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ho-^i
Oöttinger Sammltmg indogermanisoher Orammatiken.
Vergleichende
Slavisehe Grammatik
von
V^cv^CA-O^^^^
Dr. (Wenzel) Vondr&k.
I. Band.
Lautlehre and Stammbildongslelire.
6ottiii9eii
Tandenboedi und Rapred)t
1906.
OalT.>BMhdnwkM«l v«b B.A.Htüb, OBfMini
Vorwort
\ Das Bedtir&is nach einer Grammatik, die das Slavische mit
den anderen tmd zwar insbesondere mit den zimächst verwandten
indoeuropäischen Sprachen erklärend zu vergleichen hätte, wird
allgemein lebhaft empfanden. Das Slay., das hier zunächst in
Betracht käme, wäre freilich das üralay., d. h. jene Sprache, welche
^ die Slaven sprachen, als sie nur einige Tausend Köpfe zählten und
"* sich noch nicht in mehrere sprachlich abweichende 2iweige getrennt
^ hatten. Das ürslay. kann aber nur aus den lebenden oder wenig-
K stens schriftlich — allerdings meist nur unyoUkommen — erhaltenen
;^ slay. Sprachen erschlossen werden. Wenn auch hiebei das Alt-
^ kirchenslay. als die älteste uns schriftlich überlieferte slay. Sprache
^ in erster Beihe steht, so darf man es doch nicht durchwegs in der
RoUe des Urslav. auftreten lassen; in mehrfacher Hinsicht kann
es sie allerdings übernehmen. Man muß also in einer ygl. slav.
Gramm, in erster Beihe doch die yorhandenen oder überUeferten
slay. Sprachen berücksichtigen, wenn man nicht den Boden unter
den Iiißen verlieren will. Wird schon dadurch die vgl. slay.
Gramm, teilweise auch zu einer ygl. Gramm, der slav. Sprachen
unter einander, so verdient sie diese Bezeichnung noch mehr, wenn
man darin vielfach grammatikalische Erscheinungen innerhalb der
einzelnen slav. Sprachen noch weiter verfolgt, als man es vielleicht
in einer vgl. slav. Gramm, erwarten sollte. Wenn dies auch hier
geschah, so haben mich dazu mehrere Gründe veranlaßt. Zunächst
halte ich die einzelnen slav. Sprachen noch nicht für so weit
bearbeitet, daß man aus ihnen ohne weiters überall Schlüsse auf
das Urslav. ziehen könnte; der Nachdruck kann demnach noch
nicht auf dieses gelegt werden, vielmehr müssen vorläufig noch die
einzelnen slav. Sprachen selbst im Vordergrunde stehen. Ich will
hier nur beispielsweise den Laut e anfüm^n, über dessen Wert
im Urslav. die Ansichten der Forscher, wie wir sehen werden,
diametral auseinander gehen. So lange man die Geschichte dieses
Lautes in den einzelnen slav. Sprachen nicht genau ermittelt hat,
kann man den weiteren Schritt, der zum Urslav. führt, nur mit
großer Unsicherheit versuchen.
Ferner zeigt es sich jetzt schon, welch' enorme Wichtigkeit
den slav. Sprachen, insbesondere dem Serbokroat. und Buss. in
akzentueller Hinsicht zukommt, da sich hier so Altertümliches
:i9
IV
erhalten hat. Aber auch das Böhmische läßt mitunter aus seinen
SuantitätsTerhältnissen auf einstige urslay. Formen Schlüsse ziehen.
8 werden nun Worte, Formen aus diesen Sprachen herangezogen,
und da empfiehlt es sich doch, daß man wo möglich auch ibren
Zusammenhang mit den übrigen slay. Sprachen erfasse. Nebenbei
bemerkt, wurde hier diesen Akzent- und Quantitätsverhältnissen
im Slay. eine größere Aufmerksamkeit gewidmet damit wenigstens
die diesbezügUchen Hauptprobleme zur Darstellung kämen. Wir
stehen zwar erst am Anfang dieser Forschung, aber schon jetzt
ist es klar, daß sie uns ein ungeahntes Licht auf so manche dunkle
Punkte der ygl. Grammatik werfen wird. Die slay. Sprachen
müssen hiedurch eine große Wichtigkeit in der Sprachforschung
erlangen. Diese hätte ihnen eigenthch schon früher zugesprochen
werden sollen, selbst wenn man z. B. nur auf ihre syntaktischen
Verhältnisse Rücksicht nehmen wollte.
Gern hätte ich noch intensiyer, als es hier geschehen ist, die
einzehien slay. Sprachen, herangezogen, aber der Umfang des
Buches wäre zu sehr angewachsen und in dieser Hinsicht durften
gewisse Grenzen nicht überschritten werden. Am meisten mußte
natürlich noch das Altkirchenslay. berücksichtigt werden. Wird
bei einem Worte die Proyenienz sonst nicht nsüaer bezeichnet, so
ist es in der Begel altkirchenslay. (bez. kirchenslay., worüber in
der Einleitung) und in solchen Fällen meist auch urslay. Wo es
notwendig ist, werden die fürs Urslay. erschlossenen Worte und
Formen, die yon der Überlieferung abweichen, mit * bezeichnet.
BezügUch der Abkürzungen merke man: aksl. » altkirchenslayisch;
b. = böhmisch (ab. = altböhmisch und analog auch in den weiteren
Fällen); bg. » bulgarisch; ka§. = kaäubisch; klr. siehe bei r.;
kr. = kroatisch; ksl. = kirchenslayisch; ns. = niedersorbisch;
OS. = obersorbisch; p. = polnisch; r. = russisch (gr. = groß-
russisch, klr. = kleinrussisch oder ruth. = ruthenisch, wr. —
weißrussisch); s.-kr. — serbokroatisch (in den ersten Bogen ist
der Verbindungsstrich einigemal unterblieben, hoflfentlich wird in
diesen Fällen das skr. nicht als ,8anskrit' gelesen werden), sonst
bezeichnet s. — serbisch im Sinne yon serbokroatisch, nur in der
Akzentlehre ist es enger aufzufassen (im Sinne des Stokayischen).
Durch diese einfache und harmlose Abkürzung mit s. wollte ich
natürlich keinen staatsrechtlichen oder wie immer gearteten Kon-
flikt heraufbeschwören: sie kam nur aus BequemUchkeit zur An-
wendung. In Überschriften und mitunter sonst auch werden leicht
yerständliche Abkürzungen wie z. B. poln., böhm. u. s. w. gebraucht,
sie bedürfen, wie auch andere, nicht der Erklärung.
Wien, den 12. Oktober 1906.
W. Yondr&k.
Inhaltsverzeichnis.
Seite.
Einleitung 1
I. Südslav 2
1. Balgarisch 3
Altkirchenslay 3
2. Serbokroat 5
3. Slovenisch 6
II. BuBsisch 6
III. Westslavisch 7
1. Polnisch 7
2. Polahisch 8
3. Sorbisch 9
4. Böhmisch 9
Zar Aussprache der slav. Laute 11
Einteilung der Grammatik 12
Laaüehre.
Vokalismus.
Ursprung und Bestand der urslav. Vokale 13
Reflexe der einfachen Vokale 13
Beflexe der Diphthonge 14
Kurzdiphthonge 14
Langdiphthonge 17
Bestand und Einteilung der urslav. Vokale 19
Lange und kurze Vokale 20
Die palatalen (oder weichen) Vokale: i, t, e, e {{) 20
Labialisierte Vokale 23
i 24
Veränderungen des i im Slaviscben 30
Berührungen zwischen t und den e-Lauten 31
e 32
Ursprung und lautliche Geltung 32
Die kurzen «-Diphthonge 39
Verdumpfung des « zu o 39
e im Anlaute ^ 48
e 51
Ursprung und lautl. Entwickelung 51
Veränderungen des e auf slav. Boden 58
e im Anlaut 63
Veränderungen des e in den einzelnen slav. Sprachen . . 66
a 76
Ursprung des Lautes 75
Veränderungen des a auf slav. Boden 79
o ,--: 80
Ursprung des o , 80
VI
Seit*.
Yerändernngen des o auf slav. Boden 84
Assimilation 87
0 geht in u über 89
Labialisieriing des o 90
Dehnungen des o 93
Wechsel zwischen o and a 94
u 95
Ursprung des Lautes 95
Veränderungen des u auf slav. Boden 100
V 101
Graphische Darstellung, lautlicher Wert des y .... 101
Umlaut des y zu i ' 111
Veränderungen des y auf slav. Boden 112
Die nasalierten Vokale ? nnd q 114
Sprachgeschichtliches 114
Inlaut 115
Auslaut 122
Wechsel zwischen q und u im ürslav. liautphysiologische
Bemerkungen 126
Die Nasale und ihre Reflexe in den einzelnen slav. Sprachen . 131
Die Halbvokale s und » 134
Lautliche Geltung 134
Ursprung der Halbvokale. Das s 136
Ursprung des b 139
Schwund der Halbvokale 144
Vertretung der Halbvokale durch volle (Vokalisation) .... 144
Übergang des » in » 149
Umlantserscheinungen bei den Halbvokalen 150
Die trz>t', trtt-, tkt- und <fo<-Gruppe 152
Beflexe der Halbvokale in den einzelnen slav. Sprachen . . . 153
Ablaat 157
a) Quantitativer Ablaut 158
Dehnstufe und Dehnung überhaupt 164
b) Qualitativer Ablaut . . . ' 168
Ablautsreihen 173
Verteilung der Ablautsstufen 174
VokalassimilaHon (Umlaat) 177
Kontraktion 179
Hiatus 179
Vokalischer Anlaat 180
Auslaut 187
Akzent und Quantität 187
Intonation (Silbenakzent, Tonqualität). Ursprung der gest. Int. 192
Ursprung der geschleiften Int 195
Durch Intonation bedingte Akzentgesetze 197
Das Verhältnis der slav. Int. zur lit. MutmaBliche Begründung
ihrer Einwirkung auf den Akzent 205
Intonation kurzer Vokale 208
Quantitätserscheinungen allgemeineren Charakters ..... 212
Einzelsprachliche Dehnungen 214
Serbokroatisch 221
Slovenisch 232
Bulgarisch 238
Russisch 239
Polnisch 240
Polabisch 243
Böhmisch 243
vn
Seite.
Konsonantismus.
Uraprang and Bestand der slav. Konsonanten 260
Erwcicliang (Palatalisiernng oder Monilliernng) der Konsonanten . . 255
Die Qnttnrale k, g, eh 258
Veränderangen der Gatturale 261
Gruppe kt 270
Einige Konsonantengrappen mit k 271
Spatere Erweichang der Gutturale 272
Die Dentale ^ rf 274
Veränderungen der Dentale 275
Assimilation der Dentale 278
Dentale werden eingeschaltet 279
Palatalisierung der Dentale 280
Differenzierung der Dentale 280
Die Labiale p, h, v {m) 281
Das sog. / epentheticum 285
mj wird mh 287
Aspiration der Labiale 288
Assimilation der Labiale 288
Dissimilation 289
Die Uqnidae r und / 289
Abarten der Liquidae im 81av 289
Die ort-, oU-, ert-, eU- und die -tart-f -toU- und -tert-, -<eft-Grnppe 293
Buse 310
Polab 310
Kalub 811
Sorbisch 312
Erweichung des r, /; das r 313
Wandel und Stellungsänderung der Liquida r. Ihr Verlust . 317
liqnidadissimilation 818
Verlust des / 320
Sporadische Veränderungen des / 320
Die Nasale m, n, if (n oder nf) 320
Veränderungen des m 321
fi 323
Erweichung der Nasale 325
Andere Veränderungen der Nasale 325
Die silbisdien Uqnidae r, / und Nasale 91, t» 326
Die silbischen Liquida f , / 326
Die weiteren Schicksale des »r, »r, &/, »/ in den einzelnen slar.
Sprachen 330
Die silbischen Nasale ^, ti 335
Die dentalen Affricatae e, dz (d, dz) und dentalen Spiranten «, z (i, £) 343
Ursprung dieser Laute 343
Wechsel von palatalen und relaren Gutturallauten 347
» wird zu cA 349
A) Antevokalisches «, a) nach Vokalen 350
b) antevokalisches » im Anlaut . . « 355
c) antevokalisches « mit vorhergehendem Konsonanten . . 356
B) Antekonsonantisches s 359
Allgemeines über den Übergang des » in eh 362
Weitere Veränderungen des e, s und 8 364
Die Mlalalen Spiranten i, i, j und die palatale Affricata c {6, i, £) . 365
Ursprung der Laute 365
Phonetische Bemerkungen . . , 368
Das Mazurieren 374
vin
B«lt«.
i wird r 377
Wirkungen des .; 378
Konsonantenasslmilation 378
I. Explosivlaute allein, mit Spiranten und anderen Dauerlauten 378
II. Assimilation bei Spiranten 380
III. Nasale unter einander 383
Femassimilation von Konsonanten 383
Metathesis von Konsonanten 384
AMali auslautender Konsonanten 384
Haplolosiie 386
Sandhiersdieinungen 385
Stammbildungslehre.
Einleitung • 389
I. Bildung der
A) Mittels
Seite.
a) Die o- und a-Stämme ... 393
Suffix -o- 393
1) Maskulina . . . : . 393
2) Neutrale Stämme . . 397
Suffix -a 398
a-St&mme zur Bezeichnung
männlicher Personen . 400
Suffix 'ip' und 'ja (ans -j^i
und -jfi) und -• . . .
„ 'ij oder -»;, -ije oder -tje
und -«, -tfi oder -i;, -iJ 403
n -»», -y» -V» -»;«» -v« •
„ -q; und -jqf ....
y^ '^J
,. -q;
n 'Hi
» -»0-
„ -aoa-, 'javo' (-/ovo- und
'IjatoA 409
■ ... 410
... 411
... 413
... 415
... 416
... 416
... 417
Nominalstämme,
der Suffixe.
401
404
405
406
407
407
408
-1170- ('livO')
-ovo-
-no-
^ano-
-an/o-
'eno-
-eno-
'ino- {'ina, -tzna, 'üna) 419
422
423
423
423
424
424
424
"teltm 425
-ehm .425
-»n/o- 426
-mo- 428
'jantnO', -enino- . .
-OIM>-
-onjo-
-tfiio-
-unjo-
-yn/a (Nom. Sg. -yfii)
'ifO-
Seite.
429
429
429
430
430
430
431
431
431
432
432
433
433
433
434
434
436
437
437
437
437
437
438
438
438
438
439
439
439
439
439
439
439
439
440
440
-to (-oto) 442
-%'o- 443
Suffix 'imo' . .
-emo-, 51910-
•mano' . .
-mÄio- . .
'•amo . .
-ro' . . .
-rjo- . . .
-aro . . .
'orjo- . .
-era- , . .
'4>r0' . . .
'orjo- . .
'Uro-, 4ar0'y
-uro-, -urjo'
-yro-, -yrjik-
'iO'f 'SiO' .
(^/a) . .
-fro- . . .
'le . . .
'li und 'lija
4uk . . .
-alo' . . .
-alfO' . .
-eiO' . . .
-eff o- . .
'oio' . . .
-offo' . .
'Ukh . . .
-^0' . .
-yfo-. . .
-ybo . . .
'blo . . .
•bb'o . . .
.<Wo-. . .
-ibio-. . .
IX
Seit«.
Suffix 'iijO' 444
„ -(/o- 444
„ 'tuno' 445
., 'iueho" 445
„ 'tyrjo- 445
„ -tvo- 445
„ 'btivo 446
„ -ato- 446
„ -asto- 447
„ 'üo- 448
„ 'OvUh 449
„ -Mto- 449
„ -atjo- 450
,, -oto-, -e^o- 450
„ -J>to- 450
„ 'bto' 451
„ -z^i- (-»Q 451
„ 'Uto^ 451
„ -y<o- 451
„ 'äjo' 452
„ -avU 453
„ 'do' 453
„ 'oda, -ada {-Jada) . . 454
„ 'tda ....... 454
„ '»da 454
„ -edo 454
„ 'udo- 454
„ -da (Adverbia) . . . 454
„ 'de (Adverbia) . . . 454
„ -qJii, 'qde (Adverbia) 456
„ -pO' 455
„ 'ba 455
„ -Äo- 456
„ -ce- {-CO-) 457
„ 'Ce- {'CO') 457
„ 'OkO' 457
„ ->Äo- 458
„ -ace- {-aco-) .... 459
„ -eko- 459
„ '€€€' {'€€0') .... 459
„ -eee- (-eco') .... 459
„ -oko- 459
„ 'oce- (-oco-) .... 460
„ 'iko- 460
„ 'ide {'ico-) 462
„ 'ice l-ico') 462
„ -mA»-, {'Juko-) ... 463
„ 'Uce- (-«CO-) .... 463
„ -yko' 463
„ -yce- (-yco-) .... 464
„ -»A;o- 464
„ '»ko- 465
„ 'bce- {'bco') .... 466
„ -itko- 468
„ -»»*o- 469
„ -unk i'unk, -unek), -unek 470
„ -go' 470
b)
Seite.
Suffix 'U' (-Xo-) 470
„ 'Ogo-, 'Jago' .... 470
„ -ego- 471
„ -«&- (-eiot) .... 471
„ -^o- 471
„ -frfze- (-^ixo-). . . . 471
„ -ego'^ 'ogo' .... 471
» 'igo' 471
„ -ogO' 472
„ 'C^O' 472
„ -u^o-, 'jugo- .... 472
„ -nie- iruio') .... 472
» -ygo' 473
„ 'inga- 473
„ -d«t/*fl- 473
„ -w- 473
„ -eho' 473
„ -'*- {'io') 474
„ '090' 474
„ -aeho' 474
„ 'üiB' ('üio') .... 476
„ -«cÄo-, 'jteho' . . . 475
„ -«ie- (-«#£>-) .... 475
„ -wo- 476
„ -tcho- 475
„ -!#«- (-lio-) 475
„ '090' 476
„ 'oeho- 476
„ -089' {'OSO-) .... 476
„ 'U90' 476
„ -ucho' ('jucho') . . . 476
„ -tt«>- i-uio') .... 477
„ -y«o- 477
„ 'yeho' 478
„ -yie- i-gso') .... 478
„ -wrÄo-, 'bcho' .... 478
i-Samme 478
Suffix -» 478
„ -n» 480
,, -arib 481
„ -etib 481
„ -»«6 481
„ -n> 481
„ 'h {'8h) 481
,, -li i'le) 482
„ -«/» 482
„ -elb 482
„ 'tb 483
„ -etb, -edb 483
„ '09tb 483
„ 'tvb 484
„ 'i^b 484
„ 'Otbf 'Utb 484
„ 'yatb 484
„ 'Ju9tb 484
„ 'db 484
„ '^b 486
Mte.
Suffix -jadt 485
„ -ycb 485
„ -alfo 485
„ 'izh 485
„ -oh 485
4 Die u-Stämme 485
Suffix -nii- 486
„ -tu 486
d) Die ä-Stlmme 487
Suffix -<y, -for- 489
e) Die Iconsonantischen Stämme 489
Die n-Stämme 489
Suffix -«n 489
„ -jjwi-, p«- 490
„ -men- 490
Suffix -er- und -<ar- (-te^) 491
-t 492
-nt 492
-^- 493
-€8' 494
'jea- 494
-!*««- 496
B) DuFeh Reduplikation gebildete Nomiiialstämme .... 497
C) Durch Komposition gebildete Stämme 499
Akzentregeln bei der Komposition 504
II. Bildung der Verbalstämnie.
Wurzel als Stamm 506
o- und «-Stämme 507
>-St&mme 508
Zweisilbige schwere Basen 509
Nasalstämme 510
-to-Stämme 513
-A>-Stämme 513
-<o-Stämme * 514
-Bko- und -<Ao-Stämme 514
Stämme auf -<f/o-, -if/e- 514
Stämme der IV. Konjugation 515
„ V. „ 516
Stamm „VI. „ 519
WOFterverzeiehnis 522
Naehtrftge und Beriehtigrungen 532
Einleitung.
über die verwandtschaftlichen Verhältnisse der einzelnen slav.
Sprachen kann man im allgemeinen sagen, daß dieselben meist
auch der geographischen Lage entsprechen, d. h. die unmittelbar
benachbarten sind in der Regel auch mehr verwandt. Hierin
weicht das Russ. in seinem Verhältnisse zu dem unmittelbar
benachbarten Westslavischen ab, indem es sich mehr dem Südslav.
(spez. Bulg.) nähert Da wir femer fast überall allmähliche Über-
gänge bemerken, so ist eine Einteilung in Gruppen mit scharf
ausgeprägten Grenzen schwer, ja, mitunter geradezu unmöglich.
Schon Dobrovsk^ machte den Versuch einer Einteilung der
slav. Sprachen in seinen berühmten 3>Institutione8 linguae slavicae
dialecti veteris«. Vindobonae 1822 pag. Illsequ. Hier ging er
von einer Zweiteilung aus: zur einen Gruppe rechnete er
Böhm.-Slovak., Sorb. und Poln., die übrigen, soweit er sie berück-
sichtigte, zur zweiten. Man würde also von einer westlichen, bez.
nordwestlichen und einer süd-östlichen Gruppe sprechen können.
Die Scheidungsmerkmale sind heutzutage freilich nicht mehr
stichhaltig, aber etwas kann davon doch bleiben.
Bei der Gruppierung der slav. Sprachen macht zunächst das
Russ. Schwierigkeiten. Einzelne Sprachen, wie Böhm. Poln. mit
KaSubisch, Sorb. und das ausgestorbene Polabische lassen sich
ganz gut als eine Gruppe auffassen, also etwa westslav.; das-
selbe gilt auch von Bulg., Serbo-kroat. imd Sloven., die auch für
sich eine Gruppe bilden; diese kann man südslav. nennen. Das
Russ, nähert sich nun dem Südslav. durch den beweglichen Ak-
zent, der in den westslav. Sprachen fix ist. Der bewegliche
Akzent war zwar einst allen slav. Sprachen gemein, aber bei der
Charakterisierung der Sprachen müssen auch solche nur noch
teilweise erhaltenen Merkmale berücksichtigt werden, da man
Vondrftk, Vgl. dav. Qnmm. I. 1
daraus häufig schließen kann, daß die betreffenden Sprachen bei
ihrer bist Entwickelung länger mit einander gingen und daher
offenbar auch mehr verwandt sind. Das sind also indirekte oder
historische Merkmale. Ein solches Merkmal ist wohl auch die
Bewahrung des sog. epenthetischen l in den Gruppen ml, bl, pl,
vi, z. B. r. zendja, slov. zimlja, serb. zhnilja (im Bulg. allerdings
auch schon verloren gegangen).
Wichtiger sind allerdings die direkten oder physiologischen
Merkmale, durch deren Aufkommen in das bis dahin einheitliche
Sprachgebiet eine fixe Trennung gebracht wird, während sich bei
den indirekten die Trennungsgrenze fortschreitend bewegen kann.
Zu solchen Merkmalen gehören in unserem Falle folgende: die
Vertreter der Halbvokale bewegen sich in den westslav. Sprachen
nur in der «-Beihe (das Slovak. bildet dialektisch mit seinem o
einen Übergang, im Böhm, hat man nur irrtümlich in gewissen
Fällen auch 0 als der Vertreter des % aufgefaßt), dagegen bewegen
sie sich im Buss. und Südslav. in der Beihe e—a — o (dialektisch
bildet auch das Sloven. einen Übergang zum Westslav.). Für das
urslav. tj, dj haben die westslav. Sprachen c, bez. z {dz) d. h. aus
; entwickelte sich ein Laut, bei dem das dentale Element (s, z)
vorwiegt. Im Buss. und Südslav. wiegt dagegen ein palatales
Element vor: russ. Cy z (nur das Weißruss. bildet hier mit seinem
westlichen Gebiete einen Übergang zum Westslav.), bulg. H, zd
<das ein tä, dz voraussetzt), serb. 6, d (gj), ein Laut, in dem d
mit z verschmolz, sloven. c, j.
Andererseits weist aber doch das Buss. einige Merkmale auf,
durch die es sich bedeutend vom, Südslav. unterscheidet. Es hält
genau die beiden Halbvokale aus einander, indem es für h ein e,
für ^ ein' o hat imd fällt insbesondere durch die tarot-, toloU und
teret-, ^/«^Gruppe auf, wofür im Südslav. trat, tlat, trit, tUt vor-
kommt. Das Nähere wird darüber bei r, l mitgeteilt werden.
Es. empfiehlt sich daher, daß Buss. von dem Südslav. zu trennen
und als eine eigene Gruppe zu behandeln. Auf diese Art erhalten
wir drei Gruppen: I) das Südslav., II) das Buss., III) das West-
slav.
I. Das Südslav. kennt in der Begel nicht die Erweichung
des d, t, n vor einem i (auch nicht vor e, e), was wir im West-
slav. und Buss. finden. Auch das t hat keine solchen Erweich-
ungsspuren an den vorhergehenden Konsonanten hinterlassen, wie
wir sie im Buss. und Westslav. bemerken. Die Zahl der palata-
lisierteii Laute ist daher hier eine beschränkte oder sie kommen-
hier wenigstens nicht so häufig vor. Dadurch fällt das Sttdslav.
den anderen Gtruppen gegenüber wohl am meisten auf. Hierher
^hört zunächst
1) das Bulgarische, welches durch die Gruppe ät und zd
für urslav. tj und dj (i^, d%) hinlänglich charakterisiert ist. Stpäter
kamen dazu fireilich noch andere hist Merkmale, wie der Schwund
der Deklination und des In£, der übrigens auch im Serbokr. sehr
bedroht ist Nach der Behandlung des ^, der ehemaligen Nasal-
Tokale und anderer Eigentümlichkeiten unterscheidet man hier
Yerschiedene Dialekte; darunter ist die ostbg., westbg. und maced.
Oruppe hervorzuheben. Hier findet man auch Berührungen mit
dem 8-kr.
Zu der Gruppe der maced. gehorte das Altkirchenslavi-
sche, das man auch Altbulgarisch nennt (früher auch Alt-
slovenisch). Es ist jener bg. Dialekt, den die beiden Slaven-
apostel Cyrill und Method schriftlich fixiert haben, wodurch das
slay. Schrifttum begründet wurde. Das Aksl. gebrauchte noch
die beiden nasalierten Vokale und die Halbvokale nach den
Normen, wie wir sie für das Urslav. ansetzen müssen. Dazu
kommen natürlich noch die spezifisch bg. Merkmale: it, zd für
tj und dj. Man nannte fiilher die aksl. Denkmäler, deren Sprache
die erwähnten Eigenschaften aufweisen muß, »pannonisch« , weil
man damit eine falsche Vorstellung von der Heimat des Aksl.
verknüpfte. Mitunter behält man den Ausdruck ohne diese Vor-
aussetzung bei, da er aber an ein Gebiet erinnert, mit dem die
aksl. Denkmäler entweder in gar keiner oder höchstens in einer
sehr losen Verbindung standen, so ist es besser, ihn ganz über
Bord zu werfen, da er leicht zu Mißverständnissen Veranlassung
geben kann.
Die aksl. Denkmäler sind in zweifacher Schrift erbalten: in glago-
litischer, welche die arsprünglichere ist, und in cyrillischer. Zu den
glag. Denkmälern gehören: 1) Codex Zographensis, herausgegeben
von y. Jagic als »Quattuor evangeliorum codex glagoliticus olimzogra-
pbensis nunc petropolitanus. Berolini 1879. 2) Codex Marianus, eben-
falls von y. Jagic herausgegeben: Quattuor evangeliorum versionis
palaeoslovenicae codex Marianus glagoliticus. Berolini. 1883. Es ist
hier ein vollständiger Wortindex, ein groJ^er kritischer Apparat, so daß
diese Ausgabe als die beste unter allen aksl. Denkmälern bezeichnet
▼erden muß. Diese beiden Denkmäler sind Tetraevangelien. Als ein
Evangelistarium oder Aprakos erscheint 3) Codex Assemanianus her-
1»
ausgegeben in lat. Transskription von J. Crn^ic: Assemanovo izborn6
evangjelje. Y Rimu. 1878. 4) Fsalterium sinaitioum herausgegeben
yqn L. Geitler: Fsalterium. Glagolski spomenik manastira Sinai brda.
TJ Zagrebu. 1883. 5) Euchologium sinaiticum herausg. von L. Geit*
1er: Euchologium. Glagolski spomenik manastira Sinai brda. ü Zagrebu.
1882. Es ist liturgischen Inhalts. 6) Glagolita Glozianus heraus-
gegeben v.on V. Vondrak: Glagolita Clozüv. V. Praze. 1893. Es ent-
hält Homilien. Außerdem haben wir noch einige glag. Fragmente.
In cyrillischer Schrift:
1) Codex Suprasliensis herausgeg. von F. Miklosich: Monu-
menta linguae palaeoslovenicae e codice suprasliensi. Yindobonae. 1851.
Es enthält zumeist Homilien. Eine neue Ausgabe besorgte Severjanov
in Fetersburg. 2) das Sava-Evangelium oder »Savvina kniga« her-
ausgegeben von Y. Söepkin. S. Feterburg. 1903. Dazu kommen noch
einige cyrillische Fragmente.
Da die glag. Schrift schwer zu lesen ist, werden so geschriebene
Denkmäler in der Begel in cyrillischer Transskription herausgegeben.
Die aksl. Denkmäler umfassen die Zeit etwa vom X — Ende
des XI. Jhd. Von dieser Zeit an, also vom XII. Jhd. bis etwa
zum XIV. gehen die mittelbulg. Denkmäler, an die sich dann
die neubulgarischen anschließen. Vgl. P. A. Lavrov: Obzor
zvukovych i formal'nych osobennostej bolgarskago jazyka. Moskva.
1893. Dann andere Grammatiken, wie Kyriak-Cankof: Gramm,
der bulg. Spr. Wien. 1852. Wörterb. von N. Gerov: Reönik
na blgarskyj jazyk, Plovdiv. 1895-1904 (5 Bde).
Aksl. Grammatiken haben wir von A. Leskien: Handbuch
der altbulg. (altkirchenslav.) Sprache. Vierte Auflage. Weimar.
1905. Dann von W. Vondräk: Altkirchenslav. Grammatik. Berlin.
1900. Ein Lexikon von F. Miklosich: Lexicon palaeoslovenico-
graeco-latinum emendatum auctum. Vindobonae. 1862 — 1865.
Schon unter den aksl. Denkmälern findet man solche, die uns
den Einfluß einer anderen Sprache deutlich verraten (so Cod.
Mar., Glag. Cloz., Psalt. sin.). In späteren Denkmälern ist dies
natürlich noch mehr der Fall. Die ursprünglichen Denkmäler
kamen nämlich in verschiedenen Gegenden, wohin das aksl.
Schrifttum mit der slav. litiirgie (bez. mit dem Christentum über-
haupt) verpflanzt worden war, zur Abschrift, wobei dialektische
Merkmale mehr oder weniger Eingang finden mußten. So kamen
mehrere Gruppen bestimmt gefärbter Denkmäler zustande. Man
kann im allgemeinen alle jene Denkmäler, die aus dem Aksl.
hervorgegangen sind, die aber nicht mehr die oben angegebenen
Jderkmale enthalten, einfach kirchenslavisch nennen (früher
nannte man sie »nichtpannonisch«). Dieselben kann man dann^
Je nach der Sprache , deren Merkmale darin auf Kosten des ur-
sprünglichen Aksl. zum Durchbruche kommen , in verschiedene
Gruppen einteilen: mittelbulg.-kirchenslaYisch, serbokr.-ksl., russ.-
ksL, böhm.-ksl.
Es muß aber noch bemerkt werden, daß das Ksl. bei den
Südslaven und R bis in die neuere Zeit mehr oder weniger das
sprachliche Mittel zu allen literarischen und anderen schriftlichen
Betätigungen abgab. Ejs dauerte lange, bis man sich für die
betreffenden heimischen Idiome entschied und selbst auch diese
Reformen waren in der Regel von heftigen literarischen Kämpfen
begleitet
2) Das Serbo-Kroatische. Die Halbvokale sind durch a
vertreten (was wir sonst nur zum Teil und unter bestimmten Be-
dingungen im Sloven. finden), für urslav.^' haben wir hier 6 und
für dj ein d (gj, selbst auch j). Je nachdem, wie das Wort für
,was' ausgedrückt wird, unterscheidet man hier einen ito-kavischen,
^o-kavischen und Ara;-kavischen Dialekt: der erste umfaßt das
südUche und östliche Sprachgebiet, der zweite die Küste und die
dalmatinischen Inseln und der dritte den nordwestlichen Teil des
Gtebietes. Die nationalen Namen ,Serben* und ,Kroaten' be-
schränkten sich ursprünglich auf ein engeres Gebiet und heutzu-
tage kann man nicht sagen, daß sie in dem jeweiligen dialektischen
Gebiete ganz ansehen. So deckt sich »gtokavisch« nicht ganz
mit dem Gebiete, den die Serben als Nation einnehmen und
»iakavisch« umiSEißt nur teilweise das Gebiet der Kroaten. Den
letzteren wollten einige Sprachforscher auch das kajk. Gebiet ab-
sprechen und es den Slovenen, die ja ebenfalls Kajkavcen sind,
zuteilen, aber ein solches Vorgehen wäre nicht berechtigt. Das
öak. hat noch einen unverschobenen Wortakzent, der sich zum
großen Teile mit dem Russ. deckt und daher als urslav. aufgefaßt
werden kann ; für dj hat es ein j (also wie das Slov.). Im Stok.
ist der Akzent nach bestimmten Regeln verschoben, für dj finden
wir hier ein d. Nach den Reflexen des urslav. e unterscheidet
man ebenfalls drei dialektische Gebiete, die aber auch das Stok.
erfassen, nämlich als^> (im Süden, Hercegovina), als e (östlich),
als i (westlich). Im Westen wurde der ;VDialekt zur Schrift-
sprache erhoben, im Osten (Serbien) dagegen der e-Dialekt. Die
Unterschiede sind allerdings minimal, sie kommen meist in der
Schrift zum Ausdrucke: hier cyrillisch, dort lateinisch.
6
Wir haben hier vortreffliche Arbeiten des Daniöic: Istoria
obhka (Histor. Formenlehre). U Biogradu. 1874. Weiter: Srbska
sintaksa. 1868. Wichtig ist auch: Rjeönik knji^evnih starina
(Wörterbuch der älteren Sprache). U Biogradu. 1863—1864
(3 Bde). Seine »Srpska gramatika« ist in zahlreichen Auflagen
erschienen. Weiter muß auch P. Budmanis Orammatica della
lingua serbo-croata (illirica). Yienna. 1867. angeführt werden.
Ein vortreffliches Lexikon mit Akzentbezeichnung haben wir von
St Vuk Karadiic^ Lexicon serbico-germanico-latinum. Yindo-
bonae. 1862, in dritter Auflage in Belgrad. 1898.
3) Slovenisch hat für den einstigen Nasal 9 ein 0, wo*
durch es unter allen slav. Sprachen , die die Nasale aufgegeben
haben, bedeutend absticht: röka ,die Hand', serb. rika, russ. ruhd^
aksl. rqka. Das urslav. ^ bekommt hier bis auf einzelne dialek-
tische Gebiete (Kärnten) eine geschlossene Aussprache (f), was
eine sekundäre Erscheinung ist Für dj haben w hier j: meja^
rojen (im kroat«kajk. medja, ätok. meda) und für tj ein d: noöy
aveda. Bei kurzen Silben ist nur eine Art des Akzentes, bei
langen eine zweifache zu unterscheiden. ,Was' heifit hier kaj^
wodurch der Anschluß an das kroat-kajk. hergestellt wird.
In dialektischer Hinsicht kann man das südl. und westL
Gebiet, wo unter dem langen Akzente % zu a wiu'de, dann ein
östL, wo es zu e wird (Anschluß an das Westslav., siehe oben
und weiter unten bei den Halbvokalen), unterscheiden. Eine
halbwegs befriedigende Grammatik haben wir hier nicht, wohl
aber eine Anzahl von kleineren, so z. B. von Jos. Suman:
Slovenska mluvnica. Ljubljana. 1881. Seitdem Yaljavec, der
so viel Mühe auf die Erforschung des Slovenischen (insbesondere
auch in äkzentueller Hinsicht) verwendete, und Oblak gestorben
sind, scheinen die grammatikalischen Arbeiten etwas ins Stocken
geraten zu sein. Wohl müssen wir hier jene des unermüdlichen
P. Skrabec speziell hervorheben. In lexikalischer Hinsicht sind
wir besser daran. Der von M. PleterSnik herausgegebene
»Slovensko-nemöki slovar«. V Ljubljani. 1894—1895 (2 Teile^
mit Akzentbezeichnungen) verdient hier rühmlichst hervorgehoben
zu werden. Das Zustandekommen einer entsprechenden bist.
Grammatik sdlte man sich zu einer nationalen Aufgabe machen.
II. Das Bussische. Seine Charakteristik ist oben S. 2
gegeben worden: für die Halbvokale 0 und e, dann die torot^
toloU und ter€t-f ^e^^-Gruppe. Über 0- im Anlaut statt des ^>
e- der anderen slav. Sprachen siehe weiter unten bei e. Auf
einem so groBen sprachlichen Qebiete. sind auch vieie Dialekte
zu erwarten. Man kann hier 3 Grnppen. unterscheiden: 1) das
GroBruäs., 2) das Kleinr. und 3) das Weißross. Das Großr. unter-
scheidet zwischen i und y (ak urspriingliGhe laute) und zerfällt
zunächst in zwei große Gebiete: das nördliche, wo o seine Aus-
sprache Yor dem Akzente behält (okayjMäna)/ das südliche, wo es
als a ausgesprochen wird (akavätma, auch in der Schriftsprache).
Das Nordgrofir. hat auch dort o, wo a sein sollte, es hat femer
altertümliche Formen und wird langsamer gesprochen; hier kommt
der sekundäre Voll-Laut vor: moUmtQa, veteba, verjedi u. s. w.
Im Eleinruss. wuide o und e in geschlossenen Silben gedehnt;
ersteres führte, zu einem harten, letzteres zu einem weichen i-
Laut (über die Zwischenstufen siehe bei e). Wenn hier e zu
einem weichen t. wurde, so werden wir diesen Vorgang auch auf
großr. Gebiete antreffen, g wird zu h. Vom philologischen
Standpunkte aus kann man wegen den oben angegebenen Haupt-
merkmalen nicht daran zweifeln, daß es als eine russ. Dialekt-
gmppe aufge&ßt werden muß. Ln Weißr. wird unbetontes e zu
ja. Mit dem Elleinr. hat es A st ^ und f^ st v gemein, sonst
sdüießt es sich in grammatikalischer Hinsicht an das Südgroßr.
an (hat also auch das »akanie«, scheidet y von i). Im Osten
wird de,M zu de, ie, im Westen aber meist zu dze und 6e, wo-
durch es sich an das Westslav. anschUeßt
Bezüglich des R. liegen die Anfänge zu einer bist. Gram-
matik vor und zwar von A. J. Sobolevskij: Lekcii po istorii
russkago jazyka. Jzdanie tretf»e. Moskva. 1903. Ein vortreff-
liches Lexikon von Dal": Tolkovjj slovar' zivago velikorusskago
jazyka, das jetzt unter der Bedaktion des J. A. Baudouin de
Courtenay in dner neuen Ausgabe erscheint. Kleinere Lexika
sind zahlrdch vertreten, wie von N. Len8ti'X)em (r — d), N. R.
Makarov (r— f) u. s. w.
in. Die westslavische Gruppe ist oben S. 2 charak-
terisiert worden. Hierher gehört:
1) das Polnische, welches bis auf den heutigen Tag nasa-
lierte Vokale bewahrt hat und dadui*ch unter den slav. Sprachen
eine besondere Stellung einnimmt. Die Palatalisierung der Kon-
sonanten hat hier ungemein um sich gegriffen. Es hat die
Gruppen trot, Üot und tret, Üet gegen böhm. trat, tlat u. s. w.
Der Akzent ruht auf der vorletzten Silbe. Grammatiken haben
8
wir von A. Malecki: Gramatyka j^zyka polskiego. Lwöw. 1863.
Seine weitere , zweibändige Grammatik: Oramatyka hist.-poröw-
nawcza j^zyka polskiego. Lwöw. 1879. war verfehlt. Eine nenere
von Ad. Krynski: Gramatyka j§z. polsk. Warszawa. 3. Aufl.
1903. — A. Soerensen: Poln. Grammatik. Leipzig. 1899. Der
Anfang einer historischen Grammatik von A. Ealina: Historya
jfzyka polskiego. Tom pierwszy. Formy gramatyczne j^zyka
polskiego do korca XVin nieku. Lwöw. 1883. Das Werk ist
stecken geblieben. Für die älteste Periode ist wichtig das Werk
des J. Baudouin de Courtenay: O drevne-pol'skom jazyke do
XlV.-go stolÄtija. 1870.
Unter den Wörterbüchern haben wir Sam. Bog. Linde:
Slownik jgzyka polskiego. Wydanie drugie. Lwöw. 1864—60
in 6 großen Bänden; dann das von M. Orgelbrand heraus-
gegebene: Siownik JQzyka polskiego. Wilno. 1861, in zwei Bänden.
Gegenwärtig erscheint ein neues vollständiges Wörterbuch in
Warschau.
Zum P. muß man auch nach wichtigen Merkmalen das
KaSubische und Slovinzische rechnen. Die wichtigsten Ar-
beiten von S. Ramult: Slownik j^zyka pomorskiego czyli kaszu-
bskiego. W Krakowie. 1893 und von Fr. Lorentz: Slovinz.
Gramm. St Petersburg. 1903. Die graphische Wiedergabe der
phonetischen Eigentünüichkeiten ist hier allerdings überaus ge-
künstelt; auch ist die Bedeutung dieses Dialektes in übertriebener
Weise dargestellt Vgl. noch G. Bronisch: Kaschubische Dia-
lektstudien. Zwei Hefte, das 2. 1898. Daß das KaS. zum P.
gehört, dafür spricht eine Reihe gemeinsamer Merkmale, die sehr
wichtig sind. Abgesehn von den Nasalen hat es die Gruppe
trot, Üot und tret, tlet (das nach polnischer Art auch weiter be-
handelt werden konnte). Neben trot kommt hier aber auch taH
vor, das den Übergang zu einem dem Polab. verwandten Dialekte
ankündigt, zumal es sich meist auf das westliche Gebiet be-
schränkt.
2) Das Polabische selbst können wir daher, trotzdem es
auch Nasale kannte (die Sprache ist schon ausgesterben) nicht
zum P. rechnen, denn es hat die Dehnung in den erwähnten
Gruppen, die hier als UM und tort erscheinen, dann trit, tret
(aus Hret), tlat (aus tlet, vgl Verf. Afsl. PhiL 25, S. 197—205).
Merkwürdig ist hier auch der Übergang des — meist betonten —
0 in einen t-Laut: ü, was uns an einen analogen Prozeß im
9
Elruss. erinnert; hier führte allerdings ein gedehntes o zu einem
i-Laut
Mit einer ausführlichen Arbeit über das Polabische und seine
Denkmäler ist Porzezinskij beschäftigt: einige Proben hat er
schon yerö£Fentlicht Bis jetzt hatten wir, abgesehen von einzelnen
Abhandlungen, eine systematische Gramm, yon A. Schleicher:
Laut- und Formenlehre der polab. Sprache. St Petersburg. 1871.
Allerdings beschäftigt sie sich mehr mit den westlichen Dialekten.
Texte hat auch A. Muka (Mucke) veröffentlicht in »Slovansky
Pfehled«, Jhg. Vn S. 11 ff.).
Dagegen bildet 3) das Sorbische einen Übergang zum P.
und zwar einerseits vom Polab., andererseits vom Böhm. Es
hat nämlich entsprechend dem Poln. die Gruppen trot, Üot, tret,
tut (deren Vokale im Obersorb. weiteren Veränderungen unter-
liegen konnten). Die Gruppen k^, j^, ti- führten vor einem j
oder weichen Vokal im Osorb. za ks, pi, tä (geschrieben kr, pr,
tr) und im Nsorb. zu kä, pä, tä. Vor harten Vokalen geht in
kr, pr, tr im Nsorb. das r in ^ über, im Osorb. bleiben sie aber
unverändert: nsorb. k»aj, osorb. kraj ,Land^ Von diesen beiden
Dialekten des Sorb. schließt sich das Osorb. mehr an das Böhm.,
das Nsorb. mehr an das Poln. an. Der Akzent ist wie im Böhm,
auf der ersten Silbe des Wortes, dabei entwickelt sich aber in
den meisten Gegenden des Nsorb. bei drei- und mehrsilbigen
Worten ein Nebenton auf der vorletzten Silbe; dieser ist desto
mehr ausgeprägt, je mehr wir uns dem Poln. nähern, und zeigt
uns daher, daß sich der poln. Akzent eigentlich aus einem Neben-
ton entwickelt hat Wir haben eine ausführliche Grammatik von
C. E. Mucke (Muka): Hist und vergl. Laut- und Formenlehre
der niedersorb. (niederlausitzwend.) Sprache. Leipzig. 1891. Es
wird hier stets auch das Osorb. verglichen. Das Werk ist mit
großem Meiße geschrieben, doch verliert sich der Autor nicht
selten in zu gelehrten sprachlichen Abstraktionen, so daß die
Grammatik zu einem übermäßig großen Umfemg (XVIU + 615 S.!)
angeschwollen ist. Vgl. auch noch: Pfuhl, Lausitzisch- wendi-
sches Wörterbuch. Budissin. 1866.
4) Das Böhmische^ schließt den Kreis der west&lav. Sprä-
1. Ein Kanstprodukt der nationalea Politiker und der Tagespresse
ist der einigermaßen peioratir gefärbte Aasdrack »Öechec, »Sechisch-c
(oder gar »Tachechec, »tschechische), der wissenschaftlich nicht berech-
10
chen. Da es die Gruppen traif tlat, trU, tlet hat oder wenigstens
voraussetzt, also mit einstigen Dehnungen, so schließt es sich an
das Polabische an und man bekommt den Eindruck, als ob sich
das Sorbisdie zwischen beide Sprachen nachträgUch wie ein Keil
hineingeschoben hätte. Das Böhm, hat noch lange und kurze
Vokale (die Länge wird mit ' bezeichnet, dätiif dchri, mälo, wrad,
bei langem u aus ö mit °: dünC^. Es weist zusammenhängende
Denkmäler seit dem Ende des XTTT. Jhd. auf, einzelne Sätze
und Ausdrücke auch schon aus den früheren Jahrhunderten.
Die aböhm. Denkmäler reichen bis in die Zeit des Hus (An-
fang des Xy. Jhd.), dann folgen die mittelböhm.
Auf einer älteren Stufe der ^ntwickelung steht das Slovaki-
sehe, das an das Aböhm. vielfach erinnert Es hat nicht den
Laut r, u wird hier nach weichen Lauten nicht 2u i und a nicht
zu ^e). Durch das o für den Halbvokal, das wir in einer Dia-
lektgruppe finden, bildet es dea Übergang zum Russ. und Süd-
slav. Auch noch durch andere Merkmale. Nichtsdestoweniger
kann es niu* als ein Dialekt des Böhm, aufgefaßt werden, da wir
auch in den mährischen Dialekten genau die Ansätze dazu be-
merken. Wenn sich auch gewisse »Auch-Philologen« bemühen^
es als eine selbständige Sprache hinzustellen, so haben sie sich
ihre philologische Überzeugung mehr in der politischen Arena als
in der Grammatik geholt
Das Böhm, ist wissenschafthch so bearbeitet wie sonst fast
keine der anderen lebenden slav. Sprachen. Insbesondere ver-
danken wir es den Arbeiten des J. Qebauer, dessen monumen-
tale histor. Gramm.: :&Historickä mluvnice jazyka £esk^ho<: bald
zum Abschlüsse kommen dürfte. Bis jetzt sind davon drei um-
fangreiche Bände .'erschienen; Aber Buch ein aböhm. Lexikon
werden wir von ihm haben. Der erste Band liegt schon vor:
»Slovnik staroöesky«. Dil prvnf. A— J. V Praze. 1903. Der
Abschluß dieses Werkes erscheint fast noch dringender als jener
der Grammatik Wörterbücher die mehr das Neuböhm, berück-
sichtigen sind von J. Jungmann: »Slovnfk jazyka ieskdhoc^
1835—1839 (in 5 großen Bden) und P. S. Kott: Öesko-nemecky
slovhlk zvlästd granmiaticko-fraseologick^. V Praze. 1878—1893;
tigt ist Das Volk der Deutschen kannte nnd kennt nur den Namen
aBÖhme«, »l^öhmisch«, womit es die Nation im Gegensatze zu »Deutsch-
böhme«, tdeutschböhmisch« bezeichnet.
ii
die sidi mehrmals wiederholenden Ergänzungen erschweren hier
allerdings das Nachschlageu.
Abstrahiert man Yon den Lauten und Formen jene Ver-
ändenmgen^ die sie in den einzelnen slav. Sprachen eriitten
haben, so kommt man' durdii diese Vergleichimg zu idealen
sprachlichen Fh)dukten, die wir dem Urslavischen, d. i. jener
Sprache, aus weldien die einzelnen slav. Sprachen hervorgegangen
sind, zuschreiben. Das urslay. stand natürlich dem litauischen
näher als die einzelneu slav. Sprachen. Die wichtigsten Meric*
male des ürslav. waren : 1) Auf dem Gebiete des Yokalismus der
Monophthongismus, d. h. alle ursprüngUchen Diphthonge
wurden in Monophthonge verwandelt, z. B. lit ^M ,gehenS aksl.
äi, lit saüsas ,trockenS akslav. sudn; 2) auf dem Gebiete des
Konsonantismus fällt im Slav. die Erweichung der Gutturalen k,
g, ch vor weichen Vokale zu i, (d)Zj ä und etwas ^ter unter
gewissen Bedingungen auch zu c, dz {z), 8, auf z. B. lit. Yok.
vüki, dcsl. vlhöe ,o Wolf; 3) es duldete nur offene Silben, was
auf ihre lautliche G^taltung mitunter von großem Einflüsse war;
vgl lit vHkas ,Wolf , aksL tlhkb; lit ratikä ,HandS aksl. (und
urslav.) rt^ka. Aus diesem Falle ersieht man, daß das ürslav.
mitunter vom Aksl., das vielfach noch auf dieser Stufe gebUeben
ist, ersetzt werden kann.
Zur Aussprache der slav. Laute.
Vokale: q i&i vol Urslav., Aksl. und Poln. als ein nasa-
liertes 0 auszusprechen, also wie etwa das on im franz. hng,
longue. In eben denselben Sprachen ist ^ ein nasaliertes e, alsa
etwa wie das in im franz. fin. Dagegen bezeichnet ^ und e im
Sloven. verengte «-Laute (die Differenz zwischen beiden ist
gering); ebenso bezeichnet hier p und g verengtes (oder geschlos-
senes) o\ 6 im B.USS. und Böhm, erweicht die vorhergehenden
Konsonanten, soweit sie ak erweichungsfähig gelten (also etwa als
ein je). Näheres muß bei diesem Laute selbst nachgelesen werden.
Dasselbe gilt auch von y, z und h; im Russ. bezeichnet t, daß
der Yorhergehende Konsonant erweicht sei, und z, daß er hart
bleibt
1. In der Sckriftsprache bleiben jedoch diese Nüancierungen unbe-
zeichnet, man bat hier also nar ein o und e.
12
Konsonanten, ö ist wie c in it. cento ^hundert^ und oft in
engl, church ^Eirche^; im Deutschen wird es häufig, jedoch nicht
ganz richtige durch tsdi wiedergegeben. Tgl. Tschechen, Peitsche,
böhm. biö. c ist das Deutsche z in ^zwenf etc. 6 liegt zwischen
^ und c. ä entspricht dem deutschen seh, 8 immer ein scharfer
9-Laut, also wie 8s in lassen (ja nicht tönend wie in Rose); ä
liegt zwischen ä und s. z, poln. & oder £ ist gleich dem franz. j
in Journal, z ist gleich dem deutschen tönenden s in Sose, i liegt
wieder zwisch^i z und z. f ist ein eigener Laut, der nicht durch
rsch wiedergegeben werden darf. ^ (oder rj) ist ein erweichtes
r, das nicht die f^Stufe erreicht hat; ti, i/i oder nj ist ein er-
weichtes n, also wie gn in franz. campagne; ebenso ist d, d' ein
erweichtes d (d mit j' verschmolzen); analog auch l oder f und
V oder Ij.
Im Poln. wird i durch sz, ö durch <^ und r durch rar wieder«
gegeben; femer bezeichnen im Böhm, die Striche über den
Vokalen und das Ringlein über u die Länge: dorn ,werde geben',
dum ,Haus^
Anderes wird bei den betreffenden Lauten zur Sprache
kommen.
Einteilung: der Grammatik.
Zweckmäßig läßt sich die Grammatik in vier Teile einteilen:
L Lautlehre, II. Stammbildungslehre, III. Formenlehre und
IV. Syntax (Satzbildungslehre). Diese Einteilung wurde auch
hier zu Grunde gelegt.
1»
Lautlehre.
Vokalismus.
Ursprung und Bestand der nrslay. Tokale.
Reflexe der einfachen Vokale.
Im aUgemeinen kanu bemerkt werden, daß die kurzen
Vokale im Urday. zu einer geschlossenen, die langen hin-
gegen zu einer offenen Aussprache hinneigten. Das hatte zur
Folge, daß sich die Qualität der Vokale selbst vielfach änderte.
Ursprachliches a wurde zu o, was eben auch die geschlossene
Aussprache verrät, o bUeb zwar, aber unter bestimmten Be-
dingungen wurde es so verengt, daß es zu u, aus dem ein ^ ge-
worden ist, führte (-08, -an im Auslaute). Zu demselben Besul-
tate führte ein ursprachliches u überhaupt. Auch das e bUeb
zwar, war aber auch mehr geschlossen, konnte daher unter be-
stimmten Bedingungen zu h führen; das war immer der Fall bei
einem reduzierten e («). Das h ist auch der regelmäßige Veilreter
des ursprachlichen i. So hegt der Halbvokal h zwischen e und
i und h zwischen o und u. Der lu^prachUche Murmelvokal (oder
Schwa) 9 führte im Slav. zu o. Von den ursprünglichen langen
Vokalen erhielt sich i ebenfalls als i; ^ wurde zu i d. i. urslav.
etwa *e oder ie, a bUeb als a, ö wurde infolge der offenen Aus-
sprache zu a und ü zu y, worüber weiter unten. Wie das urspr.
ö offen ausgesprochen wurde, so gilt es auch von ^, was wir aus
seinem Übergänge in a nach Palatalen ersehen, z. B. aksl. lezati
,liegen' aus *legHi.
Man kanu also im allgemeinen sagen, daß lange Vokale im
Urslav. offen ausgesprochen wurden. Diese Eigentümlichkeit hat
sich aber mit der Zeit geändert und wir werden in einzelnen
14
slav. Sprachen gerade das Gegenteil bemerken, d. h. lange Vokale
— wobei es sich freilich zumeist um neu entstandene Längen
handelt — werden geschlossen (verengt) ausgesprochen. So wurde
^ zu f; Ö zu )fO; t« u. s. w.
Über die ursprachlichen silbischen Laute r, h ^; 9 ^^^ ??
h W'} V» I^&nn hier nur gesagt werden, daß sie zunächst noch in
das Urslav. hineingereicht zu haben scheinen, wenn sich auch in
der Mehrzahl der Fälle bald sekundäre Vokale hierbei entwickelt
hatten, fp. und ^ führten zu nasalierten Vokalen (^; q).
Reflexe der Diphthonge.
Diphthonge wurden im Urslav. nicht geduldet, sondern
monophthongiert, mochte der erste Bestandteil derselben kurz
oder lang gewesen sein (Kurzdiphthonge imd Langdiphthonge).
Die Monophthongierung geschah meist so, daß sich der erste
Bestandteil dem zweiten näherte oder an ihn assimiliert wurde.
Kurzdiphihonge: a) «-Diphthonge {ei, oi, ai, di, man
schreibt sie auch ei, oi, ai, 9i).
ei wurde zu i (also offenbar zunächst f), wenn es tauto-
syllabisch wal*. Da das heterosyllabische ei (ei) zu hj (hi) ge-
worden ist (z. B. Nora. Plur. der männlichen i-Stämme: gosthje
,Gä8te' aus *go8teie8, gr. otpeig aus *6<pB{i)eg)f so muß auch im
tautosyllabischem ei das e zunächst an das i assimiliert worden
sein, so daß zuerst daraus ein ii oder hi entstand. Ein solches
ei haben wil* z. B. im aksl. Supinum i-tb, lit. et-tu, ai. i4um ,zu
gehen*; aksl. zima, lit. zemh, ai. Mman ,im Winter*, gr. xeifjia
,Sturm*. Im Lit. erscheint in der Regel ei, dameben aber auch e.
oi führte jedenfalls, wenn wir seine monophthongische Ent-
wickelung in anderen Sprachen berücksichtigen (z. B. im Lateini-
schen) zunächst etwa zu einem oe. Daraus ist dann im Slav.
ein geschlossenes 9 und schließlich ^ entstanden, z. B. 2. Per.
PI. Imper. (urspr. Opt.) 2kA. herete ,nehmet*, gr. (fiqot-TB; aksl.
meg^y lit snegas ,Schnee* neben snaigyti ,8chneien*. Im Lit. ist
ai oder e?. Vgl. lat. jwena, gr.Ttotvi^, lit kaina ,Preis', aksl.
cena ,Preis' urspr. *quoinä.
ai und 9i führten zu demselben Resultate, da das a und 9
zunächst zu o geworden sind: aksl. seit ,Strick*, lit. pd^saitis
jRiemen*, ahd. seid ,Strick, Schlinge*, lat saeta, ai. situ-s ,bindend*.
Im Lit. führen alle diese i-Diphthoiige zu ai oder e.
16
b) ti-Diphthonge: eu, ow» au, »u (oder auch eii, Oji, a^, 9u).
Sie führen alle, falls tautosyUab., zu u. Bei hetero^^llab. eu be-
merken wir, daß es zu or wird: aksl. nov^ ,neu^ aus *ne^8, gr.
viog. Man wird daher annehmen können, daß auch das tauto-
syllab. eu zunächst zu ou geworden ist; daraus erat hätte sich das
u entwickelt Einigemal ist aber das u jotiert {ju), weshalb auch
angenommen wurde, daß 0;^ überhaupt zu ju führte (im Gegen-
satze zu ou, woraus einfach u entstanden wäre), also analog wie
z. B. im Germanischen. Allein in dieser DarsteUung kann es
unmöglich richtig sein, weil im Slav. e zu i oder / nicht wird.
Anders im Germanischen, wo e allgemein zu i wurde. Wir
müssen und daher nach einer anderen Erklärung umsehen. Halten
wir an der Tatsache fest, daß die Monophthongierung in einer
Assimilation des ersten Bestandteiles an den zweiten bestand, so
muß auch hier aus eu zunächst ein ou entstanden sein, aber
nicht auf einmal, vielmehr war die Assimilation so, daß das e
zuerst etwa in der zweiten Hälfte sich dem u näherte, so daß
wir ein «cm («<'«) erhalten. Hier taucht also ein reduziertes e auf^
das im Slav. zu h führte; dazu führte aber auch i, so daß der
ältere Beflex eigentlich ein i-Laut war, also wie im Litauischen.
Der reduzierte Laut konnte leicht schwinden, namentlich dann,
wenn noch Parallelformen, die ein urspr. ou aufwiesen, vorhanden
waren, z. B. bei der Deklination der u-Stämme. Auf diese Art
würde sich der Widerspruch erklären, daß dem ursprachl. eu
einmal ein u, das andere mal ein ju gegenübersteht. Durch diese
Annahme wäre im Lit. auch der Diphthong au erklärt, wie
auch das slav. u nach j, das doch immer nur diphthongisch war.
Daß auch im Lit. ein reduziertes e («) zu i wird, bemerken wir
z. B. in gistu ,erlösche' : gisti ,erlöschen'; kibti ,hangen bleiben* :
kebihUs ,Haken*; hizdzüe ,Stänker* : bezd&i ,pedere* u. s. w. Zu
einer derartigen Spaltung des Vokals war natürlich bei einem
eu noch mehr die Gelegenheit vorhanden und daher bemerken
wir, daß im Lit. eu regelmäßig zu iau wird (vgl. Wiedemann,
Das lit Praeter. S. 32, 184 ff.). Beispiele für eu: aksl. bljudq
4ch wahre, gebe acht*, lit. baudzü ,ich weise zurecht, strafeS got.
-biuda, homer. Ttevx^ofiai ,ich frage, vernehme*, w. bheudh- ,er-
wachen, merken, wahrnehmen*; aksl. Ijubb ^ieW, got Huf 8, w.
leubho-; aksl. Ijudhje ,Leute*, lett. Vaudis, ahd. liui ,yolk*, w.
leudh-. In diesen Fällen trat Erweichung ein. Dagegen nicht
z. B. in aksl. skubq ,ich zupfe, reiße*, got. af-skiuba 4ch ver-
16
stoßeS ai. ksöbhate ,er gerät in Bewegung, schwankt*.
Man kann freilich gegen diese Erklärung einwenden, warum auch
das beterosyllab. eu nicht analog behandelt wurde, es ist dies aber ein
Einwand, der sich gleichmäßig gegen jede Erklärung, die hier von eu
ausgeht, richtet. Man kann ihm durch den Hinweis auf die verschiedenen
Bedingungen, unter denen sich beide Diphthonge weiter entwickeln
konnten, wie auch auf ein verschiedenes Alter beider Prozesse teilweise
begegnen. Mit dieser Schwierigkeit hat allerdings die neue Erklärung,
welche Mikkola (IF. 16, S. 95—101) gab, nicht zu kämpfen, wohl aber
mit anderen. Er meint, eu hätte im Slav. nur u ergeben, das ^ti wäre
dagegen aus eu, «u und zwar etwa durch die Übergangsstufe ''äff(}) ent-
standen. Das 911 eu wäre nun eine Ablautsstufe und verhalte sich zu eu
wie etwa mhrq zu *merti. Wenn wir nun auch die Stufe «u oder gar eu
annehmen wollten , so würden wir doch nicht zu einem slav. ju und lit.
jau gelangen. Da nämlich im Lit. nach dem i ein au, im Slav. nach
demj ein u folgt, so hätte sich aus dem nach e oder e folgenden u ein
Diphthong entwickeln müssen, was natürlich ausgeschlossen ist. Dieser
Schwierigkeit suchte auch Mikkola durch die Annahme einer Obergangs-
stufe Ȋff zu begegnen, allein wir fragen ihn vergeblich, wie so der diph-
thongische Laut äft plötzlich daher gekommen ist. Aus einem eU hätte
eventuell noch im Slav. ein ju entstehen können, wenn es sich bis in
jene Periode, in welcher u nicht mehr zu h wurde, erhalten hätte, aber
ein tau im Lit. konnte daraus nicht entstehen und beide Prozesse gingen
doch parallel einher. Es wäre daher der Übergang des eu in Ju älter
im Slav., er fiele in eine Zeit als u noch zu ^ wurde und so würden wir
hier ein jbi jh und schließlich ein t erhalten. Ein eu würde dagegen
unbedingt zu ou, u führen. So sind also die Schwierigkeiten, die uns
diese Hypothese bietet, unüberwindlich.
Ein ou wurde zu u, ofifenbar auch infolge eines Assimila-
tionsprozesses: aksl. budüi ,weckenS lit pa-si-haudyti ^ch erheben,
aufbrechen^ ai. hödkdyati ,erweckf aus *bhoudhiieti.
au führte, nachdem es offenbar früher zu ou geworden war,
zu u: aksl. 8uch^ ,trockenS lit. saüsas, gr. avogy ahd. 8ör9n ,ver-
trocknen^, ai. aöstus ,das Austrocknend
Dasselbe Resultat würde auch 9u ergeben. Im Lit führten
alle diese u-Yokale zu au.
Aus dem u, zu dem die «-Diphthonge führten, ersehen wir, daß die
Diphthonge im Slav. erst später monophthongiert wurden. Ein langes ü
führte nämlich im Slav. zu y und zwar selbst auch, wenn es sich erst
auf slav. Boden entwickelt hat, z. B. im Akk. PI. der o-Stämme: roky
aus *rokoM, *rokune, *roküe. Das war ein Prozeß, der in die Zeit nach
dem Umlaute yo :je fallt, daher bei den /o-Stämmen mc^, kraj^ u. s. w.
Vgl. auch den Wandel des -eti zu -wn, -y z. B. in kamy , Steint
Nun war das aus den fi-Diphthongen entstandene u auch lang.
Einerseits folgt dies aus lautphysiologischen Gründen, andererseits ersehen
17
wir es aas den slav. Sprachen selbst, vgl. z.B. b. üsta, skr. tiaia ,Mund',
r. ußtä (u ans au, 9u), im B. und Skr. wnrde also die Länge vor dem
ursprünglichen Wortakzente bewahrt , ebenso z. 6. in b. kroupa, skr.
krüpa, r. krupd »Hagelkorn, Graupe'. Andererseits wissen wir, daß im
Urslav. jedes kurze ti zu % geworden ist und zwar anch jenes, das erst
auf slav. Boden entstand, z. 6. -um, '■un aus o«, -o» im Auslaut der o-
Stämme (Nom. Akk. Sg.) führte zu -». Das ist aber noch vor dem Um-
laute des jo zu je geschehen, denn wir haben anch bei den weichen
Stämmen ein » aus urspr. y& (-im, -un) z. B. mqS» ,Mann*.
Das aus den u-Diphthoogen entstandene u war lang und ist
trotzdem nicht zu y geworden, da damals das Gesetz , nach
welchem a zu y wurde , nicht mehr wirkte. Daraus folgt aber
die für das TJrslav. wichtige Tatsache, daß hier die Diph-
thonge Terhältnismäßig spät monophthongiert wurden,
also zu einer Zeit, als schon mehrere andere lautliche
Prozesse abgeschlossen waren.
Bei den t- Diphthongen folgt es übrigens auch daraus, daß
hier kj g^ ch vor einem aus oi und ai entstandenen B {e) nicht
mehr zu c, z, S, wie früher yor anderen palatalen Vokalen, sondern
zu c, z (dz), 8 wurden, was eben die jüngere Palatalisierung war.
Diese Tatsache muß in der Lautlehre richtig verwertet
werden und sie ermöglicht es uns auch, wie wir sehen werden,
Formen wie Dat. Lok. duäi gegen rybe, Lok. Sg. mqzi gegen
roce u. s. w. zu verstehen.
Die Diphthonge: kurzer oder langer Vokal + fn oder
n, wie en, em, am, an u. s. w., dann en, Sm, an, am u. s. w.
führten in bestimmten Fällen zu den nasalierten Vokalen ^, p
(geschrieben 9), die neben den Halbvokalen eine Eigentümlichkeit
des Urslav. waren. Z. B. aksl. qgh ,EohleS lit anglia, preuß.
anglü, ai. afigära; aksl. Uifaf, l^i ,biegenS lit lehkti, lenkiü
,biegen', dazu auch Iqkh ,Bogen^
Langdiphthonge, a) i-Diphthonge: Si, äi, öj[,
Si führte zu i, wobei es wohl zunächst zu ei verkürzt worden
ist, wenigstens im Auslaut (vgl. äi). Hierher gehört der Lok.
Sg. der f-Stämme: aksL^o^^i, kodizagosth ,6a8t^, kostb ,Knochen^
Als Langdiphthong hatte das ei eine gestoßene Intonation und
da die t-Stämme im Slav. fast alle stammbetont waren und eine
schleifende Intonation hatten, so mußte im Lok. der Wortakzent
auf die Endung zurückgezogen werden. Daher s. pidi, nb6i zu
pe6, no6] iäeti zu dost, rijidi zu rljed, öak. noch nocl zu no6, soll
zu 80I u. s. w. Man vergleiche auch im R. : na Rusi ^m Russen-
VoDdr&k, Vgl. alav. OnuDiii. I. 2
18
land', iTb ilali ^n der Ferne', Vb smisi ,in dem Vermischten'. Als
Lokal fungierte hier im Slav. auch die Stammform mit gedehntem
Stammsuffix (ohne Kasussuffix), vgl. got anstai ,der GunstS ahd.
ensti, im Ar. nur B aus ?(t) : ai. dvä, agnä zu dvia ,Schaf , agn{s
yFeuer'. Im Slav. können wir nicht von einem 9 das zu e, dann
i geführt hätte, ausgehen, weil nur das geschleifte e im Auslaute
in } tiberging.
Hierher gehört ferner der sigmatische Aor. ohne Bindevokal
aksl. öish ,ich las' aus *k^tS', vgl. ai. 3. P. dcäit zu ditati ,er
nimmt wahr*.
ai führte zu i mochte es eine geschleifte oder gestoßene Int.
gehabt haben: äl aus ä + ai im Dat. Sg. der a-Stämme aksl.
rqci zu rqka ,die Hand^ s. rüci, Nom. ruka (aus ^ruka). Der
Dat war also schon im Urslav. stammbetont und hatte eine ge-
schleifte Int, aber wegen der geschleiflien Endung ist hier keine
Akzentverschiebung eingetreten. Dagegen im Lok. Sg. s. ruci,
dialektisch und älter rüci aus *rac& (aksl. rqce), wo also die
Endung eine gestoßene Int. haben mußte (-di). Sie kam regel-
recht den Langdiphthongen zu. Leskien nahm dagegen an,
daß im Dat. ein ai, im Lok. dagegen vielleicht ein äi vorliege
(Afsl. Phil. 23, S.666), was nicht richtig ist (wegen der Intonation).
Dagegen nimmt Pedersen auch für den Lokal ein ai an, wozu
uns das lit. rafikoje nötige, und selbstverständlich auch für den
Dat. Sg., indem er zeni mit gr. ti^y vergleicht (KZ. 38, S. 326fF.).
Nun haben die ja-Stämme in unseren Formen ein i: Dat. Lok.
Sg. duäi, voljü Man kann hier an keinen Üben^est der einstigen
X^Stämme denken, da diese wegen ihres Nomin. Sg. (z. B. aksl.
zetnlja ,Erde, Land^ lit &imi aus *&emiiB) von den o-Stämmen
einfach ins Schlepptau genommen worden sind. Das % kann femer
nicht aus einer etwaigen Mittelstufe e (aus ai) hervorgegangen
sein, da ja dieses e ein offener «-Laut hätte sein müssen. Aber
auch nicht aus dem späteren, aus dem etwaigen e hervorgegangenen
e, da es im Lok. Sg. gestoßen betont gewesen wäre. An einen
Zusammenfall der beiden Kasus kann nicht gedacht werden, da
sie ja auch akzentuell geschieden blieben. Wir müssen daher
auch bei äi eine Verkürzung zu ai annehmen, wobei die ursprüng-
lichen Intonationen selbstverständlich gewahrt blieben. Aus ai
wurde oi und nach Palatalen ging es in ei über, das dann einfach
zu -i führte. Daß auch ein gestoßenes äi im Slav. verkürzt
worden ist, wie wir aus dem Lokal ersehen, muß hier besonders
19
hervorgehoben werden, weil man immer mit der Annahme operiert^
dafi nur geschleifte Langdiphthonge verkürzt worden sind, wobei
man aich eben auf den Dat Sg. der a-Stämme beruft, um den
Oen. PI. der o- und o-Stämme zu erklären. Wenn aber ein
Parallelismus mit den Langdiphthongen -on und -Ön auch hier
bestände, so müßten diese in beiden Fällen verkürzt werden und
wir könnten von *kam(in zu kam;/ nicht kommen, sondern würden
ein *kafm aus *kamon erhalten.
Einen öi-Diphthong vor einem Konsonanten werden wir
weiter unten kennen lernen.
b) u-Diphthonge: iu, äu, du. Davon kann mit einer ge-
wissen Wahrscheinlichkeit nur Su im Slav. belegt werden, näm-
lich im Loc. Sg. der u-Stämme : synu aus süniu, ahd. suniu, got
^unau, lat adv. nodu, ai. sünäü. Als Lokalform ftmgierte hier
ebenfaUs wie bei den z-Stämmen der Stamm (mit gedehntem
StammsufiBx) ohne Kasussuffix. Auch hier hatte natürlich der
Langdiphthong Su eine gestoßene Int. In bestimmten Fällen
mußte also der Wortakzent auf die Endung vom Stamm ver-
schoben werden. Im R wurde es so veraUgemeinert, daß der
Lokal mit u, wo er überhaupt gebildet wird, stets das u betont:
vz adü 4n der Hölle' dagegen obh dde ,über die Hölle'; vb grobü
4m Sarge', dagegen vh gribe, weiter: vh godü ^m Jahre', na beregu
^am Ufer* u. s. w.
Man vrird auch hier mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit
annehmen können, daß das iu zu eu zunächst verkürzt worden
ist, wobei die Int gewahrt blieb.
Langdiphthonge vor Konsonanten. FaUs es t-Diph-
thonge waren, konnten sie vor Konsonanten das i verlieren, vgl.
aksl. khtb ,Dieb' gegen tajUi (taiti) ,hehlen', tai (taj) ,geheim' aus
i8)Ul(', ai. täyü^ ,Dieb'.
Hierher gehört wohl auch der Instr. PI. der o-Stämme:
rokif aus ^roköis, woraus *rokös, dann ^rokos und schheßlich
roky zu rokh ,Termin' entstand, vgl. lit. vilkais zu vükas ,Wolf ,
gr. At/xoi^, ai. vrkäis. Bei ^'o-Stämmen mußte aus dem y ein i
werden: mqzi, kraß u. s. w.
Bestand and Eintellang der arslav. Yokale.
Im vorhergehenden sind wir zu folgenden urslav. Vokalen
gekommen: i, e, e, a, o, u, y, die Nasale ^ und q, die Halb-
2*
20
vokale ^ und h, wozu eventuell noch ^, ^, r, / {^, ^, f, J)
kommen. Lautphysiologisch ist diese Vokalreihe freilich nicht
geordnet, weil wir sonst die beiden Halbvokale von einander
reißen müßten. Trotz der vielen neuen Vokale bilden auch in
der urslav. Vokalreihe i und u ihre äußersten Pole: es sind näm-
lich auch hier die am meisten geschlossenen Vokale , so daß sie
sich am meisten der konsonantischen Artikulation nähern und
tatsäqhlich auch in die betreffenden Eons, {j und t;) leicht fiber-
gehen können. An das i schließt sich dann t, e, S, weiter auch
q an, während um das u sich das o, ^, y weiter auch q gruppiert»
Zwischen diesen beiden Gruppen steht in der Mitte a und ver-
hält sich neutral. Unter diesen Vokalen haben wir femer lange
uhd kurze, dann weiche oder palatale und harte zu unter-
scheiden.
Lange und kurze Vokale.
Im Urslav. hat es lange und kurze Vokale gegeben. Die
Quantität der einzelnen Vokale erkennt man mit Hilfe der ver-
gleichenden Grammatik und nach den Reflexen der Vokale in
einzelnen slav. Sprachen. Lang waren zunächst jene Vokale, die
aus ursprachlich langen hervorgegangen sind, so das a, das auf
ä und ö zurückgeht, das y aus ü, und i aus i. Lang waren ferner
alle Vokale, die durch Monophthongierung der Diphthonge ent-
standen sind: so u aus oii; au, 9u, eu, Su; i war selbst im Urslav.
als ie fast ein diphthongischer Laut, als solcher daher lang; t aus
ei (9i). Auch die Nasale müssen, wie ihre Reflexe in einzelnen
slav. Sprachen zeigen, lang gewesen sein. Diese Längen gingen,
wie wir sehen werden, endlich und letztlich doch auf die einstige
diphthongische Geltung eines en, an u. s. w. zurück. Kurz war
das e und o, während die Halbvokale ^ und h als halbkurz gelten
müssen. Schließlich muß man auch fürs Urslav., wie wir sehen
werden, ein kurzes und langes r^ l, ni, t^ ansetzen.
Die palatalen (oder weichen) Vokale: i, t, e, i (<;).
Diese Vokale haben schon im Urslav. das k, g, ch in d, z, ä
(das diphthongische S und i nebstbei auch in c, dz, s) verwandelt.
Dieselbe Wirkung brachte auch ein heU klingendes r; / hervor.
Diese Erscheinung ist zumeist auf die damalige Artikulation der
Gutturallaute zurückzuführen und kommt daher hier nicht so
'«ehr in Betracht. Wichtiger ist es für uns hier, daß vor diesen
21
Vbk. in einzelnen slav. Sprachen dann auch noch andere Kons,
erweicht wurden. Die Veränderungen der Kons, werden bei
diesen selbst erörtert werden, für uns kommt hier der Vokal
allein in Betracht , d. h. wir müssen untersuchen, welche Eugen-
Schäften er hatte, daß er die betreffenden Kons, derartig affizieren
konnte.
Die Tatsache, dafi die Erweichangen nur in einzelnen slay. Sprachen
(r., westalar., nicht im Sadslav.) auftreten, führte za der Hypothese, die
betreffenden Vokale — man hatte hier vor allem das e im Sinne — wären
im Urslav. weder so weich, wie jetzt etwa im P. und R., noch aach so
hart wie jetzt im Sfidslav., gewesen. Was man aber unter einem weichen,
bez. harten e zu verstehen habe, darauf g^ng man nicht näher ein. Ein
weiches oder hartes e besagt allerdings nichts, es gibt vor allem ein
offenes oder geschlossenes, bez. verengtes e und andere homogene Varie-
täten, aber kein weiches oder hartes e. Wir mfissen also den Ausdruck,
insofern er auch schon eine Erklärung enthalten soll, meiden.
Das charakteristische Merkmal unserer Vokale ist, daß ge-
wisse Kons, in einigen slay. Sprachen, wie schon erwähnt, er-
weicht werden, z. B. r. nizkij juiedrig* lautet njizkij oder nükij,
ebenso b. nizl^ und p. nizki; ebenso r. dereto als d'er'evo ,Baum*
n. s. w. Nun werden wir aus dem betreffenden Kapitel des
Konsonantismus ersehen, daß die Erweichung der Kons, vor allem
in der Anpassung ihrer Artikulationsstelle an jene des j besteht.
Es ist also zunächst zu untersuchen, woher dieses ^ bei unseren
Vokalen auftauchen konnte. Da ist wichtig die Tatsache, daß
das e im. P. und R. den Kons, erweicht, nicht aber im B., da-
gegen das i auch im B. Daraus folgt, daß es zunächst die ver-
engte Aussprache, die ja bei i ihren Höhepunkt erreichte, ver-
schuldete. Das e mußte also in jenen Sprachen geschlossen ge-
wesen sein. Das war aber ein umstand, der nur eine Disposition
zur Erweichung, aber nicht diese selbst direkt herbeiführte. Es
mußte noch ein zweites Moment hinzutreten und das bestand in
der Antizipation der verengten Artikulationsstelle des folgenden
Vokals bei der Aussprache des betreffenden Kons. So wurde die
Zungenstellung des engen e bei der Aussprache jener Kons, der-
artig antizipiert, daß sie wegen des konsonantischen Verschlusses
Qor in eine mit Engenbildung, d. i. in die zunächst verwandte
des j überging, so daß der Kons, erweicht werden mußte, wo er
erweichnngs&hig war. Selbst auch bei Labialen kam Erweichung
vor, nur konnte es hier nicht zu einer so innigen Verbindung mit
dem j kommen, daher dieses hier fast noch unterschieden werden
22
kann, vgl. poln. miöd, miodu aus einem älteren mied und dieses
aus einem urslav. fned^ ^Honig^. Eine andere Antizipation der
Zungenstellung, spezieU in unserem Falle die des hohen e selbst,,
war nicht möglich, da es ja sonst zu keinem Verschlusse, alsa
auch nicht zu einer Aussprache des Eons, gekommen wäre.
Dadurch wurde die Aussprache des hohen, engen Vokals teil-
weise erleichtert, er selbst konnte aber nach erfolgter Palatali-
sierung des Konsonanten mehr offen werden.
Bei i konnte ohne weiters die Engenbildung des ; antizipiert
werden, da ja diese beiden Laute innig verwandt sind. Hier hat
auch die Erweichung in einem größeren Umfange stattgefunden
(di, ti, ni u. s. w. werden auch im B. als di, H, ni ausgesprochen^
dagegen nicht de, te, ne u. s. w. als de, ie, üe).
Dasselbe gilt auch von t».
Bei ^ verhielt sich die Sache anders. Ursprünglich war es
ein breites, offenes E, bei dessen Aussprache sich die Zungen-
stellung bedeutend von jener des i entfernte, so daß hier eine
Antizipation dieser Stellung damals ganz ausgeschlossen war.
Wohl aber konnte sich lautphysiologisch aus einem derartigen
offenen B ein ie entwickeln, ein Vorgang, den wir sonst auch,
z. B. häufig in den rom. Sprachen beobachten können. Jetzt erst
konnte sich vor diesem sekundären % derselbe Prozeß, den wir
beim primären i gesehen haben, wiederholen, d. h. es konnte hier
zu einer Erweichung führen. Diese könnte hier aber auch anders
erklärt werden. Wir werden nämlich bei der Darstellung des ^
(oder eig. ie) vielfach annehmen müssen, daß aus dem ie ein iß,
je bez. j^ geworden ist Nun konnte natürlich das ; leicht mit
dem Konsonanten verschmelzen, d. h. ihn erweichen, so daß wir
es hier mit keiner Antizipation zu tun hätten. Diese Erklärung
empfiehlt sich vielfach.
Das Südslav. hatte urspr. ebenso ,weiche' oder, wenn man
will, ,harte^ Vok. wie das R. und Westslav., aber man kami an-
nehmen, daß wohl nur dialeki Anläufe zu solchen Erweichungen
vorhanden waren, wie manche Erscheinungen in den aksl. Denkm.
und einige Dialekte dafür sprechen. Sie erreichten hier jedoch
nie einen solchen Grad und waren auch nicht allgemein. Es
fand hier eben bei den engen Vokalen in der B^gel keine Anti-
zipation der i (^yZungenstellung statt; auch bei e nicht Die
Sprache gab allmählich die engen Vokale auf ohne derartige
Begleiterscheinungen, wie wir sie im R. und in den westslav.
23
Sprachen finden. Dieses Aufgeben der verengten Vokale führte
hier auch zu den sogen. Verhärtungen, indem z. B. h zxx ^ wird,
was mitunter schon im Aksl. beobachtet werden kann z. B. vedet^
,er führte statt des urslav. *vedetb. So wurde auch aus dem engen
e allmählich ein breiteres e.
Diese Betrachtungen fahren uns zur Annahme, daß die in Rede
stehenden Palatalisiernngen nicht etwa urslav. sind, sondern, daß sie
sich erst einzelsprachlich entwickelt hatten; wir hahen ja auch sogar
ihren verschiedenen umfang verfolgen können. Im Südslav. waren sie
nie allgemein. Ich kann daher nicht mit Meillet ühereinstimmen , der
da meint: »Comme toutes les voyelles prepalatales (^, e, t, t) en slave
commun, i etait precede d'une jodisation, c^est-a-dire que la position
des organes requise ponr la voyelle etait proparee pendant Temission de
la consonne precodentec (MSL. 12, 8. 28). Diese »Jodisationc setzt er
schon ffir das Urslav. voraus und meint, das Südslav. hätte sie verloren;
daß sie aber einmal auch hier bestanden habe, beweise ya für i des An-
lautes (z. B, ja9t{) im Aksl. Allein der Anlaut ist hier gar nicht ent-
scheidend, da sich auch z. B. bei einem a im Anlaute ein y (also ja)
entwickeln konnte, wie wir sehen werden, abgesehen davon, daß die pala-
talisierende Wirkung des i auch anders beurteilt werden kann.
Labiaiisierte Vokale.
Ein Seitenstiick zu den palatalen Vokalen bilden die labiali-
sierteu. Es kommt hier in erster Reihe der Vokal o in Betracht.
Waren die palatalen Vokale als ursprünglich enge, geschlossene
Vokale (mit Ausnahme des i) aufzufassen, so gilt es auch vom
urslav. 0, insbesondere aber von dem einzclsprachlich entstandenen
langen o. Ein ö näherte sich also schon dem u als der anderen
äußersten Grenze der geschlossenen Vokale, wurde infolge dessen
mit größerer Lippejibeteiligung gespi*ochcn. Wurde nun diese
Stellung bei der Aussprache des vorhergehenden Kons, antizipiert,
so kam es auch hier zu einer Engenbildung (analog wie bei den
palatalen Vokalen), diese betraf die Lippen, so daß statt des o
ein tfo erklang. Das u kann natürlich dem Kons, in der Hegel
keine bestimmte Färbung geben, wie es bei der Palatalisierung
der Fall war; er bleibt also seinem Wesen nach unverändert und
das ist ein wichtiger Unterschied zwischen der Palatalisierung und
Labialisierung, er ist durch die verschiedenen Artikulationsstellen
der Engenbildungen bedingt. Die Labialisierung äußert sich also
mehr am Vokal, ihr Produkt haftet an ihm und kann durch eine
Überwucherung denselben bedrohen, alterieren, ja auch ganz ver-
drängen, namentlich dann, wenn der so diphtliongisch gewordene
24
Laut eine geschleifte Intonation, be|i welcher eben das erste
Element des Diphthongs immer hervorgehoben wurde, hatte. So
alteriert die Palatalisierung die Qualität des betreffen-
den Kons., die Labialisation höchstens jene des Vok.
Der Palatalisierung mufi also auch beim Konsonantismus ein
Kapitel eingeräumt werden, die Labialisierung kann beim Voka-
lismus erledigt werden. Aber im Wesen sind es gleiche Prozesse,
die sich im Slav. an den äußereten Polen der Vokalreihe und
zwar bei den am meisten geschlossenen Vokalen t (i) und u {u)
abspielen. Nur hier konnte es nämlich bei der Aussprache von
Vokalen zu Engenbildungen, die antizipiert wurden, kommen.
£8 muß allerdings auffallen, daß bei dem einen Endpunkte (t) die
Antizipation stattfinden kann, wie wir sahen, bei dem anderen aber, bei
u selbst, nicht. Das hängt jedenfalls mit der Artikulation des u zu-
sammen. Während sich nämlich die Artikulation des • und des i (j) an
einer Stelle im Munde konzentriert, ist dies bekanntlich bei u nicht der
Fall, denn hier kommen die Lippen und auch die Zunge, die in ihrer
ganzen Masse nach hinten gezogen und in ihrem hinteren Teile zum
weichen Gaumen emporgehoben wird, in Betracht. Im geringeren Maße
kommt alles dies auch bei tf in Betracht (die Rundung und größere
Mundöffnnng und auch eine Zungenartikulation). Bei der Anticipation
hätten nun alle diese Organe in Tätigkeit gesetzt werden müssen, was
/ offenbar selbst auch bei der Aussprache von mehr homorganen Konso-
nanten Schwierigkeiten bereitet hätte. Eine einseitige Antizipation aber,
wie z. B. jene der Lippenstellnng, war nicht recht denkbar. Bei o ge-
stalteten sich die Verhältnisse freilich anders und für eine Antizipation
viel günstiger (siehe weiter unten bei o).
Das slav. i ist der Reflex mannigfacher Laute. Als ein ur-
sprünglich langer Vokal ist es zunächst die Fortsetzung 1) eines
Torslav. langen i, das wieder verschiedenen Ursprungs sein und
z. B. auf p zurückgehen kann und 2) des Diphthonges ei.
1) aksl. öistb ^inS s. eist, ab. düt, lit skystas, kystas ,dünn,
dünnflüssig^, darneben mit oi: aksl. cMiti ^purgareS lit. akdistaa,
skaistüs ^eW-, aksl. griva ^Mähne^ s. grlva, b. hHva, ai. grivd
,NackenS davon aksl. grivma urspr. ,B[alsband, Armband^ dann
als Zahlungsmittel eine Art Gewicht, Münze; aksl. pirb ,Gast-
mahlS vgl. alb. pire ,Getränk^, ai. pUds ,getrunken<; hinsichtlich
der Tonqualität würde auch s. pUi, b. püi ,trinken* für ein urspr.
langes i sprechen, falls sie nicht analogischen Ursprungs ist; aksl.
sivh ,cinereusS s. slv ,grauS l^t. szyvas ^schimmelgrau^ preuß.
25
sywan ^gran'; p. szczyry, szczery, b. 6iry (aus i6iry) ,lauter^, got.
skeirs (got. ei «- i) ,klar, deutlichS mhd. achlr, as. «Jrfr; aksl. PI.
neutx. tri ,tria', ai. ^rl, tri, lat tri-ginta (Neutr. PL), Kt try4ika
^dreizehn' (mit dem Neutr. try)\ aksL viti ^winden', b. vHi ae ^sich
winden', b. vtti, lit. vyti ,windenS gr. It4a jWeide*, lat. vUis, ahd.
wfda ,Weide'; aksl üvh, s. ziv, b. ziv ^ebendig^, lit. gyvaa, lat.
eivos. R. düjd ,Kind' (PL cl^i) gehört nicht hierher, aksL ditq,
vgL auch r. sidiU, aksL 8^(töi ,8itzen^
Hierher gehört das Imperativ- (eig. Optativ-)Suffix des Du.
und PI. bei den athematischen Verben: dad-i^i, dad44a, dad-
i-fm, dcid-irte ygebet', Tgl. 1. ^mus, got 1. PL witeima (ei — l\
ahd. wizzi-mis zu got waü, ahd. weiz ,ich weiß^ Im Nom.
Sg. F. ist auch häufig i, so aksl. ei »diese' aus *V%, lit san, vgl.
lat ci'tra, got ki-mma ,diesem', femer Ut. j% ^& aus t mit dem
aus anderen Kasus verechleppten / (Gen. Sg. z. B. jds). Beim
Part Praes. act aksl. berqäti, lit. degantl zu cie^<7« ,brennendS
turintl zu ^Krf« ,habend', ai. bhärantl (gr. q>iQOvaa), ai. ^iK/a^f
^tundens', got. bairandei (ygl. got. frijöndi ,Freundin', hulundi f.
^öhleO- Beim Part Perf. (Suffix -?^«8): aksl. ne^»^' »getragen
habendS ai. vidüfl, gr. idvia, litt;^iii^' zu vSz^e »gefahren habend';
beim Komparativ (Suffix -i«5-):^aksL slazdhäi ,süßer', dobrijäi
»besser^, vgl. ai. evädiyaei, got eütizei »suauior'.
Daran reihen sich die Nominative aksl. cd^nbji, lantji (lamja,
lanh) ,EUndin', dann männliche und weibliche Nominative auf hß,
iß: sks\.al^dhß, ahdiß, ladhß, ladi ji ßchiß^, tn/«m/i , Blitz*', sqdiß
^Richter', balhß ,Arzt', krhtnhdbß ,Steuermann*, kbnjiffhdbß ,Schrift-
gelehrter*, äarhdbß »Maler* u. s. w.
Was die Verteilung zwischen -i und -&;V anbelangt, meint Zubaty,
es käme in Betracht, ob die vorausgehende Silbe offen (hogynjt) oder ge-
schlossen gewesen sei (sc^bfi); ferner auch die Tonqualität (berqiti), das
alles in den übrigen Kasus, diese hätten dann auch den Nom. beeinflußt;
so wäre aus t zum Teile auch -^ß entstanden (Afsl. Phil. 26, S. 361). Er
erklärt das Suffix -y-n/«: aksl. rahyt^i ,Sklavin\ hlagynji ,Güte' u. s. w.
aus -nf (in ai. pAtnl ,Fran, Gemahlin*, gr. 3i6xvia, lit. wesch-palni) , das
an Substantiva auf -y angehängt worden wäre. Die Erweichung des n
sei dem Einflüsse der übrigen Kasus zu verdanken, wie auch bei den
oben erwähnten Partizipial- und Komparativformen (I. c).
Auch in anderen Suffixen finden wir nicht selten ein i, das
auf f zurückgeht So z. B. in -itih, -ina, -ino, das häufig Posses-
sivadjektiva yon a- und anderen Stämmen bildet: aksl.ienin» ,des
Weibes' zu zena ,Weib', vgl. lat. caprintte, peregrinus u. s. w.
26
Von der Deklination gehört hierher der Nom. Akk. Du.
der i-Stärame: aksl. nosti zu nosth ^Nacht^ lit. naktt (aus *nakiy),
ai. srutt ,die beiden Ströme, Wege*. Die Endung -mt deslnstr.
PL, welche nur bei den o-Stämmen und bei den meisten konso-
nantischen Stämmen nicht vorkommt, sonst aber überall, und lit
mls setzen ein -mts voraus (vgl. Leskien Afsl. Phil. 6, S. 190):
aksL ryhami zu ryha ,Fisch', kosthtni zu kostb jKnochen', symmi
zu sym ,Sohn', ähntmi zu dtffih ,Tag^; beim Pronomen: tenn zu
th ,illeS naäimi zu naäb junser', lit mergomls zu meryä ,Mäd-
chen^, avimis zu avls ^Sch^f^, dangumh zu dangüs , Himmeln
Das lange l konnte sich auch auf slav. Boden dadurch ent-
wickeln, daß in der Gruppe -in + Kons, das n ausfiel und i
dafür zu % gedehnt wurde: aksl. zila ,Ader', s. zlla, b. züa aus
urbaltslav. glnslä, gltda, lit. gfsla, gysla; aksl. isto, istese ,te8ticu-
lus', PI. ,renesS lit. inksfae ,Niere, testiculus^ preuß. inxcze ,NiereV
aisl. eista^\ r. gnida, b. hnfda ,NißS lit glinda aus *gninda, let
gnida.
Im Akk. PI. der »-Stämme: aksl. kosti aus *kost%n8 zu kostb
, Knochen^, ebenso gosti, vgl. got gastins, zu aksl. gostb ,Gast^
Auch im Suffix -hnikh: aksl. dvhröuikb ,Türhüter*, vgl. auch
lit Letüvininkas ,Litauer' zu Letuvä ,Litauen' haben wir zum
Teile ein -inko zu suchen (vgl. weiter unten in der Stammbildungs-
lehre).
2) aksl. Sup. i'tz ,zu gehen^, lit. ei-tu, ai. i4um ,zu gehen';
aksl. lichh ,überflü8sig, in Menge vorhanden, was übrig bleibt' und
das ist mitunter ,ungerade, unrecht', s. Itho ,ungerade' aus *leik8(h,
vgl. gr. leiipavoVf Xautu); davon wohl verschieden aksl. lickh ,arm,
böse, schlecht', lit lesas ,mager'; aksl. lizq ,ich lecke' zu lizati,
lit. l'eziü ,ich lecke', gr. Xeixo), ai. Ith- ,lecken'; aksl. ni ,nein',
s. ni (aus *«0> 1^^ ^^^ ,nicht einmal', osk. nei, lat nt, aksl. ni —
1. Wegen der im Altr. (Svjat.) vorkommenden Porm jestese will
Mikkola aksl. üto von lit. inkstas (aus *inUto8 wobei er eine Verwandt-
schaft mit \h\.. intestinus voraussetzt) trennen und aus *b%io ableiten (IF.
16, S. 98), allein das kann man doch nicht tun. Es ist zu bedenken, daß
dieselbe Quelle auch die Form isto kennt, die somit gemeinslavisch war.
Das im Aruss. vorkommende jestese ist durch eine Vokalassimilation aus
istete entstanden. Wir begegnen derselben im Aruss. sehr häufig. Vgl.
skbrhb, skbTbbb neben skbrbb] zoloba neben ztloba; bayaU, bagahstvo (vol-
hj'nische Denkmäler XIII. — XIV. Jhd.). Vgl. auch sidiib, siditb aruss.
noch siiUf shh'ib u. s. w. zahlreiche andere Beispiele bei Sobolevskij
iS. 89-91).
27
ni ,weder — noch', lit nei — net; aksl. piäq ,8chreibe* zu ptsati
(aus *peik'i(h), lit pSsziü ,ich schreibe^ ]preuü. peisäi ,8ie schreiben',
ai pesaa ^Gestalt', pia- ,8chmückenS gr. noiyulog ,bunt', got. filu-
faihs ,8ehr mannigfach'; pri ,bei', preuß. pr^' ,zu', Utpre ,bei, an,
zu'. Mit lat prae sind diese Worte wohl unverwandt dignq,
stignqti ,kommen, erreichen', got. sieiga ,ich steige', gr. ateixta
,ich gehe'; aksl. vidh ,Gestalt, Aussehen', s. vfd, vida, bg. vidit,
gr. feidog (6ak. aber vld, vlda, das mit lit. vüdas ,Gesicht' hin-
sichtlich der Akzentqualität stimmt); aksl. zima ,Winter, Kälte',
s. zima, r. zimä, b. zima, lit. zemä (Akk. Sg. s. zfmu stimmt
überein mit lit. zemq)^ gr. xhiauv^ X^^f*^ ,Sturm'; aksl. zidq ,ich
warte', lit. geidiü ,ich trage Verlangen'.
Das 1 des Vok. Sg. der i-Stämme geht auf ej^ zurück: pqti,
kosti, vgl. lit nakte, ai. mäti.
Oben 8. 17 haben wir erwähnt, daß auch e/ zu i führte,
wobei es zunächst wahrscheinlich zu ei verkürzt wurde: Lok. Sg.
der i-Stämme: aksl. peäti, s. pi6i. —
Auf slav. Boden führten im Laufe der Zeit mehrere Laute
zu einem t. Zunächst das e im Auslaute, falls es geschleift be-
tont war, so im N. PI. der männlichen o-Stämme z. B. rod ,die
Termine' zu rokb, Ut devai, takal; im Gen. Sg. der t-Stämme:
pqti, kosti, vgl. lit naltes, got. anstais; in der 2. und 3. P. Sg.
des Imper. aksl. nesi, vedi, vgl. lit. te-suke, gr. naidevoigy Ttat-
devot; im Dat Sg. des enklitischen Pron. mi, ii, si, gr. aoL
Über diese Fälle wie auch über die Endung -si in jesi, dasi u. s. w.
und 'äi in aksl. vedeäi u. s. w. siehe bei e.
Nach Palatallauten steht i dem e gegenüber, wo es ebenfalls
zunächst auf ei zurückgeht: im Dat und Lok. Sg. der a-Stämme,
z. B. duäi gegen rqce, rybi; im Lok. Sg. und Lok. PL der o-
Stämme, wie mcfzi, kraß, morß gegen roc^ und mqzichi, krajichh,
morßchh gegen rocech^, me8tich^ u. s. w.; im Nom. Akk. Du. der
a- und der neutralen o-Stämme: duäi gegen rybe, polji gegen
mMd. Weiter im Imper. PI. kazite, glngoljite gegen vedite, ne-
Bete; im Instr. Sg. m..u. n. der weichen Pronominalstämme: jimh
gegen Umh, im Dat. Instr. Du. ßma gegen tima, im Gen. Lok.
PL ßchz gegen tichz. Dat. PL ßmz gegen timz und Instr. PL
ßmi gegen timi (auch diese Formen werden bei i erklärt).
Ein ß im Anlaut führte im Urslav. ebenfalls zu i, mochte
das j schon ursprachlich sein oder sich erst auf slav. Boden ent-
wickelt haben. Die Übergangsstufe war hiebei jedenfalls ein jf.
Auf slav. Boden hat es sich entwickelt bei einem b im Anlaut
z. B. urspr. ino- führte zu tno-, woraus jhno- und schließlich
im junwsf wurde. Dann imq, j^i ,nehmen*, s. vgl. ötHi, otmem,
aus *j'hnuf, *bnuf und dieses aus *v[imq, ^ipii, vgl. lit. iwü, imti
^nehmen, beginnen^ lat. emo, vgl. noch aksl. vhz-hmq, vtzqti
,nehmen^ Hierher vielleicht auch der Nom. Sg. i-ze aus is-, vgl.
lat. is, lit ßs »ei* aus is mit j nach dem Gen. Sg. jö u. s. w.
Doch würde das slav. Neutr. je-, falls aus *jod und nicht durch
Analogie entstanden, für ein ursprüngliches Maskulinum im Nom.
*jo8 sprechen; das müßte durch *jb auch zu *fh und dann i
führen.
Ursprachlich war das j im Anlaute in aksl. igo ^och^ aus
*jf>ffo und dieses aus *ßgo, lat. juffum, ai. yugäm, gr. ^vyoV.
Wie *jhgo zunächst aus *jbgo entstand, indem nach einem
Palatallaut auch das « zu b wurde, so auch bei y, das mit b ver-
wandt war: auch y wird nach Palatalen zu L Zunächst im
Instr. PI. der o-Stämme: neben roky, mesty u. s. w. (aus öis vgl.
S. 19) haben wir mqzi, poljiy marji u. s. w. aus *mqzy, *poljy,
*fnorjy u. s. w. Weiter aksl. ätti, s. ^Ui, b. äüi ,nähen^ aus
^sjyti und dieses aus siiUi, lit. »iüti ,nähen', got. siujan.
Auch entlehnte Worte, in denen ein t einem fremden ü gegenüber-
steht, setzen in der Begel zunächst ein y voraus: aksl. kriMb ,Krenz',
ahd. cArüst, chriuzi (geschrieben anch crüee^ crüci). Aber das slav. ^
macht dem deutschen z gegenüber Schwierigkeiten; JireSek möchte es
daher lieber aus dem Boman. ableiten^ (Die Romanen I, S. 37), doch auch
da müßte man einen Dialekt nachweisen, der hier wenigstens einen «-Laut
hatte, da es im Auslaute als H gehört werden konnte (vgl. das altdalmat.
krusi^ krus). Jedenfalls muß hier ein langes ü gewesen sein {vgl. in dieser
Hinsicht aksl. rA^zs, chyza und got. -hüs). Das y ging nach r in t über
wohl zumeist unter dem Einflasse des nachfolgenden Palatallautes I. So
mag wohl so manches t im Slav., das einem fremden o gegenübersteht,
die Zwischenstufe y voraussetzen, indem aus dem ö zunächst ein w, dann
y geworden ist. So in aksl. rtwi» ,Rom*, aus röm wurde *rüm. Die
Bömer 'PtoftaToi wurden von ihren östl. Nachbarn, den Persem und Ara-
bern anch Rüm^ den Türken Urum genannt (JireSek, Die Romanen I,
S. 36). Das ö als ü war daher anch sonst gar nicht ungewöhnlich. Aus
rümo wurde *rymO' und wohl zunächst im Lok. Sg. zu rimi unter dem
1. Auch Meillet sieht wegen des H in dem Worte (wie auch in
Male}h) einen möglichen Einfluß des Romanischen, desgleichen bei Üdovim
(vgl. fr&nz, juify man müßte aber wohl auch im Slav. ein *iüd„ *h/d',
aftrf- ansetzen), konoplja ,Hanf (wegen k) ital. canapa und hanj'a ,Bad*
(frz. ftatn, ital. bayno aus balneum) (MSL. 11, S. 178 f.).
29
Einflasäe der nachfolgenden weichen Silbe. Dann wurde rim- aach in
den übrigen Kaens allgemein. Bei dem Übergang des ry in ri, der sonst
auch beobachtet wird (vgl. Oblak, Maced. Studien, 8.87), war vor allem
die nachfolgende Silbe maßgebend. In der Sav. kn. finden wir ribi (st.
ryM), ribicb gegen ry5y, ry6c{, ryht, ryharm (§5epkin-b, Bazsnidenije etc.
8. 295—296). Im Ab. anch kUrü st. kUryi (wegen l\ ebenso pric st.
pryc (wegen c) u. s. w. (vgl. Verf. Aksl. Gram. 8. 868—369). Damit kann
das im Aksl. einige mal vorkommende krüi, kr^q u. ■. w. st. kryii, dann
ribi Zogr. marc. 6. 41 in Einklang gebracht werden. Wenn ferner hier
auch rikati vorkommt, so könnte das « zunächst in den Präsensformen
rycq, rifceii aufgekommen sein (derartige Formen kamen vor, wie. uns das
Altböhm. zeigt. Vgl. noch r. koryitt gegen b. korüt ,Beute' u. s. w. Auf
diese Art erkläre ich auch böhm. tüic «tausend* gegen poln. fysie^, russ.
tysjaca] das • war im Böhm, erweicht (i), was der Nebenform ^iysjaea
aksl. ty^ia zu verdanken war; daher mußte auch das u zu t umlauten.
Ebenso im klr. dial. ^ütac, wo das« also auch erweicht ist (Ogonovskij,
Stud. 8. 40).
War die Bedingung der Palatalisierung nicht vorhanden, blieb es
bei y: Aneöna-Jakyn, später Jakin,
Manchmal führte das fremde ö, o nur zu einem u (wohl in späterer
Zeit), nicht ö, so daß es dabei bleiben konnte: Ftiutio-Ptuj., Solan (SaUf
niki). So haben wir neben rimtsk^ auch rumttkb (iEte sq rumhsky . .
Supr. 108, 17 und protl-bkovav b otb rumbtka j^zi>ika na grb^eskb ib. 110
Z. 11).
Durch Dehnung des h entsteht aui' slay. Boden ebenüalk ein
t. Ihr steht dann die des ^ zu zi (y) zur Seite. So haben wir
z. B. Idbtuf, kl^i yfluchen'y iter. zaklinati; ztrjq, zhreti ^schauen'^
iten 'Zirati u. s. w. vgl. dzchnqti ^tmen' iter. vzz'dychati. Diese
Dehnung kann auch vor j eintreten: neben trethj auch tretij
,der dritte*, neben iskrm'hj auch iskrbnij ,proximus* (vgl. dobrzj
neben dobryj)\ im Gen. PI. der i-Stämme: hostbj neben kostij;
im Nom. u. s. w. mhntji neben mhniji yBUtz* u. s. w.
Fremdes i wird im Slav. auch durch i häufig wiedergegeben
z. B. aksl. tmnidn ,Mönch'y ahd. munih; aksl. vino ,Wein*y lat
vinum, got. icein (eine der frühesten Entlehnungen aus dem Lat,
Paul, Grundr. I> S. 328, auch das Slav. weist schon des Genua
wegen auf diesen Ursprung hin, vgl. dagegen gr. olvog).
Fremde mit • anlautende Worte entwickeln manchmal ein t vor
demselben, z. B. aksl. itpolin^ jgigas* neben Bpolim, das jedenfalls iden>
tisch ist mit dem Yolksnamen Spali (gens Spalorum bei Jemandes),
SnoXoi. Aksl. isMa /fxrjyij tentorium* (itUba), ixba aus is[t)ha, vgl. ahd.
«iuba «heizbares Gemach, Stube', and. Hofa, lit. siubä, preuß. stubo (auch
in den roman. Sprachen: it. Hufa^ frz. ituce). Das ist aber nicht spezi-
fisch slavisch, vgl. lit. iszkada gegen poln. izkifda, russ. ikoda ,8chaden',
30
lit. iszkala gegen slav. ikola ,8cbule'. In einem Papyrus aus dem V. Jhd.
kommt vor taxQißag iscriba = scriba^ yQafiiMLXBvg (Liter. Centralbl. 1901,
19. Okt. S. 1722).
Veränderungen des i im Slavischen. Als palat. Vokal
hat das i gewisse vorhergehende Konsonanten in einigen slav.
Sprachen erweicht, ja z. B. das d, t mitunter ganz verändert
(vgl. oben S. 20). So wird im R. istocniH ^Quelle' als isto&Aik,
pidish jvides* als vidiS, tretij ,der dritte' als trdij ausgesprochen.
Ebenso im B. ani — ani ,weder — noch* als ani; divoky ,wild'
als divoky, ireti ,der dritte' als trdi. Im P. ebenfalls: pani ,die
Dame' als pani, dagegen dziki aus *diky; dziumy ^wunderbar*,
dchy yStill'aus tichy.
Ebenso im Sorb.: ns. Sichy, os. 6ichi ,still' aus ticky; ns.
Hwy ,wild*, os. diiwy, aksl. div^; weiter nizki spr. üizki juiedrig*;
piwo ,Biei:^ spr. pjivo, bitwa ,Schlacht* spr. bßtva; müos6 ,Gnade'
spr. mjiios6 (Mucke, S. 190 und 197—201).
Im Gegensatze dazu steht die Entwickelung des i im Kl ein r.
Aus der Darstellung der Aussprache des y im Slav. (siehe weiter
unten) wird hervorgehen, daß dieser Laut sehr leicht in i über-
gehen konnte, was wir fast auf allen Gebieten des Slav. beob-
achten können. Diese nahe Berührung der beiden Laute brachte
es aber mit sich, daß auch umgekehrt das i zu y werden konnte.
Wenn es nach gewissen Lauten, die einen dumpfen Klang an-
nahmen (z. B. nach S), geschehen konnte, so ist es nicht auf-
fallend. Hier ist also der Wandel bedingt. Allgemein ist er
aber im Kleinr., wo sich überhaupt jedes i dem y sehr stark
genähert hat.
Zu den Lauten, die wegen der Änderung ihrer Artikulation
einen dumpfen Klang annahmen, so daß nach ihnen das i als y
oder ein u-Laut lautete, gehörten zunächst die Konsonanten S, z,
€, r (siehe weiter unten bei diesen Lauten). So bemerken wir
im Ab. schon um die Mitte des XIV. Jhd. nach if, c, z in ge-
wissen Denkmälern durchwegs oder mit Vorliebe ein y. Später
auch nach c, 8, z, j und f. Nach der Orthographie der b. Brüder
wurde nach c, s, z das y zur Norm: cyzy syla ,fremde Kraff.
Die Aussprache des y nach diesen Lauten bestätigt auch der
Grammatiker BeneS Optat. Desgleichen auch Blahoslav, nur
sagte er, daß man auch iy, zy, äy, ry schreiben sollte, da auch
hier ein y gehört werde. Ähnlich auch jetzt noch in einigen
Dialekten. Sonst ging im allgemeinen dieser Unterschied ver-
31
loren und Dobrovsk^ hat auch darnach die böhni. Orthographie
geregelt.
Dasselbe auch im P. nach den Lauten c, dz, cz, szcz, dz,
8z, z, rz z. B. chlopqf PI. zu cMopiec ^nabe*, pieni^dzy ,Geld*,
drozdzy ^Hefe^ uczysz, uczy ^doces, docet'; troszczyd su^ ,sich
grämen'; ru8zy6 ,bewegen*, otworzyd ^öffnen' u. s. w.
Ebenso im Ns. nach z, S und 8, z, c und neuerdings nach
j (Mucke 8. 89—91). Im Os. sind nur die dentalen Spiranten
s, z, c absolut hart, daher nur nach ihnen y st. i. Beispiele:
m. pSosyä (os. pro8y6) ,bitten', aksl. pro8Üi; cuzy ,fremd*; zyma
»Winter*; ns. ciniä (os. 6ini6) ,tun', aksl. diniti; ns. wucy4 (os.
tcuci6) ,lehrenS aksl. ucüi; ns. cygil (os. cyhä) ^Ziegel' (nach s
und z kann natürlich das y mitunter auch schon urslav. sein:
syn ySohn', aksl. 8ynb dass.).
Nach 8, z (dz) und c (als cl) nur im Ns.: 8yja (os. Sija)
jHalsS aksl. ^ija; hß (os. HS) ^nähenS aksl. 8iti; äydio (os. äidlo)
,Pfnemen'; cyzyi (os. Üzik) »ZeisigS aksl. eizikö; zycyd ,gönnen*
dazu pözycyS (os. poz(i)H£) ,leihen*; zyd (oe. zid) ^ude*.
Im Ns. dialektisch auch schon nach ./; cijy (os. ciji) »wessen^
ksl. cij ,wessen'; dw6jy (os. dwoji) »zweifach*, aksl. dvoji, dvoj.
Auch im Ostbg. fand Mileti(S, daß nach i, welches stark mittel-
palatal artiknliert wird, ein y f^ehört wird: duiyiä (Anzeiger der Wien.
Akad. phil.-bist. Kl. 1899, Nr. 2 8. 18). Aber es gibt hier Dialekte, in
denen das t überhaupt als y oder « ausgesprochen wird, so z. B. im
Drjanover, wo man godina, otide hört. Das y ist hier ganz guttural
(1. c. S. 15). Das erinnert uns sehr stark an das Kleinr. Hier bleibt
auch nach c, i u. s. w. die harte Aussprache, also cy, iy u. s. w.
Berührungen zwischen i und den e-Lauten. So
innige Beziehungen, wie wir sie sonst bei diesen Lauten an-
treffen, kommen im Slav. nicht vor. Zu -m^rh entstand volks-
etymologisch -mifh. So finden wir im Ab. Lutomerici (bei Kos-
mas) und Ltähomirici. Analogisch entstand auch z. B. neben
pHmirie und mir ,Priede* später primärfe (nach mira, mirou
u. dgl.), dann mier (vgl. Gebauer, Hist. ml. I S. 218—226).
Zahlreicher sind die Fälle im Sorb. Wie e hier zu i wird, so
geht umgekehrt in vielen Worten i in e über und zwar zumeist
in betonter und in der Regel zugleich geschlossener, seltener in
unbetonter Silbe, wo es dann (wie gewöhnliches i) in je übergeht.
In Dialekten trifft man noch häufig das i daneben an (Mucke,
S. 87—89) z. B. ns. beric, os. birc ,Gericht8diener', b. biric; ns.
und OS. mir ,Priede' ist so zu bemteilen wie im B., aksl. min;
32
OS. slina neben slina, ns. slina ,8peichelS aksl. alina und noch
einige andere Fälle. Dagegen gehört äiroki ,breit^, se^ ^Bi^^te^y
aksl. Hrok^ nicht hierher, denn hier handelt es sich zunächst um
ein äy aus äi, vgl. auch p. szerohi ,breit', szerz, szerza ^Breite';
seroki dial. auch in Mähren. Ebenso gehört eigentlich nicht
hierher es. khiza, ns. chyza ,Haus^; os. khüry, ns. chytäy ytüchtig^,
aksl. chytrh.
Was die sorb. Iterativa ns. -biraä, os. birtiö gegen aksl. birati
auflesen', dann ns. meraä, os. miraö, aksl. mirati ^sterben' u. s. w.
anbelangt, so gehören sie auch nicht hierher, denn diese Bildungen
sind westslav. vgl. auch aböhm. biercUi^ mierati, ebenso auch im
F. Dagegen stimmt z. B. ns. -cynaä, os. dinad überein mit aksl.
-cinati in podinati ,anfangen^
Analogisch gebildete Iterativa finden wir auch schon im
Aksl.: neben pogräxxti auch pogribaii, neben nalevati auch nalivatu
Man wollte auch die p. Iterativa wie zbieraö, umierad, otwie-
ra6, rozkwieraö u. s. w. aus zbiraö, umiraö, otmrad, rozkwiraö
ableiten, indem man sich darauf stützte, daß die Umwandlung
von i (y) in 'e (e) vor r schon seit dem XY. Jhd. eine allgemeine
Erscheinung der p. Sprache sei. Allein in sierata ,WaiseS ap.
sirata, aksl. sirota, dann szeroki jbreit', ap. szyroki u. dgl. war
ein sekundäres p. y (vgl. auch poln. ser, apoln. syr, aksl. aym ,Eä8e').
Die p. Iterativa wie zbieraö u. s. w. haben auch ihre Reflexe im
B. und Sorb., sie sind überhaupt eine westslav. Eigentümlichkeit,
bei welcher bei einigen Verben (wie -bierad) der Fräsensstamm
zu Grunde gelegt wurde, während bei aksl. birati der Infinitiv-
stamm maßgebend war. Letztere Bildungen waren auch höchst-
wahrscheinlich älter und gemeinslav. Selbst noch im Ap. findet
man z. B. odmira, odumira neben odumyera (aus dem XV. Jhd.
vgl. Afsl. Fhil. 7, S. 534). Es hat sich also im F. das alte neben
dem neueren lange hindurch behauptet.
Ursprung und lautliche Geltung. Während das ur-
sprachliche S, das zu i wurde, wie auch die anderen Vorstufen
des e, wie wir sehen werden, als offene e-Laute aufzufassen
sind, neigte das ursprachliche kurze e im Slav. entschieden zu
einer geschlossenen Aussprache hin. Es wird daher oft zu t, das
eigentlich der Reflex des urspr. i war. Im Lit. wurde hingegen
33
das e meist sehr offen ausgesprochen , weshalb es auch za a
werden konnte, vgl. lit vdkaras ^Abend', aksl. veden; vasarh
ßornmex^f aksL vesna ^Frühling^y gr. ßioQ. Diese Eigentümlichkeit
hat das lit e mit jenem slav. i gemein, das auf i zurückgeht, da
es auch unter bestimmten Bedingungen in a übergehen konnte.
Das slav. e ist zunächst das iu*sprachL e: BkaL berq ,nehme,
sammle^ gr.g>iQWj latfero; deiiiar»,venenumSlitÄ:0fii^a»,Alpkraut^;
des^t ,zehn^, lit diszinUia, diazimt, lat deeem; deshm (deani) ,dexter',
Ut deszine ,rechte Hand^; jes- in aksl.^'e^m« ^ch bin', lit esmi (ver-
altet); jezero ,SeeS lit fö^a« ,Teich, kleiner See'; mezda ,GrenzeS
Tgl. laLmedias; medh ,Honig', htmedüs, gr. fii^; aksl. ne ,nichf,
lit ni, got ni, lat ne- z. £. in ne-scio; nebo ,HimmelS lit debeAs,
ahd. nebul, gr. viq>og; sestra ,8chwester', lit sesu, got svistar; iesth
jseehs', lit szessA; vetKkt ,altS lit vetuszas, lat vetus, gr. {ßjhog;
vezq jÜbie^ (trans.), lit veeü, lat vdio, *zdy ,testudo' (als idva,
ürnea u. s. w.), gr. xiiXg; eeravh ,gnisS lit gime, preuß. genoe.
Hierher gehören auch mehrere Suffixe, z. £. das Nominal-
suffix -es-: Gen. Sg. neb-es-e, lit ddhes-es, gr. vighea-oSf vgl lat
gen-er-is; 8u£ -ter-: Gen. Sg. nuhter-e ,der Muttei^, d^i4er'e ,der
Tochter*, lit mo^ef-s (aus mo-ter-es^y dukUrs; Suffix -tero-: je-ter-h
,quidam', vgl. umbr. etru, etre u. s. w. ,Alter (IF. 11, S. 14), gr.
Tto-tegogy (ifAo-reQogy lat i-ter-um.
Hierher gehört der thematische Vokal e des Präsens: Sg.
2. P. aksl. nes-e^i, nes-e-th, Dual. 1. 2. u. 3. P. nes-e-vi, nea-^ta,
nes'e4e, PI. 1. 2. P. nes-e-rm, nes-e-te. In der 1. P. Du. und PI.
war hier ursprünglich ein o (vgl. gr. 1. P. PL Uy^o-fiev^ es ist
aber verdiängt worden von dem aus o durch Umlaut entstandenen
e der weichen Stämme, z. B. kry-je-tm ,wir decken' aus ^hry-
j(hfm. Im starken Aor. hat sich dagegen das urspr. o erhalten,
weil hier keine weichen Stämme mit dem Umlaut zur Seite
standen, daher nes-o-v«, nes-o-tm, während die 2. und 3. Sg., Du.
und die 2. PL wieder das urspr. e aufweisen: nese (aus *ne8'€'S,
*neS'e-t\ nes-e-te. In der 2. und 3. Sg. Imperf. ist auch ein e:
neseie, nesiaie (aus *nes^e8, ^nesiää)^ dann in der 2. und 3. Du.:
neaisäa, nesiSeie und in der 2. PL: nesesäe, neaiaiete; im Part
Prät pass.: nes-e-m ,getragenS vedem ,geführt^
Endungen mit e: 3. P. Du. ber-e-te aus -tes, ai. -tas z. B.
bharortas; ebenso im Imperf. und Aorist Später wird das te hier
alhnählich von -ta verdrängt In der 2. P. PL Ind. berete, nesete,
lit vizate; ebenso im Imper. beri-te, gr. q)iQOiz€.
VoBdr&k, Vgl. dAT. Gnunm. I. 3
34
Yok. Sg. der männlichen o-Sfömme: skshvlbce, Mtvükkf lat.
lupe, gr. XvK€. Nom. Yok. PI. der u-Stämme: synav-e aus
*9üne^^'e8, vgl. gr. ^dieg aus "^dißeg, got sunjus (aus *8uniunz),
ai. 3andi?o». Nom. Yok. PI. der männlichen i-Stämme: pqtbje
,Wege^ aus *p(mtei-^, tnje ,dreiS got cmsteis, Preis, gr. oq>eig aus
($9)e(i()«g, ^?£iff9 lAt. ovSs, tris, ai. matdifas, trdyas. Nom. PI. der
männlichen konson. Stämme: aksl. dhne ,TageS bei den anderen
n-Stämmen nicht mehr erhalten, vgl. lit. dkmens (aus akmeneSf im
Slav. *kamene nicht mehr erhalten), gr. Tcoifiev-eg, mfxov-sg, lat.
sennon-es. Dieselbe Endung hat sich als Überbleibsel der einstigen
konson. Dekl. erhalten bei den Worten auf -enim, janimi Nom.
PI. grazdan-e zum Nom. Sg. grazdanim ^Bürger^, bei den Worten
auf -arh und td'h: mytar-e zu mytarh ^Zöllnei^; dMatde zu düatd'h
,Arbeitei^. Unter dem Einfluß der anderen Kasus wird auch hier
das r, l mitunter erweicht: mytafe, däcUd'e.
Derselben Art sind die Nom. PI. mask. des Part. Präs.
akt und Prätakt. I: aksl. vedqSte zu vedy und ved^äe zu vedh,
schließlich auch des Komparativs: dobreße, slazdt^e.
Yon der konson. Dekl. gehören hierher noch der Gen. Sg.
dune ,de8 Tagest kamene, imene ,des Namens', slavese ,de8 Wortes^
td^ ,des Kalbes^ matere ,der Muttei', lit akmefis (aus akmefhes),
moters (aus moteres); femer auch bei den ü-Stämmen: svdcrbve
,der Schwiegermutter*, krzve ,de8 Blutes*, vgl. ai. sva^rAv-as, bhru-
vda. Der Lok. Sg. bei beiden Arten der erwähnten Stämme:
kamene, dtn-e, sloves-e, na des^te (z. B. d^va na des^e ,zwölf)
imd weiter auch svekrbve. Man erklärt diese Formen als endungs-
lose Lokale (wie z. B. ai. uddn ^ aqua*), an welche die Post-
position e angehängt worden wäre. Ebenso im Lit ra^Ücoj-e ,in
manu*.
Ursprachlich ist schließlich das e des Gen. Sg. des Pron. pers.
mene, tebe (hier übrigens auch das e in der Wurzel) ,mei, tui*, vgl.
av. mana, ai. tdva (aus *teue), im Slav. ist das b aus dem Dat
td>i (vgl. lat tibi) eingedrungen, das Lit hat hier noch das v,
allerdings mit einer anderen Endung: tav^s. Nach tebe ist wohl
auch sehe gebildet
Auf slav. Boden ist auch ein e aus o nach weichen Kons,
entstanden, z. B. Yok. Sg. der a-Stämme: duse zu dusa ,Seele*
gegen rybo zu ryba ,Pisch*; Nom. Akk. Yok. Sg. der neutralen
o-Stämme: poVe ,Feld* gegen mesto ,Ort*; bei den Yerbis der
YI. Klasse z. B. nepbätevati yVTtola^ßdvetVj aestimare* gegen
35
cäovati ^utare^ Dieser Umlaut &nd schon im ürslav. statt.
Einzelnen slav. Sprachen führten dann die Halbvokale, ins-
bes. b, ein starkes Kontingent von ^-Lauten zu.
Veränderungen des e auf slav. Boden, e wird zu ».
Zunächst vor i (j) und zwar in jedem Falle, mochte das e betont
oder unbetont gewesen sein. Dieser Übergang in » — oder zu-
nächst wohl in I — ist eben auf die geschlossene Aussprache
des e im Urslav. zurückzuführen. Bei der Aussprache des i — j
nähert sich der Zungenrücken bedeutend dem harten Gbiumen
(schon bei »), bei j derartig, daß sogar ein Beibungsgeräusch ent-
stehen mufi. Bei der Aussprache des ei erstreckte sich nun
<üe8e Engenbildung auch schon auf das e, sie wurde schon anti-
zipiert (vgl damit z. B. böhm. de) ,gib', aböhm. daj). Das war
um so eher möglich, als ja das e eben geschlossen (eng) war.
Bei einem offenen e wäre es nicht so leicht möglich gewesen.
Je nach dem Resultate haben wir hier zwei Fälle zu unter-
scheiden: tautosyllab. imd heterosyllab. ei. Das erstere wurde zu
*i M, das zu i führte (vgl. oben S. 14). Beim zweiten bUeb es
dagegen im Urslav. bei der Stufe hj (hi): Nom. PI. der männ-
lichen »-Stämme aksl. goetbje ,6ä8te' ajos *gosteißSy vgl got ansteis,
griech. att. *o(peig aus *oq>B(i)Bq^ ai. matätfos (das e war hier be-
tont); aksl. Nom. YoL mask. trhje ,drei' aus *trHfis (das e war
betont), got. preis, att TQBig (aus T^e(x)£s)9 ^^ ^^^ß ^ träyw;
aksl. vhjq ,winde', lit veju ,ich winde, wicklet
Das auf diese Art darch Assimilation entstandene » konnte wie
jedes Andere vor demj im Aksl. zu i werden: gostife, trije, vijq. Es war
dies eine Ersatzdehnnng, wie wir sie z. B. auch bei den best. Adjektivis
iskrwij neben iskrtnbj fi nXriaiw', dohnp neben dobnj 6 dya^og u. s. w.
finden (j aus «, i).
Die Palatalisierung der Kons, besteht, wie schon erwähnt, in
der Anpassung der Zungenstellung an jene des j. So ist es
begreiflich, daß sich der eben behandelte Prozeß auch vor anderen
palatalisierten Kons, wiederholt Schon Sievers machte auf die
besondere Neigung der palatalisierten Gutturale, die ihnen vorher-
gehenden Vokale heller zu färben, aufmerksam und er wies auf
die Imperative rhci zu rekq, phd zu pekc^, thci zu tekq im Gegen-
satze zu nesi, vedi u. s. w. hin; ähnlich bildet zegq, die 2. F. Sg.
Präs. zbzeH, den Aor. ztze u. s. w. (vgl. auch im Afel. Phil. 27,
S. 142, dann J. Schmidt, Zur Gesch. des idg. Vokal. S. 26).
Zunächst sind es die erwähnten Imperative; dazu auch zbdzi,
56
zbdz&e zu zegq ^brenne^ Es muß hier hervorgehoben werden^
^aß dies nur zu einer Zeit stattfinden konnte, als die palatali-
sierten Laute noch wirklich weich waren {6, d£). Dann handelt
es sich hier um unbetonte Silben, denn der Imperativ war hier
endbetont (vgl. weiter unten).
SelbBtverständlich kann unter solchen Umständen ein {priyrieati
gegen reM^ i^lü{d)zaii gegen ieiti mit unserem Prozesse nicht derartig
identifiziert werden, daß in derselben Lage (d. h. vor einem c, dz) ein e
(slav. Q zu t (slay. t) wurde und umgekehrt, daß nach einem hohen Vokal
6, t, sowie ^ (das hauptsächlich auf ein baltisch-slay. t + Nasal zurfick-
gehen soll!) aus einem Guttural ansjbatt des zu erwartenden Palatals^
{c, i) sich ein d, di entwickelt habe. So soll auch in -^ieati u. s. w. fßr
-rekifltii^) eigentlich eine gegenseitige Einwirkung des e auf der einen
und des ki auf der anderen Seite stattgefunden habe, so daß eki ein -ic-
anstatt des erwarteten *-&*^ ergeben hätte (BeSetar, Afsl. Phil. 26,.
S. 571 — 574). Ein ki kann hier nicht rorliegen, denn dann müßten wir
z. B. auch ein *8iea st. «&^ ,caede8* aus *9ekja haben. Außerdem ist
zu bemerken, daß das % bei Iterativis vor dem a nichts anderes ist al»
das t der Verba der 4. Klasse (vgl. 'VaüdoÜ ans -vadjaü zu 9odäi; -naiati
zu noM u. 8. w.), bei -rieati liegt aber kein derartiges Verbnm der 4. KL
vor, wie uns ja auch r^Ucaii zeigt. Wo ein kj {k£j vorliegt, handelt es-
sich also um ältere Bildungen, und es konnte daraus nur ein c entstehen.
In unserem Falle gab es Iterativa wie rikatiy tikati^ iagati u. s. w., d. h^
hier wurde der Infinitivstamm zu Grunde gelegt, wie auch z. B. in -birati
zu hbrati. Andererseits konnte aber der Präsensstamm zu Grunde gelegt
werden: mtraii, *rikati (daß das Präsens urslav. r»£q, rtceü u. s. w. hieß,,
werden wir weiter unten sehen), *Ügaii, Das t rief eine sekundäre Pala-
talisierung hervor: rieati, ii(d)zati und da es eine ganze Beihe solcher
Verba mit analoger Palatalisierung, jedoch mit anders geartetem Wurzel-
vokal hinsichtlich seines Ursprunges gab (wie dvizati, ttrizati neben itrigati^
klieati, nieati u. s. w.), so wurden diese palatalisierten Konsonanten auch,
als ein charakteristisches Merkmal der Iterativa aufgefaßt vgl. pr^ali,
l^ati, aböhm. sogar myeUi (vgl. weiter unten bei den Gutturalen). Nach
dem Vorbilde wie mirati, rieati, Ügati (und wohl auch tieati), wo im
Präsensstamme » war, sind andere Iterativa wie pogribaü, npUtati u. s. w.
entstanden, wo also im Präsens ein e war ißrebq, pUi<(}.
Denselben Prozeß müssen wir nach unserer Theorie auch bei
einem ursprünglichen e vor einem i, z erwarten. Und tatsächlich
finden wir ein Präsens vhZbzeH (mit z st b), Aor. poehze, vgl.
zorzhze im Mar. Matth. 28, 7, Part Prät pass. sbibzem; in allen
slav. Sprachen basiert das Präsens auf einem zibz {zbg): r. zgu^
b. zhu, p. zg^ slov. zgem u. s. w. Daß es auch in die 1. P. Sg.
und 3. P. PL eindrang, ist ja begreiflich. Hierher könnte auch
ar. rhktt, rtMi, b. iku u. s. w. gehören, wahrscheinlicher ist es
37
mir jedoch, daß es anders, wie wir gleich sehen werden, zu be-
urteilen ist Bei tekq, tedeSi; pekq, pedeH ist jetzt zwar ein e in
aDen slay. Sprachen voilianden, aber es ist die Frage, ob es hier
Bicht schon im Urslav. unter dem Einflüsse des Inf. restituiert
ist, wie wir es auch im Aksl. u. s. w. bei rekq bemeiicen. Ein
üuderes Beispiel, das hierher gehört, ist aksl. vtdera, r. vcerd
.^gestern' gegen veier^ ,AbendS dann aksL mtdb neben medb, s.
fnae, got. mSki ,8chwert^ Es scheint aber, daß die dem e nach-
folgende Silbe auch einen engen Vokal {e, i, h, e aus 02) ent-
halten mußte, denn wir haben ein r. peödth, s. piöat ,Petschaft',
T.peddU ,Sorge, Kummer^ \l dgl. wo es sich um ein e unmittelbar
Tor dem Akzent handelt und doch ist es geblieben (beachte, daß
das dem a zu Grunde liegende ^ eine offene Aussprache hatte
und infolge dessen auch zu einem a geworden ist).
Es entsteht nim die Frage, ob aach nach dem c, I, i das e in »
4ibergehen kann? Hier sind doch die Verhältnisse einigermaßen anders.
£s kommt da zu einer Lösung der Engenbildung und man müßte an-
nehmen, daß sie nicht so weit gediehen ist, als es der nachfolgende Vokal
•erforderte. Das mag ja in einzelnen Fällen wirklich eingetreten sein,
aber so allgemeine Begeln möchte ich nicht aufstellen, wie es Pedersen
tat. Er meint, in den Silben c«, S0, ie gehe das « in » Über und zwar
unmittelbar vor einer betonten mit einem Geräuschlaut + einem sonoren
Laut anfangenden Silbe (KZ. 38, S. 420). Hierher rechnet er ib^q und
seine Formen, die wir eben anders erklären mußten. Dagegen kann p.
<izUry^ b. äyri neben aksl. cetyre ,yier* auf diese Weise erklärt werden,
denn daß hier ein cbt- vorhanden war, zeigt uns das Ab. z. B. m ctyrtni
u. s. w. (Gebauer, Hist. ml. I S. 168, natürlich betrifft es auch ctvrt-^
•är- in cterty ,der vierte' u. s. w.). Hier handelt es sich also um eine
Eigentümlichkeit, die sich nur auf einen Teil des urslav. Sprachgebietes
erstreckte. Weiter vielleicht auch c^io st. und neben dem nrspr. <esa^
(nach dem russ. cegö, cemü wohl cbbo). Man erklärt das ctso in der Begel
durch Anlehnung an den Nom. Akk. cb(o. War das Wort proklitisch, so
konnte cego bleiben. Weiter hck, hh ^gegangen*; Ihzlt, ieih ,virga* r.
&Z&, Gen. Udd (ühlenbeck erklärt es zwar ans abd. %«/ P.Br.B. 21,
S. 101, aber das scheint nicht richtig zu sein). Dagegen in Mo ,Stim^
itiUU ,wollen\ iend ,Weib', iuräüh (aksl. Meravb) ,KranichS r. ieMkij ,grau-
sam' wäre das e geblieben, weil hier sonore Laute (bez. zwei Geräusch-
laute) vorliegen. Bei r. ceMätb ,kratzen' wäre das Präs. ceUt^ maßgebend,
bei ceiä ,Paar' andere Kasus mit Anfangsbetonung (er weist direkt auf
^U ,gerade Zahl', das als Gen. PL dazu aufgefaßt wird, vgl. c^b ili n^cet»
,Paar oder Unpaar*). Man wird hier aber kaum irgend welche Begeln
statuieren können.
Sonst geht das e äußerst selten in t über wie z. £. pbzdeti
ipedere', slov. p92dfti ^fisten^ b. bzdüi, lat.|>ddo aus *pezdö. Da-
38
gegen kann aksl. pt8^, r. pesh, Gen. psa ^und^ nicht mit Bi.pctsu^
lat pecu, got faihu, lit päcua, preuß. pecku ,Yieh' zusammen-
gestellt wenden, denn wenn auch der Wechsel in der Guttural-
reihe nichts auffallendes wäre (vgl. sl. slyäati, dagegen lit. klauaaüy.
Uamyti und preuß. IdauMon)^ so stimmt die Bedeutungsnüan-
zierung nicht
Insbesondere darf man in Silben mit t^, tl, tm, mi das »
nicht aus einem e erklären, wenn auch in anderen Bildungen das
e zum Vorschein kommt, denn auch das Litauische hat hier kein
e, sondern ein t, so daß hier von r, l» n^, 9 auszugehen ist So
z. B. aksl. mtrq, mtreH ,sterbe^, vgl. lit mlrsztu, nUriaü, mifti
^sterben' (mtrhäi und lit mirusi^; aksl. pf»nq, ptmeii ^spannen^, lit
pinüj pyniau, pinti ,flechten'; zimjq ,emte, mähe^, lit ginit ^ch
wehre*.
Selbst auch der Infinitivstamm auf -a- ist so zu beurteilen:
hbrati aus *brrati gegen berq ,sammeln, nehmen'; dtrati gegen
derq ^reißen, schindend Daß von r, l, fp>, t^ auszugehen ist, zeigt
uns ffmaU gegen zenq jagen', lit genü^ gr. &evBiv^ ai. hanati ,er
schl^ tötef, urspr. *gviienfh. Das g gegen z kann nur au&
*gi^nati erklärt werden, wobei das ^ eine u-Färbung angenommen
hat und zu g^n- führte.
Weiter stüati gegen stdjq ,8treuen, ausbreiten'; imati au&
*flimati, *tmati gegen jeniljq ,nehmen' (ebenso auch das Präsens
imq, imeÜ aus *nimq, *'qime8i wie uns das lit imü, irnti, ^miaü
,nehmen' zeigt). Manchmal ist auch in den Infinitivformen das e
geblieben: stenati, stenjq ,seufzen, klagen'.
Weiter aksL ttma ,Finstemis', vgl. Ut usz-temis ,Yerfinsterung',.
ai. tamisram ,Dunkel', Wurzel tem-.
Hierher gehört auch das Präs. b. rku, Part rka ,sagen', ap.
rzkqc, rzkomy, auch ar. rtku, rtdeÜ, rtka, womit Fortunator
lit surikti ,brüllen' vergleicht (Afel. Phil. 11, S. 570). Der oben
erwähnte Imperativ rtci gehört also eigentlich auch hierher. In
einigen Fällen zeigt nämlich das r und auch ^ eine von der
normalen abweichende Entwickelung: es wurde daraus schon in
der lituslav. Periode ein ri, ni statt des erwarteten ir, in und
zwar geschah dies unter dem Einflüsse der Formen mit dem
vollen Vokal von Haus aus, also in unserem Falle war es der
Infinitiv reäii und was alles damit zusammenhing. Abweichungen
kamen aber selbst auch da wieder vor: preuß. dirbisnan mattem'
gegen lett dribindt ,zittem machen' und lit drebü ,ich zittere',.
drabüs ^ttrig* (Brugmann, Grundr. I« S. 472—473). Hierher
gehört weiter ab. brdu, brdeä u. s. w. aus brtdq u. s. w. vgl. aach
aksl. Part Fräs. pass. neprebrtdotm dniQovrog ^nfinitns', Inf.
ab. bH8ti, bristi (also aus *bred4i) lit bristi ,waten', Prät bridaü,
Präs. bredü, lett bridindt ,waten lassen'; vgl. dazu brod^ ,Fart'.
Im lit. ist also die Verteilung der zwei Yokalstufen anders.
Statt des erwarteten *b%rdaü haben wir hier unter dem Einflüsse
von bredü ein bridaü. Weiter aksl. ntsx^ aus *vaq, ntznqti ^-
figere'y tn^-ntzq ,ßaXXw^ mitto', das Sup. war *ne8tb aus *neztb.
Wenn der Infinitiv auch hier vom Sup. beeinflußt wäre, wie sonst
so häufig, so müßte er *nesti heißen. Man setzt allerdings ein
nisti gewöhnlich an, das wäre nach cfn4q, cvisti, da sind aber ganz
andere Yokalreihen (vgl. cvetb ,BlüteO. In unserem Falle war
*ne2 die Wurzel, vgl. noch dazu pro-nozüi ,transfigere' und r.
zanöza ,Splitterchen^ Hierher auch aksl. noet jMesser' aus
*nozj(h.
Die kurzen e-Diphthonge. Über die Schicksale des ef
ist oben S. 14 gehandelt worden. Heterosyllab. eii wurde zu au:
aksl. nov^ ,neu^ aus *neuo8, vgl. gr. viog. Tautosyllab. eu führte
ebenüedls zunächst zu a^, wobei sich jedoch mitunter ein j (i)
entwickelte: *jou {iou). Beide Eesultate wurden dann monoph-
thongiert und ergaben u, ju: aksl. bljudq ,ich wahre, gebe acht'
(vgl. oben S. 15).
Tautosyll. en, em im Inlaute (also en, em vor einem Konso-
nanten nur nicht vor j) führte schon im ürslav. zu ^: aksl. p^
^er fünfte' aus *pen(k)tos, lit pefiktcts, gr. TtififtTog, lat quintus.
Der Diphthong er, d erlitt in den urspr. Verbindungen iert,
teU (wobei t einen jeden beUebigen Kons., nur nicht / bezeichnen
kann) mannigfache Veränderungen, z. B. aksl. sreda ,Mitte, Mitt-
woch', s. srijida, b. streda, strida, p. ärzoda, r. seredd u. s. w.
aus *8erda, vgl. lett. serde yMark*, preuß. eirsdau ,unter, neben';
aksl. drevo ,Baum, Holz*, s. drljeto, b. drevo (ab. drevo\ r. direvo
u. s. w. aus *dervo, vgl. lit dervh ,Kienholz', gr. diydgov aus
dioögov; dameben auch aksl. drwo, drhva ,Holr aus ^dru-o,
♦dwtfo, vgl. gr. ögv-TÖfiog ,Holz fällend'. Diese Veränderungen
sind analog jenen von tort, toU und werden mit diesen bei den
Kons, r, l besprochen. Ebenso auch ert-, eU- im Anlaute.
Verdumpfung des e zu o. Sie trat in den meisten slav.
Sprachen, allerdings unter modifizierten Bedingungen, auf. Ver-
einzelt schon im Aksl.: vh vütleotm, Btjd'Xeifx Cloz. 884 gegen
40
v^ vithleeme Supr. 340. 25 (siehe bei je aus jo) ; b. dldto, p. dlito,
r. doloto aus *do2to und dieses aus *deUo, vgl. s. dlijHo. Es
wurde also durch einen nachfolgenden harten Kons, veranlaßt,
indem er auch nach vom wirkte, wie er ja auch nach sich nur
einen harten Vokal haben konnte, bez. durch eine harte Silbe
(vgl. aksL dial. tbtna aus ttma gegen ttme). Aber so recht aus-
geprägt hat sich dieser Prozeß im Russ., P. (Eaä.) und Sorb.
Aber hier sehen wir, daß noch ein anderer Faktor dazu kommen
mußte und zwar ist es insbesondere im K klar, dem e mußte
nämlich ursprünglich ein PalataUaut vorhergehen. Wir werden
sehen, daß die Palatale 6, ä, z, j mit der Zeit im Slav. ihre Arti-
kulationsstelle am Gaumen etwas höher verschoben, so daß die
nachfolgenden Vokale einen dumpferen Klang annahmen. Dadurch
wurde der Übergang des e zu o gefördert Mitunter bringt sogar
nur der Palatallaut die Wirkung hervor: e&di (»- jeSöß) u. and.
Aber auch nach anderen Kons, konnte das e zu. o werden
und zwar selbst auch das aus h entstandene. Das e war urslav.
geschlossen (vgl. oben S. 21) und führte auf die oben angegebene
Art eine Erweichung der vorhergehenden Kons, herbei. Die nun
derartig palatalisierten Laute teilten die Schicksale der schon von
früher her bestehenden Palatale ä, z, ö, j, d. h. auch bei ihnen
rückte die Artikulationsstelle nach oben. So konnte hier auch
das e etwas dumpfer klingen, wenn auch nicht so, wie nach den
Palatalen. Daher ist die Entwicklung des e hier meist abhängig
von der Qualität des Vokales der nächsten Silbe oder vom Silben-
schluß (bez. vom auslautenden Kons.). Die Erweichung des vor-
hergehenden Kons, blieb freilich im Großr. immer erhalten, so
daß denh als deü, nebö als fieio, eä66 als jeicö auszusprechen ist.
Für ein unpnlpotiertes e wie in Üotb hat man im R. ein eigenes
Zeichen. Nur die Labiale sind jetzt vor dem e mehr verhärtet:
bezb ,ohne^
Nach Sobolevskijs Ausführungen (Lekcii S. 62) entstand
nach palatalisierten (erweichten) Kons, imd nach ; ursprünglich
aus « ein 0 im Weißr. und Großr., wenn sich das e in der
Schlußsilbe befand oder wenn demselben ein harter Konsonant
folgte, mochte es betont oder unbetont gewesen sein. Aber jetzt
gilt als Norm, daß die betreffende Silbe betont sein müsse z. B.
Sg. zend, zeny ,Weib^, aber PI. zeny, zem, zenatm d. i. z6ny,
zon, zönam. Freilich finden wir häufig auch o aus e selbst in
unbetonten Silben im Wortinnem in den einzelnen Dialekten, waS'
41
ab ein Oberrest aus einer älteren Periode angesehen werden muß,
z. B. zond, krSstnicokb, dohväeb, igö, emü, pöl8 (also auch im
Wortaualaut), se^rä (Schriftsprache segtrö, PL sistry). In jenen
weiß- und großr. Dialekten, die das sog. ÄkanU haben (o vor dem
Akzent wird als a ausgesprochen), ging auch dieses sekundäre o
in a über. Daß die Palatallaute ö, s, iS, i und c nicht wie harte
Konsonanten auf das yorfaergehende e wirkten d. h. daß sie seinen
Übergang in o aufhielten (z. B. oi(eb\ ist zwar, wie Sobolevskij
meint, aus der noch erhaltenen Weichheit dieser Laute zu er-
klären, aber es muß so yerstanden werden, daß sich hier ihre
yerdumpfende Wirkung nicht auf die yorhergehenden Yok., sondern
nur auf die nachfolgenden ursprfinglich erstreckte, denn sonst wäre
überhaupt der Übergang des e in o auch nach diesen Lauten
unmöglich. In bestimmten Fällen mögen auch noch andere
Gründe, wie wir sehen werden, maßgebend gewesen sein. So
finden wir im Großr. injal&h yAufiruhr', aksl. m^tef» ,turbatioS
smtönytj ,angrenzend<; in ötiet^ Präs. yon öesdtb ,kämmen, kratzenS*
brtietb zu brechdtb ,klä£fen, belfern'; iöebideU zu icebeteUt ,zwit-
schem'; plüöeth zu pUshUh ,plätschem' mag wohl die Analogie
anderer hierher gehöriger Yerba rückbildend gewirid haben.
Weiter golovüka ,Peuerbrand'; pef^n» ,Ofen' (»-Stamm) und Inf.
pedb ,backen', lei^b ,der Brachsen' (Fisch); oticb ,yatei^, molodich
,der wackere Bursche' u. s. w.
Nichtsdestoweniger finden wir hier doch auch o: pkUezh-
flatezd ,ZahIung'; ezb^zd ,IgelS Hütsja ,sich zusammen rollen';
odeza neben odeza ,Eleidung'; lepeska (neben lepeäka) ,Kuchen';
idish (neben ideäb) ,du gehst'; teica (neben teäöä) ,Schwieger-
mutter'.
Es gibt Ausnahmen: Wörter aus dem Aksl., Wörter mit
urspr. e; dann z. B. zavSte, ideU, zovett, idett nach zovitm, iderm
u. 8. w.
Man kann sagen, daß sich im XII. — XIII. Jhd. ganz un-
zweideutige Belege finden. Man findet zwar schon im Sbomik
SyjaL aus dem J. 1073 ^ohvika, was aber auch als Schreibfehler
gedeutet wird. Aus dem XII. Jhd. hat man Belege wie blazam,
vrüam, sbvrbSom, otpuiöom, osuzom u. s. w. In den westr. Ur-
kunden des XIY. — XV. Jhd. findet man naäogo, öotyrisita, cclorm,
öogo, ja sogar dajuöo, uöivSo u. dgl. Auch in den mittelr. Denk-
mälern sind die Belege zahlreich: zom, krtäöom, jezo, dolaveka,
Sdopeöbskij, ni o kom zo, aiöOf §od^, prüoä^, prüoh, napUotz
42
und and. (vgl. bei Soboleyskij). Man gewinnt daraus den Ein-
druck, daß dieser Wandel zunächst bei ^, z, s, M, j auftrat Da
wird auch einfach o geschrieben wie früher, so auch meist jetzt
Nach anderen erweichten Kons, kommen zwar auch Belege mit
0 vor, aber so zahlreich sind sie nicht Im Novgor. Ey. 1270:
dnbot^ » dnetb -» dirnttb. In anderen späteren Denkmälern:
jarotm « jar'irm (1356) (man schreibt nämlich jetzt nach den
anderen Kons, meist e); serobro (XIY), ozara, za marorm, rubUwb^
u. s. w.
Das Eleinr. sticht in dieser Hinsicht ab. Nach den Palatallauten
finden wir hier zwar auch o.* Sovtij, nicoho, (hm%j\ cobit, voio, coiovikr
vcora, iovkovyj, moSho, do noho, nach c, H^ s kommt häufig o vor, nament-
lich in den an das p. Gebiet angrenzenden Teilen: iona. Darneben
Maty, HienUy Boze, vie^ cesaty^ cepkij\ scepaty u. s. w. Nach anderen Eons,
ist dagegen das e frfihzeitig zu einem mittleren ohne Erweichung — also
wie im Südslav. — geworden: medu^ Udu. Allerdings findet man in
alten, auf kleinr. Gebiete geschriebenen Denkmälern ein Je, wodurch eine
Weichheit ausgedrückt werden sollte. Das kann aber auf zwei Umstände
zurückgeführt werden. Entweder ist es der Einfluß der großr. Graphik^
oder aber gab es auch im Kleinr. ein Gebiet, auf dem das e wie im
Großr. behandelt wurde (Grenzgebiete), während auf dem anderen es nicht
der Fall war. Das letztere hätte aber im Laufe der Zeit an Umfang
zugenommen, so daß jetzt im Kleinr. das « im allgemeinen erhalten bleibt.
Nur in Verschlußsilben, da wurde das e (wie auch analog das o) zu « ge-
dehnt, dieses war geschlossen, führte zur Palatalisierung des Kons, und
ging dann in ö über. Dieses o machte weiter dieselben Phasen durch
wie das aus ursprünglichen o entstandene gedehnte ö: es wurde labiali-
siert zu j^, wobei aber der vorhergehende Kons, erweicht blieb. Das «o,
no konnte zu 'ii oder '» führen: aus medh wurde mirf, mied, >nwd^ mjjwd^
mjud oder fnjid^ bez. mid. Nach P. Polanskijs Angaben kommt die
älteste Stufe 'üo im Dialekt von Pol es je noch vor: zavnoff (aksl. zaveii
aus zavedk zu aksl. v«dq, VBsti ,führen'), pryvuaz (aksl. privezib\ puorce
(aus peros zu pero ,Feder*), darneben aber auch schon mit t: prynuit
{aksl. prineih)^ oddaPuik, Auf derselben Stufe steht hier auch das urspr.
Of das labialisiert wurde: «o, üo (Die Labialisation S. 43 — i4). In
anderen Dialekten mud {med), prytiiu {prineslb\ leh*udka^ aber mit hartem
Kons, das aus ursprünglichem o entstandene u: kwi {kcii) ,Pferd\ anup
,Garbe' ianöp). Es wird also sowohl « als auch o in geschlossener Silbe
gedehnt und in beiden Fällen kommt es zu ö, nur bleibt der Kons, vor
dem ö einmal hart, das -andere mal weich und bleibt es dann auch bei
der weiteren Entwickelung. Der Wandel des 'e in 'o tritt aber nur vor
harten Kons, auf, mögen diese die Silbe schließen oder nicht. War da-
gegen der nachfolgende Kons, weich, so ging der Prozeß nur bis zur
Bildung des je vor sich, das e wurde unter dem Einflüsse des weichen
Kons, offener (was wir übrigens auch bei jenem des mjed aus nied voraus
4a
setzen müssen) und wurde dann zu ie diphthongiert, also analog wie daa
ältere slay. i. Infolge dessen berührte es sich mit dem i und so finden
wir in den alten klr. Denkmälern dieses *« häufig durch i bezeichnet;
kamhf ,SteinS karim, «idmt .siebenS VM&üe ,Hochzeit', wie Sobolevskij
darauf mit Becht hingewiesen hat. In Dialekten, die für ^ ein ijfi be*
sitzen, tritt auch dieses an die Stelle unseres e: viiifiTle, Hiam aus
iijgfn aksl. Mifitft, also wie in Worten mit ursprünglichem i: PiiBS, aksl.
Ihb ,Wald*, sviiet aksl. sviU; in anderen Dialekten: veiiPPe, iim, kamiii,
wie auch Tm, ivü (Polanskij, S. 45). In Formen wie pirre (Schriftspr.
pirtf pirja) coli. ,Fedem, Gefieder^ ÜTVe ,Wohnung, Haus^ veÜtPa ist
der Yerschlnfi der Silbe durch die Verdoppelung des palatalisierten Kons,
herbeigeführt worden. Die Doppelkonsonanz konnte dann mit der Zeit
wieder vereinfacht werden, das vokalische Produkt blieb aber: pira^
vesiPa, kamifia.
Im Polnischen war jedes e geschlossen und erweichte im
Gegensatze zum Eleinr. und in Übereinstimmung mit dem Großr»
und Weißr. nach dem fiiiheren den yorhergehenden Kons. Diese
Erweichung wird schriftlich durch ie di^;estellt: niesiecie ,ihr
traget', aksl. nesete. Nach den Palatallauten und nach weichem
l wird die Erweichung durch ie nicht eigens ausgedrückt, es
bleibt vielmehr das e: moze ,er kann', aksl. tnozetz; leci ,er fliegt',,
aksl. l^titb. Das erweichte e geht insbesondere in betonter Silbe
vor harten Eons, in o über; sonst bleibt es bei iß, ß. Es wird
io geschrieben, bez. jo im Anlaut; nach l imd den eigentlichen
Palatalen nur o: biar^ ^ch nehme', aksl. berq; niosia ,sie trug',,
aksl. neda; uczynUma, aksL udinjena ,fiacta'; zona ,Frau', aksl.
zena; uauma ,docta', aksL uöena; uchwalana ,coIlaudataS aksL
uchvaljena; plotla ,sie flochf , aksl. ple(t)la; jodta yTanne', dial..
auch jedla, aksl. jda, r. dt (— jdt\ b. jedle^ mitunter auch in
unbetonter Silbe: aniol ,Engel'; koäcial ,Kirche'; namiot ,Zelf ;^
poziom ,Niveau'.
Vor erweichten Kons., bez. vor einem weichen Vokal in der
folgenden Silbe bleibt ie (e): bierze ,er nimmf, urslav. * bereit;
niedli ,sie trugen', urslav. nedi; pleUi ,sie flochten'.
In zahlreichen Fällen, besonders vor Gutturalen und Labia-
len S bleibt ie auch vor harten Kons., z. B. niebo ,Himmel', aksl.
nebo; dephf ,warm', aksl. teph; piek^ ,ich backe', aksl. pekq; nie-
siemy ,wir tragen', aksl. nesemt. Natürlich waren immer zur
1. Hier wirkte also im Gegensatze zum B. vor allem der harte
Kons., da ja nach den Gutturalen und Labialen, wie Ne bring richtig
bemerkt, im Poln. sonst auch erweichte Vokale stehen: wMki^ teüikiego^
nagt: ffumün^ trumien, pewUn u. s. w. (Afsl. Phil. 27, S. 301).
44
Seite parallele Foitneu mit berechtigtem ie z. B. niesiede und
das mußte auch gegenseitige Beeinflussungen und Ausgleichungen
zur Folge haben. Die Pngotation von ie, io geht manchmal
auch nach anderen Kons, als den Palatalen verloren, z. B. toesaty,
r. vjeajolyj (geschr. vesdyj » vesSlyj), aksl. veseh ^fröhlich'; Nom.
Plur. m. wesdi; ezerwony ,rof, Nom. PI. m. czenooni. Vgl. noch:
uHeä ,Dorf 7 Demin. moska; kieazeA ^TascheS kieszoilika; korzeA
«Wurzel', karzonek. In der Nominalflexion bleibt io manchmal,
nie aber in der Wortbildung, z. B. tp piörze Lok. Sg. v. p%6ro
,Feder*, Nom. PL m. zieloni ,grttn' zu zidony, aber pierze ,6e-
fiedei^. (Vgl. H, v. Ulaszyn: Über die Entpalatalisierung der
urslav. «-Laute im Poln.; A. Malecki, Oramatyka j@z. polsk.
1863. S. 34, und Gram, bist por. S. 129ff.; Soerensen, Pohl.
Gramm. § 22 — 23.) Was die Zeit anbelangt, wann e z\i o (und
auch e zu a) geworden ist, meinte Nehring, daß sich dieser
Prozeß, den man auch den Entpalatalisieningsprozeß nennt, im
XL — XIII. Jhd. vollzogen hätte. Analog auch andere Forscher,
von Ulaszyn ist dagegen der Ansicht, daß zwischen dem Ende
des Entpalatalisierungsprozesses der «-Laute und dem Ende des
XII. Jhd. noch ein Zeitraum liegen müsse und das vollständige
Aufhören des Entpalatalisierungsprozesses wäre ungefähr mit dem
Schwund der Reflexe der urslav. z und t im P. zusammengefallen
(S. 90-91).
Nachdem das 'e zu 'o geworden war, trat in Verschlußsilben
die Dehnmig ein, 'o wurde zu 'ö, zumal wenn es betont war, und
wurde weiter wie sonstiges langes ö behandelt, also labiaUsiert:
mjod (r/iod) führte zu mjüod (niuod), mjud {niud, geschrieben miöd)
yHonig', dagegen im Gen. u. s. w. mjodu {niodu, geschr. miodu;
I6d ,Eis', Gen. lodu; niösl ,er trug', f. niosla ,sie trug'; plitl ,er
flocht* und ploüa ,8ie flocht', Freilich gibt es zahlreiche Aus-
nahmen: dorn ,Haus', koA ,Pferd', Gen. PI. zon ,der Frauen', da-
gegen gira ^Berg*, piöro ,Feder', kröla Gen. Sg. von kröl ,König';
tvröciö ,zurückkehren', ktiry ,welcher*, iU6ry ,der zweite*. Seltener
in unbetonter Silbe: icieczör (Malecki Gram. S. 37 f., Gram,
hist-por. S. 138fil, Soerensen § 26). Vor weichen Kons, war
es nicht zu o gekommen. Als die Dehnung auftrat, wurde 'e zu
'9 gedehnt und das führte wie im Kleinr. zu demselben Resultate
wie ein urslav. e: kanieA (geschrieben kamieA) sowie sAeg (geschr.
snieg). In Dialekten in denen e zu i geworden ist, w*ar dies
auch bei unserem ^-Laute der Fall: kamiA wie äAig.
45
Im K aS üb i sehen ist die Erweichang — wohl unter dem Einflasse
des Dentschen — vielfach geschwunden: tmnja p. ziemia »Erde*; telony
,gTftnS p. zielany, dagegen hjerq^ p. bior^ ,ioh nehmet Der Wandel in o
entsprechend dem P. liegt auch hier Tor: ifona, ionka, p. zona ,Weib';
Mgdk ,Magen', p. itfdt^k; Ibd (d im KaS. lang) ,Eis', p. I6d; mjdd, mjode
,HonigS p. mi6d: vjec^ ,AbendS p. wieetör; aber aach hier schwindet in
manchen Worten im Gegensatz zum P. die Weichheit: sddmy ,der siebentes
p. »i6dmy; sogtra ,Sch wester', p. siostra; eotka ,Muhme, Tante', p. eioika:
cepio ,warmS p. eieplo.
Wie man sieht, bleibt die Länge des ö unverändert: I6d, mjöd^
godmtf, ^eoär. Vor weichen Kons, kommt hier ein 'i vor: neben Nom. Sg.
kam ,St«in', piom ,Flamme' haben wir in der Deklination ein \ nämlich
kamiiki, plomiiUt (Bamult, Slown. XXXIII, 18).
Das Slovinzische zeigt dagegen noch die Weichheit: cUplS ,warmS
p. eieply; kUepae ,klopfea' p. kUpa6\ z\en\ja ,ErdeS p. tiemia. Entsprechend
dem P. u. 8. w. finden wir auch hier den Wandel des palatalisierten e
in o, aber es wurde im Gegensatz zum P. als KArze labialisiert: cuo9ae
,kämmen*, p. czesaö (e wegen czmsssz u. s. w.), iuona ,Frau', p. isona. Das
lang gewordene o wurde dagegen nicht labialisiert, sondern in ou auf-
gelöst: mjoffd gegen mjuodu .Honig*, p. miöd^ aksl. tnedh, to^ gegen lüodu
,Ei8', ^. I6d (Lorentz, Gramm. S. 6B u. 65). Es handelt sich hier offen-
bar um zwei Prozesse, die zeitlich aus einander liegen : mjoffd datiert wohl
aus einer späteren Zeit.
Analog wurde das gedehnte e, wenn es nicht wegen der folgenden
weichen Silbe bleiben mußte, zu rt« ^fts ein sehr verengtes ^ voraussetzt:
Jeii ,IgeP, p. jei, aksl. >X», eib \ß, 46). Dasselbe auch bei gedehntem i:
gfSjüttiX ,sflndig*, p. grtsnny; rijeka ,FlQßchen', p. rzeezka.
Im Sorbischen war auch noch das verengte e, das zur
Erweichung führte: es wird je geschrieben, nur nach den absolut
weichen Kons, j^ ä, {6), z {d£), l bleibt einfaches e: ns. Uä4ä, os.
li6S6 ^egen' (i = geschlossenes e), aksl. leteti; njibjo ,Himmel';
pjelucha (jpjädia) ,WindeP; ihojiä, os. d£6wje6 ,neunS ekA.dev^t;
kamje/i ,Stein^ Dieses 'e geht in 'o über in den unbetonten
Bildungssilben des In- und Auslautes. In den Bildungssilben des
Inlautes kann es aber auch nur vor harten Eons, eintreten,
während vor weichen 'e erhalten bleibt (Mucke, Gramm. § 25).
Gegen das Poln. ist hier der Übergang schon etwas beschränkt:
ns. mdrjo, os. morjo »Meer*, aksl. morje (mor'e); ns. tvjacor, os.
tcjiöar ,Abend'; ns. colo, os. öoio ,Stim*, aksl. Selo; lod ,Eis', os.
I6d; ns. {p)coia, o^p^oia ^Biene'; zona ,FrauS ^jod (mjöd) ,Honig^.
Mitunter gehen die beiden Dialekte auseinander: ns. grjoMo, os.
hrfäUo ,Ofenkrücke*, aksl. greblo; ns. rnjod, os. m^d und mj6d
,Honig'.
Als dieser Prozefi abgeschlossen war, begann weiches e, da
46
68 jetzt offen geworden war, in a überzugehen, aber nur im Ns.,
das Os. kennt nicht diesen Prozeß (auch im B. beschränkt es sich
nur auf einige Fälle). Der Übergang findet in der Regel nur in
betonter Stammsilbe und nur vor harten Kons, statt: ns. jazar,
OS. jezor ,SeeS aksl. jezero; ns. pjas6, os. njesS ,tragen*; ns. pjac,
OS. pec 3&ckofen^, aksl. pestb; ns. tqjacar, os. wjiöor ,AbendS aksl.
veöen. Das e ist eben in das Fahrwasser des e geraten.
Während es im Ns. bei lod, mjod blieb, ging das Os. zur
Labialisierung über und nähert sich also auch hier wieder dem
B.: Ud, d. i. luod; mjöd d. i. mjuod (hier jedoch auch mi^d),
Gen. mjeda.
Die Erweichung der Konsonanten vor einem e ist
der älteste Prozeß bei diesem Laute im Sorb., spricht
also dafür, daß auch hier das e geschlossen war.
Das Altböhm, gibt uns darüber wichtige Au&chlüsse, daß
das urslav. e hier, wenigstens noch im XU. (oder in der 2. Hälfte
des XI.) Jhd. auch geschlossen oder verengt blieb: ciis ,Zeit^
hat im Yok. Sg. (^ese, aksl. öase. Das e war hier eng, näherte
sich dem i und daher der Umlaut. Ganz dieselbe Wirkung
bhngt das i hen'or, das also dem e nahe stand: Nom. PL disi
aus casi. Daraus ersehen wir also ganz deutlich, daß das e ge-
schlossen war. Dagegen Listr. Sg. ccLsem, weil hier das e auf h
zurückgeht {<kx8^1nt) und nicht eng war. Eng war dagegen auch
das e aus t, vgl. Nom. starec ,Greis^, aksl. startet, es wirkt hier
wieder wie i z. B. Nom. PL bra^i zu bratr ,Bruder'. Dagegen
Instr. Sg. bratrem aus bratmint.
Ein solches geschlossenes e konnte zur Erweichung des vor-
hergehenden Konsonanten führen, wenn die Zungenstellung des
; als Übergangsstellung antizipiert wurde (vgl. S. 21), wie wir es
bis jetzt in einer Beihe von slav. Sprachen bemerkt haben. Es
war dies aber nicht eine lautphysiologische Notwendigkeit. So
ist es im B. zu dieser Antizipation der Zungenstellung nicht ge-
kommen, d. h. die vorhergehenden Kons, n, d, t, l u. s. w. sind
nicht erweicht worden, daher z. B. ne ,nein, nicht*, nicht als ne
(nje) wie im B. u. s. w. auszusprechen; devet ,neun*, teku ,fließe'
u. s. w.^ Anders verhalten sich jedoch in dieser Hinsicht die öst-
lichen Dialekte und das Slovak., die sich hier ausnahmsweise mehr
1. Nur in Lehnworten wie z. B. ä^ekan (geschrieben wird es dikan)
fdecanus*. Dagegen wurde re zu re.
47
an das P. uud B. anschließen. So wird z. B. im Slovak. konju- 1
giert: pletiem, pUtieä, pletie, schriftb. dagegen pletu, pletei, pleie;
tediem, vedies, vedie, böhm. vedu, vedei, vede (im Slov. ist in
diesen Fallen auch das e zu i gedehnt worden). Auch budem,
idem (geschrieben wird es budem, idem u. s. w.).
Das nördl. Troppauer Gebiet unterlag dem p. Einflüsse. So
findet man hier: zana st zena ^Weib', zclezo st. zdezo ,EHsen^;
sa8^ st. äest ^sechs'; vedoä st. vedeS ^du führst'; ploioä st plete«
,du fliehst.
Das durch Kontraktion entstandene lange e war offen: dabrS
aus dobroje. Jedenfalls auch das durch Dehnung entstandene;
ab. rici darf mit seinem f nicht auffallen. Allmählich wurde
jedoch das 9 verengt und zwar soweit, daß es sowohl in harten
wie auch in weichen Silben in < tiberging. Speziell im B. gibt
es jetzt in der Volkssprache kein langes e. Die Verengung be-
gann im XIV. Jhd., doch ist die Zahl der Belege (in harten
Silben) gering; das gilt auch noch vom XV. Jhd. Erst im
XVI. Jhd. ist die Verengung durchgeführt: Hd ^sagen' aus riet;
drive ,früher^ Axi&drive. In der Volkssprache: pysoky ^och^ neutr.
st vysohi, vohynko ^ensterchen' schriftb. okMco, dynko ^kleiner
BodenS schriftb. dinko u. s. w. (das y st. i hat hier nur einen
orthographischen Sinn). Wie man sieht, hat die Schriftsprache
womöglich das alte i bewahrt. Dynko, prstynek iL s. w. zeigt uns,
daß aus einen engen e ein t werden konnte, ohne das es zu einer
Erweichung des Kons, kommen mußte.
Da im Ab. das lange ^ zu i?, 0 und ? zu werden begann und zwar
schon gegen das Ende des XIII. Jhd., so hatte es zur Folge, daß um-
gekehrt langes e dialektisch zu p (also langem ^) werden konnte. So
finden wir im Ab. neben riei auch i^ci (geschrieben z. B. rzieezy), neben
dreve auch dr^e (geschr. z. B. drzymjoe), Präsens: revti, revei, rSve
«bitillen*, daneben rzyewe; ebenso ifenu, ienei^ üne u. s. w. Ebenso Ul
ging und ijW neben iel (weitere Beispiele bei Gebauer, Hist. ml. I,
S. 143 — 145). Da dieses sekundäre lange l nur in den Silben für ftf, ii,
zi, U und in der fremden Endung er {Ur z. B. ritier ,Bitter*) auftritt, so
ersehen wir daraus, daß sein Aufkommen dem Einflüsse des alten langen
^ zuzuschreiben ist, denn dieses kommt gerade in solchen Silben vor.
Das so entstandene neue 2 (i«) hat sich in einigen mährischen Dialekten
sogar jetzt noch erhalten (z. B. im Wallachischen liezi neben Uzi ,er liegt*).
Im Mittelslovak. kommt jedoch auch in harten Silben statt eines i
regelrecht ein te vor: dohrieho, b. dobr^ho-, dann auch nie9i, vüit, b. nSsti,
viUi (dial. niti eig. nyst^ vist). Das Alter dieser Formen können wir
nicht beurteilen und ihre Erklärung ist demnach schwer. Wahrsehein-
48
lioh ist es, daß dieser Prozeß mit dem früher erwähnten altb. nicht
identisch ist. Wir haben es hier mit einem langen « zu ton und als
solches war es ursprünglich offen. Aus einem solchen kann sich ohne
weiters ein ie entwickeln (vgl. S. 22). So könnte auch das slovak. ie
auf diese Weise erklärt werden.
Während nuii das lange S (geschr. i) wie im R der Ver-
engung entgegen ging, wurde das kurze e immer o£fener ausge-
sprochen. Es kam soweit, daß nach den Palatallauten in einzelnen
Fällen e zu a werden konnte: ab. noch zdud ^Eichel^ zdudek
,Magen^, nb. zalud, zaludek; ab. zddr ^Kerker', frz. gedle, nb.
zaldf; schon im Ab. neben Sä auch sal ,ging^. In den Dialel^jten
ist man noch weiter gegangen: calo ,Stim' st ödo; slovak. rahky
^eicht^, b. lehk^ u. s. w.
Jetzt ist im Nb. jedes e ziemlich o£fen und ein des Deutschen
nicht ganz mächtiger Böhme verrät sich dadurch, dafi er auch
das deutsche e offen ausspricht
Im Südslav. führte das e nicht Erweichungen herbei und
konnte infolgedessen auch nicht auf die angegebene Weise zu o
werden.
e im Anlaute. Hier entwickelte sich bei e die Jotation:
aus *e8mi wird iesrnt, jestnh ,ich bin^ Diese Präjotierung kommt
auch bei anderen Vokalen vor und wird beim vokal. Anlaut
überhaupt behandelt werden. Hier sei nur erwähnt, daß sie bei
e im Urslav. wohl nicht so aUgemein durchgeführt war, wie man
vielfach annimmt.
Anlautendes je wird o im Bussischen. Wir haben
Worte, in denen dem je (e) anderer slav. Sprachen im E. ein o
im Anlaute gegenüber steht, z. B. aksl. jedtm, jedim, bg. edin,
b. jeden u. s. w., r. dagegen odim. Und so noch in anderen
Fällen. Trotzdem ist Sobolevskij nicht geneigt, diese Erschein-
ung als etwas spezifisch russ. aiifisufassen. Er meint, die be-
tre£fenden Worte finde man fast alle auch mit o in den einzelnen
slav. Sprachen, nicht bloß mit e oder je (Lekcii, S. 31). Es ist
allerdings richtig, daß es schon von alters her einzehie Doubletteu
mit e und o im Anlaut (also Ablautsstufen) geben konnte, vgl.
r. özero ,See' und preuß. assartm, dagegen aksl. jezero, ezero, Ut
SzercLS, lett efars; r. osent ,Herbst', preuß. assanie ,HerbstS got
asans ,Emtezeit^ gegen aksL jesent, esent ,Herb8t^; r. oltcha,
volhcha, dial. elcha, elocha ,ErleS aksl. ehcha^ jehcha^ b. dagegen
auch mit o: oläe (volie dial), p. olcha, oUza, ht auch elksnis und
49
alkmis (aus alsnis), preuß. akkanke für nlskande ^Erle^, ahd.
dira, lat. ahius; aniss. o»^ ^noch^ nordgroßniss. oico, darneben
jesdd (geschrieben es^), nbg. oite, aksl. dagegen jeiU, eSte, aihjeice,
^Jeszeze, vgl. gr. tü%B (ans eoxe, *eMu)^ ai. (iccAa und lat usque
ans 'os^ue mit der o-Stufe (KZ. 31, S. 12, 16 und hier die Anm.);
r. odbva neben jedvd, bg. odvaj^ aksl. e(2»9a, jedzva, lit adiH>9
JcaumS In allen jenen Fällen, in denen wir Parallelformen nur
aus dem lit haben, müssen wir dieselben mit großer Vorsicht
benützen, denn, wie Zubat;^ (AM. Phil. 25, S. 364, Anm. 2)
hervorhebt, wechseln hier die Vokale a und e im Wortanlaute
sehr stark ab, was unter unverkennbarem Einfluß des Vokalismus
der folgenden Silben geschehe: vor engen, palatalen Silben er-
scheine meist e, vor breiten, nicht palatalen, meist a. Die ganze
Erscheinung wäre nebstbei durch Dialektmischungen und andere
störende Einflüsse verdunkelt Man vgl. aszva *^'vä, a«^ *egam,
aber z.B. eräis (auch arilis), slav. orUb ,Adlei^ neben äras (vgL
auch Bezzen berger in BB. 23, S. 296 ff.). Den zweifachen An-
laut illustrieren uns auch Falle wie: aksL lebedh f. ,SchwanS slov.
bg. lAed, r. Ubedt, ans ^elih, ahd. Miz ,SchwanS dagegen slov.
labpd, s. labild, p. iab^i, b. labui (urspr. *labqdi) aus *olb-, vgl.
lat aUmSf gr. a}jq>6g ,weißer Ausschlag'; ksl. laniji {lanija), alhniß
,cervaS lanh f. ,rupicapra^, r. lant ,HirschkuhS p. iani, iania, laii,
b. lane, lan, s. lane, -eta n. ^^hkall/ aus 'otn-, vgl. lit üfiS, -es
wohl aus *dlnt ,Hindin^, lett alnis ,E!lentier', dagegen urslav.
denh, jdenb, r. oUnb^ s. jHen, p. jdeA u. s. w. (das Ut änis, alit
eUenis, dlinas, dlinis kann hier allerdings nichts entscheiden, wie
wir gehört haben).
Es bat also Doppelformen, in den verBchicdenen slav. Sprachen ver-
teilt, gegeben, allein es geht doch nicht an, anzunehmen, daß im B. an-
fanglich Formen wie jeUnt und olsm u. s. w. neben einander bestanden,
daß dann jene mit jb- aufgegeben worden w&ren und daß schließlich das
O' anch dort eingedrungen wäre, wo von Haus aus nur e (jb) war: omuie^
crfa, OUna für Jemuze, jeie, 'EXerrj, wie die Sache in Listy fil. 19, S. 131—132
erklärt wird. Es ist ein zu mechanischer Erklärungsversuch, der die
ganze historische Entwickelung des a-Lautes und der Palatalisierung im
R. übersieht. Das o im Anlaut darf doch nicht anders erklärt werden
als das o statt e im Inlaut, wenigstens dem Prinzipe nach. Diesem
Prinzip ist übrigens auch Sobolevskij nicht gerecht geworden, da er
überall nur Doppelformen sah, selbst auch z. B. bei dem Worte russ. orif'h,
aksl. oTbh u. s. w. ahd. aro, got. ara, preuß. arglit wegen ns. Jwel^ herei,
aber hier handelt es sich um eine sekundäre Assimilation an die zweite
Silbe. So weit kann man doch nicht gehen. Ein ac/i/i» ,unuR', also eine
ToBdrik, Tfl. «lav. Gnmm, I. 4
50
Form mit o, finden wir in diesem Falle nirgends im Slav.; ebensowenig
oUn» jHirsch* ; vgl. noch russ. osgtrz ,Stör* gegen s. jeseira^ p. jesiotr,
preuß. esMres ,8törS lit erszkeirit »WalfischS ernkSiras ,Stör*.
Man kommt mit den angeblichen Parallelformen nicht aus,
muß yielmehr eine ganze Reihe der o-Formen erst auf r. Boden
entstehen lassen. Dazu kommt noch ein anderer umstand, den
Sobolevskij hier nicht recht gewürdigt hat. Schon Miklosich
führt (in seiner Vgl. Or. I> S. 76) aus Nestor an: omuze für
jemuze, oze für jeze, ose ,ecce' für jeae, ole für jde, de. Will
man da auch Parallelformen in den anderen slav. Sprachen dazu
suchen? Diese Erscheintmg müssen wir demnach als eine russi-
sche Eigentümlichkeit auf&ssen. Außerdem ist noch die Tat-
sache zu beachten, daß im B. dem e griechischer oder fremder
Wörter überhaupt ein o gegenübersteht und zwar schon seit dem
XI. Jhd. S. hat zwar mit Becht hervorgehoben, daß manchmal
schon im Griech. dialektisch ein o in solchen Fällen vorhanden
gewesen sein muß; wir fänden es selbst auch im AksL: Oükiifnam
Supr. 104, Z. 3 neben Eäktimam ib.* Z. 5, u. s. w. Aber alle
derartigen Formen wie OlefM (Jelenä) gr. ^Elivtj; opUerntja gr.
eTtirifila; oksamüb gr. k^afiiiog u. s. w. sind dadurch durchaus
nicht erklärt. Man vgl. noch russ. Oli>gh, anord. Helgi; Oltga^
anord. Helga, bei den Griechen, denen der Name von den Varin-
gem selbst bekannt war, ^EXya. Unter solchen Umständen wird
man selbst auch in jenen Fällen des r. o- im Anlaute, wo außer-
slav. ein a oder o vorliegt, in den anderen slav. Sprachen dagegen
ein e, je, auch im B. mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ein
je voraussetzen können.
Nach Jagic wäre es möglich, daß auch in diesem Falle, wie so
häufig, der Übergang bei solchen Worten den Anfang machte, wo Doppel-
formen vorhanden waren. Die r. Sprache wäre in der Bevorzugung des
o- Anlautes nur etwas weiter gegangen als die übrigen slav. Sprachen,
wo man schon sporadischen Ansätzen des o neben • begegne (Afsl. Phil.
15, S. 426).
Wie wir schon oben S. 49 angedeutet haben, ist das o- im
Anlaut so zu beurteilen wie im Inlaut, d. h. es ist hier auch eig.
jo aus je geworden. Dieses konnte mannigfachen ürspnuigs sein.
Die Jotation wurde in den ar. Denkmälern nicht graphisch an-
gedeutet, weil die Graphik dafür kein Mittel hatte; sie ging auch
in der Sprache verloren, da sich das j mit o nicht vertragen
konnte. Es ist übrigens möglich, daß schon beim Übergang des
51
je zajo daaj geschwächt wurde, so dafi es zunächst zu ib fährte,
woraus dann o- entstand.
Diesen Prozefi konnten aber Terschiedene Umstände alterieren. So
l^ab ee neben einem &\i% j0go, jemu entstandenen ogo, omu auch noch ein
njego, njemu. Nach n ging aber im allgemeinen das « nicht in o über
{▼gl. z. B. die Negation im). Oben haben wir nur dn»ot^ angeführt.
Diese und andere analogen Formen wirkten auf das ogo, omu ein und
ließen es nicht allgemein aufkommen. Auf diese Erscheinung wird es
wohl zurückzuführen sein, wenn Fortunatov» fürs Buss. folgendes «Ge-
Mtz' formuliert: das anlautende urslar./« gehe im Bnss. in anlautendes
0 über in der Stellung vor einer Silbe, welche ein e und t nach einem
nicht weichen Konsonanten enthalte (Afsl. Phil. 12, 8. 103, Anm. 1). Un-
richtig ist es hier mit einem j( und y zu operieren (Sachmator, IzTöstija
I, S. 713), wie es auch Meillet tun will: ü habe die Tendenz gehabt
zu Jo zu werden: p. miod^ miodu und zwar nicht allein vor harten Kon-
sonanten, sondern in allen Lagen, daher r. Ueo. Dem aksl. jf«s^o, Jedbnb
entspreche nun weiter russ. Szero^ odin», also vor einem weichen Kon-
sonanten wäre JO zu o dissimiliert worden unter dem Einflüsse der nach-
folgenden weichen Silbe, womit lit. sakUsnU aus ^aMfesnü verglichen
werden könne. Vor harten Konsonanten bleibe Je: Jemü und so wäre
der Unterschied zwischen urspr. e (edint,) einer- und Je (jemu) anderer-
seits gewahrt geblieben (MSL. t2, S. 29). Nun aber haben wir im Aruss.
auch ein omu u. s. w. gefunden, was nicht sonderlich für diese Theorie
spricht.
Mit derselben Schwierigkeit hat man zu k&mpfen, wenn man mit
Pedersen annehmen wollte, daß das J schon in Je,,, vor einem er-
weichten Konsonanten geschwunden und das e dann im Anlaut ebenso
behandelt worden sei wie jenes der Fremdworte {Olbga— Helga), d. h. es
wäre zu o geworden (Les pronoms demonstr. de Tancien armcnien, S. 10,
bez. 312). Dazu kommt noch eben dieser Obergang des e in o, der auch
nicht leicht erklärt werden könnte.
Wo sich im Anlaut vor dem e — wegen des zu starken
Tones, der darauf lag — keine Jotation entwickelt hat, da kam
es natürlich dann auch zu keinem o-. Daher: idakb, äakb ,auf
diese Art* , evo, eva, evatb ^siehe^
e.
Ursprung und lautl. Entwicklung. Das e ist entweder
monophth. oder diphth. Ursprungs , da es auf 9 oder oi, ai {^i},
äi zurückgehen kann (vgl. oben S. 14). Es ist henrorgehoben
worden, daß das i in einer frühen Periode des Urslav. — also
schon vor seinem Obei^ange in ^ — offen war, da es nach
Palatallauten und zwar nach jenen, die es selbst hervorrief oder
die schon hier ursprünglich waren, in a übergeht: kri^ati ,schreien^
4»
52
aus *krikHi, vgl. nideti aus *vidMi; dajq, ,ich warte' aus *kejq,
ai. cdya-ti ,er nimmt wahr, beobachtet'; (hhuj-a-ti fjio}Qaivea&ai
aus '*buj'S'4i. Der Laut gehört also zu jenen, vor welchen die
ältere slav. Palatalisierung des k, g, 6h (in d, i, S) auftrat Auch
im Auslaute wurde das ^ nach Palatallauten zu a: aksl. zenUja
,Erde, Land' aus *zemiä, ^zemfi, vgl. lit iSme aus zemj^ (vgl.
lat. materiis, fades). Dieser Wandel ist alt, er betraf noch das
e und nicht das daraus entstandene i. Dieses wurde nämlich im
Auslaute ganz anders behandelt: man vgl. z. B. mati aus *fnati^
wo das € ebenfalls eine geschleifte Intonation hatte wie Utzime,
russ. köza (nicht kozd mit Akzenteuruckziehung), krivlja, äija,
vereinzelt nur duäd, zemljd (vgl. Pedersen KZ. 38, S. 326 und
Meillet MSL. 11, S. 348). Wenn also ein geschleiftes e nach
harten Konsonanten zu i geworden ist, um so mehr hätte dies
nach Palatallauten der Fall sein müssen. Das a in zendja, koza
und ebenso auch in kridati geht demnach auf ein ^ zurück und
dieses muß offen gewesen sein. Damach ist es ganz undenkbar,
daß das ^ schon von vorne herein geschlossen gewesen wäre, wie
^achmatov« behauptet (Izv^stija 6f Hft. 4, S. 269). Vielmehr
näherte sich hier das Slavische, und zwar noch in seiner ältesten
Phase, dem Altind. Auch das Lit wird wohl bei seinem e ur-
sprünglich eine derartige Aussprache gehabt haben, doch änderte
sie sich mit der Zeit
Dieses ^, aus welchem später ^ hervorgegangen ist, war lur-
sprachlich. Es hat aber höchstwahrscheinlich noch ein anderes
monophth. ^ gegeben, das ebenfalls zu e führte, aber erst auf
slav. Boden entstanden ist Es handelt sich um ein ö mit vor-
hergehendem Palatallaut, das zu ^ umlautete. Da aber im Ur-
slav. d in a überging, so kann es sich hier um ein erst später
aufgekommenes ö handeln. Wenn -am zu 9 wurde (z. B. im
Instr. Sg. ryhc^, dusq^ lit rankä, lett. rüJcu u. s. w.), so war offen-
bar -ön (-öm) die VermitÜungsstufe, allerdings zu einer Zeit, als
das 'ön von * kamen schon verändert war. Es ist also eine Art
Verdumpfung des S zu ö veranlaßt durch das auslautende n (m).
Andererseits wirkt das -n (m) im Auslaute in dieser Hinsicht so
wie ein -s, vgl. Nom. Sg. der männl. o-Stämme rokh aus ^rokos
,Termin' durch die Yermittlungsstufe *rokus, weil sonst 0 nicht
zu ^ wird. Analog nun bei -n (m) im Akk. Sg. derselben Stämme:
rohb aus ^rokom durch die Vermittlungsstufe *rokun {*rokum).
Analog können wir es nun im Gen. Sg. der a-Stämme erwarten,
53
wo die Endung -äs vorhanden war und zwar mit geschleifter
Intonation, also äs (aus *ä-e$). Unter dem Einflüsse des -8 er-
warten wir nun ein -os und bei j'a-Stämmen ein -josK -ös gibt
im Auslaut -y (entsprechend dem -os, das zunächst zu -us wurde)
durch die Vermittlungsstufe -üs (vgl PL Nom. my, eig. ny, vif
aus ^nö8, ^vös). So erhalten wir den Gen. aksL rpby, rqky; -jös
unteriag dagegen, nachdem im Akk. Sg. schon ein q, jq (wie
auch im Instr. Sg.) entstanden war, dem Umlaute, der längere
Zeit hindurch wirkte (selbst noch im Aksl. unterlagen ihm mit-
unter einzelne Fremdworte) und so entstand daraus ein ji(B\ also
duiPj woraus duU wurde. So würden wir die westslav. Genitive
wie duM u. s. w. begreifen. Dieses ^ konnte nicht mehr in a
übergehen, wohl aber möchten wir erwarten, dafi es zu t geführt
hätte, da es schleifend betont war. Nur der Umstand, dafi es
sich um eine viel spätere Bildung handelt als z. B. ^nati aus
*mate war, mag es uns erklären, daß es auch bei *duse zu diesem
Wandel nicht kam.
Ganz analog verhält es sich auch im Akk. PI. der a-Stämme.
Hier war die EtTdung -as (auch geschleift, weil es aus *äns
schon ursprachlich entstanden war, ai. äivas, got gibös). Auch
hier erhalten wir demnach ryby und diiie. Beim Femininum ist
der Akk. auch an die Stelle des Nom. getreten: ryby und duie.
Wollte man hier dennoch auch von einem Nom. ausgehen, so
bekäme man dasselbe Besultat: -äs aus ä-es, lit raftkos, tds, got
gibös u. s. w. Im Südslav. wurde nun nach dem Verhältnisse
roky : kraj^ auch ryby : dusi zu ryby : duä^ umgewandelt und
dieses kam schließlich auch im Gen. Sg. zur Geltung. Nur die
westslav. Sprachen und das Ar. haben noch i erhalten und es
drang hier auch nach dem erwähnten Verhältnisse in den Akk.
PL der o-Stämme ein. Auf s. Boden war noch im 10. Jhd. das
y in diesen Kasus lang (schleifende Länge), vgl. in den Kiever
Blättern süy III 2 Akk. PL; fdicUy Gen. Sg. II 16; prisnadevy
Gen. Sg. VII 4. Im selben Denkmal sind auch die Genitive
auf Hj noch lang: pic^, Marije^ (vgl. Verf. O pövodu Kijevskych
listö. S. 18, 22 und 113).
Das aus <h entstandene ^ muß geschlossen gewesen sein,
da ja hier zunächst der o-Laut maßgebend war, so daß als Ver-
1. Za den ya-Stämmen gerieten die ursprünglichen ^i-Stämme wie
aksl. zemlja, lit. ieni^, da bei ihnen der Nom. Sg. fttr die ganze Deklina-
tion maßgebend geworden ist.
64
inittlungsstufe etwa ein oe^ ö (vgl. lat oenos, oenus) anzusetzen ist
Dasselbe gilt auch von dem aus ai entstandenen s, da es ja
zunächst auch zu oi führte. Aber auch ai ist zunächst zu ai
verkürzt worden (vgl. oben S. 18), so daß das Resultat hier das-
selbe war. Dieser Umstand nun erklärt es uns, warum
die Gutturale gleichmäßig vor dem diphthongischen ^^
mochte es auf oi, ai oder ai zurückgehen, behandelt
wurden: das k, g, ch wurde in diesen Fällen immer zu c, z, 8y
und nie zm 6, z, ä, was vor dem aus äi entstandenen e gewiß
hätte eintreten müssen, wenn es nicht verkürzt worden wäre.^
Daß die Laute c, z, b hier überhaupt zum Vorscheine kommen,,
erklärt sich aus dem späteren Eintritte dieser Palatalisierung: die
Monophthongierung unserer Diphthonge ist nämlich viel später
eingetreten als der Wandel des k, g, ch in c, z, s (erste Palatali-^
sierung). Für eine ältere Phase des Gemeinslav. haben wir dem*
nach zwei Arten des e vorauszusetzen. Es fand aber ein allge-
meiner Ausgleich statt, indem die offene Aussprache siegte.
Auch dieser Prozeß ist noch in die Urslav. Zeit zu versetzen.
Doch auch dabei blieb es nicht Wie wir nändich aus den Be*
flexen dieses Lautes in den einzelnen slav. Sprachen ersehen
werden, ist noch im Urslav. aus dem offenen 9 ein diphthongisches
te entstanden, dessen e-Element auch noch zur offenen Aussprache
hinneigte. Diesen Laut erst können wir mit e bezeichnen.
Daß der Laut %e nur aus einem offenen B entstehen konnte,,
zeigt uns in einem anderen Falle auch das Slav. selbst Bekannt-
lich ist der Nasal ^ in den meisten slav. Sprachen aufgegeben
worden. Im Ab. war der Reflex derselben ein % im R. ein ja,
während in den anderen slav. Sprachen, soweit sie ^ nicht haben,.
e dafür eintritt Das kann wiederum nur so erklärt werden, daft
auch hier ursprünglich ein offenes, breites ^ war, bei dem ganz
analog in den erwähnten Sprachen das Iota-Element aufkam.
Das offene i^ ergab iq (nasaliertes a), woraus ia entstand.
Einen ganz analogen Vorgang können wir auch in den rom. Sprachen
heobachten. Das offene « (^, schriftlat. = i) wird hier ebenfalls in der
Regel zu ie diphthongiert Das m kann dann wieder die mannigfaltigsten
Wandlungen durchmachen: t^ wird zu ^, oder i^^ ^, et; le za ta, t^, %
{Meyer^Lübke, Rom. Lautlehre, 1890, S. 141). Diese Reflexe werden wir
Tielfach auch im Slav. finden. Ein f (aus schriftlat. e und t) ist dagegen
zu f , t und «t geworden (S. 85).
Daß das slav. ie (c) auf ein offenes € zurückgeht, haSen wir
wahrscheinlich gemacht Es handelt sich aber darum, ob wir
55
schon im Urslav. auch eiii ie voraussetzen müssen. Dafür sprechen
zunächst die Keflexe des e in den einzelnen slav. Sprachen, die
wir noch kennen lernen werden. Dafür spricht vor allem aber
auch der Umstand, daß das geschleift betonte i im Auslaut schon
im Urslav., wie wir sehen werden, zu i geworden ist (der Nach-
druck fiel hier auf das erste Glied eines diphthongisch aufgelösten
Lautes).
Auch Fortanatov nahm an, daß die ^emeinslav. Sprache zur Zeit
ihrer Auflösung hier ein £ hatte, d. h. die Verbindung von t und e in
einer Silbe, die gleichartig (wenn auch ihrem Ursprünge nach nicht
identisch) war mit dem iit. 2^'; gemeinslav. e wäre ans e* (d. h. geschloBse*
nem e) hervorgegangen, in welchem altes e (lituslav. e) und der Diphthong
oi zusammengefallen wären (BB, 22, S. 156, S. 1). F. geht hier also von
einem geschlossenen i aus und auch das ie wäre nach ihm, wenn er es
mit Iit. ^ vergleicht, geschlossen gewesen, beides nattirlich sehr unwahr-
scheinlich. Im F.8chen Sinne erklärt auch Sachmatov das h Das idg.
offene e wäre im Litnslav. geschlossen geworden, wofür seine spätere
Diphthongierung spreche. Wie wir aber gesehen haben, spricht diese
gerade ffir das Gegenteil in dieser Hinsicht. Für 8. gilt auch der Über-
gang des l nach Palatalen in a als ein Zeichen des geschlossenen e.
Nun müBte ein aus öt durch die Vermittlungsstufe äe entstandenes i,
wie auch S. selbst zugibt, offen sein, was mit seiner Theorie schwer in
Einklang gebracht werden konnte. Daher erklärt er den Dat. Sg. der
»-Stämme anders. Da die weichen Stämme % haben {duSi)^ das auf ein
aus 01 entstandenes ei hinweise, so habe man es hier eigentlich mit dem
Lok. Sg. zu tun; dieser wäre an die Stelle des Dat. getreten. Wie aber
der Lok. Sg. auf oi {rybi^ duit) zu Stande kam, wird nicht näher erklärt
(das oi aus ai?). Diese Annahme ist wegen der Verschiedenheit des
Akzentes im Dat. und Lok. (vgl. oben S. 18) nicht sehr wahrscheinlich.
Dagegen meint auch 8., daß oi durch die Mittelstufe oe zu einem langen
u geworden sei, analog auch Fortunatov (Afsl. Phil. 12, S. 100), der aller-
dings aus 0 erst ein e entstehen läßt, während sich nach S. aus beiden
selbständig ein ie entwickelt bat.
Als ursprüngliche Geltung dos i setzt auch Berneker ein ie an
(KZ. 37, S. 372).
Im Gegensätze zu F.-S. nimmt Pedersen richtiger an, daß
sich das e von e (abgesehen vom Quantitätsunterschied) durch
eine offene Aussprache unterschieden habe. Diese Ansicht werde
auch von Mikkola (Berührungen S. 53—54) und Meillet
(MSL. 9 8. 138, 12 S. 27) ausgesprochen. Er weist auf den
Übergang des je in ja nach Palatallauten im Urslav. hin, das
prothet. j verwandle e (= idg. e, oi, ai u. s. w.) in a (IF. 5, 43).
Im Bg. hätten wir teils offenes e, teils ja, im P. werde i vor
harten Dentalen zu ia (e dagegen io), die Diphthongierung im
56
S- W ß deute nach roman. Analogien auf offene Aussprache
und für das Ar. hätte Mikkola mit Hilfe der Lehnwörter im
Finnischen offene Aussprache des e nachgewiesen. Die offene
Aussprache des e aus idg. oif ai wäre natürUch, da hier zunächst
die Mittelstufe ai voraxiszusetzen sei^, nachdem idg. o und a ur-
sprünglich in einem kurzen a zusammengefallen wären. Bei e
aus ^ wäre die offene Aussprache vielleicht aus dem Idg. ererbt
(vgl. QriecL Grenn. Albau., das Arische, wo es auch offen war),
während die geschlossene Aussprache das lit, wohl als eine
Neuerung, und das Lat aufweise. P. nimmt daher fürs ürslav.
eine monophthongische, offene Aussprache an. Daß es die Geltung
von ie gehabt hätte, bestreitet er. In den meisten modernen slav.
Sprachen wäre e nicht mehr präjotiert 9^& e, e^ i, t. Im B., auf
das man sich am ehesten berufen könnte, wäre die Präjotierung
des urspr. e mit der Präjotierung des q (wo es nicht za a, d
führte) ganz parallel (KZ. 38, S. 329). Ganz parallel ist sie aber
nicht, man berücksichtige nur den Vertreter des ^ und <? z. B. im
Skr. und man wird hier gar keinen Parallelismus finden, da wir
hier für ^ ein « ohne Präjotierung haben. Dagegen ist sie aber
bei e vorhanden. So sehen wir es analog auch in anderen slav.
Sprachen und müssen zum Schlüsse kommen, daß die Präjotierung
bei e schon urslav. war. Sonst wäre es auch unerklärlich, wie
ein offenes e im Auslaute bei geschleifter Int. schon im Urslav.
in i übergehen könnte (vgl. slav. nuUi, lit moti).
Da das e eine diphthongische Geltung (als ie) hatte, so ist
es in die einzelnen slav. Sprachen in quantitativer Hinsicht als
eine Länge übergegangen und teilte dann hier die Schicksale
der urslav. Längen überhaupt
Bevor wir zu den Veränderungen des e auf slav. Boden über«
gehen, wollen wii* hier einige Beispiele der verschiedenen Arten
des e hinsichthch seines Ursprunges anführen.
1) monophth. e aus e: begfb ,Flucht^, bezati ,laufen, fliehen',
lit bigu, begti ^Aufen^ gr. ^ßofiat ,ich fliehe^ q>6ßag ,Flucht
Furcht*; ded^ ,Großvater', lit dede ,OheimS gr. nj^hj ,Großmutter^,
gr. Ttid'ig ,Tante'; deti, dejati ,tun, legen', lit. d^i, fut d^siu,
gr. ci-d^fii^ got ga-de^B «Tat, LageS urspr. dhs, vgl. ai. dhäman
,Satzung', jambf jasti, jedoch noch s^iv-esti ,comedereS ein Per-
fektstamm, vgl. gr. eS-fjÖHog, lit est(i) ,er frißt*, lat Sst; mS^a
1. Das ißt aber nicht richtig: wegen jej (ji) aus >o/, jaj\
57
^filaßS merUi Jessen', got mi4 ^eit. Stunde^, ahd. ma4 ^erk-
ponkt; Merkmal, MalS lat. mS^iar, gr. fJlf^••Tlg ^At, Anschlag,
Klugheit^, ai. mäträ ,Maß'; mes^cb jMonäU Mond^ lit menü, gr.
fti^, fitp^g, lat mensis, got m^na ,MoiidS ai. mas- ,Mond^; pechota
^FußTolkS peMt ,zu Fuß', lit p^zas, pikzczas aus *pid'tio8, *p?«-
tias ,zu FnSS p4dä ,FußtapfeS ai. päd-; sed- in sedeii ,sitzenS
urBpninglich ein reduplizierter Perfektstainm i^se-sed); sem^ ,SanieS
sejq ,886^, lit s^ju, gr. ifjfii. aus oiatiiAi ,werfe, entsende', lat sBnwn;
severh ,boreasS serb. Bjever ,Nord', b. s&ver aus (s)k'euer(h, lit.
sziaurys (nach Berneker aus 8(1^)euriO' IF. 10 S. 146), vgl.
got fJcüra t<f ahd. scür m. , Wetterschauer' ; spefq ,koniine vor-
wärts, habe Erfolg', lit speju, sp^i ,Muße, Zeit wozu haben,
schnell genug sein', lat apBs, sperare, got spSdia Kompar. ,später',
ahd. späti ,spat'; strela ,Pfeil', vgl. ahd.sträla ,Pfeil'; vejati ,wehen',
vMrb jWind', vSja, v^vb ,Asf , lit vifas ,Wind', v^ra ,Stunnwind,
Sturm', ahd. waen^ gr. a-firfli; vera ,61aube', lat vSrus ,wahr',
got tu2'W€rjan ,zweifeln<; zverb ,Tier', lit zverk ,Kaubtiei', gr.
%h^y lat fera.
In den AVorten mit ca, za, ia ist ebenfalls ein urspr. e zu
sehen (wo nicht ein cja, zja oder *kja, gja vorliegt): co^ ,Zeit^,
vgl. preuß. JOsman Akk. Sg. ,Zeit' (I — urspr. S)\ ebenso dajixti
,warten'; caph ,Biene' vergleicht man mit gr. yLriqnljv ,Drohne';
darb, cara ,Zaubei^, vgl. lit keriu, kereti ,verzaubem'; p. zadaS
81^, zadzid si^ ,abominari', ns. zadad se ,ekeln', dann auch p. zadny
,häßlich', lit geda ,Schande', mhd. quät, köt ,ünrat^.
Das e der Verba der in. Klasse: razumeti ,verstehen', celeti,
cHejq ,heil werden', sedeti ,8itzen', kricaii ,schreien', lit geretis,
ger'ej^s ,sich freuen, sich auf etwas zu gute tun', aediti, sMzu
,sitzen'.
Das e des Imperf.: vedechh, vedeachb ,ich führte'.
Das e des Kompar.: dobr^, nnnozaj u. s. w.
Das gedehnte urspr. S im Aor., z. B. aksl. «'m ,duxi', vgl.
lat vexi, ai. dväkiam; bei den Iterativis wie u-^netati zu gndq
Juiete', bei der ^ra^'Gruppe aus *tert (ebenso Üet aus *teU).
Hierher vielleicht auch Uffnb ,Schatten' aus ^temnis (vgl. bei
der Gruppe iwn).
Das ursprüngliche 9 könnte auch der erste Bestandteil des
Langdiphthonges ^ sein; hier schwand mitunter das i vor Kon-
sonanten.
2) diphth. e und zwar aus
58
oi: beda ,Not^, bedüi ,zwingenS S^t. baidja ^ch zwinge'; eena
yPreisS lit. kaina ^Preis^, gr. Jtoivri yEntgelt', lat poena, av. kaSna
,Strafe' aus *qf*ainä; otb4^^ ,ÜberbleibseP, vgl. lit Wcü ^ch lasse',
gr. XeiTiiü und loiftog yübrig'; lipiti Rieben', prirUpb ySalbe', vgl.
die reduzierte Stufe gr. Unoq ^Fett'; m^M, , Wechsel', Ut malnas
^Tausch', got ga-maina ^gemein'; mesUi ,mischen', lit maiszßi
dass.; megh ,SchneeS lit snegas, got snaiws; sv€t^ ,Lichf, avitUi
feuchten', lit. szfmlßi; vetnt (vidi) viditi ^wissen' eig. ein Perfekt-
stamm, ygl. gr. oidoy got waü.
Weiter der Lok. Sg. der o^Stämme: rod, bozi u. s. w. vgl.
gr. olxoi; Lok. PI. derselben Stämme: rocichz^ bezieht aus •oisu,
ai. vfke^, gr. Iv-Koiai. Die Pronominalformen: Instr. Sg. m. n.
tetnh; Gen. Lok. PL techz, Dat titm, Instr. timi, Dat Instr.
Du. tima. Das te- geht hier tiberall auf *tai zurück. Auch im
Nom. PI. m. war hier urspr. *te, vgl. gr. zoiy doch ging es schon
im Urslav., wie wir sehen werden, in ti über.
Im Imper. veditm, vedite (ein ursprüngl. Optativ) vgl. gr.
(pigoifievj g>iQOite, lit 3. P. Sg. te-suke ,er mag drehen'.
Aus ai: levb ,links', lat. laevus, gr. laiog aus laißog; deverh
,Schwager', lit deverls, gr. dätJQ aus *daißijQ, lat ISvir, ai. dSvär-
(urspr. ^daiuSr-'); seit ,Strick', Ht pä-saüis ,Riemen', ai. sMuf
,bindend'.
Nom. Akk. Vok. Du. der a-Stämme: rqci, ti, lit gere-ji
,bonae', te-dvi, ai. dsve ,Stuten', lat duae.
Aus äi: Dat Lok. Sg. der a-Stämme: rqci, lit. Dat raiikai
(vgl. oben S. 18).
Veränderungen des i auf slav. Boden. Schon im Ur-
slav. ist das e im Auslaute in bestimmten Fällen zu i geworden:
mati aus *mate. Hierher gehören aber nicht jene Fälle, in denen
ein i statt des e nach Palatallauten erscheint Es sind folgende:
der Dat und Lok. Sg. der a-Stämme: duH gegen rqci, rybi;
der Nom. Akk. Du. derselben Stämme: efu^' (urspr. -at; ai^dsvi);
der Lok. Sg. der o-Stämme: aksl. mqzi, kraji, morji u. s. w.
gegen roci, miste u. s. w.; der Nom. PI. kraß, mqzi, der anders
zu beurteilen ist als rabi\ roci u. s. w.; der Lok. PL derselben
St&nmie: aksl. mqzüJiz, krajichz, morjichz gegen rocichz, vltcidtz,
mistichz u. s. w.; Nom. Akk. Du. der neutralen o-Stämme:
morji gegen mi«ti. Weiter im Imper. aksl. kazite, glagolßte,
phjite u. s. w. gegen vedite, nesite u. s. w. Über Instr. Sg. jimb
gegen timh, Gen. PI jichz gegen tickz u. s. w. wird bei i im
59
Anlaut gehandelt werden. Das i in allen den erwähnten fallen
kann nicht erst aus dem urslav. e in der Geltung des ie hervor-
gegangen sein, weil es sich hier sowohl um ein geschleiftes (z. B.
im Dat 8g. duäi) als auch gestoßenes i (z. B. im Lok. Sg. duO)
handeln würde und das könnte doch nicht zu demselben Besultate
geführt haben. Noch weniger kann es aus dem älteren S, das
dem e vorausging, entstanden sein, da es, wie wir sahen, offen
war und daher in unseren Fällen zu einem a geführt hätte.
Unser i ist demnach alter als ^; ja sogar älter als e. Der Um-
laut des jo zu je ist offenbar alter als die Monophthongierung
des Ojf und so mußte aus -joi ein jei und aus diesem ji, dann ß
entstehen. Neben *rokoi gab es also ein *krajei, welche Formen
natürlich zu verschiedenen Besultaten führen mußten. So erklärt
sich mqü, kraß, mqzich, kraßchz u. 8. w. (vgl. oben S. 27).
Aber neben diesem i nach Palatalen haben wir noch ein
anderes im Auslaute, das unbedingt ein e voraussetzt, wie z. B.
in matt ,Mutter^ aus *fnati u. and.; es handelt sich hier darum^
wann ein e im Auslaute in ein i übergehe.
Schon Streitberg hat vermutet, daß das schleifende idg. s
des absoluten Auslautes zu slav. % wird, das gestoßene dagegen
als e erhalten bleibt (£F. 1, S. 295). M ei 11 et nahm an, das S.8
Gesetz auch für idg. ai gelte (MSL. 8, S. 239), was auch Feder-
sen akzeptiert, der den Wandel in eine Periode versetzt, in
welcher ursprachl. -ai und ^ai mit dem urspr. S im slav. i zu-
sammengefallen wären. Das aus öi und äi entstandene e wider-
q[)richt allerdings der fiegel (vgl. Dat Sg. zeni, also e trotz des
geschleiften äji, aus dem das i entstanden ist, vgl. gr. rifÄy) und
so hilft sich P. mit der Annahme, die Langdiphthonge wären
damals noch nicht zu e geworden, als das Gesetz wirkte, was
durchaus unwahrscheinlich ist Dieser Fall muß anders erklärt
weiden. Sonst ist aber im allgemeinen das Prinzip rich-
tig und zwar deshalb, weil sich eine ganze Reihe von
Fällen damit in Einklang bringen läßt und weil es als
eine fast notwendige Folge der slavischen geschleiften
Int und der lautlichen Geltung des urslav. e als ie er-
scheint
Die Fälle, in denen ein geschleiftes e im Auslaute zu i
geworden ist, sind folgende:
Der Nom. Sg. mati, dziti, vgl lit m6ie, tnote yMutter'.
Nom. Plur. der männlichen o-8tämme: rabi, roci; im Lit,
60
beim Subst auch geschleift: takal, darbal, das Adjektivum hat
hier aber gestoßene Intonation: geri-ji, was mit der griech. vgl.
ol'/Ac, a&QfoTtot. und aya&oi übereinstimmt Im Slav. ist jedoch
auch beim Adjekt ein -/: dobri. Man wollte nun auch im Slav.
den Reflex einer gestoßenen Intonation hier gefunden haben,
nämlich im russ. Nom. te, das dem toi entsprechen würde
(Pedersen, KZ. 38, S. 327). Das ist aber unrichtig. Das russ.
t^ ist ein aus den anderen Pluralformen wie techz^ ütm^ temi
abstrahierter Nom., der erst im XIII. Jhd. auftaucht und
da ist er noch selten; erst im XIV. Jhd. wird er häufiger
(Sobolevskij, S. 185).
Daß der Nom. hraji^ mc^i u. s. w. anders zu beurteilen ist, da das
i nicht auf i, sondern amfjoi^je; zurückgeht, ist schon erwähnt worden.
Der Gen. Sg. der j-Stämme: gosti, kosti, ursprachL
Endung -ols, lit naktes^ slav. noHi, got anstaiSy ai. matia.
Der enklitische Dat. Sg. mt, ti^ si ,mihi, tibi, sibiS vgl. gr.
oly koly dagegen hat rroi, ifioi die gestoßene Intonation aus der
Enklise erhalten, während im Slav. die geschleifte blieb , obzwar
die Formen enklitisch sind.
Die 2. und 3. P. Sg. Imper. vedi, nesi u. s. w. vgl. lit te-sukS,
gr. Ttaidsvoig, naidevoi. Später ist im Slav. als dieser lautliche
Prozeß schon abgeschlossen war, hier eine Intonationsänderung
eingetreten, indem die gestoßene Intonation des Imper. der Verba
der IV. Kl. auch hier zum Durchbniche kam, vgl. serb. birif
birimo, russ. bert.
Einige Schwierigkeiten bereitet die Endung -si in dasi, jesi
\L s. w., also bei den themavokallosen Verben. Sie muß als eine
Medialendung (-aai vgl. preuß. cus-mai ,ich bin^) aufgefaßt werden.
Diese Endungen hatten aber eine gestoßene Intonation vgl. gr.
ip6Q0fiaif q>iQexai^ so daß wir ein -86 erwarten möchten, wie wir
ja auch ganz regelrecht ein vede ,ich weiß^ haben. Könnte man
nachweisen, daß das im Aksl. vorkommende -H in vedeäi, vidiH
u. s. w. gemeinslav. war, so wäre die Schwierigkeit behoben. Dann
wäre nämlich das ältere, dem ursprachl. si entsprechende sh von
der eben behandelten Medialendung sai (im Slav. daraus zunächst
soi) beeinflußt worden, so daß es *ia%, *soi mid *äei ei^ben
hätte, woraus H entstehen müßte. Neben einem -^i hatte dann
ein 'Se natürlich nicht bestehen können und wäre auch zu -s»
geworden. Nun weisen aber alle anderen slav. Sprachen mit
Ausnahme des Aksl. die Reflexe eines -H aul Man kann also
61
annehraeii, daß ein älteres -Ü unter dem Einüusse der 3. P. Sg.
-it auch zu äh in der Mehrzahl der slay. Sprachen geworden ist.
Daß das sai eine gestoßene Intonation hatte zeigt neben den
griech. ipiqo^ai^ q>iqB%ai und das SlaY.« urslav. jui^ aruss. jesi^
daaiy klruss. jM, daai, serb.jiai (vgl. Verf. O pävodu Kijevskych
listd S. 11 und 96). Es ist hier also regeh-echt die Akzentver-
schiebung eingetreten und das betonte i blieb.
£2m gestoßenes e hat sich dagegen erhalten im Nom. Dual,
der a-Stämme: ryb^, rqce, wo ein ursprachliches al vorliegt, lit
rankt, ai. dsvi; vgl. auch dwe ,dual', lit. dvi.
Dieselbe Endung oder ein ursprachL al hegt vor im selben
Kasus der neutralen o-8tämme: mestej Ute u. s. w.; ai. yugi^ dvi.
Weiter ve ,wir beide^ vgl. gr. vcJ, aqpcii und das schon er-
wähnte vede ^ch weiß' vgl. ai. tuludij lat. tutud-i, also mit der
ursprünglichen Medialendung -ai.
Nach diesen Regeln möchten wir nun auch im Lok. Sg. der
o-Stämme ein i st. des e erwarten: rocty meste, da hier ein -oi
vorliegt, vgl. gr. olxoi (gegen oZxoi im Nom. PL); weiter im Dat
Sg. der a-Stämme: rybe, rqce (vgl. S. 18). Wir können nun
ohne weiters zugeben, daß sich roce nach dem Lok. ri^be, rqce
gerichtet hat, zumal es ja bei den o-Stämmeu eine Anzahl von
Woiten gab, die Maskulina waren. Die Neutra meste folgten
dem Maskulinum, weil ja eine ganze Beihe von Kasus ohnedies
identisch war. Schwieriger ist die Sache beim Dat ryf>e, rqce,
Pedersen nahm, wie wir sahen, an, daß die Langdiphthonge
später monophthongiert worden sind. Wir dagegen kamen zum
Schluß, daß sie zunächst verkürzt wurden und dann einfach die
Schicksale der Kurzdiphthonge teilten. Eine Erklärung ist wohl
in dem Umstände zu suchen, daß der Dat serb. nid und Lok.
ruciy also urslav. rqce und rqce, ein starres System bildet mit
dem Dat u. Lok. der i-Stamme: serb. dat stvari, aber Lok.
stvdri. Wie bei den i-Stämmen die Endung dieselbe ist, jedoch
eine verschiedene Int aufweist, so blieb es auch ganz analog bei
den a-Stämmen. Im Lok. Sg. der i-Stämme geht das i auf ein ei
zurück und hatte daher eine gestoßene Int (vgl. oben S. 17).
Der Dat Sg. lautete ursprünglich *kosteiai entsprechend dem
Dat synovi der aus *8üne\iai entstanden ist Daraus entstand
*kodeißi und *ko8teiei. Wie nun im Dat Lok. Sg. f. des be-
stimmten Adjektivs aus ^dcbre-jej (noch älter *dobrejeji, *dobrejei)
infolge der Haplologie einfach ein dcbrej entstanden ist, so führte
62
auch *ko8teiei zu *kostei, woraus regelrecht kosti entstand. Die
Dativendung -t oder vielmehr noch das ältere -ei bekam unter
dem Einfluß des Dativs ryb^, rqce eine geschleifte Intonation.
Ebenso auch das -ai im *8üneuai, so daß das daraus entstandene
-e zu i werden mußte: synoviK Dasselbe gilt auch von allen
übrigen Dativen wie crhkhvi, katneni materi, alovesi u. s. w., wenn
man nicht annehmen will, daß das i der t-Stämme wegen der
anderen Berührungen hier auch Eingang gefunden hat
Die Dativendung -ai hatte nun ursprünglich eine gestoßene
Intonation vgl. gr. x^'/mi, dofievai. Da infolge der Haplologie
die Intonation sich nicht ändert, so sollte auch der Dat kosti
eine gestoßene Endung haben, wenn sich nicht der Einfluß von
rybe, rqce geltend gemacht hätte. Es gibt jedoch auch Dativ-
formen, die isoliert wurden und den Zusammenhang mit dem
Dativ verloren: es sind dies die ursprüngl. Dative von Verbal-
substantiven auf -^is^ die zu Infinitiven wurden. Die gestoßene
Intonation des i brachte es mit sich, daß der Wortakzent eine
Verschiebung erfuhr: r. nesti, s. nhsti, ,tragen*; r. veM, s. visti,
r. vezti, s. visti, r. mesH, s. nüsti, r. rasH, s. rdsU, r. hljtisti,
8. bljusti (auch bljust%)\ war die Stammsilbe gestoßen betont, so
wurde der Akzent nicht verschoben : s. blti, b. byti^ lit büti ,sein,
werden*; s. jesti, b. jisti, lit. 'estif s. doli, b. d&li, lit. dü'ti, r. ko-
löih, b. kldti, lit köUi u. s. w.
Wegen der erwähnten Akzentverschiebung hat man den slav. Inf.
als einen ehemaligen Lok. aufgefaßt, so z. B. Hirt, Der idg. Akz.
S. 214—215, aber syntaktisch ist es gar nicht möglich. Ebenso bleibt
Üer Gen. Sg. ausgeschlossen und zwar hauptsächlich auch wegen der ge-
schleiften Intonation der Genitivendung (lit. szirdes, aves aus -otB). Es
bleibt also nur der Dativ übrig und an diesen Kasus muß man auch aus
syntaktischen Gründen vornehmlich denken. Mit Recht hebt Brug-
mann hervor, daß der finale Dativ, besonders von Verbalabstrakta, seit
aridg. Zeit die Hauptgrundlage der Infinitivkategorie abgab (Kurze vgl.
Gramm. § 554, 5). Hierher gehören in syntaktischer Hinsicht noch die
slav. Infinitive piti, jasti z. B. eda ki4o prinese emu jasti ftijxig tjysyüev
a^Tfp q>ayeTv Job. 4. 33; vgl. auch den Inf. bei ueiti, naucUi u. dgl. z. B.
ne hy na8z> tako virovati naucih Supr. 383. 12 (,hätte uns nicht so glauben
gelehrt*). Nun steht bekanntlich bei diesen Verben auch das Substan-
tivum im Dat. So sprechen sowohl lautliche als auch syntaktische Um-
stände dafür, daß der slav. Inf. auf ^t ursprünglich ein Dativ Sg. war.
Vgl. auch ai. pHäy-e ,zu trinken*, gr. töfieyat ,zu wissen*.
1. Wegen des Lokals aynu bestand hier nicht der System zwang wie
bei rybi.
63
Ich will hier nur noch erwähnen, daß man den lit. Inf. netzti u. s. w.,
der aach auf eine gestoßene Intonation deutet, Ton der Dati rendang «ia»
ableiten wollte. So noch Joh. Schmidt (K. Z. 26, S. 361), 0. Wiede-
mann (Handbach der lit. Spr. S. 57). Die Möglichkeit einer solchen
Erklärnng maß die lit. Grammatik entscheiden.
Der Dat. u. Lok. Sg. des Pronom. pers. mhne, tebe, sehe
ist nach dem Dat u. Lok. rybe rqce entstanden, da diese Worte
zum Teile ins Fahrwasser der a-Stämme gerieten, vgl. den Instr.
Sg. fmnojq, tobojq, sobojq mit rqkojq, nom. dual, ve mit rqce u. s. w.
In den Aoristformen bi, vidi u. s. w. konnte natürlich das e
nicht in t übergehen, mochte das e auch geschleift gewesen sein
(vgl lit veHe, gr. aT^), weil dadurch den anderen Formen gegen-
über wie beckh, bicharm eine zu große üngleichmäßigkeit herbei-
geführt worden wäre.
e im Anlaut Hier können wir auch keinen Unterschied
zwischen einem monophth. oder diphth. e bemerken. Eine Störung
in der normalen Entwicklung dieser Laute konnte nämlich nur
durch das prothetische j herbeigeführt werden. Dieses ist hier
aber in einer verhältnismäßig späten Periode des Gremeinslav.
aufgetaucht (wie auch analog bei einigen anderen Vokalen) und
zwar dann erst, als schon eine einheitUche Geltung der verschie-
denen ^-Laute durchgedrungen war, als es sich nämUch schon
nur um ein offenes B handelte. Wurde ein prothetisches j vor-
gesetzt, so mußte daraus selbstverständlich ein ja werden, mochte /
das S welches Ursprunges immer sein. Aber dieses proth. j kam
damals nur auf einem Teile des slav. Sprachgebietes auf. Auf
dem anderen ging das e nun seinen weg weiter und wurde wie
auch im Lilaute zu e (d. i. te). In den einzelnen slav. sprachen
konnte sich jetzt nachträglich ein prothetisches j entwickeln (wie
es sich auch z. B. bei i im Anlaut entwickelt hatte). So erhalten
wir ein dreifaches Resultat: ja, e (dieses behauptete sich insbe-
sondere in Zusammensetzungen) und j-e.
Auf diese Art wurde aus Sd- ,essen' : aksl. jamb, jasti, in
Zusammensetzungen z. B. sm-esti ,comedere', daraus können wir
ersehen, wie spät die Ph>the8is war, denn hätte es damals ein je-
g^eben, so müßte das Kompositum *8hnja8ti heißen. R. istb,
edatb, eda ,speise', edtim ,Esser'. Das e bekam dann im P. B.
und vielleicht auch im Skr. u. Slov. ein prothet j : ab. jiem,
jidl, jiedh, nb. jidlo. Wie Gebauer (Hist. mluvn. I S. 95) be-
merkt, haben wir im Ab. im Part, nie jcuU, sondern immer jidl
(eig. jedi) und im Slovak. j'edol, sodaß es sich hier nicht um
64
einen Umlaut aus *;a- handeln kann. P. jed6, jem, jadio neben
jedio yCibus', Part, jadl, Plur. jecUi (^ ist hier in gewissen Fällen
zu a geworden, vgl. weiter unten); s. jem, ijem neben jedem,
jesti jistij jelo, kr. jisti, jim, slov. jem, jdo, jestva, obed.
Von derselben Wurzel aksl. jadi ^rippeS s. jctsle, jasli, ab.
jedi, p. jiJisla u. s. w.
Aksl. jazh yCanaliSy stomachus^, r. ezb und jetzt, zajazokb
neben zajizokb, klr. jiz, zajiz neben jaz, ab. jez, nb. jez ^Damm,
Wehr^, s]ov.jez,jezüi, s.jäz,jäza,Ah\eiik8.n9l*j zajaziti ,verwehren*,
wohl verwandt mit lit eze ^Feldrain, Gartenbeet, eine flache Stelle
des Haffes am Ufer', lett eza, preuß. asy fimn' (Afsl. Phil. 12,
S. 101 — 102). Ein diphthongisches e (aus oi) liegt vor: in
aksl. jadt ,venenum*, ar. edt (vgl. Afsl. Phil. 12. S. 100), klr. td,
8. Ijed, jed ,Gift, Zorn, Galle" (jad ,Kummer), ab. jed (nie jad)y
j\h.jed. Mit ed ,essen' darf es nicht zusammengestellt werden (vgl.
Fortunatov Afsl. Phil. 12 S. 100), sondern mit ahd. eiz ,Ge-
scbwür, Eiterbeule^ gr. oidäio ^^h schwelle', arm. aü yWange",
also *oid-. potio ,Tranlr — insbesondere der vom Arzt verab-
reichte — kann zu poison ,Gifl' werden, aber die Speise an und
für sich kann nicht eine solche Bedeutung annehmen. Von oid
,schwellen' läßt sich dagegen insbesondere die Bedeutung Zorn
u. s. w. ableiten, vgl. lat. tumere ,saepe dicitur de iratis' und
tumor heißt auch so viel als jim^ (Porcellini), Diese Bed. war
gewiß hier auch schon urslav., im Ab. haben wir auch jedati se
,sich ärgern'. Vgl. auch deutsch ,sich giften' >=s ^ch ärgern',
Oifthansl — ,der sich leicht ärgerf und ,Gift = ,Wuth' lu s. w.
Zu derselben Wurzel oid ,8chwellen* gehört auch aksl. jadro
,Schwellung, Busen^; aus vtn-edra ist nedra (aksl. bulg. nedrOj
slov. nedra, s. njedra, klr. nidro) abstrahiert worden, dagegen aus
f^n-jadra ein njadra (b. nddra), r. njadra in Beryndas Lex.
Unter dem Einflüsse von nedra (mit hartem n) ging auch nadra
in nadra über, vgl. aksl. nadra neben nedra, slov. nadra neben
nedra, kr. bei Miklosich nadra neben nidra, sorb. nadra, p. nadro,
klr. nadro. Die ZusammeTTgehörigkeit zu oid ,8chwellen' scheint
so klar, daß man die Bedenken Fortun atovs (A&l. Phil. 12
S. 102—103) und Öachmatovs (Izvestija 6, Hft. 4 S. 293
Anm. 2) nicht begreifen kann. Auf oi geht auch zurück aksl.
jazva /oramen, fovea, vulnus', slov. jazba ,Höhle', r. ezva (Afel.
Phil. 12 S. 101) neben jazva, jazba, b. jizva aus jiezva, jezva
jWunde, Narbe', vgl. lit aiza ,Spalte', lett aiza, lit aizßi ,au8-
65
hülsen', prenß. eyswo ^Wunde'. Hierher auch der in Höhlen
wohnende jazvtct (aksl.) yDachs', s. jazavae, slov. jaaäbtc^ b. jezvec,
jtzevecj slovak. jazvec.
Anders entwickelte sich jojj wenn also ein j von Haus aus
im, Anlaut war. Das o mußte umlauten und aus /e; wurde ein
}%'. So lautete der Instr. Sg. m. n. vom Pronom i, jego uisprüng-
lich *j€jmb, wie uns iemt aus *tojmb zeigt Daraus wurde *jefmb
und weiter jimt. Ebenso im Gen. Lok. PL aus *jojckb (vgl.
üAh) ein jiekb, im Dat. PL jirm, im Instr. FL ßmi.
Das sonst hier abweichende Resultat ist der beste Beweis
dafür, daß sich das i im Anlaut (ebenso wie auch im Auslaut
nach Palatalen) überiiaupt nicht aus e oder gar t entwickelt hat,
daß es vielmehr alter ist als diese beiden Laute. Sonst müßten
wir ja im Anlaut bei *joj dasselbe Resultat wie bei anlautendem
(Herhalten, also ein (j)^ und ja. Ein *joj hat demnach die-
selbe Entwicklung erfahren, mochte es im Anlaut oder
im Inlaut gewesen sein: daher bei den anderen Pronomina
mit Palatallauten z. B. naib ,unser^ im Instr. Sg. m. n. naÜtMf
Gen. Lok. PL naäichzy Dat PL naSitm, Instr. noHmii ebenso
mojimö zu moj ,mein' u. s. w.
Daraus folgt, daß das aksl. im ,unus' neben jedtm, jedim
nicht direkt zu oinos, unus, gr. oiVij gestellt werden kann. Ein
*jim, im hätte nur aus ^joino- entstehen können, das lag aber
nicht vor. Auch würde es dann, wie Fortun atov richtig be-
merkt, * jedem nicht jedim, jedm^ heißen (vgL Lsvestija 6, Hft. 4,
8. 293). Es liegt hier vielmehr die schwächere Stufe *ino- vor,
die im Slav. regelrecht tno- ergab; das liegt auch der weiteren
Bildung jedvm zu Grunde. Im Anlaute mußte sich dagegen
schon im Urslav. vor » ein j entwickeln imd ^jwm ergab dann
ein inb. Dieses beeinflußte übrigens auch jedtm, so daß die
Nebenform jedim aufkam.
Auch das slav. iekati ,suchen' kann man unter solchen Um-
ständen nicht mit ahd. eiscön ,fragen' in Zusammenhang bringen.
Mit Becht hat sich auch Berneker (Aisl. Phil. 26 S. 491)
gegen eine Entlehnung aus dem Urgerm. (auch wegen der ab-
weichenden Bedeutung) ausgesprochen. Es wäre hier eine Neben-
form -8^0- zu alcOj vgl. pctsq^ lat. p(iscö. Nach ptsati, piiq ur-
sprünglich wohl *t8katiy ütq. Pedersen stellt es zu ai. icchämi
(IR 5. S. 43).
Bezüglich deR ^ im Anlaute meinte Pedersen, es wäre ganz
Yoadrfck, VgL sUt. Gnunm. I. 5
66
hoffaungslos, hier ein Lautgesetz suchen zu wollen; vielmehr habe die
Doppelheit aksl. jatU : 9»n-Mi ^essen* zunächst ein jMi und dann ein
allgemeines Schwanken zwischen ja und ji im Anlaut heryorgerufen (KZ.
