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https://archive.org/details/vergleichendemor4191vele
Vergleichende
Morphologie der Pflanzen.
IV. Teil (Supplement).
Mit 100 in den Text gedruckten Abbildungen und zwei
lith. Doppeltafeln.
Dr. Jos. Velenovsky,
k. k. o. Professor der Botanik an der böhm. Universität in Prag.
Prag.
Verlagsbuchhandlung von Fr. Rivnää.
1913.
Das Recht der Übersetzung wird Vorbehalten.
Druck von E. Leschinger Prag.
Vergleichende
Morphologie der Pflanzen.
IV. Teil (Supplement).
Mit 100 in den Text gedruckten Abbildungen und zwei
lith. Doppeltafeln.
Dr. Jos. Velenovsky,
k. k. o. Professor der Botanik an der böhm. Universität in Prag.
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Prag.
Verlagsbuchhandlung von Fr. Rivnäc.
1913.
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Das Recht der Übersetzung wird Vorbehalten.
Druck von E. Leschinger Prag.
NOV 7 - 15IJ
VORWORT.
Als ich im Jahre 1909 mit der Abfassung meines Werkes »Ver-
gleichende Morphologie der Pflanzen« zum Abschlüsse gelangt war, sah
ich, dass dasselbe in vielen Stücken einer Ergänzung und Vervollständi-
gung bedürftig sei, was im Hinblicke auf den Zeitraum von 5 Jahren,
der zwischen dem Erscheinen der ersten und dritten (letzten) Abteilung
dieser meiner Arbeit verflossen war, leicht begreiflich ist.
Ich habe mich während dieser Zeit mit dem Studium verschiedener
Fragen befasst, und so geschah es, dass das Material meiner diesbezügli-
chen morphologischen Studien sich dermassen vermehrt hat, dass ich es
für gut befand, alles, was sich hierauf bezog, in einem eigenen Supple-
ment zusammenzufassen, welches ich hiemit der Öffentlichkeit übergebe.
Der Rahmen des grundlegenden Werkes ist auch hier eingehalten
und sind demnach die Ergänzungen und Einschaltungen nach der Seiten-
zahl angeordnet worden, um das Auffinden zu erleichtern.
Auch was die stilistische Seite der Sache anbelangt, ist darauf Be-
dacht genommen worden, dass für den Fall, als es etwa einmal zu einer
zweiten Auflage meiner »Morphologie« kommen sollte, die Verschmelzung
des Supplements mit dem Hauptwerk zu einem Ganzen durch blosse Ein-
schaltung des Inhalts des ersteren an den diesbezüglichen Stellen des
letzteren leicht zu bewerkstelligen wäre. Ich wäre sehr erfreut, wenn es
zu einer solchen Neuauflage käme.
Wenn sich jemand in irgend ein Fach der Naturwissenschaften ver-
tieft, so sieht und findet er je weiter desto mehr neue und interessante
Dinge. Immer mehr enthüllen sich ihm die Gesetze, nach denen durch
eine geheimnisvolle Fügung der Weltenergie Tiere, Pflanzen und Minera-
lien gebildet werden. Dort, wo der Laie oder Halbgelehrte nichts sieht,
bewundert der ernste Forscher eine Menge von Erscheinungen, welche
eine beredte und überzeugende Sprache führen. Und je mehr jemand die
Natur kennen gelernt, je tiefer er sich in deren Anschauung und Erfor-
schung vertieft hat, desto mehr gewinnt er die Überzeugung von der Un-
1
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zulänglichkeit seiner Kenntnisse und wird er durch seinen Wissensdrang
getrieben, mehr zu wissen und Klarheit darüber zu erlangen, was ihm
noch durch einen Schleier verhüllt ist Wenn dann die gewonnenen Er-
kenntnisse Winke zu neuen Fragen bieten, und wenn auf diese Weise
das Studium sich nach allen Richtungen hin — feste Punkte hinterlassend
— verzweigt, so ist das ein Beweis, dass die in solcher Richtung gepflegte
Wissenschaft sich auf dem richtigen Wege befindet und dass sie zur Ent-
wicklung in der Zukunft fähig ist.
Eine solche Wissenschaft ist auch die Pflanzenmorphologie. Wenn
ich dieselbe nun nach rastloser 30jähriger Beschäftigung mit ihr über-
blicke, so kann ich nur sagen, dass es eine ȟberaus inhaltsreiche, in alle
botanischen Disziplinen hineinreichende Wissenschaft ist. Sie ist die Grund-
lage aller Botanik, und kein botanischer Fachmann sollte an seine Arbeiten
herantreten, bevor er sich nicht gründlich mit der Morphologie vertraut
gemacht hat. Wenn manche Physiologen oder Anatomen behaupten, dass
eine eigentliche Morphologie gar nicht existiere, so kommt dies daher,
dass sie die Grundlagen dieser Wissenschaft überhaupt nicht kennen
gelernt haben. Es ist gerade so, als wenn ein Morphologe, der sich nie-
mals eingehend mit Pflanzenphysiologie befasst hätte, behaupten wollte,
es gebe gar nichts solches.
Eine jede wissenschaftliche Arbeit, sie mag nach welcher Methode
immer getrieben werden und sich nach welcher Richtung hin immer be-
wegen, muss mit Achtung und Anerkennung als ein Bestandteil des
menschlichen Wissens aufgefasst werden, wenn sie sich bemüht, objektiv
die Wahrheit zu ergründen, und wenn sie wenigstens Brocken dieser
Wahrheit findet. Wenn aber die Anhänger einer Methode oder Richtung
andere Forscher nur deshalb herabsetzen, um allein das wissenschaftliche
Feld zu okkupieren und ihre Lehren anderen gewaltsam aufzudrängen, so
hört die gemeinsame wissenschaftliche Arbeit auf und tritt wissenschaft-
licher Terrorismus und einseitiger Kampf an deren Stelle, was nur zum
schliesslichen Verfalle der Wissenschaft führen kann.
Heutzutage kann, wahrlich mit Recht, von einem Verfalle der botan.
Wissenschaft gesprochen werden, obzwar sich von allen Seiten her ein
Berg botanischer, durch mit dem Aufträgen greller und glänzender Farben
nicht sparende Reklame angepriesener Schriften auftürmt, und obzwar
nicht geleugnet werden soll, dass manche Fächer eine grosse Durch-
arbeitung und Vertiefung erfahren haben. Heutzutage wird überall nur in
einzelnen Branchen gearbeitet und derer, die bemüht sind, sich in allen
Zweigen Kenntnisse anzueignen und allgemeine Fragen zu lösen, gibt es
nur sehr wenige. Freilich, das Arbeiten im Detail ist leichter, denn dazu
bedarf es keiner grossen Übersicht, und ein Detail zu beschreiben, das
trifft schliesslich jeder. Wenn aber jemand über allgemeine Fragen
schreiben will, so muss er aus einer Masse wissenschaftlichen Materials
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und schliesslich auch aus eigenen Kenntnissen Deduktionen ziehen, kurz
gesagt, er muss eine umfassende und gründliche wissenschaftliche Vor-
bildung besitzen. Das ist nun allerdings eine viel schwerere Aufgabe. Wir
haben hunderte von Spezialisten, von denen sich ihr ganzes Leben lang
der eine nur mit Lebermoosen, der andere mit Flechten, der dritte mit
der Karyokinese. der vierte mit Palaeontologie, der fünfte mit der Flora
seiner Heimat abgibt — und dennoch wollen alle als ganze Botaniker
angesehen werden, obzwar sie von der übrigen Botanik absolut gar nichts
wissen. Nachdem sie aber für ihre Detailarbeiten Anerkennung gefunden
haben, so glauben sie auch berechtigt zu sein, über Fragen abzusprechen,
welche in andere Fächer einschlagen.
Es wäre wahrlich schon an der Zeit, dass, namentlich bei Besetzung
von Professorenstühlen und bei Habilitationen, darauf gesehen würde, dass
der Kandidat eine genaue Kenntnis, des ganzen Faches, in welches seine
Detailarbeit einschlägt, nachweise. Und ebenso wäre es an der Zeit, dass
in jeder möglichen Weise botanische Unternehmungen allgemeinen Inhalts
gefördert werden. Ein solches Förderungsmittel wären unzweifelhaft gute
Kompendien der einzelnen Wissenschaften. Ein gutes Kompendium soll
in knapper, übersichtlicher, klarer und angenehmer Form die wichtigsten
Erkenntnisse der betreffenden Wissenschaft enthalten, und kann deshalb
auch nur eine Kompilation sein, wenn es nur ein Bild der diesbezüglichen
Disziplinen und dem Leser Anregung zum Studium einschlägiger Detail-
fragen bietet. Die Verfassung eines guten Kompendiums ist schwieriger
als so manche Original- oder Spezialarbeit, weil sie an den Autor grosse
Anforderungen stellt. Es wäre deshalb sehr erwünscht, wenn man gute
Kompendien der Morphologie, Physiologie, Anatomie, Phytogeographie,
Systematik, Palaeontologie, Bakteriologie und Evolution hätte. Fast aus
allen diesen Disziplinen existieren Werke in verschiedenen Sprachen,
welche Ansprüche darauf erheben, als Kompendien angesehen zu werden,
aber nur einige wenige von ihnen kann man als gelungen bezeichnen. In
demselben Sinne hat sich auch schon Tschulok ausgesprochen. Derlei
gute Kompendien sollten auf Staatskosten und ohne Rücksicht darauf, ob
die in einer Auflage gedruckten Exemplare schon vergriffen wären oder
nicht, nach je 5 Jahren immer wieder in neuer Auflage herausgegeben
werden. In den Neuauflagen müsste alles verbessert und ergänzt werden,
was sich mit Rücksicht auf den mittlerweile eingetretenen Stand der
Wissenschaft als notwendig herausstellen würde. Es wäre das gewiss nicht
so viel, dass dadurch der Umfang des Kompendiums allzusehr anwachsen
würde, denn die wirklich wichtigen Erscheinungen in den Wissenschaften
wachsen bekanntlich nicht so reichlich wie die Schwämme nach einem
Regen.
Als die grössten Gegner der botanischen Morphologie haben sich in
der neuen Zeit die zahlreichen Physiologen erwiesen. Es ist eine eigen-
l*
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tümliche Erscheinung, dass die Pflanzenphysiologen, obwohl sie in der
eigentlichen Botanik niemals gearbeitet haben, dennoch gern über alles
schreiben und dort, wo es ihnen an Kenntnissen mangelt, einfach erklären,
dass es sich um wertlose Dinge handelt. In dieser Beziehung führe ich
als Beispiel die phrasenhafte Behauptung Timirjazevs (in Moskau)
an, das 19. Jahrhundert zeichne sich dadurch aus, dass die veraltete
Morphologie durch die moderne Physiologie überwunden worden sei. Auf
diesen Unsinn hat bereits Tschulok (S. 206 — 209) treffend geantwortet,
indem er darauf hinwies, dass die vergleichende Morphologie die Grund-
lage der wissenschaftlichen Botanik bilden muss, und dass ihre Ergebnisse
sich nicht im Gegensätze zur Physiologie befinden können. Am schroffsten
treten gegen die Morphologie jene Autoren auf, welche aus der Schule
G o e b e 1 s hervorgegangen sind, was übrigens begreiflich ist Die Folge
davon ist die. dass in Deutschland, wo früher die Morphologie so schöne
Blüten hervorgebracht hat, nicht nur die Morphologie, sondern auch die
allgemeine Botanik überhaupt sich gegenwärtig in einem dekadenten Sta-
dium befindet. Einen Beleg hiezu liefern viele popularisierende Schriften,
von denen ich als Beispiel die Arbeit Nordhausens (Göschen,
Morphologie und Organographie der Pflanzen, 1911) anführe. Der genannte
Autor schreibt als Phvsiolog und Anatom über Pflanzenmorphologie, mit
der er sich niemals befasst und von der er infolge dessen keinen Begriff
hat. Dem entspricht nun allerdings auch sein Elaborat. N. hat einfach in
abgekürzter Form G o e b e 1 s Organographie mit allen ihren Irrtümern
abgeschrieben, ohne zu wissen, dass diese unzähligen Fehler von verschie-
denen Autoren in der Systematik bereits richtig gestellt und dass die
irrigen Ansichten G o e b e 1 s entkräftet worden sind.
Obwohl aus der zitierten Schrift deutlich zu entnehmen ist, dass N.
mein Werk nicht einmal gesehen, geschweige denn gelesen hat, so fertigt
er es dennoch mit der Phrase ab, es sei veraltet. Auf Phrasen kann ich
allerdings nicht antworten, und was G o e b e 1 s Widersinnigkeiten anbe-
langt, so habe ich mich mit denselben in meiner Morphologie bereits ein-
gehend an den zuständigen Stellen beschäftigt. Herrn N. kann ich als
Fachmann bloss versichern, dass in seinem Schriftchen fast kein Satz ist,
der nicht veraltet wäre Übrigens nimmt der genannte Autor in seinem
Schriftchen kaum den zehnten Teil der ganzen Morphologie durch, offenbar
deshalb, weil ihm der Inhalt der übrigen neun Zehntel unbekannt ist.
Nach N.-s Ansicht sind die notorischen Irrtümer G o e b e 1 s moderne Er-
rungenschaften, während die Autoren, welche auf diese Irrtümer hinge-
wiesen und sie korrigiert haben, veraltet sind.
N. behauptet, dass die vergleichende Morphologie die Zweckdienlich-
keit der Organe nicht respektiere. Was das anbelangt, würde ich Ihn. X.
empfehlen, wenigstens ein Kapitel meines Buches durchzulesen. Er würde
dort finden, dass überall von der Zweckdienlichkeit der Organe gehandelt
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wird (was übrigens auch gar nicht anders sein kann), nur mit grösserer
Vorsicht, als es bei den oberflächlichen Physiologen Brauch ist.
In meinem Werke ist eine grosse Menge neuer Beobachtungen und
Fakta beschrieben, was auch in den feindlich gehaltenen Rezensionen an-
erkannt worden, für Hrn. N. aber offenbar auch veraltet und wertlos ist.
In meinem Buche ist alles zusammengefasst, was die hervorragendsten
botanischen Klassiker (A. Braun, Hofmeister, Eichler, Xägeli, De Candolle,
Clos, Celakovsky) geleistet haben, ihre Lehren sind dort zu einem Ganzen
vereinigt und durch eine Menge neuer Belege unterstützt. Hier muss die
Wahl getroffen werden: entweder sind alle genannten Klassiker unbedeu-
tend und G o e b e 1 ein Riese, welcher die Leuchte der modernen Wissen-
schaft angezündet hat — oder umgekehrt. Aus X. — s Schriftchen geht
diese Schlussfolgerung mit Notwendigkeit hervor. Für mich ist es aber
eine hohe Ehre, dass mich Hr. N. unter die oben erwähnten klassischen
Reaktionäre eingereiht hat.
Wie viel Hr. N. von Morphologie versteht, ist daraus zu ersehen, dass
er als den Ausbund derselben die »Experimentalmorphologie« bezeichnet.
G o e b e 1 hat diesen Namen überflüssigerweise der experimentellen
Physiologie, mit der er sich am meisten beschäftigt, welche aber mit der
Morphologie gar nichts zu tun hat, beigelegt. In unserem Sinne wird auch
in Frankreich G o e b e 1 s »experimentelle Morphologie« aufgefasst (vergl.
z. B. den Prospekt Bonniers zu dem Werke: Dictionnaire Botanique,
Paris, 1911).
Es ist eine Eigentümlichkeit der gegenwärtigen Zeit, dass für alte,
anders bezeichnete Wissenschaften neue Benennungen eingeführt werden.
So z. B. hat ganz überflüssigerweise Strasburger und seine Schüler
die deskriptive Pflanzenanatomie »innere Morphologie« benannt. Allerdings
muss die Zelle, da sie eine Sache ist, auch eine Gestalt (pop^Tj) haben; in
diesem weiteren Sinne sind dann aber auch alle Disziplinen der Natur-
wissenschaften »Morphologien«, denn, wenn sie von Dingen handeln, die
wir mit unseren Sinnesorganen perzipieren, so muss auch ihre Gestalt
respektiert werden. Oder es genügt auch nur der Hinweis darauf, welcher
Gebrauch und Missbrauch mit der Bezeichnung »Biologie« gemacht wird.
Früher hiess ein botanischer Leitfaden »Lehrbuch der Botanik«, heute
führt ein Buch gleichen Inhalts den Namen »Pflanzenbiologie«. Der Unter-
schied in beiden Fällen ist bloss der, dass in den alten botanischen Lehr-
büchern aufmerksam auf Grundlage der morphologischen Errungenschaften
gebaut worden ist, während in den neuen die Morphologie ostentativ mit
Füssen getreten wird, damit der Autor als ein »Moderner« dastehe. Und
so wissen wir oft nicht, was für ein Unterschied zwischen Modernität und
Ignoranz ist.
Es ist gewiss ein beachtenswertes Kennzeichen der gegenwärtigen
Zeit, dass die Physiologen als »moderne Botaniker« Bücher über systema-
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tische und phylogenetische Botanik schreiben, obzwar sie, da es ihnen in
dieser Beziehung an der notwendigen Erfahrung mangelt, grösstenteils
kompilieren müssen. Es kann dann nicht wundernehmen, wenn der mit
Fachkenntnissen ausgerüstete Systematiker auf jeder Seite die gröbsten
Verstösse gegen die gewöhnlichsten Kenntnisse auf diesem Wissensgebiete
vorfindet. Auch die Evolutionslehre sehen die Physiologen sozusagen als
ihr Monopol an. Mit welchem Rechte aber kann ein Physiologe über Evo-
lution sprechen, wenn er keinen Begriff von den wechselseitigen Be-
ziehungen der Familien und Gattungen, von ihrer Verbreitung auf der
Erde in der Gegenwart und in den geologischen Zeiten hat? Wie kann
der Physiologe ein Urteil über eine Artvariation oder über den Wert einer
Art abgeben, wenn er selbst niemals in der Natur botanisiert und keine
Erfahrungen an vielen Beispielen über die Variabilität in der Natur selbst
gesammelt, wenn er es niemals versucht hat, eine der Variabilität unter-
worfene Gattung zu bearbeiten? Im Garten angestellte Variabilitätsexperi-
mente sind gegenüber Studien, die über die Variabilität in der Natur an-
gestellt werden, fast wertlos. Die Physiologie kann nur auf Grundlage der
Chemie prosperieren und hat als solche gewiss eine grosse Zukunft. Aber
eben als solche separiert sie sich immer mehr und mehr von der eigent-
lichen Botanik als eine eigene Wissenschaft, welche einen engeren Kon-
takt mit der Chemie und Physik als mit der Botanik hat Dessen sollten
sich die Herren Physiologen bewusst sein, und deshalb sollten sie nicht
dort eingreifen, wo sie sich unmöglich machen.
Es ist sozusagen Mode geworden, alle Pflanzenorgane mikroskopisch
zu untersuchen, woraus sich das Vertrauen zu ontogenetischen Erkennt-
nissen entwickelt hat. Die mikroskopische Untersuchung wird als wissen-
schaftliche und moderne Vertiefung angesehen, und eine Arbeit, in der
nicht wenigstens ein Dutzend verschiedener Zellen abgebildet ist, scheint
oberflächlich und minderwertig zu sein. Ich will die Bedeutung des Mikro-
skops bei botanischen Arbeiten durchaus nicht herabsetzen, da ich sehr
wohl weiss und berücksichtige, dass auch die Morphologen und Systema-
tiker das Mikroskop sehr häufig zu Hilfe nehmen müssen, ich bin nur
von dem exzentrischen Fanatismus fern, welcher da vermeint, dass die
Naturwissenschaften nur vom Mikroskop abhängen. Mit dem Mikroskop
kann man die Zellenstruktur der Organe beobachten, aber die phylogene-
tische Bedeutung muss nach der vergleichenden Methode, bei welcher das
ganze, makroskopische Organ zugleich mit der gesamten Pflanze beurteilt
wird, abgeschätzt werden. Die durch das makroskopische Studium ge-
wonnenen Erkenntnisse verhalten sich ihrer Bedeutung und ihrem Umfange
nach zu den mikroskopischen Erkenntnissen wie 100 : 1. Allerdings ist
die Arbeit mit dem Mikroskop viel leichter, denn eine einzige Pflanze
allein bietet so viele und mannigfaltige Zellenbilder, dass man damit einen
dicken Band »der klassischen, modernen Literatur« anzufüllen imstande
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wäre. Und welche Massen von Pflanzen gibt es auf der weiten Welt! Die
können noch ein ganzes Jahrtausend hindurch den verschiedenen Dozenten,
Doktoranden und seichten Leuten, denen eine grosse wissenschaftliche
Karriere winkt, ein dankbares Material zu ihren mikroskopischen Unter-
suchungen liefern.
Wenn auf die nichtmikroskopischen Studien von oben herabgesehen
wird, so ist das wirklich nur ein Fanatismus beschränkter Leute oder
wissenschaftlicher Abenteurer. Was für ein Unterschied ist denn zwischen
der Beschreibung irgend einer Diatomacee oder eines mikroskopischen
Pilzes und der Beschreibung einer grossen, bis zu 2 Kilogr. schweren
Hymenomycete oder eines Waldbaumes. Wenn jemand beschreibt, wie
sich die mikroskopischen Zellen aus der ersten Initiale segmentieren, ehe
sie einen Achsenhöcker bilden, so liegt darin tiefe Wissenschaftlichkeit,
aber wenn jemand eine auf dem Balkan neu gefundene Konifere, deren
nächste Verwandte auf dem Himalaja oder in Kalifornien wachsen, be-
schreibt, so ist das nicht wissenschaftlich, weil diese Konifere nicht mit
dem Mikroskop beobachtet worden ist. Wie einseitig und übertrieben
mikroskopische Befunde beurteilt werden, davon lühre ich ein Beispiel an
der Chalazogamie der Casuarineen (Treub) an, deren Entdeckung die
Welt wie ein unerhörtes Wunder durchflog. Treub war sogar geneigt,
die Casuarineen als einen neuen Urtypus der Pflanzen zu erklären. Jetzt
weiss man, dass diese ganze Chalazogamie nur einer von jenen unzähligen,
ähnlichen Fällen bei der Kopulation der Angiospermen, und dass sie ins-
besondere für die Systematik ganz und gar wertlos ist. Als aber W i e-
land die Existenz der bewunderungswürdigen Bennettitaceen beleuchtet,
als E n g 1 e r seinerzeit auf die Beziehungen der europäischen Tertiärflora
zur Flora von Nordamerika hingewiesen, als Sc ho Ute seine grossartige
Entdeckung der Verzweigung der Palmen und als ich seinerzeit auf
die Prokaulome der Angiospermen und die Verzweigung der Gefäss-
kryptogamen aufmerksam gemacht habe, — blieb dies alles fast unbe-
achtet, weil es keine mikroskopischen Arbeiten waren.
Die modernen Mikroskopiker vergessen, dass die Grundlagen der
wissenschaftlichen Naturforschung von Forschern gelegt worden sind,
welche sich bloss der vergleichenden Methode bedienten, und doch wird
es wohl niemand geben, der die grosse Bedeutung ihrer Arbeit bestreiten
würde. Ich führe in dieser Beziehung bloss die Namen: Lin ne, Jussieu,
C u v i e r, De C a n d o 1 1 e, H o o k e r, B a r r a n d e, Darwin, La-
ma r c k an.
Die mikroskopische Beobachtung kann für das Verständnis eines
Organs wichtig sein, aber als Grundlage zu phylogenetischen Auslegungen
wird sie wohl nicht dienlich sein können. Die Mikroskopie ist eine wich-
tige Begleiterin der Physiologie und ein unentbehrliches Mittel zur Er-
kenntnis der Kryptogamenwelt, aber für die übrige Botanik, welche doch
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den grösseren Teil der ganzen Wissenschaft bildet, spielt sie eine unter-
geordnete Rolle. In meinem Werke habe ich an zahlreichen Beispielen
dargelegt, dass das mikroskopische Detail in keinem Zusammenhänge mit
dem morphologischen Werte des betreffenden Organs steht.
Es ist nicht lange her, wo ein Physiologe aus Polen den merkwürdigen
Ausspruch getan hat, dass sich in nicht allzulanger Zeit nicht nur die
Botanik, sondern auch die ganze Naturwissenschaft überhaupt in eine
Experimentalwissenschaft verwandeln werde. Ein solcher Ausspruch kann
zum Teil auf Leichtsinn, zum Teil auf unzureichendem wissenschaftlichem
Überblick beruhen. Die erste und wichtigste wissenschaftliche Methode
ist die Beobachtung der Natur selbst. Die Natur führt überall und un-
aufhörlich Experimente aus, welche man bloss zu verfolgen, zu vergleichen
und zu begreifen braucht. Im Laboratorium angestellte Experimente sind
eigentlich nur eine Kontrolle der in der Natur gemachten Beobachtungen.
Die grosse Mehrzahl der naturwissenschaftlichen Disziplinen hat ihre
Arbeiten mittels der beobachtenden und vergleichenden Methode ausge-
führt und wird auch in Zukunft bei dieser Methode beharren müssen.
Die Chemie und Physik befasst sich allerdings zum grossen Teile mit
Experimenten, aber schon die ihnen so nahe stehende Astronomie muss
eine bloss beobachtende Wissenschaft bleiben. Und was denn die Geo-
logie, Paläontologie, Zoologie, Geographie, Ethnographie etc. Werden die
auch mit ihrem Material experimentieren? Oder werden einmal die Physio-
logen ihre Experimente an Mastodonten, Machairoden, Mammuten, Ptero-
daktylen, Kalamiten und Lepidodendren ausführen ?
Die Pflanzenphysiologie muss allerdings, insoweit als sie sich mit
dem Chemismus und den physischen Eigenschaften der Pflanzen be-
schäftigt, experimentieren, aber die Anwendung des Experiments in der
Morphologie und Phylogenese hat einen sehr illusorischen Wert und ist
zumeist auch unmöglich. In der Morphologie mühen sich die Physiologen
häufig mit experimentellen Beweisführungen über solche Sachen ab,
welche erfahrenen Botanikern aus der Natur schon lange bekannt sind,
sowohl ihrer Existenz wie auch ihrer Bedeutung nach. Ausserdem be-
ziehen sich, wie ich schon im letzten Kapitel meines Werkes nachge-
wiesen habe, die ausgeführten Versuche auf spezielle Fälle, welche nicht
verallgemeinert werden dürfen. Wenn ich einen allgemein gültigen Schluss
ziehen soll, so muss ich alle Prämissen genau erschöpfen. Ist dies nicht
möglich, so muss ich wenigstens trachten, eine möglichst grosse Anzahl
dieser Prämissen zu ergründen, was die Wahrscheinlichkeit meiner
Schlussfolgerung erhöhen wird. Aber die Durchführung eines einzigen
Experiments hat oft gar keine Bedeutung. Die Zoologen haben ihre be-
rüchtigten Versuchskaninchen und Meerschweinchen und in der Botanik
kennen die Physiologen nur ihre Versuchsbohnen, Mais, Zwiebeln und
Kartoffeln. Ihre biologischen Auseinandersetzungen in betreff der Pilze
9
begründen sie auf Experimenten mit dem Aspergillus oder einem anderen
kleinen Laboratoriumspilz, welches Leben aber Tausende von Hut- und
anderen grossen Pilzen in unseren Wäldern führen, davon wissen die
Herren gar nichts. Die Natur selbst ist ein grosses Laboratorium, in
welchem unsichtbare Hände eine unendliche Menge von Experimenten
ausführen, und bedarf es nur eines klaren Blickes und gesunder Sinne,
um diese Experimente richtig zu verstehen und Schlüsse über das Wesen
der organischen und unorganischen Welt aus ihnen abzuleiten.
Was die verschiedenen Fächer der Botanik anbelangt, so möchte
ich gern wissen, wie man die Floristik, Phytogeographie, Phytopaläonto-
logie oder die vergleichende Systematik und die aus ihr hervorgehende
Evolutionslehre auf experimentellem Wege zu studieren vermöchte. Die
Herren Physiologen werden doch hoffentlich zugeben, dass diese Wissen-
schaften auch existieren und dass sie für die Erkenntnis des Menschen
und das praktische Leben doch auch eine Bedeutung haben. Und da
möchte ich gern wissen, wie ein Physiolog durch ein Experiment im-
stande wäre zu beweisen, dass die Gattung Lemna der Gattung Arum
nahe verwandt ist, oder welche Vegetation Europa in der Tertiärzeit
gehabt hat.
Die vergleichende Morphologie sammelt ihr wissenschaftliches Mate-
rial aus der Systematik, Floristik, Phytogeographie, Phytopaläontologie
und Geologie, ordnet das gesammelte Material und zieht dann daraus ihre
Konklusionen, welche die Grundlagen der Evolutionstheorien bilden. Wenn
die Morphologie lehrt, wie dieses oder jenes Organ oder eine aus
Organen zusammengesetzte Pflanze im Verlaufe der geologischen Zeiten
der Veränderung unterlag, ehe sie die Gestalt erlangte, in der sie sich
uns jetzt zeigt, so ist das ein phylogenetisches Studium, und ist dieses
wiederum die objektiv ausgeübte Evolutionstheorie. Die aus der Morpho-
logie und Systematik geschöpften Erkenntnisse zeichnen sich gegenüber
den von Philosophen und Physiologen tradierten Evolutionen durch ihre
Sachlichkeit und Konkretheit aus. Wenn der Systematiker die verwandt- *
schaftlichen Beziehungen verschiedener lebender Familien und Gattungen
abschätzt und wenn er dabei auf ihre Vorfahren in geologischen Zeiten
Rücksicht nimmt, so ist das sicherlich keine langweilige systematische Be-
schreibung, sondern eine Evolutionsstudie an konkreten Beispielen. Das
natürliche Pflanzensystem ist die in die Praxis umgesetzte Evolutions-
theorie.
Die vergleichende Morphologie lehrt, wie sich die krvptogame und
phanerogame Pflanzenwelt aus den ursprünglichen organischen Protisten
aut der Erde im Verlaufe der Zeitalter entwickelt hat. Wenn die Morpho-
logie zeigt, wie z. B. das erste Blatt sich als Sporogon der Moose ent-
wickelt hat, und wie bei den Farnen mehrere solche Sporogone allmählich
die beblätterte Achse zusammenstellen, wie bei den Phanerogamen diese
10
Gliederung allmählich verschwindet und die Achse als selbständiges Organ
sich differenziert, wie sich dieses Blatt bei den Angiospermen einem
Proteus gleich unter biologischen und Kopulationseinflüssen verändert —
so sind das wahrlich keine Phantasien, wie die Physiologen behaupten,
und ist es auch keineswegs gleichgültig und überflüssig, wenn konstatiert
wird, ob irgend ein Organ einen Blatt- oder Trichomursprung hat. Wer
die Bedeutung dieser Studien nicht erfasst, der hat überhaupt kein Recht,
über die Pflanzenevolution zu sprechen. Goebel sagt, dass man die
Organe so zu beurteilen habe, wie sie sind, und dass man sich nicht
darum bekümmern solle, woraus sie entstanden sind. Dies involviert aber
die Leugnung der Existenz der pflanzlichen Evolution. Mit Goebel
würden wir in das Mittelalter zurückkehren, wo man geglaubt hat, dass
alles so existiert, wie es Gott einmal geschaffen hat. Nach Goebel
dürfen wir nichts vergleichen, sondern bloss konstatieren, dass ein Organ
da ist, sein inneres Gewebe und die Entstehung desselben beim ersten
Aufwachsen untersuchen und beurteilen, welchem Zwecke dieses Organ
dienlich ist. Damit soll die wissenschaftliche Seite der Organe und hiemit
auch der ganzen Pflanze erschöpft sein. Und das soll nach Goebel eine
moderne Wissenschaft sein!
Wenn die Morphologie auf der vergleichenden Methode beruht, so
ist es natürlich, dass derjenige, der ein grosses Vergleichsmaterial be-
herrscht, viel besser arbeiten und zu besseren Resultaten gelangen kann
als derjenige, der nur wenig Erfahrungen besitzt. Es kann daher nur der-
jenige die Morphologie mit Erfolg betreiben und sie überhaupt begreifen,
wer eine reiche und allseitige botanische Vorbildung hat, denn wenn ich
vergleichen will, so muss mir ja doch das, was verglichen werden soll,
zur Verfügung stehen. Ausserdem greifen die morphologisch-phylogeneti-
schen Fragen häufig in andere botanische Gebiete, ja selbst in andere
Naturwissenschaften hinüber, so dass der Pflanzenmorpholog notwendiger-
weise einen möglichst weiten wissenschaftlichen Horizont zu überblicken
* imstande sein muss. Diese schwierige Vorbildung, das dazu erforderliche
Talent und ein ausdauernder Fleiss — das sind freilich grosse Erforder-
nisse für das Studium der Morphologie. Deshalb gibt es auch nur wenige
solcher, welche die Morphologie überhaupt zu begreifen, und noch we-
niger derjenigen, welche auf diesem Gebiete mit Erfolg zu arbeiten ver-
mögen. In diesem Sinne haben auch Nägeli, Celakovsky, A. Braun
u. a. sich schon längst ausgesprochen. Der Physiolog und Anatom arbeitet
viel leichter. Jener beschreibt einfach das vollführte Experiment, fasst dar-
über ein ganzes Protokoll ab und leitet daraus schliesslich irgend eine,
ob nun wahrscheinliche oder unmögliche Deduktion ab und die umfang-
reiche Arbeit ist fertig. Um den Zusammenhang seiner Beobachtungen
kümmert er sich nicht und ebensowenig darum, ob die Sache neu oder
schon bekannt ist. Wenn schon jemand anderer ein ähnliches Experiment
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gemacht hat, so erklärt er ernsthaft, dass seine Experimente jene des
betreffenden Autors bestätigen. Der Anatom beschreibt ruhig alle mög-
lichen Details der Zelle, ob nun diese Beschreibung irgend eine Bedeu-
tung hat oder nicht. So können also von wem immer, ja auch von jemand,
der Botanik überhaupt nicht studiert hat, ohne alle Vorbereitung ähnliche
Arbeiten fabriziert werden. Deshalb sehen wir, dass alle Welt sich auf
anatomische und physiologische Arbeiten stürzt, denn hier kann man mit
leichter Mühe Erfolge erringen *und Karriere machen Selbstverständlich
sind dergleichen, wenn auch ganz bedeutungslose Arbeiten allerwärts ge-
sucht, und so wird diese »leichte Botanik« modern und wird die eigent-
liche Botanik in den Hintergrund gedrängt.
Jedermann kann sich überzeugen, dass es der wertvollen physiolo-
gischen Arbeiten auf chemischer Grundlage sehr wenige gibt und noch
weniger Arbeiter auf diesem Felde, denn auch hier bedarf es anstren-
gender chemischer Vorbildung, eines scharfsinnigen Geistes und einer
mühseligen Laboratoriumsprozedur. Und das Resultat lässt sich wie in
der Mathematik auf einigen Seiten niederschreiben. Die ernsten Physio-
logen dieser Richtung sollten selber einmal eine Reinigung ihrer Wissen-
schaft vornehmen und durch schonungslose Kritik die physiologischen
Abenteurer, welche alle Jahre ein dickes, nach Form und Inhalt zu-
sammengeflicktes Buch, aus dem sofort zu ersehen ist, dass dessen Autor
weder in botanischer noch in physiologischer Beziehung die erforderliche
Vorbildung hat und dass er sich für einen modernen Pflanzenphysiologen
ausgibt, erscheinen lassen, aus dem Tempel hinaustreiben.
Solche Physiologen waren es auch, welche, um die Unmöglichkeit
der Morphologie zu beweisen, den Morphologen schon zu wiederholten
Malen vorgeworfen haben, dass sie ein und dasselbe Organ in mehrfach
verschiedener Weise auslegen, dass demnach die Morphologie eine auf
sehr schwankender Grundlage beruhende Wissenschaft sei. Die Ent-
gegnung auf diesen Vorwurf ist leicht. In allen Wissenschaften gibt es
Streitfragen, welche von den Forschern in verschiedener Weise beant-
wortet werden, bevor die richtige Lösung gefunden wird oder die allge-
meine Anerkennung und Bestätigung einer bereits gefundenen Auslegung
erfolgt. In dieser Beziehung gibt es bezüglich der physiologischen Streit-
fragen noch mehr Zerfahrenheit. Ja, es geschieht auch, dass die Lösung
eines anscheinend schon definitiv abgetanen Problems sich infolge neuer
Beobachtungen als unrichtig herausstellt. Dessen, was die Forscher genau
und sicher wissen, ist wahrlich nicht viel. Und dass die Ansichten der
Botaniker in morphologischen Dingen so häufig auseinandergehen, ist sehr
begreiflich, weil die Morphologie keine leichte Wissenschaft ist, weshalb
auch unfähige oder nicht gehörig vorbereitete Leute sich mit derselben
gar nicht befassen sollten. Wer sich in die Morphologie vertieft, der
unterscheidet bald eine richtige Auslegung von einer unrichtigen. Ich bin
1 2
auch überzeugt, dass, wenn die Bedeutung der Morphologie rehabilitiert
werden würde, auch die jetzt so häufig tradierten morphologischen Un-
sinne aus der Botanik verschwinden würden. Es würde dann eine reine
Auswahl wahrer und richtiger morphologischer Erkenntnisse in einem
Gesamtbilde zur Stabilisierung gelangen und die genaue Kenntnis dieser
grundlegenden Erkenntnisse als erste Bedingung der Bildung eines jeden
Botanikers welcher Branche immer hingestellt werden. Wer sich darüber
nicht klar geworden ist, dem kommt es am Ende vor, dass die ganze
Morphologie nur aus lauter verworrenen Begriffen zusammengesetzt sei.
In meinem Werke ist alles zusammenhängend, nirgends befindet sich
etwas in einem Widerspruch und das Ganze stellt ein sehr einfaches und
klares Bild dar.
Das grösste Hindernis für das Verständnis der morphologischen
Einheit bildet der aprioristische Glaube an Dogmen und Axiome. Wenn
jemand z. B. a priori als Axiom hinstellt, dass die Hückerchen in der
Jugend über die morphologische Bedeutung des Organs entscheiden
müssen, welches aus ihm aufwächst, oder wenn jemand das Axiom auf-
stellt, dass die anatomische Zusammensetzung des Organs der morpho-
logischen Bedeutung desselben entsprechen müsse, dann wird er allerdings
nur lauter Konfusionen und Unverträglichkeiten begegnen, welche zu der
Ansicht hinführen müssen, dass die Morphologie eine unmögliche Wissen-
schaft sei. Jedwede Wissenschaft, welche auf falschen Axiomen aufgebaut
ist, muss schliesslich Schiffbruch erleiden.
Dass die botanische Morphologie in der Gegenwart so in den
Hintergrund gedrängt worden ist, hat aber noch andere Ursachen. Es er-
geht auch anderen Wissenschaften so. Das wissenschaftliche Streben wird
gegenwärtig dadurch entwertet, dass die Wissenschaft zu einem Mittel,
Karriere zu machen und sich praktisch gut zu versorgen, degradiert
worden ist. Einst haben sich die Menschen der Wissenschaft zuliebe auf-
geopfert, heutzutage wird die Wissenschaft Menschen zum Opfer ge-
bracht, welche gut versorgt sein und sich in der Öffentlichkeit blicken
lassen wollen. Darüber, wie jetzt Universitätsprofessoren und Mitglieder
von Akademien fabriziert werden, wie man ein berühmter, von der ganzen
Welt anerkannter Gelehrter werden kann, darüber Hessen sich Lustspiele
und Tragödien schreiben. Der Büchermarkt wird mit Riesenmengen von
gelehrten Büchern überschwemmt, aber in diesem Meere bedruckten
Papiers erblickt man fast gar keine Schrift mit goldenen Buchstaben,
welche von einem ehrlichen, ernsthaften und in wahrer Gelehrsamkeit
schwelgenden Manne der Wissenschaft herrührt. Neun Zehntel der wissen-
schaftlichen Literatur sind für den Buchhandel oder für die Reklame oder
schliesslich für die Karriere des Autors berechnet. Am ärgsten ergeht es
hiebei dem jungen Anfänger, welcher, von wissenschaftlichen Idealen
beseelt, mit noch unbeflecktem Charakter an irgend eine Wissenschaft
13
herantritt. Die Referate und die literarischen Reklamen in den Fach- und
Tageszeitschriften lobpreisen und empfehlen in der Regel den ärgsten
Schund, während gute Arbeiten verlästert oder totgeschwiegen werden.
Wornach soll nun der junge Anfänger erkennen, an welche Lehrbücher
oder Kompendien er sich halten soll? Wenn er zufällig einen guten Lehrer
hat, so werden sich ihm bald die Augen öffnen, aber wenn dies nicht
der Fall ist, so tappt er in der Ungewissheit und Finsternis herum, gerät
auf Abwege oder vertrödelt Jahre, bevor er die Wahrheit kennen lernt.
Was heutzutage die Rezensenten und Verfasser von Reklamen in
der literarischen Welt treiben, das übersteigt wirklich schon alle Grenzen.
Mit Entsetzen muss der ältere, ernste Forscher selbst in den angesehensten
wissenschaftlichen Zeitschriften lesen, dass gänzlich wertlose, ja von
Fehlern wimmelnde Arbeiten als epochale Phänomene gepriesen und an-
empfohlen werden. Heutzutage werden die Referate nicht aus wahrer
wissenschaftlicher Überzeugung, sondern aus persönlichen, nationalen, poli-
tischen und parteilichen Motiven geschrieben. Was die Botanik anbelangt,
so muss ich offen sagen, dass in keinem Lande und in keiner Sprache
ein Organ existiert, welches vollkommen objektive und von ernstem Geiste
geleitete Referate bringen würde. Dieses Übel neben den schon kurz an-
gedeuteten anderweitigen Momenten führt zur wissenschaftlichen Korrup-
tion und zum Verfalle der theoretischen Wissenschaften. Gegenwärtig
blühen und okkupieren alles bloss die praktischen Wissenschaften, so
z. B. die Chemie, Physik, Technik aller Art, die praktische Medizin etc.,
weil in diesen Wissenschaften nicht geschwindelt werden kann. Und in
der Botanik geht in dieser Beziehung die an die rationelle Ökonomie
applizierte chemische Physiologie der mächtigsten Entwicklung entgegen.
Mein ganzes Werk ist aus Liebe zur Wissenschaft und mit grossen
materiellen Opfern, die ich deshalb gebracht habe, zustande gekommen,
einzig und allein zum Zwecke der objektiven Konstatierung der Wahrheit,
und die schönste Belohnung dafür wäre es mir, wenn ich sehen würde,
dass es von Arbeitern auf dem Gebiete der Botanik fleissig benützt werde
und manchem als Ausgangspunkt zu Detailstudien dienlich sein wird. Es
ist ja doch in jedem Kapitel eine bedeutende Anzahl bisher ungelöster
Fragen angeführt, so dass meine Arbeit als der Anfang der in der Zukunft
sich entwickelnden Morphologie angesehen werden kann. Wenn ich mit
meiner Arbeit praktische Zwecke verfolgt hätte, so würde ich mich ja
doch gewiss mit meinen Ansichten in so vielen Fällen, welche not-
wendigerweise Widerspruch und Unwillen erwecken mussten, nicht
exponiert haben und hätte ich lieber getrachtet, lobende Referate und
warme Empfehlungen der Herren Redakteure und anerkannter Kapazitäten
zu ergattern. Auf diesem Wege hätte ich viel eher Anerkennung und
Rekommandationen erlangt, aber dann hätte ich allerdings nicht frei und
offen sprechen dürfen. Mir ist es nun gleichgültig, was die Referenten
14
über mein Werk schon geschrieben haben und noch schreiben werden.
Sie haben schon gesagt, dass keine Literatur in demselben angeführt ist,
dass darin die Morphologie der Pilze fehlt, dass eine Menge von Zwiebeln
und Knollen darin ausgelassen ist, dass meine Auseinandersetzungen
häufig einseitig sind, dass mein Werk veraltet und unmodern ist, dass ich
sogar von Goethe anfange, dass ich Verstorbene ausgrabe, dass ich zu
viel polemisiere, dass meine Ansichten auf blosser Phantasie beruhen,
dass mein Werk sich mit einer unmöglichen, gar nicht existierenden
Wissenschaft abgibt etc.
Alle diese Herren Rezensenten versichere ich, dass die Wahr-
heit durch ihre oberflächliche Kritik nicht umgestossen werden wird, und
dass jeder Satz meines Werkes gut erwogen worden ist, bevor er nieder-
geschrieben wurde.
Kurz und gut, mein Werk ist bei den Herren Referenten in Öster-
reich und Deutschland vollständig durchgefallen, was ihm aber gerade
zur Empfehlung dient und den Beweis liefert, dass es weder dem Ge-
schäfte noch auch der wissenschaftlichen Reklame zuliebe geschrieben
und veröffentlicht worden ist.
Zum Schlüsse erfülle ich eine angenehme Pflicht, indem ich allen
denjenigen Dank sage, welche mir durch Zusendung von Pflanzen, Samen,
Früchten, namentlich aus den tropischen Ländern — oder auch sonst in
anderer Weise ihre wertvolle Unterstützung geliehen haben. Es sind dies
insbesondere die Herren: M. Treub (Buitenzorg auf der Insel Java),
H. Bolus und H. W. Pearson (Cape-Town in Südafrika), K. Dom in
(Queensland, Java, Ceylon), J. Uzel (Ceylon), A. T. Gage (Calcutta),
J. Huber (Para in Brasilien), M. Raciborski (Dublany in Galizien),
W. Trelease (St. Louis in N.-Amerika), J. H. Maiden (Sydney in
Australien), A. Musil (Arabien), R. Pirotta (Rom), J. W. Moll (Gro-
ningen), C. Koningsberger (Buitenzorg).
PRAG, den 31. Dezember 1912.
/. Velenovsky.
Allgemeine Einleitung.
S. 4, Z. 4.*) Zum Worte »Goethe« lüge unter der Linie folgende Be-
merkungen hinzu:
Neulich hat Hansen eine ganze Monographie veröffentlicht,
in der guten Absicht, die Verdienste Goethes um die wissen-
schaftliche Pflanzenmorphologie zu würdigen. Wenn wir auch aner-
kennen müssen, dass diese Arbeit einen grossen Fleiss an den Tag
legt und von dem Verfasser die Leistungen der gleichzeitigen
Autoren gewissenhaft untersucht wurden, um klar zu stellen, wie
viel Goethe von denselben übernommen hat, so können wir doch
dem Standpunkte Hansens, von welchem aus er die Verdienste
Goethes zu beleuchten sich bemüht, nicht beipflichten, da wir
überzeugt sind, dass Goethe selbst, wenn er zu sprechen ver-
möchte, mit Hansens Auseinandersetzungen wenig zufrieden wäre.
Wer die Ideen Goethes studiert hat, kann nicht im Zweifel sein,
dass dieselben sich mit den Ideen der vergleichenden oder phylo-
genetischen Morphologie in derselben Weise decken, wie sie z. B.
in unserem Werke dargelegt werden. Wenn aber Hansen beweisen
will, dass Goebel die Lehre Goethes am besten begriffen habe,
und dass Goebel s verrückte »Morphologie« die Folge von
Goethes Lehre sei, so ist das ein grosser Irrtum und eine be-
klagenswerte Konfusion. Goebel kann als Nachfolger Goethes
nicht angesehen werden, da er alle Morphologie leugnet und keine
Metamorphose anerkennt, indem er die Organe so ansieht, wie sie
sind, und jederzeit bereit ist, alles, was er nicht begreift, für Organe
»sui generis« zu erklären. Goebel ist die förmliche Negation
Goethes. Die Metamorphosenlehre Goethes ist ja die Grundlage
*) S. 18, Z. 8, n. A. bedeutet: Seite 18, Zeile 8, neuer Absatz. S. 4, Z. 20
bedeutet, dass auf der Zeile 20 nach dem Punkte das Neuangeführte einzu-
schalten ist. S. 60, Z. 7, n. d. W. »Oedogonium < bedeutet, dass auf der Zeile 7
nach dem Worte »Oedogonium« das Neuangeführte einzuschalten ist.
16
der vergleichenden Morphologie und kann mit dem Standpunkte
Goebcls, demzufolge die Organe so aufzufassen seien, wie wir sie
erblicken, nicht in Einklang gebracht werden.
Hansen weiss zwar auch Zitate aus G o e b e 1 s Organographie
für die Anerkennung Goethes anzuführen, dazu wäre aber zu be-
merken, dass Goebel überall unkonsequent ist, und dass seine
Organographie aus zerrissenen, bunten und nicht zusammenhängenden
Stücken zusammengeklebt ist, weshalb auch von einer logischen und
einheitlichen Idee dabei keine Rede sein kann. Unzähligesmal ver-
wirft Goebel die Morphologie, was ihn aber immerhin nicht hindert,
an anderen Stellen selbst die vergleichende Morphologie fleissig zu
benützen und aus derselben Schlüsse zu ziehen. Seine konfusen An-
sichten über die Pflanzenmorphologie hat Hansen von Goebel
übernommen. Wir sind überzeugt, dass, wenn Hansen ein anderes
morphologisches Werk als dasjenige Goebels studiert hätte, er
eine ganz andere und bessere Vorbereitung für die Beurteilung
Goethes erlangt haben würde. Als Beleg für das bereits Gesagte
führen wir einige Beispiele der unlogischen Ausführungen Hansens
an. Die durch künstliche Kultur hervorgerufenen Abnormitäten
(»experimentelle Morphologie«) sind nach Hansen direkte Beweise
für die morphologische Deutung der Organe. Wenn aber derartige
Abnormitäten in der Natur, ohne Kultur, erscheinen, so sind sie als
sinnlose Monstrositäten zu verwerfen. Oder vergleiche die Logik auf
S. 36, Z. 1—4, S. 41, S. 42, Z. 5—8, S. 43. Z. 23—26. S. 47.
Z. 33—36, S. 48, Z. 5, S. 54, Z. 9—11.
Zuerst sagt Hansen, dass Goethe für seine Behauptung,
alle Blütenteile seien umgeänderte Blätter, direkte Beweise nicht
bieten konnte, dies habe erst die neuere Zeit durch die mikro-
skopische Untersuchung der Blütenhöcker in der Jugend geleistet.
Der Leser erwartet nun neugierig, wie und wo diese mikroskopi-
schen Beweise geboten worden sind, da man doch weiss, dass alle
Blütenhöcker gleich sind und über die morphologische Natur der
Blütenorgane gar nichts zu sagen vermögen. Selbstverständlich findet
man die angekündigten Beweise in der Darlegung Hansens
nirgends, denn Hansen selbst erkennt schliesslich an. dass alle
Jugendhöcker von indifferenter Natur sind, . und gibt zu, dass man
zum Vergleich mit fertigen Organen zu gefüllten, durchwachsenen
und vergrünten Blüten greifen muss, obwohl er die Teratologie als
wissenschaftliche Methode bekämpft.
Es ist nicht wahr, dass Goethe die Abnormitäten nicht aner-
kannte. Gerade im Gegenteil hat er sie mit Nachdruck zur Beweis-
führung gebraucht, sie als atavistische Erscheinungen angesehen und
dieselben richtig von den pathogenen Zuständen unterschieden.
17
Goethes Bestreben war, alle Pflanzenorgane auf eine einzige Ein-
heit zurückzuführen, und diese Einheit erblickte er in dem Blatt.
Wenn wir daher in unserem Werke die Anaphytentheorie bei den
Phanerogamen annehmen und dieselbe auf die Gefässkryptogamen
und Moose applizieren, so bauen wir auf der guten Theorie
Goethes und ziehen wir daraus alle Schlussfolgerungen.
Darin wollen wir Hansen beistimmen, dass Celakovsky
mit Unrecht die Ansichten Goethes als akzeptierte Anschauungen
der gleichzeitigen Botaniker betrachtete. Goethes wundervoller
Genius durchdrang mit klarem Auge jedwede wissenschaftliche Frage
und ging mit seinen Schlüssen seinen Zeitgenossen um ein ganzes
Jahrhundert voran. Von diesen hat er wahrscheinlich etwas von den
Streitfragen gehört, die Lösung derselben hat er jedoch allein und
selbständig gefunden. Wenn Goethe sein Leben der Botanik ge-
widmet hätte, so würde diese Wissenschaft heutzutage auf einer
höheren Stufe stehen, als es eben der Fall ist, und gewiss wären
dann auch derartige Konfusionswerke, wie dasjenige Goebels, un-
möglich. Goethe hat, was den Umfang anbelangt, in der Botanik
nur wenig geleistet, aber das, was er geleistet hat, sind lauter feste
Grundsteine, auf denen der Bau der fernsten Zukunft noch be-
ruhen wird.
S. 18, Z. 8. n. A. Wenn eine Perenne irgend eine morphologische Abnormität
erzeugt, so kommt diese Abnormität alljährlich regelmässig zum
Vorschein. So betrachtete ich 10 Stöcke von Dictamnus albus L. in
unserem Garten, welche 11 Jahre hindurch nur schön vergrünte und
teilweise durchgewachsene Blüten entwickelten und dabei in jeder
Beziehung sich als gesund erwiesen. Wären sie mit einer Krankheit
behaftet gewesen, so hätten sie natürlich im Verlaufe von so vielen
Jahren zugrunde gehen müssen. Es ist demzufolge durchaus un-
richtig, nach dem Vorgänge Goebels derartige Rückschlagsabnor-
mitäten für pathogene Erscheinungen zu erklären.
S.21.Z. 20. Diese Kategorie wird neuerdings allgemein mit dem Terminus
»Variationen« belegt.
2
I. Die Morphologie der Kryptogamen.
A. Thallophyten (Lagerpflanzen).
S.44. Z. 35, n. A. Auch die hoch organisierten Pilze (Hymenomycetes, Pyreno-
mycetes) zeigen keine Sonderung in morphologische Organe, oder,
wenn derartige Organe vorhanden sind, so ergeben sich dieselben
als blosse Adaptationen zu biologischen Zwecken; eine phylogene-
tische Bedeutung kommt ihnen nicht zu. Die Flechten, so nament-
lich die Cladoniaceen, zeigen eine Sonderung in blattartige Flach-
formen und in senkrechte, mannigfaltig ausgestaltete Gebilde (Pode-
tien), welche ursprünglich als Fruchtstiele zum Vorschein gelangten,
alsdann aber sich als vegetativer Thalluskörper stabilisierten (Clad.
rangiferina). In diesen bizarren Thallusformen können wir zwar die
sonderbare Gestaltung bewundern, aber irgend einen phylogenetischen
Zusammenhang mit den Muscineen oder den Gefässkryptogamen
herauszufinden, wäre hier ganz unmöglich. Die eingeschlossenen
grünen Algen üben auf die morphologische Ausgestaltung der
Flechten keinen Einfluss aus. Es sind eingeschlossene Sklaven des
Pilzes, welcher in jeder Beziehung den Pyrenomvceten gleichkommt.
Der Umstand, dass die hoch organisierten Pilze (Ascomycetes,
Hymenomycetes) die geschlechtliche Fortpflanzung zum grössten
Teile eingebüsst haben und ihre Sporenfrüchte auf ungeschlecht-
lichem Wege erzeugen, weist darauf hin, dass sie eines genealogi-
schen Emporsteigens unfähig sind. Die Flechten, welche gewiss die
morphologisch am höchsten stehenden Pilze darstellen, sind z. B.
aus den geschlechtlichen Pilztypen hervorgegangen, haben aber im
Verlaufe der Zeit die Geschlechtlichkeit verloren (Stahl).
Aus alledem ergibt sich nun die Schlussfolgerung, dass sämt-
liche Pilze ein für sich abgeschlossenes und eigenartig ausgeartetes
Pflanzenreich darstellen, welches mit dem übrigen grünen Pflanzen-
19
reiche keine phylogenetische Anknüpfungspunkte hat, obwohl es
biologisch eine sehr grosse Rolle in der organischen Natur spielt.
Vom morphologischen Standpunkte ist wohl beachtenswert,
dass die Mycelien der Pyrenomyceten, der Hvmenomyceten u. s. w.
eigentlich die Pilzart in ihrer vegetativen Form vorstellen, denn die
bekannten oberirdischen Pilze (Agaricus, Boletus u. a.) sind bloss
Fruchtorgane, welche nur kurze Zeit leben, während das Mycelium
sogar jahrelang zu vegetieren vermag. Diese Mycelien sind nun so
einfach und monoton hyphenartig ausgebildet, dass man in denselben
einzelne Arten und Gattungen schwerlich unterscheidet. Die morpho-
logische Differenzierung findet lediglich in dem derzeitigen Frucht-
Fig. l. Pholliota mutabilis Schaeff. Gruppe von Fruchtkörpern am modernden
Laubholze (Original.)
körper statt, welcher die sonderbarsten Formen annimmt und nicht
selten in feurigen Farben prangen kann. Dieses Fruchtstadium er-
innert sehr an die Fruchtorgane der Angiospermen — die Blüten
(Fig. 1). Die anmutigen Formen und schönen Farben sind beiden
gemeinschaftlich. Hiebei kommt noch der Umstand in Erwägung,
dass der schöne Hutpilz sich lediglich als ungeschlechtliches Produkt
erweist. Diese morphologisch-biologische Vergleichung verleiht uns
eine Aussicht auf das Verständnis der Wesenheit der Angiospermen-
blüte überhaupt. Die Erzeugung der Basidio- und Ascosporen scheint
mit der morphologischen Ausbildung des Fruchtpilzes in Verbindung
zu sein, denn wir sehen allemal, dass in dem Falle, wenn diese
2*
20
Sporenerzeugung ausbleibt, der Fruchtkörper mehr oder weniger
verkümmert. Ein Beispiel hiezu kann die abgebildete Nyctalis lyco-
perdioides Bull. (Fig. 2) abgeben, welche am abgestorbenen Hutpilze
von Russula adusta vegetiert und zugleich keine Basidiosporen ent-
wickelt, zum Ersätze dafür aber auf der Hutoberfläche eine Unmasse
von Chlamydosporen erzeugt. Der Fruchtkörper verkümmert indessen
zu einem kugeligen, unten fast lamellenlosen Gebilde. Sehr auf-
fallend ist diese Sache bei einigen
Pyrenomyceten, wo das Frucht-
stadium einen morphologisch aus-
gegliederten Körper aufbaut, wäh-
rend das vegetative, bloss Gonidien
erzeugende Stadium die einfachen
Formen der Hyphenbildungen vor-
stellen (Claviceps u. a.).
Noch ein Moment aus dem Pilz-
leben wäre hier zu erwähnen. Ob-
wohl bei den Hymenomyceten die
geschlechtliche Kopulation ausbleibt
und demzufolge die Hvbridation un-
möglich wird, so finden wir doch bei
manchen Arten auffallende Formen,
welche durch die Symbiose des
Myceliums mit den Wurzeln der
Phanerogamen, in den meisten Fällen
der Waldbäume, bedingt werden. Die Schwämmesammler kennen
im Sommer gut die Varietäten des Boletus edulis , welche unter den
Kiefern, im Fichtenwald und im Laubwald wachsen. Ebenso die
zwei auffallenden Varietäten von Lactarius delidosus unter der Fichte
und unter der Kiefer. Die als gut anerkannten Arten Boletus versi-
pellis Fr., B. rufus Schaef., B. scaber Bull., B. rugosus Fr. und B.
Velenovskyi Smotl. sind gewiss bloss unter der symbiotischen
Einwirkung durch lange Perioden aus einer einzigen Art hervor-
gegangen. Es sind sogenannte »biologische Arten«, welche auch bei
den parasitischen Uredineen wiederkehren. Aus diesen Beispielen ist
nun klar, dass lediglich die Beschaffenheit des Nährstoffs morpho-
logische Sonderungen des Pflanzenkörpers hervorrufen kann. Den
Floristen ist diese Erscheinung auch bei den Blütenpflanzen schon
längst bekannt, insbesondere werden die Varietäten einer Art unter-
schieden, welche Kalk- und Kieselböden bewohnen. Die auffallend-
sten Belege hiefür geben Viola calaminaria Lej. und Thlaspi
calaminarium Lej., welche für den Galmeiboden so charakteristisch
sind, dass sie als Wegweiser für das Auffinden des Zinkerzes dienen
Fig. 2. Nyctalis iycoperdioides Bull,
parasitisch auf abgestorbener Russula
adusta. (Original.)
21
können. Die Art der Ernährung der Pflanze macht also auch ein
Evolutionsprinzip aus. Diese Erkenntnis findet ihre volle Gültigkeit
auch bei den Bakterien, welche in verschiedenen Medien sich morpho-
logisch verschieden ausgestalten. Die parasitischen Angiospermen
erleiden ebenfalls eine morphologische Umgestaltung je nach dem,
ob ihnen diese oder jene Nährpflanze als Substrat dienlich ist
(Viscum album auf Kiefern und Tannen, die Varietäten der Cuscuta
Epithymum).
L_
pp|
Fig. 3. Beispiele der Laboulbeniaceen : A, B , C) Stigmatomyces Baeri Peyr.,
D) Dimorphomyces muticus Thax., E) Ceratomyces mirabilis Thax. p) Peri-
thecium, tu) Thallus, a ) Antheridien, t) Trichogyn mit Sporen, s) Ascogon,
ti) Basalzellen des Ascogons, i) Asci, innen mit Sporen. (Nach Thaxter.)
Stellen uns sämtliche Pilze eine übereinstimmende Gleichheit
in dem Thallusaufbau vermittels des Hyphengeflechts vor, welches
hier als Baumaterial dient, so muss uns eine merkwürdige Ausnahme
von dieser Regel überraschen, welche uns die Pilzfamilie der
Laboulbeniaceen (Fig. 3) darstellt. Es sind dies winzige, para-
sitisch an verschiedenen Insekten, vorzugsweise an den Käfern
lebende Pilze, insbesondere in wärmeren Ländern, wahrscheinlich
auf allen Kontinenten. Sie sind indessen noch wenig bekannt und
gesammelt, so dass erst in der Zukunft ein besseres Verständnis
22
ihrer Organisation zu erwarten sein dürfte. Die amerikanischen Arten
hat Thaxter lehrreich behandelt.
Der Thallus dieser Pilze ist mannigfaltig geformt und steckt
nur vermittels der unteren Spitze im Chitin des Käfers, so dass in
einigen Fällen das Tier vom Pilze keinen namhaften Schaden er-
leidet. Die Befestigungsspitze pflegt schwarz gefärbt zu sein. Der
Thalluskörper ist aus zahlreichen Zellen in verschiedener Anordnung
und in mehreren oder wenigeren Schichten zusammengesetzt. Von
etwaigen gegliederten, lang gezogenen Hyphen ist hier keine Spur.
Am Thallus sind allerlei hornartige oder wimperige Anhängsel wahr-
zunehmen, so dass die äussere Gestalt selbst gewissermassen an eine
Insektenform erinnert.
Der Pilz ist ein- oder zweihäusig. Das männliche Organ (Anthe-
ridium) ist flaschenförmig ( D , A ) und erzeugt aus den Innenzellen
zahlreiche Sporen, welche alsdann herausfallen und durch den Wind
auf das Trichogyn des weiblichen Apparats ( Perithecium) geraten ( A ).
Das Trichogyn besteht aus einer verlängerten Zelle, trägt den Be-
fruchtungseinfluss auf die Innenzelle im Perithecium, verwest aber
und verschwindet nach der Kopulation. Aus den angelegten Ascogon-
zellen ( s ) entwickeln sich nun mehrere schlauchförmige Asci (z’j, in
welchen zuletzt zweizeilige Sporen erscheinen, die schliesslich aus
dem geöffneten Perithecium hervortreten, sich in die Luft verstäuben
und, wenn sie auf ein Insekt gelangen, direkt zu einer neuen Pflanze
aufkeimen.
Wir haben hier eine vollkommen geschlechtliche Kopulation,
und zwar in der Weise, wie wir dieselbe bei einigen Rotalgen be-
obachtet haben. Wenn die Laboulbenien rot wären und im Meere
lebten, würde man sie ohne weiteres für Rotalgen halten. Die deut-
lichen Asci erinnern indessen an die Ascomyceten, zunächst viel-
leicht aus der Verwandtschaft der Pyrenomyceten. Die Abstammung
dieser Pflänzchen verbleibt immerhin dunkel und ich möchte glauben,
dass sie vielmehr einen durch den Parasitismus degenerierten und
veränderten Typus von hochorganisierten Algen oder überhaupt
eines kryptogamischen Thallophyts darstellen. Es ist wohl bekannt,
dass sogar die Phanerogamen durch parasitische Lebensweise in der
Organisation in so hohem Grade zurückschreiten, dass in denselben
ihre ursprüngliche Abstammung nicht mehr zu erkennen ist. Die
vollkommen entwickelte geschlechtliche Kopulation bei gänzlichem
Fehlen der ungeschlechtlichen Sporen weist gewiss auf die hohe
systematisch-phylogenetische Stellung der Laboulbenien hin Diese
Verwandtschaft dürfte immerhin nicht in dem Bereiche der Characeen
oder der Muscineen gesucht werden, da hier allgemein die beweg-
lichen und bewimperten Spermatozoiden Vorkommen. Diese Eigen-
23
schaft, sowie das auffallende Trichogyn verweist entweder auf die
Ascomyceten oder Rotalgen. Es ist ja bekannt (Stahl), dass auch bei
den Flechten ursprünglich ein Trichogyn und geschlechtlich be-
fruchtetes Ascogon vorhanden war, welches späterhin aber durch
Apogamie verkümmerte oder gänzlich abortierte. Es ist eben auf-
fallend, dass die Ascomyceten die geschlechtliche Fortpflanzung fast
allgemein eingebüsst haben, während die Laboulbenien durch aus-
schliesslich geschlechtliche Fortpflanzung ausgezeichnet sind.
S.60, Z. 7, n d. W. » Oedogonium« : und bei einigen Zygnemaceen.
S.64,Z. 18. Manche Collybien (C. tuberosa, stolonifera, longipes, radi-
cata) entwickeln rundliche, bis 1 cm im Durchmesser habende grosse,
Fig. 4. Marasmius androsaceus L. Entwickelte Fruchtkörper auf einer Tannen-
nadel, mit rosshaarartiger Rhizomorpha setiformis Roth. Collybia tuberosa Quel.
Fruchtkörper aus dem knolligen Sclerotium emporwachsend, zweimal vergr.
(Original).
solide, an der Oberfläche glatte Sklerotien (Fig. 4) oder rhizomartige,
unterirdische Gebilde, welche lange Zeit ausruhen können, um bei
günstigem Wetter wiederum in gestielte Hutkörper aufzukeimen.
Marasmius androsaceus (Fig. 4) treibt rosshaarartige, sehr lange,
braune Fäden, welche aus den abgefallenen Blattnadeln im schattigen
Walde hervorwachsen (Rhizomorpha setiformis Roth), und aus denen
zuletzt lang gestielte, bräunliche Hutpilze emporspriessen. Die Skle-
rotien der Pilze aus allerlei Verwandtschaft stellen zuweilen das aus-
dauernde und vegetative Stadium vor, aus welchem nur gelegentlich
der Fruchtkörper hervorgehen kann. Manchmal erreichen derartige
Sklerotien bis Kopfgrösse. So wächst an Baumstöcken in Australien
24
Mylitta australis Berk, in Form grosser, grauer, innen weisser
Kugeln, welche, verschieden vorgerichtet, von den Eingeborenen
gegessen werden. Diese Mylittasklerotien fruchten selten wann und
erzeugen sodann den Polyporus Mylittae. Der Polyporus Sapurema
A. Müll, in Brasilien wächst bis zu 20 kg schweren Kugeln heran.
Desgleichen erzeugt der Lentinus Tuber (Afrika, Mal. Inseln) kopf-
grosse Sklerotien. Die biologische Deutung dieser Organe ist in
jeder Beziehung den Knollen der Angiospermen gleich, wenn sie
auch blosse, zu Knäueln eingewickelte Hyphen vorstellen.
S. 76, Z. 20, n. A. Aus alledem, was hier bereits über die Organisation der
Algen gesagt wurde, erhellt nun deutlich, dass man hier eine all-
mähliche phylogenetische Entwicklung aus den niedersten, einzelligen
und fadenartigen Formen bis zu den Thallustypen, an welchen ana-
tomisch und morphologisch gesonderte Organe in grosser Voll-
kommenheit in die Erscheinung treten, vor sich hat. Es lässt sich
nicht leugnen, dass sich hier die Pflanze aus einfachen Zellen zu
einem zusammengesetzten Körper stufenweise aufbaut. Die Stufen-
reihe: Pleurococcus, Spirogyra, Ulothrix, Cladophora, Batrachospermum,
Polysiphonia, Sargassum, Fucus veranschaulicht uns die organische
Evolution von der einzelligen Einheit bis zur hoch organisierten
Pflanze. Mit dieser Entwicklungsreihe hängt gleichzeitig auch die
Fortpflanzungsweise der einzelnen Glieder zusammen.
Vergleichen wir fernerhin die hohe Organisation der Charo-
phyten, welche das Mittelglied zwischen den Algen und den Musci-
neen vorstellen, und ziehen wir in Erwägung, dass der Thallus der
Lebermoose eine weitere Sonderung des Algenthallus zum stabili-
sierten, beblätterten Stämmchen der Laubmoose darstellt, dass das
Protonema von Sphagnum und der Laubmoose sich als Reminiszenz
an die Algen und Lebermoose erweist, so taucht vor unseren Augen
ein klares Bild der genealogischen Entwicklung der Moose aus den
Algen empor. Das Prothallium der Farne, die Anlegung des Sporo-
gons bei den Moosen, derselbe Prozess bei der Anlegung des
Embryos bei den Farnen lässt wohl nicht zweifeln, dass auf weiterer
Stufe auch die Farne ihre Abstammung aus dem Algenreiche ent-
nommen haben.
ln dieser Entwicklungsreihe vermissen wir zwar hin und wieder
Verbindungsglieder, welche zweifelsohne in den vergangenen Perioden
gelebt haben; die morphologischen Beziehungen der noch existie-
renden Typen überzeugen aber den vergleichenden Forscher immer-
hin von der realen Wesenheit dieser Evolution.
Die Algen bilden also den Ausgangspunkt der pflanzlichen
Evolution, nicht die Pilze, obwohl diesen eine wichtige Rolle in der
organischen Wirtschaft auf der Erde zugewiesen ist. Die Pilze, auch
25
in ihren höchsten Repräsentanten sind nichts anderes als Faden-
kryptogamen, gleich den Fadenalgen auf der niedrigsten Stufe. Dies
bestätigt auch ihre unvollkommene geschlechtliche Fortpflanzung,
welche sogar nicht selten durch ungeschlechtliche Vermehrung ver-
treten wird. Diese Entwicklungsunfähigkeit kann bloss durch den
Mangel der Assimilation und somit die Hinweisung auf andere orga-
nische Geschöpfe verständlich sein.
In den Arbeiten von Hansgirg und neuerdings in der Arbeit
von Chodat wurde der Polymorphismus der niederen Algen betont.
