

Zum  Schlüsse  erfülle  ich  eine  angenehme  Pflicht,  indem  ich  allen 
denjenigen  Dank  sage,  welche  mir  durch  Zusendung  von  Pflanzen,  Samen, 
Früchten,  namentlich  aus  den  tropischen  Ländern  — oder  auch  sonst  in 
anderer  Weise  ihre  wertvolle  Unterstützung  geliehen  haben.  Es  sind  dies 
insbesondere  die  Herren:  M.  Treub  (Buitenzorg  auf  der  Insel  Java), 

H.  Bolus  und  H.  W.  Pearson  (Cape-Town  in  Südafrika),  K.  Dom  in 
(Queensland,  Java,  Ceylon),  J.  Uzel  (Ceylon),  A.  T.  Gage  (Calcutta), 
J.  Huber  (Para  in  Brasilien),  M.  Raciborski  (Dublany  in  Galizien), 
W.  Trelease  (St.  Louis  in  N.-Amerika),  J.  H.  Maiden  (Sydney  in 
Australien),  A.  Musil  (Arabien),  R.  Pirotta  (Rom),  J.  W.  Moll  (Gro- 
ningen), C.  Koningsberger  (Buitenzorg). 

PRAG,  den  31.  Dezember  1912. 

/.  Velenovsky. 


Allgemeine  Einleitung. 

S.  4,  Z.  4.*)  Zum  Worte  »Goethe«  lüge  unter  der  Linie  folgende  Be- 
merkungen hinzu: 

Neulich  hat  Hansen  eine  ganze  Monographie  veröffentlicht, 
in  der  guten  Absicht,  die  Verdienste  Goethes  um  die  wissen- 
schaftliche Pflanzenmorphologie  zu  würdigen.  Wenn  wir  auch  aner- 
kennen müssen,  dass  diese  Arbeit  einen  grossen  Fleiss  an  den  Tag 
legt  und  von  dem  Verfasser  die  Leistungen  der  gleichzeitigen 
Autoren  gewissenhaft  untersucht  wurden,  um  klar  zu  stellen,  wie 
viel  Goethe  von  denselben  übernommen  hat,  so  können  wir  doch 
dem  Standpunkte  Hansens,  von  welchem  aus  er  die  Verdienste 
Goethes  zu  beleuchten  sich  bemüht,  nicht  beipflichten,  da  wir 
überzeugt  sind,  dass  Goethe  selbst,  wenn  er  zu  sprechen  ver- 
möchte, mit  Hansens  Auseinandersetzungen  wenig  zufrieden  wäre. 
Wer  die  Ideen  Goethes  studiert  hat,  kann  nicht  im  Zweifel  sein, 
dass  dieselben  sich  mit  den  Ideen  der  vergleichenden  oder  phylo- 
genetischen Morphologie  in  derselben  Weise  decken,  wie  sie  z.  B. 
in  unserem  Werke  dargelegt  werden.  Wenn  aber  Hansen  beweisen 
will,  dass  Goebel  die  Lehre  Goethes  am  besten  begriffen  habe, 
und  dass  Goebel  s verrückte  »Morphologie«  die  Folge  von 
Goethes  Lehre  sei,  so  ist  das  ein  grosser  Irrtum  und  eine  be- 
klagenswerte Konfusion.  Goebel  kann  als  Nachfolger  Goethes 
nicht  angesehen  werden,  da  er  alle  Morphologie  leugnet  und  keine 
Metamorphose  anerkennt,  indem  er  die  Organe  so  ansieht,  wie  sie 
sind,  und  jederzeit  bereit  ist,  alles,  was  er  nicht  begreift,  für  Organe 
»sui  generis«  zu  erklären.  Goebel  ist  die  förmliche  Negation 
Goethes.  Die  Metamorphosenlehre  Goethes  ist  ja  die  Grundlage 

*)  S.  18,  Z.  8,  n.  A.  bedeutet:  Seite  18,  Zeile  8,  neuer  Absatz.  S.  4,  Z.  20 
bedeutet,  dass  auf  der  Zeile  20  nach  dem  Punkte  das  Neuangeführte  einzu- 
schalten ist.  S.  60,  Z.  7,  n.  d.  W.  »Oedogonium  < bedeutet,  dass  auf  der  Zeile  7 
nach  dem  Worte  »Oedogonium«  das  Neuangeführte  einzuschalten  ist. 


16 


der  vergleichenden  Morphologie  und  kann  mit  dem  Standpunkte 
Goebcls,  demzufolge  die  Organe  so  aufzufassen  seien,  wie  wir  sie 
erblicken,  nicht  in  Einklang  gebracht  werden. 

Hansen  weiss  zwar  auch  Zitate  aus  G o e b e 1 s Organographie 
für  die  Anerkennung  Goethes  anzuführen,  dazu  wäre  aber  zu  be- 
merken, dass  Goebel  überall  unkonsequent  ist,  und  dass  seine 
Organographie  aus  zerrissenen,  bunten  und  nicht  zusammenhängenden 
Stücken  zusammengeklebt  ist,  weshalb  auch  von  einer  logischen  und 
einheitlichen  Idee  dabei  keine  Rede  sein  kann.  Unzähligesmal  ver- 
wirft Goebel  die  Morphologie,  was  ihn  aber  immerhin  nicht  hindert, 
an  anderen  Stellen  selbst  die  vergleichende  Morphologie  fleissig  zu 
benützen  und  aus  derselben  Schlüsse  zu  ziehen.  Seine  konfusen  An- 
sichten über  die  Pflanzenmorphologie  hat  Hansen  von  Goebel 
übernommen.  Wir  sind  überzeugt,  dass,  wenn  Hansen  ein  anderes 
morphologisches  Werk  als  dasjenige  Goebels  studiert  hätte,  er 
eine  ganz  andere  und  bessere  Vorbereitung  für  die  Beurteilung 
Goethes  erlangt  haben  würde.  Als  Beleg  für  das  bereits  Gesagte 
führen  wir  einige  Beispiele  der  unlogischen  Ausführungen  Hansens 
an.  Die  durch  künstliche  Kultur  hervorgerufenen  Abnormitäten 
(»experimentelle  Morphologie«)  sind  nach  Hansen  direkte  Beweise 
für  die  morphologische  Deutung  der  Organe.  Wenn  aber  derartige 
Abnormitäten  in  der  Natur,  ohne  Kultur,  erscheinen,  so  sind  sie  als 
sinnlose  Monstrositäten  zu  verwerfen.  Oder  vergleiche  die  Logik  auf 
S.  36,  Z.  1—4,  S.  41,  S.  42,  Z.  5—8,  S.  43.  Z.  23—26.  S.  47. 
Z.  33—36,  S.  48,  Z.  5,  S.  54,  Z.  9—11. 

Zuerst  sagt  Hansen,  dass  Goethe  für  seine  Behauptung, 
alle  Blütenteile  seien  umgeänderte  Blätter,  direkte  Beweise  nicht 
bieten  konnte,  dies  habe  erst  die  neuere  Zeit  durch  die  mikro- 
skopische Untersuchung  der  Blütenhöcker  in  der  Jugend  geleistet. 
Der  Leser  erwartet  nun  neugierig,  wie  und  wo  diese  mikroskopi- 
schen Beweise  geboten  worden  sind,  da  man  doch  weiss,  dass  alle 
Blütenhöcker  gleich  sind  und  über  die  morphologische  Natur  der 
Blütenorgane  gar  nichts  zu  sagen  vermögen.  Selbstverständlich  findet 
man  die  angekündigten  Beweise  in  der  Darlegung  Hansens 
nirgends,  denn  Hansen  selbst  erkennt  schliesslich  an.  dass  alle 
Jugendhöcker  von  indifferenter  Natur  sind,  . und  gibt  zu,  dass  man 
zum  Vergleich  mit  fertigen  Organen  zu  gefüllten,  durchwachsenen 
und  vergrünten  Blüten  greifen  muss,  obwohl  er  die  Teratologie  als 
wissenschaftliche  Methode  bekämpft. 

Es  ist  nicht  wahr,  dass  Goethe  die  Abnormitäten  nicht  aner- 
kannte. Gerade  im  Gegenteil  hat  er  sie  mit  Nachdruck  zur  Beweis- 
führung gebraucht,  sie  als  atavistische  Erscheinungen  angesehen  und 
dieselben  richtig  von  den  pathogenen  Zuständen  unterschieden. 


17 


Goethes  Bestreben  war,  alle  Pflanzenorgane  auf  eine  einzige  Ein- 
heit zurückzuführen,  und  diese  Einheit  erblickte  er  in  dem  Blatt. 
Wenn  wir  daher  in  unserem  Werke  die  Anaphytentheorie  bei  den 
Phanerogamen  annehmen  und  dieselbe  auf  die  Gefässkryptogamen 
und  Moose  applizieren,  so  bauen  wir  auf  der  guten  Theorie 
Goethes  und  ziehen  wir  daraus  alle  Schlussfolgerungen. 

Darin  wollen  wir  Hansen  beistimmen,  dass  Celakovsky 
mit  Unrecht  die  Ansichten  Goethes  als  akzeptierte  Anschauungen 
der  gleichzeitigen  Botaniker  betrachtete.  Goethes  wundervoller 
Genius  durchdrang  mit  klarem  Auge  jedwede  wissenschaftliche  Frage 
und  ging  mit  seinen  Schlüssen  seinen  Zeitgenossen  um  ein  ganzes 
Jahrhundert  voran.  Von  diesen  hat  er  wahrscheinlich  etwas  von  den 
Streitfragen  gehört,  die  Lösung  derselben  hat  er  jedoch  allein  und 
selbständig  gefunden.  Wenn  Goethe  sein  Leben  der  Botanik  ge- 
widmet hätte,  so  würde  diese  Wissenschaft  heutzutage  auf  einer 
höheren  Stufe  stehen,  als  es  eben  der  Fall  ist,  und  gewiss  wären 
dann  auch  derartige  Konfusionswerke,  wie  dasjenige  Goebels,  un- 
möglich. Goethe  hat,  was  den  Umfang  anbelangt,  in  der  Botanik 
nur  wenig  geleistet,  aber  das,  was  er  geleistet  hat,  sind  lauter  feste 
Grundsteine,  auf  denen  der  Bau  der  fernsten  Zukunft  noch  be- 
ruhen wird. 

S.  18,  Z.  8.  n.  A.  Wenn  eine  Perenne  irgend  eine  morphologische  Abnormität 
erzeugt,  so  kommt  diese  Abnormität  alljährlich  regelmässig  zum 
Vorschein.  So  betrachtete  ich  10  Stöcke  von  Dictamnus  albus  L.  in 
unserem  Garten,  welche  11  Jahre  hindurch  nur  schön  vergrünte  und 
teilweise  durchgewachsene  Blüten  entwickelten  und  dabei  in  jeder 
Beziehung  sich  als  gesund  erwiesen.  Wären  sie  mit  einer  Krankheit 
behaftet  gewesen,  so  hätten  sie  natürlich  im  Verlaufe  von  so  vielen 
Jahren  zugrunde  gehen  müssen.  Es  ist  demzufolge  durchaus  un- 
richtig, nach  dem  Vorgänge  Goebels  derartige  Rückschlagsabnor- 
mitäten für  pathogene  Erscheinungen  zu  erklären. 

S.21.Z.  20.  Diese  Kategorie  wird  neuerdings  allgemein  mit  dem  Terminus 
»Variationen«  belegt. 


2 


I.  Die  Morphologie  der  Kryptogamen. 

A.  Thallophyten  (Lagerpflanzen). 

S.44.  Z.  35,  n.  A.  Auch  die  hoch  organisierten  Pilze  (Hymenomycetes,  Pyreno- 
mycetes)  zeigen  keine  Sonderung  in  morphologische  Organe,  oder, 
wenn  derartige  Organe  vorhanden  sind,  so  ergeben  sich  dieselben 
als  blosse  Adaptationen  zu  biologischen  Zwecken;  eine  phylogene- 
tische Bedeutung  kommt  ihnen  nicht  zu.  Die  Flechten,  so  nament- 
lich die  Cladoniaceen,  zeigen  eine  Sonderung  in  blattartige  Flach- 
formen und  in  senkrechte,  mannigfaltig  ausgestaltete  Gebilde  (Pode- 
tien),  welche  ursprünglich  als  Fruchtstiele  zum  Vorschein  gelangten, 
alsdann  aber  sich  als  vegetativer  Thalluskörper  stabilisierten  (Clad. 
rangiferina).  In  diesen  bizarren  Thallusformen  können  wir  zwar  die 
sonderbare  Gestaltung  bewundern,  aber  irgend  einen  phylogenetischen 
Zusammenhang  mit  den  Muscineen  oder  den  Gefässkryptogamen 
herauszufinden,  wäre  hier  ganz  unmöglich.  Die  eingeschlossenen 
grünen  Algen  üben  auf  die  morphologische  Ausgestaltung  der 
Flechten  keinen  Einfluss  aus.  Es  sind  eingeschlossene  Sklaven  des 
Pilzes,  welcher  in  jeder  Beziehung  den  Pyrenomvceten  gleichkommt. 
Der  Umstand,  dass  die  hoch  organisierten  Pilze  (Ascomycetes, 
Hymenomycetes)  die  geschlechtliche  Fortpflanzung  zum  grössten 
Teile  eingebüsst  haben  und  ihre  Sporenfrüchte  auf  ungeschlecht- 
lichem Wege  erzeugen,  weist  darauf  hin,  dass  sie  eines  genealogi- 
schen Emporsteigens  unfähig  sind.  Die  Flechten,  welche  gewiss  die 
morphologisch  am  höchsten  stehenden  Pilze  darstellen,  sind  z.  B. 
aus  den  geschlechtlichen  Pilztypen  hervorgegangen,  haben  aber  im 
Verlaufe  der  Zeit  die  Geschlechtlichkeit  verloren  (Stahl). 

Aus  alledem  ergibt  sich  nun  die  Schlussfolgerung,  dass  sämt- 
liche Pilze  ein  für  sich  abgeschlossenes  und  eigenartig  ausgeartetes 
Pflanzenreich  darstellen,  welches  mit  dem  übrigen  grünen  Pflanzen- 


19 


reiche  keine  phylogenetische  Anknüpfungspunkte  hat,  obwohl  es 
biologisch  eine  sehr  grosse  Rolle  in  der  organischen  Natur  spielt. 

Vom  morphologischen  Standpunkte  ist  wohl  beachtenswert, 
dass  die  Mycelien  der  Pyrenomyceten,  der  Hvmenomyceten  u.  s.  w. 
eigentlich  die  Pilzart  in  ihrer  vegetativen  Form  vorstellen,  denn  die 
bekannten  oberirdischen  Pilze  (Agaricus,  Boletus  u.  a.)  sind  bloss 
Fruchtorgane,  welche  nur  kurze  Zeit  leben,  während  das  Mycelium 
sogar  jahrelang  zu  vegetieren  vermag.  Diese  Mycelien  sind  nun  so 
einfach  und  monoton  hyphenartig  ausgebildet,  dass  man  in  denselben 
einzelne  Arten  und  Gattungen  schwerlich  unterscheidet.  Die  morpho- 
logische Differenzierung  findet  lediglich  in  dem  derzeitigen  Frucht- 


Fig.  l.  Pholliota  mutabilis  Schaeff.  Gruppe  von  Fruchtkörpern  am  modernden 

Laubholze  (Original.) 

körper  statt,  welcher  die  sonderbarsten  Formen  annimmt  und  nicht 
selten  in  feurigen  Farben  prangen  kann.  Dieses  Fruchtstadium  er- 
innert sehr  an  die  Fruchtorgane  der  Angiospermen  — die  Blüten 
(Fig.  1).  Die  anmutigen  Formen  und  schönen  Farben  sind  beiden 
gemeinschaftlich.  Hiebei  kommt  noch  der  Umstand  in  Erwägung, 
dass  der  schöne  Hutpilz  sich  lediglich  als  ungeschlechtliches  Produkt 
erweist.  Diese  morphologisch-biologische  Vergleichung  verleiht  uns 
eine  Aussicht  auf  das  Verständnis  der  Wesenheit  der  Angiospermen- 
blüte überhaupt.  Die  Erzeugung  der  Basidio-  und  Ascosporen  scheint 
mit  der  morphologischen  Ausbildung  des  Fruchtpilzes  in  Verbindung 
zu  sein,  denn  wir  sehen  allemal,  dass  in  dem  Falle,  wenn  diese 

2* 


20 


Sporenerzeugung  ausbleibt,  der  Fruchtkörper  mehr  oder  weniger 
verkümmert.  Ein  Beispiel  hiezu  kann  die  abgebildete  Nyctalis  lyco- 
perdioides  Bull.  (Fig.  2)  abgeben,  welche  am  abgestorbenen  Hutpilze 
von  Russula  adusta  vegetiert  und  zugleich  keine  Basidiosporen  ent- 
wickelt, zum  Ersätze  dafür  aber  auf  der  Hutoberfläche  eine  Unmasse 
von  Chlamydosporen  erzeugt.  Der  Fruchtkörper  verkümmert  indessen 
zu  einem  kugeligen,  unten  fast  lamellenlosen  Gebilde.  Sehr  auf- 
fallend ist  diese  Sache  bei  einigen 
Pyrenomyceten,  wo  das  Frucht- 
stadium einen  morphologisch  aus- 
gegliederten Körper  aufbaut,  wäh- 
rend das  vegetative,  bloss  Gonidien 
erzeugende  Stadium  die  einfachen 
Formen  der  Hyphenbildungen  vor- 
stellen (Claviceps  u.  a.). 

Noch  ein  Moment  aus  dem  Pilz- 
leben wäre  hier  zu  erwähnen.  Ob- 
wohl bei  den  Hymenomyceten  die 
geschlechtliche  Kopulation  ausbleibt 
und  demzufolge  die  Hvbridation  un- 
möglich wird,  so  finden  wir  doch  bei 
manchen  Arten  auffallende  Formen, 
welche  durch  die  Symbiose  des 
Myceliums  mit  den  Wurzeln  der 
Phanerogamen,  in  den  meisten  Fällen 
der  Waldbäume,  bedingt  werden.  Die  Schwämmesammler  kennen 
im  Sommer  gut  die  Varietäten  des  Boletus  edulis , welche  unter  den 
Kiefern,  im  Fichtenwald  und  im  Laubwald  wachsen.  Ebenso  die 
zwei  auffallenden  Varietäten  von  Lactarius  delidosus  unter  der  Fichte 
und  unter  der  Kiefer.  Die  als  gut  anerkannten  Arten  Boletus  versi- 
pellis  Fr.,  B.  rufus  Schaef.,  B.  scaber  Bull.,  B.  rugosus  Fr.  und  B. 
Velenovskyi  Smotl.  sind  gewiss  bloss  unter  der  symbiotischen 
Einwirkung  durch  lange  Perioden  aus  einer  einzigen  Art  hervor- 
gegangen. Es  sind  sogenannte  »biologische  Arten«,  welche  auch  bei 
den  parasitischen  Uredineen  wiederkehren.  Aus  diesen  Beispielen  ist 
nun  klar,  dass  lediglich  die  Beschaffenheit  des  Nährstoffs  morpho- 
logische Sonderungen  des  Pflanzenkörpers  hervorrufen  kann.  Den 
Floristen  ist  diese  Erscheinung  auch  bei  den  Blütenpflanzen  schon 
längst  bekannt,  insbesondere  werden  die  Varietäten  einer  Art  unter- 
schieden, welche  Kalk-  und  Kieselböden  bewohnen.  Die  auffallend- 
sten Belege  hiefür  geben  Viola  calaminaria  Lej.  und  Thlaspi 
calaminarium  Lej.,  welche  für  den  Galmeiboden  so  charakteristisch 
sind,  dass  sie  als  Wegweiser  für  das  Auffinden  des  Zinkerzes  dienen 


Fig.  2.  Nyctalis  iycoperdioides  Bull, 
parasitisch  auf  abgestorbener  Russula 
adusta.  (Original.) 


21 


können.  Die  Art  der  Ernährung  der  Pflanze  macht  also  auch  ein 
Evolutionsprinzip  aus.  Diese  Erkenntnis  findet  ihre  volle  Gültigkeit 
auch  bei  den  Bakterien,  welche  in  verschiedenen  Medien  sich  morpho- 
logisch verschieden  ausgestalten.  Die  parasitischen  Angiospermen 
erleiden  ebenfalls  eine  morphologische  Umgestaltung  je  nach  dem, 
ob  ihnen  diese  oder  jene  Nährpflanze  als  Substrat  dienlich  ist 
(Viscum  album  auf  Kiefern  und  Tannen,  die  Varietäten  der  Cuscuta 
Epithymum). 


L_ 

pp| 

Fig.  3.  Beispiele  der  Laboulbeniaceen : A,  B , C)  Stigmatomyces  Baeri  Peyr., 
D)  Dimorphomyces  muticus  Thax.,  E)  Ceratomyces  mirabilis  Thax.  p)  Peri- 
thecium,  tu)  Thallus,  a ) Antheridien,  t)  Trichogyn  mit  Sporen,  s)  Ascogon, 
ti)  Basalzellen  des  Ascogons,  i)  Asci,  innen  mit  Sporen.  (Nach  Thaxter.) 

Stellen  uns  sämtliche  Pilze  eine  übereinstimmende  Gleichheit 
in  dem  Thallusaufbau  vermittels  des  Hyphengeflechts  vor,  welches 
hier  als  Baumaterial  dient,  so  muss  uns  eine  merkwürdige  Ausnahme 
von  dieser  Regel  überraschen,  welche  uns  die  Pilzfamilie  der 
Laboulbeniaceen  (Fig.  3)  darstellt.  Es  sind  dies  winzige,  para- 
sitisch an  verschiedenen  Insekten,  vorzugsweise  an  den  Käfern 
lebende  Pilze,  insbesondere  in  wärmeren  Ländern,  wahrscheinlich 
auf  allen  Kontinenten.  Sie  sind  indessen  noch  wenig  bekannt  und 
gesammelt,  so  dass  erst  in  der  Zukunft  ein  besseres  Verständnis 


22 


ihrer  Organisation  zu  erwarten  sein  dürfte.  Die  amerikanischen  Arten 
hat  Thaxter  lehrreich  behandelt. 

Der  Thallus  dieser  Pilze  ist  mannigfaltig  geformt  und  steckt 
nur  vermittels  der  unteren  Spitze  im  Chitin  des  Käfers,  so  dass  in 
einigen  Fällen  das  Tier  vom  Pilze  keinen  namhaften  Schaden  er- 
leidet. Die  Befestigungsspitze  pflegt  schwarz  gefärbt  zu  sein.  Der 
Thalluskörper  ist  aus  zahlreichen  Zellen  in  verschiedener  Anordnung 
und  in  mehreren  oder  wenigeren  Schichten  zusammengesetzt.  Von 
etwaigen  gegliederten,  lang  gezogenen  Hyphen  ist  hier  keine  Spur. 
Am  Thallus  sind  allerlei  hornartige  oder  wimperige  Anhängsel  wahr- 
zunehmen, so  dass  die  äussere  Gestalt  selbst  gewissermassen  an  eine 
Insektenform  erinnert. 

Der  Pilz  ist  ein-  oder  zweihäusig.  Das  männliche  Organ  (Anthe- 
ridium)  ist  flaschenförmig  ( D , A ) und  erzeugt  aus  den  Innenzellen 
zahlreiche  Sporen,  welche  alsdann  herausfallen  und  durch  den  Wind 
auf  das  Trichogyn  des  weiblichen  Apparats  ( Perithecium)  geraten  ( A ). 
Das  Trichogyn  besteht  aus  einer  verlängerten  Zelle,  trägt  den  Be- 
fruchtungseinfluss auf  die  Innenzelle  im  Perithecium,  verwest  aber 
und  verschwindet  nach  der  Kopulation.  Aus  den  angelegten  Ascogon- 
zellen  ( s ) entwickeln  sich  nun  mehrere  schlauchförmige  Asci  (z’j,  in 
welchen  zuletzt  zweizeilige  Sporen  erscheinen,  die  schliesslich  aus 
dem  geöffneten  Perithecium  hervortreten,  sich  in  die  Luft  verstäuben 
und,  wenn  sie  auf  ein  Insekt  gelangen,  direkt  zu  einer  neuen  Pflanze 
aufkeimen. 

Wir  haben  hier  eine  vollkommen  geschlechtliche  Kopulation, 
und  zwar  in  der  Weise,  wie  wir  dieselbe  bei  einigen  Rotalgen  be- 
obachtet haben.  Wenn  die  Laboulbenien  rot  wären  und  im  Meere 
lebten,  würde  man  sie  ohne  weiteres  für  Rotalgen  halten.  Die  deut- 
lichen Asci  erinnern  indessen  an  die  Ascomyceten,  zunächst  viel- 
leicht aus  der  Verwandtschaft  der  Pyrenomyceten.  Die  Abstammung 
dieser  Pflänzchen  verbleibt  immerhin  dunkel  und  ich  möchte  glauben, 
dass  sie  vielmehr  einen  durch  den  Parasitismus  degenerierten  und 
veränderten  Typus  von  hochorganisierten  Algen  oder  überhaupt 
eines  kryptogamischen  Thallophyts  darstellen.  Es  ist  wohl  bekannt, 
dass  sogar  die  Phanerogamen  durch  parasitische  Lebensweise  in  der 
Organisation  in  so  hohem  Grade  zurückschreiten,  dass  in  denselben 
ihre  ursprüngliche  Abstammung  nicht  mehr  zu  erkennen  ist.  Die 
vollkommen  entwickelte  geschlechtliche  Kopulation  bei  gänzlichem 
Fehlen  der  ungeschlechtlichen  Sporen  weist  gewiss  auf  die  hohe 
systematisch-phylogenetische  Stellung  der  Laboulbenien  hin  Diese 
Verwandtschaft  dürfte  immerhin  nicht  in  dem  Bereiche  der  Characeen 
oder  der  Muscineen  gesucht  werden,  da  hier  allgemein  die  beweg- 
lichen und  bewimperten  Spermatozoiden  Vorkommen.  Diese  Eigen- 


23 


schaft,  sowie  das  auffallende  Trichogyn  verweist  entweder  auf  die 
Ascomyceten  oder  Rotalgen.  Es  ist  ja  bekannt  (Stahl),  dass  auch  bei 
den  Flechten  ursprünglich  ein  Trichogyn  und  geschlechtlich  be- 
fruchtetes Ascogon  vorhanden  war,  welches  späterhin  aber  durch 
Apogamie  verkümmerte  oder  gänzlich  abortierte.  Es  ist  eben  auf- 
fallend, dass  die  Ascomyceten  die  geschlechtliche  Fortpflanzung  fast 
allgemein  eingebüsst  haben,  während  die  Laboulbenien  durch  aus- 
schliesslich geschlechtliche  Fortpflanzung  ausgezeichnet  sind. 

S.60,  Z.  7,  n d.  W.  » Oedogonium« : und  bei  einigen  Zygnemaceen. 

S.64,Z.  18.  Manche  Collybien  (C.  tuberosa,  stolonifera,  longipes,  radi- 
cata)  entwickeln  rundliche,  bis  1 cm  im  Durchmesser  habende  grosse, 


Fig.  4.  Marasmius  androsaceus  L.  Entwickelte  Fruchtkörper  auf  einer  Tannen- 
nadel, mit  rosshaarartiger  Rhizomorpha  setiformis  Roth.  Collybia  tuberosa  Quel. 
Fruchtkörper  aus  dem  knolligen  Sclerotium  emporwachsend,  zweimal  vergr. 

(Original). 


solide,  an  der  Oberfläche  glatte  Sklerotien  (Fig.  4)  oder  rhizomartige, 
unterirdische  Gebilde,  welche  lange  Zeit  ausruhen  können,  um  bei 
günstigem  Wetter  wiederum  in  gestielte  Hutkörper  aufzukeimen. 
Marasmius  androsaceus  (Fig.  4)  treibt  rosshaarartige,  sehr  lange, 
braune  Fäden,  welche  aus  den  abgefallenen  Blattnadeln  im  schattigen 
Walde  hervorwachsen  (Rhizomorpha  setiformis  Roth),  und  aus  denen 
zuletzt  lang  gestielte,  bräunliche  Hutpilze  emporspriessen.  Die  Skle- 
rotien der  Pilze  aus  allerlei  Verwandtschaft  stellen  zuweilen  das  aus- 
dauernde und  vegetative  Stadium  vor,  aus  welchem  nur  gelegentlich 
der  Fruchtkörper  hervorgehen  kann.  Manchmal  erreichen  derartige 
Sklerotien  bis  Kopfgrösse.  So  wächst  an  Baumstöcken  in  Australien 


24 


Mylitta  australis  Berk,  in  Form  grosser,  grauer,  innen  weisser 
Kugeln,  welche,  verschieden  vorgerichtet,  von  den  Eingeborenen 
gegessen  werden.  Diese  Mylittasklerotien  fruchten  selten  wann  und 
erzeugen  sodann  den  Polyporus  Mylittae.  Der  Polyporus  Sapurema 
A.  Müll,  in  Brasilien  wächst  bis  zu  20  kg  schweren  Kugeln  heran. 
Desgleichen  erzeugt  der  Lentinus  Tuber  (Afrika,  Mal.  Inseln)  kopf- 
grosse Sklerotien.  Die  biologische  Deutung  dieser  Organe  ist  in 
jeder  Beziehung  den  Knollen  der  Angiospermen  gleich,  wenn  sie 
auch  blosse,  zu  Knäueln  eingewickelte  Hyphen  vorstellen. 

S.  76,  Z.  20,  n.  A.  Aus  alledem,  was  hier  bereits  über  die  Organisation  der 
Algen  gesagt  wurde,  erhellt  nun  deutlich,  dass  man  hier  eine  all- 
mähliche phylogenetische  Entwicklung  aus  den  niedersten,  einzelligen 
und  fadenartigen  Formen  bis  zu  den  Thallustypen,  an  welchen  ana- 
tomisch und  morphologisch  gesonderte  Organe  in  grosser  Voll- 
kommenheit in  die  Erscheinung  treten,  vor  sich  hat.  Es  lässt  sich 
nicht  leugnen,  dass  sich  hier  die  Pflanze  aus  einfachen  Zellen  zu 
einem  zusammengesetzten  Körper  stufenweise  aufbaut.  Die  Stufen- 
reihe: Pleurococcus,  Spirogyra,  Ulothrix,  Cladophora,  Batrachospermum, 
Polysiphonia,  Sargassum,  Fucus  veranschaulicht  uns  die  organische 
Evolution  von  der  einzelligen  Einheit  bis  zur  hoch  organisierten 
Pflanze.  Mit  dieser  Entwicklungsreihe  hängt  gleichzeitig  auch  die 
Fortpflanzungsweise  der  einzelnen  Glieder  zusammen. 

Vergleichen  wir  fernerhin  die  hohe  Organisation  der  Charo- 
phyten,  welche  das  Mittelglied  zwischen  den  Algen  und  den  Musci- 
neen  vorstellen,  und  ziehen  wir  in  Erwägung,  dass  der  Thallus  der 
Lebermoose  eine  weitere  Sonderung  des  Algenthallus  zum  stabili- 
sierten, beblätterten  Stämmchen  der  Laubmoose  darstellt,  dass  das 
Protonema  von  Sphagnum  und  der  Laubmoose  sich  als  Reminiszenz 
an  die  Algen  und  Lebermoose  erweist,  so  taucht  vor  unseren  Augen 
ein  klares  Bild  der  genealogischen  Entwicklung  der  Moose  aus  den 
Algen  empor.  Das  Prothallium  der  Farne,  die  Anlegung  des  Sporo- 
gons  bei  den  Moosen,  derselbe  Prozess  bei  der  Anlegung  des 
Embryos  bei  den  Farnen  lässt  wohl  nicht  zweifeln,  dass  auf  weiterer 
Stufe  auch  die  Farne  ihre  Abstammung  aus  dem  Algenreiche  ent- 
nommen haben. 

ln  dieser  Entwicklungsreihe  vermissen  wir  zwar  hin  und  wieder 
Verbindungsglieder,  welche  zweifelsohne  in  den  vergangenen  Perioden 
gelebt  haben;  die  morphologischen  Beziehungen  der  noch  existie- 
renden Typen  überzeugen  aber  den  vergleichenden  Forscher  immer- 
hin von  der  realen  Wesenheit  dieser  Evolution. 

Die  Algen  bilden  also  den  Ausgangspunkt  der  pflanzlichen 
Evolution,  nicht  die  Pilze,  obwohl  diesen  eine  wichtige  Rolle  in  der 
organischen  Wirtschaft  auf  der  Erde  zugewiesen  ist.  Die  Pilze,  auch 


25 


in  ihren  höchsten  Repräsentanten  sind  nichts  anderes  als  Faden- 
kryptogamen, gleich  den  Fadenalgen  auf  der  niedrigsten  Stufe.  Dies 
bestätigt  auch  ihre  unvollkommene  geschlechtliche  Fortpflanzung, 
welche  sogar  nicht  selten  durch  ungeschlechtliche  Vermehrung  ver- 
treten wird.  Diese  Entwicklungsunfähigkeit  kann  bloss  durch  den 
Mangel  der  Assimilation  und  somit  die  Hinweisung  auf  andere  orga- 
nische Geschöpfe  verständlich  sein. 

In  den  Arbeiten  von  Hansgirg  und  neuerdings  in  der  Arbeit 
von  Chodat  wurde  der  Polymorphismus  der  niederen  Algen  betont. 
Es  ist  bekannt,  dass  manche  Phanerogamen  sehr  variabel  sind,  und 
dass  diese  Variation  im  Verlaufe  der  Zeit  die  Entstehung  neuer 
Arten  zur  Folge  hat.  Wenn  nun  die  Algen  variieren  und  verschieden- 
artige Formen  erzeugen,  so  liegt  wohl  der  Gedanke  nahe,  dass  aus 
diesen  Variationsformen  nicht  nur  neue  Arten,  sondern  auch  neue 
Gattungen  und  Typen  hervorgehen  können,  welche  den  Ausgangs- 
punkt für  neue  Stämme  und  Familien  zu  bilden  vermögen.  Diesem 
Polymorphismus  sämtlicher  Algen  sollte  gebührende  Aufmerksamkeit 
gewidmet  werden,  denn,  wenn  wir  die  Algen  als  Wiege  des  Pflanzen- 
reiches betrachten,  so  • muss  hier  diese  Genesis  der  Pflanzen  auch 
noch  heutzutage  verfolgbar  sein.  Es  lässt  sich  auch  a priori  erwarten, 
dass  hier  ausser  dem  Polymorphismus  auch  die  Mutation  eine  wich- 
tige Rolle  spielt. 


B.  Charophyta  (Armleuchter). 

S.  82,  Z.  20.  Aus  dem  Basalknoten  des  Achselsprosses  können  auch  accesso- 
rische  Sprosse  den  Ursprung  nehmen  (Kuczewski). 


C.  Moose  (Muscineae). 

S.  112,  Z.  40.  Servit  beschreibt  sogar  ein  Angularblatt,  welches  die  Dicho- 
tomie der  foliosen  Lebermoose  begleitet. 

S.  123,  Z.  8,  die  Bemerkung  in  den  Klammern  ist  zu  streichen. 

S.  132,  Z.  31,  n.  A.  In  einer  inhaltsarmen  Abhandlung  über  die  Verzweigung 
der  Laubmoose,  welche  durchweg  in  den  Intentionen  Goebels 
ausgeführt  ist,  behauptet  Schönau,  dass  meine  Angaben  über  die 
Verzweigung  der  Laubmoose  unrichtig  seien,  und  zwar  aus  dem 
entwicklungsgeschichtlichen  Grunde,  indem  die  Blatt-  und  Spross- 
höcker im  jüngsten  Stadium  die  alte  Anschauung  Leitgebs  am 
besten  bestätigen.  Aus  den  Darlegungen  Schönaus  geht  aber 
nichts  anderes  hervor,  als  eine  blosse  Beschreibung,  wie  die  Blatt- 


26 


und  Sprosshöcker  im  jungen  Stadium  entstehen,  was  für  die  Morpho- 
logie nicht  von  Belang  ist.  Durch  die  Feststellung  der  Tatsache, 
dass  jederzeit  die  Seitensprosse  gleichzeitig  aus  einem  oberständigen 
Blatthöcker  zum  Vorschein  kommen,  wird  ja  das  morphologische 
Faktum  nicht  widerlegt,  dass  diese  Seitensprosse  ausnahmslos  und 
jederzeit  in  der  Blattachsel  eines  Stützblattes  erscheinen.  Und  mehr 
haben  wir  nicht  behauptet.  Demzufolge  erweist  sich  die  ganze  un- 
logisch geführte  Polemik  Schönaus  als  gegenstandslos.  Schönau 
hat  überdies  seine  Bemerkungen  bloss  auf  der  einzigen  Gattung 


Fontinalis  gegründet  und  diese  Beobachtung  sofort  auf  alle  Laub- 
moose verallgemeinert. 

Wenn  ich  in  meinem  Werke  sage,  dass  die  Seitensprosse  der 
Laubmoose  jederzeit  in  der  Blattachsel  erscheinen,  so  wird  diese 
morphologische  Erscheinung  biologisch  leicht  verständlich  sein,  weil 
die  Seitenknospen  in  der  Blattachsel  ihren  Schutz  finden. 

Wie  wenig  Schönau 
mit  den  Hauptbegriffen  der 
Morphologie  vertraut  ist, 
geht  aus  seiner  Bemerkung 
hervor,  dass  man  nicht  be- 
obachten kann,  wie  der 
Seitenspross  der  Fontinalis 
in  der  Jugend  aus  der  ßlatt- 
achsel  auf  die  Achse  hinauf- 
rückt. Dieses  Hinaufrücken 
ist  ja  im  phylogenetischen 
Sinne  gemeint  und  vermag 
durch  keine  ontogenetische 
Untersuchung  verfolgt  zu 
werden.  Auch  bei  den  Phane- 
rogamen  erscheinen  solche 
auf  die  Achse  hoch  hinauf- 
geschobenen Achselsprosse 
sehr  häufig,  obwohl  sie  in 
der  Jugend  in  der  Blatt- 
achsel nicht  standen.  Auch 
aus  diesem  Falle  ist  zu  er- 
sehen, dass  für  den  ver- 
gleichenden Morphologen  keine  wissenschaftliche  Diskussion  mit 


Fig.  5.  Sphagnum  ftmbriatum,  dichotomisch 
verzweigte  Stammpartie,  fa)  Angularblatt. 
(Nach  Kavina.) 


Autoren  möglich  ist,  welche  durch  den  unbeschränkten  Glauben  an 
das  entwicklungsgeschichtliche  Dogma  verblendet  sind. 

Meine  morphologischen  Ausführungen  bezüglich  der  Orientation 
der  Seitensprosse  bei  den  Laubmoosen  könnten  nur  in  dem  Falle 


27 


in  Zweifel  gezogen  werden,  wenn  Schönau  Beispiele  von  Laub- 
moosen anzuführen  vermöchte,  wo  der  Seitenspross  ausserhalb  und 
seitlich  von  der  Blattachsel  hervorkommt. 

S.  138,  Z 11,  n.  A.  Die  eigentümliche  Verzweigungsart  der  Gattung  Sphagnum 
hat  unlängst  Kavina  verfolgt  und  im  Einklänge  mit  den  Beobach- 
tungen Schi  mpers  und  Hofmeisters  festgesetzt,  dass  diese 
Verzweigung  folgerichtig  den  dichotomen  Typus  beobachtet.  Er  fand 
auch  solche  Fälle  (Fig.  5),  wo  sich  das  Hauptstämmchen  in  zwei 
gleich  lange  und  gleich  gestaltete  Aste  dichotomisch  teilte  und  das 
charakteristische  Angularblatt  oberhalb  der  Dichotomie  trug.  Die 
Seitenbüschel  sind  demnach  lediglich  verkürzte,  mehrmals  geteilte 
Dichotomien,  welche  allenthalben  seitlich  von  den  Stammblättern 
zum  Vorschein  gelangen.  Nach  Kavina  sollte  das  ganze  Stämmchen 
als  Dichopodium  aufgefasst  werden  in  der  Weise,  dass  abwechselnd 
der  eine  Gabelzweig  sich  zum  Seitenbüschel  verkürzte.  Für  die 
Richtigkeit  dirser  Meinung  würde  auch  die  regelmässige  Stellung  der 
Seitenbüsche]  nach  einer  bestimmten  Zahl  der  Stammblätter  am 
Hauptstämmchen  sprechen.  Es  ist  allemal  eine  Regel  bei  der  dicho- 
tomischen  Verzweigung,  dass  die  Gabelung  nach  bestimmter  Blatt- 
zahl stattfindet. 

Durch  diese  dichotomische  Verzweigung  entfernt  sich  nun  tat- 
sächlich die  Gattung  Sphagnum  von  allen  Muscineen  in  hohem  Masse 
und  erweist  sich  dieselbe  als  selbständiger  Typus,  parallel  zu  den 
Laub-  und  Lebermoosen. 


D.  Gefässkryptogamen  (Cryptogamae  vasculares). 

S.  160,  Z.  9.  Boi  M.  salvatrix  stehen  die  Sporokarpien  an  den  Blattstielbasen 
einzeln,  bei  anderen  Arten  sind  deren  2 und  mehr,  bei  M.  polycarpa 
H.  G.  (Brasilia)  stehen  deren  15  in  einer  Reihe  von  unten  bis  zur 
Blattstielmitte  hinauf. 

S.  172,  Z.  27,  n.  A.  Wessel  owska  hat  sogar  eine  Entwicklung  der  nor- 
malen Blätter  mit  einer  Stammscheitelzelle  am  Grunde  auf  den  Pro- 
thallien von  Pellaea  tenera , Notochlaena  Eckloniana  und  N.  flavcns 
direkt  aus  dem  apikalen  Meristem  des  Prothalliums  beobachtet  — 
also  ganz  ausserhalb  der  Archegonien.  Nach  derselben  Autorin  er- 
scheinen zuweilen  auch  solche  Zwischenformen,  welche  den  Über- 
gang vom  Prothalliumlappen  zum  Laubblatte  offenbaren.  Derartige 
Vorkommnisse  sollten  eingehend  morphologisch  verfolgt  werden. 
Es  müsste  zunächst  erörtert  werden,  ob  es  nicht  vielleicht  bloss 
Knospen  adventiver  Natur  seien,  welche  nur  das  erste  Laubblatt 
entwickeln,  oder  ob  hier  tatsächlich  eine  direkte  Umwandlung  eines 


28 


Fig.  6.  Equisetum  arvense  L.  Junges  Pflänzchen  aus  dem  weiblichen  Pro- 
thallium hervorspriessend;  a)  Prothalliumlappen,  b ) fleischige  Prothalliumsbasis. 
t)  Rhizoide,  d ) Pfahlwurzel,  e)  Wurzelhaare,  /)  dreilappige  Keimblattscheide, 
g,  h)  zweite  Scheide  und  neues  Internodium,  k)  sterile  Archegonien.  (Nach 

Duval-Jouve.) 

Vorkeimlappens  vorliegt.  Im  ersten  Falle  wäre  die  Sache  von  gerin- 
gerem Interesse,  im  zweiten  Falle  dürfte  aber  die  Erscheinung  auf 
die  Rechnung  der  Erblichkeit  gestellt  werden.  Das  aufgekeimte  Pro- 
thallium erbt  die  Fähigkeit,  Blätter  zu  bilden,  mag  dazu  auch  nur 
das  Gewebe  der  ersten  geschlechtlichen  Generation  dienlich  sein. 
Dgr  Einfluss  der  Kopulation  wird  nicht  nur  auf  die  Embryobildung, 
sondern  auch  auf  die  Sporen  und  das  aus  diesen  hervorkommende 
Prothallium  übertragen. 

S.  176, Z.  16.  Sehr  häufig  neigt  das  erste  Blatt  zur  kreisförmigen  Form  mit 
radialer  Nervatur  und  mit  dichotomisch  gelappter  Spreite  hin,  ungeachtet 


29 


der  akropetal  sich  formierenden 
(Fig.  111). 

S.  178,  Z.  17.  Innen  in  der  Scheide 
ist  die  Anlage  der  zweiten 
Scheide  und  des  zweiten 
Internodiums  wahrzunehmen 
(Fig.  6).  Die  steril  zurück- 
gebliebenen Archegonien 
nehmen  ihren  Platz  in  der 
fleischigen  Basalpartie  des 
Prothalliums. 

S.  185,  Z.  13,  n.  A.  Die  Blätter  der 
Farne  fallen  von  der  Achse 
nicht  gliederig  in  der  Weise 
ab,  wie  es  bei  den  Angio- 
spermen die  Regel  ist.  Ihre 
Stielbasen  verbleiben  lange 
Zeit  in  Verbindung  mit  dem 
Rhizom  oder  mit  dem 
Stamme,  indem  sie  einen 
förmlichen  Panzer  auf  dessen 
Oberfläche  bilden.  Erst  im 
vorgeschrittenen  Alter  fallen 
die  Blattbasen  ab  und  hinter- 
lassen dieselben  am  Stamme 
durch  die  Gefässbündel  ge- 
zeichnete Narben,  so  na- 
mentlich bei  den  baum- 
artigen, tropischen  Farn- 
arten. Bei  den  einheimischen 
Farnen  (Pteris  aquilina,  Poly- 
podium Dryopteris,  Aspi- 
dium  Filix  mas  u.  s.  w.)  er- 
folgt indessen  eine  derartige 
Narbenabtrennung  der  Blät- 


und verlängerten  späteren  Blätter 


ter  nicht,  die  Blattstielbasen 
bilden  hier  eigentlich  die 
Bestandteile  der  Rhizom- 
achse, sie  leben  und  sterben 
mit  derselben  ab. 

Auch  die  Blattspreite, 
wenn  sie  gefiedert  ist,  zer- 
fällt selten  wann  in  einzelne 


Fig.  7.  Ophioglossum  vulgatum.  2)  Die  Basis 
einer  älteren  Pflanze;  das  Blatt  (/7i)  ist  in  die 
Scheide  (g ) eingehüllt.  Rst ) Blattreste  der  vo- 
rigen Jahre,  ft 2)  ein  neues  Blatt  für  das  nächste 
Jahr,  in  eine  Scheide  gehüllt,  welche  mit  der 
geöffneten  Spitze  (x)  endet,  flf)  Blattanlage  für 
das  dritte  Jahr,  fr)  Öffnung,  aus  der  der  Blatt- 
kegel (/?2)  hervortrat.  — 15)  Schematischer  Längs- 
schnitt einer  älteren  Pflanze.  Rst ) Blattreste,  R) 
Wurzeln.  2,  3.  4,  5,  6)  Blätter,  g)  zugehörige 
Hüllscheiben.  (Nach  Rostowcew.) 


30 


Hedern  oder  Blättchen  auf  die  Art,  wie  es  bei  den  Angiospermen 
der  ball  zu  sein  pflegt.  Die  Farnspreiten  verwelken  zuletzt,  ver- 
trocknen und  bilden  bei  den  einheimischen  Arten  zur  Winterszeit 
ein  wärmendes  und  schützendes  Obdach  der  lebenden  Terminal- 
knospe. Lediglich  bei  den  exotischen  Arten  Nephrolepis  cordifolia 
Prsl,  N.  acuta  Prsl,  Oleandra  und  einigen  anderen  fallen  einzelne 
Blattabschnitte  gliederig  ab.  Die  Blätter  von  Arthropteris  ramosa 
Mett,  und  von  Cyclophorus  trennen  sich  oberhalb  der  Basis  glie- 
derig ab. 

S.  186,  Z.  39.  Die  Hüllschuppe  ist  zuerst  an  der  Spitze  durch  ein  gezähntes 
Anhängsel  geöffnet,  welches  später  seitwärts  verschoben  wird.  Dieses 
Anhängsel  dürfte  eben  als  Spreitenrudiment  gelten,  wenn  die  Hüll- 
schuppe ein  verkümmertes  Blatt  darstellen  sollte  Die  Blattanlagen 
für  die  folgenden  Jahre  lassen  sich  in  der  Basalknospe  bis  zum 
6.  Jahre  verfolgen,  wie  es  die  anschauliche  Abbildung  Rostowcews 
schön  wiedergibt  (Fig.  7). 

S.  191,  Z.  15.  Nach  der  brieflichen  Mitteilung  Zei  Ilers  in  Paris  findet  tat- 
sächlich eine  solche  Erneuerung  aus  der  Gabelknospe  bei  Lygodium 
volubile  (Guyana)  statt. 

S.  194,  Z.  27.  Dieser  braun-goldene  Haarfilz  besteht  aus  einfachen,  einfach 
zellgliederigen,  stielrunden  Trichomen.  Desgleichen  erzeugt  Poly- 
podium aiireum  L.  und  Aglaomorpha  Meyeniana  Sch.  an  den  Blatt- 
basen ganze  lockere,  aus  äusserst  feinen  Spreuhaaren  zusammen- 
gesetzte Polster. 

S.  194,  Z'.  38.  Es  ist  ein  im  Alkohol  sich  auflösendes  Harz.  Auffallend  ver- 
hält sich  in  dieser  Beziehung  Cheilanthes  aurantiaca  Moore  (Mexiko). 

S.  195,  Z.  6.  Bei  Polypodium  Eimen  Copal.  (Philip.)  erreichen  diese  Schild- 
chen bis  1 cm  im  Durchmesser. 

S.  196,  Z.  3.  Poly podium  plebejum  Schl.  (Ind.  occ.)  besitzt  Blätter,  welche 
ganz  von  einer  feinhaarigen  Bekleidung  bedeckt  sind. 

S.  196,  Z.  13,  n.  d.  W.  »drehrund«:  aus  einer  flachen  Spreu  eingerollt. 

S.  196,  Z.  25,  n.  A.  Alsophila  aculeata  Klotz  besitzt  blasig  aufgetriebene  Spreu- 
schuppen, die  aus  der  flachen  Form  durch  Auswölbung  und  Ein- 
rollung entstehen.  Polypodium  normale  Don.  ist  durch  flache,  ange- 
drückte Schuppen,  aus  deren  Mitte  einige  lange,  einzellige  Haare 
büschelig  hervortreten,  ausgezeichnet.  Die  lang-kriechenden  Rhizome 
des  Polypoditim  lycopodioides  L.  sind  mit  lanzettlichen  Spreuschuppen 
so  dicht  bedeckt,  dass  sie  einem  Lycopodium  nicht  unähnlich  sind. 

S.  196,  Z.  32.  Die  Dornen  an  den  Blattstielen  der  Alsophila  armata  Mart. 
(Mexiko)  sind  sehr  mächtig.  Dicksonia  aculeata  M.  entwickelt  an  der 
Hauptrippe  der  grossen  Blätter  ziemlich  grosse,  scharfe  Stacheln. 
Dryopteris  ferox  O.  K.  ist  an  den  Wedelrippen  von  braunen,  bis 
V2  cm  langen  Stacheln  dicht  besät. 


31 


S.  200,  Z.  11.  Ein  ähnliches  Beispiel  bietet  uns  das  Blechnum  Patersonii 
(S  187),  bei  welchem  sogar  eine  dritte  Blattform  in  Erscheinung 
tritt,  an  der  die  Blattspreiten  fiederig  geteilt  sind. 

S.  201,  Z.  19.  Das  gleiche  zeigt  die  westindische  Ormthopteris  adiantijolia  L. 

S.  202,  Z.  6.  Gwynne-Vaughan  und  neuerdings  Domin  haben  darauf 
hingedeutet,  dass  zwischen  den  beiden  Stipularlappen  eine  »Scheiden- 
querwand« (transverse  intra-axillary  commissure)  entwickelt  ist,  welche 
die  Lappen  verbindet  und  früh  mit  der  Blattanlage  in  der  Blattachsel 
zum  Vorschein  kommt  (Fig.  8).  Domin  erklärt  indessen  auch  diese 
Stipularbildungen  für  eine  scheidige  Erweiterung  der  Blattstielbasen. 

S.  206,  Z.  10.  Weitere  Beispiele 
bietet  auch  Lindsaya  tra- 
pezi formis  Dry,  L.  daval- 
lioides  Bhm.  und  L.  cul- 
trata  W. 

S.  208,  Z.  6,  n.  A.  Die  Blätter  des 
westindischen  Aspidium 
deltoideum  Sw.  zeigen  eine 
ungewöhnliche  Form  in 
der  Weise,  dass  die  Ab- 
schnitte in  der  unteren 
Blatthälfte  ganz  einfach 
ausgebildet  sind,  während 
die  Abschnitte  der  oberen 
Blatthälfte  bis  12  cm  lang 
und  zweimal  gefiedert  er- 
scheinen Etwas  ähnliches  stielbasis  mit  den  Stipularlappen  und  dieselben 

verbindender  Scheidenquerwand.  (Nach  Domm.) 

wiederkehrt  auch  bei 

einigen,  in  der  Kultur  verbreiteten  Nephrolepis  Arten.  Dies  dürfte 
den  Blättern  der  Gleditschia  (vergl.  unten)  zur  Seite  gestellt  werden 
können,  wo  ebenso  einzelne  Abschnitte  gefiedert,  andere  aber  ein- 
fach Vorkommen. 

Die  Variation  in  der  Formausbildung  der  vegetativen  Farn- 
blätter tritt  auch  ausserhalb  der  Sporophylle  ein.  Ein  hübsches  Bei- 
spiel bietet  uns  die  Ptens  ensiformis  Burm.  (Philipp.;,  wo  die  einen 
Blätter  lang  gestielt,  einfach  lineal,  ganzrandig  oder  gezähnt  Vor- 
kommen, die  anderen  aber  unterhalb  der  einfachen  Spreite  noch 
mit  zwei  seitlichen,  lappig-fiederteiligen  Abschnitten  versehen  sind, 
noch  andere  endlich  vorhanden  sind,  deren  Spreite  der  ganzen  Länge 
nach  lappig-gefiedert  und  gezähnt  erscheint.  Diese  Blattbildung*  er- 
innert an  die  Blätter  von  Morus,  Sterculia  u.  a. 

S.216,  Z.  22.  Diese  Ligula,  welche  sämtliche  Selaginellen,  Isoetaceen,  Lepi- 
dodendraceen  und  Sigillariaceen  kennzeichnet,  darf  nicht  vom 


Fig.  8.  Angiopteris  Teysmanniana  Vr.  Blatt- 


32 


morphologischen  Standpunkte  aus  mit  der  Ligula  der  Gramineen 
und  anderer  Angiospermen  identifiziert  werden.  Den  Beobachtungen 
mehrerer  Forscher  (Hofmeister,  Lucrssen,  Domin)  zufolge  ist  sie 
bloss  als  Trichomorgan  (etwa  wie  die  Spreuschuppen  der  Farne)  an- 
zusehen, was  schon  aus  ihrer  ontogenetisch-anatomischen  Wesenheit 
hervorgeht.  Dies  ist  gewiss  die  richtige  Anschauung,  denn,  wäre  sie 
von  stipulärer  Herkunft,  so  müsste  man  irgendwo  auch  Übergänge 
zu  Stipeln  vorfinden,  was  jedoch  nirgends  stattfindet.  Der  Vor- 
schlag, die  Ligula  der  Selaginellen  mit  dem  Terminus  » Lingula « zu 
belegen,  ist  wohl  zutreffend. 

S.218,  Z.  19.  An  der  Basis  sind  auch  zwei  Schleimkanäle  wahrzunehmen, 
welche  an  diejenigen  von  Lcpidodendron  (Fig.  144  a)  lebhaft  erinnern 
(parichos  bei  Hill). 

S.  234,  Z.  6,  n.  A.  A.  Sp  erlich  will  die  Benennung  »Achsenträger«  bei 
Nephrolepis  iuberosa  teilweise  für  unzutreffend,  teilweise  für  über- 
flüssig halten,  unzutreffend  deswegen,  weil  die  Ausläufer  vielmehr 
Wurzeln  tragen,  obwohl  Sp  erlich  selbst  bemerkt,  dass  nur  ein 
Teil  derselben  (die  unterirdischen)  Wurzeln  treiben.  Die  oberirdi- 
schen, sowie  die  unterirdischen  entwickeln  aber  an  der  Spitze  eine 
Laubknospe  oder  einen  beblätterten  Spross  (Achse),  woraus  wohl 
der  richtige  Schluss  zu  ziehen  ist,  dass  die  Benennung  »Achsen- 
träger« zutreffender  ist  als  »Wurzelträger«.  Der  Umstand,  dass  die 
Stolonen  Wurzeln  tragen,  steht  erst  in  zweiter  Reihe,  indem  den 
Stolonen  die  Hauptrolle  zugewiesen  ist,  die  Pflanze  vermöge  der 
Endknospen  vegetativ  zu  vermehren.  Wenn  man  sie  mit  dem  Ter- 
minus »Wurzelträger«  belegen  wollte,  so  könnte  man  dieselben  mit 
gleichem  Rechte  auch  »Schuppenträger«  nennen.  Die  Wurzelträger 
der  Selaginellen  verrichten  eine  andere  Funktion,  denn  sie  sind  bloss 
der  Wurzelbildung  dienlich.  Die  Schlussfolgerung  Sperlichs  ist 
demzufolge  unrichtig  und  unlogisch. 

Überflüssig  scheint  Sp  er  lieh  die  Benennung  »Achsenträger« 
aus  dem  Grunde,  weil  auch  anderwärts  Stolonen  mit  einer  Laub- 
knospe enden.  Das  ist  zwar  richtig,  aber  nirgends  ist  im  ganzen 
Pflanzenreiche  ein  zweiter  Fall  bekannt,  wo  die  Stolonen  vor  dem 
ersten  Phyllome  sich  wiederholt  verzweigen  und  erst  nach  einer  be- 
trächtlichen Länge  ein  Phyllom  und  eine  Endknospe  entwickeln. 

S.  254,  Z.  30.  Neuerdings  hat  die  dichotomische  Verzweigung  beim  Psilotum 
auch  W.  Docters  van  Leeuwen-Reijnvaan  bestätigt. 

S.261.Z.  7.  Dies  bestätigen  auch  die  neueren  Beobachtungen  Worsdells, 
denen  zufolge  die  Wurzelträger  sich  in  beblätterte  Achsensprosse 
umwandeln. 

S.  266,  Z.  42.  Die  in  den  Tropenwäldern  an  Baumstämmen  hoch  hinkriechende 
Polypodiacee  (aff.  Aspidium)  Arthropteris  ramosa  Mett,  ist  zwar  mit 


33 


ihrer  Rhizombasis  im  Boden  vermittels  echter  Wurzeln  eingefügt, 
die  meterlangen,  dünnen  Rhizome  sind  aber  wurzellos  und  an  der 
Rinde  mit  den  Saughaaren  anhaftend. 

S.  266,  Z.  33,  n.  d.  W.  »Feuchte« : und  zum  Anhaften. 

S.269,  Z.  34.  Dagegen  konnte  ich  an  der  südamerikanischen,  xerophilen  Art 
Sei.  convoluta  Spring,  feststellen,  dass  hier  überhaupt  keine  Wurzel- 
träger zum  Vorschein  kommen,  da  die  dichtrasige  Pflanze  lediglich 
vermöge  zahlreicher,  mehrmals  verzweigter,  dichthaariger  und  direkt 
aus  der  Rhizombasis  hervorkommender  Wurzeln  im  festen  Boden 
eingewurzelt  ist.  Aus  diesem  Faktum  erhellt  gleichzeitig,  dass  die 
Wurzelträger  nur  eine  biologische  Adaptation  für  das  saprophytische 
und  epiphytische  Leben  der  Selaginellen  darstellen.  Die  Wurzel- 
träger bewerkstelligen  nicht  nur  die  Verbindung  der  in  die  Luft 


Fig.  9.  Stigmaria  ficoides  Nach  Göppert.  teilweise  restauriert. 

hinaufstrebenden  Stengel  mit  dem  Boden  oder  mit  der  Rinde,  sondern 
dienen  dieselben  auch  den  schwächlichen  Stengeln  als  Stelzen  — 
ganz  wie  bei  einigen  Monokotylen,  dem  Pandanus  oder  dem  Man- 
grovetypus. Wenn  aber  eine  Selaginella  als  Erdpflanze  sich  ent- 
wickelt, so  braucht  sie  die  Wurzelstelzen  nicht  und  wurzelt  direkt 
im  Boden. 

S.  270,  Z.  36,  n.  A.  Hier  mag  noch  eine  Bemerkung  über  die  eigentümlichen 
Wurzelbildungen  der  paläozoischen  Stigmarien  hinzugefügt  werden. 
Die  Stigmarien  (Fig.  9)  sind  nach  den  verschiedenen  festgestellten 
Beobachtungen  unterirdische,  verdickte,  zuerst  in  4 starke  Zweige, 
alsdann  aber  wiederholt  dichotomisch  verzweigte  Stammbasen  der 
Sigillarien  und  Lepidodendren.  Am  häufigsten  kommen  sie  in  den 


3 


:u 


Sammlungen  als  mächtige  Baumstücke  mit  gabelig  verzweigten, 
dicken  Wurzeln  vor.  An  den  dicken  Wurzeln  sind  ringsum  in 
dichter,  aber  unregelmässiger  Anordnung  lange,  einfache,  dünne 
Wurzeln  wahrzunehmen,  oder,  wenn  diese  abgebrochen  sind,  kreis- 
förmige Narben  nach  denselben.  Dass  diese  dünnen  Wurzeln  bloss 
als  echte  Wurzeln  angesehen  werden  müssen,  geht  aus  zahlreichen 
Tatsachen  unbestreitbar  hervor.  Einige  wollten  glauben,  dass  sie  als 
Pneumatophoren  dienlich  waren,  für  welche  Ansicht  jedoch  keine 
Momente  sprechen.  Es  ist  vielmehr  wahrscheinlich,  dass  es  unter- 
irdische, allseitig  strebende  Wurzeln  sind,  weil  sie  auf  der  ganzen 
Oberfläche  der  dicken  Gabeläste  stehen  und  den  dicken,  säulen- 
artigen Sigillarienstamm  im  festen  Boden  befestigen  mussten.  Es  ist 
kaum  denkbar,  dass  die  mächtigen,  schweren  Sigillarienstämme  im 
weichen,  vom  Wasser  durchnässten  Sumpfboden  wachsen  konnten, 
sie  mussten  eher  einen  festen  Boden  haben,  um  sichere  Stabilität 
zu  erlangen.  Hiezu  dienten  auch  die  im  Kreise  gestellten  und  einen 
breiten  Flächenraum  einnehmenden  dicken  Wurzelgabcln.  Die  Stig- 
marienwurzeln  sind  also  lediglich  als  Befestigungsapparate  für  die 
Stigmarienstämme  aufzufassen.  Eine  Pfahlwurzel  bei  einer  Selagi- 
nellacee  ist  hier  unmöglich,  es  müssten  also  die  Wurzeln  direkt  aus 
der  Stammbasis  in  grosser  Anzahl  auftreten,  wie  bei  Palmen,  um 
den  Stigmariastamm  senkrecht  festzuhalten.  Der  einfache  und  senk- 
rechte Bau  der  Stigmariastämme  lässt  auch  nicht  die  Annahme  zu, 
dass  sich  vielleicht  die  Adventivwurzeln,  beziehungsweise  die  seit- 
lichen Wurzelträger  am  Stamme  selbst  zu  entwickeln  vermochten. 
Die  Befestigung  konnte  lediglich  in  der  Stammbasis,  wie  allgemein 
bei  allen  derartigen  Baumformen  jeglicher  Verwandtschaft,  statt- 
finden. Hier  konnten  nun  auch  Wurzelträger  in  die  Erscheinung 
treten,  was  tatsächlich  der  Kall  ist.  Wie  anderwärts  bei  den  Selagi- 
nellaceen  die  Wurzelträger  häufig  gegenständig  am  Stengel  zu  stehen 
kommen,  so  treten  sie  hier  bei  der  Stigmaria  in  4 oder  2 in  einem 
Kreise  ein.  Dass  es  mächtige  Wurzelträger  sind,  bekräftigt  ihr  all 
mähliches  Übergehen  in  die  Stammbasis,  ihre  Abrundung  an  der 
Spitze  und  das  endogene  Hervorkommen  der  dünnen  Seitenwurzeln. 
Sie  sind  dichotomisch  verzweigt,  wie  es  auch  bei  den  Selaginella- 
wurzelträgern  nicht  selten  vorkommt. 

Diese  Deutung  der  Stigmarien  wäre  demzufolge  nicht  weit  von 
der  Darstellung  Solms-Laubachs  und  Potonies,  welche  sie 
für  ein  Übergangsgebilde  zwischen  Stamm  und  Wurzel  erklärten. 
Als  Rhizome  können  sie  gewiss  nicht  gelten,  weil  sie  niemals  eine 
Spur  nach  den  Blattschuppen  zeigen.  Neuerdings  hat  sie  Lindinger 
als  Verbände  von  Adventivwurzelbasen  auf  die  Art,  wie  bei  manchen 
Dracaena- Arten,  gedeutet.  Diese  Anschauung  kann  ich  nicht  billigen, 


35 


denn  die  Stigmarienstämme  sind  anatomisch  und  morphologisch 
durchaus  anders  gebaut,  was  aus  ihrer  systematischen  Differenz  er- 
hellt, dann  zeigen  die  Adventivwurzeln  nie  eine  derartige  Regel- 
mässigkeit in  Form  und  Anzahl,  wie  es  hier  der  Fall  ist.  Schliesslich 
ist  nirgends  im  Bereiche  der  Selaginellaceen  ein  ähnliches  Zusammen- 
wachsen und  eine  derartige  Verdickung  der  Wurzeln  bekannt,  wie 
dieselbe  Lindin  ger  bei  den  Dracaenen  beschreibt. 

S.  272,  Z.  44,  n.  d.  W.  »z.  B.<:  A.  caudatum  L.  und 

S. 277, Z.  16,  n.  A.  Zu  neuester  Zeit  werden  von  Lignier  die  fossilen 
Sphenophylla  auf  Grund  ihrer  Ähnlichkeit  in  der  Blattnervatur  und 
in  der  Entwicklung  der  Sporangien  an  der  Biattbasis  mit  der  Gattung 
Archaeopteris  und  überhaupt  mit  den  Pr  imof  Meine en  Arbers  in  enge 
verwandtschaftliche  Beziehungen  gestellt,  was  unsere  Auffassung  noch 
mehr  bekräftigt. 


3* 


II.  Die  Morphologie  der  Phanerogamen. 

A.  Die  Keimpflanze. 


S.  284,  Z.  6.  Thuja  occidentalis  L.  (Fig.  23,  Taf.  II)  keimt  mittels  zweier 
flacher  Kotyledonen,  welchen  zwei  flache,  gegenständige  Blätter, 
dann  4 — 3zählige  Blattquirle,  weiter  ein  3zähliger  Blattquirl  und  zu- 
letzt regelmässig  abwechselnde  Blattpaare  folgen.  Die  Blätter  der 
Keimpflanze  sind  hier  sämtlich  lineal,  flach,  welche  Form  auch  an 
den  heterophyllen  Zweigen  der  Juniperus  vü-giniana  L.  und  J.  chi- 
nensis  L.  anzutreffen  sind. 

S.  284,  Z.  16.  In  dieser  Beziehung  ist  Araucaria  brasiliana  Lamb.  (Fig.  13, 
Taf.  I)  besonders  interessant,  deren  Same  aus  einem  mächtigen 
Endosperm  gebildet  wird.  Im  Endosperm  befinden  sich  zwei  bis 
zur  Spitze  freie,  lineale  Kotyledonen,  welche  samt  dem  Endosperm 
unter  der  Erde  verbleiben  und  als  Haustorien  dienlich  sind.  Über 
die  Erde  tritt  die  starke,  gerade,  spiralig  angeordnete,  blättertragende 
Achse  empor.  Die  ersten  Blätter  sind  häutig,  nehmen  jedoch  all- 
mählich eine  normale  Form  und  grüne  Farbe  an.  In  ihren  Achseln 
ist  überhaupt  keine  Spur  nach  den  Knospen  wahrzunehmen.  Eine 
eigentümliche  Gestalt  zeigt  das  fleischig  verdickte,  unten  kinnartig 
abgerundete  Hypokotyl.  Die  Hauptwurzel  ist  wie  sonst  bei  den 
Koniferen  vollkommen  haarlos.  Was  für  eine  biologische  Funktion 
das  beschriebene  Hypokotyl  verrichtet,  ist  mir  zurzeit  nicht  klar. 
Hingegen  keimt  die  Araucaria  excelsa  R.  Br.  (Fig.  12,  Taf.  I)  auf 
eine  ganz  andere  Weise,  indem  sie  4 flache,  lederartige,  an  der 
Spitze  3 — özähnige,  oberseits  grüne,  unterseits  blasse,  mit  5 — 8 
parallelen  Nerven  versehene  Kotyledonen  besitzt  und  vermittels  eines 
einfachen  Hypokotyls  über  die  Erde  tritt.  Nach  den  Kotyledonen 
folgen  schon  die  bekannten,  krallenformigen,  grünen  Blätter,  von 
denen  die  vier  ersten  den  Platz  zwischen  den  Kotyledonen  ein- 
nehmen. 


37 


S.  284,  Z.  18.  Cunninghamia  sinensis  R.  Br.  (Fig.  15,  Taf.  I)  besitzt  zwei 
lineale,  lederartige,  oben  blasse,  unten  glänzend  grüne  Kotyledonen, 
nach  welchen  schon  normale,  spiralig  angeordnete  Laubblätter 
folgen.  Das  dünne  Hypokotyl  übergeht  allmählich  in  die  haarlose 
Hauptwurzel.  Cryptomeria  japonica  L.  keimt  mit  4 — 2 linealen  Koty- 
ledonen, welchen  ein  Blattquirl,  alsdann  aber  spiralige  Blätter  folgen. 
Taxodiuni  distichum  L.  (Fig.  14,  Taf.  I)  hat  wiederum  4 lineale, 


Fig.  10.  1.  Rosa  canina  L.,  2.  Globularia  Alypum  L.,  Keimung,  schwach 
vergr.,  Lepidium  sativum  L.,  Keimpfl.  mit  geteilten  Kotyledonen,  Pitto- 
sporum  sp.  (Australia,  Domin),  Keimpfl.  mit  den  ersten,  anders  gestalteten 

Blättern  (Original!. 


oberseits  kielige,  einnervige,  blasse  Kotyledonen,  welchen  lineale, 
normal  biologisch  orientierte,  spiralige  Laubblätter  folgen. 

S.  284,  Z.  42.  Nach  Matte  besitzt  Ceratozamia  nur  einen  Kotyledon. 

S. 285,  Z.  3,  n.  d.  W.  »die«:  mit  langen  Haaren  bekleidete. 

S.  285,  Z.  8.  Es  ist  eigentlich  kein  Haustorium,  weil  im  Endosperm  kein 
Saugkörper  eingelagert  ist,  sondern  es  hängt  eine,  bei  der  Keimung 
das  junge  Pflänzchen  einhüllende  Haut  mit  dem  Endosperm  zusammen. 


38 


S.  285,  Z.  21,  n.  A.  Meinen  Beobachtungen  an  Keimpflanzen  der  U elwitschia 
(Fig.  9 — 11,  Taf.  I)  gemäss  ist  der  Keimungsprozess  ein  ähnlicher 
wie  bei  Ephedra , nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  die  Keimpflanze 
im  Endosperm  stecken  bleibt  und  mit  einem  keilförmigen,  oben  ge- 
streiften Haustorium  versehen  ist.  Die  Wurzel  trägt  ausserdem  keine 
Haare.  Die  Keimpflanze  zerreisst  die  beiden  Samenhüllen,  indem  sie 
aufwärts  das  Hypokotyl  und  herunter  die  Wurzel  treibt.  Die  Keim- 
blätter sind  flach,  lineal,  lederartig,  grün,  von  4 zarten  Nerven 
durchzogen. 

5.287,  Z.  7.  Die  winzig  kleinen  Keimblätter  der  Digitalis  ambigyia  ver- 
grössern  sich  bei  der  Keimung  zu  grossem  Umfang. 

S.  287,  Z.  11.  Asarum  europaeum  behält  grüne  Keimblätter  bis  zum  nächsten 
Frühling. 

S.  288,  Z.  7.  Bei  Rosa  caiiina  sind  die  Keimblätter  sowie  das  Hypokotyl  mit 
kurzen  Stachelhaaren  besetzt  (Fig.  10). 

S.  288,  Z.  8,  n.  d.  W.  »Amsinckia«:  Peucedanum  sativum. 

5.288. Z.  9.  Die  Cruciferen  sind  allgemein  nur  mit  einfachen  Kotyledonen 
ausgestattet,  das  genannte  Lepidium  sativum  trägt  aber  dreilappige 
Kotyledonen,  welchen  gleich  fiederspaltige  Laubblätter  folgen 
(Fig.  10).  Bei  Schizopetalum  Walkeri  geht  diese  Teilung  so  weit, 
dass  aus  2 ursprünglichen  Kotyledonen  scheinbar  4 lineale  ent- 
stehen (Lubbock). 

S.  289,  Z.  16.  Die  meisten  Proteaceen  sind  durch  breite,  flache,  fast  leder- 
artige, am  Grunde  zweiührige  Keimblätter  ausgezeichnet  (Fig.  1, 
Taf.  I,  Hakea  acicu/aris  Kn.).  Von  den  einheimischen  Arten  wäre 
die  Corylus  Avellana  L.  zu  erwähnen. 

S.  291,  Z.  16.  Desgleichen  das  Smyrnium  perjoliatum  und  noch  andere  Um- 
belliferen.  Bei  Ferula  Sadleriana  tritt  die  Plumula  seitwärts  an  der 
Basis  der  verwachsenen  Kotyledonarstiele  hervor,  während  dieselbe 
bei  der  F.  tingitana  zwischen  den  verwachsenen  Keimblättern  her- 
vorwächst. 

S.  291,  Z.  31.  Dasselbe  kommt  an  den  Keimpflanzen  von  Lcuyunaria  Pater- 
sonii  Don.  (Malvac.)  vor. 

S.  292,  Z.  9,  n.  d.  W.  »Fig.  185«:  oder  bei  Hakea  acicularis  (Taf.  I). 

S.  292,  Z 10,  n.  d.  W.  »Fig.  192«:  oder  bei  Cardamine  pratensis  und  Vero- 
nica  Chamaedrys. 

S.  292,  Z.  20.  Anagallis  arvensis  (einjährig)  trägt  in  den  Keimblattachseln 
Serialknospen,  durch  welche  sie  sich  regelmässig  verzweigt  und  er- 
hält. Bei  Grevillea  Banksiana  (Proteac.,  Austral.)  erscheinen  sonder- 
barerweise unter  den  ersten  transversalen  Blättern  kleine  Knospen 
mit  transversaler  Orientierung.  Ich  möchte  dieselben  nur  für  Adventiv- 
sprosse halten. 


39 


S.  292,  Z.  36.  Das  erste  Laubblatt  der  Rosa  canina  (Fig.  10)  ist  dreizählig, 
aber  nebenblattlos,  erst  das  zweite  trägt  kleine  Seitenzähne,  welche 
am  Stiele  herablaufen. 

S.  292,  Z.  43.  Das  erste  Laubblatt  des  Geranium  Robertianum  ist  schon  so 
fiederteilig  wie  die  Stengelblätter. 

S.  294,  Z.  30,  n.  A.  Eine  ausserordentlich  schöne  phylogenetische  Blattent- 
wicklung, an  der  Jugendpflanze  mit  dem  Kotyledon  als  der  einfach- 
sten Urform  angefangen,  kann  man  an  Potentilla  argentea  L.  (Fig.  11) 
verfolgen.  Aus  dem  einfachen  Kotyledon  entsteht  zuerst  durch  Ein- 
schneidung ein  handnervig-gelapptes  Blatt,  sodann  ein  dreizähliges 
und  durch  die  fussförmige  Abschneidung  ein  fünfzähliges  Blatt.  Am 
Blattstiele  ist  zugleich  die  Entwicklung  der  Nebenblätter  zu  sehen. 


Fig.  11.  Potentilla  argentea  L.  Phylogenetische  F,ntwicklung  des  Blatts  an 
der  Keimpflanze,  mit  dem  Keimblatte  angefangen.  (Original. ) Zugleich  die 
Entwicklung  der  Nebenblätter. 


S.  295,  Z.  6.  Die  Keimpflanze  einiger  Pittosporum-  Arten  trägt  die  ersten 
Blätter  ganz  anders  ausgestaltet  als  die  definitiven  an  den  Stamm- 
zweigen (Fig.  10).  Die  ersteren  sind  gezähnt,  breit,  die  letzteren 
länglich-lanzettlich,  ganzrandig.  Die  ersten  Blätter  der  Keimpflanze 
von  Syringa  vulgaris  sind  abstehend  behaart,  dagegen  die  der 
älteren  Zweige  kahl.  Die  ersten  Blätter  von  Lonicera  Caprifolium 
sind  gestielt,  eiförmig-elliptisch,  die  späteren  verwachsen-becherförmig. 

S.  296,  Z.  25.  Man  hält  sie  für  Befestigungsorgane  im  lockeren  Boden.  Einige 
Proteaceen  (Grevillea)  zeigen  eine  ähnliche  Vorrichtung.  Derartige 
Fersenbildungen  sieht  man  auch  an  der  Keimpflanze  von  Glcbularia 
Alypum  (Fig.  10)  und  von  Trichosanthes  Colubrina  (Cucurbit.)-. 

S.  304,  Z.  15,  n.d.  W.  »auch«:  Erigenia  bulbosa  Nutt.  (Holm)  und 


40 

S.  304,  Z.  18.  Es  ist  interessant,  dass  die  Bildung  nur  eines  einzigen  Keim- 
blattes als  ein  Ausnahmsfall  bei  denjenigen  Umbelliferen  (z.  B.  bei 
Conium  maculatum)  vorkommt,  welche  regelmässig  mit  zwei  Kotyle- 
donen keimen  (Winkler,  Domin). 

S.  305,  Z.  9.  Gat  in  hat  eine  derartige  Haarbildung  auch  auf  dem  Kotyledon 
und  dem  Hvpokotyl  einiger  Palmen  beobachtet  (Trachycarpus, 
Strelitzia). 

S.  305,  Z.  41.  Holm  beschreibt  die  Keimpflanze  von  Claytonia  mit  einem 
Kotyledon  und  gibt  eine  Abbildung  davon.  Bei  Eucalyptus  pulveru- 
lenta  Sims,  kommen  hin  und  wieder  dergleichen  Keimlinge  mit  einem 
Kotyledon  vor,  in  welchem  Falle  aber  die  folgenden  Blätter  sich 
durchaus  abwechselnd  entwickeln,  während  sie  bei  zwei  Kotyledonen 
gegenständig  vorhanden  sind.  Durch  diesen  interessanten  Fall  wird 
unsere  Darlegung  S.  556  gerechtfertigt. 

S.306,  Z.  29.  Derartige  Keimungsverhältnisse  wiederkehren  bei  Dentaria 
laciniata  M.  (Holm). 

S.  306,  Z.  33.  Desgleichen  bei  Hibiscus  cannabinus.  Bei  einigen  Peperomia- 
Arten  bleibt  ein  Keimblatt  im  Samen  unter  der  Erde  stecken,  um 
das  Perisperm  auszusaugen,  während  das  zweite  über  die  Erde  her- 
austritt, vergrünt  und  als  Assimilationsorgan  fungiert  (Hill).  Sehr 
interessant  organisiert  ist  der  Keimling  von  Aralia  spinosa  L. 
(Holm).  Hier  ist  ein  Kotyledon  oval,  fleischig,  ganzrandig,  unter- 
irdisch, der  andere  aber  oberirdisch,  grün,  gezähnt,  den  nächsten 
Blättern  ähnlich.  Der  erste  dient  also  als  Speicherorgan,  der  andere 
als  Assimilationsorgan. 

S.308,  Z.  18.  Diese  Keimung,  sowie  die  Embryonen  der  Garcinien  haben 
schon  Plane  hon  und  Triana  richtig  gedeutet  und  schön  abge- 
bildet. Die  Embryonen  derselben  sind  walzenförmig,  fleischig,  ganz 
ungegliedert,  nur  an  der  Spitze  mit  einem  Wurzelrudimente,  an  der 
anderen  mit  einem  kaum  sichtbaren  Kotyledonenrudimente  versehen. 
Diese  Walzen  stellen  also  das  Hvpokotyl  dar. 

S.  312,  Z.  30,  n.  A.  Einfachen  Keimungsverhältnissen  begegnet  man  auch  bei 
den  endospermlosen  Najadaceen.  Najas  major  z.  B.  (Fig.  12)  schliesst 
in  einer  harten  Samenschale  einen  spindelförmigen  Embryo  ein,  an 
welchem  die  obere  Hälfte  das  Keimblatt,  die  untere  das  Hypokotyl 
darstellt.  Die  Plumula  ist  hier  in  dem  Keimblatte  vollkommen  ver- 
senkt und  auf  der  Oberfläche  gar  nicht  bemerkbar.  Es  ist  indessen 
wahrscheinlich,  dass  sie  im  jüngsten  Stadium  auch  seitlich  auf  der 
Oberfläche  zum  Vorschein  gelangte,  im  Verlaufe  der  weiteren  Ent- 
wicklung aber  durch  Umwallung  des  Nachbargewebes  im  Inneren 
des  Keimblatts  Platz  genommen  hat.  Bei  der  Keimung  streckt  sich 
das  Hypokotyl  in  die  Länge,  die  Hauptwurzel  verlängert  sich  des- 
gleichen und  das  Keimblatt  wächst  empor,  vergrünt  und  zerreisst 


41 


dort,  wo  die  Plumula  eingeschlossen  ist,  um  die  ersten,  gezähnten 
Blätter  hervortreten  zu  lassen.  Das  erste  derselben  ist  dem  Kotyledon 
gegenübergestellt,  das  zweite  dem  ersten  u.  s.  w.  Die  Gattung  Najas 
stellt  sonach  den  einfachsten  und  phylogenetisch  primitivsten  Embryo- 
typus dar,  welcher  Umstand  auch  mit  dem  primitiven  Blütenbau 
dieser  archaistischen  Pflanzenart  übereinstimmt. 

