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Full text of "Verhandlungen"

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THE  UNIVERSITY 
OF  ILLINOIS 
LIBRARY 


506 

V'77-ÖO 


I 


I 


1 


Y  erhandlungen 


des 


Natur  historischen  Vereins 


der 


preufsischen  Eheinlande  und  Westfalens. 


Niebennndsiebenzigster  Jahrgang,  1920. 


Mit  Tafel  I  (Petrefakten)  und  II  (Tabellen)  und  14  Textfiguren. 


Bonn 

Im  Selbstverlag  des  Naturhistorischen  Vereins 

1922.  ö 


Für  die  in  dieser  Vereinsschrift  veröffentlichten  Mitteilun 
sind  die  betreffenden  Autoren  allein  verantwortlich. 


Inhalt. 


Seite 

Döring.  Einige  neue  Fossilien  aus  dem  mitteldevonischen 

„Lenneschiefer“  von  Gummersbach.  Mit  Tafel  I  .  .  .  .  1 

Reichensperger.  Rheinlands  Kemiptera  heteroptera  I  .  .  35 

Schneider.  Das  Zooplankton  der  Eifelmaare,  insbesondere 
die  Cyclomorphose  von  Anuraea  cochlearis  und  Notholca 
longispina.  Mit  Tafel  II  (Tabellen)  und  14  Textfiguren  .  7 

Angelegenheiten  des  Naturhistorischen  Vereins» 

Seite 

Bericht  über  die  ordentliche  Hauptversammlung  zu  Bonn  .  .  I 

Bericht  über  die  Lage  und  die  Tätigkeit  des  Vereins  ...  II 

Kassenbericht  für  das  Jahr  1919 .  II 

Wahlen . IV 

Ernennung  von  Ehrenmitgliedern . VIII 


* 


597479 


Bericht 

über  die  ordentliche  Hauptversammlung 
am  9.  und  10.  Oktober  1920  zu  Bonn. 

Am  Samstag,  dem  9.  Oktober,  wurde  zwischen  11  und  2 
Uhr  untei  Leitung  des  Herrn  Geh.  Bergrat  Professor  Dr.  Stein¬ 
mann  ein  geologischer  Ausflug  zum  Studium  des  Löß  und  der 
Mittelterrasse  zwischen  Koisdorf  und  Bonn  unternommen  und 
zur  selben  Zeit  ein  botanisch-zoologischer  Ausflug  nach  der 
Mündung  der  Sieg,  unter  Führung  der  Herren  Prof.  Farwick 
und  Mittelschullehrer  Andres  für  den  botanischen  und  Prof. 
Dr.  Hesse  und  des  Herrn  Frings  für  den  zoologischen  Teil. 

Die  von  ungefähr  125  Mitgliedern  und  Gästen  besuchte  Ver¬ 
sammlung’  wurde  um  ß1/^  Uhr  durch  den  Vorsitzenden  Berg¬ 
hauptmann  Voge  1  eröffnet,  welcher  den  als  Vertreter  der  Uni¬ 
versität  erschienenen  Kurator  Geh.  Oberregierungsrat  Prof.  Dr. 
Norren  b  er g,  den  Oberbürgermeister  von  Bonn,  Herrn  Bottler, 
die  Gäste  und  die  Mitglieder  begrüßte  und  herzlich  willkommen 
hieß.  Er  wies  dann  darauf  hin,  daß  die  auf  den  19.  und  20. 
Okt.  1918  zur  schlichten  Feier  des  75jährigen  Stiftungsfestes 
einberufene  Versammlung  mit  Rücksicht  auf  die  damals  in 
Bonn  ausgebrochene  starke  Grippenepidemie  und  wegen  der 
unsicheren  politischen  Verhältnisse  kurz  vorher  hätten  abge¬ 
sagt  werden  müssen,  daß  auch  im  Jahre  1919  keine  Versamm¬ 
lung  habe  abgehalten  werden  können,  sodaß  seit  der  letzten 
Zusammenkunft  der  Mitglieder  in  Aachen  im  Jahre  1916  bereits 
4  Jahre  verflossen  seien.  Der  dort  auf  3  Jahre  gewählte  Vor¬ 
stand  habe  daher  auch  im  vergangenen  Jahre  die  Geschäfte 
weiter  geführt  und  ersuche  die  Mitglieder  dies  nachträglich 
gut  zu  heißen.  Die  Versammlung  erteilte  dem  Vorstand  ein¬ 
stimmig  die  nachgesuchte  Entlastung.  Darauf  gedachte  der 
Vorsitzende  der  im  Kriege  gefallenen  und  der  sonst  verstorbenen 
Mitglieder  und  widmete  denjenigen,  welche  sich  um  den  Verein 
besonders  verdient  gemacht  hatten,  vor  allem  dem  im  Jahre 
1916  an  der  Front  in  den  Karpathen  gefallenen  Dr.  Otto  le 
Roi  einen  unserm  tiefen  Schmerz  um  die  herben  Verluste 
Ausdruck  gebenden  Nachruf.  Die  Versammlung  ehrte  das  An¬ 
denken  an  die  dahingeschiedenen  Mitglieder  durch  Erheben 
von  den  Sitzen.  Der  Schriftführer  Prof.  Voigt  gab  einen  kurzen 
Überblick  über  das,  was  sich  im  Verein  seit  Ausbruch  des  Krieges 
zugetragen  und  worüber  er  schon  in  den  einzelnen  Jahres¬ 
berichten  Mitteilung  gemacht  hat.  Sodann  verlas  er  den 
Verb.  d.  Nat.Ver.  Jahrg.  LXXVII.  1920.  1 


II  Bericht  üb.  d.  ord.  Hauptvers.  am  9.  u.  10.  Okt.  20  zu  Bonn. 


Bericht  über  die  Lage  und  die  Tätigkeit  des  Vereins 
während  des  Jahres  1919. 

1.  Mitglieder.  Die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder 


betrug  am  1.  Januar  1919 . 391 

Davon  sind  verstorben . 14 

Ausgetreten . 7 

Gestrichen,  weil  nicht  zu  ermitteln  .  .  3 

24 

eingetreten  sind . 8  — 16 


Anzahl  der  ordentlichen  Mitglieder  am  31.  Dez.  1919  .  .  375 

2.  Vereinsschriften.  Der  Umfang  der  vom  Verein  heraus¬ 
gegebenen  Schriften  hat  infolge  der  außerordentlich  gestiegenen 
Druck-  und  Papierkosten  sehr  stark  beschnitten  werden  müssen, 
doch  war  es  möglich,  für  das  Jahr  1919  einen  Band  Verhand¬ 
lungen  von  974  Bogen  mit  3  Tafeln  und  12  Textbildern  und 
Sitzungsberichte  im  Umfang  von  83/s  Bogen  herauszugeben, 
was  allerdings  nur  dadurch  ermöglicht  wurde,  daß  für  eine  in 
den  Verhandlungen  veröffentlichte  Arbeit  nebst  der  dazu  ge¬ 
hörigen  geologischen  Karte  die  ganzen  Kosten  vom  Verfasser 
übernommen  wurden  und  zu  einer  zweiten,  mineralogischen 
Arbeit  ein  Beitrag  gestiftet  wurde. 


Haupt -Re  chnungs-Abscbluß 

Einnahmen. 


Pos.  I 

Mitglieder . 

M. 

224 

Pf. 

II 

Verlag . 

1054 

33 

III 

Kapital  Verwaltung 

a)  Kapital-  und  Bankzinsen . 

4639 

95 

b)  Ausgeloste  und  verkaufte  Wertpapiere 

3345 

90 

IV 

Zuwendungen  (Stadt  Bonn)  .  .  .  .  . 

2000 

— 

V 

Außerordentliche  Einnahmen ...... 

666 

80 

Gesamteinnahmen 

11930 

98 

Bankguthaben  am  31.  XII.  1918  4532.25  M. 
Abzügd.  Vorlagen  des  Schatz¬ 
meisters  .  . .  825.39  „ 

4206 

86 

' 

16137 

84 

Bericht  üb.  d.  ord.  Hauptvers.  am  9.  u.  10.  Okt.  20  zu  Bonn.  III 

3.  Kapitalverwaltung.  Die  Abrechnung  ist  von  den 
Herren  Professor  Kör  nicke  und  Dr.  Wirt  gen  geprüft  und 
richtig  befunden  worden.  Auf  ihren  Antrag  erteilte  die  Ver¬ 
sammlung  Herrn  Geh.  Bergrat  K  örf  er  und  Herrn  Henry  Ent¬ 
lastung. 

4.  Bücherei.  Die  Societe  Royale  Zoologique  et  Malaco- 
logique  de  Belgique  in  Brüssel  hat  dem  Naturhistorischen  Verein 
mitgeteilt,  daß  in  der  außerordentlichen  Hauptversammlung  der 
Gesellschaft  am  3.  März  1919  beschlossen  worden  ist,  den 
Schriftenaustausch  mit  den  gelehrten  Gesellschaften  der  feind¬ 
lichen  Länder  einzustellen.  Als  Geschenke  für  die  Bibliothek 
übersandten  Sonderabzüge  ihrer  Arbeiten  die  Herren  Blanken- 
horn,  Forck,  Geisenheyner,  Göbel,  König,  Stehn 
Rump  und  Wohlberett. 

5.  Sammlungen.  Herr  Dr.  Wirtgen  schenkte  dem 
Verein  sein  umfangreiches  Herbarium,  das  für  die  in  neuerer 
Zeit  erschienenen  Floren  einzelner  Teile  des  Vereinsgebietes 
schon  so  viele  wertvolle  Beiträge  geliefert  hat. 

Der  Vorstand  spricht  unserm  hochgeachteten  Ehrenmit¬ 
glied  Herrn  Dr.  Wirtgen  sowie  den  Herren,  welche  die  Biblio¬ 
thek  durch  willkommene  Geschenke  bereichert  haben,  auch  an 
dieser  Stelle  nochmals  namens  des  Vereins  den  wärmsten  Dank  aus. 

für  das  Jahr  1919. 

Ausgaben. 


Pos.  I 

Mitglieder . 

M. 

419 

Pf. 

85 

II 

Verlag . 

5929 

91 

III 

Kapitalverwaltung . 

53 

95 

IV 

Bibliothek . . 

1281 

35 

V 

Sammlungen . 

699 

40 

VI 

Haus . 

965 

72 

VII 

Steuern . 

447 

50 

VIII 

a)  V erwaltung . 

1557 

59 

b)  Generalversammlung . 

72 

55 

c)  Bürobedürfnisse . 

53 

73 

IV 

Außerordentliche  Ausgaben . . 

266 

80 

Gesamtausgaben 

11748 

35 

Bankguthaben  am  31.  XII.  1919  4587.70  M. 
Abzügl.  Vorlagen  des  Schatz¬ 
meisters  . 198.21  v 

4389 

49 

16137 

84 

IV  Bericht  üb.  d.  ord.  Hauptvers.  am  9.  u.  10.  Okt.  20  zu  Bonn. 

Unserm  verehrten  Schatzmeister  Herrn  Karl  Henry 
überbrachte  zu  seinem  75.  Geburtstage  am  24.  Sept.  der  Vor¬ 
sitzende  die  herzlichsten  Glückwünsche  des  Vereins.  Dem  Na¬ 
turwissenschaftlichen  Verein  in  Magdeburg*  wurde  zu  seinem 
50.  Stiftungsfest  am  14.  September  und  der  Naturforschenden 
Gesellschaft  des  Osterlandes  in  Altenburg  zur  Feier  ihres  100- 
jährigen  Stiftungsfestes  am  29.  und  30.  Nov.  ein  Glückwunsch¬ 
schreiben  übersandt. 

Wahlen. 

Als  Vorstand  für  die  nächsten  drei  Jahre  wurde  der  bis¬ 
herige  Vorstand  wiedergewählt.  Für  die  in  den  letzten  Jahren 
verstorbenen  Vertreter  der  in  den  einzelnen  Regierungsbe¬ 
zirken  wohnenden  Mitglieder  wurden  neugewählt:  für  das  Saar¬ 
gebiet  Herr  Studienrat  Prof.  Dr.  Löser  in  Dillingen  a.  d.  Saar, 
für  den  R.-B.  Trier  Herr  Rektor  Dohm  in  Gerolstein,  für  den 
R.-B.  Koblenz  Herr  Studienrat  Prof.  Dr.  Follmann  in  Koblenz, 
für  den  R.-B.  Düsseldorf  Herr  Museumsdirektor  Dr.  Aulmann 
in  Düsseldorf,  für  den  R.-B.  Arnsberg  Herr  Bergassessor  Dr. 
Kukuk  in  Bochum.  Zu  Rechnungsprüfern  für  das  Jahr  1921 
wurden  ernannt  die  Herren  Prof.  Dr.  Schmidt  und  Dr.  Stehn 
und  zu  deren  Stellvertreter  die  Herren  Dr.  Krüger  und  Rektor 
Lengersdorf.  Als  Ort  für  die  nächste  Hauptversammlung 
wurde  Bentheim  bestimmt  und  Herr  Prof.  Dr.W  egner  in  Münster 
i.  W.  zum  Geschäftsführer  der  Versammlung  ernannt. 

Mitgliederbeitrag. 

Die  Versammlung  beschließt  einstimmig:  §  6  der  Satzung 
ist  dahin  zu  ändern,  daß  der  Mitgliederbeitrag  fortan  10  Mark 
beträgt  (statt  6  M.)  und  in  §  13  ist  als  Beitrag*  für  die  zugleich 
einem  Verbandsverein  angehörenden  Mitglieder  10  M.  (statt  5 
M.)  einzusetzen. 

Nach  der  Erledigung  des  geschäftlichen  Teils  hielt  Herr 
Prof.  Dr.  Fitting  den  angekündigten  Vortrag  über  das  Ver¬ 
blühen  der  Blüten,  der  durch  prachtvolle  Lichtbilder  erläutert 
wurde.  Darauf  sprach  Herr  Prof.  Dr.  H e  s  s  e  über  das  Schwimmen 
der  Fische  anderhand  kunstvoll  gezeichneter  Tafeln  und  unter 
Vorführung  lehrreicher  Sammlungsstücke.  Beide  Vorträge 
fanden  den  lebhaftesten  Beifall  der  Versammlung. 

Von  ß  Uhr  ab  fanden  Sitzungen  des  Niederrheinischen 
geologischen,  des  Botanischen  und  des  Zoologischen  Vereins 
für  Rhld.-Westf.  statt.  Näheres  darüber  wird  in  den  Berichten 
dieser  Vereine  mitgeteilt  werden. 

Nach  den  Sitzungen  trafen  Mitglieder  und  Gäste  zur  ge¬ 
selligen  Unterhaltung  in  der  Kaiserhalle  zusammen. 


Bericht  üb.  d.  ord.  Hauptvers.  am  9.  u.  10.  Okt.  20  zu  Bonn.  V 

Am  Sonntag  d.  10.  Okt.  wurden  am  Morgen  unter  sach¬ 
kundiger  Führung  die  naturwissenschaftlichen  Institute  der  Uni¬ 
versität  und  das  Mineralienkontor  von  Dr.  Kranz  besichtigt. 

Um  IF/4  Uhr  wurde  die  gemeinsame  Sitzung  des  Natur¬ 
historischen  Vereins  und  der  Niederrheinischen  Gesellschaft  für 
Natur-  und  Heilkunde  durch  Herrn  Berghauptmann  Vogel 
eröffnet.  Als  Vertreter  der  Niederrheinischen  Gesellschaft  hielt 
Herr  Geh.  Medizinalrat  Prof.  Dr.  Krause  die  folgende,  mit 
großem  Beifall  aufgenommene  Ansprache. 

Hoch  an  sehn  liehe  Festversammlung! 

In  Vertretung  des  verreisten  Herrn  Prof.  Dr. B  en  rath,  des 
Vorsitzenden  der  chemischen  Abteilung-,  welche  in  diesem  Jahre 
den  Gesamtvorsitz  führt,  habe  ich  die  große  Ehre,  dem  Natur¬ 
historischen  Vereine  der  preußischen  Rheinlande  und  West¬ 
falens  die  besten  Glückwünsche  der  Niederrheinischen  Gesell¬ 
schaft  für  Natur  und  Heilkunde  zu  übermitteln.  Unsere  Ge¬ 
sellschaft  wollte  im  Herbst  1918  ihr  hundertjähriges  Bestehen 
feiern.  Die  schicksalschwere  Revolution,  das  größte  Unglück 
für  Deutschland,  hat  es  wie  so  vieles  andere  vereitelt.  Es  soll 
nach  dem  Beschluß  der  Vorsitzenden  den  4  Abteilungen  der 
Antrag  unterbreitet  werden,  in  der  Pf ingst woche  1921  es  nach¬ 
zuholen.  Die  Bitte  von  Herrn  Prof.  Hesse,  unsere  Feier  mit 
der  Ihrigen  zu  verbinden,  konnte  nicht  ermöglicht  werden,  da 
sie  erst  Anfang  August  uns  zur  Kenntnis  kam,  als  unsere  Mit¬ 
glieder  fast  alle  in  den  Ferien  waren.  Trotzdem  sind  gerade 
die  Abteilungen,  deren  Vorsitz  ich  zur  Zeit  innehabe  die  medi¬ 
zinische,  wie  die  voriges  Jahr  gegründete,  eifrig  tätige  Rönt¬ 
genabteilung  sich  bewußt,  daß  mehr  als  je  ein  Zusammen¬ 
gehen  unserer  Gesellschaften  eine  unbedingte  Notwendig¬ 
keit  ist.  Wir  wollen  auch  alles  tun,  um  es  zu  erreichen.  Die 
Arbeitsgebiete  der  einzelnen  Abteilungen  sind  so  groß  geworden, 
daß  sie  unbedingt  allein  arbeiten  müssen,  um  die  Sondergebiete 
in  wissenschaftlich  einwandfreier  Weise  zu  fördern.  Desto 
größer  ist  aber  auch  die  Verpflichtung  geworden,  die  Grenz¬ 
gebiete,  besonders  die  Ergebnisse  weitere  Volkskreise  interes¬ 
sierender  Fragen  alljährlich  in  gemeinsamen  öffentlichen 
Sitzungen  zu  besprechen.  Um  ein  paar  Beispiele  zu  erwähnen, 
erinnere  ich  an  die  Ergebnisse  der  so  außerordentlich  fortge¬ 
schrittenen  Pflanzenphysiologie,  welche  der  tierischen  so  weit 
voraus  geeilt  ist,  an  viele  Fragen  der  praktischen  Botanik,  welche 
wegen  ihrer  Bedeutung  für  die  Ernährung  weiteste  Kreise  be¬ 
schäftigt.  Ich  erinnere  an  die  vielen  Fragen  der  Vererbung,  an 
die  Ergebnisse  der  vergleichenden  Studien  über  die  Funktion  des 


VI  Bericht  üb.  d.  ord.  Hauptvers.  am  9.  u.  10.  Okt.  20  zu  Bonn. 

Herzens,  wie  sie  gerade  Herr  Prof.  Hesse  erforscht  hat.  Ich 
erinnere  an  das  notwendige  Zusammenarbeiten  der  Zoologen, 
Botaniker,  Mediziner  in  Fragen  der  Schädlinge  des  Tier-  und 
Pflanzenreiches,  welches  für  die  menschliche  Medizin  z.  Z.  eine 
größere  Rolle  spielt,  als  vor  dem  Kriege.  Mit  Dankbarkeit  er¬ 
innern  wir  Mediziner  uns,  daß  unsere  großzügige  Heeresverwal¬ 
tung  den  Zoologen  Prof.  Hase  zwecks  Studium  der  Läuseplage 
ins  Feld  gesandt  hat.  Wir  verdanken  seinen  fleißigen  Arbeiten 
eine  vorzügliche  Monographie  über  die  Kleiderlaus.  Ich  er¬ 
innere  an  das  notwendige  Zusammenarbeiten  der  Physiker  mit 
dem  praktisch  tätigen  Röntgenologen,  welches  in  den  letzten 
Jahren  so  große  und  besonders  wertvolle  Resultate  in  der 
Röntgenbehandlung  erzielt  hat.  Große  Frauenkliniken,  wie  die 
in  Freiburg  und  Erlangen  sind  dazu  übergegang'en,  in  ihrem 
Röntgenbetriebe  Physiker  einzustellen.  Auch  in  Bonn  hat  sich 
in  der  Röntgenabteilung  das  Zusammenarbeiten  der  verschie 
denen  naturwissenschaftlichen  Fächer  ganz  besonders  bewährt. 
Ich  erinnere  an  das  Zusamenarbeiten  der  Chemie  mit  vielen 
naturwissenschaftlichen  Fächern,  besonders  auch  mit  der  Medi¬ 
zin.  Es  sei  mir  erlaubt,  an  dieser  Stelle  des  großen  Sohnes  der 
rheinischen  Lande,  Professors  Emil  Fischer  aus  Euskirchen 
zu  gedenken,  und  auch  hier  ihm  Dank  zu  sagen,  was  er  durch 
seine  Studien  über  den  Zucker,  die  Purinkörper  für  die  Medi¬ 
zin  Großes  geleistet  hat.  In  diesem  Zusammenhänge  möchte 
ich  erinnern,  daß  es  eine  Ehrenpflicht  unserer  Gesellschaften  ist, 
das  Andenken  an  die  g'roßen  rheinischen  Naturforscher  Emil 
Fischer  aus  Euskirchen  und  Wilhelm  Conrad  Röntgen 
aus  Lennep  zu  ehren.  Ihre  Namen  und  der  Ort  ihrer  Geburt 
sollten  sämtlichen  Rheinländern  so  vertraut  sein,  wie  der  Name 
Beethoven  und  seiner  Geburtsstätte  Bonn.  Es  ist  eine  schöne 
Aufgabe  für  unsere  Gesellschaften,  dafür  einzutreten,  daß  zum 
Andenken  in  den  Geburtsorten  dieser  großen  Männer  Denk¬ 
mäler  aus  Erz  errichtet  werden,  wie  sie  bereits  Koblenz  für 
Johannes  Müller  und  Neuß  für  Schwann  besitzt.  Das  Zu¬ 
sammenarbeiten  eines  Steinmann,  Max  Verworn  und 
Bonnet  hat  der  prähistorischen  Wissenschaft  in  den  letzten 
Jahren,  wie  wohl  allen  Ihnen  bekannt  ist,  einen  besonders  schönen 
Erfolg  gebracht.  Leider  wissen  aber  wenige  unserer  rheinischen 
Volksgenossen  etwas  darüber:  das  sollte  doch  anders  werden. 
Daher  möchte  ich  mit  unseren  Glückwünschen  in  dieser  Zeit 
der  tiefsten  Not  unseres  Volkes  bei  der  Feier  ihres  75  jährigen 
Bestehens  Ihnen  die  Bitte  unterbreiten:  beauftragen  Sie  Ihre 
führenden  Männer,  Mittel  und  Wege  zu  finden,  daß  die  natur¬ 
wissenschaftlichen  Bestrebungen  im  Rheinland  und  in  Westfalen 


Bericht  üb.  d.  ord.  Hauptvers.  am  9.  u.  10.  Okt  20  zu  Bonn.  VII 


in  noch  weitere  Volksschichten  durch  gemeinschaftliche  Sitzungen 
gebracht  werden  als  bisher.  Dazu  sollte  alljährlich  einmal 
auch  eine  gemeinschaftliche  Tagung  unserer  beiden  Gesell- 
schäften  gehören,  auf  der  eine  oder  zwei  wichtige  Fragen  in 
gemeinverständlicher  Weise  für  größere  Kreise  zum  Vortrag 
kommen.  *  Denn  es  ist  für  die  deutsche  Wissenschaft  notwendig, 
daß  sie  sich  bei  der  großen  Notlage,  welche  ihr  droht,  auf 
weiteste  Schichten  unseres  Volkes  stützt.  Es  darf  nicht  in  100 
Jahren  heißen,  daß  infolge  des  furchtbaren  Zusammenbruches 
unseres  Volkes  die  Musen  am  Rhein  zum  Schweigen  gebracht 
worden  seien,  wie  es  in  dem  Gründungsberichte  unserer  Ge¬ 
sellschaften  von  der  Kriegsnot  im  Anfang  des  19.  Jahrhunderts 
hieß.  Das  verhüte  Gott! 

Der  Vorsitzende  sprach  dein  Redner  und  der  Niederrhein. 
Gesellschaft  den  wärmsten  Dank  für  seine  beherzigenswerte, 
gefühlvolle  Glückwunschrede  aus  und  teilte  sodann  mit,  daß 
leider  Herr  Geh.  Prof.  Dr.  An  schütz  durch  Unwohlsein  ver¬ 
hindert  sei,  den  angekündigten  Bericht  über  das  hundertjährige 
Forschen  und  Wirken  der  Niederrhein.  Gesellschaft  f.  Nat.-  u. 
Heilk.  zu  halten.  Er  gab  dann  einen  Überblick  über  die  Tätig¬ 
keit  und  die  Erfolge  des  Naturhistorischen  Vereins  von  seiner 
Gründung  im  Jahre  1843  bis  zur  Gegenwart.  Zum  Schluß 

wies  er  darauf  hin,  daß  zwar  mit  Ausbruch  des  Krieges  der 

> 

Verein  ebenso  wie  die  Verbandvereine  in  der  weiteren  Ent¬ 
faltung  ihrer  Tätigkeit  stark  behindert  gewesen  seien,  daß  sich 
aber  bereits  allenthalben  wieder  ein  regeres  Interesse  zeige, 
sodaß  die  vor  dem  Kriege  in  so  lebhaftem  Aufschwung  be¬ 
griffenen,  von  den  Verbandvereinen  in  dankenswertester  Weise 
unterstützten  und  geförderten  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der 
naturwissenschaftlichen  Heimatkunde  hoffentlich  bald  in  dem 
alten  Umfange  wieder  aufgenommen  werden  könnten.  Auf  An¬ 
regung  des  Vorstandes  des  Naturh.  Vereins  seien  bereits  Be¬ 
ratungen  gepflogen  und  Erfolg  verheißende  Schritte  getan 
worden,  um  einen  engeren  Zusammenschluß  der  naturwissen¬ 
schaftlichen  Gesellschaften  und  Vereine  zu  gegenseitiger 
Unterstützung  herbeizuführen.  Durch  gemeinverständliche 
öffentliche  Vorträge  solle,  besonders  auch  in  kleineren  Städten, 
das  Interesse  für  Naturwissenschaften  belebt,  vor  allem  aber 
müßten  die  Mittel  geschafft  werden,  um  die  das  Vereinsgebiet 
betreffenden  Unternehmungen  auch  finanziell  zu  unterstützen 
und  trotz  der  ungeheuer  hohen  Druckkosten  die  Drucklegung 
der  Arbeiten  zu  ermöglichen. 

Darauf  teilte  er  mit,  daß  das  Kuratorium,  weil  die  Feier 
des  75  jährigen  Stiftungsfestes  im  Jahre  1918  durch  die  Un- 


VIII  Bericht  iib.  d.  ord.  Hauptvers.  am  9.  u.  10  Okt.  20  zu  Bonn. 


2'unst  der  Verhältnisse  leider  vereitelt  worden  sei  und  deshalb 
die  damals  in  Aussicht  genommene  Ernennung-  von  Ehrenmit¬ 
gliedern  nicht  habe  stattlinden  können,  die  Versammlung  er¬ 
suche,  die  Ernennung  bei  der  heutigen  Nachfeier  vorzunehmen. 
Auf  Vorschlag  des  Kuratoriums  wurden  zu  Ehrenmitgliedern  er¬ 
nannt:  Herr  Studienrat  Prof.  Dr.  Follmann  in  Koblenz,  Herr 
Oberlehrer  Geisenheyner  in  Kreuznach,  Herr  Stadtrat 
Hahne  in  Stettin,  Herr  Karl  Henry  in  Bonn,  Herr  Prof.  Dr. 
Kaiser  in  München  und  Herr  Prof.  Dr.  Voigt  in  Bonn. 

Sodann  hielt  Herr  Geh.  Bergrat  Prof.  Dr.  Steinmann 
einen  anschaulichen,  lebhaftes  Interesse  erweckenden  Vortrag 
über  die  Entstehung  der  niederrheinischen  Braunkohlenformation. 

Nachdem  der  Vorsitzende  den  Vortragenden,  den  Herren 
Institutsdirektoren,  welche  den  Mitgliedern  und  Gästen  der  in 
Bonn  tagenden  Vereine  die  Sehenswürdigkeiten  der  Samm¬ 
lungen  mit  freundlichem  Entgegenkommen  vor  Augen  geführt 
hatten,  den  Führern  der  naturwissenschaftlichen  Ausflüge  sowie 
den  übrigen  Herren,  welche  den  Vorstand  vor  und  während 
der  Versammlung  bereitwilligst  unterstützt  hatten,  den  lebhaftes¬ 
ten  Dank  des  Vorstandes  und  der  Teilnehmer  an  der  Versamm¬ 
lung  ausgesprochen  hatte,  schloß  er  die  Sitzung  mit  den  besten 
Wünschen  für  ein  baldiges  Wiedersehen. 

Am  Nachmittag  fand  unter  Führung  des  Herrn  Geh. 
Bergrat  Prof.  Dr.  Ra  uff  ein  geologischer  Ausflug  in  die  Ge¬ 
gend  von  Züllighoven  statt,  wo  das  Vorkommen  von  Trachyt- 
tuff  und  der  Quarzitbruch  im  Schießgraben  besichtigt  wurden., 
eine  zweite,  von  Herrn  Prof.  Dr.  Pohlig  geleitete  Exkursion 
hatte  den  näher  gelegenen  Rodderberg  zum  Ziel. 

Die  vom  Verlauf  der  Versammlung  recht  befriedigten 
Teilnehmer  schieden  mit  dem  Wunsche,  daß  es  dem  Natur¬ 
historischen  Verein  und  den  Verbandveinen  im  nächsten  Jahre 
gelingen  möge,  die  Mitglieder  wieder  öfter  zu  gemeinsamen 
Sitzungen  und  Ausflügen  zusammenzuführen. 


Vogel.  Hesse.  Stehn. 


kenmehre 

Tafel  II,  zu  Seite  8. 

1913 

16.  IX. 

29.  IX. 

29.  IX. 

18 

19.  V. 

19.  V. 

17.  VI. 

17.  VI. 

3.  X. 

6.  IV. 

3.  VII 

15  m 

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[■  rc  =  ziemlich  häufig,  r  = 
groben  Netz  gemacht,  da 


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Verhandl.  d.  Naturh.  Vereins.  Jg.  77.  1920.  I.  Schalkenmehreiier  Maar.  _ Tafel  II,  zu  Seite  8. 


.  V.111UOU1,  va,  1  nu-m  11.  V  J  g.  //.  ^  - - - ~ -  ^  -  - - - * 

191<J 

7.  VIII 

ii 

.  10.VIII 

12  VIII 

1911 

.  4.  III. 

1  in 

4.  III. 

15  m 

1.  IV. 

1  in 

1.  IV. 

15  m 

15.  IV. 

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18.  V. 
0  in 

13.  V. 

|  15  in 

18.  VII. 

1  m 

18.  VII. 

15  m 

10.  VIII. 

ll.VIII. 

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30.  VIII. 

16.  IX. 

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IG.  IX. 

15  in 

29.  IX. 

0  in 

29.  IX. 

15  m 

18.  X. 

1  in 

18.  X. 

15  in 

2.  XI. 

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2.  Xä. 

15  in 

15.  XI 

1  in 

15.  XI. 

15  in 

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IG.  XII 

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16.  XII. ! 
1.»  in 

1918; 

IG.  I. 

1  m 

IG.  I. 

15  m 

21.  II. 

1  in 

21.  II. 

15  in 

7.  III. 

18.  III. 1 

1  111 

18.  III. f 
15  m  | 

15.  IV. 

1  m 

15.  IV. 

15  in 

19.  V. 

1  in 

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19.  V. 

15  in 

f 

17.  VI. 

1  111 

17.  VI. 
15  in  | 

3.  X. 

1913 

G.  IV.  3 

.  VIII 

Cyclops  Leuckarti  Claus 

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C.  strenuus  Fisch. 

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Jugendliche  Cyclopiden 

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Diaptomus  gracilo'ides  Lillj. 

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Nauplien  u.  jugendl.  Copepoden 

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Bosmina  longirostris  0.  F.  Müll. 

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Ceriodaphnia  spec. 

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Chydorus  sphaericus  0.  F.  Müll. 

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Daphne  longispina  var.  hyalina  0.  F.  Müll. 

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Diaphanosoma  brachyurum  Liev. 

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Leptodora  hyalina  Lillj. 

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Jugendliche  Daphniden 

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Anuraea  acideata  Ehrbg'. 

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(  Anuraea  cochlearis  (Gosse)  typica  Laut. 

(  A.  c.  var.  macracantha  Laut. 

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2.  A.  c.  var.  hispida  Laut. 

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f  A.  c.  var.  irregularis  f.  connectens  Laut. 

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3_  >  A.  c.  var.  irr.  f.  angulifera  Laut. 

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(  A.  c.  var.  irr.  mit  Platte  x. 

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Asplanchna  [priodo7ita]  Gosse. 

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Cathypna  luna  0.  F.  Müll. 

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Colurella  lepta  Gosse. 

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Conochilus  icnicomiis  Rouss. 

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C.  volvox  Ehrbg-. 

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Diurella  stylata  Eyf. 

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Monostyla  lunaris  Ehrbg. 

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Notholca  labis  Gosse. 

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N.  longispina  Kellic. 

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N.  striata  Ehrbg. 

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Polyarthra  platyptera  Ehrbg. 

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Rattulus  longiseta  Schrank. 

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Synchaeta  [pectinata]  Ehrbg. 

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Triarthra  longiseta  Ehrbg. 

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Unbestimmbares  illoric.  Rotator. 

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Dinobryon  sertularia  Ehrbg. 

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Eudorina  elegans  Ehrbg. 

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Volvox  aureus  Ehrbg. 

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d=  dominierend,  cc  =  sehr  häufig-,  c  =  häufig  rc  =  ziemlich  häufig,  r  =  meist  einzeln,  rr  =  vereinzelt,  rrr  =  ganz  vereinzelt. 
1)  Der  Fang  vom  11.  VIII.  1911  ist  mit  dem  groben  Netz  gemacht,  daher  der  Ausfall  der  kleineren  Formen. 


II.  Holzmaar. 


1910 

9.  VIII. 

191i 

29. VIII 

1912 

5.  X. 

1913 

7.  IV. 

Ii.  VIII 

C’orethra  plumicornis  Fabr.  (Larven) 

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Cyclops  abyssorum  Sars 

C.  Leuckarti  Claus 

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Jugendliche  Cgclopiden 

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Diaptomus  gracilis  Sars 

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D.  graciloides  Lillj. 

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CC 

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Nauplien  u.  jugendl.  Copepoden 

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Bosmiha  longirostris  0.  F.  Müll. 

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Ceriodaphnia  affinis  Lillj. 

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C.  laticaudatn  P.  E.  Müll. 

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C.  piüchella  Sars 

— 

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C.  quadrangula  0.  F.  Müll. 

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C.  spec. 

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Chydorns  sphaericus  0.  F.  Müll. 

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Daphne  longispina  vav.  hyalinaO,  F.  Müll. 

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Diaphanosoma  brachyurum  Lievin 

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Anuraea  acideata  typica  Ehrbg\ 

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A.  cochlearis,  macr  -typ. -tect. -Reihe  Laut. 

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A.  c.  hispida-Reihe  Laut. 

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A.  c.  irregularis  Reihe  Laut. 

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Asplanchna  priodonta  Gosse 

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Brachionus  angidaris  var.  bidens  Plate 

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Cathypna  luna  0.  F.  Müll. 

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Conochilus  unicornis  Rouss. 

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Diurella  stylata  EL'f. 

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Mytilina  macracantha  Gosse 

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Notholca  longispina  Kellic. 

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N.  striata  Ehrbg. 

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Pedalion  mirum  Huds. 

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Polyarthra  platyptera  Ehrbg. 

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Pterodina  mucronata  Gosse 

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Rattulus  capucinus  Wierz.  u.  Zach. 

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R.  longiseta  Schrank 

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Synchaeta  spec. 

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Triarthra  longiseta  Ehrbg. 

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Unbestimmbares  illoric.  Rotator 

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Tintinidium  fluviatile  Stein 

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Unbestimmbares  Infusor. 

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V.  \Veinf.  Maar.  VI,  Gemündener  Maar. 


1912 

4.  X. 

i9i: 

10.  IV 

.  S.  III 

■  «! 

14 

.  11. VII 

19l 

I.  12. VII 

i 

I.  2S.VII 

1191 

I.l  7.  II 

1 

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[.  t.  X 

191 

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V.  2.  VIII. 

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~  1 

VII.  Ulmener  Maar. 


9  1  meist  einzeln,  rr  —  vereinzelt,  rrr  =  g’anz  vereinzelt. 


I  VII.  Ulmener  Maar. 


1910 

1911 

1912 

1913 

U.VIII. 

9.  VIII. 

2.  IX. 

5.  VIII. 

I.  X. 

5.  IV. 

9.  VIII. 

1 

— 

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V  erhandlungen 

faTA.iM'  yi|$  . 

des 

Naturhistorischen  Vereins 

♦ 

\ 

der 

* 

preufsischen  Rheinlande  und  Westfalens. 


Mtüfldsiebenzigster  and  ncmndsiebenzigster  Jahrgang, 

1931  und  1933. 


0 


JÜ 


a,  •  ‘WyWUTV 


Bonn 

Im  Selbstverlag  des  Naturhistorischen  Vereins 

1925. 


Für  die  in  dieser  Vereinsschrift  veröffentlichten  Mit 
teilung-en  sind  die  betreffenden  Autoren  allein  verantwortlich 


■  TL  ~Z.  '  rt.  &  I  '<oli"S>L  'A 


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V.7<S  ><1  3 


Inhalt. 


Seite 

Follmann.  Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein 

und  im  Moselgebiet .  1 — 105 

Schmidt.  Die  Mooswelt  der  Hildener  Heide  .  106 — 115 


•  \ 

Angelegenheiten  des  Naturhistorischen  Vereins. 

Seite 

Bericht  über  die  ordentliche  Hauptversammlung-  am 

8.  bis  10.  September  1921  zu  Rheine  ....  I 

Bericht  über  .die  Lage  und  die  Tätigkeit  des  Vereins 

während  des  Jahres  1920  .  I 

Kassenbericht  für  das  Jahr  1920  .  II 

Bericht  über  die  Hauptversammlung  zu  Krefeld  am 

2.  bis  4.  Juni  1922  .  VI 

Niederschrift  über  die  geschäftlichen  Verhandlungen 

in  der  Sitzung  am  Samstag  den  3.  Juni  ...  VI 
Bericht  über  die  Lage  und  die  Tätigkeit  des  Vereins 

während  des  Jahres  1921 .  VII 

Kassenbericht  für  das  Jahr  1921 . *  VIII 


0*0 


Bericht 

über  die  ordentliche  Hauptversammlung 
am  8.  bis  10.  September  1921  zu  Rheine. 


Donnerstag  den  8.  Sept.  wurde  die  von  nahezu  100  Mit¬ 
gliedern  und  Gästen  besuchte  Hauptversammlung  um  345  durch 
den  Vorsitzenden  Berghauptmann  Vogel  eröffnet.  Nachdem  er 
die  Anwesenden,  im  Besonderen  die  Vorstände  der  verschiede¬ 
nen  Verbandsvereine  begrüsst  hatte,  sprach  er  den  Geschäfts¬ 
führern  Geh.  Bergrat  Prof.  Dr.  Busz  und  Prof.  Wegner 
sowie  den  Mitgliedern  des  Ortausschusses  Prof.  Brock  hausen 
und  Lehrer  Kolk  sowie  den  übrigen  Herren,  welche  beide 
stets  hilfbereit  unterstützt  hatten,  ferner  dem  Direktor  des 
Städtischen  Gymnasiums  Dr.  Bat  he  für  die  Überlassung  der 
prächtigen  Aula  des  Gymnasiums  den  wärmsten  Dank  des 
Vorstandes  und  der  Mitglieder  aus.  Nach  einem  kurzen  Hin¬ 
weis  auf  die  Arbeiten  des  Vereins  im  vergangenen  Jahre 
verlas  er  die  Namen  der  1920  verstorbenen  Mitglieder,  deren 
Andenken  von  den  Anwesenden  durch  Erheben  von  den 
Plätzen  geehrt  wurde.  Auf  die  Mitteilung  des  Vorsitzenden, 
dass  unser  Ehrenmitglied  Dr.  Ferd.  Wirtgen  in  Bonn  bereits 
im  Jahre  1871  dem  Verein  beigetreten  und  also  jetzt  50  Jahre 
lang  Mitglied  des  Vereins  sei,  wurde  der  Schriftführer  von 
der  Versammlung  beauftragt,  ihm  mit  den  herzlichsten  Glück¬ 
wünschen  zugleich  den  wärmsten  Dank  für  seine  langjährigen 
verdienstvollen  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  botanischen 
Heimatkunde  auszusprechen.  Der  Schriftführer  verlas  dann  den 

Bericht  über  die  Lage  und  die  Tätigkeit  des  Vereins 
während  des  Jahres  1920. 

1.  Mitglieder.  Die  Anzahl  der  ordentlichen  Mitglieder 


betrug  am  1.  Januar  1920  .  375 

Verstorben  sind . 11 

Ausgetreten . 8 

19 

Eingetreten  sind . 33  +14 


Anzahl  der  ordentlichen  Mitglieder  am  31.  Dezember  1920  389 


II  Bericht  üb.  d.  ord.  Haupt vers.  am  8.— 10.  Sept.  21  zu  Rheine. 

2.  Vereinsschriften.  Infolge  der  ausserordentlich  ge- 
stiegenenDruckkosten  musste  der  bereits  in  Angriff  genommene 
Druck  eingestellt  •  werden.  Es  sind  aber  dem  Verein  Mittel 
zum  Weiterdruck  in  Aussicht  gestellt  worden,  sodass  die  für 
die  Jahrgänge  1920  und  21  bereit  liegenden  Manuskripte  vor¬ 
aussichtlich  bald  veröffentlicht  werden  können.  Damit  der 
Verein  seinen  Mitgliedern  und  den  mit  ihm  im  Tauschverkehr 
stehenden  Vereinen  und  Gesellschaften  inzwischen  schon  ein 
Heft  zusenden  könne,  hat  Berghauptmann  Vogel  die  Güte 
gehabt,  dem  Naturhistorischen  Verein  600  Sonderabzüge  seiner 
in  der  Zeitschrift  des  Oberschlesischen  berg-  und  hütten¬ 
männischen  Vereins  erschienenen  Arbeit  „Vergleichende  Be¬ 
trachtungen  über  das  Variskische  Gebirge  am  Rhein  und  in 
Oberschlesien“  im  Umfang  von  U/s  Bogen  mit  8  Karten 
kostenfrei  zur  Verfügung  zu  stellen. 

3.  Kapitalverwaltung. 

4.  Bücherei.  Die  Medizinisch -naturwissenschaftliche 
Gesellschaft  in  Jena  und  die  Geographische  Gesellschaft  in 
Greifswald  haben  den  Schriftenaustausch  mit  unserm  Verein 


Haupt-Rechnungs-Abschluß 

Einnahmen. 


Pos.  I 

Mitglieder . 

M. 

5550 

Pf. 

*) 

II 

Verlag . . 

3362 

21 

III 

Kapital  Verwaltung 

a)  Kapital-  und  Bankzinsen . 

3894 

45 

b)  Ausgeloste  und  verkaufte  Wertpapiere 

10361 

65 

IV 

Zuwendungen  (Stadt  Bonn) . 

2000 

— 

V 

\ 

Außerordentliche  Einnahmen . 

900 

Gesamteinnahmen 

26068 

31 

Bankguthaben  am  31.  XII.  1919  4587.70  M. 
Abzügl.  Vorlagen  des  Schatz¬ 
meisters  . 189.21  „ 

4389 

49 

30457 

80 

Bei  Pos.  I  der  Einnahme  sind  die  Mitgliederbeiträge  aus 
den  Jahren  1918,  1919  und  1920  enthalten.  In  den  Jahren 
18  und  19  sind  Beiträge  nicht  angefordert  worden. 


Bericht  üb  d.  ord.  Hauptvers.  am  8. — 10.  Sept.  21  zu  Rheine.  III 

eingestellt.  Eröffnet  wurde  der  Tauschverkehr  mit  der  Forst- 
wissenschaftlichen  Gesellschaft  in  Finnland  zu  Helsingfors 
und  mit  dem  Österreichischen  entomologischen  Verein  zu 
W,ien.  Grössere  Geschenke  gingen  uns  zu  von  seiten  der 
Herren  Bergrat  Dr.  Bartling  in  Berlin  und  Geh.  Medizinal¬ 
rat  Prof.  Dr.  Krause  in  Bonn.  Ihnen  sowie  den  Herren  Dr. 
Geisenheyner  in  Kreuznach,  Dr.  Hochgürtel  und  Dr. 
Hör  der  in  Bonn,  Dr.  Kukuk  in  Bochum,  Geh.  Bergrat 
Prof.  Dr.  Leppla  in  Wiesbaden  und  Dr.  Meunier  in  Bonn, 
welche  dem  Verein  Sonderabzüge  ihrer  Arbeiten  zusandten, 
spricht  der  Vorstand  auch  an  dieser  Stelle  nochmals  seinen 
verbindlichen  Dank  aus.  Der  durch  den  Krieg  unterbrochene 
Schrifenaustausch  mit  dem  Auslande  hat  seit  dem  vorigen 
Jahre  wieder  grösseren  Umfang  angenommen.  Wir  sind 
unserm  Bibliothekar  Herrn  Dr.  Stehn,  der  uns  leider  am 
1.  Oktober  verlassen  wird,  um  in  holländischen  Diensten  eine 
Stelle  als  Geologe  in  Indien  anzutreten,  zu  grossem  Dank 
verpflichtet  für  seine  gewissenhafte  Verwaltung  der  Bibliothek¬ 
geschäfte  und  seine  eifrigen  und  erfolgreichen  Bemühungen, 
% 

für  das  Jahr  1920. 

Ausgaben. 


Pos.  I 

Mitglieder . 

M. 

460 

Pf. 

45 

II 

Verlag . . 

18057 

41 

III 

Kapitalverwaltung . 

123 

20 

IV 

Bibliothek . 

1193 

20 

V 

Sammlungen . 

102 

85 

VI 

Haus  . . . 

4511 

55 

VII 

Steuern . 

874 

40 

VIII 

a)  Verwaltung . 

2417 

56 

b)  Generalversammlung . 

127 

25 

»  /  % 

c)  Bürobedürfnisse . 

59 

75 

Gesamtausgaben 

27927 

62 

Bankguthaben  am  31.  XII.  1920  1925. —  M. 
Abzügl.  Vorlagen  des  Schatz¬ 
meisters  .  605.18  ,, 

253  0 

18 

30457 

80 

die  Beziehungen  zu  den  ausländischen  Akademien,  Gesell¬ 
schaften  und  Vereinen  wieder  auzukünpfen. 

In  Vertretung  des  am  Erscheinen  verhinderten  Stell- 


IV  Bericht  üb.  d.  ord.  Haupt  vers.  am  8.— 10.  Sept.  21  zu  Rheine. 

vertretenden  Vorsitzenden  Geh.  Bergrat  K  örf  er  erstattete  der 
Schriftführer  auch  den  Bericht  über  die  Kassenverh  ält- 
nisse  des  Vereins.  Auf  Antrag  der  Rechnungsprüfer  Privat¬ 
dozent  Dr.  Krüger  und  Dr.  Stehn  wurde  Entlastung  erteilt. 

Wahlen.  Zu  Rechnungsprüfern  für  das  Geschäfts¬ 
jahr  1921  wurde  Rektor  Lengersdorf  und  Prof.  Dr.  Schmidt, 
zu  deren  Stellvertretern  Lehrer  Andres  und  Geheimrat  Prof. 
Dr.  Philip pscn  gewählt.  Das  infolge  der  Berufung  von 
Prof.  Dr.  Kaiser  nach  München  zur  Zeit  unbesetzte  Amt 
eines  Kurators  für  die  geologischen  Sammlungen  wurde 
Herrn  Dr.  Stürtz  in  Bonn  übertragen.  Für  die  im  nächsten 
Jahre  in  der  Rheinprovinz  stattfindende  Versammlung  über¬ 
brachte  Herr  Studienrat  Dr.  Schmidt  in  Krefeld  eine  Einladung 
der  Stadt  und  des  Naturwissenschaftlichen  Vereins,  die  von 
der  Versammlung  mit  Dank  angenommen  wurde. 

Verlauf  der  Versammlung. 

Vorträge.  Prof.  St  ein  pell  (Münster)  sprach  über  neue 
Forschungen  zum  Todesproblem,  indem  er  durch  anschauliche 
Wandtafeln  die  Vermehrung  einzelliger  Tiere  und  Pflanzen 
und  die  sich  daran  knüpfenden  Fragen  über  Alterserschein¬ 
ungen,  Teilung  und  Unsterblichkeit  einzelliger  Wesen  erläuterte. 
Prof.  Brockhausen  (Rheine)  gab  eine  fesselnde  Schilderung 
der  Moorflora  Westfalens  und  Prof.  Harrassowitz  (Giessen) 
berichtete  über  die  wertvollen  Ergebnisse  seiner  Untersuch¬ 
ungen  über  das  Vorkommen  und  die  Entstehung  des  Beauxits 
am  Vogelsberg. 

Nach  einem  gemeinsamen  Abendessen  im  Gesellenhaus 
fanden  von  .S1/^  Uhr  ab  die  Sitzungen  des  Niederrheinischen 
geologischen,  des  Botanischen  und  des  Zoologischen  Vereins 
für  Rheinland  und  Westfalen  im  Gymnasium  statt.  Eine 
zweite  Sitzung  des  Zoologischen  Vereins  wurde  Freitag  den 
9.  Sept.  morgens  8V2  Uhr  abgehalten  und  um  11  Uhr  erfreute 
die  Medizinisch-naturwissenschaftliche  Gesellschaft  zu  Münster 
die  Mitglieder  des  Naturhistorischen  Vereins  und  seine  Ver¬ 
bandvereine  durch  einen  mit  lebhaftem  Beifall  aufgenommenen 
Vortrag  des  Herrn  Prof.  Dr.  Hannig  (Münster)  über  die 
Lebensdauer  der  Gewächse. 

Wissenschaftliche  Ausflüge.  Der  Niederrhein. -geolog. 
Verein  unternahm  unter  der  Führung  des  Herrn  Prof.  Dr. 
Wegner  am  9.  und  10.  Sept.  einen  Ausflug  nach  Bentheim, 
Nordhorn  und  durch  den  Nord-Süd-Kanal  in  das  Bourtanger 
Moor,  am  Vormittag  des  11.  Sept.  nach  dem  Schaf berg  bei 
Ibbenbüren.  Der  Botanische  Verein  wanderte  am  9.  Sept. 


Bericht  üb.  d.  ord.  Hauptvers.  am  8.— 10.  Sept.  21  zu  Rheine.  V 

vorm.  9  Uhr  nach  der  Saline  Gottesgabe,  wo  Herr  Magistrat¬ 
assessor  Koenen  die  Salzflora  besprach  und  die  dort  vor¬ 
kommenden  Arten  vorzeigte.  Näheres  über  diese  Exkursionen 
wird  in  den  Berichten  der  Vereine  mitgeteilt.  Für  die  nicht 
an  der  geologischen  Exkursion  teilnehmenden  Mitglieder  und 
Gäste  fand  am  Nachmittag  des  9.  Sept.  eine  vom  Fischerei¬ 
verein  des  Kreises  Steinfurt  veranstaltete  h}7drobiologische 
Exkursion  auf  dem  Dortmund-Ems-Kanal  statt,  auf  welchem 
zwei  Fischzüge  gemacht  und  sodann  von  Herrn  Oberfisch¬ 
meister  Dr.  Wundsch  (Münster)  die  erbeuteten  Fische  sowie 
die  mit  dem  Planktonnetz  gefischte  Kleintierwelt  auf  dem 
Dampfer  vorgeführt  wurden.  Zum  Schluss  erläuterte  Herr 
Regierungsrat  Off  enberg  (Rheine)  die  sehenswerten  Anlagen 
der  grossen  Schleuse  von  Bevergern.  Samstag  den  10.  Sept. 
wurden  unter  Leitung  der  Herren  Oberfischmeister  Dr. 
Wundsch  und  Fischmeister  Schimöller  (Geeste)  die  Fisch- 
teichanlagen  bei  Geeste  besichtigt,  wobei  ersterer  die  Teich¬ 
düngungsverfahren,  letzterer  die  technischen  Anlagen  erläuterte. 
An  geeigneten  Stellen  nahm  Herr  Dr.  Reichling,  Leiter  des 
Westf.  Pro v. -Museums  für  Naturkunde,  die  Gelegenheit  wahr, 
die  Aufmerksamkeit  auf  die  reiche  Vogelfauna  der  Weiher 
zu  lenken  und  sie  eingehend  zu  besprechen  und  Herr  Assessor 
Koenen  wies  bemerkenswerte  Sumpf-  und  Wasserpflanzen 
vor.  Nachdem  auch  noch  die  grossen,  an  die  Fischteichanlagen 
angrenzenden  Ökonomieanlagen  besichtigt  waren,  erquickten 
sich  die  freudig  überraschten  Teilnehmer  des  Ausfluges  an 
dem  von  der  Harpener  Aktiengesellschaft  dargebotenen  köst¬ 
lichen  und  reichen  Mittagmahl  und  kehrten  am  Nachmittag 
wieder  nach  Rheine  zurück. 

Vogel.  Voigt.  P.  G.  Rahm  0.  S.  B. 


Bericht 

über  die  Hauptversammlung  zu  Krefeld 
am  2.  bis  4.  Juni  1922. 


Für  die  bereits  am  Tage  vor  der  Hauptversammlung  in 
Krefeld  eingetroffenen  Mitglieder  und  Gäste  hatte  der  Orts¬ 
ausschuss  am  Nachmittag  des  2.  Juni  eine  Reihe  von  Besichti¬ 
gungen  veranstaltet.  Zunächst  fand  eine  Führung  durch  die 
Seidenfabrik  von  Audiger  und  Meyer  statt,  wo  Herr  Alex 
Oppenheimer  eingehend  den  Betrieb  erläuterte  und  vor 
allem  durch  die  Schilderung  eines  künstlerischen  Schaffens 
beim  Entwerfen  neuer  Muster  nach  den  aus  den  verschiedenen 
Naturreichen  entnommenen  Vorbildern  lebhaftes  Interesse 
erregte.  Nicht  minderen  Beifall  fanden  die  Führungen  durch 
das  Kaiser  Wilhelm-Museum,  wo  Herr  Professor  Rembert 
durch  einen  fesselnden  Vortrag  die  prähistorischen  Funde 
und  die  sehenswerten  älteren  und  neueren  Kunstgegenstände 
erläuterte,  sowie  durch  das  Naturwissenschaftliche  Museum, 
in  welchem  durch  dessen  Leiter  Herrn  Puhlmann  die  ver¬ 
schiedenen  Abteilungen  der  Sammlungen  und  die  von  natur¬ 
wissenschaftlichen  Vereinen  Krefelds  in  dankenswerter  Weise 
dort  veranstalteten  Ausstellungen  von  Insektensammlungen 
und  Aquarien  ebenfalls  mit  umsichtigem  Hervorheben  alles 
Beachtenswerten  vorgeführt  wurden.  Am  Abend  fanden  sich 
die  Mitglieder  und  Gäste  zu  geselligem  Beisammensein  im 
Restaurant  Zur  scharfen  Ecke  ein,  wo  sie  vom  Naturhistorischen 
Verein  zu  Krefeld  mit  einem  Festtrunk  bewirtet  und  durch 
Überreichung  von  gedruckten  Liedertexten  erfreut  wurden. 

Niederschrift  über  die  geschäftlichen  Verhandlungen  in 
der  Sitzung  am  Samstag  den  3.  Juni. 

Die  Hauptversammlung  wurde  in  der  Aula  des  prächtigen, 
geräumigen  Neuen  Realgymnasiums  um  9  Uhr  20  M.  durch 
den  Vorsitzenden  Berghauptmann  Vogel  mit  einer  Begrüss- 


Bericht  üb.  d.  Hauptvers.  zu  Krefeld  am  2.-4.  Juni  22.  VII 

ung-sansprache  an  die  in  stattlicher  Anzahl  erschienenen  Mit¬ 
glieder  und  Gäste  eröffnet.  Herr  Baurat  Hentrich,  Erster 
Beigeordneter  der  Stadt  Krefeld,  überbrachte  in  Vertretung 
des  verhinderten  Herrn  Oberbürgermeisters  die  Willkommen- 
grüsse  der  Stadt  und  Herr  Oberstudiendirektor  Professor  Dr. 
Pahde  die  besten  Wünsche  für  einen  erfolgreichen  Verlauf 
der  Tagung  in  den  Räumen  der  ihm  unterstellten  Anstalt. 
Der  Vorsitzende  dankte  den  Rednern  für  ihre  freundlichen 
Wünsche  und  sprach  der  Stadt,  den  naturwissenschaftlichen 
Vereinen  Krefelds  und  den  Herren,  welche  sich  mit  so  viel 
Erfolg  um  die  Vorbereitungen  zu  der  Versammlung  bemüht 
hatten,  insbesondere  Herrn  Studienrat  Dr.  Schmidt,  den 
wärmsten  Dank  der  Versammlung  aus,  ebenso  der  Stadt  und 
dem  Verein  für  Heimatkunde  für  die  Überreichung  eines 
Stadtplanes  und  einer  Festnummer  der  von  Herrn  Professor 
Rembert  herausgegebenen  Zeitschrift  „Die  Heimat“  an  die 
Mitglieder  des  Naturhistorischen  Vereins. 

Auf  Antrag  des  Kuratoriums  wurde  von  der  Versamm¬ 
lung  der  Mitgliederbeitrag  durch  einstimmigen  Beschluss  auf 
30  Mark  erhöht. 

Sodann  verlas  der  Schriftführer  Professor  Voigt  den 

Bericht  über  die  Lage  und  die  Tätigkeit  des  Vereins 
während  des  Jahres  1921. 

1.  Mitglieder.  Die  Anzahl  der  ordentlichen  Mitglieder 


betrug  am  1.  Januar  1921  .  389 

Verstorben  sind . 6 

Ausgetreten  . 12 

*  18 

Eingetreten  sind . 23  +5 


Anzahl  der  ordentliche  Mitglieder  am  31.  Dez.  1921  .  394 

Der  Naturwissenschaftliche  Verein  in  Koblenz  hat  am 
9.  Dez.  21  seinen  Austritt  als  Verbandsverein  angezeigt. 

2.  Vereinsschriften.  Die  Herausgabe  der  Verhand¬ 
lungen  und  Sitzungsberichte  hat  leider  infolge  der  Teuerung 
eine  Verzögerung  erlitten,  doch  können  die  Schriften  jetzt 
bald  nachgeliefert  werden. 

3.  Kapitalverwaltung.  (Rechnungsabschl.  folg.  Seite.) 

4.  Bücherei.  Der  Schriftenaustausch  hat  mit  Ausnahme 
von  Belgien,  Frankreich,  Sowjet-Russland  und  Australien 
nahezu  wieder  den  früheren  Umfang  erreicht.  Neu  eröffnet 
wurde  der  Tauschverkehr  mit  der  Geological  Societv  of  London, 
beschenke  erhielt  die  Bücherei  von  den  Herren  Mittelschul- 


VIII  Bericht  üb.  d.  Haupt  vers.  zu  Krefeld  am  2.-4.  Juni  22. 


Einnahmen. 


Haupt-Reclinungs-Abschluß 


Pos.  I 

II 

III 


IV 


Mitglieder . 

Verlag . 

Kapitalverwaltung 

a)  Kapital-  und  Bankzinsen  . 

b)  Ausgeloste  Wertpapiere  . 
Zuwendungen : 

Berghauptmann  Vogel  2800  M. 
Prof.  Reichensberger  100  „ 
Privatdozent  Jaworski  60  „ 
Stadt  Bonn  2000  „ 


Gesamteinnahmen 


M. 

3542 

5248 


Pf 

20 

60 


3583  90 
2029  70 


4960 


19359  !  40 


Bankguthaben  am  31.  XII.  1920  .  .  .  . 

Guthaben  beim  Schatzmeister  am  31.  XII. 
1920  . .  .  . . 


1925 

605 


18 


21889  !  58 


lehrer  Andres,  Bonn,  Geheimrat  Professor  Dr.  Anschütz, 
Bonn,  Stadtrat  Hahne,  Stettin,  Professor  Meunier,  Bonn, 
Dr.  Stehn,  Bonn  und  Dr.  Wirtgen,  Bonn.  An  Stelle  des  als 
Geologe  in  holländische  Dienste  getretenen  und  am  1.  Oktober 
nach  Batavia  abgereisten  Bibliothekars  Dr.  Stehn  hat  Herr 
Dr.  Herfs  die  Arbeiten  in  der  Bibliothek  übernommen. 

5.  Sammlungen.  Herr  Geh.  Bergrat  Dr.  Brauns, 
Bonn,  hat  die  von  Herrn  Hauptlehrer  Jacobs  in  Brohl  zu- 
sammengebrachte  umfangreiche  Sammlung  von  Auswürflingen 
des  Laacher-See-Gebietes  bearbeitet,  zu  welcher  der  Verein 
180  Dünnschliffe  hat  anfertigen  lassen.  In  der  botanischen 
Abteilung  hat  Herr  Mittelschullehrer  Andres  neue  Zugänge 
in  das  von  Herrn  Dr.  Wirtgen  geschenkte  Herbarium  ein¬ 
geordnet.  Der  zoologischen  Abteilung  wurde  von  Herrn 
Professor  Dr.  Reichensperger  in  Freiburg  i.  d.  Schweiz 
eine  grössere  Sammlung  von  Hemipteren  zum  Geschenk 
gemacht,  Belegstücke  zu  seiner  im  Jahrgang  1920  der  Ver¬ 
handlungen  demnächst  erscheinenden  Arbeit  über  Rheinlands 
Heraiptera  heteroptera. 

Der  Vorstand  ergreift  gern  die  Gelegenheit,  auch  an 
dieser  Stelle  nochmals  den  Herren,  welche  die  Bibliothek. 


Bericht  üb.  d.  Hauptvers.  zu  Krefeld  am  2.-4.  Juni  22.  IX 


für  das  Jahr  1921. 

Ausgaben. 


M. 

Pf. 

Pos.  I 

Mitglieder . 

1650 

85 

II 

Verlag . 

944 

10 

III 

Kapital  Verwaltung . 

178 

01 

IV 

Bibliothek . 

5353 

85 

V 

Sammlungen . 

113 

20 

VI 

Haus . 

4669 

02 

VII 

Steuern . 

1040 

— 

VIII 

a)  Verwaltung . 

2100 

07 

b)  Generalversammlung . 

50 

60 

c)  Bürobedürfnisse . 

335 

70 

IX 

Außerordentliche  Ausgaben  . 

1800 

Gesamtausgaben 

18235 

40 

Bankguthaben  am  31.  XII.  1921  .... 
Guthaben  des  Vereins  beim  Schatzmeister 

3391 

— 

am  31.  XII.  1921 . 

263 

18 

21889 

58 

und  die  Sammlungen  durch  wertvolle  Geschenke  bereichert 
haben,  den  verbindlichsten  Dank  auszusprechen. 

6.  Sonstige  Vereinsangelegenheiten.  Den  folgenden 
Gesellschaften,  welche  den  Verein  zu  ihren  Stiftungsfesten 
eingeladen  hatten,  hat  der  Vorstand  Glückwunschschreiben 
übersandt:  Der  Geologischen  Gesellschaft  zu  Stockholm  zu 
ihrem  150jährigen  Jubiläum  am  12.  Mai,  der  Naturwissen¬ 
schaftlichen  Gesellschaft  Isis  zu  Bautzen  zur  Feier  ihres 
75jährigen  Bestehens  am  26.  Juni,  der  Societas  pro  Fauna  et 
Flora  Fennica  zu  Helsingfors  zum  100jährigen  Stiftungsfeste 
am  1.  November. 

Um  das  Interesse  des  Naturhistorischen  Vereins  zu  be¬ 
leben  und  ihm  neue  Mitglieder  zuzuführen  hat  sich  an  der 
Universität  Bonn  i  ein  Ausschuss  von  Professoren  und  Privat¬ 
dozenten  der  naturwissenschaftlichen  Fächer  gebildet,  die 
sich  bereit  erklärt  haben,  Wandervorträge  zu  halten,  besonders 
auch  in  kleineren  Orten,  in  denen  noch  keine  naturwissen¬ 
schaftlichen  Vereine  bestehen.  Das  dankenswerte  Anerbieten 
ist  an  vielen  Orten  mit  Freude  begrüsst  worden  und  es  hat 
bereits  eine  Reihe  von  Vorträgen  aus  verschiedenen  Gebieten 
der  Naturwissenschaften  stattgefunden.  Der  Vorstand  spricht 


X  Bericht  üb.  d.  Hauptvers.  zu  Krefeld  am  2.-4.  Juni  22. 

auch  hier  nochmals  den  Herren,  die  sich  in  so  entgegen¬ 
kommender  Weise  bereit  erklärt  haben,  den  Verein  in  den 
jetzigen  schweren  Zeiten  nach  besten  Kräften  zu  unterstützen, 
seinen  lebhaften  Dank  aus. 

Rechnungsprüfung.  Die  von  den  Herren  Professor 
Dr.  Schmidt  und  Rektor  Lengersdorf  geprüften  und  für 
richtig  befundenen  Rechnungen  wurden  von  Herrn  Geh. 
Bergrat  Körfer  vorgelegt.  Auf  Antrag  des  Kuratoriums 
wurde  ihm  und  dem  Schatzmeister  Henry  mit  verbindlichem 
Dank  für  ihre  Bemühungen  Entlastung  erteilt. 

.  Wahlen.  Zu  Rechnungsprüfern  für  das  Jahr  1922 
wurden  Herr  Mittelschullehrer  Andres  und  Herr  Geheimrat 
Professor  Dr.  Philippson,  zu  deren  Stellvertretern  Herr 
Professor  Dr.  Hesse  und  Herr  Dr.  Lauche  gewählt.  Die 
Wahl  eines  geeigneten  Ortes  und  des  Geschäftführers  für  die 
nächstjährige  Hauptversammlung  in  der  Provinz  Westfalen 
wurde  durch  Beschluss  der  Versammlung  dem  Vorstand  über¬ 
tragen.  Zum  Ehrenvorsitzenden  des  nun  folgenden  wissen¬ 
schaftlichen  Teiles  der  Sitzung  ernannte  die  Versammlung 
auf  Antrag  von  Berghauptmann  Vogel  Herrn  Oberstudien¬ 
direktor  Professor  Dr.  Pah  de. 

Vorträge.  Herr  Prof.  Dr.  Hesse,  Bonn,  sprach  über 
das  Thema  „Der  Mensch  als  Haustier“  und  Herr  Realschul¬ 
lehrer  Hö pp ner,  Krefeld,  über  Wiesenmoorbildung  am  Nieder¬ 
rhein.  Die  Versammlung  brachte  ihren  Dank  für  die  beiden 
klaren,  anschaulichen  und  lebhaftes  Interesse  erweckenden 
Vorträge,  die  durch  Lichtbilder  erläutert  wurden,  durch  leb¬ 
hafte  Beifallsbezeugungen  zum  Ausdruck.  Von  11  bis  1  Uhr 
fanden  die  Sitzungen  des  Botanischen  und  des  Zoologischen 
Vereins  für  Rheinland-Westfalen  statt. 

Ausflüge.  Nach  dem  gemeinsamen  Mittagessen  im 
Restaurant  Scharfe  Ecke  wurde  der  Nachmittag  naturwissen¬ 
schaftlichen  Ausflügen  gewidmet.  Die  Wanderung  zum 
Egelsberg,  Hülserberg  und  Tönisberg  unter  Leitung  des  Herrn 
Mittelschullehrer  Steeg  er  führte  in  die  Geologie  des  Nieder¬ 
rheins,  besonders  des  Hülserberges  und  der  Eiszeiterscbein- 
ungen  ein,  während  die  Botaniker  und  Zoologen  sich  unter 
Führung  der  Herren  Realschullehrer  Höp  pner  und  Studienrat 
Dr.  Schmidt  nach  den  Niepkuhlen  begaben,  um  deren 
Pflanzen-  und  Tierleben  näher  kennen  zu  lernen.  Eine  Anzahl 
von  Dr.  Schmidt  und  ihm  befreundeten  Herren  zur  Verfügung 
gestellte  Mikroskope  bot  den  Teilnehmern  an  diesem  Ausfluge 
die  willkommene  Gelegenheit,  das  Plankton  an  Ort  und  Stelle 


Bericht  üb.  d.  Ha.uptvers.  zu  Krefeld  am  2.-4.  Juni  22.  XI 

lebend  zu  beobachten.  Obwohl  die  Exkursionen  durch  einen 
starken  Gewitterregen  etwas  gestört  wurden,  verliefen  sie 
doch  zur  allseitigen  vollen  Befriedigung.  Am  Sonntag  den  4. 
Juni  wurde  ein  von  den  Herren  Höppner  und  Schmidt 
geleiteter  Tagesausflug  in  das  Schwalmgebiet  unternommen, 
der  neben  dem  Genuss  landschaftlicher  Schönheiten  den  Bo¬ 
tanikern  und  Zoologen  wiederum  gute  Ausbeute  und  manche 
zu  eingehenderem  Studium  anregende  Belehrung  brachte. 

Es  ist  dem  Vorstand  eine  angenehme  Pflicht,  namens 
der  Mitglieder  und  Gäste  des  Naturhistorischen  Vereins  der 
Stadt  Krefeld,  ihren  naturwissenschaftlichen  Vereinen  und 
dem  Ortsausschuss  für  die  mannigfaltigen,  interessanten  und 
willkommenen  Darbietungen  sowie  auch  den  Bürgern,  welche 
mit  liebenswürdigem  Entgegenkommen  einer  grösseren  Anzahl 
von  Teilnehmern  an  der  Versammlung  Freiquartiere  zur 
Verfügung  gestellt  hatten,  für  die  gastfreundliche  Aufnahme 
den  wärmsten  Dank  auszusprechen. 


V 


Vogel.  Hesse.  Schmidt. 


' 


/ 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  und  im 

Moselgebiet. 

Von 

I)r.  0.  Follmann,  Koblenz. 


Als  ich  vor  33  Jahren  die  Ergebnisse  meiner  Unter¬ 
suchungen  und  Aufsammlungen  in  den  unterdevonischen 
Schichten  bei  Koblenz  veröffentlichte,  (16) *)  konnte  ich 
uuch  die  Sammlung  des  damaligen  Koblenzer  Oberpost¬ 
direktors,  des  Geh.  Oberpostrats  Herrn  Schwerd,  be¬ 
nutzen,  mit  dem  ich  Ende  der  achtziger  Jahre  viele  ge¬ 
meinschaftliche  Sammelausflüge  unternommen  hatte.  Herr 
Schwerd  setzte  nach  dem  Ausscheiden  aus  dem  Staats¬ 
dienst  seine  Sammeltätigkeit  noch  mehrere  Jahre  fort 
und  brachte  dadurch  eine  Sammlung  zustande,  deren 
Reichhaltigkeit  an  gut  erhaltenen,  sorgfältig  zugerich¬ 
teten  und  bestimmten  Stücken  wohl  kaum  von  einer 
anderen  Privatsammlung  übertroffen  wird.  Durch  die 
Bemühungen  des  verdienten  Vorsitzenden  des  Koblenzer 
Naturwissenschaftlichen  Vereins,  Herrn  Geh.  Studienrat 
Dr.  Goebel,  gelang  es  mit  Unterstützung  der  Stadt 
Koblenz  und  mehrerer  Freunde  des  Naturw.  Vereins  die 
Sammlung  zu  erwerben,  und  mir  wurde  es  durch  einen 
Urlaub  während  des  Sommers  1910  ermöglicht,  sie  zu 
ordnen  und  aufzustellen  und  der  allgemeinen  Benutzung 
zugänglich  zu  machen.  Zeigten  die  Listen  der  oben  er¬ 
wähnten  Arbeit  (16)  schon  einen  ungeahnten  Reichtum 

1)  Die  eingeklammerten  Zahlen  beziehen  sich  auf  das 
Literaturverzeichnis. 

V«rh.  d.  Nat,  Ver.  Jahrg.  78  n.  79.  1925. 


1 


2 


0.  Follmann: 


der  zahlreichen,  zum  Teil  länger  bekannten,  zum  Teil 
neuen  Fundpuukte,  so  lehrten  andererseits  die  seither 
erschienenen  Arbeiten  von  Frech  (20),  Beushausen 
(2)1),  Scupin  (60),  Fuchs  (24),  Jäkel  (34),  Dahmer 
(3,  4)  u.  a.  eine  grosse  Zahl  neuer  Formen  kennen.  Die 
Bearbeitung  der  Trilobiten  hat  Dr.  R.  Richter-Frank¬ 
furt  (51),  der  Krinoiden  Dr.  W.  E.  Schmidt-Berlin  (55) 

- 

übernommen.  Meine  Sammlung,  jetzt  im  Besitz  der 
Geolog.  Landesanstalt  in  Berlin,  enthielt  nach  Ausweis 
der  Beushausenschen  Arbeit  70  Arten  aus  der  Gruppe 
der  Dimyarier,  47  Stück  hat  Beushausen  (2),  6  Stücke 
Frech  (20),  7  Stücke  Scupin  (60)  abgebildet,  ln  den 
seither  verflossenen  Jahren  habe  ich  die  Ausbeutung  der 
Fund  punkte  fortgesetzt  und  auf  weiter  ausgedehnten 
Wanderungen  durch  die  Seitentäler  der  Mosel,  welche 
anschauliche  Profile  durch  die  vom  Rhein  nach  SW  bis 
in  die  Gegend  von  Trier  fortstreichenden  Schichten  auf- 
schliessen,  eine  Anzahl  neuer  Fundpunkte  kennen  ge¬ 
lernt.  Auch  die  neue  Moselbahn  hat  wertvolle  Auf¬ 
schlüsse  geliefert.  Obgleich  nur  ein  kleiner  Teil  der 
weiter  entfernten  Fundpunkte,  die  häufiger  aufgesucht 
werden  konnten,  grössere  Ausbeute  lieferte,  erschien  es 
zweckmässig,  im  Folgenden  auch  diejenigen  aufzunehmen, 
die  nur  mit  einigen  Arten  vertreten  sind,  um  sie  über¬ 
haupt  bekannt  zu  machen  und  andere,  denen  mehr  Zeit 
zur  Verfügung  steht,  zu  eingehenden  Untersuchungen 
zu  veranlassen.  Ich  hoffe  namentlich  denen,  die  sich 
mit  den  verwickelten  Lagerungsverhältnissen  beschäf¬ 
tigen  wollen,  dadurch  einen  Dienst  zu  leisten.  Auch 
die  in  der  eingangs  erwähnten  Arbeit  (16)  mitgeteilten 
Fossillisten  bedurften  einer  Revision  wegen  der  seither 
beschriebenen  neuen  Arten.  Prof.  Beushausen  hatte 
mir  s.  Z.  die  Ergebnisse  seiner  Bestimmungen  der  Dimy¬ 
arier  mitgeteilt,  doch  waren,  wie  ich  in  der  genannten 


1)  Die  von  beiden  Herren  freundlichst  mitgeteilten  neuen 
Bestimmungen  sind  in  den  Versteinerungslisten  (16)  aufgeführt. 


— 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  3 

Arbeit  hervorhob,  die  Namen  der  als  n,  sp.  aufgeführten 
Arten  als  „vorläufige  Bestimmungen“  anzusehen.  Tat¬ 
sächlich  sind  die  Bezeichnungen  der  Gattungen  und 
Arten  in  der  5  Jahre  später  erschienenen  Arbeit  viel¬ 
fach  geändert  worden  (2). 

Meine  seit  33  Jahren  in  den  Koblenzschichten  am 
Mittelrhein  und  im  Moselgebiet  gesammelten  Beobach¬ 
tungen  sind  in  einer  mit  zahlreichen  photographischen 
Aufnahmen  besonders  lehrreicher  Aufschlüsse,  mit  Pro¬ 
filen  und  Karten  ausgestatteten  Arbeit,  die  für  die  von 
Herrn  Dr.  Mordziol  herausgegebene  Sammlung  „Die 
Rheinlande“  bestimmt  war,  niedergelegt.  Die  betrüben¬ 
den,  wirtschaftlichen  Verhältnisse  der  Gegenwart,  beson¬ 
ders  auf  dem  Gebiet  des  Buchdruckes,  verhinderten  die 
Herausgabe.  Der  Hauptzweck  der  Arbeit  war,  den  vielen 
jüngeren  Geologen,  die  alljährlich  die  Umgebung  von 
Koblenz  mit  Hammer  und  Rucksack  durchstreifen,  einen 
Führer  zu  den  reichen  Fundpunkten  zu  bieten.  Zum 
leichteren  Bestimmen  der  hier  auftretenden  Versteine¬ 
rungen  sollte  die  zoologisch  geordnete  Sammlung  des 
Koblenzer  Museums  dienen.  Die  in  Aussicht  genommene 
Arbeit  lege  ich  hier  in  stark  verkürzter  Form  vor,  so 
wie  sie  im  August  1922  zum  Druck  abgeliefert  wurde. 
Dementsprechend  musste  u.  a.  auf  eine  zusammen¬ 
hängende  Besprechung  der  Literatur  und  die  eingehen¬ 
dere  Behandlung  verschiedener  Fragen  verzichtet  werden. 

Die  im  Folgenden  zu  behandelnden  Koblenzschichten 
erstrecken  sich  vom  Ostrand  der  Trierer  Triasbucht 
nach  NO  über  den  Rhein  bis  in  die  Gegend  von  Lim¬ 
burg.  Von  Alf  bis  Koblenz  hat  die  Mosel  ihr  vielfach 
gewundenes  Tal  in  dieselben  eingegraben,  während  sie 
von  Trier  bis  Alf  Hunsrückschiefer  durchschneidet.  Die 
Koblenzscbichten,  beiderseits  von  Hunsrückschiefer  be¬ 
grenzt,  bilden  eine  in  sich  mehrfach  zusammengestauchte 
Mulde1),  die  von  mehreren  streichenden  Verwerfungen 

i 


1)  Die  Moselmnlde. 


4 


O.  Follmann: 


und  zahllosen,  quer  zum  Streichen  verlaufenden  Stö¬ 
rungen  durchsetzt  ist.  Eine  annähernd  im  Streichen  der 
Schichten  verlaufende  Störung  begrenzt  die  Hunsrück¬ 
schiefer  gegen  die  Koblenzschichten  von  Trier  abwärts 
bis  in  die  Gegend  von  Treis.  Sie  ist  auf  den  Blättern 
Trier,  Pfalzel,  Schweich,  Neumagen,  Wittlich  und  Bern¬ 
kastel  (31,  44)  bereits  eingetragen.  In  der  Wittlicher 
Talsenke  verläuft  sie  im  Oberrotliegenden,  tritt  dann,  leicht 
erkennbar,  nahe  dem  Forsthaus  Waldfrieden  bei  Alf  an 
die  Mosel  und  wurde  schon  von  H.  Grebe  bis  auf  Blatt 
Treis  verfolgt  (29).  Bei  Senheim  und  Beilstein  wird 
sie  von  Querstörungen  getroffen,  an  denen  der  Huns¬ 
rückschiefer  nach  SO  zurückspringt.  Dieselbe  Erschei¬ 
nung  wiederholt  sich  bis  zum  Rhein  noch  mehrere  Male, 
sodass  die  Nordgrenze  des  Hunsrückschiefers  erst  in  der 
Gegend  von  Oberwesel  den  Rhein  erreicht,  während  sie, 
bei  ungestörtem  Verlauf,  zwischen  Koblenz  und  Braubach 
den  Rhein  treffen  müsste.  Der  Hunsrückschiefer  be¬ 
grenzt  auch  nordwestlich  die  Koblenzschichten  vom  Rhein 
bis  zu  einer  von  Cochem  über  Faid,  Alflen,  Hochpochten 
verlaufenden  Querstörung  (17).  Die  Nordgrenze  dieses 
Zuges  von  Hunsrückschiefer  verläuft  von  Andernach 
über  Mayen,  Monreal,  Eppenberg  bis  östlich  Ulmen, 
während  seine  Südgrenze  bezeichnet  ist  durch  die  Linie 
Winneburg,  Binningen,  Pyrmont,  Naunheim,  Waldorfer- 
höfe,  unteres  Sayntal.  Nach  Osten  bedecken  tertiäre 
Ablagerungen,  Löss  und  Bimssand,  die  Grenze  bis  zum 
Ostrand  des  Neu  wieder  Beckens. 

Gliederung  der  Koblenzschichten. 

Die  Einteilung  der  Koblenzschichen  in  Unter-Kob¬ 
lenz,  Koblenzquarzit  und  Ober-Koblenzschichten  hält  man 
jetzt  für  die  einzige,  allgemein  gültige  und  ist  dement¬ 
sprechend  den  Aufnahmen  der  Geologischen  Landesan¬ 
stalt  zugrunde  gelegt.  Das  schliesst  jedoch  nicht  aus, 
dass  für  ein  enger  begrenztes  Gebiet  eine  grössere  Zahl 
von  Unterstufen  aufgestellt  werden  kann,  wenn  auch  für 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  5 


diese  ein  Anspruch  auf  allgemeine  Anwendbarkeit  zu¬ 
nächst  noch  nicht  erhoben  werden  soll.  F.  Römer  (52) 
hielt  bei  der  damaligen  Kenntnis  der  unterdevonischen 
Versteinerungen  und  ihrer  Verbreitung  eine  Gliederung 
des  Unterdevons  für  undurchführbar,  und  es  bedurfte 
jahrzqntelanger  Untersuchungen,  ehe  die  jetzige  Ein¬ 
teilung  aufgestellt  werden  konnte  (33,  43,  48).  Eine 
weitergehende  Teilung  der  mächtigen  Schichtenfolgen, 
die  in  mehrfacher  Hinsicht  wichtig  erscheint,  ist  bereits 
für  mehrere  Gebiete  versucht  worden  und  wird  sich 
wohl  auch  einmal  allgemein  durchführen  lassen,  wenn 
hinreichende  Beobachtungen  über  die  vertikale  und  hori¬ 
zontale  Verbreitung  der  Versteinerungen  vorliegen  (25). 
Dazu  ist  allerdings  eine  eingehendere  Untersuchung  der 
Versteinerungen  der  verschiedenen  Unterstufen,  insbe¬ 
sondere  der  Arten  erforderlich,  die  angeblich  durch  das 
ganze  Unterdevon  hindurchgehen.  Sie  wird  wahrschein¬ 
lich  ergeben,  dass  mehrere  Formen  bis  jetzt  unter  dem¬ 
selben  Namen  aufgeführt  werden,  die  verschiedenen 
Arten  zuzuweisen  sind.  Andererseits  haben  neuere  Funde 
gezeigt,  dass  Versteinerungen,  die  man  auf  eine  Stufe 
beschränkt  glaubte,  auch  in  anderen  Vorkommen.  F. 
Sandberger  (54)  hat  für  den  Taunusquarzit  die  Be¬ 
zeichnung  Onychienquarzit  vorgeschlagen,  in  der  An¬ 
nahme,  dass  Kochia  capuliformis  C.  Koch,  für  die  er 
den  Gattungsnamen  Onychia  aufstellte,  auf  Taunusquar¬ 
zit  und  Siegener  Schichten  beschränkt  sei.  Schwerd 
fand  diese  ^Art  später  in  viel  jüngeren  Schichten  und 
zwar  in  der  oberen  Abteilung  der  Unter-Koblenzschichten 
des  Ehrenbreitsteiner  Mühltals  und  im  Streichen  der 
Schichten  vom  Nellenköpfchen  östlich  von  Lay,  und  ich 
fand  sie  ausserdem  in  den  gleichaltrigen  Schichten  des 

Bienhorntals  bei  Koblenz,  des  Langentals  unterhalb 

» 

Kobern,  an  der  Ruine  Bischofstein,  südlich  des  Schwaiber 
Hofs  auf  der  Lieblicher  Höhe  und  bei  Burgen.  Die 
Funde  zeigen,  dass  eine  Bezeichnung  der  Unterstufen 

i 

nach  Versteinerungen  noch  nicht  zu  empfehlen  ist.  Das- 


6 


O.  F  o  1 1  m  a  n  n : 


selbe  gilt  für  die  Bezeichnung  der  Unterstufen  nach 
dem  Gestein,  denn  die  Gesteinsbeschaffenheit  wechselt 
in  demselben  Schichtenband  oft  sehr,  und  andererseits 
treten  in  den  Unter-  und  Ober  Koblenzschichten  Ab¬ 
lagerungen  auf,  die  sich  so  sehr  gleichen,  dass  man  beim 
Fehlen  der  Leitversteinerungen  im  Zweifel  darüber  bleibt, 
welcher  Stufe  man  sie  zuweisen  soll.  Mit  Recht  bevor¬ 
zugt  man  deshalb  in  neueren  Arbeiten  die  Bezeichnung 
der  Schichten  nach  Orten,  an  denen  sie  auftreten,  und 
wir  folgen  diesem  Gebrauch  um  so  lieber,  als  sie  sich 
der  bisher  geltenden  Einteilung  (KobJenzschiehten)  un¬ 
mittelbar  anschliesst. 

Es  werden  bei  den  Beschreibungen  der  einzelnen 
Stufen  folgende  Unterstufen  unterschieden: 

Untere  Abteilung  Bendorfer  Schichten 
Mittlere  „  Vallendarer  „ 

Obere  „  Nellenköpfchen  „ 

Koblenzquarzit  Koblenzquarzit 

Untere  Abteilung  Hohenrheiner 

Schichten 

,  Laubacher  „ 

,  Bopparder  (Kiesel  - 

gallenschiefer)  Schichten. 

Auf  die  Begründung  dieser  Einteilung  soll  erst  nach 
der  Beschreibung  der  Schichten  und  Aufzählung  der  in 
ihnen  enthaltenen  Versteinerungen  eingegangen  werden. 
Zu  den  Versteinerungslisten  sei  noch  bemerkt,  dass  sie 
sich  ausschliesslich  auf  die  Sch  wer  d’schen  und  eigenen 
Aufsammlungeu  gründen.  Einzelne  Seltenheiten,  die  wir 
nicht  selbst  gesammelt  haben,  sind  nur  dann  berück¬ 
sichtigt  worden,  wenn  über  die  genaue  Fundortangabe 
kein  Zweifel  vorliegt. 

Die  folgenden  Beschreibungen  der  Koblenzschicbten 
beschränken  sich  im  wesentlichen  auf  das  Gebiet  des 
Messtischblattes  Koblenz  (40)  und  die  nördliche  Hälfte 
des  Blattes  Boppard,  greifen  jedoch  gelegentlich  auf  die 


Ober- Koblenz¬ 
schichten 


Mittlere 

Obere 


Unter-Koblenz¬ 

schichten 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  7 

benachbarten  Blätter  Bassenheim  und  Münstermaifeld  im 
W,  Montabaur,  Ems  und  Dachsenhausen  im  0  hinüber. 
Von  den  genannten  Sektionen  sind  ausser  Koblenz,  Mon¬ 
tabaur,  Ems  und  Dachsenhausen  von  der  Geologischen 
Landesanstalt  aufgenommen  und  veröffentlicht.  An¬ 
schliessend  sollen  dann  die  Koblenzschichten  nach  SW 
insoweit  verfolgt  werden,  als  es  die  noch  recht  lücken¬ 
hafte  Kenntnis  des  ausgedehnten  Gebietes  zulässt.  Wenn 
auch  die  zahlreichen  Fundpunkte  von  Versteinerungen 
im  Moseltal  und  den  Seitentälern  sich  den  oben  zu¬ 
sammengestellten  Stufen  zuweisen  lassen,  so  ist  doch  die 
Zusammengehörigkeit  der  einzelnen  Teile  der  Schichten¬ 
bänder  wegen  der  zahlreichen  Querbrüche,  an  denen  sie 
sowohl  in  horizontaler  wie  in  vertikaler  Lage  verschoben 
sind,  nicht  immer  zweifellos.  Eine  weitere  Schwierig¬ 
keit  ist  darin  begründet,  dass  manche  Schichtenzüge 
sich  in  ihrem  südwestlichen  Verlaufe  teilen  und  wieder 
zusammenschliessen.  Sie  einzeln  zu  verfolgen,  erfordert 
ausgedehnte  Begehungen,  zu  denen  die  Zeit  fehlte.  Es 
mögen  daher  die  darauf  bezüglichen  Mitteilungen  nur 
als  Material  für  spätere  eingehendere  Untersuchungen 
angesehen  werden. 

Die  Koblenzschichten  am  Rheintal. 

1.  Unter-Koblenzschichten. 

Von  den  Koblenzschichten  erreichen  am  Rhein  nörd¬ 
lich  und  südlich  in  der  Moselmulde  die  unteren  Koblenz¬ 
schichten  die  grösste  Verbreitung.  Am  rechten  Abhang 
des  Rheiutals  erstrecken  sie  sich  von  Sayn  südlich  bis 
über  die  Festung  Rheineck  (Nellenköpfchen).  Auf  der 
linken  Rheinseite  sind  sie  im  Gebiete  des  Neuwieder 
Beckens  von  den  Tonen  der  Braunkohlenformation,  von 
Rhein-  und  Moselgeschieben,  Löss  und  Bimssand  be¬ 
deckt  und  treten  nur  an  einzelnen  Punkten,  so  im  Bassen- 
heimer  Tal,  an  die  Oberfläche.  Die  Breite  dieses  Bandes 
entspricht  jedoch  nicht  der  Mächtigkeit,  die  Schichten 


/ 


8 


0.  Follmann: 


sind  zu  zahlreichen  oft  iiberschobenen  Sätteln  und  Mulden 
aufgefaltet,  die  alle  nach  NW  einfallen.  Hier  treten 
auch  die  jüngeren  Stufen  der  Koblenschichten  an  den 
Rändern  des  Neuwieder  Beckens  auf.  Am  Nordabhang 
des  Bubenheimer  Berges  sind  neben  dem  Wege,  der  von 
der  Mailust  an  der  Koblenz-Andernacher  Strasse  nach 
Mülheim  führt,  belle  Sandsteine  in  alten,  jetzt  ver¬ 
schütteten  Steinbrücben  aufgeschlossen,  die  man  für 
Koblenzquarzit  hält,  obgleich  Versteinerungen  bis  jetzt 
nicht  darin  gefunden  worden  sind,  und  die  hangenden 
Ober  Koblenzschicbten  fehlen.  Dagegen  treten  diese 
Stufen  weiter  südlich  mitten  zwischen  den  Unter-Kob- 
lenzschichten  im  Mühltal  bei  Güls  auf.  Wir  treffen  zwei¬ 
mal  in  derselben  Reihenfolge  Unter  Koblenz,  Koblenz¬ 
quarzit,  Ober-Koblenzschichten,  alle  nach  NW  einfallend 
übereinander,  es  liegt  also  Schuppenbau  vor,  der  auf  der 
rechten  Rheinseite  nicht  so  leicht  zu  erkennen  ist,  da 

v 

hier  unmittelbar  am  Rhein  die  jüngeren  Schichten  fehlen. 
Der  Koblenzquarzit  des  Gülser  Mühltals  bricht  am  Ost¬ 
abhang  des  Kimmeibergs  bei  Metternich  an  einer  Quer¬ 
störung  ab  und  tritt  erst  mehrere  km  östlich  bei  Grenz¬ 
hausen  wieder  im  Streichen  des  genannten  Zuges  auf. 
Wir  werden  auf  diese  Erscheinungen  später  näher  ein- 
gehen  (S.  99). 

Die  unterste  Abteilung  der  Unter-Koblenzschichten 
ist  vielfach  in  grossen  Steinbrüchen  gut  aufgeschlossen 
in  der  Umgebung  von  Sayn,  Bendorf  und  im  Brexbach- 
tal.  Vorherrschend  sind  rauhe,  dunkelgraue,  uneben 
spaltende  Tonschiefer  mit  linsenförmigen,  sandigen 
Zwischenlagerungen  (Flaser).  Zwischen  den  fast  ver¬ 
steinerungsleeren  Schiefern  treten  braun  verwitternde 
Grauwackensandsteine  mit  zahlreichen,  meist  schlecht 
erhaltenen  Versteinerungen  auf.  Es  sind  die  von  Frech 
als  Grauwacken  von  Bendorf  bezeichneten  Schichten  (19), 
die  er,  wohl  wegen  des  Vorkommens  von  Kochia  capu- 
liformis  C.  Koch  und  einer  kleinen  Varietät  der  Rensse- 
läria  strigiceps  F.  Röm.,  die  wahrscheinlich  zu  R.  con - 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  3* 


fluentina  A.  Fuchs  zu  stellen  ist  (26),  als  einen  Zwischen¬ 
horizont  von  Siegener  Grauwacken  und  Koblenzscbichteu 
betrachtete.  Obschon  Versteinerungen  nicht  selten  sind* 
kann  ich  keine  grössere  Zahl  aufführen,  da  ich  nur 
wenige  Stücke  gesammelt  habe.  Es  sind  vor  allem  die 
petrograpbischen  Merkmale  und  die  Stellung  zu  der  dar¬ 
über  lagernden  Abteilung,  welche  die  Aufstellung  dieser 
Unterstufe  veranlasst  haben.  In  den  Bendorfer  Schichten 
treten  zwischen  den  Schiefern  nach  oben  in  grösserer  Zahl 
Sandstein bänke  von  gelblich  grauer  Farbe  auf,  welche 
ausserordentlich  reich  an  wohlerhaltenen  Versteinerungen 
sind.  Sehr  ergiebige  Fundpunkte  trifft  man  u.  a.  bei 
Steinebrück  im  Bendorfer  Wald,  Distr.  19,  an  dem 
Waldweg  und  etwa  1  km  aufwärts  an  demselben  Weg 
im  Grenzhausener  Wald,  Distr.  26.  Folgende  Arten 
wurden  hier  gesammelt : 

Brexbaehtal  Unter-Koblenz  (Bendorfer  Schichten). 


Homalonotus  armatus  Burm. 
Pleurotomaria  daleidensis  F. 
Rom  v.  alta 

Tentaculites  scalaris  Schloth. 
Pterinea  expansa  Maur. 

„  leptodesma  Drev. 
Leiopteria  crenato-lamellosa 
Sandb. 

Limoptera  semiradiata  Frech. 
Ctenodonta  unioniformis 
Sandb. 

Nucula  cfr.  grandaeva  Goldf. 
Goniophora  eifeliensis  Kays. 

„  Schwer  di  Beush. 
Spirifer  Hercyniae  Gieb. 

„  assimüis  A.  Fuchs 
„  arduennensis  Schnur 
v.  antecedens. 


Spirifer  subcuspidatus  Schnur 
v.  humilis 

Hhynchonella  daleidensis  F. 
Röm. 

Tropidoleptus  carinatus 

Conr. 

Stropheodonta  gigas  M’Coy 
Chonetes  sarcinulata  v. 

Schloth. 

„  plebeia  Schnur 
„  f  dilatata  F.  Röm. 
Orthis  circularis  Sow. 
Megalanteris  Archiaci  de 

Yern. 

Dielasma  rhenana  Drev. 
Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 


Im  Hangenden  dieser  Schichten  liegen  wieder  ähn¬ 
liche  Schiefer  wie  im  unteren  Brexbaehtal.  Sie  sind  in 
ausgedehnten  Brüchen  in  dem  Tälchen  westlich  von 
Weitersburg,  an  der  Strasse  Weitersburg-Bendorf  und 


10 


I 


0.  F oll  mann: 


Bendorf  Vallendar  aufgeschlossen.  Südlich  von  Weiters¬ 
burg  folgen  wieder  die  fossilreichen  Sandsteinbänke. 

An  der  Strasse  Bendorf-Vallendar  und  in  dem  Hohl¬ 
weg  nördlich  der  Vallendarer  Kirche  sind  die  flach  nach 
NW  einfallenden  Sandsteinbänke  stellenweise  reich  an 
schlecht  erhaltenen  Versteinerungen.  Die  Schieferung, 
nach  NW  steil  einfallend,  verdeckt  hier  fast  ganz  die 
Schichtung,  die  nur  durch  die  genannten  Sandsteinbänke 
zu  erkennen  ist.  Nach  oben  nehmen  die  Sandsteinbänke 
an  Zahl  und  Mächtigkeit  zu,  ihre  Versteinerungen  sind 
im  allgemeinen  besser  erhalten.  Im  Fehrbachtal,  durch 
das  die  Strassenbahn  nach  Höhr-Grenzhausen  führt,  sind 
sie  an  beiden  Abhängen  mehrfach  durch  Steinbrüche 
aufgeschlossen.  Der  ergiebigste  Fundpunkt  ist  ein  seit 
30  Jahren  nicht  mehr  betriebener  Steinbruch  hinter  dem 
Haus  Schönfels  an  der  alten  Höhrer  Strasse,  die  aus 
dem  Vallendarer  Tal  zum  Wandhof  hinauf  führt.  Wie 
die  folgende  Liste  zeigt,  stimmt  die  Fauna  mit  der  von 
Oberstadtfeld  überein: 


Vallendar,  Unter-Koblenz  (Vallendarer  Schichten). 


Homalonotus  armatus  Burm. 

„  rhenanus  C.  Koch 
Cryphaeus  cfr.  anserinus  R. 
u.  E.  Richter 

Orthoceras  planoxeptatum 
Sandb. 

Platyceras  cassideum  Arch. 

u.  de.  Vern. 

„  subquadratum 
Kays. 

Bellerophon  trilobatus  Sow. 

v.  tumida 

„  „  Sow. 

v.  acuta 

„  macromphalus 
A.  Röm. 

Pleurotomciria  daleiden.si.s  F. 
*  Röm.  v.  alta 
Leiopteria  crenato-lamellosa 
Sandb. 


Actinodesma  Annae  Frech. 
Nuculano  Frechi  Beush. 
Goniophora  Schwer  di  Beush. 
Cucullella  elliptica  Maur. 
Ctenodonta  sp. 

Grammy sia  marginata  Goldf. 

„  abbreviata  Sandb. 
Modiola  antiqua  Goldf.  . 
Leptodomus  striatulua  F.  Röm. 
Paracyclas  marginata  Maur. 
Ledopsis  sp. 

Carydium  gregarium  Beush. 
Spirifer  Hercyniae  Gieb. 

„  arduennensis  Schnur 
,,  subcuspidatus 
Schnur  v.  humilis. 
Rhynchonella  daleidensis  F. 
Röm. 

Megalanteris  Archiaci  de 
Vern. 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  11 


Chonetes  sarcinulata  Schloth. 

„  dilatata  F.  Rom. 
Stropheodontci  elegans  Drev. 

„  explanata  Schnur. 
Orthis  circularis  Sow. 
Tropidoleptus  carinatus  Conr. 
v.  rhenana 


Craniella  cassis  Zeil. 
Ctenocrinus  acicularis  Follm. 
„  clathratus  W.  E. 

Schmidt 

Pleurodictyuin  problemati- 
cum  Goldf. 


Im  Tal  des  Löhrbachs  und  des  Hillscheider  Grundes 
sind  die  Unter-Koblenzschiehten  an  der  rechten  Talseite 
mehrfach  durch  alte  Steinbrüche  aufgeschlossen  und 
reichen  bis  etwa  800  m  oberhalb  der  Einmündung-  des 
Feisternacher  Baches.  Nahe  der  Kretzer’s  Mühle  (Hill¬ 
scheider  Grundmühle)  liegen  Steinbrüche  in  der  oberen 
Abteilung  der  Unter- Koblenzschichten  (Nellenköpfchen 
Sch.),  in  denen  ein  stark  zersetzter  Diabas  auftritt.  Auch 
im  unteren  Wambachtal,  das  südlich  von  Haus  Schön¬ 
fels  endet,  und  an  dem  steilen  Abhang  zwischen  Vallen¬ 
dar  und  Mallendär  sind  Versteinerungen  der  Vallendarer 
Schichten  häufig.  Im  Garten  des  sogenannten  Kelter¬ 
hauses  zwischen  den  beiden  nach  Urbar  hinaufführen¬ 
den  Wegen,  ragt  Diabas  als  steile  Felswand  aus  dem 
Abhang  hervor. 

