THE UNIVERSITY
OF ILLINOIS
LIBRARY
506
V'77-ÖO
I
I
1
Y erhandlungen
des
Natur historischen Vereins
der
preufsischen Eheinlande und Westfalens.
Niebennndsiebenzigster Jahrgang, 1920.
Mit Tafel I (Petrefakten) und II (Tabellen) und 14 Textfiguren.
Bonn
Im Selbstverlag des Naturhistorischen Vereins
1922. ö
Für die in dieser Vereinsschrift veröffentlichten Mitteilun
sind die betreffenden Autoren allein verantwortlich.
Inhalt.
Seite
Döring. Einige neue Fossilien aus dem mitteldevonischen
„Lenneschiefer“ von Gummersbach. Mit Tafel I . . . . 1
Reichensperger. Rheinlands Kemiptera heteroptera I . . 35
Schneider. Das Zooplankton der Eifelmaare, insbesondere
die Cyclomorphose von Anuraea cochlearis und Notholca
longispina. Mit Tafel II (Tabellen) und 14 Textfiguren . 7
Angelegenheiten des Naturhistorischen Vereins»
Seite
Bericht über die ordentliche Hauptversammlung zu Bonn . . I
Bericht über die Lage und die Tätigkeit des Vereins ... II
Kassenbericht für das Jahr 1919 . II
Wahlen . IV
Ernennung von Ehrenmitgliedern . VIII
*
597479
Bericht
über die ordentliche Hauptversammlung
am 9. und 10. Oktober 1920 zu Bonn.
Am Samstag, dem 9. Oktober, wurde zwischen 11 und 2
Uhr untei Leitung des Herrn Geh. Bergrat Professor Dr. Stein¬
mann ein geologischer Ausflug zum Studium des Löß und der
Mittelterrasse zwischen Koisdorf und Bonn unternommen und
zur selben Zeit ein botanisch-zoologischer Ausflug nach der
Mündung der Sieg, unter Führung der Herren Prof. Farwick
und Mittelschullehrer Andres für den botanischen und Prof.
Dr. Hesse und des Herrn Frings für den zoologischen Teil.
Die von ungefähr 125 Mitgliedern und Gästen besuchte Ver¬
sammlung’ wurde um ß1/^ Uhr durch den Vorsitzenden Berg¬
hauptmann Voge 1 eröffnet, welcher den als Vertreter der Uni¬
versität erschienenen Kurator Geh. Oberregierungsrat Prof. Dr.
Norren b er g, den Oberbürgermeister von Bonn, Herrn Bottler,
die Gäste und die Mitglieder begrüßte und herzlich willkommen
hieß. Er wies dann darauf hin, daß die auf den 19. und 20.
Okt. 1918 zur schlichten Feier des 75jährigen Stiftungsfestes
einberufene Versammlung mit Rücksicht auf die damals in
Bonn ausgebrochene starke Grippenepidemie und wegen der
unsicheren politischen Verhältnisse kurz vorher hätten abge¬
sagt werden müssen, daß auch im Jahre 1919 keine Versamm¬
lung habe abgehalten werden können, sodaß seit der letzten
Zusammenkunft der Mitglieder in Aachen im Jahre 1916 bereits
4 Jahre verflossen seien. Der dort auf 3 Jahre gewählte Vor¬
stand habe daher auch im vergangenen Jahre die Geschäfte
weiter geführt und ersuche die Mitglieder dies nachträglich
gut zu heißen. Die Versammlung erteilte dem Vorstand ein¬
stimmig die nachgesuchte Entlastung. Darauf gedachte der
Vorsitzende der im Kriege gefallenen und der sonst verstorbenen
Mitglieder und widmete denjenigen, welche sich um den Verein
besonders verdient gemacht hatten, vor allem dem im Jahre
1916 an der Front in den Karpathen gefallenen Dr. Otto le
Roi einen unserm tiefen Schmerz um die herben Verluste
Ausdruck gebenden Nachruf. Die Versammlung ehrte das An¬
denken an die dahingeschiedenen Mitglieder durch Erheben
von den Sitzen. Der Schriftführer Prof. Voigt gab einen kurzen
Überblick über das, was sich im Verein seit Ausbruch des Krieges
zugetragen und worüber er schon in den einzelnen Jahres¬
berichten Mitteilung gemacht hat. Sodann verlas er den
Verb. d. Nat.Ver. Jahrg. LXXVII. 1920. 1
II Bericht üb. d. ord. Hauptvers. am 9. u. 10. Okt. 20 zu Bonn.