S.  316,  Z.  5,  n.  A.  Den  weiteren  Entwicklungsgang  der  Keimpflanze  der  Mono- 
kotylen mag  uns  die  abgebildete  Yucca  quadricolor  Hort,  veran- 


Fig.  12.  Najas  major  All.  Die  Keimung:  1)  Embryo,  aus  der  Samenschale  heraus- 
genommen, 2)  im  Durchschnitt,  3)  Keimpflanze  aus  der  Samenschale  heraus- 
tretend, 4)  älteres  Stadium,  ohne  Schale,  5)  noch  älteres  Stadium,  6)  die  Keim- 
pflanze treibt  die  ersten  3 Blätter,  7)  das  erste  Blatt  mit  scheidig  erweiterter 
Basis,  c)  Keimblatt,  /)  Plumula,  h ) Hypokotyl,  k)  Hauptwurzel,  s)  Samenschale, 
r)  Haarkranz,  /)  Blätter.  Schwach  vergr.  (Original.) 


schaukelten  (Fig.  13).  Hier  stirbt  im  Stadium  (3)  ebenfalls  die  Haupt- 
wurzel ab,  unterhalb  des  ersten  Blatts  tritt  aber  eine  starke  Ad- 
ventivwurzel hervor,  welcher  die  weiteren  unter  den  nächsten  Blättern 
folgen.  Gleichzeitig  mit  der  Blattentwicklung  konstituiert  sich  auch 
der  senkrechte,  walzenförmige  und  gliederartige  Stengel.  Die  unteren 
Blätter  fallen  zuletzt  ab,  indem  sie  ringelförmige  Narben  hinterlassen. 
Der  hohe,  oben  einen  dichten  Blattbüschel  tragende  Stamm  ist  an 
der  Basis  vermittels  unzähliger,  starker  Adventivwurzeln  im  Boden 
befestigt. 


42 


S.  317,  Z.  6.  Die  Länge  des  Hypokotyls  hängt  zuweilen  von  den  Standorts- 
verhältnissen ab  (Evans). 


Fig.  13.  Yucca  quadricolor  Hort.  Entwicklung  der  jungen  Pflanze;  s)  Same, 
m)  Mittelstück,  c)  Keimblatt,  h)  Hypokotyl,  £)  Hauptwurzel,  £')  Adventivwurzel, 
l“,  l“‘)  die  ersten  Blätter.  (Original.) 

S.  318,  Z.  18.  Beide  Individuen  stellen  gleichsam  Zwillinge  dar,  welche  sich 
parallel  und  gesund  weiter  entwickeln.  Der  Fall  von  Iris  scheint 


43 


jedoch  nicht  vereinzelt  dazustehen,  denn  ich  beobachtete  derartige 
Fälle  auch  bei  einigen  Antkurien  und  ohne  Zweifel  dürfte  er  wohl 
auch  in  anderen  Familien  Vorkommen. 

S.  320,  Z.  21,  n.  A.  Das  Keimblatt  der  Monokotylen  ist  regelmässig  kahl, 
nur  bei  Alpima  calcarata  Rose,  fand  ich  sie  mit  gestielten,  ab- 
stehenden Drüsen  besetzt.  Wozu 


sie  dienlich  sind,  ist  derzeit 
schwer  zu  ergründen,  zumal, 
da  schon  das  nächste  Blatt 
samt  der  ganzen  Pflanze  kahl 
erscheint. 

Eine  interessante  Entwick- 
lung der  Keimpflanze  zeigt 
uns  die  Gattung  Dracaena , 
deren  Stämme  sich  bekannt- 
lich baumartig  verzweigen  und 
ein  hohes  Alter  erreichen.  Das 
Keimblatt  der  Dracaena  Draco 
L.  (Fig.  208,  S.  321)  ist  kurz 
und  schüsselförmig,  am  Grunde 
direkt  in  eine  mächtige  Haupt- 
wurzel übergehend.  Schon  im 
jüngsten  Stadium  tritt  aus  dem 
Keimblatte  eine  solide,  dicke 
Achse  hervor.  Später,  wenn  die 
Hauptwurzel  einzugehen  be- 
ginnt und  schon  etwa  6 ent- 
faltete Laubblätter  vorhanden 
sind,  nimmt  das  erste  Stengel- 
glied die  Form  einer  Knolle 
an,  an  deren  abgerundeter 
Basis  das  kappenartige  Keim- 
blatt sitzt  und  seitlich  eine 
starke  Adventiv wurzel  abgeht 
(Fig.  14).  Die  Blätter  folgen 
regelmässig  und  dicht  nach- 
einander, wodurch  ein  zylindri- 
scher, kurz  gegliederter  Stamm 
zustande  kommt.  Wichtig  ist 
nun  die  Tatsache,  dass  das 
erste  Glied  knollenartig  ange- 
legt wird.  Es  ist  noch  zu  er- 
wähnen, dass  das  erste  Blatt  (/') 


Fig.  14.  Dracaena  Draco  L.  Links  Keim- 
pflanze am  Schlüsse  des  ersten  Jahres;  c) 
Keimblatt,  k)  Hauptwurzel,  k‘)  Adventiv- 
wurzel aus  dem  ersten,  knollig  verdickten 
Stengelgliede  (w),  l\  /"')  die  ersten 
Blätter.  Rechts  eine  Stengelpartie  einer 
2jährigen  Pflanze,  r',  j",  s‘")  Stengelglieder, 
/)  diesen  Gliedern  angehörige  Blätter,  p) 
Scheidenränder  des  Blattes  (/"'),  n)  Achsel- 
knospe mit  einer  runden,  adossierten 
Schuppe.  (Original.) 


44 


dem  Kotyledon  (£)  nicht  gegenständig,  sondern  ein  wenig  seitlich' 
gestellt  ist. 

Im  folgenden  werden  noch  einige  Beispiele  der  Keimungsge- 
schichte bei  den  Monokotylen  angeführt  werden. 

Xanthorrhea  hastilis  R.  Br.,  welche  (wie  die  vorhergehenden) 
zu  den  baumartigen  Monokotylen  Australiens  gehört,  keimt  etwa  auf 
dieselbe  Weise  wie  die  bereits  beschriebene  Dracaena.  Das  Keim- 
, blatt  ist  ebenfalls  schüsselförmig,  die  Achse  aber  nicht  knollig  an- 
gelegt. Die  Hauptwurzel,  fast  ohne  Hypokotyl,  sehr  lang  und  ganz 
haarlos  (Fig.  21,  Taf  II). 

Doryanthes  Palmen  Hill.,  eine  riesige  Monokotyle  Australiens 
(Fig.  4,  5,  Taf.  I),  keimt  mit  einer  starken,  behaarten  Hauptwurzel, 
mit  einem  kurzen  Hypokotyl  und  einem  scheidigen  Keimblatte, 
welches  in  zwei  Lappen  durch  einen  transversalen  Schnitt  geteilt  ist, 
wobei  der  eine  Lappen  grösser,  der  andere,  dem  Kotyledon  gegen- 
überstehende, kleiner'  ist.  Dieser  Lappen  erinnert  lebhaft  an  den 
Epiblast  der  Gramineen. 

Die  herrliche  Ravenala  madagascarensis  Gm.  (Fig.  3,  Taf.  I) 
besitzt  ein  bimförmiges  Haustorium,  welches  im  Endosperm  einge- 
lagert ist.  Die  Hauptwurzel  ist  sehr  stark,  fast  ohne  Hypokotyl,  der 
Kotyledon  zylindrisch-scheidig,  oben  ein  wenig  geschlitzt.  Das  erste 
Blatt  steht  dem  Kotyledon  gegenüber.  Das  abgebildete  Anthurium 
Pohlianum  Engl.  (Fig.  6 Taf.  I)  dient  uns  als  Beispiel  der  Keimung 
der  Araceen.  Das  Hypokotyl  ist  kaum  entwickelt,  das  Keimblatt 
kurz,  scheidig,  das  erste  Blatt  gegenständig. 

Die  Keimung  der  Ludovia  crenifolia  Dr.  (Fig.  7,  8,  Taf.  I)  ist 
in  jeder  Beziehung  derjenigen  der  Araceen  ähnlich.  Nach  dem  kurz- 
scheidigen  Kotyledon  folgt  ein  gegenständiges,  grünes  Laubblatt  (/'), 
dann  kommen  die  übrigen  Blätter.  Der  Kotyledon  ist  dem  Samen 
mit  dem  Rücken  zugekehrt.  Es  ist  nunmehr  klar,  dass  die  Familie 
der  Cyclanthaceen  durch  die  Keimung  den  Araceen  nahe  steht,  wor- 
auf auch  ihre  Blütenorganisation  hinweist;  die  Stamm-  und  Blatt- 
bildung stimmt  mit  den  Palmen  überein.  Drude  vergleicht  sie  mit 
den  Pandanaceen , mit  welchen  sie  aber  nichts  gemeinsames  haben. 
— Die  Keimpflanze  der  Ludovia  crenijolia  ist  durch  eine  sehr  inter- 
essante Heterophyllie  ausgezeichnet  in  der  Weise,  dass  die  Jugend- 
blätter ganz  anders  ausgestaltet  sind  als  die  Blätter  der  erwachsenen 
Pflanze,  indem  sie  vielmehr  an  die  Blätter  einer  Aracee  oder  Bro- 
meliacee  erinnern,  wodurch  auch  die  junge  Pflanze  dieser  Art 
habituell  von  dem  entwickelten  Stadium  abweicht.  Die  Blätter  der 
Keimpflanze  sind  fast  krautartig,  ohne  hervortretende  Längsnerven, 
aus  scheidig  rings  umfassender  Basis  allmählich  in  die  Spitze  ver- 
schmälert, bogenförmig  heruntergeneigt,  rinnenförmig,  besonders 


45 


unten  glänzend  und  kahl.  Die  Blätter  der  entwickelten  Pflanze  sind 

o 

gestielt,  scheidig,  länglich-keilförmig,  grob-gekerbt,  mit  einem  Mittel- 
nerv und  zahlreichen  sekundären  Parallelnerven  versehen  und  längs 
der  Nerven  faltig. 

Die  abgebildete  Iridacee  Tigridia  Pavonia  (Fig.  2,  Taf.  I)  ent- 
spricht im  wesentlichen  anderen  Iridaceen,  nur  ist  das  Mittelstück 


Fig.  15-  Keimung  der  Monokotylen.  1,  2)  Bulbine  semibarbata  R.  Br.,  3,  4) 
Hippeastrum  hybridum  Hort.,  5)  Cordyline  stricta  Endl.,  6,  7)  Triglochin 
maritimum  L.,  8)  Eustrephus  latifolius  R.  Br.,  9)-  HaemanthuS  multiflorus 
Mart.,  10)  Philydrum  lanuginosum  Banks.;  c)  Kotyledon,  h ) Hypokotyl,  k) 
Hauptwurzel,  m)  Mittelstück,  j)  Same,  /"')  erste  Blätter,  p)  Plumula.  k‘ ) 

Adventivwurzel.  (Original.) 

und  der  Kotyledon  eigenartig  ausgebildet.  Das  erstere  mündet  in 
einen  Kiel,  welcher  von  der  Keimblattspitze  herabläuft,  wodurch 
sich  der  Fingerzeig  ergibt,  wie  das  in  der  Mitte  oder  in  der  Basis 
des  Keimblattes  eingefügte  Mittelstück  zu  verstehen  sei. 


46 


Die  Embryonen  des  Juncus  communis  E.  AI.  (Fig.  19,  20, 
Taf.  II)  werden  in  der  Literatur  als  unvollkommen  entwickelt  be- 
schrieben und  mit  den  Orchideen  in  Vergleich  gezogen.  Ich  selbst 
konnte  diese  Angabe  nicht  bestätigen,  da  ich  alle  Bestandteile  der 
Monokotylen  auch  hier  vorgefunden  habe.  Die  Keimung  vollzieht 
sich  immerhin  auf  recht  einfache  Weise.  Die  Samen  sind  in  reich- 
lichen Schleim  eingebettet  (wohlweislich  behufs  der  leichteren  Ver- 
breitung in  der  Umgebung)  und  stehen  lange  Zeit  mit  dem  dünnen, 
langen  Kotyledon  in  Verbindung.  Dieser  letztere  übergeht  direkt, 
ohne  ein  Hypokotyl  zu  bilden,  in  die  Hauptwurzel.  Aus  der  schei- 
digen  Basis  kommt  das  erste,  schon  jetzt  zylindrische  grüne  Blatt  (/') 
zum  Vorschein. 

Eustreplms  latijohus  (Fig.  15)  stimmt  mit  Smilax  insofern 
überein,  als  er  nach  dem  Kotyledon  ein  langes  Scheidenblatt  (/') 
bildet,  der  Kotyledon  ist  aber  kurz,  rundlich,  einseitig  geschlitzt.  - 
Auch  Ruscus  keimt  auf  diese  Weise.  Triglochin  maritimum  (Fig.  15) 
erinnert  an  die  Keimung  von  Juncus  und  der  Alismaceen.  Der 
zylindrisch-fadenförmige  Kotyledon  geht  in  die  Hauptwurzel  über, 
ohne  Hypokotyl.  Später  treiben  zahlreiche  Adventivwurzeln  aus  der 
Kotyledonarbasis.  Bulbine  semibarbata  (Fig  15)  bietet  uns  ein  Bei- 
spiel, wo  das  kurze  Mittelstück  aus  der  Mitte  des  Kotyledons  her- 
vortritt. Hippeastrum  hybridum  (Fig.  15)  ist  dadurch  beachtenswert, 
dass  der  Kotyledon  selbst  fleischig  verdickt  ist  und  sonach  ein 
zwiebelartiges  Organ  bildet,  während  das  erste,  grüne  Laubblatt  (/') 
zu  gleicher  Zeit  bis  zur  Basis  flach,  nicht  verdickt  vorhanden  ist. 
Haemantlius  multiflorus  (Fig.  15)  zeigt  einen  mächtigen,  breiten 
Kotyledon,  mit  kurzem  Hypokotyl,  welches  fast  exogen  in  die  Haupt- 
wurzel übergeht.  Im  frühesten  Stadium  erscheint  neben  der  Haupt- 
wurzel eine  starke  Adventivwurzel  ( k '),  welche  aber  ihren  Ursprung 
tief  im  Gewebe  nimmt  und  somit  eine  hohe  Coleorhiza  ( cl ) ausge- 
staltet. Die  Keimung  von  Philydrum  lanuqinosum  (Fig.  15)  ist  da- 
durch interessant,  dass  die  Plumula  ganz  ungedeckt  in  einer  gruben- 
artigen Vertiefung  am  Grunde  eines  flachen,  bandförmigen,  grünen, 
nur  oben,  wo  er  mit  dem  Samen  zusammenhängt,  zylindrischen  Koty- 
ledons sitzt. 

S. 322, Z.  ll,n.  A.  Im  letzten  Jahre  wurde  mir  die  gewünschte  Gelegenheit 
geboten,  die  Keimung  von  Testudinaria  Elephantipes  zu  verfolgen 
und  die  Bildung  der  bekannten,  riesigen  Knollen  festzustellen.  Die 
flachen,  flügelartig  berandeten  Samen  keimen  etwa  auf  dieselbe 
Weise,  wie  die  bereits  beschriebene  Dioscorea  alata  (Fig.  16).  Das 
Keimblatt  steckt  durch  sein  verdünntes  Ende  im  Endosperm,  welches 
es  aussaugt.  Dort,  wo  es  knieartig  gekrümmt  ist,  ist  dasselbe  scheidig 
ausgehöhlt  und  hier  bildet  sich  das  erste,  grüne  Laubblatt  (/'), 


47 


welches  zuletzt  auf  einem  langen  Stiele  aus  der  kurzen  Kotvledonar- 
scheide  emporwächst.  Unterhalb  des  Keimblatts  gewahren  wir  ein 
massives,  zylindrisches  Hypokotyl,  das  unten  direkt  (exogen!)  in  die 
Hauptwurzel  übergeht.  Die  scariöse,  niedrige  Kotyledonarscheide 
stirbt  ab  und  verschwindet  in  kurzer  Zeit,  während  das  Hypokotyl 
anzuschwellen  und  sich  kugelig  auszubilden  beginnt,  und  zwar  in 
der  Weise,  dass  die  Auswölbung  auf  einer  Seite  stärker  vor  sich 
geht  als  auf  der  anderen,  infolge  dessen  die 
Hauptwurzel  und  die  an  deren  Basis  her- 
vorspriessende  Adventivwurzel  seitlich  an  der 
runden  Knolle  erscheint.  Das  Laubblatt 
stellt  sich  terminal  und  umfasst  in  seiner 
scheidigen  Basis  die  kleine  Innovations- 
knospe für  die  nächste  Vegetationsperiode. 

Aus  dieser  Knospe  streckt  sich  nun 
der  beblätterte  Stengel  empor,  verzweigt  sich 
und  konstituiert  sich  definitiv.  Wenn  dieser 
Stengel  eingeht,  so  gelangt  ein  anderer  aus 
einer  Basalknospe  neben  dem  alten  Stengel 
zum  Vorschein.  Nicht  selten  entwickeln  sich 
schon  im  Anfang  2 — 3 gleiche  Stengel.  Die 
Knolle  nimmt  bald  an  Umfang  stattlich  zu. 
ln  späteren  Jahren  bildet  sich  unter  der 
Oberfläche  ein  Erneuerungsmeristem,  aus 
welchem  alsdann  neue  Gewebeschichten  sich 
anlegen.  Die  äusserste  Rindenschicht  stirbt 
alljährlich  ab  und  muss  infolge  der  Ver- 
grösserung  des  Volumens  bersten  und 
felderartig  zerreissen,  wodurch  die  be- 
kannten, prismatischen  Schilder  auf  den 
grossen  Knollen  zustande  kommen. 

S. 322,  Z.  24.  Statt  »80  cm « soll  stehen:  3—4  m. 

S.  323,  Z.  8,  n.  A.  Bei  manchen  Palmen  ist  das  Mittel- 
stück mehr  oder  weniger  tief  dem  Rücken 
des  Kotyledons  eingefügt  (Fig.  17),  so  bei 
Livistona  chinensis  und  Thrinax  compacta , welches  Verhalten  an  die 
Gattungen  Crocus,  Tradescantia,  Gloriosa,  Bulbine  u.  a.  erinnert.  Bei 
der  erwähnten  Thrinax  tritt  es  aus  dem  knieartig  gekrümmten  Koty- 
ledon  senkrecht  empor.  Diese  Palmenart  ist  auch  noch  dadurch  be- 
merkenswert, dass  sie  an  der  Hauptwurzel  keine  Haare  trägt  und 
dieselbe  Wurzel  direkt  und  exogen  in  das  kaum  merkliche  Hypo- 
kotyl übergeht  (vergl.  Gat  in).  Eine  höchst  wichtige  Keimung  weist 
schliesslich  die  abgebildete  Oncosperma  jasciculata  auf.  Hier  ist  der 


Fig.  16.  Testudinaria  Ele- 
phantipes  Burch.,  Keim- 
pflanze; c)  Kotyledon,  k) 
Hauptwurzel,  k‘)  Adventiv- 
wurzel, h ) Hypokotyl,  s) 
Same,  /')  das  erste  Blatt. 

(Original.) 


48 


Fig.  17.  Keimpflanzen  von  Thrinax  compacta 
Hook.  (A),  Livistona  chinensis  Mart.  (B), 
Oncosperma  fasciculata  Bl.  (C)\  c)  Koty- 
ledon,  a)  Scheidenblatt,  V)  das  erste  Laubblatt, 
ni)  Mittelstück,  j)  Same,  k ) Hauptwurzel,  £') 
Adventivwurzel.  (Original.) 


Embryo  am  Rande  des  Endo- 
sperms  eingefügt,  infolge 
dessen  kein  Mittelstück  zur 
Entwicklung  gelangt  und 
die  Keimpflanze  dem  Samen 
dicht  anliegt,  wodurch  die 
Keimung  der  Gramineen 
lebhaft  nachgeahmt  wird. 
Das  Keimblatt  ist  da  eben- 
falls kurz  und  breit,  das 
Scheideblatt  (<z)  erinnert  an 
die  Coleoptile.  Das  früh- 
zeitige Hervortreten  der 
mächtigen  Adventivwurzel 
(£')  steht  auch  im  Einklang 
mit  den  Gräsern.  Die  Keim- 
pflanze von  Orysa  kann  gut 
mit  der  Oncosperma  in  Ver- 
gleich gezogen  werden.  In 
Anbetracht  dieser  auffallen- 
den morphologischen  Bezie- 
hungen lässt  sich  nicht  mehr 
leugnen,  dass  die  Palmen 
und  die  Gramineen  verwandt 
und  auf  die  gleichen  Vor- 
fahren zurückzuführen  sind. 
Schon  M a r t i u s (Historia 
natur.  Palmarum)  unter- 
scheidet bei  den  Palmen 
»germinatio  admotiva«  (Dic- 
tyosperma)  und  »germ.  re- 
motiva«  (Phoenix).  Die  Kei- 
mung der  Gattungen  Nipa 


und  Phytelephas  weicht  der- 
massen von  allen  Palmen 
ab,  dass  dieselbe  einen  wei- 
teren Wink  darbietet,  diese 
Verwandtschaft  überhaupt  aus  dem  Palmenkreis  auszuschliessen  und 
neben  den  Cyclanthaceen  als  selbständige  Familie  zu  stellen.  Die 
Früchte  der  Gatt.  Nipa  sind  aussen  in  eine  starke,  leichte,  wasser- 
dichte, korkähnliche  Schicht  eingehüllt,  vermittels  welcher  sie  auf 
dem  Wasser  leicht  zu  schwimmen  vermögen  und  durch  die  Meeres- 
wellen weit  fortgetragen  werden  (Fig.  18).  Wenn  sie  zuletzt  am 


49 


Strande  im  Schlamme  sitzen  bleiben,  so  stecken  sie  mit  der  breiten 
Basis  im  Schlamme,  während  die  verschmälerte  Spitze  die  Keim- 
pflanze auslässt.  Das  korkige  Perikarp  bildet  auf  der  Innenseite  eine 
überaus  feste  Steinschicht.  Das  Endosperm  ist  ziemlich  weich  und 
hohl.  Der  Embryo  ist  gerade  und  trägt  unten  ein  weiches,  bim- 
förmiges Haustorium,  welches  die  Endospermhöhlung  ausfüllt.  Das 
Hypokotyl  ist  walzig,  scharf  vom  Haustorium  abgeschnürt  und  mit 
einem  niedrigen,  schup- 
penförmigen, zuletzt  häu- 
tigen Kotyledon  versehen. 

Aus  diesem  tritt  alsdann 
das  erste  bis  vierte  Schei- 
denblatt, ohne  gefiederte 
Spreite,  nur  mit  kurzer, 
grünlicher  Spitze  beendet, 
hervor. 

Hier  haben  wir  also 
den  merkwürdigen  Fall 
vor  uns,  dass  sich  die 
Hauptwurzel  (radicula)  in 
ein  Haustorium  umwan- 
delt und  die  Keimpflanze 
aus  dem  Samen  in  um- 
gekehrter Richtung  her- 
austritt, während  bei  den 
Palmen  und  anderen 
Monokotylen  das  Hausto- 
rium sich  aus  dem  Koty- 
ledon bildet  und  der 
Keimling  aus  dem  Samen 
mit  der  Radicula  heraus- 
tritt. Infolge  dessen  unter- 
bleibt die  Entwicklung 
der  Hauptwurzel  und  statt 
derselben  entwickeln  sich 
gleich  im  ersten  Keim- 
stadium aus  der  Achse,  dicht  oberhalb  der  Kotyledonarbasis,  seit- 
liche Adventivwurzeln  und  treten  dieselben  oben  seitlich  von  der 
Keimspitze  hervor.  Die  weitere  Entwicklung  ist  mir  nicht  bekannt. 
Ich  möchte  indessen  glauben,  dass  die  aufgekeimte  Frucht  1 — 2 Jahre 
lang  in  den  Meeresfluten  wandert  und  hiemit  eine  Art  von  Viviparie 
darstellt.  Erst  dann  lässt  sie  sich  irgendwo  am  Strande  im  Sumpfe 
nieder,  treibt  oben  zahlreiche  Wurzeln,  welche  sich  bogenförmig 


Fig.  18.  Nipa  fruticans  Wurm.  A ) Verkl.  Frucht 
im  ersten  Keimungsstadium.  B ) dieselbe  im 
Durchschnitt;  a ) Fruchtspitze,  d ) Fruchtbasis,  /) 
die  ersten  Schuppenblätter,  c)  Keimblatt,  y)  Hypo- 
kotyl, k ')  Adventivwurzeln,  aus  der  Keimblatt- 
achsel hervortretend,  h ) Haustorium,  e)  Endo- 
sperm, i)  Steinschicht,  n)  Korkschicht.  (Original.) 


4 


50 


nach  unten  umbiegen  und  einwurzeln,  so  dass  die  junge  Pflanze  von 
denselben  wie  auf  Stelzen  in  der  Luft  getragen  wird.  Es  wäre  wohl 
vom  Interesse,  die  Lebensverhältnisse  dieser  Mangrovepalme  ein- 
gehend in  ihrer  Heimat  zu  verfolgen. 

S.  330,  Z.  27,  n.  A.  Ich  hatte  neulich  die  Gelegenheit,  auch  die  Keimlinge  der 
Zizatiia  aejuatica  L.  (Fig.  19)  zu  untersuchen,  und  bin  ich  sonach 
imstande  festzustellen,  dass  diese  Gramineenart  zu  den  lehrreichsten 
gehört.  Die  erste  Beschreibung  und  treffliche  Abbildung  derselben 
hat  Bai  llon  (Hist.  d.  pl.)  gegeben.  Das  Scutellum  ist  hier  sehr 
lang,  den  Scheitel  der  Caryopse  erreichend.  Unten  ist  gut  zu  sehen. 


Fig.  19.  Zizania  aquatica  L.  Keimung,  vergr.  1)  Keimpflanze,  2)  Embryo  samt 
dem  Endosperm.  3)  dasselbe  im  Durchschnitt;  a)  Caryopse.  e)  Endosperro.  M) 
die  Achse,  c)  Epiblast.  cl)  Coleorhiza.  k ) Hauptwurzel,  jc)  Scutellum.  Tacca 
cristata  Jack.  Keimpfl.  mit  einem  epiblastartigen  Kotyledon  (z).  h)  Hypokotyl. 

£)  Hauptwurzel,  nt)  Mittelstück.  Original. 

wie  es  die  Achsenbasis  (M)  umfasst  und  auf  der  gegcmüberliegenden 
Seite  in  einen  langen,  die  Hälfte  der  Caryopse  erreichenden, 
schuppenförmigen  Epiblast  übergeht  (3).  Wenn  wir  den  ganzen 
Embryo  vergleichen,  so  ist  derselbe  von  dem  Monokotylenembryo 
gar  nicht  verschieden,  allerdings  nur  mit  der  Modifikation,  dass  der 
Epiblast  nur  unten  mit  dem  Scutellum  verwachsen  ist. 

Den  merkwürdigsten  Beitrag  zum  Verständnisse  der  Keimungs- 
geschichte der  Gramineen  vermögen  wir  an  der  Keimung  der  brasi- 
lianischen Streptochaeta  spicata  (Fig.  20)  hinzufügen.  Diese  Gattung 
weicht  in  der  Blütenzusammensetzung  von  allen  Gramineen  derart 


51 


ab,  dass  sie  gleichwohl  den  Urtypus  der  Grasblüte  vorstellt,  aus 
welchem  sich  alsdann  die  Typen  aller  übrigen  unzähligen  Gramineen 
unter  dem  Einflüsse  der  biologischen  Anpassung  entwickelt  und  re- 
duziert haben.  Die  genannte  Streptochaeta  kann  in  keiner  Beziehung 
aus  der  Familie  der  Gramineen  ausge- 
schieden werden,  und  trotzdem  erblicken 
wir  an  ihrem  Keimlinge  dieselben  charak- 
teristischen Bestandteile,  welche  für  alle 
Monokotylen  massgebend  sind.  Der  Embryo 
tritt  aus  der  Caryopse  gänzlich  heraus, 
trägt  ein  scheidenartiges,  mit  einem  Dorsal- 
und  zwei  Seitennerven  versehenes  Keim- 
blatt (c),  welches  mit  dem  Rücken  der 
Caryopse  zugew'endet  ist!  Am  Grunde  ist 
es  durch  ein  kurzes  Mittelstück,  etwa  wie 
bei  Tigridia  oder  Gloriosa  d.  c.)  mit  dem, 
im  Endosperm  versteckten  Haustorium  ver- 
bunden. Am  Grunde  sieht  man  eine  lange 
Coleorhiza,  aus  der  die  Hauptwu  rzel  her- 
untertreibt. Bald  nachher  kommen  auch 
zwei  Adventivwurzeln  aus  dem  unschein- 
baren Hypokotvl  zum  Vorschein.  Aus 
dem  Keimblattgrunde  treibt  das  erste, 
ziemlich  kurze  Ilalmglied  {M),  welches 
die  erste  Scheide  (/')  trägt,  nach  welcher 
das  erste  Laubblatt  (/")  u.  s.  w.  folgt.  Die 
Blattspreite  ist  am  Rande  gewimpert  und 
übergeht  allmählich  in  die  umfassende 
Scheide,  ohne  etwaige  Ohrchen  zu  bilden. 

Wenn  wir  diese  Keimung  mit  der- 
jenigen der  Gattungen  Oryza  und  Zizania 
vergleichen,  so  ist  es  klar,  dass  (c)  als 
das  echte  Keimblatt  und  die  Scheide  (/') 
als  die  Coleoptile  aufzufassen  ist.  Diese 
Coleoptile  ist  hier  aber  mit  ihrem  Rücken 
von  der  Caryopse  abgewendet,  weil  das 
Keimblatt  der  Caryopse  zugewendet  ist. 

Die  Scheide  (/')  ist  ferner  als  selbständiges 
Phvllom  vorhanden  und  zugleich  identisch 
mit  der  Coleoptile  anderer  Gräser.  Dem- 
zufolge kann  die  Coleoptile  der  übrigen 
Gräser  als  Bestandteil  (Ligularbildung  nach 
Celakovsky)  des  Keimblatts  nicht  an- 


Fig.  20.  Streptochaeta  spi- 
cata  Sehr.  Keimpflanze,  ver- 
grössert;  a)  Caryopse,  M)  die 
Achse,  auf  welcher  das  erste 
Blatt  als  Coleoptile  (/')  her- 
vortritt, /'")  zweites  und 
drittes  Blatt,  c ) Keimblatt,  £) 
Hauptwurzel,  k')  Adventiv- 
wurzeln. (Original.) 

4* 


52 


gesehen  werden.  Diese  spreitenlose  Scheide  wiederkehrt  übrigens 
bei  den  meisten  Monokotylen  (siehe  unten),  bei  einigen  folgen  sogar 
2 — 3 nacheinander,  was  wiederum  bei  der  Oryza  sein  Seiten- 
stück findet. 

In  der  abgebildeten  Streptochaeta  ist  unsere  Darlegung  be- 
stätigt, indem  sich  hier  das  Keimblatt  nicht  in  ein  Scutellum  um- 
wandelt, was  auch  zur  Folge  hat,  dass  sich  kein  Epiblast  entwickelt 
und  die  Coleoptile  ihre  ursprüngliche  Stellung  beibehalten  muss. 

Durch  die  Keimung  der  Streptochaeta  ist  nunmehr  die  ver- 
wickelte Keimungsgeschichte  der  Gräser  definitiv  gelöst  und  die 
Morphologie  gewinnt  hiedurch  wieder  einen  glänzenden  Beleg  dafür, 
wie  nur  die  vergleichende  Methode  imstande  ist,  die  Pflanzenorgane 
zu  erklären. 

S.  331,  Z.  19,  n.  A.  Einen  in  dieser  Beziehung  sehr  lehrreichen  Beleg  für  das 
Verständnis  des  Gramineenepiblasts  liefert  uns  aber  die  Keimpflanze 
von  Tacca  cristata  Jack  (Fig.  19).  Das  lange  Hypokotyl  geht  all- 
mählich in  ein  gleich  langes,  im  Samen  vermittels  des  Haustoriums 
steckendes  Mittelstück  über.  Dort  indessen,  wo  sich  das  Mittelstück 
abtrennt,  steht  ein  taschenförmiges  Keimblatt,  mit  seinem  Rücken 
vom  Samen  und  Mittelstück  abgewendet!  Im  Grunde  dieses  Keim- 
blatts sitzt  die  Plumula,  welche  sodann  gleich  ein  Laubblatt  ent- 
wickelt. Die  sonderbare  Ausbildung  dieses  Keimblatts  ist  demnach 
ganz  gleich  mit  dem  Epiblast  der  Gräser. 

S.  336,  Z.  14.  Diese  Eigenschaft  scheint  die  ganze  Verwandtschaft  zu  charak- 
terisieren, denn  an  der  Keimpflanze  der  europäischen  Ramondia  ist 
stets  das  eine  Keimblatt  von  beträchtlicherer  Grösse  als  das  andere. 

S.  350,  Z.  36.  Dieser  Knollenstiel  erreicht  bei  einigen  Formen  der  Orchis 
Mono  L.  und  bei  der  Ophrys  oestrifera  MB.  bis  10  cm  Länge. 


B.  Die  Wurzel. 

S.  372,  Z.  40,  n.  d.  W.  »Typha«:  Triglochin , Luzulay  Juncus  u.  a. 

S.  373,  Z.  13,  n.  d.  W.  »Oehna«:  viele  Proteaceen,  Tacca , Aphyllanthes,  Osyris, 
Xanthorrhea. 

S.  374.  Z.  31,  n.  A.  Dass  die  Wurzeln  im  Boden  senkrecht  herunterwachsen, 
ist  eine  allgemein  verbreitete,  wiewohl  unrichtige  Vorstellung.  Dies 
kann  höchstens  bei  der  Mehrzahl  der  Keimpflanzen  seine  Geltung 
haben,  die  entwickelte  Pflanze  treibt  immerhin  ihre  Wurzeln  in  allen 
möglichen  Richtungen,  je  nach  dem  Bedarf.  Die  Wurzeln  suchen 
unter  der  Erdoberfläche  ihre  Stütze,  ihre  Nahrung,  ihre  Feuchtigkeit, 
oder  verlaufen  weit  umher,  um  die  Verbreitung  ihrer  Rasse  in  der 
Umgebung  mittels  der  Adventivknospen  zu  fördern.  Einmal  habe  ich 


53 


unter  einem  alten  Nussbaume  einen  etwa  Ü/2  m langen  und  etwa 
30  cm  hohen  Grabhügel  behufs  künstlicher  Champignonkultur  auf 
flachem  Boden  errichtet.  Weil  die  Erde  dieses  Grabhügels  aus  nahr- 
haftem Humus  bestand,  fand  ich  zu  meiner  Überraschung  nach 
3 Jahren  den  ganzen  Grabhügel  voll  von  feinen  Wurzeln,  welche 
also  senkrecht  hinauf  aus  den  im  Boden  tief  eingesenkten  Nuss- 
wurzeln getrieben  haben,  um  den  aufgeschütteten  Grabhügel  zur 
Nahrung  auszunützen. 

Die  Jungpflanzen  der  gemeinen  Urtica  dioica  L.  bilden  zweierlei 
Wurzeln:  die  Hauptwurzel  treibt  senkrecht  herunter  und  ist  wie 
andere  Wurzeln  blass,  die  Seiten- 
wurzeln hingegen  verlaufen  wag- 
recht und  dicht  unter  der  Erd- 
oberfläche und  sind  grün,  reich 
an  Chlorophyll  und  teilweise  der 
Assimilation  dienlich. 

S.  3/8,  Z.  34.  Ähnliche  Verhältnisse  kom- 
men auch  bei  einigen  australi- 
schen Stylidium-  Arten  vor,  bei 
welchen  jedes  Jahr  ein  Stengel- 
glied mit  einer  Blattrosette  ge- 
bildet wird  und  aus  diesem  Gliede 
eine  lange  senkrechte  Wurzel  her- 
untertreibt. 

Die  in  den  Sandwüsten  wach- 
senden, perennierenden  Gräser, 
deren  Halm  oder  Rhizom  nieder- 
liegend oder  aufsteigend  ist,  trei- 
ben regelmässig  aus  den  Knoten 

lange  Adventivwurzeln,  welche,  Dg.  21.  Eriocaulon  septangulare  Wit. 

. r , . . 1)  Vergrösserte  Wurzelpartie,  2)  stark 

so  lange  sie  den  Boden  nicht  er-  vergr  Längsschnitt,  3)  vergr.  Querschnitt 

reichen,  ganz  kahl,  haarlos  sind,  durch  die  Scheidewand  Q).  j)  Zentral- 
, " ,.  r-  j gefässbündel,  a)  Poren,  tt)  dünnwan- 

und  erst,  wenn  sie  in  die  Erde  & dige  Zeiienhülle.  .Original.) 

eindringen,  dichten  Haarfilz  ent- 
wickeln (Oplismenus  rariflorus  Presl,  Mühlenbergia  setarioides  Fourn., 
Ischaemum  ciliare  Retz.).  Diese  Wurzelbildung  erinnert  einigermassen 
an  die  bekannten  Wurzelträger  bei  Selaginella. 

S.  378,  Z.  36.  Die  Windpflanzen  und  kriechenden  Kräuter  pflegen  regelmässig 
kräftige,  tief  in  die  Erde  eindringende  Wurzeln  zu  entwickeln.  So 
besitzt  die  gemeine  Potentilla  reptans  L.  eine  einfache,  bis  1 m 
lange,  senkrechte,  starke  Pfahlwurzel. 

S.  383,  Z.  26,  n.  A.  Eine  merkwürdige  Wurzelanpassung  an  das  Wasser-  und 
Sumpfleben  tritt  bei  vielen  Arten  der  Gattung  Eriocaulon  (Fig.  21) 


54 


in  Erscheinung.  Aus  dem  kurzen,  starken  Rhizom  gehen  zahlreiche, 
einfache,  wurmartige,  aussen  schon  makroskopisch  zierlich  geringelte 
Adventivwurzeln,  welche  keine  Maare  tragen,  statt  dessen  aber  rings 
um  das  einzige  Zentralbündel  langgezogene,  höchst  dünnwandige 
Saugzellen  in  mehreren  Schichten  entwickeln.  Um  dieser  Saugschicht 
Festigkeit  zu  verleihen,  bildet  sich  in  regelmässigen  Abständen  eine 
Querschicht,  deren  Zellen  ziemlich  dickwandig  und  durch  zahl- 
reiche grosse  und  kleine  Poren  durchlöchert  sind,  wodurch  die 
Saftkommunikation  zwischen  den  getrennten  Saugpartien  bewerk- 
stelligt wird. 

S.  384.  Z.  32.  Curcuma  Zedoaria  Rose.  (Zingib.)  besitzt  gleichermassen  rund- 
liche Wurzelknollen,  welche  aber  vermittels  dünner  Wurzelstiele  aus 
einem  fleischigen,  dicken  Rhizom  hervortreten. 

S.  384,  Z.  24.  Dies  tritt  noch  deutlicher  bei  dem  ausdauernden  Sedum  Tele- 
phium  u.  v.  in  Erscheinung,  wo  die  Wurzeln  an  der  Stengelbasis 
walzenförmig  verdickt  und  mehrmals  eingeschnürt  sind,  am  Ende 
jedoch  sich  in  ein  vielfach  verzweigtes,  fein  fadendünnes  Geflecht 
auflösen  (Fig.  22). 

S.  384,  Z.  33,  n.  A.  Seltener  geschieht  es,  dass  auch  die  Hauptwurzel  der  ein- 
jährigen Krautpflanze  knollenartig  verdickt  ist  und  nur  fadendünne 
Seitenwurzeln  an  der  Knolle  entwickelt,  welche  sodann  die  Funktion 
der  Wasseraufnahme  verrichten.  Dieser  Fall  ist  bei  der  Gartenart 
Nicotiana  affinis  bekannt,  wo  auch  späterhin  aus  dem  Hypokotyl 
seitliche,  walzenförmige,  verdickte  Wurzeln  hervorspriessen.  Welchen 
Zwecken  hier  die  knollige  Verdickung  dienlich  wäre,  da  die  Pflanze 
einjährig  ist,  vermag  ich  nicht  zu  ergründen. 

S.  385,  Z.  30.  In  denjenigen  Fällen,  wo  die  ausdauernde  Pflanze  wiederholt 
Erneuerungsknospen  auf  dem  Scheitel  der  starken,  senkrechten, 
mächtigen  Pfahlwurzel  erzeugt,  verschwindet  die  Grenze  zwischen  der 
Vegetativachse  und  der  eigentlichen  Wurzel  in  morphologischer, 
sowie  in  anatomischer  Beziehung.  Ein  derartiges  Beispiel  bietet  uns 
die  gemeine  Armoracia  rusticana , welche  eine  bis  1 m lange,  ein- 
fache, senkrechte,  dicke  Wurzel  besitzt,  die  mehrere  Jahre  hindurch  am 
Scheitel  neue  Blütenstengel  emportreibt.  Es  kann  überhaupt  die  Er- 
fahrung als  allgemein  geltend  angeführt  werden,  dass  im  Alter  das 
Kaulom-  und  Wurzelelement  anatomisch  zusammenfliesst,  obwrohl 
dasselbe  in  der  Jugend  so  scharf  voneinander  getrennt  war.  Hiemit 
ergibt  sich  wiederum  der  Nachweis  wie  bedeutungslos  die  Ana- 
tomie bei  der  morphologischen  Abschätzung  der  Organe  ist. 

S.  389,  Z.  5,  n.  A.  Die  zierliche  Hauspflanze  Clivia  miniata  (Amaryl.)  treibt  aus 
starkem  Rhizom  zahlreiche,  lange  Adventivwurzeln,  deren  unterer  Teil 
in  der  Erde  steckt,  der  obere  Teil  aber,  bogenförmig  hervorgewölbt, 
die  Kommunikation  mit  der  Luft  versorgt. 


55 


S.  395,  Z.  8,  n.  A.  Interessante  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Podostemonaceen 
hat  neulich  Matthiesen  veröffentlicht. 

S.  397,  Z.  1 8,  n.  A.  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  die  Pneumatophorenbildung 


Fig-  22.  Sedum  Telephium  L.  Stengelbasis  mit  knollig  verdickten  Wurzeln  ( k ), 
b)  der  alte  Stengel  mit  Erneuerungsknospen  (o\  a ) der  heurige  Stengel.  Etwas 

verkleinert.  (Original.) 

ziemlich  häufig  in  verschiedenen  Verwandtschaften  verbreitet  ist;  so 
wurde  sie  auch  bei  einigen  Palmen  und  neulich  auch  beim  Pandanus 
nachgewiesen  (Karsten,  Sch  oute). 


56 


Noch  eine  andere,  sonderbare  und  zweifelsohne  ebenfalls  zur 
Respiration  dienliche  Wurzelvorrichtung  ist  bei  der  in  Gärten  kulti- 
vierten Saxifragacee  Petiphyllum  peltatum  vorzufinden,  welches  mit 
seinen  dicken,  fleischigen,  zweizeilig  beblätterten  Rhizomen  sumpfige, 
von  fliessendem  Wasser  durchnässte  Standorte  bewächst.  Die  Rhi- 
zome treiben  herunter  lange,  dicke,  unterirdische  Wurzeln,  welche 
am  Ende  mit  langen  Haaren  dicht  bekleidet  sind,  aus  welchen  sich 
aber  oben  Seitenwurzeln  entwickeln,  die  sich  wiederholt  in  sehr 
dünne,  nackte  Würzelchen  verzweigen,  nach  oben  streben  (negativ 
geotropisch)  und  sich  zu  einem  dichten,  undurchdringlichen  Filze  zu- 
sammenflechten, in  welchem  die  Rhizome  fest  eingebettet  sind.  Dort, 
wo  die  Rhizome  hinkriechen,  ist  die  ganze  Erdoberfläche  von  dem 
kompakten  Wurzelteppich  überzogen.  Diese  dünnen  Würzelchen 
mögen  wohl  nur  zur  Respiration  und  möglicherweise  auch  zur  Festi- 
gung der  Rhizome  dienlich  sein. 

S.  405,  Z.  10,  n.  A.  Eine  merkwürdige  biologische  und  morphologische  Wurzel- 
adaptation findet  man  an  der  xerophilen  Liliacee  Kaplands,  Anthe- 
ricum  triflorum  Ait.  (Trachyandra,  Fig.  23).  Am  kurzen  Wurzelstocke 
dieser,  unserem  A.  Liliago  ähnlichen  Pflanze  sehen  wir  dreierlei 
Wurzeln.  Die  unterirdischen  sind  teilweise  lang,  dünn,  von  gewöhn- 
licher Form  und  Ausbildung,  teilweise  ziemlich  stark,  verdickt  und 
an  der  Oberfläche  mit  langen  Haaren  bekleidet.  Die  letzteren  dienen 
wohl  nicht  nur  als  typische  Wurzeln,  sondern  auch  als  Speicher- 
organe. Über  die  Erdoberfläche  treten  aber  noch  andere,  sehr  zahl- 
reiche, walzenförmig  verdickte,  fest  zugespitzte,  harte  Wurzeln,  die 
negativ  geotropisch  sind,  indem  sie  hinauf  streben,  dicht  gedrängt 
sind  und  ein  förmliches,  mit  zerfaserten  Scheidenresten  gemischtes 
Nest  bilden,  in  dessen  Mitte  der  Blütenstengel  emportritt  und  seit- 
wärts Überreste  des  vorjährigen  Stengels  wTahrnehmen  lässt. 

Es  ist  nun  die  Frage,  wozu  diese  auf  den  ersten  Blick  den 
Pneumatophoren  der  Jussiaea  ähnlichen  Wurzeln  dienlich  sind.  Sie 
sind  auf  der  Oberfläche  glatt,  blass  und  sehr  hart  intolge  einer 
Rindenschicht  dickwandiger,  in  5 — 8 Etagen  angeordneter  Zellen, 
welche  im  lebendigen  Zustande  wahrscheinlich  bloss  mit  Wasser  oder 
Luft  gefüllt  sind.  Innen  verläuft  ein  dünnwandiges,  parenchymatisches 
Gewebe  mit  einem  Zentralstrang.  Dieses  GewTebe  enthält  Reserve- 
stoffe und  dient  dasselbe  gewiss  als  Speicherorgan,  welcher  Umstand 
im  Einklänge  mit  den  übrigen  anatomischen  Verhältnissen  es  nicht 
als  zulässig  erscheinen  lässt,  diese  Wurzeln  als  Atmungsorgane  auf- 
zufassen. Ihre  nestartige  Anhäufung,  sowue  die  teste  Aussenrinde 
weist  vielmehr  darauf  hin,  dass  sie  den  gleichen  Dienst  versehen, 
wie  die  Zwiebelschuppen  der  Zwiebelpflanzen.  Die  in  der  Scheiden- 
achsel am  Rhizom  angelegte  Erneuerungsknospe  wird  von  denselben 


57 


gedeckt,  geschützt  und,  wenn  sie  im  Frühjahr  emportreibt,  auch  ge- 
nährt, worin  die  Pflanze  auch  durch  die  verdickten,  unterirdischen 
Wurzeln  unterstützt  wird.  Es  ist  dies  demnach  der  erste  bekannte 
Fall,  wo  die  Wurzeln  die  Funktion  der  Zwiebel  übernehmen. 


Fig.  23.  Anthericum  triflorum  Ait.  Die  untere  Partie  der  Pflanze  samt  Wurzeln, 
in  natürl.  Grösse,  a)  Negativ  geotropische,  oberirdische  Wurzeln,  b)  unterirdische, 
dünne  Wurzeln,  k ) unterirdische,  verdickte  und  reichhaarige  Wurzeln,  n)  Scheiden- 
fasern, r)  abgestorbener,  vorjähriger  Stengel,  ni)  grundständige  Scheiden,  6)  blü- 
hender Stengel.  Rechts  die  oberirdische  Wurzel  im  Durchschnitt,  d)  dickwandige 
Rindenzellen,  e)  dünnwandige  Speicherzellen.  (Original.) 


C.  Das  Blatt. 

S.  409,  Z.  18.  Noch  auffallender  sind  in  dieser  Hinsicht  die  Blätter  des  im 
Frühjahr  aufblühenden  Grases  Hierochloa  australis  ausgestaltet.  Sie 
sind  lang,  bandförmig-flach,  auf  der  Innenseite  weisslich-grau  und 
matt,  auf  der  Aussenseite  aber  sattgrün  und  glänzend.  Diese  Blätter 
drehen  sich  gleichermassen  wie  bei  Melica  nutans , infolgedessen  die 
matte  Bauchseite  zur  Unter-  und  die  grüne  Rückseite  zur  Oberseite  wird. 


58 


S.  410,  Z.  18,  n.  A.  Die  Teilung  der  Blattspitze  in  zwei  gleiche  Lappen  ist  an 
den  normalen  Assimilationsblättern  zuweilen  als  eine  Ausrandung 
angedeutet,  sonst  gelangt  sie  selten  zum  Vorschein.  Bei  den  Farn- 
blättern ist  hingegen  diese  Erscheinung  recht  häufig  und  sogar  für 
manche  Arten  charakteristisch  (S.  206).  Im  wesentlichen  lässt  sich 
diese  Blatteilung  nur  als  eine  Reminiszenz  an  die  kryptogamische 
Dichotomie  auffassen.  ln  den  Blüten  ist  die  Doppelteilung  der  Blüten- 
hülle, der  Stamina  und  der  Karpelle  eine  allgemeine  Tatsache  und 
spielt  in  dem  Blütenplane  eine  wichtige  Rolle 

Schon  bei  der  Beschreibung  der  Keimpflanzen  haben  wir  ge- 
hört, dass  die  Keimblätter  der  polykotvlen  Pflanzen  nicht  selten  eine 

Spaltung  erfahren,  wo- 
durch statt  zwei  Keim- 
blätter 3 und  mehrere 
zustande  kommen.  Hie- 
durch erklären  sich  alle 
normalen  Fälle,  wo  3 — 8 
Keimblätter  im  Kreise 
regelmässig  entwickelt 
sind.  Abnormer  Weise 
gelangt  immerhin  die  Tei- 
lung der  Assimilations- 
blätter bei  vielen  Arten 
recht  häufig  zum  Vor- 
schein. Als  Beispiel  mag 
hier  die  abgebildete  Salix 
amygdalina  und  Phaseolus 
multiflorus  (Fig.  24,  25) 
angeführt  werden.  Im 
ersten  Stadium  ist  das 
Blatt  nur  im  Vorderteile 
breiter  und  bloss  der 
Mittelnerv  gespalten.  Im 
zweiten  Stadium  spaltet 
sich  die  Blattspitze  und  im  weiteren  Stadium  teilt  sich  das  Blatt  bis 
zur  Basis,  so  dass  zwei  gleich  grosse  und  gleich  geformte  Blätter 
nebeneinander  am  Zweige  stehen.  Hiedurch  erklärt  sich  auch  die 
eigenartige  Erscheinung  in  der  Phyllotaxie,  wenn  an  einem  Sprosse 
mit  spiralig  gestellten  Blättern  plötzlich  zwei  Blätter  fast  gegenständig 
wahrzunehmen  sind.  Sie  sind  aber  nicht  vollkommen  gegenständig, 
sondern  schliessen  einen  kleineren  Winkel  als  180"  ein. 

Ein  anderes  Beispiel  liefert  uns  der  Phaseolus  multiflorus.  Auf 
den  ersten  Blick  möchte  es  fast  scheinen,  als  ob  hier  ein  paarig  ge- 


l-'ig.  24.  Salix  amygdalina  L.  Dichotomische  Tei- 
lung des  Blatts.  (Original  ) 


59 


fiedertes  Blatt  vorliegen  würde.  Man  sieht  allerdings  im  Winkel  des 
oberen  Blattpaars  • keine  Spitze  (als  Rudiment  des  endständigen  Blätt- 
chens). Es  ist  nichts  anderes  als  ein  gewöhnliches  dreizähliges  Blatt, 
dessen  endständiges  Blättchen  sich  bis  zur  Basis  in  zwei  gleich  ge- 
staltete Blättchen  geteilt  hat.  Es  soll  ausdrücklich  bemerkt  werden. 


Fig.  25.  Phaseolus  multiflorus  W.  Dichotomisch  geteiltes  endständiges 
Blättchen  (Original.) 

dass  diese  eigentümliche  Blattbildung  bei  der  genannten  Art  keine 
Seltenheit  ist.  Im  Jahre  1886  hat  sie  schon  Krön  fei  d beschrieben. 

Merkwürdige  Verhältnisse  treten  ein,  wenn  die  Chorise  in  der 
Infloreszenz  in  den  Stützbrakteen  stattfindet.  Die  Braktee  teilt  sich 
in  gleicher  Weise  wie  das  beschriebene  Salix-Blatt  mehr  oder  we- 
niger tief,  bis  schliesslich  zwei  gleiche  Brakteen  nebeneinander  stehen. 
Diese  Chorise  hat  nun  in  allen  Fällen  auch  die  Teilung  der 


60 


Blütenachse  oder  der  ganzen  Blüte  zur  Folge.  Diese 
Blütenteilung  ist  in  den  Blütenständen  eine  weit  verbreitete  und  be- 
kannte Erscheinung,  es  wurde  derselben  indessen  seitens  der  Bota- 
niker wenig  Aufmerksamkeit  gewidmet.  Die  Spaltung  der  Blüte  be- 
ginnt allenthalben  im  Fruchtknoten,  und  zwar  in  der  Weise,  dass  in 
einer  normalen,  einfachen  Blüte  zwei  gleich  gestaltete  und  zum  Stütz- 
blatt gleich  orientierte  Fruchtknoten  vorhanden  sind.  Im  vorge- 
schrittenen Stadium  spalten  sich  auch  die  übrigen  Blütenteile,  manch- 
mal nur  dermassen,  dass  sich  bloss  in  einem  Perigonkreise  ein  Blatt 
verdoppelt.  In  den  weiteren  Stadien  verdoppeln  sich  mehrere  Glieder 
eines  jeden  Kreises,  bis  schliesslich  eine  Blüte  zweimal  so  viel 
Glieder  enthält,  als  es  im  normalen  Zustande  die  Regel  ist.  Zuletzt 
spaltet  sich  auch  die  Blütenachse,  so  dass  zwei  gleich  zusammen- 
gesetzte Blüten  nebeneinander  stehen  und  nur  noch  im  Blütenstiele 
Zusammenhängen.  Alsdann  trennen  sich  auch  die  Blütenstiele,  die 
von  zwei  Brakteenhälften  gestützt  werden.  Alle  dergleichen  Blüten- 
stadien kann  man  schön  an  Blütentrauben  der  Reseda  odorata  ver- 
folgen. 

Die  Blüten,  in  welchen  nur  der  Fruchtknoten  verdoppelt  istr 
sind  stets  anders  geformt  als  die  normalen  Blüten  im  Blütenstande. 
Sie  sind  am  häufigsten  grösser  oder  wenigstens  breiter,  wenn  zygo- 
morph,  so  mit  eigenartig  differenzierten  Lippen,  je  nach  der  Zahl, 
nach  welcher  die  Blüte  aufgebaut  ist.  So  fand  ich  eine  im  Frucht- 
knoten gespaltene  Blüte  von  Digitalis  ambigua , welche  nach  8 auf- 
gebaut war  und  die  Corolle  nach  dem  zygomorphen  Verhältnisse  2/B 
ausgebildete  Lippen  trug. 

Ich  habe  sogar  an  dikotylen  Keimpflanzen  (Asimia  triloba. 
Prunus  domestica  u.  a)  beobachtet,  dass  sich  das  erste,  nach  den 
Keimblättern  folgende  Laubblatt  teilte,  infolge  dessen  aber  sofort 
auch  der  Stengel  zur  Teilung  hinzutrat  und  zwei  ganz  parallel  be- 
laubte und  hinaufwachsende  Sprosse  bildete  — also  eine  wahre 
Dichotomie! 

Die  Teilung  der  Stützblätter  und  die  ihr  folgende  Peilung  der 
Tochter-  oder  sogar  der  Mutterachse  ist  gleichzeitig  als  eine  Be- 
stätigung der  Anaphytosentheorie  anzusehen,  indem  hiedurch  der 
innige  Zusammenhang  aller  dieser  Bestandteile  klargelegt  wird. 

S.  41 1,Z.  6.  Neulich  haben  ähnliche  Gebilde  Clos,  Per  rot,  Migliorato. 
Gueguen,  Vuillemin  u.  a.  wiederholt  beschrieben. 

S.  4-11,  Z.  19.  Die  Doppelcorolle  der  Sinningia  speciosa  hat  schon  Morren 
im  Jahre  1865  beschrieben  und  richtig  erklärt. 

S.412,  Z.  15,  nach  dem  Worte  »Arten«  schalte  ein:  Von  den  Botanikern 
wurden  gewöhnlich  diese  Bildungen  mit  dem  Namen  » Ascidie « belegt 
und  in  neuerer  Zeit  (1907)  von  Vuillemin  als  >Scypkten*  bezeichnet. 


61 


Die  Ascidien  und  die  doppelspreitigen  Blattbildungen  scheinen 
insbesondere  in  den  Blüten  verbreitet  zu  sein.  Beispiele  bei  den 
Caryophyllaceen  und  Sapindaceen  werden  im  III.  Teile  näher  be- 
sprochen werden.  Hier  mag  nur  ein  interessanter  Fall  bei  Hibiscus 
furcatus  Roxb.  (Fig.  26)  erwähnt  werden.  Unterhalb  des  Kelches 
dieser  Art  befindet  sich  ein  Involucrum  von  10 — 15  bogenförmig 
aufwärts  gerichteteten  Blättchen,  welche  etwa  in  der  Rückenmitte  ein 
flaches,  lanzettliches  Anhängsel  differenzieren  lassen,  dessen  Fläche 
mit  derjenigen  des  Blättchens  parallel  verläuft  und  sonach  ein 
doppelspreitiges  Blatt  vorstellt.  Die  einander  zugewendeten  Seiten 
sind  gleich  gefärbt  und  ähnlich  grob-b 

S.415,  Z,  15,  n.  d.  W.:  »Pterocarya« : Juglans. 

S.  416,  Z.  41.  Eine  Arbeit  älteren  Datums  hier- 
über existiert  von  Clos,  welcher  die 
Vernation  auch  mit  dem  Terminus 
»prefoliation«  belegt. 

S.424,  Z.  8.  Infolge  dessen  besteht  die  ganze 
Pflanze  zur  Winterzeit  aus  lauter  band- 
förmigen, regelmässig  gegliederten, 
grünen  und  durchaus  blattlosen  Ästen 
(Fig.  27).  Die  Glieder  durchläuft  ein 
einfacher  Mittelnerv  und  die  Glieder- 
spitze ist  mit  einer  Narbe  nach  den 
abgefallenen,  zweireihig  gestellten  Blät- 
tern bezeichnet.  Die  Gliederspitze  ist 
hoch  über  die  Insertion  des  folgenden 
Glieds  vorgezogen,  verflacht  und  in  die 
flügelartige  Stengelpartie  übergehend, 
so  dass  sie  sich  als  Blattpolster  ( k ) be- 
hauptet und  die  Funktion  der  Deckung 
der  Seitenknospe  ( p ) verrichtet.  Beider- 
seits der  Blattnarbe  sind  zwei  kleine 
Stipeln  (j)  wahrzunehmen.  Die  disti- 
chische  Blattstellung  verwandelt  sich  an  den  Astbasen  in  eine  spira- 
lige  ( b‘ ) und  die  Stengelflügel  reduzieren  sich  auf  blosse  Kanten  wie 
bei  Sarothamnus. 

Im  Frühjahre  entspringen  aus  der  Knospe  ( p ) drei  behaarte 
Ästchen,  eines  in  der  Mediane,  zwei  seitliche  als  Tochterzweige  zu 
den  Vorblättern  (a,  ß)  in  der  Transversale  orientiert.  Diese  Ästchen 
tragen  flache,  grüne  Blätter,  welche  der  flügellosen  Achse  aufsitzen 
und  im  Frühjahre  der  Assimilation  dienlich  sind.  Erst  im  Sommer 
fallen  sie  weg  und  die  Achse  beginnt  die  bandförmige  Gestalt  an- 
zunehmen, indem  die  Blätter  verkümmern,  bis  sie  zuletzt  als  blosse 


ehaart 


Fig.  26.  Hibiscus  furcatus  Roxb. 
Eine  Blüte,  deren  Involucralblätter 
eine  doppelspreitige  Teilung  zei- 
gen. (Original.) 


62 


Borste  das  letzte  Glied  abschliessen  (/,. 
Es  ist  nun  in  dem  vorliegenden  Falle  der 
Genista  sagittalis  unstreitig,  dass  die  Ab- 
flachung der  Achse  selbst  erfolgte.  Durch 
eine  derartige  Verflachung  der  Achse  wird 
eine  ziemliche  Anzahl  von  sparti  um  artigen* 
blattlosen,  xerophilen  Pflanzen  bewerk- 
stelligt. Zwei  weitere  Beispiele  bieten  uns 
die  abgebildeten  Daviesia  alata  Sm.  und 
Bossicua  scolopendrium  Sm.  Legum., 
Austral.  — Fig.  27).  Bei  der  ersten  sind 
die  Äste  dreiflügelig,  bei  der  zweiten  zwei- 
flügelig dergestalt,  dass 
die  zu  blossen  Spitzchen 
reduzierten  Blätter  mit 
ihren  Basen  oder  Pol- 
stern direkt  in  die  Flügel 
übergehen,  was  noch  die 
herablaufenden  Linien 
deutlich  erkennen  lassen. 
Als  weitere  Beispiele  mö- 
gen hier  noch  erwähnt 
werden : Trachymene  com- 
pressa  Spr.  (Um  bell.), 
Limonium- Arten  (die  Gat- 
tung Statice),  Thesium 
atigulosum  DC.  u.  a. 

Die  Stengelflügeligkeit 
wird  in  den  meisten  Fällen 
durch  das  Herablaufen 
der  Blätter  bewirkt,  wie 
oben  bei  Symphytum  be- 
merkt wurde.  Zahlreiche 
Beispiele  bieten  uns  die 
Compositen  aller  Län- 
der (Helenium  autumnale 
Lm.,  Verbesina  pterocaula 

DC.,Plucheasubdecurrens 

Fig.  27.  Genista  sagittalis.  A)  Getiü-  n ,,r  .• , . 

gelter  Stengel,  mit  Achselknospen  (fl);  Cass.).  Venn  zu  diese! 

in  der  unteren  Partie  (b“\ spiralige  Stel-  Stengelformation  gleich- 
ri>;  Aborte,  ung  der 

1,  2)  Baccharis  trinervis,  a)  Achselknospe,  2)jun-  Blätter  hinzutritt,  so  kom- 
ges,  flügelloses  Ästchen,  mit  spiraligen  Blättern,  3)  apflÜPelte  Stendel 

Daviesia  alata.  4)  Bossiaea  scolopendrium.  (Orig.)  1 » » 


63 


zustande,  welche  dem  Anscheine  nach  an  die  beschriebene  Genista 
sagittalis  erinnern.  Denselben  Fall  haben  wir  bei  den  brasilianischen 
Arten  Baccharis  sagittalis  DC.  und  B.  trinervis  Pers.  (Fig.  27).  Es 
sind  dies  Sträucher,  deren  Äste  breit-dreiflügelig  und  grün  ausge- 


Fig,  28.  Crotalaria  alata  Buch.  Stengelpartie  mit  breiten  Stipulartiügeln,  o)  die 
Achse,  a)  die  Blütentraube  auf  die  Mutterachse  (<?)  hinaufgeschoben,  n)  Stütz- 
braktee, oc)  Vorblatt,  b ) Serialspross,  x)  Nebenblätter,  A)  Stützblatt.  (Original.) 


bildet  sind.  Die  Blätter  sind  auf  ein  kleines  Zähnchen  reduziert, 
dessen  Ränder  an  der  Insertion  am  Stengel  herablaufen.  Die  auf- 
spriessenden  Ästchen  tragen  allerdings  flache,  spiralige,  nicht  herab- 
laufende Blätter. 


64 


Hin  und  wieder  laufen  auch  die  Stipeln  an  ihren  Basen  herab. 
Hiezu  mag  die  abgebildete,  morphologisch  interessante  Crotalaria 
bialata  Roxb.  (Fig.  28)  dienlich  sein. 

Die  Blattstiele  oder  auch  die  Blattrücken  selbst  können  ebenso 
flügelartig  erweitert  werden  und  am  Stengelgliede  herablaufen,  so 
dass  hier  abermals  eine  andere  Kategorie  von  geflügelten  Stengeln 
vorliegt  (Hypericum-Arten,  Dioscorea  convolvulacea  Ch.  Schl.,  Acacia 
stenoptera  Bnth ).  Auf  die  nämliche  Weise  können  schliesslich  auch 
jedwede  Stengelkanten  flügelig  erweitert  werden  (Evonymus  alatus 
Rupr.,  Hvpocalymna  cordifolium  Sch.),  so  dass  die  Stengelflügelig- 
keit  auf  mannigfachem  morphologischem  Wege  zustande  kommt.  Die 
bereits  angeführte  letzte  Kategorie  von  Stengelflügeln  kann  wohl 
als  Emergenzen  mit  mannigfacher  anatomischer  Struktur  aufgefasst 
werden. 

5.424, Z.  8 — 19  ist  zu  streichen. 

5.424,  Z.  41.  Bei  Exochorda  Alberti  Regel  gelangt  diese  Nebenblattbildung 
regelmässig  in  der  Weise  zum  Vorschein,  dass  die  unteren  Blätter 
freie  Stipeln  an  der  Insertionsbasis  tragen,  auf  den  oberen  aber  ver- 
schieben sich  die  Stipeln  allmählich  am  Stiele  der  Spreite  hinzu,  bis 
sie  zuletzt  mit  derselben  als  Zähne  verschmelzen.  Die  nämliche  Er- 
scheinung ist  ebenfalls  an  den  diesjährigen  Sprossen  der  Gattung 
Populus  nicht  selten  anzutreffen,  wo  die  einfachen  Nebenblätter  dem 
Blattstiele  an  wachsen  und  mit  der  Blattspreite  verschmelzen. 

S.  425,  Z.  13,  n.  A.  In  einer  inhaltsreichen  und  die  Stipularbildung  allseitig 
behandelnden  Arbeit  Dom  ins  (1911)  wird  die  phylogenetische  Ent- 
wicklung der  Nebenblätter  bei  den  Phanerogamen  von  einem  anderen 
Gesichtspunkte  aus  dargestellt,  als  es  bisher  in  der  geläufigen  Lite- 
ratur vorzufinden  ist.  D o m i n weist  mit«Recht  darauf  hin,  dass  die 
erste  Nebenblattbildung  durch  die  scheidige  Erweiterung  der  Blatt- 
basis zustande  kommt.  Wenn  sich  nun  diese  Scheide  stark  ent- 
wickelt, so  kann  dieselbe  auf  zweiter  Stufe  oben  zwei  zahnartige 
Öhrchen  tragen,  welche  schliesslich  zu  blattartigen  Anhängseln  her- 
anwachsen — ein  Beispiel  bietet  uns  die  Gattung  Rosa.  Diese  Öhr- 
chen  können  aber  auch  mannigfaltige  andere  Formen  annehmen,  sie 
können  sich  sogar  auf  die  Innenseite  des  Blattstiels  oder  der  Blatt- 
spreite  verschieben,  in  der  Mediane  Zusammentreffen  und  hier 
schliesslich  zu  einer  intrapetiolaren  Ligula  zusammenwachsen.  Als 
Belege  hiefür  mögen  uns  die  in  unserem  Werke  erwähnten  Beispiele 
von  Potamogeton  lucens , Juncus  lamprocarpus  und  Rhynchospora  ni- 
tida dienen.  Wenn  nunmehr  die  Scheide  auf  weiterer  Stufe  sich  der- 
massen verkürzt,  dass  die  Scheidenöhrchen  als  freie  Seitenzipfel  am 
Blattstiele  oder  die  Ligula  als  freie  intrapetiolare  Scheide  zu  Tage 
treten,  so  erhalten  wir  die  freien,  seitlichen  Nebenblätter  oder  eine 


65 


intrapetiolare  Ligula,  beziehungsweise  eine  Ochrea,  wie  dieselben 
mehrfach  bekannt  sind. 

Diesen  Erörterungen  Domins  zufolge  gibt  es  eigentlich  keine 
Nebenblätter,  sondern  nur  scheidige  Erweiterungen  der  Blattbasis 
und  ihre  Modifikationen.  Sollte  es  nebstdem  noch  etwaige  Neben- 
blätter geben,  so  müssten  diese  Nebenblätter  auch  dann  an  den 
Seiten  des  Blattstiels  zum  Vorschein  gelangen,  wenn  gleichzeitig  der- 
selbe Blattstiel,  scheidig  erweitert  und  mit  Scheidenöhrchen  versehen, 
vorhanden  wäre.  Ein  derartiger  Fall  ist  jedoch  nirgends  bekannt. 

In  diesem  Sinne  haben  nach  Domin  die  Monokotylen  keine 
Nebenblätter,  in  diesem  Sinne  müssen  aber  auch  folgerichtig  den 
Dikotylen  die  Nebenblätter  abgesprochen  werden  — was  leider  bei 
Domin  klar  und  konsequent  nicht  zum  Ausdruck  gebracht  wurde. 

Die  auf  der  Lehre  Wydlers,  Colombs  und  Tylers  ge- 
gründeten prinzipiellen  Darlegungen  Domins  sind  wohl  gerecht- 
fertigt, insbesondere  wenn  wir  uns  die  Anaphvtosentheorie  und  die 
von  uns  angenommene  zweigliederige  Ausbildung  der  Blätter  vor 
Augen  halten.  Es  ist  in  dieser  Hinsicht  unstreitig,  dass  ein  scheidig 
mit  dem  ganzen  Umfange  umfassendes  Blatt  dessen  Urform  dar- 
stellt, wie  man  dieselbe  an  den  Gramineen,  Palmen,  Umbelliferen 
oder  allgemein  an  den  Keimpflanzen  zu  erblicken  pflegt.  Die  Keim- 
pflanze trägt  durchweg  Blätter  mit  scheidig  erweiterten  Basen.  Es 
ist  allerdings  ganz  natürlich,  dass  der  Anaphyt  in  ein  mit  seinem 
ganzen  Umfange  umfassendes  Blatt  übergeht.  Die  Scheide  kann  sich 
fernerhin  zu  einem  Blatte  direkt  entwickeln,  oder  setzt  oben  auf  der 
Dorsalseite  ein  Spitzelten  auf,  aus  welchem  sodann  eine  breite,  grüne 
Spreite  als  zweites  Glied  heranwächst.  Hiemit  gelangt  die  Blatt trt 
wicklung  zur  zweigliederigen  Gestalt 

In  Anbetracht  dieser  Auseinandersetzungen  fällt  die  alte  An- 
schauung, dergemäss  die  Nebenblätter  als  selbständige  Organe  und 
die  seitenständigen  freien  Nebenblätter  als  ursprüngliche  Form  auf- 
zufassen wären.  Alle  Stipularbildungen  sind  nun  im  wesentlichen  nur 
Bestandteile  der  Scheidenbasis  eines  Blattes. 

Diese  Theorie  findet  in  unzähligen  Fällen,  wenn  man  dieselben 
gegenseitig  vergleicht,  ihre  Bestätigung.  Wir  verweisen  beispielsweise 
auf  die  keimende  Potentilla  argentea  oder  Rosa  canina  (Fig.  10,  11), 
wo  tatsächlich  die  ersten  Blätter  bloss  eine  scheidig  erweiterte  Basis 
zeigen  und  erst  die  nachfolgenden  zur  Bildung  der  »angewachsenen 
Stipeln«  herantreten. 

Dieser  Theorie  zufolge  stellen  uns  die  mit  ihrem  ganzen  Um- 
fange umfassenden  Blätter  den  ursprünglichen  Typus  dar,  die  bloss 
scheidentragenden,  gestielten  Blätter  den  zweiten,  mehr  abgeleiteten 
Typus,  und  die  gestielten,  scheidenlosen,  mittels  einer  engen  Basis 


5 


66 


aufsitzenden  Blätter  der.  dritten,  am  meisten  degenerierten  Typus. 
Es  wären  demnach  die  Monokotylen  als  ein  älterer  Pflanzentypus 
als  die  Dikotylen  anzusehen,  eine  Idee,  welche  schon  von  manchen 
Autoren  ausgesprochen  wurde,  und  welche  auch  durch  die  Embryo- 
logie, die  Keimungsgeschichte  und  durch  systematische  Ergebnisse 
bestätigt  wird. 

Die  phylogenetische  Entwicklung  der  Nebenblätter  lässt  sich  am 
besten  auf  den  Keimpflanzen  und  auf  den  Hochblättern  verfolgen. 
Hieraus  ergibt  sich,  was  zur  Scheide,  was  zu  den  Stipeln  und  was 
zum  Stiele  und  zur  Spreite  gehört.  Wenn  man  diese  Vergleichungs- 
methode anwendet  und  überdies  noch  verschiedene  andere  Gattungen 
und  Familien  zuhilfe  nimmt,  so  gelangt  man  zu  richtigen  morpho- 


Fig.  29.  1 —3)  Cineraria  lactea  W..  4/  C.  geifolia  L..  nebenblattartige  Gebilde. 

(Original.) 

logischen  Schlüssen.  Die  Ontogenese  und  Anatomie  allein  können 
hier  die  ganze  Frage  nur  in  Verwirrung  bringen. 

S.425,  Z.  43,  nach  dem  Worte  »oleraceus«:  N.  tenemmus , Gynura  jafonica , 
Perdicium  brasiliense , Ximenesia  encelioides , Cineraria  geifolia  u.  a. 

S.425,  Z.  44,  nach  dem  Worte  »darstellcn« : Erblickt  man  z.  B.  das  Stengel- 
blatt der  Cineraria  geifolia  (Fig.  29),  so  wird  man  ohne  weiters  die 
der  Stielbasis  aufsitzenden,  rundlichen  Öhrchen  für  Nebenblätter 
halten,  welche  immerhin  nur  eine  abgeteilte  Basalpartie  der  Blattspreite 
darstellen,  was  am  besten  aus  dem  Vergleiche  mit  den  oberen 
Blättern  der  nahe  verwandten  Art  C.  lactea  erhellt.  Die  Compositen 
sind  ja  nirgends  mit  Nebenblättern  ausgestattet. 

S.  427,  Z 22,  n.  A.  Die  plagiotrope  Lage  und  die  Disposition  der  Blätter  be- 
wirkt zuweilen  eine  ungleiche  Entwicklung  der  Nebenblätter  oder 


67 


Fig.  30.  Bolandera  Oregana  Wts.  Entwicklung  der  Blätter  am  Stengel,  von  den  grund- 
ständigen angefangen.  (Original.) 

S.  427,  Z.  36,  n.  A.  Ein  schönes  Beispiel  der  gegenseitigen  Entwicklung  im 
Blatte  und  in  den  Nebenblättern  finden  wir  an  der  amerikanischen 
Saxifragacee  Bolandera  Oregana  Wts.  (Fig.  30).  Die  grundständigen 
Blätter  sind  lang-gestielt,  oben  mit  einer  rundlichen,  lappigen  Spreite 
abgeschlossen,  an  der  Stengelbasis  nebenblattlos,  bloss  scheidig  er- 
weitert. Wenn  wir  nunmehr  weitere  Blätter  am  Stengel  verfolgen, 

5* 


kann  ihre  gänzliche  Unterdrückung  zur  Folge  haben.  So  sind  z.  B. 
bei  manchen  Sterculiacecn  oder  bei  den  Lotononis-Ax\zx\  die  Neben- 
blätter nur  an  einer  Seite  des  Blattstiels  vorhanden. 

S.427,  Z.  28.  Viola  delphinantha  Boiss.  (Athos)  besitzt  scheinbar  dreizählige 
Blätter  mit  3 länglichen,  ganzrandigen  Blättchen,  von  denen  die  seit- 
lichen den  Nebenblättern  angehören. 


68 


50  beginnt  sich  der  Stiel  der  untersten  Stengelblätter  zu  verkürzen 
und  an  der  Basis  desselben  erscheinen  kleine,  öhrchenartige  Neben- 
blätter. An  den  höheren  Stengelblättern  verkürzt  sich  der  Stiel  noch 
mehr  und  die  Nebenblätter  vergrössern  sich  zu  grossen,  grünen, 
dem  Stiele  angewachsenen  Öhrchen.  Ganz  oben  verschwindet 
schliesslich  der  Stiel,  die  Blattspreite  verringert  sich,  während  die 
Nebenblätter  noch  mehr  an  Umfang  zunehmen,  bis  sie  zu  einem 
herzförmigen,  umfassenden,  einfachen,  grünen  Blatte  verschmelzen, 
auf  dem  die  Spreite  gänzlich  abortiert.  Es  sind  zwar  allerhand 
Blätter  bekannt,  welche  am  Stengelgrunde  anders  als  oben  am 
Stengel  ausgebildet  sind,  sie  sind  im  wesentlichen  immerhin  nur  als 
dieselben  Blätter  aufzufassen,  während  die  erwähnte  Bolandera  zur 
Herstellung  ihrer  Hochblätter  lediglich  das  Stipelmaterial  verwendet. 

Eine  merkwürdige  Form  haben  die  Nebenblätter  des  südafrika- 
nischen, spartiumartigen  Strauches  Psoralea  aphylla  angenommen 
(Fig.  31).  Die  Äste  sind  insgesamt  mit  scheidenförmigen,  ganz- 
randigen  Schuppen  besetzt,  welche  nirgends  eine  Spur  nach  den 
Nebenblättern  zeigen,  obwohl  hier  eine  Papilionacee  vorliegt.  Die 
Spitze  dieser  Schuppen  ist  einfach,  oben  in  dem  Blütenstande  ge- 
wahren wir  hingegen  unter  der  Spitze  zwei  Seitenzähne,  welche  sich 
dann  vergrössern  und  im  Winkel  eine  kleine,  schmal-lineale  Spreite 
(«)  tragen  (1  — 3).  Somit  wird  es  klar,  dass  die  einfachen  Schuppen 
an  den  Ästen  nur  Nebenblätter  darstellen,  deren  Spitzen  zu  einer 
einzigen  verschmelzen,  ohne  die  eigentliche  Spreite  zu  entwickeln. 
Es  hat  den  Anschein,  als  ob  auch  anderwärts,  wo  bei  den  Legumi- 
nosen keine  Stipeln  vorzufinden  sind,  die  grünen,  einfachen  Blätter 
oder  Hochblätter  den  umgewandelten  Nebenblättern  entsprechen 
dürften. 

5.427,  Z.  39,  nach  dem  Worte  » sagittalis* : oder  Cr.  alata  Buch. 

5.427, Z.  41:  Da  nun  die  Blätter  spiralig  angeordnet  sind,  so  ist  der  Stengel 
allseitig  breit-geflügelt.  Es  ist  beachtenswert,  dass  das  erste  Blatt  der 
Tochterzweige  gar  nicht  herabläuft  (Fig.  28,  x)  und  dass  die  Stütz- 
brakteen in  der  Blütentraube  nicht  nur  flügellos,  sondern  auch  neben- 
blattlos vorhanden  sind. 

S.  428,  Z.  13.  Diese  Ausbildungsart  der  Nebenblätter,  sowie  das  nicht  selten 
gänzliche  Verschwinden  derselben  auf  einer  Seite  der  Blattinsertion 
bei  Lathyrus  latijolius , wobei  der  Stengel  beiderseits  wie  gewöhn- 
lich geflügelt  verbleibt,  beweisen  hinreichend,  dass  die  Stengelflügel 
dieser  Lathyrus-Arten  durch  Verflachung  der  Stengelglieder,  nicht 
aber  durch  das  Herablaufen  der  Nebenblätter  zustande  kommen. 

S.  435,  Z.  10,  n.  A.  Die  unterirdischen  Stengelteile  von  Rubia  tinctorum  L. 
tragen  4 Schuppen,  welche  sich,  in  2 grössere  Laubblätter  ver- 
wandeln, zwischen  denen  1 — 2 kleinere  Nebenblätter  zu  gewahren 


69 


sind.  Nicht  selten  erscheinen  an  der  Stengelbasis  3 Laubblätter  im 
Quirl  mit  3 Achselknospen,  welche  dann  mit  drei  kleineren  und 
knospenlosen  Blättern  abwechseln.  Hin  und  wieder  kommen  sogar 
4 knospentragende  Laubblätter,  welche  mit  kleineren  abwechseln, 
zum  Vorschein.  Es  braucht  nicht  bemerkt  zu  werden,  dass  die  klei- 
neren Blätter  die  Stipeln  und  die  grösseren  die  3 — 4zähligen  Quirle 
darstellen;  es  ist  ja  wohl  bei  anderen  Rubiaceen  bekannt,  dass  die 
gegenständigen  Blattpaare  an  demselben  Individuum  sich  in  3 — 4zäh- 
lige  Quirle  umzuwandeln  vermögen.  Diese  Fälle  dürften  auch  zur 
Verständnis  der  Beobachtungen  Wydlers  (S.  434)  dienen. 

Galium  paradoxum  Max.  besitzt  nor- 
malerweise 4 Blätter  im  Quirl,  von  denen 
zwei  grösser  und  zwei  kleiner  sind.  Die 
Sprosse  von  Galium  rupicolum  Pom. 

(Algeria)  zeigen  anfänglich  4 Blätter  im 
Quirl,  welche  sich  aber  auf  den  ruten- 
förmigen, grünen  Ästen  auf  2 mit  2 klei- 
nen Stipeln  abwechselnde  Blätter  redu- 
zieren. 

S.435,  Z.  24,  n.  A.  Die  Gattung  Lonicera , obwohl 
sie  in  die  nahe  Verwandtschaft  der  Ru- 
biaceen angehört,  scheint  ganz  stipellos 
zu  sein,  so  namentlich  bei  einigen  Arten, 
wie  L.  nigra,  L.  Xylosteum  u.  s.  w.  Dieser 
Mangel  ist  jedoch  nur  scheinbar,  denn 
hie  und  da  kann  man  eine  manschett- 
artige  Berandung  zwischen  den  Blatt- 
insertionen gewahren,  welche  bei  L.  coeru- 
lea  zu  zwei  breiten  interpetiolaren  Ohrchen 

heranwächst  und  bei  L.  etrusca  allmäh-  wan^ung  dieser  Schuppen  in 

ein  Laubblatt  («)  und  die  Sti- 

lich  mit  den  Blattspreiten  verschmilzt.  Bei  peln  (j).  (Original.) 