Es ist bekannt, dass manche Phanerogamen sehr variabel sind, und
dass diese Variation im Verlaufe der Zeit die Entstehung neuer
Arten zur Folge hat. Wenn nun die Algen variieren und verschieden-
artige Formen erzeugen, so liegt wohl der Gedanke nahe, dass aus
diesen Variationsformen nicht nur neue Arten, sondern auch neue
Gattungen und Typen hervorgehen können, welche den Ausgangs-
punkt für neue Stämme und Familien zu bilden vermögen. Diesem
Polymorphismus sämtlicher Algen sollte gebührende Aufmerksamkeit
gewidmet werden, denn, wenn wir die Algen als Wiege des Pflanzen-
reiches betrachten, so • muss hier diese Genesis der Pflanzen auch
noch heutzutage verfolgbar sein. Es lässt sich auch a priori erwarten,
dass hier ausser dem Polymorphismus auch die Mutation eine wich-
tige Rolle spielt.
B. Charophyta (Armleuchter).
S. 82, Z. 20. Aus dem Basalknoten des Achselsprosses können auch accesso-
rische Sprosse den Ursprung nehmen (Kuczewski).
C. Moose (Muscineae).
S. 112, Z. 40. Servit beschreibt sogar ein Angularblatt, welches die Dicho-
tomie der foliosen Lebermoose begleitet.
S. 123, Z. 8, die Bemerkung in den Klammern ist zu streichen.
S. 132, Z. 31, n. A. In einer inhaltsarmen Abhandlung über die Verzweigung
der Laubmoose, welche durchweg in den Intentionen Goebels
ausgeführt ist, behauptet Schönau, dass meine Angaben über die
Verzweigung der Laubmoose unrichtig seien, und zwar aus dem
entwicklungsgeschichtlichen Grunde, indem die Blatt- und Spross-
höcker im jüngsten Stadium die alte Anschauung Leitgebs am
besten bestätigen. Aus den Darlegungen Schönaus geht aber
nichts anderes hervor, als eine blosse Beschreibung, wie die Blatt-
26
und Sprosshöcker im jungen Stadium entstehen, was für die Morpho-
logie nicht von Belang ist. Durch die Feststellung der Tatsache,
dass jederzeit die Seitensprosse gleichzeitig aus einem oberständigen
Blatthöcker zum Vorschein kommen, wird ja das morphologische
Faktum nicht widerlegt, dass diese Seitensprosse ausnahmslos und
jederzeit in der Blattachsel eines Stützblattes erscheinen. Und mehr
haben wir nicht behauptet. Demzufolge erweist sich die ganze un-
logisch geführte Polemik Schönaus als gegenstandslos. Schönau
hat überdies seine Bemerkungen bloss auf der einzigen Gattung
Fontinalis gegründet und diese Beobachtung sofort auf alle Laub-
moose verallgemeinert.
Wenn ich in meinem Werke sage, dass die Seitensprosse der
Laubmoose jederzeit in der Blattachsel erscheinen, so wird diese
morphologische Erscheinung biologisch leicht verständlich sein, weil
die Seitenknospen in der Blattachsel ihren Schutz finden.
Wie wenig Schönau
mit den Hauptbegriffen der
Morphologie vertraut ist,
geht aus seiner Bemerkung
hervor, dass man nicht be-
obachten kann, wie der
Seitenspross der Fontinalis
in der Jugend aus der ßlatt-
achsel auf die Achse hinauf-
rückt. Dieses Hinaufrücken
ist ja im phylogenetischen
Sinne gemeint und vermag
durch keine ontogenetische
Untersuchung verfolgt zu
werden. Auch bei den Phane-
rogamen erscheinen solche
auf die Achse hoch hinauf-
geschobenen Achselsprosse
sehr häufig, obwohl sie in
der Jugend in der Blatt-
achsel nicht standen. Auch
aus diesem Falle ist zu er-
sehen, dass für den ver-
gleichenden Morphologen keine wissenschaftliche Diskussion mit
Fig. 5. Sphagnum ftmbriatum, dichotomisch
verzweigte Stammpartie, fa) Angularblatt.
(Nach Kavina.)
Autoren möglich ist, welche durch den unbeschränkten Glauben an
das entwicklungsgeschichtliche Dogma verblendet sind.
Meine morphologischen Ausführungen bezüglich der Orientation
der Seitensprosse bei den Laubmoosen könnten nur in dem Falle
27
in Zweifel gezogen werden, wenn Schönau Beispiele von Laub-
moosen anzuführen vermöchte, wo der Seitenspross ausserhalb und
seitlich von der Blattachsel hervorkommt.
S. 138, Z 11, n. A. Die eigentümliche Verzweigungsart der Gattung Sphagnum
hat unlängst Kavina verfolgt und im Einklänge mit den Beobach-
tungen Schi mpers und Hofmeisters festgesetzt, dass diese
Verzweigung folgerichtig den dichotomen Typus beobachtet. Er fand
auch solche Fälle (Fig. 5), wo sich das Hauptstämmchen in zwei
gleich lange und gleich gestaltete Aste dichotomisch teilte und das
charakteristische Angularblatt oberhalb der Dichotomie trug. Die
Seitenbüschel sind demnach lediglich verkürzte, mehrmals geteilte
Dichotomien, welche allenthalben seitlich von den Stammblättern
zum Vorschein gelangen. Nach Kavina sollte das ganze Stämmchen
als Dichopodium aufgefasst werden in der Weise, dass abwechselnd
der eine Gabelzweig sich zum Seitenbüschel verkürzte. Für die
Richtigkeit dirser Meinung würde auch die regelmässige Stellung der
Seitenbüsche] nach einer bestimmten Zahl der Stammblätter am
Hauptstämmchen sprechen. Es ist allemal eine Regel bei der dicho-
tomischen Verzweigung, dass die Gabelung nach bestimmter Blatt-
zahl stattfindet.
Durch diese dichotomische Verzweigung entfernt sich nun tat-
sächlich die Gattung Sphagnum von allen Muscineen in hohem Masse
und erweist sich dieselbe als selbständiger Typus, parallel zu den
Laub- und Lebermoosen.
D. Gefässkryptogamen (Cryptogamae vasculares).
S. 160, Z. 9. Boi M. salvatrix stehen die Sporokarpien an den Blattstielbasen
einzeln, bei anderen Arten sind deren 2 und mehr, bei M. polycarpa
H. G. (Brasilia) stehen deren 15 in einer Reihe von unten bis zur
Blattstielmitte hinauf.
S. 172, Z. 27, n. A. Wessel owska hat sogar eine Entwicklung der nor-
malen Blätter mit einer Stammscheitelzelle am Grunde auf den Pro-
thallien von Pellaea tenera , Notochlaena Eckloniana und N. flavcns
direkt aus dem apikalen Meristem des Prothalliums beobachtet —
also ganz ausserhalb der Archegonien. Nach derselben Autorin er-
scheinen zuweilen auch solche Zwischenformen, welche den Über-
gang vom Prothalliumlappen zum Laubblatte offenbaren. Derartige
Vorkommnisse sollten eingehend morphologisch verfolgt werden.
Es müsste zunächst erörtert werden, ob es nicht vielleicht bloss
Knospen adventiver Natur seien, welche nur das erste Laubblatt
entwickeln, oder ob hier tatsächlich eine direkte Umwandlung eines
28
Fig. 6. Equisetum arvense L. Junges Pflänzchen aus dem weiblichen Pro-
thallium hervorspriessend; a) Prothalliumlappen, b ) fleischige Prothalliumsbasis.
t) Rhizoide, d ) Pfahlwurzel, e) Wurzelhaare, /) dreilappige Keimblattscheide,
g, h) zweite Scheide und neues Internodium, k) sterile Archegonien. (Nach
Duval-Jouve.)
Vorkeimlappens vorliegt. Im ersten Falle wäre die Sache von gerin-
gerem Interesse, im zweiten Falle dürfte aber die Erscheinung auf
die Rechnung der Erblichkeit gestellt werden. Das aufgekeimte Pro-
thallium erbt die Fähigkeit, Blätter zu bilden, mag dazu auch nur
das Gewebe der ersten geschlechtlichen Generation dienlich sein.
Dgr Einfluss der Kopulation wird nicht nur auf die Embryobildung,
sondern auch auf die Sporen und das aus diesen hervorkommende
Prothallium übertragen.
S. 176, Z. 16. Sehr häufig neigt das erste Blatt zur kreisförmigen Form mit
radialer Nervatur und mit dichotomisch gelappter Spreite hin, ungeachtet
29
der akropetal sich formierenden
(Fig. 111).
S. 178, Z. 17. Innen in der Scheide
ist die Anlage der zweiten
Scheide und des zweiten
Internodiums wahrzunehmen
(Fig. 6). Die steril zurück-
gebliebenen Archegonien
nehmen ihren Platz in der
fleischigen Basalpartie des
Prothalliums.
S. 185, Z. 13, n. A. Die Blätter der
Farne fallen von der Achse
nicht gliederig in der Weise
ab, wie es bei den Angio-
spermen die Regel ist. Ihre
Stielbasen verbleiben lange
Zeit in Verbindung mit dem
Rhizom oder mit dem
Stamme, indem sie einen
förmlichen Panzer auf dessen
Oberfläche bilden. Erst im
vorgeschrittenen Alter fallen
die Blattbasen ab und hinter-
lassen dieselben am Stamme
durch die Gefässbündel ge-
zeichnete Narben, so na-
mentlich bei den baum-
artigen, tropischen Farn-
arten. Bei den einheimischen
Farnen (Pteris aquilina, Poly-
podium Dryopteris, Aspi-
dium Filix mas u. s. w.) er-
folgt indessen eine derartige
Narbenabtrennung der Blät-
und verlängerten späteren Blätter
ter nicht, die Blattstielbasen
bilden hier eigentlich die
Bestandteile der Rhizom-
achse, sie leben und sterben
mit derselben ab.
Auch die Blattspreite,
wenn sie gefiedert ist, zer-
fällt selten wann in einzelne
Fig. 7. Ophioglossum vulgatum. 2) Die Basis
einer älteren Pflanze; das Blatt (/7i) ist in die
Scheide (g ) eingehüllt. Rst ) Blattreste der vo-
rigen Jahre, ft 2) ein neues Blatt für das nächste
Jahr, in eine Scheide gehüllt, welche mit der
geöffneten Spitze (x) endet, flf) Blattanlage für
das dritte Jahr, fr) Öffnung, aus der der Blatt-
kegel (/?2) hervortrat. — 15) Schematischer Längs-
schnitt einer älteren Pflanze. Rst ) Blattreste, R)
Wurzeln. 2, 3. 4, 5, 6) Blätter, g) zugehörige
Hüllscheiben. (Nach Rostowcew.)
30
Hedern oder Blättchen auf die Art, wie es bei den Angiospermen
der ball zu sein pflegt. Die Farnspreiten verwelken zuletzt, ver-
trocknen und bilden bei den einheimischen Arten zur Winterszeit
ein wärmendes und schützendes Obdach der lebenden Terminal-
knospe. Lediglich bei den exotischen Arten Nephrolepis cordifolia
Prsl, N. acuta Prsl, Oleandra und einigen anderen fallen einzelne
Blattabschnitte gliederig ab. Die Blätter von Arthropteris ramosa
Mett, und von Cyclophorus trennen sich oberhalb der Basis glie-
derig ab.
S. 186, Z. 39. Die Hüllschuppe ist zuerst an der Spitze durch ein gezähntes
Anhängsel geöffnet, welches später seitwärts verschoben wird. Dieses
Anhängsel dürfte eben als Spreitenrudiment gelten, wenn die Hüll-
schuppe ein verkümmertes Blatt darstellen sollte Die Blattanlagen
für die folgenden Jahre lassen sich in der Basalknospe bis zum
6. Jahre verfolgen, wie es die anschauliche Abbildung Rostowcews
schön wiedergibt (Fig. 7).
S. 191, Z. 15. Nach der brieflichen Mitteilung Zei Ilers in Paris findet tat-
sächlich eine solche Erneuerung aus der Gabelknospe bei Lygodium
volubile (Guyana) statt.
S. 194, Z. 27. Dieser braun-goldene Haarfilz besteht aus einfachen, einfach
zellgliederigen, stielrunden Trichomen. Desgleichen erzeugt Poly-
podium aiireum L. und Aglaomorpha Meyeniana Sch. an den Blatt-
basen ganze lockere, aus äusserst feinen Spreuhaaren zusammen-
gesetzte Polster.
S. 194, Z'. 38. Es ist ein im Alkohol sich auflösendes Harz. Auffallend ver-
hält sich in dieser Beziehung Cheilanthes aurantiaca Moore (Mexiko).
S. 195, Z. 6. Bei Polypodium Eimen Copal. (Philip.) erreichen diese Schild-
chen bis 1 cm im Durchmesser.
S. 196, Z. 3. Poly podium plebejum Schl. (Ind. occ.) besitzt Blätter, welche
ganz von einer feinhaarigen Bekleidung bedeckt sind.
S. 196, Z. 13, n. d. W. »drehrund«: aus einer flachen Spreu eingerollt.
S. 196, Z. 25, n. A. Alsophila aculeata Klotz besitzt blasig aufgetriebene Spreu-
schuppen, die aus der flachen Form durch Auswölbung und Ein-
rollung entstehen. Polypodium normale Don. ist durch flache, ange-
drückte Schuppen, aus deren Mitte einige lange, einzellige Haare
büschelig hervortreten, ausgezeichnet. Die lang-kriechenden Rhizome
des Polypoditim lycopodioides L. sind mit lanzettlichen Spreuschuppen
so dicht bedeckt, dass sie einem Lycopodium nicht unähnlich sind.
S. 196, Z. 32. Die Dornen an den Blattstielen der Alsophila armata Mart.
(Mexiko) sind sehr mächtig. Dicksonia aculeata M. entwickelt an der
Hauptrippe der grossen Blätter ziemlich grosse, scharfe Stacheln.
Dryopteris ferox O. K. ist an den Wedelrippen von braunen, bis
V2 cm langen Stacheln dicht besät.
31
S. 200, Z. 11. Ein ähnliches Beispiel bietet uns das Blechnum Patersonii
(S 187), bei welchem sogar eine dritte Blattform in Erscheinung
tritt, an der die Blattspreiten fiederig geteilt sind.
S. 201, Z. 19. Das gleiche zeigt die westindische Ormthopteris adiantijolia L.
S. 202, Z. 6. Gwynne-Vaughan und neuerdings Domin haben darauf
hingedeutet, dass zwischen den beiden Stipularlappen eine »Scheiden-
querwand« (transverse intra-axillary commissure) entwickelt ist, welche
die Lappen verbindet und früh mit der Blattanlage in der Blattachsel
zum Vorschein kommt (Fig. 8). Domin erklärt indessen auch diese
Stipularbildungen für eine scheidige Erweiterung der Blattstielbasen.
S. 206, Z. 10. Weitere Beispiele
bietet auch Lindsaya tra-
pezi formis Dry, L. daval-
lioides Bhm. und L. cul-
trata W.
S. 208, Z. 6, n. A. Die Blätter des
westindischen Aspidium
deltoideum Sw. zeigen eine
ungewöhnliche Form in
der Weise, dass die Ab-
schnitte in der unteren
Blatthälfte ganz einfach
ausgebildet sind, während
die Abschnitte der oberen
Blatthälfte bis 12 cm lang
und zweimal gefiedert er-
scheinen Etwas ähnliches stielbasis mit den Stipularlappen und dieselben
verbindender Scheidenquerwand. (Nach Domm.)
wiederkehrt auch bei
einigen, in der Kultur verbreiteten Nephrolepis Arten. Dies dürfte
den Blättern der Gleditschia (vergl. unten) zur Seite gestellt werden
können, wo ebenso einzelne Abschnitte gefiedert, andere aber ein-
fach Vorkommen.
Die Variation in der Formausbildung der vegetativen Farn-
blätter tritt auch ausserhalb der Sporophylle ein. Ein hübsches Bei-
spiel bietet uns die Ptens ensiformis Burm. (Philipp.;, wo die einen
Blätter lang gestielt, einfach lineal, ganzrandig oder gezähnt Vor-
kommen, die anderen aber unterhalb der einfachen Spreite noch
mit zwei seitlichen, lappig-fiederteiligen Abschnitten versehen sind,
noch andere endlich vorhanden sind, deren Spreite der ganzen Länge
nach lappig-gefiedert und gezähnt erscheint. Diese Blattbildung* er-
innert an die Blätter von Morus, Sterculia u. a.
S.216, Z. 22. Diese Ligula, welche sämtliche Selaginellen, Isoetaceen, Lepi-
dodendraceen und Sigillariaceen kennzeichnet, darf nicht vom
Fig. 8. Angiopteris Teysmanniana Vr. Blatt-
32
morphologischen Standpunkte aus mit der Ligula der Gramineen
und anderer Angiospermen identifiziert werden. Den Beobachtungen
mehrerer Forscher (Hofmeister, Lucrssen, Domin) zufolge ist sie
bloss als Trichomorgan (etwa wie die Spreuschuppen der Farne) an-
zusehen, was schon aus ihrer ontogenetisch-anatomischen Wesenheit
hervorgeht. Dies ist gewiss die richtige Anschauung, denn, wäre sie
von stipulärer Herkunft, so müsste man irgendwo auch Übergänge
zu Stipeln vorfinden, was jedoch nirgends stattfindet. Der Vor-
schlag, die Ligula der Selaginellen mit dem Terminus » Lingula « zu
belegen, ist wohl zutreffend.
S.218, Z. 19. An der Basis sind auch zwei Schleimkanäle wahrzunehmen,
welche an diejenigen von Lcpidodendron (Fig. 144 a) lebhaft erinnern
(parichos bei Hill).
S. 234, Z. 6, n. A. A. Sp erlich will die Benennung »Achsenträger« bei
Nephrolepis iuberosa teilweise für unzutreffend, teilweise für über-
flüssig halten, unzutreffend deswegen, weil die Ausläufer vielmehr
Wurzeln tragen, obwohl Sp erlich selbst bemerkt, dass nur ein
Teil derselben (die unterirdischen) Wurzeln treiben. Die oberirdi-
schen, sowie die unterirdischen entwickeln aber an der Spitze eine
Laubknospe oder einen beblätterten Spross (Achse), woraus wohl
der richtige Schluss zu ziehen ist, dass die Benennung »Achsen-
träger« zutreffender ist als »Wurzelträger«. Der Umstand, dass die
Stolonen Wurzeln tragen, steht erst in zweiter Reihe, indem den
Stolonen die Hauptrolle zugewiesen ist, die Pflanze vermöge der
Endknospen vegetativ zu vermehren. Wenn man sie mit dem Ter-
minus »Wurzelträger« belegen wollte, so könnte man dieselben mit
gleichem Rechte auch »Schuppenträger« nennen. Die Wurzelträger
der Selaginellen verrichten eine andere Funktion, denn sie sind bloss
der Wurzelbildung dienlich. Die Schlussfolgerung Sperlichs ist
demzufolge unrichtig und unlogisch.
Überflüssig scheint Sp er lieh die Benennung »Achsenträger«
aus dem Grunde, weil auch anderwärts Stolonen mit einer Laub-
knospe enden. Das ist zwar richtig, aber nirgends ist im ganzen
Pflanzenreiche ein zweiter Fall bekannt, wo die Stolonen vor dem
ersten Phyllome sich wiederholt verzweigen und erst nach einer be-
trächtlichen Länge ein Phyllom und eine Endknospe entwickeln.
S. 254, Z. 30. Neuerdings hat die dichotomische Verzweigung beim Psilotum
auch W. Docters van Leeuwen-Reijnvaan bestätigt.
S.261.Z. 7. Dies bestätigen auch die neueren Beobachtungen Worsdells,
denen zufolge die Wurzelträger sich in beblätterte Achsensprosse
umwandeln.
S. 266, Z. 42. Die in den Tropenwäldern an Baumstämmen hoch hinkriechende
Polypodiacee (aff. Aspidium) Arthropteris ramosa Mett, ist zwar mit
33
ihrer Rhizombasis im Boden vermittels echter Wurzeln eingefügt,
die meterlangen, dünnen Rhizome sind aber wurzellos und an der
Rinde mit den Saughaaren anhaftend.
S. 266, Z. 33, n. d. W. »Feuchte« : und zum Anhaften.
S.269, Z. 34. Dagegen konnte ich an der südamerikanischen, xerophilen Art
Sei. convoluta Spring, feststellen, dass hier überhaupt keine Wurzel-
träger zum Vorschein kommen, da die dichtrasige Pflanze lediglich
vermöge zahlreicher, mehrmals verzweigter, dichthaariger und direkt
aus der Rhizombasis hervorkommender Wurzeln im festen Boden
eingewurzelt ist. Aus diesem Faktum erhellt gleichzeitig, dass die
Wurzelträger nur eine biologische Adaptation für das saprophytische
und epiphytische Leben der Selaginellen darstellen. Die Wurzel-
träger bewerkstelligen nicht nur die Verbindung der in die Luft
Fig. 9. Stigmaria ficoides Nach Göppert. teilweise restauriert.
hinaufstrebenden Stengel mit dem Boden oder mit der Rinde, sondern
dienen dieselben auch den schwächlichen Stengeln als Stelzen —
ganz wie bei einigen Monokotylen, dem Pandanus oder dem Man-
grovetypus. Wenn aber eine Selaginella als Erdpflanze sich ent-
wickelt, so braucht sie die Wurzelstelzen nicht und wurzelt direkt
im Boden.
S. 270, Z. 36, n. A. Hier mag noch eine Bemerkung über die eigentümlichen
Wurzelbildungen der paläozoischen Stigmarien hinzugefügt werden.
Die Stigmarien (Fig. 9) sind nach den verschiedenen festgestellten
Beobachtungen unterirdische, verdickte, zuerst in 4 starke Zweige,
alsdann aber wiederholt dichotomisch verzweigte Stammbasen der
Sigillarien und Lepidodendren. Am häufigsten kommen sie in den
3
:u
Sammlungen als mächtige Baumstücke mit gabelig verzweigten,
dicken Wurzeln vor. An den dicken Wurzeln sind ringsum in
dichter, aber unregelmässiger Anordnung lange, einfache, dünne
Wurzeln wahrzunehmen, oder, wenn diese abgebrochen sind, kreis-
förmige Narben nach denselben. Dass diese dünnen Wurzeln bloss
als echte Wurzeln angesehen werden müssen, geht aus zahlreichen
Tatsachen unbestreitbar hervor. Einige wollten glauben, dass sie als
Pneumatophoren dienlich waren, für welche Ansicht jedoch keine
Momente sprechen. Es ist vielmehr wahrscheinlich, dass es unter-
irdische, allseitig strebende Wurzeln sind, weil sie auf der ganzen
Oberfläche der dicken Gabeläste stehen und den dicken, säulen-
artigen Sigillarienstamm im festen Boden befestigen mussten. Es ist
kaum denkbar, dass die mächtigen, schweren Sigillarienstämme im
weichen, vom Wasser durchnässten Sumpfboden wachsen konnten,
sie mussten eher einen festen Boden haben, um sichere Stabilität
zu erlangen. Hiezu dienten auch die im Kreise gestellten und einen
breiten Flächenraum einnehmenden dicken Wurzelgabcln. Die Stig-
marienwurzeln sind also lediglich als Befestigungsapparate für die
Stigmarienstämme aufzufassen. Eine Pfahlwurzel bei einer Selagi-
nellacee ist hier unmöglich, es müssten also die Wurzeln direkt aus
der Stammbasis in grosser Anzahl auftreten, wie bei Palmen, um
den Stigmariastamm senkrecht festzuhalten. Der einfache und senk-
rechte Bau der Stigmariastämme lässt auch nicht die Annahme zu,
dass sich vielleicht die Adventivwurzeln, beziehungsweise die seit-
lichen Wurzelträger am Stamme selbst zu entwickeln vermochten.
Die Befestigung konnte lediglich in der Stammbasis, wie allgemein
bei allen derartigen Baumformen jeglicher Verwandtschaft, statt-
finden. Hier konnten nun auch Wurzelträger in die Erscheinung
treten, was tatsächlich der Kall ist. Wie anderwärts bei den Selagi-
nellaceen die Wurzelträger häufig gegenständig am Stengel zu stehen
kommen, so treten sie hier bei der Stigmaria in 4 oder 2 in einem
Kreise ein. Dass es mächtige Wurzelträger sind, bekräftigt ihr all
mähliches Übergehen in die Stammbasis, ihre Abrundung an der
Spitze und das endogene Hervorkommen der dünnen Seitenwurzeln.
Sie sind dichotomisch verzweigt, wie es auch bei den Selaginella-
wurzelträgern nicht selten vorkommt.
Diese Deutung der Stigmarien wäre demzufolge nicht weit von
der Darstellung Solms-Laubachs und Potonies, welche sie
für ein Übergangsgebilde zwischen Stamm und Wurzel erklärten.
Als Rhizome können sie gewiss nicht gelten, weil sie niemals eine
Spur nach den Blattschuppen zeigen. Neuerdings hat sie Lindinger
als Verbände von Adventivwurzelbasen auf die Art, wie bei manchen
Dracaena- Arten, gedeutet. Diese Anschauung kann ich nicht billigen,
35
denn die Stigmarienstämme sind anatomisch und morphologisch
durchaus anders gebaut, was aus ihrer systematischen Differenz er-
hellt, dann zeigen die Adventivwurzeln nie eine derartige Regel-
mässigkeit in Form und Anzahl, wie es hier der Fall ist. Schliesslich
ist nirgends im Bereiche der Selaginellaceen ein ähnliches Zusammen-
wachsen und eine derartige Verdickung der Wurzeln bekannt, wie
dieselbe Lindin ger bei den Dracaenen beschreibt.
S. 272, Z. 44, n. d. W. »z. B.<: A. caudatum L. und
S. 277, Z. 16, n. A. Zu neuester Zeit werden von Lignier die fossilen
Sphenophylla auf Grund ihrer Ähnlichkeit in der Blattnervatur und
in der Entwicklung der Sporangien an der Biattbasis mit der Gattung
Archaeopteris und überhaupt mit den Pr imof Meine en Arbers in enge
verwandtschaftliche Beziehungen gestellt, was unsere Auffassung noch
mehr bekräftigt.
3*
II. Die Morphologie der Phanerogamen.
A. Die Keimpflanze.
S. 284, Z. 6. Thuja occidentalis L. (Fig. 23, Taf. II) keimt mittels zweier
flacher Kotyledonen, welchen zwei flache, gegenständige Blätter,
dann 4 — 3zählige Blattquirle, weiter ein 3zähliger Blattquirl und zu-
letzt regelmässig abwechselnde Blattpaare folgen. Die Blätter der
Keimpflanze sind hier sämtlich lineal, flach, welche Form auch an
den heterophyllen Zweigen der Juniperus vü-giniana L. und J. chi-
nensis L. anzutreffen sind.
S. 284, Z. 16. In dieser Beziehung ist Araucaria brasiliana Lamb. (Fig. 13,
Taf. I) besonders interessant, deren Same aus einem mächtigen
Endosperm gebildet wird. Im Endosperm befinden sich zwei bis
zur Spitze freie, lineale Kotyledonen, welche samt dem Endosperm
unter der Erde verbleiben und als Haustorien dienlich sind. Über
die Erde tritt die starke, gerade, spiralig angeordnete, blättertragende
Achse empor. Die ersten Blätter sind häutig, nehmen jedoch all-
mählich eine normale Form und grüne Farbe an. In ihren Achseln
ist überhaupt keine Spur nach den Knospen wahrzunehmen. Eine
eigentümliche Gestalt zeigt das fleischig verdickte, unten kinnartig
abgerundete Hypokotyl. Die Hauptwurzel ist wie sonst bei den
Koniferen vollkommen haarlos. Was für eine biologische Funktion
das beschriebene Hypokotyl verrichtet, ist mir zurzeit nicht klar.
Hingegen keimt die Araucaria excelsa R. Br. (Fig. 12, Taf. I) auf
eine ganz andere Weise, indem sie 4 flache, lederartige, an der
Spitze 3 — özähnige, oberseits grüne, unterseits blasse, mit 5 — 8
parallelen Nerven versehene Kotyledonen besitzt und vermittels eines
einfachen Hypokotyls über die Erde tritt. Nach den Kotyledonen
folgen schon die bekannten, krallenformigen, grünen Blätter, von
denen die vier ersten den Platz zwischen den Kotyledonen ein-
nehmen.
37
S. 284, Z. 18. Cunninghamia sinensis R. Br. (Fig. 15, Taf. I) besitzt zwei
lineale, lederartige, oben blasse, unten glänzend grüne Kotyledonen,
nach welchen schon normale, spiralig angeordnete Laubblätter
folgen. Das dünne Hypokotyl übergeht allmählich in die haarlose
Hauptwurzel. Cryptomeria japonica L. keimt mit 4 — 2 linealen Koty-
ledonen, welchen ein Blattquirl, alsdann aber spiralige Blätter folgen.
Taxodiuni distichum L. (Fig. 14, Taf. I) hat wiederum 4 lineale,
Fig. 10. 1. Rosa canina L., 2. Globularia Alypum L., Keimung, schwach
vergr., Lepidium sativum L., Keimpfl. mit geteilten Kotyledonen, Pitto-
sporum sp. (Australia, Domin), Keimpfl. mit den ersten, anders gestalteten
Blättern (Original!.
oberseits kielige, einnervige, blasse Kotyledonen, welchen lineale,
normal biologisch orientierte, spiralige Laubblätter folgen.
S. 284, Z. 42. Nach Matte besitzt Ceratozamia nur einen Kotyledon.
S. 285, Z. 3, n. d. W. »die«: mit langen Haaren bekleidete.
S. 285, Z. 8. Es ist eigentlich kein Haustorium, weil im Endosperm kein
Saugkörper eingelagert ist, sondern es hängt eine, bei der Keimung
das junge Pflänzchen einhüllende Haut mit dem Endosperm zusammen.
38
S. 285, Z. 21, n. A. Meinen Beobachtungen an Keimpflanzen der U elwitschia
(Fig. 9 — 11, Taf. I) gemäss ist der Keimungsprozess ein ähnlicher
wie bei Ephedra , nur mit dem Unterschiede, dass die Keimpflanze
im Endosperm stecken bleibt und mit einem keilförmigen, oben ge-
streiften Haustorium versehen ist. Die Wurzel trägt ausserdem keine
Haare. Die Keimpflanze zerreisst die beiden Samenhüllen, indem sie
aufwärts das Hypokotyl und herunter die Wurzel treibt. Die Keim-
blätter sind flach, lineal, lederartig, grün, von 4 zarten Nerven
durchzogen.
5.287, Z. 7. Die winzig kleinen Keimblätter der Digitalis ambigyia ver-
grössern sich bei der Keimung zu grossem Umfang.
S. 287, Z. 11. Asarum europaeum behält grüne Keimblätter bis zum nächsten
Frühling.
S. 288, Z. 7. Bei Rosa caiiina sind die Keimblätter sowie das Hypokotyl mit
kurzen Stachelhaaren besetzt (Fig. 10).
S. 288, Z. 8, n. d. W. »Amsinckia«: Peucedanum sativum.
5.288. Z. 9. Die Cruciferen sind allgemein nur mit einfachen Kotyledonen
ausgestattet, das genannte Lepidium sativum trägt aber dreilappige
Kotyledonen, welchen gleich fiederspaltige Laubblätter folgen
(Fig. 10). Bei Schizopetalum Walkeri geht diese Teilung so weit,
dass aus 2 ursprünglichen Kotyledonen scheinbar 4 lineale ent-
stehen (Lubbock).
S. 289, Z. 16. Die meisten Proteaceen sind durch breite, flache, fast leder-
artige, am Grunde zweiührige Keimblätter ausgezeichnet (Fig. 1,
Taf. I, Hakea acicu/aris Kn.). Von den einheimischen Arten wäre
die Corylus Avellana L. zu erwähnen.
S. 291, Z. 16. Desgleichen das Smyrnium perjoliatum und noch andere Um-
belliferen. Bei Ferula Sadleriana tritt die Plumula seitwärts an der
Basis der verwachsenen Kotyledonarstiele hervor, während dieselbe
bei der F. tingitana zwischen den verwachsenen Keimblättern her-
vorwächst.
S. 291, Z. 31. Dasselbe kommt an den Keimpflanzen von Lcuyunaria Pater-
sonii Don. (Malvac.) vor.
S. 292, Z. 9, n. d. W. »Fig. 185«: oder bei Hakea acicularis (Taf. I).
S. 292, Z 10, n. d. W. »Fig. 192«: oder bei Cardamine pratensis und Vero-
nica Chamaedrys.
S. 292, Z. 20. Anagallis arvensis (einjährig) trägt in den Keimblattachseln
Serialknospen, durch welche sie sich regelmässig verzweigt und er-
hält. Bei Grevillea Banksiana (Proteac., Austral.) erscheinen sonder-
barerweise unter den ersten transversalen Blättern kleine Knospen
mit transversaler Orientierung. Ich möchte dieselben nur für Adventiv-
sprosse halten.
39
S. 292, Z. 36. Das erste Laubblatt der Rosa canina (Fig. 10) ist dreizählig,
aber nebenblattlos, erst das zweite trägt kleine Seitenzähne, welche
am Stiele herablaufen.
S. 292, Z. 43. Das erste Laubblatt des Geranium Robertianum ist schon so
fiederteilig wie die Stengelblätter.
S. 294, Z. 30, n. A. Eine ausserordentlich schöne phylogenetische Blattent-
wicklung, an der Jugendpflanze mit dem Kotyledon als der einfach-
sten Urform angefangen, kann man an Potentilla argentea L. (Fig. 11)
verfolgen. Aus dem einfachen Kotyledon entsteht zuerst durch Ein-
schneidung ein handnervig-gelapptes Blatt, sodann ein dreizähliges
und durch die fussförmige Abschneidung ein fünfzähliges Blatt. Am
Blattstiele ist zugleich die Entwicklung der Nebenblätter zu sehen.
Fig. 11. Potentilla argentea L. Phylogenetische F,ntwicklung des Blatts an
der Keimpflanze, mit dem Keimblatte angefangen. (Original. ) Zugleich die
Entwicklung der Nebenblätter.
S. 295, Z. 6. Die Keimpflanze einiger Pittosporum- Arten trägt die ersten
Blätter ganz anders ausgestaltet als die definitiven an den Stamm-
zweigen (Fig. 10). Die ersteren sind gezähnt, breit, die letzteren
länglich-lanzettlich, ganzrandig. Die ersten Blätter der Keimpflanze
von Syringa vulgaris sind abstehend behaart, dagegen die der
älteren Zweige kahl. Die ersten Blätter von Lonicera Caprifolium
sind gestielt, eiförmig-elliptisch, die späteren verwachsen-becherförmig.
S. 296, Z. 25. Man hält sie für Befestigungsorgane im lockeren Boden. Einige
Proteaceen (Grevillea) zeigen eine ähnliche Vorrichtung. Derartige
Fersenbildungen sieht man auch an der Keimpflanze von Glcbularia
Alypum (Fig. 10) und von Trichosanthes Colubrina (Cucurbit.)-.
S. 304, Z. 15, n.d. W. »auch«: Erigenia bulbosa Nutt. (Holm) und
40
S. 304, Z. 18. Es ist interessant, dass die Bildung nur eines einzigen Keim-
blattes als ein Ausnahmsfall bei denjenigen Umbelliferen (z. B. bei
Conium maculatum) vorkommt, welche regelmässig mit zwei Kotyle-
donen keimen (Winkler, Domin).
S. 305, Z. 9. Gat in hat eine derartige Haarbildung auch auf dem Kotyledon
und dem Hvpokotyl einiger Palmen beobachtet (Trachycarpus,
Strelitzia).
S. 305, Z. 41. Holm beschreibt die Keimpflanze von Claytonia mit einem
Kotyledon und gibt eine Abbildung davon. Bei Eucalyptus pulveru-
lenta Sims, kommen hin und wieder dergleichen Keimlinge mit einem
Kotyledon vor, in welchem Falle aber die folgenden Blätter sich
durchaus abwechselnd entwickeln, während sie bei zwei Kotyledonen
gegenständig vorhanden sind. Durch diesen interessanten Fall wird
unsere Darlegung S. 556 gerechtfertigt.
S.306, Z. 29. Derartige Keimungsverhältnisse wiederkehren bei Dentaria
laciniata M. (Holm).
S. 306, Z. 33. Desgleichen bei Hibiscus cannabinus. Bei einigen Peperomia-
Arten bleibt ein Keimblatt im Samen unter der Erde stecken, um
das Perisperm auszusaugen, während das zweite über die Erde her-
austritt, vergrünt und als Assimilationsorgan fungiert (Hill). Sehr
interessant organisiert ist der Keimling von Aralia spinosa L.
(Holm). Hier ist ein Kotyledon oval, fleischig, ganzrandig, unter-
irdisch, der andere aber oberirdisch, grün, gezähnt, den nächsten
Blättern ähnlich. Der erste dient also als Speicherorgan, der andere
als Assimilationsorgan.
S.308, Z. 18. Diese Keimung, sowie die Embryonen der Garcinien haben
schon Plane hon und Triana richtig gedeutet und schön abge-
bildet. Die Embryonen derselben sind walzenförmig, fleischig, ganz
ungegliedert, nur an der Spitze mit einem Wurzelrudimente, an der
anderen mit einem kaum sichtbaren Kotyledonenrudimente versehen.
Diese Walzen stellen also das Hvpokotyl dar.
S. 312, Z. 30, n. A. Einfachen Keimungsverhältnissen begegnet man auch bei
den endospermlosen Najadaceen. Najas major z. B. (Fig. 12) schliesst
in einer harten Samenschale einen spindelförmigen Embryo ein, an
welchem die obere Hälfte das Keimblatt, die untere das Hypokotyl
darstellt. Die Plumula ist hier in dem Keimblatte vollkommen ver-
senkt und auf der Oberfläche gar nicht bemerkbar. Es ist indessen
wahrscheinlich, dass sie im jüngsten Stadium auch seitlich auf der
Oberfläche zum Vorschein gelangte, im Verlaufe der weiteren Ent-
wicklung aber durch Umwallung des Nachbargewebes im Inneren
des Keimblatts Platz genommen hat. Bei der Keimung streckt sich
das Hypokotyl in die Länge, die Hauptwurzel verlängert sich des-
gleichen und das Keimblatt wächst empor, vergrünt und zerreisst
41
dort, wo die Plumula eingeschlossen ist, um die ersten, gezähnten
Blätter hervortreten zu lassen. Das erste derselben ist dem Kotyledon
gegenübergestellt, das zweite dem ersten u. s. w. Die Gattung Najas
stellt sonach den einfachsten und phylogenetisch primitivsten Embryo-
typus dar, welcher Umstand auch mit dem primitiven Blütenbau
dieser archaistischen Pflanzenart übereinstimmt.
S. 316, Z. 5, n. A. Den weiteren Entwicklungsgang der Keimpflanze der Mono-
kotylen mag uns die abgebildete Yucca quadricolor Hort, veran-
Fig. 12. Najas major All. Die Keimung: 1) Embryo, aus der Samenschale heraus-
genommen, 2) im Durchschnitt, 3) Keimpflanze aus der Samenschale heraus-
tretend, 4) älteres Stadium, ohne Schale, 5) noch älteres Stadium, 6) die Keim-
pflanze treibt die ersten 3 Blätter, 7) das erste Blatt mit scheidig erweiterter
Basis, c) Keimblatt, /) Plumula, h ) Hypokotyl, k) Hauptwurzel, s) Samenschale,
r) Haarkranz, /) Blätter. Schwach vergr. (Original.)
schaukelten (Fig. 13). Hier stirbt im Stadium (3) ebenfalls die Haupt-
wurzel ab, unterhalb des ersten Blatts tritt aber eine starke Ad-
ventivwurzel hervor, welcher die weiteren unter den nächsten Blättern
folgen. Gleichzeitig mit der Blattentwicklung konstituiert sich auch
der senkrechte, walzenförmige und gliederartige Stengel. Die unteren
Blätter fallen zuletzt ab, indem sie ringelförmige Narben hinterlassen.
Der hohe, oben einen dichten Blattbüschel tragende Stamm ist an
der Basis vermittels unzähliger, starker Adventivwurzeln im Boden
befestigt.
42
S. 317, Z. 6. Die Länge des Hypokotyls hängt zuweilen von den Standorts-
verhältnissen ab (Evans).
Fig. 13. Yucca quadricolor Hort. Entwicklung der jungen Pflanze; s) Same,
m) Mittelstück, c) Keimblatt, h) Hypokotyl, £) Hauptwurzel, £') Adventivwurzel,
l“, l“‘) die ersten Blätter. (Original.)
S. 318, Z. 18. Beide Individuen stellen gleichsam Zwillinge dar, welche sich
parallel und gesund weiter entwickeln. Der Fall von Iris scheint
43
jedoch nicht vereinzelt dazustehen, denn ich beobachtete derartige
Fälle auch bei einigen Antkurien und ohne Zweifel dürfte er wohl
auch in anderen Familien Vorkommen.
S. 320, Z. 21, n. A. Das Keimblatt der Monokotylen ist regelmässig kahl,
nur bei Alpima calcarata Rose, fand ich sie mit gestielten, ab-
stehenden Drüsen besetzt. Wozu
sie dienlich sind, ist derzeit
schwer zu ergründen, zumal,
da schon das nächste Blatt
samt der ganzen Pflanze kahl
erscheint.
Eine interessante Entwick-
lung der Keimpflanze zeigt
uns die Gattung Dracaena ,
deren Stämme sich bekannt-
lich baumartig verzweigen und
ein hohes Alter erreichen. Das
Keimblatt der Dracaena Draco
L. (Fig. 208, S. 321) ist kurz
und schüsselförmig, am Grunde
direkt in eine mächtige Haupt-
wurzel übergehend. Schon im
jüngsten Stadium tritt aus dem
Keimblatte eine solide, dicke
Achse hervor. Später, wenn die
Hauptwurzel einzugehen be-
ginnt und schon etwa 6 ent-
faltete Laubblätter vorhanden
sind, nimmt das erste Stengel-
glied die Form einer Knolle
an, an deren abgerundeter
Basis das kappenartige Keim-
blatt sitzt und seitlich eine
starke Adventiv wurzel abgeht
(Fig. 14). Die Blätter folgen
regelmässig und dicht nach-
einander, wodurch ein zylindri-
scher, kurz gegliederter Stamm
zustande kommt. Wichtig ist
nun die Tatsache, dass das
erste Glied knollenartig ange-
legt wird. Es ist noch zu er-
wähnen, dass das erste Blatt (/')
Fig. 14. Dracaena Draco L. Links Keim-
pflanze am Schlüsse des ersten Jahres; c)
Keimblatt, k) Hauptwurzel, k‘) Adventiv-
wurzel aus dem ersten, knollig verdickten
Stengelgliede (w), l\ /"') die ersten
Blätter. Rechts eine Stengelpartie einer
2jährigen Pflanze, r', j", s‘") Stengelglieder,
/) diesen Gliedern angehörige Blätter, p)
Scheidenränder des Blattes (/"'), n) Achsel-
knospe mit einer runden, adossierten
Schuppe. (Original.)
44
dem Kotyledon (£) nicht gegenständig, sondern ein wenig seitlich'
gestellt ist.
Im folgenden werden noch einige Beispiele der Keimungsge-
schichte bei den Monokotylen angeführt werden.
Xanthorrhea hastilis R. Br., welche (wie die vorhergehenden)
zu den baumartigen Monokotylen Australiens gehört, keimt etwa auf
dieselbe Weise wie die bereits beschriebene Dracaena. Das Keim-
, blatt ist ebenfalls schüsselförmig, die Achse aber nicht knollig an-
gelegt. Die Hauptwurzel, fast ohne Hypokotyl, sehr lang und ganz
haarlos (Fig. 21, Taf II).
Doryanthes Palmen Hill., eine riesige Monokotyle Australiens
(Fig. 4, 5, Taf. I), keimt mit einer starken, behaarten Hauptwurzel,
mit einem kurzen Hypokotyl und einem scheidigen Keimblatte,
welches in zwei Lappen durch einen transversalen Schnitt geteilt ist,
wobei der eine Lappen grösser, der andere, dem Kotyledon gegen-
überstehende, kleiner' ist. Dieser Lappen erinnert lebhaft an den
Epiblast der Gramineen.
Die herrliche Ravenala madagascarensis Gm. (Fig. 3, Taf. I)
besitzt ein bimförmiges Haustorium, welches im Endosperm einge-
lagert ist. Die Hauptwurzel ist sehr stark, fast ohne Hypokotyl, der
Kotyledon zylindrisch-scheidig, oben ein wenig geschlitzt. Das erste
Blatt steht dem Kotyledon gegenüber. Das abgebildete Anthurium
Pohlianum Engl. (Fig. 6 Taf. I) dient uns als Beispiel der Keimung
der Araceen. Das Hypokotyl ist kaum entwickelt, das Keimblatt
kurz, scheidig, das erste Blatt gegenständig.
Die Keimung der Ludovia crenifolia Dr. (Fig. 7, 8, Taf. I) ist
in jeder Beziehung derjenigen der Araceen ähnlich. Nach dem kurz-
scheidigen Kotyledon folgt ein gegenständiges, grünes Laubblatt (/'),
dann kommen die übrigen Blätter. Der Kotyledon ist dem Samen
mit dem Rücken zugekehrt. Es ist nunmehr klar, dass die Familie
der Cyclanthaceen durch die Keimung den Araceen nahe steht, wor-
auf auch ihre Blütenorganisation hinweist; die Stamm- und Blatt-
bildung stimmt mit den Palmen überein. Drude vergleicht sie mit
den Pandanaceen , mit welchen sie aber nichts gemeinsames haben.
— Die Keimpflanze der Ludovia crenijolia ist durch eine sehr inter-
essante Heterophyllie ausgezeichnet in der Weise, dass die Jugend-
blätter ganz anders ausgestaltet sind als die Blätter der erwachsenen
Pflanze, indem sie vielmehr an die Blätter einer Aracee oder Bro-
meliacee erinnern, wodurch auch die junge Pflanze dieser Art
habituell von dem entwickelten Stadium abweicht. Die Blätter der
Keimpflanze sind fast krautartig, ohne hervortretende Längsnerven,
aus scheidig rings umfassender Basis allmählich in die Spitze ver-
schmälert, bogenförmig heruntergeneigt, rinnenförmig, besonders
45
unten glänzend und kahl. Die Blätter der entwickelten Pflanze sind
o
gestielt, scheidig, länglich-keilförmig, grob-gekerbt, mit einem Mittel-
nerv und zahlreichen sekundären Parallelnerven versehen und längs
der Nerven faltig.
Die abgebildete Iridacee Tigridia Pavonia (Fig. 2, Taf. I) ent-
spricht im wesentlichen anderen Iridaceen, nur ist das Mittelstück
Fig. 15- Keimung der Monokotylen. 1, 2) Bulbine semibarbata R. Br., 3, 4)
Hippeastrum hybridum Hort., 5) Cordyline stricta Endl., 6, 7) Triglochin
maritimum L., 8) Eustrephus latifolius R. Br., 9)- HaemanthuS multiflorus
Mart., 10) Philydrum lanuginosum Banks.; c) Kotyledon, h ) Hypokotyl, k)
Hauptwurzel, m) Mittelstück, j) Same, /"') erste Blätter, p) Plumula. k‘ )
Adventivwurzel. (Original.)
und der Kotyledon eigenartig ausgebildet. Das erstere mündet in
einen Kiel, welcher von der Keimblattspitze herabläuft, wodurch
sich der Fingerzeig ergibt, wie das in der Mitte oder in der Basis
des Keimblattes eingefügte Mittelstück zu verstehen sei.
46
Die Embryonen des Juncus communis E. AI. (Fig. 19, 20,
Taf. II) werden in der Literatur als unvollkommen entwickelt be-
schrieben und mit den Orchideen in Vergleich gezogen. Ich selbst
konnte diese Angabe nicht bestätigen, da ich alle Bestandteile der
Monokotylen auch hier vorgefunden habe. Die Keimung vollzieht
sich immerhin auf recht einfache Weise. Die Samen sind in reich-
lichen Schleim eingebettet (wohlweislich behufs der leichteren Ver-
breitung in der Umgebung) und stehen lange Zeit mit dem dünnen,
langen Kotyledon in Verbindung. Dieser letztere übergeht direkt,
ohne ein Hypokotyl zu bilden, in die Hauptwurzel. Aus der schei-
digen Basis kommt das erste, schon jetzt zylindrische grüne Blatt (/')
zum Vorschein.
Eustreplms latijohus (Fig. 15) stimmt mit Smilax insofern
überein, als er nach dem Kotyledon ein langes Scheidenblatt (/')
bildet, der Kotyledon ist aber kurz, rundlich, einseitig geschlitzt. -
Auch Ruscus keimt auf diese Weise. Triglochin maritimum (Fig. 15)
erinnert an die Keimung von Juncus und der Alismaceen. Der
zylindrisch-fadenförmige Kotyledon geht in die Hauptwurzel über,
ohne Hypokotyl. Später treiben zahlreiche Adventivwurzeln aus der
Kotyledonarbasis. Bulbine semibarbata (Fig 15) bietet uns ein Bei-
spiel, wo das kurze Mittelstück aus der Mitte des Kotyledons her-
vortritt. Hippeastrum hybridum (Fig. 15) ist dadurch beachtenswert,
dass der Kotyledon selbst fleischig verdickt ist und sonach ein
zwiebelartiges Organ bildet, während das erste, grüne Laubblatt (/')
zu gleicher Zeit bis zur Basis flach, nicht verdickt vorhanden ist.
Haemantlius multiflorus (Fig. 15) zeigt einen mächtigen, breiten
Kotyledon, mit kurzem Hypokotyl, welches fast exogen in die Haupt-
wurzel übergeht. Im frühesten Stadium erscheint neben der Haupt-
wurzel eine starke Adventivwurzel ( k '), welche aber ihren Ursprung
tief im Gewebe nimmt und somit eine hohe Coleorhiza ( cl ) ausge-
staltet. Die Keimung von Philydrum lanuqinosum (Fig. 15) ist da-
durch interessant, dass die Plumula ganz ungedeckt in einer gruben-
artigen Vertiefung am Grunde eines flachen, bandförmigen, grünen,
nur oben, wo er mit dem Samen zusammenhängt, zylindrischen Koty-
ledons sitzt.
S. 322, Z. ll,n. A. Im letzten Jahre wurde mir die gewünschte Gelegenheit
geboten, die Keimung von Testudinaria Elephantipes zu verfolgen
und die Bildung der bekannten, riesigen Knollen festzustellen. Die
flachen, flügelartig berandeten Samen keimen etwa auf dieselbe
Weise, wie die bereits beschriebene Dioscorea alata (Fig. 16). Das
Keimblatt steckt durch sein verdünntes Ende im Endosperm, welches
es aussaugt. Dort, wo es knieartig gekrümmt ist, ist dasselbe scheidig
ausgehöhlt und hier bildet sich das erste, grüne Laubblatt (/'),
47
welches zuletzt auf einem langen Stiele aus der kurzen Kotvledonar-
scheide emporwächst. Unterhalb des Keimblatts gewahren wir ein
massives, zylindrisches Hypokotyl, das unten direkt (exogen!) in die
Hauptwurzel übergeht. Die scariöse, niedrige Kotyledonarscheide
stirbt ab und verschwindet in kurzer Zeit, während das Hypokotyl
anzuschwellen und sich kugelig auszubilden beginnt, und zwar in
der Weise, dass die Auswölbung auf einer Seite stärker vor sich
geht als auf der anderen, infolge dessen die
Hauptwurzel und die an deren Basis her-
vorspriessende Adventivwurzel seitlich an der
runden Knolle erscheint. Das Laubblatt
stellt sich terminal und umfasst in seiner
scheidigen Basis die kleine Innovations-
knospe für die nächste Vegetationsperiode.
Aus dieser Knospe streckt sich nun
der beblätterte Stengel empor, verzweigt sich
und konstituiert sich definitiv. Wenn dieser
Stengel eingeht, so gelangt ein anderer aus
einer Basalknospe neben dem alten Stengel
zum Vorschein. Nicht selten entwickeln sich
schon im Anfang 2 — 3 gleiche Stengel. Die
Knolle nimmt bald an Umfang stattlich zu.
ln späteren Jahren bildet sich unter der
Oberfläche ein Erneuerungsmeristem, aus
welchem alsdann neue Gewebeschichten sich
anlegen. Die äusserste Rindenschicht stirbt
alljährlich ab und muss infolge der Ver-
grösserung des Volumens bersten und
felderartig zerreissen, wodurch die be-
kannten, prismatischen Schilder auf den
grossen Knollen zustande kommen.
S. 322, Z. 24. Statt »80 cm « soll stehen: 3—4 m.
S. 323, Z. 8, n. A. Bei manchen Palmen ist das Mittel-
stück mehr oder weniger tief dem Rücken
des Kotyledons eingefügt (Fig. 17), so bei
Livistona chinensis und Thrinax compacta , welches Verhalten an die
Gattungen Crocus, Tradescantia, Gloriosa, Bulbine u. a. erinnert. Bei
der erwähnten Thrinax tritt es aus dem knieartig gekrümmten Koty-
ledon senkrecht empor. Diese Palmenart ist auch noch dadurch be-
merkenswert, dass sie an der Hauptwurzel keine Haare trägt und
dieselbe Wurzel direkt und exogen in das kaum merkliche Hypo-
kotyl übergeht (vergl. Gat in). Eine höchst wichtige Keimung weist
schliesslich die abgebildete Oncosperma jasciculata auf. Hier ist der
Fig. 16. Testudinaria Ele-
phantipes Burch., Keim-
pflanze; c) Kotyledon, k)
Hauptwurzel, k‘) Adventiv-
wurzel, h ) Hypokotyl, s)
Same, /') das erste Blatt.
(Original.)
48
Fig. 17. Keimpflanzen von Thrinax compacta
Hook. (A), Livistona chinensis Mart. (B),
Oncosperma fasciculata Bl. (C)\ c) Koty-
ledon, a) Scheidenblatt, V) das erste Laubblatt,
ni) Mittelstück, j) Same, k ) Hauptwurzel, £')
Adventivwurzel. (Original.)
Embryo am Rande des Endo-
sperms eingefügt, infolge
dessen kein Mittelstück zur
Entwicklung gelangt und
die Keimpflanze dem Samen
dicht anliegt, wodurch die
Keimung der Gramineen
lebhaft nachgeahmt wird.
Das Keimblatt ist da eben-
falls kurz und breit, das
Scheideblatt (<z) erinnert an
die Coleoptile. Das früh-
zeitige Hervortreten der
mächtigen Adventivwurzel
(£') steht auch im Einklang
mit den Gräsern. Die Keim-
pflanze von Orysa kann gut
mit der Oncosperma in Ver-
gleich gezogen werden. In
Anbetracht dieser auffallen-
den morphologischen Bezie-
hungen lässt sich nicht mehr
leugnen, dass die Palmen
und die Gramineen verwandt
und auf die gleichen Vor-
fahren zurückzuführen sind.
Schon M a r t i u s (Historia
natur. Palmarum) unter-
scheidet bei den Palmen
»germinatio admotiva« (Dic-
tyosperma) und »germ. re-
motiva« (Phoenix). Die Kei-
mung der Gattungen Nipa
und Phytelephas weicht der-
massen von allen Palmen
ab, dass dieselbe einen wei-
teren Wink darbietet, diese
Verwandtschaft überhaupt aus dem Palmenkreis auszuschliessen und
neben den Cyclanthaceen als selbständige Familie zu stellen. Die
Früchte der Gatt. Nipa sind aussen in eine starke, leichte, wasser-
dichte, korkähnliche Schicht eingehüllt, vermittels welcher sie auf
dem Wasser leicht zu schwimmen vermögen und durch die Meeres-
wellen weit fortgetragen werden (Fig. 18). Wenn sie zuletzt am
49
Strande im Schlamme sitzen bleiben, so stecken sie mit der breiten
Basis im Schlamme, während die verschmälerte Spitze die Keim-
pflanze auslässt. Das korkige Perikarp bildet auf der Innenseite eine
überaus feste Steinschicht. Das Endosperm ist ziemlich weich und
hohl. Der Embryo ist gerade und trägt unten ein weiches, bim-
förmiges Haustorium, welches die Endospermhöhlung ausfüllt. Das
Hypokotyl ist walzig, scharf vom Haustorium abgeschnürt und mit
einem niedrigen, schup-
penförmigen, zuletzt häu-
tigen Kotyledon versehen.
Aus diesem tritt alsdann
das erste bis vierte Schei-
denblatt, ohne gefiederte
Spreite, nur mit kurzer,
grünlicher Spitze beendet,
hervor.
Hier haben wir also
den merkwürdigen Fall
vor uns, dass sich die
Hauptwurzel (radicula) in
ein Haustorium umwan-
delt und die Keimpflanze
aus dem Samen in um-
gekehrter Richtung her-
austritt, während bei den
Palmen und anderen
Monokotylen das Hausto-
rium sich aus dem Koty-
ledon bildet und der
Keimling aus dem Samen
mit der Radicula heraus-
tritt. Infolge dessen unter-
bleibt die Entwicklung
der Hauptwurzel und statt
derselben entwickeln sich
gleich im ersten Keim-
stadium aus der Achse, dicht oberhalb der Kotyledonarbasis, seit-
liche Adventivwurzeln und treten dieselben oben seitlich von der
Keimspitze hervor. Die weitere Entwicklung ist mir nicht bekannt.
Ich möchte indessen glauben, dass die aufgekeimte Frucht 1 — 2 Jahre
lang in den Meeresfluten wandert und hiemit eine Art von Viviparie
darstellt. Erst dann lässt sie sich irgendwo am Strande im Sumpfe
nieder, treibt oben zahlreiche Wurzeln, welche sich bogenförmig
Fig. 18. Nipa fruticans Wurm. A ) Verkl. Frucht
im ersten Keimungsstadium. B ) dieselbe im
Durchschnitt; a ) Fruchtspitze, d ) Fruchtbasis, /)
die ersten Schuppenblätter, c) Keimblatt, y) Hypo-
kotyl, k ') Adventivwurzeln, aus der Keimblatt-
achsel hervortretend, h ) Haustorium, e) Endo-
sperm, i) Steinschicht, n) Korkschicht. (Original.)
4
50
nach unten umbiegen und einwurzeln, so dass die junge Pflanze von
denselben wie auf Stelzen in der Luft getragen wird. Es wäre wohl
vom Interesse, die Lebensverhältnisse dieser Mangrovepalme ein-
gehend in ihrer Heimat zu verfolgen.
S. 330, Z. 27, n. A. Ich hatte neulich die Gelegenheit, auch die Keimlinge der
Zizatiia aejuatica L. (Fig. 19) zu untersuchen, und bin ich sonach
imstande festzustellen, dass diese Gramineenart zu den lehrreichsten
gehört. Die erste Beschreibung und treffliche Abbildung derselben
hat Bai llon (Hist. d. pl.) gegeben. Das Scutellum ist hier sehr
lang, den Scheitel der Caryopse erreichend. Unten ist gut zu sehen.
Fig. 19. Zizania aquatica L. Keimung, vergr. 1) Keimpflanze, 2) Embryo samt
dem Endosperm. 3) dasselbe im Durchschnitt; a) Caryopse. e) Endosperro. M)
die Achse, c) Epiblast. cl) Coleorhiza. k ) Hauptwurzel, jc) Scutellum. Tacca
cristata Jack. Keimpfl. mit einem epiblastartigen Kotyledon (z). h) Hypokotyl.
£) Hauptwurzel, nt) Mittelstück. Original.
wie es die Achsenbasis (M) umfasst und auf der gegcmüberliegenden
Seite in einen langen, die Hälfte der Caryopse erreichenden,
schuppenförmigen Epiblast übergeht (3). Wenn wir den ganzen
Embryo vergleichen, so ist derselbe von dem Monokotylenembryo
gar nicht verschieden, allerdings nur mit der Modifikation, dass der
Epiblast nur unten mit dem Scutellum verwachsen ist.
Den merkwürdigsten Beitrag zum Verständnisse der Keimungs-
geschichte der Gramineen vermögen wir an der Keimung der brasi-
lianischen Streptochaeta spicata (Fig. 20) hinzufügen. Diese Gattung
weicht in der Blütenzusammensetzung von allen Gramineen derart
51
ab, dass sie gleichwohl den Urtypus der Grasblüte vorstellt, aus
welchem sich alsdann die Typen aller übrigen unzähligen Gramineen
unter dem Einflüsse der biologischen Anpassung entwickelt und re-
duziert haben. Die genannte Streptochaeta kann in keiner Beziehung
aus der Familie der Gramineen ausge-
schieden werden, und trotzdem erblicken
wir an ihrem Keimlinge dieselben charak-
teristischen Bestandteile, welche für alle
Monokotylen massgebend sind. Der Embryo
tritt aus der Caryopse gänzlich heraus,
trägt ein scheidenartiges, mit einem Dorsal-
und zwei Seitennerven versehenes Keim-
blatt (c), welches mit dem Rücken der
Caryopse zugew'endet ist! Am Grunde ist
es durch ein kurzes Mittelstück, etwa wie
bei Tigridia oder Gloriosa d. c.) mit dem,
im Endosperm versteckten Haustorium ver-
bunden. Am Grunde sieht man eine lange
Coleorhiza, aus der die Hauptwu rzel her-
untertreibt. Bald nachher kommen auch
zwei Adventivwurzeln aus dem unschein-
baren Hypokotvl zum Vorschein. Aus
dem Keimblattgrunde treibt das erste,
ziemlich kurze Ilalmglied {M), welches
die erste Scheide (/') trägt, nach welcher
das erste Laubblatt (/") u. s. w. folgt. Die
Blattspreite ist am Rande gewimpert und
übergeht allmählich in die umfassende
Scheide, ohne etwaige Ohrchen zu bilden.
Wenn wir diese Keimung mit der-
jenigen der Gattungen Oryza und Zizania
vergleichen, so ist es klar, dass (c) als
das echte Keimblatt und die Scheide (/')
als die Coleoptile aufzufassen ist. Diese
Coleoptile ist hier aber mit ihrem Rücken
von der Caryopse abgewendet, weil das
Keimblatt der Caryopse zugewendet ist.
Die Scheide (/') ist ferner als selbständiges
Phvllom vorhanden und zugleich identisch
mit der Coleoptile anderer Gräser. Dem-
zufolge kann die Coleoptile der übrigen
Gräser als Bestandteil (Ligularbildung nach
Celakovsky) des Keimblatts nicht an-
Fig. 20. Streptochaeta spi-
cata Sehr. Keimpflanze, ver-
grössert; a) Caryopse, M) die
Achse, auf welcher das erste
Blatt als Coleoptile (/') her-
vortritt, /'") zweites und
drittes Blatt, c ) Keimblatt, £)
Hauptwurzel, k') Adventiv-
wurzeln. (Original.)
4*
52
gesehen werden. Diese spreitenlose Scheide wiederkehrt übrigens
bei den meisten Monokotylen (siehe unten), bei einigen folgen sogar
2 — 3 nacheinander, was wiederum bei der Oryza sein Seiten-
stück findet.
In der abgebildeten Streptochaeta ist unsere Darlegung be-
stätigt, indem sich hier das Keimblatt nicht in ein Scutellum um-
wandelt, was auch zur Folge hat, dass sich kein Epiblast entwickelt
und die Coleoptile ihre ursprüngliche Stellung beibehalten muss.
Durch die Keimung der Streptochaeta ist nunmehr die ver-
wickelte Keimungsgeschichte der Gräser definitiv gelöst und die
Morphologie gewinnt hiedurch wieder einen glänzenden Beleg dafür,
wie nur die vergleichende Methode imstande ist, die Pflanzenorgane
zu erklären.
S. 331, Z. 19, n. A. Einen in dieser Beziehung sehr lehrreichen Beleg für das
Verständnis des Gramineenepiblasts liefert uns aber die Keimpflanze
von Tacca cristata Jack (Fig. 19). Das lange Hypokotyl geht all-
mählich in ein gleich langes, im Samen vermittels des Haustoriums
steckendes Mittelstück über. Dort indessen, wo sich das Mittelstück
abtrennt, steht ein taschenförmiges Keimblatt, mit seinem Rücken
vom Samen und Mittelstück abgewendet! Im Grunde dieses Keim-
blatts sitzt die Plumula, welche sodann gleich ein Laubblatt ent-
wickelt. Die sonderbare Ausbildung dieses Keimblatts ist demnach
ganz gleich mit dem Epiblast der Gräser.
S. 336, Z. 14. Diese Eigenschaft scheint die ganze Verwandtschaft zu charak-
terisieren, denn an der Keimpflanze der europäischen Ramondia ist
stets das eine Keimblatt von beträchtlicherer Grösse als das andere.
S. 350, Z. 36. Dieser Knollenstiel erreicht bei einigen Formen der Orchis
Mono L. und bei der Ophrys oestrifera MB. bis 10 cm Länge.
B. Die Wurzel.
S. 372, Z. 40, n. d. W. »Typha«: Triglochin , Luzulay Juncus u. a.
S. 373, Z. 13, n. d. W. »Oehna«: viele Proteaceen, Tacca , Aphyllanthes, Osyris,
Xanthorrhea.
S. 374. Z. 31, n. A. Dass die Wurzeln im Boden senkrecht herunterwachsen,
ist eine allgemein verbreitete, wiewohl unrichtige Vorstellung. Dies
kann höchstens bei der Mehrzahl der Keimpflanzen seine Geltung
haben, die entwickelte Pflanze treibt immerhin ihre Wurzeln in allen
möglichen Richtungen, je nach dem Bedarf. Die Wurzeln suchen
unter der Erdoberfläche ihre Stütze, ihre Nahrung, ihre Feuchtigkeit,
oder verlaufen weit umher, um die Verbreitung ihrer Rasse in der
Umgebung mittels der Adventivknospen zu fördern. Einmal habe ich
53
unter einem alten Nussbaume einen etwa Ü/2 m langen und etwa
30 cm hohen Grabhügel behufs künstlicher Champignonkultur auf
flachem Boden errichtet. Weil die Erde dieses Grabhügels aus nahr-
haftem Humus bestand, fand ich zu meiner Überraschung nach
3 Jahren den ganzen Grabhügel voll von feinen Wurzeln, welche
also senkrecht hinauf aus den im Boden tief eingesenkten Nuss-
wurzeln getrieben haben, um den aufgeschütteten Grabhügel zur
Nahrung auszunützen.
Die Jungpflanzen der gemeinen Urtica dioica L. bilden zweierlei
Wurzeln: die Hauptwurzel treibt senkrecht herunter und ist wie
andere Wurzeln blass, die Seiten-
wurzeln hingegen verlaufen wag-
recht und dicht unter der Erd-
oberfläche und sind grün, reich
an Chlorophyll und teilweise der
Assimilation dienlich.
S. 3/8, Z. 34. Ähnliche Verhältnisse kom-
men auch bei einigen australi-
schen Stylidium- Arten vor, bei
welchen jedes Jahr ein Stengel-
glied mit einer Blattrosette ge-
bildet wird und aus diesem Gliede
eine lange senkrechte Wurzel her-
untertreibt.
Die in den Sandwüsten wach-
senden, perennierenden Gräser,
deren Halm oder Rhizom nieder-
liegend oder aufsteigend ist, trei-
ben regelmässig aus den Knoten
lange Adventivwurzeln, welche, Dg. 21. Eriocaulon septangulare Wit.
. r , . . 1) Vergrösserte Wurzelpartie, 2) stark
so lange sie den Boden nicht er- vergr Längsschnitt, 3) vergr. Querschnitt
reichen, ganz kahl, haarlos sind, durch die Scheidewand Q). j) Zentral-
, " ,. r- j gefässbündel, a) Poren, tt) dünnwan-
und erst, wenn sie in die Erde & dige Zeiienhülle. .Original.)
eindringen, dichten Haarfilz ent-
wickeln (Oplismenus rariflorus Presl, Mühlenbergia setarioides Fourn.,
Ischaemum ciliare Retz.). Diese Wurzelbildung erinnert einigermassen
an die bekannten Wurzelträger bei Selaginella.
S. 378, Z. 36. Die Windpflanzen und kriechenden Kräuter pflegen regelmässig
kräftige, tief in die Erde eindringende Wurzeln zu entwickeln. So
besitzt die gemeine Potentilla reptans L. eine einfache, bis 1 m
lange, senkrechte, starke Pfahlwurzel.
S. 383, Z. 26, n. A. Eine merkwürdige Wurzelanpassung an das Wasser- und
Sumpfleben tritt bei vielen Arten der Gattung Eriocaulon (Fig. 21)
54
in Erscheinung. Aus dem kurzen, starken Rhizom gehen zahlreiche,
einfache, wurmartige, aussen schon makroskopisch zierlich geringelte
Adventivwurzeln, welche keine Maare tragen, statt dessen aber rings
um das einzige Zentralbündel langgezogene, höchst dünnwandige
Saugzellen in mehreren Schichten entwickeln. Um dieser Saugschicht
Festigkeit zu verleihen, bildet sich in regelmässigen Abständen eine
Querschicht, deren Zellen ziemlich dickwandig und durch zahl-
reiche grosse und kleine Poren durchlöchert sind, wodurch die
Saftkommunikation zwischen den getrennten Saugpartien bewerk-
stelligt wird.
S. 384. Z. 32. Curcuma Zedoaria Rose. (Zingib.) besitzt gleichermassen rund-
liche Wurzelknollen, welche aber vermittels dünner Wurzelstiele aus
einem fleischigen, dicken Rhizom hervortreten.
S. 384, Z. 24. Dies tritt noch deutlicher bei dem ausdauernden Sedum Tele-
phium u. v. in Erscheinung, wo die Wurzeln an der Stengelbasis
walzenförmig verdickt und mehrmals eingeschnürt sind, am Ende
jedoch sich in ein vielfach verzweigtes, fein fadendünnes Geflecht
auflösen (Fig. 22).
S. 384, Z. 33, n. A. Seltener geschieht es, dass auch die Hauptwurzel der ein-
jährigen Krautpflanze knollenartig verdickt ist und nur fadendünne
Seitenwurzeln an der Knolle entwickelt, welche sodann die Funktion
der Wasseraufnahme verrichten. Dieser Fall ist bei der Gartenart
Nicotiana affinis bekannt, wo auch späterhin aus dem Hypokotyl
seitliche, walzenförmige, verdickte Wurzeln hervorspriessen. Welchen
Zwecken hier die knollige Verdickung dienlich wäre, da die Pflanze
einjährig ist, vermag ich nicht zu ergründen.
S. 385, Z. 30. In denjenigen Fällen, wo die ausdauernde Pflanze wiederholt
Erneuerungsknospen auf dem Scheitel der starken, senkrechten,
mächtigen Pfahlwurzel erzeugt, verschwindet die Grenze zwischen der
Vegetativachse und der eigentlichen Wurzel in morphologischer,
sowie in anatomischer Beziehung. Ein derartiges Beispiel bietet uns
die gemeine Armoracia rusticana , welche eine bis 1 m lange, ein-
fache, senkrechte, dicke Wurzel besitzt, die mehrere Jahre hindurch am
Scheitel neue Blütenstengel emportreibt. Es kann überhaupt die Er-
fahrung als allgemein geltend angeführt werden, dass im Alter das
Kaulom- und Wurzelelement anatomisch zusammenfliesst, obwrohl
dasselbe in der Jugend so scharf voneinander getrennt war. Hiemit
ergibt sich wiederum der Nachweis wie bedeutungslos die Ana-
tomie bei der morphologischen Abschätzung der Organe ist.