Bericht über die Lage und die Tätigkeit des Vereins
während des Jahres 1919.
1. Mitglieder. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder
betrug am 1. Januar 1919 . 391
Davon sind verstorben . 14
Ausgetreten . 7
Gestrichen, weil nicht zu ermitteln . . 3
24
eingetreten sind . 8 — 16
Anzahl der ordentlichen Mitglieder am 31. Dez. 1919 . . 375
2. Vereinsschriften. Der Umfang der vom Verein heraus¬
gegebenen Schriften hat infolge der außerordentlich gestiegenen
Druck- und Papierkosten sehr stark beschnitten werden müssen,
doch war es möglich, für das Jahr 1919 einen Band Verhand¬
lungen von 974 Bogen mit 3 Tafeln und 12 Textbildern und
Sitzungsberichte im Umfang von 83/s Bogen herauszugeben,
was allerdings nur dadurch ermöglicht wurde, daß für eine in
den Verhandlungen veröffentlichte Arbeit nebst der dazu ge¬
hörigen geologischen Karte die ganzen Kosten vom Verfasser
übernommen wurden und zu einer zweiten, mineralogischen
Arbeit ein Beitrag gestiftet wurde.
Haupt -Re chnungs-Abscbluß
Einnahmen.
Pos. I
Mitglieder .
M.
224
Pf.
II
Verlag .
1054
33
III
Kapital Verwaltung
a) Kapital- und Bankzinsen .
4639
95
b) Ausgeloste und verkaufte Wertpapiere
3345
90
IV
Zuwendungen (Stadt Bonn) . . . . .
2000
—
V
Außerordentliche Einnahmen ......
666
80
Gesamteinnahmen
11930
98
Bankguthaben am 31. XII. 1918 4532.25 M.
Abzügd. Vorlagen des Schatz¬
meisters . . . 825.39 „
4206
86
'
16137
84
Bericht üb. d. ord. Hauptvers. am 9. u. 10. Okt. 20 zu Bonn. III
3. Kapitalverwaltung. Die Abrechnung ist von den
Herren Professor Kör nicke und Dr. Wirt gen geprüft und
richtig befunden worden. Auf ihren Antrag erteilte die Ver¬
sammlung Herrn Geh. Bergrat K örf er und Herrn Henry Ent¬
lastung.
4. Bücherei. Die Societe Royale Zoologique et Malaco-
logique de Belgique in Brüssel hat dem Naturhistorischen Verein
mitgeteilt, daß in der außerordentlichen Hauptversammlung der
Gesellschaft am 3. März 1919 beschlossen worden ist, den
Schriftenaustausch mit den gelehrten Gesellschaften der feind¬
lichen Länder einzustellen. Als Geschenke für die Bibliothek
übersandten Sonderabzüge ihrer Arbeiten die Herren Blanken-
horn, Forck, Geisenheyner, Göbel, König, Stehn
Rump und Wohlberett.
5. Sammlungen. Herr Dr. Wirtgen schenkte dem
Verein sein umfangreiches Herbarium, das für die in neuerer
Zeit erschienenen Floren einzelner Teile des Vereinsgebietes
schon so viele wertvolle Beiträge geliefert hat.
Der Vorstand spricht unserm hochgeachteten Ehrenmit¬
glied Herrn Dr. Wirtgen sowie den Herren, welche die Biblio¬
thek durch willkommene Geschenke bereichert haben, auch an
dieser Stelle nochmals namens des Vereins den wärmsten Dank aus.
für das Jahr 1919.
Ausgaben.
Pos. I
Mitglieder .
M.
419
Pf.
85
II
Verlag .
5929
91
III
Kapitalverwaltung .