L.  Caprifolium  u.  a.  entsprechen  nun 

die  tutenförmigen,  verwachsenen,  grünen  Blätter  teilweise  den  ver- 
schmolzenen Stipeln  oder  diesen  und  den  Blattspreiten  zusammen. 
Die  verwandten  Gattungen  Sambucus  und  Viburnum  sind  mit  Stipeln 
ausgestattet  (vergl.  bei  Sommier  und  Kerne r). 

S.435,  Z.  38.  In  der,  von  den  Stipularlappen  umschlossenen  und  von  reich- 
lichen, eine  harzähnliche  Substanz  sezernierenden  Colleteren  ausge- 
füllten Höhlung  ist  die  Endknospe  eingebettet  (Dom in). 

S.  435,  Z.  40.  Die  Cykadeen  sind  allgemein  mit  erweiterten  und  kleine  Sti- 
pularöhrchen  tragenden  Scheiden  versehen,  welche  sich  bei  Stangeria 
zu  einer  dreieckigen,  intrapetiolaren  Ligula  ausgestalten  (Domin1. 

S.435,  Z.  44,  nach  dem  Worte  »Ochreae«:  oder  Ocreae. 


Fig.  31.  Psoralea  aphylla  L. 
Ein  Ästchen  mit  den  aus  Sti- 
peln entstandenen  Schuppen- 
blättern ( a)\  rechts  die  Um- 


70 


S. 436, Z.  14,  nach  dem  Worte  »ist«:  (ebenso  bei  P.  orientale  L.  und  P.  per- 
foliatum  L.) 

Bei  einigen  Polygonen  (P.  chinense)  erblickt  man  beiderseits 
der  Blattstielbasis  zwei  grüne  Öhrchen  und  ausserdem  noch  die 
übliche  Ochrea.  Diese  Öhrchen  verschmelzen  hie  und  da  mit  der 
Spreite  und  erweisen  sich  hiemit  als  Basalührchen  auf  die  Art  wie 
bei  Adenostyles  und  anderen  Compositen  (S.  425).  Sonach  wären 
hier  Stipulae  und  Pseudostipulae  gleichzeitig  vorhanden. 

S.  438,  Z.  8,  nach  dem  Worte  »Legumin.«:  Ae.  javanica  Miq.,  Ae.  arvieniaca 
Boiss  , Pueraria  Thunbergiana  Bnth  , Zornia  u.  a. 

S.  443,  Z.  1,  nach  dem  Worte  »Legum.«:  (desgleichen  bei  Hedysatum  trique- 
trum  L.) 

S.  448,  Z.  23.  Die  Zweikieligkeit  der  Vorspelze  wurde  lediglich  durch  den 
Druck  auf  die  Ährchenachse  bewirkt.  Dergleichen  zweikielige 
Schuppen  sind  auch  anderwärts  bekannt,  z.  B.  an  den  Rhizomen  des 
Lygeum  Spartum  L.,  gleichfalls  unter  dem  Einflüsse  des  mechani- 
schen Drucks,  welchen  die  senkrecht  emporwachsenden  Halme  auf 
die  Schuppe  ausüben. 

S.449.  Z.  3.  Lamarckia  aurea  Kch.  besitzt  eine  überaus  grosse,  lange,  häu- 
tige, mehrnervige  Ligula.  welche  als  scariöser  Rand  der  Scheide 
herabläuft,  an  der  sodann  die  Blattspreite  als  zweites  Glied  einge- 
fügt ist.  Grosse,  grüne,  krautige,  vielnervige,  dem  Blatte  ganz  ähnliche 
Ligulen  zeigt  die  Zizania  aquatica  L,  l.ygeum  Spartum  L.  hat  zwei- 
zipfelige und  zweinervige  Ligulen. 

S.  449,  Z.  9.  Die  Blätter  von  Streptochaeta  spicata  Sehr,  und  Munroa  Bentha- 
miana  Hack,  sind  ebenfalls  ligulenlos. 

S.  449,  Z.  21,  n.  A.  Eine  wunderbare  Blattform  erlangten  auch  die  Arten 
Zeug-ites  smilacinifolia  Scrib.  und  Z.  Pringlei  Scrib.  (Mexiko,  Eig.  32) 
aus  der  Verwandtschaft  der  Festuceen,  wo  die  breiteiförmige  Blatt- 
spreite vermittels  eines  bis  3 cm  langen,  dünnen  Stiels  unterhalb 
einer  häutigen  Ligula  der  Scheide  aufsitzt.  Diese  Blattbildung  wieder- 
holt sich  übrigens  auch  anderwärts  bei  den  Gräsern  ( Pharus , Olyra ) 
und  tritt  sogar  bei  einigen  Cyperaceen  ( Mapania  superba  C.  B.,  M. 
Mannii  Dur.)  in  die  Erscheinung.  Bei  diesen  Mapanien  gelangt  in- 
dessen keine  Ligula  zur  Entwicklung,  die  Scheide  verschmälert  sich 
in  einen  rinnigen  Stiel  und  dieser  erweitert  sich  in  eine  breite 
Spreite,  die  wie  bei  Eriophorum  mit  einer  langen,  dreischneidigen 
Spitze  endigt. 

S.  449,  Z.  39,  n.  A.  Eine  wunderbare  Ausbildung  der  Ligula  gelangt  bei  der 
Gattung  Meli  ca  zum  Vorschein,  wo  sie  eine  bis  5 mm  lange,  häutige, 
ringsum  geschlossene  Ochrea  vorstellt  und  an  die  Ochrea  der  Poly- 
gonaceen  erinnert.  Bei  M.  uniflora  bildet  sich  sogar  an  dieser  Ochrea 
auf  der,  der  Spreite  gegenüberliegenden  Seite  ein  grünes,  mit  einem 


71 


Nerven  versehenes  Anhängsel,  welches  sich  nach  Domin  zu  einer 
kleinen  Spreite  vergrössern  kann  und  somit  eine  zweite  gegenständige 
Spreite  darstellt.  Wir  hätten  hier  demnach  einen  merkwürdigen  Fall, 
wo  die  geschlossene  Blattscheide  zwei  gegenständige  Spreiten  bildet 
und  sich  hiedurch  als  selbständiges  Organ  behauptet. 

S.450,  Z.  8.  Bei  Melanocranis  scariosa  (Ficinia)  Nees  erreicht  die  ebenfalls 
scheidenartige,  den  Halm  umfassende  Ligula  bis  5 cm  Länge. 


Fig.  32  Zeugites  Pringlei  Scrib.  Halmpartie  in  natürl. 
Grösse,  mit  gestielten  Blattspreiten,  welche  den  Schei- 
den (pi  aufsitzen,  /)  Ligula,  c)  Halm.  (Original.) 


Fig.  32  a.  Rhynchospora  nitida 
Spr.  Die  Blattbasis  mit  zwei  häu- 
tigen Stipeln.  (Original.) 


S.  450.  Z.  26,  n.  A.  Ähnliche,  breit-hyaline  Ligulen,  welche  in  weiss-membran- 
artige  Scheiden  übergehen,  kommen  auch  bei  einigen  südafrikani- 
schen Cyperaceen  vor  (Chaetospora  dispar,  Ch.  spicata).  Es  ist  immer- 
hin interessant,  dass  die  intrapetiolare  Ligula  der  Cyperaceen  sich 
nach  dem  Vorbilde  der  Najadaceen,  Hydrocharitaceen  und  Juncaceen 
ursprünglich  aus  zwei  freien  Stipeln  entwickelt  hat.  Man  findet  bei 
einigen  Arten  ( Rhynchospora  nitida  Spr.,  Fig.  32  a)  an  der  Scheide 
zwei  freie,  öhrenförmige  Anhängsel,  welche  hinter  der  Spreitenbasis 


in  der  Mediane  Zusammentreffen,  sich  berühren  oder  sogar  mit  den 
abgerundeten  Rändern  sich  übergreifen,  ohne  zu  verwachsen. 

S.450,  Z.  35.  Bei  Hymenolythrum  Martii  Nees  (Scleria  M.)  wächst  dieser 
Zipfel  zu  einem  herzförmigen,  grossen  Öhrchen  heran. 

S.  450,  Z.  38,  n.  A.  Einen  überaus  seltenen  Fall  finden  wir  bei  der  amerika- 
nischen Carex  Fraseri  Andr.,  wo  die  Laubblätter  aus  einer  einfachen, 
ungestielten  und  scheidenlosen  Spreite  bestehen,  während  die  Hoch- 
blätter nur  als  blosse  Scheiden  den  Halm  umfassen.  Hier  sind  also 
beide  Blattglieder  getrennt  ausgebildet. 

S.  452,  Z.  3.  P.  longipes  Schott,  /st  ausserdem  noch  dadurch  interessant,  dass 
das  erste  Blattglied  anfänglich  als  Scheide  entwickelt  ist,  welche  den 
Stengel  umfasst  und  dem  jungen  Scheitel  Schutz  verleiht,  späterhin 
aber  sich  aufrollt,  verflacht,  vergrünt  und  der  intensiven  Assimila- 
tion dienlich  ist.  Es  ist  da  wiederum  ein  Beispiel  vorhanden,  wie 
ein  Organ  zweierlei  Funktionen  nacheinander  zu  versehen  vermag 
(Domin). 

S.  453,  Z.  40,  n.  A.  Die  so  vielfach  umstrittene  Smilax  - Frage  hat  neulich 
Domin  so  eingehend  und  trefflich  behandelt  und  durch  zahlreiche 
eigene  Beobachtungen  so  anschaulich  belegt,  dass  heutzutage  die 
Schlussfolgerungen  Dom  ins  als  endgültig  anerkannt  werden  müssen. 
Die  Studien  Dom  ins  bestätigen  unsere  Darlegung,  dass  die  Smilax- 
Ranken  nur  als  trichomartige,  eigenartig  angepasste  Blattemergenzen 
aufzufassen  sind.  Er  weist  unter  anderem  darauf  hin,  dass  sie  an 
derselben  Art  leicht  verschwinden  können,  wenn  sie  sich  bereits  als 
zwecklos  erweisen  (im  jugendlichen  Zustande  oder  wenn  sie  auf- 
recht wächst  u.  d.),  fernerhin  dass  sie  sich  bei  einigen  Arten  (S. 
cinnamomifolia  Small.,  S.  Domingensis  W.,  S.  Havanensis  Jacq.)  tat- 
sächlich in  Stacheln  umwandeln  oder  wenigstens  alle  Übergänge  zu 
solchen  erzeugen.  Höchst  lehrreich  und  noch  mehr  überzeugend  als 
die  A.  otipera  ist  die  S".  leucophylla  Bl.  (Fig.  33),  welche  ihre  Ranken 
hinter  den  grossen,  dreieckigen  Scheidenlappen  (den  Stipelm  ent- 
wickeln. Schliesslich  ist  noch  die  hochinteressante  Dioscorca  fasci- 
culata  (Fig.  33)  zu  erwähnen,  bei  der  sich  zu  beiden  Seiten  des 
Blattstiels  je  ein  bogig  gekrümmter  Dorn  vorfindet,  welcher  den  An- 
schein einer  Stipel  zu  erwecken  vermöchte.  Ul  ine  hielt  sie  auch 
für  Stipeln,  weil  er  wahrscheinlich  die  Analogie  mit  den  stipular- 
ähnlichen  Gebilden  bei  Tamus  und  Dioscorea  im  Sinn  hatte.  Diese 
Dornen  bei  Dioscorea  Jasciculata  erinnern  allerdings  an  die  Ranken- 
bildung von  Smilax , so  dass  die  sonderbaren  Smilax- Ranken  nicht 
so  vereinzelt  im  Pflanzenreiche  dastehen.  Hiezu  wäre  noch  die  Be- 
merkung beizufügen,  dass  die  stipelähnlichen  Anhängsel  am  Blatt- 
stiele bei  Tamus  und  Dioscorea , welche  Lindinger  (S.  444)  für 
echte  Stipeln  erklärt  hat,  nach  Do  min,  Colom  b,  Kirschleger 


73 


u.  a.  nur  trichomartige  Emergenzen  sind,  welche  mit  den  Scheiden- 
stipein nichts  zu  tun  haben. 

S.  454,  Z.  32.  Zu  dieser  Theorie  neigen  sich  auch  die  Ansichten  St.  H i- 
laires,  Cossons  und  Colombs. 

S.  456,  Z.  38.  Neuerdings  hat  Domin  ihrer  Morphologie  grössere  Auf- 
merksamkeit gewidmet. 

S.  457,  Z.  26,  n.  A.  Die  Blätter  der  Cyclanthaceen  zerreissen  nur  wenig,  manch- 
mal nur  in  der  Mitte.  Dies  erinnert  an  die  Blätter  der  Cyperaceen , 
wo  nicht  selten  statt  des  Mittelnervs  zwei  seitliche,  stark  ent- 
wickelte Nerven  Vor- 
kommen, was  alsdann 
zur  Folge  hat,  dass  das 
Blatt  an  der  Spitze  in 
zwei  Lappen  zerreisst 
(Scleria  oryzoides). 

Die  Konsistenz 
sowie  die  morpholo- 
gische Ausbildung  der 
Palmenblätter  erinnern 
lebhaft  an  die  Blätter 
der  Gramineen,  wel- 
chen sich  die  Palmen 
in  mancher  Beziehung 
verwandtschaftlich  an- 
schliessen. Das  Schwell- 
gewebe der  Fieder- 
spreite bei  den  Pal- 
men gleicht  den  Ge- 
lenkzellen der  Gras- 
blätter, welche  zunächst 

die  Auffaltung  aus  der  ^ jg_  33,  Smilax  leucophylla  Bl.  (1),  Nebenblätter  und 
Knospenlage  zu  be-  hinter  denselben  zwei  Ranken,  Dioscorea  fascicu- 
. , , , . lata  Roxb.  (7),  zwei  Dornen,  Nebenblätter  nach- 
wirken haben  (Duval-  ahmend.  (Nach  Domin.) 

Jouve,  Tschirsch,  Ru- 
dolph). 

S.458,  Z.  44.  In  den  Blattstielachseln  der  Jahrestriebe  von  Pirus  communis 
stehen  in  einer  Reihe  kegelförmige,  braune  Zähnchen,  welche  iden- 
tisch sind  mit  den  Anhängseln  an  den  Blattzähnen.  Die  Keimpflanze 
von  Cercis  Siliquastrum  L.  besitzt  in  der  Transversale  zwischen  den 
Keimblättern  zwei  lange  Borsten. 

S.  463,  Z.  16.  Gladiolus  grandis  Thnb.  verhält  sich  wie  die  oben  erwähnten 
Iris-Arten,  indem  die  Blattscheide  von  einer  flachen,  bifacialen,  breiten 


74 


Spreite  abgeschlossen  wird,  welche  sich  aber  im  oberen  Teile  zu- 
sammenzieht und  in  eine  lange,  rundliche,  monofaciale  Spitze  zu- 
sammenwächst. 

S.  464.  Z.  3,  n.  A.  Den  schlagendsten  Beweis  für  die  Richtigkeit  unserer  Deu- 
tung der  reitenden  Iris-Blätter  bieten  uns  die  Keimpflanzen  von 
Phormium  tenax  und  Dianelia.  Die  Keimpflanze  von  Phormium  tenax 
(hig.  34)  zeigt  ein  kurzes  Hypokotyl,  ein  scheidiges,  in  ein  langes 
Mittelstück  eingeengtes  Keimblatt  und  diesem  gleich  folgende  2 grüne 
Laubblätter  (/',  /").  Diese  zwei  Blätter  sind  der  ganzen  Länge  nach 
rinnig-flach,  nicht  verwachsen  (!).  Erst  am  dritten  Blatte  (/"')  zieht 
sich  das  Blatt  in  der  Mitte  zusammen  derart,  dass  die  beiden  Hälften 
nur  im  Rücken  verwachsen,  die  Ränder  aber  noch  frei  bleiben,  was 
in  den  beigefügten  Querschnitten  gut  verdeutlicht  wird.  Die  weiteren 
Laubblätter  sind  schon  in  der  Mitte  bis  zum  Rande  vollkommen  ver- 
wachsen. Diese  Verhältnisse  sind  gewiss  sehr  lehrreich  und  um  so 
mehr  wichtig,  als  man  die  Erfahrung  hat,  dass  die  Keimpflanzen  so 
häufig  die  Organe  in  ihrer  ursprünglichen  Form  zeigen  (Atavismus). 

Den  gleichen  Entwicklungsvorgang  beobachtete  ich  auch  bei  der 
Gattung  Dianelia. 

S.  466,  Z.  17.  Die  Gattung  Lepidospernia  besitzt  flach  zusammengedrückte, 
monofaciale  Blätter,  welche  Form  jedoch  nur  durch  die  Verdickung 
zustande  gekommen  ist,  was  am  besten  hier,  sowie  in  anderen  Fällen, 
die  Keimpflanzen  beweisen,  wo  keine  Übergänge  die  Zusammen- 
wachsung  andeuten.  Das  gleiche  wiederkehrt  auch  beim  Juncus 
communis , wo  die  rundliche,  monofaciale  Blattform  schon  am  ersten 
Blatt  zum  Vorschein  gelangt  (Fig.  19,  20,  Taf.  II).  Noch  mehr  als 
das  bereits  beschriebene  Lepidospernia  überrascht  uns  die  Blattform 
des  in  N.-Caledonien  heimischen  Cladium  Deplanchci  Clark.  Hier  sind 
die  Blätter  so  verflacht-monofacial  und  am  Grunde  scheidig,  dass 
sie  genau  an  die  Blätter  der  Iris  sibirica  erinnern,  und  trotzdem  sind 
es  nur  monofacial  verdickte  und  verflachte  Blätter.  Dies  bestätigen 
die  Hochblätter  in  der  Infloreszenz,  welche  eine  monofaciale,  runde 
Spitze  besitzen. 

S.  466,  Z.  20,  n.  A.  Die  Blätter  der  xerophilen  Hakca- Arten  Australiens  (H. 
gibbosa  R.  Br.,  H.  pugioniformis  R.  Br.,  H.  acicularis  Kn.)  sind 
holzig- rigid,  walzenförmig,  monofacial,  zumeist  stechend.  Diese  Form 
entstand  ebenfalls  durch  die  Verdickung,  was  uns  am  besten  die 
Keimpflanze  dieser  Arten  beweist.  Nach  den  breiten  Keimblättern 
(Fig.  1,  Taf.  I)  folgen  zunächst  kleine  Laubblätter,  welche  noch  flach 
und  bifacial  gebaut  sind.  Bald  darnach  sehen  wir  aber  nur  lange, 
stielrunde,  monofaciale  Blätter,  die  jedoch  alle  Übergänge  zu  den 
unteren  zeigen,  aus  welchen  sie  durch  Verdickung  allmählich  die 
runde  Gestalt  erlangten. 


75 


S.  467,  Z.  23.  Es  ist  interessant,  dass  die  Laubblätter  der  Gattung  Hemero- 
callis  rinnig  und  flach  ausgebildet  sind,  während  die  grundständiger, 
blassen,  schuppenartigen  Blätter  an  der  Spitze  in  eine  zusammenge- 
drückte Kappe  verwachsen. 


Fig.  34.  Phormium  tenax  Forst.  Keimung,  links  junges,  rechts  älteres  Stadium ; 
c)  'kotyledon.  k)  Hypokotyl,  k)  Hauptwurzel,  k‘)  Adventivwurzel.  F,  l‘\  l“\  l ) 
Blätter,  x.  m,  /,  n)  Durchschnitte  durch  das  dritte  Blatt.  (Original.) 

S- 467,  Z.  36,  n.  A.  Die  kielartigen  oder  sogar  flügelartigen  Auswachsungen 
aus  dem  Rücken  des  bifacialen  Blatts  in  der  Weise,  wie  es  Goebel 
haben  wollte  und  mit  der  Gattung  Fissidens  verglich,  kommen  bei 


76 


den  Phanerogamen  auch  vor,  lassen  sich  allerdings  durch  die  ein- 
fachen anatomischen  Verhältnisse,  sowie  durch  die  Übergänge  zur 
flügellosen  Form  an  derselben  Pflanze  leicht  erkennen.  Die  Fest- 
stellung der  richtigen  Zustände  kann  hier  allerwärts  nur  durch  die 
Vergleichung  erzielt  werden.  Diesbezügliche  Beispiele  wollen  wir  an 
den  Kelchblättern  der  Portulaca , der  Gattung  Exacuni , Behnontia , an 
den  Spelzen  von  Phalaris  u.  s.  w.  an  führen.  Ja  sogar  die  reitenden, 
monofacialen  Iris-Blätter  können  am  Rücken  flügelartig  erweitert  sein 
und  selbst  am  Stengel  herablaufend  erscheinen,  wie  dies  schön  an 
Lapeyrousia  azurea  Eckl.  oder  Ovieda  anceps  Spr.  zu  erblicken  ist. 

S.  470,  Z.  26,  n.  A.  Überaus  interessant  ist  gewiss  die  morphologisch-biolo- 
gische Ausbildung  der  Blätter  bei  Iris  caespitosa  Pall.,  welche  mit 
ihren  Rhizomen  einen  kranzartigen  Stock  zusammensetzt,  infolge  dessen 
die  grasförmigen  Blätter  in  Menge  vom  Innen-  nach  dem  Aussen- 
rande  hingeneigt  erscheinen.  Diese  Lage  der  reitenden  Blätter  hatte 
wahrscheinlich  eine  diverse  Entwicklung  der  Oberseite  und  Unter- 
seite der  ursprünglich  monofacialen  Blattspreite  zur  Folge.  Die  Ober- 
seite ist  nämlich  sattgrün,  glänzend,  die  Unterseite  aber  matt,  grau- 
lich. Dieser  Fall  kann  wohl  als  tertiäre  Anpassung  bezeichnet  werden. 

S.471,Z.  40.  Andere  Beispiele  bietet  uns  Erica  cerinthoides  L.,  E.  obbata 
Andr.,  E.  Monsoniana  Thnb.  und  E.  Plukenetii  L.  aus  dem  Kapland. 

Es  ist  beachtenswert,  dass  die  Keimpflanzen 
der  bereits  beschriebenen  Ericaceen  an  den  ersten 
Blättern  die  ursprüngliche  flache  Form  zeigen,  aus 
welcher  sich  erst  bei  den  folgenden  Blättern  die 
Umrollung  entwickelt. 

Wenn  sich  die  umgerollten  Blätter  in  der 
Blütenregion  zu  flachen,  erweiterten  und  nicht 
selten  gefärbten  Brakteen  oder  Kelchen  um- 
wandeln müssen,  so  erhalten  die  Brakteen  nicht 
die  ursprüngliche  flache  Form,  sondern  verflacht 
sich  das  umgerollte  Blatt  in  der  Weise,  dass  die 
obere  Partie  die  eigentliche  Spreite  mit  einer 
Mittelrinne  vorstellt,  von  welcher  sich  etwa  in  der  Mitte  eine  flache, 
glatte,  rinnenlose,  untere  Partie  absondert,  welche  also  dem  um- 
gebildeten Stiel  gleichkommt  (Fig.  35).  Selten  wann  ist  die  ganze 
Braktee  rinnenlos  und  nur  oben  mit  einer  verkümmerten  Spitze 
(Blattspreite)  versehen. 

S.  474,  Z 17.  Die  Blätter  der  meisten  Marantaceen  zeigen  gleichermassen 
wie  die  vorerst  erwähnte  Aglaonema  eine  oben  geöffnete  Scheide, 
die  sich  zu  einem  runden,  zylindrischen,  abstehenden  und  aber- 
mals sich  oben  in  eine  flache  Spreite  öffnenden  Stiel  zusammen - 
schliesst.  In  der  oberen  Partie  dieses  Blattstiels  ist  noch  hie  und  da 


Fig.  35.  Petalenartig 
ausgebildetes  Hoch- 
blatt einer  kapländi- 
schen  Erica.  Vergr. 

(Original ) 


0 OTQ 


eine  Vertiefung  bemerklich,  eben  infolge  des  Zusammenwachsens  der 
Scheidenränder. 

S.  477,  Z.  23,  n.  A.  Die  Phyllodienbildung  in  der  Familie  der  Leguminosen 
ist  mir  ausser  der  Gattung  Acacia  lediglich  bei  der  Mimosa  phyllo- 
dinea  Bth.  (Brasilia)  bekannt. 

S.  477,  Z.  37,  n.  A.  Dass  die  einfachen  Blätter  mancher  Eryngien  und  Bu- 
pleuren  keine  Phyllodien  darstellen,  wie  es  Delaroche  u.  a.  aus- 
legen wollten,  haben  Möbius  und  Domin  hinreichend  nachge- 
wiesen. Gleicherweise  kann  ich  die  grünen,  langen,  an  der  Spitze 


36.  Metamorphose  der  Blattform  bei  der  G.  Passiflora.  1 — 3)  P.  minima  L.  4)  P 
acea  Veil.,  5)  P.  coerulea  L.,  6)  P.  capsularis  L,  7)  P.  Vespertilio  L.  (Original. 

kappenförmigen  und  mit  2 Ligularöhrchen  versehenen  Blattscheiden 
der  wunderbaren  Umbellifere  Oreomyrhis  linearis  Hmsl.  (vergl. 
Hook.  Icon.)  für  keine  Phyllodien  halten,  indem  sie  vielmehr  dem 
ersten  Gliede  eines  zusammengesetzten  Blattes  gleichkommen,  auf 
dem  das  zweite  Glied  als  winziges  Spitzchen  der  Kappe  aufsitzend 
zum  Vorschein  gelangt. 

S.  480,  Z.  2,  n.  d.  W.  »Nelumbium«:  Brasenia  Schreberi  Gmel.,  Cacalia  peltata 
R.  et  G.,  C.  proculijera  YVats., 


78 


S.  480,  Z.  9.  Hydrocotyle  asiatica  L.  und  H.  marchantioides  Clos  entwickeln 
durch  das  ganze  Leben  nur  die  herzförmige,  ursprüngliche  Blattform. 

S.  482,  Z.  3,  n.  A.  Die  morphologische  Plastizität  in  der  Blattentwicklung  er- 
reicht in  derselben  Gattung  zuweilen  eine  so  hohe  Stufe,  dass  wir 
da  die  erstaunlichsten  Formen  antreffen,  die  sich  aus  dem  einfachen 
Blatte  ausgestaltet  haben.  Ein  derartiges  Beispiel  stellt  uns  die  Gatt. 
Passiflora  (Fig  36)  dar.  Interessant  ist,  dass  die  Keimpflanzen  sämt- 
lich bloss  einfache  Blätter  entwickeln,  so  z.  B.  auch  die  P.  coerulea. 

S.483, Z.  2,  n.  d.  W.  »Skorpili«:  S.  reflexum  L. 

S.  483,  Z.  7.  Die  kapländische  Art  Asparagus  U ibnsii  Diels  trägt  an  den 
Stengeln  häutige  Schuppen,  deren  Spornen  als  mächtige  Stacheln 
entwickelt  sind.  Bozviea  volubilis  Harv.  besitzt  gespornte  Brakteen  im 
Blütenstande  und  Anthericum  filifolium  Jcq.  in  der  Blütentraube. 

S.  483,  Z.  13.  Zu  derselben  Blattkategorie  zählt  die  merkwürdige  Büttneria 
anatomica  Fig. 

S.4S4, Z 20,  n.  A.  Wie  sich  ein  fingerförmig  geteiltes  und  vielfach  gelapptes 
Blatt  aus  der  einfachen  Form  des  Kotyledons  entwickelt,  mag  uns 
die  abgebildete  Potentilla  argentea  L.  (Fig.  11)  verdeutlichen.  Das 
Stadium  5 und  6 zeigt  die  fussförmige  Abschneidung  der  unteren 
Segmente.  Xebstdem  ist  hier  schön  die  Bildung  der  Stipeln  zu 
verfolgen. 

S.487.  Z.  36,  n.  A.  Wenn  sich  die  Reduktion  eines  Blatts  im  Blattpaare  mit 
anderen  morphologischen  Umständen,  insbesondere  mit  der  Achsen- 
verzweigung kombiniert,  so  erlangt  die  Pflanze  ein  eigentümliches 
und  schwer  begreifliches  Ansehen.  So  hat  beispielsweise  die  Randia 
maculata  Span.  (Rub.)  auf  den  ersten  Blick  auf  jedem  Nodus  der 
Aste  einen  dreizähligen  Blattquirl;  es  sind  dies  immerhin  bloss  zwei 
genäherte  Blattpaare,  in  welchen  ein  Blatt  verkümmerte,  weil  es  dem 
gegenständigen  und  bei  der  plagiotropen  Lage  unten  stehenden 
Blatte  in  der  Entwicklung  hinderlich  wäre.  Infolge  dessen  breiten 
sich  alle  drei  Blätter  in  wagrechter  Lage  auseinander.  Zu  diesem 
Behufe  erfolgt  auch  eine  zweckmässige  Verzweigung  bei  dieser 
Strauchart.  Die  Aste  teilen  sich  zuerst  dichasial  (Fig.  37)  dergestalt, 
dass  beide  Tochterzweige  gleich  entwickelt  vorliegen.  Die  Mutter- 
achse (A)  endet  mit  einer  verkümmerten  Knospe,  in  welcher  nur  ein 
Blatt  zur  Entwicklung  gelangt  (b),  das  gegenständige  verkümmert. 
Beide  Gabeln  (B)  teilen  sich  sympodial  weiter  durch  3 — 5 Glieder, 
dann  aber  wieder  dichasial  u.  s.  w.  Das  Glied  (B)  endet  mit  der 
Knospe  ( o‘ ) und  mit  dem  einzigen  Blatte  (P).  Das  Ästchen  (6) 
rechts  ist  schon  schwächer  und  wird  seitwärts  gedrängt.  An  den 
Gliedern  (C,  D ) erscheint  sie  schliesslich  als  eine  verkümmerte 
Knospe.  — Auch  die  R.  anisophylla  Jack,  besitzt  ungleich  entwickelte 
Blätter  in  den  Blattpaarcn. 


79 


S.  487,  Z.  40,  n.  d.  W.  »Silphium* : Eupatorium  perfoliatum  L, 

S.491,Z.  2.  Dass  das  Ausdauern  der  Blätter  an  den  Zweigen  nur  durch 
das  Klima  bewirkt  wird,  beweist  z.  B.  Ligustrum  vulgare , bei  dem 


Fig.  37.  Randia  maculata.  Dichasial  und  svmpodial  verzweigter,  beblätterter  Ast;  jedes 
Glied  endet  mit  der  Knospe  (tf),  welche  ein  Blatt  ( b ) trägt,  das  gegenständige  ( b ) ver- 
kümmert; j)  Stipulae.  Verkleinert.  fOriginal.) 

in  Deutschland  im  Herbst  alle  Blätter  abfallen,  in  Italien  jedoch  als 
Wintergrün  verbleiben. 

S.491,Z.  18.  Aus  der  Familie  der  Liliaceen  kann  ein  derartiges  Beispiel  an 
Borya  nitida  Lab.  (Austral.)  verzeichnet  werden. 


80 


S.  491,  Z.  32.  Duranta  Plumieri  Jcq.  (Verben.)  besitzt  ebenfalls  ein  grund- 
ständiges Ansatzstück,  von  welchem  sich  der  Blattstiel  gliederig  ab- 
trennt.  Bei  Llerodendron  aculeatum  Grsb.  verwandelt  sich  das  Ansatz- 
stück in  feste,  spitzige  Dornen.  Celastrus  oleoides  Lam.  zeigt  auch 
verhärtete  Blattstielbasen. 

S.493.  Z.  13,  n.  A.  Die  morphologische  Ausgestaltung  der  Blätter  ist  uner- 
schöpflich und  in  manchen  Fällen  im  deutlichen  Zusammenhang  mit 
den  biologischen  Bedingungen  der  Umgebung.  Man  findet  manchmal 
in  derselben  Verwandtschaft  die  extremsten  Blattformen.  Wir  nennen 
einmal  die  Gattung  Veronica , welche  in  Europa  eine  reichliche 
Rassenmannigfaltigkeit  entwickelt,  während  die  Blätter  und  überhaupt 
der  ganze  Habitus  sich  ziemlich  konstant  zeigen.  In  N.- Seeland  hin- 
gegen ist  diese  Gattung  durch  krautige,  strauchige  und  baumartige 
Arten  vertreten,  welche  die  wunderbarsten  Blattformen  aufweisen. 
Bei  einigen  dieser  exotischen  Arten  sind  die  Blätter  schuppenartig 
und  in  der  Weise  angeordnet,  dass  sie  lebhaft  an  eine  Cupressinee 
oder  an  ein  Lvcopodium  erinnern. 

Die  schuppenartige  Koniferengestalt  der  Blätter  charakterisiert 
insgesamt  den  xerophilen  Typus  und  tritt  derselbe  in  den  xero- 
philen Floren  der  verschiedensten  Länder  bei  allen  möglichen  Fa- 
milien auf.  Wir  verweisen  in  dieser  Hinsicht  auf  viele  kapländische 
und  australische  Compositen,  Thymelaeaceen,  Bruniaceen,  Umbelli- 
feren  u.  s.  w. 

S.  493,  Z.  35,  n.  A.  Die  einzelnen  Blättchen  der  gefiederten,  ja  sogar  der  drei- 
zähligen  Blätter  sind  am  häufigsten  an  der  Basis  ungleichseitig,  was 
auch  die  ungleichmässige  Entwicklung  der  Nervatur  zur  Folge  hat. 
Dies  geht  bei  manchen  Leguminosen  so  weit,  dass  der  Mittelnerv 
längs  des  inneren  Blattrandes  verläuft  — ganz  auf  die  Weise,  wie 
wir  es  bei  einigen  Farnen  (S.  205)  beobachtet  haben  (Albizzia  margi- 
nata  Merr.,  Cassia  patellaris  u.  a.). 

S.493,  Z.  42.  Vergleiche  hiezu  die  Abhandlung  von  Clos. 

S.  495,  Z.  25.  Die  ersten  Blätter  der  Keimpflanze  von  Phaseolus  multißorus 
sind  einfach  eiförmig,  die  folgenden  aber  nicht  selten  2 — 31appig, 
indem  sich  die  Seitenlappen  zu  selbständigen  Blättchen  tief  au.s- 
schneiden. 

S.496,  Z.  3.  Aphanisia  microcarpa  Radi.  (Sapind.)  besitzt  bloss  einpaarige, 
mit  einer  Mittelspitze  versehene  Blätter;  indessen  findet  man  hin 
und  wieder  ein  einfaches,  gestieltes  Blatt,  welches  am  Stiele  zwei 
Spitzchen  zeigt  (das  terminale  und  jenes  nach  dem  verkümmerten, 
gegenständigen  Blättchen).  Noch  anderwärts  gelangt  ein  einfaches 
Blatt  ohne  Seitenspitzchen  zum  Vorschein  — aber  mit  3 Lappen  an 
der  Spitze,  welche  den  3 ursprünglichen  Blättchen  entsprechen. 


81 


S.497,  Z.  18.  Eine  ähnliche  Blattform  stellt  uns  die  Inga  tergemina  W. 
(Fig.  381  vor. 

S.  497,Z.  25.  Die  Blätter  der  Cynometra  inaequijolia  A.  Gr.  (Caesalpin., 
Fig.  38)  klären  diese  Blattform  in  der  Weise  auf,  dass  das  letzte 
Blättchenpaar  sich  merklich  vergrössert,  während  die  übrigen  voll- 
kommen abortieren  oder  teilweise  verkümmern.  Wenn  nun  alle  seit- 
lichen Blättchen  verschwinden,  erhält  man  die  Form  von  Hymenaea 
Courbaril.  Die  anderen  Arten  der  Gatt.  Cynometra  sind  tatsächlich 
gleichmässig  3 — 5paarig-gefiedert. 


Fig.  38.  Beispiele  der  zusammengesetzten  Blätter:  Inga  tergemina  W.  (links),  Cyno- 
metra inaequifolia  A.  Gr.  (rechts).  (Original.) 

S. 498,  Z.  30,  n.  A.  Neuerdings  hat  Fries  durch  anatomische  Querschnitte 
durch  die  Stiele  der  scheinbar  einfachen  Blätter  der  Gatt.  Bauhinia 
und  Cercis  anschaulich  nachgewiesen,  dass  die  Doppelstränge  noch 
deutlich  auf  die  Entstehung  dieser  Blätter  aus  der  paarigen  Hyme- 
naea-Form  hinweisen.  Die  anatomische  Reduktion  ist  dann  bei  der 
Gatt.  Bandeiraea  am  weitesten  vorgeschritten. 

S.  498,  Z.  38,  n.  A.  Die  morphologisch  - biologische  Anpassung  der  Cercis- 
Blätter  ist  in  der  genannten  Pflanzenart  so  stabilisiert,  dass  auch  die 
Keimpflanze  diese  umgestaltete  Form  in  den  ersten  Blättern  zeigt. 

S.  499,  Z.  10,  n.  d.  W.  »Inga«:  Paulinia  pinnata  L., 


6. 


82 


S 499,  Z.  27,  n.  A.  Dergleichen  Blattformen  sind  in  den  tropischen  Floren 
reichlich  vertreten,  als  Beispiel  mag  hier  das  Arthrophyllum  Bojena- 
num  (Guttif.,  Java)  angeiührt  und  bildlich  wiedergegeben  sein  (Fig.  39). 
Aber  auch  Phyllarthron  madagascariense  K.  Sch.  (Bignon.),  die  Gatt. 
Melicope  u.  a.  zählen  hieher.  Wenn  wir  die  Blätter  von  Pothos 
(S.  451)  vergleichen,  so  muss  ihre  Ähnlichkeit  auffallend  sein,  ab- 
gesehen davon,  dass  es  sich  hier  um  eine  ganz  andere  morpho- 
logische Herkunft  handelt. 


S.500,  Z.  13,  n.  A.  Linanthus  ciliatus  Gr.  (Polem.)  besitzt  dergleichen  gegen- 
ständige, in  3 — 5 lineale  Abschnitte  geteilte  Blätter,  die  Abschnitte 

sind  aber  am  Grunde  unter- 
einander verbunden.  Liabum 
angustissimum  Gray  (Compos.) 
trägt  am  Stengel  6 — 8 lang- 
lineale Blättchen  im  Quirl, 
welche  am  Grunde  scheidig 
verbunden  sind,  aber  2 gegen- 
ständigen Blättern  angehören, 
was  auch  durch  bloss  2 gegen- 
ständige Achselknospen  bestä- 
tigt wird,  abgesehen  davon, 
dass  bei  den  verwandten  Arten 
tatsächlich  gegenständige  Blätter 
Vorkommen.  Die  Blätter  der 
Gatt.  Platytheca  (Tremandrac.) 
sind  lineal,  alle  gleich  und  als 
selbständig  in  Quirlen  zusam- 
mengestellt (Fig.  40).  In  der 
oberen  und  unteren  Partie  des 
Stengels  sind  sie  6 — 8zählig,  in 
der  Mitte  zumeist  lOzählig.  Sie 
bilden  einen  in  jeder  Beziehung 
unzweifelhaften  Quirl,  so  dass  jedermann  glauben  sollte, 
dass  es  sich  hier  um  selbständige,  quirlständige  Blätter 
handelt.  Dennoch  sind  sie  nur  zwei,  vollständig  ge- 
teilte, gegenständige  Blätter,  was  durch  den  Umstand 
bekräftigt  wird,  dass  nur  zwei  gegenständige,  gestielte 
Blüten  oder  gegenständige  Achselzweige  zum  Vorschein 
gelangen,  und  dass  sogar  diese  Blüten  und  Achselzweige  mit  den  be- 
nachbarten dekussiert  sind.  Es  wäre  interessant,  diese  Verhältnisse 
an  den  Keimpflanzen  zu  verfolgen.  Die  verwandten  Gattungen  der 
Tremandraceen  sind  mit  einfachen,  nebenblattlosen,  gegenständigen 
oder  auch  abwechselnden  Blättern  ausgestattet. 


Fig.  39.  Arthrophyllum 
ßojerianum,  ein  Blatt  mit 
geflügeltem  Stiele,  verkl. 
Sterculia  sp.  Ein  Blatt. 
(Original.) 


83 


S.  501,  Z.  13,  n.  A.  Sehr  interessante  Verhältnisse  treten  weiter  in  dieser  Be- 
ziehung in  den  Gattungen  Aspalathus  und  Burtonia  in  Erscheinung. 
Die  erstgenannte  Leguminose  gehört  der  Flora  des  Kaplands  an,  die 
zweite  der  Flora  Australiens.  Auch  hier  wie  bei  Cyclopia  sitzen 
3 lineale,  ganz  gesonderte  Blättchen  auf  einem  gewölbten  Blatt- 
polster. Bei  Asp.  pulchellus  kann  man  schon  einen  gemeinschaftlichen 
Blattstiel  gewahren  (Fig.  40),  welcher  bei  anderen  Arten  vollständig 


Fig.  40.  Zur  Morphologie  der  geteilten  Blätter.  1)  Aspalathus  pulchellus  E.  M,  drei- 
zähliges,  gestieltes  Blatt,  2)  A.  linearifolius  DC.,  dreizähliges,  stielloses,  dem  Polster 
direkt  aufsitzendes  Blatt,  3)  A.  armatus  Thbg.,  Blattpolster  sackartig  vertieft,  4)  A.  hete- 
rophyllus  Thbg.,  aus  der  Achsel  des  dreizähligen  Blattes  tritt  ein  mit  einfachen  Blättern 
versehener  Zweig  hervor,  5)  A.  hystrix  E.  Z„  Blattpolster  (a)  in  eine  schnabelige  Schuppe 
umgewandelt,  a)  Transversalschuppe,  j)  Stipularzahn,  6)  dasselbe  stärker  vergr.,  7)  Platy- 
theca  galioides  St.  mit  10  im  Quirl  angeordneten  Blättchen.  8)  Bauera  capitata  Ser., 
zwei  gegenständige,  in  6 Abschnitte  geteilte  Blätter,  9)  Indigofera  brachystachya  E.  M., 
unpaarig  gefiedertes  Blatt,  10)  I.  sulcata  DC.,  özähliges  Blatt,  s)  Stipulae.  Schwach  vergr. 

(Original.) 


abortierte.  Bei  Asp.  heterophyllus  (Fig.  40)  kommen  aus  der  Achsel 
dieser  Dreiblätter  Seitenästchen  hervor,  welche  aber  sämtlich  nur 
einfache,  ungeteilte  Blätter  tragen.  Ganz  erstaunlich  ist  die  Ausge- 
staltung derartiger  Blätter  bei  Asp.  hystrix  (Fig.  40).  Hier  finden  wir 
in  der  Achsel  einer  schnabelig  vorgezogenen  Schuppe  ein  ganzes 
Bündelchen  von  linealen  Blättchen.  Es  hat  den  Anschein,  als  sässe 
ein  Brachyblast  in  der  Achsel  eines  schuppenförmigen  Phylloms. 


84 


Wenn  wir  die  Stützschuppe  vorsichtig  ablösen,  so  erscheint  auf  der 
Innenseite  derselben  eine  Gruppe  von  3 linealen  Blättchen  und 
beiderseits  der  Schuppe  werden  zwei  kleine  Zähne  bemerkbar.  Es 
ist  offenbar,  dass  sich  hier  das  Blattpolster  schuppenartig  er- 
weitert und  selbst  die  Funktion  des  Stützblatts  übernommen  hat! 
Von  gleicher  Herkunft  sind  die  transversal  gestellten  Schüppchen 
(a.  ß)  und  tragen  dieselben  an  der  Innenseite  je  drei  lineale  Blätt- 
chen. Ihnen  folgen  dann  weitere  Dreiblättchen  am  Brachyblaste 
nach.  Dass  die  Stützschuppe  nur  eine  Umgestaltung  des  Blattpolsters 
ist,  folgt  schon  aus  den  Übergangsstadien,  wo  das  normal  ausge- 
wölbte Polster  sich  allmählich  sackförmig  umbildet  und  hiedurch  die 
Blattbasen  deckt.  Dieser  gewiss  merkwürdige  Fall  dient  abermals 
zur  Belehrung,  wie  vorsichtig  man  in  der  Morphologie  Vorgehen 
muss,  wenn  die  Organe  richtig  ausgelegt  werden  sollen. 

In  der  Gattung  IncLigojera  begegnet  man  Arten  mit  unpaarig 
gefiederten  Blättern;  so  besitzt  beispielsweise  1.  brachystachya  5 — 7- 
zählige  Blätter.  Die  der  letzteren  Art  verwandte  und  ähnliche  I.  sul- 
cata  besitzt  aber  Blätter  mit  einem  Stiele,  welchem  an  der  Spitze 
5 lineale  Blättchen  aufsitzen,  natürlich  nur  infolge  der  Verkürzung  der 
Mittelrippe. 

S.  504,  Z.  31.  Eine  schöne  Abbildung  hievon  gibt  uns  das  wertvolle  Werk 
von  Duchartre  (1866  — Fig.  41). 

S.  505,  Z.  20,  n.  A.  Zu  dem  erwähnten  Lepidium  gesellt  sich  ein  analoger 
Fall  bei  dem  zweijährigen  Kraut  Anarrhinum  pedatum  Dsf.,  dessen 
grundständige  Rosettenblätter  verkehrt-eiförmig,  gezähnt,  behaart,  die 
stengelständigen  aber  kahl,  in  lineale  Abschnitte  fussförmig  ge- 
schnitten, die  Brakteen  in  der  Blütentraube  einfach  lineal  und  be- 
haart sind.  Diese  wunderbare  morphologische  Blattdifferenzierung  ist 
biologisch  schwerlich  zu  erklären. 

Es  mag  hier  noch  ein  anderer  Fall  verzeichnet  werden,  welcher 
jedoch  eher  als  Mutation  aufgefasst  werden  könnte.  Bei  Vicia  grandi- 
flora  Scp.  sind  die  Blättchen  am  gefiederten  Blatte  im  normalen  Zustande 
länglich-keilförmig,  ganzrandig.  Zuweilen  geschieht  es  jedoch,  dass 
die  Blättchen  in  der  unteren  Stengelpartie  tief  fiederschnittig  er- 
scheinen, während  die  oberen  gleichzeitig  ganzrandig  bleiben.  Diese 
merkwürdige  Erscheinung  hängt  zweifelsohne  mit  der  bekannten 
Erfahrung  bei  V.  narbonensis  L.  zusammen,  dass  auf  demselben 
Standorte  einige  Individuen  ganzrandige,  andere  hingegen  tief  ge- 
zähnte Blättchen  aufweisen. 

S.  505,  Z.  38.  Die  Blätter  der  diesjährigen  Schösslinge  von  Pirus  Malus  pflegen 
tief  gelappt  und  an  die  Blätter  von  Crataegus  Oxyacantha  erinnernd 


zu  sein. 


85 


S.  506,  Z.  17,  n.  A.  Weitere  Beispiele  bieten  uns  Ficus  heterophylla  L.,  Lu- 
runga  heterophylla  E.  (Rutac.),  Forsythia  suspensa  Vahl.  (Oleac.), 
Populus  euphratica  Oliv.,  Croton  capense  L.,  Sassafras  ojficinale  Nees, 
Juniperus  chinensis  L.  u.  a. 

S.506,Z.  35,  n.  A.  Eine  ungewöhnliche  Heterophyllie  ist  bei  der  Legumi- 
nose  Clitoria  heterophylla  Lam.  (Mauritius)  entwickelt.  Hier  sind  in 
demselben  gefiederten  Blatte  einige  Blättchen  ganz  rund,  andere 
länglich  ausgebildet;  das  end- 
ständige pflegt  durchweg  läng- 
lich zu  sein. 

Der  Baum  aus  der  Fa- 
milie der  Rutaceen,  Phelloden- 
dron  japonicum  Maxm.,  zeigt 
eine  Heterophyllie,  welche  ge- 
wiss nur  durch  die  Stellung 
der  Blätter  bewirkt  wurde.  Die 
ersten  Blätter  an  den  Seiten- 
zweigen sind  nämlich  gegen- 
ständig dergestalt,  dass  auf  die 
Aussenseite  ein  gefiedertes,  auf 
die  Innenseite  ein  einfaches, 
verkehrt- eiförmiges  Blatt  zu 
stehen  kommt.  Diesem  Blatt- 
paare gehen  selbstverständlich 
zwei  transversale,  schuppen- 
artige Vorblätter  voran. 

S.  515,  Z.  21,  n.  A.  Was  wir  bisher  von 
der  Umwandlung  der  Blätter 
in  Hochblätter  oder  Knospen- 
schuppen gesagt  haben,  hat 
seine  Geltung  auch  bei  den 
Niederblättern,  welche  in  der 
mannigfaltigsten  Art  und  Weise 
die  Innovationsorgane  der  pe- 
rennierenden Pflanzen  zusam- 
mensetzen. Als  interessantes 
Beispiel  mag  hier  die  zierliche  Sumpfpflanze  Pedicularis  palustris  L. 
(Fig.  15,  Taf.  II)  dienen.  Diese  Krautpflanze  ist  zweijährig  derart, 
dass  sie  im  Sommer  und  Herbst  aus  den  Samen  eine  Blattrosette 
hervorbringt,  an  welcher  man  alle  Übergänge  von  einfachen  Keim- 
blättern bis  zu  doppelt  fiederschnittigen,  gestielten  Blättern  verfolgen 
kann.  Im  Winter  hüllt  sich  aber  die  frische  Terminalknospe  in  eine 
Anzahl  häutiger,  grosser  Schuppen  ein,  an  deren  verbreiterter  Vorder- 


Fig.  41.  Campanuia  roturdifolia  L.  Bei- 
spiel der  Heterophyllie,/)  grundständige,/') 
stengelständige  Blätter.  (Nach  Duchartre.) 


86 


hälfte  ein  kerbiger  Rand  zu  bemerken  ist.  Im  Frühjahre  treibt  nun 
die  eingeschlossene  Knospe  einen  starken,  geraden,  beblätterten  und 
mit  einer  Blütentraube  abgeschlossenen  Stengel  empor.  Die  läng- 
lichen, grünen,  gefiederten  Blätter  entwickelten  sich  aus  der  ge- 
kerbten Vorderhälfte  der  Niederschuppen.  In  der  Infloreszenzregion 
erfahren  die  grünen  Stengelblätter  eine  abermalige  Umgestaltung, 
indem  sie  sich  verkürzen,  breiter  werden  und  hiedurch  sich  in  Hoch- 
blätter verwandeln.  Es  liegt  also  da  der  beachtenswerte  Fall  vor, 
dass  das  vegetative  Blatt  auf  derselben  Achse  im  Verlaufe  von  l1  2 
Jahren  eine  fünffache  Metamorphose  durchzumachen  hat.  Die  Funktion 
der  einzelnen  Blattstadien  ist  hier  ganz  evident. 

S.  525,  Z.  44,  n.  A.  Unsere,  die  Deutung  der  Sarracenia-Blätter  erläuternden 
Auseinandersetzungen  werden  prächtig  auch  durch  vergrünte  Blüten 
bestätigt,  in  welchen  sich  die  Blumenblätter  in  eine  grüne  Blattform 
umwandeln,  deren  Spitze  flach  und  kreisrund  ist  und  die  Mittel- 
partie in  Form  eines,  aus  zusammengelegten  (jedoch  nicht  ver- 
wachsenen) Rändern  gebildeten  Schlauchs  und  die  Blattbasis  in  Form 
einer  flachen,  umfassenden  Scheide  erscheint. 

S.  527,  Z.  33,  n.  d.  W.  »Oliv.,«:  U.  globulariaefolia  Mart.,  U.  geminiloba  Benj. 

S.  528,  Z.  29.  Eine  biologische  Beziehung  zwischen  den  Blasenschläuchen 
und  den  genannten  Crustaceen  muss  gewiss  bestehen,  da  die  Blasen- 
schläuche eine  auffallende  Ähnlichkeit  mit  Daphnien,  Cyclopen  u.  d. 
zeigen. 

S.  535,  Z.  3 1,  n.  A.  Hoch  interessant  sind  die  ersten  Anfänge  der  Zwiebel- 
bildung an  der  Keimpflanze  der  Gattung  Tulipa  (Fig.  42).  Die  Samen 
keimen  im  Winter;  das  Stadium  A zum  Beispiel  wurde  mitten  im 
Jänner  abgebildet.  Das  fadenförmige  Keimblatt  erhebt  sich  über  die 
Erde  und  steckt  mit  dem  Ende  im  Samen.  Frühzeitig  macht  sich 
am  Grunde  desselben  ein  seitlicher  Höcker  (a)  bemerklich,  welcher 
im  März  zu  einer  kleinen,  ellipsoidischen,  unten  zugespitzten  Zwiebel 
heranwächst,  an  welcher  das  Keimblatt  bald  vertrocknet  und  ebenso 
die  zur  Seite  gedrängte  Hauptwurzel  spurlos  verschwindet.  So  liegt 
das  winzige  Zwiebelchen  unter  der  Erde  den  ganzen  Sommer  und 
Winter  hindurch  ohne  jedwede  Tätigkeit.  Die  Keimpflanze  entwic  1 c 
demnach  nur  ein  grünes  Keimblatt  und  im  Grunde  eine  Innovations- 
knospe mit  einer  einzigen  fleischigen  Schuppe.  Dieses  Zwiebelchen 
verschiebt  sich  aber  seitwärts  herunter,  so  dass  die  Hauptwurzel  zu- 
letzt seitlich  erscheint.  Der  Nerv  aus  dem  Keimblatt  läuft  durch  das 
Hypokotyl  bis  unter  die  Knospe  (vergl.  den  Durchschnitt).  Hier  wird 
also  der  Achsenscheitel  aus  seiner  terminalen  Stellung  seitwärts  weg- 
geschoben. 

Das  Zwiebelchen  beginnt  i m März  von  neuem  zu  keimen,  in 
dem  es  ein  grünes,  mit  einem  langen,  runden  Stiel  versehenes  Laub 


87 


blatt  entwickelt  und  aussen  von  der  braunen  Haut,  als  Überrest  der 
Keimblattscheide,  eingehüllt  wird.  Die  fleischige  Schuppe  (s)  nährt 


Fig  42.  Tulipa  silvestris  L.  Entwicklung  der  Zwiebel  an  der  Keimpflanze;  1) 
junge  Keimpflanze  mit  dem  die  Innovationsknospe  enthaltenden  Seitenhöcker 
( a ),  2)  die  erste  Zwiebel  im  Sommer  desselben  Jahres,  3)  die  Pflanze  im  Früh- 
jahr des  zweiten  Jahres  mit  grünem  Blatte,  4)  im  Mai  beginnt  sich  die  Innova- 
tionsknospe («)  zu  dislozieren.  5)  Ende  Juni  desselben  Jahres,  die  Innovations- 
knospe («)  wird  bereits  vermöge  eines  Ausläufers  ( z ) disloziert,  6)  Orientations- 
diagramm, £)  Kotyledon,  a)  die  Zwiebel  des  ersten  Jahres  nebst  dem  Durch- 
schnitte, k)  Hauptwurzel,  i)  Zentralnerv,  b ) Fleischschuppe,  o)  Knospe,  k *)  Ad- 
ventivwurzeln, D Laubblatt,  n ) Innovationsknospe  in  der  Blatthöhlung,  /)  ver- 
dickte Zwiebel  für  das  nächste  Jahr,  m)  der  aus  dem  Blatte  bis  in  die  Zwiebel 
(/)  führende  Kanal,  s)  Same.  (Original.) 


die  junge  Pflanze,  welche  in  diesem  Jahre  nichts  mehr  hervorbringt 
und  im  Juli  infolge  des  Absterbens  des  Laubblatts  am  Boden  ver- 


88 


schwindet.  Zu  dieser  Zeit  wölbt  sich  die  Scheidenbasis  des  Laub- 
blatts seitlich  dermassen  aus,  dass  ein  Höcker  und  schliesslich  ein 
runder  Ausläufer  zustande  kommt.  In  diesem  Ausläufer  ist  ein  enger 
Kanal  zu  gewahren,  welcher  sich  weiter  bis  in  den  runden  Blattstiel 
fortsetzt.  Am  Ende  des  Ausläufers  sitzt  eine  winzige  Knospe,  welche 
wiederum  eine  Fleischschuppe  entwickelt  und  sich  auf  diese  Weise 
in  eine  ellipsoidische  Zwiebel  verwandelt.  Die^e  Zwiebel  ruht  nun 
bis  zum  nächsten  Frühjahr  unter  der  Erde  aus. 

Die  Verschiebung  der  Zwiebel  oder  eigentlich  der  Terminal- 
knospe ist  im  zweiten  Jahre  noch  beträchtlicher  als  bei  der  Keim- 
pflanze. Es  muss  dieselbe  als  ein  interkalares,  ungleichseitiges  Wachs- 
tum der  Achse  aufgefasst  werden.  Vom  biologischen  Standpunkte 
ist  der  lange  Ausläufer,  welcher,  wie  schon  oben  erwähnt  wurde, 
alljährlich  zur  Entwicklung  gelangt,  der  Dislokation  oder  lokalen 
Verbreitung  der  Pflanze  dienlich.  Immerhin  ist  er  nicht  bei  allen 
Arten  so  mächtig  wie  bei  T.  silvestris. 

S.  538,  Z.  24,  n.  d.  W.  »digitaliflora« : Tydaea  Lindeniana , lsoloma  pictum. 

S.  538,  Z.  25.  Zu  derselben  Kategorie  sind  wahrscheinlich  ähnliche  Organe 
der  Cucurbitacee  Actinostemma  zu  rechnen  (vergl.  Raunkiaer). 

S.  540,  Z.  24,  n.  A.  Schliesslich  wollen  wir  an  dieser  Stelle  die  überaus  sonder- 
bare Blattmetamorphose  bei  der  sibirischen  Dentaria  tenuifolia  Ledeb. 
erwähnen,  obwohl  die  wiederholte  Untersuchung  an  lebendem  Mate- 
riale ein  endgültiges  Urteil  hierüber  noch  liefern  muss.  Am  geglie- 
derten, horizontalen,  nicht  allzulangen  Rhizome  dieser  Krautpflanze 
findet  man  zahlreiche  Adventivwurzeln  und  nebstdem  lange,  weisse, 
dünne,  haarlose,  glatte  und  schuppenlose  Ausläufer,  welche  am  Ende 
eine  erbsengrosse,  kugelrunde  Knolle  tragen.  Auf  den  ersten  Blick 
würde  jedermann  geneigt  sein,  diese  Ausläufer  entweder  für  Wurzeln 
oder  Rhizomausläufer  und  demzufolge  die  Knollen  für  Wurzel-  oder 
Rhizomknollen  zu  halten.  Beiderlei  Auslegung  stellt  sich  gleich  als 
unrichtig  heraus,  wenn  wir  bei  näherer  Nachforschung  ersehen,  dass 
die  weissen  Ausläufer  exogen  vom  Rhizome  entspringen,  dass  sie 
keine  Schuppen  und  Haare  tragen  und  dass  am  Rhizom  ähnliche 
Gebilde  zum  Vorschein  kommen,  welche  aber  mit  einer  verküm- 
merten, aus  2—3  Spitzchen  bestehenden  Spreite  endigen  und  sich 
hiemit  als  reduzierte  Niederblätter  offenbaren.  Die  verkümmerte 
Spreite  verdickt  sich  hin  und  wieder  und  erwächst  sogar  zu  einer 
Knolle,  an  der  noch  die  2 — 3 Spitzchen  wahrzunehmen  sind.  Es 
liegt  hier  also  ein  merkwürdiger  Fall  vor,  wo  die  Niederblätter  sich 
in  gestielte,  unterirdische  Knollen  verwandeln.  Dass  die  Knollen  der 
genannten  Dentaria  nur  als  umgewandelte  Phvllome  aufzufassen  sind, 
wird  fernerhin  auch  dadurch  bestätigt,  dass  am  Rhizome  die  bei 
anderen  Dentarien  üblichen  weissen  Schuppen  gar  nicht  vorhanden 


89 


sind,  und  dass  die  Knollenstiele  an  der  Basis  mit  einem  erweiterten 
Grunde  dem  Rhizome  aufsitzen. 

Es  erübrigt  bloss  die  Frage,  wozu  diese  überraschende  Blatt- 
bildung der  Pflanze  dienlich  sei,  ob  sie  Speicherorgane  oder  Ver- 
mehrungsorgane vorstelle  oder  ob  es  vielleicht  ein  Produkt  einer 
Mykorhizasymbiose  oder  einer  Tiersymbiose  ist.  Ich  hatte  nur  ein 
kärgliches  Herbarmaterial  zur  Verfügung  und  mache  daher  nament- 
lich die  russischen  Forscher  auf  diese  morphologisch-biologische 
Frage  aufmerksam. 

S.  540,  Z.  41  Das  gleiche  bestätigt  und  belegt  mit  anschaulichen  Abbildungen 
Thiselton-Dyer. 

S.541,Z.  15,  n.  A.  Eine  ganz  analoge  biologische  Vorrichtung  wie  bei  der 
genannten  Dischidia  kommt  auch  bei  dem  Slreptocarpus  grandis  vor. 
Die  aus  dem  Rhizome  hervorwachsenden  Wurzeln  strecken  sich  in 
schiefen  und  senkrechten  Richtungen  hinauf  in  die  Luft  und  werden 
von  dem  grossen,  grünen,  plachenartigen  Blatt  überdeckt,  um  vor 
Verdunstung  und  Insolation  geschützt  zu  werden. 

S. 543,  Z.  25,  n.  d.  W.  »indica«:  FritilLaria  ruthenica  Wiek., 

S.  545,  Z.  34.  Acanthyllis  tragacantlioides  B.  Fr.  (Algeria)  erzeugt  auf  diese 
Weise  aus  den  gefiederten  Blättern  mächtige,  weisse,  harte,  bis  6 cm 
lange  Dornen. 

S.  545,  Z.  38.  Verholzte  oder  verhärtete  Mittelrippen  nach  dem  Abfall  der 
Seitenblättchen  kommen  auch  bei  einigen  Inga- Arten  und  bei  der 
Indigojera  podophylla  Bnth.  (Afr.  austr.)  vor. 

S.  547,  Z.  36,  n.  A.  Die  Verdornung  der  Blätter  im  Bereiche  der  xerophilen 
Floren  ist  eine  allgemeine  Erscheinung.  In  den  sandigen  Wüsten 
Nordafrikas,  Arabiens,  Persiens  u.  s.  w.  unwandeln  sich  sogar  die 
Blätter  mancher  Gramineen  zu  festen  Dornen.  Die  in  Europa  so  be- 
kannte Grasart  Phragmites  communis  trägt  durchwegs  grosse,  flache, 
abstehende  Blätter,  in  den  Wüsten  Algeriens  aber  gibt  es  eine  Rasse 
derselben  Art,  welche  mit  kurzen,  zusammengerollten,  hart  stechenden 
Blättern  ausgestattet  ist  (var.  isiacus  Coss.).  Diese  sonderbare  An- 
passung ist  gewiss  bemerkenswert  und  bezeugt  am  besten  die  Plasti- 
zität der  Pflanzen. 

S.  547,  Z.  36,  n.  A. 

6.  Wurzelartig  angepasste  Blätter  der  Gattung  Drosera. 

Es  ist  bekannt,  dass  auch  unsere  heimischen  Drosera-Arten 
spärliche  Wurzeln  entwickeln.  Heinricher  hat  neulich  an  Keim- 
pflanzen der  Drosera  beobachtet,  dass  überhaupt  keine  Hauptwurzel 
zur  Entwicklung  gelangt  und  dass  an  Stelle  derselben  die  abgerun- 
dete Embryobasis  mit  langen  Saughaaren  bekleidet  ist  und  erst 


90 


später  aus  dem  Stengel  lange,  starke,  aber  spärliche  (zuweilen  nur 
eine  einzige)  Adventivwurzeln  treiben.  Dies  wiederholt  sich  dann  in 
jeder  Vegetationsperiode.  Ich  selbst  hatte  Gelegenheit,  diese  Ver- 
hältnisse an  D.  rotundijolia  und  D.  capensis  zu  bestätigen. 

Der  Mangel  an  Wurzelbildung  tritt  in  noch  grösserem  Masse 
bei  einigen  Drosera-Arten  Australiens,  insbesondere  bei  der  Sektion 
Erythrorhiza  PI.  in  Erscheinung.  Hier  findet  man  überhaupt  keine 
Wurzeln  mehr,  ja  nicht  einmal  an  der  blühenden,  entwickelten 
Pflanze.  Die  Stelle  derselben  vertreten  aber  sonderbare,  biologisch 
und  morphologisch  so  eigenartig  modifizierte  Vorrichtungen,  dass 
man  ein  Seitenstück  hiezu  im  ganzen  Pflanzenreiche  nicht  zu  finden 
vermöchte. 

Di  eis  und  teilweise  Morrison  und  Planchon  haben  diese 
Organe  untersucht  und  einstimmig  gefunden,  dass  an  Stelle  der 
echten  Wurzeln  sich  eigentümliche,  wurzelartige  Fortsätze  an  den 
Blattbasen  bilden,  welche  die  Funktion  der  Wurzeln  verrichten.  Ich 
selbst  habe  drei  Arten  aus  dieser  Verwandtschaft  {D.  erythrorhiza , 
Lndl.,  D.  bulbosa  Hook.,  D.  7 0sulata  Lehm.)  einer  sorgfältigen  Ana- 
lyse unterzogen  und  stelle  im  nachfolgenden  meine  Ergebnisse  in 
Kürze  zusammen  (Fig.  43). 

Der  einfache  Stengel  der  D.  erythrorhiza  trägt  oben  eine  end- 
ständige Rosette  grüner,  mit  Tentakeln  besetzter  Blätter,  welche 
unten  in  längliche,  etwas  ausgehöhlte,  nervenlose,  am  Rande  fein 
gezähnte,  blasse  Schuppen  übergehen.  Diese  Schuppen  sind  gegen 
die  Basis  hin  kleiner,  so  dass  sie  schliesslich  an  der  knollen- 
artig verdickten,  massiven  Basis  last  verschwinden.  Die 
knollige  Stengelbasis  ist  kugelrund  und.  wie  der  Stengel,  vollkommen 
wurzellos.  Die  Basis  der  Schuppen  übergeht  direkt,  exogen  in  1 — 3 
lange,  gegen  die  Spitze  verengte  und  hier  mit  langen  Haaren  ver- 
sehene, peitschenartige  Fortsätze,  welche  an  der  Spitze  kahl  und  ab- 
gerundet, ohne  irgend  eine  Haube  erscheinen  und  innen  mit  einem 
festen  Zentralstrang  versehen  sind.  Die  Haare  sind  sehr  lang,  dünn- 
wandig, einfach  und  einzellig.  Es  unterliegt  nun  keinem  Zweifel,  dass 
diese  Fortsätze  ganz  wie  eine  Wurzel  ausgestaltet  sind  und  als 
solche  auch  fungieren,  obwohl  sie  allseitig  abstehen  und  sich  geo- 
tropisch  indifferent  verhalten.  Morphologisch  sind  sie  gewiss  als  Be- 
standteile des  Schuppenblatts  anzusehen,  etwa  auf  die  Weise,  wie 
die  spornartigen  Auswüchse  an  den  Blattbasen  des  Asparagus.  In 
dieser  Beziehung  können  wir  der  Darlegung  D i e 1 s’  nur  beipflichten. 

Di  eis  beschreibt  weiter  die  verdickten  Stengelbasen  der  bereits 
erwähnten  Drosera  als  eine  Zwiebel  und  als  solche  zeichnet  er  die- 
selbe auf  seiner  Abbildung.  Diese  Deutung  ist  aber  unrichtig.  Alle 
»Zwiebeln«  der  australischen  Drosera- Arten  sind  solide,  knollig  ver- 


91 


dickte  Stengelbasen,  welche  aber  auf  der  Oberfläche  in  trockenen, 
häutigen  Hüllen  stecken.  Diese  häutigen  Hüllen  waren  also  niemals 
saftig  und  niemals  als  fleischige  Schuppen  auf  die  Art  eines  Liliums 
oder  Alliums  ausgestaltet.  Sie  entwickeln  sich  auf  eine  höchst  er- 
staunliche Weise  aus  der  Oberfläche  der  Knolle  durch  Schälung. 
Man  kann  nämlich  gut  verfolgen,  wie  nach  einer  Periode  die  ganze 


Fig.  43.  Knollige  Drosera-Arten.  1—5)  D.  erythrorhiza,  6)  D.  rosulata.  1) 
•Ganze  Pflanze  nach  der  Beseitigung  der  Hüllen,  i)  Blütenschaft,  2)  eine  Stengel- 
partie mit  einer  Schuppe  (&)  und  Blattwurzeln  (a),  vergr , 3)  Basalknolle  von 
alten  Häuten  gehüllt,  4)  von  dem  Stengel  (o)  löst  sich  ab  die  Haut  Ui)  samt  der 
Schuppe  ( c ) und  Blattwurzel  (/»),  unten  riie  neue  Schuppe  (ffl,  «)  die  neue 
Blattwurzel,  s)  Gefässbündel  der  alten  Blattwurzel,  5)  drei  ineinander  steckende 

Blattwurzeln.  (Original.) 

Oberfläche  des  Stengels  sowie  der  Knolle  sich  als  eine  durchsichtige, 
dünne  Haut  ablöst,  samt  den  Schuppen  und  den  Wurzeln. 
Gleichzeitig  aber  erscheinen  auf  der  Stengeloberfläche  an  denselben 
Stellen,  wo  die  Schuppen  standen,  neue  Höcker,  welche  von  neuem 
in  eine  Schuppe  und  zu  neuen  Wurzeln  aufwachsen  dergestalt,  dass 


92 


es  schön  zu  sehen  ist,  wie  unter  der  alten,  toten  Schuppe  eine  neue, 
frische  verborgen  ist,  und  wie  die  neue  Wurzel  in  die  alte,  abgestor- 
bene hineindringt,  diese  zuletzt  durchbricht  und  mit  behaarter  Spitze 
hervortritt!  Da  sich  nun  dieser  Prozess  in  jedem  Jahr  abspielt  und 
die  abgeschälten  Häute  aufeinander  liegen,  so  finden  wir  nach  einigen 
Jahren  die  frische  Basalknolle  von  einer  Schicht  häutiger  Schuppen 
verhüllt  — also  jenes  Gebilde,  welches  von  Di  eis  für  eine  Zwiebel 
gehalten  worden  ist. 

Die  bereits  beschriebene  Häutung  oder  Schälung  erinnert  leb- 
haft an  die  Häutung  der  Schlangen  und  kommt  wohl  auf  ähnliche 
Weise  zustande.  Sie  findet  gewissennassen  auch  in  der  Abwerfung 
der  vertrockneten  Aussenschicht  der  Knolle  von  Corydalis  solida  sein 
Analogon,  wo  sich  gleichwohl  keine  Schuppen  von  neuem  ent- 
wickeln. Die  Neubildung  der  Schuppen  ist  um  so  mehr  erleichtert, 
als  dieselben  nervenlos  und  von  sehr  einfacher,  anatomischer  Struktur 
sind.  Die  Erneuerung  der  Stengeloberfläche  ist  bei  der  genannten 
Drosera  als  eine  notwendige,  biologische  Vorrichtung  anzusehen, 
weil  die  Blattwurzeln  sich  nicht  verzweigen  und  nicht  an  der  Spitze 
weiterwachsen,  wie  es  bei  Normalwurzeln  der  Fall  ist.  Sie  veralten 
daher  nach  der  verflossenen  Jahresperiode  und  müssen  sich  für  die 
nächste  Periode  verjüngen. 

Nun  kommen  bei  einzelnen  Arten  einige  Modifikationen  vor. 
Bei  D.  erythrorhiza  ist  die  ganze  Knolle  mit  Blattwurzeln  bedeckt 
und  infolge  dessen  im  Alter  von  zerstückelten,  schwärzlichen,  mit 
abgebrochenen  Wurzelresten  durchmischten  Häuten  eingehüllt  — - 
das  Ganze  stellt  ein  förmliches  Vogelnest  dar.  D.  bulbosa  ähnelt  der 
vorhergehenden  Art,  hat  aber  bloss  einzelne  starke  Wurzeln  an  der 
Schuppenbasis.  D.  rosulata  trägt  an  der  Stengelbasis  eine  kugel- 
runde, ganz  glatte  und  wurzellose  Knolle,  welche  aussen  von  ska- 
riösen,  rötlichen  Hüllen  umgeben  ist.  Der  dünne,  abgestorbene 
Stengel  fällt  nach  der  Fruchtreife  samt  der  zugehörigen  Hülle  ab 
und  der  künftige  Stengel  wächst  aus  der  Erneuerungsknospe  an  der 
vorjährigen  Stengelbasis  empor  — also  auf  dieselbe  Weise,  wie  bei 
der  Corydalis  solida.  Auf  dem  Zwiebelscheitel  sind  zahlreiche  kleine 
Schuppen  im  Kreise  bemerkbar,  deren  eine  der  Erneuerungsknospe 
Ursprung  verleiht. 

Die  Erneuerung  des  Blütenstengels  bei  D.  erythrorhiza  erfolgt 
wahrscheinlich  auf  dieselbe  Art  und  Weise;  die  Erneuerungsknospe 
sitzt  nach  der  Zeichnung  D i e 1 s’  gleichfalls  an  der  Stengelbasis.  Wir 
haben  im  vorangehenden  bemerkt,  dass  man  unter  der  häutigen 
Hülle  am  Stengel  neue  Schuppen  und  Wurzeln  vorfindet.  Stirbt  nun 
der  Stengel  alljährlich  ab,  so  muss  die  Häutung  während  der  Vege- 
tationsperiode stattfinden,  ein  Prozess,  welcher  den  klimatischen  Be- 


93 


dingungen  entsprechen  müsste.  Es  wäre  allerdings  wünschenswert, 
diese  sonderbaren  Verhältnisse  eingehend  in  der  Heimat  am  Stand- 
orte zu  ergründen. 

S.  548,  Z.  27.  Als  weitere  Beispiele  aus  der  mannigfaltigsten  Verwandtschaft 
könnten  hier  noch  beigefügt  werden : Calligonum,  Genista  spartioides 
Sp.,  G.  ramosissima  Poir.,  Retama  Retam  Webb.,  Deverra  scoparia 
Coss.,  Sarcostemma  viminale  R.  Br.,  Tamarix  orientalis  Forsk.,  Stiza 
psiloloba  E.  M.,  Viminaria  denudata  Sm.  u.  s.  w. 


Ct.  Die  Gliederung  der  Kaulome. 

S.  553,  Z.  20,  n.  A.  Auch  die  Keimpflanzen  der  Gattungen  Piper  und  Pepe- 
romia  entwickeln  die  ersten  2 — 3 Blätter  in  der  Weise,  dass  sich  das 
Blatt  terminal  stellt  und  hoch  oberhalb  der  Stielbasis  eine  Knospen- 
anjage  bildet,  aus  welcher  das  folgende  Blatt  hervorwächst.  Erst 
später  konstituiert  sich  eine  Scheitelknospe,  aus  welcher  die  Blätter 
als  selbständige  Organe  zum  Vorschein  gelangen. 

S.  554,  Z.  10.  In  dieselbe  Kategorie  dürften  sicherlich  auch  die,  im  normalen 
Zustande  auf  den  Stengeln  der  Begonia  phyllomaniaca  Mart,  in  Menge 
erscheinenden  Blattrosetten  eingereiht  werden,  welche  wahrscheinlich 
zur  Förderung  der  Assimilation  bestimmt  sind.  Im  Notfälle  ver- 
mögen sie  auch  zur  vegetativen  Vermehrung  dienlich  zu  sein.  Bei 
anderen  Begonia-Arten  kann  man  sie  künstlich  durch  Abschneiden 
der  Äste  hervorrufen. 

S.  558,  Z.  32,  n.  d W.  »Reihe«:  Clos  zeichnet  die  nämliche  Sache  an  Stachys 
maritima 

S.  562,  Z.  28.  Gleichfalls  verschiedene  Casuarinaarten  gehören  hieher. 


C2.  Die  Phyllotaxis. 

S.  564,  Z.  18,  n.  d.  W.  »fragrans«:  und  Stengelblätter  von  Verbascum  Thapsus , 

S.  564,  Z.  29,  n.  d.  W.  »erectus,«:  die  Blätter  an  den  Zweigen  von  Rhamnus 
alpina , 

S.  567,  Z.  25,  n.  A.  l'ppig  gewachsene,  einjährige  Schösslinge  des  gemeinen 
Birnbaums  zeigen  bisweilen  unterhalb  der  in  Schuppen  eingehüllten 
Achselknospe  4 Laubblätter,  deren  je  zwei  und  zwei  super- 
poniert  sind. 

S.  567,  Z.  35.  D o m i n hat  sogar  beobachtet,  dass  am  Seitenzweige  zwei 
Blätter  und  eine  Schuppe  superponiert  waren. 

S.  567,  Z.  44,  n.  d.  W.  »Nerium«,:  Prostanthera  linearis , 

S.  567,  Z.  44  ist  die  >Elodea  canadensis « zu  streichen. 


94 


S 568,  Z.  2,  n.  d.  W.  »Hyperica«:  Dysophylla  Yatabcana  Mak., 

S.  568,  Z.  12.  Ein  überaus  interessantes  Beispiel  in  dieser  Beziehung  bietet 
uns  Anagallis  collina  Schousb.,  welche  in  der  unteren  Stengelpartie 
2zählige,  in  der  oberen  Partie  aber  3— 4zählige  Blattquirle  entwickelt. 
Es  kommen  aber  auch  solche  Fälle  vor,  wo  zwischen  zwei  vier- 
zähligen  Blattquirlen  ein  zweizähliger  gestellt  ist,  dessen  Blätter  jedoch 
nicht  gegenständig,  sondern  einander  genähert  sind  so,  als  ob  eine 
Hälfte  des  vierzähligen  Quirls  fortgefallen  wäre. 

S.  570,  Z.  34,  n.  d.  W.  »mecogensis«,:  Harpulia  arborea  Radlk.,  Raphiolepis 
indica  Lndt.,  Stilbe  ericoides  L.,  Banksia  Kügelii  M.,  Medeola  virgi- 
nica  L.,  Drosera  stolonijera  Endl., 

S.  571,  Z.  9.  Circaea  iniermedia , Hebenstreitia  dentata , Helianthus  annuus , 
Veronica- Arten  u.  s.  w.  sind  derartige  weitere  Beispiele. 

S.  571,  Z.  14.  Die  zahlreichen,  dicht  angeordneten  Blätter  der  Nolina  recur- 
vata  sind  an  der  jugendlichen  Knolle  distichisch  gestellt,  alsdann 
gehen  sie  in  die  spiralige  Stellung  über. 

S.  571,  Z.  32,  n.  A.  Die  dreizähligen  Blattquirle  von  Elodea  canadensis  sind 
ebenfalls  nur  durch  die  Annäherung  von  je  3 Blättern  zustande  ge- 


Fig.  44.  Aerulopus  mucronatus  Forsk.  Ein  kriechendes  Rhizom,  mit  je  3 genäherten 
Schuppen,  a ) das  Öhrchen  der  ersten  Schuppe.  Verkl.  (Original.) 

kommen.  Stellenweise  wird  diese  Ouirlordnung  gestört  und  durch 
die  spiralige  ersetzt,  häufiger  noch  wird  ein  Blatt  eines  Quirls  zum 
unteren  oder  zum  oberen  Quirl  verschoben. 

Die  Schuppen  an  den  langen,  unterirdischen  Rhizomen  der 
Gräser  sind  fast  durchweg  in  gleichmässig  abwechselnder  Anordnung 
auseinandergestellt  (Triticum  repens),  aber  bei  einigen  Wüstenarten 
sind  sie  zu  zwei  oder  drei  regelmässig  genähert  (Fig.  44).  Wozu 
diese  eigentümliche  morphologische  Vorrichtung  dienlich  sein  mag, 
ist  derzeit  schwer  zu  sagen. 

S.  572,  Z.  18,  n.  A.  Über  die  abnorme  Blattstellung  der  A.  verticillata  u.  v. 
hat  in  neuester  Zeit  L.  Buscalioni  eine  ganze  Abhandlung  ver- 
öffentlicht, ohne  auf  die  diesbezügliche  Bemerkung  in  meinem  Werke 
Rücksicht  zu  nehmen  und  sich  nur  ein  wenig  über  die  Hauptbe- 
griffe der  Morphologie  zu  orientieren.  Buscalionis  Darlegungen 
sind  phantastische  Kombinationen,  welche  teilweise  auf  unrichtigen 
Beobachtungen,  teilweise  auf  Unkenntnis  der  Morphologie  beruhen. 

Buscalioni  unterscheidet  an  den  Zweigen  einfache  und  bis 
zur  Basis  geteilte  Blätter  (Phyllodien).  Die  ersteren  sind  durch  Vor- 
handensein von  deutlich  entwickelten  Stipeln  gekennzeichnet,  wäh- 


95 


rend  bei  den  letzteren  keine  Stipeln  zu  gewahren  sind.  In  den  Achseln 
der  ersteren  kommen  regelmässig  Achselknospen  zum  Vorschein. 

Es  ist  zwar  richtig,  dass  die  knospentragenden  Phyllodien 
Nebenblätter  besitzen,  wenn  wir  aber  zahlreiche  Äste  untersuchen, 
so  finden  wir,  dass  dieselben  auch  dann  und  wann  an  den  knospen- 
losen Phyllodien  erscheinen,  manchmal  nur  an  einer  Seite.  Dass  sie 
bloss  an  den  knospentragenden  Phyllodien  entwickelt  sind,  erklärt 
sich  dadurch,  dass  sie  in  der  Jugend  die  kleine  Achselknospe  decken 
müssen.  An  den  übrigen  ist  die  Achselknospe  vollständig  abortiert, 
infolge  dessen  auch  die  Nebenblätter  der  Abortierung  unterliegen. 

Es  sind  daher  alle  Phyllodien  als  einfache,  ganze  Blätter  anzu- 
sehen; irgend  eine  Teilung  hätte  hier  keinen  Sinn  und  keinen  Grund. 
An  den  ersten  Ästen  und  an  dem  Hauptstamme  der  Keimpflanze 
bilden  die  Phyllodien  regelmässige  und  geschlossene  Wirtel,  erst 
höher  zerreissen  sich  die  Wirtel  in  einzelne  Gruppen. 