88, S. 312). Es ist richtig, das Schwanken besteht oft, aber es kann
durch die nicht gleichzeitige Praejotierung der ^-Formen auf verschie-
denen Teilen des slav. Sprachgebietes hervorgerufen worden sein. Dann
konnte es sich allerdings auch auf Worte mit urspr. Ja im Anlaut er-
strecken, vgl. aksl. jaehaii, jaxdiii ,fahrenS r* jichnU^ jhdiU, p. jeeha<^,
fMu!, s.jahaii, B,hei jizdäi, bIoy. jahaii, ahei jezdüi, lit. j6ti^ joßi , reiten',
80 daß vielleicht urspr. hier ein ja vorliegt Vgl. auch ai. yätni ,gehe*;
weiter slov. jareb und jereb ,BebhuhnS slov. jasika und jesika ,Zitter-
papper.
Veränderungen des e in den einzelnen slavischen
Sprachen. Aus den Reflexen des i in den einzelnen slav.
Sprachen ersehen wir, daß man Ton einem urslay. e in der laut-
lichen Geltung des te und mit einem offenen ^- Laute ausgehen
muß. Daher konnte es hier wieder zu einem o-Laut kommen;
nur dort, wo das e imter dem Einflüsse des i-EUements mehr verengt
wurde, da konnte daraus selbst ein i entstehen, wozu sich übrigens
Analogien auch in den rom. Sprachen, wie wir sahen, finden.
Altkirchenslavisch und Bulgarisch. In den glag.
Denkmälern und häufig dann auch in den cyrill. wird der Buch-
stabe e gleichzeitig auch für ja gebraucht In der glag. Schrift
hat man für ja überhaupt kein eigenes Zeichen. Daraus folgt,
daß in dem bg. Dialekte der beiden Slavenapostel das e dem ja
lautlich sehr nahe stand. Das ^-Element des te (6)-Lautes blieb
also auch noch weiter offen imd ging in a über. Noch heutzu-
tage wird im Dialekt von Suchö (östlich von Saloniki, der
Heimat der beiden Slavenapostel), das e als ein sehr breites, dem
a schon nahe kommendes ä ausgesprochen (Oblak, Maced. Stud.
S. 25). Aber auch das urslav. a wird hier nach c, z, ä, V so
ausgesprochen, also: cä, zä^ 3ä, Vä. Man kann also schließen,
daß sich hier etwas sehr altes, dessen Reflexe wir in dem glag.
Alphabete sehen, erhalten hat. Dieser umstand ist bei der Frage
nach der fieimat der aksl. Sprache von hoher Bedeutung, wie es
ja auch aUgemein anerkannt wird. Sonst lautet i in den maced.
und westbulg. Dialekten meist me e, das auch in i übergehen
kann. In den ostbg. Dialekten hängt die Aussprache des e von
gewissen Bedingungen ab. Betontes S wird als ja ausgesprochen,
wenn in der nächsten Silbe kein weicher Vokal (e, t, e) oder d-Laut
folgt, sonst als e; unbetontes e wiixi als ^ gehört In den aksl.
Denkmälern finden wir einigemal a st e, was alles für die
67
offene Aussprache des einstigen e spricht. Besonders nach r wird
€ als a und umgekehrt geschrieben (das r vor i war also schon
yerhartet); so z. B. pograb(y%j für pogrebaj^j Psalt sin. 78. 3;
pravratiti ib. 77. 44 st privr . . . ; vramj^ st vrimj^ ib. 80. 16 ;
häufig auch triva (Zogr. Mar. Assenu u. s. w.), jetzt bg. travdj
«. trdvoj r. travd^ b. trdva ^Gras'; prSdida für pradSda Euch,
sin. 17 b.
Daß das e hier offen war, ersehen wir auch ganz deutlich
aus den sekundären Imperativformen: glagoljate statt s^agolßte,
JrijaUy pokazaie, plaöaU 8^, sw^kUe u. s. w., die nach dem Yer-
hUltnisse vedi : redete aus jßagolji : glagoljUe u. s. w. entstanden
smd. Das e war damals also offen und führte daher zu a. Diese
Formen sind aber nicht uralav.; ab. pladim u. s. w. hat sich
selbständig auf b. Boden entwickelt Eine zu gekünstelte Er-
klärung dieser Formen gab Sachmatov« (Izv^ja 6, Hft 4,
'S. 290—- 292). Dazu verleitete ihn seine Theorie des urslav. e
überhaupt
Im Serbokroatischen weist das östl. Gebiet einfach einen
€-Laut auf: big, bizati, das westL für ein fallend betontes e ein
ije : bljeg^ für ein steigend betontes ein ß : mfisto ; vor Vokalen,
vor j und dj ein t : bio neben btj'd. Im Kroat und Öak. vor-
wiegend ein % (vgl. auch Jagic Afsl. PhiL 6, S. 82 f.).
Einzelne Ijrscheinungen sprechen auch hier noch für die
-einstige offene Aussprache des e. Diese hat sich insbesondere
auch nach r (vgl oben im Aksl.) behauptet, so arah ,Nuß' für
AksL orichz, vgl. preuß. reisia ,Nuß' in buocareisia (Bruchecker),
lit rhzutas, lett r!A»fo; weiter prama neben prema ^gegenüber^.
Im Slovenischen ist das betonte ^ (auch wenn sekundär
betont) ein geschlossenes §, woraus in den Dialekten ^ und ai
werden kann, z. B. kolfno, äavfka, mit verschobenem Akzent:
potr^ (Stok. potreba)j pov^ u. s. w., dann auch i und ie (in
Kärnten). Man kann in dem geschlossenen e nicht etwas Urslav.
sehen, vielmehr ist es aus ie entstanden, indem das {-Element
zwar schwand, aber dem e seine enge Aussprache verlieh, was
man sonst auch beobachten kann. Daß das enge e nicht uralt
ist, dafür spricht das im Elämtnerischen vorkommende ie, das
doch nur auf ein offenes 6 zurückgehen kann. Gerade auf diesem
Gebiete haben sich auch noch andere ältere Eigentümlichkeiten
erhalten (vgl z. B. die Gruppe dt). Das e» scheint erst aus dem
Terengten e hervorgegangen zu sein, weil wir eine analoge Er-
5*
68
scheinung auch in den rom. Sprachen (ygl. oben S. 54) bemerken»
können.
Daß das e ursprünglich im Slov. auch eine offene Aussprache
hatte, dafür spricht noch das Suffix der Stoffiuyektiva -^n z. B.
Ifs^n^ mesqn, led{n, avs^n, polnqn, vod{n, zUtt^n u. s. w. Da
es dem aksl. "im entspricht, sollte das e nach der allgemeinen
Regel im Sloy. geschlossen sein. Es ist nun wahrscheinUcher^
daß sich hier eine alte, ursprüngliche Aussprache des e unter dem
Einflüsse der Parallelbildungen wie aksL kozam u. s. w. erhalten
hat, als daß ein SufiBx -en mit einem geschlossenen e dieses erst
in ein offenes yerwandelt hätte. Dieses alte Suffix -^n verdrängte
dann selbst auch das -an nach Palatallauten; agn{n, koz^n^
sn^n, rozqn^ kosd^n, p^d^n u. s. w.
Das e im Russischen. Im Großr. ist jetzt das e dem e
gleich, indem beide die lautliche Geltung des je haben, wobei
das j auch die Erweichung eines vorhergehenden Kons, aus-
drücken soll, z. B. m^a ,Maß' ist als mjira, delo ,Geschäft, Werk^
als djäo oder besser däo auszuspredien. Ebenso im Anlaut:
emb ,es8e^ als jem. Nun findet man auch schon in den ar. Denk-
mälern, daß diese beiden Laute verwechselt werden. Allerdings
sind die ältesten in dieser Hinsicht noch ziemlich genau (im
Ostrom. Evang. findet man etwa nur eine Abweichung: nestt st
n^ft). Man kann darin einen strengeren Anschluß an die südslav.
Vorlagen sehen.
Es wäre aber doch voreilig, daraus zu schließen, daß diese
beiden Laute auch im Ar. identisch waren. Sie waren hier viel-
mehr geschieden. Während nämlich, wie wir sahen, das e unter
bestimmten Bedingungen zu o werden konnte (vgl. S. 40), ist dies
bei e nicht der Fall. Wenn jetzt im PL gnezda als fftUzda
,Nester', sedla als sjödla ,SatteP, zvizdy als zvjozdy ,Steme^ und
cvelb als cvjal ,blüteS obreb» als abrjol ,£a,nd' ausgesprochen wird,,
so ist das eine spätere, durch die Analogie hervorgerufene Er-
scheinung.
Für die Verschiedenheit der beiden Laute im B. spricht noch
ein anderer Umstand. Während das e im Klr., wie wir sahen
(S. 42), meist gebUeben ist, ging hier das e in ji über, wobei J wieder
die Erweichung des vorhergehenden Kons, ausdrücken soll. Diese
Tendenz des e zeigt sich aber auch im Nordgroßr. und zwar
speziell im Novgoroder Dialekt Es muß also angenommen
werden, daß das e überhaupt im Buss. eine mehr geschlossene
Aussprache aufwies als das e. Wie ist sie nun zu erklären? Im
Elr. ist neben e auch das gedehnte e za i geworden (8. 42),
während das e unverändert blieb. Daraus folgt, dafi insbesondere
•das lange e verengt, das kurze aber als ein mittleres oder mehr
ofienes ausgesprochen wurde. Es muB also auch das e, da es zu
I führte, verengt ausgesprochen, folglich auch lang gewesen sein '.
Die Länge dieses Lautes könnte aber dadurch erklärt werden, daß
der nrtlay. diphth. Laut ü zu i«, Je monophthongiert wurde. Das j er-
weichte die vorhergehenden Kons. Das war su einer Zeit, als die urslav^.
Verbindungen dja, ija u. s. w. schon längst die spezifisch r. Färbung
z. B. «rft» jdas Licht* aus *»vH;a angenommen hatten. Jetzt hatte das
J nur eine erweichende Wirkung. Das längere e wurde derartig verengt,
dafi es auf den zwei ron einander getrennten Gebieten zu t wurde; die
Ton früher her bestehende Erweichung der vorhergehenden Kons, blieb
natfirlich unverändert. Die ältesten ganz sicheren Belege f&r das t aus
i haben wir aus der zweiten Hälfte des XUI. Jhd. und aus dem XIY. Jhd.
z. B. cTt/o, sdvSdüei'by das besonders auffällt. Seit dem XIV. Jhd. auch
als Merkmal des Novgoroder Dialektes. Wir haben oben S. 40 gesehen,
daß auch das e eng war und infolge dessen zur Erweichung der vorher-
gehenden Konsonanten fQhrte, aber der Grad der Verengung wird bei s
nicht so bedeutend gewesen sein wie bei i. Daher erklärt es sich, dafi
zwar V, nicht aber i zu 'o werden konnte. Der Hauptnnterschied war
aber wohl die verschiedene Quantität. Dort, wo er allmählich verloren
ging, konnten die Laute zusammenfallen, was wir eben auch in den Denk-
mälern bemerken. Die Quantität konnte wohl am leichtesten im Auslaut
Terloren gehen und daher bemerken wir in den Hss. ein Schwanken z. B.
zwischen dem Gen. Uhe und den Dat. Lok. iebi hinsichtlieh der e-Laute
<z. B. ^ tehe st. ib iM und iz tebi st. «b tM); Sbdi st. Sbde Jiier' u. s. w.
Es ist auffallend, daß auch in den Hss., die auf klr. Grebiet hin-
weisen, Verwechslungen des e mit i Torkommen, während doch hier diese
beiden Laute nach dem jetzigen Resultat geschieden sind. Das kann
vielleicht so erklärt werden, dafi das Gebiet des praejotierten « einst viel
größer war und sich auch teilweise auf das kleinr. Gebiet erstreckte, wo
es dann wieder Ton dem mittleren « verdrängt wurde (vgl. S. 42).
Wir maßten nun annehmen, daß das e im R. ein geschlossener
^Laut war. Das kann aber nicht aus dem Urslav. herrühren,
denn sonst würden wir nicht begreifen, warum erst im XUI. Jhd.
daraus ein i werden konnte ; diese Stufe hätte sonst schon früher
erreicht werden müssen. Dazu kommt noch ein anderer Umstand.
Das Suffix 'SfTb aus -eno der Sto&djektiva taucht schon in den
ältesten r. Denkmälern in der Form -jam auf. So im Ostrom.
1. Hierbei handelt es sich um eine monophthongische Länge,
4enn als »diphthongischer Laut war das ^ an und fQr sich ursprünglich
lang.
70
Ev. kamjam ^teinernS trbfyam ,Domen-'; jadbnjam ,GerBten-*;^
im Sbomik y. J. 1073 kamjanami u. s. w. (vgl. Jzv&tija 6, Bd. 4.
8. 283). Jetzt auch nur -jam : gUnjanyj ,tonemS ovsjdnyif
»Hafer-S steüjdnf/j ^gläsern' u. & w. Das ist offenbar nur so zu
erklären, daß hier die urspr. Endung -^2» von ihrem Reflexe nach
Palatalen yerdribgt wurde , wie aksl. usmjam yCoriaceus', r. ka-
icmyj ^edern^ u. s. w. Das kann aber nur dann möglich gewesen
sein, wenn die Endungen einander auch noch näher standen^
d. L wenn das ^ in em offen war und sich dem ^am näherte.
Das war also wohl die älteste Geltung des <^ im B. und
daher die Verdrängung des im schon in den ältesten Zeiten..
Später, etwa nach der zweiten Hälfte des XI. Jhd. wäre sie
nicht mehr möglich gewesen.
Ein anderes Wort, das auch die älteste lautliche Geltung
des ^ im fi. beleuchtet, ist prjdfno ,gerade^, prjamöj ,gerade, wahr',,
aksl. prSmo, prirm. Auch diese Formen finden wir schon in den
ältesten r. Denkmälern, so im Sbom. v. J. 1073 prjamb u. s. w»
Man macht hier zwar darauf aufmerksam, daß von prjamo^
welches unter dem Einflüsse von kamo, tamo entstanden sei, aus-
zugehn ist, wie ja auch großr. sjam aus s^ unter dem Einflüsse
von tatm entstanden ist (klr. sim, ar. simo, slov. semo), Analog^
auch das in mittelbg. Denkmälern häufig auftretende samo st.
semo und zwar haben wir es schon im Supr. einmal: samo 95. 27.
Aber auch diese Beeinflussung war nur dann möglich, wenn die
beiden Laute — das ^ und a — einander näher standen, d. h.
wenn das ^ offen war.
Analog sind auch die ar. Imperfektformen wie bjaachu, zif^
jaaäSf idjaaie im Ostrom. Ev. neben aksl. beadkb, ziveackh, idkbcivh
u. s. w. zu eridären. In den r. Originaldenkmälem haben wir
budjaie, sjadjaie u. s. w. (vgl. Izv&t 6, Bd. 4, S. 289).
Im Polnischen wird i im Auslaut zu ie (e). Im Inlaut
und Anlaut vor harten Konsonanten zu ia (a), vor erweichten
bleibt ie: Lok. Sg. d^lne zu dqb ,Eiche', aksl. d<;^; toe mgle ,im
NebeP zu mgla, aksl. mhg^; Dat Sg. wierze zu toiara ,Qlaube',.
aksL vkri; Um ,WaldS aJcsl. lesh; siano ,Heu^ aksl. seno, umtat
,er Verstands aksl. umeh, dagegen umidi ,sie verstanden', w iwieUe^
4m lichte' zu iwiatioj aksl. svSÜo; to lesie ,im Walde' zu Zoa/
j<id^ jedziesz ^ch fahre, du fährsf , aksl. jadq, jodest; ebenso da»
Iterat jada6; dagegen jem, jemy ,ich esse, wir essen' (offenbar
nach jesZf jede).
71
Wenn es jetzt heißt styszdi ^e hörten', lezdi ^e lagen' zu
slyszal ,er hörte', leial ,er lag', dagegen aksl. dyddb>, dyMi, ebenso
Infi sbfgzeS, leieS, aksl. dagegen dyMi, lezati etc., so darf man
in dem p. e nicht einen älteren Reflex des urslay. 9 suchen. Es
liegen hier vielmehr mannig&che Analogiebildungen und Aus-
gleichungen vor. Verba wie vidzq ,ich sehe', widzisz, uridzie6,
widzial, widzidi beeinflußten ein älteres *8hfsza6, ^slyszali.
Zu den Abweichungen gehört auch der Lok. Sg. w sianie st
*8ieme zu siano ,Heu'.
Im Inlaute bleibt das e manchmal, besonders vor Guttu-
ralen und Labialen: dieser Prozeß ist nämlich so zu beurteilen
wie der Übergang des e in o (vgl. S. 43), d. h. es ist auch eine
Art Yerdumpfung des e-Lautes. Daher: änieg ,Schnee', chlA
ßrotj biegl ,er lief; im Ap. war noch dziaio ,opus', vom Lok.
dzide aus ist auch ein dzido entstanden, das jetzt gebräuchlich
ist (daneben dzMo ,Kanone'). Jetzt haben wir bieda ,Elend', aber
hiada ,wehe'; daß es sekundäre Differenzierungen sind, liegt auf
der fland. Ursprünglich war im Ap. nur hiadaj aber unter dem
Einflüsse des Dat Lok. biedzie ist auch ein bieda entstanden.
So ist auch cena ,IVeis' zu beurteilen.
Die nur im Apoln. mit dem e-Yokalismus vorkommenden
Formen neben den lautgesetzlichen (welche bis heutzutage im
allgemeinen Gebrauch sind): poteiedad, adpatpiedaS, opowiedaS,
frz0powieda£ .... neben pawiadaö, odpowiadad, opoteictdaS, prze-
powiadaö; spowiedaö 8%^ neben spouncidaö si^ (Ps. fl. 229 etc.);
weiter apoln. obida, obietawaö . . . neben obiata, obiatowiU und
zwiestow(i6 neben zwi^Mtowaö — hält v. Ulaszyn mit Rücksicht
darauf, daß sie besonders in den ältesten Literaturdenkmälern
vorkommen, mit Recht für Bohemismen (vgl ab. poviedati, zpo-
viedatif obitovati, zvestovati (Über die Ebitpalatalisierung u. s. w.
S. 73 f.). Dagegen* kann man mit ihm nicht übereinstimmen,
wenn er die poln. Iterativa -cierad, -dzierctc, "fnieraö aus -tirath
'diratb, -mirath ableiten möchte (S. 2—3), weil er übersieht, daß
wir schon im Ab. ausschließlich solche Iter. haben. Unter dem
Einflüsse der Praesensformen wie bierzesz, bierze, bierzemy u. s. w.
behauptete sich auch -bierasz, -biera u. s. w. Waren einige
solcher Iterativa derartig fixiert, so zogen sie auch die übrigen
an (vgl. oben 8. 36). So gibt uns das P. wichtige Anhaltspunkte
zur Beurteilung des einstigen e. Das P. spricht also ganz ent-
schieden für einen offenen ^-Laut. Es kann noch gefragt werden,
72
ob z. B. in IT itoietU das ie auf ia zurückgeht, oder ob es der
direkte Forisetzer des ^ ist Jedenfalls müssen wir das letztere
Toraussetzen, weil wir bei ursprünglichem a etwas derartiges nicht
beobachten.
Die Erweichung der Eons., insbesondere der Dentale, ist
wohl so zu Stande gekommen, daß das urslav. i« zu i!?, /? ge-
worden ist, wobei dann das j so wirkte wie das urslav. j : dzielö,
dziaio, aksL dÜo; uridzidi, widziai^ aksl. vidMi, vidäh, cielisty
,fleischig', ciaio ,Leib', aksl. täo u. s. w. also ganz analog wie
z. B. pr^dza ,Gam' aus urslav. *pr^ja, äwieca Jüciiif aus urslav.
*svS^a, Analog haben wir es auch bei urslav. e beobachtet:
idz98z ,geh8t', aksl. ideH, dötka, aksl. tetbka ,amita'. Dort, wo
das i^ wegen der nachfolgenden weichen Silbe nicht in ia über-
ging, nahm das 9 eine mehr geschlossene Aussprache an und
näherte sich dem B^flexe des urslav. e. Nachdem die Quantitäts-
unterschiede verloren gegangen waren, unterschied es sich nur
durch eine bestimmte Nüanzierung (vor Weichlauten, wo es über-
haupt bUeb).
In äroda ,MittwochS aksl. sreda; brzoza ,BirkeS aksl. br^za;
irödh ,QueUeS aksl. zräo; trzoda jHerde' (aus ^czrzoda)^ aksl.
dreda; tdok^ ^ch schleppe', aksL vlekq u. s. w. haben wir es mit
nrspr. e zu tun.
Das EaSubische geht meist parallel mit dem F.: las ,WaldS
poln. las, V lese (BamuU, Slown. XXUI), aber auch lose; mjara
,MaßS p. miara; mjasto ,Stadt', p. miasU>; iari ,grauS p. szari/,
aksl. sirh. Dann äneg ,SchneeS p. Mieg; bjida ,Not', p. bkda
{biada ,wehe!'); mjesac ,mischen', p. mieszad. Mit Verlust der
Erweichung: ee:Aö ,Schatten', p. cief/i. Vor i behauptet sich ji:
mjSi, p. micti ,hatte^; wumjH, p. «m»a^ , kannte' u. s. w. (S. XXII).
Im Slovinzischen: Idiäc ,umherfiiegen', 'p.latad; mjäsio ^taAt,
p. miasto; lato ,Sommer', p. lato; las ,wald', p. las, ka§. las;
mjära ,MaßS p. miara. Die sekundäre Dehnung dieses Lautes
ergab |(%f : Id'^iq ,fliege umher^ zu lätäc; gvjä'^zdä ,StemS p.
gwiazda, kaä. gvdzda, aksl. zv^zda.
Sonst als ie, wenn es kurz ist; wurde es nachträglich ge-
dehnt, ging die Jotation verloren und das e wurde verengt («'),
woraus vor Palatallauten Si entstand (vgl. S. 67): stf'ieUc, aber
sti-eh^ ,schießen', p. strzeiiö; mßßääCf aber nifiiq ,mischenS p.
miesza6; bßßgäc Raufen', p. biegaS; sAeg (aber auch SfiSsig) sAiegu
73
^Schnee'y p. snieg; rika JBbiß*, p. rzeka; gr^^i ^ündig^, p.
grzesznjf; fiföka ,flüfichen*, p. rzeäUcüj unlaY. reöbka.
unbetont ist es als Kürze im Inlaut durch e, im Auslaut
durch ä vertreten: C€nä'^ ,SchattenS p. defiij urslav. *tenhja,
seAfnS ydas Hauen', p. sieczenie, urslav. se^emje; Dat. rqcä ^der
Hand', p. r^, aksl. rqei.
Im allgemeinen können wir also sagen, daß hier der Stand-
punkt des P. gewahrt wird, nur hie und da sind weitere Neue-
rungen im Gegensatz zum P. aufgetaucht Älteres kommt hier
seltener vor, wie z. B. das zuletzt erwähnte rqcä, das noch einen
offenen ^-Laut aufweist
Im Sorbischen hat sich das e in betonten Stammsilben
erhalten und zwar regelmäßig vor den harten, seltener vor den
weichen Konsonanten (Mucke, Gr. § 37): ns. beg, os. beh ,Lauf,
aksl. begrb; ns. gnezdo, os. hnezdo ,Nesf , aksl. gn&sdo; ns. gr^,
os. hr^ ,Stinde', aksl. grMit; ns. gwezda, os. hwezda ,StemS
aksL zvezda; ns. j^ ,8prödeS os. jiry ,bitter', aksl. jarb; ns. jed,
OS. ßd yGiff, aksL jcuib; ns. u. os. mera ,Maß'; ns. rec, os. rid
ySprache', aksl. rScb. Das ^ ist im Sorb. = Siev. i^e* (es setzt
an mit einem geschlossenen i^ und klingt aus in ein offenes e*;
das i wiegt vor); das ist offenbar der älteste Zustand unseres
Lautes im Sorb.
Folgt in betonter Silbe auf das i eine weiche Silbe, so wird aus
i ein geschlossenes Je (geschrieben j^)y was mit einer £penthese, von der
hier Mucke spricht (§ 40) nichts zu tun hat; es ist eher eine Assimi-
lation: ns. chn^il, os. khny'U ,HopfenS aksl. ehmilb\ os., ns» jtfet^'iz «Geld*,
aksl. phn^. Doch kann man auch große Schwankungen bemerken: ns.
mjMi, neben fiUfntV ,meinenS os. mini6, aksl. miniti; ns. wü^i «wissen^
OS. tojedidc, wjedio, aber auch whn^ wü u. s. w., aksl. vidHi,
In unbetonter Silbe wird i in der Begel zu je (nur in Zusammen-
setzungen und Ableitungen bleibt i, wenn das Stammwort noch vorhanden
ist z. B. naiHo, weil l&o): ns. kupjila, os. kupjSl ,Bad', aksl. kqpUb; ns.
nj4£ela, os. njidiAi ,Sonntag*, aksl. nediffa; ns. fnjedwjez, os. mjidwjM
^ftr*, aksl. fMdv^db-, ns. UM, os. UM «fliegen*, aksl. ktHi,
Das ^ kann auch offen (lO werden : ns. dowjUk^ os. clouj^k ,Men8ch',
aksl. eiov2A»; ns. hohj¥d, os. wohj^d ,Malzeit*, aksl. olMh^ ns. zeUhOy os.
Mizo ,£i8en', aksl. Mho, Insbesondere im Auslaut : ns. pizdiü, os. poz»
dzS ,8pät', Dat. Lok. mnß, iilui'.
i wird t im Ns. Diese Verengung ging von betonter geschlossener
Silbe aus (das i hat gedehnte Aussprache =s Siev. t^): gniw ,ZomS aksl.
^9», danach gniwny; kwä neben kwU; Up (%») ,Yogelleim'; nicht neben
fiiehi , Jemand', aksl. n&aito\ tpito ,Gesang', aksl. «p^, danach tpiwny,
jptwoi. Weiter auch pariz parfez ,Haudegen*, aksl. park».
74
Im Os. wird ^ vor y («) zu i: so in der KomparatiTendang -üi aus
-i/'it, ^'ii (ns. '-4;*0 z. B. jasnüi ,heller* von fasny ,hell' ; wolij ,Ö1*. In
Dialekten geht überhaupt jedes urspr. geschlossene e im In- u. Auslaut
in t über.
So sehen wir, daß im Sorb. der älteste Zustand eines offenen
e auch noch bewahrt wurde , wie bei big, heh u. s. w. Vielfach
ist hier jedoch das e von e beeinflußt worden und da dieses ge-
schlossen war (vgl. S. 45), so wurde auch e verengt, ja, in einigen
— allerdings seltenen — Fällen erreichte die Verengung sogar die
«-Stufe und zwar selbst auch beim urspr. e.
Bei der Bestimmung des ^ im Böhmischen* kommen uns
die ab. Denkm. zu Hilfe. Aus ihrer Orthogr. können wir schließen,,
daß sowohl im langen wie im kurzen e ein i-Element und ein
e-Element vorhanden war. Das Vorhandensein des i-Elements
folgt daraus, daß bei e im B. nicht eine Erweichung des vorher-
gehenden d, t, n stattfindet, wohl aber bei i: ni wird als üi aus-
gesprochen, di als di u. s. w. Dasselbe bemerken wir bei e und
seinen Reflexen: dtte ,Kind^ (spr. düi)f aksl. det^; däati ,machen^
(spr. ddaii). Das kann nur durch das »-Element hervorgerufen
worden sein. Die graphische Darstellung der lautlichen Geltung
unseres Vokals bei seiner zweifachen Quantität ist schwer. Ge-
bauer entschied sich bei kurzem e für e, bei langem « für ie. Nun
sprechen aber die lautlichen Erscheinungen, wie wir sehen werden,
dafür, daß das «-Element im zweiten Falle lang war. Ich würde
daher lieber für das kurze e ein ie, für das lange ein iß (bez. im
Sinne der b. modernen Orthogr. ein ii) vorschlagen. Urb. war
allerdings nur ii für urslav. e, die Kürze entstand daraus nach spez.
böhm. Regeln wie überhaupt auch bei den anderen urspr. langen
Vokalen ; das ältere ie behauptete sich vielleicht länger nach j.
Das i-Element geht vielfach verloren (Schwund der Jotation)»
So können wir im Ab. kein U, sondern nur le nachweisen (vgl.
auch im F. len, leniwj/; ap. lanoäd aber auch lenoäd, lenowa6 si^.
Besonders im Laufe des XIV. und XV. Jhd. geht je, ne, de^
ie in je, ne, de, ie über, fast gleichzeitig auch ze, ai, di in ze, se,
de, dann r^, ze, si, ci in re, ze, se, ce. In langen Silben scheint
sich die Jotation länger behauptet zu haben, allerdings nur dort,
wo die Verengung, von der wir gleich sprechen werden, über-
haupt nicht früher auftrat.
Statt des langen e (eig. /?, Gebauer ie) taucht uns schon
Ende des XIU. Jhd. vereinzelt ein i auf. Dieses wird im Laufe
des XIV. und XV. Jhd. häufiger und um die Mitte des
75
Xyi. Jbd. ist es allgemein: hHch ySünde', aksl. grechb; nUra
^aßS aksL m^a u. s. w. Grebauer erklärt dieses i aus ie
(S. 191, vgl auch S. 204). Allein diese Erklärung ist kaum
richtig; sie bringt eine gewisse Verwirrung in die Darstellung des>
e und e in seiner Grammatik. Es ist viel wahrscheinlicher, daß^
der Übergang des langen e iu i mit der Verengung des langen
e-Lautes überhaupt zusammenhängt Es ist ja auffallend, daß
sie zeitlich mit ihr so ziemUch zusammenfallt (vgl. S. 47). Nur
scheint es, daß sie bei langem e früher begonnen hat, da wir
Belege dafür schon aus der Zeit um 1300 haben, dagegen für i
aus a (oder nach der b. Orthogr. i) aus dem XTV. Jhd. Auf
diese Art begreifen wir auch eher, warum in weichen Silben statt
des langen 6 ein ie auftritt, statt rid ein fiect (vgl. S. 47). War
aus dem iis ein / infolge der fortschreitenden Verengung des 9
geworden, so ist das i vor dem i verloren gegangen. Vor e be-
gann es dann auch gleich zu schwinden, wie wir eben sahen.
Im B. ging auf diese Art ein analoger Prozeß wie im £. vor
sich. Es ist demnach auch im B. die Verengung des e erst ein
Produkt des Sonderlebens der Sprache. Im Slovak. ist die
Länge (als ie geschrieben) geblieben: dida ,Eind', viera ,Glaube^
im Gregensatze zum kurzen e: deti (spr. ddi^y verü u. s. w.
Wie schon erwähnt, ging nach l die Jotation in vorhist Zeit
im B. verloren, indem das l erweicht wurde. Das e konnte dann
auch (dialektisch) in a übergehen: älapati ,treten', ab. noch ilepif
,vestigium^, aksl. aUpati, dSpljq ,salire'. Vgl. auch slovak. bl'ady,
b. bledy ,blaß^; l'anjf, b. lep^ ,link8'; priam, aksL pretm ,rectu8^
(vgl. s. pramo und r. prjamo), priamo, priamosi u. s. w. zlab-
neben zieh ist auch nicht anders zu beurteilen, wie wir bei der
^€r^Gruppe sehen werden.
Ursprung des Lautes. Als ein urspr. langer Vokal geht
a auf ein ursprachliches ä oder ö zurück.
1) Ein a liegt vor in: aksl. bajq, bajati ,fabulari', basnb
,fabula, incantatio', serb. bajixti, lit böju, böti ,wonach fragen, sich
kümmern^ lat fäma, färi, gr. (jpöju/ ,ich sage', ^ofca ,Stimme,.
Sage'; aksl. bratrh ,Bruder', lit braterelis Dem. ,BrüderchenV
briliSf preuß. brdii, got. brößar, lat. f räter, gr. q>QmwQj q>(faTi]Q;
aksl mati, s. mati, b. mäti ßfutter', lit mate ,Weib, Frau', preuß.
müii (nach Labialen wird ä zu ä), lat. tnäter, gr. fiaiijQ; aksl.
76
kah ,Kot, Schmutz^, \sk%.osligo, gr. x^X/$ ,FIeckS si.kälas ^hwarz';
aksl. kaiVh, kaaU'h ^Husten^ aus *qädio, lit. kosulys, an. hidi,
shd.huosto, ai. koaate ,er hustet'; aksL statt, stanq, b. stdti, stanu,
8. stati, stanSm ^sich stellen, consistereS lett. sUÜ, got stof ,ich
Stands lat. stä^e, gr. i-arfi^fii. Hierher auch aksl. stam ^Stand^
8. stän ,WeberBtuhl, Wohnung*, b. stan ^Standort, Wohnung*, lit.
9t6n(M ,StandS gr. dor. dvatävog ^m schlimmen Stande, unglück-
lich*, ai. sthänam ,Standort, Platz*; aksl. tath ,Dieb*, aus *ta'4is
oder eig. *täitf8 (Schwund des i vor einem Konsonanten in einem
Langdiphthong, vgl. S. 19) urspr. ,die Verheimlichung* (Brug-
mann Kurze vgl. Gr. S. 334 und 78), air. täni, ai. tätfüf ,Dieb*,
{^. dor. TäTaojuai 4ch bin beraubt, ermangele*.
Hierher gehört der Nom. Sg. der o-Stämme: aksl. rqka
^Hand*, lit. rankä, vgl. got. ffiba, gr. x^Q^- Derselbe Stamm
taucht auf im Dai Instr. Du. rqka-ma, rybcHna, duäoMna, lit.
rafikom stimmt nicht überein, das ma würde halbwegs dem av.
-bya (uriran. *byä) entsprechen; Dat PL rqka-tm, rybcMm,
duäorfm, lit. rafücoms (-miis); Lok. PL rqka-ckb, ryba-ckh, duäa-
dl^, ai. dsvä-m (•ei'ffa-Äu); Instr. PL rqka-mi, ryha-fni, duSa-mi,
lit rafikomia, got giböm; Nom. Akk. Vok. PL der neutralen o-
Stänune: aksl. mistu ,loci*, gr. dcJ^, lat dona. Das ä war be-
kanntlich identisch mit dem ä des Nom. Sg. der a-Stämme und
es handelte sich bei den neutralen Formen ursprünglich um Kol-
lektiva im Sing.
Auch das a der Yerba der V. Klasse (-a^i) geht auf ein ä
zurück. So haben wir hier Denominativa wie aksl. iffraU, igrajq
^spielen* von tgra ,Spiel*, lit päsakoju ,erzähle* zu päsaka ,Er-
zählung*. Die Iterativa wie b. prddati, serb. predoH, predäm, r.
prjddath, prjddaju ,spinnen* (sonst meist mit sekundärer o-Beton-
ung: byvdju, byvdtt), lit brydau, br^doti ,im Wasser stehen* (im
Lit haben die entsprechenden Yerba meist eine resultative Be-
deutung); drybauy dryboti; klybau, klyboti u. s. w., im Lett -aju,
ät iterativ.
AksL arati ,ackem*, lat ar-are.
2) In einer frühen Periode ging ursprachl. ö im Slav. in a
über: aksL damt, dost, dasth u. s. w., wo ein *död' vorliegt, Inf.
dati, b. ddtiy s. dati ,geben*, lit dü'ti, du' du (alt. dümi aus
*dü'dfni, wie aksl. damb aus *dödmi), preufi. diUwei ,geben*, dä$e
,du gibst*, aL dadöii, gr. didwfii; hierher auch aksl. dct^nb, da4h
,vectigal*, lit dü'tis ,Gabe*, da-rb, gr. dü^Vj lat. dö^um; aksl.
77
itvor m. ,zweiS Ut. du aus dlt^^ gr. drcu, lat duö, ved. dvef; akd.
yV^^t s* figoda »Beere', lit A'^ra yBeere*; aksl. jar» Adjekt
^Frühlings-^ vgl. gr. uqog Jahreszeit, Jahi^; aksl. po-jash ,GürtelS
lit j€k8ta, gr. I^u^xog^ av. yästa »gegürtet^; s. ja^hi^ r. /a^n», p.
jesUm und /m^^, ab. jisen, nb. jasan, os. ja«^ ^Esche^, lit ö m,
lett. dms.
Femer gehört hierher die aksl. Präp. na ,aur und Präfix no-; Hirt
Btellte es mit lit. nu, preuß. im, no und gr. arm und tfra zusammen (Abi.
Nr. 306, 8. 92), ebenso bei Berneker: lit fuT, gr. &a>, aksl. na, preuß.
na ^emäß', häufiger no mit o für a (Die preuß. Spr. S. 151 und 309).
Allein man muß das lit nu wegen der abweichenden Bedeutung (mit
Gen. ,Ton — herab*) trennen, worin sich auch das preuß. anschließt So
wird man dann mit Brugmann (Kurse vgl. Gramm. § 602) aksl. na zu
ar. ana ursprgl. etwa ,an einer Fläche hinauf, hinan*, gr. Sra, dvä, dp,
got. ana ,an, auf, ahd. ana, an und vielleicht auch lat. an- in ariSiSre
stellen können; dazu würde auch lit andt(e) mit Gen. ,entBprechend,
gemäß' gehören. Allein als eine ablantliche Variation wäre das slav. tut,
wie 6. vorauszusetzen scheint, nicht zu erklären. Wir müssen vielmehr
auch fürs Slav. zunächst von einem ana ausgehen. Das ergab im Slav.
ono, das zu nd führte, so wie z. B. aus celoviko- ein *clöviko', das dem
polab. clav'tk zu Grunde lag, entstand (andere derartige Fälle werden
weiter unten bei der tort-, <«r<-Gruppe angeführt; hierher gehört auch
kamy aus *kömön und dieses aus *okomön).
Aksl. nagb ,nacktS s. nag, lit nü'gas; ueben pro (aksl. nur
als Präfix, in den anderen slav. Sprachen auch als Präpos.), lit
pra, got fror, lat pro, gr. Ttqo haben wir in Zusammensetzungen
mit Subst. pra- aus *prö, z. B. pra'dM^ ^proavus^, prthottcb
»Urvater*, pravhnukb ,pronepos' u. s. w. Auch im Lit pra- und
pro Präp. mit Akk. ,vorbei, durch', lat. pro (pröd wahrscheinlich
nach retrö{d), red und and. Brugmann Kurze vgl. Gr. §610, 1).
Mit pro- und pra- vgl. sq- in sq-sedh ,Nachbar' und sb, q- in
qtzkh und rz u. s. w. (vgl. Verf. in BB. 29, S. 211). Ganz analog
auch po .nach' undpa- wieder in Zusammensetzungen mit Subst:
pam^ ,GedächtnisS pastorhkb, pastorbka »Stiefsohn, Stieftochter^,
lit ebenfalls pd mit Akk. ,über — hin, entlang' (auch mit Dat
und Instr.), ebenso pösunis ,Stiefsohn', dameben paszalna ,Nach-
frost^, pcHDokare ,Zeit gegen Abend', pchvpdas ,Neid'. Wegen
des Lit kann man nicht von einem *pos ausgehen (wie es Brug-
mann 1. c. § 613 tut) — das würde übrigens auch im Slav.
nicht zu po, pä führen — , sondern von po, pö. Dieses wurde
dann mit s weitergebildet und hegt vor im lit pä8 mit Akk. ,an,
bei', ai. pascdd mit Abi. und Gen. ,hinter, nach', vgl. lit paskul
78
Adv. ^hinterher, darnach^ und dieses *po8^ *pö8 (wie po — pö, pro
— pro) liegt auch im Slav. vor, allerdings nur in Zusammen-
setzungen mit Subst. (wo also *pö8 vor allem zu erwarten ist):
aksl. pazderb, doch auch pozderh^ b. pazdeH ^stupa' (zu derq
zupfen, raufen'), aksl. paznoffbh ,Elaue^ Hierher auch aksl. pozdh
sp^Vy Adv. pozdi ^tkV't aus *po8 + dz, das auch in predz ,voi^
aus per + dz und nadz u. s. w. vorliegt Vgl. auch preuß. pans-
dau ,postea' (worüber IF. 2, S. 215).
Aksl. zfuUi ^kennen, wissen', gr. a-yrtavy vgl. auch lit zinöii
.,wissen'.
Hierher gehört yielleicht auch die Konjunktion aksl. a ,nnd, aberS
falls ans *dd (Abi. des Pronom. o-, lit. o ,and, aberS ai. ad ,daranf.
ferner, doch* and parallel damit aksl. t ,und' aas *i (falls dieses geschleift
betont war, wurde es im Aaslaute za t, ygl. bei ^), ostlit. « (das wäre
T} ,and, aber* (ygl. Zubaty IF. 6, S. 289 und Miklosich, Etjm. Wtb.
bei a, Brngmann akzeptiert es auch Kurze vgl. Gr. § 830, aber in
§ 914 stellt er slav. i zu got. «t, gr. tt, ebenso wie aksl. U zu got. ^«0.
Ein a aus ö liegt auch vor im Gen. Sg. der m. und s. o-
Stämme: aksl. vlbka ,des Wolfes', mista ,des Ortes', urspr. -^;
-eine Ablativendung (im Slav. ist der Ablativ mit dem Genetiv
überhaupt syntaktisch zusammengefallen, so daß der G^n. auch
die ablativische Funktion hat), lit. v0co, got. Adv. gcUeikö, ahd.
güihho ,gleich', lat cito, alat gnaivöd, gr. delph. ßoixto, ai. vfkäd;
im Nom. Akk. Du. der m. o-Stämme: aksl. vlbka ^e beiden
Wölfe', dann oba ,beide' (vgl. auch das oben erwähnte dwa ,zwei),
lit. vWcü, gerü Igerü'-ju, gerü'-judu), gr. ivxw, *ea;, lat rfno,
-anibö;
im Akk. Du. des Pronomen pers. in der l.Pers. na ,uns
beide', gr. vvi (zugleich Nom.), dann der 2. P. va, das auch als
Nom. und enklitischer Dativ gebraucht wurde. Diese Formen
wurden dann der weiteren Deklination zu Grrunde gelegt: Gen.
Lok. na-ju, vchju; Dat Instr. natna, vama.
Das ö kann durch Dehnung aus einem kurzen o entstanden
sein und zwar schon vorslavisch z. B. im Aor. pro4>a9b (aus
^'bödBb) zu bodqy bosti ,stechen', jedoch zumeist erst auf slav.
Boden, so bei iterativen Verben wie -naiaii aus *nö8jäti zu no8Üi
,tragen', razdaii ,gebären' zu rodäi; so auch bei einigen Verben
der IV. Kl. wie palüi ,brennen' zu poleti; doch liegen auch hier
mitunter ältere Längen vor: aksl. davüi ,würgen', got af-davjan
,abniatten^, af-dauißs ,erschöpft' mit au aus öu.
Später ist auch auf slav. Boden aus monophth. ^ (— 9) nach
79
palatalen Konsonanten ein a entstanden^ z. B. aksl. dyäati ^hören^
gegen videti ^hen^; aksl. p(hzarb , Brand' aus *gSrO', *zSro vgl.
ger in aksl. zeravh ,glühendS gr. S^egfiog (hinsichtlich des an-
lautenden Konsonanten vgl. aksl. zeUti ^wünschen' und gr.^eiUu),
dazu gareti ^brennen^ lat fomax.
Veränderungen des a auf slav. Boden. Hier muß zu-
nächst der Umlaut des a im B. hervorgehoben werden. Im Böhm,
geht o und d — und zwar auch das aus ^ entstandene — nach
weichen (palatalen) Konsonanten (es kommt hier: j, d, i, ii^ z, S,
c, e, r m Betracht) in ^, t^ (langes ^ über und zwar im absoluten
Auslaute oder vor einem ebenfalls weichen Konsonanten, bez. vor
einer Silbe mit einem weichen Vokal (e, i, lusprüngliches oder
aus h entstandenes e) z. B. ab. duii, jetzt duSe^ aksL d%^ ^Seele';
ab. dyiäly aksL dyiahy dazu Plur. ab. dyieli, nb. slyidi ^e
hörten^ aksl. dySali, Statt des ab. slyätU sagt man aber jetzt
tfuch slyid, d. h. es wurde hier nach dem Plural ausgeglichen.
Es üemden überhaupt in dieser Hinsicht mannigÜEudie Ausgleich-
ungen statt So wurden nach duäe alle anderen Kasus, die auch
ein a enthielten (vgL oben S. 76) modifiziert, also z. B. im Dat
PL aksl. duäatm, aböhm. duidm, dann duHem, jetzt duMm; im
Lok. Fl. aksl. duäachz, ab. duidch, dann duiiech, jetzt duHch.
Doch kamen hier auch noch Kasus vor, in denen der Umlaut
lautlich berechtigt war, so im Instr. PI. aksl. duiami, ab. zunächst
auch duiami, dann duiimi, jetzt dusemi. Auf diese Weise konnte
es sehr leicht zu einer Ausgleichung kommen, wobei jedoch die
alten Quantitätsverhältnisse gewahrt blieben.
Dieser XJra]aat macht sich im Laufe des XII. Jhd. in den Dialekten
▼on Böhmen fi^ltend, die Anfänge reichen jedoch wohl noch in die zweite
Hälfte des XI. Jhd. zurück (dieselhen kann man schon in den stark mit
Bohemismen versetzten Praii^er Fragmenten heobachten, ygi. Verf. »0
pftvodu Kijeysk^ch zl. u. s. w. S. 60—61, 76). In den mährischen Dia-
lekten drang der Umlaut nicht durch; wenn ihn ab. in Mähren ge-
schriebene Denkmäler aufweisen, ist es der Einfluß der aus Böhmen her-
rührenden Originale und der anf den Dialekten in Böhmen basierenden
Schriftsprache Oberhaupt (vgl. auch 1. c. 8. 61). Ebensowenig finden wir
ihn im Slovak., ein Beweis, daß auch hier die Entwickelung der (T-, •-
u. s. w. Laute einen anderen Weg ging, denn dieser Umlaut kann nur
ans der Eigentfimlichkeit der erwähnten palatalen Konsonanten erklärt
werden. Daß hiebei der deutsche Umlaut ehraß — ehrefti auch von
einem gewissen Einfluß hätte sein können, wie angenommen wurde (so
bei Gebauer, Hist. ml. I 8. 121), ist ausgeschlossen: schon die zeit-
lichen Abstände sprechen dagegen. Im Ahd. ist dieser Umlaut im IX. Jhd.
80
im wesentlichen darchgedrangen und in einigen wenigen spezifisch
gearteten Fällen war er seit dem Xu. Jhd. durchgeführt. Außerdem ist
— was vor allem in Betracht kommt — das Wesen dieser beiden Er-
scheinungen sehr verschieden : im B. muß ein weicher Konsonant vorher-
gehen und das Resultat ist ein i, worin eben die Wirkungen der weichen
Konsonanten zu sehen sind, w'&hrend im Deutschen ganz andere Be-
dingungen für den Umlaut vorhanden sein müssen; sein Resultat ist
hier ein c.
Einen dem böhm. verwandten Umlaut des a finden wir
dialektisch auch im Bulg. Nach c, z, i, V wird das a im Dia-
lekte von Sucho (nördlicli von Saloniki) als ä ausgesprochen, also
gerade so wie das e hier lautet (vgl. Miletiö A&l. Fhil. 20,
S. 581, Oblak ib. 17, S. 168: zöba, öeäa, dann Maced. Stud.
S. 28, 30).
Neben diesem (dem sog. progressiven) Umlaut des a gibt es
im B. auch einen regressiven, nämlich in den Silben mit -o;
selbst auch nach harten Kons., so daß hier das j nach rückwärts
wirkt Eigentlich beginnt man aber schon bei der Aussprache
des a die Artikulationsstellimg desj zu antizipieren, wodurch das
a zu a« und schließlich zu e wird. Dieser Umlaut datiert eist
aus dem XV. und XVI. Jhd., ab. also daj, nb. dej ,gibS PL
dajte — dejte ,gebetS ab. vajce, nb. f>ejce ,Ei^ (näheres bei Ge-
bauer 1. c. S. 133—139).
Es muß hier auch die Eigentümlichkeit mancher slav. Dialekte,
das a zu 0 werden zu lassen, hervorgehoben werden. Am meisten
verbreitet findet man sie in den polnischen Dialekten, wo z. B,
mam ,ich habe^, aksl. imamt, als mom klingt Analoges findet
man in s.-kr. Dialekten und unter den slov. im Jaunthalerdialekte
(Kärnten). Hierbei kommt mitunter die Quantität und der Akzent
in Betracht (vgl. Oblak, Afsl. Phil. 16, S. 428ff.). Vgl. auch
im Mac. do f^ da (Joh. 7. 3 hier auch Zogr. und 12. 10).
0.
Ursprung des o. Das o ist in den meisten Fällen ent-
weder ursprachlich oder es geht auf ein ursprachl. kurzes a zurück.
Vor tf ist es auf urbaltisch-slav. Boden auch aus e in heterosyll.
eu entstanden, indem dieses zu Oji, ov wurde: nav^ ,neuS vgl. gr.
ve(/)o$, und in einzelnen slav. Sprachen kann es sonst noch unter
bestimmten Bedingungen aufkommen, z. B. r. ozero ,SeeS aksL
jezero, lit Szeraa ,Teich, kleiner See' (vgl. oben S. 48).
Als ursprachl. o erscheint es in: oko ^Auge', lit (Ms ,Auge'^
81
lat oculus; osmb ^btS lit asztüni ^ditf^ got ahtau, gr. oxrcii,
lat odö (*okö); ovtca ,Schaf', lit oAs ,8chaf , gr. oßig, lat (ms;
d(nm yflftus', gr. dojuog, lat damus; gwtb ^G^t<, got jPCMte, lat
hoäis; noitt (ans *nokth) ^acht<, lit noA:/)« yNacbf , lat nocf-.
Hierher gehören zahlreiche Verba der IV. Kl., die als
Iterativa fungieren, wenn ihnen Formen meist nach der I. El.
mit einem e im Stamme gegenüberstehen: vaziti ^fahren, vehere',
got irojf/a jch bewege^, gr. ßoxita ^ch lasse fahren, reiten', vgl.
vezq — vezti einfach ,fahren^ (W.Me^*-)/ vodüi — vedq^ vesti ,führen,
geleiten'; nosUi — nesq^ nesii ,tragen'; brodUi — bredq, brtdq, (ab.
Inxlu), bresti ,waten'. Kausativ ist lozq, losUi ,legen' zu l^,
leiati ,liegen', got. lagja zu liga ,ich liege'. Mit diesen Bildungen
ist zu vergleichen: lat noceo zu nex, gr. ffOQiw zu ipiQia; ai.
patdyämi, gr. ftotioptat ^ch flattre, fliege umher' zu pdtami,
gr. Ttdzofiai ,ich fliege'.
Das Pranomen to jenes' aus *tod, ai. tdd, lat istud {^istod),
gr. TO. ßei den n. p-Stämmen erscheint das -o im Nom. Akk«
und Vok. 8g.: sino ,Heu% tgo ,Joch' aus urspr. *ßig(hfn, ai.
yugäm, gt.tvyoVf lat jugum, desgleichen auch bei den M-Stämmen:
slow ,Worf, Gen. doveae, aus -09, vgl. xAc/og, yivog^ lat ffenus,
ai. jdnas. Mit Rücksicht auf den Nom. Sg. tokt yLauf aus
*t€ka8 undden Akk. Sg. tokb SLViB*tok(htn beiden männlichen
o-Stäoimen muß man annehmen, daß das -o, das zunächst bei
den Pronominalstämmen wie to lautlich aufgekommen ist, die
Neutra dem -» der Maskidina gegenüber besser charakterisierte,
ob es sich nun um ursprünglich neutrale o- oder es-Stämme
handelte (vgl. auch Berneker KZ. 37, S. 370£r.). Deshalb wurde
hier -o überall verallgemeinert, während sonst -os und -am zu -us,
-um und schUeSlich zu -» wurde, gleichgiltig ob es betont oder
unbetont war (Fortunatov BB. 22, S. 164, Anm.; Pedersen
KZ. 38, S. 321).
In einigen Kasus der m. und n. o-Stämme hat sich das ur-
sprachl. 0 ebenfalls noch erhalten und zwar im Instr. Sg., Dat
Instr. Dual und Dat PI.: Iqko-mt, sdo-mb (das -mt scheint
erst von den 11- und t-Stämmen hierher geraten zu sein, im lit
dangu-mlf vgl. aksl. sym-mt, avirtnl vgl. aksl. |x^»-nf», dagegen
bei den o-Stämmen -u z. B. taJck\ Iqko-ma, sdo-ma und Iqko-fm,
sdo-tm, lit alt tUtchmus, dann tUtorms.
Dasselbe 0, das sich uns da in einigen Kasus noch erhalten
hat, kommt auch im Auslaute des 1. Gliedes der Komposita
Yondrik, Vi^. ■Ut. GTunm. I. 6
vor, falls es ein o-Stamm ist (Typus: Nominalstamm + Nomen)
2. B. bog(hdbtbCb ^d'eoaeßijg^; bagthrodica y^eoronLog^; zaimo-davhcb
föaveiati^g, faeneratoi^; auchfhrqkr ,^Qctv tx(ov %üqa^; studo-
dejanije yäaikyeiti^, vgl. noch ai. aiva^j- ,Rosse anschirrend^
gr. iTtfto-^vyag. Desgleichen wenn das 1. Glied ein es-Stamm
ist: mtzdo-imtcb (mtzda) teXcirrig ^publicanus^; rqkotvorem x^^QO'
TtolijTog; so auch meistens im Lit galvä^aisztis {gahä) ^opf-
binde'; ausschließlich auch im Germ, und Kelt.
Auch bei einigen sekundären Suffixen erscheint der Stamm
mit -0 z. B. dhgo4a ^Länge' zu dhgh ^ng' (vgl. ai. dirgha-ta-
zu dirghd-s); sramota ,Scham' zu sratm ,Scham'. Vgl. lit weUca-tä
,Gesundheit^ zu svelkaa ,gesund^ Dann auch slaha-stt» ^Schwäche'
zu dabb ^hwach' und and.
Bei der pronominalen Deklination finden wir ebenfalls
einigemal einen o-Stamm: Dat. Sg. m. u. n. Uhtnu jenem^ lit
uralt tamui (vgl. da^gui, tdkui), dann tarn; Lok. Sg. m. u. n.
to-mb, ai. tasmin (vgl. lit tamin-pi). Was den Gen. Sg. m. u.
n. Uhgo anbelangt, so sieht man in -go meist eine Partikel (vgl.
ai. ghGf gr. ejui-ysy germ. mi-k, urgerm. *ine'ke), die an den ur-
sprünglichen Gren. *ta (lit td) angehängt worden wäre. Unter
dem Einflüsse von tomu und tomb wäre *to-^o zu to-go umge-
staltet worden. Auch der Gen. Sg. ceso ,cuius' (dameben auch
dfbso nach dtto oder vielleicht besser lautlich aus deso, indem nach
d das e zvL t wurde , vgl. oben S. 37) setzt ein o voraus: *d0'80.
Beim Yerbum gehört hierher der thematische Vokal der
1. Pers. Dual, und Plur. des einfachen Aoristes: ved-thve,
ved-o-fm, femer des 5-Aoristes: ves-o^e, ves-o-mz zu vedq-^^esti
^führen^ In der 3. Pers. PL des einfachen Aor. vedq und 3. Pers.
PI. Präs. vedqtb (ursl. vedqtti) ist das o im Nasal aufgegangen,
während es in der 1. Pers. PI. Präs. unter dem Einflüsse der
Formen mit je aus jo z. B. pbjeim, pUemz u. s. w. von -e- ver-
drängt wurde: ved^-im. Im lit kommt es noch vor: v^z-a-me
sl. veahe-fm ,wir fähren' trans., vgl. gr. q>iQ'0'fjiev. Weiter im
Part Präs. pass. vez-thim, ved-o-mh, lit viz-c^-tnas.
Urspr. kurzes a führte ebenfalls zu o. Da auch im lit a
und 0 dasselbe Resultat ergeben, nämlich ein a, so scheint uispr.
a schon in der Zeit der baltisch-slavischen Urgemeinschaft mit o
zusammengefallen zu sein. Kretschmer nimmt an, daß im
Slav. wie im Balt o zu a geworden, also mit urspr. a zusammen-
gefallen sei; später erst wäre aus den beiden a im Slav. ein o
83
geworden^ während sie im Bali unverändert blieben (Abi. Phil.
27, S. 228-240).
Beispiele für o aus a: osh aksl. ^Achse', lii aasAs, ahd. cAsa,
lat axis, gr. a^, aL dkias; astrb aksL ^harf , lit asztrüs, gr.
aKQog ßfih^y lat acus, acidus; otbcb aksl. iVater', got atta ,Vater,
VorfAhi', gr. avxa ^Alter', lat aäa; oba ,beide^, lit abup gr. aiitpfay
lat ambo; osth ^EseP, lit asüaSy got a8ÜU8f vgl. lat aainua; avtn
jEsler^j lat avena (aus *ave8na), lit adia (weicht hinnchtlich des
Eons, ab) ,Haferkom^ Im Inlaute: bog-atb ,reich', u-bagh, ne-bogh
^Bücrn^ ai. bhdgas ,6ut, Glück^ (ygL gr. S-gHxyov ,ich aß^); dobrh
Tgaifj mhd. top/er^ lat faber; kont ,PferdS wohl kaum aus *kobhh
zu Aro^to ,StuteS eher aus *kamnjo, vgl. b. kamoA, r. A^mon»
^erdS dagegen geht das o in hobyla auf a zurück vgl. lat pa-
baUus; koriti ^demütigen', gr. xcr^vij {KriiÄia Strafe'); katb, kotbkt
fiüisff vgl. lat. catus; mofe ^Meer^, lit. Plur. maris, got tnari, lat
i»iar«/ no«« ^NaseS nozdri ^Nasenlöcher, Nase^ lit nasral PL
3&chen', ahd. ncua ^Nase' vgl noch lat närSs (Dehnung); salb
ßBhfj gr. SXg^ lat PL saUa, got u. s. w. saÜ.
Auch in entlehnten Worten haben wir o für fremdes a:
yanbznqti ^servari', got ganisan, ahd. ganesan; kol^a, lat caUen"
dae, gt.xalavdai; kamara, katnora ,Kanmier', latcatnera; ciUcffb
^tar', lat aUare; poganim, lat paganus, vgL franz. paUn; popt
.^Priester', ahd. pfafo; paroda, gr. Ttagaösiaog; solunb ^BüüaXo-
vUfj; weiter obrim für avarus (bei Nestor), gr. aßaq^ b. o&r
^ies^S P- olbrzym, obrzgm dass.; apolim, ispoHm ,Biese' von den
SpcUi, 27taXoi ,gens Spalorum' (bei Jordanes u. s. w.).
Femer haben wir im Yok. Sg. der a-Stämme o aus a: rybo
,0 Fisch', zeno ,o Frau', vgl. gr. vviAq>a^ dianoiva^ ai. amba ,o
Mutter".
Sporadisch kommt auch im Slav. ein o vor, das dem 9 ent-
spricht: spoTb ,reichlich', ai. sphiras ,reichlich'; aksl. glogb ,cra-
taegus' vergleicht man mit yluf^es ,Hacheln der Ähren' und yhSaaa
(Brugmann, Grundr. I' S. 174). Brugmann vermutet ein h
im Instr. Sg. f. tojq, aL tdgä, ayd (K vgl. 6r. § 603, 4). Ein
Pf == ai. ay '^ slav. oj scheint auch vorzuliegen in ai. dkdyati ,er
saugte, aks. dojq ,ich säuge', w. dh9(i), vgL dU-^ ,Säugling, Kind';
stojq 4ch stehe', lit stataü ,ich stelle', got staps ,Stätte', lat 8fo-
tusj gr. avctfög, ai. sthäds ,8tehend': stä- ,stare'.
Wie schon erwähnt, ist aus heterosylL ^, d. h. vor Vokalen,
schon im Urbaltischslav. ov geworden: novt ,neu', vgl. gr. v6(/)og,
6^
84
preuß. nawans, lai novos; jjlavq ^hiffe, schwimme^, gr. 7vXf{f)w;
vbdava jWitwe* aus ^vide^ä, lat vidua, im Preuß. tpiddewü ,Witwe^
{€ für unbetontes a); dovo ,Wort^, gr. yJii{ß)og, vgl. auch lii tävas
jtmsfy gr. Ti(ß)ogy aävas, gr. €(/)os.
Meillet nahm an, dafi «w vor palatalen Vokalen geblieben sei
(Becherches, S. 86). Es ist allerdings wahrscheinlicher, dafi ein arslav.
^nev^ ,nean^, am auf slay. Boden zu bleiben, unter dem Einflasse yod
de$^ ,zehn' zu dev^ geworden ist (und analog auch lit. nevyni zu devyniy
let. dnoMi), als daß erst ein * noe^ zu d&v^ umgewandelt wurde. Man
würde auch das preufi. neu^wU ,der neunte' eher begreifen und brauchte
nicht an eine deutsche Beeinflussung hiebei zu denken. Ebenso konnte
im Slay. Gen. 8g. *ieve (Nom. iy ,du') leichter zu tehe unter dem Einflüsse
des Dat. tebi führen als ein nach der obigen Theorie vorauszusetzendes
*tave. Im Lit. ist totv, nebenbei bemerkt, in der Deklination verallge-
meinert worden. Allein es ist nicht recht ersichtlich, wie so die palatalen
Vokale schon im ürbaltischslav. diese Wirkung hätten ausüben können;
eher würden wir sie noch auf slav. Boden begreifen. Nun sind aber die
erw&hnten Fälle nicht auf das Slav. beschränkt, wie wir sahen. Auch
der Nom. Fl. »ynove ,85hne' wäre nicht recht erklärlich. Wir müssen
daher annehmen, dafi der Übergang des eti zu ov in gewissen Fällen nicht
durch den nachfolgenden palatalen Vokal, sondern unter dem System-
zwange aufgehalten worden ist, d. h. durch ein anders geartetes e in
nahe verwandten Worten oder Formen. Ein *n«r^ behielt also wegen
des^b das ev bis es zu dev^b wurde. Der Nom. Flur, der ii-Stämm»
9ynov€ aus *9üimum^ ai. »ündcai, vgl. gr. x^X'i'^s ,Arme' ist dann ganz
der Begel entsprechend. Es wäre sonst wegen der dominierenden Stellung
eines Nom. nicht recht wi^hrscheinlich, dafi er nach dem Gen. Fl. «^ium»
und nach dem Dat. Sg. »ynovi (aus *9üne^i, ai. iündve^ lit. wunui wohl
nach den o-Stämmen mtkui) umgebildet worden ist, wie M. annimmt.
Wir bemerken, dafi umgekehrt der Gen. Fl. tynovb nach dem Nom. sytiave
gebildet ist, während es im Lit. nina aus ^tünvu (vgl. ss« aus ^nvS)
Isutet (vgl. gr. yo6vo9v aus *yorßmr, x^X'^^ ist nach sr^x^'s, also analog
wie das slav. synovb gebildet). M. führt noch als seiner Begel ent-
sprechend drevUHb, dretfbnb ,pristinus*, drwffe ,o)im, prius* an, aber die
Etymologie ist dunkel (« könnte auch auf jo zurückgehen) ebenso wie bei
den unerklärten preufi. Ausdrficken gewinna und 6r«irtiint (eine Vermutung
über diese Worte bei Berneker, Die preufi. Spr. S. 135).
Über das o im Anlaute z. B. r. ozero ßeef gegen dJkÄ. jezerOj.
olent gegen jelmt u. s. w. s. S. 48.
Veränderungen des o auf slavischem Boden. Um-
laut zu e. Schon im Urslay. wurde o za e nach weichen Kons,
d. h. nach j allein oder nach einem ein j enthaltenden oder vor-
aussetzenden Kons., also nach r', V, n% 6, z, ä, ü, zd, c (aus kj)y
dz (aus gj)f z (aus dz^ bez. gj\ Von den weichen o-Stämmen
85
gehört hierher: der Nom. Akk. Vok. Sg. der Neutra z. B.
mar^e ^man&f pol^e /»mpus' gegen sdo, migto; jeze fpioöf gegen
to; Instr. Sg. kan'emb, mor^emt von hm't ^equosS mar^e ,mare^
gegen rokomt, sdomb; Dai Instr. Dual, hm'ema, mor^ema
gegen rohoma, sdoma; Dai PI. hon'emh, mor^emb gegen roibmi»,
tdomb; bei den Kompositis z. B. vaje-voda jOroarfiyos^ gegen
bogo-rodica ^^eo-toxog^^ dann sujeta ,vanita8S nüteta ^paupertas'
gegen dhgota Jjänge'; einige den if-Stämmen entlehnte Endungen:
Dat Sg. vradem ^medioo' gegen bogovi; Nom. PI. vraSwe gegen
bogove; Gen. PI. vracevb gegen bogovb; das possessive Adjekt
kral'en, kroTeva, knü'evo jcegfsf neben rcUforb, -a, -o ^rvi^; bei
den ^Stämmen: Vok. Sg. duSe ^nima^, Instr. Sg. duäejq gegen
rybo, rtfbojq; neben dem Nom. Akk. Vok. jeze gegen to noch
einige Kasus der pronom. Dekl. und zwar Oen. Sg. jego fiiwaf
gegen togo; Dat Sg. ßmu ,ei^ neben tomu; Lok. Sg. jemb neben
tomt; Gen. Sg. gen. fem. jef^ neben ioj^; Dat Sg. ßf neben
toj; Instr. Sg. jejq neben tojq; Gen. Lok. Dual m. u. n. ßju
neben toju, vgl. weiter jielii» ^quantus^ neben tolikb ytantus'; pteegda
jSemper', jegda ^quando^ gegen togda ,tum'; auch der Gen. öeeo
zu cb4o ^ui-d' gehört hierher, indem er auf *doso zurückgeht
Das 6 ist aus dem Nom. äUo vgl. lat qui-d verschleppt und ver-
allgemeinert worden (vgl. auch öego aus *dogo nach togo). Ur-
sprünglich lautete der Gen. wohl *qo8io (vgl ai. käeja), slav.
*koso, woraus mit dem nominativischen c *co80 und schließlich
deso entstand. Die Genetivendung -so sah man auch im griech.
-ov aus -oao (Johansson, De derivatis verbis contractis, Upsala
I8869 S. 216), wenn es auch J. Schmidt plausibel zu machen
suchte, daß ov aus -ocio entstanden ist (KZ. 38, S. 34 ff.). Über
cbso st 6eäo vgL oben S. 37. Es war nicht die ursprüngliche
Form, denn sonst müßte es *cbcho lauten. Indem an öeso, dbso
noch das als G^netivenduiig gefühlte Suffix -go angehängt wurde,
entstand öenogo, ctsogo und analog auch im Dat cesomu, öbsomu.
Hierher gehört auch die schon erwähnte Nebenform Gen. öego,
Dat öemu aus *cogo, *öomu, was analog nach togo, tomu gebildet
wurde. Vgl. auch den Lok. cemh gegen komt, tomt.
Im Präsens haben wir in der 1. Pers. PI. und Dual, den
Bindevokal -e-: nes-e-m»^ nes-e-ve. Es ist sehr wahrscheinlich,
daß das -^- von den Verbis mit -jo-, -je-, wie oben erwähnt, aus*
ging: teä-e-mh, tee-e^e aus *tesj-omh, ^teej-^hvi zu tesati ,zimmem^
BeJin starken Aorist, wo es keine jo-, ^-Stämme gibt, hat sich
86
das -0- behaupten können: nes-thim, ne8'(hvi. ImLit. ist das -o*
noch erhalten und dazu sogar im Präsens verallgemeinert: sük-cnne
,wir drehen' u. s. w. Der Umlaut kommt femer vor in den In-
finitiyformen der Yerba der YI. Kl., falls sie einen weichen Kon-
sonanten enthalten: nqpbiUvati ,meinen' gegen müovaH ,misereri^
und schließlich im Part Präs. pass.: glagd'-e-fm jUyofAt^
gegen t^ed-o-m«, nes-o-rm.
Wie man sieht, bleibt es sich gleich, ob das o ursprachlich
ist oder auf ein a zurückgeht Ja selbst auf eu kann es zurück»
gehen: r^ewf aus *rjovn zu ruti, rjuii ,brüllen' nach kavq, *kuU
(b. kauti) ,schmieden^
Eremdworte kommen mit und ohne Umlaut vor, z. B. ant-
drieva Mar. Job. 1. 46 gegen antdr^ovi ib. Mar. 1. 29 ^u4vdQeiüv;
moseemz ib. Mar. 9, 4 gegen mosiomb diä Mwvaiwg Zogr. Job.
1. 17. vb erdansUi rici iv Tf[j ^loQdavfj TrovafKp Assem. Mar. 1. &
(Ostr. hier ierdantsc^ gegen wrbdanscH im Mar. u. s. w. Solche
Fälle zeigen uns, daß die Slaven selbst auch noch in der bist
Zeit das jo nicht leicht aussprechen konnten. Vgl. auch noch
igäa für tcSra im Evang. von De£. Matth. 5. 18 (in der Aus-
gabe des Mar.). Daher kann man moseomh u. dgl. auch anders
erklären. Für ursprüngliches ee haben wir nämlich mitunter eo:
vb ^eone h yeewf] Zogt. Mat 10. 28 gegen g'eenS im Mar. vb
g'eanq finden wir häufig in allen Denkmälem, die hier in Betracht
kommen. Femer vb vUtUomb Btj^leifi 61ag. Cloz. 884, dagegen
Supr. Vb viOdeemi (340.19) und Glag. Cloz. vb vübUmi 892, Supn
Vb viMeeme 340. 25. Infolge dessen wird es wahrscheinlich, daß
es sich um eine Yerdumpfung des e handelt, wenn die nächste
Silbe einen dumpfen Vokal enthielt (vgl. tbma gegen ttme); später
drang dann das o überhaupt durch. So haben wir in der Sav.
Kn. durchwegs viihtieamb (auch im Jjok. Sg. -eome, ebenso im
Ev. Y. De&, während im Mar. und Zogr. noch die beiden e er-
halten sind). An den Prozeß, nach welchem z. B. im R aus je
ein jo geworden ist, ist hier noch nicht zu denken. Der Übergang
in eo war wohl nur dort möglich, wo es bei ee blieb, wo sich da-
gegen ein eje entwickelt hatte, blieb es. So ist wohl auch maseomb
und moeeemb d. L *mo8ejemb zu beurteilen (vgl S. 39£).
Im Böhm, und zwar schon in den Bohemica aus dem
XII. — Xin. Jhd. und in den ältesten Texten erscheint wieder
vielÜEush 0 statt des durch Umlaut entstandenen e z. B. Dat Lok.
Sg. wrdd-^m ,dem Ackerer^, bojovati ,kämpfen' u. s. w. (vgl. Gto-
87
bauer ly S. 236 ff.}. Dieses o zeigt sich auch im P. und Sorb.,
80 daß es als eine westslav. Eigentümlichkeit aufge&ßt werden
mnfi. Aber daran kann nicht gezweifelt werden, daß dieses o
erst wieder unter dem Einflüsse der parallelen Formen mit o der
harten Stamme aufgetaucht ist Neben dem o taucht aber im
Ab. ein 6 in den betreffenden FäUen au^ z. B. Gen. Fl. devit
mesieeiev (mielliecziew Hrad. 63a) ,9 Monate'. Gebauer faßt
es als eine Analogiewirkung auf (1. c. S. 240): Dat PI. ordöiem
nach duiiem aus duiam u. s. w., aber es gelingt nicht überall
solche Parallelformen wie duüem ausfindig zu machen. Jagic
vermutet hier wieder alte Überreste des urslav. Umlautes o — e
(Afslph. XVIy S. 517). Dann würde man aber nicht begreifen,
warum in diesen Fällen e und nicht e geschrieben wird (zur Zeit
als die lotation noch gewahrt wurde). WahrscheinUch handelt
es sich hier um einen speziell b. neuerlichen Umlaut des o zu e,
da ja hier auch a zu e und u za i umlautete. Freilich wäre
dieser Umlaut o — e nur lokal gewesen, selbstverständlich mit
Ausschluß des Slovak. und des größeren Teiles der mährischen
Dialekte. Er ist belegt aus der Zeit um 1300 und die Belege
gehen bis etwa gegen Ende des XY. Jhd.; im XV. Jhd. hat
die Zahl der Texte mit diesem Umlaute den Höhepunkt erreicht;
das spricht eben nicht für das Vorhandensein von alten Über-
resten des ursprüngUchen Umlautes. Im B. ist a — e der älteste
Umlaut, nach den Belegen würde dann o — e folgen und erst zu
Anfang des XIV. Jhd. u — *.
Assimilation. Wenn in nicht weichen Silben e für o
steht y so ist es unter dem Einflüsse des Vokals der nächsten
Silbe geschehen. Dieser pflegt ein e oder ii zu sein. So finden
wir odeleti neben odoleti ^überwindend ebenso auch udeleti neben
udoläi z. B. udelejqtz Zogt. Mat 16. 18, dagegen Mar. hier
udolejqtz (Assem. udoblejqtb); so finden wir udeleti, odeleti noch
im Psalt sin. 9. 26; Euch. sin. 60b, Supr. 26. 10 und udoleti,
odoleti Psalt. sin. 9. 26; Euch. sin. 3b; Supr. 26. 24. Neben
popd^ ,Asche' (Mat 21. 21, Luc. 10. 13 im Zogr. Mar. Psalt sin.
101. 10; Supr. 369. 12, so auch in den westslav. Sprachen), r.
schon pipel, s. pepeo. Interessant ist auch der Kompar. debrie
,melius*, der nur im Zogr. vorkommt: Marc 9. 42. 43. 45, wo-
gegen hier Mar. dobree hat Im weiteren Texte (Marc. 9. 47)
finden wir letzteres auch im Zogr., wie auch noch Mat 26. 24.
Wenn neben desiti ,finden* (z. ß. Supr. 218; 371, Euch. sin.
88
71 a, serb. disUi) im Ar. auch dositi vorkommt, so müssen wir
Meillet recht geben, der letzteres als die sekundäre Form an-
sieht (Etudesy S. 116—116, er veif^leicht desüi mit d^fiai).
Man beachte, daß in unseren bisherigen Fällen ein e oder S
nachfolgte, was bei deaiti — dositi auch nicht zutrifft. Vgl. auch
noch b.: nehet (Finger-),Nagel' gegen aksl. noffbU (noga ,Fuß').
Dositi ist offenbar unter dem Einflüsse der übrigen Yerba der
lY. Klasse, die in der Begel ein o aufweisen, entstanden. Auch
tenäo ,Netz' ist wohl primär und daraus erst tonaio, Umeto ent-
standen (umgekehrte Assimilation).
Die Assimilation im weiteren Sinne betrifft auch andere
Vokale z. B. tm^kb ,dünn' aus und neben tbnhkb, vgl. lii tenvas,
lat tmuis. Vgl. auch das oben erwähnte g'eonq gegen geene.
Horäk suchte unrichtig die Formen odoUti — oddeH, zama-
toreti — zamateräi u. s. w. als Spuren des alten Ablautes e — o
zu erklären (Lf. 29, S. 131 — 132). Die hier behandelte Assimi-
lation ist nicht gemeinslavisch, sondern sie tritt nur sporadisch
auf dem slav. Gebiete auf. Ebensowenig könnte auch dev^
durch die Annahme einer solchen Assimilation aus einem ange-
nommenen *dov^ erklärt werden (siehe oben S. 84).
Im Inlaute ergab tautosyll. on, om wie auch am, an den
Nasal q; desgleichen auch in nicht absolutem Auslaute: zqbh
,ZahnS vgl. gr. yopapog ,Pflock^, W.gembh, vgl. Z4^ ,friere'; blqdh
,error' Ablautstufe zu bl^dq ,erro'; qgh ,WinkeP, vgl. lat. angvlus.
Hierher gehört die 3. P. PI. Präs. der L, II., V. und VI.
Verbalklasse: ved<ftb ,ducunf (ursl. ^vedc^h aus *vedonti), dvignqtb,
dUajiftb, müujqtb.
In nicht absolutem Auslaut: 3. P. PI. des einfachen Aor.
vedff aus "^vedont, vgl. eyvov aus *egnont. Damach müßte -ons,
das man allgemein als die Akkusativendung PI. der o-Stämme
ansetzt, -r^ ergeben. Das ist aber nicht der Fall, sondern wir
haben bei den harten o-Stämmen -y; roky von rokb ,terminus^
und bei den weichen -^; mqz^ ,viros^ von mqeb. Man muß dem-
nach annehmen, daß das 8 im Auslaute im Gegensatze zu t das
Aufkommen des Nasals verhinderte und zwar sowohl in ons als
auch in -Jons, In diesen Fällen war damals noch kein Nasal
entstanden, als er schon z. B. in den Partizipialformen wie zna-
jqsta, znajqätu u. s. w. und in der 3. P. PI. znajqtt bestand.
Dann erst wirkte der Umlaut des Jo zu ß, so daß wir neben
einem -ons ein -Jena erhalten. Das letztere führte zu -ß z. B.
89
aksl. wq^, das erstere wurde zunächst zu -uns, dann -üs, woraus
-y: rohf. Der Umlaut jo za je war nicht einer der ältesten laut-
Hchen Prozesse im Slav. Es ging ihm vorher die Verdumpfung
des -08 zu -1» im Auslaute (vgL bei y), er ist aber älter als die
Monophthongierung der Diphthonge (vgl. bei e),
0 geht in u über. Dieser Prozeß ist unter bestimmten
Bedingungen schon im Uislav. eingetreten ^ wo dann aus dem u
natürlich ein z geworden ist Zunächst handelt es sich um ge-
schlossene Silben im Auslaute, als sich noch gewisse Kons, hier
behaupteten. Es kommen da insbesondere die Silben -os und
-om(n) in Betracht Aus -us, -un ist dann ^ geworden. So im
Nom. Sg. der o-Stämme: rokb ,Termin' aus *roko8, *rokus, vgl.
lat hortua aus hartos; die Endung der 1. Pers. PL Präs. und
beim Yerbum überhaupt -im z. B. ved-e-tm ,ducimusS vgl. lat
-iHU8 aus -mos; im Akk. Sg. der o-Stämme: rokb aus *rokam,
*rokum, vgl lat hortum aus hort&m; 1. P. Sg. des starken
Aor. vedz ^uzi<, vgl. gr. eq^vy-op.
Wir haben auch Fälle, in denen im Inlaute schon im Ge-
meinslav. dem o ein % gegenübersteht So kommt im Aksl. neben
chaiiti ,wollen' auch diztiti vor z. B. im Supr. chvteti 86, 3;
di^ite(tb) 117. 1; ckzitq 128. 9; 416, 11; ckzt^ 406, 6. So auch
im Ab. chocu, choci neben citcu, chci und im Aor. chJüch neben
dioUch. Es handelt sich nun darum, was das Primäre ist. Da
hier, wie wir sehen werden, von einem ^ auszugehen ist und
dieses zu z (t) führte, so müssen wir es auch hier voraussetzen.
Das ältere ist demnach das ^ und dieses blieb ursprünglich wohl
in unbetonten Silben. In betonten Silben ist es dagegen zu o
geworden. Daß sich dann mannigfache gegenseitige Beein-
flussungen geltend machen konnten, ist begreiflich. Darüber noch
weiter unten bei urspr. t^i, ^.
In kogdd ,waiiii^ i^dd ,danii' kann das » aus kbda^ nikbda (serb.
hada), wo es wieder aus kbde ,wo' (hier & aus ursprachl. u, vgl. ai. küKa
,wo, wohin', av. kudä ,wo*) Eingang fand, verschleppt sein. Jedenfalls
sind kogdd^ iogdd die älteren Formen, wie eben die ümlautsformen jegdä,
Vb9egda dafftr sprechen (vgl. oben S. 85), mochten sie nun aus ^kogo^oda,
*toga-^odo entstanden sein oder als das Produkt eines Yerquickungs-
Prozesses zweier derartiger Adverbien erscheinen. Im ersteren Falle
dürfte man aber ja nicht etwa eine Mittelstufe *koguUi voraussetzen,
sondern man m&Bte annehmen, dafi aus ^kogo-goda zunächst infolge Aei
Haplologie ein *kogoda entstand, woraus sich dann infolge eines engeren
Anschlusses an das ältere k^da direkt ein kogda und k^gda entwickelt
90
hätte, für den Übergang eines o in s im Wortinnern haben wir sonst
keine Belege.
Später bemerken wir, daß in einzelnen slav. Sprachen o zu
u werden kann, und zwar gilt dies besonders von unbetontem
0. So im Ostbg.: kulivi (kolave), piru-tu (perihio), basukrdk (boso-
krak) u. s. w. Auch in einigen maced. Dialekten, aber meistens
dann nur im Auslaut: mcUku, tukü, do tamu, cMu, aku. Doch
kann man hier vereinzelte Fälle finden, in denen selbst betontes
6 zu u wird: üHe {öste ,noch'), düri (dori jbisO u. s. w. (vgl.
Lavrov, Obzor S. 52).
Schwache Spuren des Überganges von o zu i« kann man
schon in den altkirchenslavischen Denkmälern finden, so
z. B. tbkbmu st tbkhmo ,ei /ii]' im Zogr. Marc. 5. 37; uchudejqüe
Supr. 241, 14, einige Zeilen weiter unten ochudije Z. 21 (Ver£
Glag. Cloz. S. 10).
Dialektisch findet man diesen Übergang weiter im Slov.:
tOiu, im Großr.: pudi, pud^ (Olonec), bugoröd^ica (Vladimir), im
Nordklein r.: uhöA, tvM u. and. Im Anlaut konnte dann das
II weiter entwickelt werden, daher Klein r. dial. ^hoA {ognt
,Feuer^), |t6a (oba ,beide'), una (ona ,^e% ^ara (aksl. obora), ^^id
(obed^), dann sogar auch labiodental: vna, vba. Vgl. im Dialekt
von Lesina: po^ku aus po oku, pouchuipo uhu (Afsl. Ph. 16,
S. 435) und im slov. Bosenthaler Dialekt ukü {oho ,AugeOy tfio^i
(ubil).
Labialisierung des o. Das o erfährt in einigen slav.
Sprachen durch eine intensivere Beteiligung der Lippen (Rundung
und Vorstülpung) bedeutende Änderungen, indem hiebei der
bilabiale Laut n aufkam. Bedingungen dazu waren der Silben-
verschluß und seltener bestimmte Betonuugsverhaltnisse^. Das alles
führte zunächst zu ö, das in vielen Dialekten noch vorhanden ist
(so insbesondere im Ka§ub., dann in s^ slov. und slovak. Dialekten)»
Damit aber ein derartiges o labialisiert werden könnte, mußte es
zunächst eng, geschlossen sein: es mußte sich eben dem u nähern
(vgl. oben S. 14). In einer Reihe von slav. Sprachen wurde nun
jedes lange ö zu )fö; ^ und die weiteren Resultate konnten
schließlich ein von o ganz verschiedener Laut sein: ein blosses
langes oder kurzes u oder i. Wurde ein kurzes o labialisiert, so
blieb es erhalten.
1. Letzteres nur im P. in der Gruppe <ro<, Hot wie di6tOt r. doimU^
piotno, r. polotno n. s. w. gegen zMo, r. zoloto {zkUo) n. b. w.
91
Am weitesten ging dieser Prozeß im Eleinrnss. Hier wird
jedes nrslay. o in geschlossenen Silben gedehnt und labialisiert^
während jedes o in offenen Silben unverändert bleibt Dialektisch
findet sich noch dieses lange ö (Grodno: köii), dann aber auch
Ifo (Sjedlec: aus )fO ein fio z. B. kuoA) und j^i: ki^iA^ ,PferdS
suiP jSsiz^ und das gewöhnliche Resultat nach Schwund der
Labialisation: dim aksl. dorm yHsmsfy kU^, aksl. kostt ^Knochen',
kiA ,Pferd', siP ßaizK Im Anlaut bleibt sie: ^in aksl. om ,er^,
uU aksl. otb yTon^ Dieses i ist in den meisten Dialekten hart,
erweicht also in der Regel nicht den vorhergehenden Eons«; es
kann aber noch weiteren Yerilndeningen unterliegen. Aus dem
uo konnte andererseits bei einer weiteren Verengung des o auch
UU und daraus ti werden (ebenso aus den dialektischen üö): nord-
kleinr.: kun, suC.
Im Poln. wird in geschlossenen Silben das o nur vor tönen-
den Eons, gedehnt und labialisiert: hug (geschrieben bog jQoWy
aksl. hogfb\ grud ,Stadt, Burg^ (geschrieben gröd, aksl. grad^ aus
älterem *gordz. Auch hier wurde aus ö ein uo, das dialektisch
noch vorhanden ist (Posen), daraus dann ffii und u (geschrieben 6).
Vor tonlosen Eons, tritt nicht die Dehnung ein: bok, aksL
bokb ^Seite'; grot, aksl. grotb ^Spitze'.
Im Eleinr. und P. muß also überhaupt die Silbe geschlossen
sein. Hinsichtlich der Dehnungen schließt sich an das P. das
EaSub. an, da sie hier unter denselben Bedingungen eintreten,
aber zu der LabiaUsierung und weiteren Veränderung ist es nicht
gekommen, daher: bog, kön, ypz ,Wagen^, böi ,EampP, aber snop
yGarbe', kos ^Amsel^ (weil hier tonlose Eons, nachfolgen).
Auch im Böhm, hat sich der gedehnte Vokal ö dialektisch
noch erhalten (z.B. Hrozenkov: vöz, dvär yHof', möi ,mein^). Im
allgemeinen wurde aber das ö labialisiert: uo (dialektisch auch
jetzt noch allerdings mit labiodentalem v: kv&A, aber kona, von)
und daraus ü, d. h. il, durch die Zwischenstufe uo, die dialektisch
auch noch vorkommt. In den ab. Denkmälern taucht uo (wohl
die graphische Bezeichnung für ffo) schon in der ersten Hälfte
des XIV. Jhd. und ü (geschrieben u, ü, ü u. s. w.) um die Mitte
des XIV. Jhd. auf. Dialektisch ist im Slovak. auch ua vor-
1. Da nicht anzunehmen ist, daß i^ ijfo) direkt zu ffi führte, so
kann man Yielleicht an ein ff« als Übergangslaut denken. Das ü hätte
also einen harten i (y-)Laut ergeben, wie etwa im ürslay. aus ü ein y
geworden ist.
banden : ku^n ^erd', m%ai ^ein^, es geht hier jedoch auf jio,
tfo Zurück, wobei das o offen geworden ist
Auch im Obersorb. wird der Vokal bei Silbenverscbluß
und bestimmten Akzentverhältnissen alteriert: puop ^estei', duoi
,TalS ruo^ ,Grab^.
Im Polabischen war die Labialisation gewiß vorhanden,
wie die Schreibweisen und, vid aksl. atb ,von'; pid aksL pod^
,unter^; muk, müsia, rnüse (aksl. mogq JLch kann% mozeH u. s. w.)
dafür sprechen. Allerdings finden wir ü auch in offenen kurzen
Silben: nügga aksl. nogq ,Fuß'y nütze aksL noHi, noitt ,Nacht^,
aber sonst wird es mit ö wiedergegeben.
Das Slovenische hat dialektisch uo (venetianisch) und ü
(bah für bog ,Gott*), das in den meisten Dialekten auf uo zurück-
geht So haben wir resian. (Baudouin de Courtenay: Opyt
fonetiki rezjanskich govorov): büh ,GottS dum ,fiausS hnüi ,Dün-
ger', mü8t ,Brücke^; venetianisch: tnuost, hnuoi, bruod, ruoh,
sladkuo; im Görzer Mittelkarstdialekt: büh, nüs ^NaseS bai
,Eampf, kü8t ,EnochenS und mit unverändertem langen Vokal:
böp, köä, möst; mit kurzem Vokal: sto^, ffojf.
Auch einzelne Dialekte des S erb. -Kr. partizipieren daran.
Im Dialekt von Lastovo wird langes ö sehr geschlossen, in ein-
zelnen Fällen fast wie «o ausgesprochen; in Lesina wird langes
0 zu uo, in Comisa zu u (Afsl. Ph. 16, S. 433).
Hinsichtlich des B. glaubte Geh au er (I, S. 247), dafi hier der
deutsche Lautwandel d— oti— « maßgebend gewesen wäre und daß die
deutschen Kolonisten in Böhmen den Impuls dazu gegeben hätten.
Allein das können wir nicht zugeben. Schon bezüglich der Zeit klappt
es nicht, denn im Deutschen tritt dieser Prozeß viel früher auf und ist
Auch im großen und ganzen früher durchgeführt worden. Dazu kommt
noch, daß die Identität des Prozesses eigentlich nur eine scheinbare ist.
Es muß beachtet werden, daß es deutsche Sprachgebiete gab, wo ö zu oo,
dan ua und uo wurde. Und wenn sich auch diese Mittelstufen nicht
überall nachweisen lassen und sogar auch ein direkter Übergang des ö
zu uo auf gewissen Gebieten als möglich hingestellt wird (Paul, Grund-
riß P, 8. 699—709), so ersehen wir doch daraus, daß wir es hier mit
einem physiologisch ganz anders gearteten Prozesse zu tun haben, da
sich hier nicht das ff entwickelt hat. Mit dem 81a v. und speziell B.
kann es also nicht verglichen werden. Es erinnert vielmehr an den Pro-
zeß, nach welchem aus 0 im Urslav. ein m wurde. Tatsächlich wird auch
im Ahd. ein direkter Übergang des i in 1« (parallel zu d > uo) als mög-
lich hingestellt (L c. 8. 700).
Auch das kurze 0 in offener Silbe führt mitunter zu ^o, vo.
93
es bleibt aber dann: «<o, ^o; oder wird es labiodental: vo. Diesem
Schicksale kann das inlautende o unterliegen^ zumeist ist es aber
das anlautende o. Hier ist der Wandel so veri>reitet, daß viele
Dialekte, wie die sIot., b., sorb., kaiub., p. und kleinr. infolge
dessen in der Begel kein reines anlautendes o haben. Doch
braucht es sich hier nicht um eine Labialisierung zu handeb, da
die Gresetze des vokaliscfaen Anlautes hier zunächst in Betracht
kommen. Man kann überhaupt sagen, daB dieser Prozeß nicht
identisch ist mit dem früher besprochenen, daher z. B. karp.
kleinr., ungar. kleinr. und teilweise podolisch oft ona, oreu, aber
immer ^ä (aksl. oiz) und vü u. s. w.; so auch in der ruthenischen
Sprechweise ona gegen vin ^ei^ (aksL om). Diese Prothese ist
meist bilabial, so im kleinr. ^oridi ^Nuß', f^o&atl ,Feuer', uot%a
^&^ labiodental dagegen im Großr., wo sie allerdings selten vor-
kommt: pody ,Augen' (Rjazan), so auch in den b. Dialekten: vaken
jEeiier*. Im P. «o, ^o und vo, kaSub. ^o, ns. ffo^ im Slov. Görz.
uorac, ^osa, cirk. ^aba. Unter bestimmten Betonungsverhältnissen
kann das o in diesem Falle im Dialekte von Cirkno in a über-
gehen: j^abraz ,Bild' (aksl. obrazi), jiaöi ,AugenS ^akna ,Fenstei^
(wie in tuiga ,FußS aksl. noga); y^ada ,Was8er (aksl. voda), womit
das südgroßr. u vaica, u vakosUka zu vergleichen ist
Bei inlautendem o bemerken wir schon seltener diese Er-
scheinung, so insbesondere in den p. und slov. Dialekten. Im
Kleinp.: duola, ruobiS, zduoliö, im Großp.: duostaS, kuorytuo, im
Görzer Mittelkarstdialekt: hualo, jiduava, poduoba, potuoka, im
Dialekt von Cirkno auch das o für urslav. q: puot (aksl. pqtt
jWeg'), zuob (aksl. zqbh ,Zahn'). In großr. Dialekten: Aidetmo^
spruas (Vjatka).
Hier kann noch eine im Kalubischen vorkommende LabialiBierung
des o erwähnt werden: ki§öna für hnka, hf^ff» fQr boga. £s handelt sich
nur um die Gruppen ko, go^ eho, po^ bo, mo, die als Kürzen, also in
nicht geschlossenen Silben und in VerschluBsilben vor ursprünglich ton-
losen Konsonanten labialisiert werden (z. B. bitök für bok).
Über die Labialisierung schrieb, wenn auch etwas unklar, P. Po-
lanski: Die Labialisation und Palatalisation im Neu sla vischen. Berlin.
1898.
Die Dehnungen des o, die früher zur Sprache kamen, sind
nicht gemeinslav. Es gibt jedoch auch solche: o wurde zu ö
gedehnt, das dann als a erscheint wie jedes andere gemeinslav. ö.
So z. B. der sigmatische Aor. probasz aus -iödsz von bodq, bosti
,stechen^ vgl. lat. fodio; die Iterativa wie razdati zu roditi ,ge-
94
bärenS polagcUi zu polozüi ,legen^ Solche Dehnungen kommen
auch in den Gruppen vor, die man einfach durch den Typus
4wi, toU darstellt und die noch zur Sprache kommen sollen (bei
r und J).
Wechsel zwischen o und a. Manche Worte gehen nur
scheinbar auf *ort' zurück. So aksl. rozga ^Zweig^. Miklosich
leitet es unrichtig von orz- ab (Etym. Wtb. S. 227, aber S. 430
stellt er es selbst als zweifelhaft hin). Im Mar. und Zogr. finden
wir Job. 15. 2: razga und Joh. 15. 5: rc^ie gegen JoL 15. 4
und 6, wo in beiden Denkmälern rozga vorkommt Nun kommt
aber in diesen DenkmäJem ein Schwanken bei raz- aus ^orz-
nicht vor; razga muß demnach anders erklärt werden. Offenbar
ist die ursprüngliche Form rozga und erst unter dem Einflüsse
der Bildungen mit dem Präfix raz- wurde auch rozga ab und
zu in razga umgewandelt. Allerdings ist die ZusammensteUung
mit ai. rajjus ,Strick, Seil' {jj aus zg) und lit rezgü ^ich stricke'
wegen der Bedeutung nicht ganz überzeugend, aber an ein *orzga
ist dabei gewiß nicht zu denken. Ursprünglich scheint auch
rodüi in ne rodüi afieXEiVy Ttagcocoveiv zu sein. Dameben kommt
aber auch raditi vor imd zwar im Mar. und Zogr. Luc. 10. 40
Mar. ne radiäi, Zöge, dagegen rodüi; Mat 18. 10 und 18. 17
Mar. rodüif Zogr. dagegen raditi, allerdings im jüngeren Teile.
Was hier den Übergang des o in a lautlich verursacht hätte, ist
nicht recht klar; man muß daher bedenken, daß es noch ein
zweites roditi yevmv einerseits gibt, andererseits auch — was
wichtiger ist — ein rad- in aksl. othrada ,relaxatio', serbokroat.
rad ,Arbeif , raditi ,arbeiten' und da wäre eine Beeinflussung
seitens dieses Verbums — insbesondere in Verbindung mit der
Negation — immerhin möglich, wenn seine Bedeutung nicht
mehr ganz klar war und es infolgedessen auch zu schwinden
begann. In etym. Hinsicht ist damit got rödja ,ich rede, spreche^
hauptsächlich aber ai. radhayati ,er bringt zu Stande' zu ver-
gleichen. Das letztere stimmt also hinsichtlich der Bedeutung
sehr gut überein.
Sonst wechselt o mit a z. B. noch im aksl. zorja und zarja
^splendor'. zarja beruht hier offenbar auf demselben Frinzipe,
nach welchem auch z. B. aksl. var^ ,aestus, calx' zu vwjq, vtreti
,wallen, sieden^ *pah, paliti ,urere* vgl po-pel ,Asche* u. s. w.
gebildet worden sind.
Zum Schlüsse soll hier noch das sog. Akante, das wir in
95
den jetadgen südgroßr. und weißr. Dialekten finden, erwähnt
werden. Es besteht darin, daß ein unbetontes o sich mehr oder
weniger einem a nähert, wie ja dieser lautliche Vorgang auch
aus der Schriflsprache bekannt ist So klingt charoiö ,schön, gut'
fiist wie dUträiöj po rtisski jnssisch' fast wie pä rüsld. Die ersten
Spuren dieses IVozesses findet man erst in den Denkmälern aus
dem Xiy. Jhd. Er ist in den betreffenden Dialekten auch noch
▼on anderen lautlichen Vorgängen begleitet (vgl. Sobolevskij,
S. 74 £).
Ursprung des Lautes. Als ein ursprünglich langer
Vokal (ygL S. 20) geht das u zunächst auf u-Diphthonge zurück
und zwar 1) auf au (9u)y 2) au und 3) eu. Welche von diesen
tf- Arten im Slav. vorliegen, ist nicht immer leicht zu entscheiden,
wenn nicht unzweifelhafte Reflexe dieser Worte aus Sprachen
vorliegen, welche die ursprünglichen Diphthonge noch auseinander
halten. Vom lat, das doch zunächst in Betracht kommen sollte,
wird man hier meist im Stiche gelassen, da hier bekanntlich au,
au und eu in au zusammengefallen sind. Daher ist hier vieles
noch strittig. Mitunter handelt es sich in unseren Fällen auch
um die entsprechenden Langdiphthonge, die im Slav. wahrschein-
lich vor ihrer Monophthongierung verkürzt wurden.
1) au fiel jedenfalls in einer früheren Periode mit au zu-
sammen und ergab dann ein u; so aksL suchh, s. mh, ab. mtch, nb.
9ueJ^ ,trocken^, Ut. saüsM, ahd. sörSn ,trocknen', gr. twog für
actvaag ,trocken, dürr', ai. sö^ für sö^as ,da8 Austrocknen';
aksL uj ,Oheim', alter *ui und dieses aus *ujh, *u;«, das ein
*af^io8 voraussetzt, preuß. auns ,OheimS lat avia aus *a'U3^i
durch die Verlegung der Silbengrenze im Slav. entstand hier ein
oti-; aksl. udu>, usese yOhr', lit ausis, preuß. aimiw AkL PI.,
goLausö, ahd,öra, lat aiim, au8cuUa; das Präfix und die Präpo-
sition u urspr. ,von — weg', z. fi. in u^klanUi 8^ jdeclinare', ubi"
eati ,weglaufen', u-siknqti anoMxpaUtBiVy aksl. prasi u mene ,er-
bitte von mii^ (dann ,bei mir', firugmann, Kurze vgl. Grramm.
S. 468) aus au, lat. au-fera, ai. ava (*a^e).
Ein 9U scheint vorzuliegen in aksl. tuta ,Lippen, Mund',
preuß. austin Akk. Sg. ,Mund', lat ausculum, austia, ai. Öffhas
,Oberlippe'. Das *9U8 wäre die Schwachstufe zu ö(^)8 z. B. ai.
96
ds' yMundS lat. ös, ära, lit. üstas ^aff (vgl. auch Schmidt,
PluralbUd. S. 407, Anna.).
Auch in Lehnworten wird aus au ein u: akd. kusüi ^gustareS
got. kausja ^ch schmeckey priife^ aus *§(m8 (o-Stufe), ai. jö^yaU
fiT hat gern, billigt' zu *§eu8, got kiusa, ahd. kiu9u ^ch kiese,
wähle', gr. yevaofiai; aksl. user^ffb, user^ ,inauris' setzt ein got
ausahrigga voraus.
2) Hier kann das ou leichter erkannt werden, wenn es sich
um faktitive Yerba der IV. ESasse, bei denen ein denominativer
Ursprung ausgeschlossen ist, handelt Diese Verba weisen näm-
lich die o-Stufe (vgl z. B. nositi, vozUi u. s. w.) au£ So setzt
aksl. budäi ,wecken' ein au voraus (also *bhoucOi) und es kann
durchaus nicht mit gr. Tvevd'Ofiat zusammengestellt werden, wie
es Mikkola tat (IF. 16 S. 96), dazu gehört vielmehr ai. hödhä-
yati ,er weckt* und lit pa-9i4>audyti ^ch erheben' aufbrechen'.
Ein ou setzt auch das b. dwiti ,sticken, würgen', poln. dusU,
klruss. dusyty, weißruss. duM ^würgen' (eig. wohl Jem. schwer
atmen machen') voraus und zwar mit noch erhaltenem s, wohl
wegen des nachfolgenden i. Sonst ist in einzelnen slav. Sprachen
dusiti von dem neu entstandenen duäüi verdrängt worden, indem
man dusiti in einen Zusammenhang mit duch^ ,Atem, Geisf
brachte (duchz geht wohl wieder auf *d€U808. zurück, vgl. lit.
daHsos jLxxftfy got. dius ,animal', ahd. ,Tier', vgl. auch aksl. d^dl•
nqti ,atmen', Wurzel dhefies vgl. Hirt, Der idg. Abi. S. 134,
Nr. 673 und Brugmann, Kurze vgl. Gr. S. 148).
Das ou liegt wohl auch vor in aksl. ruda^ b. ruda^ serb. rüda
,Metall, Erz' und s. rüd, b. rudy ,rot', lit raOdas ,rof , got raußs
,rof , umbr. rofu ,rufos', die cw-Stufe in eQevd'to ,ich röte'.
Im allgemeinen ist sonst im Slay. schwer zu bestimmen, ob ein u
aaf ou oder eu (was auch möglich ist) zurückgeht, sumal es ja auch
später in analogischen Ablantsreihen, als es keine Diphthonge mehr gab,
entstanden sein kann. So ist z. B. das u in tfX;», naukz>, na-uka ,doctrina*
u. s. w. nicht ganz klar. Da nicht alle o-St&mme die o-Stufe aufweisen,
so kann man hier nicht mit Sicherheit auf ein ou schließen. Analog
verhält es sich tmch bei aksl. aluehb ,Geh5r* neben b. sleeh (aus *8Uehh)
,Gehör, Hörensagen' zu aksl. slyiaU ,hören% dur., slumii iter. (w. lUu\
dazu auch sluga ,Diener*, urspr. ,Bediennng* ; atudh ,Scham* und HydÜi 8^
,sich schämen*.
Ein ou liegt auch vor in Gen. Sg. der u-Stämme: aksl. synu
aus *9ünoas, lit sünaOs, got sunaus, ahd. fridö ,firiedens'. Da-
gegen liegt im Yok. Sg. derselben Stämme: synu wahrscheinlich
97
em eu vor, nach der Analogie der o-Stämme, die ein e haben
{boie)y lit sünaü, ai. sünö (ein ei analog wohl anch bei den
»-Stämmen: kosti aus * kastei). Im Gen. Lok. Du. aller Stämme
liegt ebenfalls oii (bez. aus) vor: hagu, rybu, kastbju, synovu,
toju etc., lit pwriaü ^tten entzwei^ (zu piM yEßlfte')y ai. pfkaif-
öS, tdy-08 (vgl. Brugmann, Kurze vgl. ör. § 476, Anm.).
3) Oben S. 15 haben wir hervorgehoben, daß eu manchmal
im Balt-slav. zu *iou fährte; daraus im lit iau, im Slav. ju,
also ein u mit eventueller Erweichung des voriiergehenden Kons.
Schlagend wären im Slav. freiUch solche Beispiele, in denen es
sich um ursprüngliche Gutturale, die vor ju natürUch erweicht
werden müßten, handelt. Da das eu schon im Balt slav. zu iau
überging, so hätte die Erweichung der Gutturale auf slav. Boden
nicht mehr vor ^ stattgefunden, sondern schon vor einem oti,
dem eben das j (i) vorherging. Leider ist die Zahl solcher
Beispiele, die uns bis jetzt bekannt sind, eine sehr beschmnkte.
Man kann das aksl. duii, öujq ,wahmehmen, fühlen u. s. w.' hierher
rechnen, gr. kret. diuvovres (msvei' TrjQei) zu *ke^8, *kau8 ,wahr-
nehmen* (Zupitza, KZ. 37, S. 399, vgl. auch IP. 10 S. 151).
Weiter leitet man zupa von *geupä ab und verbindet es mit ai.
göpd ,Hüter, Wächter', göpagäti ,er behütet, bewahrt^, zupa also
ursprünglich ,die Huf, dann was in Hut und Pflege übernommen
ist; auch vom Ort: ,Schatzkammer, ein Bezirk, der verwaltet
wirdS und zupam yVorsteher' einer zupa, vgl. noch gr. yvnfi
,Geiemest^ Höhle^ mhd. kobe ,Stall, Käfig', ags. cofa ,Gemach,
Schlafgemach' (Brugmann IF. 11, S. 111). Dazu gehört auch
ab. hpdn, nb. pdn jHerr' aus *ghpam (dieses aus *gupano-, Tief-
stufe, Lfil. 31 S. 104). Oben S. 15 haben wir aber ein Wort
gehißt, das den Gutturallaut behielt (skubq)^ so daß also auch
hier Abweichungen vorkommen. Als wahrscheinUch kann noch
angeführt werden: aksl. ljubT> ,liebS 9P^ Hubs, ahd. liob-y eine
Entlehnung aus dem Germ, ist hier wohl ausgeschlossen, da im
Slav. auch andere Ableitungen, wie die Konjunktion Ijubo ,veP
vorliegen. Von Ijuhb ist dann auch Ijubiii ,lieben' abgeleitet.
Aksl. ljud^ jLeute*, le. laudis ,Leute', ahd. Hut. AksL pljiMa
(aus *pljutja) xoApluMa Plur. ,pulmo'. Die anderen slav. Sprachen
zeigen die Beflexe beider Foi-men , z. B. p. pluca, b. dagegen
pUce. Ln urslav. *pljutja ist das erste j dissimilatorisch ge-
schwunden (sowie aus *tjudjo auch ein aksl. tuzdt neben Muzdh
entstand), Ut. plaücziai (zu ^ploutio), preuß. plauti, gr. jtXeviiiov
Vendrik, Vgl. slar. Gramm. I. 7
98
(Berneker stellt es zu *j>tejfO schwimmen', IF. 10, S. 154).
Aksl. inj ^inks' aus *8Ju-jo, ai. savyds ^linksS dieses aus ^se-uioa
(vgl. ndvyas ans ^ne-^ios), im Slav. wurde dagegen *8et^io8 (vgl.
oben S. 96 aksl. uj ,Oheim' aus *awiM, ohne i freilich *ne'U08,
aksl. fuwb) ausgesprochen, d. h. die Silbengrenze verlegt, wodurch
dann der Diphthong ^ entstand. Dieses Wort hätte auch zu
*8uj (dissimilatorisch aus *8Jujo) fähren können.
Weiter gehört hierher aksl. revq aus ^rjovq und rjuti ,brüllenS
doch kommt im aksL beides auch ohne Jotierung vor, also Praes.
rovq und Inf. ruti. Das Verbum gehört in die Kategorie von
plavq, plidi, pljfti, die bei y besprochen wird. Das Sdiwanken
hinsichtlich der Jotierung ist jedenfalls darauf zurückzuführen,
daß diese ursprüngUch nur einer Form zukam, nämlich dem
sekundären Infinitiv *rej^i (nach einem älteren Präsens reuo-reue
wie *ple^, *ple^e, woraus dann *ra^o, *ro^e; *plauo, •piojK)-
Das re^^i führte zu rjuti und das rj drang auch in das Präsens
ein: *rjo^O', das zu r'evo- wurde. Andererseits wirkte aber auch
das Präsens ravo-, rove- auf den Infinitiv rjuti ein und verdrängte
hier das r;, so daß auch ein ruti aufkam. Man sieht hier deut-
lich, wie unter bestimmten Umständen das j verdrängt werden
konnte. Dazu vgl lai rumor, ai. rauti ,brüllt' und ruvdti.
Über das ju aus eu vgl. Berneker im A&l. Phil. 25, S. 489
und Brugmann Kurze vgl. Gramm. § 145, Anm., dagegen,
jedoch nicht mit viel Erfolg, Mikkola IF. 26 S. 95—101. Eine
ganze Beihe von Formen und Worten, wo ursprüngUch ein eu
wahrscheinlich ist, weist einfach ein u auf, z. B. zu plavq aus
*jile^O' ^schwimmen, schiffen' lautet der sekundäre Infinitiv pluti,
das von Präsens beeinflußt wurde, als dasselbe noch *ple^o,
*ple^e lautete. Man kaim hier nicht einwenden, daß schon da-
mals auf slav. Boden aus eu nicht mehr ein ju werden konnte,
da dieser Prozeß ein urbaltslav. sei, denn wir haben bei rjuti ein
ju bemerkt, trotzdem es erst auf slav. Boden entstand. Dieser
lautliche Wandel aus urbaltisch-slav. Zeit zeigt also seine Nach-
wirkungen noch in der urslav. Periode. Wie pluti ist in dieser
Hinsicht auch 8luti, shvq ,heißen', truti, travq ,nähren' zu beur-
teilen.
Auch ^u führte zu u, im Lok. Sg. der u-Stämme: aksl.
8ifnu aus *8fini^^ got 8unau, ahd. euniu, lat. adv. nodü, ai. s&-
ndu. Für diese Form spricht auch der Lok. sg. der f-Stämme:
kosti aus *ko8tSi (vgl. oben S. 17). Daß hier nicht *8ynju d. h.
ein ju vorkommt, ist auf den Einfluß der anderen Kasus zurück-
zufuhren. Weiter gehört hierher der Aor. pluchz, gr. InXsvoa
<aus *pl>e^S'), vgl. ai. dsrätifam (aus sre^S').
Ein fremdes langes ö wurde nicht selten als ein langes u
gehört^ aber zu einer Zeit, als das ü im Slav. nicht mehr zu y
wurde, während in einer älteren Periode auf diese Art ein y
entstand (vgl. bei diesem Laute). So haben wir aksl. buky, bu-
kbve ,BucheS aber auch ,BuchstabeS im PI. ,Schrift, Buch^ In
beiden Bedeutungen ist das Wort germ. Ursprungs: got böka
,Buche^ allerdings nicht belegt, dagegen böka f. und bök n. ,Buch-
stabe^, im PI. ,Schrift, Buch', ahd. buoch ,Buche' und 3^^^^
Wegen des u und k muß man das Wort im Slav. als ein Lehn-
wort auflassen, vgl. gr. q>äy6s ,Eiche' (auch <)pijyos), lat fägus
(im Slav. müßten wir also a und g haben, im Germ, ist allerdings
aus ä regelrecht ein ö geworden). BezügUch der Endung und
der Deklination dieses Wortes ist zu bemerken, daß es jedenfalls
von älteren Vorbildern angezogen worden ist. Auch der Name
des Flusses Dunaj, Dunavb ,Donau' ist jedenfalls von den Ger-
manen (Gothen) entlehnt Das kelt-lat ä in Dänubius wurde
leicht im Got zu ö und weiter ü, vgl. auch Jovvaßiq^ Jowavig
bei Caes. Naz. (Verf. ÖÖMus. 74, S. 18ff.). duma ,consilium,
senatus^ im Aksl, Bg., R. und P. (aus dem R), dann dumaii
feinen, denken', got döms ,Sinn, Urteil', ahd. tuam ,Tat, Urteil,
Gericht, Würde'; aksl. kanumy gr. yuxvaiv; aksl. kruna, koruna,
lat Corona (als Corona, vgl. ahd. koröna, mhd. kröne); aksl. ni-
mim, gr. ^cu/iaiog; aksl. solomum, gr. aoXo(jLwy\ solum, ^Baoa-
Xovixfj; aksl. episkuph, gr. eniaiMTtog und biskuph^ ahd. biskofi
vgl auch r. i4ksus^ ,Essig' u. gr. o^og.
Mitunter fällt die Entlehnung in eine Zeit, als das Gesetz
ü — y teilweise noch in Wirksamkeit war, daher aksl. pastyrh und
pastufh (p. auch pasturz neben pasterz aus pastyrz), dagegen ent-
hält pastuchz ein einheimisches Suffix {-udiz vgl oMuchz ,Stief-
vater'). pastyrb ist jedenfalls ein sehr altes Lehnwort aus dem
Romanischen, lat pästör.
Ein fremdes u bez. ju erscheint in einer späteren Periode
ebenfalls als u und zwar teilt es dann die Schicksale des schon
vorhandenen slav. u, d. h. es ist unter dem Einflüsse desselben
ebenfalls lang geworden und konnte eine zweifache Litonation
bekommen: aksl. bljudo neben bljudz, gen. bljuda, s. blßda und
100
bljädo ^Schüsse?, got bitids ^Tisch^ (hängt mit -biadan ,bieten^
zusammen), ahd. biet, piot.
Aksl. Muzdh neben duedh und tuzdh ^md', s. ttidj, slov. tüj,
tüja, vgl. got. piuda ,Volk^, ahd. deata, dann got /Hudisko adv.
heidnisch' und ahd. diiUisk ^popularis' und ,deut8ch^, Gl *teuta,
slav. 6f. *tjudjo. UrBpriinglich hatte das Wort *tjudo etwa
^germanisches Volk' bezeichnet, womit aksl. üudim, Mudovim,
ätudh, dudim u. s. w. ,Riese' im Zusammenhange wäre. Es
kommt vor, daß mau fremde Völker nach den bei ihnen heimi-
schen Namen benennt (vgl. die ,Slaven'). Davon dann das Adj.
*tjudjo ,das germ. Volk betreffend, dem germ. Volke gehörig*
(das Suffix -/o- bildete Adjektiva possessiva, siehe in der Stamm-
bQdungslehre), dann überhaupt fremdes Volk betreffend, ,fremd'.
Man vergleicht auch slov. Ijudski ,fremd^
Veränderungen des u auf slav. Boden. Nach weichen
oder palatalen Konsonanten wird im B. u zu i und ii zu /. Das
ist der Umlaut des u. Derselbe macht sich seit dem An&ng
des XIV. Jhd. bemerkbar, z. B. aus älterem brucho ,Bauch' wurde
bricho. Am intensivsten ging der Prozeß vor sich um die Mitte
des XIV. Jhd. Damals begann er sich auf Silben auszudehnen^
in denen er später wieder rückgängig gemacht worden ist, so
z. B. Imper. pracij ,arbeite' aus älterem pracuj, das dann wieder
eingeführt wurde. Ebenso praciß ,ich arbeite' aus älterem pra-
cuju. Jetzt pracuji oder pracuju. Dieser Umlaut erstreckt sich
auch wie jener des a (vgl. S. 79j auf das Gebiet von Böhmen»
Im Slovak. finden wir dagegen nur einige Worte mit i aus u
und das sind wahrscheinUch Bohemismen. Unter den mährischen
Dialekten finden wir solche, die nur u haben oder solche, die in
bestimmten Fällen u erhalten haben. Näheres darüber bei Ge-
bauer I S. 272 — ^278. Dieselben Umstände, welche den Umlaut
des a zu e herbeiführten, wiikten auch hier. Mit dem deutschen
Umlaut des u za ü hat unser Umlaut keine Berührungspunkte
und ist von ihm ganz unabhängig, wie schon auch die zeitliche
Verschiedenheit beider Prozesse dafür spricht.
Langes u in nicht weichen Silben, welchen Ursprungs immer^
wird im B. zuerst zu au und dieses daim zu ou, z. B. sud ,Ge-
rieht' (aksl. 8(fd^)f dann saud und scud. Das ü behauptet sich
bis zum zweiten Drittel des XIV. Jhd. Dann fängt es an, ins-
besondere gegen das Ende des XIV. Jhd., in au überzugehen^
doch braucht dieser Prozeß sehr lange, denn noch im XVII. Jhd»
101
taucht^ wenn auch vereinzelt, das ü au£ Das ans ü entstandene
au wurde bis zur letzten orthograpb. Reform (1849) geschrieben,
ob zwar es schon längst als ou ausgesprochen wurde. Dial. Be-
lege für den Übergang des au in ou haben wir schon aus dem
XV. Jhd. Im Anlaute wird jetzt in der Schriftsprache das ü
▼oigezogen: üfad ^Amiff was ursprfinglich eine dial. ESgentämlich-
keit war (in der Volkssprache sonst allgemein ourad). Im Slovak.
ist ou nur im Instr. Sg. der a-Stämme vorhanden: mou pravou
rukou ,mit meiner rechten Hand^ (gegen den Akk. Sg. mu pravü
ruku)j was vielleicht unter dem Einfluß des B. aufglommen ist.
Näheres über diesen Lautwandel bei Gebauer 1. o. S. 260—264.
Der Übergang des ü in au, ou findet sich bekanntlich auch im
Deutschen. Im baier. Dial. wird ü Tsa au oder ou seit dem
Xn. Jhd. und im Ostfränk. und Schles. geht das ü in au seit
dem XIV. Jhd. über: hüs wird hau8 und houa. Man kann also
hier mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit voraussetzen, daß der
Impuls zu diesem Prozesse im B. vom Deutschen ausging, wie ja
auch Gebauer geneigt wa^ anzunehmen. Allerdings handelt es
sich da um eine prinzipielle Frage, nämlich um die, ob eine
Sprache auf eine andere auch bezüglich der lautl. Prozesse ein-
wirken kann. Sie wird vielfach verneint, jedoch mit Unrecht.
Da aUe lauÜ. Veränderungen, die ein bestimmtes Lautgesetz aus-
machen, in der Kegel von einzelnen Individuen ausgehen, ist
nicht ersichtlich, warum gerade diese Individuen in bestimmten
Fallen nicht unter dem Einflüsse einer fremden Sprache, wenn
dieser sich auch soxist äußert, stehen könnten. Allerdings müssen
in beiden Sprachen gewisse Dispositionen vorhanden gewesen sein.
Diese finden wir nun auch in unserem Falle: im mhd. wurden
lange Vokale diphthongiert und dieselbe Erscheinung finden wir
auch im Aböhm., wo ö za tu), ^ zu aj und so auch ü zu au
wurde.
Graphische Darstellung, lautlicher Wert des y
und sein Ursprung. Es ist auffallend, daß im glag. Alphabet
und darnach auch im cyrill. der Buchstabe aus zwei Zeichen
besteht: aus ^ und i (später auch »t). Daraus darf man aber
nicht auf eine diphth. Geltung schließen. Dieselbe Erscheinung
bemerken wir ja auch bei tf, bei dem die griechische Schrift als
Muster diente und eine Erweiterung dieses Systems müssen wir
102
auch bei y zugeben. In lateinischer Schrift finden wir dann
häufig ein ui dafür, so z. B. schon in den Freisinger Denkmalem
ein huüi = hyti ^in' 11 42; hui = Äy II 8; mui = my ,wii:^
n 32, 41, 104. Es ist der Einfluß der deutschen Graphik, wobei
man das slav. y als verwandt mit dem deutschen ü ansah, das
seit dem X. Jhd. durch u, iu oder ui dargestellt wurde. So
finden wir auch in den eben erwähnten Freis. Denkm. mudüe =■
mydiU 11 84. Vgl. auch in Urkunden Vustrice 1120, 1170;
Viustriza 1130; Fiustriz 1136 u. s- w. für Bystrica (vgl. des Ver£
»Frisinsk^ pamätky u. s. w.« Prag. 1896, S. 31, 42—43). Ähn-
liches weisen auch die fiohemica der Urkunden auf: Buüfaw —
Bydzav 1186; Buißrice 1226 u. s. w. (öebauer, I S. 278). Es
muß hervorgehoben werden, daß auch hier, wie in den Freisinger
Denkmälern, vornehmlich nach Labiallauten der unterschied
zwischen y und i auffidlend war. So auch in den ap. Urkunden,
z. B. Premuisel u. dgl. Von dem deutschen ü unterscheidet sich
aber das slav. y wesentlich dadurch, daß bei ihm keine Rundung
oder gar Vorstülpung der Lippen ursprünglich vorkam. Die
Lippenbeteiligung scheint sich vielmehr, wie wir sehen werden,
erst später bei seiner Aussprache auf einzelnen Gebieten entwickelt
zu haben.
Schon Lepsius hat ein richtiges Verständnis des slav. y an-
gebahnt, indem er es als »u- Artikulation der Zunge mit {-Arti-
kulation der Lippen c definierte. Allerdings muß dabei — wie
Storm richtig hervorhebt — statt des (deutschen) u eine weiter
vorne liegende Zungenartikidation gesetzt werden (Engl. Phil.
2. Aufl. S. 117). Diese wird gebildet durch eine bogenförmige
Hebung des mittleren Zungenrückens gegen den mittleren Gaumen
(mixed). Die kleinste Öffiiung zwischen dem Gaumen und der
Zunge ist also mehr vom (bei u dagegen hinten) und sie ist
überhaupt kleiner als bei u. Andererseits muß sie aber größer
sein als bei i, sodaß sich die Zunge mehr senkt als bei diesem
Vokal. So wird allgemein unser Laut nach Bell-Sweet als
ein high-mixed-narrow-t definiert Daher erklärt es sich auch,
daß dieser Laut im Slav. in ein i übergehen konnte, mit dem er
fast dieselbe lippenöffiiung gemein hatte.
Es muß aber noch auf einen Umstand hingewiesen werden,
der bis jetzt nicht hervorgehoben wurde, nämlich die Lage der
Zungenspitze. Hus, der ein ausgezeichneter Beobachter der
böhm. Aussprache war, gibt uns genau an, wie ein y ausgesprochen
103
wurde: sponendo prindpium linguae sab inferioribus dentibus et
in medio elevando linguam per modum drculi et simili modo
fonnabit i et poterit dicere iyko, miyn, tjjn, hyn^ (Slav. Biblioth.
n S. 179 — 180). Daraus ersehen wir^ daß das y mehr offen war
im Gegensatze zu dem mehr engen, geschlossenen i. So stimmt
das im Ab. erhaltene y vollkommen mit dem jetzigen r. y, das
bei der Schilderung der Aussprache unseres Lautes in der Kegel
allein maßgebend war, überein und da auch das p. y im allge-
meinen so aufgefaßt werden kann, so haben wir es hier mit einem
Beflexe des gemeinslav. y zu tun. Wären dabei auch die Lippen
beteiligt gewesen, so hätte es Hos gewiß herroigehoben. Storm
sagt über diesen Laut: »genauere Untersuchungen haben mich
überzeugt, daß das russ. h\ etwas verschieden gebildet wird, doch
immer am harten, nie am weichen Gaumen; am hintersten (post-
palatal) besonders in nicht palataler Berührung wie in 6yfo, fy,
mehr vom (mediopalatal) bes. in Berührung mit Palatalen wie
in hyli, tysjuca. Im Polnischen ist die Bildung des y in byi
vieUeicht zunächst mediopalatal. In den übrigen slav. Sprachen
ist die Artikulation bis an die präpalatale Stelle vorgeschoben,
d. h. es ist ein i daraus geworden« (1. c. S. 268). Storms Ansicht,
daß y am harten, nie am weichen Gaumen gebildet wird, findet
auch in der Beschreibung des Hus ihre Bestätigung: in medio
elevando linguam per modum circuU.
Neben dem R und P. hat sich das y nur noch in einzelnen
Dialekten des b. Sprachgebietes erhalten und zwar in Mähren
(lachisch und teilweise wallachisch). Über das y im Ab. handelt
eingehender Dolansk;^ in ÖßMus. 1899. Weiter kommt es nach
bestimmten Lauten auch im Sorb. vor (siehe bei t S. 31) und
scUießlich will man gewisse Beflexe in bulg. (besonders maced.)
Dial. bemerkt haben (vgl. Miletic Afel. Phil. 20, S. 585 ff.).
Nach der oben gegebenen Darstellung konnte es natürhch
zwischen y und i Berührungen geben. Bückte die Verengung
weiter nach vom, wurde aus y ein i; so bemerken wir es auch
in den meisten slav. Sprachen, die das y verloren haben. Es
konnte aber auch umgekehrt die Verengung des % weiter nach
hinten rücken, so daß sich aus t nahezu ein y entwickelte, wie
es eben im Eleinr. der Fall war. Auch im ostbulg. Drjanover
Dialekte bemerkte Miletiö etwas Analoges (vgl. oben S. 31).
Alle diese Wandlungen wären bei einem ü, also bei einem Laute
mit Lippenbeteiligung bei seiner Aussprache, nicht möglich gewesen.
104
Das y ist auf slav. Boden aus ü entstanden: aksl. byti, b.
bßi, s. bUi »sein, werden^ lit MUi, vgl gr. 9^01, lat. fiUuruSj aksl.
d^Zj b. dym, s. dlm ^Rauch^, lit dümai (PL), lett. dümi, preufi.
dutnis, ai. dhümds, gr. ^/lo? ^Leidenschaft, Muf, lat fämus\
aksl. Zys» ^ahl', Ut ^fiasi« ,IiUchsS ai. rtisan^ ylichtfarbig^; aksL
myib, b. myi, s. mlj ,MausS ^<1« ^<^ ff- M^^» ^^^ ^^9 ^' f^^-;
a^. nyn^ ^un, jetzt^, lit notial, ahd. nu^ nü, (verwandt mit
urspr. *neyiMj aksl. nwh ,neuO; aksL pyro ^Spelt^, lit. pürai
yWaizen^ le. p^h preuß. pure ^Sresi^^ gr. Ttvqor^ aksl. ryba
,Fisch^ ahd. rüppa ,Raape, Quabbe'; aksl. sifm, b. syn^ s. mn
(sekundäre, bei den ti-Stämmen auftauchende Abweichung hin-
sichtlich der Tonqualität) ,Sohn^ lit sünüs, preuß. 90G/n8 {soanaritj
ai. 8Uni4, got «tmti«; aksL syrh^ b. syr, s. «Ir ,EäseS preuß. mris,
sur, lit ^ttfis ^EäseS ahd. sür ,sauer^; aksl. ty, b. ty, s. ^» (ab-
weichende Tonqualität), preuß. toa, tu, gr. Tt;-i^, lat. ^ei, aisl. pü\
aksl. tysqita, tys^Sta ^tausend', preuß. tüsimtans (aus *^a9-a/mfo),
vgl got ßüsundi t, fränk. ßüs-chunde, ahd. dusunt (lit tükstantis
umgebildet), das '^'^O« wohl eine Weiterbildung zu aksl. tyti, b.
t^i, s. ^ttf ,fett werden^, hierher auch aksl. tyh ,NackenS urspr.
, Anschwellung, b. tß, ai. täla ,Bispe, Büschel^ gr. TvXti , Wulst,
Schwiele', lit tülas Adj. ,so mancher' (urspr. Subst. ,Masse'),
preuß. tülan, toülan ,viel' {tülnirU ,mehren'), damit auch verwandt
lat tumeo, ahd. dämo , Daumen'; aksl. vydra, b. vydra (Quantität
abweichend), s. vldra ,Fi8chotter'> lit üdra, le. üdris, preuß. udro
jOtter*, ai. udräs ,ein Wassertier'; ursl. *vyfnq, b. vym^ s. vtme
,£uter', lit üdrüti ,trächtig sein', ahd. ütar, ai. üdhar ,Euter';
aksl. vysokh ,hoch' (aus ^upsoko-) vgl. gr. vx^n ,hoch' zu iWo,
ahd. üf.
Aber ohne Ausnahme ist diese Begel nicht, wie wir bei aksl. jueha
Jusculnm* weiter unten sehen werden.
Wir haben mehrere Verba, die entweder im Inf. wie auch
im Praes. ein y aufweisen, wie z. B. aksl. kryti, kryjq ,decken,
hüllen' (hinsichtlich des Inf. vgl. das oben angeführte byti, zu dem
das entsprechende Praes. *bopq aus *be^ fehlt, bqdq ist eine
Neubildung), oder aber weist der Infi ein -1«- und das Präs. ein
-ov- auf, wie z. B. aksl. pluti, plovq ,schwimmen, schiffen'. Doch
kommen auch in diesem Falle Nebenformen vor, r. plytb, plyvu
(sltc. aber noch plovu vgl. Sobolevskij Lekcii S. 244), s. plHiy
pltjem neben pllvati, pllväm ,8chwimmen'. Dieser Umstand, so
wie auch die Tatsache, daß wir im Lit. bei diesen Verben im
105
Präs. und Inf. -au- finden, zwingt uns anzunehmen, daß wir es
hier mit Ausgleichimgen zu tun haben, indem einmal der Vokal
der Infinitivformen, das andere Mal jener der Präsensformen ver-
allgemeinert wurde. Noch klarer wird es, wenn wir auch die
Yerba wie aksl. bbjq, büi ,schlagenS pbjq, pUi ,trinken^ heran-
ziehen: es besteht nämlich ein Parallelismus. Das slav. Präs.
lautete ursprünglich *peiih, *p€ie, in den Infinitivformen war da-
gegen -I-. Im Präs. entstand lautgesetzlich pbjq, phjeäi u. s. w.,
dem das ab. piem (mit analogischer m-Endung), piei, pie (daraus
später plm, pU, pl) vollkommen entspricht Auch das i in den
Infinitivformen ist lautgesetzlich. Ganz klar liegt uns dieses
Paradigma im lit veßl, vijaü, vyti ,nachsetzen, drehen, winden^
vor. Im Aksl. ergab es wieder pbyff vhjeH . . . Inf. viti, s« vUi
(vljim\ im Ab. viem, vies, tne, Infin. vüu
Dementsprechend lautete bei unseren Verben das Präsens
z. B. *me)fO-^ ^me^e-, den Infinitivformen lag dagegen mü- zu
Grunde. Wie Leskien richtig hervorgehoben hat, liegt das ü
noch vor z. B. in preuß. au-müsnan jAbwaschung'. Aus -e^o-,
€|f« entstand im Präs. ovo, ove, aus u ein tf. Das Präs. sollte
daher aksl. *fnovq, *moveH u. s. w. lauten. Aus den Infinitiv-
formen (Inf. aksL myti, s. fnlli, b. m^i) drang aber der Vokal
auch in das Präs. ein und so entstand schon im Urslav. myjq
u. 8. w. Der Akzent s. mljem, r. möju (also auf der Stamm-
silbe) spricht nicht gegen die angegebene Parallele aksl. vtjq,
VhjeH u. s. w., das eine andere Akzentuation voraussetzt, denn er
rührt auch vom Inf. her. Das r. moju gegen myju, das auch
im Ar. vorkommt, ist eine speziell r. Erscheinung (vgl. tolstoj
gegen tolstyj, y vor j). Im lit. wurde dagegen der Präsensvokal
verallgemeinert: mäuju, mdviau, mduti ,streifen' (im Präs. ist auch
st. V ein j eingeführt, offenbar auch unter dem Einflüsse des Inf.,
indem die Analogie anderer vokalischer Verba wirkte). Doch
können wir auch einen umgekehrten Vorgang im Lit. bemerken:
das Präs. richtet sich nach dem Inf.: sidvü, siuvaü, «iu^i , nähend
Wie im lit. liegen auch im Slav. Verba vor, in denen der
Vokal des Präsens verallgemeinert wurde. Hierher gehört das
schon erwähnte aksl. phvq, pluti, letzteres aus *pleuti ^ Das
alte Präs. liegt noch vor in ai. pldvate ,er schwimmt, fliegt', gr.
1. Leskien erklärt das Nebeneinander von pluU und plyti durch
den EinfluB eines Sapinums *plut9 (Afal. Phil. 5 S.
106
7tX6(^io ,ich schwimme, schifiFe', vgl, auch lat per-plovere ^eck
sein'; im Lit. wieder plduju, pldviau, pläuti ,8ptilen' (vgl. auch
lit. pa-plava ,Spülicht'). Wie schon hervorgehoben wurde, liegen
im R. und S. noch die ursprüngl. Inf. vor, r. plyth ,8chwimmen*,
s. pllti, nach denen hier später auch das Präs. umgebildet wurde:
r. plyvü, plyveSh, s. plljem. Li diesen Formen des R. sehen wir
auch noch den Reflex des einstigen Präs. aksl. plovq, ploveH
(das nach S. 104 übrigens noch im Ar. vorkommt), da es auch
ein V aufweist.
Neben myti ,wascheu', lit mduti ,6treifenS womit man lat
movSre, gr. äfievofiat vergleicht, andererseits aber auch lit. mdu-
dffti ,baden', mnd. muten ,das G-esicht waschen', gr. ftvdog ,Nässe'^
fivdaUog ,feucht', gehören hierher noch folgende Verba:
aksl. krifti, kryjq ,decken, hüllen', s. krlti, b. ktyti, lit krduju,
kröviau, krduti ,häufen, schichten, laden'; aksl. -nyti in u-nyti,
-ny-jq yoxijdioy, verzagt werden', r. nytb, nöju, nöjeäh ,einen
dumpfen Schmerz empfinden'; aksl. ryti, ryjq ,graben', b. ryti,
^yßf 8. rlti, rlfSm ,wühlen', lit räuju, röviau, rduti ,raufen'; ebenso
aksl. äiti (aus ^sjüti, *^yti) ,nähen', b. äüi, s. SUij sljem (Part.
Prät pass. aksl. äbvem aus *8ßvem, vgl. u-rmvem zu myti)^ lit
siüvüy siuvaü^ siüti ,nähen', das entspricht also jenen slav. Verben,
die das Präsens nach den Infinitivformen umänderten, doch blieb
hier auch noch das v von dem ursprünglichen Präs.
Zu der zweiten Gruppe gehören noch neben plowfj pluti :
aksl. sluti, slovq ,heißen', im R. noch siytt^ slyvü, slyveäb (altr.
Präs. noch slovu, Sobolevskij, Lekcii, S. 244) ,gelten', ab. slüti,
(jetzt slouti) sUnm; aksl. trtUi, trovq ,nähren*; aksl. ruti {rjtUi^)y,
rovq jbrüllen', darneben aber auch revq aus *rjovq (vgl. iäi)j im
Ab. revu, ruti; aus dem Ab. ersehen wir auch, daß revu die
ältere Form ist (später dann ruju und rvu). Nach der Analogie
entstand zu beru, brdti auch ein revu, rvdti (zu diesem auch ein
Präs. rvu).
Bei kovq, kovati ,schmieden' müssen wir dagegen das Präs.
des Aksl. trotz des ab. kuju, kuji und dem s. kujem für älter
halten, da ja ein intervokalisches (heterosyll.) ojf nicht zu u werden
konnte; das Präsens kuju u. s. w. zu kovati ist vielmehr nach
kupuju (aksl. kupujq) -kupavati entstanden, wie schon Leskien
darauf aufmerksam machte (Afsl. Phil. 5, S. 531). So hat sich
für das aksl. zovq im Ab. auch noch das entsprechende zovu er-
1. Über die Jotierung in rjuti vgl. bei u aas eu S. 98.
107
halten, weil der Inf. nicht zovati, sondern zvdti lautete, was nicht
mehr mit kupovati yerkntipft werden konnte. So auch suju-savati,
aksl. sovati, wozu auch schon das Fräs, sujq ,mittere', ht. szäuju,
szüviau, 8zduti ^schießen' (vgl. dazu noch aksl. stUiea, b. sudlice
yWur&pießO. Erst später sind wohl nach kujq-kovati, sujq'sovati
auch andere Verba, die im Inf. -vati hatten (man faßte es auf
als kihvati, weil ku-ßi) im Präsens modifiziert worden, wie jijujif
statt ]^'ijq, weil im Infinitiv pl'tvati war, ebenso zujq ,kaueS ^^ü
der Inf. ztvati lautete. Doch gestalten sich die hier berührten
Yerbalveihältnisse mitunter ziemUch verwickelt Es kann nur
noch erwähnt werden, daß selbst auch die Infinitive wie kovati
u. s. w. nicht urspriingUch zu sein scheinen, sondern *kuti aus
*kauti, vgl. Ut. kduju, kduti ,schlagen, schmieden', ahd. houwan
(lat. eädere, Ut kügis ,ein großer Hammer' u. s. w.).
Weiter: Nom. Sg. der ü- Stämme wie aksl. svekry, ai,
svasrüä ,Schwiegermutter', vgl. gr. id^-vg ,Richtung'. So war auch
im Slav. *kry ,Bluf vorhanden (slov. auch noch kri, ap. Ary,
Kaiina, Hist j§z. polsk. S. 230, jetzt krew), sonst ist aber der
Akk. an die Stelle des Nom. getreten: aksl. krbvt. Das -y aus
'ü8 liegt nach Zubat^ (Afsl. Phil. 25, S. 355—365) auch in dem
Suffixe -yiM vor, das als -y-ii» zu deuten wäre : ksl. hogyAi ,Göttin'.
Nom. Akk. Vok. Du. der u-Stämme: aksl. «yny, lit sünu
aus *8Ünü, ai sünü.
Das lange ü konnte sich aber in einer bestimmten Zeit erst
auf slav. Boden entwickeln und zwar durch Ersatzdehnung, indem
ein n ausfiel. So bemerken wir es zunächst in der Lautgruppe
«ft + Kons., z. B. aksl. lyko ,Ba8f, b. lykOj s. llk m. ,Bast^, Ut
lünkasy preuß. lunkan dass. ; aksl. vyknqti ,gewohnt werden', b.
vyknouti, Ut jufikUu ^ch werde gewohnf , vgl. got bi-uhts ,ge*
wohnte, s. vlknuti (sclknuti), nä-viknuti (Dani£iö, Akcenti u glag.
S. 34, bez. 80). Ebenfalls im Auslaute bei -uns: Akk. PI. der
M-Stämme, wo ans -uns zunächst ein Hs entstand, aksl. syny aus
*8ünuns, Ut sunus, dangüs, got sununs, lat manüs.
Auslautendes -n und -8 gab dem vorhergehenden ö und o-
Laute eine dumpfe Färbung, so daß es zu a, bez. u wurde. So
führte auslautendes -ön zu -m, -y z. B. Nom. Sg. katny ,Stein^
aus *kamön, vgl. gr. mfnav , Amboß, Donnerkeil'. Über da»
urspr. -tn des Gen. PI. der a- und o- Stämme siehe bei den
Ni^en.
Ebenso wurde auch im Akk. PI. der männUchen o-Stämme
108
-ans zu uns, n fiel aus und u wurde gedehnt, so daß -ilSj dann
-y entstand: roky zu rot» ,Termin*. Bevor jedoch die Ver-
dumpfung eintrat, lautete hier -Jons zu -Jens um; dieses führte
zu j^ : kraj^, mqz^. Ebenso auch im Nom. Sg. des Part Piüs.
i>^y gegen znajq aus *ved(m(t)9, znaj(m(f^. Es ist nur das 8
dafür verantwortlich zu machen, daß sich hier nicht ein Nasal
entwickelte: Nasal + 8 war also etwas ungewöhnliches (anders
jedoch der Aor. p^, der als |>^-9» aufzufassen ist). Dagegen
führte -ant zu q^ z. B. 3. P. Fl. des starken Aor. aksl. vedq ,sie
führten^
Wir haben schon einige Kasusformen, die vielleicht mit Hilfe
der hier berührten EHgentümlichkeit erklärt werden können, S. 53
erwähnt. Es ist der Gen. Sg., Nom. Akk. PI. der a- Stämme
aksl. ryby u. s. w. Ein solches y scheint in den Pronominal-
formen Nom. Akk. PI. vy ,vos' und Akk. PI. ny ,nos^ mit dem
durch Yerquickung aus einem älteren *ine entstandenen Nom.
my vorzuliegen. Da ny und vy auch als Dative fungierten, so
muß man sie wohl auf das ursprachl. nds^ uSs, das ebenfalls als
Akk., Dat. und dazu noch als Gen. gebraucht wurde (ai. ne?^),
zurückftihren. Es kann nicht daran gedacht werden, den dativi-
schen Gebrauch des ny, vy durch den Einfluß des Akk. u. Dat
Dual, na, va (dieses auch als Nom.) zu erklären, da letztere
Eormen in dieser Funktion in anderen Sprachen gar nicht belegt
werden können« Viel wahrscheinlicher ist es dagegen, daß um-
gekehrt der dat Gebrauch des na, va (neben dem akkusativi-
schen) von dem dat Gebrauch des ny, vy, das eben auch als
Akk. vorkommt, beeinflußt worden ist In dem dat Gebrauch
des ny, vy werden wir demnach die Fortsetzung des ursprach-
liehen dat Gebrauches eines n8s, v9s ebenso sehen, wie sich ja
auch bei dem enklitischen Dat mi, ti, si im Slav. noch die geni-
tivische Funktion erhalten hat z. B. bratrh mi ,frater meus* (urspr.
moi, toi, mei, tei wurde als enklit Lok. Gen. imd Dat gebraucht).
Ein nös, vös müssen wir auch voraussetzen, wenn wir den Gen.
PL desselben Pronomens nash, vasb erklären wollen, nämlich aus
*nöS'8äm, ^vös-söm (vgl. BB. 29, 8. 218—219).
In allen diesen Fällen hätte ein -ös über -üs zu -y geführt
Ging aber ein weicher Konsonant vorher, lautete jös zu j^s um,
woraus dann ji geworden wäre z. B. westslav. drde.
Auch das uraprachliche -öis (-ots) im Auslaute scheint zu demselben
Besultate geführt zu haben wie -ds und zwar im Instr. PI. der o-Stämme.
10&
Es Bind hier zwei Fälle möglich: entweder ist in dem Langdiphthonge
das i geschwunden (also ehenso wie z. B. in aksl. tatt ,Dieh' gegen tajüi
,hehlen% tat ,geheim* ans («)<^'. ai. täyüf ,Dieb'), so daß ein -äs entstand^
welches nach dem früheren zu -üs und dann zu -y geführt .hätte : rol^^
nach weichen Konsonanten t: mqÜ, koAi^ poti. Diese Formen sprechen
allerdings nicht gegen unsere Annahme. Wie wir nämlich sehen werden,
muß die Terdumpfende Wirkung des « als sehr alt vorausgesetzt werden
und daher können wir hier nach dem früheren keinen Umlaut des jöi zu fia
(iiAnn ji) erwarten, da derselbe jünger war. Etwas anderes haben wir
im Gen. Sg. der a-Stimme, bei denen das -öi erst später aus -m entstand.
Nimmt man an, daß das i nicht ausgefallen ist, so muß auch daran fest-
gehalten werden, daß die Verdumpfung infolge des $ frühzeitig wirkte
und zwar bevor noch die Verkürzung des Langdiphthonges eintrat (ein
ojf« hätte selbst auch bei der Verdumpfung zu tijpr, -u«, -» geführt, ohne
Verdumpfung zu -i) und bevor der Umlaut fo—je wirkte. Daß übrigens
dieser Umlaut jünger ist als die Verdumpfung, beweisen die Nominative
fn<{&, korib, die ebenso auf ein -Jos (dann jus) zurückgehen wie rokt^j ^»
u. s. w.; sonst müßten sie *mql«, *koiUs lauten (durch Umlaut aus *kon'
J09 u. s. w.). Nur bei -oiw ist die Verdumpfung erst später eingetreten,,
nachdem -Jims zu J9ii8 (woraus dann J{) geworden war, vgl. den Akk. PL
der männlichen o-Stämme und den Nom. Sg. m. des Part. Präs. akt»
(vtdy gegen bij^. Das -im in "Oru scheint überhaupt auf das o längere
Zeit hindurch konservierend gewirkt zu haben, denn es widerstand auch
der Nasalierung: aus *rokoni ist kein *rokq geworden zu jener Zeit, als
ein "vedoMt zu vedq führte (3. PI. Aor.). Sicher scheint es ferner, daß
das 8 längere Zeit hindurch diese verdumpfende Wirkung ausübte (abge-
sehen von -oti«, das eben erwähnt wurde und wo sich dieselbe erst später
intensiver bemerkbar machte), weil wir sie auch bei dem Gen. 8g. der
o-Stämme annehmen müssen. Nun ist aber hier ursprünglich ein -S«
gewesen, dieses wurde zu -m und dann erst infolge der immer noch ver-
dumpfenden Wirkung des « zu -ü«, -y. So würde der Nom. rokt aus
^rokos (durch *rokfiM) den Reflex der ältesten Phase dieser Verdumpfung
(wo es noch keinen Umlaut jo—Je gab, daher auch tnqit, kont, aber kein
*y/iq&, *kone)^ dagegen die Genetive aksl. u. s. w. ryht/^ westslav. aruss.
duii jenen der jüngsten Phase derselben bezeichnen, da es hier schon
auch einen Umlaut Jö zu ji gab : westslav. duH. Es müßte also ange-
nommen werden, daß öjls frühzeitig zu üis geworden ist, woraus dann -üt
und aus diesem -y entstanden wäre. Vgl. auch BB. 29, 8. 219 Anm. 2.
, Es braucht nicht erst hervorgehoben zu werden, daß die erste Erklärung
! auf eine größere Wahrscheinlichkeit Anspruch erheben kann, aber die
hier entwickelten zeitlichen Verhältnisse der betreffenden lautlichen Pro-
zesse bleiben dadurch unberührt.
Auch bei entlehnten Worten wurde nicht selten ü zu y,
wobei es sich offenbar um sehr alte Lehnwörter handelt, z. B.
aksL chyzb, chyzina, chyza ,Haus^ aus dem Germ.: got. hüs z. B.
in gud'hus ,Gotte8hau8* (zu yiev&eiv); aksl. tym ,Mauer', b. tyn
110
^eingezäunter OrtS zd4yni ,Wehi:^, anord. tan, ahd. zun ,ZaunS
air. dün ,Burg*, gall. dünum (z. B. Augusto-dünum u. s. w.). Das
t spricht dafür, daß das Wort aus dem Germ, entlehnt wurde.
Da hauptsächlich im Got das ö fast als ü klang, so begreifen
wir Entlehnungen wie aksl. myto ,Lohn*, mytar't ,publicanusS got
möta ,ZollS das ahd. müta ,Maut, ZoU^ kann nicht mehr in Be-
tracht kommen. Fremdes ö und o wurde überhaupt mitunter als
ü (if) gehört: vgl. auch Jakyn, Jakin gegen Ancona, Hierher
gehören auch einige Worte, die im Slav. ein % haben (vgl. S. 28).
Eine Anzahl von Worten aus dem Genn. geriet in die
Dekhnation der ü-Stämme: aksl. crtJcy ,KircheS ahd. chirihha,
and. kyrkja, aus ycvQiy^i] (y,vQi%6g gegenüber Tivgia^og ist aus
Papyri und Inschriften belegt, Liter. Centralbl. 1904, S. 736);
bukt/, bukbve ,BuchstabeS im PL ,Schrift, Buch', vgl. got böka im
Sg. jBuchstabeS im PI. ,Schrift, Buch, Brief, ahd. buohha ,Buche*,
buoh ,Buch*, vgl. lat. fdffus, gr. dor. (päyog ,Eiche'; aksl. chorqgf/
,Pahne*, got hrunga (hrugga geschrieben) ,Stange'; ksl. opany, b.
pdnev, ahd. pfanna; b. kanev (setzt auch ein *k(>ny voraus), ahd.
channa u. s. w. Auch diese Entlehnungen müssen sehr alt sein
und aus einer Zeit herrühren, in welcher im Germ, im Auslaut
noch ein ö war (auch bei gestoßener Intonation). Fremdes ö
wurde eng ausgesprochen, führte zu ü und das ergab ein y (vgl.
auch bei den ü-Stämmen in der Stammbildungslehre). Damit
ist aber nicht gesagt, daß alle Worte mit dieser Endung gleich
alt sein müßten: es handelte sich ursprünglich nur um einige
Vorbilder, an die sich auch spätere Entlehnungen anschließen
konnten. So haben wir im Slav. das schon erwähnte buky: die
Endung ist alt, aber im Stamme steht dem germ. 6 ein u, nicht
mehr ein y gegenüber (wie in myto u. s, w.); ebenso auch z. B.
in r. u. s. w. duma, got ddms ,Urteil, Erkenntnis^ Das sind
offenbar jüngere Entlehnungen.
Wie ein b durch Dehnung auf slav. Boden zu % geworden
ist, so führte ^ auf dieselbe Weise zu y. So in den Iterativen,
z. B. dychati zu dr»chn(j^i ,atmen, blasen'; nadymati ,aufblasen'
zu d^mq ,wehen, blasen'. Ebenso auch in aksl. rydaii, rydajq
•^ch wehklage', lit raudä ,Wehklage', ai. rudaU ,er jammert,
weint', lat rudo, ahd. riozan ,klagen, weinen'; rygctti 8^, rygajq
,rülpsen, brechen', vgl. lat e-rugo, gr. e-gevyofiai 4ch breche mich,
speie aus', lit rügiu und raugiü, raükti ,rülpsen', ahd. ü-ruchen
,wiederkäuen'.
111
Ebenso yot j: Nom. Akk. Sg. m. der bestimmten Adjektiva:
dobryj aus dcbrhj und dieses aus dobrz-i,
Umlaut des y zu i. Wie ^ nach weichen Kons, zu t,
so ist auch das zunächst verwandte y nach denselben Kons, zu i
geworden. Wir haben schon oben S. 28 u. 109 den Instr. tnqzi, koni,
pol'i u. 8. w. gegen roky, mesty angeführt Weiter gehört hierher
aksl. Uli ,nähen' aus ^iyti, *8iiUi; aksl. plinqti ,8puere* aus
^pljyfkfti. Auch einige Fälle, die wir bei i (S. 28) erwähnt
haben, gehören hierher.
Neben dem erwähnten plinqti kommt auch jdjunqti vor.
Wie ist es nun zu erklären? Wir haben schon oben S. 104 er-
wähnt, das nicht jedes ü im Slav. zu y wird. Es handelt sich
zunächst um aksl. fucha jusculum', b. ßeha, s. juha ,Suppe', russ.
udid, lit jüsze ,schlechte Suppe', preuB. juse ,FleischbrüheS lat.
jus, gr. Kvfirif ai. yüsa yBrühe'. Das slav. u geht hier auf ein
langes ü zurück, womit auch die Akzentverhältnisse überein-
stimmen. Es hat hier also das ; den Übergang zu y aufgehalten,
was nur dadurch verständlich wird, daß die Aussprache jy schon
damals gewisse Schwierigkeiten verursacht hat. Dieser Übergang
hat demnach nicht überall stattgefunden, sondern beschränkte
sich nur auf gewisse Fälle, namentUch solche, wo es sich um
einen Systemzwang handelte, wie z. B. *k(yAy, weil roky. Sonst
sehen wir, daß dieser Übergang nicht selten unterbleibt, oder das
beide Formen neben einander vorkommen. So z. B. bei aksl.
pljujq, pVwati ,spuere^ Auszugehen ist von («)/>|ü-j(0; vgl. gr.
fgrvw aus ^{sjpjüjö, Isitspuo, lit spiduju, spiAviau, spiäuti ,speien'
mit abweichendem Yokalismus. Daß im Slav. von piü auszu-
gehen ist, zeigt uns klar der Inf., aus *piüräii entstand nämlich
^pXM'Uaii, das zu *pjhV(iUi, pl'wati (vgl. 9vekry, svekrbve) führte.
Dem Pras. sollte *pi(l, "*piy, *pii und schließlich pVi zu Grunde
liegen, statt dessen kann im Aksl. pVujq u. s. w. belegt werden,
z. B. pljudchq (Imperf. im Assem. Marc. 15. 19), ebenso im Ab.,
auch im P. pluje u. s. w., d. h. es kam nicht zu *jy, sondern es
bUeb das ja bestehen. Dameben kommt aber doch auch im
AkA. jdinqti, das ein *pljynqti voraussetzt, ^eben pZ/Mitq^f Tttvevv
vor und zwar ist es in den aksl. Denkmälern zahlreicher ver-
treten, ebenso wie auch plinovenije ,8putum'.
Geblieben ist auch das jü in aksl. kl'ujqf kl'wali ,picken',
ebenso ab. kl'uju, Hvati, das so zu beurteilen ist, wie pVtfvati,
vgl. lit kliiti ,anhaken, hängend Das lange ü kommt noch zum
112
Vorschein in aksl. Idjum ,SchnabeI' und kljudt ^Schlüssel', b. HU,
8. Ujüd, kljüda, cak. klßid, Idjüdä, slov. klßid, kljüda, vgl. ahd.
Miuning ,Sperling^. Weiter in aksl. iujq, (aböhm. zuju), zwabi
,kauenS ahd. chiuwan\ beachte aber audi S. 107.
Das urspr. lange ü sehen wir auch noch in aksl. rwiXti
,reißen, evellere' aus *rü-^i, *ru^ati; es ist wohl identisch mit
rtfti, ryjq ,graben^, wo das lange ü ebenfalls noch vorliegt, lit
rduju, rduti ausreißen, raufen' mit einer anderen Vokalstufe (vgl.
oben 8. 105). Zu rzvati war urslav. das Präsens ryjq, das aber
später auch bei rt^i entstand (S. 106), daher mußte f^fXiti, das
hinsichtlich der Bedeutung differenziert wurde, ein neues be-
kommen. Durch den engen Anschluß an den Inf. entstand r^vq,
im Ab. nach den anderen hierher gehörigen Verben ein ruju,
rujes u. s. w.
Veränderungen des y auf slav. Boden. Wie schon
erwähnt, hat sich das y nur im R und F., in gewissen Fällen
auch im Sorb. (abgesehen von einigen lokalen Dialekten) erhalten;
sonst ging es in t über. Das ist der allgemeine Wandel des y
auf slav. Boden. Wenn heutzutage im B. noch ein y geschrieben
wird, so ist es nur eine graph. Tradition, die im Prinzipe auf
Hus zurückgeht. Hinsichtlich des Sorb. ist zu bemerken: Nach
k, g (OS. h) und os. auch nach ch haben wir für y ein i: gibaä,
wjäiki (vgl. auch poln. kicha6 gegen chybiß); nach Labialen in
den westniedersorb. Dial. auch u: mudÜ, hupiä (» vypiti) ,aus-
trinken', umdra ,Fischotter', b. vydra. Schon im Aksl. bemerken
vrir, daß nach r, namentlich wenn die nächste Silbe weich ist,
aus y ein % wird (S. 28). Vgl. auch b. tisfc gegen poln. tysiqc.
Die breitere Aussprache, die das y annahm, brachte es mit
sich, daß es auch in e übergehen konnte, so in einigen b. Dia-
lekten, insbesondere in Mähren: sen aus syn ,Sohn'; bd aus byl
,er war*; sir aus syr ,Kä8e'; dobri aus dobry ,der gute*. Spuren
dieser dialekt. Eigentümlichkeiten finden wir schon in den ab.
Denkmälern, z. B. ten ji$tS krdl für ten jisty krdl ,der gewisse
König' (Gebauer, I S. 283).
Mit den mähr. Dial. berührt sich zunächst auch das benach-
barte P., wo wir finden: bokatfr, cztery »vier', pasUrz ,Hirf, sir
,KäseS aber auch das sekundäre, aus i entstandene y wird zu e:
sziroki ,breif (ap. auch noch szyroki), dial. auch in Mähren
ierokS, ebenso im Sorb. Seroki, b^ ,Breite'; sieroia , Waise*, ap.
sirota, wo das t jedoch nicht weich blieb.
113
Das / greift mitunter über sein ursprüngliches Gebiet hioaus. So
wie wir im B. dialektisch mlnar für mlynär ,Müller finden (Gebauer I,
S. 286)f bemerken wir etwas analoges auch in den aksl. Denkmälern bei
dem Verbum »lyiaii «hören*, das so häufig als Mhiati geschrieben wird,
daß hier nicht an einen bloßen Schreibfehler gedacht werden kann (vgl.
Verf. Aksl. Gramm. S. 60).
Merkwürdig ist der Übergang des .y im B. in aj, woraus
dann (wie aus dem ursprünglichen aj) durch regressiven Umlaut
ej geworden ist 6 e bau er vermutete hier den Beflex eines Pro-
zesses, den wir im Deutschen bemerken. Seit dem XII.* Jhd.
geht nämlich das t im baierischen Dialekte in ei über, so daß
diese Diphthongierung im XII. Jhd. hier schon vorhanden ist
Grieichzeitig ist der Diphthong ei in ai übergegangen, sodaß die
beiden Diphthonge zwar nicht zusammengefallen sind, aber laut-
lich einander doch nahe standen (vgl. Paul, Mhd. 6r. 2. Aufl.
S. 42). Im XIII. Jhd. dringt dieser Prozeß auch im österreichi-
schen Dialekte durch, im XIV. Jhd. herrschte ei in diesem Ge-
biete durchaus, von hier hat es sich über Böhmen und Ostfranken
weiter verbreitet (Weinhold, Mhd. Gr. 2. Aufl. § 106 und 108,
Kl. mhd. Gr. 2. Aufl. § 38). Die 3 ältesten Belege für den
Übergang des y in aj finden wir in ab. Hss. aus dem XIV. Jhd.
z. B. vayducz » vajdüc aus üjfdüc (vyjdüc). Chronologisch wäre
also eine Beeinflussung seitens des Deutschen möglich und man
kann um so eher daran denken, als im B. nur das ^ von diesem
Prozesse ergriffen wurde, nicht aber das { (damals waren die
beiden Laute in der Aussprache noch geschieden).^ Nun mußte
offenbar das deutsche t dem b. // näher liegen als dem {, denn
in den deutschen Worten ntt, nigen, grU, tiben, tim, tick,
schrtben, tfiben, din u. s^w. mußte vom Standpunkte der b. Aus-
sprache das deutsche t als ein böhm. ,y aufgefaßt werden. Aller-
dings fanden wir in gewissen ab. Hss. schon seit der Mitte des
XIV. Jhd. auch nach c, s u. s. w. ein y statt i, aber das war
zunächst nur eine dialektische EligentümUchkeit, die sich nicht
auf das ganze b. Sprachgebiet erstreckte. Allgemein war hier
damals nach diesen Lauten noch ein i (vgl. S. 30). Auch der
Übergang des ^ in aj war zunächst Dialektisch. Neben ihm be-
stand immer noch das y und behauptete sich bis in die Gegen-
wart in der Schriftsprache. Es würde auch nahe liegen, das aj
der b. Hss. einfach als eine graphische Ungenauigkeit aufeuüetssen.
Man schrieb noch aj, sprach aber schon ej aus, eine Ansicht, für
die früher auch Verf. eintrat Es ist mir aber jetzt wahrschein-
VftBdrfck, Vgl. daT. Gimma. 1. 8
114
lieber, daß es wirklich zunächst zu einem auch lautlich berech-
tigten aj kam.
Die nasalierten Yokale ^ und q.
Sprachgeschich tliches. Man hat erst später erkannt, daß das
Akal. Nasallaute enthielt und zwar kam zu dieser Erkenntnis mit aus-
schließlicher Berücksichtigung des Poln. zuerst Vostokov imJ. 1820.
DobroYsk^ las sie nach r. Art und so finden wir es noch in seinen
berühmten »Institutiones linguae slavioae dialecti veteris« (1822), wo <i
als u und ^ als ja figuriert. Kopitar war noch im J. 1836, als er seinen
»Glagolita Clozianus« herausgab, nicht frei von allen Zweifeln und hätte
lieber nach neuslov. Art (\ als 6 und ^ als • aufgefaßt: discrimen litera-
rum c{ et ^ (similiumne Polonorum <{ et ^, an potius Camiolorum 6 et e?)
primus indicasset (p. XII, vgl. auch p. XXIX, 8. 48, 49 — 50). Die Zweifel
Kopitars fanden mehr als es wünschenswert war einen fruchtbaren Boden.
Erst Miklosich machte im J.1852 (Vgl. Lautlehre der slav. 8pr. S.52ff.)
denselben ein Ende. Er berief sich insbesondere auf die Art und Weise,
wie griechische Worte im Aksl. und andererseits aksl. Worte im Griech.
transskribiert werden, woraus eben die Existenz der Nasallaute im Aksl.
ohne weiters nachgewiesen wird. So ist z. B. (Uk^z, » Sexifißgiog,
p^tikotib = 3tsvT€xo{n4, k^in^ s loyyivog; umgekehrt in der Tita Clem.
oq>9rTd3tXijxtog »> Sv^tophkb. Auf die slav. Ijohnwörter im Magyarischen,
Bumänischen u. s. w. kann man sich nicht berufen, wie es Miklosich tat,
weil es sich nicht beweisen läßt, daß diese Worte nur aus dem Aksl.
entlehnt worden wären. Beweist man ferner, daß das Altbulg. überhaupt
Nasale hatte, so gilt es auch fürs AltksL, das als ein bulg. Dialekt auf-
gefaßt werden muß. Nun findet man wirklich bulg. Worte in griech.
Urkunden mit dem Nasal, z. B. aowdlaoxoy, aowdiaaxov « *8c^ka in
einer Urkunde aus dem J. 1020. Dazu kommt noch, daß sich heutzutage
Spuren der Nasale in einzelnen maced. Dial. vorfinden, was seit der Beise
des GrigoroviS 1844—45 bekannt geworden ist. Miklosich hat freilich
das ursprüngliche Yorhandensein der Nasale nur fürs Südslav. und P.
(desgl. Kaiub. und Polab.) zugegeben, während die anderen slav. Sprachen
nach ihm nie Nasale gehabt hätten. Allein man hat nun nachgewiesen,
daß sie einst auch im B. und B. vorhanden waren. So macht Sobo-
levskij geltend, daß zwar in der Mitte des XI. Jhd. im Huss. schon
keine Nasale mehr vorhanden waren, wohl aber früher, als Berührungen
der Bussen mit Skandinaviens Bewohnern, den Varengern, stattfanden
und als einzelne Ausdrücke aus dem Skandinavischen entlehnt wurden,
wie varjagh = altskand. varingrj griech. ßdgayyos; kdbjagt = altskand.
kylfingr, gr. xo6Xjttyyog; Sudb (Bezeichnung des Landungsplatzes in Kon-
stantinopel, To 2%8v6v, das Goldene Hom) a altskand. sund; jabeUnikh
vgL altskand. ämhüi (Dienst). Wenn es in der r. Sprache, als die Be-
ziehungen zwischen den Bussen und den Skandinaviern begannen, keine
Nasale gegeben hätte, so hätten wir im B. kein varjag^ (aus rar^).
115
Smd9 (aus Sqd9\ sondern varmg^, Sund» u. dgl. Diese Yoraussetzang
-findet auch ihre Best&tigang, wenn wir die griech., lat. und deutsche
Bezeichnung der Magyaren mit der russischen vergleichen: gr. c^oqoi,
-oSyyQoi, lat. ungarij hungari^ deutsch ungam und r. ugre (Sg. ugrinb). Die
T. Bezeichnung für den Kamen der Ungarn konnte in der r. Sprache bei-
läufig zu Anfang des IX. Jhd. auftauchen, als die r. Slaven zum ersten
Mal mit den Magyaren in Berührung kamen. Augenscheinlich haben
damals im B. noch Nasale existiert und das Wort lautete qgre. Im B.
wurde also erst aus einem altruss. c^e das spätere ugre und aus var^
dann varjagi. Hinsichtlich des B. muß auf den lat. Namen VenetüauM
Terwiesen werden; er setzt den Beflex eines ursprünglichen Nasals im
heutigen Worte Vdelav , Wenzel' Toraus. Weiter machte Gebauer
(I S. 44) auf den b. Flufinamen Ckub, deutsch Kamh^ Chatnh aufmerk-
sam. Vom deutschen kamb kann man nur durch die Mittelstufe *kqjlh^
-ehqb' zu einem ehub kommen (bei Kosmas: ad medium fluminis ckub).
Man muß also annehmen, daß die Nasale schon urslav. sind,
vas sich übrigens auch aus der folgenden Darstellung ohne weiters
ergeben wird. Ihre ursprüngliche Geltung ergibt sich aus der
Pi:x)portion nesti : nasäi = b^sti : blqdüi (errare) = tr^i : trqsüi
«(erschüttern), woraus folgt, daß ^ ein nasaliertes e und q ein
nasaliertes o ist Bei der Transskription dieses Lautes nach p.
Art durch q darf man also nicht etwa an ein nasaliertes a denken.
Die Frage, unter welchen Bedingungen sich Nasale im Slav.
entwickelt haben und unter welchen nicht, bildet eines der
schwierigsten Kapitel der slav. Lautlehre.
Man muß zunächst zwischen dem Inlaut imd Auslaut unter-
scheiden.
Inlaut. Hier sind nun verschiedene Gruppen zu berück-
sichtigen.
Hinsichtlich des tautos}'ll. -tn-, im, -un-, -um erschien recht
plausibel die Ansicht des Lorentz (Afsl. PL 18, S. 95), nach
welcher urspriinghches in, an im Slav. durch i, y vertreten sei,
während ihm im Ldt gestoßen betontes \n, ün entspreche, dagegen
An, ün durch ^, q, wogegen im lit ihm schleifend betontes iü,
ufi zur Seite stehe. Das lasse sich lautphysiologisch dadurch er-
klaren, daß die kurzen »- und u-Laute im Urslav. offen gesprochen
wurden (i nähert sich dem e, ü dem o), die langen dagegen ge-
schlossen. In neuerer Zeit wurde aber die schon früher ausge-
sprochene Ansicht wieder aufgenommen, nach welcher in, un
überhaupt nicht zu einem Nasal führe (Pedersen in Materyafy
i prace T. I Hft. 2. 1903, 8. 165—171 und KZ. 38, S. 323).
Man wird auch tatsächlich die Hypothese des Lorentz kaum ver-
8^
U6
teidigeii können. Zunächst haben wir oben S. 13 bemerkt, da&
im allgemeinen die slav. kurzen Vokale geschlossen, die langen
dagegen offen ausgesprochen wurden, also gerade umgekehrt als
es L. annimmt. Femer kommt in Betracht: die Nasale mußten
sich im Urslav., nicht im Urbalt-slav. entwickelt haben. Nun ist
aber die schleifende Int bekanntlich schon im Urslav. fallend
gewesen (vgl. r. vdrom, s. vräti, b. vran, lit. vafnas), d. h. es
wurde in in, un das i und u im Gegensatze zu n hervorgehoben
und da ist es nicht recht wahrscheinlich, daß sich unter solchen
Bedingungen Nasale hätten entwickeln können. Wir würden
gerade umgekehrt erwarten, daß sich der Nasal bei gestoßener
Intonation aus in, un entwickelt hätte, weil hier das n hervor-
gehoben wurde (vgl. Verf. BB. 29, S. 201). Doch haben wir
Beispiele, in denen ein gestoßen betontes in zu i wurde: aksl.
isto — istese ,testiculu8', PL ,renes*, lit inkstas ,Niere, testiculus*^
preuß. inxcze ,NiereS aisl. eista (vgl. oben S. 26); r. gnida, p.
gnida, b. hnida ,Niß^, lit glinda ,Niß' aus *gninda, let gntda
(aus *gninda); aksl. zUa jAder', r. züa, s. züa, b. züa, aus halt*
slav. ^gtnsla, *ginla, lit g(da, g^sla, dial. glnsla (Mikkola BB.
22, S. 245); slav. viänja ,Kir8chbaum^, s. vtänja nach Mikkola
1. c. S. 247 aus ^vink'sniä, lit vikszna für ^vlnhnä (*vingsnä}
.ulmus campestris^ Im B. allerdings vihU; wir würden *vi^ne
erwarten.
Wenn also ein gestoßenes in ein i ergab, um so mehr mußte-
nach dem früheren ein geschleiftes dazu führen. Man kann be-
züglich des Verhältnisses der slav. Tonqualitäten zu den lit ver-
schiedener Ansicht sein und das eine oder das andere für das
uraprünglichere, ältere, halten, aber darauf kommt es hier nicht
au. Die Hauptsache ist, daß die slav. schleifende Int fallend
und die gestoßene steigend war. Diese Tonqualitäten waren nun
gewiß älter als die Nasale im Slav.; bei einzelnen Fällen können
wir es wenigstens genau beobachten, wie sie sich verhältnismäßig
erst spät im Urslav. entwickelt haben, wo also die spezifisch slav.
Int. schon längst ausgeprägt waren.
Wir kommen also zum Schluß, daß aus in, im, mochte es
wie immer beschaffen sein, kein Nasal, sondern ein i entstanden
ist. Offenbar fiel n, m aus und der t'-Laut wurde dafür, wo er
kurz war, zu i gedehnt (vgl. auch lit gysla aus *gtnsla), wobei
die Int wahrscheinlich immer zu einer gestoßenen vnirde (ein-
fach langer Vokal!), was dafür spricht, daß zunächst das i vor
117
fi, m Terkürzt worden war. Was die prinzipielle Frage dieser
Ersatzdehnung anbelangt, so müssen wir woÜ daraa festhalten,
denn wir haben Fälle, wo sie ziemlich klar zu Tage tritt, wie
z. ß. in aksL pominqti ,gedenken' aus *pamen'nqti, später auch
pom^nqH, da das n unter dem Einflüsse von mbnüi, mSnüi, minati
Ton neuem eindrang; aksl. tent ,Schatten' aus *temnh zu tbtna
aus ^tiiimä jFinstemis*, vgl. lit usz-temis , Verfinsterung* (hinsicht-
lich der Bedeutung vgl. auch gr. ascoVo^* und d. ,Schatten'); auch
im aksl. zasnqti ,8ich entsetzen' scheint ein Nasal (aus *gen8, *gS8,
zas) ausgefallen zu sein; es läßt sich aber weder got us-geisnan
,sich entsetzen, staunen' damit recht vergleichen (ein ei spricht
nicht für einen Verlust des n), noch das lit -gqsti (z. B. nu-si-
gqdü, nU'Si-gandaü, nu-si-gqsti 4n Schrecken geraten, erschrecken').
Man kann nur einigemal bemerken, daß vor s der Nasal nicht
in allen Fällen leicht aufkam: so behauptete sich -ans im Akk.
PL der o-Stämme lange hindurch, während -ont in der 3. P. PI.
des starken Aor. schon zu -q (vedq) geführt hatte. Eine Dehnung
zeigt auch aksl. phu^^zt ,Greldstück' aus dem Germ. : ahd. pfenning,
aisl. jpenningr. Das berechtigt uns, sonst auch bei den Nasalen
mit Ersatzdehnungen zu operieren. Wir können sie übrigens hier
auch in anderen Sprachen bemerken.
Es gibt allerdings auch Fälle, in denen ein in- zu einem
Nasal — zu ^ — führte, wenn sie auch spezifisch geartet sind.
Es handelt sich um die 3.P. PI. aksL vid^ (urslav. *vid^ib) und
ckval^ (ursl. *chi>al^t) und um das entsprechende Pari Präs.
aksL vid^, vid^a und ckval^, ehval^Ha. Wie aus vidp-äi, vidUmb,
chvcdiäi, chvalitm, chvcditi u. s. w. ersichtlich ist, müssen mr hier
.von einem i ausgehen; die urspr. Formen waren also *v%dfntb,
*divalinthy vldin(t)8j chvalln(t)8, Gen, Sg. *vidintjö, *chvaUntjö.
Aus den Ersatzdehnungen haben wir oben geschlossen, daß das
i vor n (m) verkürzt wurde, wonach hier ein *vidifUh, *cht>aUnth,
*vidin(t)8, *divaRn(t)s, Gen. *vldifUja, *chvaUntja entstand. Nmi
sollte nach unserer Regel das n ausfallen und eine Ersatzdehnung
des t zu 9 eintreten. Das ist aber nicht geschehen. Diese For-
men befanden sich alle unter dem Einflüsse eines Systemzwanges;
hätten sie das n verloren, so wären sie aus dem Bahmen einer
so bedeutenden Majorität von Fällen herausgetreten. Unter dem
Einflüsse eben dieser Formen behielten sie ihr n, bis das % im t
wurde und ein wi ergab dann regelrecht ein ^. Auf diese Weise
kommen wir zu denselben Partizipialformen, die auch das Litauische
118
aufweist: turfs, Gen. turinczo, vgl. degqs, digcmczo, doch stimmt
hier der kurze Vokal zum Präsens, das auch ein % aufweist
Unsere Fonnen wurden bis jetzt verschiedenartig erklärt. Lorentz
meinte, in den obliquen Kasas des Partizipiums wäre die Akzentuatioa
des Nom. Sg. angenommen worden, also der schleifende Ton; unter
diesem wäre -tiU zu 'int geworden. Wie im Gren. PL -5» zu -o»^ verkürzt
worden sei, so wäre es auch hier geschehen, also ehval&it-, chval^- aus
ehvaltfU'. Das ^ sei dann auch in den Nom. Sg. eingedrungen (Afsl. PhiL
18, S. 102—103), denn sonst hätte hier ein -ins wie auch -tiM (entsprechend
dem Lit.) zu t ffihren müssen (S. 100). Allein der Gen. PL kann auch
anders erklärt werden, außerdem handelt es sich bei ihm um den Aus-
laut, womit also das inlautende m(- des Part, nicht verglichen werden
kann. Mit einer derartigen Erklärung kommt man auch bei der 3. P.
PL oüf^a, ehvai^9 nicht aus. Die erstere Form stellte Beichelt nach
Bartholomae mit lat. vitUnt zusammen (BB. 27, S. 73), was absolut
unmöglich ist, denn das ganze Präsens setzt im Slav. ein t voraus und
so wird man für die 8. Pers. PL nichts anderes statuieren wollen, wenn
sie auch nicht lautgesetzlich ist. Es ist auch nicht wahrscheinlich,
da£ in ^ehvalitiU, *vidinU lautgesetzlich der Nasal geschwunden und
dann nachträglich unter dem Einflüsse von *fm^» u. s. w. wieder einge-
führt worden seL Es ist dies eine frühere Erklärung Brugmanns, die
nun auch Pedersen akzeptiert (Materyaij u. s. w. S. 167—168). Wenn
hier später der Nasal wieder eingeführt worden wäre (unter dem Ein-
iusse von *im^6, ^vsdefft u. s. w.), so würde die Form *v%dcfh oder
*vidf(^, *ehvah(tb oder *ehvalfc^b lauten.
Also nur dann, wenn sich in (In) unter einem Systemzwange
behauptete, bis es zu »n geworden ist, konnte daraus ein q ent-
stehen, falls es tautosyll. war. Sonst müssen wir es als eine all-
gemeine Eegel ansehen, daß in (In) ein&ch zu f^ aber zu keinem
Nasale führte.
Wir begreifen nun, warum in entlehnten Worten in im In-
laute zu ^ wurde, wie z. B. aksl. Jnn^ ,princeps', ahd. kuning,
lit kknigciB ,Priester, Pfarrer'. Damids ist schon aus i ein »•
geworden, oder das fremde i wurde offen ausgesprochen, führte
daher zu einem t und aus vn mußte ein ^ werden. Hierher ge-
hört noch aksL (^^a ,numusS got kintus ,Heller', vielleicht auch
aksl. J^o ,EindS ^« ,Leut6S germ. kinda, ahd. chind-, nur fällt
hier auf, daß k za c geworden ist, während wir in c^a, cnky
ein c haben. Das würde also für ein heimisches Wort eher
sprechen. Weiter aksl. pen^ ,Geldstück*, Bhd. phenning, preuß.
penningas; aksl. skbl^ ,numus', ahd. skiUing, got. skiUinga; aksl.
user^ ,inaurisS got ausan ,Ohr^ und hrigga ^Ring^, nhd. Ohr-
119
ring; aksl. vÜ^ ^eroa', anord. pikingr, bei Adam Bremensis
wiüiingi.
Unter solchen Umständen kann man aksL z^ati, z^dq (auch
z^diti^ z^tdq, z^düi) ^verlangen, dürsten' nicht von einem giüd-
ableiten, sondern nur von gend-, das auch im lit pct-sirgmdü,
-gedaü, ghU ysich sehnen, gelüsten' vorkommt Es ist demnach
die Erklärung des lit. gendü aus *gindu (unter dem Einflüsse
▼on refikü zu rinkaü) kaum richtig, denn eine solche Änderung
müßte schon urbalt slav. sein. Allerdings scheint auch das aksl.
ztdati, üdq jwarten' und lit. geidiu, geisti ,begehren' hierher zu-
gehören, doch ist das Verhältnis noch nicht ganz klar. Pedersen
nimmt eine Altemation der Wurzel g^hed und g^heid an (Mate-
lyaly u. s. w. S. 167). Das aksl. z^iati könnte wegen b. zddati,
poln. zqda6, falls hier die gestoßene limge primär ist, auch auf
^ffodäti (9 mit heller Färbung) zurückgehen.
Auch in aksl. s^cnqti ,sickem, fließen, versiegen', dann infolge
des Abflusses ,austrocknen' kann ^ nur auf en (oder ^ wegen des
b. sdknouti, p. siqknqS, doch auch 8i^cnq6) zurückgehen, lit senkk,
sikti ,fallen, sich senken' (nur vom Wasserstand), nu-aHeti ,ab-
fließen, versiegen, trocken werden', aeklüs ,seichf , lat sentina (aus
*8enctina) ,das in den Schiffsraum gesickerte Wasser', got sigqan
^sinken, untergehen', le. dagegen iiku (aus ^sinku), sikt ,ver8iegen',
aber noch sekls ,seichf . Auch hier scheint ai. riücdti ,er gießt
aus', aksl. stcaii ,mingere', ahd. ^gan ,tröpfelnd fließen, sich
senken' verwandt zu sein, so daß wir hier dasselbe Verhältnis
hätten wie oben. Daß im Urslav. einmal ein senk vorlag, dafür
spricht die Ablautsstufe isqditi (aus izsqditi) ,trocken machen'
(z. B. Supr. 395. 10) ,Metall schmelzen' und aksl. sqäUo ,Schmelz-
ofen'. Auch pre^ ,spinne' kann nur von prend lit sprindis
,Spanne' (^indziu) oder prxj^d abgeleitet werden.
Wie in, im wurde auch tautosyll. un, um behandelt: «
wurde event gekürzt, es fiel n, m aus, u wurde zu ü gedehnt
und ergab dann y. So aksl. Igko ,Ba8f , b. l^kOj s. Ük, lit. lunhis,
preuß. lunkan ,Bast'; aksl. vyknqti ,ge wohnt werden', b. vyknouti
(wir erwarten v]gknouti\ r. v^knutt,s. vlknuti, wtknuti, ncMfiknuti
(Daniöii^ Akcenti u glag. S. 34, bez. 80), lit jünkstu ,ich werde
gewohnf , junktas ,gewohnf , vgl. got bi-ukts ,gewohnf .
Erst in späterer Zeit, als n zu ^ vmxde oder vielmehr zum
großen Teile schon geworden war, da führte ein tautosyll. ^n in
Fremdworten zu q: aksl. qgrim, vqgriw ,Ungarus*. Mit dem
120
Volke der Ungarn wurden die Slaven im IX. Jhd. nachdrück-
licher bekannt.
Auch hier muß die Ansicht, daß ein geschleiftes ufi zu q
geführt hätte, aufgegeben werden. Aksl. gqba ,SchwammS lit.
gumhas stellt Pedersen^ wohl mit Becht, zum germ. swamb und
leitet es von *8gf*h(mbhO'' oder sgybombho- ab (Materyaly S. 168 — 170).
Dazu auch lat fungm und gr. oqK>yyoq^ ajtoyyoq. Das lit Wort
würde allerdings die 71-Stufe (Schwundstufe) voraussetzen, während
b. houba, s. guba eine gestoßene Int. verraten, daher setzen sie,
wie er meint, mi *sgu&mho voraus. Es ist aber die Möglichkeit
vorhanden, ein slav. q mit steigender Int auch aus fri abzuleiten,
wodurch man also auch im Slav. zu derselben Ablautsstufe käme
wie im lit Über aksl. fu^da wird weiter unten gehandelt
Ein IS,, 1/1 führte zu ^ oder q, wenn es lang war; d^e Qualität
des Nasals war abhängig von der hellen oder dumpfen Klang-
farbe des % V'} die sich wohl sekundär entwickelt hatte und jeden-
falls zumeist von der Umgebung abhängig w^ar. War das yi, V'
kurz, führte es zu ^ oder e> wobei wieder die Klangfarbe maß-
gebend war (vgl. bei ^, V' und bei den Halbvokalen z, t). Hier-
her gehört aksl. tysqäta, tys^Ua ,tausend' aus *tH8'S^tjä. Daß
diesem Substantiv das Wort szto in seiner ursprünglichen Form
als *8ijito zu Grunde lag, wird weiter unten bei yi, 9 erklärt.
Desgleichen auch das q aus f in qdoh, qdoh ,vallisS qvozh ,val-
lis', (ftbkb ,WeberzetteP, dann sq aus sip> in aksl. sqlogh ,consor8
tori', 8q8ed^ jNachbar*, sqptrb ,adversarius*; im Inf. dqti aus *dfrUi
,blasen, wehen^, lit. dünUi, dumiü. Hier überall hatte das ^, v^
eine dumpfe Färbung, dagegen eine helle in aksl. p^ti ,spannen%
htpifUi, nchc^i ,anfangen*, U^i ,fluchen*, des^ ,der zehnte', pqstb
jFaust^ u. s. w. (siehe bei x^, yi).
Sonst entsteht im Inlaut in allen Fällen bei tautosyll. m, n
ein Nasal und zwar haben wir folgende urspr. Gruppen zu unter-
scheiden:
1) -an, am wurde zu q nachdem a zunächst zu 0 geworden
ist, z. B. aksl. qgh ,Winkel', lat angulus, arm. ankiun, angiun
dafis.; aksl. qgh ,Kohle*, lit. anglls, preuß. anglis, ai. aügara;
aksl. qchati ,riechen*, vgl. lat älum, alium ,wilder Knoblauch^,
{h)dläre, an(h)eläre (aus *an8lo), dazu auch noch gr. avepiog
,Wind', lat animus, got tts-anan ,ausatmen', ai. anüi ,er atmef ,
dagegen aksl. vo-nja ,odor'; qzikh ,eng*, lit. afiksztas aus anztas,
ansztas, got. aggwus ,eng' (*(ig9^^)} Icit angö, gr. ayxw 4ch
121
schnüre', ayx^ jiaheS ai. qhas ,EDge' und qhüs .eng'; aksl. *<}zh
Schlange', slov. vdz, p. wqz und aksl. qgorütb ,AaFy slov. 6ffor,
p. tvyorz, b. uhar, lit angi^ ^Schlange' und ungurjjs (aus angu-
rys)f preuß. angur(g)is ^al', lat. anguiüa ,AalS ai. dAi^ Schlange,
Drache'; aksl. gq9b ^Gans^ lit zqsis, lett. 2:088; ahd. ^an^^ lat
anser, aus ghans-; aksl. ^^ ^Winkel, Ecke' aus *kamptO', vgl.
lit kampas ^Ecke, Winkel, Gegend', gr. xoptni] ,Biegung', lat.
campus.
Auch in Lehnworten: aksl. chqdogh ,peritu8', got handugs
jweise'; aksl. vdtbqdz ,camelus', got tdbandus (aus dephatUus),
hier ist offenbar velb infolge der Volksetymologie (vdij ,groß') st.
*r»»., vItA' (Meillet, Etym. S. 110).
2) ein en, em wurde zu e^. Der e-Stufe steht hier häufig die
o-Stufe zur Seite: aksl. bl^dq, hl^i ,errare, nugari, scortari', lit.
bl^i ,dunkel werden', pryhUnde , Abenddämmerung', blandyti
,Augen niederschlagen', got blandan sik ,mi8ceri', blinds, ahd. blint,
dazu die o-Stufe aksl. blq|d^ ,error, lenocinium', blqdüi ,errare';
l^y l^i ,biegen', lit lefkkti, Isnkiü ,biegen', dazu Iqkb ,Bogen',
Iqka ,palus, sinus, Wiese', lit lanka , Wiese', }'lanka ,Einbieguug';
aksl. m^kh ,weich', lit minkyti ,kneten', minksztctö ,weich',
mankstyti ,erweichen' (zur W. men), dazu mqka, b. mouka ,Mehl';
m^f m^i ,turbare', lit. metUüris, meniüre ,Quirl, Bührstock', ai.
mdfUhati ,er rührt, drehf, dazu aksl. mqtb ,turba', mqtiti ,trüben';
aksL tr^, tr^i ,erschüttem', lat. tremo, gr. tgifiu), as. thrimman
'hüpfen', ai. traaati ,zittert', lit iriszu ,zittere', woraus wir ersehen,
daß einem slav. e, wie sonst auch nicht selten, ein i gegenüber-
steht (Hirt faßt es als sekundären Ablaut auf, Abi. S.126, S.588),
dazu auch ircfSh ,tremor, Erdbeben' ; das slav. tr^o- ist wohl durch
eine Verquickung aus einem tremo und tresOf die beide vorliegen,
entstanden; v^zq, v^zati ,binden', v^ziti ,haerere', lit vgzti vyiinoa
^Bundschuhe flechten', preuß. winam (vinzus) ,Hals', vgl. b. vaz
,das Genick, der Nacken', dazu aksl. vc^zh ,Band', qzh, vqzlz
?Knoten' u. s. w.; z^ «dilacero', W. §embh, dazu zqbh ,Zahn',
Ut iamba ,Maul', ahd. chamb ,gezähntes Werkzeug, Kamm', gr.
y6fiq>og ,Pflock, Nagel'. Vgl. noch aksl. j^ro ,Lieber', gr. Swega;
aksl m^o ,Fleisch' aus *men8o, bez. *mefn8o, got mimz, hierher
auch m^ra ,feine Haut', lat membrum, membrana (aus ^memsro-^,
dagegen ai. fnds neben mqsdm, dem ai. mds würde das lit. mim
entsprechen (in gewissen Fällen scheint der Nasal zwischen einem
langen Vokal und 8 geschwunden zu s^in); aksLp^^« aus *penktis
122
jfiinf, lit. penkl, got. ahd. fimf, ai. pdnca; pi^a ^erse^, preuß.
pentis ^acke^ lit. pintis, usz-peniis ,Sporn des Hahnes'; s^gq,
8^i ,ich reiche heran ; berühre', pri-s^ga ^Schwur^ zum ai. 8(9-
saiija, dameben ohne Nasal lit segu ^ch haftet ai. säjati ,er
haftet' (Brugmann, Kurze vgl. Gr. S. 515); aksl. sv^ ^eüig',
Ut szvefdas ,heiligS preuß. swints, got. hunsl , Opfer'; t^iva
^chordaS Ut. temptiva zu tempti, tempiü spannen, dehnen'; z^h
ygener', lit gentis , Verwandter, Gevatter';
3) Das on, om fährte zu q; mehrere Beispiele sind schon
angeführt worden. Vgl noch aksl. pqto ^Fessel' zu ptffiq, p^
^spannen', ht pinü, pirUi ,fiechten', got spinnan; aksl. rqka ,Hand',.
lit rankä zu Ut renkü, rifücti ^sammeln' ; aksl. h^hm ,tympanum',
lit. bambiti ,strepere', gr. ßofißdw.
4) ein Sm, in führte auch zu <j: aksl. Äkk. Sg. m^, t^ s^,
ai. tnämj tvdm (aus *fnStn)j preuß. mien, tien, sien, sin (ie, i =
geschlossenes S); aor. p^ aus *pin8b zu ptnq, p^i vgl. düb,
'bash (aus *böd8b) u. ai. atän, acäit, ddyaut.
Allerdings finden wir, daß einem ins ein e gegenübersteht,
da es sich aber sonst auch zeigt, ist es mögUch, daß es weiter
hinauf reicht; vgl. aksl. mis^ ,Monat', ai. mds ,Mond', lat mensisj
gr. firjVf got mSna, Ut menü; aksl. pisbH ,Sand', ai. pqsu$ ,Staub^
Sand'; vgl. auch das oben erwähnte aksl. m^o gegen ai. mas u.
märhsd'.
Auslaute. Hier ist zu untei'scheiden
A) Absoluter Auslaut: bloßes -m oder -n mit einem vor-
hergehenden Vokal, oder es handelt sich um ein silbisches tiiy fi
mit vokalischer Färbung. Der Vokal ist
I) kurz. Nach der Beschaffenheit desselben haben wir
mehrere Fälle zu unterscheiden:
1) -in (-im) gibt -»: Akk. Sg. der e-Stämme aksl. noStt ,Nachf
aus *noktim, Ut näüf, gr. otpiv, lat turrim, sitim, ai. matim.
2) 'Un (-um) gibt -^: Akk. Sg. der u-Stämme aksl. syn^
,Sohn', aus *sünum, Ut sümf, got sunu, gr. ft^x^Vy lat tnanum,
ai. sünüm.
3) 'On (-om) wurde zunächst zu -un imd das ergab nach 2)
ein z (also wie ein auslautendes -os): Akk. Sg. der männUchen
o-Stämme aksl. vltkb ,Wolf' aus *vlkom, Ut. pilkq, gr. Xv-mv,
lat lupum^ ai. vfkam. Der Nom. Akk. Sg. der neutralen o-
Stämme ist beeinflußt von dem -o der pronominalen Stämme:
ige ,Joch' (st *igz) nach to aus *tod.
123
Hierher gehört auch die 1. P. Sg. des einfachen (starken)
Aor.: akd. negb 4ch trog', gr. z. B. i'g>egovj ai. dbharam.
5) -17t, -t^ ei^ab ein t: Akk. Sg. kament, maten», crrJofVh
n. 8. w. über andere Fälle vgl. bei rjn, v.
n) Der Vokal war lang.
1) -^n (-am) gibt 9, was offenbar so zu erklären ist, daß zu-
nächst infolge des n (m) das es zu ö wurde: Instr. Sg. der o-
Stämme aksL rt^, duSq, diese Form kommt aber seltener vor
(Zogr. Glag. Cloz., Assem. und Psalt. sin. etwa 10 mal, im Supr.
schon häufiger, nämlich 36 mal), zumeist haben wir hier rqkojq,.
duäejq nach den pronominalen Formen toj(]^ sejq u. s. w. EJs
kann daher gefragt werden, ob das aksL rt^q nicht ein Eon-
traktionsprodukt aus rqkojq sei, wie es auch im b. rukau, p. r^
u. s. w. Yorliegt. Das rqkcjq kann schon urslav. gewesen sein,,
daran kann aber nicht gezweifelt werden, daß ihm ein rqkq,
entsprechend dem Ut rankä aus urbaltslav. *ronkdm, vorherging
und daher älter war, so daß auch rqkojq einzelsprachlich sein
kann, trotzdem es in allen slav. Spr. vorkommt oder vorausge-
setzt werden muß. Dafür würde sprechen, daß im Aksl. neben
dem auftauchenden rqkq nicht auch *tq aus tojq vorkommt.
AUerdings ist der Supr., wo Formen wie rqkq häufiger sind, ein
jüngeres Denkmal.
Im Akk. Sg. rqkq, duSq müssen wir auch ein -am voraussetzen ;
daß hier wegen der gestoßenen Intonation dieses Langdiphthonges
eine Zurückziehung des Akzentes auf die Endung nicht stattge-
funden hat, ist auf den Einfluß des Akk. Sg. der 1- und ii-Stämme^
die stammbetont waren, zurückzuführen: russ. nUru, serb. ruku
gegen den Nom. russ. rukd, serb. rüka^ 5ak. rüka; russ. ztmu^
serb. zimu gegen den Nom. russ. zimd, serb. zlma^ u. s. w.
Analog auch im Lit: rankq gegen Nom. rankä (vgl Hirt, Der
idg. Akz. S. 147-148 u. IF. Anz. VI, S. 20).
Hierher gehört femer die Endung der 1. P. Sg. der themat.
Verba: aksl. berq ,8ammle, nehmet f^edq ,führe^ Sie geht auf
am zurück und war urspr. wahrscheinhch eine Injunktivfbrm
zweisilbiger Wurzelbasen auf -a; diese hätten wenigstens den
Ausgangspunkt gebildet, so daß wir von Formen wie rbvq ,ich
raufe, (nwo^i), zhvq ,ich kaue' (ztvati), Shsq ,ich sauge' (shsati) aus-
gehen müßten. Dainit wären die alat. aorist. Konj. wie fuam,
tulam, ad-venam (und -bam) zu vergleichen (vgl. Brugmann^.
Kurze vgl. Gr. § 717. Anm. 1 und § 722).
124
In neuerer Zeit ist allerdings mehrfach die Ansicht ausgesprochen
worden, daß in dem -q doch das urspr. -ö, das im Lit. fortlebt, zu suchen
sei: es wäre daran die Sekundärendung -m getreten (vgl. KZ. 37, S. 340
und 38, S. 317, wo -öm nicht als eine ursprachl. Doublette, sondern als
eine slav. Umbildung des ursprünglichen -ö aufgefaßt wird). Auch Ber-
neker möchte im slav. -q ein -öm mit angetretener Sekundärendung,
^der wie man es neuerdings nenne »konjnnkter Endnng«, sehen (Afsl.
Phil. 25, 479). Mir scheint aber eine derartige Erklärung nicht recht
plausibel zu sein. Eine solche Form hätte nur in einer sehr frühen Zeit
entstehen können, als das -m mit dem vorhergehenden Vokal noch nicht
die spezifischen Veränderungen, infolge deren z. B. aus dem urspr. *ne8'
o-m ein nesb geworden war, durchmachte. Nun hätte aber ein derartiges
altes -dm zu -y führen müssen ebenso wie z. B. in kamy.
Wenn wir bei dem Wandel -öm -q ein -öm (-m) als die
Vermittlungsstufe ansetzen, so maß sie zu einer Zeit aufgetaucht
sein, als das -ön von *kamön schon verändert war, denn sonst
hätte auch das -ön aus -am {-an) dieselben Veränderungen durch-
machen müssen.
2) -m {'Sm) ergab q: Akk. Sg. des Pron. pers. aksl. mq, t^,
s^, vgl. ai. mäm, tvüm; aksl. br^m^ ,Last' aus ^ber-mBn.
3) 'ön (-öm) führte zunächst zu -im, mochte es schleifend
oder gestoßen gewesen sein: N. Sg. aksl. kamy aus *kamön, gr.
an^wv ,Ambos, Donnerkeil*, lit. cJcmü (Abfall des n, daher eine
geschleifte Int.), vgl. gr. atjöiiv. Von Kurschat werden noch
dialekt. Formen auf -ung, d. h. -ifti, wo also noch das ältere -ön
zu Grunde liegt, angeführt. Daß das -ö ursprünglich gewesen
^ei und das -n erst aus anderen Kasus eingeführt worden wäre,
ist nicht sehr wahrscheinlich. Im slav. Gen. Plur. der o- und
€i-Stämme ist das aus -on entstandene -ün, da es zu -y geführt
hätte und man schon andere Kasus mit dieser Endung^ hatte,
der DiiFerenzierung wegen zu -un, dann '^ geworden, indem es
die Länge an die vorhergehende Silbe abtrat: ab. strdn zu strana,
Zis zu das u. s. w., russ. voUs^ zu Nom. völosh ,Haar^ u. s. w.
{vgl. bei der Lehre von der Int).
B) Nicht absoluter Auslaut, d. h. -n in Verbindung
mit 'S oder -t
I) Mit kurzem Vokal.
1) 'ins gibt -i, indem n ausgefallen war und / zu l gedehnt
wurde, also wie im Inlaut: Akk. PI. der f-Stämme gosti aus
1. Und zwar war sie auch geschleift, z, B. der Instr. PI. der o-St.,
der N. Akk. der o-St.
125
*go8tuis, Tgl. got austins, lat turris, kret Ttokivg^ Ut avis (-is
aus 'ts, weil gestoßen betont).
2) -uns gibt analog -äs, woraus ein -y werden mußte, also
wie im Inlaute: Akk. PL der ^-Stamme syny aus *sünun8, lit
sunus, dangks, got. wnuns, IslL manüs, kret vivvgf hom. //vrg.
3) -on« und ant wurden verschieden behandelt, in -ons unter-
lag das 0 einer Verdumpfung unter dem Einflüsse des auslauten-
den '8 sowie in der Endung -os, so daß aus -ons ein -uns wurde;
dieses führte nach 2) zu -y. Bevor jedoch diese Verdumpfung
eintrat, ist -Jons dem umlaute imterlegen und zu -Jens geworden,
das ein -j^ ergab. So haben wir im Akk. PI. der o-Stämme
aksl. Iqky aus *lonk(m8 von Iqkb ,der BogenS vgl. lit. takus,
preuß. deiwans, got totdfans, kret Iv'AOvg^ lat 2iipd8; dagegen
aksl. kraj^^ mqi^. Analog auch im Nom. Sg. des Part Präs.
Akt vedy gegen znaje^ aus *ved(m(t)8, *znaj(m(t)8.
In -on^ konnte dagegen das t selbstverständlich nicht ver-
dumpfend wirken und so wurde hier das -on wie im Inlaute be-
handelt, d. h. es ergab ein q noch vor dem Abfall des -t: 3. P.
PI. des starken Aor. aksl. v€d<f aus *redant, vgl. gr. eyyo-v, eli^
Ttov. Es ist jedenÜEills auffallend, daß beim Partiz. ein *vedons,
*2najon8 nidit zu *ved(^f znajq geführt hat ebenso wie aus *redont
ein vedq geworden ist und wie wir auch im Gen. Sg. aksl. vedqita,
znajqMa u. s. w. haben. Diese Tatsache hat es vornehmlich ver-
anlaßt, daß man auch im Slav. im Nom. des Part von einer
Länge, entsprechend dem griech. kvtov u. s. w., ausging, allein
das wäre nicht richtig. Man muß die Abweichung durch die
Annahme erklären, daß sich die Nasalität und speziell hier das
q mit einem nachfolgenden s nicht recht vertrug, die Nasalierung
wurde daher aufgehalten, bis -ons zu -uns und -Jons zu -/et»
geworden war, woraus dann einerseits -y, andererseits -je^ ent-
standen ist znaj^ kann man selbstverständUch nicht durch einen
Umlaut aus * znajq erklären, denn dagegen würde znajqMa u. s. w.
sprechen. Zu diesem lautlichen Rt)zesse muß noch bemerkt
werden, daß im Inlaute q aus -on früher entstanden ist als der
Umlaut des -jo zu je erfolgte: znajqsta u. s. w., dann erst wirkte
der Umlaut: im Nom. Sg. wurde aus ^znajans, das sich des
nachfolgenden s wegen immer noch behauptete, ein *znajens;
analog auch im Akk. PI. der o-Stämme z. B. *krajens aus *kra'^
Jons, Jetzt erst entstand auch hier der Nasal: znaj^, kraj^. Das
q in znajqMa u. s. w. ist demnach älter als das 4} in znaje^, kraj^,
126
also im Auslaut (S. 109). Einzelsprachlich sind dann im Südslav.
der Nom. Akk.Pl. und Gen. Sg. duS^ als Analogieformen entstanden
{rybif : duSS wurde nach Ufhf : mqz^ zu ryby : dui^ umgeformt).
Als sich das -% in znaj^ kraj^ u. s. w. entwickelte, war das -ot»
nach harten Konsonanten im Auslaute schon zu -uns geworden,
sonst hätte hier schließlich doch wohl ein -^ entstehen müssen.
Der von uns vorausgesetzte Nom. des Part Präs. *ved(mllf)8 deckt
sich vollkommen mit dem lit vezqs (schleifende Intonation).
4) -ens führte zu -<;; wie schon sub 3) angegeben.
5) -ans wäre wohl zunächst zu -ona geworden und dieses
wäre wie in 3) angegeben, behandelt, doch liegen keine sicheren
Belege dafür vor.
6) -^ mit heller Färbung (i-Färbung) ergab ^, allerdings
wohl unter dem Einflüsse der anderen einen Nasal enthaltenden
Formen, wie noch bei ?i angegeben vdrd: 3. P. PL des Aor.
ves^, dai^ u. s. w.
II) Mit langem Vokal: dafür kein sicheres Beispiel.
Wechsel zwischen q und u im Urslav. Lautphysio-
logische Bemerkungen. Es gibt mehrere Worte, die im
Aksl. mit q neben u auftreten, wie mqdüi und mudüi ,cunctari':
z. B. Matth. 24. 48 im Zogr. Assem. Sav. Kn. muditb, dagegen
Luk. 1. 21 im Zogr. nufzdaaäe. Die anderen slav. Sprachen
setzen ein u voraus: slov. nemudoma ,alsogleich' und mudiii ,auf-
halten^, p. zmuda ,Zeitverlust' u. s. w. Was hier ursprünglich
war, darüber kann uns nur die Etymologie belehren. Neben
jmqditi, mudüi haben wir noch izrmdeti ,schwach werden^ vmdib,
richtiger mtdüz ,tardusS fmdlüi ,zögemS imdli>m; durch Vokal-
assimilation entstand im Russ. mSdlüt aus *fntdtliit, fneledUh
,zögem^, meledd ,langweilige Arbeit, Saumseligkeit' (hier ist eine
Umstellung der Laute d und l eingetreten, vgl. auch ladönt aus
doldnt, Torbiörnsson Grsl. Liquidametath. I S. 46). Dazu auch
die Wurzel med im Ai. mädyaii ,er zögert^. Man muß daher im
Slav. ein Nasaliniix voraussetzen, worauf dann die o-Stufe fnond^
zu mqd' führte, dagegen die Schwundstufe m|id mit einer dumpfen
Färbung zu m^d.
Im Supr. lesen wir gnqsüi 8^ ,abominari', gnq8M^^ ,abominan-
dus' neben gnuSati 8^, gnustm, gnu8^ ,Schmutz^ Auch hier
setzen die anderen slav. Sprachen ein gnust voraus. Da dameben
auch ffnbSb ^ayog scelus' wie auch gnesb ,sordes' (aus gnb8h) vor*
kommt, so verhält es sich hier analog wie bei mqdüi — m^dl^, nur
127
hatte das 9 in *gn^S' eine helle Färbung, fidls das b hier ur-
sprünglich ist
Weiter gehört hierher aksl. sqmtneti 9^ und sunmMi s^
^ubitare, timere' (so z. B. im Supr. sumtnitb s^ 306. 26). Im P.
jetzt sumienie ^Grewissen', früher allerdings sqmienie. Über tufida-
nuida wird weiter unten gehandelt
Man muß annehmen, daß in diesen Fallen q das ältere und
u das jüngere sei. In gewissen Worten äußert sich also schon
frühzeitig der Verfall des Nasalismus, der dann fast in allen slav.
Sprachen eintrat Und zwar zunächst bei q in Silben, die sonst
noch ein m oder n enthalten (eventuell der Anlaut der nächsten
Silbe). Dieser Prozeß äußerte sich offenbar so, daß sich q zu-
nächst einem tf näherte, woraus dann bei Schwimd der Nasalität
ein u wurde. In dem Worte sutnimeti ist besonders der Vorgang
klar, weil über die Etymologie hier nicht gezweifelt werden kann:
9q- kann nicht von sq in sqsedz u. dgl. getrennt werden und
daher sehen wir hier ganz deutlich q als das primäre und u als
das sekundäre. Allerdings muß hier vorausgesezt werden, daß
das sq ursprünglich in einem Substantivum vorhanden war (vgl.
serb. sumnja ,ZweifelS schon in aserb. Quellen sumbnja), weil die
gedehnten Formen der Präpositionen sq, pa-, pra q nur in Kom-
positis mit Substantiven vorkommen. Vom Substantivum ist das
sq- auch im Verbum eingedrungen. Wir haben zwar auch ein
SMnbneti, aber es ist nicht sicher, ob das die ursprüngliche Form
gerade ist, oder ob sie später wieder nach der Analogie gebildet
worden ist.
Man kann gar nicht daran denken, daß hier ursprünglich das u
war und dafi sich erst nachträglich ein sekundärer Nasal dialektisch
entwickelt hätte, wie wir es noch z. B. im P. in einigen Fällen heobachten
können (hei 0 — ^). Abgesehen davon, daß wir zunächst ein u etymolo-
gisch nachweisen müßten, würde man an eine nnüherwindliche lautliche
Schwierigkeit stoßen, wollte man von u zu <{ kommen, selbst auch bei
der Annahme einer Zwischenstufe wie 1^. Der umgekehrte Weg läßt uns
allerdings diese Schwierigkeiten vermeiden. Etwas anderes ist es, wenn
einem 0 im Poln. später ein ^ gegenübersteht wie in dem Worte mi^zy,
apoln. noch miedzy, aksL mMu ,zwi8chen*.
Demnach ist die gewöhnliche Erklärung des aksL nudüi
,nötigen', nuzda ,Zwang', nudtmi, nudimä ,notwendig' neben
nqdüf, nqzda ,Gewalt, Notwendigkeif, nach der es mit preuB.
nautin (Akk.) ,Not*, germ. *naupi, *naudi, got naups ,Not,
Zwang' zusammenhängt, aufzugeben. Brugmann bemerkt zwar
128
daß Tenues in einer bestimmten Verbindung mit Nasalen zu
Mediae werden (lat plango : gr. Tckriaawy lit plaku, Grundr. I*
S. 631, d), aber bezüglich des Slav. könnte man sich schwer
damit befreunden. Wie soll man nebstbei ein vorgerm. nauti
(Kluge, Etym. Wtb. 6. Aufl. S. 285) mit nqd, nud in Zusammen-
hang bringen? Wir können nach dem früheren nur von einem
^nond- ausgehen; das wurde zu einem nqd- und daraus konnte
schon im Urslav. wegen des anlautenden n ein nud werden, neben
dem noch tkfd weiter bestand. Es ist offenbar zu ai. nädhita
4n Not befindlich^ zu stellen. Unter dem Einflüsse des Germ,
(vgl. gqt naußjan ,nötigen^) wurde n(fdUi — nudüi auch zu nqtüi —
nutüi modifiziert und so treffen wir es vornehmlich bei jenen slav.
Sprachen, die am meisten mit den Germanen in Berührung waren.
Meist wurden dann die so entstandenen Doubletten zur Differen-
zierung der Bedeutung verwendet, wobei natürlich die vom Germ,
beeinflußte Form auch die dem Germ, zukommende Bedeutung
erhielt: b. nouze ,Not, Elend*, nuda ,LangweileS nudifi ,lang-
weilen*, dagegen nutüi ,nötigen*, p. nuda ,IjangweileS nudzic, wy-
nudziö .abnötigen*, n^za ^Not*, darneben nuci6 ,nötigen* (aus
nutiti), n^ciö, wn^M ,locken*, os. nuciö gegen nuza ,Not*. Falls
das hg. pod-nota (oder po-nodä) ,das Angebotene* (s.p(hnuda) dazu
gehört, könnte man auch an den Einfluß der Germanen auf dem
Balkan denken. S. und b. nutkati kann allerdings auch zu nu-
düi gehören.
Um die eben besprochene wie auch die noch zu erwähnenden
Veränderungen überhaupt zu verstehen, muß Einiges über die
Aussprache der Nasale erwähnt werden. Den Namen Nasale,
der sonst gewöhnlich nur dem m und n zukommt, gebrauchen wir
(st nasalierte Vokale) deshalb, weil er in den slav. Grammatiken
schon traditionell geworden ist
Nasalierte Vokale kommen bekannthch dann zu Stande, wenn
der Mundraum durch den Gaumensegel (Velum), der sich von
der hinteren Bachen wand abhebt und der Zunge nähert, teil-
weise abgesperrt wird, so daß der Exspirationsstrom durch den
Mund und durch die Nase entweicht Letzterer Umstand scheint
aber nicht so wichtig zu sein, die Hauptsache ist darin zu suchen,
daß der Mundraum mit dem Nasenraum kommuniziert, wodurch
alle Vokale eine nasale Färbung bekommen (nasale Resonanz).
Man kann nämlich solche Vokale auch vorbringen, wenn man
die Nase zuhält, allerdings ist ihre Nasalität dann etwas schwächer.
129
Durch die erwähnte Öffnung des Gaumensegels an der Bachen-
wand kann man Vokale mit der intensivsten Nasalität hervor-
bringen, wie sie z. B. das Französische hat und wie sie wohl
auch im ürslav. vorhanden waren. Nicht so intensiv ist sie bei
den p. Nasalen. Storm bemerkt, daß die p. Nasale «^ q vor d,
t einen mehr dentalen, vor b, p einen mehr labialen Charakter
annehmen, so daß ein unvollkommenes n odei: m mit dem Vokal
verschmilzt, indem bei Zähnen und Lippen eine ähnliche lose
Annäherung stattfindet wie sonst beim weichen Gaumen: p^
,Fe88eln*, Dqbrowski, welches letztere von Ausländem Dombrowski
geschrieben werde (Engl. Phil.^ S. 59 — 60). Es muß aber dabei
jedenfalls doch auch eine teilweise Freilegung des Weges zum
Nasenraum vorhanden sein, da wir ja sonst überhaupt keine
nasale Färbung, die doch unbedingt vorhanden ist, bekämen.
Nähern sich die in Betracht kommenden Sprachorgane der n-
oder in-Lage, so wird jedenfalls gleichzeitig auch der Verschluß
des weichen Gaumens (Gaumensegels) an der Bachenwand ge-
lockert, wie er ja auch ganz geöffnet werden muß, wenn der
nasale Kons, n oder m artikuliert wird.
Die von Storm konstatierte ArtUnilationsverschiebung der
nasaherten Vokale im P. werden wir weiter unten in einem noch
umfangreicheren Maße zugeben müssen.
Wie entstehen nun aus reinen Vokalen nasalierte und um-
gekehrt? Es kann wohl nicht daran gezweifelt werden, daß die
Nasale ihren Ursprung von der unvollkommenen Verschmelzung
des n oder m mit dem vorhergehenden Vokal genommen haben
(Storm nennt es die schwache Artikulation der nasalen Konso-
nanten, wo man nicht weiß, ob man z. B. p&a oder penta hört,
S. 61). Dabei trat nur eine leichte Lockerung des Velumver-
schlusses ein. Von en konnte nicht ein direkter Weg zu einem
Velamasalvokale i (^); wie wir sie z. B. im Franz. haben, führen.
Erst später wurde diese Stufe erreicht (vollständige Öffnung des
Velarverschlusses). Es ist auch möglich, daß der schwachen
Artikulation der nasalen Kons, noch eine andere Stufe vorher-
ging, z. B. ein rdnka (Nasalierung des Vokals vor dem nasalen
Kons., der Nasal wird gleichsam antizipiert), woraus erst röka,
also Assimilation des Kons, an den nasalen Vokal, aber noch
mit einer vorderen Artikulation, woraus dann erst die Velamasal-
vokale entstanden.
Gehen wir von einem ^», an (geschrieben auch in, on) aufl, so be-
V«ndr&k, Vgl. slar. Grunm. I. 9
130
greifen wir auch eher, warum die beiden Nasale ^ und er im Uralav.
lang waren (vgl. S. 20). Wäre nämlich bei «n, on durch eine Anti-
zipation einer teilweisen Lösung des Yelarverschlusses bei der Aussprache
der vokalischen Bestandteile 0, o daraus direkt ein ^, q entstanden, so
wäre kein Grund vorhanden, weshalb die Nasale lang sein sollten. Etwas
anderes, wenn wir stufenweise zu ^, q gelangen, wo wir es vor dem
letzten Stadium mit Lauten zu tun haben, deren Artikulation zwei zeit-
lich auf einander folgende Momente umfaßt. Das ist eben bei ^ und an
(en, an) der Fall. Wurde hiebei die vordere lose Annäherung (Engen-
bildung) mit der entsprechenden vollständigen Lösung des Yelarver-
schluBses (entsprecJiend dem ^ und q-) vertauscht und statt des dentalen
Verschlusses (entsprechend dem -n) einfach eine lose Annäherung herbei-
geführt, so war man schon beim vorletzten Stadium, das ebenfalls noch
zwei Artikulationsmomente aufwies. Im letzten Stadium wurden diese
Momente zeitlich noch gewahrt, d. h. die Nasale waren lang.
In dem Anfangsstadium dieser Entwickelung behielten einige
q des ürslav. ihre vordere Artikulation, wenn sonst noch ein m
oder n in der Silbe vorhanden war, erlagen aber insofern der
allgemeinen Yerdumpfung, als sie zu t^ wurden. In diesem Laute
konnte sich allerdings die nasale Begleitung nicht behaupten und
so entstand daraus ein 11 (die früher erwähnten Fälle wie muditi,
gnusz u. s. w.). Wir hätten also eigentUch hier keine Analogie
mit dem as. kunig aus kuning (zwei n, eine Art Dissimilation).
Schon im ürslav. ist also in einzelnen Fällen der Nasal q
geschwunden. Später gingen in einzelnen slav. Sprachen die
Nasale total verloren, so daß jetzt das P. mit dem dazu gehörigen
Kaä. eine Ausnahme bildet Spuren der Nasale hat man noch
in einzelnen maced. Diali und im slov. ßosenthaldialekt gefunden.
Trat der Schwund der Nasalität in der Periode der Velar-
nasalität ein? Kaum, wahrscheinlicher ist es, daß die Artikula-
tion wieder mehr nach vom verschoben wurde (also im p. Sinne),
akustisch wurde aber der dumpfe Ton bei q dadurch erhalten,
daß es dann vielÜEich als ^ lautete, bis hier die Nasalität voll-
ständig schwand. So finden wir in den meisten slav. Sprachen,
welche die Nasalität aufgegeben haben, ein u statt des q. Im
Slov. ist aus q direkt ein 0 entstanden, d. h. der Vokal blieb, die
nasale Begleitung ist verloren gegangen.
Merkwürdig sind die Reflexe des ^, da wir neben s. slov.
und vielfach auch bg. e noch ein ja finden und zwar im R;
auch das B. setzt ein ja voraus. Man wird vielleicht mit Rück-
sicht auf das P. (vgl. weiter unten) von einem sehr ofienen ^
(eig. ^) ausgehen müssen; aus ihm hätte sich in den betreffenden
131
Sprachen ein iq, iq analog entwickelt, wie aus dem ursprachl. ^
im urslav. ein '«. In iq schwand dann die Nasalität: fo.
.Die Nasale und ihre Reflexe in den einzelnen slav.
Sprachen. Im Bulg. wird heutzutage q im allgemeinen von ^
(dasselbe findet man am häufigsten in den sog. mittelbulg. Denkm.,
die etwa in der Mitte des XII. Jhd. anfangen), a, o und u ver-
treten. In mittelbulg. Denkm. haben wir nur eine spärliche An-
zahl von Beispielen mit o, das heutzutage den Dialekt von Debra
und einige Rhodopemundarten charakterisiert, st q, was mit
Rücksicht auf eine Eigentümlichkeit mehrerer aksL Denkmäler
konstatiert werden muß. Das a taucht erst etwa zu Anfang des
XIV. Jhd. auf, im Auslaute allerdings schon im XTTT. Jhd. Das
II erscheint im allgemeinen in Dialekten, die sich mit dem s.
Sprachgebiet berühren, hauptsächlich in den nördlichen Gebieten
Macedoniens und Westbulgariens.
e ist sowohl in den sog. mittelbulg. Denkm. wie auch in den
heutigen Dialekten der regelrechte Vertreter des f. Eine Aus-
nahme machen die Gruppen j^ s^ und i^ die zu jq, äq und zq
geworden sind (Wechsel der Nasale), was wahrscheinlich damit
zusammenhängt, daß sich die Artikulationsstelle der hier in Be-
tracht kommenden Kons, änderte, weshalb gewisse Vokale dar-
nach eine mehr dumpfe Klangfarbe annahmen. Das so ent-
standene sekimdäre q machte dann trotzdem noch die Schicksale
des urspr. q durch, es konnte also za ^, a und o werden. In
•einigen Fällen fand dieser Wechsel zwischen ^ und q auch nach
urspr. harten Kons, statt
Nasale in den aksl. Denkmälern. Den richtigen Gebrauch der
Nasale hielt Mi kios ich für das wichtigste Merkmal der sog. pannoni-
schen Denkmäler und hierin folgen wir ihm auch. Allerdings haben wir
kein einziges Denkmal, in welchem der Gebranch der Nasale absolut
richtig wäre; selbst die in dieser Hinsicht so strengen Eiever Blätter
haben einmal u st. q: nebe^^kt^'q Vlb 7 st. n0be$bskqjc^ Es kann sich
also nur um eine relative Richtigkeit handeln. Die in den aksl. Denk-
mälern vorhandenen Abweichungen hinsichtlich der Nasale sind mannig-
fach; sie verraten uns meist dialektische Einflüsse, denen die Urheber
der Abschriften unterlagen. Hierbei bereitet am meisten Schwierigkeiten
die Erklärung der Beispiele mit u st. q in Denkm., die nicht auf s.-kr.
Gebiete abgeschrieben worden sind (wie z. B. Zogr. Psalt. sin. u. s. w.)
und dann mit o st. q (Psalt. sin., Euch. sin.). Das u st. q^ im Psalt. siu.
läßt sich dadurch erklären, daß es sich um eine Vorlage handelte, die
Tom s.-kr. Sprachgebiete kam, wofür Einiges spricht (vgl. Verf. »0 püvoda
132
kievBkych listü u. b. w. S. 41). Hinsichtlich dieser Eigentümlichkeiten in
unseren Denkm. vgl. Verf. Aksl. Gramm. S. 78—81.
Im Serbokroat wird ^ von e und q von u vertreten. Nun
bemerkt man, daß in den auf 8.-kr. Gebiete geschriebenen aksl.
Denkm. wie Mar. imd Glag. Cloz. für q häufig ein u (und auch
umgekehrt), aber nicht für ^ ein e geschrieben wird. Hierher
gehört auch die schon oben erwähnte Form nebestskujq der Kiever
Bl. Es hat hier also offenbar ein Gebiet gegeben, wo der Nasal
q zunächst schwand, eine Erscheinung, die wir auch in bestimmten
Fällen für das ürslav. annehmen mußten (vgl. BB. 29, S. 226).
Im Slovenischen ist o an die Stelle von q (vgl. oben S. 130)
und e an jene von ^ getreten. Diese Vokale obie NasaUerung
waren hier offenbar schon zur Zeit, als die Freisinger Denkmäler
geschrieben wurden. Die spärlichen Nasale, die wir hier noch
finden, sind nur eine Tradition des Aksl. und seiner Denkm. Das
u für q, das hier auch vorkommt und zwar hauptsächUch in
Formen die so recht aksl. Einfluß verraten, rührt von der vom
s.-kr. Gebiet stammenden Vorlage her (vgl. Verf. :» Studie z oboru
ckslov. pisemn. S. 59—60).
Im Russ. ist aus q ein u und aus ^ ein ja (a) geworden und
zwar hat es hier, wie wir aus den ar. Denkm. ersehen, um die
Mitte des XI. Jhd. keine Nasale mehr gegeben, aber in einer
älteren Periode waren sie auch hier noch vorhanden (vgl. oben
S. 114).
Im Böhm, wird das q von u vertreten, an die Stelle des ^
trat ursprüngUch ein «a-Laut (vgl. oben S. 54). Das a konnte
dann auch nach den allgemeinen B.egeln umlauten, so daß wir
jetzt mannigfache Vokale als Reflexe des einstigen ^ finden.
Hiebei war natürlich auf die weitere Gestaltung des Lautes die
Quantität, wie auch sonst, von besonderer Bedeutung.
Im Foln. haben wir, wie schon erwähnt, jetzt noch Nasale
und zwar steht einem aksl. ^ entweder j^ oder jq, einem aksl. q
hingegen ein ^ oder q gegenüber BUer müssen wir aber von der
gewöhnUchen Bezeichnung des nasaherten o 21% q ablassen und
es durch ^ ausdrücken, da uns im folgenden q ein nasaliertes a
bezeichnen wird.
Die Frage, wie sich die erwähnten Nüanzierungen luid Dou-
bletten aus den urslav. ^ und p entwickelt haben, gehört zu den
schwierigsten Kapiteln der p. Lautlehre und hat die Forscher
schon vielfach beschäftigt. Eine gewisse WahrscheinUchkeit hat
133
jene Hypothese für sich, nach welcher aus einem urslav. f (die
Nasale waren im ürslav. lang, siehe oben 8. 130) zunächst im
P. und Kaä. ein offenes /f (also etwa ein jq) entstand, woraus
jq wurde, das bis etwa zum XII. Jhd. blieb. Nach der allge-
meinen Regel, die dann überhaupt bezüglich der Eiiialtung oder
Verkürzung von langen Vok. galt, wurde es entweder zu jp und
nach Schwund der Quantität zajg (geschrieben t^) — im B. steht
hier ein langer Vokal zur Seite ({, d) — oder zu jq, woraus j^
(geschr. i^) wurde. Es wird zwar noch jetzt geschrieben, hat aber
meist in der Aussprache die Nasalität verloren. Im B. erscheint
hier ein kurzer Vokal {e, e, a). Beispiele für beide Fälle: p.
toziq6 ,nehmen', b. vztti, aksl. vbz^i; p. piqitf ,der fünfte', b. pdt^,
aksl. p^, dagegen p. pi^, b. paia, aksl. p^ ,Ferse'; p. pi^
^fünf', b. pet, aksl. p^h.
Das g wurde dagegen im P. und Kaäub. (vielleicht auch im
Polab.) zu q, das sich im P. auch bis etwa zum XII. Jhd. be-
hauptete; dann wirkte wieder das Gesetz von der Erhaltung oder
Verkürzung der Längen, so daß auch hier eine Spaltung eintreten
mußte: q wurde im Ap. zu ^, das dann, nachdem die Längen
schwanden, zu p wurde, und als solches sich bis jetzt behauptet
(geschrieben q). Im B. steht diesem Iiaute ein ou aus ü gegen-
über, q wurde dagegen im Ap. zu q, das sich bis jetzt behauptet,
in den Dialekten aber in der Regel die Nasalität verliert (= e).
Im B. steht ihm ein u gegenüber. Beispiele für beide Fälle: p.
mqka spr. tnpka, b. mouka, aksl. mqka ,Mehl'; p. mqdry (spr.
mpdry), b. m<n»dry ,weise', aksl. mqdrh; dagegen: p. m^a, b.
muka, aksl. nu^a ,Marter'; p. p^pek, b. pupek, Bks\.pqpb ,NabeP.
Diese Fragen behandelt eingehend und kritisch S. M. EaTbakin
(Ks ist. i dial. porsk. jaz. S. 21 f., 8ep. ans Sbom. otdöl. mssk. jaz. t. 73
Nr. 4, wo man anch die Literatur findet); ihm folgen wir hier.
Was die heutige Aussprache der Nasale anbelangt, bemerkt
Eozwadowski, daß vor allen Kons, außer vor «, /, »z, ch nach ^, ^
noch deutlich ein »t, A, m, ft klinge: p^nia, p^dziöy p^dy, m^Slka, k^pad.
Vor «f d, Kj eh haben wir dagegen einen reinen nasalen Vokal: v^s
(geschr. irq»). v^yö.
Im absoluten Auslaut behauptet sich p: matkg (geschr. matkc(j, da-
gegen hat f im absoluten Auslaut seine Nasalität verloren : matke (gescbr.
maik^f nur in feierlicher Bede noch matk^. Sonst auch noch in gewissen
Fällen im Inlaut: petnasde .fünfzehn* (geschr. />t^<itaAji«), dzevetnaide ,neun-
zehn' (geschr. dtiewi^inaicie) , petna$ty ,der f&nfzehnte*. Die Aussprache
p^tnasde erscheine gekünstelt. Ich glaube, es war hier das nachfolgende
II maßgebend (vgl. schon im ürslav. muditi^ iumbniti u. s. w.). Femer
134
bemerkt Bozwadowski, daB aach reine Vokale vor n (m) nasaliert werden:
ten klinge dial. als t^n (,8zk]C wymowj polskiej' in den Materyaly i prace
kom. JQZ. tom I, Hft. 1, S. 104—105). Preilicb Bind es Eigen tfi ml ichkei ten,
die meist den Dialekt des Autors betreffen.
Zn bemerken ist nocb, daß wir in schlesiscben Dialekten ein nasa-
liertes a (q) finden; dieses spielt als ein mögliches älteres Glied in der
Frage nach der Entwickelung der jetzigen p. Nasale eine wichtige Bolle.
Freilich hat es nicht an Stimmen gefehlt, die darin etwas Nenerea
sehen.
Hinsichtlich des Ka§ub. verdient insbesondere hervorgehoben
zu werden y daß urslav. f in Fällen , in denen es die LÄnge be-
wahrt hat, vor weichen Silben zu i (durch die Mittelstufe f) ge-
worden ist: pßc, p. piqS, prisc, p. przqäö, tfisc, p. tr»fS6.
Im Sorbischen ist an die Stelle des q auch ein u, also
wie in der Mehrzahl der slav. Sprachen getreten: muka, aksL
mqka ,Mehl'; os. hinu6 (dial.), ns. gintiä, aksl. gynq^i ,zu Grunde
gehen'; Instr. Sg. ryhu, aksl. ryhq (rybojq) u. s. w. (vgl. Mucke
S. 31 und 105).
Aus e wird dagegen im Os. ja, im Ns. e: os. u?jaza6, ns.
wezaä, aksl. v^zati ^binden'; os. fjaty, ns. pety, aksl. p^ ,der
fünfte'; os. mjaso, ns. meso, aksl. mfso ^Fleisch'; os. hUuiaS, ns.
glida4, aksl. gl^ati ^schauen'; os. dial. noch mjackki (dameben
gewöhnlich das daraus entstandene mjehki), ns. mekki, aksl. m^kb^
jweich' u. 8. w. (vgl. 1. c. S. 31 und 72).
Die Halbvokale « und t.
Lautliche Geltung. Zur Beurteilung der einstigen laut-
lichen Geltung bietet uns das Aksl. einiges Material, wozu auch
die heutigen bg. (und teilweise auch die slov.) Dial. hinzukommen.
Freilich ist dadurch, was wir hier erschließen können, die urslav.
lautliche Geltung noch nicht einwandfrei bestimmt. Mit einer
gewissen Wahrscheinlichkeit können wir aber immerhin unter
solchen Umständen auf urslav. Zustände schUefien.
Es muß zunächst hervorgehoben werden, daß das z ohne
Lippenbeteiligung artikuliert wurde, also ganz entsprechend dem
ihm verwandten Laute y (z geht bei Dehnung in y über). Dafür
spricht auch, daß der Halbvokal aller bg. Dial., wo er überhaupt
noch vorkommt, ohne Lippenbeteiligung ausgesprochen wird
(Miletiö, Afel. Phil. 20, S. 289—290, wo einige Angaben Ob-
lak's, der in der nördlichen Umgebung von Saloniki ein « mit
Lippenbeteiligung zu hören glaubte, bezweifelt werden). Dagegen
136
könnte vielleicht der Umstand sprechen, daß ^ in einigen aksl.