S. 389, Z. 5, n. A. Die zierliche Hauspflanze Clivia miniata (Amaryl.) treibt aus
starkem Rhizom zahlreiche, lange Adventivwurzeln, deren unterer Teil
in der Erde steckt, der obere Teil aber, bogenförmig hervorgewölbt,
die Kommunikation mit der Luft versorgt.
55
S. 395, Z. 8, n. A. Interessante Beiträge zur Kenntnis der Podostemonaceen
hat neulich Matthiesen veröffentlicht.
S. 397, Z. 1 8, n. A. Es ist wahrscheinlich, dass die Pneumatophorenbildung
Fig- 22. Sedum Telephium L. Stengelbasis mit knollig verdickten Wurzeln ( k ),
b) der alte Stengel mit Erneuerungsknospen (o\ a ) der heurige Stengel. Etwas
verkleinert. (Original.)
ziemlich häufig in verschiedenen Verwandtschaften verbreitet ist; so
wurde sie auch bei einigen Palmen und neulich auch beim Pandanus
nachgewiesen (Karsten, Sch oute).
56
Noch eine andere, sonderbare und zweifelsohne ebenfalls zur
Respiration dienliche Wurzelvorrichtung ist bei der in Gärten kulti-
vierten Saxifragacee Petiphyllum peltatum vorzufinden, welches mit
seinen dicken, fleischigen, zweizeilig beblätterten Rhizomen sumpfige,
von fliessendem Wasser durchnässte Standorte bewächst. Die Rhi-
zome treiben herunter lange, dicke, unterirdische Wurzeln, welche
am Ende mit langen Haaren dicht bekleidet sind, aus welchen sich
aber oben Seitenwurzeln entwickeln, die sich wiederholt in sehr
dünne, nackte Würzelchen verzweigen, nach oben streben (negativ
geotropisch) und sich zu einem dichten, undurchdringlichen Filze zu-
sammenflechten, in welchem die Rhizome fest eingebettet sind. Dort,
wo die Rhizome hinkriechen, ist die ganze Erdoberfläche von dem
kompakten Wurzelteppich überzogen. Diese dünnen Würzelchen
mögen wohl nur zur Respiration und möglicherweise auch zur Festi-
gung der Rhizome dienlich sein.
S. 405, Z. 10, n. A. Eine merkwürdige biologische und morphologische Wurzel-
adaptation findet man an der xerophilen Liliacee Kaplands, Anthe-
ricum triflorum Ait. (Trachyandra, Fig. 23). Am kurzen Wurzelstocke
dieser, unserem A. Liliago ähnlichen Pflanze sehen wir dreierlei
Wurzeln. Die unterirdischen sind teilweise lang, dünn, von gewöhn-
licher Form und Ausbildung, teilweise ziemlich stark, verdickt und
an der Oberfläche mit langen Haaren bekleidet. Die letzteren dienen
wohl nicht nur als typische Wurzeln, sondern auch als Speicher-
organe. Über die Erdoberfläche treten aber noch andere, sehr zahl-
reiche, walzenförmig verdickte, fest zugespitzte, harte Wurzeln, die
negativ geotropisch sind, indem sie hinauf streben, dicht gedrängt
sind und ein förmliches, mit zerfaserten Scheidenresten gemischtes
Nest bilden, in dessen Mitte der Blütenstengel emportritt und seit-
wärts Überreste des vorjährigen Stengels wTahrnehmen lässt.
Es ist nun die Frage, wozu diese auf den ersten Blick den
Pneumatophoren der Jussiaea ähnlichen Wurzeln dienlich sind. Sie
sind auf der Oberfläche glatt, blass und sehr hart intolge einer
Rindenschicht dickwandiger, in 5 — 8 Etagen angeordneter Zellen,
welche im lebendigen Zustande wahrscheinlich bloss mit Wasser oder
Luft gefüllt sind. Innen verläuft ein dünnwandiges, parenchymatisches
Gewebe mit einem Zentralstrang. Dieses GewTebe enthält Reserve-
stoffe und dient dasselbe gewiss als Speicherorgan, welcher Umstand
im Einklänge mit den übrigen anatomischen Verhältnissen es nicht
als zulässig erscheinen lässt, diese Wurzeln als Atmungsorgane auf-
zufassen. Ihre nestartige Anhäufung, sowue die teste Aussenrinde
weist vielmehr darauf hin, dass sie den gleichen Dienst versehen,
wie die Zwiebelschuppen der Zwiebelpflanzen. Die in der Scheiden-
achsel am Rhizom angelegte Erneuerungsknospe wird von denselben
57
gedeckt, geschützt und, wenn sie im Frühjahr emportreibt, auch ge-
nährt, worin die Pflanze auch durch die verdickten, unterirdischen
Wurzeln unterstützt wird. Es ist dies demnach der erste bekannte
Fall, wo die Wurzeln die Funktion der Zwiebel übernehmen.
Fig. 23. Anthericum triflorum Ait. Die untere Partie der Pflanze samt Wurzeln,
in natürl. Grösse, a) Negativ geotropische, oberirdische Wurzeln, b) unterirdische,
dünne Wurzeln, k ) unterirdische, verdickte und reichhaarige Wurzeln, n) Scheiden-
fasern, r) abgestorbener, vorjähriger Stengel, ni) grundständige Scheiden, 6) blü-
hender Stengel. Rechts die oberirdische Wurzel im Durchschnitt, d) dickwandige
Rindenzellen, e) dünnwandige Speicherzellen. (Original.)
C. Das Blatt.
S. 409, Z. 18. Noch auffallender sind in dieser Hinsicht die Blätter des im
Frühjahr aufblühenden Grases Hierochloa australis ausgestaltet. Sie
sind lang, bandförmig-flach, auf der Innenseite weisslich-grau und
matt, auf der Aussenseite aber sattgrün und glänzend. Diese Blätter
drehen sich gleichermassen wie bei Melica nutans , infolgedessen die
matte Bauchseite zur Unter- und die grüne Rückseite zur Oberseite wird.
58
S. 410, Z. 18, n. A. Die Teilung der Blattspitze in zwei gleiche Lappen ist an
den normalen Assimilationsblättern zuweilen als eine Ausrandung
angedeutet, sonst gelangt sie selten zum Vorschein. Bei den Farn-
blättern ist hingegen diese Erscheinung recht häufig und sogar für
manche Arten charakteristisch (S. 206). Im wesentlichen lässt sich
diese Blatteilung nur als eine Reminiszenz an die kryptogamische
Dichotomie auffassen. ln den Blüten ist die Doppelteilung der Blüten-
hülle, der Stamina und der Karpelle eine allgemeine Tatsache und
spielt in dem Blütenplane eine wichtige Rolle
Schon bei der Beschreibung der Keimpflanzen haben wir ge-
hört, dass die Keimblätter der polykotvlen Pflanzen nicht selten eine
Spaltung erfahren, wo-
durch statt zwei Keim-
blätter 3 und mehrere
zustande kommen. Hie-
durch erklären sich alle
normalen Fälle, wo 3 — 8
Keimblätter im Kreise
regelmässig entwickelt
sind. Abnormer Weise
gelangt immerhin die Tei-
lung der Assimilations-
blätter bei vielen Arten
recht häufig zum Vor-
schein. Als Beispiel mag
hier die abgebildete Salix
amygdalina und Phaseolus
multiflorus (Fig. 24, 25)
angeführt werden. Im
ersten Stadium ist das
Blatt nur im Vorderteile
breiter und bloss der
Mittelnerv gespalten. Im
zweiten Stadium spaltet
sich die Blattspitze und im weiteren Stadium teilt sich das Blatt bis
zur Basis, so dass zwei gleich grosse und gleich geformte Blätter
nebeneinander am Zweige stehen. Hiedurch erklärt sich auch die
eigenartige Erscheinung in der Phyllotaxie, wenn an einem Sprosse
mit spiralig gestellten Blättern plötzlich zwei Blätter fast gegenständig
wahrzunehmen sind. Sie sind aber nicht vollkommen gegenständig,
sondern schliessen einen kleineren Winkel als 180" ein.
Ein anderes Beispiel liefert uns der Phaseolus multiflorus. Auf
den ersten Blick möchte es fast scheinen, als ob hier ein paarig ge-
l-'ig. 24. Salix amygdalina L. Dichotomische Tei-
lung des Blatts. (Original )
59
fiedertes Blatt vorliegen würde. Man sieht allerdings im Winkel des
oberen Blattpaars • keine Spitze (als Rudiment des endständigen Blätt-
chens). Es ist nichts anderes als ein gewöhnliches dreizähliges Blatt,
dessen endständiges Blättchen sich bis zur Basis in zwei gleich ge-
staltete Blättchen geteilt hat. Es soll ausdrücklich bemerkt werden.
Fig. 25. Phaseolus multiflorus W. Dichotomisch geteiltes endständiges
Blättchen (Original.)
dass diese eigentümliche Blattbildung bei der genannten Art keine
Seltenheit ist. Im Jahre 1886 hat sie schon Krön fei d beschrieben.
Merkwürdige Verhältnisse treten ein, wenn die Chorise in der
Infloreszenz in den Stützbrakteen stattfindet. Die Braktee teilt sich
in gleicher Weise wie das beschriebene Salix-Blatt mehr oder we-
niger tief, bis schliesslich zwei gleiche Brakteen nebeneinander stehen.
Diese Chorise hat nun in allen Fällen auch die Teilung der
60
Blütenachse oder der ganzen Blüte zur Folge. Diese
Blütenteilung ist in den Blütenständen eine weit verbreitete und be-
kannte Erscheinung, es wurde derselben indessen seitens der Bota-
niker wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Die Spaltung der Blüte be-
ginnt allenthalben im Fruchtknoten, und zwar in der Weise, dass in
einer normalen, einfachen Blüte zwei gleich gestaltete und zum Stütz-
blatt gleich orientierte Fruchtknoten vorhanden sind. Im vorge-
schrittenen Stadium spalten sich auch die übrigen Blütenteile, manch-
mal nur dermassen, dass sich bloss in einem Perigonkreise ein Blatt
verdoppelt. In den weiteren Stadien verdoppeln sich mehrere Glieder
eines jeden Kreises, bis schliesslich eine Blüte zweimal so viel
Glieder enthält, als es im normalen Zustande die Regel ist. Zuletzt
spaltet sich auch die Blütenachse, so dass zwei gleich zusammen-
gesetzte Blüten nebeneinander stehen und nur noch im Blütenstiele
Zusammenhängen. Alsdann trennen sich auch die Blütenstiele, die
von zwei Brakteenhälften gestützt werden. Alle dergleichen Blüten-
stadien kann man schön an Blütentrauben der Reseda odorata ver-
folgen.
Die Blüten, in welchen nur der Fruchtknoten verdoppelt istr
sind stets anders geformt als die normalen Blüten im Blütenstande.
Sie sind am häufigsten grösser oder wenigstens breiter, wenn zygo-
morph, so mit eigenartig differenzierten Lippen, je nach der Zahl,
nach welcher die Blüte aufgebaut ist. So fand ich eine im Frucht-
knoten gespaltene Blüte von Digitalis ambigua , welche nach 8 auf-
gebaut war und die Corolle nach dem zygomorphen Verhältnisse 2/B
ausgebildete Lippen trug.
Ich habe sogar an dikotylen Keimpflanzen (Asimia triloba.
Prunus domestica u. a) beobachtet, dass sich das erste, nach den
Keimblättern folgende Laubblatt teilte, infolge dessen aber sofort
auch der Stengel zur Teilung hinzutrat und zwei ganz parallel be-
laubte und hinaufwachsende Sprosse bildete — also eine wahre
Dichotomie!
Die Teilung der Stützblätter und die ihr folgende Peilung der
Tochter- oder sogar der Mutterachse ist gleichzeitig als eine Be-
stätigung der Anaphytosentheorie anzusehen, indem hiedurch der
innige Zusammenhang aller dieser Bestandteile klargelegt wird.
S. 41 1,Z. 6. Neulich haben ähnliche Gebilde Clos, Per rot, Migliorato.
Gueguen, Vuillemin u. a. wiederholt beschrieben.
S. 4-11, Z. 19. Die Doppelcorolle der Sinningia speciosa hat schon Morren
im Jahre 1865 beschrieben und richtig erklärt.
S.412, Z. 15, nach dem Worte »Arten« schalte ein: Von den Botanikern
wurden gewöhnlich diese Bildungen mit dem Namen » Ascidie « belegt
und in neuerer Zeit (1907) von Vuillemin als >Scypkten* bezeichnet.
61
Die Ascidien und die doppelspreitigen Blattbildungen scheinen
insbesondere in den Blüten verbreitet zu sein. Beispiele bei den
Caryophyllaceen und Sapindaceen werden im III. Teile näher be-
sprochen werden. Hier mag nur ein interessanter Fall bei Hibiscus
furcatus Roxb. (Fig. 26) erwähnt werden. Unterhalb des Kelches
dieser Art befindet sich ein Involucrum von 10 — 15 bogenförmig
aufwärts gerichteteten Blättchen, welche etwa in der Rückenmitte ein
flaches, lanzettliches Anhängsel differenzieren lassen, dessen Fläche
mit derjenigen des Blättchens parallel verläuft und sonach ein
doppelspreitiges Blatt vorstellt. Die einander zugewendeten Seiten
sind gleich gefärbt und ähnlich grob-b
S.415, Z, 15, n. d. W.: »Pterocarya« : Juglans.
S. 416, Z. 41. Eine Arbeit älteren Datums hier-
über existiert von Clos, welcher die
Vernation auch mit dem Terminus
»prefoliation« belegt.
S.424, Z. 8. Infolge dessen besteht die ganze
Pflanze zur Winterzeit aus lauter band-
förmigen, regelmässig gegliederten,
grünen und durchaus blattlosen Ästen
(Fig. 27). Die Glieder durchläuft ein
einfacher Mittelnerv und die Glieder-
spitze ist mit einer Narbe nach den
abgefallenen, zweireihig gestellten Blät-
tern bezeichnet. Die Gliederspitze ist
hoch über die Insertion des folgenden
Glieds vorgezogen, verflacht und in die
flügelartige Stengelpartie übergehend,
so dass sie sich als Blattpolster ( k ) be-
hauptet und die Funktion der Deckung
der Seitenknospe ( p ) verrichtet. Beider-
seits der Blattnarbe sind zwei kleine
Stipeln (j) wahrzunehmen. Die disti-
chische Blattstellung verwandelt sich an den Astbasen in eine spira-
lige ( b‘ ) und die Stengelflügel reduzieren sich auf blosse Kanten wie
bei Sarothamnus.
Im Frühjahre entspringen aus der Knospe ( p ) drei behaarte
Ästchen, eines in der Mediane, zwei seitliche als Tochterzweige zu
den Vorblättern (a, ß) in der Transversale orientiert. Diese Ästchen
tragen flache, grüne Blätter, welche der flügellosen Achse aufsitzen
und im Frühjahre der Assimilation dienlich sind. Erst im Sommer
fallen sie weg und die Achse beginnt die bandförmige Gestalt an-
zunehmen, indem die Blätter verkümmern, bis sie zuletzt als blosse
ehaart
Fig. 26. Hibiscus furcatus Roxb.
Eine Blüte, deren Involucralblätter
eine doppelspreitige Teilung zei-
gen. (Original.)
62
Borste das letzte Glied abschliessen (/,.
Es ist nun in dem vorliegenden Falle der
Genista sagittalis unstreitig, dass die Ab-
flachung der Achse selbst erfolgte. Durch
eine derartige Verflachung der Achse wird
eine ziemliche Anzahl von sparti um artigen*
blattlosen, xerophilen Pflanzen bewerk-
stelligt. Zwei weitere Beispiele bieten uns
die abgebildeten Daviesia alata Sm. und
Bossicua scolopendrium Sm. Legum.,
Austral. — Fig. 27). Bei der ersten sind
die Äste dreiflügelig, bei der zweiten zwei-
flügelig dergestalt, dass
die zu blossen Spitzchen
reduzierten Blätter mit
ihren Basen oder Pol-
stern direkt in die Flügel
übergehen, was noch die
herablaufenden Linien
deutlich erkennen lassen.
Als weitere Beispiele mö-
gen hier noch erwähnt
werden : Trachymene com-
pressa Spr. (Um bell.),
Limonium- Arten (die Gat-
tung Statice), Thesium
atigulosum DC. u. a.
Die Stengelflügeligkeit
wird in den meisten Fällen
durch das Herablaufen
der Blätter bewirkt, wie
oben bei Symphytum be-
merkt wurde. Zahlreiche
Beispiele bieten uns die
Compositen aller Län-
der (Helenium autumnale
Lm., Verbesina pterocaula
DC.,Plucheasubdecurrens
Fig. 27. Genista sagittalis. A) Getiü- n ,,r .• , .
gelter Stengel, mit Achselknospen (fl); Cass.). Venn zu diese!
in der unteren Partie (b“\ spiralige Stel- Stengelformation gleich-
ri>; Aborte, ung der
1, 2) Baccharis trinervis, a) Achselknospe, 2)jun- Blätter hinzutritt, so kom-
ges, flügelloses Ästchen, mit spiraligen Blättern, 3) apflÜPelte Stendel
Daviesia alata. 4) Bossiaea scolopendrium. (Orig.) 1 » »
63
zustande, welche dem Anscheine nach an die beschriebene Genista
sagittalis erinnern. Denselben Fall haben wir bei den brasilianischen
Arten Baccharis sagittalis DC. und B. trinervis Pers. (Fig. 27). Es
sind dies Sträucher, deren Äste breit-dreiflügelig und grün ausge-
Fig, 28. Crotalaria alata Buch. Stengelpartie mit breiten Stipulartiügeln, o) die
Achse, a) die Blütentraube auf die Mutterachse (<?) hinaufgeschoben, n) Stütz-
braktee, oc) Vorblatt, b ) Serialspross, x) Nebenblätter, A) Stützblatt. (Original.)
bildet sind. Die Blätter sind auf ein kleines Zähnchen reduziert,
dessen Ränder an der Insertion am Stengel herablaufen. Die auf-
spriessenden Ästchen tragen allerdings flache, spiralige, nicht herab-
laufende Blätter.
64
Hin und wieder laufen auch die Stipeln an ihren Basen herab.
Hiezu mag die abgebildete, morphologisch interessante Crotalaria
bialata Roxb. (Fig. 28) dienlich sein.
Die Blattstiele oder auch die Blattrücken selbst können ebenso
flügelartig erweitert werden und am Stengelgliede herablaufen, so
dass hier abermals eine andere Kategorie von geflügelten Stengeln
vorliegt (Hypericum-Arten, Dioscorea convolvulacea Ch. Schl., Acacia
stenoptera Bnth ). Auf die nämliche Weise können schliesslich auch
jedwede Stengelkanten flügelig erweitert werden (Evonymus alatus
Rupr., Hvpocalymna cordifolium Sch.), so dass die Stengelflügelig-
keit auf mannigfachem morphologischem Wege zustande kommt. Die
bereits angeführte letzte Kategorie von Stengelflügeln kann wohl
als Emergenzen mit mannigfacher anatomischer Struktur aufgefasst
werden.
5.424, Z. 8 — 19 ist zu streichen.
5.424, Z. 41. Bei Exochorda Alberti Regel gelangt diese Nebenblattbildung
regelmässig in der Weise zum Vorschein, dass die unteren Blätter
freie Stipeln an der Insertionsbasis tragen, auf den oberen aber ver-
schieben sich die Stipeln allmählich am Stiele der Spreite hinzu, bis
sie zuletzt mit derselben als Zähne verschmelzen. Die nämliche Er-
scheinung ist ebenfalls an den diesjährigen Sprossen der Gattung
Populus nicht selten anzutreffen, wo die einfachen Nebenblätter dem
Blattstiele an wachsen und mit der Blattspreite verschmelzen.
S. 425, Z. 13, n. A. In einer inhaltsreichen und die Stipularbildung allseitig
behandelnden Arbeit Dom ins (1911) wird die phylogenetische Ent-
wicklung der Nebenblätter bei den Phanerogamen von einem anderen
Gesichtspunkte aus dargestellt, als es bisher in der geläufigen Lite-
ratur vorzufinden ist. D o m i n weist mit«Recht darauf hin, dass die
erste Nebenblattbildung durch die scheidige Erweiterung der Blatt-
basis zustande kommt. Wenn sich nun diese Scheide stark ent-
wickelt, so kann dieselbe auf zweiter Stufe oben zwei zahnartige
Öhrchen tragen, welche schliesslich zu blattartigen Anhängseln her-
anwachsen — ein Beispiel bietet uns die Gattung Rosa. Diese Öhr-
chen können aber auch mannigfaltige andere Formen annehmen, sie
können sich sogar auf die Innenseite des Blattstiels oder der Blatt-
spreite verschieben, in der Mediane Zusammentreffen und hier
schliesslich zu einer intrapetiolaren Ligula zusammenwachsen. Als
Belege hiefür mögen uns die in unserem Werke erwähnten Beispiele
von Potamogeton lucens , Juncus lamprocarpus und Rhynchospora ni-
tida dienen. Wenn nunmehr die Scheide auf weiterer Stufe sich der-
massen verkürzt, dass die Scheidenöhrchen als freie Seitenzipfel am
Blattstiele oder die Ligula als freie intrapetiolare Scheide zu Tage
treten, so erhalten wir die freien, seitlichen Nebenblätter oder eine
65
intrapetiolare Ligula, beziehungsweise eine Ochrea, wie dieselben
mehrfach bekannt sind.
Diesen Erörterungen Domins zufolge gibt es eigentlich keine
Nebenblätter, sondern nur scheidige Erweiterungen der Blattbasis
und ihre Modifikationen. Sollte es nebstdem noch etwaige Neben-
blätter geben, so müssten diese Nebenblätter auch dann an den
Seiten des Blattstiels zum Vorschein gelangen, wenn gleichzeitig der-
selbe Blattstiel, scheidig erweitert und mit Scheidenöhrchen versehen,
vorhanden wäre. Ein derartiger Fall ist jedoch nirgends bekannt.
In diesem Sinne haben nach Domin die Monokotylen keine
Nebenblätter, in diesem Sinne müssen aber auch folgerichtig den
Dikotylen die Nebenblätter abgesprochen werden — was leider bei
Domin klar und konsequent nicht zum Ausdruck gebracht wurde.
Die auf der Lehre Wydlers, Colombs und Tylers ge-
gründeten prinzipiellen Darlegungen Domins sind wohl gerecht-
fertigt, insbesondere wenn wir uns die Anaphvtosentheorie und die
von uns angenommene zweigliederige Ausbildung der Blätter vor
Augen halten. Es ist in dieser Hinsicht unstreitig, dass ein scheidig
mit dem ganzen Umfange umfassendes Blatt dessen Urform dar-
stellt, wie man dieselbe an den Gramineen, Palmen, Umbelliferen
oder allgemein an den Keimpflanzen zu erblicken pflegt. Die Keim-
pflanze trägt durchweg Blätter mit scheidig erweiterten Basen. Es
ist allerdings ganz natürlich, dass der Anaphyt in ein mit seinem
ganzen Umfange umfassendes Blatt übergeht. Die Scheide kann sich
fernerhin zu einem Blatte direkt entwickeln, oder setzt oben auf der
Dorsalseite ein Spitzelten auf, aus welchem sodann eine breite, grüne
Spreite als zweites Glied heranwächst. Hiemit gelangt die Blatt trt
wicklung zur zweigliederigen Gestalt
In Anbetracht dieser Auseinandersetzungen fällt die alte An-
schauung, dergemäss die Nebenblätter als selbständige Organe und
die seitenständigen freien Nebenblätter als ursprüngliche Form auf-
zufassen wären. Alle Stipularbildungen sind nun im wesentlichen nur
Bestandteile der Scheidenbasis eines Blattes.
Diese Theorie findet in unzähligen Fällen, wenn man dieselben
gegenseitig vergleicht, ihre Bestätigung. Wir verweisen beispielsweise
auf die keimende Potentilla argentea oder Rosa canina (Fig. 10, 11),
wo tatsächlich die ersten Blätter bloss eine scheidig erweiterte Basis
zeigen und erst die nachfolgenden zur Bildung der »angewachsenen
Stipeln« herantreten.
Dieser Theorie zufolge stellen uns die mit ihrem ganzen Um-
fange umfassenden Blätter den ursprünglichen Typus dar, die bloss
scheidentragenden, gestielten Blätter den zweiten, mehr abgeleiteten
Typus, und die gestielten, scheidenlosen, mittels einer engen Basis
5
66
aufsitzenden Blätter der. dritten, am meisten degenerierten Typus.
Es wären demnach die Monokotylen als ein älterer Pflanzentypus
als die Dikotylen anzusehen, eine Idee, welche schon von manchen
Autoren ausgesprochen wurde, und welche auch durch die Embryo-
logie, die Keimungsgeschichte und durch systematische Ergebnisse
bestätigt wird.
Die phylogenetische Entwicklung der Nebenblätter lässt sich am
besten auf den Keimpflanzen und auf den Hochblättern verfolgen.
Hieraus ergibt sich, was zur Scheide, was zu den Stipeln und was
zum Stiele und zur Spreite gehört. Wenn man diese Vergleichungs-
methode anwendet und überdies noch verschiedene andere Gattungen
und Familien zuhilfe nimmt, so gelangt man zu richtigen morpho-
Fig. 29. 1 —3) Cineraria lactea W.. 4/ C. geifolia L.. nebenblattartige Gebilde.
(Original.)
logischen Schlüssen. Die Ontogenese und Anatomie allein können
hier die ganze Frage nur in Verwirrung bringen.
S.425, Z. 43, nach dem Worte »oleraceus«: N. tenemmus , Gynura jafonica ,
Perdicium brasiliense , Ximenesia encelioides , Cineraria geifolia u. a.
S.425, Z. 44, nach dem Worte »darstellcn« : Erblickt man z. B. das Stengel-
blatt der Cineraria geifolia (Fig. 29), so wird man ohne weiters die
der Stielbasis aufsitzenden, rundlichen Öhrchen für Nebenblätter
halten, welche immerhin nur eine abgeteilte Basalpartie der Blattspreite
darstellen, was am besten aus dem Vergleiche mit den oberen
Blättern der nahe verwandten Art C. lactea erhellt. Die Compositen
sind ja nirgends mit Nebenblättern ausgestattet.
S. 427, Z 22, n. A. Die plagiotrope Lage und die Disposition der Blätter be-
wirkt zuweilen eine ungleiche Entwicklung der Nebenblätter oder
67
Fig. 30. Bolandera Oregana Wts. Entwicklung der Blätter am Stengel, von den grund-
ständigen angefangen. (Original.)
S. 427, Z. 36, n. A. Ein schönes Beispiel der gegenseitigen Entwicklung im
Blatte und in den Nebenblättern finden wir an der amerikanischen
Saxifragacee Bolandera Oregana Wts. (Fig. 30). Die grundständigen
Blätter sind lang-gestielt, oben mit einer rundlichen, lappigen Spreite
abgeschlossen, an der Stengelbasis nebenblattlos, bloss scheidig er-
weitert. Wenn wir nunmehr weitere Blätter am Stengel verfolgen,
5*
kann ihre gänzliche Unterdrückung zur Folge haben. So sind z. B.
bei manchen Sterculiacecn oder bei den Lotononis-Ax\zx\ die Neben-
blätter nur an einer Seite des Blattstiels vorhanden.
S.427, Z. 28. Viola delphinantha Boiss. (Athos) besitzt scheinbar dreizählige
Blätter mit 3 länglichen, ganzrandigen Blättchen, von denen die seit-
lichen den Nebenblättern angehören.
68
50 beginnt sich der Stiel der untersten Stengelblätter zu verkürzen
und an der Basis desselben erscheinen kleine, öhrchenartige Neben-
blätter. An den höheren Stengelblättern verkürzt sich der Stiel noch
mehr und die Nebenblätter vergrössern sich zu grossen, grünen,
dem Stiele angewachsenen Öhrchen. Ganz oben verschwindet
schliesslich der Stiel, die Blattspreite verringert sich, während die
Nebenblätter noch mehr an Umfang zunehmen, bis sie zu einem
herzförmigen, umfassenden, einfachen, grünen Blatte verschmelzen,
auf dem die Spreite gänzlich abortiert. Es sind zwar allerhand
Blätter bekannt, welche am Stengelgrunde anders als oben am
Stengel ausgebildet sind, sie sind im wesentlichen immerhin nur als
dieselben Blätter aufzufassen, während die erwähnte Bolandera zur
Herstellung ihrer Hochblätter lediglich das Stipelmaterial verwendet.
Eine merkwürdige Form haben die Nebenblätter des südafrika-
nischen, spartiumartigen Strauches Psoralea aphylla angenommen
(Fig. 31). Die Äste sind insgesamt mit scheidenförmigen, ganz-
randigen Schuppen besetzt, welche nirgends eine Spur nach den
Nebenblättern zeigen, obwohl hier eine Papilionacee vorliegt. Die
Spitze dieser Schuppen ist einfach, oben in dem Blütenstande ge-
wahren wir hingegen unter der Spitze zwei Seitenzähne, welche sich
dann vergrössern und im Winkel eine kleine, schmal-lineale Spreite
(«) tragen (1 — 3). Somit wird es klar, dass die einfachen Schuppen
an den Ästen nur Nebenblätter darstellen, deren Spitzen zu einer
einzigen verschmelzen, ohne die eigentliche Spreite zu entwickeln.
Es hat den Anschein, als ob auch anderwärts, wo bei den Legumi-
nosen keine Stipeln vorzufinden sind, die grünen, einfachen Blätter
oder Hochblätter den umgewandelten Nebenblättern entsprechen
dürften.
5.427, Z. 39, nach dem Worte » sagittalis* : oder Cr. alata Buch.
5.427, Z. 41: Da nun die Blätter spiralig angeordnet sind, so ist der Stengel
allseitig breit-geflügelt. Es ist beachtenswert, dass das erste Blatt der
Tochterzweige gar nicht herabläuft (Fig. 28, x) und dass die Stütz-
brakteen in der Blütentraube nicht nur flügellos, sondern auch neben-
blattlos vorhanden sind.
S. 428, Z. 13. Diese Ausbildungsart der Nebenblätter, sowie das nicht selten
gänzliche Verschwinden derselben auf einer Seite der Blattinsertion
bei Lathyrus latijolius , wobei der Stengel beiderseits wie gewöhn-
lich geflügelt verbleibt, beweisen hinreichend, dass die Stengelflügel
dieser Lathyrus-Arten durch Verflachung der Stengelglieder, nicht
aber durch das Herablaufen der Nebenblätter zustande kommen.
S. 435, Z. 10, n. A. Die unterirdischen Stengelteile von Rubia tinctorum L.
tragen 4 Schuppen, welche sich, in 2 grössere Laubblätter ver-
wandeln, zwischen denen 1 — 2 kleinere Nebenblätter zu gewahren
69
sind. Nicht selten erscheinen an der Stengelbasis 3 Laubblätter im
Quirl mit 3 Achselknospen, welche dann mit drei kleineren und
knospenlosen Blättern abwechseln. Hin und wieder kommen sogar
4 knospentragende Laubblätter, welche mit kleineren abwechseln,
zum Vorschein. Es braucht nicht bemerkt zu werden, dass die klei-
neren Blätter die Stipeln und die grösseren die 3 — 4zähligen Quirle
darstellen; es ist ja wohl bei anderen Rubiaceen bekannt, dass die
gegenständigen Blattpaare an demselben Individuum sich in 3 — 4zäh-
lige Quirle umzuwandeln vermögen. Diese Fälle dürften auch zur
Verständnis der Beobachtungen Wydlers (S. 434) dienen.
Galium paradoxum Max. besitzt nor-
malerweise 4 Blätter im Quirl, von denen
zwei grösser und zwei kleiner sind. Die
Sprosse von Galium rupicolum Pom.
(Algeria) zeigen anfänglich 4 Blätter im
Quirl, welche sich aber auf den ruten-
förmigen, grünen Ästen auf 2 mit 2 klei-
nen Stipeln abwechselnde Blätter redu-
zieren.
S.435, Z. 24, n. A. Die Gattung Lonicera , obwohl
sie in die nahe Verwandtschaft der Ru-
biaceen angehört, scheint ganz stipellos
zu sein, so namentlich bei einigen Arten,
wie L. nigra, L. Xylosteum u. s. w. Dieser
Mangel ist jedoch nur scheinbar, denn
hie und da kann man eine manschett-
artige Berandung zwischen den Blatt-
insertionen gewahren, welche bei L. coeru-
lea zu zwei breiten interpetiolaren Ohrchen
heranwächst und bei L. etrusca allmäh- wan^ung dieser Schuppen in
ein Laubblatt («) und die Sti-
lich mit den Blattspreiten verschmilzt. Bei peln (j). (Original.)
L. Caprifolium u. a. entsprechen nun
die tutenförmigen, verwachsenen, grünen Blätter teilweise den ver-
schmolzenen Stipeln oder diesen und den Blattspreiten zusammen.
Die verwandten Gattungen Sambucus und Viburnum sind mit Stipeln
ausgestattet (vergl. bei Sommier und Kerne r).
S.435, Z. 38. In der, von den Stipularlappen umschlossenen und von reich-
lichen, eine harzähnliche Substanz sezernierenden Colleteren ausge-
füllten Höhlung ist die Endknospe eingebettet (Dom in).
S. 435, Z. 40. Die Cykadeen sind allgemein mit erweiterten und kleine Sti-
pularöhrchen tragenden Scheiden versehen, welche sich bei Stangeria
zu einer dreieckigen, intrapetiolaren Ligula ausgestalten (Domin1.
S.435, Z. 44, nach dem Worte »Ochreae«: oder Ocreae.
Fig. 31. Psoralea aphylla L.
Ein Ästchen mit den aus Sti-
peln entstandenen Schuppen-
blättern ( a)\ rechts die Um-
70
S. 436, Z. 14, nach dem Worte »ist«: (ebenso bei P. orientale L. und P. per-
foliatum L.)
Bei einigen Polygonen (P. chinense) erblickt man beiderseits
der Blattstielbasis zwei grüne Öhrchen und ausserdem noch die
übliche Ochrea. Diese Öhrchen verschmelzen hie und da mit der
Spreite und erweisen sich hiemit als Basalührchen auf die Art wie
bei Adenostyles und anderen Compositen (S. 425). Sonach wären
hier Stipulae und Pseudostipulae gleichzeitig vorhanden.
S. 438, Z. 8, nach dem Worte »Legumin.«: Ae. javanica Miq., Ae. arvieniaca
Boiss , Pueraria Thunbergiana Bnth , Zornia u. a.
S. 443, Z. 1, nach dem Worte »Legum.«: (desgleichen bei Hedysatum trique-
trum L.)
S. 448, Z. 23. Die Zweikieligkeit der Vorspelze wurde lediglich durch den
Druck auf die Ährchenachse bewirkt. Dergleichen zweikielige
Schuppen sind auch anderwärts bekannt, z. B. an den Rhizomen des
Lygeum Spartum L., gleichfalls unter dem Einflüsse des mechani-
schen Drucks, welchen die senkrecht emporwachsenden Halme auf
die Schuppe ausüben.
S.449. Z. 3. Lamarckia aurea Kch. besitzt eine überaus grosse, lange, häu-
tige, mehrnervige Ligula. welche als scariöser Rand der Scheide
herabläuft, an der sodann die Blattspreite als zweites Glied einge-
fügt ist. Grosse, grüne, krautige, vielnervige, dem Blatte ganz ähnliche
Ligulen zeigt die Zizania aquatica L, l.ygeum Spartum L. hat zwei-
zipfelige und zweinervige Ligulen.
S. 449, Z. 9. Die Blätter von Streptochaeta spicata Sehr, und Munroa Bentha-
miana Hack, sind ebenfalls ligulenlos.
S. 449, Z. 21, n. A. Eine wunderbare Blattform erlangten auch die Arten
Zeug-ites smilacinifolia Scrib. und Z. Pringlei Scrib. (Mexiko, Eig. 32)
aus der Verwandtschaft der Festuceen, wo die breiteiförmige Blatt-
spreite vermittels eines bis 3 cm langen, dünnen Stiels unterhalb
einer häutigen Ligula der Scheide aufsitzt. Diese Blattbildung wieder-
holt sich übrigens auch anderwärts bei den Gräsern ( Pharus , Olyra )
und tritt sogar bei einigen Cyperaceen ( Mapania superba C. B., M.
Mannii Dur.) in die Erscheinung. Bei diesen Mapanien gelangt in-
dessen keine Ligula zur Entwicklung, die Scheide verschmälert sich
in einen rinnigen Stiel und dieser erweitert sich in eine breite
Spreite, die wie bei Eriophorum mit einer langen, dreischneidigen
Spitze endigt.
S. 449, Z. 39, n. A. Eine wunderbare Ausbildung der Ligula gelangt bei der
Gattung Meli ca zum Vorschein, wo sie eine bis 5 mm lange, häutige,
ringsum geschlossene Ochrea vorstellt und an die Ochrea der Poly-
gonaceen erinnert. Bei M. uniflora bildet sich sogar an dieser Ochrea
auf der, der Spreite gegenüberliegenden Seite ein grünes, mit einem
71
Nerven versehenes Anhängsel, welches sich nach Domin zu einer
kleinen Spreite vergrössern kann und somit eine zweite gegenständige
Spreite darstellt. Wir hätten hier demnach einen merkwürdigen Fall,
wo die geschlossene Blattscheide zwei gegenständige Spreiten bildet
und sich hiedurch als selbständiges Organ behauptet.
S.450, Z. 8. Bei Melanocranis scariosa (Ficinia) Nees erreicht die ebenfalls
scheidenartige, den Halm umfassende Ligula bis 5 cm Länge.
Fig. 32 Zeugites Pringlei Scrib. Halmpartie in natürl.
Grösse, mit gestielten Blattspreiten, welche den Schei-
den (pi aufsitzen, /) Ligula, c) Halm. (Original.)
Fig. 32 a. Rhynchospora nitida
Spr. Die Blattbasis mit zwei häu-
tigen Stipeln. (Original.)
S. 450. Z. 26, n. A. Ähnliche, breit-hyaline Ligulen, welche in weiss-membran-
artige Scheiden übergehen, kommen auch bei einigen südafrikani-
schen Cyperaceen vor (Chaetospora dispar, Ch. spicata). Es ist immer-
hin interessant, dass die intrapetiolare Ligula der Cyperaceen sich
nach dem Vorbilde der Najadaceen, Hydrocharitaceen und Juncaceen
ursprünglich aus zwei freien Stipeln entwickelt hat. Man findet bei
einigen Arten ( Rhynchospora nitida Spr., Fig. 32 a) an der Scheide
zwei freie, öhrenförmige Anhängsel, welche hinter der Spreitenbasis
in der Mediane Zusammentreffen, sich berühren oder sogar mit den
abgerundeten Rändern sich übergreifen, ohne zu verwachsen.
S.450, Z. 35. Bei Hymenolythrum Martii Nees (Scleria M.) wächst dieser
Zipfel zu einem herzförmigen, grossen Öhrchen heran.
S. 450, Z. 38, n. A. Einen überaus seltenen Fall finden wir bei der amerika-
nischen Carex Fraseri Andr., wo die Laubblätter aus einer einfachen,
ungestielten und scheidenlosen Spreite bestehen, während die Hoch-
blätter nur als blosse Scheiden den Halm umfassen. Hier sind also
beide Blattglieder getrennt ausgebildet.
S. 452, Z. 3. P. longipes Schott, /st ausserdem noch dadurch interessant, dass
das erste Blattglied anfänglich als Scheide entwickelt ist, welche den
Stengel umfasst und dem jungen Scheitel Schutz verleiht, späterhin
aber sich aufrollt, verflacht, vergrünt und der intensiven Assimila-
tion dienlich ist. Es ist da wiederum ein Beispiel vorhanden, wie
ein Organ zweierlei Funktionen nacheinander zu versehen vermag
(Domin).
S. 453, Z. 40, n. A. Die so vielfach umstrittene Smilax - Frage hat neulich
Domin so eingehend und trefflich behandelt und durch zahlreiche
eigene Beobachtungen so anschaulich belegt, dass heutzutage die
Schlussfolgerungen Dom ins als endgültig anerkannt werden müssen.
Die Studien Dom ins bestätigen unsere Darlegung, dass die Smilax-
Ranken nur als trichomartige, eigenartig angepasste Blattemergenzen
aufzufassen sind. Er weist unter anderem darauf hin, dass sie an
derselben Art leicht verschwinden können, wenn sie sich bereits als
zwecklos erweisen (im jugendlichen Zustande oder wenn sie auf-
recht wächst u. d.), fernerhin dass sie sich bei einigen Arten (S.
cinnamomifolia Small., S. Domingensis W., S. Havanensis Jacq.) tat-
sächlich in Stacheln umwandeln oder wenigstens alle Übergänge zu
solchen erzeugen. Höchst lehrreich und noch mehr überzeugend als
die A. otipera ist die S". leucophylla Bl. (Fig. 33), welche ihre Ranken
hinter den grossen, dreieckigen Scheidenlappen (den Stipelm ent-
wickeln. Schliesslich ist noch die hochinteressante Dioscorca fasci-
culata (Fig. 33) zu erwähnen, bei der sich zu beiden Seiten des
Blattstiels je ein bogig gekrümmter Dorn vorfindet, welcher den An-
schein einer Stipel zu erwecken vermöchte. Ul ine hielt sie auch
für Stipeln, weil er wahrscheinlich die Analogie mit den stipular-
ähnlichen Gebilden bei Tamus und Dioscorea im Sinn hatte. Diese
Dornen bei Dioscorea Jasciculata erinnern allerdings an die Ranken-
bildung von Smilax , so dass die sonderbaren Smilax- Ranken nicht
so vereinzelt im Pflanzenreiche dastehen. Hiezu wäre noch die Be-
merkung beizufügen, dass die stipelähnlichen Anhängsel am Blatt-
stiele bei Tamus und Dioscorea , welche Lindinger (S. 444) für
echte Stipeln erklärt hat, nach Do min, Colom b, Kirschleger
73
u. a. nur trichomartige Emergenzen sind, welche mit den Scheiden-
stipein nichts zu tun haben.
S. 454, Z. 32. Zu dieser Theorie neigen sich auch die Ansichten St. H i-
laires, Cossons und Colombs.
S. 456, Z. 38. Neuerdings hat Domin ihrer Morphologie grössere Auf-
merksamkeit gewidmet.
S. 457, Z. 26, n. A. Die Blätter der Cyclanthaceen zerreissen nur wenig, manch-
mal nur in der Mitte. Dies erinnert an die Blätter der Cyperaceen ,
wo nicht selten statt des Mittelnervs zwei seitliche, stark ent-
wickelte Nerven Vor-
kommen, was alsdann
zur Folge hat, dass das
Blatt an der Spitze in
zwei Lappen zerreisst
(Scleria oryzoides).
Die Konsistenz
sowie die morpholo-
gische Ausbildung der
Palmenblätter erinnern
lebhaft an die Blätter
der Gramineen, wel-
chen sich die Palmen
in mancher Beziehung
verwandtschaftlich an-
schliessen. Das Schwell-
gewebe der Fieder-
spreite bei den Pal-
men gleicht den Ge-
lenkzellen der Gras-
blätter, welche zunächst
die Auffaltung aus der ^ jg_ 33, Smilax leucophylla Bl. (1), Nebenblätter und
Knospenlage zu be- hinter denselben zwei Ranken, Dioscorea fascicu-
. , , , . lata Roxb. (7), zwei Dornen, Nebenblätter nach-
wirken haben (Duval- ahmend. (Nach Domin.)
Jouve, Tschirsch, Ru-
dolph).
S.458, Z. 44. In den Blattstielachseln der Jahrestriebe von Pirus communis
stehen in einer Reihe kegelförmige, braune Zähnchen, welche iden-
tisch sind mit den Anhängseln an den Blattzähnen. Die Keimpflanze
von Cercis Siliquastrum L. besitzt in der Transversale zwischen den
Keimblättern zwei lange Borsten.
S. 463, Z. 16. Gladiolus grandis Thnb. verhält sich wie die oben erwähnten
Iris-Arten, indem die Blattscheide von einer flachen, bifacialen, breiten
74
Spreite abgeschlossen wird, welche sich aber im oberen Teile zu-
sammenzieht und in eine lange, rundliche, monofaciale Spitze zu-
sammenwächst.
S. 464. Z. 3, n. A. Den schlagendsten Beweis für die Richtigkeit unserer Deu-
tung der reitenden Iris-Blätter bieten uns die Keimpflanzen von
Phormium tenax und Dianelia. Die Keimpflanze von Phormium tenax
(hig. 34) zeigt ein kurzes Hypokotyl, ein scheidiges, in ein langes
Mittelstück eingeengtes Keimblatt und diesem gleich folgende 2 grüne
Laubblätter (/', /"). Diese zwei Blätter sind der ganzen Länge nach
rinnig-flach, nicht verwachsen (!). Erst am dritten Blatte (/"') zieht
sich das Blatt in der Mitte zusammen derart, dass die beiden Hälften
nur im Rücken verwachsen, die Ränder aber noch frei bleiben, was
in den beigefügten Querschnitten gut verdeutlicht wird. Die weiteren
Laubblätter sind schon in der Mitte bis zum Rande vollkommen ver-
wachsen. Diese Verhältnisse sind gewiss sehr lehrreich und um so
mehr wichtig, als man die Erfahrung hat, dass die Keimpflanzen so
häufig die Organe in ihrer ursprünglichen Form zeigen (Atavismus).
Den gleichen Entwicklungsvorgang beobachtete ich auch bei der
Gattung Dianelia.
S. 466, Z. 17. Die Gattung Lepidospernia besitzt flach zusammengedrückte,
monofaciale Blätter, welche Form jedoch nur durch die Verdickung
zustande gekommen ist, was am besten hier, sowie in anderen Fällen,
die Keimpflanzen beweisen, wo keine Übergänge die Zusammen-
wachsung andeuten. Das gleiche wiederkehrt auch beim Juncus
communis , wo die rundliche, monofaciale Blattform schon am ersten
Blatt zum Vorschein gelangt (Fig. 19, 20, Taf. II). Noch mehr als
das bereits beschriebene Lepidospernia überrascht uns die Blattform
des in N.-Caledonien heimischen Cladium Deplanchci Clark. Hier sind
die Blätter so verflacht-monofacial und am Grunde scheidig, dass
sie genau an die Blätter der Iris sibirica erinnern, und trotzdem sind
es nur monofacial verdickte und verflachte Blätter. Dies bestätigen
die Hochblätter in der Infloreszenz, welche eine monofaciale, runde
Spitze besitzen.
S. 466, Z. 20, n. A. Die Blätter der xerophilen Hakca- Arten Australiens (H.
gibbosa R. Br., H. pugioniformis R. Br., H. acicularis Kn.) sind
holzig- rigid, walzenförmig, monofacial, zumeist stechend. Diese Form
entstand ebenfalls durch die Verdickung, was uns am besten die
Keimpflanze dieser Arten beweist. Nach den breiten Keimblättern
(Fig. 1, Taf. I) folgen zunächst kleine Laubblätter, welche noch flach
und bifacial gebaut sind. Bald darnach sehen wir aber nur lange,
stielrunde, monofaciale Blätter, die jedoch alle Übergänge zu den
unteren zeigen, aus welchen sie durch Verdickung allmählich die
runde Gestalt erlangten.
75
S. 467, Z. 23. Es ist interessant, dass die Laubblätter der Gattung Hemero-
callis rinnig und flach ausgebildet sind, während die grundständiger,
blassen, schuppenartigen Blätter an der Spitze in eine zusammenge-
drückte Kappe verwachsen.
Fig. 34. Phormium tenax Forst. Keimung, links junges, rechts älteres Stadium ;
c) 'kotyledon. k) Hypokotyl, k) Hauptwurzel, k‘) Adventivwurzel. F, l‘\ l“\ l )
Blätter, x. m, /, n) Durchschnitte durch das dritte Blatt. (Original.)
S- 467, Z. 36, n. A. Die kielartigen oder sogar flügelartigen Auswachsungen
aus dem Rücken des bifacialen Blatts in der Weise, wie es Goebel
haben wollte und mit der Gattung Fissidens verglich, kommen bei
76
den Phanerogamen auch vor, lassen sich allerdings durch die ein-
fachen anatomischen Verhältnisse, sowie durch die Übergänge zur
flügellosen Form an derselben Pflanze leicht erkennen. Die Fest-
stellung der richtigen Zustände kann hier allerwärts nur durch die
Vergleichung erzielt werden. Diesbezügliche Beispiele wollen wir an
den Kelchblättern der Portulaca , der Gattung Exacuni , Behnontia , an
den Spelzen von Phalaris u. s. w. an führen. Ja sogar die reitenden,
monofacialen Iris-Blätter können am Rücken flügelartig erweitert sein
und selbst am Stengel herablaufend erscheinen, wie dies schön an
Lapeyrousia azurea Eckl. oder Ovieda anceps Spr. zu erblicken ist.
S. 470, Z. 26, n. A. Überaus interessant ist gewiss die morphologisch-biolo-
gische Ausbildung der Blätter bei Iris caespitosa Pall., welche mit
ihren Rhizomen einen kranzartigen Stock zusammensetzt, infolge dessen
die grasförmigen Blätter in Menge vom Innen- nach dem Aussen-
rande hingeneigt erscheinen. Diese Lage der reitenden Blätter hatte
wahrscheinlich eine diverse Entwicklung der Oberseite und Unter-
seite der ursprünglich monofacialen Blattspreite zur Folge. Die Ober-
seite ist nämlich sattgrün, glänzend, die Unterseite aber matt, grau-
lich. Dieser Fall kann wohl als tertiäre Anpassung bezeichnet werden.
S.471,Z. 40. Andere Beispiele bietet uns Erica cerinthoides L., E. obbata
Andr., E. Monsoniana Thnb. und E. Plukenetii L. aus dem Kapland.
Es ist beachtenswert, dass die Keimpflanzen
der bereits beschriebenen Ericaceen an den ersten
Blättern die ursprüngliche flache Form zeigen, aus
welcher sich erst bei den folgenden Blättern die
Umrollung entwickelt.
Wenn sich die umgerollten Blätter in der
Blütenregion zu flachen, erweiterten und nicht
selten gefärbten Brakteen oder Kelchen um-
wandeln müssen, so erhalten die Brakteen nicht
die ursprüngliche flache Form, sondern verflacht
sich das umgerollte Blatt in der Weise, dass die
obere Partie die eigentliche Spreite mit einer
Mittelrinne vorstellt, von welcher sich etwa in der Mitte eine flache,
glatte, rinnenlose, untere Partie absondert, welche also dem um-
gebildeten Stiel gleichkommt (Fig. 35). Selten wann ist die ganze
Braktee rinnenlos und nur oben mit einer verkümmerten Spitze
(Blattspreite) versehen.
S. 474, Z 17. Die Blätter der meisten Marantaceen zeigen gleichermassen
wie die vorerst erwähnte Aglaonema eine oben geöffnete Scheide,
die sich zu einem runden, zylindrischen, abstehenden und aber-
mals sich oben in eine flache Spreite öffnenden Stiel zusammen -
schliesst. In der oberen Partie dieses Blattstiels ist noch hie und da
Fig. 35. Petalenartig
ausgebildetes Hoch-
blatt einer kapländi-
schen Erica. Vergr.
(Original )
0 OTQ
eine Vertiefung bemerklich, eben infolge des Zusammenwachsens der
Scheidenränder.
S. 477, Z. 23, n. A. Die Phyllodienbildung in der Familie der Leguminosen
ist mir ausser der Gattung Acacia lediglich bei der Mimosa phyllo-
dinea Bth. (Brasilia) bekannt.
S. 477, Z. 37, n. A. Dass die einfachen Blätter mancher Eryngien und Bu-
pleuren keine Phyllodien darstellen, wie es Delaroche u. a. aus-
legen wollten, haben Möbius und Domin hinreichend nachge-
wiesen. Gleicherweise kann ich die grünen, langen, an der Spitze
36. Metamorphose der Blattform bei der G. Passiflora. 1 — 3) P. minima L. 4) P
acea Veil., 5) P. coerulea L., 6) P. capsularis L, 7) P. Vespertilio L. (Original.
kappenförmigen und mit 2 Ligularöhrchen versehenen Blattscheiden
der wunderbaren Umbellifere Oreomyrhis linearis Hmsl. (vergl.
Hook. Icon.) für keine Phyllodien halten, indem sie vielmehr dem
ersten Gliede eines zusammengesetzten Blattes gleichkommen, auf
dem das zweite Glied als winziges Spitzchen der Kappe aufsitzend
zum Vorschein gelangt.
S. 480, Z. 2, n. d. W. »Nelumbium«: Brasenia Schreberi Gmel., Cacalia peltata
R. et G., C. proculijera YVats.,
78
S. 480, Z. 9. Hydrocotyle asiatica L. und H. marchantioides Clos entwickeln
durch das ganze Leben nur die herzförmige, ursprüngliche Blattform.
S. 482, Z. 3, n. A. Die morphologische Plastizität in der Blattentwicklung er-
reicht in derselben Gattung zuweilen eine so hohe Stufe, dass wir
da die erstaunlichsten Formen antreffen, die sich aus dem einfachen
Blatte ausgestaltet haben. Ein derartiges Beispiel stellt uns die Gatt.
Passiflora (Fig 36) dar. Interessant ist, dass die Keimpflanzen sämt-
lich bloss einfache Blätter entwickeln, so z. B. auch die P. coerulea.
S.483, Z. 2, n. d. W. »Skorpili«: S. reflexum L.
S. 483, Z. 7. Die kapländische Art Asparagus U ibnsii Diels trägt an den
Stengeln häutige Schuppen, deren Spornen als mächtige Stacheln
entwickelt sind. Bozviea volubilis Harv. besitzt gespornte Brakteen im
Blütenstande und Anthericum filifolium Jcq. in der Blütentraube.
S. 483, Z. 13. Zu derselben Blattkategorie zählt die merkwürdige Büttneria
anatomica Fig.
S.4S4, Z 20, n. A. Wie sich ein fingerförmig geteiltes und vielfach gelapptes
Blatt aus der einfachen Form des Kotyledons entwickelt, mag uns
die abgebildete Potentilla argentea L. (Fig. 11) verdeutlichen. Das
Stadium 5 und 6 zeigt die fussförmige Abschneidung der unteren
Segmente. Xebstdem ist hier schön die Bildung der Stipeln zu
verfolgen.
S.487. Z. 36, n. A. Wenn sich die Reduktion eines Blatts im Blattpaare mit
anderen morphologischen Umständen, insbesondere mit der Achsen-
verzweigung kombiniert, so erlangt die Pflanze ein eigentümliches
und schwer begreifliches Ansehen. So hat beispielsweise die Randia
maculata Span. (Rub.) auf den ersten Blick auf jedem Nodus der
Aste einen dreizähligen Blattquirl; es sind dies immerhin bloss zwei
genäherte Blattpaare, in welchen ein Blatt verkümmerte, weil es dem
gegenständigen und bei der plagiotropen Lage unten stehenden
Blatte in der Entwicklung hinderlich wäre. Infolge dessen breiten
sich alle drei Blätter in wagrechter Lage auseinander. Zu diesem
Behufe erfolgt auch eine zweckmässige Verzweigung bei dieser
Strauchart. Die Aste teilen sich zuerst dichasial (Fig. 37) dergestalt,
dass beide Tochterzweige gleich entwickelt vorliegen. Die Mutter-
achse (A) endet mit einer verkümmerten Knospe, in welcher nur ein
Blatt zur Entwicklung gelangt (b), das gegenständige verkümmert.
Beide Gabeln (B) teilen sich sympodial weiter durch 3 — 5 Glieder,
dann aber wieder dichasial u. s. w. Das Glied (B) endet mit der
Knospe ( o‘ ) und mit dem einzigen Blatte (P). Das Ästchen (6)
rechts ist schon schwächer und wird seitwärts gedrängt. An den
Gliedern (C, D ) erscheint sie schliesslich als eine verkümmerte
Knospe. — Auch die R. anisophylla Jack, besitzt ungleich entwickelte
Blätter in den Blattpaarcn.
79
S. 487, Z. 40, n. d. W. »Silphium* : Eupatorium perfoliatum L,
S.491,Z. 2. Dass das Ausdauern der Blätter an den Zweigen nur durch
das Klima bewirkt wird, beweist z. B. Ligustrum vulgare , bei dem
Fig. 37. Randia maculata. Dichasial und svmpodial verzweigter, beblätterter Ast; jedes
Glied endet mit der Knospe (tf), welche ein Blatt ( b ) trägt, das gegenständige ( b ) ver-
kümmert; j) Stipulae. Verkleinert. fOriginal.)
in Deutschland im Herbst alle Blätter abfallen, in Italien jedoch als
Wintergrün verbleiben.
S.491,Z. 18. Aus der Familie der Liliaceen kann ein derartiges Beispiel an
Borya nitida Lab. (Austral.) verzeichnet werden.
80
S. 491, Z. 32. Duranta Plumieri Jcq. (Verben.) besitzt ebenfalls ein grund-
ständiges Ansatzstück, von welchem sich der Blattstiel gliederig ab-
trennt. Bei Llerodendron aculeatum Grsb. verwandelt sich das Ansatz-
stück in feste, spitzige Dornen. Celastrus oleoides Lam. zeigt auch
verhärtete Blattstielbasen.
S.493. Z. 13, n. A. Die morphologische Ausgestaltung der Blätter ist uner-
schöpflich und in manchen Fällen im deutlichen Zusammenhang mit
den biologischen Bedingungen der Umgebung. Man findet manchmal
in derselben Verwandtschaft die extremsten Blattformen. Wir nennen
einmal die Gattung Veronica , welche in Europa eine reichliche
Rassenmannigfaltigkeit entwickelt, während die Blätter und überhaupt
der ganze Habitus sich ziemlich konstant zeigen. In N.- Seeland hin-
gegen ist diese Gattung durch krautige, strauchige und baumartige
Arten vertreten, welche die wunderbarsten Blattformen aufweisen.
Bei einigen dieser exotischen Arten sind die Blätter schuppenartig
und in der Weise angeordnet, dass sie lebhaft an eine Cupressinee
oder an ein Lvcopodium erinnern.
Die schuppenartige Koniferengestalt der Blätter charakterisiert
insgesamt den xerophilen Typus und tritt derselbe in den xero-
philen Floren der verschiedensten Länder bei allen möglichen Fa-
milien auf. Wir verweisen in dieser Hinsicht auf viele kapländische
und australische Compositen, Thymelaeaceen, Bruniaceen, Umbelli-
feren u. s. w.
S. 493, Z. 35, n. A. Die einzelnen Blättchen der gefiederten, ja sogar der drei-
zähligen Blätter sind am häufigsten an der Basis ungleichseitig, was
auch die ungleichmässige Entwicklung der Nervatur zur Folge hat.
Dies geht bei manchen Leguminosen so weit, dass der Mittelnerv
längs des inneren Blattrandes verläuft — ganz auf die Weise, wie
wir es bei einigen Farnen (S. 205) beobachtet haben (Albizzia margi-
nata Merr., Cassia patellaris u. a.).
S.493, Z. 42. Vergleiche hiezu die Abhandlung von Clos.
S. 495, Z. 25. Die ersten Blätter der Keimpflanze von Phaseolus multißorus
sind einfach eiförmig, die folgenden aber nicht selten 2 — 31appig,
indem sich die Seitenlappen zu selbständigen Blättchen tief au.s-
schneiden.
S.496, Z. 3. Aphanisia microcarpa Radi. (Sapind.) besitzt bloss einpaarige,
mit einer Mittelspitze versehene Blätter; indessen findet man hin
und wieder ein einfaches, gestieltes Blatt, welches am Stiele zwei
Spitzchen zeigt (das terminale und jenes nach dem verkümmerten,
gegenständigen Blättchen). Noch anderwärts gelangt ein einfaches
Blatt ohne Seitenspitzchen zum Vorschein — aber mit 3 Lappen an
der Spitze, welche den 3 ursprünglichen Blättchen entsprechen.
81
S.497, Z. 18. Eine ähnliche Blattform stellt uns die Inga tergemina W.
(Fig. 381 vor.
S. 497,Z. 25. Die Blätter der Cynometra inaequijolia A. Gr. (Caesalpin.,
Fig. 38) klären diese Blattform in der Weise auf, dass das letzte
Blättchenpaar sich merklich vergrössert, während die übrigen voll-
kommen abortieren oder teilweise verkümmern. Wenn nun alle seit-
lichen Blättchen verschwinden, erhält man die Form von Hymenaea
Courbaril. Die anderen Arten der Gatt. Cynometra sind tatsächlich
gleichmässig 3 — 5paarig-gefiedert.
Fig. 38. Beispiele der zusammengesetzten Blätter: Inga tergemina W. (links), Cyno-
metra inaequifolia A. Gr. (rechts). (Original.)
S. 498, Z. 30, n. A. Neuerdings hat Fries durch anatomische Querschnitte
durch die Stiele der scheinbar einfachen Blätter der Gatt. Bauhinia
und Cercis anschaulich nachgewiesen, dass die Doppelstränge noch
deutlich auf die Entstehung dieser Blätter aus der paarigen Hyme-
naea-Form hinweisen. Die anatomische Reduktion ist dann bei der
Gatt. Bandeiraea am weitesten vorgeschritten.
S. 498, Z. 38, n. A. Die morphologisch - biologische Anpassung der Cercis-
Blätter ist in der genannten Pflanzenart so stabilisiert, dass auch die
Keimpflanze diese umgestaltete Form in den ersten Blättern zeigt.
S. 499, Z. 10, n. d. W. »Inga«: Paulinia pinnata L.,
6.
82
S 499, Z. 27, n. A. Dergleichen Blattformen sind in den tropischen Floren
reichlich vertreten, als Beispiel mag hier das Arthrophyllum Bojena-
num (Guttif., Java) angeiührt und bildlich wiedergegeben sein (Fig. 39).
Aber auch Phyllarthron madagascariense K. Sch. (Bignon.), die Gatt.
Melicope u. a. zählen hieher. Wenn wir die Blätter von Pothos
(S. 451) vergleichen, so muss ihre Ähnlichkeit auffallend sein, ab-
gesehen davon, dass es sich hier um eine ganz andere morpho-
logische Herkunft handelt.
S.500, Z. 13, n. A. Linanthus ciliatus Gr. (Polem.) besitzt dergleichen gegen-
ständige, in 3 — 5 lineale Abschnitte geteilte Blätter, die Abschnitte
sind aber am Grunde unter-
einander verbunden. Liabum
angustissimum Gray (Compos.)
trägt am Stengel 6 — 8 lang-
lineale Blättchen im Quirl,
welche am Grunde scheidig
verbunden sind, aber 2 gegen-
ständigen Blättern angehören,
was auch durch bloss 2 gegen-
ständige Achselknospen bestä-
tigt wird, abgesehen davon,
dass bei den verwandten Arten
tatsächlich gegenständige Blätter
Vorkommen. Die Blätter der
Gatt. Platytheca (Tremandrac.)
sind lineal, alle gleich und als
selbständig in Quirlen zusam-
mengestellt (Fig. 40). In der
oberen und unteren Partie des
Stengels sind sie 6 — 8zählig, in
der Mitte zumeist lOzählig. Sie
bilden einen in jeder Beziehung
unzweifelhaften Quirl, so dass jedermann glauben sollte,
dass es sich hier um selbständige, quirlständige Blätter
handelt. Dennoch sind sie nur zwei, vollständig ge-
teilte, gegenständige Blätter, was durch den Umstand
bekräftigt wird, dass nur zwei gegenständige, gestielte
Blüten oder gegenständige Achselzweige zum Vorschein
gelangen, und dass sogar diese Blüten und Achselzweige mit den be-
nachbarten dekussiert sind. Es wäre interessant, diese Verhältnisse
an den Keimpflanzen zu verfolgen. Die verwandten Gattungen der
Tremandraceen sind mit einfachen, nebenblattlosen, gegenständigen
oder auch abwechselnden Blättern ausgestattet.
Fig. 39. Arthrophyllum
ßojerianum, ein Blatt mit
geflügeltem Stiele, verkl.
Sterculia sp. Ein Blatt.
(Original.)
83
S. 501, Z. 13, n. A. Sehr interessante Verhältnisse treten weiter in dieser Be-
ziehung in den Gattungen Aspalathus und Burtonia in Erscheinung.
Die erstgenannte Leguminose gehört der Flora des Kaplands an, die
zweite der Flora Australiens. Auch hier wie bei Cyclopia sitzen
3 lineale, ganz gesonderte Blättchen auf einem gewölbten Blatt-
polster. Bei Asp. pulchellus kann man schon einen gemeinschaftlichen
Blattstiel gewahren (Fig. 40), welcher bei anderen Arten vollständig
Fig. 40. Zur Morphologie der geteilten Blätter. 1) Aspalathus pulchellus E. M, drei-
zähliges, gestieltes Blatt, 2) A. linearifolius DC., dreizähliges, stielloses, dem Polster
direkt aufsitzendes Blatt, 3) A. armatus Thbg., Blattpolster sackartig vertieft, 4) A. hete-
rophyllus Thbg., aus der Achsel des dreizähligen Blattes tritt ein mit einfachen Blättern
versehener Zweig hervor, 5) A. hystrix E. Z„ Blattpolster (a) in eine schnabelige Schuppe
umgewandelt, a) Transversalschuppe, j) Stipularzahn, 6) dasselbe stärker vergr., 7) Platy-
theca galioides St. mit 10 im Quirl angeordneten Blättchen. 8) Bauera capitata Ser.,
zwei gegenständige, in 6 Abschnitte geteilte Blätter, 9) Indigofera brachystachya E. M.,
unpaarig gefiedertes Blatt, 10) I. sulcata DC., özähliges Blatt, s) Stipulae. Schwach vergr.
(Original.)
abortierte. Bei Asp. heterophyllus (Fig. 40) kommen aus der Achsel
dieser Dreiblätter Seitenästchen hervor, welche aber sämtlich nur
einfache, ungeteilte Blätter tragen. Ganz erstaunlich ist die Ausge-
staltung derartiger Blätter bei Asp. hystrix (Fig. 40). Hier finden wir
in der Achsel einer schnabelig vorgezogenen Schuppe ein ganzes
Bündelchen von linealen Blättchen. Es hat den Anschein, als sässe
ein Brachyblast in der Achsel eines schuppenförmigen Phylloms.
84
Wenn wir die Stützschuppe vorsichtig ablösen, so erscheint auf der
Innenseite derselben eine Gruppe von 3 linealen Blättchen und
beiderseits der Schuppe werden zwei kleine Zähne bemerkbar. Es
ist offenbar, dass sich hier das Blattpolster schuppenartig er-
weitert und selbst die Funktion des Stützblatts übernommen hat!
Von gleicher Herkunft sind die transversal gestellten Schüppchen
(a. ß) und tragen dieselben an der Innenseite je drei lineale Blätt-
chen. Ihnen folgen dann weitere Dreiblättchen am Brachyblaste
nach. Dass die Stützschuppe nur eine Umgestaltung des Blattpolsters
ist, folgt schon aus den Übergangsstadien, wo das normal ausge-
wölbte Polster sich allmählich sackförmig umbildet und hiedurch die
Blattbasen deckt. Dieser gewiss merkwürdige Fall dient abermals
zur Belehrung, wie vorsichtig man in der Morphologie Vorgehen
muss, wenn die Organe richtig ausgelegt werden sollen.
In der Gattung IncLigojera begegnet man Arten mit unpaarig
gefiederten Blättern; so besitzt beispielsweise 1. brachystachya 5 — 7-
zählige Blätter. Die der letzteren Art verwandte und ähnliche I. sul-
cata besitzt aber Blätter mit einem Stiele, welchem an der Spitze
5 lineale Blättchen aufsitzen, natürlich nur infolge der Verkürzung der
Mittelrippe.
S. 504, Z. 31. Eine schöne Abbildung hievon gibt uns das wertvolle Werk
von Duchartre (1866 — Fig. 41).
S. 505, Z. 20, n. A. Zu dem erwähnten Lepidium gesellt sich ein analoger
Fall bei dem zweijährigen Kraut Anarrhinum pedatum Dsf., dessen
grundständige Rosettenblätter verkehrt-eiförmig, gezähnt, behaart, die
stengelständigen aber kahl, in lineale Abschnitte fussförmig ge-
schnitten, die Brakteen in der Blütentraube einfach lineal und be-
haart sind. Diese wunderbare morphologische Blattdifferenzierung ist
biologisch schwerlich zu erklären.
Es mag hier noch ein anderer Fall verzeichnet werden, welcher
jedoch eher als Mutation aufgefasst werden könnte. Bei Vicia grandi-
flora Scp. sind die Blättchen am gefiederten Blatte im normalen Zustande
länglich-keilförmig, ganzrandig. Zuweilen geschieht es jedoch, dass
die Blättchen in der unteren Stengelpartie tief fiederschnittig er-
scheinen, während die oberen gleichzeitig ganzrandig bleiben. Diese
merkwürdige Erscheinung hängt zweifelsohne mit der bekannten
Erfahrung bei V. narbonensis L. zusammen, dass auf demselben
Standorte einige Individuen ganzrandige, andere hingegen tief ge-
zähnte Blättchen aufweisen.
S. 505, Z. 38. Die Blätter der diesjährigen Schösslinge von Pirus Malus pflegen
tief gelappt und an die Blätter von Crataegus Oxyacantha erinnernd
zu sein.
85
S. 506, Z. 17, n. A. Weitere Beispiele bieten uns Ficus heterophylla L., Lu-
runga heterophylla E. (Rutac.), Forsythia suspensa Vahl. (Oleac.),
Populus euphratica Oliv., Croton capense L., Sassafras ojficinale Nees,
Juniperus chinensis L. u. a.
S.506,Z. 35, n. A. Eine ungewöhnliche Heterophyllie ist bei der Legumi-
nose Clitoria heterophylla Lam. (Mauritius) entwickelt. Hier sind in
demselben gefiederten Blatte einige Blättchen ganz rund, andere
länglich ausgebildet; das end-
ständige pflegt durchweg läng-
lich zu sein.
Der Baum aus der Fa-
milie der Rutaceen, Phelloden-
dron japonicum Maxm., zeigt
eine Heterophyllie, welche ge-
wiss nur durch die Stellung
der Blätter bewirkt wurde. Die
ersten Blätter an den Seiten-
zweigen sind nämlich gegen-
ständig dergestalt, dass auf die
Aussenseite ein gefiedertes, auf
die Innenseite ein einfaches,
verkehrt- eiförmiges Blatt zu
stehen kommt. Diesem Blatt-
paare gehen selbstverständlich
zwei transversale, schuppen-
artige Vorblätter voran.