An  manchen  Ästen  der  A.  lancina  Meisn.  sind  die  Phyllodien 
in  eine  regelmässige  Spirale  auseinandergestellt,  an  anderen  Ästen 
nähern  sie  sich  einander  mehr  oder  weniger  in  Gruppen,  so  dass 
hier  ein  Übergangsstadium  zu  den  Extremfällen  der  A.  verticillata 
vorliegt.  Es  ist  auch  augenscl  einlich,  dass  dort,  wo  sich  die  Phyllo- 
dien wirtelig  zusammenstellen,  die  sich  berührenden  Nebenblätter  zu 
einem  Nebenblatt  verschmelzen  oder  spurlos  verschwinden,  wenn  die 
Phyllodien.  dicht  nebeneinander  stehen. 

Mit  Vergnügen  kann  ich  beifügen,  dass  auch  Reinke  zu  den- 
selben Resultaten  wie  ich  gelangt  ist  und  neben  anderen  Gründen 
auch  noch  darauf  hinweist,  dass  manche  verwandte  Arten  (A.  sub- 
ternata,  conjunctifolia,  minutijolia,  conferta , juniperina)  Übergänge  zur 
regelmässigen  Spiralstellung  der  Blätter  zeigen  und  insgesamt  bloss 
echte,  ganze  Blätter  besitzen.  Reinke  bekämpft  ferner  die  verrückte 
Anschauung  Kaufholz’,  derzufolge  (wie  auch  Buscali  oni  be- 
hauptet) bloss  die  knospentragenden  Phyllodien  als  ganze  Blätter  an- 
zusehen seien. 

Hier  mag  schliesslich  hinzugefügt  werden,  dass  der  Fall  von 
A.  verticillata  keinesfalls  isoliert  dasteht,  denn  es  gibt  andere  gleich- 
artige Beispiele  bei  durchaus  entfernten  Pflanzenverwandtschaften.  Die 
Blätter  mancher  Fritillaria- Arten  sind  beispielsweise  derart  ange- 
ordnet (F.  racemosa  Kth.),  dass  sie  in  der  unteren  Stengelpartie  eine 
recht  regelmässige  Spiralstellung  einnehmen,  bald  hierauf  erscheinen 
sie  zu  2 — 3 wirtelig  gruppiert,  um  wieder  die  Spiralordnung  einzu- 
nehmen; hie  und  da  nähern  sich  zwei  Blätter  so  aneinander,  dass 
sie  ungefähr  gegenständig  werden.  Zuletzt  schliessen  3 genäherte 
Blätter  den  Stengel  ab.  Die  nämliche  Geschichte  spielt  sich  bei 
manchen  Epacris- Arten  ab.  Verschiedene  krautartige  Polygala- Arten 


96 


Amerikas  ( P subalata  Wats.,  P.  boykini  Nutt.)  weisen  eine  so  un- 
regelmässige Blattstellung  an  den  Stengeln  auf,  dass  dieselbe  in 
jeder  Beziehung  mit  der  Phyllotaxis  der  Acacia  verticillata  verglichen 
werden  kann.  Auch  hier  stehen  die  Blätter  zu  je  3—6  in  schein- 
baren Wirteln,  unter  den  Wirteln  erscheinen  jedoch  einzelne  Blätter 
oder  sind  dieselben  zu  je  2 scheinbar  gegenständig  oder  lösen  sie 
sich  in  spiralige  Anordnung  auf. 

S.  576,  Z.  41,  n.  A.  Hieran  schliesst  sich  noch  ein  interessantes  Beispiel  bei 
dem  südeuropäischen  Baume  Diospyros  Lotus  L.  an.  Die  Haupt- 
zweige zeigen  durchaus  eine  spiralige  Blattordnung,  während  auf 
den  wagrecht  ausgebreiteten  Seitenzweigen  die  Blätter  sowie  bei 
Ulmus  distichisch  gestellt  sind.  Nunmehr  erscheinen  etwa  in  der 
Mittelpartie  dieser  Zweige  1 — 2 Blätter,  die  sich  plötzlich  nach  oben 
oder  unten  stellen.  Was  für  eine  biologische  Ursache  dieser  sonder- 
baren Blattstellung  zugrunde  liegt,  ist  zurzeit  nicht  bekannt. 

S.  582,  Z.  19,  n.  A.  Ich  hatte  unlängst  die  Gelegenheit,  eine  lebende  junge 
Pflanze  zu  untersuchen.  Zweinadelige  Brachyblaste  kommen  häufig 
vor,  dieselben  zeigen  jedoch  im  Winkel  der  beiden  Nadeln  keine 
Spur  nach  dem  Achsenscheitel.  Wenn  nur  eine  Nadel  vorhanden 
ist,  so  ist  dieselbe  stielrund,  radiär  und  innen  mit  einem  einzigen, 
bilateralen  Gefässbündel  versehen.  Es  ist  also  evident,  dass  hier  bloss 
eine  einzige,  terminal  gestellte  Nadel  vorhanden  ist.  Nach  der  zweiten 
Nadel  ist  nicht  einmal  ein  Höcker  als  Rudiment  zurückgeblieben 
(Fig.  45).  Es  ist  aber  wichtig,  hervorzuheben,  dass  stellenweise,  aber 
gerade  keineswegs  selten,  die  Brachyblaste  anderer  zweinadeliger 
Pinus-Arten  sich  dergestalt  entwickeln,  dass  die  eine  Nadel  mehr 
oder  weniger  verkümmmert  und  die  andere  die  terminale  Stellung 
einnimmt  (P.  silvestris,  P.  banksiana).  Demzufolge  stellt  die  P.  mono- 
phylla  bloss  eine  stabili  wertere  Erscheinung  in  ihren  monophyllen 
Brachyblasten  dar.  Interessante  Details  hierüber  kann  der  Leser  in 
der  Abhandlung  von  Vodicka  finden. 


D.  Die  Achse. 

S. 585, Z.  11  bis  16  ist  zu  streichen  und  statt  dessen  schalte  ein: 

Hier  mag  eine  nähere  Besprechung  der  Morphologie,  Bio- 
logie und  Anatomie  der  Lianen  Platz  finden,  welche  im 
Pflanzenreiche  eine  so  wichtige  Rolle  spielen.  Wir  fassen  aber  die 
Lianen  in  engerem  Sinne  auf,  verstehen  darunter  nämlich  bloss  die 
holzigen  Kletterpflanzen  mit  eigenartig  angepassten  Kletterorganen 
und  durchweg  eigentümlich  anatomisch  und  morphologisch  einge- 
richteten Stämmen.  Schenck  und  Darwin  unterordnen  dem  Be- 


97 


griffe  >Liane«  alle  Pflanzen  überhaupt,  welche  auf  irgend  welche 
Weise  an  anderen  Pflanzen  oder  mannigfaltigen  Gegenständen  klimmen, 
klettern,  ranken  oder  winden,  mögen  sie  demnach  auch  Kräuter  oder 
einjährige  Arten  sein.  Nach  diesen  Autoren  sind  Lianen  auch  Con- 


Fig.  45.  Pinus  monophylla  Torr,  a ) Die  terminale  Blattnadel,  an  der  Basis  von 
Hüllschuppen  umgeben,  b ) die  Blattnadelbasis,  von  Hüllschuppen  befreit,  d)  Blatt- 
nadelbasis im  Durchschnitt,  e)  Querschnitt  durch  die  Blattnadel,  mit  2 Harz- 
kanälen und  Spaltöffnungen  am  Rande.  (Nach  Vodicka.) 


volvulus  arvensis,  Cuscuta  Epithymum,  Vicia  silvatica,  Galium  Apa- 
rine,  Cucurbita  Pepo,  Cucubalus  baccifer  u.  a.  aus  der  heimischen 
Flora  oder  Smilax  aspera,  Asparagus  Sprengeri,  Dioscorea  alata, 
Tamus  communis,  Vanilla  planifolia,  Monstera  deliciosa  der  wär- 


7 


98 


meren  Länder.  Was  die  biologischen  Eigenschaften  der  Kletter- 
pflanzen anbelangt,  so  sind  sie  gewiss  alle  gleichartig  ausgestaltet, 
so  dass  dieselben  Bedingungen  des  Windens  oder  Rankens  bei  Vicia 
oder  Convolvulus  einerseits  und  Bignonia  oder  Banisteria  anderseits 
anzutreffen  wären.  Fassen  wir  die  Lianen  im  weiteren  Sinne  zu- 
sammen, so  verschwinden  uns  auch  die  Grenzlinien  gegenüber  den 
tropischen  Parasiten  (Loranthaceen  u.  a.)  und  unzähligen  Epiphytcn. 
Mit  dem  Terminus  »Liane«  wurden  in  der  älteren  und  fast  allgemein 
auch  in  der  neuen  Literatur  nur  die  holzigen,  zum  grossen  Teile 
exotischen  Typen  belegt;  es  würde  allenfalls  befremden,  wenn  man 
hören  sollte,  dass  die  Kleefelder  unserer  Heimat  durch  »Cuscuta- 
Lianen«  vernichtet  werden. 

Die  Lianen  bilden  den  grössten  Bestandteil  der  tropischen 
Wälder  und  zählen  zu  den  verschiedensten  Familien,  wiewohl  sie  in 
einigen  Verwandtschaftskreisen  als  eine  allgemeine  Erscheinung  auf- 
treten,  so  beispielsweise  in  den  Familien  der  Menispermaceen , Malpi- 
ghiaceen,  Sapinaaceen , Leguminosen  und  Bignomaceen.  Sie  keimen  aus 
Samen  im  Waldboden  auf  und  wachsen  anfänglich  senkrecht  hinauf, 
ohne  Ranken  oder  etwaige  Haftorgane  zu  entwickeln.  Erst  später, 
nachdem  sie  eine  Stütze  erlangt  haben,  beginnen  sie  sich  in  langen 
Gliedern  hinaufzustrecken  und  um  die  Stütze  zu  winden  oder  mittels 
ihrer  Ranken  an  der  Stütze  festzuhalten.  So  klettern  sie  an  den 
Baumstämmen  bis  zu  den  Zweigen  der  Krone,  wo  sie  sich  reichlich 
verzweigen  und  mit  den  Asten  die  ganze  Baumkrone  durchflechten, 
ja  sogar  auch  die  Nachbarbäume  erreichen,  derart,  dass  schliesslich 
der  ganze  Wald  in  seinen  Wipfeln  in  grosser  Höhe  ein  vielfach  ver- 
flochtenes, grünes  Dach  vorstellt,  aus  welchem  bei  der  Abholzung 
einzelne  Bäume  frei  herauszunehmen,  fast  unmöglich  wird.  Hier  oben 
bekleiden  sich  die  Lianen  mit  Blättern  und  entfalten  dann  ihre  herr- 
lichen Blütenstände,  welche  von  bunten  Schmetterlingen,  Käfern  und 
Kolibris  beflogen  werden.  Unter  solchen  Umständen  ist  es  wohl  be- 
greiflich,  dass  es  den  Botanikern  selten  wann  gelingt,  im  Urwalde 
blühender  Äste  der  Lianen  habhatt  zu  werden,  weshalb  auch  die 
unten  abgeschnittenen  und  in  den  Sammlungen  aufbewahrten  Lianen- 
stämme gewöhnlich  unbestimmt  bleiben.  Die  im  Dunkel  des  Waldes 
zwischen  den  Stämmen  hingestreckten  und  wie  Taue  herunter- 
hängenden Lianen  sind  regelmässig  blatt-  und  blütenlos.  Die  Lianen- 
stämme sind  zumeist  nur  im  Boden  eingewurzelt,  seltener  entwickeln 
sie  auch  lange,  strickförmige,  von  den  Ästen  herabhängende  Luft- 
wurzeln. 

Die  einfachste  Weise  des  Kletterns  bei  den  Lianen  besteht 
darin,  dass  die  Lianenäste  die  Baumäste  durchflechten,  sich  an  die- 
selben anlehnen  und  an  ihnen  festhalten  (S  p r e i z k 1 i m m e r).  Fast 


99 


allgemein  sind  derartige  Lianenstämme  mit  mannigfaltigen  Stacheln 
und  Widerhaken  als  Trichomgebilden  ausgerüstet.  Es  sind  zuweilen 


Fig.  46.  Lianenstämme.  A)  Cissampelos  Pareira  L.,  konzentrisch  aufeinander  ge- 
schichtete Gefässtränge.  B)  Botryopsis  platyphylla  M.  (Menisp.),  einseitig  entwickelter 
Stamm.  C)  Serjania  sp.  Ein  Zentralstamm  entwickelt  3 Tochterstämme.  D)  Thinouia 
mucronata  R.  (Sapind.)  Ein  Zentralstamm  entwickelt  4 seitliche  Tochterstammsysteme. 
E)  Eine  Durchschnittspartie  vergrössert;  x ) Zentralholzkörper  (Xylem)  mit  grossen 
Tracheen,  ph.)  Phloem,  s)  Sklerenchymring,  c)  Pericykel,  o ) Tochterholzkörper,  ä)  junge, 
aus  dem  Pericykel  entstehende  Tochterholzkörper,  /)  Grundparenchym,  r ) Periderm, 
A ) nach  Eichler,  Z),  E , B)  nach  Schenck,  C)  Original. 

* '* 


100 


bis  4 cm  lange,  kegelförmige,  der  umgebenden  Rinde  ähnliche  Aus- 
wüchse, deren  Spitze  mit  einem  scharfen,  stahlharten  Stachel  ab- 
schliesst  (Fig.  48).  Hie  und  da  sind  es  auch  lange,  scharfe  Dornen 
oder  Haken,  welche  nicht  nur  Äste,  sondern  auch  Blätter  und  Blatt- 
stiele bedecken.  So  ist  es  allgemein  der  Fall  bei  den  Rotangpalmen 
aus  der  Verwandtschaft  der  Raphieen  ( Oncocalamus , Ancistrophyllum , 
Eremospatha ),  der  Cal  am  een  ( Calamus , Daemonorops , Korthalasia , 
Ceratolobus,  Plectocomia ) und  Bactrideen  ( Desmoncus  mit  2 Arten  in 
Amerika).  Die  Blätter  dieser  Palmen  sind  mit  einem  langen,  geissel- 
artigen  Flagellum  beendigt,  welches  ebenfalls  mit  zahlreichen  Wider- 
haken besetzt  ist.  Die  Flagellen  hängen  anfangs  frei  herunter,  durch 
den  Wind  bewegt,  haften  sie  alsdann  an  den  Nachbarstämmen  und 
erlangen  hiedurch  eine  dauernde  Befestigung.  Diese  Palmenlianen, 
allgemein  als  »Rotang«  bezeichnet,  durchflechten  den  Urwald  wie  ein 
dichtes  Flechtwerk,  erreichen  bisweilen  bis  260  m Länge  bei  2 — 5 cm 
Dicke  und  bilden  die  grössten  Hindernisse  bei  dem  Durchdringen 
des  Urwalds. 

Zu  dieser  Kategorie  gehört  die  riesige  Liane  der  brasilianischen 
Urwälder  Bougainvillea  spectabilis  W.  (Xyctagin.),  welche  in  den 
Blattachseln  harte,  den  Baumästen  anhaftende  Zweigdornen  entwickelt. 
Es  ist  zugleich  eine  durch  ihre  prachtvollen  Blüten  ausgezeichnete 
Lianenart. 

Eine  zweite  Kategorie  bilden  diejenigen  Typen,  welche  mit 
Hilfe  adventiver  Haftwurzeln  kletternd,  sich  durchweg  auf  der  vom 
Licht  abgewendeten  Stammseite  entwickeln,  und  zwar  bloss  aus  den 
Knoten  (Tecoma)  oder  auch  aus  den  Internodien.  Die  negativ  helio- 
tropischen  Wurzeln  dringen  in  die  Spalten  der  Baumrinde,  in  die 
Felsen-  und  Mauerlücken  hinein,  wodurch  das  Emporklimmen  nicht 
nur  an  Bäumen,  sondern  auch  an  steilen  Felsen  bewirkt  wird,  was 
zum  Beispiel  an  dem  gemeinen  Epheu  allgemein  bekannt  ist.  Die 
Lianen  dieser  Art  sind  durch  die  Ausbildung  von  zweierlei  Achsen, 
welche  auch  verschiedentlich  entwickelte  Blätter  tragen  (S.  506),  aus- 
gezeichnet. Die  blühenden  Zweige  wachsen  senkrecht  empor  und 
sind  niemals  plagiotrop.  Die  Blätter  des  sterilen  Langtriebs  bei 
dem  gemeinen  Epheu  (Hedera  helix  L.)  sind  herzförmig  und  ge- 
lappt, die  der  blühenden  Äste  lanzettlich  und  ganzrandig.  Die  ge- 
lappte Form  erscheint  schon  an  den  ersten  Blättern  der  Keimpflanze 
(S  292)*)  Der  Epheu  kann  allerdings  auch  am  Boden  vegetieren, 
wo  er  regelmässig  grosse  Flächen  bewächst,  in  welchem  Falle  dann 
bloss  die  unterirdischen,  verzweigten  Nährwurzeln  zur  Entwicklung 
gelangen. 


*)  In  dieser  Hinsicht  sind  die  Angaben  Schencks  (1.  c.  S.  94)  unrichtig. 


In  den  Tropenländern  ist  dieser  Lianentypus  ziemlich  selten, 
als  Beispiele  mögen  Piper  nigrum , Ficus  pumila , die  amerikanischen 
Arten  der  Gatt.  Marcgravia , Bignonia  unguis  (welche  jedoch  ausser- 
dem Krallenranken  hervorbringt)  dienen.  In  Japan  wird  unser  Epheu 
vom  Evonymus  radicans  Sb.  vertreten,  der  in  unseren  Anlagen  wohl 
bekannt  ist,  und  aus  Nordamerika  ist  die  charakteristische,  des- 
gleichen bei  uns  allgemein  kultivierte  Liane  Tecoma  radicans  L_ 
(Bign.)  zu  verzeichnen. 

Den  am  meisten  verbreiteten  Typus,  nicht  nur  unter  den 
Lianen,  sondern  auch  unter  den  Kräutern  stellen  immerhin  die 
Windepflanzen  dar.  Die  Stengel  oder  Stämme  der  letzteren 
winden  sich  spiralig  rings  um  die  Stützen  (Baumstämme,  Stengel, 
Halme,  Stangen)  und  erstreben  somit  die  Höhe.  Sie  zeigen  folglich 
den  negativen  Geotropismus  in  der  Weise,  dass  sie  sich  weder  an 
wagrechten  Stangen,  noch  herunter  zu  winden  vermögen,  während 
die  Rankenkletterer  sich  in  allen  möglichen  Richtungen  bewegen. 
Das  Winden  um  die  Stütze  vollzieht  sich  vermittels  der  rotierenden 
Nutation  an  den  Stengelspitzen,  welche  durch  diese  Bewegung  eine 
passende  Stütze  aufzufinden  trachten.  Der  Stengel  selbst  ist  hiebei 
nicht  reizbar.  Das  Umschlingen  geschieht  bei  manchen  Arten  sehr 
rasch  und  die  Spiralen  sind  bald  kürzer,  bald  länger.  Eingehende 
Studien  über  diesen  biologischen  Gegenstand  verdankt  man  zahl- 
reichen Autoren,  von  denen  wir  Palm,  Mohl,  Dutrochet,  Dar- 
win, Sachs,  Pfeffer,  de  Vries,  Schwendener,  Ambronn, 
Baranetzky,  Kohl,  Wortmann  nennen.  Das  Winden  geschieht 
bei  einigen  Arten  in  der  linken,  bei  anderen  Arten  in  der  rechten 
Richtung,  aber  bei  der  gleichen  Art  immerfort  in  derselben  Richtung. 
Ja  ganze  Gattungen  oder  sogar  ganze  Familien  winden  zuweilen  in 
derselben  Richtung.  Die  Pflanzen,  bei  denen  bis  jetzt  keine  kon- 
stante Windungsrichtung  beobachtet  worden  ist,  sind  nur  gering  an 
Zahl.  Die  verschiedenen  Dioscorea- Arten  winden  z B.  bald  nach 
rechts,  bald  nach  links.  Loasa  aurantiaca  (Darwin)  windet  bei  einigen 
Individuen  rechts,  bei  anderen  links,  ja  in  einigen  Fällen  windet 
derselbe  Stengel  unten  rechts,  oben  links.  Weitere  Beispiele  liefern 
uns  Blumenbachia  later itia  (Sachs),  Hibbertia  dentata  (Darwin),  Da- 
villa (F.  Müller)  u.  s.  w. 

Die  Windestengel  tragen  öfters  seitenständige,  nicht  windende 
und  anders  ausgestaltete  Laub-  oder  Blütensprosse,  so  z.  B bei 
der  brasilianischen  Liane  Abuta  Selloana  (Menisperm.)  Es  braucht 
nicht  besonders  bemerkt  zu  werden,  dass  hie  und  da  an  den 
Windepflanzen  mannigfaltige  Ranken  oder  Dornen  zum  Vorschein 
kommen  und  hiemit  der  besprochene  Typus  mit  anderen  kom- 
biniert wird. 


102 


Eine  den  Botanikern  schon  längst  bekannte  und  bis  jetzt  nicht 
erklärte  Eigentümlichkeit  der  Windepflanzen  besteht  darin,  dass  sie 
an  den  Stengeln  nur  gefiederte  Blätter  entwickeln  oder  statt  der- 
selben einfache,  aber  durchweg  von  tief  herzförmiger,  pfeilförmiger 
oder  wenigstens  gelappter  Gestalt. 

Mit  dem  Winden  steht  immer  die  Torsion  in  Verbindung,  dem- 
zufolge erlangen  die  Stämme  und  Stengel  dieser  Pflanzen  die  Form 
von  Tauen  und  Seilen.  Die  Dicke  der  Stütze,  welche  die  Winde- 
pflanze ergreift,  scheint  sich  im  Verhältnisse  zur  Dicke  der  Liane  zu 
befinden.  Nicht  einmal  in  den  Urwäldern  Brasiliens  winden  die  Lianen 
um  stärkere  Baumstämme.  Weil  der  holzige  Lianenstamm,  welcher 
einen  lebenden  Baumstamm  umschlingt,  das  fortschreitende  Dicken- 
wachstum des  Baumes  durch  Auflockerung  zu  verfolgen  nicht  ver- 
mag, so  umwächst  die  Liane  die  Rinde  und  das  Holz  des  Baum- 
stamms oder  zerreisst  sie  die  Rinde  und  das  Holz  mit  Gewalt.  Das 
kann  man  zuweilen  auch  bei  unserer  Lonicera  Periclymenum  (Hilde- 
brand) gewahren. 

ln  der  biologischen,  anderseits  fast  allzu  reichen  Literatur  über 
die  Windepflanzen  finde  ich  nirgends  eine  Erscheinung  beschrieben 
und  erklärt,  welche  ich  an  alten  Stämmen  der  Wistaria  chinensis 
(Eig.  47)  beobachtet  habe.  Die  holzigen  Sprosse  dieser  zierlichen 
Liane  sind  in  der  Jugend  geschlängelt  und  nicht  windend,  im  vor- 
geschrittenen Alter  aber  um  die  Stützen  windend,  wobei  die  nicht- 
windende und  früher  geschlängelte  Stammpartie  die  Seitenästchen 
wegwirft,  auf  der  Oberfläche  glatt  herumwächst  und  sich  wie  ein 
gleichförmig  dickes  Tau  schnurgerade  spannt,  und  zwar  in  ver- 
schiedener Länge  (2—10  m ),  welcher  Zustand  auf  unserer  photo- 
graphischen Abbildung  dargestellt  wird.  Dasselbe  tritt  auch  be 
anderen  Lianen  dieser  Art  zum  Vorschein. 

Treffen  zwei  Stämme  oder  Zweige  derselben  Windeliane  zu- 
sammen, so  windet  die  eine  um  die  andere,  wodurch  verflochtene, 
bis  einige  Meter  lange  Seile  zustande  kommen. 

Vom  phylogenetischen  Standpunkt  müssen  wir  nicht  nur  den 
Winde-,  sondern  jedweden  Klettertypus  für  eine  sekundäre,  durch 
die  Adaptation  aus  den  ursprünglich  geraden  und  senkrechten  Achsen 
hervorgegangene  Erscheinung  ansehen.  Das  wird  auch  durch  mannig- 
fache Umstände  bestätigt.  Es  gibt  z.  B.  manche  Arten,  welche  über- 
haupt nicht  winden,  wenn  sie  aber  in  ein  Dickicht  geraten,  so  bilden 
sie  langgliederige  Sprosse,  welche  zu  winden  beginnen.  Das  kommt 
bei  unserem  Solanum  Dulcamara  oder  Vincetoxicum  officinale  vor. 
Das  einjährige  Kraut  Polygonum  Convolvulus  wächst  im  Frühjahre 
bis  Hälfte  Juni  gerade,  alsdann  windet  die  Pflanze  den  ganzen 
Sommer  hindurch.  Desgleichen  verhält  sich  die  Sache  bei  Dipla- 


103 


denia  polymorpha.  In  der  Gattung  Convolvulus  gibt  es  windende  und 
nichtwindende  Arten.  Einige  Arten  der  Gattung  Smilax , solange  sie 
frei,  ausserhalb  der  Sträucher  wachsen,  strecken  sich  gerade  und 
entwickeln  keine  Ranken.  Alle  Cucurbitaceen  tragen  Ranken,  nur  die 
südafrikanische  Acanthosicyos  horrida  (naras),  welche  in  sandigen, 
jeglicher  Vegetation  baren  Wüsten  wächst  und  meterlange,  gerade, 
verzweigte  Stämme  emportreibt,  besitzt  keine  Ranken.  Ja,  es  wurden 
sogar  hinaufwachsende,  rankenlose  Formen  des  gemeinen  Kürbis 
(i Cucurbita  Pepo ) im  Garten  künstlich  erzogen. 


Fig.  47.  Wistaria  chinensis,  als  Beispiel  einer  Liane,  zu  Winterzeit.  (Original.) 

Wichtig  scheint  die  Beobachtung  Nolls  zu  sein  (Bot.  Ztg.  1885), 
derzufolge  die  im  Dunkel  aufgewachsenen,  etiolierten  Kräuter  mit 
langgliederigen  Sprossen,  welche  im  normalen  Zustande  keine  Spur 
des  Windens  zeigen,  die  ersten  Anfänge  der  Nutation  verrieten.  Auf 
diese  Art  und  Weise  entwickelten  sich  ohne  Zweifel  alle  Kletter- 
pflanzen überhaupt.  Sie  wuchsen  ursprünglich  in  dunkeln  Wäldern, 
in  Gebüschen  oder  in  hohen  Kräuterbeständen,  worauf  sie,  im 
Schatten  gedeckt,  sich  zu  strecken,  lange  Glieder  zu  bilden  und 
schwingende  Bewegungen  auszuführen  begannen,  um  passende  Stützen 
aufzufinden  und  vermöge  derselben  in  die  Höhe,  an  die  Luft  und 
zum  Licht  zu  gelangen. 


104 


Wir  können  nicht  der  Anschauung  Darwins  beipflichten,  dass 
alle  Lianen  ursprünglich  dem  Windetypus  angehörten,  weil  diese 
Ansicht  nirgends  eine  Begründung  findet,  was  schon  hinreichend 
von  Sehen  ck  betont  wurde.  Wenn  einige  Lianen  dreierlei  Kletter- 
art aufweisen,  so  ist  darin  lediglich  die  Kombination  biologischer 
Anpassungen  nach  Bedarf,  aber  keineswegs  das  Ergebnis  der  Phylo- 
genese zu  erblicken. 

Den  dritten  Typus  repräsentieren  die  Rankenpflanzen  mit 
entwickelten  Ranken,  welche  entweder  von  Blatt-  oder  Achsen- 
natur sein  können.  Vollkommene  Ranken,  wie  wir  sie  z.  B.  bei 
Passiflora , Vitis,  Pisum , Bauhinia  kennen,  stellen  fadenförmige  Ge- 
bilde vor,  welche  sich  durch  grosse  Reizbarkeit  für  andauernde  Be- 
rührung mit  dargebotenen  Stützen  charakterisieren.  Infolge  dieser 
Reizung  krümmen  und  umschlingen  sich  die  Ranken,  was  bisweilen 
in  einigen  Minuten  vollzogen  wird.  Durch  die  Umwindung  werden 
weitere  Stellen  der  Ranke  gereizt,  worauf  weitere  Krümmung  folgt 
u.  s.  w.  Auf  diese  Weise  umschlingt  die  Ranke  die  Stütze  wie  eine 
Uhrfeder  (Bauhinia)  oder  wie  eine  Spirale  (Passiflora,  Vitis)  bald 
nach  rechts,  bald  nach  links,  in  allen  möglichen  Richtungen,  ohne 
Rücksicht  auf  den  Einfluss  des  Geotropismus.  Derartige  Ranken  sind 
entweder  einfach  oder  verzweigt.  Wenn  eine  Rankenliane  an  glatten 
und  geraden  Wänden  emporsteigen  muss,  so  erzeugt  sie  durch  die 
Berührung  der  Rankenspitzen  Haftscheiben  und  vermöge  dieser 
haftet  sich  die  Pflanze  an  der  Wand  an  (vergl.  S.  544).  Die  Reizung 
der  Berührungsstellen  hat  weiterhin  die  Erstarkung  und  Verdickung 
der  Ranke  zur  Folge,  welche  manchmal  verholzt  und  die  Pflanze 
zur  Stütze  viele  Jahre  hindurch  überaus  fest  anheftet. 

Eine  eigenartige  Gruppe  dieser  Lianen  bilden  die  sogenannten 
Hakenklimmer,  welche  an  den  Hauptsprossen  seitliche,  eigenartig 
umgewandelte,  öfter  bloss  mit  reduzierten  Blättern  besetzte  Ästchen 
tragen,  welche  reizbar  sind  und  bei  der  Berührung  mit  der  Stütze 
sich  hakenförmig  krümmen,  verdicken,  verholzen  und  schliesslich 
feste  Haken  vorstellen  (vergl.  S.  645,  wo  schon  die  Achsenranken 
näher  behandelt  wurden). 

Als  die  ersten  Anfänge  der  Rankenlianen  dürften  jene  Arten 
erachtet  werden,  deren  Seitenzweige,  wiewohl  bislang  mit  normalen 
Blättern  besetzt,  reizbar  erscheinen  dermassen,  dass  sie  die  Stützen 
zu  erfassen,  umzuschlingen,  zu.  verdicken  und  zu  verholzen  ver- 
mögen. Bei  einigen  Machaericn  und  Acacien  beginnen  einstweilen  die 
Blätter  an  diesen  Asten  zu  verkümmern. 

Bei  den  Blattranken  stellt  wiederum  jener  Typus  die  Ausgangs- 
form dar,  wo  die  Stiele  eines  normalen  Blatts  reizbar  und,  um  die 
Stützen  schlingend,  vorhanden  sind  (Clematis).' 


105 


Alle  Ranken  zeigen  in  der  Jugend  Nutationsbewegungen  behufs 
der  Aufsuchung  der  Stützen,  welche  sie  zu  erfassen  trachten.  Wenn 
sie  keine  Stütze  finden,  so  rollen  sie  sich  knäuelartig  zusammen 
oder  strecken  sie  sich  gerade,  um  schliesslich  zu  vertrocknen  und 
abzusterben. 

Es  ist  eine  allgemeine  Erfahrung,  dass  die  Ranken  alleweil  die 
Blütenstände  begleiten;  an  der  gemeinen  Weinrebe  sehen  wir  häufig, 
dass  die  unteren  Ästchen  in  der  Infloreszenz  rankenartig  umgebildet 


7 2 3 

lrig.  48.  Tropische  Lianen.  1)  Zwei  Lianenarten  umeinander  gewunden  (Java), 
2)  verflachte  und  spiralig  gewundene  Liane  (Ceylon',  3)  Aflenstiege  von  einer 
Bauhinia  (java).  Alles  von  Domin  gesammelt.  Verkl.  (Original.) 


sind  und  auf  S.  400  ist  ein  ähnliches  Beispiel  angeführt  worden. 
Manche  wollten  diese  Erscheinung  biologisch  auslegen  in  der  Weise, 
dass  später  die  entwickelte  Frucht  an  der  verholzten  Ranke  oder  an 
dem  verholzten  Rankenästchen  eine  gute  mechanische  Stütze  findet. 
Uns  möchte  es  scheinen,  dass  die  Ursache  dieser  Erscheinung  rein 
morphologisch  ist,  denn  die  Ranken  entspringen  aus  denselben 
Achsen,  wie  die  Blütenstände.  Es  ist  aus  der  Morphologie  wohl  be- 
kannt, dass  jede  Pflanze  ihre  Achsen  zu  bestimmten  biologischen 


106 


Zwecken  verteilt  und  je  nachdem  dieselben  morphologisch  aus- 
stattet. Nunmehr  bilden  sich  dieselben  Achsen,  welche  sich  zu 
Ranken  umwandeln,  auch  zu  Blütenständen  aus,  es  ist  sogar  die 
anatomische  Ausstattung  beider  genannten  Organe  gleichartig.  Beide 
tragen  reduzierte  Phyllome,  beide  verzweigen  sich  ähnlich  u.  s.  w. 

Die  morphologische  und  anatomische  Ausgestal- 
tung der  Lianenstämme  ist  in  mancher  Beziehung  sehr  inter- 
essant. Es  hegt  da  wieder  ein  schönes  Beispiel  vor,  wie  zum  Er- 
staunen vortrefflich  die  Mittel  sind,  welcher  sich  die  Pflanze  zu  ihren 
biologischen  Bedürfnissen  zu  bedienen  weiss.  Hier  kann  von  äusseren 
Impulsen  keine  Rede  sein,  um  durch  die  Reizung  einiger  Stellen 
auf  mechanischem  Wege  die  entsprechenden  Organe  hervorzurufen, 
denn  die  innere,  komplizierte  Struktur  kann  gewiss  als  Ergebnis  des 
Drucks  oder  des  Zugs  oder  der  Torsion  nicht  angesehen  werden, 
vielmehr  aber  als  Leistung  eines  inneren,  intellektuellen  Agens. 

Rundliche  Lianenstämme  treten  fast  ausschliesslich  bloss  bei 
den  in  gemässigten  Ländern  heimischen  Arten  auf;  diese  bringen 
auch  regelmässige,  konzentrische  Jahresringe  hervor,  so  beispiels- 
weise bei  Celastrus  scandens  oder  Hedera  helix.  Die  tropischen  Lianen 
besitzen  bandförmig  zusammengedrückte,  tief  längsgefurchte  oder  in 
flache  Leisten  differenzierte  Stämme.  Manche  Bauhinien  und  die 
Gatt.  Caulotrelus  besitzen  zwar  flache,  aber  beiderseits  und  abwech- 
selnd mit  eingedrückten  Gruben  versehene  Stämme  (sogen.  Affen- 
stiegen), wie  dies  in  Fig.  48,  3,  verdeutlicht  wird.  Andere  Stämme 
sind  seilförmig  gedreht  oder  flache  Schrauben  nachahmend.  Die 
Dicke  dieser  Stämme  ist  im  Hinblicke  auf  die  überaus  beträchtliche 
Länge  verhältnismässig  gering,  zuweilen  nur  einige  Zentimeter  er- 
reichend. Und  eben  dieser  Umstand,  fernerhin  die  reichliche  Ver- 
zweigung in  den  Baumkronen,  sowie  die  Elastizität  und  Biegsamkeit, 
welche  für  die  Lianen  dringend  erforderlich  ist,  wenn  sie  vom 
Wind  hin  und  her  geworfen  oder  von  den  Baumästen  aufgespannt 
werden,  bedingen  die  eigentümliche  Ausbildung  der  inneren  Stamm- 
struktur. Die  äussere  Form  ist  den  Lianen  beim  Emporklettern  an 
den  Baumstämmen  behilflich  und  die  innere  Struktur  verleiht  ihnen 
die  gebührende  Elastizität  und  Biegsamkeit.  Zu  diesem  Zwecke  sind 
die  Zentralgefässbündel  durch  mächtige  Markstrahlen  untereinander 
getrennt  und  ausserdem  entstehen  im  parenchymatischen  Grundge- 
webe neue  Meristemsysteme,  welche  neue  Gefässbündel  in  mannig- 
facher Anordnung  ausbilden.  So  z.  B.  erscheint  rings  um  den  Zentral- 
zylinder ein  ganzer  Kreis  von  neuen,  kleineren,  konzentrisch  ange- 
ordneten Gefässbündeln  ( Sapindus ) oder  es  bildet  sich  eine  ganze 
Menge  neuer,  kleiner  oder  grösserer  Gefässbündelpartien  (Fig.  46,  C). 
Das  Ganze  stellt  dann  getreu  ein  aus  mehreren  Seilen  verflochtenes 


107 


Kabel  dar.  Die  einzelnen  Gefässbündelgruppen  sind  von  einer  mäch- 
tigen Schicht  parenchymatischen  Grundgewebes  umgeben,  welches 
die  Torsion  des  Lianenstamms  erleichtert.  Soll  ein  verflachter  Stamm 
zustande  kommen,  so  fängt  das  Meristem  nur  an  einer  oder  zwei 
gegenständigen  Stellen  zu  arbeiten  an,  wodurch  der  ursprüngliche 
Gefässbündelzylinder  in  der  Mitte  oder  seitlich  am  Durchschnitt  er- 
scheint (Fig.  46,  B).  Bei  einigen  Menispermaceen  und  beim  Gnetum 
(wo  abgesehen  vom  baumartigen  G.  Gnemon  lauter  Lianen  Vor- 
kommen) bildet  sich  ausserhalb  des  Zentralzylinders  eine  ganze,  zu- 
sammenhängende Schicht  von  Gefässbündeln  dergestalt,  dass  zuletzt 
am  Querschnitte  mehrere,  hintereinander  folgende  Zonen  keilförmiger 
Gefässbündel  entstehen.  Der  Überfluss  an  lebendem  Parenchym  hat 
ein  langdauerndes  Leben  des  Stammes  zur  Folge,  was  zugleich  ein 
rasches  Einwachsen  bei  der  Verletzung  oder  die  Erneuerung  durch 
frische  Sprosse  bewirkt.  Es  gilt  allgemein  die  Regel,  möglichst  wenig 
holzige  Elemente  im  Holze  hervorzubringen,  und  Kernholz  wird  über- 
haupt nicht  angelegt. 

Eine  allgemeine  Eigenschaft  der  Lianen  ist  die  Bildung 
axialen  und  periaxialen  Holzes.  Das  erstere  ist  das  eigent- 
liche Primärholz  mit  normalen,  engen  und  dichten  Tracheen,  das 
andere,  schon  makroskopisch  abgesonderte,  ist  durch  überaus  weit- 
lumige  (bis  0 7 mm  im  Durchschn.)  Tracheen  ausgezeichnet.  Diese 
verlaufen  der  ganzen  Stammlänge  nach  und  sind  ausschliesslich  der 
Wasserzuleitung  dienlich.  Sie  bilden  eigenartige  Apparate  zur  Ver- 
sorgung der  Pflanze  mit  Wasser,  was  sich  umsomehr  als  zweck- 
mässig erweist,  als  die  grosse  Menge  von  Laubzweigen  in  den  Baum- 
wipfeln ein  enormes  Quantum  von  Wasser  ausdünstet.  Nunmehr 
müssen,  weil  der  Lianenstamm  als  Kletterorgan  an  Dicke  nicht  zu- 
nehmen darf  und  ausserdem  noch  sehr  lang  ist,  die  starken  Tracheen 
die  rasche  Wasserzufuhr  bewerkstelligen.  Zu  diesem  Behufe  müssen 
die  Lianenwurzeln  im  Boden  eine  genügende  Menge  von  Wasser 
finden,  was  fernerhin  zur  Folge  hat,  dass  die  Lianen  nur  in  nassen, 
von  ausgiebigen  Regen  und  wasserreichen  Quellen  durchaderten  Ur- 
wäldern gedeihen  können.  Deswegen  findet  man  die  Lianen  in 
trockenen  Gebieten  sehr  selten. 

Die  Lianen  treten  in  allen  möglichen  Verwandtschaftskreisen 
auf,  einige  Familien  sind  immerhin  durch  diesen  Pflanzentypus  ganz 
besonders  ausgezeichnet  (Leguminosae,  Bignoniaceae,  Sapindaceae, 
Vitaceae,  Menispermaceae,  Asclepiadaceae,  Apocynaceae,  Malpighia- 
ceae,  Anonaceae,  Marcgraviaceae,  Rutaceae,  Rhamnaceae,  Logania- 
ceae),  in  manchen  Familien  sind  hingegen  die  Lianen  unbekannt 
(Cupuliferae,  Juglandaceae,  Salicaceae,  Tamaricaceae,  Myricaceae, 
Ochnaceae,  Aceraceae,  Staphyleaceae,  Symplocaceae,  Ebenaceae, 


108 


Sapotaceae,  Styraceae,  Proteaceae,  Burseraceae,  Rosaceaeh  Es  ist  be- 
achtenswert, dass  einige  der  holzigen  Familien,  obwohl  in  den 
Tropenländern  weit  verbreitet,  keine  Lianen  enthalten.  Desgleichen 
ist  hervorzuheben,  dass  die  Koniferen,  trotzdem  sie  seit  den  ältesten 
geologischen  Perioden  als  Holzpflanzen  bekannt  sind,  keine  Liane 
ausgebildet  haben.  Aus  allem  dem  scheint  die  Schlussfolgerung  ge- 
rechtfertigt zu  sein,  dass  der  Lianentypus  jüngeren  Ursprungs  ist 
und  dass  derselbe  nur  als  eine  sekundäre,  durch  Adaptation  an  die 
gegebenen  Lebensbedingungen  im  Verlaufe  der  Zeit  entwickelte 
Pflanzenerscheinung  anzusehen  ist.  Die  bereits  angeführten  Familien, 
welche  keine  Lianen  enthalten,  sind  tatsächlich  sämtlich  archaistische 
Pflanzen,  geradeso  wie  die  Koniferen. 

Die  Lianen  sind  mit  kleinen  Ausnahmen  Einwohner  tropischer, 
immergrüner  Regenwälder  der  alten  und  neuen  Welt.  Hier  machen 
sie  den  grössten  und  eigenartig  ausgeprägten  Bestandteil  der  hol- 
zigen Waldvegetation  aus.  Grisebach  sagt  z.  B.,  dass  Westindien 
33°/0  Holzgewächse  und  8%  Lianen  der  sämtlichen  Phanerogamen- 
flora  beherbergt.  Warum  in  einigen  Familien  Lianen  bloss  in  der 
alten  und  andere  bloss  in  der  neuen  Welt  Vorkommen,  obwohl  da 
wie  dort  gleiche  biologische  Bedingungen  vorhanden  sind,  bleibt 
zurzeit  dahingestellt.  So  haben  die  Anonaceen,  Rutaceen.  Myrsina- 
ceen,  die  Gattung  Ficus  ihre  Lianen  bloss  in  der  alten,  die  Sapin- 
daceen  bloss  in  der  neuen  Welt,  obwohl  sie  in  der  alten  sowie  in 
der  neuen  Welt  gleich  verbreitet  sind. 

Zur  Entwicklung  des  Lianentyps  ist  lediglich  genügende  Nässe 
und  Waldverschattung  nicht  ausreichend,  es  ist  auch  ein  hoher  Grad 
Wärme  erforderlich,  denn  in  den  temperierten  Regionen  Südame- 
rikas (Patagonien,  Chile)  umfasst  die  hohe  und  feuchte  Waldzone  eine 
grosse  Ausdehnung,  und  trotzdem  sind  hier  Lianen  eine  Seltenheit. 
Gleicherweise  in  Neuseeland.  Im  gemässigten  Waldgebiet  Europas, 
Asiens  und  Nordamerikas  gehören  die  Lianen  zu  den  grossen  Selten- 
heiten. So  kann  man  aus  Europa  als  echte  Lianen  nur  anführen: 
Hedera  helix , Vitis  viuijera , Lonicera  Caprif olium,  L.  Periclymenum , 
Periploca  graeca , Clematis  Vitalba.  Desgleichen  bewirten  die  ge- 
mässigten Waldgebiete  Nordamerikas  nur  spärliche  Lianen,  welche 
bei  uns  in  Kultur  längst  bekannt  sind:  Ampelopsis  quinquejolia , Te- 
coma  radicans , Celastrus  scandens , Menispermum  canadense , Bercliemia 
volubilis , Aristolochia  sipbo.  Von  den  europäischen  Lianenarten  ist 
wohl  Hedera  helix  die  merkwürdigste,  welche  sich  hier  als  isolierter 
Pflanzentypus  aus  der  Tertiärperiode  erhalten  hat.  Ihre  enorme 
Lebenszähigkeit  in  jedweder  Bodenbeschaffenheit  und  Lage  und  in 
jedem  Klima  haben  wahrscheinlich  dazu  beigetragen,  dass  sie  wäh- 
rend der  Eiszeit  in  Mitteleuropa  nicht  ausgestorben  ist.  Sie  lebt  und 


109 


vermehrt  sich  noch  heutzutage  nicht  nur  in  den  rauhen  Bergen 
Mitteleuropas,  sondern  auch  in  den  wärmsten  Ländern  des  Mittel- 
meergebiets. Daraus  lässt  sich  auch  schliessen,  dass  sie  schon  zur 
Tertiärzeit  in  Europa  sowohl  warme  Ebenen  als  auch  hohe  Berge 
bewohnte. 

S.  586,  Z.  39.  Die  Rhizome,  wenn  auch  die  Halme  hohl  sind,  pflegen  regel- 
mässig solid  und  fest  zu  sein  (Triticum  repens). 

Die  unterirdischen  Achsen  der  Gramineen  bilden  sich  fast 
durchgehends  als  kriechende,  mit  blassen  Schuppen  gleichmässig  be- 
setzte Rhizome  aus.  Diese  Rhizome  sind  sehr  fest,  elastisch  und 
bei  geringer  Dicke  zuweilen  sehr  lang  und  in  allen  Richtungen  um- 
herschweifend, so  dass  schliesslich  der  ganze  Standort  von  der  be- 
treffenden Art  okkupiert  und  jegliche  andere  Vegetation  unterdrückt 
wird.  Diese  Rhizome  dienen  also  in  erster  Reihe  zur  vegetativen  Ver- 
mehrung, wozu  uns  leider  die  in  der  Kultur  so  gefürchtete  Quecke 
ein  gutes  Beispiel  abgibt.  In  Sandfluren  und  auf  Dünen  entwickelt 
sich  die  Rhizombildung  der  Gramineen  dermassen,  dass  hiedurch 
ganze,  ausgedehnte  Formationen  zustande  kommen.  Die  dicken  und 
festen  Rhizome  von  Spinijex  squarrosus , Aeluropus  mucronalus , Sporo- 
bolus pungens  u.  a.  erreichen  bis  mehrere  Meter  Länge  und  treiben 
aus  den  Schuppenachseln  beblätterte  Halmbüschel,  welche  sich  dann 
zu  stattlichen,  tief  eingewurzelten  Stöcken  umbilden.  Bei  Aeluropus 
und  Cynodon  sind  die  Schuppen  zu  je  3 genähert,  bei  Spoi obolus 
pungens  sind  sie  zu  2 genähert,  welche  Vorrichtung  gewiss  einen 
bestimmten  Zweck  verfolgen  muss  (Fig.  44).  Alle  Rhizome  der  Gra- 
mineen sind  monopodial  aufgebaut  im  Gegensätze  zu  den  Rhizomen 
der  Cyperaceen,  welche  zumeist  ein  sympodiales  Wachstum  auf- 
weisen (S.  616). 

S. 587. Die  Z.  13 — 18  sind  zu  streichen  und  statt  derselben  folgende  zu 
setzen:  Gleichzeitig  mit  dem  Blatthöcker  wird  ganz  exogen  auch  die 
mit  ihm  öfters  zusammenhängende  Axillarknospe  angelegt.  Eine  sel- 
tene und  wunderbare  Ausnahme  scheint  in  dieser  Beziehung  nur  die 
Gattung  Dracaena  mit  ihren  zahlreichen  Arten  zu  bilden,  indem  die 
Axillarknospen,  wenn  sie  zu  einem  Seitenast  hervorwachsen  sollen, 
eine  ziemlich  mächtige  Rindenschicht  durchbrechen  müssen,  da  sie 
vordem  von  der  Rinde  vollkommen  überdeckt  und  in  dieselbe  ein- 
gewachsen waren  (Fig.  373  a).  Diese  Axillarknospen  werden  hier  im 
jüngsten  Stadium  zwar  gleichfalls  als  exogene,  aber  überaus  un- 
scheinbare Höckerchen  angelegt,  so  z.  B.  bei  Dr.  Draco  (Fig.  14), 
wo  sie  in  Form  eines  winzigen,  flachen  Kreises,  in  dessen  Mitte  eine 
längliche  Öffnung  zum  Vorschein  gelangt,  bemerkbar  werden.  • Der 
bereits  erwähnte  Kreis  stellt  eigentlich  das  erste,  plattgedrückte 
Phyllom  (Schuppe)  mit  adossierter  Orientation  dar.  Bei  Dr.  elliptica 


110 


Ihnb.,  Dr.  Godsejfiana  Hort,  und  deren  Verwandten  ist  dieses  erste 
Phyllom  so  winzig  klein,  dass  es  schon  vor  der  vollständigen  Ent- 
wicklung des  Stützblatts  von  der  Nachbarrinde  umwachsen  wird  und 
alsbald  unter  der  Rinde  spurlos  verschwindet,  infolge  dessen  die 
Achselknospe,  wenn  sie  als  Seitenzweig  zur  Entwicklung  gelangen 
will,  die  dicke  und  feste  Rinde  mit  Gewalt  durchbrechen  muss.  In 
diesem  Stadium  erscheinen  dann  die  2 ersten  Schuppen  in  der  Me- 
diane (die  erste  zur  Mutterachse  gewendet),  nach  denselben  aber 
2 Schuppen  seitlich  (Fig.  373  a,  1).  Vergl.  hiezu  die  Arbeit  von 
L i n d i n g e r. 

S.  590,  Z.  35.  Ja  auch  bei  vielen  Cupressineen  mit  schuppenformigen  Blät- 
tern fallen  ganze  Seitenästchen  alljährlich  ab,  so  z.  B.  im  Winter 
bei  Thuja  occidentalis. 

S.  592,  unter  der  Abbildung  Fig.  375  soll  Dracaena  angustifolia  stehen. 

S.  594,  Z.  40.  Tetradyclis  salsa  Stev.  (Zygophyl.)  ist  eine  einjährige,  zarte, 
kleine  Pflanze,  welche  auf  salzigen  Sandfluren  in  der  Umgebung  des 
Kaspischen  Sees  vorkommt  und  hier  im  Verlaufe  eines  Monats  im 
Frühjahr  erwachsen,  aulblühen,  ausreifen  und  absterben  muss,  weil 
gleich  hierauf  die  Sandfluren  dermassen  versengt  werden,  dass  jed- 
wede Vegetation  die  ganze  Sommersaison  hindurch  unmöglich  wird 
(Bunge,  Linnaea,  1840). 

S.  596,  Z.  4.  Sehr  interessant  ist  in  dieser  Beziehung  Iris  Reichenbachii  Heuff. 
(I.  bosniaca  Beck),  welche  zwar  auf  dieselbe  Weise  wie  andere  Iris- 
Arten  wagrechte,  dicke  Rhizome  bildet,  jedoch  nur  einmal  (im  2. 
oder  3.  Jahre)  aufblüht,  sodann  kümmerlich  vegetiert  und  schliesslich 
eingeht.  Wenn  man  sie  daher  im  Garten  kultivieren  will,  so  muss 
man  sie  alljährlich  aussäen. 

S.  597,  Z.  27,  n.  A.  Es  ist  beachtenswert,  dass  die  meisten  Monokotylen  und 
manche  Moaokotylenfamilien  fast  ausnahmslos  perennierende  Pflanzen 
sind,  welche  sich  durch  Zwiebeln,  Knollen  und  Rhizome  erneuern 
und  jahrelang  erhalten.  Mit  dieser  Lebensart  hängt  wohl  das  früh- 
zeitige Absterben  der  Hauptwurzel  am  Keimlinge  zusammen.  In  der 
Familie  der  Liliaceen  sind  es  bloss  die  Gattungen  Bulbine  und 
Asphodelus  (A.  pendulinus  Coss.),  wo  einjährige  Arten  Vorkommen. 

S.  600,  Z.  29.  Die  krautartigen  Malvaceen  sind  wahrscheinlich  aus  den  hol- 
zigen tropischen  Bombaceen  hervorgegangen. 

S.  600,  Z.  40.  Ein  hübsches  Beispiel  hiezu  bietet  uns  die  niedliche,  kraut- 
artige, mit  langen,  dünnen,  unterirdischen  Rhizomen  versehene  Cornus 
canadensis  L.,  deren  Verwandten  Strauch-  oder  baumartig  auswachsen. 

S.601,Z.  11.  Klugkist  beobachtete  eine  Keimpflanze  von  Philadelphus 
coronarius , welche  kaum  13  cm  hoch  war  und  mit  einer  Blüte  endigte. 

S.  602,  Z.  39,  n.  A.  Es  wurde  bei  verschiedenen  Gelegenheiten  wiederholt  aus- 
einandergesetzt, dass  der  Phanerogamenstamm  eine  monopodiale  Ver- 


111 


Fig.  49.  Hyphaene  thebaica,  das  dichotome  Stammstück,  mit  dem  Angularblatt 
oberhalb  der  Dichotomie.  — Unten  die  Verzweigungsart  des  Stammes  diagram- 
matisch  dargestellt;  6)  das  Angularblatt  oberhalb  der  beiden  dichotomischen 

Zweige.  (Nach  Schoute.) 


zvveigung  aufweist  in  der  Weise,  dass  derselbe  von  einem  vegeta- 
tiven Scheitel  abgeschlossen  ist,  welcher  in  akropetaler  Anordnung 
Seitenhöcker  erzeugt,  aus  welchen  dann  Blätter  und  mit  diesen  zu- 


112 


sammenhängende  Seitensprosse  hervorkommen.  Diese  Seitenorgane 
sind  bekanntlich  nach  bestimmten  phyllotaktischen  Gesetzen  derart 
zusammengestellt,  dass  die  ganze  Pflanze  ein  Gebäude  vorstellt, 
welches  seine  Glieder  harmonisch  in  allen  Richtungen  ausein- 
anderstreckt. 

Die  monopodiale  Verzweigung  bei  den  Phanerogamen  ist  bisher 
so  allgemein  als  ausnahmslose  Regel  angenommen  worden,  dass  man 
an  etwaige  Ausnahmen,  welche  an  die  Dichotomie  der  Kryptogamen 
zu  erinnern  vermöchten,  nicht  geglaubt  hat.  Und  dennoch  wurden  in 
der  jüngsten  Zeit  derartige  Ausnahmsfälle  festgestellt,  und  zwar  in 
derselben  Weise,  wie  sie  bei  den  Gefässkryptogamen  Vorkommen. 

Im  Jahre  1909  hat  Schoute  die  Verzweigung  der  Palmen- 
gattung Hyphaene  untersucht  und  klar  nachgewiesen,  dass  ihre  be- 
kannte gabelartige  Teilung  des  Stammes  nach  den  Gesetzen  der 
typischen  Dichotomie  vor  sich  geht.  Es  tritt  sogar  das  Angularblatt 
oberhalb  der  Dichotomie  zum  Vorschein,  und  zwar  auch  in  dem 
Falle,  wenn  er  nach  der  phyllotaktischen  Divergenz  eine  andere 
Stelle  einnehmen  sollte,  wie  es  aus  der  beigefügten  Abbildung 
(Fig.  49)  zu  ersehen  ist.  Gleicherweise  spricht  die  parallele  An- 
ordnung der  Blätter  an  den  Gabelästen  für  die  echte  Dichotomie. 
Die  dichotomische  Verzweigung  der  Hyphaene  scheint  die  Regel  zu 
sein,  wenigstens  in  den  vegetativen  Teilen  dieser  Pflanze,  was  uns 
durch  die  schöne  Reproduktion  (Fig.  50)  veranschaulicht  wird. 

Die  Entdeckung  Schoutes  gehört  somit  zu  den  bedeutsam- 
sten, welche  in  den  letzten  Dezennien  auf  dem  Gebiete  der  wissen- 
schaftlichen Botanik  gemacht  wurden,  denn  sie  gestattet  uns,  die 
phylogenetische  Entwicklung  des  Pflanzenreichs  nach  der  wichtigsten 
Seite  der  Morphologie  hin  zu  verfolgen.  Es  wurde  bereits  im  I.  Teile 
unseres  Werkes  klargelegt,  dass  die  Gefässkryptogamen  sämtlich 
eine  dichotomische  Verzweigung  aufweisen,  auch  die  Equisetaceen 
nicht  ausgenommen.  Dieser  Verzweigungstypus  verschwindet  aber  bei 
den  Phanerogamen,  um  dem  monopodialen  Wüchse  Platz  zu  machen. 
Der  monopodiale  Wuchs  ist  als  Folge  der  vorgeschrittenen  Ent- 
wicklung anzusehen,  indem  die  Kaulomglieder  (Anaphyte)  sich  zu 
einem  einheitlichen  Ganzen  konsolidieren.  Die  Pflanze  bemüht  sich, 
aus  unzähligen  Gliedern  einen  einzigen  Körper  zu  bilden,  welchem 
einzelne  Seitenorgane  durch  verschiedene  Funktionen  dienlich  werden. 
Die  Monokotylen  zeigen  jedoch  hin  und  wieder  die  alte  Stamm- 
gliederung nach  dem  Kryptogamentypus  (Palmen,  Gräser);  dem- 
zufolge könnte  man  auch  hier  theoretisch  eine  Dichotomie  erwarten, 
welche  im  wesentlichen  in  der  Zweiteilung  der  Anaphyte  ihren 
Ursprung  hat.  Dieser  Erwartung  entspricht  nun  die  beschriebene 
Hyphaene  mit  ihrer  Stammdichotomie,  in  welcher  also  eine  atavi- 


113 


stische  Reminiszenz  an  die  Kryptogamen  auf  dieselbe  Weise,  wie 
die  Spermatozoiden  einiger  Gymnospermen,  zu  erblicken  wäre. 

Wir  haben  schon  oben  bei  der  Blatteilung  darauf  hingewiesen, 
dass  die  dichotomische  Blattspaltung  und  ihre  Variation  als  De- 
doublement  der  Blütenteile  ihr  Seitenstück  in  den  dichotomisch  ge- 
teilten Blättern  der  Farne  findet,  und  dass  die  gegabelten  Blüten  der 


Fig  50.  Hyptiaene  thebaica,  Habitusbild  der  Fahne.  Verkl. 

Phanerogamen  ebenfalls  als  atavistische,  dichotomische  Erscheinungen 
aufzufassen  sind.  Aus  alledem  vermag  man  nun  den  Schluss  zu 
ziehen,  dass  die  alte  kryptogamische  Dichotomie  ihre  Nachklänge 
noch  unter  den  Phanerogamen  hat,  wenn  dieselben  auch  nur  als 
Ausnahmen  oder  als  abnorme  Fälle  in  die  Erscheinung  treten. 


8 


114 

Die  Beobachtung  Sch  out  es  wird  aber  gewiss  nicht  vereinzelt 
bleiben  und  man  darf  hoffen,  dass  dieselbe  noch  durch  andere  Bei- 
spiele bereichert  werden  wird.  Mir  gelang  es  indessen,  bei  einer 
anderen  Palmenart  dieselbe  Sache  zu  konstatieren.  Es  betrifft  dies 
die  mexikanische  Chamaedorea  Martiana  Wendl.  (Fig.  51,  52), 
welche  in  den  ersten  Jahren  nach  ihrer  Autkeimung  einen  nieder- 


Fig.  51.  Chamaedorea  Martiana.  Geringelter  Stamm,  in  zwei  aufrechte  Zweige 
sich  dichotomisch  teilend.  (Original.) 


liegenden,  dicken  und  kurzen  Stamm  bildet.  Aus  diesem  Stamme 
treiben  unterwärts  lange  Adventivwurzeln  und  aufwärts  gefiederte 
und  dicht  zweizeilig  geordnete  Blätter.  Nun  beginnt  sich  der  Stamm 
in  der  Weise  zu  verzweigen,  dass  sich  der  Stammscheitel  in  zwei 
gleiche  Vegetationshöcker  teilt  und  hiemit  zwei  gleichen  Ästen  den 
Ursprung  verleiht.  Es  wachsen  in  der  Tat  zwei  langgliederige,  dünne 


115 


Stengel  in  senkrechter  Richtung  empor,  welche  sich  durch  ihre  Ge- 
stalt von  dem  wagrechten  Stamme  durchaus  unterscheiden.  Die 
Pflanze  fängt  in  diesem  Stadium  an,  ihre  definitive  Vegetations- 
periode durchzuleben.  Die  Stellung  und  Anordnung  der  Blätter  an 
beiden  senkrechten  Stengeln  (Stämmen)  ist  ganz  gleich  und  parallel. 
Das  letzte  Blatt  des  Jugendstamms  stellt  sich  als  Angularblatt  über 


Fig.  52.  Chamaedorea  Martiana.  Ein  nach  den  abgefallenen  Blättern  gerin- 
gelter Stamm,  oben  sich  dichotomisch  teilend.  (Original.) 


den  Dichotomiewinkel  von  der  Oberseite  her.  Die  ersten  Blätter 
beider  senkrechten  Stämme  sind  mit  dem  Rücken  dem  Angularblatt 
zugewendet. 

Nebst  den  erwähnten  dichotomischen  Stämmen  entwickeln  sich 
auch  ein  oder  mehrere  Seitenstengel  aus  der  Blattachsel  am  Jugend- 
stamme, wie  dies  unsere  Abbildung  deutlich  wiedergibt.  Demzufolge 

8* 


116 


zeigt  die  genannte  Chamacdorea  die  dichotomische  und  monopodiale 
Verzweigung  auch  in  den  vegetativen  Achsenteilen  gleichzeitig.  Es 
geschieht  zuweilen,  dass  der  eine  dichotomische  Stammscheitel  ver- 
kümmert, was  alsdann  die  Entwicklung  eines  einzigen,  ein  Mono- 
podium scheinbar  nachahmenden  Stamms  zur  Folge  hat. 

Einen  zweiten  Fall  dichotomischer  Verzweigung  beobachtete  ich 
an  den  Keimpflanzen  der  Alstroemeria  brasiliensis  Spr.,  deren  Rhizom- 
bildung weiter  unten  besprochen  werden  wird.  Die  Hauptachse  hat 
sich  nämlich  nach  der  Schuppe  (b,  Fig.  54)  in  zwei  gleiche,  gleich 
beblätterte  Stengeläste  verzweigt,  wobei  dieselbe  Schuppe  als  Angular- 
blatt die  Stelle  oberhalb  der  Dichotomie  eingenommen  hat. 

Es  sei  hier  schliesslich  noch  ausdrücklich  bemerkt,  dass  alle 
gabelförmigen  Dichasien,  besonders  dort,  wo  die  Terminalknospe 
verkümmert,  sowie  die  monopodialen  Verzweigungen,  welche  die 
Dichotomie  nicht  selten  getreu  nachahmen  und  welche  von  den 
modernen,  durch  anatomische  und  ontogenetische  Vorurteile  ver- 
blendeten Botanikern  kurzweg  als  Dichotomie  bezeichnet  werden,  mit 
der  Dichotomie  nichts  zu  tun  haben  und  nur  Spezialfälle  des  Mono- 
podiums darstellen. 

S.  604,  Z.  15,  n.  A.  Einen  ausserordentlich  lehrreichen  Beleg  für  die  Ver- 
schiebung der  Tochtersprosse  auf  die  Mutterachse  bietet  uns  die 
Leguminose  Crotalaria  a/ata  Buch.  (Fig.  28),  welche  nebstdem  durch 
flügelartig  herablaufende  Nebenblätter  ausgezeichnet  ist.  Die  Blüten- 
traube ist  hier  aus  der  Blattachsel  hoch  auf  die  Mutterachse  hinauf- 
gerückt, immerhin  aber  in  der  Weise,  dass  sie  noch  unterhalb  des 
nächsten  Gliedes  abspringt.  Der  in  der  Achsel  hervorwachsende 
Wiederholungsspross  (b)  ist  als  Serialspross  aufzufassen. 

S.  605,  Z.  34.  Die  Infloreszenzen  mancher  Solanu w-Arten  (S.  guianense  Dun., 
S.  nigrum  L.)  entspringen  fast  durchweg  auf  den  Stengelzweigen 
weit  von  den  nächsten  Blättern  entfernt.  Eine  sehr  interessante  An- 
wachsung der  Blütentrauben  an  die  Mutterachse  findet  bei  einigen 
Arten  der  Gattung  Polygala  statt  (P.  obtusata  DC.  u.  a.).  Die  Gaul- 
iheria  Cumingiana  Vid  besitzt  gleichfalls  hoch  auf  die  Mutterachse 
hinaufgerückte  Blütentrauben.  Bei  Cycnium  racemosum  Bth.  (Scrophul.) 
und  Eucomis  punctata  Her.  verschieben  sich  die  Blütenstiele  aus  der 
Brakteenachsel  hoch  auf  die  Traubenachse  hinauf.  Die  Blüten  in  den 
langen  und  reichen  Ähren  von  Duranta  rostrata  und  D.  bracteata 
sind  sämtlich  aus  ihren  Brakteenachseln  hinaufgerückt. 

S.606,  Z.  16,  n.  A.  Die  Leguminose  Cassia  Chamaecrista  L.  trägt  einige 
Blüten  an  einem  gemeinschaftlichen,  blattlosen  Stiele,  welcher  aus 
der  Achsel  des  grünen,  gefiederten  Stützblatts  hervortritt.  Nun  legt 
sich  dieser  Stiel  an  die  Mutterachse  und  durch  einen  schmalen 
Streifen  verwächst  er  mit  derselben  derart,  dass  die  Konturen  beider 


117 


Bestandteile  gut  erkennbar  sind.  Die  langen  Stipulae  des  Stützblatts 
sind  der  angewachsenen  Stielpartie  hinauf  angedrückt.  Es  braucht 
wohl  nicht  bemerkt  zu  werden,  dass  es  sich  hier  nur  um  eine  kon- 
genitale Verwachsung  handelt,  wenn  auch  dieser  Fall  lediglich  eine 
teilweise  Verschmelzung  zweier  Achsen  darstellt. 

S.  607,  Z.  13,  n.  d.  W.  »Loranthus,« : Spiraea  Aruncus,  S.  japonica,  Lendenber- 
gia  rosea  (Phytolac.),  Polyosma  Philippinensis  (Saxifr.), 

S.  607,  Z.  20,  n.  A.  Bei  der  Campanulacee  Dobrowskya  scabra 
DC.  (Natal)  ist  schön  zu  sehen,  wie  das  Stützblatt 
dem  achselständigen  Blütenzweig  anwächst,  wäh- 
rend es  unterhalb  der  sterilen,  nahe  stehenden 
Zweige  seinen  Platz  an  der  Zweigbasis  einnimmt. 

Sehr  interessant  haben  sich  diese  Verhältnisse  bei 
der  amerikanischen  Adlumia  Jungosa  (Fumar.) 
ausgestaltet,  wo  der  Infloreszenzstiel  mit  dem  Blatt- 
stiele verwächst  und  ausserdem  weiter  hinter  der 
Verwachsung  eine  vegetative,  dem  Blatte  ange- 
wachsene Serialknospe  zum  Vorschein  gelangt. 

S.  608,  Z.  13,  n.  A.  Die  Verschiebung  der  Blätter  erfolgt 
zuweilen  in  der  eigentümlichen  Weise,  dass  ledig- 
lich der  Stipularteil  sich  verschiebt,  während  das 
Blatt  auf  seinem  Platze  sitzen  bleibt.  So  verschiebt 
sich  die  scheidige,  intrapetiolare  Stipula  der  Ficus 
elastica  ein  wenig  auf  die  Mutterachse.  Bei  Dip- 
terocarpus  zeylanicus  sind  die  intrapetiolaren  Sti- 
pularscheiden  deutlich  über  die  Blattinsertion  auf  Fig.  53.  Phyllan- 

der  Mutterachse  hinaufgerückt  und  hier  die  Achsel-  ^us  Matsumurae 

Hay.  Stengelpart,  (<?) 

knospe  deckend.  Ein  höchst  merkwürdiges  Beispiel  mit  einem  Tochter- 
bietet uns  aber  in  dieser  Hinsicht  die  japani-  zweig  i ;/>)  das  auf 

J 1 d.  Tochterzweig  hin- 

sche  Euphorbiacee  Phyllanthus  Matsumurae  Hay.  aufgerückte  Stütz- 

(Fig.  53),  wo  sich  das  schuppenförmige  Phyllom  bl  pein^Orfg^naD^" 
(p)  hoch  auf  den  Tochterzweig  verschiebt,  wäh- 
rend seine  fast  gleich  grossen  Nebenblätter  (s) 
ihren  Platz  beiderseits  der  Tochterzweigbasis  behalten.  Den  vorher 
angeführten  Fällen  gegenüber  verhält  sich  hier  die  Sache  ganz  um- 
gekehrt. 

S.611,Z.  19.  Bei  der  Gattung  Dichapetaluvi  ist  gleichfalls  die  Infloreszenz 
mit  dem  Stützblattstiele  verwachsen. 

In  Hinblick  auf  die  bereits  dargelegten  Beispiele  will  es  uns 
scheinen,  dass  man  vom  morphologischen  Standpunkte  aus  zwei 
Kategorien  von  Dislokation  der  Organe  unterscheiden  muss:  1)  die 
Verwachsung,  2)  die  Verschiebung.  Die  erste  Kategorie 
kommt  zustande,  wenn  zwei  Organe  in  der  Weise  zusammen- 


118 


wachsen,  dass  ihre  Bestandteile  in  der  verwachsenen  Partie  enthalten 
und  innerlich  durch  anatomische  Beschaffenheit  und  äusserlich  durch 
morphologische  Merkmale  nachweisbar  sind.  Die  zweite  Kategorie 
findet  statt,  wenn  ein  Organ  von  dem  Nachbarorgan  von  seinem 
Platze  in  der  Weise  weggetragen  wird,  dass  das  trstere  auf  dem 
anderen  in  seiner  ganzen  Grösse  erscheint,  ohne  eine  Spur  nach  der 
Verwachsung  zu  verraten.  Die  Unterscheidung  dieser  beiden  Dis- 
lokationskategorien ist  vorzugsweise  in  der  Blütenmorphologie  wichtig, 
denn  hier  tritt  bald  diese,  bald  jene  in  die  Erscheinung.  Die  Staub- 
gefässe  sitzen  z.  B.  nicht  selten  am  Rande  des  Receptakulums,  ohne 
tatsächlich  mit  diesem  vorher  verwachsen  gewesen  zu  sein;  das 
Receptakulum  kann  einzig  und  allein  aus  dem  Kelche  gebildet 
werden,  die  Stamina  und  Petala  sind  aber  auf  demselben  hinauf 
verschoben.  Die  Stamina  können  in  der  Sympetalen  Corolle  einmal 
lediglich  eingefügt  oder  verschoben  werden,  ein  andermal  können 
sie  aber  der  Corolle  angewachsen  erscheinen.  Im  ersteren  Falle  ist 
unter  der  Insertion  der  Stamina  keine  Spur  zu  gewahren,  im  zweiten 
Falle  ist  die  Verwachsung  durch  eine  Rippe  oder  einen  Nerv 
kenntlich. 

S.612,Z.  24,  die  Worte  »überhaupt  nicht  vorkommt«  sind  zu  streichen  und 
statt  dessen  füge  hinzu:  eine  überaus  seltene  Ausnahme  bildet.* 

S.  613,  Z.  4,  n.  A.  Die  einjährige  Crassulacee  Pistorinia  hispanica  DC.  zeigt 
nach  den  ersten  zwei  Stengelgliedern  (die  Blätter  sind  gegenständig) 
eine  scheinbar  regelmässige,  dichotomische  Verzweigung,  indem  beide 
Gabeln  gleich  sind  und  zwischen  den  Gabeln  keine  Endknospe  zum 
Vorschein  tritt.  Die  eine  Gabel  stellt  allerdings  die  Mutter-,  die 
andere  die  Tochterachse  dar.  Diesem  Verhältnisse  gemäss  ist  wohl- 
weislich die  Blattorientation  an  den  beiden  Gabeln  gleich. 

S.  61 8,  Z.  8,  n.  A.  Nicht  weniger  interessante,  sympodial  verkettete  Rhizome 
weisen  einige  exotische  Alstroemerien  (Amaryl ) auf,  welche  schon 
Irmisch  im  Jahre  1879  in  seinen  klassischen  Arbeiten  behandelt  hat. 

Die  Anlegung  und  weitere  Entwicklung  mag  uns  die  Keim- 
pflanze der  A.  brasiliensis  Spr.  anschaulich  wiedergeben  (Fig.  54). 
Das  Keimblatt  ist  niedrig  und  scheidig,  demselben  folgen  zwei  fast 
gleiche,  scheidenförmige  Schuppen  ( a , b),  hierauf  folgt  schon  ein 
grünes  Laubblatt  (/').  Unterhalb  des  Keimblatts  entspringt  frühzeitig 
eine  Adventivwurzel  (-£').  Die  Hauptachse  (I)  wächst  rasch  empor, 
trägt  oben  grüne,  verdrehte  Blätter  (S.  408)  und  aus  der  Achsel  der 
ersten  Schuppe  ( a ) treibt  eine  Knospe  mit  einer  transversal  orien- 
tierten Schuppe  (#'),  welche  die  Rückseite  der  Schuppe  (#)  durch- 
reisst.  Aus  dieser  Knospe  entwickelt  sich  nun  einerseits  ein  hinauf- 
strebender, zwei  Schuppen  (b‘,  c‘)  und  wiederum  grüne  Laubblätter 
tragender  Spross  (II),  anderseits  ein  walzenförmiges,  senkrecht  her- 


119 


unterwachsendes  Rhizom  (III),  welches  mit  einer  Knospe  abschliesst. 
Dieses  Rhizomglied  ist  als  Tochterachse  zur  Achse  II  anzusehen  und 
treibt  wiederholt  in  einen  oberirdischen  Spross  und  in  ein  unter- 


Fig.  54.  Alstroemeria  brasiliensis  Spr.  Schrittweise  Entwicklung  der  Keim- 
pflanze. c ) Keimblatt,  a , 3)  die  ersten  Schuppenblätter,  /')  das  erste  Laubblatt, 
1)  Hauptspross,  II,  III,  IV)  Tochtersprosse,  k)  Hauptwurzel,  k‘)  Adventivwurzel, 
a\  b\  c‘)  Schuppenblätter  des  Tochtersprosses.  (Original.) 

irdisches  Rhizomglied,  wodurch  ein  mehrgliederiges,  unterirdisches, 
senkrecht  herunterwachsendes  Rhizomsympodium  entsteht.  Das  senk- 


lL!» 


rechte,  positiv  geotropische  Wachstum  dieses  Rhizoms  erinnert  an 
die  monopodialen  Rhizome  der  Dracaena  anpustijolia  (S.  592). 

S.  626,  Z.  5,  n.  A.  6)  Zahlreiche  Cucurbitaceen  zeigen  im  jugendlichen  Sta- 
dium, wo  noch  keine  Ranken  vorhanden  sind,  eine  deutliche  sym- 
podiale  Zusammensetzung  der  vegetativen  Stengelglieder.  Die  ersten 
Ranken  an  den  Keimpflanzen  sind  ausserdem  dadurch  lehrreich, 
dass  sie  deutlich  in  die  Blatt-  oder  Kotyledonarachsel  herablaufen, 
ja  bei  Cyclanthera  pedata  entspringen  die  Ranken  direkt  aus  der 
Achsel  eines  Kotyledons,  welcher  Umstand  ihre  Achsennatur  am 
besten  bestätigt.  Eine  derartige  Ranke  verwandelt  sich  zuweilen  in 
einen  Achselspross,  dessen  erste  Blätter  rankenartig  entwickelt  sind. 
Dieselbe  Cucurbitacee  trägt  normalerweise  einfache  oder  zweiarmige 
Ranken;  im  zweiten  Falle  bilden  sich  nun  nicht  selten  beide  Ranken- 
arme in  flache  Blätter  um,  zwischen  welchen  eine  kleine  Scheitel- 
knospe bemerkbar  wird. 

Die  hohe  und  senkrecht  hinaufwachsende  afrikanische  Wüsten- 
cucurbitacee  Acanthosicyos  horrida  Welw.  (Naras)  entwickelt  über- 
haupt keine  Ranken,  weil  sie  für  die  Pflanze  bedeutungslos  wären. 
Man  findet  indessen  beiderseits  der  Blattstielinsertion  zwei  Stacheln, 
welche  zweifelsohne  als  Trichombildungen  aufzufassen  sind. 

S.  626,  Z.  1,  n.  d.  W.  »ist«  soll  ein  Absatz  folgen. 

S.  631,  Z.  37,  n.  A.  Dass  die  Laubblätter  der  Gattung  Sciadopitys  keine  normal- 
einfachen Blätter  vorstellen,  ergibt  sich  auch  aus  der  Keimungsge- 
schichte dieser  Pflanze,  indem  nach  den  zwei  grünen,  linealen  Koty- 
ledonen zwei  flache,  lineale,  grüne  Blätter  folgen,  welche  von  den 
älteren  Blättern  ganz  abweichend  ausgebildet  sind.  Es  sind  dies 
echte,  einfache  Blätter,  denn  sie  sitzen  selbst  auf  der  Achse, 
nicht  aber  in  den  Schuppenachseln.  Sie  sind  einfach  zugespitzt  (nicht 
ausgerandet),  unterseits  flach,  rinnenlos,  längs  des  Mittelnervs  mit 
breiten,  blassen  Streifen  wie  bei  den  Tannenblättern  gezeichnet.  Erst 
nach  diesen  einfachen  Blättern  folgen  Schuppenquirle  mit  gerillten 
Doppelblättern  in  den  Achseln 

Die  Brachyblaste  der  Gattung  Larix , Cedrus 

S.  636,  Z ll,n.  A.  Phvllokladienbildung  ahmt  im  wesentlichen  auch  der  suc- 
culente  Stengel  der  Cactaceen  nach,  indem  er  zuweilen  die  Gestalt 
flacher,  grüner  Platten  (Opuntia»  oder  sogar  grüner,  flacher,  gestielter 
und  gezähnter  Glieder  (Rhipsalis)  bei  vollständiger  Abortierung  der 
Blätter  erzeugt. 

Hochinteressant,  wenn  auch  selten,  ist  die  Phvllokladienbildung 
bei  den  Gramineen.  Die  südafrikanische  Wüstenart  Eragrostis  spi- 
nosa  Trin.  bildet  rigide,  grüne,  stachelig  beendete,  blattlose  Halme, 
welche  unten  nur  Blattscheiden  mit  verkümmerten  Spreiten,  oben 


121 


aber  abstehende,  verflachte,  grüne,  mit  ßlütenähren  am  Rande  be- 
setzte Phyllokladien  (Rispenäste)  trägt. 

S.  645,  Z.  3,  n.  A.  In  dem  Bereiche  der  Liliaceen  möchten  wir  noch  nachträg- 
lich auf  zwei  verwandte  Arten  verweisen,  wo  die  Anspielung  auf  die 
morphologischen  Ruscus-Verhältnisse  wiederkehrt.  Es  ist  dies  zunächst 
das  japanische  Polygonatum  Peribalanthus  Mak.,  wo  unter  den  Blüten 
grosse,  eiförmige  Brakteen  entwickelt  sind,  welche  lebhaft  an  die 
Brakteen  der  Gattung  Ruscus  und  Danae  erinnern.  Fernerhin  ist  es 
die  südafrikanische  Behnia  reticulata  Didr.,  welche  habituell  einer 
Smilax  oder  einem  Myrsiphyllum  wohl  nicht  unähnlich  ist.  Auf  dem 
vielverzweigten  Stengel  wechseln  breit-eiförmige,  grüne  Blätter  mit 
reduzierten  Schuppen  ab.  An  den  seitenständigen  Zweigen  endigt 
der  Zweig  zumeist  mit  einem  scheinbar  terminalen  Laubblatt,  welches 
an  der  Basis  eine  gestielte,  wohlweislich  terminale  Infloreszenz  trägt. 
Es  würde  hier  also  nur  ein  Schritt  genügen,  um  zur  Anwachsung 
dieser  Infloreszenz  an  das  Laubblatt  zu  gelangen  — und  wir  hätten 
ein  blütentragendes  Phyllokladium  von  Ruscus  vor  uns. 

S.  645,  Z.  9,  n.  A.  Die  fraglichen  Phyllokladien  der  Gattungen  Ruscus , Semele 
und  Danae  hat  neuerdings  Danek  einer  sorgfältigen  Untersuchung 
unterzogen  und  seine  Ergebnisse  in  einer  inhaltsreichen  und  allseitig 
wichtigen  Arbeit  im  Jahre  1912  zusammengestellt,  wo  auch  die 
sämtliche,  vorangehende  Literatur  kritisch  durchgenommen  und  ob- 
jektiv behandelt  wird.  Danek  berücksichtigt  die  älteren  morpholo- 
gischen Daten  und  ergänzt  dieselben  durch  neue,  anschauliche  und 
über  alle  Massen  überzeugende  Beobachtungen.  In  der  zweiten  Hälfte 
seiner  Arbeit  beschreibt  und  illustriert  er  eingehend  die  anatomi- 
schen Verhältnisse  der  genannten  Phyllokladien  und  vergleicht  die 
diesbezüglichen  Angaben  anderer  Autoren.  Die  Resultate  Daneks 
bestätigen  durchaus  die  von  uns  dargestellten  Aufschlüsse.  Er  hebt 
vornehmlich  hervor,  dass  auch  die  anatomische  Struktur  derart  aus- 
gebildet ist,  dass  die  Basis  des  Phyllokladiums  von  Danae  deutlich 
auf  die  Achsenbeschaffenheit  hinweist,  während  das  flache  Phyllo- 
kladium sich  anatomisch  als  echtes  Blatt  verhält  — ganz  in  Über- 
einstimmung mit  den  echten  Jugendblättern  an  der  Keimpflanze.  Er 
beweist  fernerhin  mit  Nachdruck  und  im  Widerspruche  zu  den  Er- 
örterungen Szafers,  dass  auch  morphologisch  die  Danae-Phyllo- 
kladien  (z.  B.  die  3 Nerven)  den  Jugendblättern  ähnlich  sind. 
Danek  hat  auch  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  die  Angaben 
Szafers  betreffs  der  anatomischen  Querschnitte  bei  Danae  auf 
einem  Irrtum  und  schlecht  geführten  Schnitten  beruhen.  Danek 
beschreibt  schliesslich  die  Ruscus-Phyllokladien  und  vergleicht  an- 
schaulich ihre  anatomische  Struktur  mit  derjenigen  von  Danae j aus 
welcher  Darlegung  erhellt,  dass  die  untere,  mit  der  Infloreszenz 


122 


Fig.  55.  Ruscus  Hypoglossum, 
Querdurchschnitte  durch  d.  Phyllo- 
kladium,  3)  unterhalb  des  Blüten- 
büschels, 4)  oberhalb  desselben,  d‘) 
einfacher  Central  Gefässbündel,  c ) 
kreisförmig  gestellte  Gefässbündel 
des  Centralnervs,  b\  inneres  Paren- 
chym, d:  Seitennerven,  a)  Epider- 
mis. (Nach  Danek.) 


endigende  Hälfte  des  Phyllokladiums 
zylindrisch  angeordnete  Gefässbündel 
aufweist  und  infolgedessen  mit  der 
Phyllokladiumsbasis  von  Danae  ho- 
molog ist,  während  die  obere  Hälfte 
flach  in  einer  Reihe  gestellte  Bündel 
besitzt  und  in  dem  Mittelnerven 
nur  einen  Gefässtrang  enthält  (Fig, 
55,  56). 