Denkm., wie wir sehen werden, vor weichen Silben znnächst nach
Labialen in t übergeht (z. £. vb njetnt aus t^ njemt ^n \hm%
was vielleicht eine läppenbeteilignng verraten Jcönnte. Für eine
Lippenbeteiligung spricht dagegen nicht, daß auf drei Sprach-
gebieten, wo ^ und t noch unterschieden vnirde, aus ^ ein o (und
aus t ein e) geworden ist, nämlich im R, dialektisch im Bg. und
Slovak. (vgl. übrigens auch das Osorb.). Auch das nicht, wenn
wir sehen, daß graphische Eigentümlichkeiten dafür sprechen, die
^r^-6ruppe aus *twi habe einen dumpfen Erlang gehabt, weil
derselbe nicht von der Lippenbeteiligung bei der Aussprache des
älteren *thrt, *hU herzurühren brauchte. Oegen eine Lippen-
beteiligung spricht auch folgende Erscheinung. Wenn nach der
Präposition vb ein Wort mit i im Anlaut folgt, wird im Aksl. in
der Kegel das 9 nicht zu t», vielmehr wird aus z + i ein y z. B.
vynq aus vb inq dia Ttavrog.
Wie war nun die eigenüiche Artikulation beschaffen? Es
kann sich dabei nicht um einen o-Laut mit «-Artikulation der
Zunge und o- Artikulation der Lippen handeln, sondern um einen
entrundeten o-Laut, wie er etwa im engl, bird vorliegt Es
wurde aber wohl die Zunge etwas zurückgezogen und
gegen den weichen Gaumen ein wenig gehoben: ein
Überbleibsel des u, aus welchem das b eben entstanden
war; ebenso war die Zungenspitze mehr gesenkt wie bei y. Aus
diesem Laute konnte einerseits bei Dehnung ein y entstehen, in-
dem die Artikulationsstelle etwas nach vom rückte d. h. statt
der erwähnten Erhebung der Hinterzunge machte sich jetzt jene
der mittleren Zunge gegen den harten Gaumen geltend. Anderer-
seits ein 0, indem auch die Lippen in Aktion traten imd die
Hebung der Hinterzunge bloß jene Grenze erreichte, die dem o
ziikam.
Den Lautwert des b kann man sich bestimmen, wenn man
langsam den Diphthong ei ausspricht und bei jenem Laut ab-
bricht, den man hört, nachdem schon das e ausgesprochen worden
ist und das i noch nicht zur vollen Geltung kam. Es ist ein
Laut, der weder als ein kurzes i noch als ein kurzes e aufgeSeißt
werden kann, sondern in der Mitte zwischen beiden liegt. Wurde
das b gedehnt, so rückte die Artikulationsstelle (Zungenenge)
mehr nach vom; es wurde daraus ein i, wurde es dagegen zu
einem vollen Vokal, rückte sie mehr nach rückwärts, d. h. es
136
^nirde daraus ein e. Einen ganz analogen Prozeß haben wir bei
^ beobachtet.
Beiden Halbvokalen war femer das gemein, daß sie nicht
die Quantität der normalen kurzen Vokale erreichten: sie waren
Yon einer unternormalen Kürze. Den Beweis dafür werden wir
bei der Lehre über den quantitativen Ablaut beizubringen
trachten. Das erklärt uns eine zweifache Erscheinung bei den-
selben:
1) kein anderer der sonst kurzen Vokale geht im Laufe der
Zeit so leicht verloren, wie die Halbvokale in gewissen Stellungen.
So sind sie in Silben, die durch den Ausfall offen bleiben konnten,
frühzeitig in den einzelnen slav. Sprachen geschwunden.
2) Wir bemerken, daß ein Halbvok. dann am leichtesten zu
einem vollen Vok. ¥rird, wenn er an Quantität gewonnen hat,
d. h. wenn der Halbvok. der nächsten Silbe (z. B. im Auslaut)
verloren ging und seine Quantität an den vorhergehenden abtrat
(Ersatzdehnung). Andere kurze Vok. erscheinen in diesen Fällen
häufig gedehnt (im P. z. B. nach tönenden Verschlußlauten und
nach Dauerlauten überhaupt). Ein Halbvok. kann sich also ab-
solut nicht mit der Quantität der normalen kurzen Vokale ver-
tragen, sondern wird in diesem Falle zu einem vollen, z. B. aksl.
dvnes geschrieben noch dtnest oder d^nesb aus älterem dhnh^
,heute*.
Ursprung der Halbvokale. Das ä geht auf ein ursprachl.
u zurück; dasselbe erscheint häufig als die Beduktionsstufe zu
eijb, 0^, y^e, e^e: aksl. bhcha, lit bltisä ,flohS b^dSti ,wachen',
bzdrb, bhzdrb ,wachsamS lit budiSti ,wachenS vgl. (got -budum,
ahd. butum ,wir boten^, ai. bubudhima ,wir erwachten', gr. Tti-
Ttvofjiat ,ich habe erkundet*, hier überall *bhudh, dazu biiditi
,wecken' aus ^bhoudh-; dhchnqti ,atmen', d^chor^ (tchort) ,IltisS
lit. düsti du8Ü ,schwer atmen', dagegen duch^ ,Atem, Oeist'; dhtio
,Boden', besHi^na ,Abgrund', lit. dügnas für *dubnas, bedügnis
,Abgrund*, weiter lit dtdms ,tief, gall. dubno- ,Welt' zu *dheub;
aksl. dzHi (aus *diiktS) ,Tochter', r, doöb, s. k6t, ä6i, slov. hdi,
b. dci, lit d%ikie, got daühtar, ai. duhüdr-, gr. SvyaTriQ; d^va
,zwei', Mtdü (aus dtw); \aX.duo, bi. duvä (duväü), urspr. *d(M)^ö(i«);
aksl. krzvbm ,blutig', lit krüvinas »blutig', lat cruentus; hgati
,lügen', Adj. hzh ,lügnerisch', hza ,Lüge', vgl. ahd. lukU ,lügne-
risch', lug% ,Lüge'; tmckb ,MoosS lit PI. musat ,Schimmel auf
saurer Milch', lat muscus, ahd. mos i^musa) ,Moos'; aksl. m ,nun,
137
aber, sondern', lit nü ,nunS ahd. nu, ai. nü (vgl. auch aksl. nyne
^niin, jetzig lit nünat); aksL pl^tb ,caro', le. plutä ^Fleisch, zarte
Haut^; aksl. rbdrh ,rof, gr. igv^gog^ lat ruber, ai. rudhirds zu
*rudh (dazu auch aksl. ruda ^Metall, Erz', lit raüdas ,rot' aus
^roudh"); aksl. r»«» ,Boggen', lit rugys, ahd. ro^^O; rokko; aksl.
smcha Schwiegertochter', s. sndha ,8chwiegertochter, Schwägerin',
b. snadia (aus dem 8. in neuerer Zeit entlehnt), ahd. »nur, gr.
woqy lat nurus, ai. anu^; aksl. Shchnqii ,trocknen', lit. ^u^- ,ich
werde räudig', vgl. such^ ,trocknen', lit aaüms dass.; aksl. afvm
Schlaf aus *9upno-, ai. suptds ,eingeschlafen, schlafend', gr. vn-
yog (aus *8up, fieduktionsstufe zu 9^ep, das z. B. in aisl. 8vefn,
lat 8omnu8 und ai. svdpnois vorliegt; abl. vethchz ,alt', lit vetuszaSf
lat ve^ii«.
Auch bei entlehnten Worten erscheint fremdes u häufig als
z: aksL ühba, izba ,tentorium', ahd. stuba ,heizbares Gemach,
Stube', it stiifa; aksl. khn^zh ,Für8f , b. knez ,Pürst, Priester', p.
ksiqdsf (vgl. auch kai^zyc ,Mond, Monaf ), ahd. kuning.
Von den u-Stämmen gehört hierher: der Nom. Sg. aksl.
sym ,8ohnS med^ ,Honig' u. s. w., lit sünüs, medüs, got sunus,
aL 8unü$, Neutr. ai. mddhu ,Sü£igkeif, gr. fii&v ,Met'; der Akk.
Sg. aksl. sym, medz aus *8unum, lit sinn, got sunu, lat manum,
ai. Sanum.
Ein alter u-Stamm verrät sich oft in dem der adjektivischen
Endung -kb (aus *'kO') vorhergehenden ^ z. B. aksl. Ihgfh-kb
4eichf, ai. Iaghu4, gr. eXaxvs ,klein, gering'; aksl. sladb-kb ,süß',
lit saldüs ,süß'; aksl. qzb'kb ,eng', got aggwus ,enge', ai. qhüs.
Im Slav. hat sich auch das Part Perf. Akt auf ^es, -uos-,
-US' erhalten und zwar als Part Prät Akt I, z. B. der Gen.
Sg. m. n. aksl. vlhkbia aus *vlku8jö, lit. vilk-us-io zu vlekq, vlSiti
,ziehen, schleppen'. Bei vokalischen Stämmen erscheint -tzä-
z. B. Gen. Sg. m. n. aksl. damsa, lit därvus-io zu dati ,geben',
Ut dü'ti, vgl. ai. vidü^, gr. idvla ,wissend', got birusjös ,Eltem'
(eig. ,die geboren habenden'). Das Nähere darüber in der Stamm-
bildungslehre.
Im Lok. PI. aller Stämme: aksl. vlhcechb, rocichb, mistech,
rybachb, kosthchz, symch, kamentchb u. s. w. Ebenso im Alit:
nanuxsu, dienosu u. s. w. auch bei allen Stämmen^ darneben -se,
das jetzt allgemein ist, z. B. raiikose, szirdysi. Das ältere Letti-
sche hat SU und si (Bielenstein 11 S. 24), ai. vfk^, dsväsu
VL s. w., ursprüngliches Suffix also -su.
138
Supinum: aksl. detz, znaUz u. s. w., lit. detum-bitne (1. P.
PI. Opt), diAu ^ setzen', ai. dhatum, lat. tatulatum.
Das u, das zu % führte, konnte sekundär sein, z. B. bei aus-
lautendem '08, 'Om: Nom. Sg. der m. o-Siämme aksl. rokb aus
*roko8 ,Termin', Akk. rokb aus *rokom. Wahrscheinlich auch
im Dat PL aller Stämme: aksl. rokotm, rybatm u. s. w., -m»
aus -mos, lit -mus, -ms, preuß. "fnas, das eben auch für ein
urspr. -mos spricht; daraus kann man auch das lit. -ms (aus- mos),
nicht aber das mus (nach fierneker, Die preuß. Spr. S. 195 — 197)
ableiten.
Gen. PL zunächst der o- und a-Stämme: rokb aus *rokon
durch die Vermittlungsstufe *rökon (worüber S. 124), rybb, dann
auch sonst
Bei der Konjugation: 1. P. PL Präs. ved-e-mb, Aor. ved-
o-mb, ebenso lat -mus. 1. P. Sg. des einfachen Aor. vedb ,duxi*
vgl. gr. €q)eQOVf ai. dbharam, darnach wohl auch aksL p^ u. s. w.
In allen diesen Fällen ist das b nicht direkt aus o geworden^
sondern wir müssen ein u (also -us, -um) als die Übergangsstufe
annehmen. Wir können nirgends bemerken, daß das o im In-
laute oder sonst im Auslaute zu b geworden wäre. So ist z. B.
in z^vati das b nicht aus o, das wir im Präsens haben (zovq aua
*zeuO'), entstanden, sondern geht auf ein » zurück (älter *zM>ati^
dann unter dem Einflüsse des Präs. und anderer hierher gehöriger
Verba zu zbvati, vgl. lit. zav'äi ^besprechen', ai. hdvUavS ,anrufen').
Solches b, das scheinbar auf o zurückgeht, wird bei o S. 89 be-
sprochen.
Weiter entsteht b im Slav. aus yi, ^ durch die Zwischen-
stufe bm, bn: aksl. sbto ,hundert^, Ut szimtas; Präp. vb ,in' aus
*9.; lit. in, {; aksl. sb ,mit' aus ^st^i, lit sü aus (sifj; aksl. chvtili
jwollen' aus '^chi^i; aksl. glbbokb ,tief ; vbtort ,der andere, zweite';
aksL mbdüb ,zögemd* (über diese Fälle weiter unten bei 7^1, ^).
Vorvokalisch blieb bm: aksl. dbmq aus di^imo-, Jit dumiü,
Umlaut des ». Wie y nach weichen Konsonanten zu i
wird, so geht auch b in diesem Falle in t über, was bei der Dar-
stellung der Laute c^ d u. s. w. zur Sprache kommen muß. So
z. B. Gen. PL duSt aus *dusb (vgL rybb) zu dusa ,Seele^
Ebenso auch im Inlaute: aus *pgo (vgL ai. yugdm, gr. tv-
yov) wird *jbgo und dieses zu igo ,Joch*.
b im Anlaut Mit b kann kein Wort anlauten, sondern es
139
wd ein v vorgesetzt: vgl. i^ ^n' aus z und dieses aus »fi, ^, wie
oben erwähnt wurde.
Dehnung des % zu y. Wie schon oben S. 135 erwähnt^
führte 9 durch Dehnung zu y. Es entsteht aber die Frage, ob
nicht schon u, aus dem eben « entstanden war, zu ü gedehnt
worden ist, da ja das ü auch ein y ergeben müßte. Da auch
das t, welches aus e und i entstanden ist, durch Dehnung zu i
geworden ist, so muß die Dehnung in solchen Fällen jünger sein^
d. h. sie ist dann erst aufgetreten, nachdem die Halbvokale schon
vorhanden waren. Dafür, daß in gewissen Fällen bei der Dehnung
der Halbvokal zu Grunde lag, spricht z. B. auch zyvati zu zwati,
das oben S. 138 erwähnt wurde. Aber man kann nicht in allen
Fällen, in denen ein y oder i dem z oder t gegenübersteht, an-
nehmen, daß erst z und z gedehnt wurde; es kann sich auch um
eine ältere Dehnung, bei der noch ein kurzes u oder kurzes i zu
Grunde lagen, handeln. Bei diesen Dehnungen zweifacher Art
kommen zunächst die Iterativa in Betracht
Weiter wird das z vor einem aus i entstandenen ; gedehnt,.
z. B. der Nom. Sg. m. des bestimmten Adj. dcbrz-i, daraus zu-
nächst dobrz-j und durch Dehnung des z: dobryj ,o aya&og^^
Diese Form konnte dann auch zu dobry kontrahiert werden.
Analog auch in den aksl. Denkmälern aus vz inq dia TtarroQ
zunächst vz-jnq, dann vyjnq, pynq. Es ist hier aber auch mög-
lich, daß — dialektisch wenigstens — aus vz inq direkt vifnq
entstehen konnte.
Außerdem wenn im Aksl. eine Verbalform des Präsens auf
z endet (3. P. Sg. und PI. und 1. PI.) und das Pronomen t ,eum*
folgt: aus vbhjqtz i wurde ubbj<^'jy daraus vbhj(^yj oder vbzjqty;
ebenso slyäachomy aus slyäackomz i.
Doch war diese Art der Dehnang im Aksl. nicht notwendig; es gab
Dialekte wo sie unterblieb und das » warde dann anch anders behandelt
z. B. V9zneu^<hj ans vwnesqh t; poSrirhomo-j ans pozrlchom^ t xaxexlofur
axnw (Ps. 34. 25). Aber im weiteren Sinne des Wortes haben wir es hier
doch auch mit einer Art Dehnang zn tan.
Ursprung des t. Das t geht auf ein ursprachliches i
zurück. Dieses erscheint nicht selten als die Schwundstufe zu
ei; weiter ist es der Reflex eines ursprachlichen reduaerten e («).
Wir finden das « z. B. in aksl. db-, das in der Erweiterung dz-Uk
,wa8' vorkommt, gr. t/-^, r/, lat qui-s, qui-d, av. di-jf; aksl. dzn»^
JTeL^ aus din-, vgl. lat. nün-dinum, lit dagegen denh, preuß. Akk.
140
deinan; aksl. hp^i ^eben, haften an etwasS pri-ltfnqti (aus
*4tipnqli), lit limpü, lipti ,kleben bleiben', lipnüs ^klebrig^, got
bi'libatis Part, ^geblieben', ai. limpdti ,er schmiert^ gr. ki7rog
Neutr. jFett', zur W. leip; mtgla ,Nebel*, gr. d^ix^-fi; aksl. Kom-
par. mbmj, fnbnij ^eineify got mins ,minusS lat minor, gr. z. B.
piivv&u, W. mei; mtzda ,Lohu', got. mizdö, gr. fiia^og; aksl.
pbchati, pbsq und pbckajq ^stoßen, reiben^ die ot-Stufe in b.
j^chovati ^stampfen*, dann pist, pista ,Kolben, Schlägel, Nabe*,
lit pisü ,coeoS paisßi ,Gerste abklopfen', lat plnso, pistum, gr,
miaan) ,ich zerstampfe', ai. pi^tds ,zerstampft'; aksl. pbkh ,Pech,
Hölle', lit pUcis ,Pech', lat pix und gr. niaaa (*pikiä); phsati,
piS(f ,schreiben', phstrz ,bunt' (aus *ph8"ro), phstrcffb ,ForelIe', ygl.
gr. Ttoi^nilog, W. peik; aksl. sh jdieser* aus *k'i8, lit szis, lat.
ci'ter, got Dat himma ,diesem'; aksl. swtiti, 8Vb{t)nqti ,leuchten',
lit szvUMi ^ell glänzen', szmtü, szvürü'ju ,blinke, leuchte', got
hiveits ,weiß', ai. svitrds ^icht, weiß', die o»-Stufe in aksl. svetz
^lichf , W. k'ueü; aksl. vbdova ,Witwe', got unduwö, lat vidua,
ai. vidhdvä aus uidhe^ui; aksl. vbst ,vicus' aus *y:ik'is, ahd. wih,
ai. vis- ,Niederla8sung, Gemeinde, Stamm', vgl. dazu lit veszeti
,zu Gast sein, weilen' und vhz-patis jHerr', dann gr. ßol/,og
^Haus', lat vicus, ai. vssas; aksl. vbSh ,omnis', lit vlsas ,all'; das
lit ist keine Entlehnung aus dem Slav.
Ebenso finden wir in alten Lehnworten ein t» dem fremden
i gegenüber z. B. aksl. Ibstb ,Li8t', got lisis, ahd. lüt ,Klugheit,
Idst' zu got Ulis ,ich weiß'.
Hierher gehören ferner mehrere Nominalsuflfixe wie ti, ni
u. s. w. Die damit gebildeten Worte gehören der i-Dekhnation
an, z. B. aksl. vüb ,res torta in modum funis', lit vßis ,Gerte
vom Weidenbaum' (W. if«/, slav. Inf. vUi ,winden', lit v^ti); aksl.
branb ,Eampf , danb ,Abgabe' u. s. w. Der ursprüngliche i-Stamm
ist mitunter verdeckt, indem noch weitere Sufißxe angehängt
wurden, z. B. aksl. ovbca ,Schaf' zu einem *ovb, vgl. lit avis, lat
Ovis, gr. oig, ai. dfn$; aksl. srbdbce ,Herz', lit szirdls, gr. yiQaöia;
auch das Adj. aksl. desbm ,rechts' setzt einen i-Stamm voraus
^deJcsi' vgl. ai. ddksinas, wie auch gr. Se^iTeQog zeigt, lit deazine
^chte Hand'; im Suffix -bje beim Neutrum: aksl. znamenbje
^Zeichen', vgl. lat augurium, proelium; bja oder bji beim Fem.:
aksl. ladbji, ahdiß, ahdii ,Schiff, gr. ftavia^ avaQ^ia; das Ad*
jektivsuffix -bm: z. B. nebesbm ,himmlisch'; -bskb: dlovedbskb
141
menschlich' von äoveh^, vgl. got manniska ^menschlich', lit
tokiszkas ^deutsch'.
Von der Dekl. gehört hierher der N. Sg. der »-Stämme:
aksl. gostt ,Gaaf , kostt ^Knochen', h aus -is, lat ovis, lit. avU
Q. s. w.; Akk. Sg. derselben Stämme: aksl. gogtt, hostb, t aus
'im^ lit. äv(j ai. maUm, gr. 09) iv, lat sUim. Im Stamme erscheint
das t bei dieser Dekl.: im Instr. Sg. der Mask.: gasttmh und
der Fem.: kosUjq; im Gen. Lok. Du. gostbju, kostbju; Dat.
Instr. HudL. pqttma, kasltma; Nom. PI. der Mask.: pqttje, gosttje
aus *-«/-« (s. weiter unten); Dat. Lok. und Instr. PL: gosthtm,
kostttm; gosttchb, kosthdib und gosttmi, kosttmi.
Weiter gehört hierher die Endung -mh aus -mi des Instr.
Sg. der 0-, I*- und der m. i-Stämme: rokotnt, mestomt, dann
sgmmb, goshmt, im Lit kommt diese Endung nur bei den i- und
K-Stämmen vor; sie kommt femer vor im Instr. Sg. m. und n«
der pronominalen DekL: temt, ßtm, wo sie an den zweiten
Stamm toj[- angehängt wurde; weiter im Lok. Sg. m. n. derselben
Dekl.: tomt, jemt, ai. tasmin.
Von den verbalen Formen gehört hierher die Endung der
1. P. Sg. der athemat Verba, die als -mt auftritt: jes-mh ,ich
bin% da-mt ,daboS lit. esml, gr. ee/i/, ai. ds-mi; die Endung der
3. P. Sg. aller Verba urslav. und ar. 4h, woraus aksl. -h: vedetb
fiübiV, jestb, ar. jestt ^ist', gr. iavi^ ai. cati; desgleichen in der
3. P. PI. urslav. -^ft, -^h, ar. -11^6, -jatt, woraus aksl. wieder -i^,
-^h z. £. ved(^ ,sie führen', gr. dor. qdqovzi ,sie tragen', ai.
hhdranti, urspr. *bheronth
t> entsteht femer aus einem reduzierten e und zwar \ox j:
Nom. PL der rikännlichen i-Stämme, aksL gostbje ,6äste' aus
*go9tei-e8; irtje ,drei* aus triiea; femer vor palatalen Kons, über-
haupty so in den Imperativformen rhci, rhcete, ztdzi, ztdzete, in
Piäsensformen v^zbzeH, vhöera (über diese Fälle vgL oben S. 36);
auch nach den palatalen Kons, in einigen Fällen wie aksl. Mtb,
iüb u. s. w. (VgL oben S. 37), dann überhaupt: phzdeti, zivaii,
dieses aus *ztvati, *zevati (vgl. weiter unten bei quantitativem
Ablaute).
Weiter entsteht * aus v, lii durch die Übergangsstufe tn,
tm: aksl. Itghkb Jeichf , Akk. Sg. kametit ,Stein', -» aus -ffi,
ebenso Akk. Sg. m. vezqMb, lit. vezantf, lat ferentem, gr. g>eQavTa
u. s. w. aus 'lii. War das ^^ yi vorvokalisch, so blieb die Über-
gangsstufe tn, tm bestehen, z. B. aksl. pmq ,ich spanne', lit. pinü
142
fechte'; zmjq> ,enite*; itnq aus j-htnq uiid dieses aus htnq, *wi»io-,
das » noch in vhZ'bmetb, mn-htnetb, iz-t^mq u. s. w.; -öbnq (vgl.
konb in is-koni ^n prindpioO in na-ctmq, vb-cbnq ,werde anfangen;
aksl. mbnjq, mtneti ^meinen', lit min&i, got munaip ,er gedenkt^
will', gr. fjLov^vai, fiaivofiOL (s. bei ^, rii).
Dasselbe gilt auch von vorvokal, r, l (f; ^)'- wftrq^ ^sterbe',
weiter die Infinitivformen bt>rati, dtrati, pbrati, stüati (dazu Präs.
steljq).
Oben S. 138 haben wir gesehen, daß b aus ^ nach weichen
Konsonanten entsteht, z. B. im Gen. PI. duib zu duäa ,Seele^
gegen ryhb zu ryha ,Fisch^
b im Anlaute. Wie ein Wort nicht mit b anlauten kann
{vgl. S. 138), so gilt dasselbe auch von b. In diesem Falle wird
jedoch ein / (eig.i) vorgesetzt und jb geht in % über (auch wenn
6S anderen Ursprungs war). Im Anlaut war b imd / {%) wurde
vorgesetzt: imq, imesi zvLJ^ü ,nehmen', aus *j'btn<h und dieses aus
*bm<h, *7p,mo, vgl. lit imü, iinti, lat emo (vgl. aksl. vbz-btnq);
Präp, izb ,aus* aus *j'bzb und dieses aus *bz-, vgl. lit. Isz aus
iz ,aus^
Das jb entstand aus *ß infolge des Umlautes: aksl. f'go
^och* aus *jbgo, *jbgo.
Nicht sicher ist es, ob das Pronomen i- (aksl. i-ze ywelcher'),
das ebenfalls auf ein *jb zurückgeht, im Nom. Sg. m. ein jb, ent-
sprechend dem lit. jis jCr*, oder ein *jb aus *jo8, entsprechend
dem Neutrum je (aus *jo) voraussetzt. Analog gilt es auch vom
Akk. Sg. m. aksl. vb-m aus *vbn-jb. War in der Präposition
kein n, so ging jb in i über (also wie im reinen Anlaut), z. B.
dO'ideze ,donec' (Ostr. Ev. 70 b), aber analogisch kommt trotzdem
iiuch donbdeze vor.
Im Wortinlaut kann es auch vorkommen, daß mit b be-
ginnende SufiSxe an einen mit j auslautenden Stamm angefügt
werden: aksL dostoim jdignus' aus *dostoj'bm oder ursprüngh'ch
^dostai'bm; zlodüsH (dodejskb) aus zlodij TLayLOvqyoq und -bskb;
zlodeistvo, zlodijstvo TLonovQyia, wo dasselbe Thema mit dem Suffix
'bstvo vorkommt. Das im Euch. sin. auftretende dostojem (69 a
15 — 16) wird noch zur Sprache kommen.
Ausnahmsweise haben wir im B. jeUa ,Nadel', aksl. igla, r.
iglä, s. igla, p. igla; im klr. halka (igoöcä) und ns. gla, wo also
das i im Anlaute geschwunden ist. Falls im preuß. ayculo
^NadeP c für y (aygulo) verschrieben ist, muß es zum slav. Worte
143
gestellt werden. Schwierigkeiten macht das b. ßhla (dial. auch
jahla, in Mähren diaL und slorak. ihla). Gebauer meint von
*jbgfüa ausgehen zu müssen (I S.Ö30), dieses hätte nach der ab.
Regel bezüglich der Halbvokale zu einem jehla führen müssen
(dial. daraus jahla), andererseits zu einem ihla. Aber es ist nicht
sehr wahrscheinlich, daß sich ein ^ bis ins B. erhalten hätte, viel-
mehr mußte es schon im Urslav. zu i, i werden. Zu bedenken
ist auch, daß wir im Slovak. ihla, ihia haben. Hätte es im B.
noch ein *jbgüa gegeben, so müßte hier z. B. auch ein ^dobrh-jb
vorhanden gewesen sein, denn ich sehe nicht ein, warum in einem
Falle aus ^ ein i geworden wäre, während es sich sonst noch
behauptete, vgl. -utbL bai aus *bojb, *bojb und imq aus *jbinq,
was ganz regelrecht ist Nun hätte ein *dobr^}b nach Grebauers
Begel zu *dobrej führen müssen, da wir aber ein dobr^ haben,
so muß er annehmen, daß es sich noch vor dem Ausfalle der
Halbvokale entwickelt hätte (S. 155). Das ist aber nicht mög-
lich, dann wäre für die Dehnung kein Grund vorhanden. Viel-
mehr wurde aus *dobrö'i ein *dobry und da eine Silbe verloren
ging, ein dobryj, dcbry. Ich würde daher jede andere Erklärung,
die im B. nicht den direkten Beflex des ursprünglichen *ßffhla
sieht, vorziehen. Wegen des slovak. ihla ist es mir wahrschein-
lich, daß auch im B. ein ihla war. Dieses blieb im Slovak.;
während es im B. zu *ßla wurde (wie jmdm, jhra u. s. w.). In
der schwer auszusprechenden Gruppe entwickelte sich dann ein
e: ßhla, nach dem Vorbilde anderer Fälle, wie in ohef\ aksl. ognb
u. s. w. Vielleicht ging er vom Dat. Lok. Sg. aus. Vgl. auch
sem, ßem ,bin' aus *8m, *J8m, aksL jesmh.
Dehnung des b zu i. Vor einem j wird b za i gedehnt:
bei der bestimmten Form des Adjektivs im NonL Akk. Sg. m.
z. B. nicij ,pronus' aus nicb^, woraus nicb-J und dann nicij;
weiter z. B. im AksL predami-j aus predamb i jtaqaddafo avzöv
(Glag. Cloz. 171 — 172). In den Hss. wurde dann die Schreib-
weise wie predamii (so wurde nämlich das pridamp-j geschrieben)
nicht verstanden und neu aufgelöst in predarm ii z. B. Supr.
304. 14. Dann kamen Interpreten, die von einer Verdoppelung
des i zu ii sprachen. Doch auch hier ist die Dehnung nicht all-
gemein. In best. Dial. teilte das b auch in dieser Stellung die-
selben Schicksale, die ihm sonst zu teil wurden: es konnte zu e
werden: Gen. PI. ko^iej aus Icostbj zu ko^b ,Knochen'; boVej
,größer' aus boVbj; ukraäej aus ukradbj, best Form des Part Prät
144
akt ukraSt zu ukrasiti ,omare*; ja sogar auch predamej aus
prHamt i (vgl. oben sv^to-j aus sv^t^'j jheilig*).
Schwund der Halbvokale. Aus den bekannten Quanti-
tätsgründen konnten die Halbvokale dort, wo nicht durch ihren
Ausfall geschlossene Silben entstanden, also im Inlaute,
einfach schwinden. Aus der Graphik der aksl. Denkmäler müssen
wir schließen, daß dieser Ausfall schon in jener Zeit, aus welcher
sie stammen, also Ende des X. — XI. Jhd., begonnen hat Wir
finden da häufig Formen wie mnogfh st. rmnogfb, dio für ötdo, feto
für köto ,wer', psati für phsati ,schreiben', brati für btrati ,sam-
meln, nehmen^ stvoriti für sztvoriti ,zu Stande bringen'. Man
sieht, daß hier aus zwei offenen Silben infolge des Ausfalles eine
einzige, allerdings wieder offene Silbe entstand. Die Beispiele
haben wir hier aus dem Aksl. gewählt, aber wir finden dieselben
oder ihnen verwandte in allen slav. Sprachen.
So bemerken wir es auch in Präpositionalausdrücken , z. B.
V sehe für v^ sehe u. dgl. Die Präposition wurde mit dem von
ihr abhängigen Worte als eine sprachliche Einheit aufgefaßt
Derartige Reflexe finden wir in allen slav. Sprachen, so weit sie
verfolgt werden können, und sie waren auch in allen abg. Dia-
lekten vorhanden. Wenn wir in den Denkm. mehr oder weniger
häufig in solchen Fällen die Halbvokale noch geschrieben finden,
so ist das nur eine graphische Tradition, die mit der wirklichen
Aussprache der Schreiber jener Denkmäler nichts zu tun hatte.
Aus dieser Tradition folgt aber andererseits, daß die Halbvokale
in jenem Dialekte, der zur Schriftsprache erhoben worden ist, in
diesen Stellungen bei der Begründung des aksl. Schrifttums noch
wirklich auch ausgesprochen wurden. Das Verstummen derselben
in den oben angegebenen Stellungen war wohl der älteste laut-
liche Prozeß, der bei ihnen konstatiert werden kann. Sie konnten
natürlich in diesen Stellungen nur dann schwinden, wemi sie
unbetont waren. In chronologischer Hinsicht schließt sich gleich
daran der nun zu besprechende lautliche Prozess.
Vertretung der Halbvokale durch volle (Vokalisa-
tion). Folgten zwei Silben mit Halbvokalen unmittelbar auf ein-
ander (die zwdte bildete häufig den Wortauslaut), so konnte —
und zwar in gewissen aksl. Denkmälern ziemlich fi-üh — der
Halbvokal der ersten Silbe zu einem vollen Vokal werden und
zwar ft zu 6 und ^ zu o. Aus ottcb ,Vater' konnte otect werden,
sbm ,Schlaf' konnte zu som führen; aus thmhnica ,Gefängnis' ist
145
temtnica, aus pravtdtnikb ,der Gerechte' ein pravedtnikb geworden.
Man stellt sich in der Begel die Sache so vor, dafi das letzte t
in dtnh ^Tag^ abgefallen wäre, zunächst hätte es aber seine
Quantität an die vorhergehende Silbe mit t abgetreten, wodurch
dieses zu einem voUen Vokale (e) geworden wäre. Notwendig
wäre es übrigens auch gewesen, daß die vorhergebende Silbe
durch den Abfall des Halbvokab der zweiten zunächst geschlossen
geworden wäre, so daß also die Vokalisation des Halbvokals nur
in Silben, die geschlossen geworden sind, eintreten könnte.
Analog auch in tem'nica u. s. w. Man hätte es also mit einer
Art Ersatzdehnung zu tun. Allein eine solche Erklärung muß
ein wenig modifiziert werden. Es muß hervorgehoben werden,
daß dieser Prozeß im innigen Zusammenhang mit der früher
besprochenen Erscheinung, mit dem Schwunde der Vokale in
offenen Silben, steht Beides ist darauf zurückzuführen, daß die
Halbvokale wegen ihrer zu geringen Quantitilt, fast in allen slav.
Sprachen zu verklingen begannen. Das galt aber von allen, nicht
bloß von jenen im Auslaute und von jenen an zweiter Stelle be*
findlidien. Nicht einmal der Akzent war im Stande, die Halb-
vokale zu retten; betonte Halbvokale konnten sich höchstens nur
länger behaupten, während unbetonte frühzeitig, wie wir oben
sahen, verloren gingen. Jedenfiüls war aber die Stellung der
Halbvokale mehr ein rettendes Element für sie als der Akzent
Eine so fortschreitende Reduktion mußte aber schließlich ihre
Grenzen erreichen: sie kam so weit, daß Laute erreicht wurden,
bei denen nur noch eine leise Differenz zwischen den einstigen
Halbvokalen z und t übrig blieb (dumpf und hell), natürlich in
Sprachen, die überhaupt noch vor diesem Prozesse ein ^ und t
unterschieden. Weiter ging es nicht mehr. Man kam also z. B.
zu einem ^m'ntca, synW (aus syn^nt ,mit dem Sohne'), was
schon schwer auszusprechen war. Eine Erieichterong konnte man
sich in diesen Fällen nur verschaffen, wenn man an der Stelle
des ersten Halbvokals zu einem voUen Vokal kam, so daß das
verklingende zweite vokalische Element ganz schwinden mußte.
Die Ausbruchsstelle befand sich also beim ehemaligen ersten
Halbvokal, weil es hier fast schon zu einer geschlossenen
Silbe kam und so erfolgte auch hier so zu sagen die vo-
kalische Explosion. Es müssen aber hier noch gewisse Um-
stände beaditet werden. In gewissen Silben behaupteten sie sich
doch länger als in anderen, das sind aber selbstverständlich einzel-
V*adr&k, Vgl. dar. Qnmm. I. 10
146
sprachliche Erscheinungen. So z. B. im P., wie es scheint, nach
sonoren Lauten. In vielen slav. Sprachen hatte der Verlust des
Halbvokals eine Dehnung der vorhergehenden Silbe zur Folge,
was noch zur Sprache kommen wird.
Das Verklingen des Halbvokals machte sich selbstverständ-
lich auch dort geltend, wo er betont war; daher dest ,Ehre' (in
aksl. Denkmälern in diesen Fällen noch destb oder öesf gewöhn-
lich geschrieben, aber der Halbvokal im Auslaute hatte keine
Geltung mehr), ätok. dost aus &b8th. War der zweite Halbvokal
betont (z. B. s^ni wegen Stok. sna, sloven. sna), so mußte offen-
bar der Akzent, sobald die vokaUsche Explosion sich vorbereitete,
allmählich auf die vorhergehende Silbe herübergleiten, denn hier
war jetzt das stärkere vokalische Element.
Es würde nahe liegen anzimehmen, daß s^m unter dem Ein-
flüsse des verschobenen Akzentes {sim aus urslav. *gbnb) zu san
geworden sei (und analog in anderen Fällen), wie ja teilweise
auch vorausgesetzt wurde (vgl. Appel' in Russk. fil. V&tn. 1880,
in S. llf. und Kurbakini^: K» istor. i dial. pol'sk. jaz. 1903,
S. 67 f.). Wenn man nur einen plausiblen Grund für die Ver-
schiebung des Akzentes, dessen Stellung hier doch durch die
Endbetonung der anderen Kasus (Gen. Stok. snä, slov. 89n, anä)
gestützt wurde, hätte.' Daß der Akzent auf die Vokalisierung
der Halbvokale wirklich einen Einfluß und zwar schon im ürslav.
ausübte, sehe ich ganz deutlich in dem Wechsel des 9 mit o bei
ckbtiti (ich nehme als luspr. an: *ckbtjq, *ch6tjeäi aus *ch'itßäi,
*chötjät aus ^ckitjeth u. s. w., im Inf. dagegen chztki in BB. 29,
S. 210). So mag auch sonst, wo ein solcher Wechsel in der
Betonung stattfand, der Akzent dazu beigetragen haben. Aber
man kommt mit ihm, wie man sieht, nicht aus. Es muß ein
anderer Faktor da gewesen sein, der noch mächtiger war, so daß
sich ihm auch der Akzent schließlich fügen mußte und das war
das Verklingen der Halbvokale überhaupt Der Akzent konnte
vielleicht in offenen Silben gewirkt haben, wie wir es schon im
Urslav. in einem Fall gesehen haben.
Analog verhält sich die Sache bei Worten mit dem Suffixe
'bcb, tskb, 'ffm, beim Fron, sb mit vorhergehendem o-Stamme im
Aksl. z. B. narodosb ,diese8 Volk' und and.
Nehmen wir nun den Fall, daß drei Silben mit Halbvokalen
auf einander folgen, z. B. in dmtsb ,heute^ Das führte zunächst
zu d'nV; es konnte entweder zu ^dens oder dnes führen (wo e
147
als der Reflex des einstigen h erscheint). Anfänglich wird es
wohl auch so ein Schwanken gegeben haben, bis dnea den Sieg
errang, wenigstens in den meisten slav. Sprachen. So finden wir
schon im Zogr. dnesb Matth. 6. 11 neben dtnenrUago ib. 11. 23.
Daß es aber nicht die einzig mögliche Form war, zeigt uns das
sloven. dands, dän dan9s, wo der sog. unbestimmte Vokal 9 ofien-
bar erst später wieder eingeführt wurde. Analog konnte auch
dhnmtt zu d'n'm' und *denm und dnem fähren; es ist klar, daß
nur dnem sich behaupten konnte.
Ein Präpositionalausdruck wurde als ein einzelnes Wort auf-
gefaßt; daher finden wir z. B. im Euch. sin. vo v'sekarm diU 12 b,
15b, 17a; vo v'sechz 10b; vo vhtoroe 65a, 87b; so v'shnh domornz
13b; 80 mnojq (aus sz mmojq) 47 a, 85 b u. s. w. Ein vb dwie
hätte zu vo dne in diesem Dialekte führen müssen, wie wir ja
tatsächlich im B. entsprechend ve dne (schon ab.) finden.
Wie war es aber weiter, wenn vier Silben mit Halbvokalen
auf einander folgten? Ein solcher Fall war z. B. s^ dhnhmh.
Bei den verschiedenen Anläufen, die Schwierigkeiten, die ein
^ dVw' bot, zu überwinden, muß der Umstand maßgebend ge-
wesen sein, daß schon ein dnem im Siege begrifien war, daher
ein ^ d'nem, das zu so dttem, bez. se dnem führen konnte; im
B. auch 86 dnem. Dagegen aus 8b dtm konnte nur 8 d^n ent-
stehen, im B. auch 8 den.
Diese Normen waren mehr oder weniger allen slav. Sprachen,
wo sich die Halbvokale zu vollen entwickelten, gemeinsam, denn
sie waren virtuell in der Sprache enthalten.
Man hat z. B. für das B. eine mathematische Formel auf-
gestellt, indem man behauptete: alle Halbvok. an geraden Stellen
(Silben) — von hinten gerechnet — werden zu vollen Vokalen
(im B. e), die an ungeraden fallen dagegen aus, z. B. ein ur-
sprüngliches 8b^ Shhnf^cb^mh^ (im B. muß man von ShvtfCbmb, nicht
ibvusemi^, wie im ürslav., ausgehen) hätte darnach 8 äevcem ,mit
dem Schuster' ergeben müssen. Allein man kann nicht annehmen,
daß die Sprache die Halbvokale so mathematisch genau sortiert
und dann alle ungeraden unbarmherzig der Vernichtung preis-
gegeben hätte. Eine solche Formel kann nur ein praktischer
Notbehelf sein, aber man muß sich hüten, dahinter noch mehr
zu suchen, denn eine derartige Formel erklärt gar nichts. Die
Sprache richtete sich gewissermaßen nach Schablonen, die schon
:geläufig waren. Man hatte im B. die Instrumentale muzem, otcem
10 ♦
148
(aus attctmt) und 80 mußte darnach auch äevcem (aus iwhctmt)
entstehen (zunächst i'v'cem)^ eine andere Form konnte sich bei
dieser Sachlage gar nicht entwickeln.
Wenn man in dieser Hinsicht die aksl. Denlunfiler untersucbt, bo
findet man, daß es sieb bei dem eben bebandelten Prozesse vorwiegend
um Fälle bandelt, bei denen die erste in Betracbt kommende Silbe ein
» enthält, so daß daraus ein e werden muß. Seltener handelt es sich
um ein aus s entstandenes o. Aber es ist auch derselbe lautliche Vor-
gang und die Fälle müssen demnach unter einem behandelt werden. Das
sehen wir deutlich an Beispielen wie tuopUiim» (zu ti«Miq<i »obdormiscere')
im Euch. sin. 57 a; usoptioßgo 57 b; usoptiücht 64 a, 64 b; nuat^dany (non
creatus) \h\ olh MozbdanÜ svoego Ib; toztdanie 58a; sob^rai^ 106b. Prä-
positionalausdrucke wie «o v^shnb 13 b; vo üb ,in eum' 46 a u. s. w. sind
schon erwähnt ivorden.
Zweimal kommt hier auch das best. Adjekt. mit -q; vor: ftrünaf
griehb (geschrieben eigentlich priwoi) 5b und 9v^J («tot) 17 a, Formen,
denen wir z. B. im Psalt. sin. häufig begegnen. Man erklärt sie in der
Begel so, daß man von * dobn/b ausgeht, wodurch der allgemeinen Begel
genfige geleistet werden soll, d. h. es wären hier zwei unmittelbar auf
einander folgende Silben mit Halbvok. Ich zweifle sehr, daß es damals
noch ein jb gab. Vielmehr muß man von dobn-i ausgehen. Als das •
zu j geworden ist, ging eine Silbe oder nahezu eine Silbe verloren und
ihre Quantität kam dem » zu statten, das also zu o wurde. Wir hätten
68 hier demnach mit einer wirklichen Ersatzdehnung zu tun. Dabei war
wahrscheinlich der Akzent maßgebend vgl. russ. ivjatöj. Diese Dehnung
konnte aber sonst zu -nf führen: dobryj^ ein Beweis, daß hier die Ver-
hältnisse nicht analog waren wie z. B. bei «oit& aus tbtih ,Scblaf u. dgl.
Hierher gehört auch z. B. der Gen. PL der r-Stämme veit^ aus veUbi^
veitbj; weiter »^ ,hic' aus «»i, nj. Dieses Beispiel ist namentlich in-
struktiv. Es ist eine sekundäre Form, bei der man gar nicht daran
denken kann, daß es noch ein /» damals gab, so daß nur ein «»t, sij vor-
liegen kann. So haben wir auch in ar. Denkm. «et, sej und analog auch
toi, tqi zu t» ,ille'.
Dagegen spricht nicht do^toenb^ das wir auch im Euch. sin. finden
{nedostoenz $y 69 a Z. 15—16, aber dostoini kurz vorher 69 a, 11] und das
man aus ^dostojbttb deuten könnte. Das wäre aber unrichtig. Es ist
vielmehr nach der Analogie der anderen Adjektiva mit -en» gebildet, wie
etranem n. s. w., die hier sehr zahlreich sind (bei Lang S. 17 etwa 84
Beispiele). Vgl. auch im Ar. Formen wie üud^jetkh u. s. w. (Sobolevskij
Lekc. S. 57). Die Analogie konnte übrigens älter sein und selbst ein
doitojbfib nach Hramm geschaffen haben, wir müssen uns aber hüten mit
einem angeblich urslav. *do$tojbnb in den einzelnen slav. Sprachen noch
zu operieren; das war damals längst nicht mehr vorhanden. Auch im
Glag. Cloz. finden wir eine analoge Umbildung desselben Adjekt., nämlich
doMtoinb Z. 106 (als dostqfanb zu lesen). Da dasselbe auch noch aus einer
anderen s. Quelle belegt ist und wir auch jetzt im S. do9tojan haben, so
149
glaubte ich, daß im doitojmn^ des Glag.Cloz. der älteste Reflex des serb.
a ffir einen aksl. HalbTokal vorhanden ist (in meiner Aasgabe des Glag.
Cloz. 8. 6). Da wir nan aach ein doMtajen^, das eventuell ein analogiscbes
dostoftm Yoranssetzen könnte, gefanden haben, so wäre eine solche Hypo-
these nicht anwabrscheinlich wenn die Chronologie besser übereinstimmen
würde. Ein a für », » finden wir n&mlich im S. etwa am die Mitte des
Xin. Jhd., Glag. Cloz. ist aber viel älter. Es scheint daher, dafi dottofaw
darch eine Anlehnang an Verbalformen wie dottojaii entstanden ist.
Neben dem selteneren -o; finden wir im Ench. sin., wie schon er-
wähnt, auch -jii z. B. ilobrjKß (geschrieben tUtbryi). Dementsprechend auch
bei den bestimmten Formen der weichen Stamme, z. B. vtzakonij vofAoH'
xriwK (Part) 10b (ganz analog im Supr. nj ,hic'), häufig dagegen: procej
cin9 99b; v^iej est 3b; ntvorßj 47b, 61a, 67a u. s. w.
Daß nicht nach mathematischen Formeln, sondern nach ge*
wissen Schablonen vokalisiert wurde, zeigt uns z. B. öesttm ,Te-
nerandos' im Euch. sin. la, 7 a, 9 b u. s. w. Nach der mathem.
Formel möchten wir öbdem erwarten, allein hier war der Nom.
öestb und die anderen Kasus des Adjektivs wie öesthfiaego u. s. w.
mehr entscheidend als selbst die große Reihe der Adjektiva auf
-ern aus -tm. So finden wir es auch in anderen slav. Sprachen,
2. B. im Ab. neben dem östny^ auch schon destny (Wittb. Psalt.).
So finden wir weiter legfbkh ,leicht' im Euch. sin. 58 b und sonst
noch. Wir möchten IhgoH nach der Formel erwarten, aber hier
waren wieder die anderen Kasus maßgebend und das verrät uns
auch ziemlich deutlich die Schreibweise hkbkh 38 a, 100 a, die uns
zeigt, daß etwa lekh, lekaego u. s. w. ausgesprochen wurde, d. h.
aus Ibgfbkaego, hgfbkago entstand ein legkago^ le{k)kago, das sich
eben in lfJe^k^ verrät Vgl. p. lekki ,leicht'. Zahlreiche solche
Abweichungen auch im Ar, vgl. bei Sobolevskij (S. 49).
Der Übergang des t in e hat sich im Bg. wohl auf ein größeres
Gebiet erstreckt als jener des z in o. Dafür spricht der umstand, daß
in den aksl. Denkm. die FSlle mit e für fr viel zahlreicher sind als jene
des o für 9.
Jene Halbvokale, die sich nicht in der besprochenen Stellung
befanden, konnten nicht vokalisiert werden, so z. B. das Fron, t^,
Übergang des h in ^. Nach den Kons, i, z, ^, St, zd be-
merken wir frühzeitig im Aksl. diesen Übergang, was bei der
Darstellung dieser Laute seine Erklärung finden wird. Hier Soll
diese Tatsache nur summarisch konstatiert werden. So finden
1. Das setzt ein nach den anderen Adj. auf -«» gebildetes esten
voraus, wie thmy ein riren.
150
wir es im Glag. Cloz. (vgl. meine Ausgabe dieses Denkmals
S. 18 ff.), im Supr., in der Sav. kn. und Euch. sin.
Auch nach r z. B. atatt rbci finden wir in einigen Denkmälern fast
regelmäßig r&ct ,6age', z. B. im Glag. Cloz. sechsmal und r^ei nur ein-
mal, im Euch. sin. 7 mal und einmal nanci 40a (vgl. Lang 8. 8).
Leskien meint, daß es durch das Hartwerden des r erklärt werden
könnte (Afsl. Phil. 27, 8. 40). Da hier zwar <Mlm», darnehen aber auch
otUbci 53 b Torkommt, so kann es nicht in Betracht kommen. Es könnte
auch daran gedacht werden, daß sich in r»es (rbci) ein sekundäres f ent-
wickelt hatte; das wird nämlich mit Vorliebe als rt geschrieben (in der
frs^Grnppe, vgL bei Lang, 8. 21).
Aus sazuUtU 57 b, sot»dame 56 a, sohbrai^ 106 b u. dgl. ersehen wir,
daß der Abschreiber »ozdati aussprach und den Halbvokal daher traditio-
nell setzte. So ist jedenfalls auch iz^mi 31b, ttz^mi 96 a (ausgesprochen
vozmi); V9ZMneh 90a, 104a, v^zbrnitm 98a; vtnbtni IIb, 77a, 62b u. dgl.
mehr zu beurteilen.
Was die Chronologie dieses Prozesses und der früher be-
sprochenen Yokalisierung der Halbvokale im Aksl. anbelangt, so
muß der Wandel des « zu « jünger sein als der Wandel des »
in e und z zu o, insofern beide Prozesse ein und dasselbe Gebiet
betrafen. Wenn in einem Dialekte aus 3ui- ein ied- geworden
wäre, so konnte hier kein ä^d- entstehen (vgl. Verf. Aksl. Gramm.
S. 87) und umgekehrt wo ein ä^d' auftrat, konnte dameben kein
äed bestanden haben. So konstatiert auch Leskien, daß wir
z. B. im Euch. sin. kein S^d^, izh, sondern nur äed^, Seh, weiter
Gen. PI. hraäem 88 b, braäentca 103 a, braäen'ca 104 b finden
(Afsl. Phil. 27, S. 38, vgl. übrigens auch Lang S. 16). Da hier
aber regelmäßig braSzno, braune, straktny u. s. w. geschrieben
wird, so muß die Verhärtung des t tm ^ nach S später als die
Vokalisierung eingetreten sein.
Umlautserscheinungen bei den Halbvokalen. Es sind
einzelsprachliche Erscheinungen, die sich nur zu jener Zeit äußern
konnten, als noch der Unterschied zwischen ^ und t gewahrt
wurde. Sie äußern sich zunächst darin, das % in « übergeht,
wenn die nächste Silbe weich ist. Und zwar kann sie zunächst
einen der weichen Vokale i, t, e, e, e^, jq enthalten: aksl. vtni
,draußen^ gegen v^n^ ,hinaus'; bt>däi ,wachen^ aus bzdeti; vhpiti
aus v^piti ,rufen'. Auch die Präpositionen werden davon erfaßt,
und zwar bemerken wir, daß es in einigen Denkmälern (Sav. kn.)
die Präpositionen v^, mz- sind. So finden wir hier vh sled^ üi
,folgen*, vt mir^ und vt miri ,im Frieden', vh vekb ,in Ewigkeif;
vtnüi ,eintreten', vtd^i ,anfiEmgen', vtz^i ,uehmenS vbzdvigtkfti ,er-
151
hebend Das bemerken wir selbst auch dann, wenn die nächste
Silbe überhaupt einen weichen Kons, enthält, der Vokal kann
beliebig sein, z. B. tn» n'q ^ eam', vh Ijudtdi^ ^n hominibus',
vbzljubiii ,Iieb gewinnen^ u. s. w.
Leskien hebt mit Becht hervor, daß in r», ofts-, vt^piti, vtni, hbdüi.
Ijuhtv^ za IJubt/ ,Liebe', also in der übergroßen Zahl der Fälle, dem alten
» ein Labial vorangeht. Man kOnne daher annehmen, daß die Wirkung
der weichen Silbe auf die vorhergehende irgendwo und irgendwann unter
der B^ingung stand, daß diese Silbe labial anlautete; das ständige
vzsbpiti neben r»/iih', r», rftz- neben stets bleibendem «», kh bleibe auffällig
(Afsl. Phil. 27, 8. 39—40). Wir haben oben S. 135 von dieser Erscheinung
erwähnt, daß sie wohl nicht mit einer labialen Aussprache des » in Zu-
sammenhang gebracht werden könnte. Femer bemerkt L., wenn eUttn»
neben eÜwe (von eÜy ,Heilung') vorkomme, so erinnere es an die ziemlich
oft erscheinende Schreibung plUh ,F]eisch*. Daraus könne man entnehmen,
daß ein h der Wirkung einer folgenden weichen Silbe weniger Wider-
stand entgegensetzte.
Neben der Sav. kn., in der Derartiges vorkommt (vgl. Verf. Ȇber
einige orthogr. und lex. Eigentamlichkeiten des Cod. Supr. S. 31 ff.), muß
hier noch das Euch. sin. erwähnt werden.
In anderen Denkmälern nimmt diese Erscheinung mehr einen all-
gemeineren Charakter an, d. h. sie beschränkt sich nicht auf die so
charakterisierten Fälle. Man findet hier also z. B. dbv}i gegen dwa .zwei'
$bni Lok. gegen «sn» ,Schlaf , s»/^ Adv. zu z»/& ^schlecht, böse*. Weiter
dann nicht bloß vt und r^z, sondern auch <» z. B. m litm» ,mit ihm*,
9hnüi ,descendere*, stgrüiti ,6ündigen*, oib z. B. oit nego ,von ihm*, olh
fqdiSe, otb nt\dvSe ,woher*, ja sogar k% z. B. kt iiimh ,zu ihnen*, h» nsj
,zu ihr', podb nimb ,unter ihm*. So finden wir es im Supr. (vgl. Verf.
»Über einige orthogr. u. lex. Eigent. des Cod. Supr.«). Zogr. gehört mehr
zur ersten Gruppe, aber es sind hier auch noch Anklänge an die zweite.
Die Umlautserscheinungen äußern sich aber auch in entgegen-
gesetzter Weise, d. h. » geht in & über vor einer harten Silbe, doch
scheint hier der Unterschied nicht derartig ausgeprägt zu sein, daß
dieser Prozeß auch zunächst bei Labialen bemerkt würde, denn neben
Hrati ,8ammeln, nehmen* fUr hbrtUi^ neben Vbdova, vhdovica ,Witwe* fQr
Vbdova finden wir in der Sav. kn. Uma «Finsternis* mit folgender harter
Silbe fünfmal (nur mit »); ogüh neben o«/- viermal. Ein Hma^ /»m^ finden
wir auch im Zogr. mehrmals, aber neben Um)^ auch f»m^, tbmbm, so auch
im Supr. (Sav. kn. tbtni zweimal, Umi einmal). Weiter finden wir im
Zogr. dhsky zu dbgka ,Brett, Tisch*; so auch im Supr. draky 62, 436, da-
gegen dbüi 75, 300, 312. Es handelt sich hiebei um keine bloßen gra-
phischen Eigentümlichkeiten. Wir können nämlich beobachten, daß r»
vor einer mit i beginnenden Silbe nicht steht, also nicht r» im^t vb in<\.
Die beiden Vokale wurden nämlich kontrahiert, » gewann an Quantität
und mußte zu y werden: vynq (Zogr. Marc. 5, 5, Luc. 24, 53; Sav. kn.
Matth. 18. 10). In anderen Dialekten wurde t^'nq ausgesprochen und
152
vor j konnte » gedehnt werden, daher im Ostr. £v. an der zuletzt er-
wähnten Stelle (Matth. 18. 10) sogar vi/Jf^q (t^yi^'nq).
Es zeigen sich aber noch heutzutage Beflexe des einstigen Umlautes
in den bulg. Dialekten: vezmi, veze, vezeli (Afsl. Phil. 16, S. 139), was
einem vttbmi u. s. w. entspricht.
Würde es sich nachweisen lassen, dafi die ümlautserscheinungen
auf demselben Gebiete, auf welchem sich die Vokalisation der Halbvokale
geltend machte, auftraten, so müßte man selbstverständlich annehmen,
daB auch der Umlaut jünger ist als die Vokalisation, denn wo sich ein-
mal ein yvhbVh wie im Euch. sin. 9b, IIa u. s. w. entwickelte, d4 hätte
nicht mehr daraus ein Ijuhovb^ das wir auch hier finden (72b, 81b u. s. w.).
entstehen können. Es ist aber kaum wahrscheinlich, daß beide Prozesse
dasselbe Gebiet betrafen, wenn auch Kreuzungen zugegeben werden
müssen. Die Vokalisation scheint insbesondere die maced. und westbulg.
Dialekte überhaupt erfaßt zu haben.
Einzelne Fälle des Umlautes können wir bei den Halbvokalen
auch im Ar. beobachten. So finden wir schon in den ar. Denk-
mälern skhrti)h, skhrbb, dann dem entsprechend skerbb Kummer,
6ram% dameben allerdings noch skbrhh, woraus dann skwbb
(aksl. skbrhh, so auch urslav.) entstanden ist Ar. fmdüäi, medliti
yzögem', mhdihm, medUnnyj ^langsam'.
Andererseits tmikb, woraus dann tankij ,dünn', aksl. tbmh»,
aber daneben auch schon tbmkb.
Im B. haben diese Ümlautserscheinungen, die man auch als
Vokalassimilationen auffassen kann, einen allgemeineren Charakter,
da mau sie auch bei anderen Vokalen bemerken kann (vgl.
Sobolevskij, S. 89). Doch werden wir auch in anderen slav.
Sprachen ähnliches noch beobachten.
Die tr^t-, trht-, tht- und tlbt-Qruffe. Es handelt sich
hier um jene Gruppen, in welchen bei dieser Kombination der
Halbvokal schon ursprüngUch nach der Liquida folgte, also nicht
um ein r, /• In diesen Gruppen behielten die Halbvokale ihre
Selbständigkeit und wurden in den älteren aksl. Denkmälern
ebenso behandelt wie sonst, d. h. sie konnten selbst auch zu
vollen Vokalen werden, z. B. im Glag. Cloz. finden wir krest^
jKreuz* 608, 633 aus krbsU, krovtjq 312 und 316 aus krhvhjq zu
krhf^ ,Blut*. Zahlreiche Beispiele finden wir auch im Euch. sin.
und Psalt. sin. BekanntUch werden diese Gruppen auch dort
angewendet, wo es sich um die graphische Wiedergabe der ur-
sprünglichen tri-, ^/^-Gruppe handelt. In solchen Gruppen tritt
aber nie die Vokalisation des Halbvokals ein.
Über urspr. tri, Ht wird bei r, l gehandelt
153
Reflexe der Halbvokale in den einzelnen slav.
Sprachen. Halbvokale im Bulg. Nach den mannigfachen
Schicksalen y welche die Halbvokale, wie wir sahen, in einzelnen
abg. DiaL erlitten hatten, trat — zum Teile parallel auf gewissen
Grebieten mit ihnen einhergehend — eine Verein&chung auf: das
h wurde zu 3»^ so daß man jetzt hier nur einen Halbvokal hat
Das ist aber ein Prozeß, der das Südslav. überhaupt betrifft
Der unterschied zwischen ^ und h wurde hier, wie Oblak be-
merkt (Afsl. Phil. 16, S. 154), jedenfialls dadurch verringert, daß
die sndslav. Sprachen und mit ihnen auch das Aksl. den geringen
Grad der Weichheit einiger Vokale bald aufgegeben haben. Das
betraf natürlich auch ». So fielen schließlich auch im Sloven.
und S.-kr. die Halbvokale zusammen. Die hier erhaltenen
Denkmäler sprechen schon nur für einen Halbvokal.
Dieser war hart, stand also dem 5 näher, allein ein ursprüng-
liches h war es auch nicht mehr.
Dieses % hat im Bg. nicht überall dieselbe Klangfarbe an-
genommen, indem sich die Zungenstellung entweder jener des a
oder e näherte. Aus dem so gefärbten Halbvokal konnte sich
dann der reine Vokal in den westl. Dial. entwickeln (meist ein a),
aber das geschah in einer späteren Zeit Dieser Zeit ging jene
Periode vorher, in welcher es noch ein t und z gab und in
welcher das b zm e und h zw o dialektisch geworden ist Das
sind also die alten o- und e-Fälle statt der Halbvokale, deren
Entwickelung wir oben besprochen' haben. In den östl. Dialekten
ist dieses o für 5 selten (z. B. im Suffix -ok aus '^k^), das e da-
gegen für h häufiger. In den westl., hauptsächlich in den maced.
Dial. ist das o für ^ viel häufiger. Man kann auch mit einer
gewissen Wahrscheinlichkeit schließen, daß jene aksl. Denkmäler,
in denen solche Fälle häufig sind, hier schließlich zur Abschrift
gelangten, falls es irgendwie wahrscl^einlich gemacht werden kann,
daß die o- und e- Vokale erst bei der letzten Abschrift hinein-
gerieten. Sonst sprechen sie dafür, daß das Original jedenfalls
aus diesen Gebieten stammte.
Vom jetzigen bulg. ^Laut, wo er sich noch erhalten hat,
meint Miletiö, daß er je nach der Stellung im Worte und mit
Bücksicht auf die Betonung dialektisch verschieden ausgesprochen
werde, aber bei alledem bleibe er immer ein nicht gerundeter
gutturaler Vokal, der entweder weit, bei hoher Zungenstellung,
oder eng und zwar bei gespannter Zungenrückenstellung, oder
154
bei loserer Mittelzungenstellung artikuliert werde (Afsl. Phil. 20,
S. 589). Die erste Aussprache ist die meist verbreitete: es ist
dies ein schwachdumpfer o-Laut, der von Drinov durch ä be-
zeichnet wird (entspricht dem A* bei Sievers 4 S. 96).
Serbokr. Der Vokal a, den wir neben anderen Keüexen
der Halbvokale auf bg. Boden gefunden haben, ist ihr regel-
rechter Vertreter im S.-kr. Die ältesten Belege für dieses a
datieren ungefähr aus der Mitte des XIII. Jhd. Dieses a setzt
voraus, daß das S.-kr. es zunächst nur zu einem Halbvokal ge-
bracht hatte. In einzelnen Grenzdialekten sehen wir allerdings
auch noch andere B^fiexe.
Im Sloven. entwickelte sich das ^ weiter und zwar haben
wir in dieser Hinsicht hier zwei Gebiete zu unterscheiden. Das
eine umfaßt die südl. und westl. Gegenden, wo unter dem langen
Akzente » zu a wurde, während in kurzen Silben % blieb. Auf
dem anderen Gebiete, das im allgemeinen die östl. und nördl.
Gegenden umfaßt, hat sich aus dem ^ in langen Silben ein e
entwickelt, während es in kurzen Silben blieb, aber nur in den
westl. Teilen dieses Sprachgebietes; im Osten wurde es auch zu
ej wie in langen Silben.
In der Literatursprache, die hauptsächlich auf dem unter-
kraini sehen Dialekte beruht und daher als Vertreter des % ein a
in langen und ein ^ in kurzen Silben kennt, wird dieser Halb-
vokal einfach mit e bezeichnet: dei, dezja ,Regen*, %.dczd, dczda;
pes, psa ,Hund*, s. pas, psc. Diese Worte sind also etwa als
d^z, d^zja, phs u. s. w. zu lesen. In sprachwissenschaftlichen
Werken bedient man sich des aksl. Zeichens bei der Wiedergabe
des sloven. Halbvokals oder wählt ein umgestürztes e oder a
(^, »).
Zur Beuileilung des älteren Zustandes des Slov. hinsichtUch
der beiden Halbvokale (oder eventuell schon nur des einen) würden
uns die Freisinger Denkm. mit ihrem zemirt II 14, zigreahu 11
50, zudinem III 54, dini II 83 und zahlreichen anderen Bei-
spielen schätzenswertes Material bieten, wenn sie nicht von dem
aksl. (glag.) Schrifttum, wie es höchst wahrscheinlich ist, beeinflußt
wären (vgl. Verf. »Studie z oboru cirk. pis. S. 49 — 50 und 56—57).
Russisch. Aus den echt r. Denkm. ersehen wir, daß schon
in der frühesten Zeit (XI. Jhd.) in analogen Fällen, wie wir sie
im Aksl. beobachtet haben, die beiden Halbvokale verstummt
sind, doch hat das t den vorhergehenden Kons, erweicht: kto,
155
mnogz, vse, brat* (brcttt), älter brati. Sonst wurde seit dem
XU. Jhd. oder eher etwas früher % zu o und t zu e: blocha
iFloh% steklo ^Glas', zvenitt ^ngen^, sobratt aus shbtratt ^ver-
sammeln'. Die allgemeinen Normen, die wir für die Yokalisation
aufgestellt haben, waren auch hier maßgebend, daher z. B. zrec
aus itrtcb ^Priester', Gen. ar. zerca (aus ztrtca). Mit der Zeit
haben aber auch hier mannigfache Beeinflussungen stattgefunden;
so heißt es jetzt im Gen. zreca, wobei also der Nom. maßgebend
blieb. Weiter z. B. im Ar. Aorb aus gbbarb ^Versammlung', dann
aber auch scborb mit so aus sobratt ,versammeln'. So finden mr
auch vo itnja jm Namen'. Das früher erwähnte so- drang auch
in das alte susedb (aksl. sqsidh, b. soused) yNachbaf ein, so daß
es jetzt sosed^ heißt
Im Kleinruss. wurde das e, o infolge des Verlustes eines
5, 5 der nächsten Silbe gedehnt, so daß wir hier den Keflex des
Vokalisierungsprozesses, den wir in den aksl. Denkmälern beob*
achteten, haben. In den galizisch-volhynischen Denkm. haben
wir Belege (aus dem XII. Jhd.) wie: voovtcja » övca aus ovtca
,Schaf . Derartige Dehnungen kamen in bestimmten Fällen auch
im F., B. und schließlich auch in anders gearteten Fällen im
Südslav. vor.
Auch im B. sind, wie überall, infolge der Analogie sekundäre
Halbvokale entstanden, z. B. alt Off^nt ,Feuei:^, aksl. ognt, woraus
dann ogant (vgl Sobolevskij, Lekcii' S. 46—58).
Wenn im K. jetzt noch im Auslaut und im Wortinnem
Halbvokale geschrieben werden, so sollen sie nur die Qualität
des vorhergehenden Konsonanten bezeichnen.
Im Polnischen erweichte das t, wie auch häufig im B.,
den vorhergehenden Kons., doch ging die Erweichung weiter:
dzieA, dnia jTag', b. den, dne, aksl. dtnt; kamieA, kamnia ,Stein',
b. kämen (älter kämen), aksl. kament zu kamy; kaäö ,Knochen',
b. älter kosi, jünger kost, aksl. kostt; 6ma ,Finstemi8S böhm. tma,
aksl. ttma.
Vor n wird jedoch t, d nicht in 6, d£ erweicht, z. B. Präs.
tn^ ,haue', aksl. ttmq zu ciq6, aksl. t^i; ebenso Gen. dnia (zu
dscieA) gegen 6ma. Der Grund dieser Verschiedenheit ist laut-
physiologischer Art, wie es Broch richtig erkannt hat: der Ab-
stand zwischen der Artikulation des d' und n ist ein zu kleiner
als daß nicht eine Assimilation eintreten mußte (Sbomik» statej
V» fest» prof. KorSa, S. 277—281). Man vgl. damit auch r. vid*
156
nyj, sudnyj, svodnyj, rodsfvo gegen vedtma, gorodtba, svcultba,
sudtba (£ulbakin3»y Kb istor. i dial. pol'sk. jaz. S. 86). Es war
hier keine Möglichkeit, daß die Zungenfiäche sich unter einer
Engenbildung Tom Gaumen hätte loslösen können (vgl. S. 21).
Sonst erscheint als Reflex der beiden Halbvokale ein e, aber der
Unterschied blieb noch gewahrt: das e als Reflex des ^ erweicht
nicht den vorhergehenden Konsonanten, z. B. ten ^dieser', b. fen
aus tznh; Gen. PI. den zu dno ,Boden^ aus dbno; pode mnq
,unter mir*; hahka ,altes WeibS Gen. PL babek; bez, hzu ,Hollun-
der', aksL h^z^; mechy mchu ,MoofrS b. medi, aksl. imchz.
Dagegen pies, psa ,HundS b. pes, psa, aksl. pbs^; pieA, pnia
,Stamm', b. pefi^ aksl. pbnt; szwiec, nach den anderen Kasus
(z. B. Gen. szewca) auch 8zeu?c »Schuster*, b. ävec, aksl. ^rtcb;
cienki ,dünn, fein*, b. tenky ,dünn*, aksl. ttnbkb.
Im P. scheint sich der Halbvokal im Auslaut nach tönenden
Kons, und Dauerlauten überhaupt länger behauptet zu haben
(man wollte den tönenden Laut eben wegen der Form in den
anderen Kasus erhalten). Als er dann schließlich doch abfiel,
wurde der vorhergehende Stammvokal, insbesondere wenn es ein
0 oder e. war, häufig gedehnt, z. B. bog, boga ,Gott*, analog auch
im B. JöA; boha; bdbr, bobra ,Biber*.
Als ein zwischen e und i stehender Laut mußte das b auch
im Böhmischen auf Kons, erweichend wirken und zwar wirkte
es so wie ein L Daher ist aus kostb ein kosi (dial. auch kose),
aus pp^dh ein pied, pld ,Spanne*, aus zvert ein zvef, woraus später
zver, entstanden. Später traten in solchen Fällen auch Ver-
härtungen ein: kost.
Sonst führten die beiden Halbvokale in Stellungen, wo sie
nach dem Obigen (S. 147) vokalisiert werden mußten, zu e, aber
auch in diesem Reflexe blieben sie noch geschieden. Das e aus
t wirkte so wie das urslav. e (vgl. S. 46), war also eng; daher
z. B. aus starbcb ,Greis* ein sta-fecy woraus später staiec (Gen.
stafca aus starhca, aber da wurde das /- nicht zu r, vielmehr
wurde r restituiert: starca und dieses r drang dann vielfach in
den Nom. ein, so daß man auch starec hat), dagegen brcUrem aus
bratmmh; vgl. auch Vok. öese (ab.) aus öase (hier urslav. e), da-
gegen dauern aus dasihmb. Aber wie ein i erweichte es nicht mehr
in diesen Fällen, daher bleibt vor diesem e ein n, d, t, l uner-
weicht, also z. B. den (älter deA), vgl. poln. dzien. Eine relative
Verhärtung hat demnach hier doch auch stattgefunden.
157
Im Slovak. haben w statt des ^ als Vertreter des z auch
ein 0 (mittlerer Dialekt) und dann auch ein a für % und t. Man
sieht hier also Anknüpfungspunkte einerseits an das R., anderer-
seits an das Südslay.
Auch im Sorbischen erweichte das t den vorhergehenden
Eons., bevor es verloren ging. Dort wo die Vokalisation ein-
treten mußte, haben wir auf dem ganzen Gebiete für « ein e, vor
dem der Kons, erweicht wurde; für z dagegen im Ns. ein hartes
e, im Os. ein o z. B. ns. £M ,Tag*, os. dzM, aksl. dtnt; ns. ^ma,
06. £ma ^Finsternis', aksl. ttma; ns. mich, os. moch ,Moos', aksL
imchz. Infolge der Analogie natürlich auch Ausnahmen, z. £.
k^nc ,Ende' nach den übrigen Kasus, aksl. kantet (bei Mucke
§§ 60—66 ist die Sache etwas verworren).
Ablaut.
In Worten, die etymologisch zur selben Sippe gehören, bleiben
die Kons, innerhalb einer und derselben Sprache in der Begel
unverändert, während die Yok. wechseln, z. B. aksL vezq ,iahre',
lit. vezü yfahre', got ga-wigan ,bewegeu, schütteln', lat. veho, da-
gegen aksl. V02Z ,Wagen^, lit väzis ,kleiner, einspänniger Schlit-
ten*, got wagjan ,bewegen', gr. oxog (aus ßoxog) ,Wagen'; femer
aksl. herq ,sammeln, nehmen', gr. q>iqiay got. haira gegen den
Inf. htrati, Aor. btracht, gr. di-q>Qog u. s. w. Weiter aksl. redt
i ,Bede, Wort^ gegen rdcq, reSti ,sagen', hinsichtlich des Vokal-
wechsels vgl. gr. dtiQig f. ,Streit' zu di^j got ijoegs m. ,Woge'
zu gorwigan u. s. w.
Diesen Vokalwechsel in etymologisch zusammengehörigen
Worten nennt man nun den Ablaut, wenn er wie in unseren
Beispielen auf ursprachliche Zustände zurückgeführt werden
kann^ Man spricht hier von verschiedenen Vokalstufen: die
e-Stufe, o-Stufe u. s. w.
Wie wir sehen, kann der Vokalwechsel mannigfach sein.
Zunächst betrifft er die Quantität, so z.B. in htrati aus *brrai%
gegen herq und schließlich auch in redt gegen rekq. Oder aber
ändert sich die Qualität des Vokals: vezq gegen vozt. Man
spricht daher von einem quantitativen und qualitativen
1. £b kann sich selbst auch um einzelsprachliche Nachahmung ur-
sprachlicher Verhältnisse, d. h. um Analogiebildung nach vorliegenden
ursprachlichen Schablonen handeln.
158
Ablaut. Außerdem kann hiebei auch eine xlnderung der Akzent-
verbältnisse in Betracht kommen.
In unseren oben angeführten Beispielen betrifft der Wechsel
solche Vokale, die im Wortinnem sind; er kann sich aber auch
auf solche in Suffixen erstrecken, so daß wir selbst auch da den
Ablaut haben y falls diese Änderungen schon ursprachlich sind:
aksl. Nora. Sg. voz^ , Wagen* aus *uozos, gr. oxog^ dagegen Vok.
Sg. aksL voze aus *^oze, gr. oxe. Es handelt sich also auch hier
um den Wechsel e : o.
Hier müssen zunächst einige Begriffe festgestellt werden. Abstra-
hiert man das, was allen etymologisch verwandten Worten einer Sippe
gemeinschaftlich ist, wobei man die Eons, auf nrsprachliche Zustände
reduziert und die vokal. Elemente dementsprechend auf den ältesten
Zustand, d. i. die e-Stufe zurückführt, so erhält man ein ideales Sprach-
gebilde, das man die Wurzel nennt. So ist die Wurzel zu aksl. vezq,
V0Z9 u. 8. w. als *t*e§h anzusetzen. Man hat früher daran immer zäh
festgehalten, daß die Wurzel einsilbig sein müsse. Später modifizierte
man diese Lehre, man sprach auch von zwei- und mehrsilbigen Wurzeln
und zog dafür den Namen Basis vor. Über das Verhältnis der Basis
zur Wurzel wird unten in der Einleitung zur Stammbildungslehre ge-
handelt. Hier wollen wir nur bemerken, daß es sich in der Lehre vom
Ablaute empfiehlt, wo möglich auch von zwei- und mehrsilbigen derartigen
Gebilden, die man allerdings immer nur aus fertigen Worten erschließt,
auszugehen, weil man dann nur auf diese Weise die Wirkungen des Ak-
zentes, der hiebei eine große Bolle spielt, darin verfolgen kann. Ein
solches Gebilde nennen wir dann eine Basis. Eine solche Basis kann
wieder selbst eine Wurzel voraussetzen. Zu einer Wurzel können zwei
oder selbst auch mehrere Basen gehören.
Je nach der Anzahl der Silben und der Quantität bestimmter Vokale
unterscheidet man verschiedene Kategorien der Basen, wobei wir hier
bei diesem Ausdrucke der Einheitlichkeit wegen bleiben.
So 1) einsilbige mit einem kurzen Vokal; man nennt sie einsilbige
leichte Basen z. B. es in iksl. j-es-mb ,bin* aus *es-mi: ursL scftb, aksl.
S4^^ ,sie sind' aus "^sonti und dieses st. *'8enti. 2) Einsilbige schwere
Basen, wenn der Vokal lang ist, z. B. de- in aksl. di-jq ,legeS di-tefb
,Tat', deJIdq ,lege* aus "^de-d-jq. 3] Zweisilbige leichte Basen, wenn
beide Vokale kurz sind, z. B. *mere in aksl. mbre-m^ ,wir sterben^ mriti
^sterben* aus *merti; *oiehh in r.jebü, ai» yähha-ti^ gr. oiqmo) ,futuere*.
4) Zweisilbige schwere Basen, wenn der Vokal der zweiten Silbe
lang ist, z. B. aksl. ora-ti »ackern*, lat. aräre,
a) Quantitativer Ablaut. Er ist auf die Wirkungen eines
stark entwickelten exspimtorischen Akzentes^ zurückzuführen: in
1. Andere sehen darin die Wirkungen eines tonischen (musikali-
schen) Akzentes, vgl. F. N. Finck: Über das Verhältnis des baltisch-
169
einem zwei- oder mehrsilbigen Worte konnte nur eine Silbe be-
tont sein; sie behielt den ursprünghchen Vokal. Wir bezeichnen
diesen Zustand mit dem Namen Yollstufe (abgekürzt einfach
mit y und zwar gibt eine dabei stehende röm. Ziffer den Sitz
der Yollstufe in zwei- oder mehrsilbigen Basen an, z. B. Y I,
Y n u. s. w.). Die Yokale der anderen Silben büßten unter dem
Einflüsse dieses Akzentes von ihrer Quantität ein, sie wurden
reduziert (geschwächt) und konnten später ganz verloren gehen.
Es handelt sich hiebei vor allem um den Yokal e, dessen redu-
zierte Stufe Hirt mit « (stimmloses e) bezeichnet Sie wurde
später häufig wieder aufgehoben, und der volle Yokal restituiert,
so daß wir sie in zahlreichen Fällen zwar nicht belegen, theo-
retisch aber voraussetzen müssen. So haben wir hier also eine
Beduktions- (B) und eine Schwundstufe (S) zu unterscheiden.
Die langen Yokale ?, ö, ä der schweren Basen wurden dagegen
zu 9 geschwächt
So ist z. B. ein Yokal spurlos ausgefallen in dem oben er-
wähnten aksl. scftb ,sie sind' aus *8(niii (neben ^sinti aus *es4nti
in anderen Sprachen) gegen j-ea-mt ^ch bin'; s. jebSm, r. jebü,
ai. ydbhati (Y 11) gegen gr. olg>aw ,futuere'; aksl. Aor. beckb, be
4ch war' u. s. w. aus *bhuS und dieses aus *bhe^ neben bhe^^,
vgl. ai. bhdvüum ,sein' aus *bhiu9tutn; aksl. nesq, nesti ,tragen'
(Y II), ai. ndsati gegen gr. redupl. iv-eyneiv^ wo Y I vorUegt,
ebenso in oy^og ,Tracht, Lasf zur Basis enek'. In diesen Bei-
spielen ist eine Silbe verloren gegangen. Das brauchte aber nicht
immer der Fall zu sein.
Lautete die Silbe, deren Yokal reduziert wurde, auf einen
Nasal oder eine Liquida aus, so entstand ein rii, xh T, h das wir
für das ürbaltischslav. und zum großen Teile noch für das Ur-
slav. ansetzen müssen (vgl. weiter unten bei diesen Lauten) z. B.
von der Basis *menS(%) ,denken', aksl. mwieti ,meinen' aus ^ni'i^nStij
vgl lit mifieti, gr. ifidvipf, aksl. zvbn&i ,tönen' aus ^if^'^nSti (nach
Bartholomae Stud. I S. 89 aus ghuiino-), dazu auch 2vom
,8onitus'; aksl. tbnzkb ,dünn' (vgl S. 152), vgl gr. xayv-ylwaaog
,mit gestreckter Zunge', ai. tanukas, tanüs zu *ten; aksl. gb^mrUb
bUt. Nominalakzents zum uridg. 1895, S. 29 und Pedersen »Les pro-
noms demonBtratifs de Tancien armenien« 1905, S. 38 (in Memoires de
TAcad. Boy. des Sciencs et de L. de Danemark, 6me serie, Section des
Lettres, t. VI Nr. 3 p. 340).
160
,TodS lit mirtis, ed. mrtds gegen tner in inreti aus *tner-ti ,8ter-
ben*; aJrel. tltkz ,Wolf, lit. rtSröw, got wulfs, ai. vfÄros.
Auf dieselbe Art verhält es sich bei einer reduzierten Silbe,
die ein eu oder eji Toraussetzt, wie wir sehen werden.
Analoge Fälle entwickelten sich nun einerseits in der lituslav.
Periode y andererseits auf slav. Boden bei Akzentverschiebungen.
Es entstand hier wohl in allen Fällen in reduzierten Silben ein
9/1^ ^, ff h ^s handelt sich hier zwar um einzelsprachliche Er-
scheinungen, aber es ist dasselbe Prinzip, das auch in der Ur-
sprache schon wirksam war. So haben wir z. B. zu aksl. j^i
^nehmen' das Präs. imq aus *j-Mnq und dieses aus tmq, *7jifnq,
vgl. lit imü, emiaü, imti ^nehmen', lat etnere, also em- (das viel-
leicht ein *enm, *enem voraussetzt, vollständige Assimilation des
n an m); aksl. pwiq, p^ti ,8pannen, hängen' aus *pv^nq, *pv^i, lit.
pinü, pinti ,iiechten'; s^cBi.g^fuUi ,treiben' aus *gx^nati, Präs.iefu^
lit genü, giniaü, ginti ,jagen, treiben' (Vieh airf die Weide), mit
aJtsi' ,abwehren' (C appeller, Kaip seneji Letuvininkai gyveno
S. 45). Dazu scheint auch aksl. ztnjq aus *gj^fw>i ^^i ,hauen,
mähen', lit. geneti ,Äste abhauen' zu gehören. Das slav. g^nati
kann wohl nur aus *g'(^näii erklärt werden und spricht eben
dafür, daß wir in solchen Fällen immer ein jh, ^^ r, l voraus«
setzen müssen.
In diese Gruppe gehören noch mehrere andere Yerba wie
aksl. frftra^t aus *brräti, berq ,8ammeln, nehmen', gapdQw. Weiter
Verba der I. Klasse: aksl mttrq aus *mfrq ,sterbe', dagegen
mreti aus *m€rti, vgl. lit mlrsztu, miriaü, mifti; aksl. ^rUq ^n-
ddo', Ut kifsti, kertü, kiriaü ,hauen'.
In der Silbe -re- ist auch die Keduktionsstufe eingetreten
und zwar mitunter schon im Urbaltslav. Aber die hierher ge-
hörigen Fälle unterscheiden sich von den früheren dadurch, daß
sich aus dem r, l nicht tr, tl, sondern rt, h, lit also entsprechend
ri, li entwickelt hat Hier war offenbar der umstand maßgebend,
daß in der Vollstufe der Vokal auch nach dem r, l folgte. So
haben wir lit hristi ,waten', bredü ,wate', brada ,Waten, Pfütze',
aksl. zwar hresH, bredq, aber dazu nepr9>rtdamb (Part Präs. pass.)
und im Aböhm. hrdu (aus *brtdu), dazu dann die o-Stufe aksl.
brod^ ,Furf. Man könnte zwar auch daran denken, daß hier
einfach e im t reduziert wurde und daß wir es hier nicht mit
einer eigentlichen Schwundstufe zu tun haben. Dagegen würde
das lit br\sti nicht sprechen, da man annehmen muß, daß im
161
LiL ein reduziertes e («) sonst auch zu i geworden ist Wenn es
aber in der Stellung ^ + r bei der Reduktion zu rW ^^^j so ist
es wahrscheinlich, daß sich derselbe Prozeß auch in der Stellung
r + e nrsprachlich wiederholte. Jeden&Us ist hier aber das f; /
früher aufgegeben worden als im ersteren Falle.
Vgl. noch ar. rtku, rikh und b. rku (aus rtku), p. nierzkqc
gegen aksL rekq, reMi, dazu rokh ,Tennin'; aksl. drtmb ydeclivis',
b. 8irm^ 3teilS vgl. r. dremglatn kopfüber', dazu die o-Stufe
b. Strom |Baum^
Desgleichen bei ne (me): aksL ntzq, ntznqti (zu ntzq könnte
der Inf. nesti lauten, ist aber nicht überliefert) ^gere, fodere^ vgl.
b. vensmouti (aus frbntznüti) ^nfigere^ die o-Stufe in pro-nozäi
^perfodere'y noet besser' (aus *nozio); vgl. Ut. knibti ^pfen,
klauben^ knebifUi ^knauben', knab^i ^hälen^
Jedenfalls haben diese Halbvokale nach r^ n u. s. w. dann
ihren vollen Lautwert gehabt zum Unterschiede von der Gruppe
aksl. trtt, trU u. s. w. (siehe bei r, l), in der das vokalische Ele-
ment ursprünglich der Liquida vorherging. Beachte auch aksl.
krzvb ßlnif, lit krüvinaa ,blutig^ u. s. w.
So sehen wir, daß es im Slav. im allgemeinen nur dort die
Reduktion bis zum Schwund des Vokals brachte, wo sich ein r,
h ^f 1^ entwickeln konnte. In anderen Fällen ist der reduzierte
Vokal meist durch den vollen wieder ersetzt worden. So bemerken
wir es z. B. bei den präsentischen o-Stämmen z. B. tekq, vedq,
nesq u. s. w. Desgleichen auch bei den substantivischen o-Stämmen.
Aber es gibt doch auch im Slav. (und Litauischen) Fälle, in denen
sonst noch ein reduzierter Vokal auftaucht Hierher gehört z. B.
aksL Ihjati aus *l^ti (vgl. weiter unten); aus "^xe^^i wurde
*z9uBii, *gt^i, das infolge der Vokalassimilation zu z^^ati, zbvaii
^führte' (im Präsens zowf aus *ze^ ,rufeO; weiter ksl. pbzdüi
,pedereS slov. p9zd4ti ,fistenS b. hzdüi, lat pSdo aus *pezdö. So
wie in mtn&i (aus *fnx^nSti und dieses aus einem älteren *meneti)
eine Reduktion des Vokals eintrat, so ist es auch bei pbzdUi
geschehen, nur führte im ersteren Falle dieselbe bis zum Schwund
des Vokals, nicht aber im zweiten Falle. Vgl auch lit blzdzus
,Stänker', dagegen bezdüi ,pedere' (das b würde aus einer Form
herrühren, die es bis zum Schwund des Vokals brachte). Hierher
mag auch aksl. hdh, Mb und vielleicht noch die eine oder andere
der oben S. 141 angeführten Formen gehören. Vgl. auch im Lit.
gistu ,erlösche^ und gisti ,erlöschen^
Vondr4k, Tgl. dav. Onunm. I. 11
162
Läßt es sich aber zeigen, daß das t als Redaktions-
stufe des e figuriert, so ist damit der Beweis erbracht,
daß t nicht die Quantität der vollen Vokale erreichte.
Wenn es auch nicht der reduzierte Vokal selbst ist, sondern ein
Laut, der erst an seine Stelle getreten ist, so fällt doch der Um-
stand auf, daß nicht einer der anderen vollen Vokale diese Funk-
tion übernahm; das spricht eben dafür, daß es sich um Vokale
mit reduzierter Quantität handelt Was hier von t gilt, gilt
natürlich auch von 5.
Beachtenswert sind femer jene Basen, die den Diphthong
ei oder e^ enthielten. In der Schwundstufe (S) entstand aus
dem ersten ein i, im Slav. also ein h, aus dem zweiten ein u, im
Slav. ^, Es ist demnach ganz derselbe Vorgang, wie wir ihn
eben bei er, d, en, em und wahrscheinlich auch bei re, ne u. s. w.
kennen gelernt haben, wo es analog zu f; /; Vh 9 ^^' So z. B.
aksl. swUti, Sfn>St<f ,leuchten', lit. szvüeti ,leuchten^, ai. spüras
,licht, weiß' zur Basis *V^e^; weiter unten werden wir dazu noch
aksL seetb jLicht' anführen. Aksl. bbdeti ,wachen', lit buditi, gr.
nirfvatat ,er hat erkundet, vernommen', zu *bhe^^ ,wachen,
achten', dazu gehört auch noch aksl. Mjudq, bljusti, lit baudeü,
baüsH, got ana-Uudan ,befehlen, anordnen', ahd. biotan, gr.
Ttevd^ofiat jich forsche, frage'.
Zu mannigfachen Besultaten kann der quant Abi. in Basen
wie z. B. dhe^es ,atmen' führen: V I aksl. duckh ,Atem, Geisf
(wohl aus *deucho, ^deuso-), vbz-duchz ,Luft^, dusa ,Seele', vgl
got ditis ,animal'y lit daüsos yLuff , V II gleichzeitig mit dem
quaht. Abi., von dem weiter unten die Bede sein wird: russ.
dvochdth, lit dvesiü ,atme' (also ohne qualitat Abi.), dväse ,Geisf
(mit der o-Stufe), SS (BS): aksl. *d^dl^ {*du8), b. deck (aus d^ch^),
aksl. di^hnqti ,atmen', lit. düati; gedehnt aksl. dychcUi ,atmen'.
Hierher gehört auch eine Basis, die wohl als dhe\ker anzu-
setzen ist: SR aksl. dvhrt ,Tür', SV dvorb ,Haus, Hof (mit der
o-Stufe), SS lit dürys ,Tüi^, gr. dvqa, SS gr. »aiqog ,Türangel'
aus *dliybfjo (teilweise anders Hirt Handb. der gr. Laut- u. s. w.
S. 91); V II ai. dvära- ,Tüi^.
Analog scheint es sich auch mit aksl. chyra ,debiUtas', chy-
raväi (vgl. oben dychati) gegen r. chvart ,Erankheif , chvoryj
,krank', ab. auch chvor^ (jetzt chorj) zu verhalten.
Hierher gehört auch das Suffix des Part. Prät act I (urspr.
Part Per£ act): S -i«, V -ik^, V° -?fOs (Volbtufe mit dem quali-
163
tativen Ablaut). Im Slav. haben wir nur die S-Stafe mit 9 aus
u: vezb, Gen. Sg. m. n. vez^a, vgl. lit v&us-io, zu vezq, vesti
jTehere*. Die Stufe -ues liegt vor z. B. in gr. yeyovsia (aus ye-
yoyfsa-iäh 'U08 in eidcig {allerdings mit gedehntem Vokal: Dehn-
stufe).
Bei den zweisilbigen schweren Basen kommen bei B + B
(Reduktion + Beduktion) lange Vokale zum Vorschein. Da
sind insbesondere die Basen ^, ei^, da, erä, ena, emä zu unter-
scheiden. In der B + B-Stufe entstand uisprttnglich «p, ^,
J9, er9, tiM, iflm. Daraus wurde f^ ü, J, f, ^, fp, also im Slav.
h Vf h f; ^ (?) 2* -B. aksl. sim, s. Av ygrau^ lii azyvas ^schimmel-
grau' zu k^eiä, vgl. ai. iyävas ybraun^ (V U); aksl. bjfti, s. bUi,
b. b^i ^inS lit büti zu bhe^ä, vgl. ai. fut. bhavifyati, bhävüum
^in<; aksl. zrmo, s. zrno yKom', lit ttmis »ElrbseS got kaum,
lat gränum, zu ^er^; aksl. dhgfh, s. du^ yhuig'f ht ügas (aus
*dlga8) zu *delägh, vgl. gr. do^afoV; aksl. p^t aus "^j^f; s. pAt
(mit abweichendem Akzent), b. ptti (später pnatUi^ spannen', lit
pifiü ^flechten'; aksl. dqii aus *d^i, s. düH, b. dauti ^wehen,
blasen', lit dümti zu dhemä.
Die reduzierten Formen der einsilbigen schweren Basen
sollten schon ursprachlich ein 9 enthalten; sein Beflex wäre im
Slav. ein o. Die Länge ist aber immer restituiert worden, man
vgl. aksL dchtt (das ein *dö4%8 voraussetzt, sonst hatten solche
t-Stämme in der Begel einen reduzierten Vokal), vgl. gr. doaig
neben dUhiq, lit dMis, lat dos, ai. däti- yGrabe'.
Basen mit den Langdiphthongen ei, äf, öi und e^, äf^, ^
bekamen in der Beduktionsstufe 9j^ äff (da e, ä, ö za 9 reduziert
wurde). Diese Stufe blieb mitunter, es konnte aber auch daraus
ein i und ü, sei es durch Kontraktion, sei es in der Schwund-
stufe, entstehen. Andererseits konnten in den Langdiphthongen
unter gewissen Bedingungen i und ^ vor Konsonanten schwinden,
so daß ein langer Vokal übrig blieb. So kann dem S, a, ö oft
ein i oder ü gegenüberBtehen. Von der Basis dhsi ,saugen' haben
wir z. B. aksl. dä^ ,Kind', vielleicht auch dSva ,Mädchen' (urspr.
das Kind des weibl. Geschledites), lett dst ,saugen', ebenso lat
fääre, fSmina, gr. d-^Xvg ,weiblich' aus dhsi, dii mit Schwund
des jb in der Beduktionsstufe dojüi ,säugen, melken' aus dai, ai.
dhäyati ,er saugf , im Lat fÜiw (mit einer Kontraktion des ^j).
Bevor wir zum qualitativem Ablaut übergehen, müssen wir hier
noch die Dehnstufe besprechen.
11 •
164
Debnstufe und Dehnung überhaupt Sie ist ein Seiten-
stiick zur Schwundstufe, mit der sie innig zusammenhängt Wenn
hinter einer kurzen^ aber betonten Silbe eine andere schwindet,
so wird der Vokal der ersteren gedehnt Im Slav. kann man
zunächst die Dehnung bei Ausfall eines 9 beobachten. So z. B.
bei den era, el^E-Basen: aksl. ram^, s. ramo, b. rimi aus *örfw-
und dieses aus *or9m (vgl. die ort-, o2^0ruppe bei den Kons.
r,l).
Mit dem Verluste eines 9 scheint auch die Dehnung zu*
sammenzuhängen in Fällen wie urslav. *pah, b. zdrfah ,Ent-
zündimg', aksl. palüi ^brennen, anzünden', s. pdlüi, b. pdlüi; es
liegt eine Basis pel9, pcle vor in aksl. poUti ,uri^ Man hat hier
zunächst derartige Verba der IV. Klasse im Sinne gehabt und
sie mit dem Kausativum 2l.pdtdyati gegenüber dem Iterat patdyati
zusammengestellt (vgl. Delbrück, IF.4, 8.132 f. Meillet,MSL.
9, S. 143 f.), allein die Dehnung selbst ist damit noch nicht er-
klärt und außerdem ist es fraglich, ob wir es in unseren Fällen
immer mit deverbativen und nicht auch mit denominativen Verben
zu tun haben. Nebstbei muß es auffallen, daß fast allen diesen
Formen eine zweisilbige schwere Basis zur Seite gestellt werden
kann (entsprechend dem poUti). Neben den Verbis, die allerdings
kausativ sind, haben wir immer auch ein entsprechendes Sub-
stantivum. So z. B. -bavüi in aksl. iz-bavüi ,befreien' (und noch
andere Komposita) und iz-bava jBefreiung' zu bhe^i in byti und
bechz (so daß man hier etwa an ein *bhou(9)'a, *bhöt^ denken
könnte).
Zu truti, trovq ,nähren< (Basis tre^B), aksl. otravz, otraoa
yOift', travüi ,ab8umere^ (dameben allerdings auch GtrQv^, otrava
jGift'), aksl. trava (neben trdva) ,6ras^
Zu aksl. pluti, plovq ,fließen, schwimmen', s. plUi, r. plytt
gehört ursl. plavh z. B. p. piaw ,Schiffahrt, Wassergeschöpf, r.
auchjpZaW; dBJinB.pläv ,Floß', h.splav ,Wehr, Schleuse', ^.splaw
,Abfluß', kr. plav (urspr. plavh f.) ,Schiff, aber auch -plava in s.
iidplava ,alluvio' und aksl. plaviti, Basis pleiia ,8pülen', vgl. auch
die Dehnung in griech. 7tha%6q^ ftXiow ,schiffe, schwimme', ai.
plävayati.
Zu aksl. tyti ,fett werden', slov. b. otaviti se ,8ich erholen',
Basis teii^.
Zu aksl. -nyti ,ignavum esse', b. n^ii ,languere' gehört naviti,
unaviti ,ermüden'; vgl. auch aksl. navt ,mortuus'.
165
Neben aksL slavo ,WoTif aus slei^^ vgl. gr. xXiog haben wir
aach dava j66§a^^ slavüi ^SoSa^eiv^; daß auch hier eine schwere
Basis Toriagy dafür scheint ruas.8lytt zu sprechen (vgl. oben byti,
plyti). Vereinzelt steht aksl. davüi ,würgen', got (rf-daujan ^
matten^ wo ein öu vorliegt
Neben zorja haben wir auch zarja ^plendor' zu zbriti, ZMytf,
lit ieriti ^strahlen', Basis §heri.
AksL vah ,undaS valüi jvolvere', vgl. got walwjan ,wälzenS
dameben auch vhna yWelle', lit ap-vaU^ ^kügekund^ (dazu aksl.
obh ^nmöf aus *olhvh); der lange Vokal nach l zeigt noch seinen
Beflex in gr. ulJöfia und lat volümen (Hirt setzt eine Basis
velä(u) yumhüllen^ an Abi. Nr. 476, aber die slav. Worte führt er
nicht an).
Zu goreti ^brennen' gehört -garb aus görb, z. B. slov. Urgar
^racbe', b. o-har-ek ,ein Stück angebranntes Holz^ r. peregärb,
dameben zarb, po-zarb ,Brand' aus *g9r<h, vgl preuB. garnie
^tze'y ai. gharmds ^Glut^, gr. ^egfiog^ lat farmus ^warrn^ Hier
müssen insbesondere die beiden Dehnstufen *gir und *gör be-
achtet werden.
mar* in aksL zchtnar-tm wohl ^tilis', b. mariti ,vertun, ver-
derben^y mamy ,eiteP würde man dann auch nicht zu mtr^j mriti
^rben' stellen können, denn die im Aksl. auftauchenden Infinitive
wie mweti sind wohl neu. So wäre dazu regelrecht morb ,Tod,
Pest', u-mariti ,töten^ Allerdings zu skvbrq, skvräi ^schmelzen'
auch ein akvarb ^Hitze^.
Zu vweli, vtrjq ,wallen, sieden' gehört vart ^aestus', variti
,kochen% vgl lit isz-vora (let vOrs) ^Suppe', neben iz-varb ^fons',
vgl. lit Prät viriaü aus viri^ pirti ,kochen', Basis uerS,
Aksl. para ,Dampf , pariH ,dampfen, brühen', preuß. pare
yBrodem', vgl. slov. pereti ,modera', r. prHh, priju ,8chwitzen,
gahren, faulen^ sich erhitzen', gr. mfiTtQtj^i^ ngi^^w, lit per'Sti,
periu ,brüten'.
Analog bei den <r|ä-Basen: aksl. lejq etwa aus *Ui(b)o-, woraus
zunächst lejo, Uje (V I) ,gieße', ebenso lito ,Sommer', s. Ißto, b.
läo ^ommer' (eig. ,Regenperiode'), hjati ,gießen' aus *lejäti (V 11).
Eis unterblieb aber auch die Dehnung und so entwickelte sich eine
neue Basis leio- (V I): Präs. aksl. hjq, ab. Ijü aus *lej(f, ^leje
(e vor j iXL b vgl. aksl. pqtbje), Inf. lüi (doch könnte dieser auch
zu leiä gehören), dazu kj ,adeps'. Die Erscheinung, daß zwei
Basen neben einander vorkommen, kann häufig beobachtet werden
166
z. B. bhere und bherS. Brugmann meint, solche Doppelheiten
erklären sich leicht daraus, daß die Aaslaute der Basen schon
frühzeitig als Wortbildungselemente, als sog. SufiSxe, übertragen
werden konnten (Kurze Tgl. Gramm. § 212). Mit loj ist kropb
zu hyii {krei^) zu vergleichen. Im lit haben wir liju, Ujau,
Uti ,gie£en^ und lyjü, lyaü, Ijti ,regnen'; lyjü ist nach lyti ge-
bildet und soll dem slav. hjq entsprechen, in l^, das dem slav.
Ujq entspricht, ist e st ^ wohl aus dem Inf. Iki aus ^J^ti ein-
gedrungen. Aksl.2^f ,^UmeS ahd. ^rinön ( V I), VII: skA.zbjaH
(xijati), lit. Höju, zidti, ahd. giBn, ginSn, lat. hiäre, hiätus. Jffier-
her gehört auch aksl. prejq, ab. preju ,bin jem. gewogen, holdS
Inf. prtjati, so war es lautgesetzlich, da hier jedenfalls das got
frijönd, ahd. friunt und ai. priyds ^ieb' verglichen werden mufi.
Aber auch aus prei-iä hätte nur ein ^preiä und dann prt0 {e
vor ; wird zu t) entstehen können. Wenn auch prijati und dar-
nach auch pri-jajq vorkommt, so ist darin nur der Reflex der
Plilposition pri (in prij^i u. dgl.) zu sehen. Vgl. noch ai. pri-yas
lieber, Geliebter' aus ^preiriß.
Aber auch bei leichten Basen bemerken wir die Dehnung,
z. B. aksL Aor. vesb ,ich führte' aus *videsom, *v8d8rii, vgl. lat
Üxi (fieflex eines * l^esotn, *lSg8iii), rexi, texi.
Man erklärte gr. ^q aus einem o-Stamm (vgl. lat. ferui) durch den
Verlust des o (Streitberg IF. III, S. 805—316). Im Slav. und Lit
haben wir jedoch einen «-Stamm: zvhrt, lit. gvirts ^wildes Tier', es kann
also auch der o-Stamm zu einem «-Stamm im Balt.-8lav. geworden sein,
wobei für o eine Ersatzdehnung eintrat.
Auf Ersatzdehnung geht auch das e in aksl. sediti ,sitzen',
Ut sedeti zurück; es liegt hier eigentlich der reduplizierte Perfekt-
stamm süed, der sSzd ergab, vor. Allein Bildungen wie ^dog
XL dgl. verdrängten das z [zd konnte sich ja sonst erhalten). Das
einfache sed liegt im Slav. in selo ,Acker, Gehöft' und sedlo (wohl
aus sedido) ,Sattel' vor. Dadurch ist auch im Ab. frühzeitig das
e in sidäi verdrängt worden, so daß wir hier nur sedeti belegen
können. Wie sid- ist auch jad- ,e8sen' zu beurteilen. Fräs. aksl.
jatnt (aus *&ifni), Inf. jasti, lit 'At{i) fiAßtf, vgl lat. ist.
Eine funktionelle Dehnung des Stammvokals kommt im Slav.
bei der Bildung der Iterativa nach der Y. El. 1. Gruppe auf -^Ui,
-ajq vor, z. B. zu vedq, vesti, Iter. vodüi ,führen' gehört ein
weiteres Iter. aksl. vaidati aus vödjati; zu berq, htrati ,sammeln,
nehmen' gehört -birati, westslav. auch binxti; zu mwqj mrUi
167
^sterben' das Iter. -mirati, westslav. auch tnerati, aböhm. umiercUü
Die westslay. Formen sind wohl sekundär und mit Zugrunde-
legung des Präsens unter dem Einflüsse der Iteratiya wie mHati,
Utati, tekati u. s. w. entstanden.
Analoge Dehnungen finden wir auch im Griech.: yapfidco yon vo/ai^,
TQioado} yon tgoxti, axQctxpdto yon crgogfi^, xgwxdw yon tgöxoc, xcoxdofMu
von noti^. Nach Hirt, der sie mit den slay. Iterat. in Zusammenhang
bringt, haben sie eine yerstärkende Bedeutung (Handbuch der griech.
Laut- u. Formenl. 8. 387). Mit den slav. Iteratiyis hängen sie aber, wie
wir sehen werden, kaum zusammen. Mit jf (oxdofuu {xotdofMt, notiofiai)
kann das Kaus. ai. pStäyaii ,er macht fliegen* gegen paidyati ,er flattert'
auch kaum yerglichen werden.
Die Anfänge der Dehnung bei den slay. Iterat reichen aber
dennoch weit hinauf. Im Slay. wurde die Dehnung yerallgemeinert
und zu einer Begel gemacht. Hiebei wurde, wie auch sonst, ein
e zxk i, 0 zvi ö (a), t za i und z zu y gedehnt
Auf slay. Boden kommen weiter Dehnungen yor beim Gen.
PI. der 0- und a-Stämme und zwar schon im Urslay. z. B. ab.
nöh, nuoh, n&h, sloyak. nuoh, sloy. n^g, serb. nögä zu aksl. noga
,Fuß'; ab. hör, huor, s. göra zu aksl. gora »Berg^; sloy. honj, s.
kAnjä zu aksl. konjt ,Pferd'. Andere Beispiele werden bei der
Quantitätslehre angeführt
Die Halbyokale t und ^ werden yor ; im Aksl. zu % und y
gedehnt^ z. B. Nom. Akk. ishrtnij neben iskrtntj 6 TtXrjoiov^
dabryj neben dobv^j 6 äya&og; predamij aus pridamt i naqu"
dwatj avTOv (Glag. Cioz. 172); proslavityj aus proslavitb i do^au
avTov (Mar. Joh. 13,32); slyiachomyj aus slyiachotm i rjvLovaafiey
avTOv (ib. Marc. 14. 58); vyjnq ,continuo^ aus vz inq ib. Marc.
5. 5 u. s. w. Das ij konnte dann zu i und yj zu y kontrahiert
werden.
Über trat aus tort (torot) und tret aus tert (teret) wird weiter
unten bei r und l gehandelt
Eine speziell slay. Ersatzdehnung haben wir auch beim Aus-
fall des Nasals z. B. pomenqti ,gedenken' aus *pomennqti, aksl.
pen^ ,Geldstück', ygl. Pfenning; die Endung -uns ynirde zu üs
und 'ins zu -is u. s. w. ygl. oben S. 125 ff.).
Als die Halbyokale im Auslaute yerstummten, trat auch in
einzelnen slay. Sprachen dafür yielfach eine Ersatzdehnung ein;
sie war aber meist an bestimmte Bedingungen geknüpft Im P.
war dies der Fall, wenn das Wort nach Verstummen des Halb-
yokals mit einer Media oder einem Dauerlaut endete. Jetzt noch
168
Überreste: bog, (ien.boga; wii-wolu ^Ochse'; mtöd-miodu ^Honig';
pl6ti, plotla ^er flocht, sie flocht' u. s. w.
Spuren einer analogen Erscheinung scheinen auch im B.
vorhanden zu sein: büh4>oha ,GtoW, väl^da, düm-^hmu ^aus^
Im S. nur dann, wenn die betonte Kürze eine ÜEdlende Int hatte:
bog, boga, sIoy. bpg, bogä ^QroW, most, mosta, slov. m^st-mostc
^Brücke'. Im Eleinr. sobald die Silbe überhaupt geschlossen I
wurde. I
Eüne andere Art der Dehnung ergibt sich bei der Kon-
traktion zweier Silben. Diese erfolgte in der Aegel erst in den
einzelnen slav. Sprachen und ist daher Gegenstand der Spezial-
grammatiken. Äußerst selten sind Fälle, die als ursprachlich be-
zeichnet werden müssen. So aksl. n^isrnt ,bin nicht', nistb ^t
nicht* aus ^ne-estni, ^ne-esti. Bei derartigen Kontraktionen
gleichartiger Vokale bekam die neu entstandene Länge eine ge-
stoßene Int, daher ist sie imB. erhalten: abohm.ni«, ni in nenie,
jetzt neni (das ne noch einmal wiederholt aus ne-jsem, ne-jsi,
dialektisch wurde auch nej- vorgesetzt, daher n^^/). Andere
Kontraktionen, bei denen es sich vornehmlich um Kasussuflixe
handelt, kamen schon zur Sprache oder werden noch erwähnt
werden.
Noch eine andere Art der Dehnung im Slav. nimmt Pedersen an
(KZ. 38, S. 315 ff.), nämlich eine Anlautsdehnung, die auf einem Sandhi-
gesetz beruhe. Aksl. azz könnte seine Form in der Verbindung mit einem
Torangehenden Yerbum mit der ursprüngl. Endung -ö erhalten haben, das
wohl noch im Lit. fortlebt, in ahkati könnte die Dehnung nach einer Prä-
position entstanden sein. Aus einer späteren Phase stamme jazh^ ja, wo
also, wie in allen analogen Fällen, das Eontraktionsprodukt unrichtig
aufgelöst worden wäre.
Ich halte diese Darstellung für unrichtig und unwahrscheinlich.
Die Eontraktion zur Vermeidung des Hiatus konnte nicht aufkommen,
weil dadurch maßgebende Endungen, die die Geltung einzelner Worte im
Satze bestimmten, ganz verwischt worden wäre, so daß man es zu einer
ganz unverständlichen, chaosartigen Buntheit gebracht hätte. Speziell
bei den hier angeführten Fällen ist eine derartige Erklärung ausge-
schlossen. Jatö (das halte ich immer noch für die ältere Form) kam
überhaupt nie nach dem Verbum zu stehen, weil im Slav. die Pronomina
in der Begel das Verbum nicht begleiten, sondern nur dann, wenn ein
Nachdruck darauf lag und dann mußten sie vor dem Verbum stehen
(vgl. Berneker, Die Wortfolge in d. slav. Spr. S. 9, 14). Bei aUkati
käme die Präpos. vzz in Betracht, die ursprünglich keinen Vokal im Aus-
laute hatte.
b) Qualitativer Ablaut Bierbei handelt es sich um den
169
Wechsel zwischen e : o und S : ö. Man nimmt an, daß auch hier
der Akzent im Spiele war wie bei dem quant Abi. Während
jedoch bei diesem die nicht betonten Silben sowohl vor als auch
nach dem Akzent in Mitleidenschaft gezogen werden konnten,
würde es sich bei qualit AbL nur um nachtonige Silben handeln.
Diese müßten aber erst sekundär nachtonig geworden sein, sei
es infolge einer Akzentverschiebung gegen den Anfang des Wortes
zu oder infolge der Komposition, wobei der erste Bestandteil den
Hauptton an sich riß (Enklise). Hirt meint, das e und ^ wäre
zu 0, bez. ö geworden, weil bei der sekundären Akzentverschiebung
die ursprünglich betonte Silbe einen Nebenton behielt, bez. weil
das e und 9 bei der Enklise in den Tiefton traten. Halbwegs
überzeugende Belege für diese Ansichten finden wir nur in den
klassischen Sprachen, insbesondere im Griech., wie z. B. dianJQ^
aber dtinaq; Ttei^ avtel u. s. w., aber oinoi; dann navijQf aber
OTtazwQ; anjQ, aber &varp^(üQ; fpqtjVj aber o^^c^y, evtpqwv u.s.w.;
lat. terra, aber extarris.
Das Slav. bietet jedoch keine Belege für diese Erscheinung,
ja es spricht sogar entschieden dagegen, daß man dieses Prinzip
als etwas Allgemeines beim Ablaute anwende.
Auch im Slav. ist es besonders der Typus bharos, der uns
häufig entgegentritt und der nach Hirt ebenfalls in der Kom-
position entstanden sein soll. So haben wir z. B. aksl. tekq, teiti
,fiießen, laufen', dazu toH ,Lauf, Fluß^ lit. tekü 4&ufe, fließe',
täkaa ,Pfad', ai. takti ,er eilf ; aksl. zakle{p}nqti ,claudereS dazu
za-kUph ,claustrumS aber auch za-klopb ,claustrum'; l^/c^, leHi
,sich niederlegen', l^ati ,liegen', dazu na-logb ,inva8io', lozüi ,po-
nere', loze ,Lager'; aksl. mrtknqti ,dunkel werden', dazu mrakb
,Wolke' aus *inork(h; aksl. mrhznqti ,fiieren', dazu mrazb ,Frosf
aus *marz(h; aksl. pletq, plesti ,flechten', dazu plotb ,Zaun'; aksl.
zvhnäi ,khngen', dazu zfxmb ,Ton'; aksl. vleHi, vlekq ,schleppen,
ziehen', Part Prät Akt. I. vhkb, dazu vlakb in cb(v)ldkb ,Wolke',
vgl. lit vUkti, vdkü ,ziehen', üz^alkcis ,Bettbezug'. Man beachte
auch Fälle wie aksl. grdnf ,schaben,* kratzen, kämmen', ffrd>enh
,Kamm', pa-grdeb ,sepultura', grMja ,Ruder', dazu grob^ ,Grube',
got graban, gr. yodqxo.
Es ist nun richtig, daß sich solche Worte mitunter nur in
der Komposition nachweisen lassen z. B. -logfh, -bcrb (was übrigens
auch von den zugehörigen Verben gilt). Wollte man aber diesen
Ablaut auch aus der Komposition eridären, so müßte man an-
170
nehmen, daß der urslay. Betonung in narödh, ftaröH, nasdd9
(vgl. s,ndrod, ndrok, ndsad, r.nar6d^, narökt), po-nArz (%,pb-nor)
u. s. w. eine andere Akzentuation vorherging, nach welcher die
Präposition betont wurde, allein das ist nicht recht wahrschein-
lich. Nur die mit Präpositionen zusammengesetzten t-Stämme
hatten den Ton auf der P^position, serb. povsst, sloven. povest,
aber auch das ist erst eine sekundäre Erscheinung, die wahr-
scheinlich nicht einmal gemeinslavisch war (stidslav. und r.).
Nebstbei ist hier die Anzahl derartiger Komposita äußerst be-
schränkt. Konb »Anfang* (vgl. vz-ö^i, na-d^i »anfangen') kam auch
außerhalb der Komposition vor wie noch das Adverb aksl. is-koni
4n principio' zeigt. Geradezu dagegen ist aksl. o-stezt »chlamys^
(vgl. dagegen lat. toga) und stogz ,Harpfe' von derselben Wurzel.
Beachtenswert ist femer der umstand, daß wir in der Komposi-
tion die e-Stufe, außerhalb derselben dagegen die o-Stufe finden»
was doch der ganzen Theorie widerspricht, z. B. das erwähnte
po-grebz gegen grobh ,Grube^ Oder es kommt in der Komposi-
tion neben der o- auch die e-Stufe vor: za-klepb und za-klop^
»claustrum^ Vgl. noch: ometa ,limbusS podz-meU »fimbria^ ras-tesö
,segmentum' u. s. w. Entschieden spricht auch aksl. po-pd^
,Asche* (neben pe-peh) dagegen.
Gegen die angegebene Erklärung sprechen auch die durch
Wiederholung entstandenen Nominalstämme mit der o-Stufe wie
aksl. glagoh ,Wort* aus *golgolo. aksl. klakoh ,GlockeS böhm.
krdkorb ,Gegacker* u. s. w., was doch gewiß ursprachliche Bildungen
sind. Es wird nun niemandem einfallen anzunehmen, daß z. B.
zunächst ein ^gelgoh vorhanden war und dann erst daraus ein
*golgolo wurde. Wie wir sehen werden, gab es auch Bildungen wie
*perp€r vgl. russ. pereperb, b. poln. przepiora ,WachtelS wozu auch
böhm. präpor ,FahneS prapor ,Flaumfedem* gegen aksl. pero
,Feder' gehört u. s. w. (siehe weiter unten in der Stammbilduugs-
lehre: durch Reduplikation gebildete Nominalstämme).
Einzelne Gruppen von Worten kann selbst Hirt nach seiner
Hypothese nicht erklären, so den Typus aksl. kosa ,Haar* zu
desati ,kämmen*; o-poia ,saxum' zu pekq, peHi ,backenS ai. pdcati
,er kocht^; aksl. r(^ ,Hand*, vgl. lit renkü, rinkaü, rifikti ,sam-
meln*; strana (aus *8tor'na) ,Seite, Gegend* (pro-starz »Baum*,
dagegen ist aksl. pro-sU ,einfach' nicht aus *pr(h8trz entstanden,
sondern -siz gehört zur Basis, die auch in statt gr. l'airijjut ent-
halten ist, vgl. auch Grammont, La dissimilation S. 32) znsttrq,
^
171
sträi (aus *«ter-tf). Sie haben ihr Gegenstück auch im Ldt. z. B,
raiM^, gcdvä u. s. w., im Griech. to^i?', doqä u. 8. w.
Diese Hypothese erklärt uns schließlich nicht die o-Stufe der
iterativen und kausativen Verba (im Slav. Verba der IV. Klasse)^
wie tozüi ^führen', gr. oxito zu vezq, veho; nositi ,tragen' zu nesq,
vgl gr. q>0Qifa zu q>€(^ und and. Daß alle diese Verba höchst-
wahrscheinlich denominativ seien^ wie Hirt meint^ ist nicht über
alle Zweifel erhaben.
Mit der Erklärung des qualitativen Ablautes, die Hirt gab,
kommt man also nicht aus: im Slav. konnten wir sie in keinem
der hier angeführten Falle anwenden.
Hier wollen wir noch einige Fälle für den Ablaut e: o, die
der lautlichen Gestaltung wegen beachtenswert sind, anführen:
kam (russ. kom ,ReiheO in za-kam ^Gesetz^, kantet ^Ende^ zu
pa-Stnq, pa^i ,anfangenS vt-ö^i dss. u. s. w.; a-pana jVorhang*,
pqta ,Fes8el' zu ptnq, p^i ^spannen'; zqbt ,Zahn', gr. y6fiq>ag
,Pflock* zu 2^ ^dilacero'; trqst ^Erdbeben' zu tr^, tr^i ,er-
schüttem'; gt-part yStreit' zu ptrjqy ptrUi ^streiten'; podt-para
^Unterstützung^ zu ptrq, preti ,fulcire'; Höh ,Tisch' zu stüati,
stdjq ^ausbreiten'; chadt ^Gang^ und chadäi ,gehenS dazu Part.
Frat. Akt I ätdt ^gegangen' (aus *dihd, *ched'). Von der Basis
perek^ ,precari, poscere' haben wir V° 11 (mit ° bezeichnen wir
die o-Stufe): aksLproaüi, shd. fragen, Ist practis, dagegen VI in
lit. perazü, ahd. fergön, B S lit pifszti, ahd. farsea.
In den bis jetzt behandelten Fällen kam der Ablaut e : a
vor. Bei ei- : ai kommen spezifische Besultate, die durch die
slav. Lautlehre bedingt sind, zum Vorschein. So haben wir
SV v°
ursprachl. i ei ai
slav. t 1) f; 2) tj 1) i, 2) 0)
1) bezieht sich immer auf jene Fälle, wo das ei^ bez. ai tautosyll.
war, 2) auf das heterosyll. ei, bez. ai,
Beispiele: aksl. pri-ltnqti (aus *ltpn-) ,adhaerereS dazu lipt
(aus *laipa) ,viscum'; aksl. mtgnqti, mtzaii ,nictareS lit. uz-migti
,einschlafen' und s^^nUkUi adi, vgl. preuß. Akk. Sg. maiggun
jSchlaf'; evtteti feuchten' und sviit ,LichtS lit szvU&i ,hell
glänzen^ vgl. got hwiis, ahd. {h)wiz ,weiß'; ewUf, cvisti ,blühen',
dazu evitt ,Blüte'; jritati ,nutrireS dazu pesturn ypaedagogus' (aus
*paü-t...); heterosylL: aksl. btjq, ab. bjü (aus *b^o, *be^, vgl.
plavq aus *plleyLa- zu r. plyti), Inf. hiti ,schlagen', dazu hoj ,Peitsche',
172
raz'hoj ^B&ubS vgl. auch lat per-fines ,perfringa8' (Fest); analog
aksl. pbjq, piti ^trinken', dazu poj z. B. in na-poj yGetränk', pojiti
yüünken'y vgl. ai. pdyaU ,er schwillt, strotzf ; aksl. vhjq, viti ,win-
denS lit vejü 4ch winde, drehe, wickle', vyti, vijaü, ai. vdyämi
,ich webe'i dazu voj z. B. in za-voj ,Schleier^, tautosyll. venbcb
,Kranz', lit rainikcu dass. Es wird also so behandelt wie eine
Basis *veio, *veie (vgl. oben Itjq), während es doch ursprünglich
als veis aufzufassen ist, vgl. lat S + V: vl&re, ai. vyänam ,das
Winden^- aksl. po-^i ,ruhen' und po-koj ,RuheS vgl. got hweila,
ahd. hwüa, wlla ,Weile, Zeit', lat. quiis; aksl. gnüi ,faulen' und
gnoj ,pusS tautosyll. yn^ ^^; zu aksL Ihfq, ab. Ijü, Inf. lüi
(leio-, leie ganz analog wie btjq aus heip, beie) ,gie£en' das Subst
loj ,adeps' zur Basis lejä (vgl. oben S. 165), lit Uju, liH ,gießen'
und Ijfjü, lyH ,regnen'; aksl. poj(f ,ich singe' und Inf pHi aus
*poiti ,singen'.
Wie bei ei verhält es sich analog auch bei eu : ou. So
haben wir:
SV v°
ursprachl. u eu ou
slav. ^ 1) u (ßi), 2) ov 1) u, 2) ov
1) bezieht sich auf die tautosyll, 2) auf die heterosyllab. Laute.
Beispiele: aksl. b^deti ,wachen' (S), V: blßidq, blJusH ,be-
wahren, achtgeben', gr. fiev&ofiaij got biuda, Ut baudzü, baüsti
,strafen, züchtigen', V°: budiii ,wecken', vgl. preuß. et^audints
,auf erweckt'.
Das Präs. zu kryti (aus *knUi, vgl. das aksl. Part. Prät.
pass. shkrhvem aus -krü-em^) sollte *krov<i aus *kreyt^ lauten,
es lautet aber kryjq nach dem Inf. (vgl. lit. krauju, krduti
,häufen'), dazu V°: aksl. krovb ,Dach'. Analog zu ryti, ryjq
,Graben' das Subst rom ,fo6sa', preuß. rawys ,Graben'. Sonst
kommt häuäg bei Worten, die auf eine zweisilbige schwere Basis
zurückgehen in der o-Stufe ein ö (slav. a) vor und zwar wahr-
scheinlich infolge einer Ersatzdehnung, vgl. zu byti: iz-bava; zu
plyti: plaviti, plavh u. s. w. (vgl. oben S. 164).
Andere Beispiele: aksl. zovq ,rufe' aus *ze\iO (V I), V II
zhViUi (aus *Z9\i^i entstand zunächst *znf^i, dann durch Vokal-
assimilation zbvtxti), die V°-Stufe liegt vor in serb. ü-zov ,Ein-
ladung' (russ. zavz, Gen. zva und zova setzt ein zbv^ voraus, vgl.
1. Dementsprechend zu hüi das Part, bbjem aas *6r-0fto-, *6fjt«iio-.
173
b. zev in nd-zev Benennung), D. in zyvaii, ai. Y I hdvUav^ ^n-
nifen'y hdvUu, havif yOpfergabe', hSmman ,Anrafung^, vgl auch
lit zavAi ^besprechen' (Basis: She^gfl, §heyß),
Aksl. rhdrb ;roV (rhd&i s^, gr. I^^d-Qogj lat. ruber, ai. rudhi-
ras, dagegen V^ (ou) in aksl. ruda ^Metalls lit. raudä ^te Farbe^
raüdas ^f, got. rau^s foW\ hierher wohl auch aksl. rumim
^\^ (ans *rudmim), ein e^ (vgl. griech. eqti^w yich röteO scheint
im Slav. nicht vertreten zu sein. Die V®-8tufe liegt auch vor in
aksl. ostrov^ Jnsel' (das ^Umflossenem), lit 9ravä ,BlutflufiS ff-
^ßä, ^01^ iFluB, Flui* zu *sre^eii ,er fließt^, ai. srdvaii, gr. ^ei;
dagegen ist nicht klar, ob in aksl. struja yStrömung^ ein oj/l oder
eu vorliegt.
Der Ablaut e : ö (slav. a) liegt vor in: aksL aadüi ^tzen',
8(Md^ ,planta' zu siditi ^tzen'; aksl. u-razüi ,percutereS b. rdz
^Schlag*, aksl. olhrazh ,Bild' u. s. w. zu rSzcUi ^schneiden'; aksl.
iz-lazb ycxitus' zu aksl. lezq ^krieche'.
Bei zweisilbigen schweren Basen erscheint bei Y^ 11
ebenfalls ö (slav. a), falls der lange Yokal ein 0 war: aksl. kvasz
yfermentum', s. kvas, b. kvcu, RR aksl. kj/sel ^acerbus^, s. kiseo,
aksl. kymqti, s. Idmuti ^sauer werden' zur Basis *keyß8. Wegen
des s nach y vergleicht man es mit ai. kvathati ,er kochf und
got hicafö ySchaum', es kann aber kvasb auf das 8 konservierend
gewirkt haben. Aksl. kvapb (nicht belegt), b. kvap ,EileS kvapüi
,eilen', r.po-kvapUb ,stillare', BRkypiti ,sieden, wallen, überlaufen',
hieriier wohl auch kyprh ,foraminosusS vgl. lit Y II: kvipti
,hauchen', let kv^t ,qualmen', RS kapü'H, küpäuti ,schwer atmen',
let küfH ,rauchen', SS ai. kupydte ,gerät in Bewegung, zürnt',
kupyati ,wallt auf, zürnt', lat cupio ,begehre', let kupt ,gerinnen,
gähren', Basis ke^q[^. Ebenso Y° II: chvai^ in b. chvat ,Eile',
aksl. chvatiti ,ergreifen', böhm. chvdtafi ,eilen', RR aksl. chyiüi
,rapere', chytri ^listig', urspr. wohl ,8chnell'.
Ablautsreihen. Stellt man die zu einer und derselben
Basis gehörigen Worte mit verschiedenen Ablautsstufen syste-
matisch zusammen, so repräsentieren uns die darin vorkommenden
ablautenden Yokale eine mehr oder weniger vollständige Ablauts-
reihe. Die Grundlage einer solchen Reihe bildet der Yokal der
normalen betonten YoUstufe, die in den meisten Fällen die «-Stufe
enthält. Doch können es auch andere Yokale sein. Berücksichtigt
man gleichzeitig den quantitativen und qualitativen Ablaut
mit den entsprechenden Dehnstufen, so erhält man sechs Haupt-
174
reihen, weil die Funktion des e in der Vollstofe (V) auch von
den Vokalen O; a^ dann von ^, ö, ä übernommen werden kann.
Würde nur der qualitative berücksichtigt, wie man es gewöhnlich
früher tat, so müßte diese Zahl reduziert werden, denn zu der
normalen Vollstufe o (ö) könnte man doch keine Ablautstufe mit
0 (V% die wieder o {ö) enthalten müßte, ansetzen. Ein Unter-
schied könnte sich nur in Akzentverbältnissen äußern, falls die
Theorie richtig wäre, daß die o-Stufe durch Akzentverhältnisse
entstanden ist, was allerdings nicht eine ausgemachte Sache ist.
Außerdem ist der qualitative Ablaut a : o und ä : ö noch strittig.
Zu allen den erwähnten Vokalen kann noch ein diphthongi-
sches Element hinzutreten, nämlich ein i, u, r, l, m, n, so daß
jede der sechs Reihen gleich viele Unterabteilungen haben kann.
Berücksichtigt man nur einzelne Sprachen, so kann man in der
Regel alle diese Reihen mit ihren Unterabteilungen nicht belegen.
So gilt es auch vom Slav. Für die auch in anderen Sprachen am
meisten vertretene e-Reihe mit ihren Variationen haben wir schon
oben zahlreiche Belege beigebracht Hier wollen wir noch ein-
zelne Belege für einige der übrigen Reihen anführen.
o-Reihe: Basis onokhigh ,Nagel, Kralle^ V II aksl. noga
fFußS noffvtt ,NagelS lit nägas ,ElaueS nagä ,Huf , ahd. nagal,
aL nakhdm n. ,Nagel, Kralle^ V I gr. ow^ (für *onk8 nach *vv^
x6g)j lat. unguis, ai. düghris ,Fuß'.
a-Reihe: als au in aksL suchh ,trockenS lit. saüsas, gr. avog,
R(S) aksl. Shchnqti ,trocken werden', s^chlb ,sermenta', vgl. ai.
süfyati, auf slav. Boden entstandene Dehnung im Iter. -sychatü
^-Reihe: Basis dhs ,setzen, tun^ V I: aksl. dijq ,legeS di4o
,Werk', lit. dÄt ,legenS gr. Ti-&i]»^i, d-iq-atOj V°: gr. ^wftog, R:
aL hitäa, S: aksl. dezdq ,setze, lege' aus der reduplizierten Form
^de^-jq (vgl auch nchdezda yHoffnung' aus *nadedja), vgl. ai.
1. P. PI dordhmda,
d-Reihe: Basis dö ,geben', aksl. da-it, da-m ,vectigal', da-ti
,geben', da-rb, gr. ötj-QOv, lit dü'tis ,Gabe', dü'ti ,geben', lat. dös,
dönutn, gr. Sciaw, R. lat datus.
ö-Reihe: Basis {8)tai, die V ist erhalten in aksl. taj insge-
heim', tajiti ,hehlen' und in aksl. ta4b ,Dieb' (mit Ausfall des i
in einem Langdiphthong vor einem Kons., tchtt wäre ursprüng-
lich ein Abstraktum, vgL da4t), ai. tayüf, dor. Täraofiai ^ch er-
mangele', R ai. Stands ,Dieb, Räuber^.
Verteilung der Ablautsstufen. Aus der Formenlehre
176
ergibt sich, daß in bestimmten Formenkategorien auch bestimmte
Ablautsstofen mit Vorliebe wiederkehren, oder wenigstens stark
darin yertreten sind, was natürlich Reflexe ursprachlicher Zu-
stände sind.
So kommt die normale Yollstufe (0-Stufe der e-Reihe) vor:
Im Ptäs. der themat Yerbai welche der ai. I. Klasse ent-
sprechen: gnäq yknete', pekq ,backeS tekq ,laufe, fließeS ^^^
^schlageS Wqf ,ftihre', vezq ,fahre', zegq ,brenne' u. s. w. Dann:
bregq ,wahrenS vlekq ,schleiqpenS j^vq (aus *plef^) ,schiffe,
schwimme', davq ,heißeS trowf ,Tiähre'; dann auch berq ,nehmeS
iefkf ytreibe', ücUf (aus '^geido-) ,warte', vgl. gr. 9^^, ai. bhärati,
lifcci, Aei/rcd, (pevyia u. s. w.
Im Präs. mit dem Thema jo-, je-: stdjq ,breite aus', stenjq
,seu&e', Uepljq (anstoßen) ,andeutenS teiq yzimmere', femer htjq
aus *beio ,schlage', ptjq (aus *peio) ytrinke'; mdjq, mlHi ,mahlen'.
Häufig auch beim sigmat Aor. belegt: otvreste, wohl auch
in gbtn^^, prop^, nad^s^ ygl. gr. edei^a.
Bei den Nomina mit dem SuflSx -men-: krement {kremy)
^silez', pletn^ ,genus, tribus', brem^ ,Lasf (aus •ier-mew-), vrem^
,Zeitf (aus ^veri-men), dhn^ ,Balken', j^^^Mty, j^Stmenh ,hordeum';
Tgl. gr. OTtigfia, g>iQfia^ äfia, nvevfia, ard&tjfiay lat germen.
Ebenso bei den «a-Stämmen: nebo ,HimmelS drevo (aus *dervo)
yBaum, HolzS slavo (aus *«fojfo-) ,Wort*; drevo ,venter', öelo (^öelese,
vgl. Selesmb); vgl. gr. v£q>og (nebo) jGewölk*, yXifog (slavo), fivog,
lat. genus; fhog, lat vetus; zeixog.
Die Schwund-, bez. Reduktionsstufe finden wir: im
präsentischen Stamme der themat Yerba
1) wenn ursprachlich das Thema i, 6 betont war: aksl. cvUq
,blähe', &Uq ,8ammle, lese', s^pq (suti) ,spargere', im Ai. ist es die
VI. Klasse.
2) wenn die Basis ursprünglich ein ere, ele, eme, ene enthielt
(hier handelte es sich wohl in den meisten Fällen um eine balt-
slav. Erscheinung): önpq ,schöpfeS -ärnq (na-6tnq ,werde an-
fangen', dhbq ,scalpo', ^jhmq woraus imq, j^i ,Tiehmen'; mmq
^drücke', m^rq ,sterbe', plhzq ,krieche', phnq ,spanne', phrq, priti
^stützen', sttrq, strüi, pro-striti ,ausbreiten, streuen', thkq ,schlage',
tbrq ,reibe', vngq ,werfe', vrtzq (cristi) ,binden', vrhduf ,dre8chen',
vhrq, vrUij za-vräi ,claudere', zwnq ,drücken', zt^q, zräi ,sacri-
ficare'.
Hierher gehörte wohl auch etnjq, z^i ,mähen, ernten'.
176
Im einfachen oder starken Aor., wenn er von den eben
erwähnten Verben im Gebrauche ist: vrtgfhf otvrtah, viskrbsb,
naörbp^ (na-fy^pe, vgl. auch 3. P. Sg. ottre).
Im Präs. der Yerba der III. Klasse 2. Gruppe: blh^ s^
püteoS &^^ ,wacheS drtzq ^halteS Itpljq ^haereo^, mlhdq ,taceoS
tmdq Jacto', tnibnjq ,putoS phrjq, ,contendoS svbätq s^ feuchte',
s^pljq ,donnio', trhpljq ,perferoS vrtsiq ^drcumago', zhrj^f ^specto^
Im Infinitivstamm der Yerba der V. Klasse 3. Gruppe, falls
ein er, d, en, em ursprünglich vorlag: bbrati gammeln, nehmen^,
dhrati ,reißen, schinden^ ptrati ,treten', ffmati ,treiben* ;
bei einigen der V. Klasse 2. Gruppe: szlati (aber auch im
Präs. 8^lj(f\ stblati (stdjq) ^streuen, ausbreiten', l^gati ,lügen' (auch
l^eq), phsati (püq) ,schreiben^ Vor dem -^E- der ursprünglichen
Verba erwarten wir hier überhaupt die Reduktionsstufe, da zwei-
silbige schwere Basen zu Grunde lagen; bei ihnen war das ä
betont
Häufig auch bei den Verben der II. Klasse (-no-, -ne-):
blhsnqti, blhsnq ,erglänzen<, dnznqti ,sich erkühnen^ d^d^fkfti
,hauchen', ghnqti, gb-gfhtu^i (gib-) ,fjEdten, biegen', mhknqti ,ver-
stummen', mrtJcnqti ,8ich verfinstern', mhgnqti ,nicken', osUnqti
,erblinden', phchnqti ,calcitrare', pitznqti ^abi', Ühknqti ,klopfen^,
trb(p)nqti ,obtorpere', tbknqti »figere', tbSfkfU 8^ ,festinare', tn^skrh-
snqti ,aufer8tehen'. Auch -nbznqti ,fodere'.
Bei den Substantiven sind insbesondere die i-Stämme an-
zuführen. Weniger zahlreich ist die o- und e-Stufe, die im Slav.
bedeutend eingeschränkt wurde (wir haben hier: pqth yWeg', gasth
,GastS gospodh ,Herr', visth ,Kunde, Gerüche, -konh jAnfang' in
iS'koni, aber r. po-kom).
Hierher gehört: drhvb ,Wurm', prbsi Plur. ,pectus', sktT^bh
,Kummer', tvrtdb ,Feste', vhSh ,Dorf , zhlb ,Bosheit'.
Zahlreicher sind die mit dem Suffix -tb gebildeten t-Stänune:
cbstb ,Ehre', grhstb ,HandvollS Ibstb ,Lisf , mbstb ,BacheS plhstb
jPilz', pMb ,Pleisch', prbstb ,Staub*, srhstb ,pili', STr^rtdb ,Tod',
tbstb ,socer^.
Vgl. im Griech.: riaig, ßdaig^ niavig, xiaig^ (p^iaig.
Einige Mal kommt hier in verschiedenen Sprachen auch die
Dehnstufe vor: aksl. r^^b ,Rede, Worf, zvert ,bestia', vgl. gr.
dfJQis ,Streit*, got. wig8 ,Woge'.
Bei den urspr. adjekt ti-Stämmen: IhgbH Reicht', vgl. gr.
iXaxt% tbmkh ,dünn' vgl. ai. tanukas, tanü$ ,ge8trecktS mrhzbkh
177
^purusS pltzbkb ^lubricus^, vlbj^ln ^ximidnsf q. b. w. Vgl. noch
gr. yXvxisy %Q€trvg.
Die o-Stufe kommt vor:
Bei den Verben der IV. Klasse und zwar insbesondere bei
den deverbatiyen: bradüi ,waten^y Uqdüi ^rreu^, budUi ^wecken',
lepiti ^eben'; teäiti ^trösten' (wohl denom.), udUi ^ehren^ u. s. w.
vgl. gr. q>OQeWf TqoTtita^ got satjan ^tzen', lat mofOre.
Substantiva: Bei den o- und o-Stämmen sind zwar alle
drei Stufen vertreten, überaus häufig kommt hier jedoch die o-
Stufe vor: borh^ hrod%, gr(^f matT», mrakh {*mark(h), Üakh, zrakh;
boj, gnoj, loj, roj; vikh, Uph, cvitb, svitb; gluchh, ukh; das betrifft
die m. o-Stämme, bei den n. seltener: pqto, qze.
o-Stämme: rqka, tnqka, Ufka, dqga, cpona; duia, volja, sviita.
Über den Ablant im allgemeinen Tgl. Hirt: Der idg. Ablaut 1900,
femer: Id. Handbuch der griech.Laat- u. Formenlehre. 1902 (8.84 — 107);
K. Brogmann, Kurze vgl. Gramm, der idg. Spr. 1904 (8. 188^150).
Hier findet man auch die weiteren Literaturangaben.
Yokalassimilation (Umlaut).
Während der Ablaut teils durch akzentuelle Einwirkungen,
teils durch uns noch nicht bekannte Faktoren herbeigeführt wurde
und mit seinen Anfängen in die Ursprache hinaufreicht, gibt es
noch andere Veränderungen der Vokale, die einzelsprachlich sind
und die wir durch die gegenseitige Einvnrkung der Vokale in
benachbarten Silben erklären müssen.
Eine solche Beeinflussung eines Vokals durch einen anderen
in der nächsten Silbe können vrir im Slav. überaus häufig beob-
achten. Eine Art haben wir schon oben S. löO kennen gelernt
z. B. in 175 teb^ st irh tebi ^ dir'; dagegen hma, tbtny st twna,
thmy wegen des a, y der nächsten Silbe. So auch im aksl. thnikb
neben iMiilcb ,dünn^, letzteres war ursprünglich, doch setzt das
r. tonhij eben£Edls den Umlaut, also ein tMVbkb voraus; vgL auch
hbzdrh neben hwärh (fyf4rb) ,wachsam^ Daß es auch ein weicher
Konsonant sein kann, der dieselbe Wirkung wie ein weicher
Vokal hervorbringt, vgl. vb njq st v^ njq ^ eam', ist oben auch
erwähnt worden.
Diese Art der Vokalassimilation beschränkte sich auf gewisse
bulg. Dialekte, aber einzelne Beispiele finden wir auch in den
anderen slav. Sprachen, insbes. im R
Eine andere Art ist der Übergang des o in e vor e und ^
VoBdrftk, Vgl. iUt. Gxamm. I. 12
178
(vgl. S. 87). Hierher gehört noch aksL stepem ,Stufe* gegen
stopa ySpur', im P. stapa und stopieA, b. stupen (wohl Anlehnung
an stüpati, aksl. stqpati ^teigen^.
Über den Übergang des y in i vor weichen Silben vgl. S. 28.
Analoge Erscheinungen finden wir auch in anderen Sprachen.
Am meisten verwandt mit unserem Prozesse ist der Umlaut im
Ahd., der auch als ein Assimilationsprozeß aufzufassen ist: gast,
PI. gesti, got brannjan, ahd. brennen. Vgl. auch lat bene gegen
bonus»
Aber nicht immer haben wir es mit einer Assimilation zu tun, wo
es sich um den Wechsel zwischen o und e handelt. Dieser Wechsel war
mitunter schon ursprachlich und kann in solchen Fällen als Ablaut auf-
gefaBt werden. So kommt neben dem Suffix -«ro- (z.B. oetven ^viererlei*)
auch oro vor: cetvon, vgl. z. B. cetvorteej'q im Mar. Luc. 19. 8; neben
toro auch tero z. B. aksl. koteryj neben hotoryj u. s. w. (siehe in der
Stammbildungslehre bei diesen Suffixen). Dagegen könnte nuUon, und
matorUi älter sein, aus dem letzteren konnte maUrUi ,alt werden* auf
die uns bekannte Weise entstehen und unter dem Einflüsse dieses Ter-
bums wäre auch ein mat9rz ,alt' aufgetaucht. Slov. mat^r ,bejahrt, alt*,
mai^ren, tnator^ti ,alt werden*, mit o auch Luc. 1. 7 im Zogr. Mar. Assem.
und Luc. 2. 36 im Mar. und Ass., dagegen im Zogr. (u. Ostr.) an letzterer
Stelle zamaUrUi (vgl. auch do atarotti materbitva Psalt. sin. 70. 18), B.
auch matereh neben matoreib ,hart werden'. Der Wechsel zwischen Uro
und toro, der urspraohlich war, hat dann wie es scheint weiter um sich
gegriffen: so haben wir im iksL kotora neben kotera ,Streit* (nach Uhlen-
beck urverwandt mit mhd, hador). Weiter müssen wir auch ein *pa9Ura
und pastoro .Stieftochter* ansetzen, woraus paaUr^ka und pattor^ka. Aus-
zugehen ist von *pa-d{zi)kUr'ä (vgl. aksl. dbiti ,Tochter' aus *dukte), k
fiel aus (so wie in Üsto ,Teig^ aus tiakto vgl. unten bei k), ein *padiera
ergab dann *paatera, wozu auch noch *paatora. Daraus dann ein paater^ka
und dazu auch paater^k^ ,Stiefsohn*. Diese Formen kommen noch im
Sloven. vor: pdaterka, pdaUr9k, auch pdaterkinja, paaterkovdti ,Stiefsohn
oder Stieftochter sein oder als solche behandelt werden*. Dagegen fUhrte
*paatora zu paator^ka, daher b. paatorka und paaiorak und auch im Sloven.
neben dem erwähnten paaUr9k jetzt meist paatorka, päator^k.
Andere Arten der Assimilation finden wir dann später einzel-
sprachlich, wobei zumeist auch Akzentverhältnisse maßgebend
waren, z. B. aus dem Urslav. dobrajego, das auch noch im Aksl.
vorkommt, wurde dobraago, dobrago, aus dobrujemu wurde d(h
bruumu, aus dobre(j)emb ein dc^Umt, dobrejamt, dobriamt.
Analog auch bei den Verbis der V. Klasse 1. Gruppe und bei
jenen der VI. 10. z. B. aus podobajet^ wurde podobaatb; aus
radujetb konnte auch raduutb (Mar.) werden u. s. w. Wie man
179
sieht, wird der folgende Vokal an den vorhergehenden assimi-
liert, so daß er mit ihm identisch wird; das ist also eigentlich
eine andere Art der Assimilation, als die fiiiher besprochene.
Kontraktion.
In den so assimilierten Formen trat dann im Aksl. und sonst
auch in anderen slav. Sprachen eine Kontraktion ein: so wurde
aus dobraago ein dobrago, aus dobruumu ein ddbrumu, aus do-
hreemt ein dobremt u. s. w. Ebenso aus otveiiavoMsi (aus -vajeii,
-vaeÜ) ein otv^avasi u. s. w. Das sind also alles einzelsprach-
liche Erscheinungen, die hier nicht weiter in Betracht kommen
können. Eine ursprachliche Eontraktion liegt dagegen vor in
aksl. nüt^ ,non esf (vgl. oben S. 168).
Hiatus.
Der Hiatus kann nur in Eigenbildungen einer Sprache in
Betracht kommen, denn in Bildungen, die aus der Ursprache
stammen, bestand er nicht. Die Mittel, die man zu seiner Auf-
hebung in Anwendung brachte, waren übrigens auch ursprachlich.
Schon in der ursprachl. Periode stand einem vorkonsonanti-
schen ü (slav. y) vor Vokalen ein u^ (slav. ^v), einem vorkon-
sonantischen i (slav. t) vor Vokalen ii oder ei (slav. ij oder bj)
zur Seite, z. B. aL svairü-f, aksL wekry ,Schwiegermutter', Gten«
Sg. ai. svasrüV'OS, aksl. avekr^-e, femer zu kry Gen. krwe ßhii^,
aksl. plyti (pluti) ,schwimmen, fließen', Präs. plav<f (aus ^pleuo-);
weiter ai. napti^ ,weiblicher Abkömmling', gr. xig ,Eomwurm',
Oen. ai. napUytxs, gr. ynog aus yußog; Ut. vßi ,winden, drehen',
slav. vüi, gr. heö ,WeideS lat vUis, ahd. tcida ,Weide' gegen ai.
vdyami 4ch webe', lit. veju, aksl. vtjq, vijq ,ich drehe, winde'.
Wenn daher in spezifisch slav. Bildungen ein y (aus ü) oder
ein i (aus f) vor einen Vokal trat, so ist es begreiflich, daß sich
auch hier im ersteren Falle ein hiatustilgendes v, im zweiten ein
j einstellen konnte. So kann vielleicht schon eine spezifisch slav.
Bildung vorliegen im Part Prät. pass. za-bhvem zu za-hyti ,ver-
gessen', sb-krtvem zu sz-kryti ,verbergen', o-rmvem zu o-myti ,ab-
waschen'; vgl. auch htjem zu biti ,schlagen'. Spezifisch slavisch
sind die allerdings auf einem älteren Prinzip beruhenden Iterativa
auf 'Oti. Nach einem ü (slav. y) mußte sich nach dem Früheren
«in tj einstellen: zu *müti (aksL myti) ,waschen' daher ein ^müvöti,
12*
180
akd. myvati, ebenso zu *bati, aksL byti ,sein, werden' ein *baväti,
akd. bifvati. So auch p<hkrywxti ^bedeckenS po-hfvixti ^mov^re
Caput' u. 8. w.
Dagegen bommt zu büi ^schlagen' ein Mjati vor. Aus den
Iterativen wie po-hnfvati, umyvati u. s. w. wurde aber das Suffix
-vati abstrahiert und dann auch dort angewendet, wo wir ein j
ausschließlich erwarten: neben bijati haben wir ein -Mvati; neben
B^jati ^n' ein a^vati (Tgl. F. Sommer, IF. 11, S. 203 und
Lorentz, EZ. 37, S. 332). Diese Abstrahierung von derartigen
Suffixen ging dann bei der Bildung der Iterativa in den einzelnen
slav. Sprachen weiter, vgl. die r. Iterativa auf -yvott wie zapi^
syvatt ,notierenS propavedyvtxtt ,predigen', vygljddytxxtb ,herau8-
schauen' u. s. w.
Ursprünglich war also die Verteilung des hiatustilgenden j
und V abhängig von dem ersten Yokal, sofern es nämlich ein %
oder ü (y) war, weil es sich organisch aus einem i oder ü schon
ursprachlich entwickelt hat Die hier auf diese Art gewonnenen
hiatustilgenden Laute traten dann auch zwischen anderen Vokalen
auf. Wir würden erwarten, daß bei der Wahl, ob j oder v ein-
treten solle, die größere oder kleinere Verwandtschaft des ersten
Vokals zu • oder u entscheidend sein sollte. Das triffl; indessen
nur teilweise zu, weil sich ja vielfach Analogiebildungen und Ver-
allgemeinerungen, wie wir es schon sahen, geltend machten. Bei
a war eigentlich keine Grenze gegeben, didier dajati und davati
,geben'. Bei o würden wir eher ein v erwarten, die Fälle, die in
Betracht kämen, sind indessen äußerst selten. So haben wir
rqfcw)^t ,manipulus' neben rqk<hj^, letzteres offenbar unter dem
Einflüsse des Inf. j^i ,ergreifen, nehmen'.
Es gibt Falle, in denen im Slav. der Hiatus durch bestimmte
Lautgesetze herbeigeführt wurde: z. B. aksl. krai ,Band' aus
*krajo8, *kraft, weil jt lautgesetzlich zu • wurde. Später wurde
er in diesen Fällen dadurch beseitigt, daß das i zu ; geworden
ist: kraj. Wann das der Fall war, läßt sich nicht genau ermit-
teln, da die ältesten aksl. Denkmäler dafür keine Handhabe
bieten (sie schreiben kein j), doch kann man mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit annehmen, daß es frühzeitig der Fall war und
80 schreiben wir meist kraj u. s. w.
Yokalischer Anlaut (Prothese).
Da im ürslav. kein Wort auf einen Konsonanten ausgehen
181
konnte, so mußte in zusammenhängender fiede bei einem nach-
folgenden vokalisch anlautenden Worte ein EBatus entstehen, der
womöglich gemieden wurde, wie wir eben gesehen haben. Daher
finden wir Spuren selbst noch in den aksl. Denkmälern, dafi der
Tokalische Anlaut im Satze ab und zu gemieden wird und zwar
selbst auch bei W<»rten, bei denen er sonst in anderen Stellungen
erhalten bleibt So z. B. da jaite st da oHe im Mar. Joh. 9, 22;
j€9% jaHe im Supr. 361, 29, sonst nur oHe ,wenn'.
Die einzelnen Worte mit ursprQnglich vokal. Anlaut konnten
dann selbständig in jener Form gebraucht werden, die sie in der
zusammenhängenden Rede nach einem Vokale erhalten hatten,
d. h. mit aufgehobenem vokalischen Anlaut Im Wortinnem
wurde, wie wir sahen, zur Vermeidung des Hiatus ein j und v
verwendet, wobei ursprünglich der erste Vokal maßgebend war
und zwar gilt es speziell von i und ü (y). Im Wortinnem waren
aber diese Verhältnisse konstant, während in zusanmienhängender
Bede verschiedene Vokale vor ein bestimmtes vokalisch anlauten-
des Wort treten konnten. Wir können daher theoretisch voraus-
setzen, daß ein solches Wort bald ein j bald ein v bekommen
konnte. Bleibend war hier nur der anlautende Vokal und bei
der Festsetzung des prothetischen Konsonanten wird jeden&lls die
Qualität der betreffenden Vokale maßgebend gewesen sein, d. h.
es entschied hier die lautphysiologische Verwandtschaft, wenn auch
hie und da Schwankungen bemerkt werden können. So kam bei
0 und II vor allem auch der gerundete Laut %^, aus dem v werden
konnte, auf, bei i und e der verengte palatale Laut i, der zu /
führte. Auf diese Art ist die Prothese eine Art Sandhierschein-
ung, bei der dieselben Faktoren wirirten, welche wir auch bei der
Aufhebung des Hiatus im Wortinnem konstatieren konnten. Nur
waren im letzteren Falle die zusammentreffenden Vokale im selben
Worte natüriich konstant, während bei der Prothese nur der an-
lautende Vokal immer derselbe war.
Daß die Gestaltung des Wortes im Satze auch auf seine
Form außerhalb des Satzes von Einfluß sein kann, dafür haben
wir ganz sichere Belege wie aksl. nidro ,Schoß' aus rMi Mri ^
Schöße« (vgl. oben S. 64).
Selbstverständlich gab es noch andere PriLpositionen die mit
dem Subetantivum in Verbindung tmten, daranter war nur eine i
einzige, die für die weitere Form des Wortes maßgebend wurde. !
Man kann jedoch nicht annehmen, daß die angegebenen !
182
Sandhierscheinungen die ausschließliche Quelle der Prothese waren.
Es gab Worte, die häufig im absoluten Anlaut vorkamen und
doch entwickelte sich bei ihnen die Prothese. Sie mag bei einigen
Vokalen auch dadurch zu Stande gekommen sein, daß der Ex-
spirationsstrom noch vor der genauen Artikulation der betreffenden
Vokale herauskam. So konnte z. B. insbesondere vor a und u
ein h aufkommen, wie wir es in den modenien slav. Dialekten
nicht selten antreffen.
Was die einzelnen Vokale mit der bei ihnen vorkommenden
Prothese anbelangt, so läßt sich darüber folgendes sagen :
Vor a taucht im Aksl. ein j auf: jagn^ neben agnq, <ignhct
,agnus^ Ebenso auch bei a aus ö: aksl. jagoda ,Beere', vgl. lit
ü'ga yBeere', lett öga. Dort, wo es auf ein ^ zurückgeht, war es
lautgesetzlidi und wenn darneben auch Formen ohne j auftreten,
so rühren sie aus Dialekten, wo es geschwunden war: aksl. jamt^
jcufti ,essen', lit. imi ,fresse' aus imd neben edmi, idu; jazh fig&
aus *Szb izb statt *ezb, die Dehnung unter dem Einflüsse von ty
aus *tä. Wenn dagegen eingewendet wird, daß in den ältesten
aksl. Denkmälern gerade cugh vorwiegt, so muß bemerkt werden,
daß aksl. nicht immer so viel ist als urslav. Einzelsprachlich
taucht aber doch auch v auf: aus einem ursprachl. *^b- vgl. gr.
ijidv^ arg. wurde im Slav. *äriß, akEi.ja'je ,Ei', b. aber veße aus
iHij-ce (im P. auch noch jaje, jajko). Hierher wird man aber
kaum das in einigen slav. Sprachen vorkommende vatra ,Feuer,
Herds das dem avest atar ,Peuer', arm. aird «verbrennen' (hier
wurde t zwischen Vokalen zu «) entsprechen soll, rechnen können.
Im Brum. haben wir fxxtr§ ,Feuer', alban. f>atr§ ^ocus, fundus,
domus^ Da das Wort in jenen slav. Sprachen vorkommt (s.
slovak. p. klr.), die mit den Rumänen in Berührung waren, so
ist es wahrscheinlich aus dem Rumänischen entlehnt Dafür
scheint auch der Umstand zu sprechen, daß es im Aksl. noch
nicht vorkommt
Später taucht im B. dialektisch auch h auf: hapatyka ,Apo-
theke', hole für aU ,abe]:^, Aas für oi ,bi8< u. s. w.; p. dial. hole,
hadatn, khr. haiun, harmata.
Bei e entwickelte sich regelrecht ein j: jesmt, jesth ,bin, bisf,
vgl. lit esmi; ^i, ai. dsmi, lat est; aksl. jezt aus *J€zjo ,IgeP,
1. Man setzt auch ein ^ö^op- an gr. cä/ior, lat. övum^ für das Slat.
kann aber ein solcher Ansatz nicht gelten.
183
lit ezys, gr. exivog^ ahd. igü; aksl. jda ,Tanne', p. jodla, preufi.
addU, lit Sgle aus erffe'; aksl. jeten* ,Hir8ch', r. oUm, lit Anw,
gr. iXkoq. Freilich scheint im AksL das j schon vielfsu^h wieder
geschwunden zu sein, wenn es überhaupt schon in solchen Fallen
früher allgemein eingeführt war.
Nur vereinzelt taucht auch v auf: aksl. veprt ,aper^, ahd. 3mr,
lat aper (im Anlaut a st des erwarteten e).
Vereinzelt auch im B. (dial.) A; herb ,Wappen^ (»Erbe'), Heva
für Eva.
Bei i bleibt sich das Aksl. konsequent: es wird nur • im
Anlaut geschrieben und man kann nicht aus dieser Graphik er-
sehen, wo i und wo /» zu lesen ist Allerdings scheint es, daS
selbst auch ein etymologisch berechtigtes ji im Anlaut zu t ge-
worden ist (vgl. auch das • aus jV im Anlaute und zwar schon
im Urslav.). Dieser Reflex zeigt sich noch in einzelnen slay.
Sprachen. So haben wir z. B. im Aksl. im yalius', s. ini, r. inoj,
p. iny (alt) tnny; schriftb. jiny; aksl. iva ,salix', b. jtva, p. iwa
,SahlweideS lit yva^ preuß. inwis ,Eibe', ahd. iu>a dass. Im Ab.
finden wir in einigen Denkmälern auch hi st i ,e\^f dial. auch
Mca st ßva (Gebauer, I, S. 464).
0 blieb in der Regel bestehen: oko ,Auge' fast in allen slav.
Sprachen, Ut akis, b. auch oko, dialektisch aber voko, os. voko,
ns. voko und hoko, polab. väk'ü; aksl. ognt ,Feuer', lit ugnis, b.
oheä, diaL auch hoheü (schon im Ab. belegt. Gebauer, ib.), os.
voheA, ns. vogeA, hogeA, hogiko, polab. vügin, vügün. Das h noch
p. dial. horzech, klr. hoHch ,Nuß', slov. (Jaunthalerdialekt) horeh,
hoister, res. hoüar, höpca.
Seltener ist das v hier schon im Urslav., vgl. aksl. und ge-
meinslav. vonja ,odoi^, gegen gr. ävefio^y lat animus, got anan,
dagegen aksl. qchati ,riechen', slov. aber vdh, vohati, p. w^ ,G«-
ruch, Spur*, wqcha6.
V muß aber doch auch frühzeitig hier aufgetreten sein, denn
so können wir uns aus diesem Schwanken zwischen vo- und o-
am besten den Abfall des etymologisch berechtigten v im Anlaut
erklären: aksl. slov. bg. osa ,WespeS p. oga, b. vosa, vgl. lit.
papsä ,BremseS ^^d. tvefsa, lat vespa.
Das u behauptete sich: umz, uditi gegen vyknqti, lA-hogh
jpauper', vgl. das au- in lat. au-fero, preuß. au ,weg, ab'; aksl.
ucho yOhr', preuß. ausins Akk. PL, lit ausis, got ausö, lat aurts.
Ja es wurde infolge der Schwankungen das j auch mitunter dort
184
beseitigt, wo es ursprünglich war: aksl. uze ^hon', ne u ,noch
nicht' neben juze, slov. uze, u&e, ure, b. juz, jiz, dial. uz, os. huz,
hizo, hizam, ns. juz, ßdo, huz, huzo, lit jaü ^hon^ jaü-gi dass.,
got ju; aksl. jucha, b. ßcha, r. aber ucha ^leischsuppe', vgl. lit
piszä, lat ßl8, ai. yo^am. In b. Dial. wieder häi:^g h: hueho
jOhr^j hulica ^OaaseS hudÜd st ud&d ,wird machen' u. s. w. (vgl.
bei Gtebauer, 1. c). Das gilt natürlich auch von u ans q; ebenso
p. dial. hucMyö, klr. hudio.
Andererseits bemerkt man einzelsprachlich, daß anlautendes
u za ju wird: r. judih, judölie ,Tal' neben uddlie, aksl. qdoh,
b. üdoli; r. jurödim/j ^närrisch', aksl. (^rod^.
Bei ^ finden wir wie bei e ein j, dieses ist hier aber aus-
schließUch: aksl. j^i, imq ^ergreifen, nehmen', vgl. Kt imü, imti,
imiaü ^nehmen'; aksl. ^^ro ,Leber^, slov. s. jetra, h. jdtra, vgl.
gr. ivTe((ov, ai. anträm ^Eingeweide'; aksL j^H ,Znnge', preuß.
insuune (lit l&tüvis für *fzuvi8, beeinflußt von leziü ,lecke'); aksl.
j^a ^morbus', vgl. lit Sgiu ,ich tue etwas mühsam und schwer-
fällig', nu-Mcti ,abquälen', ingia ,Faullenzer'.
Miklosich brachte aksl. v^sati ,binden' u. s. w. mit qz^
,eng' in Zusammenhang imd leitete es von einer Wurzel enz (en§h)
ab, wobei ein prothetisches v anzunehmen wäre (Etym. Wtb.
S. 56—67). Auch Pedersen nimmt hier ein prothetisches v an
(KZ. 38, S. 311), allein man kann t^gati und qzzkb nicht mit
einander verbinden. Beim ersteren ist das v etymologisch, vgl.
lit vyiti vyzinas ,Bundschuhe flechten', vyzä ,Ba8tschuh' (aus vinz
und dieses aus *^iß); femer b. vaz ,Nacken', slovak. vazy ,(7enick',
klr. vjazy (aus *v^z^) ist offenbar identisch mit preuß. wimus
,Hals', nur zeigt letzteres eine andere Stufe: y^isa, wie das lit
V^ bedeutet also die Verbindung des Kopfes mit dem Rumpfe.
Bei q haben wir im Aksl. zwar äußerst selten ein v, aber
wir finden es in den einzelnen slav. Sprachen so häufig, daß wir
nicht daran zweifeln können, daß es hier schon im ürslav. auf-
getaucht ist Dameben kommt aber auch g vor: sloven. voz
yanguis', dameben auch g^z, poln. u>c^, kaä. voz ,nicht giftige
Schlange', os. huz, ns. huz, vuz, huzenc ,Wurm', klr. uz, vui,
weißr. vuz, r. uz, uzaka, preuß. angü ,Schlange', lit angis dass.,
dazu auch aksl. qgorütb ,Aal', slov. pgar, vugar, p. w^gorz, os.
vuha^, ns. hugar, vugar, preuß. angurgis ,Aal', lit ungurys, lat
anguüla dass.; aksl. qgh ,Kohle', slov. vogd, voglen, bg. pglen,
v^glen, vbgliüa, p. un^giel, wqgl, ns. nugd (das n auch beim fol-
185
genden Worte), lit. anglia; aksl. qgh ^Winkel^ s. ugal, nugao,
b. ihd, p. w^giei, os. nuhel, ns. nugd, Ur. tshal, vuhal, lat angu-
lus; aksl. qzhkb ^eng^, p. toqzki.
Mit r: ^j^'n« and vqgrim ,üngani8^, slov. voger, vogrin, p.
Vgl. auch aksL (jkAo^i ^riechen' gegen vanja ,odor', slov. voh
n. 8. V. (S. 183).
Das Schwanken zwischen q und i^ hatte es, wie auch Pe-
dersen richtig bemerkt (KZ. 38, S. 312), mit sich gebracht, daß
das V dort schwand, wo es etymologisch war: aksl. qs^ ,barbaS
roBS. un, dagegen slov. vos, bg. tna, b. rou8, p. ictfs, vgl. preuß.
wanso ,BartS air. fes ,Bart^ Hierher auch aksl. qsinica ,erucaS
eig. /las behaarte Tiei^, dameben aber auch g, wie schon oben
bei goi: gifginiea, slov. vo9^iea, go8?nica, p. wqsienica neben
gqsienica, ab. hüsSnieS, jetzt housenka.
In aksl. Vf4^ ,BandS ^t^q^ u. s. w. ist kein v vorgesetzt, es
ist hier vielmehr etymologisch (vgl. oben bei v^zati) und ist ab
und zu angegeben worden (also wie bei aksl. qs^, p. wqs u. s. w.):
fuhqzb ,amuletam', sb-qzb, azq neben vqza ,BandS qd^ neben
vqdz ,Enoten', qze neben txfze ,Strick^
Auch hier taucht g auf: gqevica ,vimenS sloven. gcz ,Biemen',
8. guiva ,vimen, Flechte aus schlanken B.eisemS b. houzev, p.
gqhpa lederne Kappe am DreschäegeP (alles das zu v^).
Da hier schon in sehr alter Zeit g als prothetischer Kon-
sonant auftritt, so könnte gefragt werden, ob das im B. verhält-
nismäßig häufig in dieser Funktion auftretende h nicht auch auf
ein älteres g zurückgehe (im R ist aus g überhaupt h geworden).
Diese Frage muß verneint werden, denn wir haben das h in
dieser Funktion auch in anderen Sprachen gefunden, in denen
aus g nicht ein h geworden ist (P. Slov.). Nur dort wo es vor
einem urslav. q auftaucht, geht es aiif ein älteres g zurück. Sonst
ist das h vor anderen Vokalen in dieser Funktion viel jünger, es
reicht nicht ins ürslav. hinauf wie g.
Was das g selbst anbelangt, so taucht es als prothetischer
Konsonant nur vor einem q auf, was beachtet werden muß, denn
daraus ersehen wir, daß nur der dumpfe Nasal das volare g in
solchen Fällen hervorrufen konnte.
Dieser Wechsel zwischen g und v im Anlaut (^<{«lntca, p. wqn&niea
u. s. w.) erinnert uns an eine Erscheinung, die wir im B. vorfinden:
statt des urslav. g finden wir im Gen. Sg. m. n. der pronominalen und
186
zusammengesetzten Deklination ein v : tavo, kavo, adnato^ dntgova, dobrava,
80 finden wir es in den Moskauer und nordgroBr. Denkm. schon im
XY. Jbd., z. B. veiikovo Novagoroda (1432). Aber man kann hier doch
nicht einen direkten Zusammenhang zwischen dem g und v annehmen.
Da die großr. Dial. Formen wie choroioho, dobroho^ coho kannten und
zum Teile noch kennen und da hier das h schwinden konnte (man findet
Belege wie koMdo = koüdoo ans kiMoko, kMogo, edinogo koido im Denk-
mal des XIV. Jhd.), so wird man sich doch fflr jene Erklärung entschei-
den können, die von solchen Formen ausgeht und darin dann das v sich
entwickeln l&ßt (vgl. Sobolevskij, 8. 124-125). Daß auch im Wort-
innern zwischen zwei Vokalen ein v aufkommen kann, ist eine bekannte
Tatsache. So haben wir ikel. paqk^ ,8pinne', Skb.paük, dial. mähr, eben-
falls noch pauk, dameben aber auch schon ab. pavük, jetzt pavouk,
L. Malinowski dachte bei den r. Formen an den Einfluß der Adjektiva
possessiva auf -ov, -ev, Gen. -ova, -eva (KBeiträge VIII, S. 366). Dieser
Einfluß könnte nur insofern zugelassen werden, als er, nachdem es schon
Formen wie veltkoo u. s. w. gab, daraus die Entstehung eines velikovo
u. s. w. gefördert haben konnte. So lange es aber noch ein vßUkogo oder
velikoho gab, ist er nicht denkbar. Zu einem fo'a, ko'a haben es auch
schon westbulg. Dialekte gebracht. Dagegen flnden wir ein eifif auch
im KaS.; da hier aber auch noch teg^ aus tego, jtubftögtfö aus ubogo vor-
kommt, so nimmt man an, daß das Kai auf einem anderen Wege zu
diesen Formen kam : die Gutturalen wären durch Labialisation zu bloßen
Labialen geworden (P. Polanski, Die Labialisation, S. 19, 25). Doch
sind hier auch Dialekte, in denen teho oder beinahe teo, dobreo gesprochen
wird, so daß der Weg, den wir im Großr. betreten haben, hier jedenfalla
auch zum Ziele füh»t (vgl. auch Baudouin de Conrtenay im Zum.
min. nar. prosv. 1897, Mai, S. 100). Analog fuhrt man auch aus dem
Os. coifla aus coffodia fflr cohodla^ to^a ffir tohodla an.
Mit einem Halbvokal konnte schon im Urslav. kein Wort
anlauten, sondern es wurde aus t ein *jt, das zu % führte (vgL
8. 142). Aus «- wurde ein vh, das blieb, z. B. r% 4^' aus ^ (vgl.
8. 138).
Auch mit y konnte kein Wort anlauten, sondern es wurde
ein V vorgesetzt: aksl. i7yfi{ra',Fischotter' gegen lit udra, gr. vdqa
jWasserschlange' (vgl. 8. 104).
Von e im Anlaut gilt es nur teilweise, da hier im Russ.,
wie es scheint, verhältnismäßig erst spät der vokaliscbe Anlaut
gemieden wurde, wie auch bei e (vgl. 8 63).
Man ersieht daraus, daß der vokalische Anlaut im allgemeinen
nicht unter allen Umständen gemieden wurde; das galt nur von
bestimmten Vokalen (t, ^, y und teilweise e). Erst im Laufe der
Zeit ist es da in den einzelnen slav. 8prachen zu bestimmten
Normen gekommen. BezügUch des R. haken wir gesehen, daß
187
der Yokalische Anlaut bei ^ verhältnismäßig 8pät aufgegeben
wurde. Bei einzelnen Vokalen wurde sogar ein vokalischer An-
laut herbeigeführt, wo er urspränglich nicht vorhanden war, so
bei etjrmologischem ju, vq, ja. Sehr weit ging in dieser Be-
ziehung das Bulg., wo z. B. je überhaupt zu e führte; femer
finden wir schon in gewissen aksl. Denkmälern unter dem bg.
Einfluß akh, aky st jakb, jaJco.
Pedersen sah in dem Umstände, daß die Prothese nie fest
ist (a und ja^ u und ju, o und vo, q und f^;) auch einen Beweis,
daß sie eigentlich ein Hiatuseinschub sei (KZ. 38, S. 312).
Diesem umstände verdankt jedoch die Prothese, wie wir sahen,
nicht allein ihr Dasein. Von diesem Standpunkte aus ließe sich
z. B. ein gqsinica u. s. w. überhaupt das g als Prothese wohl
schwer erklären. Dagegen muß zugegeben werden, daß die Mehr-
zahl der Fälle, die also ein / oder v enthalten, auf diese Weise
zu erklären sind.
Auslaut.
Auch bezüglich des Auslautes muß man im allgemeinen
dieselbe Begel, die für den Inlaut gilt, statuieren: da man näm-
lich im Inlaute nur offene Silben duldete, so mußte es auch für
den Auslaut gelten, d. h. es konnte kein Wort auf einen Kons,
ausgehen. Zu dieser allgemeinen Regel muß noch bemerkt
werden, daß auslautendes 8 und n (m) einige vorhergehende Vo-
kale modifizierte, bevor es noch verloren ging, und zwar wurde
'08, "On zu 'U8, -un, woraus dann einfach -« wurde. Analog
führte -08, -ön zu -üe, -ün, woraus dann y entstanden ist
Akzent und Quantität.
Von dem Wortakzent, der das tonische Verhältnis einer
Silbe im Worte im Gegensatze zu den übrigen betrifft, haben
wir den Silbenakzent oder die Intonation zu unterscheiden.
Diese betrifft die Tonbewegung innerhalb einer Silbe oder
das tonische Verhältnis der Teile einer Silbe zu einander.
Auch Silben, die nicht den Wortakzent tragen, können ihre spez.
Int haben. Diese können wir aber am besten dann wahrnehmen,
wenn die Silbe gleichzeitig auch den Wortakzent hat (man könnte
dann auch von Tonqualitäten sprechen). Dazu kommt noch der
188
Satzakzent, bei dem es sich um das tonische Verhältnis ganzer
Wörter im Satze zu einander handelt
Der Wortakzent ist jetzt noch beweglich im B., teilweise
auch im S.-kr., Slov. und Bg. (also im Südslav. überhaupt).
Fix ist er dagegen im B., Sorb. und P.
Hinsichtlich der Quantität, bei der die zeitliche Dauer
der Silben in Betracht kommt, ist zu bemerken, daß es im ürslav.
kurze und lange Silben gegeben hat. Leskien hat ange-
nommen, daß die urslav. Vokale e, o, ^, t^ kurz, dagegen die
urslav. Vokale a, ^, i, u, y, ^^ q, dann die Gruppen er, d, ar,
cl, ^r, M*, ^l, ü lang waren. Zu diesem Besultate führe die
▼ergl. Gramm. (Leskien, Unters, über Quant, u. Bei in den slar.
Spr. I B. C. 1893). Dazu muß bemerkt werden, daß wir fürs
ürslay. statt eines ^r, w, ü, ü ein kurzes oder langes t> l an-
setzen müssen; ebenso auch ein iji, 9 und ffi, % (vgl. oben S. 20
und 120). Femer fimden schon im Urdav. vielfach Verkürzungen
statt, insbesondere im Auslaut. Die übrig bleibenden Längen
haben nun die einzelnen slav. Sprachen verschiedenartig behan-
delt, zum Teile sind hier auch neue Längen aus urspr. Kürzen
entstanden. Jetzt kennen einzelne slav. Sprachen die Längen
nicht mehr. So das R, F., wo jedoch noch ihre deutlichen
Spuren vorhanden sind. Der Wortakzent, insbesondere aber die
Int einer Silbe hatte auf ihre Quantität einen großen Einfluß.
Wir müssen es lebhaft bedauern, daß sich in unseren ältesten
aksl. Denkmälern keine graphischen Angaben bezüglich des Akz.
und der Quantität v(Nrfinden. Das aksl. Schrifttum entstand ja
auf Grundlage des Griech., so daß man auch hinsichtlich der
Akzentbezeichnung der griech. Anregung bei der Fixierung der
Schriftsprache hätte folgen können. Ahmte man ja doch manch-
mal griechische Hiatuszeichen nach, die im Slav. wahrlich keinen
Sinn hatten.
£in Gebiet machte aber selbst auch in dieser Hinsicht eine Aus-
nahme : hier folf(te man der fremden Anregung. Es war dies das Gebiet
der pannoni sehen Slovenen. Hier wirkte noch vor der Ankunft der
beiden Slavenapostel (von Mähren kamen sie auch hierher) die deutsche
Geistlichkeit. Bekanntlich wendete man nun im ahd^ Schrifttum und
zwar bald mit größerer bald mit geringerer Eonsequenz (letzteres freilich
zumeist) ein Akzentsystem an. Es heifit, daß die Bezeichnung des Wort-
tones durch Akzente, sowie die durchgreifende Anwendung von Akzenten
Überhaupt erst durch Hrabanus Maurus (776 — 856) eingefnhrt worden
^ ' -^nd » war eigentlich halbkurz, vgl. oben S. 186 und 162.
189
sei. Dieser gebrauchte den dem GriechiBchen entlehnten Zirkumflex
cur Bezeichnung der Länge auf betonten wie unbetonten Vokalen,
den Akut wendete er auf kurzen Vokalen an, um eine kurze Silbe
als betont darzustellen (vgL Zsfdph. 10, 8. 217 und 14, S. 129 ff.).
Spuren dieser Akzentbezeichnung finden wir auch in slav.
Denkmälern und zwar zunächst in den Freisinger Denkm.,
deren ursprünglicher Wortlaut eben auf dem erwähnten Gebiete
unter dem teilweisen Eänflusse des aksl. Schrifttums entstanden
war und die in einer Abschrift aus dem X. — XL Jhd. erhalten
sind. Auf diese Akzentbezeichnung machte ich in meiner Aus-
gabe des Denkmals aufinerksam (Fris. pam. . . . P. 1896, S. 35
—38). Weiter finden wir dieses System in den Kiever Blättern;
auch sie sind wohl in ihrer urspr. Fassung auf diesem Gebiete
entstanden (TgL Yerf. L c. S. 38 und dann insb.: >0 puvodu
EijeYsk^ch listA u. s. w. Prag. 1904). Ihre erhaltene Abschrift
rührt Tom südL und zwar speziell Stok. Gebiete her, so daß wir
auch in akzentueller Hinsicht hier mehrere Schichten unter-
scheiden können. Immerhin bleibt es neben den Freisinger
Denkm. das älteste slav. Denkmal mit Akzent- und
Quantitätsbezeichnung, wodurch es eine große Bedeu-
tung für uns erlangt Darin wird die Länge auf der letzten
Silbe mit '^, im Wortinlaut in der Regel mit ", seltener mit ^ be-
zeichnet; der Akz. mit ', auf der letzten Silbe mit \ Mitunter
ist im selben Worte die liLnge und gleichzeitig auch der Wort-
akzent bezeichnet: v^äwümi m, 4; dtsttn&go Ib 17. Dieser
umstand, wie auch die Quantitätsbezeichnungen Inokosti Ib21 — 22,
slüztby y 3 u. s. w. zeigen uns deutlich, daß wir es hier nicht
mit dem Reflexe der griech. Graphik zu tun haben, wie
man auch die Sache zu erklären suchte^.
Dafi sich sonst der Einfluß der griech. Graphik in der weiteren
Gestaltung der Zeichen und in anderen Details zeigen konnte, ist be-
greiflich, da ja die Abschrift auf einem Gebiete entstand, wo das Griech.
maBgebend war, aber die urspr. Bedeutung der erw&hnten Zeichen, die
hier noch gewahrt blieb, kann nicht griech. sein. Aus den Akzentzeichen
der K. BL können wir mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit schliefen,
dafi die akzentuellen unterschiede derSlov. und 8erb.Stok. sehr alt sind.
Ais sie geschrieben wurden, scheint schon der Akz. im Stok. yerschoben
gewesen zu sein. Bezügl. der Formenlehre und Lautlehre ist man zu
analogen Resultaten auch schon früher gelangt.
1. Vgl. N. E. Grunskij: Famj. i voprosy drevne-slavj. pis»m.
T. I. 1904.
190
Der Usus, Akzente und Quantität zu bezeichnen, wurde von
Pannonien auf s.-kr. Gebiet verpflanzt^ wo er teilweise auch dem
Einflüsse der griech. Graphik unterlag. Hier behauptete er sich
lange, ja selbst auch in alten Druckwerken finden wir diese Be-
zeichnungen. Von hier aus verbreitete er sich dann auch in
andere slav. Gebiete, selbst bis nach Bußland. Wenn nun auch
das alte Material zum Studium des slav. Akzentes nicht reich-
haltig ist, so hat sich dafür in einzelnen slav. Sprachen noch bis
jetzt ein bewegl. Akz. erhalten, wozu auch noch die Quantität
mitunter kommt. Es ist dies eine Tatsache, die nicht genug ge-
würdigt werden kann. Auf diese Art können wir sogar den
Akzent des Urslav. in den meisten Fällen rekonstruieren. Auf
Grund solcher Vergleichungen kommen wir zum Schluß, daß das
Urslav. einen frei bewegl. Akz. hatte und daß bei langen
Silben verschiedene Int vorhanden waren. Daß hier aber
schon das Walten eines speziell balt-slav. Akzentgesetzes bemerk-
bar wäre (Fortunatov, Pedersen), können wir nicht zugeben.
Unter den slav. Sprachen kommt zunächst das Buss. in
Betracht Es hat nämUch den urslav. Sitz des Akz. zwar nicht
in allen, aber doch in den meisten Fällen bewahrt. Es muß also
bei der Bestimmung des urslav. Akz. zunächst Auskunft geben.
Aber auch nur hinsichtlich seines ursprüngl. Sitzes. EQnsichtlich
der Int läßt es uns im Stiche, es hat die Quantität der Silben
und damit auch die Int verloren. Nur bei den Worten von der
urspr. Form tort und tert (toU, teU) wurde ein Besultat erreicht,
aus welchem wir ganz genau die urspr. Int. bestimmen können
(vgl. gdrodz, aber voröna).
Dann kommt zunächst das Serbokr. in Betracht. Auch
hier ist der Beflex des Urspr. vielfach noch erhalten und zwar
können wir aus dem S. nicht bloß in zahlreichen Fällen den
urspr. Sitz des Akzentes, sondern auch die Int der betonten und
zum Teile auch der unbetonten Silben erschUeßen. Wenn der r.
Akz. mit dem aus dem S.-kr. erschlossenen übereinstimmt, können
wir demnach sicher sein, daß wir es in einem solchen Falle auch
mit dem urslav. Akz. zu tun haben. Freilich nicht alle Dialekte
des S.-kr. stehen in dieser Hinsicht auf gleicher Linie. Das
Altertümliche bewahrt hier das öakavische (das Küstengebiet
und die dalmatinischen Inseln). Der Sitz des Akzentes ist
in der Begel der des Urslavischen, aber die Quantitäten
sind verändert und zwar wie folgt: war die Int. Ursprung-
191
lieh Bteigend (z. B. r. vorina), so wird häufig eine solche
Silbe verkürzt, wenn sie den Wortakzent trägt, also vrana,
Üpa, hob, hohe. Es gibt jedoch zahlreiche steigende Längen, die
im Öak. geblieben sind. Sachmatoy meint, daß eine steigend
betonte Länge vor einer kurzen Silbe yerkürzt wurde (in der
südslav. Gemeinschaft) wie in hrava, Li strdza, *grddja (§tok.
straaa, gräda) wäre dagegen die Endsilbe lang (vgl. d im Nom.,
q im AkL, ej im Gen. ap. Worte wie tcola, puszcza, zqdza, dann
auch das ^ im Gen. Fem. im 8., urspr. bei weichen Stämmen).
So auch in hi^äliin, pUBm. Auch in Endsilben wäre die Länge
nicht yeikürzt worden, vgl. vlds (doch nur als Gen. PI.!), süd.
Aber dagegen spricht £ak. sAvi neben ziv (Stok. üvt); mUi neben
mtt XL 8. w. War die Int urspr. fallend (z. B. r. Akk. Sg.
gölavu), so wird eine solche betonte Länge erhalten, z. B.
öak. glcvu. Vor dem Wortakz. bleiben ferner die alten
Längen stets erhalten: glävc, rükc.
Es ist noch zu bemerken, daß die fallende Int dem Ut
geschleiften Ton entspricht (der freilich hier steigend ist), die
steigende hingegen dem lit Stoßton (der hier fallend ist): lit
väma = r. vorina (steigend), üt varnas = r. vörom (fallend).
Das öak. steht also auf der ältesten Stufe in der Entwickelung
des s.-kr. Akzentwesens. Anders das Stok., welches eine bedeu-
tende Akzentumwälzung durchgemacht hat. Der Akzent ist
nämlich hier regelmäßig um eine Silbe gegen den Wort-
anfang hin verschoben. War er auf der ersten Silbe selbst,
so konnte er nicht verschoben werden.
Wir haben demnach auf den ersten Silben zweierlei Akz.: den ur-
sprünglichen, nicht verschobenen, und den neuen verschobenen und da
diese Akz. verschieden sind je nach der Quantität der Silbe, so erhalten
wir für die Anfangssilben im Ganzen vier verschiedene Betonungsarten,
f&r welche Vuk (bez. DaniSic) eigene Zeichen eingeführt hat. So er-
halten wir im Wortanlaut (eines wenigstens zweisilbigen Wortes):
eine urspr. fallend betonte Länge:
„ „ steigend „ „ : *
„ „ „ Kürze :
„ sekundär „ » : '
„ „ „ Länge:
Hat ein Wort den Wortakzent ' oder ', so müssen wir ihn um eine Silbe
gegen das Ende des Wortes verschieben ; so erhalten wir seinen ursprüng-
lichen Sitz, z. B. §tok. gläva, der urspr. Sitz des Wortakzentes ist in
&ik. gläva erhalten (r. gohvd) ; itok. hob, bdba (Sak. blb^ boba, hier ist also
der Akz. auf einer urspr. Kürze im Anlaut); Stok. vrina, 5ak. vrana (bei
192
Kern. vräna\ hier haben wir es mit einer nrspr. L&nge, die steigend be-
tont war (Tgl. r. vor&na), zu ton, daher ist sie yerkürzt worden.
Auch im Slov. haben wir lange und kurze Silben. Die
langen Silben können eine fallende Int haben: präh, oder
steigende: krdlj^ krdlja. Dazu muß noch bemerkt werden, dafi
hier ein Vokal nur dann lang sein kann, wenn er betont ist
Femer wird ein kurzer oder erst kurz gewordener Vokal gedehnt,
wenn er den Ton erhält, den Endvokal ausgenommen. Auf
kurzen Silben haben wir nur einen fallenden Akz. und das kann
überhaupt nur die Endsilbe sein. Der Akz. ist auch hier häufig
verschoben worden und zwar gibt dann bei £EdIender Int die
erste Silbe ihren Akzent auf die folgende ab: bogä aus boga und
bei steigender die letzte, so daß er zum Anfang rückt: sMra
aus sestrd, r. sestrd, s. aistra.
Im Bulg. behält ein urspr. langer Vokal den Ton auf sich,
wenn dieser von steigender Qualität ist: brhM, chlib^t, bäba.
War er dagegen fallend, so wird der Akz. auf die nächste Silbe
verschoben: dato, r. zöloto. Analog auch bei urspr. kurzen Silben,
daher einerseits köza, slov. köza, s. koza; vUia, slov. v6lja, s.
volja, dagegen: okd, slov. oko (aus oko), s. oko; mori, slov. mar je
aus morje, s. more u. s. w.
Einige maoed. Dial. haben bis jetzt die lAage gerettet (vgl.
AfiI.Phfl.l6,S.306 und Matov im Sbomik minist VH, S.452).
Dagegen ist in den ösÜ. DiaL jede Spur der einst vorhandenen
Quantität verloren gegangen. Hier wurde sie also früher auf-
gegeben, wodurch die Dial. dem B. näher gebracht werden.
Wir haben hier im Slov. und Bulg. auch bei den kurzen
Silben eine steigende, bez. fallende Int. unterschieden. Wir
werden sehen, daß man diesen Unterschied überhaupt für das
Südslav. machen muß.
Das Böhm, kennt auch lange und kurze Silben. Urspr.
fallend betonte Längen sind hier verkürzt worden: hrad, r. girodz,
8. gräd ,Fe8tang'; dato, r. zilato, s. zlaio; die steigend betonten
hingegen haben sich erhalten: krdva ,EuhS r. karöpa, s. krcva;
dijm ,Bauch', s. dum. Das B. verhält sich also hier gerade um-
gekehrt wie das S.
Diese Bemerkungen maßten voransgeschickjb werden, bevor wir uns
mit der Int. n&her befassen werden.
Intonation (Silbenakzent, Tonqualität). Ursprung
der gestoßenen Int Die gestoßene Int, welche, wie schon
r
193
erwähnt, im SlaT. steigend, im £it. fiJlend ist, zeigt sich bei
nrspr. langen Vokalen: s. tnati, b. mdU, lit mM (maß^ yMutter',
ai. mätä; s. vjera, b. vira ^Glauben', lat fOrus. Das a der o-
Stämme mufite urspr. auch eine gest Int. gehabt haben, vgl. s.
Dat. PI. zinama ('^eenama), rükanui (— rukama). Auch Lang-
diphthonge erhalten eine gest Int; sie gehen freilich häufig
auf zweisilbige Lautgruppen zurück. Ein Langdiphthong liegt
vor im Lok. Sg. der o-Stämme (urspr. öi): aksl. rqfc«; s. riuAj
was ein älteres rfUA voraussetzt. Ebenso im Lok. Sg. der u- und
t-St (^ und ii): öak. no6l, sott, r. r» adü ^n der Hölle' gegen
obb dcU (vgl. oben S. 17f.). In allen diesen Fällen setzt die End-
betonung, wie wir sehen werden, eine gest Int der Endsilbe
voraus. Die Langdiphthonge sind im Slav., wie Einiges dafür
spricht, verkürzt worden, aber die Int blieb gewahrt
Ein zweisilbiges Gebilde liegt urspr. vor in b. rdmi ,Arm',
8. rämo aus * armen- und dieses aus *ar9nh urspr. *aräin<>8, vgl.
lat artnus; b. vräna, s. vrana, lit väma aus *vöma (vgl. oben
S. 191); b. b^i, s. bUi, lit büti; s. pun, lit pünaa ,vollS pOti
,füllenS ai pürnds, pürtäa; b. douti, s. duti, lit dümti ,wehen,
blasen' (hier liegt ein ^ vor).
Lange Vokale mit gest Int entstehen mitunter auf
slav. Boden durch Ersatzdehnung. Wo die gest Int in
solchen Fällen in den 8.-kr. Dial. auftauchte, muß sie als etwas
altes angesehen werden. Das bemerken wir im Gen. PL: s. konj,
hbnja ,PferdS slov. kimj, kinja, Gen. PL s. kinja, slov. kifnj; s.
pas, psa (aksL ptsfb) ,Hund'' slov. ]^8, psä, Gen. PL s. pdsä, slov.
pds; slov. atrök, otröka ,KindS Gren. PL otrgk; s. kbsa ,SenseS
slov. kösa, Gen. PL s. kösä, slov. kga; s. ni^a ,Fufi', PL noge,
slov. nöga, b. ncha, Gen. PL s. nöga, slov. ngg, ab. nuch, nüh,
slovak. nuoh, (nb. nah); slov. v$z, vozc ,WagenS s. voz, voza (vöza),
£ak. v6z, vbza, b. püz, vozu, Gen. PL slov. v^z, ab. vöz; s. kdza
,ZiegeS slov. köza, Gen. PL s. közä, slov. kfz; s. göra ,Gebirge',
PL gare, b. hora, hory, Gen. PL s. g6ra, ab. h6r, kuor, dial. hur
(aus Adr), (nb. hör); b. ijko&i; Gen. PL ab. iköl, ikuol (nb. ikol),
das yZeit' ist frühzeitig im B. verkürzt (wir erwarten öde, vgl. serb.
das ,AugenbUck^, slov. das, ödea) und darnach behandelt worden,
daher Gen. PL das, das sich bis jetzt noch erhalten hat in
der Wendung do Uch das ,bi8 dahin', ,bis jetzt'. Auch in poln.
Dialekten: kiz, kös u. s. w. Über die hierher gehörigen Genetive
Vondrik, Vgl. diT. Qtwui. I. 18
194
im P^ wo später vielfach Analogiewirkungen zu konstatieren sind,
vgl Eul'bakins Kö istor. S. 163f.
Spezifische Neuerungen sind: s. kcza ^aut', Gen. PL közä,
desgleichen slor. kpza, Gen. PL kffz; s. polje ,Feld'y Gen. PL
pcljä, d. h. da der Nom. u. s. w. die steigende Int angenommen
hatte, mufite im Gen. PL später die fallende Int eintreten.
Diese Dehnung kam zunächst bei den o- und o-Stämmen auf. Die
Genetivendung on hätte hier nach der Begel ein y ergeben, das man
meiden mußte (s. oben S. 124). um den Übergang des ü zu y zu ver-
hindern, wurde die Quantität allmählich auf die vorhergehende Silbe
verlegt, d. h. -wn wurde zu -un verkürzt und führte dann ganz regelrecht
zu », während die vorhergehende Silbe gedehnt werden mußte
(vgl. Verf. BB. 90, S. 141). Diese Dehnungen fallen noch ins ürslav.,
aber das ö ergab nicht mehr ein a und 9 ein ^, weil der Gen. dadurch
zu sehr aus dem Bahmen der Dekl. herausgetreten wäre.
Es ist möglich, daß vom Gen. aus die Länge dann ab und zu auch
in die übrigen Kasus übertragen werden konnte.
Die Ersatzdehnung kommt — allerdings nicht mehr urslav. — bei
dem Suffixe hka {zka, »ko^ ^ko) vor, wo der Ausfall des Halbvokals da-
durch ersetzt wurde: s. reiito ,Sieb*, dazu r^iHkCt vgl. b. reieto, reiato,
dazu reidtko; b. tava — sAcka.
ürslav. femer bei der Bildung der Iter.: s. kljar^'ati, kHa^ßm^ r.
kldtffatb, kldf\jaju zu s. klMiti, b. klänlUi (bei Hus); b. hodüi und hdx/Bii,
toüU und idMi u. s. w.
War eine Länge schleifend betont und wurde sie in
den erwähnten Fällen nachträglich gedehnt, so bekam
sie eine gest Int.: r. v6losb ^Haar^, Nom. PL v6lo8yf s. vUs,
sloY. (f )2a9; b. vla8, aber Gen. PL r. volögb, s. sollte es nach dem
Ktirzungsgesetz *vla^ä) heißen, es lautet aber vld8{ä), d. h. es
scheint die urspr. steigende Länge hier nicht verkürzt worden zu
sein. Das Sloy. mit seinem Gen. PL las stimmt auch hier voll-
kommen überein. Femer r. Nom. PL stirony, s. sträne, b. strany,
G«n. PL r. storön, b. ganz regelrecht strdn, jetzt noch ae väech
strdn ,Yon allen Seiten', sonst meist schon stran, s. strdnä ,der
Seiten'. Nom. PL r. gHavy ,Eöpfe', s. glove^ b. htavy, aber G«n.
PL r. golAvb, ab. hldv, s. gldvä. YgL noch Nom. Sg. slov. und
s. dcTr, Gen. PL slov. dar^v, & darövä; Plur. s. ruke yHände*,
b. ruky, Oten. PL ab. rük, slov. rgk, s. rükä; s. sin, PL sini,
Gen. sina (nach den o-Slämmen), slov. PL sinpvi, Gen. sitti^;
s. drug, PL drüfd, G^n. drüga ,G«fährte'; slov. m^z, s. müz
,MannS Gen. PL slov. m^/ s. pete, b. paiy ^Fersen', Gen. PL
ab. pdt; s. düäe ,SeelenS b. duäe, Gren. b. dÜ (alt); s. tljelo, b.
% Gten. PL ab. tid, tu u. s. w.
195
Bei den Iter.: s. kuMi, kuiäm, r. küia^, ktUaju, b. kauiäi
zu 8. küsUi, küstm; s. vräSati, vra6am, r. vardöatb, varööaju zu
ffrdtUi, vrätim (b. umgekehrt: vrdtäi und vraeeti und diese Ver-
hältnisse sind hier jünger).
Femer analog aoch bei den erwähnten Suffixen: s. ^'^ .Dresch-
flegels daza efipka ,8cheit*; tuilfer .wildes Tier', dasu Mxßrka; lue, Uiea
,Kienspann*, daza lueTsa, sloy. allerdings hie, dasa lücka and das könnte
ftlter sein. B. Hrana ,Seite, Gegend' hat den Akzent des Akk. Sg. and
N. Akk. PI. (r. Mranu, 9tArony za riorond), daher b. Hränka, r. storSnka.
Ebenso b. Mo9a ,Kopf (r. golavd, göhvu, göiavjf), b. hldvka, r. golAüha, ygl.
aach p. glmoa and gUwka (bIoy. jedoch gldoa daza giavka, ebenso s§rdna
daza itranka, das aach Maiaraniö in seiner »Slomica« anführt; das
sind spätere akzentuelle Änderangen)^
Ursprung der geschleiften Int Sie kommt bei langen
Vokalen und bei urspr. Diphthongen vor.
Wird eine gestoßene Länge nachträglich gedehnt,
wird sie zu einer schleifenden (slav. also fallend). Das kommt
wieder yor im Gen. PL der o- und o-Stämme: Gen. PI. b. 8Ü,
s. silä zu N. Sg. b. süa, s. Ma. Zu sIoy. riba ^Fisch', s. rtba,
Gen. PL slov. rib, s. riba; zu b. jdma ^Graben', slov. jdma, s.
ßma, Gen. PL b. jam^ slov. jcm, s. jcmä; b. düo ,Werk*, s. djelo,
slov. fiflo, Gen. PL b. da, s. djUä, slov. d$l; b. läo ^onmier,
Jahi'y 8. Ijeto, sloY. I4tg, Gen. PL b. let, s. Z;e^a, sIoy. 2f)^; s. rck,
sloY. rdA;, Gen. PL s. räka, (£ak. rät;), slov. räkav; s. An!<&i, sIoy.
kü^ yHaus, EücheS Gen. PI. s. ku6ä; s. Spa, sIoy. lipa, b. Zil|pa,
Gen. PL s. Zipd (abweichend), sIoy. 2«p, b. lip ^linde'; s« m4ha>
PL mihe, slov. miiAa, b. moucha, Gen. PL s. miiAfi; slov. muh,
b. mficft (auch hier zeigt also das S. nicht mehr das ürspr.);
itok. bisjeda setzt ein i mit steigender Int voraus, im Gen. war
daher besjed, das zu besjsdä führte, wie Leskien richtig erkannt
hat (AfsL Phil. 21, S. 398). Analog verhalt es sich mit dem
Gen. jeafücä zu jizik u. and.; im B. noch eine große Anzahl von
Belegen: brdna — bran ,das Tor'; zdda — zad ,Rücken' u. and.
Femer bei den erwähnten Saffizen: s. 9Qma ,Stroh\ b. «üdma, sIot.
sldma, daza s. Mmka, b. 9lamka, sIot. Mmka; s. tülja ,Fütterang des
Saamsattels', daza Mteffka; s. ^2n .Schatten', daza ^'cnka; s. trdoa ,Gras',
b. trdwa, daza s. trävka, b. travka; s. runo daza runka (»VlieS' and ,Feld-
beifaB'); sloy. dlm JdlAnch^ daza dimka; sIoy. r6ka ,HandS daza rfdka:
sloT. Hva ,Nanie einer granen Kah\ daza sivka. Im B. zahlreiche Fftlle:
1. Nar b. bez. p. sind die Dehnangen bei Dem. wie krok — kriidek;
hrod — hrüdek, com — cäsek^ p. dc^k, rqetek, pa^iek a. s. w. (Tgl. Verf.
:BB. 80, S. 146ff.).
13*
196
hrdna ,Tor\ hranka; 9ira ,8chwefer, tirka ,8cbwefelhölzel' ; houba ,SehwammS
hubka jZonderscbwamm und kleiner Schwamm aberhaapt\
Bei den Iter.: s. btvati, bivOm, r. btfväib (Akzentrerschiebung
wegen der geBchleiften Int des y) za s. bUi,s b. b^i, lit büti;
anfdog auch: s. kriväm, iH-rnivätn, pihHväm.
Uralt ist die geschleifte Int im Gen. Sg. der a-Stämme:
'OS (Ersatzdehnung eines langen Vokals nach dem Verluste eines
folgenden kurzen: d-^ etwa, so daß eine dreimorige länge yot-
liegt), lit mergds, gr. 9€agj got gibös, as. (eyent asloY.) fdicity
Kiev. Bl. n 15; prianod^y ib. VII 4; -o» führte über -('« zu y
(vgl oben S. 108). Im Öak. ist auch noch die Dinge erhalten:
zimi (itok. zlmB). Ebenso -as im Akk. PI. der a-Stämme: aksl.
ryby, also wie im Gen. Sg., daher as. 9ily Eiey. Bl. m 2 (ein
anderesmal ist hier der Wortakzent bezeidmet: My VII 18), ai.
äiväSj got gibös, ahd. gebä; lit dagegen rankäs, mit neuem ns.
Weiter mati aus ^tnatS (vgl. S. 59), lit mitS aus matSr
(Abfall des r). Im lit auch akmü aus akmön, gr. aijdcJy, Aet-
ficivy im Slav. ist dagegen (wie im Gr.) das n geblieben: kamy
(y aus ön). Es war aber nicht eine Länge Yon drei Moren not-
wendig. So entsteht geschleifte Int bei der Eontraktion von
zwei yerschiedenen kurzen Vokalen: Gen. Sg. der o-Stämme lit
vtÖco, s. vuka zum Nom. mk, aksl. dtkb, r. vöUca; die Endung
war hier urspr. -od: lat Onaivöd, gr. delph. ßoinuoj kret rw-de
,hinc'; das -od vielleicht aus -oed. Wäre das -o gestoßen, müßte
der Akzent im lit und Slav. auf die Endung vom Stamme ver-
schoben werden.
Wurden dagegen zwei identische Vokale kontrahiert, bekamen
sie eine gestoßene Int: aus ne-esti schon urspr. nisU, slav. nistb,
ab. -nie mit wiederholtem ne- (aus nejsem, nejsi u. s. w.): nenie,
nb. neni.
Eine Eontraktion liegt auch vor im Dat. Sg. der a-Stämme
al aus a + ai: s. glavi, ruci, gegen den Lok. Sg. gldpi, rüd, wo
das ^ eine gestoßene Int. hatte (Langdiphthong -ai, vgl. oben
S. 61).
Femer in dem -Öls des Instr. PI. der o-Stämme: gr. &eoigj
lit vilkals, aksl. vltky, mqzi (vgl oben S. 108), im S. (bez. Slov.)
noch: grichy Eiev. Bl. III, 21; IV, 4; täesy Hlb, 18.
Geschleifte Int kommt schließhch regelrecht bei Eurzdiph-
thongen vor.
Da sie also wie die nrsprachl. überlangen (zweigipfligen) Längen
197
behandelt werden, meinte Petersen, dafi sie im Idg. überlang and zwei-
gipflig gewesen wären ; das letzte Element des Diphthonges (j. r. n u. s. w.)
wäre also lang gewesen (KZ. 38, S. 297 ff.)- Allein es scheint, daß eine
zweigipflige Int. ~ als solche mQssen wir die geschleifte ursprünglich
auffassen — nicht an die Dreimorigkeit gebunden war.
Beispiele: r. girodb, s. gräd, bg. gradit, b. hrad, lit gar das;
r. vAnmz, s. vron, b. vran, Üt vafnas; aksl. zqln yZahn^, & 9ub,
bg. zibht, b. zub, lit zambas; aksl. &^; 8. lük, bg. {«A:»^, b. luk;
8. «iZA, «liAa, ^0; öak. aüh, sOha, süho, lit saüsas; b. cvljM, bg.
evefi/; b. kvit jBlüte'; s. svljd, bg. svetit, b. w^/ 8. düg, bg.
d^^^, b. ciliiA ,Schald' (urapr. /).
Durch Intonation bedingte Akzentgesetze.
FortunatoY hat einen solchen Akzentwechsel fUr das Baltisch-Slay.
angenommen (seine Hypothese ist am besten bei Torbiörnsson, Die
gemeinslaT. Liqnidametathese I, S. 50—68 auseinandergesetzt, wo sich
auch die nähere Literatur befindet, Tgl. auch BB. 22, S. 186). unab-
hängig von F. ermittelte Saussure dieses Gesetz, aber nur für das Lit.
(IP.Anz. VI, 8.157—166). Es ist weiter ein groAes Verdienst Meillets,
daß er schon eine Beihe von Fällen aus dem Slay. aufgestellt hat, worin
wir das Walten des Fortunatov-Saussureschen Gresetzes erblicken mftssen
(in BeTue crit. 1885 t U. 8. 170ff., MSL. IX, 8. 144; 6en.-acc., p. 177,
zusammenfassend dann in MSL. XI, S. 346 — 351, dazu noch Afsl. Phil.
25, 8. 425-429).
Die Regel lautet: eine ge8to£ene Silbe reißt den
Wortakzent der unmittelbar vorhergehenden an 8ichy
wenn diese eine schleifende Länge aufwies oder einfach
kurz war. Belege dafür finden wir zunächst bei den
a-8t Verzeichnisse derselben bei Leskien (Unters, über
Quant I B) und Brandt (Naöert slav. aka, S. 246£f:). Hier gibt
es viele Worte, die paroxytoniert sind, wenn die erste Silbe ge-
stoßen war, z. B. r. 8ol6ma, s. dama, b. Mma. Hat aber die
erste Silbe eine geschleifte Int, so sind solche Worte unserer
Begel entsprechend immer oxytoniert: z. B. r. barodd, 2ak. bradc,
]it barzdä, Akk.b€fizdq. Ein Typus r. *b6roda, s.brcda (lit.
wäre es *bafda) fehlt ganz und das ist bezeichnend.
Ebenso z. B. r. rukd, 2ak. rüka, lit rankä (dagegen Gen. ra^Ücos,
weil das -os eine geschleifte Int hatte: Ös). Vgl weiter r. zimd,
iak. zima, Stok. zlma, lit. ümä.
Über Worte wie r. kosd, öak. koac u. dgl. s. bei der o-Dekl.
Dagegen können die mit -ji (slav. ja) gebildeten Subst
Paroxytona sein, weil dieses Suffix geschleift war, vgl lit z. B.
garhe ,EhreS lit äimi (r. zendjdj s. zhnüja ist unter dem Einfluß
198
der früher beBprochenen Gruppe entstanden). Daher s. teea, r.
tjdza; 8. iedja, r. zdida yDurst*, s. 9Üäa, r. süäa, b. vfia, r. i;^ia
^üseS 8. tvfdja, r. ^r^ria Festigkeit' u. s. w.
Die Hauptsache ist, dafi hier der Akz. aof der Stammsilbe bleiben
konnte, obwohl er fallend warde, wie die s. Beispiele zeigen, was eine spe-
ziell Stok. Erscheinung ist. Darüber weiter anten; b. heifit es daher tue,
»ou9€ («oMi), also mit steigender Int., p. k^ta .Begierde' n. s. w.
Allerdings gibt es eine Anzahl von s. Worten mit kurzem
Stammvokal wie kcra, wo wir also den Ton auf der letzten
Silbe erwarten. Ihr Yeizeichnis gibt Hirt (Akz. S. 247), z. B.
bodva ^reizack^y dcba ^dif^ gVota Familie', kara ,Binde' u. s. w.
Es scheinen s. Neuerungen zu sein: der Akz. des Akk. Sg. und
des Nom. PI. ist hier verallgemeinert worden. Das ältere weisen
noch andere slav. Sprachen auf, so z. B. r. kard gegen s. l^a,
ebenso hg^korä; r.pold, bg. pdä gegen s.pola; bg. tnamä gegen
s. mctna; r. d<dä gegen s. dcta.
Adjektivische o-Stämme. Das Adj. nSf^o-, n^- war
ein Paroxytonon (gr. vifo-^ vißä-, ai. ndva, ndvä). Niditsdesto-
weniger lautet das Fem. im B. natd, N. novo. Dagegen lautet
der Gten. Sg. m. niva (erhalten in Növa-giroda), weil das a hier,
wie wir sahen, geschleift war. Dieser Prozeß gab dann die Ver-
anlassung zu Neuerungen. Zu dem N. nivo bildete man unter
dem Einflüsse des Fem. eine neue Form novo.
Bei vielen Adjektiven behauptet sich die arspr. Form nur im Ad*
verbiom, welches hier das ftltere bewahrt. lit.y^ro«, Vem.g€rä; lit.&dM#,
bü9ä, r. bo$t, bo9d, fttffo, Sak. 6o#, 6S«a, ÜoeOf s. 6o#, böia, bögo; lit geita$,
r. «ft», ieUd, UU6 (Üfto), Sak. m, mc, »S, s. MSi, Ma, lUio; üt. saUas,
$au$ä, r. #iieA», mehd, süeho, Sak. tühj iüka, mM, s. tvA, nSAa, niho.
Im S. ist bei langen schleifend betonten Warzelsilben der Akzent
des Fem. aof das N. ausgedehnt worden: dem lit kreiva$ entspricht s.
krUfü, krivo (r. krivd, krivo).
War der Stamm kurz, ist manchmal der Akz. des N. auf das Fem.
ausgedehnt worden: s.niva, novo gegen ghla^ gölo; s. hrom, hroma, hrlmo,
r. eArofn», ekromdj ehr&mo; s. proti, proMta, proito, r. prath, proitäj pr6Ho
(vgl. Hirt, Akz. 8. 269) u. s. w. Es sind hier vielfach Neuerungen in-
folge der Analogie anzutreffen. Aber bei alledem haben wir in s. Dia-
lekten noch etwas sehr Altes und zwar speziell im ragnsanischen DiaL
Die Adj. zweisilbigen Stammes (Beietar 8. 114) mit altem langen
Wurzelvokal (also schleifende Int.) haben bei Vuk-Dani2iö, wie bei den
Ozrini^i und im Dialekt von PrSan in allen Formen der unbest.
DekL alte Endbetonung: hlSg, biägo, hUga, Plur. hUgi, bidga, hläge;
ÄW^I «^VvVa 9Pvwv§ U« O« Wr «
Dagegen in Bagusa hat nur der Nom. Sg. fem. und der
199
Nom. Akk. PI. neatr. Endbetonang: drSg, drago^ dräga^ dragiy driga^
drage. So auch hft, glüh, grub, gtUt, ST«, Arto, näSd, puH, $vH, 9uh, tofd,
tyep, fUjem, äffed, und #am .aelbst*. Es ist nrslay., da es neben dem Öak.
auch noch im B. (siehe oben) wiederkehrt.
In dem Verzeichnis der dreisilbigen Snbst bei Brandt
S. 268 £ wird man nie Anfangsbetonmig finden, wenn die An-
fangssilbe kurz oder geschleift lang und wenn die darauf folgende
Silbe gestoßen war, wie z. B. s. piöat, r. peö&tt; s. gbvedo, r.
*govjddo in govjddina, bg. gavUo; s. Idpata, r. lopdta u. s. w.
Sonst finden wir sie, wenn z. B. beide Silben kurz sind: s.
govar, jezero \l s. w. oder wenn die erste Silbe gestoßen war:
s. devSr, meOe, jägoda, üsina \l s. w.
Hierher vielleicht auch r. cet^e, s. oHiri, wenn man es mit lit.
kiturü (Akk.) und gr. xiaooQts yergleicht.
Die Endung ^ (vr^m^ ist auf ^ zurückzuführen, daher
werden wir auch hier die Verschiebung bemerken (Meillet, Afisl.
Phü. 25, S. 425f.).
Das -<f der 1. P. Sg. geht auf -am zurück und hatte infolge
dessen gest. Int. Daher wirft hier eine ganze Reihe von Verben,
die im B. im Präs. Paroxytona sind, den Akz. auf die Endung
zurück. Natürlich handelte es sich zunächst um solche Verba,
deren Stammsilbe entweder kurz war oder lang mit einer ge-
schleifl»n Int Also z. B. derzü aber diriüh, terpljü, aber tSrpiät,
plaöü -— pUUiät; vjazü — vjdzeit ; tonü — tineäh; naiü — nösiib (vgl.
Boyer, Acceni du verbe r., p. 466). Entsprechend finden wir
im S. hd6u gegen hoM (ib. 430). Die Regel ist also gemein-
slay. Daraus müssen wir schUeßen, daß das q die einzige Präsens-
endung war, die eine gest Int. hatte. Nur dort, wo die betonte
Silbe immer eine gest. Int. hatte, ist der Akz. nicht yerschoben
worden, daher byvdju, umeju, torgüju, s. trgujßm mit kurzem u,
welches die gestoßene Int verrät
Vgl. Meillet MSL. 11, 8. 346 nnd FortanatoT Kritik, razbor» ..
Uljanoya. 1887. 8. 62, wo er in der Anmerkung gemeinslav. v€zq, russ.
vMti, lit vetü 80 erkl&rt. Aber gerade dieses Beispiel ist nicht glücklich
gewählt, denn wir haben auch vetih wie berth, vßtHt u. s. w., daher hier
wohl keine Akzentverschiebang nach anserem Gesetze, sondern eine Ver-
allgemeinerang des Tjpas ai. »phurd, gr. M- n. s. w. Torliegt.
Den themat Vokal -f- der Verba III. El. 2. Gr. halte ich
im Gegensatze zu Meillet (MSL. 11, S. 347) für gestoßen,
denn im Sg. geht es auf ein H (Langdiphthong) und im Fl. auf
i zurück, also in beiden Fällen mußte daraus ein gest urslay. i
entstehen.
200
Also urspr. 8g. irpÜ-mi, -Ä-«t, -^(41,
PL trpinUs, trpl'Uf -vnti.
War also die vorhergehende Silbe kurz oder geschleift lang,
mußte das % den Akzent auf sich ziehen, und wir sehen auch,
dafi das % hier regelrecht betont ist: r. bolju, bolüt, bolttb; garjü,
gorUb, garÜb; gljcu^ü, gladtit, gladttb; leiü, lezÜh, leitth; bofüsb,
bojUMja, bojÜsja u. s. w., nur smotrett, terpett, deridtt wechseln
den Akzent: 1. P. nach der Regel snudrjü, terpljü, deriü, aber
in den übrigen Pers.: snMriib, UrpÜb, diriiSt u. s. w.
M. h< dies (^1. c.) für die ältere Betonung, die den Verbis der
3. Konjng. zukam, da das t geschleift w&re; allein das ist nicht richtig.
Die Betonung der erwähnten drei Verba ist offenbar dem Einflüsse einer
großen Gruppe der Verba der lY. Klasse (wie proiu^ pr^siib u. s. w.) zu-
zuschreiben.
Wo in der ersten Silbe eine gestoßene Länge vorhanden
war, da bUeb der Akz. auf dieser Silbe: vfeu, vtdiit, vldüh u.s. w.;
sl^hi, shjiiib, sl^äüz; so auch s. tMi, ostbg. vidi, vldiS, vüh, vMä
(Leskien, Afel. Phil. 21, S. 9) und im Dialekt von Sofia: vldim,
vidü (S. 7).
Sonst bei anderen Verben im S. auch: tfpl, dHi, vHl; Hvlrn,
zivU u. s. w. zu Hvjeti. M. hat diese Betonung durch den Ein-
fluß des Inf. erklärt Was den Inf. anbelangt, geht das e auf
ein S zurück, daher hatte es eine gest. Int und es mußte der
Wortakz. unter den bekannten Bedingungen darauf nicken. Im
B. tatsächlich: velett, bolett, garett, smotrett, sidkb, terpett, derzdtt,
kridätt u. s. w. Nur wenn die Stammsilbe auch gest. Int. hatte,
blieb der Akz. auf derselben: videit, sl^äatt, s. vldjeti, dUati, r.
zcHDÜetb = s. vlajeti, s. Harjeti, d-miljeti, vgl. auch lit pa-vtfd^i,
pchv^dzu ,beneiden^ Sonst im S. auch görjeti, zUjeti, hUöati,
kriöati, tfpjeti u. s. w.
Im Inf. sehen wir dasselbe auch im Lit Das <f ist immer betont,
wenn die Torhergebende Silbe eine geschleifte Int hatte z. B. avHi, Ist
die Torhergehende Silbe gest., so betonen die Yerba bald diese Silbe,
bald das e z. B. imirditi {smlrdiu), aber k6$4ti.
Wäre das i der lY.Eonj. aus den Inf.formen ins Präs. ein-
gedrungen, wie Brugmann meinte (Grundr. II S. 1144), so müßte
hier dieselbe Erscheinung auftreten, die wir bei der III. Eonjug.
beobachtet haben, denn das i des Inf. war gest, vgl. lit var^i.
Wir bemerken hier aber etwas anderes. Bei den Iterativen und
Kausativen, die hier zunächst in Betracht kommen, ist der Akz.
beweglich: in der 1. P. Sg. auf der letzten Silbe, in den übrigen
201
aaf der vorletzten, also r. voiü, podüt, vöditb; noiü, nMi^, nösüb;
proäü, pr68Üb tu s. w.; diozü, chödüh . . .; buiü, büilüh . . ./ IjMjü,
IjübUb . . . u. 8. w. (Boyer 8. 37); s. nösiii, nosim, filosii, nosi,
noOmOf nosUe, nosS. Die 1. P. Sg. ist also nach den übrigen
ausgeglichen. Ebenso vMüi, gbnüi, disM, midüi, hbdüi (Daniöi<^
8. 51—52). Bei den Denom. ist der Akz. entweder fix: r. go-
stüb : goidü, gostüb; veseljü, vesdUh, vesdttb; govorjü, gavarUt,
gavarüb; nur wenige davon gehen nach der 1. Gruppe: zenüt,
zenju, ziniH; kupljü, küpUb. Man muß überhaupt sagen, daß
die Denom. eher die Akzentuation derlter. und Kaus. annehmen;
das Umgekehrte bemerkt man äußerst selten. Oder richtet sich
der Akz. überhaupt nach dem Nomen: gct4vühf vgl. gotAvyj, und
bleibt dann fix.
Wir sehen demnach, daß hier das i anders auf den Akz.
einwirkt als bei der III. Eonj. 2. Gruppe: es war also wohl ge-
schleift Wenn wir auch für das Urslar. eine ältere Eonj. ^todüeri,
*vodSj^i XL s. w. voraussetzen, so konnte sie von trpii-si, trp^i
beeinflußt worden sein, so daß ein ^vodH-^, *vo(Uäi, das jedoch
eine geschleifte Int. hatte, zu Stande kam. Diese geschleifte Int.
könnte etwa so erklärt werden: So wie es von o-St. Verba wie
biU-ti, bilej(f gab, von u-St. ein: *cätuxäm u. s. w. (vgl. in der
Stammbildungslehre), das zu cäujq führte, ebenso entstand z. B.
aus dem i-St. gostb ein ^goMi-ißsi, ^gostSi-xeti u. s. w. Hier
hatte das H als Langdiphthong eine gest. Int. Unter dem Ein-
flüsse von irpti-si u. s. w. wurde auch ^gosUi-iesi zu ^go8t^,
mußte aber wegen der hier vorgenommenen Eontraktion eine ge-
schleifte Int bekommen (eine gest Länge wird durch Dehnung
geschleift). So auch *vodeiti u. s. w. Dann konnten sich die
beiden EQassen auch hinsichtlich der Quantitäten beeinflussen.
Im B. drang das f der III. Eonj. 2. Gr. auch in die lY. Eonj.
ein und im 8. umgekehrt.
Auch das i des Imper. Zunächst bei der III. Eonj. r.
terpi, derü, terpüe, derUte; 8motr{, smatHte (stnoirkt). Mit
Bücksicht auf ein *dadjs — dadUe können wir hier etwa *trpi'ß,
wobei das i eine gest Int hatte, im Plur. *trpi'4te ansetzen.
Nach dem Verhältnis *vedS (später vedi) : vedHe entstand dann
auch *trpi : *trpite, wobei im Plur. das i wahrscheinlich geschleift
betont war (Eontraktion zweier langer Vokale). Da sich beim
Imper. der PI. meist nach dem Sg. richtet, drang die gest Int
auch in den PI. ein. Analog wohl auch bei der IV. Eonj«, daher
202
attchr. no^ — noMe, Ifubi—ljubÜe, chodi — chodüe, vodi — vodüe;
80 auch im 8. ndsi — n&süe, vbdi — vMüe, gbni — gdnüe, hödi —
hddüe. Im S. mußte das i natürlich verkürzt werden, ygl. spl,
splmo, spUe; Üvi, Uvüe; üdi, üdUe. Dagegen wenn die erste Silbe
eine gest Int hatte: s. vUi — vlaite; vidi, tüdimo, vldite (im Präs.
dagegen: vUM, vldimo, vtdUe); stcri u. s. w. zu starjeti. Vidi
ist freilich eine jüngere Bildung (vgl. aksl. vizdt), aber es setzt
jeden&lls den urspr. Akz. voraus.
Nun hatte aber die Mehrzahl der übrigen Imper. im Aus-
laute eine geschleifte Int., so insbesondere: aksl. vedi — vedite,
dtigni — dvignite, kazi — hmU, wie uns das lit. zeigt: U-suke
(Endbetonung hier speziell lit.), also aus -oll. Unter dem Ein-
flüsse der fiüher erwähnten Imper. der HE. Kl. 2. Gruppe und
der lY. Kl. drang auch hier die gest Int durch und so wurden
auch diese Formen bei den angegebenen Bedingungen endbetont.
Daher die r. Begel, daß der Imper. denselben Akz. hat,
wie die 1. P. Sg. Präs , denn hier hatte das urslav. q (aus dm),
wie wir sahen, ebenfalls eine gest Int: nesi — nesUe (nesü) gegen
dtinb — dtinh-ieidvinu); mirzni — inirxnite(mirznu); zndj — znd^
(zndju); vjazi — vjazite{tj<»zü); dümaj—dümaßeidümaju); hUej—
beUjte (bäeju); sidi — sidite (9Üü) u. s. w.
Auch im S. war der Imper. in der Regel entbetont: plHi —
plkite; vizi — vizite; grhbi — gr^büe; pid — pecüe; kUni — kunUe;
mrl — mrUe; timi — tiniie; nösi—nösüe (Präs. nosim, noM, nosi
. . .); Uvi — Uvimo; püi — piMte.
Im B. maßte das i des Imper. einmal lang gewesen sein, da hier
gest. Längen, die den Wortakzent haben, erhalten bleiben. Fflr diese
Länge spricht die Verkürzung des langen Stammvokals, was eben wieder
vor einer Länge stattfand : es entstand aus einem *piit, *pUtte ein *piit,
*piHte, ebenso *chrali, *ehvalüe. Als aber der Akz. auf die Anfangs-
silbe verschoben wurde, da wurden die Längen in nachtoniger Silbe nicht
selten gekürzt; so auch hier, daher tib.ehvaii — ehvaliU; püi^ pisite, dann
ehval — ehvalte, pii — puU
Im S. hat diese Verkürzung des Stammvokals jedenfalls auch statt-
gefunden, so daB die Längen in vHi — veiüt\ Uoi — Hnimo; pUi — pUiU\
lufÜ — kdiUe wohl erst später wieder eingedrungen sind.
Endbetont sind solche Imper. auch in den Kiever Bl.: prit»ri II 19;
utvrtdi VIb 19—20; sttvori Vllb 15; zaiciii VUb 23; w^i Ib 11. Da-
neben finden wir hier aber auch das Zeichen der Länge: prixMrt IVb 9;
priimt III b 2; prttni VIb 10 und primi VIb 18. Da die Abschrift von
einem Serben herrührt und da dieser die Zeichen vielfach seiner Mutter-
sprache entsprechend gesetzt zu haben scheint, so sind diese Längen
203
schwer zu beurteilen. Damals waren die betonten gest. Längen im S.
wohl schon Terkürst. Entweder ist hier also das Qaantitfttszeichen mit
dem Akzentzeichen yerwechselt oder ist es noch der Beflez des Originals.
Da das » des Inf. nasiti auf ein langes i zurückgeht, also
eine gest Int. hatte (vgl. lit sak^i ^gen'), so mußte auch hier
der Akzent verschoben werden (schon Saussure hat laihjti aus
*lavkyt% im Gegensatz zu rdizyti abgeleitet). Man braucht nur
die Verzeichnisse bei Daniöic (Akcenti u glagola § 22, 30 und
37) anzusehen. Wo ein geschleifter Vokal vor dem % vorhergeht,
rückt der Wortakzent auf dasselbe: r. goMt (3. P. Sg. Fräs.
gdsitb), s. gäsäi (Präs. gäal); r. palüt, s. pölUi (Priis. pcili); r.
davüt, s. ddMi (Präs. dävi); vgl. noch s. ndsÜi, vddüi, hödüi
u. s. w., r. nostttf, budüt, vozttt u. s. w. (überhaupt primäre Itera-
tiva und Eausativa).
Dagegen grabiti (Präs. grabt) ; blavitt (Präs. ftSot), Mlaviti^ pQvüi, iaxiti.
viläi u. s. w., wo. das a eine gest Int. hatte (ygl. Meillet, MSL. 11^
S. 347, hier gibt er auch zn, dafi das r der IV. Konj. geschleift war: s.
noMtm, goBJm, bavim a. s. w., vgl. MSL. 9, S. 144).
Auch dasa der Verba der V, Klasse geht auf eineiige
(ä) zurück und hatte demnach eine gest Int, was auf den Akz,
nicht ohne Folgen blieb.
Das bemerken wir zunächst bei Y. Kl. 2. Gr., wo der Inf.
endbetont ist Allerdings sind hier auch infolge der Analogie-
bildimgen Störungen eingetreten, so daß wir unter den Yerbis
auch solche mit gest Int im Stammvokal finden wie z. B. r.
kazdU, b. kdeu, kdzati (s. kaUm, kazei ist, wie wir sehen werden,
sekundär). Der Akzent erscheint verschoben z. B. bei r. öesätb-
{deiü, dÜeH), s. diaati {SÜm, ieiii); inetüt (medü, nUdeib), s.
mHati (meöSm, medii); vjazitt (vjaeü, vjdzeit), s. vSzati {vezSm^
vez&f); gloddit {gloiü, glöeeit), s. glbdati {glodjäm, glodßi); ordtt
(arfü, ireib), s. ärati (orSm, orSi); pisätt (püü, piieH), s. püati
(piiim, piai); lizdtt {lüü, lüei), s. lizati {lizm, lizSä).
Im S. ist dSi^m kazSm u. s. w., also der Akzent der 1. p. sg.
sekundär (vgl Boyer S. 430—431).
Dagegen: prjdtatt, prjadü ,verbergen'; rezixth rem, s. rezati;
mdzath, tnäzuj s. tnazati; pläkatb, plädu, s. pläkati; kUkaih, kUdu;
9ypaithj sj^ju, s. Apati — dann mit zweifachem Präs.: r. kdpath,
kdplju und kapaju, s. kapati; kräpath, krdplju und kräpaju;
dvigatb, dvtzu und dvigaju. Wie schon Boy er S. 22 (432) be-
merkt hat, ist bei allen diesen Verben der Stammvokal lang und
gestoßen, daher hat nicht eine Verschiebung stattgefunden.
204
Vgl. noch: r. bdjatt, bdju, s. bajati; r. kdjatt-sja, kdjusb, s. kcjati
86; Idjath, Idju ,bellen*, s. lajati; tdjath, tdju ^chmelzenS s. täjati;
chäjatb, chdju jblämer*, s. hajati; ddjath, ddju, s. öajati (Vuk);
auch sejatb, seju, s. sljaii; d&jath, düju s. aber düjati.
Die Denom. haben meist den Akz. des Nomens: igritb nach
igrd; deUxtb nach delo; obedixtb nach 6bed^ (nur wenige Aus-
nahmen, wie laskdth, obzwar Idska; uzasdib, obzwar üzash).
Die Iterativa betonen im R. immer das a: pletdth zu plesti;
naöindtt zu naödth; — birdth zu braib; — gibdtb zu gümutb;
kraädth zu krdsüt; gotovljdth zu gotivüh; byvdh zu btfth; bivdit
zu bäh u. 8. w. Nur die auf yvcsth nicht: püyvatb zu pisdth;
dümyvatb zu dümath; — igryvatt zu igrdtt; torgivyvath zu tor-
govdth; chdzivatt zu chodfth u. s. w. Das sind spätere Bildungen.
Auch das S. setzt die Betonung des a voraus: püati (pitam,
pitaS .... pttajü) ; bddati, birati; vlddati, vrdöati; gdnjcUi, dimati
se, kdrati, Ittati, mißSati (im Osten mtiatij^ stüpati, zcMjati,
umivati u. s. w. Die Endbetonung wurde auch dort oft verall-
gemeinert, wo der Stammvokal gest. war, denn daran kann wohl
nicht gezweifelt werden, daß er bei Bildung von Iter. gedehnt
wurde und infolge dessen, falls er urspriinglich kurz war, eine
gest. Int hatte. War er lang, kamen die oben S. 194 f. ange-
gebenen Dehnungsgesetze zur Geltung z. B. b. vdzeU, hdzeti u.s.w.
prddati, s. predati, predäm, r. prjddath, prßdaju. Das entepricht
auch dem lit. brydau, -oti; dr^bau, -ati; klybau, -oti. YgL noch
r. pidatbj begath und hauptsächlich ki&njatbsja, düäath, kAiatb;
s. (Daniöic § 54 S. 78): gledati — gledäm; blrati, bßgati,
vjeäcUi, vrädati, zlbati, klanjati, kukUi, Ißvati, padati, puMati,
sßdati, slüäati und stUcdi stUäm ,prüfen<, hvatati, zä-imati.