53
95
IV
Bibliothek . .
1281
35
V
Sammlungen .
699
40
VI
Haus .
965
72
VII
Steuern .
447
50
VIII
a) V erwaltung .
1557
59
b) Generalversammlung .
72
55
c) Bürobedürfnisse .
53
73
IV
Außerordentliche Ausgaben . .
266
80
Gesamtausgaben
11748
35
Bankguthaben am 31. XII. 1919 4587.70 M.
Abzügl. Vorlagen des Schatz¬
meisters . 198.21 v
4389
49
16137
84
IV Bericht üb. d. ord. Hauptvers. am 9. u. 10. Okt. 20 zu Bonn.
Unserm verehrten Schatzmeister Herrn Karl Henry
überbrachte zu seinem 75. Geburtstage am 24. Sept. der Vor¬
sitzende die herzlichsten Glückwünsche des Vereins. Dem Na¬
turwissenschaftlichen Verein in Magdeburg* wurde zu seinem
50. Stiftungsfest am 14. September und der Naturforschenden
Gesellschaft des Osterlandes in Altenburg zur Feier ihres 100-
jährigen Stiftungsfestes am 29. und 30. Nov. ein Glückwunsch¬
schreiben übersandt.
Wahlen.
Als Vorstand für die nächsten drei Jahre wurde der bis¬
herige Vorstand wiedergewählt. Für die in den letzten Jahren
verstorbenen Vertreter der in den einzelnen Regierungsbe¬
zirken wohnenden Mitglieder wurden neugewählt: für das Saar¬
gebiet Herr Studienrat Prof. Dr. Löser in Dillingen a. d. Saar,
für den R.-B. Trier Herr Rektor Dohm in Gerolstein, für den
R.-B. Koblenz Herr Studienrat Prof. Dr. Follmann in Koblenz,
für den R.-B. Düsseldorf Herr Museumsdirektor Dr. Aulmann
in Düsseldorf, für den R.-B. Arnsberg Herr Bergassessor Dr.
Kukuk in Bochum. Zu Rechnungsprüfern für das Jahr 1921
wurden ernannt die Herren Prof. Dr. Schmidt und Dr. Stehn
und zu deren Stellvertreter die Herren Dr. Krüger und Rektor
Lengersdorf. Als Ort für die nächste Hauptversammlung
wurde Bentheim bestimmt und Herr Prof. Dr.W egner in Münster
i. W. zum Geschäftsführer der Versammlung ernannt.
Mitgliederbeitrag.
Die Versammlung beschließt einstimmig: § 6 der Satzung
ist dahin zu ändern, daß der Mitgliederbeitrag fortan 10 Mark
beträgt (statt 6 M.) und in § 13 ist als Beitrag* für die zugleich
einem Verbandsverein angehörenden Mitglieder 10 M. (statt 5
M.) einzusetzen.
Nach der Erledigung des geschäftlichen Teils hielt Herr
Prof. Dr. Fitting den angekündigten Vortrag über das Ver¬
blühen der Blüten, der durch prachtvolle Lichtbilder erläutert
wurde. Darauf sprach Herr Prof. Dr. H e s s e über das Schwimmen
der Fische anderhand kunstvoll gezeichneter Tafeln und unter
Vorführung lehrreicher Sammlungsstücke. Beide Vorträge
fanden den lebhaftesten Beifall der Versammlung.
Von ß Uhr ab fanden Sitzungen des Niederrheinischen
geologischen, des Botanischen und des Zoologischen Vereins
für Rhld.-Westf. statt. Näheres darüber wird in den Berichten
dieser Vereine mitgeteilt werden.
Nach den Sitzungen trafen Mitglieder und Gäste zur ge¬
selligen Unterhaltung in der Kaiserhalle zusammen.
Bericht üb. d. ord. Hauptvers. am 9. u. 10. Okt. 20 zu Bonn. V
Am Sonntag d. 10. Okt. wurden am Morgen unter sach¬
kundiger Führung die naturwissenschaftlichen Institute der Uni¬
versität und das Mineralienkontor von Dr. Kranz besichtigt.