S. 515, Z. 21, n. A. Was wir bisher von
der Umwandlung der Blätter
in Hochblätter oder Knospen-
schuppen gesagt haben, hat
seine Geltung auch bei den
Niederblättern, welche in der
mannigfaltigsten Art und Weise
die Innovationsorgane der pe-
rennierenden Pflanzen zusam-
mensetzen. Als interessantes
Beispiel mag hier die zierliche Sumpfpflanze Pedicularis palustris L.
(Fig. 15, Taf. II) dienen. Diese Krautpflanze ist zweijährig derart,
dass sie im Sommer und Herbst aus den Samen eine Blattrosette
hervorbringt, an welcher man alle Übergänge von einfachen Keim-
blättern bis zu doppelt fiederschnittigen, gestielten Blättern verfolgen
kann. Im Winter hüllt sich aber die frische Terminalknospe in eine
Anzahl häutiger, grosser Schuppen ein, an deren verbreiterter Vorder-
Fig. 41. Campanuia roturdifolia L. Bei-
spiel der Heterophyllie,/) grundständige,/')
stengelständige Blätter. (Nach Duchartre.)
86
hälfte ein kerbiger Rand zu bemerken ist. Im Frühjahre treibt nun
die eingeschlossene Knospe einen starken, geraden, beblätterten und
mit einer Blütentraube abgeschlossenen Stengel empor. Die läng-
lichen, grünen, gefiederten Blätter entwickelten sich aus der ge-
kerbten Vorderhälfte der Niederschuppen. In der Infloreszenzregion
erfahren die grünen Stengelblätter eine abermalige Umgestaltung,
indem sie sich verkürzen, breiter werden und hiedurch sich in Hoch-
blätter verwandeln. Es liegt also da der beachtenswerte Fall vor,
dass das vegetative Blatt auf derselben Achse im Verlaufe von l1 2
Jahren eine fünffache Metamorphose durchzumachen hat. Die Funktion
der einzelnen Blattstadien ist hier ganz evident.
S. 525, Z. 44, n. A. Unsere, die Deutung der Sarracenia-Blätter erläuternden
Auseinandersetzungen werden prächtig auch durch vergrünte Blüten
bestätigt, in welchen sich die Blumenblätter in eine grüne Blattform
umwandeln, deren Spitze flach und kreisrund ist und die Mittel-
partie in Form eines, aus zusammengelegten (jedoch nicht ver-
wachsenen) Rändern gebildeten Schlauchs und die Blattbasis in Form
einer flachen, umfassenden Scheide erscheint.
S. 527, Z. 33, n. d. W. »Oliv.,«: U. globulariaefolia Mart., U. geminiloba Benj.
S. 528, Z. 29. Eine biologische Beziehung zwischen den Blasenschläuchen
und den genannten Crustaceen muss gewiss bestehen, da die Blasen-
schläuche eine auffallende Ähnlichkeit mit Daphnien, Cyclopen u. d.
zeigen.
S. 535, Z. 3 1, n. A. Hoch interessant sind die ersten Anfänge der Zwiebel-
bildung an der Keimpflanze der Gattung Tulipa (Fig. 42). Die Samen
keimen im Winter; das Stadium A zum Beispiel wurde mitten im
Jänner abgebildet. Das fadenförmige Keimblatt erhebt sich über die
Erde und steckt mit dem Ende im Samen. Frühzeitig macht sich
am Grunde desselben ein seitlicher Höcker (a) bemerklich, welcher
im März zu einer kleinen, ellipsoidischen, unten zugespitzten Zwiebel
heranwächst, an welcher das Keimblatt bald vertrocknet und ebenso
die zur Seite gedrängte Hauptwurzel spurlos verschwindet. So liegt
das winzige Zwiebelchen unter der Erde den ganzen Sommer und
Winter hindurch ohne jedwede Tätigkeit. Die Keimpflanze entwic 1 c
demnach nur ein grünes Keimblatt und im Grunde eine Innovations-
knospe mit einer einzigen fleischigen Schuppe. Dieses Zwiebelchen
verschiebt sich aber seitwärts herunter, so dass die Hauptwurzel zu-
letzt seitlich erscheint. Der Nerv aus dem Keimblatt läuft durch das
Hypokotyl bis unter die Knospe (vergl. den Durchschnitt). Hier wird
also der Achsenscheitel aus seiner terminalen Stellung seitwärts weg-
geschoben.
Das Zwiebelchen beginnt i m März von neuem zu keimen, in
dem es ein grünes, mit einem langen, runden Stiel versehenes Laub
87
blatt entwickelt und aussen von der braunen Haut, als Überrest der
Keimblattscheide, eingehüllt wird. Die fleischige Schuppe (s) nährt
Fig 42. Tulipa silvestris L. Entwicklung der Zwiebel an der Keimpflanze; 1)
junge Keimpflanze mit dem die Innovationsknospe enthaltenden Seitenhöcker
( a ), 2) die erste Zwiebel im Sommer desselben Jahres, 3) die Pflanze im Früh-
jahr des zweiten Jahres mit grünem Blatte, 4) im Mai beginnt sich die Innova-
tionsknospe («) zu dislozieren. 5) Ende Juni desselben Jahres, die Innovations-
knospe («) wird bereits vermöge eines Ausläufers ( z ) disloziert, 6) Orientations-
diagramm, £) Kotyledon, a) die Zwiebel des ersten Jahres nebst dem Durch-
schnitte, k) Hauptwurzel, i) Zentralnerv, b ) Fleischschuppe, o) Knospe, k *) Ad-
ventivwurzeln, D Laubblatt, n ) Innovationsknospe in der Blatthöhlung, /) ver-
dickte Zwiebel für das nächste Jahr, m) der aus dem Blatte bis in die Zwiebel
(/) führende Kanal, s) Same. (Original.)
die junge Pflanze, welche in diesem Jahre nichts mehr hervorbringt
und im Juli infolge des Absterbens des Laubblatts am Boden ver-
88
schwindet. Zu dieser Zeit wölbt sich die Scheidenbasis des Laub-
blatts seitlich dermassen aus, dass ein Höcker und schliesslich ein
runder Ausläufer zustande kommt. In diesem Ausläufer ist ein enger
Kanal zu gewahren, welcher sich weiter bis in den runden Blattstiel
fortsetzt. Am Ende des Ausläufers sitzt eine winzige Knospe, welche
wiederum eine Fleischschuppe entwickelt und sich auf diese Weise
in eine ellipsoidische Zwiebel verwandelt. Die^e Zwiebel ruht nun
bis zum nächsten Frühjahr unter der Erde aus.
Die Verschiebung der Zwiebel oder eigentlich der Terminal-
knospe ist im zweiten Jahre noch beträchtlicher als bei der Keim-
pflanze. Es muss dieselbe als ein interkalares, ungleichseitiges Wachs-
tum der Achse aufgefasst werden. Vom biologischen Standpunkte
ist der lange Ausläufer, welcher, wie schon oben erwähnt wurde,
alljährlich zur Entwicklung gelangt, der Dislokation oder lokalen
Verbreitung der Pflanze dienlich. Immerhin ist er nicht bei allen
Arten so mächtig wie bei T. silvestris.
S. 538, Z. 24, n. d. W. »digitaliflora« : Tydaea Lindeniana , lsoloma pictum.
S. 538, Z. 25. Zu derselben Kategorie sind wahrscheinlich ähnliche Organe
der Cucurbitacee Actinostemma zu rechnen (vergl. Raunkiaer).
S. 540, Z. 24, n. A. Schliesslich wollen wir an dieser Stelle die überaus sonder-
bare Blattmetamorphose bei der sibirischen Dentaria tenuifolia Ledeb.
erwähnen, obwohl die wiederholte Untersuchung an lebendem Mate-
riale ein endgültiges Urteil hierüber noch liefern muss. Am geglie-
derten, horizontalen, nicht allzulangen Rhizome dieser Krautpflanze
findet man zahlreiche Adventivwurzeln und nebstdem lange, weisse,
dünne, haarlose, glatte und schuppenlose Ausläufer, welche am Ende
eine erbsengrosse, kugelrunde Knolle tragen. Auf den ersten Blick
würde jedermann geneigt sein, diese Ausläufer entweder für Wurzeln
oder Rhizomausläufer und demzufolge die Knollen für Wurzel- oder
Rhizomknollen zu halten. Beiderlei Auslegung stellt sich gleich als
unrichtig heraus, wenn wir bei näherer Nachforschung ersehen, dass
die weissen Ausläufer exogen vom Rhizome entspringen, dass sie
keine Schuppen und Haare tragen und dass am Rhizom ähnliche
Gebilde zum Vorschein kommen, welche aber mit einer verküm-
merten, aus 2—3 Spitzchen bestehenden Spreite endigen und sich
hiemit als reduzierte Niederblätter offenbaren. Die verkümmerte
Spreite verdickt sich hin und wieder und erwächst sogar zu einer
Knolle, an der noch die 2 — 3 Spitzchen wahrzunehmen sind. Es
liegt hier also ein merkwürdiger Fall vor, wo die Niederblätter sich
in gestielte, unterirdische Knollen verwandeln. Dass die Knollen der
genannten Dentaria nur als umgewandelte Phvllome aufzufassen sind,
wird fernerhin auch dadurch bestätigt, dass am Rhizome die bei
anderen Dentarien üblichen weissen Schuppen gar nicht vorhanden
89
sind, und dass die Knollenstiele an der Basis mit einem erweiterten
Grunde dem Rhizome aufsitzen.
Es erübrigt bloss die Frage, wozu diese überraschende Blatt-
bildung der Pflanze dienlich sei, ob sie Speicherorgane oder Ver-
mehrungsorgane vorstelle oder ob es vielleicht ein Produkt einer
Mykorhizasymbiose oder einer Tiersymbiose ist. Ich hatte nur ein
kärgliches Herbarmaterial zur Verfügung und mache daher nament-
lich die russischen Forscher auf diese morphologisch-biologische
Frage aufmerksam.
S. 540, Z. 41 Das gleiche bestätigt und belegt mit anschaulichen Abbildungen
Thiselton-Dyer.
S.541,Z. 15, n. A. Eine ganz analoge biologische Vorrichtung wie bei der
genannten Dischidia kommt auch bei dem Slreptocarpus grandis vor.
Die aus dem Rhizome hervorwachsenden Wurzeln strecken sich in
schiefen und senkrechten Richtungen hinauf in die Luft und werden
von dem grossen, grünen, plachenartigen Blatt überdeckt, um vor
Verdunstung und Insolation geschützt zu werden.
S. 543, Z. 25, n. d. W. »indica«: FritilLaria ruthenica Wiek.,
S. 545, Z. 34. Acanthyllis tragacantlioides B. Fr. (Algeria) erzeugt auf diese
Weise aus den gefiederten Blättern mächtige, weisse, harte, bis 6 cm
lange Dornen.
S. 545, Z. 38. Verholzte oder verhärtete Mittelrippen nach dem Abfall der
Seitenblättchen kommen auch bei einigen Inga- Arten und bei der
Indigojera podophylla Bnth. (Afr. austr.) vor.
S. 547, Z. 36, n. A. Die Verdornung der Blätter im Bereiche der xerophilen
Floren ist eine allgemeine Erscheinung. In den sandigen Wüsten
Nordafrikas, Arabiens, Persiens u. s. w. unwandeln sich sogar die
Blätter mancher Gramineen zu festen Dornen. Die in Europa so be-
kannte Grasart Phragmites communis trägt durchwegs grosse, flache,
abstehende Blätter, in den Wüsten Algeriens aber gibt es eine Rasse
derselben Art, welche mit kurzen, zusammengerollten, hart stechenden
Blättern ausgestattet ist (var. isiacus Coss.). Diese sonderbare An-
passung ist gewiss bemerkenswert und bezeugt am besten die Plasti-
zität der Pflanzen.
S. 547, Z. 36, n. A.
6. Wurzelartig angepasste Blätter der Gattung Drosera.
Es ist bekannt, dass auch unsere heimischen Drosera-Arten
spärliche Wurzeln entwickeln. Heinricher hat neulich an Keim-
pflanzen der Drosera beobachtet, dass überhaupt keine Hauptwurzel
zur Entwicklung gelangt und dass an Stelle derselben die abgerun-
dete Embryobasis mit langen Saughaaren bekleidet ist und erst
90
später aus dem Stengel lange, starke, aber spärliche (zuweilen nur
eine einzige) Adventivwurzeln treiben. Dies wiederholt sich dann in
jeder Vegetationsperiode. Ich selbst hatte Gelegenheit, diese Ver-
hältnisse an D. rotundijolia und D. capensis zu bestätigen.
Der Mangel an Wurzelbildung tritt in noch grösserem Masse
bei einigen Drosera-Arten Australiens, insbesondere bei der Sektion
Erythrorhiza PI. in Erscheinung. Hier findet man überhaupt keine
Wurzeln mehr, ja nicht einmal an der blühenden, entwickelten
Pflanze. Die Stelle derselben vertreten aber sonderbare, biologisch
und morphologisch so eigenartig modifizierte Vorrichtungen, dass
man ein Seitenstück hiezu im ganzen Pflanzenreiche nicht zu finden
vermöchte.
Di eis und teilweise Morrison und Planchon haben diese
Organe untersucht und einstimmig gefunden, dass an Stelle der
echten Wurzeln sich eigentümliche, wurzelartige Fortsätze an den
Blattbasen bilden, welche die Funktion der Wurzeln verrichten. Ich
selbst habe drei Arten aus dieser Verwandtschaft {D. erythrorhiza ,
Lndl., D. bulbosa Hook., D. 7 0sulata Lehm.) einer sorgfältigen Ana-
lyse unterzogen und stelle im nachfolgenden meine Ergebnisse in
Kürze zusammen (Fig. 43).
Der einfache Stengel der D. erythrorhiza trägt oben eine end-
ständige Rosette grüner, mit Tentakeln besetzter Blätter, welche
unten in längliche, etwas ausgehöhlte, nervenlose, am Rande fein
gezähnte, blasse Schuppen übergehen. Diese Schuppen sind gegen
die Basis hin kleiner, so dass sie schliesslich an der knollen-
artig verdickten, massiven Basis last verschwinden. Die
knollige Stengelbasis ist kugelrund und. wie der Stengel, vollkommen
wurzellos. Die Basis der Schuppen übergeht direkt, exogen in 1 — 3
lange, gegen die Spitze verengte und hier mit langen Haaren ver-
sehene, peitschenartige Fortsätze, welche an der Spitze kahl und ab-
gerundet, ohne irgend eine Haube erscheinen und innen mit einem
festen Zentralstrang versehen sind. Die Haare sind sehr lang, dünn-
wandig, einfach und einzellig. Es unterliegt nun keinem Zweifel, dass
diese Fortsätze ganz wie eine Wurzel ausgestaltet sind und als
solche auch fungieren, obwohl sie allseitig abstehen und sich geo-
tropisch indifferent verhalten. Morphologisch sind sie gewiss als Be-
standteile des Schuppenblatts anzusehen, etwa auf die Weise, wie
die spornartigen Auswüchse an den Blattbasen des Asparagus. In
dieser Beziehung können wir der Darlegung D i e 1 s’ nur beipflichten.
Di eis beschreibt weiter die verdickten Stengelbasen der bereits
erwähnten Drosera als eine Zwiebel und als solche zeichnet er die-
selbe auf seiner Abbildung. Diese Deutung ist aber unrichtig. Alle
»Zwiebeln« der australischen Drosera- Arten sind solide, knollig ver-
91
dickte Stengelbasen, welche aber auf der Oberfläche in trockenen,
häutigen Hüllen stecken. Diese häutigen Hüllen waren also niemals
saftig und niemals als fleischige Schuppen auf die Art eines Liliums
oder Alliums ausgestaltet. Sie entwickeln sich auf eine höchst er-
staunliche Weise aus der Oberfläche der Knolle durch Schälung.
Man kann nämlich gut verfolgen, wie nach einer Periode die ganze
Fig. 43. Knollige Drosera-Arten. 1—5) D. erythrorhiza, 6) D. rosulata. 1)
•Ganze Pflanze nach der Beseitigung der Hüllen, i) Blütenschaft, 2) eine Stengel-
partie mit einer Schuppe (&) und Blattwurzeln (a), vergr , 3) Basalknolle von
alten Häuten gehüllt, 4) von dem Stengel (o) löst sich ab die Haut Ui) samt der
Schuppe ( c ) und Blattwurzel (/»), unten riie neue Schuppe (ffl, «) die neue
Blattwurzel, s) Gefässbündel der alten Blattwurzel, 5) drei ineinander steckende
Blattwurzeln. (Original.)
Oberfläche des Stengels sowie der Knolle sich als eine durchsichtige,
dünne Haut ablöst, samt den Schuppen und den Wurzeln.
Gleichzeitig aber erscheinen auf der Stengeloberfläche an denselben
Stellen, wo die Schuppen standen, neue Höcker, welche von neuem
in eine Schuppe und zu neuen Wurzeln aufwachsen dergestalt, dass
92
es schön zu sehen ist, wie unter der alten, toten Schuppe eine neue,
frische verborgen ist, und wie die neue Wurzel in die alte, abgestor-
bene hineindringt, diese zuletzt durchbricht und mit behaarter Spitze
hervortritt! Da sich nun dieser Prozess in jedem Jahr abspielt und
die abgeschälten Häute aufeinander liegen, so finden wir nach einigen
Jahren die frische Basalknolle von einer Schicht häutiger Schuppen
verhüllt — also jenes Gebilde, welches von Di eis für eine Zwiebel
gehalten worden ist.
Die bereits beschriebene Häutung oder Schälung erinnert leb-
haft an die Häutung der Schlangen und kommt wohl auf ähnliche
Weise zustande. Sie findet gewissennassen auch in der Abwerfung
der vertrockneten Aussenschicht der Knolle von Corydalis solida sein
Analogon, wo sich gleichwohl keine Schuppen von neuem ent-
wickeln. Die Neubildung der Schuppen ist um so mehr erleichtert,
als dieselben nervenlos und von sehr einfacher, anatomischer Struktur
sind. Die Erneuerung der Stengeloberfläche ist bei der genannten
Drosera als eine notwendige, biologische Vorrichtung anzusehen,
weil die Blattwurzeln sich nicht verzweigen und nicht an der Spitze
weiterwachsen, wie es bei Normalwurzeln der Fall ist. Sie veralten
daher nach der verflossenen Jahresperiode und müssen sich für die
nächste Periode verjüngen.
Nun kommen bei einzelnen Arten einige Modifikationen vor.
Bei D. erythrorhiza ist die ganze Knolle mit Blattwurzeln bedeckt
und infolge dessen im Alter von zerstückelten, schwärzlichen, mit
abgebrochenen Wurzelresten durchmischten Häuten eingehüllt — -
das Ganze stellt ein förmliches Vogelnest dar. D. bulbosa ähnelt der
vorhergehenden Art, hat aber bloss einzelne starke Wurzeln an der
Schuppenbasis. D. rosulata trägt an der Stengelbasis eine kugel-
runde, ganz glatte und wurzellose Knolle, welche aussen von ska-
riösen, rötlichen Hüllen umgeben ist. Der dünne, abgestorbene
Stengel fällt nach der Fruchtreife samt der zugehörigen Hülle ab
und der künftige Stengel wächst aus der Erneuerungsknospe an der
vorjährigen Stengelbasis empor — also auf dieselbe Weise, wie bei
der Corydalis solida. Auf dem Zwiebelscheitel sind zahlreiche kleine
Schuppen im Kreise bemerkbar, deren eine der Erneuerungsknospe
Ursprung verleiht.
Die Erneuerung des Blütenstengels bei D. erythrorhiza erfolgt
wahrscheinlich auf dieselbe Art und Weise; die Erneuerungsknospe
sitzt nach der Zeichnung D i e 1 s’ gleichfalls an der Stengelbasis. Wir
haben im vorangehenden bemerkt, dass man unter der häutigen
Hülle am Stengel neue Schuppen und Wurzeln vorfindet. Stirbt nun
der Stengel alljährlich ab, so muss die Häutung während der Vege-
tationsperiode stattfinden, ein Prozess, welcher den klimatischen Be-
93
dingungen entsprechen müsste. Es wäre allerdings wünschenswert,
diese sonderbaren Verhältnisse eingehend in der Heimat am Stand-
orte zu ergründen.
S. 548, Z. 27. Als weitere Beispiele aus der mannigfaltigsten Verwandtschaft
könnten hier noch beigefügt werden : Calligonum, Genista spartioides
Sp., G. ramosissima Poir., Retama Retam Webb., Deverra scoparia
Coss., Sarcostemma viminale R. Br., Tamarix orientalis Forsk., Stiza
psiloloba E. M., Viminaria denudata Sm. u. s. w.
Ct. Die Gliederung der Kaulome.
S. 553, Z. 20, n. A. Auch die Keimpflanzen der Gattungen Piper und Pepe-
romia entwickeln die ersten 2 — 3 Blätter in der Weise, dass sich das
Blatt terminal stellt und hoch oberhalb der Stielbasis eine Knospen-
anjage bildet, aus welcher das folgende Blatt hervorwächst. Erst
später konstituiert sich eine Scheitelknospe, aus welcher die Blätter
als selbständige Organe zum Vorschein gelangen.
S. 554, Z. 10. In dieselbe Kategorie dürften sicherlich auch die, im normalen
Zustande auf den Stengeln der Begonia phyllomaniaca Mart, in Menge
erscheinenden Blattrosetten eingereiht werden, welche wahrscheinlich
zur Förderung der Assimilation bestimmt sind. Im Notfälle ver-
mögen sie auch zur vegetativen Vermehrung dienlich zu sein. Bei
anderen Begonia-Arten kann man sie künstlich durch Abschneiden
der Äste hervorrufen.
S. 558, Z. 32, n. d W. »Reihe«: Clos zeichnet die nämliche Sache an Stachys
maritima
S. 562, Z. 28. Gleichfalls verschiedene Casuarinaarten gehören hieher.
C2. Die Phyllotaxis.
S. 564, Z. 18, n. d. W. »fragrans«: und Stengelblätter von Verbascum Thapsus ,
S. 564, Z. 29, n. d. W. »erectus,«: die Blätter an den Zweigen von Rhamnus
alpina ,
S. 567, Z. 25, n. A. l'ppig gewachsene, einjährige Schösslinge des gemeinen
Birnbaums zeigen bisweilen unterhalb der in Schuppen eingehüllten
Achselknospe 4 Laubblätter, deren je zwei und zwei super-
poniert sind.
S. 567, Z. 35. D o m i n hat sogar beobachtet, dass am Seitenzweige zwei
Blätter und eine Schuppe superponiert waren.
S. 567, Z. 44, n. d. W. »Nerium«,: Prostanthera linearis ,
S. 567, Z. 44 ist die >Elodea canadensis « zu streichen.
94
S 568, Z. 2, n. d. W. »Hyperica«: Dysophylla Yatabcana Mak.,
S. 568, Z. 12. Ein überaus interessantes Beispiel in dieser Beziehung bietet
uns Anagallis collina Schousb., welche in der unteren Stengelpartie
2zählige, in der oberen Partie aber 3— 4zählige Blattquirle entwickelt.
Es kommen aber auch solche Fälle vor, wo zwischen zwei vier-
zähligen Blattquirlen ein zweizähliger gestellt ist, dessen Blätter jedoch
nicht gegenständig, sondern einander genähert sind so, als ob eine
Hälfte des vierzähligen Quirls fortgefallen wäre.
S. 570, Z. 34, n. d. W. »mecogensis«,: Harpulia arborea Radlk., Raphiolepis
indica Lndt., Stilbe ericoides L., Banksia Kügelii M., Medeola virgi-
nica L., Drosera stolonijera Endl.,
S. 571, Z. 9. Circaea iniermedia , Hebenstreitia dentata , Helianthus annuus ,
Veronica- Arten u. s. w. sind derartige weitere Beispiele.
S. 571, Z. 14. Die zahlreichen, dicht angeordneten Blätter der Nolina recur-
vata sind an der jugendlichen Knolle distichisch gestellt, alsdann
gehen sie in die spiralige Stellung über.
S. 571, Z. 32, n. A. Die dreizähligen Blattquirle von Elodea canadensis sind
ebenfalls nur durch die Annäherung von je 3 Blättern zustande ge-
Fig. 44. Aerulopus mucronatus Forsk. Ein kriechendes Rhizom, mit je 3 genäherten
Schuppen, a ) das Öhrchen der ersten Schuppe. Verkl. (Original.)
kommen. Stellenweise wird diese Ouirlordnung gestört und durch
die spiralige ersetzt, häufiger noch wird ein Blatt eines Quirls zum
unteren oder zum oberen Quirl verschoben.
Die Schuppen an den langen, unterirdischen Rhizomen der
Gräser sind fast durchweg in gleichmässig abwechselnder Anordnung
auseinandergestellt (Triticum repens), aber bei einigen Wüstenarten
sind sie zu zwei oder drei regelmässig genähert (Fig. 44). Wozu
diese eigentümliche morphologische Vorrichtung dienlich sein mag,
ist derzeit schwer zu sagen.
S. 572, Z. 18, n. A. Über die abnorme Blattstellung der A. verticillata u. v.
hat in neuester Zeit L. Buscalioni eine ganze Abhandlung ver-
öffentlicht, ohne auf die diesbezügliche Bemerkung in meinem Werke
Rücksicht zu nehmen und sich nur ein wenig über die Hauptbe-
griffe der Morphologie zu orientieren. Buscalionis Darlegungen
sind phantastische Kombinationen, welche teilweise auf unrichtigen
Beobachtungen, teilweise auf Unkenntnis der Morphologie beruhen.
Buscalioni unterscheidet an den Zweigen einfache und bis
zur Basis geteilte Blätter (Phyllodien). Die ersteren sind durch Vor-
handensein von deutlich entwickelten Stipeln gekennzeichnet, wäh-
95
rend bei den letzteren keine Stipeln zu gewahren sind. In den Achseln
der ersteren kommen regelmässig Achselknospen zum Vorschein.
Es ist zwar richtig, dass die knospentragenden Phyllodien
Nebenblätter besitzen, wenn wir aber zahlreiche Äste untersuchen,
so finden wir, dass dieselben auch dann und wann an den knospen-
losen Phyllodien erscheinen, manchmal nur an einer Seite. Dass sie
bloss an den knospentragenden Phyllodien entwickelt sind, erklärt
sich dadurch, dass sie in der Jugend die kleine Achselknospe decken
müssen. An den übrigen ist die Achselknospe vollständig abortiert,
infolge dessen auch die Nebenblätter der Abortierung unterliegen.
Es sind daher alle Phyllodien als einfache, ganze Blätter anzu-
sehen; irgend eine Teilung hätte hier keinen Sinn und keinen Grund.
An den ersten Ästen und an dem Hauptstamme der Keimpflanze
bilden die Phyllodien regelmässige und geschlossene Wirtel, erst
höher zerreissen sich die Wirtel in einzelne Gruppen.
An manchen Ästen der A. lancina Meisn. sind die Phyllodien
in eine regelmässige Spirale auseinandergestellt, an anderen Ästen
nähern sie sich einander mehr oder weniger in Gruppen, so dass
hier ein Übergangsstadium zu den Extremfällen der A. verticillata
vorliegt. Es ist auch augenscl einlich, dass dort, wo sich die Phyllo-
dien wirtelig zusammenstellen, die sich berührenden Nebenblätter zu
einem Nebenblatt verschmelzen oder spurlos verschwinden, wenn die
Phyllodien. dicht nebeneinander stehen.
Mit Vergnügen kann ich beifügen, dass auch Reinke zu den-
selben Resultaten wie ich gelangt ist und neben anderen Gründen
auch noch darauf hinweist, dass manche verwandte Arten (A. sub-
ternata, conjunctifolia, minutijolia, conferta , juniperina) Übergänge zur
regelmässigen Spiralstellung der Blätter zeigen und insgesamt bloss
echte, ganze Blätter besitzen. Reinke bekämpft ferner die verrückte
Anschauung Kaufholz’, derzufolge (wie auch Buscali oni be-
hauptet) bloss die knospentragenden Phyllodien als ganze Blätter an-
zusehen seien.
Hier mag schliesslich hinzugefügt werden, dass der Fall von
A. verticillata keinesfalls isoliert dasteht, denn es gibt andere gleich-
artige Beispiele bei durchaus entfernten Pflanzenverwandtschaften. Die
Blätter mancher Fritillaria- Arten sind beispielsweise derart ange-
ordnet (F. racemosa Kth.), dass sie in der unteren Stengelpartie eine
recht regelmässige Spiralstellung einnehmen, bald hierauf erscheinen
sie zu 2 — 3 wirtelig gruppiert, um wieder die Spiralordnung einzu-
nehmen; hie und da nähern sich zwei Blätter so aneinander, dass
sie ungefähr gegenständig werden. Zuletzt schliessen 3 genäherte
Blätter den Stengel ab. Die nämliche Geschichte spielt sich bei
manchen Epacris- Arten ab. Verschiedene krautartige Polygala- Arten
96
Amerikas ( P subalata Wats., P. boykini Nutt.) weisen eine so un-
regelmässige Blattstellung an den Stengeln auf, dass dieselbe in
jeder Beziehung mit der Phyllotaxis der Acacia verticillata verglichen
werden kann. Auch hier stehen die Blätter zu je 3—6 in schein-
baren Wirteln, unter den Wirteln erscheinen jedoch einzelne Blätter
oder sind dieselben zu je 2 scheinbar gegenständig oder lösen sie
sich in spiralige Anordnung auf.
S. 576, Z. 41, n. A. Hieran schliesst sich noch ein interessantes Beispiel bei
dem südeuropäischen Baume Diospyros Lotus L. an. Die Haupt-
zweige zeigen durchaus eine spiralige Blattordnung, während auf
den wagrecht ausgebreiteten Seitenzweigen die Blätter sowie bei
Ulmus distichisch gestellt sind. Nunmehr erscheinen etwa in der
Mittelpartie dieser Zweige 1 — 2 Blätter, die sich plötzlich nach oben
oder unten stellen. Was für eine biologische Ursache dieser sonder-
baren Blattstellung zugrunde liegt, ist zurzeit nicht bekannt.
S. 582, Z. 19, n. A. Ich hatte unlängst die Gelegenheit, eine lebende junge
Pflanze zu untersuchen. Zweinadelige Brachyblaste kommen häufig
vor, dieselben zeigen jedoch im Winkel der beiden Nadeln keine
Spur nach dem Achsenscheitel. Wenn nur eine Nadel vorhanden
ist, so ist dieselbe stielrund, radiär und innen mit einem einzigen,
bilateralen Gefässbündel versehen. Es ist also evident, dass hier bloss
eine einzige, terminal gestellte Nadel vorhanden ist. Nach der zweiten
Nadel ist nicht einmal ein Höcker als Rudiment zurückgeblieben
(Fig. 45). Es ist aber wichtig, hervorzuheben, dass stellenweise, aber
gerade keineswegs selten, die Brachyblaste anderer zweinadeliger
Pinus-Arten sich dergestalt entwickeln, dass die eine Nadel mehr
oder weniger verkümmmert und die andere die terminale Stellung
einnimmt (P. silvestris, P. banksiana). Demzufolge stellt die P. mono-
phylla bloss eine stabili wertere Erscheinung in ihren monophyllen
Brachyblasten dar. Interessante Details hierüber kann der Leser in
der Abhandlung von Vodicka finden.
D. Die Achse.
S. 585, Z. 11 bis 16 ist zu streichen und statt dessen schalte ein:
Hier mag eine nähere Besprechung der Morphologie, Bio-
logie und Anatomie der Lianen Platz finden, welche im
Pflanzenreiche eine so wichtige Rolle spielen. Wir fassen aber die
Lianen in engerem Sinne auf, verstehen darunter nämlich bloss die
holzigen Kletterpflanzen mit eigenartig angepassten Kletterorganen
und durchweg eigentümlich anatomisch und morphologisch einge-
richteten Stämmen. Schenck und Darwin unterordnen dem Be-
97
griffe >Liane« alle Pflanzen überhaupt, welche auf irgend welche
Weise an anderen Pflanzen oder mannigfaltigen Gegenständen klimmen,
klettern, ranken oder winden, mögen sie demnach auch Kräuter oder
einjährige Arten sein. Nach diesen Autoren sind Lianen auch Con-
Fig. 45. Pinus monophylla Torr, a ) Die terminale Blattnadel, an der Basis von
Hüllschuppen umgeben, b ) die Blattnadelbasis, von Hüllschuppen befreit, d) Blatt-
nadelbasis im Durchschnitt, e) Querschnitt durch die Blattnadel, mit 2 Harz-
kanälen und Spaltöffnungen am Rande. (Nach Vodicka.)
volvulus arvensis, Cuscuta Epithymum, Vicia silvatica, Galium Apa-
rine, Cucurbita Pepo, Cucubalus baccifer u. a. aus der heimischen
Flora oder Smilax aspera, Asparagus Sprengeri, Dioscorea alata,
Tamus communis, Vanilla planifolia, Monstera deliciosa der wär-
7
98
meren Länder. Was die biologischen Eigenschaften der Kletter-
pflanzen anbelangt, so sind sie gewiss alle gleichartig ausgestaltet,
so dass dieselben Bedingungen des Windens oder Rankens bei Vicia
oder Convolvulus einerseits und Bignonia oder Banisteria anderseits
anzutreffen wären. Fassen wir die Lianen im weiteren Sinne zu-
sammen, so verschwinden uns auch die Grenzlinien gegenüber den
tropischen Parasiten (Loranthaceen u. a.) und unzähligen Epiphytcn.
Mit dem Terminus »Liane« wurden in der älteren und fast allgemein
auch in der neuen Literatur nur die holzigen, zum grossen Teile
exotischen Typen belegt; es würde allenfalls befremden, wenn man
hören sollte, dass die Kleefelder unserer Heimat durch »Cuscuta-
Lianen« vernichtet werden.
Die Lianen bilden den grössten Bestandteil der tropischen
Wälder und zählen zu den verschiedensten Familien, wiewohl sie in
einigen Verwandtschaftskreisen als eine allgemeine Erscheinung auf-
treten, so beispielsweise in den Familien der Menispermaceen , Malpi-
ghiaceen, Sapinaaceen , Leguminosen und Bignomaceen. Sie keimen aus
Samen im Waldboden auf und wachsen anfänglich senkrecht hinauf,
ohne Ranken oder etwaige Haftorgane zu entwickeln. Erst später,
nachdem sie eine Stütze erlangt haben, beginnen sie sich in langen
Gliedern hinaufzustrecken und um die Stütze zu winden oder mittels
ihrer Ranken an der Stütze festzuhalten. So klettern sie an den
Baumstämmen bis zu den Zweigen der Krone, wo sie sich reichlich
verzweigen und mit den Asten die ganze Baumkrone durchflechten,
ja sogar auch die Nachbarbäume erreichen, derart, dass schliesslich
der ganze Wald in seinen Wipfeln in grosser Höhe ein vielfach ver-
flochtenes, grünes Dach vorstellt, aus welchem bei der Abholzung
einzelne Bäume frei herauszunehmen, fast unmöglich wird. Hier oben
bekleiden sich die Lianen mit Blättern und entfalten dann ihre herr-
lichen Blütenstände, welche von bunten Schmetterlingen, Käfern und
Kolibris beflogen werden. Unter solchen Umständen ist es wohl be-
greiflich, dass es den Botanikern selten wann gelingt, im Urwalde
blühender Äste der Lianen habhatt zu werden, weshalb auch die
unten abgeschnittenen und in den Sammlungen aufbewahrten Lianen-
stämme gewöhnlich unbestimmt bleiben. Die im Dunkel des Waldes
zwischen den Stämmen hingestreckten und wie Taue herunter-
hängenden Lianen sind regelmässig blatt- und blütenlos. Die Lianen-
stämme sind zumeist nur im Boden eingewurzelt, seltener entwickeln
sie auch lange, strickförmige, von den Ästen herabhängende Luft-
wurzeln.
Die einfachste Weise des Kletterns bei den Lianen besteht
darin, dass die Lianenäste die Baumäste durchflechten, sich an die-
selben anlehnen und an ihnen festhalten (S p r e i z k 1 i m m e r). Fast
99
allgemein sind derartige Lianenstämme mit mannigfaltigen Stacheln
und Widerhaken als Trichomgebilden ausgerüstet. Es sind zuweilen
Fig. 46. Lianenstämme. A) Cissampelos Pareira L., konzentrisch aufeinander ge-
schichtete Gefässtränge. B) Botryopsis platyphylla M. (Menisp.), einseitig entwickelter
Stamm. C) Serjania sp. Ein Zentralstamm entwickelt 3 Tochterstämme. D) Thinouia
mucronata R. (Sapind.) Ein Zentralstamm entwickelt 4 seitliche Tochterstammsysteme.
E) Eine Durchschnittspartie vergrössert; x ) Zentralholzkörper (Xylem) mit grossen
Tracheen, ph.) Phloem, s) Sklerenchymring, c) Pericykel, o ) Tochterholzkörper, ä) junge,
aus dem Pericykel entstehende Tochterholzkörper, /) Grundparenchym, r ) Periderm,
A ) nach Eichler, Z), E , B) nach Schenck, C) Original.
* '*
100
bis 4 cm lange, kegelförmige, der umgebenden Rinde ähnliche Aus-
wüchse, deren Spitze mit einem scharfen, stahlharten Stachel ab-
schliesst (Fig. 48). Hie und da sind es auch lange, scharfe Dornen
oder Haken, welche nicht nur Äste, sondern auch Blätter und Blatt-
stiele bedecken. So ist es allgemein der Fall bei den Rotangpalmen
aus der Verwandtschaft der Raphieen ( Oncocalamus , Ancistrophyllum ,
Eremospatha ), der Cal am een ( Calamus , Daemonorops , Korthalasia ,
Ceratolobus, Plectocomia ) und Bactrideen ( Desmoncus mit 2 Arten in
Amerika). Die Blätter dieser Palmen sind mit einem langen, geissel-
artigen Flagellum beendigt, welches ebenfalls mit zahlreichen Wider-
haken besetzt ist. Die Flagellen hängen anfangs frei herunter, durch
den Wind bewegt, haften sie alsdann an den Nachbarstämmen und
erlangen hiedurch eine dauernde Befestigung. Diese Palmenlianen,
allgemein als »Rotang« bezeichnet, durchflechten den Urwald wie ein
dichtes Flechtwerk, erreichen bisweilen bis 260 m Länge bei 2 — 5 cm
Dicke und bilden die grössten Hindernisse bei dem Durchdringen
des Urwalds.
Zu dieser Kategorie gehört die riesige Liane der brasilianischen
Urwälder Bougainvillea spectabilis W. (Xyctagin.), welche in den
Blattachseln harte, den Baumästen anhaftende Zweigdornen entwickelt.
Es ist zugleich eine durch ihre prachtvollen Blüten ausgezeichnete
Lianenart.
Eine zweite Kategorie bilden diejenigen Typen, welche mit
Hilfe adventiver Haftwurzeln kletternd, sich durchweg auf der vom
Licht abgewendeten Stammseite entwickeln, und zwar bloss aus den
Knoten (Tecoma) oder auch aus den Internodien. Die negativ helio-
tropischen Wurzeln dringen in die Spalten der Baumrinde, in die
Felsen- und Mauerlücken hinein, wodurch das Emporklimmen nicht
nur an Bäumen, sondern auch an steilen Felsen bewirkt wird, was
zum Beispiel an dem gemeinen Epheu allgemein bekannt ist. Die
Lianen dieser Art sind durch die Ausbildung von zweierlei Achsen,
welche auch verschiedentlich entwickelte Blätter tragen (S. 506), aus-
gezeichnet. Die blühenden Zweige wachsen senkrecht empor und
sind niemals plagiotrop. Die Blätter des sterilen Langtriebs bei
dem gemeinen Epheu (Hedera helix L.) sind herzförmig und ge-
lappt, die der blühenden Äste lanzettlich und ganzrandig. Die ge-
lappte Form erscheint schon an den ersten Blättern der Keimpflanze
(S 292)*) Der Epheu kann allerdings auch am Boden vegetieren,
wo er regelmässig grosse Flächen bewächst, in welchem Falle dann
bloss die unterirdischen, verzweigten Nährwurzeln zur Entwicklung
gelangen.
*) In dieser Hinsicht sind die Angaben Schencks (1. c. S. 94) unrichtig.
In den Tropenländern ist dieser Lianentypus ziemlich selten,
als Beispiele mögen Piper nigrum , Ficus pumila , die amerikanischen
Arten der Gatt. Marcgravia , Bignonia unguis (welche jedoch ausser-
dem Krallenranken hervorbringt) dienen. In Japan wird unser Epheu
vom Evonymus radicans Sb. vertreten, der in unseren Anlagen wohl
bekannt ist, und aus Nordamerika ist die charakteristische, des-
gleichen bei uns allgemein kultivierte Liane Tecoma radicans L_
(Bign.) zu verzeichnen.
Den am meisten verbreiteten Typus, nicht nur unter den
Lianen, sondern auch unter den Kräutern stellen immerhin die
Windepflanzen dar. Die Stengel oder Stämme der letzteren
winden sich spiralig rings um die Stützen (Baumstämme, Stengel,
Halme, Stangen) und erstreben somit die Höhe. Sie zeigen folglich
den negativen Geotropismus in der Weise, dass sie sich weder an
wagrechten Stangen, noch herunter zu winden vermögen, während
die Rankenkletterer sich in allen möglichen Richtungen bewegen.
Das Winden um die Stütze vollzieht sich vermittels der rotierenden
Nutation an den Stengelspitzen, welche durch diese Bewegung eine
passende Stütze aufzufinden trachten. Der Stengel selbst ist hiebei
nicht reizbar. Das Umschlingen geschieht bei manchen Arten sehr
rasch und die Spiralen sind bald kürzer, bald länger. Eingehende
Studien über diesen biologischen Gegenstand verdankt man zahl-
reichen Autoren, von denen wir Palm, Mohl, Dutrochet, Dar-
win, Sachs, Pfeffer, de Vries, Schwendener, Ambronn,
Baranetzky, Kohl, Wortmann nennen. Das Winden geschieht
bei einigen Arten in der linken, bei anderen Arten in der rechten
Richtung, aber bei der gleichen Art immerfort in derselben Richtung.
Ja ganze Gattungen oder sogar ganze Familien winden zuweilen in
derselben Richtung. Die Pflanzen, bei denen bis jetzt keine kon-
stante Windungsrichtung beobachtet worden ist, sind nur gering an
Zahl. Die verschiedenen Dioscorea- Arten winden z B. bald nach
rechts, bald nach links. Loasa aurantiaca (Darwin) windet bei einigen
Individuen rechts, bei anderen links, ja in einigen Fällen windet
derselbe Stengel unten rechts, oben links. Weitere Beispiele liefern
uns Blumenbachia later itia (Sachs), Hibbertia dentata (Darwin), Da-
villa (F. Müller) u. s. w.
Die Windestengel tragen öfters seitenständige, nicht windende
und anders ausgestaltete Laub- oder Blütensprosse, so z. B bei
der brasilianischen Liane Abuta Selloana (Menisperm.) Es braucht
nicht besonders bemerkt zu werden, dass hie und da an den
Windepflanzen mannigfaltige Ranken oder Dornen zum Vorschein
kommen und hiemit der besprochene Typus mit anderen kom-
biniert wird.
102
Eine den Botanikern schon längst bekannte und bis jetzt nicht
erklärte Eigentümlichkeit der Windepflanzen besteht darin, dass sie
an den Stengeln nur gefiederte Blätter entwickeln oder statt der-
selben einfache, aber durchweg von tief herzförmiger, pfeilförmiger
oder wenigstens gelappter Gestalt.
Mit dem Winden steht immer die Torsion in Verbindung, dem-
zufolge erlangen die Stämme und Stengel dieser Pflanzen die Form
von Tauen und Seilen. Die Dicke der Stütze, welche die Winde-
pflanze ergreift, scheint sich im Verhältnisse zur Dicke der Liane zu
befinden. Nicht einmal in den Urwäldern Brasiliens winden die Lianen
um stärkere Baumstämme. Weil der holzige Lianenstamm, welcher
einen lebenden Baumstamm umschlingt, das fortschreitende Dicken-
wachstum des Baumes durch Auflockerung zu verfolgen nicht ver-
mag, so umwächst die Liane die Rinde und das Holz des Baum-
stamms oder zerreisst sie die Rinde und das Holz mit Gewalt. Das
kann man zuweilen auch bei unserer Lonicera Periclymenum (Hilde-
brand) gewahren.
ln der biologischen, anderseits fast allzu reichen Literatur über
die Windepflanzen finde ich nirgends eine Erscheinung beschrieben
und erklärt, welche ich an alten Stämmen der Wistaria chinensis
(Eig. 47) beobachtet habe. Die holzigen Sprosse dieser zierlichen
Liane sind in der Jugend geschlängelt und nicht windend, im vor-
geschrittenen Alter aber um die Stützen windend, wobei die nicht-
windende und früher geschlängelte Stammpartie die Seitenästchen
wegwirft, auf der Oberfläche glatt herumwächst und sich wie ein
gleichförmig dickes Tau schnurgerade spannt, und zwar in ver-
schiedener Länge (2—10 m ), welcher Zustand auf unserer photo-
graphischen Abbildung dargestellt wird. Dasselbe tritt auch be
anderen Lianen dieser Art zum Vorschein.
Treffen zwei Stämme oder Zweige derselben Windeliane zu-
sammen, so windet die eine um die andere, wodurch verflochtene,
bis einige Meter lange Seile zustande kommen.
Vom phylogenetischen Standpunkt müssen wir nicht nur den
Winde-, sondern jedweden Klettertypus für eine sekundäre, durch
die Adaptation aus den ursprünglich geraden und senkrechten Achsen
hervorgegangene Erscheinung ansehen. Das wird auch durch mannig-
fache Umstände bestätigt. Es gibt z. B. manche Arten, welche über-
haupt nicht winden, wenn sie aber in ein Dickicht geraten, so bilden
sie langgliederige Sprosse, welche zu winden beginnen. Das kommt
bei unserem Solanum Dulcamara oder Vincetoxicum officinale vor.
Das einjährige Kraut Polygonum Convolvulus wächst im Frühjahre
bis Hälfte Juni gerade, alsdann windet die Pflanze den ganzen
Sommer hindurch. Desgleichen verhält sich die Sache bei Dipla-
103
denia polymorpha. In der Gattung Convolvulus gibt es windende und
nichtwindende Arten. Einige Arten der Gattung Smilax , solange sie
frei, ausserhalb der Sträucher wachsen, strecken sich gerade und
entwickeln keine Ranken. Alle Cucurbitaceen tragen Ranken, nur die
südafrikanische Acanthosicyos horrida (naras), welche in sandigen,
jeglicher Vegetation baren Wüsten wächst und meterlange, gerade,
verzweigte Stämme emportreibt, besitzt keine Ranken. Ja, es wurden
sogar hinaufwachsende, rankenlose Formen des gemeinen Kürbis
(i Cucurbita Pepo ) im Garten künstlich erzogen.
Fig. 47. Wistaria chinensis, als Beispiel einer Liane, zu Winterzeit. (Original.)
Wichtig scheint die Beobachtung Nolls zu sein (Bot. Ztg. 1885),
derzufolge die im Dunkel aufgewachsenen, etiolierten Kräuter mit
langgliederigen Sprossen, welche im normalen Zustande keine Spur
des Windens zeigen, die ersten Anfänge der Nutation verrieten. Auf
diese Art und Weise entwickelten sich ohne Zweifel alle Kletter-
pflanzen überhaupt. Sie wuchsen ursprünglich in dunkeln Wäldern,
in Gebüschen oder in hohen Kräuterbeständen, worauf sie, im
Schatten gedeckt, sich zu strecken, lange Glieder zu bilden und
schwingende Bewegungen auszuführen begannen, um passende Stützen
aufzufinden und vermöge derselben in die Höhe, an die Luft und
zum Licht zu gelangen.
104
Wir können nicht der Anschauung Darwins beipflichten, dass
alle Lianen ursprünglich dem Windetypus angehörten, weil diese
Ansicht nirgends eine Begründung findet, was schon hinreichend
von Sehen ck betont wurde. Wenn einige Lianen dreierlei Kletter-
art aufweisen, so ist darin lediglich die Kombination biologischer
Anpassungen nach Bedarf, aber keineswegs das Ergebnis der Phylo-
genese zu erblicken.
Den dritten Typus repräsentieren die Rankenpflanzen mit
entwickelten Ranken, welche entweder von Blatt- oder Achsen-
natur sein können. Vollkommene Ranken, wie wir sie z. B. bei
Passiflora , Vitis, Pisum , Bauhinia kennen, stellen fadenförmige Ge-
bilde vor, welche sich durch grosse Reizbarkeit für andauernde Be-
rührung mit dargebotenen Stützen charakterisieren. Infolge dieser
Reizung krümmen und umschlingen sich die Ranken, was bisweilen
in einigen Minuten vollzogen wird. Durch die Umwindung werden
weitere Stellen der Ranke gereizt, worauf weitere Krümmung folgt
u. s. w. Auf diese Weise umschlingt die Ranke die Stütze wie eine
Uhrfeder (Bauhinia) oder wie eine Spirale (Passiflora, Vitis) bald
nach rechts, bald nach links, in allen möglichen Richtungen, ohne
Rücksicht auf den Einfluss des Geotropismus. Derartige Ranken sind
entweder einfach oder verzweigt. Wenn eine Rankenliane an glatten
und geraden Wänden emporsteigen muss, so erzeugt sie durch die
Berührung der Rankenspitzen Haftscheiben und vermöge dieser
haftet sich die Pflanze an der Wand an (vergl. S. 544). Die Reizung
der Berührungsstellen hat weiterhin die Erstarkung und Verdickung
der Ranke zur Folge, welche manchmal verholzt und die Pflanze
zur Stütze viele Jahre hindurch überaus fest anheftet.
Eine eigenartige Gruppe dieser Lianen bilden die sogenannten
Hakenklimmer, welche an den Hauptsprossen seitliche, eigenartig
umgewandelte, öfter bloss mit reduzierten Blättern besetzte Ästchen
tragen, welche reizbar sind und bei der Berührung mit der Stütze
sich hakenförmig krümmen, verdicken, verholzen und schliesslich
feste Haken vorstellen (vergl. S. 645, wo schon die Achsenranken
näher behandelt wurden).
Als die ersten Anfänge der Rankenlianen dürften jene Arten
erachtet werden, deren Seitenzweige, wiewohl bislang mit normalen
Blättern besetzt, reizbar erscheinen dermassen, dass sie die Stützen
zu erfassen, umzuschlingen, zu. verdicken und zu verholzen ver-
mögen. Bei einigen Machaericn und Acacien beginnen einstweilen die
Blätter an diesen Asten zu verkümmern.
Bei den Blattranken stellt wiederum jener Typus die Ausgangs-
form dar, wo die Stiele eines normalen Blatts reizbar und, um die
Stützen schlingend, vorhanden sind (Clematis).'
105
Alle Ranken zeigen in der Jugend Nutationsbewegungen behufs
der Aufsuchung der Stützen, welche sie zu erfassen trachten. Wenn
sie keine Stütze finden, so rollen sie sich knäuelartig zusammen
oder strecken sie sich gerade, um schliesslich zu vertrocknen und
abzusterben.
Es ist eine allgemeine Erfahrung, dass die Ranken alleweil die
Blütenstände begleiten; an der gemeinen Weinrebe sehen wir häufig,
dass die unteren Ästchen in der Infloreszenz rankenartig umgebildet
7 2 3
lrig. 48. Tropische Lianen. 1) Zwei Lianenarten umeinander gewunden (Java),
2) verflachte und spiralig gewundene Liane (Ceylon', 3) Aflenstiege von einer
Bauhinia (java). Alles von Domin gesammelt. Verkl. (Original.)
sind und auf S. 400 ist ein ähnliches Beispiel angeführt worden.
Manche wollten diese Erscheinung biologisch auslegen in der Weise,
dass später die entwickelte Frucht an der verholzten Ranke oder an
dem verholzten Rankenästchen eine gute mechanische Stütze findet.
Uns möchte es scheinen, dass die Ursache dieser Erscheinung rein
morphologisch ist, denn die Ranken entspringen aus denselben
Achsen, wie die Blütenstände. Es ist aus der Morphologie wohl be-
kannt, dass jede Pflanze ihre Achsen zu bestimmten biologischen
106
Zwecken verteilt und je nachdem dieselben morphologisch aus-
stattet. Nunmehr bilden sich dieselben Achsen, welche sich zu
Ranken umwandeln, auch zu Blütenständen aus, es ist sogar die
anatomische Ausstattung beider genannten Organe gleichartig. Beide
tragen reduzierte Phyllome, beide verzweigen sich ähnlich u. s. w.
Die morphologische und anatomische Ausgestal-
tung der Lianenstämme ist in mancher Beziehung sehr inter-
essant. Es hegt da wieder ein schönes Beispiel vor, wie zum Er-
staunen vortrefflich die Mittel sind, welcher sich die Pflanze zu ihren
biologischen Bedürfnissen zu bedienen weiss. Hier kann von äusseren
Impulsen keine Rede sein, um durch die Reizung einiger Stellen
auf mechanischem Wege die entsprechenden Organe hervorzurufen,
denn die innere, komplizierte Struktur kann gewiss als Ergebnis des
Drucks oder des Zugs oder der Torsion nicht angesehen werden,
vielmehr aber als Leistung eines inneren, intellektuellen Agens.
Rundliche Lianenstämme treten fast ausschliesslich bloss bei
den in gemässigten Ländern heimischen Arten auf; diese bringen
auch regelmässige, konzentrische Jahresringe hervor, so beispiels-
weise bei Celastrus scandens oder Hedera helix. Die tropischen Lianen
besitzen bandförmig zusammengedrückte, tief längsgefurchte oder in
flache Leisten differenzierte Stämme. Manche Bauhinien und die
Gatt. Caulotrelus besitzen zwar flache, aber beiderseits und abwech-
selnd mit eingedrückten Gruben versehene Stämme (sogen. Affen-
stiegen), wie dies in Fig. 48, 3, verdeutlicht wird. Andere Stämme
sind seilförmig gedreht oder flache Schrauben nachahmend. Die
Dicke dieser Stämme ist im Hinblicke auf die überaus beträchtliche
Länge verhältnismässig gering, zuweilen nur einige Zentimeter er-
reichend. Und eben dieser Umstand, fernerhin die reichliche Ver-
zweigung in den Baumkronen, sowie die Elastizität und Biegsamkeit,
welche für die Lianen dringend erforderlich ist, wenn sie vom
Wind hin und her geworfen oder von den Baumästen aufgespannt
werden, bedingen die eigentümliche Ausbildung der inneren Stamm-
struktur. Die äussere Form ist den Lianen beim Emporklettern an
den Baumstämmen behilflich und die innere Struktur verleiht ihnen
die gebührende Elastizität und Biegsamkeit. Zu diesem Zwecke sind
die Zentralgefässbündel durch mächtige Markstrahlen untereinander
getrennt und ausserdem entstehen im parenchymatischen Grundge-
webe neue Meristemsysteme, welche neue Gefässbündel in mannig-
facher Anordnung ausbilden. So z. B. erscheint rings um den Zentral-
zylinder ein ganzer Kreis von neuen, kleineren, konzentrisch ange-
ordneten Gefässbündeln ( Sapindus ) oder es bildet sich eine ganze
Menge neuer, kleiner oder grösserer Gefässbündelpartien (Fig. 46, C).
Das Ganze stellt dann getreu ein aus mehreren Seilen verflochtenes
107
Kabel dar. Die einzelnen Gefässbündelgruppen sind von einer mäch-
tigen Schicht parenchymatischen Grundgewebes umgeben, welches
die Torsion des Lianenstamms erleichtert. Soll ein verflachter Stamm
zustande kommen, so fängt das Meristem nur an einer oder zwei
gegenständigen Stellen zu arbeiten an, wodurch der ursprüngliche
Gefässbündelzylinder in der Mitte oder seitlich am Durchschnitt er-
scheint (Fig. 46, B). Bei einigen Menispermaceen und beim Gnetum
(wo abgesehen vom baumartigen G. Gnemon lauter Lianen Vor-
kommen) bildet sich ausserhalb des Zentralzylinders eine ganze, zu-
sammenhängende Schicht von Gefässbündeln dergestalt, dass zuletzt
am Querschnitte mehrere, hintereinander folgende Zonen keilförmiger
Gefässbündel entstehen. Der Überfluss an lebendem Parenchym hat
ein langdauerndes Leben des Stammes zur Folge, was zugleich ein
rasches Einwachsen bei der Verletzung oder die Erneuerung durch
frische Sprosse bewirkt. Es gilt allgemein die Regel, möglichst wenig
holzige Elemente im Holze hervorzubringen, und Kernholz wird über-
haupt nicht angelegt.
Eine allgemeine Eigenschaft der Lianen ist die Bildung
axialen und periaxialen Holzes. Das erstere ist das eigent-
liche Primärholz mit normalen, engen und dichten Tracheen, das
andere, schon makroskopisch abgesonderte, ist durch überaus weit-
lumige (bis 0 7 mm im Durchschn.) Tracheen ausgezeichnet. Diese
verlaufen der ganzen Stammlänge nach und sind ausschliesslich der
Wasserzuleitung dienlich. Sie bilden eigenartige Apparate zur Ver-
sorgung der Pflanze mit Wasser, was sich umsomehr als zweck-
mässig erweist, als die grosse Menge von Laubzweigen in den Baum-
wipfeln ein enormes Quantum von Wasser ausdünstet. Nunmehr
müssen, weil der Lianenstamm als Kletterorgan an Dicke nicht zu-
nehmen darf und ausserdem noch sehr lang ist, die starken Tracheen
die rasche Wasserzufuhr bewerkstelligen. Zu diesem Behufe müssen
die Lianenwurzeln im Boden eine genügende Menge von Wasser
finden, was fernerhin zur Folge hat, dass die Lianen nur in nassen,
von ausgiebigen Regen und wasserreichen Quellen durchaderten Ur-
wäldern gedeihen können. Deswegen findet man die Lianen in
trockenen Gebieten sehr selten.
Die Lianen treten in allen möglichen Verwandtschaftskreisen
auf, einige Familien sind immerhin durch diesen Pflanzentypus ganz
besonders ausgezeichnet (Leguminosae, Bignoniaceae, Sapindaceae,
Vitaceae, Menispermaceae, Asclepiadaceae, Apocynaceae, Malpighia-
ceae, Anonaceae, Marcgraviaceae, Rutaceae, Rhamnaceae, Logania-
ceae), in manchen Familien sind hingegen die Lianen unbekannt
(Cupuliferae, Juglandaceae, Salicaceae, Tamaricaceae, Myricaceae,
Ochnaceae, Aceraceae, Staphyleaceae, Symplocaceae, Ebenaceae,
108
Sapotaceae, Styraceae, Proteaceae, Burseraceae, Rosaceaeh Es ist be-
achtenswert, dass einige der holzigen Familien, obwohl in den
Tropenländern weit verbreitet, keine Lianen enthalten. Desgleichen
ist hervorzuheben, dass die Koniferen, trotzdem sie seit den ältesten
geologischen Perioden als Holzpflanzen bekannt sind, keine Liane
ausgebildet haben. Aus allem dem scheint die Schlussfolgerung ge-
rechtfertigt zu sein, dass der Lianentypus jüngeren Ursprungs ist
und dass derselbe nur als eine sekundäre, durch Adaptation an die
gegebenen Lebensbedingungen im Verlaufe der Zeit entwickelte
Pflanzenerscheinung anzusehen ist. Die bereits angeführten Familien,
welche keine Lianen enthalten, sind tatsächlich sämtlich archaistische
Pflanzen, geradeso wie die Koniferen.
Die Lianen sind mit kleinen Ausnahmen Einwohner tropischer,
immergrüner Regenwälder der alten und neuen Welt. Hier machen
sie den grössten und eigenartig ausgeprägten Bestandteil der hol-
zigen Waldvegetation aus. Grisebach sagt z. B., dass Westindien
33°/0 Holzgewächse und 8% Lianen der sämtlichen Phanerogamen-
flora beherbergt. Warum in einigen Familien Lianen bloss in der
alten und andere bloss in der neuen Welt Vorkommen, obwohl da
wie dort gleiche biologische Bedingungen vorhanden sind, bleibt
zurzeit dahingestellt. So haben die Anonaceen, Rutaceen. Myrsina-
ceen, die Gattung Ficus ihre Lianen bloss in der alten, die Sapin-
daceen bloss in der neuen Welt, obwohl sie in der alten sowie in
der neuen Welt gleich verbreitet sind.
Zur Entwicklung des Lianentyps ist lediglich genügende Nässe
und Waldverschattung nicht ausreichend, es ist auch ein hoher Grad
Wärme erforderlich, denn in den temperierten Regionen Südame-
rikas (Patagonien, Chile) umfasst die hohe und feuchte Waldzone eine
grosse Ausdehnung, und trotzdem sind hier Lianen eine Seltenheit.
Gleicherweise in Neuseeland. Im gemässigten Waldgebiet Europas,
Asiens und Nordamerikas gehören die Lianen zu den grossen Selten-
heiten. So kann man aus Europa als echte Lianen nur anführen:
Hedera helix , Vitis viuijera , Lonicera Caprif olium, L. Periclymenum ,
Periploca graeca , Clematis Vitalba. Desgleichen bewirten die ge-
mässigten Waldgebiete Nordamerikas nur spärliche Lianen, welche
bei uns in Kultur längst bekannt sind: Ampelopsis quinquejolia , Te-
coma radicans , Celastrus scandens , Menispermum canadense , Bercliemia
volubilis , Aristolochia sipbo. Von den europäischen Lianenarten ist
wohl Hedera helix die merkwürdigste, welche sich hier als isolierter
Pflanzentypus aus der Tertiärperiode erhalten hat. Ihre enorme
Lebenszähigkeit in jedweder Bodenbeschaffenheit und Lage und in
jedem Klima haben wahrscheinlich dazu beigetragen, dass sie wäh-
rend der Eiszeit in Mitteleuropa nicht ausgestorben ist. Sie lebt und
109
vermehrt sich noch heutzutage nicht nur in den rauhen Bergen
Mitteleuropas, sondern auch in den wärmsten Ländern des Mittel-
meergebiets. Daraus lässt sich auch schliessen, dass sie schon zur
Tertiärzeit in Europa sowohl warme Ebenen als auch hohe Berge
bewohnte.
S. 586, Z. 39. Die Rhizome, wenn auch die Halme hohl sind, pflegen regel-
mässig solid und fest zu sein (Triticum repens).
Die unterirdischen Achsen der Gramineen bilden sich fast
durchgehends als kriechende, mit blassen Schuppen gleichmässig be-
setzte Rhizome aus. Diese Rhizome sind sehr fest, elastisch und
bei geringer Dicke zuweilen sehr lang und in allen Richtungen um-
herschweifend, so dass schliesslich der ganze Standort von der be-
treffenden Art okkupiert und jegliche andere Vegetation unterdrückt
wird. Diese Rhizome dienen also in erster Reihe zur vegetativen Ver-
mehrung, wozu uns leider die in der Kultur so gefürchtete Quecke
ein gutes Beispiel abgibt. In Sandfluren und auf Dünen entwickelt
sich die Rhizombildung der Gramineen dermassen, dass hiedurch
ganze, ausgedehnte Formationen zustande kommen. Die dicken und
festen Rhizome von Spinijex squarrosus , Aeluropus mucronalus , Sporo-
bolus pungens u. a. erreichen bis mehrere Meter Länge und treiben
aus den Schuppenachseln beblätterte Halmbüschel, welche sich dann
zu stattlichen, tief eingewurzelten Stöcken umbilden. Bei Aeluropus
und Cynodon sind die Schuppen zu je 3 genähert, bei Spoi obolus
pungens sind sie zu 2 genähert, welche Vorrichtung gewiss einen
bestimmten Zweck verfolgen muss (Fig. 44). Alle Rhizome der Gra-
mineen sind monopodial aufgebaut im Gegensätze zu den Rhizomen
der Cyperaceen, welche zumeist ein sympodiales Wachstum auf-
weisen (S. 616).
S. 587. Die Z. 13 — 18 sind zu streichen und statt derselben folgende zu
setzen: Gleichzeitig mit dem Blatthöcker wird ganz exogen auch die
mit ihm öfters zusammenhängende Axillarknospe angelegt. Eine sel-
tene und wunderbare Ausnahme scheint in dieser Beziehung nur die
Gattung Dracaena mit ihren zahlreichen Arten zu bilden, indem die
Axillarknospen, wenn sie zu einem Seitenast hervorwachsen sollen,
eine ziemlich mächtige Rindenschicht durchbrechen müssen, da sie
vordem von der Rinde vollkommen überdeckt und in dieselbe ein-
gewachsen waren (Fig. 373 a). Diese Axillarknospen werden hier im
jüngsten Stadium zwar gleichfalls als exogene, aber überaus un-
scheinbare Höckerchen angelegt, so z. B. bei Dr. Draco (Fig. 14),
wo sie in Form eines winzigen, flachen Kreises, in dessen Mitte eine
längliche Öffnung zum Vorschein gelangt, bemerkbar werden. • Der
bereits erwähnte Kreis stellt eigentlich das erste, plattgedrückte
Phyllom (Schuppe) mit adossierter Orientation dar. Bei Dr. elliptica
110
Ihnb., Dr. Godsejfiana Hort, und deren Verwandten ist dieses erste
Phyllom so winzig klein, dass es schon vor der vollständigen Ent-
wicklung des Stützblatts von der Nachbarrinde umwachsen wird und
alsbald unter der Rinde spurlos verschwindet, infolge dessen die
Achselknospe, wenn sie als Seitenzweig zur Entwicklung gelangen
will, die dicke und feste Rinde mit Gewalt durchbrechen muss. In
diesem Stadium erscheinen dann die 2 ersten Schuppen in der Me-
diane (die erste zur Mutterachse gewendet), nach denselben aber
2 Schuppen seitlich (Fig. 373 a, 1). Vergl. hiezu die Arbeit von
L i n d i n g e r.
S. 590, Z. 35. Ja auch bei vielen Cupressineen mit schuppenformigen Blät-
tern fallen ganze Seitenästchen alljährlich ab, so z. B. im Winter
bei Thuja occidentalis.
S. 592, unter der Abbildung Fig. 375 soll Dracaena angustifolia stehen.
S. 594, Z. 40. Tetradyclis salsa Stev. (Zygophyl.) ist eine einjährige, zarte,
kleine Pflanze, welche auf salzigen Sandfluren in der Umgebung des
Kaspischen Sees vorkommt und hier im Verlaufe eines Monats im
Frühjahr erwachsen, aulblühen, ausreifen und absterben muss, weil
gleich hierauf die Sandfluren dermassen versengt werden, dass jed-
wede Vegetation die ganze Sommersaison hindurch unmöglich wird
(Bunge, Linnaea, 1840).
S. 596, Z. 4. Sehr interessant ist in dieser Beziehung Iris Reichenbachii Heuff.
(I. bosniaca Beck), welche zwar auf dieselbe Weise wie andere Iris-
Arten wagrechte, dicke Rhizome bildet, jedoch nur einmal (im 2.
oder 3. Jahre) aufblüht, sodann kümmerlich vegetiert und schliesslich
eingeht. Wenn man sie daher im Garten kultivieren will, so muss
man sie alljährlich aussäen.
S. 597, Z. 27, n. A. Es ist beachtenswert, dass die meisten Monokotylen und
manche Moaokotylenfamilien fast ausnahmslos perennierende Pflanzen
sind, welche sich durch Zwiebeln, Knollen und Rhizome erneuern
und jahrelang erhalten. Mit dieser Lebensart hängt wohl das früh-
zeitige Absterben der Hauptwurzel am Keimlinge zusammen. In der
Familie der Liliaceen sind es bloss die Gattungen Bulbine und
Asphodelus (A. pendulinus Coss.), wo einjährige Arten Vorkommen.
S. 600, Z. 29. Die krautartigen Malvaceen sind wahrscheinlich aus den hol-
zigen tropischen Bombaceen hervorgegangen.
S. 600, Z. 40. Ein hübsches Beispiel hiezu bietet uns die niedliche, kraut-
artige, mit langen, dünnen, unterirdischen Rhizomen versehene Cornus
canadensis L., deren Verwandten Strauch- oder baumartig auswachsen.
S.601,Z. 11. Klugkist beobachtete eine Keimpflanze von Philadelphus
coronarius , welche kaum 13 cm hoch war und mit einer Blüte endigte.
S. 602, Z. 39, n. A. Es wurde bei verschiedenen Gelegenheiten wiederholt aus-
einandergesetzt, dass der Phanerogamenstamm eine monopodiale Ver-
111
Fig. 49. Hyphaene thebaica, das dichotome Stammstück, mit dem Angularblatt
oberhalb der Dichotomie. — Unten die Verzweigungsart des Stammes diagram-
matisch dargestellt; 6) das Angularblatt oberhalb der beiden dichotomischen
Zweige. (Nach Schoute.)
zvveigung aufweist in der Weise, dass derselbe von einem vegeta-
tiven Scheitel abgeschlossen ist, welcher in akropetaler Anordnung
Seitenhöcker erzeugt, aus welchen dann Blätter und mit diesen zu-
112
sammenhängende Seitensprosse hervorkommen. Diese Seitenorgane
sind bekanntlich nach bestimmten phyllotaktischen Gesetzen derart
zusammengestellt, dass die ganze Pflanze ein Gebäude vorstellt,
welches seine Glieder harmonisch in allen Richtungen ausein-
anderstreckt.
Die monopodiale Verzweigung bei den Phanerogamen ist bisher
so allgemein als ausnahmslose Regel angenommen worden, dass man
an etwaige Ausnahmen, welche an die Dichotomie der Kryptogamen
zu erinnern vermöchten, nicht geglaubt hat. Und dennoch wurden in
der jüngsten Zeit derartige Ausnahmsfälle festgestellt, und zwar in
derselben Weise, wie sie bei den Gefässkryptogamen Vorkommen.
Im Jahre 1909 hat Schoute die Verzweigung der Palmen-
gattung Hyphaene untersucht und klar nachgewiesen, dass ihre be-
kannte gabelartige Teilung des Stammes nach den Gesetzen der
typischen Dichotomie vor sich geht. Es tritt sogar das Angularblatt
oberhalb der Dichotomie zum Vorschein, und zwar auch in dem
Falle, wenn er nach der phyllotaktischen Divergenz eine andere
Stelle einnehmen sollte, wie es aus der beigefügten Abbildung
(Fig. 49) zu ersehen ist. Gleicherweise spricht die parallele An-
ordnung der Blätter an den Gabelästen für die echte Dichotomie.
Die dichotomische Verzweigung der Hyphaene scheint die Regel zu
sein, wenigstens in den vegetativen Teilen dieser Pflanze, was uns
durch die schöne Reproduktion (Fig. 50) veranschaulicht wird.
Die Entdeckung Schoutes gehört somit zu den bedeutsam-
sten, welche in den letzten Dezennien auf dem Gebiete der wissen-
schaftlichen Botanik gemacht wurden, denn sie gestattet uns, die
phylogenetische Entwicklung des Pflanzenreichs nach der wichtigsten
Seite der Morphologie hin zu verfolgen. Es wurde bereits im I. Teile
unseres Werkes klargelegt, dass die Gefässkryptogamen sämtlich
eine dichotomische Verzweigung aufweisen, auch die Equisetaceen
nicht ausgenommen. Dieser Verzweigungstypus verschwindet aber bei
den Phanerogamen, um dem monopodialen Wüchse Platz zu machen.