Daß der Akzent in den oben erwfthnten Fällen verschoben wurde,
nimmt auch Pedersen an. Daffir spreche der Umstand, dafi die Par-
tizipia der Yerba auf -^t Anfangsbetonnng haben: 9hbutmmj\ kupannyj
^gebadet', s. iüvän, p%8än, gegen skazätt, kupäju, wo der Akzent ver-
schoben ist (KZ. 38, S. 379).
Über die Iteratiya ygl. noch in der Stammbildungslehre
(Stämme der V. Klasse).
Die Nasalpräsentia (Yerba der ü. Klasse) hatten ur-
sprünglich An£angsbetonung. Bei geschleifter Int. der Wurzel-
silbe mußte in der 1. P. Sg. und im Inf. (ygl. b. -nouti, p. -nqS,
8. nidi) eine Akzentyerschiebung eintreten : s. v^mUi, Präs. vfnem;
r. gljanü, gljdneih, Inf. gljanüth ,sehen<; s. tbnuti, r. tomith {tonü,
iineSb) u. s. w. (ygl. Pedersen, KZ. 38, S. 341 f.).
205
Auch das i des Inf., den wir oben 8. 62 als einen alten
DaÜT gedeutet haben, hatte urspr. eine gest. Int, daher r. netH
= s. nisti, r. vjazU »» s. vidi; r. mesti, s. mMi, dagegen s. bUi,
b. b^i, lit büti; r. molitb — s. ndjetu
Andere Fälle dieser Akzentverschiebung werden gelegentlich
noch erwähnt werden, so z. B. in r. torgüju, s. trgujSm (ygl. in
der Stammbildungslehre bei der YL Konjug.).
Auf eine andere AkzentTersehiebang macht Pedersen aufmerksam
(KZ. 38, S. 307). FallB die Lage der Gipfel dabei entscheidend wftre,
80 müfite der Effekt einer geschleiften Int., die im Slav. eben mit einem
Gipfel anbebt, derselbe sein, wie wenn zwei kurze Silben, von denen die
erste den Wortakzent hatte, vor eine gestoßene zu stehen kamen, wie
z. B. r. UpMU tr^pMU und 1. Sg. Upelu, trepeieü, 3. P. tep^etb ,lalltS
irtpHeHh «zittert' (Tgl. r. Up0U ,das Lallen*, s. tripU ,zittern', ir^dem);
weiter r. fem. vsseU, teUnä deievd gegen Masc. p^m/», zdimt, djöiev»,
Damach wflrde ^[-^ zu ^^|-<-, wenn — eine gest. Länge bezeichnet.
Aber diese F&lle erinnern uns so stark an die früheren AkzentTerschie-
bungen von der unmittelbar Torhergehenden Silbe, dafi es sich hier
offenbar nm analogische Erscheinungen handelt.
Auch noch ein anderes Intonationsgesetz will Pedersen gefunden
haben (1. c. S. 333): aus — c werde jl_, d. h. folgen zwei Längen mit
gest. Int. unmittelbar auf einander und hat die zweite den Wortakzent,
so gebe sie ihn an die Torhergehende Silbe ab. So erklären sich lit.
Instr. gäloa, Akk. PI. gdka* (hier war a# im Lit. gestoßen, Tgl. ranka$
aus rankafu sekundär nach -ons) gegen Gen. 8g. galvös. SlaT. r. dohtS,
PI. aber nach diesem Gesetze dolnia (ä hatte gest. Int., da es düs ä der
a-8tämme ist); gnhdö-^itda. Sonst sieht man hier freilich eine alter-
erbte Eigentümlichkeit und wohl mit Becht; Tgl. damit vivQov^nvQ'^,
dann f^noog-f^n^^ ^- b. w. Weiter auch r. rog, gen, röga^ Plur. rogd^ also
wieder mit einer AkzentTcrschiebung (Tgl. Meillet, Introduction k
Tetude comp. u. s. w. S. 297). Im SlaT. ist diese Eigentümlichkeit auf
alle Neutra ausgedehnt worden : r. pir^i, PI. pjora ; dann mi$lo^ Fl. meitd ;
stddo und stadd\ pho und pivä; dtero und ozerä. Sonst aber wäre ein
derartiges Gesetz nicht unmöglich.
Das Verhältnis der slav. Int zur lit. Mutmaßliche
Begründung ihrer Einwirkung auf den Akzent.
Wie schon erwähnt, bilden die slav. Intonationen einen
Gegensatz zu den lit Es hat schon im J. 1880 Fortunatoy
(A&l. Phil. 4, S. 678) konstatiert, daß dem slav. fallenden
Ton im lit der steigende (geschleifte), im Lett der gest.,
dem slav. steigenden im lit der fallende (oder gest), im
Lett der gedehnte entspricht: r. vdrom, s. vrän, b. vran, lit
vafnas ,Babe'; r. zUoto, s. zlato, bg. zUxtb, b. zUxto^ lett ze^Us
,GoldS dagegen r. vwina, s. vrana, b. vräna^ lit vdma ,Erähe';
206
r. bolöto ySumpf, s. bloto ^See, Morast^ bg. bUUo, b. bldto, lit
bdltas ,weißS lett. bälts (vgl. noch AfeL Phil. 11, S. 570, dann
BB. 22 S. 186, Anm. 1). Wenn wir ein ä eis cm auflassen und
den jeweiligen Gipfel der Intonation, d. i. den Moment der
höchsten tonischen Intensität, mit ' auf der betreffenden Hälfte
des langen Vokals bezeichnen, so erhalten wir:
geschleift: slar. da (fallend) lit. ad (steigend, geschrieben d)
gestoßen: slar. cui (steigend) .,. ht da (fallend, geschrieben d)
Saussure hat bekanntlich sein im Lit konstatiertes (besetz
auf Grund der speziell lit Int abgeleitet imd als den Grund der
Akzentverschiebung die unmittelbare Nähe zweier Tongipfel an-
gegeben (vgl. IP. Anz. VI S. 157—166). Dieser Umstand würde
es begreiflich machen, daß statt einer geschleiften Silbe auch
eine kurze, betonte, vorhergehen kann und der Effekt ist derselbe,
eben weil auch hier zwei Gipfel zusammenstoßen. Das Gesetz
gilt aber auch fürs Slav., wir wir sahen; ja Portunatov hat
seine Wirksamkeit schon in die lituslav. Periode versetzt. Das
ist aber nicht wahrscheinlich, weil es sich z. B. im Slav. selbst
in solchen Bildungen zeigt, die erst auf slav. Boden ihre Int.
änderten, wie im Imper. r. nesi, nestte. Die Verschiebung fand
also erst auf lit bez. slav. Boden statt Dann aber kann der
Grund nicht in der Nähe zweier Tongipfel hegen; im Slav. liegen
sie ja in diesem Falle (1. Silbe geschleift, 2. Silbe gestoßen) ganz
auseinander. Daher suchte Gauthiot diesen Gegensatz zu über-
brücken. Er spricht auch der Ut geschleiften Int. Zweigipfligkeit
zu (MSL. 11, S. 345). Aber man kommt auf diese Art nicht
ans Ziel. So verfiel man auch in das andere Extrem und
meinte, daß nicht die Nähe zweier Tongipfel, sondern ihre Ent-
fernung für den Wortakzent eine »position critique« schaffe, so
daß eine Verschiebung eintreten müsse. Aber auch das kann
nicht richtig sein, weil im Slav. auch bei einer vorhergehenden
Kürze (wie im lit) die Verschiebung stattfindet: r. kosd, Akk.
kösu, trotzdem die Entfernung der Gipfel hier nicht den äußersten
Grad der Entfernung erreicht hat Meillet meint auch, das
Gesetz hätte sich erst in den betreffenden Einzelsprachen ent-
wickelt, ja es wäre nicht einmal eine gemeinslav. Erscheinimg
(MSL. 11, S. 350— 351) S das kann aber nicht richtig sein. Es
1. Insbesondere führt Meillet an: b. Uopäm, Uopäi, aber in der
B. PI. kdpajü gegen r. kopdjUy kopäjeh. Aber das ist ganz in der Ord-
nung. Warde djBi zu äi schon im Ürserb.-Kroat. kontrahiert, moBte es
207
wäre ja nicht daran zu denken, daß die Intonat Jahrhunderte
hindurch bestanden und erst dann auf einmal einzelsprachUch
auf den Akzent eingewirkt hätten. Für eine schon urbalt slav.
Akzentverschiebung würde allerdings der Akk. 8g. der o-Stämme
sprechen. Während es nämlich imNom.8g. imlitrankä ^Hand'
heißt, lautet der Akk. Sg. rcMcq^ d. h. hier ist der Wortakzent
nicht Yerschoben, trotzdem die Endung auf den Langdiphthong
"am zurückgeht und daher eine gest Int hatte, Tgl. gr. ztpii^v.
Da im Instr. Sg. dagegen der Begel entsprechend rafdcä (eben-
falls aus -am) yorkommt, so hat Hirt angenommen, daß im AkL
Sg. eine Übertragung von den o- Stämmen stattgefimden habe
(der idg. Akz. 8. 147—148, IPAnz. VI 8. 20). Nun haben wir
auch im Slav. den Akzent im Akk. auf der Stammsilbe dort,
wo er im Nom. yerschoben erscheint: r. riikUf s. rüku (gegen den
Nom. r. rvkdf s. rüka, £ak. rüka)\ r. giru zu gori, s. gi^u,
gdra u. s. w. Es ist aber ein&ch so zu erklären, daß sich unter
dem Einflüsse des Akk. der i- (und ii-St), der auch stammbetont
war, sowohl im lit als auch im Slav. der Akz. hier behauptete
und nicht yerschoben werden konnte (ygL 8. 123). EUrts Er-
klärung ist also unrichtig. Wo dagegen schon der Nom. Sg.
endbetont war, blieb es auch so im Akk. 8g., daher r. trawi,
8. trdpu; r. dwalü, s. hvdlu; r. bSdüy s. bijidu; r. $v^, s. svißöu,
r. rikä (neben räcu)j s. rijiku; r. zv^zdi, s. zvijizdu; r. barozdü,
s. brdzdu, dann in r. Akk. UnA^ s. ünu u. s. w.
Die Akzentyerschiebung wurde also wohl nicht durch die
Nähe oder Entfernung der Tongipfel, sondern nur dadurch, daß
mit unserer Intonation in einem anderen Sinne wie im lit so
auch analog im Slay. eine Änderung yor sich ging, heryorgerufen.
Sie war also ursprünglich anders als sie uns erhalten ist und
zwar wies sie offenbar urspr. tonische (musikalische), nicht exspira-
torische Gipfel auf; erst im Lit und Slay. entwickelten sich die
letzteren mehr, was dann auch die Akzentyerschiebungen henror-
rief . Am leichtesten konnte sich die geschleifte Intonation ändern.
Sie war urspr. zweigipflig. Als aber der tonische Akzent zu
einem mehr exspiratorischen wurde, da konnte man nicht mehr
beide Gipfel mit gleicher Stärke henrorbringen: der Stoßton
änderte im Slay. nicht seine Qualität, wie auch das Giiech. zeigt,
eine fallende Intonation bekommen (if— «), da sie aber im Wortinnem
nicht geduldet wurde, ist schon im ürserb. der Akzent verschoben worden :
'kcpam.
208
nur daß er jetzt mehr ezspiratorisch wurde. Bei der geschleiften
Int. behauptete sich immer noch der zweite Gipfel, wenn auch
verkümmert (vgl. jetzt das S.-kr.). Daher konnte auch der Haupt-
gipfel nicht so intensiv hervortreten. Anders bei der gest Int;
hier hat der einzige Gipfel durdi die exspirator. Neuerung an
Intensität nur noch gewonnen. Daher riß er die ganze Intensität
und infolgedessen auch den Wortakzent der vorhergehenden ge-
schleiften Silbe ^ an sich. Das fand auch dann statt, wenn die
vorhergehende Silbe kurz und betont war: r. gord (Akk. aber
giru); ebenso lit kasä (Akk. käsq). War dagegen die vorher-
gehende Silbe gestoßen betont, so entwickelte sich natürUch auch
hier analog der Gipfel zu einem exspiratorischen und der Sitz
des Wortakzentes blieb imgefährdet: r. varöna, s. vräna, lit. vdma.
Jedenfalls war diese Erscheinung urslav.
Intonation kurzer Vokale. Bis jetzt handelte es sich
um die Int langer Vokale, wie sie zunächst von Fortunatov
(A&l. Phü. 4, S. 578; 11, S.570, dann BB. 22, S. 185, Anm. 1),
Leskien (A&l Phil. 5, S. 188—190) bezüglich des lit, dann
Bartholomae (IF. 3, S. Iff.), Bezzenberger (BB. 17, S. 221),
de Saussure (MSL. 8, S. 425f.), Hirt (Der idg. Akzent) kon-
statiert worden ist Da erschien im J. 1897 im Bad eine Ab-
handlung des Valjavec, welche sich mit dem slov. Akzent be-
schäftigt (Jhg. 132, S. 116—213). Er setzt hier zunächst für das
Slov. wie auch S.-kr. zwei Arten von Kürzen voraus, eine fallende
und eine steigende (S. 174 £f.), was wir also bis dahin nur bei
langen Silben zugeben konnten >. Die Tatsadien, die dafür vor-
gebracht werden, sind allerdings derartig, daß wir — soweit es
sich um das Südslav. handelt — diese zweifache Qualität kurzer
Silben ohne weiters zugeben müssen. Im S.-kr. erscheinen manch-
mal ursprünglich betonte kurze Silben gedehnt: bog ,Gott^, Gen.
boga, aksl. bogb. Diese Dehnung im Nom. trat nun ein, weil es
sich um eine fallend betonte Kürze handelt Ihre Wirkung
zeigt sich auch noch deuthch in od boga gegen id brata (trotz-
dem der Gen. auch brata wie boga lautet). Die verschiedene
Wirkung zeigt sich auch im Slov.: Gen.&o^o, aber od b^ga (Nom.
b$g), ebenso slov. na n^o, Nom. nd>p, stok. na nebo^ Nom. nebo
(S. 193). Sehr deutlich sieht man auch im Bg. die Wirkungen
1. Deren Hauptgipfel, wie wir sahen, nicht sonderlich intensiv war.
2. Nur im S.-kr. kannte man zwei «Arten der Kürzen.
209
verschiedener Tonqualitäten in kurzen Silben: mostit, s. möst^
mosta, bIot. mpst, mostä; bg. nosht, §tok. nos, nosa, dov. nps, nosä;
wo also unpr. eine fallende Kürze war, wurde der Akzent im Bg.
verschoben^ was wir früher auch bei langen Silben bemerkt haben.
Dagegen bg. JemHU, §tok. kmet, kmeta, slov. kmH, hn^ta.
Aber V. ging noch weiter. Indem er slov. k^, vplja u. s. w.
mit b. küze, vüle vergleicht, kommt er zum Schluß, daß im B.
steigend betonte Kürzen eben nur des steigenden Tones wegen
gedehnt worden zu sein scheinen (S. 136). Das würde natürlich
voraussetzen, daß die verschiedene Tonqualität kurzer Silben
bis ins Urslav. reichen müßte. Dann würde aber auch die weitere
Frage auftauchen, ob sie schon in irgend welchen lituslav. Zu-
ständen begründet gewesen sei.
Zu der Annahme verschiedener Kürzen im ürslav. kam man zanächst
bei der Erkl&rung der nachträglichen Dehnung, welche wir in einigen
slav. Sprachen bemerken. Es sind in der Regel Ersatzdehnungen, wobei
es sich um den Verlast der einstigen Halbvokale handelt, und es kommen
die Vokale 0 und o in Betracht. Ziemlich klar sind diese Dehnungen im
P. Sie traten hier ursprünglich auf vor tönenden Explosivlauten
und vor Dauerlauten überhaupt. Analog verhielt es sich wohl einst
auch im B., wo sich nur einzelne Überbleibsel erhalten haben. Daß hier
auch die Qualität des Kons, maßgebend war, zeigt das Ausbleiben einer
solchen Dehnung vor einem k (vgl. bok, brok, moky rok u. s. w.). Man
kann freilich einwenden, daß diese Dehnungen aus einer späteren Periode
stammen, als schon die verschiedenen Int. kurzer Silben verloren gegangen
waren. Es ist aber zu bedenken: wenn sich im B. steigend betonte
Längen unter dem Wortakzente erhalten haben, so hätten sich jedenfalls
auch die steigend betonten Kürzen unter dem Wortakzent so lange be-
haupten müssen, bis das Dehnnngsgesetz zu wirken begann, so daß sie
dann auch hätten gedehnt werden müssen. Statt dessen finden wir aber
hüh — hoha^ fitok. bog — boga ; däl — doht, Stok. do — doia; vAi — vozu, Itok.
voz — Vota; dum — domu, Stok. dorn — dotna u. s. w., d.h. unter den Dehn-
ungen finden wir auch solche, welche fallend betonte Kürzen im Sinne
des Südslav. betreffen. Nan wurden aber fallend betonte Längen im B.
unter dem Wortakzente verkürzt, so daß wir umso weniger eine Dehnung
solcher Kürzen erwarten würden.
Gegen eine solche urslav. Int spricht auch, was wir schon
oben S. 193 erbracht haben. Dort wird gezeigt, daß im Gen.
PL eine kurze Silbe vor der Endung der 0- und a-St schon im
Urslav. mit steigender Int. gedehnt wurde. Nun trifft diese
Dehnung gleichmäßig steigend betonte wie auch fallend
betonte Kürzen im südslav. Sinne (vgl z. B. Gen. PI. slov.
vpz, obzwar im Nom. v^z, Gen. voza, d. h. es war fallend betont;
Vosdr&k, Vgl. akT. Gm&m. I. 14
210
Gen. PI. slov. ngg, Stok. nöga, obzwar Nom. PL nog^; slov. Gen.
PL kpz, §tok. közä gegen Nom. PL slov. koz^ u. s. w. ganz analog
wie z. B. Gen. PL s. kdnjä, dov. kgnj zu Nom. s. konj, dov. kdnj
u. 8. w.). Da jedoch bei Längen je nach der Int. eine
verschiedene Behandlung eintrat, bei Kürzen aber in
diesem Sinne nicht, so folgt daraus, daß im Urslav. die-
selben auch nicht eine verschiedene Int. hatten. Wir
haben wenigstens keinen Anhaltspunkt dafür.
Auf südslav. Glebiete können wir dagegen die Entstehung
dieser sekundären Int genauer verfolgen. £& handelt sich um
bestimmte Kategorien. So bei den i- und u-St Im Akk. Sg.,
der stammbetont war, entwickelte sich bei Längen eine fallende
Int, selbst auch bei jenen, die ursprünglich eine gest Int hatten,
und drang auch in den Nom. ein. Vgl. serb. sin, sina, slov. sin,
b. syn (dagegen lit sünüs), Damach bekamen im Südslav. auch
Worte mit ursprünglich kurzem Stammvokal eine solche Int und
wurden gedehnt: slov. d^, s. dorn, dotna; slov. mqd, s. med,
medu; slov. ^, s. led, Üda u. s. w. Ebenso auch bei den i-St :
slov. wpd, moS; h§st, kostt; p^ö, pedi, s. peö ,Ofen' u. s. w.
Die 11-St berührten sich nun frühzeitig mit den o-St (die
älteste Berührung fand im Nom. und Akk. statt, dann im Gen.
und Lok. Sg.). Diesen uralten Berührungen verdankt im Südslav.
eine eigene Elategorie der o-St ihr Dasein. Es sind dies die ein-
silbigen Worte mit kurzem Stammvokal, der fallend betont und
im Nom. (Akk.) Sg. gedehnt wurde: bog, boga; most, mosta.
Der Zusammenhang mit den u-St. ist mitunter noch ganz klar. So
machte Skrabec darauf aufmerksam, daß im Slov. (und analog wohl
auch im Aserb. vgl. godu zu god Dani6iö S. 14) bei der Ausbreitung der
Genetivendung u nicht bloß der Wortumfang maßgebend war, sondern
auch der Akz., indem diese Endung ursprünglich auf einsilbige Worte
mit der Betonung '^ beschränkt war (Afsl. Phil. 13, S. 68 und Yaljavec,
Bad. 67, S.29— 37). Nun war aber '^ die charakteristische Betonung der
u- (und t^)St., wie wir sahen, und zwar zunächst im Akk., dann auch in
den meisten anderen Kasus (s. und slov. cin^ sad^ stan und weiter dann
sin). Wir werden aber die Sache nicht so auffassen, wie §., sondern
umgekehrt: solche urspr. o-St., die von den u-St. attrahiert wurden, be-
kamen nach diesen auch den Akzent '^, daher : hrSd, god, mogty skok, was
jedenfalls südslav. ist, da wir diese Worte imS.-kr. und Slov. finden (vgl.
Bad, 132, S. 191). Die Längen traten nur in geschlossenen Silben auf,
während in offenen die Kürzen erhalten blieben.
In den einzelnen südslav. Sprachen wurde dann der Prozeß
teilweise fortgesetzt^ daher die zahlreichen Abweichungen. Serb.
211
bok — boka, aber sIoy. bdk, bdka, also noch steigend betont; s. dvör^
dvara, aber sIoy. ävdr, övüra; s. post, posta, öak. auch posta, aber
Mazuraniö hat pbsta u. s. w. (Bad 132, S. 167—168). SIot. Ion,
s. Van, lana Jicin^ r. lenz, Und, öak. Idn, lana. Man sieht also
förmlich, wie der Prozeß allmählich um sich greift und es macht
nicht den Eindruck einer urslav. Überlieferung.
Zahlreiche Abweichungen wurden auch noch durch die nachträg-
lichen Dehnungen bei auslautendem j\ o, n» n, m, /, lj\ r, die wir haupt-
sächlich im 8. finden, herbeigeführt. Das erinnert uns an das b. und p.
Dehnungsprinzip: s. kroj, kraja; räj\ r^'a; mdj, ivoj\ noj; on u. s. w.
(vgl. Refietar, S. 27).
Wir sahen, daß die fallend betonte Kürze unter dem Ein-
flüsse analoger Längen dort aufkam, wo die betreffende Wortform
eine Anfangsbetonung bekam, im Gegensatze zu anderen Formen
desselben Paradigmas, und zwar offenbar um besser differenzieren
zu können (Nachdruck gleich im Anlaut). So ist nun weiter der
Akk. Sg. (und Nom. Akk. Dual, und Plur.) der urspr. endbetonten
o-St. mit kurzem Stammvokal zu beurteilen: sIot. vöda (r. vodd),
Akk. vod§ aus vodo; §tok. vodu, r. vödu, also ganz analog wie r.
rukä, s. rüka, Akk. aber r. ruku, s. rt^cu. Nach einer Präp.:
na gdro; göre aber v gfre; analog auch im S.: Akk. goru, aber
na garu.
Weiter gehören hierher die Neutra. Auch hier änderte der
Akz. seinen Sitz: Sg. endbetont, Rur. stammbetont, oder umge-
kehrt, wodurch im Südslav. fallende Int auch bei Kürzen ent-
stand: slov. tnorje aus mörß, s. more; slov. nebö aus nebo, s. h^;
sloY. 2>olje aus polje, s. polje. Daher slov. na pölje; do n^ba
u. B. w.
Mit dem Südslav. scheint sich hier auch das B. berührt zu
haben, vgl. s. povest (das so zu beurteilen ist wie na garu d, h.
bei fallender Lit rückt der Akz. immer gegen den Anfang des
Ausdruckes) und r. phekipt; r. zd more, ni nd volo^b ,nicht imi
ein Haar breit' u. s. w.
Mit dem 8Qdslav. berührt sich mehr das Kleinruss. insofern, als
hier die Dehnungen in geschlossenen Silben auftreten: mSJ, höh {f^ög)
woraus sich dann weitere Laute entwickeln konnten. Jedes « und o der
YerschluBsilbe unterlag diesem Wandel.
Wir können also im Südslav. (vielleicht auch R) die
Entstehung der fallenden Int. bei Kürzen ermitteln.
Es läßt sich aber nicht nachweisen, daB diese Erschein-
ung gemeinslav. war. Und selbst auch in diesem Falle
212
wäre es etwas Sekundäres, was erst aus dem Vorhanden-
sein verschiedener Intonationen bei Längen hervor-
ging. Diese waren das Ursprüngliche. Über die Int kurzer
Süben vgl. Verf. in BB. 30, S. lOOff.
Quantitätserscheinungen allgemeineren Charakters.
Bezüglich des S. hat schon Leskien als Grundregel aufgestellt,
daß schwere Suffixe (dahin rechnet er auch solche zweisilbige,
die volle Vokale in der ersten Silbe haben) keine Länge vor
sich dulden, z. B. narudaj : rüka; potpaääj : päs (aus pojäs), trd-
öar; mladöst (r. milodost) und dann na ndadöst, od mladosti (also
auch eine fallende lünge wird verkürzt) und and. (A&L Phil. 21,
S. 323 f.). Dasselbe finden wir auch im B., so in dem Paradigma
sOa: Instr. Sg. sOou, Dat. PL südm, Lok. PL sOäch und Instr.
süami. Im letzteren Falle bringen zwei kurze Silben den Effekt
einer langen hervor. Analog finden wir auch in den s. Dial.
Gegen Vuk-Daniöic: kraljevi, gradavi, sitdotn, vgl. auch sin,
slnovi (Dan. krdlßvi, krdljBvä, kräljevima). Unter den ange-
gebenen Pluralformen ist krdljevi die jüngste; sie ist nach dem
Sg. hrälj, krdlja gebildet (Leskien, AfsL Phil. 23, S. 564). Aber
selbst auch bei unserem b. Paradigma finden wir analoge Er-
scheinungen. Bei langer Wurzelsilbe kann im Dat PL im S.
dieselbe verkürzt sein. Nach Daniöic (S. 95) ist das der Fall
bei rüka, brdda, alüga, strdna, strißla, svira, also rükama, brh-
dama (— rükama u. s. w.). Bei den Ozriniöi dameben auch der
Instr. Sg. rüköm (vgl. b. säou), aber in Bagusa ist es durch-
gängig: rükama, gränama, rjOkama, stjinama, pHama (Besetar
S. 96). Das ist keine sekundäre Verkürzung, wie R meinte (vgl.
auch Leskien, L c. S. 566). Es ist ursprünglich ein Dat Instr.
Du. (vgl. auch den Gen. rükü » riiku). Das B. zeigt, daß das
ä der o-St frühzeitig verkürzt wurde. Da hier zwei kurze Silben
dem Effekte nach einer langen Silbe gleich kommen, so handelt
es sich hier vielleicht um eine Erleichterung der physischen Arbeit
seitens der Sprachorgane.
Im B. werden im Imper. lange Vokale verkürzt: dival —
chvdUe zu chvdlUi, chvdUm ^oben'; kc^ — kaäe zu kdzati, kdzu
,weisen'; stup — stupte zu stoupiti, stauplm u. s. w. Oben S. 202
haben wir erwähnt, daß das i des Imper. einmal lang war, so
daß aus *pl^ ein *piit u. s. w. entstand. Das führte zu ab. piH,
pÜ, püte.
Im S. sind vielleicht die gestoßenen Längen früher verkürzt
213
worden^ so daß die lÄngen dayor bestehen konnten, wie s{vi —
Hvimo; pUi — pÜUe o. s. w.
Das u der Yerba der VI. EI. in müujq u. s. w. war ur-
sprünglich lang, wie wir in der Stammbildungslehre zeigen werden,
und hatte daher eine gest Int Infolge dessen ist es im 8. kurz
und zwar sowohl nnter dem Wortakzente {pgäßm, kkpufSm), als
auch als unbetonte Silbe (vßruj9m)* Im B. behaupteten sich
solche Langen zumal zunächst unter dem Akzente; daher wurde
der Torhei^ehende Yokal verkürzt: krtduju zu krdl, kupuju zu
kaupUi u. s. w. Als der Akz. auf die erste Silbe renchoben
wurde, da wurde das u yeikürzt
Hierher gehören die best Formen der Adj.: star^, starä,
stari zu stdr, stära, stdro ^V; dab^ — sldb; vdice aber velik^,
spravedUv, tpravedUve, aber spravedlivjj ^gerecht'; noch andere
Beispiele bei Gebauer UI, 1, 8. 282.
Schwache Spuren haben wir auch noch im öak.: mü aber
mUi, Hv, aber i^v% (Stok. zivl, was, wie wir sehen werden, spe-
zifisch §tok. ist). Neben nAv, nbvi u. s. w. kommt allerdings auch
schon ein növ, növi, novo vor (Nemaniö, Sitzungsb. der Wiener
Ak. Bd. 108, S. 177). Spuren sonst noch in den anderen s. Dia-
lekten: svet, 8väo, dagegen wHi (neben 9veti); öest — öSdo, da-
gegen disti (neben öeM) u. and. (vgl. BeSetar S. 128—132).
Hier reihen sich die Komparative an. Aus der r. Form
dirogfh yteuer', Eompar. daröze; mölodz jung', Komp. nuMie und
aus b. drdie, drdz, Hre, houH u. s. w. müssen wir auf eine stei-
gende Betonung des Komp. schließen. Das M. hatte offenbar
dieselbe Int, da es aber nur in Formen mit langer Endung vor-
kommt, so ist auch hier wieder der Stammvokal verkürzt worden.
So haben wir im Ab. und teilweise im Nb.: KiH gegen blize;
hcH gegen häre; chuzi gegen chiize; Upl gegen Upe; tneni gegen
nUne yweniger'; nUazl jünger^, teH gegen Uze ,schwerer^; vid
gegen vice ,mehr'; vyiH gegen vyie; vgl. auch radeji (ab. radijt)
gegen rid; maze gegen snadno u. s. w. In Formen die urspr.
ein ti enthielten, haben wir es mit zwei kurzen Silben zu tun,
die einer Lange gleichkommen, daher K PL chuzi^, BksLdiuzdtie,
N. Sg. chuzH, aksl. (Auzd^M; vgl auch p. ekqpy, dazu der Komp.
skyMzy.
Mit dem b. chuzi, lept, meni u. s. w. kann man vielleicht s.
drail zu dräg; ridß zu ridj, ridfi ,fuch8rot'; IjepH zu Üjep;
214
krüpniji zu knipan n. s. w. vergleichen. Dazu kommt noch
ndadji, düH, chudjl, ilvlji n. s. w. Analog auch im Öak.
Vereinzelt noch die 3. P. PI. ab. dadief dadi, nb. daß yda-
bant^ gegen ddm, ddä, dd u. s. w. Ebenso vSdie, vedi gegen vtm
(viem) u. 8. w.; jedi ^unt' gegen ßm (ßem) u. s. w. IHe gest
Int. auch im Slov.: ddm, Jf'm, vim; ddä, ßä, v4^ (Rad, 132,
8. 176). Im 8. dagegen ddm, da», da, ddmo, däU, ddda {dhdü);
Ijem, Ijeä, Ije, Ijemo, Ijete, t/t« (r. Hjdtb), aber es soll sich in
Bagusa noch ein alter steig. Ton erhalten haben: \jem, \jei (Ba-
gusa ijem, ißä u. s. w.); ebenso fAjem, fAjeä . . . vlju (A&I. Phil.
17, 8. 193, Anm. 2). Das würde also mit dem B. und 81ov.
übereinstimmen. Da es sich hier bis auf aksl. vimt um einfach
lange Vokale handelt, so erwarten wir auch eine gest. Lit
Femer: h.pant ,Frau^ gegen pdn jHerr'; lito ,8ommer, Jahr',
'lett in pod4eH yVorsommer'; vöha ,Gewicht, Wage', aber zdva&l
jGewicht'; dvih jT^ aber nad-dveH u. s. w.
Auch dos Saffiz -dio wirkt wie eine Länge (Afsl. Phil. 21, S. 823):
Xtok. M2o, grlo, djelo . . . krtio^ aber pokHvalo : pokrivati. Analog auch
im B. iidlo, hiälo und hydloy jidlo^ hradlo, mährisch sogar auch mydlo
«Seife* (gegen b. mydlo\ ja sogar gtruhadlo von atrouhati ,reiben'. Vielfach
wird die Länge wieder eingeführt; man hört iidlo, Jidlo, divadlo (iUi, fiHi,
divati m), anch rädlo schwankt neben radto.
Wie eine Länge wirkt auch ein ganzes Wort in der Kom-
position: bäohlavjf yweißköpfig' gegen büy; kratochvüe ,Eurzweil'
gegen krdücy; vino-pal ,Spiritusbrennerei' gegen vino; kralo-vrak
,Eönigsmördei* gegen krU, ja auch nezna-boh ,Heide, Atheist'
gegen neznd ,kennt nicht'.
Ober diese FäUe ygl Verf: in BB.30, 8. 138. Sachmatov
meint, daß die zweite Länge steigend betont sein müsse (Kz istorü
ZV. 8. 55); zumeist ist es allerdings der Fall.
Einzelsprachliche Dehnungen. Die Halbvokale gingen
im Auslaute in allen slay. Sprachen verloren und dafür wurde
in einzelnen der vorhergehende Vokal unter bestimmten Bedin-
gungen gedehnt Diese sind verschieden. Eine schon in das
tfrslav. reichende Dehnung dieser Art haben wir oben 8. 193 £
beim Gen. PI. der o- und a-8tämme kennen gelernt
8onst handelt es sich zumeist um zweisilbige 8tämme, die
nach Abfall des Halbvokals einsilbig geworden sind und den
Stammvokal dehnen konnten. Gedehnt wurde in der Regel ein
o oder e, da es urslav. kurze Vokale waren.
215
Die Dehnungen im S.-kr. wie bog, boga^ öak. bog — böga
kamen schon S. 210 zur Sprache.
Im Kleinruss. mußte die Silbe einfach nur geschlossen
sein (S. 211).
Im Foln. haben sich sog. verengte Vokale als Überreste der
einstigen auch durch Dehnungen entstandenen Längen erhalten.
Jetzt sagt man, daß es dort zu Dehnungen gekommen wäre, wo
es sich um einen tönenden Kons, im Auslaut handelt: bog — boga,
w6i — u>alu, röd — rodu, rög — rogu, miöd — miodu, Ud — lodu.
Auch bei Kürzen, die erst im P. entstanden, kam die Dehnung
vor: gröd—grodu gegen h.hr€ul, 2Lkd,gradz, T.görodz. Potebnja
nahm an: der Halbvokal hätte sich länger behauptet nach ton-
losen Kons., die zu ihrer Aussprache eine größere Intensität er-
forderten, als nach den tönenden, weshalb sich bei diesen die
Dehnung des vorhergehenden Vokals zu einer früheren Zeit ein-
stellte, was dann bei den tonlosen nicht mehr eintrat (K» ist. zv.
1876, S.52ff.). Es wäre also danach ebenfalls eine Ersatzdehnung
für den Ausfiall des Halbvokals. Daß sich die Halbvokale nach
tonlosen Kons, länger behaupteten, ist unwahrscheinhch; ich
glaube umgekehrt: nach tönenden Kons, behauptete sich länger
der Halbvokal und die Dehnungen traten erst später auf, nach-
dem die Halbvokale nach tonlosen Kons, schon längst ohne Er-
satzdehnung abgefallen waren. Und zwar behaupteten sich die
Halbvokale dort deshalb länger, um die tönende Qualität des
Kons, auch im Nom. (Akk.) in Übereinstimmung mit den übrigen
Kasus zu erhalten, da ja sonst nach dem Verstummen des Halb-
vokals der tönende Kons, zu einem stummen werden mußte. Daß
es sich überhaupt um eine Ersatzdehnung hier handelt, ergibt
sich wohl aus Folgendem.
Es zeigt sich, daß nicht bloß vor tönenden Explosivlauten,
sondern auch vor Dauerlauten gedehnt wird, was namentlich dann
aufföllt, wenn man auch das Ap. berücksichtigt Noch jetzt
haben wir ni6d ,er trug* gegen niosla ,sie trug*, pl6Ü ,er flocht* ,
jploüa ,sie flocht*; vgl. auch sUwko (aus *8lovtko) gegen siowo;
weiter auch m6j ,mein*, b. m^j (aus möj, tntwj). Aus einem
älteren mo-i ist ein moj[, moj geworden. Dadurch ist eine Silbe
verloren gegangen, was durch die Dehnung des o ersetzt wurde.
So auch in anderen derartigen Fällen. Bei den Dauerlauten n, h,
m, r, / konnte der Verlast der Halbvokale zunächst durch eine Dehnung
dieser Laute ersetzt werden; nachträglich konnte sie dann auch auf den
216
Yokal fibergehen. Bei derartigen Worten kann nicht an eine bestimmte
Int. der kurzen Vokale gedacht werden; es war nnr der auslautende
Eons, hier maßgebend.
Im Ap. finden wir z. B. deenez Bibl. Er. Zof. 51, jetzt auch noch
deszez (vgl. b. ddif); czaa$ Stat. Mal. 56 (dann auch ezd$a u. s. w.); rteeez
,factum' Stat. Maz. 134; pioez Imper. zu piakad (o hier » d) Szym. 9. 1;
Inf. m6e Bib. EZ. 70b, jetzt als modz u. s. w. (ygl. Semenoyitsch:
Über die yermeintl. Quant, der Yok. im Ap. 1872 und J. Lo< in Prace
fil. n, 1878, 8. 119—148).
Vor tonlosen Explosivlauten nur ausnahmsweise: kooth ,feli8' Park.
39. 70; poiook ,riyus< Bib. E. Zof. 134.
Analog auch im Böhm. z. B. hnüj — hnoß yDünger', chvüj
und chvüje iReidg^, lAj ,Talg*, müj, tvüj, svüj, slov. mpj, tvpj,
svpj, §tok. moj, tvoj, svoj, das sekundär ist (Valjavec erklärt es
mbj, tvöj, svbj mit steig. Akz., daraus moj, tvoj, svoj und weiter
dann wegen des j moj u. s. w. wie kräj, räj aus kraj, raj ent-
standen ist, Bad, 132, S. 159 und 161); p. m6j, tvöj, 8v6j, klr.
mij, mojd, mojS (ebenso tvij und svij); ab. dvöj ,zweierleiS oböj
^beiderlei' (Gebauer, IJI, 1, S. 499). Hierher gehören die Im-
perative ab. böj, buoj, büj zu bdti, boßm se ^ch fürchten^; stöj,
stuoj, stüj ,stehe' zu statt ,stehen', ab. auch die Imper. der Verba
der VI. Konj. wie müüj u. s. w. (Gebauer, in, 2, S. 402).
Vor l: dU — dolu ,GrubeS hU — kolu ,Pfahl'; pU — polu
,HäIfte'; sMl — stolu ,Tisch'; väl — vola ,Ochs'; die t-Stämme:
hM — holi ,Stock^; sül — soll ^Salz^; dial. auch bul (aus bdZ), jetzt
bol — bolu ,Schmerz' (fehlt bei G., bei Kott finde ich ioZ als fem.
f-Stamm belegt, wie auch im aksl. bdf>, Bd. 7, S. 1200). Weiter
die Imper. ab. v6l, vuol, vül zu volüi ,wählen'; Part möhl, vidi
u. s. w. (Gebauer HE, 2, S. 95), insbesondere aber ab. ää jetzt
iel ,ging^. Vor r: dvür — dvoru ,Hof , dial. auch bur (aus bür)
neben bor — boru ,Kiefemwald, Wald*. Vor ?5 : küü — kone ,Pferd',
Imper. dial. hM zu hmouti ,raflFen'. Vor m: dum, domu ,Haus^
Vor s: ab. kuos neben kos^ dial. auch küs — kosa ,merula'. Vor
ä: ab. köS — koäe neben koä ,Korb* (Gebauer, Slovn. JI, S. 113),
slovak. auch lang: koä. Vor z: vüz — vozu ,"Wagen*, dial Imper.
v^z zu vrci ,werfen'. Vor z: nüz — noie ,Messer^; möz ,er kann'
(ab.). Vor h: bäh — boha ,Gott*. Vor v: ab. növ ,neu^ Vor t
ausnahmsweise: s}),sk6t, skuot, skät — skotu, nh.skot, skotu jYieh*
(das Wort bringt man in Zusammenhang mit got skatts ,Gleld,
Steuer'); päst — pastu ,Fa8ten' ; dann neben vzr&st—vzrostu ,Wuchs'
217
auch zrost und andererseits Gen. vzrästu, zrüstu, wie auch das
ein&che Wort rüst und rast, Oen. rostu.
Wie man sieht, handelt es sich vorwiegend um ein o, e
kommt selten in diesen Fällen yor, neben ab. dÜ^ ^Regen' vgl
p. diszcz, s. daid, dazda, r. dozd, dozdjd, die Part ab. iß, dann
vidi XL s. w.
Auch die Dehnung anderer Vokale, sofern sie im B. frOher
verkürzt worden sind, werden wir so beurteilen müssen; so in
aus im: ab. zementn, dvarinin.
Daß man hier mit der Annahme yerschiedener Int. auch bei kurzen
Vokalen nicht auskommt, haben wir oben S. 209 erwähnt. Neuerdings
meinte KuTbakins: der Vokal werde gedehnt, wenn er eine sekund&re
Betonung — durch Akzentyerschiebung — erlangte : näi — noU, r. aber
noiä, 2ak. n<9r— nöXa, itoik. noM •— ndjfa, sloy.n^ia (Ks istorii i dial. poUsk.
jaz. S. 156 ff.)' Aber gegen eine solche Annahme sprechen zahlreiche
Fälle, wie MA~6oAa, itok.% — %a; Ml, Itok. dS-^dola; Wb, itok.roz,
Vota; dAm, itok. dorn — doma u. s. w.
Wir müssen hier vielmehr Überreste jener Normen sehen,
die wir auch im P. gefunden haben. Viele Dehnungen sind
wieder rückgängig gemacht worden (durch den Einfluß der anderen
Kasus), daher auch vielfach Schwankungen. So haben wir im
Slovak« boh, dol, hnoj, loj, voz, ad, dagegen bdl (b. bot) und böb,
b. bob ,&ba'; köS.
Drei Worte wollen sich nicht fügen: b. piUi ist ein Lehnwort aus
dem Deutschen und es fällt auf, daß wir auch im Öak. eine gest. Länge
haben: poH — pd$ta, womit das Stok. poH — potfta übereinstimmen würde,
slo7. p&H — pAsta, bg. pdtidi: Ma2uraniö hat allerdings j»o«< — p^*ta, was
mit dem r. po$h —poitd übereinstimmt. Es könnte sich hier um eine
ältere Dehnung handeln, wohl aber auch um eine rein böhm.
Im Ab. wird das anlautende o, wie auch andere Vokale (0, u) nach
den Präp. k, 9, v und dann auch nach anderen gedehnt: k 6ku, 9 ntcetn,
aber auch tfz-^ati, t-Sstati (jetzt tÜ9taii .bleiben'). Geh au er hat es
richtig erklärt als eine Ersatzdehnung: k» oku (1, 8.235). Diese Dehnungen
wurden yerallgemeinert, einerseits na uoltäf {na 6fiar) ,auf den Altar*,
andererseits aber auch vzhAru jetzt mhüru ,hinauf, auf, d. h. auch beim
kons. Anlaut machte sich die Dehnung geltend. 80 entstand su skoro
,bald, schnell, fast' ein v 9k6re^ v 9kuare und das hatte zur Folge, dafi
dann auch 9kuoro, $küro gebraucht wurde. Darauf ist auch rsrM, vzrä9tu
zurückzuführen: auch hier war die Präp. zunächst mafigebend und dann
erst erlag das Wort auch der Kategorie wie dum — domu^ dvAr — dvara
(fsröfl, tfxroitu), wenn auch nicht durchwegs. Von vzrütt ist dann auch
das einfache ro9t beeinflußt worden, so daß daneben ein rM aufkam.
VgL auch noch vzdära neben vtdora und vzd&r ,Trotz'. Aus Wendungen
wie na pÖBÜ, v pösU, na post n. dgl. könnte auch p6H^ p&9tu entstanden
218
und dann schließlich in die Kategorie der Worte dorn — dcmu u. dgl.
geraten sein. Bei 8kot war im Aböhm. auch der Plural gebräuchlich
(Geh au er III, 1, S. 89) und da könnte auch die Genetiyform als sköU
maßgebend gewesen sein.
Wenn wir in den ap. Denkmälern Schreibungen wie booga
und analog auch in den ab. finden, so kann man nicht einfach
sagen, daß diese Schreibungen aus dem Nom. AkL übertragen
wurden, denn es handelt sich jedenfalls in vielen derartigen Fällen
um eine Verallgemeinerung der Länge auch in den anderen
Kasus.
Über diese Dehnungen vgl. BB. 30, S. 101 ff. Eine Beihe solcher
Fälle, wie die Endung des Gen. PI. -6v, uov — d(?, des Dat. -Stn, 'uom^
'um u. s. w. kommt insbesondere auf S. 111—114 zur Sprache; daselbst
sind auch die Parallelen aus dem P. angeführt und das Nebeneinander
von hräeh und hraehu, mräz und mrazu u. s. w. erklärt (8. 117).
Sekundär sind auch die Dehnungen in hrüza ,Grauen', s.
grbza, r. grozd; käze ,Haut*, slov. kgza, s. koza; jMe ,Hälfte', s.
pola; tüne ,der Kolk, ausgespülte Tiefet slov. tönja; rüze ,RoseV
slov. rpza; väle , Wille'; s. volja, slov- vpfja; vüne ,Duft', slov.
vfnja; neben smola haben wir auch smüla ,Pech', s. smöla, r.
smold; ebenso sova neben süva ,EuleS s. sova; neben chvoje auch
diväje ^^isig^, s. hvöja, slov. hpja (hvgja) ,Edeltanne, Nadelholz-
reisig'. Dialektisch auch hüra neben hara jBerg', s. göra. Femer
mähr, cira (mit e), p. c6ra.
Wie Yaljavec b. küXe, vüle auffaßte, sahen wir S. 209. Daß dies
nicht richtig sein kann, zeigt uns hrüza, r. grozä, weiter s. srndlcj r. smolä^
8. gdra, r. gorä u. and., woraus wir ersehen, daß das o in vielen FäUen
hier überhaupt nicht betont war und niemand könnte je behaupten, daß
auch unbetonte kurze Vokale eine verschiedene Int. gehabt hätten. Vom
Akk. Sg. kann man hier auch nicht ausgehen, denn wie uns eben Yaljavec
gezeigt hat, war das o hier, wenigstens im Sildslav. (und das müßte nach
ihm auch fürs B. gelten) fallend betont: slov. gröza, Akk. grazf; g6ra^
Akk. gorf; $m6la^ Akk. amolf; $6va, Akk. 9ovf; pola ,Fläche', Akk. polf
(Rad, 132, S. 194—195); slov. ist tfnfay rfSa, h^'a.
Bei vielen dieser Worte kommen die Dehnungen auch im
P. vor: gdra, gröza, röza, wöla, es muß also wohl auch hier der-
selbe Qrund vorliegen. Vor langen Endungen (wie in unserem
Falle iin Instr. Sg. ab. jü aus -jq, Dat PI. -dm aus -atm, Lok.
PL -ach aus -achi u. s. w. wurde, wie wir oben sahen, in der
Eegel der lange Stammvokal verkürzt: von prdce (älter präcä)
lautete der Iiistr. Sg. pr<Mcu (jetzt pracf) u. s. w. Es berührten
sich demnach hier zwei Kategorien von Worten : mit kurzem und
219
mit laogem Stammvokal. Nun konnte die Analogie wirken, d. h.
bei den Worten erBterer Art traten in den übrigen Kasus mit-
unter auch lüngen ein und bei jenen der zweiten auch Kürzen.
Analogiekürzungen würden vorliegen in cesta jAVeg*, serb.
cesta, slov. c^sta; ryha jPisch', s. rlba, slov. W&a u. s. w. vgl. BB.
30, S. 117—118; analog auch bei den o-St: das ^Zeit^, s. ^,
öasa; ded ,6roßvater*, s. dßd, dßda, slov. dqd, d^da; had
jSchlange', s. gad, gada u. and. (vgl. BB. 30, S. 140f.), wo es
sich auch um eine Dekl. mit analogen langen Kasussuffixen
handelt.
Analog auch die Neutra : lüno ,8choß', pSro, r. perö, serb.
piro jFedet^f jmino ,Name^ Dazu wieder die Kürzen: eüo, dial.
auch zUo, s. zUo, slov. züo; jüro ,Morgen, Joch', s. ßUro, slov.
jütro.
Noch eine Dehnung haben wir im B.: mohu, müzeä, müze,
müzeme, müzete, mohou; beru, bSM, bire u. s. w.
Pedersen hat m^S u. s. w. mit dem bIot. mfrem, moci ,können^
zusammengestellt, d. h. die Dehnung führte er hier zurück auf eine ur-
sprünglich steigend betonte Kürze, die also schon im ürslav. so be-
schaffen gewesen wäre (KZ. 38, S. 303—304). Für eine derartige Er-
klärung haben wir jedoch bis jetzt keinen Anhaltspunkt gefunden.
Ich glaube, daß wir hier von aksL moh> ausgehen müssen; es kann
nur in indikat. Funktion belegt werden: eliko moib, vtzmi % moli za me
,quantnm potes, sume, et ora pro me' (Miklosich, Vgl. Gr. III, 2, 8. 91
—92). Der Imper.-Opt. hatte für die 2. und 3. P. Sg. gleiche Formen,
daher taucht das moS» auch im Ab. und zwar als 3. P. Sg. auf, z. B. to
nemSi hjfii ,das kann nicht sein' (zahlreiche andere Belege bei Gebauer
111,2, S. 169). Die Dehnung ist hier so zu beurteilen wie bei ntli — noS«.
Das m<$l wurde dann häufig auch bei den anderen Formen zu Grunde
gelegt: im Dual neben moMa auch m6ita, in der 1. PL neben moiem^
moUmy auch nMme, mdhny, in der 2. PI. neben moM^ auch m<5ito.
Dieses Nebeneinander der beiden Formen hatte zur Folge, daß die Länge
auch in die urspr. Formen eindrang: m«$^i, mtSle, moitme^ m6Me, mohu
und mohou hatte wegen h keine Berührungen mit möi^ daher blieb hier
auch das kurze o. Es war nun ein häufig gebrauchtes Yerbum und
konnte andere in den entsprechenden Personen beeinflussen und zwar dort,
wo wie bei möhu, m^Sei der Kons, entsprechend erweicht wurde, also
z. B. beru—bdrei, bire . . . berou; ieru, ab. Mdrei, jetzt im-ei u. s. w. Dann
folgten auch andere Verba: ehocu, ehSeei, rwu — rdvei, Kenu — idnei u.s. w.
Aber bei allen Kons, drang die Dehnung in den betreffenden Personen
nicht durch. Neben r kommt sie auch bei / häufig vor; koPu, köUi, hole
zu kUti (jedoch meTu, molei, meU zu mUli ,mahlen'), iPu, itPu, UUi und
»iUi zu Bldti ,schicken'; iUi^u, iielei und -ttdUi zu ttldii ,streuen'; vgl.
noch zopti, tüvei u. s. w. zu zvdti ,nennen, rufen' ; tUfnu (hier auch in der
220
1. P. Sg. die L&nge, wie es sonst auch dial. beobachtet werden kann
z. B. mdXu St. mohu)j stdnii zu sionati «krank sein' (eig. ,Btöbnen').
Die urspr. Betonung hatte mit diesen Dehnungen nichts zu schaffen :
wir finden sie bei urspr. Endbetonung z. B. heru — b^ei, r. herüj her^ib,
berift^ u. 8. w.; zovh — zovlfh, aber auch bei Stammbetonung: r. koljü,
kSlJeibf kolfeh; mogü^ moS^h u. s. w.
Im Sorb. aind alle Vokale einfach und kurz (Mucke,
S. 144). Aber gleich dem P. weist es noch sog. verengte Vokale
auf und zwar das Ns. in größerer Zahl als das Os.
Beispiele: os. hröd ^Schloß^ Gen. hröda; Mrka ^ügel', aber
höra fBergf und na hSrku ^uf den Hügel^ (ib. S. 98); Mrka ent-
spricht dem b. k&rka.
Im Ns. kann der Vokal 6 nur in betonten Silben stehen,
wenn dieselben mit einem der Lab. p, b, w, w oder der Gutt.
k, g, ch beginnen und wenn kein Lab. folgt: biay (os. bösjf, 6 =
offenes o); wila (os. wola) ,WilleS womit das p. w6la und das b.
vUe zu vergleichen ist; gira (os. hSra) ^Berg^, vgl. p. göra und
b. dial. Mra; köza (os. koza, b. koza) ,Ziege'; mdrjo (os. mörßf)
yMeer^, im B. wird moh auch meist als mire (mit einem langen
o) ausgesprochen.
Ebenso die Präp. pöd und wöt, sowie pö, falls kein Guti
und Lab. folgt: wdt tebß, w6t konja; pöd sÜbu; pöd garu; pö
diDorje, aber po gSrce, p6 kanju; pö tvodu (ö = geschlossenes o);
pö Wie,
Dagegen Bog (os. B^ S. 99).
E2s liegen hier demnach Anhaltspunkte vor, die uns berechtigen
anzunehmen, daß im Sorb. ursprünghch dieselben Prinzipien wie
im P. und B. maßgebend waren. Wenn wir altere Denkmäler
hätten, so würden sich gewiß innigere Berührungen mit dem B.
und P. auch hinsichÜich der Quantität ergeben.
Die westslav. Sprachen haben demnach nach anderen Prinzi-
pien ihre Kürzen gedehnt als das Südslav. Im Westslav. war in
einer Beihe der Fälle zunächst der auslautende Eons, maßgebend.
Allerdings scheint auch im Serb. etwas analoges ganz unabhängig
vom Westslav. vorzuliegen. Ich meine die nachträglichen Deh-
nungen bei auslautendem j^ v, n, ii, m, l, Ij, r: slov. mgj, ivpj,
svpj (also auch mit Dehnung), woraus §tok. moj, tvoj, svöj geworden
ist (vgl. S. 211 und 216).
Es handelt sich hier nur um Eons., die bei Schwund des
Halbvokals gedehnt werden konnten (wobei v allerdings als u und
221
j als i aufgefaßt werden müßte). Von diesen Kons, wäre dann
die Länge auf die Vokale übertragen worden.
Man meinte auch, im B. wären ?iele Längen der ersten Silbe durch
den auf sie fallenden Ton entstanden (vgl. noch neuerdings in Listy fil.
81, 8. 128). Allein das ist nicht richtig (vgl. weiter unten). Komposita
mit gedehnter Präp. wie j^iJwn ,Zitation*, füood «Ursprung* u. dgl. sind
offenbar analogisch entstanden nach zdkon^ nähon^ ioused (aus nu&d)
u. s. w., wo es sich um Präp. handelte, die von Haus aus lang waren.
Die Bemerkungen auf S. 190 f. müssen nun ergänzt werden.
Serbokroatisch. Die urspr. betonte Länge wird mit^, die sekun-
där betonte mit ', die urspr. Kürze und auch die auf s. Boden entstandene
Kurse (aus steigend betonter Länge) mit "^ und die sekundär betonte mit
' bezeichnet. Es muß aber bemerkt werden, daß auch sekundär betonte
Silben mit * bezeichnet werden, wenn diese Verschiebung in eine ältere
Zeit fällt. Es handelt sich um Fälle, bei denen sich im Wortinnem im
Serb. ein fallender Akzent entwickelt hatte. Derselbe wurde nicht ge-
duldet, sondern rerschoben. Hierher gehört das oben S. 206 Anm. er-
wähnte kopäm^ kopäi . . . gegen die 3. P. PL kbpajü. Diese Formen setzen
ein kopam^ kopai u. s. w. voraus. Fälle wie tagrada^ r. zagtn-öda^ sIot.
nigräda (aus ^tägrada wurde tagräda^ dann zagrada^ das ein zagrada er-
geben mußte) waren schon frflher bekannt (vgl. Afsl. Phil. 21, 8.374—379).
Es handelt sich nun um die Beschaffenheit der vier Akzente.
Eine Übereinstimmung in der Darstellung herrscht noch zumeist
bei '^ und *. Nach der graphischen Bestimmung von Gauthiot
(MSL. 11, S. 336-340, im J. 1900) haben die mit ^ versehenen
Silben zwei Intensitätsgipfel, einen am Anfang, den zweiten am
Ende; getrennt sind sie durch eine mittlere Partie von minderer
Intensität Vom musikalischen (tonischen) Standpunkte aus haben
sie einen Gipfel gleich zu Anfang und von hier aus senkt sich
der Ton (wird tiefer). Dieses letztere Merkmal ist schon früher
bemerkt worden, so von Masing, Storm. Man wählte das Wort
süh. Aus der graphischen Darstellung ersieht man, daß der
zweite Intensitätsgipfel etwas tiefer ist als der erste.
Es giht jedoch Fälle, wo dieser so charakteristische zweite Gipfel ver-
schwindet nnd zwar dann, wenn es sich am eine (offene) Auslautsilbe handelt.
Durch das bloße Gehör hat man bis dahin eher den musik. Cha-
rakter wahrgenommen. In dieser Hinsicht hat unseren Akzent Storm
(Engl. Phil. 2. Aufl. 8. 210—212) richtig aufgefaßt:
Wichtig ist, daß hier auch die zweite
Silbe des Wortes {-to, -c?) zur Darstellung
kommt, was leider bei G. fehlt. Die zweite
zlä — to ^i\\ie ist nach S. tiefer und da hat er
pf _- vi vollkommen recht. Die graphische Dar-
222
stellang, die uns J. Flor schütz im Agramer »Nastavni Tjesnik« Bd. IT,
S. 43—47 gab, ist unrichtig.
Der zweite alte Akzent ^ wird allgemein ebenfalls als fallend
aufgefaßt. Es ist nun interessant, daß G. zu einem anderen
Eesultate kam. Nach ihm gebe es hier keine Tonbewegung
innerhalb einer so betonten Silbe: weder die Intensität noch die
Tonhöhe ändere sich. Das einzig charakteristische solcher Silben
sei, daß sie deutlich sowohl bezüglich der Tonhöhe als auch be-
züglich der Intensität von den nachfolgenden Silben abstechen,
was schon auch M. Novakoviö bemerkt hat (Srpska Gram.
1, Teil, S. 45fif.). Die nachfolgenden Silben müssen daher tiefer
und schwächer sein. Leider hat G. wieder nur eine Silbe dar-
gestellt. Wichtig ist hier auch, daß die Tonhöhe gegen die
Intensität überwiegt.
Storm hat unseren Akzent folgendermaßen durch Noten ausgedrückt:
a) kroatisch b) serbisch Bei b) s. ist die Darstellung an
4 ^ erster Stelle offenbar unrichtig und
"0*it r K H i ß <t 'd ^ ®® ^** ^^' die Zweite zu gelten. Die
^^ J^ II p -p*^^"j3 hier angegebenen Intervalle sind nicht
streng zu nehmen, ebenso wenig auch
0— ko 0— ko 0— ko im früheren Falle. Es soll dadurch
ne bo nuj. jm allgemeinen die Tonbewegung
sla— ya charakterisiert werden.
Eichtig hat im allgemeinen das Verhältnis zweier derartiger Silben
auch Florschütz dargestellt:
Q Die beiden sekundären Akzente ^ und '
BJn^P j [j wurden im allgemeinen als steigend aufgefaßt
•^ und G. zeigt uns, daß dies richtig war: sowohl
sia—ya bei dem kurzen ^ als auch bei dem langen '
wächst die Intensität von Anfang bis Ende. Es steigt zwar auch
die Tonhöhe, aber ihre Steigung ist nicht an jene der Intensität ge-
bunden : diese Steigung ist viel schwächer und daher begreift man,
daß Storm und Masing sie nicht immer vernehmen konnten.
Bei Storm (S. 211] deckt sich die Darstellung des Akz. von p^o
vollkommen mit dem von oko^. Besser ist die Darstellung des Akz. ':
rf
Es ist hier also auch die Steigung angedeutet.
Die Akzentfrage in der s.-kr. Sprache hat auch
ihre Geschichte, auf die wir hier freilich nicht näher
' * eingehen können (vgl. L. Kovadevic im Afsl. Phil.
(man könnte auch ^' S-686-696). Gegen Masing stellte K. feat, daB
rV'^ setze ) ^^® ®" ^®r*® ^^^^ gleiche Töne von derselben Höhe
1. Allerdings muß bemerkt werden, daß unter den Serbokroaten auf
223
und Stfirke nicht vertragen und daß die zweite Silbe des von M. ange-
nommenen Zweisilbenakzentes schwächer und tiefer ist als die erste.
Doch w&re zur selben Zeit diese Zweite, also auf die hochtonige un-
mittelbar folgende Silbe höher — auch stärker — als alle Qbrigen tief-
tonigen Silben; insofern war also die Beobachtung M.s richtig. Nach K.
hätten die beiden Akzente * und ' am Anfang einen tieferen und am Ende
der Silbe einen höheren Ton : ihr Ton steige im Gegensatze zu * und ^
Die der betonten Torangehenden Silben (das kann nur vor' und ' der
Fall sein] unterscheiden sich weder in der Tonstärke noch in der Ton-
höhe von einander; dagegen herrsche unter den der betonten nach-
folgenden Silben ein bestimmtes Gesetz: es wäre dies das Gesetz des
progressiven Tonfalles sowohl was die Höhe als was die Stärke desselben
anbelangt.
Der Umstand, daß den mit * oder ' betonten Silben keine Länge
vorangehen kann, spricht entschieden für die hier aufgestellte Behauptung,
daß alle jene Silben gleichtönig sind, vgl. poispretij^ati, poüpravaljivaii.
Aus demselben Grunde können die Akzente "^ und '^ nur auf der ersten
Silbe stehen, denn wenn sie auch in der Mitte vorkämen, so würde ein
Emporklimmen auf eine solche Tonhöhe (die beiden Akzente * und '^ sind
auch sonst höher und stärker als * und ') schwer fallen gegenüber der
Tieftonigkeit aller vorangehenden Silben und die Sprache müßte sich
nach einem Mittelton umsehen.
Es versteht sich nun von selbst, daß nach den fallenden Akzenten
* und '^ nur tieftonige Silben folgen, deren Höhe und Stärke des Tones je
weiter gegen das Ende des Wortes, desto mehr abnimmt. Dagegen wäre
es unnatürlich, wenn nach den steigenden Akzenten ' und ', bei welchen
der Ton gerade am Ende der Silbe seinen Höhepunkt erreicht, in der
nächstfolgenden Silbe gleich volle Tieftonigkeit eintreten sollte. Wenn
schon die s. Sprache bei den tieftonigen Silben ein progressives Tongefälle
liebe, so erfordere sie um so eher zwischen dem aufsteigenden Hochton
und der Tieftonigkeit eine Vermittlung. Diese Vermittlung, d. h. den
Mittelton zwischen den Akzenten ' oder ' und den nichtakzentuierten,
tieftonigen Silben bilde eben jener zweite Bestandteil des von Masing
angenommenen Zweisilbenakzentes.
So kommt KovaöeTiö zu folgenden in der s. (und wie er
sagt, wahrscheinlich auch in der kr.) Betonung herrschenden G^
setzen:
1) Die mit dem stärksten und höchsten Ton versehene Silbe
des Wortes ist die akzentuierte. Es gibt nur eine so betonte
Silbe, folglich auch nur einen Akzent im Worte. ADe übrigen
Silben des Wortes sind tiefer und schwächer als die akzentuierte.
zehn, die gut sprechen, kaum einer kommen soll, der die beiden Akzent-
arten pero und oko genau nach dem Gehör unterscheiden kann (Afsl.
Phil. 19, S. 580).
224
2) Es gibt vier Akz.: zwei mit fallendem C ^^^ ) ^"id zwei
mit steigendem Ton (' und '). Die beiden ersten können nur auf
der ersten (oder einzigen) Silbe des Wortes stehen, die letzteren
auf allen mit Ausnahme der letzten (oder einzigen) Silbe.
3) Alle den Akzenten ' und ' vorangehenden Silben sind
tieftonigy kurz, von gleicher Höhe und Stärke. Beietar glaubt,
daß selbst auch hier in den einem steigend betonten Vokal voran-
gehenden Silben ebenfalls eine gelinde stufenweise Steigerung der
Tonhöhe zu hören ist (Afsl. Phil. 19, S. 581). Wir bemerken
zwar etwas ähnliches im Slov., aber da wirkte wieder die fallende
Int. im entgegengesetzten Sinne, d. h. auf die folgende Silbe, was
im Stok. nicht der Fall ist
4) Alle der akzentuierten nachfolgenden Silben fallen sowohl
in der Tonhöhe, wie in der Tonstärke, bis zum Ende des Wortes
progressiv herab, sie können kurz oder lang sein, die langen ent-
sprechen in ihrem Wesen den mit '^ und die kurzen den mit "^
akzentuierten.
5) Die nächste Silbe, welche auf eine mit steigendem Akzent
versehene (' oder ') folgt, ist sowohl was die Kraft als die Höhe
des Tones betrifit, mitteltonig, indem sie den letzten Kulminations-
punkt des Hochtones mit allen übrigen tieftonigen Silben ver-
mittelt
Auch diese mitteltonige Silbe (Dach M. die zweite Hälfte des Zwei-
silbenakzentes) kann, gleich den übrigen tieftonigen Silben, lang oder
kurz sein und in ihrem Wesen entspricht sie den mit '^ oder * akzentuier-
ten Silben^
6) Der Mittelton ist im Verhältnis zum Hochton tief, während
er im Verhältnis zu den ihm nachfolgenden tieftonigen Silben die
Bolle eines Hochtons spielen dürfte. Ebenso ist jede dem Akzent
des Wortes näher liegende Silbe verhältnismäßig höher als alle
weiter folgenden.
Wenn wir die Int. der kurzen Silben im S. betrachten, so sehen
wir, daß sie zweifach ist: fallend C) oder steigend ('). Die steigende
ist allerdings erst später entstanden: vodOf ihia (itokavisch).
Die fallende Intonation zeigt sich jetzt bei urspr. Kürzen: bo^a
(Gen. zu bog), klia oder auch bei urspr. Längen, die infolge der einst
1. Wir sagen jetzt: bei ' und ' ist die folgende ursprünglich lange
Silbe lang oder kurz, je nachdem sie fallend oder steigend betont
war; die Verkürzung hat schon bei dem urspr. Ton stattgefunden, da
sie auch im Öak. vorkommt. Erst nach dieser Verkürzung wurde der
Akz. auf die Torhergehende Silbe Terschoben.
225
steigenden Int. verkürzt wurden: krava, ffina. Zwischen diesen beiden
Arten der Kürzen, die also den nrspr. Sitz des Akz. bewahrt haben, gibt
es jetzt keinen unterschied. Aber daß dem einst nicht so war, zeigt uns
das Slov. Dem §tok. "* entspricht zwar im Slov. ' z. B. kwra, stok. lcor%
aber auch ^: od boga, itok. iloga, od boga. Das kann nur so erklärt
werden, daß auch die Kürzen einmal eine verschiedene Int. im Südslav.
hatten, wie wir schon oben S. 206 sahen: bdga^ fitok. boga konnte nur
eine fallende Int. gehabt haben, dagegen itok. JImto eine steigende.
Ebenso muß darnach itok. krava, slov. krdoa. r. kortfva, itok. pßna,
slov. ppna einmal eine steigend betonte Kürze enthalten haben, weil es
im Slov. eben so behandelt wurde wie die steigend betonte nrspr. Kürze
z. B. in kdra (vgl. auch Leskien in Afsl. Phil. 21, S. 821—322).
Entstehung der Stok. Neuerungen hinsichtlich des
Akzentes. Es bandelt sich darum, wie sich die jüngere Ak-
zentuation des §tok. aus der älteren, die noch im öak. vorliegt,
entwickelt hat. Eine Erklärung finden wir schon bei Gauthiot
(MSL. 11, S. 339, im J. 1900) angedeutet, und die ist jedenfalls
richtig. Nachdem er konstatiert hatte, daß die urspr. Be-
tonung im S. immer gleich mit der Tonhöhe und Ton-
stärke anhebt, bemerkt er, daß sich infolge dessen die Stimme
schon vor der betonten Silbe heben und verstärken
müsse; diese Verstärkung und Erhebung finde aber schon inner-
halb der vorhergehenden unbetonten Silbe statt Auf diese Art
kann natürlich allmählich der Akz. verschoben werden. Jeden-
falls ist das Anheben der ursprünglichen Betonung immer gleich
mit der Tonhöhe und Tonstärke der wichtigste Umstand bei dieser
Eridärung.
So erklärte es auch BeSetar in dem gleichzeitig erschienenen
Werke (Die s.-kr. Betonung südwestl. Mundarten. Wien. 1900. S. 8 ff.).
Man brauche sich nur gegenwärtig zu halten, daß in den s.-kr. Mund-
arten mit älterer Betonung, also vorztiglich in der Sak., in den Fällen,
wo vor dem fallenden Akz. eine oder mehrere (unbetonte) Silben stehen,
kein Sprung vom Tieftone zum Hochtone stattfinde, sondern der Ton
allmählich vom ersteren zum letzteren steige. Dies könne man be-
sonders leicht dort wahrnehmen, wo dem Haupttone eine lange Silbe
vorausgeht, z. B. rükaj gläva; in solchen Fällen wäre die steigende Be-
wegung auf der (unbetonten) Länge neben dem Hochtone und Nach-
drucke auf der folgenden Silbe so deutlich, daB Leskien bezüglich der
5ak. Mundarten von Lesina und Lissa vielfach im Zweifel war, welche
der beiden Silben eigentlich als die betonte anzusehen sei. In einem
Teile des serbokroat. Sprachgebietes hätte die steigende Tonbewegung
in der Silbe vor dem Hoch tone, welche auch mit einer Tonverstärkung
verbunden sein mußte, allmählich auch den Nachdruck auf sich gezogen,
so daß zunächst auf der ursprünglich betonten Silbe nur der höchste
Yondrik, Vgl. iIat. GTanai. I. 15
226
Ton verblieb, während der stärkste Ton sich von derselben trennte
and auf die vorhergehende Silbe überging: aus voda, rüka wurde also
zunächst v6da, rüka, wo die erste Silbe (steigend and) stärker, die
zweite dagegen höher ausgesprochen wurde. In einer weiteren Stufe
der Entwickelung wäre dann aus vdda, rüka das gewöhnliche itok. vdda,
rüka einfach dadurch entstanden, daß die (ursprünglich betonte) zweite
Silbe unter den am Ende der (nunmehr stärker hervorgebrachten) ersten
Silbe erreichten Ton sank, mit anderen Worten, nachdem die zweite Silbe
den Nachdruck an die erste Silbe verloren hatte, g^ng für sie allmählich
auch der Hochton verloren. Man hat hier natürlich eine ganze Beihe
von Übergangsstadien anzunehmen. Das wichtigste wäre das, wo der
stärkere Ton schon auf der (steigenden) ersten, der höhere dagegen
noch auf der zweiten liegt, denn diese Stufe wäre noch heutzutage in
solchen Mundarten anzutreffen, welche den Yeijüngungsprozeß in der
Betonung noch nicht vollkommen durchgemacht haben (einige südSak.
Dial., auf der Insel Lagosta, Dialekt von Lumbarda auf der Insel Gurzola).
In dem erwähnten Sinne könnte man also von einem > Doppelakzent <
sprechen.
Die neuen steigenden Akzente begannen sich nicht auf ein-
mal in allen Fällen zu entwickeln, yielmehr unterscheidet hier
R drei Stufen unter den Stok. Dial. Es wurde nämlich der
ältere Akzent erhalten:
a) in allen Silben ohne Unterschied: sväa, sesträ, lopatdj
je^k, neprävda, vode;
b) in allen Silben mit Ausnahme der kurzen offenen im
Auslaut (also wohl lopata, fezlk, neprcvda, vode, aber kein mla,
sesträ, sondern svüa, aistra);
c) nur auf langen Silben beibehalten: nur neprävda, vode,
aber weder lopata, jezUc, noch svüa, sestra. Dazu kommt natür-
lich die letzte Stufe
d) der Akz. ist im allgemeinen um eine Silbe verschoben
(Akz. des Vuk): niprävda, vödS, lopata, jkzik, svüa, sistra.
Es muß bemerkt werden, daß sich die alte Betonung am meisten
auf den langen Silben behauptet, ja es gibt Dialekte, die die alte Be-
tonung nur auf langen Silben gerettet haben. Nun ist es allerdings
auffallend, daß beim Typus b) der alte Hochton in Mittelsilben und ge-
decktem Auslaut erhalten bleibt: lopata, jeük, während es bei unge-
decktem Auslaut 9vÜa^ i^a für 9vlta, iena heißt. Daher meint Leskien
(Afsl. Phil. 23, S. 562), der Umstand, daß auch 5ak. Mundarten (Trau),
die nach dem alten Prinzipe betonten, diese Fälle vermeiden: rüka, vöda
(mit Dehnung ffir vöda), könne darauf führen, daß ein svila, vbda des
Typus b) von der Entwickelung der Yukschen Betonung unabhängig sei.
IL.S Erforschung einiger ätok. Dial. brachte das Besultat,
daß man nicht mehr die öak. Betonung der stok. ohne weiteres
327
entgegensteUen kann. Bezfiglich der bedingten G^genübersteUung
des öak. zum Stok. hat sich auch schon A. Ma^nranid ähnlich
ausgesprochen (Slovnica H^rratska. 4. Aufl. 8. 24). An eine
scharfe Abgrenzung denken wir freilich heutzutage nicht mehr
und wenn wir vom dtok. Dialekt in akzentueller Hinsicht sprechen,
so haben wir einfach die Vuk'sche Akzentuation, die sich auf ein
bestimmtes Stok. Gebiet erstreckt^ im Sinne. AndererseitB muB
auch herYOi^hoben werden, daß das öak. doch einen starken
Gegensatz zu den Stok. Dial. in akzentueller Hinsicht faüdet und
zwar durch den sog. langen steigenden Akzent
Wir wissen, daB der steigende Akz. im 6t6k, regelmiAig nur alt
Ersatz eines ftlteren fallenden Akz. erscheint, dessen orspr. Lage auf der
n&ehst folgenden Silbe war, z. B. gidva ans glava. Es gibt aber Fallet
wo dieser Akz. nicht auf diese Art erkl&rt werden kann nnd diese sind
insbesondere im Öak. (namentlich in manchen Mundarten) h&ufig. Wir
haben schon oben S. 198 f. solch einen steigenden Akz., der als nrslaT. er-
scheint, auch im §tok. kennen gelernt. Die Erhaltung des alten Akz. im
Gen. der o-Stämme ist wohl begreiflich« wenn man bedenkt, daS es not-
wendig war ihn Yom Nom. Akk. 8g. Hask. zu scheiden. Es handelt sieh
ja um eine Periode, in der sich der EinfluA des Gen. der »-Stämme, der
eine Dehnung des auslautenden Halbvokals {roks. Im», daraus rokä, Ihnä,
Tgl. Verf. 0 pAvodu kijeTsk^ch listA ... S. 23f.) herbeiführte, noch nicht
geltend machte.
In den £ak. Mundarten tritt dagegen dieser Akz. häufig au£
Schon M. behauptet, daß die öak. Mundart diesen Akz. kenne
und führt zahkeiche Beispiele dafür an. Nemaniö unterschied
dagegen in seinen 2ak.-kroat Studien nur einen langen Akzent,
was aber unrichtig ist, wie schon Jagiö bemerkte (A6L FhiL 7,
S. 491).
Der lange steigende Ton kann zunächst in gewissen Ffillen ebenso
wie im ätok. durch eine Akzentverschiebung entstanden sein. In anderen
Ffillen ist er aus einem kurzen fallenden oder steigenden Akz. henror-
gegangen.
Das sind aber nicht so zahlreiche Fälle. Viel häufiger ist
er dagegen in den ursprünglich akzentuierten langen Silben vor-
handen. So wären nach den Aufiseichnungen M.s im kzoai
Eüstenlande (in Vinodol) alle akzentuierten langen Silben im
Auslaute steigend betont: bdn, Bio, böj, kröj u. s. w. vodij bradi
U.8.W.; pijim, täeätm, dagegen nur 8Üd jYasf gegen sud yG^richt';
lüg ^ucusfj lüg ^via^
In den Anfangs- und Mittelsilben haben wir in den 6ak.
DiaL dort vorwiegend einen langen steigenden Akz., wo auf der
15*
228
TCHrletzten "Silbe in den ito-Mundarten der lange fallende Akz.
steht oder vorausgesetzt werden kann. Der steigende Akz. bleibt
hier auch im öak., wenn diese Formen in der Flexion oder En-
klise um eine Silbe mehr bekommen: lÜ6e (Stok. Iiä6e yLaubO,
pruöe, tdkje, pirjs (itok. perje ^e Fedem^y grq^p porugq^
(Stok. parügäiie); kridiAe, arüije (&tok. drittje), crlkva, Uja — zida
(fitok. üda); kUtva (6tok. kletva); jednöga, dobrfga, zUga, jq san.
Mit der Erklärung dieses Akz., die uns B. gibt, können wir
wohl nicht übereinstimmen.
Er konstatiert, daß in den itok. Dial. fast nie eine Betonung wie
Uide, dräfi, vidim^ wMm, UHm a. 8. w. vorkomme, ja diese F&Ue wären
hier ganz und gar ungewöhnlich. Mit dem Öak. stimme in dieser Hin-
sicht das Kajkayische überein. Der Umstand nun, daß der steigende
Akz. auf langen Silben in dieser Geltung in den Stok. Dial. mit älterer
Betonung nicht vorkomme, spreche jedenfalls, wie er meint, nicht für
dessen Ursprünglichkeit. Und wenn umgekehrt der &k. lange steigende
Akzent zum größeren Teile durch einen ebensolchen Akz. in den kajk.
Dial. und im Slov. unterstützt wird, so könne dadurch die Sache nicht
ohne weiters als entschieden gelten, denn die slov. und auch die kajk.
Betonung hätte sich erwiesenermaßen in mancher Beziehung von der ur-
slay. noch mehr entfernt als die neuere Stck.; man müsse daher die
Möglichkeit zugeben, daß« wenn nicht in allen, so doch wenigstens in
einem Teile der hierher gehörigen Fälle (z. B. lüde, mlddi^ piiei u. s. w.)
der steigende Ton im Kajk. und Slov. gegenüber dem fallenden im ätok.
(Itide, mladt, fnisi) sekundär sein kann, in welchem Falle dann die öak.
Dial., wie auch sonst nicht selten, an derselben sekundären Erscheinung
teilnehmen würden wie das Slov. und Kajk. (»S.-kr. Bet.« S. 25—26).
Diese Deduktion ist unrichtig, da umgekehrt die itok. Int. sekundär ist.
Es handelt sich hier um eine §tok. Eigentümlichkeit, auf die
ich in BB. 30, S. 138—139 aufinerksam machte und die darin
besteht, daß vor einer §tok. Länge die betonte vorher-
gehende Länge eine fallende Int. bekommt, mochte sie
urspr. steigend oder fallend betont gewesen sein, vgl.
z. B. r. zdarövffj, dagegen gtok. zdrävi (b. zdräv, s. zdräv also
steigende Lit); därt zu star, b. stdr, aber auch mlädi zu ndad,
r. tnHad (b. mldd später gedehnt); femer vrätü, vräti u. s. w.
(und darnach vrätlm), gegen r. vorötiH, vordtitb, b. vrätÜ, vrili,
also ursprünglich mit steigender Lii; weiter nüMlm, slov. aber
richtig mUttim, b. mldtim. Ebenso gehört natürlich hierher piS^^
b. dagegen ptiei, piäe also mit der urslav. steig. Lit Analog
müssen auch die Fälle wie liSde, perje u. s. w. beurteilt werden,
^enn das e geht auf urslav. te zurück und war demnach Ursprung-
229
lieh lang. Die £aL steigend betonte lÄnge ist somit in den
meisten oben angeführten Fällen alt, ja sie ist urslay. Sie ist
insbesondere anch dort alt, wo sie auf einem nrsprachlich langen
oder im Slav. gedehnten Vokal ruht, wie in jq san^ U bis, vi sU,
ml bimo n. s. w. Wir begreifen daher, daß sich dameben anch
noch ein sin, sina (die Akkusativbetonung wurde verallgemeinert),
müs — muza, pest — pesti, nie aber slna, müia, püti erhalten hat
Wäre die steigende lÄnge etwas sekundäres, so würden wir ja
auch hier ein slna erwarten und das sina wäre uns unerklärlich.
Ebenso ist hier ein glqva — glqvu, rüka — ruke, nie aber ^dcu,
ruke. Wenn sich also hier so alte Akzentverhältnisse erhalten
haben, so kann man in der steigend betonten Länge doch nicht
etwas Sekundäres suchen. Das gilt selbstverständlich von eben
denselben Längen im Kajk. und Slov. Hier überall stehen diese
Dialekte bez. Sprachen auf einer älteren Stufe der akzentuellen
Entwickelung als das Stok. Auf seine Eigentümlichkeit der
fallenden Int. vor einer Länge werden wir weiter unten noch zu
sprechen konmien.
Auch äachmatoT sieht in den steigend betonten Sak. Längen
etwas altes. Seine Ansichten Aber den s.-kr. Akz. überhaupt hat er uns
in IzTÖstija . . . 1901, Bd. VI, Hft 1, 8. 344-^68 auseinandergesetzt; sie
betreffen insbesondere auch die Erklärung der sekundären Akzente im
ätok. und sind sehr scharfsinnig, wenn wir uns auch wünschen möchten,
daB sie etwas klarer zum Ausdruck gekommen wären. Nach dem allge-
meinen Eindruck müssen wir gestehen, daß er eigentlich in der Haupt-
sache mit Gauthiot und Beietar übereinstimmt, denn auch er konstatiert,
dafi der Übergang alter steigender (kurzer und langer) Akz. in fallende
allgemein itok. war: krä^j, pbp^ üode, voda^ napiü, hpata, air^Bkt^ hräva
wäre zu krSy, pop^ straStk, krafoa^ vode, ooia, napiU^ lopmia geworden.
Wir haben auch oben bei Gauthiots Erklärung darauf Nachdruck gelegt,
dafi die urspr. Betonung mit zwei Gipfeln ansetzte und zwar einen ex-
spiratorischen und einen tonischen. Es kann sich nur darum handeln,
ob alle hier erwähnten Fälle gleichartig sind also auch z. B. kralj. In-
deß kommt es hier nicht so sehr in Betracht. Auch weiter können wir
noch mit S. übereinstimmen, daß im ürslaT. (gewiß wenigstens im Süd-
slaT. und B.) der fallende Akz. in langen Silben nur im Anlaut möglich
gewesen wäre, denn das B. zeige nur orö im Wortinlaut (nicht dro, ^e
wie z. B. promolöom^f naperSd^f zagorödka, ogoröd^, pozoiola u. s. w.).
Wenn sich im Wortinlaut aus diesem oder jenem Grunde eine fallende
Betonung zeigte, wurde sie auf die Yorhergehende Silbe übertragen: nach
harodä — hörodu (horda^ Krdu), würden wir §kovdrodu zu tkovorodä er-
warten, dafür haben wir aber duhorodu ans *ak0vardq und dieses aus
*$ko9ardq. Ebenso wäre darnach aus na goht^ na ztwu^ w gdrda, %a ücho.
SSO
na raky n. b. w. ein na gohq^ ni stmq, Iz gorda u. s. w. geworden, TgL
X. na golovu, na stmti, zä ueho^ itok. pm glävu, na itmu; slov. od grada
(Gen. dagegen gradu)^ na glavo (sonst glavo)\ Vgl. auch s. poviti, slov.
In der Mehrzahl der itok. Dial. hfttte nun dieses gemeinsla?. Gesetz
bestanden. Wir werden sagen, war hier die fallende Int. noch so, wie
im ürslaT., mofite sie natürlich dort, wo sie sekand&r aufkam, analoge
Erscheinungen hervorrufen. Das genügt uns auch vollkommen, wenn wir
uns das über die &k. und Stck. Dialekte früher Gesagte vergegenwärtigen.
Sonst können wir S. bei seinen weiteren Deduktionen nicht mehr folgen.
Er meint, daß die dem Hochton überhaupt vorhergehende Silbe mit
steigender Tonerhdhung ausgesprochen werde. Wenn nach einer solchen
Erhöhung eine steigend betonte (kurze oder lange) Silbe folgte, wäre im
Worte eine gewisse Harmonie zu Stande gekommen. Wenn dagegen eine
fallende betonte (kurze oder lange) Silbe folgte, wäre dies nicht der Fall
gewesen, man hätte daher den Nachdruck auf die vorhergehende Silbe
gelegt und für die zweite Silbe wäre nur die Tonhöhe übrig geblieben:
aus do* domu (* bedeutet die steigende Tonerhöhung) wäre zu do damu
schon im ürslav. geworden. Derselbe Prozefi soll sich nun auf dieselbe
Weise im Stck. wiederholt haben. Die Hauptsache ist, daB wir von
fallenden Akzenten ausgehen müssen.
Quantitätserscheinungen. Die liüigen sind im S.-kr.
namentlich dann gefährdet, wenn sie unbetont sind. Die kajk.
DiaL haben unbetonte Längen schon ganz wie das Slov. ver-
loren. Auch die meisten 2ak. Mundarten haben nach betonten
Silben die limgen aufgegeben. Auch im Stok. sind die Längen
nach dem Akzent gefährdet; in den Endsilben werden unbetonte
limgen mittellang oder einfach kurz ausgesprochen.
Es entstehen aber auch sekundäre Längen. So bemerkt
man namentlich bei den Eons, l, Ij, r, m, ^A, j, v, daß sie in
geschlossener Silbe eine Dehnung herbeiführen, so daß wir in der
Schriftsprache: kräj — kräja; räj — raja; moj — möja; 6n (l^na)
u. s. w. (ReSetar S. 27) haben.
In den Dial. geht es noch weiter; in den 2ak. geschieht es ziemlich
regelmäßig: ucinil, pal^ dtm, goipodtn, iäv u. s. w.
Kurze Vokale werden vor den erw&hnten Eons, auch gedehnt, wenn
noch ein zweiter Eons, dazu kommt z. B. trgovae — trgövca. In manchen
itok, DiaL bkibt aber noch die urspr. Eürze. In montenegr. Mundarten
z, ß. Ifca ^Vuk ötjca); konae — konea (Vuk: k^nae — könca).
1. Leskien erklärt das slov. od grada so, daß der Hochton hier
seinen alten äitz bewahrt hätte, während er in gradü verschoben sei.
Ein Präpositionalaua druck wurde aber auch in akzentueller Hinsicht als
eine graiumatiBcbe Einheit behandelt.
1
f
231
Sonst kann man bemerken, daA urspr. Kürzen nnter dem Akz. ge-
dehnt werden, was allerdings ziemlich selten ist. So in Belgrad und
Bagnsa (hier z. B. üna für Sena^ bei den Öaka?ci in Trau und Sebenico:
i^na a. s. w.).
Im Serb. haben wir es auch in einsilbigen Worten mit sekun-
dären Längen zu tun: itok. bog — boga, iak. bog — böga^ r. bogz,
böga; bok—böka ^Seite^, 2ak. &<iAr, bdka (und bök — böka), r. boki,
b6ka. Die Erklärung gab Valjavec (Bad, 132, S. 191 und
174—175). Er vergleicht bög^ led, dost mit vod, kmet, Ion und
kommt zum Schluß, daß die Dehnung bei ursprünglich fallender
Betonung eingetreten wäre (es genügt also nicht, daß das Wort
stammbetont sei, wie Leskien meinte, vgl. 8. 208f.).
Wie die fallende Int kurzer Silben entstanden ist, suchten
wir oben S. 210 f. zu erklären.
Es mnfi noch bemerkt werden, dafi die Dehnung des boff früher ein-
treten muSte, bevor es za einer Änderung der steigenden Akzente in
fallende im Stok. kam, denn nach dieser Änderung h&tte es ja keinen
Unterschied zwischen *bog und *kmh gegeben. Daher finden wir diese
Dehnung auch im Öak. Sie ist demnach älter als die itok. Akzentver-
schiebung.
Auf S. 228 erwähnten wir, daß im §toL eine betonte
Länge, mochte sie eine fallende oder steigende Int.
haben, vor einer anderen Länge immer zu einer fallen-
den wird. Da langen vor anderen Längen der Bildungssilben,
zumal wenn diese steigende Lit hatten, schon im Urslav., wie es
scheint, vetkürzt wurden (vgl. oben S. 212), so kann es sich hier
entweder um sekundäre liLngen handeln, die also erst im §tok.
(oder überhaupt S.-kr.) entstanden sind, oder um urspr. betonte
fallende lÄngen, die im S.-kr. erhalten wurden. Wir haben oben
itok. zdräm gegen r. zdorövyj angeführt (die Länge t entstand
hier durch Kontraktion aus einem älteren -yj); femer wätU,
vräil (nach S. 201 hatte das i im Präs. eine geschleifte Int.), r.
vordtüb, voritüb, b. auch vrdtü, vrdti. Eine sekundäre lÄnge
liegt auch vor in piiSi (offenbar eine Übertragung von anderen
Konjugationen), b. dagegen pi^eif, püe; weiter in lii6e,perje, wo ein
'te kontrahiert wurde und wo die Länge jetzt schon verloren ging.
Weiter müssen wir hierher rechnen die Nominative Hräza,
teza, zedja, süia, vfäa, tvrdja u. s. w., denn das a hatte hier eine
geschleifte Int, indem es auf /S lit e (z. B. garb'S) zurückging
und als eine solche Länge sich jedenfiEdls länger hier behauptete
als das gestoßene a.
232
Hierher mögeD wohl auch einige Iter. des Typus pitäm,
püäi, insbesondere aber biräm zu btraU gehören, worauf oben
8. 206 Anm. aufmerksam gemacht worden ist Hier sehen wir,
daß solche Formen speziell 8tok. sind.
Im Öak. wirkte diese Begel nicht: mil, bestimmt mi/i\ JUv, aber
»91 ($tok. MvT). ätok. kratkt zu kratak, kratko (r. korötokö, kordtkif, b.
krdtek, krdtky) ist wohl so zu beurteilen wie 6ir5m; allerdings kommt
dialektisch auch noch kraiki vor. Sekundär ist auch iititi, sIot. dagegen
i{it%\ aidmt, slov. s^dmt; osmi, sIoy. ^stni, Eine Länge war vorhanden in
piUf sloY. p^ti.
Das Sak. Xlt» neben lUv, mlU neben mti spricht, wie wir schon oben
S. 191 erwähnt haben, gegen Sachmatovs Ansicht, daß schon in der
südslav. Gemeinsprache die steigend betonten Längen vor folgenden
Längen erhalten blieben (im ätok. wurden sie in fallende, also geschleifte
▼erwandelt), während sie vor kurzen Silben auch gekürzt worden wären.
In mlU, Hot war ja das t im Auslaut natürlich auch lang wie es noch
im Stck. iRvt ist und doch blieb hier ein kurzes i (die Kürze datiert hier
schon aus dem ürslav., wie wir oben S. 213 sahen).
Slovenisch. Das SchriftsloT. basiert auf dem unter- und
mittelkrainischen Dialekte. Es weist neben Kürzen auch Län-
gen auf; diese sind jedoch vielfach neu entstanden. Der Akz.
ist zwar nicht an eine bestimmte Silbe gebunden, er kann auf
jeder beliebigen Silbe des Wortes stehen, hat er aber auf einer
bestimmten Silbe seinen Sitz eingenommen, so hat er meist die
Tendenz dort zu bleiben. Das gilt insbesondere vom fallenden
Akz., z. B. dobräva, dobräve, §tok. diArava ,Bäume, Wald'; golQb,
golqba, §tok. golüb ,Taube' u. s. w. Das Slov. weist also einen
Übergang von der freien Betonung zur fixen. Ihre Hauptgesetze
sind von Valjavec ermittelt (Rad, 132, 8. 116—213).
Im Slov. gibt es einen dreifachen Akz.:
1) einen fallenden bei langen Vok., wenn die erste Hälfte
des Vok. hervorgehoben wird. Der Gipfelpunkt ist auch insbe-
sondere durch seine tonische Höhe im Gegensatze zur zweiten
Hälfte des Vokals, die tiefer ausgesprochen wird, gekennzeichnet.
Nach y. beträgt die Differenz etwa eine Sext, z. B. prah, s. prak
,Staub', r. pirackb.
2) einen steigenden bei langen Vok., bei dem die zweite
Hälfte des Vok. hervorgehoben ist. Die erste Hälfte wird tiefer
ausgesprochen, die zweite höher, z. B. krdlj, krdlja .König', b.
krdl, r. ioröh.
3) bei kurzen Silben kommt nur ein fallender Akzent vor:
räk, s. rak ,E[rebs^
233
Die betonte Silbe beansprucht derartig den ganzen Exspirations-
Strom, daß die Torhergehenden and nachfolgenden Silben ihre etwaigen
Längen verlieren, was insbesondere auch von den Endungen gilt, die
deshalb ihre ehemaligen Int. gani eingebfiBt haben. Nur beim Akz., der
▼on der Endung auf den Stammvokal verschoben wurde, können mitunter
noch gewisse Spuren älterer Zustände beobachtet werden.
Daraus ergeben sich folgende Sätze:
1) lang kann im Slov. nur ein Vokal sein, wenn er
betont ist.
2) ein kurzer oder erst kurz gewordener VoL wird
gedehnt, wenn er den Ton erhält, den Endvokal ausge-
nommen.
3) der kurze fallende Akz. kann nur auf der End-
silbe stehen.
Auch hier war die Quantität — und ist es teilweise jetzt noch —
in inniger Beziehung zur Int. und es mufi daher unterschieden werden,
ob diese steigend oder fallend war, femer, ob der Wortakz. urspr. auf
dem Stammvokal oder der Endung ruhte.
; Im allgemeinen hat der steigende Akzent die Tendenz,
von der Endung und nur von dieser auf den Stamm-
vokal bez. auf die vorhergehende Silbe überzugehen
z. B. slov. gira, 2ak. gora, r. gord, Stok. gira yBerg'; (bos), hösa,
iak. ho8a, r. bosd, stok. bbaa. Diese Verschiebungen beschränken
sich aber nur auf gewiße Fälle und sind auch da nicht konse-
quent durchgeführt
Konsequenter ist die Verschiebung bei fallendem
Akz., der in Formen und Worten von zwei oder mehr
Silben auf die folgende Silbe, die gedehnt wird, über-
geht: hgg, Gen. hogä^ Dat hogü^ Nom. PI. bog$vi, Akk. Fl. böge
u. s. w.
Diese Art der Akssentverschiebung, die sich so grundsätzlich von
der Stok. unterscheidet, ist sonderbar. V. geht hier von einer Länge in
der nächsten Silbe aus, indem er sich auf dial. Eigentümlichkeiten wie
nä möH ,auf die Brücke', mcH : möitü ,Brüoke' (vgl. fitok. moH^ fnQMta, also
mit fallender Int.) stützt. Während nun die betreffenden Dial. auf dieser
Stufe geblieben wären, hätte das als Schriftsprache dienende Slov. einen
Schritt weiter getan, indem es die Längen in Akzente ?erwandelte, wobei
die vorhergehenden Silben ihren Akz. ganz verloren haben: vgl. slov.
/M^n, gospfd, kok^i, hol} u. s. w. mit itok. je$en^ gdtpöd, Uoköi, Uolo. Das
ist aber nicht recht plausibel. Eher wäre es vielleicht denkbar, daß der
! Grund in dem Verluste des zweiten Gipfels dieser Int. liegt. Dadurch
wurde der Gegensatz zwischen der zweiten Hälfte eines fallend betonten
Vok. und der nächsten Silbe in tonischer Hinsicht bedeutend: die nächste
234
Silbe hatte nämlich einen höheren Ton als jene unmittelbar vorhergehende
Hälfte. In dieser Bichtang konnte dann der Akzent allmählich ver-
Bchoben werden.
Ans dem Slov. kann man nicht immer, obzwar es viele Altertümlich-
keiten oder wenigstens noch ihre Sparen in akzentueller Hinsicht bewahrt
hat, den urspr. Sitz des Akz. ermitteln. Um den älteren Sitz des Aks.
hier beurteilen zu können, ist es mitunter wichtig, die Qualität der
Vokale • und o, die sie unter dem Akzente erlangt haben, zu beachten.
Es kann hier nun bemerkt werden, daß ein ursprünglich betontes • und
o im Slov. geschlossen, eng, ist und es wird mit ^, g oder ^, p be-
zeichnet. Die Differenz ist gering: ^ oder f = f (i tönt nach), { oder
^ SS f« (i tönt vor •), ^, ^ nähert sich dem «, f, p nähert sich dem «o.
Ein ursprünglich unbetontes o, « ist dagegen offen, z. B. köra^ r. kord
(es stimmt also nicht zum s. Icora), In auAertonischen Silben kommen
die Laute f, g selten vor: l^potd^ itok. y^pbta ,Schönheit'. Der slov. Ak-
zent ist deshalb auch wichtig« weil wir aus ihm die Qualität der Int.
bei kurzen Silben ersehen können z. B. hgg^ Gen. hoga^ itok. hdg^ hoga
(S. 208).
Von den steigend betonten Längen nimmt V. an, daß
sie im allgemeinen verkürzt und nachträglich wieder gedehnt
worden sind, wie auch die ursprünglichen steigend betonten Kürzen,
wenn es sidi um offene Silben im Inlaute handelt. Im Auslaute
hat die nachträgliche Dehnung nicht stattgefunden, also auch
nicht bei einsilbigen Worten, vgl. slov. räk, §tok. rak ,E[rebs^;
madräa ySandviper', dagegen rdka, rdkavica, doch finden wir
Formen mit der Dehnung in der letzten Silbe oder selbst auch
bei einsilbigen Worten: Gen. PL nog zu nöga ,Fuß*'. Allerdings
geht nicht selten der steigende Akz. in den fallenden über und
zwar insbesondere dann, wenn die Silbe geschlossen wird; das
ist aber eine neuere Erscheinung: druzba, slüzba u. s. w. statt
des älteren druzbä, sluzbä.
Da die nachträgliche Dehnung- in den angegebenen Fällen
eintreten mußte, ist es nicht klar, ob es auch Fälle gibt, die die
urspr. steigend betonte Länge unverändert erhielten. Da wir
aber solche lÄngen selbst auch im §tok. im Gen. Fl. der o- und
a-Stämme gefunden haben und da sie in diesem Kasus auch im
Slov. vorkommen, liegt es nahe, sie auch hier für unverändert
anzusehen, vgl. oben S. 193 den Gen. Fl. otrgk, kgnj u. s. w.
So glaube ich, daß dies wohl auch in anderen Fällen möglich
wäre.
Auch V. nimmt einige solche Fälle (8. 159—161) an. So in däSa,
itok. dada ,da8 Totenmal'; grdja. ätok. gräda ,BaamateriaP, r. goröia;
Jfia, Stok. iaia ,Ablaat — Kanal* ; Iddja, Stok. lada, klr. Iddja und r. hd»jd
236
ySchüT; Mfdjo, Itok. auda 3ichter*; Hrdza, itok. siraio, r. itoroia, b. iiräze
.Wache'; «tiia, itok. »uia .Dürre*; t^ia, <tok. üia, h. Uze .Schwere'; iifa,
itok. ieauj 2ak. z^a .Durst' ; dann j^tra^ itok. ßtra, 2ak. jdtra, b. /^ra
.Leber*; p^juca^ itok. j^Am^ (Fem. S^.), b. pUee a. b. w.
Dann die Neutra auf 'Je (aus -^e): sIot. cpf<;V, itok. evyede, 5ak.
ev^/e; /iff;«. itok. Ui6*, &ik. 2ii<SB; j^i:;« .Federn', itok. perje, 5ak. j^<0
u. B. w. p^ti^ itok. p?^ .der ffinfte', i^eÜ, s^Jmi, pmu; im Pr&s. kkUü,
r. kokSiü, itok. ftfifri; midtHn^ itok. mlotrin, r. mMtnm n. s. w.
Wir haben hier also Torwiegend solche F&lle, die wir oben auch im
Öak. konstatieren konnten. Wie wir auch erwähnt haben, ist der fitok.
Akz. in diesen F&llen sekundär (S. 229). Hierher gehört auch noch eine
Beihe von Iter. wie ipäoam, itok.«par«m; gtrfljam^ itok. ttryeljäm u. s.w.
Einige Beispiele für urBprünglich (im Sttdslav.) steigend be-
tonte Kürzen: sk^, skqta ^Vieh', Stok. skot; vdj, vqja, StoL vod,
voda yFührer^. Doch gibt es auch Ausnahmen skök, sk^ka, aber
§tok. skök, skoka ^Sprung^ (im §tok. erwarten wir nicht die Deh-
nung); napöjj napqja, isk. näpqj, ätok. näpöj, r. napöj, z^ga, fitok.
zega ^Schwüle^; mqrem^ fitok. morSm ^cannf; vgl. auch si^Sfd,
808fda, £aL süaeda, r. soseda, fitok. süsjedcL
Auf nichtletzter Silbe geht ' in " über, wenn die Silbe ge-
schlossen wird: beim Suffix -ba: bqrhctj brämba, dräiba u. s. w.
bei -&a; bäjka itok. bäßea, bitka, fitok. bUka, dimka zu dim,
määea, fitok. madka; miika, fitok. mUka u. s. w.; bei 4a: bürkla,
ülda, fitok. (Xkla . . und bei anderen Suffixen. Auch opqmba.
Aber auch die Endung äfiia des Instr. Dual, und -ämi des
Instr. PL bei Subst auf -d: doskama, nogäma^ glaväima und
d98kämi, nogämi, j^vämi, iak. nogami, r. nogimi, fitoL nögama;
beim Suffix -90 und -^k: hrätoe, fitok. bratctc zu hrdt, das9k zu
Säg; bei KollektiTis: Indfe, bfdje, hr^ige, glQzje, okrtlje; Verbal-
substantiva: znäAe vgl. znäi; piaäAe vgl ptsal.
Häufig auch Tor einer nrspr. steigenden Länge: efHar zu ei$ta;
kfiar zu kfia; kravar zu krdoa\ bahin zu b^än»; hramn zu kräea; httiri,
^HrOf b$itro; gl^dam^ kupuf$m; bähim itok. babttn; bavim itok. bawlm;
grSbim itok. grabim .greife, raffe'; vidim itok. titdtm .sehe'; viaim itok.
i^lKm ,hängeS siiiim .höre*.
Im Instr. Sg. und Gen. Fl. der stammbetonten Worte auf
-a; 8 kqiOy kqz zu kqza; z lipo, lip zu Upa ylinde'; z müho, muh
zu muha yBliege'.
Im Lok. Sg.y im G^n. Instr. und Lok. PL jener Mask., die
stammbetont waren, dann auch bei anderen: Lok. Sg. pri km^u,
na obräzu^ na jd^u, pri kaväöu . . Gen. km^av, obräzav, jd^nav,
kavädev . . Instr. 8 km^i, 8 obräaA . . LoL Fl. na kmftih, dbräzik.
236
Aus Beispielen wie cbskä, £ak. daskä, r. doskd^ ätok. däska;
druzhä &tok. drüzba (r. drüä>ä); igrh r. igrä, §tok. igra ersehen
wir, daB der Akzent ' nicht immer von der letzten Sflbe ver-
schoben wird, wohl aber in dvlH^, Gen. dvira, 2ak. dvara, r. dvord,
§tok. dvor^ dvira; bdb, hiha, öak. hob, boba, r. bobä, Stok. bob,
biAa; pip, pip€if öak. pcpa, r. jM>p<f, Stok. pdpa; skU, Mta, r.
ahotd, aber ätok. «A^oto; ^^^ krdlja, öak. fa*4/# ^^/^^ i^« horSlt,
koroljd, Stok. Arol;; hrdlja; weiter im Nom. Dat Lok. Sg. bei
rntja^ 6ak. tfi€*/S; r. m^d, stok. m^Ai; m^Üa, 2ak. meüa^ r. mef^
fitok. miüa; sAstra, öak. aeHrä, r. sestrd, Stok. shtra; z6mlja, ehta,
göra, gröza, k6ra, kösa u. s. w., aber auch brdda, öak. 6ra(2a^ r.
borodd; brdna, hväla u. s. w.
Im Lok. Sg. jener Mask. und Fem., die im Nom. einsilbig
sind und den Akz. '^ haben: na brödu zu br^d; v dölu zu dql;
na dömu zu dqm; po gödu zu g^; na vözu zu v^z; v kösti zu
kqst; po m6H zu mqö. Man vergleiche r. na vozü, tn godü und
ebenso na gldsu zu glas, Stok. gläsu; v stänu, na vrdtu; v m&sti
zu mögt.
Der Lok. der «- und t-St&mme war endbetont and hatte eine
steigende Int. (vgl. oben 8. 198).
Bei den Neutris auf o im Sg.: bidrg, öak. bedro, r. bedrö^
Stok. bidro ,SchenkeP; öäg, öak. öeß, r. dd6, Stok. iOo ,8timS
weiter: pldtno, öak. plätno, r. polotnö, 8tok. pldtno.
In einigen Inf.: &r^i; r. ftre«^/; Stok. brisH; gMsHf r. gnesU;
v^sti r. t?e2^i; Stok. i?^«; ^ö r. tontifo; 2^, öak. Idet, r. I«^^»;
&r({(2f^ r. brodüh, dann r(i«^i^ i?2f^', Arfdo^, dräzü u. s. w.
Im Präs. derl.Konj.: bridem, bridei, bride r.bredü, bredeH^
bredeiz, öak. breden, bredei, brede; dann auch birem, direm
XL s. w.
Im Imper. : bridif g^Üi, pUti, mözi, bin, öüi, väi, läi; dann
sk^, vlfci, prqdi, stHzi, m&hni.
Beim Adj. im Sg. Fem., wenn das Mask. einsilbig ist und
den Akz. " hat: Fem. bldga r. blagä, Stok. bldga zu bläg; drdga
zu dräg; nUdda zu ndäd; bl^da zu bl^ u. s. w. Dann auch noch
bei Adj.: d6iz9n, öak. düzan, rdwn, öak. rävan u. s. w. Ebenso
beim Partiz. auf l in gewissen Formen.
Bei fallendem Akzent mufi der Vokal, falls er von Haus
aus kurz war, gedehnt werden: bpg, Stok. bog; brfd, Stok. brfd^
dpi, Stok. do; ddm, Stok. dorn; drpb, Stok. drob; gpd, Stok. göd^
gpH, Stok. göst; h$d, Stok. hCd; mpst, Stok. tnost; npht, Stok. nckat.
837
ngs, stok. nös; ^; plpd, gtok. plöd; plqt, ötok. plot; ppt, Stok. pot;
rgd, 6tok. rod; rpg, Stok. rög; r$k, Stok. rok; «iöA, Stok. dcok;
8pk, Stok. ^A;; ^f^; vgz, fitok. war; 2t^ £ak. zvön (Stok. zrono).
Worte der t-DekL wie kpa, Stok. A:o^; mpd, Stok. iiiod; n^ Stok.
noö; spi Stok. ^ o. s. w. dann l^, Stok. {edf; iitf(2, Stok. med.
Von der i-DekL: ;??<J, Stok. peö, dann: 7^?, W^, m^, pl^a,
sm^, i^, t^ö u. 8. w. Dieser Akz. rückty wenn das Wort an
Silben zunimmt, immer auf die nächste: ledü zu 2^. Aber auch
kolp, fuhd, Stok. kclo, nebo, gasppd, stok. gospöd u. s. w. Selten
sind mehrsilbige Worte, die ihn auf der ersten Silbe behalten,
wie v^t»r, fnSs9c, mi99i, vqtpi, wo also der Halbvokal eine Bolle
spielt, ebenso in dne aus dtne u. s. w.
Ein Präpositionalausdruck gilt als ein Wort: bpg, Gen. böge,
aber od hgga und Stok. bog, boga aber od boga; gräd, gradü, aber
iz gräda und Stok. grad, gräda, aber od gräda; gräd pred gräd
und Stok. pred gräd; tuhg, na n^, Stok. na nÄo; gradü, iza
gräda, Stok. Iza gräda; v^, pov^, prippv^, Stok. tüjest, popi-
jest, prtpovijest; v^, pov^, zapqvfd, Stok. zapovijed u. s. w. vgl.
auch r. nd rodz, nd bokb, pö Usu, p6 dvoru, Izb domu, zd ruku,
zd borodu u. s. w.^
Dieser verschobene fallende Akz. kommt vor:
Im Akk. Sg., Nom. Akk. Dual, und PL solcher Subst, die
das a des Nom. jetzt noch betonen oder es einst so betonten:
Akk. vodq, stok. vodu, r. vödu, Nom. Akk. Du. vod?, PL vod^,
Stok. vode zu vöda; kozq, koze, koz^; ntejq, nteje, meß; nogq,
nog§, nog^; smolq, smol^, smcl^; vgl. auch na gdro, v rqke, na
glävo. Wie schon oben S. 236 erwähnt wurde, haben diese
Worte im Instr. Du. und PL -ama, ämi, aber hier ist der Akz.
nicht verschoben, vgl. £ak. nogämi, r. nogämi, Stok. nögama.
Im Gen. PL haben derartige Worte Formen wie zemalj und
zimdlj.
1. Es ist darauf zurückzufahren, daß im Wortinnern eine Silbe mit
einem fallenden Ton und zwar schon im ürslav., wie es scheint, oder
wenigstens im Buss. und SCLdslay. nicht geduldet wurden, sondern ihren
Akz. an die vorhergehende abgab. Im Slov. rückte er dann wieder auf
die nächstfolgende Silbe (vgl. S. 230). Leakien nimmt dagegen an, daB
die älteste Betonung od hlga, na glatxj^ pod obiäk war und meint, es lasse
sich nicht erweisen, daß das Slov. diese alte Betonung in seinem od
boga, na glävo, pod oblak nicht festgehalten habe (Afsl. Phil. 23, S. 392
—398).
238
Auch drei- und mehrsilbige Worte wie dezäa: dezd^, deid?,
dezd^, Ifpöta: Ifpotq, Ifpoti, Ifpot^.
Im Gen. 8g. und im Nom. Akk. Dual, und PL bei einsilbigen
Mask. mit fSedlendem Ton: gradü, gradä, dradövi, grad^, grad$ve.
Im Dat Sg. gewöhnlich auch hogü, mozü, svftu. Wenn die Worte
das Suffix ov annehmen, bekommt es diesen Akz.: sinpvi, ain^,
singvom, pri sin^ih, nur im Gren. PL singv.
Bei den Fem. i'-St im Gen. Sg., Nom. Akk. Dual, und PL:
zu Hvär, Gen. Sg. stvari^ Nom. Akk. und PL stvari; ebenso z. B.
gqs, gosi; k$H, kasti.
Dann noch in einigen adjektivischen Formen und {-Partizipien.
Werden zwei Vokale kontrahiert, so hat man sich das
Schema zu merken <ia'^ ä und ad=:ä. Hier sind insbesondere
die Formen igräm aus tgräjem, igrää aus igräjei, igrä aus igräje
wichtig. Wir haben nämlich oben S. 206 Anm. das s. Igram,
kopäm, kopää u. s. w. zurückgeführt auf ein älteres *igräfn, *igräi,
^kopäm, *kopäi u. s. w. und nun finden wir es im Slov. noch
wirklich belegt^.
Für ad =^ d hätten wir z. B. Instr. Sg. tq aus *tojö, aksL
tojq, darnach auch gorq aus *gorojd.
Bulgarisch. Wie das Slov. verrät auch das Bg. die Int
der kurzen Silben im Südslav. War die Kürze steigend betont,
so bleibt der Akz. im Bg. (insbesondere im Ostbg.) an derselben
Stelle: bg. köza, §tok. kdza, slov. kqza. War dagegen die Kürze
fallend betont, wird der Akz. wie im Slov. auf die nächste Silbe
▼erschoben: bg. mari, slov. morj^, §tok. more; bg. okö, slov. okp,
itok. oko; bg. poli, slov. polj^, §tok. polje»
Dieselbe Regel gilt auch von den betonten urspr. Längen,
die zwar verkürzt werden, aber die Qualität des Akz. zeigt sich
in derselben Weise z. B. bg. kvasit, gtok. kväs; bg. lekit, Stok.
üfek — lek; bg. darit, Stok. dar; dagegen: hg. grächzt, iichgrah;
bg. bidvt, Stok. blö.
Aaf diese ErBcbeinimg hat zunächst Fortunatov aufmerksam ge-
macht und zwar bei Worten mit der toW-Gruppe, wie z. B. bg. dato, r.
zölotoj gegen bg. bläto, r. bokfto (Afsl. Phil. 4, S. 675 f.). Das Prinzip
wurde dann auch tinf die anderen langen Silben ausgedehnt und mit dem
ätok. verglichen von Gonev (in Sbomik za narodni umotv. u. s.w. Bd. 6,
8. 3—82, im J. 1891). Bei den langen Silben klappte es überall, aber
1. Analog muß auch das ostbg. gUdoin, gUdai . . . neben igr^^^
igrdjei (Afsl. Phil. 21, S. 1—10) beurteilt werden.
239
nicht mehr bei den kurzen, da die von Yaljavec entdeckte Int. der kurzen
Silben erst apfiter die Sache beleuchtete. Vgl. auch Leakien im Afsl.
Phil. 21, 8. 1-10.
In den östl. DiaL ist jede Spur der einst vorhandenen
Quantität verloren gegangen. Dagegen haben einige maced. Dial.
bis in die Gegenwart die Länge gerettet (vgL Matov im Sbomik
za nar. um. u. s. w. 1, S. 462), Im Osten wurde also früher die
Quantität aufgegeben, weshalb diese Dialekte auch dem R in
dieser Hinsicht näher stehen.
Russisch. Das R, welches jeglichen Quantitätsunterschied
aufgegeben hat, besitzt noch einen beweglichen Akzent. Trotz
mancher Abweichungen bewahrt derselbe noch vielfach seinen
urslav. Sitz, ja in vielen Fällen selbst auch den ursprachlichen,
z. B. zenä, Akk. Sg. zenü, Stok. zina, ihnu ,da8 Weib', gr. y^^
9L\,gnd; ebenso snochd ,Schwiegertochter<, Akk. snockü, Stok. mdha,
snäku ,SchwägerinS ai. mu^df gr. w6q; weiter r. M aus sfM, gr.
kanoVf ai.aatdin, urspr. ^k^rpiAm; r.ßgö, jemii, iltok.nj^a,nfimu,
£ak. Aegä, tegä, gtok. tiga; Bb,fho, fmu, woraus ho, tnu. Sobo-
levskij macht auch aufmerksam auf die r. Eigennamen wie
Dumavö, Blagavö, Chüravö (S. 271).
Wichtige Dienste leistet uns auch das B. bei der Bestimmung der
urspr. Tonqualitfit in Worten mit der Gruppe tori, toU, tert^ UU z. B.
r. gorodb^ s. grad\ r. goröehb, Itok. grah, b. hrdeh ^Erbse'.
Viel Altertümliches bieten uns auch die ar. Denkm., soweit sie den
Akz. bezeichnet haben, doch ist bis jetzt noch zu wenig auf diesem Ge-
biete gearbeitet worden.
Der r. Akzent, der exspiratorisch ist, scheint sich auf die vorher-
gehende Silbe zu drängen. So hat Potebnja bezüglich des Südgroßr.
und Bogorodickij bezüglich der Schriftsprache konstatiert, daß die
dem Akz. vorhergehende Silbe durch eine größere Intensität und Klar-
heit von den übrigen nicht betonten absticht (Brandt, Lekcii po istor.
gramm. russk. jaz. 1892, S. 34—36). Daraus würde man schließen, daß
der r. Akzent einen im Allgemeinen mehr fallenden Charakter ange-
nommen hat.
Ist die vierte, fünfte, sechste oder gar siebente Silbe des
Wortes vom Ende an betont, so bekommt die Schlußsilbe einen
Nebenton: ddoveöeskagb, dpromeUjü, pdchorony, müostovyi, müo'
stivagö, vsemüosfivSßemü (Sobolevskij S. 264).
Wichtig ist die Frage, ob das R auch eine verschiedene
Int bei kurzen Silben gehabt habe. Das könnte natürlich nur
aus ihren Folgen beurteilt werden und da steht uns leider sehr
wenig Materiid zu Gebote. Das einzige sind die Präpositional-
240
ausdrücke. Bekanntlich wurde im Wortinnem der fallende Ton
nicht geduldet, der Akz. wurde in diesem Falle immer gegen den
Wortanfang zu verschoben (also wie später auch im Stok.): z. B.
r. skövorodu st des erwarteten akavörodu zu akovarodä (nach
birodu zu horodd). In Piilpositionalausdrücken kommt dieselbe
Erscheinimg vor. So haben wir im R. 2^ ruku (vgl Stok. ruhi),
zd borodu (vgl. r. Akk. börodu, itoL brädu). Wenn es sich auch
vor gewissen kurzen Silben, bei denen man im Südslav. eine
fallende Int nachweisen kann, regelmäßig wiederholen würde, so
könnte man dann daraus denselben Schluß ziehen. So hob Val-
javec nd-foru (vgl. slov. Akk. Sg. gar^ aus fforp) gegen na-völfu
(vgl. slov. v^lja, gtoL volja ,Wille'), hervor, was dem unterschiede
bei urspr. IJmgen z. B. jnf garodomb gegen za boUiofm entspricht
Allerdings haben wir auch Abweichungen wie zd novo (vgl Stok.
nov, nova, novo). Immerhin könnte man zugeben, daß dieser
unterschied auch im B. bestand, daß es sich aber in diesem
Falle um sekundäre Erscheinungen handeln würde, haben wir
gesehen.
Das Kleinras 8. stimmt im Allgemeinen mit dem Großr. überein.
So sagt HanuBz: »Es läBt sich nicht verkennen, daB im großen and
ganzen eine Übereinstimmung zwischen der klrnss. und russ. Betonangs-
weise herrscht, aber im Einzelnen findet man doch viele Abweichungen«
(Afsl. Phil. 7, S. 222). Die von Ogonowski ausgesprochene Ansicht,
daß die klruss. Betonung in früheren Zeiten von der r. durchaus ver-
schieden war (Studien, S. 219), ist ganz und gar unbegründet. Es zeigt
sich auch in akzentueller Hinsicht, daß Kleinr. zu Großr. gehört. Das-
selbe gilt vom Weißrussischen.
Der r. Akz. des Yerbums ist wissenschaftlich behandelt Ton P.
Boyer (L'acoentuation du verbe r. Paris. 1896), bezügl. des Nomons
findet man Einiges bei R. Brandt (Na^rtanie sla?. akcentol. Pet. 1880).
Mehr praktisch ist G. Perot (L*accent tonique dans la langue r. Lille.
1900).
PolniscL Das P. hat einen fixen Akzent auf der vor-
letzten Silbe. Wie uns Mucke gezeigt hat, entwickelte sich
derselbe aus einem Nebenton, den man noch im Ns., das mit
dem P. inniger verwandt ist, beobachten kaim.
Diesen Nebenton kann man nun desto besser unterscheiden, je
weiter man gegen Osten vordringt, so daß daduich ein Zusammenhang
mit dem P. als erwiesen erscheint. Man wfirde darnach im P. einen
Nebenton auf der ersten Silbe erwarten und das scheint auch wirklich
in vielen Gegenden der Fall zu sein.
241
Längen haben jetzt die Polen keine. Das hat zur Folge^
daß sie auch fremde längen nicht recht beachten können^.
Einmal hatte aber auch das P. Längen und der Beflex derselben
sind die jetzigen verengten Vokale : samogloski ieiednion^ cEyli poehylon^.
Das beweist die Schreibweise in ap. Denkm. (z. B. an, oo a. s. w.) als
auch die direkte Nachricht des p. Orthographen im XY. Jhd. Parkosz
und Zaborowski im XYI. Jhd. Auf Grund dieser ziemlich deutlichen
Bemerkungen konnte daher Maiecki mit Recht im J. 1863 in seiner
Gramm. S. 9 behaupten, daß es im XIV. und XY. Jhd. im P. noch einen
quantitatiTOB unterschied unter den Vokalen gegeben hätte. Dennoch
wurden die alten Zeugnisse und die alte Orthographie nicht immer
richtig gedeutet.
Die p. Quantität hinsichtlich der Nasale untersuchte Loren tz
(Afsl. PhiL 19, S. 132-167, 339-379) und hinsichtlich aller Yokale
KuTbakin» in der mit großem FleiB zusammengestellten Arbeit >K» ist.
i dialekt. poFsk. jaz.c 1908 (im »Sbornik» otdöl. russk. jaz. i bIot. tom»
73, Nr. 4).
Daraus geht hervor, dafi die Erhaltung der Längen nicht so
sehr von der Qualität der Betonung als von der Stellung der
Länge im Verhältnisse zur betonten Silbe abhängt Lisbesondere
ist zu bemerken:
1) unter dem urspr. Akz. wird eine Länge verkürzt,
mochte er steigend oder fallend gewesen sein (es empfiehlt
sich offene Silben heranzuziehen, weil z. B. in einsilbigen ge-
schlossenen Worten sekundäre Änderungen eintraten): tn^, r.
müka, Stok. müka ,PeinS prz^za, r. prjdza, s. preäa, 2ak. prija,
h.pr{ee ,6am'; dial. und Schriftsprache: öctia, r. ddia, Stok. dääa,
b. düe yBecher'; dial. und Schriftspr. rana, r. räna, Stok. räna,
b. räna ,Schlag, Wunden
Bei fallender Int : k^ Gen. Sg., r. küsa, Stok. kusaf b. kusa,
kusu, m^ Gen. Sg., r. müea, ätok. müza, b. muie; diaL und
Schriftspr. 8adu Gen. Sg., r. säda, Stok. säda, b. sadu u. s. w.
Dasselbe gQt auch bezüglich des KaSubischen (vgl. Eul'bakin«,
S. 126-127).
2) Unmittelbar vor dem urspr. Akz. bleibt die Länge
erhalten: mqka, r. mukd, Stok. müka, öak. müka ,Mehl'; prqd
— prqdu, r. prudz, prudä, s. prud, prüda ,Strom, Sandbank,
1. Vgl. bei Storm (Engl. Phil. 2. Aufl. S. 14): ^WaB die Polen an-
langt, scheinen aie nicht so gut wie die Bussen zu sprechen ; sie behalten
fast immer einen sehr ausgeprägten Akzent und sprechen alle Vokale
kurz ohne den folgenden Kons, zu verdoppeln, was besonders im Germ,
das Ohr verletzt: ,Noch ist Pö'len nicht verl5'ren'<.
Vondr&k, Vgl. «Ut. OnmiD. I. 16
Dünef; iqka, r. lukd, iak. lükä ^Wiese^; pqd, pqcia, r. puit, puti,
eak. put, puta ^Weg^; 8q8iad, r. 80sed^, Stok. aüsfed, £ak. «a^e^I^
sOaieda; diaL divoh, schriftspr. cAu^oA» yLob', r. chvald, iak. /itfa,
Stok. divdla; r^, vgl b. n«Ä:a> r. rukä, hat seinen Vokal der
Akkosativform (Stok. rüku) zu verdanken; so noch in einigen
Fallen.
Diese Begel gilt auch bezüglich des Ea§.
Die Erhaltang der L&nge vor dem Aki. ist ans .auch aus dem B.
und S. bekannt, aber damit kann man nicht vergleichen, daß im B. die
▼ortonige Silbe etwas kr&ftiger sei als die anderen unbetonten.
3) unmittelbar nach dem Akz. wird die Länge wie
im ^. so auch im P. verkürzt: Qen, Sg. gci^ia zu gciqh
yTaubeS r. gSlvbja, öak. gaiüba, s. golüba, b. hdiAa; jarz^ Gen.
Sg. zu jarzqb Stok. järAa, b. jeröba zu jerdb ,Sperberbaum'
(,E[ranichO; jaärz^a zu jtutrzqb «Habicht', r. jdsMba, itok. ja-
BtrijAa, b. jestrdba; obr^pza Gen. zu obr^ (obr^) fi/eii^j r.
6bruöa, &toL obrüöa, b. cbrude; okr^ zu okr^ ^Schifif^y öak.
Hcnäa; lab^/izia zu iah^, lab^, ldbq6 ,SchwanS r. l&edja, Stok.
lobuda; otr^ yEleie", r. d^rubi; zoUfizi, r. iaudi, Stok. eelada
Gten. Sg. (öak. aber zdüda); pami^i Qen. Sg. zu pami^ ,Gte-
dächtnis'y r. pdmjati, Stok. pam^i.
Eine Ausnahme bilden im P. und B. mtMtiq^e, mtMtqeo, b. mJMe,
miiie0 ,Monat'; si|;V» s^<qi^A «Hase', b. zq/ie^ tqfie*; tysiqD, tyiu^ «Tau-
send*, h.UiiCf r. iysjacä und |iMnu{^, pMiiti^iisa, b./MfiÜE ,GeldstQck', Stok.
pefOit PI. f. «Greld'. Lorentz nahm an, dafi nachtonige Längen, wenn sie
eine fallende Int. hatten, verkürzt wurden, bei steigender jedoch erhalten
blieben, was unrichtig ist. Aber auch Kurbakin ist darüber nicht hin-
ausgekommen. P. fyM({e, b. <Mie und bIot. iü^ ist eigentlich, wie wir
weiter unten (bei 9», fi) sehen werden, ein Gen. PI. mit einer Dehnung,
und der EinfluA dieses Kasus zeigt sich auch in den anderen Worten,
von denen der Gen. PL eben häufig gebraucht wurde.
4) Offene Längen im Auslaute werden verkürzt: Akk.
Sg. traw^ r. tratü, Stok. trdvu; ghw^ r. gHovu, Stok. gUtu; der
Sitz des Akz. ist also nicht entscheidend. Im Instr. Sg. der o-
Siämme p. ryb(f, b. rybou liegt eine Eontraktion vor. In der
3. P. FL &fd^ b. hud4m war die Silbe ursprünglich nicht offen.
Was die Nominative wie vcid, Akk. vok^ anbelangt, so hat schon
Baudouin de Courtenay eine richtige Erklärung gegeben (Beitr. VI,
S. 25—26). Es hat darunter Subst. mit urspr. -»ja gegeben, wie s^itf,
aksl. m{({m, 9i^ju r. tud^d\ ebenso hra6d. Hier ist die Länge erst später
infolge der Kontraktion entstanden und hat sich dann bei den urspr.
/ü-Stämmen überhaupt verbreitet: n^hd^ rold, dold, volä. Analog auch im
243
Akk. Sg. volq a. 8. w. Heniiutage aind es dialekt. Eigentfimlichkeiteii.
Durch Kontraktion ist auch die Länge im Gen. Sg. der Subst. auf »;#
wie ffilüMfCtf, pokoMd o. 8. w. im Ap. entstanden.
Daß eine Länge im offenen Auslaute verkürzt wird, können
wir auch im B. und S.-kr. beobachten.
6) ürspr. Kürzen bleiben in offenen Silben sowohl
im P. als auch im B. erhalten. Wird die Silbe geschlossen,
so erfolgt eine Dehnung nach den oben S. 216 angege-
benen Normen.
Polabisch. Hirt kam bezQglich des Polab. in seiner Ab-
handlung »Die Betonung des Polabischenc (Berichte der kgl.
Sachs. Gesellsch. d. W. 1896) zu folgendem Besultate: »Auch in
dem Akzent verleugnet sich die Verwandtschaft mit dem P. nicht
Sehen wir von der Begel ab, daß zweisilbige Paroxytona Oxytona
werden, die wir als jung betrachten dürfen, so haben wir die p.
Betonung auch im Polab. vor uns. Denn wenn Oxytona und
Proparoxytona zu Paroxytonis werden, diese selbst aber erhalten
bleiben, so ist die p. Betonung gegeben. Man wird auch leicht
erkennen, dafi wir es mit zeitlich auseinanderfaUenden, jedenfalls
auch auf verschiedenen Ursachen beruhenden Vorgängen zu tun
haben, die allmählich erst zu einem einheitlichen Ergebnis geführt
habenc (S.242). Por^ezinskij verspricht uns nachzuweiBen, dafi
die Eihaltung der alten Längen im Polab. unter denselben Be-
dingungen stattfand, wie im P. (IzvSst VII, Bd. 2, S. 202f.); ich
vermute aber hier einen noch größeren Anschluß an das Böhm.
Böhmisch. Betont wird die erste Silbe des Wortes, mag
es noch so viele Silben haben: vy-hro-vä ,gewinnt', pod-u-diM
yünterlehrer', vä-le-^ ,eine kleine Walze' (geschrieben vdledek).
Präpoeitionalaasdrficke werden auch hier als eine Einheit aufgefaßt,
daher do kouta ,m den Winkel', pod potUli ,anter dem Bette', ebenso die
Negation mit dem zugehörigen Worte: ne^mäm ,ich habe nicht', ntf-roHBir-
mU ,da verstehst nicht'.
Wie wir sehen, trifft der Akz. sowohl kurze als auch lange
SQben und es handelt sich nim um seine Qualität Diese kann
natürlich am besten in langen Silben ermittelt werden. Bis jetzt
hat man ihn nun in diesen Fällen als steigend bezeichnet, aber
das ist nicht ganz richtig. Schon die graphischen Darstellungen
einiger b. Akzenttypen hinsichtlich ihrer Tonstärke und ihrer
Quantität von Gauthiot und Yendryes (MSL. 11, S. 331—335)
brachten eine kleine Überraschung in dieser Beziehung. Hier ist
nämlich der Akz. in Uiz-kä allerdings als etwas steigend darge*
16*
244
stellt dagegen jener in vrd-na ^RaW ganz deutlich als feilend.
Das ist nun richtig: der b. Ak2. ist hinsichtlich der Ton-
stärke fallend und zwar auch iabUzhd, so daß die Darstellung
des Akzentes bei diesem Worte nicht als richtig angesehen werden
muß.
Man kann es genau bemerken bei Worten, die mit einem Diphthong
beginnen, wie z. B. in saud ,6ericht' (das ou setzt ein urspr. langes u
Torans): $o beginnt mit der größten Tonstärke, die dann naehläBt, da-
gegen scheint bei u der Ton etwas höher zu sein. Analog in hrdoa, hiUU
n. B. w. Eine analog«^ Divergenz bemerken wir nar in der zweiten Hälfte
des langen fallenden Akz. im S.-kr., wo wieder die Tonhöhe abnimmt,
die Tonstärke aber zuzunehmen beginnt, so daß ein zweiter exspiratori-
scher Gipfel entsteht. Aber sonst kann der b. Akz. weder mit dem
fallenden, noch weniger mit dem steigenden Akzente im S.-kr. verglichen
werden.
Ist der Ton bei langen Silben hinsichtlich der Tonstärke fallend,
so können wir es mit großer Wahrscheinlichkeit auch bei kurzen Silben
erwarten. In dieser Hinsicht sind aber die Darstellungen bei Gauthiot
und Yendrjes offenbar unrichtig. Nach denselben ist er wirklich fallend
in Xa-/tf-d'y, dagegen in pra-ci'^a steigend; das kann doch nicht richtig
sein. Nebenbei bemerkt, soll nach diesen Darstellungen, die höchste In-
tensität in i6«<^0, mi-id, hä-^äi einen Teil der zweiten Silbe erreichen, in
u-k^nym^ »pa-^i4y€h weist Qberhaupt die ganze zweite Silbe die höchste
Intensität (Tonstärke) auf. Diese Worte können unmöglich richtig vor-
gesprochen worden sein. Nur in la-iM-<ly, pra'Vi4a, sa-r^-to/, »ly-Ü-te (wo
also die dritte Silbe kurz ist) ist darnach die höchste Intensität auf der
ersten Silbe, was richtig ist, aber nicht mehr in k%&4»i6'ku, pfhUmi'Stvu
(hier ist po'tom94vu\ wo wieder die zweite Silbe die höchste Intensität
aufweist.
Neben dem Hauptton hat jedes drei- oder mehrsilbige
Wort auch einen Nebenton, über dessen Sitz bei vier- und
mehrsilbigen Worten nicht gleiche Ansichten herrschen. Was
seine Qualität anbelangt, so ist er dem Hauptton homogen, be-
steht also auch in einer Tonerhöhung und Tonverstärkung.
Nach den Darstellungen des Gauthiot und Yendrjes sind bei allen
dreisilbigen Worten die dritten Silben, auf denen der Nebenton ruht,
hinsichtlich der Tonstärke am schwächsten. Daraus würde folgen, daA
sich der Nebenton nur in der Tonerhöhung äußert, was mir unwahr-
scheinlich ist Eine mäßige Tonverstärkung findet hiebei jedenfalls statt.
Wir wollen nun den Sitz des Nebentons in einzelnen Wortkategorien und
auch das Verhältnis der Silben näher bestimmen.
Zweisilbige Worte. Die erste hat den Ton. Sind beide
Silben quantitativ gleich, d. h. beide entweder lang oder kurz,
oder ist die erste lang und die zweite kuns, so ist in tonischer
246
Hinsicht die zweite Silbe tiefer ala die erste und zwar ist im
letzteren Falle die Differenz am gröBten, also z. B. in krd^va
yEuh' (betont: krä-wi), anmbek ^ kleiner ZahnS aber auch in
VMla yWasser' ist der Untersohied hinsichtlich der Tonhöhe so
großy daß er ohne weitere auffiUlt; desgleichen in strädä ^eidet^
(geschr. strädä).
Ist dagegen die erste Silbe korzi die zweite lang, so erfährt
die zweite Silbe gegen die erste auch ein« Tonemiedrigong, aber
diese ist viel geringer als früher, z. B^pc-da ßXi\f (gßBda.padä);
tMi jAehif (vidi). Die Silben -da, ^{ sind hier nur um geringes
tiefer als pch, v»-. Dieser Umstand mnfi hier besonders henror-
gehoben werden.
Dreisilbige Worte haben den Nebenton immer auf der
dritten Silbe. Wie schon erwähnt, äußert sich dieser als eine
Erhöhung und wohl auch Verstärkung der dritten Silbe
gegenüber der zweiten.
Sie ist am intensivsten and daher am leiehteeten wahrnehmbar,
wenn die vorletzte Silbe knrz nnd die dritte lang ist, s. B. Ua-la^mir
,Tintenfafi' (geschr. kalamär), po-eho-vä {poehotd),
Ist dagegen die zweite lang and die dritte knrz, so ist sie be-
deutend geringer und kann infolgedessen nicht mehr so deutlich wahr-
genommen werden, z. B. vt-jM^k ,kleiner Soldat* (9i0d6$k\ fftm-Aü^ä ,Haus-
Tater* {pmiMß\ Die Tonrerhältniss« derartiger Worte wurden hftufig
unrichtig aufgefaSt, was zum Teile jetzt noch gesohieht. Da die zweite
Silbe nach dem Früheren gegen die erste nur eine nicht fllr jedes Ohr
wahrnehmbare Tonemiedrigung aufweist und eine Lftnge enthftlt, so daS
ihr akustischer Gesamteffekt den anderen gegenfiber bednutend ist,
wurde hier häufig der Sitz des Akz, gesucht. Darnach richteten sich
die Dichter lange hindurch. Wahrnehmbarer ist dagegen die Differenz,
wenn neben der zweiten auch die dritte Silbe lang ist: pa^tü-dk ,erzfthlt'
(poMd).
Viersilbige Worte werden hinsichtlieh des Nebentones,
der hier nicht so intensiv zu sein scheint wie bei dreisilbigen,
nicht gleichmäßig behandelt Es ist zu unterscheiden, ob die
Yorletzte Silbe kurz oder lang ist Ist sie kurz, ist der Nebenton
auf der yierten Silbe, was namentlich dann dentlicb ist, wenn
diese auch lang ist, z. B, in do-MOrßrsth ,gewifiS n^ka^inrikä
,HandBchuhS do-btihiUvp ygütiff (dcbrativ^ de^va^d^-tai ,neimzig^
{dewMdudt), po^värii4\ ,erwägen< (poviitti), nhmA'ie4i ,ihr könnet
nicht* u. s. w.
Ist jedoch die vorletzte Silbe lang, bekommt sie den Nebea-
ton: ko-lo-vrä^dc ,Drehorgel^ (kdavrätek), po-nujhhärie ,ihr bellet^
246
{pamahdU, Schriflspr. meist pamdhäte), po4cUSrdarU ^hr beleget'
{pMddÜe).
Gebaner lehrt hier abweichend, daA der Nebenton in yiereilbigen
Worten auf die dritte Silbe komme, gibt jedoch sa, dait er anoh aaf die
vierte kommen kOnne, beeonders wenn die dritte Silbe kurz, die vierte
dagegen lang sei (Eist ml. I, S. 578 f.)- Kral möchte wieder eher daran
festhalten, dafi der Nebenton auf die dritte Silbe komme und auf die
yierte nur dann, wenn auf der ersten ein besonderer Nachdruck liegt
u. 8. w. (listy fil. 26, S. 24-26).
Fünfsilbige Worte haben den Nebenton in der Begel auf
der vorletzten Silbe: nSfpraiHfj-i^T^ A'^ wahrhafteste', ne-ty-
luh^-me ywir werden nicht hinausw^en^, korrchfi-^l^tdc ^eine kleine
Nelke') n/^-po^v^zh^ne ywir werden nicht fOhren', ie-8ti4(hkH^m
isechsellig'.
Gebauer ist eher geneigt, den Nebenton der dritten und fOnften
Silbe Euzusprechen: »«-ey-Ad-dt-M^ (also zwei Nebentöne), dagegen verlegt
ihn auch Kral auf die yierte. In Zusammensetiungen macht sich mit-
unter der Einfluß des unkomponierten Wortes geltend und so kann es
ausnahmsweise auch ütUlöMni heifien.
Bei sechssilbigen Worten findet man den Nebenton auf
der ffinften Silbe: nhuym^vUHng yUnverbesserlicbS nijraztamilijH
yalleriiebst'y aber neodpamdala (neodpavidala) ,sie antwortete nichf ,
weil die drittletzte Silbe lang ist.
Darnach ist es klar, daß die oben erw&hnten Darstellungen unseres
Akzentes durch Gauthiot und Yendryes nicht richtig sein können. Der
Fehler kann durch Torschiedene Umstände herbeigeführt worden sein.
Es wäre richtig gewesen neben der Tonstärke auch den tonischen oder
musikalischen Aks. sur Darstellung su bringen, wie es beim s. Aks. im
selben Band geschehen ist. Ich muß hier noch einmal im Gegensatse su
Kr&l (in Listy fil. 26, S. 19—20) mit Nachdruck herrorheben, dait jeder
Hauptton im B. nicht bloB in einer Tonverstärkung, sondern auch
in einer TonerhOhung besteht und zwar nicht bloß bei der Aussprache
einzelner Worte, sondern auch im Satze.
Auch Pedersens Darstellung des b. Akz. (ich kenne sie nur nach
dem Auszüge des Prager Germanisten Kraus in Listy ftL 30, S. 228f.)
ist Tielfaeh unrichtig. So glaubt er, dafi ein starker Nachdruck auf der
«weiten Silbe normal sei, selbst auch z. B. im Worte uUee ,Gasse'.
Auch wirke hier vielleicht die Erhöhung der Stimme. Er hat überhaupt,
wie auch Kraus Termutet, die TonerhOhung, die, wie wir sahen, eine be-
deutende Bolle spielt, nicht Ton dem exspiratorischen Nachdruck unter-
scheiden können, was einigermaßen befremdet. £s klingt ganz unglaub-
lich, wenn behauptet wird, daB der höchste Ton sich in uUee auf der
zweiten Silbe, nicht aber in nime^ ,StraBe*, mhtwne* ,Sprachlehre' finde.
Die zweite Silbe wäre am höchsten in Zuhai^ (was unrichtig ist), nicht
aber in ZMbaUho,
247
Man findet häufig die Ansicht ausgesprochen, daß die Ver-
schiebung des Akz. auf die eiste Silbe unter dem Einflüsse des
Deutschen geschehen sei, was um so plausibler sein soU, als wir
es auch im Sorb., das auch in nächster Nachbarschaft mit dem
Deutschen sein Dasein fristet, finden. Im Deutschen gibt es bei-
lieh idele Präfixe, die unbetont bleiben, so dafi der Akz. hier
nicht immer auf der ersten Silbe vorhanden ist Im B. haben
gerade alle derartigen Präfixe den Hauptton auf sich.
Der d. Einfluß könnte aber trotzdem in dem Sinne gewirkt
haben, dafi der b. Akz. in exspir. Hinsicht auch fallend geworden
ist Die Verschiebung konnte dann von selbst eintreten. Wenn
der Akz. in exspirat Hinsicht im B. ünllend geworden ist, so
konnte sich, wenn z. B. in der zweiten Silbe eine in exspirat.
Hinsicht feilende Uknge (die urslav. steigend sein mußte) vor-
handen war, dieselbe Erscheinung, die wir schon aus dem §tok.
bei fedlenden L&ngen kennen, wiedeiholen. Es ist ja wahrschein-
lich, daß ursprünglich eine solche Länge auch mit einem stark
entwickelten tonischen Gipfel anhob. Eine solche Länge gibt
ihren exspirat Akz. allmählich an die voihergehende Silbe ab
und behält zunächst nur den tonischen (musikalischen) Akz., der
dann fireilich auch verloren gehen kann. So entwickelt sich in
diesen Fällen in der ersten Silbe ein exspirat Akz., in der zweiten
Silbe haben wir in unserem Falle Längen mit einer Tonerhöhung.
Jene Längen aber, die eine üallende Tonhöhe hatten (Befiexe der
urslav. fallend betonten Längen), sind im B. aufgegeben oder ver-
kürzt worden.
Diese Verkürzung moA noch vor der AkzentTerschiebung stattgefanden
haben. Jeden&lls begannen aber selbet auch noch bei der beginnenden
Verkürzung diese Silben mit einem exspirat. Tongipfel, so daA eine Ver-
schiebung auch unter solchen Umständen hätte stattfinden können.
So war eine ganze Beihe von Worten mit dem Akz. auf
der ersten Silbe entstanden, andere Worte hatten ihn von Haus
•aus dort
Die sekundär betonten limgen im Anlaute nahmen den
Charakter der urspr. hier noch erhaltenen betonten Längen an,
die steigend waren, im B. aber auch üetllend geworden sind, und
das war jetzt hauptsächlich der Grund, dafi auch von anderen
Silben der etwaige Akz. attrahiert wurde, weil schon in einer
so großen Anzahl von Worten ein gleicher, fallender Akz. vor-
handen war. Im §tok. erhielt sich jedoch auf der ersten Silbe
248
ein vierfacher Akz., so daß derselbe im Anlaut nicht mehr eine
80 attrahierende Kraft wie im B. ausüben konnte. Sonst wäre
es hier gewiß auch zu einer Anfieingsbetonung der Worte ge-
kommen.
Dehnungsfähige Silben wurden unter dem neuen Akzente
nicht gedehnt Es käme höchstens der ab. Aorist: vide aus vMe
,duxit^ und andere derartige Formen in Betracht, aber da ist der
Akz. nicht verschoben, vielmehr war er auf der Stammsilbe und
so kann die Dehnung von der 1. P. Sg. vedz woraus rid ihren
Ausgangspunkt genommen haben. Analog dann auch iüe, pUie^
Solche Dehnungen unter dem Einflüsse des Akz. sind übeihai^t,
so weit sie vorliegen, späteren Datums und es ist nicht immer
sicher, ob sie so zu erklären sind. Hierher gehört das volkstüm-
liche mü-e ,Meer^ (Schriftspr. molre), nini Schiiftspr. nmi (also
eigentUch eine Verlegung der Quantität), früher auch nyiti st
nyni (analog wie nini). Sonst bleibt die Kürze trotz des Akz.:
fmnoku, neayta u. s. w. (vgL S. 221).
Erhaltupg und Verlust urslavischer Längen.
1) Urslav. betonte Längen werden im B. erhalten
wenn sie steigend sind. Haben sie eine fallende Int,
so werden sie verkürzt
a) Steigend betonte Längen: ühd ,WinkelS Stok. ügal,
p. w^id, r. ügol; pouto ,Fes8elS p. pqto, ätok. päto; nouze ,Not,
Elend', p. n^za, slov. nqja, §tok. nuida, klr. nüza; pfize ,Gam',
p. prz^dza, Stok. preda, r. prjdza; krdva ,Kuh', 8tok. kräva, bg.
kräva, lit kdrvS; hrdch (Gen. hrachu st. hrdchu nach dum, domu
u. s. w.), stok. ffrah, r. goröch, ebenso mrdz ,Prosf , ätok. mräz,
r. mordz; präh, prahu ,Schwelle*, Stok. präg, r. parög, bg. prägbt;
hrouda ,Scholle', Stok. gruda, r. grüda; Upa ,LindeS slov. Upa,
§tok. Upa; päd ,FallS slov. päd, pdda.
b) fallend betonte Längen; dub ,Eiche', itok. düb, düba,
r. dub, duba, bg. d^b^t, p. d/i^, d^u; muz ,Mann^, p. tnqz, §tok«
müz, bg. rmzit; hlad jHimger', StoL gläd, r. g6lod; hrad ,Burg',
Stok. gräd, r. g6rod^, breh ,Ufer*, Stok. brljeg, brljega, r. biregb,
bg. bregit; drtA ,Geno8se', Stok. driig, lit draügas; duch ,Gtehöi^,
slov. slüh; öin ,Handlung<, Stok. öin, &na; syn, Stok. 8%n, r. sgm,
8^na; dar ,6eschenk', Stok. dar, dära, r. dar^, ddra.
Zahlreiche andere Beispiele führt F. Öerny an in Listy fil. 24,
8. 343—354, 421—431 und 27, S. 17—22, doch ist die Int. nicht immer
richtig angegehen.
249
Allerdings haben wir auch im. B. Kürzen statt der erwarteten
Lftnge bei steigender Int.: cm^ ,ZeitS Stck. <ä«, et 8a, sIot. com, cä$a: did
jGroßTater*, Itoli. dßd, ^da, %\oY.d\d, ^da, r.did^^deda; Aai , Schlange*,
B. ^<Mf> ff^da, sloT. ffäd. gada .Viper* ; hnio ,Zom\ Stck. gnßv, gr^'eva, bIov.
gn^9, gn4va\ krtj ,Kreis, Gegend', s. kraj {" wegen j aus*), Aro/a, slov.
hrqj, kr4fa; rak ,Kreb8\ itok. rak, raka, sIot. räk, räka; tvat ,der Ver-
schwägerte', itok. «r«^, «rata, slov. 9vät, tvdia; $yt ,8att', s. äU f. «tta, slov.
tU, 9iia. Diese Kürzen sind aus bestimmten Kasns mit langen Suffixen,
vor denen eine Verkfirznng des Stammyokals eintrat, yerallgemeinert
worden (vgl. Verf. BB. 30, S. 114— 115). Andererseits gibt es auch Worte,
die Längen bei nrspr. fallender Int. enthalten : Mär ,Glut', itok. iar, iura,
sloY. Mir: Mir ,die Mästung, das Futter*, Itok. Mtr, Mfra. sIot. MTr; tnih,
mMu ,Schnee', itok. 9täj4g, tny^ga, sIot. ^nfg, »nfffa, lit. megat. Hier
haben wir es mit sekundären Dehnungen lu tun, die nach demselben
Prinzipe zu erklären sind wie z. B. iWIr, dvcrus MA, hoha (vgl. oben
8. 216 und BB*. 30, S. 116).
2) unmittelbar vor dem urspr. Akz. bleibt die Länge
erhalten (also wie im P., 8.): vymka ,MehlS p. nu^, r. fnukä,
itoL müka; haut, kotUu ,Ecke, Winkel^ p. kq^, kqta, r. kut, ktdä,
itok. kütf küta; aoud ^Gerichf , p. aqd, r. sud, sudä, itok. süd,
pUttno ^Leinwand^ r.polatnö, itok.pUUno; Ulö ^Schlüssels r.ldjudh,
Idjuöä, itok. ilfuö, Hjüöa; lauh ^Lauge', itok. lüg, luga; rauno
,VließS r. rund, Stok. riino; laridlo ^ügel*, r. krylö (PI. kr^la),
itok. krüo; vino ,WeiaS r. vinö^ itok. vino; hyk ^tiei^, r. hykh,
hykä, itok. bik, bika; svtce ,EerzeS r. wSdd, itok. svijica; chväla
Jiob'^ r. chvalä, itoL hvdla,
3) Unmittelbar nach dem Akz. wird die Länge wie
im P. yerkürzt Beispiele vgl. oben 8. 242 beim P.
4) Offene Längen im Auslaute werden yerkürzt:
Akk. Sg. hlavu, p. ghw^, r. gölovu; vedu ^führe^ p. tciod^.
Bezüglich der Kürzen gilt: ürspr. Kürzen bleiben in
offenen Silben sowohl im B. als auch im P. erhalten.
Wird die Silbe geschlossen, so erfolgt eine Dehnung
unter den oben 8; 216 angegebenen Bedingungen.
Bezüglich der Längen kann noch bemerkt werden: Gibt
eine urspr. betonte Länge an die vorhergehende erste
Silbe des Wortes ihren Akz. ab, so wird sie unter dem
Einflüsse des neuen Akz. nicht selten verkürzt. Hierher
1. Es ist gans richtig, wenn KuTbakin» wegen kai.ciM — oMa und
dial. p. eät^ioMm von einem p.-kai. *6MS'^*6äsa ausgeht; da im Ap. ist
sekundär und infolge der uns bekannten Dehnung entstanden (K» istor.
S. 181).
250
gehören die oben besprochenen Imper. ab. chrani, püi jetzt chran,
piä; ehrante, püte (S. 212). Weiter das Präs. tnüuju (müußj,
fnüujeä u. s. w. zu fnäavati ^eben' (vgl. S. 213).
Hierher kann man aach das Adjektiv nsrad gegen räd ,gern*, ab.
eist ,rein*, neckt ,anrein' und and. rechnen. Femer zam Teile auch
das kurze a der Verba der Y. Klasse. Teils war es nachtonig and
maßte kurz werden so z. B. in dilath teils war es betont z. B. r. cesdtt^,
8. cisati (vgl. oben S. 203); dieses war im B. lang und ist dann bei der
b. Akzentverschiebung kurz geworden: eeiati.
Das setzt voraus, dafi der neu verschobene exspiratorische
Akz. sehr intensiv war. Dort, wo er nicht verschoben war, d. h.
wo er von Anfang an auf der ersten Silbe ruhte, behaupteten
sich eher die Längen, wenn es sich nicht um offene Silben han-
delte. Auch dort behaupteten sich die Längen, wo sie durch
Kontraktion entstanden sind. Kopdä, kopd hatte im Urslav., wie
wir gesehen haben, den Akz. auf dem a, also kapdjeäi, kapdjett.
Da sich im B. die Längen hier erhielten, obzwar der Akzent
verschoben wurde, so ist es klar, daß er früher auf die erste
Silbe verschoben wurde und daB dann erst die Kontraktion
eintrat
Ln allgemeinen kann gesagt werden, daß jetzt die nach-
tonigen lÄngen — namentlich gilt es von den Endungen -^ in
der gewöhnUchen Sprache schon stark reduziert erscheinen, so
daß man hier von Kürzen oder auch von Halblängen sprechen
kann. So z. B. im Dat PL rybam (st rybdtn), vojdkum (st fo-
jdkäm) u. s. w.
Konsonantismus.
Ursprung and Bestand der slav. Konsonanten.
Die am meisten hervorstechenden Merkmale, durch welche
sich einerseits das Lit und Slav. von den anderen verwandten
Sprachen, andererseits das Slav. vom Lit unterscheiden, sind
durch die eigentümliche Behandlung der Gutturalreihen herbei-
geführt worden. Die Ursprache hatte bekanntUch drei Reihen
der Gutturalen: 1) die rein velaren: k, Ich, g, gh, 2) die labio-
velaren: ku, kifh, gu, guh, 3) die palatalen: Je, Jeh, §, §h.
Die beiden ersten Reihen^ sind im Lit und Slav. zusammen-
1. Hier wählt man auch für k ein q und für g modifizierte Zeichen.
251
gefallen und ergaben k und g, indem hiebei auch die aBpirierten
Laute ihre Aspiration verloren^ z. B. aksL kljudb ^Haken, Schlüssel^
lit. hUäti ^haken, hängen bleiben^ lat cUltfU, dävos, gr. xXnig
ySchlüssel' (urq>r. k oder q); aksl. kvto ywer', lit käs, gr. Wg, lat
quis, ai. käs ^wer^ (urspr. kit oder qu); aksl. (hstegz ^vestis^, lit
stögas ,Dach', ahd. dah, gr. aviyw^ lat (ejro (urspr. g); aksl. «iM^Ia
^ebeP, lit migiä, gr. ^/ux^^ yWolke', ai. naghds iWolkef (urspr,
^A); aksL bigt ^Lauf , lit iegrti ^^h fliehe', gr. tpißofiai j^eh&
(urspr. gu); aksL svUgh »Schnee^, lit snegas, got snaiws, gr. yi9)a
Akk. ^Schnee', lat nivem ninguü (urspr. gifh).
Bei der dritten Beihe stimmt aber das lit mit dem Slav.
nicht mehr übereiny trotzdem beide Sprachen, wie die balt-slav.
Gruppe ttberiiaupt, zu den «o^^n^prachen gehören. Je wurde im
Slav. zu s, desgleichen im Lett und Preuß., dagegen im lit zu
sz (ä); g und gh im Slav., Lett und Preuß. zu 2:^ im Lit dagegen
zu £ (i), z. B. aksL srtiem yHomiß', lett sirsis, preuB. sirsüis,
lit dagegen szirszu, ahd. kamaz, lat cräbrö aus *crasrö (urspr.
k); aksL zthio ygranum', let fimis jErbse', preuB. sgme {^ zime)
yEom'y dagegen Ut ifmis ^Erbee^y got kaum yEom'y lat gränum
(urspr. g); aksl. zima yEälte, Winter^, let ßma, preuB. semo, lit
dagegen äSmä, gr. x*'^^ ySchnee'y xsiiaw yWinter', lat hiems, ai.
himds ySUUtey Winter" (urspr. §h).
Da das Slav. neben dem aus h entstandenen • noch ein urspraeU.
• (wie auch das Lit) hat, z. B. 9ynt ,Sohn*, lit tfifMt«, ai. Hmnif, so ist
es nicht wahrscheinlich, daß beide Laute im Balt.-SlaT. zuerst zusammen-
gefallen und nachträglich erst im Lit. getrennt worden wftren; es wäre
da eine Trennung dieser Laute nicht mehr möglich gewesen. Wahr-
scheinlicher ist es vielmehr, daß sie zunächst auseinandergehalten worden
sind und daß sie erst im Slav. zusammenfielen. Dann hat allerdings das
Lit noch das ältere bewahrt. Wir müssen daher Toraussetzen, daß in
der urbaltisch-slaT. Periode die Palatalreihe als »-Laute gesprochen
worden ist und daß sich diese Laute im Lit. besser erhalten haben.
Unter den baltisch-slaY. Sprachen sticht femer das Slav. da-
durch hervory dafi das ursprachliche s in gewissen Fällen zu ch
geworden ist, wodurch hier ein neuer Gutturallaut entstand, z. B.
aksL ueho yOhr^y lit ausis, lat auris.
Das auffidlendste Merkmal des Slav. ist jedoch die Pala-
talisation der auf die erwähnte Art entstandenen Gutturallaute
k, g, ch. Vor e, i (aus i), i (aus f und ei), t, und ^ gehen sie
ia ä, z, i über. Dieser Prozeß ist urslay. und hat den ganzen
Sprachbau ergriffen, z. B. ietyre ,ider^, lit keturl, vgl preuß. käi^
252
icirts ^der yierteS lat quatuor; aksl. ermy ,molaS lii PL gimos
yMühlBteine, MtthleS preuß. gimayuns ,QuirlS got qa4mu8, ahd.
quim; aksl. srhiem ^orniß^ ans ^srcheni-, lit 9zinzä, lat crabro.
Wir haben aber noch eine zweite Palatalisation derselben
Laute, die zwar auch urslav., jedoch jünger ist. Vor dem e, dag
auf einen Diphthong zurückgeht, dann vor dem aus diesem i
entstandenen i und in gewissen Bildungssuffizen gehen sie in e,
z {dz) und $ über (eigentlich ursprünglich in 6, d£ und 4, so daß
letzterer Laut damals von dem urspracblichen s infolge seiner
Weichheit geschieden war).
Nur mit dieser Erweichung? kann die bekanntlich im Lett. vor-
kommende TergUchen werden. Es geht hier nfimlich k und g vor t, «, S
in e und dz über; auch die Verbindungen kj und gj werden lautgesetz-
lich zu e und dz z. B. lit. a^l«, let. ae» , Auge* ; lit. kelH^ let. eelt ,heben' ;
lit. givoB^ let. ds^v$ «lebendig*, slav. I»r&. Wie sich aus Ortsnamen in
Urkunden ergibt, war dieser let. Lautwandel im 18. Jhd. n. Chr. abge-
schlossen (vgl. End zolin, Zur Erweichung der Gutturale im Lettischen,
BB. 29, S. 178 ff.).
Wie wir schon bei den Gutturalen gesehen haben (z. B. aksl.
dnigfb, lit. 9mga8j gr. dagegen viq)a)y werden die aspirierten
Verschlußlaute im Slav. wie im lit (überhaupt im Balt-slav«) in
unaspirierte Laute verwandelt Auf diese Art fällt zusammen :
k mit kh und gibt k; g mit gh und gibt g
ku „ kffh „ „ k; gif „ giA „ ,, g
Je mit Jek und gibt slav. 8
§ n §f^ n » J7 ^*
Ebenso fiel t mit M als ^ und d mit dh als d zusammen,
z. B. m^, m^i ^turbare', lit mentüre yQuirl', ai. mänthati fir
rührt'; aksl. dvbrt ^Tür^, dror» ^Haus, Hof, lit. dürys, gr. ^qo^
lat. fores.
Weiter p mit ph als p und b mit bh als b z. B. aksl. byti
,sein', lit büti, gr. qivoiq^ tfvvai, lat futurus, ai. bhdvämi.
Es kann demnach in jedem slav. oder lit. Verschlußlaute ent-
weder ein aspirierter oder ein unaspirierter Eons, stecken.
Neben dem auf slav. Boden aus g entstandenen z (älter d£)
haben wir noch ein ursprachliches: aksl. mtzda ,Lohn<, gdtmizdö,
av. mizdam ,LohnS ai. nudham ^Eamp^reis^; aksL mozgh ,Mark,
HimS av. mazga ,medullaS ahd. marg.
Aus dem bilabialen % wurde im Slav. das labiodentale v und
aus ji das spirantische j; wann dieser Prozeß eingetreten ist, ist
schwer zu ermitteln.
26S
Das spirantiBchey bez. jf hat schon im DnlaT. in den Kons, zahl-
reiche Yerändeningen hervorgebracht oder wenigstens angebahnt:
k, g, dl worden za ö, i, i (also wie vor den erwähnten palatalen
Vokalen); p, b, v, m wurde höchst wahrscheinlidi auch schon im
Urslav. zu fl', W, vP, ml\ von bestimmten Fallen gilt es wenig-
stens ganz sicher; b und z z\k i und i; t und d wurden zu t', d'
mit einem nachfolgenden Beibungsgeräuschy woraus sich dann in
den einzelnen slav. Sprachen zum teile verschiedene Laute (Affii-
catae) entwickelten. '
Es waren Yornehmlich diese Besaltate, die Miklosieh bestimmten,
die Konsonanten in folgende Gruppen zu teilen: 1) r, ( ii, sie ergaben
mit j: f, f, fi (diese erweichten Laute werden aber auch mit r/, Ij^ nj,
letzterer Laut auch durch 4 dargestellt); 2) (, d, bei denen ij\ dj in den
einzelnen slav. Sprachen zu yerschiedenen Besultaten f&hrten; 3) /», 6, v,
wi. bei denen /{/, 5/, ^\ if|/ allerdings erst in einer jflngeren Periode
durch p^a^ b{fa u. s. w. ersetzt worden wäre; 4) k, g, eh mit ihrer Pala-
talisierung zu <f, I, i und r, z, «; 5) e, z, «, die zu c, I, i führten und
6) c, I. i, wozu noch J kommt (Vgl. Gramm. I*, 8. 202). Die physiologi-
sche Seite der Laute wurde also nicht durchwegs berücksichtigt. Diese
Einteilung hat nur mit BQcksicht auf die erwfthnte Behandlung der
Konsonanten Yor j ihre Berechtigung. Aber es gibt noch yiele andere
Änderungen dieser Laute, die nicht auf Grund solcher Gruppierungen
einheitlich behandelt werden können. So wird z. B. ty anders behandelt
als wy und doch dfirfen wir diese Laute bei ihrer Behandlung nicht von
einander trennen, weil sie sonst in anderen zahlreichen Fällen gleich-
artige Veränderungen aufweisen und zwar eben wegen ihrer lautphysio-
logischen Verwandtschaft. Die Miklosichsche Einteilung der Kons, können
wir demnach nicht unTorändert beibehalten.
Wenn wir auch die lautphysiologische Seite berttcksichtigen,
so erhalten wir folgende Tabelle der Eons.:
Momentanlaute
Dauerlaute
(Verschlußlaute,
(mit Engenbildung und Beibungsgeräusch)
Ezplosivae)
Affricatae
Spiranten
Liqui-
Na-
tonlos tonend
tonlos
tonend j tonlos
tönend
dae
sale
Guttural
'
••
(velar)
k
9
ch
Palatal
6
(dz)
i
^J
r», P
n(H)
Dental
t
d
c
dz
8
z
r,l
n
Labial
P
b
V
m
254
Die Laate t and d figurierten im ürslav. blofi als Übergan^^slaute
nnd zwar nicht bloß in der Dental-, aondem auch in der Guttaralreihe.
Sie sind daher nicht in den Bestand der fixen Laute aufgenommen worden.
Sonst würden sie in die Beihe der Affricatae kommen.
Es muß im ürslav., wie schon herrorgehoben wurde, unterschieden
werden zwischen / und «, das im Gegensätze zum ersteren teils ursprach-
lioh war, teils auf l zurficirging. Diese «-Arten blieben aber nicht durch-
wegs geschieden: das i wurde in einzelnen slav. Sprachen zu «, oder zu
i, 80 daß hier nur diese beiden Laute angesetzt werden konnten. Das
e und dz ist ursprünglich eigentlich als ein 6 und di aufzufassen, woraus
sich erst im Laufe der Zeit ein e und <2s, aus diesem dann zum Teile
noch in der historischen Zeit eyi z entwickelte.
Was die Affricatae überhaupt anbelangt, beginnen sie, wie
man allgemein annimmt, mit einem Verschlußlaut (<5 und c mit i\
gehen aber sogleich in die betreffenden Spiranten über. Man
darf aber c und d durchaus nicht einfach als U und U auffassen,
denn ihre Artikulation war, wie wir sehen werden, teilweise ver-
fichieden. Dasselbe ist natürlich auch für dz und dz (das ftieilich
noch in der vorhist. Zeit zu z führte) anzunehmen, wofür übrigens
auch der umstand spricht, daß wir für df2r in der glag. Schrift
ein eigenes Zeichen haben, wofür dann in der cyrill. auch ein
«entsprechendes genommen wurde.
Die Momentanlaute ertönen bei der Losung des Verschlusses an
•einer Stelle der Mundhöhle (je nach der Lage des Verschlusses: guttural,
dental und labial) und zwar ertönt der Laut nur im Momente der Lösung
dieses Verschlusses. Bei allen anderen Lauten ist eine längere Dauer
•derselben möglich, nur die Affricatae bilden eigentlich in dieser Hinsicht
^inen Übergang von den Momentanlauten zu den Dauerlauten. Bei den
letzteren bezeichnet guttural, palatal, dental und labial die Stelle,
«n welcher die Enge gebildet wird (entsprechend dem Verschlusse bei
den Momentanlauten). Nur bei den Nasalen kommt es auch zu einem
vollständigen Verschluß der Mundhöhle, so daß der Ezspirationsstrom
durch den Nasenraum entweichen muß.
Das Nähere, was speziell die slav. Laute betrifft, wird bei den-
-selben weiter unten angegeben werden. Hier kann noch erwähnt werden,
daß / anfänglich nur in Fremdworten vorkam, daß es aber dann in ein-
zelnen slav. Sprachen zu einem heimischen Laute wurde. In den Einzel-
.sprachen entwickelten sich dann überhaupt noch andere Kons., wie das
r im B., P. u. s. w., die gutturale Spirans A, die Halbpalatalen A;\ /, eK
u. s. w.
Wir werden nun von folgenden Konsonanten-Gruppen han-
deln: 1) von den Gutturalen Ar, g, ch; 2) von den Dentalen i^ d;
S) von den Labialen p^ h, v (m); 4) von den Liquidae r, l und
4len Nasalen m, n; 5) von den dentalen Spiranten und den den-
255
talen Affiricatae: s, z und c, dz; 6) yon den palatalen Spiranten
nnd palatalen Affiricatae: i, z, j und ö, (dz).
Zunächst müssen wir aber noch einen lautlichen Prozeß, der
für das Slay. so charakteristisch ist und eine ganze Beihe yon
Kons, betrifft, bespiechen; es handelt sich um die Erweichung
oder Palatalisierung der Eons.
Erwelchang (Palataliaieinng oder MonilUeniiig) der Kons.
Sie spielt yielleicht in keiner anderen Sprache eine so wich-
tige BoUe wie im Slar., und wir treffen sie fast bei allen Kon-
sonantengruppen an.
Das j unterscheidet sich von t dadurch, dafi die Verengung, welche
durch die Ann&herung des rorderen Zungenrfiokens gegen den harten
Gaumen, die Alveolen und die ohere Zahnreihe herheigeführt wird, zu-
nimmt; sonst wfirde es eben nicht zu einem Seibungsger&usch kommen.
Sie nimmt auch eine gr5fiere Partie des Zungenrfickens nach hinten zu
in Anspruch, so dafi der Verengungstract etwas länger ist als bei t.
Wird nun der Verschluß bei jenen Kons., bei denen er an
den erwähnten Partien (obere Zahnreihe, Aheolen, harter Grau-
men) zu Stande kommt, derartig alteriert, dafi hiebei eine größere
Partie des Zungenrttckens nach hinten zu den harten Graumen
bedeckt, und wird dieser YerBchlufi derartig gelöst, dafi sich mit
der ö&ung der Artikulationsstelle für den betreffenden Laut die
übrige Oaumenbedeckung nicht momentan öflhet, sondern so, dafi
es noch zu einer, wenn auch yoiübergehenden Engenbildung, die
dem ; entspricht, kommen kann, so folgen dem betreffenden Haupt-
laute noch Geräusche nach, die an das j erinnern. Auf diese
Art entstehen erweichte oder mouillierte Verschlufilaute.
Würde dieser VerBchlufi seiner ganzen Länge nach momentan
Yollständig gelöst, so würde es trotz der intensiveren Oaumen-
bedeckung doch zu keinem erweichten oder palatalisierten Laute
kommen. Diese mehr nach hinten sich erstreckende Bedeckung
des harten Gaumens seitens des Zungenrttckens (nach Lenz sind
die erweichten Laute wesentlich dorso-praepalatal) — und dann
die nicht momentane Lösung des ganzen Verschlusses sind die
charakteristischen lauiphysiologischen Merkmale der erweichten
Verschlufilaute. Darin äufiert sich die sogenannte Verschmelzung
des / mit den betreffenden Eons. Man definiert nämlich häufig
die erweichten Eons, überhaupt als eine Verschmelzung des
entsprechenden unerweichten Eons, mit / (ygL J. Storm, Engl.
256
Phil. 8. 45 und iiisbes. S. 293). unter den Verschlußlauten ge-
hört hierher das im Slav. nicht selten yorkommende d und i
(dargestellt auch durch ef und i' oder d' und f).
Bei den hierher gehörigen Dauerlauten, bei denen es schon
von Haus aus zu Engenbildung kommt, yerflacht sich auch die
Zunge und bei der Graumenbedeckung darf es z. B. zu keiner
ausgesprochenen Binnenbildung kommen, sondern mehr zu einer
Engenbildung, die wieder an jene bei ; erinnert So bei f, r, f,
dann bei n (n oder nj geschrieben).
Bei letzterem Laote ist insbesondere za bemerken, daß die Gaumen-
bedeckang in zweifacher Art, wie es scheint, gebildet wird. Beginne ich
mit einem n, so bleibt einen Moment der Verschluß bestehen und erst
dann kommt es auch hier zu einer Engenbildnng. Daher kann man sich
noch so sehr bemühen, man wird streng genommen nicht mit einem iS
ansetzen können (wenn man z. B. das b. nimy, p. niemy ,8tnmm' aus-
spricht), sondern es erklingt immer zuerst ein wenn noch so leises n.
Dagegen nach einem Vokal, wenn ich z. B. p. koH oder b. käh ,Pferd'
ausspreche, hört man sofort das n und dann scheint es in ein n zu wer*
klingen. Es scheint also, daß es in diesem Falle noch vor dem Ver-
schlusse zu einer Engenbildung kommt. Dafür würde auch der umstand
sprechen, daß in slav. Dial. kon zu kojii werden kann: der zeitliche Ab-
stand zwischen der Engenbildung und dem Verschlusse ist schon so groß
geworden, daß man auch schon ein selbständiges j hört. Da wir es bei
diesem Laute mit einem Verschlusse und einer Engenbildung zu tun
haben, so folgt daraus, daß sich das n nicht beliebig lange aushalten
l&ßt: es geht dann eigentlich in ein n über. Es w&re noch zu bemerken,
daß der Exspirationsstrom bei der Aussprache dieses Lautes während der
Engenbildung noch durch die Mundhöhle, beim Verschlusse natürlich
durch den Nasenraum entweicht.
Weiter gehört hierher ^, ä, z, wenn diese Laute ohne be^
sondere Binnenbildung der Zunge ausgesprochen werden, also
wie sie etwa im Urslav. ausgesprochen wurden (man stellt sie
auch für diesen Fall als c, 8, z dar) und i^ 6, £, über welche
Laute weiter unten gehandelt wird.
Die erwähnte Bagion des Gaumens, die also auch bei der
Aussprache des ; in Betracht kommt, ist das eigentliche Oebiet
der Palatalisierung oder das Gtebiet der erweichten Eons. Es
können aber auch die Labiale im Slay. erweicht werden, d. h.
mit j yerschmeken. Hier muß natürlich, trotzdem es sich um
Labiale handelt, die Zunge auch in Aktion treten und ein j arti-
kulieren, während die Lippen gleichzeitig den Labiallaut artiku-
lieren. Die Artikulation der Labiale durch die Lippen selbst er^
257
fährt nur insofern eine Modifikation, als der Verschlaß nicht
momentan, sondern entsprechend der Engenbildung bei j gelost
wird, so dafi man den Eindruck hat, als ob die Lippen im
Momente der Losung ein wenig aneinander haften möchten. Das
kann man sonst bei der Aussprache der unerweichten Labiale
nicht beobachten.
Die erweichten Labiale sind fAr den ongeflbten Mand nicht leicht
auBzasprechen; man hört in diesem Falle meist ein pjy b;\ vj d. h. nach
dem gewöhnlichen Labiallaat läßt man das j folgen, was natfirlich un-
richtig ist. Die Erweichung kommt auch bei m vor, z. B. wenn man das
r. vremja ,Zeit' ausspricht.
Wir werden femer sehen, daß* die Gutturale (Velare)
k, g, abgesehen von ihrer älteren Palatalisierung zu d, i, auch
noch za Tc, § erweicht werden können, wobei die Artikulations-
stelle dieser Laute so sehr nach Yom yerschoben wird, daß bei
den Engenbildungen häufig daraus ein l, d wird (vgl. weiter unten).
Sierers meint, daß die Anpassung an die i- oder i-Stellung die
st&rksten Grade Ton Palatalisierung erzeuge (Grundzfige der Phon« 8.171
§ 454). Er geht nämlich von der Ansicht aus, die Palatalisierung könne
▼erschiedene Grade, je nach der Zungen höhe des die Palatalisierung be-
wirkenden Vokals aufweisen: je höher der Vokal, umsomehr werde auch
die dorsal gewölbte Zunge dem Gaumen genähert und um so deutlicher
werde der Palatalklang. Vom slav. Standpunkte aus müssen wir hervor-
heben, daß eigentlich nur ein i (j) die Palatalisierung hervorrufen kann
(vgl. das bei den palatalisierten Verschlußlauten nachfolgende Geräusch).
Wie das j z. B. in r. b. di^ das als d'i klingt, femer in r. ne (= m) im
Spiele ist, vgL oben S. 21.
Dafi es sich bei den palatalisierten Lauten immer um eine
Engenbildung, die dem j (i) entspricht, handelt, ersehen wir auch
ans dem Umstände, daß sie antizipiert werden kann, wobei das
j vor dem Eons, erklingt. Wir haben schon bei p. hyA erwähnt,
daß die Engenbildung vor dem Verschlusse zu Stande kommt,
weshalb leicht ein A^fi erklingen kann. Streng genommen braucht
es sich hier um keine Antizipation der Engenbildung zu handeln,
sondern diese liegt im Wesen des nachvokalischen ü. Daher ist
das j vor diesem Eons, im Slav. am meisten verbreitet Nach
der Entwicklung der Jotation kann die Erweichung des ^ schwin-
den und schließlich auch das n. Im slov. Dial. von Cirkno
haben wir kaitif also mit Schwund der Erweichung, während es
im Dialekt von Görz noch k&A heißt, weiter kareine, im Wip-
pachertale köin. Im Bg. haben wir neben öekaAe, vikaAe im
Westen vUcaine, itnaine (dial. auch schon pisane, vikane).
Vondrftk, Vgl. sUr. Onunm. I. 17
258
Wie Folaaski bemerkt (Die Labialisation S. 77), ist die gegen-
wärtige p. Schreibweise pa4ikij niebadski, zi§müui§ki mit der tatsächlichen
Aussprache im Eultnrdiaiekte nicht übereinstimmend; man spreche durch-
wegs hartes n mit dem vorangestellten i'.* painski^ Heb'ainaUi, iemainsKu
Man höre zwar dial. A, aber dann werde die ganze Eonsonantengruppe
palataUsiert: lieVaMUi^ ptMk'i oder gar paiMk'i^ patieki, welche Sprech-
weise im Enltordialekt sorgfältig gemieden werde. In vielen p. Dialekten
entwickelt sich das i aof Kosten des ii: päijriüo für painHoo aas panttoo
(Tamobrzeg), täißovad, häj^ (fCLr hanka), ehägba (für haiiha), kffui für köri,
puogfui für pogäiif kanii, kremii (Wadovice). Infolge der Analogie dann
anch umgekehrt veoraiisy, diUwUy. Hierher gehört jedenfalls auch die
apoln. Schreibweise nayn, koyn (vgl. auch wsiayn, z ßioynezem, $koynczay,
taineza u. s. w.).
Hierher gehört das nordklr. dai^aty^ pryiMy, naiiUUy, weiter der
im klr. vorkommende Wechsel H — i in $anetiko und toneiko, ranetiko und
ranej^ und and.
Im Sorb. Allein, tiain, dain; hier wird femer bei allen palatalisierten
Lauten die Engenbildung (oder das j) antizipiert. Vgl. os. teiko aus
Uj^ko für ie^ko; bg. toj^, koiko; sorb. /^i^, ve^cbr.
Häufig wird die Engenbildung auch bei f^ cT antizipiert: südklr.
trßg^ii, ungklr. hujfU aus hudU, b. dial. stajha aus 8vad!'ha, neehojte aus
neehotTte (Gebauer I, S. 406), zaplqfie a zaplat^U. P. oica fELr ofea aus
oUea, von diesem und den übrigen analogen Kasus drang das J auch in
offene Silben ein, daher Nom. ojeiee ,Vater^ Auch im kaS. f^ica (aksl.
oibca); weiür. moiojjßa, moio^k, klr. moloidi. Vgl. auch noch ]^,podeyrzed
,verdächtigenS podeyrzany ,verdächtig' ; im Ap. noch ir.
Die Gatturale k, g, eh.
Über den Ursprung dieser Laute vgl. oben S. 250.
Es entspricht danach ein slav. k
1) einem ursprachlichen k {g): 2kA.kah ^SchmutzS lat. cäligo,
ff.yixiUg ,Fleck^y ^.kdlas ,blauschwarz*; kc^ , Winkel' au8*ib{^;
lit kampas ^cke, Winkel, Gegend*, gr. xafiTcij jBiegung*, lat
Campus (ygl. S. 121); krzvb jBhiif, lit kraüjas dass., aisl. hrär
,roh*, ahd. rö ,roh, ungekocht^, gr. ^iag ,Pleisch', lat cruar, ai.
kravif ,rohes Fleisch'; kov<f ,schmiede', ahd. houwan, lat cüdo;
kopati ,graben, stampfen', kopjfto Muf^, lit kapöti ,hauen', gr.
xoWco ,ich schlage'; krqtb ,f estgedreht, fesf, preuß. Aror^o ,G6hege',
ahd. hurt ,Flechtwerk', lat crätSs, TutQrakog ,Korb', ai. J^dtti ,er
dreht den Faden, spinnf ; Hjudb ,Haken, Schlüssel', lit kliuti
,anhaken, hängen bleiben', lat clävis, dävos, gr. viXrjlg ,Schlüs8el';
s&cq 4^aue', lit aykis ,Hieb', ahd. 8ega, saga, lat secare, sacSna,
üca (ursprünglich 88iq und zur Stufe sBq nachträgUch ein seq und
269
99q gebfldet); skapUi ^castrare, evirare^, lit skapati ^schaben, sdmit-
zen^, got Aaba ^ch schaW, gr. aiaxnav^ ^Chrabscheity Spaten',
lat seapris ^schäbig, rauh'. Suffix -hh: pro-kb ,übrig< \fgL lat
recirprocus ^ck- und Yorwärts gewendet^, gr. ffQma ysofort';
ttmkb ^dtinn^y ai. tanukas und tanüf; (fZbkb yenge', aL qkif; hgfhkb
Reicht', gr. ^4xxvg. -tsko- aus -isqü-: ä&viöMkb jmenadilichfy bozbtUcb
^tÜich' YgL got manfiisks ymenschlichS ahd. irdiac ^irdiflch'y lit
devüzkas göttlich' {dsvas yQoW), vökiszkas ^utoch^
2) einem ursprachlichen hf {q»): kUo ^wei', lit käs, gr. Tig,
lat quis, ai. kds ywei'; oko ,Auge', lit aläs, gr. ofifmj onnaTtOy
latoctiZiM^ dl.prÜUkam ^AntUtz^; $okh ^Anzeiger^ Anklägei^, sodüi
^anzeigen', got saihwif, ahd. sihU fir siehf , gr. iih4n(o yich sage',
lat fiinffejif«, w. seqii ^bemerken' (IF. 12, S. 28£); afo4äb ^est*,
lit Wck ^ch lasse', ai. rindkti fir säumt', got leihwa ^ch leihe',
lat linguo, gjr. leiftu) ,ich lasse'; pekq ,idi backe', lit kepü, kipti
,backen', si^pdcati yCoquit^, lat. coguü, gr. nioato ^ch koche' (aus
*peqft<h); vltkb ,Wolf , lit vükas, aL t^j^os, gr. kmog (Schwund
der Labialisation nach u), got ioulfs.
Ein g entspricht:
1) einem g: gqgnati ^murmeln', gr. yo^yalvBiv ^lohnen', aL
gafijanaa ,Yerachtend, höhnend'; o-degb ,Yestis', lit stögas ,Dach^,
ahd. dah, gr. ariyWj lat. te^, ai. sthagaifati ,er Yerdeckf ; qgh
,Winkel', lat angtdua, dagegen gr. aymay ,Bug', lat ancus ^amus',
got hals-aggo packen', ai. arikcu ,Biegung zwischen Arm und
Hüfte' (Wechsel zwischen tonlosem und tönendem Grutt); bog»
,Grotf , ai. bhdgas ,Zuteiler', apers. bc^a y(3t)tf , gr. gHxyeiv ,essen'.
2) einem gh: gladhkb «glatt', ahd. gUd, lat glaber; goät ,Gki8f ,
got gasts, lat hostis; dlbgb ^^, lit ügcu, gr. dohxog, lat m-
dtdgeo, got tulgua ^ndhaft', ai. dirghds; stignqti ,kommen, er-
reichen', got. steigan ^steigen', gr. aTei%iOj aL atirfUgham ,über-
steigen'; mtgla ,Nebel', lit miglä, gr. 6pii%Xrij aL nOghds ,Wolke';
gr^ ^schreite, komme', got grißa ,Schritf, hi^gradior, ai. grdhyati
,er schreitet los auf; tmnogb ,Yiel', got. manags, ahd. fnanag ,Yiel';
j^gz ,crataegus, mito aus 9 (YgL Brugmann, Grundr. I>, S. 174)
zu gr. yldixeg ,Hacheln der Ähren', Ygl. yXdiaaa aus *yliaxia.
3) einem gts: gov^ ^BmSi^^ ahd. dhuo, as. kö ,Kuh', gr. ßovq^
^' 9^^/' gasüi Röschen', lit. geaßi dass., gr. oßiSaai Röschen,
dämpfen, stillen', *{z)gi(^, *(z)g^s; gryzq ^ch nage, beiße ab',
goi, kriustan ,knirBchen', gr. ß^tyiu) ,ich knirsche mit den Zähnen';
begh ,Lauf , -bigrufti, bizati ,laufen', lit begu 4ch fliehe', gr. g>i'
17*
260
ßoijuxt J^eh&y q)6ßog ^Flucht, Furcht'; noffb ^Bcktf^ lit nü'gas,
ai. nagnds, got nagafs, lai nadwf aus *na{g)iiedos.
4) einem g^: gariti ^brennen^, preuß. garme ^Hitze^, gr. ^«^
fiogj Ist formus, ti.gharmds filnif; gMUdi, ienq ytreibenS Ut^entip
ytreibe', gr. q^g; yMord^, gc.SneqnfoVf lat of-fmdo, BLghndnii ^e
schlagen'; 9nigb ySchnee', lit snegaa, got maiws, gr. nq>a Akk.
^chnee'y lat nivem ninguii, W. aneigigh; Itgikb Reicht', gr. Hcencug
neben iktuf^g^ ai. lo^Äti^ Reicht, rasche
Die dritte Beihe (S. 251) führte im Slay., wie Bchon erwähnt,
zu 8 und z z.'R. Sbto ,hunderf , lit szimtas, got hund, aL satdm,
lat cerUum; vezq 4ch führe', Ut veek, got. ga-wiga 4ch bewege',
gr. ^o^ (•^ox^'S)) l^t. t70^; ai. mhati ,er führt, fahrf , urspr. §h;
mltzq 4ch melke', lit mäzu, ahd. mächu, gr. a^i^T^cti, lat mulgeo,
urspr. ^. Andere Beispiele weiter unten bei « und 2r. Hier sei
nur noch aksL sirh ,yerwaisf , gr. xflQOS ,yerwitwef , lat tiirSs ,Erbe'
(eig. ,yerwaisf ) als ein Fall mit urspr. Ich angeführt
c& ist ein gutturaler (yelarer) tonloser Laut (ocft-Laut), der sich
in den meisten Fallen auf slay. Boden aus einem ursprachlichen
s entwickelt hat z. B. aksL vrtch^ ,Berg', lit virszüs ,Spitze', as.
unisü, lat Verruca. Über die Bedingungen dieses Lautwandels
wird bei 8 gehandelt werden.
Nach Sie Ter 8 gehört p. and r.ch wohl größtenteils zu den hinteren
Gutturalen. Sie unterscheiden sich aher von den deutschen Formen durch
eine auffallende Schwäche des Beihungsgerftusches, so dafi anlautendes
r. eh oft geradezu wie ein recht energisches h klinge (Grundz. 4. Aufl.,
8. 124, § 321). Auch Storm bemerkt, daß es ihm zwischen deutschem
eh und h zu liegen scheine und daß es ein a«A-Laut mit loser Annäherung
der Organe sei (Engl. Phil. S. 73). Das gilt auch häufig vom sfidslar.,
insbesondere vom slov. h (so auch geschrieben im SIot. und Kr. für das
urslav. eh).
Nicht jedes slav. ch geht auf ein ursprachliches 8 zurück.
Wir haben, zunächst allerdings nur drei, dafür aber ziemlich
sichere Fälle mit ch, bez. dem daraus entstandenen ä oder 8, wo
man von einem « == £ ausgehen muß.
Mit lit. rt«Btf, rinäu, r^tzii ,bindenS got. wruggo f. ,Schlinge\ ags.
wriman ,fest zusammendrehen' (Brugmann, Kl. vgl. Gr. S. 106) muß
man unbedingt das slav. rieh- in rüäi ,solvere' zusammenstellen. Be-
züglich der Bedeutung ,binden' und ,losen* vgl. aksL k^i^ trennen' und
b. loucUi ,yerbindenS das präfixlose Verbum hat nämlich die Bedeutung
der mit ot^, raz- präfigierten Verba angenommen (Miklosich, Etym. Wtb.
8. 173).
Aksl. ehrana ,cibu8S chraniti ,be wahren' stellte Pedersen (EP. 5,
261
8. 66) za gr. Mtigae «Besitz*, wonach es aas *ehor(B)nay *ehar{eh)na ent-
Btanden wäre, so dafi man hier ein nrspr. kth yoranssetzen müfite. Allein
die Bedeutungen lassen sich sehr schwer vennitteln. Man wird dabei
doch eher an das lit. jzern«, aUrtt ,iüttem' denken, da sonst auch die
Bedeutungen besser stimmen. Hierher gehört femer aksl. ms» ,omni8',
dessen Deklination nur aus einem älteren vbcho- rerstanden werden kann:
▼or i ging das «A in ein weiches «, das dann verallgemeinert wurde, fiber,
daher vbMgo, p. wnego, b. vieho u. s. w. Es ist also im Slar. das I in
das Fahrwasser des « geraten. Das seheint aber schon lituslav. zu sein,
denn auch im lit. haben wir oiMw, also ein «, wogegen im AI. vitvo',
Pedersen sucht nachzuweisen, daA das slar. eh auch auf- eine
aspirierte Tennis zurfickgehen kann. Neben dem schon erwähnten chrono
führt er auch «oeAa, pa$oeh» ,Xnfittel', r. 9oeKd .Hakenpflug* an, das er
mit ai. iakka ,Zweig*, lit. naka dass. vergleicht (Brugmann dachte hier
dagegen an ai. sä$ami «schneide, metzge' Gr. I, 8. 444 — 446), dann ehOSb^^
got. hlaib9, lat. hhum (mit Schwund des anlautenden h KZ. 88, 8. 890ff.).
Das slav. Wort ist aber der Entlehnung aus dem Got. sehr verdächtig.
Das got. h erscheint im 81av. nicht selten gerade als eh: aksL eht^ieg^
,peritusS got.handug9 «weise*; dkysA, ehyjfm Jlftns*, got. -hSs; ehOSvz ,8tall*,
got. hlqh ,Grab*^; eharqgy ,Fahne', got. hrunga Stange*. Eine größere
Wahrscheinlichkeit eines eh aus qh ist bei aksl. ehMii^ ehoH<\ ,wollen*,
p. eh^ ,Wille*, arm. xind ,Freude*, ai. kaniü «Begehr* vorhanden. Im
Ganzen liegt also wenig Material vor, doch ist das Prinzip an und f&r
sich nicht unwahrscheinlich. Ein solches eh könnte natflrlich auch dort
vorliegen, wo vor einem diphthongischen 2 oder t ein » daraus werden
mußte: aksl. sh^, russ. Beryj ,grau* vgl. an. hdrr, ae. hdr ,grau, alters-
grau*, ahd. her ,hehr, erhaben', gr. zeX^OQ ,Ferkel* (Pedersen ib. 8. 392).
Allerdings hat man gegen diese Hypothese eingewendet, daß im 8lav.
die Aspiration verloren ging (vgl. ühlenbeck in Museum Mandbl. voor
Philologie ... 9, 8. 114), es konnte jedoch kh zn eh geführt haben, be-
vor die Aspiration im allgemeinen verloren ging (es wäre ein älteres eh).
In Lehnworten ist auch aus/ ifh) im Slay. ein eh geworden:
aksL vhckm ^agns', and. vSlva aus vSlßva; dirqHt ,acarabaeiis^y
got firamstei Heuschrecke'.
Veränderungen der Gutturale. Das k, g, ch konnte
im Slay. einen zweifachen Wandel erleiden: es konnte zu ^, z,
ä oder c, dz {z), 8 werden. Diese yerschiedene Behandlung wird
durch die nachfolgenden Vokale bedingt und ist zeitlich yerschieden.
1) k, g, dl wird ö, i, i yor e, ^, i aus 9, i aus i und ei, yor
ft, desgleichen auch yor ; (jO. Die Anfimge dieses Prozesses
reichen wohl weit hinauf in die litnslay. Periode. Abgesehen
1. Wohl »rspr. ,Höhle*, früher dachte man an got. hhja axt/r^ mit
unrecht (vgl. Meringer, IF. 16, 8. 117).
262
daYony daß im Leu A^^ ^ in diesen Fällen in c, d^ übergeht, wird
auch im lit ki, gi weich ausgesprochen. Im Urslay. wurde dann
dieser Wandel allgemein durchgeführt Der Grund desselben ist
wohl in der damaligen Aussprache der Grutturale und nicht so
sehr in den betreffenden Vokalen, die allerdings eng waren, zu
suchen. Jeden£Edls wurden sie anders als jetzt, wo ^n ke, ki
möglich ist, ausgesprochen.
Jetzt haben wir eigentlich zwei Arten Ton A>, ^-Lauten nnd dem
ihnen entsprechenden Spiranten eh, deren Artikulation verschieden ist.
Die vor weichen oder palatalen Vokalen (e, ^, t) stehenden ä> und eh-
Laute hahen auch eine palatale Artikulation, d.h. sie werden am harten
Gaumen artikuliert (vgl. anch den deutschen teA-Laut). Streng genommen
sind eb also keine Gutturale oder Velare mehr, aber man bleibt doch bei
ihrer alten Bezeichnung, um nicht eine Verwirrung hervorzurufen. Vor
a, o, u, y werden sie dagegen am weichen Gaumen artikuliert (vgl. anch
den deutschen oeA-Laut). Das sind jetzt die eigentlichen Gutturale. Im
ürslov. hat es nun offenbar nur die zweite Art derselben
gegeben. Bei ihnen war die Hinterzange so nach hinten und oben
gezogen, dafi vor palatalen Vokalen die Vorderzange die erforderliche
Palatalstellong nicht mehr einnehmen konnte (Sievers Grundz. S. 170,
§4ß8).
Es mußte daher die Artikulationsstelle nach Yom yerschoben
werden. Hiebei ist aber aus dem k ein t', aus dem ^ ein cT imd
aus dem cA direkt ein i oder ä entstanden. Wegen der Engen-
bildung an der Zunge erklang nach dem t', d' ein ä oder ä, also
ganz analog wie bei dem Übergang des tj, dj in t'4, d'k (siehe
weiter unten). Wie Porzezinskij bemerkt, scheine das ij d
(eig. if i) mit dem BeibungsgeriLusch im Polab. Yorzuliegen
(Izvist 7, Hft. 2, 8. 195 £). Den Obergang des £ zu ^' und ^
zu <r werden wir selbst noch in den modernen slay. Sprachen
konstatieren können. Wie nun später das aus tjj dj entstandene
t's, d'i in manchen slay. Sprachen zu 6 und z führte, so war es
bei dem aus A;, g entstandenen i'iy d'i allgemein im ürslay. der
Fall: es fährte schon hier nur zu d und i.
Beispiele für Gutturale vor einem e: 6eU> ,StimS öeljadt
fireemdey r. deUhväcb ,MenschS aksl. äovikh, dagegen koUno ,Enie,
Geschlecht, lit kd^s (käü) ,E:nie<, kiUla ,Geschlechf , let cUta
dass., aL kUam ,Herde, Schwann, Geschlecht, Familie'; öesaH
^abstreifen, kämmen', dagegen koaa ,Haar'; öetyre ^vier', lit keturi
dass.; eeUzo ,EisenS lit. geUHs, geUAs, preuJS. gdso, gr. xaXyud^
,Erz'; zdy ,testudo', gr. xih)^; zeravb ,Eranich', ht girv4, gr.
ydQOPog; zena ,Frau', preufi. genfia, got qinö ,Frau'; ienq ^cä
263
treiWy lit genü, gr. ^eväiv ^auen^ ai. hanati ,er schlägt, tötet';
zeg<f ^brenne' aus *gegq und dieses vielleicht aus *degq, lit degü,
ai. ddhati; zdqdb ^chel^ lit güi, lat glans^ gr. ßahxvoq; zdäi
^pere, lugere', gr. 9bXüv; snient yHomiß'y aus ^^cften» und
dieses aus ^sr^^'t ▼gl' Ht szirszu.
Im Yok. Sg. der männlichen o-Stämme: vhde zu vUkb
yWolf ; 6o0e zu bogb ßtoW; duäe zu duckb ^auch, Gteist', lit
väki, gr. Xvue u. s. w. Die Präsensformen mit dem sog. thema-
tischen Vokal e bei den Verbis der L EL 4. Grmppe: pedeü, pe-
deU u. s. w. zu pekq ^ch backe'; mozeü, mozetb u. s. w. zu mogq
^ch kann'; whieM, vrtSetb u. s. w. zu vrtchq ^ch dresche'; hier
auch in den betreffenden Aoristformen: peöe^ pedete u. s. w. und
im Part Prät pass.: peöem, vrhiem u. s. w.
Vor q: -ö^i, wie nchö^i ,beginnenS dazu Jean- in iskoni ^an-
fangs' (zu konb) und hamcb ^nde', vgl. lat re^em; d^ ^Eind',
hängt wohl mit hind zusammen; i^i, etmq ,dr&ckenS gr. ye^ua
yvoll gedrückt sein'; z^i, stnfq ;hauen, mähen', lit ajhgintis , Ver-
teidigung', gifUi ,(Vieh) treiben', ai. hangdte ,er wird geschlagen';
3. P. PL Aor. bü^.
In öri', ere-, äe-, He- war die ursprüngliche Lautgruppe ker,
ger + Kons, oder kd, gd + Kons. z. B. dreda ,Herde', lit kerdzus
,Hirte', got hairda, ai. aardhas ^erde, Schaar'; zrA^ ,Füllen' aus
*zerb^ *gerb^ gr. ßQ€q>os ,Prucht im Mutterleib', ahd. kröpf;
zUdica yGlatteis', lat gdu, gdidus gegen goUdt ,glacie6'.
ki, gS, da wurde zu ö9, zB, äS, woraus da, za, ia entstand:
öash ,Zeif , preuB. läsman Akkus, (t «= s); darb, dara ,Zauber'y
Mtkerni, ker&i ,Böses antun, verzaubern'; dadh ,Bauch' (vielleicht
dazu köd' in kaditi ^räuchern'); zagati, b. zdha ,Sodbrennen' zu
zegq ,brenne' (vgL oben); zarb, pozarb ,incendium', gegen goriti
,brennen'.
In einigen Suffixen: rozam ,aus Hom', aus ^rog^no- zu rog^
^om'; vielleicht auch obydaj ,Grewohnheit' aus -*«;- zu vyknqtij
ukb; das Infinitivsuffix der Verba der HE. Kl. 2. Grruppe: fnltöati
,schweigen', drtzati ,halten', sbfiati ,hören'; das Imperf. der Verba
der I. Kl. 4. Gruppe: peöaachb, mozaadi^b u. s. w.
Im Komparativ: tüaj ,8tiUei' zu tidvb ,8till'; imnozaj ymehr'.
zu mbnogb ,viel'.
Die Gruppen ki, gi, chi, deren % auf f oder ei zurückgeht,
ergaben di, zi, H: pthdUi ,ruhen', dazu po-koj ,Ruhe' (vgL oben
S. 172); zivb lebendig', lit g^aa, got qius, lat vivas, ai. jivds.
264
In zahlreichen SufiKxen, wie z. B. -ina: paqdina ^Spinngewebe^
zu paqkb ySpinne'; 4ti der Yerba der IV. £1. alcodUi ^pringen^
zu skokb ySprung^; 4oziti ^egen* zu 'hgb; tüiti ^beruhigen^ zu
tickb,
kb, gb, ib gibt öt, zt, ät: ridb fijedff aus *rih'i'; dh4o ^uid^
aus *A^; Zsi» »Lüge' aus *luffi', ahd. lufi yLiigefj lukki lügnerisch';
niffib ^Bxisf aus *fnüch%; ätdz Part Prät act I zu jäi ^ehen'i
ygl. chodäi, chodb.
Das t kann auf ein älteres ^, n^, ff l weisen: p(hdbn(f, p(h
ö^i anfangen' (vgl. S.141); örmz ^hwarz', ^preu&. kirma ^warz';
önvh ,Wurm*, lit kirmis; dnia Strich', lit kertü^ kifsU; sbrq,
zrHi jYOTBT&y g;r. ßOQdf aL girdH, güati ,er Yerschlingf ; mrq, irHi
jsacrificare', lit giriü, girii Joben^ aL sq^rate fir gelobt» ver-
spricht'y preuJS. pihgifrien Akk. iLoVj gr. yiQag Ehrengabe', lat
gratus; irtny ^ola^ lit. gima ^ühlstein^ let dzimaa, ahd. quim;
Uth ,gelb', Üt gekas.
In Suffixen: boitskb »göttlich', dhv^dbskh »menschlich'; griätm
»sündhaft' u. s. w.
Schließlich gibt auch kj, gj, chj ein ö^ z, i: pladt »das Weinen'
aus *plakjo-, vgl jlakaH »weinen'; loze »Lager' aus ^logjo-, vgl.
8q4ogb »consors tori'; duäa »Seele' aus *duehjä, ygl. dtickb »Hauch»
Geisf . Adjektiva wie äavidb »menschlich' aus äavSkjo-; püt »zu
Fuß' aus *pechjO', ygl. r. b. pSchota »Fußyolk'; die Eomparatiye:
lüij zu lichb »übermäßig'; luöij »besser' u. s. w.; die Präsensformen
der Yerba der V. Klasse 2. Gruppe: pla6q, platieii u. s. w. zu
piakixti »weinen'.
In b. hrib}^ ,ffillen' gegen aksl. Xr^; ab. hr^i gegen aksl. iKr^'
,Bor8' und in and. derartigen Worten war einmal auch Xr^-, woraus \ßr}i
und da wurde ein g {h) eingeschoben, worauf dann in X&r X abfiel, vgl.
auch p. dial. zgrxebi^, ka§. zgrtebie. Nach diesen Formen wflrde man
voraussetzen können, daB also schon ein ^, nicht erst das daraus sp&ter
gewordene h eingeschaltet wurde. Letzteres sehen wir allerdings häufig
Tor dem r im Anlaute, insbesondere im Ab. : hriza ,£leid* st. rüBo, hrtrdb
8t. r^rdb ,Kranich'. Aber auch vor r: hroh st. roh ,Hom' (Gebauer I,
S. 464—466).
Durch einen dem Gutturallaut yorfaergehenden Kons, kann
das Besultat teilweise modifiziert werden. Es handelt sich zu-
nächst um sk und agy
Aus ak mufite zunächst in den angegebenen Fällen ein »5
werden» woraus durch Assimilation äö entstanden ist; ygl. auch
lit 8CZ, das in der Aussprache zu szcz wird» z. B. pisczaa, das
26Ö
auf die angegebene Weise zn pkzezas ^ Fuß gehend' wird.
Das iö, welches einmal gemeinslav. war, hat sich noch eiiialten
im iL z. B. iidetb fit sucht' zu iskatt, im F., ferner war es im
Ab. vorhanden und ist in den SstL b. Dial. in Mähren (jedoch
nicht im Sloyak.) bis jetet eriialten. Im AksL wurde dagegen aus
id ein äf (oder etwa aus iü ein H', welcher Frozeß sich übrigens
auch in den übrigen sUy. Sprachen wiedeiiiolte.
Beispiele: aksl. «ftr», b. dial. ioiry, sonst schriftb. 0try, p. netfry^
$sMtry ,laater, rein', r. ieiryj ,reinlichS got. tkmrB, mhd. aeAtr, as. 9ktr
,klar, lauter, gl&nzend*; aksl. U^3!Hi «sparen, schonen', b. diaL okcadaC «•
fkarf^en', davon nom. propr. Oicadal und OiCddal, p. $tetodry dsM, os.
$6»dry^ r. icadiU ,sclionen', dagegen aksl. <A^» «ann*, tkqdUi ,arm sein*;
aksl. lfoiM{tt $^ (aus *lfo|MNffo') ,mittui', ütpb ,eclipsis' (eig. ,das Abge-
xwickte'), s. ««top ,Vollniond', dazu yielleicht auch b. Hipte aus älterem
*icip- ,Bißchen' (eig. ,was man mit drei Fingern fassen kann*), dazu auch
BcHpiU^ eipUi ,spalten' aus *9kaip, *9kfy, vgl. gr. oxobtog, lat. seipio;
aksL bhitati ,gl&nzen* neben MMb ,Glanz*; UHati, UHq (aus •iükHi)
neben tükati, tiitq, UitsÜ ,premere' und t9»kb ,angUBtus, torcular*; t«^,
üUH, r. iscuj ücßh zu aksl. ükati^ r. ükaib ,6uchen'; aksl. <m/» fleer*, ai.
to^Ao«, wozu Yielleicht auch lat. Im^imi aus tff9$qu9 gehört.
Einige Suffixe: r. ploieadb ,Platz* zu ploak» ,flach* (-idi); piHaU,
Sffyaror ,tibia* (-iU) zu pükati ,pfeifen'.
Analog yeriiält sich die Sache bei zg, woraus zunächst zz
und dann zz wird. Zwischen zwei z wird aber ein d einge-
schaltet (vgl. izdefkf aus *iz^zenq und dieses aus ^iz-zenq), so
daß wir ein zd'z erhalten.
Diese Gruppe kommt noch im F. vor, während sie in den anderen
slav. Sprachen meist durch Abfall des zweiten I vereinfacht wurde: p.
rdiäika (rouexka) Dem. zu rozga ,Zweig', vgl. lit. rezgu ,ich stricke' ; aksl.
nuMan» ,mit Hirn gefüllt, markig* aus mazg^ ,Him', rgl. auch p. moidiek
Dem. und moidiak bot. ,cerebrina'; aksl. dMt ,Begen' aus ^duzgjo*, p.
dMij woraus wegen des Auslautes denez. Gen. noch dädim, Flur, d^dü«,
ab. ddic, nb. dSit, r. d<Mb.
Im B. scheint sich daneben noch itf erhalten zu haben: moSheha
,Wachholderbeere', moMieveitmkö ,Wachholder' zu moxg» gehörig.
Es fahrte demnach hier $k und xg zunächst zu denselben Besultaten
wie ein tff und x4f\ ^^^ welchem auch zuerst ein ifi und MtU entstanden
ist (vgl. weiter unten).
11) k, g, ch wird c, dz (z), 8. Dieser Wandel trat später
ein, wenn auch noch im ürslav. Dieses spätere Eintreten der
Falatalisierung erklärt sich einerseits daraus, dafi sie vor Vokalen
vorkommt, die erst auf sUv. Boden in einer etwas späteren Zeit
palatal geworden sind. Andererseits handelte es sich um die
266
Wirkimg gewisser Vokale auf die nachfolgenden Gutturale, die
sich überhaupt erst später äußerte. Was die erstere Art der
Vokale anbelangt, ist es zunächst das e, das aus einem Diphthong
{pi, ai, äi) hervorgegangen ist, und dann das i, welches aus einem
derartigen i entstanden ist Zwischen der älteren und jüngeren
Palatalisierung liegt also der Prozeß disr Monophthongierung.
Beispiele: cä^ ^eü, ganz', jp^uQ. kaüüstiakan Akk. ,Gresund-
heit', got haäs, ahd. Jieil; cena ,Preis', lit kaina dass., gr. rvoivi}
^Entgelt', av. kaSna ,Strafe'; ce (meist ci i), ci konzess. ,wenn auch',
lit kal-po, kal-p ,wie'; dzHo, zUo ,Yehementer', lit gaüus ,8charf,
bissig', ahd. geü ,ausgela8sen, üppig'.
Diesen Wandel bemerken wir femer im Lok. Sg. der o-
Stämme: roci zu rokb ,Termin'; bozi zu bog^ ,QoW', dusi zu
duehz ,Hauch, Geist'; lycS zu lyko ,Bast'. Im Lok. PL derselben
Stämme: rodchz, bozeckz, duskkhf lyckkb u. s. w.
Im Dat Lok. Sg. und Nom. Akk. Du. der o-Stämme:
rqce zu rq^a ,die Hand', noze (urspr. nodzS) zu noga "jder Fuß'
und mhsi zu tmcha ,Fliege'; ebenso im Nom. Akk. Du. der n.
o-Stämme: lyci zu lyko u. s. w.
Das aus e hervorgegangene % mit unserem Lautwandel liegt
vor im Nom. PI. der m. o-Stämme wie rod, bozi (urspr. bodzi},
dusi zu den erwähnten Subst. rok^, bogz, duchz; weiter im Sg.
Imper. der Verba der I. Kl. 4. Gr.: pbci, PL noch i: ptcäe
,backe, backet'; run, rtcite ,sage, saget'. Das aus ch in diesen
Fällen entstandene 8 war erweicht (etwa ^) und führte in den
westslav. Sprachen zu ä, nur im Slovak. (und teilweise auch in
mähr. Dialekten) wurde daraus s: b. Nom. PL Ceäi, slovak. Cm
,die Böhmen'; p. szary, szadawy (szedziwy), b. äery, iedivjf, da-
gegen aksl. 8id^ ,grau', sert ,glaucus'.
Die spätere Palatalisierang trat aach ein nach den Vokalen », t (^.
Da wir aber nicht durchwegs nach diesen Vokalen die Erweichung finden,
so sachte es Baadoain de Courtenay im Anschlüsse an das Vemer-
sehe Gesetz durch den Akzent zu erklären: das A, g^ eh werde zu c, s, 9
nur in der betonten Silbe, also russ. Iie6, klicdU, aber Hkb, hlikati. Die
Abweichungen wie r. siärea, 9Öinee, atarikä u. s. w. erklärt er durch die
Annahme von Akzentverschiebungen (IF. 4, 8. 45—63). Allein damit
kommt man nicht aus. Es mag ja sein, daß so manche Analogiebildung
aufkam, aber das r. 86lnce stimmt mit s. süncs^ ebenso r. ttäree» mit s.
HaraCf siärea ,6reis' überein, so daß wir es hier mit dem alten urslav.
Sitze des Akz. zu tun haben. Analog verhält es sich auch in yielen
anderen Fällen. Wir können hier daher eine Akzentwirkung nicht be-
267
merken. Sichtig ist es dagegen, daA der enge Vokal die Artikulation
des Gutturals beeinflußte (Tgl. aeh^ ak gegen ick, ik). Es handelt sich
hiebei um bestimmte Fälle. So ist auf diese Art das Suffix -m», -»c« zu
erklären: otte» ,Vater' aus einem *otbk» Dem. zu *oU, das auch dem
Adjektir ottn» zu Grunde lag; juf»eb, juncea junger Stier* zu jun» Jung*,
Tgl. \it jawAkiiy Gen, jaunikio (also auch mit einer Erweichung) ,B'&ati-
gam*; fi2fi»e» ,Kranz', lit. noch vaiiAkaM, also ohne Erweichung; andtee
,Ho'>S s^MMM JSoAAoS wobei als Grundwort *«r»</«, *9ndb- (ein neutraler
»-Stamm), *$l9no yorausgesetzt werden müssen; ovtea ,Schaf. In dieselbe
Kategorie gehören zwei Worte, deren ^ wie auch der folgende Guttural
zur Wurzel gehört: aksl. *lbdM (hsa) ,utilitasS dazu auch po4bdM dass.,
weiter alibdui ,Pfad'. Anders -tea.* hogcrodiea ,^96nmio^; dMea (r. diviea,
serb. 4fMßa!); Umtmea ,GefängnisS
Nach einem i auch in liea aus *liko, Gen. /imm ,Gesicht'; niet
,pronu8', vgl. ai. nt-ca ,niedrig', dann sti» neben ttA» ,taliB'; Suff. -tteSi
(aus Me) neben isko.
Nach einem ^ das auf ein $ (fi) zurfickgehen dürfte: mii^ ,Monat',
lit, min&f lat. fiMiwM; t^f^ ,Hase', vgl. auch ibn^ ,Fürst' weiter unten.
Wenn nun dieser Lautwandel abhängig ist Tom vorhergehenden
Vokal, so ist es auffallend, dafi sich in dem Suffixe -i%» das k behauptet
(ein daraus entstandenes «0» kann allerdings auch nachgewiesen werden^
doch ist es verhältnismäßig selten, vgl. weiter unten). So haben wir
dlAnikb^ noÜk» u. s. w. Es liegen hier eigentlich zwei Suffixe vor:
urspr. -tqth und -iVi^o-. Wir müssen nun annehmen, daß bei letzterem
der Übergang durch das in verhindert wurde und daß durch einen even-
tuellen Ausgleich davon auch igo bis auf vereinzelte Fälle, die sich er-
halten haben, beeinfiußt wurde, während bei -pko- palatalisiert wurde.
Daß nur der Vokal bei unserem Lautwandel maßgebend war, ersehen wir
aus den Suffixen in co&»A», 6/iz»ib», <{cs^, vysok», kamykb u. s. w., wo er
unterblieben ist. und daß es speziell auch das t war, sahen wir bei
Uee (das Suffix -tca werden wir dagegen weiter unten anders, nicht aus
'ika erklären müssen), hauptsächlich aber aus den Iterativis wie dvixaii
neben dvigaü zu dvigiu^i ,heben*; «Mm^s neben 9trigaii zu f^rätt, atrigq
,scheeren'; kUeaÜ neben ktik^i zu kW», kUcaü neben krieati ,rufen,
schreien*; nieati zu mknqii ,germinare*. Am auffallendsten ist es bei
-r»ea<t z. B. ftrorieati «prophezeien* , dagegen -riktUi z. B. in pririkaU
yWidersprechen* ; uticaii gegen itWuUi ,herauBfließen, -laufen'; mumitaH
$^ gegen fuumiekati $^ ,irridere*. Daraus ersehen wir, daß das i nicht
palatalisierend wirkte, was ja vollkommen mit unserer Theorie überein-
stimmt, denn oben kamen wir zum Schlüsse, daß das aus i hervorgegan-
gene i im ürslav. offen war, d. h. es näherte sich dem a und konnte
also ebenso wenig wie letzteres in dieser Hinsicht auf das k, g, ek wirken.
So haben wir auch mgkaü, pomagati^ poiagtUi u. s. w., wo überall die
Gutturalen blieben. Freilich konnte selbst auch da die Analogie wirken:
die e und s konnten mehr um sich greifen, so haben wir pr^taii neben
pr^aii zu pr^, P^ijf^ «spannen*; l^aü zn l^Iu^ l^i ,biegen'. Nament-
268
lieh die mit Präfixen versehenen Iterativa ziehen Formen mit c, s yor,
z. B. 9tr%gait\ aber poatrütaü neben po9trigaH, weil die Präfigirung die
iterative Bedeatang beeinträchtigte, so daß man sie durch andere Mittel
auszudrücken trachtete. Wie die Analogie wirkte, sehen wir deutlich
z. B. an dem ab. myeUi ,hin und her werfen' zu mykaiU. Was den
Wechsel der Vokale wie '4ieaH und Uhdi^ -rieoH und rikaU anbelangt,
so ist er darauf zurückzuführen, daß die Iterativa sowohl vom Infinitiv-
als auch vom Pr&sensstamme gebildet werden konnten. Im Westslav,.
z. B. iiraiu also vom Pr&sensstamme, im Aksl. fttralt, also vom Infinitiv-
stamme. Das Präsens muß nun im ürslav. nkq gelautet haben, wie es
sich noch im Westslav. und Ar. erhalten hat und wovon noch im Imper.
aksl. n>ei ein Best erhalten ist. Dasselbe gilt nicht von Ukq, UHi,
Es hat im Urslay. noch eine Zeit gegeben, in welcher die
Form *othkö gebraucht wurde. Davon hat sich der regeh'echt
gebildete Yok. ottde erhalten. Weiter liegt diese Form auch yor
in dem Adj. ottdtskb; analog in Hov^dtskb menschlich' zu <Aovekb
^ensch^
So sprechen alle Umstände dafür, dafi wir es hier mit einem
späteren Prozesse zu tun haben. Er ist aber auf eine analoge
Art zu erklären, wie jener, nach welchem aus i ein d geworden
ist: es ging nämlich das k, g zunächst in t, d' über, aber die
Artikulationsstelle des j, welches darin stak, hat sich schon teil-
weise verändert, es wurde vielleicht mehr vom artikuliert, daher
nicht mehr ein ä, z mitklang, sondern ein ir, z oder besser ein
iy £, das dann mit f, d! zu 6^ di und später zu c, dz («) führte.
Weil es sich um eine spätere Periode handelt, ist es begreif-
lich, dafi auch in Lehnworten fremdes h^ g nicht mehr zu d, i
vor palatalen Vokalen wurde, sondern zu c und dz (z) z. B. aksl.
cnky ,KircheS Tgl. ahd. chirihha; cisarh aus kaisar; c^ ,G«ld-
stück', got kintu8 ,Heller'. Hierher gehört auch das Suffix -^dzb,
-^ in einer Beihe yon Lehnwörtern, das dem germ. -ing ent-
spricht: kbn^ ,Ffirst', ahd. chuning yEönig'; pSn^zh ,Gteldstück',
germ. penninga; skl^, aM^ ,Münze', got. sküigga, ahd. mlling
u. s. w.
In anderen, wohl älteren Lehnworten kommt d, z vor: aksl.
S^ ,E[indS das man wohl mit dem deutschen kifid zusammen-
steUen mufi.
Bei sk und zg haben wir hier auch Modifikationen zu unter-
scheiden, wie es oben S. 264 analog der Fall war. Li jenen
Fällen, in denen k za c geworden ist, erhalten wir aus de ein sc,
das auch wirklich noch vorkommt z. B. Dat Lok. Sg. yon dtsia
269
ßreW lautet im Aksl. dtsci. Diese Gruppe kann jedoch auch
Yerein&cht werden. Wenn wir sc annähernd als sts auffiissen,
so konnte das zweite 8 abfedlen und wir erhalten ein st: dtsU,
das auch im Aksl. Yorkommt, aber sc ist älter. Denkmäler die
den älteren Zustand der Sprache mehr wahren, haben entweder
nur sc (z. B. die Kierer Blätter) oder sie ziehen es yor (Zogr.
Mar.).
Im Anlaut kann das « abfallen (in dar Gruppe te): tdpüi »spaltenS
darneben auch d/nii aus skmp^ TgL oben iUph ^edipsis* (S. 265); so auch
B.-kr. $q;epati, eUpaU (ein analoger Vorgang auch bei $tj im Anlaute, Tgl.
weiter unten). Wie oben erwähnt, handelt es sich hier eigentlich um
ein urspr. 6. Indem das < assimiliert wurde, ergab es i6 und diese
Gruppe konnte zu ie werden, wie wir es in den westslav. Sprachen finden :
Dat. Lok. 8g. von dtka (aksl. d»9ka) lautet im Ab. di^^ ebenso vojici zu
f>4*i$ka ,das Heer*. Aus diesem «f ist dann ein iC geworden (analog ist
das U anderen Ursprungs behandelt worden): jetzt tojiU: weiter ab.
«di^, jetzt iUp ,Pfropfrei8', ieiepati, ieispiü jetzt itiptiti, itipäi ,spalten^
Im P. ist auch dieses ie noch erhalten: f^ezap, noMpiö, nciepaS, ebenso
08. iiSipid, wie auch r. icepiU, razScepüb.
Später wurde nach b. ruka, ruei u. dgl. neuerdings dstka (statt des
älteren d$ka) im Dat. und Lok. Sg. zu dstes, ebenso müka^ mite^ «Schüssel',
desgleichen tlovenaky im PI. dial. ilav^nsei, woraus auch »lavensti {ie «
etwa $U, das zweite 9 fiel ab).
Da »ei im Ab. als ieij im Nb. als iii erscheint, so wird man
•e^enÜi ,er8tarren, sterben, verrecken' ▼ielleicht als *9b-^iphi&i erklären
massen, vgl. auch aksl. eipiti^ ,starrS oeipinüi ,erstarren'.
zg führte unter denselben Bedingungen zu zdz^ woraus zd
wurde: Dat. LoL Sg. aksl. dr^zdi (z. B. im Supr. 9. 6) zu dr^a
,Wald'. Da es sich aber hier eigentlich wieder um ein i handelt,
so konnte daraus auch zd'z entstehen , woraus dann zd^ wurde,
z. B. ab. Lok. Sg. zäbrezde ^diluculo' zu zdbrezg (zdbredi); ebenso
Dat Lok. miezdi zu miezga ^sucus', aksl. wohl m^a; rozde zu
rözga, rözha ,Zweig^. VgL auch os. DraMiany, Drjezdzany,
b. Drazdany ^Dresden' zu dem erwähnten aksl. dr^a ,Wald'.
Der spätere Wandel des A; zu c und ^ zu 2; hat im Südslay.
und R die Grenzen seiner ursprünglichen Berechtigung über-
schritten: er kommt nämlich hier auch bei den Gruppen kv und
gv vor den betreffenden Vokalen vor (YgL auch den Vok. Sg.
vhäve statt des erwarteten *vltfchve). So lautet der Nom. PL
von vlhchvh ymagus' : vhsvi, Lok. PI. vhsvichz; aksl. zvezda
,Stem' (im Psalt sin. noch dzvizda)j big. zvizda (dzpizda), s.-kr.
zoißzda, slov. zvizda, r. zvezdd, dagegen p. ywiazda, kas. gviazda,
270
polab. gjozda, b. hvizda, os. hvjezda^ ns. gvjezda, lit icaigzde
(tvaigide^ wir erwarten hier ein g); aksl. emUti ,plaiigere^y cfi>ilüi
,affligereS b. kvüüij der Ausgangspunkt ist in cvü (kvSI) zu suchen.
Aksl. ceistb ^lüte', im P. dagegen kwiat, b. kvet und so ist auch
aksL cvfttq, cvisti ,blühen' aufgetaucht , aböhm. Jdvu, kvi^i, p.
kwU6. Das cvhtq^ ctrisU, s.-kr. cvasti zeigt uns auch deutlich, daß
es sich hier um einen späteren Prozeß handelt, denn wenn das
h über das v hinaus in der älteren Periode gewirkt hätte, so
müßte es dann *^?pft^, *dvi8ti lauten.
Bezüglich des c und e aus k u. s. w. vgl. auch B. Lenz: ,Zar
Physiologie a. Gesch. der Palatalen' in KZ. 29, S. 1—59 und J. Storm,
Engl. Phil. S. 291—296.
Gruppe kt Hier ist zu imterscheiden, ob ein palataler
Laut nachfolgt oder nicht Folgt kein palataler Vokal nach, so
wird das A; an das ^ assimiliert. Das sicherste Beispiel ist letb
,Flug^, p. lot, darnach auch läMi ,fliegen', lit dagegen lekiü, Ukiaüj
Wdi ,fliegen', also mit A;, ygl. auch griech. lomTil^w ^ch schlage
aus'; aksl. jAeth und ploth, apletb u. qplotb ,Zaim' u. s. w. und
darnach auch plesti, pUtq ,flechten% dagegen lat pledo, plico,
ahd. fliktu, gr. nlhM^ nXe-Kvq ,Seil, Netz'. Aksl. p^ ,der fünfte',
lit pefiktas, lat quintus aus *quinäu8 und darnach auch aksl.
p^t ,flinf .
Wenn ein palataler Laut nachfolgte, so wurde zwar auch
assimiliert, aber mit einer Modifikation: wegen des zu großen
Abstandes zwischen dem damaligen k und dem t mit folgendem
palat Yok. wurde die Artikulationsstelle des k analog verschoben,
wie z. B. bei *kij wodurch zunächst ein t% mit dem das nach-
folgende t assimiliert werden mußte, entstand. In jenen Fällen,
wo auf das kt ein j folgte, war schon das ursprüngliche ^ zu ^'
erweicht und brauchte nicht erst assimiliert zu werden. Die
Doppelkonsonanz t'i' wurde, wie auch sonst, zu t' vereinfacht.
Mit dem f erklang nun wie in allen anderen Fällen bei t' ein
s oder i-Laut: t's oder t'^. So kommen wir hier zu derselben
Mittelstufe, die wir auch bei urslav. tj bemerken werden (vgl.
weiter unten) und auch die weiteren Resultate sind ganz die-
selben. So haben wir im Aksl. peäti ,backen' aus *pektij s.-kr.
pe6i, slov. peii, r. peöbj b. pM, p. piec; aksl. noSh» ,Nachf, lit
fuMls, got nahts, gr. wKTog (Gren.), lat noctis; aksl. tnoätb ,Machf
aus *mokti8 zu mogq (das g mußte vor t zunächst zu k werden);
djfiti ,Tochter' aus *d^kti, *dugti, lit dukie^ got dauhtary ai. du-
271
hüdr-; b. locika, sIoy. loMka, s. loSiko, lit. IMvkai, lat laduca.
Ein Beispiel mit läj : akd. /)2e^ n. ^cbulter^ aus *plddjo,
bIoy. |>20<^y p. pUe m., vgl. lett jiakt ,flacb werden^, lit. plokszczias
^h, plaUS gr. TrAal, Trloxog ^Eläche".
Aucb cht mit folgendem palatalen Vokal führte zu dem-
selben Resultate wie X:^; so in aksl. vriiti, vrtchq, s. vrijiSi nfäem
jdrescben^ vgl lat. verro^ vorro (aus ^veno). Im Inf. bätte das
9 bleiben sollen, also *ver8ti, *vridi (Ygl. prbsth gegen j^rocA«)^ es
ist aber das ch aus den anderen Formen eingedrungen und yor
t zunächst zu k geworden wie z. B. ab. lektati ^tzeln' neben
leehtati und dieser aus lehtati, Tgl. kbr. UhdUy.
Früher nahm man auch an, k sei vor t znn&chst za j geworden,
wozu man aach Parallelen ana den rem. Sprachen anführen kann. Dann
wäre aher aas ji darch Metathese ij geworden; die weiteren Yerände-
rungen wären analog wie hei nrelav. ij (vgl. Verf. Akal. 6r. 8. 133).
Anders erklärt auch 6 ragmann unseren Lautwandel (Kurze Tgl. Gr.
§253 Kr. 5) und Jagiö (Afsl. Phü. 22, 8.35). Üher die Gruppe kt über-
haupt handelte früher Miklosich in »Festgruß an Otto t. Böthlingk«
1888. 8. 88—91.
In Fremdworten kann später in b. Dial. aus kt eva ehi werden:
lochtuie aus dem d. ,Lockentuch' ; praehtyehant aus praktikatU^ dochtar,
kofUraeht aus kontrakt. Dieses cht taucht mitunter auch in einheimischen
Worten statt des sekundären kt auf (vgl. Gebauer, I, 8. 450—451).
Das^wirdA. In mehreren slav. Sprachen und zwar im
Klr.y Weifir., B. und Os. ging das g später in h über; im Ab.
taucht es um die Mitte des XTTT. Jhd. auf: hora ,Berg^ aus gora,
k(e)nihami st knihami, älter knigami. Man kann also annehmen,
dafi es in Wirklichkeit etwas früher auftrat (Gebauer I S. 456).
Im Slovak. blieb dagegen g. Das h wurde nicht sehr stark
aspiriert ausgesprochen , intervokalisch konnte es daher leicht
schwinden: aus hohu ist bou geworden imd blieb so, wo nicht
aus anderen Formen das h wieder eindringen konnte, so z. B.
Bimslava st Bohualava; sau aus sahu (prisahu, später prüahdm
,ich schwöre^. Dieser Umstand erklärte es nur, daß es anderer-
seits auch häufig vor einem ursprünglich vokal. Anlaut auftauchte:
b. dial. hoko, hulica, hapatyka u. s. w. Mitunter führte dieser
Gebrauch auch den Verlust des urspr. h im Anlaut herbei:
b. utrejch , Arsenik', ab. hutrajch aus ,Hüttenrauch' ; avado st
gavado, aksl. gav^do ,Vieh* vgl. S. 182 f.
Einige Eonsonantengruppen mit Ar. ks führte, wenn
kein t unmittelbar nachfolgte, zu ch und zwar durch die Yer-
mittlungsstufen kch, dich, z. B. Aor. reckt aus ^riksfb zu reiti^
272
rekq ysagen'; chud% ,klem, arm', slov. hud schlecht, böse', vgl. ai.
k^ödlyets zu käudtM ,klein, böse'.
In kBt fiel dagegen das k aus. Aor. 2. P. r^ste aus räcste\
aksl. p^h ,fau8t^ aus ^p^ldtis, ygL ahd. /ä^, lit. &wm^' aus
*kumpsti, *punksti.
Ebenso in skt: aksl. tesio »Teig' aus "^UMo zu ^iftX; — also
,da8 Geknetete, Gedrückte' ygl. abd. Mc, got daigs zu got. deigan
,kneten'; Miklosich stellt es zu lit teszla, tasda (Etym. Wtb.
S. 356), allein das gehört zu taszan — aksl. tesati (vgl. Rozwa-
dowski, Hozpr. wydz. fil. Ser. II, t 10, doch stellt er das slav.
Wort zu hib. tais, taes a- cambr. toes ,mana', wohl mit Unrecht);
ab. tresktati ,strafen', neub. trestati enthielt ein sekundäres skt :
*trMkUatL Vgl. auch das Suffix hstvo aus *hsktvo.