Die  obere  Abteilung  der  Unter  Koblenzschichten 
wird  von  grau  blauen,  geschieferten  Sandsteinen  gebildet, 
die  mit  rauhen  Tonschiefern  wechseln  und  auf  den 
Schichtflächen  oft  mit  weissen  Glimmerblättchen  bedeckt 
sind.  Am  Nellenköpfchen,  unter  der  Festung  Rheineck 

t 

südlich  Urbar  sind  sie  in  einem  grossen,  seit  vielen  Jahr¬ 
zehnten  nicht  mehr  betriebenen  Steinbruch  aufgeschlossen. 
Die  Versteinerungen  vom  Nellenköpfchen  sind  in  allen 
Museen  vertreten,  müssen  also  früher,  als  der  Steinbruch 
noch  benutzt  wurde,  recht  häufig  gewesen  sein.  Die 
von  mir  gesammelten  Stücke  stammen  grösstenteils  aus 
einer  nur  wenige  cm  mächtigen  Bank  eines  blauen,  san¬ 
digen  Schiefers,  während  die  gröberen  Sandsteine  nur 
wenige,  hauptsächlich  grössere  Formen  ( Myalina ,  Limop- 
tera)  lieferten.  Trotz  des  hübschen  Aussehens  sind  die 
Versteinerungen  meist  nicht  gut  erhalten,  insofern  man 


12 


O.  F ollmann: 


nur  selten  Stücke  findet,  an  denen  Abdrücke  der 
Scblosszäbne,  Muskeln  u.  a.  für  die  Bestimmung  der 
Formen  wichtige  Merkmale  erhalten  sind.  Während  in 
den  Unter-Koblenzschichten  sonst  die  Brachiopoden  alle 
anderen  Tierklassen  an  Zahl  übertreffen,  treten  sie  hier 
ganz  zurück  gegen  die  Lamellibranchiaten. 

Nellenköpfchen  Unter-Koblenzscbichten. 


Homalonotus  armatus  Burm. 
„  rhenanus  C. 

Koch 

Urthoceras  planoseptatum 
Sandb. 

Pleurotomaria  däleidensis  F. 
Köm.  v.  alta 

Bellerophon  bipartitus  Sandb. 
Tentaculites  scalaris  v. 

Schloth. 

Limoptera  semiradiata  Frech. 
„  cfr.  suborbicularis 

Oehl. 

Leiopteria  crenato  -  lamellosa 

Sandb. 

Gucullella  elliptica  Maur. 

„  solenoides  Goldf. 

„  truncata  Stgr. 

Gtenodonta  Maureri  Beush. 
v  unioniformis 

Sandb. 

„  callifera  Beush. 

„  Bertkaui  „ 

„  elegans  „ 

^  Oehlerti  •  „ 

„  Halfari  9 

„  demigrans  „ 

v  planiformis  „ 

„  migrans  „ 


Modiomorpha  Simplex  Beush. 
Modiola  antiqua  Goldf. 
Leptodomus  Barroisi  Beush. 
Paläosolen  simplex  „ 

Nuculana  Frechi  „ 

„  securiformis  Goldf.. 
Ahrendi  A.  Köm. 
Gypricardella  cfr.  elongata 
Beush. 

Carydium  sociale  Beush. 
Prosocoelus  pes  anseris  Zeih 
u.  W. 

Myophoria  cfr.  Johannis 
Beush. 

Goniophora  rhenana  Beush. 
Grammysia  ovata  Sandb. 

„  irregularis  Beush - 

„  expansa  „ 

Pholadella  peregrina  „ 

Spirifer  paradoxus  v.  Schloth- 
„  hystericus  „ 

Ben  sselläri  stri  giceps  F . 
Rom. 

Bhynchonella  däleidensis  F. 
Köm. 

Ghonetes  sarcinulata  v. 
Schloth. 

Pleurodictyum ]  problemati- 
cum  Goldf. 


Zwischen  den  Sandstein-  und  Schieferschichten  traten 
früher  hier  eigentümliche  z.  T.  kugelige,  meistens  ellip- 
soidische  Massen  aus  sandigem  Gestein  von  20  bis  50 
cm  Dnrchmesser  anscheinend  recht  zahlreich  auf,  denn 
man  findet  sie  noch  jetzt  gar  nicht  selten  als  Prellsteine 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  18 

neben  älteren  Bauwerken  oder  als  Ziersteine  in  Gärten 
und  Anlagen  aufgestellt  (67.  S.  474).  Auch  im  Kob¬ 
lenzquarzit  kommen  ähnliche  Gebilde  vor,  z.  B.  am 
Dommelberg.  Im  Mallendarer  Bachtal  ist  in  den  steil 
stehenden  Quarzitschichten  unterhalb  des  Weges  zum 
Krebsberg  eine  solche  Kugel  von  etwa  40  cm  Durch¬ 
messer  zu  sehen.  Es  sei  hier  endlich  noch  ein  eigen¬ 
tümlicher  Abdruck  auf  einer  50  cm  hohen  Platte  er¬ 
wähnt,  die  Herr  Studienrat  Gärtner,  Koblenz,  der 
Sammlung  des  Naturwissenschaftlichen  Vereins  in  Kob¬ 
lenz  geschenkt  hat.  Ich  möchte  das  Gebilde  für  die 
Kriechspur  eines  grossen  Krebses  (Eurypterus)  halten, 
von  dem  sonst  in  diesen  Schichten  keine  Reste  bekannt 
geworden  sind.  Auch  am  Nellenköpfchen  tritt  Diabas 
auf,  der  so  stark  zersetzt  ist,  dass  das  Gestein  in  lockeren 
Grus  zerfällt. 

Auf  der  linken  Rheinseite  treten  die  Vallendarer 

« 

Schichten  an  der  Ost-  und  Südseite  der  Feste  Franz  bei 
Lützel-Koblenz,  am  steilen  Abhang  zur  Mosel  südlich  der 
Trierer  Strasse  zwischen  Lützel-Koblenz  und  Metternich 
und  im  Moselbett  selbst  hervor.  Der  südöstliche  Ab¬ 
hang  des  Kimmeibergs  bei  Metternich  und  die  mit  Wein¬ 
bergen  bedeckten  Abhänge  an  der  Süd-  und  Südwest¬ 
seite  des  Heyer  Bergs  bei  Güls  bestehen  aus  denselben 
Schichten,  in  denen  man  neben  dem  Pfad,  der  „über 
das  Radw  führt,  und  an  der  südöstlichen  Ecke  des 
Gülser  Mühltals  am  Burgberg  die  gewöhnlichsten  Ver¬ 
steinerungen  dieser  Stufe  findet.  Nach  SW  bauen  sie 
die  Bisholder  Höhe  und  die  Weinberge  von  Winningen 
auf.  Am  oberen  Rand  der  Winninger  Weinberge,  nord¬ 
westlich  von  Lay,  hat  Nephelinbasaltlava  die  devonischen 
Schichten  durchbrochen.  Der  Weinbergsdistrikt  heisst 
das  Brückstück,  angeblich  weil  die  Quadern  der  alten 
Moselbrücke  bei  Koblenz  hier  gebrochen  wurden.  Die 
nördlich  davon  gelegene  Ackerflur  „in  der  Steinkaul“ 
lässt  ausser  durch  die  zahlreich  umherliegenden  Lava¬ 
blöcke  den  ehemaligen  Steinbruch  durch  eine  auffallende 


14 


0.  Follmann: 


Senkung  in  den  Feldern  erkennen.  Am  oberen  Ausgang 
des  von  Winningen  nach  N  zur  Höhe  führenden  Has- 
borner  Tals  breitet  sieh  ein  stellenweise  13  m  mäch¬ 
tiges  Lager  brauner,  vulkanischer  Tuffe  aus,  die  vor 
40  Jahren  zur  Gewinnung  eines  hydraulischen  Mörtels 
(Trass)  verarbeitet  wurden.  Der  linke  Abhang  des  Tales 
ist  der  Heideberg,  an  dem  Dr.  Amol  di,  Winningen, 
vor  70  Jahren  viele  Versteinerungen  gesammelt  hat,  die 
Zeiler  und  Wirt  gen  bekannt  gemacht  haben.  Die 
folgenden  Arten  hat  Herr  Dr.  Dahmer,  Höchst  (7)  ge¬ 
sammelt  und  bestimmt: 

Heideberg  bei  Winningen  (Vallendarer  Schichten). 

Cryphaeus  sp. 

Pleurotomaria  daleidensis  F.  Rom. 

„  var.  spec. 

Beller ophon  sp. 

Tentaculites  scalaris  Schloth. 

Pterinea  costata  Goldf. 

„  var.  spec. 

Gossel etia  carinata  Goldf. 

Leiopteria  crenato-lamellosa  Sandb. 

Gonocardium  cfr.  rhenanum  Beush. 

Ctenodonia  Maureri  Beush.  v.  dunensis 

Goniophora  sp. 

Spirifer  Hercyniae  Gieh.  v.  prim  aeviform is 
„  carinatus  Schnur 
„  suhcuspidatus  Schnur 

Athyris  undata  De.fr. 

„  sp. 

Ehynchonella  daleidensis  F.  Rom. 

Orthis  circularis  Sovv. 

„  tectiformis  K.  Waith. 

„  Nocheri  A.  Fuchs 

Orthothetes  maior  A.  Fuchs 

Anoplotheca  venusta  Schnur 

Chonetes  scircinulata  v.  Schloth. 

„  düatata  F.  Rom. 

Tropidoleptus  carinatus  Conr. 

Stropheodonta  explanata  Sow. 

Craniella  cassis  Zeil.  :  ' 

Pleurodictyum  problematicum  Goldf. 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  15 


Dieselben  Versteinerungen  findet  man  in  der  steilen 
von  Weinbergen  bedeckten  Talschlucht,  welche  sich 
westlich  vom  Distelberger  Hof,  südlich  der  Blumslay, 
zur  Mosel  hinabzieht.  Hier  fand  ich  Ende  der  acht¬ 
ziger  Jahre  einen  Diabasgang,  den  Bergreferendar  Fücht- 
johann,  Bonn,  auf  meine  Anregung  näher  untersucht 
hat.  Herr  Füchtjohann  fand  die  Fortsetzung  des 
Ganges  im  nordöstlichen  Streichen  beiderseits  des  Has- 
borner  Tals  und  im  Gülser  Mühltal.  Die  Ergebnisse  der 
Untersuchung  sind  nicht  veröffentlicht  worden,  da  der 
junge  strebsame  Forscher  leider  schon  im  ersten  Kriegs¬ 
jahr  als  Offizier  gefallen  ist.  Von  Winningen  bis  Lay 
verläuft  die  Mosel  annähernd  im  Streichen  der  Schichten. 
Unterhalb  Lay  wendet  sich  die  Mosel  nach  N  und  hat 
hier  bis  zur  Eisenbahnbrücke  bei  Moselvveiss  ein  durch 
mehrere  Steinbrüche  gut  aufgeschlossenes  Profil  ge¬ 
schaffen.  Versteinerungen  sind  hier  besonders  zwischen 
Kilometerstein  80,2  und  80,3  nicht  selten.  Noch  zahl¬ 
reicher  sind  sie  an  der  südlichen  Wand  des  längst  nicht 
mehr  betriebenen  Steinbruches  am  oberen  Plateaurand 
nahe  den  Schiessständen.  Von  hier  stammen  folgende 
Arten: 


An  den  Schiessständen  auf  der  Karthaus  (Vallen- 
darer  Schichten). 

Homalonotus  armatus  Burm. 

„  i'henanus  C.  Koch 

Beilerophon  trilobatus  Sow.  var.  tumida 
v  r »■  v  »  acuta 

Pleurotomaria  daleidensis  F.  Röm.  v.  alta 
Platyceras  subquadratum  Kays. 

Limoptera  semiradiata  Frech. 

Gosset etia  carinata  Goldf. 

Leiopteria  crenato  lamellosa  Sandb, 

Prosocoelus  pes  anseris  Zeil.  und  W. 

Cucullella  truncata  Stgr. 


„  elliptica  Maur. 
Nuculana  securiformis  Goldf. 
Goniophora  Schwerdi  Beush. 
Carydium  sociale  „ 


16 


0.  F  o  1  i  m  a  n  n : 


Bpirifer  Hercyniae  Gieb. 

„  arduennensis  Schnur 
„  mediorhenanus  A.  Fuchs 
„  Jiystericus  Schloth. 

„  subcuspidatus  Schnur 
Rhynchonella  daleidensis  F.  Rom. 

Tropidoleptus  carinatus  Conr. 

Stropheodonta  explanata  Schnur 
Chonetes  sarcimdata  Schlotheim 
,,  dilatata  F.  Röm. 

Megalanteris  media  Maur. 

Pleurodictyum  problematicum  Goldf. 

Von  den  Schiessständen  führt  der  Ankertspfad  durch 
die  Weinberge  hinab  auf  die  Moselstrasse.  Hier  trifft 
man  in  den  Weinbergen  über  dem  Pfad  die  Nellen- 
köpfchen-Schichten,  die  durch  Verwitterung  grau-gelb 
sind.  Herr  Geheimrat  Schwerd  sammelte  hier  fol¬ 
gende  Arten: 

Weinberg  am  Ankertspfad  (Nellenköpf chen-Schichten) 

Homalonotus  rhenanus  C.  Koch 
Orthoceras  planoseptatum  Sandb. 

Beller ophon  bipartitas  Sandb. 

„  trilobatus  Sow.  v.  acuta 

„  macromphalus  A.  Röm. 

Pleurotomaria  daleidensis  F.  Röm. 

Platyceras  cassideum  Arch.  u.  de  Vern. 

Tentaculites  scalaris  Schloth. 

Kochia  capuliformis  C.  Koch 
Leiopteria  crenato-lamellosa  Sandb. 

Linioptera  sp. 

Ctenodonta  Maureri  ßeush. 

„  Oehlerti  „ 

„  unioniformis  Sandb. 

Cucullella  truncata  Stgr. 

„  elliptica  Maur. 

„  solenoides  Goldf. 

Modiomorpha  simplex  Beush. 

Modiola  antiqua  Goldf. 

Nuculana  Ahrendi  A.  Röm. 

„  securiformis  Goldf. 

Carydium  sociale  Beush. 

Prosocoelus  pes  anseris  Zeil.  u.  W 


Die  Koblelazschichten  am  Mittelrheiu  u.  im  Moselgebiet.  17 

Grammy sia  sp. 

Paläosolen  simplex  Beush. 

Rhynchonella  daleidensis  F.  Rom. 

Rensseläria  strigiceps  F.  Röm. 

Oberhalb  der  Stelle,  wo  der  Pfad  die  Moselstrasse 
«erreicht,  bemerkt  man  eine  steil  nach  NW  einfallende 
glatte  Felswand,  die  nach  SW  plötzlich  endet.  Hier 
setzt  eine  Querstörung  durch,  die  nach  SO  in  der  Rich¬ 
tung  auf  die  Schwedenschanze  nach  NW  in  der  Rieh' 
tung  auf  Bisholder  verläuft  (40).  Im  Streichen  liegt 
mit  Löss  vermischter  Quarzitschutt,  der  von  der  Kamm¬ 
höhe  bis  zur  Moselstrasse  abgerutscht  ist  und  nahe  der 
Mosel  zu  Kleinschlag  verarbeitet  wird.  Aus  der  Kluft 
entspringt  eine  starke  Quelle,  deren  Abfluss  stets  den 
Strassengraben  an  der  Bergseitc  füllt.  Etwa  km 
westlich  setzt,  annähernd  parallel,  eine  zweite  Störung 
durch  in  der  Richtung  auf  das  Layer  Köpfchen.  Zwischen 
beiden  sind  die  Unter-Koblenzschichten  und  der  Kob¬ 
lenzquarzit  im  Hangenden  um  etwa  300  m  nach  SO  ver¬ 
schoben.  Unterhalb  des  Ankertspfads  sind  wiederholt  in 
regenreichen  Jahren  Rutschungen  in  den  Weinbergen  vor¬ 
gekommen,  die  auf  die  Abführung  der  Niederschläge  über 
dem  steilstehenden,  wenig  durchlässigen  Schiefer  zurück¬ 
zuführen  sind.  Ähnliche  Verhältnisse  zeigen  die  Ab¬ 
hänge  gegenüber  Winningen.  Nahe  der  Winninger  Fähre 
talaufwärts  sind  die  Unter-Koblenzschichten  auf  eine 
Strecke  von  etwa  200  m  abgerutscht.  Die  Abbruch¬ 
stelle  ist  oben  in  der  Höhe  von  200  m,  nahe  dem  Höhe¬ 
punkt  238  noch  deutlich  zu  erkennen.  Ein  wirres  Hauf¬ 
werk  aus  grossen  Felsblöcken  und  Gehängeschutt  be¬ 
deckt  den  Abhang  zwischen  den  Weinbergen.  Am  Ein¬ 
gang  ins  Kondertal  sind  die  Schichten  nochmals  in  einem 
grossen  Steinbruch  aufgeschlossen,  in  dem  früher  Ver¬ 
steinerungen  vorgekommen  sind.  Ich  habe  bis  jetzt  keine 
dort  gefunden.  Sie  sind  überhaupt  zwischen  Lay  und 
dem  Kondertal  nicht  häufig,  doch  steht  an  dem  Fels¬ 
vorsprung  neben  der  Strasse,  die  ins  Kondertal  führt, 

Verb.  d.  Kat.  Ver.  Jahrg.  78  u.  79.  1925.  2 


18 


0.  Follraann: 


eine  versteinerungsreiche  Bank  an  mit  denselben  Artenr 
die  man  in  den  Weinbergen  an  der  rechten  Seite  des 
Kondertales  findet. 

2.  Koblenzquarzit. 

Südlich  vom  Nellenköpfchen  folgt  über  (infolge 
Überkippung  unter)  den  Unterkoblenzschichten  der  Kob¬ 
lenzquarzit,  der  in  einem  bis  100  m  über  der  Strasse 
hinaufreichenden  Steinbruch  aufgeschlossen  ist.  Das 
feste,  weisse,  auf  den  Kluftflächen  rot  gefärbte  Gestein 
hat  bis  jetzt  keine  Versteinerungen  geliefert.  An  der 
oberen  Grenze  wird  es  weicher,  es  ist  ein  hellgelber, 
mürber  Sandstein,  von  dem  man  in  dem  südlich  an¬ 
grenzenden  Buschwald  grössere  Blöcke  findet,  die  an 
dem  steilen  Abhang  heruntergerollt  sind,  ln  diesem  habe¬ 
ich  folgende  Arten  gefunden: 

Koblenzquarzit  zwischen  Ehrenbreitstein  und  Nellen- 

köpfchen. 

Flossenstachel 

Pterinea  lineata  Goldf. 

„  fasciculata  Goldf. 

Gosseletia  trigona  „ 

Cyrtodonta  quarzitica  Frech. 

Limoptera  suborbicularis  Frech. 

Myophoria  in  fiat  a  A.  Römer 
„  Pömeri  Beush. 

.  i 

Carydium  sociale  „ 

Nuculana  sp. 

Spirifer  arduennensis  Schnur 

Cyrtia  heteroclyta  Dfr. 

Pleurodictyum  problematicum  Goldf. 

Die  Fortsetzung  des  Quarzitzuges  nach  NO  ist  am 
westlichen  Abhang  des  Krebsbergs  im  Mallendarer  Bach¬ 
tal  in  alten  Steinbrüchen  und  Wegeinschnitten  vielfach 
aufgeschlossen.  Sie  liegt  nicht  im  Streichen  des  Quar¬ 
zits  hei  Ehrenbreitstein,  ist  vielmehr  um  etwa  250  m 
nach  NW  verschoben.  Die  Strecke,  auf  der  das  Mallen¬ 
darer  Bachtal  östlich  von  Urbar  senkrecht  zum  Streichen 
die- Schichten  durchbricht,  folgt  einer  Störung,  in  deren 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  19 

Richtung  die  Bleierze  des  Hüttenbergs  nördlich  Nieder¬ 
berg  aufsetzen.  Eine  in  derselben  Richtung  streichende 
Störung  scheint  westlich  davon  bei  Urbar  zu  verlaufen, 
denn  man  beobachtet  im  Streichen  der  Schichten  vom 
Nellenköpfchen  am  Südrand  der  Urbarer  Tongruben 
zahlreiche  Quarzitblöcke,  die  auf  anstehenden  Quarzit 
unter  dem  Ton  hindeuten.  Nach  NO  trifft  man  den 
Quarzit  im  Wambachtal,  am  Hühnerberg  und  im  Hill¬ 
scheider  Tal.  Die  südwestliche  Fortsetzung  ist  unter 
der  Feste  Konstantin  durch  die  Simmerner  Landstrasse 
aufgeschlossen.  Auf  dem  Plateau,  das  die  Festung  trägt, 
war  der  Quarzit,  im  Ausgehenden  zu  sandigem  Ton  ver¬ 
wittert,  öfters  bei  den  Ausschachtungsarbeiten  zum  Neu¬ 
bau  der  Kasernen  freigelegt.  Am  Abhang  des  Kart¬ 
häuser  Plateaus  zum  Rhein  reicht  der  Quarzit  nach  S 
bis  zu  der  Wiese,  neben  der  der  Serpentinen  weg  zum 
Karthäuserhof  hiuaufführt.  *  Es  fehlt  auf  der  ganzen 
Strecke  an  Aufschlüssen,  doch  konnte  das  anstehende 
Gestein  bei  den  Kellerausschachtungen  des  Engelspfads 
(jetzt  Römerstrasse)  beobachtet  werden.  Am  oberen 
Rand  der  Wiese  waren  vor  etwa  25  Jahren  mehrere 
Gruben  zum  Aufschlüssen  des  Tons,  der  den  Abhang 
stellenweise  bedeckt,  ausgehohen,  in  denen  zu  sandigem 
Ton  verwitterte,  nach  SO  einfallende  Quarzitschichten 
aufgedeckt  wurden.  Aus  diesen  entspringt  das  sog. 
Karthäuser  Brünnchen,  das  früher  in  die  Rheinanlagen 
geleitet  war1).  Im  unteren  Teil  der  Wiese  und  des  an¬ 
grenzenden  Weinberges  liegen  grössere,  feste  Quarzit¬ 
blöcke.  In  den  Weinbergen  am  Engelspfad  und  bei  den 
Kellerausschachtungen  an  der  Römerstrasse  beobachtete 
ich  folgende  Versteinerungen: 

Koblenzquarzit  am  Engelspfad. 

Tentaculites  scalaris  Schloth. 

Naticopsis  sp. 

_  ' _ t _  ,  ;  * 

1)  Beim  Bau  der  alten  Gasfabrik  1872  wurde  die  Lei¬ 
tung  aufgedeckt,  welche  von  hier  das  Wasser  zum  Römer¬ 
kastell  führte;  Eltester:  Bonner  Jahrbücher  1872  S.  178. 


20 


O.  Follmann: 


Pterineci  fasciculata  Goldf. 

Gosseletia  trigona  „ 

Myophoria  sp. 

Spirifer  carinatus  Schnur 

„  subcuspidatus  Schnur 
„  arduennensis  „ 

Strophomena  piligera  Sandb. 

Rhynchonella  cfr.  püa  Schnur 
Acanthocrinus  longispina  A.  Körner 
Fenestella  sp. 

Auf  dem  Plateau  ist  der  Quarzit  von  tertiärem  Ton 
von  Löss  und  Bimsstein  bedeckt,  erst  jenseits  der  Schiess¬ 
stände  tritt  er  wieder  zutage,  doch  kann  er  gelegent¬ 
lich  in  den  tieferen  Wasserrissen,  die  zum  Brückbach 
führen,  beobachtet  werden.  Hier  fand  ich  nach  dem 
Gewitterregen  am  4.  Juni  1913  mehrere  gelblich-weisse 
Quarzitblöcke,  die  ganz  erfüllt  waren  mit  den  für  Ko¬ 
blenzquarzit  bezeichnenden  Myophorien. 

Zwischen  den  Schiesständen  und  der  Schweden¬ 
schanze  bildet  der  Koblenzquarzit  einen  schmalen,  steil 
zur  Mosel  abfallenden  Rücken,  an  dem  in  175  m  Höhe 
ein  alter  Steinbruch  liegt.  An  der  SO  Seite  ist  der 
Quarzit  hoch  mit  Löss  und  Bimssand  bedeckt,  die  der 
Brückbach  stellenweise  bis  auf  das  anstehende  Gestein 
durchschnitten  hat.  An  der  Schwedenschanze  zieht  die 
oben  (S.  17)  erwähnte  Störung  vorbei.  Eine  Gruppe 
malerischer  Quarzitfelsen,  etwa  20  m  unterhalb  der 
Schwedenschanze,  ragt  hier  als  Ende  des  Quarzitzuges 
aus  dem  Abhang  auf.  Ungefähr  500  m  westlich,  wo  der 
Waldweg  mit  stärkerer  Steigung  zum  Layerkopf  hinauf- 
führt,  setzt  die  zweite  Verwerfung  durch.  Das  Zurück¬ 
treten  der  zwischen  den  beiden  Störungen  nach  SO  ver¬ 
schobenen  Scholle  bewirkt  die  nischenartige  Ausbuchtung 
des  Moselabhanges.  Etwa  300  m  westlich  der  zuletzt 
genannten  Störung  verläuft  eine  dritte  neben  der  schar¬ 
fen  Biegung  des  Weges,  der  von  Lay  zum  Layerkopf 
hinaufführt.  Die  scharfe,  nach  NO  gerichtete  Weg* 
biegung  liegt  30  m  höher  als  die  Karte  angibt.  Der 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  21 

Moselabhang  südöstlich  von  Lay  ist  von  breiten  Schutt¬ 
strömen  bedeckt,  die  nicht  nur  die  Grenze  gegen  die 
Unterkoblenzschichten  verhüllen,  sondern  unter  dem 
Layerkopf  auch  der  Bimssanddecke  aufgelagert  sind, 
die  den  Abhang  überzieht.  Die  Unterkoblenzschichten 
sind  an  verschiedenen  Stellen  bis  zu  200  m  hinauf  unter 
dem  Quarzitschutt  anstehend  zu  beobachten.  Verfolgt 
man  den  Feldweg,  der  südwestlich  von  Lay  zum  Layer- 
feld  hinauf  führt,  so  trifft  man  neben  dem  Weg  zwei 
alte  Steinbrüche  in  den  Unterkoblenzschichten. 

Etwa  200  m  westlich  von  der  Stelle,  wo  der  alte 
und  neue  Weg  sich  trennen,  setzt  eine  4.  Störung  durch, 
die  sich  auf  dem  alten  Weg  schon  durch  den  plötzlichen 
Gesteinswechsel  bemerkbar  macht.  Hier  beginnt  ein 
neuer  Quarzitzug,  der  die  Höhe  über  dem  Karolaturm 
und  den  282  m  hohen  Rücken  südlich  Winningen  auf¬ 
baut.  Nordöstlich  der  Störung  bilden  Unterkoblenz¬ 
schichten  den  Rücken  bis  hinauf  zum  Layerfeld.  An 
der  Südostseite  des  hohen  Kammes  über  dem  Karolaturm 
sammelte  ich  folgende  Versteinerungen: 

Layerberg  Koblenzquarzit. 

Tentaculites  scalaris  Schloth. 

Murchisonia  sp. 

Pterinea  lineata  Goldf. 

„  fasciculata  Goldf. 

„  costata  „ 

„  ventricosa  „ 

Gosseletia  angulosa  Frech. 

Cyrtodonta  Kayseri  „ 

Actinodesma  vespertilio  Maur. 

Myalina  sp. 

Modiola  lodanensis  Beush. 

Myophoria  Römeri  „ 

,,  inflata  F.  Röm. 

„  circularis  Beush. 

Spirifer  auriculatus  Sandb. 

„  carinatus  Schnur 

„  subcuspidatus  Schnur 

„  arduennensis  „ 

Cyrtia  heteroclyta  Defr. 


22 


O.  Fol lm an n: 


Orthothetes  umbraculum  Schloth. 

Stroph.  piligera  Sandb. 

Choneies  sarcinulata  Schloth. 

Der  Quarzitzug  des  Layerkopfes  zieht,  südlich  vom 
Layerfeld  etwas  nach  SO  ausgerückt,  als  hoher  Kamm 
zwischen  dem  Münstertal  und  Remsteckertal  nach  SW 
und  endet  ebenso  wie  der  parallele  Zug  nordwestlich 
des  Münstertals  an  einer  Querstörung.  Zwischen  beiden 
liegen  im  Münstertal  Oberkoblenzschichten,  die  nach  NO 
bis  zu  der  Störung  östlich  vom  Karolaturm  reichen. 
Auf  dem  Layerfeld  fand  ich  in  dem  Hohlweg  west¬ 
lich  der  Kapelle  in  diesen  Schichten  folgende  Versteine¬ 
rungen  : 

Layerfeld,  Oberkoblenzschichten  (Hohenrheiner  Sch.) 

Tentaculites  scalaris  Schloth. 

Pterinea  fasciculata  Goldf. 

Gosseletia  trigona  „ 

Spirifer  curvatus  Schloth. 

„  carinatus  Schnur 
,,  subcuspidatus  Schnur 
,,  paradoxus  Schloth. 

,,  arduennensis  Schnur 

Strophomena  piligera  Sandb. 

Chonetes  dilatata  F.  Röm. 

„  sarcinulata  Schloth. 

Die  Schichten  entsprechen  auch  nach  ihrer  Gesteins- 
besehaffenheit  der  Hohenrheiner  Stufe.  Nach  der  Karte 
von  Koblenz  (1  :  25000)  erstreckt  sich  sowohl  der 
Quarzitzug  der  Karolahöhe  wie  des  Oberkoblenz  des 
Münstertals  nach  NO  bis  zur  Mosel.  Nach  sehr  vielen 
Begehungen  der  recht  unwegsamen  Abhänge  bei  Lay 
bin  ich  zu  der  Überzeugung  gekommen,  dass  beide  an 
der  Störung  östlich  vom  Karolatnrm  abbrechen.  Die 
blaugrauen,  glimmerreichen,  als  Oberkoblenz  kartierten 
Schiefer  nordwestlich  vom  Layerkopf  gehören  nach  ihrer 
Gesteinsbeschaffenheit  und  Lagerung  zum  Unterkoblenz. 
Versteinerungen  habe  ich,  trotz  jahrelangen  Suchens, 
darin  nicht  gefunden,  während  der  Oberkoblenzzug  des 
Münstertals  reich  an  Versteinerungen  ist. 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  23 


3.  Oberkoblenzschichten. 

Südlich  von  dem  Steinbruch  im  Koblenzquarzit 
zwischen  Ehrenbreitstein  und  Urbar  beginnen  die  Ober¬ 
koblenzschichten  mit  graubraunen,  festen  Sandsteinen, 
in  denen  Homalonotus  gigas  A.  Röm.  auftritt.  (Hohen- 
rhein.  Sch.)  Nahe  dem  Neuwieder  Tor  bilden  die 
Schichten  eine  liegende  Falte,  deren  Südflügel  sich  bald 
steil  aufrichtet.  Auf  diesen  steil  stehenden  Schichten 
steht  die  Festung,  an  deren  Abhängen  man  neben  dem 
hinauf  führenden  Wege  viele  Versteinerungen  der  Lau¬ 
bacher  Schichten  beobachtet.  Nach  SO  zum  Ehren¬ 
breitsteiner  Tal  brechen  sie,  steil  gegen  den  Bergabhang 
einfallend  ab,  und  bilden  hier  ähnliche  Steinströme  wie 
der  Koblenzquarzit.  Es  sind  rotbraune  Sandsteine  mit 
zwischengelagerten,  rauhen  Tonschiefern,  die  viele  Ver¬ 
steinerungen  führen  (Laubacher  Sch.).  Gegenüber  am 
Abhang  der  Strasse,  die  nach  Arzheim  führt,  stehen 
Schiefer  mit  wenigen  Versteinerungen  an,  in  denen  lagen¬ 
weise  geordnete,  flachgedrückte,  schwarze,  harte  Knollen 
sog.  Kieselgallen  auf  treten  (Bopparder  Sch.). 

Eine  im  Streichen  verlaufende  Verwerfung  zieht 
durch  das  Ehrenbreitsteiner  Tal  in  der  Richtung  auf 
Niederberg,  an  der  das  Oberkoblenz  gegen  Unterkoblenz- 
>  schichten,  die  den  linken  Abhang  des  Tales  bilden,  ab¬ 
setzt.  Unterhalb  Niederberg  hat  eine  Ziegelei  mächtige 
Lösschichten  abgebaut,  unter  denen  an  der  linken  Tal¬ 
seite  auch  die  Kieselgallenschiefer  stellenweise  freigelegt 
sind.  Auf  der  gen.  Verwerfung  entspringt  der  Ehren¬ 
breitsteiner  Mineralbrunnen.  Nach  NO  sind  die  devo¬ 
nischen  Schichten  von  der  Hauptterrasse  und  Löss  be¬ 
deckt,  treten  aber  an.  den  Abhängen  des  Mallendarer- 
bachtals  unterhalb  des  Holderberger  Hofes  wieder  her¬ 
vor.  Nahe  der  unteren  Grenze  liegt  an  der  Abzweigung 
des  Weges  zum  Krebsberg  ein  Steinbruch,  in  dem  die 
zahlreichen  Versteinerungen  der  Laubacher  Sch.  meist 
mit  der  Kalkschale  erhalten  und  deshalb  nur  schwer  in 


24 


0.  Follmann: 


guter  Erhaltung  zu  gewinnen  sind.  Besser  gelingt  es  io 
den  stärker  verwitterten,  oben  auf  dem  Krebsberg  südlich 
des  Weges  aufgeschlossenen  Schichten.  An  der  gegen¬ 
überliegenden  Talseite,  am  Hüttenberg  steht  ein  alter 
Stollen  in  den  Oberkoblenzschichten,  der  einen  stark 
zersetzten  Diabas  angefahren  hat.  Die  devonischen 
Schiefer  sind  in  der  Nähe  des  Diabasganges  in  Spilosit 
umgewandelt.  Talaufwärts  reichen  die  Oberkoblenz- 
scbichten  bis  zum  Holderberger  Hof.  In  dem  früher 
mit  Weinbergen  bedeckten  Abhang  der  rechten  Seite 
tritt  zwischen  den  Oberkoblenzschiefern  ein  dunkelgrüner 
Diabas  auf.  Dicht  am  Holderberger  Hof  zieht  die  oben¬ 
genannte  Verwerfung  durch;  in  dem  neben  der  Garten¬ 
mauer  nach  Simmern  hinaufführenden  Pfad  stehen  Unter¬ 
koblenzschichten  mit  Spirifer  Hercyniae  Gieb.,  Tropi- 
doleptus  carinatus,  Conr.  u.  a.  bezeichnenden  Versteine¬ 
rungen  an.  Im  oberen  Wambachtal  ist  dort,  wo  west¬ 
lich  von  Simmern  das  Tal  sich  gabelt,  Spirifer  cultri- 
jugatus ,  F.  Röm.  nicht  selten. 

Nach  SW  jenseits  des  Rheintals  sind  die  Oberkob¬ 
lenzschichten  im  südöstlichen  Teile  der  Karthäuser  Hoch¬ 
fläche  durch  den  allbekannten  Steinbruch  „an  der  Lau¬ 
bach“  aufgeschlossen,  der  auch  jetzt  noch  mit  seiner 
bis  zur  Talsohle  hinabziehenden  Halde  ausserordentlich 
reich  an  Versteinerungen  ist.  Die  untere  Abteilung  der 
Oberkoblenzschichten  (Hohenrh.  Sch.),  in  der  Nähe  des 
Kaltenbornsbrünnchens  gelegentlich  bei  Anlage  von  Wald¬ 
wegen  unter  einer  mächtigen  Lössdecke  aufgeschlossen^ 
führt  wie  bei  Ehrenbreitstein  viele  Exemplare  von 
Homalonotus  gigas  A.  Röm.  Die  in  den  Sammlungen 
mit  dem  Fundort  Laubach  oder  Karthaus  bezeichneten 
Stücke  von  Hom.  gigas  stammen  aus  einem  alten,  seit 
50 — 60  Jahren  nicht  mehr  benützten  Steinbruch,  der 
westlich  von  dem  heutigen  und  etwas  tiefer  liegt. 
Während  in  diesem  alten  Bruch  hellgelbe  Sandsteine 
vorherrschen,  wechseln  in  dem  höhergelegenen  blaugraue^ 
rauhe  Schiefer  mit  braunen  Sandsteinen,  die  in  frischem 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  25 


Zustande  die  Versteinerungen  mit  Kalkschale,  in  den  zu 
Tag  ausgehenden  Teilen  als  Abdrücke  und  Steinkerne 
enthalten.  Diese  Schichten  streichen  in  südwestlicher 
Richtung  durch  das  untere  Dörrbachtal  und  sind  an 
neuen  Wegeinschnitten  ausserordentlich  reich  an  Ver¬ 
steinerungen.  An  einer  jetzt  zur  Erbreiterung  des  Wald¬ 
wegs  auf  der  rechten  Talseite  weggebrochenen  Felswand 
wurden  hunderte  von  gut  erhaltenen  Stücken  des  Spi- 
rifer  cultrijugatus  F.  Röm.  beobachtet.  Von  derselben 
Stelle  stammen  die  wenigen  Exemplare  des  Hystricri- 
nus  Schwerdi  Follm. 

Folgende  Arten  wurden  in  dem  Steinbruch  an  der 
Laubach  und  im  Dörrbachtal  gesammelt: 

Laubach- Dörrbachtal  (Laubacher  Sch.). 


Cryphaeus  rotundifrons 

Emmr. 

„  Kochi  E,  Kays.  . 

»  &Pm 

Homalonotus  gigas  A.  Röm. 

»  SP- 

Orthoceras  planoseptatum 
Saudb. 

Pleurotomaria  daleidensis 
F.  Röm. 

Bellerophon  var.  spec. 

„  cfr.  hians 
Strophostylus  Cheloti  Oehl. 
Capulus  var.  spec. 
Tentaculites  scalaris  Schloth. 
Pterinea  lineata  Goldf. 

„  fasciculata  Goldf. 

11  afF-  v  11 

,,  costata  „ 

„  „  var.  spinös a 

„  laevicostata  Follm. 

„  subcostata  Frech. 

„  ventricosa  Goldf. 

„  explanata  Follm. 

Gosseletia  trigona  Goldf. 

„  securiformis  Follm. 
Avicula  S chencki  Frech. 


Actinodesma  malleiforme 
Sandb. 

Aviculopecten  mosellanus 

Frech . 

„  eifeliensis  ,, 

Limoptera  sp. 

Modiomorpha  simplex  Beush. 

„  extensa  A.  Fuchs 

Myophoria  minor  Beush. 

„  peregrina  Beush. 

„  inflata  A.  Röm. 

„  circularis  Beush. 

„  ovalia  Kef. 

Crassatellopsis  Hauchecorni 
Beush 

Carydium  sociale  Beush. 
Prosocoelus  consobrimis 
Beush. 

Goniophora  acuta  Beush. 
Leptodomus  sp. 

Conocardium  rhenanum 

Beush. 

„  Zeileri  „ 

Ledopsis  confuentina 
Nucula  „  „ 

„  curvata  Maur. 

„  grandaeva  Goldf. 


26 


0.  Follmann: 


Nucula  Krachtae  A.  Rörn. 

„  lodanensis  Beush. 
Cucullella  truncata  Stein 
,,  solenoides  Goldf. 

,,  cfr.  triquetra  Conr. 

elliptica  Manr. 
Ctenodonta  minuta  „ 

„  primaeva  Stgr. 
Regina  minor  Beush. 

Janeia  ,,  „ 

Spirifer  cultrijugatus  F.  Rörn. 
„  auriculatus  Sandb. 

„  carinatus  Schnur 

„  curvatus  Schloth. 

„  paradoxus  „ 

„  daleidensis  Stgr. 

„  ardunnensis  Schnur 

„  subcuspidatus  „ 

Cyrtia  heteroclyta  Defr. 
Atrypa  reticularis  L. 
Dielasma  macrorhyncha,  mut. 

subangulata  Dahm. 
Anoplotheca  venusta  Schnur 
Rhynchonella  daleidensis  F. 

Röm. 

,,  hexatoma  Schnur 

,,  pila  „ 

Orthis  hysterita  Gmel. 

.,  striatula  Schloth. 

„  triangularis  Zeil. 

„  circularis  v.  transfuga 

C.  Waith. 

„  tectiformis 


Nucleospira  marginata  Maur. 
Orthothetes  unibraculum 
Schloth. 

Strophomena  taeniolata 

Sandb. 

.,  explanata  Schnur 

„  piligera  Sandb 

„  rhomboidalis  Wahl 

Chonetes  dilatata  F.  Röm. 

,,  sarcinulata  Schloth. 

„  crassa  Maur. 
Megalanteris  Archiaci  Yern. 
Orbicula  daleidensis  Schnur 
Craniella  cassis  Zeil. 
n.  sp. 

( Itenocrinus  decadactylus 

Goldf. 

„  stellifer  Follm. 

loricaius  W.  E. 

Schmidt 

„  signatus  „ 

Rhadinocrinus  rh  enanus 
Jaekel 

Hystricrinus  Schwer  di  Follm. 
Bactrocrinus  sp. 

Gastrocrinus  patulus  J.Müll. 
„  rugosus  W.  E. 
Schmidt 

Rhenaster  Schwerdi  Schönd. 
Fenestella  sp. 

Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 

Anthozoa  var.  gen. 


Der  südöstliche,  von  Weinbergen  bedeckte  Abhang 
der  Karthause  wird  von  sandigen  Schiefern,  dem  Han¬ 
genden  der  Grauwackensandsteine  der  Laubach  gebildet, 
in  denen  Atrypa  reticularis  L.,  Orthis  subcordiformis 
Kays.,  Stroph.  interstrialis  Phill.  u.  a.  ins  Mitteldevon 
reichende  Arten  auf  treten.  Wie  bei  Ehrenbreitstein 
führen  sie  Kieselgallen.  Man  trifft  sie  auch  im  obern 
Dörrbachtal,  an  dem  Kurgebäude  des  ehemaligen  Bades 
Laubach  und  an  dem  Fahrwege  zum  Rittersturz,  der  sie 


/ 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  irn  Moselgebiet.  27 


an  der  ersten  Wegbiegung  im  Streichen,  von  da  ab  bis 
zum  Geisenkopf  quer  zum  Streichen  durchschneidet.  Die 
Schiefer  enthalten  weit  weniger  Versteinerungen  als  die 
Laubacher  Schichten,  insbesondere  ist  Sp.  cultrijugatus 
selten;  Atrypa  reticularis  tritt  nahe  der  eben  genannten 
Wegbiegung  bänkweise  auf.  Die  wiederholt  erwähnte, 
streichende  Verwerfung  geht  quer  durch  das  an  der 
Wegbiegung  nach  Süden  verlaufende  Tälchen,  in  dem 
unten  Oberkoblenzschiefer,  oberhalb  Unterkoblenzgrau¬ 
wacken  anstehen.  Wo  der  Weg  zum  Rittersturz  pa¬ 
rallel  dem  genannten  Tälchen  verläuft,  endet  die  strei¬ 
chende  Verwerfung  an  einer  Querstörung.  Die  dilu¬ 
vialen  Schichten  der  Karthause  dehnen  sich  über  das 
Laubach-  und  Brückbachtal  beiderseits  des  Dörrbachtals 
weit  nach  Süden  aus  und  erstrecken  sich,  den  Kühkopf 
im  N  und  NW  umfassend,  bis  über  das  Forsthaus  Rem- 
stecken.  Nur  an  wenigen  Stellen,  so  am  Kollrotsweg, 
wo  südlich  der  Kollrots wiese  ein  Pfad  die  Wegschleife 
abschneidet,  treten  Oberkoblenzschichten  mit  Versteine¬ 
rungen  zu  Tage.  Das  Remstecker  Tal  ist  in  Oberkob¬ 
lenzschichten  eingeschnitten,  in  denen  man  allenthalben 
Versteinerungen  findet.  Ergiebige  Fundpunkte  sind  ein 
neuer  und  ein  etwas  höher  gelegener  alter  Steinbruch 
am  rechten  Abhang,  etwa  300  m  unterhalb  des  Rem- 
stockens. 


Remstecken  (Laubacher  Sch.). 


Cryphaeus  sp. 

Tentaculites  scalaris  Schloth. 
Pleurotomaria  daleidensis  V. 

Rom. 

Murchisonia  sp. 

Pterinea  ventricosa  Goldf. 
Actinodesma  malleiforme 
Sandb. 

Nucula  Krachtae  A.  Röm. 

„  grandaeva  Goldf. 
Nuculana  Ahrendi  A.  Röm. 
Cucullella  truncata  Stein. 
Mygphoria  Römeri  Beush. 


Myophoria  inflata  A.  Röm. 

„  circular is  Berns h. 

„  ovalis  Kef. 
Carydium  sociale  Beush. 
Modiomorpha  modiola  Beush. 

,,  simplex  ,, 

Paracyclas  marginata  Maur. 
Goniophora  sp. 

Grammysia  obscura  Beush. 
Spirifer  cultrijugatus  F.  Röm. 
„  auriculatus  Sandl). 

„  carinatus  Schnur 
„  arduennensis  „ 


28 


O.  F  oll  mann: 


Spirifer  paradoxus  Schloth. 

„  c urvatus  „ 
Cyrtia  heteroclyta  Defr. 
Orthothetes  umbraculum 

Schloth. 


Chonetes  dilatata  F.  Rom. 

„  sarcinulata 
Schloth. 

Orthocrinus  Simplex  Jaekel 


Die  Oberkoblenzsehichten  fallen  infolge  Überkippung 
unter  den  Quarzit  der  rechten  Talseite,  die  Fortsetzung 
des  Quarzitzuges  vom  Layerkopf,  nach  NW  ein,  dessen 
zum  Remsteckertal  hinabziehenden  Schuttströme  die 
Grenze  beider  Stufen  verdecken.  Nur  an  einer  Stelle 
hat  ein  zu  dem  Rücken  hinauf  führender  Waldweg  die 
Schuttmassen  durchschnitten  und  die  untere  Abteilung 
der  Oberkoblenzschichten  (Hohenrbeiner  Sch.),  die  Ver¬ 
steinerungen  führen,  freigelegt.  In  grösserer  Verbreitung 
stehen  diese  Schichten  zwischen  dem  Remstecker  und 
Münstertal  an,  in  der  Talsohle  die  Versteinerungen  mit 
Kalkschale,  auf  der  Höhe  in  Steinkernerhaltung  ein- 
schliessend.  Der  untere  Teil  des  etwas  abwärts  münden¬ 
den  Kleinbornsbachtals  hat  die  obern,  allenthalben  Ver¬ 
steinerungen  führenden  Koblenzschichten  quer  durch¬ 
schnitten.  Etwa  1j 2  km  talaufwärts  erhebt  sich  an  der 
rechten  Talseite  ein  Quarzitrücken,  der  sich  schon  aus 
der  Ferne  durch  die  Schuttströme  bemerkbar  macht» 
Er  hat  wie  der  Quarzit  des  Kühkopfs,  mit  dem  er  zu¬ 
sammenhängt,  bis  jetzt  keine  Versteinerungen  geliefert. 
Am  unteren  Talrand  bricht  er  an  einer  Querstörung 
ab.  Gegenüber  an  der  linken  Seite  des  Tales  liegt  im 
Streichen  des  Quarzits,  einige  m  über  der  Strasse,  am 
Waldrand  einer  der  reichsten  Fundpunkte.  Das  Gestein 
erinnert  durch  seine  helle  Farbe  an  Koblenzquarzit,  doch 
lassen  die  Versteinerungen  keinen  Zweifel  darüber,  dass 
es  zum  Oberkoblenz  zu  stellen  ist.  Es  ist  unter  der 
Einwirkung  der  Humussäuren  gebleicht,  was  sich  unter 
anderem  auch  daraus  ergibt,  dass  dieselben  Schichten 
etwa  100  m  westlich,  wo  die  Felsen  freiliegen,  die  nor¬ 
male  Farbe  zeigen.  Dieselbe  Erscheinung  wurde  in  den 
gleicbalterigen,  von  Moossümpfen,  die  jetzt  trocken  ge- 


Die  Koblenzschiebten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  29 


legt  sind,  bedeckten  Sandsteinen  des  Hasenbergs  zwischen 
Alken  und  Nörtershausen,  in  den  Unterkoblenzschiebten 
des  Moosbrucher  Weihers  u.  a.  0.  beobachtet.  Die 
meisten  der  in  folgender  Liste  aufgezählten  Arten  bat 
Geheimrat  Scbwerd  gesammelt. 

Kleinbornsbachtal  (Hohenrhein.  Sch.). 


Orthoceras  planoseptatum 
Sandb. 

Beller ophon  bipartitus  Sandb. 
„  cfr.  macrostoma 
F.  Rom. 

„  var.  spec. 
Strophostylus  Cheloti  Öhl. 
Capulusf  cassideus  Arch.  u. 
Yern. 

Pleurotomaria  daleidensis  F. 
Röm. 

Murchisonia  var.  spec. 
Naticopsis  sp . 

Tentaculites  scalaris  Schloth. 
Golecprion  gracile  Sandb. 
Pterinea  fasciculata  Goldf. 

„  cfr.  costata  „ 

„  lineata  „ 

„  ventricosa  „ 

„  explanata  Follm. 

„  laevis  Goldf. 

Gosseletia  trigona  Goldf. 

„  truncata  F  Röm. 
Cyrtodonda  Kayseri  Frech. 

„  quarzitica  Frech. 
Follmannia  pseudalectryonia 
Frech. 

Limoptera  cfr.  semiradAata 
„  sp. 

Aviculopecten  radiatus  Goldf. 

„  mosellanus  Frech. 
Myalina  cfr.  circularis  „ 
Modiomorpha  modiola  Beush. 
Grammysia  marginataQio\di. 
Goniophora  nassoviensis 

Kays. 


Goniophora  cfr.  acuta  Sandb. 
„  n.  sp. 

Sphenotus  soleniformis  Goldf. 
Leptodomus  cfr.  latus  Krtz. 
Myophoria  Roemeri  Beush. 

„  inflata  A.  Röm. 
Crassatellopsis  Hauchecorni 
Beush. 

Conocardium,  rhenanum 

Beush. 

„  Zeileri  „ 

Nucula  curvata  Maur. 

„  Krachtae  A.  Röm. 
Nuculana  Ahrendi  „ 

„  securiformis  Goldf. 
Ctenodonta  prisca  „ 

„  crassa  Beush. 
Carydtium  sociale  „ 
Spirifer  cultrijugatus  F.Röm. 
„  auriculatus  Sandb. 

„  carinatus  Schnur. 

„  curvatus  Schloth. 

„  subcuspidatus 

Schnur 

„  arduennensis  „ 
Cyrtia  heteroclyta  Dfr. 
Strophomena  piligera  Sandb. 
Chonetes  dilatata  F.  Röm. 

„  sarcinulata  Schloth. 
Orthothetes  umbraculum  „ 
Orthis  hysterita  Gmel. 
Uncinulus  antiquus  Drev. 

„  eifeliensis  „ 
Rhynchonella •  efr.>  subcordi- 
formis  Schnur 
Dielasma  rhenana  Drev. 


30 


0.  F  o  11  in  a  n  n : 


Craniella  cassis  Zeil.  Plenrodictyum  problemati- 

Acanthocrinus  longispina  A.  cum  Goldf. 

Rom. 

Aus  den  Oberkoblenzschichten  des  Kleinbornsbach- 
tals  taucht  weiter  südlich,  westlich  des  Rabennestbachs 
noch  ein  Quarzitzug  auf,  der  am  Abhang  zum  Raben¬ 
nestbach  an  einer  Querstörung  gegen  Oberkoblenz  stösst. 
Westlich  dieser  Störung  kommt  auch  der  Quarzit  des 
ebengenannten  Zuges  im  Streichen  der  versteinerungs¬ 
reichen  Oberkoblenzschichten  wieder  in  die  Höhe,  den 
Kamm  des  Rückens  zwischen  Kleinbornsbach  und  Silber¬ 
kaulsbach  bildend.  In  diesem  Quarzit  setzen  die  Blei¬ 
erzgänge  der  verlassenen  Grube  Silberkaul  auf.  Im 
Streichen  erscheint  der  Quarzit  nochmals  SW  von  der 
Silberkaul  (Distr.  57)  auf  der  Höhe,  setzt  aber  nicht  ins 
Esclierbachtal  fort.  In  diesem  Quarzitrücken  findet  sich 
die  Fortsetzung  des  Bleierzganges.  Aus  dem  jetzt  zu¬ 
sammengebrochenen  Stollen  wurden  vor  einigen  Jahren 
mächtige  Bleiglanzblöcke  gefördert.  Der  vom  Klein¬ 
bornsbachtal  am  linken  Ufer  des  Remsteckerbachs  ab¬ 
wärts  führende  Waldweg  hat  versteinerungsreiche  Ober¬ 
koblenzschichten  (Hohenrheiner  Sch.)  angeschnitten,  in 
denen  wohl  erhaltene  Pterineen  häufig  sind.  J/2  km 
abwärts  endet  das  von  Waldesch  herabziehende  Tal  des 
Escher  Bachs.  Die  Wegeinschnitte  der  rechten  Talseite 
haben  ein  1  lj2  km  langes  Profil  durch  die  Hohenrheiner 
und  Laubacher  Schichten  freigelegt,  in  denen  man  zahl¬ 
reiche,  meist  nach  NW,  seltener  nach  SO  einfallende 
Fossilienbänke  beobachtet,  ebenso  wie  neben  dem  Wald¬ 
weg,  der  im  unteren  Teil  des  Eschertais  auf  der  linken 
Seite  in  die  Oberkoblenzschichen  eingeschnitten  ist.  Der 
reichste  Fundpunkt  in  den  Laubacher  Sch.  liegt  an  der 
rechten  Talseite  nahe  bei  der  Waldescher  Mühle  an  dem 
Pfad,  der  von  der  Mühle  zu  dem  Fahrweg  führt. 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  31 

'  •  *  \ 

1.  Die  Unterkoblenzschichten  zwischen  Ehren- 
breitstein  —  Horchheim  und  Laubach  —  Kapellen. 

An  der  streichenden  Verwerfung  Laubach  — Ehren¬ 
breitstein  endet  die  erste  rechtsrheinische  Schichtenreihe 
(Schuppenpaket),  es  beginnt  die  zweite  Reihe  wieder 
mit  Unterkoblenzscb.,  die  durch  das  Ehrenbreitsteiner 
Mühltal,  das  Blindtal  und  Bienhorntal  quer  durchschnitten 
sind.  Die  unterste  Abteilung  (Bendorfer  Sch.)  ist  hier 
nicht  vertreten,  die  Reihe  beginnt  mit  hell  oder  dunkel¬ 
braunen  Sandsteinen,  die  mit  Schiefern  wechseln.  Von 
Ehrenbreitstein  über  den  Asterstein  liegen  sie  fast  wage¬ 
recht,  den  liegenden  Schenkel  eines  iiberworfenen  Sattels 
bildend.  Der  erste  grössere  Aufschluss  wird  durch  den 
hoch  liegenden  Steinbruch  am  westlichen  Abhang  des 
Kreuzbergs  gebildet,  in  dem  ich  nur  wenige,  aber  be¬ 
zeichnende  Versteinerungen  gefunden  habe: 

Homalonotus  rhenanus  C.  Koch.,  Pleurotomaria 
Striata  Goldf.  v.  alta ,  Bellerophon  trilobatus  Sow.  r. 
acuta ,  CuculIeUci  elliptica  Maur.,  Cuc.  truncata  Stgr., 
Ctenodonta  Maureri  Beush.,  Tropidoleptus  carinatus 
Conr.,  Orthis  circular  in  Sow.,  u.  a. 

Dieselben  Schichten,  hellbraune  Sandsteine,  Waren 
1909  in  dem  Hohlweg,  der  NO  von  Niederberg  zur 
Höhe  führt,  bei  Anlage  eines  Grabens  aufgeschlossen. 
Sie  streichen  h.  4  und  fallen  steil  nach  NW.  Ich  sammelte 
in  dem  kleinen  Aufschluss: 

Murchisönia  sp.,  Spirifer  Hercyniae  Gieb.,  Spir. 
arduennensis  Schnur,  Orthis  circularis  Sow.,  Tropido- 
leptus  carinatus  Conr.,  Stropheodonta  explanata  Sow.? 
Chonetes  dilatata  F.  Röm.,  Chonetes  sarcinulata  Schloth., 
Anoplotheca  venusta  Schnur. 

In  der  Talschlucht,  die  an  der  Südseite  des  Kreuz  , 
bergs  zur  Höhe  führt,  sammelte  ich: 

Hom.  armatus  Burm.,  Cucullella  truncata  Stngr., 
Spirifer  arduennensis  Schnur,  Sp.  subhystericus  Mauer., 
Anoplotheca  venusta  Schnur,  Tropidoleptus  carinatus 


32 


O.  F oll  mann: 


Conr.,  Chonetes  sarcinulata  Scbloth.,  Rhynchonella  da - 
% 

leidensis  F.  Röm.,  Pleurodictyum  problematicum  Goldf. 

Die  linke  Talseite  bietet  nur  in  der  Höbe  von  Arz¬ 
heim  Aufschlüsse,  da  der  Abhang  talabwärts  hoch  mit 
Löss  bedeckt  ist.  In  dem  Steinbrueh  nördlich  von  Arz¬ 
heim  fand  Geheimrat  Sch w erd  in  rauhen  Sandsteinen, 
die  mit  pflanzenreichem  Schiefer  wechseln,  die  oben  er¬ 
wähnten  Stücke  von  Kochia  mpuliformis  C.  Koch.  Im 
Hangenden  dieser  Schichten  stehen  an  der  rechten  Seite 
des  Tälchens,  das  nördlich  von  hier  nach  Arenberg  hin- 
aufzieht,  bröcklich  zerfallende,  algenreiche  Schiefer  an, 
in  denen  ich,  ausser  verschiedenen  am  Nellenköpfchen 
auftretenden  Arten,  die  aus  den  Siegener  Schichten  be¬ 
kannte  Limoptera  gigantea  Schlüt.  fand.  Die  grösste 
Ausbeute  lieferte  ein  Fundpunkt  nahe  der  Klausenburg, 
oberhalb  der  ersten  Biegung  der  Strasse,  die  von  Ehren¬ 
breitstein  nach  Arzheim  führt.  Horizontal  liegende,  bis 
1  m  mächtige  Grauwackensandsteine  führen  die  Ver¬ 
steinerungen.  Sie  sind  stark  zerklüftet,  ähnlich  wie  bei 
Oberstadtfeld,  sodass  es  nur  selten  gelingt,  grössere 
Formen  ( Pterinea )  in  ganzen  Stücken  herauszuschlagen. 
Geheimrat  Schwerd  sammelte  die  meisten  Arten  der 
folgenden  Liste: 


Klausenburg  (Vallendarer  Schichten). 
Orthoceras  plano septatum  Sandb. 

Beller ophon  trilobatus  Sow.  var.  tumida 

acuta 


n 


Platyceras  subquadratum  Kays. 
Pleurotomaria  daleidensis  F.  Röm.  v.  alta 
Tentaculites  scalaris  Schloth. 

Pterinea  costata  Goldf. 

,,  dauniensis  Frech. 

„  expansa  Maur. 

„  Follmanni  Frech. 

„  ?  subrectangularis  Drev. 

Leiopteria  crenato-lamellosa  Sandb. 

„  lamellosa  Goldf. 

Gosseletia  carinata  „ 

Cypricardella  elegans  Beush. 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  33 


Cypricardella  elongata  Beush. 
Cypricardinia  f  crenistria  Sandb. 
Ctenodonta  unioniformis 
„  migrans  Beush. 

Maureri 


}) 


V 


(■ 


11 


Cucullela  truncata  Stgr. 


V 


11 


11 


11 


elliptica  Maur. 

Modiola  antiqua  Goldf. 

Nieopsis  neglecta  Beush. 

Goniophora  Schwerdi  Beush. 

„  eifeliensis  Kays. 

Carydium  sociale  Beush. 

Prosocoelus  pes  anseris  Sandb. 

Leptodomus  acutirostris  Sandb. 

Spirifer  Hercyniae  Gieb. 

Follmanni  Scup. 

subcuspidatus  Schnur  v.  tenuicosta 
„  „  v.  humilis 

carinatus  Schnur 
arduennensis  Schnur 
Athyris  undata  Dfr. 

Megalanteris  Archiaci  Vern. 

Anoplotheca  venusta  Schnur 
Rhynchonella  daleidensis  F.  Röm. 

„  Dannenbergi  Kays. 

JStrophomena  explanata  Sow. 

„  elegans  Drev. 

Tropidoleptus  carinatus  Conr.  v.  rhenana 
Ghonetes  dilatata  F.  Röm.  ,  , 

„  sarcinulata  Schloth. 

„  plebeja  Schnur 
Fenestella  sp. 

Acanthocrinus  sp. 

Pleurodictyum  problematicum  Goldf. 

An  der  Südseite  der  Klausenburg  sammelte  ich  am 
rechten  Abhang  des  Blindtals  nahe  der  Schützenburg  in 
einem  hellgrauen,  grobkörnigen  Sandstein  folgende,  z.  T. 
durch  ihre  Grösse  auffallende  Versteinerungen: 

Blindtal  a.  d.  Schützenburg  (Vallendarer  Schichten). 

Bellerophon  bipartitus  Sandb. 

Pterinea  subrect angularis  Drev. 

„  f  leptodesma  „ 

Verh.  d.  Nat.  Ver.  Jahrg.  78  u.  79.  1925. 


3 


34 


0.  Follmann: 


Gosseletia  carinata  Goldf. 

Aviculopecten  Wulfi  Frech. 

Limoptera  longialata  Drev. 

Leiopteria  crenato  lamellosa  Sandb. 

Ctenodonta  Maureri  Beush.  v.  dunensis 
Cucullella  truncata  Stgr. 

Goniophora  Schwerdi  Beush. 

Spirifer  Hercyniae  Gieb.  (mit  Spiralgerüst} 

„  subcuspidatus  Schnur 
„  hystericus  Schloth. 

Athyris  caeresana  Stgr. 

Orthothetes  urabraculum  Schloth. 

Anoplotheca  venusta  Schnur 
Rhynchonella  daleidensis  F.  Röm. 

„  Dannenbergi  Kays. 

Tropidoleptus  carinatus  Conr. 

Ghoiietes  sarcinulata  Schloth. 

Megalanteris  Archiaci  Vern. 

Crania  cassis  Zeil. 

Wohl  am  längsten  bekannt  als  Fundpunkt  in  den 
Unterkoblenzsch.  ist  der  alte,  jetzt  durch  dichtes  Ge¬ 
büsch  verdeckteSteinbruch  am  Abhang  des  Astersteins *) 
aus  dem  Zeiler  und  Wirtgen  (67)  etwa  20  Arten  auf- 
ftihrten,  die  sie  mit  den  Versteinerungen  von  Oberstadt¬ 
feld  verglichen. 

Südlich  vom  Asterstein  sammelte  ich  in  dem  Stein-, 
bruch  über  dem  Tälchen  des  Seifenbachs  folgende  Arten: 

Pfaffendorfer  Höhe  über  d.  Seifenbach  (Vallendarer  Sch.).. 

Pleurotomaria  daleidensis  F.  Röm.  v.  alta 
Bellerophon  sp. 

Leiopteria  crenato-lamellosa  Sandb. 

Aviculopecten  sp. 

Cypricardella  elongata  Beush. 

Allerisma  sp. 

Spirifer  Hercyniae  Gieb. 

„  arduennensis  Schnur 
Athyris  undata  Defr. 


1)  Der  Steinbruch  wird  schon  1798  erwähnt:  J.  N.  Becker, 
Beschr.  m.  Reise  in  den  Departementern  vom  Donnersberg, 
von  Rhein  und  Mosel.  Berlin  1799. 


/ 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  35 

Strophomena  explanata  Schnur 
Tropidoleptus  carinatus  Conr. 

Chonetes  sarcinulata  Schloth. 

Orthis  circularis  Sow. 

Rhynchonella  daleidensis  F.  Rom. 

Rensseläria  strigiceps  „ 

Anoplotheca  venusta  Schnur 
Ctenocrinus  acicularis  Follm. 

„  clathratus  W.  E.  Schmidt 
Pleurodictyum  problematicum  Goldf. 

Im  unteren  Teil  des  Bienhorntals  wurden  in  den 
Weinbergen  folgende  Arten  beobachtet: 

Unteres  Bienborntal  (Vallendarer  Sch.). 

Homalonotus  rhenanus  C.  Koch 
„  armatus  Burm. 

„  laevicauda  Quenst.  # 

Pleurotomaria  daleidensis  F  Röm.  v.  alta 
Pterinea  expansa  Maur. 

Gosseletia  carinata  Goldf. 

„  truncata  F.  Röm. 

Leiopteria  crenato  lamellosa  Sandb. 

Aviculopecten  sp 
Limoptera  rhenana  Frech. 

Kochia  capuliformis  C.  Koch 
Ctenodonta  unioniformis  Sandb. 

„  Maureri  Beush. 

„  gibbosa  Goldf. 

Goniophora  Schwerdi  Beush. 

Spirifer  Hercyniae  Gieb. 

„  arduennensis  Schnur 

0 

„  subcuspidatus  „ 

Strophomena  explanata  Sow. 

„  elegans  Drev. 

Tropidoleptus  carinatus  Conr. 

Orthis  circularis  Sow. 

Pleurodictyum  problematicum  Goldf. 

Ausser  den  gen.  Fundpunkten  seien  noch  erwähnt 
die  Steinbrücbe  am  Pfaffendorfer  Scbützenplatz,  die  Fels¬ 
wand  in  der  Hochstrasse  (Pfaffendorf)  gegenüber  dem 
Hause  Nr.  31  und  der  ehemalige  Steinbruch  nahe  dem 
Nordportal  des  Horchheimer  Tunnels.  Letztere  Fund- 


36 


0.  Follmann: 


stelle,  au  der  die  Auflagerung  der  oberen  Mittelterrasse 
auf  den  abgeschliffenen  Schichtenköpfen  der  steil  nach 
NW  fallenden  Unterkoblenzschichten  besonders  deutlich 
zu  sehen  war1),  ist  jetzt  durch  den  Neubau  nicht  mehr 
zugänglich,  weshalb  die  hier  von  meinem  ehemaligen 
Schüler,  Apotheker  Herrn  K.  Wuth  gesammelten  Arten  * 
noch  aufgeführt  werden  sollen: 

Nordportal  d.  Horchheimer  Tunnels  (Vallendarer  Sch.) 


Homctlonotus  rhenanus  C. 

Koch 

,.  armatus  Burm. 
Orthoceras  sp. 

Platyceras  snbquadratum 
Kays. 

Salpingostoma  sp. 

Conularicu  sp. 

Pterinea  n.  sp. 

Gosseletia  carinata  Goldf. 
Actinodesma  Annae  Frech. 
Leiopteria  crenato-lamellosa 
Sandb. 

Limoptera  gigantea  Schlüt. 
Ctenodonta  Maureri  Beush. 
Cucullella  truncata  Stgr. 


Myophoria  Roemeri  Beush. 

„  minor  „ 
Carydium  sociale  „ 
Goniophora  Schicer  di  ,, 
Conocardium  sp. 

Spirifer  Hercyniae  Gieb. 
Megalanteris  Archiaci  Vern. 
Rhynchonella  daleidensis 
F.  Röm. 

Stropheodonta  Murchisoni 
Arch.  u.  Vern. 

Tropidoleptus  carinatus  Conr . 
Chonetes  sarcinulata  Schloth. 

,,  dilatata  F.  Röm. 
Crania  sp. 

Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 


Südlich  von  Pfaffendorf  treten  die  Unterkoblenz¬ 
schichten  an  den  steilen  Abhängen  zwischen  den  ein¬ 
zelnen  Terrassenstufen  hervor,  so  westlich  des  Alten¬ 
berger  Kopfes  und  des  Mehlersbergs,  in  dem  Graben 
südlich  vom  Keitenberg  und  im  Rheinbett,  nahe  der 
Pfaffendorfer  Gasfabrik.  Die  obere  Abteilung  der 
Unterkoblenzschichten  (Nellenköpfchen  Sch.)  mit  Bali - 
serites  Dechenianus  Göpp.  trifft  man  in  den  alten 
Steinbrüchen  des  Blindtals  westlich  von  Arzheim  und  am 
Pfaffendorfer  Schützenplatz,  desgleichen  im  Ehrenbreit¬ 
steiner  Mühltal,  nördlich  Arzheim.  Der  Horchheimer 
Tunnel  hat  mehrere  an  Lamellibranchiaten  ( Cucullella , 
Ctenodonta ,  Modiola  u.  a.)  reiche  Schichten  durch- 


1)  Dr.  Morziol,  Die  Rheinlande,  Nr.  5  S.  41  Abb.  29. 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  37 


fahren.  Ich  habe  den  Tunnel  während  des  Baues  be¬ 
gangen  und  die  vor  den  Tunnelportalen  lagernden  Ge¬ 
steine  wiederholt  untersucht,  leider  aber  die  Aufzeich¬ 
nungen  verloren.  Südlich  von  Horchheim  reichen  die 
Onterkoblenzschichten  bis  zum  Ausgang  des  Tälchens, 
das  östlich  vpm  Bahnhof  Niederlahnstein  zur  Hochterrasse 
hinaufzieht.  Das  Tälchen  ist  in  Koblenzquarzit  einge¬ 
schnitten. 

Die  Unterkoblenzschichten  an  der  linken  Rheinseite 
sind  südlich  des  Laubachtals  bis  in  die  Nähe  des  Gutes 
Königsbach  durch  grosse  zusammenhängende  Steinbrüche 
aufgeschlossen,  in  denen  die  steil  stehenden,  mit  blauen 
Tonschiefern  wechsellagernden  Grauwackensandsteine 
meistens  nach  NW  ein  fallen.  Am  südlichen  Ende  der 
Steinbrüche  (Klm  90,4)  bilden  die  Schichten  eine  Mulde, 
deren  Südflügel  steil  aufsteigt  und  sich  bald  (Klm  90,7) 
zu  einem  Sattel  umbiegt,  dessen  Südflügel  steil  nach 
SO,  dann  nach  NW  einfällt  Unter  den  nicht  zahl¬ 
reichen,  hier  gesammelten  Versteinerungen  seien  die  in 
den  schieferigen  Schichten  auftretenden  grossen  Homa- 
lonoten  erwähnt.  Ein  vollständiges  Exemplar  von  Hom. 
armatus  misst  27  cm.  Zahlreicher  und  besser  erhalten 
sind  die  Stücke,  die  man  unter  dem  eben  erwähnten 
Sattel  in  den  jetzt  nicht  mehr  bebauten  Weinbergen 
nördlich  vom  Gut  Königsbach  sammeln  konnte. 


Zwischen  Laubach  und  Königsbach  (Vallendarer  Sch.). 


Homalonotus  armatus  Burm. 
Cryphaeus  sp. 

Pleurotomaria  daleidensis  F. 
Röm.  v.  alta 

Platyceras  subquadratum 
Kays. 

Pterinea  expansa  Maur. 
Limoptera  semiradiata  Frech. 
Avicula  reticulata  Frech. 
Leiopteria  crenato-lamellosa 
Sandb. 

Ctenodonla  unioniformis 
Sandb. 


Spirifer  Hercyniae  Gieb. 

,,  arduennensis  Schnur 
Athyris  undäta  Defr. 
Megalanteris  Archiaci  Vern. 
Rynchonella  daleidensis  F. 
Röm. 

Orthis  circularis  Sow. 
Tropidoleptus  carinatusConr. 
Stropheodonta  explanata 
Schnur 

Chonetes  sarcinulata  Schloth. 
Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 


38 


0.  Follmann: 


Gegen  das  Königsbacher  Tal  hin  nehmen  die  Ton¬ 
schiefer  zwischen  den  Grauwackensandsteinen  ab,  dünn¬ 
plattige,  graublaue  Sandsteine  mit  viel  Glimmer  auf  den 
Schichtflächen  herrschen  vor,  die,  steil  nach  NW  ein¬ 
fallend,  aus  den  mit  Weinbergen  bedeckten  Hängen  her¬ 
ausragen.  Versteinerungen  sind  an  den  Rheinabhängen 
in  diesen  Schichten  (Nellenköpfchenschiehten)  bis  jetzt 
nicht  beobachtet  worden,  doch  fand  ich  im  obern  Teil 
des  Königsbacher  Tals  im  Streichen  dieser  Schichten 
Ctenodonta  Mqureri  ßeush. 

Auf  der  geolog.  Karte  von  Koblenz  (1  :  25000)  ist 
der  Rheinabhang  zwischen  Laubach  und  Kapellen  als 
Unterkoblenz  eingetragen,  dem  eine  wenig  ausgedehnte 
Partie  von  Koblenzquarzit,  den  höchsten  Gipfel  des 
Dommelbergs  bildend,  aufgelagert  ist.  Die  Untersuchungen 
zahlreicher,  seit  der  Aufnahme  der  Karte  in  den  acht¬ 
ziger  Jahren  entstandener  Aufschlüsse  haben  ergeben, 
dass  die  Unterkoblenzschichten  nur  vom  Laubachtal  bis 
zur  Brauerei  Königsbach  reichen,  dass  der  Koblenzquar¬ 
zit  auf  der  Höhe  sich  bis  nahe  ans  Siechhaustal  ausdehnt, 
und  an  der  Nordseite  des  Dommelbergs  bis  zur  Talsohle 

herunterzieht.  Unter  dem  Koblenzquarzit  liegen  nicht 

•  • 

Unter-  sondern  Oberkoblenzschichten  (Uberkippung),  die 
sich  bis  zum  Siechhaustal  erstrecken.  Zwischen  den 
Quarzitzügen  des  Kühkopfs  und  der  Angustahöhe  ist  das 
Siechhaustal  in  Ober-  nicht  in  Unterkoblenzschichten  ein¬ 
geschnitten.  Rheinaufwärts  bilden  wieder  Unterkoblenz¬ 
schichten  die  Abhänge  bis  zum  Lauxbachtal  südlich 
Kapellen.  Eine  Querstörung  trennt  sie  von  dem  Quar¬ 
zitrücken  der  Augustahöhe  und  der  Höhe  westlich  vom 
Schloss  Stolzenfels,  das  auf  Unterkoblenzschichten  steht. 
Versteinerungen  sind  in  dem  schmalen  Streifen  von 
Unterkoblenz,  der  jedocb  bei  Kapellen  breiter  ist  als  die 
Karte  angibt,  nur  in  geringer  Zahl  vorgekommen.  Ausser 
Spirifer  arduennensis  Schnur,  und  Rhynchonella  da- 
leidensis  F.  Röm.,  die  an  dem  ersten  Mast  der  Stark¬ 
stromleitung  südlich  vom  Siechhaustal  beobachtet  wurden, 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  39 


fand  ich  nahe  der  Kirche  von  Kapellen  die  auf  Unter¬ 
koblenz  beschränkte  Ctenodonta  Maureri  Beush.  und 
in  den  Weinbergen  hinter  den  südlichsten  Häusern  von 


Kapellen  : 

Homalonotus  armatus  Burm. 
Pleurotomaria  daleidensis  F. 
Rom.  v.  alta 

Tentaculites  grandis  F.  Röm. 
Prosocoelus  pesanseris  7j.  u. 

W. 

/ 

Ctenodonta  Maureri  Beush. 


Spirifer  subcuspidatns 
Schnur  v.  tenuicosta 
Rhynchonella  daleidensis  F. 
Röm. 

Rensselaeria  strigiceps  F. 
Röm. 

Chonetes  sarcinulata  Schloth. 


Der  Koblenzquarzit  des  Lichterkopfs,  des  Küh- 
kopfs  und  der  Augustahölie. 

Auf  der  rechten  Rheinseite  folgt  über  den  Unter¬ 
koblenzschichten  ein  Quarzitzug,  der  von  der  Monta- 
baurer  Höhe  über  Hillscheid,  Simmern,  Immendorf,  Aren- 
berg,  den  Arzheimer  und  Pfaffendorfer  Wald  zum  Lich¬ 
terkopf  bei  Niederlahnstein  zieht.  Zwischen  Simmern 
und  Neuhäusel  bildet  er  zwei,  nördlich  von  Neuhäusel 
sogar  vier  durch  Oberkoblenzschichten  getrennte  Rücken. 
Im  Horch heimer  Wald  erreicht  der  Quarzitzug  1 1/2  km 
Breite  und  steigt  in  der  Horchheimer  Höhe  zu  361  m 
an.  Vom  Rhein  aus  tritt,  trotz  geringerer  Höhe,  der 
Lichterkopf  am  auffallendsten  hervor,  da  sich  sein 
Westabhang  schnell  um  etwa  150  m  zu  der  breiten 
Terrasse  senkt,  die  seinen  Fuss  vom  Allerheiligenberg 
bei  Niederlahnstein  aus  in  nördlicher  Richtung  umzieht. 
Von  hier  bis  zum  Rhein  tritt  er  unter  den  Rheinterrassen 
nur  an  einigen  Stellen  in  Taleinschnitten  zutage:  im 
Bienhorntal,  bei  Horchheim  und  östlich  vom  Niederlahn¬ 
steiner  Bahnhof.  Versteinerungen  wurden  beobachtet 
am  Wege  von  Neuhäusel  zum  Hillscheider  Grund,  am 

Wege  von  Arzheim  zur  Kornsmühle  und  im  Bienhorntal, 

•• 

nordwestlich  vom  Kratzkopfer  Hof.  Östlich  von  Arz¬ 
heim  taucht  das  Unterkoblenz  im  Hohlweg  zum  Eckers¬ 
berger  Hof  unter  dem  Koblenzquarzit  des  Hannarsch  am 
Nordrand  des  Mühltals  und  des  Arzheimer  Waldes  im 


40 


0.  Fo  11  mann: 


Süden  wieder  auf  und  lässt  sich  von  hier  im  Streichen 

nach  NO  über  die  Grube  Mühlenbach  verfolgen.  Herr 

.Bergreferendar  Sehmer  fand  in  diesen  Schichten  an  der 

Gr.  Mühlenbach  Homalonotus  armatus  Burm.  Der 

# 

Steinbruch  an  der  rechten  Seite  des  Bienhorntals  ist 
abgesehen  von  der  grossen  Zahl  der  hier  auftretenden 
Arten  auch  deshalb  besonders  wichtig,  weil  er  der 
untern  Abteilung  des  Koblenzquarzits  angehört,  während 
die  übrigen  Fundpunkte  näher  der  obern  Grenze  liegen. 
In  diesem  Steinbruch  sind  bis  jetzt  folgende  Arten  ge¬ 
sammelt  worden: 


Bienhorntal  (Koblenzquarzit). 


Homalonotus  gigas  A.  Köm. 
Orthoceras  planoseptatum 
Sandb. 

Pleurotomaria  daleidensis  F. 
Köm. 

Murchisonia  sp . 

Tentaculites  scalaris  Schloth. 
Conularia  subparallela 
Sandb. 

Bellerophon  sp. 

Pileopsis  sp. 

Plerinea  lineata  Goldf. 

„  fasciculata  Goldf. 

,,  subcostata  Frech 

(20)  (Orig.  t.  18  f.  4) 
Aviculopecten  mosellanus 
Frech 

Gosseletia  trigona  Goldf. l) 

angulosa  Frech 
„  truncata  F.  Köm. 

Cyrtodontopsis  Kayseri  Frech 
„  quarzitica  „ 

Avicula  sp. 

Limoptera  semiradiata  Frech 
Modimorpha  modiola  Beush. 
„  simplex  „ 


Myophoria  inflata  A.  Köm. 

„  Römeri  Beush. 

„  circularis  „ 

„  peregrina  „ 

Crassatellopsis  Hauchecorni 
Beush. 

Paracyclas  marginata  Maur. 
Carydium  sociale  Beush. 
Grammy sia  obscura  Beush. 

,,  f  marqinata 

Goldf. 

Proscoelus  consobrinusBe ush. 
Goniophora  nassoviensis 
Kays. 

Leptodomus  latus  Krtz. 

„  pelecyides  Fuchs 

Nucida  lodanensis  Beush. 

„  curvata  Maur. 

„  Krachtae  A.  Röm. 

Conocardium  Zeileri  Beush. 
Ctenodonta  prisca  Goldf. 
Spirifer  carinatus  Schnur 
,.  subcuspidatus  „ 

„  paradoxus  Schloth. 

„  arduennensis  Schnur 

,,  undulifer  Kays. 


1)  Das  v.  Frech  (die  devonischen  Aviculiden)  S.  158, 
f.  18  als  Myalina  lodanensis  n.  sp.  abgeb.  Stück  a.  d.  Bien¬ 
horntal  ist  eine  grosse,  etwas  verdrückte  Goss,  trigona  Goldf, 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  41 


Cyrtia  heteroclyta  Dfr. 
Athyris  undata  „ 
Megalanteris  Archiaci  Vera. 
Orthis  striatula  Gmel. 
Orthothetes  umbraculum 
Schloth. 

Dielasma  rhenana  Drev. 
Stropheodo7ita  gigas  M’Coy 
„  piligera  Sandb. 
Chonetes  sarcinulata  Schloth. 

„  plebeia  Schnur 
Rhynchonella  daleidensis  F. 
Köm. 


Uncinulus  antiquus  Drev. 

,,  '  eifeliensis  „ 

Craniella  cassis  Zeit. 
Orbicula  daleidensis  Schnur 
Acanthocrinus  longispina  A. 
Rom. 

Culicocrinus  inermis  Jäk. 
Gastrocrinus  rugosus  W.  E. 

Schmidt 
Ctenocrinus  sp. 

Fenestella  sp. 

Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 


Im  Streichen  der  Schichten  dieses  Bruches  liegen 
Unterkoblenzschichten,  was  auf  eine  in  der  Richtung 
des  Tales  verlaufende  Querstörung  hinweist.  Auf  der 
linken  Rheinseite  steht  im  Streichen  des  breiten  Quar¬ 
zitzuges  der  schmale  Streifen  von  Unterkoblenzschichten 


zwischen  Lauxbachtal  und  Siechhaustal  und  von  Ober¬ 
koblenz  zwischen  Siechhaustal  und  Dommelberg,  der  west¬ 
lich  durch  parallel  dem  Rhein  ziehende  Störungen  von 
den  Quarzitzügen  des  Koblenzer  Waldes  getrennt  ist. 
Wir  bezeichnen  letztere  nach  den  höchsten  Erhebungen 
als  Quarzitzug  des  Kühkopfs  (382  m)  und  der  Augusta- 
höhe  (350  m),  früher  Lichtehell  genannt.  Zwischen 
beiden  liegen  die  Oberkoblenzschichten  des  Siechhaustals, 
die  sich  nach  SW  weiter  bis  über  Waldesch  hinaus  er¬ 
strecken.  Der  Quarzitzug  des  Kühkopfs  teilt  sich  nach 
SW  in  zwei  Rücken,  von  denen  der  nördliche,  allmäh¬ 
lich  an  Höhe  abnehmend,  wie  bereits  erwähnt  im  Klein¬ 
bornsbachtal  an  einer  Störung  abbricht,  während  der 
andere  am  Losskopf,  nochmals  zu  380  m  ansteigend, 
sich  schnell  zum  Pützweg  senkt,  wo  er  in  einem  Stein¬ 
bruch  mit  nach  NW  einfallenden  Schichten  aufgeschlossen 
ist.  Er  endet  hier  ebenfalls  an  einer  Störung,  die  in 
der  Richtung  der  früher  erwähnten  liegt,  an  der  def 
Quarzitzug  der  Karolahöhe  nach  0  abbricht. 

Im  Streichen  nach  SW  liegen  am  Kleinbornsbach 
und  Rabennestbach  Oberkoblenzschichten,  aus  denen 


42 


0.  Follmann: 


westlich  vom  Rabennestbach  der  Quarzit  an  einer  der 
zuletzt  genannten,  parallel  verlaufenden  Störung  wieder 
auftaucht  und  westlich  vom  Stösschen  ebenso  wieder 
einsinkt. 

Der  Quarzitzug  der  Augustahöhe  liegt  im  Streichen 
des  rechtsrheinischen  Rückens  (Lichterkopf)  und  hat  an¬ 
nähernd  dieselbe  Breite.  Am  Rhein  reicht  er  vom  Siech  - 
haustal  bis  zum  Oberbergerbach,  westlich  des  Hauses 
„an  der  Kripp“.  Am  südwestlichen  Ende  der  Wein¬ 
berge  im  Oberbergerbachtal  wird  er  von  einer  Quer¬ 
störung  getroffen;  im  Streichen  des  Quarzits  stehen  Ober¬ 
koblenzschichten  an,  die  in  der  grabenartigen  Talschlucht 
aufgeschlossen  sind.  Die  Störung,  welche  im  Kleinborns¬ 
bachtal  den  Quarzit  des  Kühkopfs  abschneidet,  setzt  in 
diesem  Quarzitzug  westlich  des  Maulbeerkopfes  (397  m) 
durch.  SW  von  Waldesch  nimmt  der  Quarzitzug  an 
Breite  und  Höhe  zu;  der  Steinigkopf  im  Bopparder 
Wald  erreicht  400  m,  der  Horstkopf  bei  Pfaffenheck 
464  m.  Im  Bopparder  Wald  ist  der  Quarzitzug  in  zwei 
Rücken  geteilt,  die  durch  eine  kleine,  nach  SW  aus¬ 
hebende  Mulde  von  Oberkoblenz  im  Leimiger  Graben 
getrennt  sind.  Im  Steinigbach tal  endet  die  Mulde  an 
einer  Querstörung,  in  deren  Richtung  in  350  m  Höhe 
eine  starke  Quelle  (Born  auf  BI.  Boppard)  entspringt. 
Nur  an  wenigen  Stellen  wurden  Versteinerungen  beob¬ 
achtet.  Ein  Fundpunkt  liegt  westlich  der  Kripp  am 
nordöstlichen  Ende  der  Weinberge. 

Oberbergerbach  (Koblenzquarzit). 

Orthoceras  sp. 

Beller ophon  sp. 

Tentaculites  scalaris  Sehloth. 

Pterinea  lineata  Goldf. 

„  fasciculata  Goldf. 

Gosseletia  trigona  „ 

Cyrtodontopsis  Kciyseri  Frech 
Myalina  circularis  Frech 
»  sp. 

Modiomorpha  modiola  Beush. 


Mediomorpha  lamellosa  Sndb. 
Cucullella  elliptica  Maur. 

„  truncata  Stgr. 
Nuculana  securiformis  Goldf. 

„  Frechi  Beush. 
Myophoria  inflata  A.  Rom. 

„  circularis  Beush. 
Carydium  sociale  „ 

Ctenodonta  insignis  „ 

Goniophora  Schwerdi  „ 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  4o 


Prosocoelus  consobrinus  Bsh. 
Spirifer  carinatus  Schnur 
„  ignoratus  Maur. 

„  subcuspidatus 

Schnur 

„  arduennensis  „ 
Megalanteris  Archiaci  Vern. 
Orthis  hysterita  Gmel. 
Orthothetes  umbracidum 
Schloth. 


Rhynchonellci  daleidensis  F. 
Röm. 

Uncinulus  n.  sp. 

Chonetes  sarcinulata  Schloth 
Ctenocrinus  sp. 
Acanthocrinus  longispina  A. 
Röm. 

Fenestella  sp. 

Fleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 


Die  neue  Landstrasse  Rhens — Waldesch  hat  den 
Quarzit  auf  eine  längere  Strecke  südlich  vom  Maulbeer¬ 
kopf  durchschnitten,  Versteinerungen  wurden  in  diesen 
Schichten  nicht  gefunden.  Sie  sind  dagegen  unten  im 
Rhenser  Mühltal  häufig  am  nördlichen  Abhang  auf  der 
Strecke,  wo  auf  dem  Messtischblatt  nördlich  vom  Kron- 
wiesenberg  „Mühlen  B.u  steht  (Bl.  Boppard).  Am  linken 
Abhang  des  Seitentals,  das  weiter  oberhalb,  nordöstlich 
vom  Rödersbacher  Berg,  zur  Strasse  Rhens — Waldesch 
hinaufführt,  verläuft  in  der  Richtung  der  Schneise 
zwischen  den  Distrikten  51/52  ein  Quarzriff,  gegen  das 
von  der  Talsohle  her  ein  jetzt  mit  Wasser  gefüllter 
Stollen  getrieben  ist.  Westlich  vom  Rödersbacher  Berg 
liegen  am  Lendersbach  blaue  Schiefer  im  Streichen  der 
kleinen  Oberkoblenzmulde  im  Leimiger  Graben.  In  der¬ 
selben  Richtung  trifft  man  nahe  dem  westlichen  Ende  des 
Einschnitts  der  neuen  Strasse  südlich  vom  Maulbeerkopf 
Schiefer  über  dem  Quarzit.  Da  in  beiden  Versteine¬ 
rungen  nicht  beobachtet  wurden,  bleibt  ihre  Stellung 
zweifelhaft. 

Dommelberg  und  Siechhaustal. 

Wie  bereits  erwähnt,  weichen  die  Ergebnisse  meiner 
Untersuchungen  am  Dommelberg  und  Siechhaustal  wesent¬ 
lich  von  der  Darstellung  der  geolog.  Karte  ab  und  lassen 
eine  nähere  Begründung  erwünscht  erscheinen.  Der 
Quarzit  des  Dommelbergs  gehört  zu  dem  Quarzitzug  des 
Kühkopfs,  von  dem  er  durch  Querstörungen  abgetrennt 
ist.  Auf  dem  Kamm  des  Dommelbergs  reicht  der  Quar- 


44 


0.  Follmann: 


zit  südlich  bis  in  die  Nähe  des  Aussichtspunktes  Teufels¬ 
eck  (jetzt  Weidgenhöhe).  Er  fällt  nach  NW  ein.  Sein 
Liegendes1),  graublaue  Sandsteine  und  blaue  Schiefer 
gleichen  sehr  den  Unterkoblenzschichten,  zu  denen  ich 
sie  früher  auch  glaubte  rechnen  zu  müssen.  Die  Sand¬ 
steine  bilden  1 — 2  dm  dicke  Bänke,  die  in  dem  Stein¬ 
bruch  am  Fusse  des  Berges  als  Mauersteine  gebrochen 
werden.  Einzelne  Lagen  zeigen  auf  dem  Querbruch 
deutlich  Flaserstruktur.  Nicht  selten  trifft  man  in  den 
schiefrigen  Zwischenlagen  die  als  Spirophyton  bezeichneten 
Gebilde,  mitunter  halbmeter  grosse  Platten  bedeckend. 
Zwischen  diesen  Schichten  liegen  kalkhaltige,  graublaue 
Sandsteinbänke  mit  vielen,  aber  kaum  bestimmbaren 
Versteinerungen.  Wo  diese  Kalksandsteine  zu  Tage 
ausgehend  oder  die  Klüfte  begrenzend  stärker  verwittert 
sind,  erscheinen  sie  gelbbraun  und  die  Versteinerungen 
in  scharfen  Abdrücken ;  das  Gestein  und  die  darin  ent¬ 
haltenen  Versteinerungen  stimmen  durchaus  überein  mit 
den  Schichten  zwischen  Miellen  und  Friedrichssegen 
a.  L.  Ich  besitze  eine  grössere  mit  Steinkernen  und 
Abdrücken  bedeckte  Platte  aus  dem  gen.  Steinbruch,  die 
von  den  Miellener  Platten  nicht  zu  unterscheiden  ist. 
Folgende  Arten  wurden  hier  gesammelt: 


Steinbruch  am  Fusse  des  Dommelbergs  Oberkoblenz- 

Sch.  (Hohenrheiner  Sch.). 


Homalonotus  gigas  A.  Röm. 

.  Capulus  sp. 

Pterinea  lineata  Goldf. 

„  fasciculata  Goldf. 
Gosseletia  tvigona  ,, 
Myophoria  Römeri  Beush. 

„  inflata  A.  Rom. 
Spirifer  paradoxus  Schloth. 

„  arduennensis  Schnur 
daleidensis  „ 

,,  carinatus 


Spirifer  subcuspid atu sSchnur 
Cyrtia  heterodyta  Defr. 
Rhynchonella  daleidensis  F. 
Rom. 

Athyris  macrorhyncha  Schnur 
Megalanteris  Archiaei  Vern. 
Strophomena  piligera  Sandb. 
Chonetes  sarcinulata  Schloth. 
Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 

Spirophyton  eifeliense  Kays. 


1)  Es  wird  wiederholt  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass 
die  Schichten  überkippt  sind,  also  die  altern  auf  den  jüngern 
liegen. 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  45 

Diese  Versteinerungen  weisen  den  Schichten  ihre 
Stellung  in  der  untern  Abteilung  der  Oberkoblenz¬ 
schichten  (Hohenrheiner  Sch.)  an,  was  auch  mit  ihrem 
Verhältnis  zu  den  Schichten  übereinstimmt,  die  weiter 
nach  S  bis  zum  Siechhaustal  darüber  folgen.  Die  durch  den 
starken  Betrieb  des  Steinbruchs  in  den  letzten  10  Jahren 
geschaffenen  Aufschlüsse  haben  durch  die  in  Rede  ste¬ 
henden  Schichten  und  den  darüber  lagernden  Quarzit,  der 
in  den  letzten  Jahren  durch  Steinbrüche  unter  dem  Berggipfel 
freigelegt  wurde,  ein  sehr  anschauliches  Profil  geschaffen. 
Eine  mit  25°  nach  NW  einfallende  Kluft  trennt  den 
Quarzit  von  den  Oberkoblenzschichten.  Auf  dieser 
Kluftfläche  ist  der  Quarzit  nach  SO  hinaufgeschoben 
und  hat  dabei  den  hangenden  Flügel  eines  Sattels  ab¬ 
geschoren,  wodurch  die  Schiefer  und  Sandsteine  zu 
tonigem,  grauen  Letten  zerrieben  wurden.  Dadurch 
wurden  die  Schichten  unter  der  Kluft  gegen  das  durch 
den  stark  zerklüfteten  Quarzit  einsickernde  Wasser  ab¬ 
gedichtet,  es  sinkt  auf  der  Kluftfläche  nach  NW  ein 
und  tritt  nördlich  vom  Steinbruch  als  Quelle  aus,  zum 
Teil  fliesst  es  auch  aus  der  Kluft  über  die  Wand  des 
Steinbruchs  aus,  die  deshalb  in  der  nördlichen  Hälfte 
stets  nass,  im  Winter  oft  von  einer  Eisdecke  überzogen 
ist.  Im  südlichen  Teil  des  untern  Bruches  sind  die 
Schichten  von  zahlreichen  nach  SO  und  NW  einfallen¬ 
den  Spalten  durchsetzt,  auf  denen  der  gelöste  Kalk  sich 
z.  T.  als  Kalksinter,  z.  T.  als  Kalkspat  absetzt.  Es 

zeigen  sich  auch  Krystalle  von  Bitterspat.  Kupferkies 

* 

und  Zinkblende.  Südlich  wird  der  Steinbruch  begrenzt 
von  einem  bis  zum  Bahngeleise  reichenden  Felsvor¬ 
sprung,  an  dem  die  gelb  verwitternden  Kalksandstein¬ 
bänke  in  grosser  Zahl  auftreten.  Der  Gehängeschutt 
ist  über  demselben  durch  den  gelösten  und  wiederab¬ 
geschiedenen  Kalk  zu  einer  festen  Breceie  verkittet.  In 
den  Quarzitbrüchen  auf  der  Höhe  sind  keine  Versteine¬ 
rungen  beobachtet  worden.  Zwischen  den  beiden  über 
220  m  hohen  Gipfeln  liegt  nach  der  Rheinseite  hin  eine 


46 


0.  Follmann: 


nischenartige,  von  dem  Kammweg  aus  zugängliche  Aus¬ 
buchtung,  in  der  versteinerungsreiche  Blöcke  eines  stärker 
verwitterten  Quarzits  liegen,  in  denen  die  folgenden 


Arten  gesammelt  wurden : 

Dommelberg 

Homalonotus  sp. 

Tentaculites  scalaris  Schloth 
Pterinea  lineata  Goldf. 

,,  fasciculata  Goldf. 
Gosseletia  trigona  „ 
Limoptera  suborbicularis 
Frech. 

Myophoria  Hörn  eri  Beush. 

„  circularis  „ 

,,  minor  „ 
Caryclium  sociale  „ 
Nuculana  lodanensis  ,, 


(Koblenzquarzit). 

Spirifer  paradoxus  Schloth. 

„  subcuspidatus  Schnur 
„  paradoxus  Schloth. 
Megalanteris  Archiaci  Vern. 
Strophomena  piligera  Sandb. 
Chonetes  sarcinulata  Schloth. 
Orthothetes  umbraculum  ,, 
Hhynchonella,  daleidensis  F. 
Rom. 

Ctenocrinus  rhenanus  Follm. 
Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 


Durch  die  Abholzung  wurde  am  Abhang  des  Dom- 
melbergs  eine  schmale  Geschiebeterrasse  in  200  m  sicht¬ 
bar,  die  sich  bis  zur  Weidgenhöhe  hinzieht,  wo  sie 
mächtiger  entwickelt  ist.  An  der  Westseite  führt  ein 
Pfad  auf  die  wegen  der  schönen  Aussicht  viel  besuchte 
nördliche  Höhe.  Neben  dem  Pfad  liegen  rauhe,  san¬ 
dige  Schiefer  mit  Versteinerungen  der  Oberkoblenz¬ 
schichten  ( Spirifer  cultrijugatus  F.  Köm.,  Atrypa  reti¬ 
cularis  L.,  Rhynchonella  pila  Schnur),  die  am  Dommel¬ 
berg  nicht  austehend  Vorkommen.  Der  Dommelberg  war 
in  keltischer  Zeit  zum  Schutz  der  im  Bereich  des  Kob¬ 
lenzer  Stadtwaldes  liegenden  zahlreichen  Ansiedlungen 
befestigt J)-  Reste  von  Wällen,  Ringmauern  und  Gräben 
sind  an  der  Nord-,  West-  und  Südseite  noch  erhalten. 
Die  Mauern  bestehen  grösstenteils  aus  Schiefer,  wohl 
weil  dieser  sich  leichter  brechen  und  dem  Mauerwerk  ein- 
einfügen  Hessen,  als  die  schwer  zu  bearbeitenden  Quar¬ 
zite.  Zwischen  dem  Dommelberg  und  dem  Siechhaustal 

1)  Bodewig,  Ein  Trevirerdorf  im  Cobl.  Stadtwald,  West¬ 
deutsche  Ztschr.  XIX  S.  47.  Trier  1900.  Nach  B.  stammt  die 
erste  Befestigung  aus  dem  5.  vorchristlichen  Jahrhundert. 


Die  Koblenzsehichten  am  Mittelrhein  u,  im  Moselgebiet.  47 

stehen  in  den  jetzt  nicht  mehr  bebauten  Weinbergen 
nahe  dem  Tal  flach  nach  NW  fallende  Schiefer  an,  in 
denen  einzelne  Bänke  zahlreiche  mit  Kalkschale  er¬ 
haltene  Versteinerungen  führen.  Folgende  Arten  stammen 
aus  diesen  Schiefern: 


Zw.  Dommelberg  und  Siechhaustal  (Laubacher  Sch.). 


Pleurotomaria  striata  Gcldf. 
Pterinea  lineata  „ 

,,  fasciculata  „ 
Actinodesma  malleiforme 
Sandb. 

Spirifer  cultrijugatus  F.RÖm. 
„  carinatus  Schnur 
„  subcuspidatus  ,, 


Spirifer  ardyennensis  Schnur 
Uncinulus  pila  ,, 

Rhynchondla  daleidensis  F. 

Rom» 

Orthothetes  umbraculum 
Schloth. 

Chonetes  dilatata  F.  Rom. 

,,  sarcinulata  Schnur 


Die  Liste  Hesse  sich  leicht  verlängern,  doch  ge¬ 
nügen  die  angeführten  Arten  zum  Nachweis  dafür,  dass 
es  sich  hier  nur  um  obere  Koblenzschichten  handeln 
kann.  Dieselben  Schichten  bilden  den  mit  Weinber¬ 
gen  bedeckten  nördlichen  Abhang  des  untern  Siech¬ 
haustals.  Sie  reichen  auf  der  linken  Talseite  aufwärts 
bis  zu  der  nach  NW  gerichteten  Ausweitung  des  Tales, 
ln  den  letzten  Weinbergen  liegen  rauhe,  hellgraue  von 
Braueisenschalen  durchzogene  Sandsteine,  die  eine  reiche 
Fauna  enthalten,  nach  der  sie  dem  Koblenzquarzit  zu¬ 
zurechnen  sind.  Da  sie  rings  von  Oberkoblenzschichten 
umgeben  sind,  bin  ich  inbetreff  ihres  Zusammenhanges 
mit  den  andern  Gebirgsgliedern  im  Zweifel,  vielleicht 
handelt  es  sich  um  eine  kleine  zwischen  Oberkoblenz 


eingeklemmte  Scholle. 

Unt.  Siechhausstal  (Koblenzquarzit). 


Homalonotus  gigas  A.  Röm. 
„  crassicauda 

Sandb. 

Cryphaeus  sp. 

Orthoceras  planoseptatum 

Sandb. 

,,  t  trianguläre  „ 
Beller ophon  trilubatus  Sow. 
v.  acuta 


Salping ostoma  macrostoma 
F.  Röm. 