Die  Auseinandersetzungen  Da- 
neks  entsprechen  in  jeder  Bezie- 
hung den  Beobachtungen  Reinkes, 
welcher  die  Tatsache  betont,  dass 
die  Anatomie  von  Danae  und  Ruscus 
mehr  auf  die  Phyllom-  als  auf  die 
Achsennatur  hinweist.  Diese  Angabe 
Reinkes  ist  sehr  beachtenswert, 
zumal  wenn  wir  bei  Bernätsky 
lesen,  Reinke  habe  festgestellt, 
dass  aus  der  Anatomie  der  Phyllo- 
kladien  von  Ruscus  und  Danae  die 
Achsennatur  resultiere.  Diese  falsche 
Zitation  bei  Bernätsky  ist  ledig- 
lich auf  Rechnung  der  Oberfläch- 
lichkeit und  des  Leichtsinns  zu 
setzen,  mit  welchen  seine  ganze 
Arbeit  durchgeführt  wurde.  Diese 
Arbeit  macht  beim  Durchlesen  den 
Eindruck,  dass  Bernätsky  nicht 
einmal  mit  den  Hauptbegriffen  der 
wissenschaftlichen  Morphologie  ver- 
traut ist,  abgesehen  von  seinen  zahl- 
reichen unrichtigen  anatomischen 
Beschreibungen  und  den  daraus  ab- 
geleiteten Schlussfolgerungen. 

Der  wissenschaftliche  Forscher 
ist  verpflichtet,  alle  Gründe  einer 
Theorie,  gegen  welche  er  polemisch 
auftritt,  obenan  zu  beurteilen  und 
im  Sinne  seiner  eigenen  Theorie 
anzupassen.  Bernätsky  hat  aber 
die  morphologischen  Fakta  anderer 
Autoren  einfach  bei  Seite  gelassen 


123 


und  an  ihre  Stelle  seine  falschen,  ungenügenden  und  nichtssagenden 
anatomischen  Ausführungen  gestellt. 

S.  647,  Z.  14.  Ein  anderes  Beispiel  dieser  Art  könnte  die  Gouania  domin- 
gensis  L.  (Rhamnac.)  abgeben. 

S.  650,  Z.  38.  Spartium  spinosum  L.  und  Alhagi  Maurorum  DC.  sind  mit 
ähnlichen  Achsendornen  ausgerüstet.  Genista  tricuspidata  Dsf.  (Afr. 


Fig  56.  Danae  racemosa,  Querdurchschnitte  durch  das  Phyllokladium  am 
Grunde  (2)  und  in  der  Mittelpartie  (4),  b)  inneres  Parenchym,  o)  Gefässbündel- 
zylinder,  d)  Gefässbündel,  a)  Epidermis,  c ) Gefässbündelscheide.  (Nach  Danek.) 


bor.)  geht  in  ihrer  Dornenausbildung  noch  weiter,  indem  hier  die 
Achsendornen  überaus  rigid  und  fest,  spitzig,  ganz  glatt  und  voll- 
kommen blatt-  und  schuppenlos  erscheinen. 

S.655,  Z.  9.  Die  gemeine  Syringa  vulgaris  L.  treibt  bis  1 m lange,  schuppen- 
tragende, wagrechte,  weiche  Rhizome,  welche  am  Ende  in  ober- 


124 


irdische,  holzige  Stämme  emporwachsen,  unten  aber  ein  dichtes 
Wurzelgeflecht  hervorbringen.  Vermöge  dieser  Rhizome  okkupiert 
dieser  Strauch  in  kurzer  Zeit  ausgedehnte  Flächen  auf  Unkosten  der 
anderen  Vegetation. 

S.  655,  Z.  17,  n.  A.  Wenn  die  ausdauernden  Krautpflanzen  nur  kurze,  wenig- 
gliederige,  aufrechte  Seitenzweige  aus  dem  alten  Wurzelstocke  er- 
zeugen, ohne  ober-  oder  unterirdische  Ausläufer  zu  bilden,  so  er- 
langen sie  alsdann  ein  dicht  rasiges  Aussehen  (Festuca  ovina,  Stipa 
pennata,  Carex  stricta,  Viola  hirta).  Nimmt  ein  derartiger  Rasenstock 
alljährlich  am  Umfange  zu,  so  stirbt  nach  einigen  Jahren  die  Mittel- 
partie ab  und  der  Rasenstock  bildet  eine  regelmässige,  ringförmige 
Form  (Potentilla  alba,  Carex  montana). 

S.  659,  Z.  27.  Die  Fälle,  wo  die  Achsenknolle  aus  dem  Nodus,  das  heisst 
aus  der  Partie  oberhalb  und  unterhalb  der  Keimblätter  an  der  Keim- 
pflanze angelegt  wird,  sind  ziemlich  selten.  Als  Beispiel  mag  hier 
die  gemeine  Scrophularia  nodosa  L.  dienen. 

Die  unterirdische  Knollenbildung  findet  auch  bei  einigen  Ama- 
ryllidaceen  statt,  so  namentlich  bei  der  Gattung  Hypoxis.  Dieselbe 
zeigt  in  der  Jugend  ebenfalls  eine  rundliche,  massive  Achsenknolle, 
welche  bei  der  H.  Krebsii  Fisch,  alljährlich  Seitenknollen  entwickelt, 
welche  aber  mit  der  alten  verwachsen  und  hiedurch  zuletzt  ein 
grosses  Konglomerat  von  Knollen  vorstellen.  Die  Knolle  der  H vil- 
losa  L.  bleibt  einfach,  wächst  aber  oben  alljährlich  weiter  dermassen, 
dass  sie  zuletzt  eine  walzenförmige,  senkrechte,  dicke  Gestalt  erlangt. 
H.  stellata  L.  (wie  die  vorhergenannten  aus  Kapland)  ist  dagegen 
eine  zarte  Pflanze,  welche  lediglich  erbsengrosse,  rundliche,  einfache 
Knollen  erzeugt.  Diese  sind,  wie  bei  Crocus,  von  faserigen  Schuppen 
überzogen  und  sitzen  auf  einem  breiten,  schüsselförmigen  Gebilde, 
welches  sich  aus  der  vorjährigen  Knolle  nach  der  Aussaugung  durch 
die  Verflachung  ausgestaltet  hat.  Dieser  Vorgang  bei  der  Knollen- 
erneuerung entspricht  folglich  derjenigen  bei  Crocus. 

S.667,  Z.  16,  n.  A.  Die  Knollenbildung  bei  den  Gramineen  gehört  zu  den 
grossen  Seltenheiten.  Die  Gräser  vermehren  sich  auf  vegetativem 
Wege  regelmässig  durch  weit  kriechende  Rhizome,  deren  Glieder 
sich  selten  wann  verdicken,  Reservestoffe  aufspeichern  und  nach 
einer  Ruheperiode  zu  einer  oberirdischen  Pflanze  heranwachsen.  Der- 
gleichen kugelige  Basalknollen  am  Halmgrunde  sind  eben  bei  dem 
gemeinen  Alopecurus  piatensis  L.  bekannt,  ich  weiss  jedoch  nicht 
zu  sagen,  ob  dieselben  zur  vegetativen  Vermehrung  dienlich  seien. 
Panicum  bulbosum  HBK.  (Mexiko)  besitzt  ebenfalls  grundständige, 
haselnussgrosse  Knollen.  Sehr  ausgezeichnet  sind  aber  diese  Knollen 
bei  dem  südeuropäischen  Arrhenathe?um  erianthum  Boiss.  entwickele 
welches  ich  selbst  am  Schwarzen  Meere  bei  Burgas  in  der  schwarz- 


125 

erdigen  Steppe  in  Unmassen  angetroffen  habe.  Diese  Pflanze  bildet 
hier  eine  solche  Menge  von  Knollen,  durch  welche  sie  sich  alljähr- 
lich erneuert,  dass  die  Erde  nach  der  vergangenen  Sommerperiode 
von  ihren  weissen,  haselnussgrossen,  festen  Kugeln  allenthalben  über 
und  über  voll  ist. 

S.669,Z.  34.  Zu  ähnlichen  Resultaten  gelangte  neulich  auch  Lindinger. 


Fig.  57.  Nolina  rscurvata  Hem.  Entwicklung  der  Keimpflanze  und  die  An- 
legung der  Stammknolle,  c ) Keimblatt,  h)  Hypokotyl,  j)  Mittelstück,  /)  die  ersten 
Scheidenblätter,  o,  o‘)  die  knollenaftig  verdickten,  ersten  zwei  Stammglieder. 

(Original.) 


S.  674,  Z.  6.  Vitis  gongylodes  Bak.,  welche  in  unseren  Glashäusern  allgemein 
verbreitet  ist,  bildet  am  Ende  der  scharf  vierkantigen  Sprosse  1 — 2, 
aus  den  verdickten  Achsengliedern  entstandene  Knollen,  die  sich 
auch  abgliedern,  abfallen  und  die  Ruheperiode  überdauern,  um  als- 
dann zu  neuen  Sprossen  hervorzuwachsen. 


126 


S.674,Z.  10,  n.  A.  Einen  auf  die  gleiche  Art  wie  die  Kakteen  ausgestatteten, 
succulenten  Stamm  hat  die  merkwürdige,  die  Xerophytengebiete 
Mexikos  bewohnende  Liliacee  Nolina  recurvata  Lenn.  ausgebildet. 
Der  über  2 m hohe  Stamm  ist  hier  sehr  dick,  nach  den  abge- 
fallenen Blättern  scharf 
geringelt,  aus  einer  bis 
2 Fuss  im  Durchmesser 
dicken,  kugelrunden, ober- 
irdischen Knolle  allmäh- 
lich emporsteigend.  Der 
Stamm  samt  der  Basal- 
knolle ist  massiv,  sehr 
saftig,  innen  zum  grössten 
Teile  aus  grossen  und 
dünnwandigen  Zellen  zu- 
sammengesetzt, welche 
mit  ihrem  wässerigen  und 
stärkelosen  Inhalt  gewiss 
nur  als  Wasserspeicher- 
organ der  Pflanze  dien- 
lich sind.  Dies  wird  auch 
durch  die  Anwesenheit 
unzähliger  langer,  dra- 
caenaartiger Blätter,  wel- 
che den  mächtigen  Schopf 
am  Stammscheitel  bilden, 
bekräftigt.  Diese  grünen 
Blätter  verrichten  die  Assi- 
milation und  die  Ernäh- 
rung der  Pflanze,  die 
Knolle  und  der  Stamm 
sind  bei  der  Wasserver- 
sorgung behilflich. 

Ich  hatte  Gelegen- 
heit, die  Keimung  und 
weiterhin  die  Knollenent- 
wicklung dieser  interes- 
santen Wüstenpflanze  zu 
verfolgen  (Fig.  57).  Der 
Keimling  zeigt  ein  breites, 
scheidiges  Keimblatt,  aus  dessen  Rückseite  ein  dünnes  Mittelstück 
heruntertritt.  Das  Hypokotyl  ist  zwar  kurz,  aber  scharf  abgesondert. 
Dem  Keimblatte  folgen  gleich  grüne,  aufrechte  Laubblätter,  und 


Fig.  58.  Nolina  recurvata  Hem.  Zweijähr.  Pflanze, 
mit  einer  kugeligen  Basalknolle;  h)  abgestorbenes 
Hypokotyl.  (Original.) 


127 


zwar  in  distichischer  Anordnung.  Nicht  lange  nach  der  Aufkeimung 
beginnt  die  Achsenpartie  zwischen  der  Keimblattinsertion  und  dem 
ersten  Blatte  sich  knollig  zu  verdicken,  worauf  ferner  auch  die  weitere 
Achsenpartie  bis  zum  zweiten  Blatte  der  allmählichen  Verdickung 
unterliegt,  so  dass  zuletzt  eine  kugelrunde  Knolle  zustande  gelangt, 
in  deren  Mitte  1 — 2 unterste  Blätter  stehen,  am  Scheitel  aber  ein 
Blattschopf  emportritt.  Im  nächsten  Jahre  zeigt  die  erwachsene  Pflanze 


Fig.  59.  Nolina  recurvata  Hem.  Mehrjährige  Pflanze,  mit  basaler  Stammknolle, 
welche  sich  in  einen  walzigen,  fleischigen  Stamm  verschmälert.  Stark  verkl. 

(Original.) 

eine  nussgrosse,  kugelige,  aussen  narben-  und  blattlose  (die  ersten 
Blätter  fallen  spurlos  ab),  ein  wenig  im  Boden  versunkene,  unten 
durch  zahlreiche,  verzweigte  Adventivwurzeln  befestigte  Knolle,  unter 
welcher  noch  ein  Überrest  nach  dem  abgestorbenen  Hypokotyl  zum 
Vorschein  tritt  (Fig.  58).  Die  grünen,  langen  Blätter  beobachten  eine 
dichte,  distichische  Anordnung.  In  diesem  Stadium  verharrt  die 


128 

Nolina  recurvata  einige  Jahre.  Erst  dann  beginnt  sich  der  Stamm 
oberhalb  der  Knolle  hinauf  zu  strecken,  wodurch  die  Pflanze  schliess- 
lich die  Gestalt  (Fig.  59)  annimmt.  Von  nun  an  stellen  sich  die 
Blätter  am  Stamme  in  spiralige  Anordnung, 

Es  ist  hier  folglich  das  Interessante,  dass  die  Pflanze  zwei 
Knollenstadien  durchmacht,  und  dass  die  Knolle  lediglich  aus  dem 
Achsenelement  angelegt  wird.  Alle  diese  morphologischen  Vorrich- 
tungen stehen  allerdings  im  Einklänge  mit  den  biologischen  Bedin- 
gungen, unter  welchen  die  Pflanze  in  ihrer  Heimat  leben  muss. 

S.  676,  Z.  15  Das  an  der  Basis  des  Blütenstiels  in  der  Traube  von  Lilium 
Martagon  L.  sitzende  Vorblatt  ist  stets  transversal  orientiert.  Der 
Blütenstand,  welcher  am  geringelten  Stamme  der  Chamaedorea  ent- 
springt, beginnt  mit  einer  transversal  gestellten  Schuppe,  der  die 
folgenden  sich  ebenso  transversal  orientiert  anschliessen.  Der  Stengel 
von  Disporum  fulvum  Don.  ist  vielfach  verzweigt  und  zweireihig  be- 
blättert. Die  Achselzweige  beginnen  mit  einer  transversalen  Schuppe 
welcher  in  der  Transversale  die  Laubblätter  folgen.  Es  ist  beachtens- 
wert, dass  die  erwähnte  Schuppe  einmal  rechts,  ein  andermal  links 
an  den  nachfolgenden  Seitenzweigen  in  die  Erscheinung  tritt. 

S.  677,  Z.  10.  Die  adossierte  Stellung  der  Achselsprosse  ist  fernerhin  bei 
manchen  Anonaceen  und  allgemein  bei  den  Nymphaeaceen  bekannt 
(Fries). 

Eine  eigenartige  und  im  wesentlichen  nicht  hinreichend  er- 
klärte Orientation  der  Achselsprosse  zeigt  hingegen  die  Keimpflanze 
der  Fagus  silvatica  L.,  an  welcher  in  den  Achseln  der  Keimblätter 
eine  kleine  Knospe  verborgen  sitzt,  die  zu  einem  Sprosse  empcr- 
wächst,  wenn  die  Hauptachse  eingeht,  was  nicht  selten  geschieht. 
Diese  Knospe  ist  in  zwei  transversale  Stipularschuppen  eingehüllt, 
welchen  ein  zu  einer  Borste  reduziertes  und  hinter  das  Keimblatt 
gestelltes  und  somit  superponiertes  Blatt  angehört.  Gleich  hierauf 
folgen  grüne  Blätter  in  der  Transversale. 

Ein  weiteres  Beispiel  einer  interessanten  Ausnahme  von  der 
Regel  bei  den  Dikotylen  bieten  uns  die  Fcrulago  silvatica , F.  gal- 
banijera  u.  a.  Obwohl  alle  anderen  Umbelliferen  eine  transversale 
Orientation  der  Achselsprosse  konstant  einhalten,  begegnen  wir  da 
einer  sonderbaren  Stellung,  welcher  gewiss  ein  biologisches  Motiv 
zugrunde  liegt.  Ich  möchte  glauben,  dass  durch  diese  Vorrichtung 
entweder  die  Förderung  der  Assimilation  oder  der  Schutz  vor  In- 
sekten erzielt  werden  soll.  Am  mit  Blättern  reichlich  besetzten 
Stengel  entspringen  kurze  sterile  Sprosse  oder  öfter  lediglich  ver- 
kümmerte Achselknospen,  deren  erstes  Phyllom  als  ein  grünes, 
grosses,  adossiertes  Laubblatt  entwickelt  ist.  Dieses  Laubblatt  ist 
mit  seinem  Rücken  dem  Stengel  derart  angedrückt,  dass  der  ganze 


129 


Stengel  von  dergleichen  Blättern  umhüllt  er- 
scheint. Das  Laubblatt  selbst  ist  in  den  hö- 
heren Stuten  gefiedert  und  in  5 fast  gleiche 
Abschnitte  geteilt,  deren  4 seitenständige 
den  fiederig  - geteilten  Nebenblättern  ent- 
sprechen. Die  Stützblätter  der  oberen  Zweige 
bestätigen  durch  ihre  Form  diese  Auslegung. 

S.  678,  Z.  24,  n.  d.  W.  »integrifolia,«  : Omphalocarpon 
Radlkoferi. 

S.678,  Z 42,  n.  A.  Die  Achselknospen  stehen  durch- 
weg in  der  Mediane,  nur  selten  wann  findet 
man  sie  ein  wenig  rechts  oder  links  von  der 
Mediane  verschoben  Diese  Stellung  ist  immer- 
hin sekundär,  was  durch  Drehung,  ungleich- 
mässiges  Wachstum  und  andere  Ursachen 
hervorgerufen  wird.  So  finden  wir  an  den 
Stengeln  des  Latkyius  heterophyllus  L.  die 
erste  Achselknospe  seitlich  von  der  Me- 
diane situiert,  obwohl  dieselbe  in  der  ersten 
Jugend  genau  in  die  Mediane  gestellt  war. 
Die  seitliche  Stellung  wird  hier  durch  die 
rippig  in  der  Mediane  hervortretende  Stengel- 
kante bewirkt. 

S 680,  Z.  10.  Am  auffallendsten  sind  diese  Verhält- 
nisse bei  den  borealen  und  Hochgebirgs- 
weiden,  deren  Achselknospen  bis  2V2  Jahre 
vor  der  Entfaltung  angelegt  werden  Die 
Blütenkätzchen  samt  den  Fruchtknoten  und 
den  Stamina  sind  für  das  nächste  Jahr  schon 
angelegt,  wenn  die  Mutterzweige  heuer  be- 
reits im  Aufblühen  sich  befinden  (vergl. 
bei  Res  voll).  Diese  wunderbare  Entwick- 
lung steht  gewiss  im  Zusammenhang  mit 
der  kurzen  Sommerperiode,  welche  den  ge- 
nannten Pflanzen  zum  Wachstum  vergönnt 
ist.  Was  in  milderen  Landstrichen  während 
6 Monaten  erzielt  wird,  muss  von  den  bo- 
realen Weiden  auf  je  3 Monate  in  zwei 
Jahren  verteilt  werden. 

Der  Jahreszuwachs  bei  unseren  Holz- 
gewächsen mit  abfallenden  Blättern  geschieht 
bald  aus  den  Terminal-,  bald  aus  den  Seiten- 
knospen.  Es  gibt  ganze  Gattungen,  ja  sogar 


Fig.  60.  Juglans  regia  L., 
Keimpflanze,  (1)  H>  pokotyl, 
k)  Hauptwurzel,  j)  Stipular- 
zahn,  c)  in  d.  Fruchtschalen 
eingeschlossene  Keimblät- 
ter, o)  Achsenscheitel,  J>) 
zwei  Reihen  Serialknospen 
in  die  Kotyledonarachseln 
herabsteigend,  /')  das  erste 
Laubblatt  mit  einer  Axillar- 
knospe, /"j  das  zweite 
Laubblatt,  mit  gezähnten 
Blättchen.  (Original.) 

9 


130 


Familien,  wo  die  Terminalknospe,  wiewohl  sie  im  Frühjahr  angelegt 
wird,  zugrunde  geht  oder  verkümmert,  während  die  aus  den  Seiten- 
knospen hervorgehenden  Sprosse  die  Mutterachse  hoch  übergipfeln 
(Syringa,  manche  Weiden,  Castanea,  Betulaceae).  Bei  Viscum  ent- 
wickelt sich  die  Terminalknospe  überhaupt  nicht. 

S. 688,  Z.  2,  n.  d.  W.  »Menispermum,« : Lazvsonia  inermis  L.  (mit  4 Serial- 
knospen), Plectronia  pauciflora  Kl.  (mit  hoch  hinaufgerückten  Achsel- 
zweigen und  einem  Blattbüschel  in  der  Achsel). 

S.  688,  Z.  11.  Hoch  interessante  hinabsteigende,  mehrzählige  Serialknospen, 
welche  sich  mit  den  Infloreszenzen  kombinieren  und  von  den  merk- 
würdigen Stipeln  am  Ende  der  Zweige  gedeckt  werden,  besitzen  die 
Arten  der  Gatt.  Weinmannia  (W.  lucida  Merr.  u.  a.)  aus  der  Farn, 
der  Cunoniaceen. 

S.  688,  Z.  20,  n.  A.  In  dieser  Beziehung  ist  ganz  besonders  die  gemeine 
Juglans  regia  L.  in  ihrem  Keimstadium  interessant  (Fig.  60).  Das 
Hypokotyl  ist  stark,  lang,  gerade,  unten  in  eine  Pfahlwurzel  über- 
gehend. Die  zwei  Keimblätter  verbleiben  in  den  Fruchtschalen  und 
zeigen  ein  kleines  Stipularzähnchen  zwischen  den  Blattstielinsertionen. 
Inmitten  tritt  die  starke,  oben  gefiederte  Laubblätter  tragende  Stamm- 
achse empor.  Längs  dieser  Stammachse  beobachtet  man  bis  zu  5 cm 
Höhe  zwei  Reihen  von  Knospen,  mit  der  grössten  oben  und  mit  der 
kleinsten  unten,  welche  in  die  Keimblattachseln  hinabsteigen  und 
5 — 10  an  der  Zahl  vorhanden  sind.  Dieselben  sind  alle  gleich  orien- 
tiert, mit  transversal  gestellten  ersten  Schuppen.  Sie  behaupten  sich 
also  als  Serialknospen  in  den  Kotyledonarachseln.  Das  erste  Laub- 
blatt stellt  sich  transversal  zu  den  Keimblättern  und  deckt  eine  nor- 
male Knospe  in  seiner  Achsel.  Die  Blättchen  der  ersten  Laubblätter 
sind  scharf  gezähnt,  während  sie  an  den  alten  Zweigen  durchaus 
ganzrandig  erscheinen  (S.  295).  Diese  Serialknospenbildung  hängt 
gewiss  mit  den  Serialknospen  zusammen,  welche  regelmässig  bei  den 
Juglandaceen  an  den  Sommerschösslingen  in  Erscheinung  treten. 

S.  691,  Z.  34,  n.  A.  Die  krautigen  Papilionaceen  sind  allgemein  durch  zwei- 
reihige Serialsprosse  ausgezeichnet  (S.  292).  Bei  den  einblütigen 
Arten  der  Gattung  Lotononis  (Kapland)  kommt  sogar  eine  eigentüm- 
liche Kombination  derselben  mit  der  seitwärts  gedrängten  Terminal- 
blüte in  der  Weise  zustande,  dass  auf  dem  scheinbar  monopodialen 
Stengel  abwechselnde  Blätter  stehen,  in  deren  Achsel  ein  lochter- 
zweig  (der  zweite  Serialspross)  und  eine  Serialknospe  (dritter  Serial- 
spross) zum  Vorschein  kommen,  während  auf  der  anderen  Seite  des 
Stengels  die  extraaxillare  Blüte  sich  vorfindet.  Es  liegt  hier  demzu- 
folge ein  zusammengesetztes  Sympodium  vor  — ein  seltener  Fall 
bei  den  Leguminosen  überhaupt. 


131 


S.  693,  Z.  16.  Die  verwandte  Schweigeria  Jruticosa 
( Violac.)  besitzt  seitenständige,  aus  der  Blatt- 
achsel hervortretende,  gestielte  Blüten,  ober- 
halb derselben  aber  eine  Innovationsknospe. 

S.  694,  Z.  21,  n.  d.  W.  »bei«:  der  Gattung  Valiota 
(Amaryl.)  und  ganz  besonders  bei  dem  kap- 
ländischen 

S.  699,  Z 35.  Die  gleiche  Knospenbildung  findet 
auch  bei  der  gemeinen  Art  E.  Cyparissias 
L.  statt  in  der  Weise,  dass  regelmässig  aus 
einer  hypokotylen  Knospe  der  definitive  und 
blühende  Stengel  emportreibt,  während  die 
urprüngliche  Achse  oberhalb  dieser  Knospe 
eingeht. 

Das  Absterben  der  Hauptachse  und 
das  Emporwachsen  der  Seitenachsen  zu  de- 
finitiven Blütenstengeln  aus  den  Kotyledonar- 
knospen  oder  aus  den  Adventivknospen 
scheint  übrigens  bei  den  einjährigen  Kraut- 
pflanzen eine  recht  verbreitete  Erscheinung 
zu  sein.  Als  allgemeines  Merkmal  kann  sie 
bei  einigen  Linaria  - Arten  hervorgehoben 
werden  (L.  arvensis  L.,  L.  tenuis  Spr.,  L. 
simplex  DC.,  E ascalonica  Buiss  K.,  L.  bi- 
partita  W.).  Die  letztgenannte  wird  uns  die 
Sache  am  besten  veranschaulichen  (Fig.  61). 
Die  junge  Keimpflanze  zeigt  zwei  längliche, 
oberirdische  Keimblätter,  zwischen  denen 
sich  die  Achse  verlängert  und  2 — 3 Paare 
linealer,  gegenständiger  Blätter  entwickelt, 
worauf  sie  aber  dann  ihr  Wachstum  ein- 
stellt, während  am  Grunde  des  langen  Hypo- 
kotyls  2 — 3 endogen  angelegte  Adventiv- 
knospen zum  Vorschein  kommen.  Aus  einer 
dieser  Knospen  treibt  nun  ein  langer,  statt- 
licher und  mit  einer  Blütentraube  abge- 
schlossener Stengel,  welcher  aber  mit  spi- 
ralig angeordneten  Blättern  besetzt  ist,  die  drei 
untersten,  wirtelig  genäherten  ausgenommen. 
Nach  der  Fruchtreife  vertrocknet  und  stirbt 
die  ganze  Pflanze  ab.  Es  ist  demzufolge  inter- 
essant, dass  die  erste  Achse  gegenständige, 
die  zweite  abwechselnde  Blätter  trägt. 


wickelndem  Stengel  {o)  und 
d.  fertilen  Adventivstengel 
(tf) ; h)  Hy pokoty  1,  r)  Haupt- 
wurzel, k)  Adventivknospe, 
c)  Keimblätter,  l)  erste 
Blätter;  etwas verkl.  (Orig.) 

9* 


132 


Warum  also  die  genannte  Linaria  ihren  Blütenstengel  aus  der 
ersten  Achse  entwickelt,  obwohl  nach  der  Fruchtreife  die  ganze 
Pflanze  samt  der  Wurzel  eingeht,  ist  vom  biologischen  Standpunkte 
nicht  klar  und  dürfte  vielmehr  als  atavistische  Reminiszenz  auf  zwei- 
jährige oder  perennierende  Vorfahren  hinweisen. 

Die  gemeine  Anagallis  arvensis  L.  verdankt  ihren  rasigen  Wuchs 
gleichfalls  den  Adventivknospen,  welche  aus  dem  Hypokotyl  hervor- 
gehen und  ebenso  mit  ihren  ersten  Blättern  nach  oben  und  unten 
orientiert  sind.  Es  wäre  verdienstvoll,  wenn  jemand  diese  Hvpokotyl- 
sprosse  an  grösserem  Vergleichsmaterial  eingehend  verfolgen  möchte, 
um  festzustellen,  ob  die  angedeutete  Blattstellung  als  allgemeines 
Gesetz  Geltung  hat. 

Die  sich  auf  einer  freien  Fiäche  bildenden 

S.  703,  Z.  12,  n.A.  Durch  die  vegetative  Vermehrung  wird  eigentlich  die 
Pflanze  ewig,  denn  wir  wissen  nicht,  wo  das  individuelle  Leben  der 
Pflanze  aufhört,  wenn  sie  sich  aus  Knollen,  Zwiebeln,  Rhizomen  und 
Stecklingen  erneuert.  Durch  Samen  entstehen  neue  Individuen,  durch 
die  vegetative  Erneuerung  führt  ein  Individuum  nach  einer  Ruhe- 
periode  sein  Leben  weiter.  Die  grosse  Mehrzahl  von  Pflanzen  hat 
die  Fähigkeit,  sich  vegetativ  zu  vermehren,  was  nicht  selten  so  weit 
geht,  dass  manche  Arten  die  Geschlechtsfortpflanzung  einbüssen.  Es 
ist  einstweilen  festgestellt,  dass  die  lediglich  auf  Samenerzeugung 
beschränkten  Pflanzenarten  verhältnismässig  gering  an  Zahl  sind 
Hiedurch  unterscheiden  sich  auch  die  Pflanzen  wesentlich  von  den 
Tieren,  welche  (abgesehen  von  den  Protisten)  fast  ausschliesslich  auf 
die  Embryonalfortpflanzung  angewiesen  sind.  Das  Tierreich  ist  folg- 
lich dadurch  ausgezeichnet,  dass  die  individuelle  Sonderung  mehr 
als  im  Pflanzenreiche  in  die  Erscheinung  tritt.  Da  fernerhin  die  höher 
organisierten  Tierklassen  bloss  die  Geschlechtsfortpflanzung  auf- 
weisen, so  folgt  hieraus  die  für  die  Evolution  wichtige  Erkenntnis, 
dass  die  erste  Vervollkommnungsstufe  im  organischen  Reiche  auf 
der  Erde  in  der  Erlangung  streng  gesonderter,  nacheinander  folgender 
und  geschlechtlich  erzeugter  individueller  Existenzen  besteht.  Diese 
organische  Individualität  erreicht  schliesslich  ihre  höchste  Stufe  in 
dem  Zustande,  wo  sich  in  dem  Individuum  das  geistige  Selbstbe- 
wusstsein kundgibt. 

S.  708,  Z.  29.  Diese  Knospen  sind  etwa  2 cm  gross,  eiförmig,  in  zahlreiche, 
grüne,  spiralig  angeordnete,  lederartige  Schuppen  eingehüllt  und  ent- 
wickeln sich  dieselben  an  der  Basis  des  Blütenstiels,  in  der  Achsel  einer 
transversalen,  häutigen  Schuppe,  auf  den  Zweigen  der  grossen,  rispigen 
Infloreszenz.  Die  Blüten  gelangen  alsdann  sehr  selten  zur  Fruchtreife. 

Die  Brutknospen  zeigen  häufig  eine  gleiche  Vorrichtung  zur 
Verstreuung  oder  zum  Ausdauern  und  Schutz,  wie  die  Samen  und 


133 


Früchte.  So  sind  beispielsweise  die  Brutknospen  von  Gonatanthus 
sarmentosus  (Arac.)  mit  Pappushaaren  versehen  wie  die  Compositen- 
früchte,  die  oben  beschriebenen  Knöllchen  von  Remusatia  vivipara 
sind  mit  Kletten  ausgestattet,  andere  entwickeln  Speicher-  oder 
Schutzschuppen. 

Die  Entwicklung  der  vegetativen  Erneuerungsorgane  wird  nicht 
selten  durch  den  der  Pflanze  ungünstigen  Boden  bewirkt.  So  habe 
ich  wiederholt  beobachtet,  dass  die  Zwiebel-  und  Knollenpflanzen 
(Narcissus  poeticus,  verschiedene  Allia,  Muscari,  Tulipa,  Ornitho- 
galum,  Arum),  wenn  sie  im  Garten  im  mageren  und  durch  den 
schwefelkieshaltigen  Schiefer  vergifteten  Boden  kultiviert  wurden, 
schlecht  gediehen,  schwächlichen  Wuchs  zeigten,  keine  oder  spärliche 
Blüten  entwickelten,  aber  statt  dessen  eine  Menge  von  Brutzwiebeln 
und  Knollen  hervorbrachten,  so  dass  in  4 Jahren  das  ganze  Beet 
von  denselben  erfüllt  war.  Dieselben  Zwiebelarten,  in  nahrhaften 
Boden  eingepflanzt,  wuchsen  zu  stattlichen  und  regelmässig  blühenden 
und  fruchtenden  Exemplaren  in  dem  gleichen  Garten  heran.  Die 
Ausbildung  von  Zwiebeln  fand  bei  diesen  Pflanzen  nur  in  geringem 
Masse  statt.  Aus  dieser  Erscheinung  ist  wohl  evident,  dass  die 
Pflanze  die  ungeschlechtliche  Fortpflanzung  zuhilfe  nimmt,  wenn  die 
geschlechtliche  Fortpflanzung  gehemmt  oder  unmöglich  wird. 


E.  Die  Trichome. 

S.  713,  Z.  4,  n.  A.  Die  grobe  Behaarung  bei  den  Boraginaceen  findet  ihr 
Seitenstück  auch  bei  den  Gramineen,  wo  sie  nicht  selten  die  Form 
mächtiger,  mit  knollenartigen  Basen  aufsitzender  Borsten  erreichen 
und  die  Blätter,  Blattscheiden  oder  die  Ährchen  bekleiden.  Sie 
dürften  als  Schutzorgane  gegen  den  Insektenfrass  oder  beziehungs- 
weise als  Mittel  zur  Verbreitung  der  Früchte  aufgefasst  werden 
(Anthesteria  semibarbis  Nees,  Centrotheca  lappacea  L.  u.  a.).  Die 
Gräser  bilden  aber  ausserdem  an  ihren  Organen  alle  Kategorien  von 
feinen  Haaren  aus,  lediglich  die  Schuppen-  und  Drüsenhaare  sind 
hier  so  gut  wie  unbekannt. 

S. 713, Z.  1 1,  n.  d.  W.  »Combretum«:  Phebalium  elaeagnoides,  Durio  zibe- 
thinus, 

S.  713,  Z.  13,  n.  A.  Manche  Primulaceen  (Primula  Auricula,  P.  farinosa  u.  a.) 
entwickeln  an  ihren  Blättern  zahlreiche  niedrige  Drüsenhaare,  wTelche 
einen  Stoff  sezernieren,  aus  dem  alsdann  monoklinische  Kristallkörper 
sich  ausbilden,  umlche  das  Blatt  wie  ein  weisser  oder  gelber  Staub 
bedecken  — also  ganz  so,  wie  wir  es  bei  einigen  Farnen  (S.  194) 
gesehen  haben. 


134 


S.  715,  Z.  29,  n.  A.  Grosse  Nektariendrüsen  wiederkehren  auch  an  den  Blättern 
der  Passißoraceen. 

S.  726,  Z.  40,  n.  d.  W.  »cinnamomea  L.,«:  R.  carolina  L. 

S.  730,  Z.  30.  Die  Felsenpflanzen  in  der  alpinen  Region  der  hohen  Berge  in 
Südeuropa  und  in  Kleinasien,  sowie  im  Kaukasus  und  in  Zentral- 
asien sind  fast  durchweg  von  weissem  Filze  bekleidet  (Leontopodium, 
Draba,  Cerastium,  Androsace  u.  a.).  Diese  Vorrichtung  mag  wohl  teil- 
weise die  übermässige  Ausdunstung  verhindern,  teilweise  die  grossen 
Temperaturdifferenzen  während  der  Nacht  und  des  Tages  aus- 
gleichen. 

S.  730,  Z.  44,  n.  A.  Als  Beispiel  der  mannigfaltigen  Trichomentwicklung  an 
einem  und  demselben  Organe  mögen  uns  die  zwei  abgebildeten 
Arten  der  Gattung  Calycadenia  (Compos.)  dienlich  sein  (Fig.  62). 
Unterhalb  des  Involukrums  sind  zahlreiche,  grüne  Hüllblätter  gestellt, 
welche  neben  der  Assimilationsfunktion  gleichzeitig  die  mechanische 
Einhüllung  des  Köpfchens  versehen.  An  diesen  Blättchen  stehen  nun 

riesige,  gestielte  Drüsen  (bei  C.  truncata 
gibt  es  hier  eine  einzige,  endständige 
Drüse),  deren  Stelle  am  Blättchenrande 
lange,  steife  Wimpern  vertreten.  Die  Ober- 
fläche derselben  Blättchen  bekleiden  ausser- 
dem dichte,  feine  Haare  und  höchst  feine, 
sitzende  Drüsen.  Es  drängt  sich  wohl  die 
Frage  auf,  zu  welchem  Zwecke  die  4 Haar- 

o 

bildungen  auf  einem  und  demselben  Blätt- 
chen  dienlich  sein  mögen. 

Die  verschiedenartige  Trichomaus- 
bildung  hängt  öfters  mit  der  Saison  zu- 
sammen, in  welcher  das  betreffende  Organ 
seinen  Entwicklungsprozess  durchmacht. 
So  sind  die  überwinternden  Blattrosetten  mancher  Saxijraga- Arten 
(N.  porophylla  Bert.,  N.  luleo-viridis  Sch.  K.)  ganz  kahl,  bloss  an  den 
Blatträndern  mit  Sekretionsorganen  versehen,  während  der  im  Sommer 
aufspriessende  Blütenstengel  mit  dichtem,  farbigem  Drüsenfilz  be- 
kleidet ist.  Die  sterilen  Blattrosetten  einiger  Scabiosa- Arten  pflegen 
hingegen  filzig  zu  sein,  während  die  Blütenstengel  samt  den  Blättern 
kahl  sind. 

S.  731,  Z 4,  n.  A.  Die  Wüstenpflanzen  (Mesembryanthemum,  Tetragonia,  Atri- 
plex,  einige  Resedaceen  u.  d.)  haben  ihre  Blätter  von  sackartigen 
Trichomen  dicht  bedeckt,  in  denen  Wasser  aufgespeichert  wird,  um 
die  Pflanze  während  der  Reifezeit,  als  schon  die  regenlose  Tage  sich 
einstellen,  mit  Wasser  zu  versorgen. 


Fig  62.  Calycadenia  sp  und 
C truncata  (rechts),  Beispiele 
mächtig  entwickelter  Blatt- 
drüsen. (Original.) 


III.  Die  Morphologie  der  Blüte  der  Phanerogamen. 

lila.  Die  Blüte  der  Gymnospermen. 


S.733,Z.  4,  die  Worte  »Karpelle«  und  »Fruchtblätter«  sind  nicht  mit  ge- 
sperrtem Druck  anzuführen. 

S.  746.  Z.  26,  n.  A.  In  einer  neu  erschienenen  Arbeit  beschreibt  Nathorst 
(1911)  eingehend  die  basischen  Williamsonien  Englands  (Whitby, 
Cloughton  Wyke)  und  gelangt  zum  Resultate,  dass  die  letzteren  zwar 
in  jeder  Beziehung  den  Cvcadeoiden  nahe  kommen,  indem  sie  ver- 
wachsenblättrige, an  der  Innenseite  der  Zipfel  mit  Eichen  oder 
Synangien  besetzte  Rezeptakel  trugen,  aber  durchwegs  bloss  einge- 
schlechtlich (möglicherweise  auch  zweihäusig)  waren.  Die  Eichen 
bildeten  keine  zentrale  Ähre,  sondern  sassen  auf  der  flachen  Innen- 
seite der  Zipfel  zu  2 oder  zu  mehreren  Paaren  gegen  die  Basis  hin 
hinabsteigend  und  allmählich  verkümmernd.  Weltrichia  miiabihs 
A.  Br.  ist  gleichermassen  diesem  Verwandtschaftszyklus  anzu- 
schliessen. 

S.  746,  Z.  40,  n.  A.  Aus  verschiedenen  Mitteilungen  Zeillers,  Olivers, 
Scotts  u.  a.  erhellt  allmählich  die  Einsicht  in  eine  neue  Pflanzen- 
gruppe, welche  die  Mittelstelle  zwischen  den  Farnen  und  Cycadeen 
noch  anschaulicher  darbietet  als  die  Bennettitaceen.  Es  handelt  sich 
hier  vorzugsweise  um  die  paläozoischen  Gattungen  Odontoptens , 
Neuropteris,  Alethopteris , Lyqinopteris,  Medullosa , Crossotheca , Spkeno- 
pteris,  deren  Blätter  in  jeder  Beziehung  denjenigen  der  Farne  gleich- 
kommen und  welche  auch  früher  in  der  Literatur  allgemein  als 
Farne  aufgezählt  wurden,  welche  aber  heterosporische  Sporophylle 
aufweisen  in  der  Weise,  dass  die  männlichen  Sporophylle  die  Sori 
wie  die  Farne  entwickeln,  die  weiblichen  Sporophylle  aber  die  Eichen 
wie  die  Gymnospermen  an  Blattfiedern  ausbilden.  Die  Anatomie  der 
Stämme  stimmt  mehr  mit  den  Cycadeen  als  mit  den  Farnen  über- 
ein. Die  eingehende  Morphologie  dieser  Sexualorgane  sowie  der 


136 


vegetativen  Teile  dieser  interessanten  Fossilien  sind  derzeit  noch 
nicht  hinlänglich  erforscht,  so  dass  ihre  systematische  Stellung  der 
Zukunft  überlassen  werden  muss. 

S.747,  Z.  29.  Die  oben  erwähnten  Williaynsonien  sprechen  ebensogut  für 
diese  Ansicht. 

S.  748,  Z.  27,  n.  A.  Als  ein  hoch  interessanter  und  heutzutage  hinreichend 
bekannter  Gymnospermentypus  mag  hier  auch  das  rhätische  Cycado- 
catpidium  (Podozamites  p.  p.)  erwähnt  werden.  Verdienstvolle  Berichte 
hierüber  verdanken  wir  dem  schwedischen  Forscher  Nat hörst.  Es 
ist  eine  Konifere,  welche  den  Übergang  zu  den  Cycadeen  bildet.  Sie 
besass  lederartige,  parallelnervige,  längliche  Blätter,  etwa  auf  die  Art 
der  Gattung  Agathis , welche  an  den  Ästen  spiralig  angeordnet 
waren.  Die  Fruchtschuppen  bildeten  einen  länglichen,  ziemlich  lockeren 
Zapfen,  welcher  wahrscheinlich  von  der  Stammachse  nicht  scharf 
abgesondert  war,  sondern  ihre  allmähliche  Fortsetzung  darstellte.  Sie 
waren  von  länglicher,  flacher  Form  — also  den  vegetativen  Blättern 
vollständig  ähnlich  — und  trugen  an  der  Basis  beiderseits  je  einen 
breit-einseitig  geflügelten  Samen.  Es  wäre  wünschenswert,  noch  die 
männlichen  Blüten  zu  kennen,  um  die  definitive  Stellung  dieser 
wunderbaren  Konifere  zu  ergründen.  So  viel  scheint  immerhin  sicher- 
gestellt, dass  in  den  geologischen  Perioden  Gymnospermentypen  zu 
erwarten  sind,  welche  die  Mittelstellung  zwischen  den  Cycadeen  und 
Koniferen  einnehmen.  Die  Ureltern  der  lebenden  Koniferengruppen 
mussten  sich  gewiss  den  Cycadeenformen  annähern,  indem  sie  sich 
aus  denselben  direkt  entwickelten  oder  aus  den  gleichen  Pterido- 
phytenvorfahren  ihren  Ursprung  genommen  haben. 

S.  762,  Z.  6,  n.  A.  In  einer  neulich  erschienenen  Arbeit  aus  dem  botanischen 
Institute  der  Wiener  Universität  bemüht  sich  Fr.  St.  Herzfeld  auf 
Grundlage  anatomischer  Untersuchungen  nachzuweisen,  dass  die 
Fruchtschuppen  von  Larix  bloss  Kaulombeschaffenheit  haben,  wobei 
ausdrücklich  hinzugefügt  wird,  dass  die  phylogenetischen  Probleme 
in  der  Zukunft  lediglich  vermittels  verbesserter  Mikrotome  zu  lösen 
seien.  Hiezu  mag  bemerkt  sein,  dass  die  anatomischen  Verhält- 
nisse der  einzelnen  Pflanzenorgane  über  ihre  morphologische  Deu- 
tung kein  entscheidendes  Wort  haben  können,  und  dass  Van  T i e g- 
h e m und  Celakovsky  bekanntlich  eben  auf  Grundlage  anatomischer 
Schnitte  durch  die  Fruchtschuppe  der  Abietineen  das  Gegenteil  nach- 
gewiesen haben.  In  der  genannten  Arbeit  wird  ausserdem  den  so  wich- 
tigen morphologischen  Tatsachen  kein  Augenmerk  geschenkt,  obwohl 
dieselben  für  die  Fruchtschuppenfrage  bei  den  Koniferen  am  wichtig- 
sten sind  und  von  allen  Autoren  als  solche  bisher  auch  anerkannt  wurden. 

S.771,Z.  7.  Dass  die  rezenten  Gnetaceen  nur  ein  kärgliches  Relikt  einer  in 
der  Vorzeit  reich  gegliederten  Gruppe  vorstellen,  ersehen  wir  aus  den 


137 


paläozoischen  Gattungen  Physostoma , Conostoma , Gnetopsis  und  La- 
genostoma  (vergl.  bei  Oliver),  welche  ganz  gewiss  die  alten  Vor- 
fahren der  drei  lebenden  Gattungen  darstellen. 

S.  774,  Z.  23.  Dass  in  einigen  Fällen  das  Ovulum  als  eine  Umwandlung  des 
ganzen  Fruchtblatts  anzusehen  sei,  lehrte  schon  im  Jahre  1869Cramer. 

S.  775.  Z 33,  n.  A.  Ob  die  narbenartigen  Bildungen  am  Ovulum  von  Wel- 
zvilschia  und  Gnetum  mit  den  pinselförmigen  Auswüchsen  auf  dem 
Samen  der  paläozoischen  Gattungen  Gnetopsis  und  Physostoma  ho- 
molog sind,  müsste  man  noch  besser  ergründen. 


III  b.  Die  Blüte  der  Angiospermen. 

A.  Der  Blütenstand  unflorescentia). 

S.  787,  Z.  9,  n.  d.  W.  »Schizopetalum,« : bei  Koniga  arabica  Boiss.,  K.  lybica 
Viv.,  Sisymbrium  supinum  L.,  Eutrema  hederaejolia  Fr.  S., 

S.  787,  Z.  13,  n.  A.  Die  Hochblätter  und  die  Brakteen  in  der  einfachen  oder 
auch  in  der  zu-ammengesetzten  Traube  versehen  öfters  die  Funktion 
der  Deckungsorgane  und  in  diesem  Falle  sind  sie  allerdings  ver- 
grössert  und  zweckmässig  ausgestaltet.  Ein  schönes  Beispiel  hiezu 
bietet  uns  die  Leguminose  Phylacium  bractcosum  Benn.  (Philippin.), 
wo  die  einzelnen  Blüten  der  Traube  von  einer  gestielten,  grossen 
Braktee  dachig  von  oben  gedeckt  sind.  Flemmingia  strobilifera  R. 
Br.  (Legum.,  Ostindien)  hat  dergleichen  Trauben  aus  dachig  zu- 
sammengelegten Blütenbrakteen  ausgebildet.  Eine  sonderbare  Vor- 
richtung in  der  Blütenähre  hat  indessen  Achyranthes  indica  L.  (Ama- 
rant.) behufs  der  Blütendeckung  hergestellt.  Die  Blüten  in  der  Ähre 
biegen  sich  auf  einem  kurzen  Stiele  derart  herunter,  dass  sie  sich 
der  Ährenachse  dicht  anschmiegen.  Von  oben  besorgen  die  Deckung 
zwei,  mit  mächtigen,  krallenartigen  Nerven  versehene  Vorblätter 
(a,  ß),  welche  ein  wenig  aus  der  Transversale  nach  oben  gerückt 
sind.  Die  Stützbraktee  bildet  die  Unterlage  der  Blüte 

Bei  den  Gramineen  spielen  die  Hochblätter  ebenfalls  eine  wich- 
tige Rolle,  indem  die  Blattscheiden  sich  sackartig  erweitern  (bei 
gleichzeitiger  Reduktion  der  Spreite)  und  die  einzelnen  Ährchen  oder 
ganze  Infloreszenzen  verhüllen.  Als  Beispiele  mögen  Andropogon  ta- 
uiger Dsf.  und  Lygeum  Spar  tum  L.  angeführt  werden.  Die  gleiche 
Erscheinung  findet  bei  zahlreichen  Restionaceen  statt  (Elegia  pro- 
pinqua  Nees  u.  a.).  Die  Spatha  der  Palmen  zählt  ebenfalls  hieher. 

S.  788,  Z.  27,  n.  A.  Wenn  nunmehr  in  einer  gepaarten  Traube  nur  in  einer 
Blattachsel  die  Blüte  zur  Entwicklung  gelangt,  wie  dies  beispielsweise 


138 


bei  der  grazilen,  einjährigen  Scrophulariacee  llysanthes  Curtisii  Britt. 
(Ind.  occid.)  der  Fall  ist,  so  erhalten  wir  eine  Infloreszenz,  welche 
von  der  schraubel-  oder  wickelartigen  Infloreszenz  des  Hypericum 
japouicum  Thnb.  oder  der  Silene  dichotoma  Ehr.  (vergl.  unten)  durch 
das  Äussere  gar  nicht  abweicht,  obwohl  die  eben  erwähnten  Bei- 
spiele dem  cymösen  oder  sympodialen  Grundtypus  angehören.  Dort 
ist  die  Blüte  lateral,  hier  terminal,  die  Orientation  der  Brakteen  in 
beiden  Fällen  aber  identisch.  Es  gibt  hier  kein  morphologisches 
Merkmal,  welches  für  diesen  oder  jenen  Typus  zu  zeugen  vermöchte, 
infolgedessen  bleibt  uns  lediglich  die  Vergleichung  mit  den  verwandten 
Arten  zum  Verständnisse  der  diesbezüglichen  Infloreszenz  übrig. 
In  der  Gattung  Silene  und  Hypericum  sind  ja  allgemein  dichasiale 
Infloreszenzen  verbreitet,  während  die  Scrophulariaceen-Gattungen  aus 
der  Verwandtschaft  der  Gattung  llysanthes  sämtlich  racemöse  In- 
floreszenzen, und  zwar  gepaarte  Trauben,  aufweisen.  In  der  Gattung 
Silene  begegnet  man  allerdings  Arten,  welche  rein  racemöse,  ge- 
paarte Trauben  tragen  (Ä.  Frivaldskyana  Hpe),  andere  aber  wickel- 
artige Infloreszenzen  (S.  dichotoma  Ehr.)  besitzen.  Die  gepaarten 
Trauben  kommen  hier  in  der  Weise  zustande,  dass  die  seitenstän- 
digen, racemös  angeordneten  Dichasien  (wie  z.  B.  bei  Ä.  chlorantha 
Ehr.)  die  zwei  seitenständigen  Blüten  verlieren.  Die  scheinbare 
Traube  der  -S.  dichotoma  Ehr.  ist  immerhin  als  Wickel  aufzufassen, 
weil  die  ersten  Stufen  des  Blütenstands  Dichasien  vorstellen,  aus 
welchen  die  langen  Blütenstandsäste  als  Wickeln  sich  ausgestalten 
(Fig.  64). 

S.  790,  Z.  4.  Auf  dieselbe  Weise,  wie  bei  Malcolmia  africana , ist  die  Inflores- 
zenz des  Alyssum  dasycarpum  Steph.  entwickelt. 

S.  791,  Z.  3,  n.  A.  Der  Blütenstand  von  Freesea  (Iridac.)  stellt  sich  als  eine 
einfache  Traube  heraus,  mit  einer,  zuletzt  autblühenden  Terminal- 
blüte, obwohl  sie  den  Habitus  einer  Wickel  erlangt  in  der  Weise, 
dass  die  erste  und  älteste  Blüte  an  der  Traubenbasis  sich  senkrecht 
stellt  und  die  nachfolgenden  ebenfalls  durch  Torsion  eine  aufrechte 
Stellung  annehmen. 

S.  791,  Z.  9,  n.  d.  W.  »stricta,«:  Festuca  pectinella  Del. 

S.  791,  Z.  22,  n.  A.  Die  Dorsiventralität  der  Gramineeninfloreszenzen  geht  dann 
und  wann  so  weit,  dass  die  verflachten  Aste  den  Ähren  als  Deck- 
organe dienlich  sind.  So  verändert  sich  beispielsweise  die  Rispe  von 
Paspalum  scrobiculatum  L.  in  eine  zusammengesetzte  Ähre,  in 
welcher  die  seitenständigen  Ähren  zweizeilig  angeordnete,  oben  von 
der  grünen,  bandförmig  verflachten  Achse  gedeckte  Ährchen  tragen. 
Diese  dorsiventralen,  flachen  Ährenachsen  sind  mit  der  oberen, 
nackten  Seite  der  Rispenachse  zugekehrt,  zuletzt  aber  fast  wagrecht 
abgeneigt.  Bei  Dactyloctenium  aegyptiacum  W.  (sowie  bei  Eleusine) 


139 


erreicht  diese  Dorsiventralität  ein  so  weit  gehendes  Extremstadium, 
dass  die  Ährenachse  ein  verflachtes,  breites  und  bloss  in  einer  Mittel- 
linie dicht  gestellte  Ährchen  tragendes  Band  vorstellt. 

S.  795,  Z.  35,  n.  d.  W.  »spicata,«:  Campanula  rapunculoides,  Maesa  alnifolia , 
Asparagus  Sprengeri , Nepenthes,  Triglochin  palustre , Agrimonia 
Eupatoria. 

S.  795,  Z.  38,  n.  d.  W.  »revolutum,« : Nyssa  multiflora , Prunus  Padus , 

S.  795,  Z.  41,  n.  A.  Die  Terminalblüte  behauptet  sich  als  die  erste  und  wich- 
tigste Beendigung  der  Hauptachse,  während  die  Seitenblüten  als 
untergeordnete  Organe  in  die  Erscheinung  treten.  Dies  bezeugen 
jene  Fälle,  wo  die  Seitenblüten  eine  Unterdrückung  erfahren.  Ber- 
beris buxijolia,  B.  Thunbergi  z.  B.  tragen  bloss  eine,  langgestielte, 
die  seitenständige  Blattrosette  abschliessende  Blüte,  welche  der  Ter- 
minalblüte der  B.  vulgaris  entspricht.  Sie  besitzt  auch  an  dem  Stiele 
1 — 2 kleine  Brakteen,  in  deren  Achseln  die  seitenständigen  Blüten 
verkümmert  sind. 

S.  796,  Z.  1 1,  n.  A.  Die  eigentümliche  Aufblühfolge  der  Gattung  Liatris  findet 
ihre  Erklärung  in  zahlreichen  anderen  Compositen  (Sonchus  u.  s.  w.), 
welche  verzweigte  Rispen  mit  einem  Terminalköpfchen  entwickeln. 
Als  ein  sehr  anschauliches  Beispiel  dürfte  hier  das  Cirsium  palustre 
angeführt  werden.  Das  Terminalköpfchen  gelangt  da  regelmässig  als 
erstes  zum  Aufblühen,  ihm  folgen  in  absteigender  Reihenfolge  die 
Terminalköpfchen  der  Seitenäste.  Stellt  man  sich  nun  vor,  dass  die 
Seitenköpfchen  an  den  Seitenzweigen  abortieren  und  die  Terminal- 
köpfchen der  Seitenzweige  fast  sitzend  erscheinen,  so  erhalten  wir 
die  Infloreszenz  von  Liatris. 

Hieran  schliesst  sich  auch  die  gemeine  Campanula  glomerata 
mit  ihrer  Aufblühfolge  an.  Die  Blüten  bilden  hier  bekanntlich  meh- 
rere seitenständige  und  einen  terminalen  Büschel,  welcher  zuerst  und 
nach  ihm  in  absteigender  Folge  die  seitenständigen  aufblühen.  Dieses 
Aufblühen  nimmt  eine  geraume  Zeit  in  Anspruch,  dermassen,  dass 
in  dem  untersten  Blütenbüschel  das  Aufblühen  erst  dann  eintritt, 
wenn  der  terminale  Blütenbüschel  bereits  längst  verblüht  dasteht. 

S.  796,  Z.  36.  Die  lange  Ähre  des  Seca/e  cereale  beginnt  in  der  Regel  in  der 
Mittelpartie  zu  blühen  und  setzt  das  Aufblühen  gegen  die  Spitze 
und  die  Basis  hin  fort. 

S.  796,  Z 40.  Als  Beispiel  kann  die  aus  einfachen  Seitentrauben  zusammen- 
gesetzte Infloreszenz  des  Veratrum  nigrum  dienen. 

S.  797,  Z.  21,  n.  d.  W.  »führen«:  {Maclay  a cordata , Aglaia  odorata). 

S.  799,  Z.  9.  Es  wurden  auch  schon  Fälle  gefunden  (M.  Geremicca  1907), 
wo  sich  die  weibliche  Ähre  in  einzelne  Zweige  mit  auf  der  Aussen- 
seite  sitzenden  Blüten  und  dann  Karyopsen  auflöst. 

S.  804,  Z.  8,  n.  d.  W.  »Lepturus,« : Tripsacum , 


140 


S.  806,  Z.  17.  Bei  einigen  exotischen  Ficus-Arten  sitzen  die  Schüppchen  nicht 
nur  an  der  Mündung,  sondern  auch  zerstreut  an  der  Oberfläche  des 
Receptaculums. 

S.  807,  Z.  35,  n.  d.  W.  »(Echinophora):  oder  die  Endblüte  fruchtbar  und  die 
übrigen  steril  (Chaerophyllum  aromaticum). 

S.  808,  Z.  2.  Die  riesigen  Umbelliferen  Dorema  Ammoniacum  Don.,  D.  aureum 
Stock,  besitzen  eine  mächtige  Infloreszenz,  deren  Äste  racemös  an- 
geordnete, brakteenlose,  einfache  Dolden  tragen. 

S.  808,  Z 35.  Derartige  Infloreszenzen  kommen  auch  bei  Homalosciadium 
vetticillatum,  Helosciadium  nodiflorum , Bupleurum  nodiflorum  u.  a.  vor. 

S.  808,  Z.  42.  Eine  derartige  Infloreszenz  ist  bei  der  Gattung  Schefflera 
(Aral.)  ausgebildet. 

S.809,Z.  40  (nach  den  Worten  »aufgeklärt  ist«).  Es  lässt  sich  immerhin 
vermuten,  dass  dergleichen  Köpfchen  aus  zusammengezogenen,  viel- 
verzweigten Dichasien  zustande  gekommen  sind.  Bei  den  Uncaria 
Hookeri  Vid.,  Pavetta  Coopen  Harv.,  P.  Cornelia  Rchb.  ist  nämlich 
noch  zu  sehen,  wie  das  dichte  Köpfchen  aus  kurz  gestielten,  dicha- 
sischen  Blütenbüscheln  besteht.  Hieher  dürfte  wohl  auch  die  Adina 
lasiantha  K.  Sch.  (Cap.)  gehören. 

S.  810,  Z.  29.  Die  japanische  Ainsliaea  uniflora  Sch.  B.  entwickelt  in  dem 
mehrschuppigen  Involucrum  nur  eine  einzige,  röhrenförmige  (ob  echt 
terminale?)  Blüte;  diese  einblütigen  Köpfchen  bilden  aber  eine  ver- 
zweigte, rispige  Infloreszenz,  etwa  auf  die  Art,  wie  bei  Prenanthes 
purpurea. 

Die  Anzahl  der  randständigen  Strahlblüten  in  den  Köpfchen 
der  Compositen  ist  sehr  mannigfaltig,  sie  richtet  sich  immerhin  nach 
der  Zahl  der  letzten,  cyklisch  angeordneten  Involucralblättchen. 
Häufig  beläuft  sich  dieselbe  auf  5,  was  zum  Teil  in  der  Divergenz 
2 5 der  Involucralblättchen,  zum  Teil  in  dem  Blütenplane  der  Com- 
positen, welcher  fast  ausnahmslos  Szählig  ist,  seine  Erklärung  findet. 

S.  815,  Z.  19.  Aus  kleinen  Köpfchen  zusammengesetzte  Köpfe  zweiten  Grades 
haben  auch  die  kapländischen  Compositen  Helichrysum  imbricatum 
DC.  (H.  subglomeratum)  und  Stoebe  bruniades  Rchb.  Die  Tendenz 
der  Compositen,  zusammengesetzte  Köpfe  aus  welchen  immer  Ele- 
menten herzustellen,  tritt  auffallender  Weise  auch  bei  der  einjäh- 
rigen, in  den  Sandwüsten  Arabiens  und  Ägyptens  heimischen,  mono- 
typischen Krautpflanze  Gymnarrhena  micrantha  Dsf.  zu  Tage.  Die 
Köpfchen  sind  hier  aus  zahlreichen,  grossen,  scheidigen,  stachel- 
spitzigen Spelzen  zusammengesetzt,  welche  aussen  die  weiblichen 
Blüten  umhüllen,  während  ein  Involucrum  nicht  vorhanden  ist.  Die 
Mitte  des  Köpfchens  okkupiert  eine  Gruppe  von  männlichen  Blüten. 
Zahlreiche,  derartige  Köpfchen  sind  dicht  aneinander  gedrängt  und 
den  kurzen,  dicken  Ästen  dicht  aufsitzend,  so  dass  das  Ganze  eine 


141 

kompakte,  aussen  von  krautigen  und  den  Ästen  hoch  angewachsenen 
Stützblättern  umgebene,  bis  5 cm  breite  Blütenscheibe  vorstellt.  Die 
dicken  Äste  sind  schliesslich  verflacht  und  dermassen  verschmolzen, 
dass  sie  den  Blütenboden  zweiten  Grades  darstellen,  was  vornehm- 
lich nach  dem  Abfall  der  reifen  Köpfchen  ersichtlich  wird.  Die 
Gymnarrhena  erzeugt  demzufolge  aus  sämtlichen  Köpfchen  und  sämt- 
lichen Pflanzenteilen  einen  einzigen,  zusammengesetzten  Blütenkopf. 

S.  817,  Z.  27.  Als  schönes  Beispiel  möge 
die  reichblütige Infloreszenz  der 
Spiraea  Ulmaria  L.  angeführt 
werden:  Hier  entspringen  unter- 
halb der  terminalen,  mehr- 
armigen  Cyme  weitere,  lange 
Blütenstandäste,  welche  die 
Zentralcyme  hoch  übergipfeln 
und  sich  wiederholt  in  der 
gleichen  Weise  verzweigen.  Die 
Stützbrakteen  sind  vollkommen 
unterdrückt  und  die  Seitenäste 
der  Mutterachse  ziemlich  hoch 
angewachsen. 

5.820,  Z.  4 Vergleiche  hiezu  auch  die 
Arbeit  von  Dämmer. 

S.  820,  Z.  6.  Anemone  multifida  Poir.  und  A.  virginiana  L.  besitzen  gleicher- 
massen  Trichasien. 

5.821, Z.  17.  Auf  diese  Weise  erlangen  die  Blütenstände  mancher  Labiaten 
die  Form  verlängerter,  gepaarter,  brakteentragender,  mehrblütiger 
Trauben  (Dracocephalum  virginianum,  D.  denticulatum,  Teucrium 
betonicum,  Salvia  lanceolata). 

S.  821,  Z.  22.  Die  sibirische  Amethystea  coerulea  L.  hat  ihre  Scheinwirtel  zu 
langgestielten,  verlängerten,  mehrblütigen  Doppelwickeln  umgestaltet. 

S.  821,  Z.  38.  Die  meisten  Arten  der  Gattung  Monarda  bilden  gleichermassen 
endständige,  kompakte,  aus  unzähligen  Blüten  zusammengesetzte, 
unten  von  zwei  Hochblättern  und  einem  Involucrum  gestützte  Köpf- 
chen, aus  welchen  inmitten  noch  der  verkümmerte  Stengelscheitel 
emporragt.  Es  ist  indessen  merkwürdig,  dass  dieses  Köpfchen  basi- 
petal  autblüht. 

S.  822,  Z.  5,  n.  A.  Eine  erstaunliche  Modifikation  zeigt  ferner  das  Dichasium 
der  kapländischen  Galenia  ajricana  L.  (Aizoac.  — Fig.  63).  Dem 
Äusseren  nach  zu  schliessen,  scheint  hier  alles  in  Ordnung  zu  sein. 
Beide  Gabeläste  sind  gleich  lang  und  mit  einer  Blüte  abgeschlossen 
und  jede  Gabelung  stellt  sich  richtig  senkrecht  zur  vorhergehenden. 
Unter  den  Gabelästen  sind  jedoch  keine  Stützblätter  vorhanden,  statt 


Fig.  63  Galenia  africana  L.  Infloreszenz, 
teilweise  schematisiert.  Das  Stützblatt  (a) 
gehört  zur  Achse  (<n,  die  Stützblätter  (a') 
zur  Achse  (o‘)\  die  Blüte  (£')  schliesst  die 
Achse  ( o' ) ab,  u.  s.  w.  (Original.) 


142 

dessen  aber  steht  zwischen  den  Gabelästen  unterhalb  der  Blüte  ein 
einziges  Blatt!  Dieser  Sachverhalt  ist  gewiss  kaum  verständlich,  man 
gelangt  gleichwohl  ins  Klare,  wenn  man  annimmt,  dass  die  Stütz- 
blätter (a‘)  auf  ihrem  Gabelast  (<?")  hoch  bis  zur  Blüte  (k“)  ver- 
schoben sind,  ursprünglich  aber  die  Stelle  unter  den  Gabelästen  (<?") 
einnehmen  sollten.  Es  handelt  sich  hier  also  um  einen  interessanten 
Fall  der  Hochblattverschiebung,  von  welcher  noch  später  die  Rede 
sein  wird. 

S.  822,  Z.  10,  n.  d.  W.  »Gattung«:  Valerianella  und 

S.  825,  Z.  24.  Die  gleichen  Verhältnisse  walten  auch  in  der  Infloreszenz  der 
Silene  dichotoma  Ehr.  (Fig.  64)  vor.  Hier  beginnt  die  Infloreszenz 
mit  einer  normalen  Dichotomie  und  übergeht  allmählich  in  eine 
zweiarmige  Wickel  in  der  Weise,  dass  anfänglich  der  eine  Seitenast 
( m ) im  Wachstum  zurückbleibt  und  in  dem  sympodialen  Blütenast 
die  eine  Blüte  von  dem  Blütenpaare  abwechselnd  verkümmert.  Die 
abgebildete  Infloreszenz  dient  uns  sonach  als  Beispiel,  wie  sich  eine 
Wickel  aus  dem  Dichasium  entwickelt. 

S.  827,  Z 43,  n.  A.  Einen  höchst  lehrreichen  Beleg  für  die  Anwachsung  der 
Tochterstiele  an  die  Mutterachse  hat  man  an  dem  gemeinen,  weissen 
Lilium  candidum  (Fig.  65),  welches  regelmässig  3 — ötraubig  ange- 
ordnete, gestielte  Seitenblüten  und  1—3  am  Stengel >cheitel  ge- 
näherte Blüten  trägt  Auf  den  ersten  Blick  muss  es  auffallend  sein, 
wenn  wir  die  Blütenstiele  von  einem  nicht  in  die  Mediane,  sondern 

seitlich  in  die  Transversale  gestellten  Blatt 
(a)  gestützt  erblicken  Diese  Blütenstiele 
laufen  aber  deutlich  herab  bis  zur  Blatt- 
achseL  (_/,  g,  h , i\  wo  sie  ursprünglich  ent- 
springen, aber  der  Stengelbasis  bis  zur 
Braktee  (a)  an  wachsen  Dies  bezeugen  auch 
die  Scheitelblüten  (5,  6),  welche  direkt  aus 
den  Blattachseln  (k,  l)  hervortreten  und  am 
Grunde  transversale  Brakteen  (a)  tragen. 
Demzufolge  erweist  sich  das  Blatt  (a)  unter 
den  Blüten  (I  —4)  als  die  transversale  Braktee 
(Vorblatt),  welche  aus  der  Blattachsel  am 
Blütenstiele  hoch  hinaufgerückt  war.  Es  liegt 
hier  also  nicht  nur  die  Anwachsung  der 
Tochterstiele,  sondern  auch  die  Blattver- 
schiebung vor.  Dass  die  Transversalbrakteen 
normalerweise  der  Blütenstielbasis  zugezogen 
werden  sollen,  geht  auch  aus  den  ver- 
wandten Liliaceen-Gattungen  hervor.  Das 
schöne  Rhinopetalum  Karelini  Fisch.  (Fl. 


Fig.  64.  Silene  dichotoma. 
Die  Infloreszenz,  schema- 
tisch dargestellt.  (Origin.) 


1 43 


Ross.  490)  trägt  beispielsweise  unter  jeder  Blüte  in  der  Traube  zwei, 
fast  gleiche  Stützblätter,  deren  eines  das  Stützblatt,  das  andere  die 


Fig.  65.  Lilium  candidum  L.  Die  Infloreszenz,  treu  durchgeführt;  die  Buch- 
staben und  die  Zahlen  liefern  die  Erklärung.  Verkl.  (Original.) 


144 


Transversalbraktee  darstellt.  Dergleichen  Verhältnisse  ergeben  sich 
auch  bei  einigen  Fritillarien. 

Als  überzeugendes  Gegenstück  zur  Infloreszenz  der  Boragina- 
ceen  mag  hier  fernerhin  die  Infloreszenz  der  Loasaceen  erläutert 
werden  (Fig.  66).  Die  Anwachsung  und  Verschiebung  an  den  sym- 
podialen  Blütenstandachsen  findet  hier  in  derselben  Weise  statt,  die 
Orientation  der  zugehörigen  Teile  erhellt  aber  noch  besser  als  bei 
den  Boraginaceenwickeln.  Die  Abbildung  (A)  stellt  die  Infloreszenz 
der  Loasa  papaverijolia  dar.  Die  vorliegende  Wickel  zeigt  zwar  in 
der  oberen  Partie  auf  einer  Seite  Blüten,  auf  der  anderen  Seite  die 
Brakteen  (b,  c,  d . . .),  aber  gegen  die  Blüte  (o")  vermisst  man  jed- 
wede Braktee,  obwohl  sich  gegen  die  Blüte  (<?')  wiederum  das  Hoch- 
blatt (a)  stellt.  Auf  welche  Art  und  Weise  werden  nun  die  Onto- 
genetiker  den  vorliegenden  Blütenstand  erklären  ? Wenn  es  ein 
dorsiventrales  Monopodium  wäre,  was  für  eine  Erklärung  werden  sie 
für  das  Verschwinden  des  Blatts  bei  der  Blüte  ( o “)  suchen?  Es 
kommt  noch  der  sonderbare  Umstand  hinzu,  dass  das  Blatt  (a)  der 
Blüte  (0').  vollkommen  gegenständig  ist  (also  den  Winkel  180°  bildet), 
während  die  Blätter  ( b , c,  d ) mit  ihren  gegenliegenden  Blüten 
(o“‘,  o““,  <?'"")  den  Winkel  90°  einschliessen. 

Wenn  wir  jedoch  die  sympodiale  Verkettung,  die  Anwachsung 
und  Verschiebung  zu  Hilfe  nehmen,  so  kommen  wir  gleich  ins 
Klare.  Die  Achse  (<?')  schliesst  nämlich  mit  der  Blüte  (o1)  ab  und 
trägt  ein  Blatt  (a\  aus  dessen  Achsel  die  mit  der  Blüte  ( o ")  ab- 
schliessende Tochterachse  (o")  hervorgeht  und  ein  Blatt  (bl  trägt. 
Dieses  Blatt  (£)  ist  indessen  auf  die  aus  seiner  Achsel  entspringende 
Tochterachse  (<?'" i hoch  hinaufgeschoben,  sollte  aber  ursprünglich 
der  Blüte  (o“)  gegenüber  stehen.  Die  Achse  (<?'")  schliesst  mit  der 
Blüte  (<?'")  ab.  Aus  der  Blattachsel  ( c ) entspringt  ferner  die  Tochter- 
achse und  die  Blüte  {o'“‘)  u.  s.  w.  Es  gehört  demnach  das  Blatt  ( c ) 
zur  Blüte  (o“‘),  das  Blatt  (d)  zur  Blüte  ( o "")  u.  s.  w.,  ist  aber  fortan 
um  ein  Glied  hinaufgerückt.  Weil  nun  das  Blatt  (b)  an  seiner  Achse 
( o ")  in  die  Transversale  fallen  muss,  so  muss  es  notwendigerweise 
mit  der  Blüte  (<?"),  sowie  mit  der  Blüte  ( o‘" ) den  rechten  Winkel 
Zusammenschlüssen. 

Wenn  wir  die  Abbildung  (B)  ins  Augenmerk  fassen,  so  wird 
sich  die  einfache  Erklärung  in  der  Weise  ergeben,  dass  ein  Mono- 
podium vorhanden  ist,  welches  decussierte  Blattpaare  und  achsel- 
ständige Blüten  trägt.  Dieser  Blütenstand  erweist  sich  immerhin  als 
ein  Sympodium,  dessen  einzelne  Glieder  mit  einer  Blüte  enden  und 
ein  Blattpaar  tragen.  Dies  wird  zum  Teil  dadurch  bestätigt,  dass 
sämtliche  Loasaceen  eine  sympodiale  Achsenverkettung  aufweisen, 
zum  Teil  durch  die  verwandte  Cajophora  laterttia , wo  tatsächlich 


145 


einmal  der  Stengel  mit  einer  Terminalblüte  abschliesst  und  beider- 
seits zwei  gegenständige  Tochtersprosse  trägt,  ein  andersmal  aber 


Fig.  66.  A)  Loasa  papaverifolia  H.  B.,  ß)  Blumenbachia  Hieronymi  Urb.  Die 
sympodiale  Infloreszenz  und  Sprossverkettung.  (Original.) 

der  eine  Tochterspross  so  kräftig  emporwächst,  dass  die  Terminal- 
blüte seitlich  und  achselständig  erscheint. 


10 


146 


Beide  bereits  angeführten  Fälle  erweisen  am  besten,  dass  einzig 
und  allein  die  vergleichende  Methode  bei  der  morphologischen  Ab- 
schätzung der  Organe  massgebend  sein  kann.  Die  ontogenetische 
Untersuchung  oder  die  Beschreibung  der  Organe,  wie  sie  sich  präsen- 
tieren, ist  eine  unwissenschaftliche,  sinnlose  Methode,  welche  bloss 
zu  Konfusionen  führen  muss  und  die  wissenschaftliche  Entwicklung 
der  Botanik  unmöglich  macht. 

Die  sympodiale  Verkettung  der  beschriebenen  Blumenbachia 
äussert  sich  im  wesentlichen  auch  bei  der  Gattung  Vinca. 

Die  Verschiebung  und  spurlose  Abortierung  der  Hochblätter 
bei  den  Boraginaceeninfloreszenzen  wird  auch  durch  den  Blütenstand 
der  verwandten  Ehretia  tinifolia  klargelegt,  denn  hier  sitzen  frei 
unter  den  unteren  Blütenästen  Stützblätter,  während  sie  sich  bei  den 
oberen  Ästen  hoch  auf  die  Äste  hinauf  verschieben  und  bei  den 
obersten  schliesslich  spurlos  verschwinden. 

Eine  komplizierte,  reichlich  verzweigte  Infloreszenz,  wo  eben- 
falls die  Anwachsung,  die  Verschiebung,  die  Abortierung  und  die 
sympodiale  Verkettung  gleichzeitig  auftreten,  besitzt  die  Collomia 
gilioides  Bth.  (Polemon.). 

S.  828, Z.  28,  n.  d.  W.  »Urb.,«:  Guettarda  Jrangulacea  Rchb. 

S.  828,  Z.  28,  n.  A.  Der  Blütenstand  der  Gattung  Henierocallis  ahmt  die  Doppel- 
wickel nach,  obgleich  dieser  Blütenstand  von  anderer  Jderkunft  ist. 
Von  den  zwei  scheinbaren  Wickelarmen  erweist  sich  der  eine  als 
Tochterzweig  des  anderen,  wobei  das  Stützblatt  am  Tochterzweige 
hoch  hinaufgerückt  erscheint.  Demzufolge  handelt  es  sich  hier  ledig- 
lich um  den  racemösen  Charakter,  womit  auch  das  Fehlen  der  Ter- 
minalblüte zwischen  den  beiden  Armen  im  Einklänge  steht. 

S.  829,  Z.  24,  n.  d.  W.  »Scabiosa*:  und  bei  der  Zollikoferia  arborescens  Batt. 
vor.  Das  vielfach  gabelig  verzweigte  Poterium  spinosum  L.  zählt 
auch  hieher. 

S.  832,  Z.  29.  Eine  gleiche  Zusammensetzung  der  Infloreszenz  weist  eben- 
falls die  Gattung  Dicliorisandra  (Commelin.)  auf.  Die  überaus  dicht- 
blütige  Ähre  von  Pontederia  montevidensis,  welche  in  den  botanischen 
Gärten  verbreitet  ist,  stellt  desgleichen  eine  verlängerte  Hauptachse 
dar,  welcher  einzelne  5 — 8zählige  Blütengruppen  aufsitzen,  die  eine 
Anordnung  der  Doppelwickel  offenbaren. 

S.  832,  Z.  41.  Vangueria  verrucosa  Sieb.  (Rubiac.)  ist  nach  demselben  Schema 
ausgestaltet. 

S.  833,  Z.  43.  Menispermum  canadense  L.  besitzt  eine  reichblütige,  zusammen- 
gesetzte Traube,  welche  mit  serialen  Trauben  und  Blüten  kom- 
biniert ist. 

S.  834,  Z.  20,  n.  A.  An  die  Infloreszenz  des  bereits  beschriebenen  Convol- 
vulus  schliesst  sich  im  wesentlichen  auch  die  Infloreszenz  der  Gattung 


147 


Cuscuta  an,  welche  bei  der  gemeinen  C.  Epithymum  L.  u.  v.  einen 
mehrblütigen,  kugeligen  Knäuel  vorstellt,  dessen  Blüten  (bis  15)  dem 
Anscheine  nach  keine  Ordnung  einhalten  und  dementsprechend  auch 
von  den  Autoren  verschiedentlich  beschrieben  und  aufgefasst  wurden. 


S.  834, 


Wie  bereits  Mo  hl  (Bot.  Ztg.  1844)  und  Wydler  (Flora  1857)  er- 
läutert haben,  sind  es  durchweg  Serialblüten,  welche  aus  den  Vorblatt- 
achseln weitere  Blüten 
hervorgehen  lassen  — 
also  eigentlich  seriale 
Dichasien  in  absteigen- 
der Reihenfolge.  Wenn 
nun  die  Vorblätter  zur 
Gänze  abortieren,  so  er- 
scheint die  Serialord- 
nung verworren,  zumal, 
wenn  die  Serialblüten 
zweireihig  auseinander- 
treten, infolge  dessen 
sämtliche  Blüten  eine 
unregelmässige  Gruppe 
vorstellen,  was  beispiels- 
weise bei  der  C.  Epi- 
thymum  der  Fall  ist.  Bei 
C.  lupulijotmis  Krock. 

(C.  monogyna  Aut.)  bil- 
den die  3 — 5 Blüten  eine 
einfache,  absteigende  Se- 
rialreihe in  der  Brakteen- 
achsel. Der  Blütenstand 
der  C.  Epithymum  fängt 
regelmässig  mit  einem 
vegetativen  Spross  an. 

Z.  34,  n.  A.  Eine  inter- 
essante Kombination  tritt 
desgleichen  bei  derCru- 
cifere  Cakile  arabica  Vel. 

Born.  (Fig.  67)  auf.  Die 

Hauptachse  ( o ) schliesst  mit  einer  verlängerten,  hin-  und  hergebro- 
chenen Traube  ab.  Aus  der  Blattachsel  ( b ) tritt  eine  andere  Traube 
als  Tochterachse  (o')  hervor.  Ihr  folgt  aber  noch  eine  Serialtraube 
in  absteigender  Folge  (o").  Es  kommt  noch  hinzu,  dass  die  unterste 
Blüte  (1)  der  Traube  (<?')  infolge  der  Verkürzung  der  unteren  Trauben- 
achsenpartie in  die  Blattachsel  selbst  gerät  und  ganz  in  derselben 

10* 


Fig.  67.  Cakile  arabica  Born.  Vel.  Zusammen- 
gesetzte Infloreszenz;  a,  b)  Stützblätter,  o)  Haupt- 
achse, o‘)  Tochtertraube,  o ")  Serialtraube.  (Orig.) 