Weiter in skn und analog das g auch in zgn: aksl. thätati
,urgere' aus thsk-, dazu tbsnqti 8^ ,studere' aus *th8kn'; bhsnqH
aus blhsknqti ,glänzen', dagegen bUskb ,Glanz, Blitz'; tisnqii
ftrudere' gegen tiskati ,premere', dazu auch teskhm und testm
,angu8tus', tiskny kommt noch im Ab. vor, ebenso tieskAj woraus
dann HesA, tieseA (Gebauer I S. 452). Aus üshm ersehen wir,
daß das k auch dann ausfallen konnte, wenn es durch einen
Halbvokal von dem n getrennt war. Allerdings begann dieser
hier in Formen vor einem vollen Vokal frühzeitig zu schwinden:
so konnten Doppelformen entstehen, vgl das ab. tiskn^. Dann
wurde auch das häufigere Suffix -hm eingeführt Hierher ge-
hört wohl auch aksl-presMib, oprisbm ,£risch, ungesäuert', das mit
lit prükas, ahd. frisc ,frisch' verwandt ist.
Für zgn : p. äliznqö si^ ,ausgleiten^ gegen älizgaö ,glitschen,
gleiten', ^lizga ,Schleimfisch'.
k wird eingeschaltet in b. stkvüi se ,glänzen', stkvüct
skvaud ,glänzend', aus aksl. svhteti wurde svtäi, dann stvieti
stkvieti, stkvüi; in zamestknati aus und neben zamestnati ,be-
schäftigen'.
Spätere Erweichung der Gutturale. Schon die
aksl. Denkmäler weisen uns die ELalbpalatalen k, §, cV in Fremd-
worten auf, z. B. Jcesafhj gr. xaiaag; gazofUaJcija ya^ofpvlaiuovy
feona yiewa^ arch'ierej u. s. w. Es handelt sich hier um eine
Verschiebung der Artikulationsstelle gegen den harten Gaumen
zu, so daß sich diese Laute der t' d'- Gruppe sehr stark genähert
haben. Derartig palatalisierte Gutturale kommen in den modernen
slav. Dialekten vor und führten hier mitunter sogar zu t\ d, so
273
z. B. im klr. dMia aus und neben döiUca ^Tochter, Töchterchen' ;
süneido aus sönemko Dem. zu sdnce ySonne' (Ogonovski Studien
S. 65).
Mitunter ist das erweichte h noch geblieben, so im YjatkaBchen
Dialekt, wie auch in einigen anderen großr. Dial. hört man: ehaz^ßä,
irößa, g&fhä, döchä et. ehäX4(fka ,WirtinS tröjka ,Dreige8pann' gdrka «bittere*,
döeka ,Töchterlein' (IF. 4 8. 47). Wie man sieht, handelte es sich hier
meist nm solche F&lle, wo den Gattnralen ein erweichter Laut vorher-
geht; er fährt also dieselbe Wirkung herbei, wie ein nachfolgender pala-
taler Yokal. Vgl. auch kafi. dij aus kif »Stock', diMi aus g^ki .biegsam',
wo man also in der Palatalisation noch weiter ging.
Andererseits konnten auch erweichte Dentale zu den palatalisierten
Gutturalen werden: Mo aus ielo ,I^ib'; litio aus tetto /leig^; gid aus
ded^; §ilo aus dilo (Eolberg, Pokucie).
Auch in vielen maced. Dial. f&hrte tj, dj\ statt nach bulgarischer
Art in H, zd überzugehen, zu h, ;, was einen Übergang zu den s. Dial.
bildet. Man hat auch bekanntlich diese Tatsache gegen die Annahme,
das Aksl. sei ein bg. Dial., der in Maced. (Saloniki) heimisch gewesen
wäre, geltend gemacht, aber dieser Einwand ist nicht stichhaltig, denn
in Maced. kommen doch auch Dial. mit ii und id vor. Beispiele ans Maced.
mit polatalisierten Gutturalen: «««^a, bulg. u. ksl. weHa ,Lichf ; leeh
St. iteekt; mygi, aksl. tnezdu «zwischen'; tugma st. tuzdina u. s. w. (siehe
Lavrov Obzor». S. 97—98). Aber auch umgekehrt, das erweichte l wird
zu i' und zwar auf dem äop'schen Gebiet, wo wir mqft'a ,Mutter', dtvojt'a
,M&dchen' st. tnqfka, dtvojka u. s. w. hören (Vgl. M. Y. Veselinovi^,
GraniSni dialekat medju Srbima i Bugarima. Zona di i e. Belgrad,
1890, S. 13—16 und Baudouin de Courtenay in IF. 4, & 47). Ana-
loges finden wir auch im Lett.
Im AksL scheint aber das fremde g vor palatalen Vokalen
vorwiegend zu einem ; geführt zu haben und zwar nach dem
Vorbilde des griech. (vgl. TtagaoTievyTj^ yvQsvyeig Afsl. Phil. 19,
S. 176—177); dafür kommt in den aksl. Denkmälern in der Begel
auch ein eigenes Zeichen vor.
In den westdav. Sprachen finden wir auch häufig für das ge
der klassischen Sprachen , das als je gelesen wurde, ein je, so
z. B. im Ab. anjel (geschrieben angel ,EngelO, p. aniol; dameben
taucht aber doch auch d auf, als der direkte Beflex eines g vor
palatalen Vokalen, und zwar haben wir auch schon im Ab. ein
andä (neben anjet)j im Grofir. dndel st. dngel (geschr. angeli).
Diesen Beflex finden vor auch im Magyarischen: angyal (»» andal)
,EngelS evangyäioM u.s. w. Asböth meint, es hänge damit
zusammen, daß die Magyaren in der Sprache der venetianischen
Italiener lat g vor e, i wie gy (— d) gehört haben (Afsl. Phil. 22,
VoBdr&k, Vffl. aUr. Gnmm. I. 18
274
S. 453, Anm.). Das ist richtig und damit hängt auch die magya-
rische Orthographie zusammen (vgl. Verl Studie z oboru drkev-
näsIoT. pfsemnictvl, S. 63), aber bei den erwähnten alten Eultur-
wörtem kann man doch im Zweifel sein, ob sie nicht früher
durch die slar. Vermittlung Eingang gefunden haben.
Die Dentale t, d.
Das t ist die Fortsetzung eines ursprachl. t: aksl. to aus
*t(Hi , jenes, das^ gr. t($, ai. t<M (lit. täs ,der^); tesati ,hauen,
behauen', Ut. taszßi ,behauen', gr. thxwv^ lat. Uxo, ahd. dAsa
^eily Hacke^ ai. tdkfati ,er zimmert^; trbm ,Dom', ahd. dorn,
got ßaumuSj ai. tfnam ,Grashalm'; irtje ,dreiS lit. trys, got ßreis,
lat tres, ai. trdyctö (aus * freies); thmkz, tbmkö ,dünn', lit tenvas,
lat tenuü, ai. tant^as, tan&f jgestreckt'; thtna ,FinstemisS lit
tamsä^ ahd. demar ,Dämmerung', lat tenebrae, ai. tämas ,Finster-
nis'; fyrtitq ,schneide, ritze^ lit kertU, kirsti ,hauen', ai. kfntdti fiv
schneidet, spaltet', dazu auch Imxtb ,mal' z. B. dhva kraty ,zwei-
malS lit kaftas ,HiebS adv. hartaia (Instr. PL) ,manchmal' ; sttrqy
gtr&i ,ausbreitenS got strauja, gr. atoQwiAi, lat stemo^ ai. strnimi,
dazu auch strana ,Seite, Gegend' aus ^star-nä; sUo ,hunderf,
lit szimtas, got hund, lat centum, gr. huonov^ ai. Satdm; das
Suffix -ter (Verwandtschaftsnamen): tnati, matere; dziti, diMere,
ai. mutdr-^ duhädr-; bratrh ^nider', ai. bhrdtar- u. s. w.; Suffix
-to (ata) : rabota ,Enechtschaff, junota ,Tugend' zu jum jung',
Tgl. got vmtwödi-Pa ,Zeugni8' von weüwöpa ,Zeuge', ai. dSvd4d
,G^ttlichkeif von dävds ,Gotf ; Suffix -h aus -tis : tnoitt ,Machf
aus *fnok-ti8, vgl. mogq ,ich kann', got mahts, ahd. rnaht; dath
,Gabe', lit dUis, gr. dwtig^ doaigy ai. ddJti- ,Gabe'; pam^ ,An-
denken', lit cU-mintls ,Gedächtnis', got ga-munds, lat. mens, ai.
mati^, mdti^ ,Denken, Sinn'; vgl. auch die Infinitivendung -ti :
byti ,sein', lit büti; das Partizipialsuffix -to- : Mb ,genähf , lit
siütas, lat. sütus, gr. veo-yuxTTvrog ,neu versohlt^, ai. syiUds aus
*8iiiriÖ8 ,genahf ; das Suff, des Part. Präs. act -n^ : bery, be-
rqHa, got bairands, lat ferens, ai. bhäratU-, bhärat- aus *bhi-
ront- ,tragend'. Die Suffixe der 3. P. Sg. u. PL Präs. aksl. -th
ursl. -to und -ntb, ursl. -ntb : berett, ursL bereth und b€r(^, ursl.
ierfto, ai. bhdrati imd bhdranti; des 2. P. PL ^ : fteref«.
Selten ist das t der Beflex eines urspr. th : m^, m^i und
m<^»^» ,turbare', lit meniürS ,Quirl', ai. mdnthati ,er rührte.
d ist 1) ursprachl. z. B. in des^ ,zehn', lit diszinU, gr, dha,
276
ai. däsa; dati ^ebenS lit dü'ii, ai. dd-dä-^i; dltgh ^cuig'i lit
Ügas aus *dlgas, got tulgus yStandhaffi gr. dolix6gj ai. dirghds;
dorm ^HausS lat domua, gr. ()($fio$; ci^r^ aus *dervo ,Baum,
Rohfj drhva ^olzstückeS lit dervä lEienholz', gr. dovQog, dfvto-
flog ^olz fällendS ai. drü- ,Kohfy got triu ,Baiim^- d^va, dhvi
^weiS lit du (aus dvü')j ai. dut?ä, dvä; dmh ,Tag^, lit dinä]
diven, lit dSveria ßckwsLget^y sL devdr; lydajq, rydcAi ,weh-
Uagen^ lit raudä ^Wehklage^, ahd. riozan ^klagen, weinenS aL
r^i^>; riM^o^t ^er jammert , weint', lat rudö\ sSditi ^tzen', lit
säditi, lat sedeo, ai. sddas ,Sitz^; «rMl«c0 ^erz', lit. szirdls, got
Aa^rto yHerz' ; in zegq ,uro' aus "^geg- ist wahrscheinlich d za g
dissimiliert, lit. degü ybrenne', aL ddhati.
2) urspr. dh : <29M-b ,Tür^, dvoi% ,Haus, Hof*, lit dürtfs, gr.
'^^tf; &aiQ6g, lat /bres, aL (2pärM Du. ,Tür^; dojq ^lacto^, (i^
,EindS lit dina yträchtig*, däe ,BlutigelS got daddja 4ch säuge',
gr. ^flcno ,er sog', ^-liq ,Mutterbrusf , lat fääre, fSmina, ai.
dhinüf ,milchend', dhdyati ,er saugt, trinkt'; d^iti yTochter', lit
dukie, got dauhtar, gr. dvyaTrjg^ ai. duhUdr'; dM^ yGroßrater',
Ut cterfl 3i^<^6^ des Vaters', ygL gr. rif^ij ,Grofimutter' tri^ig
,Tante'; d^/a^i, (24/? »legen, verrichten', lit ^i ^egen, setzen', got
ga^Ps ,Tat Lage', lat fdd, gr. %i^(Aij ai. dhätnath ,Satzung';
i%(2^i fWachen', lit budeti, ai. bödhati ,er erwacht, merkf ; gladhlcz
,glatf, ahd. ^2a^, lat ^/o&er (A -^liA); aksL {^cfm ,Lende, Niere*,
ahd. lentin, lat 2tifn&ii9 (aus *londuo8); fned^ ,Honig', gr. fii^v^
ai. mddhu; r&dUi s^ ,erri)ten', rr4rb ,rof, n^/a ,Erz, Metall', lit
rudäi, gr. igev^w ,ich röte', igv^ifog ,rof, ai. rudhirds ,rot'; wdqf,
1^» ,fähren, heimführen', lit. f^edt!^^ t^i dass., ai. vcuihü ,Biheweib'.
Das yerbale SufOx -do- kann auf cMo und -do- zurückgehen, eine
Scheidung ist nicht möglich im Balt-slay.: idq ,gehe', bqdq
,werde', jadq ,fahre'. Su£Bx -de in jr^i^ ,wo', ai. kuha aus *An«-
dhe ,wo, wohin'.
Veränderungen der Dentale, tj und d/ ergaben in
den slay. Sprachen verschiedene Besultate, die sich im Sonder-
leben derselben entwickelt haben. Im Urslav. sind daraus zu-
nächst t', d\ d. h. erweichte Dentale entstanden. Diese Laute
wurden etwas höher am Gaumen als früher das tj d artikuliert
(vgL oben S. 256). Li dieser Lage bildete aber die Zunge bei
der Trennung vom Gaumen eine Enge und im Momente, als die
Luft durch dieselbe strömte, entstand bei i ein i oder ^, bei i
ein h- oder i- artiges Beibungsgeräusch, je nach dem Grade, den
18*
276
die Verschiebung der Artikulation bei dieser Erweichung erlitten
hatte. Das hing auch offenbar mit der Änderung des j, die da-
mit auf einem Teile des slav. Gebietes vorzugehen begann , zu-
sammen (vgl. bei j). Dadurch war der Impuls zu mannigfachen
weiteren Änderungen gegeben. Im Bulg. hatte man zunächst
^V und d'z, also ^wit'sa aus *w&ja, vgl. svetb glicht' und *vid'zq
aus *vidj(f zu vidüi ^hen^ Durch Antizipation des /- und z-
Lautes entstand *8vS8t'8a, *vizd'zq, woraus dann nach Abfall
des zweiten i, i ein wiit'a ^Licht^ (konkret) und visld^n ^ch sehe'
entstand. Bei der allgemeinen Veriiärtung der i- und i-Laute
wurde daraus dann einfiich Bo^Haf vizdq. Das so entstandene it
imd zd ist eines der am meisten hervorstechenden Merkmale des
Bulg. und da wir diese Vertretung des einstigen tj, dj auch im
Aksl. finden, so müssen wir es als einen bg. Dialekt au&ssen.
Im Serb. wurden die Beibungslaute / und z dadurch alte-
riert) daß sich die Artikulationsstelle des t'j d' etwas senkte, wo-
durch zunächst ein fV; d'i und schheßlich die spezifisch serbi-
schen Laute, die mit <5, dz oder A (gj) transskribiert werden, ent-
standen. Bei der Aussprache derselben nähert sich die Zungen-
spitze mehr den unteren Zähnen, daher sich das s. 6 wesenüich
imterscheidet z. B. vom b. ^, bei dessen Aussprache die Zungen-
spitze gegen die Alveoten gerichtet ist. Im S. heißt es daher
9v%ji6a ,Kerze' und migja, mida oder midja ,Grenze'. Das ä ist
als eine Verschmelzung des weichen d (d) mit z aufzufassen:
med^za und es kann daher dieser Laut dialektisch selbst zu einem
z werden.
Im Slov. wurde aus t's, indem beide Laute zu einem zu-
. sammenschmolzen, ein ö : svida ,Kerze'. Bei dz ist dagegen
eine weitere Beduzierung, als dies im Serb. der Fall war, einge-
treten, bis auch der Dental schheßlich abfiel : meja Grenze. Das
j erstreckt sich auch auf das benachbarte kr. Sprachgebiet
Daß dieses j direkt aus dem ursprünglichen dj entstanden wäre,
ist nicht recht wahrscheinlich, weil dadurch das Sloy. zu sehr aus dem
Bahmen des Südslay., heraustreten mochte. Außerdem ist es nicht wahr-
scheinlich, wenn sich hei urspr. (/ ein Beihungsgeräusch entwickelt hat,
daß dies bei urspr. dj nicht der Fall gewesen wäre (vgl. oben in der
Einleitung S. 2).
Im Buss. ergab t's wie im Slov. ein e, während in d'z das
d' schon vorhistorisch abfiel.
In den westslav. Sprachen ist von (ä auszugehen; daraus
entwickelte sich ein 6, das durch weitere Verhärtung zu c wurde.
277
Desgleichen entstand aus d£ ein dz, wobei das d auch abfallen
konnte. So haben wir im P. e, dz z. B. Suneca, miedza; im B.
c, z, nur das Slovak. hat noch dz : ab. 9vieca, meza, slovak.
medza; os. 8wSca, mSza; ns. 8wiea, mjaza.
Handelt es sich am ein 9ij, so wurde daraus in den westslar.
Sprachen 46, das schließlich zu $c führte. Zu putUti «schicken, loslassen'
^ laatete das Part. Prät. pass. ab. pui^en, nb. puHin, p. jetzt noch pun-
esony. Daraus darf man wohl nicht schliefien, daß aach hier ursprünglich
c, dz war und daß es sich dann erst zu c, dz verschoben hfttte (Jagi^
Afsl. Phil. 23, 8. 124). Analog gibt auch zdj ein ziT, b. hytdiH ,Ter-
unstaltenS dazu Part. Prät. pass. hyiden. Zunächst war hier id^ij woraus
zd^i und schließlich zd entstand. Gebauer läßt id aus zi entstehen
(I, S. 400).
Der Anlaut weist im AksL eine Modifikation im Resultate
des ursprünglichen ti, d'z auf: es konnte nämlich neben der
Antizipation des % einfach auch das t mit dem nachfolgenden i
zu dem Laute c verschmelzen, ein Vorgang, den wir sonst im
SloY. und R gefunden haben. So heifit es zwar ihiädb ,fremd*,
das aus Hjudjo entstanden ist und auf das got fiiida ^Volk^ hin-
weist Dameben aber auch 6^üdh. In diesem Worte speziell
war auch noch eine andere Möglichkeit Torhanden : das zweite /
wirkte dissimilatorisch auf das erste, so daß aus Hjudjo ein *tudj(h
wurde, das dann tuzdh ergab.
Aber auch das zd in ituidt, das regelrecht entstanden war, wirkte
dissimilatorisch auf das it im Anlaut, so daß auch die Form »Utzdb auf-
kam. So finden wir im Aksl. das Wort in vier Variationen, worin sich
offenbar der Einfluß verschiedener Dialekte zeigt: Huzd», cuzdty tuidb und
Huzdb. Unter diesen Formen muß stuidb als die jüngste angesehen werden.
Im Slov. haben wir ito\ im S. tutf;, in den anderen Sprachen ist der
Wandel hier regelmäßig (vgl. Yerf. 0 pfiv. Eier. 1. 3. 4. Anm. 3).
Weiter finden wir im Aksl. itf*do neben öudo ^Wunder^;
Mudt neben dudh ^Sitte^. b. cud] aksl. Hutiti neben ötUiti ^fühlen',
s. 6tdüi', vielleicht auch ittuh und itudim, itudopim neben dudh,
öudim jBiese', ygl. auch öudim ^ein Finne^, öudt ,Finnen^
Aus tt und dtj das zunächst auch zu U wurde, entwickelte
sich t»fj was so erklärt wird: in der Pause zwischen dem zwei-
maligen Zungenverschlusse erklang ein schwacher «-Laut: tHf
nach Assimilation des ersten t dann st z. B. In£ Präs. mesli ^egen,
werfen' aus *fnMi; vesti ^ftthren' aus *vedrt%. JEierher gehört
auch die 3. P. Sg. aksL dasth, ar. dcudh fix wird geben' aus
*död'U; jastb ^r ist* aus *}ad4i\ vesth fir weiß' aus *vid4i; die
2. P. Du. dasta, jagta, vista; die 3. Du. und 2. PL: doste, jaste,
278
vMe. Andere Beispiele: atkaivlastb ^Macht' aus *vold4i8] slasth
Süßigkeit, Wonne' aus *8<M'4i8\ vrhstb ^Bewandtnis, Lage' ans
*prt4i8, lit vifsti ^ch wandeln', ai. vfitif ^das Bollen, Verfahren';
jais^nb ipaedagogos* ans *pil4unO' zu pUäi ^nähren^ pUotm ,ge-
mästet, fetf .
Der Lautwandel des U zu tH ist ursprachlich und Torslav. ist auch
der Übergang des i't zu H : lit Inf. misH sn mM ,ich werfe', v^9ti zu
vedA ^führe'; Ut(i) ,er friBt*, ai. dtti, w. sd; griech. aunos ,nngekanntS
▼gl. ai. väidi ,gefunden, erkannt', nunof *nt^tos.
Da es im Slar. sehr viele Infinitive auf -sti gab, wie vetti,
mesti, gnesti ,kneten', gr^i ,kommen' etc., wozu auch die Inf.
wie v€8ti aus *ve:di zu vezq ,Teho', nesU ,tragen' u. s. w. hinzu
kamen, so drang die Endung -^$ auch in solche Inf. ein, wo sie
nicht berechtigt war. So hieß es ursprünglich nur teti zu tepq
4ch schlage', suH ,schütten, streuen' zu sbpq; greti ,graben' zu
grAq. Daraus entstand nun auf die angegebene Weise grttii.
Im Ab. haben wir nur hridi, sküsti ,rei£en' zu skubu, neben dem
alten öf'ieti (aus "^öerptij dazu das Präs. aksl. ^rtpq, ab. jedoch
nach den vokalisdien Stämmen öru), sMi zu spu, pl^$ zu plevu
jäten'. Nun drang aber noch der Stammkons, aus den Präsens-
und anderen Formen neuerdings ein, daher aksl. auch grd>8ti,
tqpstij ab. zubsti ,frieren^, Präs. 3. P. Sg. ztbe\ dcübsti, JM>ai;
letztere Formen jedoch erst in späteren Denkm. Daß das sti in
diesen Formen lautgesetzlich entstanden wäre, wie Gebauer
meint (L S. 487 und HE, 2, S. 161), ist nicht wahrscheinlich.
Gkmz analog mußte aus dd schon urspr. dzd entstehen,
woraus dann zd wurde. Hierher rechne ich zunächst jazdct,
jazdz, jazdüi ,Fahrt, fEihren' aus *jadzda eta, also mit einem
da- und (2o- Suffixe zu jadq, jadiati. Hierher auch b. ahyzda
,Ekel' von ^hyzda (vgl hyxdüi ,verunstalten'), das ein *gf/d-da
voraussetzt, vgl. r. gidkij dial.
d wird zu j vor anderen Kons. : bIoy. grdjMhi ans grädski ,Burg-,
Schlofi-'. Doch konnte das j in den einzelnen slav. Sprachen anch aas
anderen, namentlich weichen Kons, entstehen.
Assimilation der Dentale. Aus ts, ds^ das zunächst
zu t8 wurde, entstand es, woraus 8 : medi ,w6rfen' aus mddi za
metq (siehe oben); aksL briseh ,te8ta' aus *bhrutB' zu aisl. bricia
,brechen'; vedi ,föhren^ aus *vetsti; Aor. v^ ,duzi' aus *v&sh,
*vikkb; dost ,dabi8' aus *döisi, *död8i; kqsb ßisaeiiy Stück' aus
*kant80, *kand90, vgl. lit händu^ hqsti ,beißen', ai. kkädati ,er
zerbeist'; dido ,Zahl' aus *dtt-^o zu Mq, disH ,zählen'; gqdi
279
FL yZither' aus *gqd'8li zu g<fdq, gqsti ^dtbaill canere'; jasli PL
,Erippe' zu jad- in jamb jasti »essen*; iz-rash ,gennen* aus ^ortslis
SU rasli, rasiq »wachsen*.
Ebenso führte tm und dm durch mm zu m : 09mz »der
achte* aus *ostmo- nach ai. <»Sfaü, a^famäa »der achte*, lit asasMuni,
gr. oxrcJ, got. ahiau\ vrSm^ »Zeit* aus *verimen^f ai. värtman
»Bahn*; damh aus *dödmi »dabo*; rumim »rot* aus *rM(]?mdfto-»
YgL ruda »Erz, Metall*» YgL lit raumä »Muskelfleisch*; b. v^^,
aksl. *vym4^ »Euter* aus ^üdh-menrj ai. ddhar] aksl. |>2em^ ,Oe-
schlecht* vgl. plod^ »Frucht*. In sedm^ »der siebente* und sedmt
»sieben* ist das dm geblieben» weil es urspr. *8ebdm<h hiefi.
Analog bei tn, dn : asvhnq »ich werde hell* zu svhUti
»leuchten*; vhzlyhnqfi »aufwachen* vgl. b^diti »wachen*.
In den Gruppen ^Z; ? 2 ist die Assimilation nur im Südslay.
und R eingetreten» die westslav. Sprachen behielten sie: so lautet
das Part Prät Akt 11 zu pletq »flechte*» aksL pleh^ b. dagegen
pUtlf p. plaii; ebenso zu padq, pasti »fallen*» aksl. po/h^ b. padl^
p. padi\ aksL mdüi »bitten, beten*» bg. mclja se, s. molüi, slov.
molUi (Freis. Denk, noch modliti), r. molüt, dagegen b. modlüi se,
p. madli6, oe. modli6, ns. modliä. Im Suffix -dlo : aksl. raio,
b. rädlo\ aksL äilOj b. Hdlo, p. azydlo »Pfriem* zu Üti »nähen*.
In stl ist selbst auch im B. das t ausgefaUen: düp, aloup,
ab. silüp, die Schriftsprache bewahrt noch stlaup, slovak. stTp
»Säule*.
Mit rcdo aus racUo vgl. lat adla zu aedeo, got dagegen sitls.
Dentale werden eingeschaltet: sr wird zu slr : astrh
»scharf*» lit. aszrüs, daneben dial. asztrüs, gr. a%(fog »spitz*» ai.
catur-asras »Viereck*; phstn »bunt* aus *pb8'ro-, vgL pösati^
pUtf »schreiben*» gr. Ttoixilog »bunt*; struja »Strömung*» astrovh
»Insel*, YgL gr. ^iei »er fließt*» ai. srdwxti dass. ; sestra »Schwester*
aus *8e8raj lit sesu» gen. sesers.
Im lit ist diese Erscheinung nicht aUgemein, sondern nur
dial.: srove neben dial. strave »Strömung*; sravh »das FlieBen» der
Strom*» let aträtoe.
Die Grappe 9tr aus ar wurde bekanntlich von Bragmann als ein
Yerwandtschaftszeichen zwischen dem Germ, und Slavolett. angesehen
(Techmer, Zeitschrift I, 8. 234—248).
In aksl. m^ra ,membrana' ; aksl. nozdri ,nares* zu non ,KaseS liegt
wohl ein tr vor (vgl. bei s).
Weiter wird nr zu nrfr : aksl. mqdrb »weise*; b. pondrava
»Bngerling*» zu piMitriti, ygl. auch sIoy. pondretij pondrem »immer-
280
gere*; b. vindra ^G^ldstück: Heller oder Pfennig* aus Wiener;
b. Jindra, Jindrich aus Heinrich.
Palatalisierung der Dentale. Abgesehen von den fiiiher
besprochenen urslav. Gruppen tj und dj (vgl. oben S. 275), erfuhr
das t, d auch Tor den palatalen Vok. in einzelnen slay. Sprachen
eine Erweichung, die häufig wegen eines Gleitlautes zu einer
Mutation der Dentale führen konnte. So erscheint es einfach
erweicht, also als i, d (t', cT) im Grofir. vor den palatalen Vok.,
z. B. aio (spr. ielö) ,Eörper, Leib'; dikij (spr. dikij) ,wild^ devjatb
(spr. devjai) ,neun*, ditja (spr. dita) ,Kind' u. s. w. Im Klr. vor
urslav. i: Hh, düo. Im B. vor urslav. i und t: hodina ^Stunde*,
prositi ,bitten', tieh^ ,8till*, kost; vor urslav. S: däati ,machenS
täo ^Körper*; im Slovak. nadievai, hdievai, tiäil, dSdina; im
Gegensatze zum Schriftb. wird hier auch vor e erweicht. Im
Bulg. dial. date, devet, im S. dial. leleti, devöfjca. Der Gleitlaut
findet sich in manchen großr. Dial.: Ueb'a für ieVa, Uiäe für
Häe (im Gouvem. Tver). Die Mutation können wir bemerken im
Poln.: ciaio spr. 6aio für telo ,LeibS dzieh spr. flieh ^Werkfj
aksl. däo, dzieA aber dnia, 6ma ^Finsternis', aber tnq ,ich haue'
u. s. w., worüber S. 155; analog auch dial im Slovak., ebenso in
Mähren.
Für das eben erwähnte d und dz kann auch c nnd dz eintreten, was
mit der allgemeinen Entwickelang dieser Lante znsammenhängt. Das
Osorb. hat d, di überall, das Nsorb. brachte es zu /, i-. iopiy^ iichy^
iw9i gegen os. doply^ dievBÖ^ sonst bleibt rf, di nur in kons. Gruppen.
Weiter kommt das ^, dz im WeiBr. vor, wo aach noch in manchen Ort-
schaften das iy d* anzutreffen ist.
Aber dial. auch auf dem s.-kr. Sprachgebiete: leieUy dtsd, vidieü,
eilo, dzelovat (vgl, Afsl. Phil. 13 S. 691).
Differenzierung der Dentale: t geht manchmal in k
über und zwar namentlich in den Gruppen tr (tr), Ü: b. diaL
hremcha aus (8)trefncha ,Traubenkir8che^; mähr, ikrknöt st ikrtnouti
^durchstreichen'; aUgemein b. kruta aus ,Truthenne'; cvikif aus
yZwitter'; puäkvarec aus yBrustwurz'; b. vyvrknotUi aus und neben
vyvrtnouti ,veiTenken, ausrenken' (also auch nach r).
Im Lit. wird tl zn ^ und zwar auch in Fremdworten : zMcUu ,Zeichen',
preuß. dagegen eh-tentUutui ,bezeiGhnet habend*; Mlä ,Same' aus *^/ü;
in Fremdworten: turklilis (auch kurklilis) .Turteltaube'; piküoü&U ,Mehl
beuteln* aus p. pyilotoad; aber auch b. dial. klußUj f. tiustp und and.
(Gebauer I 8. 393). Vgl. auch Itki. ptäelum, piäeulum, wo das Suffix
-tlo vorliegt, ebenso luerutn (zunächst luelum, ebenfalls mit -t^).
Analog geht d, d dialektisch in g über und zwar am hau-
281
figsten in den Gruppen dr, dl : b. glhy st. dlhy, gewöhnlich dlouhy
ylang'; zigie st Hdle ^Sessel'; sloyak. miazgra st. miaxdra Mem-
brane'; kasub. zqglo gegen p. zqdlo ^Schneide, Spitze'.
Analog anch im lit. : igle yTanne', preuß. addle^ p. jad^ ;
lett segli PL tant. ^Sattel', got dagegen 9ifh, slav. sedlo.
In den b. Dial. geht d manchmal in r über : ^rtk aas d^dtik ,Groß-
▼ater, Alter* (pejor.); hortjt aas hodejf (und dieses aas hoh-4tj4)\ intrary
st. initrady Jntraden'; voroUc aus vodoUi ,Was8ergraben', also meist
interrok., doch auch ßvarha Hochzeit' aas svadba, meist waiba. Solche
Fälle sind namentlich im Chodendialekte häafig. Etwas Analoges be-
merken wir aber aach in dem benachbarten deutschen Dial. von Chotie-
saa. So auch im Dialekt von Peterswalde: niera, kiera, Lara für nieder,
Neider, Leder, Hier handelt es sich also um das zwischen zwei Vokalen
stehende d. Ähnliche Erscheinungen in anderen d. Dial., namentlich in
den Alpengegenden (vgl. Weinhold, Bair. Gramm. 1867 § 147 a. 163).
Die Labiale p, b, v, (m).
Das slav. p ist die Fortsetzung 1) eines ursprachl. p : aksl.
pazüi ^chtgebenS ai. pdiyati ,er siebte, daneben mit sp : ai. spdi-
ySpäher^y lat. speciö, auspexj ahd. spehön ^spähen'; pasti, pasq
,weiden' (s aus sk), vgl. lat pöscö; prijati ^gewogen sein', vgl.
ahd. friufU ,Freund*, gotfrijönds, sd.priyd8 ^eb'; pro (xmdprO')
lit pra-, pro, got fra^ lat pro, pro, gr. ftgo, ai. prd; plyii, pluti,
plovq ,sehwimmen, fließenS lit plduju ,8püle', ahd. flouwen, flewen
ispülen, waschen^ lat pluü, gr. tvUw, ai. prävaii ,er eilt^, plavats
fiT schwimmt, fliegt, springt'; p^t ,fünf aus *penHi8, lit penIA,
gr. ftevTS, ai. pdnca; ghpati, Shpljq ,8chlafen', lit säpnas ,Traum'
(sloT. 8hm ,8ehlaf), lat sopor, somnus, gr. vnvog, ai 9väpna8
,Sehlaf, w. sybep', Itpeti ,haften bleiben^ lit limpii, lipaü, lipti
,klebenS gr. liTtog ,¥eW, ai. limpdti ,er beschmiert, liptds ,kle-
bend'; teph ,warm', topiti ,wärmen', lat. tepeo, tepidtta, ai. tdpati
,er wärmt, brennt*; u-trtpeti ,torpere', r. terpnutb ,erstarren', lit
tifpti, tirpstü, lat torpire,
2) Eines urspr. ph : polica ,Brett, Gesims*, ai. phdlakatn
yBretf, gr. atpilag ,Fußbank^ (Brugmann, Kurze Tgl. Gr. 8. 162,
anders Mikl., Etym. Wtb. S. 265).
6 ist 1) ursprachlich: aksl. bdij ,größer*. Tgl. lat di^nlis
,kraftlos, schwach', ai. bdlam ,Eraft, Stärke*; blato ,Sumpf, lit
balä ,Torfmoof', ahd. pfuol ,Pfuhl*; byJn ßüer", budati ,brüUenS
b^^ela ,Biene' (die Summende), mhd. pfächen ,pfiaucheti*, lat bü-
eina, gr. ßvKnig ,heulend^; dobrb ,gut*, ahd. tapfar ,gewichtig,
282
wichtig^, lat faber^ dazu wohl auch debd^ ^dick^ und dobVh ,8tark,
tüchtig'; d^bn, aksl. dti^rh (wohl infolge der Vokalassimilation)
ySchlucbt', vgl. lit dubüs ,tiefy got. diups ,tief ; slabb ,schwacb'y
ahd. daf ^hlaff, ahd. dafu ^ch schlafet
2) Entspricht es einem urspr. bh\ aksl. hajq ^abulor^, ahd.
bannan ^befehlen, vorladen^ lat färi^ gr. g>f]fiii ai. bhdnati ,er
spricht'; berq^ bhrati ^lesen, sammeln, nehmen', got baira, lat ferö^
gr. q>€Q(Oj ai. bhdrämi; aksl. borjq ,Eämpfe', lit bariü ^schelte',
lat feriöj ai. bhdras ,Schlacbf ; braitmo ,Speise', got barizeina
^Gersten-', lat far, farris] bcjaii s^ ,sicb fürchten', lit bijöiiSj dass.,
ai. bhdyaU ,er fürchtet sich'; U^ ,ich irre', lit blendeä's ^cb
yerfinstere mich*, vgl got blandan sik ,8ich vermischen, blinds
,blind' ; byti ,sein', Ut btUi^ ahd. buan ,wohnen, bebauen', gr. g>vaig
,Natur', lat fuam u. s. w., ai. bhdvati ,er wird'; bratrh, braU
,Bruder', lit broterelis ,Brüderchen', got. brößar, lat fräter, gr.
q>qmtaQ^ (pnitriQ^ ai. bhrätä^; bogh ,Grotf , bogath ,begütert-, u-boffb
,arm', vgl. ai. bhaktäm ,Anteil, Speise', bhdgas ,Zuteiler, Spender',
gr. fpayüv ,es8en'; nebo ,Himmel', ahd. nebul, gr. vitpog^ ai. nibkcis
,Nebel'; obrtvh, Ut bruvü, ahd. bräwa, gr. 6g>Qvg, ai. bhrüp , Augen-
braue'; z(^ ,Zahn', vgl. ahd. chanA ,Kamm' (vgl. S. 121); ljub^
,lieb') Ijubiti ,lieben', ai. lübhyati ,er empfindet heftiges Verlangen';
Dat Sg. tebe ,dir', vgl. ai. tubhgam^ preuß. tebbei, lat. H-bi; robb
,Enechf aus ^arbo-, vgl. got arbaißs , Bedrängnis, Nof.
Das labiodentale v (eine Spirans) geht auf das urspr. bila-
biale u zurück, woraus es sich unter bestimmten Bedingungen
entwickelt hat.
Allerdings ma£ man auf Grund verschiedener Erscheinangen an-
nehmen, daß sich das ff im Slav., insbesondere in einzelnen Dialekten,
dann auch in bestimmten Stellungen, lange behauptet hat. Dafür sprechen
verschiedene lautliche Besultate, die wir in einzelnen slav. Sprachen
finden und die leichter ans einem ff als v erklärt werden können. Also
noch nach der Trennung der slav. Sprachen gab es ein ^. Sachmatov
suchte nachzuweisen, daß sich nur in den südslay. Sprachen, dann im
BusB. das ff erhalten hätte, während in den westslay. Sprachen daraus
ein V geworden wäre. (Izvöstija Otddl. russk. jaz. Bd. 8, Hft 2, S. 325f.).
Allein EuTbakin hat mit Becht darauf hingewiesen, daß sich auch
noch in den westslav. Sprachen deutliche Spuren des ff zeigen (Sbomik»
statej V 5e8t M. C. Drinova, S. 221 — 236). Man denke an das ab. u vodi^
aksl. vh vodiy u pomoCy aksl. vt pomoitb (vgl. Gebauer I S. 427 f.), neub.
noch dial. Cuinouc st. Öuinovie (südwestl. Dialekte), slovak. Dial. pra^da
st. pravda^ Gen. PI. Öeehoff u. B. w. Nach Beliö findet sich das jt jetzt
noch in den östl. Gebieten von Serbien (1. c. S. 225, Anm. 1), nach Mi-
283
letiS (»Dm Ostbalg.« Schriften der Balkankomm. 1908, S. 82, 89, 155)
in den 5atl. Gebieten Bnlgariens, Bchliefilich im Oberkrainiscben des
sloT. Sprachgebietes. In r. Dialekten äafierst selten (ugromss. Dial. Ton
Ubija). K. gibt nur zu, daß die Verdrängung des ff vielleicht in den
vestslaT. Sprachen rascher vor sieb ging. Bei diesem Prozesse ist über-
haupt im Slav. ein v geworden.
So 1) im Anlaut Tor Vokalen: vedq, vesti ,führenS lit vedü,
vidi yführen, heiraten^ preuß. wedduna ^geführt^i wesiwei ,führen^y
ai. vadkaf jBvbxiV; vezq, vuti yvehere', lit vezü, vüti ^ahren^
(trans.)} got ga-unga, gr. exog, ai. tdhämi; veöert yAbendS ^^
väkaras; videti ^wiasen^, viditi ,8ehenS lit v^diu, vyd'äi, pa- ,be-
neiden^ got waü, lat video, gr. ßolda ^ch weiß', ai. vida; viti
ywinden^ lit v^i, ai. vydgaii ,er windet, wickelt'; voda yWasser^,
lit vandü, got toatö; vtdava ^Witwe^, got unduwö, lat vidua, ai.
vidhdvä; vtsb ,Doif ^ lat vieus, gr. ßdinuog; vijaUy vijq ^wehen',
vitro ,Wind*, Ut vej(u ,Wind*, gr. a(/)i]ai ,er weht^, ai. vd-ii.
Im Anlaut auch vor einem r, /; vltkb ,Wolf , Ut väkaa, got
undfa, ai. vfkaa; vhna ^WoUe^, lit vüna, lat. läna, ai. 4ma;
vrUäi ^drehen, bohren', lit verczü, versti ^umkehren', got toairtha
jich- werdet lat verto, ai. vdrtaU ,Tertitur'; vrtehz ,Spitze, Berg',
lit virszus ^P^tze, Oberes, Äußeres', lat verrüea yWarze' (urspr.
yEriiebung'), ai. vdrfifthas ,der höchste, oberste'.
Dagegen ist das u vor einem r, l, das nicht silbisch war,
geschwunden und zwar, wie es scheint, schon im Balt-Slav.: rata
,Eid', el. ßQäTQäy att ^i^tqo ,Vertrag', ai. vratäm ,Gtebot, Satz-
ung'; riiäi ,solyere', lit riszü, rUzti ,binden', got leruggo ,Schlinge',
ags. wrinzan ,fe6t zusammendrehen', W. j^reHc (slav. rech- ygL
oben S. 260); rosa ,Tau', lat rds (aus *vrö8)^ air. fräse ,Begen'
aus *vragta, ai. varfdm ,Regen', gr. üfati (bei Hirt, Abi. 607
die Basis uerea); doch kommt itn Ai. auch rdsas, rasd ,F11is8ig-
keit. Naß' yor; rod^ ,Geburt, Geschlechf, ai. vräeUtant- ,empor-
steigend, großtuend'; aksl. *U9ka, s. lijiska, b. lüka ,Haselstaude',
got uAizjan, air. ßeBC ,Rute, Gerte' aus *uli8kä, ai. vlcfkas
^Schlinge'; ygL noch Ut resnas ,stark' zu as. icriM, ahd. riso
,Biese'; Ut lüü, lytis ,Aussehen' aus got wliU, as. vAiti , Aus-
sehen'. Vgl Lid^n »£in balt.-slay. Anlautgesetzc (Göteborg,
1899) und Meillet, MSL. 9, S. 142{:
2) intervok.: divert, Ut diveris, ahd. tueihhur, gr. dätjg aus
daißfiQy lat l^ir, aL d^vdr- Schwager'; navb ,neu', gr. vißog, ai.
ndvas; plyti, pluti, plavq ,schwimmen, schiffen', Ut pa-plava ,8pü-
Ucht^, gr. 7tli{f)fa ,ich schwimme, schiffe', alat per-phvere ^e6k
284
seinS ai. pldvatE ,er schwimmt, fliegt'; dev^ ,der neunte^ lit.
deviUtas, lat navem, aL ndva, fiavcUif. Nom. FI. der «-Stämme:
synave ,Söbne' aus *8üne^e8, vgl gr. ^dieg ^soaves', ai. aündvas;
OcD. Sg. der a-Stämme: wekrwe zu svekry Schwiegermütter',
vgl. ai. Lok. svasrutham; das Part Piüt akt I bei Yokal. Aus-
laut: tidevb ,der gesehen hat', davz ,der gegeben haf ; die Endung
der 1. Fers. Du.: vedevi ,wir zwei führen', vgl. lit vida-va, ai.
vahavas.
3) poetkons.: nach b, p ist es schon im Urbalt-slav. ge-
schwunden, während es sich nach anderen Kons, behauptet: aksl.
Aor. bSch^ aus *bu^z zu bhe^, dann bitm ,wir wären', bq ßie
wären', lit auch büi, bit ,er war', analog auch im lat 'bam; aks.
obüi ,umwinden' aus ^ob-vüi; Makb , Wolke' aus *ob^oUc(h;
oblüti, oblikq (aus ^ab^dk-) ^nduere'; obüät ,diyer8orium, refectio'
zu mtati ,habitare'. Später wurde häufig unter dem Einflüsse des
Simplex das v wieder eingeführt: böhm. obvinouti ,umwinden'.
Merkwürdig ist auch der Ausfall des ff in settra ^hwester*, ebenso
im Lit.sesti, sese^s, got. dagegen 9wiitar, ai. «r<foar, lat «oror ans *9^ror:
doch ist das v erhalten z. B. in tttkry (also auch nach einem s und vor
einem «).
Sonst in anderen Fällen bleibt es auch: dwrt ,Tür', dvitrh
,Hof, Haus', gr. ^«^a ,Tür', »ai^^q ,Türangel'; zvin ,Tier', lit
ivMa ,wildes Tier', hitferus, gr. ^^, lesb. qyqq; svUäi feuchten',
8vM^ ,Licht^, lit szviUSti ,hell glänzen', ai. svürda ,Iichf ; tpqj ,dein',
preuß. twaü, ai. tvds; mrttv^ ,tot^, lat moriuus (das v soll jedoch
von zirb ,lebendig' herrühren); öntstp^ ,solidu8' aus *krd4vo, man
vergleicht got hardus; das Suffix -tvo: -ätatvo in pri-Hstvo, pri-
äbstvbje ,Ankunft' (aus *Hd'ivo), r. jaJtvo ,reichlicher Fischfang';
Suffix tva: z^va ,messis', molitva ,Gebef, jastva ,cibus', zrttva
,Opfer^, vgl lit brasiva ,Furt' zu bredü ,wate', senaJtve ,hohes
Alter'; das Suffix tvo kommt auch als Bestandteil des Suffixes
-tstvo vor: Iqkamstvo noyqgia; bozhstvo ,Göttlichkeit'; devtstvo
4nfantia'; rozdtsivo yeveaig. Das Suffix ^, tuä ist ursprach-
Uch, vgl ai. priyatvdm ,das Geliebtsein', got frijapwa ,Liebe'
u, s. w.
Nach einem Vokal und vor einem i entwickelte sich im
Balt.-Slav. ein if-Diphthong, weil die Silbe so getrennt wurde,
daß man das )f zum vorhergehenden Vokal zog: aksl. uj ,Oheim'
aus *a^io, preuß. atvia dass., lat avia aus *a-u0; aksl. iuj
4inks' aus *9efti0', &i. savyds ,links' aus ^se^ui^'; im Fräs, der
285
Yerba der VI. EL: radujq s^ 4<^h freue mich^ Vgl. auch lit
kraüfas filnif^ ai. dagegen kracyam- ^rohes fleische
4) Auf Blav. Boden entwickelte sich vor einem ^ und y immer
ein j^v) und — insbesondere in den Einzelsprachen — mitunter
auch vor anderen Vokalen wie o, q (hier selbst auch im AksL),
^ (vgl. 8. 180) z. B. V'Ztarh ^er zweite^; v-ydra ^Fischotter^, vepn
yEber' u. s. w.
Die labiale tonlose Spirans / hat sich erst später in einzelnen sla?.
Sprachen entwickelt, z. B. im S. and Bg. entstand fala aas h'vala, im
B. doufati ,hoffen' aus ^do-upvati; so auch im P. ob/Uy ,Teichlich* aus
opwüy und dieses aus ap. oplwiiy zu phUi^ pfyti, pl<w€^ also etwa ,abun-
dans*; dameben auch oktoity (Fgl. weiter unten). Auch im Ap. ist ehv
zu chf^ dann ß und / geworden, desgleichen haben wir im Ns. zuehtoaiy
und zufa^y. In der älteren Zeit mied man entschieden diesen Laut.
Das sog. l epentheticum. In den Gruppen pj, bj, vj —
und mj (eig.^', hi u. & w.) — wurde, wenn darauf noch ein Vok.
folgte, schon im Urslav. das j zu 1% indem der bei der Aussprache
der Labialen gebildete Verschluß einen analogen auch bei dem
unmittelbar nachfolgenden j hervorrief. Auf diese Weise mußte
daraus ein weiches l (V oder Ij) entstehen. Diese Erweichung
erstreckte sich auch auf die Labiale selbst (über diese vgl. oben
8. 256), also pl', bT, vl\ mV + Vokal (sie wird allerdings in den
Quellen nicht bezeichnet) z. B. aksl. j>{'u/9 (jP^H^f)/ P^'t^^ ,speien^,
Ut. spiduju, gr. ftfvoß aus (sipiü-iö-; aksL zenU'a (zemLja) ,Land|
Erde'.
Daß I zu l geworden ist, hat man auch schon früher ange-
nommen, so z. B. Jagic im Afsl. Phil. 10, S. 178: »nicht / ist
eingeschoben, sondern j wurde zu V, wie z. B. in Ijelen neben
fdent. Eine bestimmte Artikulation des / (i) war ofienbar unbe-
dingt notwendig. Als sie sich später geändert hatte, konnte kein
l auf die erwähnte Art aufkommen. So heißt es z. B. jetzt im
Slov. zdravje ,OesundheitS nicht zdravVe, aksl. sbdravtje (jetzt
sagt man im Slov. auch zdje ,Kraut^, nicht zeVe). Den Namen
epenthetisch führt das V, wie wir aus der Darstellung ersehen,
mit Unrecht.
Was den Übergang des ./ in l anbelangt, so ist zu bemerken,
daß er sonst im Slav. verhältnismäßig selten beobachtet wird,
trotzdem die Artikulation dieses Lautes leicht dazu führen konnte.
Es mußte in der Regel noch ein zweiter Faktor hinzutreten;
dieser gab dann eigentlich den Impuls dazu. Bei dem sog. U
epentheticum war es der unmittelbar vorhergehende Verschluß
286
der Labiale. In serb. Ijdeti neben jden, aksl. jdent ^Hirsch' ist
jedenfaUs das nachfolgende l auch im Spiele gewesen. Es heißt
im Sorb. lavor für javor ^hom^, im P. Erak. granastaV, buckaP.
In den slav. Sprachen wechselt femer jedva ^aum^ mit ledva
(letzteres r. dial., b. neben jedva, und p. ledwie) ab, und es handelt
sich hier jedenfalls um einen Übergang des j in L Kaum liegen
hier zwei yerschiedene Worte ursprünglich vor. Ihre Reflexe
haben wir wohl nicht im lit., nämlich in advas, vos ,kaum^ und
ledvai, wie Miklosich angenommen hat (Etym. Wtb. S. 102),
denn es handelt sich hier jedenfalls um eine Entlehnung oder
Beeinflussung seitens des Slav. Femer ist im Ab. jedno ,nur^ zu
ledno geworden; desgleichen auch diaL len = jen ,nur^, im Idr.
ebenfalls Uno aus jeno. Auch Uda, b. z. B. ledakdo ,wer immei'
wird auf die angegebene Art auf das aksl. jede z. B. jedekyj
,quidam', jedeötto zurückzuführen sein, weil es eben in jenen slav.
Sprachen vorkommt, die ein leda, ledva neben jedva haben.
Miklosich bringt es allerdings mit lit. ledokas, ledikas ,schlecht^
in Zusammenhang (Etym. Wtb. S. 162), wohl mit Unrecht
Das 2-epenth. kommt vor im Buss., Serbo-kr. und Slov.,
es fehlt den westslav. Sprachen und dem Neubulg.
Das Aksl. ist nicht konsequent in dieser Hinsicht, in den Denk-
mälern wechseln Fälle mit und ohne ^epenth., aber wir können doch
bemerken, daß ein Denkmal desto häufiger das / anwendet, je älter es
ist und je besser es den ursprflnglichen Zustand der Sprache bei ihrer
Fixierung als Schriftsprache bewahrt hat. Daraus schließen wir, daß
das /-epenth. urspr. hier überall gebraucht wurde, wo wir es erwarten.
TJnd da wir das Aksl. als einen bg. Dial. auffassen rnftssen, so folgt
daraus, daß dies der ältere Zustand auch des Bg. überhaupt war. Auch
das Bg. hatte also einst das /-epenth., allmählich wurde es jedoch auf-
gegeben und dieser Zustand des Schwundes äußert sich eben in den
aksl. Denkmälern.
Man nahm an, daß das ^epenth. im Urslay. allgemein ver-
breitet war und daß es in den westslav. Sprachen später und
zwar noch in einer vorhisi Zeit aufgegeben worden ist, wie wir
es etwa im Bg. in der bist Zeit noch verfolgen können.
Von dieser Ansicht scheint auch Brugmann auszugehen (Kurze
▼gl. Gr. S. 97), weil er es unter den Veränderungen, die das j in dem
vorhergehenden Kons, schon im ürslav. hervorgebracht hat, behandelt,
z. B. neben dem Übergang des ^|, gi in e, z, was doch ein gemeinslay.
Prozeß war.
Andere nehmen an, daß nur in sporadischen Fällen, wie ab. plvaii^
pVuju ,speien* das ^epenth. gemeinslav. wäre, während es sich sonst im
287
allgemeinen in den westalay. Sprachen oder gar im ÜrslaF. nicht ent-
wickelt hätte, sondern es wäre hier das p, b, v, m einfach zu p\ h\ v\
m' erweicht worden (ygl. Gehaner I, S. 811). Fortunatoy» sacht
zwischen beiden Ansichten zu yermitteln. Er meint: die Gruppe Labial
+ i wäre nur in der Anfangssilbe des Wortes in allen Dial. in Labial
+^ verwandelt worden, z. B. plwati; sonst nur in einer Gruppe von Dial.,
in der anderen wäre %»^mia zu ztm-ja geworden. Gleichartige Erschein-
ungen hätten wir in den halt. Sprachen, z. B. im Lett. pTaüi {pf aus pi
in erster Silbe), dagegen Mmpja (BB. 22, S. 155 — 156 Anm.). Man kann
jedoch kaum annehmen, daß im Ürslay. in jener Periode, als sich pVvati
entwickelte, eine Aussprache wie zem-ja möglich gewesen wäre' und
darauf kommt es eben an. Wir bemerken eine derartige Änderung der
Silbentrennung nur bei dem if-Diphthong mit folgenden i z. B. it^f ,links'
aus *i0if-^, während früher »^uip' ausgesprochen wurde.
Es ist mir demnach wahrscheinlichery daß das I-epenÜi. ein-
mal gemeinslav. war und das es mit der Zeit in den westslav.
Sprachen auf dieselbe Art aufgegeben wurde, wie später im Bg.
Der hauptsächlichste Grund, der mich dazu bestimmt, ist der,
daß das^' eine bestimmte Artikulation im Urslay. gehabt haben
muß (vgl. je aus jo). Ich glaube daher nicht, daß sich nur in der
Anfangssilbe das epenth. l im Urslav. allgemein entwickelt hätte.
Es haben sich allerdings nur spärliche Überreste erhalten, wie
das ab. pl'vati, dann p. kropla neben krapia. Den Schwund des
Z-epenth. mögen wohl in den westslav. Sprachen dieselben Um-
stände herbeigeführt haben wie im Bg. Neben den Formen mit
V bestanden meist noch andere, in denen kein j vorkam. So ins-
besondere beim Yerbum; wir haben z. B. im Aksl. nur trtpljq
4ch leide', während alle anderen Formen dieses Yerbums ohne
^epenth. auftreten mußten. Wir haben femer aksl. Denkmäler,
die z. B. häufig zenUja, zendj^ u. s. w. gebrauchen, die aber im
Dai Lok. Sg. entweder ausschließlich oder vorwiegend zemi,
nicht zemlji aufweisen. Das war eine Form, die zu zemt, also
einen i-Stamm, gehörte. Solche umstände haben nun den voll-
ständigen Schwund des I-epenth. im Bg. herbeigeführt und nicht
anders verhielt es sich wohl in den westslav. Sprachen.
mj wird mn. Es ist ein dem eben besprochenen analoger
Prozeß, jedoch macht er sich erst später in einzelnen slavischen
Sprachen geltend. Auch hier ist y zu n geworden, wenn auch
sonst in anderen Stellungen dieser Übergang äußerst selten beob-
achtet wird (p. diaL z. B. iie£aro für jeiaro, Aedvab, Aedvabni,
1. Es hätte damals wohl noch zu *s^a f&hren müssen.
288
vielleicht gehören hierher auch einige b. Worte wie dial. nehfe
st jehne ^mm^ nütej ,Herd, clibanus' u. and., wo man an den
Einfluß der Präp. denkt, vgl. nadra, Gebauer I, 8. 378—379).
Nach m ist dieser Übergang eher begreiflich, denn es findet einfach
der bei m durch die Lippen gebildete Verschluß seine Fortsetzung in
einem anderen, bei dem sich die obere Fläche der Yorderzunge an den
Gaumen anschmiegt, statt daß es zu einer durch diese Organe hervor-
gerufenen Engenbildung, die dem j entspricht, kommen würde.
Es ist aber wahrscheinlich, daß sich das n als Gleitlaut nach dem
m auch direkt entwickeln konnte, jedoch nur Tor palatalen Vokalen. So
würde sich z. B. das im P. dial. Torkommende miiilo$d für miloi<^, miiPu^^
das Polanski (Die Lab., S. 74) anführt, erklären lassen, denn im P.
besteht sonst nach dem m vor t nicht der Gleitlaut i C/). Das aus j
hervorgegangene n konnte dagegen vor allen Vokalen vorkommen.
Das mn kommt insbesondere sehr häufig im B. vor, ja man kann
sagen, daß das tni vorwiegend als mni gesprochen wird. Wir haben
schon im Ab. Belege dafür, wie pamnyet (» pamnH*, Schriftspr. pamU)
,Gedächtnis, Andenken*; v nimnie {» v Bimni, Schriftspr. v £imi) ,in
Rom* u. s. w. (vgl. Gebauer I, S. 226). Jetzt hört man zemne ,Land*
(geschrieben zemi^ aksl. zemtja\ tnneito ,Stadt* (geschr. misto). In Mähren
dial. tnndst st. tnj^ti, aksl. m^ti ,turbare^
Aus dem B. führt Sobolevskij (Lekc S. 139) tunjato, parnnjaU^
ritmnjanyj, imtya an. Insbesondere ist es das Klruss., wo wir es häufig
finden: tmiaso, mnati^ huzul. vimtii^ tmrfa, zemiia, Nordklr. mHüo^ podol.
nifUiso, SüdkaSub.: miiaito^ miieiae (vgL Polanski L c. S. 74).
Aspiration der Labiale. Sie kommt in p. und kaS. Dial. vor.
So haben wir hier vzino (für vtno), vzeeur und daneben iifw, zecur (Ma-
jewski, Kolo' 1897), ziPk für vii'k; zanek für vanek; piito für pivo. Im
NordkaS. wird /;, f zu px^ fxi im Heistemester und Kußfelder Dial. zu
pi^ fi: piUaCy pite, pinifklo.
Assimilation der Labiale. Aus pn, bn wird im ürslay.
n; aksl. usbnqti ^einschlafen' aus *thszpnqti, ebenso sbm ^Schlaf
aus *npm, VgL gr. v/tvog; tonqti ^mmergi' aus *tapnqti, vgl. den
starken Aor. u-topb und tapüi ^immergere'; utnmqti ^erstarren'
aus *^W7>n-, vgl. u-irifpeti ,er8tarren', lit tifpti ,er8tarren', lat
torpere; za-klenqti ^claudere^ vgL^EO-Ai^dund 2a-A%^ ,claustrum';
pri-ltnqti neben hpeti ^adhaerere^, Aor. pri4tpe; kanqti neben
kapati ^triefen'; osltnqti ,blind werden' neben alepz ^blind', vgl. lit
slepti ,verbergen*; gftnqti ,biegen, falten, bewegen* aus ^gfihnd^i,
vgl. ^^&a^», bewegen'; gynq^i ,perire' neben ^bo^i, Qi/blj^ ^^* ^nd
gubüi trans. ^ Grunde richten'.
Später wurde der Labial wieder viel&ch eingeführt, vgl. b.
kdpnauti ,tröpfeln', weil es eben auch ein kapati u. s. w. gab.
289
Aus ps und bs wird s: asa ^Wespe^, lit vapaä fitemae*, ahd.
wefsa, diaL(()8t.) Wepse, ec.aq>7J§; vysokb ^ocb^ aus *ap8oko, vgl.
gr. v^i yhoch'; Aor. po-grisb aus -gribsb zu ^ei^, ^e^t ^graben,
rüdem*.
Aach das sekundäre durch den Verlust des Halbvokals entstandene
p9 wird mitunter dial. ^mieden und durch Metathese zu 9p umgewandelt:
t'pawi st. p9ana aus pbBana zu pb9iU% «schreiben* Zogr. Job. 21, 25 (ygl.
weiter unten bei 9 und den Assimilationen der Kons.).
Auch aus pt und ht wird infolge der vollständigen Assimi-
lation ein t (zunächst tt), ebenso aus hd ein d: suti ^hütten,
streuen* aus *supti, Fräs. 8^pq, vgl. auch sypati; h^ ,Winkel*
aus *kqptbf vgl. lit. kampas ^cke, Winkel, Gregend*, gr. iuxiitct^
Biegung*, lat campua (Zubat^ A£b1. PhU. 16, S. 396); dreti
,haurire^ aus *derpti, Präs. örtpq; dlato ,Mei£el' aus *dolbto, vgl.
ahd. ddban ,graben^; aksL aedmt ,sieben' aus ^sebdmis, vgl. gr.
i'ßdofiog aus *eßdfAogy dameben auch sept- z. B. lat septimus (vgl.
Brugmann, Kurze vgl. 6r. § 371).
Dissimilation. Anlautendes p kann, insbesondere wenn
die nächste Silbe ein r (l) enthält, zu k werden: b. kapradi
,Pamkrauf neben papradi, p, papr66, r. paporott aus ^paportt;
b. ktrepeUca ,Wachtel*, slovak. und 8.-kr. krepdica (aus perper);
kondrava neben pondrava ,Engerling'; Karez, Karez, Karlzek
(Ortsnamen) aus pca-tz yBaumstock' (vgl. Grebauer I, S. 419);
mähr, krean^ st presny (ohne Hefe); koprddec ,Burzdbaum' aus
^po-prddec, das Wort vnirde dann nicht verstanden und durch
Volksetymologie umgestaltet; so entstanden kotrmelec, kotrbdec,
kotrlec; ebenso koprddd z. B. na koprdddi nisti ,Jem. huckepack
tragen' aus *p(hprddd. Hierher vielleicht auch p. okwity für
obßy ,reichlich' aus opwity und dieses aus ap. ophvüy (vgl. oben
S. 285).
Die Liqnidae r und l.
Abarten der Liquidae im Slav. Im Slav. haben wir
ein Zungen-r und zwar die alveolare (supradentale) Abart, bei
welcher die Vorderzunge an die Alveolen der oberen Schneide-
zähne anschlägt und vibriert, während sich die Seitenränder an
die oberen Backenzähne anschmiegen und hier beiderseits die
Luft abschUeßen, so daß diese nur durch die von der Zimgen-
spitze freigegebene öfihung entweichen kann (koronale Artikula-
tion).
Vondr&k, Vgl. bUy. Onmm. I. 19
290
Die Anzahl der Zungenschläge' ist im Slav. im allgemeinen größer
als z. B. im Deutschen und das gilt insbesondere vom b. r. Der Deutsche
wird, wenn er einen des Deutschen nicht ganz mächtigen Böhmen »der
Vater« sprechen hört, sagen können, er höre mehrere r, also etwa »derr
Vaterr«.
Das Uvulare r (Zäpfchen-r) soll sich bei dem r. Adel
geltend machen.
Es gibt auch ein stimmloses r nach tonlosen Eons, oder auch vor
denselben. Es wird nur durch einen Zungenschlag oder auch ohne den-
selben hervorgebracht. Im Franz. auch nach tönenden Kons.: plaindre,
$abrB, weiter quatre, wo es mitunter ganz verstummt. Ein solches r
müssen wir auch im Ab. voraussetzen in Fällen wie krve, krvi, mistr,
bratr u. s. w., die sämtlich einsilbig auszusprechen sind (vgl. Dolansky
im Ydstnik Seskych professor6, Jhg. 8, S. 246). Es war also im B. nicht
immer dasselbe r, wie wir es z. 6. jetzt haben. Dasselbe beobachten wir
auch bei /, z. B. mt/sl ,Sinn^ war einsilbig. Jetzt sind diese Worte
zweisilbig.
Während bei der Aussprache des r mehr der Saum der
Zungenspitze an die Alveolen anschlägt, verflacht sich bei der
Aussprache des erweichten r' ein wenig die Zungenspitze, es
schlägt nicht so sehr der Saum derselben an die Alveolen als
vielmehr die obere Fläche der Yorderzunge (also breiterer Zungen-
flächenanschlag).
Die Artikulation des gewöhnlichen, indifferenten l bildet so
ziemlich einen Gegensatz zu jener des r: die Zungenspitze bildet
einen Verschluß, während die Seitenränder der Zunge an den
Backenzähnen beiderseits Öffnungen herstellen (laterale Artikula-
tion der Zunge). Das ist das gewöhnliche oder mittlere l. Außer-
dem haben wir aber im Slav. noch ein weiches V (tj) und ein
hartes i. Letzteres hat schon Purkyne als ein velares l cha-
rakterisiert, was auch Schleicher bestätigte, indem er sagte, das
lit i werde wie das p. i mit dem hinteren Teile der Zunge
gebildet (Lit Gramm. S. 19). Die hintere Zunge wird gehoben
und das ist die Hauptsache bei i, nicht die Berührung der Zähne
oder des Zahnfleisches mit der Zungenspitze, wie man auch
meinte, denn das p. i wird meist ohne diese Berührung gebildet.
Nebstbei wird auch der ganze hintere Mundkanal verengt, wo-
1. Siegers sagt, das Bollen entstehe dadurch, daB der dünn empor-
gewölbte Saum der Zunge durch den Exspirationsstrom nach Außen ge-
worfen werde, um im nächsten Momente vermöge seiner Elastizität wieder
in seine alte Lage zurückzukehren. Aie Anzahl der so gegebenen Schläge
sei im einzelnen verschieden (Grundzüge der Phon. 3, S. 109).
291
durch ein volarer Klangcharakter entsteht Dies bemerkte schon
Hus, der eine Verwandtschaft zwischen i und y konstatierte, in-
dem er die Aussprache des letzteren, wie auf S. 103 angegeben,
formuliert
Er weist hier nur auf die Verwandtschaft beider Laute hin (simili
modo), die also im wesentlichen in der Erhebung der Zunge besteht. Der
Unterschied kann damals wohl nur der gewesen sein, daß bei y die
mittlere Zunge gegen die Mitte des Gaumens, bei i die hintere Zunge
gegen den weichen Gaumen gehoben wurde. Es kann sich aber auch
damals die Aussprache des i geändert haben, so daß es mehr am harten
Gaumen artikuliert wurde (im mittleren Böhmen). Dann müßte man die
Angaben des Hus buchstäblich nehmen. Interessant ist es, daß auch
nach dieser Darstellung die Zungenspitze nicht die Alveolen der oberen
Zähne berührte, sondern gesenkt wurde und zwar bis unter die unteren
Zähne.
Auch Rozwadowski hebt hervor, bei der Aussprache des
p. i nehme die Zunge eine Lage ein, die der Artikulation des u
oder vielleicht eines engen o zukomme (d. h. der hintere Teil der
Zunge wird zum weichen Gaumen stark gehoben). Die Lippen
wären stark gerundet, aber nicht vorgestülpt, eher etwas zurück-
gezogen (,Szkic wymowy . . . polskiej* in den Materyidy . . . kom.
j§z. Bd. I, Hft 1, S. 109—110). Daher begreifen wir, daß in
den slav. Dialekten i im allgemeinen leicht zu u oder einem ge-
schlossenen 0 werden kann, da u ein velar-labialer Vokal ist So
wird das r. und p. dai im Gouv. Flock zu dau, im S. zu dao;
im Sorb. wechselt i mit u und w (u) ab. Analoge Vorgänge
findet man auch in anderen Sprachen. Im Franz. entsteht aus
cd ein au (jetzt als ö).
Über analoge Vorgänge noch in anderen Sprachen siehe bei Storm
(Engl. Phil. S. 65—66, wo man ein vortreflTliches Material findet). Wird
das % ,gatturar genannt, bo meint man damit natürlich nicht einen
Velaren Verschluß, sondern nur volare »kleinste Öffnung* oder Enge-
bildung etwa wie bei u (ib. S. 266)^
Während bei der Aussprache des mittleren l die Zungen-
spitze an den Alveolen einen Verschluß bildet, verflacht sich bei
jener des weichen l (V oder Ij) die Vorderzunge, rückt infolge
dessen etwas zurück und bedeckt als eine Fläche teilweise den
harten Graumen. Diese flache Bedeckung des harten Gaumens
seitens der Zunge ist überhaupt charakteristisch bei weichen Eons,
(so bei 7l, l, d, femer auch ö, z, ä, r siehe oben S. 255). Die
1. Vgl. weiter unten den Übergang des »l in iki und zl in igl, was
• jedenfalls hauptsächlich durch ein volar, l hervorgerufen wurde.
19*
292
Yeiflachung der Zunge ist eben durch das j, dem sie zukommt,
herbeigeführt worden und da sie sich gleich im ersten Momente
der Aussprache des V geltend macht, darf man diesen Laut nicht
etwa als eine Verbindung des l mit unmittelbar nachfolgendem j
au&ssen (wozu auch die Transkription Ij verleiten könnte), sondern
es ist eine Yerschmelzung, wie schon Chladni richtig gesehen
hat Dasselbe gilt natürlich auch von f (ii oder nj).
Bei einer derartigen Artikulation kann es natürlich viele Überg&nge
geben: man kann mitunter im Zweifel sein, ob man ein l als ein mittleres
oder weiches auffassen solle. Das mittlere bekommt die Neigung weich
zu werden. So bemerkt Bozw ad owski, vor t werde das / weich ausge-
sprochen wie in Fiehy, l'ü, paPiea; in anderen Fällen wie Utk, pole wäre
das mittlere l auch ziemlich palatal (1. c. S. 109).
Die drei ^Laute wurden im Slav. meist reduziert Die
meisten slav. Sprachen besitzen entweder zwei l und zwar ein l
und V oder nur ein l. Am ehesten kann man die drei Laute
noch im Kleinr. unterscheiden, wenn auch das l hier selten ist
Auch im Großr. ist es fast kaum anzutre£fen, da auch hier l
und V vorwiegen.
Im P. kommt zwar neben dem i auch ein V und l vor, aber
die beiden letzten Laute sind nur wenig, wie wir sahen, geschieden,
daher spricht man hier, wie auch im Sorb., nur von zwei l:
einem harten und einem weichen. Das eigentliche mittlere l
kennt die Sprache nicht
Das Böhm, kennt jetzt im allgemeinen nur ein mittleres l
(so auch in der Schriftsprache, l noch dialektisch in Mähren und
bei den Slovaken), Ln Ab. kannte Hus noch ein zweifaches l:
ein hartes und ein weiches, was übrigens durch die ab. Ortho-
graphie auch bestätigt wird^ Nudoi^ersk^ (1603) kannte nicht
mehr das ij sondern nur ein mittleres und ein weiches. Dagegen
finden wir in der Kralitzer Bibel (1579 — 1593) noch ein l neben
einem zweiten, das wohl als mittleres l aufzufassen ist Analog
auch in den anderen Schriften der b. Brüder. Daher müssen
wir annehmen, daß die drei verschiedenen Arten des l in ver-
1. Von den beiden l sagt Hus : »Ambae. autem istae literae ponuntur
circa Yocales singulas tam in principio, quam in medio et in fine; sed l
(das sonst nicht näher bezeichnete im Gegensatze zum harten, zu I)
rarius circa a quam i, quia Mtatim sonaret parvum tc Das Erklingen
dieses engen t nach / vor a wäre absolut nicht zu begreifen, wenn man
nicht annehmen wollte, daß das hier geschilderte / ein weiches, palatales
l sei, welches yor a einen dem t ähnlichen Nebenlaut hervorruft.
293
schiedenen Dialekten auch yerschieden reduziert wurden, bis
schließlich das mittlere durchdrang. Wo sich das i dialektisch
erhalten hat, kann es auch zu u werden (in Mähren, man nennt
es obalovänf, dann in Schlesien und ab zu auch bei den Slo-
yaken): zu^ ,gelb' aus zü^, gemeinb. und Schriftsprache: Uutp.
Vor dem harten i kann sich hier auch ein gutturaler Vokal ent-
wickeln und zwar insbesondere ein u: küpj'ul (aus küpU ,kaufteO;
b'ui (aus b'ü, Fem. bila) u. s. w. Ähnliche ErBcheinungen auch
in den anderen slav. Sprachen.
Im 81 OT. kommt im allgemeinen ein mittleres und ein weiches /
▼or, i nur dial. and selten, nach Truhers Zeugnisse wurde es noch im
XYI. Jhd. in ünterkrain gesprochen.
Analog verhält sich die Sache im S. Storm behauptet, er hätte
selbst Sommer 1889 im S. Wörter wie »ktoa mit deutlich halbvelarem /
sprechen hören, was als ein Überrest der alten Aussprache betrachtet
werden könne (1. c. S. 65). Tatsächlich kommt auch jetzt noch im Serb.
das % dial. vor, insbes. vor dunklen Yok. (Afsl. Phil. 38, S. 126). Vgl.
auch iluncB in aserb. Denkm. und was oben bezflgl. des Serb. gesagt wurde.
Im Bulg. kommt dial. auch l vor z. B. ostbulg. hohut, mMa, wo
es sich um sekundäre Verhärtungen handelt, aber da£ es auch früher
einmal hier yorhanden war, ist sehr wahrscheinlich (vgl. LarroY, Obzor»
u. 8. w. S. 112 ff.).
Das i kommt vor dunklen Vokalen auch im lii vor, da-
her müssen wir voraussetzen, daß es eben in diesen Fällen ur-
baltischslavisch ist, so daß das ürslav. die drei besprochenen U
Laute enthielt
Im allgemeinen gingen die liquidae unverändert ins Lit.
und Slav. über. So das r: aksl. rtdrh ,rot^, lit raücUis dass., got
rcmßs, gr. igv^gogy lat ruber, ai. rudhiräa; rydati ,wehklagenS
lit raudä, ahd. riozan ^klagen, weinen^ lat rudo, ai rudati ,er
jammert, weint'; berq ^sammle, nehme', got baira, lat fero, gr.
q>iQ(o, aL bhdrami; krwb {kry) yBlut', lit. hraüjas filuVj ahd. r5
,rohS lat cruor, gr. x^ag ,Fleisch*, ai hravi^ ,rohes Fleisch'; Gren.
Sg. matere, lit maters, lat matria, zum Nom. aksl. mati, lit
moie, ai. matä, aus *mat^r) ,die Mutter' (das r schon ursprach-
lich abgefallen).
Weiter das l: ot^Wcb ,ÜberbleibselS lit Wcü ,ich lasse', got
leihwa 4ch leihe', lat. linqt$o, gr. Xelftw^ aL rindkti ,er läßt, räumt
ein'; mtgla ,Nebel', lit miglä, tnyglä, gr. dfiix^fj; aksl. slovo ,Worf ,
got KHuma m. ,Geh6r', gr. xiUog, lat in^tdus, ai. srdvaa ,Buhm'.
Die ort', olt-, ert-, elf- und die -tort-, -tolU und
294
•tert-, -^eZ^-Gruppe. Das t vertritt hierjeden beliebigen Eons.
Durch die Ansetzung dieser Gruppen soll auch noch nichts er-
klärt sein. Sie dienen nur als Schemata.
Man muß zunächst zwischen den anlautenden ari-, oü- und
erU, dt' und den inlautenden 'tort-, -toU-, -tert-, -^«ft-Gruppen
unterscheiden, da die Resultate eine solche Scheidung erheischen.
Während z. B. ein urslay. *gor€hz jErbse* (also -tort-, vgl. lit
garszvä, -ös f. und garszvät, -ü PI. m. ,Giersch^) zu den verschie-
denen Formen führte wie polab. garch, r. garöchz, p. groch, h.
hrdch, Gen. hrachu, aksl. grachh, s.-kr. grSh^ graha (6ak. gräh,
grähä), bg. grach, slov. grhh, gräha, hat ein urslav. *ardlo ,Pflug*
(also ort'), lit ärkUis ^Pflug* (vgl. lit drti, got arjan, lat arare,
gr. agoiü) zu einem einheitlichen Resultate geführt: polab. rddl^,
p. radio, b. rädlo, radlo, r. rälo (d ausgefallen), aksl. ralo, s. raio,
bg. rdlo, slov. rdlo. Das berechtigt zur Annahme, daß das ein-
heitliche Resultat älter ist und zwar schon gemeinslav., da es
allen slav. Sprachen gemein ist. So hat man auch tatsächlich
unsere Fälle zu erklären getrachtet. Aber zu so einheitlichen
Resultaten kam es selbst auch hier im Anlaute nicht in allen
Fällen. Man kann nämlich hier zwei Gruppen derartiger Worte
unterscheiden: entweder finden wir in allen slav. Sprachen aus
ort' ein rat wie in dem erwähnten Beispiele, das auf *ardlo
zurückgeht, oder aber begegnen wir dem Resultate rat-, lat- im
Südslav. und teilweise im Slovak., während das R. mit den west-
slav. Sprachen ein rot-, lat- aufweist Freilich einzelne Abweich-
ungen sind auch selbst noch da vorhanden. Dem lit aUcüne
,Ellenbogen, Unterarm^ entspricht polab. liUctt, p. iokied, kad. hkc^
ns. hki, OS. hk6, b. loket, dagegen slovaL lakd, aksl. lakUt, bg.
Ukat, s. lakat, slov. lakät. Neben dem südslav. Präfix raz- ,dis-'
haben wir, wenn auch sporadisch, im Aksl. roz-, im R. roz- und
raZ' u. s. w.
Gemein ist allen anlautenden Gruppen ort-, oU-, ert-, dt-,
daß sie in der Regel im R. nicht zu den sog. VoUlautsformen
cro-, olo-, ere-, de' führten, wie das sonst bei den inlautenden
(tort, toU, tert, teU) der Fall ist, vgl. das oben erwähnte r. goröckb.
Diese Tatsache ist es, welche die Erklärung unserer Formen am
meisten erschwert, da man nicht von einem einheitlichen Prinzip
ausgehen kann.
Am meisten verbreitet ist jene Erklärung, die sowohl im Anlaute
als auch im Inlaute eine Metathese voraussetzt, wobei man sich freilich
296
mit dem mißlichen Zusatz begnügen muß, in manchen Fällen sei auch
bei der Metathese eine Dehnung eingetreten, in anderen nicht: aus *ardlo
wäre radlo also mit Dehnung, aus orz- ein raz- also ebenfalls mit, dar-
neben aber auch roz, also ohne Dehnung entstanden. Analog auch im
Inlaute, nur daß hier in manchen Sprachen, wie wir sahen, immer die
Dehnung vorkommt. Aber gerade diese Dehnung ist hier ein sehr wunder
Punkt bei der ganzen Erklärung. Wie soll man sie erklären? Wie r.
vorona, s. vrana, b. vrdna mit lit. vdrna^ setzt auch das aksl. vran^, s.
vran, b. vran eine Länge voraus, denn sonst wäre aus einem o in *vorno8^
lit. varnas nicht ein a entstanden. Wie soll man aber hier das voraus-
zusetzende ö erklären? Es hat zwar Solmsen darauf aufmerksam ge-
macht, daß z. B. die Länge des o in lat. forma wie in anderen Fällen
durch folgendes r + Konsonant veranlaßt sei, das die gleiche Wirkung
z. B. auch im Nhd. [äri. hart, herde^ wert), im Ags. {drn, hörd, wörd^
Sievers Ags. Gr.' § 124, 2) und wohl auch im Griech. im späteren
Lakonischen {BcjQ^ia, BtoQaia, vgl. Eretschmer, Gr. Yaseninschriften
42, Anm. 1) ausgeübt habe (KZ. 34, S. 23). Für das Slav. ist jedoch eine
solche Erklärung nicht recht wahrscheinlich und zwar 1] weil wir ja hier
dieselbe Erscheinung auch bei / bemerken und 2) weil wir eine derartige
Erscheinung auch bei /, f bemerken müßten, denn wie man auch diese
Laute im Slav. beurteilen mag. man kommt doch schließlich zu einem
vok. Elemente + r oder /mit einem Kons. Man kann also auf die an-
gegebene Art die Dehnungen im Slav. nicht erklären wohl aber sie als
Ersatzdehnungen für den Verlust einer Silbe deuten.
Wollte man hier mit einem j-, } operieren, wie es ja auch schon
versucht wurde, so gelingt es auch nicht. Wenn man z. B. ein tarto
zunächst als toilo auffaßt, so müßte die Silben teilung to-r-to oder to-frto
sein. Bei diesem Zustande hätte es aber nicht bleiben können, weil ja
dann sonst keine Veranlassung zu weiteren Wandlungen gegeben wäre.
Aus dem torto hätte sich müssen wieder ein torto entwickelt haben und
so wäre man da, wo man gleich zu Anfang war.
Anders verhält sich jedoch die Sache bei der ursprünglichen ^-,
<Ä-Gruppe. Wir werden sehen, daß man fürs Urslav. in einer bestimmten
Periode ein ^»fto-, t^ito u. s. w. ansetzen muß. Als sich aber daraus
dann ein tbrto-, t^rlo- (das o bezeichnet hier einen Vokal überhaupt) zu
entwickeln begann, da wurde auf dem größeren Teile des slav. Sprach-
gebietes ein iilo daraus. Im B. muß sich schon aus Urt ein teret ent-
wickelt haben, als aus hrt hier ein tert wurde, sonst hätte ja dieses auch
zu teret führen müssen. Das kann so erklärt werden, daß sich ein ttfto
länger behauptete als ein terto und zwar wohl deshalb, weil wegen der
zu geringen Quantität des Halbvokals ein tbrto fast wie ein tfto gelautet <
hätte und ein ^f mied man eben im E. im Gegensatze zu anderen slav.
Sprachen. Dialektisch hat sich dann allerdings auf r. Gebiete aus <»r<,
tbrt ein tbrtt, thrtt u. s. w. entwickelt, wodurch ein gewisser Parallelismus
zu den tori-, tuU-, tert-, <e/^-Gruppen herbeigeführt wurde.
Ich glaube daher das Prinzip, welches L. G eitler in seiner
296
»Starobulh. fon.« (Prag, 1873, S. 40--47) zur Erklärung der
Gruppen im Inlaute yorbrachte, akzeptieren und mit gewissen
Modifikationen auch auf den Anlaut anwenden zu müssen. Ohne
GeiÜers Erklärung zu kennen, führte bekanntlich Joh. Schmidt
dieses Prinzip weiter aus (Zur Gesch. des Idg. Vok. II, 1875,
S. 8 ff.). Dazu scheint auch Pedersen zurückkehren zu wollen,
aber so starr, wie er es will, läßt es sich, wie wir sehen werden,
nicht durchführen. Speziell die Erklärung des aksl. ahkati und
des Anlautes überhaupt, wie er sie gibt, kann nicht akzeptiert
werden (vgL KZ. 38, S. 308—309).
Dieses Prinzip muß nun im Slav. allgemeiner begründet
werden. Es beruht auf folgendem: Kommen im ürslay. zwei
Kons, zusammen, die nicht leicht aussprechbar waren (die Silbe
mußte ja offen bleiben!), so entwickelte sich häufig nach dem
ersten Kons, ein yokalisches Element, welches yon der Klang-
farbe des yorhergehenden Vokals war und welches man nach den
liquidae r, l den syarabhaktischen Vokal nennt Diese Er-
scheinung beobachten wir nämlich nicht bloß bei r und l. Wie
uns das Ut at in ht-veriu ,ich mache auf, at-skirai Adv. ,abge-
sondert^, at-säkynMS m. ^Antwort' u. s. w. zeigt, müssen wir auch
im Slay. yon ot- ausgehen. Mit ai. dti, gr. hi, lat ei kann es
aus lautlichen Gründen und auch wegen der durchaus abweichen-
den Bedeutung nicht susammengestellt werden, obwohl wir es bei
Brugmann (Kurze ygl. Gr. § 597) finden. Nur beispielsweise
kann angeführt werden, daß ein *Gt-dati zunächst zu ^oto-dati,
ein *ot kqdu jwoher' zu *oto kqdu geworden ist li. s. w. Dieses
*oto konnte sich schließlich auch yor Vokalen einstellen, z. B.
*oto ottca ,yom Vater*, während das ursprüngliche ot sich noch
in otüi ,weggehen', ot^i ,wegnehmen' u. s. w. behauptet Unter
dem Einflüsse der anderen Präp. wie vb, sh \l ^. w. nahm dann
wohl auch das o in *Qito die Färbung des z an: otb, otbShlati
XL s. w. Analog yerhält es sich bei slay. vhzh ,hinauf, für* gegen
lit. üz ,hinter, für*; slay. izh aus, gegen lit isz, preuß. is u. s. w.
Daher könnte ot^i, vbzUi u. dgl. sehr alt sein. So ist wohl auch
das slay. kamy ,Stein' aus älterem *okinön, lit ctkmü, gr. a%fi(av
entstanden.
Ich dachte früher daran, daß hier eine Metathese za *kamm wegen
des Yokalischen Anlautes stattgefunden habe (Afsl. Phil. 25, S. 188—189,
191 und 193), was auch Baudouin de Courtenay yoraussetzte (ib. 26,
8. 406). Allein eine solche Annahme kann uns doch nicht recht das a
als Beflex einer Länge erklären.
297
Man kam wohl zunächst zu *okomön, was dann, vielleicht
um den vok. Anlaut zu meiden, zu *kGmön, aksl. kamy führte.
Ein solcher langer Vokal bekam gesi Int, daher b. Jcdmen, s
kamSn, weshalb das Wort nicht mit ahd. hamar zusammengestellt
werden dar£ Hier konnte im Gegensätze zu otb u. dgl. der
sekundäre Vokal als o bewahrt bleiben.
Derselbe Prozeß wiederholte sich auch wohl bei dem anlau-
tenden orf-, oU-, aber nicht auf dem ganzen slav. Sprachgebiete,
dagegen war dies der Fall bei tort, tolt, tert, tdt im Inlaute.
Ein b. rdmi, s. rame, r. rdmo ,Arm^ u. s. w., Ut drms ,Vorder-
arm am Wagen' setzt einen langen Vokal voraus (im lit. a, im
Slav., wie wir sehen werden, ein ö). Dagegen r. lodtjd {lödtja)
,SchifiP, polab. litd'a, b. lodi, lod, lit ddija ,Flußkahn< eine Kürze.
Aber auch hier zeigt das Südslav. den Beflex einer Länge: aksl.
al'diji, ladiji, s. lädja (Stck., £ak. läja) u. s. w. Ein einheitliches
Prinzip kann man demnach hier nicht voraussetzen. Es ist viel-
mehr wahrscheinlich, daß nicht der vok. Anlaut hier störend war,
sondern eben die Gruppe ort, oU mit dem rt, U. Auf jenem
Gebiete, wo o neben a in diesem Falle vorkommt, wurde im
Anlaut diese Gruppe durch Metathese beseitigt, wie z. B. auch
dieses Mittel schon im Urslav. vereinzelt bei modliti, aksl. molüi
aus *fnoldüi zur Anwendung kam. Es handelt sich hier um das
R, B. u. s. w. überhaupt wohl um das Westslav. Ein ort, öü-
führte zu rat, lat, zu einer gestoßenen Länge, da es sich um
einen Langdiphthong handelte. Dagegen ein ort, oÜ einfach
zu rot, lot (eventuell mit geschleifter Int, da ein Eurzdiphthong
vorlag). Auf dem anderen Gebiete suchte man die Gruppen
anders zu beseitigen: es entwickelte sich hier ein svarabhakt
Vok. (ebenso wie im Inlaute). So wurde aus ort ein oröt (gestoß.
Int.), aus ort dagegen Orot (geschleifte Int). In dieser Form
konnten sich die Gruppen längere Zeit behauptet haben, dann
aber wurden sie im allgemeinen zu einsilbigen kontrahiert, wobei
jedoch die Int gewahrt blieb: es entstand ein rdt, Idt oder rct,
Kt, woraus dann rat, lat mit der entsprechenden Int Das ist
zunächst im Südslav. der Fall (Ausnahmen werden wir auch hier
konstatieren, wenn sie auch alle gleichartig sind). Daß hier wie
bei ^okonK^ die Zweisilbigkeit aufgegeben wurde, mag wohl nicht
so sehr der vok. Anlaut verschuldet haben. Wir werden übrigens
eine derartige Eontraktion zweier Silben konstatieren können, die
nicht svarabhakt Vok. aufwiesen, was uns eben zeigt, daß der
298
Vorgang wirklich stattfinden konnte. So entstand ein stidslay.
ladiß, lakUt u. s. w. Berührungen gab es mit dem anderen
Sprachgebiete, den Übergang bildete z. B. auch das Slovak., da-
her roz' neben raz-^ robz neben rabz u. s. w.
Beispiele mit einer gestoß. Länge: s. lakom ^habsüchtige,
la^an ^hungrig^, bg. läkom ^gefräßig^, slov. laden ^hungrig^, lökati
»hungern', Mkom ^gierig^, aksl. lahxti, ahkati ,esurire% laötm,
ähöbm ,esuriens', lakota, ahkota ^ibido^ lakomz ,cupidus', r. alkaU>
,hungem, fasten, dürsten, verlangen^ Idkomyj ,naschhaft', p. laknqS
,hungem', lakomy ,lecker, gierig^, b. ladny ,hungrig', lakom^ ^gierig*,
lakota ,Gier', lit. älkstu, dlkti ,hungem'; s. lanäd f. coli. ,die
Rehkälber*, Zane, -eta n. ,Rehkalb*, slov. lanjec, -njca ,Damhirsch',
r. laut jHii'schkuh* u. s. w. aus •öZwi- (o-Stufe zu slav. jelenh
,HirschS lit ilnis dass.); s. raka ,QrabhÖhle*, slov. rika jÖruft*,
aksl. raka ,sepulcrum', r. rdka ,Sarg, Reliquienkasten', b. rakev
ySarg^, lat. arca, ahd. arahha (neben archa); das schon angeführte
s. ralo, bg. rdlo, slov. rdlo ,Halbpflug* und räi, i f. ,das Ackern,
das Joch', b. rdcUo, lit drklas »Pflug^; s. rame, slov. rdme und
rdma f. »Schulter*, r. rdtno, b. rdmS, lit drms ,Vorderarm am
Wagen*, lat artnus; s. rat, r. ratt ,Kampf*; s. rätaj {ratär)
,Ackerer*, slov. rdtaj ,Pflüger* und ratdr, ratarja, r. rdtaj, b. rataj
u. s. w., lit artöjis ,Pflüger*, preuß. artoys.
Diese Worte weisen also auf dem ganzen slav. Sprachgebiete ein
gestoßenes a anf, was sich zumeist auch noch erhalten hat. Das a ist
jedoch auf dem ganzen Gebiete, wie wir angenommen haben, nicht auf
dieselbe Art entstanden, wenn es auch auf ein ort, ölt zurückgeht.
Eine geschleifte Int. setzen dagegen voraus: s. lad ja, aber
6ak.^läja und das stimmt eher mit slov. lädja, r. lodtjä neben
lödtja (ladbjd) ,SchiflF* (kleinr. lödja, hier schwankt also die Be-
tonung), polab. lud'a, b. lodi, lod, aksl. alzdiji, ladiß, lit ddija
,Flußkahn^; s. läkat, bg. Idkat, skslAakvtt, sloY.lakät, -ktä neben
laktäy r. lökott, löktja, polab. lü'ktt, ka§. hkc, p. hkiec, b. loket,
lit alküne, dküne ,Ellenbogen, Unterarm, Ecke, Biegung*, ü'lektis
(dlektis) jElle', lett e'lko'ns ,Ellenbogen, Biegung*, preuß.' alkunis
,Ellenbogen*; s. läni (südl.), Idni (westl.) ^ vorigen Jahr*, bg.
Idni, aksl. lani, slov. Idni, slovak. lanajH ,vorjährig*, laüaßek
,Vorjahr* (Kott, Slovn. VI, S. 812), b. dagegen loni, r. löni, p.
ioni aus *olni, vgl. altlat olli (*olnei) ,tunc*; s. läp, läpa ,wässe-
riger Boden*, slov. läp, Idpa ,Ilachen, Schlund*, r. löpanb ,Brunnen
im Moraste*; s. rdvan {best rovnl) ,eben*, rävan, -vni ,Ebene*,
299
bg, räven, slov. rdven Adj., ravän, ravni f. ,Ebene', akd. ravtm
,planu8S r. rdvnyj ,eben, gleich', ravnina ^bene^ ravisnik ,Alter8-
genosse*, p. riumy, b. rovnj, rovina ,Ebene', preuß. anois ywahr^;
8. rdzanj ,Bratspieß*, bg. razin, aksl. razt^m ^timulus*, slov. rdzenj,
slovak. razeü, b. rozen mid rozeü, r. rozän, -znd ,Spieß, Pfahl,
Mistgabel; B.räkUa ^^tweide^, slov. roHto ,eiiie Art Bach weide^
bg. rakita ,Weide', slovak. raktfta, b. rokyta ,Palmweide', r. raküa
,Weide'; s. ragt, rägta ,Wuchs', bg. rast, aksl. rastz, r. rost, rösta,
p. rost; s. rdsti, rdst&n ,wachsen*, slov. rdsti, rästem, aksl. rasti,
slovak. rdsf, rastiem, b. rüsti, rostu, polab. rüsi, kleinr. rost^,
roatü, niss. rasti, rastü (aber auch rosti). Man wird hierher noch
rechnen müssen: slov. reiAro^ ,Lärm, Zusammenkunft', slovak. r^fX^i
yOespräch, Unterhaltung^, b. rokoi ,Unterhaltung, Versammlung,
Aufinhr*, p. rokoBz , Aufstand*, r. roköä ,Aufruhr*; südslav. raz-
,auseinander^ (im Supr. auch rosh), slovak. raz- neben roz-, b. roz,
polab. rüz-, p. roz-, r. roz- und raz-; bg. razno- ,verschieden',
aksl. raztm ,diver8us', slov. räzen, b. räzn^ (aus rözny), p. rözny,
r. rdznyj.
Ausnahmen gibt es auch hier hinsichtlich des Akzentes: ral,
rata (bei Yuk als kr. angegeben, ein Feldmaß — Joch), aksl.
ralija ,arvum', b, role, roU f. ,Acker', r. röhja ,Ackerland'. Weiter
stimmt überhaupt nicht s. rob, röba ,Sklave* (man würde rab er-
warten), rbbata, rabdtaii, rdbiti, räbitn ,frohnen*, aksl. rabz (ver-
einzelt auch robz z. B. im Supr.), rabota, rahiti ^ servitutem
redigere', bg. rdbota, rob und rdbat, slovak. robW ,machen, ar-
beiten', b. rob, roba, robiti, robota, p. rob, rab (entlehnt vgl. rab
bozy ,Knecht Gottes'), r. rab Gen. rabd, robd oder rabd, robüt,
rabita, vgl. ahd. ar(a)beit.
Bei allen diesen Worten ist demnach ein zweifaches Resultat
in den slav. Sprachen zu unterscheiden.
Die Fälle mit durchgängigem a {rat^ lat) sachte man anch aus ur-
gprachl. art, aU za erklären (ygl. IF. Anz. 4, S. 60), da ja die meisten
dieser Worte wirklich auf art, aU zurückgehen. Allein wie sollte das
ursprachl. «r. das sich in quantit. Hinsicht von d nicht unterschied, zu
a, das doch nur auf lange Vokale (ä, ö) zurückgeht, geführt hahen?
Außerdem müssen wir bei einigen Fällen mit ausschließlichem rot-,
laU doch wohl nur zunächst von ort-^ oü-, das dann zu ört^ öU führte,
ausgehen : r. laut ,Hirschkuh, Damhirsch', p. iani, iania, iaH ,Hirschkuh',
aksl. lani (neben almiji ,cerva'), s. tane n. 3^hkalb* setzt ein *ö/it voraus,
das doch nur auf die Ablantstufe *oln zu einem *eln zurückgeführt
werden muß. Letzteres ist auch yorhanden: aksl. >0/eii» ,HirschS s. ßlen
900
a. 8. w., lit. Slnü, -io m. «Hirsch* (alit elhnü, eHituu, Mnü), iM^ -es f.
,Hindin* (alit. eUine); aksl. raft ,Schlacbt, Streit', s. rat, r. rah ,Eampf,
ai. itif, fti^ f. «Angriff, Streif, wobei Solmsen an griech. igts denkt,
scheint auch anf die Ablaiitsstufe ort, ort zurfickzugehen. Andererseits
wird man r. r6hja, r6hnja ,Ackerland', roUntkt «Pflüger*, p. rola «Acker-
feld*, polab. rÜPa «gepflügtes Land*« slov. ral^ ralt f. ,Baufeld, Joch, Mor-
gen*, kr. ral m. ,Joch*« aksl. ra/t;V« ralija «aryum* doch nicht von oratio
of^q, raiiy^ ralo u. s. w. trennen können« was alles nrsprachlich ar- bez.
art" Yoraassetzt. Es ist also im Slav. hier auch ein ro« trotzdem es auf
ein ursprachlicbes ar- znrückgeht.
Die erwähnten Längen gehen auf sog. elä-, ers-Basen zurück.
Bei der Yolktufe I mußte aus ä eia 9 werden, welches im Lit
und Slav. mit Hinterlassung von Dehnung geschwunden ist (vgl
Hirt, Der idg. Abi. S. 61). Uralt kann dieser Schwund nicht
sein. Trotzdem aber im Germ, das 9 zum Teile noch erhalten
ist (als u, a, i z. B. ahd. birihha, aksL brSza; ahd. hiruz u. s. w.),
kann man doch nicht annehmen, dafi der svarabh. Vok., der im
Slav. auftritt, der direkte Fortsetzer des 9 sei. Wir würden sonst
nicht begreifen, warum russ. voröna (also mit dem svarab. Vok.),
b. vrdna u. s. w. anders behandelt wurde als ein r. rdtno, wo
doch dieselben Bedingungen vorhanden waren, denn der vokali-
sche Anlaut war hier gewiß nicht maßgebend.
Mitunter kommt die Länge neben der Kürze — und zwar auch im
Inlaut — bei yerschiedenen Bildungen derselben Wurzel vor. Neben
dem erwähnten r. voröna, lit. vdma aus *vämä haben wir auch ein r.
vöroMf böhm. vran (havran\ lit. vafnas aus *vornO'. Die Kürzen sind
hier wohl sekundär.
Neben dem besprochenen haben wir noch ein drittes Resultat zu
unterscheiden: es kommt in den aksl. Denkmälern auch alt' vor: rs
oTdü (Zogr. Marc. 1, 19) neben vt ladii (ib. Marc. 1, 20; 4, 36), weiter
ahkaii «hungern' {vvtalbka Mar. Marc. 2, 25). Auch bei der inlautenden
toA-Gruppe werden wir analoge PäUe im Ksl. finden (ygl. saTnoHb weiter
unten). Es muß hervorgehoben werden, dafi diese Fälle nur bei den
Gruppen mit /, jedoch nicht bei jenen mit r vorkommen. Diese Fälle
können nicht so erklärt werden, daß die Sprache dialektisch hier noch
auf demselben Standpunkte geblieben sei wie das Lit. mit seinem älkti
u. s. w., d. h. daß hier ein älterer Zustand erhalten sei. Dagegen spricht
im Aksl. ardii mit seiner Länge, die doch nicht urslavisch sein kann, da
wir ja z. B. im B. lodi, lod" haben. Es bleibt demnach nichts anderes
übrig, als anzunehmen, daß auch atkaii, atdiji auf ein älteres *olokaU^
*olodiji zurückgeht, woraus dann *ölk4Ui\ *öldiji und atkati, aldiji dia-
lektisch entstand. Es kann sich hier der Einfluß einer fremden Sprache
äußern. Was das s nach dem l in al^kati und dgl. anbelangt, so könnte
es nach dieser Darstellung in dem betreffenden Dialekte, wo diese Formen
301
aufkamon, selbstverständlich keine lantlicbe Berechtigung haben. Er ist
nur vom Standpunkte eines anderen Dialektes oder als ein Besultat
graphischer Gepflogenheiten zu yerstehen.
Ans cro wurde dagegen selbst auch in diesem Dialekte, wie schon
hervorgehoben wurde, ein rö, also z. B. rni».
Es ist allerdings etwas auffallend, da£ sich das *äft-, aÜ- gerade
in der bg. Dialektgruppe, wo auch sonst der yokalische Anlaut nicht
gemieden, ja sogar direkt herbeigef&hrt wurde, entwickelt hat, man vgl.
z. B. tdim ,ein', ast ,ich' aus yaz& und dieses aus *is, *Hjjaz9 u. s. w.
Die Formen wie atkati^ atdiji und dann die mit inlautendem iaU^
▼gl. tatnotU, könnten die Vermutung aufkommen lassen, daß auch Über-
haupt oloty Orot und ebenso das inlautende iorot^ tolot zunächst zu dH-,
ort-, 0rt, töU geworden sei, woraus dann rat, lat {ardiji, dPkati repräsen-
tiere noch den älteren Zustand), trat, tiat, wo es eben vorkomme, ent-
standen sei. So verlockend diese Hypothese wegen des vorliegenden
atkati, soTnoMib u. s. w. wäre, so glaube ich doch nicht mit ihr operieren
zu müssen, und zwar hauptsächlich deshalb, weil die Tatsachen doch
mehr für die Dehnung des zweiten Vokals sprechen. Man vgL z. B. das
gemeinslav. JSelHo ,Eisen*, das doch zunächst nur ein ^ilHo aus ^gelzo,
^gehxo, vgl. lit. geliU neben gehifis (ebenfalls mit svarabh. Vokal) voraus-
setzt; weiter aksl. $raeinin» = 9araeenu9: trhnb ,turris' aus gr. xigt/irop.
Für anlautendes M-, ät- haben wir kein sicheres Beispiel.
Ich mufi da mit Torbiörnsson (Die gemeinslav. liquidameta-
these I, S. 10), der aksl. Un ,Wald' und redzkb ^selten' nicht aus
^äs-, bez. *erd' erklären will, übereinstimmen im Gegensatze zu
Pedersen (EZ.38, S.309). Bid^kb hatte wohl gestofi. Int vgl.
b. rldk^ und slov. r^k (wegen s. rljetki, ritki vgl. oben S. 231)
und so stimmt es nicht zu lit erdvcLS ,weit, breit, geräumig^, das
übrigens auch hinsichtlich der Bedeutung nicht paßt Dazu ge-
hört vielmehr htrUis ,Bastsieb', rüas ,aus einander stehend', lat
rOrTus, ri4e (also re-d-ikb). Wenn reäeto ,Sieb' urspr. mit ^ war
(vgl r. rüeto), könnte es auch hierher gehören. Auch Ugb ,Wald'
kann nicht mit ahsog zusammenhängen, letzteres nach O. Hoff-
mann aus alr^Log^ got alhs ,Tempel', Ut eücas ,Hain' (BB. 26,
8. 106).
Ab Beispiele für* urspr. ert-, dt- führt T. an: r. remd ,den
Überschwemmungen ausgesetztes Buschwerk, Gehölz, eine Über-
schwemmungen ausgesetzte Strecke, Flufital', vgl. lit. annü\ im
,Tiefe, Abgrund, Moorgrund^; slov. r^k ,GänsedisteP, vgl ht
erszketis ,Dompflanze'; x.leHna ,Eller, Erle' aus *eUina zu oli>cha,
aksl. ßlbcha, p. oldia, clsza, b. oUe, vgl lit elkmis ,Eller^, noch
mehr aber ahd. dira, vgl. auch lat dlisynus. Diese Fälle würden
also mit dem roty lot aus ort-^ oU- übereinstimmen.
302
Es scheint aber, daß hier die bloße Umstellung {eri-, elt- zu
rd, IM) allgemeiner war als bei ort-, oft-, da wir sie auch im
Südslav. finden. Das würde auch gegen eine Verwandtschaft des
aksl. r^zkb mit lit. erdvas (slav. langes S, lit kurzes e) sprechen.
Hierher gehört: aksl. lebedt f. ^Schwan^ slov. leb^d, bg. lebed, r.
Ubedt, ahd. dbiz ^Schwan' (ygl. albus, akq>6g ,weißer Ausschlag').
Dameben aber auch die Stufe ölb: *ölbondt' in p. iab^dd, ab.
labud, jetzt labul, slov. labqd (neben lobqd und dem erwähnten
lebqd), s. labud. Im B. würden wir Idbitd (Idbui) entsprechend
dem s. labud erwarten. Zu elb- in lebedt gehört auch r. lebedd
,MeldeS klr. lobodd, p., os. ioboda, slovak. loboda, slov. löboda,
lebqda, sJoböda, hg. löboda. Weiter aksl. re^» ,aemulatioS Sfiilla
(z. B. Supr. S. 236), das man zu aksl. rath ,Kampf (vgl. oben
S. 300) stellen muß, vgl. ai. rtip f. ,Angriff, Streit*, gr. egig.
Bis jetzt handelte es sich also um die Gruppen im Anlaute.
Als Befiex des urspr. tort, tolt, tert, telt zeigt sich im Süd-
slav. und im B. mit dem Slovak. trat, tlat, trit, iUt, im P. und
Sorb. trot, tlot, tret, tlet, dagegen zeigt sich im Folab. das tart
scheinbar unverändert: tort, für die anderen Gruppen: Üät, trü,
tlat, wodurch es sich, wie wir sehen werden, mehr an das B. an-
schließt; schließlich im B. oro, olo, ere, de, was man hier eben
den Volllaut (Polnoglasie) nennt.
Auch im Inlaut müssen wir teils tort, töU, teils tort, tolt
und analog auch t^, telt neben tert, telt voraussetzen. Diese
Quantitätsunterschiede äußern sich' akzentuell im lit wie im
Slav.: ]it. vdrna, preuß. warne, r.voröna, polab. fJonwJ, k8&.vama,
OS. i4?r6na, ns. {w)ronica, p. u^ona, b. vrdna, slov. vrdna, öak.
vräna, §toL vrana, bg. vrdna, aksl. vrana, hier muß ein ^vörnä
vorausgesetzt werden; dagegen lit. vafnc^, preß, wamis, s. vrän,
slov. vrän, b. vran (havran), p. u^on, ns. {w)ron, wrön, r. vörom
aus einem *vorn0'.
Auf dem ganzen slav. Sprachgebiete begann sich frühzeitig
aus den Gruppen tört, tort, töü, toU, tSrt, tert und telt, tdt ein
tor<*t, tolot, terH, tdH zu entwickeln, wobei natürlich in jenen
Fällen, wo eine Länge vorherging [ö und g); der Vokal verkürzt
wurde. Man muß weiter annehmen, daß sich in diesen Fällen
das nachfolgende vokal. Element am frühesten zu einem vollen
Vokal entwickelt hat und zwar wegen des steigenden Akzentes,
der die Tendenz hatte, sich auf dem neuen Vokale festzusetzen.
Je mehr aber der zweite Vokal an Selbständigkeit gewann, desto
303
mehr büßte der erste ein. Es kam zu einem toro, tolo, t^o, Ulo.
Das R. blieb auf diesem Standpunkte, indem es hier schließlich
zu einer gleichmäßigen Entwickelung der beiden Vokale kam.
In den anderen Sprachen ging das erste vokal. Element
schließlich ganz verloren, wobei jedoch die zweite Silbe gedehnt
wurde: tröty tlöt, trBt, UM, so im Südslav., im B. mit dem Slo-
vak.; mit seinem Üät, trit, tiat (aus Üet) gehört hierher auch das
Polab. Hiebei ist wichtig, daß die ursprüngliche Int
des oro, olo bei der Kontraktion immer gewahrt blieb:
aus vorina wurde s. vräna, b. vrdna, aus vörom wird s. vrän,
b. vran u. s. w., also fast analog wie z. B. im Slov. aus igräjem
ein igram, aus go»pojä dagegen ein gospd geworden ist
Im P. zeigen sich hier Kürzen: trot^ ilot, tret, tlet und es igt nicht
wahrscheinlich, daß auch hier einmal Längen vorhanden waren und daß
sie später rerkürzt wurden. Damit würde allerdings das hier vereinzelt
vorkommende tart in karw^ wo die Länge erhalten blieb, vielleicht über-
einstimmen, aber es ist zu bedenken, daß hier die Dehnung des Vokals
vor der Liquida enthalten ist und das ist eben ein großer Unterschied.
Ein iorot konnte hier also zu tört oder zu torot, trat führen. An das P.
schließt sich in dieser Hinsicht das Sorb. an.
Man kann nun nicht annehmen, daß sich der svarabh. Vok.
später entwickelt hat als z. B. im Anlaute aus ort und ort auf
dem näher bestimmten Sprachgebiete (B.., Westslav.) ein rot-, rat^
durch bloße Metathese entstanden war. Wir müssen vielmehr
wohl voraussetzen, daß beide Prozesse gleichzeitig begannen, denn
es handelte sich darum, eine unbequeme Gruppe zu beseitigen
und die bestand im anlautenden ort-, oÜ- ebenso wie im inlau-
tenden tort, toU. Es darf nicht auffallen, daß sich das R schein-
bar nicht konsequent blieb. Während es nämUch im Anlaut die
ort-, oZ^Gruppe einfach diux^h Metathese beseitigte, ging es bei
tort, toU nicht analog vor, sondern ließ hier einen svarabh. Vok.
entwickeln. Im Anlaute ließ sich nämlich die Metathese
einfach bewerkstelligen, im Inlaute war sie hier un-
durchführbar, weil sie wieder zu einem tr, tl geführt
hätte und diese Gruppen mied eben das B. wie wir aus
der Behandlung des tft, tlt ersehen. Aus diesem Grunde
ließ es auch die Gruppen torot, tolot unverändert be-
stehen, während die anderen slav. Sprachen, in denen
es zu einem tft, tlt kam, auch diese Gruppen auf die
angegebene Weise vereinfachten.
Auf dem bg. Sprachgebiete entwickelte sich auch dial. aus *tolot
304
ein *föft, talt, aber nur bei dieser Gruppe, nicht auch bei tortf also ganz
analog, wie aus oht ein aU wurde (vgl. oben S. 300). Auch eine Gruppe
wie toUf ialt war also hier nicht mehr anstößig, was aus der Berührung
mit einer fremden Sprache erklärt werden könnte. So finden wir hier:
haPtiny, cf. hlato ,Sumpf , ein Reflex dessen auch im Bnm., wo wir haUb
,lacu8, stagnum^ mac.-rom. ijut6)lxa finden und das ist bezeichnend;
moTdicife (cf. mlad^ J^i^gOi ^^^no^tb (cf. stanz ,salzig, gesalzen^ nnd paPU
(vgl. Afsl. Phil. 18, S. 598 und 22, S. 32). Auf einem noch älteren Stand-
punkte scheint dagegen das im Psalt. sin. vorkommende zoltto ,Gold' zu
stehen. Es ist hier noch nicht zu einem Verluste des zweiten Vokals
gekommen und so konnte das erste o nicht gedehnt werden. Der volle
Vokal verrät im Gegensatze zum Halbvokal, das in dem betreffenden
Dial. das Hauptgewicht auch auf den ersten Vokal verlegt wurde, wo-
durch es eben in dieselbe Kategorie wie die Worte saTnostb u. s. w. ge-
hört. Wäre der Dialekt auf dem Standpunkte des zohio geblieben, so
hätte er sich dem B. genähert.
Auch hier kann man natürlich ein salnostt u. s. w. nicht so auf-
fassen, daß sich in diesen Worten der ursprüngliche Zustand der Laute,
also wie e^wa im Lit., erhalten hätte.
Ein analoger Vorgang^ wie wir ihn eben in den bg. Dial.
bei tcUt aus tolot kennen gelernt haben, wiederholt sich uns auch
im Folab., aber hier ist es merkwürdigerweise torot, das zu tört,
tart wurde. Auch hier müssen wir wohl darin, daß die *tört,
tor^-Gruppe mögUch war, den Einfluß einer fremden Sprache
(hier speziell des Deutschen) sehen. Ausnahmsweise kommt
übrigens, wie wir schon hervorgehoben haben, auch im P. ein
tart vor: karw ,fauler Ochse' neben krowa ,Kuh'.
Daß die to/^-6ruppe nicht immer auf dieselbe Art gemieden wurde,
zeigt z. B. aksl. moliti, b. modlüi ,beten, bittenS urslav. also *modUtu
Das kann man aber von lit. meldifü, meldääa, meUti ,bitten' und malda
,Bitte, Gebet', maldau, maldyti «bitten* (vgl. S. 297) nicht trennen. Im
Slav. ist also von *mo/<^-' auszugehen, das nach der gewöhnlichen Be-
handlung der <oft-Gruppe zu einem aksl. rrUad- geführt hätte (eigentlich
genauer zu einem urslav. *molod'). Nun hatte man aber auch schon
aksl. mladz^ ndadüi (urslav. *molodo) aus einem anderem *mold- Jung^
Man hat hier also ein Mittel ausnahmsweise zur Anwendung gebracht,
das sonst in einer Gruppe von slav. Sprachen im Anlaute zur Geltung
kam. Zu *moldüi gehört vielleicht auch fMX&axos ,weich, zart*, as. mildi
,mild, gütig, gnädig*, air. meldach, meütaeh ,acceptu8, gratus*, ai. mdrdhati
,er läßt nach, wird lässig*. Die Grundbedeutung des modliti, molüi wäre
etwa ,Jem. mild, gütig machen*.
Es handelt sich nun um die Begründung der Annahme eines
svarabh. Vokals und der Kontraktionsdehnung. Zunächst wollen
wir einige Fälle erwähnen, die dafür sprechen könnten, die wir
aber doch anders erklären müssen.
305
Im AkaL kommt neben zUsti, zUdq ^solTere^ (z. B. Slidetb
fiompen8ai& Snpr. 266, 7) auch zUuti, äadq vor (z. B. Supr.
378, 20 und 21; äade ib. 378, 25; äadtba ^ti/ua ib. 316, 1);
neben äim ,articalns' (z. B. in dem von Ealuzniacki heraus-
gegeb. Apost Xu. Jhd. äinzmi Ephes. 4, 16) auch äam (z. B.
in SiS. Ap. D. PL äanomb Hebr.4, 12). Man könnte nun daran
denken, daß sich in *ddno wegen eines hier aufgekommenen l
ein ^dehno und dann nach Verhärtung des 6 ein *6oUmo (dlnna)
entwickelt hätte. Allein das müßte in eine TerhältnismäSig zu
späte Periode faUen, wo jenes Resultat kaum erreicht worden
wäre. Wir müssen daher Mam doch auch aus H^^ erklären,
wobei wir yoraussetzen, daS das l unter dem Einflüsse von 6 er-
weicht wurde. Nun ging auch noch in einer späteren Periode
nach solchen Lauten ^ in a über: Imper. glagoljaU aus glagoPHe
nach f>edHe. Dagegen mußte ein d^ u. s. w. natürlich bleiben.
So auch im B., wie wir sehen werden. Daß zunächst ein *Mno
entstanden wäre, daran ist nicht zu denken, da ja selbst noch im
Aksl. fremdes jo in je übergeht (vgl S. 86). Nur r. ddotö, p.
dUU), b. dläto gegen s. dlijHo ist vielleicht schon im Urslav. auf
einem Gebietsteile so entstanden, wenn wir hier nicht von der
Doublette *doUo ausgehen wollten. Der Wandel hätte zunächst
den svarabh. Vokal betreffen müssen, wie wir es im R. sehen.
Daß auch hier urspr. ein e war, daran kann wegen der anderen
slav. Sprachen nicht gezweifelt werden. Da hier das z, 9, 6
längere Zeit hindurch weich blieb, so behauptete sich auch das
e vor dem l: zäcibb yBinne*, jetzt wieder allerdings zolobh aus-
gesprochen und mitunter auch so geschrieben. In dem von
Edbzniacki herausgegeb. Ap. lesen wir deUmomb Dat PL Hehr.
4, 12 i^\L hat hier, wie wir sahen, Üanomt); so finden wir im
B. noch äeUntb neben ädemh ,der obere Dachsparren^ aksl. iUtm
,Helm', got hilms; zdezä neben z4Hoz& (auch zdizd geschrieben)
,E[al8drüse^
Dagegen aber volokü gegen aksl. vlikq ,ich ziehe, schleppe';
tnclokö ,Milch' gegen aksL mWco; pol&m ,Beute' gegen aksl. pUm^
▼gL lit. pdnaa ,Verdien8t'.
Bekanntlich hat man auch im Böhm. Uab neben Heb, 6linek
neben äen, ädza ,Drüse^ Auch hier muß man das a aus dem
S erklären, wobei man sich auf die Tatsache berufen kann, daß
im Ab. die Formen mit e (aus S) noch häufiger sind und daß die
mit a erst mit der Zeit zunehmen (vgl. Gebauer I, S. 206). Es
ToBdr&k, Vgl. ibT. Gnmm. I. 20
306
kann nicht dagegen eingewendet werden, daß z. B. in slqp^f
bledy, tnUko (hier überall urspr« e) u. s. w. das i (e) nicht in a
übergeht, denn dieser Übergang fiand eben nach palatalen Lauten
statt (auch das einfache e) wie jaJUa, zalud, diaJ. 6älo (vgl. S. 48
und 75). Auch im F. war urspr. ein e und ging dann erst nach
der allgemeinen Begel (vgl. S. 43) in o über, wobei bei z, J bei
der späteren Verhärtung dieser Laute das { in ^ überging, aber
das hatte mit unserem Prozesse nichts zu tun. Ich kann hier
also mit Pedersen (Mater^aly u. s. w. Bd. I, Hft. 2, S. 147)
nicht übereinstimmen. Für das B. ist eine andere Ejrklärung aus-
geschlossen, da die Laute ö^ z, ä erst in historischer Zeit hart
geworden sind (S. 30). Das Poln. hat plewa (h.pliva) gegen r.
polöva, plon {BXü&plen, h.plen), mli6 (b. mlüi, r. moUth), mleko (b.
ndUco, r. molokö); wlec (b. vUci, r. voloöt); tnlon ,Griff an der
Handmühle' (aus nUen, r. mäenz) und vielleicht noch einige Bei-
spiele. Mit i: zidb (b. zieh und zlab, r. zäoH, zöloH); zUd
,Schneeregen, gefrorener Schnee', aksl. zledica; czbm (b. 6len und
6Ui%ek neben Hänek); (zoha), b. zldza neben hliza, hläza (es lag
auch ein *golz- vor, das ergab hlaa- und durch Kontamination
aus Maz- und zUz entstand ein hlez)^ r. zdezd.
Mit dem p. zi6b stimmt auch das Ka&ub. zlob, wie auch
^on u. s. w. überein, desgleichen das Sorb. (os., ns. zhb, os.
ädnk, ns. dank) und teilweise das Polab.: schlod (für p. zlöd),
sonst aber findet man in diesen Fällen in der Regel ein a (aus
i): ndaka ,Milch', plavai (poln. plewa); ndat (poln. mlSd).
Die bis jetzt erwähnten Fälle bieten uns also zur Begründung
unserer Hypothese kein Material.
Dagegen spricht dafür m. E. am meisten das Polab. Hier
finden wir nämhch tari, das als tört, wie wir sehen werden, auf-
zufassen ist, neben den Keflexen eines Hat d. i. *Üöt imd trSt,
fIM, d. i. trU, Üet. Nun kann tort nicht die direkte Fortsetzung
eines urslav. Uni sein, weil wir sonst die Länge absolut nicht be-
greifen würden, daher muß es auf torot zurückgehen, für das
auch z. B. das R spricht. Ebensowenig kann tlöt, ÜSt, tret der
direkte Beflex eines urslav. toU, tdt, tert sein und zwar aus dem-
selben Grunde, d. h. wegen der Länge.
Weiter haben sich noch ausnahmsweise einzelne Volllauts-
formen, auf die teilweise auch schon J. Schmidt aufmerksam
machte (1. c. S. 67), erhalten. Andererseits wurde auch olo, do
u. s. w. mitunter dort kontrahiert, wo es sich nicht um einen
307
sTarabL Vok. handelte und zwar teils mit Ersatzdehnung, teils
ohne dieselbe, was teils durch verschiedene Sprachgebiete, teils
durch verschiedene Zeiten erklärt werden mag. DaB auf slav.
Gebiete in bestimmten Zeiten Ersatzdehnungen Überhaupt auf-
treten konnten, haben wir oben S. 214 gesehen.
So haben wir aksl. u. s. w. jdenb ^Hirsch', lit änis daiss^
arm. ein, gr. eXatpog dass. aus dQrbhos zu iXkog aus ikvo- (vgl.
firugmann, Kurze vgl. Ghr. § 407), dazu das oben S. 299 er*
wähnte r. lant ^Hirschkuh' aus ^olni (o-Stufe).
Aksl. u. s. w. öhvo 31eiS preuß. aUo%8 yBleiS lit alwu ,Zinn',
lett aLva dass.
Aksl. pdegb ,grau, dunkel^ r. pdesyj ,gefleckt (von Tieren),
bunf , lit pdls2€U fshVy vgl. dazu aksl. u. s. w. pUsn^ ,tinea', n
auch plesnt, dagegen lit pdu, pditi ,8chimmeln' und pdisiai Fl.
SchinmielS außerdem pde ,Maus^. Hier liegt also auch im R,
eine Kontraktion mit Ersatzdehnung vor.
Ein urslav. de, ere u. s. w. ist in einigen slav. Sprachen noch
erhalten, während in anderen li, ri vorkommt, aber gegen die
allgemeine Begel, die wir sonst bei diesen Gruppen bemerken.
So haben wir r. pdend ,WindelS aksL pdena, bg. pdena, b. da-
gegen plena aus pUna vgl lat peUis, gr. niXla (ü aus In).
Im AksL haben wir zeUzo ,EisenS p. zelazo, r. zdezo u. s. w.,
preufi. geUo, zem. geUü, lett. dfdßs, griech. xaXyidg. Hier ist
auch im lit dieselbe Erscheinung, allerdings unabhängig vom
Slav., denn wir finden hier neben gdiie auch gdeile. Es handelt
sich nun um die Erklärung des ^ in zdezo. Offenbar ist aus
^zdezo auf dem größeren Gebiete ein ^zUzo entstanden, dameben
behauptete .sich auf einem anderen noch * zdezo und durch die
Kontamination beider Formen entstand ein zelizo; oder ging zUzo
in *züezo und dann zelizo tiber^
Analog verhält es sich mit aksl. 8verqs^ ,wild', r. sviripffj,
im Ar. ist aber noch everipb (vgl. Sobolevskij S. 82), dameben
auch svntpb aus *evrpo, ^svtrpo- (preuß. eweriapie ,Zuchtheng8f
ist aus dem P. entlehnt, Berneker Fr. Spr. S. 325).
1. Eine ähnliche Erscheinung aach bei s.-kr. naran f. (auch nerav^
neraav) ,GemütBartS bg. norav ,Gewohnheit, Charakter', p. narow, norow
,GewohnheitS aksl. itrav» ,Sitte' aus *n<irtio-; ferner kr. korak, s. krak
«langes Bein*, aksl. krak» in pokradäo «Schritt', dameben auch b. krok^
klr. krok u. s. w., d. h. es kam hier nicht zur Dehnung; ns. kioeyä, os.
krocid spricht allerdings für ein urslav. kroko', wogegen lit. karkä,
20*
908
Es wurden analoge Formen, in denen es sich nm einen
nispr. zweiten Vok. handelte, so umgewandelt, als ob darin ein
svarabL Vok. enthalten wäre: aksL tr^^ jturris', r. noch teremz
aus gr. %i(fi^vov; aksl. örütmja ^cerasus', gr. ueQaaia^ iMqaalov;
aksL sradnim, ar. sorodninb = saracenus;
aksl, (Setvridtntvtwö ,am 4. Tage seiend^ für ddvera-dtntvtm,
daszunädist wohl za ddvere-dtnbtm^z (imEsl. belegt: Miklosich
Lex. paL 8. 1114), umgewandelt wurde; analog ödvrigubb ,qua-
druplus' u. B. w.
Analog scheint es sich auch bei b. strün'o aus sränv ,8ilber^,
p. ärzebro, ar. ebenfalls sribro, jetzt allgemem klr. sribro, sribio
(vgl. Sobolevskij L c. S. 23) zu Tcrhalten, denn es kommt dar- '
neben im B. auch 8erd>ro vor, aksl. 9wrAro\ wofttr lit. sidabras
spricht (got süubr soll nach Uhlenbeck PfiB. 20, 8. 37—45
eine Entlehnung aus dem Slay. sein).
Auf zweifache Grundformen gehen dagegen folgende zwei
Worte zurUck: r. pdeta, lett Flur, pdawas, ai. paldvaa ,Spreu,
Hülse' ist aus pelif^ entstanden, dagegen r. poUwa, aksL pUva,
b. fUva u. s. w. aus *peljiä, vgl preuß. pdwo; femer os. solobik,
syiobik, ns. sylowik, stfhj, polab. säbl' ,Nachtigall' aus *aolov, vgl.
preuß. sahuns; dagegen aksL alavij, r. sohvij, p. shwik, b. siavüc
u. s. w. aus *8olih Tgl. ahd. swaHawa, aengl. swedlwe aus urspr.
BUiolvfin (Tgl. Solmsen in Afsl. Phil. 24, S. 676—676).
Das ^^dAsky.pladhne n. ,meridies' setzt ein sekundäres, späteres
*polodtne Toraus, wie es auch im B. {polodne) aufgekommen ist
Alter war polzdtne, ab. poledne und poludtne, ab. poluden. Das
^polodtne ist so entstanden wie pohv^rtm, pohvirtcb ,haereticu6'
neben dem älteren poluvirtcb (Jagiö ging von *poldtne aus, das
aus pohchne herrorgegangen wäre Afsl. Phil. I, S. 396).
Weiter haben wir einen klaren Fall, in welchem ein urslaT.
do teils zu lö, lä, teils zu lo führte, in aksl. äovikz, r. ddoviln
,Mensch'. Wegen des o in b. Ölovik kann man hier nicht Ton
*6elv' ausgehen (vgl. b. plen, rnUko, plena, pUva u. s. w.), auch
nicht von dlv- trotz des lett zU'veks, das eine Ablautstufe dem
1. In akal. Denkmälern kann man allerdings nor ttniro belegen
(vgl. Afsl. Phil. I, S. 28—29), daraas dürfte dann erst nrehro doroh
Assimilation (& an e) entstanden sein. Letztere Form mofi unbedingt
anch angesetzt werden und zwar wegen r. $er6bro^ b. stribro und got
silubr, falls es wirklich entlehnt ist. Von einem älteren 9br§hro auszu-
gehen erlaubt das aksl. nrebro nicht, sonst wäre es leichter zu erklären.
309
SlaT. gegenüber enthält Im B. ist ödo geblieben, wie es Über-
haupt fast alle Ornppen elo, efo n. s. w. gerettet hat In den
anderen slav. Sprachen wurde jedoch das Wort so behandelt, als
hätte es einen svarabh* Yok. Das auf diese Weise entstandene
^äöväcb liegt dem polab. dävak zu Gnmde (slavak, czlavak,
^ehlaeak, dgenthch als dävak aufisu&ssen, vgl gl^va ,Eopf , klä$
jAia& VL s. w.). Ein ölavHn müßte hier als *düvak erscheinen,
wie schon FortunatoT mit Becht hervorgehoben hat Sonst
ergab do nur ein h: dlovikb.
Das Wort war zu lang and hftnfig gebraucht; wir bemerken in den
meisten slav. Sprachen die Tendenz es zn verkürzen, Tgl. p. etUk, r. dial.
delekbj b. volkstümlich Yok. coeee, c§c€* Dieser Umstand mag es vemr-
sacht haben, daß in der Mehrzahl der anderen slav. Sprachen das eelo
hier nar ein clo ergab. Ein ctio- liegt hier absolut nicht vor (vgl. daher
ab. V 6lovM^ k äoviku u. s. w. nicht ve ^oviei u. s. w. Gebauer, Hist.
ml. I, S. 77). Hinsichtlich des Akzentes vergleiche r. Sdavik» und itok.
Ein ono (im Anlaut) führte zu *nö: es handelt sich um die
aksL Präp. na fi,nP, die zu griech. ava, got ana u. s. w, (vgl.
oben S. 77) gehört; ein n in analoger Stellung wie die Liquidae^
wurde von analogen Erscheinungen begleitet» vgl. oben S. 297
auch kamy.
Ans einer germ. Form, die sich im Ahd. als ehirihha (dieses aus
ftvQot^) ftuAert, ist im Slav. zunächst ^etrtkp^ Gen. *etrbktvß geworden.
In ar. Denkmftlem auch cbrtky, jetzt eenkow. Die erwfthnte Form lag
auch dem b. Beflexe dieses Wortes zu Grunde. Hier wäre der Nom. dar-
nach regelrecht ^ewrky^ Gen. ^ereküe. Durch Kontamination beider For«
men entstand *c0rßky, *e0reko€. Dieses Wort wurde nun so behandelt,
als ob ein t€r€ aus t^rt vorliegen möchte, es blieb jedoch der erste Yokal
erhalten, vielleicht deshalb, weil damals der Akzent schon auf der ersten
Silbe ruhte, daher nicht *er}ikw^ sondern rirkev, efrkve, woraus wir er-
sehen, daß zur Zeit, als dieses Wort entlehnt wurde (oder wenigstens
bald darauf), die heimischen Fälle mit der Gruppe ier^l aus Urt schon
zu trü geworden waren. Dameben behaupteten sich aber immer noch
die scheinbaren Yolllautsformen, wodurch dann weitere Beeinflussungen
möglich waren : I drang auch in diese ein und so hatte man auch eirskev
neben drkev, drskvt u. s. w. Jetzt heißt es eirk49, eirkve {i aus jp, ^).
Im ap. Flor. Psalter finden wir eersküw, das den b. Formen entspricht,
dameben aber auch eirekiew, das auch eine Eontaminationsform sein kann
und ein «f voraussetzt. Das aksl.er»Ay muS auch von ^etrhky abgeleitet
werden, wobei ein ^ej^ky als Mittelstufe anzusehen ist.
Auch das Wort karl muß in einer Fotm bekannt geworden sein, die
noch zwei Vokale enthielt. Mit Becht hebt Solmsen (Afsl. Phil. 24,
8. 671) die schriftliche Darstellung als karal und das lat. Caroiu9 hervor.
310
Damals aber, 'als das Wort entlelmt wurde, gab es wohl keine toro-^ Ur^-
. u. s. w. -Formen mehr in den betreffenden Sprachen. Nichtsdestoweniger
wurde das Wort noch so behandelt (wie auch das eben erw&hnte eirkev
im B.) und das mufi besonders hervorgehoben werden, weil es ans die
Entstehong unserer Längen schön illnstriert. Es f&hrte nämlich auch
damals ein *kröl- aus *korol' im B. zu kräl. Das hier z. B. auch sonst
noch ö zu a wurde, zeigt uns kmavaÜ ,schonenS kUäUr s klötUr; kana
s hdn u. s. w. Anders yerhielt sich aber dann das später z. B. auf b.
Boden entstandene ö. Das Wort war imSlav. endbetont und die vorher-
gehende Länge wurde zu einer gestoßenen: r. korih, b. krdl^ Sak. krä\i
(itok. abweichend kralj, vgl. oben S. 220, 229 und 230).
Einiges soll noch aus einzelnen slav. Sprachen zur Erörterung
kommen.
Buss. Das erste o in g&rodö^ v6lok» u. s. w. ist primär und das
zweite ist als ein svarabh. Yokal aufzufassen und daher sekundär. Daf&r
spricht, dafi auch in der urslav. Gruppe for<, foft u. s. w. das r, / seine
urspr. Stellung gewahrt hat: cenn ,WurmS aksL artm, lit. kirmU: voU»
,Wolf , aksl. «&^, lit. vWuf. Femer sprechen daf&r die r. Lehnwörter
im Finnischen, wo sie or, al u. s. w. haben. Sie sind, wie Mikkola
(Berührungen zw. den westfinn. und slav. Spr. S. 43 ff.) richtig bemerkt,
zu einer Zeit aufgenommen worden, als der r. (besser der slavische Über^
hnupt) svarabh. Yokal nach r, / noch nicht entstanden ist, z. B. paUtina
s= r. pohtnd .Leinwand* ; taikkuna ,harter Brei von Gerste oder Hafer*,
r. tolokn6 ,gedörrtes, durch Stofien im Mörser bereitetes Mehl, Hafer-
mehl*; värUänä » r. wrttenä ,Spindel'. Auch die schon erwähnten Akzent-
verhältnisse v&ron» u. var&na aus *iM$mo- und *vöfna sprechen ffir die
Posteriorität des zweiten Yokals. Im ersten Falle war der ausklingende
Best des Tones, der noch das r traf, so schwach, dafi der sich nach dem
r entwickelnde Yokal nicht mehr daran partizipieren konnte und daher
unbetont blieb: voran. Im zweiten Falle war der Ton auf der Liquida
konzentriert und es konnte der sich neu entwickelnde Yokal leicht daran
partizipieren und schließlich den Ton ganz an sich reifien: vorona,
Po lab. Für anlautendes ort- mit gest. Akz.: r&dlu JPflug* (b. rddlo),
rU^ ,Pflfiger' (b. roiaj), rhna ,Bchulter* (aksl. ram^ rWSj f. .Kasten*
(b. rok^c ,Sarg*), LSbi ,£lbe*. Mit geschl. Akz.: rula ,gepflfigtes Land*
(p. rola .Ackerfeld*), rUU .wachsen* (p. roiö^ rödd), rüz ,auseinander* (p.,
sorb., b. r<»> aksL roz-), Uida ,Schiff* (b. lod'), lUk'U, Hik'^t ,£Ile* (b.
loifc^), ü geht auf o zurück. vgL püd- .unter* (aksL pocf»). A'«m .Sense*
(b. ko9a).
XTrspr&ngUches ioU wurde zu tlii (geschrieben zumeist tlat^ seltener
Uaij dann auch iioat, tioot, tlaat, tioai), z. B. gUtvo .Kopf, r. ifolovd, b.
klava; klh .ihre*, r. kSlon; güd ,Hunger<, r. gdiod^; slima .Stroh*, r.
soldmaj b. sidma n. s. w. Mit Bücksicht auf ridUi, rSiaj u. s. w. m&ssen
wir in dem i ein älteres a sehen. Ursprüngliches Urt wird zu <rU. trUi
hrig .Ufer*, r. horog^ 9rSda .Mitte*, tridng .mittlerer*, r. 9eredd u. s. w.
Auch hier müssen wir von einem trÜ, also von einer Dehnung ausgehen.
311
Diese kommt auch hei vltbt^tMU vor, das tiai ergibt: mlaka (Gen.) ,MilchS
serb. mlißko u. s. w. ^ ist zu a geworden, vgl. no tvaü {^ na tvÜi jiu
mnndoO«
Merkwürdig ist das Besultat, wie wir schon oben angedeutet haben,
bei fort. Einmal wird daraus iari : §täma ,die Seite' (p. Hrona, b. tfrafui,
r. sinrond), einmal trüt (aus trof) : brud'a ,Bart' (p. hroda, b. hrada, r.
betrodä), sonst aber regelmäßig wieder tort, das aber nicht etwa daa
urslav. tort ist, sondern wie oben S. 306 erklärt wurde, aus torot ent-
standen ist, 80 daß es den übrigen Gruppen eigentlich viel näher steht
als es auf den ersten Blick scheinen möchte. Wäre dagegen tort, iärt
ursprünglich, so könnte es sehr schwer mit den anderen Formen in Ein-
klang gebracht werden. Beispiele: b&rdia ,FurcheS r. harwdA; ehdma
.Nahrung*, aksl. ehraniti ,be wahren*; gord ,ScbloßS r.g&rodb ,Stadt'; gareh
,Erbse', r. goröeh»; korvo ,Kub*, r. koröva. Auch hier müssen wir die
Dehnung, also ein tart Toraussetzen. Ein betontes a wird zu o und ein
unbetontes meist ebenso. Nach dem Tone hat sich mitunter das a noch
erhalten und so finden wir hier neben gord ganz richtig ein vSgard
ipgradh). Auch das oben erwähnte Mma gehört hierher und spricht ent-
schieden für die einstige Dehnung. Das a hat sich hier noch erhalten.
Warum die Gruppe torot zu tort^ tart nicht zu trU führte, erklären uns
wohl Worte wie partd neben prid^ pör, das fast ausnahmslos für pro
steht, kirai ,Blut^ i^y\ ^ri ,drei' u. s. w. Wenn auch die Gruppe Kons.
+ r häufig vorkam, so wurde sie gelegentlich doch gemieden und das
erklärt uns wohl, warum trat, trat im Folab. nicht aufkam, während tlöt,
tiat möglich war. Die Gruppe tört, tart war nun wohl infolge der innigen
Berührung mit dem Deutschen möglich. Es ist schwer zu sagen, ob
hrüda der Beflex auch einer <rot-Bewegnng im Polab. ist oder ob es als
ein Lehnwort aus einem benachbarten Dialekte mit trot aufzufassen ist.
Daß hier ein o und nicht & (a), also ö vorkommt, spricht entschieden für
letztere Annahme. War das r infolge eines nachfolgenden palatalen
Vokals erweicht, so scheint es, daß es sich dann eher bei seinem Kons,
behauptete imd sich mit ihm überhaupt verbinden konnte, daher hrig,
trtda u. 8. w. (also bei ttrt). Erst später ist eine Verhärtung eingetreten,
wofür partd neben prid und t^iri spricht. Da war aber schon t«rt zu trH
geworden. Polab. gehörte demnach zu jenen Sprachen, in denen in
unseren Fällen die Dehnung eingetreten ist.
KaSub. Das anlautende olt, ort gibt zu Bemerkungen keine Ver-
anlassung. Tert wird zu IrH {tret) und dieses lautet häufig zu trot um:
przed ,vor*, p. prtod; strzoda «Mitte*, strz^ni «mittlerer*, p. irtoda, irtodni.
Dasselbe bemerken wir bei t^U, das neben tlet auch zu tlot werden kann;
dieses wird dann mitunter so behandelt wie das Hot aus toU: vlee, vlokii,
p. toleCf wlek^ {wlok^; plüovä ,Spreu*, p. plewa.
Urspr. toU wurde zu tlot: giova ,Kopf (p., ns. giowa, ob. Mowa);
gidd, glode ,Hunger<, darneben auch ^/dy^ glüoda (Mikkola), p. glod^ giodu.
Merkwürdig ist wieder das Besultat bei tort. Bis jetzt haben wir
hier überall die Metathese ohne Dehnung, also wie im F., beobachtet.
312
Dementsprechend erwarten wir aus fort ein trot. Das findet sich wirklich
und zwar haben wir Worte, die ausschließlich trot aufweisen, wie hrög
,Soheune, Schober^ droga ,Bahn*, groeh ,Erbse* u. s. w. (im Ganzen etwa
17 Worte). Daneben hat aber Baudouin de Courtenay mehr als 80
Worte mit tart, tort zusammengestellt, denen allerdings in den meisten
Fällen Nebenformen mit trot zur Seite stehen, z. B. parg (Mikkola p9rk)
neben prdg, p. prSg, ns. prog ,8chwelle^; gard m., garda f., p. gröd^ ns.
grod ,Burg, Schlofi', in Westpreufien ist grö^ vorherrschend, in den Orts-
namen haben wir nur -gard^ -garda, Bamult hat die Gruppe iart als
einen der charakteristischsten Züge des Kai. herrorgehoben (Siownik
JQsyka pomorskiego czyli kaszubskiego, 8. XXXYI); er meint, daß sie
einst zweifellos in ganz Pommern allgemein gewesen sei. Und so war
man geneigt anzunehmen, daß die jetzt neben dem tart die Gruppe trot
aufweisenden Wörter p. I^hnwörter w&ren, die das KaS. freilich dann in
großer Menge aufgenommen hätte und welche sogar sehr häufig die ein-
heimischen Wörter verdrängt hätten (vgl. Baudouin de Gonrtenay, Zmnp.
1897, Maiheft 8. 113--120). Wenn aber in allen übrigen Fällen die
Metathese einfach ohne Dehnung auftrat und zwar ausschließlich, also
wie im F., bei tort zwar auch, aber mit Nebenformen, so folgt für mich
daraus, daß nur trot dem KaS. eigentlich angehört. Wenn wir im Polab.
ein tort [tarC) fanden, sonst aber — bis auf einen einzigen Fall — kein
trot, so ließ sich dort dafür ein halbwegs plausibler Grund finden, der
hier im KaSubischen bei Vorhandensein von Nebenformen mit irot aus-
geschlossen ist. Ich glaube demnach — ähnlich hat sich Übrigens auch
Jagiö ausgesprochen (Afsl. Ph. 20, 8. 42) — , daß den KaSuben nur die
Formen mit trot zukommen, daß aber ein dem Polab. verwandter Dialekt
angrenzte, dem das iart, tort zuzuschreiben ist. Das tart entsprach dem
polab. tort und gebt auf ein gedehntes tört zurück. Da es aber ein
Grenzdialekt war, so machten sich schon in demselben auch Formen ohne
Dehnung geltend, die ja auch dem KaS. und P. ausschließlich zukommen,
und der Beflex derselben ist tort. Es ist Übrigens auch möglich, daß in
vielen Fällen tort eine Kompromißform aus tart und dem kaS. irot (oder
noch älter t^ot) ist. Da dem KaS. darnach eigentlich nur die Formen
mit trot zukommen, so ist es in Ordnung, wenn es pommersche Namen
mit trot aus tort schon aus dem VIU— IX. Jhd. gibt.
Auf Grund dieses so wichtigen Merkmales müssen wir das KaS. in
>eine nähere Verwandtschaft zum P. als zum Polab. bringen, wofür
Übrigens auch noch andere Tatsachen sprechen. Diese Ansicht ist frei-
lich vielfach bekämpft worden, vertreten wird sie dagegen neben anderen
auch von Brückner (Afsl. Ph. 21, 8. 62—78).
8orbisch. Hier sind die Verhältnisse so ziemlich wie im P., d. h.
es kommen hier keine alten Dehnungen vor: os. krötki, ns. krotki ,kurzS
p. kr6tki, b. krdiky; os. proh ,8chwelleS ns. prog, p. prög, b. präh. Auch
bei urspr. tort, t€Ü. Über ns. kiaj u. s. w. siehe weiter unten.
Die ort-, tort- u. s. w. -Gruppe wurde in letzterer Zeit mehrmals be-
handelt, 80 von Tore Torbiörnsson in BB. 20 (1894), 8. 124—148,
313
dann selbst&ndig: Die f^emeinslay. Liquida metathese. L Upsala. 1901
und II. 1903. Diese Arbeit ist insofern wichtig, als sie ein reichhaltiges
Yerzeichnis der hieher gehörigen Wörter enthält. Die theoretische £r-
klftmng dieser Fälle ist jedoch nicht richtig. Dagegen einmütig Jagic
Afsl. Ph. 20, 8. 48-58, Solmsen, ib. 24, 8. 668-579, Verf., ib. 25,
8. 182-211.
Erweichung des r, l; das f. Ein rj, Ij führte zu r^, V
(geschrieben auch mitunter rj, IJ), d. h. die Laute wurden er-
weicht, z. B. Part. Prät pass. zu razoräi ^zerstören' lautet razor'em
^zerstörl^ (geschrieben auch: riizarjem). Aus ^rcufori-em (nach
vedem u. s. w.) entstand zunäx^hst ein ^razori-em, das zu *ra-
zorjem, razw^em führte. Ebenso zu vclüi ,wählen^ ein vol'enb
{voljem) jgewählt'.
Wo kein j vorlag, konnte ursprünglich auch keine Erweichung
stattfinden. Auf C^rund der Dekl. oder Eonj. läßt es sich in der
Regel leicht bestimmen, ob sie in einem bestimmten Falle vor-
liegt oder nicht, so weit es sich um ein Subst oder Verbum
handelt (in den Denkm. bleibt sie nämlich nicht selten unbe-
zeichnet).
In den Silben ri, re, r^ li, le, Iq konnte selbstverständlich im
Urslav. keine Erweichung eintreten, ebenso auch nicht bei ri, U.
Einzelne slav. Sprachen machten aber einen Schritt weiter, indem
sie auch hier dieselbe aufkommen ließen. Jetzt kommt das i in
großr. und kleinr. Dialekten vor, ab und zu im Slovak.: zM,
stfdal, im Sorb.: pfodny.
In einigen slav. Sprachen führte aas erweichte r^ schließlich
zu f (p. rz). Dieser merkwürdige Laut bereitet den Phonetikern
große Schwierigkeiten. Sievers stellt sich das f so vor, daß er
annimmt, an das r schließe sich ein deutliches vollständiges d an.
Ähnlich lehrte auch Miklosich (Vgl. Gr. I*, S. 502: aus rj wäre
rz und dieses wäre vor und nach tonlosen Konsonanten zu ton-
losem ri; in beiden Fällen daraus ein r, das also auch zweifach
wäre). Aus rj ist es nicht auf die Art, daß zunächst aus / ein
i geworden ist, entstanden. Wie wir erwähnt haben, schlägt die
vibrierende Zungenspitze bei der Aussprache des r, das im Slav.
ein Zungen-r ist, an die Alveolen der oberen Schneidezähne.
Bei der Aussprache des r haben wir es mit einem analogen Vor-
gang zu tun, nur verflacht sich ein wenig die Vorderzunge (siehe
über die weichen Laute 8. 266) und bildet eine kleinere Furche,
so daß durch die auf diese Weise entstandene Spalte die Luft
314
ebenso entweichen kann, wie dies dem s oder z eigen ist. Daraus
erklärt es sich, dafi nach r immer ein ^-Laut nachklingt und daß
man, falls die Zungenschläge vernachlässigt werden, überhaupt
nur ein ä oder z bekommt. Das ist namentlich dann der Fall,
wenn der Luftstrom nicht stark genug ist, so daß keine Vibration
der Zungenspitze eintreten kann.
Kleine Kinder sprechen auch statt des r die erwähnten Laate, des-
gleichen auch sehr häafig Fremde. Meist sprechen jedoch diese statt des
richtigen Lautes ein ri (rl), darauf ist auch die falsche AufifaE^ung bei
Sievers zurückzuftihren. Die Hauptschwierigkeit bei der Aussprache
dieses Lautes liegt darin, daß die Zungenspitze vibrieren, die nachfolgende
Zungenpartie aber gleichzeitig die Furchenbildung bewerkstelligen mufi.
Die fremde Zunge yollführt häufig diese beiden Leistungen nicht gleich-
zeitig, sondern nach einander, wodurch eben ein ri, aber nicht ein t
ausgesprochen wird. Nach dem obigen kann das r tonend oder tonlos
sein, je nachdem die Artikulation des i oder S bei der Furchenbildung
vorwiegt.
Eine im Ganzen richtige Erkenntnis dieses Lautes hat L. Dolansk^f
angebahnt (Yöstn. S. prof. Jbg. 8, S. 251).
Im P. ist der Laut auf die angegebene Weise, daß nämlich
die Zungenschläge yemachlässigt wurden, zu einem ä oder z ge-
worden: brztni = bzmi (b ist tönend, was die weitere Nuanzierung
herbeiführte); grzmieS = gzmied; tworzy = tfozy; przy = päff
(weil/? tonlos ist); tdiirz = tchuä, rzeka = zeka ,FlußS aksl. reka,
mit einem Ansatz zur r-Artikulation. Auch im Ab. bestand der
Unterschied zwischen tönendem und tonlosen r, wie durch die
Orthographie angedeutet *wird. Daß femer auch im B, Be-
rührungen zwischen z und r bestanden, ist nach dem vorge-
brachten einleuchtend. Aus ab. rebro ,Rippe' entstand durch
Dissimilation wegen des folgenden r ein zebro, das auch schon
im Ab. vorkommt; darnach zebHk yLeiter'. Das tonlose f geht
in 8 über: neäkuli aus ne-rldi-li (wegen des l) im Choden-
dialekte (auch bei den Doudleben, hier auch pSiäera aus prtiera
jGespenst').
Die ersten Belege des r im B. datieren aus der ersten Hälfte des
Xni. Jhd. Ende des XIII. und Anfang des XIV. war es schon allgemein.
Dem Slovak. fehlt der Laut (er kommt nur in den aus dem B. ent-
lehnten Worten vor). Weiter kommt der Laut im Sorb. vor, wo er jetzt
auch schon nuanziert erscheint (os. Arrttoy, ausgesprochen kiivy ,krumm\
ns. küwy.
Dem r ging ein / voraus und dieses konnte entweder aus
' -entstehen — und das ist das ältere gemeinslav. r' if) —
315
oder aus r vor weichen Vokalen: ursprüngliches e^j dann i, ^
(oder seinem Beflexe), i und t — das ist das spätere /; das sich
erst in einigen slav. Sprachen entwickelt hatte, z. B. b. rku aus
Meu, urslay. rtkq ,werde sagend
Ein ^ brauchte aber nicht immer zu einem f zu führen, es
konnte die Erweichung auch rückgängig gemacht werden, insbe-
sondere in solchen Fällen, wenn bei H noch ein Kons, folgte.
So finden wir im Ab. brde (aus hhtde, aksl. hredeth ,er durch-
watet') neben hrde. So fanden dann vielfach Ausgleichungen
statt Es heißt z. B. starec ,6reis' aus staHct, im Gen. Sg. sta'hca,
das konnte zu starca werden, aber auch wieder zu skirca und von
hier aus wurde der Nom. beeinflußt, so daß er auch starec heißt
VgL im P. starzec, aber siarca. Zu äir^, Hroky ,breif lautete
der Komparativ *HHH, ab. HrH, aber auch HrH, das jetzt all-
gemein ist Ebenso im P. jetzt szerszy.
Es kommt nicht selten vor, daß ein neu aufgekommener Laut die
Grenzen seiner Berechtigung überschreitet. Das galt auch von r, wenn
gewisse fordernde Momente hinzutraten. Im B. geht manchmal pr in pr
über und zwar vor harten Yokalen, z. B. ab. pr$c (das « ist nicht ur-
sprünglich Tgl. prye\ aber selbst auch pric, dann kUrÜ st. kteryM; Mparii,
riM st. iporyiy rfX; ricHi (auch jetzt noch riceti) neben ryeei u. dgl., aber
immer finden wir ryk (Subst.). Es scheint also, daß der nachfolgende
weiche Laut nicht ohne Einfluß auf diesen Übergang war. Einige mal
auch in kr, ehr s. B. ehrtdn, krtdn neben hrian, ehrtan »Luftröhre, Gurgel*,
p. auch krsloii ,Adamsapfel' neben krtaii, r. gortant, aksl. grüanb. Wenn
im Ab. yereinzelte Fälle vorkommen wie przoMtrtyed statt des erwarteten
proitrid ,in der Mitte*, prto hrzyeehy st. pro ..., so kann man annehmen,
daß hier zumeist wohl Schreibfehler Yorliegen. Es kann nur zugegeben
werden, daß sich im B. auch Spuren jener Begel yorfinden, die wir im
Sorb. kennen lernen werden (vgl. Gebauer, I, S. 346--348).
Auch im Poln. setzt das rz natürlich ein / voraus, das sich
unter analogen Verhältnissen wie im B. entwickelt hatte. Man
nahm an, daß hier das / in der zweiten Hälfte des XII. Jhd.
in rz überging und zwar soll dieser Prozeß am frühesten in den
mazovischen Dialekten begonnen haben (Baudouin de Courte-
nay: O drevne-polsk. jaz. S. 63—54 und 97).
Das kaS. f unterscheidet sich vom b. r und p. rz und ist
nach Bamult eher als eine Kombination von r + z, bez. r + i
au&ufassen; darin höre man mehr das z, bez. J als r (Stownik
1. Yor einem aus » entstandenen e geht das r nicht in r, r über,
z. B. b. rei ,Lippe' aus r»^», Instr. Sg. bratrem aus bratrzmb u. s. w.
316
j^z. pomorsk. S. XX VU). Das ist jedenfalls auch als eine Ent-
artung des uispr. f aufrafassen, indem es an die Art erinnert,
wie der Fremde das f ausspricht Es steht jedenfSedls näher dem
polnischen rz.
Merkwürdig gestalten sich die Schicksale des r im Sorb. in jenen
Fällen, die an unser f erinnern, oder damit in direktem Zusammenhange
stehen. Das r wird hier nicht wie im B. u. s. w. immer tot j\ urspr. «,
^ I, t, ft erweicht, sondern nur in den ursprünglichen Gruppen kr,
pr^ tr. Dafür findet aber die Erweichung im Niedersorb. in diesen
Gruppen vor allen beliebigen Yokalen, also auch vor harten statt, was
jedoch aus einer späteren Zeit datiert. Die erste, allgemeine Erweichung
ist älter. Sie bestand darin, da£ in den erwähnten Gruppen Tor einem
J oder vor einem weichen Yokal das r, wohl nicht in ri und rS*, wie
man gewöhnlich annimmt, überging, sondern zunächst sn r wurde, woraus
sich weiter im Os. ein « (geschrieben wird allerdings noch r) im Ns.
ein d entwickelte.
Yor harten Yok. geht im Ns. in den erwähnten Gruppen r in «
über; dieser Wandel trat später ein und er ist desto jünger, je mehr
wir uns gegen den Nordosten des Sprachgebietes nähern (Mucke S.230).
Wir erhalten demnach folgende Schemata:
Urslav. kri pri tri
Os. ^1 pii Ui (geschrieben jedoch kri, pri, iril)
Ns. kdi pii Ui
z. B. OS. pri (spr. pii), ns. pii ,bei*; os. tri (spr. Ui), ns. Ui ,drei'; os.
preciwo (spr. pieeivo), ns. pieiiwo ,gegen'; os. kkgtre (spr. -ii»), ns. ehyUe,
b. ehytre Adv. ,ge8cheit'.
Dagegen ns. kiaf os. kraj ,Land'
„ kioeyi „ kroeid ,8ch reiten*
„ Jutio „ jutro ,morgen*
Der erste allgemeinere wie auch der letztere ns. Lautwandel kommt
nur in den urspr. Yerbindungen kr, pr, tr und zwar hier überall vor.
Sind sie nicht urspr., bleibt das r unverändert, also z. B. bei tart, tert
wie im os. priki, ns. prjM, b. prik^f ,der Quere nach, zum Trotz'. Eine
Ausnahme bildet im Os. pre, pred, prez, im Ns. pie, pied, piwt,
Mucke ;neint, der Übergang von r in den «-Laut könne nicht vor
ungefähr 1300 eingetreten sein. Damals mufi aber das r in kr, pr, tr
jedenfalls schon eine nnanzierte Aussprache, die also sehr alt war, ge-
habt haben, da sich ja diese Gruppen irgendwie unterschieden von jenen,
die erst entstanden, wie in dem erwähnten os. pr}^, ns. prjiki. Jeden-
falls können wir voraussetzen, daß sich aus dem r nicht direkt ein « (i)
entwickeln konnte (vgl. Leskien, Afsl. PhiL I, S. 168 und 18, S. 94;
Yerf. ib. 25, S. 206-208).
1. Aus Schreibungen wie nutrsehayichego ,des inneren* und dgl. kann
man nicht auf ein ri oder rS ohne weiters schließen, denn so wurde auch
das r im Ab. häufig geschrieben.
317
Sonst ist das / in allen anderen F&Uen, wo es yorhanden war, aaf
dieser Stnfe meist geblieben, ist also nicht zu r geworden, z. B. Imper.
war (spr. OS. varj, ns. vair)\ insbesondere in den Suffixen -ar^ -er (z. B.
08. zbirar ySammler*, -^rka, ar-f^a a. s. w.
Fremdes r, l wird im Slav. häufig auch erweicht: aksl. c^aH
yKaisei^, b. char; aksL Uizarh, ab. Lazar neben Lazar; ab. mistr,
nb. mistr, ab. Trff- ,Tiiei^; aksL avd'h ^AheV u. s. w.
Wandel und Stellungsänderung der Liquida r. Ihr
Verlust In der Gruppe H geht lucht selten in der b. Volks-
sprache r in c2 über (das Rollen bei r wird, da ja bei folgendem
l der Zungensaum lateral vibrieren soll, aufgegeben, wodurch
leicht ein d entsteht, wenn also das r nur mit einem Zungen-
schlag ausgesprochen wird): KadlOc statt Karlik zu Kard ,Karl',
ebenso KadUöek (auch als Nom. pr.); pedlik st perWc ,Schlag-
hammer^.
Antizipation des r: aus po-vraz (zu verz, varz- vgl. auch
aksL pthwislo aus *paverzdo) entstand im Ab. zunächst pr<hPaz,
dameben bestand aber immer noch weiter die Form pavr(iz,
durch Kontamination entstand dann aus beiden ein pravraz, das
im Ab. auch vorkommt; jetzt nur pravaz ,Strick^ slovak. aber
noch povraz. Aus po-stranek ,Zugstrang^ entstand prthgtanek
und auf die angegebene Weise pro-strandc, das sich jetzt noch
behauptet; neben dem schon erwähnten pa-vHslo ,Grarbenband^,
aksl. povreslo ,Band, Strick^ kommt auch dial. pr<mido und pr(h
vUHo vor. Jetzt noch b. prostfed ,in der Mitte' aus p(h9rddi,
ebenso prostredek ,die Mitte'; die Übergangsstufe pro-sid kommt
im Ab. auch vor.
Nacb Miklosicb, der in b. rdoutiti .würgen* (Etym. Wtb. S. 54)
und rmoutüi ,trüben* (S. 190) die Yorsetznng eines r an dtMiti, bez. moutUi
annahm, erklärt auch Gebauer dieses r (I, 8. 352—353), allein es ist
lautlich unmöglich. Wir haben ein hrdlüi^ hrdlovaii ,würgen' von hrdlo
,Hal8, GurgeP, dann auch ein hrdUnuiii, hrdousüi. Es liegt also eine
Yerquickung von hrdlüi {hrdlo) und duaüi vor, welche *hrdlo-dunt% lautete;
daraus hrdlousiti, hrdousüi, rdottsüi. Aus hrdousiU entstand auch durch
andere Beziehung dial. ehriousüi. Im Ab. kommt nur muitti |,trübenS
mutöi M «sich betrüben* und tnut, zd-muUk yor. Die ältesten Belege für
rmxU, rmouUti »e reichen zum Anfang des XV. Jhd. Nun ist zu beachten,
daß in der späteren Periode des Ab. kormüi (oder als kormüff Gen. -ti
zu lesen) ,der betrübt ist* (Gebauers Slomik staroö. II, S. 106), das
uns schon für damals ein kormoutiti (kormütäi) bestätigt, yorkommt.
Dieses Wort dürfte mit dem d. Jutrm, mit dem das slay. 9ram9 ,Schande*
aus *sorm etjm. verwandt ist, in Znsammenhang stehen. Ein deutsches
318
A zeigt Bich zwar im B. als h oder eh, ist aber ein r in der Nähe, so
können diese Lante in k Clbergehen vgl. b. mrkw, ahd. morha, mhd.
mörhe; aksl. choro^tfy vgl. got. hrunga ,Stange', b. aber karouh&v ,Fahne';
sloyak. Korhel ans Chorherr u. s. w. Ans kormoutüi and mouiüi, das
fibrigens ancb schon im ersteren enthalten sein kann, ist dann ein
rmoutüi erschlossen worden. Analog ist aus kuM ,KegeP dial. krvM
entstanden (vgl. kruh ,Kreis, Bing, Scheibe*).
Während eine Vorsetzung des r durchaus unwahrscheinlich
ist, kann dagegen dasselbe bei Konsonantengruppen abfallen, z. B.
dial. t%d aus rtui jQuecksilber*; dial. za st rza Gen. von rez
^Rjo%\^. Auch im Auslaut: ab. tichoviet st. tichovidr; vodoviet st.
vodoviefr u. s. w.
Aus sr und zr ist str und zdr geworden vgl. S. 279.
Liquidadissimilation. Sie ist verhältnismäßig sehr häufig
(nach Brugmann gab es schon eine ursprachl. Vertauschung
von r und l, Kurze vgl. Gr. S. 117).
Sie kommt insbesondere vor, wenn zwei aufeinander folgende
Silben ein r oder l enthalten. So kann aus r + r (f) ein Z + r
werden: aksl. Gligori st Grigore (Mikl. I», S. 212). Auf Bl.
181a nennt sich der Schreiber des berühmten für Miroslav ge-
schriebenen Evangeliums Gligort und ein 2. Mal Oligorije (auf
Bl. 179b dagegen GWjrory); ah.alcypriest aus erzepriester (mhd.);
dial. b. fcUdr neben farär jPfarrer*; leßhar neben reßhar jReiter*
(Reitherr?); alk^ neben ark^ mhd. ,Ärker'; lejstra, lejstrik aus
dem lat registrum; legrace aus recreatio; lichtdr neben riehtdr,
ahd. rihtäri; koliandr aus lat. coriandrum (Pflanzenname); vgl.
r. kolidör aus korid&r jKorridor*.
Es kann aber auch das erste r ausfallen: b. puikvorec aus
d. Brustumrz; Bedrich aus Friedrich, Frederich; ätemherk aus
Stemberg; Ortsname Chabry aus Chrabry, wo übrigens das r
noch belegt werden kann; mozdir, slovak. maziar, ahd. marsäri;
vgl. auch kaprdl aus Corporcd.
Seltener wird r+l daraus und zwar in einheimischen Worten:
b. krepel, kfepeUea ,WachtelS slovak. und s.-kr. prepdica, r. da-
gegen: pereperb, bg. prcperica, ^.przqnora aus *perper; r. pnUubb
aus prörubt , Wuhne'; in Premdworten: slovak. korhel jSäufer'
u. 9. w. aus Chorherr.
Auf dieser Dissimilation beruht höchstwahrscheinlich auch
die Entstehung des urslav. Suffixes td- aus -ter-, zunächst in
Worten wie zrbtd^t jOpferer*, oraid'h jorator*. Von hier aus: aksl.
deUxtd't jArbeiter* u. s. w. vgl. im Griech. doxriq u. and.
319
Vgl. auch die abgeleiteten lit Verba wie hrsteriu, kSrstdiu
^ch tue einen kleinen Hieb'.
Weiter gehört hierher ns. rjdbd = rjabef, b. reVr, zebrlk
Jjeiter*; rjohlo — rfobro, akd. r^o ,Rippe*.
Wie uns b. zd^Hk ^Leiter* zeigt, ist aus r + r ein i + r ge-
worden: b. zdn'o jlÜppe* aus älterem rebro und dazu gehört rAHk;
aber auch umgekehrt aus zerdb vgl. lit. gerv4, gr. yiqwog ent-
stand reröh und jeiräb.
Aus l + l kann ein r+l werden: dial. hört man b. verbloud
st velbloud ,Eameel' (Ö£Mus. 1864, S. 52), womit das kh*. ver-
Ujud zu vergleichen ist, p. tvidbiqd, aber lit. wieder verhliüdas
neben velbliüdas. Vgl. auch lit. stnarktilis neben smalktilis dem.
von smaSctaa ,dichte Stelle im Walde^
Hierher möchte ich auch das im Slav. verbreitete krikh ,cla-
mor', kridati und kriknqti ,clamare' rechnen. Dameben aksl.
auch Miknqti, klicati, Hikb, klidb, slov. klicati, bg. Mikam, s. kli6i
,rufen wie die Vila', r. klikntUb, klikath, klikh, klidb. Damach
wäre das l hier älter und das r in solchen Formen wie Part
Prät act. n kli&alz, kliMh u. s. w. zuerst aufgekommen, also:
kridcdb. Dafür spricht auch das lit klyikti, klykiü ,schreien', dann
kljkaujUf klijkauti dass.
Ein l + r liegt im b. diaL liniär aus Lineal.
In entlehnten Worten kann auch eines der beiden l schwinden :
kudla aus cuUdlus; Vilhn aus WUhelm.
Es sind noch andere Kombinationen möglich; so wird aus
r + i ein r + r: b. dial. Rozdrka aus Bosalie;
aus l + r ein r + r: dial. b. korovrdUk aus kolavrdtek
,Spinnrad'.
Zahlreiche Beispiele üher diese und ähnliche Diss. aach aus allen
slav. Spr. hei 0. Hujer: Dissimilace souhlasek v Seit. (Frogr. des akad.
Gymn. in Prag Nr. 41).
Sonst kann in einzelnen Fällen aas / ein r und umgekehrt werden;
im ersten Falle wird der Verschluß der Zunge nicht lateral, sondern
coronal eröffnet, im zweiten umgekehrt: h. dial. mocdr st. mocäl ,Mora8t,
Sumpf'; mrhavy cos ,neheliges Wetter* st. mlhavy 6.
Nach diesem Prinzipe wird man aber nicht das lit. gaftas «Schall,
Ton, Stimme* mit aksl. gUut aus *goho- ,Stimme, Schall* zusammen-
stellen können; letzteres gehört zu ahd. gk'Uan ,schreien, laut tönend,
gellen' und galan ,singen*, vgl. auch Naehti-gall (vgl. Siebs, KZ. 37,
S. 299 ff.). Brugmann denkt bei gla$z weiter an lat. gaUuSy dessen U
auf U zurückgehen könnte (Grundr. I*, S. 783).
/ wird / Auch auf dem b. Sprachgebiete geht das / inj über.
320
Wir mochten es am ehesten bei weichem / erwarten, es handelt sich hier
aber auch um das mittlere /.* nejui aus nska, nslze (mähr.) ,non licet*;
allgemein b. ist jüek für lolium (Pflanzenname); aus Salear (nom. pr.)
wurde Bajear (Geh au er I, S. 365).
Auch im Bair. findet sich sehr häufig t für /, was auf palatales /
zurückgehen soll: •nieh, h&itn für gokh, Halm (Storm, Engl. Phil. S. 66),
Tgl. auch in Osterr. Kaibl für JTai&Z, JFaidl u. s. w.; griech. kret. fMOtvQ
»Zenge* aus *fiaX*tvQ f^T /idgtvQ (Brugmann Vgl. Gr. 8.119); ital. /raac«r«
u. 8. w.
Über das s. IjeUjon^ aksl. jelwb ^Hirsch', dann das dial. len für jen
(im Sloyak. dafür auch hm und Ijem^ so auch bei den Lemken) ist oben
8. 286 gehandelt worden.
Verlust des L Im R, P. und B. fallt das l des Pari
Yt&i. act. II nach Kons, im Nom. Sg. m. ab. Wir haben schon
im Ab. Belege wie vyved st vyvedl. In der Schriftspr. wird es
im B. jetzt noch gebraucht, aber nicht in der Yolksspr.
Im Ab. auch im Gen. PI. der Substantiva auf -la, 4o mit
vorhergehendem Eons.: Gren. PI. mod für modl zu mocUa ^Götze^,
ebenso byd neben bydl zu bydlo ^Wohnung^.
Vgl. auch b. zrcdtko, zrcddko aus zrcadUco ,Spiegelchen^,
uöednik aus uüedlnik ^Lehrling^; dial. mynär für ndyndf ^Müller^.
Sporadische Veränderungen des L Vor h kann l zu
m werden: diaL b. vembloud, mähr. dial. vemhUd st vdbUmd
^ameel^
In der Gruppe Ir wird d eingeschaltet: b. baldrian aus
Valeriana (Pflanze). Über ndr aus nr siehe oben 8. 279.
Die Nasale m, n, A {n oder nj).
Da bei m durch die Lippen (bilabial), bei n alveolar durch
den Zungensaum ein Mundverschluß gebildet wird, entweicht der
Exspirationsstrom durch die Nasenhöhle. Verschiebt sich jedoch
der Verschluß, den die Zunge bildet, von den Alveolen gegen
den harten Gaumen zu und wird er dadurch bewerkstelligt, daß
sich mehr die obere fläche der Vorderzunge an den Gaumen
anschmiegt (Gaumenbedeckung), so hört man ein ?l (vgl. S. 266).
Das m ist ursprachlich: aksl. mati ,Mutter', lit mote ,Weib,
Ehefrau', ai. mata (vgl. S. 293); aksl. myät ,Maus', ahd. müs, lat
müs, gr. fxvQj ai. fnü^-; aksl. m^o ,Fleisch', got mimz, ai. mds
n. neben mqsäm; zemlja aus *zemji, *zemis ,Erde, Land', lit
z&n^ dass. aus ^iemii, vgl. lat homo (aus hemo, in n^mo aus
ne-hemo noch erhalten IF. 11, S. 334), humiM, gr. x^(^^^ r^^
321
Boden^; aedtm ^ebentei^, ahd. sibutUo, gr. Vßdo^og (aus ^eßdfiog)^
lat septimua.
Suffix -men' m.: katny, kamene ,Stein', lit akmü, akmefis,
gr. axfiwv und n.: bröm^, bremene ^LastS gr. q>iQfia yLeibesfruchf,
ai bhdriman n. ,da8 Tragen^ akcd. im^ ^ame', lat nömen, gr.
ovofia. Suffix -mo- des Part Präs. pass.: vedotm geführt werdend',
lit sükanMs ^gedreht'; in anderen Sprachen taucht -menth auf
Ygl. gr. Tcvt^ofisyogy preuß. po-klaust-manas ,erhört^, daraus ist
aber das urbalt-slav. Suffix nicht hervoi^egangen.
Weiter einige KasasBuffixe, deren m in anderen Sprachen von hh
nnd seinen Befiexen yertreten wird. Die »i-EndaDgen kommen den balt-
slav. und germ. Sprachen za. Zunächst ist es der Instr. 8g. aller m.
nnd n. Sahst., aksl. roko-mb^ ielo-tnb, «yitA-m», goitb-mb, kamenbtnbj
slovesbmb u. s. w., nrspr. war es ein -mi, das im Lit. nur auf die t- und
tf. Stämme beschränkt ist z. B. szirdimi, avi^ml, dangu^ml^ •ünu-ml; im
Germ, nur Reste, z. B. ahd. zt houbUun ,za Häupten*, sonst in anderen
Sprachen -hhi z. B. gr. U<pi, vav-<pt n. s. w. Ebenso beim Fron.: Instr.
Sg. m. und n. aksl. töm», nrnord. paim. Weiter der Dat. PI. aller Sub-
stantiva: roko-'mbf selomb^ rtfbatm^ kothrm, synbtnb u. s. w. aus -mo» (ygl.
8. 138), lit. iakdms u. s. w., got. gtbSm, ahd. geböm (auch als Instr.).
Dagegen ai. Vfke-bhyas, lat. avibus; auch beim Fron.: aksl. Umt^ lit. itm§.
Der Instr. Fl. der a-St: ry5a-mi, der t-St: goHtmi, koitbmi, der ti-St.:
Bynbmt, lit wMrgomU u. s. w., got. unäfam, ahd. toolfum, wolfom (auch
als Dat., hier also auch bei den o-Stämmen), güföm u. s. w., ai. äivä-bhi^y
vfke^hiH, Ebenso beim Fron.: th^i (für alle drei Gnenera), lit iomU
fem. (masc. to7t). Schließlich der Dat. Instr. Du. aller St.: rokoma^
seloma, rybatna, ko$tbma, symma u. s. w., ebenso beim Fron.: thna^ bei
dvoa: dbvhna, lit rätam^ raUko-m, dvi9m (als Instr. dvem).
Die Endung der 1. P. Sg. der Verba ohne thematisch. Vok.:
aksl. jeS'tnh ,ich bin^, da-mt ,ich werde geben' u. s. w. lit es-mi,
ei-ml, gr. ei-/iit, elf/t u. s. w. Die 1. P. PL aller Verba: veze-tm
,yehimusS wahrscheinlich aus -mos, wie im Lat. -rnua aus -mos;
daneben -me aus *-m€8 und -my nach dem Pron. pers. -my ,wir';
ebenso im Aor. vezorm^ im Imper. vez^-rm.
Veränderungen des m. Im Auslaut ging das m schon
im Urbalt-slav. in n über: Akk. Sg. der o-Stämme urspr. auf
-out; dieses wurde zu *'0n, dann *un und -^ z. B. aksl. vhkz,
lit vilkq; ebenso beim Pron.: aksl. tö, lit. dial. tan, tSn, schriftlit
t^f preuß. 8-tan ,den*, ai. td-m. Auch das silbische lyi wurde zu
t^^: sbn-ßmh, dann als w nßmb aufgefaßt ,mitihm', ebenso wn-t7i
,zusammenkommen' (ygl. weiter unten bei n). Dialektisch geht im
1. ürspr. wohl nur vor Eons.: siii syn^mb zu sp symnib,
Yondrfck, Yg;!. daT. Gnunm. I. 21
322
Slovak. auslautendes nt in n über: o ednon chudohnon ndinarevi
st. 0 ednam chudobnom . . . ^von einem armen Müller'.
Manchmal geht sonst auch das m in n über: p. niediunedi,
b. nedvid (schon auch im Ab.) gegen schriftb. tnedved, aksl. med-
v^t jBär' (^onigessei^); p. ämiady und äniady ^hmutzigbraun',
b. SfUdy st snUdijf aksl. 8mid^.
Dial. wird mr zu br: b. brabenec , Ameise' st. des schriftb.
mravenec.
Yom nrspr. rm nimmt Pedersen an, daß es im Slay. zu rv ge-
worden ist, wenn die yorangehende oder nachfolgende Silbe mit einem
Nasal anlautete: aksl. prw^ ,der erste' nach prbVbMy es würde daher zu
lit. plrmaa, nicht zu ai. p^rvas gehören; aksl. nrars (aus *noroo-] ,Cha-
rakteV, russ. nravitt ^gefallen' vgl. ai. narmds ,Scherz*; aksl. mravij (aus
♦mofT-) fAmeiseS vgl. gt. ftvQfirjS; aksl. ertvt>m und cnmtnt ,rot*, crhCb
,Wurm* (vgl. Zubat:^ , IF. 6, S. 156), lit. kirmU, ai. kimif (lautgesetzlich
wäre demnach crbVfui^ und (T»m- z. B. in slov. crmljak »Eidotter*; aksl.
ndravh ,gesund* (aus *-doroo-), ai. sudharman (KZ. d8, 8. 872).
Brugmann meinte, daß mn in den suffixalen Teilen in den
idg. Sprachen teils erhalten, teils zu -m-^ seltener zu n geworden
sei, gr. voiwiÄVog ^namenlosS aber aanBQixoq ,samenW. Die
Änderungsbedingungen wären die Quantität der vorausgehenden
Silbe, der Sitz des Worttones, auch die Artikulationsstelle voraus-
gehender Laute (ai. bhünd, nicht *bhümä, wegen bh, das dissimi-
latorisch wirkte, Kurze vgl. Gr. S. 111).
J. Schmidt nahm an (Kritik S. 57 f.), mn werde im Slav. umge-
kehrt als sonst im Idg. nämlich vor dem Akz. zu ft, nach dem Akz. zu
m und so will Pedersen diese Begel auf imam» (KZ. 38, S. 348) an-
wenden und es als *imnämi mit Fierlinger (KZ. 27, S. 559—560) ab-
leiten. Die r. Betonung imamty imatb wäre älter als s. Imäm (= *iniämt>).
Allein der urspr. Sitz des Akz. kann hier weder für noch gegen eine
solche Erklärung entscheiden. Es gibt jedoch andere Momente, welche
gegen sie sprechen, wie wir sehen werden (siehe bei der Bildung der
Verbalstämme). Übrigens anerkennt auch F., daß mn teils mit n, teils
mit m alternierte, es sei aber nicht sicher, daß es vom Akz. abhängig
gewesen sei.
Die wenigen Falle, welche halbwegs sicher sind, scheinen
dafür zu sprechen, daß im Slav. mn meist zu n führte: aksl. koAh
,Pferd' neben russ. könumt. Wollte man es mit kobyla ,Stute' in
Zusammenhang bringen — was wohl auch berechtigt wäre — ,
so müßte man von *kobnjo ausgehen. Nun führte aber auch
pn und bn ohne Bücksicht auf den Akz. zu n, wobei jedoch viel-
leicht mn als Zwischenglied fungierte. Weiter gehören hierher:
323
aksl. tina, r. Una Schlamm' neben skaL timino, HmSntje ^Schlamm^;
b. oehmauti ^ahm, starr werden^ aus ochrmnouti zu diratm yUhm^;
r. grjanuU Järmen^ zu gremett. AksL Unt wohl aus ^temnis
^Schatten' (vgl. BB. 29, 8. 173); aksl. ttmq ^ch haue, spalte", b.
tnu u. s. w.y gr. xa(xv0 ,ich schneide" aus ^tijifuh, ar. aber auch
twnät ,er haut", wo das m aus den aorist Formen eingedrungen
sein kann vgl. gr. era^ov.
B. sUna ,Sp6ichelS r. tljuna nnd $lina and b. dtmdk^ r. aUmaln
«Schnecke* haben mit einander nichts zu schaffen ; bei t/tmoJb muß man an
eine Verwandtschaft mit mhd. 9Um «Schleim* denken (vgl. auch Siebs,
KZ. 87, S. 314). Es kann anch nicht daran gedacht werden, dafi das
Snffix des Part. Präs. pass. vesom» a. s. w. aus meno^ mno abzuleiten sei,
Tgl. gr. nv^fstvoe, lat. alumnut; es würde eher ein n ergeben.
In späterer Zeit entstand aus mn (urspr. -mtn-) im B. dial.
bn: plsebny ^schriftlich' st. pisemny.
Dagegen scheint aus nm ein m (durch mm hindurch) ge-
worden zu sein. Aksl. imq, imene aus *t^-fiien- (*^mgn), YgL preuß,
emmch, emnes, gr. ovo^a; hierher wohl auch Dat PL Poljamz,
Instr. Poljami zu Poljane ,Feldbewohner' (ein n-Stamm). Waren
aber beide Laute geschützt (z. B. durch den Nom.), so konnte in
späterer Zeit aus nm umgekehrt ein mn werden. Dem aksl.
smbmb entspricht im Ab. snem (oder 9Aem), Gen. senma, senmu,
dameben aber auch semna^ semnu, jetzt snim, Gen. mimu ,die
Versammlung'.
Das n ist ursprachlich: aksl. non ,NaseS ai. nas; ahdL mMa;
aksL nebo ,HimmelS ahd. nebul ,Neber, lat nebula, gr. vig>og
^WolkeS ai. ndbhas ^ebeP; aksL nesq »traget ai. ndaati, gr. hf-
ysyMiy (Basis eneJc); dna ,PreisS lit kaina •Preis', gr. noirq ,Ent-
gelt^y ay. kaSnä ,Strafe*; das SnfiBx {e)no des Part. Frst pass.:
aksl. nesem ^getragen', 8^'kr^ven^ ^verborgen' zu sz-kryti; omzvem
^abgewaschen' zu o-myti, im Germ, ono, eno beim Perfektstamm
z. B. got bit^ans ^gebissen', got. tcaürßana, ahd. guwortan ,ge-
worden'. Bei vokal. Wurzeln: (hdi-m ,umgetan', vgl. ahd. gita^n;
drhzchm ^gehalten' u. s. w., ai. di-näs ^gebunden', bhinnda ^fissus'.
Zu dieser Kategorie auch phm ,voll', lit pünas, got fuUs, ai.
jpürnäs. Das Suffix -^mo-, urspr. -ino- zur Bildung der Stoff-
adjektiva: zeleztm ,eisem' zu zelezo ^Eisen', lit äuksinas ^golden'
zu duksas ,GoId'. Suffix -n» aus -nia: aksl. dlam ^flache Hand'
aus *dolni8, wohl von doh ,Grube, Tal' (^andhöhlung' demnach);
dant jGabe'; bram ,Kampf aus ^bamis, lit bamia ^Zank'; got
siuns yGesicht^ aus *8euniz.
21«
324
Seinein Ursprange nach ist merkwürdig das n, beziehungs-
weise 9% in Präpositionalaiisdrückenwie at^ njego ,yon ihm^, in
Kompositionen wie sm^i ,herabnehmen' u. dgL Man nannte es
das euphonische oder epenthetische n. Es könnte auch beim
Hiatus S. 179 behandelt werden. Vorausgesetzt muß werden,
daß die PriLposition mit einem von ihr abhängigen Worte immer
eine sprachliche Einheit gebildet hat.
Wir haben nun mehrere Präp., die urspr. auf einen Nasal
ausgingen, so insbesondere aksl. v^ aus th ^^ ^^^ Vokalen, lit. in,
f (S. 138); 8^ ^V aus 9^, ht. su, gr. Sfxa (ebendort) und wahr-
scheinlich auch In ,zu^ vgl. aL käsmai kam ,zu wessen Gunsten?
für wen?' und r. mni-ko, mnika ,mif. Kam nun eine derartige
Präp. vor ein von ihr abhängiges Wort mit yok. Anlaut, so wurde
ihr Nasal zum vok. Anlaut gezogen, also aus *xf^^jemt entstand
*^njemt, ^^'njemb, v-z-njemt ,in ihm*; ebenso aus *8vnjimt ein
gb^jinm ,mit ihm^ Das n (nj) wurde dann irrtümlich zum Fron,
gezogen und so wurden solche Formen auch nach anderen ein-
silbigen Pmp., die kein n enthielten, gebraucht, daher dann oth
njego ,yon ihm', do njego ,in ihm' u. s. w. Merkwürdig ist es,
daß jemt, jimt ebenso behandelt wurden, als ob sie einen reinen
yok. Anlaut hätten, was doch nicht der Fall war. Rein yok. war
der Anlaut urspr. bei sz-ntmz yVersammlung', sz-n^i, szntmq ,ab-
nehmen, wegnehmen*; vzn^ti, vinimq ,cayere*.
Im Aksl. erscheint das n, nJ zunächst beim Pronomen i, Jego^ wenn
es von einer einsilbigen Präp. abhängt, weil eben einige einsilbige Präp.,
wie wir sahen, den Ausgangspunkt bildeten, daher za ti/tm», os njb u. s. w.
Es gibt freilich zahlreiche Ausnahmen, was sich übrigens auch bei anderen
Worten, die von diesem Pronominalstamm abgeleitet sind, wiederholt:
do-njbdeie neben do-ideie ,80 lange, bis*. Nach der Begel ist z. B. prSkie
Jego (weil die Präposition zweisilbig ist); radijich ,ihretwegen* ; /lo arhiijieh^
,in ihrer Mitte* u. s. w., ebenso do Jego otbca. Weiter kommt es vor bei
dem Verbum j^i ,nehmen* : rsn^i, «sfi^i, mzn^i neben r&z^r, so auch im
B. vznUti und vzieti (ersteres ,suscipereS letzteres ,accipere*), vwiimaÜ^
s^nimati, itn^bje awtÖQla; 9^nbrm^ shUbmiile u. s. w.; bei i^t gehen: «aitiit
,de8cendere', stniti «^ ,con venire*; vmüi ,intrare*, dagegen aber noch do^iti
«erreichen, hinkommen*.
Bei jadro ,Schwellung, Busen* zur W. ojd ,sch wellen*: aus vtn-idra
entstand n^dra (aksl. bg. nidro, slov. nedra, s. nßdra^ klr. iMdro^ dagegen
aus späterem v^n-Jadra ein njadra, b. hädra, nadra^ t.r^adro (vgl. S. 64).
Bei qtrt: ranq^r» ,in8 Innere, hinein*, b. vnitr und dazu auch nitro ,daB
Innere*. Sporadisch kommt auch vj^nuii ,in die Ohren* vor. Die ein-
zelnen slav. Sprachen gehen dann in dieser Hinsicht noch weiter.
326
Erweichung der Nasale. Folgt den Nasalen ein j, so
wird aus mj + Vokal ein mV + Vokal z. B. aksL zemlja (zemVa)
jErde^ Land' aus zemia, ^femj^, was im Zusammenhange mit den
Labialen p, b, v schon behandelt worden ist (S. 285). Das n
wird dagegen zu lü erweicht, also analog behandelt wie die
Liquidae r, l (TgL S. 313) z. B. aksL vonja (voiia) J>uft', Tgl.
got m^nan ausatmen', gr. SvBfiog ^Wind', lat; animus, ai. dnüi
,er atmef ; Part Prät. pass. na-phyem ^ffillf aus ^-phni-^m,
*pltniem zu pltnüi ^füUen^
Aach hier moS mmn ontencheiden t. B. zwischen kam aus ^katifo-
,Pferd' uBd dam ,6abe' ans ^danu {*dcm$). Im letsteren Falle ist im
Urslav. keine Erweichang des n eingetreten, sondern erst später in ein-
zelnen slay. Sprachen. Keine Erweichung des n trat auch ein im IJrslay.
in den Silben m, im, ni, wohl aber später im Sonderleben einzelner
Sprachen.
Bezüglich des n mflssen insbesondere die Worte aksl. kMtga ^itera*,
plor. fliber* und niva »Acker*, da sie es im Inlaute haben, henrorgehoben
werden.
Andere Veränderungen der Nasale. Mit einigen vor-
hergehenden Vokalen ergaben m und n in bestimmten Stellungen
f und q, worfiber S. 1141
n kann m werden^ meist in Fremdworten: b. Mtkuläi aus
Nikolaus^ b. fermez aus lat vemix, mhd. vSmis; kam aus dum;
klr. Um (statt len, jen) bei den Lemken; ebenso sloTaL lem^ Ijem
st. len — Jen, hier auch iem iavaryi st ten.
Aus nb und np kann mb und mp werden^ wobei jedoch diese
Gruppen bei einheimischen Worten sekundär sind: dial. b. hamba,
schriftb. Jianba Schande'; Idemba st Idenba «Wölbung' ; allgemein
b. brambar ,Erdapfel' aus bran(ijbor {Brandenburg); d^.pampdUr
aus pan p&ter; ygL preuß. em-perri ,zusammen^
Bei der Gruppe nr wird ein d eingeschoben. Schon oben
S. 269 f. haben wir b. pondrava jEngerling' und sIoy. pondräi,
pandrem yiuimergere', bSoü pthnweti, h.vindra ,Geldstttck: Heller
oder Pfennig' und andere angeführt; weiter noch b. Kandrdt, ab.
kundrdt aus Konrad.
Auch in zn wird d «eingeschoben: ab. hrozdn^ jetzt hroznp
^schrecklich'; vgl. auch ksl. Ijvhbzdni st Ijubhzni (Miklosichy
Vgl. Gr. I», S. 280),
B. jetzt nur mrao ,8itte* (aksl. nravt) nach Hujer (Dissim. S. 11)
aae nmirmv dissimiliert, dann auch ohne Neg.
In m + n und n + m kann aus n ein / werden: r. malaäjfrt.
326
kr. moUtir (ans monastyr), 8üdb. laremd ^Eiesel' (kremen); p. lumer,
b. dial. lumero (niimero), müigtrant (minütratU), JaroUm aus
J€fVfiym»
Der Ausfall der Nasale führte nicht selten eine Dehnung
des betreffenden Vokals herbei: aksl. j^^n^ ^Geldstück'; pominqU,
tint (siehe oben S. 117).
Die silbischen Liqnidae r, l und Nasale 7t, v*
Diese Laute reichen , wie wir sehen werden, noch in das
Urslawische hinauf. Sie weisen anfänglich vielfach analoge Schick-
sale au^ im weiteren Verlaufe ihrer Entwickelung ^ehen sie aber
stark aus einander. Wir werden daher hier zuerst die Laute r>
/ und dann n^i, t^ behandeln.
Die silbischen Liquidae r, /. Vielfach wird angenommen,
daß aus urspr. 5 / ^ Urbalt-slaT. ein ir, il und nur unter be-
sonderen Umständen (Einfluß benachbarter Laute) ein ur, vi
geworden seL Im Lit wären diese neu entstandenen Vokale
geblieben, im Slav. dagegen zu »r^ «r, ü, ü geworden.
Dftß im Urslay. noch »r, »/ gesprochen worden sei, zeige der Wandel
Ton k^ g in e^ }i wie z. B. in aksl. ißrvnb ,8chwars*, prenB. hiruwn', aksl.
Jtnny ^andmfihle*, lit. g\mo9^ gegen aksl. hnmüi ,nährenS gntiU ,Hand-
▼oUS Tgl. lit. gurgulys ,Wirrwarr, Fäden*, grr. äyvQtg .Yersammlung*. Von
dieser ti-F&ibang meint Brngmann, dafi sie yon der Natur der benach-
barten liaute abhängig gewesen sei (insbesondere kämen labiale und
relare Laute in Betracht) und daß sie schon wahrscheinlich in die uridg.
Zeit hinaufgereicht habe (Grundr. P, S. 468, Kurze Tgl. Gr. § 206 und
§ 185 Anm. 3). Die Idee, daß im Slav. »r, at u. s. w. anzusetzen sei, hat
auch Leskien früher vertreten.
Andere meinen, auch für das ürBlav. müsse man yon r, l
ausgehen; so auch Federsen (EZ. 38^ S. 340). Er behauptet,
nach dem Zeugnisse der Einzelsprachen lasse sich nur r, / (teils
{-farbig, teils «-farbig) fürs Urslav. ansetzen.
r und / als solche hätten, wie Baudouin de Courtenay nach-
gewiesen habe, auf folgende Gutturale gewirkt: aksl. mfcati ,sich ver-
finstemS r. mereäU neben aksl. mfknqfi^ r. mirhnuU; aksl. iioati «pulsare*
neben ijkne^. Ein »-haltiges silbenbildendes f und noch mehr ein i-
haltiges silbenbildendes / wären fiberhanpt ein sehr leicht sprechbarer
Laut. Irgend eine Veranlassung, ein hin und wieder r — •*"""ri i — »^— I
anzunehmen, liege also gar nicht vor, vielmehr hätten die slay. Sprachen
in diesem Punkte ihrer altertümlichen Schwestersprache dem Lit. gegen-
über ausnahmsweise das ältere bewahrt. In der neuesten (4.) Auflage
«eines Handbuches schwankt Leskien. Entweder sei anzunehmen, dafi
327
nrslay. yor r, / teils ein hartes, teils ein weiches yokalisches Element
stand (sr, rl oder »r, U), oder dafi zwar r-, ^Vokale yorhanden waren,
aher zwiefacher Art: nicht palatal f, /, palatal f, ( (§19,11,1,8.32—33).
Alle diese Deduktionen begegnen grofien Schwierigkeiten. Yerba
wie mfcati, Unati beweisen nicht das, was sie beweisen sollten, weil es ja
hier yiele Analogiebildongen gab, wir brauchen nnr an aksl. -mycoti z. B.
in prhmyeati ,moyere*, s. nueati ,bewegen*, pri4yeaU ,comparare', vyeM
jdiscere' u. s. w. zn erinnern. Und dann ist ja überhaupt dadurch nicht
bewiesen, daß mfcaii gerade das nrsprfingliche ist und dafi nicht etwa
ein ^mtreati vorherging. Der Akz. hat freilich damit nichts zu tun. Bei
diesen und anderen analogen Erweichungen handelte es sich lediglich
um einen yorhergehenden palatalen Vokal. Was nun Leskiens Alternative
angelangt, so stellt uns ihr zweiter Teil yor ein neues Problem, da wir
ja fragen müssen, woher die Erweichungen in einem angeblichen f, f
herrühren? Was ging ihnen unmittelbar vorher, was hat sie hervor-
gerufen.
Von Verbis wie mrcati, Hcati u. dgl. müssen wir bei unserer
Erklärung aus zwei Gründen absehen: es sind hier Analogie-
bildungen im Spiele, und zweitens dürfen wir diese Erweichungen
durchaus nicht auf gleiche Linie mit zLtitb, örtm u. s. w. steUen,
das wäre ja ein prinzipieller Fehler. In ütl^b u. dgl. handelt es
sich ja um die primäre Palatalisierung der Gutturalen, die ja
älter ist als die sekundäre in mrtcati u. s. w. und wir müssen in
diesen Fällen zunächst die ältere erklären. Um diese zu begreifen,
bleibt nun nichts anderes übrig, als anzunehmen, daß den liquidae
wirklich ein palatales vok. Element vorherging, ein Element, daß
wir auch schließlich im lit finden. Dieses vok. Element wäre
demnach sehr alt Es wird auch, wie wir sahen, in die urbalt-
slav. Periode versetzt Diese Erklärung haben wir schon erwähnt,
und die Sache wäre in Ordnung, wenn eben nicht neue Schwierig-
keiten auftauchen möchten. Hinsichtlich des vok. Elementes be-
merken wir nämlich nicht selten eine Diskrepanz. Wir wollen
nur einige Beispiele anführen, wobei wir uns nur auf das r be-
schränken müssen, da bei l die ursprüngliche Qualität des Vokals
nicht immer ohne weiters ermittelt werden kann; das R., das
vor allem in Betracht käme, versagt hier nämUch. So haben
wir im lit. surbiü, surbti ,8augenS lett surbt, neben srebiü, 8rd>ti,
lett strebt ,schlürfen'. Beide Vokalstufen haben wir nun auch
im Slav., aber hier lautet der Beflex der ersten im B. serbdt^
ischlürfeu^, weißr. 8erba6, klr. vyserbnuty, das setzt also ein urslav.
^8wrb nach der eben besprochenen Theorie voraus. Die andere
Stufe haben wir in slov. srebati, b. strebati (aus *sreb-) ,schlürfen,
328
saugen' u. s. w. ygL noch gr. ^oq>iw (ion. ^vipita) ^schlürfen', lat.
sorheo. lit. mirgiü jwinken^ lett mirgt, r. hdßt es aber morgdtb
,blinzeln', morgnutb, margüm ^Blinzler^, klr. vymorhaJty ,duich
Blinzeln erlangend — Preuß. kirscha yüber', weit häufiger als
kSrsdia {kerscka), das nur zweimal Torkommt, ist die Schwund-
stufe zum letzteren, das die e-Stufe aufweist. Diese liegt auch
vor in aksL dris^, lit skersaa ^quer^ (vgl. Berneker, Die preuß.
Spr. S. 158). Mit dem lit skersas stimmt auch m akzentueller
Hinsicht r. direzh, sloven. 6r?z. Nun haben wir auch im Slav.
die Schwundstufe. Sie sollte ^örts- oder örtz- entsprechend dem
preuß. hiracha lauten (das z rührt von vbz-, izh, wahrBcheinlicher
aber von dem gleich zu erwähnenden skvozi, urspr. war hier nur
8, neben dem lit haben wir nämlich noch lat cerro ^Querkopf^,
gr. irnyLaoaios ^schräg'), lautet aber b. skrze, skrz, bg. krzz, was
alles also auf ein ^sk^rs-, ^akbrz- zurückgeht Nun haben wir im
Aksl. auch ein akvoze, akozi ,d^^^ (aksh dazu skvozna, durch
Dehnung skvainja ^foramen', r. skvazina ,Spalte, Bitze'), r. skvozUt
^durchsichtig sein^ Davon wurde unser ^skbrz- beeinflußt, so daß
daraus die Kontaminationsform r. skrozb, slovak. kroz, p. sieroä
und andere analoge Produkte entstanden. Es ist auch möglich,
daß sich hier der Einfluß eines einst im Slav. yorhandenen Wortes,
das dem lit. akradzas ,durch und durch' entsprach, zeigt. Aber
für uns ist es hier entscheidend, daß das b. ^ze und bg. krbz
nur ein *(8)kbrz voraussetzen kann.
Auf Unterschiede wie lit. türgus, lett tirgus wollen wir nicht
näher eingehen; vgl. auch noch die Di£ferenzierung innerhalb einer
und derselben Sprache: lit duriü, dütii ,stechen' neben dhrti
,BAsen abstechen'. Die Abweichung wird mitunter auch dort
bemerkt, wo sich das vok. Element nach der Liquida entwickelte
(wegen anderer Formen mit vollem Vokal nach der Liquida,
siehe weiter unten). So haben wir im Slav. gnuniti ,donnem'
aus *grfnSti wegen grotm, lit dagegen grutninti ,leise und dumpf
donnern'.
Diese Abweichungen kann man selbstverständlich nur als
einzelsprachliche Produkte erklären, es firagt sich aber wie? Es
ist ausgeschlossen, daß sich die Abweichungen dann erst ent-
wickelt hätten, nachdem schon ein vok. Element da war, daß also
z. B. das Slav. ein *8ktrz gehabt hätte imd daß dieses dann
nachträglich zu einem ^skbrs, *skhrz geworden wäre, denn dann
müßten wir im Slav., sobald man von einem ^sktra ausgehen
329
möchte, ein *6w8 haben. Wohl aber begreifen wir diese Ab-
weichungen, wenn wir im Slay. auch noch ein (8)lcr8 voraussetzen.
Wir werden daher annehmen, daß sich die vok. Elemente als
Begleiter der Liquidae erst auf slav. und lit Boden selbständig
entwickelt haben. Damit stimmt eher auch, daß im Slav. yer-
hältnismäßig viel häufiger ein w, iL vorausgesetzt werden muß,
als im Lit das entsprechende ur, id. Für die Qualität der Halb-
vokale war offenbar die Umgebung, insbesondere wohl auch der
Klang der nächsten Silbe maßgebend.
Auch im lit hat es also eine Periode gegeben, in welcher
das Tf l noch silbisch war. Damit läßt sich nun auch die Er-
klärung einiger lit Worte, welche Bezzenberger gab (BB. 3,
8. 133—137) schön in Einklang bringen. Es handelt sich um
lit stlma fijßhfj let siima, aksl. anma; stlrna kann nur auf *8rna
zurückgehen, denn nur hier konnte t eingeschaltet werden. Weiter
lit Ugas ,lang^, let ügs, preuß. ügas aus *dlgas, daraus ^Igas^
wie Ut süUu aus sodlas, eüüii aus *eidlüti u. s. w. Das i wurde
dann wie auch sonst im lit behandelt und ergab ein ü, also
Ugas.
Es ist anzunehmen, daß schon im XJrelav. der Prozeß, nach
welchem sich vok. Elemente (zunächst i und u, woraus t und ^
wurde) vor dem r, l entwickelten, durchgeführt wurde. Es wurde
also hier eine Phase erreicht, in der das r, / von den vokalischen
Elementen begleitet wurde. Aber man muß daran festhalten,
daß in den Silben mit solchen Liquidae doch immer
trotz der neuen begleitenden vok. Elemente als Haupt-
träger der Silben eben noch die Liquidae fungierten,
also etwa z. B. fofto, itjio u. s. w. Das war noch ein Über-
bleibsel von der tri-, ^/^Periode. Dieses r, h das noch in den
Gruppen t^, ttft xl s. w. herrschend blieb, war vornehmlich der
Grund, weshalb diese Gruppen im allgemeinen anders behandelt
wurden, als die Gruppen mit vollem Vokal, nämlich iart, iert
u. 8. w. Als dann das r, l aufgegeben, dL h. zu r, 2 wurde, da
führte ein itrt, tbrtj tut, tdt wegen der zu geringen Quantität
des «, 9 in den meisten slav. Sprachen neuerdings zu iftf tj/t d. h.
abermals zu einem r, /•
ürsprachlich konnte das r> l l&i^g oder kurz sein. Bei f,
J war die Entwickelung sonst nicht alteriert, nur die Tonqualität
machte sich geltend. Die langen liquidae hatten eine gest Int.,
wie überhaupt einfitch lange Vokale oder Langdiphthonge:
330
aksl. znno, s. zrno ^ornS lit zimis ^ErbseS l&t. gränum. Kurzes
f, l wies eine geschl. Int auf, wie in der Regel auch die Kurz-
diphthonge z. B. aksl. vhlcb, s. vük ^Wolt, lit vHkas; aksl. örhrn^
s. cfn ^schwarz' u. s. w. In akzentueller Hinsicht bieten demnach
Y, l und f, l dieselben Resultate wie die Kurz- und Langdiph-
thonge, wodurch wieder eine Analogie mit der tort- und töri"
u. s. w. -Gruppe erreicht wird.
Bezüglich eines r^ / vor einem Vokal oder vor i vgl. aksl.
ztretb ,er frißt^ aus *gurräi ,er verschlingtS ai. girdti, güati; dann
mtrq, mweÜ (zu mräi) aus ^fnprq, *fnjreH u. s. w.; aksl. btrati
^sammeln, nehmen' (Präs. berq, bereäi) aus *brrati iL s. w.
In einigen Fällen, die spezifisch geartet waren, hat sich der
Vokal i (u) nach r schon frühzeitig aus r entwickelt: rbkq ,werde
sagen'; ab. brdu aus brtdq (vgl. oben S. 160). In der Vollstufe
folgte nämlich das e nach r und das war für die weitere Ent-
wickelung entscheidend. Vgl. auch das oben erwähnte grtmiti,
lit. grumirUi. Hierher könnte auch aksl. rzzati, rzzq ,wiehemS
b. ridti (nach rzü), p. r«a<5, rzed, wozu vielleicht lit eriilas ,Hengst*,
let erzuks (also mit der e-Stufe), gehören.
Die weiteren Schicksale des zr, tr, ^l, tl in den
einzelnen slav. Sprachen. In den aksl. Denkmälern wird
nach l, r iu diesen Fällen ein Halbvokal geschrieben und zwar
scheinbar ziemlich regellos. Man kann aber doch noch Spuren
einer älteren Graphik, die zwischen ^ und t hier zu imterscheiden
schien und zwar im Sinne des R, das den Reflex des Halbvokals
vor der Liquida erhalten hat, eventuell der anderen slav. Sprachen
und des lit, wahrnehmen. Die Kiever Blätter, die im Ge-
brauche der beiden Halbvokale so genau sind, haben r», It in
Übereinstimmung mit lit tV; il: -srtdti, drtzirm, napltneni u.s. w.
Leider kommt hier kein Fall vor, wo sich der Reflex eines älteren
t^rt, tbÜ äußern möchte, sondern es sind hier nur Worte belegt,
in denen schon urspr. das vok. Element nach der Liquida folgte:
krbve, vzplztäi (vgl. Verf. Aksl. Gr. S. 89—90). Im Assem.
vnrd nach r, l in der Regel « geschrieben und doch kommt hier
noch dreimal zrwto vor, das wir eben infolge des r. zern6 und
des lit zimis erwarten. Man beachte auch Schreibungen wie
vt trtpenii Luc. 21, 19; rt sndtci Mat. 24, 48 u. s. w. in der
Sav. kn. und in anderen Denkmälern.
Die vereinzelten Fälle wie zbr^no, Ihrbd^mi, die Leskien in seinem
Handb. (4. Aufl. S. 36) anführt, sind infolge der Zeilen trennung zu er-
331
klären: es darf nftmlinh keine Zeile mit einem Kons, enden und bo wird
mitunter ganz willkarlich ein Halbvokal an den betreffenden Kons, an-
gefügt (vgl. Verf. >0 mlav« Jana ex. balh. 8. 20—21). InSiepkins
Aasgabe sieht man es genau.
Es ist nun ausgeschlofisen, daß der Halbvokal nach dem r,
l eine selbständige Oeltong gehabt hätte, da er ja nicht dieselben
Schicksale erleidet wie jener, der schon von Haus aus in dieser
Stellung war. In diesem Falle konnte nämlich ^ za o und t zu
e werden, also wie auch sonst, z. £. im 61ag. Cloz. kravhjq aus
krtvbjq von krtvb ^Bhiif, wie wir hier auch z. B. naö^oH ,An-
fang^ Z. 626 st des älteren nad^kh haben. Das bemerken wir
aber nie bei einem Halbvokal, der ein r^ / voraussetzt Nach
dem r, l wurde also hier kein vok. Element ausgesprochen oder
gehört Natürlich auch nicht vor dem t, l, denn sonst hätte man
sich gewiß für eine andere Graphik entscheiden müssen. Ich
glaube demnach, daß der Halbvokal nach dem r, l einfach nur
bezeichnen soU, daß das 5 / entweder dumpf (mit %) oder hell
(mit f>) ausgesprochen wurde. Sonst war eine Schreibung wie
irtp tu also ohne ein vok. Element nach den Traditionen der
griech. Graphik, imter deren Einflüsse man ganz stand, nicht
mögHch. Daß sich dann verschiedene dialektische Abweichungen,
Ausgleichungen u. s. w. geltend machen konnten, ist selbstver-
ständlich.
Wie imAksl. so hat es einst im Bulg. überhaupt ein f , / gegeben,
woraus sich in rielen Dialekten neuerdings ein Halvokal und dann auch
yoUe Vokale Tor oder hinter dem r, / entwickelt haben« Ganz analog
yerhält es sich mit jenen Fällen, in denen der Halbvokal schon ursprüng-
lich nachfolgte. Das f, / kommt aber selbst auch noch dial. vor (vgl.
Afsl. Phil. 16, 8. 198).
Im Serbokr. kam es einst auch zu einem f, f, das lang oder kurz
sein konnte. Das f hat sich erhalten (in einigen kroatischen Dialekten
aus i ein ar), während das / hart geworden ist, also eigentlich ein ?,
so daß sich daraus in langen Silben tf/, uo und daraus u entwickelte,
während in kurzen Silben aus / direkt« oder o wurde (vgl. Jagic, Afsl.
Phil. 4, 8. 892ff. und Oblak ib. 16, 8. 202). Das o wurde aber durch
den Ausgleichungstrieb fast ganz verdrängt. Es gibt noch einige andere
lokale Abweichungen. So entwickelte sich im andersten Süden ein lu.
In einigen kr. Dial. kommt auch noch / vor (so auf Veglia oder Erk),
auch in glag. Urkunden aus den nördl. kr. Gegenden bis zum Anfang
des XV. Jhd.; dieses / ist immer kurz.
Im 81 ov. ist aus einem auch hier vorauszusetzenden f ein er ge-
worden: geschrieben wird cfn ,schwarz', aber ausgesprochen dtm^ dridU
yhalten' (spr. dtrtaü)^ neben ar im Westen: eam ,schwarz', das allea
332
natürlich durch die Yermittlang eines HalbTokales; in kurzen unbetonten
Silben kommt aber dial. auch noch |* vor: dflUm ,halteS
Das / wurde in vielen Dial. in langen Silben zu off, z. B. im Görzer
Hittelkarstdialekt: moifdat «schweigen', indem sich vor dem schon zu
Ende des XVI. Jhd. vielfach zu y gewordenen i ein o entwickelte; in
kurzen und unbetonten Silben wurde f direkt zu «, das dann analog be-
handelt wurde, wie das ältere u.
Im allgemeinen kann man sagen, daß im äußersten Osten und im
äußersten Westen u herrscht, sonst o«, das noch als ol geschrieben wird :
dölg ,langS dclg ,Schuld% idUt ,dick', tolnee ,Sonne' u. s. w.
Es hat demnach im Südslav. überhaupt eine Periode gegeben, in
welcher ein /, f herrschte. Die Qualität des diesen Lauten im ürslav.
vorhergehenden Halbvokals läßt sich aus dem Sfidslav. im allgemeinen
nicht bestimmen. Nur ganz schwache Spuren des einstigen Unterschiedes
scheint noch das Aksl. bewahrt zu haben.
Im Buss. scheint sich zunächst das fefi + Yok., ^Bf^ + Yok. u. s. w.
länger behauptet zu haben, so daß ein urslav. Uri^ iort u. s. w. schon
früher zu einem UrH, ioroi u. s. w. geworden war. Sonst hätte ein fort,
töfi wohl analog auch zu ti>nt, t^ni werden müssen, was wir zwar auch,
aber nur dial. vorfinden. Ein fort, fort, das zunächst aus foft, foft ent-
stehen mußte, bewahrte die Halbvokale, bis sie zu vollen wurden. So
wurde hier vor r der Beflez des urslav. Halbvokals erhalten, indem das
a zu o und » zu 0, also wie auch in anderen Fällen, geworden ist: derMt
setzt also ein *dvri aus älterem *dft voraus, aksl. drtMaÜ ,halten'; da-
gegen horznif ein *6arz-.
Anders verhält sich die Sache bei l. Die dumpfe Klangfarbe dieses
Lautes brachte es mit sich, daß auch das » zu s verdumpfte; dieser Pro-
zeß ist sehr alt, daher wirkte er nach üf nicht. So haben wir hier also:
molcaU, Volk», polnyj u. s. w., dagegen Xe^, Mna^ ^^ui u. s. w. Wenn
jetzt Üfaftjt/, ^^> mjorivyi u. s. w. ausgesprochen wird, so ist es nach
S. 40 f. zu beurteilen.
Nach den Liquidae ist der ursprüngliche Unterschied der Halb-
vokale gewahrt geblieben und zwar selbst auch nach / z. B. hravt 31utS
aber gremUt ,donnem'; phtb ,Fleisch', aber aleza ,Träne'.
Das B. belehrt uns also immer über die ältere Stellung des Halb-
vokals, über seine Qualität auch dann, wenn er schon urspr. nach der
Liquida folgte. War aber der Halbvokal im Urslav. einmal vor der
Liquida, so ersehen wir seine damalige Qualität nur bei r.
Über den sekundären Yoll-Laut forst, for»t u. s. w., der im B. zu-
nächst ein aus fof t, foft u. s. w. entstandenes fort, hrt u. s. w. voraussetzt,
ist noch zu bemerken, daß wir ihn schon im Ostrom. Ev. vorfinden, wo
er allerdings als ein Kompromiß aus der aksl. Graphik und der wirk-
lichen Aussprache im B. häufig gedeutet wurde, wohl mit Unrecht. In
einigen Denkmälern des XII.-— XIY. Jhd. und auch später finden wir
dann schon in diesen Fällen oro^ ere u. s. w. z. B. na verebnieu, Befiexe
333
dieses lautlichen Prozesses sind noch heutzutage in den r. Dial. anzu-
treffen (vgl. Sobolevskij S. 27—28).
Hingegen ist die Qualität des urslav. Halbvokals vor dem l in
vielen Fällen noch ans dem Böhm, und teilweise aus dem Po In. ersicht-
lich. Ging ein » vorher, so wurde das / zu |, nach welchem sich im B.
ein u entwickelte, im P. wurde daraus ein ei, öi, %u^ wobei der Akz. und
die Qualität der Kons, eine Bolle spielten. Doch konnte die Verhärtung
des l nicht blofi durch den frfiheren Halbvokal », sondern auch noch
durch andere umstände herbeigeführt werden. Bei einem harten f, b. lu
versagt also in der Begel das B. Da wir aber nicht nachweisen können,
daß das | hier noch in einer maßgebenden Periode durch gewisse um-
stände zu einem mittleren / hätte werden können, so muß aus allen
Fällen, die auf ein mittleres / zurückzuffibren sind, auf ein
urslav. bl geschlossen werden. Wie uns Pedersen zeigt, hat das
/ diese Qualität insbesondere nach Labialen bewahrt (Materjiüy Bd. 1,
Hft. 2, S. 175—176). So haben wir: b. vlk, p. wOk, lit. vWcas ,Woir:
b. vlna ,Welle', p. wetna^ lit. vilnii; b. vlna ,Wolle\ p. ufHna, lit. vÜna;
b. vlhnouti ,feucht werden', p. tciiga, wywiiga ,Oriolu8S lit. volungi (anders
gebildet); b. mlceti ,schweigenS p. m%lez€6\ b. plny ,voll', p. peiny^ lit.
p\lna$; h. pht* ,Filz', ^.piUd, vgl. ihd. ßh. Auch in entlehnten Worten:
b. pich jBilchmaus', p. pilch, vgl. ahd. hikh. Wie man sieht, ist im P.
auch in diesen Fällen einigemal die Verhärtung des l zu. i (et) einge-
treten.
Dagegen muß hervorgehoben werden: b. mluva, miuvüi ,sprechen*,
p. mowa (aus motwa\ p. mowid (aus maiwid), man denkt hiebei an av.
vyärmrtt'ta ,er sagte sich los*, ai. hräc\-i% ,er sagt' ; ab. pik (geschr.
Zuatoplie), jetzt pluk ,8charS Svatopluk^ p. pöik, aber unbetont &ißi^fapeik^
ahd. folc.
Wo die Gutturallaute A, g (A), eh vor dem Halbvokal geblieben sind,
beweisen sie natürlich, daß es sich um ein ^ handelt, daher im B. jetzt
ein lu: b. hlük ,Lärm*, p. gielk; ab. Chlm, slovak. CMm, jetzt b. Chlum
(eig. jHügeP), p. Cheim, vielleicht aus germ. holma; b. klobäea^ kobldea
yBratwurstS p. kielbasa^ lit. kiibaeas, über ab. Koblasa vgl. Gebauer,
81ovnik II, 8. 51; b. kluzky, slovak. klzky «glatt, schlüpfrig', p. kiehko,
kleizaS si^ (b. klüzati^ klouzati, slovak. klzat" »a »gleiten', weißr. kohko,
kolza6).
Nach i, H, e war natürlich ein urslav. ». Im Ab. änderte sich die
Artikulationsstelle dieser Laute, st. ii wurde iy u. s. w. ausgesprochen
und zwar etwa schon um die Mitte des XIV. Jhd. So bekam hier auch
das / einen dumpfen Klang, d. h. es wurde zu i, daher dann c7ti, l/u, ilu
und zwar etwas früher als das y statt % nach diesen Lauten auftrat, wie
wir aus den ab. Denkm. ersehen. Dasselbe gilt auch vom P. So haben
wir: ab. cinek^ dann clunek, slovak. c7n, b. jetzt clun, p. ezötno-, ab. dial.
neub. und slovak. Hcj ilc, dann iluc ,Galle', p. iöid, r. Ihlt» ; ab. iUy^ dann
lüuiy, slovak. noch iUy, p. iöity, r. ioHyf ,gelb'; slovak. Una, nb. iluna
,8pecht', iiuca ,Pirol', p. Mna, r. Ulnä.
334
Im P. also etöhiOj M6^ zoHy u. 8. w. (hier kann auch noch czoiga6
si^ ,kriechen' angeführt werden). £b ist zu bemerken, da£ hier nirgends
das o aus e entstanden ist, wie z. B. in etoio, aona (man hat kein yolny)^
wie schon Brückner richtig bemerkte (Afsl. Phil. 12, S. 295).
Da im Ab. in diese Kategorie dann auch die «-Laute gehörten
(siehe bei den i-Lauten weiter unten), so könnte es auch Worte mit »lu
geben, die auf nl zurückgehen. Doch haben wir nur ein Wort mit «I
aus $1- und das geht auf ein urslav. «& zurück, nämlich ab. und nb. bUü
,Träne', dial. aber «/oum, das ein «/ifisa voraussetzt, vgl. aksl. Bhza^ r. $hzdf
p. %ia. In slovak. tlncB, b. üunee^ p. 9io4ee, aksl. shmee, r. tolnee war
schon im ürslav. ein »»/-.
Nach den Dentalen t, d ist, wie schon Gebauer (I, S. 297) ver-
mutete, das u durchgeführt, d. h. es wurde ein l zunächst hervorgebracht,
so daß wir in diesen Fällen zwischen einem älteren bi und id nicht mehr
unterscheiden können. So auch im P. Man vergleiche slovak. dlbafj b.
dlubu, dloubaU ,stochem, höhlen\ p. diubaö: slovak. <2/A ,SchuldS dial. b.
di}^ ,schuldig*, sonst <^/ttA, ^.diug-, ah.digy, dlhf, daher Z)^omt/ (geschr.
£>fygofnil)j dial. dihy, slovak. dlhy^ b. dann dluhy, diouhy, p. dhsgi ,lang';
slovak. stlp ,SäuleS b. dial. üp, sonst dann stbip, slüp, jetzt Btiaup^ iloup^
p. slup ; slovak. ticiem, tlet, tlk u. s. w. ,klopfen', b. dial. BÜkat ,schlagen,
klopfen*, jetzt schriftb. Üuku, Ütmeij Uoukl {Üouk\ p. tlue^ ÜuJe^ Üuk und
Üok; h.Üum «Schar*, Üumök ,BänzelS p.elum, Üumok\ b. dial. ^I^^j^, slovak.
ihii, schriftb. tiusti ,dickS p. tlu»ty.
Dieser Begel folgten im B. auch Worte mit urspr. /», h, wo der
Halbvokal verstummen mußte, so daß man auch zu einem / oder l kam
(vgl. oben ahiza). So haben wir: ab. klk^ slovak. tdka ,FlockeS dann klük
,Flocke, Werg* im Ab. meist Plur. kluky ,ein leicht brennbarer Stoff wie
ptud^ri u. s. w. (Geh au er, Slovn. II, S. 57), p. kiaki ,Haarzotten*, vgl.
r. Uokb (= a}Ls\.kl9kb) ,Büschel'; slovak. ehip, b. ehlnp «Haar*, p. ehtupaty
^haarig*, vgl. r. Dem. ehlopokb ,Flocke*.
Das Slovak. hat, wie wir sahen, das / noch vielfach bewahrt.
Bei r läßt uns das B. im Stich, es wird überhaupt ein f aus den
beiden Gruppen. Nachträglich geht dann cft und i^i in ceri und iert
und zwar etwa seit dem XIII. Jhd. über.
Im Poln. erscheint ar als der Beflez des sr: aksl. gnhh ,Bficken',
r. gorbb, p. yarh; aksl. tr^gt ,Markt*, r. tor^, p. iarg; aksl. gnsh ,fiand-
vollS r. gortihf p. garid; r. ttnorkatb, b. »mrkati, p. $markad ,sich schnauzen*.
Der Beflez des ^r ist dagegen ein ier, nur vor einem harten Den-
talen haben wir auch ar (das wohl auf &r zurückgeht, so daß »r zunächst
zu ar wurde): b. 9rp ,Sichel', p. »ierp, r. serp^; b. vreh ,Berg*, p. würzeh;
b. 9tnrt' ,TodS p. imierd; b. mrtry ,totS aber p. mariwy (r. mihrtvyfj; b.
ivrdy ,hart', p. itDordy, r. tvJSrdyj. So auch nach 6, I z. B. ezari ,Tettfel*,
b. c^ri: ezamy ,8chwarz*, b. e$rnii ; zarna PI. n. ,Handmühle*, b. in Mähren
und Schlesien ierna ebenfalls Plur. n., dann )Senwv ,Mühlstein*.
Der Laut f, / übertritt auch seine Grenze, indem er sich aus rt, U
manchmal entwickelte. Im B. dial. mlnär ,Müller* aus mlyndlf; korUrhuee
335
aas korUribuee a. b. w. Desgleichen aus tr, i7 der späteren Lehn-
wörter.
Im Niedersorb. wird vr wie im P. zu ar, wobei die Gutturalen
k, ff davor erweicht werden: gfarb, aksl.^rs&s ,Bficken'; gjarid ,Hand7ollS
^.ffordd; k/artnid, aksl. Arsrntlfi ,fQttem'; ehart ,TertagU8*, x.ehort, p.ehart;
»r wird in Übereinstimmung mit dem P. zu er, Jer (fr, Jfr): terp ,SichelS
wjereh ,Berg*, pjerwy ,der erste', z&mo ,KomS etrto ,Wurm*, aksl. ervob
wjerM, aksl. vrUiti ,wendenS derA, der ,Haken an der Angel*, aksl. tr^m
,DomS daneben iamik, Umik, iemka ,Bchlehenartige Frucht* (p. iamka,
tarka, b. tmka); mneri ,Tod*, aksl. 9mrUb,
Vor harten Dentalen, nach Labialen, dann nach urslav. <f, 9 wird
»r wie im P. zu ar: iwardy ,hart', aksL tvrbdyj', cari .Teufel', p. euart^
b. emi; eamy ,schwarz', p. ezamy^ b. cemy*, aksl. ervm\ kumarly ,tot*.
Außerdem noch »amay p. ebenfalls aama ,Reh', r. ««ma, lit. tÜrna,
Der Beflez des hl hat sich nach Labiallauten auch hier erhalten:
wjM ,Woir, p. wilk, b. vlk\ pjßlnid ,ffillen', p. pelnüf, b. plniii; mjeleai
,schweigenS p. milete6y b. mlceti. Doch kommt auch schon pSlny ,to1I' vor.
Nach den Dentalen entsprechend dem P. und B.: Uup, p. üup, b.
Mmp, sloup (Tgl. oben noch andere Formen); ilue, p. Üue ,klopfenS b.
tlauei; diug, p. dlugi ,langS b. dlauh^; ihuiy ,dick', p. tiusty, b. tlugty.
Nach i, I, e: IhUy^ p. ioUy^ b. Uuty; eohij p. eztUno {ezSln) ,Kahn*. Nach
«.- üyi^o ,SonneS P* fMee, b. $lunee.
Im Obersorb. geht &r in or fiber: horid^ horttka ,HandTollS ns.
gifarid; khori ,vertagU8S ns. ehart, p. eAorl, r. ekortt.
Dagegen geht »r in ef fiber, woraus daun wieder er werden kann:
wjerha ,WeideS wjereh «BergS derpjed ,leidenS pferideii ,Bing'. Aber nach
c u. s. w.: comy ,schwarzS nach «.- eoma ,Beh'. Hierher auch moncy
ans morly (vgl. ns. h^umarly) ,tot'.
Bei »/ haben wir hier auch die Befleze der böhm.-poln. Begeln:
wj'elk, b. vlk ,Woir, n^eleed «schweigen*, b. mleeii.
Bei ü ein ol: polk, b. pluk: kolk ,8chall, Lärm*, b. hluk, p. gidk,
zgielkf r. golk^.
Nach Dentalen und nach e, i wird auch aus bl ein »/: teMy ,dickS
ns.<ltM<y, b. ^iM/y; dolhi ,lang*, ns. c2lii^, p. dluyi, b. dlouhf; colin ,Kahn*,
ns. eoln, p. ez6lno, exöl^, b. c/tiii.
Die silbischen Nasale 17t; ^^. Was über f; / '^^ d^r
urbalt-slav. Periode gesagt worden ist, das gilt auch von fn, ^.
Aach hier hat man angenommen, daß sich in dieser Periode ein
im, in entwickelt hätte. Das wäre im Lit geblieben, während es
im Slav. über tm, tm zu q (vorkonsonantisch) geführt hätte, z. B.
aksl. ö^ fdichV, lit kirnsztas ygestopft' zu kemszü ^cix stopfe',
eventuell zu » im Auslaute: Akk. Sg. katnen^, lit äkmefh{, vgL
lat homif^em u. s. w. Vor i und vor Vokalen blieb mi, tm
z. B. zmjq 4ch haue, schneide* zu z^i, s. zeti, lit gitUi ,wehren'
(mit 9; mit v^ vgl. Utgi^zas yStreit'); sissLptnq ^ch spanne', lit
336
pinü ^ch flechte^ u. s. w. (vgl. Brugmann, Grundr. I*, S. 415£,
Kurze vgl. Gr. S. 130, Leskien, Handb., 4. Aufl., S. 14—15
und 37—38).
Aber die Sache stimmt auch hier nicht recht Wie ich BB.
29, S. 207 — 216 gezeigt habe, herrscht zwischen dem lit und
Slav. nicht selten eine Abweichung hinsichtUch des vok. Elementes,
das sich aus dem iji, ^ entwickelt hatte. Wollen wir diese Tat-
sache richtig beurteilen, so müssen wir annehmen, daß sich die
vok. Elemente vor j^i, ^ im Idt und Slav. mehr oder weniger
selbständig entwickelten. Daß im Urbalt-Slav. noch ein ^^ ^
vorhanden war, hat Bezzenberger an aksl. j^yH und preuß.
insutpis ,Zunge' gezeigt. Diese Worte gehören zu lat. dingua,
lingua, got ttiggö, was alles auf *dj^guä zurückgeht {d vor n
konnte abfallen, im Slav. haben wir Belege, vgl. BB. 3, S. 134
— 135). Daß es andererseits auch noch im ürslav. ein ^ gegeben
hat, beweist das Wort hbniga ,litera. Über', poln. ksi^ga, das als
ein Lehnwort aus dem Nord, erklärt werden muß, nämlich aus
kenning ,Kennzeichen'. Im Slav. wurde daraus zunächst ein
*k\^ning, das einerseits zu Hniga, wie im Aksl. u. s. w. nach
S. 115f , andererseits zu ^kinimga (als ein Lehnwort nach S. 118)
^.ksi^a führte. Das nord. Wort finden wir z. B. bei Jonsson,
Oldnordisk ordbog S. 290. Weiter beweist aksl. ghnati gegen
zenq, daß es im Urslav. ein ^gi^näti gab. Aus diesem ist gmati,
dessen Erklärung bis jetzt so viele Schwierigkeiten bereitete, ent-
standen, während *gen<h ein zeno, zene (Präs. zenq, zeneH u. s. w.f"
ergab. Wahrscheinlich geht auch aksl. hbmotrb ,Pate', kbmotra
,Patin' auf ein kriimotra aus commater zurück. Dazu wäre dann
auch das Mask. kbtnotrb entstanden. Bis hierher besteht nun
ein vollständiger Parallelismus zwischen der Entwicklung des
r, l einer- und des tji, ^ andererseits im Slav. Von da ab gehen
aber die Wege dieser Laute auseinander. Wir haben oben
S. 329 angeführt, daß es zwischen Tj l ^^d f, I hinsichtUch der
lautlichen Entwickelung keinen Unterschied gab, daß sich dieser
nur in den Tonqualitäten äußert. Das ist nun bei ^, t^ nicht
der Fall. Während das kurze vorkons. tji, ^ vielfach zu ^, t
führte, ergab das fp>, ^ in diesem Falle einen Nasal, ^ oder q,
aber nicht direkt ist der Nasal daraus entstanden, sondern aus
der Zwischenstufe »^^ z^ oder «% ^. Was also zunächst im
Urslav. durchgeführt wurde, das war die Entstehung des Halb-
vokals vor den Nasaleu rp,, t^ und zwar mochten sie vorkons. oder
337
vorvok. sein. Im letzteren Falle ist dann keine weitere Ver-
ändening vor sich gegangen. DaB sich dagegen ans dem langen
vorkons. ^fp, ^ und i>qi, t^ ein Nasalvokal entwickelt hat, ist
begreiflich. Als langer Sonant hatte % 9 eine gestoßene, im
Slav. also eine steigende Int, infolge dessen wurde dann in t^,
t^, ^fp., -^ das m, n mehr hervorgehoben, was eben za ^, q
führte.
Nun folgen die Falle mit vorauszusetzendem fn, ^l, wobei
sich gleichzeitig die Divergenz zwischen dem lit. und Slav. er-
geben wird. lit. szimtas ^hundert', slav. dagegen nto aus *8^1llto,
*8^to. Man kann nun nicht annehmen, daß es im Slav. zuerst
ein *8bto bez. ^Mo gegeben habe — also entsprechend dem lit.
szitntM — und das dieses dann zu s^io geworden sei Im Slav.
müssen wir nämlich ein *8^iiito und *8Mnto ansetzen, wie wir
gleich sehen werden, wobei allerdings auch die Möglichkeit be-
steht, daß sich aus einem älteren *8ifriito (das dem lit szimtas
entspräche) das *sbfiUo nachträglich entwickelte. Daß beide
Formen vorhanden waren, dafür spricht das aksL tys^Ha, tysqHa
,tausendS das mit ^sjpto zusammenhängt. Da das halbwegs ent-
sprechende Wort im Germ, und in einer Verstümmelung auch
im Lit (als tükstantis) vorliegt, haben wir es hier mit einer sehr
alten Bildung zu tun. Auszugehen ist von *siiito und *ta oder
tüS' ,stark', also etwa ,Starkhundertheit' in der Form ^tüs-sfptja.