Der monopodiale Wuchs ist als Folge der vorgeschrittenen Ent-
wicklung anzusehen, indem die Kaulomglieder (Anaphyte) sich zu
einem einheitlichen Ganzen konsolidieren. Die Pflanze bemüht sich,
aus unzähligen Gliedern einen einzigen Körper zu bilden, welchem
einzelne Seitenorgane durch verschiedene Funktionen dienlich werden.
Die Monokotylen zeigen jedoch hin und wieder die alte Stamm-
gliederung nach dem Kryptogamentypus (Palmen, Gräser); dem-
zufolge könnte man auch hier theoretisch eine Dichotomie erwarten,
welche im wesentlichen in der Zweiteilung der Anaphyte ihren
Ursprung hat. Dieser Erwartung entspricht nun die beschriebene
Hyphaene mit ihrer Stammdichotomie, in welcher also eine atavi-
113
stische Reminiszenz an die Kryptogamen auf dieselbe Weise, wie
die Spermatozoiden einiger Gymnospermen, zu erblicken wäre.
Wir haben schon oben bei der Blatteilung darauf hingewiesen,
dass die dichotomische Blattspaltung und ihre Variation als De-
doublement der Blütenteile ihr Seitenstück in den dichotomisch ge-
teilten Blättern der Farne findet, und dass die gegabelten Blüten der
Fig 50. Hyptiaene thebaica, Habitusbild der Fahne. Verkl.
Phanerogamen ebenfalls als atavistische, dichotomische Erscheinungen
aufzufassen sind. Aus alledem vermag man nun den Schluss zu
ziehen, dass die alte kryptogamische Dichotomie ihre Nachklänge
noch unter den Phanerogamen hat, wenn dieselben auch nur als
Ausnahmen oder als abnorme Fälle in die Erscheinung treten.
8
114
Die Beobachtung Sch out es wird aber gewiss nicht vereinzelt
bleiben und man darf hoffen, dass dieselbe noch durch andere Bei-
spiele bereichert werden wird. Mir gelang es indessen, bei einer
anderen Palmenart dieselbe Sache zu konstatieren. Es betrifft dies
die mexikanische Chamaedorea Martiana Wendl. (Fig. 51, 52),
welche in den ersten Jahren nach ihrer Autkeimung einen nieder-
Fig. 51. Chamaedorea Martiana. Geringelter Stamm, in zwei aufrechte Zweige
sich dichotomisch teilend. (Original.)
liegenden, dicken und kurzen Stamm bildet. Aus diesem Stamme
treiben unterwärts lange Adventivwurzeln und aufwärts gefiederte
und dicht zweizeilig geordnete Blätter. Nun beginnt sich der Stamm
in der Weise zu verzweigen, dass sich der Stammscheitel in zwei
gleiche Vegetationshöcker teilt und hiemit zwei gleichen Ästen den
Ursprung verleiht. Es wachsen in der Tat zwei langgliederige, dünne
115
Stengel in senkrechter Richtung empor, welche sich durch ihre Ge-
stalt von dem wagrechten Stamme durchaus unterscheiden. Die
Pflanze fängt in diesem Stadium an, ihre definitive Vegetations-
periode durchzuleben. Die Stellung und Anordnung der Blätter an
beiden senkrechten Stengeln (Stämmen) ist ganz gleich und parallel.
Das letzte Blatt des Jugendstamms stellt sich als Angularblatt über
Fig. 52. Chamaedorea Martiana. Ein nach den abgefallenen Blättern gerin-
gelter Stamm, oben sich dichotomisch teilend. (Original.)
den Dichotomiewinkel von der Oberseite her. Die ersten Blätter
beider senkrechten Stämme sind mit dem Rücken dem Angularblatt
zugewendet.
Nebst den erwähnten dichotomischen Stämmen entwickeln sich
auch ein oder mehrere Seitenstengel aus der Blattachsel am Jugend-
stamme, wie dies unsere Abbildung deutlich wiedergibt. Demzufolge
8*
116
zeigt die genannte Chamacdorea die dichotomische und monopodiale
Verzweigung auch in den vegetativen Achsenteilen gleichzeitig. Es
geschieht zuweilen, dass der eine dichotomische Stammscheitel ver-
kümmert, was alsdann die Entwicklung eines einzigen, ein Mono-
podium scheinbar nachahmenden Stamms zur Folge hat.
Einen zweiten Fall dichotomischer Verzweigung beobachtete ich
an den Keimpflanzen der Alstroemeria brasiliensis Spr., deren Rhizom-
bildung weiter unten besprochen werden wird. Die Hauptachse hat
sich nämlich nach der Schuppe (b, Fig. 54) in zwei gleiche, gleich
beblätterte Stengeläste verzweigt, wobei dieselbe Schuppe als Angular-
blatt die Stelle oberhalb der Dichotomie eingenommen hat.
Es sei hier schliesslich noch ausdrücklich bemerkt, dass alle
gabelförmigen Dichasien, besonders dort, wo die Terminalknospe
verkümmert, sowie die monopodialen Verzweigungen, welche die
Dichotomie nicht selten getreu nachahmen und welche von den
modernen, durch anatomische und ontogenetische Vorurteile ver-
blendeten Botanikern kurzweg als Dichotomie bezeichnet werden, mit
der Dichotomie nichts zu tun haben und nur Spezialfälle des Mono-
podiums darstellen.
S. 604, Z. 15, n. A. Einen ausserordentlich lehrreichen Beleg für die Ver-
schiebung der Tochtersprosse auf die Mutterachse bietet uns die
Leguminose Crotalaria a/ata Buch. (Fig. 28), welche nebstdem durch
flügelartig herablaufende Nebenblätter ausgezeichnet ist. Die Blüten-
traube ist hier aus der Blattachsel hoch auf die Mutterachse hinauf-
gerückt, immerhin aber in der Weise, dass sie noch unterhalb des
nächsten Gliedes abspringt. Der in der Achsel hervorwachsende
Wiederholungsspross (b) ist als Serialspross aufzufassen.
S. 605, Z. 34. Die Infloreszenzen mancher Solanu w-Arten (S. guianense Dun.,
S. nigrum L.) entspringen fast durchweg auf den Stengelzweigen
weit von den nächsten Blättern entfernt. Eine sehr interessante An-
wachsung der Blütentrauben an die Mutterachse findet bei einigen
Arten der Gattung Polygala statt (P. obtusata DC. u. a.). Die Gaul-
iheria Cumingiana Vid besitzt gleichfalls hoch auf die Mutterachse
hinaufgerückte Blütentrauben. Bei Cycnium racemosum Bth. (Scrophul.)
und Eucomis punctata Her. verschieben sich die Blütenstiele aus der
Brakteenachsel hoch auf die Traubenachse hinauf. Die Blüten in den
langen und reichen Ähren von Duranta rostrata und D. bracteata
sind sämtlich aus ihren Brakteenachseln hinaufgerückt.
S.606, Z. 16, n. A. Die Leguminose Cassia Chamaecrista L. trägt einige
Blüten an einem gemeinschaftlichen, blattlosen Stiele, welcher aus
der Achsel des grünen, gefiederten Stützblatts hervortritt. Nun legt
sich dieser Stiel an die Mutterachse und durch einen schmalen
Streifen verwächst er mit derselben derart, dass die Konturen beider
117
Bestandteile gut erkennbar sind. Die langen Stipulae des Stützblatts
sind der angewachsenen Stielpartie hinauf angedrückt. Es braucht
wohl nicht bemerkt zu werden, dass es sich hier nur um eine kon-
genitale Verwachsung handelt, wenn auch dieser Fall lediglich eine
teilweise Verschmelzung zweier Achsen darstellt.
S. 607, Z. 13, n. d. W. »Loranthus,« : Spiraea Aruncus, S. japonica, Lendenber-
gia rosea (Phytolac.), Polyosma Philippinensis (Saxifr.),
S. 607, Z. 20, n. A. Bei der Campanulacee Dobrowskya scabra
DC. (Natal) ist schön zu sehen, wie das Stützblatt
dem achselständigen Blütenzweig anwächst, wäh-
rend es unterhalb der sterilen, nahe stehenden
Zweige seinen Platz an der Zweigbasis einnimmt.
Sehr interessant haben sich diese Verhältnisse bei
der amerikanischen Adlumia Jungosa (Fumar.)
ausgestaltet, wo der Infloreszenzstiel mit dem Blatt-
stiele verwächst und ausserdem weiter hinter der
Verwachsung eine vegetative, dem Blatte ange-
wachsene Serialknospe zum Vorschein gelangt.
S. 608, Z. 13, n. A. Die Verschiebung der Blätter erfolgt
zuweilen in der eigentümlichen Weise, dass ledig-
lich der Stipularteil sich verschiebt, während das
Blatt auf seinem Platze sitzen bleibt. So verschiebt
sich die scheidige, intrapetiolare Stipula der Ficus
elastica ein wenig auf die Mutterachse. Bei Dip-
terocarpus zeylanicus sind die intrapetiolaren Sti-
pularscheiden deutlich über die Blattinsertion auf Fig. 53. Phyllan-
der Mutterachse hinaufgerückt und hier die Achsel- ^us Matsumurae
Hay. Stengelpart, (<?)
knospe deckend. Ein höchst merkwürdiges Beispiel mit einem Tochter-
bietet uns aber in dieser Hinsicht die japani- zweig i ;/>) das auf
J 1 d. Tochterzweig hin-
sche Euphorbiacee Phyllanthus Matsumurae Hay. aufgerückte Stütz-
(Fig. 53), wo sich das schuppenförmige Phyllom bl pein^Orfg^naD^"
(p) hoch auf den Tochterzweig verschiebt, wäh-
rend seine fast gleich grossen Nebenblätter (s)
ihren Platz beiderseits der Tochterzweigbasis behalten. Den vorher
angeführten Fällen gegenüber verhält sich hier die Sache ganz um-
gekehrt.
S.611,Z. 19. Bei der Gattung Dichapetaluvi ist gleichfalls die Infloreszenz
mit dem Stützblattstiele verwachsen.
In Hinblick auf die bereits dargelegten Beispiele will es uns
scheinen, dass man vom morphologischen Standpunkte aus zwei
Kategorien von Dislokation der Organe unterscheiden muss: 1) die
Verwachsung, 2) die Verschiebung. Die erste Kategorie
kommt zustande, wenn zwei Organe in der Weise zusammen-
118
wachsen, dass ihre Bestandteile in der verwachsenen Partie enthalten
und innerlich durch anatomische Beschaffenheit und äusserlich durch
morphologische Merkmale nachweisbar sind. Die zweite Kategorie
findet statt, wenn ein Organ von dem Nachbarorgan von seinem
Platze in der Weise weggetragen wird, dass das trstere auf dem
anderen in seiner ganzen Grösse erscheint, ohne eine Spur nach der
Verwachsung zu verraten. Die Unterscheidung dieser beiden Dis-
lokationskategorien ist vorzugsweise in der Blütenmorphologie wichtig,
denn hier tritt bald diese, bald jene in die Erscheinung. Die Staub-
gefässe sitzen z. B. nicht selten am Rande des Receptakulums, ohne
tatsächlich mit diesem vorher verwachsen gewesen zu sein; das
Receptakulum kann einzig und allein aus dem Kelche gebildet
werden, die Stamina und Petala sind aber auf demselben hinauf
verschoben. Die Stamina können in der Sympetalen Corolle einmal
lediglich eingefügt oder verschoben werden, ein andermal können
sie aber der Corolle angewachsen erscheinen. Im ersteren Falle ist
unter der Insertion der Stamina keine Spur zu gewahren, im zweiten
Falle ist die Verwachsung durch eine Rippe oder einen Nerv
kenntlich.
S.612,Z. 24, die Worte »überhaupt nicht vorkommt« sind zu streichen und
statt dessen füge hinzu: eine überaus seltene Ausnahme bildet.*
S. 613, Z. 4, n. A. Die einjährige Crassulacee Pistorinia hispanica DC. zeigt
nach den ersten zwei Stengelgliedern (die Blätter sind gegenständig)
eine scheinbar regelmässige, dichotomische Verzweigung, indem beide
Gabeln gleich sind und zwischen den Gabeln keine Endknospe zum
Vorschein tritt. Die eine Gabel stellt allerdings die Mutter-, die
andere die Tochterachse dar. Diesem Verhältnisse gemäss ist wohl-
weislich die Blattorientation an den beiden Gabeln gleich.
S. 61 8, Z. 8, n. A. Nicht weniger interessante, sympodial verkettete Rhizome
weisen einige exotische Alstroemerien (Amaryl ) auf, welche schon
Irmisch im Jahre 1879 in seinen klassischen Arbeiten behandelt hat.
Die Anlegung und weitere Entwicklung mag uns die Keim-
pflanze der A. brasiliensis Spr. anschaulich wiedergeben (Fig. 54).
Das Keimblatt ist niedrig und scheidig, demselben folgen zwei fast
gleiche, scheidenförmige Schuppen ( a , b), hierauf folgt schon ein
grünes Laubblatt (/'). Unterhalb des Keimblatts entspringt frühzeitig
eine Adventivwurzel (-£'). Die Hauptachse (I) wächst rasch empor,
trägt oben grüne, verdrehte Blätter (S. 408) und aus der Achsel der
ersten Schuppe ( a ) treibt eine Knospe mit einer transversal orien-
tierten Schuppe (#'), welche die Rückseite der Schuppe (#) durch-
reisst. Aus dieser Knospe entwickelt sich nun einerseits ein hinauf-
strebender, zwei Schuppen (b‘, c‘) und wiederum grüne Laubblätter
tragender Spross (II), anderseits ein walzenförmiges, senkrecht her-
119
unterwachsendes Rhizom (III), welches mit einer Knospe abschliesst.
Dieses Rhizomglied ist als Tochterachse zur Achse II anzusehen und
treibt wiederholt in einen oberirdischen Spross und in ein unter-
Fig. 54. Alstroemeria brasiliensis Spr. Schrittweise Entwicklung der Keim-
pflanze. c ) Keimblatt, a , 3) die ersten Schuppenblätter, /') das erste Laubblatt,
1) Hauptspross, II, III, IV) Tochtersprosse, k) Hauptwurzel, k‘) Adventivwurzel,
a\ b\ c‘) Schuppenblätter des Tochtersprosses. (Original.)
irdisches Rhizomglied, wodurch ein mehrgliederiges, unterirdisches,
senkrecht herunterwachsendes Rhizomsympodium entsteht. Das senk-
lL!»
rechte, positiv geotropische Wachstum dieses Rhizoms erinnert an
die monopodialen Rhizome der Dracaena anpustijolia (S. 592).
S. 626, Z. 5, n. A. 6) Zahlreiche Cucurbitaceen zeigen im jugendlichen Sta-
dium, wo noch keine Ranken vorhanden sind, eine deutliche sym-
podiale Zusammensetzung der vegetativen Stengelglieder. Die ersten
Ranken an den Keimpflanzen sind ausserdem dadurch lehrreich,
dass sie deutlich in die Blatt- oder Kotyledonarachsel herablaufen,
ja bei Cyclanthera pedata entspringen die Ranken direkt aus der
Achsel eines Kotyledons, welcher Umstand ihre Achsennatur am
besten bestätigt. Eine derartige Ranke verwandelt sich zuweilen in
einen Achselspross, dessen erste Blätter rankenartig entwickelt sind.
Dieselbe Cucurbitacee trägt normalerweise einfache oder zweiarmige
Ranken; im zweiten Falle bilden sich nun nicht selten beide Ranken-
arme in flache Blätter um, zwischen welchen eine kleine Scheitel-
knospe bemerkbar wird.
Die hohe und senkrecht hinaufwachsende afrikanische Wüsten-
cucurbitacee Acanthosicyos horrida Welw. (Naras) entwickelt über-
haupt keine Ranken, weil sie für die Pflanze bedeutungslos wären.
Man findet indessen beiderseits der Blattstielinsertion zwei Stacheln,
welche zweifelsohne als Trichombildungen aufzufassen sind.
S. 626, Z. 1, n. d. W. »ist« soll ein Absatz folgen.
S. 631, Z. 37, n. A. Dass die Laubblätter der Gattung Sciadopitys keine normal-
einfachen Blätter vorstellen, ergibt sich auch aus der Keimungsge-
schichte dieser Pflanze, indem nach den zwei grünen, linealen Koty-
ledonen zwei flache, lineale, grüne Blätter folgen, welche von den
älteren Blättern ganz abweichend ausgebildet sind. Es sind dies
echte, einfache Blätter, denn sie sitzen selbst auf der Achse,
nicht aber in den Schuppenachseln. Sie sind einfach zugespitzt (nicht
ausgerandet), unterseits flach, rinnenlos, längs des Mittelnervs mit
breiten, blassen Streifen wie bei den Tannenblättern gezeichnet. Erst
nach diesen einfachen Blättern folgen Schuppenquirle mit gerillten
Doppelblättern in den Achseln
Die Brachyblaste der Gattung Larix , Cedrus
S. 636, Z ll,n. A. Phvllokladienbildung ahmt im wesentlichen auch der suc-
culente Stengel der Cactaceen nach, indem er zuweilen die Gestalt
flacher, grüner Platten (Opuntia» oder sogar grüner, flacher, gestielter
und gezähnter Glieder (Rhipsalis) bei vollständiger Abortierung der
Blätter erzeugt.
Hochinteressant, wenn auch selten, ist die Phvllokladienbildung
bei den Gramineen. Die südafrikanische Wüstenart Eragrostis spi-
nosa Trin. bildet rigide, grüne, stachelig beendete, blattlose Halme,
welche unten nur Blattscheiden mit verkümmerten Spreiten, oben
121
aber abstehende, verflachte, grüne, mit ßlütenähren am Rande be-
setzte Phyllokladien (Rispenäste) trägt.
S. 645, Z. 3, n. A. In dem Bereiche der Liliaceen möchten wir noch nachträg-
lich auf zwei verwandte Arten verweisen, wo die Anspielung auf die
morphologischen Ruscus-Verhältnisse wiederkehrt. Es ist dies zunächst
das japanische Polygonatum Peribalanthus Mak., wo unter den Blüten
grosse, eiförmige Brakteen entwickelt sind, welche lebhaft an die
Brakteen der Gattung Ruscus und Danae erinnern. Fernerhin ist es
die südafrikanische Behnia reticulata Didr., welche habituell einer
Smilax oder einem Myrsiphyllum wohl nicht unähnlich ist. Auf dem
vielverzweigten Stengel wechseln breit-eiförmige, grüne Blätter mit
reduzierten Schuppen ab. An den seitenständigen Zweigen endigt
der Zweig zumeist mit einem scheinbar terminalen Laubblatt, welches
an der Basis eine gestielte, wohlweislich terminale Infloreszenz trägt.
Es würde hier also nur ein Schritt genügen, um zur Anwachsung
dieser Infloreszenz an das Laubblatt zu gelangen — und wir hätten
ein blütentragendes Phyllokladium von Ruscus vor uns.
S. 645, Z. 9, n. A. Die fraglichen Phyllokladien der Gattungen Ruscus , Semele
und Danae hat neuerdings Danek einer sorgfältigen Untersuchung
unterzogen und seine Ergebnisse in einer inhaltsreichen und allseitig
wichtigen Arbeit im Jahre 1912 zusammengestellt, wo auch die
sämtliche, vorangehende Literatur kritisch durchgenommen und ob-
jektiv behandelt wird. Danek berücksichtigt die älteren morpholo-
gischen Daten und ergänzt dieselben durch neue, anschauliche und
über alle Massen überzeugende Beobachtungen. In der zweiten Hälfte
seiner Arbeit beschreibt und illustriert er eingehend die anatomi-
schen Verhältnisse der genannten Phyllokladien und vergleicht die
diesbezüglichen Angaben anderer Autoren. Die Resultate Daneks
bestätigen durchaus die von uns dargestellten Aufschlüsse. Er hebt
vornehmlich hervor, dass auch die anatomische Struktur derart aus-
gebildet ist, dass die Basis des Phyllokladiums von Danae deutlich
auf die Achsenbeschaffenheit hinweist, während das flache Phyllo-
kladium sich anatomisch als echtes Blatt verhält — ganz in Über-
einstimmung mit den echten Jugendblättern an der Keimpflanze. Er
beweist fernerhin mit Nachdruck und im Widerspruche zu den Er-
örterungen Szafers, dass auch morphologisch die Danae-Phyllo-
kladien (z. B. die 3 Nerven) den Jugendblättern ähnlich sind.
Danek hat auch darauf aufmerksam gemacht, dass die Angaben
Szafers betreffs der anatomischen Querschnitte bei Danae auf
einem Irrtum und schlecht geführten Schnitten beruhen. Danek
beschreibt schliesslich die Ruscus-Phyllokladien und vergleicht an-
schaulich ihre anatomische Struktur mit derjenigen von Danae j aus
welcher Darlegung erhellt, dass die untere, mit der Infloreszenz
122
Fig. 55. Ruscus Hypoglossum,
Querdurchschnitte durch d. Phyllo-
kladium, 3) unterhalb des Blüten-
büschels, 4) oberhalb desselben, d‘)
einfacher Central Gefässbündel, c )
kreisförmig gestellte Gefässbündel
des Centralnervs, b\ inneres Paren-
chym, d: Seitennerven, a) Epider-
mis. (Nach Danek.)
endigende Hälfte des Phyllokladiums
zylindrisch angeordnete Gefässbündel
aufweist und infolgedessen mit der
Phyllokladiumsbasis von Danae ho-
molog ist, während die obere Hälfte
flach in einer Reihe gestellte Bündel
besitzt und in dem Mittelnerven
nur einen Gefässtrang enthält (Fig,
55, 56).
Die Auseinandersetzungen Da-
neks entsprechen in jeder Bezie-
hung den Beobachtungen Reinkes,
welcher die Tatsache betont, dass
die Anatomie von Danae und Ruscus
mehr auf die Phyllom- als auf die
Achsennatur hinweist. Diese Angabe
Reinkes ist sehr beachtenswert,
zumal wenn wir bei Bernätsky
lesen, Reinke habe festgestellt,
dass aus der Anatomie der Phyllo-
kladien von Ruscus und Danae die
Achsennatur resultiere. Diese falsche
Zitation bei Bernätsky ist ledig-
lich auf Rechnung der Oberfläch-
lichkeit und des Leichtsinns zu
setzen, mit welchen seine ganze
Arbeit durchgeführt wurde. Diese
Arbeit macht beim Durchlesen den
Eindruck, dass Bernätsky nicht
einmal mit den Hauptbegriffen der
wissenschaftlichen Morphologie ver-
traut ist, abgesehen von seinen zahl-
reichen unrichtigen anatomischen
Beschreibungen und den daraus ab-
geleiteten Schlussfolgerungen.
Der wissenschaftliche Forscher
ist verpflichtet, alle Gründe einer
Theorie, gegen welche er polemisch
auftritt, obenan zu beurteilen und
im Sinne seiner eigenen Theorie
anzupassen. Bernätsky hat aber
die morphologischen Fakta anderer
Autoren einfach bei Seite gelassen
123
und an ihre Stelle seine falschen, ungenügenden und nichtssagenden
anatomischen Ausführungen gestellt.
S. 647, Z. 14. Ein anderes Beispiel dieser Art könnte die Gouania domin-
gensis L. (Rhamnac.) abgeben.
S. 650, Z. 38. Spartium spinosum L. und Alhagi Maurorum DC. sind mit
ähnlichen Achsendornen ausgerüstet. Genista tricuspidata Dsf. (Afr.
Fig 56. Danae racemosa, Querdurchschnitte durch das Phyllokladium am
Grunde (2) und in der Mittelpartie (4), b) inneres Parenchym, o) Gefässbündel-
zylinder, d) Gefässbündel, a) Epidermis, c ) Gefässbündelscheide. (Nach Danek.)
bor.) geht in ihrer Dornenausbildung noch weiter, indem hier die
Achsendornen überaus rigid und fest, spitzig, ganz glatt und voll-
kommen blatt- und schuppenlos erscheinen.
S.655, Z. 9. Die gemeine Syringa vulgaris L. treibt bis 1 m lange, schuppen-
tragende, wagrechte, weiche Rhizome, welche am Ende in ober-
124
irdische, holzige Stämme emporwachsen, unten aber ein dichtes
Wurzelgeflecht hervorbringen. Vermöge dieser Rhizome okkupiert
dieser Strauch in kurzer Zeit ausgedehnte Flächen auf Unkosten der
anderen Vegetation.
S. 655, Z. 17, n. A. Wenn die ausdauernden Krautpflanzen nur kurze, wenig-
gliederige, aufrechte Seitenzweige aus dem alten Wurzelstocke er-
zeugen, ohne ober- oder unterirdische Ausläufer zu bilden, so er-
langen sie alsdann ein dicht rasiges Aussehen (Festuca ovina, Stipa
pennata, Carex stricta, Viola hirta). Nimmt ein derartiger Rasenstock
alljährlich am Umfange zu, so stirbt nach einigen Jahren die Mittel-
partie ab und der Rasenstock bildet eine regelmässige, ringförmige
Form (Potentilla alba, Carex montana).
S. 659, Z. 27. Die Fälle, wo die Achsenknolle aus dem Nodus, das heisst
aus der Partie oberhalb und unterhalb der Keimblätter an der Keim-
pflanze angelegt wird, sind ziemlich selten. Als Beispiel mag hier
die gemeine Scrophularia nodosa L. dienen.
Die unterirdische Knollenbildung findet auch bei einigen Ama-
ryllidaceen statt, so namentlich bei der Gattung Hypoxis. Dieselbe
zeigt in der Jugend ebenfalls eine rundliche, massive Achsenknolle,
welche bei der H. Krebsii Fisch, alljährlich Seitenknollen entwickelt,
welche aber mit der alten verwachsen und hiedurch zuletzt ein
grosses Konglomerat von Knollen vorstellen. Die Knolle der H vil-
losa L. bleibt einfach, wächst aber oben alljährlich weiter dermassen,
dass sie zuletzt eine walzenförmige, senkrechte, dicke Gestalt erlangt.
H. stellata L. (wie die vorhergenannten aus Kapland) ist dagegen
eine zarte Pflanze, welche lediglich erbsengrosse, rundliche, einfache
Knollen erzeugt. Diese sind, wie bei Crocus, von faserigen Schuppen
überzogen und sitzen auf einem breiten, schüsselförmigen Gebilde,
welches sich aus der vorjährigen Knolle nach der Aussaugung durch
die Verflachung ausgestaltet hat. Dieser Vorgang bei der Knollen-
erneuerung entspricht folglich derjenigen bei Crocus.
S.667, Z. 16, n. A. Die Knollenbildung bei den Gramineen gehört zu den
grossen Seltenheiten. Die Gräser vermehren sich auf vegetativem
Wege regelmässig durch weit kriechende Rhizome, deren Glieder
sich selten wann verdicken, Reservestoffe aufspeichern und nach
einer Ruheperiode zu einer oberirdischen Pflanze heranwachsen. Der-
gleichen kugelige Basalknollen am Halmgrunde sind eben bei dem
gemeinen Alopecurus piatensis L. bekannt, ich weiss jedoch nicht
zu sagen, ob dieselben zur vegetativen Vermehrung dienlich seien.
Panicum bulbosum HBK. (Mexiko) besitzt ebenfalls grundständige,
haselnussgrosse Knollen. Sehr ausgezeichnet sind aber diese Knollen
bei dem südeuropäischen Arrhenathe?um erianthum Boiss. entwickele
welches ich selbst am Schwarzen Meere bei Burgas in der schwarz-
125
erdigen Steppe in Unmassen angetroffen habe. Diese Pflanze bildet
hier eine solche Menge von Knollen, durch welche sie sich alljähr-
lich erneuert, dass die Erde nach der vergangenen Sommerperiode
von ihren weissen, haselnussgrossen, festen Kugeln allenthalben über
und über voll ist.
S.669,Z. 34. Zu ähnlichen Resultaten gelangte neulich auch Lindinger.
Fig. 57. Nolina rscurvata Hem. Entwicklung der Keimpflanze und die An-
legung der Stammknolle, c ) Keimblatt, h) Hypokotyl, j) Mittelstück, /) die ersten
Scheidenblätter, o, o‘) die knollenaftig verdickten, ersten zwei Stammglieder.
(Original.)
S. 674, Z. 6. Vitis gongylodes Bak., welche in unseren Glashäusern allgemein
verbreitet ist, bildet am Ende der scharf vierkantigen Sprosse 1 — 2,
aus den verdickten Achsengliedern entstandene Knollen, die sich
auch abgliedern, abfallen und die Ruheperiode überdauern, um als-
dann zu neuen Sprossen hervorzuwachsen.
126
S.674,Z. 10, n. A. Einen auf die gleiche Art wie die Kakteen ausgestatteten,
succulenten Stamm hat die merkwürdige, die Xerophytengebiete
Mexikos bewohnende Liliacee Nolina recurvata Lenn. ausgebildet.
Der über 2 m hohe Stamm ist hier sehr dick, nach den abge-
fallenen Blättern scharf
geringelt, aus einer bis
2 Fuss im Durchmesser
dicken, kugelrunden, ober-
irdischen Knolle allmäh-
lich emporsteigend. Der
Stamm samt der Basal-
knolle ist massiv, sehr
saftig, innen zum grössten
Teile aus grossen und
dünnwandigen Zellen zu-
sammengesetzt, welche
mit ihrem wässerigen und
stärkelosen Inhalt gewiss
nur als Wasserspeicher-
organ der Pflanze dien-
lich sind. Dies wird auch
durch die Anwesenheit
unzähliger langer, dra-
caenaartiger Blätter, wel-
che den mächtigen Schopf
am Stammscheitel bilden,
bekräftigt. Diese grünen
Blätter verrichten die Assi-
milation und die Ernäh-
rung der Pflanze, die
Knolle und der Stamm
sind bei der Wasserver-
sorgung behilflich.
Ich hatte Gelegen-
heit, die Keimung und
weiterhin die Knollenent-
wicklung dieser interes-
santen Wüstenpflanze zu
verfolgen (Fig. 57). Der
Keimling zeigt ein breites,
scheidiges Keimblatt, aus dessen Rückseite ein dünnes Mittelstück
heruntertritt. Das Hypokotyl ist zwar kurz, aber scharf abgesondert.
Dem Keimblatte folgen gleich grüne, aufrechte Laubblätter, und
Fig. 58. Nolina recurvata Hem. Zweijähr. Pflanze,
mit einer kugeligen Basalknolle; h) abgestorbenes
Hypokotyl. (Original.)
127
zwar in distichischer Anordnung. Nicht lange nach der Aufkeimung
beginnt die Achsenpartie zwischen der Keimblattinsertion und dem
ersten Blatte sich knollig zu verdicken, worauf ferner auch die weitere
Achsenpartie bis zum zweiten Blatte der allmählichen Verdickung
unterliegt, so dass zuletzt eine kugelrunde Knolle zustande gelangt,
in deren Mitte 1 — 2 unterste Blätter stehen, am Scheitel aber ein
Blattschopf emportritt. Im nächsten Jahre zeigt die erwachsene Pflanze
Fig. 59. Nolina recurvata Hem. Mehrjährige Pflanze, mit basaler Stammknolle,
welche sich in einen walzigen, fleischigen Stamm verschmälert. Stark verkl.
(Original.)
eine nussgrosse, kugelige, aussen narben- und blattlose (die ersten
Blätter fallen spurlos ab), ein wenig im Boden versunkene, unten
durch zahlreiche, verzweigte Adventivwurzeln befestigte Knolle, unter
welcher noch ein Überrest nach dem abgestorbenen Hypokotyl zum
Vorschein tritt (Fig. 58). Die grünen, langen Blätter beobachten eine
dichte, distichische Anordnung. In diesem Stadium verharrt die
128
Nolina recurvata einige Jahre. Erst dann beginnt sich der Stamm
oberhalb der Knolle hinauf zu strecken, wodurch die Pflanze schliess-
lich die Gestalt (Fig. 59) annimmt. Von nun an stellen sich die
Blätter am Stamme in spiralige Anordnung,
Es ist hier folglich das Interessante, dass die Pflanze zwei
Knollenstadien durchmacht, und dass die Knolle lediglich aus dem
Achsenelement angelegt wird. Alle diese morphologischen Vorrich-
tungen stehen allerdings im Einklänge mit den biologischen Bedin-
gungen, unter welchen die Pflanze in ihrer Heimat leben muss.
S. 676, Z. 15 Das an der Basis des Blütenstiels in der Traube von Lilium
Martagon L. sitzende Vorblatt ist stets transversal orientiert. Der
Blütenstand, welcher am geringelten Stamme der Chamaedorea ent-
springt, beginnt mit einer transversal gestellten Schuppe, der die
folgenden sich ebenso transversal orientiert anschliessen. Der Stengel
von Disporum fulvum Don. ist vielfach verzweigt und zweireihig be-
blättert. Die Achselzweige beginnen mit einer transversalen Schuppe
welcher in der Transversale die Laubblätter folgen. Es ist beachtens-
wert, dass die erwähnte Schuppe einmal rechts, ein andermal links
an den nachfolgenden Seitenzweigen in die Erscheinung tritt.
S. 677, Z. 10. Die adossierte Stellung der Achselsprosse ist fernerhin bei
manchen Anonaceen und allgemein bei den Nymphaeaceen bekannt
(Fries).
Eine eigenartige und im wesentlichen nicht hinreichend er-
klärte Orientation der Achselsprosse zeigt hingegen die Keimpflanze
der Fagus silvatica L., an welcher in den Achseln der Keimblätter
eine kleine Knospe verborgen sitzt, die zu einem Sprosse empcr-
wächst, wenn die Hauptachse eingeht, was nicht selten geschieht.
Diese Knospe ist in zwei transversale Stipularschuppen eingehüllt,
welchen ein zu einer Borste reduziertes und hinter das Keimblatt
gestelltes und somit superponiertes Blatt angehört. Gleich hierauf
folgen grüne Blätter in der Transversale.
Ein weiteres Beispiel einer interessanten Ausnahme von der
Regel bei den Dikotylen bieten uns die Fcrulago silvatica , F. gal-
banijera u. a. Obwohl alle anderen Umbelliferen eine transversale
Orientation der Achselsprosse konstant einhalten, begegnen wir da
einer sonderbaren Stellung, welcher gewiss ein biologisches Motiv
zugrunde liegt. Ich möchte glauben, dass durch diese Vorrichtung
entweder die Förderung der Assimilation oder der Schutz vor In-
sekten erzielt werden soll. Am mit Blättern reichlich besetzten
Stengel entspringen kurze sterile Sprosse oder öfter lediglich ver-
kümmerte Achselknospen, deren erstes Phyllom als ein grünes,
grosses, adossiertes Laubblatt entwickelt ist. Dieses Laubblatt ist
mit seinem Rücken dem Stengel derart angedrückt, dass der ganze
129
Stengel von dergleichen Blättern umhüllt er-
scheint. Das Laubblatt selbst ist in den hö-
heren Stuten gefiedert und in 5 fast gleiche
Abschnitte geteilt, deren 4 seitenständige
den fiederig - geteilten Nebenblättern ent-
sprechen. Die Stützblätter der oberen Zweige
bestätigen durch ihre Form diese Auslegung.
S. 678, Z. 24, n. d. W. »integrifolia,« : Omphalocarpon
Radlkoferi.
S.678, Z 42, n. A. Die Achselknospen stehen durch-
weg in der Mediane, nur selten wann findet
man sie ein wenig rechts oder links von der
Mediane verschoben Diese Stellung ist immer-
hin sekundär, was durch Drehung, ungleich-
mässiges Wachstum und andere Ursachen
hervorgerufen wird. So finden wir an den
Stengeln des Latkyius heterophyllus L. die
erste Achselknospe seitlich von der Me-
diane situiert, obwohl dieselbe in der ersten
Jugend genau in die Mediane gestellt war.
Die seitliche Stellung wird hier durch die
rippig in der Mediane hervortretende Stengel-
kante bewirkt.
S 680, Z. 10. Am auffallendsten sind diese Verhält-
nisse bei den borealen und Hochgebirgs-
weiden, deren Achselknospen bis 2V2 Jahre
vor der Entfaltung angelegt werden Die
Blütenkätzchen samt den Fruchtknoten und
den Stamina sind für das nächste Jahr schon
angelegt, wenn die Mutterzweige heuer be-
reits im Aufblühen sich befinden (vergl.
bei Res voll). Diese wunderbare Entwick-
lung steht gewiss im Zusammenhang mit
der kurzen Sommerperiode, welche den ge-
nannten Pflanzen zum Wachstum vergönnt
ist. Was in milderen Landstrichen während
6 Monaten erzielt wird, muss von den bo-
realen Weiden auf je 3 Monate in zwei
Jahren verteilt werden.
Der Jahreszuwachs bei unseren Holz-
gewächsen mit abfallenden Blättern geschieht
bald aus den Terminal-, bald aus den Seiten-
knospen. Es gibt ganze Gattungen, ja sogar
Fig. 60. Juglans regia L.,
Keimpflanze, (1) H> pokotyl,
k) Hauptwurzel, j) Stipular-
zahn, c) in d. Fruchtschalen
eingeschlossene Keimblät-
ter, o) Achsenscheitel, J>)
zwei Reihen Serialknospen
in die Kotyledonarachseln
herabsteigend, /') das erste
Laubblatt mit einer Axillar-
knospe, /"j das zweite
Laubblatt, mit gezähnten
Blättchen. (Original.)
9
130
Familien, wo die Terminalknospe, wiewohl sie im Frühjahr angelegt
wird, zugrunde geht oder verkümmert, während die aus den Seiten-
knospen hervorgehenden Sprosse die Mutterachse hoch übergipfeln
(Syringa, manche Weiden, Castanea, Betulaceae). Bei Viscum ent-
wickelt sich die Terminalknospe überhaupt nicht.
S. 688, Z. 2, n. d. W. »Menispermum,« : Lazvsonia inermis L. (mit 4 Serial-
knospen), Plectronia pauciflora Kl. (mit hoch hinaufgerückten Achsel-
zweigen und einem Blattbüschel in der Achsel).
S. 688, Z. 11. Hoch interessante hinabsteigende, mehrzählige Serialknospen,
welche sich mit den Infloreszenzen kombinieren und von den merk-
würdigen Stipeln am Ende der Zweige gedeckt werden, besitzen die
Arten der Gatt. Weinmannia (W. lucida Merr. u. a.) aus der Farn,
der Cunoniaceen.
S. 688, Z. 20, n. A. In dieser Beziehung ist ganz besonders die gemeine
Juglans regia L. in ihrem Keimstadium interessant (Fig. 60). Das
Hypokotyl ist stark, lang, gerade, unten in eine Pfahlwurzel über-
gehend. Die zwei Keimblätter verbleiben in den Fruchtschalen und
zeigen ein kleines Stipularzähnchen zwischen den Blattstielinsertionen.
Inmitten tritt die starke, oben gefiederte Laubblätter tragende Stamm-
achse empor. Längs dieser Stammachse beobachtet man bis zu 5 cm
Höhe zwei Reihen von Knospen, mit der grössten oben und mit der
kleinsten unten, welche in die Keimblattachseln hinabsteigen und
5 — 10 an der Zahl vorhanden sind. Dieselben sind alle gleich orien-
tiert, mit transversal gestellten ersten Schuppen. Sie behaupten sich
also als Serialknospen in den Kotyledonarachseln. Das erste Laub-
blatt stellt sich transversal zu den Keimblättern und deckt eine nor-
male Knospe in seiner Achsel. Die Blättchen der ersten Laubblätter
sind scharf gezähnt, während sie an den alten Zweigen durchaus
ganzrandig erscheinen (S. 295). Diese Serialknospenbildung hängt
gewiss mit den Serialknospen zusammen, welche regelmässig bei den
Juglandaceen an den Sommerschösslingen in Erscheinung treten.
S. 691, Z. 34, n. A. Die krautigen Papilionaceen sind allgemein durch zwei-
reihige Serialsprosse ausgezeichnet (S. 292). Bei den einblütigen
Arten der Gattung Lotononis (Kapland) kommt sogar eine eigentüm-
liche Kombination derselben mit der seitwärts gedrängten Terminal-
blüte in der Weise zustande, dass auf dem scheinbar monopodialen
Stengel abwechselnde Blätter stehen, in deren Achsel ein lochter-
zweig (der zweite Serialspross) und eine Serialknospe (dritter Serial-
spross) zum Vorschein kommen, während auf der anderen Seite des
Stengels die extraaxillare Blüte sich vorfindet. Es liegt hier demzu-
folge ein zusammengesetztes Sympodium vor — ein seltener Fall
bei den Leguminosen überhaupt.
131
S. 693, Z. 16. Die verwandte Schweigeria Jruticosa
( Violac.) besitzt seitenständige, aus der Blatt-
achsel hervortretende, gestielte Blüten, ober-
halb derselben aber eine Innovationsknospe.
S. 694, Z. 21, n. d. W. »bei«: der Gattung Valiota
(Amaryl.) und ganz besonders bei dem kap-
ländischen
S. 699, Z 35. Die gleiche Knospenbildung findet
auch bei der gemeinen Art E. Cyparissias
L. statt in der Weise, dass regelmässig aus
einer hypokotylen Knospe der definitive und
blühende Stengel emportreibt, während die
urprüngliche Achse oberhalb dieser Knospe
eingeht.
Das Absterben der Hauptachse und
das Emporwachsen der Seitenachsen zu de-
finitiven Blütenstengeln aus den Kotyledonar-
knospen oder aus den Adventivknospen
scheint übrigens bei den einjährigen Kraut-
pflanzen eine recht verbreitete Erscheinung
zu sein. Als allgemeines Merkmal kann sie
bei einigen Linaria - Arten hervorgehoben
werden (L. arvensis L., L. tenuis Spr., L.
simplex DC., E ascalonica Buiss K., L. bi-
partita W.). Die letztgenannte wird uns die
Sache am besten veranschaulichen (Fig. 61).
Die junge Keimpflanze zeigt zwei längliche,
oberirdische Keimblätter, zwischen denen
sich die Achse verlängert und 2 — 3 Paare
linealer, gegenständiger Blätter entwickelt,
worauf sie aber dann ihr Wachstum ein-
stellt, während am Grunde des langen Hypo-
kotyls 2 — 3 endogen angelegte Adventiv-
knospen zum Vorschein kommen. Aus einer
dieser Knospen treibt nun ein langer, statt-
licher und mit einer Blütentraube abge-
schlossener Stengel, welcher aber mit spi-
ralig angeordneten Blättern besetzt ist, die drei
untersten, wirtelig genäherten ausgenommen.
Nach der Fruchtreife vertrocknet und stirbt
die ganze Pflanze ab. Es ist demzufolge inter-
essant, dass die erste Achse gegenständige,
die zweite abwechselnde Blätter trägt.
wickelndem Stengel {o) und
d. fertilen Adventivstengel
(tf) ; h) Hy pokoty 1, r) Haupt-
wurzel, k) Adventivknospe,
c) Keimblätter, l) erste
Blätter; etwas verkl. (Orig.)
9*
132
Warum also die genannte Linaria ihren Blütenstengel aus der
ersten Achse entwickelt, obwohl nach der Fruchtreife die ganze
Pflanze samt der Wurzel eingeht, ist vom biologischen Standpunkte
nicht klar und dürfte vielmehr als atavistische Reminiszenz auf zwei-
jährige oder perennierende Vorfahren hinweisen.
Die gemeine Anagallis arvensis L. verdankt ihren rasigen Wuchs
gleichfalls den Adventivknospen, welche aus dem Hypokotyl hervor-
gehen und ebenso mit ihren ersten Blättern nach oben und unten
orientiert sind. Es wäre verdienstvoll, wenn jemand diese Hvpokotyl-
sprosse an grösserem Vergleichsmaterial eingehend verfolgen möchte,
um festzustellen, ob die angedeutete Blattstellung als allgemeines
Gesetz Geltung hat.
Die sich auf einer freien Fiäche bildenden
S. 703, Z. 12, n.A. Durch die vegetative Vermehrung wird eigentlich die
Pflanze ewig, denn wir wissen nicht, wo das individuelle Leben der
Pflanze aufhört, wenn sie sich aus Knollen, Zwiebeln, Rhizomen und
Stecklingen erneuert. Durch Samen entstehen neue Individuen, durch
die vegetative Erneuerung führt ein Individuum nach einer Ruhe-
periode sein Leben weiter. Die grosse Mehrzahl von Pflanzen hat
die Fähigkeit, sich vegetativ zu vermehren, was nicht selten so weit
geht, dass manche Arten die Geschlechtsfortpflanzung einbüssen. Es
ist einstweilen festgestellt, dass die lediglich auf Samenerzeugung
beschränkten Pflanzenarten verhältnismässig gering an Zahl sind
Hiedurch unterscheiden sich auch die Pflanzen wesentlich von den
Tieren, welche (abgesehen von den Protisten) fast ausschliesslich auf
die Embryonalfortpflanzung angewiesen sind. Das Tierreich ist folg-
lich dadurch ausgezeichnet, dass die individuelle Sonderung mehr
als im Pflanzenreiche in die Erscheinung tritt. Da fernerhin die höher
organisierten Tierklassen bloss die Geschlechtsfortpflanzung auf-
weisen, so folgt hieraus die für die Evolution wichtige Erkenntnis,
dass die erste Vervollkommnungsstufe im organischen Reiche auf
der Erde in der Erlangung streng gesonderter, nacheinander folgender
und geschlechtlich erzeugter individueller Existenzen besteht. Diese
organische Individualität erreicht schliesslich ihre höchste Stufe in
dem Zustande, wo sich in dem Individuum das geistige Selbstbe-
wusstsein kundgibt.
S. 708, Z. 29. Diese Knospen sind etwa 2 cm gross, eiförmig, in zahlreiche,
grüne, spiralig angeordnete, lederartige Schuppen eingehüllt und ent-
wickeln sich dieselben an der Basis des Blütenstiels, in der Achsel einer
transversalen, häutigen Schuppe, auf den Zweigen der grossen, rispigen
Infloreszenz. Die Blüten gelangen alsdann sehr selten zur Fruchtreife.
Die Brutknospen zeigen häufig eine gleiche Vorrichtung zur
Verstreuung oder zum Ausdauern und Schutz, wie die Samen und
133
Früchte. So sind beispielsweise die Brutknospen von Gonatanthus
sarmentosus (Arac.) mit Pappushaaren versehen wie die Compositen-
früchte, die oben beschriebenen Knöllchen von Remusatia vivipara
sind mit Kletten ausgestattet, andere entwickeln Speicher- oder
Schutzschuppen.
Die Entwicklung der vegetativen Erneuerungsorgane wird nicht
selten durch den der Pflanze ungünstigen Boden bewirkt. So habe
ich wiederholt beobachtet, dass die Zwiebel- und Knollenpflanzen
(Narcissus poeticus, verschiedene Allia, Muscari, Tulipa, Ornitho-
galum, Arum), wenn sie im Garten im mageren und durch den
schwefelkieshaltigen Schiefer vergifteten Boden kultiviert wurden,
schlecht gediehen, schwächlichen Wuchs zeigten, keine oder spärliche
Blüten entwickelten, aber statt dessen eine Menge von Brutzwiebeln
und Knollen hervorbrachten, so dass in 4 Jahren das ganze Beet
von denselben erfüllt war. Dieselben Zwiebelarten, in nahrhaften
Boden eingepflanzt, wuchsen zu stattlichen und regelmässig blühenden
und fruchtenden Exemplaren in dem gleichen Garten heran. Die
Ausbildung von Zwiebeln fand bei diesen Pflanzen nur in geringem
Masse statt. Aus dieser Erscheinung ist wohl evident, dass die
Pflanze die ungeschlechtliche Fortpflanzung zuhilfe nimmt, wenn die
geschlechtliche Fortpflanzung gehemmt oder unmöglich wird.
E. Die Trichome.
S. 713, Z. 4, n. A. Die grobe Behaarung bei den Boraginaceen findet ihr
Seitenstück auch bei den Gramineen, wo sie nicht selten die Form
mächtiger, mit knollenartigen Basen aufsitzender Borsten erreichen
und die Blätter, Blattscheiden oder die Ährchen bekleiden. Sie
dürften als Schutzorgane gegen den Insektenfrass oder beziehungs-
weise als Mittel zur Verbreitung der Früchte aufgefasst werden
(Anthesteria semibarbis Nees, Centrotheca lappacea L. u. a.). Die
Gräser bilden aber ausserdem an ihren Organen alle Kategorien von
feinen Haaren aus, lediglich die Schuppen- und Drüsenhaare sind
hier so gut wie unbekannt.
S. 713, Z. 1 1, n. d. W. »Combretum«: Phebalium elaeagnoides, Durio zibe-
thinus,
S. 713, Z. 13, n. A. Manche Primulaceen (Primula Auricula, P. farinosa u. a.)
entwickeln an ihren Blättern zahlreiche niedrige Drüsenhaare, wTelche
einen Stoff sezernieren, aus dem alsdann monoklinische Kristallkörper
sich ausbilden, umlche das Blatt wie ein weisser oder gelber Staub
bedecken — also ganz so, wie wir es bei einigen Farnen (S. 194)
gesehen haben.
134
S. 715, Z. 29, n. A. Grosse Nektariendrüsen wiederkehren auch an den Blättern
der Passißoraceen.
S. 726, Z. 40, n. d. W. »cinnamomea L.,«: R. carolina L.
S. 730, Z. 30. Die Felsenpflanzen in der alpinen Region der hohen Berge in
Südeuropa und in Kleinasien, sowie im Kaukasus und in Zentral-
asien sind fast durchweg von weissem Filze bekleidet (Leontopodium,
Draba, Cerastium, Androsace u. a.). Diese Vorrichtung mag wohl teil-
weise die übermässige Ausdunstung verhindern, teilweise die grossen
Temperaturdifferenzen während der Nacht und des Tages aus-
gleichen.
S. 730, Z. 44, n. A. Als Beispiel der mannigfaltigen Trichomentwicklung an
einem und demselben Organe mögen uns die zwei abgebildeten
Arten der Gattung Calycadenia (Compos.) dienlich sein (Fig. 62).
Unterhalb des Involukrums sind zahlreiche, grüne Hüllblätter gestellt,
welche neben der Assimilationsfunktion gleichzeitig die mechanische
Einhüllung des Köpfchens versehen. An diesen Blättchen stehen nun
riesige, gestielte Drüsen (bei C. truncata
gibt es hier eine einzige, endständige
Drüse), deren Stelle am Blättchenrande
lange, steife Wimpern vertreten. Die Ober-
fläche derselben Blättchen bekleiden ausser-
dem dichte, feine Haare und höchst feine,
sitzende Drüsen. Es drängt sich wohl die
Frage auf, zu welchem Zwecke die 4 Haar-
o
bildungen auf einem und demselben Blätt-
chen dienlich sein mögen.
Die verschiedenartige Trichomaus-
bildung hängt öfters mit der Saison zu-
sammen, in welcher das betreffende Organ
seinen Entwicklungsprozess durchmacht.
So sind die überwinternden Blattrosetten mancher Saxijraga- Arten
(N. porophylla Bert., N. luleo-viridis Sch. K.) ganz kahl, bloss an den
Blatträndern mit Sekretionsorganen versehen, während der im Sommer
aufspriessende Blütenstengel mit dichtem, farbigem Drüsenfilz be-
kleidet ist. Die sterilen Blattrosetten einiger Scabiosa- Arten pflegen
hingegen filzig zu sein, während die Blütenstengel samt den Blättern
kahl sind.
S. 731, Z 4, n. A. Die Wüstenpflanzen (Mesembryanthemum, Tetragonia, Atri-
plex, einige Resedaceen u. d.) haben ihre Blätter von sackartigen
Trichomen dicht bedeckt, in denen Wasser aufgespeichert wird, um
die Pflanze während der Reifezeit, als schon die regenlose Tage sich
einstellen, mit Wasser zu versorgen.
Fig 62. Calycadenia sp und
C truncata (rechts), Beispiele
mächtig entwickelter Blatt-
drüsen. (Original.)
III. Die Morphologie der Blüte der Phanerogamen.
lila. Die Blüte der Gymnospermen.
S.733,Z. 4, die Worte »Karpelle« und »Fruchtblätter« sind nicht mit ge-
sperrtem Druck anzuführen.
S. 746. Z. 26, n. A. In einer neu erschienenen Arbeit beschreibt Nathorst
(1911) eingehend die basischen Williamsonien Englands (Whitby,
Cloughton Wyke) und gelangt zum Resultate, dass die letzteren zwar
in jeder Beziehung den Cvcadeoiden nahe kommen, indem sie ver-
wachsenblättrige, an der Innenseite der Zipfel mit Eichen oder
Synangien besetzte Rezeptakel trugen, aber durchwegs bloss einge-
schlechtlich (möglicherweise auch zweihäusig) waren. Die Eichen
bildeten keine zentrale Ähre, sondern sassen auf der flachen Innen-
seite der Zipfel zu 2 oder zu mehreren Paaren gegen die Basis hin
hinabsteigend und allmählich verkümmernd. Weltrichia miiabihs
A. Br. ist gleichermassen diesem Verwandtschaftszyklus anzu-
schliessen.
S. 746, Z. 40, n. A. Aus verschiedenen Mitteilungen Zeillers, Olivers,
Scotts u. a. erhellt allmählich die Einsicht in eine neue Pflanzen-
gruppe, welche die Mittelstelle zwischen den Farnen und Cycadeen
noch anschaulicher darbietet als die Bennettitaceen. Es handelt sich
hier vorzugsweise um die paläozoischen Gattungen Odontoptens ,
Neuropteris, Alethopteris , Lyqinopteris, Medullosa , Crossotheca , Spkeno-
pteris, deren Blätter in jeder Beziehung denjenigen der Farne gleich-
kommen und welche auch früher in der Literatur allgemein als
Farne aufgezählt wurden, welche aber heterosporische Sporophylle
aufweisen in der Weise, dass die männlichen Sporophylle die Sori
wie die Farne entwickeln, die weiblichen Sporophylle aber die Eichen
wie die Gymnospermen an Blattfiedern ausbilden. Die Anatomie der
Stämme stimmt mehr mit den Cycadeen als mit den Farnen über-
ein. Die eingehende Morphologie dieser Sexualorgane sowie der
136
vegetativen Teile dieser interessanten Fossilien sind derzeit noch
nicht hinlänglich erforscht, so dass ihre systematische Stellung der
Zukunft überlassen werden muss.
S.747, Z. 29. Die oben erwähnten Williaynsonien sprechen ebensogut für
diese Ansicht.
S. 748, Z. 27, n. A. Als ein hoch interessanter und heutzutage hinreichend
bekannter Gymnospermentypus mag hier auch das rhätische Cycado-
catpidium (Podozamites p. p.) erwähnt werden. Verdienstvolle Berichte
hierüber verdanken wir dem schwedischen Forscher Nat hörst. Es
ist eine Konifere, welche den Übergang zu den Cycadeen bildet. Sie
besass lederartige, parallelnervige, längliche Blätter, etwa auf die Art
der Gattung Agathis , welche an den Ästen spiralig angeordnet
waren. Die Fruchtschuppen bildeten einen länglichen, ziemlich lockeren
Zapfen, welcher wahrscheinlich von der Stammachse nicht scharf
abgesondert war, sondern ihre allmähliche Fortsetzung darstellte. Sie
waren von länglicher, flacher Form — also den vegetativen Blättern
vollständig ähnlich — und trugen an der Basis beiderseits je einen
breit-einseitig geflügelten Samen. Es wäre wünschenswert, noch die
männlichen Blüten zu kennen, um die definitive Stellung dieser
wunderbaren Konifere zu ergründen. So viel scheint immerhin sicher-
gestellt, dass in den geologischen Perioden Gymnospermentypen zu
erwarten sind, welche die Mittelstellung zwischen den Cycadeen und
Koniferen einnehmen. Die Ureltern der lebenden Koniferengruppen
mussten sich gewiss den Cycadeenformen annähern, indem sie sich
aus denselben direkt entwickelten oder aus den gleichen Pterido-
phytenvorfahren ihren Ursprung genommen haben.
S. 762, Z. 6, n. A. In einer neulich erschienenen Arbeit aus dem botanischen
Institute der Wiener Universität bemüht sich Fr. St. Herzfeld auf
Grundlage anatomischer Untersuchungen nachzuweisen, dass die
Fruchtschuppen von Larix bloss Kaulombeschaffenheit haben, wobei
ausdrücklich hinzugefügt wird, dass die phylogenetischen Probleme
in der Zukunft lediglich vermittels verbesserter Mikrotome zu lösen
seien. Hiezu mag bemerkt sein, dass die anatomischen Verhält-
nisse der einzelnen Pflanzenorgane über ihre morphologische Deu-
tung kein entscheidendes Wort haben können, und dass Van T i e g-
h e m und Celakovsky bekanntlich eben auf Grundlage anatomischer
Schnitte durch die Fruchtschuppe der Abietineen das Gegenteil nach-
gewiesen haben. In der genannten Arbeit wird ausserdem den so wich-
tigen morphologischen Tatsachen kein Augenmerk geschenkt, obwohl
dieselben für die Fruchtschuppenfrage bei den Koniferen am wichtig-
sten sind und von allen Autoren als solche bisher auch anerkannt wurden.
S.771,Z. 7. Dass die rezenten Gnetaceen nur ein kärgliches Relikt einer in
der Vorzeit reich gegliederten Gruppe vorstellen, ersehen wir aus den
137
paläozoischen Gattungen Physostoma , Conostoma , Gnetopsis und La-
genostoma (vergl. bei Oliver), welche ganz gewiss die alten Vor-
fahren der drei lebenden Gattungen darstellen.
S. 774, Z. 23. Dass in einigen Fällen das Ovulum als eine Umwandlung des
ganzen Fruchtblatts anzusehen sei, lehrte schon im Jahre 1869Cramer.
S. 775. Z 33, n. A. Ob die narbenartigen Bildungen am Ovulum von Wel-
zvilschia und Gnetum mit den pinselförmigen Auswüchsen auf dem
Samen der paläozoischen Gattungen Gnetopsis und Physostoma ho-
molog sind, müsste man noch besser ergründen.
III b. Die Blüte der Angiospermen.
A. Der Blütenstand unflorescentia).
S. 787, Z. 9, n. d. W. »Schizopetalum,« : bei Koniga arabica Boiss., K. lybica
Viv., Sisymbrium supinum L., Eutrema hederaejolia Fr. S.,
S. 787, Z. 13, n. A. Die Hochblätter und die Brakteen in der einfachen oder
auch in der zu-ammengesetzten Traube versehen öfters die Funktion
der Deckungsorgane und in diesem Falle sind sie allerdings ver-
grössert und zweckmässig ausgestaltet. Ein schönes Beispiel hiezu
bietet uns die Leguminose Phylacium bractcosum Benn. (Philippin.),
wo die einzelnen Blüten der Traube von einer gestielten, grossen
Braktee dachig von oben gedeckt sind. Flemmingia strobilifera R.
Br. (Legum., Ostindien) hat dergleichen Trauben aus dachig zu-
sammengelegten Blütenbrakteen ausgebildet. Eine sonderbare Vor-
richtung in der Blütenähre hat indessen Achyranthes indica L. (Ama-
rant.) behufs der Blütendeckung hergestellt. Die Blüten in der Ähre
biegen sich auf einem kurzen Stiele derart herunter, dass sie sich
der Ährenachse dicht anschmiegen. Von oben besorgen die Deckung
zwei, mit mächtigen, krallenartigen Nerven versehene Vorblätter
(a, ß), welche ein wenig aus der Transversale nach oben gerückt
sind. Die Stützbraktee bildet die Unterlage der Blüte
Bei den Gramineen spielen die Hochblätter ebenfalls eine wich-
tige Rolle, indem die Blattscheiden sich sackartig erweitern (bei
gleichzeitiger Reduktion der Spreite) und die einzelnen Ährchen oder
ganze Infloreszenzen verhüllen. Als Beispiele mögen Andropogon ta-
uiger Dsf. und Lygeum Spar tum L. angeführt werden. Die gleiche
Erscheinung findet bei zahlreichen Restionaceen statt (Elegia pro-
pinqua Nees u. a.). Die Spatha der Palmen zählt ebenfalls hieher.
S. 788, Z. 27, n. A. Wenn nunmehr in einer gepaarten Traube nur in einer
Blattachsel die Blüte zur Entwicklung gelangt, wie dies beispielsweise
138
bei der grazilen, einjährigen Scrophulariacee llysanthes Curtisii Britt.
(Ind. occid.) der Fall ist, so erhalten wir eine Infloreszenz, welche
von der schraubel- oder wickelartigen Infloreszenz des Hypericum
japouicum Thnb. oder der Silene dichotoma Ehr. (vergl. unten) durch
das Äussere gar nicht abweicht, obwohl die eben erwähnten Bei-
spiele dem cymösen oder sympodialen Grundtypus angehören. Dort
ist die Blüte lateral, hier terminal, die Orientation der Brakteen in
beiden Fällen aber identisch. Es gibt hier kein morphologisches
Merkmal, welches für diesen oder jenen Typus zu zeugen vermöchte,
infolgedessen bleibt uns lediglich die Vergleichung mit den verwandten
Arten zum Verständnisse der diesbezüglichen Infloreszenz übrig.
In der Gattung Silene und Hypericum sind ja allgemein dichasiale
Infloreszenzen verbreitet, während die Scrophulariaceen-Gattungen aus
der Verwandtschaft der Gattung llysanthes sämtlich racemöse In-
floreszenzen, und zwar gepaarte Trauben, aufweisen. In der Gattung
Silene begegnet man allerdings Arten, welche rein racemöse, ge-
paarte Trauben tragen (Ä. Frivaldskyana Hpe), andere aber wickel-
artige Infloreszenzen (S. dichotoma Ehr.) besitzen. Die gepaarten
Trauben kommen hier in der Weise zustande, dass die seitenstän-
digen, racemös angeordneten Dichasien (wie z. B. bei Ä. chlorantha
Ehr.) die zwei seitenständigen Blüten verlieren. Die scheinbare
Traube der -S. dichotoma Ehr. ist immerhin als Wickel aufzufassen,
weil die ersten Stufen des Blütenstands Dichasien vorstellen, aus
welchen die langen Blütenstandsäste als Wickeln sich ausgestalten
(Fig. 64).
S. 790, Z. 4. Auf dieselbe Weise, wie bei Malcolmia africana , ist die Inflores-
zenz des Alyssum dasycarpum Steph. entwickelt.
S. 791, Z. 3, n. A. Der Blütenstand von Freesea (Iridac.) stellt sich als eine
einfache Traube heraus, mit einer, zuletzt autblühenden Terminal-
blüte, obwohl sie den Habitus einer Wickel erlangt in der Weise,
dass die erste und älteste Blüte an der Traubenbasis sich senkrecht
stellt und die nachfolgenden ebenfalls durch Torsion eine aufrechte
Stellung annehmen.
S. 791, Z. 9, n. d. W. »stricta,«: Festuca pectinella Del.
S. 791, Z. 22, n. A. Die Dorsiventralität der Gramineeninfloreszenzen geht dann
und wann so weit, dass die verflachten Aste den Ähren als Deck-
organe dienlich sind. So verändert sich beispielsweise die Rispe von
Paspalum scrobiculatum L. in eine zusammengesetzte Ähre, in
welcher die seitenständigen Ähren zweizeilig angeordnete, oben von
der grünen, bandförmig verflachten Achse gedeckte Ährchen tragen.
Diese dorsiventralen, flachen Ährenachsen sind mit der oberen,
nackten Seite der Rispenachse zugekehrt, zuletzt aber fast wagrecht
abgeneigt. Bei Dactyloctenium aegyptiacum W. (sowie bei Eleusine)
139
erreicht diese Dorsiventralität ein so weit gehendes Extremstadium,
dass die Ährenachse ein verflachtes, breites und bloss in einer Mittel-
linie dicht gestellte Ährchen tragendes Band vorstellt.
S. 795, Z. 35, n. d. W. »spicata,«: Campanula rapunculoides, Maesa alnifolia ,
Asparagus Sprengeri , Nepenthes, Triglochin palustre , Agrimonia
Eupatoria.
S. 795, Z. 38, n. d. W. »revolutum,« : Nyssa multiflora , Prunus Padus ,
S. 795, Z. 41, n. A. Die Terminalblüte behauptet sich als die erste und wich-
tigste Beendigung der Hauptachse, während die Seitenblüten als
untergeordnete Organe in die Erscheinung treten. Dies bezeugen
jene Fälle, wo die Seitenblüten eine Unterdrückung erfahren. Ber-
beris buxijolia, B. Thunbergi z. B. tragen bloss eine, langgestielte,
die seitenständige Blattrosette abschliessende Blüte, welche der Ter-
minalblüte der B. vulgaris entspricht. Sie besitzt auch an dem Stiele
1 — 2 kleine Brakteen, in deren Achseln die seitenständigen Blüten
verkümmert sind.
S. 796, Z. 1 1, n. A. Die eigentümliche Aufblühfolge der Gattung Liatris findet
ihre Erklärung in zahlreichen anderen Compositen (Sonchus u. s. w.),
welche verzweigte Rispen mit einem Terminalköpfchen entwickeln.
Als ein sehr anschauliches Beispiel dürfte hier das Cirsium palustre
angeführt werden. Das Terminalköpfchen gelangt da regelmässig als
erstes zum Aufblühen, ihm folgen in absteigender Reihenfolge die
Terminalköpfchen der Seitenäste. Stellt man sich nun vor, dass die
Seitenköpfchen an den Seitenzweigen abortieren und die Terminal-
köpfchen der Seitenzweige fast sitzend erscheinen, so erhalten wir
die Infloreszenz von Liatris.
Hieran schliesst sich auch die gemeine Campanula glomerata
mit ihrer Aufblühfolge an. Die Blüten bilden hier bekanntlich meh-
rere seitenständige und einen terminalen Büschel, welcher zuerst und
nach ihm in absteigender Folge die seitenständigen aufblühen. Dieses
Aufblühen nimmt eine geraume Zeit in Anspruch, dermassen, dass
in dem untersten Blütenbüschel das Aufblühen erst dann eintritt,
wenn der terminale Blütenbüschel bereits längst verblüht dasteht.
S. 796, Z. 36. Die lange Ähre des Seca/e cereale beginnt in der Regel in der
Mittelpartie zu blühen und setzt das Aufblühen gegen die Spitze
und die Basis hin fort.
S. 796, Z 40. Als Beispiel kann die aus einfachen Seitentrauben zusammen-
gesetzte Infloreszenz des Veratrum nigrum dienen.
S. 797, Z. 21, n. d. W. »führen«: {Maclay a cordata , Aglaia odorata).
S. 799, Z. 9. Es wurden auch schon Fälle gefunden (M. Geremicca 1907),
wo sich die weibliche Ähre in einzelne Zweige mit auf der Aussen-
seite sitzenden Blüten und dann Karyopsen auflöst.
S. 804, Z. 8, n. d. W. »Lepturus,« : Tripsacum ,
140
S. 806, Z. 17. Bei einigen exotischen Ficus-Arten sitzen die Schüppchen nicht
nur an der Mündung, sondern auch zerstreut an der Oberfläche des
Receptaculums.
S. 807, Z. 35, n. d. W. »(Echinophora): oder die Endblüte fruchtbar und die
übrigen steril (Chaerophyllum aromaticum).
S. 808, Z. 2. Die riesigen Umbelliferen Dorema Ammoniacum Don., D. aureum
Stock, besitzen eine mächtige Infloreszenz, deren Äste racemös an-
geordnete, brakteenlose, einfache Dolden tragen.
S. 808, Z 35. Derartige Infloreszenzen kommen auch bei Homalosciadium
vetticillatum, Helosciadium nodiflorum , Bupleurum nodiflorum u. a. vor.
S. 808, Z. 42. Eine derartige Infloreszenz ist bei der Gattung Schefflera
(Aral.) ausgebildet.
S.809,Z. 40 (nach den Worten »aufgeklärt ist«). Es lässt sich immerhin
vermuten, dass dergleichen Köpfchen aus zusammengezogenen, viel-
verzweigten Dichasien zustande gekommen sind. Bei den Uncaria
Hookeri Vid., Pavetta Coopen Harv., P. Cornelia Rchb. ist nämlich
noch zu sehen, wie das dichte Köpfchen aus kurz gestielten, dicha-
sischen Blütenbüscheln besteht. Hieher dürfte wohl auch die Adina
lasiantha K. Sch. (Cap.) gehören.
S. 810, Z. 29. Die japanische Ainsliaea uniflora Sch. B. entwickelt in dem
mehrschuppigen Involucrum nur eine einzige, röhrenförmige (ob echt
terminale?) Blüte; diese einblütigen Köpfchen bilden aber eine ver-
zweigte, rispige Infloreszenz, etwa auf die Art, wie bei Prenanthes
purpurea.
Die Anzahl der randständigen Strahlblüten in den Köpfchen
der Compositen ist sehr mannigfaltig, sie richtet sich immerhin nach
der Zahl der letzten, cyklisch angeordneten Involucralblättchen.
Häufig beläuft sich dieselbe auf 5, was zum Teil in der Divergenz
2 5 der Involucralblättchen, zum Teil in dem Blütenplane der Com-
positen, welcher fast ausnahmslos Szählig ist, seine Erklärung findet.
S. 815, Z. 19. Aus kleinen Köpfchen zusammengesetzte Köpfe zweiten Grades
haben auch die kapländischen Compositen Helichrysum imbricatum
DC. (H. subglomeratum) und Stoebe bruniades Rchb. Die Tendenz
der Compositen, zusammengesetzte Köpfe aus welchen immer Ele-
menten herzustellen, tritt auffallender Weise auch bei der einjäh-
rigen, in den Sandwüsten Arabiens und Ägyptens heimischen, mono-
typischen Krautpflanze Gymnarrhena micrantha Dsf. zu Tage. Die
Köpfchen sind hier aus zahlreichen, grossen, scheidigen, stachel-
spitzigen Spelzen zusammengesetzt, welche aussen die weiblichen
Blüten umhüllen, während ein Involucrum nicht vorhanden ist. Die
Mitte des Köpfchens okkupiert eine Gruppe von männlichen Blüten.
Zahlreiche, derartige Köpfchen sind dicht aneinander gedrängt und
den kurzen, dicken Ästen dicht aufsitzend, so dass das Ganze eine
141
kompakte, aussen von krautigen und den Ästen hoch angewachsenen
Stützblättern umgebene, bis 5 cm breite Blütenscheibe vorstellt. Die
dicken Äste sind schliesslich verflacht und dermassen verschmolzen,
dass sie den Blütenboden zweiten Grades darstellen, was vornehm-
lich nach dem Abfall der reifen Köpfchen ersichtlich wird. Die
Gymnarrhena erzeugt demzufolge aus sämtlichen Köpfchen und sämt-
lichen Pflanzenteilen einen einzigen, zusammengesetzten Blütenkopf.