148 


Weise  die  zwei  untersten  Blüten  (1',  2')  der  Serialtraube,  was  das 
sonderbare  Bild  von  5 Bestandteilen  in  einer  Blattachsel  zur  Folge 
hat.  Auf  S.  689  wurde  schon  erwähnt,  dass  das  Sisymbrium  polyce- 
ratium  und  der  Raphanus  die  Inklination  zur  Erzeugung  von  Serial- 
sprossen kundgibt.  Hier  bei  Cakile  hat  dieses  Element  zur  Zusammen- 
setzung der  ganzen  Infloreszenz  beigetragen. 

Die  Myrtacee  Decasperntum  paniculatum  Kurz.  (Philippin.)  hat 
ihre  Infloreszenz  aus  einer  zentralen,  öblütigen,  gepaarten  Traube 
(mit  einer  Terminalblüte)  und  3 gestielten,  absteigenden,  serialen 
Dichasien  in  den  gegenständigen  Blattachseln  aüsgebildet. 

S.  837,  Z.  3,  n.  d.  W »Harms.,*:  H.  tigrinus  Jacq.  (Amaryl.),  Actinotus  leuco- 
cephalus  Bth.,  A.  Helianthi  Lab.  (Umbellif.)  u.  a. 


B.  Das  Blütendiagramm. 

S.846,  Z.  16.  Ähnlich  verhalten  sich  die  Arten  Ranunculus  sessiliflorus  und 
R.  ßagelliJo?mis,  wo,  abgesehen  von  den  zahlreichen  Karpellen  auf 
dem  Blütenboden,  alle  übrigen  Blütenteile  mit  Einschluss  der  Stamina 
fünfzählige  Kreise  bilden. 

S.  846,  Z.  23.  Vergleiche  hiezu  die  interessante  Abhandlung  Trapls,  in 
welcher  die  Variationen  des  Blütenplans  der  Ranunculaceen  ein- 
gehend zusammengestellt  sind.  Diese  Variationen  kommen  nicht  nur 
bei  verschiedenen  Gattungen  und  Arten,  sondern  auch  bei  derselben 
Art  zum  Vorschein.  Mit  Nachdruck  betont  auch  der  genannte  Autor 
dergleichen  Fälle,  wo  die  Zahl  im  Perigonkreis  steigt,  aber  nicht 
auf  Unkosten  des  Staminalkreises,  welcher  sich  gleichzeitig  vermehrt. 
Beachtenswert  sind  ferner  Beispiele,  wo  die  Blütenhülle  in  das  Invo- 
lukrum  oder  in  Stengelblätter  allmählich  übergeht  und  somit  die 
Tendenz  zur  ursprünglichen  Acyklie  olfenbart. 

S.  846,  Z.  37,  n.  A.  Dass  die  ursprüngliche  Zusammensetzung  einer  Blüte  eine 
acyklische  und  polymerische  war,  folgt  aber  nicht  nur  aus  dem  an- 
geführten Beispiele  bei  den  Ranunculaceen,  sondern  auch  aus  den 
abnormalen  Fällen,  wo  die  cvklische  Blüte  vergrünt  oder  durch  die 
Gartenkultur  alle  Bestandteile  in  grosser  Anzahl  entwickelt  (gefüllte 
Blüten).  In  einem  solchen  Zustande  trägt  beispielsweise  Lilium, 
Hemerocallis , Hyacintlms  auf  dem  verlängerten  Blütenboden  eine 
grosse  Anzahl  von  Perigönblättern,  Staubblättern  und  Karpellen  in 
spiraliger  Anordnung. 

S.  848,  Z.  4.  Tn  manchen  Familien  treten  verwandte  Gattungen  bald  mit 
einem,  bald  mit  zwei  Staminalkreisen  auf.  So  sind  die  Gattungen 
Sedum  und  Semperznvum  in  der  Familie  der  Crassulaceen  zweikreisig, 
die  Gattungen  Crassula  und  Rochea  hingegen  einkreisig.  Ein  abor- 


149 


tierter  Staminalkreis  dürfte  hier  nicht  vorausgesetzt  werden,  weil  alle 
Blütenkreise  ordentlich  alternieren. 

S.  851,  Z.  7,  n.  A.  Eine  wichtige  Rolle  scheint  die  Fruchtknotenadaptation  in 
den  Blüten  der  Sapindaceen  zu  spielen,  wo  sie  allgemein  von  den 
Autoren  durch  die  Abortation  einzelner  Staubblätter  erklärt  wurde.- 
Bei  Xanthoceras  sorbifolium  Bge  sind  allenthalben  in  der  Blüte  8 Sta- 
mina  vorhanden,  welche  zwar  einen  Kreis  bilden,  aber  zwei  Kreisen 
(5  -(-  3)  entsprechen.  Aus  der  Beobachtung  der  Entfaltung  und  Stel- 
lung der  Stamina  in  der  Blüte  ergibt  sich,  dass  3 derselben  stets 
mit  den  Karpellen  alternieren  und  zuerst  reifen.  Sie  gehören  dem- 
nach dem  inneren  Kreise  an,  welcher  sich  nach  dem  dreikarpelligen 
Fruchktknoten  richtet.  Eine  Unterdrückung  von  2 Stamina  ist  hier 
unzulässig,  da  die  Blüte  regelmässig  ist.  Dergleichen  Verhältnisse 
weisen  auch  die  Gattungen  Aesculus  und  Pavia  auf,  wo  aber  nicht 
immer  8 Stamina,  sondern  zuweilen  auch  7 vorhanden  sind,  wobei 
ein  Staubblatt  auf  die  Unterdrückung  infolge  der  Zygomorphie  zu 
stellen  ist. 

Auch  die  abnormalen  Zustände  in  den  Blüten  bestätigen  nicht 
selten  die  Gesetze  der  Fruchtknotenadaptation.  Die  Blüte  der  ge- 
meinen Fuchsia  coccinea  ist  bekanntlich  vierzählig  und  aus  zwei  Sta- 
minalkreisen  zusammengesetzt.  Nun  geschieht  es  hin  und  wieder, 
dass  sich  ein  Sepalum  dedoubliert,  was  sofort  eine  alternierende 
fünfzählige  Corolle  und  einen  fünfzähligen  episepalen  Staminalkreis 
zur  Folge  hat,  während  der  epipetale  Staminalkreis  ebenso  wie  der 
Fruchtknoten  vierzählig  bleibt. 

S.  851,  Z.  26.  In  den  sonst  normal  entwickelten  Blüten  der  Cruciferen  Laelia 
orientalis  und  Barbarea  vulgaris  habe  ich  an  einigen  Individuen 
einen  dreizähligen  Kelch-  und  Petalenkreis  angetroffen,  wobei  gleich- 
zeitig die  Stamina  in  gewohnter  Anzahl  (4  -j-  2)  unter  dem  dimeri- 
schen Fruchtknoten  ihre  Stelle  okkupierten.  Meschajeff  fand 
etwas  ähnliches  bei  Arabis  albida , wo  ebenfalls  Kelch  und  Corolle 
dreizählig,  beide  Staminalkreise  und  Fruchtknoten  zweizählig  ent- 
wickelt waren. 

S.  852,  Z.  7,  n.  A.  Dass  die  gesetzmässige  Alternierung  lediglich  durch  die 
Annäherung  der  Blütenphyllome  bewirkt  wird,  erhellt  aus  der  inter- 
essanten Zusammensetzung  des  Involukrums  bei  manchen  Compo- 
silen.  Man  findet  hier  nämlich  nicht  selten  das  Involukrum  aus  2 — 3 
durch  Form  und  Grösse  differenzierten  Blättchen  gebildet  ( Bidens ), 
welche  untereinander  regelmässig  alternieren  und  gleichzeitig  in 
gleicher  Anzahl  vorhanden  sind. 

S.  853,  Z.  6,  n.  A.  Noch  interessanter  sind  diese  Verhältnisse  bei  den  Blüten 
der  Gattung  Bruguiera  (Fig.  16,  17,  Taf.  I).  Die  Blüte  ist  hier 
lOzählig,  Stamina  gibt  es  20,  welche  scheinbar  einen  Kreis  bildern 


150 


wiewohl  die  eine  Hälfte  hinter  den  Petalen,  die  andere  Hälfte  hinter 
den  Sepalen  gestellt  sind.  Die  Petala  sind  aber  steif,  lederartig, 
ringsum  lang-wimperig,  tief  geschlitzt,  im  Winkel  mit  einer  Borste 
versehen,  am  Grunde  mit  eingerollten  Rändern.  Vermittels  dieser 
Ränder  umfassen  sie  nun  nicht  nur  ihr  epipetales  Staubblatt,  sondern 
auch  das  episepale  Nachbarstaubblatt,  welches  sich  zu  diesem  Zwecke 
hineinbiegen  muss,  was  zur  Folge  hat,  dass  die  zwei,  aus  dem 
Petalum  hinausragenden  Antheren  ungleich  lang  erscheinen.  Wollte 
man  von  der  Intelligenz  der  Pflanzen  sprechen,  so  bietet  sich  hier 
die  beste  Gelegenheit  dazu. 

S.  854,  Z.  1.  ln  der  Blüte  des  Chrysosplenium  alternijolium  abortiert  zu- 
weilen der  zweite  Staminalkreis,  demzufolge  nur  2 Stamina  übrig 
bleiben,  der  Fruchtknoten  verbleibt  immerhin  in  seiner  Lage  und 
Form  unverändert.  In  den  Blüten  des  Rhamnus  cathartica  findet  man 
bald  einen  tetrameren,  bald  einen  trimeren  Fruchtknoten,  obwohl 
die  übrigen  Blütenteile  konstant  tetramer  verbleiben.  In  den  Blüten 
der  Gattung  Papaver  dedoublieren  sich  die  Stamina  bis  zu  grossen 
Zahlen,  immerhin  aber  richtet  sich  ihre  Anordnung  nach  dem  dicy- 
klischen  und  dimerischen  Plane,  während  der  Fruchtknoten  eine  be- 
liebige Zahl  in  den  Karpellen  offenbart  und  nur  sehr  selten  die 
Dimerie  erzeugt.  Noch  auffallender  tritt  diese  Beharrlichkeit  bei 
Roemeria  hybrida  zum  Vorschein  (Murbeck). 

S.  854,  Z.  4,  n.  A.  Auch  Günthart  hat  die  Beobachtung  gemacht,  dass  der 
Fruchtknoten  der  Cruciferen  einerseits  und  die  Sepala  anderseits 
zwei  feste  Pole  bilden,  nach  denen  sich  die  Entwicklung  der  übrigen 
Blütenteile  richtet. 

S.  854,  Z.  43,  n.  d.  W.  »Staubblätter«:  (Indokingia  crassa  Hemsl.  u.  a.). 

S.  857,  Z.  30.  Zu  Gunsten  dieser  Darlegung  spricht  ebenfalls  der  interessante 
Fall  bei  Diospyros  Lotus  L.,  wo  die  männlichen  Blüten  nach  der 
Zahl  4,  die  zwitterigen  aber  nach  der  Zahl  3 aufgebaut  sind. 

S.  858,  Z.  12,  n.  d.  W.  »pulchellum),« : oder  ist  die  Endblüte  siebenzählig  und 
die  übrigen  sechszählig  (S.  reflexum). 

S.  858,  Z.  18.  Chelidonium  majus  zeigt  zuweilen  die  endständige  Blüte  pen- 
tamer, die  übrigen  in  der  Dolde  aber  tetramer  aufgebaut.  Die  reich- 
blütige  Infloreszenz  der  Saxifraga  Cotyledon  entwickelt  zuerst  die 
den  Stengel  abschliessende  Terminalblüte,  welche  häufig  6 — 8zählig 
erscheint,  während  die  übrigen  Szählig  sind. 

S.  858,  Z.  20.  Rondeletia  erythroneura  Karst.  (Rubiac.)  hat  eine  reichblütige, 
rispenartige  Infloreszenz,  mit  cymösen  Ästen,  deren  Terminalblüten 
durchweg  özählig,  die  übrigen  aber  özählig  aufgebaut  sind.  Die  dicht- 
blütige  Ähre  des  Phyteuma  spicatum  ist  mit  einer  Terminalblüte  ab- 
geschlossen, welche  durchweg  plciomerisch  aufgebaut  ist. 


151 


S.  858,  Z 30.  Die  gleichen  Verhältnisse  walten  auch  bei  der  Gattung  Semper - 
vivum  vor.  Hier  schliesst  der  Stengel  mit  einer  zusammengesetzten 
Infloreszenz  ab,  welche  aus  einer  Terminalblüte  und  3 langen  Doppel- 
wickeln besteht.  Die  erwähnte  Terminalblüte  zeigt  nun  in  ihrem 
Plane  die  Zahl  16,  die  erste  Wickelblüte  die  Zahl  14,  die  mittleren 
Wickelblüten  die  Zahl  12,  die  letzten  die  Zahl  11. 

S.  858,  Z.  35.  Dafür  spricht  auch  die  beim  Anthericum  Liliago  häufige  Er- 
scheinung, dass  die  ersten  unteren  Blüten  in  der  Traube  4zählig  auf- 
gebaut, während  die  oberen  durchweg  3zählig  angelegt  sind.  Das 
Gleiche  tritt  in  den  Infloreszenzen  der  Gattung  Spiraea  auf  (Sp. 
opulifolia  L.  u.  a ). 

S.  861,  Z.  35.  Auf  dieselbe  Weise  ist  die  vierzipfelige  Krone  der  Syringa 
vulgaris  durch  Dedoublement  aus  einer  zweizipfeligen  Krone  ent- 
standen. Diese  Verdoppelung  geht  in  einer,  in  Bulgarien  verbreiteten 
Varietät  weiter,  indem  der  eine  Zipfel  sich  noch  einmal  teilt,  so  dass 
hiedurch  eine  5zipfelige  Krone  zustande  kommt. 

S.  862,  Z.  1 Das  Dedoublement  der  Staubblätter  ist  eigentlich  als  Teilung 
des  Phylloms  in  tangentialer  und  radiärer  Richtung  aufzufassen.  Eine 
derartige  Doppelteilung  haben  wir  schon  an  den  Kotyledonen  der 
Keimpflanzen  kennen  gelernt  (S.  282)  und  kehrt  dieselbe  ebenfalls 
an  den  grünen  Assimilationsblättern  wieder  (S.  58).  Durch  diese 
Blatteilung  umwandeln  sich  die  zweizähligen  Quirle  in  dreizählige, 
die  dreizähligen  in  vierzählige  u.  s.  w.  — eine  Erscheinung,  welche 
an  Pflanzen  mit  gegenständigen  Blättern  wohlbekannt  ist. 

S.  862,  Z.  1 , n.  d.  W.  »Beispiel«:  der  Staminaldedoublation 

S.  864,  Z.  43.  Das  Dedoublement  der  Stamina  im  Hinblick  auf  die  Phylo- 
genese ist  wohlweislich  als  eine  sekundäre  Erscheinung  anzusehen. 
Wenn  also  bei  den  Cruciferen  und  den  Papaveraceen  eine  pleiome- 
rische  Dedoublierung  der  Stamina  in  die  Erscheinung  tritt,  so  darf 
man  nicht  mit  Celakovsky  glauben,  dass  die  Vorfahren  dieser 
Familien  pleiomerisch  entwickelt  waren.  Diese  Vorfahren  waren 
allerdings  oligomerisch  aufgebaut,  wie  Murbeck  richtig  bemerkt. 
Wenn  wir  das  allgemeine  Gesetz  im  Augenmerk  behalten,  demzu- 
folge der  oligomerische  Blütenplan  aus  dem  polvmerischen  seinen 
Ursprung  genommen  hat,  so  ist  dies  bei  den  bereits  genannten  Fa- 
milien in  dem  Sinne  zu  verstehen,  dass  die  ältesten  Vorfahren  der 
Rhoeadales  tatsächlich  polymerisch  waren  (und  diesen  dürften  die 
meisten,  holzigen  Cappareen  angehören).  Von  denselben  haben  sich 
aber  die  Cleomeen,  Cruciferen,  Papaveraceen  und  Fumariaceen  ab- 
gezweigt und  als  oligomere  Typen  stabilisiert.  Nunmehr  erschien  erst 
in  neuerer  Zeit  bei  denselben  zu  wiederholten  Malen  infolge  des  De- 
doublements  die  Polymerie  — eine  phylogenetische  Undulation,  welche 
wir  bei  zahlreichen  anderen  Gelegenheiten  festzustellen  vermochten. 


152 


S.  866,  Z.  11.  Haronga  paniculata  Pers.  (Maurit.),  eine  baumartige  Hyperi- 
cacee,  besitzt  5,  mit  den  5 Karpellen  abwechselnde  Staubblätter, 
welche  in  der  Mitte  in  3 vollständige,  gestielte  Stamina  geteilt  sind, 
deren  mittelständiges  länger  und  terminal  gestellt  ist.  Die  heimischen 
Hypericum-Arten  sind  bekanntlich  bis  zur  Basis  in  zahlreiche  Sta- 
mina geteilt. 


S.  867,  Z.  7,  n.  A.  Eine  höchst  merkwürdige  Zusammensetzung  weisen  die 
Stamina  der  Mahernia  verticillata  L.  (Sterculiac.,  Cap),  also  aus  der 

nahen  Verwandtschaft  der  Gat- 
tung Theobroma  (Fig.  68),  auf. 
In  der  Blüte  der  genannten  Art 
sind  5,  mit  den  Petalen  ab- 
wechselnde Stamina  enthalten, 
deren  Staubfäden  (6)  einen 
glatten,  starken  Griffel  vor- 
stellen, an  dessen  Ende  eine 
gewimperte,  drüsige  Platte  ( c ) 
zur  Entwicklung  gelangt  und 
als  Nektarium  dienlich  ist. 
Mitten  aus  dieser  Platte  strebt 
ein  anderer,  viel  feinerer  Staub- 
faden empor  (#),  welchem  an 
der  Spitze  zwei,  untereinander 
fast  freie,  durch  eine  Längs- 
ritze aufspringende  Staubbeutel 
aufsitzen.  Auf  den  ersten  Blick 
wird  gewiss  niemand  in  Zweifel 
ziehen,  dass  hier  ein  normales, 
dithecisches  Staubblatt  vorliege.  Die  Gattung  Mahernia  zählt  immer- 
hin zu  einem  Verwandtschaftskreis,  wo  allgemein  Adelphien  ver- 
breitet sind;  in  Erwägung  dessen  dürfte  sich  auch  das  abgebildete 
Staubblatt  als  eine,  aus  zwei  monothecischen  Staubblättern  ver- 
wachsene Adelphie  erweisen.  Diese  Voraussetzung  bekräftigt  auch 
der  Umstand,  dass  der  Fadenteil  [a]  bei  der  Verwelkung  eine  Mittel- 
rinne zeigt,  durch  welche  er  in  zwei  Längsstreifen  getrennt  ist  und 
auf  die  Verwachsung  aus  zwei  Fäden  deutlich  hinweist.  Demzufolge 
läge  uns  ein  ganz  merkwürdiger  Fall  einer  phylogenetischen  Ent- 
wicklung vor:  das  ursprünglich  einfache  Staubblatt  dedoubliert  sich 
in  mehrere,  monothecische  Staubblätter,  diese  verarmen  ferner  an 
der  Zahl  bis  auf  2 und  diese  zwei  Staubblätter  verwachsen  auf 
weiterer  Stufe  wiederum  zu  einem  einfachen,  dithecischen  Staubblatt! 
Als  Seitenstück  zu  diesem  Entwicklungsgang  könnte  die  oben  geschil- 
derte Geschichte  der  Entwicklung  von  monofacialen  Blättern  dienen. 


Fig.  68.  Mahernia  verticillata  L.  Eine 
zweizählige  Adelphie,  ein  einfaches  Staub- 
gefäss  nachahmend;  a)  aus  zwei  Fäden 
verwachsene  Partie,  c)  drüsige  Scheibe, 
b)  gemeinschaftlicher  Griffel  — Zygo- 
phyllum  simplex  L.  Staubblatt  mit  schup- 
penförmigen Anhängseln  an  der  Basis.  — 
Bombycidendron  Vidalianum  M.  R.  Staub- 
blatt mit  zwei  Reihen  von  Pollenkammem, 
deren  4 unten  geöffnet  sind.  Vergr.  (Orig.) 


153 


S.  867,  Z.  22.  Dies  bestätigt  anschaulich  die  nahe  verwandte  Art  Bombax 
malabaricus  (Ceylon),  in  deren  grossartigen  Blüten  sich  Staminal- 
gruppen  vorfinden,  welche  durch  Verwachsung  aus  2 — 5 Staubblättern 
zustande  gekommen  sind.  Manche  derselben  zeigen  die  Verwachsung 
der  Fäden  bloss  bis  zu  einer  gewissen  Höhe,  andere  aber  verwachsen 
zu  den  Antheren  vollkommen.  Die  verwachsenen  Adelphien  bilden 
2 pentamere,  abwechselnde  Kreise. 

S.  869,  Z.  16,  n.  A.  Höchst  belehrende  Verhältnisse  in  dieser  Hinsicht  findet 
man  in  den  grossen  Blüten  des  Bombycidendron  Vidalianum  M.  R. 
(Luzon)  aus  der  Verwandtschaft  der  Gattung  Hibiscus  (Fig.  68). 
Hier  sind  die  Antheren  einem  starken  Faden  aufsitzend  und  in  zwei 
Reihen  von  Kammern  geteilt,  ln  einzelnen  Kammern  oder  Fächern 
sind  zahlreiche,  grosse  Pollenkörner  eingeschlossen.  Die  Fächer 
öffnen  sich  vermöge  einfacher  Klappen.  Diese  Stamina  machen  den- 
selben Eindruck  wie  diejenigen  bei  der  Gattung  Parkia  (S.  946), 
nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  bei  dieser  Gattung  zwei  derartige 
Antherenhälften  einem  Faden  aufsitzen.  Die  so  ausgestalteten  Sta- 
mina sind  nun  in  10  parallelen,  senkrechten  Doppelreihen  an  einem 
massiven,  verwachsenen,  den  Griffel  umgebenden  Tubus  angeordnet. 
Hier  sehen  wir  zunächst,  dass  tatsächlich  die  5 ursprünglichen  Sta- 
mina sich  in  10  Primordien  teilen,  wie  Duchartre,  Payer, 
Frank  und  andere  (vergl.  Eichler  1.  c.)*)  entwicklungsgeschichtlich 
gefunden  haben,  und  zweitens,  dass  die  ursprünglichen  10  Stamina 
sich  auf  der  ersten  Stufe  in  zwei  Antherenhälften  getrennt  haben 
und  auf  der  zweiten  Stufe  sich  die  Antherenhälften  in  eine  Reihe 
von  Kammern  umänderten,  welche  sich  zuletzt  in  einfache  Staub- 
beutel aufgelöst  haben.  Dementsprechend  würde  das  erwähnte 
Bombycidendron  einen  phylogenetisch  uralten  Malvaceentypus  vor- 
stellen. 

S.  872,  Z.  17,  n.  A.  Die  fünfzählige,  spiralig  aufgebaute  Blüte  der  Berberis 
vulgaris  stellt  gleichsam  den  ursprünglichen,  acyklischen  Plan  der 
Polycarpiceen  dar.  Die  verwandte  Berberidopsis  corallina  Hook. 
(Chile)  geht  in  dieser  Hinsicht  noch  weiter,  indem  die  Blütenhülle 
nicht  in  zwei  Kreise  differenziert  ist  und  bloss  aus  13  — 16  spiralig 
angeordneten  Perigonblättern  besteht  und  zumeist  10  Stamina  in 
spiraliger  Stellung  vorhanden  sind. 

S. 885, Z.  4,  n.  d.  W.  »Erica«:  Monsoniana  Thnb.,  E. 


*)  Es  ist  beachtenswert,  dass  Schumann  in  seiner  monographischen 
Bearbeitung  der  Familie  der  Malvaceen  (Engler,  Pflanztnfam.  111,  6)  die  inter- 
essante Morphologie  der  Malvaceenblüte  gänzlich  übergeht,  obwohl  dieselbe 
eine  ganze  Literatur  aufweist  und  obwohl  dieselbe  von  Eichler  so  sorgfältig 
behandelt  wurde. 


154 


S.  885,  Z.  12,  n.  A.  Derartige  Fälle  können  uns  auch  manche  Epacridaceen , 
Rutaceen  (Coleonema  virgatum  E.  Z.,  Acmadenia  u.  a.),  die  Empe- 
doclea  alnijolia  S.  Hil.  (Dill.),  die  Gattung  Reaumuria  (Tamari- 
caceae)  u.  s.  w.  liefern. 


C.  Die  Plastik  der  Blüte. 

S.  895,  Z.  3.  Vergleiche  hiezu  die  trefflichen  Bemerkungen  bei  Gü  nt  hart 

(S.  6). 

S.  897,  Z.  25.  Eine  bemerkenswerte  Ausnahme  von  dieser  Regel  bildet  die 
artenreiche  Gattung  Hibbcrtia  (Dilleniac.),  wo  der  pentamerische 
Kelch  und  die  Corolle  vollkommen  radiär  sind,  die  kurzen  Stamina 
(8  an  der  Zahl)  und  zwei  freie,  kurze  Fruchtknoten  jedoch  eine 
Zygomorphie  in  der  Weise  offenbaren,  dass  die  Stamina  von  oben 
in  einer  Gruppe  die  zwei  Fruchtknoten  (Karpelle)  decken.  Die  Zygo- 
morphie ist  hier  sonach  lediglich  durch  die  Lage  der  Geschlechts- 
organe bewirkt  und  zweifelsohne  bloss  der  Befruchtungsweise  zweck- 
mässig dienlich. 

S.  898,  Z.  41.  Dracocephalum  austriacum  zeigt  eine  ähnliche  Kelchbildung 
(1  -(-4)!  die  Corolle  behält  jedoch  die  übliche  Form  (2  -j-  3).  Die 
gleichen  Verhältnisse  weisen  die  Blüten  der  Sideritis  romana  L.  auf. 

S.  899,  Z.  10,  n.  A.  Eine  wunderbare  Variation  in  der  zygomorphen  Aus- 
bildung des  Kelches  tritt  bei  der  Caprifoliacee  Abclia  floribunda  in 
die  Erscheinung.  Die  sympetale  Corolle  zeigt  zwar  die  gewöhnliche 
fünfzählige,  zweilippige  Form  (2  -f-  3)  und  der  unterständige  Frucht- 
knoten trägt  gleichfalls  5 grüne,  längliche  Blättchen,  welche  der  Co- 
rolle im  Verhältnisse  3 -f-  2 angepasst  sind,  es  verwachsen  aber  ein- 
zelne Kelchzipfel  zuweilen  dermassen,  dass  die  verwachsenen  Lippen 
bloss  am  Ende  durch  Zähnchen  noch  kennbar  sind.  Die  V erwach- 
sung  erfolgt  dann  in  folgenden  Verhältnissen:  2 — J—  (1  — 1 — - 1 ), 
(1  -f-  1)  4-  3,  3 -j-  2,  (2  -f-  2)  -+-  1 . Die  Zahlen  in  den  Klammern  be- 
deuten freie  Blättchen. 

Die  Gattung  Eichhornia  (Pontederiac.)  weist  eine  eigenartige 
Blütenzygomorphie  dergestalt  auf,  dass  aus  den  6 dicyklischen  Pe- 
rigonblättern das  der  Mutterachse  (der  Blütentraube)  zugekehrte  Pe- 
rigonblatt des  inneren  Kreises  grösser  und  von  den  übrigen  ab- 
weichend gefärbt  ist.  Dem  zygomorphen  Einfluss  unterliegt  alsdann 
auch  der  Fruchtknoten,  dessen  medianstehendes  Karpell  auf  Un- 
kosten der  zwei  anderen  stärker  entwickelt  ist.  Diese  Art  der  Blüten- 
zygomorphie ist  übrigens  auch  bei  den  meisten  Orchideen  verbreitet, 
wo  ebenfalls  das  obere,  medianstehende  Perigonblatt  als  grosse,  ge- 
spornte Lippe  (Orchis)  entwickelt  ist,  hier  aber  um  des  Gleich- 


155 


gewichts  willen  sich  der  Fruchtknoten  verdreht  und  hiedurch  die 
grosse  Lippe  nach  unten  gerät. 

S.  902,  Z.  14.  Die  Blütentraube  der  Corydalis  cava  und  der  verwandten  Arten 
ist  mit  einer  sterilen  Spitze  abgeschlossen,  so  dass  alle  Blüten  seiten- 
ständig erscheinen.  Noch  auffallender  sind  die  kegelförmigen,  viel- 
fach verzweigten,  reichblütigen  Infloreszenzen  der  Saxifraga  sarmen- 
tosa  (Dipteras.),  welche  durchweg  mit  einer  terminalen  und  wie  die 
übrigen  zygomorph  entwickelten  Blüte  abgeschlossen  sind. 

S.  906,  Z.  38  Diese  pelorische  Pleiomerie  ist  gleichwohl  auf  dieselbe  Weise 
auszulegen,  wie  die  mehrzähligen  Terminalblüten  überhaupt,  da  sie 
im  wesentlichen  die  gleiche  Erscheinung  darstellen  (S.  858) 

S.907,  Z.  3.  In  der  Traube  des  gemeinen  Cytisus  Laburnum  L.  gelangt  zu- 
weilen die  Terminalblüte  zur  pelorischen  Entwicklung,  in  welchem 
Falle  dann  alle  Petala  gleichmässig  ausgestaltet  sind  und  die  Blüte 
ungefähr  die  Plastik  der  Caesalpiniaceen  annimmt,  aus  denen  sich 
die  Papilionaceen  phylogenetisch  abgezweigt  haben  (Jolis).  Die  reich- 
blütige  und  zusammengesetzte  Infloreszenz  der  Aesculus  Hippocasta- 
num  L.  schliesst  mit  einer  Terminalblüte  ab,  welche  stets  radiär  ist 
und  nur  5 Stamina  enthält. 

S,  909,  Z.  15,  n.  A.  Schöne  Pelorien  kommen  auch  bei  der  grossblütigen  La- 
biate  Melittis  Melissophyllum  vor.  Ziemlich  häufig  habe  ich  die 
Blütenäste  abschliessende  Pelorien  bei  Thymus  Serpyl/um  vorge- 
funden Sie  pflegen  mit  den  übrigen  Blüten  gleich  gross  zu  sein 
und  zeigen  in  Mehrzahl  die  tetramerische,  seltener  die  pentamerische 
Zusammensetzung. 

S.9l5,Z.  2.  Eine  interessante  Ausnahme  hievon  bildet  bloss  die  Diplotaxis 
Harra  Forsk.  (Oriens),  welche  ihre  lange  Schote  auf  einem  langen 
Gynophor  trägt. 

S 916, Z.  41,  n.  A.  Den  besten  Beweis,  dass  es  auch  dünn-  und  langgestielte 
Fruchtknoten  gibt,  mit  phyllomartiger  Beschaffenheit  des  Fruchtstiels 
(Gvnophors),  bieten  uns  manche  Ranunculaceen,  wo  der  Blütenboden 
als  Achse  mehrere  gestielte  Fruchtknoten  trägt.  Ein  hübsches  Bei- 
spiel hiefür  liefert  die  Gattung  Coptis  mit  ihren  dünngestielten,  mehr- 
samigen  Balgkapseln.  Desgleichen  weist  die  gemeine  Eranthis  ziem- 
lich langgestielte  Karpelle  auf.  Sehr  langgestielte  Fruchtknoten 
phyllomartiger  Natur  haben  auch  Ruppia  und  Zannichellia. 

5.918, Z.  6,  n d.  W.  »Bryophyllum« : und  Pistorinia 

S.  918,  Z 18.  In  der  Familie  der  Bromeliaceen  ist  es  beispielsweise  Pilcair- 
nia  pulverulenta  R.  P.,  welche  einen  grünen  Kelch  und  eine  rote 
Corolle  besitzt. 

5.919,  Z.  15.  Es  geschieht  zuweilen,  dass  sich  bei  Anemone  nemorosa  oder 
bei  Caltha  palustris  das  der  Blüte  am  nächsten  stehende,  grüne 
Laubblatt  petalenartig  umbildet  und  gegen  die  Blüte  zu  verschiebt. 


156 


Ein  derartiger  Fall  bezeugt  nun,  woraus  das  farbige  Perigon  zu- 
stande kommt.* 

S.  919,  Z 40.  Desgleichen  bei  Erantkis  hiemalis , wo  das  gelbe  Perigon  drei 
äussere  und  breitere  und  drei  schmälere,  innere  Petalen  aufweist. 

S.  920,  Z.  29,  n.  A.  In  der  Gattung  Neptunia  (Legumin.)  bilden  die  Zwitter- 
blüten ein  endständiges  Köpfchen,  unterhalb  desselben  befindet  sich 
aber  eine  Gruppe  von  geschlechtslosen  Blüten,  deren  Stamina  in 
lange,  flache,  gefärbte  Kronblätter  umgewandelt  sind. 

S.  922,  Z.  21,  n.  A.  Die  gemein e Knautia  arvensis  trägt  zuweilen  in  der  Natur 
ganz  normale  Blütenköpfchen,  deren  Blüten  statt  der  4 Stamina  vier 
flache,  wie  die  Corolle  gefärbte  Blättchen  (Staminodien)  entwickeln, 
wobei  die  übrigen  Blütenteile  unverändert  verbleiben. 

S.  923,  Z.  27,  n.  A.  In  der  Gattung  Grewia  (Tiliac.)  tritt  ferner  die  Besonder- 
heit auf,  dass  die  Kelchblätter  innen  auf  der  Bauchseite  schön  co- 
rollenartig  gefärbt,  während  sie  aussen  (auf  der  Rückseite)  grün  und 
krautig  ausgebildet  sind. 

5. 924,  Z.  29,  n.  d.  W.  »Sahara)«:  und  manche  Paronychia- Arten  haben 

S.  925,  Z.  3,  n.  A.  Eine  eigenartige  Vorrichtung  tritt  in  der  Kelchbildung 
einiger  Tunica- Arten  (Caryophyllac.)  auf.  So  ist  der  Kelch  der  T. 
pachygona  F.  M.  (Oriens)  trichterförmig,  mit  sehr  breiter  Mündung, 
mit  5 harten,  grannenartig  auslaufenden  Leisten,  zwischen  denen 
eine  überaus  zarte,  durchsichtige  Membran  ausgespannt  ist.  Die  Pe- 
talen sind  verhältnismässig  klein,  schmal,  weiss,  aus  dem  Kelche 
kaum  vortretend. 

5.925,  Z.  14.  Die  Rubiacee  Stephegyne  tubulosa  Hook.  f.  (Ind.  Orient.)  besitzt 
einen  kleinen  unterständigen  Fruchtknoten,  welcher  oben  von  einem 
langröhrigen,  ganz  glatten,  nervenlosen,  am  Rande  gerade  abge- 
stutzten Kelch  (Fig.  69)  gekrönt  ist.  Die  tetramere  Corolle  tritt  aus 
dem  Kelche  mit  langer  Röhre  hervor.  Demzufolge  muss  der  Kelch 
gleichfalls  tetramer  sein,  was  immerhin  durch  kein  morphologisches 
und  anatomisches  Merkmal  gekennzeichnet  ist. 

S.  925,  Z.  1 5,  n.  A.  Die  grosse  und  schöne  Blüte  der  Spathodea  campanulata 
Beauv.  (Fig.  70,  Bignoniac.,  Ceylon)  hat  einen  eigentümlich  ausge- 
stalteten Kelch.  Derselbe  ist  nur  am  Grunde  kurzröhrig,  alsdann 
nach  vorn  erweitert  und  einseitig  in  der  Weise  geschlitzt,  dass  er  in 
einen  lanzettlichen,  ganzrandigen,  einfach  zugespitzten  Zipfel  über- 
geht. Dieser  Kelch  stellt  scheinbar  ein  einziges,  einfaches  Blatt  dar, 
wiewohl  die  10  deutlichen  Nerven,  die  ihn  durchlaufen  und  welche 
5 Dorsal-  und  5 Commissuralnerven  angehören,  seine  Herkunft  aus 
5 Blättern  ganz  im  Einklänge  mit  dem  Blütenplane  verraten.  Mit 
dieser  Kelchbildung  könnte  man  die  ligulenartige  Corolle  der  Strahl- 
blüten der  Helianthus  annuus  in  Vergleich  ziehen,  wo  ebenfalls  die 


157 


pentamere  Corolle  einfach  zugespitzt,  gleichzeitig  aber  von  5 Parallel 
nerven  durchzogen  ist. 

S.  926,  Z.  5,  n A.  Bei  den  Früchten  ist  es  eine  längst  bekannte  Erfahrung- 
dass  die  gleichen  biologischen  Impulse  gleich  angepasste  und  gleich, 
geformte  Früchte  zur  Folge  haben,  mögen  die  letzteren  in  was  immer 
für  eine  Verwandtschaft  zählen.  Dieses  morphologisch-biologische 
Prinzip  lässt  sich  allerdings  auch  bei  den  Blütenteilen  verfolgen.  Die 
Ideen,  welche  die  Ausgestaltung  der  Blüte  bewirken,  wiederkehren 
in  den  verschiedensten  ‘ Familien.  Hier  ein  Beispiel  aus  der  Plastik 
des  Blütenkelchs.  Die  blasig  aufgetriebenen  Kelche  sind  für  manche 
Papilionaceen,  so  z.  B.  Astragalus  physocalyx  Fisch.,  Trifolium  fragi- 


Fig.  69.  Stephegynetubulosa 
H.  f.  Eine  Blüte  mit  rührigem, 
abgestutztem  Kelche  (t),  a)  die 
Corollenröhre,  n)  Griffel,  o) 
unterständiger  Fruchtknoten. 

(Original.) 


Fig.  70.  Spathodea  csmpsnulata  Beauv.  Blüte 
mit  einem  einfachen,  nur  zerschlitzten  Kelch; 
unten  ein  Staubblatt  (Original ) 


jerum  L,  T.  resupinatum  L.,  T.  tomentosum  L.,  charakteristisch;  die- 
selbe Form  erscheint  jedoch  auch  bei  der  Labiate  Saccocalyx  satu- 
reioides  Coss.  und  bei  zahlreichen  Silene- Arten. 

S.929,Z.  19.  Wenngleich  die  gespaltene  Form  der  Petalen  bei  der  abge- 
bildeten Stellaria  ganz  merkwürdig  aussieht,  so  ist  dieselbe  dennoch 
als  Anpassung  neueren  Datums  aufzufassen,  was  sich  am  besten  an 
vergrünten  Blüten  der  genannten  Art  kundgibt.  Schon  in  den  sehr 
wenig  vergrünten  Blütenstadien  erscheint  die  Ausbuchtung  schwach, 
um  alsbald  in  höheren  Vergrünungsstadien  vollständig  zu  ver- 


158 


schwinden,  so  dass  zuletzt  die  Petalen  eine  lineal-lanzettliche,  ein- 
fache Form  annehmen. 

S.  930,  Z.  5,  n.  d.  W.  »20  cm)*\  Posoqueria  speciosa  Kr.  (Rubiac.),  Eucharis 
grandiflora  Planch.  (Amaryl.),  Gardenia  Stanley ana,  Isotorna  longi- 
flora,  Clerodendron  siphonanthus , 

S.  930,  Z.  17.  Hieher  möchte  auch  die  baumartige  Papilionacee  der  Philip- 
pinen Rourea  erecta  Mer.  angeschlossen  werden.  Die  Blütenfahne 
(vexillum)  ist  hier  hart,  holzig,  die  Flügel  (alae)  sind  ziemlich  knor- 
pelig. Was  für  eine  biologische  Bedeutung  diese  Vorrichtung  hat, 
ist  mir  zur  Zeit  unbekannt. 

S. 930,  Z.  37,  n.  d.  W.  »Xewcastlya« : Physopsis  spicata  Turc., 

S.932,  Z.  36.  Diese  diverse  Färbung  der  Ober-  und  Unterseite  des  Perigons 

modifiziert  sich  bei  einigen  Blütenarten 
derart,  dass  die  Oberseite  blass  und  ver- 
wischt gefärbt  erscheint,  während  die 
Unterseite  ganz  lebhaft  und  prächtig  ge- 
malt und  verziert  ist.  So  sind  die  schönen 
Frühlingsblüten  von  Crocus  reticulatus 
Stev.  u.  a.  aussen  lebhaft  violett  oder 
bräunlich  gestreift,  während  die  Innenseite 
einfach  blass  ist  Einen  erstaunlichen  Fall 
können  wir  aber  bei  der  tropischen,  in 
unseren  Glashäusern  häufig  kultivierten, 
wohlriechenden  Orchidee  Bijrenana  Har- 
risoniae  Lndl.  verzeichnen  (Fig.  71).  Das 
Perigon  besteht  hier  aus  3 äusseren  und 
2 inneren,  gleich  gestalteten  Blättern, 
welche  auf  der  Innenseite  einfach  blass- 
gelblich gefärbt  sind,  auf  der  Aussenseite 
(Rückseite)  aber  einen  weisslichen,  mit 
dunkelroten  Blecken  verzierten  Boden 
haben.  Die  Lippe  ist  weisslich,  aber  aussen 
unterhalb  der  Spitze  mit  einem  grossen, 
purpurnen  Fleck  gezeichnet,  innen  nebst- 
dem  rötlich  klein-punktiert.  Die  Säule  ist 
rot.  Die  ganze  Blüte  ist  an  einem  10  cm 
langen  Stiele  aufgerichtet.  Diese  sonder- 
bare Blütenfärbung  entzieht  sich  jeglicher 
biologischen,  insbesondere  entomophilen 

ö 

Auslegung.  Wenn  man  schon  annehmen 
wollte,  dass  die  aufrechte  Stellung  der 
Blüte  die  Colorierung  der  Aussenseite  des  Perigons  bedingt,  so  bleibt 
dennoch  die  innere  Färbung  der  Lippe  fraglich.  Aus  dem  Gesagten 


Fig  71.  Bifrenaria  Harriso- 
niae  Lndl.  Blüte  in  natürl. 
Grösse,  mit  den  aussen  ge- 
färbten und  gemalten  Peri- 
gonblättern. (Original.) 


159 


geht  jedenfalls  hervor,  dass  die  Blüten  der  genannten  Bifrenana  zu 
den  hervorragendsten  Erscheinungen  in  der  fabelhaften  Familie  der 
Orchideen  gehören. 

S 933.Z  7.  Die  schön  roten  Flecke  auf  den  Petalen  der  gemeinen  Ross- 
kastanie (. Aesculus  Hippocastanum  L.)  sind  in  der  Jugend  gelb. 

5.933,  Z.  30.  Die  membranartigen,  grossen  Brakteen  der  Blütenähre  von  dem 
orientalischen  Thymus  membranaceus  Boiss.  sind  rot  gefärbt.  Schön 
gefärbte,  grosse  Brakteen  weist  auch  die  Blütenähre  des  Origanum 
Dictamnus  L.  auf.  Überaus  prächtig  violette  Brakteen  in  der  Inflores- 
zenz besitzt  die  Cerinthe  gymnandra  Gasp.  (Algeria). 

5.934,  Z.  15,  n.  A.  Die  Färbung  der  Corolle  oder  anderer  Blütenteile  wird 

von  manchen  Autoren  dahin  erklärt,  dass  dieselbe  bloss  als  eine 
lokale  chemische  Tätigkeit  der  Blüte  selbst  aufzufassen  sei.  Dies 
scheint  aber  wenig  gerechtfertigt  zu  sein,  ja  man  muss  sich  vielmehr 
zur  Anschauung  hinneigen,  dass  die  Färbung  der  Blüte  durch  die 
anatomisch-chemische  Tätigkeit  des  ganzen  Pflanzenkörpers  vorbe- 
reitet wird.  Schon  die  Keimpflanze  weiss  es  — um  uns  populär  aus- 
zudrücken — was  für  Blüten  zur  Erzeugung  gelangen  werden.  Wir 
sind  ferner  noch  überzeugt,  dass  nicht  allein  die  Farbe,  sondern 
auch  die  Form  und  Plastik  der  Blüte  durch  die  chemisch-anatomi- 
schen Vorgänge  des  ganzen  Pflanzenkörpers  im  voraus  bestimmt 
werden,  oder  anders  gesagt:  die  materiellen  Formen  der  Pflanze 

werden  von  einer  einheitlichen,  zentralen  Energie  dirigiert,  derge- 
stalt, dass  sämtliche  Pflanzenteile  eines  Individuums  schon  im  Plasma 
des  Embryos  vorausbestimmt  sind.  Diese  Ansicht  wird  auch  durch 
die  Erfahrung  über  die  Heterophvllie,  von  der  oben  schon  Erwäh- 
nung geschah,  gestützt.  Wenn  ein  heterophylles  Batrachium  infolge 
der  Austrocknung  des  Wassertümpels  am  wasserlosen  Ufer  erscheint 
so  bilden  sich  noch  weiter  einige  Zeit  lang  die  flachen,  schwim- 
menden und  die  zerschlitzten,  untergetauchten  Blätter  in  derselben 
Art  und  Weise  wie  früher,  als  stehe  die  Pflanze  noch  im  Wasser. 
Erst  später  beginnen  sich  die  Luftblätter  anzulegen  und  aufzu- 
wachsen. 

Was  nun  die  Färbung  der  Blüten  anbelangt,  so  können  wir 
die  oben  dargelegte  Vermutung  durch  interessante  Beobachtungen 
belegen.  Die  Blütenfarbe  tritt  nämlich  auch  in  mannigfaltigen,  vege- 
tativen Pflanzenteilen  zu  Tage,  so,  dass  aus  der  Färbung  der 
Knospenschuppen,  Niederblätter,  Blattstiele  u.  dgl.  die  künftige  Fär- 
bung der  Blüte  erkennbar  ist.  So  sind  beispielsweise  die  Nieder- 
blätter der  im  Frühjahr  hervorkommenden  Sprosse  des  rotblütigen 
Liliion  umbellatum  dunkelbraun  oder  dunkelrot,  während  dieselben 
an  Sprossen  des  weissblütigen  Lilium  candidum  blassgrün  sind. 
Die  aufspriessenden  Stengel  der  rotblühenden  Phlox  acuminata  sind 


160 


braunrot,  die  der  weissblühenden  indessen  gelblichgrün.  Die  Schuppen 
der  Winterknospen  des  rotblütigen  Ribes  sanguineum  sind  dunkelrot, 
diejenigen  des  R.  alpinum  sind  blass.  Ebenso  sind  die  Blätter  des 
ersteren  bräunlich  angelaufen,  während  die  Farbe  der  Blätter  des 
letzteren  hellgrün  ist.  Die  Winterknospen  der  lila-  oder  rotblühenden 
Syringa  vulgaris  sind  dunkelbraun,  während  die  der  weissblühenden 
Varietät  blassgrün  sind.  Die  blaublühenden  Iris- Arten  (I.  bohemica 
u.  a.)  zeigen  violette  Rhizomschuppen,  während  die  gelbblühenden 
Iris- Arten  (I.  Pseudacorus)  blasse  Niederblätter  besitzen.  Einige 
Opuntien  blühen  gelb,  andere  rot,  die  Schuppen  und  Stacheln  der 
ersteren  sind  durchweg  blass,  der  letzteren  aber  rötlich 

S.  935,  Z 22,  n.  A.  Die  Vorblätter  spielen  ihre  Rolle  auch  in  der  Familie 
der  Acantliaceen.  Die  Gattung  Hypoestes  z B erzeugt  aus  den  zwei 
Vorblättern  ein  röhriges,  vorn  zweizipfeliges  Involucrum,  in  dessen 
Innerem  noch  zwei  kleine,  freie,  transversale  Brakteolen  einge- 
schlossen sind,  aus  welchem  die  Blüte  samt  dem  verkümmerten, 
hyalinen  Kelche  hervortritt 

S.  936,  Z.  1 Neuerdings  gelang  es  mir  auch  solche  Blütenköpfe  von  Dipsacus 
silvestris  zu  finden,  welche  in  jeder  Beziehung  ganz  normal  ent- 
wickelt waren  und  auch  gesunde  Blüten  entfalteten,  in  denen  jedoch 
unter  dem  Fruchtknoten  an  der  Stelle  des  Involucrums  zwei  kleine, 
bis  zur  Basis  freie  Brakteen  zu  sehen  waren. 

S 936,  Z 35  Nicht  selten  verwandelt  sich  das  Receptaculum  der  Potentilla 
in  freie  Kelchblätter  und  freie  Kronblätter,  wobei  dann  die  Kelch 
blätter  tatsächlich  die  Hochblattform  mit  zwei  seitlichen  Stipeln  an- 
nehmen. Diese  Deutung  des  Calyculus  der  Rosaceen  hat  zuerst 
J.  Roeper  (1826)  aufgestellt  und  wurde  dieselbe  alsdann  von  den 
meisten  Botanikern  anerkannt  (vergl.  bei  Dom  in). 

S.  942,  Z.  35,  n.  A.  Dem  bereits  beschriebenen  Crinum  möchte  fernerhin  noch 
die  Spathodea  campanulata  Beauv.  (Fig  70)  angeknüpft  werden.  Die 
Staubgefässe  der  letzteren  bestehen  aus  dünnen,  langen  Fäden, 
welche  am  Ende  zwei  lange,  dünne,  in  einem  Winkel  auseinander- 
tretende und  hier  in  einem  Punkte  befestigte  Antherenhälften  tragen. 
Das  Konnektiv  ist  hier  somit  sehr  schwach  entwickelt. 

S.  942,  Z.  3.  Bei  den  Cruciferen  wird  nicht  selten  die  introrse  Fage  der 
Antheren  in  die  extrorse  umgeändert  infolge  der  Torsion  der  Staub- 
fäden (Günthart). 

S.  944,  Z.  40.  Eine  noch  mehr  erstaunliche  Plastik  erlangen  die  Staubblätter 
der  tropischen  Asclepiadacae  Calotropis  (Fig.  72,  Ceyl<  n).  Die  Kon- 
nektivanhängsel  haben  sich  hier  zu  einem  ansehnlichen  Organ  aus- 
gebildet, welches  der  ganzen  Blüte  dominiert.  Es  besteht  aus  5 flachen 
Leisten,  welche  rosenrot  gefärbt  und  unten  schneckenförmig  einge- 
wunden sind.  Der  ganzen  Länge  nach  sind  diese  Leisten  den  Staub- 


161 


fäden  angewachsen  («)  und  oben  mit  den  kleinen  Antheren  ( a ) ab- 
geschlossen. Durch  die  Mitte  des  zusammengesetzten  Apparates  ver- 
läuft ein  Kanal,  in  welchem  die  Griffel  ( d)  der  zwei  freien  Frucht- 
knoten eingelagert  sind  (o).  Die  Griffel  verwachsen  oben  in  eine, 
scheibenförmige  Narbe  ( c ),  welcher  eben  die  Stamina  angeheftet 
sind.  Dieses  Organ  müsste  wohl  den  begriffsstutzigen  Physiologen 
als  ein  Organ  sui  generis  imponieren,  obzwar  sich  dasselbe  als  blosser 
Bestandteil  der  Staubblätter  herausstellt. 

S.  945,  Z.  6,  n.  A.  Den  Asclepiadaceen  steht  in  der  sonderbaren  Konnektiv- 
ausbildung  die  Stemona  moluccana  (Fig.  16,  Taf.  II,  Java)  kaum 
nach.  Die  grossen  Blüten  sind  dimerisch,  die  Stamina  fleischig, 
massiv,  violett  gefärbt.  Das  Konnektiv  ist  mächtig  entwickelt,  auf 
der  Bauchseite  in  eine  Längsleiste  so  hervortretend,  dass  die  Anthere 
ein  dreispreitiges  Blatt  vorstellt,  in  dessen  Seitenrinnen  sich  die 


Fig.  72.  Calotropis  (gigantea?)-  Eine  Blüte,  verkl.,  rechts  im  Durchschnitt;  s) 
Kelch,'./)  Petala,  o)  Ovarium,  b)  corollenartige  Anhängsel,  mit  den  Staubfäden 
(«)  verwachsen,  d ) Griffel,  a)  Antheren,  c)  Narbe.  (Original.) 

Pollenhöhlung  hinzieht.  Nebstdem  läuft  das  Konnektiv  in  einen  bogig 
gekrümmten  Schnabel  ( a ) aus,  indem  es  zugleich  innen  zu  einem 
weissen  Anhängsel  auswächst,  welches  mit  den  übrigen  eine  Mittel- 
säule bildet.  Welchen  Zweck  diese  wunderbare  Vorrichtung  hat,  ist 
derzeit  unbekannt. 

S.  946,  Z.  2.  Die  Calliandra  brevipes  (Fig.  21,  Taf.  I)  kann  in  dieser  Hin- 
sicht als  Vertreter  der  Mimoseen  dienen.  Die  langen,  dünnen,  ge- 
färbten Staubfäden  sind  in  die  Mitte  einer  massiven  und  farbigen 
Scheibe  eingefügt,  auf  der  zwei  untereinander  freie  Antheren- 
hälften  sitzen. 

S.946,  Z.  14.  Willdenozvia  teres  Thnbg.  (Cap,  Fig.  20,  Taf.  I)  ist,  sowie  die 
meisten  Restionaceen,  durch  Staubblätter  ausgezeichnet,  welche  nur 
die  eine  Antherenhälfte  ausgebildet  haben.  Diese  Antherenhälfte  ist 
durch  eine  Scheidewand  in  zwei  Fächer  geteilt  und  ebenso  in  der 


li 


162 


Scheidewand  aufspringend.  Die  Staubfäden  sind  in  die  Mitte  der 
Rückenlinie  eingefügt.  Es  ist  interessant,  dass  an  demselben  Indivi- 
duum ausserdem  noch  solche  Antheren  Vorkommen,  welche  durch 
eine  unvollständige  Scheidewand  von  oben  her  bis  zur  Mitte  in  zwei 
Hälften  getrennt  sind  und  somit  die  Bildung  einer  zweibeuteligen 
Anthere  vorstellen.  Es  bleibt  indessen  fraglich,  ob  die  einbeutelige 
oder  die  zweibeutelige  Antherenform  die  ursprüngliche  ist.  Hält  man 
sich  aber  die  starke  Reduktion  der  Blütenteile  der  betreffenden  Art 
und  die  allgemeine  Regel,  derzufolge  alle  Monokotylen  zweibeutelige 
Antheren  aufweisen,  vor  Augen,  so  unterliegt  es  keinem  Zweifel, 
dass  die  einbeutelige  Form  aus  der  zweibeuteligen  durch  Reduktion 
entstanden  ist. 

S.  949,  Z.  29.  Dieser  Form  nähert  sich  auch  die  Antherenbildung  in  der 
männlichen  Blüte  der  Cissampelos  Pareira  L. 

S 951,  Z.  12.  Diclidanthera  penduliflora  Mart.  (Styrac.,  Brasil.)  besitzt  ellipsoi- 
dische  Antheren,  welche  sich  vermittels  einer  einzigen,  beide  Fächer 
deckenden  und  zuletzt  von  oben  nach  unten  sich  ablösenden  Klappe 
öffnen. 

S 961,Z.  41.  Die  Fächer  des  dreikarpelligen  und  dreifächerigen  Frucht- 
knotens der  Gattung  Alstroemeria  (Amaryl.)  reichen  zwar  bis  zur 
Zentralachse,  verwachsen  indessen  auch  hier  nicht,  was  am  besten 
zur  Fruchtreife  zu  ersehen  ist,  wenn  sich  dieselben  als  drei  freie, 
mit  Samen  besetzte  Streifen  abtrennen.  Hiedurch  wird  der  Übergang 
zu  dem,  bei  den  Liliaceen  und  Amarvllidaceen  verbreiteten  Frucht- 
knoten mit  verwachsener  Zentralplacenta  gegeben. 

S 962,  Z.  2.  Die  Resedacee  Gaylusea  canescensY ..  ist  in  dieser  Hinsicht  noch 
weiter  vorgeschritten,  indem  der  Fruchtknoten  aus  5 freien,  bis  zur 
Fruchtreife  kahnförmigen,  ganz  offenen  Karpellen  besteht.  Die  Eichen 
und  später  Samen  sitzen  an  der  Basis  dieser  Karpelle. 

S.962,  Z.  30.  Diese  Deutung  wird  durch  die  Gattung  Gaimardia  bekräftigt, 
wo  bloss  zwei  Karpelle  zu  einem  einzigen  Fruchtknoten  zusammen- 
wachsen, welcher  sodann  einem  gemeinschaftlichen  langen  Karpophor 
aufsitzt. 

5.967,  Z.  37.  Das  gleiche  trat  bei  einer  vergrünten  Sarracenia  purpurea  ein, 
wo  bekanntlich  die  Narbe  einen  breiten,  auseinandergespannten 
Schirm  bildet,  dessen  Xarbenspitzen  über  die  Kommissuren  gestellt 
sind.  Der  breite  Schirm  löste  sich  in  5 flache,  ausgerandete  Blätter 
auf,  deren  Ränder  die  verwachsenen  Kommissuralnarben  deutlich 
wahrnehmen  Hessen. 

5.967,  Z.  38.  Der  ganze  Absatz  über  den  Gramineenfruchtknoten  ist  zu 
streichen  und  statt  dessen  schalte  ein: 

Wie  sich  der  Fruchtknoten  infolge  der  Reduktion  seiner  Be- 
standteile umzuwandeln  und  zu  verändern  vermag,  dazu  kann  uns 


163 


die  Familie  der  Gramineen  das  beste  Beispiel  bieten.  Der  Frucht- 
knoten wird  hier  allgemein  als  einkarpelliges  Organ,  welches  zu- 
meist von  einer  zweischenkeligen  Narbe  gekrönt  ist,  angenommen 
(Schleiden,  Payer,  Eichler,  Hackel).  Wenn  3 Narben  ent- 
wickelt sind,  so  ist  dieser  Fall  auf  Rechnung  der  Teilung  zu  setzen. 
Doell,  Roeper,  Naegeli  und  Celakovsky  haben  hingegen 
den  Gramineenfruchtknoten  als  ein  dreikarpelliges  Gebilde  ange- 
sehen. Neuerdings  hat  über  diese  interessante  morphologische  Frage 
Schuster  eine  lehrreiche  Abhandlung  veröffentlicht,  in  welcher  er 
auf  Grundlage  der  vergleichenden  Methode  dartut,  dass  die  An- 
schauung der  letztgenannten  drei  Autoren  in  vollem  Masse  richtig 
ist.  Leider  bezieht  sich  die  Forschung  Schusters  lediglich  auf  ein 
kleines  Vergleichsmaterial.*)  Ich  habe  mich  ebenfalls  mit  der  Ver- 
folgung dieses  strittigen  Themas  befasst  und  bin  imstande,  die 
Schlussfolgerungen  Schusters  nur  zu  bestätigen. 

Der  Fruchtknoten  der  genannten  Familie  zeigt  sich  als  ein  in 
jeder  Hinsicht  einfaches,  monokarpelliges  Organ.  Placenten  oder 
etwaige  Placentarrippen  oder  Furchen  sind  äusserlich  nicht  bemerk- 
bar. Der  Fruchtknoten  ist  aussen  und  innen  ganz  glatt  und  ein- 
fächerig. Selten  wann,  wie  z.  B.  bei  Secale  cereale  oder  Coix  lacrima 
(Fig.  4,  Taf.  II)  lässt  sich  die  glattgewölbte  Dorsal-  und  die  furchige 
Ventralseite  unterscheiden.  Der  Fruchtknotenscheitel  ist  von  zwei, 
mit  federig  geteilten  Narben  versehenen  Griffeln  gekrönt.  Munroa 
Benthamiana  (Fig.  9)  besitzt  ausnahmsweise  nur  rauhe  Narben.  Diese 
Griffel  sind  entweder  unterhalb  des  Scheitels,  wenn  sie  aus  der 
Blüte  seitlich  hervortreten,  oder  dicht  an  der  Scheitelspitze  einge- 
fügt, wenn  sie  aus  dem  Ende  der  Blüte  hervortreten.  Die  sonder- 
bare Stellung  derselben  im  ersteren  Falle  ist  demzufolge  bloss  als 
eine  biologische  Anpassung  anzusehen. 

Die  allermeisten  Gramineen  sind  mit  2 Griffeln  ausgestattet, 
die  Gattungen  mit  1 oder  3 Griffeln  gelten  als  seltene  Ausnahmen, 
wobei  wiederum  jene  Arten  zu  unterscheiden  sind,  bei  denen  der 
dreigriffelige  Fruchtknoten  die  Regel  oder  die  Ausnahme  von  der 
Regel  bildet.  Drei  Griffel  tragen  regelmässig:  Streptochaeta  brasi- 
liensis , Streptogyne  crinita , Pharus  glaber  und  einige  Bambusa- Arten 
Bald  drei-,  bald  zweigriffelige  Fruchtknoten  kommen  bei  Oryza  sa- 
tiva , Bambusa  Blumeana , Hierochloa  australis  vor.  Einen  Griffel  be- 
sitzen regelmässig  Dendrocalamus  giganteus,  Nardus  stricta,  Zea 
Mais , die  Euchlaena-  und  Pennisetum- Arten.  Der  einzige  Griffel  von 

*)  Schuster  betont  mit  Nachdruck,  dass  es  die  ontogenetische  Methode 
ist,  welche  ihn  zu  diesen  Resultaten  geführt  habe,  ich  finde  jedoch  nicht  ein 
einziges  ontogenetisches  Moment  in  dieser  Abhandlung,  welches  für  die  er- 
wähnte Frage  von  Belang  wäre. 


11* 


164 


Zea  Mais  ist  aber  durch  die  Verwachsung  zweier  entstanden,  was 
auch  durch  die  Spaltung  an  der  Spitze  angedeutet  wird.  Schuster 
nimmt  auch  an,  dass  Nardus  aus  zwei  Griffeln  zusammengewachsen 
sei,  was  aber  unrichtig  ist.  Die  Narbe  ist  hier  sehr  stark,  bis  zur 
Basis  behaart  (Fig.  1)  und  dort,  wo  sie  in  das  Ovarium  übergeht, 
scheidig  zusammengeschlossen,  der  Scheidenteil  nebstdem  äusserlich 
vom  Ovarium  abgesondert.  Auf  der  Dorsalseite  ist  das  Ovarium 
unten  kinnartig  ausgewölbt.  Im  Durchschnitt  vermochte  ich  keine 
Nerven  zu  finden.  Demzufolge  stellt  der  Fruchtknoten  von  Nardus 
bloss  ein  Karpell  dar,  dessen  Scheide  verwächst  und  das  Ovarium 
bildet,  die  Spreite  indessen,  die  Granne  nachahmend,  sich  als  Narbe 
ausgestaltet. 

Wenn  die  Griffel  endständig  aus  der  Blüte  hervortreten,  so 
sind  sie  nicht  nur  dicht  aneinander  genähert,  sondern  auch  zuweilen 
mehr  oder  weniger  hoch  zusammengewachsen  und  hiedurch  nur 
oben  zweiarmig  (z.  B.  Alopecurus  pratensis,  Cenchrus  ciliatus).  Bei 
Sesleria  coerulea  ist  noch  eine  scharfe  Furche  in  dem  Griffel  be- 
merkbar, wo  beide  Schenkel  verwuchsen.  Hier  unterliegt  es  keinem 
Zweifel,  dass  eine  Verwachsung  stattfand,  wenn  wir  aber  die  Frucht- 
knoten einiger  Bambuseen  vergleichen,  so  begegnen  wir  Arten,  wo 
gleichzeitig  in  einer  Blüte  3 freie  Griffel,  in  einer  anderen  Blüte  ein 
verschieden  hoch  zweiteiliger  Griffel,  in  einer  dritten  ein  einfacher 
und  ein  zweischenkeliger  Griffel  anzutreffen  ist.  Dazu  kommt  noch, 
dass  einige  Bambuseen  zwei  (Olyra  latifolia,  Arundinaria  Tolunge, 
Dinochloa  scandens),  andere  nur  einen  Griffel  tragen  (vergl.  ein- 
gangs). Hier  wäre  also  die  Frage  zu  lösen,  ob  der  eingriffelige  oder 
dreigriffelige  Fruchtknoten  der  ursprüngliche  ist;  im  ersteren  Falle 
müssten  wir  den  2 — 3griffeligen  durch  Teilung  oder  Dedoublement 
erklären.  Bei  der  genannten  Bambusa  Blnmeana  haben  wir  demnach 
einen  Verwachsungs-  oder  Teilungsprozess  vor  uns.  Bei  vielen 
Pflanzenfamilien  ist  es  ganz  evident,  dass  sich  der  Griffel  dedoublieren 
kann,  während  das  Karpell  einfach  verbleibt,  so  beispielsweise  bei 
den  Convolvulaceen  und  Euphorbiaceen.  Bei  den  Cordiaceen  teilen 
sich  die  Griffel  und  auch  die  Karpelle.  Bei  den  Boraginaceen  und 
Labiaten  teilen  sich  die  Karpelle,  die  Griffel  bleiben  aber  einfach, 
bei  den  Malvaceen  verläuft  diese  Teilung  beiderseits  bis  zu  hohen 
Graden  hinaus. 

Aus  der  Anwesenheit  von  2 — 3 Griffeln  kann  man  folglich 
nicht  sofort  deduzieren,  dass  der  Gramineenfruchtknoten,  im  engeren 
Sinne  der  Fruchtknoten  der  Bambusa  Blumeana , aus  2 — 3 Karpellen 
verwachsen  vorliegt,  wenn  diese  2—3  Karpelle  im  Ovarium  durch 
nichts  angedeutet  sind.  Schuster  hat  zahlreiche  Fruchtknoten  ana- 
tomisch untersucht  und  festgestellt,  dass  in  den  meisten  derselben 


165 


regelmässig  ein  starker  Kommissuralnerv  und  nebstdem  2 Lateral- 
nerven in  der  Ovariumwand  verlaufen,  welch’  letztere  in  die  beiden 
Griffel  abgehen.  Er  sagt  weiter,  dass  auch  der  dritte,  dem  Kom- 
missuralnerv gegenständige  Nerv,  obzwar  sehr  reduziert,  vorhanden 
sei,  welcher  als  Rudiment  nach  dem  dritten,  abortierten  oder  redu- 
zierten Griffel  anzusehen  wäre.  Das  sieht  zwar  schön  aus  und  stimmt 
vollkommen  mit  der  unten  dargelegten  Theorie  überein,  wir  dürfen 
aber  nicht  vergessen,  dass  die  anatomischen  Merkmale  allzu  häufig 
täuschen  können.  Schuster  z.  B.  erwähnt  keine  Fälle,  wo  über- 
haupt keine  Ovarnerven  vorzufinden  sind,  obwohl  ich  mehrere  Bei- 
spiele derselben  beobachten  konnte. 

Wenn  wir  dementgegen  wissen,  dass  Nardus  bestimmt  ein- 
karpellig  ist,  so  können  auch  einkarpellige  Bambuseen  existieren, 
deren  Griffel  2 — 3schenkelig-geteilt  sich  entwickelten.  Schusters 
Theorie,  nach  welcher  der  dreikarpellige  Fruchtknoten  als  ursprüng- 
licher Typus  der  Gramineen  anzunehmen  ist,  erweist  sich  trotzdem 
als  richtig  aus  anderen  Gründen,  und  zwar:  1.  aus  den  variabeln 
Fällen,  wo  der  dritte  Griffel  verkümmert,  2.  aus  dem  phylogeneti- 
schen Blütenplane  der  Monokotylen,  3.  aus  dem  Plane  der  Gattung 
Streptochaeta  und  der  Bambuseen. 

In  der  ersten  Kategorie  der  bereits  angeführten  Nachweise  ist 
an  erster  Stelle  die  Oryza  sativa , welche  auch  Schuster  richtig 
beschreibt  und  erläutert,  zu  nennen.  Der  Fruchtknoten  ist  hier 
walzenförmig  und  einem  verdickten  Blütenboden  aufsitzend  (Fig.  12). 
Die  Narben  beendigen  die  zwei  gleich  langen,  im  Winkel  ausein- 
andertretenden Griffel.  Zwischen  den  Griffeln  auf  der  der  Palea  in- 
ferior zugekehrten  Seite  ist  jederzeit  ein  kegelförmiges  Spitzchen  be- 
merkbar, welches  sich  aber  nicht  selten  in  einen  dritten  Griffel  um- 
wandelt. Es  sind  nunmehr  drei  gleiche  Griffel  vorhanden.  Die  drei- 
griffeligen  Blüten  sind  bei  der  Oryza  keine  Abnormität,  sondern  eine 
regelmässige  Erscheinung  und  bieten  uns  den  besten  Beweis,  dass 
die  kegelförmige  Spitze,  welche  bei  manchen  Gramineen  zwischen 
den  beiden  Griffeln  in  Erscheinung  tritt  und  die  Stelle  des  dritten, 
theoretisch  vorausgesetzten  Griffels  okkupiert,  tatsächlich  diesen 
dritten,  wenn  auch  verkümmerten  Griffel  darstellt.  Dass  dieser  dritte 
Griffel  auch  spurlos  verschwinden  kann,  beweist  die  der  Oryza  nahe 
verwandte  Art  Leersia  kexandra  Sw.,  wo  nur  2 Griffel  Vorkommen, 
ohne  Spur  nach  dem  dritten.  Das  spitzige  Griffelrudiment  ist  bei 
vielen  Gramineen  bekannt  und  von  den  Autoren  längst  beschrieben 
worden.  Ich  selbst  führe  als  Beispiele  an  Panicum  miliaceuni , Stipa 
capillata,  Bluffia  Eckloniana  und  Zizania  aquatica.  Bei  der  letzteren 
ist  dieses  Rudiment  besonders  belehrend,  indem  es  einen  kräftigen, 
herunter  gebogenen  Schnabel  vorstellt,  dessen  Basis  den  Basen  der 


166 


zwei  anderen  Griffel  gleichkommt.  Unter  dem  Fruchtknoten  sitzen  6 
verkümmerte  Stamina.  Es  ist  indessen  beachtenswert,  dass  jener 
Schnabel  nicht  selten  spurlos  verschwindet  und  dass  zuweilen  auch 
der  eine  von  den  beiden  Griffeln  sich  zu  einem  ähnlichen  Schnabel 
reduziert.  Dieser  Umstand  ist  folglich  wohl  überzeugend,  dass  das 
spitzige  Griffelrudiment  den  dritten  Griffel  darstellt.  Ein  derartiger 
Fall  wiederkehrt  auch  bei  Eleusine  Tocusa  (Fig.  14),  wo  in  der  Regel 
der  eine  Griffel  zu  einem  Spitzchen  verkümmert.  Schuster  be- 
schreibt ein  derartiges  Spitzchen  bei  Cynosurus  echinatus. 

Die  Verkümmerung  des  dritten  Griffels  kann  in  der  Weise  er- 
folgen, dass  keine  Spur  nach  dem  Griffel  zurückbleibt  und  der 
Fruchtknoten  infolgedessen  normal  zweigrififelig  zu  sein  scheint.  In 
derselben  Weise  kann  umgekehrt  der  dritte  Griffel  ohne  alle  Über- 
gänge vollständig  entwickelt  erscheinen,  wie  ich  es  häufig  an  der 
Hierochloa  borealis  zu  beobachten  vermochte  (Fig.  5). 

Auf  Grund  dieser  Tatsachen  ersehen  wir,  dass  die  ursprüng- 
liche Fruchtknotenform  der  Gramineen  dreigriffelig  war,  dass  aber 
im  Verlaufe  der  Zeit  .der  in  die  Mediane  fallende  Griffel  sich 
reduzierte. 

Diese  durch  tatsächliche  Befunde  belegte  Theorie  steht  im  Ein- 
klänge mit  dem  trimerischen  Blütenplane,  welcher  alle  Monokotylen 
charakterisiert,  am  vollkommensten  bei  den  Liliaceen  entwickelt  und 
auch  bei  den  Palmen,  in  deren  Verwandtschaft  die  Gramineen  zu 
stellen  sind,  allgemein  verbreitet  ist.  Nach  diesem  Plane  kommen 
dem  Perigone  zwei  Kreise,  den  Staubblättern  zwei  Kreise,  dem  Frucht- 
knoten ein  trimerischer  Kreis  zu.  Dieser  Blütenplan  unter  dem  Ein- 
flüsse der  Ährchenzusammensetzung,  wo  die  Spelzen  die  Blüte  kräftig 
Zusammenschlüssen,  musste  in  seiner  Entwicklung  einige  Glieder 
einbüssen.  So  hat  sich  vorzugsweise  das  Perigon  in  der  Weise  redu- 
ziert, dass  der  äussere  Kreis  spurlos  verschwunden  ist,  der  innere 
aber  sich  in  zwei  kleine  Schüppchen  (lodiculae)  umwandelte.  Der 
dreikarpellige  Fruchtknoten  hat  in  den  meisten  Fällen  das  in  der 
Mediane  stehende  Fruchtblatt  gänzlich  verloren  oder  verkümmerte 
dasselbe  zu  Gunsten  der  zwei  zurückgebliebenen.  Bei  Nardus  und 
vielleicht  noch  anderwärts  hat  dieser  Vorgang  eine  entgegengesetzte 
Richtung  eingeschlagen,  indem  die  zwei  seitlichen  Fruchtblätter  dem 
Abort  unterlagen,  während  das  mediane  zur  kräftigen  Entwickelung 
gelangte  — ein  Fall,  welcher  nicht  selten  bei  den  zygomorphen 
Blüten  auftritt. 

Die  Staubblätter,  ursprünglich  sechs  in  zwei  Kreisen,  erfahren 
die  Reduktion  in  der  Weise,  dass  der  innere  Kreis  gänzlich  ver- 
schwindet und  aus  dem  äusseren  nicht  selten  noch  das  eine  Staub- 
blatt verkümmert. 


167 


Dass  dieser  Reduktionsvorgang  in  der  Gramineenblüte  statt- 
fand, und  dass  es  keineswegs  eine  blosse  morphologische  Spekula- 
tion ist,  wenn  wir  die  Gramineenblüte  auf  den  Blütenplan  der 
Liliaceen  zurückführen,  vermögen  wir  auch  aus  der  phylogenetischen 
Entwickelung  der  Gramineengruppen,  wie  dieselbe  von  Schuster 
ebenfalls  trefflich  entworfen  worden  ist,  zu  erkennen. 

Die  Bambuseen , insbesondere  aber  die  Gattung  Streptochaeta 
(vergl.  Celakovsky)  stellen  uns  jenen  ursprünglichen  Typus  dar, 
aus  dem  alle  übrigen  Gramineen  hervorgegangen  sind.  Die  Bam- 
buseen besitzen  zum  grossen  Teile  noch  drei  Perigonblättchen  (lodi- 
culae),  6 Stamina  und  3 Karpelle.  Die  Streptochaeta , welche  zwar 
den  Bambuseen  nicht  direkt  angehört,  aber  wahrscheinlich  einen 
selbständigen,  isolierten  Urtypus  repräsentiert,  besitzt  3 Perigon- 
blättchen des  inneren  und  3 Perigonblättchen  des  äusseren  Kreises, 
6 Stamina,  3 Karpelle.  Es  ist  überraschend,  dass  die  Streptochaeta 
auch  eine  Keimungsart  aufweist  (S.  51),  welche  mit  der  ursprüng- 
lichen Keimungsform  sämtlicher  Monokotylen  übereinstimmt,  die  sich 
aber  durch  die  biologisch-morphologische  Anpassung  bei  den  Gra- 
mineen eigentümlich  ausgestaltet  hat.  Die  Bambuseen  behaupten  sich 
ferner  auch  in  anderen  morphologischen  Merkmalen  (die  Blätter, 
die  Verzweigung,  der  Stamm)  als  selbständiger  Gramineentypus  von 
hohem  Alter,  welche  Anschauung  auch  durch  das  Vorkommen  der 
Bambuseen  in  den  ältesten  Tertiärschichten  als  die  erste  Graminee 
bestätigt  wird.  Ihre  Herkunft  wäre  demnach  bis  in  die  Kreide  zu 
versetzen. 

Alle  Blütenteile  der  Streptochaeta  verfielen  mannigfaltiger  Re- 
duktion. Zuerst  verschwand  der  äussere  Perigonkreis  und  der  innere 
Staminalkreis,  alsdann  verschwand  ein  medianstehendes  Perigon- 
blättchen und  zuletzt  das  medianständige  Fruchtblatt.  Durch  diesen 
Entwicklungsgang  erhalten  wir  schliesslich  den  allgemein  verbreiteten 
Blütentypus  der  rezenten  Gramineen.  Wenn  wir  hin  und  wieder 
eine  numerische  Abweichung  antreffen,  so  ist  dieselbe  auf  die  Rech- 
nung eines  dimerischen  Plans  oder  einer  DedoubÜerung  zu  stellen. 
So  ist  Anthoxanthum  odoratum  und  Mai  Ile  a crypsoides  in  allen 
Kreisen  dimerisch  gebaut  — ein  Fall,  welcher  bei  allen  trimeren 
Monokotylen  ausnahmsweise  in  Erscheinung  tritt.  Die  12  Staub- 
blätter bei  Pariana  oder  14  bei  Luziola  sind  ohne  Zweifel  durch 
die  Dedoublierung  der  ursprünglichen  6 zustande  gekommen. 

Durch  diese  phylogenetisch-morphologische  Analyse  gelangt 
man  zur  Schlussfolgerung,  dass  der  Fruchtknoten  in  der  Familie 
der  Gramineen  ursprünglich  3karpellig  war  und  dass  die  Erscheinung, 
welcher  wir  bei  der  Griffelbildung  der  Bambusa  Blumeana  begegnen, 
nicht  als  Spaltung,  sondern  als  Verwachsung  aufzufassen  ist. 


168 


Hier  müssen  wir  wiederholt  betonen,  dass  die  Abschätzung 
morphologischer  Organe,  wenn  sie  durch  Reduktion  oder  Teilung 
einer  grossen  Umgestaltung  ausgesetzt  sind,  vorsichtig  und  nur  ver- 
mittels der  vergleichenden  Methode  vorgenommen  werden  muss. 

Auch  anderwärts  begegnet  man  derartigen  Schwierigkeiten  wie 
bei  den  Gramineen.  Globularia  Willkommii  z.  B.  besitzt  eine  ganz 
einfache  Narbe  und  einen  einfachen,  einfächerigen  Fruchtknoten, 
ohne  Spur  nach  den  Kommissuren  und  den  Wandnerven,  und  trotz- 
dem müssen  wir  da  einen  zweikarpelligen  Fruchtknoten  voraus- 
setzen, wenn  wir  den  Blütenplan  im  Vergleich  mit  den  verwandten 
Familien  im  Augenmerk  haben.  Nicht  weniger  lehrreich  ergibt  sich 
uns  in  dieser  Hinsicht  die  bekannte  Myrica  Gale , welche  in  der 
weiblichen  Blüte  nur  einen  durch  zwei  winzige  Brakteolen  (a.  ß)  ge- 
stützten Fruchtknoten  besitzt.  Die  Fruchtknotenwand  ist  überall  glatt, 
ohne  Spur  nach  einer  Kommissur  und  ohne  Spur  nach  etwaigen 


Fig.  73.  Myrica  Gale  L.,  weibliche  Blüte;  1)  die  Blüte  mit  2 Griffeln  und  2 
Brakteolen  (a,  ß);  2)  dieselbe  im  Durchschnitt;  3)  reife  Frucht  im  Durchschnitt. 

(Original.) 

Nerven.  Und  trotzdem  müssen  wir,  aus  dem  Blütenplane  ausgehend, 
einen  zweikarpelligen  Fruchtknoten  annehmen,  was  hier  noch  durch 
den  Umstand  anschaulich  bekräftigt  wird,  dass  der  Fruchtknoten 
von  zwei  mächtigen  Griffeln  gekrönt  wird.  Die  Reduktion  des 
Fruchtknotens  bei  Myrica  kann  man  dadurch  erläutern,  dass  die  er- 
wähnten Brakteolen  den  mechanischen  Schutz  übernommen  haben, 
indem  sie  sich  zur  Fruchtreife  zu  zwei  seitlichen,  rigiden,  mit  einem 
Mittelnerven  versehenen  Flügeln  umgestaltet  haben  (Fig.  73). 

5.968,  Z.  25,  n.  d.  W.  »Crocus,«:  Euphorbia, 

S.  969,  Z.  31.  Einen  mit  basalem  Griffel  versehenen  Fruchtknoten  am  Grunde 
des  Receptaculums  haben  die  Blüten  der  baumartigen  Gattungen 
Licania  und  Moquilea  (Rosac.,  Brasil.). 

5.969,  Z.  33,  n.  A.  Durch  das  lokale  Interkalarwachstum  verschwindet  nicht 
nur  der  Griffel  von  seiner  Terminalposition,  sondern  auch  der  Frucht- 
knoten selbst  erfährt  mannigfaltige  Ausgestaltungen.  Als  Beleg  hiefür 


169 


dient  z.  B.  die  abgebildete  Melastomacee  aus  Queensland  Tristemma 
sp.  (Fig.  18,  19,  Taf.  1),  wo  am  Scheitel  des  im  Receptaculum  ver- 
senkten, vierkarpelligen  Fruchtknotens  vier  Zipfel  emporwachsen, 
zwischen  denen  der  Griffel  eingefügt  ist. 

5.974,  Z.  21.  Bei  einigen  Arten  gelangt  tatsächlich  eine  zentrale  Placenta 
zur  Entwicklung,  wobei  gleichzeitig  die  Scheidewände  vollkommen 
verschwinden.  Die  Gattung  Reaumuna  zeigt  hingegen  die  gleiche 
basale  Placenta;  die  5 Scheidewände  (a)  sind  immerhin  noch  vor- 
handen (Fig.  74).  Bei  Myricana  germanica  (Fig.  74)  zieht  sich  die 
basale,  mit  zahlreichen  Eichen  besetzte  Placenta  von  dem  Karpell- 
grund  hoch  hinauf  auf  der  Kommissurallinie,  so  dass  wir  in  der  ein- 
zigen Familie  der  Tamaricaceae  alle  gewünschten  Übergangsstadien 
vorfinden,  welche  die  Entstehung  der  Zentralplacenta  der  Primulaceen 
aus  den  gewöhnlichen  wandständigen  Placenten  veranschaulichen. 

5.975,  Z.  2,  n.A.  Brongniart  (1834)  u.  F a i v r e 
(1850)  hielten,  auf  den  Blütenvergrünun- 
gen der  Gattung  Przmula  fussend,  die 
zahlreichen  Eichen  für  ganze  umgewan- 
delte Blätter,  welche  auf  der  axilen  Pla- 
centa spiralig  angeordnet  sind. 