Pleurotomaria  striata  Goldf. 
Tentaculites  scalaris  Schloth- 
,,  Schlotheimi  Kok. 
Pterinea  lineata  Goldf.  • 
„  fasciculata  „ 

,,  ventricosa 
Gosseletia  trigona 


48 


0.  Fo  11  mann: 


Gosseletia  carinata  Goldf. 

„  angulosa  Frech. 
Cyrtodontopsis  quarzitica 

Frech. 

„  Kayseri  „ 

Actinodesma  spec. 

Limoptera  semiradiata  Frech. 
Modiola  lodanensis  Beush. 
Modiomorpha  modiola  Beush. 
„  circularis  „ 

„  Simplex  „ 

Myophoria  inflata  A.  Rom 
•  „  Römeri  Beush. 

„  circularis  „ 

Crassatellopsis  Hauchecorni 
Beush. 

Grammy sia  bifurcata  AFuchs 
Dechenia  rhenana  Spriest. *) 
Prosocoelus  consobrinus 

Beush. 

Gary  diu  m  sociale  „ 

Nucula  Krachtae  A.  Röm. 

„  curvata  Maur. 

,,  confluentina  Beush. 
Nuculana  Ahrendi  A.  Röm. 
Cucullella  solenoides  Goldf. 

„  truncata  Stein. 

„  elliptica  Maur. 


Cucullella  f  longiuscula 
Beush. 

Leptodomus  striatulus  F.Röm. 
Cypricardella  elongata  Beush. 
Ctenodonta  efr.  neglecta  „ 
Spirifer  paradoxus  Schloth. 
„  arduennensis  Schnur 

„  carinatus  „ 

„  subcuspidatus  „ 

„  curvatus  Schloth. 

Cyrtia  heteroclyta  Dfr. 
Athyris  macrorhynchaSchnui' 
Megalanteris  Archiaci  Vern. 
Rhynchonella  hexatoma 
Schnur 

Rensseläria  confluentina  A. 
Fuchs 

Uncinülus  aniiquus  Drev. 
Strophomena  explanata 

Schnur 

„  piligera  Sandb. 

Orthis  striatula  Gmel. 

„  hysterita  „ 

,,  triangularis  Zeil. 
Acanthocrinus  gregarius 
Zeil  u.  W. 

Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 


Im  obern  Siechhaustal  verlaufen  in  220  und  240  m 
zwei  Waldwege  (oberer  und  unterer  Heuweg)  an  den 
Abhängen,  die  auf  weite  Strecken  Oberkoblenzschichten 
angeschnitten  haben.  Diese  sind  im  obern  Teile  etwa 
200  m  nordöstlich  von  der  Stelle,  wo  der  obere  Weg 
auf  die  rechte  Talseite  übergeht,  ausserordentlich  reich 
an  Versteinerungen.  Nahe  der  Talsohle  stehen  die  fossil¬ 
reichen  Bänke  auch  am  rechten  Abhange  an. 


Ob.  Siech  haust  al  (Obere  Koblenzschichten). 


Homalonotus  gigas  A.  Röm. 
Cryphaeus  rotundifrons 
Emmr. 


Orthoceras  planoseptatum 
Sandb. 

Pleurotomaria  striata  Goldf. 


3)  Original  (62)  Taf.  21,  f.  1. 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  49 


Pleurotomaria  var.  sp. 
Murchisonia  v.  sp. 

Conularia  subparallela 
Sandb. 

Tentaculites  scalaris  Schloth. 
Pterinea  lineata  Goldf. 

,,  fasciculata  Goldf. 

laevis  „ 

„  ingens  Dahmer1 2) 
Aviculopecten  radiatus  Goldf. 
Gosseletia  trigona  „ 

„  truncata  F.  Röm. 

Cyrtodontopsis  Kayseri  Frech 
Modiomorpha  modiola  Beush. 
Goniophora  nassoviensis  E. 

Kays. 

„  applanata  Beush. 

Leptodomus  f  latus  Krtz. 
Myophoria  Römeri  Beush. 

„  inflata  A.  Röm. 

„  ovalis  Beush. 

Crassatellopsis  Hauchecorni 
Beush. 

<7 tenodonta  primaeva  Stein. 
Nucula  Krachtae  A.  Röm. 

„  curvata  Maur. 
Conocardium  rhenamim 

Beush. 

„  Zeileri  „ 

AUerisma  sp. 


Spii'ifer  cultrijugatusF. Röm. 
„  carinatus  Schnur 
„  subcuspidatus  ,} 

„  paradoxus  Schloth. 

arduennensisSchnur 
„  curvatus  Schloth. 
Cyrtia  heteroclyta  Dfr. 
Athyris  macrorhyncha  Schnur 
Strophe odonta  explanata  „ 

„  püigera  Sandb. 
„  rhomboidalisW  ahl. 

Orthothetes  umbraculum 
Schloth. 

Orthis  hysterita  Gmel. 

,,  striatula  „ 

„  tectiformis  C.  Waith. 
Megalanteris  Archiaci  Vern. 
Dielasma  rhenana  Drev. 
Rhynchonella  daleidensis  F. 
Röm. 

Uncinulus  aff.  pila  Schnur 
Lingula  spatula  ,, 

Orbicula  daleidensis  „ 
Acanthocrinus  longispina  A. 
Röm. 

Gastrocrinus  Brancai  W.  E. 
Schmidt-). 

Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 

Anthozoa  var.  gen. 


Unter  den  trotz  starker  Verzerrung  ziemlich  gut 
erhaltenen  Versteinerungen  sei  auf  die  in  den  schiefrigen 
Schichten  auftretenden  Stücke  von  Sp.  arduennensis  auf¬ 
merksam  gemacht,  an  denen  nicht  selten  Abdrücke  des 
Spiralgerüsts  erhalten  sind.  Die  im  allgemeinen  nach 
NW  einfallenden  Schichten  bilden  eine  zwischen  den 
beiden  Quarzitzügen  eingefaltete  Mulde,  in  der  häufiger 
Wechsel  im  Streichen  und  Fallen  auf  Querstörungen  deu¬ 
tet.  Eine  eisenhaltige  Mineralquelle  nahe  der  Sohle  des 


1)  Original  (3)  S.  202  Taf.  6,  fig.  3—4. 

2)  Original  (55)  Taf.  4,  fig.  8. 

♦ 

Verh.  d.  Nat.  Ver.  Jahrg.  78  u.  79.  1925.  4 


50 


0.  F oll  mann: 


oberen  Siechbaustals  und  mehrere  andere  Quellen,  die 
an  den  Abhängen  z.  T.  in  300  m  Höhe  entspringen, 
stehen  wohl  damit  im  Zusammenhang.  Es  seien  nur 
einige  der  auffallendem  erwähnt.  Das  Siechhaustal 
weitet  sich  etwa  in  der  Mitte  stark  nach  NW  und  SO 
aus.  Die  Ausweitung  bedingt  die  Richtungsänderung 
des  obern  Heuwegs,  der  aus  der  NNO-Richtungplötzlieh  an 
der  Nordseite  in  die  NW-Richtung  umbiegt,  entlang  einem 
ungewöhnlich  steilen  Absturz  östlich  der  Simmerner 
Landstrasse. 

Auf  dieser  Strecke  stossen  die  Oberkoblenzschichten 
im  Streichen  auf  Koblenzquarzit.  Eine  Anzahl  von 
Quellen  liegt  an  diesem  Abhang  bis  hinauf  auf  die  Höhe, 
wo  die  Landstrasse  den  Weg  zum  Kühkopf  kreuzt. 
Entsprechend  wendet  sich  der  Heuweg  am  rechten  Ab¬ 
hang  plötzlich  nach  SO.  Auch  hier  am  rechten  Abhang 
fällt  auf  dem  unteren  Heuweg  der  Gesteinswechsel, 
Schiefer  der  Oberkoblenzschichten  stossen  an  Quarzit,, 
auf,  und  eine  Reihe  von  Quellen  lässt  sich  nach  SO  ver¬ 
folgen,  bis  zu  dem  Waldweg,  der  in  300  m  Höhe  zu  der 
Schutzhütte  auf  der  Augustahöbe  führt.  Eine  kleinere 
Störung  geht  annähernd  parallel  mitten  durch  die  von 
Wiesen  bedeckte  Ausweitung  der  linken  Talseite.  Unter¬ 
halb  des  unteren  Heuwegs,  der  von  der  Weidgenhöhe 
nördlich  der  Weinberge  vorläuft,  stossen  die  Oberkoblenz¬ 
schiefer  der  Weinberge  südwestlich  gegen  Quarzit.  Auf 
der  rechten  Talseite  stehen  vom  Rhein  talaufwärts 
braune  Sandsteine  an,  in  denen  ich  Homalonotus  gigas 
A.  Röm.,  Tentacidites  scalaris  Schloth,  Pterinea  fa&ci- 
culata  Goldf.,  Spirifer  subcuspidatus  Schnur,  Spirifer 
arduennensis  Schnur,  Orthothetes  umbraculum  Schloth, 
Chonetes  sarcinulata  Schloth.  fand  (Hohenrheiner  Sch.) 
Diese  Schichten  streichen  unten  normal  nach  NO,  etwa 
400  m  von  der  Landstrasse  SN  und  werden  begrenzt 
durch  Quarzit,  der  talabwärts  erst  60 — 80  m  über  der 
Talsohle  auftritt.  Die  braunen  Sandsteine  stehen  auch 
noch  am  Abhang  des  Rheintals  an  und  reichen  aufwärts- 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  51 

bis  zu  einer  mit  70°  nach  NW  einfallenden  streichenden 
Kluft.  Die  Oberkoblenzschichten  des  Siechhaustals 
reichen  südlich  des  Kühkopfs  nahe  an  die  Landstrasse 
heran.  Ein  von  der  Landstrasse  nach  SW  führender 
Waldweg  hat  den  Quarzit  auf  eine  kurze  Strecke  an¬ 
geschnitten.  Hier  sind  auch  einige  Versteinerungen  im 
Quarzit  beobachtet  worden  Pterinea  (fasciculata  u.  lineata). 
Im  weiteren  Verlaufe  nach  SW  sind  die  Oberkoblenz¬ 
schichten  von  einer  Löss-  u.»  Lehmlage  verdeckt,  die 
sich  in  der  Einsenkung  zwischen  den  Quarzitzügen  des 
Kühkopfs  und  der  Augustahöhe  bis  Waldesch  ausdehnt. 
Wie  bereits  erwähnt,  treten  sie  am  Anfang  des  Klein- 
bornsbaches  und  Rabennestbaches  zu  tage  und  stehen 
bei  Waldesch  in  Zusammenhang  mit  den  Oberkoblenz¬ 
schichten  des  Escher  Tals.  Zu  der  Versteinerungsliste 
des  obern  Siecbhaustals  sei  noch  bemerkt,  dass  die 
Stücke  fast  ausnahmslos  an  dem  steilen  linken  Abhang 
gesammelt  wurden,  an  dem  sich  die  Formen  der  Hohen- 
rheiner  und  Laubacher  Schichten  mischten.  Anstehend 
findet  man  die  völlig  entkalkten  Hohenrheiner  Schichten 
am  obern  Heuweg,  die  Laubacher  tiefer  am  Hang.  In 
der  Talsohle  ist  der  ebenfalls  nach  NW  einfallende 
Südflügel  der  Mulde,  reich  an  Versteinerungen  (Hobenrhein. 
Sch.),  nahe  unterhalb  der  Mineralquelle  aufgeschlossen. 

Die  Oberkoblenzschichten  an  der  Hohenrheiner  Hütte, 
Allerheiligenberg,  Oberbergerbach  und  Rhenser  Mühltal. 

Ähnlich  wie  im  Siechhaustal  liegen  im  Ruppertstal, 
das  an  der  Hohenrheiner  Hütte  ins  Lahntal  mündet, 
die  Oberkoblenzschichten  zwischen  zwei  Quarzitzügen 
und  fallen  steil  unter  den  nördlichen  (Lichterkopf)  ein, 
während  der  Quarzitsattel  des  südöstlich  verlaufenden 
Zuges  (Mehrsberg)  mit  seinem  nordwestlichen  Schenkel 
unter  die  Oberkoblenzschichten  einfällt.  Der  als  reicher 
Fundpunkt  bekannte  Steinbruch  „an  der  Hohenrheiner 
Hütte“  liegt  etwas  oberhalb  der  Hütte  am  rechten  Ab¬ 
hang  ,und  macht  sich  schon  von  weitem  durch  eine  steile. 


52 


0.  Follmann: 


hohe  Felswand  bemerkbar.  Aus  ihm  stammen  die 
prächtigen  Platten  mit  wohl  erhaltenen  Crinoiden  und 
die  von  Simonowitsch  (61)  beschriebenen  Seesterne. 
Der  Steinbruch  wird  seit  mehr  als  30  Jahren  nicht  mehr 
betrieben ;  gut  erhaltene  Stücke  sind  schon  dort  selten 
geworden.  Aus  dem  Steinbruch  stammen  folgende  Arten : 

Hohenrhein.  Hütte  (Hohenrbein.  Sch.). 


Homalonotus  gigas  A.  Rom. 
Orthoceras  plano septatum 
Sandb. 

Beller ophon  sp. 

Pleurotomaria  striata  Goldf. 
Murchisonia  sp. 

Capulus  sp. 

Naticopsis  sp. 

Tentaculites  scalaris  Schloth. 
Coleoprion  gracüe  Sandb. 
Pterinea  lineata  Goldf. 

„  fasciculata  Goldf. 

„  costata  „ 

„  ventricosa  „ 

„  laevis  „ 

„  suhcostata  Frech 
Actinodesma  malleiforme 
Sandb. 

Gosseletia  trigona  Goldf. 
Follmannia  pseudoalectry- 
onia  Frech1) 

Modiomorpha  simplex  Beush. 
Nucula  grandaeva  Goldf. 

„  Krachtae  A.  Röm. 

„  curvata  Maur. 

„  confluentina  Beush. 
Nuculana  securiformis 
Goldf. 

Myophoria  Römeri  Beush. 
„  minor  „ 

,,  circularis  „ 

„  peregrina  „ 

„  n.  sp. 


Crassatellopsis  Hauchecorni 
Beush. 

Paracyclas  m.arginata  Maur. 

Carydium  gregarium  Beush. 

Cucullella  solenoides  Goldf.  t 
„  truncata  Stein.  . 

Ctenodonta  demigrans  Beush. 

Goniophora  nassoviensis 
Kays. 

Leptodomus  striatulus  F.Röm. 
„  posterus  Beush. 

Allerisma  inflatum  Stgr. 

„  sp. 

Conocardium  rhenanum 
Beush. 

Spirifer  auriculatus  Sandb. 

carinatus  Schnur 
„  sabcuspidatus  „ 

,,  paradoxus  Schloth. 

„  arduennerisis&chxiXLY 
„  Mischkei  Frech 

Cyrtia  heteroclyta,  Defr. 

Rhynchonella  hexatoma 
Schnur 

Uncinulus  f  pila  Schnur 

Anoplotheca  venusta  „ 

Megalanteris  Archiaci  Vern. 

Strophomena  piligera  Sandb. 
„  explanata  Schnur 

,,  interstriatis  Phill. 

Chonetes  dilatata  F.  Röm. 

„  sarcinulata  Schloth. 
„  plebeia  Schnur 


1)  Original  (12)  Taf.  I,  f.  7. 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  ü.  im  Moselgebiet.  53 


Chonetes  crassa  Maur. 
Orthothetes  umbraculum 
Schloth. 

Orthothetes  umbraculum 
Schloth  v.  gigas 
Orthis  hysterita  Gmel. 

„  striatula  „ 

„  tectiformis  C.  Waith. 
,,  tringularis  Z. 

,,  circularis  Sow.  var. 
transfuga 


Dielasma  rhenana  Drev. 
Craniella  cassis  Zeil. 

Lin gut a  sp. 

Ctenocrinus  rhenanus 
Follm. 

Eifelocrinus  bifurcatus 
Haarm 

JRhodocrinus  sp. 
Fenestella 
Anthozoa  var.  gen. 


Das  Hangende  wird  von  den  Laubacher  Schichten 
gebildet,  in  denen  Spirifer  cultrijugatus  F.  Köm.,  den 
ich  in  dem  eben  genannten  Bruch  bis  jetzt  nicht  be¬ 
obachtet  habe,  häufig  ist.  An  dem  Weg,  der  vom  Aller¬ 
heiligenberg  an  der  rechten  Talseite  aufwärts  führt, 
steht  eine  Schicht  hart  am  Wegrand  etwa  J/2  km  ober¬ 
halb  des  grossen  Steinbruchs  an,  die  mit  diesem  Leitfossil 
'  geradezu  angefüllt  ist.  Auch  in  dem  Steinbrueh  im 
Lahntal  gegenüber  der  Wolfsmühle  ist  er,  allerdings 
meist  in  stark  verzerrten  Exemplaren  nicht  selten. 
Derselben  Stufe  gehören  die  steilen  Felsen  am  Aller¬ 
heiligenberg  an.  Die  ergiebigsten  Fundstellen  sind  hier 
die  Weinberge  nahe  der  Kapelle,  bes  die  Steinhaufen, 
die  man  am  Kande  der  Weinberge  trifft  und  die 
steilen  Felswände  unten  neben  dem  Bahngeleise.  Die 
Felswände  sind  stellenweise  bedeckt  mit  Schalenabdrücken 
und  Steinkernen.  Bemerkenswert  ist  hier  ein  3  m  .langer 
Abdruck  einer  Säule  von  Ctenocrinus  decadactylus  Goldf. 


Allerheiligenbg. 

Cryphaeus  sp. 

Orthoceras  planoseptatum 
Sandb. 

A*'.  1  .  « 

Fleurotomaria  striata  Goldf. 
Murchisonia  var.  sp. 
Bellerophon  sp, 

Loxonenia  obliquearcuatum 
Sandb. 

Goniophora  Schwerdi  Beush. 


(Laubach.  Sch.). 

Leptodomus  striatulus  A. 
Köm. 

Nucida  curvata  Maur. 
Nuculana  lodanensis  Beush. 
Cucullella  eUiptica  Maur. 

„  solenoides  Goldf. 
Myophoria  minor  Beush. 

„  peregrina  „ 
Paracyclas  marginata  Maur. 


54 


O.  Fo  11  mann: 


Cypricardinia  crenistria 
Sandb. 

Grammysia  marginata  Goldf. 
„  expansa  Beush. 

Conocardium  Zeileri  „ 

„  rhenanum  „ 

Spirifer  cultrijugatus  F.RÖin. 
„  subcuspidatus  Schnur 

„  arduennensis  „ 

„  paradoxus  Schloth. 

„  curvatus  „ 

C yrtia  heteroclyta  Defr. 

Atrypa  reticularis  L. 

Grthis  hysterita  Gmel. 

„  striatula  „ 

„  subcordif ormis  Kays. 

„  triangularis  Zeit. 

Strophomena  piligera  Sandb. 
,,  interstrialis  Phill. 


Strophomena  sp. 

Chonetes  dilatata  F.  Rom. 

„  sarcinulata  Schloth. 
„  crassa  Maur. 
Orthothetes  umbraculum 
Schloth. 

Megalanteris  Archiaci  Vern. 
Hhynchonella  hexatoma 

Schnur. 

Uncinulus  pila  „ 

Ctenocrinus  decadactylus 

Goldf. 

„  stellifer  Follm. 
Culicocrinus  nodosus  J.  Müll. 
Bactrocrinus  Zeileri  Jaek. 
Fenestella  sp. 

Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 


Auch  an  dem  Kaiser  Friedrichweg,  der  vom  obern 
Ende  der  Talschlucht  im  Ruppertstal  am  linken  Abhang 
verläuft,  trifft  man  viele  Versteinerungen  (Hohenrheiner 
Sch).  Die  Oberkoblenzschichten  reichen  im  Lahntal  bis 
zu  dem  Steinbruch  oberhalb  der  Weinberge  (Kmst.  63,1). 
Im  Streichen  steht  am  Abhang  des  Mehrsbergs  Koblenz- 
quarzit  an.  Auf  die  hier  durchziehende  Störung  wird 
später  (S.  93)  eingegangen  werden. 

Im  Rheintal  erstrecken  sie  sich  bis  zum  Oberlahn¬ 


steiner  Friedhof.  Neben  dem  Weg,  der  von  hier  auf 
die  Höhe  südlich  Lahneck  führt,  stehen  graubraune 
Sandsteine  mit  vielen  Versteinerungen  der  Hohenrhein. 
Sch.  an,  während  der  Bergkegel,  der  Schloss  Lahneck 
trägt,  aus  den  höheren  Stufen  aufgebaut  ist.  Ein  Stein¬ 
bruch  an  der  Nordseite  von  Lahneck  war  zu  der  Zeit, 
als  Zeiler  und  Wirtgen  (67)  hier  sammelten,  einer 
der  reichsten  Fundpunkte.  Da  der  Schiefer  des  Bruches 
bröcklich  zerfällt,  sind  heute  kaum  noch  gut  erhaltene 
Stücke  zu  finden.  Das  Auftreten  der  Hohenrheiner 
Schichten  am  Nord-  und  Südrand  der  Laubacher  Schichten 
(m.  Sp.  cultrijugatus  F.  Röm.)  zwischen  beiden  lässt  diesen 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  55 


Zug  der  Oberkoblenzschichten  als  Mulde  erscheinen.  Sie 
senkt  sich  zum  Rheintal  und  nimmt  dabei  an  Breite  zu, 
in  der  Muldenachse  erscheinen  auch  die  Schiefer  der 
obersten  Koblenzschichten  mit  Kieselgallen  bei  Lahneck. 
Nach  NO  sind  die  Oberkoblenzschichten  von  tertiären 
und  diluvialen  Schichten  bedeckt,  bis  zu  den  Einschnitten 
der  Strasse  östlich  von  Arenberg. 

Mit  den  später  zu  behandelnden  Störungen  zu  beiden 
Seiten  des  Rheines  bängt  es  zusammen,  dass  die  Fort¬ 
setzung  dieses  Oberkoblenzzuges  auf  der  linken  Rheinseite 
etwas  nach  SO  verschoben  ist.  Die  Oberkoblenzschichten 
reichen  hier  von  dem  linken  Abhang  des  Oberberger¬ 
bachtals  bis  in  die  Nähe  des  Rhenser  Brunnens.  Der 
obere  Teil  des  Oberbergerbachs  und  des  Kripperbachs 
verlaufen  annähernd  im  Streichen  der  Schichten,  deren 
untere  Abteilung  in  den  Weinbergen  der  linken  Talseite 
Versteinerungen  führt.  Unter  der  Decke  diluvialer 
Schichten  im  SW  treten  sie  in  den  Einschnitten  der 
Strasse  Rhens — Waldesch  wieder  zu  Tage  und  weiterhin 
im  Rhenser  Mühltal.  Das  Mühltal  hat  die  Schichten 
schräg  durchschnitten,  sie  reichen  hier  vom  Samberg 
bis  zu  der  zweiten  Talschlucht,  die  oberhalb  der  obersten 
Mühle  am  linken  Abhang  hinaufzieht.  In  der  Nähe  der 
obersten  Mühle  sind  die  Hohenrheiner  Sch.  mit  vielen 
Versteinerungen  in  einem  alten  Steinbrech  aufgeschlossen. 
Gegenüber  der  obersten  Mühle  liegt  die  Fundstelle 
der  von  Dr.  D  ahm  er  beschriebenen  Homalonoten  (6). 
Die  folgenden  Versteinerungen  hat  Herr  Da  hm  er  hier 
gesammelt. 

Oberes  Rhenser  Mühltal  (Hohenrhein.  Sch.). 


Homalovotus  gigas  A.  Rom. 
Pterinea  lineata  Goldf. 

„  ventricosa  Goldf. 

„  cfr.  costulata  A.Röm. 
„  lävicostala  Follm. 
Gosseletia  trigona  Goldf. 
Myophoria  cfr.  inflataA.  Röm. 
Leptodomus  striatulus F.Röm. 


Goniophora  sp. 

Mo diomo rp h a  circularis 

Maur. 

Spirifer  paradoxus  Schloth. 

„  subcuspidatus  Schnur 
Phynchonelladaleidensis  F. 

Röm. 

,,  hexatoma  Schnur 


56 


0.  F  ollmann: 


Ilhynchonella  cfr.  imitatrix  A.  Strophomena  sp. 

Fuchs  Chonetes  sarcinulata  Schloth 

Am  Ausgange  der  südlich  der  obersten  Mühle  nach 
SSW  vorlaufenden  Mönchsdelle  hat  eine  nach  SW  ver¬ 
laufende  Störung  die  Schichten  etwas  nach  SO  gerückt. 
Sie  führen  auch  hier  besonders  am  rechten  Abhang 
nahe  dem  obern  Waldrand  Versteinerungen.  Weiterhin 
nach  SW  fehlen  Aufschlüsse  bis  zu  den  Tälern  des 
Bopparder  Waldes,  die  sich  zum  Bopparder  Mühltal 
hinabsenken.  Im  Steinigbachtal  hat  der  Waldweg  ober¬ 
halb  der  Fischzuchtanstalt  an  der  linken  Talseite  mehrere 
kleine  Sättel  und  Mulden  freigelegt. 

Der  Koblenzquarzit  am  Mehrsberg,  bei  Oberlahnstein 

und  Rhens. 

Während  die  bisher  beschriebenen  Schicbtenzüge, 
abgesehen  von  kleineren  örtlichen  Abweichungen  vor¬ 
herrschend  nach  NW  einfallen,  .zeigt  der  nun  folgende 
Quarzitrücken  eine  deutliche  Sattelbildung  mit  nach 
NW  und  SO  einfallenden  Flügeln.  Es  war  schon  Z  ei  ler 
und  Wirtgen  (67)  aufgefallen,  dass  dieser  Quarzitzug 
die  Scheide  zwischen  den  nach  NW  und  SO  fallenden 
Schichten  bildet.  Als  seine  Fortsetzung  auf  der  linken 
Rheinseite  betrachteten  sie  den  Quarzitrücken  des  Geisen- 
bergs,  zwischen  dem  Lauxbach  und  Oberbergerbach, 
an  dem  man  ebenfalls  einen  Schichtensattel  an  der 
300  m  Linie  beobachtet.  Da  dieser  Zug  nicht  im  Streichen 
des  rechtsrheinischen  liegt,  vermuteten  sie  „dass  im  Rhein¬ 
bett  eine  grossartige  Verwerfung  anzunehmen  sein  dürfte,“ 
an  der  der  Quarzit  nach  N  verschoben  sei.  Ebenso 
hebt  C.  Koch  (43)  hervor,  dass  dieser  Quarzitzug  als 
die  Achse  eines  weithin  der  Beobachtung  zugängigen 
Sattels  im  rheinischen  Unterdevon  betrachtet  werden 
könne.  Auch  in  paläontologischer  Hinsicht  ist  er  von 
besonderer  Bedeutung,  insofern  als  er  die  reichsten  Fund¬ 
punkte  wohlerhaltener  Versteinerungen  enthält.  Der 
Zug  verläuft  in  gerader  Richtung  von  Cadenbach  über 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  57 

den  Nörrberg  (389  m)  bei  Eitelbörn,  Rabenkopf  (368  m) 
bei  Denzerheide,  Geierskopf  (323  m)  westlich  Miellen 
zum  Mehrsberg  (320  m),  wo  er  an  der  Lahn  steil  ab¬ 
bricht.  Der  Quarzitzug  wird  hier  von  der  Lahn,  die 
von  Nievern  mit  ihm  parallel  läuft,  quer  durchbrochen. 
Der  Durchbruch  folgt  Querstörungen,  auf  die  u.  a.  schon 
die  Höhendifferenz  des  Mehrsbergs  und  seiner  Fortsetzung 
links  der  Lahn  hindeutet,  die  etwa  120  m  tiefer  liegt 
und  noch  nahe  der  Lahn  und  auf  dem  Feldberg  die 
hangenden  Oberkoblenzschichten  trägt,  während  diese 
dem  Mehrsbergsattel  nur  noch  an  dem  nordwestlichen 
Flügel  im  Ruppertstal  und  gegenüber  Miellen  auch  dem 
südöstlichen  aufgelagert  sind.  Am  Lahndurchbruch  ist 
die  sattelförmige  Stellung  des  Quarzits  an  beiden  Ab¬ 
hängen  recht  deutlich  zu  beobachten  und  zwar  am  linken 
Ufer  unmittelbar  neben  dem  Bahngeleise,  gegenüber  am 
rechten  Abhang  in  einem  grossen  Steinbruch,  etwa  100  m 
über  der  Lahn.  Auf  dem  Feldberg  und  weiter  westlich 
bedecken  Löss  und  stellenweise  auch  Bimssteine  den 
Quarzit,  so  dass  er  nur  in  den  tiefen  Einschnitten  der 
neuen  Strasse  zutage  tritt  Am  Abhang  zum  Rheintal  liegt 
südlich  vom  Oberlahnsteiner  Friedhof  der  Steinbruch,  in 
dem  der  von  Lepsius,  (42)  Holzapfel  (33)  und  Mord- 
ziol1)  abgebildete  schöne  Sattel  freigelegt  ist.  Früher 
waren  in  dem  Steinbruch  mehrere  Querklüfte  zu  be¬ 
obachten,  deren  Wände  mit  schönen,  glashellen  Schwer- 
spatkrystallen  bekleidet  waren.  Der  untere  Teil  des 
südöstlich  von  hier  verlaufenden  Grenbachtals  hat  ein 
Stück  des  Quarzitzuges  abgetrennt,  das  unter  dem 
Hasenberg  auch  Versteinerungen  führt.  Hier  und  an 
dem  alten  Wege,  der  südlich  der  Kapelle  auf  der  Höhe 
die  grosse  Wegschleife  abschneidet,  sind  folgende  Arten 
gesammelt  worden. 


1)  D.  Rheinlande,  Nr.  5  S.  46. 


58 


0.  Follmann: 


OberlalmsteiD  (Koblenzqarzit). 


Homalonotus  gigas  A.  Röm. 
Cryphaeus  rotundifrons 

Emrnr. 

Orthoceras  planoseptatum 
Sandb. 

Murchisonia  sp. 

Tentaculites  scalaris  Schloth. 
Goleoprion  gracile  Sandb. 
Bellerophon  sp. 

Pterinea  lineata  Goldf. 

„  fasciculalci  „ 
costata 

Gosseletia  trigona  „ 
Byrtodontopsis  quarzitica 
Frech 

Limoptera  sp. 

Modiola  lodanensis  Beush. 
Modiomorpha  modiola  „ 
Myophoria  Römeri  Beush. 

,,  inflata  F.  Röm. 

„  ovalis  Beush. 
circularis  „ 

Crassatellopsis  Hauchecorni 
Beush. 

Cucullella  solenoides  Goldf. 

„  triquetra  Conr. 
Nucula  confluentina  Beush. 
Nuculana  Ahrendi  A.  Röm. 
„  Krachtae 


Nuculana  Frechi  Beush. 
Goniophora  nassoviensis 
Kays. 

Leptodomus  f  latus  Krtz. 
Carydium  sociale  Beush. 
Paracyclas  marginata  Maur 
Spirifer  carinatus  Schnur 
„  subcuspidatus  „ 

„  paradoxus  Schloth. 

„  arduennensis 
Schnur 

Cyrtia  heteroclyta  Dfr. 
Strophomena  piligera  Sandb. 
Chonetes  sarcinulata  Schloth. 
Megalanteris  Archiaci  Vern. 

„  media  Maur. 

Rhynchonella  daleidensis  F. 
Röm. 

Uncinulus  pila  Schnur 
Orthis  hysterita  Gmel. 
Dielasma  rhenana  Drev. 
Athyris  macrorhyncha  Schnur 
„  con centrica  v.  Buch 
Fenestella  sp. 

Acanthocrinus  longispina  A. 
Röm. 

Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 


Der  Quarzitzug  bricht  im  Rbeiutal  an  einer  parallel 
dem  Gehänge  streichenden  Verwerfung  ab.  Im  Streichen 
des  Quarzitsattels  wurde  1891  am  Rheinufer  der  Viktoria¬ 
brunnen  .erbohrt.  Das  Bohrloch ,  fast  genau  in  der 
-Sattellinie  angesetzt,  hat  u.  a.  ergeben,  dass  der  Quarzit 
im  Rheintal  um  etwa  300  m  gegen  die  östlich  gelegene 
Höhe  abgesunken  ist,  und  dass  ebenso  wie  auf  dem 
Feldberg  die  hangenden  Oberkoblenzschichten  über  dem¬ 
selben  noch  erhalten  sind.  Gegenüber  auf  der  linken 
Rheinseite  verläuft  die  mehrfach  erwähnte  Spalte  an 
Rer  die  Quarzitzüge  des  Ktihkopfs  und  der  Augustahöhe 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  59 


abbrechen.  Auf  die  Störungen  wird  in  einem  spätem 
Abschnitt  näher  eingegangen  werden.  Der  Quarzit  reicht 
am  linken  Rheinabhang  von  der  Mitte  des  südlich  des 
Kripperbachs  liegenden  Bergabhanges  (Halbtritz)  bis  zum 
nördlichen  Abhang  des  Lützelforsts  bei  Rhens.  In  den 
nördlich  vom  Lützelforst  liegenden  Weinbergen,  am  Wald¬ 
rand,  der  sie  nördlich  und  in  der  Talschlucht,  die  sie 
südlich  begrenzt,  findet  man  Versteinerungen  in  Mengen. 
Ganz  besonders  reich  an  Versteinerungen  ist  der  Quarzit¬ 
zug  in  den  Weinbergen  des  Eisenbergs  im  Rbenser 
Mühltal  und  talaufwärts  bis  über  die  mittelste  Mühle 
hinaus.  Dicht  oberhalb  der  Mühle  liegt  ein  Steinbruch, 
in  dem  ganze  Bänke  von  Myophorien  erfüllt  sind,  doch 
ist  das  Gestein  hier  so  hart,  dass  sich  die  Stücke  nur 
schwer  herausschlagen  lassen.  Der  Quarzit  setzt  auf 
die  rechte  Talseite  über  und  reicht  talaufwärts  bis  in 
die  Nähe  der  obersten  Mühle.  Am  rechten  Abhang  der 
Mönchsdelle  stösst  er  an  der  bereits  erwähnten  Störung 
(S.  56)  gegen  Oberkoblenzschichten,  weiter  aufwärts 
findet  man  im  Hochwald  an  der  rechten  Seite  der 
Mönchsdelle  wieder  viele  Versteinerungen.  Nach  SW 
verschwindet  er  unter  den  diluvialen  und  tertiären  Ab¬ 
lagerungen  des  Kieselbergs.  Auf  der  Höhe  des  Kiesels 
befinden  sich  einige  Gruben,  die  zur  Gewinnung  des  im 
Quarzit  auf  tretenden  Toneisensteins  ausgehoben  wurden. 
Weiter  westlich  bricht  der  Quarzit  an  einer  Störung  ab, 
im  Streichen  liegen  an  der  „langen  Delle“  Oberkoblenz  - 
schiefer  mit  Kieselgallen  und  Versteinerungen. 


Rh  enser  Mühltal  (Koblenzquarzit). 


Flossenstacheln 
Homalonotus  gigas  A.  Rom. 
Cryphaeus  rotundifrons 

Etnmr. 

Orthoceras  plano septatum 

Sandb. 

Capulus  (ähnl.  sübquadratus) 
Pleurotomaria  striata  Goldf. 
Murchisonia 


Tentaculites  scalaris  Schloth. 

Pterinea  lineata  Goldf. 

„  expansa  Maur. 

„  fasciculata  Goldf. 

„  laevis  „ 

„  ventricosa  ,, 

,,  explanata  Follm. 

Avicula  concentrica  A.  Rom. 


60 


0.  F  oll  mann: 


Leiopteria  crenato-lamellosa 
Sandb. 

Aviculopecten  eifeliensis 
Frech 

JÄmoptera  cfr.  semiradiata 
Frech 

Gosseletia  trigona  Goldf. 

,,  angulosa  Frech 
Cyrtodontopsis  quarzitica 
Frech 

Cyrtodonta  sp. 

Myalina  circularis  Frech 
Grammy  sia  marginata Goldf. 
sp. 

Rhenania  tumida  A.  Fuchs1) 
Prosocoelus  priscus  Beush. 

,,  consobrinü. s*  „ 

aff.  Prosocoelus  var.  gen. 
Carydium  sociale  Beush. 
Modiomorpha  Simplex  Beush. 

„  Follmänni  „ 

Modiola  antiqua  Goldf. 
Nuculana  securiformis  Goldf. 

„  Ährendi  A.  Köm. 
Nu  cid  a  Kr  acht  ae  ,, 
Paracyclas  marginata  Maur. 
Goniophora  nossoviensis  E. 

\  Kays. 

„  Schwer  di  Beush. 

Conocardium  rhenanum  „ 
Cucullella  truncata  Stein. 
Ctenodonta  insignis  Beush. 

„  crassa  }J 
Myophoria  Römer i  Beush. 

,,  circularis  „ 


Myophoria  ovalis  Kef. 
Crassatellopsis  Hauchecorni 
Beush. 

Spirifer  carinatus  Schnur  v* 
latissima 2) 

Spirifer  subcuspidatus  „ 

„  „  var.  te- 

nuicosta 

„  arduennensis  Schnur 
„  curvatus  Schloth. 
Cyrtia  heteroclyta  Dfr. 
Athyris  undata  Dfr. 
Rhynchonella  daleidensis  F_ 
Bö  in. 

Uncinulus  cfr.  pila 
Orthis  hysterita  Gmel. 

„  striatula  „ 

,,  circularis  Sow. 
Orthothetes  umbraculum 
Schloth. 

Strophomena  piligera  Sandb- 
Dielasma  rhenana  Drev. 
Megalanteris  Archiaci  Vern- 
Crania  cassis  Zeil. 

,,  v.  sp. 

Xenaster  simplex  Sim. 

„  margaritatus  Sim. 
Trimeraster  parvulus 
Schöndf. 

Spaniaster  sp. 

Acanthocrinus  longispina  A. 
Böm. 

Acanthocrinus  gracilior  J aek  „ 
Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 


„  hi  fl  ata  A.  Böm. 

Parallel  dem  Oberlahnsteiner  Quarzitsattel  verläuft 
südöstlich  ein  schmaler  Quarzitzug*,  der  an  der  Lahnhöll 
durch  einen  Strasseneinschnitt  aufgeschlossen  ist  und  am 
Spitalskopf  in  der  südöstlichen  Gabelung  des  Grenbachs 


1)  Original,  Fuchs,  Abh.  geol.  L.  1915  F.  12.  f.  7.  Taf.  13  f.  1. 

2)  Original  (60)  Taf.  2,  fig.  12. 


Die  Koblenzschichten.  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  61 

-endet.  Sowohl  auf  den  Feldern  westlich  der  Wirtschaft 
am  Aspich  wie  besonders  an  dem  bewaldeten  südwest¬ 
lichen  Abhang  findet  man  in  hellgrauen  Quarzitblöcken 
zahlreiche  Versteinerungen. 

Die  Oberkoblenzschichten  zwischen  Oberlahnstein  und 

Braubach,  bei  Miellen,  Ahlerbütte  und  Rhens. 

Die  Oberkoblenzscbichten  sind  am  Rhein  nirgendwo 
so  vollständig  entwickelt  und  in  allen  Stufen  reich  an 
Versteinerungen  wie  in  der  Schichtenfolge  vom  Oberlahn¬ 
steiner  Quarzitsattel  bis  Braubacli.  Da  die  Abhänge 
auf  dieser  Strecke  fast  nur  von  Weinbergen  bedeckt 
und  von  mehreren  Tälern  durchschnitten  sind,  sind  sie 
überall  leicht  zugänglich  und  gut  aufgeschlossen,  so  dass 
für  eine  eingehende  Untersuchung  der  Verbreitung  der 
Versteinerungen  und  eine  genauere  Gliederung  der 
Schichten  gerade  dieses  Profil  in  erster  Linie  in  Betracht 
kommen  wird.  Es  wird  zudem  ergänzt  durch  die 
neuen  Aufschlüsse  der  Strasse  Rhens — Waldesch  am 
Schamberg  und  Lützelforst  und  eine  Anzahl  von  Fund¬ 
punkten  im  Lahntal  und  Rhenser  Mühltal,  die  sich  ohne 
Schwierigkeit  in  die  Schichtenreihe  einordnen  lassen. 
Im  Grenbachtal  sind  im  Hangenden  des  Quarzits  braun¬ 
graue  Platteusandsteine  aufgeschlossen  in  einem  Stein¬ 
bruch  am  Anfang  des  nach  SO  laufenden  Astes  der 
ersten  Talgabelung.  Die  Halde  dieses  Bruches  war 
früher  ein  ausserordentlich  reicher  Fundpunkt,  ist  aber 
jetzt  ziemlich  ausgebeutet.  Fossilreiche  Bänke  stehen 
aber  noch  an  in  dem  Graben,  der  die  nördlich  an- 
stossenden  Weinberge  oben  gegen  den  Buschwald  ab¬ 
grenzt.  Ausser  vielen  Pterineen  fand  ich  hier  einen 
prächtig  erhaltenen  Xenaster  margaritatus  Sim. 

Grenbach  (Hohenrhein.  Sch.) 

Homalonotus  gigas  A.  Rom.  Pterinea  fasciculata  Goldf. 
Pleurotomaria  striata  Gcridf.  „  costata  „ 

Murchisonia  sp.  „  explanata  Follm. 

Tentaculites  sc-alaris  Schloth.  Gosseletia  trigona  Goldf. 

Pterinea  lineata  Goldf.  Gyrtodontopsis  Kayseri  Frech 


62 


0.  F oll  mann: 


Modiomorpha  modiola  Beush. 
„  lamellosa  Sandb. 
„  plana  Dahmer 
Myophoria  circularis  Bensh. 
Crassatellopsis  Hauchecorni 
Bensh. 

Myalina  circularis  Frech. 
Ctenodonta  tumida  Sandb. 
Spirifer  carinatus  Schnur 

„  subcuspidatus  „ 

„  arduennensis  „ 

„  curvatus  Schloth. 

Cyrtia  heteroclyta  Dfr. 
Atliyris  concentrica  v.  Buch 
Orthothetes  umbraculma 
Schloth. 

Orthis  hysterita  Gmel. 


Orthis  striatula  Gmel. 
Strophomena  explanata 
Schnur 

Chonetes  dilatata  F.  Röm. 

„  sarcinulata  Schloth^ 
„  plebeia  Schnur 
Anoplotheca  venusta  Schnur 
Khynchonella  daleidensis  F. 
Röm. 

Uncinulus  pila  Schnur 
Megalanteris  Archiaci  Vern. 
Crania  sp. 

Xenaster  margaritatus  Sim. 
Acanthocrinus  longispina  A. 
Röm. 

Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 


Im  Lahntal  sind  diese  Schichten  südlich  der 
Ahler  Schleuse  im  Hangenden  des  Quarzitsattels  durch 
einen  grossen  Steinbruch  aufgeschlossen,  in  dem  ich 
jedoch  nur  einige  Spiriferen  gefunden  habe.  Rechts  der 
Lahn  sind  sie  durch  die  Erosion  abgetragen  bis  zu  dem 
Vorsprung  südöstlich  des  Geierkopfs  gegenüber  Miellen 
an  der  Fähre,  stehen  aber  im  Streichen  nach  SW  neben 
dem  Bahngeleise  zwischen  Miellen  und  Bahnhof  Fried¬ 
richssegen  noch  auf  eine  längere  Strecke  an.  Hier  liegt 
etwas  oberhalb  des  Stellwerks  ein  ausgezeichneter  Fund- 
punkt,  der  leider  seit  Errichtung  der  Böschungsmauer 
nur  schwer  zugänglich  ist.  Die  gelben  Sandsteinbänke 
enthalten  ungewöhnlich  scharfe  Abdrücke  und  Steinkerne, 
die  fast  gar  nicht  durch  Verdrückung  entstellt  sind. 
Weniger  gut  und  z.  T.  mit  Kalkschale  erhalten  sind  sie 
auf  der  rechten  Lahnseite  nahe  der  Fähre.  Die  meisten 
der  folgenden  Arten  stammen  von  der  linken  Seite. 


Miellen  a.  d.  L.  (Hohenrhein.  Sch.) 


Cryphaeus  cfr.  Diadema  R. 
Richter 

Orthoceras  planoseptatum 
Murchisonia  sp. 

Tentaculites  scalaris  Schloth. 


Pterinea  lineata  Goldf. 

„  expansa  Maur. 

„  fasciculata  Goldf. 

„  laevis  '  „ 

,,  ventricosa 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  63 


Pterineg  explcmata  Follm. 

Gosseletia  trigona  Goldf. 

„  angulosa  Frech. 

„  truncata  Goldf. 

Cyrtodontopsis  Kayseri  Frech 
,,  quariAtica  „ 

Avicula  sp>. 

Actinodesma  malleiforme 
Sandb. 

Limoptera  n.  sp. 

Modiomorpha  modiola  Beush. 

Modiola  sp. 

Myophoria  Pömeri  Beush. 

„  inflata  A.  Röm. 

„  circularis  Beush. 

„  peregrina  v 

Goniophora  nassoviensis 
Kays. 

Ctenodonta  prisca  Goldf. 

Nucidana  Ahrendi  A.  Röm. 

„  confluentina  Beush. 
„  lodanensis  „ 

Cypricardinia  crenistria 
Sandb. 

Dechenia  Follmanni  Spriest. f) 

S pirifer  cultrijugatus  F.  Röm. 
(1  Expl.) 


Spirifer  carinatus  Schnur 
„  subcuspidatus  Schnur 

„  arduennensis  „ 

„  curvatus  Schloth. 
Cyrtia  heteroclyta  Dfr. 
Uncinulus  pila  Schnur 
„  subcordifovmis 

Schnur 

„  eifeliensis  Drev. 
Strophomena  piligera  Sandb.. 
Chonetes  sarcinulata  Schnur 
Orthis  hysterita  Gmel. 

„  tectiformis  C.  Waith. 
Orthothetes  umbraculum 
Schloth. 

Dielasma  rhenana  Drev. 
Craniella  cassis  Zeil. 

Xenaster  margaritatus  Sim. 
Acanthocrinus  sp. 
Gastrocrinus  patulus  J.  Müll.. 
n.  var. 

Botryocrimis  Haarmanni  W. 

E.  Schmidt 
Fenestella  sp. 

Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 


Die  südliche  Ecke  des  Grenbacktals  unter  dem 
Hasenberg  besteht,  wie  bereits  erwähnt  wurde,  aus 
Koblenzquarzit.  Im  Hangenden  des  Quarzits  streichen 
die  Plattensandsteine  am  Abhang  zum  Rhein  aus.  Etwas 
weiter  nach  S  zieht  ein  kleines  Tal  steil  aufwärts,  das 
sich  westlich  vom  Ahlwegskopf  gabelt  und  am  Nord¬ 
abhang  reich  an  Versteinerungen  ist.  Unter  den  Gesteinen 
fällt  besonders  ein  brauner,  oft  quarzitischer  Sandstein 
auf,  der  mitunter  mit  Resten  des  Homcilonotus  gigas 
A.  Röm.  angefüllt  ist.  Kopfschilder  von  8 — 10  cm  Breite 
wurden  wiederholt  hier  beobachtet.  Häufiger  findet 
man  Schwanzschilder,  mitunter  wie  Düten  ineinander 


1)  Original  (62)  Taf.  22,  fig.  2,  3. 


■04 


O.  Fo  11  manu: 


steckend.  Die  massenhafte  Anhäufung  der  Reste  dieses 
Krebses  ist  auf  das  Zusammenschwemmen  der  bei  der  Häu¬ 
tung  abgeworfenen  Panzerteile  zurückzuführen.  Ein  ähn¬ 
liches  von  Dr.  D  ahm  er  beschriebenes  Vorkommen  auf  dem 
nordwestlichen  Flügel  des  Quarzitsattels  im  Rhenser 
Mühltal  wurde  schon  erwähnt  (6).  An  der  linken  Rhein¬ 
seite  treten  dieselben  Schichten  auf  am  Lützelforst,  so¬ 
wohl  neben  der  neuen  Strasse  wie  am  Südabhang,  wo 
der  südwestlich  vom  Schamberg  aufwärts  führende  Weg 
sich  nach  W  wendet. 


Am  Ahlwegskopf  (Hohenrhein.  Sch.) 


liomalonotus  gigas  A.  Rom. 

Cryphaeus  rotundifrons 
Emmi*. 

Orthoceras  planoseptatum 
Sandb. 

Pleurotomaria  daleidensis  F. 
Rom. 

Pterinea  lineata  Goldf. 

„  expansa  Maur. 

„  ex planata  Follm. 

fasciculata  Goldf. 

„  ventricosa  „ 

„  laevis  „ 

„  subcostata  Frech 

Gosseletia  trigona  Goldf. 

,,  angulosa  Frech 

Gyrtodontopsis  Kayseri  Frech 

Activodesma  malleiforme 
Sandb. 

Follmannia  pseudalectxy- 
onia  Frech 

Myalina  circularis  Beush. 

Myophoria  circularis  „ 

„  ovalis  Kef. 

Goniophora  Schwer  di  Beush. 
,,  nassoviensis  E. 

Kays. 


Ctenodonta  primaeva  Stgr. 

Nucula  grandaeva  Goldf. 

lodanensis  Beush. 

Cucullella  solenoides  Goldf. 

Spirifer  auriculatus  Sandb. 

„  carinatus  *  Schnur 
„  subcuspidatus  „ 

„  paradoxus  Schloth. 

„  arduennensisSchnuT 

Orthothetes  umbraculum 
Schloth. 

Orthis  hysterita  Gmel. 

„  striatula  „ 

Anoplotheca  venusta  Schnur 

Strophomena  piligera  Sandb. 
„  explanata  Schnur 

Chonetes  dilatata  F.  Röm. 

,,  sarcinulata  Schloth. 
„  crassa  Maur. 

Uncinulus  pila  Schnur 
„  rar.  n.  sp. 

Dielasma  sp. 

Ctenocrinus  rhenanus  Follm. 

Gastrocrinus  patulus  Joh. 
Müll. 

Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 


Die  sandigen  Schichten  finden  sich  auch  noch  in 
dem  südlich  folgenden  Tälchen  westlich  vom  Lörchen, 
treten  aber  bald  zurück  gegen  die  rauhen  Schiefer,  die 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselg'ebiet.  65 


ft 


man  an  den  Abhängen  des  nun  folgenden  Tales  „Karstelu 
trifft.  In  dem  nach  N  erweiterten  Ausgang  des  Tals 
befinden  sich  jetzt  die  Versuchsfelder  der  neuen  Wein¬ 
bauschule,  die  durch  Drahtzäune  abgeschlossen  sind. 
Dadurch  ist  der  Zugang  zu  verschiedenen  Fundstellen 
abgesperrt,  doch  kann  man  noch,  entweder  vom  Gren- 
bachtal  über  die  Hauptterrasse  oder  auf  dem  zwischen 
den  Versuchsfeldern  in  nordöstlicher  Richtung  aufwärts 
führenden  Pfad  an  den  obern  Rand  der  Weinberge 
südlich  von  Lörchen  gelangen,  wo  versteinerungsreiche 
Schichten  anstehen,  die  petrographisch  mit  den  Schichten 
an  der  Ahler  Hütte  übereinstimmen.  Auch  an  dem  aus 
NO  herabkommenden  kleinen  Bach  findet  man  an  der 
Stelle,  wo  auf  dem  Messtischblatt  (Boppard)  der  Name 
Karstei  steht,  sowohl  in  den  Weinbergen  wie  in  dem 
den  Graben  füllenden  Gehängeschutt  die  in  der  folgenden 
Liste  aufgezählten  Arten. 

Karstei  und  Weiertal  (Laubacher  Sch.) 


Cryphaeus  Kochi  E.  Kays. 
Proetus  sp. 

Orthoceras  plano septatum 

Sandb. 

Pleurotomaria  daleidensis  F. 

Rom.  / 

Murchisonia  var.  sp. 
Tentaculites  scalaris  Schloth. 
Conularia  subparallela'S&n  db . 
Pterinea  fasciculata  Goldf. 

„  co  st  ata  „ 

„  explanata  Follm. 
Actinodesma  malleiforme 

Sandb. 

„  vespertilio  Maui\ 

„  stenopterum  Frech 

Goniophora  acuta  Sandb. 

„  applanata  Beush. 

,,  Schwer  di  „ 
Paracyclas  rugosa  Goldf. 
Myophoria  minor  Beush. 
Nucula  grandaeva  Goldf. 

V«rk.  d.  Nat.  Ver.  Jafcrä.  78  u.  79. 


Conocardium  Zeileri  Beush. 

Cucullella  truncata  Stein. 

Cypricardinia  crenistria 
Sandb. 

Spirifer  cultrijugatus  F.  Röm. 
„  auriculatus  Sandb. 

„  carinatus  Schnur 
„  subcuspidatus  v. 

alata  Schnur 
„  Jaekeli  Scup. 

„  paradoxus  Schloth. 

„  arduennensis  Schnur 
,,  curvatus  Schloth. 

Cyrtia  heteroclyta  De  fr. 

Uncinulus  pila  Schnur 
„  n.  sp. 

Iihynchonella  daleidensis  F. 

Röm. 

„  hexatoma  Schnur 

Strophomena  piligera  Sandb. 
„  taeniolata  „ 

Chonetes  dilatata  F.  Röm. 

1925. 


5 


0.  Follmann: 


•  66 


Chonetes  sarcinulata  Schloth. 

,,  crassa  Maur. 

Örthis  hysterita  Gmel. 

„  tectiformis  C.  Waith. 

„  triangularis  Zeil. 
Orthothetes  umbraculum 
Schloth. 

Megalanteris  Archiaci  Vern. 


Anoplotheca  venusta  Schnur 
Lingula  spatula  Schnur 
Crania  v.  sp. 

Culicocrinus  inermis  Jaek. 
Acanthocrinus  longispina  A. 
Rom. 

Pleurodjctyum  problemati- 
cum  Goldf. 


Nahe  dem  Ausgang  des  Karstei  endet  das  parallel 
verlaufende  Weiertal  Am  Ausgang  sind  die  von  einem 
Quarzgang  durchquerten  Schichten  durch  einen  grossen 
Steinbruch  aufgeschlossen:  Müllers  Bruch  nennt  ihn 
Maurer,  der  unter  diesem  Namen  auch  die  vorher  genannte 
Fundstelle  einbegriff. 

Ein  anderer  früher  sehr  ergiebiger  Fundpunkt  in 
diesen  Schichten  liegt  im  Lahntal  in  der  Nähe  der 
Ahlerhtitte  südlich  dem  Bahnhofe  Friedrichssegen  an 
der  Stelle,  wo  der  Weg  zum  Biebricher  Hof  abzweigt, 
ln  der  südwestlichen  Ecke  des  Bruches  steht  eine  Schicht 
an,  die  Kelche  von  Culicocrinus  inermisj  Jaek.  in 
vielen  Exemplaren  führt.  Dieselbe  Bank  scheint  auch 
im  Karstei  vertreten  zu  sein,  wo  ich  vor  30  Jahren  eine 
Platte  mit  13  Kelchen  der  gen.  Art  fand. 


Ahler  Hütte  (Laubacher  Sch.) 


Cryphaeus  Kochi  E.  Kays. 
Acaste  Henni  R.  Rieht. 
Ortlioceras  planoseptatuyn 
Sandb. 

Pleurotomaria  striata  Goldf. 
Murchisonia  sp. 

Tentaculites  scalards  Schloth. 
Conularia  subparaUelaS&n  db . 
Pterinea  lineata  Goldf. 

„  costata  „ 
Aviculopecten  eifeliensis  Frech 
Actinodesma  malleiforme 
Sandb. 

Grammy sia  sp. 

Goniophora  applanata  Beush. 
„  nassoviensis  E. 
Kays. 


Nucula  confluentina  Beush. 

Cucullella  truncata  Stein. 

Paracyclas  rugosa  Goldf. 

Conocardium  sp. 

Spirifer  cultrijugatus  F.  Rom .. 
,,  auriculatus  Sandb. 

„  carin atus  Schnur 

paradoxus  Schloth. 

„  arduennensis  Schnur 

„  curvatus  Schloth. 

„  Jaekeli  Scup. 

,,  subcuspidahis  Schnur 
v.  alata 

Cyrtia  heteroelyta  Defr. 

Strophomena  rhomboidalis 

Wahr. 

„  piligera  Sandb. 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  67 


Strophomena  interstrialis 
Sandb. 

Chonetes  dilatata.  F.  Rom. 

„  plebeia  Schnur 
„  Boblay  ei  Yern. 
Orthothetes  umbracülum 

Schloth. 

„  „  var.  gigas 

Orthis  tectiformis  C.  Waith. 
Rhynchonella  daleidensis  F. 

Röm. 


Craniella  cassis  Zeil. 

Lingula  spatula  Schnur 
Ctenocrinus  decadactylus 

Goldf. 

„  rhenanus  Follm. 

„  stellifer  „ 
Culicocrinus  inermis  Jack 

„  nodosus  J.Müll. 

Bactrocrinus  Zeileri  Jaek. 
Acanthocrinus  longispina  A. 
Röm. 


„  hexatoma  Schnur  Pleurodictyum  problemati- 

Uncinulus  pila  „  cum  Goldf. 

# 

Eine  ähnliche  Fauna  führen  die  gelbgrauen  Schiefer 
am  Feldberg  östlich  von  Oberlahnstein  nahe  dem  alten 
Steinkreuz.  Beim  Bau  der  Strasse,  die  östlich  von  dem 
Kreuz  die  Schichten  durchschneidet,  konnte  man  hier, 
wie  die  folgende  Liste  zeigt,  eine  ausserordentlich  grosse 
Zahl  von  Versteinerungen  sammeln,  während  die  an  der 
Oberfläche  liegenden  Schiefer,  da  sie  rasch  in  kleine 
Stücke  zerfallen,  jetzt  kaum  noch  etwas  liefern.  Wenn 
auch  das  Vorkommen  von  Homalonoten,  Gosseletien 
und  einiger  anderer  Formen  diesen  Schichten  ein  etwas 
tieferes  Niveau  anweisen,  als  denen  im  Karstei,  so  sind 
sie  doch  zweifellos  jünger  als  diejenigen  vom  Westab¬ 
hang  des  Ahlwegskopfs  und  des  Lörchen. 


Feldberg  bei  Oberlahnstein  (Laubacher  Sch.) 


Fischreste 

Homalonotus  gigas  A.  Röm. 

„  laevicauda  Quenst. 
Cryphaeus  cfr.  Kochi  E.  Kays. 
„  diadema  R.  Rieht. 

„  sp. 

Phacops  cfr.  Potieri  Beyle 
Beyrichia  sp. 

Orthoceras  planoseptatum 
Sandb. 

Pleurotomaria  striata  Goldf. 
Murchisonia  v.  sp. 
Bellerophon  sp. 

Tentacxdites  scalaris  Schloth. 


Coleoprion  gracile  Sandb. 
Pterinea  lineata  Goldf. 

„  expansa  Maur. 

„  explanata  Follm. 

„  fascicidata  Goldf. 

„  costata  „ 

„  laevicostata  Follm. 

„  ventricosa  Goldf. 

„  laevis  „ 

Gosseletia  trigona  „ 

„  angxdosa  Frech 
Follmannia  pseudalectry- 
onia  Frech 

Avicula  trevirana  Frech 


Avicula  arduennensis  Stgr. 
Aviculopecten  mosellanus 

Frech 

„  eifeliensis  „ 

Myalina  circularis  „ 

Modiomorpha  Simplex  Beush. 
Nucula  lodanensis  „ 

„  confluentina  „ 

,,  grandaeva  Goldf. 

„  Krachtae  A.  Rom. 
Nuculana  Ahrendi  „ 
securiformis 

Ctenodonta  insignis  Beush. 

„  primaeva  Stein. 
Cucullella  elliptica  Maur. 

,,  truncata  Stein. 

„  longiuscula  Beush. 

Myophoria  inflata  A.  Röm. 

minor  Beush. 

„  circularis  Beush. 

Paracyclas  marginata  Maur. 
Cypricardinia  crenistria 
Sandl). 

Palaeosolen  eifeliensis  ? 
Beush. 

Goniophora  cfr.  acuta  Sandb. 
Grammysia  marginata  Goldf. 

„  anomala  „ 
Allerisma  sp. 

Leptodomus  posterus  Beush. 
Janeia  phaseolina  Goldf. 
Spirifer  cultrijugatus F.  Röm. 
„  carinatus  Schnur 

„  subcuspidatus  „ 

„  paradoxus  Schloth. 

„  arduennensis  Schnur 


Spirifer  curvatus  Schloth. 
Cyrtia  heteroclyta  Dfr. 
Atrypa  reticularis  L. 

Athyris  sp. 

Anoplotheca  venusta  Schnur 
Dielasma  rhenana  Drev. 
Meristella  Follmanni  Dahme r 
Chonetes  dilatata  F.  Röm. 

„  sarcinulata  Schloth. 
„  crassa  Maur. 

,,  plebeia  Schnur  • 
Strophomena  explanata 

Schnur 

,,  interstrialis  Phill. 

„  piligera  Sandb. 

,,  rhomboidalis 

Wahl. 

Orthothetes  umbraculum 
Schloth. 

Orthis  tectiformis  C.  Waith. 
Megalanteris  Archiaci  Vern. 
Orbicula  daleidensis  Schnur 
Discina  sp. 

Philhedra 

Graniella  cassis  Zeil. 
Ctenocrinus  rhenanus  Follm. 
„  stellifer  „ 

„  rhenanoides  W. 

E.  Schmidt. 

Acanthocrinus  longispina  A. 
Röm. 

Diamenocrinus  ?  gonatodes 

Müll. 

Fenestella  sp. 

Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 


Gegenüber  an  der  linken  Rheinseite  sind  die  Schichten, 
in  denen  Spirifer  cultrigugatus  F.  Röm.  häufig  auf  tritt, 
östlich  vom  Lützelforst  durch  die  neue  Strasse  aufge¬ 
schlossen.  Hier  stehen  nach  SO  einfallende,  braungelbe, 
sandige  Bänke  an,  ähnlich  denen  an  der  Laubach  und 
im  Dörrbachtal,  mit  denen  sie  auch  in  ihrem  Fossilinhalt 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  69 

2  V 

durchaus  übereinstimmeu.  Auf  die  sandigen  Schichten 
folgen  bläuliche,  rauhe  Schiefer,  die  am  Westabhang 
des  Schambergs  als  Mauersteine  gebrochen  werden. 
Obschon  hier  Versteinerungen  nicht  häufig  sind,  hat 
Geheimrat  Schwerd  doch  durch  nachhaltiges  Sammeln 
die  folgenden  Arten  von  dieser  Fundstelle  zusammen¬ 
gebracht. 


Rhenser  Mühltal  am  Schamberg  (Bopparder  Sch.- 

Kieselgallenschiefcr.) 


Gryphaeus  rotundifrons 

Emmr. 

„  cfr.  Kochi  E.Kays. 
Acaste  sp. 

Orthoceras  planoseptatum 
Sandb. 

Pleurotomaria  striata  Goldf. 
Loxonema  obliquearcuatum 
Sandb. 

Pterinea  lineata  Goldf. 

„  costata  „ 

„  subostata  Frech 

Aviculopecten  eifeliensis  „ 
Actinodesma  malleiforme 
Sandb. 

Myophoria  circularis  Beush. 

„  .  minor  „ 

Cypricardinia  sp. 

Ctenodonta  n.  sp. 

„  sp. 

Conocardium  sp. 

Nucula  sp. 

Spirifer  cultrijugatus  F.Röm. 
„  carinatus  Schnur 
„  subcuspidatus  „ 

„  *  arduennensis  „ 

„  paradoxus  Schloth. 
j,  curvatus  „ 

Cyrtia  heteroclyta  Dfr. 
Atrypa  reticularis  L. 


Athyris  concentrica  Dfr. 
Orthis  hysterita  Gmel. 

„  striatula  „ 

„  triangularis  Zeil. 
Orthothetes  umbraculum 
Schloth. 

Strophomena  interstrialis 
Phill. 

Chonetes  dilatata  F.  Röm. 

„  sarcinulata  Schloth. 
„  crassa  Maur. 
v  Boblay  ei  Vern. 
Uncinulus  pila  Schnur 
Rynchonella  hexatoma  Schnur 
„  subcordiformis 

Schnur 

Megalanteris  Archiaci  Vern. 
Crania  sp. 

Ctenocrinus  rhenanus  Follm. 
Culicocrinus  nodosus  J.  Müll. 

„  inermis  Jaek. 

Gastrocrinus  patulus  Müll. 
Bactrocrinus  Zeileri  Jaek. 
Hystricrinus  ( Arthroacantha ) 
tenuispinata  W.  E.  Schmidt 
Taxocrinus  rhenanus  F.  Röm. 
Acanthocrinus  longispina  A. 
Röm. 

Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 


Die  hangenden  Schichten  sind  an  der  Südostecke 
des  Schambergs  von  der  Strasse  angeschnitten.  In  den 


70 


O.  F  o  1 1  m  a  n  «  : 


blaugrauen  Schiefern  treten  Versteinerungen  bankweise 
auf.  Eine  mit  Abdrücken  und  Steinkernen  bedeckte 
Schiehttafel  bildet  die  nordwestliche  Wand  eines  alten 
Steinbruchs  am  südlichen  Ende  des  Schambergs.  Ähn¬ 
liche  Schiefer  mit  vielen  Versteinerungen  trifft  man  in 
den  Weinbergen  des  Tauber-  und  Breyerbachs.  An  der 
Luft  zerfallen  die  Schiefer  schnell  in  kleine  z.  T.  griff e- 
lige  Stücke,  zwischen  denen  die  festen,  wetterbeständigen 
blauschwarzen  Kieselgallen  besonders  auffallen.  Auch 
dort,  wo  Aufschlüsse  fehlen,  auf  Wegen  und  an  unbe¬ 
bauten  Abhängen  wittern  die  harten  Knollen  stellenweise 
in  Menge  aus,  so  im  oberen  Teil  des  Breyer  Tals,  am 
Vogelsang,  im  Breyer  Wald,  am  Jakobsberger  Hof  und 
an  den  Abhängen  des  Bopparder  Mühltals.  Auf  der 
rechten  Rheinseite  folgen  auf  die  Schichten  des  Karstei  bis 
zum  Schlierbach  rauhe,  sandige  Schiefer  mit  Kieselgallen, 
ebenso  südlich  vom  Schlierbach  im  Daubenstiel,  einem 
Tälchen  westlich  vom  Fladenberg  und  am  Jagenstiel, 
desgl.  im  Streichen  nach  NO  in  der  Hohl  und  am  Rabel- 
stein  im  Oberlahnsteiner  Wald.  An  der  Gr.  Rosenberg 
treten  nach  A.  Fuchs  auch  die  tiefem  Oberkoblenz¬ 
schichten  (Hohenrhein.  Sch.)  wieder  auf,  als  Hangendes 
des  Quarzitzuges  am  Ickerstiel.  Dieser  Quarzitzug  ver¬ 
läuft  parallel  dem  Oberlahnsteiner  aus  der  Gegend  von 
Oberelbert  über  den  Weissenstein  südlich  Arzbach,  die 
schöne  Aussicht  bei  Kemmenau,  Ems,  wo  hinter  dem 
Nassauer  Hof  die  sattelförmige  Stellung  der  Schichten 
(Quellensattel)  schön  aufgeschlossen  ist,  den  Mahlberg 
bis  nördlich  Braubach.  Nordöstlich  von  dem  Hofgut 
Ickerstiel  tritt  er  in  einer  zu  260  m  ansteigenden  Kuppe 
nahe  der  Strasse  Braubach — Ems  zutage,  senkt  sich  all¬ 
mählich  zum  Rhein  und  bricht  dann  an  einer  Querstörung 
ab,  so  dass  er  den  Rheinabhang  nicht  erreicht.  Hier 
stehen  in  200  m  im  Streichen  des  Quarzits  braune  z.  T. 
quarzitische  Sandsteine  mit  Homalon ,  gigcis  A.  Rom. 
(Hohenrhein.  Sch.)  an.  Im  Rheintal  ist  er  mit  seinen 
bangenden  Schichten  wie  bei  Oberlahnstein  abgesunken, 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  71 

liH  .... 

tritt  aber  im  Bopparder  Hamm  neben  der  Eisenbahn  in 
einem  Steinbruch  unter  dem  Rotenberg  unter  rauhen 
Schiefern  wieder  hervor.  Im  Frühjahr  1918  sind  hier 
grosse  Felsmassen  abgerutseht,  durch  die  der  an  der 
Sohle  liegende  Quarzit  verdeckt  wurde.  Westlich  von 
Boppard  erscheint  er  wieder  im  Fraubachtal,  eine  male¬ 
rische  Felsgruppe  bildend,  und  wird  von  den  Windungen 
der  Strasse  Boppard — Buchholz  angeschnitten.  Auch 
auf  dem  südöstlichen  Flügel  des  Ickerstieler  Quarzitzugs 
folgen  die  Oberkoblenzschichten  von  den  Hohenrheiner 
Schichten  aufwärts.  In  einem  Steinbruch  an  der  rechten 
Seite  des  Braubacher  Mühltals  nahe  der  Haltestelle 
sammelte  ich  vor  mehreren  Jahren: 


Spirifer  eurvatus  Schloth. 

„  arduennensis  Schnur 
„  alatiformis  Drev. 
Cyrtia  heteroclyta  Dfr. 
Atrypa  reticularis  L. 

Orthis  striatula  Gmel. 


Stroph.  piligera  Sandb. 

„  rhomboidalis  Wahl 
Chonetes  dilatata ,  F.  Röm. 

„  crassa  Maur. 
Uncinulus  pila  Schnur 


Die  ausserordentlich  lehrreichen  Untersuchungen  der 
Lagerungsverhältnisse  der  Schichten,  in  denen  die  Brau- 

■ 

bacher  Erzgänge  aufsetzen,  von  A.  Fuchs,  (25)  auf  die 
hier  nicht  näher  eingegangen  werden  kann,  haben  in 
den  unterirdischen  Aufschlüssen  grosse  Störungen  mit 
vertikalen  Verschiebungen  bis  zu  700  m  nachgewiesen. 
Man  kann  schon  aus  diesem  Grunde  auf  eine  der  Lau¬ 
bacher  oder  Oberlahnsteiner  Schichtenfolge  entsprechende 
normale  Lagerung  an  der  Oberfläche  nicht  rechnen. 
Nach  den  Untersuchungen  von  Holzapfel  (33)  folgen 
südlich  von  Braubach  Oberkoblenzschichten,  die  ebenso 
wie  die  aus  ihnen  auf  tauchenden  drei  Quarzitzüge  an  der 
Querstörung  abbrechen,  die  am  Dinkholder  Tal  den 
Rhein  überschreitet  und  am  linken  Rheinufer  hinzieht. 
Rheinaufwärts  bilden  Unterkoblenzschichten  ein  breites 
Schichtenband  bis  in  die  Nähe  von  Oberwesel,  wo  der 
Hunsrückschiefer  beginnt.  Ihr  Verlauf  nach  SW  ist 
noch  nicht  festgestellt.  Die  bisherigen  Begehungen  aus 


72 


0.  Follmann: 


dem  Hunsrückschiefer  quer  zum  Streichen  zur  Mosel 
hin  reichen  zur  Feststellung  der  Grenzen  nicht  aus. 
Wie  in  dem  bereits  aufgenommenen  Gebiet  im  W  gleichen 
die  als  Hunsrückschiefer  angesprochenen  Schichten  oft 
in  ihrer  Gesteinsbeschaffenheit  so  sehr  den  Unterkoblenz¬ 
schichten,  dass  eine  Entscheidung  für  die  eine  oder 
andere  Stufe  zweifelhaft  bleibt,  wo  Versteinerungen 
fehlen.  Ähnlich  liegen  die  Verhältnisse  östlich  des  Rheins 

im  Bereich  der  Blätter  Dachsenhausen  und  Ems. 

✓ 

Die  obern  Koblenzschicb ten  im  Gülser  Mühltal. 

Während  auf  der  rechten  Rheinseite  von  Sayn  bis 
südlich  von  Urbar  nur  Unterkoblenzschichten  anstehen, 
ti  eten  links  des  Rheins  im  Streichen  auch  Oberkoblenz¬ 
schichten  auf,  die  unter  der  diluvialen  Hauptterrasse  im 
obern  Teil  des  Gülser  Mühltals  aufgeschlossen  sind.  Nur 
der  Koblenzquarzit  reicht  von  hier  bis  zu  dem  steilen 
Abhang  des  Kimmeibergs  bei  Metternich,  wo  er  früher 
in  einem  grossen  Steinbruch  als  Mauerstein  gebrochen 
wurde.  Das  grobkörnige,  gelblichweise,  in  dicken  Bänken 
abgesonderte,  anscheinend  versteinerungsleere  Gestein 
bildet  einen  flachen  Sattel.  Der  Abhang  ist  südlich  von 
dem  Steinbruch  mit  Bimssand  und  grauen  Tuffen  be¬ 
deckt,  aus  denen  nur  Quarzitblöcke  herausschottern.  Wo 
man  die  über  dem  Quarzit  folgenden  Oberkoblenzschich¬ 
ten  erwarten  sollte,  stehen  Unterkoblenzgrauwackcn  an, 
wie  in  der  südlich  vom  Kimmeiberg  verlaufenden  Tal¬ 
schlucht  (Schlemmertsgraben),  in  der  die  Quelle  der  alten 
Koblenzer  W asserleitung  entspringt.  Erst  J  3  km  nordöstlich 
von  hier  erscheint  der  Koblenzquarzit  wieder  östlich  der 
Strasse,  die  von  Grenzhausen  nach  Grenzau  führt.  Im 
Gülser  Mühltal  erheben  sich  zwei  gerundete  Kuppen, 
von  denen  die  nördliche,  der  Schieiderkopf  (156  m)  mit 
der  nördlichen,  die  südliche  mit  der  westlichen  Hoch¬ 
fläche  durch  niedrige  Rücken  verbunden  sind.  Wo  der 
in  der  Richtung  auf  den  Schieider  Kopf  von  NNO 
herabführende  Weg  sich  wieder  nach  N  wendet,  steht 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  73 

„  '  p 

Koblenzquarzit  an,  der  bald  talaufwärts  unter  diluvialen 
Ablagerungen  verschwindet.  Der  Schieider  Kopf  besteht 
aus  hellgrauen  Sandsteinen  der  Oberkoblenzstufe,  die 
ungemein  reich  an  Versteinerungen  sind  (67).  In  dem 
an  der  Westseite  liegenden  Steinbruck  sind  einzelne 
Bänke  mit  Steinkernen  und  Abdrücken  angefüllt,  die 
meistens  durch  Verdrückung  stark  verzerrt  sind.  Die 
andere  Kuppe  ist  von  einem  elliptischen  Tal  umgeben, 
durch  das  ehemals  der  Mühlbach  floss,  der  jetzt  nach 
Durchschneidung  des  westlich  verlaufenden  Riegels  zum 
Betrieb  der  nahen  Mühle  abgeleitet  ist.  Auch  diese 
Kuppe  besteht  aus  Oberkoblenzschichten.  Auf  der  geo¬ 
logischen  Karte  von  Koblenz  ist  sie  als  Unterkoblenz 
eingetragen,  das  durch  eine  nördlich  vorbeigehende  Ver¬ 
werfung  von  dem  Oberkoblenz  des  Schieider  Kopfes  ge¬ 
trennt  ist.  An  dem  durch  die  verwickelten  Schichten¬ 
falten  ausgezeichneten  Abhang  an  der  Südseite  der 
Kuppe  habe  ich  zwei  Exemplare  von  Sp.  auriculatus 
Sandb.  aus  dem  anstehenden  Gestein  herausgeschlagen 
und  ausserdem  im  Streichen  der  Schichten  nahe  der 
Mühle  eine  Anzahl  von  Leitformen  der  Oberkoblenz¬ 
schichten:  Str.  piligera  Sandbg.,  Chonetes  dilatata  F. 
Röm.,  Orth,  umbraculum  Schloth,  Sp.  subcuspidatus 
Schnur,  gesammelt.  Die  streichende  Verwerfung  verläuft 
am  südlichen  Fuss  der  Kuppe,  wo  neben  dem  Wege 
dicht  an  der  Mühle  eine  mit  graublauem  Letten  erfüllte 
flach  nach  NW  einfallende  Kluft  die  Oberkoblenzschich¬ 
ten  von  den  glimmerreichen,  quarzitischen  Sandsteinen 
der  Unterkoblenzstufe  trennt.  In  dem  nahe  der  Kluft 
anstehenden  gelblich  grauen  Gestein,  das  bei  oberfläch¬ 
licher  Betrachtung  den  Oberkoblenzschichten  gleicht,  er¬ 
kannte  Bergassessor  Füchtjohann  zersetzten  Diabas. 
Am  unteren  Rand  der  östlich  gelegenen  Weinberge 
findet  man  auch  Versteinerungen  der  Oberkoblenzschich¬ 
ten,  die  jedoch  nicht  aus  hier  anstehendem  Gestein,  son¬ 
dern  aus  zerfallenen  Weinbergsmauern  stammen,  deren 
Steine  am  Schieider  Kopf  gebrochen  worden  sind. 


74 


O.  F  oll  mann: 


Gülser  Mühltal  (Hohenrheiner  Sch.). 

Ithynchonella  daleidensis  F. 
Röm. 

Strophomena  piligera  Sandb. 
N  „  •  explanata  Schnur 

Choneies  dilatata  F.  Röm. 

„  scircinulata  Schloth. 
Orthis  hysterita  Gmel. 

„  striatula  ,, 

,,  circularis  v.  transfuga 
C.  Waith. 

Orthothetes  umbraculum 
Schloth. 

Ctenocrinus  rhenanus  Follm. 

,,  stellifer  ,, 

Gastrocrinus  patulus  J.  Müll. 
nov.  var.  Follm anni  W.  E. 
Schmidt 

Fleurodictyum  problemati- 
cum  Goldf. 

Es  ist  also  hier  nur  die  untere  Abteilung  der  Ober¬ 
koblenzschichten  vertreten,  die  Laubacher  Schichten  und 
Kieselgallenschiefer  fehlen.  An  der  Blmnslei  ist  das 
Schichtenband  doppelt  so  breit.  Sp.  cultrijugatus  F. 
Röm.,  ist  hier  recht  häufig  (Laubacher  Sch.),  bei  Nieder¬ 
fell  und  weiterhin  bis  Hatzenport  sind  auch  die  Schiefer 
vorhanden.  Demnach  verläuft  die  Störung  nicht  genau 
im  Streichen,  schneidet  vielmehr  die  Schichten  unter 
einem  spitzen  Winkel. 

Die  Koblenzschichten  im  Moselgebiet. 

ln  diesem  Abschnitt  sollen  einige  Beobachtungen 
über  den  Verlauf  der  einzelnen  Schichtenbänder  nach 
SW  mitgeteilt  und  vor  allem  die  Fundpunkte  von  Ver¬ 
steinerungen  namhaft  gemacht  werden.  Die  Südgrenze 
des  nördlichsten  Zuges  von  Unterkoblenzschichten  trifft 
man  im  Langental  zwischen  Kobern  und  Winningen,  wo 
in  den  Weinbergen  am  linken  Talabhang  einige  Ver¬ 
steinerungen  in  glimmerhaltigen  Gesteinen,  ähnlich  denen 


Homalonotus  gigas  A.  Röm. 
Cryphaeus  rötundifrons 
Emmr. 

Pleurotomaria  striata  Goldf. 
Tentaculites  scalaris  Schloth. 
IHerinea  fasciculata  Goldf. 
Actinodesma  mallei  forme 
Sandb. 

Grammy sia  sp. 

Nucula  confluentina,  Beush. 
Cucullella  elliptica  Maur. 
Conocardium  rhenamim 
Beush. 

Spirifer  cultrijugatus  F.Rüm. 
,,  carinatus  Schnur 
„  alatiformis  Drev. 

„  paradoxus  Schloth. 

„  arduennensis  Schnur 
Cyrtia  heteroclyta  Dfr. 
Uncinulus  pila  Schnur 


4 


Die  KobJenzschiehten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  75 

vom  Nellenköpfchen,  darunter  Kochia  capuliformis  C. 
Koch,  Hom.  rhenanus  C.  Koch,  beobachtet  wurden. 
Auf  der  rechten  Moselseite  stehen  versteinerungsreiche 
Grauwacken  an  der  Ostseite  des  alten  Weges  von  Dieb- 
lich  nach  Dieblicher  Berg  (Sp.  Hercyniae  Gieb,  Tropi- 
doleptus  carinatus  Conr.  u.  a.)  an.  In  dem  Steinbruch 
an  der  Koberner  Fähre  ist  an  der  Nordseite  eine  nach 
NW  einfallende  Überschiebungskluft  freigelegt.  Auch 
hier  findet  man  Versteinerungen.  Die  Grenze  gegen 
Koblenzquarzit  verläuft  auf  der  linken  Moselseite  vom 
Koberner  Bahnhof  in  der  Richtung  auf  die  Nothe 
Mühlen.  In  den  von  Gondorf  nach  Lonnig  und  Dreck- 
nach  führenden  Tälern  fehlt  es  nicht  an  Aufschlüssen, 
doch  habe  ich  keine  Versteinerungen  beobachtet,  fand 
aber  einige  an  dem  Sammelbehälter  der  Wasserleitung 
nördlich  Rüber.  Das  Maifeld  ist  namentlich  in  seinem 
östlichen  Teil  durch  Gebirgsstörungen  zerstückelt,  worauf 
schon  die  auf  der  rechten  Moselseite  nachgewiesenen, 
nach  NW  streichenden  Verwerfungen  und  die  oft  auf 
kurze  Entfernung  stark  wechselnde  Höhenlage  der  mio- 
zänen  Tone  (Drecknach,  Lonnig)  und  der  pliozänen 
Kieseloolithe  (Lonnig)  hinweisen.  Leppla  (45  S.  369) 
erwähnt  eine  nachtertiäre  Störung,  die  von  Mariarot 
über  Schwaiber  Hof,  Feiler  Hof,  Lehmen,  Küttig  zieht, 
entlang  dem  steilen  Absturz  des  oberen  -Maifelds  gegen 
den  nordöstlichen,  niedrigem  Teil.  Für  einen  genauem 
Nachweis  wäre  eine  eingehendere  Untersuchung  des 
breiten  Streifens  von  Unterkoblenzschichten  von  Wichtig¬ 
keit.  Ich  habe  die  Unterkoblenzschichten  von  Lasserg 
weiter  nach  SW  nicht  verfolgt. 

Der  Quarzitzug  des  Gülser  Mühltals  hebt  sich  süd¬ 
westlich  aus  den  diluvialen  Schichten  als  hoher  Rücken  im 
Rübenacher  Wald  heraus  und  bildet  südlich  vom  Langen¬ 
tal,  im  Alten  Forst  und  an  der  Rotelei  steile  Abhänge. 
Gegenüber  erscheint  er  östlich  und  südwestlich  von 
Dieblich,  setzt  dann  links  von  der  Mosel,  nordwestlich 
von  Gondorf  und  Lehmen  fort.  Als  Fortsetzung  kann 


0.  FoJImann: 


76 

wohl  der  Quarzit  des  Burgbergs  südlich  von  Mörz  be¬ 
trachtet  werden,  der  annähernd  im  Streichen  liegt, 
während  der  Quarzit  am  Ringelstein  im  untern  Elztal 
etwa  2  km  südlicher  liegt.  Die  obern  Koblenzschichten 
an  der  Blumslei  nordwestlich  von  Winningen  setzen  in 
fast  gleicher  Breite  am  Abhang  der  Dieblicher  Höhe 
fort.  Nahe  dem  scharfen  Vorsprung  an  der  nordöstlichen 
Ecke  findet  man  etwa  20  m  unter  dem  obern  Wald¬ 
rand  dieselben  Arten  wie  bei  Miellen  in  ähnlicher,  guter 
Erhaltung.  Nördlich  von  Niederfell  am  Ende  des  As- 
peler  Tals  hat  ein  grosser  Steinbruch  die  Laabaeher 
Schichten,  die  viele  Versteinerungen  führen,  aufge¬ 
schlossen,  in  den  hangenden,  ebenfalls  an  Versteine¬ 
rungen  reichen  Schiefern  liegt  ein  Bruch  auf  der  Höhe. 
Gegenüber  bei  Gondorf  trifft  man  die  Grauwackensand¬ 
steine  stark  gefaltet  am  obern  Rand  der  Weinberge, 
links,  die  Schiefer  rechts  am  Ausgang  des  Notbbach- 
tals.  Der  linke  Moselabhang  zwischen  Gondorf  und 
Kattenes  besteht  aus  versteinerungsreichen  Oberkoblenz¬ 
schichten.  Ein  Steinbruch  an  der  linken  Seite  der  Tal¬ 
schlucht  südlich  Lehmen  hat  die  Hobenrheiner  Schichten, 
ein  anderer  östlich  Moselsürsch  die  Laubacher  Sch., 
beide  reich  an  Versteinerungen,  aufgeschlossen.  Am 
Ausgang  des  von  Moselsürsch  zur  Mosel  abfallenden 
Tals  werden  die  obern  Koblenzschichten  als  Dachschie¬ 
fer  abgebaut.  Sie  erscheinen  wieder  im  untern  Schrumpf¬ 
tal  bei  Hatzenport.  Die  Hohenrheiner  Sch.  führen  gut 
erhaltene  Versteinerungen  an  den  Schleifen  des  Weges, 
der  zum  Betzemer  Hof  hinaufführt.  Nahe  der  Talsohle 
steht  neben  dem  Wege  Diabas  an.  Die  Oberkoblenz¬ 
schichten  stehen  noch  an  neben  der  Strasse,  die  durch 
das  Tal  des  Elberbachs  nach  Münstermaifeld  führt.  Im 
Streichen  nach  SW  treten  gegenüber  Burgen  im  Tal 
bei  Lasserg  Unterkoblenzschichten  auf,  zwischen  beiden 
setzt  eine  Querstörung  durch,  an  der  der  Koblenzquar¬ 
zit  und  Oberkoblenzschichten  im  SW  ähnlich  wie  am 
Kimmeiberg  im  NO  enden.  Im  Lasserger  Tal  -wurden 


v 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  77 

gesammelt:  Kochia  capuliformis  C.  Koch,  Tripleura 
pesanseris  Z.  und  W.,  Ctenodonta  unioniformis  Sandb., 
Ct.  migrans  Beush.,  Ct.  Maureri  Beush.,  Nucida,  Cal. 
cullella ,  Rhynch.  daleidensis  F.  Rom.  (Nellenköpfchen 
Sch.).  Die  unteren  Koblenzscbicbten  zwischen  Blumslei 
und  Kondertal  streichen  nach  SW  über  den  südlichen 
Teil  der  Dieblicher  Höhe.  Ihrer  obern  Grenze  gehört 
ein  Fundpunkt  am  rechten  Abhang  des  Tälchens  süd¬ 
lich  vom  Schwaiber  Hof  an,  wo  Kochia  capuliformis 
C.  Koch,  Hom.  rhenanus  C.  Koch,  Rensseläria  strigiceps 
F.  Röm.  gefunden  wurden.  Nordöstlich  vom  Schwalber- 
hof  sind  in  einem  Tälchen  dicht  neben  dem  Pfad,  der 
vom  Schwaiberhof  zum  Kührerhof  führt,  glimmerreiche 
Sandsteine  in  einem  Steinbruch  aufgeschlossen,  in  denen 
auf  den  Schichtflächen  vier  etwa  3/4  m  dicke  Kugeln  be¬ 
obachtet  wurden,  ähnlich  denen,  die  man  früher  (S.  12) 
am  Nellenköpfchen  fand.  Sie  sind  leider  durch  den  Be¬ 
trieb  des  Steinbruchs  jetzt  verschwunden.  Derselben 
Stufe  (Nellenköpfchen  Sch.)  sind  die  im  Aikener  Tal 
südlich  Burg  Thurand  in  einem  grossen  Steinbruch  auf¬ 
geschlossenen  Schichten  zuzurechnen,  in  denen,  Modiola 
antiqua  Goldf.,  Ctenodonta  Maureri  Beush.,  Nucula- 
secur  iformis  Goldf.  häufig  sind.  Anhäufungen  von  Hali - 
serites  JDechenianus  Göpp.  haben  in  einzelnen  Lagen 
schwarze,  kohlige  oder  graphitische  Färbung  des  Ge¬ 
steins  verursacht.  Auch  am  Stationsweg,  der  von  Al¬ 
ken  durch  die  Weinberge  zum  Bleidenberg  führt,  in  den 
Weinbergen  zwischen  Oberfell  und  Alken,  im  untern 
Teil  des  Katteneser  Mühltals  und  des  Tals  bei  Löf 
findet  man  Versteinerungen  der  untern  Koblenzschichten. 
Am  Eingang  des  Löfer  Tals  sind  ebenfalls  kohlige 
Schichten  zwischen  weissen  Sandsteinen  aufgeschlossen. 
Zwischen  Löf  und  Hatzenport  wird  das  Band  von  Unter¬ 
koblenzschichten  schmäler.  Von  der  Hatzenporter  bähre 
bis  Moselkern  besteht  der  rechte  Abhang  aus  Unter¬ 
koblenzschichten,  die  durch  einen  von  Fahrbüsch  südlich 
Hatzenport  bis  gegenüber  Moselkern  verlaufende,  strei- 


78 


0.  Fo  11  mann: 


eilende  Verwerfung  von  Oberkoblenzschichteu  getrennt 
sind.  An  dem  Abhang  südsüdwestlich  von  Burgen 
winden  neben  dein  zur  Holenhau  führenden  Wege  be¬ 
obachtet:  Kochia  capuliformis  C.  Koch,  Tripleura  pes 
anseris  Z.  und  W.,  Sp.  subcuspidatus  Schnur.  Die  hier 
zwischen  den  Weinbergen  aufgehäuften,  an  die  Quarzit- 
rosseln  erinnernden  Steinwälle  bestehen  vorwiegend  aus 
Unterkoblenzgrau waeken,  einzelne  Quarzitblöcke  da¬ 
zwischen  sind  von  dem  aus  Koblenzquarzit  bestehenden, 
südöstlich  liegenden  Rücken  Holenhau  herunter  ge¬ 
kommen.  Die  ünterkoblenzsehichten  enden  gegenüber 
Moselkern  an  einer  von  Dr.  Vietor  aufgefundenen  Quer¬ 
störung  (km  53,8);  bis  zum  Burgberg  (km  51,9)  bilden 
Obei  koblenzschichten,  die  hier  an  einer  Störung  ab¬ 
brechen,  den  rechten  Moselabhang.  Von  hier  bis  Fankel 
stehen  beiderseits  der  Mosel  Unterkoblenzschichten  an. 
Versteinerungen  wurden  beobachtet  im  Tal  nördlich 
Müden  und  gegenüber  am  Eingang  ins  Lützbachtal. 
„Gegenüber  Müden  besteht  fast  der  ganze  in  die  Mosel 
vorspringende  Fels  aus  compakten  Petrefaktenbänken“ 
schrieben  Zeiler  u.  Wirtgen  1854  (67)  als  die  Mosel¬ 
strasse  noch  nicht  gebaut  war,  und  der  felsige  Eierkopf 
an  der  linken  Seite  des  Lützbachtals  noch  bis  zum 
Moselufer  reichte.  Die  Petrefaktenbänke  sind  beim 
Strassenbau  weggesprengt  worden.  Bei  Treis  treten 
Versteinerungen  der  ünterkoblenzsehichten  auf  in  den 
Steinbrüchen  an  der  Strasse  die  in  grossen  Schleifen 
zum  Schock  hinaufführt  und  in  den  Weinbergen  des 
Dünn-  und  Flaumbachtals.  Häufiger  sind  sie  oberhalb 
des  Brauselei  bei  Cond.  Ein  sehr  ergiebiger  Fundpunkt 
liegt  am  obera  Rand  der  Neefer  Weinberge  nahe  dem 
schmalen  Felsgrat  südlich  vom  Petersberg.  Ich  notierte 
hiei .  lent.  scalaris  Schloth,  Pt.  expansa  Maur,  Sp. 
Hereymae  Gieb.,  Sp.  hystericus  Schloth,  Sp.  subcuspi¬ 
datus  Schnur,  Trop.  carinatus  Conr.,  Stroph.  Bouei 
OeliL,  Str.  explanata  Schnur,  Chon,  plebeia  Schnur, 
Meg.  Archiaci  Vern.,  Pleur.  problematicum  GoldL 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  n.  im  Moselgebiet.  79' 

Recht  häufig  sind  Versteinerungen  an  der  alten  Kirche 
bei  Aldegund.  Die  Fundpunkte  im  Streichen  nach  SW 
habe  ich  an  anderer  Stelle  schon  mitgeteilt  (17). 

Die  Fortsetzung  der  schmalen  Quarzitrücken  beider¬ 
seits  des  Münstertals  ist  westlich  vom  Kondertal  am  Wege 
nach  Mariarot  auf  kurze  Strecken  aufgeschlossen.  Sie  schei¬ 
nen  an  der  von  Leppla  nachgewiesenen  Störung  zu  enden. 
In  der  Richtung  des  Zuges  vom  Kiikkopf  liegen  die 
Quarzitrücken  am  Arkenwalder  und  Försterhof,  der  Dicke¬ 
berg  bei  Oberfell,  Eichelt  und  Schaf berg  bei  Alken. 
Im  südöstlichen  Teil  des  Schafberges,  der  aus  Ober¬ 
koblenzschichten  besteht,  ist  durch  die  Strasse  Alken- 
Nörtersbausen  stark  verwitterter  Basalt  aufgeschlossen. 
Unterhalb  Brodenbach  erreicht  der  Quarzitzug  die  Mosel. 
Westlich  von  Brodenbach  auf  der  linken  Moselseite  ist 
er  neben  dem  Bahngeleise  durch  einen  Steinbruch  auf¬ 
geschlossen,  in  dem  die,  fast  wagrecht  liegenden  Schich¬ 
ten  viele  Versteinerungen  enthalten.  An  der  Mosel 
bricht  er  an  einer  Störung  ab,  im  Streichen  liegen  rechts 
der  Mosel,  an  der  Strasse  nach  Morshausen,  Oberkob¬ 
lenzschichten.  Südlich  von  diesen  erhebt  sich  der  breite 
Quarzitrücken  des  Jahrsbergs,  der  nach  NO  an  der¬ 
selben  Störung  gegen  die  Oberkoblenzschichten  am  Aus¬ 
gang  des  Ehrenbürger  Tals  abbricht.  Nahe  bei  dem 
nördlichsten  Gehöft  auf  dem  Jahrsberg  findet  man  Ver¬ 
steinerungen  des  Quarzits.  Nach  SW  baut  der  Quarzit, 
mehrfach  an  Querstörungen  verschoben,  eine  Anzahl 
hoher  Rücken  auf:  die  Holenhau  südlich  Burgen,  den 
Hungerberg  östlich,  den  Müdener  Bock  südlich  von 
Moselkern. 

Südlich  vom  Druidenstein,  gegenüber  Moselkern, 
führt  das  Quarzit  am  obern  Abhang  zur  Mosel  die  am 
besten  erhaltenen  Versteinerungen  des  ganzen  Moselge¬ 
bietes.  Landschaftlich  treten  die  in  ihrer  Form  an 
Basaltkegel  erinnernden  Quarzitberge  Müdener  Bock  und 
Treiser  Schock,  von  den  Höhen  des  Maifeldes  und  des 
vorderen  Hunsrücks  gesehen,  am  auffallendsten  hervor. 


80  0.  F o  1 1  man n  : 

Am  nordöstlichen  Abhang  des  Treiser  Schock  führt  der 
Quarzit  nahe  dem  Gipfel  Versteinerungen,  die  nach  SW 
folgenden  Quarzitgipfel  Hurtskopf  (376  m)  und  der  etwas 
niedrigere  Keilkopf  bilden  gegen  das  Dtinnbachtal  steile 
mit  Rösseln  bedeckte  Abhänge.  Der  Quarzit  setzt  'jen¬ 
seits  des  Dünnbachtals  fort  im  Rodenberg  (335  m),  von 
dem  ein  helsgrat  weit  ins  Flaumbachtal  vorspringt. 
Jenseits  des  Flaumbachtals  setzt  der  Quarzit  über  Clott- 
heck  und  Kehrbusch  fort  und  endet  mit  steilem  Absturz 
zur  Mosel  an  der  Höllenkaul  südlich  Fankel.  An  der  von 
Fankel  nach  0  in  Windungen  aufsteigenden  Strasse  führt 
der  Quarzit  nahe  der  Höhe  Versteinerungen.  Seine  Fort¬ 
setzung  ist  nach  Victor  (64)  im  Moseltal  wahrschein¬ 
lich  zwischen  zwei  Störungen  abgesunken  und  zwischen 
Ellenz  und  Poltersdorf  etwas  nach  NW  verschoben.  Ge¬ 
schiebe  und  Lehm  bedecken  die  tiefliegende  Landzunge,* 
doch  ist  der  Quarzit  in  den  Einschnitten  der  Strasse 
nordwestlich  von  Ellenz  und  am  Altarsberg  bei  Polters¬ 
dorf  aufgeschlossen.  Im  Streichen  des  Quarzits  an  der 
Höllenkaul  liegt  westlich  von  Beilstein  der  Schellenberg, 
der  in  seiner  nordwestlichen  Hälfte  aus  Quarzit  (Ver¬ 
steinerungen)  im  südöstlichen,  höchsten  Teil  aus  Ober¬ 
koblenzschichten  besteht,  die  ebenfalls  Versteinerungen 
führen.  Ähnlich  ist  der  Mesenicher  Kopf  aufgebaut. 
Auch  hier  besteht  der  nordwestliche  Teil  aus  Quarzit, 
der  südöstliche,  höhere  (393  m)  aus  Oberkoblenzschich¬ 
ten.  Versteinerungen  findet  man  im  Quarzit  an  dem 
Pfad,  der  von  Mesenich  durch  die  Weinberge  hinauf- 
führt.  Im  Streichen  der  Oberkoblenzschichten  am 
höchsten  Punkt  trifft  man  an  der  Kapelle  Quarzit, 
zwischen  beiden  Punkten  setzt  eine  Störung  durch. 
Zwischen  dem  Mesenicher  Kopf  und  dem  Hochkessel 
westlich  von  Ediger  ist  ähnlich  wie  zwischen  Höllen¬ 
kaul  und  Schellenberg  das  im  Moseltal  liegende  Ver¬ 
bindungsstück  des  Quarzitzuges  abgesunken  (64).  Die 
südwestliche,  am  Moselabhang  verlaufende  Störung  wird 
später  behandelt  werden.  Am  Hochkessel  südlich  Ediger 


Die  Koblenzsehichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  8t 

führt  der  Koblenzquarzit  nordöstlich  vom  höchsten  Punkt 
(421  m),  der  einen  wohl  erhaltenen  Steinring  trägt,  Ver¬ 
steinerungen.  Der  quer  zum  Schichtenstreichen  verlau¬ 
fende  Rücken  des  Hochkessels  senkt  sich  nach  SW 
steil  zum  Tal  des  Neef  er  Baches,  und  der  Quarzitzug 
setzt  sich  jenseits  des  Tals  unter  der  mit  Moselge¬ 
schieben  bedeckten,  mehr  als  120  m  niedrigeren  Hoch¬ 
fläche  zur  Mosel  fort,  die  ihn  zwischen  Alf  und  Alde¬ 
gund  in  einem  auffallend  gradlinigen  Tal  durchbricht, 
das  durch  seine  Form  und  die  sehr  verschiedene  Höhen¬ 
lage  des  Quarzits  beiderseits  des  Flusses  auf  Störungen, 
ähnlich  denen  auf  der  Moselstrecke  Bremm-Senheim 
hindeutet.  Im  Sollig  links  von  der  Mosel  steigt  der 
Quarzit  wieder  zu  398  m  an.  Westlich  wird  der  Quar- 
zitzug  von  Hess  und  Alf  durchschnitten  und  baut  im  wei¬ 
tern  Verlauf  den  Kondelwald  zwischen  Üss  und  Alf  und 
den  Grünewald  zwischen  Alf  und  Lieser  auf.  Westlich 
vom  Liesertal  wird  er  bedeutend  schmäler  und  ver¬ 
schwindet  an  einer  Störung  bei  Bergweiler.  Zuletzt 
taucht  er  nochmals  aus  den  Oberkoblenzschichten  im 
Kellerberg  und  Steinenberg  südlich  Dirscheid  auf.  Wäh¬ 
rend  die  bisher  aufgezählten  Quarzitzüge  sich  fast  ohne 
Lücken  vom  Rhein  bis  über  Wittlich  hinaus  verfolgen 
lassen,  reicht  der  breite  vom  Rhein  zwischen  Siechhaus¬ 
tal  und  Kripp  durchschnittene  Zug  in  annähernd  ge¬ 
schlossener  Masse  nur  bis  Nörtershausen.  Am  südöst¬ 
lichen  Ausgang  des  Dorfes  steht  der  Quarzit  noch  neben 
dem  Weg  zur  Grünen  Mühle  an,  im  Streichen  trifft  man 
im  Brodenbachtal  nur  Oberkoblenzschichten.  Zwischen 
dem  Ehrenbachtal  und  Lützbachtal  steigt  der  Quar¬ 
zit  aus  den  Oberkoblenzschichten  sattelförmig  mehrfach 
auf  kurze  Erstreckung,  im  Streichen  durch  Querstörungen 
an  Oberkoblenzschichten  grenzend,  auf.  Auf  der  rechten 
Seite  des  Baybachtals  erscheint  er  so  bei  Morsbausen, 
und  etwa  4  km  südlich  bei  Obergondershausen.  Das 
letztere  Vorkommen  liegt  annähernd  im  Streichen  des 
Oberlahnsteiner  Zuges.  Der  südlichste  mir  bekannt  ge- 

Yerh.  d.  Nat.  Ver.  Jahrg.  78  u.  79.  1925.  6 


82 


0.  Follmann: 


wordene  Quarzitzug  ist  östlich  Sabershausen  aufge¬ 
schlossen;  er  mag  die  Fortsetzung  des  Emser  Quarzit¬ 
sattels  sein.  Drei  km  nördlich  davon  ist  ,ein  flacher 
Quarzitsattel  aufgeschlossen  bei  Dommershausen.  In  den 
Steinbrüchen  neben  der  aiv  Dommershausen  vorbeiführen¬ 
den  Strasse  und  hinter  der  Schule  führt  der  Quarzit 
viele  Versteinerungen.  Auch  die  südlich  von  Dommers¬ 
hausen  aufragende  Kuppe  (360  m)  besteht  aus  Quarzit. 
Südwestlich  und  nordöstlich  von  Dommershausen  bricht 
der  Quarzit  an  Querstörungen  ab,  die  Vietor  bis  zum 
Moseltal  verfolgt  hat.  An  der  westlichen  Störung  bricht 
der  Quarzit  an  einer  Kuppe  ab,  die  sich  westlich  von 
Eveshausen  erhebt;  die  nordwestlich  liegende  Kuppe 
(393  m)  aus  Quarzit  liegt  zwischen  beiden.  Im  Streichen 
des  Quarzits  bei  Morshausen  tritt  das  Gestein  wieder 
auf  bei  Macken,  endet  aber  an  der  gen.  östlichen  Stö¬ 
rung.  Die  Quarzitzüge  südlich  vom  Müdener  Bock 
scheinen  alle  am  Lützbachtal  zu  enden,  wurden  wenig¬ 
stens  zwischen  Lützbach  und  Dünnbach  nicht  mehr  be¬ 
obachtet. 