Um IF/4 Uhr wurde die gemeinsame Sitzung des Natur¬
historischen Vereins und der Niederrheinischen Gesellschaft für
Natur- und Heilkunde durch Herrn Berghauptmann Vogel
eröffnet. Als Vertreter der Niederrheinischen Gesellschaft hielt
Herr Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Krause die folgende, mit
großem Beifall aufgenommene Ansprache.
Hoch an sehn liehe Festversammlung!
In Vertretung des verreisten Herrn Prof. Dr. B en rath, des
Vorsitzenden der chemischen Abteilung-, welche in diesem Jahre
den Gesamtvorsitz führt, habe ich die große Ehre, dem Natur¬
historischen Vereine der preußischen Rheinlande und West¬
falens die besten Glückwünsche der Niederrheinischen Gesell¬
schaft für Natur und Heilkunde zu übermitteln. Unsere Ge¬
sellschaft wollte im Herbst 1918 ihr hundertjähriges Bestehen
feiern. Die schicksalschwere Revolution, das größte Unglück
für Deutschland, hat es wie so vieles andere vereitelt. Es soll
nach dem Beschluß der Vorsitzenden den 4 Abteilungen der
Antrag unterbreitet werden, in der Pf ingst woche 1921 es nach¬
zuholen. Die Bitte von Herrn Prof. Hesse, unsere Feier mit
der Ihrigen zu verbinden, konnte nicht ermöglicht werden, da
sie erst Anfang August uns zur Kenntnis kam, als unsere Mit¬
glieder fast alle in den Ferien waren. Trotzdem sind gerade
die Abteilungen, deren Vorsitz ich zur Zeit innehabe die medi¬
zinische, wie die voriges Jahr gegründete, eifrig tätige Rönt¬
genabteilung sich bewußt, daß mehr als je ein Zusammen¬
gehen unserer Gesellschaften eine unbedingte Notwendig¬
keit ist. Wir wollen auch alles tun, um es zu erreichen. Die
Arbeitsgebiete der einzelnen Abteilungen sind so groß geworden,
daß sie unbedingt allein arbeiten müssen, um die Sondergebiete
in wissenschaftlich einwandfreier Weise zu fördern. Desto
größer ist aber auch die Verpflichtung geworden, die Grenz¬
gebiete, besonders die Ergebnisse weitere Volkskreise interes¬
sierender Fragen alljährlich in gemeinsamen öffentlichen
Sitzungen zu besprechen. Um ein paar Beispiele zu erwähnen,
erinnere ich an die Ergebnisse der so außerordentlich fortge¬
schrittenen Pflanzenphysiologie, welche der tierischen so weit
voraus geeilt ist, an viele Fragen der praktischen Botanik, welche
wegen ihrer Bedeutung für die Ernährung weiteste Kreise be¬
schäftigt. Ich erinnere an die vielen Fragen der Vererbung, an
die Ergebnisse der vergleichenden Studien über die Funktion des
VI Bericht üb. d. ord. Hauptvers. am 9. u. 10. Okt. 20 zu Bonn.
Herzens, wie sie gerade Herr Prof. Hesse erforscht hat. Ich
erinnere an das notwendige Zusammenarbeiten der Zoologen,
Botaniker, Mediziner in Fragen der Schädlinge des Tier- und
Pflanzenreiches, welches für die menschliche Medizin z. Z. eine
größere Rolle spielt, als vor dem Kriege. Mit Dankbarkeit er¬
innern wir Mediziner uns, daß unsere großzügige Heeresverwal¬
tung den Zoologen Prof. Hase zwecks Studium der Läuseplage
ins Feld gesandt hat. Wir verdanken seinen fleißigen Arbeiten
eine vorzügliche Monographie über die Kleiderlaus. Ich er¬
innere an das notwendige Zusammenarbeiten der Physiker mit
dem praktisch tätigen Röntgenologen, welches in den letzten
Jahren so große und besonders wertvolle Resultate in der
Röntgenbehandlung erzielt hat. Große Frauenkliniken, wie die
in Freiburg und Erlangen sind dazu übergegang'en, in ihrem
Röntgenbetriebe Physiker einzustellen. Auch in Bonn hat sich
in der Röntgenabteilung das Zusammenarbeiten der verschie
denen naturwissenschaftlichen Fächer ganz besonders bewährt.