So entstand aus *siiito ein *sMp,to und *9h'qiio (letzteres vielleicht
vom Gen. Plur. aus, der hier häufig gebraucht wurde), dann ein
*tü8tnptjä, aber unter dem Einflüsse von *8^'qito auch *^«5&^ö.
Weiter führten diese Formen zu *stio, das verloren ging, und
sfi^o, das sich erhalten hat, dann *tysqtjä und *tys^tja. Die beiden
letzteren Formen haben sich im Aksl. erhalten als tysqita und
tys^ia, im R tysjada^ im S. Stok. tlsuda, iak. auch tlsu6a, slov.
tisqö, b. tislc m., p. ebenfalls tysiqc. Da sich aber die Länge im
S. nicht zeigt (vgl. dagegen im Montenegr. noch glnüt^ umüknüt,
KeSetar, Die Betonung S. 33, 159), so glaube ich, daß hier der
Nasal ^, q aus dem Gen. PL in die anderen Kasus verschleppt
worden ist Im Gen. PI. mußte eine urspr. kurze Silbe vor der
Endung gedehnt werden und bekam eine steigende Int. (vgl.
S. 193). Aus ^ wurde q bez. q und die Nasale drangen, aller-
dings als Kürzen, auch in die anderen Kasus ein, was sich bei
s^to nicht wiederholt hat Daß der Einfluß des Gen. PI. bei
tys^Sta größer war als bei sfbto, ersehen wir aus p. tysiq6, b. tisüc
Vondr&k, Vgl. dar. Onunm. 1. 22
338
(alt), tüic, slov. Ü8(id, das ist eigentlich der urspr. Gen. PI., der
eben infolge des häufigen Gebrauches dieser Form erstarrte und
als ein Nom. äg. dann gebraucht wurde und zwar als ein Mas-
kulinum, im SloY. noch Fem. und Mask. Für die erwähnte Er-
starrung spricht auch, daß das Wort im Slov. meist indeklinabel
wurde: dva {dve) tiaoö, tri tisoö u. s. w. Desgleichen auch häufig
im Ab. (Gebauer III, 1, S. 129). Die Länge in böhm. tisk,
poln. tysiqc ist hier demnach eine Eigentümlichkeit des Gren. PI.,
über die 8. 194 gehandelt wurde. Für den Gen. PI. spricht auch
der Akzent im Slov., wo das tüqd sonst nicht recht begreiflich
wäre. PleterSnik gibt allerdings an, daß auch tisoö vorkomme,
das aber nicht ursprünglich sein kann. Das tu war lang, mußte
eine gest. Int ergeben, im B. war es daher ursprüngUch lang ^y-,
aber vor der folgenden Länge mc- wurde es verkürzt, daher tisüc
(wegen ti aus ty- siehe S. 29 u. 112), imS. regelrecht eine Kürze:
tl in ÜauSaK
Daß das slav. Wort für «Taasend' eine Entlehnunf? aus dem Germ,
w&re, wie ja auch behauptet wurde (IF. 6, S. 344 — 349), ist undenkbar.
Man würde nicht recht das t für germ. p (vgl. got. püsundi^ sonst wird
es im Slav. durch eh wiedergegeben vgl. S. 261) im Anlaut und dann das
t im suffixalen Teile für das Germ, d begreifen; es muß beachtet werden,
daß auch im Preuß. das t in beiden Fällen enthalten ist: iüsimioru
«Tausend*. Femer wären die Doppelformen tysc^ta und tya^ta unbegreif-
lich. Ebensowenig ist auch 8^ eine Entlehnung aus dem Iranischen.
Wenn nur im Auslaut -os, -on durch -as, -tin zu -« geworden
ist, so ist die Erklärung der Präp. vb ,in^ aus *on unmöglich, da
sie mit dem zugehörigen Worte eine Einheit bildete. Das zeigt
sich auch in akzentueller Hinsicht im S., Slov. und R Ich
glaube daher, daß m auf |^ zurückgeht und daß es mit lit. in, f
identisch ist, nur daß es im Slav. zu *zxjk, nicht »^ geworden ist^
d. h. es bekam das ^ im Slav. eine dumpfe Färbung. Yor-
vokalisch hat sich das n noch vielfach erhalten: vzn-^ ,wahr-
nehmen, verstehen^ vgl. auch t^n-jemt ,in ihm' u. s. w. War
dagegen das ^ lang und das ist in Zusammensetzungen mit
Subst. der Fall, erscheint es wieder als q, z. B. aksl. qspo2y ,8emi-';
qdolz, qdolt ,vallis'; qvozh ,vallisS qtzkh ,WeberzettelS im B. muß
sich ebenfalls die gestoßene Länge zeigen: üdol, Moli, üvoz, ütek,
üäast ,Schicksal^ Im P. ebenfalls ihr Ileflex: wqdd, toqtek, toqtor,
1. Es kann daran gedacht werden, daß auch die abweichenden
Längen im p. miesü^, «ojVi P^^iqdz einfach den Beflex des Gen. Fl.
verraten. Im B. auch fni$ie, zqfie, peniz (ygl. S.
339
wqooz; im S. müßte eine Kürze vxm Voivdieine kommen, doch
liegt kein sicheres Material vor (iUroba ^Eingeweide^ kann auch
anders erklärt werden). In aksL (muHa ^Schuhwerk, FoBfetzen'
liegt nicht das angebliche on^vb 4n' vor, weil ja die Beschuhung
nicht ,im' Fuße (vt mit Lok. bezeichnet den Baum ^i^^^^^
dessen etwas geschieht, mit Akk. den Baom, in den hinein die
Handlung strebt) angebracht wird, sondern ,am' Fuße oder ,um
den Fuß hemmS Es liegt hier offenbar die Pi^p. o vor (das n
ist analogisch).
Analog mit vt ist auch gh ,mif aus ^ herrorgegangen, ygL
griech. afia aus »qitna (ai. z. B. sa-kft, gr. a-fta^y eine andere
Vokalstufe in gr. o/ioi; ^zugleich', laLsemd, elg axis^OBfig u.s. w.).
Im lit haben wir auch entsprechend 9Ü (auch mit Instr. ^mit'
und in Zusammensetzungen z. B. sArvedu fäbie zusammen), das
aus 9tf entstanden ist und zwar nach Fortunatov (Alsl. Phil.
11, S. 572) nach dem Gesetze, auf welches Leskien hingewiesen
hat (ib. 5, S. 188). Entsprechend dem Slav. entwickelte sich im
Lit ein «-Vokal, nicht ein i wie bei in, f abweichend vom Slav.
War das 8^ lang, führte es im Slav. wieder zu einem Nasal: sq
z. B. aksl. sqloffb ,consor8 ton'; sqsedb ,Nachbar'; sqptrt ,adver-
sarius^ Im B. wieder soused, soübar, sauloz u. s. w.; im 8.
regelrecht mmrak ,Abenddämmerung^, dagegen gasjed, älter süsjed,
süsjeda (die Länge vor dem Akz.), slov. sq^^, 909^a (r. sosedz,
isk. sused, Gen. suseda). Hierher vieUeicht auch die Präp. kb
(vgl. S. 324).
In Zusammensetzungen mit Subst erscheint die Prilp. häufig
gedehnt, vgl. slav. pa-mqtt neben po; pra-didz jproavus' neben
pro (auch im Lit eine analoge Erscheinung).
In Übereinstimmung mit dem Slav. hat sich das u auch im
lit. dünUi, dumiü ,trachten' entwickelt, slav. dqti (aus ^dfpti), b.
dauti aus dtUi, dzmq (aus *driimq) yblasen, wehend Im Ai. da-
gegen dhem in dhdmati ,er bläsf . Das Part Prät. pass. dqtb ist
wohl hinsichtlich des q vom Inf. beeinflußt, da man in demselben
eine ursprünghche Länge nicht nachweisen kann.
Ein ^ aus ijfi (bez. ^) wohl auch in aksl. chr>Ut% neben ekotHi
,wollen'; die o-Stufe, also chont-, liegt dagegen vor in p. chqc, b.
chui (aus *chqtb) ,Lust^ Man vergleicht arm. xind jFreude' {x
imd slav. (A aus ursprachl. qh), gr. x^rig, x^^ ,verlange'. Der
Wechsel zwischen ckztäi und chatifi ist auch wohl urspr. auf
Akzentverhältnisse zurückzuführen. Alter ist aber jedenfalls über-
340
all » und ' nur dort, wo der Akzent auf die Silbe mit ^ kam,
wurde schon im Urslay. das ^ za o (vgl. S. 146). Urspr. wäre
konjugiert worden: 1. P. Sg. *d^^tjq (r. diodü, s. hd6u, 6u), 2. P.
*ch6tje8h (r. ch6deH), 3. P. *chotfett (r. dtöSe^), Inf. eh^täi. Es
konnten dann Ausgleichungen stattGnden. Das erklärt uns auch
warum die Formen neben einander vorkommen.
Man hat auch das o in aksl. ognb »FeuerS lit ugnU, alit. ungnit
auf ein ^t zurückfuhren wollen, wobei allerdings auch b. vyh§h ,£88e,
Schmiede' in Betracht käme.
Mit dem o in aksl. ehoiteii^ eventuell auch in ognb wäre das o in
ohüf ohi «beide' zu vergleichen, aA,ubhäu : gr. ä/Kpa> (ygl. Wackernagel,
Ai. 6r. 8. 21, beachte hier den Labial vor u, o\ s. oba, obfe, Iba, r. ^ba,
dbi, das o war also betont, was mit unserer Theorie Übereinstimmen
würde. Man müßte annehmen, daß die halt. Sprachen das Wort aus dem
Slav. entlehnt und es jeweilig nach dem Zahlworte für ,zwei' umgeformt
haben: lit. abä, M ,beide' nach du, dvl, so auch ab^l nach dv*fl, preuß.
abbat u. s. w. Dieses ijt liegt auch noch vor in ipbhi (neben ^ainbhi ,auf
beiden Seiten, um', griech. d/npi, lat am, amb), ahd. umbi, vgl. ai. abki-tas
,auf beiden Seiten'.
Mitunter wechselt im selben Worte « mit <; ab: r. toskd
,Harm' (aus thskd), tosldivyj ,bekümmert^ neben p. t^lditcy, t^skniö
(aus "^tv^gskä, Mikkola BB. 22, S. 254, Berührungen S. 171).
In solchen Fällen hat man es mit Beeinflussungen von Worten,
die ursprünglich verschiedene Ablautsstufen aufweisen, zu tun.
So z. B. aksl. fflqbokb ,tief neben ghbokb. Die erstere Form war
offenbar beeinflußt vom Subst *glqblja, b. hloub (ab. hloube),
hloubka ,Tiet&f p. glqb (neben gl^), slov. glqb, R auch glubdkb,
s. dubok.
Der regelrechte Reflex des lit. a9Urai, preuß. antars ,der andere',
got. anpar, ahd. andar wäre aksl. *q<or-, ♦q<«r-. Dem entspricht wirk-
lich b. ülery, üUrek ,Dienstag', eig. ,der zweite (Tag)', os. vutora, s.
idörntk, fitorak ,Dienstag\ War das *ofi- unbetont, entstand ursprachlich
hier wahrscheinlich auch ein ^-, also *{i tor und das dürfte in aksl. V'T>tor^
,der andere, zweite', r. vioröj vorliegen, vgl. noch r. poUorä (aus poh
Vbtord) ,ein und ein halb', dann vtomikb ,Dienstag'. Mit ai. u-bkäü ,beide*
hängt es wohl, wie man meinte, nicht zusammen, und man darf üierek
von vbton nicht trennen.
Zu den aus *m(md' im Aksl. vorliegenden Doubletten fnqditi
und muditi ^cunctari' gehörte auch die Schwundstufe m^, die
fmd' ergab in tmdth, tmdüiti z. B. ar. motdcmie st rmdr^danie
yVerzögeruug^y durch Yokalassimilation dann mbdüüi^ mecUäi,
mtdütm (vgl. Sobolevskij S. 89).
Das ^ der 1. Pers. Sg. der sigm. Aoriste aksl. p^, ve^,
341
daeh^ u. 8. w. könnte zwar auch auf ein ^ zurückgehen (vgl. gr.
Siei^a). E8 ist aber wahrBcheinlicher, daß hier das -on {-om) des
starken Aoristes angetreten ist^ wie wir es analog auch bei der
1. P. Dual, und PL bemerken: visave nach vidavi, visarm nach
vedofm. Auf diese Art sind also die Formen themavokalisch
geworden.
Nun jene Falle, in denen sich aus % ^, igt, ^ ein t^, t^,
tnp,, ^ entwickelt hat Nach dem Früheren erwarten wir bei
ti^, »9 ein ^ und bei tn^i, ^ ein ». Die Fälle mit t sind sehr
selten, indem häufig dafür der Nasalvokal zum Vorschein kommt,
auch wo keine urspr. liLnge im Slav. nachgewiesen werden kann.
In den meisten Fällen kann man freilich Parallelformen mit be-
rechtigtem Nasalvokal nachweisen. Diese konnten auf die anderen
einwirken und in ihnen auch den Nasalvokal hervorrufen.
Ein « taucht auf in aksl. hgikb Reicht', aL laghü^ ,flink,
leicht', gr. ihxjjuq ,klein, gering^, ahd. lungar ,flink', lit. lefiffvas
Reicht'.
Weiter könnte hierher ksl. gnbSb jayog^ scelus^ und gnesb
woU aus gntsb, allerdings in einer s. Quelle des XV. Jhd. in
der Bed. ,8orde8S wie auch gntriti ^nquinare' und gntsivb ,8ordi-
dus' gehören. Es würde auf gw^s- zurückgehen und würde die
Schwundstufe zu *gnon9' in gnqsüi neben gnusiti s^ ,abominari^,
gnun ,Schmutz^, gnqsbm und gnusMiz ,abominandu8' repräsen-
tieren.
Für den Anlaut vielleicht aksl. %m^ ,NameS s. Ime, imena,
slov. ime, im^na (woraus sich ein schleifend betontes kurzes % im
Anlaut ergibt) aus t^ntett- (das ^ aus -in und rührte nicht aus den
anderen Kasus her wie z. B. b. nehe st nebo\ vgl prenß. emna
aus *enrinna.
Für den Auslaut haben wir den Akk. Sg. der m. kons. St,
wie aksl. kamem, gr. axfiova^ lit äkmen\ ,Stein', lat homin-^m;
weiter bei den u-Stämmen, die hier Feminina sind: akshwekt^vb
,Schwiegermutter*, weiter krzpb ,Bhjif.
Ein t^, t/fji führte zu {.« aksl. p^i ,spannenS ab. pieti, ptti,
s. abweichend pAi (vgl kUti ,fluchenO, doY.p^i, lit jp/n^t ,flechten^
Das Präs. dazu ptnq aus *p^nq, lit pinü. Vom Inf. war hin-
sichtlich des Nasals wohl auch das Part p^ jgespannt' beein-
flußt Hierher gehört noch eine Beihe von analogen Verben, wie
na-^i ,anfiEmgen', Id^i ,fluchenS j^i ,nehm6n' (aus *^i, *tmti.
342
Wie das Part, p^z ist auch das jetzige Adjekt aksl. c^z «häufig',
s. C99t ,dichtS iesto ,h&ufigS bIoy. c^ito^ aber auch cm^, b. otutjfy cMto
ehemals ein Partizipiom Prät. pass. gewesen, vgl. lit. kinmUu »gestopft*
zu kemnü »stopfe*. Wir müssen allerdings Yoraussetzen, daß das zuge-
hörige Verbum, dessen Inf. den Nasalvokal des Partizipiums eben herbei-
gef{ihrt hat» im Slay. verloren gegangen ist.
Hierher gehört weiter aksl. des^ ^der zehnte', b. desätj, &
disStl, sloY. dea^ij lit. deszimtaa, got. taihunda, gr. diyuxTog. Hin-
sichtlich des Nasals steht damit in Zusammenhang aksl. des^
^ehnf, h. deset, aber in den obliquen Kasus kommt die Länge
zum Vorschein: desüi u. s. w., p. dzieai^ (dagegen dziesiqty wie
b.), sloY. des^, s. dhet neben deset. Wo die Länge ursprünglich
aufkam oder ihre Berechtigung hatte, ist nicht ganz klar, vielleicht
auch im Oen. PL TgL b. padesät jbfY, p. pi^ziesuft u. s. w. (vgl.
S. 337). Ganz analog auch aksl. dev^ ,der neunte' und dev^
»neun', s. div^i und devSt neben devet, b. devät^, devM, Qen.
devtti, p. dziewiqttf und dzietoi^, lit devifUas, devynl, preuß.
newlnU.
AksLj>^» ,Fausf, %,pe8t also ausnahmsweise eine gestoßene
Länge bei einem i-Stamme, im B. schon pid, slov. auch p^, %,
ahd. füst, Ln Lit. hat der Nasal eine andere Färbung ange-
nommen, nämlich um: Mmste, das also auch eine gestoßene Länge,
entsprechend dem S., aufweist (aus *kump8txS, ^punkstj^). In
aksl. pam^ ,Gedenken, Gedächtnis', s. pamH, LoL pamüi, slov.
pdmet, im b. pamH, lit. miMas, at-mintls, got gortnundi, lat com-
mentus, aL mati^ würde es sich um eine Länge handeln, die wohl
erst auf slav. Boden entstanden ist. Ln j^k ,Zunge' muß es
wohl eine Länge gegeben haben, bevor das Wort durch das Sufßx
-hh erweitert wurde, s. jizik, jizika, öak. zajtka, slov. jizik, ßztka.
Sie wurde verkürzt nach S. 212.
Auch die Negation t^ könnte vorliegen in ne-J^sytb ,PelikanS ne-jf-
vh^, wie Meillet vermutet (Stades S. 168), wobei das j^ später nicht
mehr verstanden worden wäre, so daB man die Negation noch einmal in
der Form n# vorgesetzt hätte. Tatsächlich heiBt das Wort im B. nur
nesytb eig. also »unersättlich*. Andererseits möchte ich auch aksl. q-rodz'
yStulttts' eig. als ,incuriosus' deuten, allerdings hätte sich das ^ hier
anders, nämlich zu ^f• entwickelt. Man müBte voraussetzen, daß das {»-
Element dieser Zusammensetzungen ebenso gedehnt worden ist wie dio
oben erwähnten Präpositionen /»a-, pro-, «q-, q-. Tatsächlich liegt bei der
Negation in Zusammensetzungen schon ursprachlich ein f vor z. B. dor.
vi-moiroe »straflos*, yi^Mioe .unverständlich, unmündig*.
Der Nasalvokal der 3. Pers. FL der themavokallosen Yerba
843
akd. dad^ ^ie werden gebend ai. dddati aus *dSdvti, gr. >U-
hoyxaoi ^ie besitzen', ebenso 3. P. PL der Aoriste vis^ p^, dcii^
u. s. w. (ursprünglich -ti^ vgl. as. dedun ^ie taten', W. dhs) kann
verBchiedenartig beurteilt werden. Am nächsten liegt es, an eine
Beeinflussung seitens der Verba, wie jad^z ^e essen', aL adanti
(mit der Endung -enti), vedqtz aus *vedonH und Aor. vedq aus
*vedont zu denken.
Ein vorvokalisches »?, ^ oder «fi, 9?^ aus kurzem oder
langem ^, 'q, bleibt natürlich, ebenso vor einem %, da dieses zur
nächsten Silbe gezogen wurde: pmq ,spanne', lit pinü, inuf aus
*wnq, *JMiUf (*ii^Mq); -öbnq in pihdtffUf, nordtnq ,werde anfangen';
mtnjq, mtneti ^meinen', lit mitUti; dzmq, dqti ,wehen, blasen', lit
dumiü, dumti ,wehen, treiben' aus dkqi gegen ai. dhem in dhdmaH
,er bläsf. Oben haben wir auch kbrüga aus *khninga, *kbniga
und dieses ans *kQninga angeführt Ebenso gfmaii ,treiben' aus
gtfnati wie hwati aus *brrati.
Dagegen kann man aksl. znajtff znati ,kennen' nicht mit
Bücksicht auf das lit Hniti, zinaü ,wissen' (aus *§t^näti, dazu
als Part. -Hntas) als *ztnati auffassen, weil ein Schwund des so
entstandenen t sonst nicht nachgewiesen werden kann. Es ist
vielmehr ein Aoristpräsens, dem also ein Aoriststamm vgl. gr. l'^T'an',
vgl. ahd. inäen zu Grunde liegt, wie wir bei der verbalen Stamm-
bildung weiter unten sehen werden.
Über das »m^ zm, tn, »n dann ^ q aus ^; V' ^uid fp, f vgl.
Verf. in BB. 29, S. 207 ff., wo einiges nach dem Vorliegenden
zu modifizieren ist
Hier muß noch erwähnt werden, daß sich im Unlav. aus ^i
ausnahmsweise auch nt (oder ni, woraus dann nt wurde), ent-
wickeln konnte, vgl. aksl. nbzq (siehe oben S. 161). Etwas ana-
loges haben wir auch bei r bemerkt, z. B. aböhm. brdu aus brtdq
(oben S. 160).
Die dentalen Affrfeatae c, dz (6, d£) und dentalen Spiranten
s, z (ä, £).
Ursprung dieser Laute. Sie sind von verschiedenem
Alter. Das c entwickelte sich erst auf slav. Boden aus k vor
diphthongischem e und i, dann in bestimmten SufiSxen wie 'tch
und Bildungen wie -ricaü u. dgl. (s. S. 265). Es war urspr.
weich, ist fdso eigentlich als 6 aufzufassen und ist dann zu c
344
geworden, das mit 8, z ging. Aus diesem Grunde kommt hier
auch d£f i und i in Betracht. Die phonetische Seite dieser
Laute kann erst bei ö, i u. s. w. erörtert werden.
z kann ursprachlich sein, aber nur in den Verbindungen Jgd{h)
und zg(h) z. B. kleinr. pezd'üy, slov. pezdeti ^ten^ b. bzdüi, lat
p^o aus *pezdö, gr. ßdew aus *ßzdiio (also zd); aksl. mtzda
yLohn'y got. mizdö, gr. fjua^oq^ ai. midhdm yKampfyreis, Kampf
{zdh); aksl. rozga ,Zweig^, \\i.rezgü ^ich stricke^ ai. rcf)^ ^Strick^;
aksl. mozg^ ,Him, Mark^, preuil. musgeno, ahd. mar^; av. nMzga.
Meist entspricht jedodi das z einem palatalen ^ oder §h, so
z. B. einem §: brSza ,Birke', lit. birzas, ahd. bircha; aksl. fit/«^
4ch melke', lit määu, ahd. mädiu, gr. äfiHyu), lat mulgeö; aksL
2rna^i Jkennen', lit iituS^i ,wissen', got. &ann, ahd. A:n<Zen ^kennen',
lat gnöscö, nöscö, gr. yiYvciayuo^ ai. jänäti ,er erkennt, kennte ;
aksl. 2r5no (aus *ztmo) ,Kom', lit i/mi«; le. /«mw jErbse', preuß.
syme ,Kom', got A;aiirn ,Eom', lat gränum; aksl. 2U)f69 ,ZahnS
ahd. chanib, kamb, gr. ydfjupog ,Pflock' (Ablaut zu *zevnbf zffh).
Einem §h: aksl. qzbkb ,enge', lit afüesztas, got aggwus ,engeS
gr. a/x^ ^ich schnüre', ayxi ,nahe', lat an^O; ofi^or, ai. qhuS
,enge'; aksl. j<izh, az (wohl aus ez, €zb) ^ch^ lit esz, fisz, preuß.
es, got iA;, gr. €/cJ, aL ahdm (slav. kann auch auf ^ zurückgehen);
aksl. jezb aus ^jezjo-, lit eeiy^S; ahd. t$ff7; gr. ^Ivog; aksl. {i2^t
,lecken', lit. Uziü ,ich lecke', got. bi-laigö ,ich belecke', gr. A^/^^,
lat lingo; aksl. t?«2!f 4ch führe, fahret lit veiü, got. ga-wiga ,ich
bewege', gr. o^os {^oxog)^ lat t?«Äo, ai. t?(£%a^i ,er führt, fahrf ;
aksL vrtzq ,ich binde', lit verzü ,ich schnüre', ahd. würgen ,wür-
gen'; BksLzdije ,olera', zdem ,grün', lit eelti ,grünen', alatA^^ti«,
hdusa, klass. holus, holera, W. ^A«/; hierher auch aksl. eUüo (aus
*zol4o) ,Gold', daim «foÄ ,Galle' (aus *zbldb), durch Assimilation
auch iZ^dfft/ aksl. zemlja ,Erde', lit i^lm^, got guma ,Mann', gr.
xcr/iat ,am Boden', lat humus, hämo; aksl. zejq ,gähne, klaffe',
lit ziöpi, ahd. gUn, ginön ,gähnen', lat hiärCj hiscere; aksl. zima
,Winter, Kalte', lit e^ä, gr. x^W ,Schnee', xeiiidv jWinter*, lat
hiems, ai. himäs; aksl. 2fot?<f, zbvati »rufen, nennen', lit iare^» ,be-
sprechen, incantare', ai. hdvanam ,Ruf, Anrufen', lat havSre (,Gru6
empfangen'); aksL zvert ,Tier', lit zperis, le. /wer«, preuß. Akk.
PI. swirins, gr. ^^, lat ferm; aksl. 2^!« ,böse', Ut pa-zvinua
,schräg, abschüssig', aL hrunäti ,er geht irre', apers. zurah^kara
,Ränke, Verrat übend'; aksl. zUza ,glandula' (aus *gdza), arm.
gdj, lat glans, glandtUa.
346
Manchmal ist es nicht möglich zu entscheiden, ob § oder §k anzu-
setzen ist, z. B. aksl. hltasna ,NarbeS hlii^ ,nahe', blitbkb ,propinquus* (eig.
,anstoßend'), ^gl- got,hliggvan ,schlagenS \^t. fligerex aksl. ^asra ,yulnusS
pr. eyawo {aizwo) ,Wunde*, le. aiza ,8palte im Eise*.
Eine media statt der tenuis (s st. s) im Wurzelauslaut nimmt man
an in aksl. paziti ,acht gebenS ai. päiyati ,er sieht' zur Variante mit be-
weglichem 9 in ai. $pai' ,8p&herS lat. $peeio, gr. tmhnofuu, ahd. ipShdn,
Sowohl das ursprachl. als auch das ans g und §h entstandene
z war hart Weich war dagegen jenes z, das sich im Slav. aus
älterem d£ entwickelt hat, z. B. aus d£äo ^sehr^, d£äh ^vehemens'
(vgl. lit. gailüs jähzornig, bissig^, ahd. geil ^ausgelassen, üppig^)
ist später zäo, zeh geworden. Es hat sich erst im Slav. aus
jedem g entwickelt und zwar analog wie e aus k, z. B. Imper.
modzi, modzüe zu mcgq^ moHi ,könnenS Dat Lok. Sg. nodzi zu
noga ^Fuß'; Nom. PL hodzi zu hog^ ,Ootf ; ktn^zt ^Fürst' (Zogr.)
u. s. w. Später ging das d£ in £ über, welches erst in den ein-
zelnen slav. Sprachen hart werden konnte. In den aksl. Denk-
mälern finden wir noch Belege für die Weichheit z. B. poluizS
Nom. Sg. im Psalt sin.
Die älteren glag. Denkm., wie Zogr. Mar. und Assem. gebrauchen
noch ein eigenes Zeichen für diesen Laut, doch wird es schon ab und zu
ffir ein einfaches s falsch gesetzt, in anderen Denkm. wird es nur als
ein Zahlzeichen gebraucht, wie im glag. geschriebenen Euch. sin. und im
cyrill. geschriebenen Supr.
8 kann im Slav. dreifachen Ursprungs sein: 1) ist es ur-
sprachlich: Sesaii ,kämmen', aksl. iasa ,Haar^, air. cir ,E[amm^;
JMent ,Esche', lit. ü'ais, lat ornus (aus *08enu8, orenus); aksL
m^o ,Fleisch', got. mimz, ai. mäs-, mi^m (urspr. ^mims); aksL
sedmt ,sieben', lit septyni, got sibun, lat sepiem, ai. saptd; aksl.
sestra ,Schwester^, got swistar, ai. sväaar; aksl. sHüi ,sitzen',
8i9ti ,sich niedersetzen', lit. sesti, got sUan, gr. tdog^ lat sedeöf
ai. sddas-; aksl. sijq ,ich säe', lit seju, lat Omen, gr. ^/ua ,Wurf,
got saian, ßhä.8aen ,8äen'; akshslabz ,schwach', ahd.8laf ,schlaff,
got sUpan, ahd. alafan ,schlafen'; aksl. slqh ,hinkend, krumm',
Üt slenkü ,ich schleiche', ahd. slingan ,hin- und herziehend
schwingen'; smejq 8^ ,lache', ai. smdyate; aksl. amykati 8^ ,schlüp-
fen, gleiten', lit smunkä 4ch rutsche gleitend', mhd. smiegen
,schmiegen', aisl.^miii^a ,durch etwas kriechen'; aksl.«n^ ,Schnee*,
lit 8fi£ga8, got snaiws, gr. vl'g>a ,nivem'; aksl. Oam ,Stand', lit
stAnas, got staths ,Stätte', lat Oatio; aksl. struja ,Strömung',
o-stroth Jnsel', lit sraväi ,sickemd fließen', srave^ strave ,Strö-
346
mnng^, siid. straum ,Strom'y gr. ^el ,er fließt^, alsrdvati ,er fließt';
stffTq, sträi und strana, lat. stemö, gr. atögvvfUy ai. strnämi;
aksl. aym ,SohnS lit «ünä^^ gr. viog^ ai. 9iZnt2^.
Hierher gehört auch das Bildungssufi&x -es- der 5-Stämme^
z. B. Gen. Sg. nebes-e zu ne&o ,HimmelS lit debesAs ,WolkeS
gr. z. B. yeyc(s)-os, lat. generis.
Über das sog. bewegliche « im Anlaute der Wurzeln, die bald
mit ihm, bald ohne solches erscheinen, handelte Siebs KZ. 37, S. 277 ff.
Nach dorn Vorgänge anderer dentet es Siebs als ein Präfix, dessen Be-
deatang und Ursprung nicht mehr klar sei. Er kommt zur Regel: Lautet
die Wurzel mit idg. media an, so beginnt die parallele «-Form mit idg.
«+ entsprechender tenuis; lautet die Wurzel mit idg. media aspirata
an, so beginnt die parallele «-Form mit idg. « + tenuis oder tenuis
aspirata.
2) ist es ein palatales Je und Jeh: aksl. nesq, nesti ^tragen',
lit. niszti, le. nest, gr. iveynLÜv; osrnt ^cbt^, lit asztüni, got
ahtau, gr. oxvci ; aksl. praaq ^Schwein, FerkelS lit pafszas, ahd.
farh, farah, lat porcus; prosüi ,bittenS lit praszßi, got fraihna
yich frage^y lat precSs; phsati, püq schreiben', ptstra ,buntS gr.
TtovAiXoQj ai. pisas ^Gestalt^; aksl. tHana ,Beif, lit szdüi ,fnerenS
szdltas fkMj szalnä ^Reif, le. sa'Us ^alt', preuß. saUa ^alt'; aksl.
srtdtce (setzt ein *8rdi' voraus) ,HerzS lit szirdls, lat Gen. Sg.
card-is, gr. yuxqdia; aksl. srhäent ^Horniß', lit szirazu, let sirsis,
preuß. drsilis; aksl. 8v^^ ^eilig', lit szvefltas, preuß. swints, got.
hunsl yOpfer'; Sbto ^bundert^, lit szimtas, got. hund, ai. satdm;
aksl. 8tf ydieser^, lit szls ^dieser^, got hi-mtna ^diesem', gr. TLeivog^
Ti^vogy lat. eis, ce-do, ht-ce; aksl. vhsh ^vicus^y lit väszeti ^ Gast
sein, weilen', got toeihs, Gen. tceihsis ,Flecken', gr. oiyuog^ lat
vicus. Ein Ich liegt auch vor in aksl. sirz ^verwaist', gr. %fiqog
yverwitwet*, lat herJSs ,Erbe* (eig. ,verwaisf ), wobei man von ß ; I
ausgeht (Pedersen, KZ. 38, S. 396). Das lit szeirys ,Witwer'
weist allerdings ein ei auf.
Da eine Doppelkonsonanz nicht bestehen konnte, so führte
sowohl sk als auch Jcs über ss zu 8. Ein sk liegt vor in aksl.
s^t ,SchattenS gr. ayua^ ai. chäyd ,Schatten, Schimmer', hierher
wohl auch got. skeinen, ahd. sclnan; aksl. sujq, sovati ,werfen,
stoßen' und ptisq, pouii ,weiden' werden noch angeführt werden.
Ein 1c8 haben wir in aksl. desm (desbm) ,dexter' (aus *deJc8no*,
*deJe3o), lit deazihe, got taihtca, gr. de^iog^ lat. dexter; aksl. osb
,Achse', tesaH ,zimmem' und mesüi ,mischen' werden noch zur
Sprache kommen.
347
Biitanter zeigt sich ein Wechsel Ton palatalen und
Velaren Gattorallaaten und zwar bemerken wir den Velarlaut
im Slav. und lAt z. B. aksl. drida (aus *kerda) ,HerdeS lit
k^dzius ^Hirif, dagegen ai. sdrdhas ,Herde, Schar'; aksl. ludt
^chVy lit latÜMS yblässig', ai. rdcßtg ,er leuchtet', dameben aber
auch ai. rüSaiü- ^^chtfarbig^; aksl. kamy ^Stein', lit akmd, da-
gegen aL äiman ^Donnerkeil' (die Wurzel scheint identisch za
sein mit der von ai. dirif ^scharfe Kante', aksl. ostrt ^scharf);
vgl. noch aksL krtnb ^verstümmelt', ai. krndti ,er verletzt, tötef ,
klrnds ,verletzt, getötef, gegen ai. irndii ,er zerbricht', iirnas
izerbrochen'. Der Velarlaut ist nur im Slav., nicht aber im Lit
(bez. Preuß.) z. B. aksl. gt^sb^ ,(jkn8S gegen lit iqsis, ai. hqsäa
,6an8'; aksl. l^gq ,ich lege mich nieder', sq^ogh ,con8ors tori', da-
gegen preuß. Umnt 4%en', lit llzda» ^esf {zd aus zd); aksl.
mogq 4ch kann', gegen preuß. mcissi ,er kann', ai. mah- ,groß';
aksl. skokh ,Sprung' gegen lit szöku ,ich springe'; aksl. stekr^
,socer' gegen lit szeszuras^ ai. svdsums ,socer'.
Äußerst selten bemerken wir den Palatallaut im Slav. und
lit im Gegensatze zu anderen Sprachen: aksl. ostrh ,scharf, lit
aaztrüs, aL dsrif ,scharfe Kante' gegen lit akä'tas ,6ranne', preuß.
ackana Akk. ,6rannen', lat acus. Desgleichen im Slav. und AL
im Gegensatze zum Lit: aksl. duchh ,Gehör', ai. srdäamanas
^willfährig' gegen lit klausyti ,horen'.
Schon hier sahen wir, daß oft innerhalb derselben Sprache
Abweichungen vorkommen. So ist es weiter nicht unmöglich,
daß das oben (S. 344) erwähnte aksL zdem ,grün', zdije ,olera',
lit ÜUi ,grünen' zur selben Sippe gehört wie aksl. ilUb ,gelb^,
lit. geUas.
Dem aksl grad^ ,muru8' (aus *gard^) entspricht im Lit
gafdas ,Hürde', dameben kommt hier aber auch iardis ,Weide-
platz' vor, vgl noch lat hortus, gr. xoQ^og ,Gra8, Futterplatz*, got
gards ,Hof, Haus, Familie', ahd. ^arte. Der fremde (germ.) Ein-
fluß kann sich bei diesen Worten nur auf einzelne Laute erstreckt
haben. Wegen des t im Lat und Griech. müßte man annehmen,
daß selbst im lit zardis das d dem germ. Einflüsse zuzuschreiben
sei, dieser äußere sich am intensivsten beim lit gafdas, aksl. gradh.
£b erkl&rt sich fiberhaapt dieser Wechsel zwischen Palatalen und
Velaren am besten durch Sprachmischungen, die sich hier zunächst durch
1. Meillet erkl&rt es auch durch Dissimilation ans *Kqjn.
348
lautliche BeeiBflussangen äußerten. Hiebei ist es uns aufgefallen, daß
das Lit. mit dem Slav. einerseits Yelarlaute im Gegensatze zum Altind.,
andererseits aber das Slav. eine Beibe von Yelarlauten im Gegensatze
zum Lit. aufweist, so daß dieses hinsichtlich unserer Laute n&ber zum
Altind. steht (wie es ja mitunter sonst auch älteres bewahrt hat). Um-
gekehrt gelingt es uns nicht eine Beihe von slav. und lit. Worten zu-
sammen zu stellen, die im Gegensatze zum Altind. den Palatallaut ent-
halten würden, wie z. B. aksl. myn »Yorgebirge', das man mit ai. mükham
(ßvz^) vergleicht. So bemerkte schon Brugmann, daß es sich hier
um Dialektmischung handle, insofern die ostidg. Sprachen vielleicht
schon in der Urzeit bei den westidg. zahlreiche Anleihen gemacht haben.
Auch Znpitza hebt hervor, daß in solchen Fällen von Wechsel auf den
Westen des «a/9m-Gebietes ein ungleich stärkerer Prozentsatz von Guttu-
ralen (also scheinbaren alten Yelaren) entfällt, als auf den Osten (KZ.
37, S. 400). Die geographische Lagerung der Doubletten weise darauf
hin, daß sie durch eine Beaktion des Westens auf die Palatalisierung
des Ostens entstanden seien. Die Träger dieser rückläufigen Bewegung
wären vielleicht westidg. Stämme oder doch kleinere Gruppen gewesen,
die sich über die Palatalgrenze nach Osten au^reiteten.
Hierher gehört wohl auch aksl. Moniti ,neigen' und sionäi s^
Jehnen^ Miklosich meint zwar, gegen die Verwandtschaft des
klonüi mit sUmiti, lett. sBt, slinu anlehnen' könne schon die Ver-
schiedenheit der Bedeutungen eingewendet werden (Etym. Wtb.
S. 121), aber S. 308 sagt er: i^slani anlehnen kann von klont
^beugen' nicht wohl getrennt werden c und das ist jedenfalls rich-
tiger. Hierher gehört auch lit. at-szlainia ^Erker^, sdaUas ,Ab-
hang*, got Jdains ,HiigeP (aus oi- eine W. ^Jdei lehnen, neigen*),
ahd. Klinen lehnen', ai irdyaJti ,er lehnt an' und wohl auch gr.
x^Vcu 4ch lehne, beuget lat dlvus.
Schwierig ist nur die Erklärung der Vokalreihen. Man wird hier
erinnert an dlÜz ,Teir, got. daih, gegen dola ,Teir, p. ,dola (aus' dolja)
,Schicksar, r. dolja ,TeilS lit. daXki ,Teil, Erbteil*. Man könnte es aus
*dojfß durch Dissimilation erklären {dala könnte ein Lehnwort sein). In
einer späteren ksl. Quelle lesen wir allerdings tri doly %lata^ das der r. und
p. Form widerspricht.
Man könnte auch daran denken, daß bei »l manchmal ein k einge-
schoben wurde: Miklosich führt v^aljat^ati neben v^Jdat^ati an; sludäi
neben skludüi, c^s^|^aii neben tshskUpati, »Ihb slov. »klht; slov. soka und
skuta aus skha (Vgl. Gr. P, S. 283). Vgl. auch die deutsche Wiedergabe
slav. Worte mit sl durch ikli Sklave aus Slave, Analog wird auch bei
xl manchmal entsprechend ein g eingeschoben: p. tgiohieiij zgloha, tgi6bi6,
ebenso hg. raxglobi se (ib. S. 281). Diese Erscheinungen sind natürlich
durch das volare i zu erklären. So wäre neben sionäi auch ein skhnäi
aufgetaucht und weil es an ein Kompositum mit n erinnerte, wäre dann
ein khniti abstrahiert worden, aber sehr wahrscheinlich wäre eine solche
349
Erklärnng nicht, denn der erw&hnte Prozeß datiert wohl aas einer
sp&teren Zeit.
Man hat auch aksl. sint, tUnt ,Schatten* auf diesen Wechsel zurück-
geführt: sinb entspräche einem *$iinb und «tibi» wäre aus *Bkin durch
die Vermittlnngsstufe »chib entstanden. Das ist aber nicht möglich: im
Glag. Cloz. kommt »c aus sk ausschließlich vor (nicht d), so sollte hier
auch das Wort *$ehtt noch heißen, es kommt hier aber viermal «tibi» vor
(Z. 327, 828, 329 und 335). Ein »d führte ferner im B. zu iei und dann
iUj das Wort müßte also im B. *itUn, *Uin heißen, es lautet aber $Un.
Ich lasse daher zwar eint aus *sUtib bestehen, leite aber Unt aus ^tem-m
(tem z. B. in Uma aus *t^ima ,Fin8temisO ab (vgl. oben S. 117). ursprüng-
lich war es wie d^nb wahrscheinlich ein Mask. (vgl. auch ognb), wie ei&ii
jetzt noch im P. und Un in Mähren ein Mask. ist SUtib ist wohl eine
Kompromißbildung von «In» und iinb, wobei vielleicht auch sdna maß-
gebend gewesen sein kann.
Wir haben auch noch slov. zaidn ^Sonnenuntergang', serb.
sü-tan ytiefe Dämmerung^ und Slovak. t&fia, tdni — ^Schatten' (und
to^va) und auch noch tdn, -e f. ^Schatten'. Hier liegt wahrschein-
licb die Ablautsstufe *toM der Wurzel *iem vor mit dem Suffixe
m: *tomm. In dieser Stellung vor einem n konnte offenbar kein
Nasal aufkommen, weil das m früher assimiliert wurde, bevor
Nasalvokale entstanden. Es kommt hier auch keine Ersatz-
dehnung vor, weil diese erst zur Zeit der Bildung der Nasale
auftauchte.
Bezüglich der Bedeutung vgl. man ahd. scato, got akadus
,8cbatten' und gr. OTioiog »Dunkelheit' (vgl. BB. 29, S. 173 f.).
3) entstand ein 8 erst im Slav. aus ch wie aus g ein di, aus
k ein c geworden ist, z. B. Nom. PI. dusi von duchz ,Atem, Geist'.
Während das unter 1) und 2) angeführte 8 hart war, ist dieses
weich gewesen (also eigentlich d) und ging daher im B., P. u. s. w.
in S über: socha p. ,Hakenpfiug', Dat 8082e (Kaiina I, S. 158),
b. 8086, aksl. 808S. Im Slovak. ist s, freilich drang hier vielfach
auch das ch wiederum analogisch ein: Dat. muche neben inu8e
von mucha ,Fliege^ Diesen Wandel des « in i finden wir noch
in den westslav. Sprachen in b. äedy (ab. SHy), äedivy ,grau', p.
82edziwy, kaä. äady, os. iediiwy gegen aksl. 8ed^; ab. 8ery, nb.
sery, p. 8zary, os. itr%6, ns. iery, gegen aksl. serh yglaucus'.
Daraus kann man auf einen diphth. Ursprung des e schließen.
So auch aksl. vtst ,omnis' Gen. waego gegen b. vieho, weil das 4
aus dem Instr. PI. vtaemt, Gen. PI. vh8ichz u. s. w. verschleppt
wurde.
8 wird zu ch. Da sich das zuletzt behandelte 8 aus dem
360
ck entwickelte, so mufite urspr. 8 in gewissen Fällen früher in
ch übergehen. Dieser Wandel soll uns nun beschäftigen. Zu-
nächst handelt es sich darum, welches 8 in ck übergehen kann.
Im allgemeinen ist es das ursprachliche 8,
Wir haben aber doch auch Fälle , in denen ein aus % herror-
gegangenes « za eh geworden ist. Es ist zanäehst das oben S. 260 er-
wähnte rieh- in rlüUi ,binden, lösen', das verwandt ist mit lit. riKtü^
rkafoU ,binden', got. wruggo f. ,Schlinge'. Dann aksl. chrana ,cibusS ehra'
nUi »bewahren* (urspr. wohl ,füttem*), lit. steriü^ tzirti ,fiittem' and vt»
»omnisS das ein vbcho- voraussetzt, lit. rt«a«, ai. dagegen viiva.- Einige
mal ist also das aus i entstandene • ins Fahrwasser des ursprachlichen
• geraten und zwar bei dem zuletzt erwähnten Worte schon im ürbalt.-
slav. Da jenes «, das im Slav. zu eh wurde, vor diesem Übergange höchst
wahrscheinlich, wie wir sehen werden, schon früher modifiziert war, das
aus I entstandene s seine ältere Nfianzierung (vgl. lit. «2, siehe oben
S. 251) im Slav. verloren hatte und einfach zu « wurde, so konnte natür-
lich dieses s in der Begel nicht zu eh werden. Wir werden aber sehen,
daß das ursprachliche s nicht selten in Stellungen zu eh wird, die nicht
eine ältere Affektion desselben voraussetzen lassen, also z. B. in anderen
Stellungen als vor den t- und w- Vokalen, und so ist es von vorne herein
möglich, daß auch einzelne «-Fälle, die auf 1i zurückgingen, zu cA werden
konnten, zumal wenn für sie dieselben Bedingungen vorlagen, die bei
dem urspracblichen « zu eh führten. Man denke an u-ehraniti, prhehramU
(urspr. per-^ hier also dann r«) u. s. w.
Der Übergang fand statt nach den u- und i-Yokalen, femer
nach r und k. Es gibt aber zahlreiche Fälle mit ch aus 8, bei
denen diese Bedingungen nicht vorhanden sind. So können wir
auch hier die Erscheinung beobachten, daß ein neu aufgekommener
Laut über die Grenzen seiner ursprünglichen Berechtigung greift
Das zahlreiche Material läfit sich so gruppieren, daß man zu-
nächst A) antevokalisches und B) antekonsonantisches s unter-
scheidet Bei A) kann es sich um den Inlaut oder Anlaut
handeln, dann auch darum, ob das 8 allein oder in Begleitung
eines vorhergehenden Kons. war. Bei B) kommen versdiiedene
Gruppen in Betracht, darunter ist 8r die wichtigste; sie führte
zu str, vereinzelt taucht aber dafür auch zdr auf.
A. Antevokalisches 8. a) Nach den w-Vokalen:
Zy u, y. 1) Aksl. hhchay r. blockd, lit. blusä ,Floh<; ab. *drimcha,
trfyncka, nb. tremcha ,Traubenkirsche', p. trzemcha, trzemucha id.
u. ,Allium ursinum', r. derämcha, derSmucha, ursl. also *kenm8a,
*kerfnti8a, lit kermüsze ,wilder Knoblauch' ; khchnqti, kychati (ab.
auch küti) ,niesen^ Rozwadowski vergleicht damit le. küsat
351
auftauen' und ,wallen, tiberwallen' (IF. 4, S. 409); aksl. rmcha
yculex'y r. möcha, b. müee und aksl. mudui ,FliegeS r. müdui, lit
muse yEliegeS lat muscay gr. fivla\ aksl. ntTtdib, r. moc&i ^MoosS
lit müsas (gew. PI. mtiaal) ,SchimmelS ahd. mos, lat tmi^ct»;
aksl. smcha ^nurusS r. anodhd^ ai. snuSd, lat nurus, gr. i^tn?^; d.
&Anur; aksl. vethchh ^if, lit vetuszas, gr. eVo^, lat re^ua.
Der Lok. PI. bei den u-Stämmen : ''^ch^J im Aksl. belegt bei
den o-Stänunen, wo er eingedrungen: damchz (von darh ,6e-
achenk'), woraus dann auch darodib, zidockb. Im Part praet. act
V€d%, vedzia u. s. w. geht das i auf sj zurück, vgl. lit Gen. Sg.
v^zuaio u. s. w.
2) AksL dudih ,Athem', duia ^Seele^, r. duid, lit daüsos
Plur. ^bere Luft', vgl. oben S. 162; dagegen blieb das urspr. 8
in b. dusUij p. duM (auch wruss.) ,würgen' offenbar weil ein *du-
chäi auf dudiz hätte bezogen werden müssen (vgl. S. 96). Aksl.
jueha, r. uchd ,Brühe, Suppe', lit jiisze, lat jäa, gr. ^v/äki ,Sauer*
teig', ai. yO^-ya^am] aksl. kruchh ,fi*ustum', kncha ,mica', r. krochd
-, Stückchen', kniHth ,brechen', lit kriuszä ,Hagel' kriusziü kriüszti
,zermalmen', man vergleicht auch lat crusta ,Rinde', TiQvog, ahd.
rosa, ro80 ,Eis'; aksl. pazucha ,8inus', r. pdzuchaj slov. pazuha
neben pazduha \ analog wie z. B. paznogUb ,Klaue' aus ^ +
noffhh» entstanden ist, soll unser Wort als zweiten Bestandteil
•ducha == ai. dö$ ,Vorderarm' enthalten (MikL Et Wtb. 52);
aksl. sluchi ,Gehör', ai. drafa-mänas ,willfährig', sru^fi^ ,Gehor-
sam', an. hlust ,Ohr', ags. hlosnian ,horchen', lit paklustü paklu-
saü paldüsti ,gehorchen', Idausaü klausiaü Idausyti ,gehorchen';
aksl. siAchh ,trocken', lit saüaciSj gr. aloq\ tuch- in bg. rastuia
,trösten', b. ttuHti ,ahnen', p. tuszyd ,ahnenS potucha ,Muth' vgl.
ai. töSdyati ,er beschwichtigt, stellt zufrieden' (BB. XXV, S. 101);
aksl. ucho ,Ohr', lit ausls, gr. ovg (aus *ou808)y lat aus-cuUo,
Quris, got au8ö. Weiter der Aor. pluckb zu pluti-plovq ,schwimmen,
schiffen' und Suffixe -udiz, ucka^ z. B. aksl. kozuchb ,Pelz', athduchb
,Stiefvater'.
3) myäb ,Maus' (aus *inychb), gr. §Ävg, lat mu8\ der Aor.
kryehz zu kryti ,decken' bydi zu byti ,werden, sein'.
Man hat mehrere Fälle mit $ scheinbar gegen die Begel, zum Teile
1. d kann mitunter in zd verloren gehen: neben b. drazd »DroBser,
lit tirastdaa haben wir auch drozen (so auch serb. und bg.), dann grqgiüi
»einsinken machen' und lit. grimstä, grimzdad, grifiUti »sinken' und gramz-
dyU »sinken machen*.
352
sind jedoch hier andere Bedingungen, znm Teile sind es etymologisch
noch dunkle Worte. So z. B. 6rM«ls .testaS br^tnqti ,radere, corrnmpere*,
wo ä$ wohl vorliegt, wenn das lat. /rau$ hierher gehört. Die mit » er-
wähnte Form wäre in frustum; tnaa^ tr^ina ,8eta' (lit trusai^ truio»
,Federbu8ch') ; b. brunna ,Frei8elbeere< ; b. r. u. s. w. brun »Schleifstein,
Balken'; kljus^ jumentum'; b. klu$ai% ,traben'; müusb ,alteme' (ai. mUhu
jabwechselnd', mühuf ,yerkehrt, falsch*), odriMs, b. u. s. w. ubruM ,8uda-
rium*; r. susdit ,Blattgold'.
B. b. krysa ,Batte*; ky$eh ,sauer* wird wohl in erster Beihe von
kvas9 und kvaiiti hinsichtlich des s beeinfluBt sein ; man meint auch, dafi
es ursprünglich ein t» enthalten habe, und vergleicht ai. kvathaii ,kocht*,
got. Avo^ö , Schaum*, was wohl kaum dazu gehört; my«» , Vorgebirge', man
vergleicht ai. mükham^ gr. fJtvxog (Wechsel in der Gutturalreihe); in
tyaqita, iy$^ia »Tausend* liegt kein urspr. 9 vor (vgl. S. 337); in $ysat%
»zischen*, ai. iusaii »zischt* könnte s aus eh entstanden sein. Aksl. gnu9h
,Schmutz' enthält nicht den urspr anglichen Vokal (in ii), dieser ist viel-
mehr in der Nebenform gm^n zu suchen (S. 126).
In germ. Lehnwörtern ist das < geblieben: ku9iii ,gustare*, uMr^s
»inauris*.
b) Nach den i-Vokalen: «, i und dem diphthon-
gischen e. 1) jehcha, r. dlhcha, ahd. dira, erüa ,ErleS l^t. elksnis
(aus *eli8ni8)f lat almis (aus *ali8n%i8?)] aksl. tnhäelh ,turpis
quaestusS r. tnSdh ^Gewinn', obmichniät sja ^ich irren', ai. mi^am
,Betrug'; ptchati stoßen', lit paisyti, gr. 7t%iaawj lat pinaö^ ai.
jnnaimij ygL b. pich und pech ,Stößel', pechovati ^stampf en^ pichati
,stechen^; Lok. Fl. der i-St: pqttchh, ko8tbch^.
2) tidib yStill'y U'techa ^Trost^, teäüi ,con8olari' vergleicht man
mit lit ieisüs «gerecht', tesh ,die Wahrheit', taisaü taisyii ^bereiten,
bessern' (Brandt, Buss. fil. vestn. XXY, 1891, S. 28); aksL
vic^i^rb ,turbo' vgl. ht vesulas ,Wirbelwind', dem entspricht auch
ab. vicher (nicht vichrj Gebauer I, S. 163). Aoriste: hickb zu
büi'btfjq ,schlagen', ^ich^ zu züi-zivq ,leben' u. dgl.
3) ledia ,Area', r. licha ,Furche', lit. l^se ,Beet', lat Ura^
d. Gleis (mhd. gdeis); mechh ,Schlauch', lit mdiszas ,ein aus
Schnüren gestricktes Heunetz', preuß. moasis ,Blasebalg', ai. mi^ds
,Widder'; 8me(A^ ,Lachen', durch 8 erweitert (smejq'Stnhjati sq
Jachen'), das s auch im lat mlru8; Aksl. Lok. Fl. der o-St
rocich^ v. rokb ,Termin'.
Bei his9 »Dämon* denkt man an foedusy so daß eigentlich d» vor-
liegen würde, lit. haisu» »fürchterlich* (auch hU-Ua hat man verglichen
BB. 25, S. 147); in ja9w%z ,licht, klar* war ursprünglich» wie das lit.
nüzkuB ,deutlich* zeigt, ein «A;, man vgl. riibnt^ ,veru8, certus* und lit.
raütkus »offenbar, sichtbar, klar*; Unn^ ,angustu8* und tlski> ,angUBtu8,
353
torcalar*, tükati ,premere*; prisbm »frisch, ungesäuert*, lit. preskas »un-
gesäuert*, d. f/risch* (sowie weiter in pruvn^ ,genuinu8* ein t nach « aus-
gefallen sein soll, wenn wir es mit m/», i$toct ,Terus* vergleichen).
Schwierigkeiten bereitet aksl. 09b99 ,Hafer', r. ovesu, lit. aviia, let.
a^fa8, lat. aclna, Pedersen nahm an, daß im Slav. » irgendwie aus s,
am ehesten im Auslaute entstanden ist (Il!\ 5, 8. 42 — 43). Allein das
ist wohl nicht recht wahrscheinlich, vielmehr wird man im Slav. ein z»
ansetzen können (z aus § mit Blicksicht auf acizä)^ zumal auch im Lat.
diese Lautgruppe mit einem * avA^fna angesetzt werden kann; erst später
hätte sich hier der Einflufi des Suffixes -intM, -Sna geltend gemacht. Man
müßte aber dann unbedingt annehmen, daß auch in ovm» ursprünglich
der suffixale Ausgang anders geartet gewesen sei, wofür ja übrigens auch
die Gennsänderung dem Lit. und Lat. gegenüber spräche. Hinsichtlich
des erweiternden » vergleiche man auch hrahno ,cibus* aus *homno^ vgl.
lat. far, got barizeins ,gersten*.
Etym. dunkel ist bübrb ^Perle^ lish ^chs', ar. leso ^acns^,
aksl. Usa ,crates^, tigb ^taxus^, visäi ^hangen', r. visökb ,Schläfe'.
In Fremdworten wie aksl. klisura ^Engpaß' bleibt natürlich auch
hier das 8.
In fMsmisati 8^ ist das 8 erst aus ch entstanden.
Nach anderen Vokalen bldbt in der Kegel 8. So nach e:
aksl. ßsenb ^Herbsf, r. ösent, got Mons ^mte'; gen. deso fmusf
zu Mo-, aksl. öesati ^kämmen', kosa ^Haar^, lit. kasä ^Haarflechte'
(entlehnt?); aksl. desüi, dositi {p erst sekundär) ^den' wird mit
dixo/Äai verglichen; femer die es-Stämme z. B. Gen. Sg. slavese,
ai. 8rava8a8, jesi ,bist' kann auch aus *je8-8i gedeutet werden.
Nach 0 : bosfb ybarfuß^ lit bäsa8 (entlehnt?), ahd. bar\ r. hose
^SichelS aksl. kosom ^Sense^ lit kasä ,grabe'; nosfb ^ase', lit nösisj
ahd. nasa, lat nareSj abweichend näsus mit 8; ro8a^ r. rosa ,Tau'y
lit rashj ai. ra8d Feuchtigkeit'.
Nach e aus E: aksl. mes^cb ,Monaf, ai. mo^-; aksl. pes^kb
,Sand', r. pesäkb, ai. p^sü-f ,Staub, Sand'. •
Nach ä (aus ö, ö oder ^ : aksL öasb ^Zeif zu da-jati ^warten,
hoffen', vgl preuß. Akk. Sg. kisman ,die Zeit' (i «» i, AM. Ph.
XVI, S. 385); -jtMz in pojasb ,Gürtel', lit fö'siu, fö'sti ,gürten',
tdwviÄL ^wcrrog; r.jitwenft , Esche', Aoy. jasen, jesen, b. j(»an neben
jctsen^ ab. auch jesen, lit ü'sis und vielleicht lat omus (aus
*08enu8, *orenus)] gasnqti ,exstingui', gasüi ,exstinguere', W. zges-
enthalten in Ut gesaü, ge8yti Röschen' und aßivwfii. Das a im
Slav. geht auf ö zurück, vgl. YMraoßuioai, wozu das S in eaßip^
und nach Pedersen im slav. uz(ip ,Schrecken', zasüi ,schrecken'
enthalten ist (vgl. jedoch oben S. 117). Got noch fra-qistjan
Vondrfck, Vg^. sUt. Gnmm. I. 23
354
jverderben' und fra-qistnan ,verdorben werden' (aus *fra-qisn(m).
Es wird Schwund des anlautenden z im Slay. und Vorgermani-
schen angenommen. R Icisyj jgierig', lit apylasus ^wählerisch'.
In einigen Fällen scheint ch gegen die Regel aufgekommen
zu sein. Meist aber lassen sie sich anders erklären. So geht das
ä in kfiälh^ kaäüt ,Husten' nicht auf ch zurück, sondern es ist
ein *qä8li<h anzusetzen, lit kostdys, an. hösti, ahd. haosto, ai.
käsate ^hustet'. Dunkel ist p. pctcha, klr. podpacha ^Achselhöhle,
Schenkelhöhle', r. pcu:h^ (vgl. ai. pajasydm ,Bauchgegend, Weichen'),
b. pochva u. poäva ,Scheide'. In strcuJiz ,Schrecken' könnte wohl
das ch auf gs od. ks zurückgehen, aber mit dem lat sträges (zu
stemo) kann es durchaus nicht verglichen werden; vgl. auch r.
strastt ,Purchf , das von strasth ,Leiden' getrennt werden muß.
Es ist klar, daß das ch als ein Bildungselement verallge-
meinert werden konnte. Hierher gehören alle Aoriste auf -cä :
däachz, videchz, vedochz; in der 2. P. Sg. die Endimg -äi {äh) :
vedeÜ, imaäi. Neben aksl. duchati ,respirare', dychati ,fiare',
usmichati s^ ,ridere', naamechati sq ,irridere' (vgl. smijati s^) haben
wir auch aksl. machcUi ,vibrare', r. machdth neben aksl. majati
,vibrare', manqti ,innuere', lit mößt, möti ,winken'; aksl. ja6hati
jvehi' neben aksl. pre-ja-vzäe, lit. jöju, jöti ,reit€n'; slov. bahati,
bahati se ,prahlen', r. bachorüh ,reden', r. dial. bacharh ,Arzf neben
aksl. bajati ,fabulari'. So konnten noch andere Verba auf -achati
entstehen. Hierher gehört vielleicht auch pachati ,arare', r, pa-
chdth, womit man lat. pastinum ,Hacke', päla ,Spaten' vergleicht,
und aksl. pachati ,agitare, ventilare' (dazu auch b. pächnouti, p.
pachnqS ,riechen').
.Ans *pichz in aksl. plehota ^pedites^ pUb neCos^ speehz «Studium*
(zu 9pU% ,proficere\ lit. spiii, ahd. apuoen) und v^ktt^ .peniculus', r. veeha,
b. vich ,Bü8cher zu vejati ,wehenS vHvt> ,AstS gewinnt man den Ein-
druck, als ob nach e aus e das « in ch verwandelt würde. Aber die
Sache verhält sich wohl doch anders. Bei *pecht>, pechota muß man von
*ped'$h ausgehen (lit. ph-ezas, dial. pUz-ezas aus *ped-tio8 ,zu FuB\ also
ein anderes Suffix, vgl. noch pedä ,FuB-stapfe\ ai. päd-). Wegen des Aor.
vesh aus * ved-n zu veda, vesti «führen* ist das ch in pech- wohl nur durch
eine Anlehnung an ein anderes Wort entstanden. So käme in erster
Beihe aksl. pbchaii ^stoßen', insbesondere mit den ,Ffißen* (s. oben S. 352),
vgl. auch b. pechovati «stampfen* in Betracht, da es ja begrifflich nahe
liegt. Mikkola setzt ein *ped98o$, ped98io8 an (IF. 16, S. 97), allein das
ist kaum möglich. Der Beflex des 9 (richtiger 6, t>) hätte müssen wegen
des lit. pUeza8 schon im IJrbaltischslav. ausfallen, sonst würden wir das
lit. e und slav. e nicht begreifen. Vor dem Ausfalle hätte aber schon
365
das 9 in eh übergehen milssen, also im ürbaltiaohslav. Es spricht auch
dagegen lit. p6dä. Das i mvS hier zum mindesten ebenso alt sein wie
in pU-czoB und peh. Aach in $peehb ist das ch offenbar unter der Macht
der Analogie entstanden (« war hier schon ursprachlich , vgl. lat. spes^
speräre). Man vgl. die nomina actionis aksl. smeeh^ sluehh, duchz^ ab.
eiteh ,8inn, sensus^ nb. cieh meist ,Geruch8inn' von cU4i ^wahrnehmen'
(nach Znpitza vgl. gr. kret. dxivopreg, dxtvn jiiQiP und axovn aus
4xxovaim, got hau^fan ,hören* KZ. 87, S. 399 und IF. X, S. 151); p. b. rueh
^Bewegung*. So muß schließlich auch vechh, veeh^ib beurteilt werden.
Die nähere Bestimmung des e ist allerdings mitunter recht schwer. So
z. B. in aksl. »treeha «Dach*, aksl. greehb ,Sünde' (Pedersen denkt an
greii^ grejati ^e^fiaiveiv, goreti ^ardere', gorj€ ,Gram' und vergleicht ai.
tdp€t8 ,Schmerz*, dann h&tten wir es hier auch mit einem analogischen
eh zu tun) ; oreehö ,NußS lit. allerdings rUzutM, was wohl kaum ein Lehn-
wort ist, preuß. r^UU : bueea-reües ,Buchnuß*; bei pliehz, aksl. ple»
,Kahlheit' denkt man zwar an lit. phkas ,kahl', das aber entlehnt ist
(vgl. b. piehy); loiadb r. »Pferd*, klr. ioia, loiyea »Füllen*, loiuk, ioiun^
p. ioszak ,kleines tatarisches Pferd* ist aus dem Türk. entlehnt: alaia
^Bücken, Last, Pferd* ; offenbar ist auch aksl. mohna »Beutel* ein deutsches
Lehnwort: bair. Mosehe ,Hängek(f^b* wie auch b. ploehy ,flach*, ploeha
,£bene', r. ploehöj »schlecht* aus dem ahd. ßah,
Dunkel ist z. B. aksl. doehT>torb, nQoaxttpalaiov »Kissen*, Jeia ,utinamS
Masa, kaiiea ,Brei*, koehati »lieben* {raa-koh ,voluptas*), koäuffa (easula?);
reieio »Sieb* (vgl. oben S. 301), troeha »mica*.
Die Annahme, daß das Suffix -cho- verallgemeinert wurde,
ist unbedingt notwendig. Ohne diese Annahme sind Worte wie
8pich^, tkkb u. s. w. gar nicht zu erklären. Analog verhielt es
sich auch bei den Yerbis -achati und so gibt es noch andere
Fälle, die anders nicht zu erklären sind.
b) Antevokalisches s im Anlaut Wie man aus vielen
Belegen ersieht, bleibt das 9 unverändert. Dameben taucht aber
doch auch ch auf und diese Fälle sind zu erklären. AksL chodz
jGang', chodüi gehen, Part, praet act ähch ist zu vergleichen mit
ai. 8€uiy das identisch ist mit der W. sed ,sitzen' und nur in Ver-
bindungen mit Präfixen wie ä- die Bedeutung einer Bewegung
erlangte: ,gelangen'; hierher gehört auch griech. id : odog.
Das ch ist zuerst in solchen Kompositis, deren Präfix einen
i- oder n-Yokal enthielten, wie yri-ckodüi, uchodüi aufgetaucht,
und von hier aus ist es dann verallgemeinert worden. Wie bei
choditi könnte es sich auch bei anderen analogen Fällen ver-
halten. Wo sonst im Anlaute ch vorkommt, muß man es, wenn
es sich nicht um Lehnworte handelt, auf ks (qs) und kh (qh) zu-
rückführen; bezügl. chUh ,Brotf vgl S. 261.
366
Zumeist sind es freilich Lehnwörter wie akd. ehqdoffb ^er-
fahren^, got handugs; aksl. chliv^ yStaUf, got hlaiv ,6rab^ (S. 261);
chorqgy ^ahneS got. hrungay hrugga ,Stange'; b. ehvtte^ got
hweüa; aksl. chyzb ^aus', got ahd. hüs ^Haus' und and.
c) Antevokalisches 8 mit Yorhergehendem Kons. In
der ursprünglichen Verbindung rs wurde s zu ch: aksl. brahno
ySpeise'y lat far, gen. farris, got. barizeins ,von Gerste^; aksl.
grackb ^aba', r. goröch^, b. Ar^ yErbse', lit. garszvä ^Giersch';
aksl. prcukb ,Staub', r. p6roch^^ b. prachf vgl. aksl. pnsth ^umus,
pulvis^ 9i.pürifam ,Erde, Schutt» Kot'; aksl. ania yYespBfj^srhiem,
strhienb »crabro^ r. äeräenh, aksl. strhähl^, lit szirszä, szirsdys
,Wespe', szirszlnis ,die Wespe betreffend', lat cräbröj ahd. homaz
(im Slay. urspr. vielleicht srhchy arhSene . . . Zubaty, Afsl. Ph. XY,
S. 502); vrhchq, vriiti »dreschen', lat verro {* versa) y ahd. tvirru
jverwirre'; aksl. vrbchz ,cacumen', r. verch^, lit virszks, lat Ver-
ruca yWarze', gr. %qiia. Hierher auch zredvhj mrichb u. s. w.
Eine Ausnabme bildet aksl. cretb neben crezb ,durcbS r. cerwh, lit.
ikersai »qüer*, prenß. kirsa «Über*, gr. inixägaiog ,Bobr&g*. Unter dem
Einflüsse von skvoze, das andererseits aucb zu skoze, skose und skvozb
wurde, ist das z eingedrungen. Das dominierende z erhielt das mebr
verwandte s in *cBm, und ließ es nicht in eh libergehen. Die gegen-
seitige Beeinflussung von *cer89^ eren, erezh und skvoxe, $koze u. s. w.
führte zu mannigfachen Kompromiß formen überhaupt Das b. skrze (dial.
krz\ bg. krhz erklären wir am besten aus einem auch durch das preuß.
kirseha nachweisbaren ^kfs-^ das im Slav. zu *khrs, bez. durch den Ein-
fluß von ikraze zu («)A;%rx- statt des erwarteten ^hrs (vgl. oben S. 828)
führte. Auch Berneker läßt preuß. kirseha jüber', aus einem kfs ent-
stehen (Die preuß. Spr. S. 168). Das seh aus s (infolge des vorhergehen-
den r) zeigt sich in diesem Worte wohl zwanzigmal, nur einmal a (S. 167).
In r. noroab ^Laich der Fische^ Erösche^ norostt f. ^Laichzeit',
lit nafszas u. dgl. geht 8 wohl auf Je zurück (vgl lit. ne-nerszcia
,nicht laichend*. B. trs (,Wein)-stock* wurde mit gr. dvQaog ver-
glichen (Matzenauer, Cizf slova S. 354), dann dachte man an
it torso (Afsl. Ph. XVI, S. 369). R derero, der«;w ,GürtelS p.
trzos, ar. dresz setzt nicht ein *öer8y *kers voraus, vielmehr zeigt
sich hier der Einfluß der Präp. öeres^, derezb, vgl. ai. crias (KZ.
37, S. 399). Auch das slov. vris ,Heidekraut', r. veres^^ veresH
und Aksl. vreshnh ,September^ setzt kein rs voraus, wie Ut virzis,
virziu menü zeigt. Im K. haben wir neben morasith ,fein regnen'
morochz ,feiner Begen' und im Klr. prochaty = r. prosttt ,tragen'.
Hier waren die anderen Yerba auf -ckati maßgebend.
In der urspr. Gruppe Is blieb dagegen das s: aksl. glash
367
Stimme', r. gdlosh, lat gaüus aus *galso$\ aksl. Uash ^Ähre'; über
aksl. Usb ,WaIdS vgl. oben S. 301.
ks (qs) führte über hch, chck zu ch z. B. akd. lichb ,über-
fiüssig^ hängt offenbar mit Xdipca^ov zusammen, dagegen lid^^
yböse, schlecht', r. lichij ^schlecht, Teufel' findet sich offenbar in
lit lesas ,magei^ wieder. Man muß hier wohl von zwei Themen,
die zusammenfielen, ausgehen (vgL oben S. 26). Weiter gehört
hierher der Aor. rich^ (aus *rSk8b) zu rekq, reüi ,sagen'.
Auch im Anlaute: chud^ ,parvus, miser', r. chudy ,mager,
schlecht, der Kompar. chuzdhj deckt sich mit ai. k^diyaS' zu
k^rd ,klein' (auch ,böse'). Weiter aksL chlad^J r. chäodh ,Ealte'
(aus *chold(h)j lit szäUas ,kalf (von aksl. slana fieifj lit szalnä
,Reif, an. häa ,Reif zu trennen, Pedersen, KZ. 38, S. 391).
Hierher gehört yielleicht aach aksl. seaU ,8exS das i wäre aus eh
und dieses aus kw entstanden (Zupitza, BB. XXV, 1899, S. 94, vgl.
kymr. ehveeh ,sex* und ehufont ,Begierde' aus anlautendem Awr, sl. ehifh»)-
Der Ausfall des v wftrde hier keine großen Schwierigkeiten machen, weil
wir ihn sonst auch in ehvo auf slar. Boden hemerken z. B. h. ehory aus
älterem chvory. Bei ^kaveJcB könnte man auch annehmen, daß k wegen
des nachfolgenden £ in einer Gruppe von Sprachen leicht abfallen konnte ;
vom Slav. kann es natürlich nicht gelten.
In anderen Gruppen bleibt in der Regel das 8. So in ns
und ms z. B. aksl. m^o ,Pleisch', got mimz^ aL mos-, nUfsam-,
gr. f^ijviy^, urspr. mims; aksl. dr^kb ,tristisS lit drqsüs ,dreiBf ,
gr. d-QaavQy ai. dhr^u-f (bezügl. der Bedeutung vergleicht man
ahd. ihnsti ,dreist' und lat tristis), dann noch aksL dr^elh axv-
d-Qwnog^ dr^elavati arvypa^eiVf dameben aber auch dr^dUz, r.
drjdchlyj ,alter8schwach'. Was hier maßgebend war, ist schwer
zu sagen; vielleicht truchly, falls es gemeinslavisch war. Im Aksl.
ist dr^b jedenfalls das ältere (im Zogr. nur dr^b Mark. 10. 22
und Luk. 24. 17, Mar. kennt nur dr^chh^ das auch im Supr.
ausschUeßlich ist. Dagegen weisen auch die Wiener Blätter noch
das ältere dresdb Fol. A b. Z. 17 auf).
Aksl. gqsb, lit. z(^9is, d. Gans; aksl. qsb ,barba, mystax^,
preuß. fvanso; aksL tr^, tr^i, tr^qti aeiead'ai, r. trjasU, trja-
chatt, vstrjcuAivatt wohl nach den anderen Yerbis auf -achati
und darnach auch weiter trjachnütb, trusüt, ai. irasämiy gr. TQewy
lit triszeti ,zittem, schaudern'; Aor. p^ zu ptnq ,spanne', erst
später unter dem Einflüsse der anderen Aoriste auch p^b. Ab.
Lok. PI. der fi-Stämme: Folas, Lubdaa aus ^Lubdans (od. eig.
^Lubööna). Diese Formen wie Lubdas und p^ müssen jedenfalls
368
henroigehoben werden, da sie uns zeigen, wie lange sich das 8 in
dieser Stellung behauptete.
AksL qchati ,duftenS ai. aniti ,atmet^ ist offenbar eine Ana-
logiebildung etwa nach duduUi. Nach der Analogie kann auch
das schon erwähnte r. trjachnütt und trucknütt ^fürchten^, femer
utqchnqii ^cessare^, chqchnqti ^munnurare' erklärt werden.
Intervok. ss führte auch zu s: Oten. Fl. aksl. nasb, vag^ aus
*nö8'8h, ^vös-n, so auch der Lok. PL
Desglddien ps : aksL kosb ,Amsel', gr. %6\pixoqj aksl. hresb
yXQOft^j Sonnenwende', fMÄrftsik^t ,auf erstehen', AT^9tft,auf erwecken',
r. hresh jErholung', lit kreipti, kraipßi ,kehren', an. kreifi ,Hand-
wurzel'; aksl. osa yWespe', lit vapsä ,Bremse', ahd. wafsa, lat
vespa; r. ostna ,Espe', lit apuszis, ahd. aspa; aksl. vysokh, r. ry-
sökij ,hoch', gr. vxpog, vip^kogf urspr. *äp»)*. Nachträglich wurde
die Gruppe ps dial. durch die Metathese zu sp umgewandelt.
Natürlich handelt es sich um sekundäres, durch den Verlust des
Halbvokales entstandenes p8\ so ^pana Zogt. Joh. 21, 26 aus
phsana zu pbsati ,schreiben'; ^pano ib. Luk. 7. 27; ^pahmhskyck
st p'sahm ... ib. Luk. 20. 42 ; vgl. auch aspinfb aus a^pivd-og
(Tgl. AM. Phil. 13, S. 344); akr. spavati, vgl. aksl. ptsovati
schimpfen'. Mit dieser Metathese ist lat. vespa und mhd. Wespe
B ahd. toafsa aus wapsa zu vergleichen. Der Aor. gresh aus
^grd>8^ zu greb% greti ,graben'.
Wie man sieht, ist der Übergang des « in cA älter als der
Schwund des Labiales vor 9, denn das s blieb hier auch in Fällen,
wo ein t- oder M-Yokal vorherging.
Ta und ds führte auch zu «: 2. Fers. Sg. dasi zu dati ,geben'
Jl^d jasi zu jasti ,essen'; Aor. bä«b aus *böds^ zu bodq, boati
,stechen'; h^ ,daemon' vgL S. 362; aksl. rush ,flavu8', lat russus
(vgl. ai. rudhirdm)\ aksl. hraea ,Schönheif, an. hröa ,Ruhm' und
hrödr. Wollte man daher L^^ mit einem l^t (vgl. magy.
lengudj das etwa einem *lendli entsprechen sollte) in Zusammen-
hang bringen, also etwa ein ^lendso-, dann *l^0', so könnte es
nur analogisch gebildet sein, etwa nach Cech u. s. w., wie p^
zu p^z analogisch geworden war (vgl. Afsl. Phil. 22, S. 463).
Desgleichen ^ : aksl. ost ,azis', lit (MsziSj ahd. ahsa, gr.
a^wv; aksL tesati ,zimmem', lit taszyti, ai. tdkfati ,behaut^, gr.
rixrtav; hierher rechnete man auch aksl. mesiti ,mi8chen, kneten',
lit maiazßi ,mischen', ai. mik^dyati ,mi8chf , im lat mieceo wäre
eine Metathese von ks (auch im Genn.); es ist mir aber Brug-
369
manns Erklärung wahiBcheinlicher: auf *mik^8^ ^ck mische'
(aL mis-räs ^Termischt') beruhe lat misceo, ir. con-tnescatur ^mis-
centur*, ahd. miskCiJu (Kurze vgl. Gr. S. 519). Im Slav. hätten
wir ein *fnh80', in mesüi dagegen werden wir nicht in «£ suchen,
mag es ein Denominativurn oder Deverbativurn sein, sondern nur
ein *fnoik, wqU hier sJc nie vorkommt; analog in lit. maiszaü,
maiszyti, vgl. auch preoß. maysotan ^gemengt'; r. mechatb ist
nach anderen Verben.
Aor. nesh aus * nsi:sb zu nesq^ lit neszü, gr. ^veyyux. Wahr-
scheinlich auch semhja ^FamilieS lit. szeimyna ,das Gesinde' ai.
k^emas ^Wohnsitz, Heim'.
B. Antekonsonantisches 8. Bei m war wohl zunächst
der vorhergehende Laut maßgebend: nach i-, u- Vokalen, nach k
oder r ging 8 in di über: difchnqti ,blasen', lichnqti ,abundare',
r. trüchnutb ,faulen', s. truhnuti, truhliti ,{aulen'.
Vielfach ist freiUch das ch analogisch, wie z. B. in machnqti,
r. trjachnutb, aksl. utqchnqti ,cessare', chqchnqti ,murmurare'.
War vor dem s noch ein Kons., so ist es schon vorslav. aus-
gefallen: aus *loi4k8na entstand *lauknä und daraus luna ,Mond',
lat lüna, altlat losna, pr. lauxnos ,Gestime', gr. Xvxvog. Ebenso
aus ^kirsTUh : *kirno : crhm ,schwarz', preuß. Jdrsnan, ai. kr^ds.
DaB aber vor dem n alle Verscblaßlaute schwinden mliBten, wie
Mikkola (BB. XXII, S. 246) behauptet, wird wohl kaum richtig sein.
Pedersen ließ aas *luk9na : ^luchna und luna, ebenso aus ctrsm :
*cbrchnb und cfhm> entstehen (IF. Y, S. 66—67). Es ist aber nicht ein-
zusehen, warum das eh in *luehna schwinden sollte.
Wenn vor dem 8 andere als oben angegebene Laute vorher-
gehen, so bleibt es: basni» ,fabula', ai. bha'8, nach diesen und
ähnlichen auch pesni» ,cantus' zu pojq-peti ,singen^ (das e ist
diphth., daher sollte es *pSchnb heißen); gasnqti ,exstingui^, das
schon oben erwähnt wurde; aksl. 808na ,abies^ aus *zo8na, ahd.
chien (aus *ken, ^kizn); ve8na jEVilhling*, lit. va8arä jSonmier'.
Im anlautenden 8n ist 8 geblieben : snegz ,nix^, smcha ,nurus^
und and.
Analog verhält es sich bei sm : r. suchin4nh ,Dürre', gluch'
mint hautlose Nachts Daraus folgt, daß aksL usrm, usma 4n-
dumentum, corium' nicht zur W. %e8 ,kleiden^ gestellt werden
kann, aber auch nicht zu lit audziu ,webe^ (wozu aber jedenfalls
r. dial. u8lo ,textura^ gehört), denn im Zogr. haben wir uswnem
(also U8^mb). Aksl. utm ,mens' hat mit lat ömen, altlat osmen
nichts zu schaffen (got gaumjan, ^gchaumjan ,sehen, wahrnehmen).
360
Sonst bleibt 8 in sm analog wie oben : jesmh ^ch bin' ; hmm
^aar'; b. pdsmo ,Fitze, ZoneS ahd. fasa ^Faser' u. s. w. Lok.
Sg. der pronom. DekL tomtj lit tamb gegen ai. täsmin, femer
Dat Sg. tomu, lit. tdmui gegen ai. tdsmäi, wohl unter dem Ein-
flüsse anderer Kasus ohne 8, z. B. Instr. Sg. timby lit. tämi.
Im Anlaute: smijaH 8^ ^^hen', arnndeti ,stinken', lit smir-
d&i. Immerhin scheint hier auch die Möglichkeit eines Wandels
in ch vorzuliegen: r. smüryj ,dunkelgrau', dameben aber auch
chmüritt ,die Brauen zusammenziehen', nachmura und naämura;
vgl. 8v {chv).
Man kann annehmen, daß die Behandlung bei 8V analog war.
Da nun nach l das s bleibt, könnte man aksl. vUehv9 ,yate8S r.
volehtrh nicht auf ^vblsvo- zurückführen. Man kann es aber in Zusammen-
hang bringen mit an. v^ha, wenn dessen Iv aus Ipv entstanden ist (Mik-
kola, IF. y, S. 66). p ist im Slav. bei der Entlehnung durch eh wieder-
gegeben worden, vgl. aksl. chniitb ,scarabaeu8\ got. pratnsUi, vplva würde
mit Wald, Wild zusammenzustellen sein (vgl. Hexe),
Im Anlaut bleibt zwar 8 : svoj ,seinS svekrb ^Schwiegervater',
8vinhja jSchwein'. Es sind aber auch Fälle mit ch vorhanden:
aksL chvala ,LobS chvalüi ^oben', vgl. ai. 8värati ,tönt, besingt';
aksL chvorovati daTcavSv, lit. 8verti ,wägenS svarüs ^schwer*; mit
8varÜ8 könnte auch chvorh ,aegrotus^ verwandt sein (man vgl. ahd.
8veran ,Schmerz verursachen^ 8vSro ,Schmerz, Krankheit); diyra
,debilitas' wäre von chvarz, chytäi ,rapere' von chvatüi beeinflußt
Bei sm bemerkten wir diesen Übergang insbesondere vor dem Vokal
u; so könnte auch hier zunächst ein nachfolgender dunkler Vokal maß-
gebend sein. Bei «vo; müßte « bleiben wegen »ebe, sq; evatt ,affinis' deutet
Miklosich aus svojati^ (Etym. Wtb. S. 332).
Sl stellt sich zu sn, sm, sv : aksl. u^chh ,aridus', klr. ruchto
Oruchome dobro^) ^Ladung* und rucho, ruchlo; natruchlüi ,gravi-
dare^ b. truchlj ^traurig^, das auch westslav. ist (vgl. r. truchnüth
,furchten% tmsb , Feigling, Hase^ trüsitt ,fürchten*); b. rychly
^schnell* zu ruck in ruäüi; aksL *dhchlz {d^chnqti)y r. izdochlyj,
b. zdechly ,verreckf ; aksl. puchh ,cavusS r. tüchlyj ,faul, verfaulte
Wenn demnach -u/-, -u«^, -rsl- vorkommt, so liegt teils U vor, teils
sind es unerklärte Worte: cielo ,Zahl' aus *cii'8lo', mysU ,Gedanke, Sinn'
aus *tnf/d-^h, vgl. got. gamaudjan ,erinnern^
Geht vor dem 8 noch ein Kons, vorher, so ist 8 schon urslav.
ausge£allen: glnalä führte zu glrüä und daraus entstand züa
»Ader^, Ut gysla, eig. g^la (Mikkola BB. 22, S. 246).
Nach anderen Vok. und unter anderen Bedingungen bleibt sonst «:
aksl *^»^ Axt* (*^»), ve$lo ,Ruder* aus ^vez-slo (vgl. lat. velum); maelo
361
,öl* zu mazati ^schmieren' (^maZ'»lo); jatU ,Krippe* {*jad'sli zu jamh ^esse).
Aksl. ceehlz ,velameii* bringt man mit preuß. kekulü ,BftdelakenS
got. hakuU ,palliam' zusammen.
Im Anlaut bleibt s: r. dimakh ^SchneckeS preuß. daix, lat
Umax (man vgl. fSchleim^); aUpt» ,blind' zu lit sUpti ^verbergen'.
Nur neben alepati ,salire' haben wir auch iacUhpati ^catu-
rire*.
Die Gruppe sr bietet große Schwierigkeiten mit Bücksicht
auf tn^zdra ^Membrane, Fleischhaut, Bast^, cf. m^o ^Fleisch', lat.
membrum, membräna und aksl. nozdri PL ^Nasenlöchei^, lit. nas-
rat ^Rachen' vgl. nosh ,Nase'. Diesen beiden Worten zu liebe
nahm man an, sr habe im Inlaute zu zdr geführt, allein das
kann nicht richtig sein. Sonst führt ja ^ zu str, im Inlaute
auch sr aus hr, z. B. ostrh^ lit. CLSztrus, ai. dsri^ ,scharfe Kante',
gr. ai^og ,spitz'; pbstrh ,bunt^ vg. ptaati und noiydXog; urspr. sr :
sestra ,Schwester', lit. sesü, Oen. sesers, got. svistar, ai. sväsar.
M^ra und nozdri kann nun nicht lautlich erklärt werden. Es
muß hier offenbar die Beeinflussung ron anderen Worten vorliegen. Bei
m^ra könnte man an *m^a ,succn8, Saft in den Bäumen, Splint'
denken (Miklosich geht von mhga ans Etym. Wtb. S. 196, wogegen
die Eefleze des Wortes in den einzelnen slav. Sprachen, insbesondere das
Buss. ein — wohl sekundäres — nu^a aus *tneiU'ga voraussetzen. Aus
m^a drang wegen der begrifflichen Verwandtschaft m^z- in ^m^a ein,
woraus m^-ra, m^-d-ra wurde. Wie beide Worte im innigen Kontakte
mit einander stehen, zeigt uns das P. : beide haben hier nämlich ia:
miazdra und miasga. Beachte hier aber auch noch miazd» tniaidzu. Auch
ans dem Ksl. wird ein mezdra Mise. §af. S. 160, das den Einflufi eines
mezga voraussetzt, zitiert. Nozdri wird meist von Tieren gebraucht, der
Zusammenhang mit non ging verloren, vgl. russ. nozdr^vdtyj, notdrjdvi/J
,por58, schwammig*, nozdrina ,Höhlung' (auch im P.), nozdrjd .Nasenloch\
«durchgebrannte Stelle in Öfen'. Man brachte daher offenbar das Wort
in Zusammenhang mit -nozüi^ pro-noxäi ,durchbohren' (vgl. auch nof»
,Mes8er'); so entstand nozri, nozdri aus nosri. Vgl. auch r. nozhtna so
viel als nord (nort) ,Höble, Loch, Grube, Fistel*. Auch im Lit. ist, wie
die Bedeutung zeigt, der Zusammenhang mit n6$is verloren gegangen.
Wenn wir im Aksl. Izdraih 'Jagarii und dgl. finden, so entscheidet
es in unserer Frage nichts, denn hier handelt es sich uro ein Fremd-
wort, in dem das s mehr tönend ausgesprochen wurde ; man vgl. b. z. B.
Izaidi u. and.
Gegen die allgemeine Begel spricht auch nicht viehr^ ,turbo', denn
älter ist viehar^ (vgl. oben S. 352).
Auch im Anlaute haben wir str : aksL struja ,fiumen' und
(hstrof^h ,InseP, lit. sravä ,Fließen, Bluten', srave, strave ,Strömung',
lett. strätce, ai. srdvati ,er fließt^.
362
Man wird daher ehrom^ ,hinkend' nicht mit ai. grämd- ,lahm' (srama
,Seuche, Krankheit*) zusammenstellen können.
Aus sJc ist im Slav. 8, im lit. sz und Lei 8 geworden: pasq,
pasti yweiden'y \BX,pä8co. Im Anlaut: sujq, 80vati ,werfen, stoßen^
aksl. sülica ^Wurfspieß' aus *8udla, lit szduju, szdudau, an. skjöta
schießen', ahd. 8ciozan ^hießen^ Über 8ini> S. 349.
Vor den übrigen Verschlußlauten, insbesondere vor
k, t bleibt das 5, mochte ein f-, ti- Vokal oder ein r, k vorher-
gehen: aksl. iskati ,suchen', lit jeszkoti ,suchen<, ahd. eiscön, ai.
icchati.
Die Entlehnung ist bei jestkotiy slav. iskati, wie auch Berneker
richtig bemerkt (Afsl. Ph. XXY, S. 491), unwahrscheinlich, weil ahd.
eiscön nur ,fragen* bedeutet, lit. jeszkoti und slav. iskati aber nur ,Buchen'.
So muß man hier eine Nebenform -sqo' zu sio ansetzen (das sz im Lit.
wird als eine Wirkung des k gedeutet, Pedersen, IF. V, S. 80).
Aksl. piskati ^pfeifen^, ai. picchörä ^Pfeife'; r. treskd ,Stock-
fisch' (*trbska\ an. ßorskr, d. Dor8ch, W. ters ,trocknen'; 2. Pers.
PI. Aor. teste zu tekq, teäti ,laufen, fließen'; aksl. prtstt, r. perstt
yhumus' zu aksl. prackh^ r. p&roch^ ,Staub'; aksl. usta ,Mund';
aksl. isto ,ren, testiculusS lit InkstaSj le. tkstis, preuß. inxcze
^iere*.
Insbesondere ist das in ^+^ oder d+t entstandene s nie zu
ch geworden: mesto jOrtf, W. müh; aksl. vn>8ta ^tadium, aetas^
aus *vtfrt4ä. Wo ch vor t zu stehen kam, ist es analogisch erst
später geschehen z. B. Inf. *verchtij woraus wie aus kt im Aksl.
St geworden ist: vreäti, lat. verro.
Vor d wurde s za z: aksl. uzda ,Zügel' von einem Thema,
das auch in usta vorliegt.
Allgemeines über den Übergang des s in ch. Im
Slav. ist nicht erst s zu ch geworden, sondern wahrscheinUch in
den älteren Fällen zunächst ein ^-Laut Es ist nämlich auffallend,
daß im Ai. # wie auch Iran, ä Vertreter von idg. s hinter anderen
Vokalen als ä (d. h. nach urspr. *, ü) und hinter k, r, 9 ist, z. B.
im Lok. PI. auf -su : agnisu, dhi^, 8ünv4u gegen äsvasu. Nun
haben wir gesehen, daß aksL ch für einen Sibilanten ursprünglich
immer und nur hinter idg. f, ü, Gutturalen und r-Lauten eintrat,
also genau in denselben Fällen wie die indoir. if-Laute (J. Wacker-
nagel, Ai. Gr. I, S. 230-231).
Pedersen kam zum Schlüsse, daß das angesetzte i älter sein
muß 1) als die Monophthongierung von oi und at, 2) als die Anaptyxis
in der Gruppe tort, tert, 3) als der Ausfall von p und t vor s, 4) als der
363
ZaBammenfall von s und ^ (IF. Y, S. 74 ff.). Das urslav. i stimmt also
überein mit dem ar. i und zwar war dieses vielleicht beschränkt, wie P.
vermutet, auf den Osten des idg. Gebietes. Es wurde nun im Slav. in
der Kegel zu cA, vor YerschluBlauten blieb es aber und wurde später zu
8. Möglich, daß auch gleichzeitig das dem i entsprechende i (lit. sz) zu
t geworden ist. Die Frage, wann ans diesem urslav. oder besser uridg.
i im Slav. ein eh geworden ist, beantwortet P. dahin, daß jedenfalls vor
der ersten slav. Palatalisierung, denn von dieser ist auch eh betroffen
worden (1. c. S. 86). Aksl. srt^Sem muß auf * strchenb zurflckgefnhrt werden.
Hinter 9 trat idg. die Umwandlung von 8 in ä (und z in i),
wie Wackernagel bemerkt (L c. S. 231), gewiß nicht ein und
wenn sie sich voi^det, so liege eine Weiterführung des betr. idg.
Lautwandels vor. Dementsprechend könnte das 8 in nesodi^ nacli
einem o, das dem 9 entspricht, lautgesetzlich nicht zu ch geworden
sein, wenn man schon ne80ch^ mit Kern dem ind. Aor. dbödhi-
I 8ham zur Seite stellen wollte (Afil. Ph. 17, S. 629), was kaum
I richtig wäre.
i Man muß überhaupt mit Bücksicht auf die verschiedenen
Aoriste und Lokalendungen wie -achh u. s. w. annehmen, daß
nach Vokalen in der Flexion das ch schon in alter Zeit meist
verallgemeinert worden ist Viel später macht es sich auch nach
Kons, geltend. Dial. entwickelt sich das di bisweilen auch noch
in jüngerer Zeit. So ist z. B. unter dem Einflüsse der Intensiva
auf -chati das klr. prochaty gegen pro8Ui aufgekommen. So mag
es auch in einigen anderen Fällen, deren ch wir lautUch nicht
erklären konnten, zu beurteilen sein.
Auch im Lit. erscheint k lautgesetzlich nach r, k und nach t, u
z. B. triszetiy W. tret-, vttuszas « veti^h^ (Zuhaty, AfsLPh. XVI, S. 404,
Anm.), hinter schleifend betontem t, u wurde es jedoch zu s {säJisag «»
such», ma»a8y aksl. m&cA», 3. Pers. Sg. kUiuso und and. Pedersen, IF.
V, S. 78).
Das 8 im Slav. behandelte eingehender H. Pedersen in dieser
Hinsicht i. J. 1896 (IF. 5, 8. 33—87), dem wir vielfach folgen konnten.
Einige Korrekturen gab Mikkola in BB. XXII, S. 245 ff. Dasselbe
Thema erörtert auch Uhlenbeckim Afsl. Ph. XVI (1894) S. 368—384,
wo sich in den Hauptresultaten so manche Berührungen mit P. ergaben.
Beide folgten der Anregung Brugmanns, daß es besonders viele sichere
Belege ffir ch nach ti- und t-Vokalen gibt (Grundr. I, S. 444).
Es gibt noch einen jüngeren Übergang des 8 in ch z. B.
dial. im B. in der Stellung vor einem c : chdpati ^verenden' aus
8cipati aus sh^cep . . (vgl. S. 269); chcdt aus 8cdtij aksl. stcati
,mingere'; vgl. auch r. 8mumyj ^dunkelgrau' neben chmura, poch-
muryjj b. chmura, chmumij; im B. kann dial. 8 auch vor 6 in
364
ch übergehen: chdesU, fiechöesU ,Glück, Unglück^. Hier ist noch
von söesiie und nicht vom jetzigen ätesH (aksl. *8bd^thje) auszu-
gehen.
Weitere Veränderungen des c, » und s. Vor einem
j geht c m öj z in z und 8 irxS über; das z und 8 kann welchen
Ursprungs immer sein. Da nun k und g auch zu ö und z flihrten,
so kann man nicht immer leicht entscheiden, ob ein urspr. c oder
k^ z oder g vorliegt
Das Adjekt othdb kann z. B. aus ^othcjo- ottcje- oder aus
^otbkjo entstanden sein. Man wird sich hierfür die zweite Mög-
lichkeit entscheiden, denn das Adjekt ist jedenfalls schon damals
gebildet worden, als der Nom. noch *€tbkh hieß. Zu naricati
und dgl. haben wir ein zweifaches Piü«.: naricajq (Vi) und nor
ridq, narUieH (Vt). Wie uns jedoch die aksl. Denkmäler zeigen,
sind die letzteren Formen jünger; so auch bei -dvizati u. and.
Hier liegt also die Gruppe cj, zj vor. Dagegen stammen die
Vokative ottöe, ktn^ aus einer Periode, als es noch im Nom.
etwa "^otbkhf *ktn^ hieß. Auch die Adjekt (iithdb8kbj kbn^ih8kb
u. dgl. sind jedenfalls gleichzeitig mit otraöbskh von otrokb, &o-
zb8ki von bogh entstanden, und die Basis war auch hier *ottJch,
km^ und nicht ot(>cb, kbt^zb,
Beispiele für y: 1. Pers. Sg. Präs. vüq ^^ange* zu visäi
fangen'; Part Prät pass. noiem aus *nosjem zu no8iti ,tragen^;
1. Pers. Sg. Präs. teäq aus ^tesjq zu te8ati ,zimmem, behauen';
Part. Put bgä^y byiqiti von dem ehemaligen Fut ^bydq aus
'^bysjq; aksl. Hti ,nähen' aus *8jütij lit siüti; äuj ^ink' aus *8juj
(S. 98), ai. 8avyä8 jluiksf. Für zj : Präs. kazq, kazeäi zu kazati
^weisen'; nozb ,Me8ser' aus ^nozjo, *nozjej vgl. nhznqti ,infigere',
fihzeti 4nfixum esse' und pro-noziti ,perfodere'; Kompar. brtze aus
In «n;, slj, 8kj, stj und znj, zlj, zdj wurde nicht selten auch
das 8 imd z affiziert: okloänjq ,mancum reddam' aus oMosnjq;
Part. Prät pass. mySlem von mgsliti ,denken, fühlen'; i^ ,suche'
aus *i8kjq, *i8ö<f, *iSöq zu ükati ,suchen'; Part. Prät. pass. pre-
Ihitem aus ^prähs^äiem, *prätäitem zu prSlbstüi Ttlcev^aai ,sedu-
cere'; sbblaznjati s^ zu Shblaznüi 8^, tntxxV'dakiCuv; prigvozdem
,angenagelf aus *prigvoZ'zdem, ^prigvoz-zdem zu prigvozdüi.
z geht vor einem tonlosen Kons, in 8 über: ve8ti ,vehere' aus
vezti'^ ra8chodäi 8^ ,aus einander gehen'; be8 piry axBq mfjQas
Luk. 22. 35 (Zogr. Mar. u. s. w.).
365
zc wird za sc und dann kann es dieselben Schicksale er-
leiden wie das sc aus sk vor diphth. i und i (vgl. S. 268); es
kann bleiben z. B. iscäüi ^eilen^, es kann zu st werden: isteliti
dass. Hier kommt aber noch eine Möglichkeit hinzu: es kann
auch die vollständige Assimilation eintreten: icUäi, icäeti nicht
selten in der Sav. kniga.
zs führte infolge der vollständigen Assimilation zu s: bese-
mene aus bez-simene; ab. krev srdce tede st z srdce (Alx. Vit 1759);
volkstüml. b. besebe st bez sd>e ^außer sich, ohnmächtig'.
zd wurde zunächst zu sd, das wir im Aksl. häufig fiuden:
besöintfm aus bez-öinbm (Supr. 54. 17). Das so konnte entweder
zu ö führen: bed^tm atsKvosy oder zu id, das zu it {iö etwa
gleich — itii) wurde: beH^bm. Aus zz ist durch vollständige
Assimilation zz, z geworden: b. rozihati aus rozzthati, aber auch
zd (vgl. oben S. 265): aksl. vhzdeläi ini9viAsiv\ b. zd'dr, Orts-
name aus zzär (das z entweder aus iz oder aus «% assimiliert,
AM. Phil. 3, S. 76). za zunächst sä, das zu is, i führte: übd^
aus iz-stdb, ab. vid ,ascendit^ aus vziel. Es konnte aber auch
daraus zd werden, dann id und aus diesem durch Vereinfachung
der Lautgruppe (M = etwa iti) M : ütuh aus iz-iuh; ar. üöblo
aus iz-ihlo; ap. weszczdto aus ivez-szdlo (AM. Fhil. 16, S. 527),
analog auch im Ab. (Geh au er I, S. 494).
Wie aus sr ein str wird (s. S. 361), so fuhrt zr (auch sekun-
däres) häufig zu zdr: p. und klr. zdrada aus zrada ,y errate ab.
vzdradavati si st vzradovcUi se ^n Freude geraten', auch im Aksl.
Vhzdradavavh s^ (Supr. 112. 2); ksl. (später) zdräh ,maturus', b.
dial. auch zdral^ ,reif st. zraly.
Hierher auch mqzdra und nozdfi (s. S. 361); b. dial. noch
mdzra, ar. auch nozri (Sob. S. 113). Über sl ist oben 8. 348
und 360 gehandelt worden. Mitunter geht hier auch s in c über :
b. dial. zd-clona yVorhang' st zdslona.
Die palatalen Spiranten i, Zjj und die palatale AflMcata
ö (d, ä, £).
Ursprung der Laute. Nur das j geht auf ein urspr. i
(event j) zurück; die anderen Laute entwickelten sich erst im
Slav. Über <5, rf, £ vgl. S. 343 u. f. und weiter unten. 6 ent-
stand aus k (vgl. S. 261); femer aus c vor j (S. 364).
Ebenso entwickelte sich aus g ein dz, das zu z vereinfacht
366
wiutle; dazu konnte auch ein dzj durch die Mittelstufe dz und
ein zj fuhren.
Analog gilt es auch von §y das aus ch und dann aus sj ent-
standen ist
Das j entwickelte sich aus i , einem nichtspirant Laut, den
wir auch schon als den zweiten Bestandteil von Diphth. ei, Oj|*u.s.w.
kennen gelernt haben.
Es steht noch nicht fest, ob es schon in der Ursprache das spirant.
j gegeben hat. Man vermutet diesen Laut dort, wo sich im Griech. im
Anlaut ein C entwickelte.
Das j kommt im Anlaut vor: beim Relativpronomen urspr.
*ib-, aksl. neutr. je-ze aus *J0'ze ,quod*, Gen. Sg. jeg(hze, lit. ß
,eiusS aus diesem und anderen Kasus drang das j auch in den
Nom. lit jls ,er' für *i8, got is ,eT^, lat is; das slav. i jcr*, i-ze
,welcher^ könnte zwar auch auf is zurückgehen, wegen des Neu-
trums je-ze (aus *jo-ze) kann man eher von *ios ausgehen; daraus
*A *i* ^?d schließlich i. Dieses Pron. ist auch in anderen
Sprachen vertreten: got jabai ^wenn', gr. og, rj^ o, ai. yds, yä,
yäd. Weiter aksl. jucha ,Suppe, Brühe^ lit füsz^ schlechte
Suppe', lat ßls, ai. ya§am ,Briihe', gr. ^ö^ij jSauerteig*; p(hja9h
^Gürtels vgl. Ht. ß'stas ,gegürtet', gr. ^warog.
Im Inlaut (intervokalisch): vhjq 4<^h winde, drehe', lit. iv/u,
ai. väyätni 4ch webe' (*?*^iö-); Nom. PI. der m. t-Stämme: aksl.
gosthje, gostije aus *gosteies, got gasteU ,Gäste', vgl. ai. matdyaa,
ebenso aksl. trhje ,drei' aus treieSj ai. trdyas, got ßreia; aksl.
spejq ,ich habe Erfolg', lit spepi ,habe Muße, Baum', ai. sphäyatS
,er nimmt zu, wächst'; bei den Verbis der V. B3. 1. Gruppe:
Iqkajq, Iqkajeäi zu Iqkati ,täuschen, betrügen', lit. lanköju ,biege
hin und her'.
Im Auslaute und antekons. kam es ursprünglich nur in
den Diphth. ei, oi u. s. w. vor, die im ürslav. monophthon-
giert wurden. Einzelsprachlich entwickelte sich dann aus o-i,
a-i, e-i u. s. w. ein -o;, -aj, -ej u. s. w. So entstand aus urspr.
*boios ein *h(hjh, *boß, bot, woraus später wieder boj ,flagellum'.
Analog im Akk. Sg.
Oh dieses j schon im Aksl. hier und in ähnlichen Beispielen vor-
handen war, ist nicht aus den Denkm. ersichtlich, da diese einfach nur
ein t schreiben (nach dem Vorbilde der griechischen Graphik]: bot.
TJrslav. ist ein boJ natürlich nicht, da hier ein Diphthong überhaupt ge-
mieden wurde. Infolge dieser mangelhaften Graphik der aksl. Denkm.
Bind wir auch nicht im Stande zwischen der Silbe Ji und t zu unter-
367
scheiden, da hier nur t geschrieben wurde. So wird z. B. der Nom. 8g.
Tom späteren kraj einfach krai geschrieben, was ja eventuell noch der
damaligen Aussprache entsprechen konnte. Nun wird aber auch der
Nom. PI. als krai geschrieben, da ist es aber weniger wahrscheinlich,
daß wir es mit dem Kefleze der wirklichen Aussprache zu tun haben.
Nach derselben hätte man jedenfalls kraji schreiben sollen. So genau
die aksl. Denkmäler in der Wiedergabe vieler Laute sind, so hilflos zeigt
sich ihre Graphik dem slav. j gegenüber. Das ist allerdings ein großer
Nachteil.
Postkons, hat sich % im Slav. nicht erhalten, indem es die
vorhergehenden Eons. wesentUch alterierte und zwar geht:
1) k, g, ch in 6, z, S über: aksl. pladb ,Weinen' aus *plakjo,
*plakj[o; hzq ^^ge* aus *fofl;o-; duia ,Seele* SLUs^duchja (S. 264).
2) das t, d wurde zunächst erweicht, was dann in den ein-
zelnen slay. Sprachen zu verschiedenen Besultaten führte: aksl.
bulg. z. B. sveäta ,Licht^, s. svißöa, slov. sv^cia, r. svida, p. äwieca,
b. svtce (S. 275).
3) p, b, V mit nachfolgendem i (j) wurden erweicht und
führten zu pT, bV, vl\ Dieselben Schicksale hatte auch m
(S. 285).
4) aus ri, Ix, ni ging r^, V, n' hervor.
Im Aksl. wurden diese Erweichungen entweder durch ein Häkchen
oder durch einen jotierten nachfolgenden Vokal bezeichnet : voU (^ = ja)
,voluntas% ptrli ,q>ilovButla' , dieses in der glag. Schrift nur bei^a und^ti,
da sonst f&r die anderen präjotierten Vokale, insbesondere für je keine
eigenen Zeichen bestanden. Wo man also nicht Häkchen anwendet,
bleibt die Erweichung insbesondere bei e unbezeichnet : more ,Meer' (S. 313).
5) s, z, c wurden zu S, z, d: duSq ,würge' zu dusiti; noäq
ytrage' zu nosüi; vozq fahi& (trans.) zu vozüi; nariöq zu naricati
,benennen' (S. 364).
Bei vok. Anlaut pflegte sich in bestimmten Fällen ein i, j
zu entwickeln z. B. j^i ,nehmen', ursprünglich ohne / im Anlaut
wie noch aksl. sm^i zeigt, sonst müßte es ja *8hn^i lauten, vgl
auch lat emere. Auch im Präs. war urspr. nur imq ,werde
nehmen' wie SMiwnq wieder zeigt; dann wurde daraus *i'WUf,
^j-wnq, woraus imq (vgl. S. 180 u. 142).
Über das intervok. j^ wie in dajati, wurde S. 179 f. gehandelt
In bestimmten Fällen ist auch das intervok. j ausgefallen, wo-
durch Kontraktionen der Silben angebahnt wurden: Gen. Sg. m.
n. dobra-^go, daraus auch dobraago, dobrago.
Im Anlaut wurde ß, mochte es aus urspr. ß-, tf oder p-
entstanden sein, zu i: aksl. igo ,Joch' aus *pgo, *jbgo, ai. yugam
368
,Joch', gr. ^vyov (S. 142). Dagegen konnte das t vor einem j zu i
und das z za f/ gedehnt werden: Nom. Sg. Mask. des best Adj.
ishnnij aus *wArftn5-» ,o 7clijaiov^; dobryj ,o äyad^og^ aus
*dobrb'i.
Es ist die Form *jbgo aus *J9go angef&hrt worden. Daraus ersehen
wir, daB nach einem i(j) kein » stehen kann; das gilt ron den palatalen
Lauten Überhaupt, da sie in dieser Hinsicht mit demj auf gleicher Linie
stehen. Ebensowenig kann nach diesen Lauten ein y stehen. Instr. PL
der o-Stämme z. B. roky von rokb ,TerminS aber kraji^ tncfMi^ poti u. s. w.
Später änderten sich freilich diese Verbältnisse, um aber diese Eigen-
tümlichkeiten überhaupt zu verstehen, müssen wir auf die phonetische
Seite unserer Laute näher eingehen.
Phonetische Bemerkungen. Zwei Tatsachen müssen
wir gehörig würdigen, wenn wir den einstigen lautlichen Wert
des S, z, d näher bestimmen wollen: 1) nach diesen Lauten war
im ürslav. kein o, y und s möglich, o wurde zu «, y zu i und
« zu ft. 2) in aksL Denkm. finden wir häufig die Schreibweise
öja, ija für öa, da u. s. w., desgleichen cju für du u. s. w. Man
sucht es dadurch zu erklären, daß man sagt, diese Laute wären
weich gewesen, was man aber darunter zu verstehen habe, darauf
geht man nicht näher ein. Aus dem Obigen ersehen wir, daß
diese Eons, dumpfe Laute nach sich nicht yertrugen.
Sievers hob allerdings als das Wesentliche bei allen «-Artikula-
tionen die Bildung eines größeren kesseiförmigen Kaumes im Yorder-
munde hervor ; in diesen werde der Ezspirationsstrom hineingetrieben, so
daß sich die S von den entsprechenden Spezies des • stets durch eine
dumpfere Eesselresonanz unterscheiden (Grundzüge der Fh. 4. Aufl. S. 122 ff.).
Das ist aber leider nicht das Wesentliche bei allen i-Artikulationen,
vielmehr ist es nur ein Nebenfaktor. Uns handelt es sich zunächst
darum, wie überhaupt ein «-Laut entsteht und dann wollen wir jene
Faktoren untersuchen, die ihm bestimmte Nüanzierungen verleihen konnten.
Da hat Sievers das Bichtige also nicht gefunden. Schon besser ist die
Darstellung bei Storm: »Wenn ich aber nur die Zungenspitze hebe, so
entsteht nur supradentales oder kakuminales a; erst wenn ich zugleich
einen Teil des Zungensaumes ins Niveau bringe, entsteht «, indem sich
unter dem Gaumendach ein gewölbter Baum bildet, der einen tieferen
Eigenton und ein mehr zusammengesetztes Geräusch hervorbringt« (Engl.
Phil. S. 72). Während nach Sievers sich die Kesselresonanz vor der
Artikulationsstelle zu bilden scheine, scheine ihm die Vorderzunge eine
ausgehöhlte löffeiförmige Gestalt anzunehmen (S. 73).
Richtiger hat Techmer die Sache aufgefaßt; nach ihm ist
i>die Enge bei ä frontal breiter und gleichzeitig sagittal länger,
bei 8 und seinen Abarten schmäler und gleichzeitig kürzer« (IZ.
369
I, 180 und Tab. lY, IZ. II, S. 377). Die flauptsache ist, daß
die Enge (BinnenöfiEhong) bei i größer ist als bei «. Wir haben
nämlich auch diese Laute als solche aufzufassen , die durch
Schwingungen (Vibration) der Zungenpartie in der Enge ent-
stehen und nicht durch das ESneintreiben des Exspirationsstromes
in einen »kesselfönnigen Baume. Das ersehen wir aus Folgen-
dem. Bei r ist die Vibration der betreffenden Zungenpartie
ganz klar; aus dem r entsteht im Slav. ein r, wobei sich die
Qualität der Schwingungen ändert, und ganz analog aus dem f
dann ein z oder i unter bestimmten Bedingungen, wobei es sich
immer noch um Schwingungen handeln muß, denn sonst würde
eben kein Laut hier zu Stande kommen. Die Bänder der Enge
in unserem Falle bilden nun vom physikalischem Standpunkte aus
eine Zungenpfeife. Es kommt vor allem die betreffende Zungen-
partie in Betracht, aber auch die Palatalwand; sie bilden hier
das, was man in der Akustik die Zunge einer Zungenpfeife
nennt Durch die Schwingungen dieser Bänder (Wände) wird
der *- und «-Laut hervorgerufen. Je größer nun die Enge,
öfiEnung, desto lockerer sind die Bänder (oder Seitenwand der
Zunge), desto geringer ist die Anzahl der Schwingungen in einer
bestimmten Zeit, so daß tiefe Laute entstehen und der Gesamt-
effekt derselben ist das 8. Die Länge dieser ÖfiEnung mag auch
größer sein (bei Techmer: sagittal länger). Wird die Öfihung
mehr verengt, so sind die Bänder (Seitenwand) mehr gespannt,
die Anzahl der Schwingungen ist größer und so entsteht das viel
höhere 8. Es ist ein fast analoger Vorgang, den wir auch beim
Pfeifen mit den Lippen beobachten. Es kann eine Skala von
8 — ^^-Lauten geben. So wird man bemerken, wenn man allmäh-
lich die Artikulationsstelle durch Hebung der Zungenspitze von
den Alveolen bis zum harten Gaumen und an demselben noch
weiter verschiebt, daß die i-Laute auch dumpfer kUngen. Dieser
dumpfe EQang rührt offenbar daher, daß die bewußte Öfifnung
frontal breiter wird. Auch der postdentale Hohlraum könnte
hier eine Bolle spielen.
Da nun im Urslav. nach den i-Lauten dumpfe Vokale nicht
geduldet werden, so folgt daraus, daß bei ihrer Aussprache alle
die Faktoren entfallen mußten, die eben denselben einen dumpfen
Klang verleihen. Insbesondere war die Artikulation nicht so
hoch am Gaumen, wie eben geschildert wurde. Die Öffnung,
welche die Zunge zum Entweichen des Luftstromes bildete, war
Vondr&k, Vgl. sIat. OiBinin. I. 24
370
mehr eine flache, breite Spalte, nahezu so, daß sie fast der
Engenbildung bei i und j entsprach (der vertikale Durchmesser
dieser Engen war allerdings verschieden). Die Zunge trat femer
mit einer breiten Fläche in Aktion, wie es bei der Aussprache
des j der Fall ist. Es handelte sich also nicht um eine schmale,
rinnenförmige öfinung, deren vertikaler Durchschnitt ein Dreieck
ist, wie es jetzt in der Begel der Fall ist. Dadurch erklärt sich
am meisten die Weichheit der einstigen slav. Laute (was von ä
gilt, gilt auch von z und d).
Die Zungenspitze muß hiebei in Aktion gewesen sein, weil wir
sonst nicht die späteren Veränderungen begreifen würden, von denen
gleich die Bede sein wird. Es muß dies auch deshalb hervorgehoben
werden, weil bei dem jetzigen i, i die Zungenspitze im Slav. meist nicht
beteiligt ist, so z. B. beim b. i, sondern nur der vordere Zungenrücken.
Auch muß bemerkt werden, daß die Artikulationsstelle sich mehr bei den
Alveolen und oberen Zähnen befand. Diese mehr vordere Artikulation,
die flache, breite Spalte der Zungenoffnung und die Flächenaktion der
Zunge waren für die in Bede stehenden Laute damals wohl charakteri-
stisch; diese Eigentümlichkeiten sind für die ursprüngliche Phase der
Laute auch durch ihren Ursprung wahrscheinlich gemacht: bei c, i waren
f und d" die Übergangslaute, die von einem ^', g dazu führten. Bei «
ist die flache Spalte für die älteste Phase auch einleuchtend, denn von
ch kam man einfach durch Hebung der Zungenspitze dazu.
Auch das j (i) muß eine von der jetzigen teilweise ab-
weichende Artikulation gehabt haben und zwar war bei seiner
Aussprache die Zungenspitze wahrscheinlich mehr gegen den
G-aumen gehoben als es jetzt der Fall ist, wo sie mehr unter den
oberen Zähnen liegt und etwas hervorragt oder sich überhaupt
ganz senkt; damit haben wir auch oben S. 287 den Übergang
des j in V in kausalen Zusammenhang gebracht. Femer spricht
dafür der Umstand, daß nach dem ; und den ihm in dieser Hin-
sicht verwandten Kons, gewisse Vokale nicht nachfolgen konnten.
Schließlich ist zu beachten, daß im ürslav. das f, das aus k vor
palatalen Vokalen entstand und worin ein / stak, zu t'S (später
c) führte, während später sich in gewissen Fällen aus t' worin
wieder ein j stak, ein tä und daraus c entweder allgemein oder
in der westslav. Gruppe entwickelte. An einen Unterschied in
dem Sinne, daß es ein spirantisches j und ein nicht spirantisches
i gegeben hätte, kann man hauptsächlich wegen der Reaktion der
folgenden Vokale nicht denken.
Versuchen wir nämlich ein derartiges / unter Beteiligung der
Zungenspitze mit nachfolgendem y, das nach der oben S. 102
371
angegebenen Weise artikuliert wurde, auszusprechen, so werden
wir sehen, daß es nicht möglich ist Wohl aber geht es, wenn
wir das j mehr oben am Oaumen artikulieren. Dort wurde aber
dasselbe ursprünglich im Slav. nicht artikuliert Dasselbe gilt
auch von j mit nachfolgendem «. Wurde weiter bei dieser Aus-
sprache des / die Zunge von der /-Lage in die o-Lage gebracht,
so erklang zunächst der Übergangslaut e, der schließlich so Yor-
wiegte, daß er dem o gegenüber siegte. So ging also schon im
ürslav. das jo in je über (S. 841). Ebenso do, io, zo in öe,
ie, ze.
Später konnte sich die Artikulation unserer Laute mannigfach
modifizieren. Eine Abart war die, daß man die Laute mit noch mehr
gehobener Zungenspitze auszusprechen begann. Das hatte zur Folge, daß
die Zunge, sobald die Artikulation gelöst wurde, mehr in die f- und •-
Lage kam, da sie mehr gespannt war. Statt eines urspr. «a, /a, sa, Ja
erklang jetzt mehr ein ^a, «^a, Ha, j*a und wenn die o-Lage schließlich
nicht mehr erreicht wurde, ein cV«, he, i'e,j'e oder ci, «2, Mi,ji (dann
nach Schwund der Jotation: c«, ie u. s. w.), wie es der Fall war z. B.
im Ab. (Tgl. oben 8. 79). Analog verhielt es sich nun bei der Aussprache
des urspr. eu, iu u. s. w., das nun zu cv'fi, im und schließlich zu et, ii
u. 8. w. f&hrte (S. 100). Die Aktion der Zungenspitze rerschuldete jeden-
falls den Umlaut.
Die dumpfen i-Laute, von denen wir oben sprachen, ent-
wickelten sich nun auch im Slav. und zwar wohl dadurch, daß
die Artikulationsstelle am Gaumen ein wenig nach rückwärts ver-
schoben wurde. Sie näherte sich der Grenze zwischen dem harten
und weichen Gaumen (mixed), wobei auch die Zungenspitze zurück-,
geschoben wurde und gespannt blieb. Infolge dessen nahmen
auch manche Vokale, die nach unseren Lauten folgten, je nach
den einzelnen slav. Sprachen, einen dimipferen Klang an: so
näherte sich das { dem y, das t dem z und das e dem ö. Bei
dieser Entwickelung konnte das j überall nicht gleichen Schritt
mithalten, sondern nur in einzelnen Sprachen, so z. B. im B.,
daher z. B. das e nach j dieselben Schicksale erleidet wie nach
den anderen Palatalen 3, z, d. Diese Änderung der i-Laute ver-
rät sich schon in einigen aksl. Denkm., ist demnach sehr alt
Zu diesen Denkm. gehört Glag. Cloz., Sav. kn., Supr. und Euch,
ein. Wir finden hier nämlich nach i, i, e, it, lUi ein s statt » mit größerer
oder kleinerer Konsequenz angewendet. Es hat schon P. Lang konsta-
tiert, daß im Euch. sin. nach i in der Begel s statt b gesetzt wird, so
im Worte naib ^unserS im Gen. PI. itii» von duia ,SeeleS wodurch sich
das Denkmal mehr der Sav. kn. und dem Cod. Supr., wo konsequent nach
24*
372
i ein s geschrieben wird, nähere (Progr. des Bealgymn. in Pfibram, 1886,
S. 8). Bezüglich des i vgl. auch 8. 10. Leskien yerroUständigte diese
Wahrnehmung dahin, daß hier zwar nach i, a ein s, aber nicht nach c,
H, id erscheint (Afsl. Phil. 27, S. 31—32), es wäre nämlich i, ¥ zunächst
hart geworden, während c, it^ id wie auch c, dz noch weich geblieben
seien. Mit der Sav. kn. beschäftigte sich näher SSepkins. Er konsta-
tierte, daß hier nach i, i, c, H, id das » in » übergehe (Razsuldenie o
jaz. Sav. kn. S. 150—169). Er meint, es hätte hier eine Labialisation
des ft stattgefunden. Dieselbe Erscheinung wollte er bei » nach «, z be-
merkt haben, wogegen aber das von Leskien (ib. S. 15 — 16) angeführte
Material spricht. Diesen dumpfen «-, i-, e-Lauten ging wohl ein mehr
neutrales «, ^, c voraus.
Weiter haben wir etwas Analoges nach den erwähnten Lauten
auch im Ab. beobachtet: y st i (vgl. oben 8. 30) und im P.
und Sorb. (S. 31). Im P. entstand dabei auch i aus l, daher
zlob, czhn vl s. w. (S. 306). Wenn wir nun fanden, daß z. B. im
B. auch nach 8, z und nach anderen Lauten ein y geschrieben
vnirde (S. 30), so folgt daraus, daß sie damals, mit der nach
oben gegen den harten Gaumen gerichteten Zungenspitze arti-
kuliert wurden.
Die Artikulation der ^-, i-, d-Laute war aber noch weiteren
Veränderungen unterworfen. Meist wurde ein Zustand erreicht,
der jetzt vorwiegend in den slav. Sprachen besteht und bei dem
sich die Zungenspitze senkte und die Artikulationsstelle am harten
Gaumen verblieb. Es wird auch nicht so sehr mit der Zungen-
spitze, als vielmehr mit dem vorderen Teile des Zungenrückens
artikuliert. Im R werden die z- und ^-Laute jetzt auch nicht
zu den weichen Lauten gerechnet. Dial. kommen hier freihch
mannigfache Abweichungen vor. Vom jetzigen Standpunkte ist
im allgemeinen Storms Bemerkung, daß die Zungenartikulation
für 5 weiter rückwärts liegt als für » (Engl. Phil. S. 71), richtig.
Es wird nämlich bei der Aussprache des s der äußerste Zungen-
rücken (nicht die Zungenspitze)^ gegen die obere Zahnreihe so
gehoben, daß eine breite, schmale Spalte entsteht, durch welche
die Luft strömt (der Querschnitt äußert sich als ein sehr in die
Breite gezogenes Dreieck). Bei ^ wird die etwas mehr nach rück-
1. Sweet hat dafGr den Namen ,Zungenblatt* eingeführt. Der
äußerste Zungenrand ist ein wenig nach unten gesenkt (,nmgeknickt*j,
so daß die eigentliche Enge mit einem dicht hinter dem Zungensaume
gelegenen Teile des Znngenrückens gebildet wird. Auf diesen Teil der
Zungenspitze bez. des Zungenrückens bezieht sich der Name Zungen-
blatt (Sievers, Grundz. der Phon., 4. Aufl., S. 58, § 143).
373
wärts liegende Partie des Zungenriickens gegen den Gaumen
derartig gehoben, daß eine schmalere, dafür aber höhere Spalte
entsteht Der Querschnitt derselben ist ein gleichschenUiges
Dreieck mit der Basis auf dem Gaumen: das ist eben der Quer-
schnitt der Binne, welche der Zungenrücken bildet Die Zungen-
spitze selbst liegt ziemlich tief untoo und mehr rückwärts als bei
s, bei dessen Aussprache sie auch höher zu liegen kommt Diese
Vorgänge kann man mit Hilfe zweier Spiegel, von denen der
kleinere ein wenig unter die oberen Zähne eingeführt und der
größere ihm gegenüber gehcdten wird, zum großen Teile noch
beobachten.
Die Artikulation des z und i ist ähnlich jener des 8 und i,
nur findet sie immer mehr vom statt. Außerdem scheint die
Spalte, welche die Zunge bildet, bei z etwas größer zu sein als
bei 8 und bei z größer als bei i.
Vom polnischen d (8z) und z, wozu auch rz (phonetisch -• i,
i) gehört, sagt Bozwadowski, daß bei ihrer Aussprache die
Zungenspitze ein wenig gehoben ist (Materyaly 1 1, zesz. 1, S. 111).
Das ist sehr wichtig, denn durch diese Hebung der Zungenspitze
bekommen die ^-Laute nach unserer Darstellung den dumpfen
Klang, der im F. tatsächlich noch besteht Ich glaube daher
auch, daß diese Hebung im F. in einem noch höheren Grade
bestehen müsse als hier angegeben wird.
Die Artikulationsstelle des ä liegt in der Mitte zwischen jener
des 8 und des i^ die Zungenspitze wird nicht so stark gehoben
wie bei 8 (nicht präzisiert bei Bozwadowski 1. c. 8. 111). Das-
selbe gilt auch von £ im Verhältnisse zu z und i. Im F. wird
ä, £ auch durch 8%, zi wiedergegeben: 8iano ,HeuS ziamo ,Kom^
Analog ist auch das Verhältnis von 6 zu ö. Die Artikulations-
stellen von ä, £, 6 liegen demnach etwas mehr vorn (tiefer) als
jene von §, z, c, dagegen hinter jenen des s, z, c (also etwas
höher). Diese Veriiältnisse blieben womöglich gewahrt, wenn die
Artikulationsstellen verschoben wurden, d. h. wenn z. B. eine Ver-
härtung eintrat Es konnten sich aber die Verhältnisse so ändern,
daß einzelne Beihen dieser Laute verloren gingen, d. h. sie fielen
mit einer anderen Beihe zusammen. Da es sich hier mitunter
um sehr feine Nüanzierungen handelt, so kann sehr leicht ein
1. Storm meint, das r. palatale i in tnigz ,Schnee* sei ein mity
verschmolzenes 8 und habe einen viel milderen, zarteren Laut als das p.
i in demselben Wort.
374
Laut in einen anderen, zunächst verwandten, übergehen. So sahen
wir oben S. 349, daß schon in einer älteren Periode und zwar
zum großen Teile schon im Gtemeinwestslav. das ä in 3 über-
gegangen ist. So finden wir weiter Dialekte, die s, z, c für ä, z,
ö aufweisen, aber es tritt auch der umgekehrte Fall ein, daß 3,
z, ö zvL 8, z, c wurden. In solchen Fallen weisen dial. Grenz-
gebiete häufig Mischformen mit i- und 8-Lauten auf.
c kann man natürlich nicht ak is und ö nicht ak tä auffassen.
Die Artikulationsstelle des c ist an der Innenfläche der oberen
Zahnreihe, von welcher sich die Zungenspitze im Momente seiner
Aussprache derartig löst, daß im Querschnitt ein in die Breite
gezogenes, hohles Dreieck entsteht (Zungenrinne), wobei aber von
der Zimge zunächst jene Partie die Bewegung antritt, die am
weitesten zu gehen hat (zum Gipfel des langgestreckten Dreieckes),
während die anderen Partien sukzessive nachfolgen. Bei der Aus-
sprache des ts löst sich gleichzeitig jene Partie der Zunge von
der Zahnreihe, die bei der Aussprache des t überhaupt in Aktion
kommt, dann erst nimmt die Zungenspalte jene Form an, die wir
schon bei der Aussprache des 8 kennen gelernt haben. Dadurch
unterscheidet sich also wesentUch die Aussprache des c von jener
des t8.
Die Artikulationsstelle des d liegt vor jener des ä; sie trifft
noch in der Begel teilweise die obere Zahnreihe. Die Zunge löst
sich wieder so, daß die dabei entstehende Spalte identisch ist mit
jener, die bei der Aussprache des ä entsteht Auch hier geht die
Bewegung so vor sich, daß sich die in Aktion tretende Zungen-
partie nidit gleichzeitig loslöst, sondern sukzessive, wenn es auch
das Werk eines Momentes ist Bei der Aussprache des ti löst
sich wieder gleichzeitig die ganze entsprechende Zimgenpartie auf
einmal und dann erst wird die entsprechende Spalte gebildet
6 liegt in der Mitte zwischen c und d, die Artikulation findet
schon an den Zähnen statt Im P. wird es auch durch ci dar-
gestellt
Das Mazurieren. Wir haben den Wechsel der «- und «-Beihen
berfthrt Am meisten ausgepr> liegt dieser Prozeß in den poln. and
in den mit ihnen mehr verwandten nsorb. Dialekten vor. Es handelt
sich hier um das sog. Mazurieren, da es vorwiegend in den mazurischen
Dial. vorkommt Dieser Prozeß besteht darin, daß an die Stelle von «,
i, c, di die Laute t, s, e, dz treten. Man nennt es auch Dzetacismus
z. B. syö st. 9zyö »n&hen' der Schriftsprache, aksl. iiti; dusa st. duna^
aksl. ({tfla ,Seele*; wna st. «oft«, aksl.S«na ,Fraa'; zaba st. kaba^ aksl. fo&a
375
,Fro8ch'; elowiek st. exiowük, akgl. c2op|A;& »Mensch* ; ^mc« %t, jeszeze, aksl.
jeite »noch*; m&idzek st. mozdzek ,Gehimchen'. Der Kons, rz (r) Terlor
in vielen p. Dial. seine spezifische Eifj^entfimlichkeit, nämlich das inten-
sivere Erzittern der Zangenspitze, wurde zu z. Dasselbe unterliegt aber in
der Begel nicht dem Mazurieren, weil dieses älter ist als die erwähnte
Veränderung des rz. Nur auf einem eng begrenzten Gebiete taucht auch
bei diesem Laute das Mazurieren auf. Über das Mazurieren handelt St.
Dobrzjcki: ,0 tak zwanem mazurowaniu w j^z. p.' (in den Bozprawy
der Krak. Ak. Bd. 32, S. 208—235 mit einer Karte). Es wird darnach
»mazuriert« im westl. Galizien (also die kleinpoln. DiaL: Krakifli,
Sandomierz, Sieradz u. s. w.) und im Königreich Polen (hier auch die
mazovischen Dialekte); nicht mazuriert wird hauptsächlich in den groß-
polnischen (Provinz Posen) und knjavischen Dialekten und sonst im
Kulturdialekt.
D. möchte darin den Einfluß eines fremden Yolkes, das die be-
treffenden Laute nicht hatte, sehen, er denkt an die alten Preußen und
Finnen; zu einer weiteren Entscheidung zwischen diesen beiden Völkern
ist er freilich nicht gekommen. Man wird aber kaum mit ihm überein-
stimmen können. Schon wenn man sich seine Karte anschaut, sieht man,
daß der äußerste nordöstl. Zipfel mit erhaltener alten Aussprache (das
Gebiet um Suwalki herum) dagegen spricht. Eher wird man an eine
fortschreitende Verhärtung der Laute denken können. Aus i, f, c, dU
konnte zunächst nach dem Früheren ein /, z, d, di werden und solche
Dialekte haben sich noch tatsächlich erhalten. So finden wir diese Mittel-
stufe vertreten in den Dialekten aus der Umgebung von Jablunkau, wo
man z. B. iqda6, kazdega n. s. w. antrifft (S. 3, bez. 210). In Zakopane:
ctyre und ityre, koduPa (für kosztU'a^ bei Oppeln: dum für tzum, bei
Tarnobrzeg: zaba für iaha u. s. w. Bei weiterer Verhärtung entstand
dann f, z, c, dz. Für einen aus dem P. selbst hervorgegangenen Impuls
zu diesem Prozesse spricht die Tatsache, daß sich die alte Aussprache
ausschließlich in vier Grenzgebieten, von ungleicher Größe, noch erhalten
hat, und die Übergangsstufe treffen wir ebenfalls in einem Grenz-
dialekte an.
Ein merkwürdiges Produkt des Mazurierens finden wir in den Dia-
lekten des Gouv. Lublin: für c, #, z (c, /, i) kommt hier cc, *», iz vor:
karezema, piszae, poduBzska, ozzog. Da es ein Grenzdialekt des mazur.
Gebietes ist, so könnte man hier an Mischungen denken. Die sich
kreuzenden Einflüsse zeitigten hier auch Produkte wie ca$z für c:<m, v
szeasz (für w ezas) u. s. w.
Man findet die Spuren des Mazurierens im XV. Jhd., ganz unzweifel-
haft im XVI. Jhd. Die Erscheinung selbst dürfte jedoch etwas älter
sein. Im Kasub. bleibt c\ », i, das c aus k; kann allerdings auch zu c
werden.
Im Nsorb. ist ohne Zutun der Preußen oder Finnen an die Stelle-
des c ein e getreten : jtineu aus piacu ,weineS eakat aus cakad ,warten',
cas aus cas ,Zeit\ Dagegen bleiben die Kons, i, i, di (ein hier seltener
376
Laut) un?erändert. Den Wandel des c in e im Ksorb. wollte D., da hier
also an die Preußen oder Finnen nicht gedacht werden kann, dem Ein-
flüsse des Deutschen zuschreiben, indem dieses nur selten den Laut c
{Ueh) habe (I.e. S. 19-20, bezw. 226— 227), womit wir freilich nicht über-
einstimmen können. Im Osorb. bleibt auch das e trotz des deutschen
Einflusses unverändert.
Nebenbei bemerkt, kommen im Sorb. noch die Laute 6, d£, /, i vor,
aber sie haben sich erst hier entwickelt und zwar aus t, d vor weichen
Yokalen. Es wird nämlich aus t im Os. ein d, im Ns. ein i; aus d im
Os. ein d£^ im Ns. ein i. Es ist somit im Ns. das dentale (explosive)
Element in den Lauten verloren gegangen, z. B.:
OS. SerA, ns. deni ,Dorn*, aksl. trbm,
» <^i^y, n 'opiy ,warm*, „ Uph,
„ dzeiadt „ iasei ,zehn*, „ des^b
(vgl. Mucke S. 197—201). Im XIII. Jhd. war dieser Lautwandel noch
nicht eingetreten.
Im Po lab. gab es nach Schleicher kein c, i, i, sondern dafür «,
«, z. Solche Laute verrät auch das von Job. Parum-Schulz herrührende
Vokabular. Es wurde zunächst c und di und dann i und i »mazuriert«
(vgl. auch Jagic, Afsl. Phil. 23, S. 122). Andere meinen wieder, daß
hier dialektisch doch auch c\ «, i vorkamen (vgl. Kali na, Bozpr. 21,
S. 112-114).
Im WeißruBs. gibt es abgesehen von Grenzdialekten auch einige
sog. cokavische Dial. {eokajuicije govory), in denen c von c und umge-
kehrt e von c vertreten wird (im P. nennt man diese Erscheinung btm-
dzienie) und zwar im Gouv. von Vitebsk, Smolensk und Tver (Sobo-
levskij, Opyt, S. 73).
Cokavischen Dial. begegnen wir auch im Großruss., so im Gouv.
von Bjazan, Kazan u. s. w. Die nördlichen cokavischen Dial. sollen
ein Überbleibsel des einstigen Novgoroder Dial. sein, wo wieder diese
Eigentümlichkeit durch den Einfluß einer fremdem (finnisch^) Sprache
hervorgerufen sein soll (Sobolevskij, 1. c. S. 43). Sie beschränkt sich wie
auch im Weißruss. auf den Laut c (man findet schon in den Denkm. aus
dem XI. Jhd. Spuren dieses Lautwandels), seltener kommt auch i in Be-
tracht, und im Gouv. Yjatka wird auch 9 für i gesprochen.
Seltener im Eleinruss.: lemkisch cu^ und duiu, huzulisch ^tco,
podolisch deßj caiavik^ nordukrainisch eerez st. cerez, auch tnez st. meif,
im Gouv. Grodno: cornyj st. cornyj, lezala st. Maia.
Unter den südslav. Dial. ist es zunächst das Öakavische um
Fiume, wo c, I, i zu c, z, s geworden ist. Im kajkavischen Dial. der
Fudki in Istrien fielen i, i und «, 2 in i und i zusammen. Sonst bemerken
wir im Serb. in der Gruppe er ein c z. B. crv ,der Wurm*, erevlja ,der
Schuh', cfn ,schwarz*, crpsti, crpati ,schöpfenS erven ,rot', erljep ,ScherbeS
so im ganzen itokavischen und dem südl. 2aka vischen Dialekt
(Dalmatien), dagegen behauptet sich im Kroat. das er: crn, crida (vgl.
auch Polanski, Die Lab. S. 59); das nördl. öakavische Gebiet (Kroa-
377
tieiii Küstenland), in Istrien, auf den Quarneroinseln weist noch über-
iLaopt vielfach das alte er auf. Die ältesten Belege f&r er datieren aus
dem XII. Jhd. Das Slo?. hat wie das Kajkarische überhaupt noch er.
Ebenso bleibt im Bulg. er und zwar wird hier zwischen diese beide
Laute meist ein t eingeschoben cvm^ certa^ eerv (vgl. b. cerny^ cerv, cert
n. s. w.); die maced. Dial. weisen jedoch nach s. Art ein er auf (Jagic,
Afsl. Phü. 23, 8. 122).
i wird r. Einen schönen Beleg für die einstige Artikulation
des i durch die nach oben gegen die Alveolen und den Gaumen
gerichtete Zungenspitze, welche Artikulation, wie wir sahen, gleich-
bedeutend war mit der Verhärtung dieses Lautes (und analog
auch bei den anderen), bietet uns das Südslav. Hier geht näm-
lich das z, namentlich wenn es intervok. ist, in r über. Das r
wird, ¥de wir S. 289 herrorgehoben haben, mit der Zungenspitze
hervorgebracht Wird der Luftstrom bei einem derartig artiku-
lierten z, wie wir es für das Südslav. voraussetzen müssen,
schwächer, so kann nicht mehr ein Beibungsgeräusch hervor-
gerufen, d. h. das z ausgesprochen werden, wohl aber kann noch
die Zungenspitze zum Anschlagen gebracht werden, wodurch eben
statt des z ein r erklingt Wir konstatierten auch, daß die
Zungenspalte bei z großer ist als bei ä, offenbar entspricht sie
auch jener bei r nach dem jeweiligen Zungenanschlag. Die
Hauptbedingung aber war die, daß die Zungenspitze bei der
Aussprache des z gehoben wurde, was eben auch bei r der Fall
ist So finden wir z. B. im Slov.: vendar ,tamen^ aus vem da ze
(aksl. vemb da ze); kdar aus kdoz(t>), kir allgem. Bei. {kbde zb),
das Verbum marem, moreä, vgl. aksl. moffq, mozeü zu moäti
,könnenS po-more ,adiuvat'. Die Freis. Denkm. haben allerdings
noch moseU (— mozeU), wie sie sonst auch noch das z bewahren.
Damit hängt auch kroat marati zusanmien. Vom S.-kr. zeigt
insbesondere das Kr oat zahlreiche Belege menikadare, dorinuti, \
dörenem zu dbgnati ,adpellere^, daher selbst auch renSm st. zenim
,treibe*.
Ln Bulg.: dori, duri ^hisf aus doze i. Hier entsteht übrigens
auch j aus z: map ,po88imi< (moze). j
Was hier bezüglich der Aussprache des z im Südslav. er- |
örtert wurde, muß natürlich auch von den übrigen hierher ge- I
hörigen palatalen Lauten gelten. Bezüj^ch des i muß insbe- j
sondere hervorgehoben werden, daß es noch heutzutage vorwiegend j
mit der emporgerichteten Zunge höher am Gaumen artikuliert j
wird. i
378
Welche Wirkungen das / in der slav. Lautiehre hervor-
gerufen hat, haben wir an mehreren Stellen gesehen. Man kann
sie zusammenfassen mit den Worten: Palatalisierung ganzer Kon-
sonantengruppen, Umlaut von dumpfen Vokalen, die nachfolgten.
Dazu kommt noch seine Bolle im Anlaut (vgl. S. 180) und inter-
vokalische Funktion (dajati neben davati) überhaupt Ja, man
kann sagen, daß die ganze slav. Lautlehre von diesem Laute
beherrscht wird; auf Schritt und Tritt begegnet man sieinen
Wirkungen.
Eine Wirkung müssen wir hier noch anführen: es ist die dissi-
milatorische Wirkung zweier j in einem und demselben Worte. Es
kann unter ihrem Einflüsse das ersteh verloren gehen. Das aksl. tuidt
,fremd* müssen wir aus *tjudjo- (vgl. dameben ituidb) erklären. Hier
wirkte das zweite ^ dissimilierend auf das erste, so daß daraus auch
tudfO' entstand, dessen Beflex eben das aksl. iuidb ist (vgl. Verf. : 0 püvodu
kijevsk^ list& u. s. w S. 4, Anm. 3). So auch Meillet in seinen Etudes
sur Tetym. S. 175. Er sucht hier auch noch andere Fälle auf diese Art
zu erklären, aber sie sind zumeist wenig wahrscheinlich. Dagegen gehört
hierher wohl sicher aksl. pljuita (aus *pljutja) neben pluita (aus ^plutja)^
das durch Dissimilation aus ^pljutja entstanden ist (vgl. oben S. 97).
Konsonantenasslmllatioii.
Je nach der Beschaffenheit der Kons., die zusammentreffen^
haben wir verschiedene Fälle zu unterscheiden.
I. Explosivlaute allein, mit Spiranten und anderen
Dauerlauten.
A) Es treffen Explosivlaute zusammen: zunächst muß ein
stimmloser Kons, vor einem stimmhaften ebenfalls stimmhaft
werden und umgekehrt, dann muß es aber zu einer voUständigen
Assimilation kommen, d. h. der vorhergehende Kons, muß sich
vollständig angleichen. Da aber im Urslav. jede Silbe offen sein
mußte, so wurde die auf solche Weise entstandene Doppelkonso-
nanz beseitigt, z. B. aus lekto- entstand *leUo und daraus letb
,Flug^ (vgl. S. 270); folgte ein palataler Vokal nach kt, so war
das B.esultat teilweise ein anderes (ebendort). Wo jedoch ein
älteres, vorslavisches tt entstand, führte es zu st, z. B. aus *ued'ti
wurde "^yietti und daraus vesti ,führen, heimführen'; veglan ,peri-
tus* aus *vidglash, *vegglash (vedeti)] teti aus *tepti, Präs. tepq
,schlagen' (S. 289); gräi aus *grepti, *grebti zu grehq ,grabe*;
dlato ,Meißel' aus *doÜo und dieses aus *delbto, *dolbto (bt zu
pt, tt, t); sedmt ,sieben' aus *sebdmis (d aus bd, dd).
379
Diese Regel der Tollständigen Angleichang galt nur fürs ürslav.
Als später in den einzelnen slav. Sprachen durch den Aasfall der Halh-
Tokale YerschlnBlante wieder zusammentrafen, da wirkte diese Begel
nicht mehr, sondern es wurde nur einfach assimiliert, d. h. es kam ein
stimmhafter Laut vor einen stimmhaften, ein stimmloser vor einen stimm-
losen, z. B. p. Ukki aus *legki gegen aksl. ltg^k9 ,leicht'; p. ffdy {kiedy)
aus *kidy ,wannS ns. gdy\ b. kdo ,wer*, so wird es geschrieben, ausge-
sprochen aber gdo,
B) Es kommen Verschlußlaute (Explosivlaute) mit Spi-
ranten zusammen:
a) vollständige bei Verschlußlauten mit s: aksl. Aor. vegb
^uxi< aus *vHgh, *vSdsb; aksl. kqffb ^Bissen, Stück' aus ^kondso-
(vgl S. 358); vezy ^vehens' aus *ue§hont8, lit. vezqs (im Slav. war
vielleicht auch einmal *^ezas, *vezys); aksl, osa ^Wespe', vgl. Ut
vapsä 3^^^') vysokb ^och' aus *9/p8o1co^ vgl. gr. vxpc (S. 358).
Ebenso wenn das $ zwischen zwei U (auch aus dt) entstand:
mesti ,werfen' aus *inetsti und dieses aus *meUi Präs. metq (ib.)
ß) bei Verschlußlaut und ch: aksl. red^^ ,dixi' aus ^rSkdi^
und dieses aus *rik8b (vgl. 8. 357); ochodäi ,weggehen* aus *o^
choditi (ot- war ursprünglich, dann erst wurde daraus otb, vgl.
S. 296).
y) bei Verschlußlaut mit ä tritt unvollständige Assimilation
ein: ksl. opMeno-zütcb ,yLOtv6ßiog^ aus obhHeno-; älter ist jedoch
oHh aus (utihh (vgl. oehodüi).
Aus TP + z wird hz: lat pHo, gr. ßdiw aus *bzdeö, b.
bzdina ^Gestank, Schleicher' aus *pzdina (Schwundstufe, vgl.
slov. pdzdfti).
C) Eine voUsländige Assimilation trat auch ein, wenn be-
stimmte Verschlußlaute mit einem Nasal (m, n) zusammen-
trafen. So zunächst Labiale: u-shn^i ,einschlafen' aus *U'8^pnqti,
ebenso innb ,8chlaP aus ^sbpno-; dtno ,Boden' aus *dibno, vgl.
lit. dügnas ,Boden, Grund' (aus *dii6no-) zu dubüs ,tief, hohl';
zaJdenqti ,claudere', vgl. zaMept ,claustrum'; gynqti ,perire' neben
gyhati, gtfbljq ,perire'. Weiter Dentale: osvtmqti ,hell werden'
zu swtiti ,leuchten'; krqnqti ,deflectere' zu krqtüi ,drehen'; damt
,werde geben' aus *dödtni, rumem ,rof aus ^rudm^no-, vgl. ruda
,Erz, Metall' (vgl. S. 279). Dann Gutturale: lono ,sinus' aus
*lokn(h, W. leq ,biegen'; aksl. plesnqti aus ^plesknqti gegen ple-
skati ,klat8chen' (also sk vor n).
Bei Gutturalen ist jedoch diese Assimilation selten. So
bleibt die Gruppe^; ognt ,Feuer'; sttgna ,platea'; gnetq ,kneten';
380
dvigtufti ,heben', b. zdvUinauti, s. dlgrOfn, spezifisch r. ist dagegen
dvfnutb.
So scheint auch kn in der Hegel zu bleiben. Neben dem
oben angeführten Falle haben wir aksl. u-ndtknqti ,verstummen^,
s. nmknuti, r. mdlknutb, b. tt-ndknauti, p. inilknq6; dann wäre
lono aus *lokno jedenfalls älter.
Brugmann hält mit Mikkola (BB.22, S. 246) daran fest,
daß der Verschlußlaut vor einen Nasal verschwinden müsse; wo
er in bist Zeit erscheine, handele es sich um analogische Neue-
rungen oder um Wegfall von ^ zwischen den Lauten, z. B. ksl.
pri'ltpnq — Itnq, dvignqti, okno (Kurze vgl. Gr. 8. 227, Fuß-
note). Es scheint, daß dieses Gesetz wirklich für eine gewisse
Phase hindurch wirkte vgl. z. B. r. dtdnutt; es ist aber jedenfsdls
frühzeitig imd zwar schon im Urslav. vielfach aufgehoben worden.
So ist also in solchen Bildungen im allgemeinen der Guttural
geblieben. Meillet meint, man müsse die verschiedenen Ver-
schlußlaute unterscheiden, denn allen wäre nicht eine gleichartige
Behandlung zu teil geworden (Etudes sur l'etym. S. 130 — 131).
D) Verschlußlaut mit einem L Hier kommen nur die
Dentale in Betracht Ü und dl konnten im Urslav. bestehen und
wurden erst im Südslav. imd R. assimiliert, daher b. modlüi^ p.
madli6, aksl. dagegen moläi, slov. molüi (Freis. Denkm. noch
modlüi, dann vsedli, in kärntnerischen Dial. jetzt auch noch dl),
s. MÖläi ,bitten, beten'; b. pleil, p. plati, aksl. dagegen plel^ zu
fieUf, plesti ,äechten' (vgl. S. 279). Hier überall wurde zunächst
zu U assimiliert, woraus dann l wurde. Analog auch z. B. im
lat. seUa aus *8edla zu sedlo (got siUs ,Sitz'), gr. lak. hkH ,Sitz^
Die Gruppen kl, gl; pl, bl bleiben bestehen. Ebenso bleibt
Verschlußlaut und r, also kr, gr; tr, dr; pr, br.
U. Assimilation bei Spiranten.
Dazu gehören hier natürlich auch die Afiricatae.
A) Spiranten untereinander. 1) Die zweite ist tonlos: die
vorhergehende stimmhafte wird zunächst in die entsprechende
tonlose derselben (in unserer TabeUe: horizontaler) Reihe ver-
wandelt, jedoch nie in eine der Affricatae d und c. Dann kann
es zu einer vollständigen Assimilation kommen. Innerhalb der
tonlosen muß der zu assimilierende Laut auch zunächst in die
Artikulationsreihe des assimilierenden Lautes rücken, z. B. aus
8ö wird iö (siehe weiter unten z. B. bei bedqdtm).
381
Durch die folgende TabeUe soll der Prozeß besser veran-
schaulicht werden:
Spiranten (mit Affricatae).
Tonlos
1
Tönend
Guttural
ch
Palatal
i 1 i
i
Dental
C 8
z(dz)
Labial
f
V
Es kommen folgende Gruppen in Betracht:
z + 8 gibt 88, 8 z. B. aksl. biztstvo ^uga', woraus *bei8tvo,
dann *beä8tvo, hesstco (so z. B. im Assem. Matth. 24, 20) und
schließlich bestvo (Mar. Zogr. u.s. w. Matth. 24, 20; Marc. 13, 18).
Anders mitunter in einigen r. Dialekten : aus i -{- 9 wird z 4- 4 und
daraus dann z: knjazMtvo (lies knfaztvo), rnzestvo (lies raävo) aus roitstvo
aksl. roidbstvo ,6eburt, generatio'; ja hier kann an das z auch das t
assimiliert werden: klruss. ritdvd , Weihnachten* (vgl. Sobolevskij,
Lekc. S. 106 und 104). Das bemerken wir aber nur hier. Es kann dem*
nach das in einigen aksl. Denkm. auftauchende roz^Hva nicht auf dieselbe
Art erklärt werden, vielmehr ist es als ein Bohemismns aufzufassen (Vgl.
Verf. 0 püvodu Kijevskych listü ... u s. w. S. 40—41). Wäre auch im
Aksl. bez. Sudslav. dieselbe Regel möglich gewesen, so müßten wir z. B.
auch ein ^bizbttco, *b&Uvo finden, allein das kommt in der damaligen
Periode nicht vor. Übrigens wäre bei roidbstvo wegen des d eine derartige
Assimilation gar nicht möglich. Wir könnten höchstens ein roiMvo,
rostco erwarten.
Wie im Aksl. war der Prozeß auch im Ab. und P.: aus
*hozt8ky entstand hosky, so auch dialektisch, schriftböhm. jetzt
wieder hozsky; ebenso prasky ab. und dial., schriftb. prazsky
,Prager'; vgl. auch f.bo8ki, bozki .göttlich', prazki ,Prager' u.8. w.
z + S gibt S z. ß. %Z'8U^^, woraus i8'&hd^ (so z. B. im Supr.
470, 7), dann *ü'Hd^, woraus i-std^, ebenso v^8'ätd^ (Supr.
236, 23) neben v^äbd^ ('äbd^ ist das Part. Prät. act. I zu Ui, idq
,geben*), aber auch M, H (S. 365).
z + 6 gibt infolge der vollständigen Assimilation 6, oder H
(durch Vereinfachung der Gruppe äc) z. B. aus bez'^^dtm>^ aveTL-
vog wird zunächst *b€8'ö^di>m, daraus beä-^tm, das kann wieder
entweder vollständig assimiliert werden: *bed'C^ifm, beö^i^m, oder
die Gruppe ic wird vereinfacht (indem aus Hs ^ §d ein H wird):
382
beSt^dtm. So auch bedtstü ixTifiog Zöge. Matth. 13, 57, im Mar.
dagegen hier beHtstii, aber Marc. 6, 4 hat Mar. becbsti und Zogr.
beHhsti; Marc. 12, 4 beide Quellen beättstna.
Hierher gehört iSi^cgti ,erane8cere* aus iz-c^nqfi; iHuti aus ii-cisti
,namerare*; ütuiiii aus iz-cistiti ,mandare'; heübsUje du/^ia aus hez'CbiUje;
ü^die ,genimen' neben is-c^te aus *iz'C^ie. Letzteres Beispiel zeigt
uns, daß die Präp. immer vom neuen in solche Bildungen eindrang. So
erklärt sich noch hes-dimm Supr. 2%, 10; hes-cMttije i\i.2^\^ 29; hes-cbttije
ib. 54, 17; via-cudUi »^ ib. 220, 27; bes-c^bm ib. 182, 9.
z + c ergab zunächst sc, das auch bleiben konnte, oder es
führte durch die vollständige Assimilation zu c, oder durch Ver-
einfachung der Gruppe sc (» sts, das zweite s fiel ab) zu st:
icUüi ,heilen' aus iz-cäiti neben is-cUüi und istäUi; bes-c&Mm^
aTifxfjTog Glag. Cloz. 940; vgl. auch i-cnkbve =- iz-cnlave ,aus
der Kirche*.
z + s gibt s (durch ss hindurch): i-selem anotyLog (Prager
JEVagm. n, B 15); m-stati aus vbZ'Stati ,au&tehen'; be-szfnrtfttfm
junsterblich'; vgl. be-stracha = bez stracha ,ohne Furcht*.
z + dl gibt seh: vöschodüi jOtvaßaivuv^; fybsctu>teti ßovXead-ai;
vgl. aus is dUSba Supr. 447, 11; is chrama ib. 16, 23.
2) Die zweite Spirans ist tönend:
z + z gibt zd in dem zunächst zz daraus wird und zwischen
zwei zz wird ein d eingeschoben : vbzdeUti €Tti&vfislv aus v^z-zeliti;
vzzd^ati ditpav aus vzz-z^ati.
Leskien meint, das d sei noch das alte des di^ aus g, das sich
hier nach der Präp. erhalten habe (Handb., 4. Aufl., S. 58).
B) Spiranten vor Verschlußlauten. Tönende müssen
vor tonlosen auch tönend werden:
z + t gibt st z. B. istodmikb TttjyT] aus iz-todtnikz; is4^zati
i^erdaai aus iz-t^z . . .; vgl. auch bes togo Supr. 7, 29.
^ + P gibt sp z. B. isprositi alTelv aus iz-prosüi; ispovidati
i^ofjLoXoyeia&ai; rusp^i ,crucifigere'; vgl. auch bes pravhdy Glag.
Cloz. 640.
z '{' k gibt sk z. B. is-koni an agxijg aus iz-koni; is-kusüi
neigd^siv.
Ebenso tonlose vor tönenden zu tönenden:
Aus s + d wird zd z. B. aus aksL s^drav^ wird r. zdarov^,
b. zdrdv, slov. zdrav.
s + b gibt zb z. B. aus istdba ,Stube^ entsteht *isba, woraus
izba (doch kann auch *izdba aus *istba hier vorausgesetzt
werden).
383
i + d müßte zd ergeben, doch ist das in Miklosichs Aus-
gabe des Supr. 322, 12 enthaltene mnogazdi aus tmnogaitdi un-
richtig, die Hds. enthält tnnogaädi; dameben allerdings auch
mnogoHi (ib. 206, 24), ebenso im 61ag. Cloz. 489.
Es kann also ohne Veränderung bestehen: sk, st, sp^; zg
(mozgb), zd (mtzda), zb u. s. w.
C) Spiranten vor Liquidae und Nasalen. Die Gruppe
d bleibt bestehen: nesh Part Prät. act. 11. Geht aber vor dem
s noch ein Kons, vorher, so ist 8 schon im Urslav. ausgefallen:
zOa ,Ader' aus ""gifda, ^ginsla (vgl S 360).
Ebenso bleibt cht: us^chl^ Part zu usbchnc^i ,trocken werden,
verdorren*.
9r führte zu str (vgl. 8. 361).
sn und chn blieben bestehen, ging aber vor dem 8 noch ein
Eons, vorher, so ist das s schon vorslav. ausgeüedlen: aus *Umlcma
entstand ^louknä und daraus luna ,Mond' (8. 359).
sm und chm blieben ebenfalls.
Waren die Liquidae und Nasale erweicht, so wurde
auch die Spirans erweicht und zwar mitunter selbst auch außer-
halb der Komposition: bez negoze (lies riegoze) Kiev. Bl. VI,
Z.14— 15; iz nego (Iflego) Glag. Cloz. 51 ; iz nego Supr. 348, 22;
iz nejq ib. 97, 20; dameben allerdings auch iz nego ib. 8, 27,
weil die Präp. aus anderen intakten Verbindungen immer ein-
drang. Weiter mzljublenii Kiev. BL Vb, 5; vhUjublenyj^ ib. V, 3.
Ebenso sV zu iV: myäljaaSe Imper£ zu tnyslUi dialoyi^ea&at
Mar. Luc. 12, 17.
IIL Nasale unter einander.
Schon teilweise vielleicht vorslav., teilweise urslav. führte mn
wohl zu n (vgl. S. 322), dagegen ist aus nm durch vollständige
Assimilation ein m geworden (S. 323).
Femasslmilation von Kons.
Es handelt sich meist um den Übergang des 8 in i und c
in ö infolge eines meist schon in der nächsten Silbe enthaltenen
ä und d.
Aus dem Bulg. kann angeführt werden iulejäi aus 8uUjH;
1. Diese Gruppe wurde mitunter aus pi durch Metathese herbei-
geführt, vgl. oben S. 358.
384
oäirofnaäanath st osiromaSavatt (hier enthält die 4. Silbe das s);
iaStisatm sa ,sich betrüben' st. stzMisatm sa; sluäali st. sluäali
(vgl. Lavrov», Obzor», S. 95).
Aus dem Böhm.: ab. iodovice st sodovice nach aksl. 8o6ivo
^ensy legumen', p. soczewica, soczka, nb. aus äoiovice durch weitere
Assimilation öodovice, öodka, r. auch dedevica und ar. socevica;
dial. irieü ^HomlB' st sräeti, p. auch szerszeA neben «iers^^eTi;
sorb. äersen, r. Seriem; dial. (5t7tä^ ,üben' aus cmöiti; dvrcek st.
(?rröfeÄ; ,6rille' (vgl. Gebauer, I, 8. 481 und 502—503).
Im Buss.: schon im Ostr. Ev. 79ob. lesen wir zizoUfHei st.
zizdqätei, vgl noch chudozbstvo Hzitdtsko; Sasa aus Saäa, aber
auch zdezo st zelezo ,Eisen', klr. zolizo (vgl. Sobolevskij, S. 141).
Neben aksl. srtsth ,pili*, slov. srst, b. srsi, vgl. lit szertis ^haaren-*
haben wir im B. Serstt, das ist aber wohl unter dem Einflüsse
von äerSavyj ,rauh', das wieder sein ä den Bildungen wie äeraäüt,
wruss. Seräiö u. s. w. entlehnt hatte; p. sier^ö neben $zerd6, dieses
wohl unter dem Einflüsse des folgenden 46.
Anderes bei r und l vgl. oben S. 318 f.
Metathesis ron Kons.
Die Metathesis, die bei liquidae beobachtet wird (sofern es
sich um die or^-6ruppe handelt), ist schon S. 297 zur Sprache
gekommen. Desgleichen ist auch die Umstellung von ps zu sp
erwähnt worden (S. 358). Neben dem s. vas für aksl. vbsb ,om-
nis' auch schon sav: aus ^hsega im Gen. entstand *usega, dann
*suega, svega, Dat svemu, Nom. PI. m. svi (aus ut>8i, usi); kroat
sfa aus fsa, aksl. ptsa ,Hunde8' zu Nom. pas aksl. pb9b; slov.,
s.'kr.goinila gegen ksl. moyy/a ,Erdhaufen*; netopyrt ,Pledermaus*
erscheint auch als nepUyrt, nepotyrt. In den einzelnen slav.
Sprachen können noch zahlreiche Fälle beobachtet werden.
Abfall auslautender Kons.
Der Abfall auslautender Kons, ging wohl im lit und Urslav.
selbständig vor sich; das gilt von d, t: Gen. Sg. der o-Stämme:
lit. vi^, aksl. vhka, ai. f>rkäd; 3. P. Sg. Opt aksl. ptfni, vezi,
lit te-pine, ai. vcthet. Dafür spricht das q aus -ont im Aor. vedq,
ebenso ^ aus v^. Im Slav. ist man aber weiter gegangen, was
auf die allgemeine Begel zurückzuführen ist, daß jede Silbe ofifen
sein mußte. So ist im Slav. auch das s abgefallen, während es
385
im lÄt blieb, z. B. Nom. Sg. der o-Stämme aksl. vhkh ans *ulko8,
lit vilkas ,Wolf .
Haplologle.
Zwei unmittelbar auf einander folgende Silben, die identisch
oder fast gleichlautend sind, wobei es sich hauptsächlich auch,
jedoch nicht ausschließlich, um den gleichen kons. Anlaut handelt,
können leicht in eine zusammenfließen.
Aus dem Aksl. gehört hierher wohl kamim ,steinem' aus
kamenem, wie es noch in einzelnen slav. Sprachen heißt Weiter
s. bremenoäa ,Lastträger^ aus bremenanaäa; s. ihmos ,Heiligenbild-
trägei' aus ikovuhnos. Im Gen. Sg. fem. des best. Adj. ist schon
im ürslav. aus ^dcbry-jej^ (vgl den Gen. Sg. jej^ ein dobryj^
entstanden. Ebenso im Dat und Lok. Sg. 1 dobr^ aus dobr^
jejiK Ahnlich ging es auch noch bei einigen anderen Kasus
dieser Dekl. zu (vgl. z. B. den Instr. Sg. f. dobrojq und dobrqjq
aus *dobrq'jejq). Hierher gehört auch z. B. b. koäte ,Besen' aus
koitüte (und dieses aus chvoitüti, vgl. Gebauer I, S. 554).
Man kann die Haplologie auch als Silbenellipse auffassen.
Von der Kontraktion wie z. B. dobrägo aus dobraago (und dieses
aus dobrajego) unterscheidet sie sich dadurch, daß bei ihr zu-
nächst die Kons, der Silben in Betracht kommen, während es
sich bei der Kontraktion um Vokale handelt. Bei der Kontrak-
tion gehen zwar Vokale auch verloren, aber sie werden in quani
Hinsicht ersetzt, da die kontrahierte Silbe (dobrägo) lang wird,
was natürlich bei der Haplologie nie der Fall sein darf.
SandU-Erselieiiiiuigen.
Wir haben bis jetzt das Wort in der Regel an und für sich
betrachtet Aber schon bei der Untersuchung des vok. Anlautes
mußten wir hervorheben, daß im Urslav. jedes Wort nur mit
einer offenen, also vok. auslautenden Silbe endete, und daß in-
1. Die Form dobrij\ die oben 8. 61 als ein Produkt der Haplologie
hingestellt wurde, ist erst später entstanden (aas doMJi), So kann aach
der Dat. kosti nicht durch Haplologie aus kosteiei entstanden sein, viel-
mehr führte dieses durch Kontraktion, wobei auch der Lok. *kostex vom
gewissen Einfluß sein konnte, zu *k(jstei, so daß ei als Langdiphthong
eine gest. Int. hatte, wie sie sich auch noch im Inf. zeigt. Später wurde
sie unter dem Einflüsse der Dative wie rtj^i zu einer geschleiften. Dar-
nach ist einiges auf S. 61—62 zu berichtigen.
Vondrftk, Vgl. daT. Oninm. I. 25
386
folge dessen, wenn ein Wort mit vok. Anlaut folgte, ein Hiatus,
der vielfach gemieden wurde, entstand. So sind die Erschein-
ungen, welche wir bei dem urspr. vok. Anlaute bemerkten, eigent-
lich auch schon Sandhi-Erscheinungen. Diese beruhen darauf, daß
das Wort in der gesprochenen Sprache eigentlich selten allein
vorkommt, sondern meist in zusammenhängender Bede, im Satze,
in zwei- oder mehrgliedrigen Ausdrücken und daß es infolge
dessen in lautlicher (insbesondere auch in akzentueller) Hinsicht
von seiner Umgebung, von dem was vorhergeht und unmittelbar
nachfol^ beeinflußt werden konnte. Das Wort konnte unter
diesen Umstanden bestimmte Yemnderungen erleiden, dann aber
auch in dieser veränderten Form, unter anderen Bedingungen,
selbst auch selbständig, gebraucht werden. So ist das Meiden
des vok. Anlautes vorwiegend diesem Einflüsse der Umgebung
— dem vok. Auslaute des vorhergehenden Wortes — zuzu-
schreiben. Hat sich dann bei einem Worte mit urspr. vok. An-
laute ein kons. Element im Satzinnem entwickelt, so konnte es
auch haften bleiben, wenn das Wort als erstes im Satze, in der
Sede, vorkam, d. h. dort, wo kein vok. auslautendes Wort vorher-
ging, wo also eigentlich kein Hiatus zu tilgen war. Die Ver-
änderungen an Worten, die wir als Sandhi-Erscheinungen charak-
terisieren, müssen sich natürlich in jenen Bahnen bewegen, in
welchen auch die lautlichen Veränderungen im Wortinnem vor
sich gehen. Tatsächlich haben wir gesehen, daß bei der Meidung
des voL Anlautes dieselben Mittel angewendet wurden, mit denen
auch der Hiatus im Wortinnem getilgt wurde.
Am deutlichsten können wir die Sandhierscheinungen an
den Fräpositionalausdrücken beobachten, weil die Fräp. in der
B.egel nicht aUein vorkommt. Der Fräpositionalausdruck wird
auch, wie wir schon hervorgehoben haben, als eine sprachliche
Einheit aufgefaßt, daher dieselben lautlichen und akzentuellen
Bageln, als ob es überhaupt nur ein Wort wäre. So haben wir
schon bei der Assimilation von Kons. Fälle angeführt wie be-
stracha = bez Hracha, i-crhkbve st. iz crbkbve Zogr. Assem.
Hierher auch: bez-d-razuma ,ohne Verstand' Mar. Matth. 15, 16
(st bez razumä).
Wie wir wissen, war *v^n^'j€mt ,in ihm' berechtigt, ge-
schrieben vrird es rs njemt, es ist aber dann auch pri njemt und
andere derartige Formen aufgekommen (vgl. S. 324). Berechtigt
war vz domu ,im Hause', vb grculi ,in der Burg, Stadt', dagegen
387
sollte es *vzn'Ogni ,iin Feuer* heißen (aus *x^nogni); es ist hier
aber die Form, welche vor Kons, gebraucht wurde ^ yerallge-
meinert worden, daher tn ogni, und nur bei dem erwähnten Pro-
nomen und sonst noch in einigen vereinzelten Fällen hat sich das
107m (analog auch s^n) erhalten.
Andere Sandhi-Erscheinungen aug dem Aksl. sind z. B. pridamij aus
pridamt i ^aQad<ooio a^6y' Glag. Cloz. 172; proilaüüfp aus proslavüb i
dofdoti a(n6v Mar. Jo. 13, 32; dyiaehamyj aus thfiaekom^ % ^jxof^aafMv
avtov Mar. Marc. 14, 58; npaaetoj aus $bpa$et9 i Fsalt. sin. 21, 9;
pcMrichomoj aus poiriSehom^ % xaxenlofier abt6v ib. 34, 25 (vgl. S. 139).
In dieselbe Kategorie gehören auch die Ausdrücke wie mirotb aus mtir»
9b; rodosb aus rod^ tb Akk. 8g. r^v ywsa» xavttjy Mar. Matth. 11, 16 und
sonst noch häufig.
Andererseits darf man aber nicht glauben, dafi das Wort seine Ge-
stalt nur aus der zusammenhängenden Bede haben konnte. Wenn aus
-08, 'On im Slav. ein -s geworden ist, wird es auch unter die Sandhi-
Erscheinungen gerechnet. Das ist aber eigentlich nicht richtig. Diesen
Lautwandel hat nicht die Umgebung hervorgerufen. Das «, bez. das n
hat das o zunächst in u Terwaudelt und dann ist aus -im, bez. -im ein
-a entstanden. Man könnte höchstens zugeben, daß hier zunächst jene
PäUe, in denen nach dem -o«, -an ein Wort mit kons. Anlaut folgte,
maßgebend waren. Es darf hier aber auch die selbständige Stellung
«olcher Worte, die gewiß auch eine Bolle spielte, nicht außer acht ge-
lassen werden. Das gleiche gilt natfirlich von allen analogen Fällen, in
denen wir es überhaupt mit sog. Auslautgesetzen zu tun haben.
388
Stammbildungslehre.
Einleitung.
Abstrahieren wir in ucUeta^ ucäeTu (Nom. ueäeTt^-die Kasussuffixe
«, ti, welche ans die Beziehung des Wortes zu seiner Umgebung (sjnt.
Bez.) ausdracken, so bleibt ueÜeF' übrig: das ist der Stamm, welcher der
Dekl. zu Grande gelegt wird, und daher nennen wir ihn hier speziell
Nominalstamm. Die Formenlehre wird freilich darstellen, daß er
eigentlich eine Erweiterung zu uciteljo- erfahren hat. Analog verhält es
sich bei den Yerbalbildungen z. B. nedeSi^ vedet^j vedqh : -•», -fo, -n/o sind
Personalendungen und vede, vedo ist der Yerbalstamm. Die Stamm-
bildungslehre untersucht nun vor allem, wie solche Stämme gebildet
wurden. So haben wir auch jioch andere Nominalstämme, die das Ele-
ment 'Uljo- gemeinschaftlich haben, wie z: B. mqeitelfo' (Nom. mqciterb)
peiniget, Tyrann', dilaUf/o- ,ArbeiteT^ Das 'teffo- ist demnach ein stamm-
bildendes Suffix und die Stammbildungslehre muß nach seiner Prove-
nienz fragen und untersuchen, ob sich auch hinsichtlich der Bedeutung
irgend welche Normen aufstellen lassen. Da mit unserem Suff. Sub-
stantiva gebildet werden, so ist es ein substantivisches Suffix. Es
kann sich auch um Adjektiva, Pronomina, Nuroeralia, Adverbia handeln
und wir sprechen da überhaupt von nominalen Suffixen.
Abstrahieren wir das Suffix 'tef-, so bleiben die Yerbalstämme ua-,
mqii-f dila- übrig, die zu den Inf. uet-ti ,lehren', mqciti ,peinigenS dilati
,machen* gehören und t bez. a ist hier ein verbales Suffix. So sehen
wir, daß es sich mitunter bei einem und demselben Worte sowohl um
nominale als auch um verbale Suffixe handeln kann.
Die Yerbalstämme uci, mqci^ dila entstanden, indem das Suffix i bez.
a an die subst. Stämme uko- (Nom. ukb ,doctrina'), mqka ,Pein', d^
,Werk' angehängt wurde. Abstrahieren wir in uko- das Suff, -o, so bleibt
uk übrig, das wir auf diese Art nicht mehr weiter zergliedern können.
Wohl aber gewinnen wir analog aus vtfknqti ,sich gewöhnen' das letzte
Element vyk, das zu uk in einem Yerwandtschaftsverhältnisse steht. Aus
der Lautlehre wissen wir, daß v-yk- auf unk zurückgeht (vgl. S. 119),
vgl. got. bi'ühii ,gewohnt* und lit. jünktaa ,gewohnt', junkstü, -jünkti ,ge-
wohnt werden'. Neben diesem * unk^ das offenbar ein Nasalinfix aufweist,
haben wir im Slav. das oben gewonnene uk-, das auf euk oder ouk zu-
r'' -»nn, vgl. auch lit. jaukxnii »gewöhnen', jaukus ,zahm'. Wenn
389
wir nun nach jener Form, die allen diesen Bildungen zu Grunde liegt,
fragen, so kann es wohl nur euk sein; daraus konnte auk und uk (vgL
lett. yuA^ ,Bich gewöhne') und mit Xasalinfix unk entstehen'. Vgl. ai.
fieyati. Wir nennen nun tuk eine WurzeL
unter der Wurzel verstehea wir demnach jenes sprachliche
Gebilde, das einer Reihe von etym. zusammengehörigen Worten
zu Grunde liegt und mit den uns zu Gebote stehenden Mitteln
nicht weiter zergliedert werden kann. In der Sprache kommen
nur Worte, nicht Wurzeln vor, aber in etym. zusammengehörigen
Worten mußte doch etwas als der gemeinschaftliche Träger der
Grundbedeutung empfunden werden. Dieses gemeinschaftliche
Element wies zwar hinsichtlich der Vokale in der Begel einen
Wechsel auf, aber wir können uns ganz gut eine Phase der
Ursprache vorstellen, wo dieser Wechsel noch nicht vorkam, so
daß die Wurzel gewissermaßen doch auch mitexistierte.
Durch ähnliche Analysen, wie wir ohen unser mik gewonnen hahen,
kam man schließlich immer zu sprachlichen (jebilden, die einsilbig waren.
Man sagte daher, die Wurzel m&sse einsilbig sein; das wäre aber
auch ihre einzige Eigenschaft. Später modifizierte man diese Lehre, man
sprach auch von zwei- und mehrsilbigen Wurzeln und zog dafür den
Namen Basis vor. Vgl. H. Hirt, Der idg. Ablaut, 8. 2: „Wir können
aber gewisse Abstraktionen aus mehreren zusammengehörigen Worten
nicht gut entbehren, doch wollen wir diese nicht Wurzeln, sondern mit
Fick G6A. 1881, 1427 Basen nennen. Die idg. Worte sind ein-, zwei-,
drei- und mehrsilbig gewesen, und dementsprechend sind auch die ab-
strahierten Basen ein-, zwei-, drei- und mehrsilbig'^ Freilich geht man
auch hier wieder zu weit, man setzt häufig eine zweisilbige Basis als
Wurzel an, wo noch eine einsilbige Wurzel anzunehmen ist. In der Lehre
vom Ablaute empfiehlt es sich, wo möglich auch von zwei und mehr-
silbigen Gebilden, die man allerdings immer nur aus fertigen Worten
erschließt, auszugehen, weil man dann nur auf diese Weise darin die
Wirkungen des Akzentes verfolgen kann. So kann man hhere ganz gut
als Basis ffir die Präsensformen 6erf, herUi und das Substantivum horz
aus *hhoro8 (eventuell auch ein hdr- oder hir-) ansetzen, weil man hier
besser die vok. Veränderungen begreifen kann. Tatsächlich besteht auch
ein inniger Zusammenhang zwischen dem Yerbaltjpns hhero^ bhsre und
dem Nominaltypus hharo (vgl. hier noch den Yok. *bhore und den Imper.
*bhere). Wie soll man aber das slav. btraü, 6»raeAa u. s. w., das ich
nebenbei bemerkt auf *6fr«- zurfickführe, damit in Einklang bringen?
Selbst Hirt muß zugeben „bhere wäre eine leichte Basis, die aber Formen
einer schweren Basis zeige, z. B. ai. bhariiram*^ (Der idg. Abi. S. 145,
Nr. 751, Anm.). Liegt es da nicht nahe, einfach von einer Wurzel bher
auszugehen und daraus schon in der Ursprache zwei Basen entstehen zu
1. Anders Berneker ^IF. 10, S. 161).
390
lassen, eine leichte and eine schwere? Und gerade hei den schweren
Basen hemerken wir, daß nicht selten eine Basis auf -ä mit einer auf e
fit) wechselt. Im Slay. hahen wir nehen imeti ,hahen' ein itna-mt ,ich
hahe', das nicht ans "^imnä-mi zu deuten ist. Während f&r andere
Sprachen eine Basis bhefß angesetzt wird, müssen wir für den slay. Aor.
1>€eh9 eine Basis bh{e)ffe ansetzen. Man vgl. auch aksl. vid^ gegen videti,
vidiü u. B. w.
Das, was man als zweisilbige Basis in der Geltung einer
Wurzel ansetzt, zeigt sich also häufig als eine Weiterbildung
von einer einsilbigen Wurzel. Auf diese Art kommen wir
zum Schlüsse, daß die dominierende Stellung der einsilbigen
Wurzeln immer noch zu Becht besteht.
Auch Brugmann meint: „Auf die einsilhigen , Wurzeln' ... zu
Gunsten der ein- oder mehrsilbigen .Basen' ganz zu verzichten und z. B.
nur von den Basen hhe^ä^ pele zu sprechen, oder aber nur Gebilde wie
diese letzteren als Wurzeln zu bezeichnen und nicht zugleich bheu, ple
als Marken zu benutzen, ist mindestens unpraktisch" (IF. 14, S. Iff.
Anm.). B. nennt hier die Basis bheuä eine Wurzelbasis, weil sie die
Wurzel bheif in sich schließt im Gegensatze zur Basis tere, Uro, als
mutmaßliche Grundform für -/ro-, ter, Ur ia ai. jani-trämy gr. y€v4'UiQa
(= yiv€'T€Qut\ yivtrriQ, die er Formansbasis nennt.
Bei den oben angegebenen Beispielen der Bildung von No-
minal- und Yerbalstämmen handelte es sich um eine Bildung mit
Hilfe bestimmter Suffixe. Zumeist haben wir es auch mit ana-
logen Fällen zu tun. Die Stammbildungslehre ist also
vorwiegend eine Lehre von den Suffixen. Sie hatten
wohl urspr. auch meist eine materielle Bedeutung, allein jetzt
kann sie in der Begel nicht mehr ermittelt werden: sie sind zu
bloßen Funktionsgebilden gesunken.
Viele Suffixe sind ursprachlich, z. B. das Suffix men- in
Aksl. Gen. Sg. imen-ej Nom. im^ ,Name^, vgl. lat. nömen, gr.
ovo^a, ai. näma; aksl. znam^ ^Zeichen' und gr. yvwfia.
Es bilden sich aber auch neue Sufl^e innerhalb einer
Sprache. Es kann sich zunächst um ein altes SufiSx handeln.
Es wurde falsch abstrahiert, indem man auch Elemente des alten
Stammes dazu nahm: nach symkb dotmkh, wo es sich eigentlich
nm das Suffix -kih handelte, wurde auch cvihJcb u. s. w. gebildet,
das eigentlich mit dem Suffixe ko *cväokh heißen sollte.
Analog konnte es sich natfirlich schon in früherer Zeit verhalten.
So beurteilt man z. B. -nf neben -7 in *pot-n% »HerrinS ai. pdint, gr. nor-
vta, daß es nämlich von solchen Formen wie *<eltit-» (ai. iak^t-, gr. rAr-
raiya), dem Femin. zu Mson- ,Zimmermann* (ai. täkjan-f gr. Hxtwv) aus-
391
ging (B ragmann, Grundr. II, 1, S. 99); älter war das r in ai. v^k-t
,Wölfin' zu vikas ,Wolf'.
Dabei kann es auch vorkommen, daß das alte Suffix gewisse
lautliche Veränderungen im Worte hervorrief. Die geänderten
Laute wurden aber dann als ein Bestandteil des Suffixes selbst
aufgefaßt und dasselbe auf diese Weise falsch abstrahiert: aus
Bildungen wie r. mahöikb zu mcdecb erschloß man ein SufiBx
"cikh, das in netdikb ^Abwesender^ zu nH^ vorkommt (netb «»
Verzeichnis der Abwesenden').
Aus diesem Falle ersehen wir, daß es sich eigentlich um
zwei SufiBxe handelt; aus ihnen ist ein neues hervorgegangen.
Derartig sind auch zumeist jene Fälle, die zur Entstehung neuer
Suffixe fuhren. So entstand aus dettskh und 4vo ein *deth8(k)tco,
dethstvo ,Eindheit^ Von solchen Bildungen aus abstrahierte man
dann ein Suffix -hstvo, das z. B. auch in dalhstvo ,longinquitas'
vorkommt Hier ist also auch ein Lautwandel eingetreten. Es
können aber auch die beiden Suffixe imverändert an einander
treten und zusammen ein neues Suffix ergeben. Das kommt
z. B. beim Suffix -janim, enim vor: Bimjlanim ,Römer', wo als
letzter Bestandteil das Suffix -iruh figuriert.
Ein neues Suffix entsteht auch durch V erquick ung zweier
Suffixe, die sich lautlich oder auch hinsichtlich ihrer Bedeutungs-
funktion irgendwie berührten. So führte das Suffix -ba in borhba
,pugnaS celhba ,sanatio' und -tva in molüva ,Gebet*, zrhtva ,sacri-
ficium' zu thba, tba : seltiba neben sUva ,satio', b. modlitba ,Ge-
bef u. 8. w. Ähnliches können wir nicht selten im Slav. beob-
achten.
Manche Suffixkategorien nehmen sehr stark überhand, wo-
durch große Störungen in der urspr. Dekl. und Konj. herbeige*
führt werden, wie z. B. das Suffix io-. So wurden der urspr.
kons. Stamm des Part. Präs. act. *vedqt' durch jo- zu *vedqtjO'
erweitert, aksl. Gen. Sg. m. n. vedqäta.
Es können aber auch Saffixe entlehnt werden. So ist das lat. De-
nominativsuffix ärius ins Germ, geraten and zwar zugleich mit Lehn-
worten wie molinärius, ahd. as. mtUinäri; monetärius, as. muniteri. Das
ins Germ, aafgenommene Suffix fehlt innerhalb des urgerm. Wortschatzes
und innerhalb des Eigennamenmaterials. Das Got. zeigt -dreis nur in
einigen gelehrten Bachworten wie hökäreii ,Scl>reiber, Schriftgelehrter*
(vgl. H. Paul, Grundr. I *, S. 354). Das Suffix ist nun von den Germanen
auch zu den Slaven als &f&, b. -ar geraten und erfreut sich hier, nament-
lich in den westslav. Sprachen, einer großen Produktivität. Es hat zwar
392
im Slay. schon ein älteres Saffix -ar'b gegeben, aber in der Funktion, wie
sie auch im Deutschen vorkommt, war es hier noch fremd. In allen
Eigennamen fehlt es auch im Slav. Wir müssen natürlich immer davon
ausgehen, daß nicht ein Suffix entlehnt wird, sondern zunächst Worte
mit diesem Suffixe, von diesem aus findet es dann Eingang auch in ein-
heimische Bildungen.
Wir werden auch noch andere fremde Suffixe im Slav. kennen lernen.
Wir haben erwähnt, daß die Stammbildung vorwiegend mittels der
Suffixe vor sich geht. Soweit es sich um Bildung der Nomina handelt,
unterscheidet man nach dem Vorgänge ind. Grammatiker primäre und
sekundäre Suffixe, je nachdem sie an Wurzeln oder verbale Stämme
einerseits, oder an nominale Stämme andrerseits angehängt wurden. Aber
diese Einteilung läßt sich durchaus nicht strikte durchführen, so daß
wir nur in den seltensten Fällen auf diesen unterschied werden eingehen
können.
Aber nicht allein mit SufiBxen werden Stämme gebildet
Das aksl. Wort glugoh ,Wort* ist durch Reduplikation von
gol entstanden, also urspr. *golgol(h (mit dem Suffix -o-). Dieses
gol liegt als gi in ghkhj ^Schall, Lärm^ vor, slov. goldati ^redenS
b. JUuk ySchall, Lärm', p. gieUc zgidk, r. golkh, goUath ,Wurzel
^ghelj ghol, germ. gel, ahd. gälan ^schreien, laut tönen, gellen',
vgl auch d. Nachtigall (KZ. 37, S. 299 ff.). So haben wir auch
noch viele andere Worte, die auf diese Weise entstanden sind.
Zahlreicher sind jedoch Bildungen wie bUorqH yweißhändig',
bogorodica ,6ottesgebärerin', bei denen es sich um eine Zusammen-
setzung aus zwei Worten oder Stämmen handelt und die wir
einfach als Komposita bezeichnen wollen. Hierher gehören
auch Bildungen wie narodz jVolk*. Analog auch bei den Ver-
balstämmen.
Die Stanmibildungslehre zerfällt demnach in zwei Teile:
I) in die Lehre von der Bildung der Nominalstämme. IE) in
jene der Verbalstämme. Bei I) ist wieder zu imterscheiden,
ob es sich um eine Bildung A) mit bloßem Suffix handelt;
hierbei ist zu bemerken, daß das Slav. keine Nominalstämme be-
sitzt, die als bloße Wurzeln oder als Nomina ohne stammbildende
Suffixe erscheinen möchten. Solche Worte sind in eine der
vokalischen Dekl. übergegangen, z. B. ai. vis- f. ,Niederla8Sung,
Stamm, Haus', aksl. vhsb f. ,Dorf nach der i-Dekl. Die mit
Suffixen gebildeten Stämme zerfallen in fünf Gruppen, welche
die bekannten Deklinationskategorien bilden, nämlich a) die o-
und o-Stämme, b) die i-Stämme, c) die i«-Stämme, d) die ü-
Stämme und e) die kons. Stämme.
393
Weiter handelt es sich am Bildungen, die B) durch Re-
duplikation oder C) durch Komposition entstanden sind.
Es sind meist o- und a-Stämme.
Das sprachliche Material bieten uns die Werke: Miklosich, Vgl.
Gramm, der slav. 8pr. II. Wien 1875 und Dj. Dani2id, Osnove srpsk.
ili hrv. jez. ü Biogradu 1876, wo speziell die s.-kr. Sprache berück-
sichtigt wurde; vgl. auch seine Korijeni s rije^ima . . . Zagr. 1877. In
neuester Zeit ist noch hinzagekommen: A. Meillet: Etudes sur Fety-
mologie et le Tocabnlaire da vieux slave. Seconde partie. Paris 1905 (in
der Bibliotheque de T^cole des hautes etudes. Sciences bist, et phiL
139 fasc), (2e partie). Leider war meine Arbeit schon abgeschlossen, als
dieses Werk erschien, so daß es nur bei wichtigeren Fragen in Zusätzen
berücksichtigt werden konnte.
L Bildung der Nominalstämme.
A) Mittels der Suffixe.
a) Die 0- und a- Stämme.
Suffix -0-. Es gehörte wohl urspr. zur Basis und wurde
erst später als ein Suffix abstrahiert Eine Vermutung über die
Entstehung des -o- und ^SufiKxes bei Hirt, Handb. der gr. L.-
und F.-Lehre, § 286. Es ist das wichtigste und am meisten ver-
breitete Suffix, indem es zur Bildung der m. und n. Stamme und
zwar sowohl der subst. wie auch der adjekt dient
Es kommt auch als letzter Bestandteil bei vielen anderen Suffixen
Yor, die hier gleich darauf behandelt werden. Die Gruppierung des
hierher gehörigen zahlreichen Materials kann nach dem Wurzelvokal er-
folgen.
1) M. Stämme. Eine einheitliche Bedeutung ist nicht be-
stimmbar. Am häufigsten ist hier die o-Stufe der e-Stufe in der
Wurzel gegenüber: aksl. brod^ ^vadum^ vgl. bredq ,wate', ab. brdu;
*gam, ab. hon ^agd^ p. fl'ön u. s. w. zu zenq jage, treibe*; grobz
^ovea' zu grebq ,grabe'; ]^odz ^fiiictus' vgl. plem^ aus ^pledmen*
^suboles, tribus'; ploth ^saepes' zu ^2^^ , flechten'; rokb ^Termin' zu
rekq ,werde sagen*; stoffh ,Harpfe, Haufe, Schober* zu stegnqti
^eften, schnüren', hierher auch o-sUgb ,E[leid', lat tego^ gr. areyio,
Tiyfa und d. Dach, Ut. stögas ,Dach* (vgl. S. 259); sfoh ,Tisch'
zu 8tdj(f ,breite [aus*; tokh ,fluxus' zu tekq ^^ufe, fließe'; vozz
,Wagen' zu vezq ,veho'.
394
Manchmal liegt die e-Stufe im Slav. nicht vor, z. B. sokb
yaccusator', sociti ^anzeigen', dagegen lit sektif got saihwiß, ahd.
sihit ,er sieht', gr. ev-eno) ^ch sage', lat in-seque, W. seqt* ,be-
merken' (vgl. S. 259 bei k aus g«); tvorb ,creatura, forma', lit.
su-tvirti ,er8chaflfen' zu tveriü, tvirti ,fas8en, greifen, einzäunen';
lotm jBruch', vgl. preuß. limtvei, lenibtvey ,brechen', gr. vulefitg
,ununterbrochen', doch rechnet Mi kl o sich hierher auch aksl.
letnesh, slov. lemez ,Pflug' (Etym. Wtb. S. 164); mozgh ,Mark',
gallolat mesga (=» mezga) ,Molken', av. mazga ,Mark, meduUa'.
Das Wort kommt häafig nur in Zasammensetzungen mit Präpo-
sitionen vor: $^horz> «Yersammlang* zu htrq ^sammle'; raz-dor^ ^schisma'
zu derq ,scindo^ ; prinosz, na-noa^^ pre-nos^ u. 8. w. zu neiq «trage* ; na-log^
yinvasio, fenusS sq-logzt ^consors toriS pre logz ^translatio* zu UHXy l^gq
«sich niederlegen*.
Im Präs. liegt nicht mehr der volle Vokal vor. Es handelt
sich um Wurzeln mit einer Liquida (oder mit Nasalen): morh
,Tod, Pest' zu m»rqp ^sterbe'; norh wohl ,specu8, latibulum', r. norb^
nora, nort ,Loch', s. pofwr zu nt^rq, nreti ,ingredi, submergere'.
Auch hier sind es häufig Komposita : na-zorb ,suspicio', po-zor^
,8pectaculum', pre-zorh ,8uperbia', vh-zorz ,visus', za-zon» ,repre-
hensio' zu zwrjq, zhrMi ,glänzen, sehen'; is-torz, pro-torb ,sumtus',
doch auch tor im S. ,Hürde', torüi ,mi8ten', b. tor ,Bahn', ü4or
,Zarge', p. za-tor ,Wehr im Flusse' zu Urq treti ,reiben'; sb-por^
jStreif zu pwjq ptreti 8^ ,contendere'; podb-porb (podb-pora) ,ful-
crum' zu phrq preti ,fulcire', lit. spiriü ,ich stoße mit dem Fuße',
gr. a7tai(^ ,zapple'; s. zä-ton ,Meerbusen, Bucht*, slov. ndtan,
naidn 1) Hackeblock, 2) Ort vor dem Hause zum Holzhacken'
(b. ndtoh)^ b. ston ,Klotz' zu thnq t^ti ,caedere'; dvon» ,Haus, Hof
zu dvhrb jTnt^; grotm ,Donner' zu grbtniti ,donnern', r. gremät]
b. Strom ,Baum' zu strbtm ,declivis' vgl. r. stremglavb ,kopfüber'.
Die Wurzel enthält einen nasalen Vokal: blc^db jTtoQvelay
error* zu hl^d^y bl^ti ,errare, nugari, scortari'; *grqzb vgl. r. gruzb
,Last', po-grqzb ^mmersio' zu gr^znqti ,einsinken', lit. grimstü^
grinisti ^nken^; Iqkb ,Bogen', Sb-lqkz ,inflexu8, lahm' zu l^kq, J^ti
,biegen'; mc(tb ,turba, caenum', s^-m<^ ,turbatio' zu m^, m^ti
,turbare'; pre-prqgb ,cingulum', b. po-pruh, p. po-prqg ,Gurt', sq-
prqgb, Sbprqgb ,iugum, coniux' zu pr^q, pr^Mi »spannen', vgl. lit
springstü, sprlngti ,würgen' (intrans. beim Schlucken); prqg^
jlocusta', vgl. ahd. springatiy W. sprengh (vgl. BB. 22, S. 197);
rqgb ,Spott', rqgati 8b ,spotten' zu rynqti ,hiscere', s. regnuti
,knurren', rezati ,die Zähne fletschen'; trqsb ,tremor' zu tr^sq,
395
tr^i ^ttem'; vqzz, qz^ ^vinculum' zu v^zati ^binden'; Z(^^ ,ZahnV
gr. y6fiq>og ^Pflock' zu z^bq ^ilacero'; zvqkh ^chall' zu zp^mqii,
zv^cati ^klingen'. Dazu Adj. wie: krqtb ,tortu8', pri-krcftb ^venis*
zu kr^' in kr^iMfti ,deflectere, drehen^; 8k^d^ ,parcu8^ zu H^iHi
sparen, Bchonen'.
Die Wurzel enthielt die tert-f ^ett-6ruppe: gl€^d^ aus *gold(h
,Hunger^ zu ÜhdHi ,begehren^; krakb in pokraöüo ,Scbritt, kr.
korak, 8. krak 4&Qg^s Bein^^ b. p. abweichend krok, lit karka
^Yorderfuß des Schweines^; mrakb ,tenebrae' zu tnrbknqti, mrhcati
ydunkel werden'; mrazb ,gelu' zu mrhznqti ^frieren'; r. noros^
jLaxch der Fische' (nerestb ^Laichzeif ) zu ners in slov. nrestüi,
mrestitiy r. nerestt ^Laichzeit' neben lit nerszti laichen'; prackb
,pulvis' zu prhch in slov. prhati ^flattern*, b. prchnouH ,fliehenS
prieÜ ,regnen', p. pierszyS ,stieben'; 8mr(ld^ ^Grestank' zu smrhdüi
stinken'; svrab^ ,8cabies' zu svrbbeti Jucken'; Üakb, slov. Üak
,EstrichS b. ti(ik ,Druck' u. s. w. zu thkq, ilMti ^schlagen' ; nhtrapb
,ec8tasis' eig. ^torpor' zu utrhnqti, utrtpeti ^erstarren', lit tiffti
^erstarren', lat torpere : cblakb (aus vlakb) yWolke'^ s. vlak yNetz'
zu vWcq, viati ^ehen, schleppen', vgl. gr. oliiog ,Ziehen, Zug'y
lit üz^aäcaa ,Überzug, Bettbezug'; iz^rciffb ,re8 eiecta' in r.
Quellen izvorog^ ^%vQ(ofia^ zu vrtigq, vriMi ,werf en' ; vrap ,Feind',
lit vargas ,Not'; vrachz ,trituratio' zu vrtdiq, vriäti ,dre8chen';
vraU ,collum' zu rrtdeii ,drehen'; povrazb ^obus' eig. ,vinculum',
b. provaz aus po-vraz ,Strick' zu vrtzq, vresti ^binden, winden';
zrakb ,visu8', vgl. slov. zrcah ,Spiegel'.
Enthält die Wurzel ein e», so kommt dann, falls noch ein
Kons, nachfolgt, im Ablaute i (aus oi) vor, sonst ein -oj : bleskb
,ölanz' zu blbsnqti (aus *blt8kn') blbätati ,glänzen'; oMikb ,reli-
quiae', gr. Xoinog^ lit. UkU ^ch lasse', lat linguo; lep^ ,viscum*
zu hpiti ,adhaerere'; b. kvet, p. kiciat ,Blüte', aksl. cvetb, s. cvijet
zu *kvhtq, aksl. cvbtq, crw^i , blühen', ab. ktvu; snegb ,Schnee', vgl.
gr. veig>ety lit snegas; svitz ,Licht' zu svUeti ,leuchten'; ven in
iz-vesi ,statera' zu visiti ,hangen'.
Mit oj : boj »Peitsche, Schlacht', razboj ,BÄub' zu bhjq (aus
bei(h)j büi »schlagen'; gnoj ,pus' zu gniti ,faulen'; po-koj jRuhe*
zu po-diti ,ruhen', vgl. got hweiia^ ahd. hwüa, wila ,Weile, Zeit*,
lat. quiS8; -kroj in o-kroj ^xeigia^ auch ,vestis', u-kroj ,fascia', s.
krdj ,Schnitt*, b. kroj ,Trachf zu kri (krqßi und krajaii); -pcj
in na-poj ,Getränk' zu pbjq, piii »trinken', vgl. ai. pdyatB ,er
schwillt, strotzf ; roj ,Schwarm', dazu p. zdröj ,Quellenbach', b.
396
zdroj ,Quelle* aus ^iz-roj, ^izdroj zu rint^i ,trudere*, vgl. ai. rt-
nMi jfluten lassenS rl-ti^ ,8tromung*, lat. rlvus; voj in za-voj
^lobiis' zu vbjq vüi ^winden^ lit vejü ,ich winde, drehe, wickle^;
voj neben vojim ,bellator^, vgl. bg. navija, navijam ^siegen^, aksl.
vhz-vith, trbZ'vUye ^ucrum*, let vaijät ,verf olgen* ; slov. kr. po-zoj
^Drache' zu zijati, zijq ,gähnen^ Es gehört wohl auch broj ,ZahP
zu briti brij(f ^tondere^ brüva ,novacula'; hierher auch: stroj
^administratio' ; znoj ,Hitze^; b. sloj ,Schichf.
Wurzel mit eu (aus ou wird u oder ov): o-brusb, thbrus^
^sudarium' zu brbsnqti ,radere, comimpere', Sh-brysati ^abradere^
hierher wohl auch bru9b ^Wetzstein'; gubh in sq-gubb ,doppeltS
«ig. ^zusammengefaltet' zu g^nqti aus ff^bfk|^i ,faJten'; hruchh,
ukruchb ,fru8tum*; slov. krhati, krhnoti, s. krhati ,brechen', Adj. :
s. rud ^rötlich', p. rttdjf ,8chmutzbraun', b. rud^ ^rotbraun*, vgl. eu
in gr. iQev&ü) ^ch röte*. Kroi^, pokravb ,Decke, Dach' zu kri/ti
,decken* ganz analog wie boj ,Peit8che, Schlacht' zu büi; rov^
^fossa' zu ryti ^graben'; o-strovh Jnsel' eig. etwa ,iro TtsQi^^vrov^
^. ^og aus ^ofog; -savh in s. ü-söv ,Lavine', r. zchsdtrb ^Riegel'
2U sujq, sovaii ^stoßen, schieben'.
Aber nicht jedes u darf man in solchen Fällen anf ein ou zurück-
führen: in dueh9 »Atem, Geist' liegt wahrscheinlich ein eu ohne Ablaut
vor, ebenso in slueh^ yGehör*; in such» ,trocken* haben wir ein au, wie
das Griech. zeigt.
Die Wurzel konnte auch schon ursprachlich einen langen
Vokal enthalten: ftyte ,Stier' und buöati ,brüllen', mhd. pfüchen^
lat badna; dyrm ,Rauch', gr. &vfi6g, lat fumus; b. jary, r.jat^
{im Aksl. nicht belegt), Adj. ,Prühjahrs-', vgl. gr. ^qog ^Jahres-
2eit, Jahr', got jBr ,Jahr'; po-jasz ,6ürtel', lit ß^'sta, gr. ^(oavog,
kalb ,Schmutz', lat caligo, att 'ArjUg ,Fleck', ai. kälaa ,schwarz';
pri'ldadh ,Beispiel', na-hladz ,Zinsen' (in r. Quellen) und hlasti,
kladq ,legen, stellen', lit klöju ,breite hin'. So auch ffradb ^Hagel',
na-kazh ^nstitutio', zapculh ,occasus', po-sagb ,nuptiae'.
In anderen Fällen hat es den Anschein, als ob wir es mit Deh-
nungen zu tun hätten, die erst auf slav. Boden entstanden sind: carz
^Zauber*, lit keriü kerUi »verzaubern*; -garz in slov. ugar .Brache*, b.
^ihar-ek «angebranntes Stück Holz*, r. per^dn aus ^göro-, vgl. goriti
^brennen*, dann zur», po^iarz aus *g&ro', gr. d^fQfiog ,warm* ; pak in b. zä-'
pal .Entzündung* zu politt .brennen*; plavz, in p. piato ,Schiff-fahrt,
Wassergeschöpf, r. plavn, dann s. spiav ,Floß*, b. splav ,die Schleuse*,
ü-plav ,Fluß der Weiber*, p. spiaw ,Abfluß , Zusammenfluß*, zu pluH, r.
jflgtb, plovq aus *ph^'\ $kvarz ,Hitze*, b. akvar .Geräusch vom siedenden
Fett*, akvarek, ikvarck .gekröschtes Stück Fett*, zu -Mkvbrq, -skvreti in
397
rasktreti ,8chmelzen' ; o-tratz {(htrava) ,GiftS zu truti\ trovq ,nähren*; r«/»
,unda*, valiti ,volyere', darneben vhtM ,anda'; var9 ^aestas, calz* vgl. lit.
tsz-cora (neben let. värs ,8uppe*) ,BreiS darneben tx-oor» .Quelle^ zn vtretif
tbrjq ,wallen, sieden (intrans.), quellen*. Vgl. 8. 166.
Über hva9h ,fennentumS b. ktap ,£ileS b. ehvat ,£ile' vgl. 8. 173.
Spätere Bildungen weisen mitunter die Länge des Inf. auf, z. B.
r. syr» «Einladung*, €i'zyv^ ,Zuruf, Antwort* im Anschluß an -zytati zu
tttaii^ zovq ,rufen*; r. na'plyvn ,8chlamm' zu plyti .fließen* u. s. w. po^
kryv^ ,tectum* zu krifti. Das -r« rührt von Bildungen wie sors, plavt
krot^ u. dgl. her.
Selten finden wir die «-Stufe, häufiger noch die Beduktions-
oder Schwundstufe: po-^htb ^enumeratio^ pri-ötth y'nk^Qogf zu dtftq,
öisti ^zählen, lesen, ehren'; b. p. deck ,Athem' aus *d^ch^; b. nd-
jein ^Mieten' aus *najfm, auch aksl. naßrm, zajetm neben nairm,
zaitm zu j^i, imq; b. zd-mek ^Schloß' aus za-mikh zu za-tmknqti
,schließen'; shpb ,HaufeS na-stph, pri-shph ,massa' zu shpq, suti
;Spargere'; smrhdz ,plebeiusS eig. wohl ,der Stinkende', die Acker-
bauer sollen dem Nomaden stinken, daher dieser auch geschlossene
Ortschaften meide (Niederle V&tnik slov. star. I, S. 112—113
und 114), zu smrtdHi ,stinken'; srhp^ ,SichelS gr. aQn7i\ vltJcz,
lit. vilkas, ai. vfkas ,Wolf ; vgl. auch tmchz ,Moo8', lit müsci^
,SchimmelS ahd. moSj krikb ,Hals', ai. krka ,Eehlkopf . Mit e :
leth jFlug* aus ^lekto-j slov. let, b. let, p. lot aus *let; in Eom-
positis: za-klepb ,claustrum' neben za-Moph zu za'kle(p)nqti ,clau-
dere'; po-peth, pe-pdz ,Asche* vgl. poleti ,brennen', aksl. plapolati
(aus * polpol) ,excitari' (vom Feuer), b. pidpol ,das Geflacker der
Flamme*.
2) Neutrale Stämme. In der Regel haben sie die ß-Stufe,^
dann auch die Reduktionsstufe (Schwundstufe). Der o-Ablaut
ist selten imd wo er vorkommt, steht meist ein M. oder F. mit
der o-Stufe zur Seite: ddo ,Stim', vgl. lit keliü, kSUi ,sich er-
heben*; s. leto ,Flugloch' aus *lekto zu kteti ,fliegen*, vgl. oben
let^ ,Flug*; m^o ,FleischS preuß. tnensa, menso fem., lit m^aa i
got. mimz; ndcko ,Milch* aus *melk0j r. moloko S. 305; pero
,Feder' zu perq ptrati ,fliegen* (dagegen die o-Stufe in b. prapor
,Flaumfedem, Fahne* aus ^por-poro-); igo aus *pgo, *jugo, lat
jugum, gr. tvyov^ Bx.yugdm, got juk ,Joch*; Igko ,6ast* aus älterem
*lunko, vgl. lit lünkas ,Bast*; brtdo ,Hügel*, vielleicht verwandt
mit ai. hradhnas in iatd-hradhnas ,himdert Metallspitzen habend*;
thlo ,Boden*, Ut Plur. iiUs ,Bodenbrettchen im Kahn*, ahd. düi
,Diele*.
398
Eine urspr. Länge liegt tot in pyro ,SpeltS lit. pürai PL ,Winter-
weizenS gr. jtvQSs ,Weizen'; viko ,palpebra*, lit. väks, let. voka ,DeckeP.
Mit o: klqbo ,KnäueP neben klqbz, b. ä:/ou6 ^Gelenk^ r. klub^
ßaW, Knäuel'; mqdo ,HodeS darneben mqdz vgl. slov. modi Plur.
mask.y b. Moud, aber auch fem. slov. mode PI. f., p. tnqda; s.
zvono n. ,die Glocke^ dameben zvom ,Schall, Glocke'; Mako, r.
oboloko {oblako) , Wolke' neben oblakb, r. obolokb ,Wolke'.
Sonst ist das o selten: kolo ,BAd* (sn einem -et-Stamm geworden),
vgl. gr. 716X0S ^AchseS i-nlezo «versatus est', lat. eolu»^ eoto^ aisl. huei
3ad', ai. cdrati ,er wandelt, bewegt sich*.
Suffix -a. Ein ursprachl. -a, womit häufig das F. im
Oegensatze zu -0, das vorwiegend ein M. bezeichnete, angedeutet
wurde: ai. divä, lat equa, lit. aszva aus ^ehyi/i ,Stute' gegen ai.
48va-8, gr. %7t7toq u. s. w. aus •eSjfO-«. Im Slav. hat es in dieser
Funktion meist noch eine Suffix-Erweiterung erfahren. Sonst
gehen diese Bildungen hinsichtlich des Wurzelvokals ziemlich
parallel mit den m. o-Stämmen.
Zunächst der o-Ablaut: kosa yHaar' gegen öesati ^abstreifen,
kämmen'; o-poka ,Felsen' zu peäti, pekq ,backen', slov. daneben
opeka ,tegula'; (hpona , Vorhang' zu pmq, pqti ,spannen'; rozffa
yZweig*, vgl. lit rezgü ,ich stricke', ai. rdjju^ ,Strick, Seil'; stopa
s., b. u. s. w. ,Tritt, Spur' gegen stepenh ,Stufe'; -voda in voje-voda
^üTQaxifffog^ zu vedq, vesti ,führen'.
Nicht selten steht ein o-Stamm dem o-Stamm zur Seite:
gh-vora ,fibula' und zorixyrb ,vectis' (b. auch zi-vora) zu -vhrq,
-vreti in za-vreti ,claudere'; s. o4oka ,Arm eines Flusses', sioka
,Herdenreichtum' gegen tokb ,Fluß', s. o-tok ,Insel'; klr. 6b-hha
,Brachf eld', b. zd-loha ,Hinterhalt' neben na-logh ,invasio', b. pfi46h
,Brachfeld' (S. 169 u. 394).
Mit q: Ufka ,palus, sinus', b. louka ,Wiese', vgl. lit. lanka
,Tal', lenke, also zu *l^kq, l^ti ,biegen', wozu auch Iqkt ,Bogen';
mqka ,Mehl' wohl zu m^kbkb ,weich'; rqka ,Hand', lit rankä, zu
renkiü, r&hkti, lat runcare ,gäten' = ,zusammenraflfen'; slqka
^Schnepfe' vgl. lit. slankh, preuß. slanke ,Grauschnepfe'; r. skuda
aus *8kqda ,Not', vgl. ät^diti ,sparen' und 8kqd^ ,arm'; tqga
,afBictio' neben *t^a in r. tjdga ,Zwinge, Schraubenzwinge', s.
u-tega ,Bruchband'.
Eine Wurzel mit tert, teU ist vertreten in: r. su-doroga
,Erampf aus *'dorga zu dergtUt, dergntUt, dernutt ,zerren'; vlaga
jhumor* zu vhgnqti, b. vlhnouti ,feucht werden', slov. odvolgnoti
399
und vltg^k^ feucht', lit vtlgifti feuchten', preuß. todgen ,SchnupfenS
ahd. fcdk, woücan.
Falls aksl. wraka ^Elster' (aas *8vwkä) älter wäre als r. $oroka
(aus *aorkä\ würde es auch hierher (i^ehören, vgl. wrtcaii ^schwirren,
zirpen*, lit. nvirktzii ,pfeifen^ Indessen scheint *Barkä älter zu sein, vgl.
lit. 9zärka, preuß. sarke^ daher ist wohl svraka unter dem Einflüsse von
avrbcati später entstanden.
Weiter po-vlaka, pa-vlaka ,^Kalvfifia^ neben vlaJn in oblakb
,Wolke* IL s. w.
Die Wurzel enthält ein ei: beda ^Not', hedüi ^zwingen', aus
*hhoida, W.bheid, y gl, got baidjan ,zwingen'; licha ^ea, Acker-
beet', lit lysi, preuß. lyso ,Beeif, ahd. Iet8, nhd. Oeleise, latAlra;
ne-gb-P^da tfivgidg numerus infinitus'; u-techa ^Trost^, p. uciecha
zu tichz ^ülVj lit teisüs ,gerecht^
Andererseits: chvcja, slov. hoja ^adelholzäste, WeißtanneS
8.-kr. hvoja ,Zweig*, ab. chvoß ^ste der Nadelhölzer*, wahrschein-
lich zu b. chviti, chvüi se ,wallen, erzittern^ vgl. auch slov. veja
,Zweig*, aksl. vetpt jAst* zu veti, vejati ,wehen*, wozu wohl auch
vidiztz und vecha ^Büschel'; lautlich verhält sich chvoja zu chveti,
r. ckvejath wie pojq zu peti ,singen*; stroja y/cgovotay Providentia'
(Mikl. Lex. pal. S. 891) neben stroj ,administratio*; p.zbroja neben
zbroj ,ÄÜ8tung'.
Die Wurzel enthält ein eu: pa-guba , Verderben' zu gynq,
gybajq ,gehe zu Grunde'; ruda ,Erz, Metall', vgl. auch b. u. s. w.
rudp ,rof, lit raüdas ,rotf, got raufs ,rof ; oslucha ,inobedientia',
poslucha (auch posluckb) ,testis' zu slyäati ,hören'; r., b. nauka
,Wissenschaft, Lehre' neben ukb ,doctrina' (vgl. S. 388).
Der o-Yokalismus ist demnach hei den ä-Stämmen im Slav. wie auch
im Lit. sehr stark vertreten, und wir finden ihn sonst auch z. B. im
Griech. {xXoxtj zu hUxtcs); vo/ai^ zu ri/ioo; xQoq>ri zu %Qi<p€o), im Germ,
u. 8. w. Aher auch hier finden wir die e- oder die Beduktions- hez.
Schwundstufe: aksl. hrhLa ,Birke*, lit. hirza9, ahd. pireha; crida ,HerdeS
lit. kefdiua ,HirteS ai. sardhaa ,Herde* ; gr^a ,BalkenS lit. grindu ,Dielen-
hrett*, grändai ,Latten auf den Deckhaiken des StallesS* pri-a^a ,Eid' zu
a^gnqfi ,den Arm ausstrecken*; iega ,ardor solis' zu zegc^. zeiti ,hrennen^;
zena ,Frau\ russ. zend, s. i^na, preuß. genna, got. qinö, gr. ywii, ai. gnä •
urspr. *gu'na und *guen9 (Hirt, Ahl. S. 12); zima ,Winter, Kälte', lit.
ÄÄwa ,Winter', gr. x'^f^> ai- ÄÄnan ,im Winter*; lipa ,LindeS lit. l$pa,
preufi. lipe; iva ,salix\ lit. Jet^a, f/va, ahd. twa ,Eihe'; gnida ,Ni£' aus
*gninda, lit. glinda aus *gninda; hheha ,FlohS lit. &/tf«a, gr.yfvXka (Meta-
thesis von Kons.) ; vhga ,Goldfink* ; vri^a ,WeideS lit. virhaa ,Bute, dünner
Zweig, Gerte'.
400
Tom Yerbum ist auch hier beeinfloBt: s. nä-vika (aas na-vyka)
«Gewohnheit* gegen nauka u. b. w. zu tyknqfi.
Die Wurzel enthielt schon urspr. einen langen Vokal: dov.
sUada ,Fuge^ zu kladq, Jdasti liegen^ neben ''klad^ in pri'klad^
XL 8. w. (vgl. 8. 396); aksl. strada ,MüheS r. , Arbeitszeit' zu
stradati ,leiden^
Auch hier finden wir analoge Fälle zu paU^ rar», gort^ u. s. w. (vgl.
S.396): r. zara ,Hitze' neben zan (vgl. oben S. 165); para »Dampf (pariU
jdampfen, brühen*, preuß. pore ,Brodem\ zu slov. perfti 1) ,brennen,
gliihenS 2) ,modern*, r. /»rft», pri/u ,8chwitzen, gähren, faulen, sich er-
hitzen, rot werden*, lit. pereti^ periu ,brüten* (also eigentlich ,erwärmen,
erhitzen*), gr. jiifinQrjfii, jtQ^^oo; otrava neben oirova ,yenenum* (vgl.
S. 164 u. 397); trava {triva) ,gramen* wohl auch dazu; skvara ,nidor*
neben skvara ,Hitze* (8. 396).
a-Stämme zur Bezeichnung männlicher Personen.
Im Slav. sind unter den a-8tämmen sehr viele, die m. Per-
sonen bezeichnen, eine Erscheinung, die wir im Griech., Ital. und
Bali antreffen: gr. l/c/c6rrig, auriga, scriba, lit gyrh yPrahlhans'.
Es waren dies urspr. entweder Eigenschaftsabstrakta oder Kol-
lektiva z. B. r. starina f. ^Altertum', m. ,alter Mann'; mladota
^Jugendlichkeit, Jugend^ koUekt, daraus Mladota nom. propr.,
oder Verbalabstrakta: dtK/a urspr. ^Bedienung^, dann ^Diener^ (vgl.
Brugmann, Kurze vgl. ör. S. 357 und E. Volter, Razysk. po
voprosu 0 grammat. rodä). Doch vermutet man dameben auch
noch einen anderen Ursprung derartiger Worte (vgl. Neisser
in BB. 20, 8. 46 und Hirt, Handb. der gr. L.- und P.-lehre,
§ 308). Bei der Mehrzahl derartiger Wörter kann man aber
ohne weiters annehmen, daß sie aus Abstraktis entstanden sind.
Diesen Übergang kann man mitunter noch verfolgen, vgl. böhm.
nepUcka, chiouba, ohata, ohyzda, ostuda, protiva, sereda u. and.
(A&l. Phil. 12, 8.57). In der bist Phase kann man in einzelnen
slav. 8prachen bemerken, wie einzelne derartige Bezeichnungen
m. Personen noch als Fem. behandelt werden: aksl. slugy iju-
dijsky oi vTcyiqixai xüv ^lovöaiwv. Im B. haben wir viele solche
Abstrakta auch als Eigennamen: Svoboda, PHhoda u. s. w. Eine
große Anzahl bekam eine peiorative Bedeutung imd wurde zu
Schimpfworten (vgl. Verf. Afsl. Phil. 12, 8. 59flF.). Das a in
dieser Funktion war so beliebt, daß man wenigstens Adj. auf -ä
bei Maskulinis, die selbst nicht a hatten, nachfolgen ließ: kluku
klukovskä, dann auch darebo darebdckd und Jduku vSivd.
Seltener kommen diese Worte als Hypokoristica vor.
401
Sie kamen insbesondere häufig im Yok. (-0) vor, bis die Be-
deutung des Yok. (Anruf) hiebei ganz verloren ging und sie auch
in dieser Form im Nom. gebraucht werden konnten. Insbesondere
trifft man sie im Serbokr.: gübo m. (gdbavac) yBäudiger, Aus-
sätziger', güio ,der Kropfige^, hrizo ^zahnlückiger Mensche Als
Kosenamen: bräto zu brat firxjA&^j mido m. zu midvjed jBäi^
(vgl bei Danißiö, Osnove S. 47—52).
Daß solche Yok. der o-St. zu Nominativen wurden« bemerken wir
sonst auch in den slav. Sprachen, Ygl,T.bafjuiko, Bei den Personennamen
wie p. Fredro, Tarlo, b. Sluneeko, Baehmäiko, VrCäiko, Otto u. s. w. fiel
der Vokativ mit dem Vokativ derartiger a-St&mme {slugo u. s. w.) zu-
sammen und das hatte zur Folge, daß diese Worte auch nach den a-
Stämmen dekliniert wurden: Gen. Fredry, Otty u. s. w. vgL J. Schmidt,
Pluralbildung S. 402 Anm., Gebauer, Hist. ml. UI, 1, 8. 148.
Auch in anderen Sprachen werden Vok. als Nom. und zwar eben
bei Personennamen gebraucht, z. B. im Griech. in den Kosenamen : Mivret,
Bovxdmt (Brugmann, Griech. Gr., 3. Aufl., S. 221). Zahlreiche Bei-
spiele aus dem Ar. fQhrt Sobolevskij (S. 189) an.
Suffix •-i'o- und -ja (aus ♦-ja und •-/«) und -i (aus -f
und dieses aus -i^). Bezügl. des Nom. und Akk. Sg. der m.
vgl. S. 143 u. 180. Bei vok. endenden Wurzeln ist es nicht immer
leicht, zu unterscheiden, ob wir es mit einem io oder einem -o-
Suffix zu tun haben. In den oben S. 171f. erwähnten Beispielen
wie boj ^Peitsche, Kampf, das ein ^boios voraussetzt, liegt ein
o-Suffix vor, da das % zur Wurzel gehört. Wohl auch in graj
,cantus', Präs. grajq, grajati ,krächzenS lit gröju, gröti ,krächzen*,
ahd. chräjan; in r. staja ,Hütte^ vgl stojq und dajatu Schwieriger
ist es schon bei -dej z. B. in daro-dij yZauberer', denn wir haben
ein dijq, dSjati, aber auch däi. In aksl. j)nfni/jq ,Spülichf kann
dagegen wohl nicht der Reflex des sekundären Präs. enthalten
sein. So kann man auch in aksl. äuj ,links', ai. savyds aus *8ei^io8
ein ib-Suffix annehmen, da das Wort wahrscheinUch zu su ,gaif
gehört; weiter in aksl. siruja ,Strömung', vgl. dagegen ostrovb und
lit. sravä ,Fließen, Bluten*, srove, strove ,Strömung', let sträwe,
ai. srdvati ,er fließt^ Bei kons, auslautenden Wurzeln kann das
Suffix leichter erschlossen werden. Hier kommt es auch sehr
häufig vor.
Maskulina: jezt ,IgelS lit. ez^s, slav. sollte es daher *jezb
heißen, es ist aber unter die /o-Stämme geraten wie ognh, ogAa
aus ogm, ogni; klidt ,clamor' vgl. klikrufti ,clamare'; plaöb ,planc-
tus' zu pldkati; mqzb ,vir*; mtdb »ensisS vgl. got. meki; nozb
Vondr&k, Tgl. alüT. Gnunm. I. 26
402
^Messer*, vgl pro-nozüi ,perfodere*; phzh ,Schnecke' zu phzq,
pheati Rechen'; ob-rqdt ^Beif, ^armilla^ zu rqka ,Hand^; vozdt
jFührer*, vgl. voda in voje-voda jaTQavtjyog^.
Neutra: hze ^lectus^ gr. lix^S ^^ % i^ ^99? l^i ;Sich
niederlegenS die o-Stufe ist hier auffallend; morje (mafe) jMeer*,
preuß. mary ,H.sS^, lit märes, got marei, lat mare; poVe ,cam-
pus'; veite ,senatus' zu v^tb in Sh-vetb ^consilium^, vgl. preuß.
iüaüiät ^eden^
Feminina: Zahlreich sind die^o-Stämme. Hier sind urspr.
zwei SufiBze zu unterscheiden, die noch im Bali und Lat. aus
einander gehalten werden, die aber im Slav. imd in anderen
Sprachen zusammengefallen sind, nämUch iä, vgl. Ut vaidiä
yBegierung' und -j^, vgl. Ut. zSmä ,Eirde, Land' und lat. spec-ies,
temper4S8, Das ie mußte im Slav. zu -ja werden. Dem lit zime
entspricht demnach aksL zendja, zeml'a aus *zemja.
Wo also nicht ein lit. Wort dem slav. gegenübersteht, kann man
nicht bestimmen, ob der slav. Stamm mit -ja oder -je gebildet ist.
Höchstens kann man ans Akzentverhältnissen mitunter einen Schluß
ziehen. Das lit. -^ zeigt in diesen Fällen eine geschleifte Int., daher
konnte bei bestimmter Starombetonnng keine Akzentverschiebung statt-
finden. Aus s. volj'a, r. völja könnte man daher auf ein -p sehließen
(vgl. übrigens lit. vdle). S. oben S. 197.
Offenbar bei Tonlosigkeit führte sowohl -is als -iß zunächst
zu 'p, was dafür sprechen würde, daß es damals noch nicht als
Suffix gefühlt wurde. Das zeigte sich vielleicht auch bei -ä, doch
konnte es hier leichter restituiert werden. Aus -j^ wurde -f, im
Slav. -«. Dafür spricht, daß auch beim nächsten Suffix dem
Mask. auf -fib- ein Fem. auf -n, woraus -ij, -tj entstanden ist,
entspricht Das Suffix -i^ imd -t bildete das Fem. zu verschieden-
. artig gearteten Mask.: Ut deive ,Gespenst' (mit späterer Bedeu-
tungsänderung), ai. dev4 ,6öttin' zu Ut devas, ai. devda; Ut. vüke
,Wölfin', ai. t^H ahd. lovlpa zu Ut vHkas ,Wolf', ai. vfleaSf gr.
Xv%og; ai. jdnüri, gr. yevheiqa (lat genetri-x) ,Erzeugerin^ zu ai.
janüdr-, gr. yever^Q (vgl. Meillet, Introduct. S. 258 und Brug-
mann. Kurze vgl. Gr. S. 330). Im Slav. bildet -t das Fem.
beim Part Prät act I imd Part. Präs. act: neszM, nesqSti, vgl.
ai. bhärant-i, femer beim Komp.: slazdtäi, dobr^jäi u. s. w., sonst
ist es von a verdrängt, bis auf das Suffix -ii, ij, dann -y/ii und
das Pron. si ,haec^
Yon den zahlreichen Bildungen mit -ja können angeführt werden:
daida ,datio* zu damt (aus ^dcdmt), dati ,geben'; nadezda ,HoffnungS
403
4>dBzda ,Kleid' zu dtzdq (aus *d€dji(j, <2^' Jegen, tun' a. s. w.; duia ,Atem»
Seele' zu duck» ^tem, Geist'; kaplja «Tropfen' zu kapatij kam^i ,triefen';
kozü jRtLuV wohl zu koKa ,Ziege'; kravlja ,tectum' zu krön dass.; kupffm
,Kanf, Handel* zu kup^ dass.; piita »Nalining' zu püatd, päiti ,näliren';
46^^ita fOccursns', olnr^Ua ,inTentio' zu einem *«»-r^ z. B. b. Hrtt^ ygL
auch ob-riiti, ob^^tq ,finden'; n&to glicht' (leuchtendes Objekt) zu msÜ^
flicht* ; tnrja ,8plendor*, Tgl. -ton in wf^umt^ ^visus* u. s. w. ; isff^ »moeror'
zu zeUti ,cupere, lugere*; z^da ,Durst* zu i^iaii, z^idq, z^qfq .yerlange*;
vehmoza ,homo potens* hatte wohl urspr. eine abstrakte Bedeutung (zu
mogc^ moHi ,k5nnen*) und unter dem Einflüsse von vehnu^ ,homo potens'
kam es zu seiner neuen Bedeutung. So entstand auch die Kompromifi-
form vßltmoh.
Mit dem SufiSze -io- können poss. Adj. von allen Lebendes
bezeichnenden Subst. abgeleitet werden. Das adj. Sn£Bx -io- und
-iithf welche parallel mit einander einhergehen mid nicht immer
aus einander gehalten werden können, drückten schon ursprach*
lieh die Zugehörigkeit aus, vgl. BLpÜryas, pürijfoa, gr. Tcaxqiog^
\aLpatriuB aus *p9triiß8 ^väterlich'; aLpädyas ^denFuß betreffend',
gr. 7t€^6g ,zu Fuß'.
Aksl. (Mgnbdb ,agni' zu agntcb; avraanU't ,abrahami'; ihvidb
hominis' zu äavekb ,homo'; km^ yprindpis' zu kbn^.
Hierher gehört auch ncLH ^noster', vaib yvester', wobei ent-
weder der Gen. vctsb oder, was mir wahrscheinlicher ist, noch das
ursprachliche nös in der genetivischen Funktion vorliegt, woraus
auch der Gen. ncufb gebildet wurde.
Eine derartige Kasusform lag auch dem Fron, moj ,mein',
lat meus aus *ineios, preuß. mais zu Grunde; ebenso tvoj ,dein',
preuß. tivaü. Brugmann denkt an einen poss. Lok. Sg. *fnei,
*fnoj (Kurze vgl. Gr. S. 328), so daß es sich hier eigenÜich um
das Sufißx '08 handehi möchte.
Unser Suffix kommt noch vor in h^' Jinks' ai. suv-yds; p&t ,zu
FußS das ein piek- roraussetzt, vgl. piekota\ Uuzdt, iuzdt und Mtuzdh
,fremd' (vgl. 8. 378); UiU ,leerS ai. iueekoM vgl. lat. U$^m aus *i^t§9qfM\
hzb jlfignerisch' neben hia ,Lüge'.
Bei Kompositis : hezund't oAet hetumljb (zu um») ,ohne8inn'; hogomoVh
,reljgi08us'.
Ursprünglich adjektiTisch war aksl. mezda ,Mltte, Grenze' aus *m«4fa,
lat. m€diu9, ai. tnddhyas ,mediuB'.