Das  beim  Verfolgen  der  einzelnen  Quarzitzüge 
wiederholt  beobachtete  Abbrechen  im  Streichen  gegen 
Oberkoblenzschichten  zeigt,  dass  das  Gebirgsstück  zwi¬ 
schen  der  unteren  Mosel  und  dem  Rhein  von  so  vielen 
Querbrüchen  durchsetzt  ist,  dass  die  Zusammengehörigkeit 
der  einzelnen  Teile  sich  nur  durch  eingehende  strati¬ 
graphische  Untersuchung  ermitteln  lässt.  Weit  schwie¬ 
riger  als  beim  Koblenzquarzit,  der  sich  leicht  von  den 
Oberkoblenzschichten  durch  seine  Gesteinsbeschaffenheit 
unterscheiden  lässt,  ist  das  bei  den  Oberkoblenzschichten 
selbst.  Im  allgemeinen  lässt  sich  hier  wie  auch  anders¬ 
wo  in  diesen  Schichten  nach  oben  eine  Abnahme  der 
sandigen  Gesteine  und  Zunahme  der  Tonschiefer  fest¬ 
stellen,  in  denen  eine  genauere  Verfolgung  der  Versteine¬ 
rungsbänke  und  der  ebenfalls  meist  bankförmigen  Lage¬ 
rung  der  Kieselgallen  eine  Gliederung  ermöglichen  wird^ 
Dazu  sind  ausgedehntere  ^Begehungen  erforderlich,  als 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  88 

sie  mir  möglich  waren.  Ich  muss  mich  daher  auf  die 
nördlichen  Züge,  die  nahe  der  Mosel  durch  die  untern 
Talstrecken  der  Nebenbäche  aufgeschlossen  sind,  be¬ 
schränken.  Die  im  Münstertal  auftretenden  Oberkoblenz¬ 
schichten  enden  mit  den  einschliessenden  Quarzitzügen 
westlich  vom  Kondertal,  während  das  Schichtenband, 
dem  der  Fundpunkt  an  der  Laubach  angehört,  sich 
weiter  verfolgen  lässt.  Südwestlich  von  Mariarot  sind 
die  Schichten  aufgeschlossen  in  einem  Steinbruch  (Ver¬ 
steinerungen)  an  der  nach  W  gerichteten  Wegschleife 
zwischen  den  Walddistrikten  Erscheng  und  Jungewald. 
Sie  erscheinen  wieder  im  Aspeler  Tal,  südwestlich  vom 
Arkenwalder  Hof  und  in  dem  nach  SW  gerichteten 
Seitental  im  Niederfeller  Wald.  Auf  weitere  Erstreckung 
stehen  sie  an  an  den  Seiten  des  Alkener  Baches  west¬ 
lich  vom  Münnichsberg.  Sie  führen  hier  viele  Ver¬ 
steinerungen,  ebenso  wie  weiter  westlich  auf  dem  Hasen¬ 
berg,  nördlich  von  dem  Hof  Wildenbungert  an  der 
Strasse  Alken-Nörtershausen.  Das  Alkener  Tal  bietet 
ein  vollständiges  Profil  durch  die  Koblenzschichten.  Auf 
die  Versteinerungen  des  Hasenbergs  wurde  schon  oben 
S.  28  hingewiesen.  Das  untere  Brodenbachtal  hat  die 
Laubacher  Sch.  aufgeschlossen,  am  Talausgang  Sp.  cul- 
trijugatus  F.  Röm.  Versteinerungen  findet  man  ausser¬ 
dem  in  der  zum  Schafberg  hinaufführenden  Talschlucht 
nördlich  der  Teufelslei  und  auf  der  Halde  eines  alten 
Stollens  in  dem  Seitental  zwischen  Teufelslei  und  Kerr- 
berg.  Im  untern  Ehrenbachtal  stossen  die  Laubacher 
Schichten  an  einer  Verwerfung  an  den  Quarzit  des 
Jahrsbergs.  Versteinerungen  findet  man  an  beiden  Ab¬ 
hängen  des  Talausganges  und  an  den  Einschnitten  der 
Strasse  Brodenbach-Morshausen,  nahe  den  an  Verwer¬ 
fungen  eingesunkenen,  tertiären  Kiesen  und  Sanden. 
Nordwestlich  vom  Jahrsberg  hat  die  Strasse  nach  Mors¬ 
hausen  die  Schichten  mit  Sp.  cultrijugatus  auf  längere 
Erstreckung  angeschnitten.  Auf  der  Höhe  südlich  vom 
Fahrbüsch  wurden  die  obern  Koblenzschichten  als  Dach- 


81 


O.  F  o  1 1  m  a  n  n : 


schiefer  in  einem  nach  N  getriebenen  Stollen  gebrochen. 
Auch  dort  sind  zahlreiche  Versteinerungen  zu  finden. 
Im  untern  Baybachtal  stehen  zwischen  der  Killgens  und 
Gesellschaftsmühle  Kalksandsteine  an,  die,  zu  braunen 

\  '  *  *  i  *  ' 

Sandsteinen  verwittert,  scharfe,  gut  erhaltene  Abdrücke 
enthalten.  Die  meisten  der  in  folgender  Liste  aufge¬ 
führten  Arten  hat  Dr.  D  a  h  m  e  r -Höchst  gesammelt  (4) 
(II.  S.  178). 


Unteres  Baybachtal  (Hohenrheiner  Sch.). 


Cryphaeus  rotundifrons 
Emmr. 

Pleurotom .  tricincta  A.  Rom. 
Tentaculites  alternans  A.Röm. 
Ptevinea  fasciculata  Goldf. 
Leiopteria  concentrica  A.Röm. 
Myophorici  obrotundata 

Beush. 

,,  Kahleber gensis 

Beush. 

„  intermedia  Dahm. 

,,  cfr.  gutta  „ 

.,  cfr.  in flata  A.Röm. 
Nucula  Krachtae  „ 

Cucullella  solenoides  Goldf. 

„  cfr.  truncata  Stgr. 


Leda  securiformis  Goldf. 
Spirifer  auricülatus  Sandb. 

,,  carinatus  Schnur 
„  subcuspidatus  „ 

„  arduennensis  „ 
Cyrtia  heteroclyta  Dfr. 
Rhynchonella  daleidensis  F. 

Rom. 

v  hexatoma  Schnur 
Chonet.es  dilatata  F.  Rom. 

„  plebeia  Schnur 
„  sarcinulata  Schloth. 
var.  subquadrata  A  Rom. 
Acanthocrinus  sp. 
Pleurodictyum  problemati- 
cum  Goklf. 


Südwestlich  vom  Baybach  hebt  sich  aus  den 
Oberkoblenzschichten  der  Koblenzquarzit  der  Holen¬ 
hau  und  des  Hungerbergs  sattelförmig  heraus.  Auf  dem 
nordwestlichen  Flügel  liegt  ein  schmaler  Band  Ober¬ 
koblenzschiefer  mit  Versteinerungen.  Wo  der  Koblenz¬ 
quarzit  östlich  von  Moselkern  an  einer  Störung  abbricht, 
liegen  am  rechten  Abhang  des  Tälchens  östlich  vom 
Druidenstein  Oberkoblenzschiefer  mit  Versteinerungen, 
die  man  auch  an  dem  Wege  trifft,  der  westlich  vom 
Druidenstein  zur  Höhe  führt.  Wie  bereits  erwähnt 
wurde,  besteht  der  Moselabhang  von  hier  bis  zum  Burg¬ 
berg  aus  Oberkoblenzschichten.  Das  Tälchen  westlich 
vom  Burgberg  liegt  in  Unterkoblenzschichten  zwischen 
km  51,8  und  51,9.  In  der  Talsohle  fand  ich  Sp.  cul - 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  85 

Itrijugatus  F.  Röm.,  Sp.  carinatus  Schnur,  Sp.  subcus- 
pidatus  Schnur,  Stropli.  piligera  Sandb.,  Rhynch.  da * 
leidensis  F.  Röm.  u.  a.,  die  von  dem  rechten  Abhang 
des  Burgbergs,  durch  den  die  Querstörung  verläuft,  her¬ 
untergekommen  sind.  Im  Lützbachtal  stehen  an  der 
Strauss-Mühle  ähnliche  kalkige  Sandsteine  an  wie  im 
Baybachtal.  Ein  km  talaufwärts  bei  dem  Dorfe  Lütz, 
in  dem  nach  Macken  hinaufführenden  Tal  und  in  dem 
von  der  Strauss-Mühle  nach  0  ziehenden  Rolsbachtal 
liegen  mehrere  Dachschiefergruben.  Ob  die  Gruben  bei 
Lütz  in  Oberkoblenz  oder  Orthocerasschiefer  bauen,  ver¬ 
mag  ich  nicht  zu  entscheiden,  da  ich  ausschlaggebende 
Versteinerungen  nicht  gefunden  habe.  Auf  Orthoceras¬ 
schiefer  deuten,  ausser  der  stratigraphischen  Stellung, 
grosse,  blaue,  gelb  verwitternde  Kalkknollen,  die  auch 
östlich  Beilstein  am  Wege  zum  Flaumbachtal  häufig 
sind.  Bei  Olkenbach  im  Alftal  und  an  der  Bastenmühle 
an  der  Lieser  oberhalb  Wittlich  treten  dieselben  Kalk¬ 
knollen  in  den  Schichten  mit  verkiesten  Goniatiten  auf. 
Dagegen  gehören  die  (mit  Sp.  cultrijugatus  F.  Röm.) 
als  Dachschiefer  benutzten  blauen  Schiefer  östlich  von 
Kattenes  und  am  W  ege  von  Hatzenport  nach  Mors¬ 
hausen  sicher  zu  den  Oberkoblenzschichten.  Oberkob¬ 
lenzversteinerungen  beobachte  ich  auch  in  den  Schiefern 
die  im  Flaumbachtal  unterhalb  des  Klosters  Engelport 
gewonnen  werden.  Im  Streichen  nach  NO  stehen  auf 
Höhe  an  der  alten  Strasse  Treis-Mörsdorf  Kieselgallen 
führende  Schiefer  an. 

Westlich  von  Beilstein  führt  der  Abhang  des  Schellen¬ 
bergs  gut  erhaltene  Versteinerungen  der  Hohenrheiner 
und  Laubacher  Schichten.  Auch  die  im  Tal  des  Beil¬ 
steiner  Flüsschens  und  an  der  Burg  vielfach  freiliegen¬ 
den  Oberkoblenzschiefer  enthalten  viele  Versteinerungen 
z.  T.  in  ähnlicher  Erhaltung,  wie  man  sie  bei  Wiltz 
in  Luxemburg  findet.  Orthoc.  trianguläre  Arcb.  und 
Vern.,  Phacops,  Cryphaeus ,  Paracyclas  rugosa  Goldf., 
Sp.  auriculatus  Sandb.,  Sp.  alatiformis  Dres.,  Atrypa 


86 


0.  Follmann: 


reticularis  L Lnc.  pila  Schnur  u.  a.  Diese  Schichten 
sind  zwischen  Mesenich  und  Senheim  nahe  der  Fähre 
und  gegenüber  bei  Senhals  in  dem  nach  W  führenden 
Hohlweg  ebenfalls  reich  an  Versteinerungen.  Während 
der  Zug  der  Oberkoblenzschiefer  südlich  von  Beilstein 
sich  noch  bis  Liesenich  und  Mittelstrimmig  ausdehnt, 
verschmälert  er  sich  westlich  von  Senheim  zwischen 
Hochkessel  und  Senkeimer  Wald  auf  etwa  1  km.  Er 
wird  hier  südöstlich  begrenzt  durch  die  oben  S.  4  er¬ 
wähnte  streichende  Verwerfung,  welche  „auf  der  Schub“ 
durch  eine  Querstörung  weit  nach  SO  gerückt  wird. 
\  on  hier  bis  Alf  behält  das  Band  annähernd  dieselbe 
Breite.  Als  F  undpunkte  der  Versteinerungen  seien  noch 
erwähnt  die  Aufschlüsse  im  untern  Talbachtal  bei  Bullay, 
der  Weg  zum  Waldfrieden  südlich  Alf,  die  Steinbrüche 
im  Alftal  südlich  Höllental,  im  Alftale  bei  Hinzerath 
oberhalb  Olkenbach  und  das  Liesertal  oberhalb  Wittlich.. 
Die  Grenze  der  Koblenzschichten  nach  SO  vermag  ich, 
wie  bereits  erwähnt  wurde,  nicht  anzugeben.  In  der 
Umgebung  von  Liesenich  scheinen  auch  Unterkoblenz¬ 
schichten  vertreten  zu  sein.  Ich  sah  dort  alte  Mauer¬ 
steine  im  Bauschutt,  in  denen  Tropidoleptus  carinatus 
Conr.  und  Orthis  circularis  So w.  enthalten  waren.  Wo¬ 
her  sie  stammten,  konnte  ich  nicht  erfahren. 

Streichende  Verwerfungen. 

Von  den  streichenden  Verwerfungen  ist  schon  früher 
S.  4  diejenige  erwähnt,  an  der  die  Oberkoblenzschichten 
und  die  Hunsrückschiefer  neben  einander  liegen.  Auf 
dem  Bl.  Koblenz  hat  E.  Kayser  eine  streichende  Ver¬ 
werfung  nachgewiesen  im  Gülser  Mühltal.  Ich  konnte 
sie  von  hier  bis  Hatzenport,  wiederholt  von  Querstö¬ 
rungen  gekreuzt,  verfolgen.  Am  Abhang  der  Blumslei 
macht  sie  sich  bemerkbar  durch  das  plötzliche  Absetzen 
der  Oberkoblenzschichten  mit  Sp.  cultrijugatus  F.  Röm., 
in  denen  Versteinerungen  bankweise  auftreten,  gegen 
die  ebenfalls  Versteinerungen  führenden  Unterkoblenz- 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  87 

-schichten  südlich  der  Blumslei,  ebenso  gegenüber  am 
Abhang  der  Dieblicher  Höhe.  In  der  kleinen  Tal¬ 
schlucht  östlich  Dieblich  steht  Kohlen zquarzit  an,  die 
Fortsetzung  des  Quarzitzuges  der  Rotelei  am  linken 
Moselufer.  Im  Streichen  nach  SW  trifft  man  am  Wege 
von  Dieblich  nach  Dieblicherberg  versteinerungsreiche 
Unterkoblenzschichten,  während  der  Quarzitzug,  nach 
SO  verschoben,  erst  ein  km  südlich  von  Dieblich  wieder 
auf  tritt.  Die  v.  Dechensche  Karte  verzeichnet  neben 
der  kleinen  Talschlucht  einen  Bleierzgang,  ich  fand  dort 
auch  eine  Stufe  mit  Kupferkies.  In  Dieblich  scheint 
demnach  eine  Verwerfung  durchzusetzen,  die  links  der 
Mosel  südwestlich  des  Rosenbergs  verläuft.  Die  Mine¬ 
ralbrunnen  im  Koberner  Tal  entspringen  wohl  auf  dieser 
Spalte.  Westlich  von  der  Dieblicher  Höhe  zeigt  sich 
die  Verwerfung  nahe  dem  Ausgang  des  Aspeler  Tals 
zwischen  der  Schwaiber  und  Linken  Mühle  l).  Am  nord¬ 
östlichen  Rande  des  Omerzenbergs  bei  Niederfell  zeigt 
der  Abhang  einen  auffallenden  Knick  an  der  Stelle,  wo 
die  Ober-  und  Unterkoblenzschichten  zusammenstossen. 
Letztere  sind  am  Wege  von  Niederfell  zum  Fellerhof  in 
alten  Steinbrüchen  (Versteinerungen)  aufgeschlossen. 
Durch  die  von  Leppla  nachgewiesene  Störung  (45)  ist 
die  streichende  Verwerfung  südlich  von  Niederfell  etwas 
nach  SW  verschoben.  Zwischen  Niederfell  und  Kattenes 
ist  die  Richtung  des  Mosellaufs  durch  sie  bestimmt, 
denn  die  von  Brodenbach  bis  Kattenes  nach  N  fliessende 
Mosel  wendet  sich  bei  Kattenes,  wo  sie  die  Verwerfung 
erreicht,  sofort  nach  NO  in  deren  Richtung.  Zwischen 
Kattenes  und  Niederfell  besteht  der  rechte  Abhang  aus 
Unter-,  der  linke  aus  Oberkoblenzschichten.  Die  Ver¬ 
werfung  ist  am  deutlichsten  zu  beobachten  im  Mühltal 
bei  Kattenes,  wo  am  rechten  Abhang  neben  dem  Hof¬ 
tor  des  Hauses  Nr.  68  versteinerungsreiche  Oberkoblenz- 


1)  Die  Namen  der  Mühlen  sind  auf  dem  Messtischblatt 
vertauscht. 


88 


0.  F  o  1 1  in  a  n  n : 


schiefer  an  einer  nach  NW  einfallenden,  mit  graublauem 
Letten  erfüllten  Kluft  an  die  rauhen  Grauwackensand¬ 
steine  der  Unterkoblenzschichten  grenzen.  Die  Ver¬ 
werfung  zeigt  sich  nochmals  nahe  der  neuen  Kirche  in 
Hatzenport  und  endet  westlich  von  Hatzenport  an  einer 
vom  Fahrbüsch  an  der  rechten  Talseite  nach  NW  ver¬ 
laufenden  Querstörung.  Südlich  von  Hatzenport  beginnt 
eine  andere  streichende  Verwerfung  nahe  der  Strasse, 
die  nach  Morshausen  führt,  an  der  ebenfalls  Unter-  und 
Oberkoblenzschichten  zusammenstossen,  jedoch  liegen  die 
Oberkoblenzsch.  südlich,  die  Unterkoblenzsch.  nördlich.. 
Sie  endet  an  einer  Querstörung  gegenüber  Moselkern. 
Line  andere  bereits  erwähnte  streichende  Verwerfung 
zieht  durch  das  Laubachtal  und  Ehren  breitstein.  Ver¬ 
längert  man  die  Richtung  der  Verwerfung  auf  der  rech¬ 
ten  Seite,  so  trifft  sie  die  linke  Seite  etwa  dort,  wo  der 
Weg  zum  Karthäuser  Hof  aufwärts  führt,  ist  also  nach 
N  ^  ei  schoben,  was  auf  eine  an  der  linken  Rheinseite 
verlaufende  Querstörung  deutet. 

Qu  e  r  v  er  w  er  f  u  n  ge  n. 

Von  den  Querverwerfungen  wurde  in  den  vorher¬ 
gehenden  Abschnitten  bereits  eine  Anzahl  erwähnt  und  bei 
einigen  auf  eine  eingehendere,  spätere  Beschreibung  hin¬ 
gewiesen.  Unter  denen,  die  auf  dem  Blatt  Koblenz  und 
Boppard  beobachtet  wurden,  dürfen  die  an  den  Rhein- 
11  fein  auftretenden  ein  besonderes  Interesse  beanspruchen, 
zumal  die  in  den  Jahren  1891  und  1894  ausgeführten 
Bohrungen,  welche  den  Viktoriabrunnen  bei  Oberlahn¬ 
stein  und  den  Rhenser  Sprudel  erschlossen  haben,  über 
den  Verlauf  der  Störungen  neue  Aufschlüsse  lieferten. 
Eine  am  linken  Rbeinufer  verlaufende  Störung  ist  be- 
leits  von  E.  Kays  er  auf  dem  Bl.  Koblenz  eingetragen. 
Sie  tritt  am  Dinkholder  Tal  südlich  Braubach,  wo  sie 
mehrere  Quarzitzüge  verwirft,  auf  die  linke  Rheinseite 
über  und  zieht  am  Steilhang  der  Jacobsberger  Hoch¬ 
fläche  vorbei  über  Brey  in  der  Richtung  auf  Rhens.. 


« 


Die  Kobienzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  89- 


Auf  dieser  Strecke  ist  sie  wegen  der  mächtigen  Decke 
von  Rheingeschieben,  Löss  und  Bimssand,  die  nirgends 
das  devonische  Gebirge  zutage  treten  lassen,  nicht  zu 
beobachten.  Dieses  tritt  bei  Rhens  am  Schamberg  her¬ 
vor.  Holzapfel  (33)  hat,  den  Auffassungen  E.  Kaysers 
folgend,  auf  einer  Karte  (1  :  100000)  die  Verwerfungs¬ 
linie  bei  Rhens  am  Fusse  des  Schambergs  vorbeige¬ 
zogen,  so  dass  sie  am  Rhenser  Brunnen  das  Rheinufer 
trifft.  Von  dort  verläuft  sie  in  nördlicher  Richtung  und, 
abweichend  von  der  Kayserschen  Karte,  westlich  vom 
Schloss  Stolzenfels.  Auf  der  Karte  von  Kay  sei*  zieht 
die  Verwerfungslinie  vom  Südrand  der  Karte,  dicht 
neben  der  Landstrasse  östlich  von  Stolzenfels  und  der 
Kirche  in  Kapellen  in  gerader  Linie,  in  Stunde  9,  durch 
das  untere  Siechhaustal  und  etwa  250  m  westlich  vom 
Dommelberg,  so  dass  zwischen  Kapellen  und  Siechhaus¬ 
tal  nur  ein  sehr  schmaler  Streifen  von  Unterkoblenz¬ 
schichten  liegt.  Ich  bin  durch  Beobachtungen  am  Rhein¬ 
abhang  und  die  Ergebnisse  der  Bohrungen  am  Rhenser 
Brunnen  zu  der  Überzeugung  gekommen,  dass  es  sich 
hier  um  zwei  Störungen  handelt,  von  denen  die  eine  im 
Rheintal,  die  andere  annähernd  parallel  bis  zum  Siech¬ 
haustal  am  Rheinabhang,  von  dort  westlich  vom  Dommel¬ 
berg  verläuft.  Über  das  Bohrloch,  das  1894  die  neue 
Quelle  am  Rhenser  Brunnen  erschlossen  hat,  gibt  die 
Untersuchung  des  Rhenser  Sprudels  durch  Prof.  Dr. 
H  in  tz -Wiesbaden  *)  folgenden  Bericht:  „Nach  Durch¬ 
bohrung  von  10  m  Alluvialsand  wurde  das  feste  Ge¬ 
birge  angetroffen  und  nach  Überwindung  von  recht  er¬ 
heblichen,  durch  das  stark  nach  S  gerichtete  Einfallen 
der  Schichten  veranlassten  Schwierigkeiten  bis  auf  337  m 
durchteuft.  Die  erschlossenen  Gebirgsarten  gehören 
geologisch  dem  untern  Devon  und  zwar  der  als  obere 
Koblenzschichten  bekannten  Stufe  an;  sie  bestehen  in 


1)  E.  Hintz:  Chem.  physikal.  Untersuchung  des  Bhenser 
Sprudels.  Wiesbaden  1902. 


90  r 


O.  F ollmann: 


häufigem  Wechsel  aus  Tonschiefern,  Grauwacken  und 
Quarzit.  Letzterer  tritt  in  der  Teufe  von  240 — 330  m 
geschlossen  und  nur  von  unbedeutenden  Schieferlagen 
durchzogen  aul.  Lnter  ihm  wurde  ein  geschlossenes 
Lager  von  blauen  Tonschiefern  angetroffen,  nach  dessen 
weiterer  Durchbohrung  um  7  m  die  Arbeit  als  beendet' 
angesehen  wurde.“  Die  Bohrung  zeigt,  dass  in  der 
Sohle  des  Rheintals  entlang  einer  Spalte  nahe  dem  Ufer 
eine  Scholle  in  die  Tiefe  gesunken  ist,  in  der  auch  die 
Oberkoblenzschichten,  die  über  dem  Quarzit  der  westlich 
gelegenen  Höhen  längst  durch  Abtragung  verschwunden 
sind,  noch  in  beträchtlicher  Mächtigkeit  (200  m)  lagern. 
Die  vertikale  Verschiebung  kann  ermittelt  werden  aus  der 
Differenz  der  Höhe  der  Oberkante  des  Koblenzquarzits  an 
den  Uferbergen  und  der  abgesunkenen  Scholle.  Das 
lässt  sich  einfacher  durchführen  bei  dem  Oberlahnsteiner 
Bohrloch,  das  die  Schichten  in  der  Sattelachse  getroffen 
hat,  während  das  Rhenser  Bohrloch  in  dem  nach  SO 
einfallenden  1  liigel  steht.  Ich  besitze  einige  Bohrkerne 
vom  Rhenser  Brunnen  aus  300  m  Tiefe,  die  den  untern 
Koblenzschichten  im  Liegenden  des  Quarzits  entstammen. 
Au  denselben  ist  zu  erkennen,  dass  die  Schichten  mit 
00°  nach  SO  einfallen.  Das  Gestein  ist  ein  blauer,  san 
diger  Schiefer  mit  viel  Glimmer  auf  den  Schichtflächen 
und  entspricht  vollständig  den  Schichten  vom  Nellen- 
köpfchen.  Das  Bohrloch  des  Oberlahnsteiner  Mineral¬ 
brunnens  wurde  1891  gestossen.  Leider  wurde  kein 
genaues  Bohrregister  geführt,  und  da  mit  Meissei,  nicht 
wie  beim  Rhenser  Brunnen  mit  Diamantkrone,  gebohrt 
wurde,  liegen  keine  Gesteinsproben  vor.  Nach  den  von 
Holzapfel  mitgeteilten  Angaben  der  Bohrleitung  wurden 
unter  25  m  Rheinkies  ca.  105  m  Oberkoblenzschichten 
und  7<  m  Quarzit  durchsunken.  Die  grössere  Mächtig¬ 
keit  der  Kiesschichten  erklärt  sich  daraus,  dass  das 
Oberlahnsteiner  Bohrloch  auf  der  Niederterrasse,  das 
Rhenser  dagegen  unmittelbar  am  Rhein  angesetzt  wurde; 
die  verschiedene  Mächtigkeit  der  Oberkoblenzschichten 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  n.  im  Moselgebiet.  91 


ist  darauf  zurückzuführeu,  dass  bei  Oberlahnstein  die 
Sattelacbse,  beim  Rhenser  Brunnen  der  Sattelflügel  ge¬ 
troffen  wurde.  Legt  man  die  Angaben  der  Oberlahn¬ 
steiner  Bohrung  zugrunde,  so  ergibt  sich  aus  der  Höhen¬ 
differenz  der  obern  Grenze  des  Koblenzquarzits  östlich 
des  Rheins  und  der  abgesunkenen  Scholle  eine  vertikale 
Verschiebung  von  300  m.  Aus  den  Bohrungen  ergibt 
sieh,  dass  in  der  Sohle  des  Rheintals  zwei  Störungen 
am  Rand  der  Uferberge  verlaufen,  zwischen  denen  eine 
etwa  1  km  breite  Scholle  in  die  Tiefe  gesunken  ist. 
Wie  weit  sie  nach  N  fortsetzen,  ist  wegen  des  Fehlens 
anderer  Bohrungen  rheinabwärts  ungewiss,  doch  darf 
bei  der  gleichartigen  Beschaffenheit  des  linken  Ab¬ 
hanges  angenommen  werden,  dass  die  linksrheinische 
Spalte  bis  nach  Koblenz  reicht.  Zahlreiche  Kluftflächen 
in  den  Steinbrüchen  am  linken  Abhang  haben  dasselbe 
Streichen.  Der  südlichste  Punkt,  an  dem  die  im  linken 
Rheinabhang  verlaufende  Störung  beobachtet  wurde, 
liegt  südöstlich  vom  Lützelforst  bei  Rhens.  Im  Streichen 
der  am  Lützelforst  durch  die  neue  Strasse  aufge¬ 
schlossenen  Oberkoblenzschichten  stehen  unten  an  der 
Landstrasse  nahe  der  Stelle,  wo  sie  das  Bahngeleise 
überschreitet,  unter  der  schmalen  von  Weinbergen  und 
Gärten  bedeckten  Terrasse  plattige,  weisse  Quarzite  an. 
Der  starke  Gewitterregen  am  4.  Juli  1913  hatte  die 
Gartenerde  abgespült  und  die  Quarzitschichten  auf  längere 
Strecke  an  der  Strassenböschung  freigelegt.  Sie  fallen 
mit  etwa  60°  nach  SO  ein.  Es  ist  ausgeschlossen,  dass 
es  sich  etwa  um  den  die  Oberkoblenzschichten  unter¬ 
teufenden  südöstlichen  Flügel  des  nördlich  vorbeiziehen¬ 
den  Quarzitsattels  handelt,  schon  wegen  des  Einfallens. 
Da  nun  die  Oberkoblenzschichten  in  normalem  Streichen 
und  Fallen  auch  an  dem  20  m  unter  der  neuen  Strasse 
hinziehenden  alten  Wege  nach  Waldesch  anstehen,  muss 
die  Störung  am  westlichen  Rande  der  Terrasse,  nahe 
dem  alten  Wege  durchgehen.  Abwärts  wird  die  Terrasse 
bis  zum  Lauxbachtal  etwas  breiter.  In  der  Nähe  des 


9 

Rhenser  Brunnens  kam  gelegentlich  bei  Rutschungen 
der  Strassenböschung  der  Quarzit  unter  der  Terrasse  zum 
Vorschein.  Nördlich  vom  Lauxbachtal  tritt  der  steile 
Abhang  näher  an  den  Rhein  heran.  Hier  beginnt  der 
schmale,  bis  zum  Siechhaustal  reichende  Streifen  von 
Unterkoblenzschichten,  die  durch  die  Verwerfung  von  den 
Quarzitschichten  getrennt  sind.  Der  linksseite  Abhang 
am  Ausgang  des  Lauxbachtals  ist  ein  Schuttkegel  des 
in  Koblenzquarzit  eingeschnittenen  Tals.  Nahe  dem 
Lauxbachtal  sind  die  Unterkoblenzschichten  als  helle, 
glimmerreiche  Sandsteine  entwickelt,  ähnlich  wie  über 
dem  Karolaturm  bei  Lay;  weiter  oben  am  Abhang 
stehen  die  weissen,  festen  Quarzite  an;  beide  waren  in 
den  letzten  Jahren  durch  Steinbrüche  gut  aufgeschlossen. 
In  der  Richtung  auf  Kapellen  sind  die  Unterkoblenz¬ 
schichten  an  dem  steilen  Abhang  mehrfach  freigelegt, 
braungraue,  plattenförmige  Sandsteine,  in  denen  die 
oben  S.  59  aufgeführten  Versteinerungen  gefunden  wurden. 
Grössere  Aufschlüsse  bieten  der  Schulhof  bei  Kapellen 
und  die  Talschlucht,  durch  welche  der  Weg  zum  Schloss 
hinaufführt.  Stolzenfels  steht  auf  Unterkoblenzschichten, 
die  auch  noch  westlich  am  Abhang  bis  zu  140  m  hin¬ 
aufreichen.  Darüber  an  der  scharfen  Biegung  des  Ka¬ 
leschenwegs  stehen  schneeweisse,  sehr  feste  Quarzite  an. 
In  den  steilen,  nur  mühsam  zu  ersteigenden  Abhängen 
der  Augustahöhe  und  des  Hasenbergs  trifft  man  bis 
etwa  140  m  Unterkoblenzschichten,  die  leider  bis  jetzt 
nur  wenige  Versteinerungen  geliefert  haben.  Recht 
deutlich  ist  die  Verwerfung  an  der  obern  Gabelung  des 
Königsbacher  Tals  zu  beobachten,  wo  die  Unterkoblenz- 
schichten  im  Streichen  an  Koblenzquarzit  stossen. 

Das  Vorhandensein  einer  rechtsrheinischen  Rhein¬ 
talspalte  hatte  E.  Kayser  (40),  der,  wie  oben  erwähnt, 
die  am  linken  Gehänge  verlaufende  nachwies,  vermutet, 
und  die  Vermutung  wurde  durch  die  Bohrung  des  Viktoria- 
Inunnens  bestätigt.  Isiach  Holzapfel  (33)  verläuft  die 
von  ihm  auf  Bl.  Dachsenhausen  nachgewiesene  Störung, 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  93 

an  der  mebere  Quarzitzüge  abbrechen  und  einige  Mineral¬ 
quellen  aufsteigen,  aus  der  Gegend  v.  Gemmerich  über 
Braubach  zum  Abhang  der  Rheinhöhen  zwischen  Brau¬ 
bach  und  Oberlahnstein.  An  ihr  bricht  der  Emser  Quarzitzug 
am  Ickerstiel  ab.  Nach  den  Untersuchungen  von  A. 
Fuchs  setzt  die  Störung  am  Ickerstiel  nicht  in  die 
Tiefe  fort,  kann  also  für  den  Rheingraben  nicht  die 
Bedeutung  haben,  die  Holzapfel  ihr  zuschrieb.  Mau 
darf  aber  wohl  annehmen,  dass  die  im  Rheintal  einge¬ 
sunkene  Scholle  am  rechten  Ufer  wie  am  linken  an  dem 
steilen  Abhange  der  Rheinhöhen  abgebrochen  ist.  Auf 
der  rechten  Rheinseite  sind  mehrere  quer  zum  Schichten¬ 
streichen  verlaufende  Spalten  mit  kleinern  Verschiebungen 
zu  beobachten.  Holzapfel  erwähnt  die  in  dem  Ober¬ 
lahnsteiner  Quarzitsattel  auftretenden  Querklüfte  mit 
Barytkry  stallen,  auf  die  ich  ihn  s.  Z.  aufmerksam  ge¬ 
macht  hatte.  Ein  Kupferkies  führender  Quarzgang  ist 
vom  Schlierbachtal  östlich  vom  Koppelstein  bis  zum 
Weiertal,  durch  einen  Schurfgraben  aufgeschlossen.  Er 
setzt  mitten  durch  den  bereits  gen.  Steinbruch  im  Weier¬ 
tal  („Müllers  Bruch“),  wo  östlich  von  dem  Gang  die 
Schichten  mit  60°  westlich  mit  20°  einfallen.  Auf  die 
Störungen  am  Lahndurchbruch  unterhalb  der  Ahlerhütte 
wurde  schon  S.  54  hingewiesen.  An  der  linken  Lahn- 
scite  bildet  der  Koblenzquarzit  einen  breiten  Sattel  mit 
nach  SO  und  NW  einfallenden  Flügeln.  Unter  dem 
Sattel  entsprang  früher  eine  Mineralquelle  „der  Schmal¬ 
born“,  die  unter  dem  Bahngeleise  in  einem  tiefen  Brunnen¬ 
gewölbe  gefasst  war.  Die  Quelle  versiegte,  als  der  unter 
demselben  Sattel  aufsteigende  Oberlahnsteiner  Brunnen 
erbohrt  wurde.  Etwa  in  der  Mitte  des  Sattels,  wo  die 
Schichten  fast  wagerecht  liegen,  ist  eine  Kluftfläche  auf 
längere  Erstreckung  freigelegt.  Über  dieser  Stelle,  etwa 

80  m  über  der  Lahn,  wurden  in  den  letzten  Jahren  mehrere 

7  # 

Quarzitbrüche  betrieben,  in  denen  die  Schichten  steil 
nach  SO  fallen.  Hier  muss  die  Querstörung  durchziehen. 
Die  Störung  an  der  rechten  Seite  verläuft  etwa  100  m 


94 


0.  Fo  11  mann : 


über  der  Lahn  am  Abhang,  wo  man  im  Streichen  des- 
Quarzits  versteinerungsreicbe  Grauwacken  und  Schiefer 
der  Oberkoblenzschichten  trifft,  die  lahnaufwärts  bis  zu 
dem  Steinbruch  östlich  der  Wolfsmühle  reichen  (km  63,1). 

enn  ich  auch  nicht  annehme,  dass  die  Verwerfungs¬ 
spalten  immer  in  gerader  Linie  verlaufen,  so  mag  doch 
eine  Störung  hier  Erwähnung  finden,  die  in  der  Ver¬ 
längerung  der  zuletzt  genannten  Kluft  liegt.  Im  Sommer 
1888  hatte  ich  am  Angelberg  eine  in  Stunde  9  streichende 
Kluft  beobachtet  und  in  die  Karte  eingetragen,  an  der 
die  obere  Abteilung  der  Unterkoblenzschichten  (Nellen- 
köpfcbenschichten)  um  etwa  200  m  nach  SO  verschoben 
ist.  Beim  Bau  des  den  Angelberg,  nördlich  von  Horch¬ 
heim,  durchziehenden  Tunnels  wurde  unter  dieser  Linie 
eine  starke  Quelle  erschlossen,  die  jetzt  Pfaffendorf  mit 
Wasser  versorgt.  Es  sei  endlich  auch  noch  darauf  hin¬ 
gewiesen,  dass  nördlich  von  der  .Schönen  Aussicht  am 
Lichterkopt  in  310  m  eine  Quelle  entspringt. 

Von  den  westlich  des  Rheins  auftretenden- Störungen 
ist  eine  Anzahl  schon  bei  der  Beschreibung  der  Schichten¬ 
züge  erwähnt  worden;  hier  soll  nur  auf  einige  eingegangen 
werden,  die  sich  auf  grössere  Erstreckung  verfolgen 
lassen.  Dazu  gehört  die,  welche  im  Kleinbornsbachtal 
den  Quarzitzug  des  Kühkopf  abschneidet.  Ich  halte  sie 
für  die  nordwestliche  Fortsetzung  der  von  Holzapfel 
beschriebenen  Lierschieder,  (38)  über  deren  Verlauf  er 
folgendes  mitteilt;  „Die  Lierschieder  Störung  ist  eine 
der  wichtigsten  des  ganzen  Gebietes,  die  sich  auch  im 
Gelände  durch  eine  auffallende  Talbildung  auszeichnet. 
Sie  streicht  durch  das  Reitzenhainer  Tal,  durch  den 
Ort  Reichenberg,  dann  das  Hasenbachtal  entlang  weiter 
durch  einen  breiten  und  flachen  Taleinschnitt  über  Lier- 
schied  und  durch  einen  ebensolchen  an  Nochern  vorbei, 
durchquert  dann  das  Wellmicher  Tal  nördlich  von 
Trieschergewann,  läuft  nördlich  von  Prath  und  Lyckers- 
hausen  vorbei  am  südlichen  Gehänge  des  Dahlheimer 
Bachtals  und  weiter  das  Heiligenbachtal  entlang.  Sie 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  95 

ist  demnach  ausgezeichnet  durch  eine  Menge  von  Quer¬ 
tälern,  deren  Entstehung  sie  veranlasst  hat.  Im  Rheintal 
macht  sie  sich  dadurch  bemerkbar,  dass  im  Streichen 
der  bei  Filsen  auftretenden  untern  Koblenzschichten  am 
linken  Flussufer  oberhalb  Oberspay  die  Kieselgallenschiefer 
des  Oberkoblenz  anstehen.  Ihr  weiterer  Verlauf  nach 
N  in  der  Richtung  auf  Waldesch  zu  ist  nicht  bekannt, 
sie  sollte  sich  aber  an  den  Quarzitzügen  auffinden  lassen. “ 
Die  Vermutung  Holzapfels  hat  sich  bestätigt.  Vom 
Bopparder  Hamm,  wo  der  am  Ickerstiel  bei  Braubach 
abgeschnittene  Quarzitzug  unter  dem  Rotenberg  aus  den 
Oberkoblenzschiefern  wieder  auftaucht,  wendet  sich  die 
Verwerfung  anscheinend  mehr  in  die  NNW- Richtung, 
ist  aber  in  den  sehr  gleichartigen  Kieselgallenschiefern 
schwer  nachzu weisen.  In  dieser  Richtung  fallen  die 
Störungen  des  Rhenser  Mühltal  (S.  56)  und  im  Tal  des 
Kleinbornsbachs,  die  bereits  (S.  28)  beschrieben  wurden. 
Auf  derselben  Linie  entspringt  in  350  m  westlich  vom 
höchsten  Punkt  des  Maulbeerkopfs  eine  Quelle  und 
ebenso  eine  besonders  starke  Quelle  nördlich  vom 
Pastorspfad  neben  der  Schneise  zum  Rabennestbach  im 
Distrikt  Grosssutter. 

S.  79  und  88  wurde  die  Störung  erwähnt,  an  der 
der  Quarzit  des  Jahrsbergs  westlich  von  Brodenbach 
nach  NO  abbricht.  Der  weitere  Verlauf  nach  SO  ist 
noch  nicht  festgestellt.  Südlich  vom  Jahrsberg  sind  die 
Oberkoblenzschichten  von  mehreren  Störungen  durchquert, 
an  denen  die  tertiären  Kiese,  die  auf  der  Höhe  an  der 
Strasse  nach  Morshausen  und  nordöstlich  vom  Gänshof 
in  grösserer  Verbreitung  liegen,  um  etwa  100  m  in  den 
Oberkoblenzschichten  eingesunken  sind.  Die  neue  Strasse 
Brodenbach  — St.-Goar  hat  südlich  vom  Jahrsberg  sowohl 
in  den  Koblenzschichten  wie  in  den  abgesunkenen 
tertiären  Schichten  lehrreiche  Aufschlüsse  geschaffen. 
Westlich  vom  Jahrsberg  setzt  noch  eine  Querstörung 
durch,  die  man  leicht  an  dem  Feldweg  beobachten  kann, 
der  von  der  Schiefergrube  auf  den  Fahrbüsch  führt. 


96 


0.  Foll man n : 


Hier  stossen  die  versteinerungsreichen  Oberkoblenzschiefer 
an  Koblenzquarzit.  An  anderer  Stelle  habe  ich  auf  eine 
weithin  verlaufende  Querstörung  hingewiesen,  welche 
auch  in  das  hier  behandelte  Gebiet  hineinreicht  (17). 
In  früheren  Arbeiten  (Dumon't,  Steininger,  E.  Kayser 
u.  a.)  findet  sich  die  Angabe  die  Dachschiefer  von 
Mayen-Müllenbach  erstreckten  sich  westlich  bis  zur 
Luxemburger  Grenze,  v.  Dechen  erwähnt  merkwürdiger 
Weise  diesen  breiten  Schieferzug  (Hunsrückschiefer)  in 
seinem  W  erke :  Geolog,  und  paläontol.  Übersicht  der 
Rheinprovinz  ubd  der  Prov.  Westfalen,  Bonn  1884  nicht 
Der  Schieferzug  bricht  westlich  des  Enderttals  an  einer 
Störung  ab,  deren  erste  Anzeichen  ich  vor  30  Jahren 
bei  Reiferscheid  und  Antweiler  beobachtete,  wo  Siegener 
Schichten  im  Streichen  der  mitteldevonischen  Kalkmulde 
von  Lommersdorf  liegen.1)  Die  Täler,  welche  südwestlich 
die  devonischen  Schichten  im  Streichen  der  gen.  Huns¬ 
rückschiefer  durchqueren,  Üss,  Alf,  Lieser.  sind  in 
Siegener-  und  Unterkoblenzschichten  nicht  in  Hunsrück¬ 
schiefer  eingeschnitten.  Die  Störung  verläuft  quer  durch 
den  Kochemer  Tunnel,  dessen  starke  Wasserführung 
juif  die  Kluft  zurückzuführen  ist,  und  tritt  bei  Beil¬ 
stein  auf  die  rechte  Moselseite  über.  Annähernd  parallel 
verläuft  westlich  eine  andere,  auf  welche  die  auffallend 
geradlinige  Richtung  der  Moselstrecke  Bremm— Senheim 
zm  iickzuf iihren  ist.  Sie  trifft  südwestlich  von  Senheim 
„auf  der  Schub“  die  von  Bullay  herkommende  streichende 
Verwerfung,  an  der  Hunsrückschiefer  und  Oberkoblenz- 
sehiefer  zusammenstossen,  und  verursacht  ein  starkes 
Zurückspringen  des  Hunsrückschiefers  nach  SO  bis  über 
Grenderich  hinaus.  Der  rechte  Moselabhang  gegenüber 
Edigei  ist  von  mehreren  in  Stunde  9  streichenden  steil 
zm  Mosel  hin  einfallenden  Klüften  durchzogen,  an  denen 


1)  G.  Fliegei:  Zum  Gebirgsbau  der  Eifel.  Verh.  d.  TSfat- 
bist.  V.  Bonn  1912  S.  492.  0.  Follmann:  Die  Eifel,  Forsch, 
z.  deutsch.  Landesk.  Stuttgart  1894  S.  218. 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  97 

noch  in  jüngerer  Zeit  grosse,  langgestreckte  Schollen 
von  Unterkoblenzschichten  abgeglitteu  sind.  Einige 
liegen  noch  unterhalb  der  Abbruchstellen  am  sog.  ge¬ 
rissenen  Berg  nahe  dem  trigonometrischen  Punkte  west¬ 
lich  von  Ediger. 

*  '  /  i 

Die  Gliederung  der  Koblenzschichten. 

Es  ist  nicht  beabsichtigt  nochmals  auf  die  Glieder¬ 
ungsversuche  von  Maurer,  Koch,  Frech,  Holzapfel 
u.  a.  einzugehen,  nur  einige  Bemerkungen  seien  zu  der 
S.  6  aufgestellten  Schichtenfolge  gestattet.  Die  ein¬ 
gehenden  Untersuchungen,  welche  A.  Fuchs  in  den 
Unterkoblenzsch.  der  Loreleigegend  angestellt  hat,  bei 
denen  er  die  Schichtenfolge  vom  Hunsrückschiefer  auf¬ 
wärts  Bank  für  Bank  durchforschte  und  eine  ganz 
erstaunliche  Menge,  freilich  meist  stark  verzerrter  Fos¬ 
silien  sammelte,  fehlen  noch  für  die  entsprechenden 
Ablagerungen  am  Nordrand  unseres  Gebietes.  So  ist 
denn  die  tiefste  Abteilung  der  Koblenzschichten  (Bendorfer 
Sch.)  durch  die  Fossilien  am  schwächsten  begründet, 
doch  zweifele  ich  nicht,  dass  bei  eingehender  Unter¬ 
suchung  der  Aufschlüsse  im  Brexbachtal,  wo  zudem  die 
Erhaltung  der  Versteinerungen  viel  besser  ist  als  südlich 
von  St.  Goar,  die  Zahl  der  Arten  sich  um  das  Mehr¬ 
fache  vervielfältigen  lässt.  Von  den  in  der  Liste  S.  9 
aufgeführten  Formen  ist  Sp.  arduennensis  v.  antecedens 
Frank  nach  meinen  Erfahrungen  nur  auf  diese  Abteilung 
beschränkt.  Über  die  Übereinstimmung  der  2.  Abt. 
Vallendarer  Sch.  mit  denen  von  Oberstadtfeld  besteht 
wohl  kein  Zweifel.  Dagegen  erfreuen  sich  die  Nellen  - 
köpfchenschichten  keineswegs  allgemeiner  Zustimmung 
(33).  Sie  sind  jedoch,  wie  sich  aus  den  voraufgegangenen 
Aufzählungen  ergibt,  keineswegs  nur  an  dem  altbekannten 
Fundpunkt  oberhalb  Urbar  vertreten.  Für  die  höhern 
Schichten  hat  A.  Fuchs  (25,  S.  2)  eine  Gliederung  auf¬ 
gestellt,  die  sich  im  wesentlichen  mit  der  von  mir  seit 
Jahrzehnten  angenommenen  deckt.  Die  plattigen  Quarzite, 

Verh.  <3.  Nat  Ver.  Jahrg.  78  u.  79.  1925.  7 


98 


O.  Follmann: 


welche  mit,  zu  weissem,  sandigem  Ton  verwitternden 
Schiefern  wechseln,  habe  ich  nicht  ausgeschieden.  Nach 
meinen  Erlahrungen  liegen  die  Kieselgallenschiefer, 
welche  A.  Fuchs  unter  die  Cultrigugatuszone  =  Lau¬ 
bacher  Schichten  setzt,  über  denselben.  Sie  müssten 
demnach  mit  den  darüber  lagernden,  blaue  Kalkknollen 
führenden  Dachschiefern  bei  Lütz,  im  Flaumbachtal, 
Beilstein,  Olkenbach  ins  Mitteldevon  gestellt  werden. 
VV  ie  beicits  oben  erwähnt,  soll  meine  Gliederung  nur 
für  das  behandelte  Gebiet  Geltung  haben.  Ich  habe 
deshalb  trotz  der  Ausführungen  Vietors  (64)  die  Ab¬ 
teilung  Koblenzquarzit  beibehalten,  obwohl  damit  nicht 
behauptet  werden  soll,  dass  die  Quarzite  etwa  als  Stufe 
wie  die  Unter-  oder  Oberkoblenzstufe  gelten.  Praktisch 
bilden  sie  in  der  Rhein-  und  Moselgegend  für  den  Geologen 
eines  der  wichtigsten  Gebirgsglieder,  das  nicht  nur  land¬ 
schaftlich  in  hoch  aufragenden,  weithin  hinziehenden 
Rücken  sich  bemerkbar  macht,  sondern  auch  durch  den 
auffallenden  petrographischen  Gegensatz  zu  den  schiefer- 
leichern  Schichten  im  Liegenden  und  Hangenden  mehr 
als  alle  andere  erwünschte  Fingerzeige  zur  Entwirrung 
der  Lagerungsverhältnisse  gibt.  Und  wenn  der  Quarzit 
auch  nahe  der  Luxemburger  Grenze  stellenweise  auf 
einige  Meter  Mächtigkeit  susamrnenschrumpft,  so  gewinnt 
ci  am  Rhein,  zumal  in  der  Mitte  der  Koblenzmulde  be¬ 
trächtlich  an  Ausdehnung,  besonders  zwischen  Waidesch¬ 
und  dem  Bopparder  Mühltal,  wo  man  quer  zum  Streichen 
kilometerweit  auf  Koblenzquarzit  wandert,  Victor  unter¬ 
scheidet  innerhalb  des  Koblenzquarzits  „2  faunistisch  und 
petrographisch  nicht  unerheblich  von  einander  abweichende 
Bezirke“,  die  er  als  die  Lamellibranchiaten-  und  Brachio- 
podenfazies  unterscheiden  möchte.  Ich  kann  das  nicht 
bestätigen.  Dem  Lamellibranchiatenbezirk  des  Quarzits 
fehlen,  nach  Vietor,  die  Cryphaen  völlig.  Negative 
Merkmale  haben  stets  nur  sehr  bedingten  Wert,  man 
soll  sie  in  der  Form  überhaupt  nicht  verwenden  —  man 
.soll  nicht  behaupten,  diese  oder  jene  Versteinerung 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  99 

kommt  hier  nicht  vor,  sondern  ich  habe  sie  nicht  dort 
gefunden.  Vietor,  dem  meine  sämtlichen  Fundstücke 
zur  Verfügung  standen,  hat  sie  nur  in  meiner  Sammlung 
übersehen,  ja  Cryphaeus  rotundifrons  Emmr.  ist  an 
verschiedenen  Fundpunkten  zwischen  dickschaligen  Gosse- 
letien ,  Myalinen ,  Pterineen  und  Myophorien  nicht  ein¬ 
mal  selten.  Ebenso  treten  Brachiopoden  in  den  an 
Lamellibrancbiaten  reichen  Fundstellen  sogar  bankweise 
auf.  Die  in  den  Sammlungen  liegenden  Fundstücke 
geben  durchaus  nicht  immer  ein  zutreffendes  Bild  der 
jeweils  in  Betracht  kommenden  Fauna,  man  müsste  denn 
an  jedem  Fundpunkt  jede  Art,  je  nach  der  relativen 
Häufigkeit  sammeln.  Man  beobachtet  dagegen  in  der 
Regel,  dass  die  Lamellibranchiaten  meistens  mehr  Lieb¬ 
haber  finden,  als  die  allenthalben  vorkommenden  Brachio¬ 
poden.  Das  Notizbuch  ist  für  den  sammelnden  Geologen 
ebenso  unentbehrlich  wie  der  Hammer. 


Zusammenfassender  Überblick  über  die 
Koblenzschichten  im  Rheinprofil. 


Die  Koblenzschichten  werden  nördlich  und  südlich 
von  Hunsrückschiefer  begrenzt,  der  rheinaufwärts  bis  in 
die  Gegend  von  Sayn,  abwärts  bis  zum  Rossstein  zwischen 
Oberwesei  und  St.  Goar  reicht.  Im  Norden  herrscht  am 
Muldenrand  bei  widersinnigem  Einfallen  nach  NW 
Schuppenbau,  der  am  vollständigsten  links  des  Rheins 
zu  beobachten  ist.  Die  nördlichste  Schuppe  reicht  bis 
ins  obere  Mühltal  bei  Güls.  An  der  rechten  Rheinseite 
ist  sie  noch  nicht  nachgewiesen,  da, hier  jüngere  Glieder 
als  Unterkoblenzschichten  im  Streichen  der  Oberkoblenz¬ 
schichten  des  Mühltals  nicht  aufgefunden  wurden,  erst 
13  km  östlich,  bei  Grenzhausen,  erscheint  wieder  der 
Koblenzquarzit.  Die  zweite  Schuppe  endet  an  der 
streichenden  Verwerfung  die  vom  Laubachtal  über 
Ehrenbreitstein  verläuft.  Die  dritte  umfasst  die  Schichten 
vom  Laubachtal  bis  zum  Siechhaustal.  Die  Schichten 
beiderseits  des  Rheintals  weichen  auf  dieser  Strecke  in 


100 


0.  Fo  11  mann: 


ihren  Lagerungsverhältnissen  sehr  von  einander  ab.  Die 
Unterkoblenzschichten  bilden  zwischen  Tal  Ehrenbreitstein 
und  Pfaffendorf  eine  grosse  liegende  Falte  mit  meter¬ 
dicken,  braunen  Sandsteinen,  links  des  Rheins  südlich 
Laubach  fehlt  diese  Falte,  nur  geringmächtige  Sand¬ 
steinbänke  wechseln  hier  mit  Schiefern  in  den  Unter¬ 
koblenzschichten.  Dass  die  streichende  Verwerfung  rechts 
und  links  des  Rheins  eine  beträchtliche  Verschiebung 
aufweist,  ist  bereits  (S.  88)  erwähnt  worden.  Wir  schliessen 
aus  dem  verschiedenen  Verhalten  der  Schichten  beider¬ 
seits  des  Rheins,  dass  bereits  bei  der  Auffaltung  derselben 
Querbrüche  entstanden,  deren  Wiederaufreissen  im  späten 
Tertiär  den  Rheingraben  entstehen  liess.  Noch  geringere 
Übereinstimmung  zeigen  die  südlich  folgenden  Talab¬ 
hänge  beiderseits  des  Rheins.  Dem  breiten  bis  zum 
Lahntal  reichenden  Quarzitzug  der  rechten  Rheinseite 
entsprechen  links  die  beiden  durch  eine  Oberkoblenz¬ 
mulde  getrennten  Quarzitzüge  des  Kübkopfs  und  der 
Augustahöhe,  die  jedoch  nicht  den  Rand  des  Rheintals 
erreichen,  vielmehr  nahe  dem  Rheintal  an  einer  Quer¬ 
störung  abbrechen. 

Vom  Siechhaustal  bis  zum  Lauxbach  liegt  im  Streichen 
des  Quarzits  ein  schmaler  Streifen  von  Unterkoblenz¬ 
schichten,  den  die  beim  Bohren  des  Rhenser  Sprudels 
nachgewiesene  Störung  nach  Osten  begrenzt.  Es  liegt 
hier  ein  Beispiel  der  „schmalen  Störungszonen u  vor, 
deren  Entstehung  H.  Cloos1)  anschaulich  beschrieben 
hat.  Zuerst  sank  der  Gebirgsteil  westlich  der  am  linken 
Gehänge  verlaufenden  Störung  ein.  Dann  brach  östlich 
von  dieser  Störung  die  Rheintalscholle  ein,  entlang  einer 
zum  Rheintal  einfallenden  Kluft,  die  in  dem  nicht  ab¬ 
gesunkenen  Gebirgsteil  (Unterkoblenz)  aufriss.  In  dieser 
Scholle  ist,  wie  bereits  erwähnt  (S.  90)  auch  noch  das 
hangende  Oberkoblenz  erhalten.  Während  der  Koblenz¬ 
quarzit  im  nördlichen  Teil  der  Mulde  ebenso  wie  südlich 


1)  Geol.  Rundschau,  Bd.  VII  S.  42. 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  101 

bei  Braubach  nur  schmale  Züge  bildet,  tritt  er  in  der 
Mitte  in  breiten  Zügen  auf,  die  an  Mächtigkeit  jene  um 
das  Vielfache  übertreffen.  Das  Unterkoblenz  tritt  inner¬ 
halb  der  Mulde  nur  in  dem  gen.  schmalen  Streifen 
zwischen  Siechhaus-  und  Lauxbachtal  auf,  wurde  aber 
am  Rhenser  Brunnen  in  300  m  getroffen.  In  dem  mehr¬ 
fach  erwähnten  Quarzitsattel  traten  früher  glimmerreiche 
sandige  Schiefer  in  der  Sattelachse  auf,  in  denen  ich 
mit  Maurer  das  Wiederauftauchen  der  Unterkoblenzsch. 
(Nellenköpfchensch.  =  Haliseritensch.)  vermutete.  Die 
Ansicht  habe  ich  später  aufgegeben,  bin  aber  neuerdings 
wieder  zweifelhaft  geworden,  da  beim  Abbauen  des 
Bruches  unzweifelhafte  Algenreste  zum  Vorschein  ge¬ 
kommen  sind  in  ähnlicher  Erhaltung,  wie  man  sie 
ehemals  in  dem  Steinbruch  am  Pfaffendorfer  Schützen¬ 
platz  in  Menge  fand.  Der  Nachweis  der  Unterkoblenz¬ 
schichten  am  Rhenser  Brunnen  lässt  das  Wiederauf  tauchen 
der  N ellenköpfchenschichten  im  Oberlahnsteiner  Sattel 
nicht  als  unmöglich  erscheinen,  zumal  das  Unterkoblenz 
auch  in  dem  nördlich  verlaufenden  Quarzitzug  im  obern 
Teil  des  Ehrenbreitsteiner  Mühltals  an  d.  Gr.  Mühlen¬ 
bach  zutage  tritt.  Südlich  des  Lahnsteiner  Sattels  bilden 
die  Oberkoblenzschichten  ein  mehreren  Kilometer  breites 
Band,  in  dem  vorwiegend  die  höhere  Schichten  auftreten, 
die  mehrfach  zu  Mulden  und  Sätteln  zusammen  geschoben 
sind.  Bei  Braubach  treten  im  Hangenden  des  Emser 
Quarzitzugs  auch  die  Hohenrheiner  Schichten  wieder  auf. 


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13.  Follmann  O.,  Die  unterdevon.  Sch.  v.  Olkenbach.  Verh. 

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25.  „  Die  Gliederung  u.  Tektonik  d.  Oberkoblenzsch.  im 


'  v 


r 


Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  103 

Quellensattel  und  Ganggeb.  v.  Ems  m.  1  Karte  u.  1  Taf. 
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preuss.  geol.  Landesanstalt. 

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30.  „  Bericht  über  die  Aufnahmen  des  Jahres  1899.  Jahrbuch 

der  Kgl.  preuss.  geol.  Landesanstalt.  Berlin  1899. 

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der  Deutschen  g*eol.  Gesellschaft.  Berlin  1880. 

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Berlin  1889. 

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Grauwacke,  mit  5  Tafeln.  Jahrb.  der  Kgl.  preuss.  geol. 
Landesanst.  Berlin  1892. 

40.  „  Geol.  Spezialkarte  von  Preussen.  1 :  25000,  Sekt.  Koblenz 

u.  Ems  mit  Erläuterungen.  Berlin  1892. 

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6  Taf.  u.  K.  Abh.  d.  Kgl.  pr.  geol.  L.  Berlin  1913. 

42.  Koch  C.,  Monographie  d.  Homalonotusarten  im  rhein 


104 


0.  F o 1 1  m  an n : 


Unterdevon  m.  8  Taf.  Abh.  z.  geol.  Spezialk.  v.  Pr. 
Berlin  1883. 

43.  Koch,  C.,  Über  die  Gliederung  d.  rhein.  Unterdevon¬ 

schichten  zwischen  Taunus  u.  Westerwald,  Jahrb.  der 
Kgl.  preuss.  geol.  L.  Berlin  1881. 

44.  Leppla  A.,  Geol.  Spezialkarte  von  Preussen  usw.  1:25000. 

Sekt.  Bernkastel,  Wittlich,  mit  Erläuterungen.  Berlin 
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Devons,  mit  10  Tafeln.  Neues  Jahrbuch.  Stuttgart  1888, 
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Gerolsteiner  Mulde,  mit  3  Tafeln.  Abh.  der  Kgl.  preuss. 
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50.  Richter  R.,  Aus  der  Eifelkalkmulde  von  Prüm.  Bericht 

des  Niederhein.  geol.  Vereins.  Bonn  1908. 

51.  .,  Beiträge  zurKenntnis  devonischer Triloliten,  mit  6 Tafeln. 

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Systems  in  Nassau.  Jahrb.  d.  Nass.  V.  f.  Naturkunde. 
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Berlin  1914. 

5b.  ,,  Cultrigugatuszone  u.  unteres  Mitteldevon  etc.  2  Taf. 
Jahrb.  d.  Kgl.  pr.  geol.  L.  Berlin  1912. 

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58.  Sch  ult  ze  L.,  Monographie  der  Echinodermen  des  Eifler 

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Wien  1866. 

59.  Schulz  E.,  Die  Eifelkalkmulde  von  Hillesheim,  mit  1  Karte 

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Die  Koblenzschichten  am  Mittelrhein  u.  im  Moselgebiet.  105 

60.  Scupin  H.,  Die  Spiriferen  Deutschlands,  mit  10  Tafeln^ 

Paläontolog'.  Abhandlung.  Berlin  1900. 

61.  Simonowitsch  S.,  Über  einige  Asterioiden  d.  rhein. 

Grauw.  Sitzungsber.  d.  Ak.  d.  W.  Wien  1871. 

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aus  d.  rhein.  Devon  bes.  a.  d.  Lenneschiefer  m.  23  Taf. 
Abh.  d.  Kgl.  pr.  geol.  L.  Berlin  1915. 

63.  St  einin  ger  J.,  Geognost.  Beschreibung  der  Eifel,  mit 

1  Karte,  1  Profiltafel  nebst  9  Tafeln  mit  Abbild,  von 
Versteinerungen.  Trier  1853. 

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Neues  Jahrb.  f.  Min.  1903. 

66.  Wirt  gen  F.,  Petrefakten  des  devonischen  Systems  zu 

Bertrich.  Verb,  des  Naturhist.  Vereins.  Bonn.  1854. 

67.  Wirtgen  F.,  u .  Zeiler  F.,  Vergleichende  Übersicht  der 

Versteinerungen  in  der  rhein,  Grauwacke.  Verh.  des 
Naturhist.  Vereins.  Bonn  1854. 

68.  Zeiler  u.  Wirtgen:  Bemerkungen  über  d.  Petrefakten 

d.  altern  devon.  Gebirge  v.  Rhein,  insbesondere  über 
die  in  der  Umgegend  v.  Koblenz  vorkommenden  Arten. 
Verh.  d.  Naturhist.  V.  Bonn  1855. 

(Enth.  d.  Abh'.  von  Joh.  Müller  üb.  Krinoiden.) 


i  i  1 


,  -j 
■  ^ 

Die  Mooswelt  der  Hildener  Heide. 

Von 

H.  Schmidt,  Freiburg-  i.  B. 

Unter  der  „Hildener  Heide£‘  versteht  die  botanische 
und  entomologische  Literatur  des  Rheinlandes  wohl  von 
jeher  das,  was  man  richtiger  als  die  Hildener  Bucht 
des  Rheinteils  bezeichnen  wird:  im  Norden  begrenzt  von 
dem  Hochdahlener  Kalkplateau,  im  Süden  von  dem  Oh¬ 
ligs-Hackhauser  Sandhöhenzuge.  Sie  umfasst  also  ausser 
der  eigentlichen  Hildener  Heide  noch  die  Ohligser  (Hack¬ 
hauser)  und  Haaner  Heide  sowie  die  keinen  Spezial¬ 
namen  führende  Gegend  nördlich  des  Eselsbaches  (Hüh¬ 
ner-  und  Scheidebach)  bis  zum  Südabhange  des  Kalk¬ 
plateaus.  Ihr  alter  Reichtum  an  Mooren  und  Heide¬ 
strecken  hat  zwar  mit  dem  Vordringen  der  Kultur  nicht 
unwesentlich  abgenommen :  Moore  sind  entwässert,  Heiden 
aufgeforstet,  unfruchtbare  Sandhügel  in  fruchtbares  Acker¬ 
land  umgewandelt.  Manche  seltene  Pflanze,  manches 
seltene  Insekt  sind  dadurch  verschwunden,  aber  der 
Lest  des  alten  Reichtums  ist  doch  noch  immer  beach¬ 
tenswert;  und  da  die  Hildener  Stadtverwaltung  in  hoch- 
herzigei  Weise  aut  weitere  Entwässerungen  auf  ihrem 
Eigentum  verzichtet  hat  und  das  schöne  Seengebiet  am 
Südabhange  des  Jaberges  von  den  Besitzern  als  ein 
Naturpaik  betrachtet  wird,  so  hat  der  Naturfreund  Ver¬ 
anlassung,  hier  doch  nicht  so  ganz  trübe  in  die  Zukunft 
zu  blicken. 

Das  oben  begrenzte  Gebiet  trägt  durchaus  nicht 


• ' 


Die  Mooswelt  der  Iiildener  Heide.  107 

einheitlichen  Charakter.  Während  die  Ohligser  Heide, 
fast  völlig  eben,  ein  einziges  ausgedehntes  Moor  (Hoch-, 
Heide-  und  Waldmoor)  darstellt,  die  Hildener  Heide  in 
abwechselungsreicher  Weise  von  Hügeln  durchzogen 
wird,  der  Wald  aus  Kiefern,  Birken  und  Erlen  besteht, 
ziehen  nördlich  des  Eselsbaches  ganz  sanfte  Bodenwellen 

I  dem  Rheine  zu,  getrennt  durch  nasse  Wiesentäler,  hier 
und  da  mit  kümmerlichen  Buchen-  oder  noch  kümmer¬ 
licheren  Eichenbeständen,  im  Süden  Hochmoore,  nörd¬ 
lich  Wiesenmoor.  Die  Bodenverhältnisse  können  diesen 
Unterschied  nicht  bedingen;  der  Untergrund  besteht 
überall  aus  tertiären  Kiesen  und  Sanden,  überlagert 
von  Kiesen  und  Schottern  der  Rheinterrassen,  festes  Ge¬ 
stein,  und  zwar  Grauwackensandstein  und  Tonschiefer, 
treten  nur  an  sehr  wenigen  engbegrenzten  Stellen  an 
die  Oberfläche  (man  vergl.  Brandt  und  Jäckel,  Über 
die  Beziehungen  der  Moorbildungen  zum  geologischen 
Aufbau  des  Gebirges  am  Bruchrande  des  Bergisehen 
Landes  zwischen  Ohligs  und  Düsseldorf,  Jahresber.  Na- 
turw.  Ver.  Elberfeld  1912).  Aber  während  die  siid- 
liehen  Teile  ihre  Bewässerung  durch  Bäche  aus  dem 
Grauwackengebirge  (und  wahrscheinlich  einen  Grund¬ 
wasserstrom  desselben  Ursprungs)  erhalten,  und  infolge¬ 
dessen  sehr  nährstoffarmes  Wasser  führen,  entstammen 
die  Quellen  des  nördlichen  Teiles  dem  Kalkgebirge, 
auch  da,  wo  sie  erst  in  weiterer  Entfernung  von  dessen 
Südende  zutage  treten.  Brandt  und  Jäckel  schlossen 
dies  zunächst  aus  dem  fast  gänzlichen  Fehlen  oberir¬ 
discher  Wasserläufe  in  diesem  Gebiet  und  bestätigten  es 
dann  durch  Wasseruntersuchungen.  Der  Botaniker  kann 
mit  Sicherheit  zu  demselben  Schlüsse  kommen,  wenn  er 
hier  die  Hochmoore  ganz  fehlen  und  die  Wiesenmoore  ihre 
Stelle  einnehmen  sieht;  denn  die  Sphagnum- Arten,  die 
Bildner  der  Hochmoore,  sind  durchweg  kalkfeindlich.  Statt 
ihrer  herrschen  hier  im  Norden  die  Hypnum- Arten  in  den 
Sumpfwiesen,  den  Gräben  und  dem  reichsten  Fundorte 
des  ganzen  Heidegebietes,  dem  Schafsheider  Sumpf  siid- 


108 


H.  Schmidt: 


lieb  von  Erkrath,  der  leider  wohl  auch  deui  gänzlichen 
Untergänge  geweiht  ist.  Sein  botanischer  Reichtum 
hängt  wahrscheinlich  gerade  damit  zusammen,  dass  die 
ihn  speisenden  Quellen  aus  weiter  Ferne  kommen  und 
daher  nie  versiegen;  sie  flössen  selbst  in  dem  trockenen 
Sommer  1911  so  reichlich  wie  kaum  zuvor.  Aber  vor 
einigen  Jahren  ist  der  das  Moor  durchziehende  Längs¬ 
graben  stark  vertieft  und  dadurch  der  grösste  Teil  des 
Moores  fast  trocken  gelegt  worden.  Von  dem  frü¬ 
heren  Bestände  an  seltenen  Pbanerogamen,  unter  denen 
erwähnt  seien  Nymphaea ,  Liparis,  Malaxis ,  Hypericum 
helodes ,  Carex  limosa  und  pulicaris ,  Eriophorum  g ra¬ 
dle  und  Triglochm  palustre  konnten  bei  dem  letzten 
Besuche  die  Orchideen  und  Carex  limosa  nicht  mehr 
aufgefunden  werden.  Günstiger  stand  es  mit  den  Moosen, 
deren  Hauptfundstellen  fast  alle  in  dem  oberen,  erhalten 
gebliebenen  Teile  liegen. 

Seinen  Pflanzenreichtum  verdankt  das  Moor  übrigens 
zum  Teil  dem  Umstande,  dass  es  kein  reines  Wiesen¬ 
moor  ist,  auf  der  Südseite  zeigt  sich  auch  reiche  Sphag- 
/mmvegetation  und  mehrere  Arten  gehen  auch  über  den 
Hauptgraben  weg  auf  die  Nordseite  über.  Brandt 
stellte  fest,  dass  auf  der  Südseite  von  den  nächsten 
Hängen  kalkfreies,  nährstoffarmes  Wasser  zufliesst;  auf 
der  Nordseite  mögen  die  Sphagna  wohl  als  Epiphyten 
auf  absterbenden  anderen  Moosen  wachsen,  sich  nur  von 
dem  atmosphärischen  Wasser  ernährend. 

Unter  den  Hypnum- Arten  des  Moores  herrschen 
vor  H.  stellatum,  stramineum  und  intermedium ;  H. 
scorpioides  nimmt,  ebenfalls  in  Menge,  die  sonst  ziem¬ 
lich  pflanzenleeren  Stellen  ein,  wo  die  kalkhaltigen  Quellen 
dem  Boden  entströmen.  Weniger  verbreitet  sind  H. 
aduncum,  exannulatum,  fluitans ,  commutatumy  impo- 
nens ,  cordifolium  und  ( Acrocladium )  cuspi datum ;  nur 
einmal  und  spärlich  wurde  H.  pratense  gefunden.  Von 
anderen  Laubmoosen  wurden  beobachtet:  Dicranum  un- 
dulatum  und  Bonjeam,  Fissidens  adiantoides ,  Webera 


Die  Mooswelt  der  Hildener  Heide. 


109 


mitans,  Rothii  (an  einer  trockenen  Stelle  im  Haupt¬ 
graben)  und  die  seltene  Webera  sphagnicola,  Bryum 
bimum ,  pallens  und  pseudotriquetrum,  Aulacomnium 
palustre  (häufig,  einmal  auch  die  Form  polycephalum 
mit  sehr  langen  Pseudopodien),  Mnium  Seligen,  Phi- 
lonotis  fontana  (meine  ältere,  von  Brandt  übernommene 
Bestimmung  als  „ calcarea “  war  irrtümlich)  und  caes- 
spitosa  var.  laxa,  Polytrichum  commune  und  formosum . 
Die  bei  der  letzten  Begehung  gefundenen  Funaria  hy- 
grometrica  und  Entosthodon  fascicularis  waten  wohl 
Einwanderer  nach  der  Trockenlegung.  Von  Sphagnum - 
Arten  sind  am  häufigsten  Sph.  cymbifolium,  acutifo- 
Uum  und  recuvvum ,  auch  auf  der  Isordseite;  auf  den 
Südteil  sind  beschränkt  Sph.  subsecundum  in  zahl¬ 
reichen  Formen,  deren  spezielle  Deutung  noch  nicht  ge¬ 


lungen  ist,  ferner  papillosum,  plmnulosum  Roell  (—  sub- 
nitens  Warnst.),  Girgensohnii ,  rubellum ,  bremfolium 
Roell  (=  parvifolium  Warnst.),  laricinum  (in  einer 
starren,  gebräunten  Form),  rufescens  und  turgidum. 
Von  Lebermoosen  ist  reichlich  vertreten  nur  Aneura 


multifida ,  ziemlich  häufig  Gymnocolea  inflata  und  die 
sehr  ähnliche  Gephalozia  fluitans ,  an  den  Wänden  des 
Hauptgrabens  Calypogeia  fissa /  nur  je  einmal  wurden 
gefunden  Aneura  pinguis ,  A.  pinnatifida ,  Lepidozia 
setacea ,  Gephalozia  bicuspidata  var.  Lämmer siana  und 
Calypogeia  sphagnicola. 

Verlassen  wir  nun  die  Schafsheide  und  wenden  uns 
der  Hildener  Heide  zu,  so  durchqueren  wir  zuerst  bis 
zum  Eselsbach  einen  Streifen  Ackerland,  der  zwischen 
Kemperdieck  und  Kochsheide  von  ausgedehnten  alten 
Sandgruben  unterbrochen  wird.  Die  Äcker  liefern  Ca- 
tharinea  tenella  (sparsam),  Riccia  glauca,  Anthoceras 
punctatus  und  crispus ,  welch  letztere  überhaupt  um 
die  Heide  herum  verbreitet  ist  (sonst  nicht  in  der  Rhein¬ 
provinz),  die  Sandgrube  Webera  annotina ,  Ditrichum 
tortile,  Dicranella  rufescens  und  Blasia  pusilla ;  in 
stagnierenden  Gräben  wuchert  reichlich  Hypnum  ex - 


110 


H.  Schmidt: 


annulatum,  hier  und  da  Aneura  pinnatifida  und  eine 
audeie  Aneura,  deren  Zugehörigkeit  zu  latifrons  mir 
noch  zweifelhaft  ist.  An  den  Bächen  und  in  den  Buchen¬ 
wäldern  bildet  Mnium  hornum  Massenvegetation.  Nahe 
dem  kleinen  Orte  Spürkienbruch  stossen  wir,  das  Heide¬ 
gebiet  durchquerend,  auf  einen  verlassenen  kleinen,  mit' 
Wasser  gefüllten  Steinbruch;  wir  steigen  hinab  und 
finden  üppige  Philonotis  fontana ,  (auch  hier  wieder  der 
calcarea  recht  ähnlich),  reichlich  fruchtend.  Bryum 
pallens ,  ferner  Haplozia  sphaerocarpa ,  sparsamer  An¬ 
eura  multifida  und  pinguis ,  Cephalozia  bicuspidata. 
In  der  Nähe  liegt  das  Quellgebiet  des  Spürklenbrucher 
Baches,  das  auf  kleinem  Raum  manche  interessante  Form 
der  Sumpfheide  in  reicher  Fülle  beherbergt.  Für  die 
allerdings  auch  sonst  nicht  seltene  Osmunda  regalis  ist 
wohl  hier  der  schönste  Standort;  auch  Hypericum  he - 
iodes  war  früher  reichlich  vorhanden,  ist  aber  wohl  von 
Erlengebiisch  überwuchert  und  vernichtet.  Dasselbe 
Erlengebüsch  liefert  uns  aber  neben  Phagiothecium  sil- 
eaticum  auch  das  seltenere  PI.  Ruthei ;  daneben  wächst 
zwischen  Sumpfgräsern  massenhaft  Odontoschismasphagni 
mit  Gymnocolea  inflata ,  Cephalozia  fluitans  und  der 
zierlichen  Lepidozia  setacea,  am  Bache  Chiloscyphus 
polyanthus  und  Aneura  pinnatifida.  Wo  die  Torfdecke 
besonders  dünn  ist  oder  ganz  fehlt,  haben  sich  an 
trockneren  Stellen  Campylopus  fiexuosus ,  turfaceus  mit 
der  schönen  Varietät  Mülleri  und  Pleuridium  subulatum 
angesiedelt,  an  feuchteren  Plätzen  finden  sich  Dicranella 
cerviculata  und  Campylopus  brevipilus  (einziger  Stand¬ 
ort  in  der  Rheinprovinz),  ferner  Zwergformen  von 
l  ephalozia  bicuspidata  und  zwischen  ihnen  meist  nur 
in  einzelnen  Stengeln,  seltener  in  zusammenhängenden 
Rasen  Leptocyphus  anornalus ,  öfter  mit  reichlichen  Keim¬ 
körpern.  Aulacomniuni  palustre  fand  ich  hier  in  einer 
anscheinend  neuen  Varietät  „ squarrosum mit  sparrig 
abstehenden  Blättern  zwischen  Molinia  und  niederem 
Heidegebüsch.  Unter  den  Sphagna  bemerken  wir  be- 


Die  Mooswelt  der  Hildener  Heide. 


111 


sonders  medium  (sonst  nur  noch  einmal  in  der  Heide) 
und  seinen  treuen  Begleiter  rubellum ,  dann  rufescens  und 
reichlich  papillosum . 

Dem  Bache  abwärts  wandernd  treffen  wir  auf  eine 
Stelle,  wo  von  rechts  her  ganz  kurze  Quelläufe  sich 
mit  ihm  vereinigen.  Hier  stand  früher  in  etwa  10 
starken  Exemplaren  Carex  laevigata ,  die  aber  zuletzt 
mehrere  Jahre  hindurch  vergeblich  gesucht  wurden.  Kurz 
vor  der  Vereinigung  mit  dem  Kesselsweier  Bache  wurden 
notiert Plagiothecium  latebricola  und  Calypogeia  Neesiana , 
etwas  weiter  unterhalb  Scapania  irrigua ,  jetzt  freilich 
durch  eine  Teichanlage  verschwunden.  Überhaupt  sind 
die  heutigen  Heideteiche  sämtlich  Kunstanlagen.  Ob 
früher  auch  natürliche  Wasserbecken  vorhanden  gewesen 
sind,  ist  nicht  festzustellen:  eine  Stelle  unweit  Kessels¬ 
weier  an  der  Elberfeld  — Hildener  Chaussee,  die  ganz 
den  Eindruck  eines  vermoorten  Teiches  macht,  war  z. 
B.  vor  40  Jahren  eine  Sandgrube,  und  das  mag  auch 
für  andere  ähnliche  Fälle  gelten. 

Bei  der  Vereinigung  der  beiden  Bäche  kreuzt  ein 
Fahrweg  die  Heide.  Geht  man  an  ihm  etwa  100  Schritte 
am  Kesselsweier  Bache  aufwärts,  so  kommt  man  an  die 
Stelle,  wo  ich  1916  Calypogeia  arguta  fand.  Ich 
veröffentlichte  das  Vorkommen  in  den  Berichten  des 
Bot.  und  des  Zool.  Ver.  für  Rhld.-Westf.,  Jahrgang  1914 
(der  erst  1916  im  Druck  erschien)  und  bezeichnete  den 
Standort  als  den  ersten  ursprünglichen  dieser  atlan¬ 
tischen  Pflanze  in  Deutschland.  Nach  W  arnstorf 
(Loeske,  Bryologische  Zeitschrift  1917,  S.  112)  ist 
allerdings  die  Pflanze  schon  von  Herpell  1867  bei 
St.  Goar  aufgefunden  worden,  1914  von  Heller  im 
Hottemauer  bei  Essen,  doch  ist  eine  frühere  Veröffent¬ 
lichung  dieser  Funde  meines  Wissens  nicht  erfolgt.  Das 
zierliche  Pflänzchen  wächst  hier  auf  nassem  Ufersande 
zwischen  Pellia  epiphylla  in  Gesellschaft  von  Caly¬ 
pogeia  trichomanes  und  fissa  (von  denen  es  sich  auf 
den  ersten  Blick  unterscheidet)  und  einer  gespreiztblätt- 


112 


H.  Schmidt: 


rigen  Form  von  Cephalozia  bicuspidata ;  ganz  in  der 
Nähe  als  Seltenheit  für  die  Ebene  am  steilen  linken 
Uferhange  Pleuroschisma  trilobatum.  Von  hier  ab  ist 
bei  dem  Gewirr  von  Hügeln,  der  unendlich  zahlreichen 
kleineren  Wald-,  Wiesen-  und  Hochmoorstellen,  zu  denen 
wir  nun  gelangen,  es  unmöglich,  die  Beschreibung  nach 
Lokalitäten  beizubehalten ;  nur  etwa  drei  Punkte  können 
noch  hervorgehoben  werden.  So  Ist  der  Sumpfstreifen 
längs  des  Kesselsweier  Baches,  besonders  oberhalb  des 
Gehöftes,  von  dem  der  Bach  den  Namen  führt,  ausge¬ 
zeichnet  durch  die  Häufigkeit  von  Sphagnum  molle  und 
compactum  (an  lichten,  halbtrocknen  Stellen);  nur  hier 
fand  ich  Sph.  Girgensohnii ,  fimbriatum  und  squarrosum 
an  quelligen  Stellen);  hier  ist  der  zweite  Standort  von 
Plagiothecium  Ruthei.  Der  Jaberg  selbst  ist  äusserst 
arm  an  Blütenpflanzen  und  Moosen,  erwähnenswert  ist 
nur  Racomitrium  ericoides ;  aber  wenn  man  den  ihn 
bildenden  Höhenzug  einige  hundert  Schritte  nach  Osten 
zu  verfolgt,  öffnet  sich  nach  Süden  eine  ausgedehnte 
talartige  Einsenkung,  die  vor  20  Jahren  einen  sehr 
wasserreichen  Quellsumpf  —  reich  an  Myrica  gale  — 
darstellte  und  leicht  kenntlich  ist  an  einigen  zerstreut 
stehenden  Zwergkiefern.  Diese  stellen  das  äusserste 
Extrem  der  in  der  Hildener  Heide  häufigen  Sumpfform 
unserer  Kiefer  dar.  Im  Laufe  von  fast  40  Jahren, 
während  deren  ich  sie  beobachten  konnte,  haben  sie 
kaum  irgendwie  deutlich  an  Höhe  und  Umfang  zuge¬ 
nommen  und  können  daher  bei  höchstens  10  cm  Stammes¬ 
dicke  vielleicht  auf  ein  mehrhundertjähriges  Alter  zu¬ 
rückblicken.  Die  Entwaldung  der  nächsten  Höhen  hat 
den  W  asserreichtum  des  Täl chens  sehr  zurückgehen 
lassen,  aber  dafür  ist  der  Sumpf  leicht  zugänglich  ge¬ 
worden  und  wir  finden  hier  massenhaft  Dicranella  cer- 
viculata  und  daneben  Sporledera  palustris  mit  dem 
sehr  ähnlichen  Pleuridium  subidatum ,  Calypogeia  fissa , 
trichomanes  und  sphagnicola,  Cephalozia  bicuspidata , 
ronnivens  und  media ,  die  man  hier  unterscheiden  zu 


Die  Mooswelt  der  Hildener  Heide. 


113 


lernen,  die  beste  Gelegenheit  hat.  Ältere  Standoitsvei 
zeichnisse  sind  wegen  der  vielen  Verwechselungen  be¬ 
sonders  in  ihren  Angaben  über  c onnivens  immer  nnt 
Misstrauen  anzusehen.  Eine  dritte  Sumpfstelle,  am  Ab¬ 
hange  desselben  Hügels  wie  die  eben  erwähnten  und 
von  ihr  durch  einen  flachen  Sandrücken  getrennt,  zeigt 
dieselben  Lebermoose  und  einen  ziemlichen  Reichtum  an 
Sphagnum- Arten  (häufig  Sph.  turgidum)  ohne  freilich 
eine  besondere  Seltenheit  aufzuweisen,  ist  aber  eindrucks¬ 
voll  durch  die  weithin  ausgedehnten  braunen  samtaitigen 

Rasen  von  Sphagnum  papillosum. 

Die  Moosvegetation  der  übrigen  Heide  ist  in  den  sich 
den  Bächen  entlang  erstreckenden  Sumpfwiesen  charak¬ 
teristisch,  durch  Dicranum  undulatum  und  Bonjeam, 
Fissidens  adiantoid>es  —  Mnium  Seligen  mehr  am  Rande 
der  Heide  — ,  Aulacomnium  palustre,  Thuidium  delica- 
tulum,  Climaäum,  Hypnum  stramineum  und  cordifo- 
lium,  Acrocladiuni  cuspidatum,  Hylocomium  squarro- 
sum,  die  Bachränder  selbst  durch  Pellia  epiphylla, 
Mnium  hornum  und  seltener  Mn.  punctatum  und  undu¬ 
latum.  Wo  sie  von  sumpfig- quelligen  Streifen  begleitet 
werden,  wachsen  Tetraphis  pellucida,  Eurhynchium  prae- 
longum  und  Stokern,  Lophocolea  bidentata  und  hete- 
rophylla,  Sphagnum  recurvum,  acutifohum,  cymbifo- 
lium  mit  var.  squarrosulum.  An  Gräben  der  Heide¬ 
wege  finden  sich  Dieranella  cerviculata,  Diplophyllum 
obtusifoüum,  Alicularia  scalaris,  Haplozia  sphaeroearpa, 
Lophozia  intermedia.  .Trockene  Heidestellen  weisen 
Polytrichum  gracile,  juniperinum,  piliferum  und  Hyp¬ 
num  cupressiforme  var.  ericetorum  auf,  sumpfige  Sphag - 
num  molluscum  und  Hypnum  imponens.  Die  Wälder 
bieten  Dicranum  scoparium,  Dieranella  heteromalla, 
Campylopus  flexuosus,  Polytrichum  commune  und  for- 
mosum ;  -  diese  beiden  bis  in  die  Hochmoore  hinein  — 
und  nicht  gerade  häufig  Hylocomium  Schreien,  noch 

seltener  Scleropodium  purum. 

Die  zahlreichen,  oft  nur  sehr  kleinen  Hochmoor- 

Verh.  d.  Nat.  Ver.  Jahrg.  78  u.  79.  1925. 


114 


H.  Schmidt: 


stellen  enthalten  meist  nur  die  gewöhnlicheren  Sphagna, 
doch  an  einer  Stelle  Sp>  medium ,  rubellum ,  larieinum 
und  cuspidatum  Ehrh.  vergesellschaftet ;  Sp.  cuspida- 
tum ,  subsecundum  (wie  in  der  Schafsheide  in  zahlreichen 
Formen),  rufescens ,  auriculatum  lind  turgidum  häufiger. 
Auch  letzteres  —  gern  in  Moorgräben  —  ist  sehr  formen¬ 
reich,  doch  findet  man  nicht  selten  ausgedehnte,  halb  im 
Wasser,  halb  auf  dem  Lande  wachsende  Rasen,  an 
denen  man  die  Übergänge  zwischen  den  kleinblättrigen 
Landformen  bis  zu  den  aufgedunsensten  Wasserformen 
verfolgen  kann.  Daneben  wächst  überall  OdontoscMsma 
Sphagni  und  ziemlich  häufig  Gymnocolea  inflata ,  Ce- 
phaloziä  fluitans  und  Lepidozia  setacea. 

Nur  sporadisch  sind  in  der  ganzen  Heide  vertreten 
die  Bryum- Arten:  bimum ,  cirrhatum  (nur  von  Lorch 
gefunden),  int  er  medium,  pcdlescens ,  erytJirocarpum ,  caes- 
piticium ,  Duvalii  (Lorch)  pseudotriquetrum  und  lacustre 
(Lorch).  Als  seltene  Vorkommnisse  sind  hervorzuheben: 
Dicranella  subulata,  Dicranum  Bergen  (Lorch),  spu¬ 
rium,  Racomitrium  aciculare  (in  dem  See  am  Jaberg), 
Camptothecium  nitens  (Lorch),  Plagiothecium  curvi- 
folium ,  Hypnum  pratense  (Lorch),  Sphagnum  bre- 
vifolium ,  quinquefarmm ,  plumulosum ,  auricidatum, 
inundatum ,  Alicularia  geoscypha  (an  einem  Weggraben), 
Lophozia  bicrenata,  Marsupella  FuncTcii ,  Leptoscyphus 
anomalus ,  Cephalozia  Francisci  (an  einer  senkrechten, 
sonnigen  Grabenwand),  Cephaloziella  Hampeana  (auf 
modernden  Blättern  im  Walde  nahe  der  Waldschenke) 
und  Ptilidium  ciliare  (Lorch). 

Über  die  Ohligser  Heide  kann  ich  nur  anhangs¬ 
weise  einige  Bemerkungen  hinzufügen,  da  ich  sie  nur 
zweimal  zu  bryologischen  Zwecken  besuchte.  Sie  er¬ 
schien  mir  dabei  weit  ärmer,  als  ich  nach  den  ausge¬ 
dehnten  Hochmoorflächen,  die  trotz  der  auch  liier  vor- 
geschrittenen  Entwässerung  immer  noch  einige  Schaukel¬ 
sümpfe  enthalten  und  ihrem  vielfach  allmählichen  Über¬ 
gang  in  trockene  Heide  erwarten  durfte.  Reichlicher 


i 


115 


Die  Mooswelt  der  Hildener  Heide. 

als  in  der  Hildener  Heide  sind  nur  vertreten  Sphagnum 
papillosum,  cuspidatum,  auriculatum  und  t.urgidum; 
von  bemerkenswerten  Funden  verzeichuete  ich  nur  Caly- 
pogeia  sphagnicola  und  Hyptmm  exannulatum  var. 
Rotae,  letzteres  an  einer  inselartigen  sphagnumfreien 
Stelle  nahe  der  Bahn  Ohligs- Hilden,  wo  also  offenbar 
kalkhaltiges  Wasser  zutage  tritt.  Aber  meine  Hoffnung, 
hier  besondere  Seltenheiten  zu  finden,  vielleicht  Archi- 
dium,  Paludella,  Tayloria,  Splaehnum,  Polytrichum 
strictum,  Plagiothecium  latebricola  usw.,  wurde  gänz¬ 
lich  enttäuscht;  vielleicht  ist  ein  anderer  glücklicher. 


* 


L 


N  atur 


des 


Vereins 


der 

preufsischcn  Rlieinlande  und  Westfalens. 


\ 


Achtzigster  Jahrgang, 

192%. 


Mit  einer  Karte,  einer  Profil-Karte  und  einer  Tafel. 


/ 


Bonn 

Im  Selbstverlag1  des  Naturhistorischen  Vereins 

1925. 


Für  die  in  dieser  Vereinsschrift  veröffentlichten  Mit 
teilungen  sind  die  betreffenden  Autoren  allein  verantwortlich 


Inhalt. 


Seite 

Holl  st  ein,  W.  Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Werther 
und  Borgholzhausen.  Mit  einer  Karte  und  einer  Profil- 
Karte  . 1  —33 

Müller,  Fr.  Zur  Flora  des  Nahetales . 34—45 

von  Jordans,  A.  Das  BergTebhuhn,  Perdix  montana 

(Gmelin).  Mit  einer  Tafel . 46  —  58 


7 


N 


V 


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»  I 


I 


V 


Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Werther  und 

Borgholzhausen. 

Von 

Wilhelm  Hollstem. 

Die  Arbeiten  von  E.  Meyer  ])  und  von  A.  Mestwerdt2) 
lassen  den  8  km  langen  Gebirgsstreifen  zwischen  Werther  und 
Bergholzhausen  frei,  der  bisher  noch  keine  eigene  Bearbeitung 
erfahren  hat.  Es  erschien  nun  von  Interesse,  auch  diesen  Ab¬ 
schnitt  einer  eingehenden  Untersuchung  zu  unterwerfen,  umso¬ 
mehr,  als  der  Charakter  des  Gebirgszuges  nördlich  und  südlich 
des  grossen  Querbruches  von  Bergholzhausen,  der  diesen  Ab¬ 
schnitt  im  N  begrenzt,  durchaus  verschieden  ist,  wie  es  schon 
ein  Blick  auf  eine  topographische  Karte  lehrt.  Lässt  sich 
nördlich  jenes  Querbruches,  an  dem  ja  die  Kette  des  Teuto¬ 
burger  Waldes  eine  horizontale  Verschiebung  um  etwa  2  km 
erfahren  hat,  nur  ein  deutlicher,  viel  gewundener  Kamm  ver¬ 
folgen,  so  besteht  der  von  mir  untersuchte  Gebirgsteil  wie  auch 
der  südlich  aufschliessende,  bereits  von  Meyer  bearbeitete  Ab¬ 
schnitt  aus  mehreren  Zügen,  die  trotz  mancher  Störungen  und 
Abweichungen  im  einzelnen  eine  deutliche  Parallelität  erkennen 
lassen.  Die  Streichrichtung  des  ganzen  Gebirgszuges  ist  etwa 
N  55 0  W. 

Am  geschlossensten  verläuft  der  nördliche  Zug.  Bei 
Werther  setzt  er  schmal  ein,  verbreitert  sich  bald  und  teilt 
sich  in  zwei  Züge,  die  sich  zuerst  langsam,  bei  Borgholzhausen 

1)  Meyer,  E.,  Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Bielefeld  und 
Werther.  Jhrb.  d.  Preuss.  Geol.  Landesanst.  1903,  S.  349-380. 

2)  Me  s  t  wer  d  t,  A.,  Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Borgholz¬ 
hausen  und  Hilter.  Dissert.  Göttingen  1904. 

Verh.  d.  Nat.  Ver.  Jahrgf.  80.  1925. 

1  ■  '  5-, 


! 


1 


2 


Wilhelm  H  o  1 1  s  t  e  i  n : 


schnell  von  einander  entfernen.  Nach  SW  folgt  ein  weites 
Längstal,  das  Hauptlängstal  des  Osming.  Es  wird  bei  Berg- 
holzhausen  durch  einen  schmalen  Rücken  in  zwei  zerlegt. 
Südlich  davon  erhebt  sich  der  Hauptkamm  des  Gebirges,  der 
in  der  Grossen  Egge  bei  Halle  mit  312  m  die  grösste  Höhe 
des  Gebietes  bildet.  Ihm  legen  sich  in  geringerem  Abstande 
noch  mehr  oder  weniger  deutlich  zwei  niedrigere  Kämme  an, 
deren  südlichster  sanft  zur  Münstersehen  Ebene  abfällt. 

In  den  älteren,  grössere  Teile  des  Teutoburger  Waldes 
behandelnden  Arbeiten  von  F.  Roemer1)  und  y.  Dechen2) 
befinden  sich  auch  Angaben  über  den  Abschnitt  von  Werther 
bis  Bergholzhausen.  Elbert3)  hat  die  Gegend  bei  Halle  be¬ 
rücksichtigt.  Meyer4)  hat  für  die  Beschreibung  einzelner 
Horizonte,  die  in  dem  von  ihm  bearbeiteten  Gebiet  schlecht 
aufgeschlossen  waren,  die  Gegend  nördlich  von  Werther  heran¬ 
gezogen.  Stille5)  hat  in  mehreren  Arbeiten  die  tektonischen 
\  erhältnisse  der  Gegend  südöstlich  von  Borgholzhausen  erwähnt. 

Stratigraphie. 

In  dem  von  mir  untersuchten  Gebiet  treten  auf: 

6.  Alluvium, 

5.  Diluvium, 

4.  Kreide, 

3.  Jura, 

2.  Muschelkalk, 

1.  Rot, 

1)  Roemer,  F.,  Geognostische  Zusammensetzung  des  Teuto¬ 
burger  Waldes  zwischen  Bielefeld  und  Rheine  etc.  N.  Jhrb.  f.  Min 
1850,  S.  385-417. 

Ders.,  Die  Kreidebildungen  Westfalens.  Verh.  d.  Nat.  Ver.  f. 
Rheinld.  u.  Westf.  1854,  S.  29—180. 

2)  v.  Dechen,  H.,  Der  Teutoburger  Wald.  Eine  geognos- 
tische  Skizze.  Verh.  d.  Nat.  Ver.  f.  Rheinld.  u.  Westf.  1856.  S.  331—410. 

3)  Elbert,  J.,  Das  untere  Angoumien  in  den  Osningberg- 

kettcn  des  Teutoburger  Waldes.  Ver.  d.  Nat.  Ver.  f.  Rheinld.  u. 
Westf.  1901,  S.  77 — 167.  4)  Meyer,  a.  a.  0. 

5)  Stille,H.,  Der  geologische  Bau  desRavensbergischen  Lande. 
Jhrsb.  d.  Nieders.  geol.  Ver.  1910,  S.  226— 245. 

Ders.,  Der  Mechanismus  der  Osningfaltung.  Jhrb.  d.  Pr. 
Geol.  Landesanst.  1910,  1,  S.  357—382. 


Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Werther  u.  Borgholzhausen.  3 


Röt. 

Der  Röt  bestellt  wie  im  ganzen  Osning  aus  dunkel- 
roten,  untergeordnet  grünlichen  Letten.  Die  häufig  aus  ihm 
■erwähnten  kieseligen  Platten l)  konnte  ich  anstehend  in  ihm 
nicht  beobachten;  ich  fand  sie  dicht  südlich  des  Weges,  der, 
von  der  Chaussee  Halle-Theenhausen  abzweigend,  nach  Egge¬ 
berg- hinaufführt,  etwa  150  m  von  der  Chaussee  entfernt,  wo 
das  Gestein  zu  einer  Aufschüttung  benutzt  war.  Es  ist  ein 
bellgrünlicher,  fein  dunkelgefleckter,  feinkörniger  Sandstein  mit 
Glimmerschüppchen  und  ganz  schwachem  CaCOs-Gehalt,  der  in 
bis  4  cm  starken,  in  sich  wieder  plattig  spaltenden  Bänkchen  . 
auftritt.  Er  enthält  unregelmässige  Porenlagen. 