S. 817, Z. 27. Als schönes Beispiel möge
die reichblütige Infloreszenz der
Spiraea Ulmaria L. angeführt
werden: Hier entspringen unter-
halb der terminalen, mehr-
armigen Cyme weitere, lange
Blütenstandäste, welche die
Zentralcyme hoch übergipfeln
und sich wiederholt in der
gleichen Weise verzweigen. Die
Stützbrakteen sind vollkommen
unterdrückt und die Seitenäste
der Mutterachse ziemlich hoch
angewachsen.
5.820, Z. 4 Vergleiche hiezu auch die
Arbeit von Dämmer.
S. 820, Z. 6. Anemone multifida Poir. und A. virginiana L. besitzen gleicher-
massen Trichasien.
5.821, Z. 17. Auf diese Weise erlangen die Blütenstände mancher Labiaten
die Form verlängerter, gepaarter, brakteentragender, mehrblütiger
Trauben (Dracocephalum virginianum, D. denticulatum, Teucrium
betonicum, Salvia lanceolata).
S. 821, Z. 22. Die sibirische Amethystea coerulea L. hat ihre Scheinwirtel zu
langgestielten, verlängerten, mehrblütigen Doppelwickeln umgestaltet.
S. 821, Z. 38. Die meisten Arten der Gattung Monarda bilden gleichermassen
endständige, kompakte, aus unzähligen Blüten zusammengesetzte,
unten von zwei Hochblättern und einem Involucrum gestützte Köpf-
chen, aus welchen inmitten noch der verkümmerte Stengelscheitel
emporragt. Es ist indessen merkwürdig, dass dieses Köpfchen basi-
petal autblüht.
S. 822, Z. 5, n. A. Eine erstaunliche Modifikation zeigt ferner das Dichasium
der kapländischen Galenia ajricana L. (Aizoac. — Fig. 63). Dem
Äusseren nach zu schliessen, scheint hier alles in Ordnung zu sein.
Beide Gabeläste sind gleich lang und mit einer Blüte abgeschlossen
und jede Gabelung stellt sich richtig senkrecht zur vorhergehenden.
Unter den Gabelästen sind jedoch keine Stützblätter vorhanden, statt
Fig. 63 Galenia africana L. Infloreszenz,
teilweise schematisiert. Das Stützblatt (a)
gehört zur Achse (<n, die Stützblätter (a')
zur Achse (o‘)\ die Blüte (£') schliesst die
Achse ( o' ) ab, u. s. w. (Original.)
142
dessen aber steht zwischen den Gabelästen unterhalb der Blüte ein
einziges Blatt! Dieser Sachverhalt ist gewiss kaum verständlich, man
gelangt gleichwohl ins Klare, wenn man annimmt, dass die Stütz-
blätter (a‘) auf ihrem Gabelast (<?") hoch bis zur Blüte (k“) ver-
schoben sind, ursprünglich aber die Stelle unter den Gabelästen (<?")
einnehmen sollten. Es handelt sich hier also um einen interessanten
Fall der Hochblattverschiebung, von welcher noch später die Rede
sein wird.
S. 822, Z. 10, n. d. W. »Gattung«: Valerianella und
S. 825, Z. 24. Die gleichen Verhältnisse walten auch in der Infloreszenz der
Silene dichotoma Ehr. (Fig. 64) vor. Hier beginnt die Infloreszenz
mit einer normalen Dichotomie und übergeht allmählich in eine
zweiarmige Wickel in der Weise, dass anfänglich der eine Seitenast
( m ) im Wachstum zurückbleibt und in dem sympodialen Blütenast
die eine Blüte von dem Blütenpaare abwechselnd verkümmert. Die
abgebildete Infloreszenz dient uns sonach als Beispiel, wie sich eine
Wickel aus dem Dichasium entwickelt.
S. 827, Z 43, n. A. Einen höchst lehrreichen Beleg für die Anwachsung der
Tochterstiele an die Mutterachse hat man an dem gemeinen, weissen
Lilium candidum (Fig. 65), welches regelmässig 3 — ötraubig ange-
ordnete, gestielte Seitenblüten und 1—3 am Stengel >cheitel ge-
näherte Blüten trägt Auf den ersten Blick muss es auffallend sein,
wenn wir die Blütenstiele von einem nicht in die Mediane, sondern
seitlich in die Transversale gestellten Blatt
(a) gestützt erblicken Diese Blütenstiele
laufen aber deutlich herab bis zur Blatt-
achseL (_/, g, h , i\ wo sie ursprünglich ent-
springen, aber der Stengelbasis bis zur
Braktee (a) an wachsen Dies bezeugen auch
die Scheitelblüten (5, 6), welche direkt aus
den Blattachseln (k, l) hervortreten und am
Grunde transversale Brakteen (a) tragen.
Demzufolge erweist sich das Blatt (a) unter
den Blüten (I —4) als die transversale Braktee
(Vorblatt), welche aus der Blattachsel am
Blütenstiele hoch hinaufgerückt war. Es liegt
hier also nicht nur die Anwachsung der
Tochterstiele, sondern auch die Blattver-
schiebung vor. Dass die Transversalbrakteen
normalerweise der Blütenstielbasis zugezogen
werden sollen, geht auch aus den ver-
wandten Liliaceen-Gattungen hervor. Das
schöne Rhinopetalum Karelini Fisch. (Fl.
Fig. 64. Silene dichotoma.
Die Infloreszenz, schema-
tisch dargestellt. (Origin.)
1 43
Ross. 490) trägt beispielsweise unter jeder Blüte in der Traube zwei,
fast gleiche Stützblätter, deren eines das Stützblatt, das andere die
Fig. 65. Lilium candidum L. Die Infloreszenz, treu durchgeführt; die Buch-
staben und die Zahlen liefern die Erklärung. Verkl. (Original.)
144
Transversalbraktee darstellt. Dergleichen Verhältnisse ergeben sich
auch bei einigen Fritillarien.
Als überzeugendes Gegenstück zur Infloreszenz der Boragina-
ceen mag hier fernerhin die Infloreszenz der Loasaceen erläutert
werden (Fig. 66). Die Anwachsung und Verschiebung an den sym-
podialen Blütenstandachsen findet hier in derselben Weise statt, die
Orientation der zugehörigen Teile erhellt aber noch besser als bei
den Boraginaceenwickeln. Die Abbildung (A) stellt die Infloreszenz
der Loasa papaverijolia dar. Die vorliegende Wickel zeigt zwar in
der oberen Partie auf einer Seite Blüten, auf der anderen Seite die
Brakteen (b, c, d . . .), aber gegen die Blüte (o") vermisst man jed-
wede Braktee, obwohl sich gegen die Blüte (<?') wiederum das Hoch-
blatt (a) stellt. Auf welche Art und Weise werden nun die Onto-
genetiker den vorliegenden Blütenstand erklären ? Wenn es ein
dorsiventrales Monopodium wäre, was für eine Erklärung werden sie
für das Verschwinden des Blatts bei der Blüte ( o “) suchen? Es
kommt noch der sonderbare Umstand hinzu, dass das Blatt (a) der
Blüte (0'). vollkommen gegenständig ist (also den Winkel 180° bildet),
während die Blätter ( b , c, d ) mit ihren gegenliegenden Blüten
(o“‘, o““, <?'"") den Winkel 90° einschliessen.
Wenn wir jedoch die sympodiale Verkettung, die Anwachsung
und Verschiebung zu Hilfe nehmen, so kommen wir gleich ins
Klare. Die Achse (<?') schliesst nämlich mit der Blüte (o1) ab und
trägt ein Blatt (a\ aus dessen Achsel die mit der Blüte ( o ") ab-
schliessende Tochterachse (o") hervorgeht und ein Blatt (bl trägt.
Dieses Blatt (£) ist indessen auf die aus seiner Achsel entspringende
Tochterachse (<?'" i hoch hinaufgeschoben, sollte aber ursprünglich
der Blüte (o“) gegenüber stehen. Die Achse (<?'") schliesst mit der
Blüte (<?'") ab. Aus der Blattachsel ( c ) entspringt ferner die Tochter-
achse und die Blüte {o'“‘) u. s. w. Es gehört demnach das Blatt ( c )
zur Blüte (o“‘), das Blatt (d) zur Blüte ( o "") u. s. w., ist aber fortan
um ein Glied hinaufgerückt. Weil nun das Blatt (b) an seiner Achse
( o ") in die Transversale fallen muss, so muss es notwendigerweise
mit der Blüte (<?"), sowie mit der Blüte ( o‘" ) den rechten Winkel
Zusammenschlüssen.
Wenn wir die Abbildung (B) ins Augenmerk fassen, so wird
sich die einfache Erklärung in der Weise ergeben, dass ein Mono-
podium vorhanden ist, welches decussierte Blattpaare und achsel-
ständige Blüten trägt. Dieser Blütenstand erweist sich immerhin als
ein Sympodium, dessen einzelne Glieder mit einer Blüte enden und
ein Blattpaar tragen. Dies wird zum Teil dadurch bestätigt, dass
sämtliche Loasaceen eine sympodiale Achsenverkettung aufweisen,
zum Teil durch die verwandte Cajophora laterttia , wo tatsächlich
145
einmal der Stengel mit einer Terminalblüte abschliesst und beider-
seits zwei gegenständige Tochtersprosse trägt, ein andersmal aber
Fig. 66. A) Loasa papaverifolia H. B., ß) Blumenbachia Hieronymi Urb. Die
sympodiale Infloreszenz und Sprossverkettung. (Original.)
der eine Tochterspross so kräftig emporwächst, dass die Terminal-
blüte seitlich und achselständig erscheint.
10
146
Beide bereits angeführten Fälle erweisen am besten, dass einzig
und allein die vergleichende Methode bei der morphologischen Ab-
schätzung der Organe massgebend sein kann. Die ontogenetische
Untersuchung oder die Beschreibung der Organe, wie sie sich präsen-
tieren, ist eine unwissenschaftliche, sinnlose Methode, welche bloss
zu Konfusionen führen muss und die wissenschaftliche Entwicklung
der Botanik unmöglich macht.
Die sympodiale Verkettung der beschriebenen Blumenbachia
äussert sich im wesentlichen auch bei der Gattung Vinca.
Die Verschiebung und spurlose Abortierung der Hochblätter
bei den Boraginaceeninfloreszenzen wird auch durch den Blütenstand
der verwandten Ehretia tinifolia klargelegt, denn hier sitzen frei
unter den unteren Blütenästen Stützblätter, während sie sich bei den
oberen Ästen hoch auf die Äste hinauf verschieben und bei den
obersten schliesslich spurlos verschwinden.
Eine komplizierte, reichlich verzweigte Infloreszenz, wo eben-
falls die Anwachsung, die Verschiebung, die Abortierung und die
sympodiale Verkettung gleichzeitig auftreten, besitzt die Collomia
gilioides Bth. (Polemon.).
S. 828, Z. 28, n. d. W. »Urb.,«: Guettarda Jrangulacea Rchb.
S. 828, Z. 28, n. A. Der Blütenstand der Gattung Henierocallis ahmt die Doppel-
wickel nach, obgleich dieser Blütenstand von anderer Jderkunft ist.
Von den zwei scheinbaren Wickelarmen erweist sich der eine als
Tochterzweig des anderen, wobei das Stützblatt am Tochterzweige
hoch hinaufgerückt erscheint. Demzufolge handelt es sich hier ledig-
lich um den racemösen Charakter, womit auch das Fehlen der Ter-
minalblüte zwischen den beiden Armen im Einklänge steht.
S. 829, Z. 24, n. d. W. »Scabiosa*: und bei der Zollikoferia arborescens Batt.
vor. Das vielfach gabelig verzweigte Poterium spinosum L. zählt
auch hieher.
S. 832, Z. 29. Eine gleiche Zusammensetzung der Infloreszenz weist eben-
falls die Gattung Dicliorisandra (Commelin.) auf. Die überaus dicht-
blütige Ähre von Pontederia montevidensis, welche in den botanischen
Gärten verbreitet ist, stellt desgleichen eine verlängerte Hauptachse
dar, welcher einzelne 5 — 8zählige Blütengruppen aufsitzen, die eine
Anordnung der Doppelwickel offenbaren.
S. 832, Z. 41. Vangueria verrucosa Sieb. (Rubiac.) ist nach demselben Schema
ausgestaltet.
S. 833, Z. 43. Menispermum canadense L. besitzt eine reichblütige, zusammen-
gesetzte Traube, welche mit serialen Trauben und Blüten kom-
biniert ist.
S. 834, Z. 20, n. A. An die Infloreszenz des bereits beschriebenen Convol-
vulus schliesst sich im wesentlichen auch die Infloreszenz der Gattung
147
Cuscuta an, welche bei der gemeinen C. Epithymum L. u. v. einen
mehrblütigen, kugeligen Knäuel vorstellt, dessen Blüten (bis 15) dem
Anscheine nach keine Ordnung einhalten und dementsprechend auch
von den Autoren verschiedentlich beschrieben und aufgefasst wurden.
S. 834,
Wie bereits Mo hl (Bot. Ztg. 1844) und Wydler (Flora 1857) er-
läutert haben, sind es durchweg Serialblüten, welche aus den Vorblatt-
achseln weitere Blüten
hervorgehen lassen —
also eigentlich seriale
Dichasien in absteigen-
der Reihenfolge. Wenn
nun die Vorblätter zur
Gänze abortieren, so er-
scheint die Serialord-
nung verworren, zumal,
wenn die Serialblüten
zweireihig auseinander-
treten, infolge dessen
sämtliche Blüten eine
unregelmässige Gruppe
vorstellen, was beispiels-
weise bei der C. Epi-
thymum der Fall ist. Bei
C. lupulijotmis Krock.
(C. monogyna Aut.) bil-
den die 3 — 5 Blüten eine
einfache, absteigende Se-
rialreihe in der Brakteen-
achsel. Der Blütenstand
der C. Epithymum fängt
regelmässig mit einem
vegetativen Spross an.
Z. 34, n. A. Eine inter-
essante Kombination tritt
desgleichen bei derCru-
cifere Cakile arabica Vel.
Born. (Fig. 67) auf. Die
Hauptachse ( o ) schliesst mit einer verlängerten, hin- und hergebro-
chenen Traube ab. Aus der Blattachsel ( b ) tritt eine andere Traube
als Tochterachse (o') hervor. Ihr folgt aber noch eine Serialtraube
in absteigender Folge (o"). Es kommt noch hinzu, dass die unterste
Blüte (1) der Traube (<?') infolge der Verkürzung der unteren Trauben-
achsenpartie in die Blattachsel selbst gerät und ganz in derselben
10*
Fig. 67. Cakile arabica Born. Vel. Zusammen-
gesetzte Infloreszenz; a, b) Stützblätter, o) Haupt-
achse, o‘) Tochtertraube, o ") Serialtraube. (Orig.)
148
Weise die zwei untersten Blüten (1', 2') der Serialtraube, was das
sonderbare Bild von 5 Bestandteilen in einer Blattachsel zur Folge
hat. Auf S. 689 wurde schon erwähnt, dass das Sisymbrium polyce-
ratium und der Raphanus die Inklination zur Erzeugung von Serial-
sprossen kundgibt. Hier bei Cakile hat dieses Element zur Zusammen-
setzung der ganzen Infloreszenz beigetragen.
Die Myrtacee Decasperntum paniculatum Kurz. (Philippin.) hat
ihre Infloreszenz aus einer zentralen, öblütigen, gepaarten Traube
(mit einer Terminalblüte) und 3 gestielten, absteigenden, serialen
Dichasien in den gegenständigen Blattachseln aüsgebildet.
S. 837, Z. 3, n. d. W »Harms.,*: H. tigrinus Jacq. (Amaryl.), Actinotus leuco-
cephalus Bth., A. Helianthi Lab. (Umbellif.) u. a.
B. Das Blütendiagramm.
S.846, Z. 16. Ähnlich verhalten sich die Arten Ranunculus sessiliflorus und
R. ßagelliJo?mis, wo, abgesehen von den zahlreichen Karpellen auf
dem Blütenboden, alle übrigen Blütenteile mit Einschluss der Stamina
fünfzählige Kreise bilden.
S. 846, Z. 23. Vergleiche hiezu die interessante Abhandlung Trapls, in
welcher die Variationen des Blütenplans der Ranunculaceen ein-
gehend zusammengestellt sind. Diese Variationen kommen nicht nur
bei verschiedenen Gattungen und Arten, sondern auch bei derselben
Art zum Vorschein. Mit Nachdruck betont auch der genannte Autor
dergleichen Fälle, wo die Zahl im Perigonkreis steigt, aber nicht
auf Unkosten des Staminalkreises, welcher sich gleichzeitig vermehrt.
Beachtenswert sind ferner Beispiele, wo die Blütenhülle in das Invo-
lukrum oder in Stengelblätter allmählich übergeht und somit die
Tendenz zur ursprünglichen Acyklie olfenbart.
S. 846, Z. 37, n. A. Dass die ursprüngliche Zusammensetzung einer Blüte eine
acyklische und polymerische war, folgt aber nicht nur aus dem an-
geführten Beispiele bei den Ranunculaceen, sondern auch aus den
abnormalen Fällen, wo die cvklische Blüte vergrünt oder durch die
Gartenkultur alle Bestandteile in grosser Anzahl entwickelt (gefüllte
Blüten). In einem solchen Zustande trägt beispielsweise Lilium,
Hemerocallis , Hyacintlms auf dem verlängerten Blütenboden eine
grosse Anzahl von Perigönblättern, Staubblättern und Karpellen in
spiraliger Anordnung.
S. 848, Z. 4. Tn manchen Familien treten verwandte Gattungen bald mit
einem, bald mit zwei Staminalkreisen auf. So sind die Gattungen
Sedum und Semperznvum in der Familie der Crassulaceen zweikreisig,
die Gattungen Crassula und Rochea hingegen einkreisig. Ein abor-
149
tierter Staminalkreis dürfte hier nicht vorausgesetzt werden, weil alle
Blütenkreise ordentlich alternieren.
S. 851, Z. 7, n. A. Eine wichtige Rolle scheint die Fruchtknotenadaptation in
den Blüten der Sapindaceen zu spielen, wo sie allgemein von den
Autoren durch die Abortation einzelner Staubblätter erklärt wurde.-
Bei Xanthoceras sorbifolium Bge sind allenthalben in der Blüte 8 Sta-
mina vorhanden, welche zwar einen Kreis bilden, aber zwei Kreisen
(5 -(- 3) entsprechen. Aus der Beobachtung der Entfaltung und Stel-
lung der Stamina in der Blüte ergibt sich, dass 3 derselben stets
mit den Karpellen alternieren und zuerst reifen. Sie gehören dem-
nach dem inneren Kreise an, welcher sich nach dem dreikarpelligen
Fruchktknoten richtet. Eine Unterdrückung von 2 Stamina ist hier
unzulässig, da die Blüte regelmässig ist. Dergleichen Verhältnisse
weisen auch die Gattungen Aesculus und Pavia auf, wo aber nicht
immer 8 Stamina, sondern zuweilen auch 7 vorhanden sind, wobei
ein Staubblatt auf die Unterdrückung infolge der Zygomorphie zu
stellen ist.
Auch die abnormalen Zustände in den Blüten bestätigen nicht
selten die Gesetze der Fruchtknotenadaptation. Die Blüte der ge-
meinen Fuchsia coccinea ist bekanntlich vierzählig und aus zwei Sta-
minalkreisen zusammengesetzt. Nun geschieht es hin und wieder,
dass sich ein Sepalum dedoubliert, was sofort eine alternierende
fünfzählige Corolle und einen fünfzähligen episepalen Staminalkreis
zur Folge hat, während der epipetale Staminalkreis ebenso wie der
Fruchtknoten vierzählig bleibt.
S. 851, Z. 26. In den sonst normal entwickelten Blüten der Cruciferen Laelia
orientalis und Barbarea vulgaris habe ich an einigen Individuen
einen dreizähligen Kelch- und Petalenkreis angetroffen, wobei gleich-
zeitig die Stamina in gewohnter Anzahl (4 -j- 2) unter dem dimeri-
schen Fruchtknoten ihre Stelle okkupierten. Meschajeff fand
etwas ähnliches bei Arabis albida , wo ebenfalls Kelch und Corolle
dreizählig, beide Staminalkreise und Fruchtknoten zweizählig ent-
wickelt waren.
S. 852, Z. 7, n. A. Dass die gesetzmässige Alternierung lediglich durch die
Annäherung der Blütenphyllome bewirkt wird, erhellt aus der inter-
essanten Zusammensetzung des Involukrums bei manchen Compo-
silen. Man findet hier nämlich nicht selten das Involukrum aus 2 — 3
durch Form und Grösse differenzierten Blättchen gebildet ( Bidens ),
welche untereinander regelmässig alternieren und gleichzeitig in
gleicher Anzahl vorhanden sind.
S. 853, Z. 6, n. A. Noch interessanter sind diese Verhältnisse bei den Blüten
der Gattung Bruguiera (Fig. 16, 17, Taf. I). Die Blüte ist hier
lOzählig, Stamina gibt es 20, welche scheinbar einen Kreis bildern
150
wiewohl die eine Hälfte hinter den Petalen, die andere Hälfte hinter
den Sepalen gestellt sind. Die Petala sind aber steif, lederartig,
ringsum lang-wimperig, tief geschlitzt, im Winkel mit einer Borste
versehen, am Grunde mit eingerollten Rändern. Vermittels dieser
Ränder umfassen sie nun nicht nur ihr epipetales Staubblatt, sondern
auch das episepale Nachbarstaubblatt, welches sich zu diesem Zwecke
hineinbiegen muss, was zur Folge hat, dass die zwei, aus dem
Petalum hinausragenden Antheren ungleich lang erscheinen. Wollte
man von der Intelligenz der Pflanzen sprechen, so bietet sich hier
die beste Gelegenheit dazu.
S. 854, Z. 1. ln der Blüte des Chrysosplenium alternijolium abortiert zu-
weilen der zweite Staminalkreis, demzufolge nur 2 Stamina übrig
bleiben, der Fruchtknoten verbleibt immerhin in seiner Lage und
Form unverändert. In den Blüten des Rhamnus cathartica findet man
bald einen tetrameren, bald einen trimeren Fruchtknoten, obwohl
die übrigen Blütenteile konstant tetramer verbleiben. In den Blüten
der Gattung Papaver dedoublieren sich die Stamina bis zu grossen
Zahlen, immerhin aber richtet sich ihre Anordnung nach dem dicy-
klischen und dimerischen Plane, während der Fruchtknoten eine be-
liebige Zahl in den Karpellen offenbart und nur sehr selten die
Dimerie erzeugt. Noch auffallender tritt diese Beharrlichkeit bei
Roemeria hybrida zum Vorschein (Murbeck).
S. 854, Z. 4, n. A. Auch Günthart hat die Beobachtung gemacht, dass der
Fruchtknoten der Cruciferen einerseits und die Sepala anderseits
zwei feste Pole bilden, nach denen sich die Entwicklung der übrigen
Blütenteile richtet.
S. 854, Z. 43, n. d. W. »Staubblätter«: (Indokingia crassa Hemsl. u. a.).
S. 857, Z. 30. Zu Gunsten dieser Darlegung spricht ebenfalls der interessante
Fall bei Diospyros Lotus L., wo die männlichen Blüten nach der
Zahl 4, die zwitterigen aber nach der Zahl 3 aufgebaut sind.
S. 858, Z. 12, n. d. W. »pulchellum),« : oder ist die Endblüte siebenzählig und
die übrigen sechszählig (S. reflexum).
S. 858, Z. 18. Chelidonium majus zeigt zuweilen die endständige Blüte pen-
tamer, die übrigen in der Dolde aber tetramer aufgebaut. Die reich-
blütige Infloreszenz der Saxifraga Cotyledon entwickelt zuerst die
den Stengel abschliessende Terminalblüte, welche häufig 6 — 8zählig
erscheint, während die übrigen Szählig sind.
S. 858, Z. 20. Rondeletia erythroneura Karst. (Rubiac.) hat eine reichblütige,
rispenartige Infloreszenz, mit cymösen Ästen, deren Terminalblüten
durchweg özählig, die übrigen aber özählig aufgebaut sind. Die dicht-
blütige Ähre des Phyteuma spicatum ist mit einer Terminalblüte ab-
geschlossen, welche durchweg plciomerisch aufgebaut ist.
151
S. 858, Z 30. Die gleichen Verhältnisse walten auch bei der Gattung Semper -
vivum vor. Hier schliesst der Stengel mit einer zusammengesetzten
Infloreszenz ab, welche aus einer Terminalblüte und 3 langen Doppel-
wickeln besteht. Die erwähnte Terminalblüte zeigt nun in ihrem
Plane die Zahl 16, die erste Wickelblüte die Zahl 14, die mittleren
Wickelblüten die Zahl 12, die letzten die Zahl 11.
S. 858, Z. 35. Dafür spricht auch die beim Anthericum Liliago häufige Er-
scheinung, dass die ersten unteren Blüten in der Traube 4zählig auf-
gebaut, während die oberen durchweg 3zählig angelegt sind. Das
Gleiche tritt in den Infloreszenzen der Gattung Spiraea auf (Sp.
opulifolia L. u. a ).
S. 861, Z. 35. Auf dieselbe Weise ist die vierzipfelige Krone der Syringa
vulgaris durch Dedoublement aus einer zweizipfeligen Krone ent-
standen. Diese Verdoppelung geht in einer, in Bulgarien verbreiteten
Varietät weiter, indem der eine Zipfel sich noch einmal teilt, so dass
hiedurch eine 5zipfelige Krone zustande kommt.
S. 862, Z. 1 Das Dedoublement der Staubblätter ist eigentlich als Teilung
des Phylloms in tangentialer und radiärer Richtung aufzufassen. Eine
derartige Doppelteilung haben wir schon an den Kotyledonen der
Keimpflanzen kennen gelernt (S. 282) und kehrt dieselbe ebenfalls
an den grünen Assimilationsblättern wieder (S. 58). Durch diese
Blatteilung umwandeln sich die zweizähligen Quirle in dreizählige,
die dreizähligen in vierzählige u. s. w. — eine Erscheinung, welche
an Pflanzen mit gegenständigen Blättern wohlbekannt ist.
S. 862, Z. 1 , n. d. W. »Beispiel«: der Staminaldedoublation
S. 864, Z. 43. Das Dedoublement der Stamina im Hinblick auf die Phylo-
genese ist wohlweislich als eine sekundäre Erscheinung anzusehen.
Wenn also bei den Cruciferen und den Papaveraceen eine pleiome-
rische Dedoublierung der Stamina in die Erscheinung tritt, so darf
man nicht mit Celakovsky glauben, dass die Vorfahren dieser
Familien pleiomerisch entwickelt waren. Diese Vorfahren waren
allerdings oligomerisch aufgebaut, wie Murbeck richtig bemerkt.
Wenn wir das allgemeine Gesetz im Augenmerk behalten, demzu-
folge der oligomerische Blütenplan aus dem polvmerischen seinen
Ursprung genommen hat, so ist dies bei den bereits genannten Fa-
milien in dem Sinne zu verstehen, dass die ältesten Vorfahren der
Rhoeadales tatsächlich polymerisch waren (und diesen dürften die
meisten, holzigen Cappareen angehören). Von denselben haben sich
aber die Cleomeen, Cruciferen, Papaveraceen und Fumariaceen ab-
gezweigt und als oligomere Typen stabilisiert. Nunmehr erschien erst
in neuerer Zeit bei denselben zu wiederholten Malen infolge des De-
doublements die Polymerie — eine phylogenetische Undulation, welche
wir bei zahlreichen anderen Gelegenheiten festzustellen vermochten.
152
S. 866, Z. 11. Haronga paniculata Pers. (Maurit.), eine baumartige Hyperi-
cacee, besitzt 5, mit den 5 Karpellen abwechselnde Staubblätter,
welche in der Mitte in 3 vollständige, gestielte Stamina geteilt sind,
deren mittelständiges länger und terminal gestellt ist. Die heimischen
Hypericum-Arten sind bekanntlich bis zur Basis in zahlreiche Sta-
mina geteilt.
S. 867, Z. 7, n. A. Eine höchst merkwürdige Zusammensetzung weisen die
Stamina der Mahernia verticillata L. (Sterculiac., Cap), also aus der
nahen Verwandtschaft der Gat-
tung Theobroma (Fig. 68), auf.
In der Blüte der genannten Art
sind 5, mit den Petalen ab-
wechselnde Stamina enthalten,
deren Staubfäden (6) einen
glatten, starken Griffel vor-
stellen, an dessen Ende eine
gewimperte, drüsige Platte ( c )
zur Entwicklung gelangt und
als Nektarium dienlich ist.
Mitten aus dieser Platte strebt
ein anderer, viel feinerer Staub-
faden empor (#), welchem an
der Spitze zwei, untereinander
fast freie, durch eine Längs-
ritze aufspringende Staubbeutel
aufsitzen. Auf den ersten Blick
wird gewiss niemand in Zweifel
ziehen, dass hier ein normales,
dithecisches Staubblatt vorliege. Die Gattung Mahernia zählt immer-
hin zu einem Verwandtschaftskreis, wo allgemein Adelphien ver-
breitet sind; in Erwägung dessen dürfte sich auch das abgebildete
Staubblatt als eine, aus zwei monothecischen Staubblättern ver-
wachsene Adelphie erweisen. Diese Voraussetzung bekräftigt auch
der Umstand, dass der Fadenteil [a] bei der Verwelkung eine Mittel-
rinne zeigt, durch welche er in zwei Längsstreifen getrennt ist und
auf die Verwachsung aus zwei Fäden deutlich hinweist. Demzufolge
läge uns ein ganz merkwürdiger Fall einer phylogenetischen Ent-
wicklung vor: das ursprünglich einfache Staubblatt dedoubliert sich
in mehrere, monothecische Staubblätter, diese verarmen ferner an
der Zahl bis auf 2 und diese zwei Staubblätter verwachsen auf
weiterer Stufe wiederum zu einem einfachen, dithecischen Staubblatt!
Als Seitenstück zu diesem Entwicklungsgang könnte die oben geschil-
derte Geschichte der Entwicklung von monofacialen Blättern dienen.
Fig. 68. Mahernia verticillata L. Eine
zweizählige Adelphie, ein einfaches Staub-
gefäss nachahmend; a) aus zwei Fäden
verwachsene Partie, c) drüsige Scheibe,
b) gemeinschaftlicher Griffel — Zygo-
phyllum simplex L. Staubblatt mit schup-
penförmigen Anhängseln an der Basis. —
Bombycidendron Vidalianum M. R. Staub-
blatt mit zwei Reihen von Pollenkammem,
deren 4 unten geöffnet sind. Vergr. (Orig.)
153
S. 867, Z. 22. Dies bestätigt anschaulich die nahe verwandte Art Bombax
malabaricus (Ceylon), in deren grossartigen Blüten sich Staminal-
gruppen vorfinden, welche durch Verwachsung aus 2 — 5 Staubblättern
zustande gekommen sind. Manche derselben zeigen die Verwachsung
der Fäden bloss bis zu einer gewissen Höhe, andere aber verwachsen
zu den Antheren vollkommen. Die verwachsenen Adelphien bilden
2 pentamere, abwechselnde Kreise.
S. 869, Z. 16, n. A. Höchst belehrende Verhältnisse in dieser Hinsicht findet
man in den grossen Blüten des Bombycidendron Vidalianum M. R.
(Luzon) aus der Verwandtschaft der Gattung Hibiscus (Fig. 68).
Hier sind die Antheren einem starken Faden aufsitzend und in zwei
Reihen von Kammern geteilt, ln einzelnen Kammern oder Fächern
sind zahlreiche, grosse Pollenkörner eingeschlossen. Die Fächer
öffnen sich vermöge einfacher Klappen. Diese Stamina machen den-
selben Eindruck wie diejenigen bei der Gattung Parkia (S. 946),
nur mit dem Unterschiede, dass bei dieser Gattung zwei derartige
Antherenhälften einem Faden aufsitzen. Die so ausgestalteten Sta-
mina sind nun in 10 parallelen, senkrechten Doppelreihen an einem
massiven, verwachsenen, den Griffel umgebenden Tubus angeordnet.
Hier sehen wir zunächst, dass tatsächlich die 5 ursprünglichen Sta-
mina sich in 10 Primordien teilen, wie Duchartre, Payer,
Frank und andere (vergl. Eichler 1. c.)*) entwicklungsgeschichtlich
gefunden haben, und zweitens, dass die ursprünglichen 10 Stamina
sich auf der ersten Stufe in zwei Antherenhälften getrennt haben
und auf der zweiten Stufe sich die Antherenhälften in eine Reihe
von Kammern umänderten, welche sich zuletzt in einfache Staub-
beutel aufgelöst haben. Dementsprechend würde das erwähnte
Bombycidendron einen phylogenetisch uralten Malvaceentypus vor-
stellen.
S. 872, Z. 17, n. A. Die fünfzählige, spiralig aufgebaute Blüte der Berberis
vulgaris stellt gleichsam den ursprünglichen, acyklischen Plan der
Polycarpiceen dar. Die verwandte Berberidopsis corallina Hook.
(Chile) geht in dieser Hinsicht noch weiter, indem die Blütenhülle
nicht in zwei Kreise differenziert ist und bloss aus 13 — 16 spiralig
angeordneten Perigonblättern besteht und zumeist 10 Stamina in
spiraliger Stellung vorhanden sind.
S. 885, Z. 4, n. d. W. »Erica«: Monsoniana Thnb., E.
*) Es ist beachtenswert, dass Schumann in seiner monographischen
Bearbeitung der Familie der Malvaceen (Engler, Pflanztnfam. 111, 6) die inter-
essante Morphologie der Malvaceenblüte gänzlich übergeht, obwohl dieselbe
eine ganze Literatur aufweist und obwohl dieselbe von Eichler so sorgfältig
behandelt wurde.
154
S. 885, Z. 12, n. A. Derartige Fälle können uns auch manche Epacridaceen ,
Rutaceen (Coleonema virgatum E. Z., Acmadenia u. a.), die Empe-
doclea alnijolia S. Hil. (Dill.), die Gattung Reaumuria (Tamari-
caceae) u. s. w. liefern.
C. Die Plastik der Blüte.
S. 895, Z. 3. Vergleiche hiezu die trefflichen Bemerkungen bei Gü nt hart
(S. 6).
S. 897, Z. 25. Eine bemerkenswerte Ausnahme von dieser Regel bildet die
artenreiche Gattung Hibbcrtia (Dilleniac.), wo der pentamerische
Kelch und die Corolle vollkommen radiär sind, die kurzen Stamina
(8 an der Zahl) und zwei freie, kurze Fruchtknoten jedoch eine
Zygomorphie in der Weise offenbaren, dass die Stamina von oben
in einer Gruppe die zwei Fruchtknoten (Karpelle) decken. Die Zygo-
morphie ist hier sonach lediglich durch die Lage der Geschlechts-
organe bewirkt und zweifelsohne bloss der Befruchtungsweise zweck-
mässig dienlich.
S. 898, Z. 41. Dracocephalum austriacum zeigt eine ähnliche Kelchbildung
(1 -(-4)! die Corolle behält jedoch die übliche Form (2 -j- 3). Die
gleichen Verhältnisse weisen die Blüten der Sideritis romana L. auf.
S. 899, Z. 10, n. A. Eine wunderbare Variation in der zygomorphen Aus-
bildung des Kelches tritt bei der Caprifoliacee Abclia floribunda in
die Erscheinung. Die sympetale Corolle zeigt zwar die gewöhnliche
fünfzählige, zweilippige Form (2 -f- 3) und der unterständige Frucht-
knoten trägt gleichfalls 5 grüne, längliche Blättchen, welche der Co-
rolle im Verhältnisse 3 -f- 2 angepasst sind, es verwachsen aber ein-
zelne Kelchzipfel zuweilen dermassen, dass die verwachsenen Lippen
bloss am Ende durch Zähnchen noch kennbar sind. Die V erwach-
sung erfolgt dann in folgenden Verhältnissen: 2 — J— (1 — 1 — - 1 ),
(1 -f- 1) 4- 3, 3 -j- 2, (2 -f- 2) -+- 1 . Die Zahlen in den Klammern be-
deuten freie Blättchen.
Die Gattung Eichhornia (Pontederiac.) weist eine eigenartige
Blütenzygomorphie dergestalt auf, dass aus den 6 dicyklischen Pe-
rigonblättern das der Mutterachse (der Blütentraube) zugekehrte Pe-
rigonblatt des inneren Kreises grösser und von den übrigen ab-
weichend gefärbt ist. Dem zygomorphen Einfluss unterliegt alsdann
auch der Fruchtknoten, dessen medianstehendes Karpell auf Un-
kosten der zwei anderen stärker entwickelt ist. Diese Art der Blüten-
zygomorphie ist übrigens auch bei den meisten Orchideen verbreitet,
wo ebenfalls das obere, medianstehende Perigonblatt als grosse, ge-
spornte Lippe (Orchis) entwickelt ist, hier aber um des Gleich-
155
gewichts willen sich der Fruchtknoten verdreht und hiedurch die
grosse Lippe nach unten gerät.
S. 902, Z. 14. Die Blütentraube der Corydalis cava und der verwandten Arten
ist mit einer sterilen Spitze abgeschlossen, so dass alle Blüten seiten-
ständig erscheinen. Noch auffallender sind die kegelförmigen, viel-
fach verzweigten, reichblütigen Infloreszenzen der Saxifraga sarmen-
tosa (Dipteras.), welche durchweg mit einer terminalen und wie die
übrigen zygomorph entwickelten Blüte abgeschlossen sind.
S. 906, Z. 38 Diese pelorische Pleiomerie ist gleichwohl auf dieselbe Weise
auszulegen, wie die mehrzähligen Terminalblüten überhaupt, da sie
im wesentlichen die gleiche Erscheinung darstellen (S. 858)
S.907, Z. 3. In der Traube des gemeinen Cytisus Laburnum L. gelangt zu-
weilen die Terminalblüte zur pelorischen Entwicklung, in welchem
Falle dann alle Petala gleichmässig ausgestaltet sind und die Blüte
ungefähr die Plastik der Caesalpiniaceen annimmt, aus denen sich
die Papilionaceen phylogenetisch abgezweigt haben (Jolis). Die reich-
blütige und zusammengesetzte Infloreszenz der Aesculus Hippocasta-
num L. schliesst mit einer Terminalblüte ab, welche stets radiär ist
und nur 5 Stamina enthält.
S, 909, Z. 15, n. A. Schöne Pelorien kommen auch bei der grossblütigen La-
biate Melittis Melissophyllum vor. Ziemlich häufig habe ich die
Blütenäste abschliessende Pelorien bei Thymus Serpyl/um vorge-
funden Sie pflegen mit den übrigen Blüten gleich gross zu sein
und zeigen in Mehrzahl die tetramerische, seltener die pentamerische
Zusammensetzung.
S.9l5,Z. 2. Eine interessante Ausnahme hievon bildet bloss die Diplotaxis
Harra Forsk. (Oriens), welche ihre lange Schote auf einem langen
Gynophor trägt.
S 916, Z. 41, n. A. Den besten Beweis, dass es auch dünn- und langgestielte
Fruchtknoten gibt, mit phyllomartiger Beschaffenheit des Fruchtstiels
(Gvnophors), bieten uns manche Ranunculaceen, wo der Blütenboden
als Achse mehrere gestielte Fruchtknoten trägt. Ein hübsches Bei-
spiel hiefür liefert die Gattung Coptis mit ihren dünngestielten, mehr-
samigen Balgkapseln. Desgleichen weist die gemeine Eranthis ziem-
lich langgestielte Karpelle auf. Sehr langgestielte Fruchtknoten
phyllomartiger Natur haben auch Ruppia und Zannichellia.
5.918, Z. 6, n d. W. »Bryophyllum« : und Pistorinia
S. 918, Z 18. In der Familie der Bromeliaceen ist es beispielsweise Pilcair-
nia pulverulenta R. P., welche einen grünen Kelch und eine rote
Corolle besitzt.
5.919, Z. 15. Es geschieht zuweilen, dass sich bei Anemone nemorosa oder
bei Caltha palustris das der Blüte am nächsten stehende, grüne
Laubblatt petalenartig umbildet und gegen die Blüte zu verschiebt.
156
Ein derartiger Fall bezeugt nun, woraus das farbige Perigon zu-
stande kommt.*
S. 919, Z 40. Desgleichen bei Erantkis hiemalis , wo das gelbe Perigon drei
äussere und breitere und drei schmälere, innere Petalen aufweist.
S. 920, Z. 29, n. A. In der Gattung Neptunia (Legumin.) bilden die Zwitter-
blüten ein endständiges Köpfchen, unterhalb desselben befindet sich
aber eine Gruppe von geschlechtslosen Blüten, deren Stamina in
lange, flache, gefärbte Kronblätter umgewandelt sind.
S. 922, Z. 21, n. A. Die gemein e Knautia arvensis trägt zuweilen in der Natur
ganz normale Blütenköpfchen, deren Blüten statt der 4 Stamina vier
flache, wie die Corolle gefärbte Blättchen (Staminodien) entwickeln,
wobei die übrigen Blütenteile unverändert verbleiben.
S. 923, Z. 27, n. A. In der Gattung Grewia (Tiliac.) tritt ferner die Besonder-
heit auf, dass die Kelchblätter innen auf der Bauchseite schön co-
rollenartig gefärbt, während sie aussen (auf der Rückseite) grün und
krautig ausgebildet sind.
5. 924, Z. 29, n. d. W. »Sahara)«: und manche Paronychia- Arten haben
S. 925, Z. 3, n. A. Eine eigenartige Vorrichtung tritt in der Kelchbildung
einiger Tunica- Arten (Caryophyllac.) auf. So ist der Kelch der T.
pachygona F. M. (Oriens) trichterförmig, mit sehr breiter Mündung,
mit 5 harten, grannenartig auslaufenden Leisten, zwischen denen
eine überaus zarte, durchsichtige Membran ausgespannt ist. Die Pe-
talen sind verhältnismässig klein, schmal, weiss, aus dem Kelche
kaum vortretend.
5.925, Z. 14. Die Rubiacee Stephegyne tubulosa Hook. f. (Ind. Orient.) besitzt
einen kleinen unterständigen Fruchtknoten, welcher oben von einem
langröhrigen, ganz glatten, nervenlosen, am Rande gerade abge-
stutzten Kelch (Fig. 69) gekrönt ist. Die tetramere Corolle tritt aus
dem Kelche mit langer Röhre hervor. Demzufolge muss der Kelch
gleichfalls tetramer sein, was immerhin durch kein morphologisches
und anatomisches Merkmal gekennzeichnet ist.
S. 925, Z. 1 5, n. A. Die grosse und schöne Blüte der Spathodea campanulata
Beauv. (Fig. 70, Bignoniac., Ceylon) hat einen eigentümlich ausge-
stalteten Kelch. Derselbe ist nur am Grunde kurzröhrig, alsdann
nach vorn erweitert und einseitig in der Weise geschlitzt, dass er in
einen lanzettlichen, ganzrandigen, einfach zugespitzten Zipfel über-
geht. Dieser Kelch stellt scheinbar ein einziges, einfaches Blatt dar,
wiewohl die 10 deutlichen Nerven, die ihn durchlaufen und welche
5 Dorsal- und 5 Commissuralnerven angehören, seine Herkunft aus
5 Blättern ganz im Einklänge mit dem Blütenplane verraten. Mit
dieser Kelchbildung könnte man die ligulenartige Corolle der Strahl-
blüten der Helianthus annuus in Vergleich ziehen, wo ebenfalls die
157
pentamere Corolle einfach zugespitzt, gleichzeitig aber von 5 Parallel
nerven durchzogen ist.
S. 926, Z. 5, n A. Bei den Früchten ist es eine längst bekannte Erfahrung-
dass die gleichen biologischen Impulse gleich angepasste und gleich,
geformte Früchte zur Folge haben, mögen die letzteren in was immer
für eine Verwandtschaft zählen. Dieses morphologisch-biologische
Prinzip lässt sich allerdings auch bei den Blütenteilen verfolgen. Die
Ideen, welche die Ausgestaltung der Blüte bewirken, wiederkehren
in den verschiedensten ‘ Familien. Hier ein Beispiel aus der Plastik
des Blütenkelchs. Die blasig aufgetriebenen Kelche sind für manche
Papilionaceen, so z. B. Astragalus physocalyx Fisch., Trifolium fragi-
Fig. 69. Stephegynetubulosa
H. f. Eine Blüte mit rührigem,
abgestutztem Kelche (t), a) die
Corollenröhre, n) Griffel, o)
unterständiger Fruchtknoten.
(Original.)
Fig. 70. Spathodea csmpsnulata Beauv. Blüte
mit einem einfachen, nur zerschlitzten Kelch;
unten ein Staubblatt (Original )
jerum L, T. resupinatum L., T. tomentosum L., charakteristisch; die-
selbe Form erscheint jedoch auch bei der Labiate Saccocalyx satu-
reioides Coss. und bei zahlreichen Silene- Arten.
S.929,Z. 19. Wenngleich die gespaltene Form der Petalen bei der abge-
bildeten Stellaria ganz merkwürdig aussieht, so ist dieselbe dennoch
als Anpassung neueren Datums aufzufassen, was sich am besten an
vergrünten Blüten der genannten Art kundgibt. Schon in den sehr
wenig vergrünten Blütenstadien erscheint die Ausbuchtung schwach,
um alsbald in höheren Vergrünungsstadien vollständig zu ver-
158
schwinden, so dass zuletzt die Petalen eine lineal-lanzettliche, ein-
fache Form annehmen.
S. 930, Z. 5, n. d. W. »20 cm)*\ Posoqueria speciosa Kr. (Rubiac.), Eucharis
grandiflora Planch. (Amaryl.), Gardenia Stanley ana, Isotorna longi-
flora, Clerodendron siphonanthus ,
S. 930, Z. 17. Hieher möchte auch die baumartige Papilionacee der Philip-
pinen Rourea erecta Mer. angeschlossen werden. Die Blütenfahne
(vexillum) ist hier hart, holzig, die Flügel (alae) sind ziemlich knor-
pelig. Was für eine biologische Bedeutung diese Vorrichtung hat,
ist mir zur Zeit unbekannt.
S. 930, Z. 37, n. d. W. »Xewcastlya« : Physopsis spicata Turc.,
S.932, Z. 36. Diese diverse Färbung der Ober- und Unterseite des Perigons
modifiziert sich bei einigen Blütenarten
derart, dass die Oberseite blass und ver-
wischt gefärbt erscheint, während die
Unterseite ganz lebhaft und prächtig ge-
malt und verziert ist. So sind die schönen
Frühlingsblüten von Crocus reticulatus
Stev. u. a. aussen lebhaft violett oder
bräunlich gestreift, während die Innenseite
einfach blass ist Einen erstaunlichen Fall
können wir aber bei der tropischen, in
unseren Glashäusern häufig kultivierten,
wohlriechenden Orchidee Bijrenana Har-
risoniae Lndl. verzeichnen (Fig. 71). Das
Perigon besteht hier aus 3 äusseren und
2 inneren, gleich gestalteten Blättern,
welche auf der Innenseite einfach blass-
gelblich gefärbt sind, auf der Aussenseite
(Rückseite) aber einen weisslichen, mit
dunkelroten Blecken verzierten Boden
haben. Die Lippe ist weisslich, aber aussen
unterhalb der Spitze mit einem grossen,
purpurnen Fleck gezeichnet, innen nebst-
dem rötlich klein-punktiert. Die Säule ist
rot. Die ganze Blüte ist an einem 10 cm
langen Stiele aufgerichtet. Diese sonder-
bare Blütenfärbung entzieht sich jeglicher
biologischen, insbesondere entomophilen
ö
Auslegung. Wenn man schon annehmen
wollte, dass die aufrechte Stellung der
Blüte die Colorierung der Aussenseite des Perigons bedingt, so bleibt
dennoch die innere Färbung der Lippe fraglich. Aus dem Gesagten
Fig 71. Bifrenaria Harriso-
niae Lndl. Blüte in natürl.
Grösse, mit den aussen ge-
färbten und gemalten Peri-
gonblättern. (Original.)
159
geht jedenfalls hervor, dass die Blüten der genannten Bifrenana zu
den hervorragendsten Erscheinungen in der fabelhaften Familie der
Orchideen gehören.
S 933.Z 7. Die schön roten Flecke auf den Petalen der gemeinen Ross-
kastanie (. Aesculus Hippocastanum L.) sind in der Jugend gelb.
5.933, Z. 30. Die membranartigen, grossen Brakteen der Blütenähre von dem
orientalischen Thymus membranaceus Boiss. sind rot gefärbt. Schön
gefärbte, grosse Brakteen weist auch die Blütenähre des Origanum
Dictamnus L. auf. Überaus prächtig violette Brakteen in der Inflores-
zenz besitzt die Cerinthe gymnandra Gasp. (Algeria).
5.934, Z. 15, n. A. Die Färbung der Corolle oder anderer Blütenteile wird
von manchen Autoren dahin erklärt, dass dieselbe bloss als eine
lokale chemische Tätigkeit der Blüte selbst aufzufassen sei. Dies
scheint aber wenig gerechtfertigt zu sein, ja man muss sich vielmehr
zur Anschauung hinneigen, dass die Färbung der Blüte durch die
anatomisch-chemische Tätigkeit des ganzen Pflanzenkörpers vorbe-
reitet wird. Schon die Keimpflanze weiss es — um uns populär aus-
zudrücken — was für Blüten zur Erzeugung gelangen werden. Wir
sind ferner noch überzeugt, dass nicht allein die Farbe, sondern
auch die Form und Plastik der Blüte durch die chemisch-anatomi-
schen Vorgänge des ganzen Pflanzenkörpers im voraus bestimmt
werden, oder anders gesagt: die materiellen Formen der Pflanze
werden von einer einheitlichen, zentralen Energie dirigiert, derge-
stalt, dass sämtliche Pflanzenteile eines Individuums schon im Plasma
des Embryos vorausbestimmt sind. Diese Ansicht wird auch durch
die Erfahrung über die Heterophvllie, von der oben schon Erwäh-
nung geschah, gestützt. Wenn ein heterophylles Batrachium infolge
der Austrocknung des Wassertümpels am wasserlosen Ufer erscheint
so bilden sich noch weiter einige Zeit lang die flachen, schwim-
menden und die zerschlitzten, untergetauchten Blätter in derselben
Art und Weise wie früher, als stehe die Pflanze noch im Wasser.
Erst später beginnen sich die Luftblätter anzulegen und aufzu-
wachsen.
Was nun die Färbung der Blüten anbelangt, so können wir
die oben dargelegte Vermutung durch interessante Beobachtungen
belegen. Die Blütenfarbe tritt nämlich auch in mannigfaltigen, vege-
tativen Pflanzenteilen zu Tage, so, dass aus der Färbung der
Knospenschuppen, Niederblätter, Blattstiele u. dgl. die künftige Fär-
bung der Blüte erkennbar ist. So sind beispielsweise die Nieder-
blätter der im Frühjahr hervorkommenden Sprosse des rotblütigen
Liliion umbellatum dunkelbraun oder dunkelrot, während dieselben
an Sprossen des weissblütigen Lilium candidum blassgrün sind.
Die aufspriessenden Stengel der rotblühenden Phlox acuminata sind
160
braunrot, die der weissblühenden indessen gelblichgrün. Die Schuppen
der Winterknospen des rotblütigen Ribes sanguineum sind dunkelrot,
diejenigen des R. alpinum sind blass. Ebenso sind die Blätter des
ersteren bräunlich angelaufen, während die Farbe der Blätter des
letzteren hellgrün ist. Die Winterknospen der lila- oder rotblühenden
Syringa vulgaris sind dunkelbraun, während die der weissblühenden
Varietät blassgrün sind. Die blaublühenden Iris- Arten (I. bohemica
u. a.) zeigen violette Rhizomschuppen, während die gelbblühenden
Iris- Arten (I. Pseudacorus) blasse Niederblätter besitzen. Einige
Opuntien blühen gelb, andere rot, die Schuppen und Stacheln der
ersteren sind durchweg blass, der letzteren aber rötlich
S. 935, Z 22, n. A. Die Vorblätter spielen ihre Rolle auch in der Familie
der Acantliaceen. Die Gattung Hypoestes z B erzeugt aus den zwei
Vorblättern ein röhriges, vorn zweizipfeliges Involucrum, in dessen
Innerem noch zwei kleine, freie, transversale Brakteolen einge-
schlossen sind, aus welchem die Blüte samt dem verkümmerten,
hyalinen Kelche hervortritt
S. 936, Z. 1 Neuerdings gelang es mir auch solche Blütenköpfe von Dipsacus
silvestris zu finden, welche in jeder Beziehung ganz normal ent-
wickelt waren und auch gesunde Blüten entfalteten, in denen jedoch
unter dem Fruchtknoten an der Stelle des Involucrums zwei kleine,
bis zur Basis freie Brakteen zu sehen waren.
S 936, Z 35 Nicht selten verwandelt sich das Receptaculum der Potentilla
in freie Kelchblätter und freie Kronblätter, wobei dann die Kelch
blätter tatsächlich die Hochblattform mit zwei seitlichen Stipeln an-
nehmen. Diese Deutung des Calyculus der Rosaceen hat zuerst
J. Roeper (1826) aufgestellt und wurde dieselbe alsdann von den
meisten Botanikern anerkannt (vergl. bei Dom in).
S. 942, Z. 35, n. A. Dem bereits beschriebenen Crinum möchte fernerhin noch
die Spathodea campanulata Beauv. (Fig 70) angeknüpft werden. Die
Staubgefässe der letzteren bestehen aus dünnen, langen Fäden,
welche am Ende zwei lange, dünne, in einem Winkel auseinander-
tretende und hier in einem Punkte befestigte Antherenhälften tragen.
Das Konnektiv ist hier somit sehr schwach entwickelt.
S. 942, Z. 3. Bei den Cruciferen wird nicht selten die introrse Fage der
Antheren in die extrorse umgeändert infolge der Torsion der Staub-
fäden (Günthart).
S. 944, Z. 40. Eine noch mehr erstaunliche Plastik erlangen die Staubblätter
der tropischen Asclepiadacae Calotropis (Fig. 72, Ceyl< n). Die Kon-
nektivanhängsel haben sich hier zu einem ansehnlichen Organ aus-
gebildet, welches der ganzen Blüte dominiert. Es besteht aus 5 flachen
Leisten, welche rosenrot gefärbt und unten schneckenförmig einge-
wunden sind. Der ganzen Länge nach sind diese Leisten den Staub-
161
fäden angewachsen («) und oben mit den kleinen Antheren ( a ) ab-
geschlossen. Durch die Mitte des zusammengesetzten Apparates ver-
läuft ein Kanal, in welchem die Griffel ( d) der zwei freien Frucht-
knoten eingelagert sind (o). Die Griffel verwachsen oben in eine,
scheibenförmige Narbe ( c ), welcher eben die Stamina angeheftet
sind. Dieses Organ müsste wohl den begriffsstutzigen Physiologen
als ein Organ sui generis imponieren, obzwar sich dasselbe als blosser
Bestandteil der Staubblätter herausstellt.
S. 945, Z. 6, n. A. Den Asclepiadaceen steht in der sonderbaren Konnektiv-
ausbildung die Stemona moluccana (Fig. 16, Taf. II, Java) kaum
nach. Die grossen Blüten sind dimerisch, die Stamina fleischig,
massiv, violett gefärbt. Das Konnektiv ist mächtig entwickelt, auf
der Bauchseite in eine Längsleiste so hervortretend, dass die Anthere
ein dreispreitiges Blatt vorstellt, in dessen Seitenrinnen sich die
Fig. 72. Calotropis (gigantea?)- Eine Blüte, verkl., rechts im Durchschnitt; s)
Kelch,'./) Petala, o) Ovarium, b) corollenartige Anhängsel, mit den Staubfäden
(«) verwachsen, d ) Griffel, a) Antheren, c) Narbe. (Original.)
Pollenhöhlung hinzieht. Nebstdem läuft das Konnektiv in einen bogig
gekrümmten Schnabel ( a ) aus, indem es zugleich innen zu einem
weissen Anhängsel auswächst, welches mit den übrigen eine Mittel-
säule bildet. Welchen Zweck diese wunderbare Vorrichtung hat, ist
derzeit unbekannt.
S. 946, Z. 2. Die Calliandra brevipes (Fig. 21, Taf. I) kann in dieser Hin-
sicht als Vertreter der Mimoseen dienen. Die langen, dünnen, ge-
färbten Staubfäden sind in die Mitte einer massiven und farbigen
Scheibe eingefügt, auf der zwei untereinander freie Antheren-
hälften sitzen.
S.946, Z. 14. Willdenozvia teres Thnbg. (Cap, Fig. 20, Taf. I) ist, sowie die
meisten Restionaceen, durch Staubblätter ausgezeichnet, welche nur
die eine Antherenhälfte ausgebildet haben. Diese Antherenhälfte ist
durch eine Scheidewand in zwei Fächer geteilt und ebenso in der
li
162
Scheidewand aufspringend. Die Staubfäden sind in die Mitte der
Rückenlinie eingefügt. Es ist interessant, dass an demselben Indivi-
duum ausserdem noch solche Antheren Vorkommen, welche durch
eine unvollständige Scheidewand von oben her bis zur Mitte in zwei
Hälften getrennt sind und somit die Bildung einer zweibeuteligen
Anthere vorstellen. Es bleibt indessen fraglich, ob die einbeutelige
oder die zweibeutelige Antherenform die ursprüngliche ist. Hält man
sich aber die starke Reduktion der Blütenteile der betreffenden Art
und die allgemeine Regel, derzufolge alle Monokotylen zweibeutelige
Antheren aufweisen, vor Augen, so unterliegt es keinem Zweifel,
dass die einbeutelige Form aus der zweibeuteligen durch Reduktion
entstanden ist.
S. 949, Z. 29. Dieser Form nähert sich auch die Antherenbildung in der
männlichen Blüte der Cissampelos Pareira L.
S 951, Z. 12. Diclidanthera penduliflora Mart. (Styrac., Brasil.) besitzt ellipsoi-
dische Antheren, welche sich vermittels einer einzigen, beide Fächer
deckenden und zuletzt von oben nach unten sich ablösenden Klappe
öffnen.
S 961,Z. 41. Die Fächer des dreikarpelligen und dreifächerigen Frucht-
knotens der Gattung Alstroemeria (Amaryl.) reichen zwar bis zur
Zentralachse, verwachsen indessen auch hier nicht, was am besten
zur Fruchtreife zu ersehen ist, wenn sich dieselben als drei freie,
mit Samen besetzte Streifen abtrennen. Hiedurch wird der Übergang
zu dem, bei den Liliaceen und Amarvllidaceen verbreiteten Frucht-
knoten mit verwachsener Zentralplacenta gegeben.
S 962, Z. 2. Die Resedacee Gaylusea canescensY .. ist in dieser Hinsicht noch
weiter vorgeschritten, indem der Fruchtknoten aus 5 freien, bis zur
Fruchtreife kahnförmigen, ganz offenen Karpellen besteht. Die Eichen
und später Samen sitzen an der Basis dieser Karpelle.
S.962, Z. 30. Diese Deutung wird durch die Gattung Gaimardia bekräftigt,
wo bloss zwei Karpelle zu einem einzigen Fruchtknoten zusammen-
wachsen, welcher sodann einem gemeinschaftlichen langen Karpophor
aufsitzt.
5.967, Z. 37. Das gleiche trat bei einer vergrünten Sarracenia purpurea ein,
wo bekanntlich die Narbe einen breiten, auseinandergespannten
Schirm bildet, dessen Xarbenspitzen über die Kommissuren gestellt
sind. Der breite Schirm löste sich in 5 flache, ausgerandete Blätter
auf, deren Ränder die verwachsenen Kommissuralnarben deutlich
wahrnehmen Hessen.
5.967, Z. 38. Der ganze Absatz über den Gramineenfruchtknoten ist zu
streichen und statt dessen schalte ein:
Wie sich der Fruchtknoten infolge der Reduktion seiner Be-
standteile umzuwandeln und zu verändern vermag, dazu kann uns
163
die Familie der Gramineen das beste Beispiel bieten. Der Frucht-
knoten wird hier allgemein als einkarpelliges Organ, welches zu-
meist von einer zweischenkeligen Narbe gekrönt ist, angenommen
(Schleiden, Payer, Eichler, Hackel). Wenn 3 Narben ent-
wickelt sind, so ist dieser Fall auf Rechnung der Teilung zu setzen.
Doell, Roeper, Naegeli und Celakovsky haben hingegen
den Gramineenfruchtknoten als ein dreikarpelliges Gebilde ange-
sehen. Neuerdings hat über diese interessante morphologische Frage
Schuster eine lehrreiche Abhandlung veröffentlicht, in welcher er
auf Grundlage der vergleichenden Methode dartut, dass die An-
schauung der letztgenannten drei Autoren in vollem Masse richtig
ist. Leider bezieht sich die Forschung Schusters lediglich auf ein
kleines Vergleichsmaterial.*) Ich habe mich ebenfalls mit der Ver-
folgung dieses strittigen Themas befasst und bin imstande, die
Schlussfolgerungen Schusters nur zu bestätigen.
Der Fruchtknoten der genannten Familie zeigt sich als ein in
jeder Hinsicht einfaches, monokarpelliges Organ. Placenten oder
etwaige Placentarrippen oder Furchen sind äusserlich nicht bemerk-
bar. Der Fruchtknoten ist aussen und innen ganz glatt und ein-
fächerig. Selten wann, wie z. B. bei Secale cereale oder Coix lacrima
(Fig. 4, Taf. II) lässt sich die glattgewölbte Dorsal- und die furchige
Ventralseite unterscheiden. Der Fruchtknotenscheitel ist von zwei,
mit federig geteilten Narben versehenen Griffeln gekrönt. Munroa
Benthamiana (Fig. 9) besitzt ausnahmsweise nur rauhe Narben. Diese
Griffel sind entweder unterhalb des Scheitels, wenn sie aus der
Blüte seitlich hervortreten, oder dicht an der Scheitelspitze einge-
fügt, wenn sie aus dem Ende der Blüte hervortreten. Die sonder-
bare Stellung derselben im ersteren Falle ist demzufolge bloss als
eine biologische Anpassung anzusehen.
Die allermeisten Gramineen sind mit 2 Griffeln ausgestattet,
die Gattungen mit 1 oder 3 Griffeln gelten als seltene Ausnahmen,
wobei wiederum jene Arten zu unterscheiden sind, bei denen der
dreigriffelige Fruchtknoten die Regel oder die Ausnahme von der
Regel bildet. Drei Griffel tragen regelmässig: Streptochaeta brasi-
liensis , Streptogyne crinita , Pharus glaber und einige Bambusa- Arten
Bald drei-, bald zweigriffelige Fruchtknoten kommen bei Oryza sa-
tiva , Bambusa Blumeana , Hierochloa australis vor. Einen Griffel be-
sitzen regelmässig Dendrocalamus giganteus, Nardus stricta, Zea
Mais , die Euchlaena- und Pennisetum- Arten. Der einzige Griffel von
*) Schuster betont mit Nachdruck, dass es die ontogenetische Methode
ist, welche ihn zu diesen Resultaten geführt habe, ich finde jedoch nicht ein
einziges ontogenetisches Moment in dieser Abhandlung, welches für die er-
wähnte Frage von Belang wäre.
11*
164
Zea Mais ist aber durch die Verwachsung zweier entstanden, was
auch durch die Spaltung an der Spitze angedeutet wird. Schuster
nimmt auch an, dass Nardus aus zwei Griffeln zusammengewachsen
sei, was aber unrichtig ist. Die Narbe ist hier sehr stark, bis zur
Basis behaart (Fig. 1) und dort, wo sie in das Ovarium übergeht,
scheidig zusammengeschlossen, der Scheidenteil nebstdem äusserlich
vom Ovarium abgesondert. Auf der Dorsalseite ist das Ovarium
unten kinnartig ausgewölbt. Im Durchschnitt vermochte ich keine
Nerven zu finden. Demzufolge stellt der Fruchtknoten von Nardus
bloss ein Karpell dar, dessen Scheide verwächst und das Ovarium
bildet, die Spreite indessen, die Granne nachahmend, sich als Narbe
ausgestaltet.
Wenn die Griffel endständig aus der Blüte hervortreten, so
sind sie nicht nur dicht aneinander genähert, sondern auch zuweilen
mehr oder weniger hoch zusammengewachsen und hiedurch nur
oben zweiarmig (z. B. Alopecurus pratensis, Cenchrus ciliatus). Bei
Sesleria coerulea ist noch eine scharfe Furche in dem Griffel be-
merkbar, wo beide Schenkel verwuchsen. Hier unterliegt es keinem
Zweifel, dass eine Verwachsung stattfand, wenn wir aber die Frucht-
knoten einiger Bambuseen vergleichen, so begegnen wir Arten, wo
gleichzeitig in einer Blüte 3 freie Griffel, in einer anderen Blüte ein
verschieden hoch zweiteiliger Griffel, in einer dritten ein einfacher
und ein zweischenkeliger Griffel anzutreffen ist. Dazu kommt noch,
dass einige Bambuseen zwei (Olyra latifolia, Arundinaria Tolunge,
Dinochloa scandens), andere nur einen Griffel tragen (vergl. ein-
gangs). Hier wäre also die Frage zu lösen, ob der eingriffelige oder
dreigriffelige Fruchtknoten der ursprüngliche ist; im ersteren Falle
müssten wir den 2 — 3griffeligen durch Teilung oder Dedoublement
erklären. Bei der genannten Bambusa Blnmeana haben wir demnach
einen Verwachsungs- oder Teilungsprozess vor uns. Bei vielen
Pflanzenfamilien ist es ganz evident, dass sich der Griffel dedoublieren
kann, während das Karpell einfach verbleibt, so beispielsweise bei
den Convolvulaceen und Euphorbiaceen. Bei den Cordiaceen teilen
sich die Griffel und auch die Karpelle. Bei den Boraginaceen und
Labiaten teilen sich die Karpelle, die Griffel bleiben aber einfach,
bei den Malvaceen verläuft diese Teilung beiderseits bis zu hohen
Graden hinaus.
Aus der Anwesenheit von 2 — 3 Griffeln kann man folglich
nicht sofort deduzieren, dass der Gramineenfruchtknoten, im engeren
Sinne der Fruchtknoten der Bambusa Blumeana , aus 2 — 3 Karpellen
verwachsen vorliegt, wenn diese 2—3 Karpelle im Ovarium durch
nichts angedeutet sind. Schuster hat zahlreiche Fruchtknoten ana-
tomisch untersucht und festgestellt, dass in den meisten derselben
165
regelmässig ein starker Kommissuralnerv und nebstdem 2 Lateral-
nerven in der Ovariumwand verlaufen, welch’ letztere in die beiden
Griffel abgehen. Er sagt weiter, dass auch der dritte, dem Kom-
missuralnerv gegenständige Nerv, obzwar sehr reduziert, vorhanden
sei, welcher als Rudiment nach dem dritten, abortierten oder redu-
zierten Griffel anzusehen wäre. Das sieht zwar schön aus und stimmt
vollkommen mit der unten dargelegten Theorie überein, wir dürfen
aber nicht vergessen, dass die anatomischen Merkmale allzu häufig
täuschen können. Schuster z. B. erwähnt keine Fälle, wo über-
haupt keine Ovarnerven vorzufinden sind, obwohl ich mehrere Bei-
spiele derselben beobachten konnte.
Wenn wir dementgegen wissen, dass Nardus bestimmt ein-
karpellig ist, so können auch einkarpellige Bambuseen existieren,
deren Griffel 2 — 3schenkelig-geteilt sich entwickelten. Schusters
Theorie, nach welcher der dreikarpellige Fruchtknoten als ursprüng-
licher Typus der Gramineen anzunehmen ist, erweist sich trotzdem
als richtig aus anderen Gründen, und zwar: 1. aus den variabeln
Fällen, wo der dritte Griffel verkümmert, 2. aus dem phylogeneti-
schen Blütenplane der Monokotylen, 3. aus dem Plane der Gattung
Streptochaeta und der Bambuseen.
In der ersten Kategorie der bereits angeführten Nachweise ist
an erster Stelle die Oryza sativa , welche auch Schuster richtig
beschreibt und erläutert, zu nennen. Der Fruchtknoten ist hier
walzenförmig und einem verdickten Blütenboden aufsitzend (Fig. 12).
Die Narben beendigen die zwei gleich langen, im Winkel ausein-
andertretenden Griffel. Zwischen den Griffeln auf der der Palea in-
ferior zugekehrten Seite ist jederzeit ein kegelförmiges Spitzchen be-
merkbar, welches sich aber nicht selten in einen dritten Griffel um-
wandelt. Es sind nunmehr drei gleiche Griffel vorhanden. Die drei-
griffeligen Blüten sind bei der Oryza keine Abnormität, sondern eine
regelmässige Erscheinung und bieten uns den besten Beweis, dass
die kegelförmige Spitze, welche bei manchen Gramineen zwischen
den beiden Griffeln in Erscheinung tritt und die Stelle des dritten,
theoretisch vorausgesetzten Griffels okkupiert, tatsächlich diesen
dritten, wenn auch verkümmerten Griffel darstellt. Dass dieser dritte
Griffel auch spurlos verschwinden kann, beweist die der Oryza nahe
verwandte Art Leersia kexandra Sw., wo nur 2 Griffel Vorkommen,
ohne Spur nach dem dritten. Das spitzige Griffelrudiment ist bei
vielen Gramineen bekannt und von den Autoren längst beschrieben
worden. Ich selbst führe als Beispiele an Panicum miliaceuni , Stipa
capillata, Bluffia Eckloniana und Zizania aquatica. Bei der letzteren
ist dieses Rudiment besonders belehrend, indem es einen kräftigen,
herunter gebogenen Schnabel vorstellt, dessen Basis den Basen der
166
zwei anderen Griffel gleichkommt. Unter dem Fruchtknoten sitzen 6
verkümmerte Stamina. Es ist indessen beachtenswert, dass jener
Schnabel nicht selten spurlos verschwindet und dass zuweilen auch
der eine von den beiden Griffeln sich zu einem ähnlichen Schnabel
reduziert. Dieser Umstand ist folglich wohl überzeugend, dass das
spitzige Griffelrudiment den dritten Griffel darstellt. Ein derartiger
Fall wiederkehrt auch bei Eleusine Tocusa (Fig. 14), wo in der Regel
der eine Griffel zu einem Spitzchen verkümmert. Schuster be-
schreibt ein derartiges Spitzchen bei Cynosurus echinatus.
Die Verkümmerung des dritten Griffels kann in der Weise er-
folgen, dass keine Spur nach dem Griffel zurückbleibt und der
Fruchtknoten infolgedessen normal zweigrififelig zu sein scheint. In
derselben Weise kann umgekehrt der dritte Griffel ohne alle Über-
gänge vollständig entwickelt erscheinen, wie ich es häufig an der
Hierochloa borealis zu beobachten vermochte (Fig. 5).
Auf Grund dieser Tatsachen ersehen wir, dass die ursprüng-
liche Fruchtknotenform der Gramineen dreigriffelig war, dass aber
im Verlaufe der Zeit .der in die Mediane fallende Griffel sich
reduzierte.