Suffix 'ij oder --tj, -ije oder -tje und -ii, -»» oder -y,
"tj ("ija, -tjä). Ursprachlich liegt hier für das M. und N. -tib,
für das F. -(|!s und -ü^ vor. Mit dem vorhergehenden ist dieses
Sn£Bx verwandt und drückt bei Adj. auch häufig die Zugehörig-^
keit aus: aL diviyas ^nmo^ zu diva» ,Pferd^
26*
404
Bei beiden Suffixen bemerken wir, daß dem Adj. nicht selten ein
Sabst. derselben Bildung zur Seite steht: (eria «Gastlichkeit* , So^uk
.gastlich', Tgl. duhium and dubius und das oben erwähnte hia Jjüge' und
hzb ,lügnerischS mezda und lat. mediuM u. s. w.
Im Slav. haben wir zunächst Adj^ wobei das F. das SufiSx
•tja, -ija aufweist: habij janilis' zu bdba; bdsij ^göttlich' zu hogb;
divij ^virginalis' zu diva; kozij ,caprinus^ zu koza; kravij zu krava
jKvJa^\ myHj zu mySh ,Maus^; ovhHj zu ovtca ,Schaf ; ryhij zu
ryha ,PiBch'.
Hierher gehört auch dij ,cuiusS niHj ^ulUus', nedij ,cuius-
dam* von kb in h^to »quis^ ferner prodij ^Üquis' zaprokb, schließ-
lich tretij, tretbj ,der dritte^ lit dagegen tricziaa aus *tret'X08,
got fridrjan, ai. tji-tya neben gr. zglrog.
Als Subst können angeführt werden: ötHj ^ector^, eigentlich
ein Adj., daher auch: kbniga Mija; vrabij ^passer^; gvozdij neben
gvozdtnj und gvozdb ^ageP; drhvij zu örwh ^yermis^
Das Sufißx "tje bezeichnet vorwiegend Kollektiva: qgltje
jCarbones'; bisenje ^argaritae'; dqbtje ^bores'; kamentje Rapides';
karentje ^radices'; listbje, listvtje ^oUa'; zdtje ,olera^ Sonst noch:
hyhje ^erba'; switje ,8omnium'; ugtbje ,ostium'; znamentje ^gnum^
Abstrakta: ghdravbje ^Gesundheit^, milasrtfdtje Erbarmen',
vesdtje ^aetitia^
Nomina actionis von Part Prät pass, byttp ^yivEatq^;
duttje ^sensus^; kl^tje ^uramentum^; dvüentje ^otus'; pogrebentje
^epultura*; kollektivisch: rozdentje yavyyeveig'.
Vereinzelt: podruztje yConiux*; ott&bstvhje ,patria*, duvhstvhje
von cuvbstvo ysensus'.
SufiSx "ii, 'ij, 'hj, 'ija, -tja. Man kann annehmen, daß
die F. wie mhnii ,TSlitzf, krabii ,Korb', ladii, alzdii ,navis*, lanii
fiervB,^, l^dvii Rumbus' bei -i im Auslaut bUeben, dagegen die
männliche Personen bezeichnenden, wie sqdii ^iudez', v^tii 3^^^^
unter dem Einflüsse anderer Suffixe wie 4j aus -uos wohl eben-
falls zu 'ij führten.
Andere nehmen hier wiederum die Aussprache -iji, -y'i an ; die aksl.
Denkm. lassen uns auch in diesem Punkte im Stich. Die modernen slav.
Sprachen haben es, bis auf wenige Ausnahmen, aufgegeben. Nur das B.
hat es noch: goncij, kravaej\ lotcij, pivcej u. s. w. Im B., P. und Os.
liegt eine Kontraktion der Vokale vor: b. krejci. p. krqjezy^ os. kravci,
ievci u. s. w.
Das Suffix wird häufig an Subst, namentlich an Nomina
agentia auf -»cft (urspr. -hki) und -hca {-tka) gefügt: kupbdij
405
^ercator^ zu huptet; lavtöij zu lavtct ^Tenator; krtmtöij ,guber-
nator'; sokadij ,coquu8'; iartdij ,pictor^; ztdtdij ^s^/odi&csitoT^ ; zränj
zu zribt ^rs^
Wie man sieht, konnte dann 9cij\ -tStj als selbständiges Suffix fun-
gieren: hantcij fbalneator* zu ha^ja; kanig^eij ,scriba' zu ktmga; kardbbcü
,8chiffer'; somzcij ,Präfekt^
Li Fremdworten wurde -ija, -tja meist belassen: marija.
Aber sonst auch taucht -^tja auf, namentlich wenn es Kollektiva
bezeichnet: hrcUrtja, brattja firstres\ was als ein substantivisiertes
Adj. anzusehen ist, ebenso gr. q^qatqiä ,BruderBchaff (auch ai.
bhrätryam ^niderschaff ), gr. noch ofitjXiiufj ^Altersgenossenschaft',
lat fatnüia {fatnulus); rabtja ß&r&. Weibliche Wesen werden
noch bezeichnet mit-ya, das an einMask. angefügt wird: godtja
,hospes, amica^, toidtja yua&nyovfUvij. In zmtja, zmija ^Schlange'
handelt es sich nicht um tja, sondern um -ja. Bei Fem. wurde
dann das SufiSx -ü, -»» von -tja, -ija ganz verdrängt
Im SloT. ist das Suffix ija aus dem Deutseben in den meisten
Fällen entlehnt und entspricht dem d. -et in 8ehnM«reiy Sehutterei,
Sehsbnerei: hahorija ,incautatio' ; kovacija ,8chmiedebandwerk, Schmiede';
kupcija ,HandeV; nor^tija ,Naretei'; opatüa ,Abtei*; ikofija .episcopatus' ;
de^arija ,KindereiS pisarija «Schreiberei*.
Suffix -aj und jaj (ajo- und jaj<h). Es ist nicht immer
leicht von -ij zu scheiden und es dürften hier einige Fälle vor-
kommen, die man vielleicht besser bei diesem SufiSx anführen
könnte. Das SufBx wurde wahrscheinlich erschlossen aus Bil-
dungen wie ludaj, prüuöaj^ gtlucaj ^casus', die eher zu ludati,
luöati s^, prüuöati 8^ u. s. w. gehören und mit Hilfe des Suffixes
-io- gebildet sind. Ebenso gab es neben pri-kljuöiti 8^ ^9cidere'
ein prUdjudaii 8^ in derselben Bedeutung und dazu entstand das
Hauptwort prirkljuöaj ,casusS ebenso gt-UjtAöaj; weiter zu
pomyiljati ein pomtfil^j ^cogitatio', zu striljati ein *streljaj, slov.
strdjaj ,teU iactus', ebenso do-strUjaj ,teli iactus^ So mochte es
noch andere Bildungen gegeben haben, aus denen ein Suffix -aj
und 'jaj erschlossen werden konnte. Daher dann (in r. Quellen)
pro-muiaj ,cunctator^ zu mudüi ,cunctari'; s. rodjaj ,ortusS p(h
rodjaj ypartus'; brtiaj ^fluentum' aus brtzt ^schnell'; oblidaj ,figura'
zu lice ;facies, figura'; za-lozaj ßisaenf gehört wohl zu -lofft,
denn wir haben noch zct-logt ^B^ssen^ (einmal auch pdt zalaga
chUbt, Mikl. Lex. pal. S. 212, wahrscheinlich von -lagati beein-
flußt, wenn nicht das a verschrieben ist) und auch ein zalogaf
,Bissen^
406
Hierher noch obyöaj, gwt/öaj ^consuetudo'; T.po-hUuaj ^depo-
fiitom^ alt, neben poklaza; vielleicht auch lüaj ,lichen^
Im SloY., S.-kr. und zum Teil auch im R ist dieses Suffix
viel häufiger als im Akd^ Bg. und in den anderen slay. Sprachen.
SloY. mtgljaj «Wink* zeigt uns aach noch den ZuBammenhang mit
dem iter. Yerbam. Tom adjektiv. Part, ^rnigh zu mignqfi {migati) wurde
ein *migUi% (daB anch yon miglfenka ,der Flitter' yoransgesetzt wird) ge-
bildet, daza das Iter. sIgy. mufl/dii ,blinzeln, wedeln, flimmern', davon
das oben erwähnte m%glq;\ weiter tnig^a ,8trau£gra8' (agrostis). Wahr*
Bcheinlich drang daa erweichte ff dann auch in andere Bildungen wie
fMg\J9e ,neka re5, ki miga' und miglflv ,beweglich'; bIoy. grtiljaj »Bissen'
zu *gruUH^ *gri£y'aa, ygl. gritliea »Blattwespe' und grizlflv ,beiBend,
bissig', das Stammverbum: grüti, grizem ,beiBen'. AÄalog: rastegljqf
,Dehnung' und raxUgffiv .dehnbar'.
S.-kr. zamaäaj iRieV Ygl. tnah ,Hieb' zu mahnuti ^wingen^
zcHnahnuti ^ausholen um zu schlagen'; mjeäaj ^Portion Mehl^ zu
misüi; namjeitaj ^upellex' zu normjestüi ^unterbringen'; noiaj
yYestittts' zu nositi ^tragen'; porodjaj ,partus'.
Es hat mit -i-o-, -io- und -tib- gebildete Worte gegeben, welche
männliche Personen bezeichneten, wie -di} in darodej, präjubodej
^adulter*, dobrodej , Wohltäter^, weiter uj ^aYunculus' aus •aw-ilw,
stryj ^patruus', äUij ^ector'. Unter ihrem Einflüsse bezeichnete
auch unser Suffix männliche Personen. So haben wir schon oben
jprcmwaj yCunctator' herYorgehoben. Solche Worte kommen ins-
besondere im B.USS. Yor: susljaj ySäufer' zu suslüt ^aJigsam
trinken'; negodjaj ^zügelloser Mensch'; aljunjaj, dinjaj neben
aljunifaj, alirUjaj ^Qeiferer'; visljaj ^Faulenzer'; 2en{/q; , Faulenzer'.
Wie die lautUchen Gruppen hier Yerraten, sind es spätere Bil-
dungen. Klr. htd'taj ^Müßigj^ger' (hier das erweiterte Suffix
-tjaj).
Auch im Poln. huUaj, hier noch nogaj neben nogal ^Langbein'.
Das -a; tritt dann als Bestandteil anderer Suffixe auf, z. B.
r. goUndaj ,homo breYibus Yestibus indutas'.
Feminina: s. sudaja ^udex'; mjeiaja ,Mundbäcker'; domaja
^lum natale' (falls nicht das AdY. doma Yorliegt).
Suffix -^y (aus ?j|0-). Der ürsprong dieses Suffixes liegt
in einigen Fällen klar Yor. Nach den männlichen Personennamen
wie -d^jf uj u. 8. w. (YgL oben) wurde auch zu bogateti, r. bogatkt
,reich werden' ein r. hogatij (eig. -Uj) ^reicher Kauz', zu gardkb
ein gardej ^^omo superbus' dial. gebildet. Der Zusanmienhang
durch den Akzent bewiesen (Ygl. auch bogatät ,Beich-
407
tum'). Daraus wurde ein SufBx -4/ abstrahiert: gramatej ,einer
der lesen und schreiben kann' von grdmoia yLesen und Schreiben,
Urkunde* u. s. w.
Ebenso klr. korovij ^uhhirf (gr. allerdings auch das Adjekt
korMj mit dem SufiBxe -ho-); znij JSchnitter^, doif/; ,Geber^; pUtij
Rechter'. Man beachte auch hier den Akzent.
Man kann nicht daran zweifeln, daB dieses Suffix auf slav. Boden
entstanden ist und dafi es insbesondere im B. eine gewisse Verbreitung
fand. Es scheint auch im Lit. entlehnt worden zu sein, denn in lit.
ne8zlja$ ,Träger' zeigt schon die geschleifte Int. des e, daB es entlehnt
ist und nicht aufs zurückgeht. Die Bedeutung, die Brugmann solchen
Bildungen bei der Entstehung des slav. Imperf. zuspricht (Kurze vgl.
Gramm. § 715, e, Anm.), ist demnach durchaus unbegrfindet.
Diesen Bildungen würde formell s. zalezaj ,yinea neglecta'
zu 'lezati entsprechen (zalezati se ^ich verliegen, verderbenO.
Feminina: aksl. Iqzaja ,gallinaS eig. ,die Brütende^; thöaja
»textrix* zu tbkati, tikq ,texere*; vereja ,vecti8' zu vreti vtrq, za^
,claudereS analog b. stezeje, stezej, slovak. stezaj, p. 4ciezaj ,cardo';
b. pereje, perej ,Wa8serschwall, Stromschnelle*; aksl. brzzeja ^yr-
tis' zu brbzh; p., slov. u. s. w. koleja jGeleise*, b. ilepeje jvestigium',
p. knieja ,Forst* zu kieA ,Klotz*.
Suffix -ej (ejo-), -ej kommt insbesondere im Slov. vor, wo
es 1) Deminutiva bildet, 2) Adj. substantivisiert: 1) druze; , Gatte',
dedej ,Männchen*; kumej jcompater*; mozej ^^omuncio*; sirotej
,homo pauper*; volej ,bos*; nozej ,cultellus*; stolej ,sellula*; 2) Ijubej
,homo amatus*, malej jpuer'.
Feminina: r.znejd neben znecb (von dieser Bildung könnte
hier das e herrühren) und znica ,Mäher, Mäherin*.
Ln S. gledeja, gnjeteja, lomeja u. s. w. Namen mythischer
Wesen (vgl. Mikl. II, S. 84).
Suffix 'Oj (oj(h). Hauptsächlich das Fem.: p. dziewoja
,tüchtige Magd*. Dasselbe Suffix haben wir wohl auch in s.
Blagoje, Bogoje, Boroje (Borislav), Basoje, Zlaioje, Mtloje, Stänoje
u. s. w. (vgl Dani£iö, Osnove S. 73, fi). Es sind jedenfalls
Vokative männhcher Personennamen: Bogoja u, s. w. (vgl. das
oben erwähnte sudaja ,iudex*) wie wir sie schon als brdto, mido
u. s. w. angeführt haben (vgl. S. 401).
Suffix 'UJ (ujo-). In mehreren Sprachen kommt das Adj.
voluj ,bovis* vor: aksl. stcida voluja, michz voluj u. s. w., s. vduj
jezik ,buglossum*, dazu auch volujski, r. voluj ,agaricus emeticus*.
Es scheint, daß hier das Suffix -jo an den Gen. oder sekundären
408
Dativ volu angehängt und so ein Adj. gebildet wurde. Damach
auch s. ovnuj in ovnujaki ,Widder-* zu ovan, ovna jWidder*.
Ein substantivisierter Imper. könnte in r. pocäüj ^Kuß' vor-
liegen (vgl cMovati, cäuju); slov. osdmj in asebüjek ,Privatbe8itz,
Ausgedinge zu oaebovdii, -üjem, osebüjen ^abgesonderte.
Auch hier sind es wiederum im B. f männliche) Personen: vah^'
(valee», valanda) ,8chmutziger Mensch*; opech^juj (opeehUj) ,homo pigerS
Tgl. auch p. nieehiuj, nieehluja «schmutziger Mensch*. Weiter noch r.
tnjasuj ^wildes Fleisch*; zohuf ,Beule*.
Aksl. oBiuja fSohuppe* zu dssaii setzt wohl ein -juj\ "Juja voraus.
Suffix -90-. ürspriinglieh -)fO- und zwar wurden damit
sowohl subst wie auch adj. St gebildet In krovb ytectum', alava
jdo^a^ handelt es sich natürlich nicht um unser SufBx, sondern
das V gehört zur Wurzel.
Mask«: obav^ und obava (Mikl. Lex. pal.) ^i^cantatio^ zu
bajati, bajq ,fabulari, incantari, mederiS vgl. lat. fä-ri, färma, lit
böß* ^cti frage wonach'; von obatrb dann obavüi und dazu das
Iter. obavljati z. B. obavlejetz nemoätemz ntUitm (Euch. sin. 20 a),
während das Iterat obavati cbavajq direkt von bajq wie davati
gebildet ist Weiter gn^z ^oangia, ira' zu gniti ,faulen'; livz in
slov. liv yTrichter'; naliv ^Regenguß', p. zcdew, zalewa ,Über-
schwemmung* zu hjfxti ^eflen*; slov. kriv ,DachS bg. po-kriv
,Dach, Decke^y aksl. nravz ^mos' aus *tu>r-tfO- oder besser aus
* normo-, vgl. ai. narmds ^Scherz^ (S. 322), so daß es sich hier
eigentlich nicht um das Suf6x -vo- handelt; pltfvb in r. na-plyvb
^Schlamm', p. wplyw ^Einfluß' zu plt/tif pluti ^fließen, schififen';
pivb in r. napetn jGesang' zu päi, pojq fingen'; stavz ,compage8*
zu stati, stanq ^ch aufstellen' (vgl. stchm); po-dutn aXa&riatg zu
öuti aiox^avofxai; p.mew , Wehen' (,des Windes*), za-wiew ,Sturm'
zu vejati ,wehen'; vhchvb jVates*, and. völva, dessen Iv aus Ißv
entstanden ist; im Slav. wurde ß durch ch wiedergegeben (vgl
chrqstb und got. ßramstei, IF. 6, S. 66).
Adj.: levz ,link', lat laevus, gr. katßos; sbdravz ,gesund' aus
*8bdorvo- zu ai. dharma ,Vertrag, Festsetzung* und sudharman
(KZ. 38, S. 372, vgl. auch oben S. 322), auch hier ist also das
V erst sekundär entstanden; trizvz ,sobrius'; zivh ,lebendig', lit.
g^as, lat vivos, ai. ßvd- (W. gei ,rege sein, leben')^
1. Es ist die Ansicht ausgesprochen worden, daß -vo in mrbtv7> ,tot\
lat. moriuos von '^gt-ffos Jehendig* entlehnt ist, ai. dagegen mitäi ,ge-
storben' (vgl. Brugmann, Grundr. IT, 1, 8. 129, Anm. 3).
409
Insbesondere war dieses Suffix bei Bezeichnungen von Farben beliebt:
plavt ,falbS lit. paleaa, ahd. falo ,fahl, falb' ; aw ,grauS lit. azyvaa, preuß.
aywan ,grau*, ai. iyä-vds ,braun*; r. solovöj «isabellfarben', ahd. aalo
«dunkelfarbig'.
Neutra: pivo ,Trunk, beraiischendes Getränk' znpiti ^trinken',
8. jpivo, lit pyvas (entlehnt); strwo jCadaver'.
Fem.: cUva ,Mädchen' (vgl det^ ^ind'), Miklodch meint,
urspr. hätte es einen Säugling weibl. Geschlechtes bedeutet (Etym.
Wtb. S. 44); glava |Kopf^, lit galvh; griva yMähne', ai. gri-nxl
^Nacken'; jazva , Wunde', preuß. eyswo dass., lit aiza ,rima'; krava
yKuh', Ut. karv^, lat cervus, gr. ueQoßog ygehömt', dazu auch lat
camu ,HomS got haüm, ahd. hörn; mrwa, slo?. mrva ,mica,
schlechtes Viehfutter', b. ,Dünger, Splitter'; pleva ,SpreuS preuß.
pdrwOj lit pdal PL ,Spreu'; sliva ,Pflaume', lat. Uvea zu {8)l%yiO
,bläulich' gehört also zu den oben erwähnten Farbenbezeichnungen
ebenso wie b. üuva aus zlva ,ßienenspecht', ahd. geh ^gelb^, lat
fidvus, dazu auch zltftb, lit g^as ,gelb' (vgl Brugmann, Kurze
TgL Gr. S. 329); weiter vidova ,WitweS got. viduvö, ai vidhdva
und vidhdvas yledig' zu ai. vuih ,leer werden, Mangel haben';
kurwa ,Hure' dürfte wegen des u ein Lehnwort sein, Tgl. ahd.
huora, gr. tloqFö (Inschr.), jon. xot'^, att. %6^ ,Mädchen'. Bei
Lehnwörtern finden wir dieses Suffix: lichva ,usura', got leihwan,
ahd. lihan; m^va neben m^ ,mentha^
Vielfach sind ea auch Neubildungen zu -y, ^ve wie bIot. 8. obrva
gegen bnvb älter *hry, ai. bkrü-s ,Braue'; bIoy. s. avekrva «socrus', aksl.
avakry: b. bIov. r. amokva ,Feige' gegen aksl. «moAry, got. amakka; a. efkva,
bIov. cirkva, akal. erbky ,Kirche'; bIoy. b. b. lokca^ aksl. loky, ahd. lahha
,Lache'.
Indem Wurzelbestandteile zu -vo gezogen wurden, entstanden
mehrere neue Suffixe.
Suffix -avO', javO' (-lavo- und Ijavo-). Das a gehörte
urspr. zum Stamme: rqka-t^ ,Ärmel' zu rqka; dela-vh ,wirksam'
zu däati; drtzava Imperium' zu drhzati ,halten'. So haben wir
noch: grudam ,asper^ zu gruda ,Erd8cholle^; krastam ,scabidus'
zu krasta ,scabies'; sedinatn ,canus' zu sedina ,cani capilli'.
Damach auch: krhvam ,cruentus'; Iqkatrb ,malus' zu lqk^
,krumm, böse' {l^q, Iqiti ,biegen').
An Adj. angehängt bezeichnet es häufig einen geringeren
Grad der Eigenschaft: slov. belav, b. belav^ ,weißlich^ Es bildet
überhaupt Torwiegend Adj.
Das Suffix trat nun auch an Adj., die daB Suffix -lo- enthielten, so
410
high, das in higlbCb «transfoga' vorliegrt, b. hQUjf ,8chnelP und ^erfahren',
weiter b. prchly ,fi&chtig, jähzornig', woraas prchlavy »flüchtig' und auch
prchlivy ^flüchtig, jähzornig'; ebenso slov. itnradlav ,fetidu8*, h.tmradiavy;
sloT. norlav ,aliquantum stultus'; b. kriklavy = krikavy «schreierisch*;
ptchlavy ^stachelig'.
Ton prchly lautete das Denominatirum prehlüi und das Iter. dazu
*prehljati. unter dem EinfluB dieser Yerba entstanden nnn Adj. wie
*prbehljav9 und das fjav drang auch in ältere Bildungen ein, die rein
adjektinschen Ursprungs waren: r. mazglyj ,yerfault, abgezehrt', davon
nutzgljavyj ,abgezehrt, mager'; r. noch kostlfavy/ ,beindurr' zu kotib ,Bein^
und kostliv^'; sIot. nthorljav ,macilentus' ; icrhljav «zahnlfickig*.
Im Slov. kommen, wie wir sehen, beide Suffixe vor: -lav und -Ijav^
im B. drang 4Jav vollständig durch. Im Aksl. ist das Material karg:
tecljav9 ,meretriciusS eig. ,läufig' zu tekq, teiti ,laufeD, fließen'.
Nicht selten kommen beide Suffixe -avo neben lavo vor: ehrapav^
,raucus' zu ehrapati, aber b. neben ehräpavy {ehrdpati) auch ehraplwoi
(und ehrapHvy) ,heiser'.
Das Suffix -jaro ist analog wie Ijavo zu erklären: es kommen zunächst
Feminina mit -ja, dann entsprechende Iterativa in Betracht; so setzt
auehonjavh ,siccus' ein *8uehonja voraus; bei r.slinjavyj, iljunjavyj^geifemd'^
ist wohl an ein zu slinitb gehöriges Iter. *8linjaib zu denken. Aksl. zwar
zerav9 ,glfihend', aber slov. zerjav, b. zeravy; b. pinavy ,schäumend' zu
phiüi ,schäumen'.
Das Femininum -ava bildet häufig Orts- und Flußnamen:
dqbrava ,Bäume, Wald' (zu dqbrz wofür später dqbz), darneben
auch dqbrova, vgl. Dubravnik, Tmava, b. Jihlava, SvUava; Ä«-
mava ^Böhmerwald' zu iuma ,Wald' weist eigentUch nur -va auf.
Suffix -ivo- {'livO'). Auch dieses Suffix ist analog wie das
vorhergehende entstanden. Mit ihm hat es auch das gemein, daß
es vorwiegend Adj. bildet Es waren hier vor allem Verba auf
'üi maßgebend: zu Ijuhiti ,Ueben' entstand Ijubivz ,liebend'; zu
choditi jgehen', chodiv?» ,qui circum vagatur^; plavitn ,vagus' zu
plaviti; vgl. lit. dalyvas ^teilhaft' zu dcdyti ,teilen'.
Außerdem Subst. auf t (i-Stämme), deren meisten Kasus auf
•i im Sg. ausgingen, daher zu blagostt ein blagostifyh ,bonus' zu
bojazm ein bojaznivt ,timidus'; zu zabyth ein zabytwb ^iniXrjaiAO^
vr^g^; zu örttt ,Wurm', örifviv^ ,wurmig'; zu dtstt ein ötstitn ,pius';
zu datt (z. B. in blago-datt) ein dativ^ ,impertiens'; müostivb
,misericors' zu mäostt.
Aus solchen Bildungen wurde ein Suffix -fVo- erschlossen
und selbständig an andere Stämme angehängt: drimotim ,somnu-
lentus' aus dremota (vgl. b. drlmotä); gruditn ^asper' neben grudavb
zu gruda ,Erdscholle'; p^gotivz ^leprosus' zu pegota; lenivh ,faul*
411
kann von lim ^ul* oder lenb ,pigritia^ herrühren; t^ät^v^ ^sedulus'
zu tz8(k)nqti 8^ yStudereS doch kann hier auch ein hätUis^ Toraus-
gesetzt werden.
Wie 'OVO- wurde es an die mit dem Partizipiom prät. act. II ver-
wandten Adjektiva auf -/o- angehängt, vgl. b. prehlivy «flüchtig, jähzornig'
(vgl. oben S. 410) zu prehly; aksl. 6fy/trs ,fugitiva8* zu dem oben S. 410
erwähnten bigh. Aber auch an das verwandte Partizipium : aksl. drbztäiv»
,tenax*; unylivz ,animo concidens'; poucalic^ ,docendi peritus'.
Daraus wurde nun ein eigenes Suffix -/tto- abstrahiert eben so wie
'lavo' : aksl. hl^ivz neben hl^ivz ,garrulus' zu h^dc^, b^jUi-, bodlivz ,comu
feriens' zvihodq^ ho$ti ^stechen'; govortliv^ ,loquax^; taj^livz nehen zaj^v^
,balbuB*; nmotrblivb und mnofriliv^ {szmotriti ,schauenO ,oeconomicus* ;
8varbliv9 ,contentio8U8'; ucbliv9 ,dtdaxtix6s' ; zaviddivt ,invidio8us' ; b^dnlm
,alacer'; nedqzblicb ,aegrotus*; gnivlie^ ,iracundu8'; kotortlivt neben kotoritt
,pugnax'; prozorblM neben prozorivb ,perspicax*.
Nun steht das Suffix 4ivo' in innigem Kontakt mit -laoo-^ -Ijavo- und
es kommen nicht selten beide neben einander vor: b. chraplavy neben
ehraplivy; prehlavy neben prehlivy; slov. $mradlav und s. smrdljiv ,8tin-
kend*; r. neben kottljavt/J ,beindfirr^ auch koatliryj ,knochig, voll Beine'
vor n. 8. w. Das hatte zur Folge, daß auch 4ivo zu -Ijivo werden konnte :
slov. pozabl/iv ^vergeßlich' (ßksl. zabyii); govorljiv ,loquax'; ikodljiv ,8chäd-
lich'; bojazljw ,timidu8'; kostljiv ,ob80SU8*; s. bodljiv ^pungens'; svadljiv
,TiZ08U8'.
Vgl. noch b. bedlivy ,fleißig'; hanlity ,schmähend'; nakuilivy ,an-
steckend'; bdzlivy ^furchtsam'. Aus minlivy ^veränderlich' (tninä), hatUivfi
{hana) u. 8. w. ist das n eingedrungen in mlcenltvy ,schweigBam'; tnäienlivy
neheTi Bnäielivy ,tolerant*; dbatdivy ^achtsamS zddnlivy ,scheinba,r' -, ucmlivy
»gelehrig'.
Substantiva. Neutra. Ä^kk/tt^o , Hammer' ; vanro^edulium';
pr^ivo jfilum' (P^^)/ sidivo ^ecuris'. Merkwürdig ist s. pecivo
,Braten' (mit c statt des erwarteten J), weiter s. aoöivo ,die linse';
h.melivo ^Mahlvorrat, Mahlwerk'; tnlezivo jBiestmilch, Saugmilch';
peöiro ,Backwerk' (kollektiv), palivo ,ßreunmaterial', r. ezivo ,cibu8';
kruzivo und kruzevo ,Spitze' u. s. w. im R tritt überhaupt für
-ivo häufig -evo ein.
Feminina, kopriva (kropiva) ,urtica' wahrscheinlich zu koprb
,Dill'; t^iva ,chorda' vgl. lit. temptiva ,chorda^ zu tempiu, tempti
,extendi'; s. stätita ,einer der zwei aufrecht stehenden Balken, in
denen der Weberbaum liegt' (Miklosich erklärt das Wort als
8ta4iva, ebenso t^-tiva, jes4ivo, Etym. Wtb. S. 362).
Suffix 'OVO'. Seine wichtigste Funktion ist die Bildung Ton
poss. Adj., wobei die Benennung eines lebenden Wesens zu
Grunde liegt, jedoch können es nicht die o-Stämme, dann die
412
«-Stämme sein, da hier -ino in diesem Falle angewendet wird
Das wichtigste Gebiet dieses SufSxes sind die o- und u-Stämme.
Infolge einer Erweiterung seiner Anwendung auch bei Benenn-
ungen lebloser Wesen bezeichnet es die Materie, aus der etwas
gemacht ist, oder eine Ähnlichkeit und Zugehörigkeit.
Seinem Ursprünge nach ist es ein spezifisch slav. Saffiz und zwar
ist es höchst wahrscheinlich aus einem Kasus der o- oder u-St&mme
hervorgegangen, da es hier heimisch ist. Ich denke an den Gen. 8g. der
ti-St&mme, da wir hier auch eine Analogie haben. Oben B. 407 haben
wir das Adjektivum ro/if/ ,boyis* als aus dem Genetiv voiu hervorgegangen
erklärt. Das ist eine spätere Bildung. Früher noch, als der Genetiv
'*ffoioff{9) lautete^ ist durch Anfügung des Suffixes -o daraus -volayo-
aksl. volov9 ,bovis* entstanden. Ebenso tynor» ,filii'. -o- wurde vielfach
als sekundäres adj. Suffix angewendet, so z. B. in lat. meua, aksl. moj\
das nach Brugmann gleich ist *m«jfM, *moxo» und vom poss. Lokal
^m0f, *mot gebildet ist; ebenso vom Lokal auf -«t das -eio der Stoff-
adjektira wie gr. XQ^^<^ »RoldenS ßodjeos ,menschlich\ lat. aurew,
eapretis; ai. hiranydya* ,aureu8S av. aspaya^ ,equinus* (Kurze vgl. Gr.
S. 328—329).
Ton den «-Stämmen ist das Suffix dann zu den o-Stämmen geraten,
die sich im Nom. und Akk. Sg. zu berühren anfingen. So haben wir
z.B. adamovz ,adami*; hratrov^ ,fratrisS otrokovz ,infantis*; krafievh «regisS
€isarjw9 ,imperatoris' ; weiter hravt «leonis*, vhkovb ,lupi^ u. s. w.
Häufig wurde das neue Sufiix an das ältere mit -;o- gebildete
Possessiyum angehängt: ottöev^ ^patris' aus otbdb ^patrisS pavlßvi
^auli' aus pavVt (*pavljt); jakovljwb u. s. w.
Das Suffix wurde dann auch an Benennungen lebloser Gegen-
stände angehängt und erlangte die oben angegebene Bedeutung:
dc^bovb ,quemus'; bukom /aginus', Hpovh ^pineus'; trwkovh ^pineus^
Da es sich bei leblosen Dingen nicht mehr um den Besitz han-
delte, so konnte das Suffix in dieser späteren Funktion auch an
^-Stämme angehängt werden: lipovh ,tiliae' zu lipa; brezotrb ,be-
tulae' zu hriza u. s. w. Wo es in dieser Funktion Torkonamt,
handelt es sich oit um Personifikation bei Naturerscheinungen:
vh obrazS ckzdevi ^ forma pluviae' Supr. 183, 9.
Häufig kommen die poss. Adj. substantivisiert Tor und zwar
als Ortsnamen, wobei ursprünglich grad^, pdje u. dgl. mehr zu
ergänzen war: b. Bavarov (Barau), eig. die Burg des Bavar
(Bavorovh grad^), KrunUov, Ondrejov, s. Kosovo (sdl.polje) ^Amsel-
feldS Kupinovo u. s. w. Nach diesen Namen auf -vo ist auch
1. Die Diphthonge behaupteten sich, wie wir in der Lautlehre sahen,
-im ftiftv. verhältnismäßig lange.
41S
b. domav ^eimat^, das im Ab. noch nicht vorkommt, wie man
au8 Gebauers Wtb. ersieht, wie auch venkov ,Land^ (im Gegen-
satz zur Stadt) gebildet
Analog ist auch die Substantivisierung wie ar. cisareva,
karoleva ^coniux imperatoris, regis', p. krilewa, b. krölovd (hier
hat es die bestimmte Form angenommen), Bhiejawa ,Frau des
Biakej', ebenso b. krejöavd ,Frau des Schneiders, Schneiderin',
Laudovd ,Frau des Lauda', Cuznavd, Simktwd u. s. w.^
Abseits von der besprochenen Kategorie der Adj. stehen
einige mit dem Suffix -ovo- gebildeten: istopb ,yerus'; neistwb
,furiosus^; jalotb ySterilis', suravh, ayrom ,crudus'.
Weiter: jakom ,qualis' (rel), kcdcat^ ^quahs' (interr.), inakav^
jdiversus', jedinakovh ,similisS onakavb, sicevb, yakovz, takovh ,talis^
Hier ist das Suffix wohl eines anderen Ursprungs. Auszugehen
ist vielleicht vom adverbialen Neutrum tako, kdko, jako u. s. w.,
zu welchem das Suffix -90 hinzutrat. Meillet sieht das Suffix
auch in ai. keiavd^ (S. 369).
Abgesehen toq den erwähnten Substantivisiernngen kommen sonst
Subst. mit dem Suffix -oco-, das natürlich dann anders zu erklären ist,
selten vor. So olavo ,61ei', preuß. alufu «Bl^iS lit. aloaa ,Zinn* (in Donau-
länder I, S. 415 wird das Wort als aus dem Magyar, entlehnt — hier
ölom — aufgefaßt): r. logavo Justrum ferae* ist nach der Analogie der
oben erwähnten Ortsnamen entstanden, ebenso nocevo yNachtlager*.
Feminina: klr. domova ^Wirtschafte, kann auch anders er-
klärt werden, wie b. budava ,6ebäude^
Im Serbokr. taucht ein Suffix -ov auf und zwar zunächst in Fremd-
worten: magy. hpö ,Dieb', s.kfpöv; dann bei Tiernamen: garov »schwarzer
Hund* (und sonst noch eine Keihe von Hundebenennungen): außerdem;
golov jOmnium rerum inops'; nitkov ,homo nihili*; praznov ,homo inanis';
prdov ,pedens*, rogov »cornutus' (Dani^ic, Osnove 8. 91). Es wird wohl
ein Kompromißsuffix sein, bestehend aus dem fremden -o, das sich an die
zahlreichen Bildungen mit v anschloß und ein -00 ergab.
Suffix -nO'. Schon ursprachlich bildete es Subst und Adj.,
die ersteren meist als Abstrakta und zwar im N. und F. Neben
Adj. wurden damit auch Partizipien gebildet Vgl. aksl. cina
,Preis', gr. noivij ^Entgelt, Strafe, Lohn', a?. ka^ä ^Strafe'; lat.
dönom, ddnum, BÜ.dänam ,das6eben<; femer akslpltfm ^voll^ lit
pUnctö, got ftdls (urgerm. ^futrnaz), ü..ßürnd8, urspr. pl-nö; pj-nö-.
1. Man wollte zwischen Laudova ,Tochter des Lauda' (unverheiratet)
und Laudova ,Fran des Lauda^ unterscheiden, was eine überflüssige und
undurchführbare grammatische Spitzfindigkeit ist.
414
Maskulina; dlem ,61ied* aus ^öd-no-; gUm ,Schleim*, gr.
yUa^ ylivtj ,Leiin', lat glüten ,LeimS dazu *8(k)lei: mhd. slim,
poln. älimaJc ySchnecke' gegenüber glemyzdt, lit glimi (vgl. Siebs,
KZ. 37, S. 314)5 agn^ und jagntct setzen ein ^agno-, lat agnus
voraus; Idjum ,8chnabeP zu kVwati ,picken*; ip.pan, h.pdn jHerr'
aus gbpawbj hpdn (s. oben S. 97), vgl. zupam; plirn ,Beute', lit.
pdncts ,Verdienstf, ai. pa-nas ,Wette, ausbedungener Lohn' aus
*par-na; stam ,Stand, Lager*, lit. störtas, gr. dv-ovriyog ,mit dem
«8 schlecht stehf, ai. dhänam ,Standort, Ort'; sum neben sgm
,Turm' vielleicht zu Shpq suti ,schütten, streuen'; shm ,SchIaf aus
^supno-, gr. vfcvog, dagegen liegt ^suepno-, *Äjfopno- vor in lit.
säpnas, aisl. svefn, lat somnus, ai. svdpnas; tresm ,fimbria' aus
*tre8knO' zu tr^kb ,8chall', trisnqti ,schlagen'; trirm ,Dom', ai.
tf-nam ,Grashalm', germ. ^aumus ,Dom'; tgm ,Mauer^, b. tyn
^eingezäunter Orf , zd-4gni »Wehr*, air. dün ,umwallte Burg*, gall.
dUnum in Ortsnamen, anord. tun, ahd. zun, wegen des t ist also
das Wort offenbar aus dem Germ, entlehnt; r. vim ,Eranz', auch
in veni>cb, lit.. vainVcas ,Kranz', dazu auch gr. olvog, oi'vrj ,Wein-
stoct, lat vinum, vinus, slav. vino zur W. uei ,winden'; zupam
,Beherrscher eines Bezirkes, Vorstand der zupa ,die Hut, Bezirk'
aus *geupä, gr. yv/rij ,Greieme8t, Höhle' (IF. 11, 8. 111). Viel-
leicht auch ei-m ,ordo'; russ. ob-mam ,Trug'.
Neutra: dbno ,Boden' aus *dbbno, lit dügnas ,Boden' (aus
^dubncia); okno ,Fenster' zu oko ,Auge'; runo ,vellus' zu rbvati
^evellere'; sino ,Heu', lit Szenen, gr. stoem* xo^rog (Hes.); sttgno
,Schenkel'; sukno ,wollenes Kleid, Tuch' zu sukati ,drehen'; vino
,Mitgift' zu ved<f, vesti ,führen, heimführen', gr. eedvovy l'dva ,Braut-
geschenke'; vlakno ,^iIxib^ zn vUkq, rZe^i , ziehen, schleppen'; ahntce
,Sonne' setzt auch ein *8hno voraus.
Feminina: cena ,Preis' (siehe oben), W. quex, wozu auch
tivfo; chrana wohl zu lit szerti ,füttem' (vgl. 8. 360); Zi*na ,Mond'
aus *louk8na, lat. lüna (vgl 8. 359); mina ,Änderung, Wechsel',
lit maxnas ,Tausch', ahd. mei-n ,falsch' als 8ub8t n. ,Fal8chheit,
Frevel'; pena ,8chaum', lit. spdine ,8chaum8treifen', preuß. apoayno,
ai. phtnas ,Feim, 8chaum', dagegen lat spuma aus ^spoi-mäj ahd.
feim; slana ,ReLf, lit. azalnä, vgl. auch lit szdUas, preuß. scUta
,kalf ; slina ,Speichel' vgl. mhd. ali-m ,8chleim'; stSna ,Mauer,
Wand', got stains ,8tein'; strana ,8eite, Gegend' aus ^stw-na
zu der- ,ausbreiten'; vema ,Frühling', lit vasarä ,8ommer', ai.
vasantds ,Frühling'; vhna , Wolle', Ut vüna ,Wollhärchen', got
416
vuUa (*}*trf-nö), ai. ür-na , Wolle* aus ^ul-nä; vltna ,WelleS ahd.
weUa, mit -nw lit vilnla ,Welle', vgl. valUi ,volvere*; vielleicht
hierher auch vrana aus *vomä ,Babe' vgl. vram schwarz' und
3abe'.
Adjektiva: hrom ^weißlich', ai. bradhnds ,falV; örtm
ßchwaiT^j preuß. kirsnan dass., ai. kf^Or; lim ^ul' falls es zu
gr. Ir^delv ,träge sein' gehört; fhm ,voll' (siehe oben); jum jung*,
lit jdunas von jaäj ahd. ju ^schon'; slam ^salzig, gesalzen' aus
^soUfUh zu 8oh jSalz*; aksl. nyni, lit. vünal ,nun, jetzt' vielleicht
ein Elasus von einem Adj. nü-no zum Adverb nu, nü, aksl. m ,nun,
aber', ai. nü, nü, mit dem auch ^ne^os, novb ,neu' zusammenhängt.
Part Prät pass.: odenb ,umgetan, bekleidef, ahd. gi4än
ygetan', urspr. *dh6no8; dam ^gegeben' zu dati; znam zu znati
Rennen'; trhp^^ zu trtpUi beiden'; d&am zu dilati ^machen^
u. s. w. siehe auch bei Su£Sx *en(h.
Substantivisch ist pijam ,ebrius', b. trhan ^zerlumpter Mensch'
u. s. w. geworden, was beim SufSx -ano noch zur Sprache kommen
wird.
Suffix -ano: Es ist nicht immer leicht von -tio- zu trennen.
bratam, b. bratran (bratranec ,Cousin') ^nepos' zu bratb, bratrb
prüder'; b. akakan ^Springer*; b. tduin ,Schwiegervatei^, vgl. ttstt
,socer' (also ein Thema *ti>8tu:h'?); r. vdikam, b. vdikdn 3^ese',
b. dial. beddn ,der brüllf zu beödi. Es sind also männliche Per-
sonennamen.
Dazu eine ganze Reihe von s. Eigennamen: Vakan (Vuk);
Ordan (Ch^db); Gruban; Krüan; Müan (vgl. Daniöic, Osnove
S. 138—140).
Wir bemerken sonst, daB -ano dort häufig vorkommt, wo ein Yerbom
auf 'Ott vorliegt: b. ikuban ,wer viel Kleider zerreist*, dann ,Lamp* za
skubati »reißen'; ebenso ikhiban dass. zu ikluhati; trkan dass. zu trhati
,reißen'; ab. Koehan zu koehati .liebkosen, trösten', davon auch koehänek
,Liebling'; Stojan zu stojati^ stdti; ab. Bojan und Bojanov; s. Bojana,
Frauenname.
Man wird daher wohl auch aksl. pijam> ,ebriu6\ b. pijan zu pijaii
ziehen können, so daß es sich um Partizipialbildungen handeln möchte.
Diese Bildungen würden also eigentlich zum -no-Suffixe gehören. Ebenso
wohl auch s. Duian, Milan (zu Milo), wo ein Thema auf -u vorlag.
Häufig haben wir jetzt in Worten ein -^no- wo es sich urspr.
um janino' handelte: b. krajan ^Landsmann' (zu kraj); zeman
^InsaB, Landedelmann' zu zemi ^Land', ab. jedoch noch krajinin,
zeminin.
416
Feminina kommen seltener vor: braiana, poljana jCampos^
sIoY. smetana, smetena ,Obers, Sahne', b. smetcma (man denkt an
si-metena zu s^-mesti ,herabkeliren, nehmen'); s. Eigennamen:
BojanUf Vtskana, Grozdana, Dragana.
Suffix -anjO'. Es ist eine Weiterbildung des vorher-
gehenden und es ist auch hier vorwiegend an Verba auf -ati und
Subst auf -a zu denken: slov. druzbanj yBrautführer' zu druzba;
vrtanj ^pira'; prstanj ^anulus'; s. lokvanj ^nymphaea, Seeblume'
zu lokva. An druzbanj und andere männliche Personennamen
schließen sich im Böhm, an: hluchdü (Schimpfwort) ,der Taube';
slepdn^ perddü, sapUHi, Sordri (BartoS, Dial. S. 143).
Feminina: äoY.mrdanja ,anus gallinae' zatnrdati ,wedeln';
drvanja ,Holzgegend'; s. pomaganja ,auxilii imploratio'; rvanja
ylucta'; klr. Aimanja ^femina muta'; p. kijania ,Bläuel' zu kyj.
Suffix -enO'. Es diente zunächst zur Bildung des Part.
Prät pass., dann der Adj. und seltener der Subst: vezem ,ge-
fahren', vgl. ai. vaha/nas ^fahrend', vdhanam ,das Fahren'; vedenö
,geführt^ zu vedq, vesti ^führen', vgl. ags. bunden, aisl. bund-enn
^gebunden'. Das e gehörte hier urspr. zum Stamme, so daß es
sich eigentlich nur um das SufSx -no- handelt (vgl. oben: odSm,
dam, znam, trtpem u. s. w. S. 416).
Es warde aber eno als Saffix aufgefaßt, wie wir ganz deutlich aus
ehvaljem ,gelobt^ zu chvaliti, das nach ve&em, vedem gebildet ist, ersehen;
femer kommt auch aksl. itmiven^ zu umyti ^abwaschen', zahttvenii ,ver-
gessen* zu zahyii (Tgl. ai. hhüvanam ,Wesen, Ding, Welt*) in Betracht,
da man hier ebenfalls ein Suffix eno voraussetzen muB (eine sekundäre
Bildung).
Adjektiva: crwsljem ^f zu örwb ,Wurm, Scharlachschild-
laus' (hat also die Form eines Part. Prät. pass. zu drtviti); studem
jkalt'; zdem ,grün', vgl. lit zeliü, zäti ,grünen'; ein *moldenO'
wird vorausgesetzt durdi r. molödenkij, aksl. nüadentct (neben den
späteren nüadtntcb analog nach anderen auf -tmcb, und ndadinbcb
nach prtventcb) und ndadenütt. Überhaupt setzen die r. Demi-
nutiva wie malentkij ,winzig, klein' zu nMyj u. s. w. zunächst
ein Suffix eno- voraus; desgleichen die Deminutiva wie golub'enokb,
telenokb u. s. w. Vgl. auch let glud-ens ,glatt'.
Substantiva: pbSeno Marina' eig. das ^Gestoßene' zaptchati
^stoßen', dazu auch pbSenica ^triticum'; aksl. vräeno ,Spindel' vgl.
ai. vdrtanam ,das Drehen', vartanas ,in Bewegung setzend'.
Feminina: b. starena ,altes Weib'; pradlena ,Wäscherin';
417
pradlena ,Spmnerin^; ivadlena ,Näberin' u. s. w. Alle diese Worte
hatten im Ab. noch -{, also pradU Jotrix', aber auch ^otor^; predli,
svadU u. 8. w. Das / geht auf -i« {tji) hinsichtlich des Fem.
und -i/ hinsichtlich des Mask. zurück. Es ist aber auch mögUch^
daß schon damals das Suffix tja im B. bestand (vgl. S. 405).
Suffix -eno'. Es bezeichnet Stoffadjektiya (vgl. lit.
vündnis).
Aus fertigen Kasus werden nicht selten Adjektiva gebildet; wir
haben schon oben derartige Beispiele erwähnt, wie vo/tf/ und volov^. Bei
solchen Bildungen fungierte nicht selten das Suffix -no-. So haben wir
z.B. &i.däk^naSy aksl. denm ^rechts' vom Lok. Sg. auf -t, also *dehi-no8;
gr. iagi-yög (iag) ,frfihlingsmäßig* (Tgl. auch btnt aus ^bia-no, wo das
Suffix an ein Adverb angehängt wurde). So steckt in ino- vielleicht ein
urspr. alter Instr. Sg. der o-Stämme auf i\ das hier neben -d auftrat; er
ist meist in erstarrten Formen erhalten: ai. Adv. pasca ,hinten' {*'ke\
gr. tfj'Ss ,hier', got. hwe ,womitS ^ »am 60^ Im Slav. haben wir einen
Instr. materiae gehabt und noch im Ab. konnte man z. B. sagen dilati
nieo zlatem ,etwa8 aus Gold verfertigen*. Der alte Instr. auf -0 ist ver-
drängt worden unter dem Einflüsse von -m» der «- und t-Stämme', das
hier alt war und auch im Lit. vorkommt. Im Lit. haben wir im Instr.
u : ratü, ddrbu, das entweder auf ö zurückgeführt wird (vgl. ai. Yed. v^käf
lat. saerd in aaerosanctus^ got. galeikö) oder auf -öm (Brugmann, Kurze
vgl. Gr. S. 387).
Nach unserer Erklärung wären die ältesten Bildungen bei
den o-Stämmen zu suchen: Itnim ^ineus' zu li^m; oUwim ,plum-
beus' zu olovo; vlasdm zu vlas^ ^Haar^; suknem ^neus' zu sukno;
rozam ,comeus' zu rogz; voitam (älter voädam) ^cereus' zu voskb;
pesböam ,ex arena factus' zu pisbkh; mozdam ,mit Hirn gefüllte
zu mozgz ,Him' u. s. w. Von hier aus wäre dann das Suffix
auch zu anderen Stämmen gedrungen: glinem ,te8taceus' zu glina;
kamim ,Iapideus' zu kamy, kamene, ursprünglich wohl kamenem
(so auch noch z. B. im B. neben kamenn^), durch Haplologie
(vgl. S. 385) dann kamim^; kostem jOsseus* zu kostt; drevim
yhölzem' zu drevo; kozam ,pelliceus' zu koza ^pellis^
1. Analog ist aus dem Lok. Sg. pr»v^ ein *prhvh-n(h und daraus
prwhibCb fprimogenitus* (darnach auch mladhittct) gebildet worden. Man
vgl. auch slov. dolen9c, gorenac ,Tal-, Bergbewohner*, aksl. gorihnt ,supe-
rusS dolihm^ ab. doleni ,der untere*.
2. In den Kompar. wie dobrij u. s. w. ist er auch noch erhalten
(siehe weiter unten).
3. Nach Zubat^ (Afsl. Phil. 16, S. 497) und Meillet (S. 434) wäre
hier von "kumen-m, Aam^s, woraus kamitw^ auszugehen. M. meint, es
Yondr&k, Vgl. aUr. Qramm. I. 27
418
Bulg. brdänen, stäcnen, kämen, sldmen, tnMen.
Serbokr. mßden, mknen, gwzden, mnen, teden vl s. w.
dvsen, stäklen u. s. w.
Da wir dieses Suffix auch in den südwestl. Gegenden finden, wo -2
sonst in unbetonten Silben in t übergeht, meinte Leskien (Untersuch-
ungen II), daß hier das urspr. Suffix -im verdrängt wurde von -en der
Adjektiva wie üUn, Hüden, äachmatov wendet dagegen ein, daB auch
der Akzent dann nicht auf der Stammsilbe sein könnte, wie er z. B. in
raian^ kozan^ voitan, snßzan, zemljan ,irden* noch erhalten sei (Izv. Bd. 6,
Hft. 4, S. 277), aber das ist nicht stichhaltig, es konnte sich ganz gut
der Einfinß eines anderen Suffixes geltend machen und der alte Akzent
dabei doch gewahrt bleiben. Übrigens wäre hier auch möglich, daB unter
dem Einflüsse des an in zemljan^ rozan u. s. w. das hi eine noch offene
Aussprache behielt, so daB es nicht zu t werden konnte, sondern als ein
«-Laut blieb, eine Erklärung die auch für das Slov. angenommen werden
muB. So finden wir im Öak., das dem Slov. näher steht: suncen, rzin^
kdiikn, im Kajk.: rzen.
Im Slov. behaupteto^ das en seine offene Aussprache unter
dem Einflüsse des an in rozan u. s. w., so daß beide Laute ein-
ander näher standen. Das hatte aber zur Folge, daß dann auch
das an Yon dn verdrängt wurde.
So haben wir hier: i^^n, tnes^n^ led^n, ots^n, proi^Uy toin^n, vod^n,
zlat^n (der Akzent urspr. überall auf der Stammsilbe : s/ato, proso, woraus
im Slov. Bht^j pro»Q\ irehr^n u. s. w., aber auch ognj^n, koi^n, «fi^^n,
roz^it, koid^n, peic^n u. s. w. Eine analoge Erscheinung auch im Böhm.:
kozenpy voitiny nach mMh^y, kosUny, aber hier muBte das an in gewissen
Kasus überhaupt zu in werden: in wurde dann zu en (vgl. S. 68 und 79).
Osorb.: drjkoany, hlinjany, suknjany, weiter auch kozany,
rzany, ebenso Nsorb.: suknjany, drjewjany und kozany. Man
sieht also, daß im Sorb. die Endung der weichen Stämme (kozany
XL s. w.) gesiegt hat. Der Keflex des alten e hat sich noch er-
halten in OS. drjewjiniö, drjewjinka mit geschlossenem e (vgl.
S. 73).
Poln.: slomiany, wdniany, kaS. drevjany, nach weichen:
rzany. Analog auch im Russ.: gUnjanyj, ovsjdnyj, 8tekljdnyj\
kostjanöj unter dem Einflüsse der weichen: közanyj, pesöanyj,
rzanöj. Das jan findet man schon im Ostrom. Ev. kamjam,
tnmjam, jadbnjam (vgl. Izv. 6, BMt 4, S. 283).
Die Bedeutung erfahrt nicht selten hier eine kleine Modi-
fikation: plamem ^ammeus'^ s.-kr. teden ,eiskalf, klr. Ijudjanyj
wäre dann einerseits -^, andererseits -htö als neues Suffix abstrahiert
worden (aksL, bg., b., p. -hio, dagegen s., slov., r. ^no).
419
yhamanus^ u. s. w. Aus suknim u. and. wurde ein 8dSx -fUno-
abstrahiert, vgL aksL praehnSm (drivo praehnino öMqov aaftqdv
Matth. 12, 33. Sa?, kn.), vlasnim neben vlaaim; hierher wohl
auch U8{z)nim (belegt ist uabnjam) aus *us{^)fnnin^ (nach S. 322)
neben ushmenb (so im Zogr.). Von hier aus dann auch usnije
,Leder^ und andere Bildungen, ygL auch six. jadbnjam. Anderer-
seits aus Bildungen wie katnim u. s. w. ein nUno-: runtim (vgL
weiter unten). Meillet leitet ustm mit dem Su£ -«mo- (vgl Ut
'Smch in vafsmaa) von u- (vgl ob-vti^ ab, usntß ?on *u8mn-tß,
d. h. es hätte ein Thema auf -t/ien- neben U8tm gegeben (S. 428).
Wie wäre dann das 8 zu dem -men- geraten? Von usrm aus?
Subst sind bei unserem SufiSxe selten und ihre Erklärung
ist sehr schwer: koUno fEnie'; polSno ,Scheit Holz' zu r. raspoloth
,entzwei schneiden' (aksL wäre *-pUUi aus *poUi); tinUno ^utum,
Sumpfe
Suffix 'ino' {-ina, -izna, -iana). Es geht zum großen
Teile auf tno- zurück, dessen i nach Brugmann identisch ist
mit dem itaL kelt. Genetivausgang f der o-Stämme (lujH) und
wahrscheinlich auch mit -üo- zusammenhängt (Kurze vgl. Gr.
S. 326, Anm.). Aber auch ein eino- liegt vor: aksL zvirina ,Wild-
pretS lit ^verSnä, das ei solle der Lokativausgang sein. Die
Scheidung der beiden Suffizarten, die im Slav. zusammenfallen
mußten, ist schwer.
Das Saffix %no diente hauptsächlich zur Bildung der Adj., dann
aber auch der Subst. der Zugehörigkeit: lat. eaprlnus, peregrtnut, vteünus^
marinus; LaUnu9; got. «tatneuM, abd. sUintn ,8teinemS lit. koimf/tuu
,Nachbar' von kalma», Jämas ,Dorf (ygl. Brugmann, Grundr. ü, 1,
S. 147 ff.).
Im Slav. wurden damit hauptsächlich Subst gebildet, jedoch
sind wohl auch die poss. Adj. auf -im, -tno, 4na, die von
männl. und weibl. ch, dann ir und auch von weibl. kons, (r-)
Stämmen gebildet werden, desselben Ursprungs: BoUmim ,Satanae';
ijudim ,Iudae'; zenim; dzäterim, materim; neprijaznim ,diaboli';
golqbim ,columbae'; tatim ,furis'; zverim ,bestiae^ Es geht auf
die urspr. Geltung des SufSxes, das den Stoff, die Herkunft,
die Zugehörigkeit bezeichnete, zurück.
Sonst sind es Subst, die Personen bezeichnen, wobei das
-im im Gegensatze zu Eollektivis individualisiert und daher im
Fl. in der Regel abfällt Wie schon Miklosich richtig bemerkte,
hat dennoch dieses Suffix mit -im jXxmisf nichts gemein, doch
27*
420
brachte man es vielleicht später damit iii Zusammenhang; so
würde sich die indiv. Geltang erklären. So haben wir: boljarim
yVomehmer^; ödjadim ^mnlns', einer von der ddjadt; gospodinb
,dominus'; Ijudim ^cus^^ ein Mann vom Volke Ü^judb); voßm
^miles'; vlc^tdim ^einer der Yomehmen^; hogoHm ,e]n Reicher^;
b. dzinec yFremder' setzt ein ^dzin ffjudino-) vorans.
Hauptsächlich sind es jedoch Volksangehörige: hhgarinb
yBulgare', evreim ^ebraeus^, grhöim ^Grraecus', ijudim Judaeus',
latinim, makedanim, murim ,AethiopsS zidovim, eidim Judaeus',
p. Tatarzyn, lAttoin u. s, w.
Yereinzelt sind Worte wie kUinb ,Keil', falls es zu kolj<\, klati
^stechen, schlachten* gehört, femer mbUnb neben mblynb (der Halbvokal
ist gesichert darch b. ze nUyna u. s. w.), m/yns ,Mühle* zu m«(fV{, mUU
,mahlenS wahrscheinlich aber entlehnt vgl. ahd. muUn ans it. moUnOy lit.
tnatunoB^ preoB. malunis,
"ina, das sowohl an Subst., als auch Adj. und Part, antreten
kann, hat verschiedene Bedeutungen. Es bezeichnet das von dem
Thema Herrührende, was noch am meisten mit der urspr.
Greltung des SufiSxes zusammenhängt, vgl. lat caprina ,Ziegen-
fleisch^ haedina ,Ziegenbockäeisch', Ut oz-enä ,Ziegenbockfieisch'.
So haben wir: bhbrovina ,caro fibrina'; dedina das vom dedz
,avu8* herrührende, ,hereditas'; vhdina ,pellis lupina*; zvirina
jWildpref, lit zverenh, slov. volovina ,caro, cutis bovis', s.praäck-
vina ,caro suilla' von prasac, r. baranina ,Hammelfleisch', gavja-
dina ,Rindfleisch', b. skopavina fSchöpsenes', dlovedina ,Geruch
von Menschen', rybina ,Fischgeruch'; p. konina ,Pferdefiei8ch'.
YgL noch aksl. medovina ,ein berausdiendes Getränk^ von fned^
yHonig*.
Das wahrnehmbare Produkt oder Resultat einer Handlung
oder eines Prozesses: davljenina ,su£focatum'; raspcUina ,ruinae^;
bhvotina ,das Ausgespiene'; lovljenina ,praeda'; slov. örvojedina
,caries, vermicolatio'; zidina ,Mauer'; koämina ,gemähte8 Berg-
heu'; mrlina ,Aas', vgl. b. zdechlina; podrtina ,Ruine'; rasUina
,Pflanze'; sedine Plur. ,caiii capilli' zu sedz jCanus'; zmrzlina
,congelatio'; zivina ,pecus'; serb. okUpine ,8tramentum comminu-
tum'; okresine ,frondes desertae', splaöine ,eluvies'; russ. padina
,totes Vieh', opedina ,gebrannter Ton', zjablina ,erfrorene SteUe',
paienina 3raiidgeruch'; böhm. bzdina, bzdiny ,eingeschlossener
Gestank', michanina ,Gemenge', opdlenina ,verbrannte Stelle',
opucklina ,tumor', sdplina yAaaf, ikanina ,6ewebe', oidehlina
421
Brachfeld' vgl. aksL navina ^eugepflügtes Land'; piliny ,SpäneS
mydliny ^Seifenwasser', poln. spuieizna ^achlafi^ pogtrzyzyny
ydiirch Abscheren gewonnene Schafwolle^
Diese Bildungen berühren sich oft mit dem Part Frät pass.
Kollektiva: drueina ,Begleitung* (Begleiter); slov. rodbina
,cognati'; r. mdodjatina ,]anges Volk*, b. khtina ^GesträachS ab.
brezina ^Birkenwalds ab. boravina ^Kiefernwald^ aksl. bukavina
^achenwald'; vgl. lit anzül-ynas ^Eichen Wäldchen' zu dnkMas
^iche'; dkmenynaa jSteinhaufe'. Hierher kann man auch rechnen
lat. cep-lna ,Zwiebelfeld*; rapAna ,RtibenfeldS lit jedoch mit
einä: avü-enä ,HaferfeldS ai. aiim-tnam ^Flachsfeld' von limä
,FlachsS lat piscina ^Fischteich'; vgl. b. mhotina ^aschwerk', lit
saMum-ynai ^Süßigkeiten, Zuckerwerk*.
Einen Schritt weiter von bykotnna ,Buchenwald' und dgl.
bilden Benennungen von örtlichkeiten: slov. u. s. w. domavina
, Vaterland', aksl. dolina ,Tal'; b. pustina ,Wü8tenei' u. s. w.
Abstrakta: ukorizna ,opprobrium', gor^ina jcalor*; gorzHna
,peior Status'; Ürina ,latitudo'; s. hrivina ,curvitas'; slov. boledina
,dolor'; r. bohüna ,magnitudo', aber auch yOrtsältester'; dorogo-
vizna »Teuerung'; golizna ,Nacktheif ; b. HroHna ,Breite'.
Aus den Abstr. entwickeln sich Personennamen: stareßina
,senior, princeps', r. polorotina ^GaSer^j bogatina ,homo dives'; b.
hrdina ,Held'.
Augnientativa: s. hardaeina zu bardak ,Kanne'; ludacina zu ludsh
,der Tor*.
Individualiftierend: ein einzelnes Stück dessen, was das Thema
ausdrückt, r. 6i>erma «eine einzelne Perle*; gorosma ,£rb8enkom*; gradimt
,Hagelkorn*. Es ist die fem. Form zum iDdividualisierenden -tn».
Feste, Zeremonien (imPlur.): b. irfiny , Taufe', f.krzciny,
postrüiny ,Schurfest' audi p. postrzyzyny (dameben auch «Scher-
wolle'); jtneniny ,Namen8tag', narozeniny ,6eburt8fe8f.
Im Poln. auch deminutiv: eziowieezyna, glowizna^ gol^ina ,Täub-
chen*.
Neben ina begegnet man hier -izna, seltener -isna, wie
glavizna {glavisna) ,caput libri'. Beides kann unter dem Einflüsse
des Suffixes -Bnh und -znt (vgl. weiter unten bei -n») entstanden
sein. Bei -izna ist aber auch möglich, daß es direkt aus Bil-
dungen wie blizna ,Narbe' (vgl. oben S. 414) abstrahiert worden
ist Häufiger ist es im B. und F., b. divizna ,Königskerze';
slabizna neben slabina , Weiche'; otöizna neben otöina ,Heimat^,
p. ojczyzna dass.; b. podobizna , Abbild, Photographie' u. s. w.
422
Suffix -janino-, -inino-. Es ist ein spezifisch slav. Snffiz^
das aus -tM- bez. -^Sno- und dem eben behandelten tno- besteht.
Es bezeichnet Angehörige eines Volkes oder Bewohner einer
örtlichkeit Im Plur. fällt auch hier das individualisierende -dno-
ab: rindjanim, PL rimßane ^Bömer^.
Das Suffix xfln' {Jon) bildete kons. St&mme and ist wohl identisch
mit dem Bildungselement, das im lit. kämionis »Dorfbewohners TtZitof^»
»Bewohner Ton Tilsit* Torkommt und das auch Zuh^tf für acht lit. hält
(Listy fil. 29, S. 220 f.). Hierher mftssen wir auch gr. oh^vUov und die
Yölkerschaftsnamen wie SuesMiänes^ KovQuovtg rechnen.
So haben wir im Aksl. grazdanim Bewohner einer Stadt,
einer Burg^: gradz; zemljanim ^Landsmann'; osirovljanim Insel-
bewohner^; sdjanim ^rosticus'; rindjanim yRömer'; kriitanim
yCretensis'; p. mieszczanin yStadtbewohner', ab. tniiöSnin; p.
grodzianin ^Stadtbewohner, Burgbewohner'; ab. brozSnin (*brod'
janin) ,wer an einer Furt {brod) wohnt', davon der Ortsname Bro-
zany, analog Hradäany; ab. noch hrajinin aus hrajanin ,Lands-
mann' von hraj (jetzt krajan). Das Suffix griff weiter um sich,
indem es auch anders geartete m«-Bildungen erfaßte: z^janim
,M&her'; neben simim auch r. sirntjanim ,Glied einer Familie^
Dameben taucht aber auch das Suffix -^ino- auf z. B.
efesi^inb neben efeäanim; izraüUinim, kritSnim neben dem er-
wähnten krütanim u. and. Hiertier gehört auch insbesondere
der Name slovinim ,Slaye'. Man ging auch von diesem Suffixe
aus und meinte, daraus wäre dann das Suffix -anim, -janim ab-
strahiert worden {ki mußte za da, gS zti za werden). Allein das
ist nicht wahrscheinlich, weil damit das lit. jonls, wie auch
Zubat^ mit Becht bemerkt, nicht übereinstimmen würde. Die
Bildungen mit -enim sind wohl anderen Ursprungs. Z. denkt
an ^ in Tibrenus, Älfenus und vielleicht auch aliSntis,
Wahrscheinlicher ist es mir, dafi hier eine Beeinflussung seitens der
Stoffadjekt. auf hu)-, die ja auch den Ursprung a,u8drackten und eine
weitere Bedeutung überhaupt erlangten, Torliegt und zwar konnte nach
dem Yerhältnisse roiam: euknhi^ auch kriitantM zu kriÜnim werden,
zumal es auch Bildungen gab wie prbvinbeb, mladinbeb u. s. w.
Die mit -Mm auf diese Weise entstandenen Worte mftssen eben-
falls sehr alt sein und das möchte ich im Gegensatze zu Z. insbesondere
Ton shvinin» behaupten. Mikkola bringt es nun mit gr. l&F6c aus
*0X&F6g in Zusammenhang, so daß es so viel als ,8tammesmann, Ange-
höriger des Volkes* zu deuten wäre (Sbornik» statej . . F. F. FortunatoYU,
8. 270—273), was nicht wahrscheinlich ist. Auch lautliche Schwierig-
keiten bestehen da.
423
Über unser Suffix vgl. noch äachmatov (Izv^it. 6, 4, 8. 269 f.),
Jagic (Afsl. Phil. 24, 8.583). Das lit. -b'nM in TiUfnas ,einer aus Tilsit*
scheint kasuellen Ursprungs zu sein.
Suffix 'Ono-, Slov. jahon ,fortis equitator'; hladan ^tas
braccas habensS ivedron Jiomo curvis pedibus*'; r. gamom ,8trepi-
tus'; kozom , Würfel'.
Suffix 'OnjO'. E. komont ,equus', b. hUaü ,SchIemmei^;
blitoü ^Plauderer' u. and Daß im B. ü enthaltende Suffixe
Personennamen häufig bilden, sahen wir auch schon bei -anjo-
(S. 416); p. ditoigoA Jiastträger^, luboA jGeliebter'.
--onja. Stark vertreten im S. z. B. prdanja ^pedens'; zderonja
4iomo voraz'; guzonja ,ampli podicis'; mtidonja ,bene testicula-
tus'; insbesondere auch Benennungen des Bindes: äaranja ,bo8
varius' u. s. w.; r. hrjuchonja ,homo vorax*; rozdevonja ,weibischer
Mensch'; tichanja ^omo tranquillus'.
Suffix -fino-. Bezeichnet häufig nomin a agentis: bigum
neben begunt, Gen. b^ni jPlüchtBng*, Perum ,Donnergott' in r.
Quellen, das wäre ,der Schlagende' zu perq, pbrcdi ^schlagen,
waschen', r. auch perum »Blitzstrahl', p. piorun dass., polab. pe-
ründän ,Donnerstag' nach dem Deutschen. Es macht aber
Schwierigkeiten das preuß. percunia »Donner^, lit perkünaa, let
perkäns^ jGewitter*, ursprünglich der ,Eichengott', lat quercus,
ahd. forha, got. fairguni ,6ebirge' urspr. ,Eichwald' (Brugmann,
Grundr. I«, S. 514).
8ollte die slav. Gottheit entlehnt und durch Volksetymologie um-
geformt worden sein? Bei den Var jagen wird Perum für Tor vielfach
substituiert, in Kiev war ein Tempel des Tur d. i. Tor und die nörd-
lichen Var jagen schwuren bei Perum d. i. Tor, während die slav. Bussen
bei ihrem Gott Volosi^ (vgl. Eozniecki im Afsl. Phil. 23, 8. 462—520).
vedum wohl ,magus'; slov. merdun ,mensor', s. bogatun ,dives',
gladun ,Zierling'; Vladun ein Mannsname; r. jajum ,blatero';
brechum ,Lügner'; bzdum ^pedens'; derum ,Zerreißer'; igrum
»Spieler* u. s. w. Das Fem. wird dazu durch -tja gebildet:
bzduntja, b^guntja u. s. w. b. chrapoun »Schnarcher'; kriUoun
,Schreihals'; behoun ^^ufer' und auch Junger Ochs'; p. apiekun
»Vormund'.
Doch auch Namen von Dingen: aksl. bleskum ,papaver', slov.
hropun ,kleiner Mörser zum Schießen'; s. tehun ,rota'.
Außerdem bg. kra^n, slovak. kraöun , Weihnachten', r.
1. Mein et sieht einfach in perk eine Erweiterung der Wurzel per
(B. 458).
424
korodum »Christabend*, dagegen weißr. korodun ,Erampf und vor-
zeitiger Tod, Dämon, der das Leben verkürzt'.
Das lit Suffix -^nas ist aus dem Slav. entlehnt: b^günas
u. and. vgl Zubat^ (AfsL Phil. 25, S. 355).
-f«na; ko^una ,fabula^ Mitunter wechselt -uno mit ifno ab,
welches Suffix selten ist: skslpelym ,Wermut', slov., bg., s. pdin,
r. polynt, b. pdyn, dameben aber pdutij p. piolyn, piohin, klr.
palyn, pelun.
Suffix 'UnjO'. Es ist selten: s. koitunj ,nux dura' vgl. kostt
,Knochen'.
Suffix ynja, Nom. Sg. yAi.
Nach Zabaty (Afsl. Phil. 25, S. 353—365) ist das Suffix als y + ni
aufzufassen, d. h. alte Bildungen auf -y (urspr. -ü«) durch den Einfloß
ebensolcher Bildungen auf -f<i zu yiii geworden, gerade so wie späterhin
durch Kontamination von -o9tb, bzw. -oia und -ynt selbst Bildungen wie
ksl. blago9tyiii, Ibgotiyüi, s. hosoin^a^ samotinja u. s. w., entstanden, wie
weiter durch ähnliche Kontamination der älteren Suffixe -bka, -yni viel-
fach ein neues Femininsuffix -hkyi^i (b. Nimka, Nhnkyni, s. arapkinja
u. s. w.) zu Stande kommt, vgl. ksl. pastoriky, auch pastorbkyiii, neben
smoky auch smokyiii.
Das Suffix bezeichnet vorwiegend weibliche Personen:
ksl. bogyAi ,Göttin*, drugyni ,Gefährtin*, grikyM ,Griechin*, b.
pastorkyne »Stieftochter^, tchyne »Schwiegermutter^, seltener sind
die Abstrakta wie ksl. dobryAi ,bonitasS ItgyM ,levita8'; grhdyni
,superbia'. Dazu reihen sich vereinzelt Früchte, b. MohynS, s.
gloginja ,Hagendomfrucht*; Ortsbezeichnungen: pusty^Ai ,Wild-
nisS sv^yni »Heiligtum^ Das Suffix y ist meist in den beiden
obigen Grundbedeutungen vertreten (siehe weiter unten).
Die Erweichung des A im Nom. Sg. rührt offenbar aus den
anderen Kasus wie Akk. Sg. auf -ynjq.
Suffix -tno'. Es war mit -iwo- verwandt Selten bildet es
Substantiva gen. masc wie i^feftn* ,tympanum''; riztm ,fiiistum*;
tqthm ,sonitus'; oshm ,aculeusS lit akstinas; ovbm ,ariesS lit
ävinas; b. leden ,Januar', brezen ,März', duben ,April' u. s. w.
ursprünglich Adjektiva, aber es war hier wohl ledeA u. s. w. aus
^ledtnjo", denn es kommt noch dial. vor und wir finden in den
andern slav. Sprachen derartige Monatsnamen (vgl. bei -tnjo-)
Meist sind es Adjektiva des Stoffes, der Herkunft, der
Art, die das Suffix bildet, imd diese Funktion ist alt Im Lit.
ist 'inas selten, meist wird es durch io erweitert, was dann -inis
ergibt (ßrugmann, Grundr. DL, 1, S. 147): duksinas ,golden' zu
425
4uksas ,6oIdS aidäbi'inis ^bem' zu siddbras jSilber', gr. q>fffivog
,btichen' zu g^iyog^ av&ivog ^aus Blumen bestehendS fcedivog ^auf
dem flachen Lande vorkommend' zu nedlov.
So haben wir: zdezbm ,ei8em' zu zeUzo, htgelez-lnis ^eisem^
jqStm ,hordeaceu8'; medovtfm, medvtm ,von Honig' zu medh;
zemtm, zendjbm ^irdisch'; shmdhm ^laris'; drivbm, drdvbshm
^boris*; vgl. weiter r^rwi» ,treu* zu vera, gr. alrid'ivog ,wahrhaft^
Dieses SuiBz griff sehr stark um sich: bohm ,aegrotu8^
hradbm ,nuptialis'; dhztym ,8chuldigS domovbm ^Haus-^ Hier
waren also Bildungen wie domam, domovina u. s. w. maßgebend.
Aus domoptm und anderen solchen Worten wurde ein Suffix
'V1m^, -avtm abstrahiert: krqgoctm ,circularis*; duäevhm ^nimae';
dhnefßvm ,diumus'; vgl. auch öuvbm ,qui sentiri potest'; pivt^m
,potabilis^
Einige Schwierigkeiten bereiten Worte wie r. smerteltmyj
,sterblich', spasitehnt/j heilsam'; p. tüidzialnyj jsichtbar*, irzetelny
sichtbar*, b. citeln^, früher ditedlny jempfindbar'. Es sind hier
wohl zwei Arten der Bildungen zu unterscheiden: zunächst ist es
das Partie. Prät act. II, an welches tm angehängt wurde: p.
undzialny, b. videlny, früher videdlny. Sie sind so entstanden
wie z. B. prij^t'Wi^f wo an das Part. Prät. pass. dasselbe Suffix
angehängt wurde.
Dann sind es Substantiva auf tel\ die zu Grunde lagen: r.
spaMtdwiyj ^heilsam', b. spasitelny, p. kazUelny, skazüdny ,dem
Verderben ausgesetzt^; anderes ist dann auch durch Analogie
entstanden: b. neuverüelnjj ,unglaublich*, pochopUelny ,begreiflich',
vidüelny ,sichtbar, slov. vidüelen, r. vrazumitehnyj ,verständlich*.
So wurde nicht bloß ein Saffix -tehm abstrahiert, sondern auch
^eUm, das dort zur Anwendung kam, wo das Thema schon auf ein t
endete: t, Bmertehmfj^ b. smrUlny ,8terblich^; a,h. bytelny ,wohnend, dauer-
haft^; ab. cutedlny, citedlny (über das dl weiter unten) «empfindbar' zu
cfiti^ cUi ,wahrnehmen\ dann citedlny ^zählbar, leserlich', davon citedlnik
,Leser', ebenso p. czytelny, ezytelnik, doch wird das Wort wohl besser vom
Partiz. *cbtlo' abzuleiten sein; b. zretelny , deutlich', p. zrzeUlny (zu zruö,
ärzf ,sehen').
Im P. kommt in diesen Worten immer t, nicht c vor, wie wir es
erwarten möchten: toierzytelny, dagegen wierzyeiel «Gläubiger', imiertelny,
irzetelny u. s. w. Es konnte sich nun imiertelny behaupten, weil es auch
ein htiertny gab. Von da aus konnte das -tel- leicht verallgemeinert
werden (in -telbni). Außerdem kommt auch das Part, cbtlo- in Betracht.
Im B. füllt das d auf in viditedlny, jetzt viditelny; früher zrttedlny^
jetzt zretelny u. s. w. Es handelt sich hier um eine Verallgemeinerung
426
des dl aus Formen, in denen es etym. berechtigt war, wie es auch Ge-
baaer richtig erklärt (Eist. ml. I, 8. 409): nach den Worten wie pro'
vidlny ans pravidlo (später prav%delny\ p. pratoidlny drang das d{l) in die
Bildungen auf •49lny ein, also spasüedlny; ebenso wurde nach bedliv und
dgl. aus mlceliv ein mlcedliv. Das dl verbreitete sich dann ungemein,
vgl. z. B. slova neprdtedlnych ,yerba iniquorum' im Wittenberger Ps. 64, 4.
Es ist schon erwähnt worden, daß -mo- auch an das Part. Prät
pass. angehängt wird: prij^bfn ,angenehm'; ne^iib-d-recen-bn^ ,unaus-
8prechlich^ Man vergleicht damit das lit. Part, necessitatis auf ^inas:
veüinas ,yehendns' aus v^siaa zu veifti ,yehere*; tnUinas aus imtas zu imti
,nehmen*.
Sonst werden noch mit unserem SufExe Neutra und Fem.,
die aber meist als Substantivisierungen von Adj. aufzufassen
sind, gebildet Neutra: braätno aus *borätno ^Speise', vgl. got.
barizeins ygersten', lat. far; brhvtno fi^en^j s. brv, brvina ,Steg^,
b. brevno ,Balken< neben ab. brev, bhi ,Steg, Balken', r. brevno
neben bervno, aisl. bryggia, ahd. brucka aus *&rti|ff (Brugmann,
Grundr. I*, S. 332). Das b. brevno setzt ein ^brwwio voraus,
wo das erste t aus ?• durch Assimilation an das zweite » ent-
standen ist; azmOy jazbno ^abgezogenes Fell^ vgl. ai. aj-inam
,Fell' zu ai. ajds ^ock', ajd ,ZiegeS Ut. ozys ^Ziegenbocks ozAnia
,zum Ziegenbock gehörig^; govtno ^stercus^ ai. gu ,cacare'; nak(h
vaXwio 4ncus'; p^wio ,SpomS Ut perUinas, uszpentis ,Spom des
Hahnes' zu p^ ,Ferse*; platwio ,Leinwand* aus ^poüwio, r.polotno;
gumtno ,area*, auch dfvod^%ri; lozestno ,f^tiTQaf vulva*.
Fem.: brazätma ,sulcus' vgl. brazda; grivtna urspr. ,Hals-
band^ dann b. ,Mark, halbes Pfimd' zu griva ,Mähne', daß dem-
nach urspr. auch ,Nacken, Hals' bedeutete, wie ai. grivü ,Nacken';
kozbna ,vestis genus'; nakovahna ,incus' vgl. oben nakovalhno;
robiöma ,serva*; sestriöttia ,sororis filia'; tajna ,my8terium' aus
*tajmä; usttna ,labium*; vojna ,milites* aus *vojbna; b. kmäiöna
,die Tochter oder Frau des hmet ,Alter, Bauer' aus lat comes;
knezna ,de8 Fürsten Tochter, Gemahlin' zu knez; ilechtiöna ,Edel-
fräulein' (zu ilechtic), woraus auch das jetzige sleöna ,Fräulein'
entstand.
Hierher gehören nicht die jetzigen Worte wie koväma »Schmiede',
kolna ySchuppen^ ; p^kdma ,Backstätte, Backofen* u. s. w. (siehe bei -»i^/o-,
Suffix 'tnjO'. Es ist aus dem vorhergehenden hervor-
gegangen. Daher sind auch hier die Subst. nicht zahlreich ver-
treten und auch diese müssen vielfach als substantivisierte Adj.
427
angefaßt werden. Nur Subst. auf 'tnja erfreuen sich einer
größeren Verbreitung.
Damit werden zunächst poss. Adj. gebildet, wenn das Grund- '
wort ein Subst. ist (dafi mit dem Suffixe -ich solche Adj. gebildet
wurden, haben wir oben S. 403 gesehen). Femer haben solche
Adj. eine lokale oder temporale Bedeutung. Aus dem Lit. kann
das schon erwähnte sidabrinis ^silbern' hier angeführt werden, da
es formell übereinstimmt
So haben wir: brairwit und hratvAb ,fratris'; dzüervAt ,filiae^;
dMtfkb ,avi'; gospodt/At ,domini', sestrwUt ^roris^ vladydiiiib ,do-
mini'; zentAt ,feminae'.
qtrwüt ,qui intus est^; bliewib ,naheS dalw/ib fem*; dohAt
,unten^; drewAt neben drevljtAt jehemalig'; davtAb ^antiquus';
sridtAt ,medius'; dtmtsvAt jheutig^, in anderen Kasus, insbesondere
in der best. Form dttntawMj fiel der Halbvokal nach 8 oft aus
und aus »A wurde kA, daher dhntHij, geschrieben auch z. B.
dbneähnij Supr. 124, 3, im Glag. Cloz. noch dtntstmego; ebenso
letostAb neben letoitAt ^heurig'. Von solchen Bildungen aus wurde
dann ein Suffix -ätdt oder eig. -Ht abgeleitet: domaitAb ,dome-
sticus'; doleäwit ,der untere^; kromestAt j^titegog*; ntfneätAb jetzig^;
tamoävAt ,dortig^; tbgdaätnt ydamalig'.
Es gab ein -^)o-Suffix z. B. in obtitt ,communis', dazu wurde
obtütAh, b. obecny dass. gebildet Aus derartigen Bildungen
wurde ein HjbnjO" abstrahiert: 2kA.domaMtfA'b ,heimisch'; kromeHwit
neben kratniätAt yi^wregag*; nyn^Wmt ,jetzig'; in r. Quellen:
domaötnb, krome^tnt; nyniöMn.
Substantiva. A) Mask.: podiodtAt ,Vagabund^; shv^At
,der Gefangene^ b. vizeü; s. lipanj ,Juni', travenj ,ApriP; r. balo-
vent ,Yerzärtelter Mensch', livent ,Platzregen'; sidem ,der gerne
sitzt'; cvüent ^April'; grudem ,Dezember'; serpent ,Augusf ; stU"
dent J)ezember'; travent ,Mai'. Mit s^v^stAt u. dgl. kann ver-
glichen werden lit pa-siunt-dtigs ^^te' {pa^siifsti ,8enden^); ting-
inya ,Müßiggänger' (tingiti ,faul sein').
B) Fem. Am häufigsten wird dadurch ein Ort angegeben,
an welchem eine Handlung vollzogen, eine Sache verfertigt, auf-
bewahrt oder verkauft wird: nomina loci. Nebstbei auch
nomin a actionis. Erstere finden wir nur vereinzelt im Ksl.
wie pavartnja ,coquina'; üptetmja ,tugurium'; nakavalmja 4ncus':
hrtdtdlhnja ,baptisterium'. In den südslav. Sprachen haben sie
428
sonst keine Verbreitung gefunden^, dagegen in den anderen: r.
hHihnja ,Bleiche'; kovalmja ^Schmiede^; pekamja yBlkkerei*;
<^/aK2n;a, Gesindezimmer'; klr. cehd^Aa ^Ziegelei'; spaTi^ ßdblsS-
gemach'; p. drwalnia ^Holzstall'; kopdnia yßergwerk'; kst^amia
Buchhandlung'; b., ab. kovdmS, jetzt kaväma ,Schmiede'; ab.
küni, jetzt k&lna, kolnaj Schuppen' u. s. w.
Im Ab. war also noch -ni aus -nja, im Kb. ist dafür fiberall -na
eingetreten: tkidoüna ,Malzhaas^ pekäma ,Bäckerei'; piadma ,Kanzlei'.
Aus solchen Bildungen wurde -dma abstrahiert, vgl. kaväma .Kaffeehaus' ;
praehdma ,Pulvermühle' , slovak. auch noch -nai suiarna, muclrna,
tadovna yElskeller*. Mitunter liegt das poss. Adj. auf -ovo- su Grunde:
b. rastwna ,das Hans des Abdeckers, Abdeckerei*; zidoma ,Judenhau8S
katovna ,Henkerswohnung' zu rcw, Od, hat. Von da aus konnte natfirlich
ein Suffix -ovna verallgemeinert werden.
Nomina actionis haben wir in slov. hruSnja ^Schleifen';
groznja ^Drohung'; odhodnja , Abgang'; iskuihtja ,y ersuchung';
pemja ,Streif, ebenso s. voznja ,vectura'; groznja ,Drohung';
kopnja jfossio'; kupnja ,emtio', prosnja ,mendicatio' u. s. w. aksl.
hl^dtmja Jibidines'; r. begotnja ,6elaufe', stukotnja ,Greklopfe',
p. kiotnia ,Zank'.
Vereinzelt kommen vor: aksl. pricinnja ,libra'; vecennja .officium
vespertinum, tempus vespertinumS analog zautnnjft, ohMhnja. Mitunter
liegt vielleicht nur das Suffix -nja vor, das abstrahiert werden konnte:
aksl. jadnja ,cibus', wo zunächst Bildungen wie r. tuknja ,AnzugS b.
9ukni zu 9ukno maBgebend gewesen wären; r. bojar^inja, haryinja ,Edel-
fräulein*; vgl. noch p. hernia ,Steuer'; hrodnia ,Netz*; b. auch heml
.Steuer*, slov. hemja ,Sammlung'; b. studni .Brunnen*, p. studnia, ruth.
studnja dass.
Suffix 'tnO'. Damit werden Subst und Adj. gebildet
Mask.: dytm ^uch', lit PL dümai, ai. dhümas ^Wallung,
Bauch', hLfumus; glufm ,Scherz, scena' {gluma ^Unzuchf); kostm
^aar' zu kosa dass.; sratm ,Scham', ahd. haram ^Beschimpfung,
Kränkung'; utm ,Sinn, Verstand' zu ai. av, lat. avere, aL ö-mas
jHelfer', doaJti fiv fördert' (Mikl. Etym. Wtb. S. 372, Brugm.
Grundr. II, 1, S. 166). Wenn man got gaumjan ,wahmehmen,
merken' als ga-aumjan deuten könnte, so müßte auch das slav.
Wort damit zusammengestellt werden. Weiter tistm ,corium'
wohl richtiger usbinz nach tis^mem im Zogr.; älStm ,Helm' aus
*chelmo ist aus dem Genn., got hüms, ahd. hdm (lit 9zälmas
,Helm') entlehnt
1. Bildungen wie s. papratnja (neben preprata) ,locus feminarum in
— *— 'V sind ftußerst selten.
Fem.: jama ,fovea'; kosma ^capillus^ vgl. kostm; hrbma
1) puppis, 2) pabulum; slama aus *8olma ,Stroh% let 8alms,
ahd. haltn ,fl^i^S gi"- y^oXa^og ,Rohr, Halm', lat eulmus; zima
jKälte, Winter^, lit zimä jWinter', gr. xetficJv {ma- Bildung neben
-men).
Adj.: Im Balt-slav. dient es zur Bildung des Part. Präs.
pass., in welcher Funktion sonst 'fneno- auftrat.
Das balt-slav. 'tno- kaon man jedoch nicht aus 'mno- ableiten (vgl.
S. 323). Es ist vielmehr ein paralleles Saffiz, das sonst auch bei Adj.
vorkommt, vgl. lat.^rmtM, gr. ^tQ/i6g.
Aksl. vezotm ^gefahren werdend^ zu vezq ,fahreS Ut. vSzamas;
dmgnomz zu dvignqti ,heben'; umSjetm zu umeti ,können<, trtpitm
zu trtpeti beiden' u. s. w. Hierher gehört auch Idkomz ,cupidu8^
urspr. Part, zu einem Verb der 1. Kl. vgl. lit. äUäi, äUcstu
yhimgem', im Slav. ahkati, lakati; pitomb ,zahm, cultusS dagegen
pUati, püiti ,nähren'; vgl. auch r. neporuchomyj ^unbewegliche
Es kommt weiter vor in Adj., die eine Anordnung hinsicht-
lich der Zahl u. s. w. ausdrücken (Superlativsuffix): sedtm ,der
siebente', lit sikmas aus *8edmos, *8ebdinos, *8epdfno8, *8eptmo8,
lat 8eptiinu8, ai. 8aptamd8; 08tm ,der achtel lit ä8zma8, preuß.
Akk. a8fnan (mit Ausfall des t), ai. c^ama, air. ocktmad; pretm
,geradeS vgl. gr. ^cgöfiog ,vorderst*, got fram Adv. ,vorwärt8,
weiter*; stnm^ ,declivis*; b. stridtny ,mäßig*, eig. wohl der ,mittlere'
zu streda, stred ,Mitte'.
Adverb: mimo ,vorüber< zu minqti ,vorübergehen'.
Suffix 'imo-, ottöitm ,vitricu8*; roditm ,consanguineus*;
pobratitm ,quem fratrem appellamus'; r. neljuditm ,Menschen-
feind*; s.poodim yWahlvater*; s. posestrima , Wahlschwester; aksl.
demma ^puella^
Suffix -tmo-, '^mO'. jarhrm, s. jaram ,Joch'; j^mz
,Gerste' neben j^dtmy; zmo- in tik^rm ^aequalis^
Neutra: pisbtno jSchrift' zu pb8ati, püq ,schreiben', pove8bmo
,panni detriti* wohl zu v^süi ,hängen'; biltmo ,leucoma'.
Fem.: vidtma ^Zauberin' zu v^a, vedäi; krhöMna ^Schenke^
Eine ganze Reihe Adverbien auf -tma^ -bmi, -vma: bohma, hohmi
,mag^6*; hitch^ma ,omnino'; jehma^ jehmi ,quantopere* ; nqdbma, nqtktni
^gewaltsam' ; velmii, vehmi «sehr* ; malbmi^ mahmi ,parum^ Vgl. aach im
B. dormo ,gratis', konmo ,za Pferde*« kradmo^ pokradmo ,clamS letmo ,im
Fluge* u. 8- w.
Suffix -mano'. Slov. hudiman neben hudiö ,TeufeP;
racman, racak ,anas mas* zu raca; s. nom. propr. wie Vükman,
430
Vuköman, Vuzman, Badman; r. dikomam ^ederlicher Mensch';
dunnam ^tultus' neben ,datura stramonium'; durctkmam ^tultus';
vgl klr. lychomanka jFieber'; p. liczman yRechner'.
Suffix 'tneno' (vgl. S. 419). rutnim ^V ans ^rud-nUna-;
ramem yvehemens^ (nach Mikl. aus ^rad-tnino), ai. rädh ^fertig
machen' (Etym. Wtb. 273).
Suffix -anto. In Adverbien: kamo ^quo'; tamo ^\i&, simo,
samo ,huc'; jamo ,quo' (rel.); vbsimo ^quoque' u. s. w. Dieses
Suffix scheint auf ömo zurückzugehen.
Suffix -ro-. Es bildet Subst. und Adj.
Mask.: dar^ ^donum' zu da^i ^geben', gr.dwQOv; koprb J)ill';
pirb jconvivium' zu piti ,trinken*; rarh ^onitus', vgl. lit rojoti
^ähen*; Äj6r» ,Auerochs'; zirt , Weide' zu züi ^eben', let dfiras
PI. f. ,Gelage'; dq^ ^Eiche, Baum' aus älterem *d(fbrb, das noch
in dqbravQ, dqbrova (vgl, S. 410) vorliegt, zur W. dem, gr. difio)
ybauen', also *dofn{b)ro, vgl. ahd. 2ifn{b)rön, zimprida ,aedificia',
got timrjan, einmal auch titnbrjan ^zimmern, bauen'. Bei svekr^
jSchwiegervater', gr. «cvgog, lat socer, ai. sväsuras war urspr.
auch im Slav. ^rO'; so auch urspr. vickbrb, neben dem dann vichrb
auftritt; dtbbrb oder öhbbrb ist das ahd. ztvibar ,Gefäß mit zwei
Tragösen'.
Neutra: bedro neben r. bedra ,Schenkel'; jadro, nedro jsinus*
zu oiddu) (vgl. S. 64); pyro ,Spelf, gr. ftvQog ,Weizen*; rebro
,Rippe', ahd. rippi ,Rippe'; strebro ,Silber', ht. sidäbras; vedro
^heiteres Wetter, Hitze', ahd. tvetar ,Wetter'; vedro jEimer* nach
Zubat;^ zu preuß. weders ,Bauch', lit vedaras ,Eingeweide der
Fische, Magen', ai. tiddram ,Bauch, Anschwellung' (AM. Phil.
16, S. 418).
Fem.: iskra ,Funke'; mera ,Maß' zu mi vgl. lat mHiri;
m^zdra ,Membrane' zu m^o ,Fleisch' (S. 361), aestra ,Schwester'
urspr. ein r-Stamm; s^dra ,geronnene Flüssigkeif, ahd. sintar
,Metallschlacke'; vydra ,Otter', Ut. üdra, gr. vdqog^ vdqä , Wasser-
schlange'.
Ad].: hbdrh ,wachsam', lit bt^drüs zu hbdüi ,wachen'; dobrb
,gut', ahd. tapfar zu doba ,opportunitas'; chytrz ,listig' zu chytüi
,fangen'; jarz ,amarus, iratus' zu gr. ^uQog (Brugmann, Grundr.
n, 1, S. 173), andere denken an lat irä; jarz ,Frühlings-', got
ßr, ahd. jär, gr. wqoq ,Jahr'; kyprb ,foraminosus' zu kypiti ,auf-
wallen, sieden'; mqdrb ,weise', ahd. murUar ,munter', lit. mufidras
entlehnt aus dem D.; tnodrb ,blau' in den süd- und westslav.
431
Sprachen, Zubat^ stellt es mit Fick zur W. mad ,wallen^
u. s. w., lat madSre, madtdus, gr. fiadaw, von mad (Namen vieler
saftiger Pflanzen), ein färbender Stoff wäre zu Grunde gelegt
vgl. drw)ljem ,rof von drwb ,Wurm' (Äfsl. Phil. 13, S. 418 £);
nach Fick wäre modrb = ,zerflos8en, trüb, undeutlich';' utoAr»
,nafi' zu mokfufti ,naß werden'; ostrb ,8charf, gr. avLQog yspitz', lit
aaztrüs, aszrüs; ptstrb ,bunf aus ^phs-ro-, W. peihf in pbsati, püq
,8chreiben u. s. w.' vgl. Ttoiyulog; ^ rzdrb ,rof , gr. igvO-gög, aL
rudhiräs; syrt ,rohS lit. s&ras ySalzig', ahd. sür ,sauer, bitter'.
Im Lit sind Adj. meist za u-8ULmmen geworden: mandru9 ,übeT-
mutig* ftir *mandra9^ hudrtu ,wachBam'.
Suffix -rjo'. AksL cfgrh ,Aal', slov. ogor, ogorja, b. ihor,
p. w^gorz; veph ,aper', b. vepr, p. uneprz, ahd. ebur (urspr. eprös).
Suffix aro-. Dem -^rjo- gegenüber, mit dem es ab und
zu wechselt, ist es viel seltener: komarz neben kamafh ,Mücke';
r. koüjarb ,Kupferschmied'; stolarb neben üolan und auch stoljarb
,Tischler'; p. ci^ar ,Lia8f.
Fem.: aksl. koäara neben koiarja ,caula'; slov. kozara
,Ziegenstall'; pustara ,Wüste'; im S. bezeichnet es häufig das
Behältnis oder den Bereitnungsort des durch das Thema Ausge-
drückten: bräinara ,Mehlkammer' zu braäno ,Mehl'; gvdzdjara
,Eisenladen' zu gvozdje ,Eisen'; düdara ,Maulbeerpflanzung' zu
dud ,Maulbeerbaum'; koSara ,Stall von Flechtwerk'. Mitunter im
S. das Fem. zu ar, asl. ar't aus arjo-: vraöara ,divina' zu vradar;
gatara ,divina'; hjdjara ,insolatrix'; r. koäara ,ovile', p. maczara
,Limnobium' (Pflanze), koszara ,Hürde' (auf dem Felde).
Suffix -arjo'. Es bezeichnet nomin a agentis.
Mikloaich meinte (S. 88), daß dieses Suffix einfach aas dem
Deatschen entlehnt sei (ahd. ari aus dem lat. arius, vgl. 8. 391). Wir
haben allerdings im Aksl. alte Worte mit -afb^ die nicht als nomina
agentis aufgefaßt werden können und die von Nomina gebildet sind:
mytart TeXcjvtjs cf. got. motareü, rpbafb dXuve von ryba, vinaft von vino
u. s. w. (vgl. Mein et S. 211). Von Yerbis ist im Aksl. noch kein der-
artiges Wort gebildet. Es scheint daher, daß wir es hier mit zwei
Schichten der Entlehnung zu tun haben : einer älteren und einer j&ngeren,
wobei mehr das Westgerm, maßgebend war. Die erdrückende Majorität
solcher Worte bezeichnet dann nomina agentis und stimmt daher voll-
kommen mit dem deutschen Suff., das insbesondere Handwerker ausdrückt,
überein. Hinsichtlich des Akz. gab es zwei Typen: T.tvondrt — zvoncrjd,
s. wönär — zvondra und r. pihan — pekarja^ s. pekar^ pekära.
So haben wir: j^iafb jpistor'; t^zafh ,agricola': zidafh, zbdafh
^gulus'; Ukafh ,medicus^; datafh ^urifex'; r. stolart ^Tischler';
432
kljuöarh ,der Sakristan*; gluckarh ,AuerhÄhn'; hucharh ,blateroS-
dacharh ,der gibtS vzjacharb ,der nimmt'; mitunter ist hier die
Verhärtung des f eingetreten: gondan, dk&l. grbnbäafh Yongrbnbch
.Töpfer'; p./rfe*:ar2?, Bäcker* ;ArucÄar«, Koch* ;^ar2r, Lügner'; krowiarz
jKuhhirt*; lichwiarz ,Wucherer*; babiarz ,Feigling* beeinflußt von
babij, von solchen Worten aus wie auch von Verben der IV. Kl.
dann -jafh: dzwoniarz neben dzwonarz »Glöckner*. Im B. auch
sehr zahlreich vertreten: kolar , Wagner*, tesar ,Zimmermann*,
bedndr, beövdr ,Binder*, IMr ,Lügner*, iaäleär ,Spitzbube* u. s. w.
Im Os. ist neben dem af in hmaf ,Schmied* u. s. w. später auch
noch das schon veränderte Suffix er aus dem D. neuerdings ein-
gedrungen als ef: bjedzef ,Kämpfer*; harnöef ,Töpfer*. Dasselbe
bemerken wir im B., hier berührte sich jedoch das neue Suffix
mit -yro-, yrjo-, wo es noch zur Sprache kommen wird.
Wie wir schon erwähnten, lautet im S. das Femininum zu
-arh auf -ara aus: vraöara jWahrsagerin* zu vraöar , Wahrsager*.
Suffix -ero-. Es bildet Subst und einige Gattungszahl-
wörter: aksl. öetverh ,viererlei*; p^erh ,fünferlei', ebenso dann
weiter: Sesterh, sedmerh, osmerb; so auch im Lit: venerl ,einerlei*,
ketveH, penkeri, szeszeri u. s. w.
Mask.: severb ,Nordwind*, lit. sziaurys; veöert ,Abend*, Ut.
väkara8(a,M&*vekeras); stezert ,cardo*, ht stagaras, stegerys ,Sten-
gel*; b. houser ^Gänserich* zu gc^ und gqsa ,Gans*, p. gqsiar,
Neutra: jezero ,See*, lit izeras, preuß. assaran.
Fem.: peStera ,Höhle* zu peäth; b. mezera ,Lücke* zu meze.
nestera, apoln. nesczora (vgl. Afal. Phil. 11, S. 137) »Tochter der
Schwester, Nichte* wohl nicht aus *nep{9)Ura, wie Miklosich meinte
(Etym. Wtb. S. 214), p wäre längst ausgefallen vor t, bevor « aufkommen
konnte ; anders in tep{8)ti, wo das p ans anderen Formen fortwährend ein-
drang. Eher wird man mit J. Schmidt (Pluralbild. S. 63) an eine Yer-
schränkung von nett (ai. naptts) gen. netere (angezogen von matt, maUre)
und eestra denken.
Suffix 'OrO'. In adjekt Funktion wechselt es manchmal
mit ero ab: detvorb neben cetverh (vgl. oben); p^orh neben j)^erb
u. s. w. Der Wechsel war in einigen Fällen schon ursprachlich,
80 beim SufQxe (t)erO' neben {(joro-; so av. katura, got hwapar-,
aksl. kotorgj neben koteryj; so auch vhtotTf ,der zweite* neben b.
üterif, üterek ^Dienstag* u. s. w. Dieser Wechsel konnte sich
dann auch anderwärts geltend machen.
Sonst haben wir hier Mask.: stoborb ,columna*, daneben
slov. steber; slov. grahor ,vicia*, s. kosor ,cultri genus*; r. cechorb
433
Zänker', b. sochor ^ebel^ p. Jcaczor (sekundär b. k<iöer)
.^Enterich'.
Fem.: kotora neben kotera ^Streit' (vgl S. 178), jxäuLhader;
8. tmora zu iwna; kk*. d'ävora ^Kinder' (kollekt.); b. bdchora
,Fabel'; nemotara (zu motcUi se) ,unge8chickter Mensch'; sykora,
sikara jMeise^
Suffix -orjO'. tchofh aus *d7»chorj(h ,Iltis'; znachafh ,gna-
rus'; r. ugorh, b. ühar ,Aal'.
Fem.: r. bachorja ,blatero'; motorja fixXLe ziun Aufwinden'
zu motati.
Suffix 'tero-, -toro-, -tro-. Es ist verwandt mit den
SufiSxen ero-, oro-, die eigentlich auch zusammengehören (vgl. oben).
Es diente vorwiegend zur Bildung des Komparativs. Kommen
Subst hier vor, so handelt es sich zunächst um substantivisierte
Adj.ij^ro jLeber*, gr. awegoy ^Eingeweide' zu *en4er(h ,der innere',
ai. äfUaras ,innerer'; dazu auch qtroba f. ,Eingeweide', Adv. qtrb
,innen'; ßt4ro, utro ,Morgen' zu ju- u (in uze) lit Jaü ,8chon'.
Dagegen ist p. pi^ro ,6erüst, Stockwerk', b. patro, aksL *p^ro
wohl aus dem Partiz. p^ (zu ptnq, p^i ,spannen') mit -ro- ge-
bildet Ebenso enthält wohl auch vetrh ,Wind' das Suffix -^o-.
Hierher gehört aksl. koteri/j neben kotoryj jwelcher', unter
dem Einflüsse von khto ,wer' auch kUori/j, khteryj, got hwaßar
,welcher von beiden', av. kchtara (also beides auch mit -toro-), lit
katrds ,welcher von beiden', gr. no^Bqog^ ai. katard; vUorb ,der
andere, zweite', got an^ar, Ut äntras dass., dameben auch vb-tero-
vgl. b. itery ,Dienstag'; jeterh irgend welcher', ai. yatard relat
(zum Fron, i, jego u. s. w.).
maiorb und materh ,alf gehört wohl zu lat. mätürus, das
wieder offenbar stammverwandt ist mit mäter. Es ist schwer zu
entscheiden, was ursprüngUch ist: materb könnte von matereti
beeinflußt sein und letzteres konnte aus matoriti durch Yokal-
assimilation hervorgegangen sein. Dann wäre matorb das ältere
(vgl S. 178).
Suffix -uro-, 'UrjO'. kotuH ,ArtTier', vgl. A?o^eZ't» ,Kater',
kotbka ,Katze'; slov. mehur neben meher ,ve8ica'; klr. A^adftir ,Ente-
rich'; b. pechour ,Fußgang, Fußpuiger'; kocour ,Kater', pazour
,Kralle'.
Fem.: slov. babura ,anus'; zabura ,rana^; s. augmentativ:
glavura ,großer Kopf; djevojöura ,großes Mädchen'; b. mechura
,gefüllter großer Kuchen' zu michb ,Balg'.
Vondr&k, Vgl. sUr. Gnunm. I. 28
434
Suffix 'ifrO', -yrjO'. Es bildet meist Ma»sk: michyrt
yvesica' zu tnidih; klr. tupy^ yDummkopf' zu aksL tqpb ^mpf ;
x.gladyrh ^Mensch von glatter Häuf; nemtyrh ^stummer Mensch';
b. bradjjr ^arbier*; medv^ fi\9ßi^\
Im B. wurde das nhd. Suffix -er zu ^, in seiner mhd. Form zu
-Mr, woraus dann yr entstehen konnte z. B. ab. haUier, haU^, dann
haUyr .Fischbalter, Fisch Ständer*, d. HalUr\ ttyehtier, tryehiir, tryeMyr
,Trichter'. Älter ist jedoch die Entlehnung^ des ah. rytier^ nb. riftir
,Eitter*. So konnten infolge der Analogie auch einheimische Worte wie
tnichyr zu m^Aier, nüehir werden; kosier^ kosir ^Messer, Hacke', dagegen
r. kost/Tb jkrummes Messer*.
Offenbar liegt auch urspr. yh vor in slov. rezer, rezir
,Messer der Siebmacher'; drobir, drobiz ;res minutae'; huder, hudir
ydiabolus'; koser, kosir ,falx vinacea', s. kosijer, wo Miklosich
von einem ^o-, erjo- ausgeht (S. 91).
Fem.: sikyra ,Beil', r. sekdra; p. kostyra, kostera , Würfel-
spieler'.
Suffix 'lo-, 'SlO'. Es liegt nicht bloß — abgesehen von
s — ursprachlich -Zo-, sondern auch -/Zo- vor. Schon ursprachlich
bildete es Adj. und Subst; insbesondere waren hier nomina
agentis und instrumenti stark vertreten. Ein Reflex der
ersteren ist das Z-Partiz. im Slav.
Mask.: qzh, vqzh ,Knoten' zu v^/sati ^binden'; deslb ,Eamm'
zu äeeati ,kämmen, streifen'; o-hrih jchlamys, naranhaafia^ zu
*kri in aksl. okroj ,vestis', b. kroj ,Trachf, s. kroj ,Schnitf ; ptMb
neben phMo ^ech' und (wohl unter dem Einflüsse des ahd.) ,HölleS
ahd- päi, lat pix; tyh ^Nacken', gr. %vlog^ zvXri (auch tvAij)
, Wulst, Schwiele*, ai. talam ,Rispe' u. s. w. zu teu ,tumere'; ebzh
(zezh) ,virga', b. zed, zezlo ,8ceptrum', let zizlis ,Stab'.
Neutra: dUo jWerk*, Gen. däa, aber auch d&ese («-Stamm)
zu di in dejq, dSjati ,setzen, legen' u. s. w.; ebenso telo, tHa und
tilese ,Körper'; grd)lo ,remus', b. hreblo, hfablo ,Ofenrechen'; selo
,fundus', davon sdjanim ,rusticu8', b. sedldk yBauer*, sedliite ,Wohn-
sitz*, got. 8Ü4'S ,Sitz', lat. sella aus *8edla; ühlenbeck nimmt
an, daß got st^ls, ahd. stechal ,Trinkgefäß, Becher' das slav.
stbklo ,61as', das also auch hierher gehört, sei (BzGDS.22,S.191);
stbblo ,caudex, caulis', vgl s. stabar ,Stanmi', lit stembti ,Stengel
ansetzen', sthmbras, stämbras ,Stengel'; Siebs stellt auch das d.
Stumpf dazu (KZ. 37, S. 308), das h könnte eventuell auf rß
zurückgehen (vgl. S. 341); oblekh ,vestis', vgl. b. ohlek , Anzug'
aus *ob»velko zu vUkq, vleäti ,ziehen'; h.po-meUo ,Backofenbesen',
435
p. miotio, pamioüo yKehricht^, vgl. auch aksL meUa ^Besen^ Hier
liegt wohl iUh vor, daher eig. *metirla; reJdo ,dictcim% parMo
jCOgnomen'; prqglo ^tendicula' zu pr^.
Mit Bücksicht auf grAlo, potndlo u. s. w. müsBen wir dem-
nach zugeben, daß es auch im Slav. ein SufiSx lo (/Zo) zur Bil-
dung der nomina instr. gab.
In dieser Funktion kommt neben dem so verbreiteten »dlo
auch das Suffix -do vor, das aber nicht ausschliefilich derartige
Nomina bildet:
vedo yBuder^ aus ^vez-aUh zu vezq fahret tran&y vgl. lat ve4um
^SegeP aus ^egh-do- etwa ^^förderungsmitteP; po-vrSdo aus
*'verz~8l<h yStridc' zu vrtaq, vrigti schließen, binden^; matio ,oIeum'
zu mazati ^alben<; pr^ ,gradus'(?), p. prz^lo ^Kettenglied' aus
*prend-8lo oder ^prent-alo; dislo ,Zahl' aus ^dit-do zu öttq, öidi
^zählen'; sz-v^o ^BsLud^ Fessel^ r. vjaslo ,Garbenband' (neben
vjtizlo, das wohl mit dem Suffixe -dlo gebildet ist: ^Amulett fiir
das Vieh') zu vqzati ,binden^
Hierher wohl auch creslo, PL dr^la ^umbi', p. trzosbi ^lumbi,
genitaliaS vgl. ahd. herdar, got PI. hairßra ^Eingeweide', also
mit einem anderen Suffixe.
Bei diesen Worten hatt« man Mher ein Suffix tlo voraaBgesetzt,
Also *cit-Üo^ woraus *cittÜo^ *ciMÜo, cish; ebenso *matrtlo woraus *masilo^
maslo. Allein es ist zu bedenken, daB wir sonst bei vokalisch endender
Wurzel ein Suffix tlo nicht haben, sondern ein -dloy von welchem ein
urspr. tlo verdrängt wurde : b. Mio, aksl. iüo ,8ubula* ; crbpalo, b. Serpadlo
,hau8trumS ralo, b. rddlo ,Pflng* u. s. w. Das Lit. hat hier allerdings
noch den Beflex des urspr. Suff.: ärklas »Pflug* aus * artlas, lat. aratrum,
gr. äQoxQov; lit. irklo» .Buder* zu irti ,rudem' ; femer lat. fereulwn, pra§-
Jorieulum, wo ein tlo, das zu elo wurde, vorausgesetzt werden mufi. Im
Lit. liegt aber auch das Suffix slo- ganz klar vor: mökslas ,Lehre' vgl.
mokinü, molAnti »lehren*; mUzias, let. m^tls, meist im PI. »Ausgefegtes,
Dünger' zu lit. vnHiu »miste aus*. Neben dem Baltisch-Slav. ist es das
Germ, und Italische, wo wir das Suffix -slo- auch finden (desgleichen -$lä).
Im Slav. ist auch das Suff, -sh (neben h) zu berücksichtigen» da es ver-
wandt ist (vgl. weiter unten). Dunkel ist r. remeslo neben remottvo hu-
oT^fAtf, b. rßTneslo ,Handwerk*.
Fem.: s. gnßla ^Töpfererde^ zu gniti ,faulen'; mhgla, lit.
miglä, mygiä ^ebeP, vgl gr. Ofiix-lfj ,Nebel'; säa ,Gewaltf, preu£.
Akk. Sg. seäin ^mst, Eleiß^ noseUin ,Gteistf, entweder zu *«äjf
,binden^ oder ai.si-lam ^Gewohnheit, Charakter'; drUa jPieil^, ahd.
^rala ,Pfeil, Blitzstrahl*. Femininbezeichnung: b. äikda ,Dim^
d.-jüd. ySchickseS vgl lat pudla aus puerla, analog: koby-la ^Stute^
28*
436
Suffix 'Sla: iesla ^Axt^ zu ieBaii ^zimmern', ahd. desala und
dehsa ,Hacke, Eelle'; «Ha yAder', lit g^da ^der^ Sehne', preuß.
gido jAAqj^ in pette-gido, yielleicht audi lat fp4uin aus ^findo-,
Tgl. prö-täium aus ^tendo-,
Adj.: b. 6Ü^ ^fühlendi muntei' zu dtUi, b. öüi ^wahrnehmen';
gnih ^yerÜBiult' zu gnüi ^faulen'; krqgh, okrqgh ^ndf zu krqgh
^Ejneis'; nagh ^praeceps', vielleicht zu *na•glM^ etwa ^neigf,
dann wäre lit nogUu, nüglas entlehnt; obh ^rund' gehört eigent-
lich nicht hierher, da es aus *oiM>h zu vd, ygL vhna yWelle'i
vah yjmdBfy Ut. cg^valüs ykugehund^ vdü, vdti ^walken' entstanden
ist; (hdak ,ttbrig geblieben' zu dati, statuf ^sich au&tellen'; puckh,
€puchh ytumidus'; Sb'mä^ ,audax^ zu sbtnUi ^andere'; teph ,warm',
vgl. tapüi yWärmenS lat tepSre; uhfh ^obesus'; *zhrä^ ,maturus' zu
ztriti, ztrijq ,maturescere'.
Dasselbe Su£Bx bildet im Slav. Part Praet act 11: vezU
,der geführt haf , veda, vezlo; ned^ ,der getragen haf ; videlb ^der
gesehen haf iL s. w. Man wird schon in den erwähnten Adj.
einige bemerkt habeui die sich einem derartigen Part sehr stark
nähern, wie gnih, ztrihj ostah. Bei der Erklärung dieser Funktion
muß man die subst nomina agentis wie laLfiguluB yTöpfer', legu"
lu8 ^Aufleser', ahd. tregü jT^er', insbesondere aber die adj.
nomina agentis wie lat bibulus, crsdtdus, tremtdus, wo auch ein
/Zo- vorliegen kann (Brugmann, Grundr. 11, 1, S. 192), berück-
sichtigen; dameben ahd. sprungal ,saliens', sakuls ,streit8üchtig',
gr. filfjirjXoQ ,nachahmend', (nyäX6g ,schweigsam' (Kurze vgl. Gr.
S. 333).
Diese Part treten im Slav. häufig als Personennamen auf
und zwar im B. das Mask.: bryndal jPantscher', slintal «Geiferer',
dann als nom. propr.: Vyskaöü, Vytladü, Vykoukcd, NevUril,
Neveöerd, Kälal u. s. w.
Das Neutrum: s. bajalo ,incantator'; drijemalo ,dormitator';
slov. brbatalo ,blatero'; r. ob^edalo ,VielfitLßS oblygalo yBetrüger';
p. brzqkalo yKlimperer'. Die neutrale Form hat nicht selten einen
pejorativen oder ironischen Beigeschmack. Im P. kommt meist
das Fem. vor: ^arkaia ,Räusperer'; krzykaia ,Schreihals' u. s. w.
(siehe weiter unten bei 'Ola-).
Mit Z-Sufifixen gebildete Namen kommen sonst auch vor, vgl.
preuß. Butil (buta ,Hau8'); Cantü {kanta ,da8 Dulden'); Dargdo.
Suffix llo-, 'IIa ist wohl enthalten in sedlo ,Sattel', das als
*8edtlo aufzufassen ist, sonst müßte es aksl. u. s. w. ^9do ergeben;
437
ahcL aattd, ags. aadol ^Sattel^ wird meist als eine Entlehnung aus
dem Slav. aufgeÜBiBt; meOa 3e8en< aus meMa schon erwähnt;
stfhith fiTSLhi&f preu£. sirsilia, lit. dagegen szirazlys Hornisse';
kozblz ^Ziegenbocke zu koza yZiege^; arth , Adler' zu lit eräis,
ahd. aro m. ^Adler^y vielleicht zum Sufifiz -^tUh (ygl. weiter unten);
sväh ylicht' aus *8vitUb zu svitz ^cht^; m^dh ytardus^, b. mdly
,matf , YgL iz-rnzditi ^wach werden^ russ. mecUüt aus multlüb
{h aus 9 assimiliert).
Suffix 'IjO'. Mask.: bocU't yspina'; kaiVh (neben kaM'b)
^ustenS vgl lit zu kosiu, koseti, komUya yHusten^; slov. öeMj,
-ilja ypecten'; auf aksL rogV% neben rogb ^Hom^ beruht wohl slov.
rogdj dass^ vgl lit ragäis ^Hömchen'; r. kdvaU yperitus', kavalh
yfiBtber^; tralh yblatero*; machalh ,Flachs in der Hechelt
Fem.: bylja ,actio'; h.role aus *rolja ^Feld', dagegen würde
roH auf rohja {roUt), aksl. ralija ^arrum' hinweisen; prehriüe
^doppelte Handvoll' zu hrs^ iHandvoU^
Über b. pradli «WäscherinS ivadU ,Näherin' vgl. oben S. 417; vgl.
s. dafilja ,initriz*; porodilja ,paerpera'; praffa neben perilfa ,Wfi8cherin^
Suffix 'li. Ein offenbar kasuelles Suffix, das mit 4i
wechselt z. B. kolS neben koli ^quando' und bei li (t-Stämme) zur
Sprache kommt.
Suffix -li and -lija. Beide sind tfirkischen ürsprongs und
kommen im Serb. vor: li bildet indeklinable Adj. aus türk. and slav.
Subst. z.B. dimirli ^ferreas' za dimir; kadifli ,Sammet-' za kadiva, kadifa
jSsmmt*; zlaUUi ,aareaB' zu zlato ,aaram*.
Aach 4ifa ist mit türk. Worten aufgenommen worden und wurde
dann auch an einheimische Stämme angeh&ngt: JBeäija »Yiennensis' zu
Hßc ,Wien'; £o$afüiJa «Bosnensie* zu Boina; Budimlifa ^Budeneis'; odrUj'a
,homo pannosufi'; dugqjlija ,longU8 homo*; auf aj4ija auch xlatqflifa
,auratu8*.
Suffix 'luk, Ist auch tark. Ursprünge (tftrk. -^yk): s. agaluk
fdignitas agae'; Amautluk ,Albania'; haiahtk «dignitas baiae'; bttobrasluk
fimpudentia' ; domatluk ,quod domi servatur'; ciimarluk ,ara sutoria'; p.
hoioiyk ,Art Peitsche*.
Suffix -a2o-. Hier wie auch beim nächsten Suffix ist es
nicht immer leicht zu unterscheiden, ob das a zum Suffixe oder
zum Stamme (Yerbalstamm und Nominalstamm auf -a) gehört
Das Suffix gibt oft eine peior. Bedeutung: b. no9dl yGroßnase';
p. brzuchal ^Dickwansl^ (vgl. bei -aljo-); p. kawci ,frustum^
Häufiger -(da: slov. nakowüa yincus'; r. Sagdia, äagalo ,der
große Schritte macht^, b. kviöala lErammetsvogel^; p. dmrkala
yBäusperer^; chrapah ^Schnarcher^; hrzykaia ^hreihals'; kichaia
438
,der yiel niest'. Wie man aieht, liegen hier meist Yerba auf -o^f
vor. Analog haben wir es oben S. 436 bei den s. Bildungen wie
bajalo jmcajitBLtoi^j drijemalo ,dormitator^ u. s. w. gesehen.
Suffix -aljo: Sokal'h ,Goquu8'; r. ivalh ^ähei' (alt); kk.
MoBkal' Moskauer', p. goräl, Moskal. Bei r. kovalb (neben kovadö,
b. koväf) ySchmied' wird man wohl besser von einem 4j(h aus-
gehen, dagegen wohl hierher: r. vralh ^blateroS* unsicher auch r.
stradalh ^äher, Schnittei', eig. wohl ^Arbeitei^. Mitunter eine
peioratiye Bedeutung: mit dem im abnormen Ghrade behaftet, was
der Stamm andeutet In solchen Fällen wird man immer besser
von -aljo' ausgehen, selbst auch wenn ein Thema auf -a yorliegt:
p. g^cU iGrofimaul'; nogal ,Langbein^; okal ^Großäugiger^, tvqsal
yGrofibärtiger'; s. gybalj ,equus porriginosus^: gaba; kusalj ,equu8
cauda ourtata: kus, aksl. kqsi^. Dasselbe Suffix auch in Eigen-
namen: s. Vukalj zu viik ,Wolf.
Suffix -elO'. cvUd^ ,Blume' zu Cfohtq, cvisti ,blühen'; mhädö
yturpis quaestns'y r. mdeth ,Gewinn' und obmichnutsja ysich irren';
pUüd^ ,ünkrauf zu pUva, preuß. pdwo ,Spreu'.
Fem.: btdela 3^ene', eig. die ,Summende' vgl. mzbuSati
jdangere'y budaii ,mugire'; slov. dezela neben dezd f. ,regio' für
driela.
Adj.: dr^dz ^traurig^ (neben dr^h); kysdz ysauei'; vesdb
^laetus', dd>d^ ,crassus' neben dobdz.
Suffix -eljo'. 8. prddj m. ,Blutkraut, polygonum*: prd;
kratdj m. ^Krankheit, die in einer Nacht tötet, der Tote hat
einen Fuß kürzer, daher von krat, krcUak ,kurz' (vgl. bg. kradun
,Weihnachten*, weißr. koroöun ,Erampf und vorzeitiger Tod*
S. 423); r. mjaUh ,rebellio' (alt) zu m^; mertwlh tcadavei', koidb
,Eorb'; (p. bddzid ,peditum*?).
-^ja: r. petelja ,nodus* (alt); p. mqdrda ,Elügling*, s. nom.
pr. Vukdja.
Im lit gewöhnlich mit deminuierender Bedeutung: gtdväe
,Eöpfchen*.
Suffix -o{o-. Mask: drtJcoh neben drhkclh m. ,PrügelS
doch ist es nicht sicher, da hier ein anderes Suffix wahrscheinlich
vorliegt; vielleicht dagegen aokoh ,Falke'; b. hrbol ,Höcker*; b.
chochd ,Schopf ; mazol ,Schwiele' (älter slovak. mozoiy
Fem.: pipola ,ühiaf; Aoy. pivola ,hirudo* ÜLvpijavica, pijavka;
b. mrtpola ,cadaver<, p. pierdaia /]ui pedif . Vgl. lit. velkaiaa ,G«-
schäft^. tnalgaia ,Schneeflocke*.
439
Suffix 'OljO'. drtJcoVh neben drhkch vgl. oben bei -oUh,
r. gogclh ^as clangnla'; mozoh, mozgoh yCaJlus', slovak. mozoF.
-olja: r. aapolja dial. für soplja ^Nasentropfen'; susolja ,der
nippi^; b. homole ^E^umpen', h, cukru ^Zuckerhuf.
Suffix 'UlO'. Als -ula: p. gaduia m. f. Schwätzer,
Schwätzerin'; krzyumla ^Krummhom'.
Suffix 'uljO'. S. dugulj m. in na dugvlj ^ die Länge';
nom. propr. Dragulj, Vladulj (alt).
-ulja: aksl. koiulja ^ndusium' (vielleicht das lat camlä); slov.
Uepetylja ^femina garrula'; nosulja ^Großnase'; rogadidja , Weib-
chen des rogad Hirschkäfer'; vdUeuLja Jupa'; s. vrulja ^ons';
vlasulja ^vena sterilis'; rogulja ^comuta vacca' zu rogh ^om';
gromula Rügens homo', vgl. h.hromatluk ^ungeschlachter Mensch';
r. chriptdja ^omo raucus'; borodulja ,femina barbata'; devulja
, weibischer Mensch'; sonulja ,homo somnulentus'; b. itekule ,Zän-
kerin'; p. deminuierend : £i7^iiZa,Käthchen'; matula ^Mütterchen';
habula ,Großmütterchen'.
Suffix -ylo'. -yla: mogyla woraus durch Metathese ijowito
,collis'; kobyla ,equa'.
Suffix -yljO', grtnyVt ^fornax ad conflanda metalla'; r.
motyh ^Schmetterling'; gorbyh ^Buckliger', ,Schwartenbrett'; redyh
,Wandöffnung' zu red^' in red^k^; b. strechyl ,Eiszapfen'; zmk^l
,weibischer Mensch'.
Suffix 'tlo'. Es ist schwer zu unterscheiden, wo hier
urspr. -äo- und ^o (vgl. oben S. 436) vorliegt. Ersteres kann
wohl vorausgesetzt werden in ostlb ,asinus', preuß. (isilia, lit. äsüas,
alles wohl aus dem Germ. vgl. got asilua und dieses aus dem
Lat ; pbcth jpix' zu pbklb.
Suffix 'tljo'. Auch hier gilt das oben Bemerkte: obidd't{?)
,qui injuriam infert'; slov. brencdj, brecdj ^musea equina'; slov.
rogdj ycomu' ist als aksl. rogl't aufzufassen oder könnte eventuell
auf üjo-, jedoch nicht auf tljo- zurückgehen.
Suffix 'dlo. Es bildet im Slav. vorwiegend nomina
instrumenti und geht zurück auf dhlo-, das ursprünglich neben
dem Mittel oder Werkzeuge bei Subst auch eine örüichkeit be-
zeichnen konnte, wie auch das eng verwandte Suffix dhro-, vgl.
griech. d^e/4e-^Xov ^Grundlage', lat. stabulufn aus *8tablom und
dieses aus staflom, ahd. stal, Gen. staUes urspr. *st9'dkUh.
Im Slav. wurde davon das Suffix tro-, Üo- ganz verdrängt:
vgL b. rddlo, aksL ralo gegen gr. aqoxQOVy lat. aröJtrum, lit drklaa;
440
ferner b. bydlo iWohnung*, p. bydio ^Yieh, YermögenS gegen lit
büklä u. 8. w. (vgl. Brugmann, IF. 14, S. 8). So haben wir
h.äidlo, aksLÜ/o ^Pfrieme' zu ääi ynahen^ Ist aiända, in-aübulum,
urspr. ^aiüdhlO'f *siüdhlä; aksl. bäo ,Glocke' zu biti ^chlagen^
bg. büo fialken^y b. bidlo ,Stange'; akd. gnio, b. hrcUo, p. gardh
^ehle, Gurgel', lit. gurMys; kadäo, b. kadidlo ^suffitus^; krüo
,FlügelS b. kricUo; b. mpdlo ySeife^ aksl. mylo tcolol nlwovttav
zu myti ^waschen'; örttnilo ^atramentum', ab. dmidlo; aksl. öt^mIo
,Schöpfgefäß', p. ezerpadio; akal. ddäo ,Seihe, Duxx^schlag', p.
cedzidio; aksl. pravüo, b. pravidlo ,RegeP; solo, b. sidlo ^adeps';
aksl. süo, osäo, b. osidlo yStrick^ zur W. säi ^binden'; b. trdlo,
trdlice jBreche'; h.p(mdla (PL) ^Pflaumenmus' sLp(hßdla zu jidlo
yEssen, Speise'; zruxdo ^Spiegel', b. zrcadlo; z^ ^Spitze, Stachel',
p. zqdio.
Hierher auch p. mruczydio ,Brummbart'.
Das Suffix 'Üo-, das im Slav. nicht vorkommt, ist im lit und
Lett als Jda- (vgl. ärldas); preuß. sper-tia ,ZehbaJlen' zu lit spiriü
,ich stoße mit dem Fuße'.
Suffix 'HlO'. Es setzt ein iilO' oder wohl besser ^/Zo- voraus.
Miklosich hat tiz angesetzt (S. 175), allein es müßte das t in
der bekannten Gruppe der slav. Sprachen schwinden: aksl. di^z
,picus', Mikl. d^z (Etym. Wtb. S. 41); pStüz und pitdim ,Hahn';
vüth jmachina' (, Winde'); p. p^ Gen. p^la ,Schlinge'.
Suffix 'tO'. Schon ursprachlich diente es zur Bildung von
Part, an die sich die Bedeutung der Vollendung, des Zustandes
knüpfte, so daß sie dann vor allem als Part Per£ pass. (vgl.
lat ab'di'ttis, gr. d^e-Tog) fungierten. Aber schon aus der Ur-
sprache haben sich auch einige Adj. erhalten, die nicht als alte
Part, aufgefaßt werden können. Sie können älter sein als das
Part Weiter bildete es Ordnungszahlwörter. Schließlich
kommt das SufiSx auch in Subst vor, die zunächst mit dem
Part, in Verbindung stehen.
Als Partizipialsuf fix kommt es im Slav. bei wurzelhaften
Verben auf n, m vor: j^ ,genommen' zu j^i, imq ,nehmen', lit
imtctö ,genommen' zu imü, imti ,nehmen'; p^ ,gespannf zu p^i,
ptnq mannen'; kl^ zu kl^i, kltnq ,fluchen'; z^ ,gehauen, ge-
mäht' zu z^i, zbnjq ,schneiden, mähen', lit gifUas »gejagt, ge-
trieben' (vom Vieh gebraucht), ai. hchtds ,geschlageu', gr. qpa-TO^
,getötet', vgl. eTveqn^ePj W. gahen ,8chlagen'. Aber neben dtftb
441
auch dhmenb, vgl. auch r. nadmennyj aufgeblasen, anmafiend^ zu
d<^%, d^mq yblasen, blähen', lit diinUi ,trachten^
Auch bei Wurzeln auf r: prthstrttb ^ausgestreckte, gr. OTQuruogy
lat strOtus, ai. str-tä zu W. ster in pro-gtriti ^ausbreiten'; pozrttb
seltener etrem zu zriti ^opfern'; ebenso trUh neben ihrem zu triti
^reiben*.
Sonst haben sich bei kons, auslautenden Wurzeln nur noch
spärliche Überbleibsel erhalten und selbst diese werden schon
mehr als Adj. aufgefaßt: ot^vrhs^ ,geö&et, offen' zu -vristi, -vmq;
izvisth ,bekannf zu viditi, vemt; uv^gtb ,bekränzt^ zu uv^i,
uv^mqti ,krönen' {v^zati ^binden'); ähst^ ^gegangen' zu ibd- er-
halten in pri-ähsthje ^Ankunff und dgl.
Bei Yok. auslautenden Wurzeln kommt es vereinzelt nach -i
und i vor: vih ,gewunden' zu vüi; na-sitb ^besäf (ygl. lat satus)
zu siti; pii;b ,gesungen' zu pUi, pojq; HU ,genährf , lit aiütaa,
lat 8ü4u8, aber auch ihvem zu HU.
Im lit ist es dagegen bei Verben aller derartigen Kategorien
möglich; es kommt selbst auch btUa neutr. ^gewesen' vor, ai. bhiää
^geworden'.
Mit den negierten Partizipien wie ai. amartas, arnftas^ gr.
afißfOTog ^unsterblich', lat invictus ,imbesiegbar', infiedus ,untun-
lich' Ygl. b. fiedobyt^ ,unbezwingbar'; aksl. nezüb ,morbus qoidam',
b. nezü ,Abszefi' ist schon substantivisch.
Adj.: ^isi^ ,rein', lit sky8t(M ,dtinnflüssig', dial. auch ,rein,
klar' von Flüssigkeiten und skdistas ,hell strahlend', dem ein
*ei8tb, enthalten in cestäi, entspricht, zu W. sqeid (Doublette zu
gheid EZ. 37, S. 319), lit skedHu ,trenne, scheide, verdünne';
<5^ ,dichf , im lit. noch das Part Mmsztas ,ge8topfl^ zu hemszü
,8topfe'; gqstb ,densus'; istb ,gewiß, wahrhaft^; Ijutb ,saevu8'; 9v^
,heilig', preuB. stoints, lit azveMaSj got hund ,Opfer'; Üzstb ,pin-
guis'. Auf ^vistb beruht odi-vüttm ,manifestus' , vgl. preuß.
ackyiüütu ,öffentlich'; zestz (zesiokb) ,harf ; Slbtz ,gelb', lit g^tas.
In dä^ ,Eind' liegt vielleicht auch ein Part, *det^ ,ge6äugt^ vor,
also das ,Gesäugte'.
Bei den Ordinalia finden wir neben nto- (S. 429) auch 4o-;
öetvrhth ,der vierte', lit keMfias, ahd. fiar-do, lat quartus, gr.
vita^ogj thQOvog; p^ ,der fünfte', lit pefiktas, ahd. fimfto,
Ttiiiftxog; äestb ,der sechste', lit szSsztaa, gr. t%%og; dev^tz, de9^
,der 9., 10.'. In tretbj ist das Suffix -to- (gr. vgltog) durch -iioa
442
erweitert, im lit durch 'io-: tr&cziaa aus tret-ias; vgl. lat tertius,
Vielfach warden dann in den einzelnen Sprachen nach Art der Part,
auch Adj. auf -to- direkt von Subst. (oder Adj.) abgeleitet. Sie hatten
die Bedeutung ^versehen mit, gemacht zu', z. B. ai. ankurUd ,mit jungen
Schossen versehen* zu ankura Junger SchoßS aksl. hradatz» ,bärtig* zu
hrada ,Bart' (Brugmann, Grundr. U, 1, S. 211).
Subst: jpodh-j^ ^Änfassung, Unterstützung', Part, j^ zu
jff,% ,nehmen'; lis^ jBlatt', vielleicht aus ^leiskto- (wie testo aus
^tesMo), lit laiszkas ,Blatf ; prtsth ^Finger*, lit pifsztas, zu ai.
spr^tds ,berührf ; mlatb ,Hammer' aus "^moüo-, vielleicht verwandt
mit 1nl^nii fihiz^; mostb ,Brücke' (zu metq, mesti ^werfen'); ^9^0-
8tai^ ,Feind', W. sta, vgl gr. OTorog, lat Status ^stehend'; trqih
,DrohneS lit tranas, ahd. treno ,Drohne*; otb-vitb »Antwort*, vgl.
preuB. waitiot ,reden^
Neutra: jasto ,Speise' zu jamh^ jasti ,e8sen', lit isus, ahd.
OS n. ,Aa8', lit noch su-estas ,aufgefressen'; dlato ,scalprum' aus
*delbto; Uto ,Sommer' urspr. ,Begenzeif vgl. lit lettiSj lytüs
,Begen'; misto ,Ort* vgl. let mUu, mist ,habitare'; pqto ,FesseP
vgl. jp^9, gespannt; sUo ,Sieb', ht äitas, sijöti ,siebenS sisA.s^aU;
sb'VÜo ,Leinwand* vgl. vit^ zu ffüi ,winden'; svto ,hunderf ; tisto
,Teig' aus *teskto zu tisk- ,drücken', also das ,6edrückte, Geknetete^
vgl. yTeig' und got deigan ,kneten'; es gehört also nicht zu hib.
tais ,massaS wie Rozwadowski meint (Bozprawy, wydz. fil.
Ser. n, t X); vrata PI. aus vorta ,Tor^ zu vreti, lit 1?^» »schließen';
zlato ,GoldS let filts, got gulp, W. §hd ,gelblich, glänzen' vgl.
zdem; zito ,Frucht, Getreide', preuß. geüs, Akk. gei-tan ,Brof,
W. gei ,leben, aufleben'.
Es fällt auf, das das Subst hier nicht selten die o-Stufe im
Gegensatze zum Part aufweist
Fem.: krasta ,Krätze' vgl. lit karsztas ,gekämmt, gestriegelt*;
p^ ,Fer8e'; vrbsta ^Lage, Stadium, Alter', lit vafstas ,P9ug-
gewende', ai. vfUdm n.
Sekundäres Suffix -ta (-ota). Wie das primäre Suffix
'ta zunächst Abstrakta bildet, vgl. oben vrhsta, so auch das
sekundäre, das an Subst und Adj. angehängt wird. Die o-St
haben vor dem -ta im Slav. ein 0, sonst auch e z. B. ahd. fuUi-da
gegen aksl. plhno-ta ,Fülle'; dhgo-ta ,Länge' zu dhg^ ,lang' (vgl.
ai. dirghchta- zu dirghds); örhnoia ,Schwärze' zu dnm ,schwarz^
(vgl. ai. kr^a-ta zu kfind-s); gluchota ,Taubheif zu gluckb ,taub';
44a
niiteia ^Ajinut^ zu niHh yOnn'; risttnata ^Wahrheit' zu r^stm
,wahr'.
Von Subst: rabota ^Dienst, Knechtschaft' zu roh ^Diener,
Knecht'; mrakota ^Finsternis' zu mrakb , Wolke'; sramota ,Scham'
zu sratm ,Scham', aber auch skvrtnota ^sordes', also mit o, zu
skvfhna.
Es sind aber doch auch einige primäre Bildungen vorhanden:
*hlbvota, r. hlevcta ^yomitus'; ^chrakota in chrakotina ^pituita';
drimata ^ictatio'. Man könnte hier also eigentlich von einem
Suffix ^a sprechen. Nur Ueveta ,calumnia^ hat e; lakcia ^mes';
mrhzota ^giditas'; Skripota yStridor'.
Aach hier werden Abstrakta za Xonkreten (zu Fersonennamen):
junota m. ^JünglingS urspr. ,Jugend' von Jum Jang* vgl. gr. vsaviae;
sirota f. »Waise*, urspr. jYerwaisang* von «tro »verwaist* ; p. golota »Armut*
und »armer Wicht*. Wie man sieht, kommt mitunter neben der konkreten
noch die abstrakte Bedeutung vor» vgl. noch b. samota »Einsamkeit* und
»Einöde» einzelstehendes Hans*. Starosta der »Alte* ist dagegen von tta^
ro&U »Alter* nach junoia gebildet. Eine abstrakte Bedeutung lag viel-
leicht urspr. auch bei k^ta »hamus* vor» zu k^ »krumm*. Vgl. noch s.
IJtpdio »pulchritudo'» dagegen Ijepoia »nomen bovi indi solitnm*. Wie
Ifepdta sind alle hierher gehörigen Abstrakta im S. betont; r. dement-
sprechend : dolgoidy Ifyotä, piatotd u. s. w.
Auch sehr alte nom. propr. finden wir hier: Mladota, Straehoia
(irrtümlich in Mähren auch ab und zu füi Methode als ob dieses von lat,
fMtus abgeleitet wäre).
Auch im Griech. werden diese Abstr. zu Personennamen: dri/i6-T^g
»Volksgenosse* von d^fAoc>
Kollektive Bedeutung bekommt unser Suffix insbesondere
im EUr. häufig: bidota ^Proletariaf, üimota ^Deutsche'; pichota
,FußvolkS als pichota auch im B^ P., B.
Im SloY. und S.-kr. ist *tja an die Stelle von -ta in unserem
Suffix getreten, was beim Suffix -tjo- zur Sprache kommen wird.
Im Lit. ist -tä selten: monka-ia von »9€ikat »gesund*; man vermutet
auch» daB es nicht echt lit. war» sondern aus demSlav. entlehnt worden
ist» vgl. nogatä {nägatä) »Nacktheit*» von p. nagota; »iraiä »Waise* vgl. p.
Bterota (Brugmann» Grundr. U» 1» S. 227). Sonst war unser Suffix im
Ar., Griech. (hier z. B. noch d^e-n}) und Germ, vorhanden.
Suffix tajo'. Es entspricht nicht selten dem Suffix ter
(tör) z. B. lat araior, slav. rataj, so daß der Gedanke nahe liegt,
es sei hier ein Überrest der alten kons. Dekl. erhalten, wobei der
Nom. auf -^ö(r) maßgebend gewesen wäre (im Anschlüsse an die
j(h8t). Es ist aber auch das lit artößs, das sich mit dem slav.
rataj deckt, zu berücksichtigen.
444
Andere Beispiele: shgl^dataj ^explorator^; chodataj ^mediator^;
logataj fixploTsAcT^] prosataj TrQÖ^eifog; poduchataj ,auditor^; pavo-
dataj ydux'; vozataj ^uriga'; zvataj ^praeco^
Suffix 'tijO'. Es geht wohl auf -^lib- zurück; faUs ein
-tii(h ursprünglich war, müßte man dann von 'ttjo- ausgehen. Es
sind fast ausschließlich Adj.: chodüij z. B. ehodäija sUa ^vis
eundi'; püij ^potabilis', negUrppiUj ^tolerabilis' im Supr. 280, 1;
zobatij ,qui comedi potesf ; s. oratij ^ackerbar', jetzt oradif in
einigen slav. Sprachen wurde nämlich das Suffix zu *tßjo^ i^^ßj^')
umgewandelt (vgl. das nächste Suffix).
Bezüglich des Subst vitij, Gen. vUij^ vgl. S. 404. Hierher
vielleicht auch r. myteja ^lotrix'.
Suffix -tjO'. Zunächst haben wir hier in einigen slav.
Sprachen Verbaladjektiva, in denen das eben erwähnte Suffix
tij(h (thj(h) wohl unter dem Einflüsse des Part Präs. act in *tjijO',
*4jhj<h verwandelt worden ist So im S.: aus dem älteren oratij
wurde ein araSi ^arabiUs'; ebenso Sivadi ,ad suendum aptus^;
pasaöi ,pascuus^
B. biet, z. B. bM hodintf ^Schlaguhr^; kresact kämen ,Feuer-
stein'; pici nddoba ^Trinkgeschirr'; visad ^hängend, Hänge-', wo
schon ein Suffix ^-atjijo-, ^-atjhjo- vorliegt; weiter auch ab. bäüd,
preöistud ,rein'; % eddüci ,erwünscht^ dann ,keiner^, os. bijacy
neben bijaty zegir ,Schlaguhr<; visacj/ ^hängend'; volacy neben
volaty ,gem rufend', voAactf ,duftend'.
Das Suffix 4j(h bildet schon im ürslav. aus Adverbien und
Präp. Adjektiva; nebstbei tritt es auch auf in zahlreichen Subst
Adj.: nütb ,arm' aus ^niz-tjo- (nm ,deorsum'), r. nüHj, s.
nüt ,arm' (zunächst *ni8tj(h); obhitb ,communis' von obh ,circum';
*dofnaätb in domaMbm ,Hau8-'; ebenso kromiHbWh i^(üre(fog; vgl.
lit p&czoB ,zu Fuß' aus *pMios zu pidä ,Fuß-stapfe'.
Mask.: ovoitb ,fiiictu8' ist unsicher.
Neutra: pluäta, pljuHa Plur. ,Lunge' (älter wohl ^plffUj-
S. 378) aus fdeutjo-, vgl. gr. nXev/ÄtaVy dagegen lit. plaücziai aus
*plautiO' zu ple^ ,schwimmen' (Berneker, IE. 10, S. 154).
Fem.: obuHa, onuHa ,calceus', b. onuce ,Schuhfetzen'; hqita
,tentorium, tugurium', s. hu6a ,Haus'; dobyöa ,spolia' slov. und r.;
s. neda6a ,malufl eventus'; (xf/eda ,ve8tis'.
Im Serb. und Sloven. ist das Suffix tja vielfach an die
Stelle von ta in ata getreten: s. bistroSa ^üx^pitudo'; bje9no6a
^furoi'; bljedoöa jpallor'; öistoöa neben disMa ^B/einii6bküif; selbst
446
aach stracho6a neben strachota ^Schrecknis'; slov. vdikoöa ^ag-
nitado'; lepoiia (Freis. Denkm.); nagoda ^uditas'; suhoda ^ditas';
distoöa ypuritas^
Dagegen liegt in aksl. radoüa, PL radoit^ ,laetitia* und rbwnoilq
jcontentio' kein Suffix *yä vor, sondern an das Snffiz '■osh ist in späterer
Zeit noch das a der a-8tftmme angefögt worden; vgl. auch r. pakoiea,
Unoiea,
Suffix 'tunO'. Ist nur durch einige Subst. vertreten:
pMum (pistum) ,paedagogu8' aus *pä-tuno- zu pitati, päiti ^nu-
trire'; r. pitum, pitum ,gallus' zu peti ^ngen'; weißr. bitun
yBaufer' zu hüi ,schlagen^
Suffix 'tuchO'. Auch dieses Suffix ist nicht stark ver-
treten: r. petuchb ,Hahn'; pituckb ^Säufer^ zu püi ,trinken'; p.
ämAtuch ^SaukerP zu äwinia ^Schwein, Sau^ In pa8tuch^ liegt
ein Suffix uch(h vor vgl. ^pasttfrjo-, pastyH.
Suffix 'tyrjo: Scheint fremd zu sein: ptistyft ,Hirf aus
pcistör (wohl rem. Ursprungs), also -tör; monastyrt, gr. f^ovaatiJQiov;
psaUyft, tpaXnjQiov (zijq lies als Hr); darnach auch plastyrt e/u-
TtXaaxQOv; r. hogatyrt urspr. Anführer einer Heeresabteilung bei
den Tartaren, dann ,Held', mong. bagatur, batur, magy. bdtor
,tapfer^.
Suffix 'tvo-. Es geht auf 4^0 zurück, das mitunter mit
tuuo abwechselte. Allem Anscheine nach bildete es ursprünglich
Adj., von denen das Neutr. und Fem. als Abstraktum verwendet
werden konnte; darnach entstanden dann auch denominative
Abstr.: ai. kdrtvas, kdrtuvas ,faciendus* (Inf. kdr-tu-m), kdrtvam
^Aufgabe*; dSva-tväm ,Göttlichkeit* (zu dSvds ,GottO.
So haben wir: mrttvz ,tot^, lat martiios aus *miiji08, doch
glaubt man, dafi hier das uo- von lat vivos, slav. zivz eingedrungen
sei (s. S. 408); ai. dagegen mjids; örtstvb ,solidus^, p. czerstwy
,hart*, b. derstüy ,fri8ch', got. hardus, ahd. harti; zeUttz ,lugubris^
Mask.: rybüvb ,piscator^, doch kommt auch rybüvt vor (i-
Stamm).
Vielleicht gehören zu diesem Suffixe die im Lit. mit -iuva gebildeten
Werkzeugnamen: mintuvai PL .Werkzeug zum Flachsbrechen* vgl. minü
linüs «breche Flachs* und b. midUee.
Neutra: -itstvo aus *ibd-tvo in -dbstvbje, prübstvbje ,An-
kunft'; slov. setvo ,Saat^, r. jtxtvo ,reichlicher Fisch&ng' zu aksl.
imq, j^ti; jastvo ,Speise*; znüvo ,Emte'.
JFem.: brüva ,Basiermesser^ zu briü ,tondere'; ganitva ,perse-
cutioS- gostüva ,convivium*; jastva ,cibus'; Jd^va ,exsecratio'; mo-
446
lüva jGebet*; pastva jpascuum'; püva ,convivium'; z^va ^essis^;
zrbtva ysacrificium'; r., b. u. s. w. bitva ySchlacbt' zu büi ^cblagen';
got vah'tvö oder vahtva , Wache' zu vhkan ,wachen*; frija-fva
^ebe'; b. prdstva ,KunkeP u. s. w. Einige der hier angeführten
Worte können auf *ty, Gen. -hve zurückgehen (tZ-Stämme).
Durch Yerquiclcang mit dem Suffix -ba in borbba ,pagna*: cihba
,8anatio' n. b. w. entstand aus tva ein -hba, tba : $&bba neben sUva ,6atio'
•u. 8. w. (siehe bei ba),
Suffix 'tstvo. Es ist wohl als eine Yerquickung des adj.
Suffixes -i>skO' mit dem subst. ivo anzusehen und bildet Ab-
strakta zunächst aus Adj., -dann auch aus Subst Aus dätskb
entstand *deif>s{k)tvo, woraus dätstvo ,infantia', sowie teato jTeig*
aus tis(Jc)to; ebenso aus cesartsJcz ein cäsarhstvo ^gnum'; aus
Ijudtskb ein Ijudhstvo ,populus'; aus hoztskb ein bozbstvo ^Gottheit^;
aus aynovtfskb ein synovtstvo ,filiatio^
Das fertige -ifStvo konnte dann auch sonst verwendet werden:
daltstvo ylonginquitas' zu daihm, dcdekb ,weif; büMtvo, bestvo
yfiiga' aus *beghstvo, dann auch bigstvo, indem das g von begb
neuerdings eindrang; rodhstvo ,nativitas', schon im ürslav. drang
aber aus *rodjenhje (aksl. rozdemje) und ^rodjem (aksl. rozdem)
das dj ein, daher *rodßstvo, woraus aksl. rozdbstvo, slov. rojstvo,
r. dial. ro2;^f70; Vix,rizdv6 (vgl. oben S. 381) entstand; doch könnte
das j auch der Eefiex des % in rodüi sein. In s. bozanstvo,
veliöanstvo u. s. w. liegt wohl das adj. Sufifix ^no- vor.
An 'bstvo wird noch -hje, -ije angefügt: cesarbstvhß, bahstvhje
(vgl. S. 404). Im Böhm, bezeichnet kniistvo kollektivisch ,die
Priester^, die yPriesterschaft^ dagegen ist knezstvi abstrakt: das
^riesteramt*.
Suffix -atO'. Es geht auf -ati- zurück, doch ist es wahr-
scheinlich, daß ab und zu auch ein öto- vorliegt Wir haben oben
S. 442 erwähnt, daß mit to- nach dem Muster der Part auch
Adj. von Subst. oder Adj. gebildet werden mit der Bedeutung
,versehen mit', ,gemacht zu' z.B. ai. ankurüd ,mit jungen Schossen
versehen' zu ankura ,junger Schoß', gr. dvaavwrog ,mit Troddeln
versehen' zu d^vaavog ,Troddel' {ö-tos nach a-tos); lat cordätus
zu cor; barbätus zu barba; aksl. bradatb ,bärtig' zu brada ,Barf ,
ebenso zenatz ,beweibf zu zena, got un-qSnißs ,unbeweibf .
Aus derartigen Bildungen würde ein Suffix -cUo» abstrahiert
Es bezeichnet auch im Slav. ,versehen mit etwas' und zwar häufig
im hohen Grade oder abnormalem Maße.
447
Wie man schon einzelsprachlich nach -ätus auch öius (bei den o-
St&mmen), ito$, tUos bildete (vgl. gr. ^aavatog, lat. aegrötus, lit. ragü'iat
und aksl. rogtU^ ,gehörntOi bo mag im Slav. ao manches aio- auf ein Uo-
zarückgehen und zwar insbesondere bei den o-Stämmen.
So haben wir: bogath ^dives'; gclenath ,magna crura habens';
grbbath ^gibbosufi'; hoamaU ^villosas'; krüatb flatus'; mqzaUi ,inari-
tata'; sc^catz ^surculis plenus'; rogaiz ,coniutus'; vlasatb yCrLnitas*.
Weiter krüwiath ^atus' zu kriltm; lidvhnatb ^i^ndosus' zu
listvhm; pertnatz ,plumatus' zu pertm. Daraus wurde -natb ab-
strahiert: sloY. zvezdnat ^tellatus^; hrvnat ,blutreich^; oUnmat
,plumbeu8'; popdnat ,cinereu8'; smolnat ^piceus^; s. vUunat ,pillo-
sus'; krovnat ,tectus Stramine'; trsnat ^bustus'; b. drevnaiy
yholzig'; hvezdnaty ^stemreich'; lesnaty ^waldreich'; srdnaty ,stand-
haft*.
Bei u-Stämmen erhalten wir ovatz: h. vrchovaty z. B. vrcho-
vatä mira ,gehäufte8 Maß'; r. medovatyj ^onigartig*; p. dohwaty
,voll Gruben*; b. jedovaiy ,giftig*. Von da aus wurde ein Suffix
•ovatb abstrahiert: neben 8qkatö auch aqkovatb, b. sukovatj; trmo-
vath ^inosus' zu trhm; vinovatb ,reus* zu vina ^Schuld'; zverovatb
ybelluinus' zu zven.
Von Adj. (mitunter deminuierend): belovatb ^baUbus^; krqgUh
vath ,rotundus^
Aus pishcbm vgl. b. pisechaty «sandig*, paHuhm zu patiuehb ,equus
admissarius' drangt das c^ bez. i ein in ph^catz ^arenosusS pastuiat^ ,coi-
tnm appeten8^
R noch hrjuchatyj yventriosus*, zubatyj, bShvatyj ^weißhch';
bystrovatyj ,etwas schnell'; gorhkovatyj ,etwas bitter'; sladkovatyj
,süßUch'; dagegen gvozdovatyj ,clayo similis'; vüovatyj ^furcae
similis'; b. hlinovaty ^ehmig'; mechovaty ^moosig^; popdat^ ^asch-
grau'; dagegen: drevnat^ ^holzig'; dlouhaty ^ängUch'; hamaty ^e-
bii^g'; lesnaty , waldig'; lezati pivo Jiagerbiei'; stojatd voda ^stehen-
des Wasser*; nestydaty ,unverschämf ; diese Bildungen schUessen
sich an verbale Stämme an, vgl. p. müczaty schweigsam'.
Im Lit. auf e-to< und d-to«: $kyUtaB Jöcherig* von ikyte J/)ch';
kainSltai »bergig, voller Berge* zu kdlnat ,Berg*; ragü'ta$ aksl. rogai^
,comutus'.
Suffix -asto: Es ist möglich, dafi hier eine Verquickung
des Suffixes -aso- z. B. in b., slovak. bUasy, ebenso klr. büasyj,
p. biaiasy ^weißlich' mit dem vorhergehenden (vgl. belavah subal-
bus) vorUegt Das neue Suffix -(ufo- ist namentUch im Slov. und
Serbokr. beliebt, kommt aber sonst auch vor: b. bHasty ,wei£lich'y
448
bg. bdjast; ksl. duplinastb ^cavusS bIoy. dupelnast; krqgnavast
^tandus'; Aoy. apnast neben apnat ,kalkig'; bradast neben hradat
ybärtig^; brdast neben brdat ^ontuosus'; gorast neben gorat
ybergig* u. s. w.; travnast ^^erbeus^, hdkast ,weißlich^ zu beJM;
von Adjekt. letzterer Art wurde dann ein Sufifix -kagt gebildet:
hUdkastj drnkast u. s. w.
Die funktionelle Verwandtschaft mit avo-, javo- und lavo-,
Ijavo-; ivo-, livo- und Ijivo- (vgl. S.411) brachte es mit sich, daß
auch hier die Erweichung eindrang: mit jasto-. So im Bg. durch-
wegs: abraäjast ^mmersprossig^; kradjast ,weit ausschreitend^ zu
krak; srböjast ^utig*: srhce; vhnjast ,wollig*: vhna; bdjast
jweißlich'.
Im S.-kr. -ad: golubast ^taubenfarbig^: golvb; drvenast ^g-
neus'; okruglast endlich'; vcdjkovast ^cylindratus^. Auch hier
das oben erwähnte -kost: modrikast ^ubUvidus^; plavetnikizst ^ub-
caeruleus'; zdenkast ,subyiridis'; rumenkast ^ubrubei'; crvenkast
jSubruber^; cmjkast ^subniger'. Selten ist hier -jast: pepdjast
yaschenfärbig' (ebenso auch pepdjav ,mit Asche bestreut); russ.
borodastf/j, golovastyj, grudastyj, norastyj, usastyj ,mit großem
Knebelbart', dagegen usätgj ,mit Enebelbart'; legastyj ,faul' dial.
Auch im Poln. liegt das SufQx jast vor: bcdwaniasty ,aus
großen Klumpen bestehend^; d^fnasty ^eichenartig^; g^jbic^y und
g^iaty jgroßmäulig'; ghwiasty und ghwaty ,capitatus'; graniasty
und graniaty ^eckig*; skrzydlasty, tcidlasty, zylasiy.
Suffix 'ito-. Bis auf yereinzelte Fälle bildet es Adj. der-
selben Bedeutung wie das -ato-. Mitunter kommen beide Suffixe
im selben Worte vor, z. B. ksl. drMt^ neben ärevatb ^großbäuchig^.
Auch hier wird man zunächst von Fällen ausgehen, in denen ein
% im Thema vorlag. Es handelt sich da zunächst um die »-St.:
nach zena-tz u. s. w. wurde gebildet z. B. aksl. srhdirtb ,iratus'
(sndtce setzt einen neutralen t-St. voraus); oöi-th ,manifestus', s.
nchoöit ,aspectu pulcher^; vgl. lat aurUus zu auris, darnach dann
pcUrlti^ zu pater.
Außerdem waren hier Bildungen von Yerbis der IV. Klasse
maßgebend, wie b. za-vality ,unter8etzt^; slozüy dass. dann ,kom-
pliziert^; vlaöii^ ,zäh'; aksl. mastitb ,pinguis'; b. svetäy z. B.
svetitä pravda ,einleuchtende Wahrheit; smazüy ,was man im
Schmalze bäckt^; darnach auch nd-lezüy jgehörig'; bezU^ ,beweg-
lich'; peöity ,was man bäckt'; srostü^ ,concretus'; tazüy z. B.
t(izitd pec ,Zugofen' und and. Auch bei -oto- kommen derartige
449
Bildungen vor, wie b. lezat^ zu lezati (leeeii); p. müczaty u. and.»
ebenso s. domüljat ,plenii8 congilii'; umüjat ^blandus^
Das so abstrahierte üo- griff dann um sich. Wir finden es
insbesondere bei den kons. 9i-St.: hezimenüh ^nomine carens';
imenüb ,clarus'; plemenüb ^obilis'; slov. grebenit ^scopulosus^;
kamenit ^apideus'; s. bremenü ^hwanger'; vremenü ^provectae
aetatis'; plamenü ^flammend'; h.pramenü^ yquelienreich, Quellen-';
p. obßy ^ichlich' aus opwity und dieses aus ap. ophoüy zapluti,
pljfti ^fließen, schwimmen', also so viel als opij/tcajqcy ^bundansS
dafür auch okwüy.
Bei 11-Stämmen erscheint otUh, das dann verallgemeinert
vnirde, so insbesondere im S.-kr. und Slov.; aksl. domovüb; p.
wohwtty neben wolowaty ^ochsenhaft, träge'; r. ledomtyj ,glacialis';
2kA.jadavitb ^virulentus' {h,jedataty); so auch dann aksl. brigavUb
^mpervius'y eig. ^montuosus'; plodopith ^ecundus'; reshnotith ,verus';
8an(mth ^dignitate praeditns'; studotith ,pudoris'; slov. glasovit
^tamosus'; ^orovi^ «montuosus' ; ognjevit ^gne\isf\ p^ort^, ausgiebig';
strahovü ^terribilis'; s.bikovU z.B. vo bikovü ,bo8taurus'; blatovit,
brdavü, bregovit, valovU ,undosus'; tjekovit ^aetemus'; glasovit,
zmajevä ,draconis vim habens'; mrazovü, tmiglovit u. s. w.; b.
bykovity ^tierähnlich'; A^oft^j/ ^hungrig'; vejdity, t^ejcovüy fiiäm-'
lieh'; p. chartowity, chorawüy ^kiünklich'; slabowHy ^schwächlich';
r. krasovüyj ^chön'; plodovUyj fruchtbar'.
Vereinzelt kommen auch Subst. vor: BkA^podobitb Imitator';
r. dzlibih ,debitor' (alt, *dhzhba); korchmüz ,caupo' (alt); najmitb
^Mietling'; vrazbith, vorozbitb, voUkitb ,magus', dial.
Suffix istO'. Es verhält sich zu i^o- wie ä»to- zu o^o-. Auch
hier muß das 8 von einem Thema ausgegangen sein. So haben
wir z. B. im P. oczywisty ,manifestus', wo ein *vid-tO' angesetzt
werden muß; darnach vielleicht auch rzeczywisty ^wirklich'. Natür-
lich kann es noch andere derartige Bildungen mit berechtigtem
« gegeben haben. So haben wir: grblistb ,magnum Collum habens';
mravisU ,formicis refertus'; pleHüft^ ,amplos humeros habens';
redistz ,verbo8U8'; bg. gorist ^waldig*; kamenist iSteinig*; r. golo-
sistyj ,von lauter Stimme*; iglistyj ^spitzig*; jamistyj ,voll Gruben';
lesistyj ywaldig*; mjasistyj ,fleischig'; zelezistyj ,eisenhältig'; p.
barwisty ,bunt'; drzeunsty ,holzreich*; grudzlsty ,voll Schollen';
delisty ,beleibt'. Mit Verben hängen zusammen: goisty ^heilbar';
pieczysty ,gebraten' (vgl. b. peiVätj); roziozysty ,patulus'.
Vondr&k, Vgl. aUr. Gramm. 1. 29
450
Eine Suffixyerquickang aus isto- und ivo- liegt vor in b.
phdistv^ ^fruchtbar'.
Substantivisch ist b. Jumslista yGeigenspieler'; varhanista
^Orgelspieler^; p. b^>enista u. s. w., es liegt hier aber ein fremdes
SufiBx vor, vgl. b. idecdista, deutsch Jdealist^ und so noch zahl-
reiche andere Bildungen.
Suffix atjO'. Es kommt nur im Serbokr. vor: gluhaS ^omo
surdus'; goUiö ,miles ultroneus' zu aksl. goh ,nackt^; puhaS neben
puh ,Bilchmaus, glis^ Indem a6 wahrscheinlich an -da angefügt
wurde, entstand -dflk5 in crvendaS ,Botkehlchen^ zu crven ,rot^;
smdaS ,B«hbock' zu sma ,Beh'; analog auch zdembaS (zdenbad)
,griine Eidechse^ zu zelen ,grün'.
Suffix 'Oto-, -etO'. Sie bilden Subst meist von Wurzeln,
die einen Schall bezeichnen. Der dem t vorhergehende Yokal ist
meist beeinflußt von dem Wurzelvokal, so daß man es hier mit
einer Art Yokalharmonie zu tun hat: aksl. klopotb ,8trepitus', s.,
slov. hier klepet neben Uopot ,crepitus'; aksl. trepetb ,tremor', -so
auch bg., slov., s., r.; slov. hiebet ,balare'; aksl. grochotb ,lautes
Lachen^ so auch slov., s., r.; r. chochotb, slov. hohot ^autes Lachen';
aksl. klokotb ,8caturigo', so auch s., r., b.; kokotb ,gallus', so auch
slov., s.; aksL trctakotd ,herbae genusS auch s. ,polygonum avicu-
lare'; slov. äumot ,8onitu8', so auch b.; eivotb ,vita, animal', auch
bg., s. u. s. w. Hier ist das -oto- schon ursprachlich: lit gyvatä
f. ,Leben, Lebensunterhalt*, gr. ßl-ovosy ßiozri ,Leben, Lebens-
unterhalt*.
Auch beim Neutrum wechselt mitunter der Yokal: teneto
und tonoto, dameben aber auch Umeto ,Netz', preufi. iinclo, lit
Ünklas, le. tikls; b. Jdepeto ^Krebsschere*; reäeto ,Sieb*.
Das für das Fem. geltende SufiBx -oto haben wir S. 442
behandelt Es liegt vor z. B. in Skripota ,8tridor*, welches sich
auch hinsichtlich der Bedeutung an Worte wie klopotb, grochotb
u. s. w. anschließt; ebenso r. blevota ,vomitus* und and.
Suffix 'ZtO'. Es geht auf -u^o- zurück und bildet Subst:
aksl. rzpUb ,murmuratio*, slov. ropot, r. ropot, vgl. rzpbtati; tbphtb
,strepitus*, slov. topot ,Getrampel*, r. topotb; aksl. *lapbtb, s. lapat,
lapia ,8tück, Fleck", r. lapoit(\), p. lapeS, Ut lopas, lopyti ,flicken*y
ahd. lappa; aksl. itpbtb ,Gelispel*, r. äepotb; aksl. strzp^ ,asperi-
tas, varietas*, strzpztifm ,asper*, r. stroptivz ,wider8pen8tig*; osU^
,genus Spinae*, r. osotb ,le laiteron*, p. oeet ,Distel*.
Ln Böhm, ist jetzt -ot verallgemeinert hhnot ,Lärm*, ab.
461
noch hhnä; hleskot ^Geblitze' {ffletk fi\i\sf)\ i€pof ,GelispeP il8.w.
wobei Worte wie zivot mafigebend waren. Es ist da auch nicht
immer leicht das Ursprüngliche zu bestimmen.
Suffix' 'ttO'. Es geht auf üo- zurück und bildet eben&lls
Subst: aksL alartzUb Stridor' (auch sknasiti), vgl. r. skrezäatb
^knirschen^; tmdUh ^nigma^ neben tmöbia ^imaginatio', r. meita
, Vision*; chrttbbtb ,Rücken' neben chribbU, r. ehrd>€tb.
Suffix '^ii' (-«Q. Das PreuB. und lit würde allerdings
dafür sprechen, daß wir es hier mit i-Stämmen zu tun haben, so
daß von -utis auszugehen wäre: aksl. noffUt yJ^ngemagel^ r.
n6goU>, nogtja, preuß. nagutis, lit. nägas ^Klaue*; vgl. auch lit
trttkutis ^rocken^ Von dem Fem. wie r. sljakoit ^^gen mit
Schnee'; *hophtt r. kopott ,f einer Ruß' kann es ohne weiters
gelten. Nicht so einfach ist es bei den Mask.; bei einigen haben
sich nämlich Formen auch nach der kons. Dekl. erhalten, so daß
es auch ursprünglich kons. St., die in die DekL der t-St geleitet
wurden, sein konnten. Hierher gehört noch: krhckUt ,maza';
laHtt Ellenbogen, Elle', r. lokotb, loktja; preuß. alkunis ,Ellen-
bogen', lit. alküne, preuß. auch tpocdtis ,Elle' aus *woalkti8, lit.
"ä'lektia, gr. wUvri; ar. v^Uh ,Büschel Heu oder Stroh', b. viehet,
p. wiecheS ,Strohwisch'.
Suffix 'UtO'. Das u könnte auch auf den Nasal q zurück-
gehen (wenigstens in einigen Fällen, in allen nicht), leider sind
Parallelen aus allen slav. Sprachen, insbesondere aus dem AksL
nicht vorhanden: s. gugttt ,das Girren', dazu gugutati ,girren';
kolut ,Scheibe' zu kolo; ikrgut ,Geknir8ch', dazu äkrgutcUi ,knir-
schen'; r. zguh ,strickartig Gedrehtes'; laskutb ,der Lappen'; b.
irout ,Fre88er' zu zrdti, zeru ,fre8sen'; kohout ,Hahn', p. kogut,
klr. kohut, wohl aus *kokut; bei mohutnjj ,mächtig', davutny
^Uustris', vgl. r. slovutgj würde man eher an ein q denken (eine
Partizipialbildung), doch haben wir im P. malutg ,kleinwinzig',
also ein juto- wie in r. Namen Maljuta, Müjuia u. s. w.
Fem.: slov. plavuta ,Floßfeder', peruta ,Flügel' (im Osten
perot f., daher ein -qta); slov. koäuta ,cerva'; r. plakuta iWeiner*;
p. boruta , Waldgeist'. Name: Boguta, b. Bohuta.
Suffix -ytO'. Vielleicht ist das y so zu erklären wie in
Jcamgkz, d. h. kamy-kb: an den Nom. auf -y (aus -ön) trat -tih.
Es sind nur einige Subst: kopyto ,Huf zu kopati ,graben, schla-
Ifen'; kargto ,ci8tema, Trog*, ^reu&, pracartis »Trog*, lit präkartas
452
,]Bjippe'; Fem. b. rokyta, bIov. raküa ,6achw6ide' aus *ark'; r.
wdokäa ^e galant, coquet^.
Saffix itjO'. Wahrscheinlich liegen zwei Suffixe vor: zu-
nächst^ 'ino-, mit welchem Adj. und Subst der Zugehörigkeit ge-
bildet wurden; insbesondere bezeichnet es Volksangehörige: evreim
^Hebraeus' (vgl. S. 419). Ursprünglich also *didim ^ein Ange-
höriger des didi^ (ygl. didina ,das dem ded^ gehörige, das Erbe^
u. s. w.). Später wurde es durch tj(h erweitert, das auch etwa
Zugehörigkeit bezeichnen konnte: vgl. domaäitm zu doma, ai.
amättfa ^Hausgenosse^ zu amä ,daheim^; apa4jfa , Abkömmling'.
So entstand aus ^didintjos im ürslav. ^didüjo- ^Angehöriger,
Abkömmling' des dedz, später ,Erbe' des ded^ (z. B. r. dididb,
hier analog auch atdi^ ,Erbe des Vaters^; vgl b. Slechtic , Adeliger'
zu Slechta ,Adel', p. szlachcic; r. mestid ,urbis incola'; radovidb
,Stammgeno6se'; soddidb ,Landsmann'. Allerdings ist zu beachten,
daS wir lit tftis in vükytis ,das Junge des Wolfs' haben.
In vielen Fällen war der Angehörige zugleich der Sohn des*
Betreffenden; so entstanden zunächst Patronymica und Metro-
nymica, woraus sich der Begriff des Jungen überhaupt ent-
wickelte. Ein weiterer Schritt führte zur deminuierenden Be-
deuttmg überhaupt: aksl. otroöiHt ,puerulu8'; robiUt ,servulus'; s.
hreziS m. ,eine junge Birke' zu breza ,Birke'; kamendid zu kamen
oder eig. "^kamentcb; slov. drobiS ,frustulum'; gradiö ,arcula'.
Zumeist aber bezeichnet es das Junge (und zwar im Südslav.
auch von Tieren), den Nachkommen (oder Angehörigen), wobei
zu bemerken ist, daS ab und zu nicht das Subst, sondern das
poss. Adj. auf 'OVb zu Grunde gelegt wurde, was natürlich eine
spätere, wenn auch alte Erscheinung ist So haben wir r. carevidb,
cesarevich; popoviihf^ rabynidh ,filius ancillae' {rdbyhi, rahynja),
Ivanoviöb; b. hozic, s. hozU ,filius dei'; krdlevic; p. kmioUmö
,Bauemsohn', krölewic, ojczyc, ojcomc ,filius legitimus'; ksi^yc
,Mond, Monat', r. knjazydi ,filiu8 principis'; s. banoviS ,bani filius';
kraljiS, krcUjeviS, aber auch imdiö, psiö, pasiS ,catulus'; brzi6,
lakid ,homo velox'; dugobrcuißS ,longam barbam habens'; gdiö
,homo nudus*; slov. bratiöi ,con8obrini'; togrid ,Hungarellus';
gospodiö, gosponid, detid juvenis', aksl. detütt von *de^ wovon
auch det^; prasid ,porcellu8' zu aksl. ^6»^; ceaariö ,fiUus impera-
toris'; deAr/id ,puella'; drobniö ,numulus'; mladiö, mladeniö ,pullu6'^
vgl. aksl. mladenütt, mladütt; hudiö ,diabolu8'.
Aus dem ksl. noch Iwiitt, ItvovUtt, Itfvi^tt (zu hvica)
468
,catalu8 leonis'; grdidUtt ypullus tuitaris'; weiter gospodUütb
neben gospodütt.
Daß ein -tito- zu Grunde liegt, glanbe ich ans Bildungen wie r.
hcjaricb^ hartem ,filiu8 boiari* sa hojarinb, harim, weiter ans go$podi^, aksl.
goipodiiib za go$podinb enchliefien zn m^asen^ denn ea heißt nicht etwa
^hojariniSö u. 8. w., wie wir ea aonat erwarten möchten. Weiter wird es
häufig bei Fem. auf-a, -iea u. b. w, gebraucht: dk%\, golqfnciiib zu golqfnea,
Iboiciitb; ptiiiib zu *pUa; Menitnüib ,filiu8 pellicis* zu ienima, s. »ettrid
u. B. w. Nun wird gerade bei diesen Worten das Suffix -in», ina, ino
gebraucht.
Das Suffix 'im bezeichnet, wie schon erwähnt, Volksange-
hörige im Sg.: evreim. Analog haben wir auch hier wieder ar.
Krimöi, ab. LpäomMci ,die Angehörigen, Nachkommen des
Ljiäcmir; davon jetzt die Ortsnamen Lüomirice, Netdice. Vgl.
weiter b. Kozäkame (Gren. Fl. von Kozdkovici) ,zur Familie Kotdk
gehörig', Kavärovic ,zur Familie des Kavdr ,Schmied' gehörig'
u. 8. w.
Der Einfluß der c-Suf fixe macht sich mitunter geltend und zwar
insbesondere in jenen Sprachen, in denen tj zu <f fflbrte.
Statt des erwarteten *ditih aksl. ditiH» finden wir im B. dUiice,
wo sich also der Einfiuß des Suffixes i$ko, iice zeigt.
Suffix -avt. Es kommt nur im Slov. vor, lautet fast wie out und
ist auf das d. -wali zurückzuftihren, das in Kompositis als zweites Glied
vorkommt: it, ribaldo .BbsemchV, fT%.ribaud .lüTiTiexLXf impudiqne'. Auch
im Slov., wo es nomina agentis bildet, hat es eine peiorative Bedeutung
erlangt: vekavi , Weiner*; HrUneavt ,erro* von Hrlineaii u. andere vgl. bei
Miklosich S. 187.
Suffix -(2o-. Hierher vielleicht si-dz ,grau' neben s^-rb
yglaucus'; dunkel ist garazdz ,peritus'; gr. vgl. ofia&og ,Oewühl,
Menschenmenge^
Dunkel ist das -dz in pre-dz, za-dz, po-dz, na-dz.
Neutra: stado yHerde', vielleicht entlehnt, isl. stöd ,Gestüte'
(IFA. 7, 162), ahd. stuata ,Pferdeherde'.
Fem.: aksl. shvrada, skrada (aus ^skvarda), neben skavrada
,8artago'. Vielleicht auch jazda aus *jad-da ,Fahrt', b. -hyzda
in ohyzda ,Ekel* vgl. r. dial. gidkij (oben S. 278).
In volkstümlichen Bildungen beliebt: %.glävürda von glavura
beides augmentativ zu glava ,Kopf ; ebenso nozurda zu noga
,6ein, Fuß'; im B. Anda zu Anna; Janda zu Jan, Tanda und
Ton{k zu AnUm; strejda volkstttml. für stryc, streje ,Vetter';
OBpaUda ,Schlafhaube^
Aus Amda, Janda u. s. w. wurde ein Sufifix -nda erschlossen:
454
vojanda ySoldatendime^y Kovanda zu hovati; Klecanda zu kUcati;
Molenda; p. eminda, kmindak ^Geizhals' zu kbm- ^drücken' (viel-
leicht eigentlich -nbäa).
Suffix 'Oda, -ada {-jada). waboda ^bertas^ und ^omo
liber'y vgl. avoh in kal. svobtstco ^persona'; jagoda ^^ere^, lit ü'ga
yBeere'; loboda neben lAeda ,Melde'; slov. lagoda ,petulantia', b.
lahoda ,Leckerei'; ksl. gramada, b. hromada ^aufe'; r. goljada
jhomo miser' zu goU ^ackt'.
Suffix 'ida. Wohl aus -^da in heaida ^Wort^ Rede', ein
-dunkles Wort.
Suffix tda. vrc^bda ^nimicitia' und ^^liniicus' zu vragi;
krivttda ^njustitia' zu krwb; pravtda ^ustitia^
Suffix endO'. AksL jagnqdz ^populus nigra^ s. jagned,
jagnjed und jagneda, b. jehnida, slovak. jehnid Kätzchen an
Bäumend
Neutrum: gav^o ,OchsS vgl. ai. gäüf ^Rind', gr. ßovg aus
*ß(avg.
Suffix -fi(2o-. Slov. mrivud, mrtud ,apoplexia'; metuda
^Buttermilch, Rührmilch'; p. maruda ganger Mensch'.
Adverbialsuffix -da. Bildet Adverbia auf die Frage
wann? Aserb. kbda, nserb. kada ,wann', slov. gda ^quando', b.
kda, hdy, diaL hda, ai.: kadd ,wann', tadd ,dann'; sAdä, sddam
,stets', gada; lit kadä ,wann' rel. und interrog. neben tadä ,dann'.
Das z in Inda ist aus kzde ,wo' eingedrungen, es sollte nämlich
*koda ,heifien' (vgl. jeda /u^).
Im Slav. kommt aber meist -^da vor: akal. kogäa, kzgda ,wanii*;
tzgda ydamale'; jegda ,wann* rel.; vb^egda »immer*. Man dachte daran,
daß kogda aus kogo goda entstanden ist. In solchen adverbiellen Aus-
drucken sind starke Eftrznngen häufig; zunächst durch Haplologie
*kogO'da, dann * kogda: das wäre älter, was eben auch mit jegda aus
*jogda stimmt. In kbgda ist das » nach niktda aufgekommen (J. Schmidt,
KZ. 32, S. 397); vgl. auch let tagad. Pedersen faßt es als eine Kon-
tamination von kzga (vgL etwa balg, koga) und k9da auf (KZ. 38, S. 419).
Noch eine andere Erklärung gab Eozlovskij (Afsl. Phil. 10, S. 658—659):
aus k^da entstand gda^ dazu dann jtgda u. s. w., wo gda als ein Suffix
aufgefaßt wurde, daher kbgda; vgl. auch S. 89.
Im B., F., Sorb. und B. haben wir dy statt oder neben da: b. kdy^
vMdg n. s. w., p. gdy; os. hdy, ns. gdy; r. inogdy neben inogda^ dial. kagdg.
Dieses y erklärte Zubat/ aus ön (Afsl. Phil. 15, S. 505f.).
Suffix 'de. Es ist aus *dhe hervorgegangen und steht
auf die Frage ,wo': Bkal,ktde ,wo'; stde jbi&f; nekbde ^gendwo';
nUlade nirgends'; ide, ideze ^wo' (rel.).
465
Inde entspricht dem ai. küha ,wo, wohin', av. kudä ,voS was
ein Interrogativurn -ku- (ygL kiitra abaktr. kuthra ,wo, wohin^
Yoraussetzt; nach kb in kbde dann auch amde, atnäe, ide ans
*><2e nnd selbst auch khda statt ""koda (Schmidt, EZ. 32, S. 397).
In B. -<tif: ^i{f« ,nbiS drygtfi^^ ovtff* ^' >• w. ist rielleicht der Ein-
fiaß des Lokal B der a- und o-Stämme oder des kadi n. 8. w. zn suchen.
Suffix 'Ondu, -ond^ {qdu, qdi). Aksl. A»^ii, kqdi ,quä'
(interr.); /^u, )(^^ ,quft' (rel.); 8qdu, sqdS ,h&c<; tqdu, tqdS ^^
u. s. w.
Man denkt an lat. quandö aus ^quam-dö und das du ver-
gleicht man mit preuB. -dau {stwendau, %9^wendau ywoher', ia-
guendau ywoher' und pansdau ,nachher, darauf', IR 2, S. 241 ff.).
Im Slav. hier auch andere Vokale: s. kuda, kudi; r. inudy,
inuda; b. jinudy, kady, kudy.
Suffix 'pO'. Hierher vielleicht slov. garjup ,bitter^. Die
j>-Sufifixe sind im Slav. überhaupt schwer nachweisbar.
Suffix -&a. Im Slav. sehr verbreitet Vor dem ba er-
scheint ein t oder ein o. Das ^ ist meist den Verben der
rV. Klasse zu verdanken: moltba jpreces' zu molüi; duitba
,Dienst' zu sltmti ,dienen'; strHtba ,sagittatio' zu gtrUUi; auch
Bildungen wie tattba ,furtum< zu icdt ,fur^, also von i-St, könnten
in Betracht kommen. Von da aus fand das -tba Eingang auch
in andere Bildungen, also: alzdbba, ladtba jbjnesf zu ähkati;
druzbba ,6enos8en8chaft, Freundschaft' zu druyb ,Freund'.
Bei goHiUha, orattha ,aratioS $iUba neben 9Üva ,BatioS w^/Mba
«BanctificatioS Unit^ba ,connnbium* n. dgl. meinte Mi kl ob ich, daß hier
tva durch den Einflafi des ha nnd des Inf. anf ti zn -iiAa umgewandelt
worden wäre (Vgl. Gr. 11, 8. 217). Brugmann geht von dem Partie,
auf -<o- ans nnd meint, diese Bildungen wären zn einer Zeit entstanden»
als bei diesen Verben das Partiz. pass. noch mit -io- gebildet wurde
(Grundr. II, 1, 8. 205). Es ist aber wohl auszugehen von solchen Bil-
dungen wie hrüva, kl^a, jostva^ biiva u. s. w., wo also ein 8uffiz «toa
vorliegt. Durch Yerquickung mit dem 8uffix -»5a entstand ein Uba (ygl.
oben 8. 446). Das sehen wir deutlich bei solchen Bildungen wie r., s.
u. s. w. molüva, b. dagegen modlitba ; hier kann an kein derartiges Partiz.
gedacht werden.
Weiter taucht unser Suffix in der Form -oba auf: z^loba
,malitia'; qtroba ,venter^, neben j^ro ,Ijeber'; s. hudoba ,malitia';
tjeskoba ,augustiae'; b. choroba ,Erankheit^; mdloba ,Mattigkeit^
Ohnmacht'; zalcba ,Elage^ Bei der letzteren Bildung liegt offen-
bar das Thema zaUh von zcUo-vaii vor, während es sich bei den
anderen um adj. Stämme auf -o handelt, die zu Grunde gelegt
456
wurden. Es verhält sich also unser Suffix analog wie das sekun-
däre SufiBx ota (vgl. S. 442).
Im Lit. haben wir Abstrakta aaf -yhi za Adj. wie jaunghi , Jagend'
znjdunai Jung*, im Lett. dafür noch das ältere -t6a.* Jmmiba; weiter
auch ddr-has ,Arbeit* zu darifi* ,tun'.
Das Suffix in^Mlr^ ,acoipiter* ist schwer za deuten.
Suffix 'ko'. Es geht auf urspr. -qo- zurück und bildet
Subst und Adj.: aksl. zna-kb ^ignum, familiaris' zu znati; zlakb
^erba' (zladtm x^'^$)f ^- &uch zUikb, wir erwarten z^kb zu zd
in zdem ,gnin', zlato ,Gold' u. s. w.
Häufig wurde es an Yerbalstämme auf a angehängt und
bezeichnete dann meist Nomina agentis: t^akö wie t^zarh
,agricola' zu t^zati; s. lezak ,segnitiosus' zu lezati; r. edakb ,Viel-
fraß'; h.2pev(Uc ^Sänger'; zebrdk ,Bettler^ u.s.w. Im R kommen
hier auch Bildungen auf -ka vor; die Nom. agentis bekonmien
dadurch eine intensivere Färbung: guljdka yMüßiggänger'; plevaka
ySpucker'; rubaka ^Haudegen^; zivaka ^Gaffer^.
An Subst. angehängt, hatte es meist eine deminuierende
Bedeutung; diese ist oft verloren gegangen: j^dtmtfkb ^hordeum'
zu J^tny; kamykb ,lapillus' zu kamy; plamykb zu plamy.
Bei o-St. haben wir -o-kz, das dann selbständig auftrat: r.
chodökb ^Gänger, Fußbote' zu chodz ^Gang^.
Auch an Adj. wird es angehängt und bei o-St erscheint
hier wieder -okz: inokh ^lus', vgl. lat. uni-ctis, got äinaha, ahd.
eifMg ^einzig^, b. divoky ^wild' zu divy; aksl. glqbokb, gkhokb
,tief ; Hrokb ,breit'; vysokb ^och*; zestokb ^art*. — velikb ^groß'
zu velij.
Insbesondere sind es adj. u-St., an welche ko- angehängt
wurde, wobei das Stammwort verloren ging: sladbhb ,süß', lit.
saidüs; ttmkb ,dünn< ai. tanüs; blizikb ,nah' zu blizb; ItgrJcb
,leicht^, ai. laghü-, gr. ilaxvg ,klein, gering'; qzbkz ,engeS got.
aggums; ob auch krip^kb ^fest^ auf einem u-St beruht, läßt sich
nicht sicher erweisen; vgl. auch gladbkb ^glatt', lat. glaher, ahd.
glat; zidzkh ,8ucco8US^
Es hat ein *t^tk9 gegeben, wie uns z. B. ot^g^cüi zeigt. Später
wurde es unter dem Einflüsse von Formen mit H^ wobei insbesondere
U^i in Betracht kommt (Brugmann leitet es direkt von diesem Yerbum
ab: Grundr. II, 1, S. 247), zu t^kb umgewandelt.
Ebenso an Adverbia: pr^kb aus perko- ,gegenüber, transver-
sus'. Hierher wohl auch prokb substantivisiertes Adj.: yRest',
daraus das aksl. proät, proöij ,übrig^, vgl. lat. reciprocus von re-^o
467
unipro-co; dann koM-kb ,wie viel*, toli-kb ,80 yiel' vgl. friy-it-xog,
rfjM'iiog (vgl. S. 432).
Hierher gehören wohl auch die Fron. kaH yquaUs* (interrog.),
lit. kdks, Gr. kökio (jo-St.); jakb ^qualis' (rel.), lit. pka, ßkio
.^irgend einer*; takb ^talis*, lit tdks; vtsakh, vhsjakb jeglich*; onako,
ovako Adv. ,80*. Das entsprechende sikh ,tali8* zeigt uns, daß hier
•ko- das SufiBx ist; der Pronominalst geht auf ein -ä-, bez. auf
ein -i-; wie es im Fem. vorliegt, aus, vgl. lat iä4i8, quädi-s,
rtti-U-yLog (Persson, IF. 2, S. 206). Später wurde ein Suffix
-(f^akO' abstrahiert, daher: obojakb afigxneQttoiv; dvojakb ,zweierlei
Art^, lit dvejökas; trojakb, weiter noch inakh ,diversus*, jedinak^
,aequali8*; drugako Adv. ,ander8*, vgl. Ut vBnökas ,einerlei*.
Zu den -Aro-Formen aus dem R. noch: drdka ,Rauferei* zu
draiif sja ,raufen*, also hier nicht ein nomen agentis; slov. mlaka
,Pfütze*; s. dojka ,mamma*.
Das ^o-Snffix kommt vor z. B. in let. tpM-s ,Kraft' zu apS-t ,yer-
mögen*, gr. ^-xti .Behältnis*, ai. dhä-käi ^BehUter" von der W. dhe.
Suffix 'öe aus *dO'. Es geht auf urspr. -kjo- zurück. Es
werden damit Mask. gebildet: biöb ,flageUum* zu biti ,schlagen*;
hridb ,novacula* zu brät.
Jedenüedls müssen wir es auch dort ansetzen, wo ein Thema
auf a vorliegt, also in igraöh ^nsor* zu igrati; kapaöh ,vinitor*
'(kopati); kovacb ,Schmied* zu kovati; tbkadb ,textor* zu tbkaii.
Ebenso b. braddö, slov. brada& ,Großbärtiget* zu brada;
ebenso b. hlaväö ,Großkopf zu hlava. Von hier aus konnte dann
•ein selbständiges Suffix -o^ abstrahiert werden.
Analog aksl. poganidt iQyodicixTrjg; b. beliö ,Bleicher*; hojid
,Heiler*.
Fem.: s. pljumöa ,Speichelauswurf*; stojciöa ,Oängelwagen*;
slov. vejada ,ventilabrum*; zapenjaöa ,Elammer*; os. pjestonöa
,Wärterin*; ävcUda ,Näherin*.
Suffix 'Ce aus *-(?o-. Es geht ebenfalls auf ko- zurück,
aber das k wurde unter dem Einflüsse des vorhergehenden zur
Wurzel gehörigen engen Yokals später palatalisiert (vgl. oben
8. 266).
Hierher gehört das Adj. niet ,pronus*, vgl. ai. ni-ca ,niedrig,
abwärts gehend*, lit ny-k^stü ,ver8chwinde, vergehe*; vgl. oben
prikh u. s. w.
Suffix •ako'. Mannigfache Funktionen kommen ihm zu.
Die wichtigsten sind die folgenden: 1) an verbale Themata ge-
458
fügt, bildet es meist nomina agentis; 2) aus Adj. bildet e&
a) Subst oder b) Adj. der Qualität, was auch von den Pronomina
gilt; 3) an Subst gefügt, modifiziert es mannigfach ihre Be-
deutung.
1) Aus t^fsaJcb ,agricola' zu t^sati; r. idakb ,Yielfraß' zu Hatb
u. s. w. wurde ein Suffix -akb abstrahiert: ksl. prosijakh ,Bettler^
zu proHH (* prasi-^xkO'), r. proäakb (aus *pro8iak<h). Aber fast in
allen Fällen, in denen dieses SufiBx an Verbalstämme tritt, gehen,
diese auf a aus, so daS urspr. zumeist doch nur das Suffix -Aro-
Yorlag. Später mag man auch in solchen Bildungen -ako- als das
Suffix empfunden haben (vgl. S. 466). Bei r. chodakh «Gänger'^
koBokb ,Mäher^ ist nicht an choditi, kosUi, sondern an chod^ und
kosa zu denken (vgl. hier auch chodokh); ebenso verhält es sich,
mit b. honäk fYiehtreiber', wo man nicht an hanäi, sondern an
hon ,Trieb' zu denken hat.
2) a) Hier handelt es sich um ein auch in anderen Sprachen«
vorkommendes Suffix ako-: aksl. novakh, lit. naujdkcis ,NeuUng^
von navz, bez. naüjas. Im Lit kann dieses Suffix ein Adj. auch
substantivisieren; aksl. tretijakh ,ein Dreijähriger', y gl, lit trecziökas-
,Dreier*, szesztökas ,Sechser^; vgl, auch gr. yco^ ,JüngHng'. Weiter
noch: bujakh J)ummkopf von buj; junakh ,Jüngliug' zu pim;
airakö ,armer Teufel* zu sirb; r. öuzakb jPremdüng*; prostakb
,Einfaltspin8el'; b. chuddk ,armer Tropf; modrdk ,Eomblume^
b) In dvojakh u. dgl. Bildungen ist es aus kakb, takb u. s. w..
erschlossen (vgl. oben 8. 457).
Im Balt. ist dieses Saffiz noch mehr verbreitet, lit. $a%doka9 ,806-
lich' zu 9Mü» ,8ü£S lett. sa^ldaks ^süBer* (Kompar.) zu «a'M«; lat merüeiM
zn merus; dann hiböx, mordäx u. s. w.
3) r. öudakö ,wunderlicher Mensch* zu ötido yWunder*; Pru-
sakd ,Preuße'; p. domakb ,Hausgenosse'; kidczak ^Spanferkel, das-
Hauzähne bekommt': kidec; krzyzak ,Ereuzherr*; zniwak ,Schnit-
ter*; b. vojdk ,Soldaf ; pj/tldk ,Wilddieb'; Poldk ,Pole'; sedldk
,Bauer*; Videridk ,Wiener*; Nom. propr.: Ondräk zu Ondra und
Ondrej ,Andrea8S Popdäk, Petrdk u. s. w.; s. poljak ,Feldhüter'.
Suffix jako'. Es ist wohl identisch mit dem vorhergehendeui
und das j ist vom Stamme aus verallgemeinert worden. BeL
Yerbalstämmen kommt es äußerst selten vor (hier auch das j der-
Verba der IV. Klasse): noäakb ,Träger' zu nosüL Sonst haben«
wir: p. roczniak ,einjähriges Tier*, trotz roczny, weil es ein roczeAy,
rocznia mit derselben Bedeutung gab; drewniak ,Holzwurm', weil
459
dreumiany hölzern', drewniasty, -iHy ^olzig' a. 8. w.; b. miHdk
yStädter' zu misto, weil es ein mülanin, meHan gab; ebenso
Prtuäk weil Praiafi; rodfidk ^einjähriger Ochs' nach rodni; r.
kodjakb ySkelett' zu hostt; morjakb ^Seemann' zu more. Das jako-
fand dann eine größere Verbreitung: r. her&sniakh Birkenwald';
goljakb ,armer Teufel'; oUinjakb Junger Erlenwald'; smugljakh
gebräunter Mensch'; hremjUücb ^omo dums'; vozakh ^Führer' zu
vozb aksl. vozdt oder direkt zu w>düi (vgl. das oben erwähnte
naiak^); s. hezboznjak ^theus'; bezodnjak ^i^pudens'; zu6ak
aureus' (Tgl. b. zluiäk, äuidk, daidk, sÜHbrMk, middk von Mün-
zen); garStak ^onticola' setzt ein gortßkh voraus; kamenjak ^ocus
saxosus'; Aoy. zenßdak ^emineus' setzt ein sentskt voraus; korenjak
^kräftiger Mensch'.
Mit 'jäka: s. dwljaka ^pomum silvestre'; imenjaka ,cuiusdem
nominis femina'; klr., weißr. nezdoravjaka ^omo aegrotus'.
Suffix -ade- aus ^aöo-. Es geht auf *akj(h zurück. Wie
S. 457 erwähnt wurde, ist hier von Bildungen wie aksl. igradt
ySpieler', b. brcuidd ,Großbärtiger' u. s. w. auszugehen. Hierher
gehört ksL kola^ ^Art Kuchen' zu kolo; sokaöb ^och' zu sokb;
bg. selad ^Landwirt^; s. repaö ^omo caudatus' zu rep; slov. hrbaö
yhomo rugosus'; nosaö ,naso'; rogaö BLirschkäfer'; r. bogaöh ^omo
dives'; hrjuchadh, b. brichdö ^Großbauch'.
-niki ist insbesondere im S. verbreitet: Idjaöa ^fiistis' zu aksl.
kyj; kominada , Aschenbrödel' zu kamin; vdjada, ovdjada ,Febru-
arius'; narikaöa ^ageweib'; slov. dimlja^a yPestdrüse' zu dimlje;
drvaSa »securis'; kopinaöa Brombeere'.
Suffix -ekO'. Dieses SufiBx ist im Slav. nicht nachweisbar,
wohl aber kommt *«fc/o- vor.
Suffix -ede- aus *-eJo-. Es ist aus *ekjo^ entstanden und
ist selten: s. Oodeö nom. propr.; klr., weißr. maleäa m. f. ,un-
mündiger Mensch'.
Suffix '^ce- aus *-fco-. Es könnte aus -enko- oder -$X:o-
entstanden sein und ist eine Parallele zu 'inko-, -iko-. Auch dieses
Suffix ist selten: aksl. mis^ ,Monat'; p. miesiqc, b. misü:, slovak.
mesiac, s. mßsic (die Länge hier wohl sekundär); zaj^ ^^pus',
p. zaj<ic, b. zajic, slovaL zajac, s. zhjac {zec), r. zdjach (zdecb),
Gen. zdjca. Über die westslav. längen vgl. oben S. 338 Anm.l.
Suffix 'OkO'. Es ist wohl aus Bildungen wie aksl. ifuhk^
^solus, monachus', r. chodokh ^Gänger, Eußb<;>te', d. h. von o-St.,
an welche ko- hinzutrat, hervorgegangen: aksl. shvidokh ,Zeuge';
460
r. edokb yEsser'; ezdokb ^Reitet^; brizokh ^Aprilis^ (alt); p. widck
^Tageslichf ; iarhh ^Fresser^; b. Hvok gebendes Wesen'; zralok
^Haifisch^
-cka: kd. laloka »palatiim^
Suffix -oJe- aus *'O60'. Es setzt ein akjo- voraus: ksL
laskoöb ^ulator'; bg. bhvoö ^vomitus^.
Suffix -»A:o-. Wahrscheinlich ursprünglich ein iko- aus
*iq<h und ein iko- aus ^ifiqch vgl. lit dariinifikas ^Aibdter^ zu
ddrbas ^Arbeitf.
Es dient zunächst zur Bildung von Deminutiven aus
Subst; dann bildet es Subst aus Adj. und Part: ksl. noükb
zu nozb yMesser'; zlatikh ,nummus aureus' zu da(;b; tiasenikb ywer
ein härenes (vlcuem) Kleid haf ; uöenikh ^Schüler, Junger' zu
uöem ,gelehrf ; iz-branikb , Auserwählter' zu issbram ^auserwählf.
Bei den Adj. sind es häufig jene auf -«n«, die zu Grunde liegen:
dhzbnUch ^Schuldner' zu dhzhm, griätnikb ^peccator' zu greibm.
Von hier aus auch ein selbständiges Suffix -nikz. Hieriier noch:
r. broHkz zu bralh yBruder', novikb ,Neuling' zu novz. Aus Bil-
dungen wie mahöikb ^Knabe' zu "^mdltcb, r. malecb wurde ein
Suffix dikh (auch in anderen slav. Sprachen) erschlossen: netdikb
^Abwesender' von net^ jYerzeichnis der Abwesenden' (doch erst
später mit dieser Bedeutung); spüöikö ,Eopisf ; zavod^ikb ^abri-
kanf ; dokladHkh ,Beferent^; Blovutnikh ^homo famosus'; für die
andere Art der Bildungen noch utiralifnikz ^Handtuch'; p. m^yk
zu mqz ,Mann'; deszczyk ^kleiner Regen' zu deszcz 3^gen';
bratczyk zu brat ^Bruder'; niebaszezyk ^Seliger'; b. konik ^kleines
Herd' zu käri; vozOc zu vüz ,Wagen'; veirik zu vÜr ,Wind';
maUk »kleiner Finger' zu mdl^; in slavüc Nachtigall' zu aksl.
davij liegt ein ko- vor; in uöedltiik ^Lehrling', aksl. u^enik^ u.
muöedlnik ^Märtyrer', aksl. mqöenikh ist das ursprüngliche Suffix
von einem anderen verdrängt; dasselbe lag vor in äüedlnOe yLeser'
und ähnl. Worten (vgl. S. 425); rolnik ^Landmann'; ryhtiSk ^Teich';
souloznik ^Beischläfer'.
S. mrtvik ^homo socors'; toplih ,warmer Wind'; samrinik
,mortuus'; suvrsnik ^aequalis'; paslanik ^Gesandter'; slov. malik
,cibu8*; konjik zu konj ,Pferd'; babnik ,WeibemaiT' zu baba; voz-
nik ^auriga'; zupnik ^plebanus'.
Im Lit. zunächst -iko- jedoch selten: tUUgkas ,Stück, Teil' neben
dahi ,Teir ; ahd. wirdtg zu werd ,wert' ; lat. umbü-teus (ygL gr. 6fi^pal6s).
Häufiger kommt es vor bei Nomina mit einem n-Saffiz: in-ykasy preofl.
461
'H-ikü. Neben in-^kas haben wir aber im Lit. noch iniftkas, let. {C)n'tkay
enAka {l aus en) in gleichwertiger Geltang, doch sind sie auf verschiedene
Gebiete verteilt, wobei zahlreiche slav. Lehworter auf bnikz in den benach-
barten Dialekten das Aufkommen des inykas besonders fdrdern konnten.
So haben wir im Lit. darhinyka$ neben darhiniükas, let. därbiniks ,Ar-
heiter' zu ddrbas , Arbeit'; preuß. laukinikü ,LehnsmannS lit. iaukinykas
neben laukiniiüuu ; vgl. noch lit. LHüt'ininka$ ,Litaaer' zu Lituvä .Litauen* ;
let. uppentks ,Flufian wohner' zu uppe «Fluß'.
Es handelt sich nun um das gegenseitige Verhältnis dieser Suffixe.
Brugmann nimmt — einer Anregung Leskiens folgend — an, daß
sich im zweiten Teil des lit. in-inka-, den er ffir identisch hält mit germ.
tm-^a, Befleze alter Bildungen dvarinkas, dvarenka» ,Hofmann' zeigen
(dahin vielleicht, wie er meint, noch slav. mi$^ ,Honat', zaj^ ,Hase').
Durch Anlehnung an unJko- mit urspr. tqo- (dvärinykü9^ aksl. dvartnik»
,Hofmann') wäre im Lit. in-mka- {dvärininka$), im Let. *n-^nka^ -n-ika
entstanden; slav. *fo und lit. m^M wären demnach eigentlich verschieden
(Grundr. U, 1, S. 254). Es ist aber zu bedenken, daß im Slav. aus urspr.
inko- lautgesetzlich ein iko-, aus -^fka- dagegen ein bko- {tcb) bez. hko- werden
mußte. Setzen wir für das Balt. *dvarinka$, ^dtarwkaa an, so muß es
im Slav. ^dvoriko-, ^dvor^ko- geben. Wir müssen demnach anch in dem
slav.t^o- zum Teile ein inko- suchen. Auch Pedersen meint, »ntA;» ent-
spreche dem lit. ininkas : durtninka»^ arkliniKkas »Pferdehüter*. Baudouin
de Conrtenays Gesetz, das unter anderem nach t^, fi wirke, hätte nach
tu nicht gewirkt; so erkläre sich r. muJUkh^ Gen. muükä. Da tica, um
mit ikb kombiniert zu werden, auf *inkä zurückgeführt werden müßte,
woraus aber nur ein *ika entstehen konnte, so wäre es klar, daß »nica
neben »itiAo nur durch eine Analogiebildung erklärbar ist (KZ. 38, S. 384).
In sikz (sich) ,talis* und vdik^ ,groß* ist wohl ein ko- vor-
handen: zu relij ,groß* (vgl. S. 457).
ika. Das Fem. zu ik^ sollte -ika heißen, aber statt dessen
finden wir hier ica: aksl. gristnikb ,Sünder* dazu greibnica;
dhztnikb und dhzhnica. -ica ist aber auch das Fem. zu -hct:
aksl. ztfmcb, slov. zenec, znjec ^messor^ dazu slov. zenjica, znjica.
Man muß daher annehmen, daß das Suffix *'bca ursprünglich
dem 'bch zur Seite stand, daß es aber durch -ika zu -ica wurde,
wobei es dann das ältere ika fast ganz verdrängte. Aus *tca
und ika ist demnach durch eine Verquickung -ica ge-
worden.
Das ika hat sich verhältnismäßig nur selten erhalten. Am
häufigsten kommt es noch in Fflanzennamen vor, vgl. auch slov.
jesika ,populu8', s. jasika, p. osika, b. osika ,Espe* ; weiter muß
hervorgehoben werden: aksl. qzika ,consanguineus, consanguinea^
hier behauptete sich ika, weil das Wort auch fürs Mask. gebraucht
462
wurde, während durch ica das Fem. bezeichnet wird; dasselbe
bei blizika , Verwandter*; swehrtnika ,numu8 argenteus*.
Wo das Suffix zur Bezeichnung weibl. Personen verwendet wird,
stammen solche Bildungen aus einer späteren Zeit oder es steht ihnen
wenigstens noch iea zur Seite: sloy. Nanika ,Ännchen'; Pepika, B^xika;
hg.lj'ubika ,Geliebte'; B,jarämka nehen jarämea ,die Vertraute, Freundin'
(Fem. ZMjaränxk)\ r. dial. mtUika ,mater* neben matiea in anderer Be-
deutung; bei Pflanzennamen kommen hier häufig beide Formen neben
einander yor: gohibika und goluhiea ,yaccinium nliginosum'.
Suffix 'iöe- aus -tdo-. Es geht auf ikjo- zurück. Es
können hier jedoch auch Verbalthemata auf i vorliegen, so daß
es sich dann auch um das SufiBx de handelt: ksL kotaridt ^omo
lixosus' zu kotora und kotorüi; Aoiy, prüidi Plur. ,primitiae^
Es bildet auch Deminutiva aus Koll^ktivis: sloy. drevßSe
aus drevje; gvozdß^ aus gvozdje u. s. w.; s. zvonid ,herbae genus;
jarid ,Liebesglut*.
Suffix 'ice aus -jco-. In etwas späterer Zeit aus -^iko-,
also aus dem vorhergehenden Suffixe durch den Einfluß des
Vokals % (vgl. I, S. 267) entstanden. Es hat daher so ziemlich
dieselbe Funktion: es bildet 1) Deminutiva: agnicb, gvozdict
,parvus clavus'; kamenkt; koHct; medicb; s. konßc zu konj ,Pferd';
mcUac ySchwertlilie*; in b. krajic, strevic liegt nur ein -ce-Suffix
(entsprechend dem -ko-) vor; 2) dient es zur Substantivisierung
adj. Wörter: Ijubimict neben Ijubimikb; püomicb.
Suffix 'ica. Wir haben es oben S. 461 als durch eine
Yerquickung des Suffixes -tca mit -ika entstanden erklärt Im
Liit. ist das dem hca entsprechende Suffix ike vorhanden: ratiMkä
^Händchen'; mamlke ^Mütterchen'; vgl. ai. müäikä ^Maus, Ratte',
aksl. myStca ,Arm'.
Wir finden hier demnach Fem. zu Nomina agentis: ksl.
damca zu davbch z. B. in chladodavica ÖQoaoßoXog; öarodüca
,mago' zu 'deicb aus *dijbcb; doorodrtzica ^ulam tenens'; glumica
^scaenica' zu glumtcb ^scaenicus'; krzvoioöica ^sanguinis profluvio
laborans'; kukavica ^cuculus'; pl^ica ^saltatrix^ zu pl^ch; ztrica
zu zvncb ^acerdo' ; pbtica (Zogr. ptiica infolge der Yokalassimila-
tion) jVogel* (,die Fliegende') vgl. b. ptdk.
Abweichend hinsichtlich der Bedeutung ksl. Ijubka ^amator^
<im Serb. ist es dagegen ein Frauenname, was der Regel ent-
sprechend ist).
Weiter bildet es Fem. zu Deminutiven, die mit -iko- gebildet
wurden: b. ndjemnice zu ndjemnik, ksl. naimM^ik^ ,mercenariu8';
463
femer mit -tct: ksl. drhnica, r. öemica ^Nonne^ zu örtnbcb ßfönch';
viitica ^ncantatrix' zu viitbcb; junica ^uvenca' zu funtcb; schließ«
lieh mit ''^^a: golqbica zu golqbfbkb, doch wurde es auch auf golc^
bezogen.
fiei anderen Suffixen war die Bildung des Fem. auf -iea
ursprünglich vielleicht auch mit deminuierender Bedeutung ver-
knüpft: bozica ,dea^y diakonica, Iwica ^eaena'; rmnüica ^monacha^*
ctrodica, otrokavica; proaodica.
Unser Suffix bildet auch Deminutiva von Subst. auf -a:
aksL dhdtica ,tabula' zu dhska; dhnea zu diva; kobylica ^locusta'
zu kobyla; sradica ,vestis' zu sraka; mhüoa, myHca ,culex^ zu
*imcha ^Fliege'.
Sonst substantivisiert es adjektivische Wörter, wobei es sich
manchmal nur um weibl. Personen handelt, die wohl auch in die
vorhergehende Oruppe eingereiht werden könnten: daäwiica, dai-
lica, krhtnäica ^nutrix'; puHenica ,uxor dimissa'; idolwUea, ihfintr-
hnica ,delubrum'; kadilbniea ythuribulum'; kavaltnica ,officina
fabri^; mythnica ,telonium'; piptniea ,cella vinaria'; soJeahnica
,coquina'; tbmbnica yKerker'; pijaviea ^hirudo'; tr^viea ^febris';
straüvica ,homo timidus'; gqsSniea, qainica ,eruca'; Uvica, äuica
,die linke'; jedinica, dvaica, traica, des^ica; pletenica ,catena';
phienica ,triticum^
Suffix 'Uko-, juko-, Aksl.jpi2/iiX:9^,milvu8^; s. duduk ,Flöte^
zu dudati; klr. ^niiA: ^balneator^; kodük yVerknöcherung' ; sd'uk
,Landmann'; sveräöuk , Zaunammer'; dziöuk , Knabe'; serdduk
,homo iracundus'; smerdiuk ^Stinktier'; zidhdc venLchtl. ,Jude';
baranöuk augment. zu baranok; bohdanduk demin. zu bohdan
^uneheliches Ednd^; kucharöuk ,Küchenjimge' (auch ein selbstand.
duk) r. detjukb ^Junges'; magtpdn fMeistei'; p. madluk ,Art Pilz*.
-uka: Ut.Jiorjuka augment. zu Aora , Berg'; ^liuA^a, Weihe';
r. pijuka ^Trunkenbold'; padljuka ,homo vilis'.
Suffix »ude- aus -tido-. Es ist aus ukjo^ entstanden: r.
sivudi ,phoca iubata' ; b. kotauö ^Scheibe' ; -4^ : s. glavuöa augment
zu glava ,Eopf .
Suffix -ykO'. Es geht auf *üq(h zurück. Dafi auch Fälle
mit *-ufiA:o- vorliegen möchten, ist schwer zu bestinmien. Es
konmit verhältnismäSig selten vor: aksl. j^hh ,lingua', preuB.
ifMutris; r. Idykb ,Hauer' vgl h.kd, Hu, p. kiei, kla; -yka :
vladyka ,Herrscher, Herr'; motyka ,ligo'; p. pijatyka ,8aufgelage'.
Vgl. lat lactüca zu lac, cadücus^ fidlicia; gr. x^^^.
464
Suffix -yce- aus ^-ydo-. Es geht auf -üqjo- zurück: r.
svety6^ m. ,FackeI^
Suffix '^lcO', Aus -nqo- hervorgegangen , ist es aus Bil-
dungen wie aymkb zu sym ^Sohn^, dormkb zu dotm ^Haus^ wo
das dem k vorhergehende ^ (urspr. u) zum Thema gehörte, ab-
strahiert worden, und erfreute sich einer großen Verbreitung.
Freilich könnte es auch in best Fällen auf -(190- zurückgehen.
Wie im lit. bildet es zunächst aus Subst Deminutiva: cvitzkb
^flosculus' zu cvet^; äinhH ,articulus^ zu äSn^; idomikh ,frag-
mentum', b. zlomek zu *lofm, vgl. b. lom ^Bnich'; r. teloH und
telenokb ,vitulus^ Solche Deminutiva bilden auch den 2. Be-
standteil in Kompositis: aksl. pridephkh ,cognomen'; s^plet^k^
jConnexis'; ophmkr» ,calceus^; primesikh ^admixtio^^; p. giosek, gro-
dek, garnekj hkietek trotz nom. lokieS, tnaieonek; vgl. lit. parszü-
k(i8 ,Ferkelchen' zu paf$zas; medükas , Bäumchen ^ zu tnidis;
preuß. Namen wie Banduke zu bandch ,nützlich^
Es bildet Subst aus Adj., Numeralia, Part, und einigen
Adverbia: aksl. opresm^ ,azymum'; öetcrhtbkb ,Donner8tag* ;
p^kb jFreitag*; dohyt^k^ ,Gewinn* vom Part, dobytb; izbytzkb*
^reliquiae'; ebenso nßc^^k^ , Anfang', prij^^kb ,res grata'; nedo-
statzkb jdefectus'; shvüzkb ,tomus'; ostamkb ,reliquiae'; posUdbkb
,res extrema'; r. bilokb ,Eiweiß*; zeltokb ,Dotter'; dvoegodokb ,zwei-
jähriges Füllen'; sdetokz ,heuriges Kalb'; zaratokh ^e creux pour
la braise'; p. goiek ,nackter Bettler'; smiaiekh ,homo audax'; da-
tek ,Gabe'; kochanek ^Liebling'; naiezionek ,Findelkind'; przestanek
,Pause'; majqtek ,Habe'; potomek ^Nachkomme'; przytomek ,An-
wesender'.
Es erscheint als Suffix des zweiten Teiles eines Kompo-
situms: -glav^kh z. B. s. priglavak ,der Fuß am Strumpfe'; s.
uzghxvak ,pulvinu8'; aksl. pastorhkh ,privignu8', paMorhka ,privigna';
r. ponedilokb ,Montag' dial.; zapjatokb ,Fersenteil des Schuhes';
zatylokb ,occiput'.
Es bildet schUeßlich deminuierende Adjektiva aus Demi-
nutiven. Die im Weißr. noch erhaltenen Deminutiva wie maVuta
,IQeiner' zu mdly; jasuta zu jaä; Vaäuta zu Vasüij bildeten die
Grundlage von Bildungen wie kr. po maVutku, maiodzutkij; ra-
nutko ,8ehr frühe'; slabjutkij; dchtäkij ,ganz stille', aber auch
1. Diese Worte könnten auch weiter unten angeführt werden.
2. Meillet sieht hier ein *h -\- ko {ß, 304).
465
mü'utka m. f. ,Liebling^; p. malutki; giupiutki; daumitäki; b.
maläk^, müüky zu *fnal'täy.
'Zko. Im allgemeinen sind hier dieselben Funktionen zu
unterscheiden wie bei -zlcb: aksl. Idqbhko ^omus'; s. bratko zu
brat yBruder'; bapko zu babo yVater' 2) srdüko ^omo iratus'; r.
1) bratko; 2) gnidko ^braunes Pferd'; livko ,Lbkhand'; nin^
yStummer Mensch'; p. 1) denko zu dno ,Boden'; 2) biaiko ,Eiweiß^
ioüko .Dotter'.
Unter diesen Bildungen findet man häufig Bezeichnungen
männlicher Personen, worüber ygL S. 401.
'zka bildet auch Deminutiva aus Subst: r. devka zu diva
,Mädchen'; kobylka ^eupferd', b. brdzdka .kleine Furche'.
Es substantivisiert Adj. : slov. bdka ,weiße Kuh'; sivka .grauer
Schwamm'; p. czcionka .littera' vom Part dUern.
Es bezeichnet weibliche Angehörige einer Nation. Bewohne-
rinnen einer Örtlichkeit. eines Landes: Bhgarika .Bulgarin';
Rindjanika .Römerin'; sIoy. dolanka .Talbewohnerin'; gorjanka
.Bergbewohnerin'.
Individualisierend: s. bujad, paprat .Farrenkrauf . dagegen
bujatka, papraika .ein einzelner Farrenkrautstengel'.
Nicht sicher ob ^davhka oder davtka in b. divka .Abgabe'.
Es könnte auch von Eompositis wie naddvka u. s. w. abge-
leitet sein.
Suffix 'hko: Es geht auf *fjo- zurück. Auch dieses Suffix
wurde abstrahiert und zwar aus Bildungen von t-Stämmen: ai.
avirkd, avi-kds .Schaf zu ävir^ .Schaf, lat om-etUa; lit avirkytU
.Schafstall', aksl. wt-ca aus *othka. Doch könnte hier daneben
auch ein -|^o- vorliegen.
Nach weichen Eons, mußte es auch für iko- stehen. Die
erweichten Kons, verschmolzen mitunter mit dem ko-, ka zu einem
selbständigen Suffixe wie -dfeo-. 6ka u. s. w.
Die Funktionen sind dieselben wie bei iko-. Namentlich ist
es beliebt bei der Bildung der Deminutiva aus anderen De-
minutiven, bei denen die deminutive Bedeutung schon ein wenig
verdunkelt war.
Aksl. smydbkb .Fidelbogen' vgl. p. smyk .Violinbogen' ; r. de-
nekz, aksl. *dhnbkb zu dwih .Tag'; s. isjedak .das ausgehauene
Stück eines gebratenen Lammes'; b. hSizek .Götze' eig. .kleiner
Gott' zu WA .Gotf ; cvröek zu cvrk .Grille'. Ein Demin. liegt
zu Grunde: b. dubeäek .eine kleine Eiche' zu daubek dass. von
Vondr&k, V^I. sl«v. Onmm. I. 30
466
dub ,Eiche^; hmedek zu ktmec ,Ende'; vozUiek 2u wzQcj p&z
yWagen' ; maUöek zu maUk. Darnach auch hmiöek ^kleiner Topf
zu hrnek dass.; houslöeh zu homek ,Stückchen^
An "(mch gefügt ergab es -ouiek und das wurde selbständ.:
ranouiek ^frühes Eind'; zlaUmäek ,Lieber, Goldener'; didauäek
jGroßväterchen'.
Auch beim adj. Thema haben mannigfache Suffixabstrak-
tionen stattgefunden: b. malidk^ ,sehr klein', p. maluczki; b. sta-
riiky ^hr alf ; malouttk^ ^sehr klein'; sladounhj oder sladoudk^
^üß'; s. Miöek ,8chön weiß', drobniSek ,ganz dünn'; lepidek ,bellu8'.
Häufig liegt ein n-Thema zu Grunde, Tgl. r. telenokz, weiter
r. bäentkij ,hüb8ch weiß'; blidnenhkij ,etwa8 bleich'; glupemkij;
legontkij ,ganz leichf ; malentkij ,etwa8 klein'.
'hko: bg. hzko ,Lügner'; s. plaSko , Weiner'; popiiko ,der
Bettpisser' (popücUi); paserko ,cacator', (vielleicht -zko); hrajko
,6ruder'; debdjko ,Dickbauch'; svojko ,der Angehörige'. Nomina
propr.: VUiiko, Vuöko. Kh. zenüeAko /Bräutigam'; kovaieAko,
kravdeAko ,Sohn des Schmiedes, Schneiders'; r. lajio ,clamator';
mistedko , Plätzchen'; oöko, poltko : pole; serdedko] mahöüko
,Enabe'; ovöiäko zugleich kollektiv; okoSko; b. jabUdko zu jablko,
i>6ko; Btddeöko\ lAzko ,Lager' vgl. klr. lizko; p. ojczeAko, hratu^
leAko, jcMuszko, serduszko.
'hka: ksl. rqöbka Demin. zu rqka ,E[and'; druhJca ,Ge-
nossin' zu drugfb; kosttka zu kostt ,Bein'; travtka zatrava ,Gras';
tböbka, työbka ,punctum'; b. hraüka ,Spielzeug' zu hrdä ,Spielei';
praSca ,Rauferei' zu prdö ,BAufer'; sprostctöka fem. zu sproddk
,einfältiger Mensch'. Kozaäka Frau des Kozdk^ aber mit einem
leisen peiorativen Beigeschmack (sonst Kozdkovd),
Suffix 'bce- aus -bco-. Es ist aus dem vorhergehenden
hervorgegangen, indem in späterer Zeit der Halbvokal t auf das
k palatalisierend wirkte (vgl S. 267). Im lit ganz entspre-
chend, also auch mit Erweichung des i: ikis, dameben kommt
aber noch ik(is vor, das wieder dem slav. -hko- vollkommen ent-
spricht: aksL junbcb Junger Stier', lit. Jaunikis, -nlkio ,6räutigam'
zajdunaa jung'; aksL v^bc^ ,fij:anz', lit dagegen noch vainikasy
dem im Slav. ein *vintkb entsprechen würde.
Es bildet aus Verben Nomina agentis: aksl. davhch ,dator';
'dücb (aus *dijhcb) in öarodiicb ,magaBf ] kupbcb pnercator'; lovhch
,venator'; pishch ,scriba'; pivbcb ,cantor'; sapbch ,tibicen'; svirbcb
dass.; SbvbCb ,sutor'; zbncb ,8acerdos'; mbzdodattcb ,mercedem
467
dans^; s. prodavac ^venditor'; glumac yhistric/; mancbmal hier auch
fiomina actionis: grabac ^das Baffen, Bcdßen^; udarae ,ictas^;
b. hudec ^Geigei'; hmee yTreiber'; jezdec ^^iter'; koUe ^Lanzen-
brecher'.
Aus Subsi bildet es Deminutiva: kaimenbcb, kamydtcb
fSteinchen^; nUHct ,pera^ zu meckb; sqStct ^nrcultis' zu sqkb;
strycb ans ^Hryjtet ^patnius'; agntct ^agnna^; tdtcb ,yitiiliifl^; zrübtcb
^Füllen^; c/ttet ^pater^ zu *atb in oUmb ^patzis^, got atta; paltet
^pollex' zu *pah, vgl. r. hezpalyj und p. paluch ^Däumling^;
fn'obtct jpasser'; kontct fiiiisf; s. stupae ^StUtzsäulchen^ zu sUip
^Säule'; r.xavodect ^eine Fabrik'; p. dzwaniee zu dzwon ^Glocke^;
b. stolee zu stAl ^Tiscb'; chlapec ^Küsbef zu ddap.
Es substantivisiert adj. Wörter: ksl. bradattet ^omo
barbatns^ zu bradatt; mladSntct, mladentet jpuei'; prtvSntet ßäns
primogenitns'; rumintct ^cus*; studentct ,puteufl^; 6rtfi%et ^ona-
chus'; mrtintet ^cadaver^; sUptet ^omo caecus'; tT^^ÜM» pnagus*;
vtdovtet yTiduus'; vintct ^rtum' vgl. r. vint ^rtum^; & Hnavae
^ratris fiUus'; üadalac ^regnans'; davalac ^tor'; r. tBvMneet
^Tiergarten', lükavect ^listiger Mensch'; p. gdeniec »Bursche'; ku^
rzeniee »Hühnerstall'; dziedziniee »Schloßhof; barauriee »Waldbe-
^ohner'; b. bohaUe »Beicher'; hclttbinee »Taubenschlag'; hosHnec
^Gasthaus'; starec »Alter'; lakamee »Gteizhalz'; vydanec »Gesandter'.
Es dient zur Bezeichnung der Herkunft» Nationalität
tu dgL meist im SttdslaT.: & Biogradae »der Belgrader'» Bosanae
»Bosnier' ; planinae »Bewohner der planina» Bergbewohner'; sIot.
jDtfnaJ9c »Viennensis'» .Zisgrebae »Zagrabiensis'; Eranße »Camiolus';
£aren9c, dolen9e; Shteme; hg. goree »Bergbewohner'; sdenee »Dorf-
bewohner'; grazdanec »Stadtbewohner'; r. Dmürovect »einer aus
Dmitrov'; Avstrißet; b. Nimee »Deutscher'; Moravee »Mährer'.
'tce weist vor allem die deminuierende Wirkung auf; das
Grundwort ist mitunter auch hier verloren gegangen: drSvtee zu
drivo »arbor'; jajee zu jaje »Ei'; dtwtee zu davo »Worf ; thntee
^Sonne' zu *dtno; srtdtee »Herz' zu *9rtdu.
'tca bildet aus Verben Nomina agentis» weiter aus wdb-
lichen »-Themen DeminutiTa. Es ist aber verhältnismäßig selten»
da es meist von 4ea verdrängt wurda Am ehesten behauptet
sich tca noch dort» wo es männliche Personen bedeutet» da "iea
•die weiblichen zu bezeichnen pflegte (vgl. S. 462). Im lii ist
das -tea vertreten durch --ik^, vgl mamMd »Mütterchen'» ratiMkä
^Händchen'. Es kommt vor in aksL ubiiea, ubaica »homidda';
30*
468
grabhca ^omo rapax'; gr^n>ca ^nta'; siöifca yCamifez'; dvtrtca
zu dvtrt yTüi'; kUttca ,celliila^ zu Jdett; myitca ^brachium' vgl.
museulus; avtca zu *ot« vgl. lit atis; b. därce Spender'; zhoubce
jVerderber*; ochrdnce fieBch^tzei^; saudce ,B.ichter'; sprdvee ,Vei>
Walter'; tvürce ySchöpfer^; püdce ^nführer^.
Suffix -iako. Bis jetzt nicht befriedigend erklärt.
Brugmann stellt es mit ionog zasammen: xtuStanoc ,Knäblein%
ämuSiaxti ,ScbildchenS aber dagegen spricht vieles: im Slav. haben wir
ein f nicht t, das Suffix bildet hier keine Deminutiva, sondern Angmen-
tativa neben der Bezeichnung einer Ortlichkeit, die sich aus ianog nicht
ableiten läfit. Bringt man schließlich laxog mit dem Suffix U-qo- in Zu-
sammenhang: got. manmska ,menschlichS lit. tßvistkas, aksL nehenshb
jhimmlischS wie es auch Brugmann getan hat (Kurze vgl. Gr. S. 327,
vgl. auch S. 338), so ist der lautliche unterschied im Slav. zwischen isko
und Mko' nicht erkl&rt.
Ich glaube, man muß vom Adj. auf isto- ausgehen (8. 449).
Wie jene auf -ito-, -aUh, -asto- bezeichnete es iversehen mit etwas'
und zwar war häufig dieses in großer Menge oder in bedeutender
oder abnormaler Größe vorhanden« An derartige Adj. trat dann
das Suffix -ko-, welches in dieser Form zwar selten yorkommt,
dagegen häufig in der erweiterten als zk(h, tiko-, die von urspräng-
liehen ii- und i-Themen herrühren, vgl. b. W^ko yLager'; misteäko
^Städtchen', müteSko ,Plätzchen^ Aus *'i8tko entstand dann isko.
Wie aus *liko (liöese) ein lice — wohl infolge des i — wurde,
so ging zum Teil auch -isio trotz des 5 in -läöe über. Dieses
ergab schon im Urslav., wo es vorkam, ein -üöe (weil das ä hier
bleibend war, dagegen stand dem ä in dtäöi ein 8 in dtska u. s. w.
gegenüber, daher hier äö nicht gemeinslav.). Vgl. S. 267.
So bezeichnet aksl. mraoistb /ormids refertus', p. mrawisttf,
daraus p. mrawiako ,ein Ort der voll Ameisen ist', also ,Ameisen-
haufen'; ebenso ognisty ,yo11 Feuer, feurig', dazu ognisko ,Herd'
u. 8. w.
Von solchen Bildungen aus wurde dann ein selbständiges
Suffix isko, 'üöe abgeleitet und es bezeichnet überhaupt eine
Örtlichkeit: aksl. crhkviäte ,templum'; glumüte ,scaena'; gnoiHe
,fimetum'; kapüte, kumirüte, idoliite, irttvüte ,delubrum'; obüeliäte
,domicilium'; pozoriMe ,theatrum'; shtnäüte ,stercus'; s^mmüte
jSynagoga, conventus'.
Eine eigene Art bilden Worte wie blqdiliHe Jiupanar'; däa-
teliäte ,ofificina'; igralüte ,Spielplatz'; j^iHe (j^üüte) ,carcer*;
kupüüte ,forum'; uöilüte ,8chola', züiste ,domicilium'. Es scheinen
469
hier Partizipia auf l (bez. Subet auf -td) maßgebend gewesen zu
sein.
6g. gradiHe Festung'; s. vatriite ^ustrina'; UmHe ^piscina^;
stmiSte Stoppelfeld^; igralüte ^ocus saltatorius'; r. kladbü^
^Kirchhof; b. üMUti .Zufluchtsstätte'; pastviUi .Weideplatz^;
dameben: oknisko, pastvisko; stmiHe Stoppelfeld'; hrachavUtS
.Erbsenfeld'; jednüti, zitnim (ab. -äde).
Im P. fehlt --iszeze bis auf Entlehnungen aus dem Elr. ynfi
dworzyszeze .Meieihof . Sonst: gradowisko .vom Hagelschlag ver-
wüstetes Feld'; chmidisko .Hopfengarten'; mokrzyska Fl. .nasser
Boden'; ochlisko Schlund'.