S.  981 , Z.  12,  n.  A.  Unterhalb  des  Fruchtknotens 
des  Stylidium  adnatum  entspringt  gewöhn- 
lich eine  zweite,  seitlich  gestellte  Blüte, 
welche  dem  Fruchtknoten  samt  der  Stütz- 
braktee hoch  anwächst. 

S 996,  Z.  39.  Sehr  lehrreich  erweisen  sich  jene 
abnormen  Fälle  bei  Prunus  avium , wo 
der  Fruchtknoten  mit  den  Receptaculums- 
wänden  zusammenwächst  und  somit  einen 
unterständigen,  der  Gattung  Pirus  ähn- 
lichen Fruchtknoten  erzeugt  (Carriere). 

Neuerdings  hat  Hillmann  die  Becher  der  Rosaceen  einer 
anatomischen  Untersuchung  unterzogen  und  ist  derselbe,  ohne  die 
morphologischen  Befunde  zahlreicher  Autoren  zu  berücksichtigen, 
zum  Resultate  gelangt,  dass  sämtliche  Rosaceenreceptacula  von 
phyllomartiger  Natur  sind,  mit  Ausnahme  der  Gattung  Rosa  und  der 
Pomaceen.  Die  Beweggründe  für  die  zwei  letzteren  Ausnahmen  gibt 
aber  Hi  11  mann  in  einer  so  unlogischen  Weise,  dass  auch  fortan 
die  phyllomartige  Beschaffenheit  des  Blütenbechers  der  Rosa  und  der 
Pomaceen  als  erwiesen  gelten  kann.  Übrigens  wird  die  verfehlte 
Beweisführung  Hi  11  man  ns  sowie  jene  von  Rydberg  in  der 
schönen  und  über  dieses  Thema  leicht  orientierenden  Abhandlung 
Dom  ins  nachdrücklich  widerlegt.  Dom  in  beweist  nicht  nur  auf 


Fig.  74.  Fruchtknoten  der 
Tamaricaceen  1)  Reaumu- 
ria,  im  Längsschnitt,  mit  ba- 
saler Placenta,  2)  Myricaria, 
ein  Karpell,  mit  auf  die 
Wand  hinaufsteigender  Pla- 
centa. (Original.) 


170 


Grundlage  der  in  der  Literatur  angesammelten  abnormen  Fälle, 
sondern  auch  aus  eigenen  Beobachtungen  an  vergrünten  Blüten  von 

Potentilla  aureas  dass  das  Receptaculum  der 
Rosaceen  sich  in  den  vergrünten  Blüten  in 
freie  Blätter  derart  zerlegt,  dass  dem  Re- 
ceptaculum die  scheidige  Stipularbasis  ent- 
spricht und  die  Calyculusblättchen  der  Po- 
tentilleen  die  freien  Stipularzipfel  darstellen. 
Die  Staubblätter  sowie  die  Petala  beteiligen 
sich  aber  an  der  Bildung  des  Receptaculums 
nicht,  indem  sie  in  den  vergrünten  Blüten 
ihren  Platz  auf  der  Blütenachse  unterhalb 
der  Karpelle  eingenommen  haben.  Diese 
Beobachtung  vermag  ich  aus  meiner  Erfah- 
rung nur  zu  bestätigen  und  im  Einklänge 
mit  Domin  das  Receptaculum  der  Rosa- 
ceen für  ein  blosses  Kelchgebilde  zu  er- 
klären. Die  Stamina  und  Petala  sind  in 
diesem  Receptaculum  auf  den  Rand  hinauf- 
geschoben. Hiezu  verweisen  wir  den  Leser  auf  die  Bemerkungen 
über  die  Verschiebung  und  die  Verwachsung  S.  117. 

S 997.  Z.  17.  Die  Liliacee  Bowiaea  volubilis  zeigt  überdies  einen  halbunter- 
ständigen Fruchtknoten  und  ebenso  die  Bromeliacee  Pitcaimia  pul- 
verulenta. 

S.  1002,  Z.  13.  Eine  überaus  anschauliche  Bestätigung  der  Entstehung  des 
Fruchtknotens  aus  den  Perigonbasen  bietet  uns  die  Blüte  der  Four- 
croya  gigantea  (Fig.  75),  welche  in  der  oberen  Fruchtknotenpartie 
tiefe,  von  den  Perigonrändern  herablaufende  Rinnen  zeigt  und  hinter 
den  inneren  Staubfäden  lange  Luftkanäle  wahrnehmen  lässt.  Es  sind 
Streifen,  in  denen  die  Karpelle  mit  den  Staubfäden  und  dem  Perigon 
nicht  verwuchsen.  Die  Karpelle  gehen  oberhalb  des  Perigons  all- 
mählich in  den  Griffel  über  und  verwachsen  hier  zuerst  mit  den 
inneren  Staubfäden.  Nur  die  untere  Partie  des  unterständigen  Frucht- 
knotens ist  solid.  Von  einer  Beteiligung  der  Blütenachse  an  der 
Fruchtknotenbildung  ist  hier  sonach  nicht  die  geringste  Spur. 

S 1005,  Z.  24,  n.  A.  Es  sind  zahlreiche  Fälle  in  der  Literatur  angeführt,  wo 
sich  die  Blütenknospe  eines  Phyllocactus  direkt  in  einen  negativen 
Spross  umbildet  (Hildebrand,  Weisse  u.  a.);  dies  dürfte  viel- 
leicht die  bereits  beschriebene  axile  Beschaffenheit  des  Kakteen- 
receptakels  bestätigen,  leider  sind  nähere  Untersuchungen  über  das 
Verhältnis  des  Fruchtknotens  zum  weiter  wachsenden  Vegetativ- 
sprosse nicht  angestellt  worden  und  mir  selbst  geriet  bisher  kein 
derartiger  Phyllocactus  in  die  Hände. 


Fig  75.  Fourcroya  gigan- 
tea. Durchschnitt  durch  d. 
oberen  Fruchtknotenteil, 
vergr. ; a)  die  äusseren,  b) 
die  inneren  Perigonbasen. 
c ) Gefässbündel  der  Sta- 
mina, d ) Gefässbündel  der 
Perigonhülle,«)  Luftkanäle, 
f)  Fruchtknotenhöhlen  mit 
Eichen.  (Original.) 


171 


S.  1008,  Z.  3.  Auf  die  Gliederung  des  Blütenstiels  und  die  anatomische  Ver- 
schiedenheit der  oberen  und  der  unteren  Stielpartie  hat  neulich  auch 
Lecomte  aufmerksam  gemacht  (1909,  1910). 

S.  1008,  Z.  29,  n.  A.  Auf  dem  abgebildeten  Blütendurchschnitte  der  Dracaena 
arborea  (Fig.  76)  ist  schön  zu  sehen,  wie  das  Perigon  in  das  Peri- 
cladium  (/>)  übergeht,  welches  vom  Stiele  scharf  abgegliedert  ist. 
Der  Fruchtknoten  beendigt  das  Karpophor  (a),  welches  scharf  ana- 
tomisch von  der  äusseren  Perigonalscheide  ( b ) differenziert  ist.  Das 
Innere  desselben  durchziehen  die  Gefässbündel  und  besonders  nach 
aussen  ist  sein  Gewebe  von  Chlorophyll  erfüllt.  In  dieser  Stelle  ( n ) 


Fig.  76.  Dracaena  arborea  Hort. 
Die  Blüte  i Durchschnitt,  schwach 
vergr. ; p)  Pericladium,  a)  Karpo- 
phor, anatom.  differenziert  von  d. 
Perigonialhülle  (b),  n)  die  Stelle, 
wo  das  Perigon  und  das  Karpo- 
phor zusammenwachsen.  (Origin.) 


Fig.  77.  Roella  reticulata  L.  Blüte,  rechts 
im  Durchschnitt,  schwach  vergr.;  a)  Corolle, 
b ) dem  unterständigen  Fruchtknoten  ange- 
wachsene Brakteen,  p)  grüne  Achselknospen, 
c ) Kelchblätter.  (Original.) 


verwächst  das  Karpophor  mit  dem  Perigon.  Dieses  einzige  Beispiel 
erweist  sich  als  dermassen  belehrend,  dass  das  Wesen  des  Pericla- 
diums  nicht  mehr  fraglich  bleibt. 

S.  101 1,Z.  13,  n.  d.  W.  »Cordia« : Bruguiera , Crypteronia. 

S.  101 1.  Z.  15,  n.  d.  W.  » Malpighiaceen« : Flacourtiaceen, 

S.  1014,  Z.  8.  Die  abgebildete  Crotalaria  aiata  (Fig.  28)  besitzt  zwei  Vorblätter 
(a,  £),  welche  auf  den  Kelch  hinaufgeschoben  sind  — eine  Erschei- 
nung, die  bei  den  Leguminosen  eben  nicht  selten  ist. 

Als  überaus  lehrreiches  Beispiel  eines  Receptaculums,  welchem 
die  Brakteen  anwachsen,  bietet  uns  die  kapländische  Campanulacee 


172 


Roella  reticulata  L.  (Fig.  77).  Hier  ist  die  ganze  Oberfläche  des 
unterständigen  Fruchtknotens  mit  zahlreichen  Brakteen  bewachsen, 
nur  oben  treten  5 lange,  grüne  Kelchblätter  vor.  Die  Brakteen  über- 
gehen allmählich  in  die  kleinen  Blätter  am  Blütenstiele,  in  deren 
Achseln  grüne  Knospen  angelegt  sind,  während  die  ovarständigen 
Brakteen  keine  Knospen  enthalten.  Auf  dem  Durchschnitte  ist  klar 
zu  sehen,  wie  die  Achsenpartie  des  Blütenstiels  unter  dem  Frucht- 
knoten endet,  während  sich  die  Blattrinde  ohne  Unterbrechung  in 
die  Ovarwand  fortsetzt.  Es  kann  demnach  das  Receptaculum  aus 
der  Stammpartie  nicht  gebildet  werden.  Die  Abwesenheit  der 
Knospen  in  den  Ovarbrakteenachseln  bezeugt  hinlänglich,  dass  diese 
Brakteen  lediglich  die  dem  Receptaculum  angewachsenen  Hoch- 
blätter darstellen.  Diese  Auslegung  erweist  sich  umsomehr  als  die 
wahrscheinlichste,  als  der  Fall  von  Roella  in  dem  Bereiche  sämt- 
licher Campanulaceen  vereinzelt  dasteht. 

S.  1027,  Z.  16,  n.  A.  Auf  der  Innenseite  der  Petalen  in  der  Blüte  der  Gattung 
Reaumuria  (Tamaricac.)  sind  der  Länge  nach  zwei  häutige  Schuppen 
angewachsen,  welche  gewiss  den  Ligularanhängseln  der  Caryophylla- 
ceen  gleichkommen. 

S.  1030,  Z.  4,  n.  A.  Unsere  Darlegung  der  Ligularbildungen  bei  den  Caryo- 
phyllaceen  und  Sapindaceen  dürfte  ihre  Analogie  in  zahlreichen 
anderen  Familien  finden  und  wird  wahrscheinlich  zur  einheitlichen 
Anschauung  über  derartige  Blütenorgane  führen.  Es  ist  indessen  be- 
achtenswert, dass  derartige  Auswüchse  und  Anhängsel  in  der  Corolle 
der  mannigfaltigsten  Gattungen  und  Familien  auch  in  abnormaler 
WeLe  in  Erscheinung  treten,  wenn  auch  die  Blüte  sonst  normal 
ausgebildet  und  jedenfalls  gesund  ist.  Diese  Anhängsel,  welche  Ge- 
stalt immer  sie  haben  mögen,  verraten  sogleich  ihre  Deutung  durch 
die  Orientation  der  gefärbten  Ober-  und  Unterseite.  Es  scheint,  dass 
es  vorzugsweise  die  meisten  gefüllten  Blüten  sind,  welche  ihre  Ent- 
stehung den  doppelspreitigen  oder  genähten  Blättern  verdanken. 

S.  1030,  Z.  26.  Besonders  bemerkenswert  ist  in  dieser  Hinsicht  die  Gattung 
Aglaia  (Fig.  17,  18,  Taf.  II),  bei  der  die  Stamina  auf  der  Innenseite 
einer  napfförmigen,  gefärbten  Corolle  derart  eingefügt  sind,  dass  jede 
Anthere  unter  dem  Winkel,  welchen  die  dreieckigen  Zipfel  ein- 
schliessen,  erscheint.  Bei  A.  odorala  verschwinden  schliesslich  auch 
diese  Zipfel  und  das  ganze  Gebilde  erlangt  das  Ansehen  einer  inneren 
Corolle,  welche  mitten  in  der  gefärbten  äusseren  (normalen,  echten) 
Corolle  sitzt.  Es  braucht  nicht  bemerkt  zu  werden,  dass  die  innere 
Corolle  der  stipulären  Paracorolla  der  Narcisseen  nicht  nur  durch  die 
Form,  sondern  auch  durch  die  morphologische  Bedeutung  gleichkommt. 

S.  1031,  Z.  30,  n.  A.  In  der  Corollenröhre  der  Phacclia  tanacetifolia  sind  die 
Staubfäden  eingefügt,  deren  Basen  , zwei  grosse  Schuppen  umfassen, 


173 


welche  bloss  die  Deutung  als  Emergenzen  haben  können,  weil  das 
ganze  Blütendiagramm  durch  ihre  Anwesenheit  nicht  gestört  wird. 

Zygophyllum  simplex  L.  zeigt  an  der  Basis  der  Staubfäden 
2 längliche,  hyaline,  seitlich  gestellte  Schuppen  von  Emergenznatur 
(Fig.  68).  Bei  anderen  Zygophyllaceen  sind  diese  Schuppen  einfach 
und  in  der  Staubfadenachsel. 

Es  handelt  sich  hier  jeden- 
falls um  ähnliche  Fälle,  wie 
bei  der  Gattung  Cuscuta. 

Hinter  den  erwähnten  Schup- 
pen sind  erst  die  Drüsen- 
zähne bemerkbar. 

S.  1033,  Z.  38,  n.  A.  Dass  der  Blüten- 
dimorphismus fast  durchweg 
mit  der  Geschlechtssonde- 
rung verknüpft  ist,  erweist 
sich  auch  bei  dem  auffallen- 
den Beispiele  an  der  Gattung 
Albizzia  Fig.  78).  Die  blassen 
Blüten  der  abgebildeten  Art 
bilden  eine  dichte,  mit 
einer  Terminalblüte  abge- 
schlossene Ähre.  Diese  Ter- 
minalblüte blüht  zuerst  auf, 
während  die  seitlichen  sich 
akropetal  entfalten.  Die  Ter- 
minalblüte ist  männlich,  die 
seitlichen  sind  zwitterig.  Die 
röhrige  Corolle  der  Terminal- 
blüte ist  kürzer,  dicker,  die 
Staubfädenröhre  tritt  aus  der 
Corolle  nicht  hervor,  die 
freien  Fäden  sind  stärker 
und  die  Antheren  grösser 
— diese  Blüte  ist  demnach 
ganz  anders  ausgestaltet  als 
die  seitlichen,  welche  eine 
viel  schmälere  und  längere 
Corolle  aufweisen,  aus  der 

eine  überaus  lange  Staubfädenröhre  hervortritt.  Der  sehr  dünne 
Griffel  mit  kugeliger  Narbe  erreicht  eine  enorme  Länge  und  übergipfelt 
die  zahlreichen  Stamina.  Die  Staubfädenröhre  samt  den  freien  Sta- 
mina  ist  in  der  Knospe  vielfach  zusammengewunden  (a),  was  zur 


Fig.  78.  Albizzia  moluccana  Miq.  Vergr. 
Infloreszenz  mit  dimorphen  Blüten;  j)  der 
Stiel  mit  der  Blütenähre  aus  der  Brakteen- 
achsel ;3)  auf  dem  Zweige  ( o ) hervortretend  ; 
c)  Kelch,  «)  Corolle,  i)  Staminalröhre.  a ) Vergr. 
Corolle  mit  der  spiralig  zusammengewickelten 
Staminalröhre  vor  der  Entfaltung.  (Original.) 


174 


Folge  hat,  dass  bei  der  Entfaltung  die  Stamina  sich  augenblicklich 
strecken  und  aus  der  Corolle  hervortreten.  Der  interessante  Fall 
von  Albizzia  steht  zweifelsohne  kaum  isoliert  im  Bereiche  der  Mimo- 
saceen  und  ich  möchte  die  Forscher  in  den  Tropenländern  auf- 
merksam machen,  auch  die  anderen  Gattungen  in  dieser  Richtung 
noch  zu  untersuchen. 

Die  oben  geäusserte  Meinung,  dass  die  Corollenreduktion 
durchweg  mit  der  Unterdrückung  des  männlichen  Geschlechts  er- 
folgt, wird  auch  durch  zahlreiche  Fälle  bei  denjenigen  Pflanzenarten 
bestätigt,  wo  neben  den  Individuen  mit  zwitterigen  Blüten  auch 
solche  Individuen  Vorkommen,  welche  infolge  der  Verkümmerung 
der  Stamina  weiblich  werden.  Allgemein  bekannt  ist  diese  Erschei- 
nung am  Thymus  Serpyllum,  wo  neben  den  zwitterigen  Stöcken  auch 
rein  weibliche  auf  demselben  Standorte  sich  entwickeln  und  in 
diesem  Falle  winzig  kleine  Corollen  tragen.  Das  Gleiche  wiederkehrt 
bei  Salvia  pratensis.  Sehr  auffallend  ist  diese  Sache  bei  der  schön- 
blütigen  Myosotis  palustris.  Die  mit  grossen,  blauen  Corollen  ver- 
sehenen Individuen  dieser  an  Bächen  verbreiteten  Art  sind  durchaus 
zwitterig.  Hin  und  wieder  findet  man  aber  Individuen,  welche  sämt- 
lich sehr  kleine,  bläuliche  Corollen  tragen,  so  dass  man  geneigt 
wäre  nicht  zu  glauben,  dass  dieselben  der  gleichen  Art  angehören 
können.  Diese  kleinblütigen  Individuen  weisen  entweder  verküm- 
merte Staubgefässe  oder  bloss  sterile  Staminodien  auf,  aber  allemal 
stark  und  gut  entwickelte  Fruchtknoten.  Ein  ganz  analoger  Fall  kann 
bei  Polemonium  coeruleum  verzeichnet  werden,  wo  sogar  in  der 
Gartenkultur  neben  den  grossblütigen,  zwitterigen  Individuen  klein- 
blütige, weibliche  Stöcke  in  die  Erscheinung  treten.  Bei  Silene  Otites 
treten  regelmässig  einzelne,  rein  weibliche  Stöcke  auf,  welche  bloss 
kleine  Petalen  tragen. 

Alle  diese  und  derartige  Fälle  dürfen  keineswegs  als  Abnor- 
mitäten angesehen  werden,  sondern  bloss  als  eine  spontane  Nei- 
gung zur  Erzeugung  diklinischer  Blüten,  wobei  also  das  allgemeine 
Gesetz  sich  geltend  macht,  dass  in  der  weiblichen  Blüte  sich  die 
Corolle  auf  das  Minimum  deduziert.  Die  oben  erwähnte  Valeriana 
dioica  hat  sich  in  dieser  Hinsicht  als  zweihäusige  Art  vollständig 
stabilisiert. 


D.  Das  Eichen  (Ovulum). 

S.  1039,  Z.  3.  Die  Eichen  der  Torenia  asiatica  L.  (Scrophular.)  besitzen  einen 
Embryosack,  welcher  ganz  nackt  aus  der  Mikropyle  hervortritt,  mit 
der  verschmälerten  Hinterpartie  aber  im  Nucellus  stecken  bleibt. 

S.  1039,  Z.  27,  n.  d.  YV.  »Armeria«:  Statice , Mesembryanthemum , Hypoxis , 


175 


S.  1039,  Z.  42.  Nicht  weniger  merkwürdig  sind  die  Eichen  und  schliesslich 
die  Samen  der  abgebildeten  Acacia  australis  Domin  (Fig.  79)  aus 
Australien  in  Queensland.  Die  Samen  sind  in  einem  vertieften  Lager 
eingebettet  und  der  überaus  lange  Funiculus  zieht  sich  am  Klappen- 
rande längs  zweier  Samenlager  hin.  Zuletzt  springt  die  holzige  Hülse 
auf  und  die  fast  viereckigen,  schwarzen,  an  der  Basis  in  einen 
trichterförmig  erweiterten  Arillus  eingefügten  Samen  hängen  an  dem 
fadendünnen  Nabelstrang  herunter.  Lange  Nabelstränge  weist  auch 
die  Cassia  timotensis  Dec.  auf. 

S.  1042,  Z.  34.  Wir  können  immerhin  nur  der  Meinung  Nawaschins  bei- 
pflichten, dass  dieser  Prozess  bei  den  systematisch  weit  entfernten 
Pflanzentypen  auf  verschiedene  Art  und  Weise  verlaufen  kann. 


Fig.  79.  Acacia  australis  Domin.  Die  holzige,  aufgesprungene  Hülse,  mit 
an  langen  Nabelsträngen  herabhängenden  Samen,  in  natürl.  Grösse.  (Original.) 

S.  1046,  Z.  30,  n.  A.  Es  wäre  auch  ratsam,  jene  Fälle,  wo  der  Fruchtknoten 
zwischen  den  Griffelarmen  offen  bleibt,  näher  zu  untersuchen  (Rese- 
daceae,  Passifloraceae  — S.  962).  Sehr  interessante  Verhältnisse 
weisen  in  dieser  Beziehung  einige  Polygonaceen  auf.  Dieselben,  wie 
bereits  (S.  975)  erwähnt  wurde,  enthalten  im  dreikarpelligen  Frucht- 
knoten bloss  ein  einziges  Eichen,  welches  scheinbar  wie  eine  Ter- 
minalknospe die  Blütenachse  abschliesst.  Bei  Rheuvi  zeigt  das  letztere 
zwei  scharf  abgegrenzte  Integumente  (Fig.  80)  und  im  Innern  einen 
Nucellus,  welcher  zur  Zeit  der  Befruchtung  sich  dermassen  empor- 
streckt, dass  er  zuletzt  aus  der,  in  der  Mitte  zwischen  den  3 Griffeln 


m in 


176 


sich  befindlichen  Öffnung  hervortritt.  Zu  dieser  Zeit  pflegt  derselbe 
auch  mit  einem  Tropfen  von  Flüssigkeit  bedeckt  zu  sein,  um  die 
Pollenkörner  aufzufangen,  die  sodann  in  das  Nucellargewebe  direkt 
herunterkeimen.  Bail  Ion  beschreibt  diese  sonderbare  Bestäubungs- 
art  eingehend  und  nennt  die  auf  diese  Weise  eingerichteten  Frucht- 
knoten »ovaires  acropyles«.  Es  frägt  sich  nun,  wozu  bei  dem  RJieum 
die  Narben  so  stattlich  entwickelt  wären,  wenn  sie  bei  dem  Be- 
stäubungsprozess keine  Rolle  spielen  würden. 

S.  1047,  Z.  32.  Den  neueren  Beobachtungen  Nawaschins  gemäss  muss  man 
auch  den  Antherozoiden  eine  gewisse  Beweglichkeit  zusprechen. 

. 1050,  Z.  8,  n.  d.  W.  »carica,«  : Xanthoxylum  Bungei 
1051,  Z.  13.  Wenn  eine  Ardisia  (Fi g.  81)  zur  Keimung  gelangt,  so  treten 
aus  dem  Samen  alle  Embryonen  hervor,  indem  sie  mit  den  Keim- 


Fig.  80.  Rheum  australe.  7)  Der  Fruchtknoten  mit  dem  zwischen  den  Narben- 
schenkeln vortretenden  Eichen,  5)  dasselbe  im  Durchschnitt,  6)  das  Eichen  mit 
2 Integumenten  und  mit  den  Pollenkörnern  am  Nucellus.  (Nach  Baillon ) 

blättern  im  Endosperm  stecken,  vermittels  des  haarigen  Hypokotyls 
aber  den  Samen  wie  auf  Stelzen  aufrecht  tragen. 

S.  1 053,  Z.  27,  n.A.  Shibata  und  M i y a k e haben  neulich  auch  an  Houttuynia 
cordata  (Saururac.)  eine  echte  Parthenogenese  beobachtet  in  der- 
selben Weise,  wie  bei  der  Gattung  Alchemilla.  Auch  bei  dieser  Art 
gelangen  die  Pollenkörner  niemals  zur  vollständigen  Entwicklung. 


S 1061,  Z.  10,  n.  A.  Den  amerikanischen  Botanikern  möchte  ich  anempfehlen, 
diejenigen  Potamogeton- Arten  ihrer  Heimat  sorgfältig  zu  beobachten, 
welche  einesteils  emporgetauchte,  andernteils  untergetauchte  Blüten- 
ähren erzeugen,  um  festzustellen,  auf  welche  Art  und  Weise  hier 
die  Bestäubung  vor  sich  geht. 


S 


6 


?. 


E.  Die  Bestäubung. 


177 


S.  1 065,  Z.  42,  n.  d.  W.  »Tradescantia,«  : Vanilla, 

S.  1 069,  Z.  2,  n.  A.  Die  sorgfältigen  Beobachtungen  Güntharts  an  den  Fa- 
milien der  Crucijeren , der  Crassulaceen  und  der  Gattung  Saxifraga 
bestätigen  übereinstimmend  die  Anschauung,  dass  die  Art  und 
Weise  der  Bestäubung  der  betreffenden  Pflanze,  wenn  sie  auch  in 
den  meisten  Fällen  den  entomophilen  Charakter  offenbart,  an  ver- 
schiedenen Standorten  verschieden  vor  sich  gehen  kann,  dass  sogar 
die  Proterandrie  in  die  Proterogynie  sich  um- 
wandeln kann  und  dass  die  Dichogamie  in  den 
genannten  Verwandtschaften  als  eine  Erscheinung 
neueren  Datums  aufzufassen  sei.  Diese  Ergeb- 
nisse sind  beachtenswert  und  bezeugen  ganz  klar, 
dass  allgemeine  Regeln  bezüglich  der  Bestäu- 
bungsweise der  Pflanzen  allzuhäufig  schwerlich 
festzustellen  sind.  Es  ist  von  Interesse,  dass 
Günthart  zu  derselben  Erkenntnis  gelangte, 
dass  alle  entomophilen  Arten  der  genannten  Ver- 
wandtschaft auch  autogamisch  befruchtet  werden 
können. 

S.  1070,  Z.  25.  Hiezu  vermag  ich  die  eigene  Beobachtung 
beizufügen,  derzufolge  im  Sommer  des  Jahres 
1911,  wo  5 Monate  lang  kein  Regen  sich  ein- 
stellte und  die  Wärme  einen  tropischen  Charakter 
erlangte,  die  Impatiens  noli  tangere  in  Mittel- 
böhmen während  dieser  Zeit  bloss  kleistogame 
Blüten  erzeugte.  Nachdem  alsdann,  im  Herbst,  die  Fig.  81.  Ardisiaja- 

ersten  Regen  niederfielen,  erschienen  auch  sofort  Ponica-  Ein  Same 

mit  4 keimenden 

an  den  gleichen  Stöcken  chasmogame  Blüten.  Embryonen;  h ) Hy- 

S 1071,  Z.  7,  n.  A.  Bei  verschiedenen  Viola-  Arten  wurden  pokotyl,  k)  Haupt- 
wurzel. Schw.  ver- 

auch  beträchtliche  Reduktionen  in  den  Staub-  grössert.  (Original.) 

blättern  (d.  h.  Entwicklung  von  bloss  2 — 3 An- 

theren  oder  gänzliche  Verkümmerung  derselben)  beobachtet. 

S.  1072,  Z.  15,  n.  d.  W.  »setifolius,« : Impatiens  noli  tangere,  Specularia  per- 
foliata,  Salvia  cleistogama,  Collomia  grandiflora  u.  a. 

S.  1072,. Z.  33  Hiemit  stände  auch  die  oben  erwähnte  Beobachtung  an  Im- 
patiens noli  tangere  im  Einklänge. 

S.  1072,  Z.  39.  Als  Beleg  hiezu  dürfte  hier  ein  merkwürdiger  Fall,  welcher 
sich  in  unserem  Garten  zugetragen  hat,  dienlich  sein.  In  einer 
wilden  Hainpartie  wuchsen  und  gediehen  kräftig  zahlreiche  Stöcke 
von  Digitalis  ambigua , sämtlich  mit  normalen,  chasmogamen  Blüten. 
Erst  nach  9 Jahren  erschienen  plötzlich  einige  Stöcke  mit  kleinen, 
geschlossenen  Blüten,  welche  habituell  lebhaft  an  eine  D.  viridiflora 
erinnerten.  Es  waren  dies  typisch  kleistogame  Blüten  an  Individuen, 


12 


178 


welche  ein  Jahr  vorher  schöne,  grosse,  chasmogame  Blüten  ent- 
wickelten. 

S.  1073,  Z.  33.  In  der  Umgebung  von  Mnichovic  bei  Prag  entfaltet  die  V. 
hirta  die  prächtigsten  Blüten  schon  Mitte  März,  besonders  an  den 
südlichen,  besonnten,  buschigen  Anhöhen  — also  zur  Zeit,  wo  die 
übrige  Vegetation  noch  in  tiefem  Winterschlafe  sich  befindet  und  in 
der  Nacht  der  Frost  2 — 8°  C erreicht,  wo  tagsüber  kein  einziges 
Insekt  fliegt  und  kriech.t  In  den  Corollenspornen  fand  ich  immerhin 
allenthalben  reichlichen  Nektarvorrat. 

S.  1074, Z.  43,  n.  d.  W.  »Kelch«:  und  bloss  mit  2 — 4 Staubblättern 

S.  1075,  Z.  32.  Aus  anderen  Familien  sind  interessante  Beispiele  an  einigen 
tropischen  Ficus- Arten,  an  Lycopus  virginicus , Begonia  hypogaea 
u.  s.  w.  bekannt. 

S.  1077,  Z.  15.  Bei  Hordeuni  sativum  var.  distichum  treten  dann  und  wann 
entwickelte  Ähren  aus  der  Blattscheide  hervor  und  lassen  auch  die 
auf  langen  Fäden  beweglichen  Antheren  mit  gesundem  Pollen  zum 
Vorschein  gelangen,  obwohl  sich  die  Spelzen  nicht  öffnen  und  den 
Fruchtknoten  samt  Narben  dauernd  einschliessen.  Wie  hier  die  Ko- 
pulation bewerkstelligt  wird,  ist  mir  zur  Zeit  nicht  bekannt. 

S.  1081, Z.  16.  Noch  auffallender  als  die  Antheren  pflegen  die  gefärbten 
Narben  mancher  Gramineen  zu  sein.  Am  häufigsten  sind  sie  braun, 
schwärzlich,  rot  und  violett  gefärbt,  und  wenn  sie  mächtig  entwickelt 
sind,  so  stechen  sie  aus  der  Ferne  in  die  Augen  iTripsacum  dacty- 
loideum,  Spodiopogon  sibiricus  u.  a.). 

S.  1081,  Z.  38,  statt  des  Wortes  »Folge«  ist  zu  setzen:  Ursache 

S.  1082,  Z.  4,  n.  d.  W.  »Polygonum,« : Oxalis,  Caladium,  Coleus 

S.  1082,  Z.  8.  Die  jungen  Terminalknospen  der  exotischen  Shotea  compressa 
(Dipterocarp.)  sind  in  grosse  Nebenblätter  eingehüllt,  welche  in  roter 
Farbe  prangen.  Die  jungen,  beblätterten  Ästchen  von  Maniltoa 
gemmipara  (Legumin.)  hängen  schlaff  herab  und  sind  rein  weiss  und 
hiedurch  auf  grosse  Entfernung  sehr  auffallend.  Erst  später  richten 
sie  sich  auf  und  vergrünen  die  Blätter  allmählich.  Die  Gattung 
Braunea  erzeugt  ähnliche  Jungsprosse,  aber  von  schön  roter  Farbe. 

S.  1083,  Z.  38,  n.  d.  W.  »Elaeagnus,« : Shepherdia  argentea, 


E.  Embryo,  Same,  Frucht. 

S.  1091,  Z.  12.  Die  Ruminierung  des  Endosperms  ist  lediglich  als  Mittel  zur 
leichteren  Zufuhr  der  Nährstoffe  zum  bereits  sich  bildenden  Speicher- 
gewebe anzusehen. 

S.  1094,  Z.  37.  An  manchen  Samen  reduziert  sich  hingegen  die  Testa  auf 
ein  überaus  feines  und  kaum  bemerkbares  Häutchen,  welches  das 


179 


Endosperm  überzieht.  Als  derartiges  Beispiel  können  hier  die  runden 
Samen  der  Veronica  hederaefolia  angeführt  werden  (Fig.  82),  deren 
Testa  aus  einer,  nur  bei  grosser  mikroskopischer  Vergrösserung 
deutlichen,  zuletzt  sich  abschälenden,  die  Aussenwände  der  ein- 
schichtigen, kleinen  Zellen  enthaltenden  Haut  besteht.  Die  grossen, 
dickwandigen  Endospermzellen  heben  sich  von  den  kleinen  Testa- 
zellen auffallend  ab.  Die  Testahaut  dieser  Pflanzenart  verschwindet 
makroskopisch  zuletzt  vollständig.  Die  Ausbildung  der  Testa  steht 
durchweg  im  Verhältnisse  zum  Endosperm,  zum  Perikarp  und  zum 
Embryo.  Wenn  ein  hornartiges,  mächtiges  Endosperm  entwickelt  ist, 
so  pflegt  die  Testa  nur  schwach  vorhanden  zu  sein,  weil  sie  in  einem 
solchen  Falle  überflüssig  wäre.  Wenn 
das  Perikarp  oder  das  Endokarp  fest 
und  stark  ist  und  dadurch  dem  Samen 
ausgiebigen  Schutz  gewährt,  so  wird 
die  Testa  bedeutungslos  und  erscheint 
infolgedessen  als  feines  oder  rudimen- 
täres  Häutchen.  Dies  hat  allerdings 
bloss  für  die  Schliessfrüchte  Giltigkeit. 

Wenn  hingegen  die  Samen  aus  einer 
mehrsamigen,  aufspringenden  Trocken - 
frucht  herausfallen  und  endospermlos 
sind,  so  ist  natürlich  der  Same  von 
einer  festen  Testa  versorgt  (Pisum, 

Bertholletia,  Aesculus,  Brassica). 

Vergleiche  hiezu  die  speziellen 
Arbeiten  bei  Chat  in  (Ann.  d.  sc.  nat. 

5,  I)  oder  bei  Grönland  und  Lange 
(Bot.  Tidskr.  IV). 

S.  1094,  Z.  43.  Ein  sehr  schönes  und  lehrreiches 
Beispiel  derartiger  Samen  liefert  uns 
die  exotische  Cucurbitacee  Zanonia 
macrocarpa  Bl.,  deren  mehrere  Meter  lange,  lianenartige,  holzige 
Stämme  hoch  an  den  Bäumen  der  Urwälder  hinaufklettern.  Aus 
den  kopfgrossen  Früchten  fallen  zur  Reifezeit  flach-gedrückte,  grosse 
Samen  aus,  welche  von  sehr  breiten,  höchst  fein-scariösen  Flügeln 
berandet  sind,  so  dass  sie  grossen,  8 — 10  cm  breiten  Schmetterlingen 
ähnlich  werden.  Wenn  sie  fliegen,  so  beschreiben  sie  in  der  Luft 
elegante  Schraubenlinien. 

S.  1096,  Z.  22,  n.  d.  W.  »Physostigma,« : Mucuna 

S.  1096,  Z.  30.  Sehr  interessant  ausgebildete  Samen  besitzt  in  dieser  Hinsicht 
die  Gattung  Palaquium  (Sapotac.).  Dieselben  sind  ellipsoidisch 
(Fig.  83)  und  sind  von  einer  fest-knorpeligen  Testa  umgeben.  Mehr 

12* 


t 


Fig.  82.  Veronica  hederaefolia 
L.  1)  Same,  von  unten,  etwa  4mal 
vergr.,  2)  derselbe  im  Durch- 
schnitt, 3)  stark  vergr.  Durch- 
schnitt durch  das  Endosperm  und 
die  rudimentäre  Testa;  e)  Endo- 
sperm, m ) Embryo,  a)  Zellwände 
als  Überrest  nach  der  Testa,  t) 
einschichtige  Testa,  deren  obere 
Zellwände  sich  abreissen,  b ) mäch- 
tige Endospermzellen.  (Original.) 


180 


als  die  Hälfte  der  ganzen  Samenoberfläche  ist  matt  ( a ) — es  ist  das 
eigentliche  Hilum  — , die  kleinere  Hälfte  der  Samenoberfläche  ist 
aber  kastanienbraun  und  glänzend  ( b ).  Innen  ist  ein  Embryo  mit 
2 fleischigen  Keimblättern  ohne  Endosperm  eingebettet. 

S.  1097,  Z.  23,  n.  d.  W.  »luteus«:  Adenanthera  Pavonia 
S.  1097,  Z.  40,  n.  d.  W.  » Affzelia,« : Sarothamnus , Sindora , 

S.  1098,  Z.  11.  Viele  derselben  werden  von  den  Ameisen  in  die  Ameisen- 
nester fortgetragen  und  dort  die  fleischigen  Anhängsel  abgenagt.  Auf 
diese  Weise  werden  manche  Ruderal-  und  Waldpflanzen  in  der  Um- 
gebung verbreitet,  so  dass  man  fast  regelmässig  in  ihrer  Nähe 
Ameisenkolonien  antrifft  (Myrmekochoren).  Als  Beispiele  wären 
Chelidonium  majus , Viola  silvatica , hirta , collina , Corydalis,  Saro- 
thamnus, Luzula , Euphorbia  hier  zunächst  zu  nennen.  Näheres 
hierüber  vergleiche  bei  Pfeiffer,  Sernander,  Morton.  Der  erste 
Zweck  der  Arillen  ist  immerhin  die  Aufsprengung  der  Trocken- 
früchte und  die  Zerstreuung  der  Samen. 


m 


Fig.  83.  Palaquium  Treubii  (Java); 
Same  mit  einem  grossen  Hilum  ( a ), 
b)  glänzende  Testa,  m)  Mikropyle,  c) 
zwei  fleischige  Keimblätter,  schwach 
vergr.  ('Original.) 


Fig.  84.  Corylus  Avellana  L.  Die 
Frucht  gespalten,  mit  dem  Samen,  wel- 
cher aussen  von  einer  scariösen  ge- 
nervten Testa  eingehüllt  ist,  pl)  Zentral- 
nerv aus  der  ehemaligen  Scheidewand, 
o)  das  verkümmerte  Ovulum,  m)  Mikro- 
pyle, ch ) Chalaza,  r)  Raphe.  (Nach 
Lubbock.) 


S.  1099,  Z.  40.  Har  sh  berget  erwähnt  eine  interessante  Viviparie  bei  7*7- 
landsia  tenuifolia  L.  (Bot.  Gaz.  1910) 

S.  1 104, Z.  3,  n A.  Der  Begriff  »Schliessfrucht«  stellt  vielmehr  eine  annähernde 
und  lediglich  auf  äussere  Merkmale  gegründete  Kategorie  dar.  Im 
Wesen  wären  hier  eigentlich  drei  abweichende  Fruchttypen  zu  unter- 
scheiden: 1)  die  Frucht,  welche  aus  einem  einzigen  Karpell  und  ur- 
sprünglich aus  einem  einzigen  Ovulum  entstanden  ist  (Ranunculus), 

2)  die  Frucht,  welche  aus  2 — 3 Karpellen,  beziehungsweise  aus 
einem  2 — 3fächerigen  Fruchtknoten  zustande  gekommen  ist  (Cocos), 

3)  die  Frucht,  welche  aus  2 — 3 Karpellen  mit  2—6  Eichen  und  aus 
einem  unterständigen  Fruchtknoten  hervorgegangen  ist  (Corylus, 
Quercus,  Compositae).  Das  Resultat  aller  dieser  Fruchtknotenkatego- 
rien ist  allerdings  eine  trockene  Schliessfrucht,  im  Innern  mit  einem 
einzigen  Samen.  Als  Beispiel  einer  Schliessfrucht,  welche  allgemein 


181 


und  populär  als  »Nuss«  bezeichnet  wird,  möge  hier  Corylus  Avellana 
(Fig.  84)  dienen.  Hier  ersieht  man  zugleich,  wie  es  schwer  fällt,  an 
einer  reifen  und  eigenartig  umgeänderten  Frucht  alle  Bestandteile 
auf  die  morphologischen  Organe  des  ehemaligen  Fruchtknotens  zurück- 
zuführen. Die  Haselnuss  ist  eiförmig,  mit  einem  glatten,  steinharten, 
vorn  zugespitzten  Perikarp.  Oben,  unterhalb  der  Spitze,  sind  mehr 
oder  weniger  deutlich  kleine  Zähne  im  Kreise  zu  gewahren;  es  sind 
dies  die  Überbleibsel  nach  dem  einfachen  Perigon  am  unterständigen 
Fruchtknoten.  Die  Nussbasis  ist,  wie  ein  Hilum,  durch  eine  flache, 
kreisrunde  Narbe,  durch  welche  sich  die  Frucht  von  dem  Receptakel- 
grund  abgetrennt  hat,  gekennzeichnet.  Innen  ist  ein  grosser,  eiför- 
miger Same  eingebettet,  dessen  Oberfläche  eine  braune,  scariöse, 
von  den,  aus  der  seitlich  situierten  Chalazastelle  strahlig  auseinander- 
laufenden Nerven  genetzte  Testa  überzieht.  Nächst  der  Spitze,  wo 
sich  die  Mikropyle  befand,  ist  ein  fester,  brauner,  trockener  Strang 
angeheftet,  welcher  sich  an  eine  Seite  des  Samens  anlegt.  Es  ist 
dies  der  Zentralstrang  der  Scheidewand  zwischen  den  beiden  Frucht- 
knotenfächern. Die  eigentliche  Scheidewand  bricht  sich  regelmässig 
vom  Strange  ab  und  bleibt  der  Innenseite  des  Perikarps  angeklebt. 
Auf  der  Aussenseite  des  Strangs,  unweit  der  Anheftungsstelle,  bei 
der  Mikropyle  ist  tatsächlich  noch  ein  winziges,  vertrocknetes,  zweites 
Eichen  vorhanden  (bisweilen  auch  2),  welches  im  zweiten  Fach  dem 
entwickelten  Eichen  gegenüber,  an  der  Placenta  eingefügt  war.  Der 
Same  enthält  zwei  sehr  fleischige  Keimblätter,  zwischen  denen  an 
der  Samenspitze  ein  Würzelchen  und  der  aus  kleinen  Phylloman- 
lagen  gebildete  Achsenscheitel  zum  Vorschein  gelangt.  Die  Hasel- 
nuss keimt  unterirdisch,  wobei  aus  den,  am  Grunde  ohrenförmig 
ausgerandeten  Keimblättern  der  aufrechte  Stengel  über  die  Erde 
emportritt.  Das  erste,  am  Stengel  stehende  Phyllom  ist  als  schuppen- 
förmiges Niederblatt  entwickelt.  Alsdann  folgen  schon  grüne  Laub- 
blätter. 

S.  1105,  Z.  30,  n.  A.  Dem  bereits  erwähnten  Pteranthus  kann  die  sonderbare 
Frucht  der  Umbellifere  Dicyclophora  (Mesopotamia)  zur  Seite  ge- 
stellt werden.  Hier  entwickelt  sich  in  dem  ganzen,  mehrblütigen 
Döldchen  nur  die  Zcntralblüte  zur  Frucht,  während  die  randstän- 
digen Blüten  samt  dem  Stiele  verholzen  und  eine  Art  von  Involucrum 
bilden,  dessen  Kelche  und  Brakteen  als  Widerhaken  dienen.  Diese 
zusammengesetzte  Frucht  trennt  sich  sodann  mit  dem  Stiele  von 
der  Dolde  gliederig  ab  und  wird  in  den  Haaren  der  Tiere  in  der 
Wüste  vertragen. 

S.  1106,  Z.  4.  Eine  erstaunlich  umgebildete  Form  erlangt  die  Hülse  von 
Pitkecolobium  scutijerum  Bnth.  (Luzon).  Die  Hülse  erreicht  hier  eine 
Länge  von  25  cm,  dieselbe  ist  von  holziger  Konsistenz  und  in  10 — 12 


'82 


einsamige  Scheiben  von  2 cm  i.  D.  geteilt.  Diese  Scheiben  sind 
untereinander  vermittels  dünner,  spiralig  gedrehter  Stiele  verbunden. 
Zur  Reifezeit  öffnen  sich  die  Scheiben  zweiklappig  und  lassen  den 
Samen  herausfallen. 

S.  1 106,  Z.  9,  n.  d.  W.  »Clypeola,«:  Zilla,  Lonchophora, 

S.  1106,  Z.  39.  Die  Caryopse  mancher  Gräser  ist  ganz  solid,  durchsichtig, 
glänzend,  einen  Glastropfen  getreu  nachahmend,  an  welchem  an 
einem  Ende  ein  kleiner  Embryo  angeklebt  erscheint  (Schismus  u.  a.). 

S.  1107,  Z.  19.  Die  trockenen  Caryopsen  anderer  Bambuseen  sind  im  Gegen- 
satz zu  den  übrigen  Gramineen  von  einer  scharf  differenzierten, 
braunen,  am  Scheitel  in  eine  feste,  der  Griffelbasis  entsprechende 
Spitze  übergehenden  Perikarpschicht  eingehüllt  (Dendrocalamus 
strictus  u.  a.). 

S.  1108,  Z.  43,  n.  A.  Schon  auf  Seite  973  haben  wir  davon  Erwähnung  gemacht, 

dass  die  Zentralplacenta  zuweilen  mächtig 
entwickelt  ist,  und  wenn  sie  nebst  den 
Karpellen  zur  Reife  verholzt,  als  ein  eigen- 
tümliches Organ  nach  der  Absprengung 
der  Klappen  an  der  Blütenachse  stehen 
bleibt.  Ein  merkwürdiges  Beispiel  hiezu 
bietet  uns  die  in  den  Tropenländern  be- 
kannte Meliacee  Cedrela  odorata  L.  (Fig.  85). 
Hier  lösen  sich  die  5 holzigen  Klappen  ab 
und  die  fünfkantige  Zentralplacenta  bleibt 
als  eine  feste  Säule  am  Fruchtstiele  stehen, 
auch  dann,  wenn  die  Samen  ausgefallen  sind. 

S.  1109,  Z.  30.  An  einigen  Aristida- Arten  (A.  plumosa  L.,  A.  ciliata  Dsf.)  sind 
noch  andere,  der  leichteren  Verbreitung  angepasste  Vorrichtungen 
anzutreffen.  Die  Granne  ist  gleich  der  Stipa  federig  behaart,  am 
Grunde  jedoch,  wo  dieselbe  röhrig  zusammengewickelt  ist  und  wo 
sie  zuletzt  gliederig  abfällt,  treten  überdies  2 lange,  dünne,  seitliche 
Grannen  hervor,  welche  den  zwei  Stipeln  an  der  Blattscheide  ähnlich 
werden. 

S.  1109,  Z.  35.  Die  Ähnlichkeit  mit  den  Stipa-Früchten  tritt  in  noch  grösserem 
Masse  bei  der  Art  Er.  glaucophyllum  L’Her.  in  der  Weise  hervor, 
dass  die  lange  Granne  abstehend  federig  behaart  ist. 

S.  1110,  Z.  16,  n.  A.  Einen  merkwürdigen  Schleuderapparat  besitzt  ferner  die 
Gattung  Cuphea  (Lythrac.)  in  ihren  Früchten.  Zur  Reifezeit  zerreisst 
nicht  nur  der  röhrenartige  Kelch  am  Rücken,  sondern  auch  die 
dünnhäutige  Kapsel  in  der  Rückenlinie  dergestalt,  dass  durch  die  so 
entstandene  Spalte  die  lange,  massive  Placenta  elastisch  rückwärts 
hervorspringt  und  somit  die  an  derselben  sitzenden  Samen  ausein- 
anderschleudert. 


Fig.  85.  Cedrela  odorata 
L.  Aufgesprungene,  holzige 
Fruchtkapsel,  mit  zentraler, 
säulenförmiger  Placenta,  in 
natürl.  Grösse.  (Original.) 


183 


S.  1 1 12,  Z.  6,  n.  d.  W.  »Sparganium,«  : Nipa  fruticans, 

S.  1 1 13,  Z.  7,  n.  A.  Eine  spezielle  Aufgabe  fällt  jenen  Früchten  zu,  welche  der 
Keimpflanze  im  lockeren  Boden  als  Stütze  dienen  und,  wenn  die 
Pflanze  einjährig  ist,  was  grösstenteils  vorkommt,  mit  derselben  ihr 
ganzes  Leben  lang  in  Verbindung  verbleiben.  Derartige  Pflanzenarten 
zählen  ausnahmslos  zur  xerophilen  Flora  der  Sandwüsten,  dürren 
Felsenformationen  oder  trockenen  Steppen  und  des  trockenen  Flach- 
landes überhaupt.  Als  Repräsentanten  mögen  hier  verschiedene 
Medicago- Arten,  die  einjährigen  Onobrychis- Arten  (O.  cretica,  O.  caput 
galli),  Tribulus,  Pteranthus  echinaius  und  vor  allem  die  charakteri- 
stische Neui-ada  procumbens  L.  (Fig.  22,  Taf.  II)  angeführt  sein. 

Die  genannte  Neurada  ist  eine  einjährige,  ziemlich  zarte,  hin- 
gestreckte, an  der  ganzen  Oberfläche  weiss-filzige  Rosacee,  welche 
in  den  Sandwüsten  des  Orients  allgemein  verbreitet  ist.  Ihre  Frucht- 
receptakel  (vergl.  S.  729)  sind  kreisrund,  fast  durchweg  einsamig, 
unten  flach  und  glatt,  oben  aber  kegelig  gewölbt  und  hier  mit  zahl- 
reichen Stacheln  besetzt,  vermöge  welcher  die  Frucht  an  Kleidern 
oder  am  Tierhaare  leicht  anhaften  und  in  die  Ferne  vertragen  werden 
kann.  Diese  Früchte  sind  ausserdem  steinhart  und  durchaus  trocken. 
Wenn  die  junge  Pflanze  aufkeimt,  nach  oben  die  zwei  kahlen,  flachen 
Kotylen  emporstreckt  und  die  feine  Hauptwurzel  in  die  Erde  her- 
untertreibt, so  findet  dieselbe  in  der  deckelartigen  Frucht,  welche 
am  Boden  liegt,  nicht  nur  eine  feste  Stütze,  sondern  auch  aus- 
giebigen Schutz  gegen  allerlei,  von  oben  herkommendes  Unheil. 

Die  Früchte  der  Gattung  Medicago  sind  entweder  kugelig  und 
verschiedenartig  igelstachelig  (M.  tribuloides,  M.  turbinata)  oder  flach 
zusammengedrückt  und  kahl,  einem  Geldstück  ähnlich  (M.  scutellata, 
M.  orbicularis),  alleweil  aber  spiralig  eingewunden  und  mehrsamig. 
Wenn  eine  derartige  Frucht  keimt,  so  spielt  hiebei  die  feste  Konsti- 
tution derselben  eine  gleiche  Rolle,  wie  bei  der  Neurada.  Es  ist 
sonderbar,  dass  aus  der  Frucht  bis  10  Keimlinge  hervorkommen, 
von  denen  selbstverständlich  nur  ein  einziger  sich  erhält  und  zu 
einer  vollständigen  Pflanze  heranwächst.  Man  würde,  wie  bei  Neu- 
rada und  Onobrychis,  vielmehr  in  der  ganzen  Frucht  bloss  einen 
Samen  erwarten  (vergl.  bei  Lubbock,  Fig.  271).  Dass  die  Lebens- 
dauer der  Pflanze  mit  der  beschriebenen  Fruchtvorrichtung  im  Zu- 
sammenhang steht,  geht  aus  der  Tatsache  hervor,  dass  alle  der- 
artige Früchte  erzeugenden  Arten  einjährig  sind,  während  die  peren- 
nierenden Arten  (M.  falcata  u.  a.)  bloss  spiralig  gedrehte  Hülsen 
tragen.  Die  einjährige  M.  lupulina  kommt  nicht  in  Betracht,  weil 
ihre  auf  der  Infloreszenzachse  sitzenden  Hülsen  klein,  achänen- 
artig,  einsamig  ausgebildet  und,  wie  die  Achänen,  zur  Verstreuung 
bestimmt  sind. 


184 


Die  bereits  geschilderte  Fruchtadaptation  bei  der  Aufkeimung 
hat  die  gleiche  Bedeutung  wie  die  fersenartigen  Auswüchse  am 
Hypokotyl  (S.  39).  Weil  die  Neurada-,  Pteranthus-,  Medicago-  und 
Onobrychis-Früchte  von  sehr  fester,  fast  knochenartiger  Konsistenz 
sind,  so  verwesen  sie  nicht,  sondern  verbleiben  das  ganze  Leben  der 
Pflanze  über  in  Verbindung  mit  derselben,  und  so  treffen  wir  sie 
auch  an  allen  Herbarexemplaren. 

S.  1113,  Z.  23.  Noch  auffallender  hat  sich  diese  Differenz  in  den  Früchten 
mancher  Calendula- Arten  ausgestaltet  (Fig.  86b  C.  aegyptiaca  Dsf. 
z.  B.  entwickelt  die  im  Köpfchen  randständigen  Achänen  in  einer 
eingekrümmten,  geschnäbelten,  aussen  stacheligen  Form,  während 
die  inneren  rundlich-kahnförmig,  mit  zwei  breiten,  häutigen  Flügeln 
versehen  sind.  Es  sind  demnach  die  ersteren  zum  Anhaften,  die 
letzteren  zum  Fliegen  eingerichtet.  Vergl.  hiezu  auch  die  Arbeiten 
von  Nicotra  und  Paglia. 

S.  1 113,  Z.  30,  n.  A.  Die  Früchte  brauchen  zu  ihrer  vollkommenen  Ausreifung 
einen  verschieden  langen  Zeitraum,  obwohl  die  meisten  in  derselben 
Sommersaison  oder  höchstens  in  einem  Jahre 
ihre  vollständige  Entwicklung  erlangen.  Manche 
Krautpflanzen  reifen  binnen  2 — 3 Wochen  und 
sind  imstande,  in  einem  Sommer  mehrere 
Samengenerationen  nacheinander  zu  produ- 
zieren. Die  Früchte  von  Cocos  nucifera  reifen 
ein  Jahr  lang,  die  Früchte  von  Lodoicea  Sey- 
chellarum  10  Jahre  lang,  die  grossen,  mit  etli- 
chen Millionen  kleiner  Samen  angefüllten 
Fruchtkapseln  der  exotischen  Orchideen  (An- 
guloa  Roezlii,  Odontoglossum  grande)  reifen 
in  2 Jahren.  Dieser  lange  Reifungsprozess 
dürfte  durch  die  enorme  Menge  von  Nähr- 
stoffen oder  durch  die  grosse  Anzahl  von  Samen  seine  Erklärung 
finden.  Die  zweijährigen  Früchte  mancher  Koniferen  (Juniperus 
communis,  Cupressus  sempervirens,  Pinus-Arten)  lassen  sich  dadurch 
erklären,  dass  der  Pollenschlauch  fast  ein  ganzes  Jahr  zur  Eizelle 
Vordringen  muss. 


schiedenartig  ausgebil- 
dete Achänen  in  dem- 
selben Köpfchen,  a)  die 
randständigen,  b)  die 
inneren;  zweimal  vergr. 

(Original.) 


Die  Evolution  der  Pflanzen. 


S.  1115, Z.  40.  Casp.  Bauhin  (1620)  bezeichnete  z.  B.  die  Chara  foetida 
A.  Br.  als  Equisetum  foetidum  sub  aqua  repens,  die  Dactylis  glome- 
rata  L.  als  Gramen  spicatum  folio  aspero,  die  Luzula  campestris 
DC.  als  Gramen  hirsutum  capitulis  psyllii. 

S.  1127,  Z.  6.  Übrigens  ist  die  Lehre  von  der  pflanzlichen  Seele  keineswegs 
neu,  denn  schon  Göthe  neigte  sich  dieser  Idee  zu,  Fechner  hat 
die  Pflanzenseele  angenommen  und  diesem  Thema  eine  Schrift  ge- 
widmet, Hartmann,  Famintzin  und  Korsinskij  haben  sich  in 
ähnlichem  Sinne  ausgesprochen,  wiewohl  sich  die  Gründe,  welche 
sie  aus  den  physiologischen  Lebensprozessen  angeführt  haben,  recht 
wenig  überzeugend  erweisen.  Für  die  Existenz  der  seelischen  Energie 
vermag  in  erster  Reihe  die  vergleichende  Morphologie  die  besten 
Stützen  zu  liefern. 

S.  1127,  Z.  34,  n.  A.  Der  wesentliche  Unterschied  zwischen  dem  Vitalismus 
und  dem  Materialismus  besteht  darin,  dass  der  letztere  die  psychi- 
schen Erscheinungen  im  organischen  Körper  als  das  Ergebnis  der 
Tätigkeit  oder  der  Veränderungen  des  Stoffes  ansieht,  während  der 
erstere  die  psychische  Energie  für  ein  selbständiges,  von  selbst  exi- 
stierendes und  die  Tätigkeit  des  Stoffes  dirigierendes  Agens  hält. 
Der  Pflanzen-  oder  Tierkörper  wächst  zwar  aus  den  mineralischen 
Bestandteilen  der  Erde  auf,  dieses  Wachstum  dirigiert  aber  die 
Psyche,  welche  schon,  bevor  sich  die  anorganische  Materie  zum 
organischen  Wesen  verbunden  hat,  bevor  also  ein  Tier  und  eine 
Pflanze  entstanden  ist,  existierte.  Wie  und  wo  diese  Psyche  im 
Kosmos  lebt  und  schafft,  ist  uns  nicht  bekannt  und  kaum  begreif- 
lich. Der  Pantheismus  lehrt,  sie  sei  ein  Bestandteil  der  kosmischen 
Psyche,  welche  als  individuelle  Energie  jedes  organische  Geschöpf 
belebt.  Demnach  ist  auch  jeder  einzellige  Protist  mit  einer  Seele 
begabt. 


186 

S.  1 131,  Z,  34,  n.  A.  Die  materialistische  Anschauung  will  die  psychische 
Energie  bloss  in  das  entwickelte  Nervensystem  verlegen,  was  zur 
Folge  hätte,  dass  eben  die  Protisten  als  blosse  Mechanismen,  welche 
auf  das  Licht,  die  Gravitation,  den  Chemismus  u.  d.  reagieren,  an- 
zusehen wären.  Diese  Deduktionen  sind  indessen  nicht  gerecht- 
fertigt, schon  aus  dem  Grunde,  weil  wir  nicht  wissen,  worin  das 
Wesen  der  plasmatischen  Tätigkeit  besteht,  und  weil  die  Nerven- 
tätigkeit gleichwohl  auch  eine  plasmatische  Tätigkeit  ist.  Wir  wissen 
fernerhin  nicht,  welche  Stufen  der  psychischen  Tätigkeit  in  den 
Tieren  und  in  den  Pflanzen  überhaupt  unterschieden  werden  sollten, 
um  die  fortschreitende  Entwicklung  des  menschlichen  Psychismus 
aus  dem  Psychismus  der  niederen  Geschöpfe  abzuleiten.  Dass  die 
psychische  Energie  nicht  nur  in  den  Nervenzellen,  sondern  auch  in 
anderen  Zellen  enthalten  sein  kann,  erweisen  am  besten  die  Ge- 
schlechtszellen bei  der  menschlichen  Kopulation,  in  denen  der 
grösste  Teil  der  psychischen  Energie  von  den  Eltern  auf  das  Kind 
übertragen  wird. 

Sowie  die  Protisten  mit  einer  psychischen  Energie  begabt  sind, 
ebenso  ist  dies  bei  den  Pflanzen  der  Fall,  obwohl  sie  keine  Nerven 
besitzen.  Im  wesentlichen  ist  es  dieselbe  Seele,  welche  im  Menschen 
wohnt  und  wirkt,  wo  sie  allerdings  günstigere  Umstände  vorfindet, 
um  mittels  komplizierter  Organe  sich  zu  offenbaren.  Der  Aulbau  der 
Pflanze  ist  viel  einfacher  und  von  ganz  anderer  Art  und  Zusammen- 
setzung, so  dass  die  psychische  Energie  sich  ganz  anders  nach  aussen 
hin  zu  manifestieren  vermag.  Dies  ist  auch  die  Ursache,  warum  wir 
diese  psychische  Manifestierung  an  einer  Pflanze  nicht  verstehen. 
Die  Erlangung  der  grössten  psychischen  Potenz  im  Tierreiche  be- 
steht im  Bewusstsein,  in  der  Erkenntnis  der  Wahrheit,  der  Moral 
und  der  Schönheit.  Dieses  Seelenvermögen  tritt  am  deutlichsten  im 
Menschen  zu  Tage.  Bei  der  Pflanze  kann  allerdings  schwerlich  von 
einem  Bewusstsein  gesprochen  werden,  ebenso  wenig  von  einer 
Moral.  Die  Erkenntnis  der  Wahrheit  hingegen  kann  in  der  Adapta- 
tion zu  biologischen  Einflüssen  einigermassen  gesucht  werden.  Die 
psychische  Perzeption  des  Schönen  scheint  hingegen  bei  der  Pflanze 
in  hohem  Grade  entwickelt  zu  sein,  denn  die  verkörperten  äusseren 
Formen  der  Pflanze  geben  davon  das  beste  Zeugnis  ab. 

Dass  auch  bei  dem  Fehlen  jeglichen  Nervensystems  im  Pflanzen- 
körper die  seelische  Tätigkeit  mit  dem  Plasma  des  ganzen  Körpers 
in  festem  Verbände  sich  vorfindet,  erhellt  aus  mannigfaltigen  Er- 
scheinungen im  Pflanzenleben.  Ist  z.  B.  die  Pflanze  an  einer  Stelle 
verwundet,  so  bildet  sich  sofort  ein  Callus  oder  es  entstehen  neue 
Knospen,  neue  Achsen  u.  s.  w.  Hiezu  sind  verschiedene  Stoffe  aus 
der  Atmosphäre  und  aus  dem  Boden  notwendig,  ganze  Gewebe- 


187 


Systeme,  ganze  Wurzelgeflechte,  sämtliche  Blätter,  Zweige  u.  d.  müssen 
in  Bewegung  gesetzt  werden,  um  das  erforderliche  Baumaterial  zur 
verwundeten  Stelle  hinzuführen.  Es  nimmt  daher  der  ganze  Körper 
an  dieser  Restauration  teil,  woraus  nun  hervorgeht,  dass  im  ganzen 
Körper  nicht  nur  die  mechanisch-chemische,  sondern  auch  die  psy- 
chische Einheit  und  Verbindung  vorhanden  sein  muss. 

Das  Nervensystem  in  seiner  erstaunlichen  Zusammensetzung 
erweist  sich  bloss  als  ein  Apparat,  vermittels  dessen  die  Psyche 
sämtliche  Vorgänge  im  Körper  dirigiert,  vermittels  dessen  sie  auch 
denkt  und  spricht  und  welchen  sie  im  Verlaufe  der  langen  Evolu- 
tionsperioden aus  dem  Körperplasma  speziell  erzeugt  hat.  Die  Mate- 
rialisten behaupten  also,  dass  das  Denken  oder  die  Psyche  ein  Er- 
gebnis der  Tätigkeit  im  Nervensystem  sei,  während  die  Idealisten 
und  Vitalisten  annehmen,  dass  das  Nervensystem  ein  Erzeugnis  der 
Psyche  ist  — also  ganz  umgekehrt.  Sollten  die  letzteren  recht  haben, 
so  muss  die  Psyche  ihre  Tätigkeit  auch  ohne  Körper  und  ohne 
Nervensystem  kundgeben  und  muss  sie  auch  überhaupt  ohne  Körper 
existieren  können.  Zugunsten  dieser  letzten  Anschauung  dürfte  die 
Erfahrung  sprechen,  dass  im  somnambulischcn  Schlafe,  wo  der 
Körper  mit  seinen  Sinnesorganen  ganz  untätig  ist,  sich  die  seelischen 
Fähigkeiten  des  Menschen  in  der  grössten  Potenz  entfalten. 

Sehen  wir  am  Menschen  und  gleichermassen  an  einer  Pflanze, 
wie  die  innere  Psyche  für  die  gesunde  Erhaltung  der  Organisation 
des  Körpers  sorgt  und  sämtliche  Organe  zweckmässig  ernährt,  so 
liegt  gewiss  der  Gedanke  nahe,  dass  der  ganze  Körper  nur  ein  Er- 
zeugnis der  Psyche  darstellt.  Der  materielle  Körper  einer  Pflanze  ist 
gleichsam  ein  realisiertes  Bild  der  Ideen  der  inneren  Psyche.  In  Be- 
tracht dieses  Verhältnisses  würde  auch  das  Evolutionsprinzip,  welches 
wir  als  Ornamentalismus  bezeichnet  haben,  an  seiner  Bedeutung  viel 
gewinnen.  Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  würde  uns  auch  das 
Prinzip  der  Adaptation  leicht  verständlich  sein,  denn  die  innere 
Psyche  perzipiert  die  biologischen  Einflüsse,  unter  welchen  die  Pflanze 
lebt,  und  trachtet,  womöglich  die  Organisation  derselben  so  einzu- 
richten, um  aus  den  biologischen  Umständen  allerlei  Nutzen  zu 
ziehen  oder  sich  gegen  ihre  schädlichen  Einwirkungen  zweckmässig 
zu  schützen.  Wenn  fernerhin  dies  alles  richtig  wäre,  so  würde  daraus 
auch  noch  der  Schluss  folgen,  dass  die  pflanzliche  Psyche  die  Umgebung 
der  Pflanze  kennt  und  die  umliegende  Natur  perzipiert,  wenn  wir 
auch  zugeben  müssten,  dass  es  auf  eine  andere  Art  geschehen  muss 
als  beim  Menschen,  welcher  zu  diesem  Bchufe  speziell  angepasste 
Sinnesorgane  benützt. 

Nach  der  materialistischen  Auffassung  ist  jedwede  sogenannte 
psychische  Tätigkeit  im  Tier  und  in  der  Pflanze  lediglich  als  passive 


188 


Reaktion  auf  äussere  Impulse  zu  verstehen.  Die  Vitalisten  und  Idea- 
listen lassen  hingegen  die  innere  Psyche  aktiv  wirken.  Diese  aktive 
Einwirkung  wird  am  besten  durch  die  Bezeichnung  »Wille«  ausge- 
drückt. Was  alles  der  Wille  im  Menschen  mit  Hinsicht  auf  die 
Körperorganisation  vermag,  ist  manchmal  erstaunlich,  wenn  wir  ver- 
schiedene Fälle  aus  der  praktischen  Pathologie,  aus  dem  Gebiete 
der  Suggestion  und  des  Hypnotismus  in  Erwägung  ziehen.  Hier  darf 
man  nicht  mehr  Zweifel  hegen,  dass  der  Wille  am  Körper  sogar 
Neubildungen  hervorzurufen  imstande  ist.  Wenn  nun  dieses  vor- 
liegt, so  muss  das  Resultat  des  Willens,  wenn  derselbe  durch  Mil- 
lionen Jahre  in  einer  Richtung  einwirkt,  noch  grösser  sein.  Dann 
würde  es  wohl  leicht  begreiflich  sein,  dass  sich  einzelne  Organe  am 
Körper  so  entwickeln  können,  wie  sie  die  betreffende  Tierart  durch 
unzählige  Generationen  gewünscht  hatte.  Die  Organe  erweisen  sich 
demnach  als  verkörperte  Wünsche  des  Tiers  oder  der  Pflanze. 

Wir  sind  der  Meinung,  dass  die  Naturforscher,  welche  die 
organische  Evolution  auf  der  Erde  begreifen  wollen,  zuvor  die  Ex- 
perimentalpsychologie und  den  Hypnotismus  beim  Menschen  einge- 
hend studieren  sollten.  Die  Vererbung  der  gewonnenen  Organe,  die 
Anpassung  an  die  Lebensbedingungen,  das  Verhältnis  der  psychischen 
Fähigkeiten  der  Kinder  zu  den  psychischen  Zuständen  ihrer  Eltern 
finden  ihre  Aufklärung  nur  in  diesen  Wissenschaften. 

S.1131,Z.41.  Die  Geschichte  der  Naturphilosophie  lehrt  hinlänglich,  dass  sie 
zu  allen  Zeiten  in  gleiche  Geleise  gerät.  Es  werden  dieselben  Ideen 
gefunden  und  diskutiert  und  die  Sache  bleibt  sich  im  Wesen  immer- 
fort gleich,  möge  sie  eine  andere  Form  haben  oder  in  eine  andere 
Terminologie  gekleidet  sein.  So  hat  beispielsweise  Darwin  die 
Quelle  des  Lebens  in  den  Gemmulen,  de  Vries  in  den  Pangenen, 
Haeckel  in  den  Plastiden,  Alt  mann  und  Hertwig  in  den  Bio- 
blasten,  Weismann  in  den  Biophoren  u.  s.  w.  gesucht.  Der  Begriff 
der  Seele  bleibt  uns  für  immer  verhüllt,  weil  er  der  transcenden- 
talen  Sphäre  angehört.  Wir  müssen  uns  zuletzt  begnügen,  wenn  wir 
wissen,  dass  am  Grunde  des  Lebens  etwas  existiert,  was  das  Leben 
bewirkt,  was  uns  jedoch  unzugänglich  ist. 

S.  1 132,  Z.  33,  n.  A.  Es  ist  von  Interesse,  dass  gleiche  biologische  Bedingungen 
gleich  entsprechende  organische  Vorrichtungen  bei  Pflanzen  aus 
allen  möglichen  Verwandtschaften  und  in  allen  möglichen  Gegenden 
in  allen  Kontinenten  hervorrufen.  So  finden  wir  kaktusartige  Formen 
in  der  Familie  der  Asclepiadaceen,  in  der  Gattung  Euphorbia,  in 
der  Familie  der  Compositen.  Die  in  weissen  Filz  gekleideten  Arten 
treten  in  den  mannigfaltigsten  Familien  auf.  Die  xerophile  Flora  ist 
gleichermassen  in  den  Wüsten  Afrikas,  Australiens  und  Amerikas 
ausgestaltet.  Aus  dieser  Erkenntnis  folgt  nun  der  gerechtfertigte 


189 


Schluss,  dass  auch  auf  anderen  Planeten  im  Weltraum,  wo  gleich- 
artige physikalische  und  chemische  Verhältnisse  sich  vorfinden,  die 
Pflanzen  und  Tiere  gleich  organisiert  sein  müssen. 

Die  Form  und  die  Zusammensetzung  einer  Pflanze  und  jedes 
organischen  Geschöpfs  überhaupt  ist  eigentlich  als  die  Resultante 
einer  ganzen  Reihe  von  Kausalitäten  in  der  Vergangenheit  anzu- 
sehen: der  biologischen  Einflüsse,  der  Hybridation,  der  Adaptation 
in  früheren  Generationen  (der  Erblichkeit),  der  Länge  der  Evolution, 
der  Grösse,  des  Gewichts  und  der  Lage  des  Planeten,  der  geologi- 
schen Geschichte  der  Kontinente  u.  s.  w.  In  diesem  Sinne  ist  auch 
der  Mensch  eine  notwendige  Erscheinung  als  das  letzte  Glied  in  der 
Kausalitätskette  auf  der  Erde. 

Wie  die  physischen  und  chemischen  Prozesse  nach  denselben 
Gesetzen  vor  sich  gehen,  mögen  sie  sich  auf  der  Erde  oder  auf  der 
Sonne  oder  auf  einem  beliebigen  anderen  Weltkörper  abspielen,  so 
scheint  der  Prozess  der  organischen  Evolution  auf  allen  Weltkörpern 
den  gleichen  Gesetzen  zu  unterliegen,  was  zur  Folge  hätte,  dass 
überall  dort,  wo  überhaupt  eine  organische  Evolution  stattfindet,  ana- 
loge Pflanzen  und  Tiere  erzeugt  werden  sollten,  wie  hier  auf  der 
Erde.  Die  morphologischen  Unterschiede  mögen  zwar  mehr  oder 
weniger  bedeutend  sein,  das  Endglied  der  organischen  Schaffung 
wird  immer  ein  intelligenter  Mensch  sein.  Die  Idee  der  organischen 
Evolution  ist  kosmisch  und  wird  unter  den  verschiedensten  Um- 
ständen vollführt,  und  zwar  behufs  der  Erreichung  des  gleichen 
Zieles.  Die  Menschen  auf  anderen  Planeten  mögen  ganz  anders  ge- 
formte  Körper  haben,  sie  werden  dennoch  zuletzt  denken,  ihrer  selbst 
und  der  umgebenden  Natur  sich  bewusst  sein  und  die  Unterschiede 
in  dieser  psychischen  Entwicklung  werden  bloss  quantitativ  sein.  Die 
einen  werden  sich  noch  im  Affenstadium,  die  der  anderen  Planeten 
in  unserem  Stadium,  die  der  übrigen  endlich  in  einem  Zustande  be- 
finden, welcher  uns  erst  nach  Millionen  Jahren  zuteil  werden  wird. 

S.  1133,  Z.  31.  Der  Schüler,  welcher  in  seinem  Lehrer  das  vollkommenste  Ideal 
erblickt,  ahmt  denselben  in  der  Körperhaltung,  dessen  Gewohnheiten,  ja 
nicht  selten  in  seiner  Handschrift  nach.  Es  ist  längst  bekannt,  dass  die 
Eheleute  nach  Jahren  ihres  Zusammenlebens  auffallend  ähnlich  werden. 
Die  Verliebten  zeigen  zuweilen  nach  einem  Jahre  gleiche  Gesichtszüge. 
Das  im  Sinne  fortwährend  aufbewahrte  Bild  der  Geliebten  wird  auch 
äusserlich  am  Körper  des  Mannes  projiziert.  Die  Materialisten  er- 
klären die  Ähnlichkeit  der  Eheleute  in  der  Weise,  dass  sie  gemein- 
schaftlich ‘leben,  gleiche  Speisen  geniessen,  die  gleiche  Tagesordnung 
beobachten  u.  s.  w.  Wenn  dies  richtig  wäre,  dann  müssten  auch  alle 
Hagestolze,  welche  viele  Jahre  hindurch  in  einem  Gasthause  Zu- 
sammenkommen und  dort  ihre  Kost  nehmen,  auch  ähnlich  sein.  Dass 


190 


starke  psychische  Affektionen  in  der  Schwangerschaft  auch  auf  das 
geborene  Kind  übertragen  werden  können,  ißt  durch  unzählige  Fälle 
wiederholt  bestätigt  worden.  Am  Kinde  wird  die  starke  psychische 
Vorstellung  eines  Objekts  im  Geiste  der  Mutter  realisiert.  Hier  ist 
nun  auch  der  Wink,  wie  man  die  Vererbung  der  gewonnenen  oder 
gewünschten  Organe  verstehen  soll. 

S.  1133,  Z.  37.  Die  Mimikris  verdanken  also  ihre  Ähnlichkeit  mit  der  Um- 
gebung nicht  dem  Schutze  vor  den  Gefahren,  sondern  der  Projizie- 
rung der  inneren  Bilder  am  eigenen  Körper.  Der  Schutz  ist  erst  die 
sekundäre  Erscheinung  oder  sogar  eine  Nebensache.  Der  Eisbär 
braucht  keine  Angriffe  in  den  verschneiten  Polargegenden  zu 
fürchten  und  trotzdem  ist  er  schneeweiss  gefärbt. 

In  der  allerneuesten  Zeit  wird  unter  den  Biologen  auch  von 
den  Pflanzenmimikri  gesprochen  (die  afrikanischen  Mesembryanthema, 
die  schlangenartig  gefärbten  Blattstiele  der  Araceen,  die  der  Wirt- 
pflanze ähnlichen  Loranthaceen  u.  d.)  — die  Sache  scheint  mir  je- 
doch nicht  ausreichend  erforscht  zu  sein.  Wäre  hier  derselbe  Fall, 
wie  bei  den  Tieren,  vorhanden,  dann  wäre  hiedurch  die  geistige 
Tätigkeit  der  Pflanzen  durch  einen  weiteren  Beleg  bestätigt. 

S.  1137,  Z.  18,  n.  A.  In  diesem  Sinne  hat  sich  auch  Möbius  in  einer  Ab- 
handlung (1906)  ausgesprochen. 

S.  1 142, Z.  10,  n.  A.  Die  Versuche  Vries’,  durch  Reklame  gefördert,  erregten 
einige  Zeit  lang  grosses  Aufsehen,  zumeist  jedoch  in  jenen  Kreisen, 
welche  für  die  floristische  und  systematische  Botanik  kein  Ver- 
ständnis haben  und  bloss  in  Experimenten  und  eitlen  Spekulationen 
den  Zweck  der  Wissenschaft  suchen.  Nach  der  Begeisterung  für 
Vries  hat  sich  nun  die  Abkühlung  eingestellt  und  der  kritiklose 
Enthusiasmus  der  ruhigen  Beurteilung  dieser  Frage  Platz  gemacht. 
Es  ist  indessen  auch  der  Umstand  von  Interesse,  dass  die  an  dem- 
selben Material  angestellten  Kulturversuche  in  anderen  Ländern  und 
von  anderen  Autoren  die  Ergebnisse  Vries’  nicht  zu  bestätigen 
vermochten.  Und  so  wird  allerdings  unserer  Anschauung  über  den 
Wert  der  Experimente  in  der  Evolutionslehre  eine  spontane  Aner- 
kennung gezollt.  Wenn  die  Physiologen  in  der  Botanik  mehr  be- 
wandert wären  und  insbesondere  genügende  Erfahrungen  aus  der 
Floristik  besässen,  so  würden  sie  gewiss  die  Unzulänglichkeit  ihrer 
künstlichen  Versuche  im  Laboratorium  und  Garten  einsehen.  Das 
ungefesselte  Schaffen  und  Walten  der  pflanzlichen  Psyche  muss  man 
lediglich  in  der  freien  Natur  verfolgen.  Die  Bedingungen,  die  Gesell- 
schaft und  die  Szenerie  der  freien  Natur  vermag  der  Experimentator 
der  Pflanze  im  Garten  niemals  zu  geben. 

S.  1142,  Z.  26,  n.  A.  Wenn  nun  schon  die  Definition  einer  Tier- oder  Pflanzen- 
art sich  als  unmöglich  erweist,  indem  der  Begriff  einer  Art  keiner 


191 


reellen  und  konkreten  Sache  entspricht  und  vielmehr  nur  eine  all- 
gemeine Idee,  welcher  sich  einzelne  Individuen  mehr  oder  weniger 
nähern,  vorstellt,  so  ist  gleichwohl  die  Abgrenzung  einer  Kleinart 
oder  Varietät  eine  noch  schwierigere  Aufgabe,  weil  hier  noch  gerin- 
gere Stützpunkte  zu  Gebote  stehen,  der  Verwandtschaftskreis  aus 
zahlreicheren  Mitgliedern  besteht  und  die  individuelle  Variation  den 
Speciesbegriff  immer  mehr  verwischt.  Das  Wesen  einer  Art  dürfte 
lediglich  derjenige  Forscher  endgültig  abschätzen,  welcher  imstande 
wäre,  ihre  phylogenetische  Entwicklung  während  der  letzten  geologi- 
schen Perioden  zu  verfolgen.  Dies  wird  immerhin  auch  in  der  ent- 
ferntesten Zukunft  bloss  für  die  wenigsten  Arten  und  nimmer  in 
ganzer  Vollständigkeit  möglich  sein. 

S.  1145,  Z.  10,  n.  A.  Dass  die  kleinsten  Bakterien  als  die  ersten  Erreger  des 
organischen  Lebens  auf  Erden  anzusehen  seien,  bestätigen  auch 
neuere  Beobachtungen,  denen  zufolge  manche  Bakterien  (die  sogen, 
autotrophen  Bakterien)  den  Stickstoff  und  den  Kohlenstoff  direkt 
aus  der  Atmosphäre  aufnehmen  können,  ohne  hiezu  das  Chlorophyll 
anzuwenden.  Einige  von  diesen  Bakterien  vertragen  eine  hohe  Tem- 
peratur, bis  von  80°  C,  so  dass  sie  in  den  ersten  Perioden  der  Erde, 
wo  dieselbe  zum  grössten  Teile  noch  mit  Wasser  bedeckt  war,  wo 
die  Atmosphäre  von  den  zwei  genannten  Stoffen  in  Gasverbindungen 
reichlich  erfüllt  war  und  wo  die  Temperatur  selten  wann  unter  60°  C 
sank,  ganz  behaglich  gedeihen  und  somit  den  Ausgangspunkt  für 
andere  Bakterien  bilden  konnten.  Es  ist  ja  wohl  bekannt,  dass  die 
Formplastizität  der  Bakterien  sehr  variabel  ist,  was  zur  Folge  hat, 
dass  aus  einer  Bakterienform  unter  Umständen  leicht  die  andere 
entstehen  kann.  Als  höchstorganisierte  Formen  dürften  mit  Recht 
die,  die  fadenförmigen  Kolonien  erzeugenden  Arten  betrachtet 
werden.  Wenn  fernerhin  bei  den  Fadenbakterien  auch  das  Chloro- 
phyll im  Plasma  behufs  rascher  und  leichterer  Ernährung  zur  Ent- 
wicklung gelangt,  so  erhalten  wir  den  Typus  der  Cyanophyceen, 
welche  nichts  anderes  als  chlorophylltragende  hMdenbakterien  dar- 
stellen. Die  Cyanophyceen  haben  alsdann  den  fadenförmigen  Algen 
den  Ursprung  verliehen.  Die  Fadenalgen,  vermöge  der  Assimilation 
zur  selbständigen  Entfaltung  ausgestattet,  begannen  einerseits  ihren 
Körper  morphologisch  zu  differenzieren  und  hiedurch  die  ersten  An- 
fänge zum  Pflanzenbau  anzulegen,  andererseits  entwickelten  sie  aus 
ihren  Zellen  bewegliche  Zoosporen,  welche  durch  mannigfaltige 
Adaptationen  als  Zooprotisten  sich  stabilisierten  und  die  ersten  Tier- 
formen zustande  brachten.  Die  Tiere  verkürzten  ihre  Entwicklung 
durch  die  Beseitigung  der  lästigen  Assimilation  und  durch  die  direkte 
Anschaffung  der  Nahrung  aus  dem  Pflanzenreiche,  wodurch  ihre 
plasmatische  Tätigkeit  sich  auf  die  Vervollkommnung  der  äusseren 


192 


und  inneren  Organisation  konzentrieren  konnte,  und  somit  ver- 
mochten sie  sich  zu  höheren  organischen  Typen  zu  erheben.  Die 
gute  Hälfte  der  sämtlichen  Lebenstätigkeit  der  Pflanze  besteht  in 
der  chemischen  Erzeugung  organischer  Stoffe  aus  den  unorgani- 
schen, was  wohl  den  Anschein  hat,  als  ob  das  Pflanzenreich  ledig- 
lich zur  leichteren  Entwicklung  des  Tierreichs  dienlich  wäre.  Auf 
diese  Weise  wäre  folgerichtig  die  gesamte  organische  Natur  auf 
Erden  auf  einer  Idee  aufgebaut  — auf  der  Idee  der  möglichst 
raschen  Erlangung  des  beseelten  und  denkenden  Tiers. 