Diese durch tatsächliche Befunde belegte Theorie steht im Ein-
klänge mit dem trimerischen Blütenplane, welcher alle Monokotylen
charakterisiert, am vollkommensten bei den Liliaceen entwickelt und
auch bei den Palmen, in deren Verwandtschaft die Gramineen zu
stellen sind, allgemein verbreitet ist. Nach diesem Plane kommen
dem Perigone zwei Kreise, den Staubblättern zwei Kreise, dem Frucht-
knoten ein trimerischer Kreis zu. Dieser Blütenplan unter dem Ein-
flüsse der Ährchenzusammensetzung, wo die Spelzen die Blüte kräftig
Zusammenschlüssen, musste in seiner Entwicklung einige Glieder
einbüssen. So hat sich vorzugsweise das Perigon in der Weise redu-
ziert, dass der äussere Kreis spurlos verschwunden ist, der innere
aber sich in zwei kleine Schüppchen (lodiculae) umwandelte. Der
dreikarpellige Fruchtknoten hat in den meisten Fällen das in der
Mediane stehende Fruchtblatt gänzlich verloren oder verkümmerte
dasselbe zu Gunsten der zwei zurückgebliebenen. Bei Nardus und
vielleicht noch anderwärts hat dieser Vorgang eine entgegengesetzte
Richtung eingeschlagen, indem die zwei seitlichen Fruchtblätter dem
Abort unterlagen, während das mediane zur kräftigen Entwickelung
gelangte — ein Fall, welcher nicht selten bei den zygomorphen
Blüten auftritt.
Die Staubblätter, ursprünglich sechs in zwei Kreisen, erfahren
die Reduktion in der Weise, dass der innere Kreis gänzlich ver-
schwindet und aus dem äusseren nicht selten noch das eine Staub-
blatt verkümmert.
167
Dass dieser Reduktionsvorgang in der Gramineenblüte statt-
fand, und dass es keineswegs eine blosse morphologische Spekula-
tion ist, wenn wir die Gramineenblüte auf den Blütenplan der
Liliaceen zurückführen, vermögen wir auch aus der phylogenetischen
Entwickelung der Gramineengruppen, wie dieselbe von Schuster
ebenfalls trefflich entworfen worden ist, zu erkennen.
Die Bambuseen , insbesondere aber die Gattung Streptochaeta
(vergl. Celakovsky) stellen uns jenen ursprünglichen Typus dar,
aus dem alle übrigen Gramineen hervorgegangen sind. Die Bam-
buseen besitzen zum grossen Teile noch drei Perigonblättchen (lodi-
culae), 6 Stamina und 3 Karpelle. Die Streptochaeta , welche zwar
den Bambuseen nicht direkt angehört, aber wahrscheinlich einen
selbständigen, isolierten Urtypus repräsentiert, besitzt 3 Perigon-
blättchen des inneren und 3 Perigonblättchen des äusseren Kreises,
6 Stamina, 3 Karpelle. Es ist überraschend, dass die Streptochaeta
auch eine Keimungsart aufweist (S. 51), welche mit der ursprüng-
lichen Keimungsform sämtlicher Monokotylen übereinstimmt, die sich
aber durch die biologisch-morphologische Anpassung bei den Gra-
mineen eigentümlich ausgestaltet hat. Die Bambuseen behaupten sich
ferner auch in anderen morphologischen Merkmalen (die Blätter,
die Verzweigung, der Stamm) als selbständiger Gramineentypus von
hohem Alter, welche Anschauung auch durch das Vorkommen der
Bambuseen in den ältesten Tertiärschichten als die erste Graminee
bestätigt wird. Ihre Herkunft wäre demnach bis in die Kreide zu
versetzen.
Alle Blütenteile der Streptochaeta verfielen mannigfaltiger Re-
duktion. Zuerst verschwand der äussere Perigonkreis und der innere
Staminalkreis, alsdann verschwand ein medianstehendes Perigon-
blättchen und zuletzt das medianständige Fruchtblatt. Durch diesen
Entwicklungsgang erhalten wir schliesslich den allgemein verbreiteten
Blütentypus der rezenten Gramineen. Wenn wir hin und wieder
eine numerische Abweichung antreffen, so ist dieselbe auf die Rech-
nung eines dimerischen Plans oder einer DedoubÜerung zu stellen.
So ist Anthoxanthum odoratum und Mai Ile a crypsoides in allen
Kreisen dimerisch gebaut — ein Fall, welcher bei allen trimeren
Monokotylen ausnahmsweise in Erscheinung tritt. Die 12 Staub-
blätter bei Pariana oder 14 bei Luziola sind ohne Zweifel durch
die Dedoublierung der ursprünglichen 6 zustande gekommen.
Durch diese phylogenetisch-morphologische Analyse gelangt
man zur Schlussfolgerung, dass der Fruchtknoten in der Familie
der Gramineen ursprünglich 3karpellig war und dass die Erscheinung,
welcher wir bei der Griffelbildung der Bambusa Blumeana begegnen,
nicht als Spaltung, sondern als Verwachsung aufzufassen ist.
168
Hier müssen wir wiederholt betonen, dass die Abschätzung
morphologischer Organe, wenn sie durch Reduktion oder Teilung
einer grossen Umgestaltung ausgesetzt sind, vorsichtig und nur ver-
mittels der vergleichenden Methode vorgenommen werden muss.
Auch anderwärts begegnet man derartigen Schwierigkeiten wie
bei den Gramineen. Globularia Willkommii z. B. besitzt eine ganz
einfache Narbe und einen einfachen, einfächerigen Fruchtknoten,
ohne Spur nach den Kommissuren und den Wandnerven, und trotz-
dem müssen wir da einen zweikarpelligen Fruchtknoten voraus-
setzen, wenn wir den Blütenplan im Vergleich mit den verwandten
Familien im Augenmerk haben. Nicht weniger lehrreich ergibt sich
uns in dieser Hinsicht die bekannte Myrica Gale , welche in der
weiblichen Blüte nur einen durch zwei winzige Brakteolen (a. ß) ge-
stützten Fruchtknoten besitzt. Die Fruchtknotenwand ist überall glatt,
ohne Spur nach einer Kommissur und ohne Spur nach etwaigen
Fig. 73. Myrica Gale L., weibliche Blüte; 1) die Blüte mit 2 Griffeln und 2
Brakteolen (a, ß); 2) dieselbe im Durchschnitt; 3) reife Frucht im Durchschnitt.
(Original.)
Nerven. Und trotzdem müssen wir, aus dem Blütenplane ausgehend,
einen zweikarpelligen Fruchtknoten annehmen, was hier noch durch
den Umstand anschaulich bekräftigt wird, dass der Fruchtknoten
von zwei mächtigen Griffeln gekrönt wird. Die Reduktion des
Fruchtknotens bei Myrica kann man dadurch erläutern, dass die er-
wähnten Brakteolen den mechanischen Schutz übernommen haben,
indem sie sich zur Fruchtreife zu zwei seitlichen, rigiden, mit einem
Mittelnerven versehenen Flügeln umgestaltet haben (Fig. 73).
5.968, Z. 25, n. d. W. »Crocus,«: Euphorbia,
S. 969, Z. 31. Einen mit basalem Griffel versehenen Fruchtknoten am Grunde
des Receptaculums haben die Blüten der baumartigen Gattungen
Licania und Moquilea (Rosac., Brasil.).
5.969, Z. 33, n. A. Durch das lokale Interkalarwachstum verschwindet nicht
nur der Griffel von seiner Terminalposition, sondern auch der Frucht-
knoten selbst erfährt mannigfaltige Ausgestaltungen. Als Beleg hiefür
169
dient z. B. die abgebildete Melastomacee aus Queensland Tristemma
sp. (Fig. 18, 19, Taf. 1), wo am Scheitel des im Receptaculum ver-
senkten, vierkarpelligen Fruchtknotens vier Zipfel emporwachsen,
zwischen denen der Griffel eingefügt ist.
5.974, Z. 21. Bei einigen Arten gelangt tatsächlich eine zentrale Placenta
zur Entwicklung, wobei gleichzeitig die Scheidewände vollkommen
verschwinden. Die Gattung Reaumuna zeigt hingegen die gleiche
basale Placenta; die 5 Scheidewände (a) sind immerhin noch vor-
handen (Fig. 74). Bei Myricana germanica (Fig. 74) zieht sich die
basale, mit zahlreichen Eichen besetzte Placenta von dem Karpell-
grund hoch hinauf auf der Kommissurallinie, so dass wir in der ein-
zigen Familie der Tamaricaceae alle gewünschten Übergangsstadien
vorfinden, welche die Entstehung der Zentralplacenta der Primulaceen
aus den gewöhnlichen wandständigen Placenten veranschaulichen.
5.975, Z. 2, n.A. Brongniart (1834) u. F a i v r e
(1850) hielten, auf den Blütenvergrünun-
gen der Gattung Przmula fussend, die
zahlreichen Eichen für ganze umgewan-
delte Blätter, welche auf der axilen Pla-
centa spiralig angeordnet sind.
S. 981 , Z. 12, n. A. Unterhalb des Fruchtknotens
des Stylidium adnatum entspringt gewöhn-
lich eine zweite, seitlich gestellte Blüte,
welche dem Fruchtknoten samt der Stütz-
braktee hoch anwächst.
S 996, Z. 39. Sehr lehrreich erweisen sich jene
abnormen Fälle bei Prunus avium , wo
der Fruchtknoten mit den Receptaculums-
wänden zusammenwächst und somit einen
unterständigen, der Gattung Pirus ähn-
lichen Fruchtknoten erzeugt (Carriere).
Neuerdings hat Hillmann die Becher der Rosaceen einer
anatomischen Untersuchung unterzogen und ist derselbe, ohne die
morphologischen Befunde zahlreicher Autoren zu berücksichtigen,
zum Resultate gelangt, dass sämtliche Rosaceenreceptacula von
phyllomartiger Natur sind, mit Ausnahme der Gattung Rosa und der
Pomaceen. Die Beweggründe für die zwei letzteren Ausnahmen gibt
aber Hi 11 mann in einer so unlogischen Weise, dass auch fortan
die phyllomartige Beschaffenheit des Blütenbechers der Rosa und der
Pomaceen als erwiesen gelten kann. Übrigens wird die verfehlte
Beweisführung Hi 11 man ns sowie jene von Rydberg in der
schönen und über dieses Thema leicht orientierenden Abhandlung
Dom ins nachdrücklich widerlegt. Dom in beweist nicht nur auf
Fig. 74. Fruchtknoten der
Tamaricaceen 1) Reaumu-
ria, im Längsschnitt, mit ba-
saler Placenta, 2) Myricaria,
ein Karpell, mit auf die
Wand hinaufsteigender Pla-
centa. (Original.)
170
Grundlage der in der Literatur angesammelten abnormen Fälle,
sondern auch aus eigenen Beobachtungen an vergrünten Blüten von
Potentilla aureas dass das Receptaculum der
Rosaceen sich in den vergrünten Blüten in
freie Blätter derart zerlegt, dass dem Re-
ceptaculum die scheidige Stipularbasis ent-
spricht und die Calyculusblättchen der Po-
tentilleen die freien Stipularzipfel darstellen.
Die Staubblätter sowie die Petala beteiligen
sich aber an der Bildung des Receptaculums
nicht, indem sie in den vergrünten Blüten
ihren Platz auf der Blütenachse unterhalb
der Karpelle eingenommen haben. Diese
Beobachtung vermag ich aus meiner Erfah-
rung nur zu bestätigen und im Einklänge
mit Domin das Receptaculum der Rosa-
ceen für ein blosses Kelchgebilde zu er-
klären. Die Stamina und Petala sind in
diesem Receptaculum auf den Rand hinauf-
geschoben. Hiezu verweisen wir den Leser auf die Bemerkungen
über die Verschiebung und die Verwachsung S. 117.
S 997. Z. 17. Die Liliacee Bowiaea volubilis zeigt überdies einen halbunter-
ständigen Fruchtknoten und ebenso die Bromeliacee Pitcaimia pul-
verulenta.
S. 1002, Z. 13. Eine überaus anschauliche Bestätigung der Entstehung des
Fruchtknotens aus den Perigonbasen bietet uns die Blüte der Four-
croya gigantea (Fig. 75), welche in der oberen Fruchtknotenpartie
tiefe, von den Perigonrändern herablaufende Rinnen zeigt und hinter
den inneren Staubfäden lange Luftkanäle wahrnehmen lässt. Es sind
Streifen, in denen die Karpelle mit den Staubfäden und dem Perigon
nicht verwuchsen. Die Karpelle gehen oberhalb des Perigons all-
mählich in den Griffel über und verwachsen hier zuerst mit den
inneren Staubfäden. Nur die untere Partie des unterständigen Frucht-
knotens ist solid. Von einer Beteiligung der Blütenachse an der
Fruchtknotenbildung ist hier sonach nicht die geringste Spur.
S 1005, Z. 24, n. A. Es sind zahlreiche Fälle in der Literatur angeführt, wo
sich die Blütenknospe eines Phyllocactus direkt in einen negativen
Spross umbildet (Hildebrand, Weisse u. a.); dies dürfte viel-
leicht die bereits beschriebene axile Beschaffenheit des Kakteen-
receptakels bestätigen, leider sind nähere Untersuchungen über das
Verhältnis des Fruchtknotens zum weiter wachsenden Vegetativ-
sprosse nicht angestellt worden und mir selbst geriet bisher kein
derartiger Phyllocactus in die Hände.
Fig 75. Fourcroya gigan-
tea. Durchschnitt durch d.
oberen Fruchtknotenteil,
vergr. ; a) die äusseren, b)
die inneren Perigonbasen.
c ) Gefässbündel der Sta-
mina, d ) Gefässbündel der
Perigonhülle,«) Luftkanäle,
f) Fruchtknotenhöhlen mit
Eichen. (Original.)
171
S. 1008, Z. 3. Auf die Gliederung des Blütenstiels und die anatomische Ver-
schiedenheit der oberen und der unteren Stielpartie hat neulich auch
Lecomte aufmerksam gemacht (1909, 1910).
S. 1008, Z. 29, n. A. Auf dem abgebildeten Blütendurchschnitte der Dracaena
arborea (Fig. 76) ist schön zu sehen, wie das Perigon in das Peri-
cladium (/>) übergeht, welches vom Stiele scharf abgegliedert ist.
Der Fruchtknoten beendigt das Karpophor (a), welches scharf ana-
tomisch von der äusseren Perigonalscheide ( b ) differenziert ist. Das
Innere desselben durchziehen die Gefässbündel und besonders nach
aussen ist sein Gewebe von Chlorophyll erfüllt. In dieser Stelle ( n )
Fig. 76. Dracaena arborea Hort.
Die Blüte i Durchschnitt, schwach
vergr. ; p) Pericladium, a) Karpo-
phor, anatom. differenziert von d.
Perigonialhülle (b), n) die Stelle,
wo das Perigon und das Karpo-
phor zusammenwachsen. (Origin.)
Fig. 77. Roella reticulata L. Blüte, rechts
im Durchschnitt, schwach vergr.; a) Corolle,
b ) dem unterständigen Fruchtknoten ange-
wachsene Brakteen, p) grüne Achselknospen,
c ) Kelchblätter. (Original.)
verwächst das Karpophor mit dem Perigon. Dieses einzige Beispiel
erweist sich als dermassen belehrend, dass das Wesen des Pericla-
diums nicht mehr fraglich bleibt.
S. 101 1,Z. 13, n. d. W. »Cordia« : Bruguiera , Crypteronia.
S. 101 1. Z. 15, n. d. W. » Malpighiaceen« : Flacourtiaceen,
S. 1014, Z. 8. Die abgebildete Crotalaria aiata (Fig. 28) besitzt zwei Vorblätter
(a, £), welche auf den Kelch hinaufgeschoben sind — eine Erschei-
nung, die bei den Leguminosen eben nicht selten ist.
Als überaus lehrreiches Beispiel eines Receptaculums, welchem
die Brakteen anwachsen, bietet uns die kapländische Campanulacee
172
Roella reticulata L. (Fig. 77). Hier ist die ganze Oberfläche des
unterständigen Fruchtknotens mit zahlreichen Brakteen bewachsen,
nur oben treten 5 lange, grüne Kelchblätter vor. Die Brakteen über-
gehen allmählich in die kleinen Blätter am Blütenstiele, in deren
Achseln grüne Knospen angelegt sind, während die ovarständigen
Brakteen keine Knospen enthalten. Auf dem Durchschnitte ist klar
zu sehen, wie die Achsenpartie des Blütenstiels unter dem Frucht-
knoten endet, während sich die Blattrinde ohne Unterbrechung in
die Ovarwand fortsetzt. Es kann demnach das Receptaculum aus
der Stammpartie nicht gebildet werden. Die Abwesenheit der
Knospen in den Ovarbrakteenachseln bezeugt hinlänglich, dass diese
Brakteen lediglich die dem Receptaculum angewachsenen Hoch-
blätter darstellen. Diese Auslegung erweist sich umsomehr als die
wahrscheinlichste, als der Fall von Roella in dem Bereiche sämt-
licher Campanulaceen vereinzelt dasteht.
S. 1027, Z. 16, n. A. Auf der Innenseite der Petalen in der Blüte der Gattung
Reaumuria (Tamaricac.) sind der Länge nach zwei häutige Schuppen
angewachsen, welche gewiss den Ligularanhängseln der Caryophylla-
ceen gleichkommen.
S. 1030, Z. 4, n. A. Unsere Darlegung der Ligularbildungen bei den Caryo-
phyllaceen und Sapindaceen dürfte ihre Analogie in zahlreichen
anderen Familien finden und wird wahrscheinlich zur einheitlichen
Anschauung über derartige Blütenorgane führen. Es ist indessen be-
achtenswert, dass derartige Auswüchse und Anhängsel in der Corolle
der mannigfaltigsten Gattungen und Familien auch in abnormaler
WeLe in Erscheinung treten, wenn auch die Blüte sonst normal
ausgebildet und jedenfalls gesund ist. Diese Anhängsel, welche Ge-
stalt immer sie haben mögen, verraten sogleich ihre Deutung durch
die Orientation der gefärbten Ober- und Unterseite. Es scheint, dass
es vorzugsweise die meisten gefüllten Blüten sind, welche ihre Ent-
stehung den doppelspreitigen oder genähten Blättern verdanken.
S. 1030, Z. 26. Besonders bemerkenswert ist in dieser Hinsicht die Gattung
Aglaia (Fig. 17, 18, Taf. II), bei der die Stamina auf der Innenseite
einer napfförmigen, gefärbten Corolle derart eingefügt sind, dass jede
Anthere unter dem Winkel, welchen die dreieckigen Zipfel ein-
schliessen, erscheint. Bei A. odorala verschwinden schliesslich auch
diese Zipfel und das ganze Gebilde erlangt das Ansehen einer inneren
Corolle, welche mitten in der gefärbten äusseren (normalen, echten)
Corolle sitzt. Es braucht nicht bemerkt zu werden, dass die innere
Corolle der stipulären Paracorolla der Narcisseen nicht nur durch die
Form, sondern auch durch die morphologische Bedeutung gleichkommt.
S. 1031, Z. 30, n. A. In der Corollenröhre der Phacclia tanacetifolia sind die
Staubfäden eingefügt, deren Basen , zwei grosse Schuppen umfassen,
173
welche bloss die Deutung als Emergenzen haben können, weil das
ganze Blütendiagramm durch ihre Anwesenheit nicht gestört wird.
Zygophyllum simplex L. zeigt an der Basis der Staubfäden
2 längliche, hyaline, seitlich gestellte Schuppen von Emergenznatur
(Fig. 68). Bei anderen Zygophyllaceen sind diese Schuppen einfach
und in der Staubfadenachsel.
Es handelt sich hier jeden-
falls um ähnliche Fälle, wie
bei der Gattung Cuscuta.
Hinter den erwähnten Schup-
pen sind erst die Drüsen-
zähne bemerkbar.
S. 1033, Z. 38, n. A. Dass der Blüten-
dimorphismus fast durchweg
mit der Geschlechtssonde-
rung verknüpft ist, erweist
sich auch bei dem auffallen-
den Beispiele an der Gattung
Albizzia Fig. 78). Die blassen
Blüten der abgebildeten Art
bilden eine dichte, mit
einer Terminalblüte abge-
schlossene Ähre. Diese Ter-
minalblüte blüht zuerst auf,
während die seitlichen sich
akropetal entfalten. Die Ter-
minalblüte ist männlich, die
seitlichen sind zwitterig. Die
röhrige Corolle der Terminal-
blüte ist kürzer, dicker, die
Staubfädenröhre tritt aus der
Corolle nicht hervor, die
freien Fäden sind stärker
und die Antheren grösser
— diese Blüte ist demnach
ganz anders ausgestaltet als
die seitlichen, welche eine
viel schmälere und längere
Corolle aufweisen, aus der
eine überaus lange Staubfädenröhre hervortritt. Der sehr dünne
Griffel mit kugeliger Narbe erreicht eine enorme Länge und übergipfelt
die zahlreichen Stamina. Die Staubfädenröhre samt den freien Sta-
mina ist in der Knospe vielfach zusammengewunden (a), was zur
Fig. 78. Albizzia moluccana Miq. Vergr.
Infloreszenz mit dimorphen Blüten; j) der
Stiel mit der Blütenähre aus der Brakteen-
achsel ;3) auf dem Zweige ( o ) hervortretend ;
c) Kelch, «) Corolle, i) Staminalröhre. a ) Vergr.
Corolle mit der spiralig zusammengewickelten
Staminalröhre vor der Entfaltung. (Original.)
174
Folge hat, dass bei der Entfaltung die Stamina sich augenblicklich
strecken und aus der Corolle hervortreten. Der interessante Fall
von Albizzia steht zweifelsohne kaum isoliert im Bereiche der Mimo-
saceen und ich möchte die Forscher in den Tropenländern auf-
merksam machen, auch die anderen Gattungen in dieser Richtung
noch zu untersuchen.
Die oben geäusserte Meinung, dass die Corollenreduktion
durchweg mit der Unterdrückung des männlichen Geschlechts er-
folgt, wird auch durch zahlreiche Fälle bei denjenigen Pflanzenarten
bestätigt, wo neben den Individuen mit zwitterigen Blüten auch
solche Individuen Vorkommen, welche infolge der Verkümmerung
der Stamina weiblich werden. Allgemein bekannt ist diese Erschei-
nung am Thymus Serpyllum, wo neben den zwitterigen Stöcken auch
rein weibliche auf demselben Standorte sich entwickeln und in
diesem Falle winzig kleine Corollen tragen. Das Gleiche wiederkehrt
bei Salvia pratensis. Sehr auffallend ist diese Sache bei der schön-
blütigen Myosotis palustris. Die mit grossen, blauen Corollen ver-
sehenen Individuen dieser an Bächen verbreiteten Art sind durchaus
zwitterig. Hin und wieder findet man aber Individuen, welche sämt-
lich sehr kleine, bläuliche Corollen tragen, so dass man geneigt
wäre nicht zu glauben, dass dieselben der gleichen Art angehören
können. Diese kleinblütigen Individuen weisen entweder verküm-
merte Staubgefässe oder bloss sterile Staminodien auf, aber allemal
stark und gut entwickelte Fruchtknoten. Ein ganz analoger Fall kann
bei Polemonium coeruleum verzeichnet werden, wo sogar in der
Gartenkultur neben den grossblütigen, zwitterigen Individuen klein-
blütige, weibliche Stöcke in die Erscheinung treten. Bei Silene Otites
treten regelmässig einzelne, rein weibliche Stöcke auf, welche bloss
kleine Petalen tragen.
Alle diese und derartige Fälle dürfen keineswegs als Abnor-
mitäten angesehen werden, sondern bloss als eine spontane Nei-
gung zur Erzeugung diklinischer Blüten, wobei also das allgemeine
Gesetz sich geltend macht, dass in der weiblichen Blüte sich die
Corolle auf das Minimum deduziert. Die oben erwähnte Valeriana
dioica hat sich in dieser Hinsicht als zweihäusige Art vollständig
stabilisiert.
D. Das Eichen (Ovulum).
S. 1039, Z. 3. Die Eichen der Torenia asiatica L. (Scrophular.) besitzen einen
Embryosack, welcher ganz nackt aus der Mikropyle hervortritt, mit
der verschmälerten Hinterpartie aber im Nucellus stecken bleibt.
S. 1039, Z. 27, n. d. YV. »Armeria«: Statice , Mesembryanthemum , Hypoxis ,
175
S. 1039, Z. 42. Nicht weniger merkwürdig sind die Eichen und schliesslich
die Samen der abgebildeten Acacia australis Domin (Fig. 79) aus
Australien in Queensland. Die Samen sind in einem vertieften Lager
eingebettet und der überaus lange Funiculus zieht sich am Klappen-
rande längs zweier Samenlager hin. Zuletzt springt die holzige Hülse
auf und die fast viereckigen, schwarzen, an der Basis in einen
trichterförmig erweiterten Arillus eingefügten Samen hängen an dem
fadendünnen Nabelstrang herunter. Lange Nabelstränge weist auch
die Cassia timotensis Dec. auf.
S. 1042, Z. 34. Wir können immerhin nur der Meinung Nawaschins bei-
pflichten, dass dieser Prozess bei den systematisch weit entfernten
Pflanzentypen auf verschiedene Art und Weise verlaufen kann.
Fig. 79. Acacia australis Domin. Die holzige, aufgesprungene Hülse, mit
an langen Nabelsträngen herabhängenden Samen, in natürl. Grösse. (Original.)
S. 1046, Z. 30, n. A. Es wäre auch ratsam, jene Fälle, wo der Fruchtknoten
zwischen den Griffelarmen offen bleibt, näher zu untersuchen (Rese-
daceae, Passifloraceae — S. 962). Sehr interessante Verhältnisse
weisen in dieser Beziehung einige Polygonaceen auf. Dieselben, wie
bereits (S. 975) erwähnt wurde, enthalten im dreikarpelligen Frucht-
knoten bloss ein einziges Eichen, welches scheinbar wie eine Ter-
minalknospe die Blütenachse abschliesst. Bei Rheuvi zeigt das letztere
zwei scharf abgegrenzte Integumente (Fig. 80) und im Innern einen
Nucellus, welcher zur Zeit der Befruchtung sich dermassen empor-
streckt, dass er zuletzt aus der, in der Mitte zwischen den 3 Griffeln
m in
176
sich befindlichen Öffnung hervortritt. Zu dieser Zeit pflegt derselbe
auch mit einem Tropfen von Flüssigkeit bedeckt zu sein, um die
Pollenkörner aufzufangen, die sodann in das Nucellargewebe direkt
herunterkeimen. Bail Ion beschreibt diese sonderbare Bestäubungs-
art eingehend und nennt die auf diese Weise eingerichteten Frucht-
knoten »ovaires acropyles«. Es frägt sich nun, wozu bei dem RJieum
die Narben so stattlich entwickelt wären, wenn sie bei dem Be-
stäubungsprozess keine Rolle spielen würden.
S. 1047, Z. 32. Den neueren Beobachtungen Nawaschins gemäss muss man
auch den Antherozoiden eine gewisse Beweglichkeit zusprechen.
. 1050, Z. 8, n. d. W. »carica,« : Xanthoxylum Bungei
1051, Z. 13. Wenn eine Ardisia (Fi g. 81) zur Keimung gelangt, so treten
aus dem Samen alle Embryonen hervor, indem sie mit den Keim-
Fig. 80. Rheum australe. 7) Der Fruchtknoten mit dem zwischen den Narben-
schenkeln vortretenden Eichen, 5) dasselbe im Durchschnitt, 6) das Eichen mit
2 Integumenten und mit den Pollenkörnern am Nucellus. (Nach Baillon )
blättern im Endosperm stecken, vermittels des haarigen Hypokotyls
aber den Samen wie auf Stelzen aufrecht tragen.
S. 1 053, Z. 27, n.A. Shibata und M i y a k e haben neulich auch an Houttuynia
cordata (Saururac.) eine echte Parthenogenese beobachtet in der-
selben Weise, wie bei der Gattung Alchemilla. Auch bei dieser Art
gelangen die Pollenkörner niemals zur vollständigen Entwicklung.
S 1061, Z. 10, n. A. Den amerikanischen Botanikern möchte ich anempfehlen,
diejenigen Potamogeton- Arten ihrer Heimat sorgfältig zu beobachten,
welche einesteils emporgetauchte, andernteils untergetauchte Blüten-
ähren erzeugen, um festzustellen, auf welche Art und Weise hier
die Bestäubung vor sich geht.
S
6
?.
E. Die Bestäubung.
177
S. 1 065, Z. 42, n. d. W. »Tradescantia,« : Vanilla,
S. 1 069, Z. 2, n. A. Die sorgfältigen Beobachtungen Güntharts an den Fa-
milien der Crucijeren , der Crassulaceen und der Gattung Saxifraga
bestätigen übereinstimmend die Anschauung, dass die Art und
Weise der Bestäubung der betreffenden Pflanze, wenn sie auch in
den meisten Fällen den entomophilen Charakter offenbart, an ver-
schiedenen Standorten verschieden vor sich gehen kann, dass sogar
die Proterandrie in die Proterogynie sich um-
wandeln kann und dass die Dichogamie in den
genannten Verwandtschaften als eine Erscheinung
neueren Datums aufzufassen sei. Diese Ergeb-
nisse sind beachtenswert und bezeugen ganz klar,
dass allgemeine Regeln bezüglich der Bestäu-
bungsweise der Pflanzen allzuhäufig schwerlich
festzustellen sind. Es ist von Interesse, dass
Günthart zu derselben Erkenntnis gelangte,
dass alle entomophilen Arten der genannten Ver-
wandtschaft auch autogamisch befruchtet werden
können.
S. 1070, Z. 25. Hiezu vermag ich die eigene Beobachtung
beizufügen, derzufolge im Sommer des Jahres
1911, wo 5 Monate lang kein Regen sich ein-
stellte und die Wärme einen tropischen Charakter
erlangte, die Impatiens noli tangere in Mittel-
böhmen während dieser Zeit bloss kleistogame
Blüten erzeugte. Nachdem alsdann, im Herbst, die Fig. 81. Ardisiaja-
ersten Regen niederfielen, erschienen auch sofort Ponica- Ein Same
mit 4 keimenden
an den gleichen Stöcken chasmogame Blüten. Embryonen; h ) Hy-
S 1071, Z. 7, n. A. Bei verschiedenen Viola- Arten wurden pokotyl, k) Haupt-
wurzel. Schw. ver-
auch beträchtliche Reduktionen in den Staub- grössert. (Original.)
blättern (d. h. Entwicklung von bloss 2 — 3 An-
theren oder gänzliche Verkümmerung derselben) beobachtet.
S. 1072, Z. 15, n. d. W. »setifolius,« : Impatiens noli tangere, Specularia per-
foliata, Salvia cleistogama, Collomia grandiflora u. a.
S. 1072,. Z. 33 Hiemit stände auch die oben erwähnte Beobachtung an Im-
patiens noli tangere im Einklänge.
S. 1072, Z. 39. Als Beleg hiezu dürfte hier ein merkwürdiger Fall, welcher
sich in unserem Garten zugetragen hat, dienlich sein. In einer
wilden Hainpartie wuchsen und gediehen kräftig zahlreiche Stöcke
von Digitalis ambigua , sämtlich mit normalen, chasmogamen Blüten.
Erst nach 9 Jahren erschienen plötzlich einige Stöcke mit kleinen,
geschlossenen Blüten, welche habituell lebhaft an eine D. viridiflora
erinnerten. Es waren dies typisch kleistogame Blüten an Individuen,
12
178
welche ein Jahr vorher schöne, grosse, chasmogame Blüten ent-
wickelten.
S. 1073, Z. 33. In der Umgebung von Mnichovic bei Prag entfaltet die V.
hirta die prächtigsten Blüten schon Mitte März, besonders an den
südlichen, besonnten, buschigen Anhöhen — also zur Zeit, wo die
übrige Vegetation noch in tiefem Winterschlafe sich befindet und in
der Nacht der Frost 2 — 8° C erreicht, wo tagsüber kein einziges
Insekt fliegt und kriech.t In den Corollenspornen fand ich immerhin
allenthalben reichlichen Nektarvorrat.
S. 1074, Z. 43, n. d. W. »Kelch«: und bloss mit 2 — 4 Staubblättern
S. 1075, Z. 32. Aus anderen Familien sind interessante Beispiele an einigen
tropischen Ficus- Arten, an Lycopus virginicus , Begonia hypogaea
u. s. w. bekannt.
S. 1077, Z. 15. Bei Hordeuni sativum var. distichum treten dann und wann
entwickelte Ähren aus der Blattscheide hervor und lassen auch die
auf langen Fäden beweglichen Antheren mit gesundem Pollen zum
Vorschein gelangen, obwohl sich die Spelzen nicht öffnen und den
Fruchtknoten samt Narben dauernd einschliessen. Wie hier die Ko-
pulation bewerkstelligt wird, ist mir zur Zeit nicht bekannt.
S. 1081, Z. 16. Noch auffallender als die Antheren pflegen die gefärbten
Narben mancher Gramineen zu sein. Am häufigsten sind sie braun,
schwärzlich, rot und violett gefärbt, und wenn sie mächtig entwickelt
sind, so stechen sie aus der Ferne in die Augen iTripsacum dacty-
loideum, Spodiopogon sibiricus u. a.).
S. 1081, Z. 38, statt des Wortes »Folge« ist zu setzen: Ursache
S. 1082, Z. 4, n. d. W. »Polygonum,« : Oxalis, Caladium, Coleus
S. 1082, Z. 8. Die jungen Terminalknospen der exotischen Shotea compressa
(Dipterocarp.) sind in grosse Nebenblätter eingehüllt, welche in roter
Farbe prangen. Die jungen, beblätterten Ästchen von Maniltoa
gemmipara (Legumin.) hängen schlaff herab und sind rein weiss und
hiedurch auf grosse Entfernung sehr auffallend. Erst später richten
sie sich auf und vergrünen die Blätter allmählich. Die Gattung
Braunea erzeugt ähnliche Jungsprosse, aber von schön roter Farbe.
S. 1083, Z. 38, n. d. W. »Elaeagnus,« : Shepherdia argentea,
E. Embryo, Same, Frucht.
S. 1091, Z. 12. Die Ruminierung des Endosperms ist lediglich als Mittel zur
leichteren Zufuhr der Nährstoffe zum bereits sich bildenden Speicher-
gewebe anzusehen.
S. 1094, Z. 37. An manchen Samen reduziert sich hingegen die Testa auf
ein überaus feines und kaum bemerkbares Häutchen, welches das
179
Endosperm überzieht. Als derartiges Beispiel können hier die runden
Samen der Veronica hederaefolia angeführt werden (Fig. 82), deren
Testa aus einer, nur bei grosser mikroskopischer Vergrösserung
deutlichen, zuletzt sich abschälenden, die Aussenwände der ein-
schichtigen, kleinen Zellen enthaltenden Haut besteht. Die grossen,
dickwandigen Endospermzellen heben sich von den kleinen Testa-
zellen auffallend ab. Die Testahaut dieser Pflanzenart verschwindet
makroskopisch zuletzt vollständig. Die Ausbildung der Testa steht
durchweg im Verhältnisse zum Endosperm, zum Perikarp und zum
Embryo. Wenn ein hornartiges, mächtiges Endosperm entwickelt ist,
so pflegt die Testa nur schwach vorhanden zu sein, weil sie in einem
solchen Falle überflüssig wäre. Wenn
das Perikarp oder das Endokarp fest
und stark ist und dadurch dem Samen
ausgiebigen Schutz gewährt, so wird
die Testa bedeutungslos und erscheint
infolgedessen als feines oder rudimen-
täres Häutchen. Dies hat allerdings
bloss für die Schliessfrüchte Giltigkeit.
Wenn hingegen die Samen aus einer
mehrsamigen, aufspringenden Trocken -
frucht herausfallen und endospermlos
sind, so ist natürlich der Same von
einer festen Testa versorgt (Pisum,
Bertholletia, Aesculus, Brassica).
Vergleiche hiezu die speziellen
Arbeiten bei Chat in (Ann. d. sc. nat.
5, I) oder bei Grönland und Lange
(Bot. Tidskr. IV).
S. 1094, Z. 43. Ein sehr schönes und lehrreiches
Beispiel derartiger Samen liefert uns
die exotische Cucurbitacee Zanonia
macrocarpa Bl., deren mehrere Meter lange, lianenartige, holzige
Stämme hoch an den Bäumen der Urwälder hinaufklettern. Aus
den kopfgrossen Früchten fallen zur Reifezeit flach-gedrückte, grosse
Samen aus, welche von sehr breiten, höchst fein-scariösen Flügeln
berandet sind, so dass sie grossen, 8 — 10 cm breiten Schmetterlingen
ähnlich werden. Wenn sie fliegen, so beschreiben sie in der Luft
elegante Schraubenlinien.
S. 1096, Z. 22, n. d. W. »Physostigma,« : Mucuna
S. 1096, Z. 30. Sehr interessant ausgebildete Samen besitzt in dieser Hinsicht
die Gattung Palaquium (Sapotac.). Dieselben sind ellipsoidisch
(Fig. 83) und sind von einer fest-knorpeligen Testa umgeben. Mehr
12*
t
Fig. 82. Veronica hederaefolia
L. 1) Same, von unten, etwa 4mal
vergr., 2) derselbe im Durch-
schnitt, 3) stark vergr. Durch-
schnitt durch das Endosperm und
die rudimentäre Testa; e) Endo-
sperm, m ) Embryo, a) Zellwände
als Überrest nach der Testa, t)
einschichtige Testa, deren obere
Zellwände sich abreissen, b ) mäch-
tige Endospermzellen. (Original.)
180
als die Hälfte der ganzen Samenoberfläche ist matt ( a ) — es ist das
eigentliche Hilum — , die kleinere Hälfte der Samenoberfläche ist
aber kastanienbraun und glänzend ( b ). Innen ist ein Embryo mit
2 fleischigen Keimblättern ohne Endosperm eingebettet.
S. 1097, Z. 23, n. d. W. »luteus«: Adenanthera Pavonia
S. 1097, Z. 40, n. d. W. » Affzelia,« : Sarothamnus , Sindora ,
S. 1098, Z. 11. Viele derselben werden von den Ameisen in die Ameisen-
nester fortgetragen und dort die fleischigen Anhängsel abgenagt. Auf
diese Weise werden manche Ruderal- und Waldpflanzen in der Um-
gebung verbreitet, so dass man fast regelmässig in ihrer Nähe
Ameisenkolonien antrifft (Myrmekochoren). Als Beispiele wären
Chelidonium majus , Viola silvatica , hirta , collina , Corydalis, Saro-
thamnus, Luzula , Euphorbia hier zunächst zu nennen. Näheres
hierüber vergleiche bei Pfeiffer, Sernander, Morton. Der erste
Zweck der Arillen ist immerhin die Aufsprengung der Trocken-
früchte und die Zerstreuung der Samen.
m
Fig. 83. Palaquium Treubii (Java);
Same mit einem grossen Hilum ( a ),
b) glänzende Testa, m) Mikropyle, c)
zwei fleischige Keimblätter, schwach
vergr. ('Original.)
Fig. 84. Corylus Avellana L. Die
Frucht gespalten, mit dem Samen, wel-
cher aussen von einer scariösen ge-
nervten Testa eingehüllt ist, pl) Zentral-
nerv aus der ehemaligen Scheidewand,
o) das verkümmerte Ovulum, m) Mikro-
pyle, ch ) Chalaza, r) Raphe. (Nach
Lubbock.)
S. 1099, Z. 40. Har sh berget erwähnt eine interessante Viviparie bei 7*7-
landsia tenuifolia L. (Bot. Gaz. 1910)
S. 1 104, Z. 3, n A. Der Begriff »Schliessfrucht« stellt vielmehr eine annähernde
und lediglich auf äussere Merkmale gegründete Kategorie dar. Im
Wesen wären hier eigentlich drei abweichende Fruchttypen zu unter-
scheiden: 1) die Frucht, welche aus einem einzigen Karpell und ur-
sprünglich aus einem einzigen Ovulum entstanden ist (Ranunculus),
2) die Frucht, welche aus 2 — 3 Karpellen, beziehungsweise aus
einem 2 — 3fächerigen Fruchtknoten zustande gekommen ist (Cocos),
3) die Frucht, welche aus 2 — 3 Karpellen mit 2—6 Eichen und aus
einem unterständigen Fruchtknoten hervorgegangen ist (Corylus,
Quercus, Compositae). Das Resultat aller dieser Fruchtknotenkatego-
rien ist allerdings eine trockene Schliessfrucht, im Innern mit einem
einzigen Samen. Als Beispiel einer Schliessfrucht, welche allgemein
181
und populär als »Nuss« bezeichnet wird, möge hier Corylus Avellana
(Fig. 84) dienen. Hier ersieht man zugleich, wie es schwer fällt, an
einer reifen und eigenartig umgeänderten Frucht alle Bestandteile
auf die morphologischen Organe des ehemaligen Fruchtknotens zurück-
zuführen. Die Haselnuss ist eiförmig, mit einem glatten, steinharten,
vorn zugespitzten Perikarp. Oben, unterhalb der Spitze, sind mehr
oder weniger deutlich kleine Zähne im Kreise zu gewahren; es sind
dies die Überbleibsel nach dem einfachen Perigon am unterständigen
Fruchtknoten. Die Nussbasis ist, wie ein Hilum, durch eine flache,
kreisrunde Narbe, durch welche sich die Frucht von dem Receptakel-
grund abgetrennt hat, gekennzeichnet. Innen ist ein grosser, eiför-
miger Same eingebettet, dessen Oberfläche eine braune, scariöse,
von den, aus der seitlich situierten Chalazastelle strahlig auseinander-
laufenden Nerven genetzte Testa überzieht. Nächst der Spitze, wo
sich die Mikropyle befand, ist ein fester, brauner, trockener Strang
angeheftet, welcher sich an eine Seite des Samens anlegt. Es ist
dies der Zentralstrang der Scheidewand zwischen den beiden Frucht-
knotenfächern. Die eigentliche Scheidewand bricht sich regelmässig
vom Strange ab und bleibt der Innenseite des Perikarps angeklebt.
Auf der Aussenseite des Strangs, unweit der Anheftungsstelle, bei
der Mikropyle ist tatsächlich noch ein winziges, vertrocknetes, zweites
Eichen vorhanden (bisweilen auch 2), welches im zweiten Fach dem
entwickelten Eichen gegenüber, an der Placenta eingefügt war. Der
Same enthält zwei sehr fleischige Keimblätter, zwischen denen an
der Samenspitze ein Würzelchen und der aus kleinen Phylloman-
lagen gebildete Achsenscheitel zum Vorschein gelangt. Die Hasel-
nuss keimt unterirdisch, wobei aus den, am Grunde ohrenförmig
ausgerandeten Keimblättern der aufrechte Stengel über die Erde
emportritt. Das erste, am Stengel stehende Phyllom ist als schuppen-
förmiges Niederblatt entwickelt. Alsdann folgen schon grüne Laub-
blätter.
S. 1105, Z. 30, n. A. Dem bereits erwähnten Pteranthus kann die sonderbare
Frucht der Umbellifere Dicyclophora (Mesopotamia) zur Seite ge-
stellt werden. Hier entwickelt sich in dem ganzen, mehrblütigen
Döldchen nur die Zcntralblüte zur Frucht, während die randstän-
digen Blüten samt dem Stiele verholzen und eine Art von Involucrum
bilden, dessen Kelche und Brakteen als Widerhaken dienen. Diese
zusammengesetzte Frucht trennt sich sodann mit dem Stiele von
der Dolde gliederig ab und wird in den Haaren der Tiere in der
Wüste vertragen.
S. 1106, Z. 4. Eine erstaunlich umgebildete Form erlangt die Hülse von
Pitkecolobium scutijerum Bnth. (Luzon). Die Hülse erreicht hier eine
Länge von 25 cm, dieselbe ist von holziger Konsistenz und in 10 — 12
'82
einsamige Scheiben von 2 cm i. D. geteilt. Diese Scheiben sind
untereinander vermittels dünner, spiralig gedrehter Stiele verbunden.
Zur Reifezeit öffnen sich die Scheiben zweiklappig und lassen den
Samen herausfallen.
S. 1 106, Z. 9, n. d. W. »Clypeola,«: Zilla, Lonchophora,
S. 1106, Z. 39. Die Caryopse mancher Gräser ist ganz solid, durchsichtig,
glänzend, einen Glastropfen getreu nachahmend, an welchem an
einem Ende ein kleiner Embryo angeklebt erscheint (Schismus u. a.).
S. 1107, Z. 19. Die trockenen Caryopsen anderer Bambuseen sind im Gegen-
satz zu den übrigen Gramineen von einer scharf differenzierten,
braunen, am Scheitel in eine feste, der Griffelbasis entsprechende
Spitze übergehenden Perikarpschicht eingehüllt (Dendrocalamus
strictus u. a.).
S. 1108, Z. 43, n. A. Schon auf Seite 973 haben wir davon Erwähnung gemacht,
dass die Zentralplacenta zuweilen mächtig
entwickelt ist, und wenn sie nebst den
Karpellen zur Reife verholzt, als ein eigen-
tümliches Organ nach der Absprengung
der Klappen an der Blütenachse stehen
bleibt. Ein merkwürdiges Beispiel hiezu
bietet uns die in den Tropenländern be-
kannte Meliacee Cedrela odorata L. (Fig. 85).
Hier lösen sich die 5 holzigen Klappen ab
und die fünfkantige Zentralplacenta bleibt
als eine feste Säule am Fruchtstiele stehen,
auch dann, wenn die Samen ausgefallen sind.
S. 1109, Z. 30. An einigen Aristida- Arten (A. plumosa L., A. ciliata Dsf.) sind
noch andere, der leichteren Verbreitung angepasste Vorrichtungen
anzutreffen. Die Granne ist gleich der Stipa federig behaart, am
Grunde jedoch, wo dieselbe röhrig zusammengewickelt ist und wo
sie zuletzt gliederig abfällt, treten überdies 2 lange, dünne, seitliche
Grannen hervor, welche den zwei Stipeln an der Blattscheide ähnlich
werden.
S. 1109, Z. 35. Die Ähnlichkeit mit den Stipa-Früchten tritt in noch grösserem
Masse bei der Art Er. glaucophyllum L’Her. in der Weise hervor,
dass die lange Granne abstehend federig behaart ist.
S. 1110, Z. 16, n. A. Einen merkwürdigen Schleuderapparat besitzt ferner die
Gattung Cuphea (Lythrac.) in ihren Früchten. Zur Reifezeit zerreisst
nicht nur der röhrenartige Kelch am Rücken, sondern auch die
dünnhäutige Kapsel in der Rückenlinie dergestalt, dass durch die so
entstandene Spalte die lange, massive Placenta elastisch rückwärts
hervorspringt und somit die an derselben sitzenden Samen ausein-
anderschleudert.
Fig. 85. Cedrela odorata
L. Aufgesprungene, holzige
Fruchtkapsel, mit zentraler,
säulenförmiger Placenta, in
natürl. Grösse. (Original.)
183
S. 1 1 12, Z. 6, n. d. W. »Sparganium,« : Nipa fruticans,
S. 1 1 13, Z. 7, n. A. Eine spezielle Aufgabe fällt jenen Früchten zu, welche der
Keimpflanze im lockeren Boden als Stütze dienen und, wenn die
Pflanze einjährig ist, was grösstenteils vorkommt, mit derselben ihr
ganzes Leben lang in Verbindung verbleiben. Derartige Pflanzenarten
zählen ausnahmslos zur xerophilen Flora der Sandwüsten, dürren
Felsenformationen oder trockenen Steppen und des trockenen Flach-
landes überhaupt. Als Repräsentanten mögen hier verschiedene
Medicago- Arten, die einjährigen Onobrychis- Arten (O. cretica, O. caput
galli), Tribulus, Pteranthus echinaius und vor allem die charakteri-
stische Neui-ada procumbens L. (Fig. 22, Taf. II) angeführt sein.
Die genannte Neurada ist eine einjährige, ziemlich zarte, hin-
gestreckte, an der ganzen Oberfläche weiss-filzige Rosacee, welche
in den Sandwüsten des Orients allgemein verbreitet ist. Ihre Frucht-
receptakel (vergl. S. 729) sind kreisrund, fast durchweg einsamig,
unten flach und glatt, oben aber kegelig gewölbt und hier mit zahl-
reichen Stacheln besetzt, vermöge welcher die Frucht an Kleidern
oder am Tierhaare leicht anhaften und in die Ferne vertragen werden
kann. Diese Früchte sind ausserdem steinhart und durchaus trocken.
Wenn die junge Pflanze aufkeimt, nach oben die zwei kahlen, flachen
Kotylen emporstreckt und die feine Hauptwurzel in die Erde her-
untertreibt, so findet dieselbe in der deckelartigen Frucht, welche
am Boden liegt, nicht nur eine feste Stütze, sondern auch aus-
giebigen Schutz gegen allerlei, von oben herkommendes Unheil.
Die Früchte der Gattung Medicago sind entweder kugelig und
verschiedenartig igelstachelig (M. tribuloides, M. turbinata) oder flach
zusammengedrückt und kahl, einem Geldstück ähnlich (M. scutellata,
M. orbicularis), alleweil aber spiralig eingewunden und mehrsamig.
Wenn eine derartige Frucht keimt, so spielt hiebei die feste Konsti-
tution derselben eine gleiche Rolle, wie bei der Neurada. Es ist
sonderbar, dass aus der Frucht bis 10 Keimlinge hervorkommen,
von denen selbstverständlich nur ein einziger sich erhält und zu
einer vollständigen Pflanze heranwächst. Man würde, wie bei Neu-
rada und Onobrychis, vielmehr in der ganzen Frucht bloss einen
Samen erwarten (vergl. bei Lubbock, Fig. 271). Dass die Lebens-
dauer der Pflanze mit der beschriebenen Fruchtvorrichtung im Zu-
sammenhang steht, geht aus der Tatsache hervor, dass alle der-
artige Früchte erzeugenden Arten einjährig sind, während die peren-
nierenden Arten (M. falcata u. a.) bloss spiralig gedrehte Hülsen
tragen. Die einjährige M. lupulina kommt nicht in Betracht, weil
ihre auf der Infloreszenzachse sitzenden Hülsen klein, achänen-
artig, einsamig ausgebildet und, wie die Achänen, zur Verstreuung
bestimmt sind.
184
Die bereits geschilderte Fruchtadaptation bei der Aufkeimung
hat die gleiche Bedeutung wie die fersenartigen Auswüchse am
Hypokotyl (S. 39). Weil die Neurada-, Pteranthus-, Medicago- und
Onobrychis-Früchte von sehr fester, fast knochenartiger Konsistenz
sind, so verwesen sie nicht, sondern verbleiben das ganze Leben der
Pflanze über in Verbindung mit derselben, und so treffen wir sie
auch an allen Herbarexemplaren.
S. 1113, Z. 23. Noch auffallender hat sich diese Differenz in den Früchten
mancher Calendula- Arten ausgestaltet (Fig. 86b C. aegyptiaca Dsf.
z. B. entwickelt die im Köpfchen randständigen Achänen in einer
eingekrümmten, geschnäbelten, aussen stacheligen Form, während
die inneren rundlich-kahnförmig, mit zwei breiten, häutigen Flügeln
versehen sind. Es sind demnach die ersteren zum Anhaften, die
letzteren zum Fliegen eingerichtet. Vergl. hiezu auch die Arbeiten
von Nicotra und Paglia.
S. 1 113, Z. 30, n. A. Die Früchte brauchen zu ihrer vollkommenen Ausreifung
einen verschieden langen Zeitraum, obwohl die meisten in derselben
Sommersaison oder höchstens in einem Jahre
ihre vollständige Entwicklung erlangen. Manche
Krautpflanzen reifen binnen 2 — 3 Wochen und
sind imstande, in einem Sommer mehrere
Samengenerationen nacheinander zu produ-
zieren. Die Früchte von Cocos nucifera reifen
ein Jahr lang, die Früchte von Lodoicea Sey-
chellarum 10 Jahre lang, die grossen, mit etli-
chen Millionen kleiner Samen angefüllten
Fruchtkapseln der exotischen Orchideen (An-
guloa Roezlii, Odontoglossum grande) reifen
in 2 Jahren. Dieser lange Reifungsprozess
dürfte durch die enorme Menge von Nähr-
stoffen oder durch die grosse Anzahl von Samen seine Erklärung
finden. Die zweijährigen Früchte mancher Koniferen (Juniperus
communis, Cupressus sempervirens, Pinus-Arten) lassen sich dadurch
erklären, dass der Pollenschlauch fast ein ganzes Jahr zur Eizelle
Vordringen muss.
schiedenartig ausgebil-
dete Achänen in dem-
selben Köpfchen, a) die
randständigen, b) die
inneren; zweimal vergr.
(Original.)
Die Evolution der Pflanzen.
S. 1115, Z. 40. Casp. Bauhin (1620) bezeichnete z. B. die Chara foetida
A. Br. als Equisetum foetidum sub aqua repens, die Dactylis glome-
rata L. als Gramen spicatum folio aspero, die Luzula campestris
DC. als Gramen hirsutum capitulis psyllii.
S. 1127, Z. 6. Übrigens ist die Lehre von der pflanzlichen Seele keineswegs
neu, denn schon Göthe neigte sich dieser Idee zu, Fechner hat
die Pflanzenseele angenommen und diesem Thema eine Schrift ge-
widmet, Hartmann, Famintzin und Korsinskij haben sich in
ähnlichem Sinne ausgesprochen, wiewohl sich die Gründe, welche
sie aus den physiologischen Lebensprozessen angeführt haben, recht
wenig überzeugend erweisen. Für die Existenz der seelischen Energie
vermag in erster Reihe die vergleichende Morphologie die besten
Stützen zu liefern.
S. 1127, Z. 34, n. A. Der wesentliche Unterschied zwischen dem Vitalismus
und dem Materialismus besteht darin, dass der letztere die psychi-
schen Erscheinungen im organischen Körper als das Ergebnis der
Tätigkeit oder der Veränderungen des Stoffes ansieht, während der
erstere die psychische Energie für ein selbständiges, von selbst exi-
stierendes und die Tätigkeit des Stoffes dirigierendes Agens hält.
Der Pflanzen- oder Tierkörper wächst zwar aus den mineralischen
Bestandteilen der Erde auf, dieses Wachstum dirigiert aber die
Psyche, welche schon, bevor sich die anorganische Materie zum
organischen Wesen verbunden hat, bevor also ein Tier und eine
Pflanze entstanden ist, existierte. Wie und wo diese Psyche im
Kosmos lebt und schafft, ist uns nicht bekannt und kaum begreif-
lich. Der Pantheismus lehrt, sie sei ein Bestandteil der kosmischen
Psyche, welche als individuelle Energie jedes organische Geschöpf
belebt. Demnach ist auch jeder einzellige Protist mit einer Seele
begabt.
186
S. 1 131, Z, 34, n. A. Die materialistische Anschauung will die psychische
Energie bloss in das entwickelte Nervensystem verlegen, was zur
Folge hätte, dass eben die Protisten als blosse Mechanismen, welche
auf das Licht, die Gravitation, den Chemismus u. d. reagieren, an-
zusehen wären. Diese Deduktionen sind indessen nicht gerecht-
fertigt, schon aus dem Grunde, weil wir nicht wissen, worin das
Wesen der plasmatischen Tätigkeit besteht, und weil die Nerven-
tätigkeit gleichwohl auch eine plasmatische Tätigkeit ist. Wir wissen
fernerhin nicht, welche Stufen der psychischen Tätigkeit in den
Tieren und in den Pflanzen überhaupt unterschieden werden sollten,
um die fortschreitende Entwicklung des menschlichen Psychismus
aus dem Psychismus der niederen Geschöpfe abzuleiten. Dass die
psychische Energie nicht nur in den Nervenzellen, sondern auch in
anderen Zellen enthalten sein kann, erweisen am besten die Ge-
schlechtszellen bei der menschlichen Kopulation, in denen der
grösste Teil der psychischen Energie von den Eltern auf das Kind
übertragen wird.
Sowie die Protisten mit einer psychischen Energie begabt sind,
ebenso ist dies bei den Pflanzen der Fall, obwohl sie keine Nerven
besitzen. Im wesentlichen ist es dieselbe Seele, welche im Menschen
wohnt und wirkt, wo sie allerdings günstigere Umstände vorfindet,
um mittels komplizierter Organe sich zu offenbaren. Der Aulbau der
Pflanze ist viel einfacher und von ganz anderer Art und Zusammen-
setzung, so dass die psychische Energie sich ganz anders nach aussen
hin zu manifestieren vermag. Dies ist auch die Ursache, warum wir
diese psychische Manifestierung an einer Pflanze nicht verstehen.
Die Erlangung der grössten psychischen Potenz im Tierreiche be-
steht im Bewusstsein, in der Erkenntnis der Wahrheit, der Moral
und der Schönheit. Dieses Seelenvermögen tritt am deutlichsten im
Menschen zu Tage. Bei der Pflanze kann allerdings schwerlich von
einem Bewusstsein gesprochen werden, ebenso wenig von einer
Moral. Die Erkenntnis der Wahrheit hingegen kann in der Adapta-
tion zu biologischen Einflüssen einigermassen gesucht werden. Die
psychische Perzeption des Schönen scheint hingegen bei der Pflanze
in hohem Grade entwickelt zu sein, denn die verkörperten äusseren
Formen der Pflanze geben davon das beste Zeugnis ab.
Dass auch bei dem Fehlen jeglichen Nervensystems im Pflanzen-
körper die seelische Tätigkeit mit dem Plasma des ganzen Körpers
in festem Verbände sich vorfindet, erhellt aus mannigfaltigen Er-
scheinungen im Pflanzenleben. Ist z. B. die Pflanze an einer Stelle
verwundet, so bildet sich sofort ein Callus oder es entstehen neue
Knospen, neue Achsen u. s. w. Hiezu sind verschiedene Stoffe aus
der Atmosphäre und aus dem Boden notwendig, ganze Gewebe-
187
Systeme, ganze Wurzelgeflechte, sämtliche Blätter, Zweige u. d. müssen
in Bewegung gesetzt werden, um das erforderliche Baumaterial zur
verwundeten Stelle hinzuführen. Es nimmt daher der ganze Körper
an dieser Restauration teil, woraus nun hervorgeht, dass im ganzen
Körper nicht nur die mechanisch-chemische, sondern auch die psy-
chische Einheit und Verbindung vorhanden sein muss.
Das Nervensystem in seiner erstaunlichen Zusammensetzung
erweist sich bloss als ein Apparat, vermittels dessen die Psyche
sämtliche Vorgänge im Körper dirigiert, vermittels dessen sie auch
denkt und spricht und welchen sie im Verlaufe der langen Evolu-
tionsperioden aus dem Körperplasma speziell erzeugt hat. Die Mate-
rialisten behaupten also, dass das Denken oder die Psyche ein Er-
gebnis der Tätigkeit im Nervensystem sei, während die Idealisten
und Vitalisten annehmen, dass das Nervensystem ein Erzeugnis der
Psyche ist — also ganz umgekehrt. Sollten die letzteren recht haben,
so muss die Psyche ihre Tätigkeit auch ohne Körper und ohne
Nervensystem kundgeben und muss sie auch überhaupt ohne Körper
existieren können. Zugunsten dieser letzten Anschauung dürfte die
Erfahrung sprechen, dass im somnambulischcn Schlafe, wo der
Körper mit seinen Sinnesorganen ganz untätig ist, sich die seelischen
Fähigkeiten des Menschen in der grössten Potenz entfalten.
Sehen wir am Menschen und gleichermassen an einer Pflanze,
wie die innere Psyche für die gesunde Erhaltung der Organisation
des Körpers sorgt und sämtliche Organe zweckmässig ernährt, so
liegt gewiss der Gedanke nahe, dass der ganze Körper nur ein Er-
zeugnis der Psyche darstellt. Der materielle Körper einer Pflanze ist
gleichsam ein realisiertes Bild der Ideen der inneren Psyche. In Be-
tracht dieses Verhältnisses würde auch das Evolutionsprinzip, welches
wir als Ornamentalismus bezeichnet haben, an seiner Bedeutung viel
gewinnen. Von diesem Gesichtspunkte aus würde uns auch das
Prinzip der Adaptation leicht verständlich sein, denn die innere
Psyche perzipiert die biologischen Einflüsse, unter welchen die Pflanze
lebt, und trachtet, womöglich die Organisation derselben so einzu-
richten, um aus den biologischen Umständen allerlei Nutzen zu
ziehen oder sich gegen ihre schädlichen Einwirkungen zweckmässig
zu schützen. Wenn fernerhin dies alles richtig wäre, so würde daraus
auch noch der Schluss folgen, dass die pflanzliche Psyche die Umgebung
der Pflanze kennt und die umliegende Natur perzipiert, wenn wir
auch zugeben müssten, dass es auf eine andere Art geschehen muss
als beim Menschen, welcher zu diesem Bchufe speziell angepasste
Sinnesorgane benützt.
Nach der materialistischen Auffassung ist jedwede sogenannte
psychische Tätigkeit im Tier und in der Pflanze lediglich als passive
188
Reaktion auf äussere Impulse zu verstehen. Die Vitalisten und Idea-
listen lassen hingegen die innere Psyche aktiv wirken. Diese aktive
Einwirkung wird am besten durch die Bezeichnung »Wille« ausge-
drückt. Was alles der Wille im Menschen mit Hinsicht auf die
Körperorganisation vermag, ist manchmal erstaunlich, wenn wir ver-
schiedene Fälle aus der praktischen Pathologie, aus dem Gebiete
der Suggestion und des Hypnotismus in Erwägung ziehen. Hier darf
man nicht mehr Zweifel hegen, dass der Wille am Körper sogar
Neubildungen hervorzurufen imstande ist. Wenn nun dieses vor-
liegt, so muss das Resultat des Willens, wenn derselbe durch Mil-
lionen Jahre in einer Richtung einwirkt, noch grösser sein. Dann
würde es wohl leicht begreiflich sein, dass sich einzelne Organe am
Körper so entwickeln können, wie sie die betreffende Tierart durch
unzählige Generationen gewünscht hatte. Die Organe erweisen sich
demnach als verkörperte Wünsche des Tiers oder der Pflanze.
Wir sind der Meinung, dass die Naturforscher, welche die
organische Evolution auf der Erde begreifen wollen, zuvor die Ex-
perimentalpsychologie und den Hypnotismus beim Menschen einge-
hend studieren sollten. Die Vererbung der gewonnenen Organe, die
Anpassung an die Lebensbedingungen, das Verhältnis der psychischen
Fähigkeiten der Kinder zu den psychischen Zuständen ihrer Eltern
finden ihre Aufklärung nur in diesen Wissenschaften.
S.1131,Z.41. Die Geschichte der Naturphilosophie lehrt hinlänglich, dass sie
zu allen Zeiten in gleiche Geleise gerät. Es werden dieselben Ideen
gefunden und diskutiert und die Sache bleibt sich im Wesen immer-
fort gleich, möge sie eine andere Form haben oder in eine andere
Terminologie gekleidet sein. So hat beispielsweise Darwin die
Quelle des Lebens in den Gemmulen, de Vries in den Pangenen,
Haeckel in den Plastiden, Alt mann und Hertwig in den Bio-
blasten, Weismann in den Biophoren u. s. w. gesucht. Der Begriff
der Seele bleibt uns für immer verhüllt, weil er der transcenden-
talen Sphäre angehört. Wir müssen uns zuletzt begnügen, wenn wir
wissen, dass am Grunde des Lebens etwas existiert, was das Leben
bewirkt, was uns jedoch unzugänglich ist.
S. 1 132, Z. 33, n. A. Es ist von Interesse, dass gleiche biologische Bedingungen
gleich entsprechende organische Vorrichtungen bei Pflanzen aus
allen möglichen Verwandtschaften und in allen möglichen Gegenden
in allen Kontinenten hervorrufen. So finden wir kaktusartige Formen
in der Familie der Asclepiadaceen, in der Gattung Euphorbia, in
der Familie der Compositen. Die in weissen Filz gekleideten Arten
treten in den mannigfaltigsten Familien auf. Die xerophile Flora ist
gleichermassen in den Wüsten Afrikas, Australiens und Amerikas
ausgestaltet. Aus dieser Erkenntnis folgt nun der gerechtfertigte
189
Schluss, dass auch auf anderen Planeten im Weltraum, wo gleich-
artige physikalische und chemische Verhältnisse sich vorfinden, die
Pflanzen und Tiere gleich organisiert sein müssen.
Die Form und die Zusammensetzung einer Pflanze und jedes
organischen Geschöpfs überhaupt ist eigentlich als die Resultante
einer ganzen Reihe von Kausalitäten in der Vergangenheit anzu-
sehen: der biologischen Einflüsse, der Hybridation, der Adaptation
in früheren Generationen (der Erblichkeit), der Länge der Evolution,
der Grösse, des Gewichts und der Lage des Planeten, der geologi-
schen Geschichte der Kontinente u. s. w. In diesem Sinne ist auch
der Mensch eine notwendige Erscheinung als das letzte Glied in der
Kausalitätskette auf der Erde.
Wie die physischen und chemischen Prozesse nach denselben
Gesetzen vor sich gehen, mögen sie sich auf der Erde oder auf der
Sonne oder auf einem beliebigen anderen Weltkörper abspielen, so
scheint der Prozess der organischen Evolution auf allen Weltkörpern
den gleichen Gesetzen zu unterliegen, was zur Folge hätte, dass
überall dort, wo überhaupt eine organische Evolution stattfindet, ana-
loge Pflanzen und Tiere erzeugt werden sollten, wie hier auf der
Erde. Die morphologischen Unterschiede mögen zwar mehr oder
weniger bedeutend sein, das Endglied der organischen Schaffung
wird immer ein intelligenter Mensch sein. Die Idee der organischen
Evolution ist kosmisch und wird unter den verschiedensten Um-
ständen vollführt, und zwar behufs der Erreichung des gleichen
Zieles. Die Menschen auf anderen Planeten mögen ganz anders ge-
formte Körper haben, sie werden dennoch zuletzt denken, ihrer selbst
und der umgebenden Natur sich bewusst sein und die Unterschiede
in dieser psychischen Entwicklung werden bloss quantitativ sein. Die
einen werden sich noch im Affenstadium, die der anderen Planeten
in unserem Stadium, die der übrigen endlich in einem Zustande be-
finden, welcher uns erst nach Millionen Jahren zuteil werden wird.
S. 1133, Z. 31. Der Schüler, welcher in seinem Lehrer das vollkommenste Ideal
erblickt, ahmt denselben in der Körperhaltung, dessen Gewohnheiten, ja
nicht selten in seiner Handschrift nach. Es ist längst bekannt, dass die
Eheleute nach Jahren ihres Zusammenlebens auffallend ähnlich werden.
Die Verliebten zeigen zuweilen nach einem Jahre gleiche Gesichtszüge.
Das im Sinne fortwährend aufbewahrte Bild der Geliebten wird auch
äusserlich am Körper des Mannes projiziert. Die Materialisten er-
klären die Ähnlichkeit der Eheleute in der Weise, dass sie gemein-
schaftlich ‘leben, gleiche Speisen geniessen, die gleiche Tagesordnung
beobachten u. s. w. Wenn dies richtig wäre, dann müssten auch alle
Hagestolze, welche viele Jahre hindurch in einem Gasthause Zu-
sammenkommen und dort ihre Kost nehmen, auch ähnlich sein. Dass
190
starke psychische Affektionen in der Schwangerschaft auch auf das
geborene Kind übertragen werden können, ißt durch unzählige Fälle
wiederholt bestätigt worden. Am Kinde wird die starke psychische
Vorstellung eines Objekts im Geiste der Mutter realisiert. Hier ist
nun auch der Wink, wie man die Vererbung der gewonnenen oder
gewünschten Organe verstehen soll.
S. 1133, Z. 37. Die Mimikris verdanken also ihre Ähnlichkeit mit der Um-
gebung nicht dem Schutze vor den Gefahren, sondern der Projizie-
rung der inneren Bilder am eigenen Körper. Der Schutz ist erst die
sekundäre Erscheinung oder sogar eine Nebensache. Der Eisbär
braucht keine Angriffe in den verschneiten Polargegenden zu
fürchten und trotzdem ist er schneeweiss gefärbt.
In der allerneuesten Zeit wird unter den Biologen auch von
den Pflanzenmimikri gesprochen (die afrikanischen Mesembryanthema,
die schlangenartig gefärbten Blattstiele der Araceen, die der Wirt-
pflanze ähnlichen Loranthaceen u. d.) — die Sache scheint mir je-
doch nicht ausreichend erforscht zu sein. Wäre hier derselbe Fall,
wie bei den Tieren, vorhanden, dann wäre hiedurch die geistige
Tätigkeit der Pflanzen durch einen weiteren Beleg bestätigt.
S. 1137, Z. 18, n. A. In diesem Sinne hat sich auch Möbius in einer Ab-
handlung (1906) ausgesprochen.
S. 1 142, Z. 10, n. A. Die Versuche Vries’, durch Reklame gefördert, erregten
einige Zeit lang grosses Aufsehen, zumeist jedoch in jenen Kreisen,
welche für die floristische und systematische Botanik kein Ver-
ständnis haben und bloss in Experimenten und eitlen Spekulationen
den Zweck der Wissenschaft suchen. Nach der Begeisterung für
Vries hat sich nun die Abkühlung eingestellt und der kritiklose
Enthusiasmus der ruhigen Beurteilung dieser Frage Platz gemacht.
Es ist indessen auch der Umstand von Interesse, dass die an dem-
selben Material angestellten Kulturversuche in anderen Ländern und
von anderen Autoren die Ergebnisse Vries’ nicht zu bestätigen
vermochten. Und so wird allerdings unserer Anschauung über den
Wert der Experimente in der Evolutionslehre eine spontane Aner-
kennung gezollt. Wenn die Physiologen in der Botanik mehr be-
wandert wären und insbesondere genügende Erfahrungen aus der
Floristik besässen, so würden sie gewiss die Unzulänglichkeit ihrer
künstlichen Versuche im Laboratorium und Garten einsehen. Das
ungefesselte Schaffen und Walten der pflanzlichen Psyche muss man
lediglich in der freien Natur verfolgen. Die Bedingungen, die Gesell-
schaft und die Szenerie der freien Natur vermag der Experimentator
der Pflanze im Garten niemals zu geben.
S. 1142, Z. 26, n. A. Wenn nun schon die Definition einer Tier- oder Pflanzen-
art sich als unmöglich erweist, indem der Begriff einer Art keiner
191
reellen und konkreten Sache entspricht und vielmehr nur eine all-
gemeine Idee, welcher sich einzelne Individuen mehr oder weniger
nähern, vorstellt, so ist gleichwohl die Abgrenzung einer Kleinart
oder Varietät eine noch schwierigere Aufgabe, weil hier noch gerin-
gere Stützpunkte zu Gebote stehen, der Verwandtschaftskreis aus
zahlreicheren Mitgliedern besteht und die individuelle Variation den
Speciesbegriff immer mehr verwischt. Das Wesen einer Art dürfte
lediglich derjenige Forscher endgültig abschätzen, welcher imstande
wäre, ihre phylogenetische Entwicklung während der letzten geologi-
schen Perioden zu verfolgen. Dies wird immerhin auch in der ent-
ferntesten Zukunft bloss für die wenigsten Arten und nimmer in
ganzer Vollständigkeit möglich sein.