Das Suffix -^sUh bezeichnet, wie erwähnt wurde, versehen mit
etwas (in bedeutender oder abnormaler Größe). Hierher gehört
wohl bei isko^ -üöe zunächst die Bedeutung der Handhabe: b.
biöUU .Peitschenstiel', also etwas, was mit einer Peitsche — bi6 —
versehen ist; ksl. toparüU .Axtstiel', slov. ratüde .hastile'. & ko8iMe
.Sensenstiel', r. mdotavMe .Hammerstiel', p. w^jizisko .Angelrute'.
Weiter gehören hieiher die Augmentativa, welche die Neben-
bedeutung des Plumpen. Verächtlichen haben. So haben wir r.
tSligtyj .korpulenf . p. ddisty, daraus dann b. täüko .großer Körper'.
Hier sind häufig auch Bezeichnungen von Personen vertreten:
s. öoeHHe .monstrum hominis'; Ijudiite .homo inhumanissimus';
slov. kravU^ .elende Kuh'; babUSe .alte Vettel', r. domMe .großes
Haus', tnuzidüde zu tnuHkb. Die Feminina haben die Endung
üca angenommen: lipiäSa .große linde'. Im R hat -üko, Fem.
üka speziell die Bedeutung des Verächtlichen angenommen (das
i ist entweder eingeschleppt aus Worten wie okai{t)ko oder aus
Formen mit üöe, das auch noch im Kleinr. vorkommt): domiika
.elendes Haus'; muzidiiko, vesliäko .elendes Ruder'.
P. habisko, boiysko, boiyszcze .Götze'; budowisko .großes Ge-
bäude'; <22tai{MA;o .erbärmlicher Bettler. Alter'; cMopisko, cMopsko
(im P. fällt hier mitunter das % aus vgl. drzewisko dameben
drzewsko verächtl. .Holz. Baum'); chlapiszcze .grober Bauer'; b.
hubisko .großes Maul'.
Abweichend ist aksl. godüte .annus' zu godz; prozvüte
.cognomen'.
Suffix 'tsko-. Dieses Adj. bildende Suffix kommt noch im
lii als üzka-, im Germ, als iska vor und bezeichnet die Ab-
stammung und Zugehörigkeit oder Angemessenheit und Qualität
Brugmann, der auch an eine Entlehnung ans dem Germ, dachte,
470
erklärt nun ia^qo- aus der KomparatiTform auf -ü (vgl. ai. affiyas-kdw
,feinerS lat. mshua-euhui), weshalb er auch lat. pru-cus (vgl. pt%$-4mus)
dazu rechnet (Kurze vgL Gramm. S. 827, Anm. 2).
Beispiele: akaL dütsln infantum'; grbäbskb ygraecuat'; k^n^stsk^
yprindpum^; mqit^ iTirilis'; nd>e8b8kb ^caelestis^; rimi>skb, rumtakb
^manus'; dovinbaln ^ovenicus'; zidavhskb Jüdisch^; zvMimIcb
ytierisch^; vtsjaöbshb ^mnis modi' zu vtsjakb.
Substantivisch wird gebraucht voisko, vaiska fixerdtasf^ vgL
auch adverb. rimtsky ^mane'; b. desky ^bohemiceS nSmecky ^ger-
manice^ u.8. w. Substantivisiert ist: Btuko iRußland^; Bakousko
lOsterreich^; Lipsko ^Leipzig'.
Wie man sieht, wird das Suffix an Subst. und Adj. angehängt
Vgl. lit. devinkoi ,göttlich* zu devas ,Gott'; pnUüzkas ^preußisch':
durch jo kann es substantiviert werden : namUtkis ,Hausgenosse\ namlMtke
^Hausgenossin' ; got judaitiska Jüdisch*; ahd. dtutise »deutsch*; goU
manni$k$ ^menschlich*.
Suffix b. 'uikk (-unk, unik), p. -unak. Das Suffix ist der Be-
flex des d. -ung: b. virduhk, virdunk ,Vierdnng*; faminikj faBtnkk ,die
kleinere Wagenleiter*, dann auch im sfidl. Böhm, sklüunk ,die Emte^
(MkHzen, akUdüi ^inheimsen*). Im P. ist es als -unek stark vertreten:
raehunak fijwi\imm%^ , kierunek »Richtung*, ratunek »Bettung*, gatunek
»Gattung* u. s. w.
Suffix -^0-. Es kann auf *g(h oder gh(h zurückgehen und
bildet Subst.: pluff^ ^aratrum', falls es einheimisch und zu plyti,
plovq gehört; r. detvergz{?) yDonnerstag'.
-^a; slftga ^servus' zur W. JUe^ ^ören^, struga ^Strömung,
Barke' zur W. 9ref^, vgl stru-ja, (hstratn; razga, rozga ipalmes',
das man als rast-ga gedeutet hat; andere denken an lit rezgü
4ch stricke', ai. rajjuf ^Strick, Seil^ Vgl. lit isz-ei-gä oder
Uz^ga lAusgang' zu isz-eUi ^hinausgehend
Suffix "ze- aus *-io-. Es ist aus *gij(h entstanden und
bildet einige Subst: aksl. mqit, vgl. got mann ^Mensch, Mann',
ai. manu, -za: p. przedaza, przedai ,Verkauf ; odzieia, odziez
,E3eidung'; v.ljubza ,amor' diaL Vgl. liinta^^ yLügner', meläge
Lügnerin'; ketvirgis ,Tierjährig', treigys jdreijährig', womit das
oben erwIUmte r. öetvergz zu vergleichen ist
Suffix 'ago-, -jago-, S. Hprag, äipraga ,Gtoträuch' vgl'
auch äipurak, Hpurka zu Hpak, Hpka yHagebutte' und Üb, Hba
yGbsixäuch'; prüjag ^mpedimenta'; -aga: B.vinjaga ,vitis silvestais';
sovidjaga zu sava ,Eule'; mvüjaga »blatero' zu muüjati jturbare';
prüjaga ^ii^pedimentum' zu prttjaU, prtUi ,auf den Bücken
471
heben, tragen' (es kann also in solchen Fallen einfach auch -ga
vorliegen).
Suffix •egO'. Aksl. inegb neben inog^ fiovioq, ygviff zu
im; kovh6egh fiiCB,^ man vgL gr. tuxvtuovj lat caucua, aksl. noch
kotnkah ypoculum'; s. iep^ ^Saudistel^
Suffix -eze- aus ^-ezo-. Esist aus *«^/o- entstanden und
bildet Subsi: ksl. grabest ^scpinaf, r. grab^, -ezd, s. grabez m.;
m^fezb ^tumultus'y r. mjcdizt, -ezd, s. metez m.; padezt ^Kasus'i r.
padtöb, -ezd und padezb, -ezä ,Viehsterben'; slov. ddez ^divisio^
r. del^, -ezd; s. drijemez m. ,dormitatio'; lupez m. ,Dieb'; prdez
ycrepitum'; sramez ^cham^
Suffix ^gO'. Es geht auf *engo- zurück und ist bei Subst
mit -^a verboten: r. bülnjaga ^omo miser'; bodrjaga ^omo
audax'; dvomjaga ^Hofhund'; komjaga ,Kahn aus einem Stamme',
(p. komiya ,61ockschiff); lovdaga ^gewandter Mensch'; portnjaga
^schlechter Schneider'; rabotjaga ^arbeitsamer Mensch'; skupjaga
,Geizhals'; paproiaga ^lästiger Bettler'; voloictga, p. wlocz^a ,erro'.
F. dzierz^ga ^Entenlinse (lemma maiory; cietni^a ,Eopfzer-
brechen, lästiger Mensch'.
Suffix ^dze- aus ^^dzo-. In den meisten Worten ent-
spricht es dem d. ing und es ist infolge des vorhergehenden
Vokals das g palatalisiert (vgl. S. 268). Es gehören hierher:
aksl. inn^, hn^dzb iprinceps', ahd. chuning; pen^, pin^dzb
,denarius', ahd. phenning; mer^, user^zt ^inauris' setzt ein got
*iiuh8arings voraus; klad^dzt ,puteus' setzt ein got kaldings
voraus; p. tvrzeciqdz, wrzeciqz, rzeciqdz, b. retiz, r. alt retjazt
,Kette'.
Suffix 'Sgo-, -agO'. Es geht auf -^o- zurück: ksl.ÄTb^a^^
krhöaga ueqdiiiovj n:ii>og^ r. kor6ag%, neben karöaga ,Topf , slovak.
krdah.
Fremd ist ksl. belegh ,Zeichen', kr. büig, biljeg ^Zweikampf ,
alb. beleg ^Zeichen, Zweikampf, türk. bilgü.
-ega: s. preöaga ,assis transversus' zu prekh; lezctga %rjXog
(man dachte dabei irrtümlich an xcZa^ae).
Suffix 'igo; Es kann auf i^o-, aber auch auf ingo- zurück-
gehen, vgl. lit varglngas ,elendlich, armselig' von vor gas ,Elend';
imSlav. bildet es allerdings nur einige Subst : VA,jarigh ,aa}C3co^,
dlicium' dunkel, ebenso ^-ur^& ,pronubus'; -iga: drimiga ,doUum',
vgl, gr. yUgafiogi?); veriga neben veruga ,Kettc' zu vwq, vreti,
zavreti ,claudere', vgl. auch vereja ,vectis'; khniga ist entlehnt
472
(vgl. S. 336); sloY. öeiljiga ^Carduus' zu öeidj; r. jariga ^grobes
Kleid^ alt; teniga ^dürrer Mensch' zu aksl. thmkh.
Suffix -0^0-. Esl. inogh neben inegb f^oviog, YQvip zu im,
r.Svarogh ^avische Gottheit' zuwar^ also das , Glänzende'; batogb
fStock, Knüttel^ yielleicht zu slov., bg., s., p. hat, r. höh ^Stock^;
hrüogh y'Wildlager', r. hrloga ^KKirüLdiget^ ist wohl ein Komposi-
tumi dessen erstes Glied ein mit hero verwandtes Wort für Bär
war (PB£. 20, S. 37 — 46), das zweite ist klar (man dachte an
Bärenloch); dndog^ ,cubiculum' Lehnwort, tttrk. öardak.
Adjektivisch: fmnogh ,vieP vgL got. manage, ahd. manac;
dufdogb ,peritus' wohl entlehnt, got handugs ,weise'.
-oga: ostroga ^deaf auch jcalcar' zu ostrh, slov. lisoga ,sus
maculam albam habens in fronte' zu aksl. Igsh; r. trevoga
,Schrecken, Lärm'; p. trwoga ,BestUrzung, Sturmlärm^
Suffix -qgO'. Aus *'Ong(h entstanden: ksl. pbstrqgh, p.
pstrqg (hzdrqg) ,Forelle' zu ptstrh ,bunf .
-qga: ksl. chaiqga ,saepes'; p. drg^ga ,Zittem, Art Pferde-
krankheif; lazya, laz^a yLandstreicher'; mür^a ,langweilige
Arbeif ; ostr^gi ,6rombeeren^; u>ard^ga ,erro'. Hierher auch s.
ostruga ,calcar, rubus fruticosus^
Suffix 'Ugo-, 'jugO'. Vom urslav. qgo- ist es in den ein-
zelnen slav. Sprachen nicht immer leicht zu unterscheiden: slov.
branjug ,turdus'; ksl. hihdugh fiingf ist entlehnt, türk. hiUzik
, Armband'. Ob auch s. hjdug ,porcus albus^; zdjug ,porcus canus',
r. hereznjugb ,Birkenwald' dial. und ähnliche Worte hierher ge-
hören oder zu qgo- ist nicht klar.
Auch Fem. auf -^ga: slov. jaruga ,fossa profunda'; pleduga
/emina latis humeris'; vladuga ,femina vaga'; p. hiduga jAit
Harz'; jaruga ,Sumpf ; kdczuga ^^ngelpanzer' (falls aus dem R
entlehnt, könnte auch -^fga vorliegen). Hierher vielleicht auch
s. hjduga ,sus alba'.
Unsicher sind auch folgende Fälle: s. obrljuga ,muli6r squa-
lida'; r. hiluga ,accipenser huso'; maltöuga ,Bursche^; molodöuga
,flüchtiger Bursche'; ptjanjuga, ptjanäuga ,Trunkenbold^; dutpuga
,homo rapax'; chvatjuga ,homo audax^; Huga, jaduga, sbHuga
,homo iurgiosus' dial.
Suffix 'Uze aus -ii^o-. Es ist aus *iij[/o- entstanden: slov.
mekkiu, mdcuz ,Weichling'; -uia; s. haluza ,caenum'; kaljuia,
kaljuga ,Morasf .
473
Suffix -ygo-. Es konnte aus *-s^o- und *ung(h entstanden
sein. Dunkel ist soBygh ^omax fusoria^
-yga: aksl. kotyga^ hotuga ,tunica', vgl. mlat, it cotta, mlat.
eotuca^ ahd. chozza; knkyga /nuTus, lectica^ vgl. lat carruca,
BhiLcarrueh; v.lotyga yVerschwendei', lovyga ^gewandter Mensch';
pobrodyga ,erro'; p. dziadyga ^senex^; hdyga ^caulis^ (b. lodyha),
astryga aus lat. ostrea.
Suffix 'inga-. Es kommt im Slov. vor und ist der Reflex
des d. -^ng: prepiringa ,maf; pretezinga ^onus'; foHnga ^Fuhi^;
hoHinge R. ^Kosten, Aufwandt Im Oberkrain. vexunga , Ange-
binde* ist -fiti^ geblieben (rgL oben -^nek).
Suffix 'dzija-. Es kommt im Bg. ond S. vor und ist das türk.
dii, diy. Es bezeichnet den mit dem darch das Thema aasgedrQckten
Gegenstand Beschäftigten: bg. ke$edzija, klfucärdzi/a; s. abodzifa ,Bartoris
genns'; boBtandzija ^hortnlanas' ; an einheimische Stämme gef>: vo$ko'
vardiija ,der die Wachstrebem kaufte vo9kovar%na\ vratardzija «ianitor*;
hüdzija »amans Tenationis'; pjanmdzija ,potator'.
5- und (;A-Suffixe. unter bestimmten Bedingungen geht
s in ch über: daher haben wir 8- und ch-Suffixe. Dazu kommen
aber noch die i-Suffixe, da dif und sj zu i führte.
Suffix '80-. Aksl. das^ ^Zeiif zu öa-jati ,warten' nach
Zubat^ auch preuß. kisman (i — l^ y^eile' hierher (AfsL Phil.
16, S. 385); gla8^ (aus *g6l8(h) ^Stimme^y nach Brugmann ver-
mutUch zu lat gaUu8, dessen ü auf U zurückgeführt werden kann
(Orundr. I*, S.783); kltuz 4uista'; vlasz »Haar'; kqn aus *kond80'
^ißchen, Stück', vgl. lit. kdndu, kqsti »beißend Vielleicht auch
s.8ta8 , Wuchs, Stand' zu sto- (im Aksl. ein i-Stamm: stash ,regio').
Bei bisb ,daemon' denkt man an bis^ia (BB. 26, S. 147), an lit.
baisus »fürchterlich' und an lat. foedu8, sodaß das Wort noch
dunkel ist; '8a: s. grab8a ,rapina', r. plak8a , Weiner, Weinerin',
dial. ist es kollekt: ,die Weinenden'; h.drk8a ,Hieb, Riß'. Eigen-
namen: Hlav8a, Ziv8a,
Im Genn. war «o ein beliebtes Tiernamenformans z. B. ahd. /tiA«,
iuA«, mhd. ddh9 (Brugmann, Kurze vgl. Gr. 8. 331, Anm.).
Suffix 'ChO'. Es ist aus «o- entstanden« Wir haben hier:
8isA.8mickb ,risu8'; 8pickb ,studium'; 8luch^ ,auditus'; du€h^ ,spiri-
tns'; b. öuch, dich ,Geruch'.
-cha: ksL 8trScha ,Dach'; r« licha ,Beetf; prjacha ,Spinnerin'
zu prjadu, prjcuth ,8pinnen'; rodicha , Wöchnerin'; spoicha, 8picha
^chlafhaube, schläfriger Mensch'; tru8ieha ,mulier timida'; zecha
^Gaffer'; manicha ,homo fi^udulentus' zu manüt; nedadia ,qut
474
non dat' dial.; vertjacha, vertecka ,WindbeuteP; svacha ,Frei-
werberin^; b. tnrcha ^Aas'; p. kmocha ^Gevatterin'.
Suffix »äe- aus -io-. Es ist aus -chß* entstanden. Wir
finden es insbesondere als -ia rertreten; sonst z. B. in oioY. pravcUtä
ylitigator' noch vorhanden {slao: prtwdori). Es wurde hier aber wohl
-ai als Sufifix empfunden, analog in p. nudzüz ^angweihger
Mensch'; odrwisz ^^trüger' zu odrunS ,betrttgen'.
-ia: s. daäa ^dator^; nedaia ^on dans'; neataäa ^efectus'f
nechtjeäa ffui se nolle didtf ; izjeia ,gulo'; r. kryia ^tectum'; sonäa
^omo somnulentus'; moHeria, maHeria ^noverca' alt; Uväa ,Linke';
praväa ^chte'; Maia zu Marija, Martja; 8aäa zu Aleksandra.
Im ftuss. bildet auch äa das Fem. zu anderen Mask.: baronäa^
doktoräa, generaltäa, Wcaräa, opekunia; pisaräa; tojonia ,Frau.
des DorTältesten', tojom, aruss. tium; unteräa ,Unteroffiziersfirau'^
analog auch: vdikanäa, vlastdinäa. fi. akrySe ^Schlupfwinkel'.
Das adj. i^ (*io-), das wir häufig antreffen , ist jedenfalls
komparativischen Ursprungs: b. dolejH ,der untere' zu doUji
,weiter unten'; horejH ,der obere' u. s. w., darnach näcdejH ,ehe-
malig'; njfnijäi Jetzig'; z<üjfi{ Riesig'; ßnäi, p. inszy zu jiny, iny
^uflt'; ^dzisUJBzy ^heutig'i jutrzejszy ,morgtg'; tanUejszy ^dortig';.
wczorajazy ^gestrig'; os^dzetUsüi ,der heutige', letuäi ,der heurige';
teduÜ, tedomäi ^damalig'.
Suffix -asO'. Hierher gehört s. Vukas; r. rybas^ ,Fisch-
händler'; durandash ^stultus' dial.; krivandain ,Schieler' dial. (hier
schon SufiBxerweiterungen); p. ganiaay ^wechselseitiges Herum-
jagen'; obertas ,Art Tanz"; obertasy Fl. ^Verlegenheiten'; gibas,
gübas ganger, ungeschickter Kerl'; htrM ,Räuber'; bialaay Adj.;
h.chu^ ,armer Tropf zxkchudy ,arm'; Zo^rd« , Lotterbube'; ma^iM
,Bengel'; mamlaa yLümmel'; bUaa^ Adj.; -^aa: ksl. ld^ba8a ^Wursf ;
r. valjasa ^ungeschickter Mensch'.
Suffix 'acho-, Ksl. airomackb ,paup^r'; svojtMib ^afiines'^
setzt *8toJach^ voraus; -acha: r. 6erepa6ha ,testudo', vgl. aksl.
dripz ytesta'; rubacha ,Hemd' zu aksl. r(^^ ,^xo^, pannus'.
Mit -^n(h oder -»»lo- dient -aeho- oder -jatha- zur Demi-
nuierung von Acy.: s. mladjahan ^uvenis'; slov. polagahan ,tar-
dus'; s. lagahan ^evis'; mcdaky malahan ,parvus'; slov. tnaljahan
,parvus'; s. bäfahan ,albus'; tnekaian neben mekahan ,molliculus';
slov. mehkahan ,tenellus'; r. bdjadmyj dial.
Da nach a das « sonst nicht in ek übergeht, so liegt bei unserem
Soffize «db« offenbar eine Analogiebildung vor.
475
Suffix -aie- aus *'aio-. Es ist aus ^-adijo' entstanden.
Dieses SufiOx wird wohl in den seltensten Fällen im Slay. vor-
liegen, wie p. niezgrabiaaz ^TölpeP, yielleicht auch r. livaS^ ^link-
hand'; muraih ^ormica^.
Sonst liegt in den südslav. Sprachen und zwar insbesondere
im Serb. ein Suffix -o^ vor, das mit zahlreichen diesbezüglichen
Lehnwörtern aus dem Magyarischen stammt, z.B. sior. pajda§
^sodus', magy. paßäs; orjai »gigas*, magy. 6rid8. Dann wurde
es auch bei einheimischen Stämmen angewendet (vgl. Strekelj^
Zur slav. Lehnwörterkunde S. 55) : slov. vdikai ,magnatum unus'^
hier könnte das Suffix übrigens auch einheimisch sein; kod^fai
^unga^; mejai ,confinis, läpis terminalis'; bg. pdinai ,Wer-
mutwein^
S. kolibaä ,servus publicus pestis causa separates observans^
zu koliba; tnedjaä, pamedjaä ^confinis^; pelenaä ,Wermutwein^
Suffix ^echo-, 'jecho-. R. Umecikt yPflugschar'; bzdeckb,
echa: ksl. fiMMeeha ,noverca^ wohl aus *matjocka; T.maöieha,
p., OS. macocha; r. babecha ,altes Weib', dial.; sporecha ,der Hän-
del sucht'; kraskha ,femina sana'; b. vafecka ,Kochlöffel'.
Suffix -eäe- aus *-eio-. Es ist aus *^€chj(h entstanden:
ksL lemeib ,aratrum'; s. gavnei ,convicium in hominem' zu gavno
,stercu8'; -eia: s. Orubeäa u. s. w.
Suffix -150-. Es kann nicht alt sein, da -480- zu ich(h führen
mußte. So ist es auch sehr spärlich vertreten: p. miodnid, G«n.
'9ia junges Männchen'; modnii ,Modenan'; strojnid ,Putznarr'.
Dazu das Fem. auf -isia: stroß^iaia, von hier aus ist das ä dann
auch ins Mask., das miodnis u. s. w. heißen sollte, eingedrungen
(vgL beim Suffix $is(h).
Suffix 'icho-. Es ist der regehrechte Vertreter des ur-
sprachlichen, -iso-. Wir finden es in: ksl. ienichz ,sponsus' zu
iena; slov. omelih fiarimBch*; b. Hvodich ,lebendes Wesen* zu
zivok; "icha: slov. pasiha ,attentio'; r. gredicha ,Buchweizen'; im
R häufig zur Bildung des Fem.: bogadicha ,femina dives'; cho-
daäicha zu chodakh; igrodicha ,Eartenspielerin'; kupöicha; mudju-
micha zu mudjutm ,homo stultus'; odicha.
Suffix -f^e- aus *-tio-. Es ist aus ^ichjo- entstanden.
Was aus den südslav. Sprachen wie sior.drobü ,ArtGras'; daliä
,domicilium'; s.po8erü (vgl. izbili gß do paserüa); golü ,avis nuda';
obliä ,Khombus' u. s. w. hierher gehört, ist mitunter schwer zu
bestimmen, da es sich auch um aksl. yie- handeln kann. Sicher
476
gehört hierher: naOä im Oegensatz zu tudjü im Sprichworte.
-tifa: 8. obderiäa ^omo veste lacerata^; anch in watiäa ^redditor^;
platüa ^Ivens' ist eig. -ia das Suffix.
Suffix '080'. Ist sehr selten: s. prkos ,contumacia'; klr.,
WT, dzivaay Fl. ^Wunderdinge; h.räkos ^Rohi'; p.dzitcosif; hrzywos
^krummes Ding^.
Suffix 'OchO'. Da nach o das 8 sonst bleibt^ so wird es
sich hier offenbar um eine Analogiebildung handeln. Dieses Suffix
ist auch intensiver yertreten als oso-. Hierher gehört: b. bzdoch,
prdoch, 8mrdoch .Stänker^; trtach (vrtodiy H. ,GrillenO; bäodi;
demock ^Neger^; ßnoch Jüngling'; lenod^ ^Faulenzer*; mudroA
^ügling'; p. hidzioch ^Fister^; wiercioeh, wierdmak ^ibekeule';
-ocha: aksl. trocka ^ica' gehört vielleicht hierher; r. obirocka
^der danimmt^ dial.; opivocha ^os inebrians^; opitocAa , Trunken-
bold'; p. m^drocha ^ügling'.
Suffix oie- aus *oiO'. Es setzt ein ockjo- oder osjo- voraus
und zeigt sich in: ksl. mokroib ^uariua^, r. rokoH ,8editio' alt
& bogatoi ^omo dives'; junoi yiuvenis^; Bjdoi Name eines Berges
Personennamen: MilaS, DragoS; p.biah8z ,weifierStein<; diugo8z^
hardo8z ^tolzer Mensch'; gniewo8z ,der sich ärgerf; b. bäoi
^Schimmel'; hnedoS ^raun'; hrdai ^Izer Mensch', panoä.
-oSa: ksL 8v^oäa ^horno sanctus^; junoia juvenis^; slov.
prekoia ,animal virgatulum'; s. neznadoäa ,inscitiam simulans';
nemogoia ,qui se non posse dicif ; r. sipoia ^tula' alt
Suffix 'U80'. Auch hier kann es sich nicht um ein urslav.
Suffix handeln, da das 8 nach u in ch übergehen mußte: das
Suffix ist daher wohl fremd. Wir finden es in: s. grabu8 ,rapina';
r. boUu8^ ,homo mendax^ dial.; rabusz ßermsf dial.; b. divou8
^wilder Mensch' zadiv^ ,wild'; kalou8, kahui ,Ohreneule'; morou8
^Ip'; p. babu8 ,vetula'; fnoru8 ^Schmutzfink'; obdartus, odartus
verlumpter Kerl'; deru8 ^Schinder'; garbuä ^Buckeliger'; babtiä
4'abb^; laumä junger Löwe'. Das ä ist wieder vom Fem. auf
tja verschleppt^ vgl. r. 8Upushja ,caeca' dial., das ein *siipu8b
voraussetzt; p. babusia; gffmsia ,Mäulchen'; Jagusia ,Agne8';
mamusia, m(ttu8ia (vgl. beim Suffix "{80-).
Suffix 'Ucho' {"jucho'). Eis geht auf iiao- zurück und die
lit Superlative wie ger%aii8io8 ,der beste' scheinen sich damit zu
berühren (vgl. IF. 5, S. 37). Es findet sich allerdings in Subst
Tor: ksl. 80puchz ,siphon'; kozudl^ ,Pelz'; ottöuch^ yStiefvater*;
pam^uchz ^niuriae acceptae memor'; voludi^ ,bubulcus'; s. bogatuh
477
^omo dives'; pcutuh yequus admissarius'; sIoy. ogleduh ,explorar
tor'; jH>lezuh, zalezuh ^omo piger'; dmjuh ^omo niger'; T.hzdjuckb
Jltis'; drtizuckb ^omo audax' alt; h.padaueh yGalgendiel/; aopaudh
yLufUocb^; pazouch ^NebeDscboß^; Bxd-auch beruhen auch: ranouiek
^frühes Kind^; zlatauiek ^lieber, Goldener'; p. letuch ^Faulenzer^;
plotuch, pUciueh ySchwätzer'; ämierdziuch ^Stänker^; kopciuch
, Aschenbrödel; paluch yDümling'; staruch ^ter Mann^
-^ucha: ksH gorucha, gorjucha ,8inapi' zu *gort in gortkb; im
RuBS. ist es stark yertreten: dojucha ^Melkkuh'; gnetucha ^Fieber';
Ijagucha ,Frosch< (eig. die ,SpringendeO; plja^ucha ,saltatrix<;
j>ovUücha ^bstetrix'; bogaiucha ;femina dives'; prostucha ^ulier
indocta'; nidevudui yder zu nichts taugte ; b. belucha, demucha^
p. zawierudia, zawierzucha yUngestüm, Staubschnee'; bialucha
yweiße Ziege'; dziewucha ,Jungferlein'. Vgl. auch biduchnff
^weißlich'; daumiuchny ypristinus'; dobrucbng, dobrzuchny Dem.
von dobry yguf ; Kariucha und Kachtia lEäthchen'.
Suffix 'Uäe- aus *'UiO'. Es ist aus *uchj<h entstanden*
Es zeigt sich in den alten serb. Personennamen wie Draguät^
Niguit, Radt*ih; slov. bogatuä ^omo dives'; Hpui ,tibicen' zu Hp
,tibia'; r. povivuiz , Wickeltuch'; batjuih ,pater' dial.; dikuifb^
;Heidekom'; b. ckocholoui ^Seidenschwanz'; zidouä ^ude'; beloui
^Schimmel'; dobrouS ,guter Mensch'; hrdoui ^tolzer^; Vavroui
yLorenz'; p. cie/ücusz yNachbier'.
"Uia: im Serbokr. sehr verbreitet (vgl. bei Daniiiö, Osnove,
S. 361— 362, Miklosich II, S. 344— 345) z. B. govoruia ,muUer
loquax'; popüuia ,minctrix'; es hat sich hier ein festes Akzent-
system entwickelt: bis auf srljemuia ,Art Zugemüse', öskaruäa
ySperberbaum', prporuäa ,einer der um Regen bittenden Burschen^
und das adverbiell gebrauchte nigledaäa fihne anzusehen, non
videns' haben wir hier immer: adßttiäa ,mulier furiens libidine';
alätuäa ,equa rufa' u. s. w., r. daher auch: klikuäa, krikuia ,cla-
matrix', auch eine ,Bese8sene'; kvaküSa ,Frosch'; malcMa ,Mohn-
kopf . B. Libuäe, ab. -tiäa.
Hierin zeigt sich eben noch der Zusammenhang mit dem
Suffix 'Ucha, daß im R. auch das u hier betont wird: povüücha,.
Ijagucha u. s. w.
Suffix 'ysO'. Dieses äußerst selten vorkommende Suffix
ist jünger als ycho-: b. mestya (jung) ,Marktflecken'; r. mamysiy
,Vater' dial. und mamysb ,Mutter^.
478
Suffix -yeho-. Als Fem. r. babaltfcha schmutziges altes
Weib' dial.; p. janczarycha »Sklaverei*.
Suffix -yie- aus ^-yäo-. Es ist aus *y€kjo- entstanden
(bez. *ückjO') und zeigt sich in: r. obm^yS^ »Wechselbalg*; pokidySz
,der Verlassene*; priemySz ,angenommenes Kind*; proigryS^ ,das
Verspielte*; vyigryH ,der Gewinn*; belyh» ,Eiweiß*; dutyih »homo
inflatus*; b. skpyä »Blindschleiche* zu slepy »blind*; lan^i (2afti/£)
»Trü£Pel*; mSck^i »Weichtier^; p. gladysz »Stutzer*; goiy9z »armer
Wicht*; miodyaz »jung aussehender Mensch*.
-yia: s. bögüa »iris germanica*; Personennamen: Drägüct,
{jfrübiäa; r. sUkiäa »naßkaltes Wetter* dial.; opahüa: na opcÄUu,
^la apako.
Es kann nicht immer entschieden werden» ob yäe- oder üe^
vorliegt
Suffix -zeho-, -»cAo-. Ksl. hrh^bch^ »cincinni*; smcha
^nurus*; v^ch^ »vetus*.
b) f-Stämme.
Es hatte zweisilbige Stämme gegeben» deren zweite Silbe in
gewissen Kasus ein i enthielt» so insbesondere im Nom. Sg. -ü,
im Akk. Sg. 4m; in manchen Kasus wurde sie auch diphthon-
gisch und zwar enthielt sie dann ein ^ oder oi Es wäre daher
richtiger von ^-Stämmen zu sprechen. Von den ursprünglich so
gearteten Stämmen wurde dann das SufBx abstrahiert und einzel-
^prachlich auch an anders geartete Wurzeln gefügt.
Ursprünglich hat es hier alle drei Genera gegeben und zwar
sowohl Subst wie A^. Davon haben sich jedoch im Slav. nur
m. und f. Subst erhalten; von den n. zeigen sich nur Spuren.
Desgleichen ist auch das hierher gehörige Adj. bis auf einige
erstarrten Beste verloren gegangen. Die Suffixe» mit denen t-St
gebildet werden» sind mannigfach und sollen im folgenden auf«
i;ezahlt werden. An der Spitze steht das einfache ^Suffix» das
auf urspr. i zurückgeht
Suffix -». Mask. sind hier nicht mehr zahlreich ver-
treten: aksl. bolb »Kranker*; golqbh »Taube* etymologisch jedenfiEdls
verwandt mit r. goluböj »himmelblau*» preuß. golimban »blau*;
gospodh^ »Herr*; gvozdt »Nagel*; der Plur. Ijudhfe »Menschen»
1. Ich halte mit Mach dieses Wort für entlehnt und zwar ist es
etwa der Beflex eines got. ^gatH-fapSj fapi = ai. patif ,HerrS gr. x6aig.
479
LeuteS sonst lpid^, vgl. got laudi- ,Mann' und liudan ^wachsen';
das Komp. medvidt ^Bär^ (eig. ^onigesser'); navt ^mortaus^, im
Ab. jderTod': skrzä Evu bjl ndi nav, vgl. got naus ^Toter^ (im
Akk. PL nathins also auch ein t-Stamm); pqib jWeg', man vgl.
gr. növrog ^eer' und lat pöns, vielleicht liegt hier ein Suffix
"tb {*ti8) vor; rjftb ^pardalis*, p., klr. ryrf, r. ryst; zvirt jTier*, lit
zveria. Neben uitdz, uUdz kommt auch uHdt ^üchtling' vor.
Als Fem. haben wir: bl^t fimuBj nugae'; neben 6ad^ auch
dadt yBauch'; dtnrb Sg. und dvhri Fl. ^Tür^; gqsh ßrsnBfy lit.
iqsis; neben gnwb auch gnust ^Schmutz' und gnesh, gmsb fiorieBf
(vgl. S. 341); grqdt fimsi^; slov. grez f. ^Morast^ setzt ein aksl.
gr^t voraus; chott, pochath ,desiderium' vgl.e&»^», ckoiHi ,wollen';
jadb, 8hfi-edb ^bus', kont in pthkont , An&ng', i^-ioni yVon Anfang
an'; hib (neben hia) ,LUgeS ahd. lug (urgerm. *lugi} dass.; midt
,ae8<; modb ,Hani' vgL moknqti ,madefieri'; osb , Achse', lit aszia,
lat axis; ras-koib yVoluptas' zu koehati; sah ßah^ vgl. gr. äli-
in Zusammensetzungen; skrbbb ymoeror'; siöt fisedeef zu sikq, siHi
,caedere'; (hst^zt jvestis'; t^ ,onus'; vSdt ,8cientia'; vhib ,Laus';
fn>sb yvicus' ursprünglich kons. ai. vis-; ebdh ,materia'; zndt
,Stange'; vodo-tedt und vodo4o6b ^Wasserlauf, Kanal'; xemt ,Erd-
reich' (so bei Johann Exarch v. Bulg., im B., B. u. s. w.) neben
zemlja ^Erde, Land'.
Mitunter zeigt sidi hier ein gedehnter Stamm: riöb ysermo'
vgl. r^, reHi ^sagen'; zvert, lit. zveris gegen lat ferua, aber
doch auch tf^^^ ^p^lQog; vgl. gr. driQig f. ^Streitf C^^)? got u?Bg8
m. ,Woge',
Häufig ist das nrspr. Suffix durch andere schon teilweise verdeckt:
in ovb-ea ,Schaf zeigt das ovt noch den alten »-Stamm, lit. avU, lat. avü.
So können wir voraussetzen, daß es sich bei 9r9dbe€ ,Herz' analog Terbtlt:
ifbth enthält noch den alten neutralen Stamm, vgl. lat. cor, eordü.
Ein alter Überrest der neutralen Stämme sind auch die Dualformen oci,
uii zu oko ,Auge' und ueho ,Ohr', Tgl. ai. äkfi n. und lit. alAi allerdings
schon Fem., wie auch ati«U ,Ohr'.
Die urspr. adj. »-St. sind indeklinabel und meist auch zu Adverbien
geworden: 9uguhb .doppelt'; ispbnt ,yo\V: op^ ,retro'; zap^ ,post' zu
p^ ,Ferse'; prhproMU ,8impliciter' ; tir^m^ ,firmiter' u. s. w.
Dagegen hat sich noch erhalten: tmje, trij'e ,dreiS lit. irgi, got.
preü, gr. tßOs.
Als sekundäres Sufiix an Subst angehängt bezeichnet es
lat patii. Unwahrscheinlich ist Mikkolas Hypothese, nach der an ein
lat ^hoiiipoiü zu denken wäre (Sbornik für Fortunatov S. 274).
480
Kollektiva: d^db ^Leute' zu d^do ,Kind'; dett ^beri* vgl. dä^
jSäugling'; r. svölodb ^Gesindel'; s., b. u. s. w. ozim , Wintersaat^;
ksl. Murh jAethiopes* zu Murim; Surt ,Syri* zu Surim; svojait
^affines' setzt ein *svoja€kb voraus; weiter jBi«^ ,die Russen', dann
,Kußland'; ebenso Cudt ,die Finnen^
Desgleichen mitunter auch bei Adj.: tä;hib ,res antiquae^
dann bei Kardinalia: p^ ^quinque' eig. ^Pentade' zu p^ ^der
fünfte'; ebenso äesth, dev^, des^, dann sedmb, osmt. Doch ist
es wahrscheinlicher, daß nicht die Ordinalia zu Grunde gelegt
wurden, vielmehr gab es kons. Stämme auf -t wie sich noc^ bei
des^t ,zehn' einige Formen erhalten haben (Nom. PL z.B. des^).
Von hier aus war dann die Anregung zu solchen Bildungen
gegeben.
Sonst bezeichnet das Sufßx, an Adj. angehängt, meist Ab-
strakta: öri^vem ,color cocdneus'; lent ,pigritia'; studem ,frigus';
sust ,8iccitas'; züt ,malitia', sytt ,8atietas^ in do syti ,satis'; iestodt
,Härte' zu zestokh ,hart'; zdent ,viriditas' zu zeUm ,grün'.
Das Vorbild zu diesen Neubildungen war, wie Brugmann richtig
bemerkt (Grundr. II, 1, S. 267), durch das Nebeneinander von solchen
wie da-nt ,Gabe' und da-nb ,gegeben'; p^tf ,Fünfheit, fünf und p^s ,der
Fünfte* gegeben.
Suffix -nt: Schon ursprachlich bezeichnete -nia als Fem.
Abstrakta: ai. glmi^ ,das Verschlingen^, vartanii ,das Bollen,
Lauf, Bahn', got. pahains ,da8 Schweigend
Das Mask. dtnh ,Tag', lit dinä (aus *dein'), preuß. deina
yTag', lat nändinae, ai. din-a-m war im Slav. eig. ein kons.
Stamm; ein »-Stamm dagegen das Mask. o^rti» ,Feuer^, litugnls t
Wahrscheinlich auch kanh ,Pferd*, das ein »-St. war, wie das Ab.
U.8. w. zeigt {konmi, koni Gen. PL), dann doch wohl aus ^koh-nt,
das Bohä£ (Ml. 33, S. 106) mit lat cdbo, -önis (nur in Glossen)
und caballus zusammenstellt Urspr. wäre es ein kons. n-St ge-
wesen (*kobtf aus -ön wäre noch in kobtf-la), Urspr. liegt hier
also nicht ein Suff, -m vor; komont wäre dann aus *kobmonb
entstanden.
Als Fem.: aksl. brant ,Eampf' zu brati, borjq ,kämpfenS
lit 6ami« ,Zank^; dant ,vectigal'; ä/an» ,fiache Hand' Ana^dol^is
(vgl. doh ,Loch, GrubeO, lit delna; prikaznt ,fabula' zu kazati
,zeigen'; s^h ,Schatten' (vgl. S. 349); stbgnb ,platea' zu sttg vgl.
stignqti ,kommen', axelxu) u. s. w.; ab. zeü aus *zbnt und dieses
aus zV'nis, Gen. zni ,Ernte'.
481
Häufig liegt wohl ein Part. Prät. pass. auf n Tor, so daB es sich
dann eigentlich nm das Suffix -m (») handelt, z. B. r. ikant ,Gewebe' zu
t^kati , weben'; r. kopan» ,fovea' za kopati , graben*. Zwischen dem Saffixe
Hb und dem Partizipialsuffixe -no- scheint überhaupt eine Verwandtschaft
zu bestehen wie analog zwischen it {tüi) und dem Partizipialsuffixe -to-.
Vor dem Suffixe -nt erscheint s und s: bow »fabula' zu bqfati;
pUnb ,cantu8' zu piii ,canere'; pli$nb ,tinea', r. pUtnt, lit. ptlu, pelih
»schimmeln', FXjiT.pMnai ,Schimmel' hier wäre das « auch stammbildend
gewesen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß yon solchen Bildungen aus
das s seinen Ursprung hatte. So haben wir auch pliekö ,Kahlheit', das
jedenfalls hierher gehört. Aus Bildungen wie das oben erwähnte pri-
kazn» konnte dann auch ein Suffix -zu» abstrahiert werden; ygl. noch
hojazm ,Furcht' zu bojati $^ ,fürchten', ygl. preuß. btäwan (Akk.) ,Furcht'
zu hiätum ,fürchten'; holiipb «Krankheit' zu holHi\ cajatnt ,spes' zu oajaii
,warten'; kqfaznb, kasnb und pokajaznb ,poenitentia' zu kajati; ktzn»
«Hinterlist' zu koeati, kujq, kavq «schmieden'; prijaznb ,fayor amici',
f4€prijaznb «malum, diabolus' zu prijaii; vasnb xvxti neben f>a9nb\ zwib
,vita' zu ifii, zivq «leben'.
Das s (jedoch nicht das z) taucht auch im Lit auf: düinis neben
dünii «donum'; dek-ints f. «Brandstelle', weiter im Genn.: got. ana-husn-s
«Entbietung, Befehl' aus -buttni zu ana-hiudan, ist daher yorslay. (ygl.
oben S. 421).
Suffix -ant. AkBÜffThtant m,j r. gortant ^ehle^ verwandt
mit jrr^to aus ^grdlo, b. hrdlo, r. gorlo ^Eehle^ vgl lit gurklys
,Gurgel'.
In Jahlanb «Apfelbaum' liegt kein -am yor, es ist aus *aholni9 ent-
standen« ab. auch noch jaUan^ da aber ein jahlo bestand, wurde jahlah
darnach zvl jahhh umgestaltet, r. anchjaft^»; rzvam «lucta' gehört zu
rzcati «evellere', daher ein iib-Suffix. Auch bei gntan» wQrde man ein
*grz4aii erwarten, ein glztati kommt allerdings yor.
Suffix -ent. Aks\. strtzenb m. ^edulla' (neben strtza), ab.
Strien m., daraus stren; aksl. jesent f. yHerbst', preuß. ass-ani-s
dass., got as-ans f. Ernte, Sommer^.
Suffix 'tnt. Es ist wohl aus jj^nü entstanden: r. stUent
f. älter 8J€uenb ,Elafter^, Gen. -i, Oen. PL sc^enij, dameben auch
sdzem als ob ein ^saznja vorhanden wäre, aksl. s^ztm, -znja m.
also unter die -n/o-Stämme übergetreten, p. Sf^seh, znia f. u. m.
zu s^gnqti ,den Arm ausstrecken'.
Suffix -r». Aksl. dzbrt^ f. ,Schlucht' zu lit dübüs ,tief,
hohl^ got diups ,tief ; nozdrt f. gewöhnlich PI. nozdri ^nares^
lit nasrai ^Schnauze^
Suffix 'Itf -alt. Mask.: qgh ,Eohle', lit anglls f., let
1. dbbn wohl infolge der Yokalassimilation.
Yondrik, Tgl. iIat. Gnunm. I. 31
482
iigle, preuß. anglis, ai. angära; dnJcolt ^nitteP ist dunkel, viel-
leicht ein Kompos.
Fem.: 6yfo ,herba' (eig. ,das Gewordene, Gewachsene*); rasilt
aus ^rcuhsSdlia ^sdssura* zu sedeti ^sitzen*; 80]^t> ,tibia' neben
scpäb; z^bh, prozffjlb ,germen^; tekh ^Harz* zu tdctf^ teSÜ ^fließen*;
r. ubylt , Abnahme*; pri^h ^Gewinn*; astah ,reliquiae*. /
Mitanter lag wohl das Part. Prfit. act. II zu Grunde, so daß es
sich dann eigentlich um das Suffix -• (-u) handelt.
Neben h kommt hier auch sh vor: gqsli PL ,Zither^ zu
gqdq, gqsti ,cithara canere*; jaali PI. ,Krippe* zajasti, jamh ^essen*;
mysh ,Gedanke* vgl. got ga-mdudjan ^erinnern*; iz-radt ,germen*
aus *art8li8, ^artslis zu aksl. rcuti, rastq ^wachsen*, ebenso Utoradt
ypalmes* vgl. ahd. sumarlata. Es besteht also eine Ver-
wandtschaft mit dem Suff. aUh (S. 436).
Suffix U (/2). Es hildet Adverbien des Grades auf die Frage
in wie weit, seltener der Zeit oder des Ortes, auf die Frage wann,
wo: koU^ koli, do koUf do koH ^quousque* aber auch ,quam diu', nikoli
»keineswegs* und ,nieS nikoli ,aliquando'; $eli, seli: do seli ,hucu8queS
ofo seit ,von jetzt an'; ioli tol^: oU toli ,ab eo tempore'; jeli^ jeli: relat.
do nelHe ,bis wann, bis'. Es sind erstarrte Kasus und zwar die mit U
gebildeten älteren Formen gehören einem t-Stamm an (vielleicht Ijokale),
während die auf U offenbar einfach analogisch nach den anderen Lokalen
auf i entstanden sind. Der Akkus. Sg. liegt vor in koU ,quantopere,
wie sehr', ioU ,tantopere, so sehr' z. B. koh kraty^ koh kraU ,quotien8'.
Ein anderer Kasus ist koUmi ,wie sehr, in welchem Grade'.
Damit ist zu yergleichen lit. kell interr. ,wie viele', indef. ,einige'
(J. Schmidt, Pluralb. S. 299 Anm.; bezüglich des ke und ko vgl. KZ.
25, S. 91 ff.); weiter lat. quä-lis, tä-lis, gr. snj-Xl-xoe; tri-U-xog, im Slav.
auch ko4%-kb ,wie viel, wie groß'; tolikz ,tantu6'; selikb ,tantus', jdikb
,quantus' rel.
Suffix -elt. Dieses Sufißx ist nicht sicher nachzuweisen.
Hierher könnte vielleicht r. metdt, mjatdh »Schneegestöber^, os.
mjetd, mjeöel gehören (falls nicht -dt); p. mycid, 4, f. b. mytel
(vgl. öimus. 1864, S. 54). Dagegen ist b. koudd »Werg' aus
älterem kotidde, kaudda (vgl. auch slow, koddja) entstanden; statt
h.prdd, prdde , Arsch' erwarten wir prdd, prdäi zu prdäi ,pedere^
Suffix 'Hb. Es geht auf -dis zurück und kommt vor in:
ksl. deUh ,Taf ; gybät ,Verderben'; kqpdb ,Bad<; mlbdalb ,8ilen-
tium'; obädb »Wohnung' (vgl auch den bg. Ortsnamen Büola,
Büclja in der Bedeutung »monasteriumO; obrädh »Fund, Gewinn';
pedah »Sorge' aus *pekd%8 zu pekq, peäti; piätcUt »tibia'; rctsiddh
»rima'; sopdh »tibia'; wiräh und aviralh »tibia'; tvrtddb »Feste'.
483
Man wird bemerken, daß hier nicht selten das ^ (a) der
Verba der 3. Klasse vorzuliegen scheint, so in nUtöalh yghniltdati;
in püialh zu pütati aus ^pisloti.
Deutlich zeigt es auch der Akzent in r. hogatih (s tih) JK^ichtam*
und hogatitb ,reich werden' (vgl. auch r. hoguUj S. 406). So haben wir
z. B. auch im Lit. tekSlis, ieJäla» ,um eine Achse laufender Schleifstein'
zu UhUi jlaufen^ Aber es ist nicht wahrscheinlich, daß das Suffix -Ut
nur diesen Verben seinen Ursprung zu verdanken hätte.
Suffix 'th. Es geht auf 4i8 zurück und bildete schon ur-
sprachlich Abstrakta und zwar meist Nomina actionis, woraus
sich auch in einzelnen Sprachen, wie im Balt-slav. Infinitive ent-
wickelten. Die wenigen Nomina agentis, die wir haben, müssen
wohl zum großen Teile aus Abstractis erklärt werden.
Mask.: gostb ,Gasf, got gasts, lat. hostis; malomoätb ,aegro-
tus' vgl. maSth weiter unten; tath ,DiebS ^- ^id/ '^^ ,80cer';
sZ'Vrbsth ,aequalis'; z^, lit. z^ntas ygener'.
Fem.: zchbytb ,obliyio' vgl. den Inf. za-byti ,yerge88en', ai
bhütia, bhüti^ ,Wohlsein', gr. qwaig ,Natur'; öbstb ,honor^ zu <5b<f;
disti ,ehren^; dath ,datio' zu dati; mastb ,Salbe' zu ma2ra^f , salben,
schmieren'; moäth ,Machf zu mogq, moHi, got mahts; s^-^rUh
,Tod' zu mhrq, mreti ^sterben'; noUh ,Nacht', lit naktls, ai. ndktif;
peith jSpecus, fomax* zu pekq, peäti, gr. nixpiq ,das Kochen'; dcuAb
Wonne' zu sied- in aladikb ,8Üß'; pchstath ,pars, modus' zu stati
,sich stellen', vgl. gr. atäaig ,Stellung, Stand, Au&tand', lat äatio;
strasth ,passio' zu stradati; za-visth ,Neid' zu videti; vlasth ,pote-
stas' zu vlctdq, vlasti.
Brngmann sieht auch bei den Kollektivis wie dei^ ,DekadeS
p^t «FentadeS ai. panktis das Suffix -tu (Grundr. II, 1, S. 288), allein
das ist wohl kaum richtig. Wir sehen, daß im Slav. das Suffix -» die
kollektive Bedeutung hatte: dUt^ cqdb u. s. w., nicht aber das Suffix -it
(ygl. oben über des^b u. s. w. S. 480). Dagegen kann in aksl. p^^ ahd.
fÜ9t ,Faust* das an ein ^penkt {ppkf) angehängte Suffix h {iü) yorliegen.
Suffix -etb und -edb. Siegehen auf-^is und -eefis zurück.
Sie kommen selten vor: r. öemeth ,ana8 fuUgula' neben öemedt,
öemjadh; mokretb neben mokredh ,B.egenwetter'; tepläh ,aqua
caUda' dial. ^mn^to ,tenebrae'; ^sAAebedh ,Schwan' vgl. hQilabqdb
(Suffix -qdh).
Suffix 'Osth, Es bildet aus Adj. Abstrakta: mqdrostb
,Weisheif zu mqdrz; mladostb ,Jugend' zu m^ad^ u. s. w. Es
ist im Slav. intensiv vertreten.
Man yermutete darin die Bestandteile *-o«^<f« (ygl. lat. seelea-tus,
31 •
484
onui'tui u. B. w.), wobei man auch aksl. qzo«fo ,Enge* mit ahd. anguH f.
,Ang8tS lat. anffustu9, angutiuie verglich (Brugmann, Grundr. 11, 1, S. 289).
Wir haben aber im Slav. keine solchen o»-St&mme und yon solchen müAte
man doch hier ausgehen. Auch das lit. -etU» in katbutU f. 3®de* neben
kalbetnis m. ,Gerede' und katbent m. «Redensart', kalUn f. ,Bede' ; mökettia
m. neben möketnia f. yZahlung* u. s. w. kann nicht herangesogen werden,
denn hier haben wir ein e und nicht o.
Ich glaube, daß wir im Slav. von Subst. auf -oto (vgl. S. 442) wie
ghtehota, mladota, junoia u. s. w. ausgehen müssen. Indem diese früh-
zeitig teilweise ihre abstrakte Bedeutung abzustreifen begannen, zeigte
sich das Bedürfnis nach mehr prononzierten Abstr. und solche wurden
durch das Suffix -<» gebildet. So entstand aus ^junU'ii» einjimoffo (ein
fr allein in *mladotb hätte vielleicht eher eine kollektive Bedeutung herbei-
geführt, vgl. c^», d&h n. B. w.). Dann wurde -offo als ein selbständiges
Suffix aufgefaßt.
Andere Beispiele: hclesth ^Schmerz' aus *holjostb zu hdh
jKranker'; zvirostb ^eritas^ zu zvin; bußsth ,arrogaiitia' zu buj;
müost ^iseiicordia' zu mih; b. budoucnast ^Zukunft^ u. s. w.
Suffix 'tvh. Esl. vetvh f. ,Asf vgl. veja ^weig'; vielleicht
auch rybitvh m. ^Fischer', faUs h richtig ist
Im Slov. kommt es häufig vor und zwar bildet es meist
Nomina actionis: dditev ydivisio'; zetev ^messis^; Uetev ,male-
dictio'; UtiUv ^venatio'; brüev yBasieimesser'; b. plestev neben
Uesiev yZaunrute^ Es könnten hier aber auch Bildungen auf -iy,
'thve vorliegen, vgl. weiter unten.
Suffix -%th. Es geht auf -utis zurück und erscheint in
den Worten wie lakbtb ^Ellenbogen'; nog^ih ^ngemageP,|>a2tio^to
und paznegüh ,Eralle^ Dieselben Worte weisen aber auch noch
einige Kasus nach Art der kons. St auf und es ist die Frage,
was ursprünglicher ist.
Suffix -qth und -uth. Slov. pUwut neben plavtUa ,Floß-
feder'; s. perut f. kollekt. ,pluma sparsa', b. perui, slov. perat f.
,FlügelS das würde also einem *perqtb entsprechen. Analog auch
p. rt^, trt^S, r. titäb, b. rtui, bei Job. Exarch von Bulg. rUuth,
also aksl. *rttqth yQuecksUber", türk. Marid.
Suffix -ysth. R korystb ^Beute', p. koryU dass. ist wohl
älter als aksl. konstt, b. kofisth; wir bemerken nicht selten, daß
nach r aus y ein % wird (S. 28).
Suffix 'justh. Ksl. ödfus^ f. ,maxiUa' zu Jrfö ,Stim^
Suffix 'dh, Akal.p^t ,Spanne' zapMUf, p^i ^spannen'; in
zadt vgl. zadi ,a tergo', ebenso predi ,autea' zu pridt ist wohl
das Suffix 6 zu suchen.
485
Suffix -qdh. Es geht auf ^otufis zurück: ielqdh m. ^EicbeP,
vgl. preuß. ffUe, lit güd ,EichelS gr. ßdlaifoq^ lat glans, j^ndis;
aksL *labqdt f., p. lab^i, slov. labod, s. Zo&imI, b. labui {i hier
später) zu lat (Mus, gr. oA^g ^weifier Ausschlag', dagegen aksL
lebedt t ,Schwan' zu ahd. dbiz ^chwan'.
Suffix 'jadh (yielleicht auch -idh). Ksl. ödjadb ^mu-
latus' vgl. koÜno ,tribus'; r.ploddadh jPlAiaf zaj^askb ^breit, flach';
r; demjadh (neben ^!emedh) ,color niger'; kidjadt ^rumex acetosa';
pestrjadh, peHredh ,bunte Leinwand'; rochljadt ^omo debilis' zu
rocKbfj; rwMjadh ^upellex' zu ruddyj.
im Serb. bildet -jiMdh, -adh f. Eollektiva aus Themen, die
Junge von lebenden Wesen ttbeiiiaupt bezeichnen: poHoröäd
^privigni' zu paäörie, -öeta Stiefkind'; bßznad ^mini' zu Uizne,
'ßta ^Zwilling'.
Auch an andere wie z. B. adj. Themata wird es angehängt:
gnüad ^marcor^. Vgl. auch as. d^h f. ^malum'.
P. gawiedi l ^Gesindel', b. hav^ {havil) t. .Geflügel'.
Vgl. auch das Suffix -etb, -edb (S. 483).
Suffix -yJb. Es geht auf *üki8 zurück: klr., wr. sladyö {.
,dulcedo', p. siodycz f. dass.; p. gorycz f. ,6i^fl^®it^*
Suffix -ezh. Es ist aus ^-egia entstanden. S. bodez f.
Seitenstechen'; mladez £ fugend', r. molodezb junge Leute'; p.
fniodzieä; s. starez f. .res obsoleta'; r. cJudostezh ^edige Leute'.
Suffix 'izh. Es ist späteren Ursprungs (S. 266). Russ.
bäizb f. .albedo'; drobizt neben drobizga .Scherben'; prjamizb f.
ivia recta'.
Suffix 'Oit. Es setzt ein oüAo-Suff. voraus {-ocha S. 476) mit
t: BÜkai, pustadb .desertum'; russ. dial. vSkoib .altes Zeug'; s.hokai,
Gen. kokoH f. .Hahn', slov. kokoi f.. p. kokasz f.. os.. ns. kokaä £.
dagegen klr. kokoi m. .Hahn bei der Flinte'; r. mokoH, mokbit
^umen aliquod Slavorum'.
c) Die t«-Stämme.
Sie veiiiielten sich analog wie die i-Stämme: der Nom. Sg.
m. und f. lautete auf -us, der Akk. Sg. der beiden Genera auf
'tim aus. Unter den anderen Kasus gab es solche, in denen die
2weite Silbe ein ajf enthielt, so im Nom. PI. m. f.. der ursprüng-
lich ein -^e9 aufwies; in anderen ein 0)f . so im Gen. Sg. mit
"Ojis. Man sollte also auch hier eigentlich von e|f-Stämmen
sprechen.
486
üisprachlich waren hier alle drei Genera vertsieten, doch
sind schon im Baltischslay. alle hierher gehörigen Sahst. Mask.
geworden. Es gehörten aber hierher auch Adj., die zumeist
Ozytona waren und die eine Beduktionsstufe des Stammvokals
aufwiesen. Im Slay. sind sie jedoch durch Annahme des SufiGxes
kO' zu o-Stämmen geworden (vgl. S. 466). so daß wir hier nur
Subst haben.
Die einstigen adj. u-Stämme waren: tt^m-kb (auch hm-kz,
r. tonkij, S. 177) ^dünn, zartS ygL ai. tanü^, gr. Toyv-yltoaaos
fldt gestreckter, langer Zunge', lat tenu-is, ahd. dunn-i (durch
den Einfluß des Fem. ai. tanvt war der Übertritt in die t-Dekli-
nation angebahnt); hffi^kb ,leicht^, gr. ilaxvQi ai. raghüf aus
*lx^ghÜ8 ,rasch, klein'; qz^kö yOng', ai. qhüf, got aggvus (für
*agffU8), ahd. mg4 aus an§hÜ8 ,enge'; dadz-kb ,sfißS lit. saldüs
dass.
Ohne Suffixerweiterung sind zu o-Stämmen geworden: cä^
Jäealf hanz', ygl. preuß. kaüüdiskan Akk. ,Gesundheif und ndad^
jung', ebenso im Preuß. tncUdai Nom. PL, dagegen aL mrdü^
,zarf.
Im lit. kommen die adj. u-Stämme noch unversehrt vor,
nur sind auch die Adj. auf -os Qit -cu) dazu vielfach übergetreten,
ygl. z. B. asztrins, gr. ax^og, slav. ostrh ,8charf'.
Von den Subst gehören hierher: dofm ,Haus', lat domus;
doh ,Tal', Adv. dolu ,hinunter, unten', allerdings sekundär, falls
griech. ^oAog ,Euppelung' dazu gehört, got. doZ, ahd. ^oZ n. ,Tal';
jad^ ,Gift'; ledz ,Eis'; medz ,Honig', lit medüs m., ahd. meto m.
,Mef , gr. fi€&v ,berauschendes Getränk, Wein', aL mddhu ,8üßig-
keit, Honig' ursprachlich also Neutrum; poh ,Seite, Hälfte'; sadz
^Pflanzung, Garten'; polz ,Ochse'; vnchz ,cacumen', lit virszüs
,das Obere, Äußere'.
Hierher gehörte auch das im Slav. umgeänderte drivo 3<>K
Baum', drbvo ,Scheit' (meist PL drzva), lit dervä f. ,Eienholz',
got triu n. ,Baum', gr. öoqv n. ,Holz, Balken, Speerschaft, Speer'«
ddV'TOfiog ,holzfällend', d^-a n. dfv-^g f. ,Eichen', urspr. *doru,
*deru, *dru.
Suffix -nt«. AksL sy-m, lit sünüa, ahd. sunu, ai. sünüs
,Sohn'; öp^z »Bang, Ordnung', vgl. ai. ci4d ,gereiht, geschaart^;
sta-nz ,Lager'.
Suffix -tu. Damit wurden ursprachlich mask. Verbal-
abstrakta (Nomina actionis) gebildet; diese wurden auch zu In-
487
finitiven (Gerundia und Supina). Davon wird nach den Verbis
der Bewegung die AkkusaÜTform auf -^um im AL, Lat und
Balt-slav. gebraucht: es ist das sog. Supinum.
Im B. jetzt noch jdu tpat (gegen Inf. ipdii oder «p<tf), aksl. idq
s^pat^ ,icb gehe BchlafenS lit. elksz vdlgytü ,komm essen'; lat. eubüum
tmtM; &i.hötum eii ,er geht za opfern*. Es war dies ein Akk. des Zieles
nach den Verbis der Bewegung. Von den beiden urspr. Typen *^iu
und i-tu-L. (ygl. ai. i-tu-m und i-iv-a zu et ,gehen') zeigt das Slav. vor-
wiegend den ersteren, das Lit. den zweiten, da es wie im Lat. unter dem
Einflüsse der ti-Abstrakta stand. Brugmann ffihrt diese Eigentümlich-
keit des slav. Sup. auf den Umstand zurück, daB hier die to-Part. zurück-
getreten waren (Grundr. II, 1, S. 305). Hinsichtlich der Vokalstufe hat
das Sup. im Slay. den Inf. vielfach beeinflußt. So haben wir z. B. das
Sup. umritt ,zu sterben', darnach auch der Inf. mrili ,8terbenS während
er ^mrtti aus *mfti lauten sollte (vgl. lit. mirtt) wie im Subst. tt-mrvtb
,Tod*; doch kommt noch ISnti ,opfem' vor; mliit^ und darnach auch
mÜsti ,melken*, lit. dagegen mHsz-4ü wie m\Uzta$^ mlUzti. Andererseits
aksl. peiU aus *pektb ,zu backen' unter dem Einflüsse des Inf. peHi,
allerdings schon urslav.; ai. Inf. pdk-tum, pak4avl, Ger. pak^v-ä zu paeaii
,kocht*.
Noch einige Beispiele: aksl. vi-ib ^ windeuS lit. vy-tü,
Subst. lAtvi-tm m., gr. t-rrg f. ^Umkreis, Kreis des Bades, Felge';
itb yZU gehen', lit. ei-tü, ai. Inf. S-tum, Subst: lat ad-itus; statb
,sich hinzustellen', lit pa-stötü ,zu werden', Inf. sthärtum, Gerund.
sthi-tv-d, lat statum statu, praestitum und praestatum, Subst:
Status,
Dameben kennt das Ksl. vereinzelt auch Formen auf u (Gen. oder
Lok.), die als Inf. gebraucht werden und zwar insbesondere beim Akk.
eines Inf. (vgl. Miklosich, Vgl. Gr. III», S. 72). Es handelt sich fast
ausschließlich um den Inf. bytu ,esseS was befremdlich ist
Ein subst ^u-St liegt noch vor in krat^ ,-mal' z. B. chva
kraty ,zweimal', vgl. ai. kf-tv-as ,-mal', lit du kartü ,zweimal';
kituris kartüs ,viermal' u. s. w.; hier ist es aber ein o-Stamm
geworden kartas ,Hieb'.
d) Die ii-Stämme.
Suffix -y neben -7>t?-. Das y geht auf -ü zurück (im
Nom. Sg. urspr. -ds) und -»i?- auf u^ (in einer Beihe der anderen
Kasus). Es ist hier also ein analoges Verhältnis wie bei den
t-Stämmen, die wir nicht im Sla^v. haben, z. B. naptt^, Gen.
naptiyas, gr. Tcolig, noXioq^ wo also I mit %i wechselt (ersteres
vor Kons., letzteres vor Vok., wie ü und u^). Das Suffix hatte
ursprünglich die Aufgabe, das F. dem M. gegenüber auszudrücken.
488
Zu ai. ivdsuraa, lat aocerus, aksl. svdcrh ^Schwie^ervater^ wurde
das F. ai. hasräf, Gen. -üvas, lat Bocrus, aksl. svekry, Qen.
sfMUcnve ,Schwiegennutter< gebildet (urspr. also «uek^rüs).
Im Slav. sind es zwar Fem^ aber nur selten bezeichnen sie
weibliche Personen. Neben svekry noch neplody ^die Un-
fruchtbare'; j^ry ,Frau des Bruders vom Gatten' (vgl. dydztiQ);
deutliche Spuren der fi-Stämme weisen noch auf: mqzaky ^virago';
pastar^ ,privigna'; tretbjaky VQihng.
Weiter bezeichnen sie Abstrakta: Ijuby fliehe'; präjuby
^ulterium' (vgl ahd. überhuara); cHy Teilung', vgl. gr. i9vg
^Bichtungy Unternehmung'.
Nebstbei noch: zrtny yMühle', lit gimos PL, got qaimuB,
ahd. quim ^ühle'; hrady ,Axt^, vgl. ahd. barta; ap. und slov.
noch kry (kri), aksL knvt; ttstqgy ,lorum'; zdy, zdövt ,testudo',
gr. xeAcJyi], X^^^S; tyky, iykbvt ^ürbis'; dagegen wohl nicht
*kur<hpbty ,Bebhuhn', sondern ^kuro-pUva, ah.kuraptva (von dem
Fluge — Ygl. pvta, pUica ,Vogel' — , der an die Hühner — kurh,
kurica — erinnert).
Auch viele Lehnwörter aus dem Germ, gehören hierher:
büky ,litera' vgl. ahd. buoh; crtky ^Eirche', ahd. chirihha aus
%vqiwv (aus xv^icrxoV); chortfgy ,Fahne' vgl. %oi. hrunga ,Stange';
loky 4niber, Pfütze', ahd. lahha, nhd. Lacke; smoky ,Feige', got
smakka dass.
Diese Entlehnungen können nur zu einer Zeit stattgefunden
haben, als im Germ, der Nom. Sg. der betreffenden Worte noch
lang, also ein ö war, das sich noch vor dem enklitischen -hun
z. B. ainö-hun erhalten hat, sonst aina, giba u. s. w. Dieses a
hätte nämlich im Slav. nicht zu einem y führen können, wohl
aber ein ö. Es muß an eine Zeit gedacht werden, als der Nom.
noch *8vekrü hiefi {s war schon abgeüedlen und ü ist erst später
zu y geworden). Das a der a-St war schon vielleicht verkürzt
(bis auf die /o-St) und so war *wekrü das einzige fem. Para-
digma, welches einen langen und nahe verwandten Vokal hatte,
daher konnte es hier attrahierend wirken. Aus dem y in crtky
ersehen wir demnach, daß das Wort kaum aus dem Ahd. stammen
kann, eher aus dem Goth., wo es einmal auch vorhanden gewesen
sein muß.
Diese Worte sind zum Teil zu den f-Stämmen übergetreten,
da sie sich mit ihnen in einigen Kasus berührten, wobei sie einige
Formen von der alten Dekl. noch bewahrten wie z. B. knvt, b.
489
krw, BO auch b. ctrkev, rakev ySarg', das auch ein ^rakif voraus-
setzt vgl preuß. Akk. arkan, lat. arca, got arka. Oder aber
wurden sie von den a-Stämmen angezogen: serb. cfkva, bukva
u. 8. w.
Suffix »tif, -tzv-. Es ist aus 4ä8, -tuu» entstanden, ygl.
z. B. gr. ßQüntg, h&ijvvg. Mit dem vorauszusetzenden Suffixe hat
sich im Slav. kein Wort mehr erhalten, sondern es haben diese
Bildungen nach dem Früheren im Nom. entweder 4ev oder tva,
so daB einige der oben S. 446 angeführten Worte hierher ge-
hören können. Ebenso auch einige der beim Suffix -tvh S. 484
aufgezahlten.
e) Die konsonantischen Stämme.
Die n-Stämme. Im SUv. sind vertreten die en-, i>n- und
fiten-Stämme, die i^en-Stämme fehlen. XJrsprachlich gehörten
faieiiier vorwiegend Maskulina und Neutra, wie wir sie im Slav.
hier ausschließlich haben. Der Nom. Sg. masc. endete auf ö(n)
oder S{n): gr. aTL-fUJVy lit. akmü, aksl. kamy, daneben gr. noifn^;
der Nom. Akk. Sg. neutr. auf an (Sn) neben ^, 9; got vatö,
namö, lit vandu (urspr. Neutr.), aksl. i-m^ ,Name, dessen ^ auf
das aus anderen Kasus eingedrungene en nicht zurückgehen kann.
Im Akk. Sg. und Nom. PI. und Diu finden wir bei mehreren
Mask. -en-; aksl. kchtnen-^, gr. mx-ev-^y lit pe-men-f. Dieses -en-
ist nun im Slav. in der ganzen Dekl. bis auf den Nom. Sg. ver-
allgemeinert worden; später finden wir es aber selbst auch in
diesem E^asus allgemein, indem der Akk. Sg. an die Stelle des
Nom. Sg. unter dem Einflüsse der »-Stämme, mit denen es Be-
rührungen gab, trat
Suffix -en. XJrsprachlich waren unter den Mask. primäre
Nomina agentis stark vertreten, unter den Neutris war wieder die
Bezeichnung von Körperteilen vorwiegend. Hier sind es im Slav.
nur Mask. und es ist der Akk. Sg. durchwegs an die Stelle des
Nom. getreten. Wir haben hier: grebent ,Eamm' zu grebu, greti
^graben, kämmen'; jdmb ,Hir8ch', lit änis ,Hirsch, Elentier^, gr.
iXXog aus ikvog Junger Hirsch^* korent ,WurzelS ein alter Nom.
*karif (vgl kamy) hegt vielleicht noch vor in kory4o, ksL ,cana-
lis, dstema, concha^ sonst auch ,Trog, Mulde'; pntienb, prtstene
^ngerring' zu prtstb ,Finger'; srtienh, srhiene jCrabro', der Nom.
war *9rt>chy, Gen. srhiene u. s. w., so daß der Stamm ungleich-
mäfiig war, was nach Zubat^ (Afsl. PhiL 15, S. 502) das Auf-
490
kommen des ^rdien» im Nom. förderte, lit. s^tV^^rtl; stepenh ,SchriW;
strhzent ,medulla' war eigentlich ein »-Stamm, gehörte demnach
nicht hierher (vgl. S. 481).
Auch mladenibch ^parvulus' scheint ein *mlady, nUadene
vorauszusetzen (ndadhnw ist sekundär), ebenso wie ^müenhch ,der
Geliebtes in einzelnen slav. Sprachen vertreten.
Suffix 'ien-f -ion-. Es kommt durch -im erweitert in
dem oben S. 422 besprochenen Suffixe -janim vor. Das nomina-
tivische -i'ön, slav. 'Jan ist hier verallgemeinert worden, vgl. die
Völkerschaftsnamen wie Kovqkovbq^ Saeasiönes.
Der Akzent ruht im K. meist im Sg. auf {, im PI. auf jd:
mirjanim, PL mirjdne; dvorjanim, dvorjdne.
Suffix -men'. Hier liegt der Heflex des nom. -mön im
Aksl. noch vor z. B. kamy ,Stein', gr. axjuwv. Sonst wurde aber
die Stufe -men- durchgeführt und der Akk. mit -menh trat auch
an die Stelle des Nom. Hierher gehörten schon ursprachlich
Nomina actionis, die eine Dingbedeutung annehmen konnten;
mitunter auch Nomina agentis.
Mask.: aksl. je^^hmi/, j^mene ,hordeum'; kamtf, kamene, hL
akmü, dkmefis, gr. aycfiwv , Amboß, Donnerkeil'; b. kmen, kmene
,Halm, Stamm, Geschlecht^ p. kmeA; kremy ,8ilexS b. kremen,^
skhmen, dem. kremyk; plamy ,Flamme' aus ^pol-my zu poUti
jbrennen*; prament ,filum' aus *pormy, -ment, p.promieA ,Strahl,
Wasserstrahl, Faden', dem. promyk; strhrnent ,SteigbügelS b.
sifmen, slovak. strmen; b. slrumen, p. strumieA, strumyk ,QuelleS
vgl. strufa ,flumen', gr. ^eco; entlehnt aus dem D. ist vielleicht
rement ,Riemen', b. reinen, ksl. remykz, b. femyk ,lorum*, nach
Pedersen zur W. siü ,nähen' vgl. l^aq, so daß das Slav. mit dem
D. nichts zu tun hätte (KZ. 38, S. 311).
Neutra« Das e^ des Nom. Sg. kann nur auf en zurück-
gehen, wie wir aus den Akzentverhältnissen in der Formenlehre
ersehen werden (nicht auf xf)-
Hierher gehören: hrem^ aus ^her-men ,LastS vgl. gr. q>iQfia
jLeibesfrucht', ai. bhdr-man n. ,Erhaltung, Pflege'; im^ ,Name*
wird aus j^-men gedeutet, preuß. en in emtnes aus en-mesy dar-
neben emnes, emnen, no : got namö, nö in ai. uäma, lat nömen
und ono in gr. oVo^cr, öno in äviovv^og; aus *v^fnen' wäre *&n-
men- ^jtnmen-, *jhwmen', ^jbtn^ entstanden; pismq ^i^terae' zu
ptaati püq; plem^ ,Stamm, Geschlecht' aus ^pled-rnSn zu plodz
y^^^uu. ram^ neben ramo ,Arm' aus *örman (S. 298); sim^
491
jSamen', lat. simen, ahd. samo, gr. ^fia n. ,Wurf , ^fxtjv ,Werfer^,
ySchleuderer', w. sS; denm ^Balken', b. slhn^y lit. szdmü ,Balken^;
tim^ ,ScheitelS ab. tiemij nb. timi; vrhn^ ,Zeit* aus *r«r^, vgl.
ai. vdrtman ^Bahn'; vym^ ,Euter^ aus *adfnin^ b. v^mi; znam^
,Zeichen% vgl gr. y^aifia n. Kennzeichen^ lat. ägnömen aus
*adgnömen (zu nömen gezogen).
Aus Formen wie ahd. icahsamo, uHismo ^Wachstum' (toaks-afi)
wurde ein Suffix -smen- abgeleitet^ das wir analog auch im slay.
diam^ ^Zahl' aus öU-smev^ neben Hdo haben.
Merkwürdig sind die sekondären Bildungen im B. wie gluehmem f.
lautlose Nacht' {gluehaja noct); ehihmenb m. ,8chw&chlicher Mensch' zu
ehüyj; uzmenb f. ,fretum' zu aksl. {^k^ »eng*.
Suffix -er- und 'ter- (tel). Es sind vorwiegend Nomina agen-
tis oder Verwandtschaftsnamen. Von letzteren haben sich zunächst
noch zwei erhalten. Der Nom. Sg. endigte teils auf -^r), 'U(r),
teils auf -d(r); 'tö(r), vgl. aksl. matt, dzäti aus *matS, ^dukU, vgl
lit mote, duMe, sesu aus sue8ö{r), lat soror, gr. q^vcjg^ duntaq K
In den schwachen Kasus war r, ir, das mitunter verallgemeinert
wurde. So sollte der Nom. Sg. entsprechend dem lit. sesu u. s. w. im
Slav. *«e«a, Gen. * stire, ^sestre entsprechend dem lat. mairi», urspr.
*mätris (im Lit. abweichend sesers mit e vor r nach anderen Kasus,
insbes. den Akk. Sg.) lauten. Es ist aber aus dem Gen. Sg. und den
anderen entsprechenden Kasus das str auch in den Nom. Sg. einge-
drungen, so daß ein tttra entstand und das Wort ging dann überhaupt
zu den a-8tämmen, über: gen. aestry u. s. w. Dem griech. 9>^r<u^ sollte
slav. brata. Gen. *bratre entsprechen, es wurde aber zu einem o-St:
N. Sg. brai9, Gen. *bratra und durch Ausgleichungen dann einerseits
bratn^ braira, andererseits braUf braia. Bei «oot» ,affinis' denkt Miklo-
sich an •icojaU (Etjrm. Wtb. S. 832).
Unter dem Einflüsse des Akk. Sg. devert (vgl. matert, dxMert)
und einiger anderen Kasus ging das dem aL dSvdr-, gr. ddijQ
aus daißnQj lat Unit, ahd. zeihhur entsprechende Wort im Slav.
in die i-Deklination über: deverh m. ,Bruder des Oatten, Schwager^
(auch schon decen) und in den einzelnen slav. Sprachen dann
selbst auch zu den jö-Stämmen: ab. devir, deväre, p. dziewierz
dziewierza, r. deverh, deverja; auch im lit ist es ein i-Stamm:
deveria, Gen. deveree, dameben aber auch noch der ältere Gten,
devefa; urspr. war *dai^' mit verschiedenen Yokalabstufungen
1. B. mti .Nichte*, das Brugmann (Grundr. 11,1, S. 360 u. 366)
anführt, rührt aus einer gefälschten Glosse der Mater verb. her; erst in
der nb. Schriftsprache haben wir ein net", neUh ,Nichte', aksl. neiif m.
,Neffe'; ai. naptor »Nachkomme, Enkel'.
492
Za diesen Namen gehorte anch das aksl. j^try ,Fran des Bruders
des GattenS das in eine andere Deklination geriet (nach 99^ary\ lit intij
Gen. intiB^ ai. yator ,Fraa des Bruders des GattenS lat. janütr-^'CeB, gr.
BlydrBQtg ,an Brüder verm&hlte Frauen*.
Mußte schon in der ältesten Periode ö zu a werden, so ist es er-
klfirlich, daß voda zu den a-St&mmen fiberging: lit. vandt^ mask., got.
vaid, gr. ^Sat- (a «■ f), Nom. v6a>p, ai. uddn.
Nach diesen maimig&chen lautlichen Prozessen und Aus-
gleichungen haben sich also im Slav. nur zwei hieiiier gehörige
kons. Stämme erhalten: mati und dzHu
Das SufiSx 4er' der Nomina agentis kommt im Slav. als -td-
vor (durch Dissimilation aus ter entstanden vgl. 8. 318) imd hat
sich als kons. St. noch erhalten in Nom. PI. irUele (später auch
znM'e), in Gen. PL ^r(>td^ und Instr. PL intdy. Im Nom. Sg.
zrvtd'b, indem das Wort zu den )o-Stämmen übertrat
In diesen Worten haben wir im Slav. die Schwundstufe; es
kommt aber auch die Vollstufe vor: datd't ,Qeber^y gr. dor^^,
diaxiqflj aL dsidr^; züd'h ^Bewohner' u. s. w.
Im Slav. ist dieses Suffix sehr stark vertreten. Im lit dafiir
tofis, das übrigens auch im Slav. als taf auftaucht: lit artdjis,
aksl. rataj ^arator^.
In pogrebüd'h ^Beerdiger^ u. dgl. rührt das i von den Verbis
der IV. Klasse und den entsprechenden Bildungen her, wie z. B.
pokariid't ,qui subiicit'.
Suffix 't. Im Slav. haben sich nur einzelne Kasus als
Spuren der konsonantischen Stämme auf t eriialten, indem sie
sonst zu f-Stämmen (also nach dem Suff, -iü, ursl. -ih) geworden
sind. So haben wir aksl. des^t ^ehn', eigentlich ,eine Dekade^
ai. jedoch noch dasiU^ gr. dexog, darnach urspr. ^dilkipU; im
lit ist es auch ein «-Stamm geworden: diszinUia, gewöhnlich
indekUnabel diszimt. Von dem kons. St haben wir im Slav.
noch den Nom. PL des^, Lok. Sg. na dea^ und and.
Wir haben schon erwähnt, daß die Subst lakzib ,Ellenbogen^,
nogUt yFingemagel', paznoghth ^Kralle' einige Kasus nach der
kons. DekL bilden und daß es schwer ist zu entscheiden, ob das
Überreste eines älteren Zustandes seien (S. 451). Dahin gehört
noch peöatb m. ^Petschaft), sonst ein «-Stamm.
Suffix -nU. Es diente zur Bildung der verschiedenen
aktiven Part, mit Ausnahme des Part Perf. So dient es im
1. Nach da/di» auch ai. panedt- gr. lufmd^, jttnde «FünfzahP neben
ai. pdnea^ gr. xiru ,fElnf .
493
Slav. zur Bildung des Part Praes. act: vezy aus *ue§hofUs^,
lit vezqs, ai. vaharU, got ga-vigands (S. 125).
Auch das Part der themavokallosen St werden darnach
gebildet: aksL sy iseiend', lit Ssqs und esqs, gegen aL sdnt-j sat
aus ^S'ifU, ^s^ und so auch noch im Preuß. sins; vgl. auch lat
prae-sens.
Im Slav. hat sich auch noch ein Rest des Part Fut act
erhalten, nämlich byäqäteje t6 fiiXlop zu *byi^ ^in werdend^
lit bÜ8^, av. bü'h/OrfU, urspr. ^hhü-siö^-.
Von der ursprünglichen kons. DekL haben sich im Slav.
nur spärliche Beste erhalten; sonst sind die meisten Kasus im
Balt und Slav. nach den io-Stämmen gebildet: G«n. Sg. m. u. n.
aksl. vezqHa aus *vez<mtja, *vezafUjö, lit viktnezio.
Die Verben der HL Klasse 2. Gruppe und der IV. haben
q statt q: ger^Ha, ehval^ia u. s. w. (S. 117).
Auch im Slav. können einzelne Part, zu Adj. werden: slov.
beged ^^agax^» liesked ^lendens, splendidus' u. s. w., s. vru6 ,fer-
vidus', im Sttdslay. sind überhaupt erstarrte Formen des Partiz.
beliebt; r. gnojudij ^eiternd', b. horouct ,\ieiäj innig', aksl. gorqü-,
dameben gor^-, p. gorqcy zu goriti ,brennen^
Suffix '^t'. Es bezeichnet Junge und zwar meist bei
Tieren, wenn es an ein Subst angehängt wird: Itv^ ,catulus
leonis' zu hm ^eo*\ kozüe^ yhaedus' zu kozüh; td^ yKalb'; zrSb^
,füllen'; pras^ ,porcusS lit parszas.
Es kann auch an Adjektira angehängt werden: ndad^ ,in-
fans' zu mladz; jun^ ,invencus' zu jum, dä^ ,Kind^ setzt viel-
leicht ein *deth ,gesäugt' voraus.
Im Bg., S., K. und P. kann dieses Suffix auch zur Bildung
der Deminutiva verwendet werden: bg. kaöe ,kleiner Bottich';
r. zemjata ,Kömlein'; p. noz^a ,FüßchenS ocz^ta ,Äuglein'.
Nun haben wir oben 8. 466 f^esehen, daß die r. Worte wie mdlent-
kij\ molodenMj deminuierende Bedeutung haben; dazu kommt noch, daß
im B. Deminutiva auf enok^ gebildet werden: golubSnoH ,Täubchen*, telU-
nokh ,E&lblein', gtisänok^ ^Gänslein* u. 8. w. Es ist daher nicht unwahr-
scheinlich, daß in ^ zunächst ein Suffix eno- oder -«n- steckt, an welches
dann noch ein ^Suff. (vgl. lit vilk^ia ,das Junge des Wolfs* und aksl.
d^iilb S. 452) gef> wurde. Brugmann denkt hier an ein Suffix t{o\
das zur Bildung Ton Tiemamen dienen sollte: got. hund$ ,Hund* {^hfp-
t6'S)f ai. karkafaa ,Erebs^ kukkufa» ,Hahn', lat. laeerta, loeusta (Kurze vgl.
1. Hier war urspr. keine Dehnung vorhanden, gr. ^iQwv ist analo-
gisch nach dem Part. Perf. act. u. and. gebildet.
494
Gr. S. 931). Zu beachten ist auch, daß im Ab. einem Sg. auf ^- häufig
ein PL mit etibeo- m. entspricht: zu kure ,Hahn' Fl. kurenei (Gebauer
m, 1 8. 421).
Im Südslav. griffen die Bildungen auf ^ sehr stark um sich:
sloY. zaspane ,Schlafhans'; lene ,homo piger'; sinöe ^filius^; oöe
^pater^.
In Eigennamen taucht ^ auf: s. Vladeta, Vujeta, Grubeta,
dameben auch Grube, Dobre; r. Slavjata, b. Slavata, Vrbata;
p. Boz^a, Slawi^ta.
Suffix -es-. Die Erhaltung der es-Stämme im Slay. ist
jedenfalls eine beachtenswerte Eigentümlichkeit desselben. Es
waren Neutra, die im Nom. Akk. Sg. auf 08, im Slay. -o endigten,
sonst in den übrigen Kasus einen Stamm auf es aufwiesen.
Hierher gehören:
*lfko, woraus später, jedoch noch urslav. lice geworden ist
(vgl. oben S. 267), liöese ,Gesicht'; weiter loze st. logo, lozese
jLager* vgl. lozeshno ,utenis'; nebo, nebese ,HimmeP, gr. viq>ogy
bL ndbhast vgl. auch lit. debesis; oko, odese ,Auge'; dovo, slovese
,Worf, gr. %kißogy ai. sravas ,Ruf, Ruhm'; täo, tUese ,Leib*;
ucho, uäese ,Ohr*; b. rovesnik ,AltersgenosseS r. rovesnikh setzt
ein *rovo, rovese ,vorau8', dameben auch aksl. ravhm ,gleich',
vgl. preuß. arwis ,wahr^.
Die esSt, bleiben wegen des gleichartigen Nom. Akk. Sg. nicht
ohne Einfluß auf die o-St. , daher diese vielfach auch die M-Formen an-
nahmen. Es ist jetzt nicht leicht zu bestimmen, wo man es mit urspr.
€S' und wo mit o-St. zu tun habe. Andererseits richteten sich aber auch
die «»-St. vielfach nach den o-St. So finden wir neben dilOy d&a ,Werk*
auch ein dilo, dUese, ersteres ist jedenfalls älter; weiter ein aido, cudese
, Wunder*; cr^o, crives« ,Bauch'; divo^ diveie , Wunder'; dr^o, drevesß
,Baum'; IJuto, IJuiese ,Mühe'; istesa {VI.) ,Nieren' sogar auch more, moresa
vereinzelt. Insbesondere waren die ea-St, im Slov. beliebt und sind es
hier teilweise jetzt noch.
Suffix 'jeS'. Es tritt als Komparativsuffiz in den Ab-
stufungen -ieS; ios, '18- auf. In den schwachen Easus kam is
vor, welches im Slav. als iis (das i von (es, ios) fastinider ganzen
DekL verallgemeinert wurde, wobei noch die urspr. kons. DekL
verloren ging, indem die komp. St zu joSt geworden sind. Wie
auch sonst, haben sich nur Spuren der einstigen kons. Dekl. er-
halten. So lautet der Gen. Sg. m. n. drazhSa aus *dorgp8Ja,
*dorgi8p st *dorgisjö zu aksl. dragz ,teuer', indem das j (hier
gj) von jenen Easus, die ies, ios enthielten (wie Nom. Akk. Sg.
neutr. und Nom. Sg. masc.), eindrang.
495
Der Nom. Sg. mask. lautete urspr. auf iOSf neutr. auf ios,
vgl. lat. mäior, mäius aus *maiös, mä^os. Der Reflex des letz-
teren hat sich im Slav. erhalten als aksl. drctze aus *dargiq8\
das Mask. lautet dagegen drazbi oder drazbj, indem sich der
Einfluß der Komparative der anderen Art wie d(^ii geltend
machte. Urspr. war hier, nachdem der Reflex des älteren iöa
aufgegeben worden war, wohl *dorgjh*j woraus *darzh zum Neu-
trum *darze, aksl. draze entstand, so daß eine Übereinstimmung
mit den adj. |b-St, wie Nom. Sg. M. Mit, Neutr. Mte yleer' er-
reicht wurde. Zu *dorzb kam dann das auslautende i (urspr.
G^S- -ß) der Formen wie dohrH^ so daß *dorzbiy aksl. wohl drazbj,
drazij entstand.
Der Nom. Sg. fem. ging ursprachlich auf iest aus: ai. väs-
yasl zu väsu ,gut', im Slav. haben wir aksl. drazbSi (für "^dra-
zesi) aus *dorgpsJ, indem auch hier das jis eindrang ebenso wie
auch die Erweichung des 8 zvl ä aus den anderen £[asus.
So haben wir im Aksl. drazhj, draze, draztäi; vyihj, vyse,
vyähäi zu vj/sokb ,hoch'; kriplhj, kreplje, krepljbH {kripVhäi) zu
kr^kh ,festy stark'; dazdtj, slazde^ sUizdbäi zu slad^Jch ^süß^'
t^j, t^ze, t^zbäi zu t^ztkh yschwer'.
Wie man sieht, stammen diese Komparative aus einer Zeit,
als noch die betreffenden adj. St nicht durch die Suffixe -okb,
-*Aä, 'hkh erweitert wareo.
Es gab auch komp. Adverbien auf is: lat. tnagis, got mins,
ahd. min ,minder' aus minniz. Aus dem Aksl. könnten hierher
die Bildungen wie daledb ,lange' zu ddUUch gehören.
Das komp. Suffix i«« kommt auch im Lit. mil einer Erweiterung
(Suffix n-ifi) vor, z. B. sald-ia-nü f. »ald-ia-ne ,8ü£er* aus ^sald-iM^ü zu
»aldüs ,süB<; femer in dem vereinzelt stehenden preuB. Gen. Fl. muM-
iea-on ,maiorum' ; in lat. ps-jeräre zu pi'jor ; im Germ, ist ts verallge-
meinert worden: got. »ut-iz-a, ahd. Bucz-ir-o ,8uauior*.
Neben dieser altertümlichen Bildung der komp. St haben
wir im Slav. noch eine neuere: aksl. dobrej, dobreje, f. dobreßL
1. io8 ist nicht zu xus, j» geworden wie auch z. B. in nebo als Neutr.
2. D. h. es ist das aus ijös lautgesetzlich entstandene iüs unter dem
Einflüsse der übrigen adjektivischen St., die hier -u« und -ius hatten (o-
und ^o-Stämme) ai^ch zu itu verkürzt worden. Daraus entstand im Aus-
laut regelrecht *j», */». £s ist übrigens möglich, daß schon das -io$ zu
{08 verkürzt worden ist, bevor also -o« und io» im Auslaute zu -u» und
'juM geworden war. Dieser Prozeß trat heim Mask. ein, bevor der Um-
laut des jo zu /« wirkte.
496
Man nimmt an, daß hier das Suffix ie$ an den Instr. Sg. der
o-Stämme auf 9 (Adverbien) antrat, also analog wie auch im 6ot
die Komparative auf öz-en, vgl. got frödöza ^kltiger^ von Adver-
bien auf ö gebildet wurden (vgl. Brugmann, Grundr. 11, 1,
S. 410 und Euize vgl. Gr. S. 321). Von diesem Instr. auf 9
haben wir auch das Suffix -im oben abgeleitet (S. 417). Im
Nom. Sg. m. müssen wir nach der Analogie der älteren Komp.
und der adj. St von -e-ios oder dem schon daraus entstandenen
^U8 ausgehen. Das ergab -^, ijt, M und schließlich ej : dobrijf
im Gen. Sg. m. n. dobrSßa u. s. w. Von dcbrij wurde dann
auch ^dorzb, wie wir erwähnt haben, beeinflußt, so daß dieses
zu *darzbj, *dorzij, aksl. drazhj, drazij wurde.
Suffix -^es-. Es diente schon ursprachlich zur Bildung
des Part. perf. act, das im Slav. als Part praet. act I erscheint,
und zwar in den Abstufungen -)K«-^ -)f05-, -tt«-. In den schwachen
Kasus kam us vor, welches im Slav. wieder verallgemeinert
wurde, wobei noch die ursprüngliche kons. Dekl. verloren ging,
indem diese Partizipialstämme zu ^o-Stämmen geworden sind.
So lautet der Gen. Sg. mask. aksl. vlhkbia aus *vPcu8ß, lit vilk-
us4o zu vUkq, vUäti ,ziehen, schleppen'. Auch hier haben sich
von der einsilbigen kons. Dekl. nur Spuren erhalten.
Das -^08 des Nom. Sg. masc. (vgl. gr. eldwg) müßte im
Slav. zu ^üs und das uos im Nom. Akk. Sg. n. (vgL gr. dMg)
zu "Utis fuhren, da es sich hier um den Auslaut handelt Wie
beim Komparativ ist auch hier eine Verkürzung des Nom. Sg. m.
imter dem Einflüsse der anderen adj. Formen eingetreten. Das
Neutr. schloß sich im Nom. hier, wie auch bei den anderen Part,
nicht an das adj. Neutrum an, sondern ging seinen lauthchen
Weg, weshalb es mit dem Nom. mask. zusanmienfiel. Ein uu8
ergab vh und das war wohl die älteste Form des Nom. Sg. m.
u. n. In dem so entstandenen ^vedvh ist aber wahrscheinlich
das V unter dem Einflüsse der übrigen Formen (vgl. z. B. den
Gen. ved^äa) ausgefallen. Man findet zwar im Aksl. Formen
wie pro8trwh^ im Ab. detv, vzdvihväe, pokUkv u. s. w. , es sind
dies aber kaum alte Überreste des einstigen -t;», vielmehr machte
sich hier das v der vokalischen St geltend. Endete nämlich
das Thema auf einen Vokal aus, so führte unser -vus eben&lls
zu -99 und das v blieb hier erhalten. Der Nom. Sg. fem. hatte
ursprachlich die Endung y^a-i (gr. yeyoveia), im Slav. lautet sie
zH : aksl. tihkbäi, vedziu Es ist nämlich auch hier das us, bez.
497
das schon daraus entstandene ^ (zi) aus den anderen Kasus
eingedrungen, ebenso wie die Erweichung des 8 zu i. Aus vltkö,
das ein vlk- voraussetzt, aus mtrh (*iniri), lit mir^, ai. fna-mj"
vds, aus prosttr^ {*8trrb) neben prosthrp^ u. s. w. ersehen wir,
daß im Stamme die Schwundstufe vorgezogen wurde. Doch
kommt sie nicht überall vor. So haben wir ved^y vedzäi; ne^,
nesiü bei kons. St. ; bei vok. z. B. dav^, Gen. davzäa, f. dap^H
zu dati geben, lit dä-v^, dävus-io. Bei byvh, byvzäa zu btfti und
allen derartigen Formen überhaupt muß man voraussetzen, daß
der Wurzel vokal des In£ eindrang; lit büvqs büvusio. Brug-
mann vermutet hier ursprünglich *b^-vhäa, lit. büvmio vgl. gr.
Tte-q/v-cig (Grundr. II, 1, S. 414).
Aksl. prost aus *pro8ß zu pro8iti ,bitten* ist nach Art der
primären Yerba wie vhkh, vedz u. s. w. entstanden, indem ^ (oder
noch früher *!?*) an den Verbalstamm angefugt wurde: aus *pro-
si'Z entstand "^prosp, woraus proib (vgl. auch proä-em aus "^pro-
si-jern).
Lit. ^, v^ {ens, vens) z. B. vilk-^, dav^ entstand darch den Ein-
fluß des praesentischen ans, as and zwar wohl aus *««, *ve9. Ebenso
preuß. ons (laipinn-ana) und tcuru {klautiumns).
B) Dureh Reduplikation gebildete Nominalstämme.
Im Slav. haben wir solche Reduplikationen, bei denen der
erste Teil die Wurzel in mehr oder weniger gut erhaltener Form
enthält
Zunächst handelt es sich um Schallerscheinungen, die
sich meist wiederholen: b. hräkor ,6egacker^ aus ^korkoro-,
dazu krdkorati ,gackem^; aksl. klakah ,Glocke' aus *kolkol(h, ur-
sprünglich wolil von dem Schalle, r. kolokolh ,Glocke', lit kankalas
aus kalkalas. Hierher auch aksl. glagoh (siehe oben S. 392)
,WortS b. hlahol ,Schall, Eede^
£s kann sich auch um die Intensität der Erscheinung
handeln: b. pläpol ,das Hin- und Herflackem einer intensiven
Flamme', dazu pldpolati ,iichterloh brennen^, aksl. plapolcUi, das
Subst. aus ^pclpoUh; b. cUdchcl aus ^choUholo- ,adulatioS dazu
chldcholiti ,besänftigen*; b. präpor ,Fahne' aus *porporO', zu perq
phrati ,fliegen* und aksl. pero ,Peder*, urspr. wohl das Hin- und
Herfiattern der Fahne; nebstbei prapar ,Flaumfedem*. Zu der-
selben Wurzel wohl auch r. pereperz, perepeU, pdepelka ,WachteP
aus ^perper-, also eig. die ,hin- und herflattemde' (vgl. S. 318);
Vondrfck, Vgl. «luv. Gnimm. 1. 32
496
b. vrdvorati ,hiii- und herschwanken , tanmelii' setzt ein vrävor
aus *wrvor<h ^Yoraus'; b. bldbolUi ^hin- und herredeiiy fiisebi^ setzt
ein bidbol ans *b6lboUh vorans, r. hoUbawbj baUbam n. s. w.
^chwätzer'y vgl. lat balbus und aL bal-bal-ä-karömi ^spreche
stammehid ans*, gr. ßdqßa^g ^nnverBtandlich sprechend'; b. vzmla-
nudati ,plappern'; slov. mlamol, mlamola ^bgrund^ ans *inal-
moUh (Miklosich meint zu tneljq, ndeti also eine ^unterwaschene
SteUe', Etym. Wtb. 8. 200).
Wiederholungen in der Kindersprache begrondet: b. p. ma-ma
,Miitter% lit. nunnü.
Wie man siebt, handelt es sich hier am Fälle, in denen die Wurzel
ganz erhalten blieb und immer auf eine Liquida auslautete (bis auf
mama).
Der erste Bestandteil ist verstiimmelt: aksl. veveriea, p. wie-
mwka, b. veverka, s. vjeverica, jevfrica; in bg. ververica ist wohl
kaum das ursprüngliche r enthalten, yielmehr erst sekundär wieder
eingeführt, preuß. u^tf-iiwr-«, lit vo-ver-e, val-ver-is, npers. var-
var-ah; r. paporatb, b. paprcd, kapradi (vgl. S. 289), sIot. pro-
prat (das noch ein *parpartis voraussetzt) , dameben paprat,
prapot, praproi ^Farnkraut' wohl zur selben Wurzel wie b. prd-
por, YgL ai. pamdm ,Flägel, Blatt^, gr. Ttiigig ^Famkraut^ (in
der Gruppe pt ist auch im Slav. das t al^efEillen, vgl. Pedersen
IF. 2, 8. 287).
Seltener ist der zweite Bestandteil Terstümmelt : aksl. de^z
yOroßvater', lit de-de ,Oheim*, gr. t^-^ij yGroßmutter' vgl. das
oben erwähnte tnama.
Bei anderen Bildungen weist der erste Bestandteil nur den anlau-
tenden Kons, mit folgendem e auf, so daß der Vorgang identisch ist mit
der Reduplikation bei den verbalen Stammen: aksl. 6e-6r», lit. bebnu,
ahd. hibar, av. ha-wrii «Bü^^r*, ai. hahhru§ adj. ,braun'; aksl. ieMvb aus
*UUtvu ,Fasan% lit. titervinas ,BirkhahnS gr. mgtS, tetQa^ ,Art Huhn';
aksl. U4a, ,Tante, MuhmeS lit. t&4ä^ gr. ri-rra ,TäterchenS lat. ta-to,
lit noch ie-ii» »Väterchen*.
Es ist mitunter sehr schwer zu entscheiden, ob ursprunglich ein
reduplizierter Verbal- oder Nominalstamm vorliegt. So haben wir im
Slav. ein Verbnm ksl. mrvmrati ,murmeln', slov. mrmraU^ rnrnUati, s. mr-
mlatif b. mrmraii, mrmio^t, mumraii, tnimrati und hierher jedenfalls auch
mumiatif lit. murtniuj ahd. murmuronj murtnulön ,murmeln*, gr. fM>Qftvcü»
^murmle, rausche'; in anderen Sprachen liegt jedoch auch ein Nomen
▼or: ai. mar-fnora» ,rauschend, BauschenS lat mttrmur.
499
C) Durch Komposition gebildete Stämme.
Die Komposition entsteht, wenn zwei (oder selbst auch
mehrere) im Satze zu einander in einer Beziehung stehenden
Worte zu einem Worte, das dann eine einheitliche, neue
Bedeutung bekommt, vereinigt werden. Je nach der Beschaffen-
heit des ersten Gliedes und nach der Bedeutung der Komposita
kann man Terschiedene Gruppen derselben unterscheiden. Dar-
unter sind auch Kategorien, die sich ab echt Tolkstümliche Bil-
dungen verraten. Diese gehen dem Aksl. zum großen Teile ab:
die Komp., welche wir hier antreffen, sind meist nach griech.
Vorbildern gebildet.
Eine nach einem bestimmten GeBiehtspankte angelegte Sammlung
derselben findet man bei Ja gl 6 (Afsl. Phil. 20, S. 519— 556, 21, S. 28-48).
Bei den Komp. der anderen slav. Sprachen kann man auch den EinflnA
fremder Sprachen, insbesondere der deutschen, nicht selten bemerken.
Es entstanden Komp., die gegen den Geist der Sprache waren, denn das
Slay. zieht im allgemeinen den Komp. syntaktische Verbindungen vor.
Die p. Komposita hat gesammelt S. L. £ o s : Sloznjja slova y p. jaz. 1901.
In formaler Hinsicht können die vorhandenen Komp. folgen-
dermaßen gruppiert werden:
1) Der erste Bestandteil enthält den Stamm. Die o-Stämme
weisen das o auf und zwar sowohl die adj. wie auch die sahst.
aksL Sv^taplzkh Nom. propr., hinsichtlich des zweiten Bestand-
teiles vgl. das germ. Sndfdc (vgl. R. Much, Deutsche Stammes-
kunde' S. 37); p. chromowidz ,ein sehender Hinkender*; s. bjelo-
grab , Weißbuche'; golöbrad ^mberbis'; b. kratochvüe ,Eurzweil'
(nach dem Deutschen); krivopHsaha ,Meineid'; r. lütopadz ,Zeit
des Laubfalles'; aksl. dobro-dej , Wohltäter', lit gercniefis; aksl.
voje-voda aus *vojO'^oda jHerflihrer*.
Vielfach ist dann wieder o an die Stelle des e getreten:
s. gornjö'Zemac ,der Oberländer'.
Die a-St haben auch o: rqko-^phsantje ,Handschrif)^, Schuld-
Terschreibung* zu rqka ,Hand'.
In anderen Sprachen auch 5: gr. ßwlrj-^pSgoc ,ratgehend*, lat. fabä-
gtnus ,yon Bohnen herrührend*; lit. szikstnö-spamü «Fledermaus' eig.
»Lederflügler*. Meist kommt aher doch ein o vor.
Die i-St. sind schon der Analogie der o- Stämme zumeist
unterlegen : zvera-vidtm ,das Aussehen eines wilden Tieres
habend' zu zverb ,wildes Tier^; s. kostö-bclja ,chroniBche Gicht'
500
zu kosth ^Knochen'; dagegen noch trhz<fb^ ^Dreizack', vgl. auch
lit trirköjis ,Dreifüßler*, lat tri-pBs^ gr. xqi-^ovg, ai. tri-pdd.
Da die t-St. mitanter zu yo-Stämmea wurden (vgl. Gen. ognja, ognh\
Bo taucht auch hier in der Komposition manchmal ein e auf: tphre-
vidbnt ; pqfe-vozdt ,Wegf&hrer* zu ptfU ,Weg*.
Die u-St. retteten das u nur in medvidb aus *medu'edüf ^tned^dis
,Bär* (Honigesser). Sonst unterlagen sie der Analogie der o-St&mme;
medo'tocbrib ,dfiß-strömend* zu tnedb; lit. noch aiä-daris ,BieThT&VieT* zu
tttÜB ,Bier*.
Auch bei den kons. St. ist das ürsprüngUche fast durchwegs
aufgegeben worden:
n-St.: r. kameno-sedecz, kamenotesb ,Steinhauer* ;
r-St. : noch öetvrc-gvbb aus *^etver'gub^ ,quadruplu8^ Da-
gegen scheint in r. matereubijca , Muttermörder S malereubijstvo
yMuttermord' ein Gen. Sg. vorzuliegen.
«-St.: sie gingen frühzeitig vielfach in die o-St. über, daher i. slovo-
titla , Zeichen für die Abkütznng*. Selbst bei e$ wird das o noch ange-
hängt, cude9'(htbcbnb neben cudo-thcbm ,wiinderähnlich^
In p. oczywUty ,augenscheinlich* liegt ein erstarrter Kasus vor
(Nom. Akk. Du. aksl. oci), dagegen ist r. oce-vidnyj, s. oce-vidni dass. aua
occM), entstanden, also nach Analogie der o-St.
Bei den ^-St. liegt kein Material vor; in r. desjatilHie ,6in Zeit-
raum von zehn Jahren* liegt ein erstarrter Kasus vor (Gen. Dat. Lok. Sg.
aksl. des^ nach den t-Stämmen).
2) Der erste Bestandteil enthält eiqen Kasus: aksl. aus
jedim na des^ ,eilf eitstand jedimnades^hm (oder jedinonade-
8^) ,der eilfte^; zu d^va des^i dann dzvades^tm (auch d^vode-
s^tm) ,der zwanzigste'; slov. polmüpoUid ,vespertilio', eig. ^alb-
maus, Halbvogel'; s. miä-hücLs ,equus Colons murini'; rm-papa
,papa romanus'; jden-rog ,comu cervi'; niUa-doek ,homo nequam'
(nüta schon als Nom.); r. azbuka , Alphabet'; zurb-ptka ,ein Vogel
der Märchen'; aksl. 6ra^-«e8^ra , Bruder und Schwester' ; es wurde
als der Nom. Du. eines o-Stammes behandelt, daher brcAhsestrofna,
dazu das Demin. bratbsestrica; p. widka-nqc ^Ostern', eig. ,große
Nacht', Gen. Dat. widkanocy, b. dagegen velikonoce PL tant.
Mit Akkus. : s. sebe-znao ,sibi soli amicus', eig. ,der nur sich
kennt'; sir-zbijcdo ,koji zbija sir'; mnogo-zncdi, mnogo-znalica
,multiscius'; vgl. auch svasto-znanaCf sve-znali sve-znalica ,omnia
sciens'; sve-moguöi ,omnipotens'; rtmchranücic ,mane surgens', rano
adverbieller Akk.; aksl. Icnviprolitttje (Gen. krtvi) neben krtvo--
prolitifje ^Blutvergießen'; domthzakonifnikb ^Hausyerwalter' (Gen.
oder Dat nach den o-Stämmen zu dorm ,Haus'); b. hoha^ojny^
501
fl. dagegen bogo-bojazan ,piusS eig. ^deum timens'; p. hogorrodzica
,Gotte8gebärerin' zu b6g ,Gott*; r. desjatüetie ,ein Zeitraum von
zehn Jahren' ist schon erwähnt worden; Bogu-müb ,6ottlieb' vgl.
daneben die Bogo-mäi (aber auch Bogumili); hogu^mrhzbkh neben
bog(hnirtz^h^ yGott verhaßt^; nach b. Bohu-mü auch Bohu-sud,
indem man sich hier der Dativbedeutung nicht mehr bewußt war
(aksl. dagegen: bogo-sqdbnS Adv. ^dei iudicio'); aksl. bratu-d^^
ist aus bratu-d^a ,Kinder zweier Brüder* {bratu Gen. Lok. Du.)
gebildet, enthält demnach keinen Dat.
Aksl. doma-^ivbCb ,am Orte lebend, Einwohner* zn doma ,zu Hause*;
doma-c^bn> ,dominatu8, yemaculus*; aksl. polu-noHi ,um Mitternacht*,
eig. in der Mitte ipolu Lok.) der Nacht (Gen.), dazu polu-noiibje , polu-
noHbfib ,mitternächtig* ; ebenso polu-dbnb/e ,Mittag*, poludbmn^»
In die Kategorie der kasuellen Komp. gehört auch das zu-
sammengesetzte Adj. dobrajego, dobraago, dobrago aus do6ra
jego ,Gen. Sg. m. n.); Nom. Sg. M, dobrbj, dobryj aus dobrb
und i = ^s', lit. gerhsis aus gSras und fis.
Nicht selten kommt es vor, daß die Kasusendung schon ganz
verwischt ist, so daß man aus dem lautlichen Bestand nicht mehr
ersehen kann, um welchen Kasus es sich handelt. In solchen
Fällen liegt meist der Nom. vor: s. vojvod-basa ,dux comitum
sponsi' zu vojvoda (das 2. Glied türkisch); voden-bika (auch vo-
deni bik) »Rohrdommel zu vodeni ,Wasser-'; r. tetra-pero im
Volkslied, das erste Glied hängt mit teterevb ,tetrao' zusammen'.
3) Den ersten Bestandteil bilden Präpositionen, Präpositional-
ausdrücke und andere erstarrte Ausdrücke, die mit einem ent-
sprechenden deklinierbaren Worte nicht mehr in Zusammenhang
gebracht werden, die aber sonst auch außerhalb der Komposition
meist noch auftreten.
Einige Präp. erscheinen häufig bei der Komposition mit einem
Nomen gedehnt im Gegensatze zu jener mit einem Verbum, so insbeson-
dere pra, pa z. B. po'-m^ ,6edächtnisS dagegen pombneti^ pra-dedt ,pro-
ATUs*. j»a- bezeichnet häufig das spätere, das Scheinrechte, Geringere:
ksl. pa-birzk^ ,racemu8 post nndemiam relictus' ; pa-d^ti ,priyigna' ; pra^
entspricht in diesen Fällen dem d. tir-, Erz- : b. pra-ielma ,Erzschelm*.
Die Lange erscheint auch bei sq- in sq-sidb ,Nachbar* gegen s^
hbrati ,zusammen lesen* u. s. w. ; bei a- in a-doh ,valli8* gegen tf^c^i
,anfangen* u. s. w. ferner im Lit. (vgl. oben S. 77).
Merkwürdig sind die Komposita : b. baSs prehoze ,0h Gott !* ; ihoda
preikoda Jammerschade* ; prMda etwa ,wehe ! dreimal wehe !* ; p. prz^-
eUinia ,große Enge'; pre- bezeichnet überhaupt ein gesteigertes Maß
(über das Normale, Gewöhnliche) : slov. prebogot ,überau8 reich*, p. przB-
hogaty.
502
Die Präp. bezh ersetzt in der Komposition häufig die Nega-
tion: bezbogz, bezboztm ^gotüos^; bezrqkb a%Btqj vgl. auch u-bog^
ypauper'.
Nicht selten bezeichnen derartige Komp. eine Deminution
und zwar die mit na-, ob-, podz, pri-, za- : s. na-gluh ,etwas
taub', b. na-hluchly.
Häafig bekommt das zweite Glied in der Komp. ein anderes SuMz
als es früher hatte : ksl. za-^ortje ,da8 Gebiet hinter den Bergen, Hinter-
land'. Ein goThje allein kann nicht nachgewiesen werden, was aber nicht
immer der Fall zu sein braucht; pridt-dvorbje ngwivhov \ po-gorye ,montes';
^s-oA;s yimpadens*, eig. ,ocali8 carens'; heit^^ äxtxvog. Derartige Comp,
können insbesondere auch noch neue Suffixe bekommen: nami$ttnik»
^Statthalter* ist aus dem Adjektiv namMbm hervorgegangen. Doch kann
man derartige Erscheinungen auch bei anderen Comp, beobachten.
Auch Verba werden mit Präp. komponiert, wodurch die Be-
deutung entsprechend der Präp. modifiziert wird, oder es wird die
Qualität der Handlung geändert , aus durativen werden perfec-
tiva u. s. w.
Präpositionalausdrücke sind enthalten in s. natragodja ,retro-
meator, cancer^ zu natr(ig ^zurück^; b. po^si-noha ^Landstreicher^,
auch p. poumnoga.
Die Negation ne erscheint ebenfalls in der Komp.: aksl. ne-
dqgfb morbus' eig. aad'ivBia; ne-moitt äad-iveta vgl. ahd. un-
macht; nepHjaznt ^diabolus' nach dem ahd. unhddä; nemdarm
^invisibilis'; neprazda ^gravida' eig. ,non vacua^ «
Die Negation fl ist im Slav., wie ich glaube, in q''rod^
^stultusS eig. incurius' vorhanden, ^ also wie pa u. s. w. (S. 342).
Mit Adverbien nicht kasuellen Ursprungs: s. vozdorziv ,se-
dum maius', eig. ,semper virens^; ksl. velh-Upt.
Yerallgemeinemd ist ne in ni-khio ,irgend jemand^ m'- ne-
giert: nikUo ,Niemand^
4) Der erste Bestandteil ist eine verbale Form und zwar
zunächst ein Imperativ: s. kradi-koza ,Ziegendieb'; jebi-kobüa
,weibersüchtiger Mensch^ eigentlich ,futue equam'; kazi-put ,digi-
tus index^; nadri-knjiga ySemidoctus', eig. ,lacera librum'; raspi-
ku6a ,homo prodigus' (rashpi zu suti); r. boli-golovb ,conium ma-
culatum'; dazhbogb ,6ottheit der Bussen', die als ,deus dator' ge-
deutet wird (A&l. Phil. 5, S. 1 — 14), nach Miklosich dagegen
,Qeber des Eeichtums' (Etym. Wtb. S. 39); b. pudüvUr ,Wind.
beutel'; strai-pytd ,Hasenftiß', wohl ,der sich vor einem Sacke
schreckt^; Uud-huba , Zungendrescher'; vrti-pata ,Windbeutel' ;
503
vydri'duck yErpresser'; "p. grzej-skarb ^Knauser'; kr^iwqs ^Schnurr-
] bartdreher'.
Auch zahlreiche Namen wie z. B. s. Bori-slav, Berudav,
Berivoj, VJadimer^); b. Borivoj, p. Kazimierz.
Daneben tauchte das erste Glied als ein o-Thema auf: p.
neben pasibrzuch auch paaobrzuch ySchmarotzer, Fresser' (auch
paaorzyt, pasig^a), vgl. b. bridiopdsek; b. tfasoritek, traaorüka
,motacilla'; r. zefXhroH jGaffer'; aksl. prestqpoM^bß ,periurium*
(prSslqpüi ,übertreten^) ; vrUoglav^ ,vertiginosu8* zu vrtieti.
Es sind dies offenbar sehr alte Bildungen im Slay., die nach
der Analogie der vorherrschenden Komp. mit o-Themen gebildet
worden sind; in einzelnen Fällen kann es sich vielleicht auch
um Umbildungen von Kompositis mit Imp. handeln.
Was diese selbst anbelangt, so wird man wohl ihren Ursprung
schon in die ursprachliche Periode versetzen müssen, da zahlreiche Einzel-
sprachen sie kennen. Daß das kasuelle t der t-Stämme {krwiprolätje)
mit den Verba auf üi in ideellen Zusammenhanfi^ gebracht und impera-
tivisch umgedeutet worden ist (Brugmann, Grundr. II, 1, S. 82), ist
wenig wahrscheinlich. Es sind übrigens auch andere Verba mit ihrem
Imp. vertreten, die nicht den Eindruck von Analogiebildungen machen,
vgl. das r. daithogt.
Auch die 3. Pers. Sg. konnte, wenn auch mitunter in teil-
weise verstümmelter Form, als erstes Glied au{ti*eten : b. neznaboh,
s. neznäbozac ,der Gott nicht kennt, gottlos'; vgl. Griech. lh(£ai-
nenXog,
Selbst auch das Part Praet act 11 findet man als erstes
Ghed: umyThorodinb (Miklosich 11, S. 371).
Von der Eegel, daß die Yerbalform als erstes Glied auftrete, gibt
es Ausnahmen : zu dem p. paMrzueh , pasobrzueh haben wir schon das
b. briehopdsek ,erwähnt' ; b. dus-pivo und pivodus zu dusiti ,au8trinken* ;
p. neben golihroda auch brodogol. Die zweiten Glieder -dua, 'pol werden
dann als Subst. gefühlt, daher hätten sie im Aksl. am Ende -» (aus -o«)
und diese subst. Geltung zeigt uns auch ganz deutlich das b. päsek in
hrichopäsek.
Nach der Bedeutung oder nach dem syntaktischen Verhältnis der
Glieder zu einander kann man zunächst beiordnende und unter-
ordnende Komp. unterscheiden. Bei der ersteren Art sind die beiden
Glieder syntaktisch gleichwertig; löst man das Komp. auf und macht
die Glieder selbständig, so kann man sie mit ,und* verbinden (daher
auch copulatice Composita] z. B. ksl. brai^sestra Du. ,Bruder und Schwester* ;
blagolipb evjtgejti^c; p. hiaiosmuhty ,weiß und schlank*; b. hrdopysek wer
,hrdy a pyiny' ist.
1. Bezüglich des zweiten Bestandteiles vgl. das germ. Segimirus,
504
Bei den a&terordnenden enthält das eine der beiden Glieder
den Hauptbegrifif, zu welchem das andere in einer bestimmten Beziehung
steht; das war schon seit jeher die bei weitem zahlreichste Klasse. Je
nach der erwähnten Beziehung kann man hier wieder verschiedene
Gruppen unterscheiden, allein es ist nicht immer leicht, diese Beziehung
richtig zu erfassen, so daß hier die subjektive Auffassung einen freien
Spielraum hat. Diese Einteilungen haben infolge dessen meist einen
problematischen Wert. Am deutlichsten tritt hier noch die Beziehung
bei den kasuell bestimmten Grundworten hervor : b. peciväUk ,Stuben-
hocker, Faulenzer' eig. kdo se na peei väli. Hierher kann man auch Fälle
wie 8. vindpija ,Weinsaufer* rechnen. Die Gruppe mit attributiv be-
stimmtem Grundworte tritt auch deutlicher hervor : ksl. vehmqSb ,homo
insignis*; liehopitbje ,nimia potatio^
Akzentregeln bei der Komposition. Von den beiden
Akzenten, die den Elementen des Komp. zukamen, tritt der eine
mehr in den Hintergrund, wird zum Nebenton, bis er gewöhnlich
ganz schwindet, so daß nur ein Akzent zurückbleibt, über dessen
Sitz bei den Hauptgruppen der Komp. folgendes gesagt werden
kann:
Präposition und Nomen. Bei mask. Komp. (o-Stämmen)
bleibt der Akzent auf der Wurzelsilbe, wenn sie steigend betont
war; das wurde sie aber häufig erst bei der Komposition. Vor-
wiegend gehören hierher auch kurze Stammvokale. So ist die
Mehrzahl der Präpositionalkomp. betont, ein Beweis, daß es sich
hier um Verallgemeinerungen eines urspr. Typus handelt Hierher
gehören: r. vostörg^, zalivz, perech6d^, soveth, supruffb, izvolökh,
otvolökb (dagegen völokz), zavoröih (dagegen vdrotb), ogorödh (da-
gegen görodh),
S.: dornet , Wurfweite' (slov. dornet, Gen. domäa); döhod
,Zugang* (slov. dohöd, Gen. dohöda); pösao (= aksl. po-shh). Gen.
pösla ,Geschäft, Arbeit*; ndboj , Wunde an der Sohle, Wand aus
Erde' (slov. naböj, Gen. nab6ja)\ ndrod ,Volk', slov. ndrod (zu-
rückgezogener Akzent), r. narodz.
War die Wurzelsilbe fallend betont, rückt der Wortakzent
auf die Präp. (vgl. oben S. 229) was nur bei einer geringen An-
zahl von Fällen vorkommt, d. h. der ursprüngliche Typus ist
hier vielfach aufgegeben worden: r. öblakb, s. obläk^ slov. obläk
(aus oblak entstanden) vgl. r. izvoUH imd dagegen v6lokb; r.
iblikhf s. oblik, slov. oblik ,AntUtz' ; r. pSregarz, pirecerkh u. s. w.
Da die zweisilbigen t-St fallenden Ton der Wurzelsilbe
hatten, mußte er bei der Komposition ebenfalls auf die Präp.
505
rücken (überhaupt weiter auf die erste Silbe) : s, povest, slov.
povest (aus povest), r. pövestb, r. pirekiph.
Analog auch bei Nomen + t-St.: r. Hro-pist .Malerei'.
Da die a-St. steigend betonte Stammsilbe aufweisen, be-
hielten sie den Akzent an derselben Stelle (also wie r. nar6d^
u. s. w.): r. dogöda, daprdva, dosdda, zabdva, zapläta, naüka u. s. w.
ebenso oboröna, zavolöka, prevolöka, dagegen v6lokb. Es herrscht
hier demnach eine vollkommene Übereinstimmmung mit izvolökz,
otvoUkb u. s, w. (siehe oben); zagaröda, otgoröda, peregaröda
gegen girodh; zastaröna ,das Verdecken*, obzwar storond Auch
im Bulg.: zaplatb, izinem, naükh, otrdm>, pregrdd^ u. s. w.
Im. 8 erb. sind noch teilweise Reflexe dieser Betonung yor-
handen: ndvada , Angewöhnung' aus *närada, öak. naväda, slov.
naväda, r. navöda , Verlockung'; ndhlada , Erkältung'; bpona
^äutchen' u. s. w. etwa 80 Fälle (nach Leskien).
Zumeist ist jedoch im Serb. — im Slov. durchweg — der
einst steigende Ton des zweiten Gliedes in den fallenden ver-
wandelt worden (zunächst wurde natürlich die Silbe verkürzt).
Im Slov. mußte dann die Silbe gedehnt werden: dologa, dosega,
maväla, navfka^ ohika, poköra, sloga, sprega, zagräda u. s. w.
Im Serb. zunächst *zägrada (* bezeichnet hier die fallende Kürze),
daraus zagrada. Ebenso dosada, obrana (r. oboröna), ogradja
,Zaun', slov. ogräda,
Nomen und Nomen (o-Stämme). Hatte das zweite Glied
steigende Betonung, so blieb der Ton auf demselben: r. belo-
rüdka, s. Ijevöruk ,linkhändig' zu riika] vielfach dann aualogisch:
s. bjd-blik ,weißbackig' zu Itk , Angesicht'; s. zlb-6ud ,bösartig* zu
6ild fem. ,NatureU'. Dieser Typus ist im R. verallgemeinert
worden: kosonögh ,Geißfuß'; dode) ,Übeltäter*, belorükij ,weiß-
händig'; vgl. noch: bilogolövh ,mit Schnee bedeckter Pfahl';
vodovorät^ ,Wa8serwirbeP ; belovolösyj ,weißharig' ; vgl. jedoch das
oben erwähnte Hvopish, wenn das zweite Glied ein t-St. bleibt
Mit dem R. stimmt das Slov. in der ungeheueren Mehrzahl der
Fälle überein: drvotbn, Gen. drvotdna; belorbg, f. bdoröga.
Sonst ist im S., wenn das zweite Glied fallend betont war,
das erste Glied altbetont: VUegrad zu gräd; rukosad; ,selbst an-
gelegter Weingarten' zu säd; modrokos ,Vogelart' zu kos ,Amsel'
(vgl. Leskien Afsl. Phil. 23, S. 323flf.).
Hinsichtlich der Quantität in b. hrudo-tluk : hrofida; kra-
506
lavrah : krdl; krcisapis : kräsa; parostrcj : pdra; vinohrnd : vtno;
muchomürka : moucha u. s. w. vgl. S. 214.
Imperativ + Nomen. Hier ist die BetonuDg nicht so
einheitlich. Häufig bewahren die beiden Bestandteile ihren Akz.:
r. derzi-dSrevo ^paliurus aculeatos'; derH-ladtjd ^mora*; perekaU-
p6le ,Name einiger Pflanzen'; sorvi-golavd , Wagehals^; s. 9vrzi^
brdda, svrzimäntija; \zjedipbgaea.
Entwickelte sich nur ein Akz., so ist es im S., wie wir es
fast erwarten, der des Imper.: tisibaha, Umigora, pjhndräg, izdi-
rüjeska, kljujdrvo. Jm R. dagegen der des Nomens, so daft
diese Komp. der Analogie der anderen unterlagen: skopidom^
yguter Wirt'; sverbigüzh ^symplutum officinale'; vertigolovka verti-
iijka ,iynx torquiUa'; vgl. auch vertaprdchz , Windbeutel'.
II. Bildung der Verbalstämme.
Beim Verbum ist der Präsens- imd Infinitivstamm zu
unterscheiden, wenn sie auch nicht selten identisch sind. El»
kommt auch vor, daß das, was in einer Sprache als Infinitivst.
(aorist St.) fungiert, in einer anderen als Präsensst. auftritt, vgl.
z. B. aksl. Aor. mde-fs), vide-ft), gr. ifuivrig^ ifidvijf dagegen
lat habgs, habet, got habais aus -Ss, habaiß aus -^t.
Hier soll nur das Wichtigste der verbalen Stammbildung
hervorgehoben werden ; alles andere kommt bei der Konjugations-
lehre zur Sprache.
Wurzel als Stamm. Während wir im Slav. keine Nomi-
nalstämme haben, die sich als bloße Wurzeln äußern möchten,
d. h. keine Nomina ohne stammbildende Suffixe, treten beim
Verbum solche Präsensst. auf, die aus einer leichten oder ein-
silbigen schweren Basis bestehen.
a) Ohne Reduplikation: aksl. jes-mif ,ich bin', jes-i ,du
bist' u. 8. w. aus *i8'fni; aksl. jamh ,ich esse' aus ^ed-mi, jashk
aus *Bd4i, lit e8t(i), lat. Sst, eslis mit Dehnstufeuvokal, ai. da-
gegen ät-ti ,er ißt', 1. PI. ad-mds. Die Dehnung ist hierher
wohl verschleppt (nach Hirt *Ssti aus *edäi).
b) Mit RedupL: damt ,ich werde geben' aus *död'ini, dost,
dastb, 3. PI. dad^z. Hier liegt urspr. eine Redupl. mit de- vor^
vgl. ai. därda-tni ^ch gebe', dctd-mdSy däd-ati. In der lituslav.
Zeit wurde jedoch die Reduplikationssilbe de unter dem Einflüsse
507
der Infinitiyformeu {*dö-ti u. 8. w.) zu dö- umgeformt und zwar
zunächst wohl im PL, da hier der Vokal der Wurzelsilbe ge-
schwunden war (vgl. ai. dad-mds ^damus^ und man deutliche
Formen jenen von der Wurzel dhe gegenüber (vgl. ai. dä^härmi
^ch setze^, dadh-mds, dadh-ati, lit. 2. PI. dhäe aus ^dhe-dh-te,
worüber im folgenden) haben wollte, also 2. PI. lit. d^'äe, aksl.
daäe aus *död'U für *ded4i. Aus dem PL drang dann das död
auch in den Sg. ein: 3. P. Sg. lit. dü'8t(i), aksL dasth.
Man nahm aacb an, daB das Präs. aof einer Bedupl. *dd-<l5 beruhe,
wobei dann die Form död von der 3. P. PI. verallgemeinert und dem
ganzen Paradigma zu Grunde gelegt worden wäre; dagegen spricht das
Ai. wie auch der analoge Vorgang beim nächsten Verbum.
Analog verhielt es sich nämlich bei der W. dhe ^setzen,
legen': aL dd-dhämi 4ch setzet da-dh-mds, dd-dh-ati, lit 2. PL
diste aus dhe-dh4e, dazu 3. Sg.rf^(t) fviv*de'de't{i); doch wurde
es auch schon themavok. konjugiert: ai. dd-dha-ti neben dd'dhä4i,
lit. de-dü, ded\, dida.
Im Slav. auch themavok. und zwar ging das Verbum gleich-
zeitig unter die ib-St: aksL dezdq, dezdesi, dezdeth zum Inf. düi
^egen'. Wie bei damt u. s. w. ist also auch hier der Wurzel-
vokal (^) geschwunden, was auch vom PL ausging. Es ist hier
nur der Infinitivs! in den PL nicht eingedrungen, sonst wäre die
Analogie vollständig. Der so gewonnene Stamm auch als Nomi-
nalstamm: aksl. nadezda (aus *nadedja) jHoffnung' gegen b. nadije
dass., weiter aksl. odezda ,Eleid'.
Stämme mit dem thematischen Vokal (e, o). Der
Präsensst und der Stamm des starken Aor. wurde mit dem
themat. Vokal (e, o) gebildet und entspricht den nominalen o-St,
von denener sich dadurch unterscheidet, daß letztere häufig den
Q-Ablaut aufweisen. Man spricht hier daher auch ejnfacf^on
zweisilbigen^ auf e—o auslautenden (leichten) Basen. Es handelt
sicE^Eier alsol^üptlifib^um keinen Bindevökarr~wie__D^n das'e ^7>Wf
und 0 früher aufgefaßt hatte, 8ondeni__diesft Vokft^ft hilHat^p einen
integnerenden iJest^ndtfiH deFBaffla. Später hat man sie freilich
mehr zu den Endungen gezogen, wodurch sie zu suffixalen Ele-
menten wurden, so daß auch andere Stämme in diese Kategorie
geraten tonnten, was, wie wir sahen, schon ein sehr alter
Ptpzeß jyar.
Die Betonung war von zweifacher Art: entweder war der
Wurzelvokal, oder der themat. Vokal betont: aksL blfudq ,gebe
608
acht*, got. biuda, gr. Ttei'&o^m, ai. bödhati; dagegen ircv&tto
(der griech. Akzent ist nicht ursprünglich). Letzterer Typus war
aoristisch 1, vgl. noch griech. Idi-^ drang aber im Slav. vielfach
auch in die präsent. Formen ein. Das sieht man am besten bei
jenen Wurzeln, die ein n, m, r oder l, die silbisch werden
konnten, enthielten. Der Akzent wurde hier überhaupt verall-
gemeinert, indem jener des zweiten Typus durchdrang.
In der 1. P. Sg. fand daher keine Akzentverschiebung nach dem
San B stire sehen Gesetz statt, weil auch in den übrigen Personen der Akz.
auf dem themat. Vokal rahte (vgl. dagegen r. derzü^ dSrzih). Eine Ver-
mischnng beider Typen finden wir übrigens sonst aach, z. B. im Ai.:
girati für giräti, vgl. aksl. ibra ,ich fresse*. Einige Beispiele: aksl. mhzq
,ich melke', ai. mjjdti, ahd. mulki ,da mölkest', dagegen lit. mÜstu, gr.
&fUXyio, ahd. milchu, zur W. mel^ »streifen, melken*. Vgl. noch r. nesü,
nesiSb, tuattb, nestrm, ne»tte, nemSttbx pekü, pecth, pectth u. s. w. Weiter
aksl. herq. bereit^ bereib . . . r. berü, berth^ berttb, bertmb u. s. w., got. baira,
lat. fero, gr. q>iQ(o, ai. bhärati-, der slav. Akz. ist hier demnach nicht ur-
sprünglich, sonst müßte es auch •ft»r<j, ^bbreii u. s. w. aus *b^tf, *bp'esi
n. s. w. lauten. Der derartig reduzierte Stamm taucht allerdings in den
Infinitivbildungen auf: bbrati aus *bfrati. Hierher gehört auch &^ aus
*bh^fU ,8ie wären*, eigentlich ein Präteritum.
Im Slav. sind es die Verba der I. Klasse, Gruppe 1—6, die hierher
gehören, ferner das Präs. der Verba der V. EL, 3. Gruppe.
Die Jo-Stämme. Das nominale Suffix -o- (e) ist identisch
mit dem e, o der themavok. Verba; dasselbe gilt auch von /o-
der Nominal- und der Verbalstämme. Die Identität sieht man
mitunter ganz deutlich z. B. aksl. dezdq ,lege* aus *dedjq und
nadezda ,Hoffhung* aus *nadedja. Auch bei den Verbalst, wurde
jo, je abstrahiert und bildete neue. Hierher gehörten zunächst
alle sog. Denominativa und man vermutet diesen Ursprung auch
bei den sog. primären Verben wie ai. pdsyati, lat. spedo. Da-
gegen können wir von jenen Verbis der I. Kl. 7. Gruppe, denen
ein Subst auf oj zur Seite steht, bestimmt sagen, daß ihnen ein
urspr. jo-, j>-Stamm zu Grunde lag, wie aksl. phjq ,trinke', pbjeH
u. s. w. wegen na-poj jGetränk'; hj<f, lüi, ab. Iju ,gießen' wegen
loj ,adeps'; bhjq ,schlage* wegen boj; po-öijq ,requiesco* wegen
p<hkoj. Von hier aus ist dann ein -jq, -JeSi u. s. w. abstrahiert
und anderwärts angewendet worden. So z. B. in den sekundären
Formen aksl. myjq, kryjq, rtfjq u. and., weiter Sijq, desgleichen
die Verba der V. Kl. 3. Gruppe, soweit sie denominativ. sind:
1. Doch werden nicht bloß Aoriste, sondern auch Präs. daraus
gebildet.
509
dtUq zu duchati ^blasen' {duch^ ,HauchO; kleveMq zu Idevetati
yverleumdeii' (kleveta ,Verleiiindaiig'); skrtztätq zu akrbzUati knir-
schen^ (skrhzttb); mit Reduplikation : glagoljq zu glagolati {glagol^).
Sekundär ist -jo, -je auch bei den Denom. der Y. KI. 1. Gruppe:
vonjajq zu vonjati ^riechen' (vanja); igrajq zu igrati spielen' (V^<^h'
delaja zu delati ^achen^ (delo). Bei den Iterativen derselben
Gruppe: naricajqzvL narkati ^benennen' (aksl. auch naridq nach
y.Kl. 2. Gr.); obladajq zu obladati ybeherschen'. Vejq, vejatij ai.
vdyati, got waia; dajq, dajati weisen ebenfalls ein sekundäres jo
auf. Dieses jo kommt noch vor bei den Verbis der III. Klasse
I.Gruppe: umijq zu umeti ,könnenS ceUjq zu cäeti ^eil werden'
und bei der VI. Klasse: besedujq zu besedocati ,reden^
Zweisilbige schwere Basen, a) Es liegt eine zweisilbige
Basis vor, deren zweite Silbe ein ii enthält (fx^/-Basen). Die
Verba, denen diese Basen zu Grunde lagen, waren ursprünglich
unthematisch ; im Slav. machen sie jetzt die UI. Ellasse 2. Gruppe
aus. Ein gewisser Zusammenhang zwischen diesen Basen und
zwischen den Stämmen der »-Dekl. wird einmal jedenfalls be-
standen haben. Über die Yokalstufe im Präs. vgl S. 200. Im
Lit haben wir die S- Stufe t. Gleichzeitig sind die Endungen
der themat Verba angehängt, während es sich hier, wie schon
erwähnt, urspr. um eine athemat. Konjug. handelt: l.P. Sg. aksl.
smrhzdq aus ^smrdjq, lit. smlrdzu; PI. 1. smrtditm, smrtdüe, lit
smirdime, smirdite; tntmjq, gr. fiaiyofioi aus fiopiofiaiy also auch
thematisch. Im Lat erscheint i und t; farcts, cupis.
Der Infiniti ▼stamm bietet zwar Id der zweiten Silbe die Vollstufe
(V), jedoch mit Verlust des t, somit ein 2: aksl. Inf. «mr»JA», lit. mnirdeti
,8tinken*. Sowohl der Präsens- als auch der Infiniti?8tamm weisen die-
selbe Vokalstufe auf und zwar infolge der Ausgleichung: aksl. ifi»it«t» ,er
meint* aus mpn»- (vgl. lat. r«-muii-<cor), also 8 + R, gr. ftairofMu aus
/larjpfjuu, das ein ^mfini voraussetzt, also: S-fS. Dazu aksl. Inf. mbnHi
«meinen*, Aor. mtnieh^ ,ich meinte^ lit. 3. P. Sg. mlnä, gr. i'fidnj-r, fiavijv<u
aus * m\Me{%), also : S -f V.
b) Eine zweisilbige Basis, deren zweite Silbe einen langen
Vokal, im Slav. meist ein ^ oder a, in anderen Sprachen auch
ein ö enthielt. Mitunter gehören zur selben Wurzel zwei Basen
mit verschiedenen langen Vokalen und zwar selbst auch in der-
selben Sprache: aksl. ima-mt ^ch habe' und ime4i ,haben^, wo
*Mnä- und *»m^^ vgl. j^i, imq ,nehmen', zu Grunde liegt; aksl.
be ,eras, eraf aus *bhi^ und lat -bam, -bäs aus *'bh\ia zur Basis
Hhe^i, *bheyk^ (vgl. S. 159).
510
Da die Formen mit i oder ä, die also haupttonig waren,
oft als Aoriste fungierten (vgl. ai. d-prät, gr. tvI^-to zu *peU
,füllen'), so ist es möglich, daß ima-mt aus einer aorist. Form
umgebildet wurde. Das e in imHi ist wohl eines anderen Ur-
sprungs als das e in smrhditi, geht also nicht auf ein ^(i) zurück.
Hierher gehört aksl. tbkati, tbkackh ,weben* zum Präs. tbkq;
stüati zu stdjq ^ausbreiten, streuen^; btrtiekb, bträti zu berq
^sammeln, lesen*; gbnachz, gbnati zu zenq ,treiben^
Die Beduktionsstnfe *hhü (zu *hhe^a), die in gr. f-^t;, ai. d-hhüt^
Part, bhü'tds vorkommt, ist auch im Slav. vertreten in aksl. hyii ,8ein',
Aor. bychi, hy, lit. buti.
Neben tmam» haben wir noch andere Präs., denen unsere Basis zu
Grunde liegt, es ist das Präs. der Yerba der III. Klasse 1. Gruppe:
c^'q ,ich werde heil' zu elSiHi\ umijq ,ich kann* zu um^i. Es wird hier
also das jo-Suffix an die Basis angehängt.
Nasalstämme. Im Slav. haben wir nur themat. Verba
dieser Art und zwar zunächst mit no, ne (themavok. Nasalformen).
Der Nasal trat urspr. auf als der Bestandteil eines stamm-
bildenden Suff., im Sg. nä, PI. m. ürsprachlich flektierten diese
Verba: 3. Sg. -nd-H, PI. 1. -nd-mia, 3. -n-inti, vgl. bei Homer:
0yudvriiAL^ eav(.idaaev (im Ai. ist es die IX. Klasse). Wie sich
daraus no, ne entwickelte und dann verallgemeinert wurde, werden
wir bei den Verbis wie dvignqti, die auch hierher gehören, zu
erklären trachten. Im Slav. gehört hierher: aksl. ttnq ,ich haue^
gr. tapivü} ,ich schneide', aus ^tTiino-, vgl. gr. e»TaiAo-v; das aruss.
ttmeth ,er haut' soll noch das unerweiterte Thema enthalten, wie
es im griech. etapLov vorliegt, es könnte aber auch eine Beein-
flussung seitens des starken Aor. enthalten (S. 323); aksl. stanq
zu stati ,consistereS vgl. an. standa, lat de-stinäre, gr. aravo).
Neben dor. u. s. w. td/ivco vgl. noch im Griech. xd/ivo}, ddHvco, die
auch in die o-Flexion übergegangen sind; lat. aspemSri, eonsUmSrej dar-
neben spemö, Umnö.
Zumeist ist jedoch im Slav. der Nasal auch in den Inf.
eingedrungen und so kommen wir zu den Verbis der 11. Klasse
wie dvignq, dvignqti ,heben^
In .dieser Klasse ist aber neben dem Typus -n«-, -n»- noch auch der
Typus -ii0f/-, -nu- (im Ai. die Y. Klasse) vertreten. Auszugehen ist hier
allerdings von dem ersten. Im PI. mußte er im Slav. ergeben: *-no-m5,
*'no-te, *n^b. In der 1. P. PI. berührten sich nun diese Verba mit jenen
der I. Klasse (und Y. Klasse 3. Gruppe), also mit *pbnom9, bbjom^j denn
auch hier war einmal das o, bevor der Umlaut des jo zu je eintrat, unter
dessen Einflüsse auch *pbnomz zu pbnem» (nämlich nach btjerm u. s. w.)
611
wurde. Darch diese Berührung ist zunächst wohl der PL entsprechend
umgeformt worden: no-m» (später dann auch fi0-m»), tte-te, *nH'tbf dann
auch der Sg. : -m{, *-»««», *neh (statt *füh-mbj 3. P. *nä'i»).
Früher muß aber noch ein anderer Prozeß stattgefunden haben.
Die Verba des zweiten Typus konjugierten: -iwii-mi, PL nu-mes, 3. PL
fftf'hUi [nu^dnti). In der 3. P. PL mußten sie also im Slay. *n{v)^b er-
geben, wodurch sie sich mit dem früheren Typus berührten und zunächst
von ihm angezogen wurden, um dann die weitere Änderung mit ihm
durchzumachen. So entstand im Slav. ein einheitlicher Typus: aks. -fuf,
«ft«#t, -netb^ -fi«m», -neUf -nfftb.
Es wird angenommen^ daß sich der Typus -fieü-mi, -nu-mis noch
durch die speziell im Aksl. vorkommenden Part. Prät. pass. wie komovem
zu konufti yb'erühren', dvignaven^ gegen düizent verrate, man kann aber
nicht annehmen, daß sie im Anschlüsse an den Sg. des Präs. gebildet
worden sind. Wahrscheinlich sind es einfach Neubildungen des Aksl.
Wie der neue Infinitivstamm dütgruf- in die übrigen Bildungen eindrang
(vgl. Aor. dvignqehz gegen dciff^^ Part, dvignan und dvignt^b gegen dvi^
und dvigh\ so entstand auch ein * dvigna-enb, mit Entnasalierung wegen
des folg. en- (S. 127): doigno-v-en» (vgl. nfko-v-^t 8. 180, zumal es auch
slav. Neubildungen gab wie zahbvenh, s^krzvem, om»reit& 8. 179). unter
dem Eindrucke dieser Part, suchte Pedersen unsere II. Yerbalklasse
iuL Wesentlichen als eine Fortsetzung des Typus neümi, numi» zu deuten
(KZ. 38, S. 347), nachdem er sie früher aus dem Typus fia-mt, n9nU9 er-
klärt hatte (IF. 2, S. 292 ff.).
Die wahrscheinliche Entwickelung der Yerba auf n^i, wie wir sie
hier gaben, wobei zunächst vom PL der urspr. Yerba auf nämt, n9mi9
(im Ai. 9. EL) auszugehen ist, macht es mir unwahrscheinlich, daß sich
in aksl. imamb ,ich habe* noch ein Best eines Yerbums auf namt, nnniM
erhalten hätte (näml. ein ^tm-nümO, denn im Slav. ging hier die Aus-
gleichung nicht vom Sg., sondern vom PL aus. Auch die Bedeutung
stimmt nicht überein und es ist jedenfalls richtig, was Bartholomae
sagt: »Im Aksl. haben wir neben imiyeU das gleichbedeutende tma/s, das
nur als Aoristpräsens aufgefaßt werden kann« (Studien, II, S. 138—139).
Die Bedeutungsentwickelung hat man sich etwa vorzustellen als: ,ich
habe erfaßt* (Aor. in der Geltung des Perf.) daher ,ich halte, ich habe*.
Ein solches Aoristpräs, ist auch znajq zu znati^, tnachb ,kennen, wissen^
was alles ein Beflex zu gr. fyvcav ist, gegen lit. iinatt, ittuHi «wissenS dem
im Slav. ^zbna- entsprechen würde. Als solche aorist. Präs. sind femer
aufzufassen ai. dräti ,er entläuft' zu gr. i&Qäv; ai. väti, dagegen gr. äfjfii
(Präsens).
Nicht leicht ist die Erklärung des Inf. auf -nqti, der als ein
1. Wegen ab. und nb. »ezttati darf man nicht ein *z»nati voraus-
setzen, denn Gebauer muß demgegenüber auch ans dem ab. Belege an-
führen wie ot znameni ivf/eh, v znämost, iznamenal u. s. w. (Hist. ml. I,
S. 181).
512
späteres Produkt aulgefaßt werden muß. Das nq äußert sich als
eine urspr. steigend betonte Länge (vgl. Leskien, Afsl. Phil.
23, S. 563) und das kann uns vielleicht einen Fingerzeig geben,
wie wir es zu erklären haben. Die steigend betonte Länge finden
wir- nämlich auch bei den Verbis der I. Klasse, die auf -einen
Nasal ausgehen: s.ztti ,emtenS h,z(ti, aksl. z^i aus *z^ti, *gv^i;
s. dutif b. douti, aksl. dt^i, lit dümti aus ^dfpti; ab. pieti, püi,
lit. ptnti, aksl. p^ti, s. abweichend päi u. s. w. aus *p^% und
andere.
Nachdem sich das Präs. dieser Verba (wie aksL pt^nq, pbne^i
aus *pi(^nq u. s. w) mit jenem der Verba der IL KI. (dvignq,
dvigneäi) zu berühren begann, wurde davon auch der Inf. der
Verba der IL Kl. beeinflußt: es entstand hier analog ein *dtng^i,
*kosv^i wie *pv^i, z^i u. s. w. Während aber bei Verbis wie
ztnjq, z^H; ptfiq, p^i das v^, $ eine helle Färbung annahm (mit
Ausnahme von d^mq, dqti), konnte dies bei *dvij^i nicht der
Fall sein und zwar wegen des Präs., das das unveränderte g be-
hauptete: dvignq, dvigneii u. s. w. Analog auch bei Verbis mit
k, ch und dann allgemein. Das @ behielt hier infolge dessen eine
dumpfe Färbung und wurde zu q^; *dvigqti, *kosqti (vgl. oben
S. 336). Unter dem Einflüsse des Präsensst dvigno, dvigne wxurde
*dvigqti später zu dvignqti.
Die BeeinfluBsnng von p^i und dvigtuiti zeigt sich auch z. B. im
nb. Inf. pnouti zu pnu, das nach zdvihnouli gebildet wurde (ab. noch pieti,
piti). Es stimmte nämlich das Präs. pnu mit zdvihnu übeiein und so
wurde auch der Inf. beeinflußt.
Das 91, welches sich also urspr. auf das Präs. beschränkte, ist mit-
unter fest geworden und tauchte dann bei allen Stämmen auf: ibna, i^t\
gegen gr. tdfAvto, Analog auch in anderen Sprachen, vgl. an. ^ina, gein
fgähnen', as. gXnan, gan^ aksl. tinqii.
Neben einer perfektiven Bedeutung, falls diese Verba deverbativ
waren, hatten sie, hauptsächlich wenn sie denominat. waren, nicht selten
eine intransitiv-inchoative Bedeutung: s^chnqti ,dtirr, trocken
werden'; oglnehru^i ,taub werden*. Dieselbe intransitiv-inchoative Be-
deutung finden wir hier auch, wiePedersen darauf aufmerksam machte^
Im Ostgerm., und er möchte wegen an. »ofna und aksl. u«»9i^f in einem
ursprachl. *8upnämi, supn9m^ den ursprünglichen Sitz dieser Bedeutung
suchen (IF. 2, S. 292 f.). Kichtig ist es, daß das n die Tendenz bekam,
auch in andere Formen, insbesondere in den Inf. einzudringen, sobald es
nicht die präsensbildende, sondern eine bedeutungsmodifizierende Funktion
erlangt hatte ; vgl. noch got. fraliuna ,gehe verloren', an. vakna ,erwachen',
sUtfM .zerreißen' (intrans.); von Adjekt. an. myrkna ,dunkel werden', got.
513
heilnan ,geheilt werden'; ygl. auch lit. »zvintü ,werde hell* « aksl. scbnq,
an. hvüna ,weiß werden'.
Eine zweite Art der Nasalstämme im Slav. ist jene, bei der
der Nasal im Stamme selbst erscheint: s^q zu sesti ysich nieder-
setzend Es ist dies der Reflex der ai. 7. Klasse, ürsprachlich
hatte diese Klasse vor dem letzten Kons, im Sing, ne, im Plun
n, also *junigmi, *jungmis, *jungintiK Aus diesem Typus ent-
wickelte sich leicht ein neuer, nämlich *jungö (im Ai. die 6. KI.).
Schon im Ai. hat man neben sindimi blasse übrig' ein Siidtni =»
*k^in8ö. Solche Doppelformen gibt es viele und manche Verba
mit Nasalen haben im Ind. nur die Flexion nach der 6. KL
Auch in die 1. ^. kann sie übergehen (vgl. Pedersen, IF. 2^
S. 286). Vgl. lat frangö, findo; ai. bhinädmi. Nicht selten drang
das n auch in andere St ein: functus, iünxl, pinxL
Im Slav. sind auch die hierher gehörigen Yerba in die
themat. Flexion übergegangen: neben s^^^ aesti ^ch niedersetzenS
noch l^q, UHi ^ch niederlegen', vielleicht auch hqdq jlcYl werde'.
Mit festem n; gr^dq, gr^i ^kommen', vgl. got. gridi f. ^Schritt',
Isi. gradior, gressus; weiter syq, s^i ^reichen, berühren', htsegü
4ch hafte', ai. sdjati ,er haftet'.
Mit dem yo-Su£fix wurde erweitert: obr^Stq, obristi ,finden';
sb^^iq, sh-risti ,begegnen', die Grundbedeutung des resti also:
,gehen'.
Viele der hierher gehörigen Yerba sind wahrscheinlich in die
II. Klasse übergegangen: lit. -bundü, -buiti, -budaa ^aufwachen', slav.
'b^nqti (aus *5wrfn-), vgl. gr. :rvv^dvo/Aat; hierher noch lit. limpü^ Rpti,
lipäa jkleben bleiben'; $n%figa ,es schneit', Aor. »nlgo, vgl. lat. ninguit.
Verallgemeinert ist das n in lit. jünk$tu, Aor. jünkau , werde gewohnt',
vgl. aksl. vt/knqti,
^0-Stämme. AkB\.pletq aus *plekto- (vgl. S. 270) ,flechten'y
lat pUcto, ahd. fUhtu, gegen lat. plico; aksl. rcLstq ,ich wachse'
aus *ard'to zu lat. arduos, ir. ard ,hoch, groß'; aksl. dhtq ,zählen^
lesen, ehren', W. qei ,8chichten, reihen, zählen', ai. ci-tds ,gereiht,
geschichtef , ci-ia ,Schichte*.
dho' und (fo-Stämme. Die Scheidung ist auf Orund des
Baltisch-slav. allein nicht möglich. Hierher gehört: aksL bqdq
,ero'; idq ,eo' zu i-ti, Ut eiml alt, einü, elti; jadq neben jachati
,fahren, vehi', Ut. j6ju, j6ti ,reiten'; aksl. kladq, Masti ,legen', lit.
Höju, klöii ,breite hin, lege hin, betten'. Vgl. noch Ut. virdu
1. Man setzt hier auch die Basen Uinep, hhrwieg, gernet u. s. w. an
und erklärt aus den Akzentwirknngen die Modifikationen im, », ^.
Vondr&k, Vgl. slar. Gramm. I. 33
514
^ocheS Prät viriaü, aksl. vwrUi, wrjq ,wallen, sieden*. Vgl.
^X-^ofiai, lat. saUo aus * saldo u. s. w.
Im S.-kr. hat scheinbar das do-, de- eine größere Verbrei-
tung gefunden^ aber es sind nur Analogiebildungen. Nach der
3. PI. entstand auch dadem, dadeä (XVIL Jhd., Daniöiö
S. 258, 268); znadem (seit XVII. Jhd.). Noch inniger war die
Berührung im Impf. Nach dadijech, dadijeäe (dadich, dadüe)
entstand ein znadich (vom XVI. Jhd. an, S. 305), imadiäe,
mnjadichatno, mnjadichu zu mnjetü
«o-Stämme. Hierher gehört aksl. tr^(^, tr^ti ,zittem*.
Es gab ein *tremo: gr. rgifiai, lat tremü und dameben *treso:
ai. trdaati, gr. tQ€(a)€L. Die slav. Form ist wahrscheinlich aus
der Verquickung beider entstanden oder ist trems ursprachlich.
Neben *treso setzt man ein *tereso (woraus auch gr. xtQBi abge-
leitet wird) und ein *ter8 an. In ^ttrissni ,ich zittere, schaudere'
sieht man wohl mit unrecht ein Bildungssuffix ho, denn nach i
und u geht hier 8 in sz über.
Eine Erweiterung mit s hegt auch vor in ai. srö^ati ,er
horcht* vgl. aksl. 8luch^ ,6ehör* und slyäati ,hören* zur W. Heu,
lat. cluere.
sTco- und s^o-Stämme. Diese sind im Slav. nur spärUch
vertreten. Das sTco führte hier zu 80 (vgl. oben S. 362), daher
lat päscö, im Slav. pasq, pasti ,weiden' eig. ,hüten', sb-pasti ,be-
wahren, retten', gr. yOti^ei^v^, In mesüi kann man allerdings nicht
ein 8h voraussetzen (vgl. oben S. 359).
Nun lautet aber das dem ai. icchdti ,er verlangt' ursprachL
^is-sJceti, ahd. eiscön ,fragen', eisca ,Porderung* entsprechende
Verbum lit. jeszkoti ,suchenS lett. ^kät ,suchen, lausen^ slav.
iskati, ütq (aus üd((), iskq ,8uchen^ Man dachte daher hier auch
an eine Entlehnung aus dem Germ. Diese ist jedoch wegen der
verschiedenen Bedeutung nicht wahrscheinlich, weshalb man auch
ein uisprachl. 8qo annimmt, wobei das sz im Lit nur als eine
Wirkung des k gedeutet wird (vgl. oben S. 362).
Außer den hier eben besprochenen verschiedenen Arten von
Stämmen haben wir noch bei einzelnen Konjugationen spezielle
Abarten zu unterscheiden; sie können hier noch zur Sprache
kommen.
Stämme auf -ijo-, -Sje-. Sie kommen bei der LEI. Konjug.
1. Gruppe vor: umijq {umeti) und sind dadurch entstanden, daß
das e (urspr. ^ der Infinitivformen auch in das Präs. eingedrungen
615
ist und zwar schon in der Yorelav. Periode. Vgl üt girej^Sy
girelis ^sich wohl fühlen, Gefallen habend girM ,gut^. Da es vor-
wiegend Yon o-Stämmen gebildete Verba sind, so sollten sie im
Präs. -eio-, -eiS- haben, vgl. lat cUbeo zu albus, gr. wviofiai ^aufe'
zu (ivog, ai. vasnaydti ,er feilscht' zu vumds ,Eaufpreis^ In die
Infinitivformen ist das ^ schon viel früher analogisch eingedrungen,
da wir lange Vokale in Bildungen wie gr. ifpiXrfla^ ifiia^uHiay
zifir/rog, Tifitioig, lat. albs-bam, alb^etn, finirem u. s. w. finden
(vgl. Hirt, Handb. d. griech. Ijaut- und Formenlehre, S.384 — 85).
Stämme der IV. Konjugation. Zunächst gehören hier-
her die Verbalst auf iio, zumeist mit der o-8tufe in der Wurzel.
Der Bedeutung nach sind es iterative und kausative Verba,
wie z. B. ai. patdyami, gr. noriofiai ,ich flattre, fliege umher'
neben pdtämi, rthofiai ,ich fliege', aksl. voiq, voziti ,ich fahre
hin und her' zu vezq ,veho', got. wcyja ,ich bewege hin und her'
zu gorwiga ,ich bewege'. Kausativ ist z. B. skA.' pojq, pojiti
,tränken', ai. päydyate ,er tränkt'; ai. pätdyati ,er macht fliegen'.
Weiter haben wir hier denominative Verba und zwar meist
von 0- (a-) und i-Stämmen: aksl. pltnüi ,füllen' zu plbm ,voll',
chvalüi 4oben' zu ekvala ,Lob' und gostüi ,bewirten' zu gostt ,6asf .
Es fällt auf, daß im Slav. im Präs. auch ein t als Bindevokal auf-
tritt und zwar bei allen Kategorien der hierher ji^ehörigen Yerba: aksl.
cozi-ii^ phni-ii, gosti-ii^ während im Lit. ein a auftaucht: variaä, 1. PI. j
varto-me, vartyti. Daher vermutete Brugmann, daß der Sieg der ö-
^ber die e|o-Formen bei diesen Verben in die Zeit der balt.-slav. Ur-
gemeinschaft falle und daß der slav. Flexion vraita, vratiii eine andere
und zwar eben 3. P. 8g. *vorlätby 1. P. PI. vortärm, vgl. imaU, imarnz i
vorausgegangen ist (Grundr.2. 2. S.1145). Das ist aber nicht wahrschein- I
lieh, vielmehr müssen wir annehmen, daß auch im ürslav. eine der ejo- \
Flexion entsprechende vorhanden war und zwar zunächst bei den alt- |
überkommenen Iterativen und Kausativen. Das folgt aus folgendem:
Denominativa von o-Stäramen waren hier schon ur sprach lieh, vgl. ai.
matdrdyate ,er berät* zu mäntraa ,BatS f/^oi. haüja, ahd. heii{i)u ,ich heile*.
Da hier also die o- Stämme als solche ganz deutlich erhalten sind {e^d-
Yerba waren es ursprünglich), so kann es auch im Slav. (und Lit.) nicht
Anders gewesen sein und wenn solche Yerba jetzt eine gleiche Konjugation
im Präs. mit den Iter. und Kausativen haben, so folgt daraus, daß auch
diese im Slav. noch die A'o-Flexion hatten, sonst wäre ja ein Zusammen-
fallen nicht möglich. Neben der ejo- Flexion — ein Beflex derselben sind
auch die 2to-Stämme wie umi/tf, umHi — war auch die -«jo-Flexion wie
d&ajqj dilati (Analogie der a-Stämme wie vot^jati, vo^jajq zu vonja) vor-
handen. Dieselbe bemerken wir auch in anderen Sprachen z. B. im
Griech. yod<a Jammere* zu y6og ,Geheul* nach tifA&iD u. s. w. Das hatte
33*
516
zur Folge, daB diese beiden Flexionen einander beeinfluBten, vgl. z. B.
gr. noxdoiAai neben noxiofiai, also selbst aach da, wo es sich nicht mehr
um Denominativa handelt. Analoge Erscheinungen finden wir im Lit.,
wo die Yerba auf -ati, -oti im Präs. gelegentlich auch die Konj. -oju an-
nehmen, z. B. Undoj'Uy also wie die Denominativa wie pdsakoju^ päiakoti
,erzählen* (von pasaka ,Erzählung'). Es muß aber hervorgehoben werden,
daB sie im Lettischen auf -ä/u, st ausgehen, also wie im Slav. die Ite-
rativa, denen sie sich hier auch hinsichtlich der Bedeutung anschließen,
indem sie iterativ sind. Daher ist es auch begreiflich, wenn die Yerba
auf -yti mit ihrem Präs. in diese Gruppe Übergingen, also sakau, sakf/U
, sagen*; plldau, pMdyti ,füllen^ Diese Präsensformen sind demnach sekun-
där. So meinte auch Beichelt, daß die lit. Yerba auf au, yti ihr Prä-
sens urspr. wie aksl. vraitq^ vratiii^ bezw. thematisch wie vili/ju bildeten
und erst unter dem Einflüsse der Yerba auf -au, -oti diese Bildungen
aufgegeben hätte (BB. 27, S. 83). Tatsächlich führt auch üljanov ans
dem Alit. Fälle an wie pudkiu für pudau, zudzia für zudau, zudo; gietiu
für gesaa^ rodziu für rddau u. s. w. (Zna^enie I, S. 57). Es liegt hier
demnach eine der alten ideur. Iterativ-Kausativflexion auf e^o noch mehr
entsprechende Flexionsart vor, indem rod*zu^ rodyii «» sl. razdt^y raditi^
wofür jetzt rödau^ rödyti gebraucht wird (Berneker, AfsL Phil. 25,
S. 497).
Es ist nun zu untersuchen, wie diese alte Flezionsart auf
iio im Slav. zu einem i: aksl. vratüi, vratUz u. s. w. führen
konnte.
Wir haben oben S. 201 erwähnt, daß hiebei die Konj. der Yerba
der III. Kl. 2. Gruppe von Einfluß sein konnte. Weiter können auch die
Denominativa von t-Stämmen wie z. B. go$täi in Betracht kommen, da
sie, wie oben erwähnt, wahrscheinlich im Slav. den Stammesauslaut ex
hatten.
Stämme der Y. Konjugation. Hierher gehören zunächst
die zweisilbigen schweren Basen auf -ö wie tzkati, tbkctchz ,weben^
zum Präsens tbkq (vgl. oben S. 158); aksl. z^vati, Präs. zovq aus
*ze^q oder *zeuq ,rufenS vgl. ai. dhuäma ,anrufenS hdvUave ^an-
rufen* (Basis ghe^ä, S. 161).
Eine andere Gruppe bilden hier die Denominativa wie däati,
dilajq ,machen* zu delo, bei denen igrixti ,spielen^ (^S^«) u- s- w.
maßgebend war. An diese schlössen sich die slav. Iterativa
wie -ricati, ricajq; dychati, dychajq; byvati-byvajq u. s. w. an.
Charakteristisch ist bei ihnen, daß sie den Stammvokal dehnen»
Derselbe kann jedoch zweifacher Art sein: entweder zeigt er eine
reduzierte Stufe und zwar ist dies meist dann der Fall, wenn eine der-
artige Stufe auch in den Infinitivformen des primären Verbums vorkommt^
z. B. 'hirati zu btrati^ herq ,sammeln, nehmen', zyvati zu zovq^ esvott ,rufen%
517
aber auch -rieati zu rekq, urslav. *rt,k(f, reili ^sagexiS pinati zu ptnq, p^i
,6panuen^
Oder weist der gedehnte Vokal die Yollstufe auf: mitati, miUajq zu
metqj meati , werfen^; hadati, hadajq zu bodq, hosti ^stechen, durchbohren*;
iikati, iikaj'q (neben ticati) zu tekq, teiti ^laufen, fließen'.
Die erstere Art der Iterativa ist die ursprünglichere (8.32, 36 und
71). Wie wir schon oben erwähnt haben (S. 511), gab es Aoristpräsentia
wie znajq, dann imamt. Das letztere kommt hier insbesondere in Be-
tracht, weil ihm eine sekundäre zweisilbige schwere Basis auf a zu
Grunde lag. Solche Aoriste hatten einen reduzierten Stammvokal, der
in den sekundären Präsensbildungen gedehnt wurde. Diese Dehnungen
werden wir auch im Lit. finden; im Slav. wurden sie verallgemeinert.
So kam ein Ükati, hadati u. s. w. auf, aber das war eine spätere Schicht
der Iterativa. Ein solches Präsens setzt natürlich eine Be-
tonung des Stammvokals voraus und diese finden wir hier
auch tatsächlich, wie aus Folg. erhellt.
Bei dieser Dehnung kamen nämlich die uns schon bekannten
Gesetze bezüglich der Int zur Geltung (vgl. oben S. 193 f.):
1) War der Stammvokal kurz, erlangte er bei der Dehnung
gestoßene Int: s. klänjati, Uanjam, r. kldnjatt, Udnjaju, b.
kldniti, zu s. klönüi; b. krddeti zu kroöüi; b. dychati zu dzchnqti,
b. dechnautf; -ndSeti zu nositi u. s. w.
2) Eine urspr. schleifende Länge bekam eine gestoßene Int:
8. küsati, kuäam, r. kuäatt, küsaju, b. kouSefi zu s. kusiti, Icusim
(Daniöic, Akcenti u glag. S. 44 bez. 90), b. kusüi, o-kusiÜ; b.
-bouzeti zu budüi, s. büditi, büdim; s. bjegcUi, bjegäm zu bjizafi
u. s. w.
3) Eine ursprünglich gestoßene Länge wurde zu einer ge-
schleiften: 8. bivati, biväm, r. byvdtt, byvdju (Akzentverschiebung
wegen der geschleiften Int. des y), b. byvati (vortonige Länge
bleibt erhalten) zu s. bUi, b. byti, lit buti; s. ubijafi, übijam zu
iibiti, ubißm, blti, bljem u. s. w.
Es gibt aber hier zahlreiche Ausnahmen; so griff, wie es
scheint, im Serbokr. die geschleifte Int mehr um sich: birati,
Kram; pro-rkati, pröriöem u. s. w. Die Akzentverschiebung im
R. (z. B. razdtt, razdju) ist auch verallgemeinert worden.
Da ursprünglich überall reduzierte Vokale waren,
die durch Dehnung zu langen Vokalen geworden sind,
so war in der ältesten Schichte der Iterativa ein ge-
stoßen betonter langer Stammvokal vorhanden.
Mit unseren Iterativen hat Bozwadowski die lit. Durativa auf
-afi, Ott identifiziert (IF. 4, S. 406 f.] wie hrydau, hrydoti dur. ^\m Wasser
518
stehen* zu hredü, Msti ,waten*. Nach unserer Darstellung der slar.
Iterativa müssen wir unbedingt diese Zusammenstellung billigen. B. hebt
weiter hervor, daB diese Yerba im Lett., soweit sie dort vorkommen,
einfach iterativen Sinn haben und dann auf -uju, -ät ausgehen, also
genau wie im Slav. Im Lit. wären sie durativ geworden. Nach der
Entwickelung dieser Yerba möchten wir allerdings erwarten, daß sie einen
durativen Sinn haben (vgl. tmam», znajq u. s. w.). Im Lit. scheinen sie
aber vereinzelt doch auch eine iter. Bed. gehabt zu haben, dafür spricht
mUau, mityti. Es muB einmal natürlich im Inf. auch *fnHot% gelautet
haben (tatsächlich haben wir im Let. noch nüiät , werfen']. Da es aber
iter. Bed. hatte und diese hier nicht oder nicht mehr vertreten war,
wurde es von der -au, y/t-Klasse, die Iterative aufwies, attrahiert. Eine
andere Frage ist die, ob sie ursprünglich athematisch waren (vgl. tma-m»,
lit. -au) und erst später die jo-Konjugation annahmen.
Das mHau würde dafür sprechen, daß dem Lit. auch die späteren
Schichte der Iterativa (vgl. slav. Ukatx) eigen war. Was die anderen
Sprachen anbelangt, so glaube ich, daß hierher nur die analogen Aorist-
Präsentia gehören wie lat. euhäre ,liegen^ Hirt hat auch die griech.
Yerba wie vcofidw iyofA^), ntordo/iai (^on^), die eine verstärkende Bedeutung
haben, mit den slav. Iter. wie tz-badaii zu bodq ,stechen' zusammengestellt
(Hdb. der gr. L. u. F.l. 8. 387), allein das kann nicht richtig sein, weil
diese Yerba nicht der ältesten Schichte der slav.-lit. Iterativa ent-
sprechen. Es sind speziell griech. Bildungen, die vom Standpunkte der
griech. Grammatik erklärt werden müssen.
Hier müssen noch die Iter. wie praäati zu prosäi, vraätati
zu vratiti u. s. w. zur Sprache kommen. Nach unserer Dar-
stellung wäre es eine spätere Gruppe, die dadurch entstand, daß
Verba der IV. Konjug. zu Grunde gelegt wurden, wobei die
Dehnung auch hier zur Anwendung kam. Das i- des Verbal-
stammes ergab mit dem darauffolgenden a ein ja, urspr. also
*prösfäti. Dem scheint Ic^ati zu widersprechen, da man hier
etwas sehr altes, vorslav. sehen könnte (wegen des g gegen loziH
aus *logiti). Allein der Widerspruch ist nur scheinbar. Es ist
wohl denkbar, daß statt des Verbums der IV. Konj. mitunter
das entsprechende Subst zu Grunde gelegt werden konnte, so
wie wir z. B. das Iterativum skakati nicht von skoöiti ,einen
Sprung machen', sondern vom Subst akokz ,der Sprung' ableiten
können. So gab es neben lozUi ein Subst -logz (z. B. na-log^
,inyasio' und unter dem Einflüsse solcher Subst konnte ein -lagati
um so eher auftauchen, als es auch ein UgcUi zu l^<f, leäti ,sich
niederlegen' gab. Auf dieselbe Art ist ein takati (otakati u. s. w.)
zu todüi, ein omakati zu moöiti, ein na^stqpati zu na-sUfpiti u. s. w.
zu erklären.
519
Den sekundären Iterativen wie praiati u. s. w. scheint im Lit. anch
eine spezielle Gruppe zu entsprechen. Es sind dies die Yerha wie vadgSti\
lett. wadät (zu vedü ,führen*), välkioti, le. toaVtät (zu velkü ,ziehen'] u. dgl.
Es ist hier nur die Dehnung, die wir im Slav. hahen, unterhliehen. Ich
möchte daher diese Formen als speziell lit. Umformungen der lit. Iterativa
auf -au, -yti unter dem Einflüsse der slav. ehen besprochenen Iterativa
wie urslav. *vadjati zu vodüi u. s. w. auffassen. Die lett. Formen wie
wadäty walkst würden den slav. Iter. lagaii^ akakaii u. s. w. entsprechen,
wahrscheinlicher ist es jedoch, daß hier das j verloren ging. Im lit.
sind die Bildungen ohne y hei iter. Bedeutung, wie scholl Leskien kon-
statierte (Abi. S. 437), selten, vgl. länhfti (zu linkti ,biegen') neben lankioti;
mit j z. B. dagiöii (zu degü «brennen') ; lakidii {lekiü ,fliegen'). Leskien
meint (8. 438), daß sich diese Formation von y^-Stämmen aus verbreitet
haben muß und daß dann das -joti wesentlich zur Bildung der als solche
schärfer empfundenen Iterativa im Gegensatze gegen die in ihrer Sphäre
verbliebenen Faktitiva verwendet wurde. Allein es kann doch wohl kein
Zufall sein, daß auch im Slav. ein -jati bei der Bildung der Iter. von
Yerbis der lY. Eonj. (die die o-Stnfe vorwiegend im Stammvokal enthält)
zum Vorschein kommt und es ist auch nicht so leicht, die entsprechenden
Subst. ausfindig zu machen. Niemand wird doch daran denken, daß ein
vadzioju ,führe umher* abgeleitet sei von vadzios Fl. ,Fährleine, Jagdleine'
(diese Zusammenstellung hat man gemacht, lett. aber wadät). Noch
weiter ist die Analogie gediehen bei neizidti iter. zu nenti ,tragen'.
Die Iterativa wie cHyvati ,s8lutare*, nakazyvati ,instituere' u. s. w.
sind analogisch nach pokryvati zu pokryii, umyvati zu umyti u. s. w. ent-
standen. Einzelsprachlich haben sie dann eine große Verbreitung ge-
funden, so z. B. r. ukdzyvatb, vygljddyvaib^ uchalHvatb^ okdncivaU u. s. w.
Da man za statt das Fräs, sianq als ein perfektives Verbum
hatte, so ist es klar, daß das andere Präs. stajq, das auch vor-
handen war (vgl. lit. stöju, stöjau, stöti ,sich stellen^ die Geltung
eines Iter. bekam. Dazu mußte man natürlich einen neuen Infi
stajati ,sich stellen' bilden. So wurde auch dajq, dajati iterativ
gefärbt im Gegensatze zu dati^ damt ,geben^
Stamm der VI. Konjugation.
Es handelt sich um Verba wie tnilujq, müovaii. Da das u, wie wir
sehen werden, eine gestoßene Länge, die auf einen langen Vokal oder
Langdiphthong zurückgehen kann, voraussetzt, so hat man diese Verba
von Nominalstämmen off(o) abgeleitet und mit griech. Verben auf -eixo
el. bI(o = *rif-x(o, wie ljtnevG> ,ich reite* verglichen (Meillet, Etudes,
S. 147ff., Brugmann, Kurze vgL Gramm., S. 693, 3, b). An eu wollte
man nicht recht denken wegen seines vermeintlichen Überganges in ju,
was allerdings nicht ganz berechtigt wäre (vgl. oben S. 15 und 97).
Aber solche Subst. haben wir überhaupt nicht im Slav., und wenn
man den ganzen Bestand der Verba der VL Klasse noch so genau prüft,
620
nirgends wird man eine derartige Spur finden. Die Yerba weisen viel-
mehr wo anders hin.
Es kann nicht daran gezweifelt werden, daß unsere Yerba
lu^prünglich denominativ waren und von u-Si abgeleitet worden
sind, vgl. celovati ,salutareS sladovati ,süß sein' zu slad^'kb ,8ü£S
lit. saldüs. Desgleichen mögen hier einige substantivische u-St.
ursprüngUch vorliegen, etwa darovati, dUgovati u. s. w.
Die Konjugation war ganz analog wie jene der o-Stämme
in umeti, umejq zu wm; heleti, belejq zu bih u. s. w. (vgl. oben
S. 514). Der o-Stamm hat also die 6-Stufe im Stammesauslaut
Übertragen wir es auf unseren Fall, so erhalten wir im Präsens
^cilBu-iäm, *ceUyb'ieH u. s. w.^ Daß die Silben so getrennt
wurden, wie hier angegeben, wissen wir aus aksl. uj ,Onkel* aus
*au'io8, preuß. awis ,Oheim' und aksl. äuj = ai. sanyäs ,links'
(vgl. oben S. 98). Wie wir oben S. 17 gesehen haben, be-
haupteten sich im Slav. die Diphthonge verhältnismäßig lange.
Das Su führte hier, so wie im Lok. Sg. der u-Stämme, zu ü mit
einer gest. Int., also so wie wir es auch erwarten. Im S. ist
daher das u, wie schon Meillet richtig bemerkt hatte, in allen
Fällen kurz, sowohl unter dem Wortakzente, wie in psüjem,
Tciipujeni, als auch als unbetonte Silbe, wie in vjeruj^m. Als eine
gest. Länge zog es natürlich den Akz. an sich, falls die vorher-
gehende Silbe eine geschleifte Int. hatte: r. torgüju, s. trgujem
zu r. torgz, törga, s. tfg, trga, dagegen r. veruju, s. vjerujstn zu
Vera, s. vßra; r. heseduju u. s. w. zu r. beseda, s. bisjeda. Auch
das B. bezeugt diese gest Länge. War sie betont, wurde sie
erhalten, was hier verallgemeinert wurde und das hatte zur Folge,
daß eine lange Stammsilbe verkürzt werden mußte, daher kraluju
zu kril; kupuju zu koupiti u. s. w. (vgl. oben S. 250 und Verf.
BB. 30, 8. 133 ff.). Ich ging früher hier vom Inf. aus (1. c. S. 135),
wir werden aber sehen, daß der Inf. auf -ovati sekundär ist imd
daß er in akzentueller Hinsicht ganz vom Präs. beeinflußt wurde.
Später, als der Akzent im B. auf die erste Silbe verschoben
1. In dieselbe Kategorie der Verba gehörte im Slav. ein vorauszu-
setzendes *go$(exie8i u. s. w. vgl. oben S. 201. Ferner lit. jükäju^ Fut.
jükü'siu zu jukas ,Scherz'. Es ist möglich, daB es auch im Slav. solche
Yerba von o-St. gab, die dann -qfq bekamen und nach d^lati konjugiert
wurden. Wenn wir sagen, daß bei dieser Konj. die Verba von o-St.
maBgebend waren (wie z. B. vor\jaU zu vor^a), so ist es vielleicht nicht
ganz richtig.
621
wurde, wurde die früher betonte Länge vielfach verkürzt, daher
ist das u jetzt durchwegs kurz, ebenso wie z. B. im Impen chvali,
pUi (vgl oben S. 250).
Die gest. Länge wird schließlich durch das Lit. bezeugt:
iamduju, tamduti; ragduju, ragduti. Hat die vorhergehende
Silbe eine gest. Int., so wird natürlich auch hier der Akz. nicht
verschoben: r'ekauju.
Es ist noch der In£ auf 'Ovati zu erklären. Da zu um^-^
u. s. w. ume-ti gehört, erwarten wir zu *milS^-iäin ein *miUhi-ti,
wie wir es auch tatsächlich analog im Lit haben: tamduti u. s. w.
Es ist auch wahrscheinlich, daß der Inf. einmal so hieß. Da
aber die Deverbativa wie kupovali u. s. w. eine iter. Bedeutung
hatten, erlagen sie in den Infinitivformen offenbar der Analogie
4er so zahlreichen Iter. auf -(xti. Das hatte zur Folge, daß
*müSuti von *tnilB^äti schon zu einer Zeit verdrängt wurde, als
noch der Diphthong bestand. So entstand dann müavcUi S. 212 f.
Dort, wo der Wortakzent infolge seiner Verschiebung auf «jf ruhte,
kam er im neuen Inf. auf das o und da das a des Inf. eine gest.
Int. hatte, mußte er neuerdings verschoben werden: v.torgovdtt, s.
trgövati, r. celovdtb u. s. w. Dagegen natürUch r. zdrdvstvovatt,
vgl. zdaröüh, b. zdrdv, s. zdrcv ,gesund'.
Es kann noch bemerkt werden, daß die Yerba auf ovati und
j/vati einander mitunter beeinflußten.
622
Wörterverzeichnis.
Aus der Stammbildungslehre sind in der Kegel nur jene Worte, bM
denen sich eine etjm. Erklärung findet, aufgenommen worden. Die Yerba
erscheinen meist in der Infinitivform angeführt.
Buchstabenfolge: a, <f, 6, e, c, c^, et, d^ (auch <i, «, ^, ^, /, g, h^
c*, »I J\ *, ^ »», n, n, 0, |i, r, r, «, t , i, <, <^ m, t>, w, y, «, *, », », ».
a 78
agn^ 414
a/odi/t .. 298; 800
a/»fta<t .. 298; 800
alvniji .. 49
andU b. . . 278
anjel ab. . . 273
atz . . 844
. 426
qdoh .. 120; 888
qgh 88; 120; 259
ifgh 17; 120; 481
qgoriitb 121; 184
qgrinz 119
«fcAo^' 120; 358
qpolu . . 338
«fTocT» 342
asiniea 185
1^ 185: 357
ifiroba 433; 455
if^r» 433
^»^9 120; 338
ifoozo 120; 338
oe/s 121
i^»;t5 120: 137; 259;
344; 456; 486
ifie 185
*qh . . 121
bajaii 75; 282
baPtiny 304
5af|;a 28 Anm.
hasnb 75
5ato^9 472
-&an<t 164
hqhMi9 122
M? 613
bebrz . . 498
6«E<2&»a 136
bida 58; 399
%» 56; 251; 259
&«fyi> 471
bilzcugi^ 472
5&too 381
5^ 352; 473
b^ati 56
biskupz 99
5i^/a 482
5Ai&o/At b. 498
blato 281; 304
6^» 88
bl^i, bUdq 121; 2)
blhki> 265
^/usfta 345
ft/iz» 345
bljudo 99
5/;W» 99
bljusti 15
i/2>cAa 136; 350
bhanqti 272
5/M^a^t 265
bogatyrb 445
bogatb 83
%» 259; 282
Äoi (60;) 171; 395
bojati $^ 282
fro/azn» 481
bolv 281
5o«^t, &o(2i; 93
bosb 358
ftraify 488
brambor b. 325
&ran» 323; 480
brahno 282; 356
ftro^t, ftor;^ 282
bratrz 75; 282; 491
braiz 491
iram0fio«a s. 385
bresti, brbdq 39; 160
ftr^m« 321; 490
br}ha 300; 344
brodz 39 ; 393
Äro; s. 396
brusina b. 352
brun 396
-ftriMB 396
*6ry 409
ftr&M/» 278; 353
^»tjft 409
brwbno 426
ftraJö/ 405
brtdo 397
brtlogz 472
6tica<t 281
6ti<2tYi 16; 96
5ii% 99; 110; 488
byk?^ 281; 396
byti 104; 163; 252;
282 *
5»(i&/l36; 162; 275
bbdrb 136
&9i(ir5 136
6&ra<i, berq 33; 160;
282; 293
e€to 118; 268
e« 266
52a
e&^ 266; 486
chia 14; 58; 266
efyim 269
eipiti 256; 269
eisaf» 268
eistüi 24
cü^, <fi{ p. 155
eirkev b. 309
c£ivaA; polab. 309
ert>ky 110; 268; 309;
ev^üi 270
er»» 171
cvi«/t, cvttq 39
cz^«ry p. 37
6adi^ 263
tTiEi/a^i 57
dop» 57
eara, can 57; 263; 396
can bl; 203; 473
ceehl^ 361
celjadb 262
ce/o 262; 397
cemer^ 33
rerMs r. 356
cesati 262; 345
cMo, CMO 37; 82; 85
cetvridbfibCbm 308
cetvr« 251 ; 262
cf^o 118; 263; 268
ceatb 342; 441
Äy404
^'fis 486
ciry b. 25
«»fo 278
cut9 Aor. 18
m^f, Cbtq 513
(Tt«^» 24; 441
clatib 305
c/^/is 305
c7or«Ä» 262; 308
clun b. 333
cocTca b. 384
er^cfa 263
cremiga 471
tT&/i, eT»<<j 160; 274
criit 328; 356
crmljak slov. 322
cTbmbn^ 322
cr&n» 264; 359
crbstvb 284; 445
<T»<a 264
c'rbtati 8. er^i
dr»^o^d 472
cTbvljenb 431
(T»o» 264; 822;
(HrMis 322
Äy^f b. 37
cudirib 100; 277
cudo 277;
ctf(f» 277
«i^i, cnfq 97
(wtöt 277
(?tfS<;» 100; 277;
Cbbbfz 430
(?»«o 8. ceso
cbtiij cbtij 404
chto 139
danft 76
Ain> 76; 174
dati, damb 76; 275;
506
datb 76; 163
daviti 78
<2ol»^p9 r. 502
dtfib 430
e/^i\ ifoiiKF 120; 138;
163; 339
deheU 282
debrle 87
<fe«e^ft 33; 274; 483;
492
d€B^T, 342
<f0«i^t 87; 353
desbfiby desm 33; 346
det^b 84; 284
e^M-e^» 342
de^idq 174; 507
(ieie/a slov. 438
dldz 56; 275; 498
dijati 8. c/»t
(/I/o 174
diaz 348
rf»« 83; 163; 275;
dUl rf^Vf 56; 174; 275
d^va 163; 409
d«i?*r» 58; 275; 283;
491
ditjd r. 25
dlarib 323; 480
(//a/o 40; 289: 305
dlbgb (dibffb) 82; 163;
259; 275
dobtb 282
dohrb 83; 281
<io;Äf, dojq 83; 163;
275
£7o/a 348
dohio r. 40
<fo/» 486
dotnb 81; 275; 486
dort bg. 377
doBÜi 88; 353
doetoem 148
dostoifib 142
dostojam 148
drevtbib 84
drevbfib 84
<ir^A/» 357
(fr^0/» 357
<2r^»&& 357
c/rexya 269
£7rloo 39; 275: 486
<2roz<i b. 351 Anm.
drugdje s. 455
dr»ro 39; 486, drbva
275
</r»i^/ft 482
duehz 96; 136; 162; 351
duma 99
dunaj\ dunavz 99
rfwrt bg. 377
tftMt^i 96; 351
duia 162; 264
dvoehatb r. 162
dror» 162; 252; 275
dvbVb 162; 252; 275
dyehati 162
(/yms 104; 396
dz^ 266; 345
(^9^ 282; 481
dbehtufii 96; 136; 162
dbchofb 136
c/»»o 136; 379; 414
dbiti 136; 270; 275; 491
dzva 77; 136; 275
dbidb 265
e;»6r» 282; 481
dbnb 139; 275; 480
£7»nMft 146
episkupb 99
/tf/a 8. bg. 285
^gan 165
y<i«t<» 259
gasfufti 353
y<](5a 120
gqgnati 259
gqsinica 185
ffiuA' 278
yoM 121; 347; 357
gqiüica 185
yq[;'e 8. 455
g'^ofia, a^eefia 86
a/ai» 395
, gladtkb 259; 275
0/c/yo/i> 170; 392
glasb 319; 356; 473
glqbokb 340
. y/ln» 414
£24
^ligorb 318
glog^ 83; 259
gluchmerib r. 359
ghbokb 138; 340
ghkb 392
gnqsüi 126
^mda r. 26; 116
gnoi ignoj) 172
^nuia^i 126
^ntgi> 126; 341
^oAf55 478
goiotb 263
^o/ttWi r. 478
gonb 393
^on»zn<f<t 83
^orÄt 260
gospodb 478 Anm.
^o«^5 81; 259; 483;
gov^o 259; 454
govtno 426
^o3f bIov. 184
^rarf» 347
grai i^raj) 401
^rifziYi 351 Anm.
^rebem 169
^^a 399
gr^ti, gredq 259; 513
grichb 35o
^rtra 24; 409
grivtna 24; 426
^o6» 169
gryati, gryzq 259
^n>/o 481
gnaU 326
gmtanb 481
^r»mÄt 328
gumbno 426
^sna^t, ifofkf 38; 160;
260; 262; 336
herb b. 183
A/uA; b. 333; 392
hpdn ab. 97
um 264
<;lk;%» 121; 261; 356;
472
chlad^ 357
«A/^5 261
cAi^s 261; 356;
eUup b. 334
chmurüb r. 360
«Ao<2» 171; 355
chorqgy 110; 261; 488
chotiti 8. chvtiti
chotb 479
eArana 260; 350
«Ar<f«<s (cAnfi^ft) 261
chrtdn b. 315
cAti» b. 115
chudb 272; 357
chvala 360
eAoo^s 173
eAoi/e b. 356
chvoja 399
chvorovati 360
cAoory b. 162
eAvors 360
chvoTb r. 162
cÄyra 162
ehytiti 173
cAy<r» 173
chyza 28
ehyzina 109
cAys» 109; 261
cAySa 109
cA«^&» 89; 138; 261;
i 78
igeta 86
t>^ 142
^o 28; 81; 138; 142
ikonos B. 385
tm<s 321; 323; 341; 490
tmiti, imamb 322; 509
—510; 511
inegb 471
tno^s 471; 472
im 28; 65
»«^V^t 119
iskati 65; 362; 514
ükoni 170
ispolifib 29; 83
t><o 26; 116; 362
•«<»Aa 29; 137
t^i; idq 513
iib Sap. 26
tüfl 183; 399
iz-rash 279; 482
»» 142
iie 28; 142
Jabetbtiikb r. 114
jablant 481
jad<f 513
jfliiro 64
yaJ» 64
jagne 182; 414
>^orfa 77; 182; 454
jachati 66; 354
jaje 182
j'akyn, jakin 29 ; 110
jar«A, j«r«ft slov. 66
javb jratuB* 430
jarb »yernuB* 77; 396;
430
jMMb r. 345; 353
jasen B. 77
jaali 64; 279
jasti.jamb 56; 63; 166;
506
jaBtr^bb 456
J€L9bnb 352
yozc^a 278; 453
yasc^i^i 66
jazra 64; 345
jazvbCb 65
ias» 64; 182; 344
j'azbno 426
jei«<i, jebem 8. 159
/0c/va 286
jedbva 49
jedbnbj j'edinb 65
>^da 89
j0A/a b. 142
jela 183
itffon* 49; 183; 307; 489
jelbcha 48; 301; 352
jeaetib 48; 353; 481
jeseira s. 50
jesmb 33; 506
jestese ar. S. 26 Anm. 1
jeite 49
jeUrb 33; 433
jeib, jebu r. b. jebsti
jezero 33; 48; 80
jeib 182; 344; 401
j^i, imq 28; 142; 160
i^ro 121; 184
j^ry 488; 492
y^a (i^za) 184
jezyAz) 184; 336; 342
jucha 111; 184; 351
jufib 415
yunftw 267; 466
juiro 433
;u& 184
kakb 457
AoAsafo 28 Anm.
kalb 76; 258; 396
kamhib 385; 417
kamy 77; 107; 124; 296;
321; 490
kanunb 99
kapradi b. 289
karu) p. 304
Aoir» 76; 354
kad}^, kqdu 455
Alf«» 278; 473
A^a 121; 258; 289
kdy b. 454
62&
kladezt (kladsdzt) 471
klakoh 170
kkuti, kladq 513
kliknqti 319
kliw 420
A/;W» 112; 251; 258
klJunT^ 112; 414
klonüi 348
^/tiAy b. 334
kThtati, kl/ujq 111
A'm«<ü^a b. 426
knieja p. 407
Ä;o6j^^i 83; 322
kogda 454
Ä;o<7ii< p. 451
kochan b. 415
kol^da 83
kolo 398
katnarüf komora 83
;tom(m» 322; 480
konev b. 110
konoplj'a 28 Anm.
-A^» 171; 263
♦Aon» 170; 479
kom 83; 322; 480
kopati 258
koprddc b. 289
koprdelec b. 289
kopriüa 411
A^opj^^o 258; 451
Aorist 83
karmoutiti b. 317
A'ortina 99
A:ory<o 451; 489
Äofwr b. 29
kosa (Haar) 170
A'o«a ,SenBe* 353
kosmz 360
Arotfd 358
koia b. 385
koiulja 355
koter a, kotora 178
kotuga, kotyga 473
^o<9, Aw^dA:» 83
AoTfl^» 107; 258
kov^cegh 471
kov^kah 471
Aoi^ 403
AiraÄor b. 170
*;kraA;» 307 Anm.; 395
kraVb 308
A;ra«a 358
krat^ 274; 487
Arraoa 409
kr^z, 258; 395
^r^ 358
I kricaii 319
A;rt^t f. kruii 29
^rt% 28
A;roA p. b. 395
kropla p. 287
Ärw© 172
ArucA» 351; 396
kruna 99
Äry 107
krtfti 106; 172
krbcagz 471
AtmAa 351
At»;^» 397
kr^kyga 473
A;r»r» 161; 258; 293
krvcbnb 136
A;rd3 bg. 328
krtm 347
kremcha b. 280
;^r«/i«/ b. 318
*kuroptity, kuroptitva
488
kur^va 409
Atijt^t 96
A0aj9& 173
Atims 173
Aij^^^t 173
ki/przi 173
^i^«6/9 173; 352
k^a 89; 454
A»d« 89; 275; 454
k^gda 89; 454
k7>chnqti 350
kMjagt r. 115
k^motra, k^motr^ 336
A;Miec{zft, Ar^n^z» 118;
137; 268; 471
A;2>n^a 336
kj>teri/J 433
;fc»^o 251; 259
kttory; 433
A:ozfift 481
*labifdt 49; 485
/cffttfd 8. 302
ladiji 297 ; 298
l4idont> r. 126
-lagati 518
/a^a/t 298
lakotm 429
Z£iA!><» 294; 298; 451
tona<2 s.-kr. 298
lani 298
/amjV 49
/an» 49; r. 298; 299
Zop 8. 298
*laptiz 450
^j(; r. 354
.^ZB 173
^a 121; 398
^k^ 17; 121; 398
Uheda r. 302
/0&0d» 49; 302; 48&
Udva r. b. 286
lekki p. 379
Afm klr. 325
lemeh, lemeib 394
/0n = Jen 286
&«ma r. 301
leiti, legq 513
20<» 270
ieiaga 471
20<?&tV, Udviji 275
^A» 358
feiii, /«Ä^ 17; 12t
llcha 352; 399
/^n» 415
/^pt^i 58
«1/j» 171
*lhika 283
;&» 301
lUo 442
/l^ora«/» 482
/It» 58; 408
lichva 409
/u;A9 26; 357
lipa 399
/t«^B 442
lizati 26; 344
/;>20» 285
Ijubiti 97
(;«6» 15; 97; 282:
Ijud^ 97
(ftuf»;0 15; 478
l/utomhrici b. 31
/oetAa b. 271
loi {loj) 165; 172
loky 488
/am» 394
lono 379
lopanb r. 298
ioia(/» r. 355
;oa{49 169; 264 '
hhti 81
/tid» 347
luna 359
/yAjo 107; 119
lyez 104
/»la 136
li^ 136; 264; 479
/«^»^9 137; 141; 1
341; 486
hjati 161; 165
/»»&! 140; 231
li>$U 140
Ö26
tnajati 354
mafdicije 304
malbcikt r. 391
mama p. 498
marüi b. 165
maslo 360; 435
mater^ 178
*/ifl<f 56; 59; 75; 293;
320; 491
matorz 178; 433
mqdüi 126
mi^do 398
»/i<?</r2> 430
*w<jAw 121; 398
mqiiti 121
»it<f& 470
medvidb 500
m«e;» 33; 137; 275; 486
tneUda r. 126
mel^ia 33; 403
m^ 122
m^^o 121
m^o 121; 320; 345;
357
m^ti 121; 252; 274
m^ra 121; 361
*m^a 361
m^A» 352
m^na 58; 414
tnira 56
-OTÄ^ 31
ma^^c» 57; 122;
mhtti 58; 358
misto 362; 442
mi 60
mitfr ab. 31
miesiqe p. 338 Anm.
miedzv p. 127
mtmo
-mir» 31
m/a<2s 486
mlamol slov. 498
»i/a^s 442
micenlivy b. 411
m^^i; m2»z<? 260; 344
mluva b. 333
nUynz 420
mo(^ 479
modro 430
moi {moj) 403
mo/»^i 297; 304
mofe 83; 402
4norgatb r. 328
mor» 165; 394
mostz 442
moifo 270
moiMia 355
mozgz 252; 344; 394
moib 219
moi^ ab. (mdjQ 219
moihtcha r. 265
mrakb 169
mrav b. 325
mravii 322
mrozs 169
mrdanj'a slov. 416
mr^/t, m»ra 38; 160
mrkev b. 318
mrzmrati 498
mi*»^rs 284; 445
fTirfrpa 409
miäz r. 438
muJtfi 126
my 53; 108
my«& 360; 482
my8ö 348
my«» 104; 264; 320;
351
myhea 468
mytarb 110
myft 105; 106
myto 110
mM^/t^i 126
m&c^/d, mzdbh 126; 340
fii»eA<i 351
mtchb 136; 351
manteAs 29;
mznogb 259; 472
m&Ä (m«c6) 37
mbgla 140; 251; 259;
293
tnblynz 420
m»ft^<t 142; 509
mbuij 1^
m»ie/ft 352; 438
mbzda 140; 252; 344
na Präp. 77; 309
fifl Pron. 78
»a^» 77; 260
na-logb 169
nai» 403
na^on slov. 394
nauka 96
narti^t 164
navb 164; 479
MtVf 127
nqtiti 128
ff^i^a 127
tu 33
n«6o 33; 282; 328
nehogb 83
n0<it;M b. 322
mhet b. 88
nej^ytb 342
n«/^t7^ 342
nerestb r. 395
ii€«<era 432
fiM^t 323; 346
ne^yfo 342
nett 491 Anm.
nstopyrb 384
fi^e^ra 64
n^^fro 324
nismb 168
fi^s 168
m 26
nicb 267; 457
fWst^7 b. 288
niitb 444
no^a 174
noghtb 88; 174; 451
twron r. 356; 395
non> 394
no8b 83; 323; 353
noHb 81; 270
noooA;» 458
nocb 15; 39; 80; 83;
nozdri 83; 361
noife 39
nravb 807 Anm. ; 322
nudiii 127
nu/tYt 128
nulc^a 127
ny 53j 108
«yw« 104; 415
nb 136; 415
tibznqti 39; 161
o&a 83; 340
obavb 408
o6/S^y p. 285; 449
obitiib 284
o&/aA» 165
obh 165
o&ra25 173
ohrqcb 402
o6rt>i5 83
o6rüa 8. 409
obrbCb 282
o6fti^» 444
odeliti 87
oielcfa 403
odoliti 87
oi/fi» 183; 340
ohyzda b. 278; 453
oe/[mofli<t b. 323
ojciec p. 258
okno 414
oA;o 80; 183; 259
okwity p. 289
o2ovo 307; 413
olbtafb 83
o%a r. 50
527
<tltg9 r. 50
inneia 170
cndra, ondrdk b. 458
imuita 339
opany 110
op^U 479
opMUrntja 50
opiwity p. 285
opoika 170
o/'ona 171
oriehh 67; 355
or»& 49 (bis); 437
osa 183; 289; 358
osätri^ r. 50
offt/o 440
osina r. 358
o«in& 279
csmb 81; 346
o»^ 251; 259; 893
otteiö 170
ogtrovz 173; 345
o»<r» 83; 279; 361
osb 83; 346; 358
osbh 83; 439
o^Mj^f se b. 164
ö^aü» 164
otrov9 164
o<a 2%
o«»-^^» 58; 259; 293
ovdje B. 455
<n>bea 81; 465
cvh99 83; 353
l>a- 77
paqk^ 186
paguba 399
paehati 354
/»a^t^t 94; 164
/»oT^» 304
/>ain«<» 274; 342
jiflfi b. 97; 414
pdnev b. 110
paporotb r. 289; 498
;>«•« 165; 400
päsmo b. 360
podienka, pattanko,
piuter^k^ 178
i^M^t, patq 281; 346;
362; 514
pastuchh^ pastufb, pa-
stufb 99; pastyrh 445
pazden 78
/»ast^f 281
pazucha 351
/kf^o 122
/»<l<5 479
/>e^a 307
;»0Z0«s 307
pel9va r. 308
peptf/d 87; 170
pereperz, r. 170; 497
pero 170; 397
^«ruit» 423
peiti, jfekq 259
pezdtti sloy. 344
/i^<i» 484
j»{«fo 272; 342
p^ 122
/></t,fi»n<f38;120;160;
p^ro 433
»€<» 39; 270
p^t 121; 281; 480
piehota bl
*piehz 354
j»^na 414
pinedzb, ph^» 117;
118; 268
pism 359
p&^tin» 171; 278; 445
pisz^kö 353
;»2i6 57; 264
piti, pqfq 172
pieniqdz p. 338 Anm.
;»trd 24; 430
piskati 362
j9^«<, p<«to b. 140
püorm 429
/wo 409
pkicb 264
p^ftfM 308
pidpol b. 397
platbno 426
/i^t7t^i 164
p/at;» 164; 409
pkmq 279; 490
j»^a b. 307
pUtfu^i 379
/>2m<0 271
pl0th 270
/i^A» 355; 481
plh^ 305; 414
/>^«n» 307; 481
pUva 308
;»A;A b. 333
plinqti 111
pljufUfti 111
/^(fttito 97; 444
^AtcA^ b. 355
ploicadb r. 265
/>/o^» 169; 393
pUt' b. 333
plugt 470
;>/tfi<a 97; 378
/i/»<» 137
fi/»& 402
pltm 323
ptbvati, pljw 111; 285
/»o 77
podb-metb 170
podz-pora 171
podh-porz 394
poganim 83
po-grapiö 394
pO'orehb 169
fwt (po; ) 172
po/Vw» 77; 396
poÄo;- 172; 395
/»o/tca 281
poltdzOf poltza 267
pomenti^i, pometufti 117
pondrava b. 325
fwpW» 87; 170; 397
j9op» 83
poroda 83
posochi 261
;»09u2^ b. 440
povrazt 395
pozden 78
j9oz<2^* 78
j90z<2a 78
;H)zq; 396
poiarb 79
/wo- 77
praehnem 419
l^riitfAs 356; 395
prapor b. 397
j»rfl;>or b. 170; 497
praprat bIot. 498
pra«f 346
"prqgz 394
prehriüe b. 434
prepiringa bIov. 473
pr^att, pr^ 119
|w<?d» 78
pr^ljuhy 488
pretm 429
firmn» 272; 353
;>r<fte r. 165
/>ri 27
prijati 166
pri-lefb 58
primtrie ab. 31
pris^a 122
pritbm 353
prjamo r. 70
i^ro 77; 281
/wocy 404
prochatv klr. 363
;>ro*» 259
528
pronoziti 39; 161
prositi 171 ; 346
prostoTh 170
pro-ttranek b. 317
pro^tred b. 317
prostz^ 170
provaz b. 317
jn-ieti b. 395
prft/Wt 166; 281
prtst^ 442
/>rfr«^» 362
prtvenbct 417
0rM7s 322
p^eboie b. 501
T^rec ab. 315
preskoda b. 501.-
;»<h; 29
puchh 360
;>yro 104; 398
phtica {pbtica) 462
0»cAa^t 140; 352
pf>kh 140; 434
ptsati 27; 140; 346
pit&z 38
pbsirqgz^ 140; 472
oM^r» 140; 279; 846;
361
ptieno 416
;>»8rftf<i 37; 161
rahota 299
ra6i> 282; 299
raditi 94
radoita 445
raAia 298
raA;»^ s. 299
rakoi slov. 299
ra/ya 299
rah 294; 298; 439
ram^ 164: 297; 298
ramem 430
ras'koib 479
rM^t 299; 513
rast^ 299
ro^o;' 8. 298; 443
rafo r. 298; 300; 302
ravtm 299
ras- 299
razboi {-boj) 172
raz^fl 94; 470
-riW5» 173
rasfrii» 299
raidbfe 94
raifen» 299
riw» 394
r^a 76; 122; 170
rqkqf^b 180
rqkov^b 180
I rdousiii b. 317
, r«&ro 430
I rema r. 301
j remenb 490
i remeslo 4Sb
' reieto 301
I r0«aA; slov. 301
reiti, rekq, rkbq 38
I reib 302
r^c» 157
redbkb 301
r«fX;a<t 36
resbtib 352
refii'^i 260; 283; 350
I ribe zu ry6a 29
, -ricati 36
' rt'Äia^t f. rykaii 29
i rtm» 28
\ rimbskb 29
r«dt?o klr. 381
rjuti, r'evq 86; 98
rmoutiti b. 317
ro<iiVt 94
rod^ 283
rot (ro;) 395
rokoaz p. 299
roA» 393
rosa 283; 353
rö/0 283
rovesnikb r. 299
roF» 172
rozga 94; 344; 398;
470
rozbstvo 381
roMenbjtt 404
rol^bstvo 446
r^ 8. 96
rurfa 96; 137; 173
rt«fii<riiz> 173; 430
rumifib 99
rum&tf^s 29
runo 414
rti«z> 358
ryÄa 104
rybitv^ (rybitvb) 445
ryda^t 110; 275; 293
rygaü 110
ryehly b. 360
ry<t 106
rytir b. 434
rzeezywisty p. 449
n>i/^t «f 275
rsJrs 137; 178; 293
*r»^» 484
r^vatij Tbvq 112
rdzo^t 330
rbh 137
^«;^a6 b. 319
sadüi 173
«a<;& 173
salnostb 304
«at7 8.-kr. 384
«a-%& 120; 339
Sif-mbneti 127
Sq-pbfb 120
«<p^«^s 120; 339
scepeneti b. 269
w^/JtW 265; 269
96^0 166; 380
««<im& 279; 321; 429
sedmb 289; 345
*8edblo 436
«0^ 166; 434
serbatb r. 327
««»<ra 33; 279; 284;
345; 361; 491
Bit 122
B^kn^i 119
«fi^t; Bm 122; 518
«flb^ft 481
Beca 36
5ec» 479
«<?W<fet 57; 166; 275; 345
Bejati 345
««mf 57
aembj'a 359
«eno 414
senb 346; 349
«<?ra 261
BeBÜj B^dq 513
«^«^t, «eÄ;<? 258
Bäb 14; 58
Beverb 57
«t f. 25
«f Dat. dea refl. Pron.
60
sidetb r. 25
«1^» 457
BÜa 435
Btlo 440
«tr» 260; 346
Bäo 442
«tv» 24; 163; 409
skakati 518
skqdb 265; 395
«A7av0 348
sklizunk b. 470
ffibo;^» 347
skopitt 259
«;br£« b. 328; 366
•krozb r. 328
«A;u<t, Bkubq 15
«A^tar» 165;;996
«Ä;i7ozer 328; 356
BkbU^dzb (Bh^) IIB;
268
siahb 282; 345
siad^kz 137; 486
slama 429
sUina 346; 414
$lava 165
«tory 308
Blqka 398
«4^ 345
«Itfcha b. 426
9len^ 491
«^/»a^t 361
slep^ 361
«/tmoA;» r. 323; 361, b.
(9limak) 414
Bliva 409
«^fif^t 348
slovenim 422
«^00 81; 293
«/ti^a 96
slueh» 96; 351
«/yMt 96
9lzn»ee 334
«/sio^t 113
«/ftsa 334
9m0tana slov. b. 416
smeeh» 352
amijüti »? 345
*moA;y 409; 488
smrhdtti 360; 509
smr^dh 397
gmykati a^ 345
««^» 14; 58; 251; 260;
345
«n2>cAa 137; 351
»ocAa 261
«oJl» 259; 394
soiomunt 99
golovoj r. 409
»o/uni 29; 83; 99
j Boh 83; 479
«o/fna 359
90vati 107; 346; 362
.«or» 396
specke 355
jp«'*^! 57
apolim 29; 83
«pord 83
spovati akr. 358
I sracinim 301; 308
r *^aA;a (b. straka) 399
P «rom» 428
r »rehati slov. 327
* 9rehro ar. 308
»re>ia 39
9rf4hce 140; 275; 346
^ srtna 329
«r»/i9 397
ToBdr&k, T^ dar.
<r»l«ii» 251; 252; 263;
346; 856; 484
Btado 453
gtam^ 345; 414
«<aro«to 443
stati 76; 487
«te<» 487
stepen *178
•itnt 349
s/^fj^t 27; 259
st&up b. 334
«toya 170; 393
itojati, iiojq 83
«(o/» 171; 393
8ion b. 394
ttopieii p. 178
«trocAs 354
itrana 170; 274
«<r^2a 57
I ttreti, sUrq 274; 346
I Strom b. 161; 394
8truga 470
«/ru/a 173; 279; 845;
3iSl
stryei, 467
«^rftms 161
stridniy b. 429
«<»6/o 434
8tbgna 379
«^»yn» 480
tttklo 434
sudoroga r. 398
«t«ia r. 114
#f<rAm«»ift r. 359
suehi^ 16; 95; 137; 174
9ukno 414
«u/u?a 107
Bumienie p. 127
«umMt/i^i 127
»u»» 414
Buti 289
Bvarog9 472
•oa^» 360
Bverepz 307
«reArry 488
«reAr» 347; 430; 488
Bv^ophh, 333; 499
«v^/» 122; 346
Bveita 276
n7^<» 58; 140; 171
Bvoboda 454
Bvraka 399
«f;»t^<t 140; 162
«yn» ,filia8' 104; 251;
346; 486
«y«» »turris* 414
syrz 104; 431
i. I.
nczyry p. 25
tt 138; 339
Mfiravs 322
nehlt 174
Btehnqti 137
Bb-mehti 171
«»ifir»<» 159
•»n» 137; 288
«>ii»m& 323
<»j9a<t 281
Mpor» 171 ; 394
S9p9 397
«»to 120; 138; 260; 274;
337
«» 140; 346
«»eo^t 119
Bbrebro 308
i(%» ab. 269
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itivati b. 269
fttr> 265
Hudin^, itudoviff 100;
277
Hudo 211
Hudz 100
J^tMi» 277
Hutüi 277
i^t/Stf» 100
Hbfkfti B^ 265
«7frt72> 265
iu%(iuj) 98; 284; 401
I Hd^ 37; 264
I hh 37
ilitnqd «if p. 272
eat (tej), ißjüi {iaiti) 19;
174
, tah 19; 76; 109; 174
j tM^a 398
I to&f 282
I teneto 88
) teph 281; 436
(«f<i6' 274; 358
Usla 360
fo<a 498
Utrevb 498
<f 122
^A:lifl(;y p. 340
e^t\ fofkf 323; 510
34
530
i^tiüa 122; 411
t^Mtz 456
ient 57; 117; 823; 849
te$ki 266
ieak^m 272
iesto 272; 442
<e9»it» 272; 852
teiüi 852
<eAan b. 415
ti N. PL m. 58
ii Dat. 8g. 60
tieh^ 852
<tm^o 828
^tfta 828
tUic b. 29
^Mfu^t 272
tiitati 265
^m b. 834
tn^ p. 155
to 81; 274
togo 82
toÄ;» 169; 898
toliki^ 482
«du slovak. 849
Umeto^ tonoto 88
ior 8. 394
io«^a r. 840
-^ropo 895
trova 164
travüi 164
^if«z> 121; 171
triiti 442
/retfA» T. 362
trestati b. 272
<r«%* 404
tr^anqti 857
^ff^t, <rf«<f 121; 514
tremj> 801 ; 808
tresnt 414
/rt Akk. 25
fr« b. 356
<riMa 860
truta b. 280
<r«<t; /rotvf 164
trzemcha p. 350
<rM0 852
(rtje 85; 274
fron» 274; 414
tr^bj 441
^tieA- 851
tuidb 100; 878
<rof (tvoj) 408
<vor& 894
<y 104
, tyh 104
^ <f/n» 109; 414
fy«<^7<i, fytffifa 104;
120; 387
tyii 104
tufda 89
<»fi>;b» 88; 152
t^sfUfti s^ 272
fM^tO» 411
t^h 265; 403
<»fo 397
ttma 38; 274
<»ft»A» 88; 158; 259;
274; 486
ff. 95
u-bog9 83
tijrtn» 115
ueho 95; 183; 251; 851
«t (•(;•) 96; 98; 284
uk9U89 r. 99
ukt 96; 388
ums 359; 428
uter^Zf -ftb, -er» 96;
118; 471
usfm 369; 419; 428
utnbje 419
ti«to 17; 96
unmen^ 419; 428
ttsbmb 428
t«5aft<^B 419
«i^op 8. 265
MßTv b. 340
uteeha 899
trfriycÄ 271
«fro 438
U'tTbpeti 281; 288
uzc^a 862
ulU 184
va 78
vdclav b. 115
va/& 165
varjagb r. 114
üar» 165
vah 408
oofra 182
ooz b. 184
vqgrim 119
Oifs» 121; 185
viße 185
v«cerz> 38; 288
vedro 480
velbbqdb 121
ve/fttnola 403
rtfftc^ar slov. 377
veprb 183
veriga, veruga 471
re«^ 360; 435
«««na 38
vesti vedq 275; 288
vetti, vezq 88; 260; 288;
844
veUch9 33; 187; 851
v^i 121; 184
vfieti 121
t?<f 61
o^^61
vedäi, vemt 58; 288
vedro 480
o^/o«» 878
oeeA» 855
vejaÜ, vejq 57; 283
veko 898
r<ffio 414
reh» 414
veribCb 267; 466
t^iSTfl 57
velte 402
w<r» 67; 288
vetvt 57; 484
-ü<^ 402; 442
veverico 498
t7t<2» 27
vtcAaro 862
mWra b. 825
vino 29; 414
ütin/a 116
vitfdzb (vit^) 119
otft 25; 85; 288
vitb 487
vitb 140
0^0 398
ü^ik» 169; 895
vlastb 278
r^notf^i b. 838
vlbchvb 261; 360
vltkb 160: 259; 283; 880
vhna ,anda* 165; 415
t;/»na Jana' 288; 414
voda 283; 492
-voi {'Vojjf zavoi 172
cot {voj) 896
9on/0 120; 188; 825
votiti 81 ; 516
vozb 893
vol(i& 402
vragi 395
vrocAs 895
vrana 800; 803; 810
vram^ 300; 802; 808; 810
vrata 442
VTM slov. 856
vrem^ 279; 491
vresti^ vrbtq 844
vr^tfi, oTbcAif 271; 856
weteno 416
orftcA» 260; 288; 856;
486
531
vrbsta 362; 442
vröteti 283
vy 63; 108
vydra 104; 186
vyknqti 107 ; 119
*vym^ 104
r^n^f 139
vyaokT^ 104; 289; 358
F» 138; 388
v^skrtsfiifti 358
v»^on> 138; 340
vztzduehi 162
v&z-viY& 396
t7»cera 37
ttdova 84; 140; 283;
409
Vbretij v^rjq 514
v»«ft ^omnis' 140; 261;
350
VbSb ,Ticu8* 140; 283;
346; 392
zajqc p. 338 Anm.
zaklepz^ taklop^ 169
tamart>n9 165
«ar/a 94; 165
zaton 8. 394
td'tyne b. 110
2<^» 88; 121; 282; 344
zdrada p. 365
zdroj p. 395
2«^» 344; 416
zeliie 344
zem/ya 320; 344; 402
2em» 287; 479
{:^bsU\ z^q 121
=<<6 122; 483
zelo (dzelo) 266
zima 14; 27; 251; 344
zlakt 456
s/a^o 344; 442
zlbcb 344
zm&;a 405
znamf 491
znati 78; 343; 344; 511
zohio 304
torja 94; 165
craA;» 395
zrt>no 163; 251; 330;
344
zvqkb 395
2trfr6 57; 166; 344; 479
zvezda 269
zroits 159
zvbfieti 159
zyt» 397
z»/» 344
zz^vati 138; 161; 344;
516
-ZBP» 173
z»/a^t; z<f;'a 166; 344
*zbrelb 436
«aJacf p. 57
iadny p. 57
zof/a^t 263
zalud, ialudek b. 48
zavb 165
sagtet 353
zasnqti 117
i<2'dr b. 365
ie&ro b. 314
iebrik b. 314
ieldr b. 48
itf/iK'» 263; 485
ieleza r. 305
:eMt 79; 263
zelezo 262; 301; 307
zelobb r. 305
*2«/y (zelva, zhvd) 33;
262; 488
zena 262; 399
ierar» 79
zeravb 33; 262
i€«<t; i^<f, ztgq 263; 275
z^if ztmq 263
f^i, ibnj'q 38; 160; 263
zidovinb 28 Anm.
zt/a 26: 116; 360; 436
ztr» 430
itto 442
zivotb 450
itVs 25; 263; 408
zlabb b. 305
zlaati 305
i/€>c2iea 263
z/f«^t 305
zleza 344
«1(^6 p. 306
zluna b. 333
z/tfvo, zlva b. 333; 409
zlbcb 344
i/ft/B 264
zminda b. 454
zr<f&^ 263
ir^i, zV<j 264
zrony 252; 264; 488
zupa 97
zttoans 414
z»tfa<t; ztW^ 27; 119
Zhtati^ Zbtq 112
z»z/» [zezl^) 37
532
Nachträge und BerichtigungeiL
S. 6 Z. 7 sollte noch angefahrt sein: T. Maretiö, Gramatika i stilistika
hrvatskoga ili srpskoga jezika. Zagreb. 1899.
S. 6 Z. 27 lies: Slovenska slovnica st. Slo7. mlaynica.
S. 27 Z. 7 lies: vidi st. vidi,.
S. 61 Z. 14 lies: vede st. vede.
8. 61 Z. 88: zur Erklärung des Dat. Sg. *koaUipi kosUiei vgl. S. 385,
Anm.
S. 70 Z. 26: die in ar. Denkm. yorkommenden Impf.-Formen hjaaehu
u. 8. w. sind unter dem Einflasse der aksl. Vorlagen ent-
standen (worüber in der Formenlehre).
S. 83 Z. 11 : zu kom Tgl. S. 480 beim Suffix -n».
S. 138 Z. 30 lies: vvton st. vstor».
S. 164 Z. 10 lies : b. zd^al st. zd-pah.
8. 171 Z. 29 und 8. 172 Z. 19: Andere sprechen von der 8-Stufe, wenn
jedes Tok. Element geschwunden ist, während hier nur der
Schwund des e maßgebend ist.
8. 173 Z. 19 lies: kys^h st. kyiel.
8. 195 Z. 3: b. vrdtiti, vrdtim ist wohl älter wie miätim^ sIot. mldtim
(Rad 132, 8. 160) zeigt; vgl. auch 8. 228 Z. 37 und 8. 231
Z. 33.
S. 263 Z. 29 lies : }(an st. ian.
8. 344 Z. 20 lies: az» st. az,
8. 350 Z. 37 lies: A, Antevokalisches «. a) Nach Vokalen und zwar
a) Nach den ti-Vokalen:
8. 352 Z. 20 Ues: ß) st. b).
8. 455 Z. 6 lies: A^^ st. kade.
8. 466 Z. 23 lies: -bka st. -sAa.
IL
GMtinger Sammlimg indogermaniBoher Grammatiken.
Vergleichende
Slavisehe Grammatik
von
Dr. Wenzel Vondräk.
I. Band.
Lautlehre und Stammblldungrslelire.
•^^
S^JM»^
Gottingen
Yandenboccii und Raprtcbt
1906*
/".
Terl»0 von Tandtnboedi 4 Rupftcbt tti 6&ttittj|tw.
Dnrch jede Bachhandlang za beziehen! j«
Soeben ist erschienen;
Die (ßakedonen.
Ihre Sprache und ihr Volkcituxn.
Von
Prof. Dr. 0. HofEtaiann.
Geh. 8 Mk., in Leinwandband 9 Mk.
Waren die Makedonen Griechen oder nicht? Diese Frage, die ror 80
Jahren zu Gunsten des Griechentums entschieden zu sein schien, ist seit otwa
10 Jahren von neuem aufgerollt und verschieden beantwortet worden. Als
energischer Verfechter des griechischen Volkstumes der Makedonen ist Hatzidakis
aufgetreten. Ihm steht als Hauptgegner Eretschmer gegenüber.
In dem neu entbrannten Streite sind die Historiker fast alle auf der
Seite von Hatzidakis. Das Lager der Grammatiker ist gespalten: die einen
sind von den sprachlichen Argumenten Xretschmers Überzeugt, andere halten
mit ihrem Urteile ganz zurück, wenige nur sprechen sich unumwnnden für
das Griechentum der Makedonen aus.
Das entscheidende Wort in der Makedonenfrage ist den Besten der make-
donischen Sprache vorbehalten. Wenn sich auf diese jede der beiden Parteien
beruft, so kann das nur darin seinen Grund haben, daß das Material weder
genügend durchgearbeitet noch richtig erklärt und gewertet ist. Die make-
donischen Personennamen sind bisher in der Makedonenfrage sehr mit Unrecht
hinter den Glossen zurückgesetzt worden. Will man aber aus den Namen
Schlüsse auf die makedonische Sprache ziehen, so ist vor allem notwendig, nur
das unbedingt zuverlässige Namen-Material auszusondern. Eine beliebige
Auswahl genügt nicht. Es müssen vielmehr für bestimmte Standes- und
Berufsklassen, in denen, wie wir sicher wissen, nur Vollblut-Makedonen vertreten
waren, alle uns bekannten Namen einer bestimmten Periode zusammengestellt
und erklärt werden.
Die Hauptteile des Buches sind:
1. Quellen der makedonischen Sprache. — 2. Der altmakedonisohe Wort-
schatz. — 3. Die makedonischen Personennamen. — 4. Der makedonische
Dialekt. — 5. Die Gründung des makedonischen Reiches.
Ende 1905 ist erschienen:
VorgrieAisAe Ortsnamen
als Quelle der Vorgresehiehte Griechenlands
verwertet von
Prof. Dr. August Fiok.
IIV^ Bog. gr. 8. Geh. 5 Mk.
Wochenschrift ffir klass. Philologie 1906, 9: , Eine Inhaltsuhersicht
über das ganze Buch zu geben, ist bei seiner großen Wichtigkeit nicht nötig, es
würde auch nicht mü»:^lich sein, von der geistreichen Art des verehrten, so
jagen(lt'ri9«!h«»n Forschers einen Begriff zu geben, dessen kühue Verbindungen
uns oft freudig erstaunen lassen, auch wo wir zwingende Beweise noch ver-
missen Alle Freunde europäischer Vorgeschichte seien nachdrücklich
auf das höchst anregende Buch hingewiesen."
Bollettino di filologia classica 1906, 11: „ Tali osservazioni io
TerUg von Tandcnboedt tc Ruprecht in Gdttingra.
iltnlUe linifflMtik
Ton Jac. WackernageL
I. Bond: Lantlehre. 1896. Geh. 8,60 Mk., geb. 10 MV.
II. Band. 1. Teil: Einleiinng snr Wortlehri«, NomlnalkompoBltioB.
1905. Geh. 8 Mk., in Halblederband 9 Mk. 40 Pf.
Über den 1905 erschienenen 1. Teil des II. Bandes heißt es in der Philo-
logischen Wochenschrift 1906 Nr. 1 : »Die lieser dieser Wochenschrift werden
mir dankbar sein, wenn ich sie auf ein Werk aufmerksam mache, das nicht
etwa nur für den Sanskritner, sondern für jeden Sprachgelehrten von hervor-
ragendem Werte ist, nämlich die Fortsetzung von Wackernagols altindischer
Grammatik, deren erster die Lautlehre enthaltender Teil vor 9 Jahren erschienen
ist. Jener erste Teil mag nicht weit über den Kreis der Spezialforscher hin-
ausgekommen sein, weil die Sprach verglcicher und Philologen das wenige, was
' sie von altindischer Lautlehre wissen wollten, leicht in den Werken Brugmanns
und anderer finden konnten. Bei dieser Lieferung aber wird es sich
anders verhalten, da hier uns ein Material geboten wird, welches öich an
keinem anderen Orte in annähernd vergleichbarer Vollständigkeit findet.
Denn einer der Vorzüge, die wir an dem Wackernagelschen Werke zu rühmen
haben, ist seine außerordentliche Reichhaltigkeit. Es war freilich nicht mög-
lich, übrigens auch nicht notwendig, aus der gesamten Literatur die unabseh-
bare Fülle der Zusammensetzungen zu sammeln; aber man kann doch sagen,
daß der Benutzer hier alles vereinigt findet, was bei Maßgabe der "bisherigen
Hilfsmittel irgend zugänglich war. Von besonderem Interesse ist die Aus-
nutzung der einheimischen Grammatik. Es ist, wie den Lesern erinnerlich sein
wird, einmal eine bittere Fehde über den Wert der Sanskritgramraatik geführt
worden: dieser Streit ist jetzt verstummt. Wir sind jetzt darüber einig, daß
ihre Theorien so viel oder so wenig wert sind wie die Theorien anderer Ge-
lehrter, daß aber das sachliche Material, welches sie uns bieten, von unschätz-
barem Wert ist. Die letztere Erkenntnis, die z. B. noch in Whitneys Grammatik
zu sehr zurücktritt, ist in Wackernagels neuester Arbeit in fruchtbarer Weise
in die Praxis übergeführt worden. So bietet denn das Werk alles, was die
Sanskritgelehrsamkeit zu leisten vermag, aber zugleich noch mehr. Der reiche
Stoff ist im ganzen und einzelnen nach den Gesichtspunkten der vergleichen-
den Sprachforschung und unter Benutzung ihrer neuesten Ergebnisse durch-
gearbeitet und erklärt worden. Es gibt kein Werk auf dem Gebiete der Sans-
.kritgrammatik, in welchem das in ähnlichem Maße der Fall wäre. Wer die
schwere Arbeit des Sanimelns und Zurechtdenkens zu würdigen weiß, die für
die Schaffung dieses Werkes notwendig war, wird sicher der Ansicht zustim*
men, daß in diesem Falle ein bcRouders lebhaftes und frendiges Wort dank-
barer Anerkennung am Platze ist.« B. Delbrück, Jena.
Aus einer Besprechung des ersten Bandes:
Qött, Gel. Anzeigen 1897, 3: »Der vorliegende 1. Band, der außer der
anf dem Titel genaunten Lautlehre eine dieser vorausgehende Einleitung ent-
hält, in der die Geschichte des Altindischen mit dankenswerter Klarheit n.
Vollständigkeit nach jeder Seite liin zum ersten Male wissenscliaftlich skizziert
wird, beweist sattsam die Ausführbarkeit des schwierigen Unternehmens und
des Verfassers Competenz. Auf jeder Seite, in jedem Paragraph verrät sich
die Hund des Meisters, der seinen Stoff vi.Hig beherrscht. Besonders verdient
W. den Dank aUer Sanskritisten, daH er sich niclit auf die sprachwissen-
schaftliche Seite seines Werkes, die ihm, dem Sprachforscher, am meisten za-
i^en möchte, beschränkt hat, sondern auch dem Mangel an einer streng histo-
"hen Beschreibung der Spracherscheiuungen abzuhelfen bestrebt ist.«
Calv.-tt«cbd2iKk«r«rTÖo £. A. Hulk, Gottln»»iu
Terlag von Tandenbocch & Ruprecht in 6öttiiigeii.
GBttinger Sammlung indogermanischer Grammatiken.
Früher ist erschienen:
AltiiilMi Grantil;
von Jac. Wackernagrel.
1. Band: Lantlehre. 1896. Geh. 8,60 Mk., geb. 10 Mk.
II. Band. 1. Teil: Einleitung^ znr Wortlehre, Nominalkompogition.
1905. Geh. 8 Mk., in Halblederband 9 Mk. 40 Pf.
Der Schlnssteil des zweiten Bandes wird mutmaßlich im Jahre 1907 er-
scheinen.
Im Herbst 1907 wird erscheinen:
TenL GTUBiatil: igr Miscliiii Spdmi u.^^T^^.
Etwa 34 Bogen, gr. 8.
In unserm Verlag wird ferner erscheinen:
Zeitschrift
für
vergleichende Sprachforschung
auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen.
Neue Folge,
vereinigt mit den „Beiträgen znr Kunde der indogermanischen Sprachen".
Herausgegeben von
Ad. Bezzenberger, E. Kuhn u. Wilh. Schulze.
Der ganzen Beihe 41. Band. Für den vollständigen Band 12 M
Das erste Doppelheft soll im November 1906 erscheinen und wird u. a.
folgende Aufsätze enthalten:
E. Hermann, Über das Rekonstruieren. — A. Bezzenberger, Studien ti. d.
Sprache des preuß. Enchiridions. — W. Spiegelberg, Ägyptische Lehnwörter.
— M. Yasmer, 2 kleine Abhandlungen: I. Noch einmal die neugriechischen
Zahlwörter, II. Zur slavischen Vertretung von arioeurop. o. — W. Vondrak,
Slavische Akzent- u. Quantitätsstudien. — W. Schulze, Gotica. — H. Ehrlich,
Lares. — A. Zimmermann, Vertauschung der Suffixe on u. ofit. — A. Torp,
Etruskisches. — R. Pischel, Indische Miszellen. — P. Diels, Entstehung der
indirekten Rede im Deutschen. — Brief Franz Bopps, eingeleitet von Lefmann.
Jede gute Buchhandlung wird dieses Heft aueh zur Ansieht liefern.
lWT.-llMftdniclMNl TCO JS. A. Batk. OotUagM.
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