Der  Röt  findet  sich  in  geschlossenem  Zuge  von  wechseln¬ 
der  Breite  am  Südabhange  des  nördlichen  Bergzuges.  Seiner 
Grenze  gegen  den  Muschelkalk  folgt  ziemlich  genau  die  Wald¬ 
grenze;  der  Röt  trägt  Wiese  oder  Feld,  der  Muschelkalk 
meistens  Wald.  In  einiger  Mächtigkeit  aufgeschlossen  ist  der 
Röt  nur  in  der  Spilkerschen  Ziegeleitongrube  bei  Werther,  wo 
aber  nicht  er,  sondern  der  angrenzende  Schieferton  des  Jura 
zur  Ziegelherstellung  dient.  Trotz  des  Fehlens  eigentlicher 
Aufschlüsse  ist  er  aber  ziemlich  gut  zu  verfolgen,  da  er  häufig 
in  Wasserrissen  und  Gräben,  an  steileren  Hängen  und  unmittel¬ 
bar  im  Ackerboden  zum  Vorschein  kommt. 

Muschelkalk. 

Der  Röt  wird  nach  N  überall  regelmässig  vom  Muschel¬ 
kalk  überlagert.  Die  Grenzschichten  zwischen  beiden  sind, 
wie  schon  Meyer2)  in  seiner  Arbeit  beschreibt,  in  einem  kleinen 
Bruch  beim  Kemnerschen  Hofe  in  Wichlinghausen  aufge¬ 
schlossen.  Auch  im  Einschnitt  der  Chaussee  Halle-Theenhausen 
an  der  Werther  Egge  stehen  die  Übergangsschichten  an,  sind 

aber  nicht  gut  zu  beobachten. 

Der  gesamte  Muschelkalk  mag  eine  Mächtigkeit  von 
160— 180  m  besitzen.  Aus  Muschelkalk  besteht  in  der  Haupt- 


1)  Meyer,  a.  a.  0.  S.  351. 
Mestwerdt,  a.  a.  0.  S.  9. 

2)  Meyer,  a.  a.  O.  S.  352. 


Sache  der  nördliche  Zug,,  und  zwar  bedingen  die  härteren 
Schichten  des  Oberen  und  des  Unteren  Muschelkalkes  wie  ge¬ 
wöhnlich  schwache  Spezialkämme,  wärend  der  Mittlere  Muschel¬ 
kalk  zwischen  beiden  eine  scharfe  Senke  bildet.  Das  Ein¬ 
fallen  ist  durchweg  nördlich,  wechselt  aber  von  annähernd 
horizontaler  Lagerung  bis  zu  fast  saigerer. 


Der  Wellen  kalk  nimmt  den  südlichen  Spezialkamm  ein. 
Grösserer  Steinbruchbetrieb  findet  in  ihm  nicht  statt,  da  diese 
Schichten  in  ihrer  Hauptmasse  höchstens  zum  Mergeln  der 
Äcker  verwendet  werden  können.  Er  ist  aber  in  einer  Reihe 
von  Wegeinschnitten  erschlossen,  so  in  dem  Wege,  der  von 
der  Chaussee  Halle- Werther  nordwestlich  von  Ellerbracke  zur 
Wert  her  Egge  hinaufführt,  im  Einschnitt  der  Chaussee  Halle- 
Teenhausen,  an  einem  Wege  am  N-Ende  des  Kleeberges,  in 
einem  Wege,  der  von  Wichlinghausen  in  nordöstlicher  Richtung 
auf  die  Höhe  führt,  und  am  NW-Ende  des  Riesberges  bei  Borg¬ 
holzhausen.  Häufig  tritt  das  Gestein  bis  dicht  unter  die  Erd- 
obei fläche.  Der  Wellenkalk  besteht  in  seiner  Hauptmasse  aus 
grauen,  mergeligen,  meist  ebenflächigen  Kalkbänken  von  ein 
bis  wenigen  Zentimetern  Mächtigkeit,  die  durch  dünne  Lagen 
von  bröckligem  Mergel  getrennt  sind;  nur  selten  kommen  stär¬ 
kere  Bänke  in  ihnen  vor.  Untergeordnet  sind  die  Kalkbänke 
auch  gelb,  rot  oder  violett. 

Dei  unteie  "Wellenkalk  ist  von  der  Grenze  gegen  den 
Röt  an  in  einer  Mächtigkeit  von  45  m  durch  den  Einschnitt 
der  Chaussee  Halle-Theenhausen  erschlossen.  Etwa  lim  von 
der  unteren  Grenze  liegt  liier  ein  Packen  festerer,  grösserer 

Bänke;  auch  weiter  nach  oben  kommen  noch  einige  unbedeu¬ 
tende  vor.. 

Zahlreicher  werden  solche  die  Einförmigkeit  des  Wellen¬ 
kalkes  unterbrechenden  Bänke  erst  im  oberen  Wellenkalk. 
Sie  werden  in  einigen  kleinen  Brüchen  am  Kleeberg  gebrochen. 

ln  einem  Bruch  300  m  südöstlich  von  Stockhecke  ergab 
sich  dort  folgendes  Profil: 


Normaler  Wellenkalk, 
22  cm  Schaumkalk, 


1  cm  Mergel, 


Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Werther  u.  Borgholzhausen.  5 

27  cm  dichter  Kalkstein, 

8  cm  Schaumkalk, 

20  cm  fester  Wellenkalk, 

Wellenkalk  mit  unregelmässigen  porösen  Lagen. 

Das  Verhältnis  der  einzelnen  Stufen  des  Profils  zu  ein¬ 
ander  ist  aber  häufigem  Schwanken  unterworfen. 

Am  besten  sind  Schaumkalkbänke  auf  der  Werther  Egge 
etwa  250  m  nördlich  von  Ellerbracke  erschlossen.  Das  Profil 
ist  dort: 

Normaler  Wellenkalk. 

30  cm  Schaumkalk, 

4  cm  grauer  Wellenkalk, 

24  cm  Schaumkalk, 

120  cm  fester  grauer  Kalkstein. 

Wellenkalk  in  normaler  Ausbildung. 

Der  Schaumkalk  ist  ein  gelblicher,  auch  wohl  etwas  ins 
graue  oder  grünliche  gehender  Kalkstein,  dessen  Schaumstruktur 
mit  blossem  Auge  gerade  noch  zu  erkennen  ist  und  der  zahl¬ 
reiche  Fossilien  in  guter  Steinkernerhaltung  einsebliesst. 

Ich  fand  dort: 

Stielglieder  von  Encrinus 
Pecten  inaequistriatus  Gdf. 

>  Gervillia  socialis  v.  Schloth. 

„  Goldfussi  v.  Strom b eck 

„  mytiloides  v.  Schloth. 

(s.  v.  Scham* oth,  Lettenkohlenform,  S.  106 
Taf.  V,  Fig.  5.) 

Myophoria  vulgaris  v.  Schloth. 

laevigata  v.  Alberti 
„  ovata  Gdf. 

;,  orbicularis  Gdf. 

„  elegans  Dunker 
Myoconcka  gastrochaena  Dunker? 

Chemnitzia  scalata  v.  Schloth. 

Plaurotomaria  Leysseri  Giebel 

Die  Schaumkalkbänke  sind  nicht  beständig.  Häufig  schieben 
sich  Streifen  und  Linsen  von  dichtem  Kalkstein  in  sie  ein,  die 
sie  in  mehrere  Lagen  trennen.  Diese  Einschaltungen  von  dichtem 
Kalkstein  halten  aber  oft  nur  auf  wenige  Dezimeter  aus. 


< 


6 


Wilhelm  Ho  11  stein: 


Diese  Schaumkalkbänke  liegen  etwa  25  m  unter  der  oberen 
Gienze  des  Wcllenkalkcs.  Dt  was  oberhalb  dieses  Steinbruches 
fand  ich  einige  grössere  Stücke  eines  ähnlichen,  aber  deutlich 
10t  gefäibten  Scliaiunkalkes.  Ls  ist  also  wahrscheinlich,  dass 
im  Hangenden  des  erwähnten  Schaumkalkpackens  noch  ein 
anderer  liegt. 

Dei  Mittlcie  Muschelkalk  ist  wie  gewöhnlich  wenig*  auf¬ 
geschlossen.  Ich  sah  ihn  als  grünliche  und  graue  Mergel  auf 
dei  Höhe  dei  Werther  Egge  dicht  bei  Werther  bei  einem 
Brunnenbau  ausgeworfen.  Ferner  sind  ähnliche  und  auch  zwei 
lacken  loten  Mergels  bei  der  Anlage  eines  Sportplatzes  auf 
der  Werther  Egge  oberflächlich  erschlossen  worden.  Rote 
Meigel  waien  weiter  nördlich  auch  bei  einer  Rodung  durch 
die  Stubben  der  Bäume  zum  Vorschein  gekommen. 

Meyei  J)  hatte  bei  Bielefeld  rote  Mergel  in  einer  Breite 
bis  zu  100  m  im  Mittleren  Muschelkalk  festgestellt  und  sie  zu 
dieser  Stufe  gezogen.  Nach  dem  Erscheinen  der  Arbeit  von 
Burre-)?  der  rote  Mergel  an  der  entsprechenden  Stelle  süd¬ 
östlich  von  Bielefeld  als  einem  Keupereinbruch  ansah,  nahm 
er  seine  erste  Deutung  zurück1 2  3)  und  schloss  sich  der  Auf¬ 
fassung  Burres  an.  Zu  einer  solchen  Erklärung  liegt  aber 
in  dem  von  mir  untersuchten  Gebiet  kein  Grund  vor,  da  diese 
Mergel  in  nur  geringer  Mächtigkeit  deutlich  konkordant  zwi¬ 


schen  den  normalen  grünlichen  Mergeln  des  Mittleren  Muschel¬ 
kalkes  liegen. 

In  einem  Steinbruch  auf  der  Werther  Egge  300  m  nörd¬ 
lich  dei  Chaussee  Halle-Theenhausen  sind  die  Grenzschichten 
zwischen  Mittlerem  und  Oberem  Muschelkalk  sichtbar.  Es 
sind  doit  in  der  Einfahrt  auf  etwa  7  m  gelbe  und  grünliche 
Meigel  in  der  Einfahrt  erschlossen.  Darüber  liegen  5m  bald 
festere,  bald  mürbere  gelbe  Schichten,  die  wie  die  Mergel  noch 
zum  Mittleren  Muschelkalk  gehören  dürften.  Dann  folgt  in 


1)  Meyer,  a.  a.  0.  S.  353. 

2)  Burre,  O.,  Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Bielefeld  und 
Orlinghausen.  Jhrb.  d.  Pr.  Geol.  Landesanst.  1911,  I,  S.  306—343. 

3)  Meyer,  E.,  Zur  Mechanik  der  Osningbildung  bei  Bielefeld. 
Jhrb.  d.  Pr.  Geol.  Landesanst.  1913,  I,  S.  616—624. 


Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Werther  u.  ßorg’holzhausen.  7 


einer  Mächtigkeit  von  8,75  m  der  Trocbitenkalk  des  Oberen 
Muschelkalkes.  An  der  Nordseite  des  Bruches  liegen  über  ihm 
zwei  20  cm  starke  Lagen  eines  sehr  festen  grauen  Kalksteines 
im  W echsel  mit  etwa  ebenso  starken  Lagen  von  gelben  und 
grünlichen  Letten  in  einer  Gesamtmächtigkeit  von  etwa  7  m. 
Diese  gehören  schon  zu  den  Ceratitenschichten. 

Der  Obere  Muschelkalk  wird  in  sehr  zahlreichen  Brüchen 
auf  der  ganzen  Werther  Egge  von  Werther  bis  Borgholzhausen 
gewonnen.  Er  bildet  den  zweiten  Spezialkamm  des  Muschel¬ 
kalkrückens,  ganz  scharf  und  wallartig  erhebt  er  sich  aus  der 
Senke  des  Mittleren  Muschelkalkes.  Der  Steinbruchbetrieb 
gilt  dem  Trocbitenkalk,  doch  sind  meistens  darüber  noch  die 
untersten  Lagen  der  Ceratitenschichten  sichtbar.  Nicht  selten 
ist  er  wellig  gelagert  und  bildet  schwache  Spezialsättel. 

Der  Trocbitenkalk  ist  ein  blaugrauer,  sehr  fester  Kalk¬ 
stein.  Grössere  Blöcke  sind  im  Innern  noch  schwarzblau  zu 
nennen.  Manche  Lagen  sind  so  reich  an  lerebratula  vulgaris 
v.  Schloth.,  dass  ihre  Schalen  die  Hauptmasse  des  Gesteins 
ausmachen.  Einen  guten  Aufschluss  bildet  der  Steinbiuch  von 
Bültmann  1  km  nordwestlich  von  Werther.  Hier  liegt  im 
oberen  Teil  des  Trochitenkalkes  eine  etwa  1  m  mächtige  Bank 
von  grünlichen  und  gelblichen  Mergeln,  die  in  sich  wieder 
festere  Lagen  enthalten.  Diese  Bank  lässt  sich  ein  gutes  Stück 
nach  NW  verfolgen,  mindestens  bis  zur  Chaussee  Halle-Theen¬ 
hausen. 

In  der  Nähe  des  Sündern  bei  Borgholzhausen,  wo  ein 
Einbruch  bituminöser  Kalke  des  Serpulit  im  Muschelkalk  vor¬ 
liegt,  zeigt  auch  der  Trocbitenkalk  schwachen  bituminösen 
Geruch.  Ausserdem  führt  er  hier  eingesprengten  Bleiglanz. 

Ich  fand  ausser  Trochiten  und  Terebratula  vulgaris 
v.  Schlotheim  noch  Myophoria  vulgaris  v.  Schloth.,  Lima  striata 
von  Schloth.  und  Monotis  Albertis  Gdf. 

Die  Ceratitenschichten  bestehen,  soweit  sie  sichtbar  sind, 
aus  einer  Folge  von  2—20  cm  starken  grauen  Kalkbänken 
im  Wechsel  mit  etwa  ebenso  starken  gelblichen  und  grauen 
Letten. 


8 


Wilhelm  Hollstein: 

Jura. 

Aufschlüsse  im  Jura  sind  sehr  spärlich.  Seine  Mächtig¬ 
keit  lässt  sich  daher  nicht  feststellen,  sie  ist  aber  stellenweise 
bedeutend.  Er  bildet  hauptsächlich  den  Untergrund  des  Haupt¬ 
längstales. 

1.  Lias. 

Der  älteste  nachweisbare  Horizont  des  Lias  dürften  die 
Jamesonischichten  sein.  Auf  einer  Wiese  in  Eggeberg  300  m 
südlich  von  Pettker  sind  bei  einer  Brunnenschachtanlage 
blaugraue  Mergel  gefördert  worden.  Ich  fand  darin: 

Amaltheus  ibex  Quenst. 

Aegoceras  Valdani  d’Orb. 

Belemnites  clavatus  v.  Schloth. 

Pecten  subulatus  Münst. 

lnoceramus  sp. 

Amaltheus  ibex  Quenst.  kommt  nach  Poel  mann1)  bei 
Hellern  nur  in  den  Jamesonischichten  vor,  und  Qu  en  stadt2) 
führt  ihn  als  leitend  für  Lias  y  an. 

b  ür  die  Davoei-  und  Amaltheenschichten  bietet  die  Ziege¬ 
leitongrube  von  Spilker  1  km  westlich  yon  Werther  einen 
guten  Aufschluß,  den  bereits  Mayer3)  beschrieben  hat.  Auf¬ 
geschlossen  sind  dort  jetzt  etwa  95  m  Schiefertone  des  mitt¬ 
leren  Lias.  Die  Schichten  bestehen  aus  dunkelblaugrauen 
glimmerhaltigen,  z.  T.  etwas  kalkhaltigen  Schiefertonen  mit 
unregelmäßigen  Lagen  von  grauem  Kalkstein  und  Toneisen¬ 
steingeoden.  In  den  Schiefenonen  findet  sich  in  feiner  Verteilung 
Eisenkies,  in  den  Geoden  auch  Bleiglanz.  Im  südlichen  Teil 
der  Grube  liegen  zahlreiche  Blöcke  eines  dunkelgrauen,  an  den 
angewitterten  Flächen  gelblichen  bis  grünlichen  Tutenkalkes 
umher,  doch  ist  eine  anstehende,  etwa  50  cm  mächtige  Bank 
nur  noch  schlecht  aufgeschlossen.  Mit  Berücksichtigung  der 
Mayerschen  Funde  kann  ich  von  dort  jetzt  die  folgende 


1)  Poelmann,  Der  Jura  von  Hellern  bei  Osnabrück.  Dissert_ 
Münster  1912,  S.  43. 

2)  Quenstedt,  F.  A.,  Der  Jura.  Tübingen  1858,  S.  119. 

3)  Meyer,  a.  a.  0.  S.  356. 


Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Werther  u.  Borgholzhausen.  9 


*  o 

* 

*  O 


11 


11 


Fossilienliste  aufstellen,  in  der  ich  die  von  Mayer  mit  einem*, 
die  von  mir  gefundenen  Arten  mit  einem  0  versehen  habe. 

*  °  Pentacrinus  basaltiformis  Miller 
0  Cidaris  sp. 

0  Pecten  priscus  v.  Schloth. 
subulatus  Münst. 
aequivalvis  Sow. 

Lima  cf.  Gigantea  Sow. 

Avicula  inaequivalvis  Sow. 

*  °  Inoceramus  ventricosus  Sow. 

* 0  substriatus  Münst. 

*°  „  sp. 

*  °  Limaea  acuticosta  Gdf. 

*  °  Pli  catul  a  spinosa  Sow. 

*  „  sp. 

*  °  Myoconcha  decorata  Münst. 

*  Modiola-  scalprum  Sow. 

0  Leda  Galathea  d’Orb. 

*  ,,  elliptica  Gdf.  (Seeb.) 

( Nucula  inflexa  Qu.) 

trapezoidalis  Monke  ? 
complanata  Gdf. 

Nueula  palmae  Quenst. 

*  „  Zieteni  Brauns. 

*  „  tunicata  Quenst.  ? 

*  „  sp. 

*  0  Cucullaea  Münsteri  v.  Ziet. 

*  v  subdecussata  Münst.  ? 

*  Astarte  striato  sulcatci  Roem. 

„  sp. 

Cardium  multicostatum  Phill. 

°  Goniomya  sp. 

*  0  Gresslya  Seebachi  Brauns 

°  .  „  arcacea  Seebach 

*  °  Pholadomya  ambigua  Sow.  ? 

0  ,  „  sp. 

°  Isocardia  bombax  Quenst. 

*  Pleurotomaria  expansa  Sow. 

*  °  Turbo  marginatus  v.  Ziet. 

*  °  Aegoceras  striatum  Rein. 
curvicorne  Schloenb. 

Davcei  Sow. 
capricornu  v.  Schloth. 


* 

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Aeyoceras  Maugenesti  d’Orb. 

,,  Valdani  d’Orb.1 

„  Henleyi  d’Orb. 

*  Amaltheus  margaritatus  Montf. 

Harpoceras  radians  quadratus  Quenst.  ? 

:t  Lytoceras  fimbriatum  Sow. 
c  Amm.  polymorphus  Quenst. 

*  0  Belemnites  clavatus  v.  Schloth. 

„  paxillosus  v.  Schloth. 

„  brevis  Dumortier 

>,  tripartitus  v.  Schloth. 

„  sp. 

Die  tieferen  Schichten  des  Lias  werden  in  dieser  Grube 
durch  die  Osmingüberschiebung  abgeschnitten. 


Die  Posidonienschiefer  sind  bei  einer  Schachtanlage  in 
Lggebeig  zu  läge  gefördert  worden.  Es  sind  milde,  blau- 
giaue  Tonschiefer,  die  bei  der  Verwitterung  braun  und  pappe- 
aitig  werden.  Sie  enthalten  häufig  Inoceramus  diibius  Sow. 
und  auch  verdrückte  unbestimmbare  Ammoniten.  Poem  er1) 
nennt  aus  den  Posidonenschiefern  bei  Werther  Pachycormus 
curtus  Ag.  ?  und  Dapedius  Ju gl ’eri  Roem.  Häufig  sind  die 
h  ossilien  mit  einem  Hauch  von  FeS2  überzogen;  solcher  kommt 
auch  in  kleinen  Konkretionen  vor.  Dieselben  Schichten  fanden 
sich  noch  300  m  weiter  nordwestlich  in  einem  Wasserriss.  Sie 
enthalten  dort  2  cm  dicke  Platten  eines  harten  dunkelgrauen 
Kalkes. 


2.  Dogger. 

Der  Dogger  konnte  bei  dem  Fehlen  jeglichen  Aufschlusses 
anstehend  nicht  nachgewiesen  werden.  In  Eggeberg  fanden 
sich  aber  an  dem  Riss,  der  südwestlich  der  Schule  von  der 
Glossen  Egge  herabkommt,  Blöcke  eines  bräunlich  grauen, 
tonig-  sandigen,  glimmerhaltigen  Kalksteines;  in  ihnen  fand  ich: 
Ostrea  Knorr i  Voltz. 

Avicula  Münsteri  Bronn 
Pecten  lens  Sow. 


1)  Roemer,  F.  A.,  Die  Versteinerungen  des  Norddeutschen 
Oolithgebirges,  Nachtrag,  Hannover  1839,  S.  53. 


Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Werther  u.  Borgholzhausen.  11 

Modiola  striatula  Miinst.  ?  (s.  Quenstedt,  Jura, 

S.  438,  Taf.  GO,  Fig.  4.) 

Pholadomya  obalis  Ag.  ? 

„  sp. 

Diese  Fossilien  deuten  auf  die  Schichten  mit  Parkui- 
sonia  Würtembergica  Opp.  hin.  Da.  diese  seihst  aber  nicht 
gefunden'  wurde,  ist  die  Altersbestimmung  nicht  ganz  sicher; 
jedenfalls  handelt  es  sich  um  oberen  Dogger. 

3.  Malm. 

Die  Heersumer  Schichten  sind  zwar  wenig  aufgeschlossen, 
aber  doch  mit  ziemlicher  Sicherheit  zu  verfolgen,  wenigstens  im 
südwestlichen  Teile  des  Gebietes.  Es  sind  feinkörnige,  tonige 
Sandsteine  von  wechselnder  Festigkeit  und  Farbe,  bald  braun, 
bald  dunkelgrau  und  hellgrau  und  dann  von  dunklen  Streifen 
und  Flammen  durchzogen,  die  dem  Gestein  das  charakteri¬ 
stische  Aussehen  verleihen.  Sie  gehören  zu  den  widerstands¬ 
fähigeren  Schichten  des  Jura,  denn  ihr  Vorhandensein  verrät 
sich  überall  da,  wo  das  Anstehende  nicht  durch  besondere 
diluviale  Bildungen  verdeckt  ist,  durch  das  Vorkommen  zahl¬ 
reicher  Lesestücke. 

Die  einzige  Stelle,  an  der  dieser  Horizont  durch  einen 
kleinen  Steinbruch  erschlossen  ist,  liegt  am  Wege  200  m  nord¬ 
östlich  von  Dücker  in  Ascheloh.  Dort  und  in  verschiedenen 
Wasserrissen  sammelte  ich : 

Ithynchonella  varians  v.  Schloth. 

Pecten  mibfibrosus  d’Orb. 

„  vimineus  Sow. 

Trigonia  clavellata  Sow. 

Goniomya  marginata  Ag. 

Pinna  lineata  Roem.  ? 

Cardioceras  cor  datum  Sow. 

Amm.  so. 

Bclemnites  sp. 

Ein  abgesondertes  Vorkommen  von  Heersumer  Schichten 
liegt  am  Sündern  bei  Borgholzhausen.  Dort  fand  sich  in  Lese¬ 
stücken  ein  sehr  hartes,  quarzitisches,  graues  Gestein,  das  die 
beiden  schon  oben  aufgeführten  Pecten-Arten,  Trigonia  und 
ziemlich  häufig  eine  kleine  Ostrea,  vielleicht  Ostrea  reniformis 


i 


Wilhelm  H  o  1 1  s  t  e  i  n : 


32 


Gdf.  in  dichter  Zusamraenbäufung  enthielt.  Manche  Stücke 
stellen  eine  förmliche  Schalenbrek/de  dar.  Ein  ähnliches  Ge¬ 
stein  ist  aus  den  Heersumer  Schichten  des  Wiehengebirges 
schon  öfter  erwähnt  worden  ’). 

Die  geflammten  Sandsteine  der  Heersumer  Schichten  treten 
in  Ascheloh  zweimal  in  der  Richtung  senkrecht  y.u  ihrem 
Sti  eichen  in  den  W  asserrissen  auf.  Zwischen  ihnen  liegt  ein 
]>and  eines  blaugrauen  Schiefertones.  Da  dieser  Schieferton 
nm  an  einer  Stelle  in  einem  Graben  sichtbar  wird,  muß  ich 
cs  dahingestellt  sein  lassen,  ob  er  auch  den  Heersumer  Schichten 
angehört  oder  einem  anderen  Horizont,  was  dann  auf  eine  streich¬ 
ende  Verwerfung  hindeuten  würden.  Fossilien  waren  dort 
nicht  zu  erhalten. 

Oberhalb  des  südlichen  Streifens  der  Sandsteine  tritt 
noch  einmal  ein  blaugrauer,  glimmerhaltiger  Schieferton  auf, 
der  gleichfalls  nur  sehr  wenig  aufgeschlossen  war.  Er  lieferte 
wenige  Ammonitenreste,  von  denen  das  beste  Stück  Änlichkeit 
mit  Amm.  canaliculatus  Mimst,  zeigt.  Dieser  Schieferton 
gehört  wahrscheinlich  noch  den  Heersumer  Schichten  an. 

Die  darüber  folgenden  Stufen  des  Oberen  Jura  konnte 
ich  bei  dem  Mangel  an  Aufschlüssen  nicht  durch  Fossilien 
nachweisen,  doch  dürften  die  Gigas- Schichten,  vielleicht  auch 
Kimmiidge  voi  banden  sein.  Oberhalb  des  zuletzt  beschriebenen 


Schiefertones  der  Heersumer  Schichten  finden  sich  Stücke  eines 
weißlichen,  feinkörnigen  ziemlich  mürben  Kalksteines,  der  in 
feiner  Verteilung  reichlich  Eisenkies  enthält.  In  dem  Wasser- 
iiß,  dei  westlich  der  Schule  von  Eggeberg  von  der  Großen 
Egge  herab  kommt,  stehen  150  m  unterhalb  der  Waldgrenze 
rote  und  grünliche  Mergel  an.  Häufig  sind  im  Hangenden 
dei  Heersumer  Schichten  dunkelgraue,  hellgraue  und  weißliche. 


1)  L o li m  an  n,  W.,  Die  geologischen  Verhältnisse  des  Wiehenge- 
birges  zwischen  Barkhausen  a.  d.  Hunte  und  Engter.  Jhrb  d 
Nieders.  geol.  Ver.  1908,  S.  55. 

Ders.,  Die  Stratigraphie  und  Taktonik  des  Wiehengebirges. 
Ebendort  1910,  S.  47. 

Loewe,  F.,  Das  Wesergebirge  zwischen  Porta  und  Süntelge- 
biet.  N.  Jhrb.  f.  Min.  1913,  Beil.  Bd.  36,  S.  170. 


Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Werther  u.  Borgholzhausen.  13 

oolitbische  und  sehr  feste,  dunkelblaue,  feinkörnige  Kalke  als 
Lesestücke  zu  beobachten,  die  wahrscheinlich  den  Gigas- 
Schichte'n  angehören. 

Zu  den  Münder  Mergeln  gehören  wohl  Schichten,  die 
in  einem  schmalen  Wegeinschnitt  südlich  des  Sündern  anstehen. 
Es  sind  graue  und  bräunliche,  ziemlich  feste,  ebenflächig 
spaltende  Mergel  in  dickeren  und  dünneren  Packen,  die  ab 
und  zu,  besonders  im  unteren  Teil,  härtere  Kalkbänke  ent¬ 
halten.  Sie  führen  schöne  Steinsalzpseudomorphosen.  Sonst 
fand  ich  darin  nur  Cyrena  nuculaeformis  Roem.  Die  Mäch¬ 
tigkeit  dieser  Schichten  wird  etwa  100  m  betragen,  doch  ist 
die  Berechnung  unsicher,  da  das  Einfallen  schwankt  und  sie 
von  einigen  kleinen  Verwerfungen  durchsetzt  sind. 

Vielleicht  gehören  auch  etwas  tonige  Mergel,  die  in  dem 
Wasserriß  anstehen,  der  sich  vom  Sü-Ende  der  großen  Egge 
nach  Eggeberg  hinunterzieht,  noch  zu  diesem  Horizont.  Sie 
«enthalten  recht  große  Steinsalzpseudomorphosen. 

Über  den  Münder  Mergeln  am  Sündern  ist  auch  der  Ser- 
pulit  aufgeschlossen.  Er  besteht  dort  aus  mehr  oder  weniger 
festen,  dunkelgrauen,  durchweg  bituminösen  Kalksteinen. 
Einige  setzen  sich  gänzlich  aus  den  Röhren  von  Serpula  coa- 
cervata  Blumenb.  zusammen  und  ergeben  auf  dem  Querbruch 
ein  oolithisches  Gefüge,  andere  bestehen  fast  ganz  aus  schlecht 
erhaltenen  Muschelschalen,  noch  andere  erscheinen  dicht  oder 
führen  zahlreiche  Cypridinen.  In  den  dichten  Kalksteinen 
fand  ich 

Cyrena  obtusa  Roemer  nnd 
Cyrena  nuculaeformis  Roemer. 

In  einem  etwas  tiefer  gelegenen  Hohlweg  ist  dort  auch 
eine  7m  mächtige  Schicht  eines  ganz  mürben  Tonschiefers 
aufgeschlossen,  außerdem  kommt  eine  wenig  sichtbare  Bank 
eines  Zellenkalkes  vor. 

>  ,  ‘  "v 

Serpulit  war  noch  weiter  südlich,  1  km  nordöstlich  von 
Wiehlinghausen  beim  Punkte  178,7  nachzuweisen.  Der  Weg, 
der  von  Kindermann  kommend  über  die  Egge  führt,  durch¬ 
schneidet  hier  von  SW  nach  NO  : 

Verh.  d.  Nat.  Ver.  Jahrg.  80.  1925.  2 


14 


Wilhelm  H  o  1 1  s  t  e  i  n : 


6,8  m  blaugrauen,  ganz  dünnblättrigen  und  bröckeligen 
Tonschiefer, 

2,5  m  bituminöse,  hell- oder  dunkelgraue,  mehr  oder  weniger 
Serpula  enthaltende  Kalkbänke,  getrennt  durch  Lagen 
von  bröckligem  Schiefer, 

3,4  m  Schiefer  mit  hellgrauen,  z.  T.  sandigen  Kalkbänken, 
anscheinend  ohne  Serpula. 

dann  ist  die  Böschung  auf  4  rn  durch  einen  seit¬ 
lich  einmündenden  Weg  unterbrochen.  Nach  der 
Unterbrechung  finden  sich  noch 

1,7  m  gelblich  graue  sandige  Mergel. 

Sie  werden  überlagert  von  mürben  Tonschiefern  und 
Kalksteinen,  darunter  eine  dunkle  Kalkbank  voller  unbestimm¬ 
barer  Muschelreste. 

Kreide. 

Der  Wealden  findet  sich  überall  am  nördlichen  Fuße 
des  Zuges  von  Osningsandstein.  Außerdem  tritt  er  neben  dem 
Serpulit,  an  der  bereits  genannten  Stelle  bei  Höhe  178,7  auf. 
Er  besteht,  soweit  sich  das  nach  den  wenigen  Aufschlüssen 
feststellen  läßt,  am  unteren  Teil  der  Hauptmasse  noch  aus 
Sandsteinen,  im  oberen  aus  Schiefertonen  mit  eingeschalteten 
Sandstein-  und  Kalksteinbänken. 

Der  Sandstein  der  unteren  Abteilung  kommt  nur  sehr 
wenig  zum  Vorschein.  Er  steht  an  in  dem  Graben,  der  die  Chau¬ 
ssee  Halle-  Wei  ther  gegenüber  von  Rodenbrock  auf  der  Nordseite 
begleitet;  er  ist  dort  bräunlich  bis  gelblich  und  ziemlich  fein¬ 
körnig.  An  manchen  Stellen  ist  er  kalkhaltig.  Gelegentlich 
enthält  er  undeutliche  Pflanzenreste  und  Abdrücke  von  Gyrenen . 
Ich  rechne  dazu  auch  Blöcke  eines  ausgezeichnet  ebenflächig 
spaltenden,  glimmerhaltigen  Sandsteines,  die  mehrfach  in  der 
Nähe  der  unteren  Wealdengrenze  zu  finden  waren.  Ob  Blöcke 
eines  ähnlichen  Sandsteines,  die  am  Sündern  bei  Borgholz¬ 
hausen,  im  süd-westlichen  Teile  des  dort  grabenförmig  .einge¬ 
brochenen  Oberen  Jura,  in  der  Nähe  der  Heersumer  Schichten 
Vorkommen,  den  Schluß  auf  anstehendes  Wealden  recht- 
fertigen,  kann  ich  nicht  entscheiden. 


Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Werther  u.  Borgholzhausen.  35 


Etwas  besser  lassen  sich  die  Schiefertone  mit  eilige- 
lagerten  Sandstein-  und  Kalksteinbänken  der  oberen  Abteilung 
verfolgen.  Sie  treten  zutage  in  Wasserrissen  und  Wegein¬ 
schnitten  an  der  Nordseite  des  Barenberges  und  der  Großen 
Egge  und  wieder  in  Wasserrissen  in  Ascheloh.  Einzelne 
Stücke  von  Wealdenkalkstein  fanden  sich  auch  am  nördlichen 
Ende  des  Hengeberges.  Die  Hauptmasse  der  Schichten  sind 
dünnblättrige  oder  bröcklige  Schiefertone,  frisch  bläulich,  in 
den  Aufschlüssen  bräunlich  verwittert.  Die  Kalke  sind  feinkörnig, 
sandig,  ziemlich  fest,  auf  dem  frischen  Bruch  blaugrau  und 
verwittern  außen  bräunlich  wie  die  Schiefertone.  Sie  scheinen 
nach  oben  an  Häufigkeit  zuzunehmen  und  besitzen  eine  Mäch¬ 
tigkeit  von  1  bis  wenigen  Zentimetern.  Einige  Bruchstücke 
eines  sehr  sandigen  Kalksteines  kamen  an  einer  Wegeböschung 


100m  südwestlich  des  Wirtshauses  Grünenwalde  zum  Vorschein, 
ohne  daß  es  möglich  war,  sie  dort  anstehend  festzustellen. 
Diese  Stücke  enthielten  sehr  zahlreich  Corbula  alata  Sow. 
und  Corbula  .$7;.  (Vergl.  Dunk  er ,  Wealdenbildung,  Taf.  XIII, 
Fig.  19)  Sandsteinbänke  im  oberen  Wealden  kamen  besonders 
auf  dem  Hofe  von  Schneiker  an  der  Großen  Egge  vor. 

Kalksteine  und  Schiefertone  führen  stellenweise  reichlich 
Fossilien;  bestimmen  ließen  sich  außer  den  beiden  schon  ge¬ 
nannten  Arten  : 

Cyrena  obtusa  A.  Roem. 

orbicularis  A.  Roem. 

,,  nuculaeformis  A.  Roem. 

,,  cf.  dorsata  Dunk. 

Cyclan  Buchii  Dunk. 

Paludina  fluviorum  Sow. 

Cypris  laevigatci  Dunk. 

Der  Übergang  in  die  Schichten  des  Neokom  wird 


nirgends  sichtbar. 

Der  Osningsandstein  ist  ein  in  der  Hauptmasse  ziemlich 
feinkörniger  Sandstein.  Er  tritt  in  Bänken  auf,  die  3 — 4  m 
Mächtigkeit  erreichen  können.  Die  Farbe  ist  meist  dunkel¬ 
braun  bis  hellbraun,  doch  kommen  auch  fast  weiße,  rote,  vi¬ 
olette  und  durch  Glaukonit  grünlich  gefärbte  Partien  darin  vor. 
Der  Eisengehalt  hat  oft  eine  Anreicherung  in  unregelmäßigen 


i6 


Wilhelm  H  o  1 1  s  t  e  i  n : 


Schnüren  erfahren.  Nicht  selten  durchziehen  ihn  an  den 
Schichtfugen  Konglomeratbänke,  die  aus  erbsen-  bis  bohnen¬ 
großen  Gerollen,  meist  Quarzen,  bestehen.  Sie  werden  durch 
ein  rostbraunes,  meist  spärliches  Bindemittel  verkittet  und 
enthalten  kleine  eckige  Hohlräume,  die  mit  gelbem  Ocker 
erfüllt  sind. 

Der  Sandstein  ist  durch  Brüche  am  Hengeberg,  Knüll, 
an  der  Großen  Egge  und  am  Barenberge  aufgeschlossen,  in 
denen  aber  nur  noch  gelegentlich  gearbeitet  wird.  Diese 
Brüche  sind  schon  vor  längerer  Zeit  auf  ihren  Versteinerungsinhalt 
hin  ausgebentet  worden,  und  ich  stelle  die  von  v.  Dechen1), 
F.  Roemer2)  und  Weerth3)  von  dort  aufgeführten  Fossilien 
in  der  nachstehenden  Liste  zusammen.  Sie  enthält  auch  die 
von  mir  wieder-  bezw.  neu  gefundenen  Arten;  ich  habe  sie 
mit  einem  *  versehen. 


Heteropora  ramosa  Dunk,  und 
Loch 

Cerioporo i  tuberosa  Roem. 
Escliara  sp. 

Gellep ora  sp. 

Mytilus  simplex  d’Orb. 

*  Avicula  Cornueliana  d’Orb. 

*  „  (?)  Teutoburgiensis 

Weerth 

,,  sp. 

*  Pecten  crassitesta  Roem. 

„  orbicularis  Sow.? 

*  „  Losseriejisis  Vogel 

*  „  Germanicus  Wollem. 

Janira  atciva  d’Orb. 

*  Ostrea  rectangularis  Roem, 

*  „  macroptera  Sow. 

*  „  cf.  Boussingaulti  d’Orb. 

*  Exogyra  Couloni  d’Orb. 

„  spiralis  Gdf. 

Anatina  cf.  Corundiana  d’Oi'b. 


Thetis  Sowerbyi  Roem. 

„  maior 

Isocar dia  neocomiensis  d’Orb. 

*  cf.  Inoceramus  concentricus 

Parkins. 

Lacina  sp. 

*  cf.  Lucina  circulus  Wollem. 
Cardium  sp. 

Trigonia  cf.  divaricata  d'Orb. 
Gervülia  cf.  anceps  Desh. 

*  Gervülia  sp. 

Lima  sp.  ? 

,,  Moreana  d’Orb. 

,,  Ferdinandi  Weerth. 
Pholadomya  cf.  gigantea 
Pinna  Iburgensis  Weerth 
Mya  elongata  Roem. 
Phynchonella  multiformis  de 
Loriol. 

Terebratula  Credneri  Weerth. 
„  Moutoniana  d’Orb. 


1)  v.  Dechen,  a.  a.  0.  S.  356  f. 

2)  F.  Roemer,  a.  a.  0.  S.  391 — 393. 

3)  Weerth,  0.,  Die  Fauna  des  Neokomsandsteines  im  Teuto 
burg'er  Walde.  Paläont.  Abhandlg.  II,  1884. 


Der  Teutoburger 


Wald  zwischen  Werther  u.  Borgholzbausen.  17 


Terebratula  longa  Roem. 

biplicata  Sow.  var. 

acuta 

cf.  pseudojurensis 
Leym. 

i  i 

*  „  :*P- 

Echinospatagus  cordiformis 

Brey  n. 

Holaster  laevis  Defr. 


Holaster  n.  sp. 

Toxaster  complanatus  Ag. 
Echinobrissus  sp.  ? 

Diadema  sp.  f 
Hoplites  noncus  Roem. 
Crioceras  gigas  Sow. 

JStantilus  pseudoelegans  d’Orb. 
Belemnites  subquadratus Roem. 
Pycnodonten- Zahn 


Wie  aus  dieser  Liste  hervorgeht,  ist  die  -Zahl  der  dort 
gefundenen,  für  die  Gliederung  des  Osningsandsteines  ma߬ 
gebenden  Cephalopoden  sehr  gering.  Nur  Hoplites  noncus 
Roem.  und  Belemnites  subqwdratus  Roem.  sind  dafür  ver¬ 
wertbar.  Beide  weisen  auf  unteres  Hauterivien  hm.  Leb 
selbst  fand  am  Barenberg  ein  Bruchstück  eines  Abdruckes, 
das  wahrscheinlich  zu  Hoplites  noncus  Roem.  gehört.  Ein 
kleiner  Bruch  am  N-Ende  der  Großen  Egge  lieferte  ein  großes 
Bruchstück  eines  Crioceras,  das  wohl  Ähnlichkeit  mit  Formen 
des  Barremiens  zeigt,  aber  doch  mit  keiner  eine  ausreichende 
Übereinstimmung  aufweist. 

Im  Ascheloh  waren  100  m  nördlich  von  Dulige  am  Wege  in 
unmittelbarer  Nähe  des  Osningsandsteines  dunkle  Schiefertone 
sichtbar.  Mangels  Fossilien  ließ  sich  aber  nicht  feststellen,  ob 
die  Schichten  zum  Neokom  oder  noch  zum  Wealden  gehören. 

Der  Osningsandstein  vertritt  nach  Stille1)  im  Osnmg 
Neokom  und  unteres  Albien.  Das  obere  Albien  besteht  aus 
dem  Grünsand  und  dem  Flammenmergel.  Im  größten  l  eil  des 
untersuchten  Gebietes  tritt  es  orographisch  nicht  hervor,  sondern 
nimmt  im  gleichmäßigen  Abfall  den  südwestlichen  Hang  t  es 
Osningsandsteinzuges  ein.  Nur  in  Ascheloh,  doit,  wo  dei 
Osningsandstein  selbst  nur  in  stark  vei  minder tei  Mächtig  eit 
vorhanden  ist,  bildet  der  Flammenmergel  einen  unbedeutenden 
selbständigen  Rücken.  In  der  Senke  zwischen  Flammenmergel 
und  Osningsandstein  waren  dort  200  m  südöstlich,  von  Dücker 
die  Grünsandschichten  nachzuweisen;  sie  bestehen  dort  aus 
hellgrauen,  tonigen  Sandsteinen,  die  reichlich  Glaukonit  ent- 

1)  Stille,  H.,  Das  Alter  der  Kreidesandsteine  Westfalens. 
Zeitschr.  d.  dtsch.  Geol.  Ges.  1909,  Mon.  Ber.  S.  17—26. 


18 


M  i  Hi  e  I  m  H  o  1 1  s  t  e  i  n : 


iialten.  Die  Grünsandsehiehten  stehen  auch  in  dem  Wasserriss 
an,  der  die  alte  Strasse  von  Halle  nach  Werther  am  Heuge- 
herg  nordwestlich  begleitet.  Dort  sind  sie  dunkler  und  zeigen 
den  Glaukonitgehalt  nicht  gleichmässig  verteilt,  sondern  in 
liüuderu  und  Schlieren  angereichert.  Der  Grünsand  ist  durch 
den  Abhangschutt  des  Osningsandsteines  sonst  überall  der  Be¬ 
obachtung  entzogen,  deshalb  war  es  nicht  möglich,  ihn  als 
besondern  Horizont  auf  der  Karte  auszuscheiden. 

Der  Flammenmergel  bietet  nur  wenige  kleine  Aufschlüsse, 
ist  aber  überall  am  Siidwesthang  des  Osmiegsandsteinzuges 
zu  verfolgen.  Er  ist  in  frischem  Zustande  ein  ziemlich  festes, 
blaugraues,  von  dunklen  oder  hellen  Flammen  durchzogenes 
Gestein.  Bei  der  Verwitterung  wird  er  mürbe  und  fast  weiss. 
leb  fand  darin  nur  Aucellana  gryphaeoides  Sow.  Auch  der 
Flammenmergel  ist  fast  überall  vom  Abhangschutt  des  Osning¬ 
sandsteines  verdeckt. 

Der  Übergang  von  den  Flammenmergeln  zu  den  Mergeln 

1  XV  _ _ _  1  •  .  •  __ 


zu  sein.  Diese 


des  Cenoman  scheint  ein  ganz  allmählicher  _ _  ^  ^ 

sind  als  graue,  bröcklige,  schwach  gelblich  gefleckte  Mergel 
ausgebildet,  die  die  Senke  zwischen  oberer  und  unterer  Kreide 
bedingen.  Sic  werden  nur  selten  und  ungenügend  sichtbar, 
so  an  der  Strasse  im  Ascheloh,  die  von  Gödecke  zu 
Dulige  hinaufführt,  am  Nordosthauge  des  Knüll,  im  Tale,  das 
Grosse  Egge  und  Harenberg  von  einander  trennt  und  schliess¬ 
lich  südwestlich  des  Barenberges,  etwa  gegenüber  dem  grossen 
Steinbruck. 

Besser  sind  die  Cenomanpläner  aufgeschlossen.  In  ihnen 
hegen  eine  Reihe  von  kleinen  Steinbrüchen,  so  zwei  am 
Storkenberg,  dann  stehen  sie  an  der  Nordseite  des  grossen 
.  Steinbreches  von  Strackerjahn  am  Knüll.  Auch  weiter  nörd¬ 
lich  sind  sie  noch  einige  Male  in  Brüchen  gegenüber  dem 
Barenberg  erschlossen. 

Die  Cenomanpläner  sind  graue,  tonige,  schwarz  geflammte 
und  gebänderte  Kalke,  die  mit  dünnen  Mergelschichten  wechsel- 
lagcrn.  Im  unteren  Teil  finden  sich  die  Kalke  noch  als  Knollen 
und  Linsen  in  den  Mergeln,  erst  nach  oben  hin  schlossen  sie 
zu  Bänken  zusammen,  werden  allmählich  heller  und  fester  und 


Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Werther  u.  Borgholzhausen.  19 

gehen  so  in  die  Ccnomankalke  über.  Die  Schichtung  ist  un¬ 
deutlich.  Beim  Zerschlagen  und  bei  der  Verwitterung  zerfallen 
sie  in  flachmuschelige  Stücke.  Konkretionen  von  Eisenkies 
sind  nicht  selten.  An  Versteinungen  fand  ich: 

Terebratulina  rigida  Sow. 

Terebratula  phaseolina  Lara. 

(Vgl.  G  ei  nitz,*  Elbtalgeb.  II,  Taf.  35,  Fig.  17.) 
Terebratula  biplicata  Sow. 

Rhynchonella  Mantelliana  Sow 
Avicula  sp. 

Pecten  sp.  >•  ' 

Inoceramus  Cripsi  Maut. 

,,  striatus  Mant. 

,,  cf.  virgatus  Schlüt. 

„  sp. 

Barbatia  marullensis  d’Orb. 
cf.  Avellana  Bugardana  Br. 

Schloenbachia  varians  Sow. 

Aqanthoceras  Mantelli  Sow. 

Scaphites  aequalis  Mant. 

Turrilites  tuberculatus  Bose. 

n  Scheuchzerianus  Bose. 

,,  costatus  Sow. 

”  *P‘ 

Aufschlüsse  im  Cenomankalk  bieten  vor  allem  der  schon 
erwähnte  Bruch  von  Strakerjahn  und  der  diesem  gegenüber¬ 
liegende  z.  Zt.  stillgelegte  Bruch  von  Schneiker.  Die  Kalke 
sind  bläulich  bis  schneeweiss,  von  wenigen  dunklen  Flammen 
durchzogen,  sehr  fest  und  splitterig.  Häufig  sind  in  ihnen 
kleinstylolithische  Flächen,  die  kreuz  und  quer  das  Gestein 
durchsetzen. 

Ihre  Mächtigkeit  beträgt  gegen  35  m.  Versteinerungen 

sind  selten;  ich  sammelte  hier:  ,  . 

Terebratula  biplicata  Sow. 
r  semiglobosa  Sow. 

subrotunda  Sow. 

Holaster  subglobosus  Ag. 

Inoceramus  Crippsi  Mant. 

Ostrea  sp. 

Im  Steinbruch  von  Strackerjahn  sind  an  der  Süd  West¬ 
seite,  scheinbar  vom  Cenoman  überlagert,  noch  die  untersten 


20 


W  i  1  h  e  1  m  H  o  1 1  s  t  e  i  n : 


V1 


Schichten  des  Turon  sichtbar.  Es  sind  rote  und  graue,  eckig 
zerfallende,  weiss  gefleckte  Mergel,  die  den  Labiatusschichteo 
angeboren,  aber  dieses  Leitfossil  noch  nicht  führen.  Über  di& 
Mächtigkeit  dieser  Schichten  lässt  sich  ein  Urteil  nicht  gewinnen, 
da  sie  nur  an  der  Seitenwand  des  Bruches  auftreten. 

Am  Knüll  dicht  unterhalb  der  Sandsteinkuppe  stehen  die 
Labiatusschichten  als  lebhaft  gelbe  oder  dunkelgraue,  kräftig 
schwarz  geflammte,  ziemlich  feste  Kalke  an.  Sie  sind  schliess¬ 
lich  noch  aufgeschlossen  im  Steinbruch  der  Haller  Kalkwerke 
von  Wirth  bei  Halle.  Sie  sind  dort  als  rote  und  hellgraue 
Kalksteine  mit  eingeschalteten  grauen  Mergeln  ausgebildet  und 
kommen  den  dort  auch  aufgeschlossenen  Brogniartischichten 
in  der  petrographischen  Beschaffenheit  sehr  nahe,  führen  aber 
ziemlich  häufig  Inoceramus  labiatus  v.  Schloth.  Es  kommen 
also  hier  in  den  obersten  Partien  des  Labiatusmergels  noch 
einmal  rote  Schichten  vor,  wie  es  auch  Burre1)  aus  der 
Gegend  südlich  von  Bielefeld  beschreibt. 

Weiter  nördlich  ist  dieser  Horizont  nicht  mehr  aufge¬ 
schlossen,  doch  verrät  es  sich  gelegentlich  durch  feste  Mergel 
von  gelblichgrüner  Farbe.  Solche  nennt  Hasebrink2)  aus  der 
Gegend  von  Lengerich. 

Die  Schichten  mit  Inoceramus  Brogniarti  Som.  bestehen 
aus  hellgelblichgrauen,  flachmuschelig  zerspringenden,  tonigen 
Kalksteinen  mit  dünnen  Mergellagen.  Die  Schichtung  ist  un¬ 
deutlich.  Oft  zeigen  sie  eine  verwaschene  schwarze  Fleckung. 
Auch  in  ihnen  kommen  kleinstylolithische  Flächen  wie  in  den 
Cenomankalken  vor.  Überall  sind  rote  Schichten  in  ihnen 
vorhanden,  z.  B.  im  Steinbruch  der  Haller  Kalkwerke  und 
auf  der  Höhe  der  Hasseier  Berge,  wo  sie  ungewöhnlich  reich¬ 
lich  Inoceramus  Brogniarti  Sow.  führen.  In  einem  etwas  ein¬ 
geschnittenen  Wege,  der  von  der  Kaffeemühle  zum  Knüll  hinauf¬ 
führt,  sind  die  Brogniartischichten  in  einer  Mächtigkeit  von 
etwa  75  m  vorhanden  5  sie  zeigen  hier  drei  Mal  Einlagerungen 

1)  Burre,  a.  a.  0.  S.  328. 

2)  Hasebrink,  A.,  Die  Kreidebildungen  im  Teutoburger 

Waid  bei  Lengerich.  Vers.  d.  Nat.  Vers.  f.  Rheinld.  u.  Westf. 
1907,  S.  258.  ’  '  _ 


Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Werther  u  Borg’holzhausen.  21 

von  roten  Kalksteinen,  einmal  an  der  unteren  Grenze,  etwa 
in  der  Mitte  und  im  oberen  Teil  der  Schichtenfolge. 

Die  Brogniartischickten  werden  jetzt  hauptsächlich  im 
Steinbruch  von  Strakerjahn  100  m  westlich  von  Grünenwalde 
gebrochen,  an  dessen  Südwestseite  schon  die  Skaphitenschichten 
anstehen.  Ein  anderer,  etwas  höher  gelegener  Bruch  dort, 
der  ganz  in  den  Brogniartischen  Schichten  steht,  ist  jetzt  ausser 
Betrieb.  Im  südwestlichen  Teil  des  Bruches  von  Strakerjahn 
liegt  eine  50cm  mächtige  Bank  von  ebenflächig  spaltenden 
grauen  Mergeln;  etwas  unterhalb  dieser  Bank  wird  die  Grenze 
zwischen  Brogniarti-  und  Skaphitenschichten  liegen. 

Ausser  lnoceramus  Brogniarti  Sovv.  fand  ich  in  diesen 
Schichten: 

Ananchytes  ovatus  Le.sk e. 

Terebratula  subrotunda  Sow. 

Rhynchonella  Ouvieri  d’Orb. 

,,  plicatilis  Sow. 

lnoceramus  latus  Mant. 

Die  Schichten  mit  Scaphites  Geinitzi  d’Orb.  sind  gut 
erschlossen  in  dem  Gräfl.  Korff-Schmisingschen  Bruch  in  den 
Hasseier  Bergen.  Ihre  Mächtigkeit  beträgt  rund  110  m.  An  der 
Nordseite  liegt  eine  etwa  40  cm  mächtige  mürbe  Mergelbank, 
die  wohl  der  aus  dem  Bruch  von  Strakerjahn  erwähnten 
Mergelbank  entspricht.  Über  ihr,  scheinbar  darunter,  folgen 
zunächst  sehr  feste,  splittrige,  hellgraue  Kalke  mit  feinen 
schwarzen  Strichen  und  Flecken.  Sie  enthalten  Knollen  von 
Eisenkies.  Nur  ganz  dünne  Mergellagen  trennen  die  gut  ge¬ 
schichteten  Bänke.  Über  ihnen  liegen  mürbe  mergelige  Schichten, 
in  die  sich  weiter  hinauf  wieder  festere  graue  Kalke  in  Bänken 
von  5 — 20  cm  Mächtigkeit  einschieben,  bis  sie  wieder  die 
Hauptmasse  des  Gesteins  ausmachen.  Hier  findet  sich  auch 
eine  nicht  sehr  feste  rote  Bank.  Rote  Schichten  im  Skaphithen- 
pläner  sind  ausserdem  weiter  südlich  im  Teutoburger  Walde 
bekannt  geworden1).  Über  diesen  reicheren  Schichten  folgen 
dann  wieder  sehr  feste,  hellgraue,  nicht  so  gut  geschichtete 

E  £•'  "  .  •  : 

1)  Erläuterungen  zur  Geol.  Spezialkarte  von  Preussen.  Lieferg. 
197,  Blatt  Lage,  S.  30. 


Kalksteine;  der  Übergang*  zu  ihnen  ist  nicht  zu  sehen,  da  sie 
nur  im  vorderen,  tiefer  gelegenen  Teil  des  Bruches  anstehen. 
Sic  schneiden  nicht  nur  hier,  sondern  auch  im  Bruch  des  Haller 
Kalkwerke  mit  einer  flachen  Überschiebung  gegen  die  höheren 
Schichten  ab.  Diese  bestehen  aus  einem  Gestein,  wie  ich  es 
sonst  in  den  Plänerschichten  nicht  angetroffen  habe.  Er  ist 
ein  blaugrauer,  toniger,  undeutlich  geschichteter  Kalkstein, 
z.  T.  in  bröcklige  Mergel  übergehend,  der  regellos  verteilte 
Knollen  eines  hellgelblich  grauen,  bedeutend  festeren  Kalksteines 
enthält.  Diese  Knollen  haben  meistens  Stecknadelkopf-  bis 
Faustgrösse,  es  kommen  aber  auch  Blöcke  von  r/2  m  Durch¬ 
messer  und  mehr  vor.  Ihre  Form  ist  unregelmässig,  rundlich 
oder  länglich,  mit  zugerundeten  Kanten  und  Ecken;  die  grösseren 
lösen  sich  oft  als  Ganzes  aus  der  Gesteinsmasse  heraus.  Nicht 
seilen  enthalten  sie  Bruchstücke  von  Versteinerungen.  Gewöhn¬ 
lich  überwiegt  in  dem  Gestein  die  dunkle  Grundmasse;  sind 
die  eingelagerten  Knollen  gross,  so  legen  sich  die  Schichten 
der  Grundmasse  hin  und  wieder  in  Bändern  um  die  Einschlüsse 
herum,  so  dass  das  Ganze  oberflächliche  Ähnlichkeit  mit  flui- 
dalem  Gefüge  gewinnt. 

Diese  Schichten  fanden  sich  von  den  Hesseler  Bergen 
südwärts  überall  im  oberen  Teil  der  Skaphitenscbiehten.  Be¬ 
sonders  schön  sind  sie  sichtbar  im  Steinbrueh  der  Haller  Kalk¬ 
werke  von  Wirth.  Nach  dem  Habitus  des  ganzen  Gesteins 
und  nach  der  Form  und  den  Grössenverhältnissen  der  einzel¬ 
nen  Knollen  kann  es  sich  bei  diesen  Bildungen  nur  um  Kon¬ 
kretionen  handeln. 


Die  Skaphitensehichten 
Ich  fand : 

Crinoiden  S  t  i  e  1  g  1  i  e  d  e  r 

Koralle 

Bvyozoe 

Terebratula  mbrotunda  Sow. 
lihynchonella  plicatilis  Sow. 

,,  Cuviefi  d’Orb. 

Anauchytes  ovatus  Baske 

(häufig) 

„  var.conica  Ag. 


sind  reich  an  Versteinerungen. 

Micraster  breviporus  Ag.  (häufig) 
,,  cor  tesdudinarium  Gdf. 
y>  SP  • 

Cardiaster  cf.  Hagenoivi  d’Orb. 
cf.  Hemiasfer  amygdala  d’Orb. 
Echinoconus  subconicus  d’Orb. 
Scaphites  Geinitzi  d’Orb. 

„  sp. 


Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Werther  u.  Borgholzhausen.  23 


Heterocer  an  Reussianäm  d’Orb.  cf.  Ancyloceras  bipunctätum 
(ziemlich  häufig)  Schliit. 

Helicoceras  flexuosum  Schlüt.  Baculites  sp. 

Prionocyclus  Neptuni  Gein.  Inoceramus  Brogniarti  Sow. 

Heteroceras  Saxonicum  Schlüt.  Dimyodon  sp. 

Hamiten  sp.  (Schlüte  r,  Cephalo- 
poden,  S.  106,  Taf.  12,  Fig.  3-f>.) 

In  den  oberen  Skaphitenschichten  kommen  bei  Halle 
Einlagerungen  von  Grünsand  vor,  die  seit  langem  unter  dem 
Namen  „Grünsand  von  Rothenfelde14  bekannt  sind.  Er  ist 
schon  mehrfach  Gegenstand  von  Untersuchungen  gewesen. 
Schloenbach1)  führt  daraus  eine  Fauna  von  7  Ecliino- 
dermen,  8  Brachiopoden,  5  Lamellibrochiaten  und  2  Fischen 
an.  Während  er  bei  Hilter  noch  in  drei  einzelnen  Bänken 


auftritt,  scheint  er  südöstlich  der  Timmeregge’2)  nur  mehr  eine 


Bank  von  grösserer  Mächtigkeit  zu  bilden.  In  dem  von  mir 
untersuchten  Gebiete  war  er  bisher  nur  in  einem  kleinen  Bruch 
km  nordwestlich  von  Halle  gefunden  worden;  dieser  Bruch 
ist  der  südlichste  Punkt,  von  dem  der  Grünsand  in  der  Lite¬ 
ratur  erwähnt  wird.  In  diesem  Aufschluss,  der  jetzt  völlig 
verfallen  und  verwachsen  ist,  steht  er  an  als  ein  grauer,  fein¬ 
körniger,  mürber  Mergel  mit  wenig  Glaukonit;  sehr  häufig 
sind  darin  runde  und  längliche  Knollen  eines  festen  grauen 
Kalksteins.  Etwa  in  der  Mitte  kommt  darin  eine  Lage  von 
bis  erbsengrossen  Gerollen  von  Toneisenstein  vor.  Die  Mäch¬ 
tigkeit,  die  sich  nur  noch  unsicher  feststellen  lässt,  kann  viel¬ 
leicht  6  m  betragen. 

Diesen  Grünsand  konnte  ich  etwa  4  km  weiter  nach  S. 
verfolgen.  Ein  grösserer  Block  des  Gesteins  fand  sich  am 
Süd westabhang  der  Hesseler  Berge,  nahe  ihrem  nordwestlichen 
Ende.  Grünsandschichten  treten  weiter  auf  im  vorderen  Teil 
des  Gräfl.  Korff-Schmisingschen  Bruches  in  den  Hesseler 
Bergen,  hier  allerdings  ungenügend  aufgeschlossen.  Stücke 
von  festerem,  glaukonithaltigen  Kalkstein  kamen  auf  den  süd¬ 
östlichen  Abfall  der  Hesseler  Berge  zum  Vorschein.  Einen 


1)  Schloenbach,  U.,  Beitrag  zur  Altersbestimmung  des 
Grünsandes  von  Rothenfelde.  N.  Jhrb.  f.  Min.  1869,  S.  808—841. 

2)  Mestwerdt  a.  a.  0.  S.  37. 


24 


Wilhelm  Hollstein: 


guten  Aufschluss  in  den  Grünsandschichten  bietet  ein  Stein¬ 
bruch  der  Haller  Kalkwerke  von  Wirth.  Der  Grünsand  ist 

s 

hier  ein  mürber  Mergel,  der  reichlich  Glaukonit  enthält.  Herrn 
Bergassessor  Hase bri nk  verdanke  ich  von  dort  nachstehende 
Analyse : 

Si02  30,96 

A1203  11,56 

Fe2Os  5,92 

CaO  24,05 

Mgo  2,38 

Glühverl.  24,27 

99,14 

Schliesslich  waren  diese  Schichten  noch  im  Einschnitt 
der  alten  Strasse  Halle-Werther  dicht  bei  Halle  zu  sehen. 
Dort  sind  weiche,  gleichfalls  reichlich  Glaukonit  enthaltende 
Mergel  in  einer  Länge  von  3,20  m  angeschnitten. 

Fossilien  scheint  der  Grünsand  in  den  südlichen  Auf¬ 
schlüssen  nicht  zu  enthalten.  In  dem  zuerst  genannten  Bruche 
sind  solche  aber  nicht  selten.  Bestimmen  liessen  sich : 

Hemiaster  sp. 

Terebrcitulina  rigida  Sow. 

Terebratala  subrotunda  Sow. 

#  • 

Lima  guestphalica  Schloenb. 

Unzweifelhafte  Cuvieri-Schichten  habe  ich  nicht  aufge- 
f und en. 

Quartär. 

Diluviale  und  alluviale  Bildungen  besitzen  grosse  Ver¬ 
breitung.  Am  Südwestfuss  des  Gebirges  lagert  überall  ein 
gelber  Sand,  der  stellenweise  reichlich  Brocken  von  Osning- 
sandstein,  weniger  von  Plänerkalk  und  vereinzelt  Feuerstein- 
splitter  und  nordisches  Material  führt.  Seine  Oberfläche  wird 
hin  und  wieder  von  kuppigen  Sandmassen  mit  eingelagerten 
Osningsandsteinbrocken  überragt.  Nach  Elbert1),  Bärtling2) 

1)  Elb  er t,  J.,  Über  die  Altersbestimmung  menschlicher  Reste 
aus  der  Ebene  des  Westfälischen  Beckens  Korrespondenzblatt  für 
Anthropologie  usw.  1905. 

2)  Bärtling,  R.,  Die  Endmoräne  der  Hauptvereisung  zwischen 
Teutoburger  Wald  und  Rheinischem  Schiefergebirge.  Zeitschr.  der 
dtsch.  geol.  Ges.  1920. 


Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Werther  u.  Borgholzhausen.  25 

und  Dieninghoff1)  handelt  es  sich  hei  der  abgedachten 
Sandebene  um  den  Sand  ,  bei  den  Sandkuppen  um  Endmorä¬ 
nenkuppen  der  Teutoburger  wald  -  Stillstandslage  der  grossen 
V  ereisung. 

Den  Hang  der  Südwestkette  oberhalb  der  Sande  bedeckt^ 

(meist  Lösslebm.  Er  tritt  im  Verein  mit  nordischem  Diluvium 
vor  allem  im  Hauptlängstal  des  Osning  auf  und  verdeckt  dort 
das  anstehende  Gestein.  Ganz  frei  davon  sind  nur  die  Kämme 
der  Züge.  Grössere  nordische  Geschiebe  >  waren  bis  160  m 

Höhe  zu  beobachten. 

Besondere  Erwähnung  verdient  noch  der  Abhangschutt 
des  Osningsandsteinzuges.  Er  liegt  namentlich  am  nordwest¬ 
lichen  Ende  der  Gr.  Egge  und  am  Barenberg  in  einer  Mäch¬ 
tigkeit  von  mehreren  Metern.  Er  ist  ein  toniger  Sand,  untei- 
mischt  mit  grösseren  und  kleineren  Stücken  des  Sandsteins, 
der  nicht  immer  scharf  von  dem  Lösslehm  zu  unterscheiden 
ist.  Tiefer  im  Tal  stellen  sich  in  diesem  Schutt  leuerstein- 
splitter  und  nordisches  Material  ein,  so  dass  hier  also  Ver¬ 
mischung  mit  nordischem  Material  eingetreten  ist. 
h'  / ..  ■ 

Tektonik. 


I  r 

=f 


Der  Bau  des  Teutoburger  Waldes  ist  iu  seinen  Haupt- 
zügen  von  Stille2)  klargelegt  worden.  Nach  ihm  stellt  der 
Teutoburger  Wald  einen  Sattel  dar,  in  dessen  Kern  eine  Vor- 
werfung,  der  „Osningabbruch“,  verläuft.  An  dieser  erwei- 
fung  hat  auf  der  Strecke  von  Detmold  bis  nördlich  Bergholz¬ 
hausen  eine  Vertikalverschiebung  stattgefunden,  und  zwar  so, 
dass  der  Südflügel  der  relativ  gesunkene  ist.  Als  Begleit¬ 
erscheinung  des  Absinkens  trat  eine  Ueberkippung  des  Sud¬ 
flügels  ein,  die  auf  der  Strecke  von  Detmold  bis  nördlich 
Borgholzhausen  so  typisch  zum  Ausdruck  kommt,  dass  S  i  e 
das  Profil  des  Osning  mit  üherkipptem  Südflügel  geradezu  a  s 
das  „Normalprofilw  bezeichnet. 

1)  D  leimig  hott,  K.,  Der  geologische  Aufbau  der  oberen 

Emsebene  und  ihrer  Umrandung.  Dissert.  Munster  M22; 

2)  Stille,  H.,  Der  Mechanismus  der  Osmngbildu  ö. 

d.  Pr.  Geol.  Landesanst.  1910. 


26 


Wilhelm  H  o  1 1  s  t  e  i  n : 


Zu  der  Strecke  mit  „Normalprofil“  gebürt  auch  der  Ab¬ 
schnitt  von  Werther  bis  ßorgholzhausen.  In  ihm  tritt  als- 
Kern  des  Osningsattels  überall  Röt  auf,  der  in  wechselnder 
Breite  von  Werther  bis  Borgholzhausen  verläuft.  In  der  Zie¬ 
geleitongrube  von  Spilker  bei  Werther  ist  der  Osningabbruch 
unmittelbar  zu  beobachten.  Den  senkrecht  stehenden  Schiefer¬ 
tonen  der  Davoeischichten  legt  sich  hier  der  Röt  mit  einer 
4t) 0  nordöstlich  einfallenden  Dislokationsfläche  auf.  Die  Grenze 
zwischen  den  blauen  Schichten  des  Lias  und  der  roten  des 
Röt  ist  scharf.  Zwischen  beiden  liegt  eine  etwa  30  m  starke 
Schicht,  in  der  die  Schichtung  undeutlich  ist  und  die  Farben 
in  bräunlich  und  grünlich  übergegangen  sind.  Harnische  sind 
nicht  zu  sehen. 

Der  nördliche  Flügel  des  Sattels  besteht  aus  Röt  und 
Muschelkalk.  Dieser  legt  sich  dem  Röt  konkordant,  wenn 
auch  mit  verschiedenem  Einfallen,  auf.  Der  untere  Muschel¬ 
kalk  dieses  Flügels  tritt  in  schmalem  Zuge  im  SO,  in  be¬ 
deutend  grösserer  Breite  dagegen  bei  Borgholzhausen  auf.  Das 
kann  darin  seinen  Grund  haben,  dass  hier  eine  schwache 
Spezialfaltung  vorliegt.  Ich  fand  wenigstens  südsüdwestlich 
des  Sündern  den  Wellenkalk  in  horizontaler  Lagerung,  wäh¬ 
rend  er  am  Riesberg  und  nördlich  jener  Stelle  nordöstliches 
Einfallen  hat.  Auch  der  obere  Muschelkalk  zeigt  schwache 
Wellen  im  Ein  fallen. 

Hier  bei  Borgholzhausen  liegen  in  diesem  Flügel  zwischen 
Unterem  und  Oberen  Muschelkalk  einige  Schollen  jüngerer 
Schichten,  die  der  „Hassbergzone“  entsprechen  und  die  z.  T. 
schon  von  Stille1)  genannt  werden.  Am  Sündern  findet  sich 
in  1  km  Länge  und  bis  250  m  Breite  Oberer  Jura,  vielleicht 
auch  Wealden.  In  einem  kleinen  Bruch  250  m  südöstlich  des 
Hohlweges,  durch  den  der  Weg  von  Barnhausen  nach  Borg¬ 
holzhausen  führt,  ist  die  nördliche  Begrenzungsverwerfung 
dieser  Scholle  aufgeschlossen.  Hier  liegt  Serpulit  neben  Obe¬ 
rem  Muschelkalk.  Der  Serpulit  besteht  aus  verdrückten  Lagen 
eines  tonigen,  hellgrauen,  bituminösen,  in  sich  sehr  zerbroche- 


1)  Stille  a.  a.  0.  S.  370. 


Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Weither  u.  Borgholzhausen.  27 

nen  Kalksteines  mit  zahlreichen  Cypridinen  und  Muscheln, 
zwischen  denen  etwa  ebenso  starke  Lagen  eines  biaunen  bis 
schwarzen,  fein  zerbröckelnden,  gleichfalls  sehr  bituminösen 
Schiefertones  liegen.  Die  Schichten  fallen  nach  N  ein,  sind 
aber  regellos  zerquetscht  und  gebogen.  Der  Trochitenkalk 
o* icnzt  mit  einer  gleichfalls  nördlich  einfallenden  Fläche  daian, 
mehrfach  sind  Blöcke  des  Oberen  Muschelkalkes  in  den 
weicheren  Serpulit  hineingepresst.  Sowohl  Serpulit  wie  Mu¬ 
schelkalk  führen  hier  etwas  eingesprengten  Bleiglanz,  so  dass 
es  naheliegt,  dieses  Vorkommen  mit  der  Verweifting  in  Ver¬ 
bindung  zn  bringen. 

Südlich  anschliessend  liegt  eine  Scholle  von  Schiefer* 
tonen  des  Jura,  doch  ist  sie  sehr  wenig  aul geschlossen,  und 
ihre  Begrenzung  lässt  sich  daher  nur  ungenau  feststellen. 

Ein  dritter  Einbruch  liegt  nordöstlich  von  Wichling- 
hausen,  etwa  1  km  entfernt,  vor.  Hier  sind  Serpulit  und 
Wealden  in  400  m  Länge,  aber  anscheinend  nur  geringer 
Breite  vorhanden.  Der  Serpulit  fällt  mit  60  nach  SW,  der 
Trochitenkalk  in  einem  in  unmittelbarer  Nähe  gelegenen  klei¬ 
nen  Steinbruch  mit  80°  nach  NO. 

Der  Zug  des  Muschelkalkes  wird  nach  S  zu  schmaler. 
Das  Einfallen  verflacht  sich  zunächst  etwas,  um  bei  Werther 
wieder  steiler  zu  werden. 

Südlich  der  Rötgrenze  tritt  gegenüber  dem  verbreiterten 
Nordschenkel  noch  einmal  auf  längere  Erstreckung  ein  Streifen 
Muschelkalk  auf.  Das  Einfallen  ist  hier  steiler  als  auf  dem 
Nordschenkel,  aber  gleichfalls  nördlich.  Stille  hat  diesen 
Muschelkalk  als  dem  Südschenkel  des  Osningsattels  angehörig 
aufgefasst.  Es  ist  aber  auch  möglich,  dass  hier  eine  Ueber- 
schiebung  vorliegt,  wie  sie  sich  ähnlich  durch  die  Bohrung^ 
von  Niederbarkhausen  bei  Oldinghausen  ergeben  hat  und  auf 
Blatt  Lage  der  Geologischen  Spezialkarte  im  Profil  CD  dar¬ 
gestellt  worden  ist.  Dort  wurde  unter  dem  Röt  noch  einmal 
Muschelkalk,  Keuper,  Muschelkalk  und  wieder  Röt  erbohrt. 

Mannigfache  Störungen  durchsetzen  den  gesunkenen  Süd¬ 
schenkel.  Am  auffälligsten  ist  hier  der  Verlauf  des  Osning- 
sandsteinzuges.  Er  tritt  im  Hengeberg  an  das  von  mir  untei- 


28 


Wilhelm  H  o  1 1  stein: 


t 


.suchte  Gebiet  heran.  Am  Nordende  des  Hengeberges  setzt 
er  ab,  wird  um  etwa  150  m  nach  SW  verworfen  und  läuft 
von  dort  als  ein  schmaler,  orographisch  kaum  noch  hervor¬ 
tretender  Zug  nach  NW  1  km  weiter.  Dort  wird  er  abermals 
durch  eine  Verwerfung  abgeschnitten,  die  ihn  um  etwa  3/4  km 
nach  SW  verlegt.  Hier  bildet  er,  rings  von  jüngeren  Kreide¬ 
bildungen  umgeben,  die  Kuppe  des  Knüll.  Erst  jenseits  des 
Tales  zwischen  Knüll  und  Grosser  Egge  tritt  er  wieder  in 
normalem  Lagerungsverhältnis  und  in  seiner  gewöhnlichen  oro- 
graphischen  Erscheinungsweise  auf  und  verläuft  dann  so  bis  zum 
Quertale  von  Borgholzhausen  Im  Steinbruch  am  SO-Ende 
der  Grossen  Egge  ist  in  ihm  eine  bedeutende  Harnischfläche 
sichtbar. 

Das  Einfallen  ist  am  Nordende  des  Hengeberges  nahezu 
senkrecht,  am  Knüll  65°  nach  SW,  am  Südende  der  Grossen 
Egge  50°  NO,  am  Nordende  etwa  20°  NO  und  am  Baren¬ 
berge  75°  NO. 

Die  Verwerfung,  die  den  Sandstein  des  Knüll  im  S  ab¬ 
schneidet,  bildet  die  Hauptquerverwerfung  des  untersuchten 
Gebietes.  Südlich  derselben  folgen  auf  den  Osningsandstein 
regelmässig  Gault  und  obere  Kreide  und  ergeben  orographisch 
das  gewöhnliche  Bild,  da  Cenomanmergel  und  Labiatusschieh- 
ten  Senken  zwischen  höheren  Cenoman-  und  Turonschichten 
bilden.  Nördlich  derselben  dagegen  ist  rings  um  den  Knüll 
obere  Kreide  eingebrochen,  so  dass  hier  Cenomanmergel  neben 
Wealden  liegen.  Nördlich  des  "Osningsandsteines  sind  die 
höheren  Schichten  des  Cenoman  vorhanden,  südlich  von  ihm 
liegen  Labiatusschichten,  und  darauf  folgen  die  höheren  Tu- 
ronhorizonte.  Der  Flammenmergel  fällt  hier  also  ganz  aus. 
im  Zusammenhang  mit  dieser  abweichenden  Lagerungsweise 
ist  auch  die  Orograpbie  eine  andere.  Die  Brogniartischichten 
bilden  hier  eine  Einsenkung;  einen  Anstieg  bedingen  dann  . 
die  unteren  Skaphitenschichten.  Darauf  folgt  wieder  eine 
Senke,  die  durch  weichere  Schichten  im  Skaphitenpläner, 
vielleicht  auch  durch  Verwerfungen  hervorgerufen  sein  kann. 
Der  nächste  Anstieg  wird  dann  durch  harte  Schichten  im 
oberen  Skaphitenpläner  veranlasst. 


Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Werther  u.  Borgholzhausen.  29 

Weitere  Querverwerfungen  liegen  im  Tale  zwischen  Knüll 
und  Grosser  Egge  und  nördlich  davon.  Sie  schneiden  hier 
die  obere  Kreide  ab,  so  dass  südwestlich  der  Grossen  Egge 
die  Kreide  wieder  in  normaler  Lagerung  auftritt.  Von  da 
an  verläuft  sie  ohne  auffällige  Störungen  bis  zum  Quertal  von 
Borgholzhausen. 

Bei  Halle  folgen  auf  die  Skaphitenschichten  südwestlich 
einer  streichenden  Verwerfung  noch  einmal  Labiatus-  und  Brog- 
niartischichten. 

Streichende  Verwerfungen  sind  ausser  dem  Osningab- 
brach  von  geringer  Bedeutung.  Wahrscheinlich  ist  es,  dass 
solche  im  Wealden  und  Oberen  Jura  in  Ascheloh  aufsetzen, 
da  sich  dort  Röt  und  Osningsandstein  bis  auf  250  m  nähern, 
während  sie  bei  normaler  Lagerung  im  dreifachen  Abstand 
verlaufen. 

Der  Jura,  der  nördlich  der  Hauptquerverwerfung  wieder 
grössere  Breite  erreicht,  hat  noch  mehrfach  Störungen  er¬ 
fahren.  Nach  NW  zu  wird  er  aber  bald  von  Diluvium  und 
Abhangschutt  verdeckt,  so  dass  sich  Einzelheiten  des  Gebirgs- 
baues  nicht  mehr  feststellen  lassen, 

Meyer1)  hat  versucht,  für  den  Abbruch  des  Osning- 
sandsteines  an  der  Hauptquerverwerfung  südlich  des  Knüll 
eine  Erklärung  zu  geben.  Nach  ihm  ergibt  nämlich  der  Ver¬ 
lauf  des  Osningsandsteinzuges  nördlich  und  südlich  von  Biele¬ 
feld  ein  ähnliches  Bild  wie  bei  Halle.  Der  Osningsandstein 
biegt  am  Quertal  von  Bielefeld  mit  sanfter  Krümmung  aus  der 
Streichrichtung  des  Gebirges  nach  N  aus  und  nimmt  Sattel¬ 
stellung  an.  Dieser  Sattel  wird  aber  nördlich  sehr  bald  von 
der  Osningspalte  abgeschnitten,  da  diese  ihr  allgemeines 
Streichen  beibehält.  Der  Osningsandstein  setzt  dann  an  der 
Hünenburg  erneut  ein. 

Den  Grund  für  das  Absetzen  des  Osningsandsteines  sieht 
Meyer  in  dem  besonderen  Verhalten  des  Osningsandsteins  ge¬ 
genüber  einem  Faltungsdruck,  der  nicht  senkrecht  zur  heuti- 

_ _  .  — - 

1)  Meyer,  E.,  Zur  Mechanik  der  Osningbildung-  bei  Bielefeld, 
j  Jahrb.  d.  Pr.  Geol.  Landesanst.  1913,  I,  S.  616—624. 

Verh.  d.  Nat.Ver.  Jalirg.  SO.  1928. 


30 


Wilhelm  H  o  1 1  s  t  e  i  n : 


gen  Längsrichtung  des  Gebirges  wirkte,  sondern  schräg  dazu. 
Der  Osningsandstein  habe  auf  diesen  Druck  infolge  seiner 
grösseren  Starrheit  mit  einem  scharfen  Zerbrechen  geant¬ 
wortet,  während  die  anderen  Formationsglieder  ihren  Zusam¬ 
menhang  bewahrt  haben.  Auf  die  gleiche  Ursache  sei  auch 
sein  Absetzen  bei  Halle  zurückzuführen. 

Eine  Krümmung  wie  bei  Bielefeld  ist  nun  freilich  bei 
Halle  im  Verlauf  des  Osningsandsteines  nicht  festzustellen,, 
wohl  aber  besteht  Uebereinstimmung  insofern,  als  sich  auch 
hier  der  Osningsandstein  dem  nördlichen  Schenkel  des  Osning- 
sattels  mehr  und  mehr  nähert.  Der  H engeberg  läuft  in  einem 
spitzen  Winkel  auf  die  Werther  Egge  zu.  Bei  gleichem  Fort¬ 
streichen  würde  er  an  der  Chaussee  Halle-Themhausen  den 
Muschelkalkrücken  schneiden.  Dieses  Richtungsverhältnis  wird 
durch  die  Haller  Querverwerfung  aufgehoben.  Auch  darin 
besteht  hier  Uebereinstimmung  mit  der  Bielefelder  Gegend, 
dass  sich  mit  dem  Absetzen  auch  die  Richtung  des  Osning- 
sandsteinzuges  ändert.  Der  Hengeberg  streicht  N  35°  W,  die 
Grosse  Egge  N  60°  W.  Dann  aber  hört  die  Uebereinstimmung 
auf.  Während  der  Osningsandstein  vom  Palsterkamper  Berge 
an  sich  vom  Südrande  des  Gebirges  entfernt  und  sich  dem 
Nordrand  nähert,  zeigt  er  nach  Borgholzhausen  zu,  gegenüber 
dem  verbreiterten  Nordschenkel,  eher  die  Neigung,  nach  S 
auszubiegen. 


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Zur  Flora  des  Nahetales. 


Von 

Dr.  Fr.  Müller,  Eutin. 


Die  nachstehenden  Angaben  sind  zusammengestellt  nach 
Beobachtungen  und  Notizen,  die  ich  im  Laufe  meines  Aufent¬ 
haltes  in  Oberstem  (Oktober  1899  —  Okt.  1918)  gemacht  habe. 
Ei gänzt  sind  sie  durch  Mitteilungen,  die  ich  den  Herren  Haupt¬ 
lehrer  Ruppenthal  in  Mackenrodt  und  Alexander  Hahn 
in  Idai  vei  danke.  Die  Anordnung  der  Pflanzen  entspricht 
derjenigen,  wie  sic  Geisenheyner  in  seiner  „Flora  von 
Kreuznach  und  des  gesamten  Nahegebiet“  2.  Aufl.  gewählt 
hat.  Dieses  sehr  brauchbare  Buch  des  mit  der  Flora  des 
Nahegebiets  so  gut  bekannten  Naturfreundes  habe  ich  in 
Bezug  auf  die  Verbreitung  der  Pflanzen  immer  zu  Rate  ge¬ 
zogen ;  meine  Angaben  sollen  im  wesentlichen  nur  eine  Er¬ 
gänzung  jener  blora  sein,  die  bei  einer  neuen  Auflage  gewiss 
mitberücksichtigt  werden.  Die  Standorte  der  im  Gebiete  seltener 
auftretenden  Pflanzen  werden  späteren  Beobachtern  nicht  un¬ 
willkommen  sein. 


Ceterach  officharum  Willd.  An  Felsen  des  Melaphyr  und 
des  Rotliegenden:  oberhalb  der  alten  Kirchhöfe,  Gefallener 
Felsen,  Müllersheck  bei  Oberstein,  Felsen  bei  der  Turn¬ 
halle  der  Oberrealsehule,  am  Karschholz,  dem  Elektrizitäts¬ 


werk  gegenüber;  oberes  Göttenbachtal;  Felsen  an  der 
1  länge l)i iicke  über  die  Nahe  bei  Enzweiler;  bei  Kronvveiler 


und  Nohen;  an  der  Nahe  unterhalb  der  Allmrichsehleife; 
bei  Gerach. 


Phegopteris  Dryopteris  Fee  u.  Ph.  polyp odioides  im  unteren 
Siesbachtal, 


Zur  Flora  des  Nahetales. 


35> 


Aspidium  lobatum  Sw.  Sehönlautenbaebtal,  Frauenburg,  Fiscli- 
bachtal;  Hintertiefenbach;  Ringelbachtal. 

Asplemum  germanicum  Weis.  An  den  Sonnenstrahlen  stark 
ausgesetzten  Felsen  bei  Gerack  neben  dem  ^  Fnsswege, 
der  nach  Niederwörresbach  hinabfiibrt  in  vielen  Exemplaren; 
Fischbacktal;  Heimbaeh;  in  der  Totenalb,  wo  der  W  eg 
von  Erzweiler  in  die  Steinalb  mündet  (1  Exemplar). 

A.  adiantum  nigrum  L.  Nur  in  vereinzelten  Exemplaren: 
Göttenbacktal,  Rodter  Mühle,  Erzweiler,  Steinaib. 

Osmunda  regalis  L.  Eine  grössere  Anzahl  von  Exemplaren  — 
auch  mit  Abnormitäten  —  im  Kaspersbruch  unter  dem 
Erbeskopf.  Im  Brückener  Forstrevier  in  der  Nähe  des 
Erzweges  unweit  Neuhof.  Bei  Schwollen  ist  der  Farn  nicht 
mehr  aufzufinden:  er  soll  dort  schon  seit  längerer  Zeit  ver- 
schwunden  sein. 

Scolopendrinm  vulgäre  Sm.  An  Felsen  und  besonders  schon 
im  Brunnen  bei  Schloss  Dhaun;  zwischen  Fischbach  und 
Oberstein  nicht  beobachtet. 

Ophioglossum  vulgatum  L.  Zwischen  Schwarzdorngestiüpp  am 
Forstgarten  beim  Schlossweiher  von  Herrn  Alex.  Hahn 
entdeckt.  Auf  kurzgrasiger  Wiese  der  Schwabelsdell  im 
Göttenbachtal  zahlreiche,  aber  kleine  Exemplare. 

Botryehium  lunaria  Sw.  Auf  mit  Moos  durchsetzten,  kurz¬ 
grasigen  Wiesen  der  Wassergail  bei  Hintertiefcnliach,  oft 
abnorm  ausgebildet  z.  B.  mit  geteilter  Sporangienähre;  bei 
Regulshausen,  im  Göttenbachtale  am  Nordbauge  eines  Recks 
sind  die  Exemplare  weit  grösser  und  kräftiger  als  bei  der 
Wassergail ;  Wiesen  bei  Allenbach. 

Lyeopodiüm  Selago  L.  Auf  quelligem  Boden  eines  Tälehens 
in  der  Winterhaucli,  das  nach  Kirchenbollenbach  hinabfuhrt. 
Da  mehrere  Quellen  durch  die  neuangelegtc  Wasserleitung 
abgefangen  sind,  ist  das  Verbleiben  der  Pflanze  dort  in 
Frage  gestellt.  —  Nothauser  Bruch;  am  Kappelbach  in. 

Idarwald. 

L.  annotinum  L.  Hambaclier  Sauerbrunnen;  Nothauser  Bruch. 

B.  inundatum  L.  Winterhauch  mit  L.  Selago  zusammen; 
Heide  südlich  Allenbach;  Wiesen  am  Eisbach  bei  Eisen. 


SG 


Fr.  Müller: 


Lctrix  clecidua  Mill.  Gruppen  besonders  starker  Bäume _ einer 

hat  in  Brusthöhe  einen  Umfang  von  3,96  m  —  im  Buch¬ 
walde  hei  Nohfelden.  Nach  Angaben  von  Forstbeamten 
sind  sie  etwa  150  Jahre  alt  und  über  40  m  hoch. 

Orijza  clandestina  A.  Br.  (forma  patens).  An  der  Nahe  hei 
Fischbach;  zwischen  Kirn  und  Kirnsulzbach. 

Agrostis  ccinina  L.  Sumpfige  Wiesen  an  der  Nahe  hei  Neun¬ 
kirchen. 


Calamagrostis  arundinacea  Roth.  Am  Rande  des  Rosen waldes* 
bei  der  Neubrücker  Mühle. 

^fip(l  pennata  L.  Felsen  am  linken  Naheufer  oberhalb  Teufels¬ 
woog  bei  Oberstein. 

Phrcigmites  communis  Trin.  geht  naheaufwärts  bis  etwa  2  km 
oberhalb  Kirn. 

Sesleria  coerulea  Scop.  Unter  Homericher  Hof  beim  Tunnel¬ 
eingang  oberhalb  Bahnhof  Oberstein. 

Poa  Chaixii  Vill.  Oberes  Wüstlautenbachtal ;  zwischen  Klein¬ 
tiefenbach  —  und  Fallbachtal  bei  Oberstein. 

Festuca  süvatica  Vill.  Am  Rande  des  Rosenwaldes. 

Elymus  europaeus  L.  Im  Walde  bei  der  Wildenburg. 

Cccex  pulicaris  L.  Wiese  neben  dem  Stauweiher  zwischen 
der  Rodter  Mühle  und  der  nach  Tiefenstein  zu  gelegenen 
Schleife;  moorige  Wiesen  bei  Allenbach;  Waldwiese  zwischen 
Weiersbach  und  Gimbweiler. 

6.  pauciflora  Lightf.  In  Sphagnumrasen  auf  sumpfigen, 
mit  Buschwerk  durchsetzten  Wiesen  auf  dem  rechten  Idar- 
ufer  zwischen  Allenbach  und  Hüttgeswasen.  Im  Juni  durch 
die  langen,  gelblichen,  wagerecht  abstehenden  Frucht¬ 
schläuche  im  Rasen  leicht  zu  erkennen. 

U.  teretiuscula  Grod.  Sumpfwiese  neben  der  Strasse  Gonnes- 
weiler-Neunkirchen. 


(\  humilis  Leyss.  Auf  Melaphyr  oberhalb  der  alten  Kirchhöfe 
bei  Obersteiu. 

C.  bmerms  Sm.  Nothäuserbruch  bei  Allenbach;  am  Erbeskopf, 
an  der  Strasse  Hüttgeswasen  —  Thranenweiher,  im  Walde 
zwischen  Hüttgeswasen  und  Leisel. 

C.  sihatica  Hnds.  Am  Rande  einer  Waldwiese  im  Krebs- 


Zur  Flora  des  Nahetales. 


wieserbruch  oberhalb  Schwollen  fand  ich  einen  ausgedehnten 
Stock  mit  verschiedenartigen  Blutenständen.  Die  zahl¬ 
reichen  —  (bis  8)  weiblichen  Ährchen  —  besonders  die 
unteren  —  sind  rispig.  An  einigen  Halmen  fehlen  die 
völlig  männlichen  Ährchen  ganz,  dafür  tragen  dieweibl.  und 
deren  Äste  an  der  Spitze  männliche  Blüten.  Andere 
Halme,  welche  an  der  Spitze  eine  (selten  2)  männliche 
Ähren  führen,  haben  an  diesen  dicht  vor  ihrem  Ende  einige 

weibliche  Blüten  entwickelt.  Noch  andere  Halme  hat  der 

- 

Stock,  bei  denen  die  etwa  6  cm  lange  männliche  End- 
äbre  in  der  Mitte  in  2  cm  Länge  weibl.  ist. 

Eriophorum  vaginatuni  L.  Sumpfige  Waldwiesen  bei  Allen¬ 
bach  und  Htittgeswasen :  an  der  Nordseite  des  Gefäll- 
berges. 

E.  latifolium  ist  in  der  Obersteiner  Gegend  weit  seltener  als 
E.  polystachium. 

Scirpus  compressus  Pers.  Göttenbachtal. 

S.  lacustris  L.  geht  naheaufwärts  etwa  bis  Niederhausen, 
an  der  oberen  Nabe  ist  er  nicht,  aber  ^im  Weiher  bei 
Imsbach. 

Elodeci  canadensis  Rieh.  Bei  Oberstein  vielfach. 

Luzula  Forstevi  DC.  habe  ich  bei  Oberstein  nicht  gesehen. 
L.  multiflora  var.  congesta  Buch,  in  einem  Sumpfe  des  Ge- 
fällberges. 

Juncus  Leersii  Marss.  Im  Göttenbachtal,  Struth  bei  Oberstein. 
J.  squarrosus  L.  Heide  bei  Allenbach,  Imsbach. 

J.  tenais  Willd.  Göttenbachtal,  am  Fusswege  einer  Wiese  auf 
der  linken  Seite  des  Baches. 

Allium  ursinum  L.  Am  Wege  Schmidtburg  Schneppen¬ 
bach  (Alex.  Hahn). 

Polygonatum  verticillatum  All.  Feuchte  Gebüsche  und  Wälder; 

Leisel,  Schwollen,  Allenbach,  Hujets  Sägemühle. 

Paris  quadrifolia  L.  Bei  Oberstein  nicht  häufig.  Neben  der 

Landstrasse  Tiefenbach-Katzenloch,  Kirschweiler  gegenüber. 
Buchwald  bei  Nohfelden,  zwischen  Weiersbach  und  Gimb¬ 
weiler,  Schülers  Steinbruch  bei  Mackenrodt  (Ru  p  pen  t  hal). 


38 


Fr.  Müller: 


Iris  germanica  L.  Kirch-  und  Homersfelsen  in  Oberstein,  am 
Eisenbahndamm  bei  Fischbach. 

Orchis  ustulatus  L.  Auf  Wiesen  und  grasigen  Plätzen  bei 
Oberstein  mehrfach,  aber  meist  nur  einzeln  und  nicht  jedes 
Jahr  erscheinend.  Schwellenden,  Göttenbachtal,  Klotzberg, 
Müllersheck,  oberhalb  Teufelswoog,  Wassergail. 

0.  f uscus  Jacq.  Im  Walde  zwischen  Johannisberg  und  Kirn, 
aber  nicht  bei  Oberstein  beobachtet. 

Leucorchis  albida  E.  Mey.  =  Gymnadenia  albida  Eich.  Wiesen 
bei  Allenbach. 

Coeloglossum  viride  Hartm.  Auf  Wiesen  stellenweise:  unter¬ 
halb  Katzesrech,  zwischen  Kirschweiler  und  Siesbach  (Alex. 
Hahn),  Göttenbach-  und  Hosenbachtal,  zwischen  Bergen 
und  Griebelschied. 

Cephalanthera  Xiphophyllum  Kchb.  Schwellenden  bei  Ober¬ 
stei  u,  oberes  Wüstlautenbachtal ,  Königswald  vor  dem 
Katzenloch,  besonders  viel  und  über  50  cm  hoch  unter 
hohen  Eichen  der  K losheck  bei  Herrstein. 

Ep  ip  actis  latifolia  All.  Im  Gebüsch  am  Fusswege  Idar- 
Enzweiler,  Müllersheek,  Fischbachtal. 

Goodyera  repens  R.  Br.  Vom  Apotheker  Hartmann  in 
Rhaunen  im  Walde  des  Wartenberges  bei  Rhaunen  aufge- 
1  linden.  Im  Juli  1917  waren  dort  etwa  15  blühende 
Exemplare. 

Malaxis  paludosa  Sw.  An  nassen  Stellen  auf  der  Heide 
südlich  Allenbach.  (Torfsümpfe  sind  dort  nicht,  wie 
G eisenheyn er  irrtümlich  augibt.) 

Corallorrliiza  innata  R.  Br.  In  ausgedehnten,  von  Büschen 
durchsetzten  Sphagnummscn  und  zerstreut  stehend  bei  Allen¬ 
bach.  Im  Juni  1906  zählte  ich  dort  über  20  Exemplare,' 
die  15 — 25  cm  aus  dem  SpliagnumgoXstev  hervorragten 
und  z.  T.  schon  abgeblüht  waren.  Begleitpflanzen;  Carex 
pauciflora,  C.  panicea ,  Eriophorum  angustifolium ,  E. 
raginatum ,  A  accinium  oxycoccos ,  Drosera  rotundifolia , 
Viola  palustris ,  Birken,  Erlen  und  Weidengebüsch. 

Acorus  Calamus  L.  In  der  Nahe  bei  Oberstein,  Enzweiler, 
Kronweiler,  Gonnesweiler,  Weiher  bei  Oberhosenbach. 


Zur  Flora  des  Nahetales. 


39 


Typha  latifolia  L.  An  der  Nahe  bei  Fischbacb,  am  Weiher 
im  Schönlautenbachtal,  bei  Imsbach,  Mühlweiher  zwischen 
Breitenbach  und  Wickenrodt. 

Betula  pubescens  Ehrh.  Im  Gebüsch  am  Fusswege  Idar- 
Enzweiler. 

JEuphorbia  palustris  L.  Wenige  Exemplare  auf  einer  \V  iese 
oberhalb  der  Allmerichsschleife  bei  Oberstein. 

Rumex  maritimus.  L.  Am  Weiher  bei  Baumholder. 


n  > 


R.  scutatus  L.  geht  naheaufwärts  bis  Schloss  Dhaun.  Einzelne 
Exemplare  im  Schotter  zwischen  dem  Bahngeleise  oberhalb 
Oberstein  und  bei  Enzweiler. 

Aristolochin  clematitis  L.  In  Gärten  bei  Mackenrodt  und 
Sonnschied  (Ruppenthal). 

Dipsacus  pilosus  L.  Oberes  Schönlautenbachtal. 

Matricaria  chamomilla  L.  Bei  Oberstein  nur  spärlich,  auf 
Äckern  bei  Göttschied. 

Matr.  discoidea  D.  C.  Güterbahnhof  Oberstein. 

Senecio  vernalis  W.  u.  Kit.  Bei  Mackenrodt.  (Ru pp.) 
Cineraria  spathulifolia  Gmel.  Zwischen  Sonnenberg  und 
Krön weiler,  einige  Exemplare  in  einer  Hecke  bei  Ilcttstein 

(Rupp.). 

• Civsium  oleraceum  Scop.  geht  naheaufwärts  bis  untcihalb 
Fischbach  (bei  der  Schleife  an  der  Nahe  beim  Oberreiden- 
bacherhof). 

Centaurea  solstitiaüs  L.  Von  Rupp.  1912  in  4  Exemplaren 
in  einem  Luzernenfeld  bei  Mackenrodt  beobachtet. 
Chondrilla  juncea  L.  Nur  zwischen  Fischbach  und  Kirnsulz¬ 
bach  an  der  Böschung  neben  dem  Fusswege  unterhalb  der 
Eisenbahnbrücke  über  die  Nahe  angetroffen. 

Lactum  saligna  L.  Kammerwoog  bei  Oberstein. 

Crepis  foetida  L.  Am  Wege  von  Mackenrodt  ins  Sieben¬ 
bachtal  (Rupp.). 

—  paludosa  Moench.  Wolfskaul  bei  Allenbach,  bei  Schwollen 

(Rupp.)* 

Hieraemm  Peleterignum  Merat.  Am  Ausgange  der  Kleinen 
Tiefenbach  der  Allmerichschleife  gegenüber. 

H.  Schmidtii  Tausch.  Felsen  am  Teufelswoog. 


40 


Fr.  Müller: 


Phyteuma  spicatuni  L.  Nur  wenige  Exemplare  mit  weissen 
Blüten  bei  Allenbach. 

Specularia  speculum  DC.  Bei  Oberstein  nicht  gesehen;  ein 
Exemplar  im  Steingeröll  am  Bache  im  Dorfe  Kellenbach. 

B  ahleribergia  hederacea  Reichb.  Trotz  wiederholten  Suchens 
in  der  Winterhauch  nicht  aufgefunden. 

Adoxa  moschatellina  L.  Ist  bei  Oberstein  nicht  vorhandeil. 

I  inca  minor  L.  In  der  Winterhauch  zwischen  der  Kleinen 
und  Grossen  Tiefenbach,  im  Walde  unter  der  Wildenburg. 

Menyanthes  trifoliata  L.  Hujets  Sägemühle  bei  Birkenfeld, 
Allenbach,  Siesbaeh,  Nockenthal,  Hettstein  (Ru pp.). 

Salvia  rerticillata  L.  Vereinzelte  Exemplare  bei  Oberstein. 

S .  pratensis  L.  Bei  Oberstem  nur  ganz  vereinzelt. 

Leonurus  cardiaca  L.  Früher  in  mehreren  Exemplaren  in 
Mackenrodt,  jetzt  dort  verschwunden  (Rupp.). 

Stachys  arvensis  L.  Zwischen  Selbach  und  Imsbach. 

Scutellaria  minor  L.  Schönlautenbachtal,  Idarquelle,  Eisbach¬ 
tal,  Sauerbrunnen  bei  Birkenfeld. 

Teucrium  chamaedrys  L.  Entenschleife  im  Fischbachtal. 

Cynoglossum  officinale  L.  Fischbach,  zwischen  Bergen  und 
Berschweiler,  Erzweiler  in  der  Totenalb;  am  Enzweiler 
Berg  (Rupp.). 

Symphytum  officinale  L.  Naheaufwärts  bis  Fischbach,  nur  noch 
wenige  weissblühende  Exemplare  am  Fischbachufer. 

Pulmonaria  obscura  Dum.  Wildenburg. 

P.  montana  Lej.  Oberes  Wüstlautenbachtal  in  der  Winter¬ 
hauch. 

Atropa  Belladonna  L.  Frauenburg,  Seitentälchen  des  Schön¬ 
lautenbachs,  Königswald  bei  der  Wildenburg,  Grünbachtal 
bei  der  Steinalb.  Bei  Sonnschied  (Rupp.). 