S. 1145, Z. 10, n. A. Dass die kleinsten Bakterien als die ersten Erreger des
organischen Lebens auf Erden anzusehen seien, bestätigen auch
neuere Beobachtungen, denen zufolge manche Bakterien (die sogen,
autotrophen Bakterien) den Stickstoff und den Kohlenstoff direkt
aus der Atmosphäre aufnehmen können, ohne hiezu das Chlorophyll
anzuwenden. Einige von diesen Bakterien vertragen eine hohe Tem-
peratur, bis von 80° C, so dass sie in den ersten Perioden der Erde,
wo dieselbe zum grössten Teile noch mit Wasser bedeckt war, wo
die Atmosphäre von den zwei genannten Stoffen in Gasverbindungen
reichlich erfüllt war und wo die Temperatur selten wann unter 60° C
sank, ganz behaglich gedeihen und somit den Ausgangspunkt für
andere Bakterien bilden konnten. Es ist ja wohl bekannt, dass die
Formplastizität der Bakterien sehr variabel ist, was zur Folge hat,
dass aus einer Bakterienform unter Umständen leicht die andere
entstehen kann. Als höchstorganisierte Formen dürften mit Recht
die, die fadenförmigen Kolonien erzeugenden Arten betrachtet
werden. Wenn fernerhin bei den Fadenbakterien auch das Chloro-
phyll im Plasma behufs rascher und leichterer Ernährung zur Ent-
wicklung gelangt, so erhalten wir den Typus der Cyanophyceen,
welche nichts anderes als chlorophylltragende hMdenbakterien dar-
stellen. Die Cyanophyceen haben alsdann den fadenförmigen Algen
den Ursprung verliehen. Die Fadenalgen, vermöge der Assimilation
zur selbständigen Entfaltung ausgestattet, begannen einerseits ihren
Körper morphologisch zu differenzieren und hiedurch die ersten An-
fänge zum Pflanzenbau anzulegen, andererseits entwickelten sie aus
ihren Zellen bewegliche Zoosporen, welche durch mannigfaltige
Adaptationen als Zooprotisten sich stabilisierten und die ersten Tier-
formen zustande brachten. Die Tiere verkürzten ihre Entwicklung
durch die Beseitigung der lästigen Assimilation und durch die direkte
Anschaffung der Nahrung aus dem Pflanzenreiche, wodurch ihre
plasmatische Tätigkeit sich auf die Vervollkommnung der äusseren
192
und inneren Organisation konzentrieren konnte, und somit ver-
mochten sie sich zu höheren organischen Typen zu erheben. Die
gute Hälfte der sämtlichen Lebenstätigkeit der Pflanze besteht in
der chemischen Erzeugung organischer Stoffe aus den unorgani-
schen, was wohl den Anschein hat, als ob das Pflanzenreich ledig-
lich zur leichteren Entwicklung des Tierreichs dienlich wäre. Auf
diese Weise wäre folgerichtig die gesamte organische Natur auf
Erden auf einer Idee aufgebaut — auf der Idee der möglichst
raschen Erlangung des beseelten und denkenden Tiers.
S. 1 145, Z. 30, n. A. In der letzten Zeit lebten diese Gedanken in den An-
schauungen Arrhenius' wieder auf, denen zufolge die kleinsten,
organischen Partikeln, augenscheinlich von ultramikroskopischer Natur,
sich durch die abstossende Kraft aus der Atmosphäre der Planeten
anderer Sonnensysteme ablösen, durch den Weltraum getrieben, von
einem Planeten auf den anderen gelangen und auf diese Weise auch
auf die Erde geraten. Diese Vermutung erweist sich aber als eine
ungerechtfertigte Spekulation, welche eigentlich gar nichts erklärt,
weil sie im Grunde das Problem der Erde auf andere Weltkörper
überträgt, abgesehen davon, dass die Existenz derartiger Mikro-
organismen bisher nicht nachgewiesen ist, und weil es ferner frag-
lich bleibt, ob derartige Mikroorganismen im wärme- und luftlosen,
interstellaren Raum lebensfähig bestehen könnten.
Wenn nun schon an dieser Stelle die, die Herkunft der Orga-
nismen berührende Frage aufgeworfen wurde, so sei es uns ge-
stattet, hier unsere Idee auf einer durchaus anderen Grundlage an-
zuführen. Es ist dies eine chemisch-psychische Idee.
Es ist festgestellt, dass die Atome die letzten Stoffpartikeln
vorstellen, welche überhaupt denkbar sind. Allein auch diese Atome
ergeben sich als ganze Konglomerate von energitischen Einheiten.
Die Atome sind demnach keine Materie, sondern eine Energie-
kolonie. Daraus würde ferner folgen, dass die ursprüngliche Energie
oder die Atome ursprünglich immer gleich sind. Ein Atom, allein
dastehend, wirkt in die Umgebung mit gleicher Energie. Kommen
mehrere Atome zusammen, so wirken alle aufeinander und die dar-
aus resultierende Sammelkraft hängt von der Zahl, der Lage und
der Entfernung der Atome ab. Diese Sammelkraft in ihrer Ein-
wirkung auf die Umgebung heisst allgemein Stoff, und zwar der
Stoff in seiner einfachsten Zusammensetzung — Element genannt.
Die verschiedenen Elemente können sich auf zweiter Stufe ebenso
verbinden und somit neue Stoffpartikeln ausbilden u. s. w. Es
werden immer kompliziertere Stoffsynthesen bewerkstelligt, um die
verschiedenen Mineralien und anorganischen Materialien darzustellen.
Es sind dies die ersten Prinzipien der Chemie.
193
In einem Minerale sind die Atome durch die gegenseitige Ein-
wirkung in ihrer Energie gehemmt, das Mineral scheint daher ein
toter Stoff zu sein. In dem Masse aber, wie man das Mineral in
seine stofflichen Bestandteile chemisch zerlegt, werden auch die ge-
hemmten Kräfte entbunden. Dies geschieht regelmässig im Gaszu-
stande der einzelnen Elemente. Die durch keine Energie gebundenen
elementaren Gase treten im Weltenraum in den strahlenden Zustand,
welchen eben die kosmischen Nebel aufweisen. In diesem Zustande
sind die Atome oder die Energien ganz frei und am wirksamsten.
Hier wird auch die riesenhafte Energie geschöpft, durch welche die
heranwachsenden Sonnensysteme ihre Entwicklung vollführen.
Alle diese chemisch-energitischen Prozesse, wiewohl von unge-
heurer Intensität und unermesslicher Mannigfaltigkeit, sind von vorn-
herein durch feste Gesetze bestimmt. Diese Gesetze ergeben sich
als mathematische Notwendigkeiten, welche aus der Zahl, der Grösse,
der Entfernung und der Lage resultieren. Demzufolge muss die
Sonnenentwicklung im Kosmos allenthalben gleicherweise verlaufen.
Der organische Stoff ist ebenfalls ein Zusammentreten der Atome
und der Elemente. Die Chemie hat erkannt, auf welche Weise dieses
Zusammentreten stattgefunden hat, und vermag dieselbe sogar zahl-
reiche organische Stoffe künstlich zusammenzulegen. Allein kein
Chemiker der Welt ist imstande, dem erzeugten Stoff die äussere und
innere Organisation und die Lebenskraft zu verleihen. Die vom
Chemiker erzeugte organische Materie ist tot und bleibt so stehen,
wie sie eben geschaffen worden ist. Wenn indessen die gleiche Ma-
terie von einer Pflanze erzeugt wird, so lebt sie, wächst, vermehrt
sich, formiert sich aussen und innen. Die chemische Tätigkeit dieser
Materie wird also von einer innewohnenden Energie getrieben und
dirigiert. Der Chemiker wird hier von der Lebensenergie vertreten,
bloss mit dem Unterschiede, dass die Lebensenergie viel gescheiter
ist als der Chemiker. Wir müssen daher in jedem lebenden organi-
schen Körper die chemische Energie selbst und die ausserhalb dieser
Energie bestehende Kraft — die psychische, organisierende Kraft
oder Energie — gut unterscheiden. Die rein chemische Energie er-
zeugt bloss bestimmte Stoffe unter gleichen Umständen, während die
psychische Energie beliebige Stoffe in beliebiger Form und belie-
bigem Quantum zu erzeugen vermag. Sie kann freilich ebenfalls
keine Wunder verrichten, sie ist, wie der Chemiker, auf feste che-
mische Gesetze hingewiesen, aber sie unterscheidet sich von dem
Chemiker so, wie ein chemischer Meister von dem Anfänger.
In Anbetracht dieses Sachverhalts ist der chemische Prozess
im organischen Körper nicht das wichtigste und infolge dessen
nicht die Entstehung der organischen Materie aus der anorganischen
13
194
das bewunderungswerte und das gesuchte, sondern die psychische
Energie, welche dieser organischen Materie innewohnt. Was ist
diese psychische Energie, wo, wie und wann verbindet sie sich mit
einem organischen Embryo? Wenn wir also den Ursprung der orga-
nischen Welt suchen, so müssen wir den Ursprung und das Wesen
der organischen Psyche suchen. Auf diese Weise zeigt sich die oben
gestellte Frage in einem ganz anderen Lichte. Die organische Ma-
terie ist die Nebensache, die psychische Energie das erste und
wichtigste.
Das Begreifen und die Enthüllung der Herkunft der psychischen
Energie liegen aber nicht im menschlichen Vermögen, da die-
selben der metaphysischen Sphäre angehören. Es hat bloss den An-
schein, dass die psychische Energie ein Bestandteil der kosmischen
Psyche darstellt, welche die gesamte Welt nach einer Idee dirigiert,
oder dass sie zu der letzteren wenigstens in einem uns unbe-
kannten Verhältnisse sich befindet. Diese psychische Energie be-
. herrscht wahrscheinlich alle kosmischen Körper und verbindet sich
allemal mit ihrer Materie, sobald es die Umstände erlauben, um die
organische Evolution durchzuführen.
Die ganze Welt würde demnach bloss zwei Energien vor-
stellen: eine passive, aus welcher die anorganischen Stoffe entstehen,
und eine aktive oder intellektuelle, welche die erstere dirigiert und
vermöge derselben sich offenbart
S. 1 148, Z. 38, n. A. In der organischen Evolution auf Erden ersieht man eine
einheitliche Idee: das Bestreben der belebten Materie, sich zu einem
organischen Individuum emporzuheben, welches sich seiner selbst
sowie der umgebenden Natur bewusst ist. Das höchste und letzte
Erzeugnis der plasmatischen Tätigkeit ist ein Gedanke, ein Urteil.
Es scheint einstweilen, dass das Denken vermöge der plasmatischen
Tätigkeit im Gehirn die Idee oder das Endziel der ganzen organi-
schen Evolution auf unserem Planeten ist.
Die organische Evolution ist demnach nichts zufälliges, nichts
vorübergehendes, wie es die Materialisten behaupten, die überhaupt
in der Evolution des ganzen Sonnensystems und aller Gestirne im
Weltraum ein zweck- und sinnloses Spiel der Materie erblicken.
Wir kennen derzeit die Entwicklungsstadien anderer Sonnensysteme
nicht, um eine Vergleichung derselben vorzunehmen und die Richtung
sowie das Endziel ihrer Entwicklung festzustellen, wir können nur ver-
muten, dass diese Sonnenentwicklungen im ganzen Spiralsysteme der
Milchstrasse eine einheitliche Entwicklung zusammensetzen und eine
Idee erstreben. Zu dieser Annahme sind wir durch die Erfahrung an der
uns umgebenden Natur berechtigt, derzufolge alle Erscheinungen inein-
ander greifen und alle zusammen ein gemeinsames Resultat ergeben.
195
S. 1 149, Z. 22, n. A. Die philosophische Grundlage der organischen Evolution
bleibt auf immer unlösbar, mögen die Naturforscher die Frage von
welchem Gesichtspunkte aus immer untersuchen, mögen sie die
schon enorm angehäufte Literatur durch unzählige andere gelehrte
Schriften noch vermehren, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil
die organische Evolution in ihrem Wesen sich den exakten Wissen-
schaften entzieht und in den Bereich transzendentaler Begriffe hinein-
fällt. Wollte man z B. die teleologische Bedeutung der organischen
Evolution ergründen, so müsste sie von den Hauptideen der alten
Philosophie und Theosophie ausgehen, welche zugleich das Grund-
wesen der Religion aller Kulturvölker ausmachen. Diesen Ideen zu-
folge bewohnt den Tier- und Menschenkörper (und wir fügen hinzu
auch »der Pflanzenkörper«) die Psyche, welche vom Körper unabhängig
ist, welche ihn aufbaut und anpasst, welche als Energie unvertilgbar
ist und als solche auch nach dem Absterben des Körpers als eigenes
Individuum fortlebt. Die vom Körper befreite Psyche erhält alsdann
alle Kenntnisse, welche sie im Körper aufgenommen hat, sie ist
also im Besitze des Fortschritts, zu welchem sie sich durchgearbeitet
hat. Weil es ferner nach dem ewigen und allgemein gültigen Gesetze
unmöglich ist, dass irgend etwas im Weltall in erstarrtem Ruhe-
stände verharre, so muss auch die entkörperte Psyche in ihrer Ent-
wicklung fortschreiten und ihre Fähigkeiten und Kenntnisse weiter
entfalten. Dies lässt sich jedoch lediglich im materiellen Zustande
vollziehen, weil sie vermittels der materiellen Organe auf jedweden
Stoff einzuwirken vermag. Sie muss sich also wiederum verkörpern;
dieser Prozess wiederholt sich in unzähliger Reihenfolge und bewirkt
hiedurch die unendliche Evolution.
Auf diese Weise wird die psychische Evolution nicht allein auf
Erden, sondern auch im ganzen Weltall durchgeführt. Die Psyche
eines Infusoriums oder eines Pilzes erhebt sich durch wiederholte
Eiinkörperung zu der Vollkommenheit, welche hier auf Erden der
Mensch darstellt. Aber auch dann, wenn die Erde untergehen sollte
und mit derselben das ganze organische Reich, wird die weitere
Evolution des Menschen nicht zugrunde gehen, denn seine Psyche
wird dann auf andere, ihrem Entwicklungsstadium entsprechende
Planeten übcrsiedeln, um hier in der Einkörperung fortzufahren. Die
Psyche ist ja nicht durch Zeit und Raum beschränkt, denn der weite
Kosmos ist zu allen Zeiten ihre Heimat.
Diese im wesentlichen schon von Aristoteles gegründete
Lehre (Palingenese, Metempsychose) wurde von einem tiefen Denker,
dem Kirchenvater Augustin, eingehend bearbeitet, welcher sie auf
die organische PIvolution appliziert hat. Vom Standpunkte der posi-
tiven Naturwissenschaft ist es wohl eine, durch keine Fakta belegte
13*
196
Phantasie, aber es ist immerhin nicht ohne Interesse, dass durch
diese Lehre die organische Evolution leicht durchsichtig wird und
dass sie Einzelheiten auf ganz einfache Weise greifbar wiedergibt.
Die positive Naturwissenschaft stösst, wenn sie die Kausalitätenreihe
welcher Erscheinung immer verfolgt, allerorts auf solche Hinder-
nisse, wo sie bekennen muss, dass die weitere Nachforschung un-
möglich wird. Der Mensch selbst, als das denkende Subjekt, ist ein
derartiger Fall, welchen alle positive Wissenschaften zusammen ver-
möge ihrer normalen Mittel zu erklären nicht imstande sind. Die
materielle Welt der positiven Wissenschaften reicht bloss dahin, wo
sie unseren Sinnesorganen zugänglich ist; dass es aber in der Natur
viele Erscheinungen gibt, welche unseren Sinnesorganen unzugäng-
lich sind, weiss der Physiker, Chemiker, Arzt, Botaniker und Zoolog
sehr gut. Nun bildet aber diese Welt der uns unbegreiflichen Er-
scheinungen das Tor zum metaphysischen Reiche, wohin jeder For-
scher gelangt, wenn er die letzten Ursachen irgend eines Problems
zu ergründen sich bemüht. Ich möchte glauben, dass die Zukunft
die Vereinigung der exakten Wissenschaft mit der alten Philosophie
bringen wird, wenn zugleich der unfruchtbare Materialismus der Ge-
schichte der Vorurteile überantwortet sein wird. Die alten Philo-
sophen (Plato, Pythagoras, Buddha) haben das Wesen der Welt besser
verstanden als wir, weil sie eine weitere und allseitigere Umsicht
hatten als wir, die wir als Fachmänner die Natur bloss in einzelnen
Punkten kennen, ihre Gesamtheit jedoch nicht überblicken. Diese
Detailarbeit wird allerwärts betrieben und niemand kümmert sich
darum, die Früchte derartiger Leistungen von allen Seiten her zu-
sammenzufassen und ein allgemeines Bild der modernen Weltan-
schauung zu entwerfen. Von den neuzeitigen Weisen nähern sich
Kant und Göthe den alten philosophischen Klassikern am meisten.
Dem bereits Gesagten zufolge richtet sich die psychische Evo-
lution nach denselben Gesetzen wie die organische Evolution, Beide
verlaufen untereinander parallel, aber die erstere bildet die Grund-
lage zur letzteren, indem sie die organische Evolution bedingt und
als Mittel zum eigenen Nutzen anwendet.
Diese Lehre ermöglicht uns die Einsicht in die Organisation
des Weltalls, welches sich in unermessliche Dimensionen nach allen
Richtungen hin ringsherum erstreckt, wirbelt vom Leben von Ewigkeit
— uns scheint indessen unersteigbar und für uns verloren und
gleichsam nicht existierend. Es hat den Anschein, als befänden wir
uns auf der elendsten Insel im weiten Ozean, dem Untergang ge-
weiht, um niemals aus diesem Gefängnis herauszukommen und sich
des Umgangs mit anderen Bewohnern der übrigen Welt zu erfreuen.
Nun wissen wir aber, dass wir Mitglieder der kosmischen Evolution
197
und eine Falte des kosmischen Lebens sind, dass unsere Kultur,
unsere geistigen Errungenschaften unvertilgbar sind, wenn auch die
Erde und das ganze Sonnensystem verschwände. Unsere Isolierung
, ist nur scheinbar, weil wir im körperlichen Zustande mit der übrigen
Welt nicht verkehren können, und was unsere Psychen tun, wenn sie
einmal die Körper verlassen haben, das wissen wir nicht, oder besser
gesagt, das vergessen wir zur Gänze. Die höhere organische Evolu-
tion im Menschen wird wahrscheinlich einmal darin bestehen, dass
» auch der materielle Mensch in seinem Bewusstsein die psychischen
Zustände der Vergangenheit aufbewahren und somit imstande sein
wird, die kosmische Evolution in ihrer Gesamtheit zu begreifen und
zuletzt auch mit gleich entwickelten Lebewesen anderer Weltkörper
zu verkehren.
Zu dem allem müssen wir als strenge Forscher bemerken:
Gott sei Dank, wenn dieser schöne Traum wahrlich wäre.
S. 1 1 50, Z. 16, n. A. Es ist unbestreitbar, dass in den älteren geologischen
Perioden andere Kontinente als zur Jetztzeit existierten, deren Um-
risse gar nicht oder bloss annähernd bezeichnet werden können,
weil sie mehr oder weniger vom Meere bedeckt sind. Ein solcher
Kontinent konnte aber eben den Ausgangspunkt des Menschen-
geschlechts und seiner Kultur ergeben. Ein derartiger Kontinent von
ungeheueren Dimensionen erstreckte sich in den urältesten Zeiten
( , über Südindien, das Indische Meer, umfasste Madagaskar, Mauritius,
Südafrika, Australien und die Mehrzahl der Inseln Polynesiens.
Dieser fabelhafte Kontinent hat wahrscheinlich schon zur Permzeit
seinen Ursprung genommen und dauerte mit einigen Veränderungen
in den angeführten Umrissen bis zum Beginn der Eocänzeit. Es war
dies gewiss der grösste Kontinent auf unserem Planeten, welcher
den grössten Zeitraum überdauert hat. Am Anfang des Eocäns ver-
schwand er unter den Wellen des Ozeans, bloss Madagaskar, Mauri-
tius, einige malaische Inseln, einige Inseln im Stillen Ozean und Austra-
lien sind davon bis auf unsere Tage übrig geblieben. Die Umrisse
des genannten Kontinents kennzeichnen die vulkanischen Inselketten
und zahlreiche Korallenriffe, wie Darwin richtig zuerst bemerkt
hat. Die erstaunliche Fauna und Flora von Madagaskar, Mauritius
und Australien verweisen auf das hohe Alter und den selbständigen
Charakter dieser Festländer. Aber noch viele andere paläontologische
und geologische Tatsachen sprechen, wie Hartlaub, Haeckel,
Huxley, Andrew, Murray, Wood, Blandford und Wallace
scharfsinnig dartun, dafür, dass dieser Kontinent lange Perioden
durchgemacht und eine eigentümliche Flora und Fauna hervorge-
bracht hat. Sei ater hat ihn Lemuria genannt. Hier nun ist nach
Haeckel die Herkunft des kulturfähigen Menschengeschlechts zu
1<>8
suchen, welches hier von den ersten Anthropoiden ausgegangen ist.
Daher haben sich die arischen und gelben Stämme abgezweigt und
sind dieselben in andere Länder ausgewandert, um sich noch weiter
in verschiedene Völker zu differenzieren. Nach dieser Theorie lebte
der Kulturmensch schon zur Kreidezeit in Gesellschaft der wunder-
baren und riesigen Wirbeltiere, so dass das Alter und die Geschichte
der menschlichen Kultur keineswegs auf einige Tausende, sondern
auf Millionen von Jahren abzuschätzen wäre.
Diese Theorie würde auch mit der Phytogeographie und anderen
Wissenschaften im Einklänge stehen, denn so viel lässt sich an-
nehmen, dass die etwa zwölftausendjährige Geschichte, welche wir
nach den landläufigen Anschauungen bis zu den ältesten ägyptischen
Pharaonen oder zur indischen und assyrischen Geschichte auszu-
dehnen pflegen, sich mit dem naturwissenschaftlichen Massstabe nicht
vergleichen lässt. Die lemurischen Hauptrassen stellen eigentlich die
ursprünglichen Stammarten dar, aus welchen sich alsdann in ver-
schiedenen Kontinenten die einzelnen Menschenrassen entwickelt
haben. Solche parallele Menschenarten dürften die afrikanischen
Neger, die malaischen Rassen, die gelben asiatischen Rassen, die
weissen Europäer, die roten Indianerstämme u. s. w. vorstellen. Die
diluvialen Menschen sind ohne Zweifel als ein in den borealen Ge-
genden zur Tertiärzeit verbreiteter Stamm anzusehen, welcher in
der Glazialperiode mit dem Mammut nach Süden auswanderte und
schliesslich mit dem Mammut und mit der übrigen diluvialen Fauna
gänzlich ausgestorben ist.
Druckfehler im I., II., III. Teile.
Seite 7 Zeile 29 lies Fruchtschuppe statt Fruchtschluppe.
» 168 » 22 lies umgeben statt ungeben.
» 216 unter der Abbildung 144a lies Schleimkanäle statt Luftkanäle.
» 235 Zeile 32 lies Pilularia statt Salvinia.
> 280 » 11 » wiedergegeben statt wiedergegeben.
> 295 » 12 » Diese statt Die.
» 312 » 5 » kein statt das.
» 319 » 42 » häutigen statt häufigen.
» 322 » 24 » 3 — 4 m statt 80 cm.
* 328 » 39 » mehrrippig statt mehr rippig.
» 350 » 23 » 35 statt 33.
» 435 » 36 » intrapetiolare statt interpetiolare.
» 446 » 37 » sei, statt sei.
» 580 unter der Abbildung 369 lies Limnanthemum statt Limnanthenum.
> 592 » » » 375 » angustifolia statt reflexa.
595
Zeile
29
lies
oder statt und.
*■
733
>
4
die
Worte »Kar pelle« u. »Fruchtblä
druck zu lesen.
>
753
>
35
lies Schuppe («) statt Schuppe ( b ).
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807
>
11
»
dermassen statt so.
>
808
>
20
T>
sie statt er.
>
808
>
22
sitzen statt sitzt.
»
834
T>
21
interessant statt Interessant.
>
843
»
5
durchgeführte statt angeordnete.
*
863
>
24
»
äusseren statt inneren.
>
880
28
>
Petalen statt Sepalen.
»
968
25
*
Euphorbia statt Crocus.
969
»
14
Gestalt ( a ) statt Gestalt ( b ).
>
969
>
17
>
gerät ( b ) statt gerät ( d ).
977
>
17
»
anerkennt statt anerkannt.
1081
»
3S
»
Ursache statt Folge.
>
1144
>
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»
werden statt werden.
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14
»
Verzeichnis
der behandelten Arten, Gattungen und Familien.*)
buta Selloana, Lianen ioi.
cacia australis, Samen 175*, verticil-
lata, Phyllotax. 94, laricina. Phyllotax.
95-
Acanthaceae, \ orblätter 160.
Acanthosicyos horrida, Ranken 120,
Lianen 103.
Acanthyllis tragacanthoides, Blatt
89-
Achyranthes indica, Intlor. 137.
Actinostemma, Blatt 88.
A d i n a lasiantha, Inflor. 140.
A d 1 u m i a fungosa, Anwachsung des
Stützblatts 117.
Aeluropus mucronatus, Rhizom 94*,
109.
Aesculus Hippoc., Bliitcndiagr. 149.
Terminalblüte 15s, Blütenfarbe 159.
Aglaia, Paracorolla 172.
Aglaomorpha Meyen., Spreuhaare
3°-
Ainsliaea uniflora, Intlor. 140.
A 1 b i z z i a marginata, Blatt 80. mo,-
luccana, Blütendimorphismus 173*.
Alethopteris 135.
A 1 g a e, Polymorphismus 25.
Alltag i Maurorum. Dornen 123.
Alopecurus pratensis, Knollen 124.
A 1 p i n i a calcarata. Keimg 43.
A 1 s o p h i 1 a aculeata, Spreuschuppen 30.
armata, Dornen 30.
Alstroemeria, Achsenverzweig. 116,
Rhizom 119*, Blüte 162.
Alyssum dasycarpum, Inflor. 138.
Amethystea coerulea, Inflor. 141.
Ampelopsis quinquefolia, Lianen 108
A n a g a 1 i s arvensis, Serialknospen 38,
Hypokotylknospen 132, collina, Phyl-
lotax. 94.
Anarrhinum pedatum, Blatt 84.
Ancistrophyllum, Lianen 100.
Andropogon laniger. Inflor. 137.
Anemone multifida, virginiana Inflor.
141, nemorosa, Corolle 155.
Angiopteris Teysmaniana 31*.
Anonaceae, adossierte Stellung 128.
*) Die Zahl bezeichnet die Seite, der
Anthericum Liliago, Bliitendiagr.
151, triflorum, Wurzel 56, 57*, filifoL,
gesporn. Blätter 78.
Anthoxanthum odor., Blüte 167.
Anthurium Pohlianum, Keimg 43. 44.
A p h a n i s i a microcarpa, Blatt 80.
A r a b i s albida, Blütendiagr. 149.
A r a 1 i a spinosa, Keimg 40.
Araucaria brasiliana, Keimg 36, ex-
celsa, Keimg 36.
Ardisia japonica, Polyembryon. 176,
r77*. .
Ar ist i da, Frucht 182.
Aristolochia sipho, Lianen 108.
Armoracia rusticana, Wurzel 54.
Arrhenatherum erianthum, Knollen
124.
Arthrophyllum Bojerianum, Blatt
82*.
Arthropteris ramosa, Wurzel 32.
Asarum europ., Keimpfl. 38.
A s i m i a triloba, Blattdichotomie 60.
Aspalathus, Blatt 83*.
Asparagus, gesporn. Blätter 78.
A s p i d i u m deltoideum, Blatt 3t.
Astragalus physocalyx, Frucht 157.
A t r i p 1 e x, Trichonte 134.
Baccharis tnnervis, geflügel. Stengel
62*.
Bambusa, Fruchtkn. 163, Blumeana.
Fruchtkn. 164, 167.
B a n d e i r a e a, Blatt 81.
Barbarea vulg.. Blütendiagr. 149.
Bauera capitata, Blatt 83*.
B a u h i n i a, Blatt 81, Lianen 104. 105*,
106.
B e g o n i a phyllomaniaca, Adventiv-
knosp. 93.
Behnia reticulata. Blätter (Ruscus) 121.
Berberidopsis corallina, Blütenplan
1 53-
Berberis, Inflor. 139, Blütendiagr. 153.
Berchemia volubilis, Lianen 108.
Stern die Abbildung.
1 4*
212
Betulaceae, rerminalknospen 130.
B i d e n s, Köpfchenhülle 149.
Bifrenaria Harrisoniae, Blütenfarbe
158.
Bignonia unguis Lianen 101.
Blechn u in Patersonii, Blatt 31.
B 1 u f f i a, Fruchtkn. 165.
Blumenbachia lateritia 101, Hiero-
nymi, Inflor. 145*.
Bolandera Oregana, Nebenbl. 67*.
Boletus, scaber, edulis, Variation 20.
Bombax malabaricus, Adelphien 153.
Bombycidendron Vidalianum.
Staubgef. 152*, 153.
Boraginaceae, Fruchtkn. 164.
Borya nitida, Blatt 79.
B o s s i a e a scolopendriuni, geflüg. Sten-
gel 62*.
Botryopsis platyphylla, Lianen 99*.
Bougainvillea spectabilis, Lianen
100.
Bowiea volubilis, gesporn. Blatt 78.
Fruchtkn. 170.
B r a u n e a, rote J ungsprosse 1 78.
Bruguiera, Staubgef. 149.
B u 1 b i n e, Keimpfl. 45*, einjährig 1 10.
B u p 1 e u r u in, Blatt 77, nodiflorum, In-
flor. 140.
Büttneria anatomica, Blatt 78.
Cactaceae, Phylloglad. 1 20, Fruchtkn.
170.
Cajophora lateritia, Infi. 144.
Cakile arabica, Infi. 147*.
Calamus, Lianen 100.
Calendula aegyptiaca, Frcht 184*.
Calliandra brevipes, Staubg. 161.
Calotropis, Konnektiv 160*, 161.
Cal t ha palustris, Corolle 155.
Calycadenia, Trichome 134*.
Campanula rotundifol., Blatt 85*, glo-
merata, Inflor. 139.
C a r e x Fraseri, Blatt 72, montana, Ra-
senstock 124.
Cassia patellaris, Blatt 80, Chama--
crista, Verwachs, d. Tochterzweige 11'.
timorensis, Samen 175
Casuarina, Chalazogam. 7.
Caulotretus, Lianen 106.
Cedrella odorata, Frcht 182*.
Celastrus oleoides, Blatt 80. scandens.
Lianen 106.
Ceratozamia, Keimpfl. 37.
Cercis Siliquastr., Keimpfl. 73, Blatt 8'
Cer int he gymnandra, Brakteen 159.
Chaetospora, Ligulen 71.
Chamaedorea Martiana, Verzweig, d.
Stamms 114*, 115, Inflor. -Orientation
128.
Charophyta 25.
Chelidonium majus, endständ. Blüte
150, Samenverstr. durch Ameisen 180.
Chrysosplenium alternifol., Blüten-
diagr. 150.
Cineraria lactea, geifol., Nebenbl. 66*
C 1 r s i u m palustre, Inflor. 139.
Cissampelos Pareira, Lianen 0
Staubgef. 162.
C 1 a d i u m Deplanchei, monofac. Blätter
74-
Cladonia, Podetien 18.
C 1 a v i c e p s 20.
C 1 a y t o n i a, Keimpfl. 40.
Clematis Lianen 104.
Clerodendron aculeat., Blatt 80
C 1 i t o r i a heterophylla, Blatt 85.
Clivia miniata, Wurzeln 54.
Cocos nucifera, Frcht 184.
C o i x lacrima, Fruchtkn. 163.
C o 1 1 o m i a gilioides, Inflor. 146.
Compositae, Tnflor. 140, Blüten-
diagr. 149.
Coniferae, Lianen 108.
Conium maculatum, Keimpfl. 40
Conostoma 137.
Convolvulaceae, Krchtkn. 164.
Convolvulus, Lianen 103.
C o p t i s, Gynophor 155.
Cordyline stricta, Keimpfl. 45*.
Cornus canadensis, krautartig 110.
C o r y d a 1 i s solida, Knollen 92, cava,
Blütentraube 155, Samen 180.
Corylus Avellana. Keimpfl. 38, Frucht
180*.
C r a s s u 1 a, Blütendiagr. 148.
Crocus reticulatus, Blütenfarbc 158.
Crotalaria alata, herablauf. Stipeln
63*, 68, Verschiebung d. Tochterzweige
116, Verseil, d. Vorblätter 171.
Cruciferae, Blütendiagr. 150, Anthe-
ren 160, Bestäubung 177.
Cryptomeria japonica, Keimpfl. 37.
Cucurbita Pepo, Lianen 103.
Cunninghamia sinensis, Keimpfl. 37.
C u p h e a, Frucht 182.
Curcuma Zedoaria, Wurzel 54.
Cu sc uta, Staubgef. 173, Inflor. 147.
Cycadocarpidium 136.
Cyclanthaceae, Blatt 73.
Cyclanthera pedata, Ranken 1 20.
Cyclo phorus, Blätterabfall 30.
C y c n i u m racemosum, Verschiebung d.
Blüten 116.
C y n o d o n, Rhizom 109.
Cynometra inaequifol., Blatt 81*.
Cytisus Lahurnum, Terminalblüte 155.
Dactyloctenium aegyptiac. 138
Daemonorops, Lianen 100.
Danae racemosa, Phyllokladien 121,
123*.
D a v i e s i a alata, geflügel. Stengel 62*.
D a v i 1 1 a, Lianen 101.
Decaspermum paniculat., Inflor. 148.
Dentaria laciniata, Keimpfl. 40,
tenuifol., Blattknollen 88.
Desmoncus, Lianen 100.
213
D i a n e 1 1 a, Keimpfl. 74.
Dicksonia aculeata, Dornen 30.
Dichapetalum, Verwachs, d. Inflor
II7-
Dichorisandra, Inflor. 146.
Diclidanthera penduliflora, Anther.
162.
Dictamnus albus, vergrün. Blüten 17
Dicyclophora, Frucht 181.
Digitalis ambigua, Keimpfl. 38, Blüte
60, Kleistogamie 177.
Dioscorea, Stipeln 72, Lianen 101,
fasciculata, Dornen 72*, Knollen 125
Diospyros Lotus, Phyllutax. 96, Blii-
tendiagr. 150.
D i p 1 a d e n i a polymorpha, Lianen 103.
Diplotaxis Harra, Gynoplior 155.
Dipsacus silvestr., Involucr. 160.
Dipterocarpus zeylanicus, Ver-
schieb. d. Stipularscheiden 117.
D i s c h i d i a, Blatt 89.
Dispor u m fulvum, Orientierung d.
Achselsprosse 128.
Dobrowskya scabra, Anwachs, d.
Blätter 117.
Dorema Ammoniacum, Inflor. 140.
Doryanthes Palmeri, Keimpfl. 44.
Drosera, Keimpfl. 89, rotundifol., Wur-
zeln, erythrorhiza, rosulata, Knollen
90*, 91*, 92, bulbosa 92.
Dracaena, Wurzeln 34, Achselknospen
109, Draco, Achselknospen, Keimpfl.
43*, arborea, Periclad. 171*.
Dracocephalum austriac., Zygo-
morph. 154, virginian., Inflor. 141.
Dryopteris ferox, Stacheln 30.
D u r a n t a Plumieri, Blatt 80, rostrata,
Verschiebung d. Blüten 116.
E hretia tinifolia, Inflor. 146.
Eichhornia, Zygomorph. 154.
E 1 e g i a propinqua, Inflor. 137.
Eleu sine Tocussa, Fruchtkn. 166.
E p a c r i s, Phyllotax. 95.
Equisetum arvense, Prothal. 28*.
Eragrostis spinosa, Phylloklad. 1 20.
E r a n t h i s, Gynoplior 155, Corolle 156.
Eremospatha. Lianen 1 00.
Erica, Blatt 76*.
Erigenia bulbosa, Keimpfl. 39.
Eriocaulon septangul.. Wurzel 53*.
Erodium glaucophyll. Frcht 182.
Eryngium, Blatt 77.
Eucalyptus pulverulenta. Keimpfl. 40.
Eucomis punctata, Verschieb, d. Blü-
ten 116.
Euphorbia Cyparissias, Hypokotyl-
knospen 13 1.
Euphorbiaceae, Fruchtkknot. 164.
Eustrephus latifol ., Keimpfl. 45*.
Evonymus radicans, Lianen 101.
E x a c u m, Blätter 76.
Exochorda Alberti, Nebenbl. 64.
Fagus silvatica, Keimpfl., Orientation
d. Tochtersprosse 128.
F e r u 1 a Sadleriana, Keimpfl. 38, silva-
tica, Adossierung 128.
Ficus elastica, Verschiebung d. Stipel
117.
Flemmingia strobilifera, Bliitenbrak-
teen 137.
Fourcroya gigantea, Frchtkn. 170*.
F r e e s e a, Inflor. 138.
F r i t i 1 1 a r i a, Phyllotax. 95, Inflor. 144,
144, ruthenica, Blatt 89.
F u c h s i a coccinea, Bliitendiagr. 149.
ft a i m a r d i a, Frchtkn. 162.
Galenia africana, Inflor. 141®.
Gal i um paradoxum, Nebenbl. 69, rupi-
colum, Nebenbl. 69.
G a r c i n i a, Embryo 40.
Gaultheria Cummingihiana, Ver-
zweig. 11 6.
Gaylusea canescens, Frchtkn. 162.
Genista sagittalis, gefl. Stenge] 62*.
tricuspidata, Dornen 123.
Geranium Robertianum, Keimpfl. 39.
G 1 a d i o 1 u s grandis, Blätter 73.
Globularia Alypum, Keimpfl. 37*,
39, Willkommii, Frchtkn. 168.
Gloriosa, Keimpfl. 51.
Gnetopsis 137.
G ne tum, Lianen 107, Narbe 137.
Gonatanthus sarmentosus, Brut-
knospen 133.
Gouania domingensis 123.
Gramineae, Trichome 133, Frchtkn
162.
Grevillea Banksiana, Keimpfl. 38.
G r e w i a, Kelch 156.
Gymnarrhena micrantha, Inflor. 140.
Gynura japonica, Nebenbl. 66.
H a emanthus multiflnrus, Keimpfl.
4a •
H a k e a, monofac. Blätter 74, acicularis,
Keimpfl. 38.
Haronga paniculata, Bliitendiagr. 152.
Hedera helix, Lianen 100, 106, 108.
H e ! e n i um autumnale, herablauf. Blät-
ter 62.
Helichrysum imbricat., Inflor. 140.
Hemerocallis, Blätter 75. Inflor. 146.
Bliitendiagr. 148.
H i b b e r t i a, Zygomorph. 154, dentata
101.
Hi bi sc us cannabinus, Keimpfl. 40.
furcatus, doppelspreit. Blätter 61*.
Hieroch loa australis, Blätter 57. bo-
realis, Frchtkn. 166.
Hippeast rum, Keimpfl. 45*.
Homalosciadiu m, Inflor. 1.40.
H o r d e u m sativum, Kleistogamie 178.
214
Houtuyia cordata, Parthenogen. 176.
Hyacinthus, Blütendiagr. x 48.
Hydrocotyle, Blätter 78.
Hymenaea Courb., Blatt 81.
Hymenolythrum Martii, Blatt 72.
Hypericum japonicum, fnflor. 138.
Hyphaene thebaica. Stammteilung
111*, 113*.
Hypoxis, Knollen 124.
Ilysanthes Curtisii, lnl'lor. 138.
Impatiens noli tangere, Kleistogam.
i/7-
Indigo fera podophylla, Blatt 89.
brachystachya, sulcata, Blatt 83*.
Inga tergemina, Blatt 81*, 89.
Iris caespitosa, Blatt 76. Reichenbachii.
Lebensdauer 110. Blütenfarbe 160.
Juglans regia, Wurzeln 53, Keimpfl.
129*, Serialknospen 130.
J u n c u s communis, Keimpfl. 46. mono-
fac. Blätter, lamprocarpus. Nebenbl. 64.
Juniperus chinensis, Heterophyll. 36.
chinensis. Blätter 84.
Knautia arvensis, Staminod> 156.
Koniga arabica. luflor. 137.
Laboul b e n i a c e a e, Morpholog. 21*.
Lactarius deliciosus, Variation
Laelia orientalis, Blütendiagr. 149.
Lagenostoraa 137.
Lagunaria Patersonii, Keimpfl. 38.
Lamarckia aurea, Ligt'H 7°-
Lapevrousia, Blätter 76.
L a r i x. Fruchtscliuppe 136.
Latbyrus heterophyll.. Achselknosp.
129, latifol.. Nebenbl. 68.
Lawsonia inermis, Serialknosp. 130.
Leersia hexandra, Frchtkn. 165.
Lentinus Tuber. Sclerotium 24.
L e o n t o p o d i u m. Behaarung 1 34.
Le pi di um sativum, Keimpfl. 37*.
Lepidosperma. monofac. Blätter 74.
Li ab um angustissinmm. Blatt 82.
L i a t r i s, Infloresz. 139.
Licania, Fruchtkn. :68.
L i c h e n e s, Apogam. 18.
Ligustru m vulgare. Blätter 79.
Lilium, Blütendiagr. 148. Blütenfarbe
159, Martagon, Anschluß d. Blüten-
stiels. candidum.- Infloresz. 142*.
Limonium, geflügel. Stengel 62.
Linanthus ciliatus, Blatt 82.
Linaria bipartita, Hypokotylknospen
131*.
Lindsaya trapeziform., Blatt 31.
Livistona chinensis, Keimpfl. 48*
Loasa aurantiaca. Lianen 101, papa-
verifol., Inflor. 144. 1 45* -
Lodoicea, Frucht 184.
Lonicera, Nebenbl. 69, Caprifol.,
Keimpfl. 39, Periclymenum, Lianen 102.
Lotononis, Nebenbl. 67, Serialknosp.,
Sympod. 130.
L u d o v i a crenifolia, Keimpfl. 44.
L u z i o 1 a, Blüte 167.
L u z u 1 a, Samen 180.
Lycopus virginicus, Blüten 178.
L y g e u m Spartum, Rhizomschuppen,
Ligulen 70, Inflor. 137.
Lyginopteris 135.
Lygodium volubile. Blatt. Gabel-
knospe 30.
M a c h a e r i a, Lianen 104.
Mahernia verticillata, Staubgef. 152*.
M a i 1 1 e a crypsoides, Blüte 167.
M a 1 v a c e a e, A.bstammung 1 10, Blüten-
diagr. 153, Frchtkn. 164.
M a n i 1 1 o a gemmipara, junge Blätter
178.
M a p a n i a, Blätter 70.
Marantaceae, Blätter 76.
Marasmius androsaceus. Sclerotium
23*.
Marcgravia. Lianen 10 1 .
M a r s i 1 i a polycarpa, Sporokarpien 27.
M e d i c a g o, Frucht bei d. Keimg 183.
M e d u 1 1 o s a 135.
Melanocranis scariosa, Ligulen 71.
Meli ca nutans, Blatt 57, uniflora, Li-
gulen 70.
M e 1 i c o p e, Blatt 82.
M e 1 i 1 1 i s, Pelorien 1 55.
Menispermu m canädense, Lianen
108. Inflor. 146.
M esembryanthe m u m, Trichome
134-
M i in o s a phyllodinea, l’hyllodien 77.
M o n a r d a, Inflor. 141.
M o q u i 1 e a, Fruchtkn. 168.
M u n r o a Beuthamiana, Ligulen 70,
Frchtkn. 163.
Muscinea e, Verzweigung 25.
M y 1 i 1 1 a australis, Sclerotium 24.
Myosotis palustris. Blütendimorph.
174.
Myrica Gale. Fruchtkn. 168*.
M y r i c a r i a, Fruchtknoten 169*.
Majas major, Keimung 40, 41*
Nardus stricta, Frchtkn. 164, 166.
Nephrolepis, Blatt 31, cordifol.,
Blätterabfall 30, tuberosa, Verzweig. 32.
N e u r a d a, Frucht 183.
N e p t u n i a, Corolle 156.
N i c o t i a n a affinis, Wurzel 54.
N i p a fruticans, Keimung 49*.
Noli na recurvata, Phyllotax. 04, Knol-
len 125*. 126*, 127*.
Notochiaena Eckion.. Prothall. 27.
215
N y c t a 1 i s lycoperdioides 20*.
Nymphaeaceae, Adossierte Stellung
128.
O d ontopteris 135.
O 1 e a n d r a, Blätterabfall 30.
Oncocalamus, Lianen 100.
Oncosperma fasciculata, Keimpfl. 48*.
Onobrychis, Frucht 183.
Ophioglossum vulgat., Blattbildung
29*.
O p h r y s oestrifera, Knolle 52.
Orchidaceae, Zvgomorph. 1 54.
Frcht 184.
Orchis Morio. Knolle 52.
Oreomyrhis linearis, Blätter 77.
Ornithopteris adiantifol., Blätter 31.
Oryza sativa, Keimpfl. 48. 51, Frucht-
kn. 163, 165.
O v i e d a, Blätter 76.
1* a 1 a q u i u tu, Samen 180*.
P a 1 m a e, Verzweigung 112.
Pandanus, Pneumatophor 55.
Pani cum bulbosum, Knollen 124, tni-
liaceum, Frchtkn. 165.
P a p a v e r, Blütcndiagr. 1 50.
P a r i a n a, Bliite 167.
P a s p a 1 u m scrobiculat., Inflor. 138.
Passiflora, Blätter 77*, Lianen 104.
Passifloraceae, Nektariendrüsen
134-
P a u 1 i n i a pinnata, Blatt 8t.
Pavetta Cooperi, Inflor. 140.
Pedicularis palustris, Blattmetamor-
phose 85*.
P e 1 1 a e a tenera, Prothall. 27.
Peltiphyllum peltatum, Wurzeln 56.
Peperomia, Keimpfl. 40, 93.
Perdicium brasil., Nebenbl. 66.
P e r i p 1 o c a graeca, Lianen 108.
P h a c e 1 i a tanacetifol.. Staubfäden 172.
P h a 1 a r i s, Blätter 76.
Pharus glaber, Frchtkn. 163.
P h a s e o 1 u s multiflorus, Blattdichoto-
mie 59*, Blätter 80.
Phellodendron japonicum, Blatt 85.
Philadelphus coronarius, Keimpfl.
blühend 110.
Phi ly drum lanuginos., Keimpfl. 45*.
Phlox acuminata, Blütenfarbe 159.
Pholiota mutabilis 19*.
Phormium tenax, Keimpfl. 74*.
Phragmites, Blatt 89.
Phylacium bracteos., Brakteen 137.
Phyllanthus Matsumurae, Verschieb,
d. Blätter 117*.
Phyllarthron tuadagascar., Blatt 82.
Phyllocactus, Fruchtkn. 170.
Physostoma 137.
Phytelephas, Keimpfl. 48.
Phyteuma spicatum. Terminalblüte
150.
P i n u s monophylla, Brachyblast 96, 97*,
silvestris, banksiana, Brachyblast 96.
Piper, Keimpfl. 93, nigrum, Lianen 101.
P i r u s, Receptac. 169, communis, Phyllo-
tax. 93, Achseltrichome 73, Malus, Blatt
84
Pistorinia hispanica, \ erzweig. 118.
Pitcairnia pulverulenta, Corolle 155.
Frchtkn. 170.
Pithecolobium scutifer., Hülse 181.
Pittosporum, Keimpfl. 37*. 39.
Platytheca, Blatt 82*.
Plectronia pauciflora, Serialknosp.
130.
Polemonium coeruleum. Blütendi-
morph. 174.
P o 1 y g a 1 a, Phyllotax. 95. obtusata,
Verzweig. 116.
Polygonaceae, Eichen 175.
Polygonatuin Peribalanthus, Blätter
(Ruscus) 121.
Polygonum chinense, orientale, Och-
reae 70, Convolvulus, Lianen 102.
Polypodium plebejum, Haare 30. nor-
male, lycopodioides, Spreuschuppen 30.
Elmeri, Schildhaare 30.
Polyporus Sapurema. Sclerot. 24.
Pomaceae, Receptac. 169.
P o p u 1 u s, Nebenbl. 64.
Potamogeton, Bestäubng 176. Ne-
benbl. 64.
Pontederia montevid., Inflor. 146.
Portulaca, Blätter 76.
Potentilla, Calyculus 160, Receptac.
170, argentea, Blätter 39*, 78, Stipeln
65, reptans, Wurzel 53, alba, Rasen-
stock. 124.
Poterium spinosum. Tnflor. 146.
P o t h o s, Blatt 82.
P r i m u 1 a, Frchtkn. 169, farinosa, Drü*
senhaare 133.
Prunus avium, Receptac. t6q.
Psilotum, Verzweig. 32.
Psoralea aphylla, Nebenbl. 68*.
Ptei anthus, Frucht 183.
Pteris aquilina, Blätterabfall 29, ensi-
formis, Blatt 31.
R amondia, Keimpfl. 52.
R a n d i a maculata, Blätter u. Verzweig.
78*.
Ranunculaceae, Bliitendiagr. 148
Ranunculus sessiliflor., flagellif.,
Bliitendiagr. 148.
Ravenala tuadagascar. , Keimpfl. 44.
R e a u tn u r i a, Frchtkn. 169*. 172.
Remusatia vivipara, Brutknosp. 133.
Reseda odorata, Blütenteilng 60.
Retama Retarn, blattlose Aste 93.
Rhamnus alpina, Phyllotax. 93, cathar-
tica, Blütendiagr. 150.
R h e u in, Eichen 175*.
Rhinopetalum Karelini, Infi. 142.
216
Rhiz o m o r p h a setiformis 23.
Rhoeadales, Blütendiagr. 151.
Rhynchospora nitida, Ligulen 64,
71*.
Ribes sanguineum, Bliitenfarbe 160.
Rochea, Blütendiagr. 148.
Roella reticulata, Fruchtknot. 17 1*.
Roemeria hybrida, Blütendiagr. 150.
Rondeletia erythroneura, Terminal-
blüte 150.
Rosa, Nebenbl. 64, Receptac. 169, canina
Keimpfl. 37*, 39, Nebenbl. 65.
Rourea erecta, Corolle 158.
Rubia tinctorum, Nebenbl. 68.
R u p p i a, Gynophor 155.
Ruscus, Phyllokladien 122*.
Saccocalyx satureioides, Frcht 157.
Salix, Achselknosp. 129, amygdalina,
Blattdichotom. 58*.
Salvia pratensis. Blütendimorph. 174.
Sapindaceae, Blütendiagr. 149.
S a p i n d u s, Lianen 106.
Sarothamnus, Stengelkanten 61, Sa-
men 180.
Sarracenia purpurea, Blatt 86,
Frchtkn. 162.
Sassafras offic., Blatt 84.
Saxifraga, Bestäubung 177, Cotyle-
don, Terminalblüte 150, sarmentosa,
Terminalblüte 155, porophylla, Tricho-
me 134.
S c a b i o s a, Trichome 134.
Schizopetalum Walkeri, Keimpfl.
38.
Schweigeria fruticosa, Serialknosp.
131.
Sciadopitys, Keimpfl., Blätter 120.
S c 1 e r i a oryzoides, Blatt 73.
Scrophularia nodosa, Knolle 124.
Secale cereale, Aufblühen 139, Frchtkn.
163.
Sedum, Blütendiagr. 148, Telephium,
Wurzel 55*.
Selaginella, Ligula 32, Wurzel-
träger 53, convoluta, Wurzelträger 33.
S e m e 1 e, Phyllokladien 121.
Semper vivum, Terminalblüte 151,
Blütendiagr. 148.
S e r j a n i a, Lianen 99*.
Sesleria coerulea, Fruchtkn. 164.
Shorea compressa, Nebenbl. 178.
S i 1 e n e, Frucht 157, Frivaldskyana, In-
flor. 138. Otites, Blütendimorph. 174,
dichotoma, Inflor. 138, 142*.
Sisymbrium polycerat., Tnfl. 148.
S m i 1 a x, Ranken 72. Lianen 103. leuco-
phylla, Ranken 73*.
Smyrnium perfol., Keimpfl. 38.
Solanum Dulcamara, Lianen 102, ni-
grum, Verschieb, d. Tochterzvveige 1 1 6.
Spart ium spinosum, Dornen 123.
Spathodea campanulata, Kelch 156*.
Sphagnum fimbriatum, Verzweig. 26*.
Sphenophy llum, Verwandtsch. 35.
Spin if ex squarros., Rhizom 109.
Spiraea Ulmaria, Inflor. 141, opulifol.,
Blütendiagr. 151.
Sporobolus pungens, Rhizom 109.
Stachys maritima 93.
Stangeria, Nebenbl. 69.
S t e 1 1 a r i a, Corolle 157.
Stephegyne tubulosa, Kelch 156*.
Sterculia, Blatt 82*.
Stigmaria ficoides, Wurzelträger 33*.
Stipa capillata, Frchtkn. 165.
S t o e b e bruniades, Inflor. 40.
Streptocarpus grandis, Blatt 89.
Streptochaeta, Keimpfl. 51-, Ligula
70, Blüte u. Frchtkn. 163, 167.
S t y 1 i d i u m adnatum, Frchtkn. 169,
Wurzeln 53.
Symphytuin, herablauf. Blätter 62.
Syringa vulgaris, Keimpfl. 39. Rhizom
123, Terminalknospe 130, Blütendiagr.
1 5 1 , Blütenfarbe 160.
Tacca cristata, Keimpfl. 50*, 52.
T a x o d i u m distichum, Keimpfl. 37.
Tecoma radicans, Lianen 100, 101.
Testudinaria Elephantipes, Keimpfl.
4 7*-
Tetradyclis salsa, einjähr. Pfl. 110.
Theobroma, Stamina 1 52.
T h e s i u m angulosuin, Stengelkanten 62.
T h i n o u i a mucronata, Lianen 99*.
T h 1 a s p i calaminarium, biolog. Arten
20.
Thrinax compacta, Keimpfl. 48*.
Thuja occidentalis, Keimpfl. 36, abfal-
lende Ästchen 110.
Thymus Serpyllum, Blütendimorph.
174, Terminalblüte 155, membranaceus.
Brakteen 150.
T i g r i d i a Pavonia. Keimpfl. 45.
Tillandsia tenuifol., Viviparie 180.
Torenia asiatica, Eichen 174.
T rachyandra, Wurzel 56.
T rachycarpus, Keimpfl. 40.
T rachymene compressa, geflügel.
Stengel 62.
T r i b u 1 u s, Frucht u. Keimung 183.
Trichosanthes Colubrina, Keimpfl.
39-
Trifolium fragiferum, Frucht, Kelch
157- . . . ,
T r i g 1 o c h i n maritimum, Keimpfl. 45*-
Tristemma, Frchtkn. 169.
Triticum repens, Rhizome 109.
Tulipa silvestris, Keimpfl. 86*.
Tunica pachygona. Kelch 156.
IT ncaria Hookeri, Inflor. 140.
Urtica dioica. Wurzel 53.
217
Utricularia, Blatt, Blasenschläuche
86.
V a 1 e r i a n a dioica, Blütendimorph. 174.
Val Iota, Kollateralknosp. 131.
Vangueria verrucosa, Inflor. 146.
Veratrum nigrum, Inflor. 139.
Veronica, Blätter 80, hederaefolia,
Samen 179*.
V i c i a grandiflora, narbonensis, Blätter
84.
V i n c a, Inflor. 146.
Vincetoxicum offic., Lianen 102.
Viola, Samen u. Ameisen 180, delphi-
nantha, Nebenbl. 67, calaminaria, biol.
Arten 20, hirta, Blütezeit.
Viscum, Terminalknospe 130, album.
Variation.
V i t i s, Lianen 104, 108, gongylodes,
Knollen 125.
Weinmannia, Serialknospen u. Inflor.
130.
Welt r ich ia mirabilis 135.
Welwitschia, Narbe 137, Keimpfl.
38.
W i 1 1 d e n o w i a teres, Staubgef. 161.
William sonia 135.
W i s t a r i a chinensis, Lianen 102*.
Xanthoceras sorbifol., Blütendiagr.
149.
Xanthorrhoea hastilis, Keimpfl. 44.
Ximenesia, Nebenbl. 66.
Yucca quadricolor, Keimpfl. 41, 42*.
*anonia macrocarpa, Samen 179.
Zea Mais, Fruchtkn. 164.
Zeugites Pringlei, Blätter 70*.
Z i z a n i a aquatica, Keimpfl. 50*, Li-
gula 70, Frchtkn. 165.
Zollikoferia arb., Inflor. 146.
Zygnemaceae, Fortpflanz. 23.
Zygophyllum Simplex, Staubfäden
173, Stamina 152*.
Sachregister.
Abnormität 17.
Abortierung d Hochblätter 138, 141.
146.
Achse 96.
Achselknospen 128. 129.
Achsendomen 123.
Achsenträger bei d. Farnen 32.
Acvklie 148.
Adelphien 152.
adossierte Stellung d. Blätter 128.
Algen 19 1.
Algen u. Pilze in der Evolution 24.
Ameisen vertragen d. Samen 180.
Angularblatt 26, 1x2.
Anlegung d. Achselknospen 129.
Ansatzstück d. Blätter 80.
Antheren 162.
Antherozoiden 176.
Anthropoiden 198.
Anwachsung d. Blütentrauben 116.
Anwachsung u. Verschiebung in d
Blütentraulxen 142.
Apogamie bei d. Pilzen 18, 23.
Arrhenius 192.
Art-Begriff 191.
Ascidie 60.
Atom 192.
Aufblühfolge in d. Traube 139.
Augustin 195.
Ausreifungszeit d. Früchte 184.
Autogamie 177.
Axillarknospen bei d. Palmen 109.
Bakterien (autotrophe) 191.
Bestäubung 176.
Biologie 5.
biologische Arten 20.
Biophor 188.
Bioplast 188.
Blatt 57.
Blattform 77, 78, 80.
Blattform bei d. Famen 31.
Blattknollen 88.
blattlose Stengel 61.
Blattpaare ungleich entwickel. 78.
Blattquirle 94.
Blattstellung abnorme 94.
Blätter d. Gramineen u. Cvper. 70.
Blätteraibfall 79.
Blätterabfall bei d. Famen 29.
Blüte 135.
Blüte d. Gymnospermen 135.
Blüte d. Angiospermen 137.
Blütendiagramm 148.
Blütenfarbe 19, 178.
Blütenstand 137.
Brachyblaste d. G. Pinus 96.
Brakteen 137.
Brutknospen 132.
Calvculus 160.
Caryopsen 182.
Chalazogamie 7.
Charophyten 25.
219
Chemie 193.
chemisch-psychische Idee d. Evolu-
tion 192.
Cryptogamae vasculares 27.
Cyanophyceen 191.
Dichasium 1x6, 138, 141, 142.
Dichotomie bei d. Palmen 112.
dichotomische Teilung d. Blätter 58.
diluvialer Mensch 198.
Dimorphismus in d. Blüte 173.
Dimorphismus in d. Früchten 184.
doppelspreitige Blätter 61.
Dorsiventralität der Gramineeninflo-
reszenzen 138.
Drüsenhaare 134.
Eichen 174.
einjährige Monokotylen 110.
Element 192.
Embryo 178.
Embryo d. Juncaceen 46.
Evolution 185.
Experimentalbotanik 8.
Experimentalmorphologie 5.
Färbung d. Corolle 1 58.
Farne u. Cycadeen 135.
Frucht 178.
Früchte bei d. Keimung 183.
Fruchtaufspringung 182.
Fruchtdimorphismus 184.
Fruchtknoten 162.
Fruchtknotenadaptation 149.
Fruchtschuppe d. Abietineen 13t).
Funiculus 175.
Gefiederte Blätter 81.
geflügelte Stengel 61.
Gemmulen 188.
Geschlechtssonderung in d. Blüte 174.
geteilte Blätter 82.
Gliederung d. Kaulome 93.
Goebel 4, 10, 16.
Goethe 14, 15, 185, 196.
Gramineenfruchtknoten 162.
Gynophor 155.
Haftwurzeln 100.
Haarbildung bei d. Gramineen 133.
Heterophyllie 84.
Hilum 179.
Hochblätter 137.
Hochblätter bei d. Gramineen 137.
Hülse 181.
Hypnotismus 188.
Inflorescentia 137.
Kant 196.
Keimblätter d. Dikotylen 40.
Keimpflanze 36.
Keimpflanze d. Gräser 50.
Keimpflanze d. Palmen 47.
Keimpflanze d. Monokotylen 40.
Keimpflanze d. Dikotylen 38.
Keimpflanze d. Koniferen 36.
Kelch 1 56.
Kleistogamie 177.
Knollen 124.
Knospen am Hypokotyl 131.
Kommissuren 162.
Konnektiv 161.
Köpfchen 140.
kosmische Evolution 194.
krautige Holzpflanzen 1 10.
Kristallkörper 133.
Kryptogamen 18.
Kulturversuche 190.
220
Lebensdauer d. Pflanzen no.
Lemuria 197.
Lianen 96.
Lianen, Morphol. u. Anatom. 106.
Ligula 64, 71.
Ligula oder Lingula d. Selaginella 32.
Ligula d. Gräser 70.
Ligularbildungen in d. Blüte 171.
M ammut 198.
Materialismus 185.
Metamorphose bei d. Blättern 85.
Metaphysik 196.
Metempsychose 195.
Mikropyle 174.
Mikroskop 6.
Mimikri 190.
monofaciale Blätter 74.
Moose 25.
Morphologie 3, 9, innere 3.
Muscineae 25.
IVabelstrang 175.
Nachahmung 189.
Naras 103, 120.
Narben, ihre Zahl 164.
Nebenblätter 64, bei Famen 31.
Nebenblätter u. Blatt in gegenseit
Entwickl. 67, 69.
nebenblattartige Gebilde 66.
Nervensystem 187.
Nuss 181.
Ochrea oder Oorea 69.
Ovulum 174.
Palingenese 195.
Palmenblätter 73.
Pangenen 188.
Pantheismus 185.
Parthenogenese 176.
Paracorolla 172.
Pelorien 155.
periaxiales Holz 107.
Pericladium 171.
Pflanzenseele 185.
Phvllodien 77.
Phyllokladien bei d. G. Ruscus 121,
bei a. Cacteen 120, bei d. Grami-
neen 120.
Phyllotaxis 93.
Physiologie 6, 11.
Pilze 18, 191.
Planeten, organ. Evolution 189.
Plastiden 188.
Plastik d. Blüte 154.
Pneumatophoren 55.
Polyembryonie 177.
Polymerie u. Oligomerie in d. Blüte
I5I-
Prothallium d. Farne 27.
Pseudostipulae 70.
Psyche 185, 195.
psychische Energie 186. 194.
Ranken 72. 104.
Ranken bei d. Cucurbitaceen 120.
Rankenpflanzen 104.
Rasenstock 124.
Receptaculum 118, 169.
reitende Blätter 74.
Rhizome der Gräser 109.
Rotang 100.
Same 178.
Schließfrucht j8o.
Schraubei 138.
Scyphien 60.
Serialknospen 130.
Serialsprosse in d. Inflor. 147.
221
Sklerotien 23.
Spreizklimmer 98.
Spreuschuppen d. Farne 30.
Staminodien 156.
Staubblätter 161.
Staubblätter, dedoubliert 151.
Staubfädenanhängsel 173.
Stipeln 64.
Stipeln bei d. Cvcadeen 69, bei d.
Farnen 31.
Stoff 192.
Sympodium 79, 119, 144.
Teilung d. Pdätter u. d. Achse 60.
Teilung d. Blüte 60.
Terminalblätter 96, 12 1.
Terminalblüte 139, 150.
Terminalknospe 130.
Testa 179.
Thallophyten 18.
Torsion d. Lianen 107.
Tracheen in d. Lianen 107.
Traube-Beendigung 155.
Trichome 133.
Ursprung d. Menschen 197.
Ursprung der Organismen 192.
Variation 17.
vegetative Vermehrung d. Pflanz. 132.
Verdomung d. Blätter 89.
Vergrünung 17, 157.
verkettete Rhizome 118.
Verschiebung d. Tochtersprosse 116,
lI7-
Verwachsung u. Verschiebung 117.
Verzweigung d. Moose 26.
Verzweigung d. Palmen 112.
Vitalismus 185.
Vorblätter 160, 171.
Vries 190.
Wickel 138.
Wille 188.
Windepflanzen 101.
Wurzel 52.
wurzelartig angepaßte Blätter 8p.
Wurzelknollen 54.
Wurzelträger d. Farne 32.
Zentralplacenta 169. 182.
Zwiebelpflanzen 133.
Zwiebel d. Tulpe 86.
Zvgomorphie 154.
ERKLÄRUNG DER TAFELN.
Tafel I.
Fig. l.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 4—5.
Fig. 6.
Fig. 7-8.
Fig. 9— 11.
Fig. 12.
Fig. 13.
Fig. 14.
Hakea acicularis Kn. Keimpflanze in natürl. Grösse; Keimblätter am
Grunde geöhrt und in der Achsel Sprosse treibend.
Tigridia Pavonia Ker. Keimpflanze, schwach vergr. ; k) Hauptwurzel, h)
Hypokotyl, c) Keimblatt, L') das erste Laubblatt.
Ravenala madagascariensis Gm. Keimpflanze, schwach vergr.; £) Haupt-
wurzel, c) Keimblatt, seitlich zerschlitzt (*), /') das erste Laubblatt, h)
Haustorium, /) Testa, e) Endosperm.
Doryanthes Palmeri Hill. Keimpflanze in natürl. Grösse; c ) Keimblatt,
l') das erste Laubblatt, k) Hauptwurzel.
Anthurium Pohlianum Engl. Keimpflanze, vergr.; c ) Keimblatt, /') das
erste Laubblatt, k) Hauptwurzel.
Ludovia crenifolia Dr. Keimpflanze in zwei Stadien; c ) Keimblatt, o ) die
Achse, l\ l") das erste und zweite Laubblatt.
Welwitschia mirabilis Hook. Keimpflanze in natürl. Grösse; ä) harte,
äussere Samenschale, s ) innere Samenhaut (Testa), h ) Hypokotyl, c ) Keim-
blätter, e) Endosperm, h‘) Haustorium, k) Hauptwurzel.
Araucaria excelsa R. Br Keimpflanze in natürl. Grösse; h Hypokotyl,
k) Hauptwurzel, c) 4 Keimblätter, ä) die ersten Laubblätter, b) Seitenknospen.
Araucaria brasiliana Lamb. Keimpflanze in natürl. Grösse: k) Haupt-
wurzel, h ) verdicktes Hypokotyl, c) Keimblätter, e) Endosperm.
Taxodium distichum Rieh. Keimpflanze, schwach vergr , mit 4 Keim-
blättern.
Fig. 15. Cunninghamia sinensis R. Br. Keimpflanze, schwach vergr., mit 2 Keim-
blättern ( c ).
Fig. 16—17. Bruguiera gymnorhiza Lmk. Blüte, 17) gewimperte Petalen 2 Staub-
blätter einschliessend.
Fig. 18 — 19. Tristemma sp. (Melastomaceae). Vierzählige Blüte, mit lappig gekröntem
Fruchtknoten, 19) Durchschnitt durch den Fruchtknoten.
Fig. 20. Willdenowia teres Thnb. Monothecische Staubblätter.
Fig. 21. Calliandra brevipes Bth. Vergr. Staubblatt.
Tafel II.
Fig. 1. Nardus stricta L. Einnarbiger Fruchtknoten.
Fig. 2. Dendrocalamus giganteus Munr. Einnarbiger Fruchtknoten.
Fig. 3. Bambusa Blumeana Schlt. Zwei- und dreinarbige Fruchtknoten.
Fig. 4. Coix Lacryma L. Fruchtknoten.
Fig. 5. Hierochloa borealis R. Sch. Dreinarbiger Fruchtknoten.
224
Fig. 6.
Fig. 7.
Fig. 8.
Fig. 9.
Fig. 10.
Fig. 11.
Panicum miliaceum L. Fruchtknoten.
Cenchrus ciliaris L. Fruchtknoten.
Sesleria coerulea Ard. Fruchtknoten
Munroa Benthamiana Hack. Fruchtknoten mit zwei gezähnten Narben.
Lolium perenne L. Fruchtknoten.
Zizania aquatica L. Fruchtknoten mit einem Rudiment nach der dritten
Narbe.
Fig. 12.
Fig. 13.
Fig. 14.
Oryza sativa L. Zwei- und dreinarbige Fruchtknoten.
Secale cereale L. Fruchtknoten, unten im Durchschnitt.
Eleusine Tocussa Fr. Fruchtknoten mit einem Narbenschenkel und
einem Narbenrudiment.
Fig. 15.
Pedicularis palustris L. a) die Pflanze im März, mit abgestorbenen Ro-
settenblättern des vorigen Jahres und mit schuppenartigen Niederblättern
dieses Jahres; b) Metamorphose der Schuppenblätter in die Laubblätter (c),
d) Hochblatt.
Fig. 16.
Stemona moluccana. Zwei vergr. Staubblätter, ein derselben (£) rechts
im Durchschnitt, a) mächtige Konnektivauswüchse, c) kleinere Auswüchse,
eine Säule bildend.
Fig. 17—18. Aglaia sp. (Ceylon). Eine Blüte, a) Corolle, c) Kelch, n) napfförmig ver-
wachsene Staubfäden, zwischen deren Zipfeln auf der Innenseite die An-
theren eingefügt sind (18).
Fig. 19—20. Juncus communis E. M. Keimpflanze in zwei Stadien, c ) Keimblatt, k)
Hauptwurzel, k‘) Adventivwurzel, /') erstes Laubblatt.
Fig. 21.
Xanthorrhoea hastilis R. Br. Keimpflanze, b) Hauptwurzel, c ) Keimblatt,
/') das erste Laubblatt.
Fig. 22. Neurada procumbens L. in natürl. Grösse; k ) Hauptwurzel, s) hartes,
stacheliges Receptaculum, dasselbe rechts von unten (/), c) Keimblätter,
/') die ersten, einfachen Laubblätter, n) die Blüte, m) ausreifendes, dies-
jähriges Receptaculum.
Fig. 23. Thuja occidentalis L. Keimpflanze, kaum vergr., k) Hauptwurzel, h ) Hypo-
kotyl, c ) Keimblätter, 1‘) erste zwei Laublätter, l") Laubblätter im 4zäh-
ligen Wirtel.
Veienovsky acl nat del.
Taf I.
Ltl V Stümper, Prag-V,
Velertovsky ad nat del
L i L . V Stümper, Prag-V.
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