Ich erinnere an das Zusamenarbeiten der Chemie mit vielen
naturwissenschaftlichen Fächern, besonders auch mit der Medi¬
zin. Es sei mir erlaubt, an dieser Stelle des großen Sohnes der
rheinischen Lande, Professors Emil Fischer aus Euskirchen
zu gedenken, und auch hier ihm Dank zu sagen, was er durch
seine Studien über den Zucker, die Purinkörper für die Medi¬
zin Großes geleistet hat. In diesem Zusammenhänge möchte
ich erinnern, daß es eine Ehrenpflicht unserer Gesellschaften ist,
das Andenken an die g'roßen rheinischen Naturforscher Emil
Fischer aus Euskirchen und Wilhelm Conrad Röntgen
aus Lennep zu ehren. Ihre Namen und der Ort ihrer Geburt
sollten sämtlichen Rheinländern so vertraut sein, wie der Name
Beethoven und seiner Geburtsstätte Bonn. Es ist eine schöne
Aufgabe für unsere Gesellschaften, dafür einzutreten, daß zum
Andenken in den Geburtsorten dieser großen Männer Denk¬
mäler aus Erz errichtet werden, wie sie bereits Koblenz für
Johannes Müller und Neuß für Schwann besitzt. Das Zu¬
sammenarbeiten eines Steinmann, Max Verworn und
Bonnet hat der prähistorischen Wissenschaft in den letzten
Jahren, wie wohl allen Ihnen bekannt ist, einen besonders schönen
Erfolg gebracht. Leider wissen aber wenige unserer rheinischen
Volksgenossen etwas darüber: das sollte doch anders werden.
Daher möchte ich mit unseren Glückwünschen in dieser Zeit
der tiefsten Not unseres Volkes bei der Feier ihres 75 jährigen
Bestehens Ihnen die Bitte unterbreiten: beauftragen Sie Ihre
führenden Männer, Mittel und Wege zu finden, daß die natur¬
wissenschaftlichen Bestrebungen im Rheinland und in Westfalen
Bericht üb. d. ord. Hauptvers. am 9. u. 10. Okt 20 zu Bonn. VII
in noch weitere Volksschichten durch gemeinschaftliche Sitzungen
gebracht werden als bisher. Dazu sollte alljährlich einmal
auch eine gemeinschaftliche Tagung unserer beiden Gesell-
schäften gehören, auf der eine oder zwei wichtige Fragen in
gemeinverständlicher Weise für größere Kreise zum Vortrag
kommen. * Denn es ist für die deutsche Wissenschaft notwendig,
daß sie sich bei der großen Notlage, welche ihr droht, auf
weiteste Schichten unseres Volkes stützt. Es darf nicht in 100
Jahren heißen, daß infolge des furchtbaren Zusammenbruches
unseres Volkes die Musen am Rhein zum Schweigen gebracht
worden seien, wie es in dem Gründungsberichte unserer Ge¬
sellschaften von der Kriegsnot im Anfang des 19. Jahrhunderts
hieß. Das verhüte Gott!
Der Vorsitzende sprach dein Redner und der Niederrhein.
Gesellschaft den wärmsten Dank für seine beherzigenswerte,
gefühlvolle Glückwunschrede aus und teilte sodann mit, daß
leider Herr Geh. Prof. Dr. An schütz durch Unwohlsein ver¬
hindert sei, den angekündigten Bericht über das hundertjährige
Forschen und Wirken der Niederrhein. Gesellschaft f. Nat.- u.