Scrophularia  Ehrharti  Stev.  Ringelbachtal,  am  Hosenbach 
in  Fischbach. 

Linaria  arvensis  Desf.  Eselspfad  bei  Oberstein.  In  einem 
Jahre  massenhaft  bei  Mackenrodt,  dann  wieder  verschwun¬ 
den  (Rupp.) 

A.  elatine  Mill.  3  Exemplare  auf  einem  Brachfelde  bei 
Mackenrodt  (Rupp.). 


Zur  Flora  des  Nahetales. 


41 


Mimulus  lutem  L.  *  Ein  Exemplar  im  Geröll  des  Naheufers 
bei  Fischbacb  ;  Entenscbleife  im  Fischbachtal. 

Veronica  scutellata  L.  An  der  Nahe  bei  Gonnesweiler, 
Imsbach.  Oberhalb  Siesbach  (Ru  pp.). 

V.  montana  L.  Karschholz  bei  Oberstein,  Siesbach  (Ru pp.). 

V.  Tournefortii  Gmel.  Zwischen  Fischbach  und  Dickesbach, 
Göttschied. 

Melampyrum  cristatum  L.  Zwischen  Tannen  des  Steinkaulen¬ 
berges  bei  Idar  (R  u  p  p.). 

Pedicularis  palustris  L.  Katzenloch,  Allenbach. 

ÄlectorolopJius  major  Rchb.  Bei  Oberstem  nicht  beobachtet. 

Euphrasia  pratensis  Rchb.  Gonnesweiler. 

Lathraea  squamaria  L.  Im  Dietzen  am  Fusswege  Oberstein- 
Idar.  Scheint  durch  Tannenanpflanzung  verschwunden 


zu  sein. 

Phelipaea  coerulea  C.  A.  May.  In  einem  Rech  vor  Schwellen¬ 
den  oberhalb  des  alten  Kirchhofs  bei  Oberstein. 

Utricularia  vulgaris  L.  Bei  Staudernheim  vor  dem  Eisen  - 
bahntunnel. 

Trientalis  europaea  L.  Sumpfige  Stellen  im  Tannenbestande 
an  der  Nordseite  des  Gefällberges  im  Hochwalde. 

Lysimachia  nemorum  L.  Leisel,  Sumpf  nördlich  des  Gef  eilt  - 
berges. 

X.  punctata  L.  Nohmühle  bei  Neunkirchen. 

Primula  elatior  Jacq.  Nahbollenbach,  oberes  Wüstlauten¬ 


bachtal. 

Vaccinium  Oxycoccos  L.  Allenbach,  Hujets  Sagemühle,  Nord¬ 
seite  des  Gefällberges* 

V.  vitis  Idaea  L.  Erdbeergrabenbruch  an  der  Nordseite  des 
Gefällberges  zwischen  hoher  Heide,  am  Altweg  südlich  des 
Gefällberges. 

Moneses  uniflora  Salis.  Im  Dietzen  bei  Idar  mehrere  Jahre  be¬ 
obachtet;  sie  stand,  auf  einige  qm  verbreitet,  an  einem  steilen 
Hange  neben  einem  Fusswege.  1918  war  dort  kein  Exem¬ 
plar  mehr  aufzufinden.  Im  Kiefernwalde  zwischen  Ausweiler 
und  der  Frauenburg  waren  im  Juni  1906  ausser  einigen 
andern  auch  2  blühende  Exemplare  vorhanden,  dort  wird 


42 


Fr.  Müller: 


sie  sich  aber  gehalten  haben,  da  der  Standort  für  sie 
günstige  Bedingungen  bietet. 

Pirola  rotundifolia  L.  Oberes  Wüstlautenbachtal,  Ameis 
zwischen  Rötsweiler  und  Leisel. 

S cuticula  europaea  L.  Oberes  Wüstlautenbachtal,  zwischen 
Kirschweilerbrück  und  der  Bäreuschleife. 

Eryngium  campestre  L.  Nabcaufwärts  nur  bis  Martinstein 
gehend. 

Ammi  majus  L.  Einzelne  Exemplare  zwischen  Wilzenberg 
und  Schwollen  (Ru  pp.). 

Oenanthe  peucedanif ’olia  Poll.  An  der  Nahe  bei  Neunkirchen, 
an  der  Treis  bei  Wolfersweiler. 

Foeniculum  vulgare  Milk  Neben  einem  Garten  bei  Reguls¬ 
hausen. 


Selinum  cavrifolium  L.  Türkismühle,  Neunkirchen;  zwischen 
Katzenloch  und  Allenbach  (Ru  pp  ). 

Tordylium  maximum  L.  In  der  Stadt  Oberstein  und  deren 
nächsten  Nähe  häufig,  Kallenfels  bei  Kirn,  die  Zwergform 
neben  einem  Tümpel  an  der  Eisenbahn  zwischen  Kirn¬ 
sulzbach  und  Fischbach. 

Laserpitium  latifolium  L.  Im  unteren  Schönlautenbachtal 
im  Walde  zwischen  dem  Gasthause  und  Neuweg. 

Conium  macul aturn  L.  Schloss  Dhaun,  Kirnsulzbach. 

Saxifraga  Aizoon  Jacq.  Nicht  bei  Oberstein,  aber  im  Kellen¬ 
bachtale  unter  Dhaun  und  zwischen  Fischbach  und  Kirn¬ 
sulzbach  vor  der  Abzweigung  des  Weges  nach  Bärenbach. 
tridactylites  L.  Bei  Oberstein  nur  an  der  Hohl,  Martinstein. 

Ghrysosplenium  oppositifolium  L.ist  die  bei  Oberstein  häufigere 
Art. 


Thalictrum  minus  L.  Eulenschleife  im  Fischbachtale. 

Anemone  ranunculoides  L.  Wenige  Exemplare  auf  einer 
Wiese  am  Dietzen  oberhalb  der  Gasanstalt. 

Myosurus  minimus  L.  Göttenbachtal. 

Batrachium  aquatile  E.  Mey.  Zwischen  Gonnesweiler  und 
Neunkirchen  eine  Form,  deren  Blüte  nur  10—12  mm, 
deren  Blätter  1,5 — 2  cm  Durchmesser  haben;  Stengel  rund, 
hohl,  Blattscheiden  sehr  kurz. 


43 


Zur  Flora  des  Nahetales. 


Eanunculus  aconitifolius  L.  Pfaffenwald,  Güttenbacbtal, 
Hujets  Sagemühle,  unter  der  Festung  bei  Kirschweiler. 

7?.  .arvensis  L.  Nicht  bei  Oberstein,  wenige  Exemplare  zwi- 
sehen  Bergen  und  Berschweiler. 

HeUebor us  foetidus  L.  Geht  nalieaufwärts  bis  ins  Fiscli- 
bachtal.  Einzelne  Exemplare  sollen  auch  im  Idaitale  \oi- 

kommen. 

E.  viridis  L.  In  einem  Obstgarten  in  Mackenrodt  (Ru pp.). 
Delphinium  consolida.  Bei  Oberstein  nicht  beobachtet. 
Aconitum  hjcoctonum  L.  Im  feuchten  Gehölz,  am  Wege  von 
Kronweiler  nach  Nohen. 

Berberis  vulgaris  L.  Wildwachsend  bei  Oberstem  nicht  ge¬ 
sehen. 

Dentaria  bulbifera  L.  Nur  in  der  Winterhauch  zwischen 
der  Kl.  und  Gr.-Tiefenbach. 

Berteroa  incana  DC.  Zwischen  Oberstein  und  Algenrodt. 

Ein  Exemplar  zwischen  Idar  und  Mackenrodt  (Ru pp.). 
Camelina  sativa  Crntz.  In  einem  Inkarnatkleeacker  bei 

Mackenrodt  (Ru pp.). 

Thlaspi  alpestre  L.  Zwischen  Hotel  Bach  und  Schlossweiher. 
Biscutella  laevigata  L,  Gefallener  Felsen  (Rotliegendes)  bei 
Oberstem. 

Reseda  lutea  L.  Ein  Exemplar  am  Wege  Oberstein-Struth ; 

wenige  Exemplare  oberhalb  Siesbach  (R u pp.). 

Montia  minor  Gmel.  Göttenbachtal,  Dietzen,  Katzenloch, 
Weiher  bei  Mörschied. 

Stellaria  nemomm  L.  Am  Rosenwald  zwischen  Nohfelden 
und  Neubrücke,  zwischen  Weiersbach  und  Gimbweiler. 
Moenchia  erecta  Fl.  Wett.  Rötsweiler,  zwischen  Böschweiler 
und  Huss weder,  bei  Siesbach  am  unteren  Weg  nach  Leisel 

(Ru  pp.). 

Gypsophila  muralis  L.  Göttenbachtal,  Baumholder. 
Dianthus  deltoides  L.  Göttenbachtal,  Malbergskopf,  Baum- 
holder,  Imsbach. 

D.  Ca rthusian o ru m  auch  im  oberen  Nahetale  häufig. 

D.  Armeria  L.  weit  seltener,  z.  B.  Ringelbachtal. 


44 


Fr.  Müller: 


Vaccaria  parviflora  Moencb.  Sommer  1916  unter  Wicken 
und  Hafer  bei  Mackenrodt  (R  u  p  p). 

Silene  dichotoma  Ebrb.  ln  Kleefeldern  mitunter  massenhaft, 
dann  wieder  verschwindend.  Göttenbachtal,  Algenrodt. 

Viscaria  vulgaris  Röhl.  Wenige  Exemplare  am  Wege  im 
Vollmersbachtale,  Hahnenbachtal,  Totenalb. 

Melandrium  rubrum  Garcke  ist  bei  Oberstein  häufiger  als 
M.  alb  um. 

Hypericum  hirsutum  L.  Nur  bei  der  Frauenburg  beobachtet. 

J  olygala  amara  L.  Allenbach,  Leisel,  Schwollen,  Sumpf  an 
der  Nordseite  des  Gefällberges. 

Jlex  aquifolium  L.  Einzeln  im  Königswalde  unter  der  Wil¬ 
denburg,  häufiger  oberhalb  Leisel. 

Dktamnus  fraxiuella  Pers.  Wenige  Exemplare  auf  einem 
fast  zugewachsenen  Wege  an  der  Südseite  des  Ballenhübels 
im  Ringelbachtale. 

Geranium,  sanguineum  L.  Zinnklopp  und  oberhalb  des  alten 
Friedhofes  bei  Oberstein. 

G.  pratense  L.  Baum  holder. 

G.  lucidum  L.  Felsspalte  im  Rotliegenden  neben  Fuhrs  Hütte 

und  am  Naheufer  bei  der  Allmerichschleife;  unter  Schloss 
Dhaun. 

Ladiola  linoides  Gmel.  Auf  heidigem  Boden  am  Lasenberg 
bei  Neunkirchen. 

Circa ea  alpina  S.  An  sumpfiger  Stelle  bei  Siesbach  (R  upp.). 

Myriophyllum  spicatum  L.  Badeplatz  am  Kammerwoog,  Kirn. 

Gpii  aca  salicif  olia  L.  An  einem  Graben  neben  der  Strasse 
B  i  rk  enf  eld  -  N  e  u  b  rücke. 

Sanguisorba  officinalis  L.  Nohen.  Bei  Gemünden  auf  dem 
Hunsrück  (Ru  pp.). 

Comarum  palustre  L.  Oberes  Schönlautenbachtal  in  der 
Winterhauch,  Rinzenberg. 

Potentilla  rupestris  L.  Blüht  in  der  Müllersheck  bei  Ober¬ 
stein  im  Mai. 

P.  mic-rantha  Kam.  Bei  Oberstein  mehrfach,  besonders  im 
Wüstlautenbachtale. 


Zur  Flora  des  Nahetales. 


45 


Eubus  saxatilis  L.  Beim  Holzhauserhof  (Frau  Oberförster 
Pauly). 

Ulex  europaeus  L.  Neben  der  Dietzenschleife,  an  mehreren 
Stellen  im  Hochwalde. 

Trifolium  alpestre  L.  Bei  Oberstein  mitunter  weissblühend 
mit  rotem  Schiffchen ;  im  Göttenbachtal  ein  fast  blau  blühen¬ 


der  Rasen. 

T.  ochroleucum  L.  Kallenfels  bei  Kirn ;  ein  Exemplar  im 
Göttenbachtale. 

T.  striatum  L.  Ensweiler;  Regulshausen. 

T.  rubens  L.  Oberstein;  bei  der  Frauenburg  mit  über  9  cm 
langen  Köpfen. 

T.  agr avium  L.  Frauenburg;  Kronweiler;  zwischen  Gonnes¬ 
weiler  und  Neunkirchen. 


Das  Bergrebhuhn  Perdix  montana  (Gmelin). 

Von 

J)r.  A.  Ton  Jordans,  Bonn. 

Unter  obigem  Titel  veröffentlichte  Dr.  Stresemann, 
der  Direktor  der  Ornitb.  Abteilung  des  Zoologischen  Museums 
in  Berlin,  eine  kurze  Arbeit  in  den  Ornith.  Monatsberichten 
1924  Bd.  XXXII  Heft  5  über  eine  seit  langem  bekannte, 
merkwürdige  Färbungsvarietät  des  Feldhuhns,  die  er  als  eine 
interessante  Mutation  feststellt.  Bis  kurz  vor  dem  Kriege 
hatte  ich  mich  neben  meinen  anderen  Arbeiten  damit  befasst, 
angeregt  durch  zwei  Exemplare,  die  ausgestopft  im  Jagdzimmer 
eines  Vetters  von  mir  hingen  und  durch  die  ich  erstmalig 
von  dieser  Variation  Kenntnis  nahm,  eine  möglichst  voll¬ 
ständige  Zusammenstellung  aller  bekannter  Fälle,  die  in  der 
Literatur  Vorkommen,  zusammenzubringen  und  weitere  Unter¬ 
suchungen  anzustellen.  Durch  den  Krieg  und  darnach  durch 
andere  Arbeiten  geriet  mir  jene  ganz  in  Vergessenheit,  ich 
wurde  erst  durch  Stresemanns  Abhandlung  wieder  an  sie 
erinnert. 

Da  mir  nun  drei  Fälle  aus  dem  Rheinland  bekannt 
wurden,  die  der  AVissenschaft  bisher  unbekannt  blieben,  dürfte 
es  vielleicht  nicht  ohne  Wert  sein,  neben  einer  Beschreibung 
hier  alles  das  zu  bringen,  was  man  bisher  von  diesem  merk¬ 
würdigen  Feldhuhn  weiss ,  soweit  es  zu  meiner  Kenntnis 
gelangte.  Dass  meine  Literaturzusammenstellung  bis  Ende  1914 
vollständig  ist,  glaube  ich  nicht,  aber  sehr  viel  dürfte  nicht 
fehlen.  Diejenigen  Veröffentlichungen,  die  auch  Stresemann 
anführt,  versehe  ich  mit  einem  *.  Die  oben  genannten  zwei 
Exemplare  schoss  mein  Vetter  FreiherrFritz  von  B  ö  s  e  1  a  g  e  r 


% 


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Das  Bergrebhuhn  Perdix  montana  (Gmelin).  47 

Sy:  1  i'  x 

am  31.  Oktober  1904  bei  Peppenhoven  im  Kreise  Rheinbach, 
in  der  Ebene  zwischen  Rhein  und  Eifel  aus  einer  vor  ihm 
hochgehenden  grösseren  Kette,  von  der  nur  diese  zwei  Vögel 
die  auffallende  Färbung  besassen.  Sie  hängen  jetzt  noch  als 
gut  präparierte  Stilleben  in  seinem  Zimmer.  Leider  sind  die 
Unkosten  zu  hoch,  um  Photographien,  die  die  Eigentümlich¬ 
keiten  sehr  gut  zeigen,  hier  reproduzieren  zu  lassen 1).  Ich 
gebe  eine  kurze  Beschreibung  der  beiden  ganz  gleich  gefärbten 
Hühner:  Kopf,  Hals  und  Kehle  hellgelbbraun;  Backen  grau; 
vom  Hinterkopf  nach  dem  Halse  zu  geht  die  Färbung  all¬ 
mählich  in  ein  dunkles,  '  schokoladefarbenes  Braun  über,  das 
sich  dann  über  den  ganzen  Rücken  zu  einem  lebhaften  dunklen 
Rotbraun  ausfärbt,  dann  aber  in  den  Oberschwanzdeckfedern, 
deren  Spitzen  ausgenommen,  allmählich  wieder  in  helleres 
Gelbbraun  übergeht;  die  Rückenfedern  zum  Teil  mit  helleren 
Spitzen.  Die  äusseren  fünf  Schwanzfedern  besitzen  die  nor¬ 
male  Färbung,  während  die  mittleren  heller  und  fein  schwarz 
punktiert  sind.  Flügeldeckfedern  kastanienrotbraun  mit  weissen, 
i  schwarzgeränderten  Schäften,  ihre  Spitzen  weissgrau  mit 
schwarzen  Flecken.  Die  Aussenf  ahnen  der  Armschwingen 
rostfarben,  schwach  grau  punktiert,  die  Innenfahnen  hellei. 
Handdecken  und  Handschwingen  grau,  braun  überflogen,  Aussen¬ 
fahnen  heller,  teilweise  fein  grau  punktiert,  letzte  Handschwinge 
mit  gelblich  weissen  Längsstreifen.  —  Die  Unterseite  ist  gleich- 
mässig  lebhaft  dunkel  kastanienbraun;  Bauch  silbergrau.  Die 
kurzen  Unterschwanzdeckfedern  grau,  braun  gefleckt,  die 
langen  rotbraun;  Hosen  grau;  Unterflügeldeckfedern  gelblich- 
*  weiss,  fein  braun  punktiert;  Arm-  und  Handschwingen  unter- 
seits  silbergrau,  Innenfalmen  hellbraun  überflogen.  Allen 
!  Schwingen  fehlt  die  normale  Querbänderung  vollständig. 

1  Alle  übrigen  Hühner  der  Kette  waren  völlig  normal  gefäibt. 

1)  Nachträglich  wurde  die  Beifügung  einer  Tafel  doch  noch 
ermöglicht.  Das  obere  Huhn  ist  das  im  Text  genannte,  vonRörig 
gezeichnete ;  die  Reproduktion  mit  Erlaubnis  des  Verlags  Neumann 
j  in  Neudamm.  —  Die  beiden  unteren  sind  die  Peppenhovener  Stücke; 
das  eine  vom  Rücken,  das  andere  von  der  Unterseite  nach  eigenen 

Aufnahmen. 

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Ähnliche  Stücke  sind  in  der  ganzen  Gegend  niemehr  be¬ 
obachtet  worden. 

Ein  anscheinend  völlig  gleich  gefärbtes  Exemplar  bildet 
Dr.  Rörig  in  „Waidwerk  in  Wort  und  Bild“  1895  Bd.  V 
Nr.  15,  auf  bunter  Ganztafel  ab.  (Vergl.  auch  weiter  unten). 

Das  dritte  mir  bekannt  gewordene  Stück  wurde  im  Herbst 
1905  von  Förster  Unländer  bei  Linz  am  Rhein  erlegt  und 
mir  von  dem  Schützen  in  schlecht  ausgestopftem  Zustand  zur 
Untersuchung  geliehen;  es  ist  dadurch  arg  verunstaltet,  dass 
ihm  der  Präparator  den  kahlen  Rücken  mit  Birkhennenfedern 
beklebte!  Der  Vogel  ist  noch  nicht  ganz  ausgemausert,  dem 
vorigen  sehr  ähnlich,  leider  wurde  weder  sein  noch  der 
beiden  obigen  Geschlecht  festgestellt.  Es  scheinen  mir  alle 
drei  Hennen  zu  sein.  Kopf  und  Rücken  ähnlich  wie  oben 
gefärbt,  die  Basis  der  dunkelbraunen  Federn  weiss,  bzw. 
schwach  gelblich.  Auf  dem  Kropf  am  Übergang  zu  der 
dunklen  Unterseite  unregelmässige  gelb-  und  kastanienbraune 
Flecken,  auf  dem  Kropf  stellen weisse  schwarze  Sperberung 
wie  bei  einem  Normalstück.  Flankenfedern  mit  schmalen 
gelben  Schaftstrichen,  deren  Spitzen  zum  Teil  ganz  weiss, 
zum  Teil  nur  mit  weissen  Flecken.  Nackenfedern  mit  eben¬ 
falls  schmalen,  hellen  Schaftstrichen.  Auf  dem  Nacken  tritt 
auf  einzelnen  h  edern  am  oberen  Teil  die  normale  Sperber¬ 
zeichnung  auf,  aber  auf  gelblich  braunem  Grunde.  Hand¬ 
schwingen  mit  breiter  gelblich  weisser Bänderung.  Armschwingen 
mit  schmutzig  hellgelben  Längsstreifen,  die  allmählich  in 
Querbänder  übergehen.  Auch  an  den  drei  mittleren  Schwanz¬ 
federn,  die  sonst  bei  den  übrigen  dunkelbraun  sind,  belle 
Schaftstriche,  die  sich  an  der  Spitze  tropfenförmig  erweitern. 
Ganze  Brust  dunkelbraun,  Bauch  schmutzig  grauweiss.  Also 
im  ganzen  sehr  ähnlich  den  erstgenannten  Exemplaren,  aber 
mit  teilweisen  Anklängen  an  normale,  und  das  für  montana 
typische  Dunkelkastanienbraun,  stellenweise  an  einzelnen  Federn 
stark  aufgehellt  in  ein  helleres  Gelbbraun,  die  Farbe  des 
Kopfes  und  Halses,  die  bei  den  dreien  ganz  gleich  ist. 

Aus  dem  Rheinland  sah  ich  ein  Rebhuhn,  das  bei 
Düren  geschossen  war  und  das  einfarbig  hellgelbbraun  (isabeli- 


49 


Das  Bergrebhuhn  Perdix  montana  (Gmelin). 

t 

färben)  war,  genau  wie  Kopf  und  Hals  der  obigen.  Solche 
Exemplare  kommen  ja  bei  vielen  Arten  vor,  immerhin  ist 
dies  vielleicht  von  besonderem  Interesse  im  Zusammenhang 
mit  der  montana-Färbung. 

Das  sind  die  einzigen  Exemplare,  die  ich  aus  eigener 
Anschauung  kenne. 

Nun  werde  ich  die  mir  aus  der  Eiteratur  bekannt  ge¬ 
wordenen  Fälle  aufzählen  und  mit  Deutschland  beginnen. 

A.  B.  Reichenbach,  Praktische  Naturgeschichte  der 
Vögel  1850  p.  545,  kurze  Beschreibung  und  Abbildung  Tai. 
61  Fig.  3.  —  Ferner,  vollständige  Naturgeschichte  der  Hühner¬ 
vögel,  Tafel  CXCV.  -  (Nach  W.  Hartmann  -  vergl. 
unten  —  sind  die  abgebildeten  Vögel  die  des  Wiener  Tier¬ 
gartens,  Reichenbach  nennt  sie  P.  montana  var.  varlegata , 
wonach  er  montana  wohl  als  Art  ansieht). 

Aus  dem  Westerwald,  H.  Schlegel,  De  Vogels  van 

Nederland,  1858  p.  359.  * 

Aus  Ostfriesland,  Deutsche  Jägerzeitung  1912  Bd.  51 
p.  733. * 

Aus  Siegen  in  Westfalen,  Freiherr  Droste  zu  Vische- 
ring,  Bericht  über  die  XX.  Vers.  d.  Deutschen  Ornithologen- . 
Versammlung  zu  Braunschweig  1873  p.  9  *  (1870  ein  Stück, 
1871  wieder  eins). 

A.  Jacobi  berichtet  vom  Vorkommen  des  Bergrebhuhns 
in  Sachsen  in  den  Ornith.  Monatsberichten  1909  Nr.  4, 
p.  50.  *  Am  20.  9.  08  ein  Exemplar  erhalten  (Zoolog.  Museum 
Dresden  Nr.  14930)  von  Riechberg  bei  Siebenlehn;  es  war 
eine  Henne  mit  normal  ausgebildetem  Eierstock.  Die  von  ihm 
gegebene  Beschreibung  deckt  sich  !  genau  mit  meiner  obigen 
ersten.  Interessant  sind  seine  weiteren  Angaben,  die  er  nach 
der  Aussage  des  Schützen  macht:  Es  gehörte  einem  \  olko 
lauter  gleicher  abnormer  Hühner  an,  das  schon  seit  drei 
Jahren  im  selben  Revier  beobachtet  wurde.  Im  Jahre  1907 
seien  etwa  drei  erlegt,  1908  nur  das  oben  genannte,  2—3 
!  Stück  könnten  übrig  geblieben  sein,  die  man  aber  nur  noch 
i  selten  zu  Gesicht  bekommen  habe;  alle  hätten  völlig  gleich 
ausgesehen. 


50 


A.  von  Jordans: 


1896')  .beschreibt  Rörig  ein  Stück  im  Journal  f.  Ornith. 
P*  97  *  von  Fremdiswalde  bei 'Nerchau  in  Sachsen  (21.9.96), 
(las  sich  in  der  Sammlung  der  Berliner  Landw.  Hochschule 
befindet.  Es  ist  das  von  Rörig  abgebildete  Exemplar,  das 
aus  einem  Volk  völlig  normal  gefärbter  Hühner  herausge- 
schossen  wurde. 

Von  Knobelsdorf  bei  Waldheim  in  Sachsen  nennt  R. 
Hey d er  im  Journal  f.  Ornith.  1916  p.  299*  eine  montana, 
die,  am  16.9.1877  erlegt,  in  der  Tharandter  Sammlung  steht. 

Im  Hobst  1832  wurden  bei  Ullersdorf  in  der  Lausitz 
neun  gleichgefärbte  junge  Feldhühner  gefangen,  deren  Eltern 
normales  Aussehen  hatten.  Naumann  (Naturg.  Vög.  Deutschi. 
1833  p.  433/34)  gibt  eine  genaue  Schilderung;  er  sah  ein 
Stück  hiei  von,  nennt  es  aber  eine  andere  Varietät  als  montcinci, 
dei  eil  Seltenheit  er  hervorhebt,  und  welche  er  selbst  nie  zu 
Gesicht  bekommen  hat.  Das  gen.  Exemplar  befand  sich  in 
der  Sammlung  der  Naturf.  Gesellschaft  in  Görlitz.  R.  Tobias 
berichtet,  dass  gleiche  Rebhühner  auch  noch  später  bei  Görlitz 
vorgekommen  seien  (Kollibay,  Vögel  Schlesiens  p.  138). 

A.  B.  Meyer  beschreibt  im  Journal  f.  Ornith.  1891 


p.  271/75  „eine  seltene  Varietät  des  Rebhuhns“,  die  1887 
bei  Gleichenberg  in  Sachsen  geschossen  und  dem  Dresdener 
Museum  einverleibt  wurde.  Dies  ist  keine  montana ,  aber  der 
Autor  sagt,  es  habe  eine  grosse  Ähnlichkeit  mit  dem  von 
Naumann  aus  der  Lausitz  beschriebenen.  Ich  führe  es  hier 
dei  Vollständigkeit  halber  an,  da  es  einige  montana  nicht 
fremde  Eigentümlichkeiten  besessen  hat. 

liir  Thüringen  (Winter  1794)  wurde  es  nachgewiesen 
durch  J.  M.  Bechstein,  Naturgeschichte  der  Vögel  Deutsch¬ 
lands  180»  p.  1365/67  II.  Bd.  Er  sah  mehrere  und  erhielt 
das  oben  genannte;  er  gibt  eine  gute  Beschreibung  dieser 
„Varietät  eines  gemeinen  Feldhuhnes“.  Er  hält  solche  Vögel 
mit  ihrer  völlig  braunen  Unterseite  für  besonders  alte  Hähne, 
was  ein  Irrtum  war. 


Frisch  nennt  es  Perdix  fusca , 


erwähnt  sein  Vorkommen 


1)  Bei  Streseinann  irrtümlich  1897  angegeben. 


51 


Das  Bergrebhuhn  Perdix  montana  (Gmelin). 

I? .  '  '  ■ 

aus  Anklam  in  Pommern  (Vorstellung  der  Vögel  Deutschlands 
III.  Bd.  11.  Lieferung  —  vor  1760,*  Abbildung  Taf.  114  B). 
Die  Beschreibung  im  Naumann  des  von  Frisch  abgebildeten 
Vogels  deckt  sich  im  wesentlichen  mit  den  meinen. 

Nach  Stresemann  befinden  sich  zwei  Exemplare  aus 
der  Mark  Brandenburg  (aus  dem  Kreise  Frankfurt  a.  Oder) 


im  Berliner  Zoolog.  Museum. 

Ernst  Schaff  veröffentlichte  in  der  Zeitschrift  „Aus 
der  Heimat  —  für  die  Heimat“  (Neue  Folge  Heft  I  Leipzig 
1908)  eine  Notiz  „Perdix  fusca  Frisch,  eine  seltene  Farben¬ 
spielart  unseres  Rebhuhns“,  deren  Inhalt  mir  unbekannt  blieb, 
da  ich  die  Zeitschrift  nicht  einseben  konnte. 


i 


t 

* 


Aus  Holland  führt  Leverkühn  ein  Exemplar  an. 
Journal  f.  Ornith.  1890  p.  195.  * 

Aus  Österreich  und  Ungarn  liegen  eine  Reihe  Daten 
vor:  Der  unlängst  verstorbene  rühmlichst  bekannte  Ornithologe 
Dr.  Ritter  von  Tschusi  zu  Sclimidhof f en  schreibt  mir 
auf  meine  Anfrage  1910,  dass  er  zwei  Exemplare  in  seiner 
grossen  Sammlung  besessen  habe,  die  sich  nun  im  Wiener 
Hofmuseum  befänden;  er  beschrieb  sie  in  den  Annalen  des 
K.  K.  Naturh.  Hofmuseums  XXL  1906  p.  202/03.  —  Es  werden 
das  die  Vögel  sein,  die  auch  Stresemann  erwähnt.  — 
Weitere  Angaben  macht  Pfarrer  Hanf  in  den  „Vögel  des 
Furtteiches“  (Verh.  K.  K.  Zool.  Bot.  Ges.  Wien  1856,  1858; 
weitere  Angaben  in  derselben  Zeitschrift  1865  p.  944/45, 
und  1866  p.  232/34). 

Herr  E.  Henschel  in  Eger  schrieb  mir  1909,  dass  ei 
zwei  montana  aus  Brix  in  Böhmen  erhielt,  die  er  präpariert 
dem  Wiener  Hofmuseum  weitergegeben  habe;  es  seien  soweit 
er  habe  konstatieren  können,  Hennen  gewesen.  Nach  seiner 
kurzen  Beschreibung  waren  sie  ganz  wie  die  erstgenannten 
rheinischen;  interessant  nur,  dass  eins  der  beiden  „im  Nacken 

eine  Anzahl  Federn  von  der  gewöhnlichen  Farbe  der  Reb- 


hühner  besass“. 

Zwei  Stücke  aus  Ungarn  (Bezirk  Pest)  befinden  sich  im 
Ungar.  Nationalmuseum  (Frivaldsky,  Aves  Hungariae  1891 


i 


A.  von  Jordans: 


p.  115*)  und  ein  ferneres  nennt  Ostermayer  (Deutsche 
Jägerzeitung  1912  p.  732*). 

Eine  nicht  unwichtige  Arbeit  erschien  in  „Der  Zoolo¬ 
gische  Garten“  1866  p.  332/35  von  Willi.  Hartmann.  Er 
berichtet  n.  a.  über  zwei  im  Wiener  Garten  gefangen  gehaltene 
Bergrebhühner,  die  nach  der  Mauser  ein  dunkleres  Braun 
gezeigt  hätten  als  im  Jahr  vorher ;  auf  diese  gleiche  Erscheinung 
habe  bereits  Temminek  (vgl.  unten)  hingewiesen.  „Die 
beiden  Hühner  waren  vor  zwei  Jahren  auf  der  gräfl.  Waldt- 
stei n 'sehen  Domäne  Frebitseh  in  Mähren  gefangen“;  der 
.dortige  Direktor  Hoppe  teilte  dem  Autor  im  Herbst  mit, 
dass  1861  „unter  zwei  Ketten  von  gewöhnlichen  Rebhühnern 
®  ‘Stück  junge  braune  Hühner  bemerkt  wurden,  ohne  dass 
in  fiüherer  Zeit...  alte  Hühner  von  ähnlicher  Färbung  ge¬ 
sehen  worden  wären“.  Trotz  aller  Schonung  schienen  sie 
sich  nicht  bedeutend  vermehrt  zu  haben;  einzelne  braune 
-Hühner  seien  in  verschiedenen  Ketten,  aber  stets  in  geringer 
Zahl  festgestellt  worden.  Die  braunen  paarten  sich  nach  den 
Beobachtungen  Hoppes  mit  den  gewöhnlichen,  ob  aber  die 
Eier  und  die  Jungen  anders  ausgesehen  haben,  blieb  unbe¬ 
kannt.  Temmincks  Behauptung,  die  montana  sei  eine 
männliche  Varietät  der  cinerea,  („une  variete  oecidentelle  du 
male  de  la  Perdix  grise  vulgaire“)  hält  Hartmann  für  wahr¬ 
scheinlich,  wie  wir  jetzt  wissen  mit  Unrecht. 

Aus  Polen  und  Russland  kenne  ich  ebensowenig  Fälle 
des  Vorkommens  wie  Stresemann. 

Dagegen  liegen  aus  England  eine  ganze  Anzahl,  an¬ 
scheinend  die  meisten  bekannten  Fälle  vor.  Hier  einige 
Literaturangaben:  Latliam,  Jnd.  Orn.  1790  p.  646.  —  Sliaw^s 
General  Zoology  XI  1819  p.  344.  —  Latbam,  Gen.  Hist. 
„Mountain  Partridge“  1823  p.  286  u.  288.  —  Jardine,  Perdix 
cinerea  var.  montana,  Nat.  Lib.  Orn.  1834  p.  101  Tabl.  — 
Weitere  Beschreibung  im  Catalogue  of  the  Birds  in  the  Brit 
Museum  1893  vol.  22  p.  190  ff.  (fünf  Exemplare  werden  hier 
genauer  beschrieben;  interessant  ist  die  Hervorhebung  eines, 
das  genau  zwischen  typischem  und  montana  stehe).  Co  bum’ 
The  Zoologist,  1896  vol.  20  p.  472/73  „On  a  chocolad  — 


Das  Bergrebhuhn  Perdix  montana  (Gmelin).  53 

!' 

f; 

eolöured  Variation  of  Perdix  cinereau.  —  Aplin,  the  Zoolo¬ 
gist  „  Belck  —  breasted  Partridges“  1899  vol.,3  p.  270.  — 
E.  J.  Gill,  Ibis  1922.*  —  usw.  — 

Herr  Dr.  Hartert,  Direktor  des  Rothschild’schen  Mu¬ 
seums  in  Tring,  machte  mir  auf  meine  Bitte  1911  einige 
Angaben  über  sieben  Exemplare  aus  dem  genannten  Museum, 
davon  zwei  aus  dem  Jahre  1860.  Sie  sind  alle  ähnlich,  haben 
aber  alle  mehr  oder  weniger  im  Einzelnen  abweichende  Be¬ 
sonderheiten. 

Nun  habe  ich  noch  überdas  Vorkommen  in  Frankreich 
und  Elsass-Lothringen  zu  berichten:  Brisson  ist  der  Erste, 
der  die  auffallende  Varietät  unter  dem  Namen  Perdix  montana 
in  seiner  Ornithologia  sive  Synopsis  methodiea  avium  1760 
(deutsche  Ausgabe  1763)  p.  224  pl.  XXI  fig.  2  beschrieb 
und  abbildete.  Ferner  Brisson,  Bull.  Soc.  Zool.  de  France 
(Bd.  XXX);  er  nannte  es  montana ,  da  es  seiner  Meinung 
nach  hauptsächlich  im  Gebirge  auftrete.  —  Ihm  folgte  Buffon 
1771  in  seiner  Histoire  Natur,  des  Oiseaux  p.  41  und  1785 
T.  IV  pl.  V  fig.  3,  wo  er  eine  kurze  Beschreibung  dieser 
„Race“  (Perdrixde  montagne)  gibt,  unter  Hinweis  auf  Brisson.— 
Vieiilot,  Nouvel  Dictionaire  d’  Hist.  nat.  vol.  XXV  p.  226, 
1817;  derselbe,  Tabl.  Encycl.  Method.  p.  210,  pl.  94  fig.  1, 
1823;  derselbe,  Faune  Franc,  p.  250  pl.  108  fig  2,  1828. — 
Ja  ruber  t  u.  Lapommerair  e,  Richesse  Ornih.  du  midi  d.  1. 

I  France,  Marseille,  1859  p.  421.  —  Daubenton,  Planches 
111.  pl.  42  und  137.  —  Olphe  Galliard,  Faune  Ornith. 

j  Europ.  occid.  Bordeaux,  1886  p.  26.  —  Alleon,  Ornis  1886 
p.  416. 

!  Im  Journ.  f.  Ornith.  erschien  1889  ein  Artikel  „Über 

Farben  Varietäten  bei  Vögeln“  von  Leverkühn.  *  Darin  ist 
aufgezählt  ein  Rebhuhn  im  Museum  in  Colmar  von  Rhone 
oder  Saöne  stammend,  das  ein  montana  mit  etwas  abge- 

;  änderter  Färbung  (Kopf  ringsum  rostbraun,  Halsseiten  jeder- 
seits  weiss,  sonst  rostbraun)  ist;  ferner  ein  typisches  Stück 
(allerdings  Kopf  ringsum  rostbraun);  eins  im  Museum  in  Metz 
(weisslich  oben,  rotbraune  Flecken  unten;  ob  dies  montana ?■) 
Im  Strassburger  Museum  ein  Vogel  von  1852  (typisch  montana). 


54 


A.  von  Jordans: 


Ferner  Ol i vier,  La  Perdrix  du  montagne,  Bull.  Soc.  Zool. 
Frc.  Paris  1907  p.  72/73  mit  Figur.*  Ich  .konnte  letztere 
Zeitschrift  nicht  einselien;  Stresemann  scheint  dies  getan 
zu  haben,  da  er  vom  Vorkommen  in  Frankreich  sagt  (er  führt 
nur  diesen  und  Lever kühns  Artikel  an,  in  welch  letzterem 
aber  nur  oben  genannte  Stücke  angegeben  sind):  „In  den 
Departements  Seine  Inferieure,  Vosges,  Allier  und  Rhone  et 
Saöne“. 

Ein  paar  Worte  über  die  Nomenklatur: 

Vor  1760  nannte  Frisch  das  „braune  Feldhuhn“  Per- 
dix  fusca ,  Brisson  1760,  Buffon  1771  Perdix  montana , 
da  diese  Autoren  aber  keine  Binominalisten  waren,  kann  der 
von  ihnen  gegebene  Name  nicht  in  Anwendung  kommen,  son¬ 
dern  massgebend  ist  Gmelin,  der  in  seinem  Systema  Na- 
turae,  Tom.  I,  Pars  II,  1789,  p.  758  der  Varietät  den  Namen 
Tetrao  montanus  gab.  Dann  ist  noch  zu  nennen  Temminck, 
der  in  seiner  Hist.  Nat.  gen.  pigeons  et  gallinaces  1813  Bd. 
III  pp.  397,  398  und  730  sich  eingehender  mit  unserem 
Vogel  befasst.  Während  mehrere  Autoren  in  ihm  eine  eigene 
Art  sehen  wollten,  andere  an  ein  Bastardprodukt  denken,  be¬ 
tont  er,  dass  es  sich  nur  um  eine  ausgesprochene  Varietät 
handeln  kann,  deren  Färbung  mehr  oder  weniger  variiere.  Er 
sah  eine  ganze  Anzahl.  Seine  kurze  Diagnose  im  Index  der 
Genera  und  Species  lautet:  „Corpore  supra  et  pectore  casta- 
neis,  suctus  dilute  fulyo,  capite  et  collo  superiore  fulvis.u  Er 
gibt  an,  dass  nach  öfterer  Mauser  das  Braun  dunkler  werde, 
was,  wie  oben  gesagt,  Hartmann  bei  den  im  Wiener  Tieiv 
garten  lebend  gehaltenen  Exemplaren  bestätigt  fand.  Soweit 
nun  die  Literatur. 

Sehr  wichtig  wären  genauere  Kenntnisse  des  Biologi¬ 
schen,  der  Erblichkeit,  der  Variabilität  und  der  Entwicklung 
des  Federkleides,  auch  weitere  Angaben  des  Auftretens  dieser 
Varietät,  die  nun  aus  den  verschiedensten  Gebieten  des  Ver¬ 
breitungsareals  der  Art  seit  1760  bekannt  geworden  ist,  wären 
sehr  willkommen.  Auch  in  meiner  Literaturübersicht  werden 
zweifellos  noch  mehr  oder  weniger  erhebliche  Lücken  sein. 

Der  erste  Komplex  der  Fragen  wird  in  Einzelheiten,  die 


Das  Bergrebhuhn  Perdix  montana  (Gmelin).  55 

allein  von  Wert  sind,  schwer  zu  beantworten  sein,  da  leider 
solche  auffallenden  Jagdvögel,  wie  es  bei  Jagdwild  mit  selte¬ 
nen  Ausnahmen  fast  immer  der  Fall  istc  den  Jägern  eine  ei- 
wtinschte  Beute  sind  und  ihnen  keine  Zeit  zur  Foitpflanzung 
oder  Beobachtung  gegönnt  wird.  Nichts  biologisch  Auffälli¬ 
ges  wird  berichtet.  Der  Name  Bergrebhuhn  ist  ganz  auf  Irr¬ 
tum  gegründet,  es  kommt  genau  so  gut  in  der  Ebene  vor1)*, 
die  ersten  mögen  zufällig  im  Gebirge  geschossen  worden  sein 
und  so  den  Autor  zu  jener  Annahme  veranlasst  haben.  lieber 
die  Erblichkeit  wissen  wir  auch  nichts  weiteres,  als  dass  die 
Vögel  sowohl  einzeln  wie  auch  in  mehreren  Stücken  plötzlich 
in  einer  Kette  normalgefärbter  Geschwister  aultreten  und  von 
normalen  Eltern  stammen;  nach  Gill  (vgl.  Literatur)  sind 
auch  zwei  Fälle  bekannt,  wo  die  ganze  Kette  aus  montana 
bestand  (vgl.  auch  oben  Jacobi,  Sachsen)  und  ein  Fall,  wo 

auch  die  Eltern  gleichgefärbt  waren. 

Etwas  mehr  wissen  wir  schon  über  die  Variabilität  und 
die  Entwicklung  des  Federkleides:  Der  von  Rörig  abgebil¬ 
dete  und  die  von  mir  beschriebenen  Peppenhovener  Vögel, 
die  mit  andern  völlig  übereinzustimmen  scheinen,  dürften  das 
Extrem  der  montana- Färbung  darstellen.  Im  Text  habe  ich 
verschiedene  Exemplare  genannt,  die  mehr  oder  weniger  Ab¬ 
weichungen  zeigen,  sowohl  in  der  Intensität  und  dei  Aus¬ 
bildung  des  Braun  wie  auch  in  divergenten  Einzelheiten  der 
Federpartieen  als  solcher  und  der  Zeichnung  der  einzelnen 
Federn.  Hartert  schrieb  in  seinem  Briefe  an  mich  von 
„Anklängen“,  von  „Andeutungen“  zweier  Exemplare  des  Tring- 
museums  an  montana ;  ein  Stück  des  Wienei  Hofmuseums 
(lide  Henschel)  besitzt  bei  sonstiger  typischer  montana- 
Färbung  einige  normale  Nackenfedern,  im  Katalog  der\ögel 
des  Britischen  Museums  ist  von  einem  Vogel  die  Rede,  der 
genau  zwischen  typischer  cinerea  und  montana  stehe.  Strese- 
mann  sagt:  „Man  wird  jedes  Rebhuhn  zur  montana- Mutante 
wählen  können,  bei  welchem  Kopf  und  Hals  im  Altei  ganz 


1)  Gmelin :  „Habitat,  aliquando  cum  perdice,  in  Europae 
montanis“. 


56 


A.  Ton  Jordans: 


zeichnungslos  sind  und  sich  scharf  von  einem  stark  verdunkel¬ 
ten  Rumpf  abbeben.“  Mir  will  diese  scharfe  Diagnose  nicht 
ganz  einleuchten,  da  m.  E.  ein  Huhn  ebensogut  zu  montana 
zu  rechnen  ist,  das  dieses  Merkmal  nicht  so  streng  zeigt,  da¬ 
gegen  eine  typische  Färbung  des  übrigen  Körpers  aufweist. 
Feste  Diagnosen  sind  da  kaum  zu  geben.  Der  Autor  schreibt 
weiter:  „Eine  noch  seltenere  Mutante  des  Perdix  jp.  perdix 
ist  die,  bei  der  ein  dunkler  Bartstreif  und  eine  dunkle  Kehl¬ 
umrahmung  bei  gleichzeitiger  starker  Verdüsterung  des  Rumpf¬ 
gefieders  auftritt.  Man  sollte  so  gefärbte  Vögel,  die  ich  nur 
aus  Beschreibungen  kenne,  nicht  als  Bergrebhühner  bezeichnen/' 
Auch  dem  Kann  ich  —  auch  ich  sah  solche  Vögel  nicht  — 
nicht  unbedingt  beistimmen,  da  verschiedene  der  beschrie¬ 
benen  montana  merkwürdige,  in  der  genannten  Richtung  lie¬ 
gende  J  ärbungsvarianten  an  Kopf,  Kehle  und  Schnabelgrund 
aufwiesen,  so  z.  B.  die  schon  erwähnten  zw^ei  Tringer  Exem¬ 
plare:  „Um  den  Schnabel  herum  haben  sie  „maskenartig“ 
schwärzliche  Färbung“  (Harte rt). 

lieber  die  Entwicklung  des  Federkleides  macht  Strese- 
mann  nähere  Angaben,  ich  lasse  seine  Sätze  hier  folgen: 
„Bereits  im  Jugendkleid  unterscheidet  sich,  wie  zwei  in  der 
Jugendmauser  befindliche  Stücke  des  Berliner  Museums  lehren, 
die  montana- Mutante  sehr  auffällig  von  der  normalen  Phase 
des  Rebhuhns.  Der  Kopf  und  der  ganze  Hals  sind  dann  weiss, 
leicht  isabellfarbig  getönt,  und  nur  die  Federn  des  Oberkopfes 
und  eines  breiten,  unter  den  Augen  vom  Schnabelwinkel  zur 
Uhigegend  verlaufenden  Streifens  sind  so  dunkel  pigmentiert 
wie  beim  normalen  Vogel:  Schwärzlich  mit  weissem,  sich  nach 
der  Spitze  verbreiternden  Schaftstrich.  Wo  das  Halsgefieder 
in  das  Gefieder  von  Rücken  und  Brust  übergeht,  tritt  auf  den 
blass  isabellfarbenen  Federn  eine  kräftige  dunkle  Zeichnung 
auf.  Diese  schlägt  an  der  Brust  die  Tendenz  ein,  sich  zu 
2—3  breiten  schwärzlichen,  nur  durch  den  weissbleibenden 
b  edei Schaft  in  der  Mitte  unterbrochenen  Querbändern  anzu¬ 
ordnen,  während  auf  dem  Rücken  eine  breite  weisse  Mittel¬ 
zone  sich  scharf  von  einem  breiten  schwarzen  Seitensaum  ab- 
zug lenzen  trachtet  dies  alles  aber  ohne  Regelmässigkeit 


57 


Das  Bergrebhuhn  Perdix  montana  (Gmelin). 

Jfc  ;'v"  - 

und  im  Effekt  kompliziert  durch  die  daneben  herrschende 
Neigung  zur  breiten  Querbänderung.  ...  So  kommt  ein  Ge¬ 
fieder  zustande,  das  nicht  nur  hinsichtlich  der  Farbe,  sondern 
auch  der  Zeichnung  vollkommen  von  dem  Gefieder  des  jungen 
Rebhuhns  abweicht.“  Dann  schildert  der  Autor  das  nun  an¬ 
gelegte  Alterskleid*,  ich  muss  hier  auf  diese  Darlegung  ver¬ 
weisen.  Das  Dunenkleid,  von  dem  Stresemann  annimmt, 
dass  es  auch  bereits  divergiert,  kennen  wir  noch  nicht. 

Ob  die  montana- Eigenschaf t  „stets  rezessiv  ist,  daher 
in  Hinsicht  auf  ihre  Färbung  homozygot  veranlagt“,  wie 
Stresemann  annimmt,  scheint  mir  noch  nicht  bewiesen, 
da  kann  nur  das  Experiment  Gewissheit  bringen.  Dass  das 
Bergrebhuhn,  das  nun  seit  mehr  als  150  Jahren  bekannt  ist, 
eine  Mutation  darstellt,  als  was  zum  ersten  Male  der  letzt¬ 
genannte  Forscher  diese  sehr  interessante  Lebensform  er¬ 
kannt  hat,  ist  auch  mir  eine  Gewissheit;  was  sie  ist,  was 
ihre  Entstehung  bedingt,  ihr  sporadeweises  Auftreten  und 
Wiederverschwinden  hervorruft,  das  wissen  wir  nicht;  Mu¬ 
tation  ist  ein  Begriff,  keine  Erklärung.  Auch  hier  sind 
wir  wieder  am  Zentralproblem  der  Biologie  angelangt,  dera 
Problem  der  Form,  dem  Problem  des  Entstehens,  dem  Pro¬ 
blem  des  Lebens  —  dem  Problem  der  Menschheit,  das  heute 
genau  so  ungelöst  ist  wie  zu  Beginn  der  Menschheitsgeschichte. 
So  lange  wir  noch  die  nur  grobcausale  Erklärungsmöglichkeit 
vitalen  Geschehens  voraussetzen,  so  lange  werden  wir  auch 
der  Lösung  der  Probleme  nicht  näher  kommen. 


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Perdix  montana  (Graelin) 


Einige  neue  Fossilien 

aus  dem  mitteldevonischen  „Lenneschiefer“ 

von  Gummersbach. 

Von 

Dr.  Döring,  Köln-Deutz. 

Mit  Tafel  I. 


Vorwort. 

Die  vorliegende  Abhandlung  bringt  einige  neue  Ver¬ 
steinerungen  aus  dem  mitteldevonischen  Lenneschiefer  von 
Gummersbach.  Sie  bildete  den  paläontologischen  Anhang 
zu  des  Verf.  Dissertation  „Der  ältere  Lenneschiefer  in 
der  Gegend  von  Gummersbach“,  Bonn  1914.  Die  Ein¬ 
teilung  der  den  Calceola  Bildungen  ähnlichen  Schichten 
von  Gummersbach  hat  Verf.  insofern  modifiziert,  als  ei 
seinerzeit  lokal  ausgeschiedene  Kalk-  und  Mergelbildungen 
nunmehr  zusammengefaßt  hat.  Innerhalb  des  Gebietes 
von  Gummersbach  lassen  sich  von  oben  nach  unten  fol¬ 


gende  Schichten  erkennen: 
Quadrigeminum  Sch. 
Tonschiefer  mit  carbonati- 
sehen  Sandstein bänken 
und  Kalkeinlagerungen 
(Rospe,  Rebbelroth) 


j  Obere  Honseler  Sch.  ' 
Untere  Honseler  Sch. 


Gummersbacher  Schiefer  |  Brandenberg-Sch. 
Brenner  Schiefer  | 

GrauwackenSandsteine  u.  |  MHhlenbergSch. 
-Schiefer 


Oberes 

Mittel- 

devon 


Unteres 

Mittel¬ 

devon 


Ehynchonella  primipilaris  v.  Buch. 

Zahlreiche  Exemplare  aus  dem  Gummersbacher  Schiefer, 
wo  sie  bankbildend  auftritt.  Als  var.  acuta  möchte  ich 
eine  Form  bezeichnen,  die  sich  durch  die  Entwickelung 
des  Schnabels  leicht  von  der  S  c  h  n  n  r’schen  Abbildung 
(T.  XXVI,  Fig.  3  a,  b,  c)  unterscheidet.  Sie  ist  schwächer 


2 


Döring 


gebogen,  kaum  an  die  Brachialklappe  angedrückt  und  auf¬ 
fallend  spitz.  Ein  Exemplar  maß:  Länge  12  min,  Breite 
13  mm,  Höhe  9  mm. 

Orthis  Montani  n.  sp. 

Diese  große  Orthis  steht  etwa  in  der  Mitte  zwischen 
0.  eifliensis  und  canalicula.  Mit  ersterer  hat  sie  die  ziem¬ 
lich  herzförmige  Form,  mit  letzterer  den  scharf  hervor¬ 
tretenden  Sinus  gemeinsam;  doch  ist  von  beiderseits  kiel¬ 
förmigen  Begrenzungsfalten  des  Sinus  wie  bei  canalicula 
nichts  zu  bemerken,  eher  von  2  runden  Wülsten.  Der 
kielförmige  Sattel  tritt  nur  auf  der  oberen  Hälfte  der 
Dorsalklappe  deutlich  hervor  und  verflacht  sich  nach  vorne 
beträchtlich.  Area  und  Schnabel  der  Rückenklappe  höher 
wie  die  der  Bauchklappe.  Oberfläche  mit  feinen  Radial- 
lippen  bedeckt,  die  schon  vom  Buckel  an  nach  dem  Rande 
zu  sich  duich  Teilung  und  Einsetzung  neuer  Rippen  ver¬ 
mehren.  Gummersbacher  Schiefer.  Tafel  I,  Fig.  1  a  u.  b. 

Reticularia  cf.  sinuata  Gürich. 

Die  Abbildung  von  Gürich  stimmt  mit  unseren  Formen 
überein  (Poln.  Mittelgeb.  S.  10).  Zahnplatten  in  der  großen 
Schale  deutlich,  jedoch  bedeutend  kleiner.  Dachziegel¬ 
artige  Streifung.  Anwachsstreifen  vorhanden.  Orthis - 
ähnliches  Aussehen.  Breuner  Schiefer. 

Spirifer  cf.  undifer  F.  R. 

Das  Bruchstück  zeigt  insofern  eine  Abweichung,  als 
die  Brachial  klappe  eine  an  Sp.  curvatus  erinnernde  Wöl¬ 
bung  zeigt.  Hierin  und  in  der  äußeren  Skulptur  ähnelt 
das  Stück  dem  Sp.  undulifer  Kayser.  Breuner  Schiefer. 

Cypriccirdmia  rospiensis  n.  sp. 

Ich  besitze  eine  rechte  Klappe  dieses  Zweischalers. 
Die  deutliche  Furche  vom  Wirbel  zum  Unterrande,  die 
conzentriscben  wulstförmigen  Rippen  ergeben  die  Zugehörig¬ 
keit  zu  Cypricardinia  Hall.  Das  Hinterende  erscheint 
stark  gewölbt,  keineswegs  aber  wie  bei  den  Abbildungen 
von  Beushausen  flügelförmig  zusammengedrückt  (vergl. 
Lam.  T.  XVI,  Fig.  1  b).  Ein  ähnliches  Hinterende  bildet 


Neue  Fossilien  aus  dem  Lenneschiefer  von  Gummersbach.  3 


Hall  hei  seiner  C.  indenta  ab.  (Hall.  Nat.  Hist,  of 
New- York.  Vol.  5,  Part.  1,  Lam.  2,  PI.  79,  Fig.  16). 
Ferner  Wkidborne  (Dev.  Fauna  of  S.  England,  PI.  2, 
Fig.  9).  Die  geringere  Anzahl  der  Streifen,  die  gedrun¬ 
gene  kürzere  Gestalt  und  die  charakteristische  Breite  des 
unteren  Randfeldes  zwischen  dem  letzten  Streifen  und  dem 
Schalenrand  scheint  mir  die  neue  Art  wesentlich  von  C. 
indenta  und  lima  zu  unterscheiden.  Kalk  von  Rospe. 
T.  I  Fig;  3. 

Nuculana  rect angularis  n.  sp. 

Beushausens  Abbildung  für  N.  securiformis  (T.  IV 
Fig.  26)  zeigt  am  deutlichsten  die  Verwandtschaft  mit 
unserer  Art.  Doch  ist  unsere  Form  im  Vergleich  zu  jenei 
bedeutend  weniger  querverlängert  und  gedrungener,  zeigt 
überhaupt  die  Gestalt  eines  Rechtecks.  1  Exemplar  aus 
dem  G ummersbacher  Schiefer.  Ohl-Rospe  (Bahneinschnitt) 
T.  I,  Fig.  4. 

Nuculana  signata  n.  sp. 

In  der  Form  ist  unser  Zweischaler  ein  Mittelglied 
zwischen  N.  lodanensis  Beush.  und  brevicultrata  Sandb. 
(Abb.  Beush.  Lam.  T.  IV.  Fig.  30  a,  b  u.  31).  Mantel¬ 
linie  deutlich  sichtbar,  ebenso  die  beiden  Warzen  am  Hinter¬ 
ende  der  Muschel,  bekanntlich  akzessorische  Muskelein¬ 
drücke,  die  grade  so  deutlich  hervortreten  wie  in  der 
Abb.  36  T.  IV.  (Beuskauseu  Lam.).  T.  I,  Fig.  5.  Ein 
Exemplar  aus  dem  Gummersbacher  Schiefer  von  Rospe- 
Ohl  (Bahneinschnitt,  Ob.  Calceola  von  Gees  b.  Gerolstein). 


Avicula  conoidea  n.  sp. 

Frech  bildet  auf  T.  IV  Fig.  1  seines  Werkes  „Über  de¬ 
vonische  Aviculiden  Deutschlands14  eine  A.  Eberti  ab,  die 
der  unsrigen  nahe  steht,  trotzdem  das  vordere  Ohr  bei 
unserm  Exemplar  anscheinend  fehlt.  Die  charakteristische 
Ausbildung  des  hinteren  Ohres  scheint  mir  jedoch  hin¬ 
reichend,  um  eine  neue  Art  zu  erkennen.  Bei  A.  Eberti 
erreichen  die  Ohren  fast  die  obere  kegelförmige  Wölbung 
der  Schale.  Bei  der  neuen  Art  Senkt  sich  hingegen  das 


4 


Döring 


f 


hintere  Ohr  nach  unten,  sodaß  der  Winkel  zwischen  dem 
Ohrenrand  und  der  Kante  der  kegelförmigen  Wölbung 
spitzer  wird.  Die  groben  konzentrischen  Streifen  setzen 
sich  mit  entsprechender  Biegung  auf  dem  hinteren  Ohre 
fort,  doch  sind  sie  von  drei  gut  sichtbaren  zu  ihnen  senkrecht 
verlaufenden  kleinen  Falten  durchzogen,  die  in  ihrem  Ver¬ 
lauf  nicht  bis  ans  Ende  der  Schale  reichen.  Auch  ist  die 
Schale  mehr  stumpf-kegelförmig.  Je  ein  Exemplar  aus 
dem  Gummersbacher  und  Breuner  Schiefer  (Niedersess- 
mar).  T.  I,  Fig.  2. 

Cypricardinia  sinuata  n.  sp. 

Verwandt  mit  C.  crenistvia  Sandberger,  Einbuchtung 
sehr  scharf  hervortretend.  Bedeutend  niedriger  und  breiter 
wie  diese.  In  der  Einbuchtung  treten  konzentrische  Strei¬ 
fen  sehr  deutlich  hervor.  Hinterer  Flügel  scharf  abgehoben, 
nach  hinten  sich  verbreiternd.  1  Exemplar  aus  den 
Gummersbacher  Schiefern  im  Walde  von  Lantenbach. 
T.  I,  Fig.  7. 

Cryphaeus  punctatus  Stein. 

Ich  besitze  ein  Pygidium,  das  die  für  diesen  Trilo- 
biten  charakteristischen  5  Rippen  (6.  angedeutet)  besitzt 
und  sehr  gut  mit  der  Beschreibung  übereinstimmt,  die 
Richter  gibt  (Beiträge  zur  Kenntnis  devonischer  Trilobiten 
aus  dem  rheinischen  Schiefergebirge.  Diss.  Marburg  1909 
S.  78).  Die  Spitze  des  Schildes  ist  ein  deutlich  wahr¬ 
nehmbarer  kurzer  breiter  Stachel.  Die  groben  Körnchen 
treten  auch  auf  dem  letzten  Schwanzgliede  deutlich  her¬ 
vor.  Vorkommen  in  den  Breuner  Schiefern  an  der  Rosper 
Chaussee-Schleife. 

Bronteus  cf.  flabellifer  Goldf. 

Ich  besitze  nur  ein  Pygidium  mit  schlecht  erhaltenem 
Rückgratsegment.  Im  Verlauf  und  in  der  Entfaltung  der 
Rippen  und  Furchen  zeigt  die  Form  mehr  eine  Verwandt¬ 
schaft  zu  flabellifer  als  zu  alutaceus  Goldf.  (Vgl.  N. 
Jahrbuch  f.  Min.  1843,  S.  549  T.  6,  Fig.  1  u.  3).  Die 
Körnelung  ist  zu  undeutlich,  um  aus  ihrer  Anordnung  eine 


Jseue  Fossilien  aus  dem  Lenneschiefer  von  Gummersbach.  5 


nähere  Bestimmung  zu  ermöglichen.  Brenner  Schiefer  von 
der  Chaussee-Schleife  bei  Rospe. 

Pleurodictyum  Römeri  n.  sp. 

Mehrere  tuba-  oder  pfeifenförmige  Kelche  vereinigen 
sich  verjüngend  an  einem  Ende  und  bilden  in  dei  äuße¬ 
ren  Form  einen  Kegel.  Die  Sonderung  in  die  einzelnen 
Kelche  geschieht  fast  an  der  Vereinigungsstelle.  Sie  selbst 
vermehren  sich  rasch  durch  Einsetzen  neuei  Zwischen 
wände.  Rand  ziemlich  dick,  von  langem,  fasrigem  Endo- 
thekalgewebe  ausgefüllt.  Außenfläche  von  starken,  übei 
die  ganze  Oberfläche  konzentrisch  verlaufenden  Runzeln 
bedeckt.  Die  großen  Verbindungsporen,  ferner  die  unten 
unregelmäßig,  oben  .reihenförmig  augeordneten  winzigen 
Pörchen  zwischen  und  neben  diesen,  das  Fehlen  der  Böden, 
die  gut  sichtbaren  Septaldornen  (T.  I,  Fig.  6  e,  f)  cbaiak- 
terisieren  die  Gattung  Pleuvodictyuwi.  Bei  Exemplaien, 
wo  die  Epithek  beschädigt  ist,  sieht  man  die  Kelchwände 
von  mehr  oder  minder  reihenförmig  angeordneten  Pörchen 
durchsetzt  (Fig.  6  a),  deren  Umgebung  im  Dünnschliff 
lockig  erscheint  (Fig.  6f).  Seltener  treten  sehr  gioße 
Poren  auf  (Fig.  6  f).  Anzahl  der  Kelche  meist  5—6. 
Die  Septen  beginnen  erst  unterhalb  der  Kelchränder.  Auf 
einer  Seite  pflegen  die  Kelche  bis  unten  hin  zu  reichen 
(Fig.  6  b,  c).  Die  andere  Seite,  die  Ansatzstelle,  zeigt 
die  mittleren  Kelche  meist  verkürzt.  Höchstzahl  der  Septal¬ 
dornen  16,  bald  größer,  bald  kleiner.  Die  dicken  Zwischen¬ 
wände,  die  charakteristische  zierliche  Kleinheit  und  kegel¬ 
förmige  Form  unterscheiden  es  von  PL  prohlematicum. 
Den  bekannten  wurmartigen  Fremdkörper  konnte  ich  im 
Innern  beobachten  (Fig.  6f).  Die  Ansatzstelle  der  Koralle 
ist  der  Unterlage  angepaßt.  Korallen  (Fig.  6  b,  f),  Cnno- 
iden  (Fig.  6  a),  Brachiopoden  sind  die  Anwachskörper. 
Jedoch  findet  man  auch  mehrere  zusammengewachsen. 

Was  die  Verwandtschaft  zu  schon  bekannten  Arten 
angeht,  so  sind  hier  vor  allem  amerikanische  Arten  zu  er¬ 
wähnen.  PL  dividua  Hall  aus  der  Hamilton-group,  ein 


6 


Döring.  Neue  Fossilien  aus  dem  Lenneschiefer. 


buschiger,  bedeutend  größerer  Stock  als  unserer,  hat  die¬ 
selbe  runzelige  Epithek.  Die  Anzahl  der  Septaldornen  ist 
jedoch  bedeutend  größer.  Blasige  Böden  fehlen  unserer 
Art  ganz.  Die  Kelche  sind  bei  PI.  Römeri  fast  rund  im 
Gegensatz  zu  PI.  zor gerne  Kayser  bez.  selcanum  Giebel. 
Längsstreifung,  die  von  den  Septen  herrührt,  hat  Kayser 
nicht  wahrgenommen.  Unsere  Form  ist  ferner  bedeutend 
zierlicher.  F.  Börner  erwähnt  in  der  Lethäa  I  S.  179 
eine  „von  dem  PI.  problematicum  jedenfalls  verschiedene 
kreisrunde  gewölbte  Art  der  Gattung  aus  der  jüngeren, 
dem  Eifeier  Kalk  gleichstehenden  Grauwacke  von  Gummers¬ 
bach.“  Ich  benenne  sie  ihm  zu  Ehren.  T.  I,  Fig.  6  a— f. 

Vorkommen:  bankweise  in  den  die  obersten  Calceola- 
bildungen  darstellenden  Gummersbacber  Schiefern.  In  der 
Gerolsteiner  und  Prümer1)  Mulde  auf  basale  Mergel  mer¬ 
geliger  Crinoidenschichten  beschränkt.  Vielleicht  auch  in 
der  Hillesheimer  Mulde. 

Erklärung  der  Tafel  I. 

Fig.  lab.  Orthis  Montani  n.  sp. 

Fig.  2.  Avicula  conoidea  n.  sp. 

Fig.  3.  Cypricardinia  rospiensis  n  sp. 

Fig.  4.  Nuculana  rectangularis  n.  sp. 

Fig.  5.  Nuculana  signata  n.  sp. 

Fig.  6  a  — f.  Pleurodictyum  Römeri  n.  sp. 

Die  Originale  habe  ich  dem  Geologisch-paläontologischen 
Institut  in  Bonn  überwiesen. 


l)  Einer  frdl.  Mitteilung  von  Herrn  Dohm  in  Gerolstein 
zufolge. 


Verhandl.  d.  Naturh.  Vereins.  Jahrg.  77,  1920 


Tafel  I. 


J.  B.  Obernetter,  München,  repr 


Das  Zooplankton  der  Eifelmaare 

insbesondere  die  Cyclomorphose  von  Änuvcteci  cochlecu  is 

und  Notholca  longispina 
von 

Dr.  Georg  Schneider,  Fulda. 

Mit  Tafel  II  (Tabellen)  und  14  Textfiguren. 

Inhalt. 

Seite 

7 

I.  Einleitung . . 

Besprechung  der  Tabellen.  Entwickelungsgang  dei 
Hauptformen.  Morphologische  Bemerkungen  usw. 

III.  Vergleich  der  einzelnen  Maare . ^ 

IV.  Cyclomorphose  von  Anuraea  cochlearis  und  Notholca 

longispina  . ^ 

Einleitung. 

Unter  der  Leitung  von  Herrn  Prof.  Dr.  W.  Voigt 
in  Bonn  begann  im  Sommer  1910  die  Untersuchung  dei 
Eifelmaare.  Die  physikalischen  und  chemischen  Unter¬ 
suchungen  wurden  von  Herrn  Prof.  Dr.  Thienemann1) 
durchgeführt.  Im  folgenden  soll  nur  das  Plankton  be¬ 
trachtet  werden;  vor  allem  ist  hier  das  Zooplankton  be¬ 
rücksichtigt,  das  Phytoplankton  wird  Gegenstand  einer 
besonderen  Arbeit  werden.  Bei  weitem  die  meisten  Be¬ 
obachtungen  wurden  im  Schalkenmehrener  Maar  angestellt; 
hier  wurden  in  einem  Zeitraum  von  3  Jalnen  44  Fänge 
gemacht.  Durch  Fänge  aus  1  m  und  15  m  Tiefe  suchte 
man  auch  ein  Bild  der  vertikalen  Verteilung  zu  gewinnen. 
Von  den  übrigen  Maaren  wurden  noch  im  Pulvermaar, 
Gemündener  Maar  und  Ulmener  Maar  etwas  mehr  PJankton- 
proben  entnommen.  Meerfelder  Maar  und  Weinfelder  Maar 
konnten  wegen  der  Ungunst  der  Verhältnisse  nur  obei- 
flächlich  untersucht  werden.  Die  qualitativen  Fänge  wui- 
den  mit  einem  selbstkonstruierten  Netz  aus  Müllergaze 

1)  Verh.  d.  Naturh.  Ver.  d.  pr.  Rh.  u.  W.  Jg.  70,  1913; 
Jg.  71,  1914. 


8 


Georg  Schneider 


Nr.  20  mit  einem  Einflußdurchmesser  von  15  cm  gemacht. 
Die  quantitativen  Fänge  wurden  mit  einer  Pumpe  gewonnen ; 
diese  lieferte  mit  57  Kolbenstoßen  25  1  Wasser.  Das  ge¬ 
pumpte  Wasser  wurde  dann  filtriert.  Das  erbeutete  Ma¬ 
terial  wurde  mit  Formalin  konserviert  und  auch  im  kon¬ 
servierten  Zustand  untersucht.  Es  wurde  nur  das  eigentliche 
Plankton  berücksichtigt,  also  unter  Ausschluß  der  in  der 
Ufer-  und  Bodenregion  lebenden  Planktonten.  Zur  Be¬ 
stimmung  der  Planktonorganismen  benutzte  ich  die  Be¬ 
stimmungstabellen  von  Brauer:  Die  Süßwasserfauna 
Deutschlands,  Heft  14  Rotatoria,  bearbeitet  von  Co  Hin, 
Dieffenbach  und  Sachse,  ferner  Seligo:  „Tiere 
und  Pflanzen  des  Seenplanktons.“  Die  Crustaceen  wurden 
von  Herrn  Studienrat  Dr.  Schauß  in  Godesberg  bestimmt. 
Die  Planktonfänge  und  Temperaturmessungen  wurden  ge¬ 
macht  von  Lehrerin  Frl.  Danz,  den  Herren  Rektor 
Dohm,  Dr.  Gripekoven,  Cand.  rer.  nat.  Josten, 
Dr.  K  ö  p ,  Lehrer  Sausen,  Dr.  Schauß,  Mittelschul¬ 
lehrer  Steeg  er,  Dr.  Hans  Schmidt,  Dr.  Hans 
Schneider,  Prof.  Dr.  Thienemann,  Prof.  Dr.  Voigt 
und  vom  Verfasser.  Ich  bin  Herrn  Prof.  Dr.  Thiene¬ 
mann  und  vor  allem  Herrn  Prof.  Dr.  Voigt  zu  großem 
Dank  verpflichtet  für  ihre  Unterstützung  bei  der  Durch¬ 
sicht  und  der  Drucklegung  der  Arbeit,  sowie  Herrn  Dr. 
Schauß  für  die  Bestimmung  der  Crustaceen. 

Listen  der  Zooplanktonten. 

Die  in  den  Einzelfängen  festgestellten  Arten  sind  in 
den  Tabellen  I— VIII  (Taf.  II  u.  S.  14)  verzeichnet.  Die 
dort  eingetragenen  Buchstaben  geben  Aufschluß  über  das 
häufige  oder  geringe  Auftreten  der  Individuen.  Es  be¬ 
deutet:  d  =  der  Zooplanktont  ist  maßgebend  im  Plank¬ 
ton  und  nimmt  eine  dominierende  Stellung  ein;  cc  =  er 
tritt  sehr  häufig  auf;  c  =  häufiges,  nur  in  ganz  einzelnen 
Fängen  massenhaftes  Auftreten;  rc  =  mitunter  häufig; 
r  =  meist  einzeln,  aber  den  größten  Teil  des  Jahres  hin¬ 
durch  auf  tretend;  rr  =  vereinzelt;  rrr  =  ganz  einzeln, 


Das  Zooplankton  der  Eifelmaare.  y 

bloß  in  einem  oder  nur  in  ganz  wenigen  Fängen  des  Jahres 
festgestellt.  Alle  diese  Angaben  sind  natürlich  nur  Schät¬ 
zungen. 

Liste  der  Phytoplanktonten. 

Anabaena  flos  aquae  Breb. 

Asterionelia  formosa  Hass. 

A.  gracillima  Heib. 

Ceratium  hirundinella  0.  1 .  M. 

Conjungata  spec. 

Dinobryon  sertularia  Ehrbg. 

Eudorina  elegans  Ehrbg. 

Fragilaria  capucina  Desmar. 

F.  crotonensis  Kitton. 

F.  vir  es  eens  Ralfs. 

Mastigophora  spec. 

Navicularia  spec. 

Oocystis  spec. 

Peridinium  cinctum  Ehrbg. 

P.  tabulatum  CI.  u.  L. 

P.  spec. 

Pleziro sigma  attenuatum  W.  Sm. 

Spiro  gyrafaden. 

Staurastrum  gracile  Ralfs. 

Tabellaria  fenestrata  Kg. 

T.  flocculosa  Kg. 

Entwickelungsgang  der  Hauptformen  des  Zoo- 

planktons 

nebst  morphologischen  Bemerkungen  usw. 

In  den  Bestimmungstabellen  von  Brauer:  „Die  Sü߬ 
wasserfauna  Deutschlands“  Heft  14  Rotatoria  sind  die 
„Größendimensionen  der  typischen  Anuraea  cochiearis  im 
Mittel:  Länge  des  Panzers  100  p,  Länge  der  Mediandornen 
35  p,  des  Hinterdornes  60  p.“  Alle  Individuen,  deren 
Hinterdorn  mehr  als  60  p  betrug,  habe  ich  zu  Anuraea 
cochiearis  var.  macracantha  gerechnet,  weil  beide  loimen 
ja  zu  derselben  Reihe  gehören  und  beide  Winterfoimen 


10 


Georg*  Schneider 


sind.  Der  Hinterdorn  war  bei  diesen  Tieren  fast  oder 
ebenso  lang  wie  der  Panzer,  der  in  den  meisten  Fällen 
unter  100  ju  maß.  Der  längste  Mediandorn,  den  ich  maß, 
hatte  33,6  ju ;  meist  schwankte  er  zwischen  24  ju  und 
28,8  u,  blieb  also  sehr  hinter  dem  Mittelwert  zurück. 

Die  Daphne  longispina  var.  hyalina,  die  allein  in 
allen  Fängen  auftritt,  ist  eine  Zwischenform  zwischen  der 
forma  typica  und  der  forma  lacustris.  Es  ist  dieselbe 
Form,  die  ich  in  den  westfälischen  Talsperren  des  Sauer¬ 
landes  gefunden  habe. 

Anuraea  cochlearis  habe  ich  immer  im  Hinblick 
auf  die  Ausbildung  der  einzelnen  Reihen  beobachtet.  Die 
Entwickelung  und  Ablösung  dieser  einzelnen  Reihen  wird 
in  einem  besonderen  Abschnitt:  „Die  Cyclomorphose  von 
Anuraea  cochlearis u  behandelt  werden. 

Asplanchna  priodont  a.  Nur  bei  wenigen  Exem¬ 
plaren  konnte  festgestellt  werden,  daß  es  Asplanchna 
priodonta  war.  Bei  den  meisten  war  eine  genaue  Be¬ 
stimmung  infolge  der  Einschrumpfung  nicht  möglich.  Es 
wird  sich  aber  wohl  in  allen  Fällen  um  A.  priodonta 
handeln.  Asplanchna  ist  eine  ausgesprochene  Spätsommer- 
Herbst-Form.  Vom  Dezember  bis  März  fehlt  sie  voll¬ 
ständig  im  Plankton.  Im  März  tritt  sie  dann  vereinzelt 
auf,  bleibt  vereinzelt  bis  Ende  August.  Sprunghaft  setzt 
dann  Ende  August  bis  Anfang  September  die  Hauptent¬ 
wickelung  ein,  die  allmählich  bis  Ende  November  abfällt. 

C onochilus  unicornis  tritt  Anfang  bis  Mitte 
April  auf.  Im  Schalkenmehrener  Maar  bildet  er  Mitte 
Mai  ein  Maximum,  ist  aber  dann  ganz  plötzlich  verschwunden. 
In  den  übrigen  Maaren  dagegen  nimmt  Conochilus  vom 
April  ab  ganz  allmählich  zu  und  bildet  ein  Maximum  in 
seiner  Entwickelung  in  den  Monaten  August  bis  Oktober, 
Dieses  Maximum  differiert  etwas  in  den  einzelnen  Jahren. 
Im  Winter  fehlt  Conochilus  im  Plankton. 

Conochilus  volvox.  In  dem  F ang  vom  1 5.  April 
1912  aus  dem  Schalkenmehrener  Maar  fand  ich  C.  vol¬ 
vox,  den  ich  an  den  2  Tastern  sicher  erkannte,  einzeln, 


Das  Zooplankton  der  Eifelmaare. 


11 


nicht  in  Kolonien;  es  kann  auch  möglich  sein,  daß  infolge 
der  Konservierung  die  Kolonien  zerrissen  wurden. 

Nothol  ca  longispina  zeigt  eine  erhöhte  Ent¬ 
wickelung  in  den  Monaten  Januar  bis  März-April,  eine 
etwas  stärkere  Entwickelung  auch  noch  in  den  Monaten 
August  bis  September.  Langsam  nimmt  nach  dem  ersten 
Maximum  die  Entwickelung  bis  zum  Mai  hin  ab;  von  da 
an  tritt  diese  Art  wieder  etwas  häufiger  auf  und  bildet 
das  zweite  kleinere  Maximum  im  August  Septembei.  Dei 
Abfall  hierauf  reicht  bis  zum  November;  von  da  an  setzt 
wieder  eine  Zunahme  der  Anzahl  der  Individuen  ein.  Die 
Cyclomorphose  von  N.  longispina  wird  in  dem  besonderen 
Abschnitt  über  Cyclomorphose  behandelt. 

Nothol  ca  striata  tritt  nur  im  März  und  April 
auf,  aber  bloß  mit  wenig  Individuen;  zu  der  übrigen  Jahres¬ 
zeit  fehlt  sie  vollständig. 

Polyarthra  platyptera.  Bei  Polyarthra  konnte 
ich  eine  reichere  Entfaltung  in  der  Zeit  vom  August  bis 
zum  November  konstatieren.  Im  April,  wenigstens  1911, 
trat  sie  nur  ganz  vereinzelt  auf,  während  sie  zu  derselben 
Zeit  in  einigen  Talsperren  des  Sauerlandes  ein  Maximum 
ausgebildet  hatte.  Im  April  und  Mai  1912  findet  man  ja 
auch  mehr  Individuen  im  Plankton.  Polyarthra  fehlt  zu 
keiner  Jahreszeit.  Ein  Maximum  haben  auch  A  p  s  t  e  i  n 
und  Burckardt  verzeichnet,  während  Cohn  und  Am¬ 
berg  sogar  3  Maxima  fanden,  ein  Zeichen  für  die  große 
Mannigfaltigkeit  im  Entwicklungsgang  dieses  Rotators. 

Triarthra  longiseta  hat  zwei  erhöhte  Entfaltungen? 
zunächst  im  April-Mai,  ein  zweites  Mal  im  August-Sep¬ 
tember;  die  Maxima  sind  zwar  in  den  verschiedenen  Be¬ 
obachtungsjahren  nicht  gleich  reich  ausgebildet.  Mitte 
Januar  tritt  sie  auf,  stellt  bald  das  Hauptkontingent  in 
den  Fängen  und  erreicht  das  erste  Maximum  in  den  Mo¬ 
naten  April-Mai.  Im  Juli  ist  Triarthra  ganz  vereinzelt; 
die  Entwicklung  wird  wieder  stärker  und  führt  zu  einem 
zweiten  Maximum  im  August  -  September.  Von  da  ab 
wird  die  Art  wieder  seltener  und  ist  im  Dezember  ganz 


12  Georg'  Schneider 

verseil  wunden.  Zwei  Maxima  habe  ich  auch  in  den  west¬ 
fälischen  Talsperren  des  Sauerlandes  gefunden,  nur  fallen 
hier  beide  ein  bis  zwei  Monate  später  wie  in  den  Maaren. 
Den  eben  beschriebenen  Entwicklungsgang  zeigt  T.  longi- 
seta  auch  im  Gemündener  und  Holzmaar.  Im  Weinfelder 
und  Pulvermaar  wird  nur  das  zweite,  im  Ulmener  Maar 
nur  das  erste  Maximum  ausgebildet.  Bei.  der  morpholo¬ 
gischen  Betrachtung  fand  ich,  daß  der  Hinterdorn  mehr 
terminal  wie  ventral  sitzt,  ähnlich  wie  bei  T.  terminalis. 
Die  Vorderdornen  sind  aber  gezähnt  und*  ungefähr  vier¬ 
mal  so  lang  als  der  Körper. 

Ähnlich  wie  die  Talsperren  des  Sauerlandes1)  haben 
auch  die  Eifelmaare  nur  eine  geringe  Planktonentwicke¬ 
lung. 

Vergleich  der  einzelnen  Maare. 

Auf  Grund  ihrer  hydrographischen  und  hydrobiolo- 
gischen  Eigenschaften  hat  Thienemann2)  die  unter¬ 
suchten  Maare  in  drei  Gruppen  eingeteilt: 

„I.  Gruppe  der  tieferen  Maare  (Pulvermaar  74  m, 
Weinfelder- Maar  51  m,  Gemündener-Maar  38  m).  Farbe 
leergrün  (Forel-yie- Skala  VI  bis  X).  Sichttiefe  5,5  m 
bis  12  m.  Tiefentemperatur:  Maximum  5,2°  C.,  Minimum 
3,9°  C.,  Schwankungsamplitude  1,3°  C. 

II.  Gruppe  der  flacheren  Maare  (Schalkenmehrener 
Maar  21  m,  Holzmaar  21  m,  Meerfelder  Maar  17  m).  Farbe 
hellgrün  bis  braungrün  (Forel-Ule-Skala  XI  bis  XVII). 
Sichttiefe  1,25  m  bis  7  m.  Tiefentemperaturen:  Maximum 
8°  C.,  Minimum  2,5°  C.,  Schwankungsamplitude  5,5°  C. 

III.  Das  Ulmener  Maar  (37  m)  nimmt  durch  die 
in  seiner  Tiefe  entspringende  Mineralquelle  eine  Sonder¬ 
stellung  ein.  In  optischer  Beziehung  schließt  es  sich  an 
das  Meerfelder  Maar  an:  Farbe  braungrün  mit  starker 


*)  Schneider,  Das  Plankton  der  westfäl.  Talsperren  des 
Sauerlandes.  Archiv  f.  Hydrobiologie  u.  Planktonkunde  VIII, 
1912. 

2)  Verh.  d.  Nat.  Ver.  Jg.  70,  1913.  S.  300. 


Das  Zooplankton  der  Eifelmaare. 


13 


Beimischung  von  Gelb  (etwa  XVI  bis  XVIII  der  Foiel- 

Ulc- Skala).  Sichttiefe  1  bis  3  m.“ 

Wie  Thiene  mann  nacbgewiesen  hat,  „zwingt  die 
Verschiedenheit  der  hydrographischen  Verhältnisse  zu  einer 
solchen  Einteilung.“  „Diese  Verschiedenheit  der  physi¬ 
kalisch  chemischen  Bedingungen  muß  natürlich  auch  eine 
starke  Verschiedenheit  in  der  Hydrobiologie  der  verschie¬ 
denen  Maartypen  nach  sich  ziehen.“  Wie  diese  Ver¬ 
schiedenheit  sich  ausdrückt,  kann  man  in  den  Tabellen 

I _ VH  (Taf.  II)  ersehen.  Es  ist  dabei  zu  beachten,  daß 

sich  für  das  Weinfelder  und  das  Meerfelder  Maar  wegen 
der  bisher  sehr  wenigen  Beobachtungen  das  Bild  etwas 
ändern  kann.  Hier  sind  die  Zahlen  aus  3  längen  oezw. 

1  Fang  gewonnen,  bei  den  übrigen  Maaren  dagegen  aus 

vielen  Beobachtungen  zu  aden  Jahreszeiten. 

(Tabelle  VIII  siehe  Seite  14) 

Eine  große  Anzahl  von  Formen  finden  wir  in  allen 
Maaren  vertreten,  wenn  auch  nicht  in  allen  mit  den  gleichen 
Mengen.  Es  sind  das  eben  solche,  die  ihie  besondeien 
physikalisch-chemischen  Lebensbedingungen  in  allen  Maaren 
finden.  Daneben  treffen  wir  aber  auf  Zooplanktonten, 
die  nur  in  einer  der  drei  Gruppen  allein  auftieten  odei 
wenigstens  in  größeren  Massen,  während  sie  in  den  an¬ 
deren  Gruppen  eine  untergeordnete  Stellung  einnehmen 
oder  ganz  fehlen.  Wir  können  demnach  unter  diesen  Zoo¬ 
planktonten  folgende  Gruppierung  vornehmen. 

I.  Gruppe.  Tiere,  die  in  allen  Maaren  auftreten: 
Cyclops,  Diaptomus  gracilotdes ,  Ceriodaphnia ,  Chydorus 
spJiaericus ,  Anuraea  aculeata  typicci ,  A.  cochlearis,  As- 
plctnchna  priodonta,  Diurella  stylata ,  Notholca  longispina, 
N.  striata ,  Pedalion  mirum ,  Polyarthra  platyptera ,  Tri- 
arthra  longiseta. 

II.  Gruppe.  Tiere,  die  nur  oder  vorwiegend  in  den 
tiefsten  Maaren  auftreten:  Diaphanosoma  brachyurum, 
Conochilus  unicovnis ,  Mytilina  macracantha. 

Es  fehlen  hier  vor  allem:  Leptodora  hyalina,  Ca- 
thypna  luna,  Colurella  lepta,  Conochilus  volvox ,  Mo- 


14 


Georg  Schneider 


Tabelle  VIII. 


Schalk. 

Maar 

t 

■  f- 

« 

o  o: 

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Gemünd. 

Maar 

i 

Ulmener 

Maar 

Leptodora  hycilina  Lillj. 

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— 

— 

— 

— 

— 

Cyclops 

rrr 

— 

rr 

C 

rr 

c 

rr 

Diaptomus  gracilo'ides  Lillj. 

cc 

cc 

cc 

d 

cc 

d 

cc 

Bosmina  longirostris  Lillj, 

cc 

c 

r 

I  — 

— 

rrr 

c 

Cerioclaphnia  spec. 

r 

cc 

c 

c 

c 

rc 

d 

Chydorus  [sphaericus]  0.  F.  Müll. 

rrr 

— 

— 

1  — 

rrr 

— 

rrr 

Daphne  longispina  var.  hyalina  O.F.M. 

cc 

r 

- — 

rrr 

rc 

— 

rc 

Diaphanosoma  brachyurum  Liev. 

rrr 

— 

cc 

rr 

cc 

— 

Anuraea  aculeata  typica  Ehrbg. 

rrr 

rc 

— 

I  rrr 

_ 

rrr 

rc 

Anuraea  cochlearis  Laut. 

d 

c 

cc 

cc 

c 

c 

d 

Asplanchna  priodonta  Gos-e 

rrr 

rrr 

r 

r 

rc 

r 

Brachionus  angularis  var.  bidens 
Plate 

_ 

rrr 

rc 

Cathypna  luna  0.  F.  Müll. 

rrr 

rrr 

— - 

— 

_ 

— 

— 

Golurella,  lepta  Gosse 

rrr 

— 

— 

— 

- 

— 

— 

Conochilus  unicornis  Rouss. 

r 

— 

— 

V 

c 

c 

rc 

r 

Conochilus  volvox  Ehrbg. 

rrr 

— 

— 

— 

— 

— 

Diurella  stylata  Eyferth 

rr 

r 

rc 

rr 

rr 

rr 

r 

Monostyla  lunaris  Ehrbg. 

rrr 

— 

— 

— 

_ 

— 

— 

Mytilina  macracantha  Gosse 

— 

— 

— 

rrr 

_ 

— 

- — 

Notholca  longispina  Kellic. 

c 

c 

— 

r 

rc 

c 

c 

Notholca  labis  Gosse 

rrr 

— 

—  I 

— 

_ 

— 

~ — 

Notholca  striata  Ehrbg. 

rr 

rrr 

— 

— 

rrr 

— 

rr 

Pedalion  mirum  Huds. 

— 

rc 

— 

— 

rrr 

rc 

r 

Polyarthra  platyptera  Ehrbg. 

c 

c 

rc  I 

c 

c 

r 

rc 

Pterodina  mucronata  Gosse 

— 

— 

—  I 

— 

_ 

— 

rrr 

Rattulus  capucinus  Wierz  u.  Zach. 

— 

rrr 

—  1 

rr 

rr 

r 

rr 

Rattulus  longiseta  Schrank 

rrr 

— 

— 

rrr 

— 

— 

— 

iSynchaeta  [pectinata]  Ehrbg. 

rrr 

— 

—  1 

— 

— 

— 

rrr 

Triarthra  longiseta  Ehrbg, 

cc 

c 

—  1 

rc 

rc 

rc 

cc 

Tintinidium  fluviatile  St. 

— 

i 

—  1 

— 

— 

— 

rrr 

Das  Zooplankton  der  Eifelmaare. 


15 


nostyla  lunaris,  NothoUa  labis ,  Pterodina  mucronata , 
Synchaeta ,  Tintinidium  fluviatile. 

III.  Gruppe.  Tiere,  die  nur  oder  vorwiegend  in  den 
flacheren  Maaren  auftreten:  Bosmina  longirostris,  Lepto- 
dora  hyalina ,  Cathypna  luna ,  Colurella  lepta ,  Conochilus 
volvox ,  Monostyla  lunaris,  Nothqlca  labis. 

Es  fehlen  vor  allem:  Diaphanosoma  brachyurum, 
Brachionus  angularis  var.  bidens,  Mytilina  macracantha, 
Pterodina  mucronata ,  Tintinidium  fluviatile. 

IV.  Gruppe.  Tiere,  die  nur  oder  vorwiegend  in 
dem  Ulmener  Maar  auftreten:  Brachionus  angularis  var. 
bidens,  Pterodina  mucronata,  Tintinidium  fluviatile. 

Es  fehlen:  Diaphanosoma  brachyurum ,  Leptodora 
hyalina,  Cathypna  luna,  Colurella  lepta,  Conochilus 
volvox ,  Monostyla  lunaris,  Mytilina  macracantha,  No - 
tholca  labis,  Rattulus  longiseta. 

Vielleicht  beeinflußt  die  verschiedene  Tiefe  beider 
Maargruppen  —  das  Ulmener  Maar  nimmt  eine  Sonder¬ 
stellung  ein  —  in  bestimmter  Weise  dieser  Verteilung. 
Leider  sind  nur  im  Schalkenmehrener  Maar  Fänge  aus 
1  m  und  15  m  Tiefe  gemacht  worden.  Wir  können  nun 
aus  der  Tabelle  des  Schalkenmehrener  Maares  (Tab.  I) 
folgendes  ersehen:  Conochilus  unicornis ,  ein  Hauptver¬ 
treter  der  tiefsten  Maare,  hat  das  Maximum  der  Entfal¬ 
tung  in  15  m  Tiefe.  Die  den  tiefsten  Maaren  fehlenden 
Formen  treten  dagegen  besonders  in  höheren  Wasser¬ 
schichten  auf,  so  z.  B.  Cathypna  luna  in  0  m,  Notholca 
labis  in  1  m.  Ob  die  in  den  flachen  Maaren  vor  allem 
fehlenden  Formen  sich  als  Tiefentiere  hier  wegen  der  zu 
geringen  Tiefe  nicht  entwickeln  können,  läßt  sich  aus  der 
Tabelle  nicht  ersehen.  Einfluß  auf  die  Entwickelung  der 
Plänktonten  werden  auch  die  Temperaturschwankungen 
haben;  die  Bewohner  der  flacheren  Maare  werden  eher 
die  großen  Schwankungen  in  der  Temperatur  vertragen 
können  als  die  Bewohner  der  tieferen  Maare.  Vor  allem 
werden  die  chemischen  Unterschiede  der  3  Maargruppen 


16 


Georg'  Schneider 


auch  die  Besiedelung  beeinflußt  haben.  Sie  werden  die 
einen  Formen  in  ihrer  Entwickelung  begünstigt  haben, 
andere  dagegen  nicht  zur  Entfaltung  haben  kommen  lassen. 
T  h  ien  em  an  n  gibt  in  seinen  „Physikalischen  und  chemischen 
Untersuchungen  in  den  Maaren  der  Eifelu  Teil  II1)  folgende 
chemischen  Unterschiede  zwischen  Gruppei  (tiefere  Maare) 
und  Gruppe  II  (flachere  Maare)  an:  „Auch  bei  ausge¬ 
prägter  thermischer  Schichtung  ist  bei  den  Maaren  der 
Gruppe  I  eine  Verschiedenheit  im  Salzgehalt  des  Ober¬ 
flächen-  und  Tiefenwassers  nicht  nachweisbar. “  „Maar¬ 
gruppe  I:  Epilimnion  und  Hypolimnion  sauerstoffreich. 
Gleichmäßige  geringe  Abnahme  des  Sauerstoffes  von  der 
Oberfläche  bis  zur  Tiefe  des  Hypolimnions ;  keine  Änderung 
der  Abnahme  im  Gebiete  der  Sprungschicht.  Sauerstoff¬ 
minimum  der  Tiefe  =  73,1  °/0  der  Sättigung  oder  6,4 
ccm  02  pro  Liter.“ 

Für  die  Gruppe  II  der  Maare  dagegen  gilt:  „Die 
Maare  der  Gruppe  II  zeigen  bei  thermischer  Stratifikation 
auch  eine  saline  Schichtung,  derart,  daß  der  Salzgehalt 
des  Tiefenwassers  stets  größer  ist  als  der  des  Oberflächen¬ 
wassers.“  „Epilimnion  sauerstoffreich,  Hypolimnion  sauer¬ 
stoffarm.  Im  Epilimnion  ganz  geringe  Abnahme  des  Sauer¬ 
stoffgehaltes  bis  zur  Sprungschicht,  von  da  an  plötzlich 
sehr  starke  Abnahme.  Sauerstoffminimum  der  Tiefe  = 
8,8  °/0  der  Sättigung  oder  0,74  ccm  02  pro  Liter.“ 

Ebensowenig  wie  große  Temperaturschwankungen 
können  die  Bewohner  der  tieferen  Maare  starke  Sauer¬ 
stoffabnahme  nach  der  Tiefe  zu  und  geringen  Sauerstoff¬ 
gehalt  in  der  Tiefe  vertragen.  „Die  Eigenart  des  Tier- 
und  Pflanzenlebens  der  verschiedenen  Seen  ist  auch  in 
hohem  Grade  abhängig  von  den  Besonderheiten  in  der 
Sauerstoffverteilung  ihrer  Lebensräume.“ 


1)  Verhandlungen  des  Naturhist.  Ver.  d.  pr.  ßheinl.  und 
Westf.  Jg\  71,  1914,  S.  280  ff. 


Das  Zooplankton  der  Eifelmaare. 


17 


Cyclomorphose  von  Anuraea  cochleciris  und 
JVotholca  longispina. 

Nach  den  grundlegenden  Arbeiten  von  Lauterborn1) 
wurde  Anuraea  cochlearis  mit  Rücksicht  auf  ihre  Cyclo¬ 
morphose  beobachtet.  Die  Mehrzahl  der  Beobachtungen 
stammen  wieder  aus  dem  Schalkenmehrener  Maar;  die 
Beobachtungen  aus  den  übrigen  Maaren  bilden  nur  Er¬ 
gänzungen  hierzu.  In  den  Tabellen  I — VII  (Tafel  II) 
sind  schon  (in  Tabelle  I  mit  weiterer  Differenzierung)  die 
von  Lauterborn  aufgestellten  Reihen  [macracantha- 
typica-tecta- Reihe,  hispida- Reihe  und  irr egularis- Reihe] 
unterschieden  worden.  Formen  aus  der  robusta-G ruppe 
wurden  in  keinem  Maar  gefunden.  Lauterborn  hält 
die  var.  robusta  für  eine  Form  „flacher  künstlich  ange¬ 
legter,  nicht  sehr  tiefer,  durch  Wuchern  von  Wasserpflanzen 
von  Jahr  zu  Jahr  mehr  eingeengter  Gewässer  von  relativ 
bescheidenem  Umfang  und  mit  steil  abfallenden  Uferwänden u, 
die  Varietäten  tecta ,  hispida  und  irregularis  dagegen  für 
Formen  „natürlicher  Gewässer  von  ziemlicher  Tiefe,  aber 
doch  mit  seichten  Ufern,  alle  mit  freier  Wasserfläche, 
ohne  bedeutende  Unterbrechungen  durch  flutende  Wasser¬ 
pflanzen.“  Unsere  Ergebnisse  stimmen  hiermit  überein,  da 
ja  die  Maare  auch  natürliche  Gewässer  von  größerer 
Tiefe  mit  freier  Oberfläche  sind.  Dementsprechend  sind 
nur  var.  tecta ,  var.  hispida  und  var.  irregularis  vertreten. 
Die  Namen  macracantha,  connectens,  angulifera  usw.  sind 
im  Sinne  Lauterborns  gebraucht.  Innerhalb  der  einzelnen 
Reihen  wurde  nun  folgender  Entwickelungsgang  lestgestellt. 

1.  Die  mäcracantha-typicci'-tecta-T&eihQ- 
Diese  Reihe  [Tabelle  I]  ist  verhältnismäßig  schwach 
ausgeprägt  und  hat  immer  nur  wenige  Vertreter  im  Plank- 


1)  Lauterborn.  Der  Formenkreis  von  Anuraea  coch- 
earis.  Ein  Beitrag'  zur  Kenntnis  der  \  ariabilität  bei  Rotato- 
rien.  Verh.  d.  Naturhist.  med.  Ver.  zu  Heidelberg.  N.  F.  Bd.  6, 
1900,  Bd.  7,  1903. 

Verh.  d.  Nat.Ver.  Jahrg  LXXVIT.  1920. 


2 


18 


Georg  Schneider 


ton.  Besser  noch  als  aus  Tabelle  I  erkennt  man  den 
Entwickelungsgang  aus  den  folgenden  Kurven.  (Fig.  1  u.  2.) 

Var.  macracantha ,  deren  Entwickelung  Fig.  2  anzeigt, 
tritt  im  Plankton  auf  im  August-September.  Vom  Sep¬ 
tember  bis  März  hat  die  Kurve  scheinbar  2  Maxima.  Das 
Wiederaufsteigen  der  Kurve  im  Mai  ist  durch  das  Auf¬ 
treten  leerer  Gehäuse  in  grösseren  Mengen  bewirkt,  lebende 
Individuen  waren  nur  selten;  das  Maximum  im  Mai  muß 


Fig.  1.  Anuraea  cochlearis  typica.  Schalkenmehrener  Maar. 
— - Ith . 15  m  Tiefe. 


III  IV  V  VI  VII  VIII  IX  X  XI  XII 

19Ü  ' 


I_  II  III  IV-  V  VI  VII 

1912 


Mg.  2.  Anuraea  cochlearis  var.  macracantha.  ^Schalken- 
mehrener  Maar.  - —  lm . 15  m  Tiefe. 


also  außer  Betracht  bleiben.  Es  will  mir  nun  scheinen,  als 
ob  das  Abfallen  der  Kurve  Ende  Oktober  nicht  hervor¬ 
gerufen  sei  durch  ein  absolutes  Zurückgehen  von  Anuraea 
cochlearis  var.  macracantha ,  sondern  durch  ein  relatives 
Zurückgehen  im  Vergleich  zu  den  mitauftretenden  Plank- 
tonten.  Gerade  in  dieser  Zeit  beginnt  ja  eine  starke  Ent¬ 
wickelung  von  j Diaptomus,  Daphne  und  Nauplien.  Durch 
das  starke  Hervortreten  der  Mitplanktonten  wurde  Anu- 


Das  Zooplankton  der  Eifelmaare. 


19 


raea  etwas  ans  dem  Gesichtskreis  verdrängt,  blieb  aber 
in  gleicher  Stärke  wie  bisher.  Vermutlich  hat  also  die 
macraccintlia- Kurve  in  dieser  Zeit  nur  ein  breites  Maxi¬ 
mum  und  zwar  früher  als  die  Kurve  der  var.  typica 
(Fig.  1),  die  ein  ausgesprochenes  Maximum  Ende  Januar 
hat.  Vergleichen  wir  einmal  die  Temperaturen  zu  diesen 
Zeiten  im  Schalkenmehrener  Maar: 


IX.  Temperaturen  im  Schalkenmehrener  Maar. 
Aus  Thiene  mann:  Physik,  u.  chem.  Unters,  in  d.  Maaren 

der  Eifel. 


Datum 

1  m 
Tiefe 

15  m 
Tiefe 

Datum 

1  m 
Tiefe 

15  m 
Tiefe 

JO. 