S.  1 145,  Z.  30,  n.  A.  In  der  letzten  Zeit  lebten  diese  Gedanken  in  den  An- 
schauungen Arrhenius'  wieder  auf,  denen  zufolge  die  kleinsten, 
organischen  Partikeln,  augenscheinlich  von  ultramikroskopischer  Natur, 
sich  durch  die  abstossende  Kraft  aus  der  Atmosphäre  der  Planeten 
anderer  Sonnensysteme  ablösen,  durch  den  Weltraum  getrieben,  von 
einem  Planeten  auf  den  anderen  gelangen  und  auf  diese  Weise  auch 
auf  die  Erde  geraten.  Diese  Vermutung  erweist  sich  aber  als  eine 
ungerechtfertigte  Spekulation,  welche  eigentlich  gar  nichts  erklärt, 
weil  sie  im  Grunde  das  Problem  der  Erde  auf  andere  Weltkörper 
überträgt,  abgesehen  davon,  dass  die  Existenz  derartiger  Mikro- 
organismen bisher  nicht  nachgewiesen  ist,  und  weil  es  ferner  frag- 
lich bleibt,  ob  derartige  Mikroorganismen  im  wärme-  und  luftlosen, 
interstellaren  Raum  lebensfähig  bestehen  könnten. 

Wenn  nun  schon  an  dieser  Stelle  die,  die  Herkunft  der  Orga- 
nismen berührende  Frage  aufgeworfen  wurde,  so  sei  es  uns  ge- 
stattet, hier  unsere  Idee  auf  einer  durchaus  anderen  Grundlage  an- 
zuführen. Es  ist  dies  eine  chemisch-psychische  Idee. 

Es  ist  festgestellt,  dass  die  Atome  die  letzten  Stoffpartikeln 
vorstellen,  welche  überhaupt  denkbar  sind.  Allein  auch  diese  Atome 
ergeben  sich  als  ganze  Konglomerate  von  energitischen  Einheiten. 
Die  Atome  sind  demnach  keine  Materie,  sondern  eine  Energie- 
kolonie. Daraus  würde  ferner  folgen,  dass  die  ursprüngliche  Energie 
oder  die  Atome  ursprünglich  immer  gleich  sind.  Ein  Atom,  allein 
dastehend,  wirkt  in  die  Umgebung  mit  gleicher  Energie.  Kommen 
mehrere  Atome  zusammen,  so  wirken  alle  aufeinander  und  die  dar- 
aus resultierende  Sammelkraft  hängt  von  der  Zahl,  der  Lage  und 
der  Entfernung  der  Atome  ab.  Diese  Sammelkraft  in  ihrer  Ein- 
wirkung auf  die  Umgebung  heisst  allgemein  Stoff,  und  zwar  der 
Stoff  in  seiner  einfachsten  Zusammensetzung  — Element  genannt. 
Die  verschiedenen  Elemente  können  sich  auf  zweiter  Stufe  ebenso 
verbinden  und  somit  neue  Stoffpartikeln  ausbilden  u.  s.  w.  Es 
werden  immer  kompliziertere  Stoffsynthesen  bewerkstelligt,  um  die 
verschiedenen  Mineralien  und  anorganischen  Materialien  darzustellen. 
Es  sind  dies  die  ersten  Prinzipien  der  Chemie. 


193 


In  einem  Minerale  sind  die  Atome  durch  die  gegenseitige  Ein- 
wirkung in  ihrer  Energie  gehemmt,  das  Mineral  scheint  daher  ein 
toter  Stoff  zu  sein.  In  dem  Masse  aber,  wie  man  das  Mineral  in 
seine  stofflichen  Bestandteile  chemisch  zerlegt,  werden  auch  die  ge- 
hemmten Kräfte  entbunden.  Dies  geschieht  regelmässig  im  Gaszu- 
stande der  einzelnen  Elemente.  Die  durch  keine  Energie  gebundenen 
elementaren  Gase  treten  im  Weltenraum  in  den  strahlenden  Zustand, 
welchen  eben  die  kosmischen  Nebel  aufweisen.  In  diesem  Zustande 
sind  die  Atome  oder  die  Energien  ganz  frei  und  am  wirksamsten. 
Hier  wird  auch  die  riesenhafte  Energie  geschöpft,  durch  welche  die 
heranwachsenden  Sonnensysteme  ihre  Entwicklung  vollführen. 

Alle  diese  chemisch-energitischen  Prozesse,  wiewohl  von  unge- 
heurer Intensität  und  unermesslicher  Mannigfaltigkeit,  sind  von  vorn- 
herein durch  feste  Gesetze  bestimmt.  Diese  Gesetze  ergeben  sich 
als  mathematische  Notwendigkeiten,  welche  aus  der  Zahl,  der  Grösse, 
der  Entfernung  und  der  Lage  resultieren.  Demzufolge  muss  die 
Sonnenentwicklung  im  Kosmos  allenthalben  gleicherweise  verlaufen. 

Der  organische  Stoff  ist  ebenfalls  ein  Zusammentreten  der  Atome 
und  der  Elemente.  Die  Chemie  hat  erkannt,  auf  welche  Weise  dieses 
Zusammentreten  stattgefunden  hat,  und  vermag  dieselbe  sogar  zahl- 
reiche organische  Stoffe  künstlich  zusammenzulegen.  Allein  kein 
Chemiker  der  Welt  ist  imstande,  dem  erzeugten  Stoff  die  äussere  und 
innere  Organisation  und  die  Lebenskraft  zu  verleihen.  Die  vom 
Chemiker  erzeugte  organische  Materie  ist  tot  und  bleibt  so  stehen, 
wie  sie  eben  geschaffen  worden  ist.  Wenn  indessen  die  gleiche  Ma- 
terie von  einer  Pflanze  erzeugt  wird,  so  lebt  sie,  wächst,  vermehrt 
sich,  formiert  sich  aussen  und  innen.  Die  chemische  Tätigkeit  dieser 
Materie  wird  also  von  einer  innewohnenden  Energie  getrieben  und 
dirigiert.  Der  Chemiker  wird  hier  von  der  Lebensenergie  vertreten, 
bloss  mit  dem  Unterschiede,  dass  die  Lebensenergie  viel  gescheiter 
ist  als  der  Chemiker.  Wir  müssen  daher  in  jedem  lebenden  organi- 
schen Körper  die  chemische  Energie  selbst  und  die  ausserhalb  dieser 
Energie  bestehende  Kraft  — die  psychische,  organisierende  Kraft 
oder  Energie  — gut  unterscheiden.  Die  rein  chemische  Energie  er- 
zeugt bloss  bestimmte  Stoffe  unter  gleichen  Umständen,  während  die 
psychische  Energie  beliebige  Stoffe  in  beliebiger  Form  und  belie- 
bigem Quantum  zu  erzeugen  vermag.  Sie  kann  freilich  ebenfalls 
keine  Wunder  verrichten,  sie  ist,  wie  der  Chemiker,  auf  feste  che- 
mische Gesetze  hingewiesen,  aber  sie  unterscheidet  sich  von  dem 
Chemiker  so,  wie  ein  chemischer  Meister  von  dem  Anfänger. 

In  Anbetracht  dieses  Sachverhalts  ist  der  chemische  Prozess 
im  organischen  Körper  nicht  das  wichtigste  und  infolge  dessen 
nicht  die  Entstehung  der  organischen  Materie  aus  der  anorganischen 

13 


194 


das  bewunderungswerte  und  das  gesuchte,  sondern  die  psychische 
Energie,  welche  dieser  organischen  Materie  innewohnt.  Was  ist 
diese  psychische  Energie,  wo,  wie  und  wann  verbindet  sie  sich  mit 
einem  organischen  Embryo?  Wenn  wir  also  den  Ursprung  der  orga- 
nischen Welt  suchen,  so  müssen  wir  den  Ursprung  und  das  Wesen 
der  organischen  Psyche  suchen.  Auf  diese  Weise  zeigt  sich  die  oben 
gestellte  Frage  in  einem  ganz  anderen  Lichte.  Die  organische  Ma- 
terie ist  die  Nebensache,  die  psychische  Energie  das  erste  und 
wichtigste. 

Das  Begreifen  und  die  Enthüllung  der  Herkunft  der  psychischen 
Energie  liegen  aber  nicht  im  menschlichen  Vermögen,  da  die- 
selben der  metaphysischen  Sphäre  angehören.  Es  hat  bloss  den  An- 
schein, dass  die  psychische  Energie  ein  Bestandteil  der  kosmischen 
Psyche  darstellt,  welche  die  gesamte  Welt  nach  einer  Idee  dirigiert, 
oder  dass  sie  zu  der  letzteren  wenigstens  in  einem  uns  unbe- 
kannten Verhältnisse  sich  befindet.  Diese  psychische  Energie  be- 
. herrscht  wahrscheinlich  alle  kosmischen  Körper  und  verbindet  sich 
allemal  mit  ihrer  Materie,  sobald  es  die  Umstände  erlauben,  um  die 
organische  Evolution  durchzuführen. 

Die  ganze  Welt  würde  demnach  bloss  zwei  Energien  vor- 
stellen: eine  passive,  aus  welcher  die  anorganischen  Stoffe  entstehen, 
und  eine  aktive  oder  intellektuelle,  welche  die  erstere  dirigiert  und 
vermöge  derselben  sich  offenbart 

S.  1 148,  Z.  38,  n.  A.  In  der  organischen  Evolution  auf  Erden  ersieht  man  eine 
einheitliche  Idee:  das  Bestreben  der  belebten  Materie,  sich  zu  einem 
organischen  Individuum  emporzuheben,  welches  sich  seiner  selbst 
sowie  der  umgebenden  Natur  bewusst  ist.  Das  höchste  und  letzte 
Erzeugnis  der  plasmatischen  Tätigkeit  ist  ein  Gedanke,  ein  Urteil. 
Es  scheint  einstweilen,  dass  das  Denken  vermöge  der  plasmatischen 
Tätigkeit  im  Gehirn  die  Idee  oder  das  Endziel  der  ganzen  organi- 
schen Evolution  auf  unserem  Planeten  ist. 

Die  organische  Evolution  ist  demnach  nichts  zufälliges,  nichts 
vorübergehendes,  wie  es  die  Materialisten  behaupten,  die  überhaupt 
in  der  Evolution  des  ganzen  Sonnensystems  und  aller  Gestirne  im 
Weltraum  ein  zweck-  und  sinnloses  Spiel  der  Materie  erblicken. 
Wir  kennen  derzeit  die  Entwicklungsstadien  anderer  Sonnensysteme 
nicht,  um  eine  Vergleichung  derselben  vorzunehmen  und  die  Richtung 
sowie  das  Endziel  ihrer  Entwicklung  festzustellen,  wir  können  nur  ver- 
muten, dass  diese  Sonnenentwicklungen  im  ganzen  Spiralsysteme  der 
Milchstrasse  eine  einheitliche  Entwicklung  zusammensetzen  und  eine 
Idee  erstreben.  Zu  dieser  Annahme  sind  wir  durch  die  Erfahrung  an  der 
uns  umgebenden  Natur  berechtigt,  derzufolge  alle  Erscheinungen  inein- 
ander greifen  und  alle  zusammen  ein  gemeinsames  Resultat  ergeben. 


195 


S.  1 149,  Z.  22,  n.  A.  Die  philosophische  Grundlage  der  organischen  Evolution 
bleibt  auf  immer  unlösbar,  mögen  die  Naturforscher  die  Frage  von 
welchem  Gesichtspunkte  aus  immer  untersuchen,  mögen  sie  die 
schon  enorm  angehäufte  Literatur  durch  unzählige  andere  gelehrte 
Schriften  noch  vermehren,  und  zwar  aus  dem  einfachen  Grunde,  weil 
die  organische  Evolution  in  ihrem  Wesen  sich  den  exakten  Wissen- 
schaften entzieht  und  in  den  Bereich  transzendentaler  Begriffe  hinein- 
fällt. Wollte  man  z B.  die  teleologische  Bedeutung  der  organischen 
Evolution  ergründen,  so  müsste  sie  von  den  Hauptideen  der  alten 
Philosophie  und  Theosophie  ausgehen,  welche  zugleich  das  Grund- 
wesen der  Religion  aller  Kulturvölker  ausmachen.  Diesen  Ideen  zu- 
folge bewohnt  den  Tier-  und  Menschenkörper  (und  wir  fügen  hinzu 
auch  »der  Pflanzenkörper«)  die  Psyche,  welche  vom  Körper  unabhängig 
ist,  welche  ihn  aufbaut  und  anpasst,  welche  als  Energie  unvertilgbar 
ist  und  als  solche  auch  nach  dem  Absterben  des  Körpers  als  eigenes 
Individuum  fortlebt.  Die  vom  Körper  befreite  Psyche  erhält  alsdann 
alle  Kenntnisse,  welche  sie  im  Körper  aufgenommen  hat,  sie  ist 
also  im  Besitze  des  Fortschritts,  zu  welchem  sie  sich  durchgearbeitet 
hat.  Weil  es  ferner  nach  dem  ewigen  und  allgemein  gültigen  Gesetze 
unmöglich  ist,  dass  irgend  etwas  im  Weltall  in  erstarrtem  Ruhe- 
stände verharre,  so  muss  auch  die  entkörperte  Psyche  in  ihrer  Ent- 
wicklung fortschreiten  und  ihre  Fähigkeiten  und  Kenntnisse  weiter 
entfalten.  Dies  lässt  sich  jedoch  lediglich  im  materiellen  Zustande 
vollziehen,  weil  sie  vermittels  der  materiellen  Organe  auf  jedweden 
Stoff  einzuwirken  vermag.  Sie  muss  sich  also  wiederum  verkörpern; 
dieser  Prozess  wiederholt  sich  in  unzähliger  Reihenfolge  und  bewirkt 
hiedurch  die  unendliche  Evolution. 

Auf  diese  Weise  wird  die  psychische  Evolution  nicht  allein  auf 
Erden,  sondern  auch  im  ganzen  Weltall  durchgeführt.  Die  Psyche 
eines  Infusoriums  oder  eines  Pilzes  erhebt  sich  durch  wiederholte 
Eiinkörperung  zu  der  Vollkommenheit,  welche  hier  auf  Erden  der 
Mensch  darstellt.  Aber  auch  dann,  wenn  die  Erde  untergehen  sollte 
und  mit  derselben  das  ganze  organische  Reich,  wird  die  weitere 
Evolution  des  Menschen  nicht  zugrunde  gehen,  denn  seine  Psyche 
wird  dann  auf  andere,  ihrem  Entwicklungsstadium  entsprechende 
Planeten  übcrsiedeln,  um  hier  in  der  Einkörperung  fortzufahren.  Die 
Psyche  ist  ja  nicht  durch  Zeit  und  Raum  beschränkt,  denn  der  weite 
Kosmos  ist  zu  allen  Zeiten  ihre  Heimat. 

Diese  im  wesentlichen  schon  von  Aristoteles  gegründete 
Lehre  (Palingenese,  Metempsychose)  wurde  von  einem  tiefen  Denker, 
dem  Kirchenvater  Augustin,  eingehend  bearbeitet,  welcher  sie  auf 
die  organische  PIvolution  appliziert  hat.  Vom  Standpunkte  der  posi- 
tiven Naturwissenschaft  ist  es  wohl  eine,  durch  keine  Fakta  belegte 

13* 


196 


Phantasie,  aber  es  ist  immerhin  nicht  ohne  Interesse,  dass  durch 
diese  Lehre  die  organische  Evolution  leicht  durchsichtig  wird  und 
dass  sie  Einzelheiten  auf  ganz  einfache  Weise  greifbar  wiedergibt. 
Die  positive  Naturwissenschaft  stösst,  wenn  sie  die  Kausalitätenreihe 
welcher  Erscheinung  immer  verfolgt,  allerorts  auf  solche  Hinder- 
nisse, wo  sie  bekennen  muss,  dass  die  weitere  Nachforschung  un- 
möglich wird.  Der  Mensch  selbst,  als  das  denkende  Subjekt,  ist  ein 
derartiger  Fall,  welchen  alle  positive  Wissenschaften  zusammen  ver- 
möge ihrer  normalen  Mittel  zu  erklären  nicht  imstande  sind.  Die 
materielle  Welt  der  positiven  Wissenschaften  reicht  bloss  dahin,  wo 
sie  unseren  Sinnesorganen  zugänglich  ist;  dass  es  aber  in  der  Natur 
viele  Erscheinungen  gibt,  welche  unseren  Sinnesorganen  unzugäng- 
lich sind,  weiss  der  Physiker,  Chemiker,  Arzt,  Botaniker  und  Zoolog 
sehr  gut.  Nun  bildet  aber  diese  Welt  der  uns  unbegreiflichen  Er- 
scheinungen das  Tor  zum  metaphysischen  Reiche,  wohin  jeder  For- 
scher gelangt,  wenn  er  die  letzten  Ursachen  irgend  eines  Problems 
zu  ergründen  sich  bemüht.  Ich  möchte  glauben,  dass  die  Zukunft 
die  Vereinigung  der  exakten  Wissenschaft  mit  der  alten  Philosophie 
bringen  wird,  wenn  zugleich  der  unfruchtbare  Materialismus  der  Ge- 
schichte der  Vorurteile  überantwortet  sein  wird.  Die  alten  Philo- 
sophen (Plato,  Pythagoras,  Buddha)  haben  das  Wesen  der  Welt  besser 
verstanden  als  wir,  weil  sie  eine  weitere  und  allseitigere  Umsicht 
hatten  als  wir,  die  wir  als  Fachmänner  die  Natur  bloss  in  einzelnen 
Punkten  kennen,  ihre  Gesamtheit  jedoch  nicht  überblicken.  Diese 
Detailarbeit  wird  allerwärts  betrieben  und  niemand  kümmert  sich 
darum,  die  Früchte  derartiger  Leistungen  von  allen  Seiten  her  zu- 
sammenzufassen und  ein  allgemeines  Bild  der  modernen  Weltan- 
schauung zu  entwerfen.  Von  den  neuzeitigen  Weisen  nähern  sich 
Kant  und  Göthe  den  alten  philosophischen  Klassikern  am  meisten. 

Dem  bereits  Gesagten  zufolge  richtet  sich  die  psychische  Evo- 
lution nach  denselben  Gesetzen  wie  die  organische  Evolution,  Beide 
verlaufen  untereinander  parallel,  aber  die  erstere  bildet  die  Grund- 
lage zur  letzteren,  indem  sie  die  organische  Evolution  bedingt  und 
als  Mittel  zum  eigenen  Nutzen  anwendet. 

Diese  Lehre  ermöglicht  uns  die  Einsicht  in  die  Organisation 
des  Weltalls,  welches  sich  in  unermessliche  Dimensionen  nach  allen 
Richtungen  hin  ringsherum  erstreckt,  wirbelt  vom  Leben  von  Ewigkeit 
— uns  scheint  indessen  unersteigbar  und  für  uns  verloren  und 
gleichsam  nicht  existierend.  Es  hat  den  Anschein,  als  befänden  wir 
uns  auf  der  elendsten  Insel  im  weiten  Ozean,  dem  Untergang  ge- 
weiht, um  niemals  aus  diesem  Gefängnis  herauszukommen  und  sich 
des  Umgangs  mit  anderen  Bewohnern  der  übrigen  Welt  zu  erfreuen. 
Nun  wissen  wir  aber,  dass  wir  Mitglieder  der  kosmischen  Evolution 


197 


und  eine  Falte  des  kosmischen  Lebens  sind,  dass  unsere  Kultur, 
unsere  geistigen  Errungenschaften  unvertilgbar  sind,  wenn  auch  die 
Erde  und  das  ganze  Sonnensystem  verschwände.  Unsere  Isolierung 
, ist  nur  scheinbar,  weil  wir  im  körperlichen  Zustande  mit  der  übrigen 
Welt  nicht  verkehren  können,  und  was  unsere  Psychen  tun,  wenn  sie 
einmal  die  Körper  verlassen  haben,  das  wissen  wir  nicht,  oder  besser 
gesagt,  das  vergessen  wir  zur  Gänze.  Die  höhere  organische  Evolu- 
tion im  Menschen  wird  wahrscheinlich  einmal  darin  bestehen,  dass 
» auch  der  materielle  Mensch  in  seinem  Bewusstsein  die  psychischen 
Zustände  der  Vergangenheit  aufbewahren  und  somit  imstande  sein 
wird,  die  kosmische  Evolution  in  ihrer  Gesamtheit  zu  begreifen  und 
zuletzt  auch  mit  gleich  entwickelten  Lebewesen  anderer  Weltkörper 
zu  verkehren. 

Zu  dem  allem  müssen  wir  als  strenge  Forscher  bemerken: 
Gott  sei  Dank,  wenn  dieser  schöne  Traum  wahrlich  wäre. 

S.  1 1 50,  Z.  16,  n.  A.  Es  ist  unbestreitbar,  dass  in  den  älteren  geologischen 
Perioden  andere  Kontinente  als  zur  Jetztzeit  existierten,  deren  Um- 
risse gar  nicht  oder  bloss  annähernd  bezeichnet  werden  können, 
weil  sie  mehr  oder  weniger  vom  Meere  bedeckt  sind.  Ein  solcher 
Kontinent  konnte  aber  eben  den  Ausgangspunkt  des  Menschen- 
geschlechts und  seiner  Kultur  ergeben.  Ein  derartiger  Kontinent  von 
ungeheueren  Dimensionen  erstreckte  sich  in  den  urältesten  Zeiten 
( , über  Südindien,  das  Indische  Meer,  umfasste  Madagaskar,  Mauritius, 
Südafrika,  Australien  und  die  Mehrzahl  der  Inseln  Polynesiens. 
Dieser  fabelhafte  Kontinent  hat  wahrscheinlich  schon  zur  Permzeit 
seinen  Ursprung  genommen  und  dauerte  mit  einigen  Veränderungen 
in  den  angeführten  Umrissen  bis  zum  Beginn  der  Eocänzeit.  Es  war 
dies  gewiss  der  grösste  Kontinent  auf  unserem  Planeten,  welcher 
den  grössten  Zeitraum  überdauert  hat.  Am  Anfang  des  Eocäns  ver- 
schwand er  unter  den  Wellen  des  Ozeans,  bloss  Madagaskar,  Mauri- 
tius, einige  malaische  Inseln,  einige  Inseln  im  Stillen  Ozean  und  Austra- 
lien sind  davon  bis  auf  unsere  Tage  übrig  geblieben.  Die  Umrisse 
des  genannten  Kontinents  kennzeichnen  die  vulkanischen  Inselketten 
und  zahlreiche  Korallenriffe,  wie  Darwin  richtig  zuerst  bemerkt 
hat.  Die  erstaunliche  Fauna  und  Flora  von  Madagaskar,  Mauritius 
und  Australien  verweisen  auf  das  hohe  Alter  und  den  selbständigen 
Charakter  dieser  Festländer.  Aber  noch  viele  andere  paläontologische 
und  geologische  Tatsachen  sprechen,  wie  Hartlaub,  Haeckel, 
Huxley,  Andrew,  Murray,  Wood,  Blandford  und  Wallace 
scharfsinnig  dartun,  dafür,  dass  dieser  Kontinent  lange  Perioden 
durchgemacht  und  eine  eigentümliche  Flora  und  Fauna  hervorge- 
bracht hat.  Sei  ater  hat  ihn  Lemuria  genannt.  Hier  nun  ist  nach 
Haeckel  die  Herkunft  des  kulturfähigen  Menschengeschlechts  zu 


1<>8 


suchen,  welches  hier  von  den  ersten  Anthropoiden  ausgegangen  ist. 
Daher  haben  sich  die  arischen  und  gelben  Stämme  abgezweigt  und 
sind  dieselben  in  andere  Länder  ausgewandert,  um  sich  noch  weiter 
in  verschiedene  Völker  zu  differenzieren.  Nach  dieser  Theorie  lebte 
der  Kulturmensch  schon  zur  Kreidezeit  in  Gesellschaft  der  wunder- 
baren und  riesigen  Wirbeltiere,  so  dass  das  Alter  und  die  Geschichte 
der  menschlichen  Kultur  keineswegs  auf  einige  Tausende,  sondern 
auf  Millionen  von  Jahren  abzuschätzen  wäre. 

Diese  Theorie  würde  auch  mit  der  Phytogeographie  und  anderen 
Wissenschaften  im  Einklänge  stehen,  denn  so  viel  lässt  sich  an- 
nehmen, dass  die  etwa  zwölftausendjährige  Geschichte,  welche  wir 
nach  den  landläufigen  Anschauungen  bis  zu  den  ältesten  ägyptischen 
Pharaonen  oder  zur  indischen  und  assyrischen  Geschichte  auszu- 
dehnen pflegen,  sich  mit  dem  naturwissenschaftlichen  Massstabe  nicht 
vergleichen  lässt.  Die  lemurischen  Hauptrassen  stellen  eigentlich  die 
ursprünglichen  Stammarten  dar,  aus  welchen  sich  alsdann  in  ver- 
schiedenen Kontinenten  die  einzelnen  Menschenrassen  entwickelt 
haben.  Solche  parallele  Menschenarten  dürften  die  afrikanischen 
Neger,  die  malaischen  Rassen,  die  gelben  asiatischen  Rassen,  die 
weissen  Europäer,  die  roten  Indianerstämme  u.  s.  w.  vorstellen.  Die 
diluvialen  Menschen  sind  ohne  Zweifel  als  ein  in  den  borealen  Ge- 
genden zur  Tertiärzeit  verbreiteter  Stamm  anzusehen,  welcher  in 
der  Glazialperiode  mit  dem  Mammut  nach  Süden  auswanderte  und 
schliesslich  mit  dem  Mammut  und  mit  der  übrigen  diluvialen  Fauna 
gänzlich  ausgestorben  ist. 


Druckfehler  im  I.,  II.,  III.  Teile. 


Seite  7 Zeile  29  lies  Fruchtschuppe  statt  Fruchtschluppe. 

» 168  » 22  lies  umgeben  statt  ungeben. 

» 216  unter  der  Abbildung  144a  lies  Schleimkanäle  statt  Luftkanäle. 

» 235  Zeile  32  lies  Pilularia  statt  Salvinia. 

> 280  » 11  » wiedergegeben  statt  wiedergegeben. 

> 295  » 12  » Diese  statt  Die. 

» 312  » 5 » kein  statt  das. 

» 319  » 42  » häutigen  statt  häufigen. 

» 322  » 24  » 3 — 4 m statt  80  cm. 

* 328  » 39  » mehrrippig  statt  mehr  rippig. 

» 350  » 23  » 35  statt  33. 

» 435  » 36  » intrapetiolare  statt  interpetiolare. 

» 446  » 37  » sei,  statt  sei. 

» 580  unter  der  Abbildung  369  lies  Limnanthemum  statt  Limnanthenum. 

> 592  » » » 375  » angustifolia  statt  reflexa. 


595 

Zeile 

29 

lies 

oder  statt  und. 

*■ 

733 

> 

4 

die 

Worte  »Kar pelle«  u.  »Fruchtblä 

druck  zu  lesen. 

> 

753 

> 

35 

lies  Schuppe  («)  statt  Schuppe  ( b ). 

> 

807 

> 

11 

» 

dermassen  statt  so. 

> 

808 

> 

20 

T> 

sie  statt  er. 

> 

808 

> 

22 

sitzen  statt  sitzt. 

» 

834 

T> 

21 

interessant  statt  Interessant. 

> 

843 

» 

5 

durchgeführte  statt  angeordnete. 

* 

863 

> 

24 

» 

äusseren  statt  inneren. 

> 

880 

28 

> 

Petalen  statt  Sepalen. 

» 

968 

25 

* 

Euphorbia  statt  Crocus. 

969 

» 

14 

Gestalt  ( a ) statt  Gestalt  ( b ). 

> 

969 

> 

17 

> 

gerät  ( b ) statt  gerät  ( d ). 

977 

> 

17 

» 

anerkennt  statt  anerkannt. 

1081 

» 

3S 

» 

Ursache  statt  Folge. 

> 

1144 

> 

34 

» 

werden  statt  werden. 

sind  nicht  im  Sperr 


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14 


» 


Verzeichnis 

der  behandelten  Arten,  Gattungen  und  Familien.*) 


buta  Selloana,  Lianen  ioi. 
cacia  australis,  Samen  175*,  verticil- 
lata,  Phyllotax.  94,  laricina.  Phyllotax. 
95- 

Acanthaceae,  \ orblätter  160. 
Acanthosicyos  horrida,  Ranken  120, 
Lianen  103. 

Acanthyllis  tragacanthoides,  Blatt 

89- 

Achyranthes  indica,  Intlor.  137. 
Actinostemma,  Blatt  88. 

A d i n a lasiantha,  Inflor.  140. 

A d 1 u m i a fungosa,  Anwachsung  des 
Stützblatts  117. 

Aeluropus  mucronatus,  Rhizom  94*, 
109. 

Aesculus  Hippoc.,  Bliitcndiagr.  149. 

Terminalblüte  15s,  Blütenfarbe  159. 
Aglaia,  Paracorolla  172. 
Aglaomorpha  Meyen.,  Spreuhaare 
3°- 

Ainsliaea  uniflora,  Intlor.  140. 

A 1 b i z z i a marginata,  Blatt  80.  mo,- 
luccana,  Blütendimorphismus  173*. 
Alethopteris  135. 

A 1 g a e,  Polymorphismus  25. 

Alltag  i Maurorum.  Dornen  123. 
Alopecurus  pratensis,  Knollen  124. 

A 1 p i n i a calcarata.  Keimg  43. 

A 1 s o p h i 1 a aculeata,  Spreuschuppen  30. 
armata,  Dornen  30. 

Alstroemeria,  Achsenverzweig.  116, 
Rhizom  119*,  Blüte  162. 

Alyssum  dasycarpum,  Inflor.  138. 
Amethystea  coerulea,  Inflor.  141. 
Ampelopsis  quinquefolia,  Lianen  108 
A n a g a 1 i s arvensis,  Serialknospen  38, 
Hypokotylknospen  132,  collina,  Phyl- 
lotax. 94. 

Anarrhinum  pedatum,  Blatt  84. 
Ancistrophyllum,  Lianen  100. 
Andropogon  laniger.  Inflor.  137. 
Anemone  multifida,  virginiana  Inflor. 

141,  nemorosa,  Corolle  155. 
Angiopteris  Teysmaniana  31*. 
Anonaceae,  adossierte  Stellung  128. 

*)  Die  Zahl  bezeichnet  die  Seite,  der 


Anthericum  Liliago,  Bliitendiagr. 
151,  triflorum,  Wurzel  56,  57*,  filifoL, 
gesporn.  Blätter  78. 

Anthoxanthum  odor.,  Blüte  167. 

Anthurium  Pohlianum,  Keimg  43.  44. 

A p h a n i s i a microcarpa,  Blatt  80. 

A r a b i s albida,  Blütendiagr.  149. 

A r a 1 i a spinosa,  Keimg  40. 

Araucaria  brasiliana,  Keimg  36,  ex- 
celsa,  Keimg  36. 

Ardisia  japonica,  Polyembryon.  176, 

r77*.  . 

Ar  ist  i da,  Frucht  182. 

Aristolochia  sipho,  Lianen  108. 

Armoracia  rusticana,  Wurzel  54. 

Arrhenatherum  erianthum,  Knollen 
124. 

Arthrophyllum  Bojerianum,  Blatt 
82*. 

Arthropteris  ramosa,  Wurzel  32. 

Asarum  europ.,  Keimpfl.  38. 

A s i m i a triloba,  Blattdichotomie  60. 

Aspalathus,  Blatt  83*. 

Asparagus,  gesporn.  Blätter  78. 

A s p i d i u m deltoideum,  Blatt  3t. 

Astragalus  physocalyx,  Frucht  157. 

A t r i p 1 e x,  Trichonte  134. 


Baccharis  tnnervis,  geflügel.  Stengel 
62*. 

Bambusa,  Fruchtkn.  163,  Blumeana. 

Fruchtkn.  164,  167. 

B a n d e i r a e a,  Blatt  81. 

Barbarea  vulg..  Blütendiagr.  149. 
Bauera  capitata,  Blatt  83*. 

B a u h i n i a,  Blatt  81,  Lianen  104.  105*, 
106. 

B e g o n i a phyllomaniaca,  Adventiv- 
knosp. 93. 

Behnia  reticulata.  Blätter  (Ruscus)  121. 
Berberidopsis  corallina,  Blütenplan 
1 53- 

Berberis,  Inflor.  139,  Blütendiagr.  153. 
Berchemia  volubilis,  Lianen  108. 

Stern  die  Abbildung. 

1 4* 


212 


Betulaceae,  rerminalknospen  130. 

B i d e n s,  Köpfchenhülle  149. 
Bifrenaria  Harrisoniae,  Blütenfarbe 
158. 

Bignonia  unguis  Lianen  101. 
Blechn  u in  Patersonii,  Blatt  31. 

B 1 u f f i a,  Fruchtkn.  165. 
Blumenbachia  lateritia  101,  Hiero- 
nymi,  Inflor.  145*. 

Bolandera  Oregana,  Nebenbl.  67*. 
Boletus,  scaber,  edulis,  Variation  20. 
Bombax  malabaricus,  Adelphien  153. 
Bombycidendron  Vidalianum. 

Staubgef.  152*,  153. 

Boraginaceae,  Fruchtkn.  164. 
Borya  nitida,  Blatt  79. 

B o s s i a e a scolopendriuni,  geflüg.  Sten- 
gel 62*. 

Botryopsis  platyphylla,  Lianen  99*. 
Bougainvillea  spectabilis,  Lianen 
100. 

Bowiea  volubilis,  gesporn.  Blatt  78. 
Fruchtkn.  170. 

B r a u n e a,  rote  J ungsprosse  1 78. 
Bruguiera,  Staubgef.  149. 

B u 1 b i n e,  Keimpfl.  45*,  einjährig  1 10. 
B u p 1 e u r u in,  Blatt  77,  nodiflorum,  In- 
flor. 140. 

Büttneria  anatomica,  Blatt  78. 


Cactaceae,  Phylloglad.  1 20,  Fruchtkn. 
170. 

Cajophora  lateritia,  Infi.  144. 

Cakile  arabica,  Infi.  147*. 

Calamus,  Lianen  100. 

Calendula  aegyptiaca,  Frcht  184*. 
Calliandra  brevipes,  Staubg.  161. 
Calotropis,  Konnektiv  160*,  161. 

Cal  t ha  palustris,  Corolle  155. 
Calycadenia,  Trichome  134*. 
Campanula  rotundifol.,  Blatt  85*,  glo- 
merata,  Inflor.  139. 

C a r e x Fraseri,  Blatt  72,  montana,  Ra- 
senstock 124. 

Cassia  patellaris,  Blatt  80,  Chama-- 
crista,  Verwachs,  d.  Tochterzweige  11'. 
timorensis,  Samen  175 
Casuarina,  Chalazogam.  7. 
Caulotretus,  Lianen  106. 

Cedrella  odorata,  Frcht  182*. 
Celastrus  oleoides,  Blatt  80.  scandens. 
Lianen  106. 

Ceratozamia,  Keimpfl.  37. 

Cercis  Siliquastr.,  Keimpfl.  73,  Blatt  8' 
Cer  int  he  gymnandra,  Brakteen  159. 
Chaetospora,  Ligulen  71. 
Chamaedorea  Martiana,  Verzweig,  d. 
Stamms  114*,  115,  Inflor. -Orientation 
128. 

Charophyta  25. 

Chelidonium  majus,  endständ.  Blüte 
150,  Samenverstr.  durch  Ameisen  180. 
Chrysosplenium  alternifol.,  Blüten- 
diagr.  150. 


Cineraria  lactea,  geifol.,  Nebenbl.  66* 

C 1 r s i u m palustre,  Inflor.  139. 
Cissampelos  Pareira,  Lianen  0 
Staubgef.  162. 

C 1 a d i u m Deplanchei,  monofac.  Blätter 
74- 

Cladonia,  Podetien  18. 

C 1 a v i c e p s 20. 

C 1 a y t o n i a,  Keimpfl.  40. 

Clematis  Lianen  104. 
Clerodendron  aculeat.,  Blatt  80 
C 1 i t o r i a heterophylla,  Blatt  85. 
Clivia  miniata,  Wurzeln  54. 

Cocos  nucifera,  Frcht  184. 

C o i x lacrima,  Fruchtkn.  163. 

C o 1 1 o m i a gilioides,  Inflor.  146. 
Compositae,  Tnflor.  140,  Blüten- 
diagr. 149. 

Coniferae,  Lianen  108. 

Conium  maculatum,  Keimpfl.  40 
Conostoma  137. 

Convolvulaceae,  Krchtkn.  164. 
Convolvulus,  Lianen  103. 

C o p t i s,  Gynophor  155. 

Cordyline  stricta,  Keimpfl.  45*. 
Cornus  canadensis,  krautartig  110. 

C o r y d a 1 i s solida,  Knollen  92,  cava, 
Blütentraube  155,  Samen  180. 
Corylus  Avellana.  Keimpfl.  38,  Frucht 
180*. 

C r a s s u 1 a,  Blütendiagr.  148. 

Crocus  reticulatus,  Blütenfarbc  158. 
Crotalaria  alata,  herablauf.  Stipeln 
63*,  68,  Verschiebung  d.  Tochterzweige 
116,  Verseil,  d.  Vorblätter  171. 
Cruciferae,  Blütendiagr.  150,  Anthe- 
ren  160,  Bestäubung  177. 
Cryptomeria  japonica,  Keimpfl.  37. 
Cucurbita  Pepo,  Lianen  103. 
Cunninghamia  sinensis,  Keimpfl.  37. 
C u p h e a,  Frucht  182. 

Curcuma  Zedoaria,  Wurzel  54. 

Cu  sc  uta,  Staubgef.  173,  Inflor.  147. 
Cycadocarpidium  136. 
Cyclanthaceae,  Blatt  73. 
Cyclanthera  pedata,  Ranken  1 20. 
Cyclo  phorus,  Blätterabfall  30. 

C y c n i u m racemosum,  Verschiebung  d. 
Blüten  116. 

C y n o d o n,  Rhizom  109. 

Cynometra  inaequifol.,  Blatt  81*. 
Cytisus  Lahurnum,  Terminalblüte  155. 


Dactyloctenium  aegyptiac.  138 
Daemonorops,  Lianen  100. 

Danae  racemosa,  Phyllokladien  121, 
123*. 

D a v i e s i a alata,  geflügel.  Stengel  62*. 
D a v i 1 1 a,  Lianen  101. 
Decaspermum  paniculat.,  Inflor.  148. 
Dentaria  laciniata,  Keimpfl.  40, 
tenuifol.,  Blattknollen  88. 
Desmoncus,  Lianen  100. 


213 


D i a n e 1 1 a,  Keimpfl.  74. 

Dicksonia  aculeata,  Dornen  30. 

Dichapetalum,  Verwachs,  d.  Inflor 
II7- 

Dichorisandra,  Inflor.  146. 

Diclidanthera  penduliflora,  Anther. 
162. 

Dictamnus  albus,  vergrün.  Blüten  17 

Dicyclophora,  Frucht  181. 

Digitalis  ambigua,  Keimpfl.  38,  Blüte 
60,  Kleistogamie  177. 

Dioscorea,  Stipeln  72,  Lianen  101, 
fasciculata,  Dornen  72*,  Knollen  125 

Diospyros  Lotus,  Phyllutax.  96,  Blii- 
tendiagr.  150. 

D i p 1 a d e n i a polymorpha,  Lianen  103. 

Diplotaxis  Harra,  Gynoplior  155. 

Dipsacus  silvestr.,  Involucr.  160. 

Dipterocarpus  zeylanicus,  Ver- 
schieb. d.  Stipularscheiden  117. 

D i s c h i d i a,  Blatt  89. 

Dispor  u m fulvum,  Orientierung  d. 
Achselsprosse  128. 

Dobrowskya  scabra,  Anwachs,  d. 
Blätter  117. 

Dorema  Ammoniacum,  Inflor.  140. 

Doryanthes  Palmeri,  Keimpfl.  44. 

Drosera,  Keimpfl.  89,  rotundifol.,  Wur- 
zeln, erythrorhiza,  rosulata,  Knollen 
90*,  91*,  92,  bulbosa  92. 

Dracaena,  Wurzeln  34,  Achselknospen 
109,  Draco,  Achselknospen,  Keimpfl. 
43*,  arborea,  Periclad.  171*. 

Dracocephalum  austriac.,  Zygo- 
morph.  154,  virginian.,  Inflor.  141. 

Dryopteris  ferox,  Stacheln  30. 

D u r a n t a Plumieri,  Blatt  80,  rostrata, 
Verschiebung  d.  Blüten  116. 


E hretia  tinifolia,  Inflor.  146. 
Eichhornia,  Zygomorph.  154. 

E 1 e g i a propinqua,  Inflor.  137. 

Eleu  sine  Tocussa,  Fruchtkn.  166. 

E p a c r i s,  Phyllotax.  95. 

Equisetum  arvense,  Prothal.  28*. 
Eragrostis  spinosa,  Phylloklad.  1 20. 
E r a n t h i s,  Gynoplior  155,  Corolle  156. 
Eremospatha.  Lianen  1 00. 

Erica,  Blatt  76*. 

Erigenia  bulbosa,  Keimpfl.  39. 
Eriocaulon  septangul..  Wurzel  53*. 
Erodium  glaucophyll.  Frcht  182. 
Eryngium,  Blatt  77. 

Eucalyptus  pulverulenta.  Keimpfl.  40. 
Eucomis  punctata,  Verschieb,  d.  Blü- 
ten 116. 

Euphorbia  Cyparissias,  Hypokotyl- 
knospen  13 1. 

Euphorbiaceae,  Fruchtkknot.  164. 
Eustrephus  latifol .,  Keimpfl.  45*. 
Evonymus  radicans,  Lianen  101. 

E x a c u m,  Blätter  76. 

Exochorda  Alberti,  Nebenbl.  64. 


Fagus  silvatica,  Keimpfl.,  Orientation 
d.  Tochtersprosse  128. 

F e r u 1 a Sadleriana,  Keimpfl.  38,  silva- 
tica, Adossierung  128. 

Ficus  elastica,  Verschiebung  d.  Stipel 
117. 

Flemmingia  strobilifera,  Bliitenbrak- 
teen  137. 

Fourcroya  gigantea,  Frchtkn.  170*. 

F r e e s e a,  Inflor.  138. 

F r i t i 1 1 a r i a,  Phyllotax.  95,  Inflor.  144, 
144,  ruthenica,  Blatt  89. 

F u c h s i a coccinea,  Bliitendiagr.  149. 

ft  a i m a r d i a,  Frchtkn.  162. 

Galenia  africana,  Inflor.  141®. 

Gal  i um  paradoxum,  Nebenbl.  69,  rupi- 
colum,  Nebenbl.  69. 

G a r c i n i a,  Embryo  40. 

Gaultheria  Cummingihiana,  Ver- 
zweig. 11 6. 

Gaylusea  canescens,  Frchtkn.  162. 

Genista  sagittalis,  gefl.  Stenge]  62*. 
tricuspidata,  Dornen  123. 

Geranium  Robertianum,  Keimpfl.  39. 

G 1 a d i o 1 u s grandis,  Blätter  73. 

Globularia  Alypum,  Keimpfl.  37*, 
39,  Willkommii,  Frchtkn.  168. 

Gloriosa,  Keimpfl.  51. 

Gnetopsis  137. 

G ne  tum,  Lianen  107,  Narbe  137. 

Gonatanthus  sarmentosus,  Brut- 
knospen 133. 

Gouania  domingensis  123. 

Gramineae,  Trichome  133,  Frchtkn 
162. 

Grevillea  Banksiana,  Keimpfl.  38. 

G r e w i a,  Kelch  156. 

Gymnarrhena  micrantha,  Inflor.  140. 

Gynura  japonica,  Nebenbl.  66. 


H a emanthus  multiflnrus,  Keimpfl. 
4a  • 

H a k e a,  monofac.  Blätter  74,  acicularis, 
Keimpfl.  38. 

Haronga  paniculata,  Bliitendiagr.  152. 
Hedera  helix,  Lianen  100,  106,  108. 

H e ! e n i um  autumnale,  herablauf.  Blät- 
ter 62. 

Helichrysum  imbricat.,  Inflor.  140. 
Hemerocallis,  Blätter  75.  Inflor.  146. 
Bliitendiagr.  148. 

H i b b e r t i a,  Zygomorph.  154,  dentata 
101. 

Hi  bi  sc  us  cannabinus,  Keimpfl.  40. 

furcatus,  doppelspreit.  Blätter  61*. 
Hieroch  loa  australis,  Blätter  57.  bo- 
realis,  Frchtkn.  166. 

Hippeast  rum,  Keimpfl.  45*. 
Homalosciadiu  m,  Inflor.  1.40. 

H o r d e u m sativum,  Kleistogamie  178. 


214 


Houtuyia  cordata,  Parthenogen.  176. 
Hyacinthus,  Blütendiagr.  x 48. 
Hydrocotyle,  Blätter  78. 
Hymenaea  Courb.,  Blatt  81. 
Hymenolythrum  Martii,  Blatt  72. 
Hypericum  japonicum,  fnflor.  138. 
Hyphaene  thebaica.  Stammteilung 
111*,  113*. 

Hypoxis,  Knollen  124. 

Ilysanthes  Curtisii,  lnl'lor.  138. 
Impatiens  noli  tangere,  Kleistogam. 
i/7- 

Indigo  fera  podophylla,  Blatt  89. 

brachystachya,  sulcata,  Blatt  83*. 

Inga  tergemina,  Blatt  81*,  89. 

Iris  caespitosa,  Blatt  76.  Reichenbachii. 
Lebensdauer  110.  Blütenfarbe  160. 


Juglans  regia,  Wurzeln  53,  Keimpfl. 

129*,  Serialknospen  130. 

J u n c u s communis,  Keimpfl.  46.  mono- 
fac.  Blätter,  lamprocarpus.  Nebenbl.  64. 
Juniperus  chinensis,  Heterophyll.  36. 
chinensis.  Blätter  84. 


Knautia  arvensis,  Staminod>  156. 
Koniga  arabica.  luflor.  137. 


Laboul  b e n i a c e a e,  Morpholog.  21*. 
Lactarius  deliciosus,  Variation 
Laelia  orientalis,  Blütendiagr.  149. 
Lagenostoraa  137. 

Lagunaria  Patersonii,  Keimpfl.  38. 
Lamarckia  aurea,  Ligt'H  7°- 
Lapevrousia,  Blätter  76. 

L a r i x.  Fruchtscliuppe  136. 

Latbyrus  heterophyll..  Achselknosp. 

129,  latifol..  Nebenbl.  68. 

Lawsonia  inermis,  Serialknosp.  130. 
Leersia  hexandra,  Frchtkn.  165. 
Lentinus  Tuber.  Sclerotium  24. 

L e o n t o p o d i u m.  Behaarung  1 34. 

Le  pi  di  um  sativum,  Keimpfl.  37*. 
Lepidosperma.  monofac.  Blätter  74. 
Li  ab  um  angustissinmm.  Blatt  82. 

L i a t r i s,  Infloresz.  139. 

Licania,  Fruchtkn.  :68. 

L i c h e n e s,  Apogam.  18. 

Ligustru  m vulgare.  Blätter  79. 
Lilium,  Blütendiagr.  148.  Blütenfarbe 
159,  Martagon,  Anschluß  d.  Blüten- 
stiels. candidum.-  Infloresz.  142*. 
Limonium,  geflügel.  Stengel  62. 
Linanthus  ciliatus,  Blatt  82. 
Linaria  bipartita,  Hypokotylknospen 
131*. 

Lindsaya  trapeziform.,  Blatt  31. 
Livistona  chinensis,  Keimpfl.  48* 
Loasa  aurantiaca.  Lianen  101,  papa- 
verifol.,  Inflor.  144.  1 45* - 


Lodoicea,  Frucht  184. 

Lonicera,  Nebenbl.  69,  Caprifol., 
Keimpfl.  39,  Periclymenum,  Lianen  102. 
Lotononis,  Nebenbl.  67,  Serialknosp., 
Sympod.  130. 

L u d o v i a crenifolia,  Keimpfl.  44. 

L u z i o 1 a,  Blüte  167. 

L u z u 1 a,  Samen  180. 

Lycopus  virginicus,  Blüten  178. 

L y g e u m Spartum,  Rhizomschuppen, 
Ligulen  70,  Inflor.  137. 
Lyginopteris  135. 

Lygodium  volubile.  Blatt.  Gabel- 
knospe 30. 


M a c h a e r i a,  Lianen  104. 

Mahernia  verticillata,  Staubgef.  152*. 

M a i 1 1 e a crypsoides,  Blüte  167. 

M a 1 v a c e a e,  A.bstammung  1 10,  Blüten- 
diagr. 153,  Frchtkn.  164. 

M a n i 1 1 o a gemmipara,  junge  Blätter 
178. 

M a p a n i a,  Blätter  70. 

Marantaceae,  Blätter  76. 

Marasmius  androsaceus.  Sclerotium 
23*. 

Marcgravia.  Lianen  10 1 . 

M a r s i 1 i a polycarpa,  Sporokarpien  27. 

M e d i c a g o,  Frucht  bei  d.  Keimg  183. 

M e d u 1 1 o s a 135. 

Melanocranis  scariosa,  Ligulen  71. 

Meli  ca  nutans,  Blatt  57,  uniflora,  Li- 
gulen 70. 

M e 1 i c o p e,  Blatt  82. 

M e 1 i 1 1 i s,  Pelorien  1 55. 

Menispermu  m canädense,  Lianen 
108.  Inflor.  146. 

M esembryanthe  m u m,  Trichome 
134- 

M i in  o s a phyllodinea,  l’hyllodien  77. 

M o n a r d a,  Inflor.  141. 

M o q u i 1 e a,  Fruchtkn.  168. 

M u n r o a Beuthamiana,  Ligulen  70, 
Frchtkn.  163. 

Muscinea  e,  Verzweigung  25. 

M y 1 i 1 1 a australis,  Sclerotium  24. 

Myosotis  palustris.  Blütendimorph. 
174. 

Myrica  Gale.  Fruchtkn.  168*. 

M y r i c a r i a,  Fruchtknoten  169*. 


Majas  major,  Keimung  40,  41* 
Nardus  stricta,  Frchtkn.  164,  166. 
Nephrolepis,  Blatt  31,  cordifol., 
Blätterabfall  30,  tuberosa,  Verzweig.  32. 
N e u r a d a,  Frucht  183. 

N e p t u n i a,  Corolle  156. 

N i c o t i a n a affinis,  Wurzel  54. 

N i p a fruticans,  Keimung  49*. 

Noli  na  recurvata,  Phyllotax.  04,  Knol- 
len 125*.  126*,  127*. 

Notochiaena  Eckion..  Prothall.  27. 


215 


N y c t a 1 i s lycoperdioides  20*. 
Nymphaeaceae,  Adossierte  Stellung 
128. 

O d ontopteris  135. 

O 1 e a n d r a,  Blätterabfall  30. 
Oncocalamus,  Lianen  100. 
Oncosperma  fasciculata,  Keimpfl.  48*. 
Onobrychis,  Frucht  183. 
Ophioglossum  vulgat.,  Blattbildung 
29*. 

O p h r y s oestrifera,  Knolle  52. 
Orchidaceae,  Zvgomorph.  1 54. 
Frcht  184. 

Orchis  Morio.  Knolle  52. 
Oreomyrhis  linearis,  Blätter  77. 
Ornithopteris  adiantifol.,  Blätter  31. 
Oryza  sativa,  Keimpfl.  48.  51,  Frucht- 
kn.  163,  165. 

O v i e d a,  Blätter  76. 

1*  a 1 a q u i u tu,  Samen  180*. 

P a 1 m a e,  Verzweigung  112. 
Pandanus,  Pneumatophor  55. 

Pani  cum  bulbosum,  Knollen  124,  tni- 
liaceum,  Frchtkn.  165. 

P a p a v e r,  Blütcndiagr.  1 50. 

P a r i a n a,  Bliite  167. 

P a s p a 1 u m scrobiculat.,  Inflor.  138. 
Passiflora,  Blätter  77*,  Lianen  104. 
Passifloraceae,  Nektariendrüsen 
134- 

P a u 1 i n i a pinnata,  Blatt  8t. 

Pavetta  Cooperi,  Inflor.  140. 
Pedicularis  palustris,  Blattmetamor- 
phose 85*. 

P e 1 1 a e a tenera,  Prothall.  27. 
Peltiphyllum  peltatum,  Wurzeln  56. 
Peperomia,  Keimpfl.  40,  93. 
Perdicium  brasil.,  Nebenbl.  66. 

P e r i p 1 o c a graeca,  Lianen  108. 

P h a c e 1 i a tanacetifol..  Staubfäden  172. 
P h a 1 a r i s,  Blätter  76. 

Pharus  glaber,  Frchtkn.  163. 

P h a s e o 1 u s multiflorus,  Blattdichoto- 
mie 59*,  Blätter  80. 

Phellodendron  japonicum,  Blatt  85. 
Philadelphus  coronarius,  Keimpfl. 
blühend  110. 

Phi  ly  drum  lanuginos.,  Keimpfl.  45*. 
Phlox  acuminata,  Blütenfarbe  159. 
Pholiota  mutabilis  19*. 

Phormium  tenax,  Keimpfl.  74*. 
Phragmites,  Blatt  89. 

Phylacium  bracteos.,  Brakteen  137. 
Phyllanthus  Matsumurae,  Verschieb, 
d.  Blätter  117*. 

Phyllarthron  tuadagascar.,  Blatt  82. 
Phyllocactus,  Fruchtkn.  170. 
Physostoma  137. 

Phytelephas,  Keimpfl.  48. 
Phyteuma  spicatum.  Terminalblüte 
150. 


P i n u s monophylla,  Brachyblast  96,  97*, 
silvestris,  banksiana,  Brachyblast  96. 
Piper,  Keimpfl.  93,  nigrum,  Lianen  101. 
P i r u s,  Receptac.  169,  communis,  Phyllo- 
tax.  93,  Achseltrichome  73,  Malus,  Blatt 

84 

Pistorinia  hispanica,  \ erzweig.  118. 
Pitcairnia  pulverulenta,  Corolle  155. 
Frchtkn.  170. 

Pithecolobium  scutifer.,  Hülse  181. 
Pittosporum,  Keimpfl.  37*.  39. 
Platytheca,  Blatt  82*. 

Plectronia  pauciflora,  Serialknosp. 
130. 

Polemonium  coeruleum.  Blütendi- 
morph. 174. 

P o 1 y g a 1 a,  Phyllotax.  95.  obtusata, 
Verzweig.  116. 

Polygonaceae,  Eichen  175. 
Polygonatuin  Peribalanthus,  Blätter 
(Ruscus)  121. 

Polygonum  chinense,  orientale,  Och- 
reae  70,  Convolvulus,  Lianen  102. 
Polypodium  plebejum,  Haare  30.  nor- 
male, lycopodioides,  Spreuschuppen  30. 
Elmeri,  Schildhaare  30. 

Polyporus  Sapurema.  Sclerot.  24. 
Pomaceae,  Receptac.  169. 

P o p u 1 u s,  Nebenbl.  64. 
Potamogeton,  Bestäubng  176.  Ne- 
benbl. 64. 

Pontederia  montevid.,  Inflor.  146. 
Portulaca,  Blätter  76. 

Potentilla,  Calyculus  160,  Receptac. 
170,  argentea,  Blätter  39*,  78,  Stipeln 
65,  reptans,  Wurzel  53,  alba,  Rasen- 
stock. 124. 

Poterium  spinosum.  Tnflor.  146. 

P o t h o s,  Blatt  82. 

P r i m u 1 a,  Frchtkn.  169,  farinosa,  Drü* 
senhaare  133. 

Prunus  avium,  Receptac.  t6q. 
Psilotum,  Verzweig.  32. 

Psoralea  aphylla,  Nebenbl.  68*. 

Ptei  anthus,  Frucht  183. 

Pteris  aquilina,  Blätterabfall  29,  ensi- 
formis,  Blatt  31. 

R amondia,  Keimpfl.  52. 

R a n d i a maculata,  Blätter  u.  Verzweig. 
78*. 

Ranunculaceae,  Bliitendiagr.  148 
Ranunculus  sessiliflor.,  flagellif., 
Bliitendiagr.  148. 

Ravenala  tuadagascar. , Keimpfl.  44. 

R e a u tn  u r i a,  Frchtkn.  169*.  172. 
Remusatia  vivipara,  Brutknosp.  133. 
Reseda  odorata,  Blütenteilng  60. 
Retama  Retarn,  blattlose  Aste  93. 
Rhamnus  alpina,  Phyllotax.  93,  cathar- 
tica,  Blütendiagr.  150. 

R h e u in,  Eichen  175*. 
Rhinopetalum  Karelini,  Infi.  142. 


216 


Rhiz  o m o r p h a setiformis  23. 

Rhoeadales,  Blütendiagr.  151. 

Rhynchospora  nitida,  Ligulen  64, 
71*. 

Ribes  sanguineum,  Bliitenfarbe  160. 

Rochea,  Blütendiagr.  148. 

Roella  reticulata,  Fruchtknot.  17 1*. 

Roemeria  hybrida,  Blütendiagr.  150. 

Rondeletia  erythroneura,  Terminal- 
blüte 150. 

Rosa,  Nebenbl.  64,  Receptac.  169,  canina 
Keimpfl.  37*,  39,  Nebenbl.  65. 

Rourea  erecta,  Corolle  158. 

Rubia  tinctorum,  Nebenbl.  68. 

R u p p i a,  Gynophor  155. 

Ruscus,  Phyllokladien  122*. 

Saccocalyx  satureioides,  Frcht  157. 

Salix,  Achselknosp.  129,  amygdalina, 
Blattdichotom.  58*. 

Salvia  pratensis.  Blütendimorph.  174. 

Sapindaceae,  Blütendiagr.  149. 

S a p i n d u s,  Lianen  106. 

Sarothamnus,  Stengelkanten  61,  Sa- 
men 180. 

Sarracenia  purpurea,  Blatt  86, 
Frchtkn.  162. 

Sassafras  offic.,  Blatt  84. 

Saxifraga,  Bestäubung  177,  Cotyle- 
don,  Terminalblüte  150,  sarmentosa, 
Terminalblüte  155,  porophylla,  Tricho- 
me  134. 

S c a b i o s a,  Trichome  134. 

Schizopetalum  Walkeri,  Keimpfl. 

38. 

Schweigeria  fruticosa,  Serialknosp. 

131. 

Sciadopitys,  Keimpfl.,  Blätter  120. 

S c 1 e r i a oryzoides,  Blatt  73. 

Scrophularia  nodosa,  Knolle  124. 

Secale  cereale,  Aufblühen  139,  Frchtkn. 
163. 

Sedum,  Blütendiagr.  148,  Telephium, 
Wurzel  55*. 

Selaginella,  Ligula  32,  Wurzel- 
träger 53,  convoluta,  Wurzelträger  33. 

S e m e 1 e,  Phyllokladien  121. 

Semper  vivum,  Terminalblüte  151, 
Blütendiagr.  148. 

S e r j a n i a,  Lianen  99*. 

Sesleria  coerulea,  Fruchtkn.  164. 

Shorea  compressa,  Nebenbl.  178. 

S i 1 e n e,  Frucht  157,  Frivaldskyana,  In- 
flor. 138.  Otites,  Blütendimorph.  174, 
dichotoma,  Inflor.  138,  142*. 

Sisymbrium  polycerat.,  Tnfl.  148. 

S m i 1 a x,  Ranken  72.  Lianen  103.  leuco- 
phylla,  Ranken  73*. 

Smyrnium  perfol.,  Keimpfl.  38. 

Solanum  Dulcamara,  Lianen  102,  ni- 
grum,  Verschieb,  d.  Tochterzvveige  1 1 6. 

Spart  ium  spinosum,  Dornen  123. 

Spathodea  campanulata,  Kelch  156*. 


Sphagnum  fimbriatum,  Verzweig.  26*. 
Sphenophy llum,  Verwandtsch.  35. 
Spin  if  ex  squarros.,  Rhizom  109. 
Spiraea  Ulmaria,  Inflor.  141,  opulifol., 
Blütendiagr.  151. 

Sporobolus  pungens,  Rhizom  109. 
Stachys  maritima  93. 

Stangeria,  Nebenbl.  69. 

S t e 1 1 a r i a,  Corolle  157. 
Stephegyne  tubulosa,  Kelch  156*. 
Sterculia,  Blatt  82*. 

Stigmaria  ficoides,  Wurzelträger  33*. 
Stipa  capillata,  Frchtkn.  165. 

S t o e b e bruniades,  Inflor.  40. 
Streptocarpus  grandis,  Blatt  89. 
Streptochaeta,  Keimpfl.  51-,  Ligula 
70,  Blüte  u.  Frchtkn.  163,  167. 

S t y 1 i d i u m adnatum,  Frchtkn.  169, 
Wurzeln  53. 

Symphytuin,  herablauf.  Blätter  62. 
Syringa  vulgaris,  Keimpfl.  39.  Rhizom 
123,  Terminalknospe  130,  Blütendiagr. 
1 5 1 , Blütenfarbe  160. 


Tacca  cristata,  Keimpfl.  50*,  52. 

T a x o d i u m distichum,  Keimpfl.  37. 
Tecoma  radicans,  Lianen  100,  101. 
Testudinaria  Elephantipes,  Keimpfl. 

4 7*- 

Tetradyclis  salsa,  einjähr.  Pfl.  110. 
Theobroma,  Stamina  1 52. 

T h e s i u m angulosuin,  Stengelkanten  62. 
T h i n o u i a mucronata,  Lianen  99*. 

T h 1 a s p i calaminarium,  biolog.  Arten 
20. 

Thrinax  compacta,  Keimpfl.  48*. 
Thuja  occidentalis,  Keimpfl.  36,  abfal- 
lende Ästchen  110. 

Thymus  Serpyllum,  Blütendimorph. 
174,  Terminalblüte  155,  membranaceus. 
Brakteen  150. 

T i g r i d i a Pavonia.  Keimpfl.  45. 
Tillandsia  tenuifol.,  Viviparie  180. 
Torenia  asiatica,  Eichen  174. 

T rachyandra,  Wurzel  56. 

T rachycarpus,  Keimpfl.  40. 

T rachymene  compressa,  geflügel. 
Stengel  62. 

T r i b u 1 u s,  Frucht  u.  Keimung  183. 
Trichosanthes  Colubrina,  Keimpfl. 
39- 

Trifolium  fragiferum,  Frucht,  Kelch 

157-  . . . , 

T r i g 1 o c h i n maritimum,  Keimpfl.  45*- 
Tristemma,  Frchtkn.  169. 
Triticum  repens,  Rhizome  109. 
Tulipa  silvestris,  Keimpfl.  86*. 
Tunica  pachygona.  Kelch  156. 


IT  ncaria  Hookeri,  Inflor.  140. 
Urtica  dioica.  Wurzel  53. 


217 


Utricularia,  Blatt,  Blasenschläuche 

86. 


V a 1 e r i a n a dioica,  Blütendimorph.  174. 
Val  Iota,  Kollateralknosp.  131. 
Vangueria  verrucosa,  Inflor.  146. 
Veratrum  nigrum,  Inflor.  139. 
Veronica,  Blätter  80,  hederaefolia, 

Samen  179*. 

V i c i a grandiflora,  narbonensis,  Blätter 

84. 

V i n c a,  Inflor.  146. 

Vincetoxicum  offic.,  Lianen  102. 
Viola,  Samen  u.  Ameisen  180,  delphi- 

nantha,  Nebenbl.  67,  calaminaria,  biol. 
Arten  20,  hirta,  Blütezeit. 

Viscum,  Terminalknospe  130,  album. 
Variation. 

V i t i s,  Lianen  104,  108,  gongylodes, 

Knollen  125. 

Weinmannia,  Serialknospen  u.  Inflor. 

130. 


Welt  r ich  ia  mirabilis  135. 
Welwitschia,  Narbe  137,  Keimpfl. 
38. 

W i 1 1 d e n o w i a teres,  Staubgef.  161. 
William  sonia  135. 

W i s t a r i a chinensis,  Lianen  102*. 

Xanthoceras  sorbifol.,  Blütendiagr. 
149. 

Xanthorrhoea  hastilis,  Keimpfl.  44. 
Ximenesia,  Nebenbl.  66. 

Yucca  quadricolor,  Keimpfl.  41,  42*. 

*anonia  macrocarpa,  Samen  179. 

Zea  Mais,  Fruchtkn.  164. 

Zeugites  Pringlei,  Blätter  70*. 

Z i z a n i a aquatica,  Keimpfl.  50*,  Li- 
gula  70,  Frchtkn.  165. 

Zollikoferia  arb.,  Inflor.  146. 
Zygnemaceae,  Fortpflanz.  23. 
Zygophyllum  Simplex,  Staubfäden 
173,  Stamina  152*. 


Sachregister. 


Abnormität  17. 

Abortierung  d Hochblätter  138,  141. 
146. 

Achse  96. 

Achselknospen  128.  129. 
Achsendomen  123. 

Achsenträger  bei  d.  Farnen  32. 
Acvklie  148. 

Adelphien  152. 

adossierte  Stellung  d.  Blätter  128. 
Algen  19 1. 

Algen  u.  Pilze  in  der  Evolution  24. 
Ameisen  vertragen  d.  Samen  180. 
Angularblatt  26,  1x2. 

Anlegung  d.  Achselknospen  129. 
Ansatzstück  d.  Blätter  80. 

Antheren  162. 

Antherozoiden  176. 

Anthropoiden  198. 

Anwachsung  d.  Blütentrauben  116. 
Anwachsung  u.  Verschiebung  in  d 
Blütentraulxen  142. 

Apogamie  bei  d.  Pilzen  18,  23. 
Arrhenius  192. 

Art-Begriff  191. 

Ascidie  60. 

Atom  192. 

Aufblühfolge  in  d.  Traube  139. 
Augustin  195. 

Ausreifungszeit  d.  Früchte  184. 
Autogamie  177. 

Axillarknospen  bei  d.  Palmen  109. 


Bakterien  (autotrophe)  191. 
Bestäubung  176. 

Biologie  5. 

biologische  Arten  20. 

Biophor  188. 

Bioplast  188. 

Blatt  57. 

Blattform  77,  78,  80. 

Blattform  bei  d.  Famen  31. 
Blattknollen  88. 
blattlose  Stengel  61. 

Blattpaare  ungleich  entwickel.  78. 
Blattquirle  94. 

Blattstellung  abnorme  94. 

Blätter  d.  Gramineen  u.  Cvper.  70. 
Blätteraibfall  79. 

Blätterabfall  bei  d.  Famen  29. 
Blüte  135. 

Blüte  d.  Gymnospermen  135. 
Blüte  d.  Angiospermen  137. 
Blütendiagramm  148. 

Blütenfarbe  19,  178. 

Blütenstand  137. 

Brachyblaste  d.  G.  Pinus  96. 
Brakteen  137. 

Brutknospen  132. 

Calvculus  160. 

Caryopsen  182. 

Chalazogamie  7. 

Charophyten  25. 


219 


Chemie  193. 

chemisch-psychische  Idee  d.  Evolu- 
tion 192. 

Cryptogamae  vasculares  27. 
Cyanophyceen  191. 

Dichasium  1x6,  138,  141,  142. 
Dichotomie  bei  d.  Palmen  112. 
dichotomische  Teilung  d.  Blätter  58. 
diluvialer  Mensch  198. 

Dimorphismus  in  d.  Blüte  173. 
Dimorphismus  in  d.  Früchten  184. 
doppelspreitige  Blätter  61. 
Dorsiventralität  der  Gramineeninflo- 
reszenzen 138. 

Drüsenhaare  134. 

Eichen  174. 

einjährige  Monokotylen  110. 

Element  192. 

Embryo  178. 

Embryo  d.  Juncaceen  46. 

Evolution  185. 

Experimentalbotanik  8. 
Experimentalmorphologie  5. 

Färbung  d.  Corolle  1 58. 

Farne  u.  Cycadeen  135. 

Frucht  178. 

Früchte  bei  d.  Keimung  183. 
Fruchtaufspringung  182. 
Fruchtdimorphismus  184. 
Fruchtknoten  162. 
Fruchtknotenadaptation  149. 
Fruchtschuppe  d.  Abietineen  13t). 
Funiculus  175. 

Gefiederte  Blätter  81. 
geflügelte  Stengel  61. 


Gemmulen  188. 

Geschlechtssonderung  in  d.  Blüte  174. 
geteilte  Blätter  82. 

Gliederung  d.  Kaulome  93. 

Goebel  4,  10,  16. 

Goethe  14,  15,  185,  196. 
Gramineenfruchtknoten  162. 
Gynophor  155. 

Haftwurzeln  100. 

Haarbildung  bei  d.  Gramineen  133. 
Heterophyllie  84. 

Hilum  179. 

Hochblätter  137. 

Hochblätter  bei  d.  Gramineen  137. 
Hülse  181. 

Hypnotismus  188. 

Inflorescentia  137. 

Kant  196. 

Keimblätter  d.  Dikotylen  40. 
Keimpflanze  36. 

Keimpflanze  d.  Gräser  50. 
Keimpflanze  d.  Palmen  47. 
Keimpflanze  d.  Monokotylen  40. 
Keimpflanze  d.  Dikotylen  38. 
Keimpflanze  d.  Koniferen  36. 

Kelch  1 56. 

Kleistogamie  177. 

Knollen  124. 

Knospen  am  Hypokotyl  131. 
Kommissuren  162. 

Konnektiv  161. 

Köpfchen  140. 
kosmische  Evolution  194. 
krautige  Holzpflanzen  1 10. 
Kristallkörper  133. 

Kryptogamen  18. 

Kulturversuche  190. 


220 


Lebensdauer  d.  Pflanzen  no. 
Lemuria  197. 

Lianen  96. 

Lianen,  Morphol.  u.  Anatom.  106. 
Ligula  64,  71. 

Ligula  oder  Lingula  d.  Selaginella  32. 
Ligula  d.  Gräser  70. 

Ligularbildungen  in  d.  Blüte  171. 

M ammut  198. 

Materialismus  185. 

Metamorphose  bei  d.  Blättern  85. 
Metaphysik  196. 

Metempsychose  195. 

Mikropyle  174. 

Mikroskop  6. 

Mimikri  190. 
monofaciale  Blätter  74. 

Moose  25. 

Morphologie  3,  9,  innere  3. 

Muscineae  25. 

IVabelstrang  175. 

Nachahmung  189. 

Naras  103,  120. 

Narben,  ihre  Zahl  164. 

Nebenblätter  64,  bei  Famen  31. 
Nebenblätter  u.  Blatt  in  gegenseit 
Entwickl.  67,  69. 
nebenblattartige  Gebilde  66. 
Nervensystem  187. 

Nuss  181. 

Ochrea  oder  Oorea  69. 

Ovulum  174. 

Palingenese  195. 

Palmenblätter  73. 

Pangenen  188. 


Pantheismus  185. 

Parthenogenese  176. 

Paracorolla  172. 

Pelorien  155. 
periaxiales  Holz  107. 

Pericladium  171. 

Pflanzenseele  185. 

Phvllodien  77. 

Phyllokladien  bei  d.  G.  Ruscus  121, 
bei  a.  Cacteen  120,  bei  d.  Grami- 
neen 120. 

Phyllotaxis  93. 

Physiologie  6,  11. 

Pilze  18,  191. 

Planeten,  organ.  Evolution  189. 
Plastiden  188. 

Plastik  d.  Blüte  154. 

Pneumatophoren  55. 

Polyembryonie  177. 

Polymerie  u.  Oligomerie  in  d.  Blüte 
I5I- 

Prothallium  d.  Farne  27. 
Pseudostipulae  70. 

Psyche  185,  195. 
psychische  Energie  186.  194. 

Ranken  72.  104. 

Ranken  bei  d.  Cucurbitaceen  120. 
Rankenpflanzen  104. 

Rasenstock  124. 

Receptaculum  118,  169. 
reitende  Blätter  74. 

Rhizome  der  Gräser  109. 

Rotang  100. 

Same  178. 

Schließfrucht  j8o. 

Schraubei  138. 

Scyphien  60. 

Serialknospen  130. 

Serialsprosse  in  d.  Inflor.  147. 


221 


Sklerotien  23. 

Spreizklimmer  98. 

Spreuschuppen  d.  Farne  30. 
Staminodien  156. 

Staubblätter  161. 

Staubblätter,  dedoubliert  151. 
Staubfädenanhängsel  173. 

Stipeln  64. 

Stipeln  bei  d.  Cvcadeen  69,  bei  d. 

Farnen  31. 

Stoff  192. 

Sympodium  79,  119,  144. 

Teilung  d.  Pdätter  u.  d.  Achse  60. 
Teilung  d.  Blüte  60. 

Terminalblätter  96,  12 1. 
Terminalblüte  139,  150. 
Terminalknospe  130. 

Testa  179. 

Thallophyten  18. 

Torsion  d.  Lianen  107. 

Tracheen  in  d.  Lianen  107. 
Traube-Beendigung  155. 

Trichome  133. 

Ursprung  d.  Menschen  197. 
Ursprung  der  Organismen  192. 


Variation  17. 

vegetative  Vermehrung  d.  Pflanz.  132. 
Verdomung  d.  Blätter  89. 
Vergrünung  17,  157. 
verkettete  Rhizome  118. 

Verschiebung  d.  Tochtersprosse  116, 

lI7- 

Verwachsung  u.  Verschiebung  117. 
Verzweigung  d.  Moose  26. 
Verzweigung  d.  Palmen  112. 
Vitalismus  185. 

Vorblätter  160,  171. 

Vries  190. 


Wickel  138. 

Wille  188. 

Windepflanzen  101. 

Wurzel  52. 

wurzelartig  angepaßte  Blätter  8p. 
Wurzelknollen  54. 

Wurzelträger  d.  Farne  32. 


Zentralplacenta  169.  182. 
Zwiebelpflanzen  133. 
Zwiebel  d.  Tulpe  86. 
Zvgomorphie  154. 


ERKLÄRUNG  DER  TAFELN. 


Tafel  I. 


Fig.  l. 

Fig.  2. 

Fig.  3. 

Fig.  4—5. 
Fig.  6. 

Fig.  7-8. 
Fig.  9— 11. 

Fig.  12. 
Fig.  13. 
Fig.  14. 


Hakea  acicularis  Kn.  Keimpflanze  in  natürl.  Grösse;  Keimblätter  am 
Grunde  geöhrt  und  in  der  Achsel  Sprosse  treibend. 

Tigridia  Pavonia  Ker.  Keimpflanze,  schwach  vergr. ; k)  Hauptwurzel,  h) 
Hypokotyl,  c)  Keimblatt,  L')  das  erste  Laubblatt. 

Ravenala  madagascariensis  Gm.  Keimpflanze,  schwach  vergr.;  £)  Haupt- 
wurzel, c)  Keimblatt,  seitlich  zerschlitzt  (*),  /')  das  erste  Laubblatt,  h) 
Haustorium,  /)  Testa,  e)  Endosperm. 

Doryanthes  Palmeri  Hill.  Keimpflanze  in  natürl.  Grösse;  c ) Keimblatt, 
l')  das  erste  Laubblatt,  k)  Hauptwurzel. 

Anthurium  Pohlianum  Engl.  Keimpflanze,  vergr.;  c ) Keimblatt,  /')  das 
erste  Laubblatt,  k)  Hauptwurzel. 

Ludovia  crenifolia  Dr.  Keimpflanze  in  zwei  Stadien;  c ) Keimblatt,  o ) die 
Achse,  l\  l")  das  erste  und  zweite  Laubblatt. 

Welwitschia  mirabilis  Hook.  Keimpflanze  in  natürl.  Grösse;  ä)  harte, 
äussere  Samenschale,  s ) innere  Samenhaut  (Testa),  h ) Hypokotyl,  c ) Keim- 
blätter, e)  Endosperm,  h‘)  Haustorium,  k)  Hauptwurzel. 

Araucaria  excelsa  R.  Br  Keimpflanze  in  natürl.  Grösse;  h Hypokotyl, 
k)  Hauptwurzel,  c)  4 Keimblätter,  ä)  die  ersten  Laubblätter,  b)  Seitenknospen. 
Araucaria  brasiliana  Lamb.  Keimpflanze  in  natürl.  Grösse:  k)  Haupt- 
wurzel, h ) verdicktes  Hypokotyl,  c)  Keimblätter,  e)  Endosperm. 

Taxodium  distichum  Rieh.  Keimpflanze,  schwach  vergr  , mit  4 Keim- 
blättern. 


Fig.  15.  Cunninghamia  sinensis  R.  Br.  Keimpflanze,  schwach  vergr.,  mit  2 Keim- 
blättern ( c ). 

Fig.  16—17.  Bruguiera  gymnorhiza  Lmk.  Blüte,  17)  gewimperte  Petalen  2 Staub- 
blätter einschliessend. 


Fig.  18  — 19.  Tristemma  sp.  (Melastomaceae).  Vierzählige  Blüte,  mit  lappig  gekröntem 
Fruchtknoten,  19)  Durchschnitt  durch  den  Fruchtknoten. 

Fig.  20.  Willdenowia  teres  Thnb.  Monothecische  Staubblätter. 

Fig.  21.  Calliandra  brevipes  Bth.  Vergr.  Staubblatt. 


Tafel  II. 

Fig.  1.  Nardus  stricta  L.  Einnarbiger  Fruchtknoten. 

Fig.  2.  Dendrocalamus  giganteus  Munr.  Einnarbiger  Fruchtknoten. 

Fig.  3.  Bambusa  Blumeana  Schlt.  Zwei-  und  dreinarbige  Fruchtknoten. 

Fig.  4.  Coix  Lacryma  L.  Fruchtknoten. 

Fig.  5.  Hierochloa  borealis  R.  Sch.  Dreinarbiger  Fruchtknoten. 


224 


Fig.  6. 
Fig.  7. 
Fig.  8. 
Fig.  9. 
Fig.  10. 
Fig.  11. 

Panicum  miliaceum  L.  Fruchtknoten. 

Cenchrus  ciliaris  L.  Fruchtknoten. 

Sesleria  coerulea  Ard.  Fruchtknoten 

Munroa  Benthamiana  Hack.  Fruchtknoten  mit  zwei  gezähnten  Narben. 
Lolium  perenne  L.  Fruchtknoten. 

Zizania  aquatica  L.  Fruchtknoten  mit  einem  Rudiment  nach  der  dritten 
Narbe. 

Fig.  12. 
Fig.  13. 
Fig.  14. 

Oryza  sativa  L.  Zwei-  und  dreinarbige  Fruchtknoten. 

Secale  cereale  L.  Fruchtknoten,  unten  im  Durchschnitt. 

Eleusine  Tocussa  Fr.  Fruchtknoten  mit  einem  Narbenschenkel  und 
einem  Narbenrudiment. 

Fig.  15. 

Pedicularis  palustris  L.  a)  die  Pflanze  im  März,  mit  abgestorbenen  Ro- 
settenblättern des  vorigen  Jahres  und  mit  schuppenartigen  Niederblättern 
dieses  Jahres;  b)  Metamorphose  der  Schuppenblätter  in  die  Laubblätter  (c), 
d)  Hochblatt. 

Fig.  16. 

Stemona  moluccana.  Zwei  vergr.  Staubblätter,  ein  derselben  (£)  rechts 
im  Durchschnitt,  a)  mächtige  Konnektivauswüchse,  c)  kleinere  Auswüchse, 
eine  Säule  bildend. 

Fig.  17—18.  Aglaia  sp.  (Ceylon).  Eine  Blüte,  a)  Corolle,  c)  Kelch,  n)  napfförmig  ver- 
wachsene Staubfäden,  zwischen  deren  Zipfeln  auf  der  Innenseite  die  An- 
theren  eingefügt  sind  (18). 

Fig.  19—20.  Juncus  communis  E.  M.  Keimpflanze  in  zwei  Stadien,  c ) Keimblatt,  k) 
Hauptwurzel,  k‘)  Adventivwurzel,  /')  erstes  Laubblatt. 


Fig.  21. 

Xanthorrhoea  hastilis  R.  Br.  Keimpflanze,  b)  Hauptwurzel,  c ) Keimblatt, 
/')  das  erste  Laubblatt. 

Fig.  22.  Neurada  procumbens  L.  in  natürl.  Grösse;  k ) Hauptwurzel,  s)  hartes, 
stacheliges  Receptaculum,  dasselbe  rechts  von  unten  (/),  c)  Keimblätter, 
/')  die  ersten,  einfachen  Laubblätter,  n)  die  Blüte,  m)  ausreifendes,  dies- 
jähriges Receptaculum. 

Fig.  23.  Thuja  occidentalis  L.  Keimpflanze,  kaum  vergr.,  k)  Hauptwurzel,  h ) Hypo- 
kotyl,  c ) Keimblätter,  1‘)  erste  zwei  Laublätter,  l")  Laubblätter  im  4zäh- 
ligen  Wirtel. 


Veienovsky  acl  nat  del. 


Taf  I. 


Ltl  V Stümper,  Prag-V, 


Velertovsky  ad  nat  del 


L i L . V Stümper,  Prag-V. 


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