VUI. 

11 

24,2° 

5,5° 

16. 

I. 

12 

2,5° 

2,70 

30. 

VIII. 

11 

20° 

6° 

21. 

II. 

12 

2,0° 

2,0° 

16. 

IX. 

11 

17,50 

6° 

7. 

III. 

12 

4,1° 

4,0° 

29. 

IX. 

11 

15° 

5,6° 

18. 

III. 

12 

4,1° 

4,1° 

17. 

X. 

11 

11° 

5,7° 

15. 

IV. 

12 

6,0« 

5,6» 

2. 

XI. 

11 

8,5° 

5,3° 

19. 

V. 

12 

13,9° 

6,4° 

15. 

XI. 

11 

6,6° 

6,6° 

17. 

VI. 

12 

15,5° 

6,5° 

16. 

XII. 

11 

4.5° 

4,5° 

3. 

X. 

12 

10,2° 

7,75° 

Im  Oktober  -  Dezember  ist  es  noch  wärmer  als  im 
Januar-Februar.  Trotzdem  tritt  im  Oktober-Dezember  var. 
macracantha  mehr  hervor,  im  Januar-Februar  dagegen 
mehr  die  var.  typica.  A.  cochlearis ,  eilt  also  in  ihiem 
Entwickelungsgang  den  Änderungen  der  Temperatm  voian. 
Daß  aber  allgemein  im  Winter  langdornige,  im  Sommer 
kurzdornige  Individuen  auftreten,  geht  aus  folgenden 
Tabellen  hervor: 

(Tabelle  X  und  XI  siehe  folgende  Seiten) 

Vom  15.  April  1912  bis  19.  Mai  1912  erfolgte  der 
große  Temperatursprung  in  1  m  Tiefe  von  6°  auf  13,9°, 
in  15  m  Tiefe  nur  von  4,1°  auf  5,6°.  Bei  den  Anuraeen 
aus  1  m  Tiefe  geht  der  Hinterdorn  von  74,4  auf  67,2  p 
zurück.  Dabei  ist  der  große  Wert  von  67.2  p  noch  be-, 
dingt  durch  viele  leere  Gehäuse  mit  großem  Hinterdoin  ; 
die  lebenden  Exemplare  haben  nur  60  p.  Der  Temperatur- 


20 


Georg  Schneider 


X.  Mittelwerte  der  Dimensionen  des  Panzers  von 

Anuraea  cochlearis  (macracantha-typica-tectaAZzihz). 

AJle  Größen  in  |u. 


Datum 

Länge  des 
mittleren 
Vorder- 
dornes 

Länge  des 
eigent¬ 
lichen 
Panzers 

Länge  des 
Hinter- 

dornes 

4. 

III. 

11 

32 

100 

1 

72 

2. 

XI. 

1 1 

14,4 

96 

60 

15. 

XI. 

11 

20,8 

92,8 

69.6 

16. 

XII. 

11 

24 

90 

67,2 

16. 

I. 

12  (1 

m) 

28,8 

96 

76,8 

21. 

Iß 

12  (1 

m) 

25,6 

91,2 

64 

Schalken- 

7. 

III. 

12 

27,8 

95,1 

63,9 

>  mehrener 

18. 

III. 

12  (1 

m) 

27,3 

97,9 

65,3 

Maar 

15. 

IV. 

12  (1 

m) 

28.2 

104,4 

74,4 

19. 

V. 

12  (l 

i'  ) 

24,8 

95,2 

67,2*) 

17. 

VI. 

12  (1 

m) 

25,6 

GO 

50,4 

3. 

X. 

12 

19,2 

84 

60 

6. 

IV. 

13 

26,4 

92,4 

57,6 

29. 

VIII. 

12 

21,6 

91,2 

67,2 

5. 

X. 

12 

24 

88,8 

55,2 

Holznaar 

7. 

IV. 

13 

22,8 

94,8 

64,8 

31. 

VIII. 

11 

16,8 

81,6 

52,8 

8. 

III. 

12 

25,2 

91,2 

60 

Pulvermaar 

8. 

IV. 

12 

28,8 

96 

72 

7. 

III. 

12 

23,2 

99,2 

62,4 

1  Gemündener 

11. 

IV. 

13 

26,4 

91,2 

57,6 

f  Maar 

5. 

III. 

12 

25,6 

106,4 

71,2 

Ulmener 

5. 

IV. 

13 

24,8 

102,4 

68,8 

Maar 

erb ö hung  von  7,9°  entspricht  also  ein  Kleinerwerden  des 
Hinterdorns  um  14,4  p.  In  15  m  Tiefe  bleiben  dagegen 
große  Hinterdornen  auch  bei  den  lebenden  Exemplaren. 
Also  können  wir  schließen:  bei  tiefen  Temperaturen  (im 
Winter,  bis  in  den  Sommer  hinein  in  15  m  Tiefe)  große 
Hinterdornen,  bei  hohen  Temperaturen  kleinere.  Ein  gänz- 


1)'Die  größeren  Formen  dieses  Fanges  waren  leere  Schalen, 
deshalb  so  hohe  Werte. 


Das  Zooplankton  der  Eifelmaare. 


21 


XI.  Mittelwerte  der  Dimensionen  des  Panzers  von 

Anuraea  cochlearis  (mdcracantha-typica-iecta- Reihe). 


Alle  Größen  in  p. 

Schalkenmehrener  Maar.  Fänge  aus  15  m  Tiefe. 


Datum 

Länge  des 
mittleren 
Vorderdornes 

Länge  des 
eigentlichen 
Panzers 

Länge  des 
Hinterdornes 

16.  XII.  11 

24 

81,8 

57,6 

16.  I.  12 

24 

91,2 

74,4 

21.  II.  12 

28,8 

92,4 

69,6 

18.  III.  12 

26,4 

100,8 

69,6 

15.  IV.  12 

28 

104 

75,2 

19.  V.  12 

21,6 

101,6 

86,4 l) 

17.  VI.  12 

28,8 

81,6 

55,2 

liches  Verschwinden  der  Hinterdornen  haben  wir  nicht 
beobachtet.  Der  kleinste  gemessene  betrug  43,2  p  am 
17.  Juni  1912  in  1  m  Tiefe.  Die  Messungen  der  übrigen 
Maare,  in  denen  nur  wenige  Exemplare  gemessen  wurden, 
stimmen  mit  denen  des  Schalkenmehrener  Maares  überein. 
Die  Maße  des  Panzers  und  mehr  oder  weniger  auch 
die  der  Mediandornen  laufen  denen  des  Hinterdorns 
parallel.  Besseren  Einblick  gewinnt  man  aus  den  folgen¬ 
den  drei  Kurven,  in  denen  auf  der  Abscissenachse  die 
Zeit,  auf  der  Ordinate  die  Maße  in  p  angegeben  sind. 

In  Fig.  3  erkennt  man  deutlich  die  Gipfel  der  Kurven 
zur  kälteren  Jahreszeit,  das  Fallen  beim  Steigen  der 
Temperatur.  Die  Kurve  für  die  Maße  des  Panzers  läuft 
fast  genau  der  für  den  Hinterdorn  parallel.  Auch  die 
Kurve  für  die  Mediandornen  passt  sich  den  anderen  an. 

Auf  Fig.  4,  welche  die  Verhältnisse  in  15  m  Tiefe 
angibt,  liegt  vor  allem  die  Kurve  des  Hinterdornes  mehr 
nach  oben  —  also  größere  Hinterdornen  —  und  nach  rechts 
verschoben  gegenüber  der  Kurve  in  1  m  Tiefe.  Es  muß 
ja  so  sein,  da  in  15  m  Tiefe  kältere  Temperaturen  herr¬ 
schen  und  auch  länger  nachwirken  als  in  1  m  Tiefe. 


1)  meist  leere  Gehäuse. 


Aus  der  Kurve  Fi g.  5  erkennt  man  sofort  die  Ab¬ 
hängigkeit  zwischen  der  Ausbildung  des  Hinterdornes  und 
den  Temperaturänderungen.  Die  ausgezogene  Kurve  gibt 
die  Maße  des  Hinterdornes  im  Schalkenmehrener  Maar  in 


Fig.  3.  Kurven  der  Mittelwerte  der  Dimensionen  des  Panzers 
von  Anuraea  cochlearis  {macracantha-typica-tecta- Reihe) 
im  Schalkenmehrener  Maar  in  1  m  Tiefe. 

P  =  Länge  des  eigentlichen  Panzers;  H.  D.  =  Länge  des 
Hinterdorns;  V.  D.  =  Länge  des  Vorderdorns. 

Im —  siehe  Kurve  Fig.  3  —  die  gestrichelte  gibt  die 
Temperaturen  ebenfalls  in  1  m  Tiefe  im  Schalkenmehrener 
Maar.  Nur  muß  man,  wie  man  an  der  Skala  am  Ordi- 
natenrand  sieht,  die  Temperaturen  von  oben  nach  unten 


Das  Zooplankton  der  Eifelmaare. 


23 


lesen.  Das  wurde  deshalb  so  gemacht,  um  das  Parallel¬ 
laufen  der  Kurven  deutlich  hervortreten  zu  lassen.  Zur 
Zeit  der  niedrigsten  Temperaturen  haben  wir  gioße,  zui 
Zeit  der  hohen  Temperaturen  kleine  Hinterdornen.  Gleicli- 


Fig.  4.  Kurven  der  Mittelwerte  der  Dimensionen  des  Panzern 
von  Anuraea  cochlearis  (macracantha-typica-tecta-l&Q ihe) 
im  Schalkenmehrener  Maar  in  15  m  Tiefe. 

P.  =  Länge  des  eigentlichen  Panzers;  H.  D.  =  Länge  des 
Hinterdorns;  V.  D.  =  Länge  des  mittleren  Vorderdorns. 

zeitig  mit  dem  Emporschnellen  der  Temperaturen  geht  ein 
starkes  Kleinerwerden  der  Hinterdornen.  Wir  sehen  also, 
wie  fein  Anuraea  cochlearis  auf  die  Temperaturänderungen 

reagiert. 


24 


Georg*  Schneider 


2.  Die  Irregularis- Reihe. 

Lauterborn  stellt  in  dieser  Reihe  folgende  Glieder  auf : 
forma  connectens ,  den  Übergang  zu  var.  macracantha  ver¬ 
mittelnd  (Lauterborn,  Verh.  d.  Nat.-med.  Ver. 
Heidelberg  N.  F.  ßd.  6,  Taf.  X,  Fig.  15  —  16) 
f.  angulifera  mit  der  fortschreitenden  winkeligen  Knickung 
des  medianen  Kieles  (Fig.  17  — 18) 
var.  irregularis  mit  der  scheinbar  neuen  Platte  x  (Fig.  19) 
f.  ecaudata  ohne  Hinterdorn  (Fig.  20). 


80  p 

75  p 
70  jli 
65  |u 

60  p 

55  p 
50  |u 
45  p 
40  p 


/ 

• 

\ 

/ 

/ 

t 

\ 

/ 

/ 

/ 

V" 

\ 

\ 

/ 

- 4— 

\ 

T' 

\ 

✓r 

s 

* 

t 

t 

.  N. 

✓ 

✓ 

\  \ 

s  ✓ 
<✓ 

✓ 

HD 

1 

00 
.  2« 
40 
60 
8° 
100 
120 
14  0 
160 


l-  1.  l.  l.  l.  l.  1.  1.  l.  l.  i.  l.  i. 

X.  XI.  XII.  I.  II.  III.  IV.  V.  VI.  VII.  VIII.  IX.  X. 

1911  1912 


Fig.  5.  Kurven  der  Temperatur  (T)  und  der  Länge  des  Hinter- 
dorns  (H.  D.;  von  Anuraea  cochlearis  ( maracantha-typica - 
tecta-Reihe).  Die  Werte  der  Temperatur  sind  von  oben 
nach  unten  aufg'etragen,  die  Größen  des  Hinterdorns  von 
unten  nach  oben. 


In  gleicher  Weise  habe  ich  connectens,  angulifera 
und  irregularis  auseinander  gehalten;  f.  ecaudata  habe 
ich  nie  beobachtet.  Die  Tabelle  I  bringt  den  Entwickelungs¬ 
gang  dieser  Formen  im  Schalkenmehrener  Maar.  Gegen¬ 
über  angulifera  und  irregularis  tritt  connectens  in  den 
warmen  Monaten  in  großen  Mengen  auf.  Eine  bessere 
Übersicht  gewinnt  man  wieder  aus  den  Kurven  Fig.  6 — 8. 


Anz.  der  Individuen  Anzahl  der  Individuen.  Anzahl  der  Individuen 


Da*  Zooplankton  der  Eifelmaare. 


25 


Da  ich  die  Verhältnisse  in  1  m  und  in  15  m  Tiefe 
bringen  wollte,  konnte  ich  die  Kurven  der  3  Formen  nicht 


1 

/ 

F 

V 

'T 

T 

* 

X 

X 

1 

K' 

s 

' 

\ 

k 

t 

- * 

p 

\ 

F 

— 

L 

i 

/ 

/ 

L-~t 

r 

' 

V 

\-i 

/ 

III  IV  v  VI  VII  VIII  IX  X  XI  XII  I  II  III  IV  V  VI  VII 


1911  1912 

Fio*.  6.  Anuraea  cochlearis  var.  irregularis  f.  connectens. 
Schalkenmehrener  Maar.  — -  lm . 15  m  Tiefe. 


Fig.  7.  Anuraea  cochlearis  var.  irregularis  f.  angulifera. 
Schalkenmehrener  Maar.  -  lm . 15  m  Tiefe. 


Fig.  8.  Anuraea  cochlearis  var.  irregularis. 
Schalkenmehrener  Maar.  - -  1  m . 15  m  Tiefe. 


in  einer  Figur  verarbeiten;  sie  wäre  wegen  der  vielen 
Linien  zu  unübersichtlich  geworden.  Man  erkennt  auch 


26 


Georg  Schneider 


so  ohne  weiteres  folgenden  Entwickelungsgang  der  ir- 
regularis-Rz ihe:  F.  connectens  ist  nie  ganz  aus  dem  Plank¬ 
ton  verschwunden,  kommt  allerdings  in  den  Frühlings¬ 
monaten  März  bis  Mai  nur  vereinzelt  vor.  Hier  beginnt 
wohl  die  Ableitung  von  var.  mcicracantha.  Im  April  tritt 
f.  connectens  sehr  schnell  im  Plankton  hervor,  sodaß  sie 
im  Mai  schon  eine  häufige  Planktonform  ist.  Das  Ver¬ 
halten  der  Kurve  für  15  m  Tiefe  scheint  ein  schwaches 
Zurückgehen  der  f.  connectens  im  Juli-August  anzuzeigen. 
Hier  tritt  dann  plötzlich  f.  angulifera  als  eine  das  Plank¬ 
ton  beherrschende  Form  auf.  Ebenso  schnell  wie  sie  auf- 
tritt,  verschwindet  sie  auch  wieder  —  die  Kurve  steigt 
steil  an  und  fällt  steil  ab;  f.  angulifera  ist  also  nur  eine 
Zwischenform,  die  schnell  durchlaufen  wird.  Nach  f. 
angulifera  tritt  var.  irregularis  im  Plankton  hervor,  doch 
nicht  in  solchen  Mengen.  Nun  setzt  der  Rücklauf  in  der 
irregularis- Reihe  wieder  ein.  Nach  Lauterborn  muß 
die  Entwicklung  über  f.  angulifera  zurück  zur  f.  connectens 
schreiten.  Aus  unsereren  Kurven  ergibt  sich  nicht  mit 
Klarheit,  ob  die  f.  angulifera  noch  einmal  auftritt,  da 
ein  zweites  Maximum  der  Kurve  fehlt  —  vielleicht  ist  es 
schwach  angedeutet.  Unsere  Kurve  schließt  aber  diesen 
Gang  nicht  aus.  F.  angulifera  verschwindet  fast  gleich¬ 
zeitig  mit  var.  irregularis  aus  den  Fängen.  Die  Rück¬ 
entwickelung  von  var.  irregularis  über  f.  angulifera  zur 
f.  connectens  muß  also  sehr  schnell  erfolgen.  Jedenfalls 
tritt  aber  nach  var.  irregularis  wieder  f.  connectens  auf. 
Wir  haben  also  auch  wie  Lauterborn  folgenden  Ent¬ 
wickelungsgang  in  der  irregularis- Reihe :  F.  connectens — 
f.  angulifera — var.  irregularis — [f.  angulifera] — f.  connec¬ 
tens.  F.  connectens  leitet  dann  wieder  zu  macracantha 
über.  Die  Mitte  dieser  Entwickelung  fällt  in  die  Zeit  vom 
August  bis  Oktober.  Am  21.  Februar  1912  wurden  von  f. 
connectens  fast  nur  leere  Gehäuse  beobachtet.  Die  Kurve, 
die  ja  die  Verhältnisse  der  lebenden  Tiere  wiedergeben 
soll,  wird  also  in  Wirklichkeit  schon  vom  Januar  an  steil 
abfallen.  Die  Kurve  für  die  Verhältnisse  in  15  m  Tiefe 


Das  Zooplankton  der  Eifelmaare. 


27 


äuft  der  Kurve  für  die  Tiefe  von  1  m  ungefähr  parallel; 
die  Verhältnisse  sind  also  in  beiden  Tiefen  die  gleichen. 

Die  Entwickelung  der  irregularis- Reihe  in  den  übrigen 
Maaren  stimmt  mit  der  Entwickelung  im  Schalkenmehrener 
Maar  überein,  soweit  das  eben  aus  den  wenigen  Fängen 
hervorgebt.  Die  physikalisch-chemischen  Unterschiede 
/.wischen  den  einzelnen  von  Thienemann  aufgestellten 
Gruppen  von  Maaren  rufen  also,  soweit  man  das  aus  den 
wenigen  Fängen  der  übrigen  Maare  sehen  kann,  keine 
Unterschiede  in  der  Entwickelung  der  irregularis-Re ihe 
hervor.  In  allen  Maaren  tritt  sie  mit  gleichem  Entwicke¬ 
lungsgang  und  auch  in  durchweg  gleicher  Stärke  auf. 

In  den  einzelnen  Jahren  wechselt  die  Entfaltung  dei 
Reihe  sehr;  in  dem  einen  Jahre  ist  sie  verhältnismäßig 
stark  entwickelt,  verschwindet  aber  fast  in  andeien  Jahien. 
Hier  werden  wohl*  die  Ernährungsverhältnisse  von  aus¬ 
schlaggebender  Bedeutung  sein. 

Wie  schon  gesagt,  wurde  die  f.  ecciudatci ,  also  ein 
gänzliches  Verschwinden  des  Hinterdornes,  nicht  beobachtet. 
Wohl  aber  konnte  ich  ähnlich  wie  in  der  macracantha 
typim—tecta- Reihe  ein  Kleiner  werden  des  eigentlichen 
Panzers  sowie  der  Mediandornen  und  des  Hinteidoines 
feststellen.  Ich  habe  nur  einzelne  Messungen  ausgeführt, 


Hinterdorn 

70.8  p 

58.8 
72 


die  folgende  Ergebnisse  hatten: 

Datum  Mediandornen  Panzer 

19.  V.  12  26,4  p  100,8  p 

17.  VI.  12  24  84 

6.  IV.  13  26,4  100,8 

Die  Zahlen  sind  Mittelwerte  aus  einigen  Messungen  und 
stammen  aus  den  1-m-Fängen  des  Schalkenmehrener  Maaies. 
Bei  den  iw egulavis  geht  der  Hinterdorn  weitei  bis  55,2  p 

zurück. 

In  der  Ausbildung  der  accessorischen  Platte  x  (S.  28, 
Fig.  9,  10)  zeigt  sich  auch  ein  bestimmter  Entwickelungs¬ 
gang.  Sie  wird  ja  dadurch  gebildet,  daß  der  „Kreuzungs¬ 
punkt41,  d.  h.  der  Schnittpunkt  des  Kieles  mit  den  Iren 
nungsleisten  der  vorderen  und  hinteren  Carinalplatten,  in 


28  Georg:  Schneider 


eine  von  links  oben  nach  rechts  unten  verlaufende  Linie 
ausgezogen  wird.  Der  zwischen  den  vorderen  Carinal¬ 
platten  verlaufende  Teil  des  Kieles  erfährt  dann  weiter 
eine  Knickung  und  von  dieser  Knickung  aus  bildet  sich 
eine  neue  Leiste  nach  rechts  unten,  die  von  der  rechten 
vorderen  Carinalplatte  die  accessorische  Platte  abschneidet. 
Lauterborn  (a.  a.  0.  N.  F.  Bd.  6,  S.  432)  gibt  eine 

RS_9  riS10  Fig.  9. 

Entstehung  der  acces- 
sorischen  Platte  bei 
Anuraea  cochlearis 
var.  irregnlaris. 

Fig.  10. 

Schema,  f.  Frontal- 
platte.  lcj,  rci  linke 
und  rechte  vordere 
Carinalplatte.  lc2,  rc2 
linke  und  rechte  hin¬ 
tere  Carinalplatte,  la 
rechts  an  x  anschlies¬ 
sende  Lateralplatte, 
x  accessorische  Platte. 

Fig.  11. 

A.  cochl.  var.  irreg. 
vom  30.  VIII.  11  mit  ge¬ 
teilten  hinteren  Cari¬ 
nalplatten. 

Fig.  12. 

A.  cochl.  var.  irreg. 
nach  Lauterbörn(Verh. 
Nat.-med.  Ver.  Heidel¬ 
berg  N.F.  Bd.6.  Taf.X., 
Fig.  16).  Knickung  des 
Kieles  nach  links-vorn. 

Fig.  13. 

A.  cochl.  var.  irr  eg. 
Knickung  des  Kieles 
nach  rechts.  Meerfel¬ 
der  Maar  14.  VIII.  11. 

Fig.  14  a,  b. 

Desgl.  Pulvermaar. 
15.  VIII.  11. 
a  vom  Rücken, 
b  von  der  Seite. 

schematische  Darstellung  der  allmählichen  Plattenverschie¬ 
bung  auf  dem  dorsalen  Panzer  von  Anuraea  cochlearis 
beim  Übergang  in  die  var.  irregnlaris.  In  dieser  Darstel¬ 
lung  trifft  die  accessorische  Platte  gleich  in  ihrer  ersten 
vollständigen  Ausbildung^mit  breiter  Basis  die  rechts  an¬ 
schließende  Lateralplatte.  Wir  können  aber  hier  zwischen 
die  Figuren  e  und  f  des  Lauterborn  sehen  Schemas 
einige  Glieder  Zwischenschalten  (Fig.  9).  Die  neu  ent- 


Das  Zooplankton  der  Eifelmaare. 


29 


stehende  Leiste  trifft  zunächst  die  Trennungsleiste  der 
rechten  vorderen  und  hinteren  Carinalplatten  (Fig.  9, 1— III) 
Dieser  Schnittpunkt  schiebt  sich  weiter,  nach  rechts  (Fig. 
9,  IV)  und  fällt  auf  die  Abgrenzungsleiste  der  rechts  an¬ 
schließenden  Lateralplatte.  Schließlich  verschiebt  sich  die 
entstandene  Leiste  weiter  nach  oben,  sodaß  nun  die 
accessorische  Platte  die  rechts  anschließende  Lateralplatte 
mit  breiter  Basis  berührt  (Fig.  9,  V)  und  die  Fig.  f  des 
Lauterborn  sehen  Schemas  entsteht.  Diese  Zwischen¬ 
glieder  sind  nicht  „nur  morphologisch  konstruiert“,  sondern 
sie  folgen,  wie  aus  den  nachstehenden  Angaben  hervor¬ 
geht,  auch  zeitlich  aufeinander. 

Anuraea  cochlearis  var.  irregularis  (Fig.  9,  Gruppe  I — V) 
aus  dem  Schalkenmehrener  Maar. 

I.  15.  XI.  11.  1ml  Exempl.  16.  XII.  11.  1ml  Exempl. 

II.  10.  VIII.  10.  rr.  19.  V.  12.  1  m  rrr. 

18.  VII.  11.  1  m  rr.  15  m  rrr. 

10.  VIII.  11.  1  m  rr.  3.  VIII.  13.  r. 

15  m  rr. 

12.  VIII.  10.  rr  (Fig.  b)  2.  XI.  11.  15  m  rr  (Fig.  a) 

18.  VII.  11.  15  m  rr  (  „  b)  15.  XI.  11.  Im  r  (  „  a,b) 

10.  VIII.  11.  r  (  „  b)  15  m  rr  (  „  a) 

30.  VIII.  11.  r  (  „  b)  16.  XII.  11.  1  m  rr  (  „  a) 

16.  IX.  11.  0  m  rr  (  „  b)  17.  VI.  12.  1  m  r  (  „  b) 

29.  IX.  11.  0  m  r  (  *  a)  15  m  rrr  (  „  b) 

15  m  rc  (  „  b,c)  3.  X.  12.  rrr  (  „  b) 

18.  X.  11.  1  m  rc  (  „  b)  3.  VIII.  13.  r  (  „  b) 

7.  VIII.  10.  rr  (Fig.  a)  16.  IX.  11.  15  m  r  (Fig.  a) 

10.  VIII.  10.  rr  (  „  a)  29.  IX.  11.  0mrr(„  a) 

18.  VII.  11.  1  m  rr  (  „  a)  15  m  rr  (  „  a) 

15  m  rr  (  „ajb1)  18.  X.  11.  1  m  rr  (  „  a) 

18.  VIII.  11.  r  (  „  a)  2.  XI.  11.  0  m  rr  (  „  ä) 

30.  VIII.  11.  r  (  *  a)  3.  X.  12.  1  Expl.  (  „  a) 

16.  IX.  11.  0m  r(  „  a^1)  3.  VIII.  13.  r(  „  a) 


V.  18.  VII.  11.  15  m  rr.  10.  VIII.  11. 


1)  Bei  diesen  war  die  accessorische  Platte  fast  quadrat¬ 
förmig,  nicht  in  eine  Spitze  ausgezogen  wie  bei  den  übrigen. 


30 


Georg1  Schneider 


Die  fünf  Gruppen  treten  demnach  in  folgender  Reihen¬ 
folge  auf:  Gruppe  II  Ende  Mai— Juli  (Anfang  August). 
Gruppe  III  Juni— August.  Gruppe  IV  Juli— August. 
Gruppe  V  Juli— August.  Gruppe  IV  September— Oktober. 
Gruppe III  Ende  September— November  (Dezember).  Gruppe 
II  Oktober.  Gruppe  1  November— Dezember.  Die  Gruppe  I 
wurde  zeitlich  vor  der  Gruppe  II  nicht  beobachtet.  Es 
ist  aber  anzunehmen,  daß  sie  auch  vor.  der  Gruppe  II  auf- 
tritt ;  weil  die  Entwickelung  sehr  schnell  voraneilt  und  die 
Fänge  im  Vergleich  dazu  etwas  weit  auseinander  liegen, 
wurde  sie  wahrscheinlich  nicht  gesehen.  Die  Vorwärts¬ 
entwickelung  von  Gruppe  I  bis  V  erfolgt  sehr  schnell,  die 
Rückbildung  von  Gruppe  V  bis  I  bedeutend  langsamer. 

Die  accessorische  Platte  hat  keine  streng  festliegende 
Gestalt,  sondern  tritt  in  verschiedenen  Formen  auf  und 
diese  wiederum  von  kleinen  bis  großen  Ausmessungen 
(Eig.  9).  Gegenüber  Lauterborn  wurde  ein  Wachsen 
der  accessorisehen  Platte,  nachdem  die  breite  Berührungs¬ 
basis  mit  der  rechts  anschließenden  Lateralplatte  her¬ 
gestellt  ist,  nicht  beobachtet.  Es  werden  von  Anfang 
an  kleine  und  größere  Platten  ausgebildet.  In  den  übrigen 
Maaren  wurden  dieselben  Veränderungen  beobachtet'  wie 
im  Schalkenmehrener  Maar. 

Laute rborn  erwähnt  noch,  daß  parallel  mit  der 
allmählichen  Einschiebung  der  accessorisehen  Platte  eine 
Vermehrung  der  Platten  laufe.  Wir  haben  ebenfalls  diese 
Vermehrung  beobachtet.  Durch  eine  Leiste,  die  senkrecht 
zum  Kiel  läuft,  werden  die  hinteren  Carinalplatten  geteilt 
und  so  die  Anzahl  der  Platten  um  2  vermehrt  (Fig.  11). 
Die  Ausbildung  dieser  Leiste  geht  der  Knickung  des  Kieles 
voraus  und  erfolgt  also  vor  dem  Übergang  von  f.  connectens 
zur  f.  angulifera.  Diese  Leiste  wächst  weiter  über  die 
hinteren  Carinalplatten  .nach  außen  hinaus  und  teilt  auch 
den  Marginalsaum. 

Eine  morphologische  Eigentümlichkeit  bei  der  var. 
irregularis  sei  noch  angeführt.  Lauterborn  gibt  an., 
daß  die  Knickung  des  Kieles  zwischen  den  vorderen 


Das  Zooplankton  der  Eifelmaare. 


31 


Carinalplatten  ausnahmslos  nach  vorn  links  erfolgt.  (Fig.  12). 
Auch  wir  haben  fast  allgemein  diese  Linksabweichung 
beobachtet.  Nur  in  4  Fängen  sahen  wir  ganz  vereinzelte 
Gehäuse,  welche  die  Abweichung  des  Kieles  nach  vorn 
rechts  zeigten,  nämlich  im  Schalkenmehrener  Maar  am 
17.  Juni  1912  in  15  m  Tiefe,  im  Holzmaar  am  5.  Ok¬ 
tober  1912,  im  Meerfelder  Maar  am  14.  Juli  1911  (Fig. 
13)  und  im  Pulvermaar  am  15.  August  1911  (Fig.  14). 
Die  Gehäuse  sind  nicht  etwa  von  unten  gezeichnet,  sondern 
von  oben.  Die  Anordnung  der  Areolen  und  Stacheln  ist 
dieselbe  wie  bei  Laute rborn  big.  16. 

3.  Die  hispida- Reihe. 

Eine  Entwickelungsreihe  für  die  var.  hispida  läßt 
sich  nicht  aufstellen,  da  sie  nur  in  4  Fängen  auftrat  und 
zwar  im  Schalkenmehrener  Maar  am  10.  August  1910  unc 
3.  August  1913,  im  Holzmaar  am  6.  August  1913  und  im 
Weinfelder  Maar  am  8.  August  1913.  In  diesen  Fängen 
ist  var.  hispida  nur  mit  ganz  wenigen  Individuen  vertreten. 
Man  kann  also  aus  dem  Fehlen  von  var.  hispida  in  den 
übrigen  Maaren  und  in  den  Augustfängen  im  Schalken¬ 
mehrener  Maar  in  den  Jahren  1911  und  1912  keine  Schlüsse 
ziehen.  Vielleicht  war  hier  var.  hispida  vorhanden,  aber 
so  vereinzelt,  daß  sie  in  den  untersuchten  Wasseipioben 
nicht  vorkam.  Jedenfalls  ist  var.  hispida  eine  ausge¬ 
sprochene  Sommerform,  da  sie  nur  im  August  beobachtet 

wurde. 

Ursachen  der  Variation  von  Anuraea  cochlearis. 

Durch  das  Aufstellen  der  verschiedenen  Reihen  von 
Anuraea  cochlearis  ist  die  Allgemeinübersicht  etwas  ei- 
schwert.  Aber  man  erkennt  doch  unschwer  aus  den  Ent¬ 
wickelungskurven  innerhalb  der  einzelnen  Reihen,  daß  die 
Hauptentfaltung  von  A.  cochlearis  in  die  kältere  Jahres¬ 
zeit  fällt,  daß  sie  mehr  eine  Winterform  ist.  Es  müssen 
deshalb  höhere  Temperaturen  wohl  einen  degenerierenden 
Einfluß  ausüben.  Wie  fein  A.  cochlearis  auf  die  Tem¬ 
peraturänderungen  reagiert,  erkennt  man  aus  I  ig.  5  S.  24. 


32 


Georg*  Schneider 


Wir  können  Laut  erhör  ns  Beobachtung  bestätigen,  daß 
sich  die  Größe  des  Panzers  bei  A.  cochlearis  umgekehrt 
proportional  zur  Temperatur  des  Wassers  verhält. 

Die  besseren  oder  schlechteren  Lebensbedingungen 
müssen  natürlich  auch  von  Einfluß  sein,  sie  können  die 
Reduktion  fördern  oder  hemmen.  Da  das  Zentrifugal¬ 
plankton  nicht  gemessen  wurde,  so  hat  man  kein  direktes 
Maß  für  die  A.  cochlearis  zur  Verfügung  stehenden  Nähr¬ 
stoffe.  Kann  aber  nicht  die  Beobachtung,  daß  bei  uns 
in  keinem  Jahr  in  keiner  Entwicklungsreihe  von  A.  coch¬ 
learis  ein  gänzliches  Verschwinden  des  Hinterdornes  ein¬ 
trat,  während  Lauterborn  die  forma  ecauclata  bezw. 
tecta  als  Endglieder  der  Reihen  feststellte,  darauf  zurück¬ 
geführt  werden,  daß  in  den  Maaren  bessere  Ernährungs¬ 
verhältnisse  herrschten  wie  in  den  von  Lauterborn  unter¬ 
suchten  Gewässern  und  daß  diese  besseren  Lebensbedingungen 
hemmend  auf  die  durch  die  Temperatur  bewirkte  Reduktion 
wirkten?  Würde  die  letztere  durch  die  Parthenogenese 
veranlaßt,  so  müßten  doch  die  kleinsten  Individuen  durch 
aus  Latenzeiern  hervorgegangene  Normaltiere  direkt  ab¬ 
gelöst  werden  und  es  dürfte  die  Überleitung  von  kürzeren 
zu  langstacheligen  Individuen  nicht  durch  die  Zwischen 
formen  erfolgen.  Gerade  im  Sommer  tritt  die  var.  hispida 
auf.  die  mit  Dornen  und  Höckern  bewehrt  ist.  Hart¬ 
mann  faßt  das  Auftreten  von  Panzerhöckern  als  „Zeichen 
hoher  Vitalität  und  konstitutioneller  Kräftigkeit  sowie 
günstiger  äußerer  Bedingungen“  auf.  Durch  die  Parthe¬ 
nogenese  wird  aber  die  Vitalität  im  allgemeinen  herabge¬ 
setzt.  Wenn  nun  bei  A.  cochlearis  die  Vitalität  und 
konstitutionelle  Kräftigkeit  im  Sommer  noch  so  groß  sind, 


daß  Dornen  und  Höcker  ausgebildet  werden  können,  so 
kann  die  Parthenogenese  bei  ihr  keinen  besonders  de¬ 
generierenden  Einfluß  ausüben.  Wir  müssen  also  bei  A. 
cochlearis  hauptsächlich  äußere  Einflüsse  als  wirksame 
Faktoren  der  Variation  ansetzen. 

Ob  die  kurzstachelige  Sommerform  als  Anpassungs¬ 
form  an  die  durch  die  Temperaturerhöhung  veränderten 


33 


Das  Zooplankton  der  Eifelmaare. 

# 

physikalisch-chemischen  Verhältnisse  im  Wasser  aufzu¬ 
fassen  ist,  möchte  ich  in  Frage  stellen,  da  gerade  bei  der 
im  Sommer  beobachteten  var.  hispida  Höckerchen  und 
Dornen  auftreten.  Das  Räderorgan  wird  auch  allein  die 
Änderungen  der  physikalisch-chemischen  Bedingungen  aus- 
gleichen  können. 

Cyclomorphose  von  JVotholca  longispina. 


Nach  Dieffenbach  (Brauer,  Süßwasserfauna  S. 227) 


beträgt  die  Total-Länge  von 

N.  longispina  600- 

-650  p. 

Ich  fand  folgende  Maße  (in  p). 

„  Hinter- 

Panzer  dorn 

Vorder¬ 

dorn 

Total- 

Lange 

Pulvermaar : 

13.  VIII.  11.  120  p 

187,2  p. 

321,6  p 

628,8  |u 

8.  IV.  13.  96 

168 

292,8 

556,8 

Weinfelder  Maar: 

10.  IV.  13.  115,2 

148,8 

264 

528 

Gemündener  Maar: 

12.  VIII.  11.  a)  120 

134,4 

240 

494,4 

b)  129,6 

163,2 

326,4 

619,2 

c.)  120 

192 

316,8 

628,8 

d)  124,8 

177,6 

316,8 

619,2 

e)  144 

172,8 

336 

652,8 

f)  134,4 

177,6 

355,2 

667,2 

Im  Mittel :  128,8 

169,6 

315,2 

613,6 

7.  ID.  12.  a)  129,6 

158,4 

321,6 

609.6 

b)  129,6 

163,2 

326,4 

619,2 

c)  134,4 

163,2 

326,4 

624 

d)  134,4 

187,2 

316,8 

648,4 

e)  124.8 

177,6 

316,8 

619,2 

f)  134,4 

168 

336 

638,4 

g)  139,2 

168 

340,8 

648 

h)  129,6 

168 

302,4 

600 

i)  129,6 

158,4 

321,6 

609,6 

k)  129,6 

168 

340,8 

638,4 

Im  Mittel:  131,5 

168 

325 

624,5 

Ulmener  Maar: 

2.  IX.  11.  120 

168 

288 

576 

Im  Mittel  beträgt  die  Totallänge  demnach  611,2  p. 

Im  Pulvermaar  haben  die  Sommerformen  im  Panzei, 
Vorder-  und  Hinterdorn  größere  Maße  als  die  Winter- 

Verh.  d.  Nat.  Ver.  Jahrg  LXXVII.  1920.  ^ 


34  Georg1  Schneider  Das  Zooplankton  der  Eifelmaare. 

formen.  Im  Gemtindener  Maar  sind  umgekehrt  Panzer 
und  Vorderdorn  im  Sommer  kleiner  als  im  Winter,  der 
Hinterdorn  dagegen  im  Sommer  größer  als  im  Winter. 
Es  wurden  aber  in  zu  wenig  Fängen  Messungen  vorge¬ 
nommen,  um  hieraus  ein  Bild  der  Cyclomorphose  zu  ge¬ 
winnen.  Seligo  hat  folgende  Beobachtung  gemacht:  „Bei 
den  Größen-  und  Verhältnisunterschieden  zwischen  den 
gemessenen  Tieren  überwiegen  offenbar  die  individuellen 
Abweichungen,  doch  scheinen  die  Winterformen  längere 
Stachel  zu  besitzen  als  die  Sommerformen44  (Seligo, 
Mikrol.  Bibi.  III  S.  40). 

Literaturverzeichnis. 

Brauer:  Die  Süßwasserfauna  Deutschlands.  Heft  14:  Rotatoria 
und  Gastrotricha ,  bearb.  von  Colli n,  Dieffenbach, 
Sachse,  Voigt.  Jena  1912. 

Evfert,  B.:  Einfachste  Lebensformen  des  Tier-  und  Pflanzen¬ 
reichs.  3.  Aufl.  1900,  bearb.  von  Schönichen  u.  Kalb  er  Iah. 
Hartmann,  Otto:  Studien  über  den  Polymorphismus  der  Ro- 
tatorien  mit  besonderer  Berücksichtigung  von  Anuraea 
aculeata.  (Arch.  f.  Hydrob.  Bd.  XII,  1918/19). 
Lauterborn:  Der  Formenkreis  von  Anuraea  cochlearis. 

I.  Teil:  Morphologische  Gliederung  des  Formenkreises. 

(Verh.  d.  Nat.-med.  Ver.  Heidelberg  N.  F.  6.  1898—1901). 
IL  Teil:  Die  cyclische  oder  temporale  Variation  von  Anu¬ 
raea  cochlearis .  (Verh.  d.  Nat.-med.  Ver.  Heidelberg  N.  F.7 
1902-1904). 

Schneider,  G.:  Das  Plankton  der  westfälischen  Talsperren 
des  Sauerlandes.  (Arch.  f.  Hydrob.  Bd.  VIII,  1912).  . 
Seligo,  A.:  Tiere  und  Pflanzen  des  Seenplanktons.  (Mikrol. 
Bibi.  Bd.  III). 

Steuer,  A.:  Planktonkunde.  Leipzig,  Berlin  1910. 
Thienemann,  A.:  Physikalische  und  chemische  Untersuchun¬ 
gen  in  den  Maaren  der  Eifel.  Teil  I  und  II.  (Verh.  d. 
Naturhist.  Ver.  d.  pr.  Rheinl.  u.  Westf.  Jg.  70,  1913  u.  Jg. 
71,  1914). 

Thiene  mann,  A.:  Über  die  vertikale  Schichtung  des  Plank¬ 
tons  im  Ulmener  Maar  und  die  Planktonproduktion  der 
anderen  Eifelmaare.  (Verh.  d.  Naturhist.  Ver.  d.  pr.  Rheinl. 
u.  Westf.  Jg.  74,  1917). 


Rheinlands  Hemipterä  heteroptera. 

i. 

Von 

August  Reicheusperger  (Freiburg,  Schw.). 

In  dem  vorliegenden  Beitrage  zur  rheinischen  Fauna 
sind  die  Ergebnisse  einer  fast  zwanzigjährigen  Sammel- 
und  Beobachtungstätigkeit  niedergelegt.  Trotzdem  soll 
keineswegs  gesagt  werden,  daß  ein  definitiver  Abschluß 
erreicht  wäre;  denn  an  alle  Teile  des  Gebietes  zu  jeder 
Jahreszeit  zu  gelangen,  war  unmöglich.  Zur  Veröffent¬ 
lichung  des  bisher  Erreichten  haben  mich  zwei  Gründe 
veranlaßt:  an  erster  Stelle  der,  daß  ich,  durch  die  Ver¬ 
hältnisse  gezwungen,  einem  Rufe  Folge  leisten  mußte, 
der  mich  leider  —  und  vielleicht  für  lange  Zeit  —  von 
der  geliebten  Heimat  fernhält;  sodann  klaffte  nach  wie 
vor  in  der  Kenntnis  der  Verbreitung  der  Hemipteren  in 
Westdeutschland  eine  große  Lücke,  die  nun  in  etwa  aus¬ 
gefüllt  werden  mag,  wenn  auch  die  Capsiden  unter  den 
Landwanzen  vorläufig  im  Folgenden  unberücksichtigt 
bleiben,  da  mir  mein  Material  für  diese  Gruppe  noch  nicht 
genügend  erscheint.  Im  Ganzen  hat  erfreulicherweise  die 
Ilemipteren-Kunde  Deutschlands  in  den  beiden  letzten  Jahr¬ 
zehnten  unter  der  Führung  Hiiebers  und  neuerdings 
Schuhmachers  einen  erheblichen  Aufschwung  genommen 
und  von  der  Umgebung  Frankfurts  a.  Main  hat  Guide 
eine  Reihe  hochinteressanter  Einzelzüge  veröffentlicht;  es 
fehlt  aber  an  einer  Zusammenfassung  über  die  eigentlichen 
Rheinlande«  Und  doch  ist  gerade  deren  Oberflächengestal¬ 
tung  so  wechselnd,  die  klimatischen  und  Boden-Verhält¬ 
nisse  sind  so  mannigfaltig,  daß  man  ohne  weiteres  wie 
für  die  andern,  meist  unter  Voigts  Leitung  bereits  be¬ 
arbeiteten  Tiergruppen,  so  auch  für  die  Land-Hemipteren 
sehr  interessante  Vorkommnisse  voraussetzen  konnte. 

Diese  Voraussetzung  hat  sich  bestätigt  und  es  lebt 
in  unserm  Gebiete  eine  Zahl  von  heterogenen  Elementen 


36 


August  Reich ensperger 


neben  einander  wie  vielleicht  kaum  in  einem  andern  Teile 
unseres  Vaterlandes.  Die  Fauna  der  fruchtbaren  nieder- 
rheinischen  Ebene  ist  eine  andere  als  diejenige  der  be¬ 
waldeten  Gebirgsstrecken  und  als  die  der  (leider!)  ver¬ 
schwindenden  Venne  und  Moore;  noch  schärfer  aber 
ist  der  Gegensatz  zwischen  den  heißen,  weinumrankten 
Flußtälern  und  den  rauhen  Höhen,  —  vor  allem  der  Eifel. 
Erstere  sind  der  südlichen  Tierwelt  ebensogut  Einwande¬ 
rungswege  geworden  wie  dem  Menschen  und  der  Flora, 
worauf  schon  Noll  ausführlich  hinwies.  Für  die  Ein¬ 
wanderer  haben  dann  eine  Anzahl  isolierter  xerothermi- 
scher  Gebiete,  „Wärmeinseln“,  hohe  Bedeutung  gewonnen 
und  ihnen  feste  Ansiedlungsmöglichkeit  gegeben,  auch 
wenn  schon  die  nähere  Umgebung  dieser  Inseln  weniger 
geeignet  erscheint.  Solche  Wärmeinseln  gehören  nicht  so 
sehr  der  nebeligwarmen  Talsohle  an,  wie  man  vielleicht 
erwarten  sollte,  als  vielmehr  den  Sinnigen  Höhen;  oft  sind 
es  jene  Stellen,  welche  schon  den  alten  Rittergeschlech¬ 
tern  zur  Niederlassung  geeignet  schienen  und  die  heute 
noch  von  altehrwürdigem  Ruinenschmuck  gekrönt  sind. 

Vor  allem  wären  hier  zu  nennen:  Saffenburg  und 
Landskron  im  Ahrtal;  Erpeler  Lay,  Hammerstein,  Rhein¬ 
stein  u.  a.  m.  am  Rhein;  Cobern  und  Bischofstein,  der 
Calmont  (mons  calidus!)  und  die  Trierer  Umgebung  an 
der  Mosel;  an  der  Nahe  endlich  der  Rheingrafenstein  und 
die  Hänge  von  Staudernheim,  Langenlonsheim  und 
Waldböckelheim.  Letztere  weisen  neben  mediter¬ 
ranen  Elementen  eine  Anzahl  von  pontischen,  süd¬ 
östlichen  Arten  auf,  deren  Hauptverbreitung  heute  in  den 
Donauländern  liegt.  In  Gegensatz  zu  diesen  Wärmeinseln 
kann  man  die  heutigen  und  ehemaligen  Kälteinseln  stellen, 
wie  wir  sie  im  Hohen  Venn,  in  der  Schneifel,  und 
in  der  Moor-  und  Venngegend  des  linken  Niederrheins, 
vielleicht  auch  in  der  Wahner  Haide  und  dem  Spicher 
Moor,  besitzen. 

Das  ganze  Gebiet,  in  dem  ich  hauptsächlich  sam¬ 
melte,  erstreckt  sich  süd-nördlich  von  Bingen  bis  Cleve- 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 


37 


\ 

Cranenburg  an  der  holländischen  Grenze;  im  Westen  folgt 
es  im  allgemeinen  den  politischen  Grenzen,  wie  sie  vor 
1918  bestanden,  die  ja  auch  die  natürlichen  sind.  Im 
Osten  ist  das  rechte  Rheinufer  nebst  Westerwald  von  der 
Lahnmündung  nördlich  einbegriffen;  südlichere  Funde 
wurden  gelegentlich  mit  angeführt.  Da  von  Luxembuig, 
das  sich  im  Ösling  geographisch  der  Eifel  anschließt,  be¬ 
züglich  der  Hemipteren-Fauna  wenig  bekannt  ist,  habe 
ich  einen  längern  dortigen  Aufenthalt  zur  Sammeltätig¬ 
keit  benutzt  und  führe  die  Funde  mit  an. 

Um  endlich  einen  vergleichenden  Überblick  über  ein 
größeres  Gebiet  zu  gewinnen,  gebe  ich  bei  jeder  Art, 
soweit  es  von  ihr  bekannt,  das  Vorkommen  in  den  Nach¬ 
bargebieten  an.  Es  bedeutet 

W—  Westfalen  nach  Westhoff s  Verzeichnis. 
ß  =  Belgien  nach  Lethierry  und  Coubeaux. 

M=  Departement  de  la  Moselle  nach  Bellevoye. 

E  —  Ganz  Elsaß  und  Lothringen  nach  Reibe r-Puton. 
H  =  Holland  nach  Fokkers  Catalog. 

Eingefügt  sind  ferner  eine  Reihe  systematischer  und  oeko- 
logischer  Notizen  soweit  der  Raum  das  erlaubte.  Die 
den  einzelnen  Arten  Vorgesetzten  Zahlen  entsprechen  den¬ 
jenigen  des  Hüeb  er  sehen  „Catalogus“  von  1902,  wodurch 
die  Orientierung  erleichtert  wird.  Aus  den  durchgearbei¬ 
teten  Gruppen  (excl.  Capsidae)  weist  das  folgende  Ver¬ 
zeichnis  über  260  Arten  und  eine  Anzahl  Varietäten  auf 
gegen  71  Arten,  die  Radermacher  1913  von  Duisdorf 
und  Löhndorf  namhaft  machte  und  gegenüber  ca.  400 
Arten,  die  in  ganz  Deutschland  insgesamt  Vorkommen 
dürften.  Nach  den  bisherigen  Ergebnissen  schätze  ich, 
daß  im  Ganzen  etwa  330  Arten  aus  den  hier  behandelten 
Familien  im  Rheinlande  bekannt  werden  könnten.  Eine 
Bereicherung  ist  vor  allem  zu  erwarten  von  eingehendeiem 
Sammeln  im  Moseltal  oberhalb  Trier,  an  der  Saar  und 

auf  dem  westlichen  Hunsrück. 

Als  südliche  und  mediterrane  Formen  können  haupt¬ 
sächlich  angesehen  werden:  Nr.  Nr.  1,  7,  11,  16,  36,  38, 


38 


August  Reich  ensp'erger 

39,  45,  55,  58  var.  decoratum ,  80,  84,  85,  88,  90,  94,  98, 
99,  115,  117,  120,  124,  125,  120,  156,  158,  194,  198,  250, 
261,  274,  317,  320,  322,  355.  (Die  markantesten  Arten 
sind  durch  fettgedruckte  Zahlen  bezeichnet.) 

Als  mehr  östliche  bezw.  südöstliche  Arten  dürften 
wohl  zu  bezeichnen  sein  (P  =  pontische  Formen):  Nr.  20P; 
30;  48 P ;  86,  108P;  118,  119,127,  224aP;  248P. 

Nordöstlicher  Herkunft  scheinen  zu  sein:  Nr.  66,  71, 
HO,  139?,  143,  160,  161,  193,  207,  209,  237,  295,  329. 

Als  Eiszeit-Relikte  könnten  für  uns  gelten:  Nr.  145, 
310,  328,  329  a,  335,  352. 

Demnach  spielen  die  südlichen  Arten  mit  minde¬ 
stens  40  Vertretern  (ca.  16  °/0)  eine  Hauptrolle,  was  nach 
Klima  und  Bewachsung  auch  das  natürliche  scheint  und 
in  vielen  andern  Insektengruppen  ebenso  der  Fall  ist. 

Kurz  erwähnt  sei  schließlich  noch  ein  Faunenelement, 
das  in  der  Arbeit  selbst  unberücksichtigt  gelassen  wurde, 
da  es  fälschend  wirken  würde.  Es  ist  das  eine  Adventiv- 
bezw.  Import-Fauna,  wie  sie  am  typischsten  in  und  bei 
Krefeld  zuweilen  auftritt  und  zwar  wohl  infolge  der  Farb- 
holz-  und  Rohseiden-Zufuhren.  Herr  Direktor  Puhlmann 
(Naturhist.  Mus.)  zeigte  mir  eine  Menge  von  Hemipteren 
und  überließ  mir  auch  in  dankenswerter  Weise  einiges 
Material  teils  ausgesprochen  mediterraner,  teils  sogar  rein 
tropischer.  Herkunft  (S.-Amerika),  das  in  Krefeld  selbst 
und  in  nächster  Umgebung  gefunden  wurde,  Krefeld  ist 
für  unser  Gebiet  in  etwa  mit  Hamburg  vergleichbar,  wo 
sich  ebenfalls  eine  reiche  Import-Fauna  aus  allen  Erd¬ 
teilen  einstellt;  einige  der  betreffenden  Arten  finden  viel¬ 
leicht  Existenz-Möglichkeiten ;  aber  das  dürften  seltenste 
Ausnahmen  sein,  wie  die  winzige  Monomorium  Pharao- 
ms  aus  dem  Orient  unter  den  Ameisen,  die  fast  zur 
Erdplage  geworden  ist,  oder  wie  die  orientalische  und 
amerikanische  Schabe. 

Viele  der  Heteropteren- Arten  —  u.  a.  in  größerer 
Arten-  und  Individuenzahl  brasilianische  Harpactoriden  — 
waren  bereits  in  den  Farbhölzern,  Rinden  pp.  abgestorben 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 


39 


ehe  der  Transport  beendet  war;  andere,  vor  allem  medi¬ 
terrane,  kommen  vielleicht  zum  Ausflug,  wenn  die  Jahres¬ 
zeit  günstig  ist  (Sommer  03  und  11z.  B.),  gehen  dann 
aber  wohl  in  der  Kegel  zugrunde,  ohne  daß  eine  Nach¬ 
kommenschaft  zur  Entwicklung  gelangt. 

Nur  in  dieser  Weise  kann  ich  mir  erklären  das  Vor¬ 
kommen  von:  Nr.  8  Psacasta  excmthematica  Scop.  Kre¬ 
feld-Egelsberg  VIII ;  nach  HU  eher  fraglich  für  Deutsc-hl. 
(Heiße  Regionen  Frankreichs,  Provence  etc.,  vereinzelt 
auch  nördlicher ;  Elsaß ,  Champagne,  selbst  Valenciennes. 


Pu  toii!)  , 

81.  Verlusia  sulcicornis  F.  Krefeld  VII.  Elsaß,  Siu- 
deutsch].?  hauptsächlich  Südfrankreich,  Italien  etc. 

Nezara  mridula  L.  Bei  Hüeber  nicht  genannt; 
(zieml.  gemein  in  Süd-Frankr.  u.  Korsika). 

Lyqaeus  militaris  Fab.  wie  vor.  Südl.  Frankreich, 

Italien. 

Centrocarenus  spiniger  Fab.  wie  vor.  (ganz  südfran¬ 
zösisch;  Provence,  Corse,  etc.  Puton!) 

Übrigens  wird  bereits  in  Fieber  1861  von  Krefeld 
ein  ganz  ausgesprochen  südliches  Tier,  Paromms  lepto- 
poides  Bär.  angeführt.  (Vergl.  S.  70)  Ich  halte  die 
hier  genannten  und  einige  andre  nicht  für  bei  uns  hei¬ 
mische  Arten,  obwohl  die  ersten  beiden  im  südlichsten 
Teile  des  Gebietes  Vorkommen  könnten;  Krefeld  liegt  je¬ 
doch  für  sie  zu  nördlich  und  vor  allem  abseits  jeder 
Wärmeinsel;  immerhin  scheint  mir  diese  Verschleppung 
erwähnenswert,  da  sie  vielleicht  für  ein  oder  die  andre  Art 

zu  einer  Ansiedelung  führen  könnte. 

Vielen  lieben  Freunden  und  Bekannten  habe  ich  an 


dieser  Stelle  besonders  zu  danken  für  ihre  Unterstützung 
und  Mithilfe,  vor  allem  Herrn  Amtsgerichtsrat  Roettgen, 
der  mit  einer  kleinen  aber  auserwählten  Sammlung  aus 
der  Gegend  von  Stromberg  und  Cochem,  die  er  mir  übei- 
ließ,  den  Grundstock  zu  meiner  Sammlung  legte;  sodann 
den  Herrn  C.  Frings,  W.  Voigt,  Hans  v.  Geyi, 
y.  Jordans,  Puhlmann,  Lengörsdorff  u.  a.  m. 


40 


August  Reichen sperg er 


Dem  Andenken  meines  unermüdlichen  Freundes  und 
Begleiters  auf  so  vielen  heimatlichen  Exkursionen.  Otto 
le  Roi,  der  seine  Liebe  zur  Heimat  durch  den  Heldentod 
besiegelte,  sei  diese  Arbeit  aus  rheinischer  Fauna  gewidmet. 

Die  entbehrlichen  Dubletten  habe  ich  der  Sammlung  des 
Naturhist.  Vereins  der  preuß.  Rheinlande  und  Westfalens  über¬ 
wiesen. 


Übersichts-Tabelle. 


Familien 

I. 

II. 

1.  Pentatomidae 

75 

58 

2.  Coreidae 

35 

9Q 

3.  Berytidae 

10 

-O 

8 

I.  In  Deutschland  nach 

4.  Lygaeidae 

104 

74 

Hüebers  Katalog 

5.  Tingididae 

49 

29 

vorkommende  Arten- 

6.  Phymatidae 

1 

■ 

1 

zahl. 

7.  Aradidae 

19 

6 

II.  Bisher  im  Rheinland 

8.  Hebridae 

3 

2 

nachgewiesene  Ar- 

9.  Gerrididae 

15 

12 

tenzahl  (67,3%  ohne 

10.  Reduvidae 

22 

20 

vorstehende  Funde 

11.  Saldidae 

22 

9 

von  Krefeld  ) 

*  12.  Cimicidae 

37 

16  (+4) 

392 

264  (+4) 

Hemiptera  heteroptera. 

Geocorisae. 

Pentatomidae. 

PI  ataspinae. 

1.  Coptosoma  globus  Fab.  Coblenz,  Augustahöhe  IX;  Ober¬ 
wesel  und  Boppard,  mittlere  Mosel,  VIII.  an  sonnigen  Wald- 
Rodungen,  mitunter  in  Anzahl.  —  M.  W?  E. 

Scut  ellerinae. 

2.  Thyreocoris  scarabaeoidos  L.  Ahrmündung  II  u.  IV; 
Sand  b.  Bonn  IX;  Krefeld  VIII.  V.  sandige  Stellen,  versteckt; 
überwintert  als  Imago.  —  B.  M.  W.  E.  H. 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 


41 


3.  Odontoscelis  fuliginosa  L.  Coblenz,  untere  Ahr,  Ernzen 
u.  Echternacherbrück,  Nahetal,  Krefeld  IV  VIII.  Nur  an  ste¬ 
rilen,  sonnigen  Halden,  unter  Thymian,  Helianthemum  u.  Gias 
oft  im  Boden;  wo  vorhanden  häufig  in  allen  Stadien  23.  V. 
Larve  4  mm;  23.  VI.  4,5-7  mm;  20.  VIII.  7,2  mm;  19.  IV.  4  bis 
5  mm;  überwintert  im  erwachsenen  u.  Larvenstadium.  (Luxem¬ 
burg  IV-VIII).  -  M.  E.  H. 

4.  0.  dorsalis  F.  Dali.  Mit  der  vorigen  zusammen,  ferner 
Mosel  bei  Trier  u.  Sauertal  (Kalksand)  IV— VIII,  Echternacher¬ 
brück,  Ernzen,  Irrel;  kleiner  und  heller.  (Luxembuig).  J\l.  H. 

7.  Odontotarsus  purpureolineatus  Rossi,  Waldböckelheim 
a.  Nahe  V.  03  ein  Stück  an  einer  Distel.  —  E.  (IX  bei  Ru  fach.) 
[In  der  Ameisenfauna  herrscht  gleichfalls  große  Übereinstim¬ 
mung  zwischen  den  beiden  xerothermen  Gebieten  von  Ruiach 
und  des  Nahetales.] 

9.  Eurygaster  maura  L.  Etwa  120  Fundortsnotizen  aus 
dem  ganzen  Gebiet;  im  Frühjahr  oft  an  Feldern,  im  Spätherbst 
vielfach  in  Waldschneisen  an  Dolden  und  hohen  Disteln.  —  Die 
var.  picta  Fab.  von  Bonn,  Coblenz,  Echternacherbrück  usw.  ist 
jedenfalls  viel  seltener.  (Luxemburg).  —  W.  B.  M.  E.  H. 

10.  Eu.  nigrocucullata  Goez.  Koblenz  VIII;  Stromberg  V ; 
Cochem  VII.  Bonn,  Oberwesel,  Siebengebirge,  Cleve;  seltener 
als  maura;  von  der  Sauer  besitze  ich  sowohl  einfarbig  hell¬ 
gelbe  (Echternacherbrück  V)  wie  ganz  schwarze  Exemplare, 
var.  nigra  Fieb  ,  Bollendorf  VIII.  (Luxexnbg.).  W.  B.  M,  E.  H. 

11.  Graphosoma  italicum  Müll.  Besonders  an  den  heißen 
Hängen  öfter  (vgl.  Eifelfestschrift  1913,  Verbreitungskarte!),  zu¬ 
weilen  im  Herbst  in  abgeblühten  Dolden  häufig  (Conium  ma- 
culatum,  Daucus  usw.).  Selten  sind  Farbenabweichungen,  in¬ 
dem  die  roten  Streifen  auf  dem  Thorax  streckenweise  und 
paarweise  verschwinden  können.  B.  E.  H  (lx). 

12.  Podops  inuncta  Fab.  Zerstreut  und  einzeln;  Viersener 
Bruch  VIII;  Krefeld,  Kottenforst  bei  Bonn  IX  u.  X;  Schwarz- 
Rheindorf  IV;  Ahrmündung;  Finkenberg;  Pfaffendorf  29.  IX. 
(Luxemburg).  —  B.  W.  M.  E.  H. 

Pentatominae. 

14.  Cydnus  nigrita  Fab.  An  wenigen  Orten  im  Sand;  über¬ 
wintert  erwachsen;  Coblenz  Exerzierplatz  20.  IV;  Remagen 
VIII;  Ernzen  5.  V.  auf  Sandweg  laufend  und  grabend.  —  W. 
B.  M.  E.  H. 

16.  Geotomus  elongatus  H.  Sch.  Nur  an  der  heißen  Erpeler 
Ley  einmal  in  5  Stücken  unter  Geröll  gefunden  und  zwar 


42  August  R  eichen  sp  erg  er 

neben  einem  Nest  von  Tetramorium-Strongyloqnathus)  bereits 
am  12.  III.  13!  -  E.  (IX). 

17.  Brachypelta  aterrima  Forst.  Erpel  VII;  Bonn  V; 
Sinzig  VIII;  Troisdorf  26.  IV;  Echternacherbrück  VI;  Coblenz, 
Exerzierplatz;  Krefeld  VIII;  VI;  liebt  sandige  warme  Stellen; 
mehrfach  mit  Odontoscelis  zusammen.  (Luxemburg  V.)  —  B. 
M.  E. 

19.  Sehirus  morio  L.  Stromberg  V;  Bonn  VII;  Laacher  See, 
im  Nest  von  Formica  fusca ;  Erpel  VII;  Krefeld  V;  VIII.  —  W. 
B.  M.  E.  H. 

20.  S.  luctuosus  Mls.  B.  Nur  bei  Langenlonsheim  a.  Nahe 
gefunden,  VI.  —  B.  E.  H. 

21.  S.  bicolor  L.  Nicht  selten  im  ganzen  Gebiet;  über¬ 
wintert  auch  als  Imago,  Cleve  V;  Krefeld  VI;  Bonn  II— IX; 
Godesberg  V;  Remagen  VIII;  Leyberg  V;  Schalkenmehren  VIII; 
Ahr  VII;  Langenlohnsheim  VI  usw.  —  W.  B.  M.  E.  II. 

22.  S.  dubius  Scop.  Selten;  nur  in  der  Eifel  gefunden;  Hohes 
Venu  VIII;  Schneifel  29.  VI;  Montjoie  20.  VII;  ferner  Krefeld, 
Hülserbruch  VIII.  (Vielleicht  als  Eiszeitrelikt  zu  betrachten!) 
W.  B.  M.  K 

23.  S.  biguttatus  L.  Nicht  häufig  aber  verbreitet;  scheint 
im  Gegensatz  zu  vorig’er  Art  mehr  wärmeliebend;  Landskron 
VI;  Andernach  V;  Cochem  VI;  Bollendorf  VII;  Echternacher¬ 
brück  17.  II.  in  Winterruhe  im  Nest  von  Myrmica  scdbrinodis. 
Die  var.  concolor  einmal  von  der  Tomburg  bei  Bheinbach  VI. 

—  W.  B.  M.  II. 

24.  Gnathoconus  albomarginatus  Goez.  Vereinzelt  auf 
dünngrasigen  Sandplätzen  und  Hängen.  Stromberg  11.  V; 
Cochem  V  u.  VI;  Steeg  a.  Rh.  V;  Hammerstein  VII.  —  W.  B 
E.  H. 

25.  G.  picipes  Fall.  Vereinzelt  an  warmen  Stellen.  Gehört  nach 
Schumacher  dem  nördlichen  Europa  an!?  Cochem,  Cobern 
VII;  Waldböckelheim  a.  Nahe  VI.  —  W.  B.  E.  II. 

30.  Sciocoris  microphthalmus  Flor.  Einmal  ein  Paar  bei 
Waldböckelheim  unter  Gras  gefunden,  V.  —  E. 

31.  S.  umbrinus  Wolff.  Münster  a.  St.  VIII;  Koblenz  VIII; 
Idar- Wald  VII;  Boppard  VIII;  wie  die  folgende  Art,  nur  seltener, 
unter  Ginster,  Thymian  u.  dgl.,  in  und  auf  dem  lockern  Boden. 

-  W.  E. 

33.  S.  terreus  Schrk.  An  geeigneten  Stellen  oft  in  größerer 
Zahl:  Steeg  V;  Nideggen  VIII;  Neuerburg  i.  Eif.  VII;  Wald¬ 
böckelheim  VI.  Oberstein  Vf;  Irrel  VII;  Ernzen  V;  unter 
Genista.  Koblenz  VIII.  (Luxemburg).  —  W.  B.  E.  H. 

34.  Aelia  acuminata  L.  Fast  überall  häufig;  Cleve,  Krefeld, 


Rheinlands  Heraiptera  heteroptera. 


43 


Brühi,  Bonn,  Remagen,  Eifel,  Mosel,  Stromberg,  Nahe  V— IX. 

(Luxemburg).  —  W.  B.  M.  E.  H. 

35.  Ae.  Klugii  Hah.  Selten;  Mäusebg  bei  Daun  i.  Eifel  V. 
Rodderberg  VIII.  Waldböckelheim  VI;  Bollendorf  VI.  —  W. 
B.  M.  E.  H. 

36.  Ae.  rostrata  Boh.  .Nur  einmal  auf  der  Saffenburg  (Ahr); 


an  Gras- Gestrüpp  15.  VIII.  09.  —  E. 

37.  Neottiglossa  inflexa  Wolff.  Öfter  an  Ahr  und  Nahe 
(Ahrweiler  V;  Altenahr,  Dernau  IV  u.  VI;  Waldböckelheim  VI); 
weiter  südlich,  z.  B.  bei  Mainz  häufiger  (Mombacher  Haide  VI); 


(Luxemburg).  —  W.  B.  M.  E.  H. 

38.  N.  leporina  H.  S.  Selten,  sehr  warme  Hänge;  Boppard 
VIII;  Cobern  a.  Mosel  VIII;  Winningen  V.  (Luxemburg).  —  M.  E 

39.  Stagonomus  bipunctatus  L.  Nur  zweimal  an  sonnigem 
Waldrand  gekätschert:  Trier,  2.  IX;  Cochem  VIII.  —  M.  E. 

40.  Eusarcoris  aeneus  Scop.  Gleich  der  folgenden  ziemlich 
häufig  und  verbreitet;  vor  allem  traf  ich  beide  oft  in  Anzahl 
an  abgeholzten  Blossen,  die  mit  Disteln,  Königskerze  und 
Doldenblütlern  bestanden  waren,  an  und  unter  den  Pflanzen; 
dieselben  Stellen  ergaben  ferner  Neottiglossa  und  öfter  Bubi- 


conia , 


Staria  und  Peribälus.  Cranenburg  VI,  sehr  helles 
Exemplar;  Cochem  VIII;  Koblenz  VII,  IX;  Boppard  VIII  usw. 

(Luxemburg).  —  W.  B.  M.  E.  IT. 

41.  Eu.  melanocephalus  F.  Krefeld  VI;  Bonn  VII;  Koblenz 
VII,  IX;  Boppard  VIII;  Nahetal  VI;  Commern  VI.  (Luxemburg). 


—  W.  B.  M.  H. 

42.  Rubiconia  intermedia  Wolff.  Bonn  \  I1;  Koblenz  VII, 
Münster  a.  St.  VI;  Cobern  a.  Mosel  VII.  Cochem  VIII;  Kordel 

a.  Mosel  VI.  (Luxemburg).  —  B .  M.  E. 

43.  Staria  lunata  Hahn.  Vereinzelt  und  seltener  als  die 
vorhergenannten,  u.  a.  auf  Belladonna  gefangen,  Kemagen  VIII, 
Cochem  VIII;  Brodenbach  IX;  Oberwesel  IX;  Saffenburg  a.  Ahr 
V;  Krefeld  VIII.  (Luxemburg  VIII).  —  E. 

44.  Peribälus  vernalis  Wolff.  Recht  häufig  und  verbreitet, 
zahlreicher  als  Eusarcoris :  Cleve  VI;  Bonn  VIII;  Wahn  IX; 
Kottenforst  VIII;  Koblenz  VII,  IX;  Marxburg  IX:  Echternacher¬ 
brück  V;  Mosel-  und  Nahetal  an  verschiedenen  Stellen  II— VIII; 
überwintert  als  Imago.  (Luxemburg  VII).  —  W.  B.  M.  E. 

45.  P.  sphacelatus  F.  Seltener  und  vereinzelter  als  vernalis, 
aber  ziemlich  verbreitet  im  südlicheren  Teile:  Linz  a.  Rh.  und 
Hönningen  IV  u.  VIII;  Ahrtal,  Saffenburg  VI;  Cobern  VIII; 
Brodenbach  VIII;  Nahetal  VI.  (Luxemburg  VII).  —  B.  M.  E. 

46.  Carpocoris  purpuripennis  de  G.  Sehr  häufig  und  vei- 
breitet  in  allerhand  Farbentönungen  von  bräunlichgelb,  grün- 


44 


August  Reichensperger 


lieh,  bis  ganz  purpurrot;  letztere  Färbung  z.  B.  bei  einem 
Stück  von  der  Saffenburg  VII;  ein  zl.  einfarbig  bräunlichgrünes 
Stück  mit  starken  schwarzen  Thoraxspitzen  von  Viersen.  Im 
übrigen:  Cleve,  Krefeld,  Cöln,  Bonn,  Koblenz,  Ahrtal,  Moseltal, 
Nahe  V— X:  im  Spätherbst  besonders  häufig  an  alten  Dolden 
und  Disteln,  auch  noch  wenn  die  Nächte  sich  dem  O-Punkt 
nähern.  —  (Luxemburg  VIII,  IX).  —  W.  B.  M.  E.  H. 

48.  C.  lunulatus  Goeze.  Einmal  an  einem  mit  Reseda,  Ver- 
bascum  und  Artemisia  bestandenen  Hange  bei  Staudernheim 
a.  Nahe  gestreift.  VIII.  12.  —  E. 

49.  Dolycoris  baccarum  L.  Sehr  häufig  über  das  ganze 
Gebiet  verbreitet,  an  vielen  Stellen  gemein;  sie  ist  in  den  Tälern 
wie  auf  den  Höhen  zu  treffen,  scheint  aber  Wald  und  Busch¬ 
werk  zu  bevorzugen;  oft  trifft  man  sie  mit  nigricornis  zu¬ 
sammen.  Ihre  Färbung  schwankt  ebenfalls  zwischen  heller 
grau  bis  bräunlich  und  rot,  aber  viel  weniger  auffallend  als 
die  von  letzterer.  Einzelne  ausgewachsene  Stücke  trifft  man 
früh  im  Frühjahr,  Ende  III  und  Anfang  IV;  dann  treten  sie 
in  wachsender  Zahl  wieder  von  VII  an  auf  bis  tief  in  den 
Herbst.  (Luxemburg  IV— IX).  —  W.  B.  M.  E.  H. 

50.  Palomena  viridissima  Pod.  Weniger  häufig  als  die 
vorhergehende  und  die  folgende  Art,  mit  der  sie  leicht  ver¬ 
wechselt  werden  mag,  aber  immerhin  verbreitet  von  VI  bis 
Ende  IX:  Cleve,  Krefeld,  Bonn,  Wahn,  Remagen,  Linz,  Koblenz, 
Cochem,  Trier,  Nahetal  (Luxemburg).  Bei  Cochem  fing  ich  auch 
die  var.  simulans  VII.  —  W.  B.  M.  E.  H. 

51.  P.  prasina  L.  Fast  überall  häufig’  und  oft  gemein  in 
Wiesen  und  Wald,  an  Bachrändern  mit  hohem  Blumenwuchs 
etc.  W.  B.  E.  H.  Seltener  ist  die  var.  subrubescens  Gorski: 
Marxburg  IX,  Coblenz  VIII,  Kottenforst  bei  Bonn  IV.  Sieg  IX; 
Weilerbach  a.  Sauer  VI.  (Luxemburg).  —  Wt 

52.  Chlorochroa  juniperina  L.  Nur  in  vereinzelten  Stücken 
in  den  Wacholderg’ebieten  der  Eifel  gefunden:  Kesseling  a.  Ahr 
VIII;  Michelsberg  VII;  Steinerberg  a.  Ahr  VIII.  (Luxembg.  VII) 
-  W.  M.  E.  H. 

53.  Ch.  pinicola  M.  R.  wurde  einmal  von  le  Roi  am  Michels¬ 
berg  b.  Münstereifel  erbeutet,  VIII.  —  B.  E.  H. 

54.  Piezodorus  lituratus  F.  Ist  zwar  verbreitet  aber  nicht 
gemein:  Cleve  VIII;  Viersen  Bruch  VII;  Bonn  VI;  im  Ahrtal 
häufiger,  Landskron  VI;  Walporzheim  VIII;  Saffenburg  Ende 
V  bis  VII;  Cobern  a.  Mosel  VIII;  Ernzen  VIII;  Waldböckel¬ 
heim  VI;  die  var.  cilliaceus  Germ,  scheint  viel  seltener  im  Süden, 
während  sie  um  Cleve  und  Krefeld  häufiger  als  die  Stammform 
ist.  Ahrmündung  VIII,  Koblenz  VI,  Gerolstein  VI.  Die  Art 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 


45 


bevorzugt  Baschränder,  die  an  die  Feldmark  grenzen.  (Luxem- 

burg).  —  W.  B.  (Stammform)  M.  E.  H. 

55&  Raphigaster  nebulosa  Post.  Im  südlichen  Teil  des 
Gebiets  häufiger;  der  nördlichste  Fundort  ist  Krefeld  IX.  Die 
meisten  meiner  Fänge  stammen  von  den  alten  Mauern  unserer 
sonnigen  Ruinen,  z.  B.  Hammerstein  V;  Cobern  IV;  Bischof¬ 
stein  VIII;  Burg  Thurant  a.  Mosel  VIII.  Bacharach  IV.  — 
Überwintert  fraglos  in  ausgewachsenem  Zustande.  (Luxemburg). 
—  W.  B.  M.  (rare !)  E. 

56.  Pentatoma  rufipes  L.  Sehr  häufig  und  verbreitet;  als 
Imago  aber  nur  im  Spätsommer  und  Herbst  von  Mitte  August 
an.  Eine  einzige  frühere  Notiz  besagt:  Commern,  N-Eifel 
Mitte  VI.  Im  September  und  Oktober  oft  auffällig  in  den 
Alleen  inmitten  der  Städte,  zwischen  Laub  an  der  Erde.  Sonst 
an  Pappeln,  Linden,  Erlen,  Birken  z.  B.  Cleve  VIII,  Krefeld  VII; 
Cöln  IX;  Bonn  VIII-1X;  Siegburg  IX;  Rodderberg  MII; 
Koblenz  X;  Gemünd  i.  Eifel  IX;  Mettlach  a.  S.  VIII.  (Luxem¬ 


burg).  —  W.  B.  M.  E.  H. 

58.  Eurydema  festivum  K.  Nicht  häufig  und  anscheinend 
nur  an ’  wärmeren  blütenreichen .  Örtlichkeiten;  im  Ahrtal: 
Landskron  Südhang  VII  und  VIII,  Saffenburg  V;  ferner  Coblenz 
VII  und  an  der  Mosel  bei  Cobern  VIII,  und  Cochem  VI  .  on 
Cobern  (Mathiaskapelle  VIII)  und  von  Hammerstein  VII  stammt 
die  auffällige  var.  decoratum  H.  Sch.  in  je  einem  Exemp  ai, 

ferner  Ingelheim  VII.  — -  B.  M.  E. 

60.  Eu.  dominulus  Scop.  Ziemlich  häufig  und  verbrei  e  , 

aber  viel  seltener  als  die  folgende  Art,  meist  auf  Bluten  ge- 
fanden  (Mentha  u.  a.).  Cleve  VII,  Krefeld  VI;  Bonn  und  Sieg- 
bur°-  VIII;  Hönningen  V;  Ahr-  und  Moseltal,  Schneifel  , 
Mechernich  22.  IX;  Weilerbach  a.  Sauer  VI;  Hernstein  a.  Brol. 


^e^Eu^leraceum  L.  Überall  gemein  in  Gärten,  auf  Feldern, 
an  Waldwegen  u.  a.  Auf  die  zahlreichen  Farbenvarietäten 
zwischen  denen  man  verschiedenste  Übergange,  vorne  m  ic 
beim  Schwinden  der  Lateralbinden  des  Scutellums  findet,  habe 
ich  vor  Guides  verdienstlicher  Abhandlung  nicht  besonders  ge- 
„chtet.  _  W.  B.  M.  E.  H.  Neben  der  Stammform  liegen  mir 

folgende  Varietäten  vor:  angulare  Kol.,  consimile  Eovv .  ag- 

dalenae  Royer,  triguttatum  Horv.  annulatum  Fall. 

63  Picromerus  hidens  L.  Vereinzelt  fast  überall,  stellen 
weisehäufi»',  z.  B.  bei  Solingen  VIII  und  Wahner  Heide  V  I. 
Die  früheste  mir  vorliegende  Fundzeit  ist  für  Imagtaes  U. VHL 
Mechernich.  Daraus  dürfte  hervorgehen,  dass  die  Art  nicht 
Imago  überwintert.  Bredenbusch  IX,  Viersen  Bruch  IX;  Krefeld 


46  August  Reichensperger 

VIII;  Cleve  VIII;  Melbtal  bei  Bonn  VIII;  Koblenz  IX;  Mont- 
joie  VIII;  Daun  VIII;  Cochem  25.  IX.  usw.  (Luxemburg).  —  W. 
B.  M.  E  H. 

64.  Arma  custos  Fab.  Nicht  sehr  häufig  und  meist  vereinzelt: 
Brühl  VIII;  Bonn  und  Kottenforst  VIII;  Andernach  VII;  Mecher¬ 
nich  VII;  Brodenbachtal  IX;  mehrfach  auf  Umbelliferen.  (Luxem¬ 
burg).  —  W.  B.  M.  E.  H. 

65.  Troilus  luridus  F,  Gleich  dem  Vorigen,  eher  seltener; 
zweimal  an  Obstbäumen  bei  Coblenz.  Sonst:  Mettlach  IX; 
Cochem  VI;  Kottenfort  IX;  Breibg.  im  Siebengeb.  28.  IX;  Vier- 
sener  Bruch  10.  X.  Solingen  VIII;  (Luxemberg).  —  W.  B.  E.  H. 

66.  Asopus  punctatus  L.  Verbreitet  aber  spärlich;  mehr¬ 
fach  vom  Venn  bei  Kalterherberg  VIII.  und  aus  dem  Kotten- 
forst  b.  Bonn  V  II.  Roisdorf  V;  Stromberg  VII.  (Luxemburg*. 
Ösling).  —  W.  B.  M.  E.  H. 

6<.  Ialla  dumosa  L.  Die  fast  überall  seltene  Art  wurde  von 
Herrn  Frings  in  seinem  Bonner  Garten  an  einem  Weidenstamm 
20.  X.!  gefangen,  von  mir  im  Coblenzer  Stadtwald  VIII  erbeutet 
an  einer  Erle,  dürfte  also  wohl  überwintern;  Krefeld  ein  Stück  V. 
—  B.  M.  (Ix)  E.  H. 

68.  Zicrona  coerulea  L.  Vereinzelt,  aber  nicht  gerade  selten, 
besonders  in  der  Eifel  öfter  ang’etroffen:  Ahrmündung'  VIII; 
Montjoie  VIII;  Gillenfeld  VIII;  Commern  VII;  Münster-Maifeld  V; 
Saffenburg  V;  Koblenz  VI;  Brodenbach  V.  Krefeld  V.  —  W. 
B.  M.  E.  II. 

69.  Acanthosoma  haemorrhoidale  L.  Verbreitet  aber  ein¬ 
zeln,  vornehmlich  an  Birken  gefunden:  Cleve  V;  Bonn,  Venus- 
Berg  VI,  IX,  X;  Honnef  V;  Ehrenbreitstein  IX;  Cochem  VI; 
Stromberg  VII.  Remagen  VI.  —  W.  B.  M.  EH. 

*0-  A.  intei  stinctum  L.  Ebenfalls  mehrfach  an  Birken  sowie 
an  Esche  gefunden;  ist  im  g*anzen  Gebiet  häufiger  als  vorge¬ 
nannte  Art:  Cleve  VI;  Krefeld  Vif;  Bonn  V— VIII,  auch  in 
Gärten;  Coblenz  V;  Gillenfeld  i.  Eifel  VIII;  Stromberg  IV; 
Cochem  VII.  Waldböckelheim  VI.  (Luxemburg).  —  W.B.  M.  E.  H 
71.  Elasmucha  ferrugatus  F.  An  einzelnen  Stellen  in 
gi össei ei  Anzahl  gefunden,  sonst  meist  selten.  Am  häufigsten 
traf  ich  sie  in  manchen  Jahren  im  Clever  Reichswald  fliegend 
und  laufend,  vornehmlich  auf  Blaubeeren  (Waldbeeren) die 
dort  den  Waldboden  bedecken,  und  auf  Adlerfarn  VII— VIII. 
Ausser  von  Krefeld  kenne  ich  sie  nicht  vom  eigentl.  Rheintal 
und  vom  Moseltal;  dagegen  mehrfach  von  der  Nahe  oberhalb 
Waldböckelheim  VII,  und  aus  der  Eifel,  Gerolsteiner  Wald  VII  • 
Kermeter  Wald  VIII;  Westerwald,  Schneifel  VI;  sie  scheint  aus¬ 
gesprochener  Waldbewohner  zu  sein.  —  W.  B.  M.  E.  H. 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 


47 


72.  E.  griseus  L.  Ziemlich  häufig  und  verbreitet  an  Gehölz- 
rändern,  bes.  wie  Nr.  70.  Cleve  18.  X.!  Bonn  öfter  IV— IX ; 
Wahn  29.  IX;  Coblenz  VIII;  Rodderberg  VIII.  Ahrtal,  Nahetal  VI; 

Trier  VII.  —  W.  M.  E.  H. 

75.  Cyphostethus  tristriatus  F.  Nicht  häufig,  mehrfach  an 
Juniperus  geklopft;  Steinerberg  a.  Ahr  VIII;  Michelsbeig  VI; 
Daun  i,  Eifel  VIII;  Prüm  VI;  Condertal  a.  Mosel  11.  X.  —  W. 

B.  M.  E,  IE 

Coreidae. 

76.  Spathocera  laticornis  Schill.  Das  1909  von  Rüdesheim 
(VI;  Roettgen)  erwähnte  Stück  ist  das  einzige  geblieben. 

77.  S.  Dalmanni  Schill.  Seit  1909  mehrfach  wiedergefunden, 
ist  aber  selten  und  lebt  versteckt.  Unter  Calluna  und  Jasione; 
Bonn  VIII:  Coblenz  VIII;  Bingen  VII;  Trier  VII.  —  W.  Ux) -B. 
M.  (Nancv).  E.  H. 

78.  Enoplops  scapha  F.  An  kurzbewachsenen  sonnigen  und 
trocknen  Hängen  nicht  selten;  eine  eigentümliche,  bei  andern 
Hemipteren  von  mir  nur  selten  beobachtete  Erscheinung  ist, 
dass  bei  dieser  Art  öfter  einseitig  Missbildung  an  den  Fühlern 
auftritt,  bei  gut  ausgebildetem  oder  verkürztem  Endglied,  z.  B. 
nur  drei  Glieder  rechts  oder  links  statt  vieren.  Bei  Bonn  ver¬ 
einzelt  VII  u.  VIII;  Coblenz  V;  Linz  26.  III.  (überwintertes  9); 
Saffenburg  ziemlich  häufig,  ebenso  bei  Cobern  a.  Mosel.  Broden¬ 
bach  V;  Weilerbach  VI;  Irrel  V;  usw.  (Luxemburg.)  -  W.  B. 

M.  E.H.  . 

Die  Fühlerbildung  scheint  bei  Enoplops  scapha  sehr  vari¬ 
abel;  die  auffälligste  Verbildung,  die  ich  besitze,  zeigt  ein 
rechter  Fühler,  bei  weichem  das  1.  Glied  normal  ist;  das  2.  ist 
etwas  verkürzt  im  Vergleich  zum  2.  linken  Glied.  Das  3.  rechte 
fehlt  ganz;  das  4.  hat  nur  etwa  die  Hälfte  der  normalen  Lange 
und  endet  stumpf  statt  spitz  oval;  die  Basalhälfte  ist  rot  statt 
schwarz  gefärbt.  Eine  andre  Umbildung  betrifft  einen  linken 
Fühler,  bei  welchem  die  beiden  ersten  Glieder  normal  sind;  das 
3.  fehlt,  das  4.  ist  schwach  verkürzt,  von  normaler  Form,  aber 
ebenfalls  mit  roter  statt  schwarzer  Basalhälfte. 

Andrerseits  besitze  ich  Exemplare  mit  vollständig  gleich- 
massig  und  gut  ausgebildeten  Fühlern,  bei  welchen  beiderseits 
die  3.  Glieder  gegen  Ende  hin  über  das  normale  Mass  hinaus 
seitlich  komprimiert,  stark  verdickt  und  fast  ganz  schwarz  sin  , 
das  3.  Glied  kann  bis  zum  Doppelten  der  Breite  des  4  Gliedes 
erreichen,  während  es  im  allgemeinen  kaum  ebenso  breit  als 

leEin  in  meiner  Sammlung  befindliches  Stück  von  Verlusia  sul - 


48 


August  Reichensperger 


cicornis  F.  (Gardasee  Y.)  entbehrt  links  des  3.  Fühlergliedes; 
hier  ist  aber  dafür  das  linke  2.  Glied  etwas  stärker  und  länger 
ausgebildet.  —  Ebenfalls  links  nur  drei  Fühlerglieder  unter  Weg¬ 
fall  des  3.  Gliedes  besitzt  ein  Coreus  denticulatus  von  Oberwesel. 

Dem  einseitigen  Wegfall  und  der  Umbildung  der  Glieder 
dürfte  wohl  vorläufig  nur  die  Bedeutung  einer  Missbildung  zu¬ 
zuschreiben  sein;  immerhin  bleibt  es  auffällig,  dass  diese  Er¬ 
scheinung  gerade  bei  den  Coreiden  und  hier  wieder  bei  den 
Corei'nae  verhältnismässig  häufig  auftritt. 

In  der  Literatur  werden  von  Samie1)  zwei  Fälle  erwähnt, 
in  denen  Gonocerus  juniperi  linksseitig  nur  drei  Fühlerglieder 
besass,  wiederum  unter  gänzlichem  Fortfall  des  3.  Gliedes. 

R.  Brown2)  nennt  die  gleiche  Anormalität  von  einem  Syro- 
mastes  marginatus,  bei  welchem  das  3.  Glied  wegfiel  und  das 
4.,  wie  bei  meinen  Enoplops ,  Verfärbung  der  Basalhälfte  in  rot¬ 
braun  aufweist. 

Chabanand  und  Roy  er3)  beschreiben  wiederum  zwei  Eno¬ 
plops  mit  einseitiger  Anomalie  imter  Wegfall  des  3.  Gliedes 
und  erwähnen  eine  Mitteilung  Putons,  dass  er  ein  gleiches 
Stück  besitze  und  dass  ihm  andere  ähnliche  Fälle  von  Coreiden 
und  einigen  Lygaeiden  bekannt  geworden  seien.  —  Zugleich 
weist  Puton  auf  die  Beschreibung  von  Tritomacera  aphanoides 
durch  Costa  hin  (Ann.  Soc.  Eni.  Fr.  1841).  Tritomacera  gründet 
sich  auf  ein  einzelnes  $  einer  Lygaeide  von  Palermo,  bei 
welchem  beide  Fühler  nur  je  drei  absolut  gleiche  Glieder 
besitzen. 

Merkwürdig  bleibt  bei  allen  obengenannten  Verbildungen, 
dass  sie  fast  ausnahmslos  das  3.  Glied  betreffen;  und  die  gleich- 
mässige  Verbreiterung  dieses  Gliedes  an  beiden  Fühlern  legt 
für  diesen  Fall  fast  den  Gedanken  einer  Mutations-Neigung 
nahe.  Über  die  Ursachen  der  Abweichungen,  ob  sie  äussere 
oder  eine  innere  sind  oder  sein  können,  lässt  sich  nichts  Be¬ 
stimmtes  sagen;  vielleicht  würde  ein  grösseres  Material,  als 
mir  z.  Z.  zur  Verfügung  steht,  in  Verbindung  mit  Beobachtung 
und  Zucht  einigen  Aufschluss  bringen.  Für  einschlägige  Mit¬ 
teilungen  wäre  ich  dankbar. 

79.  Syromastes  marginatus  L.  Überall  verbreitet  und  sehr 
häufig.  (Luxemburg).  —  W.  B.  M.  E.  H. 

80.  Verlusia  quadrata  F.  An  einigen  Stellen  sehr  häufig; 
kurzbewachsene,  sonnige  Hänge,  wie  sie  vielfach  an  unsern 

1)  Actes  d.  1.  Soc.  Linn.  d.  Bordeaux  vol.  32,  pg.  101  u.  117 
1871. 

2)  Bull.  Soc.  Ent.  France  1900,  pg.  306. 

3)  ibid.  pg.  252. 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 


49 


Burgruinen  zu  treffen  sind,  werden  bevorzugt.  Saffenbuig  V, 
häufU:  Ockenfels  VI;  Oberwesel  V;  Waldböckelheim  VI;  Co- 

bern  VIII,  häufig;  Cochem  VII ;  Echternacherbrück  VI.  (Nirgends 

traf  ich  das  Tier  in  solcher  Zahl  wie  an  zwei  Hängen  bei  Stadt 
Luxemburg.)  Öfters  fand  ich  die  Art  an  Erdbeeren  und  Finger¬ 
kraut,  ferner  auf  Euphorbien  und  an  Gräsern,  an  denen  sie, 
ähnlich  wie  Syromastes  und  andre  Coreiden  sich  hochturnt  um 
dann  von  der  Spitze  abzufliegen;  das  „Sichtotstellen“  vieler 
anderer  Heteropteren  sah  ich  bei  ihr  nicht.  —  W.  (IX). B.  M.  E.H. 

82  Gonocerus  juniperi  H.  Sch.  Vereinzelt  in  den  Wac 
holdergebieten  der  Eifel  angetroffen;  Wibbelsberg  b.  Kesse- 
Uno-  VII;  Steinerberg  VIII;  Münstereifel  VII.  —  W.  M.  E. 

83.  G.  acuteangulatus  Goeg.  Ebenfalls  an  Wacholder  bei 
Daun  gefunden  27.  VIII.  (Stommeln,  Raderm.)  —  E.  H. 

84.  Pseudophloeus  Fallenii  Schill.  Saffenburg  unter  moos¬ 
bewachsenem  Stein  V.  06;  dann  nochmals  ein  Stück  W  1911  bei 
Ahrweiler  unter  Besen-Ginster.  —  B.  M.  (Nancy)  E.  H. 

85.  P.  Waltlii  H.  Sch.  Außer  dem  1903  erwähnten  Exem¬ 
plar  von  Cohern  fing  ich  ein  weiteres  bei  der  Ruine  Bischof¬ 
stein  a.  Mos.  VIII.  191t-  -  B.  M.  E.  H.  (1  X). 

86.  Bathysolen  nubilus  Fall.  Durch  Herrn  Roettgen  von 
Stromberg  erhalten;  selbst  gefunden  auf  dem  Rochusberg  b- 
Bingen  VIII.  (Duisdorf,  Raderm.)  —  B.  M.  E. 

88.  Nemoeoris  Fallenii  Sahib.  Dieses  anscheinend  allent¬ 
halben  (Deutschi.,  Schweiz,  Frankreich)  höchst  seltene  Tier 

fand  ich  an  drei  der  heißesten  Stellen  des  Gebietes  an  der  Erde 
zwischen  vertrocknendem  Gras  und  Thymian;  SaffenburgVI.il.; 
Trier,  Hang  Über  Trier-West  VIII;  bei  Eller  a.  Mos.  Hang  des 
Calmont  29.  VI.  19,  (Luxembg.,  Schötter-Manal  VI.)  (Extreme- 
ment  rare;  je  n’en  ai  vu  que  cinq  exemplan-es  . .  .  Puton 
s.  97);  bei  Ulm  auf  sonniger  Hohe  (Huebei);  Elsaß,  lX 

dem  Stauffen  (Reiber).  . 

89  Ceraleptus  lividus  Stein.  Ist  nicht  nur  im  Ahrtal  wie 

1909  bereits  berichtet,  häufiger  anzutreffen,  sondern  auch  an 
Rhein,  Mosel  und  Sauer  an  geeigneten,  sonnigen  Stellen,  an 
Buschrändern,  vor  allem  auch  an  den  Resten  alter  Wembe n  s- 
hecken  unter  Weißdorn  oder  in  der  Sonne  auf  Schiefer  este 
und  dlnn  wie  der  foigende  bei  Störung  leicht  abfl, egend 

Hammerstein  a.Rh.V;  Cohern  VII;  unterhalb  Burg  Thurand 

a.  Mos.  VIII;  Trier  V;  Bollendorf  a.  Sauer  IX.  (Luxembg.) 

—  M.  (1  X).  E.  H.  .  .  . 

90  C.  gracilicornis  H.  Sch.  Ähnlich  wie  der  vorhergehende 

in  Verbreitung,  nur  etwas  seltener;  Ahr-,  Moseltal,  ferner  Strom¬ 
berg  und  Echternacherbrück  VI.  (Luxembg.)  -  A. 
yerh.  d.Nat.  Ver.  Jahrg.  LXXVII.  1920. 


50 


August  Reichensperg*er 

93.  Coreus  scabricornis  Panz.  Ziemlich  selten;  Bischof¬ 
stein,  Trier  VIII.  Ahrtal  öfter.  —  E.  B. 

94.  C.  denticulatus  Scop.  An  einer  Reihe  wärmerer  Ört¬ 
lichkeiten  durchaus  nicht  selten:  Andernach  VI;  Saffenburg  oft 
sehr  häufig  V  u.  VI;  Cochem  VII;  CobernVJI;  Oberwesel  VIII; 
Stromberg  (Roettgen).  Ferner  1  Stück  von  Hausen  a.  Roer. 
(Luxembg.)  —  W.  B.  M.  E.  f 

95.  Camptopus  lateralis  Ger.  Hang  bei  Staudernheim  VIII. 
-  E. 

96.  Alydus  calcaratus  L,  Verbreitet  und  nicht  selten;  nebst 
seiner  myrmekoiden  Larve  an'  Buschrändern  und  sonstigen 
sonnigen  Stellen,  verlassenen  Steinbrüchen  etc.  anzutreffen; 
guter  Flieger,  oft  an  Wolfsmilch  gefangen.  Siebengeb.  VIII; 
Linz  VI;  Erpeler  Ley  VII;  Ehrenbreitstein  VIII;  an  der  Ahr 
und  Mosel;  Lahnmündung,  Waldböckelheim  a.  Nahe,  Münster 
a.  Stein.  Echternacherbrück  VIII.  (Luxemburg,  häufig.)  — 
W.  B.  M.  E.  H. 

97.  Stenocephalus  agilis  Scop.  Mit  dem  vorigen  zusammen, 
fast  stets  auf  Euphorbien,  häufig  im  südlichem,  selten  im  nörd¬ 
lichen  Teil  des  Gebietes.  Siebengeb.  VI  u.  VIII ;  Rodderberg  V; 
Hönningen  V ;  verbreitet  an  Ahr,  Mosel,  Sauer,  Saar  und  Nahe. 
(Luxemburg.)  —  W.  B.  M.  E.  H. 

98.  St.  medius  M.  R.  Soll  nach  Puton  und  Hüeber  sehr 
selten  sein;  es  dürfte  das  aber  darauf  beruhen,  daß  er  viel¬ 
fach  mit  vorgenanntem  zusammen  vorkommt  und  leicht  über¬ 
sehen  wird.  Indem  ich  mehrere  Jahre  hindurch  alle  Steno¬ 
cephalus  sammelte,  deren  ich  habhaft  werden  konnte,  gelang 
es  mir,  mehrere  medius  mit  Sicherheit  festzustellen.  Das  beste 
und  deutlichste  Kennzeichen  ist  der  erheblich  längere  Schnabel, 
der  die  Hinterhüften  erreicht,  die  unterseits  glatten,  unbehaar¬ 
ten  Schenkel,  welche  bei  agilis  schwarz  beborstet  sind,  die  auch 
sonst  schwächere  Behaarung  und  die  verhältnismäßig  kürzeren 
Fühler.  Die  andern  von  Puton  IV  S.  108  angegebenen  Merk¬ 
male  sind  alle  mehr  oder  weniger  unsicher,  besonders  Größe 
und  Gestalt  des  Körpers.  Das  größte  Exemplar  von  medius , 
das  ich  besitze,  ist  noch  eine  Spur  länger  als  der  kleinste  agilis 
(10,4  bezw.  10  mm);  ebenso  sind  einige  meiner  medius  ver¬ 
hältnismäßig  schlanker,  als  die  meisten  agilis  und  keineswegs 
von  ovaler  Form.  Dagegen  scheint  mir  die  Punktierung  auf 
Thorax  und  Flgd.  bei  medius  etwas  feiner  und  dichter  zu  sein. 
Ich  bin  gewiß,  daß  sich  die  folgenden  Fundorte  bei  guter  For¬ 
menkenntnis  und  sorgfältigem  Sammeln  vermehren  lassen;  alle 
weisen  allerdings  auf  eine  südliche  Herkunft  des  interessanten 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 


51 


Tieres  hin.  Rodderberg’,  3.  V ;  Saffenburg’  VI;  Bacharach  7.  VI; 
Bernkastel  a.  Mos.  16.  IX;  Calmont  b.  Eller  a.  M.  VIII.  —  H.  (1  x). 

99.  St.  albipes  F.  Zerstreut  und  recht  selten  zwischen  agilis, 
ebenfalls  auf  Euphorbien  mit  Vorliebe;  nur  im  südlichem  Teile 
des  Gebietes.  Remagen  VIII.  08;  Cochem  VII;  Trier  V ;  Ober¬ 
wesel  VIII;  Morgenbachtal  VI;  Nahetal  VI.  Am  leichtesten  an 
der  zwischen  den  Nerven  ungefleckten  Membran  zu  unter¬ 
scheiden  und  an  dem  rotbraunen  letzten  Fühlerglied.  Das  von 
Put on  als  erstes  Unterscheidungsmerkmal  angegebene  Fehlen 
des  schwarzen  Mittelringes  am  zweiten  Fühlerglied  kann  u.  U. 
täuschen,  da  hin  und  wieder  auch  agilis  ohne  diesen  Ring 
vorkommt.  —  E. 

100.  Therapha  hyoscyami  L.  Sehr  häufig  an  den  verschie¬ 
densten  Stellen  und  Pflanzen,  an  blütenreichen  Bachläufen,  auf 
Waldschlägen  an  Disteln,  Königskerze,  auf  Haselsträuchern, 
mitunter  fast  gesellig;  an  Schutthalden,  die  mit  Disteln  und 
Senecio  bewachsen  sind  und  in  Gärten.  Krefeld  VII;  Cleve  VI; 
Viersen  VI;  Bonn  IV -VIII;  Koblenz  und  oberes  Rheintal;  Mosel 
und  Seitentäler,  Ahr,  Nahe;  aber  auch  im  Gebirge.  (Luxem¬ 
burg’.)  —  W.  B.  M.  E.  1J . 

101.  Corizus  crassicornis  L.  Nicht  selten  an  den  verschie¬ 
densten  Örtlichkeiten,  auf  Erodium,  Senecio  u.  a.  gekätschert; 
Cleve  V,  Bonn  VIII;  Siegburg  VII;  Hönningen  VIII;  Saffen¬ 
burg,  Coblenz  VIII;  Mosel-  und  Sauertal,  Nahe  VI.  Die  var. 
abutilon  zwischen  der  Stammform,  aber  seltener;  Kottenforst VII; 
Landskron  VI;  Simmern  VIII;  Stromberg.  (Luxemburg.)  — 
W.  B.  M.  E. 

102.  C.  maculatus  Fieb.  kenne  ich  nur  von  der  Insel  Ober¬ 
werth  b.  Coblenz  IX,  und  von  Münster  a.  St.,  Naheufer  VIII.  — 

W.  B,  E.  H. 

103.  G.  subrufus  Gmel.  ist  überall  verbreitet  und  sehr  häufig, 
sowohl  in  der  Ebene  und  in  den  Tälern  wie  auf  Eifel,  Wester¬ 
wald  und  Hunsrück.  -  W.  B.  M.  E.  H.  Dasselbe  gilt  von: 

106.  C.  parumpunctatus  Schill.,  die  man  besonders  in  den 
Tälern  von  Anfang  VII  an  in  zunehmender  Häufigkeit  an¬ 
trifft;  sie  scheint  mir,  wie  die  meisten  Corizus,  das  alleiorts 
vorhandene  Erodium  zu  bevorzugen,  sowie  Achillea,  Chry¬ 
santhemum  u.  dgl.  (Luxemburg.)  —  W.  B.  M.  E.  H. 

107.  O.  rufus  Schill,  ist  bei  weitem  seltener  als  die  beiden  vor- 
o-enannten;  vom  eigentlichen  Niederrhein  kenne  ich  sie  nicht, 
wohl  aber  von  Remagen  VII;  Ahrtal  VIII  unterhalb  der  Lehm¬ 
wände;  Saffenburg  V;  Coblenz  VIII;  Cobern  a.  Mos.  Trier  VIII; 

Daun  IX.  (Luxemburg.)  —  B.  . 

108.  C.  tigrinus  Schill,  fing*  ich  nur  einmal  im  Nahetal  un- 


52 


August  Reichensperger 


weit  Waldböckelheim  an  Biscutella  in  fünf  Stücken;  er  ist  wohl 
als  politische  Faunen-  und  Reliktform  anzusehen,  wie  wir 
deren  eine  ganze  Anzahl  in  der  Fauna  jener  Gegend  treffen. 

—  E.  (vereinzelt). 

109.  Myrmus  miriformis  Fall,  ist  wohl  allenthalben  auf 
Wiesen,  trockenen  Heiden  etc.  anzutreffen  und  nirgends  selten, 
stellenweise  sogar  überaus  häufig.  Cleve,  Krefeld  V— VIII; 
Königdorf  VI;  Bonn  V— VIII;  Erpel  VIII,  Koblenz  VI;  Bop- 
pard,  Bingeibrück  VI;  Ahr,  Mosel,  Nahe.  Mit  ziemlich  ent¬ 
wickelter  Membran  besitze  ich  nur  wenige  Stücke;  an  der  Lands- 
kron  erbeutete  ich  an  einem  Tage  (8.  VII.)  2  makroptere 
deren  Membran  fast  die  Hinterleibspitze  erreicht.  (Luxemburg.) 

—  W.  B.  M.  E.  H. 

110.  Chorosoma  Schilling!  Schml.  Im  Viersener  Bruch 
einmal  in  einigen  Stücken  gefangen  VIII.  —  W.  B.  H.  (Durch 
Herrn  Roettgen  auch  von  Norderney  erhalten.) 

Berytidae. 

111.  Neides  tipularius  L.  Ziemlich  verbreitet  und,  wo  sie 
vorkommt,  stets  in  größerer  Zahl  vorhanden;  weilt  gern  am 
Fuße  von  lockern  gras-  und  krautbewachsenen  Weinbergs- und 
Burgmauern,  auch  unter  Calluna,  Jasione;  Hönningen  VIII; 
Cobern  VII;  Saffenburg  V,  VI;  Bad  Bertrich  VIII;  Cochem  VIII; 
Irrel  VI;  St.  Goar  VIII;  Münster  a.  St.  VI.  (Luxemburg  V.) 

—  W.  B.  M.  E.  II. 

113.  Berytus  clavipes  F.  An  steinigen  und  sandigen  kurz¬ 
bewachsenen  Halden  ziemlich  selten  anzutreffen,  mitunter  dort 
aber  in  mehreren  Exemplaren;  Saffenburg  14.  VII.  zahlreich; 
Cobienz-Kratzkopf  VIII;  Cobern  VII,  VIII;  Cochem  VIII;  Göt¬ 
tenbachtal  b.  Oberstein  VI ;  Erpel  VI.  (Luxemburg,  Schötter- 
Marial.)  —  W.  B.  M.  E.  H. 

114.  B.  minor  H.  Sch.  Wohl  die  häufigste  Art  der  Gattung 
im  Gebiet  und  verbreiteter  als  vorige  an  ähnlichen  Stellen ; 
Bonn  VII;  Koblenz  VIII;  Cobern  VIII;  Trier  VI;  Ahrweiler, 
Saffenburg  VI;  Nahetal  VI.  (Luxemburg.)  —  W.B.E.H. 

115.  B.  montivagus  Fieb.  Einigemale,  aber  im  Gegensatz 
zu  den  vorigen  nur  vereinzelt  gefunden;  Saffenburg  10.  VI; 
Oberwesel  VIII;  Stromberg  VIII.  —  B.  E.  H. 

117.  B.  Signoreti  Fieb.  Nur  ein  Stück  bei  Hohenhonnef 
unter  trockenem  Gras  16.  VII.  —  B.  E.  H. 

118.  B.  crassipes  H.  S.  Ebenfalls  ein  Exemplar  von  Trier- 
Süd;  Hang  mit  Thymian  und  Jasione  bewachsen.  —  W.  (IX) 
M.  E.  II. 


53 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 


119  Metatropis  rufesoens  H.  Sch.  Nur  vom  Niederrhein: 
Viersener  Bruch,  16.  IX.  06  (le  Roi)  und  Cranenburger  Venu  hei 
Cleve  VIII.  08.  —  W.  (sehr  selten).  B.  (1  x)  E. 

loo  M  eiegans  Curt.  Nur  an  wenigen  Stellen  gefunden, 
dort  aber  stets  in  größerer  Zahl.  Ich  fing  sie  ausschließlich  an 
Ononis  und  zwar  an  heißen  Standorten;  Erpel,  FußderLey  , 

Hönningen  VII;  Boppard  VIII;  Edingen  a.  Sauer  VII;  Langen¬ 
lonsheim  VII;  zuweilen  10-15  Stück  an  einem  Strauch.  - 

B.  M.  E.  H. 


Lygaeidae. 

122.  Lygaeus  equestris  L.  An  sonnigen  Felshängen  und 
unter  Schiefer  vereinzelt  in  den  warmen  Lagen;  Brohlbach 
bei  Carden  a.  Mos.  VI;  Bischofstein  VI;  Trier-Süd  VII;  Cochem 
VIII;  Rheingrafenstein  und  Waldböckelheim  a.  Nahe  öfter,  V  , 

(Sittard  VII  0  -  W.  B.  M.  E.  H. 

123.  L.  saxatilis  Scop.  Im  Rheintal  von  Bonn  aufwärts  und 
in  den  warmen  Nebentälern  verbreitet  und  nicht  selten,  von 
dort  auch  zu  den  sonnigeren  höheren  Gebirgslagen  Vordringen  . 
Kottenforst  b.  Bonn  5.  X!;  Hönningen  VII;  Ahrmündung  VI; 
Landskron,  Saffenburg  V;  Andernach  VIII;  Brodenbach  V  u. 
IX-  mittlere  Mosel;  Marksburg  IX;  Nahetal  VI.  An  Umbel  1- 
feren  und  Schlehdorn  am  Rand  von  Waldwiesen  mitunter  in 

Menge.  —  W.  ( 1  x)  B.  M.  E.  II.  (1  x). 

124.  L.  albomaculatus  Goez.  Sehr  selten  an  den  heissesten 
Felshalden;  Landskron  VII;  Cochem  19.  V. ;  Waldböckelheim  VI. 
Ausgesprochen  südliches  Tier.  —  B.  (1  x)  Af.  (Nancy!)  E. 

125  L.  superbus  Pollich.  Südliche  Form,  aber  an  einzelnen 
Orten  in  grösserer  Anzahl;  läuft  hin  und  wieder  vereinzelt  im 
Sonnenschein  an  Felsen  und  Schiefer  herum;  mehrfach  traf 
ich  aber  in  Steinbrüchen  unter  Schieferplatten  kleine  Gesell¬ 
schaften  von  12-20  Stück  an,  auch  Larven,  die  eilends  aus¬ 
einanderstoben.  Im  Rheintal  bei  St.  Goar  VIII;  Steeg  VIII; 
Binoen  VIII;  Boppard  VII;  an  der  Ahr  von  Ahrweiler;  Trier 
VIII,  Bertrich  VIII;  Ouren  i.  Eifel  VII.  (Luxemburg,  Clerf,  VII.) 


_  -ß 

126.  Arocatus  melanocephalus  F.  Scheint  äusserst  selten 
im  Moseltal  vorzukommen;  am  Waldrand  oberhalb  der  roten 
Felsen  von  Trier -West  2  Stücke  27.  VIII.  19.  Cobern  hinter 
Mathias-Kapelle  VIII.  15.  -  M.  E.  (sehr  selten). 

127.  A.  Roeselii  Schum.  Ein  Stück  im  Morgenbachtal  bei 
Trechtinghausen  an  Rinde  gefangen  (16.  VIII.  16  in  Heimat¬ 
urlaub);  genaueres  Absuchen  der  ganzen  Umgebung  bhe  er¬ 
gebnislos.  Scheint  fast  überall  sehr  selten  und  ist  wie  vor- 


54 


August  Reich ensperger 

herige  Art  als  ausgesprochen  südliche  Form  zu  betrachten.  — 
B.  (1  x)  Französische  Vogesen  extremement  rare. 

129.  Nysius  thymi  Wolff.  An  krautreichen  Hängen  fast 
überall  verbreitet  und  nicht  selten.  Bonn  VIII;  Ahr  VII; 
Coblenz,  VI— IX;  Winnigen,  Cochem  VIII.  Bollendorf  VII; 
Oberwesel,  Stromberg  etc.  (Luxemburg).  —  W.  B.  E.  H. 

131.  N.  senecionis  Schill.  Noch  verbreiteter  und  häufiger 
als  vorgenannter,  an  geeigneten  Stellen  sowohl  in  den  Tälern 
wie  in  den  Gebirgslagen ;  z.  B.  Schneifel  VII;  Venn  VIII; 
Simmern  VIII.  (Luxemburg).  —  B.  M.  E.  H. 

132.  N.  lineatus  Costa.  Selten,  nur  bei  Coblenz  rechts¬ 
rheinisch,  VIII;  bei  Bacharach  VIII  mit  senecionis  zusammen; 
bei  Münster  a.  St.  VIII.  —  B.  M. 

134.  Cymus  glandicolor  Hahn.  Nicht  gerade  selten  an 
feuchten  Buschrändern  Und  in  der  Nähe  von  Bruch  und  Moor. 
Cranenburger  Venn  bei  Cleve  VI  und  VIII;  Viersener  Bruch 
VI;  Immerath  VI;  Tabern  V;  Krefeld  häufig;  Hirschweiher  im 
Kottenforst  VI ;  Hohes  Venn  VIII.  —  W.  B.  E.  H. 

136.  C.  melanocephalus  Fieb.  Einmal  ein  Stück  im  Kotton¬ 
forst  b.  Bonn  10.  VI.  gefang'en.  —  E. 

137.  C.  claviculus  Fall.  Sehr  verbreitet  und  nicht  selten; 
zahlreiche  Fundorte  von  Cleve  bis  Bingen  und  Luxemburg; 
IV-X.  -  W.  B.  M.  E.  H. 

138.  Ischnorhynchus  resedae  Ranz.  Verbreitet  in  Haide¬ 
kraut  und  an  Birken  AI  —  IX;  Cleve,  Siegburg1,  Kottenforst, 
Coblenz-Augustahöhe,  Laach,  Ernzen.  —  W.  B.  M.  E.  II. 

139.  I.  sabuleti  Fall.  Nur  im  nördlichen  Gebietsteil  und  im 
Westen  im  Hohen  Venn  gefunden;  Cranenburger  Venn  VIII, 
ein  macropteres  Stück;  Xanten  14.  IX;  Krefeld  V.  brachypter 
und  macropter.  —  H. 

141.  Dimorphopterus  Spinolae  Sig.  Ein  brachypteres  Stück 
in  Sand  an  der  Ahrmündung  gefunden,  VII.  13.;  vielleicht  mit 
Genist  angeschwemmt  ?  —  E. 

143.  Geocoris  grylloides  L.  Nicht  häufig;  Ahrmündung 
VIII;  Stromberg  VIII  an  Calluna;  Waldböckelheim  und  Langen¬ 
lonsheim  a.  Nahe  VI.  Krefeld  VI H.  —  W.  (1  x)  B.  E.  H. 

145.  G.  megacephalus  Rossi.  Dem  Fundort  im  Cranonburg'er 
Venn  VII  (09)  ist  nur  ein  neuer  hinzuzufügen;  Krefeld,  Bruch  III. 
(Puhlmann);  ich  nehme  an,  dass  es  sich  bei  der  Fieberschen 
Angabe:  „um  Aachen  von  Dr.  Förster“  um  Förster  sehe 
Funde  aus  der  Venngegend  handelt;  er  fasst  den  Begriff  um 
Aachen  oft  sehr  weit,  was  auch  aus  seiner  Bezeichnung  „um 
Aachen“  für  die  Moorameise  Eormicci  picea  hervorgeht,  die 
sicher  nur  im  A^enn  vorkommt.  —  Ich  halte  megacephalus  in 


i 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera.  bb 

unserer  Gegend  für  ein  Eiszeit- Relikt.  (Die /Förster sehe  He- 
mipteren- Sammlung  soll  nach  Schloss  Warmbrunn,  Gräfl.  Schaaf- 
gotsch,  gekommen  sein,  wie  mir  Dr.  le  Roi  kurz  vor  Kriegs¬ 
ausbruch  mitteilte.  Falls  sie  noch  erhalten  ist,  dürfte  daiin 
manches  für  die  rheinische  ehemalige  Fauna  zu  finden  sein, 
zumal  sich  seit  Förster  viele  Strecken,  der  Eifel  insbesondre, 
durch  Kultur,  Aufforstung,  Industrie,  sehr  verändert  haben). 

147.  G.  ater  F.  Einmal  bei  Hönningen  a.  Rh.  gefunden  VIII. 
W.  (1  X)  B.  E.  H.  (1  X) 

148.  Chilacis  thyphae  Perr.  In  wenigen  Stücken  an  Thypha 
in  dem  Siegburger  Weiher  (nahe  Stallheim)  gefunden  VIII.  18, 
dürfte  auch  an  den  toten  Siegarmen  gefunden  werden,  wo  stellen¬ 
weise  Thypha  häufiger  ist.  —  H. 

151  Heterogaster  artemisiae  Schill.  Im  Aggertal,  VIII.  —  E. 
I59  11  urticae  F.  Ziemlich  verbreitet  aber  nicht  häufig. 
Bonn  V;  Landskron  VII;  Andernach  VI;  Brohlbach  b.  Karden 
a.  Mosel  VI;  St.  Goar  VIII;  Waldböckelheim  a.  Nahe  VI;  öfter 
an  Salvia  gefunden,  mit  dem  folgenden  zusammen.  —  W.  B.  E.  H. 

Ic3.  Platyplax  salviae  Schill.  Steeger  Tal  VII;  St.  Goar 
VIII;  Kreuznach  und  Waldböckelheim  VI.  —  W.  E. 

156  Metopoplax  ditomoi’des  Costa.  2  Stücke  dieser  süd¬ 
lichen  Art  kätscherte  ich  bei  Waldböckelheim  an  einem  sonni¬ 
gen,  kurzbewachsenen  Hang  VI.  Hüeber  führt  sie  noch  mit? 
auf,  jedoch  wird  sie  1911  auch  von  Schuhmacher  genannt. 

(S.  213).  —  E.  '  . 

157.  Oxycarenus  modestus  Fall.  Habe  ich  nur  auf  einei 

torfigen  Wiese  unweit  Kalterherberg  im  Hohen  Venn  erbeutet; 
nach  seiner  sonstigen  Verbreitung  kann  man  ihn  mit  ziemlicher 
Sicherheit  als  Eiszeit-Relikt  betrachten. 

158.  Macroplax  Preyssleri  Fieb.  An  den  wärmsten  Stellen 
des  Gebietes  in  mehreren  Stücken  gefunden;  Saffenburg  a.  Ahr, 
10.  VII.  11.  auch  in  Kopula  unter  Gras-.Waldböckelheim, Langen¬ 
lonsheim  a.  Nahe  11.  VI.  (Nach  Schuhmacher:  Kreuznach 
Breddin  i.  1.)  Südliche  Art,  die  in  Frankreich  anscheinend 
Paris  nicht  überschreitet  und  für  welche  die  Wärmeinsel  der 
Saffenburg  bei  uns  wohl  den  nördlichsten  Punkt  bildet.  Sehr 
verschieden  ist  die  Färbung  des  Pronotums,  von  dem  Puton 
an-ibt:  bord  posterieur  entierement  roussätre;  die  bräunliche 
Färbung  nimmt  nämlich  bei  einigen  Stücken  die  ganze  Hinter¬ 
hälfte  des  Pronotums  ein,  bei  andern,  besondes  cf  cf  >  ist  kaum 
eine  Andeutung  brauner  Tönung  vorhanden,  sondern  das  ganze 

P.  ist  schwarz  —  B.  E. 

160  Pamera  fracticollis  Schill.  Nicht  häufig  und  nur  an 
nassen  moorigen  Stellen  gefunden,  z.  B.  Cranenburger  Venn 


56 


August  Reiche nsp erger 


b.  Cleve  VIII;  Krefeld  V  zahlreich;  Viersen,  hoher  Bruch  16.  X! 
Kottenforst,  Cent  VII ;  Eifelvenn  IX.  —  W.  B.  E.  H. 

161.  P.  lurida  Hahn.  Nur  einmal  mit  der  vorigen  Art  zu¬ 
sammen  im  Cranenburger  Venn  VIII.  —  B.  E.  H. 

162.  Rhyparochromus  antennatus  Schill.  Ziemlich  ver¬ 
breitet,  aber  durchaus  nichthäufig:  Siebengebirge  VII.  Koblenz- 
Bienhorn  und  Kratzkopf  VII — IX;  Wiedtal  V;  Cochem  V.  Strom¬ 
berg  VI;  mehrfach  im  Ahrtal  VIII;  meist  am  Boden  unter  Laub 
und  Farn.  —  W.  B.  M.  E.  H. 

163.  Rh.  hirsutus  Fieb.  Ein  Stück  in  Steeg,  VIII.  unter  Laub 
gefunden.  —  E.  (Franzos.  Vogesen). 

164.  Rh.  praetextatus  H.  Sch.  Fast  stets  vereinzelt  aber 
nicht  zu  selten,  fehlt  im  nördlichen  Teil;  Honnef  VIII;  Koblenz 
VIII;  Boppard  V;  Trechtinghausen  VIII;  Bingen  V;  meist  aus 
Laub  und  Moos  gesiebt.  —  B.  M.  E.  H. 

165.  Rh.  dilatatus  H.  Sch.  Nur  von  der  Erpeler  Ley  VII 
zwischen  Geröll ;  von  Coblenz  VIII.  und  von  Langenlonsheim 
a.  Nahe.  —  W.  B.  M.  E.  H. 

167.  Rh.  chirarga  F.  Die  häufigste  und  verbreitetste  Art  der 
Gattung-,  die  ich  oft  beim  Sieben  von  Laub  und  Baummoos  an  son¬ 
nigen  Waldrändern  erhielt.  Cleve  VI;  Bonn  V— VIII;  Ahrmün¬ 
dung,  Saffenburg  5.  IV ;  Honnef,  Boppard,  Nahetal,  Sauertal 
W.  B.  M.  E.  H.  Die  var.  sabulicola  Th.,  die  der  Hu  eb  ersehe 
Katalog  noch  als  fraglich  für  Deutschland  bezeichnet,  besitze 
ich  in  Stücken  von  Cleve  VIII  und  Langenlonsheim  VI.  Sie 
scheint  so  gut  von  der  Stammart  geschieden,  dass  man  sie  fast 
mit  ihrem  Autor  als  eigne  Art  anzusehen  geneigt  ist.  Auch 
Puton  war  sich  nicht  klar  über  ihre  Bewertung.  —  H. 

168.  Tropistethus  holosericeus  Schltz.  An  offenen  Halden 
unter  Thymian  und  Gras  nicht  selten  und  öfter  zu  mehreren 
Stücken  zusammen  angetroffen.  Niederpleis  V;  Ahrtal  häufig 
V— VII;  Koblenz  V;  Moseltal  V— VI.  Kreuznach  V;  Waldböckel¬ 
heim  VI.  —  B.  E. 

169.  Pterotmetus  staphylinoides  Burm.  Unter  Calluna, 
Thymus  und  dgl.  an  trocknen  Halden  nicht  häufig:  Cleve  VIII; 
Bonn,  Koblenz  VII;  Unkel  IX;  Marksburg,  Cobern  VIII,  Saffen¬ 
burg  VI.  —  W.  B.  M.  E.  H. 

170.  Ischnocoris  hemipterus  Schill.  An  gleichen  Orten  wie 
der  vorige,  aber  häufig  und  verbreiteter  in  den  Tälern  wie  im 
Gebirge,  vor  aliem  in  bewachsenen  Steinbrüchen  unter  Steinen. 
(Luxemburg).  —  W.  M.  E. 

172.  Macrodema  micropterum  Curt.  An  trocknen  Heide¬ 
stellen  und  unter  Steinen  ziemlich  selten;  mehrfach  bei  Ameisen 
(F.rufa,  Lasius  niger )  als  Zufallsgast:  Bonn-Kottenforst  VI— IX: 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 


57 


Koblenz  VIII;  Duppach  i.  Eifel  IV;  Gerolstein,  Ernzen  VIII. 
(Luxemburg).  —  B.  E.  H. 

173.  Pionosomus  varius  Wolff.  Bei  Altenahr  im  Wald  ge¬ 
siebt  VI.  Gerolstein  unter  Calluna  VIII..  —  B.  H. 

174.  Plinthisus  pusillus  Schltz.  Wahner  Heide  einmal  ge¬ 
siebt  VI.  — '  W.  (1  X)  E.  H. 

175.  P.  brevipennis  Latr.  Häufig  und  verbreitet  an  trocknen 
kurzbewachsenen  Stellen;  auch  die  macroptere  Form  öfter  ge¬ 
funden.  Bonn,  Duisdorf  IV;  Ahrtal  IV;  Erpel  VI;  Wiedtal  VIII. 
Koblenz  IX;  Boppard,  Moseltal,  Kreuznach  VI.  Die  macroptere 
Form  (bidentulus  H.  Sch.)  meist  IV,  also  überwinterte  Stücke. 

—  W.  B.  H. 

176.  Lasiosomus  enavis  H.  Sch.  Das  von  Herrn  Roettgen 
in  Stromberg  VII  erbeutete  und  1909  erwähnte  Exemplar  blieb 

das  einzige.  —  B.  E. 

177.  Acompus  rufipes  Wolff.  Recht  verbreitet,  sowohl  mi- 
eropter  als  macropter;  gerne  an  Bachtälern  und  Ufern.  Krefeld 
VI;  Bonn;  Melbtal;  Sieg;  Endertal  b.  Cochem  V;  Bienhorn  b. 

Koblenz;  Bretzenheim  a.  Nahe  VI.  —  W.  B.  M.  E.  H. 

178  Stygnocoris  rusticus  Fall.  Ziemlich  häufig,  aber  viel 
seltener  als  die  folgende  Art.  Troisdorf  V;  Rodderberg  öfter; 
Ahrmündung  nicht  selten;  Bienhorntal  VIII;  Brodenbach  VIII; 

weiter  südlich  nicht  gefunden.  W.  B.  M.  E.  H. 

179.  St.  pedestris  Fall.  Im  ganzen  Gebiet  häufig,  von  VII 
an  fast  nur  macropter;  in  den  Tälern  und  auf  den  Hohen, 
z.  B.  W7esterwaid,  Hohes  Venn  und  Ernzen  i.  Eifel.  —  W.B.M.E.H. 

180.  St.  fuligineus  Fourc.  Seltener  als  der  vorige:  Krefeld 
IX;  Koblenz  VIII,  IX;  Boppard,  Münster  a.  Stein  VI  öfter; 

Oberstem  VIII.  —  W.  B.  E.  H. 

181  St.  pygmaeus  F.  3  Stücke  der  anscheinend  sein  sei 

tenen  Art  aus  der  Tiefe  eines  Formica- rufa- Nestes  gesiebt; 

Langenlonsheim  a.  Nahe  24.  III! 

183.  Peritrechus  geniculatus  Hah.  Blankenheim  a.  Sieg  v; 

Wittlich  a.  Mosel  VII.  —  B.  E.  H. 

186.  P.  sylvestris  Fab.  Bonn,  Sand,  VI;  Koblenz,  Kaiserin- 

Augusta-Höhe  VIII.  u.  a.  B.  M.  E.  El. 

187.  Microtoma  atrata  Goez.  Meist  nur  an  sonnigen 
warmen  Orten  und  steinigen  Hängen  laufend  gefunden;  Erpeler 
Ley  IV,  unter  Stein  in  Ruhe;  Saffenburg  VI,  VII;  Cochem  und 

Bad  Bertrich  VIII ;  Nahetal  VI.  B.  M.  E. 

190.  Trapez onotus  arenarius  L.  Überall  verbreitet  und 
stellenweise  sehr  häufig;  vielfach  gesiebt,  besonders  in  Moos 

und  Sand  an  Nadelgehölz.  —  IV.  B.  E.  El. 

191.  T.  dispar  Stal.  Etwas  weniger  häufig,  aber  von  Bonn 


an  rheinaufwärts  vielfach  angetroffen,  z.  B.  Kottenforst  VII; 
Remagen  IV;  Brodenbach  VII;  Cochem  VIII;  Stromberg;  Ober¬ 
stein  VIII;  Weilerbach  a.  Sauer;  Montjoie  IX.  (Luxemburg)  — 
B.  E.  H.  (1  X). 

193.  Sphagristicus  nebulosus  Fall.  Ein  Stück  in  Ernzen 
VIII.  unter  Verbascum  gesiebt.  —  B.  M. 

191.  Calyptouotus  Rolandri  L.  Nur  an  den  heissen  trock- 
nern  Hängen  ist  dieser  flinke  Läufer  zu  finden;  an  einzelnen 
dieser  Stellen  aber  nicht  selten;  Andernach  Cranenberg;  Er- 
peler  Lev  IX;  Saffenburg  V— VII;  Stromberg  IX;  Langenlons¬ 
heim  24.  III  überwinternd.  (Luxembg.).  —  B.  M.  E.  H .  (Ix). 

196.  Aphanus  lynceus  F.  Scheint  ebenfalls  sehr  wärme¬ 
liebend,  wurde  aber  fast  nur  einzeln  angetroffen.  Koblenz  VI; 
Saffenburg  VIII;  Bingen,  Langenlonsheim  VI;  Münster  a.  St. 
VIII;  Bollendorf  a.  Sauer  VIII.  —  W.  (Ix).  B.  M.  E  H. 

197.  A.  quadratus  F.  Selten;  Koblenz  VIII;  Bornhofen  VII; 
Münster  a.  St.  VI.  —  B.  E.  H. 

198.  A.  pineti  H.  Sch.  Die  ausg*esprochen  südliche,  seltene 
Art  fand  ich  zweimal  im  Condertal  a.  d.  Mos.,  ferner  bei  Cobern 
VIII,  und  bei  Langenlonsheim  a.  Nahe  VI. 

199.  A.  alboacuminatus  Goez.  Ziemlich  häufig  und  ver¬ 
breitet  an  sonnigen,  trocknen,  krautigen  Halden ;  gleich  vielen 
andern  Ljgaeiden  am  sichersten  durch  Sieben  über  einem  ge¬ 
rauhten  Tuch  zu  erhalten.  Zahlreich  an  der  Saffenburg  IV, 
überwinterte  Exemplare;  ferner  Koblenz  II  u.  VIII,  Pfaffen¬ 
dorf  IX;  Bornhofen  VIII;  Oberwesel  29.  IX;  Münster  a.  St.  VI. 
(Luxemburg.)  —  W.  B.  M.  E. 

200.  A.  vulgaris  Schill,  scheint  einer  der  seltensten  der 
Gattung  bei  uns  zu  sein ;  Burg  Hammerstein  VII;  Langenlons¬ 
heim  VI.  —  W.  B.  M.  E. 

201.  A.  pini  L.  Überall  verbreitet  und  häufig  an  Hängen, 
Busch-  und  Waldrändern,  Heiden,  zwischen  Steinen  und  Pflanzen 
flink  umherlaufend  wie  der  folgende,  der  etwas  seltener  zu 
sein  scheint  und  mehr  gebirgsliebend.  Oft  trifft  man  aber 
auch  beide  Arten  zusammen  an.  (Luxembg.)  —  W.B.M.E.H. 

202.  A.  phoeniceus  Rossi.  Bonn  VII;  Koblenz  VIII;  Rodder¬ 
berg,  Siebengebirge  VIII;  Hinkelsmaar  i.  Eif.  V;  Gerolstein 
Ernzen  VIII;  Stromberg  VII;  Nahetal  u.  a.  m.  (Luxembs* )  — 
B.  E.  H. 

203.  Beosus  maritimus  Scop.  Ziemlich  häufig  und  meist 
wie  die  vorigen;  z.  B.  Rolandseck,  Erpel,  Koblenz  VIII;  Saffen¬ 
burg  VI;  Moseltal  V— VIII;  Oberwesel,  Stromberg,  Münster 
a.  St.  VI.  (Luxembg.)  —  W.  B.  M.  E.  H. 

204.  Emblethis  verbasci  F.  Zerstreut  im  ^südlichen  Teile 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 


59 


des  Gebietes  und  fast  immer  in  Verbindung*  mit  Verbascum 
lychnitis  oder  dem  seltenem  sonneliebenden  V.  pulverulentum 
gefunden.  Die  Art  überwintert  und  man  kann  sie  schon  im 
ersten  Frühjahr  unter  den  vertrockneten  Stengeln  und  Blättern 
erbeuten,  oft  in  grösserer  Anzahl.  Untere  Ahr  IV;  Cobern, 
Cochem,  Trier  VII— VIII.  Untere  Nahe,  Ende  III.  —  B.E.H. 

205.  E.  griseus  Wlff.  Ein  Stück  bei  Oberwesel  \  III  ei- 
halten. 

207.  Eremocoris  plebejus  Fall.  Selten;  einmal  im  Kotten¬ 
forst  III!  Winterlager  bei  Form,  rufa;  von  Cleve  IX,  und  mehr¬ 
fach  in  der  Eifel.  —  W.  B.  E.  H. 

209.  Er.  erraticus  F.  Etwas  häufiger  als  vorige,  teils  unter 

Steinen,  Linz,  26.  IV;  Sinzig-  VIII;  Saffenburg  V;  teils  aus 
Haufen  von  Form,  rufa  und  pratensis  gesiebt:  Gerolstein  VI, 

3  Stücke;  Staudernheim  VI.  —  W.  B.  E  H. 

214  Drymus  sylvaticus  F.  Häufig  und  allenthalben  ver¬ 
breitet,  unter  Laub,  an  Waldrändern  und  auf  Heiden;  von 
Cleve  bis  Bingen  und  seitwärts  im  Gebirge;  überwintert.  I 
20.  X;  seltener  an  gleichen  Örtlichkeiten  die  var.  piceus  Rev. 
(Luxembg.).  —  W.  B.  M.  E.  H. 

215.  D.  brunneus  Sahib.  Weit  seltener  als  die  vorhergehende 
und  nur  im  Gebirge  gefunden;  Laach  VI;  Pulvermaar  IX; 
Schneifel  VII;  Stromberg  VII;  Idarwald  VI;  Westerwald  u.  a. 

(Luxembg.,  Ösling).  —  W.  B.M.E.H. 

216.  Scolopostethus  pictus  Schill.  Bei  Cochem  a.  d.  Mos.  V 

aus  Laub  gesiebt.  —  W.  B.  M.  H. 

217.  Sc.  affinis  Schill.  Nicht  selten  und  verbreitet,  auch  aus 
Laub  und  morschem  Holz  gesiebt,  z.  B.  Bonn,  Koblenz,  Cochem 
IV-  VIII;  Bingen,  Nahetal,  Sauertal.  (Luxembg.)  —W.  B.  M.  E.  H. 

219.  Sc.  decoratus  Hah.  Häufig  und  verbreitet,  an  Baum¬ 
moos,  unter  Calluna,  unter  Steinen.  Bonn  bis  Bingen,  Cobern, 
Bischofstein,  Trier  a.  d.  Mosel,  Laach,  Olbrück,  Ernzen  1.  d.  Eifel, 
Altwied  i.  Wiedtal,  Nahe.  V— IX.  —  W.  B.  E.  H. 

221.  Notochilus  contractus  H.  Sch.  An  trocknen  Hängen 
und  in  alten  Steinbrüchen  oft  häufig  unter  Steinen;  an  gleichen 
Stellen  wie  Lygaeus  superbus,  aber  viel  verbreiteter  und 
weniger  auf  Wärme  angewiesen.  Auch  im  Gebirge  nicht 
selten,  z.  B.  Laach,  Gerolstein,  Ernzen  i.  d.  Eifel,  Stromberg, 
Oberstein.  II -IX.  Überwintert.  —  W,  B.  M.  E.  H. 

222.  Gastrodes  abietis  L.  Nur  wenige  Fundorte  aus  der 
Eifel ;  Laach  VII ;  Gerolstein,  Kyllburg  VIII.  -  B.  (Franz.  Vog.)  . 

223.  G.  ferrugineus  L.  Meist  von  Kiefern  oder  unter  Rinde; 

Bonn,  Kottenforst  16.  XII!  Mondorf  a.  d.  Sieg  V;  Kempemch 


60 


August  Reich ensperger 


i.  d.  Eifel  IX;  Adenau  IV;  Koblenz  Stadtwald  u.  s.  w.  —  WB 
M.  E.  II. 

224.  Pyrrhocoris  apterus  L.  Durchs  ganze  Gebiet  und 
stellenweise  am  Fusse  von  Ulmen,  Linden  etc.  in  Massen.  Sehr 
selten  macropter  gefunden  (Koblenz,  Oberwesel).  Erscheint 
überwintert  bei  Sonne  schon  oft  Anfang  III  und  schreitet  früh 
zur  Paarung.  Die  schwarzen  runden  Fleckenpaare  der  Elytren 
können  sehr  in  Grösse  variieren.  Tiere  mit  eigenartig  ver¬ 
krüppelten  Decken  oder  mit  einer  normalen  und  einer  stummel¬ 
förmigen  findet  man  öfter.  —  W.  B.  M.  E.  H. 

224  a.  P.  marginatus  Kol.  Diese,  soweit  bisher  bekannt, 
ganz  ausgesprochen  südöstlich  e  Art  konnte  ich  1909  zuerst 
als  sichere  deutsche  von  mehreren  rheinischen  Fundorten  nach- 
weisen.  Mittlerweile  habe  ich  feststellen  können,  dass  sie  an  ein¬ 
zelnen  Plätzen  g’ar  nicht  so  sehr  selten  ist,  aber  recht  verborgen 
lebt.  Man  muss  sie  unter  Moos  und  platten  Steinen  im  Früh¬ 
jahr,  oft  ziemlich  tief,  suchen,  und  nur  an  heissen  Örtlichkeiten. 
Dort  findet  man  zuweilen  mehrere  an  einem  Fleck  vereinigt, 
stets  brachypter.  Am  häufigsten  traf  ich  sie  auf  der  Saffen- 
buig  V  VII.  Den  Ahr-  und  Moselfunden  kann  ich  noch  hin¬ 
zufügen:  Bacharach  VI,  vereinzelt;  St.  Goar,  Rheingrafenstein 
VI  und  Waldböckelheim  a.  Nahe.  Ich  bin  der  Ansicht,  dass 
diese  Art  als  pontisches  Relikt  angesprochen  werden  muss; 
ihre  Verbreitungsmöglichkeit  ist  schon  wegen  des  mangelnden 
Flugvermögens  äusserst  gering  und  eine  Verschleppung  kommt 
bei  der  Art  der  Örtlichkeiten  nicht  in  Frage.  Von  Frankreich 
her  kann  sie  wohl  nicht  eingewandert  sein,  da  sie  von  Pu  ton 
nui  für  die  Provence  angegeben  wird  und  anscheinend  auch 
dort  sehr  selten  ist  (coli.  Mulsant).  Die  alte  Förstersche 
Angabe  „um  Aachen  dürfte  sich  auf  den  „Lousberga  be¬ 
ziehen,  der  ehedem  bessern  Unterschlupf  bot  als  heute,  und 
an  dem  Förster  vielfach  sammelte.  Ich  habe  dort  neuerdings 
vergebens  nach  marginatus  gesucht.  Vielleicht  finden  sich 
noch  Verbindungstellen  nach  Süd  osten  hin.  Nach  Hüebers 
brieflicher  Mitteilung  besitzt  er  die  Art  nur  aus  Ungarn; 
Kellner-Breddin  kennt  sie  von  Thüringen,  das  sonst 
manche  östliche  Form  auf  weist,  nicht;  Strobl  erwähnt  sie 
von  Graz  (Gatt  er  er  coli.). 

Tingitidae. 

227.  Piesma  capitata  Wolff.  An  einer  Reihe  von  Örtlich¬ 
keiten  gefunden  und  mitunter  in  grösserer  Anzahl,  ineist  unter 
Laub  und  Moos,  wo  sie  auch  überwintert,  vor  allem  am  Fuss 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 


61 


alter  Eichen.  Liiftelberg  VIII;  Koblenz -Kratzkopf  II— VIII; 
Weiler  i.  Eifel  VI;  vom  Hunsrück  mehrfach.  —  W.  B.  M.  E.  H. 

228.  P.  maculata  Lap.  Häufiger  als  vorige,  mehrfach  auch 
aus  Form,  rufa- Nestern  gesiebt:  Koblenz  IV;  Brodenbach 
a.  d.  Mosel;  Cobern,  Boppard,  Stromberg,  Nahetal.  III  — X 
(Luxemburg).  —  W.  B.  H. 

230.  Serenthia  laeta  Fall.  Bei  Altenahr  30.  V.  gestreift; 
dürfte  häufiger  sein,  verschwindet  aber  durch  die  gebräuch¬ 
lichen  Netzmaschen.  —  W.  E.  H. 

231.  Campylosteira  verna  Fall.  Nur  wenige  Stücke  beim 
Sieben  von  Ameisennestern,  z.  B.  bei  Form,  exsecta ,  Linz  V, 
Stromberg  VII ;  Krefeld  VIII ;  aus  einem  verlassenen  F.-pratensis- 

Bau,  Adenau  i.  Eifel.  —  W.  t  E. 

235.  Acalypta  cervina  Germ.  Wohl  sehr  selten,  da  nur 
bei  Hönningen  a.  Rhein  VIII  und  bei  Alken  a.  Mosel  VIII.  ge¬ 
funden.  —  M.  E.  H. 

237.  A.  nigrina  Fall.  Schneifelrücken,  unter  Moos.  Nördl. 
Form.  —  E.  H. 

240.  A.  parvula  Fall.  An  einzelnen  Stellen  jedenfalls  häufig 
und  in  Anzahl  anzutreffen,  z.  B.  Nester  von  F.  pressilabris 
(viel  Moosmaterial  enthaltend)  auf  der  baffenburg  VIII;  im 
Nest  von  F.  pratensis  b.  Münster  a.  St.  IV;  St.  Goar  VIII; 


Cochem  VII.  —  B.  E.  H. 

241.  Dictyonota  tricornis  Schrk.  Selten;  an  heissen  Plätzen. 
Saffenburg  16.  VII,  9  u.  cT  in  copula;  Waldböckelheim  VI.  - 
B.  M.  E.  H. 


242.  D.  fuliginosa  Costa.  Häufiger  gefunden,  aber  auch 
stets  vereinzelt:  Unter  Ginster  oberhalb  Boppard  und  am  Wein¬ 
felder  Maar  i.  Eifel  VIII;  ferner  Bonn-Gronau  VI  unter  Stein; 

Rüdesheim  VI.  —  W.  B.  E.  H. 

243.  D.  strichnocera  Fieb.  Cochem,  am  Moselufer,  VIII. 
09  an  Weiden;  Siegmündung  an  Carex  VI.  19.  —  B.  E.  H. 

244.  Derephysia  foliacea  Fall.  Vom  „Hohen \enna  VIII; 
Saffenburg,  aus  Moos  V ;  auf  der  Erpeler  Ley  VI.  —  W.  B.  E.H. 

248.  Galeatus  spinifrons  Fall.  Ein  Stück  im  Brohltal  ge¬ 


streift  VII.  10. 

*249.  G.  maculatus  H.  Sch.  Linz  a.  Rh.  VII;  Saffenburg  VII 
im  dürren  Gras  laufend;  Trier-Süd  VIII;  Münster  a.  Stein  beim 
Abstieg  von  Rotenfels,  Paar  in  Kopula  VI.  —  B.  E.  H. 

950  Tingis  pyri  Fab.  Bornhofen  a.  Rh.  von  Obstbäumen 
VIII;  desgl.  Langenlonsheim  a.  Nahe  VIII.  —  M.  E. 

251.  Copium  clavicorne  Fourc.  Selten;  je  einmal  bei  Ober¬ 
wesel  und  bei  Staudernheim  a.  Nahe  auf  Gamander;  VII.  und 


VIII.  —  M.  E. 


62  A  u  g  u  s  t  R  e  i  c  h  e  n  s  p  e  1*  g  e  r 

253.  Phyllonthocheila  ampliata  Fieb.  Sehr  selten;  Krefeld, 
Bruch,  VI. 

251.  Ph.  cardui  L.  Im  ganzen  Gebiet  verbreitet  und  stellen¬ 
weise  an  der  Karde  sehr  häufig.  Bonn,  Koblenz,  VIII;  Erpel, 
Andernach,  Ahrtal,  Brodenbach,  Ellertal,  Stromberg  u.  a.  — 
W.  B.  M.  E.  H. 

257.  Ph.  ciliata  Fieb.  Selten;  am  Waldrand  gestreift  bei 
Koblenz,  Brodenbach  und  Münster  a.  St.  VIII.  —  B.  E.  H  (1  x). 

259.  Ph.  capucina  Germ.  Nicht  so  selten  und  verbreiteter 
als  die  vorige  Art,  unter  Thymian,  Gras  und  Moos.  Vereinzelt 
in  Rhein-,  Ahr-,  Mosel-  und  Nahetal  gefangen,  ferner  bei  Gerol¬ 
stein,  Ernzen  i.  Eifel,  Stromberg.  VI— IX.  —  W.  M.  E. 

260.  Ph.  maculata  H  Sch.  An  sterilen  sonnigen  Hängen 
sehr  selten:  Saffenburg  VII;  Boppard  VIII;  Waldböckelheim 
VI.  —  E. 

261.  Ph.  angusticollis  H.  S.  Je  ein  Stück  bei  Bad  Bertrich 
und  im  Morgenbachtal  erbeutet.  VIII.  —  M.  E. 

262.  Catoplatus  Fabricii  Stal.  Ziemlich  selten,  nur  an  der 
Saffenburg  im  Jahre  1911  in  grösserer  Zahl  unter  Dianthus; 
ferner  vom  Kranenburger  Venn  VIII  und  von  Koblenz  VII 
unter  Calluna;  Krefeld  VII;  Waldböckelheim  und  Staudernheim 
VI.  —  W.  (Franz.  Vog.) 

263.  C.  carthusianus  Goez.  Nur  2  Stücke  gemeinsam  mit 
dem  vorhergehenden  bei  Staudernheim  a.  Nahe.  VI.  —  E. 

265.  Physatocheila  quadrimaculata  Wolff.  Selten;  Krefeld 
IV:  Sinzig  VIII;  Saffenburg  V.  —  B.  E. 

266.  Phys.  dumetorum  H.  Sch.  Verbreitet,  aber  nicht  sehr 
häufig;  Krefeld  VII;  Beuel,  Finkenberg  V;  Remagen,  Koblenz, 
Oberwesel  VIII;  Stromberg  VI.  —  B.  M.  E.  H. 

267.  Phys.  simplex  H.  Sch.  Verbreitet,  und  gar  nicht  selten, 
wenn  auch  meist  vereinzelt;  vor  allem  beim  Sieben  von 
Pflanzen  erhalten.  Rodderberg,  VII;  Erpel,  Saffenburg;  Cobern 
VIII;  Bacharach  VI;  Göttenbachtal,  Nahe;  Trier,  Gerolstein 
u.  a.  (Luxemburg.)  —  B.  M.  E. 

269.  MonantEia  echii  Wolff.  Überall  verbreitet  und  häufig*, 
stellenweise  an  Echium  gemein,  V— VII  in  allen  Stadien;  in 
der  rauhen  Eifel  ebenso  oft  wie  in  den  Tälern.  (Luxemburg.) 
—  W.  B.  M.  E.  H. 

271.  M.  humuli  F.  Einmal  am  Naheufer  unweit  Waldböckel¬ 
heim  gestreift.  VI.  —  W.  B.  M.  E.  H. 

272.  M.  symphyti  Vallot.  Dürfte  auch  im  engern  Gebiet 
Vorkommen,  da  ich  2  Stück  am  Lahnufer  zwischen  Lahnsteiu 
und^Ems  fand.  VIII.  —  E.  H. 


0 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera.  63 

Phymatidae. 

274.  Phymata  crassipes  F.  Wird  für  das  Gebiet  zuerst 
von  Bertkau  von  der  Wolkenburg  erwähnt,  und  zwar  auf 
Cynanchum  vorkommend.  (Führer  für  das  Siebeng'ebirge.) 
Ich  konnte  sie  dann  um  1905  in  grösserer  Zahl  für  die  Saften- 
bui’o*  nachweisen.  Mittlerweile  habe  ich  sie  in  unsern  Tälern  an 
sehr  vielen  heissen  Lagen  wiedergefunden;  an  der  Ahr,  die  Mosel 
von  Cobern  aufwärts  bis  Trier,  Nahetal  bis  etwa  Oberstein, 
Erpeler  Ley.  V— IX.  Um  den  15.  Y.  traf  ich  bei  Winningen 
Larven  von  etwa  der  halben  Grösse  des  ausgewachsenen  Tieres 
neben  fertigen  Stücken;  das  legt  die  Annahme  nahe,  dass  Über¬ 
winterung  sowohl  im  erwachsenen  als  im  Eizustande  stattfinden 
kann.  Ich  fing  Ph.  an  Coronilla,  an  Hippocrepis,  vorzugs¬ 
weise  aber  an  Wolfsmilch,  zwischen  deren  Blütenständen  sie 
mit  fangbereiten  Raubbeinen  sass  oder  langsam  kletterte  und 
vorzügliche  färb-  und  gestaltähnliche  Deckung  fand.  —  Die 
Art  ist  ausgesprochen  südlicher  Herkunft;  im  Gebiet  dürfte 
die  Wolkenburg  ehemals  die  Nordgrenze  dargestellt  haben. 
Ich  fand  sie  dort,  wohl  wegen  gänzlicher  Umgestaltung  des 
Geländes,  nicht  wieder  und  halte  nun  die  Linie  Erpeler  Ley— 
Ahrtal  für  die  Nordgrenze.  Lethierry  nennt  sie  von  Belgien 
(Tilff);  Coubeaux  dagegen  betrachtet  sie  als?  —  M.  E. 

Aradidae. 

275.  Aradus  versicolor  H.  Sch.  Koblenz -Schmittenhöh 
VII;  Ernzen  i.  Eifel  VIII. 

278.  A.  depressus  F.  Nicht  selten  und  verbreitet:  Gladbach, 
Bonn  öfter;  Ahrtal,  Koblenz,  Brodenbach,  Steeg  a.  Rh.,  Schneifel. 
IV— X.  —  B.  W.  M.  E.  H. 

282.  A.  dilatatus  Duf.  Nur  aus  dem  Trierer  Wald  VIII.  —  E. 

288.  A.  betulae  L.  Reichswald  Cleve  unter  Birkenrinde  VI; 
Stadt wald  Koblenz  desgl.  V. 

291.  A.  cinnämomeus  Panz.  Kottenforst  bei  Bonn  IV ; 
Koblenz  VII,  Trierer  Wald  VIII.  —  B.  W.  M.  E.  H. 

293.  Aneurus  laevis  Gurt.  Verbreitet,  meist  zu  mehreren  in 
verschiedenen  Wachstumsstadien  unter  Birken-  und  Nadelholz¬ 
rinde.  Kleve  V;  Kottenforst,  Remagen,  Laach  VI;  Koblenz  IX; 
Oberwesel,  Stromberg.  —  B.  W.  M.  H. 

Hebridae. 

294.  Hebrus  pusillus  Fall.  Scheint  wenig  verbreitet,  mehr¬ 
fach  an  der  mittlern  Mosel  am  Rand  von  Altwässern  an  Wasser¬ 
linsen  etc;  ferner  bei  Steeg  von  einem  kleinen  leich.  VIII. 
—  W.  B.  E.  H. 


64 


August  Reich ensperger 


295  H.  ruficeps  Thoms.  Nach  Bollweg  1914  im  Sphagnum 
eines  Bruches  bei  Berg. -Gladbach  IX. 

Gerrjdidae. 

297.  Mesovelia  furcata  M.  R.  Für  das  westliche  Deutschland 
zuerst  von  Bollweg  nachgewiesen  1914  (Umgebung  von  Bonn). 
Einzelne  Larven  und  Imagines  fand  ich  ferner  bei  Brodenbach 
auf  stark  begrünten  Moselteichen.  VII— IX.  —  B.  H. 

298.  Hydrometra  stagnorum  L.  Überall  häufig  und  ver¬ 
breitet  vor  allem  in  der  Randzone  stehender  Gewässer,  doch 
werden  auch  langsam  fliessende  Bachläufe  und  ruhigere  Stellen 
nicht  gemieden.  —  W.  B.  M.  E.  H. 

299.  Microvelia  pygmaea  Duf.  Ziemlich  verbreitet,  vor 
allem  am  Rande  grösserer  stehender  Teiche,  die  gut  bewachsen 
sind,  auch  auf  Moor-  und  Sumpfgelände,  z.  B.  Hohes  Venn  i.  Eifel, 
Viersener  Bruch,  Cranenburger  Venn.  V— IX.  Die  macroptere 
Form  ist  sehr  selten  im  Verhältnis  zur  stellenweise  sehr  grossen 
Zahl  der  brachypteren.  —  W.  H. 

302.  Velia  currens  F.  Sehr  verbreitet  im  ganzen  Gebiet; 
fast  nur  an  und  auf  fliessendem  oder  überschattetem  Wasser, 
am  liebsten  hat  sie  anscheinend  Waldbäche  und  findet  sich  dort 
gerne  gesellig  an  ruhigem  Stellen.  Eine  geflügelte  Imago 
bei  Cochem  29.  VIII.  —  W.  B.  M.  E.  H. 

303.  Gerris  rufoscutellatus  Latr.  Selten  auf  umfangrei¬ 
chem  bewachsenen  Weihern.  Den  Bollwegschen  Fundorten 
kann  ich  beifügen:  Wiedtal  VIII,  Sayntal,  mittleres  Moseltal 
VII,  VIII.  -  TU.  B.  E.  H. 

304.  G.  paludum  F.  Häufig  auf  grossen  ruhigen  Teichen 
und  Moorgewässern  ohne  starke  Bewachsung.  Viersen  VI; 
Umgebung  von  Bonn  (vgl.  Bollweg),  Laacher  See;  Dauner 
Maar;  Stillwasser  neben  der  Mosel;  Höhr;  Lahntal.  —  W.  B. 
M.  E.  H. 

305.  G.  najas  de  Geer.  Vornehmlich  auf  fliessendem  Wasser 
verbreitet  und  stellenweise  häufig.  Niers  b.  Cleve;  Sieg-  und 
Aggertal;  Wiedtal;  Sayntal;  Ahr;  mittlere  Mosel;  Nahetal.  V 
—X.  —  W.  B.  M.  E.  R. 

307.  G.thoracicus  Schümm.  Verbreitet  und  nicht  selten;  scheint 
aber  die  Ebene  dem  Gebirge  vorzuziehen.  Auf  Bruch  und 
Weihern,  vielfach  mit  G.  paludum  zusammen.  —  W.  B.  E.  H. 

308.  G.  gibbifer  Schümm.  Kommt  im  Gegensatz  zu  voriger 
fast  nur  im  Gebirge  vor  und  ist  z.  B.  in  der  Eifel  und  an  ein¬ 
zelnen  Stellen  von  Hunsrück  und  Westerwald  nicht  selten: 
z.  B.  Wanzenboden  i.  Eif.  VII;  Hohes  Venn  VIII;  Schneifel  VI; 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 


65 


auch  die  var.  flaviventris  dort  mehrfach  gefunden.  —  W.  (Win¬ 
terberg)  B. E*H. 

309.  G.  lacustris  L.  Allenthalben  verbreitet  und  sehr  häufig. 

—  W.  B.  M.  E.  H. 

310.  G.  odontogaster  Zett.  Mir  nur  von  wenigen  Stellen 
bekannt:  Viersener  Bruch  VI;  Wahn  VII;  Höhr;  Schneifel; 

Hohes  Venn  VIII.  —  B.  E.  H.? 

311.  G.  argentatus  Schümm.  Verbreitet  und  nicht  selten. 

—  W.  B.  E.  H .  ) 

Reduviidae. 

312.  Ploiariodes  vagabunda  L.  Nicht  gerade  häufig  an 
Nadel- und  Laubholz  gefangen.  Cleve  VII;  Kottenforst  b.  Bonn 
IX;  Neuenahr  VIII;  Koblenz-Stadtw.,  Bertrich  a.  Mos.,  Ernzen 
IX;  Stromberg.  —  W.  B.  MrE.  H. 

313.  PI.  culiciformis  de  G.  Ziemlich  selten;  mehr  lach  in 
Gebäuden  gefunden;  Bonn,  Poppelsd.  Schloss  X.  13;  Marks¬ 
burg  VIII;  Bacharach  VI;  auch  im  Freien  an  Pfählen:  WahnV; 
Bretzenheim  a.  Nahe  VI.  —  W.  B.  E.  H. 

315.  Pygolampis  bidentata  Goez.  An  feuchtwarmen  Wald- 
und  Buschrändern,  selten,  meist  am  Boden  versteckt.  Bei  Bonn 
in  3  Exemplaren  (Noll-B ertk au)‘  Cochem  V;  Coblenz  V;  Kleve 
VIII;  Andernach,  Stromberg  VIII;  Trechtingshausen  VIII.  — 
W.  B.  M.  (Nancy.)  E.  II. 

316.  Reduvius  personatus  L.  Nicht  selten  in  ältern  Häu¬ 
sern,  vor  allem  die  Larven  in  staubigen  Winkeln  und  ganz  in 
Staub  maskiert;  sie  können  sehr  lange  (über  V\2  Monate)  ohne 
Nahrungs- oder  Wasseraufnahme  leben,  wie  ich  an  eingesperrten 
Stücken  fand.  Die  Imagines  zuweilen  im  Freien  gefunden. 
Poppelsd.  Schloss  öfter;  Cleve,  Krefeld,  Koblenz,  Ehrenbreit¬ 
stein  V;  Brodenbach  IX;  Stromberg,  Kreuznach,  Bollendorf  a.  S. 
(Luxembg.)  —  W.  B.  E.  H. 

317.  Pirates  hybridus  Scop.  Ausgesprochen  südliche  Form, 
von  Hönningen  durch  Noll-Bertkau  bekannt  XI.  17.  Ich 
fand  das  Tier  nur  am  Südrand  des  Gebietes  wieder;  Wald¬ 
böckelheim  a.  d.  Nahe  VIII  und  Münster  a.  St..  Rheingiaten- 
steiü  VIII;  unter  Steinen  sitzend  —  M.E, 

318.  Harpactor  annulatus  L.  Vereinzelt,  aber  ziemlich  ver¬ 
breitet.  vornehmlich  im  südlichen  Teil  des  Gebietes.  Unkel 
a.  Rh.  22.  IX!;  Erpel,  Remagen  VII;  Ahrtal,  Koblenz  Cobern, 
Cochem,  Trier  VIII;  Stromberg,  Staudernheim  VI.  —  W.  (Ix). 
B.  M.  E.  H. 

319.  H.  iracundus  Pod.  Noll  hält  die  Einwanderung  dieser 
auffälligen  Art,  die  Kirschbaum  für  dieStrecke  Mainz  Bingen 

Verh.  d.  Nat.  Ver.  Jahrg  LXXVII.  1920  5 


66 


August  Reiche  n  s  p  er  ge  r 


als  gewöhnlich  angibt,  von  Frankreich  her  für  wahrscheinlich ; 
ich  halte  es  für  ebenso  möglich,  dass  sie  auch  von  Südosten  vor¬ 
gedrungen  ist.  Jedenfalls  kann  man  sie  bis  etwa  zur  Ruine 
Hammerstein  hin  nicht  gerade  als  selten  bezeichnen,  obwohl 
man  sie  meist  vereinzelt  antrifft.  Häufig  war  sie  in  einzelnen 
Jahren  an  gewissen  Stellen,  z.  B.  1903,  1908,  1911  an  der  Saffen- 
burg,  bei  Cobern  a  d.  Mosel,  im  untern  Nahetal.  Bertkau 
fand  sie  bei  Hönningen  nicht  selten,  Im  allgemeinen  scheint 
IJarpactor  das  warme,  felsige,  sonnenbeschienene  Rebengebiet 
zu  lieben;  oft  trifft  man  ihn  jagend  auf  Randgebüsch  der  Wein¬ 
berge,  Hasel,  Brombeere  usw.,  oder  direkt  an  das  Gestein  an¬ 
fliegend.  Im  obern  Moseltal,  bei  Trier,  Ahn,  Luxemburg  fand 
ich  ihn  selten.  Er  überwintert  als  Imago;  der  früheste  Fund 
war  10.  V.  03.  Die  var.  rpbricus  Germ,  traf  ich  bei  Linz  und 
unweit  St.  Goar.  —  B.  M, 

320  H.  erythropus  L.  Weit  seltener  als  die  vorige  Art  und 
wohl  ausgesprochen  mediterran;  scheint  in  Deutschland  nur 
höchst  spärlich  beobachtet  zu  sein  (Württemberg).  Dem  von 
Bertkau  genannten  Fundort  bei  Hönningen,  den  ich  1909  be¬ 
stätigen  konnte,  vermag  ich  nun  noch  beizufügen  Ruine  Bischof¬ 
stein  a.  d.  Mosel  und  Cobern -Mathiaskapelle,  Y— VIII,  beides 
überaus  heisse  Örtlichkeiten.  Dort  fliegt  das  Tier  um  die 
sonnigen  Mittagsstunden  eifrig  umher  und  es  machte  mich  zu¬ 
weilen  durch  ein  zirpsendes  Geräusch  aufmerksam,  wenn  es  sich 
auf  die  glühenden  Schiefer  niederliess  Läuft  stossweise.  Die 
Farbe  ist  bei  allen  Stücken  ein  etwas  bräunliches,  ziemlich 
dunkles  Karminrot,  die  Beine  sind  heller  Karmin  mit  Aus¬ 
nahme  eines  schwärzlichen  Längsstrichs  auf  den  Mittel  und 
Hinterschenkeln,  während  die  Vorderschenkel  entweder  hellrot 
sind  oder,  aber  selten,  ebenfalls  oben  einen  schwarzen  Längs¬ 
streif  aufweisen  —  B.  (Arlon).  M.  (Nancy!). 

321.  Coranus  subapterus  de  G.  Im  ganzen  Gebiet,  aber 
vereinzelt  zu  finden,  unter  Laub  und  Steinen,  stets  nur  bra- 
chypter  angetroffen;  ganz  junge  Larven  Coblenz,  10.  VIII ;  aus¬ 
gewachsene  Tiere :  Krefeld,  Bonn,  Brohltal,  Laacher  See,  V  — VIII; 
Coblenz,  Brodenbach,  Cochem,  Boppaid,  Oberwese1,  Nahetal 
VI— IX.  (Luxemburg).  —  W.  B.  M.  E.  H. 

322.  Prostemma  guttula  F.  Selten  und  fast  nur  an  den 
von  südlichen  Formen  beliebten  heissen,  trocknen  Orten;  meist 
unter  Steinen,  wo  sie  auch  überwintert;  Coblenz,  Bienhorn  20  IV, 
Ehrenbreitstein  31.  III.  Makroptere  Stücke  fand  ich  hei  Erpel 
20.  V.  und  Cochem  16.  VI.  Sonst:  Rodderberg  21,  VIII;  Coblenz 
VIII;  Ehrenbreitstein  IX;  Cobern  VIII;  Echternacherbrück  VIII; 
Stromberg  V;  Staudernheim  VI.  (Luxemburg).  —  B.M.E  II  ? 


67 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 

S24,  Nabis  apterus  F.  Verbreitet  und  nicht  selten  in  der 
braehypteren  Formt  scheint  Heide  und  niederes  Gebüsch  zu 
bevorzugen.  Cleve,  Viersen,  Krefeld,  Solingen  VII— IX;  Bonn? 
Eifelgebiet,  Coblenz,  Cochem,  Trier,  Stromberg,  Nahetal  V— IX, 
Makropter  von  der  Ahrmündung  VII.  (Luxemburg),  —  W.  B , 
M  E.  H. 

325  N.  lativentris  Boh.  Überall  im  Gebiete  verbreitet  und 
brachypter  sehr  häufig,  dagegen  selten  makropter:  Vallendai  IX, 
Boppard  VIII ;  Bingen  VIII ;  überwintert.  (Luxemburg).  —  B.  E.  H. 

326.  N.  major  Costa.  Durchaus  nicht  häufig,  aber  verbreitet; 
stets  mit  ausgebildeter  Membran;  scheint  feuchte  Heide  und 
Waldränder  zu  lieben:  Cleve,  Viersen,  Wuppermündung,  Wahn 
VIII— IX:  Laacher  See,  Koblenz,  Marksburg.  Oberwesel,  Strom¬ 
berg  V— IX.  (Luxemburg).  —  B.  E.  H. 

328.  N.  flavomarginatus  Schltz.  Ziemlich  verbreitet  am 
Niederrhein  und  an  vielen  Stellen  der  Eifel,  sonst  selten;  scheint 
mehr  Feld-  und  Wiesenbewohner  als  die  vorige  Art  Makropter 
aus  dem  Brohltal  VI.  —  B.  E.  (Remiremont,  franz.  Vog.)  H,  (IX). 

329.  N.  limbatus  Dahlb.  Etwa  gleiche  Verbreitung  wie  flavo- 
marg.,  aber  im  Gegensatz  zu  dieser  last  nur  an  beschatteten, 
waldigen  Örtlichkeiten;  Ich  erhielt  nur  brachyptere  Stücke. 
VI — IX.  (Luxemburg,  Ösling)  —  B.  E.  H. 

329  a.  N.  linöatus  Dahlb.  Diese  1909  von  mir  zum  ersten- 
male  für  Westdeutschland  nachgewiesene  Art  kann  wohl  mit 
ziemlicher  Sicherheit  als  Eiszeitrelikt  angesprochen  werden; 
darauf  deutet  sowohl  ihr  nordeuropäisches  Vorkommen  hin  als 
insbesondere  ihre  Verbreitung  in  unserm  Gebiet.  Ich  kenne 
sie  vom  Cranenburger  Venn  VIII;  vom  Breyeller  See  IX;  aus 
dem  Warchetal  i.  d.  Eifel,  von  Kalterherberg  und  vom  Hohen 
Venn  VI— VIII;  Schneifelrücken  VII.  —  B.  (Blankenberghe). 

330.  N.  ferus  L.  Überall  sehr  häufig,  besonders  auf  trocknen 
gras-  und  krautbewachsenen  Hängen  oft  gemein  V— IX.  — 
W.  B.  M.  E.  H. 

331.  N.  rugosus  L  Spärlich,  aber  ziemlich  verbreitet;  stets 
nur  mit  unvollkommener  Membran  angetroffen.  Krefeld,  Bonn, 
Koblenz,  Laacher  See  V-V1II;  Schneifel,  Stromberg  VII.  - 
B  E.  H. 

332.  N.  ericetorum  Schltz.  Sehr  selten  gefunden,  in  grossem 
Wald-  und  Haidestrecken,  bei  Münstereifel  VII;  Kyllburg  VIII, 
Ernzen,  Stromberg,  Idarwald  VIII.  —  B.  E.  H. 

333.  N.  forevis  Schltz ,  Verbreitet  und  stellenweise  sehr  häufig; 
oft  mit  330  zusammen,  immerhin  seltener  als  diese.  B  .B.E  H. 


68 


August  Reichensperger 


» 


Saldidae.  (Acanthiidae  !?) 

335.  Saida  litoralis  L.  Ein  Stück  im  Warchetal  VIII; 
und  ein  weiteres  am  Perlenbach  i.  Eifel  gefangen;  sonst  alpin 
und  Seeküste;  Eiszeitrelikt?  —  H . 

341.  S.  orthochila  Fieb.  Einmal  am  Siegufer  erbeutet  20. VII.  E. 

342.  S.  saltatoria  L.  Überall  verbreitet  und  nicht  selten  an 
feuchten  Stellen,  nicht  nur  an  Ufern  von  Bächen  etc.,  sondern 
auch  abseits  in  feuchtem  Waldlaub,  z.  B.  bei  Bonn  (Venusberg) 
und  Koblenz  (Stadtwald);  häufig  ferner  an  einzelnen  Stellen 
der  Sieg,  des  Rheines,  der  Mosel  sowie  an  manchen  Eifelmaaren 
(Pulvermaar,  Dauner  Maar,  Laacher  See.)  III  — VIII.  Über¬ 
wintert  unter  Laub.  —  W.  E.  H. 

344.  S.  melanoscela  Fieb.  Diese  kleine  behende  Art  fand 
ich  am  Moselufer  auf  feuchten  Steinen  (Clotten  VIII)  sowie  im 
Liesertal.  —  E.  H. 

348.  S,  arenicola  Schltz.  Ganz  vereinzelt  und  selten  an 
sandigen  Uferstellen  von  Mosel  und  Mittelrhein  angetroffen 
VI  und  VIII.  —  E. 

350.  S.  lateralis  Fall.  Diese  Art  scheint  ausgesprochen 
halophil;  ich  fing  sie  nur  in  Kreuznach  und  Münster  a.  St. 
in  der  Umgebung  der  Gradierwerke  und  am  Naheufer  in 
einiger  Anzahl  VI  und  VIII,  meist  brachvpter.  3  Stücke  ge¬ 
hörten  der  var.  pulchella  Gurt  an;  ausserdem  neben  der  Stamm¬ 
form  einmal  die  var.  eburnea  Fieb.  und  einmal  die  var.  concolor 
Put.  —  E.  (Remilly :  pres-sales)  —  H. 

351.  S.  cincta  H.  Sch.  Ziemlich  verbreitet  aber  anscheinend 
recht  selten;  Rheinufer  b.  Krefeld  V;  Siegmündung  im  Genist 
und  am  Ufer  von  Sieg  und  Rhein  sehr  vereinzelt;  Laacher 
See  VII;  Moselufer  bei  Eller.  VIII.  —  W.  E.  H. 

352.  S.  elegantula  Fall.  Warchenne -Tal  bei  Kalterherberg 
VIII.  Eiszeitrelikt? 

355.  Leptopus  marmoratus  Goez.  Dass  diese  eigenartige 
stachelige  Art  als  ganz  selten  gilt  und  in  der  Literatur  nur 
von  wenigen  deutschen  Fundstellen  angegeben  wird,  hängt 
wohl  mit  ihrer  Schutzfärbung  zusammen,  die  sich  von  den 
meisten  Gesteinen,  auf  und  unter  denen  das  Tier  lebt,  kaum 
abhebt.  Es  drückt  sich  auch  schnell  und  gewandt  in  Ritzen 
und  Sprünge  und  ist  trotz  Schutzfärbung  aufgescheucht  ein 
rascher  Läufer,  der  eiligst  die  Gegenseite  des  aufgehobenen 
Steines  zu  erreichen  trachtet  oder  halb  fliegend  von  Stein  zu 
Stein  hüpft  wenn  die  Sonne  scheint.  An  geeigneten  warmen 
Örtlichkeiten  (Halden  und  alten  Steinbrüchen)  trifft  man  das 
Tierchen  oft  in  Mehrzahl  unter  einer  Steinplatte  und  ich  fand 
es  öfter  mit  Lygaeus  superbus  unter  grauem  Schiefer.  In 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 


69 


Kopula  VII  u,  VIII.  Bei  Koblenz  VII:  Oberwesel  VIII;  St.  Goar 
VIII;  Nahetal  VI;  Bad  Bertrich  VIII.  (Luxemburg-,  Clerf.) 
[In  Menge  auch  bei  Münster  im  Eisass  von  mir  gefunden; 
Reiber-Puton  bezeichnen  die  Art  als  „tres  rare“!]  B. 
(Camblain,  Vresse)  —  E, 

% 

Anthocoridae. 

356.  Geratocombus  coleoptrata  Zett.  Einmal  bei  Kreuz¬ 
nach  VI  aus  einem  Nest  von  Lasius  fuliginosus  gesiebt.  (Krefeld, 
(Mink)  bei  Lasius  fulig.)  —  B.  (Luxemburg  n.  F okker.)  -  H. 
359.  Cimex  lectularius  L.  Verbreitet  und  vornehmlich  in 

einzelnen  Stadtvierteln  häufig.  —  W.  B.  M.  E.  H. 

362.  Lyctocoris  campestris  Hahn,  Nur  vereinzelt  unter 
Baumrinden  angetroffen;  bei  Krefeld,  Koblenz,  BoppaidV  bis 
VIII.  —  W.  B.  E.  H. 

364.  Piezostethus  formicetorum  Boh.  Mehrfach  bei  Form, 
rufa  gesiebt;  Langenlohnsheim  VI;  Kottenforst  VIII;  Cleve  VII. 

—  E.  B. 

365.  P.  cursitans  Fall.  Verbreitet  und  häufig,  aber  sehr 
selten  makropter  gefunden;  im  Wald  und  an  Waldrändern  aus 
Moos  gesiebt  und  auf  Schlägen  oft  angetroffen,  in  Rindenritzen 
usw.  Cleve,  Bonn,  Koblenz,  Idavwald,  Eifel.  V— VIII.  —  W.  B. 
M.  E. 

368.  Temnostethus  pusillus  H.  Sch.  Einzelne  Stücke  in  der 
Umgebung  von  Trier  an  Pappeln  gefangen.  VIII.  —  W.  B.  E.H. 

373.  Anthocoris  nemoralis  F.  Verbreitet  und  stellenweise 
häufig,  besonders  gegen  den  Herbst  hin;  an  Ufergebüsch,  auf 
Weiden  und  Erlen.  Cleve,  Niers  VIII;  Sieg,  unteres  Ahrfcal, 
Koblenz,  Steeg  a.  Rh:,  Brodenbach,  Trier,  Stromberg,  VI— IX. 
Die  var.  austriacus  F.  nur  von  der  Mosel.  [Duisdorf,  Radei  m  !] 

—  W.  B.  M.f  E.  H. 

377.  A.  gallarum-ulmi  de  G.  Verbreitet  und  häufig,  doch 
meist  vereinzelt,  von  Gesträuch  und  Bäumen  gekätschert,  oft 
von  Obstbäumen  im  Herbst,  darunter  auch  gelegentlich  die 
var.  femoralis  Westh.  Cleve  VIII;  Krefeld,  Bonn,  Koblenz,  Nahe¬ 
tal,  Ahr,  Trier  VI— IX.  —  IT.  E.  H. 

378.  A.  nemorum  L.  Überall  verbreitet  und  häufig  vom 

Frühjahr  bis  in  den  Spätherbst  hinein.  —  W.  B.  M.  E.  Ii. 

379.  A.  limbatus  Fieb.  Selten  und  vereinzelt,  gelegentlich 
am  Weidicht  der  Siegmündung  und  am  Ufergebüsch  der  untern 

Ahr  gekätschert  VI — VIII.  —  W.  M.f  E. 

380.  Tetraphleps  vittata  Fieb.  An  den  alten  Lärchen  am 
Grabmal  Wilh.  von  Oraniens  bei  Cleve  VIII;  Koblenzer  Stadt¬ 
wald  VIII;  bei  Kreuznach  VIII.  —  W.  E. 


70 


August  Reich ensperger 


* 


382.  Triphleps  nigra  Wolf'f.  Ziemlich  verbreitet  aber  meist 
an  trockneren  sonnigen  Orten  von  Büschen  und  Blüten  ge¬ 
streift.  Cleve  VIII;  Finkenberg  b.  Beuel  VIII;  Wolkenburg  VII; 
untere  Mosel,  Trier  VI  —  VIII;  Stromberg,  Nahetal,  Lahntal.  — 
W.  B.  M.  E.  H. 

383.  Tr.  majuscula  Reut.  Aus  Rheingenist  an  der  Ahr¬ 
mündung'  15.  III.  —  E.  H. 

384.  Tr  minuta  L.  Allenthalben  im  Gebiet  sehr  verbreitet 
und  häufig  IV— IX.  —  W.  B.  M.  E.  H. 

389  Microphysa  elegantula  Baer.  Sehr  selten  und  ver¬ 
einzelt;  aus  Ameisennestern  einigemale  9  und  cT1  gesiebt. 
Horchheim  u.  Pfaffendorf  a.  Rh.  VI— VII:  Staudernheim  VI.  — 
E  f  H. 

392.  Myrmedobia  coleoptrata  Fall.  Auf  dem  Venusberg 
bei  Bonn  VIII  bei  Form,  rufa  und  Koblenz  Stadtwald  VII  bei 
Lasius  fuliginosus  gefunden.  —  W.  B.  E.  H. 

An  von  mir  nicht  gefundenen  Arten  führt  Ra  der  mach  er 
ferner  auf :  363.  Piezostethus  galactinus  Fieb.  373.  Antho- 
coris  nemoralis  v.  austriacus  F.  376.  A.  Minki  Dohrn.  A. 
pilosus  Jak. 

In  Fiebers  europäischen  „Hemiptcra“  von  1861  sind  mit  der 
Angabe  „Dr.  Förster,  um  Aachen“  genannt:  145.  Geocoris 
megacephalus  Rossi,  PlociomeriLs  Luchsii  Phers.  var.  224a. 
Pyrrhocoris  marginatus.  326.  Nabis  pilosulus  =  major 
Costa.  232.  Campylostira  sinuata.  242.  Dictyonota  fuli- 
ginosa  =  Fiebert  (Forst.)  und  Paromius  leptopo'ides  Bär.  um 
Krefeld!!  (Südfrankr.,  Corsika,  nach  Puton)  vgl.  Vorwort. 


Literatur  -  V  erzeichnis. 

Im  folgenden  gebe  ich  eine  Reihe  von  Arbeiten  und  Lokal¬ 
launen  an,  welche  teils  in  dem  H  üeb  ersehen  Literatur-Über¬ 
blick  (Nr.  1)  fehlen,  teils  auch  neueren  Datums  sind.  Arbeiten 
über  die  Grenzgebiete  der  Rheinlande,  auf  die  im  Vorher¬ 
gehenden  durch  besondere  Buchstaben  Bezug  genommen  wird, 
sind  entsprechend  bezeichnet. 


Bellevoy  e  Ad.  Catalogue  des  Hemipteres  du  Departement  de 
la  Moselle.  10.  Bull  Soc.  Hist.  Nat.  dep.  Mos.  Metz  1866.  M. 
Bo  11  weg  W.  Beitrag  zur  Faunistik  und  Ökologie  der  in  der 
Umgebung  Bonns  vorkommenden  aquatilen  Rhynchoten  etc- 
Verh.  Naturhist.  Ver.  Rhl.  u.  Westf.  71.  Jahrg.  1914  p.  137  ff. 
1  Tafel, 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 


71 


Coubeaux  Eug.  Enumeration  des  Hemipteres  de  Belgique. 
Comp.  Rend.  Soc.  Ent.  Belg.  3.  Oct.  91.  (Ann.  Soc.  Ent. 

T.  XXXVI.  1892.) 

Fokker.  Bijdrage  tot  de  Kennis  der  belgische  Fauna,  ibid 
T.  XXXV,  p.  340  (desgl.  T.  XXX  p.  49). 

—  Catalog  d.  in  Nederland  vorkommenden  Hemipt.  Heteropt. 

1883-86  u.  1891.  H. 

Guide  Joh.  Zahlreiche  „Beiträge  zur  Heteropteren  -  Fauna 
Deutschlands“  in  Deutsch.  Ent.  Zeitschr.  1912  ff.  und  ander¬ 
wärts. 

Horvath  v.  Saldidea  recueillis  en  Belgique  par  M.  van  Volxem. 

C.  R.  Soc.  Ent.  Belg.  1877  p.  16,  17,  28. 

Hüeber  Th.  1.  Fauna  Germanica:  Hemiptera  heteroptera;  die 
Halbflügler  der  Schnabelkerfe:  Wanzen.  Ulm.  Berlin,  Fried- 
laender  u.  S.  in  Komm.  I— III.  1891  ff. 

—  2.  Catalogus  insectorum  Faunae  Germanicae:  Hemiptera 
heteroptera.  System.  Verz.  der  deutschen  Wanzen.  Beilin 
1902.  Friedl.  u.  S. 

—  3.  Nachtrag  zu  Dr.  H’s  Verzeichnis  der  deutschen  Wanzen. 
Berlin  1910. 

—  4.  Über  Lygaeus  superbus  etc.  Jahreshefte  Ver.  vat.  Natkd. 
in  Württbg.  1904  S.  281. 

Kellner.  Material  zu  einer  Hemipteren  -  Fauna  Thüringens. 

Herausgeg.  von  G.  Br  ed  din-  Magdeburg  1893. 

Le  Roi  und  Reichensperger  Die  Tierwelt  der  Eifel  in  ihren 
Beziehungen  zu  Gegenwart  und  Vergangenheit.  Eifelfest¬ 
schrift  1913.  t 

Lethierry  L.  Revue  des  Hemipteres  de  Belgique.  Lille  1892, 

Imprim.  Laroche-Delattre.  B. 

Meess  A.  1.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Hemipterenfauna  Badens. 

Mittl.  Bad.  Zool.  Ver.  1899/1900  p.  37  ff.  1901  p.  18  ff. 

Noll  F.  C.  Einige  dem  Rheintale  von  Bingen  bis  Coblenz  eigen¬ 
tümliche  Pflanzen  und  Tiere  mit  Rücksicht  auf  ihre  Ver¬ 
breitung  und  Einwanderung.  Frankf.  1878,  Malilau  u  Wald¬ 
schmidt. 

Puton  A.  Catalogue  des  Hemipteres  de  la  faune  palaearctique. 
3.  ed.  Caen  1886. 

-  Synopsis  des  Hemipteres  -  heteropteres  de  France.  Paris 
1878—80,  4  Teile. 

Radermacher  P.  Beitrag  zur  Kenntnis  d.  Hemipterenfauna 
Rheinlands.  Deutsche  Ent,  Ztschr.  191o,  p,  457  ff, 

Reiber  et  Puton.  Catalogue  des  Hemipteres-lieteropteres  de 
l’Alsace  et  de  la  Lorraine.  Colmar.  .Bull.  Soc  Hist.  Nat.  de 
Colmar  1875—76,  E. 


*  72 


August  Reichensperger 


Reichensperger  A.  Einige  interessante  Herniptera  -  Arten 
aus  dem  Rheinl.  Berichte  des  Bot,  u.  Zool.  Ver.  Bonn  1908 
p.  34  ff. 

—  Neue  Hemipterenfunde  aus  dem  Rheinld  Ebenda  1909 
p.  109  ff. 

Reuter  0.  M.  Herniptera  Gymnocerata  Europ.  Helsingfors 
1878-83,  3  Bde.  18  Taf. 

Saunders  Edw.  The  Herniptera  Heteroptera  of  the  British 
Islands.  London,  L.  Reve  &  Co.  1882.  .  350  S.  32  Taf. 

Schmidt  E.  Beiträge  zur  Hemipterenfauna Pommerns I.  Stettin. 
Ent o mol.  Ztg.  Bd,  73.  1912  p.  145  ff. 

Schuhmacher  F.  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Rhynchotenfauna 
Deutschlands  I.  D.  Ent.  Ztsch.  1911  S.  213  ff.  671  ff. 

—  Die  märkische  Pentatomiden  -  Fauna  und  ihre  Zusammen¬ 
setzung.  Zool.  Anz.  XXXVII.  1911,  S.  129  ff. 

Seitdem  vom  selben  Verfasser  zahlreiche  Arbeiten  fau- 
nistischer  und  ökolog.  Natur  in  derselben  ZeitscHr,  und 
anderwärts.  Desgl.  viele  Mitteilungen  in  den  Sitzungs-Ber. 
d.  D.  Ent.  Ztsch.,  vor  allem  die  märkische,  norddeutsche 
und  ostdeutsche  Fauna  betreffend. 

Sn  eilen  von  Vollenhoven.  Herniptera  Neerlandica,  cum 
22  tab.  Hagae  1878. 

Strobl  Gabi*.  Steirische  Hemipteren.  Graz  1899  —  1900. 

Verhoeff  C.  Kritik  von  Hiiebers  Fauna  Germanica,  Zool. 
Zentralb),  I.  1894/95,  S.  475;  enthält  auch  eig’ene  Beobacht, 
und  biol.  Ergänzungen  in  Bezug  auf. die  Umgeb.  von  Bonn. 

Westhoff  F.  Verzeichnis  bisher  in  Westfalen  aufgefundener 
Arten  aus  der  Gruppe:  Herniptera  heteroptera.  Jahresber. 
Westf.  Pro  v.- Ver.  f.  Wiss.  u.  Kunst.  3  Teile,  1879,  80,  83,  W. 

Wüstnei  W.  Verzeichnis  der  in  Schlesw.-Holstein  bisher  von 
mir  beobachteten  Hemipteren  sowie  Nachträge  und  Berich¬ 
tigungen  zu  dem  Verzeichnis.  Sehr.  Naturwiss.  Ver.  f.  Schl.- 
Holst.  Bd.  VIII,  S.  220— 46  und  S.  263  — 266.  Kiel  1895. 


N.  B.  In  dem  oben  genannten  Beitrag  I  von  F.  Schuh¬ 
macher  (D.  Ent.  Ztsch.  1911,  S.  213)  findet  sich  folgende  Stelle: 

*> . Ausserdem  werden  in  der  Literatur  noch  5  weitere  (Arten 

der  Oxycarenina )  angegeben,  nämlich:  Microplax  interrupta 
Fieb.  Micropl.  albofasciata  Costa.  Camptotelus  costalis  H.  Sch. 

Erstere  Art  kommt  nach  Fieber  in  Deutschland  vor,  ist 
aber  ein  ganz  südliches  Tier  und  dürfte  sich  hier  kaum  finden. 
Die  zweite  Art  wird  von  Reichensperger  für  das  Rheinland 
angegeben:  Bestimmung? . “ 

Hieizu  bemerke  ich;  1.  Die  Bestimmung*  stimmt,  da  ich  mir 

■ 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 


73 


zweifelhaft  erscheinende  Arten  im  Nat  -Hist.  Museum  in  London, 
wo  ich  öfter  arbeiten  konnte,  verglichen  habe.  2.  Für  das 
Rheinland  habe  ich  die  Art  niemals  und  nirgends  angegeben; 
die  betr  Mitteilung  hat  Schuhmacher  offenbar  überhaupt 
nicht  angesehen;  sie  findet  sich  in  den  Berichten  d,  Botan.  u, 
Zoolog.  Vereins,  Bonn  1909,  S  111  und  lautet  wörtlich:  „Ich  fing 
ein  Exemplar  beim  Streifen  am  Waldrand  in  Münstei  im 
Eisass  (Vogesen).  6.  IX.  C9.“  3.  Liegt  kein  Grund  vor,  dass 
das  Tier  nicht  auch  anderwärts  bei  uns  im  Süden  gefunden 
werden  könnte,  da  es  bei  Paris  z.  B.  gefangen  wurde.  Puton! 

Abgeschlossen  1.  II.  21.  A’ 


Register. 


p-r  Seite 

Acalypta  cervina  Germ.  .  61 

—  ni grin a  Fall . 61 

—  parvula  Fall . 61 

Acanthiidae . 68 

Acanthosoma  haemorrhoi- 

dale  L . 46 

—  interstinctum  L.  ...  46 

Acompus  rufipes  Wolff  .  .  57 

Aelia  acuminata  L . 42 

—  Klugii  Hah . 43 

—  rostrata  Boh . 43 

Alydus  calcaratus  L.  .  ...  50 
Aneurus  laevis  Gurt.  ...  63 

Anthocoridae . 69 

Anthocoris  gallarum  -  ulmi 

de  G . 69 

—  —  var.  femoralis  ...  69 

—  limbatus  Fieb . 69 

—  Minki  Dohrn . 70 

—  nemoralis  F . 69,  70 

—  —  var.  austriacus  F.  69,70 

—  nemo  rum  L . 69 


Seite 

Anthocoris  pilosus  Jak.  .  .  70 
Aphanus  aiboacuminatus 

Goez . .  58 

.  58 
.  58 
.  58 
.  58 
.  58 
.  58 
.  63 
.  63 
.  63 
.  63 
.  63 
.  63 
.  46 
F.  53 
.  53 


—  lyneeus  F.  .  .  . 

—  phoenieeus  Rossi 

—  pineti  H.  Sch. 

—  pini  L . 

—  quadratus  F.  .  . 

—  vulgaris  Schill.  . 

Aradidae . 

Aradus  betulae  L.  • 

—  cinnamomeus  Panz. 

—  depressus  F.  \  . 

—  dilatatus  Duf. .  . 

—  versicolor  H.  Sch 
Arma  custos  Fab. 
Arocatus  melanocephalu 

—  Roeselii  Schum.  . 
Asopus  punctatus  L. 
ISathysolen  nubilus  Fal 
Beosus'  maritimus  Scop 
Berytidae . 


46 

49 

58 

52 


74 


J 


August  Reich ensperger 


Seite 


Bervtus  clavipes  F . 52 

—  crassipes  H.  S . 52 

—  minor  H.  S . 52 

—  montivagus  Fieb.  ...  52 

—  Signoreti  Fieb . 52 


Brachypelta  aterrirna  Forst.  42 

Calyptonotus  Rolanclri  L.  .  58 
Camptopus  lateralis  Ger.  .  50 
Campylosteira  sinuata  Fieb.  70 

—  verna  Fall . 61 

Carpocoris  lunulatus  Goeze.  44 

—  purpuripennis  de  G.  .  43 
Catoplatus  carthusianus 


Goez . 62 

—  Fabricii  Stal . 62 

Centrocarenus  spiniger  Fab.  39 
Ceraleptus  gracilicornis  H. 

Sch . 49 

—  lividus  Stein . 49 

Ceratocombus  coleoptrata 

Zett . 69 

Chilacis  thyphae  Perr.  .  .  55 
Chlorochroa  juniperina  L.  44 

—  pinicola.  M.  R . 44 


Chorosoma  Schilling!  Schml.  52 
Cimex  lectularius  L.  ...  69 
Copiurn  clavicorne  Fourc.  61 
Coptosoma  globus  Fab.  .  .  40 
Coranus  subapterus  de  G.  66 

Coreidae . 47 

Coreus  denticulatus  Scop.  48,  50 

—  scabriQornis  Panz.  .  .  50 
Corizus  crassicornis  L.  .  .  51 

—  —  var.  abutilon  ...  51 

—  maculatus  Fieb.  ...  51 

—  parumpunctatus  Schill.  51 

—  rufus  Schill . 51 

—  subrufus  Gmel . 51 

—  tigrinus  Schill . 51 

Cydnus  nigrita  Fab.  ...  41 
Cymus  claviculus  Fall.  .  .  54 

— ^glandicolor  Hahn.  .  .  54 

—  melanocephalus  Fieb.  .  54 


Seite 

Cyphostethus  tristriatus  F.  47 
Derephysia  foliacea  Fall.  .  61 
Dictyonota  Fieberi  Forst.  .  70 

—  fuliginosa  Costa  .  .  ßl,  70 

—  strichnocera  Fieb  ...  61 

—  tricornis  Schok  ....  61 
Dirnorphoptarus  Spinolae 

Sig . 54 

Dolycoris  baccarum  L.  .  .  44 
Drymus  brunneus  Sahib.  .  59 

—  svlvaticus  F . 59 

—  —  var.  piceus  Rey.  .  .  59 

Elasmucha  ferrugatus  F.  .  46 

—  griseus  L . 47 

Emblethis  griseus  Wolff  .  59 

—  verbasci  F . 58 

Enoplops  scapha  F . 47 

Eremocoris  erraticus  F.  .  .  59 

—  plebejus  Fall . 59 

Eurydeina  dominulus  Scop.  45 

—  festivum  L . 45 

- var.  decoratum H. Sch.  45 

—  oleraceum  L . 45 

—  —  var.  angulare  Kol.  .  45 

—  —  var,  annulatum  Fall.  45 

—  —  var.  consirnile  Horv.  45 

—  —  var.  Magdalenae 

Roy  er . 45 

- var.  triguttatum  Horv.  45 

Eurygaster  maurä  L.  .  .  .  41 

—  nigrocucullata  Goez.  .  41 
Eusarcoris  aeneus  Scop.  .  43 

—  melanocephalus  F.  .  .  43 
Guleatus  maculatus  H.  Sch.  61 


—  spinifrons  Fall . 61 

Gastrodes  abietis  L  ...  59 

—  ferrugineus  L . 59 

Geocorisae . 40 

Geocoris  ater  F . 55 

—  gry Holdes  L.  .  .  .  .  54 

—  megacephalus  Rossi  54,  70 

Geotomus  elongatus  H.  Sch.  41 
Gerrididae . 64 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 


75 


Seite 

65 

64 

65 
65 

64 

65 


Seite 


Gerris  argentatus  Schümm. 

—  gibbifer  Schümm.  .  .  . 

—  _  var.  flaviventris  .  . 

—  lacustris  L . 

—  najas  de  Geer . 

—  odontogaster  Zett.  .  . 

—  paludum  F . 64 

—  rufoscutellatus  Latr.  .  64 

—  thoracicus  Schümm.  .  64 

Gnathoconus  albomargina- 

tus  Goez . 42 

—  picipes  Fall . 42 

Gonocerus  acuteangulatus 

Goez . 

—  juniperi  H.  Sch.  .  .  • 
Graphosoma  italicum  Müll 

Harpaetor  annulatus  L.  . 

—  erythropns  L . 

—  iracundus  Pod . 

—  —  var.  rubricus  Germ. 

Hebridae . 

Hebrus  pnsillus  Fall.  .  .  . 

—  ruficeps  Thoms.  .  .  . 
Heterogaster  artemisiae 

Schill . 55 

—  urticae  F . 55 

Hydrometra  stagnorum  L.  64 

lalla  dumosa  L . 46 

Ischnocoris  hemipterus 

Schill.' . 56 

Ischnorhynchus  resedae 

Panz .  54 

—  sabnleti  Fall . 54 

liasiosomns  enavis  H.  Sch.  57 
Leptopus  marmoratus  Goez.  68 
Lyctocoris  campestris  Hahn  69 


49 

49 

41 

65 

66 

65 

66 
63 

63 

64 


Macrodema  micropterum 

Curt . . . 

Macroplax  Preyssleri  Fieb. 
Mesovelia  fuvcuta  M.  R.  . 
Metatropis  elegans  Curt.  . 

—  rufescens  H.  Sein  .  .  . 
Metopoplax  ditomo'ides 

Costa . 

Microphysa  elegantula 

ßaer . 

Microtoma  atrata  Goez.  . 
Microvelia  pygmaea  Duf. 
Monanthia  echii  Wolff  . 

—  humuli  F . 

—  symphyti  Yallot.  .  . 
Myrmedobia  coleoptrata 

Fall . .  • 

Myrmus  miriformis  Fall. 

Sabis  apterus  F . 67 

—  brevis  Schltz . 67 

—  ericetorum  Schltz.  .  .  67 

—  ferus  L . 67 

—  flavomarginatus  Schltz.  67 

—  lativentris  Boh . 67 


56 
55 
64 
53 
53 

55 

70 

57 
64 
62 
62 
62 

70 

52 


Lygaeidae . 

.  53 

Lygaeus  albomaculatus 

Goez  . 

.  53 

—  equestris  L . 

.  53 

—  militaris  Fab . 

.  39 

—  saxatilis  Scop.  .  .  • 

.  53 

—  superbus  Pollich.  .  . 

.  53 

—  limbatus  Dahlb. 

—  lineatus  Dahlb. 

—  major  Costa.  . 

—  pilosulus  Forst. 

—  rugosus  L.  .  . 

Neides  tipularius  L.  .  .  • 
Nemocoris  Fallenii  Sahib.  . 
Neottiglossa  inflexa  Wolff. 

—  leporina  H.  S . 

Nezara  viridula  L . 

Notochilus  contractusH.Sch 
Nyslus  lineatus  Costa.  .  • 

—  senecionis  Schill.  .  . 

—  thymi  Wolff . 54 

ödontoscelis dorsalisF.Dall.  41 

—  fuliginosa  L . 

Odontotarsus  purpureoline- 

tüs  Rossi.j . 

Oxycarenus  modestus  Fall. 


.  67 
.  67 
67,  70 
.  70 
.  67 
.  52 
.  .  49 
43 
43 
39 
59 
54 
54 


41 

41 

55 


76 


August  Reichensperger 


Seite 

Palomena  prasina  L.  .  .  .  44 

—  —  var.  subrubescens 

Gorski . .  44 

—  viridissima  Pod.  ...  44 

—  —  var.  simulans  ...  44 
Pamera  fracticollis  Schill.  .  55 


—  lurida  Hahn . 56 

Paromius  leptopoidesBär.  39,  70 

Pentatoma  rufipes  L.  .  .  .  45 

Pentatomidae . 40 

Pentatominae . 41 

Peribalus  sphacelatus  F.  .  43 

—  vernalis  Wolff.  .  .  .  .  43 

Peritrechus  geniculatus 

Hah . 57 

—  sylvestris  Fab . 57 

Phyilonthocheila  ampliata 
Fieb . 62 

—  angusticollis  H.  S.  .  .  62 

—  capucina  Germ . 62 

—  cardui  L . .  .  62 

—  ciliata  Fieb . 62 

—  maculata  H.  Sch.  ...  62 

Phymata  crassipes  F.  .  .  .  63 

Phymatidae . 63 

Physatocheila  dumetorum 

H.  Sch . 62 


—  quadrimaculata  Wolff.  62 
—  Simplex  H.  Sch.  ...  62 

Pieromerus  bidens  L.  .  .  .  45 

Piesma  capitata  Wolff.  .  .  60 

—  maculata  Lap . 61 

Piezodorus  lituratus  F.  .  .  44 

—  —  var.  ailiaceus  Germ.  44 
Piezostethus  cursitans  Fall.  69 

—  formicetorum  Boh.  .  .  69 

—  galactinus  Fieb.  ...  70 
Pionosomus  varius  Wolff.  57 
Pirates  hybridus  Scop.  .  .  65 

Piataspinae . 40 

Piatyplax  saiviae  Schill.  .  55 
Plinthisus  brevipennis  Latr.  57 

- var.  bidentulusH.Sch.  57 


Seite 

Plinthisus  pusillus  Schltz.  .  57 
Plociomerus  Luchsii  Phers.  70 
Ploiariodes  culiciformis 


de  G . 65 

—  vagabunda  L . 65 

Podops  inuncta  Fab.  ...  41 

Prostemma  guttula  F.  .  .  .  66 

Psacasta  exanthematica 

Scop . 39 

Pseudophloeus  Fallenii 
Schill.  .  .  * . 49 

-  Waltlii  H.  Sch . 49 

Pterotmetus  staphylino'ides 

Burin . 56 


Pygolampis  bidentata  Goez.  65 
Pyrrhocoris  apterus  L.  .  .  60 

—  marginatus  Kol.  .  .  60,  70 

Heduviidae  .......  65 

Reduvius  personatus  L.  .  65 
Rhaphigaster  nebulosa  Post.  45 
Rhyparochromus  antenna- 
tus  Schill . 56 

—  chirarga  F . 56 

—  —  var.  sabulicola  Th.  .  56 

—  dilatatus  H.  Sch.  .  .  .  56 

—  hirsutus  Fieb . 56 

—  praetextatus  H.  Sch.  .  56 
Rubiconia  intermedia  Wolff.  43 


Saida  arenicola  Schltz.  .  .  68 

—  cincta  H.  Sch . 68 

—  elegantula  Fall.  ....  68 

—  lateralis  Fall . 68 

—  —  var.  concolor  Put.  .  68 

—  —  var.  eburnea  Fieb.  .  68 

—  --  var.  pulchella  Curt.  68 

—  litoralis  L . 68 

—  melanoscela  Fieb. ...  68 

—  orfchochila  Fieb . 68 

—  saltatoria  L . 68 

Saldidae  . . 68 

Sciocoris  microphthalmus 

Flor . 42 

—  terreus  Schrk . 42 


Rheinlands  Hemiptera  heteroptera. 


77 


Sciocoris  umbrinus  Wolff.  . 
Scolopostethus  affinis  Schill 

—  decoratus  Sah.  .  .  . 

—  pictus  Schill . 

Scutellerinae . 

Sehirus  bicolor  L.  .  .  . 

—  biguttatus  L . 


Seite 
42 
59 
59 
59 
40 
42 
42 
42 
42 
42 
61 
47 
47 


—  dubius  Scop . 

—  luctuosus  Mls.  R.  .  . 

—  morio  L . 

Serenthia  laeta  Fall.  .  •  • 
Spathocera  Dalmanni  Schill. 

—  laticornis  Schill.  .  .  . 
Sphagristicus  nebnlosus 

Fall . 58 

Stagonomus  bipunctatus  L.  43 

Staria  lunata  Hahn . 43 

Stenocephalus  agilis  Scop.  50 

—  albipes  F . 

—  medius  M.  R . 50 

Stygnocoris  fuligineusFourc.  57 

—  pedestris  Fall . 57 


Seite 

Stygnocoris  pygmaeus  F.  .  57 

—  rusticus  Fall . 57 

Syromastes  marginatus  L.  .  48 
Temnostcthus  piisiliüs  H. 

Sch . .  '/•/  •  ;  •  1  ^ 

Tetraphleps  vittata  Fi'eb.  .  69 

Therapha  hyoscyarni  L.  .  51 
Thyreocoris  scarabaeo'idesL.  40 
Tingis  pyri  Fab.  .....  61 

Tingitidae . 00 

Trapezonotus  arenarius  L.  57 

—  dispar  Stal . 57 

Triphleps  majuscula  Reut.  70 

—  minuta  L . ^0 

—  nigra  Wolff . ^0 

Troilus  luridus  F. . 40 

Tropistethus  holosericeus 

Schltz . .  56 

Velia  currens  F . 04 

Verlusia  quadrata  F.  .  .  .  48 

—  sulcicornis  F . 39 

Zicrona  coerulea  L.  ...  46 


V  erhandlungen 


des 


Naturhistorischen  Ter  eins 


I 


Hollstein,  W.  Der  Teutoburger  Wald  zwischen  Werther 
und  Borgholzhausen.  Mit  einer  Karte  und  einer  Profil- 


Karte  . 1  —  33 

Müller,  Fr.  Zur  Flora  des  Nahetales . 34  —  45 

von  Jordans,  A.  Das  Bergrebhuhn,  Pcrdix  montana 

(Gmelin).  Mit  einer  Tafel . 46  —  58 


Für  die  in  dieser  Vereinsschrift  veröffentlichten  Abhand¬ 
lungen  sind  die  betreffenden  Verfasser  allein  verantwortlich. 

Den  Verfassern  stehen  50  Sonderabzüge  ihrer  Abhand¬ 
lungen  kostenfrei  zur  Verfügung,  weitere  Abzüge  gegen  Er¬ 
stattung  der  Herstellungskosten.  Es  wird  gebeten,  hierauf 
bezügliche  Wünsche  gleich  bei  der  Einsendung  des  Manuskriptes 
mitzuteilen. 

Manuskriptsendungen  nimmt  der  Schriftführer  des 
Vereins,  Dr.  Zepp,  Bonn,  Maarflach  4,  entgegen. 

S. 

Die  Mitglieder  beit  rage  wolle  man  auf  das  Konto 
des  Naturhistorischen  Vereins  bei  der  Städtischen  Sparkasse 
Bonn,  Postscheckkonto  11100  einzahlen. 

Die  Mitglieder  werden  ersucht,  etwaige  Änderungen 
ihrer  Anschrift  zur  Kenntnis  des  Schriftführers  zu  bringen,  weil 
nur  auf  diese  Weise  die  regelmäfsige  Zusendung  der  Vereins¬ 
schriften  gesichert  ist. 


Bonner  IJniv*«itäts'Buchdruckerei  Gehr.  Scheur. 


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