Heilk. zu halten. Er gab dann einen Überblick über die Tätig¬
keit und die Erfolge des Naturhistorischen Vereins von seiner
Gründung im Jahre 1843 bis zur Gegenwart. Zum Schluß
wies er darauf hin, daß zwar mit Ausbruch des Krieges der
>
Verein ebenso wie die Verbandvereine in der weiteren Ent¬
faltung ihrer Tätigkeit stark behindert gewesen seien, daß sich
aber bereits allenthalben wieder ein regeres Interesse zeige,
sodaß die vor dem Kriege in so lebhaftem Aufschwung be¬
griffenen, von den Verbandvereinen in dankenswertester Weise
unterstützten und geförderten Arbeiten auf dem Gebiete der
naturwissenschaftlichen Heimatkunde hoffentlich bald in dem
alten Umfange wieder aufgenommen werden könnten. Auf An¬
regung des Vorstandes des Naturh. Vereins seien bereits Be¬
ratungen gepflogen und Erfolg verheißende Schritte getan
worden, um einen engeren Zusammenschluß der naturwissen¬
schaftlichen Gesellschaften und Vereine zu gegenseitiger
Unterstützung herbeizuführen. Durch gemeinverständliche
öffentliche Vorträge solle, besonders auch in kleineren Städten,
das Interesse für Naturwissenschaften belebt, vor allem aber
müßten die Mittel geschafft werden, um die das Vereinsgebiet
betreffenden Unternehmungen auch finanziell zu unterstützen
und trotz der ungeheuer hohen Druckkosten die Drucklegung
der Arbeiten zu ermöglichen.
Darauf teilte er mit, daß das Kuratorium, weil die Feier
des 75 jährigen Stiftungsfestes im Jahre 1918 durch die Un-
VIII Bericht iib. d. ord. Hauptvers. am 9. u. 10 Okt. 20 zu Bonn.
2'unst der Verhältnisse leider vereitelt worden sei und deshalb
die damals in Aussicht genommene Ernennung- von Ehrenmit¬
gliedern nicht habe stattlinden können, die Versammlung er¬
suche, die Ernennung bei der heutigen Nachfeier vorzunehmen.
Auf Vorschlag des Kuratoriums wurden zu Ehrenmitgliedern er¬
nannt: Herr Studienrat Prof. Dr. Follmann in Koblenz, Herr
Oberlehrer Geisenheyner in Kreuznach, Herr Stadtrat
Hahne in Stettin, Herr Karl Henry in Bonn, Herr Prof. Dr.
Kaiser in München und Herr Prof. Dr. Voigt in Bonn.
Sodann hielt Herr Geh. Bergrat Prof. Dr. Steinmann
einen anschaulichen, lebhaftes Interesse erweckenden Vortrag
über die Entstehung der niederrheinischen Braunkohlenformation.
Nachdem der Vorsitzende den Vortragenden, den Herren
Institutsdirektoren, welche den Mitgliedern und Gästen der in
Bonn tagenden Vereine die Sehenswürdigkeiten der Samm¬
lungen mit freundlichem Entgegenkommen vor Augen geführt
hatten, den Führern der naturwissenschaftlichen Ausflüge sowie
den übrigen Herren, welche den Vorstand vor und während
der Versammlung bereitwilligst unterstützt hatten, den lebhaftes¬
ten Dank des Vorstandes und der Teilnehmer an der Versamm¬
lung ausgesprochen hatte, schloß er die Sitzung mit den besten
Wünschen für ein baldiges Wiedersehen.
Am Nachmittag fand unter Führung des Herrn Geh.
Bergrat Prof. Dr. Ra uff ein geologischer Ausflug in die Ge¬
gend von Züllighoven statt, wo das Vorkommen von Trachyt-
tuff und der Quarzitbruch im Schießgraben besichtigt wurden.,
eine zweite, von Herrn Prof. Dr. Pohlig geleitete Exkursion
hatte den näher gelegenen Rodderberg zum Ziel.
Die vom Verlauf der Versammlung recht befriedigten
Teilnehmer schieden mit dem Wunsche, daß es dem Natur¬
historischen Verein und den Verbandveinen im nächsten Jahre
gelingen möge, die Mitglieder wieder öfter zu gemeinsamen
Sitzungen und Ausflügen zusammenzuführen.
Vogel. Hesse. Stehn.
kenmehre
Tafel II, zu Seite 8.
1913
16. IX.
29. IX.
29. IX.
18
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19. V.
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Chydorus sphaericus 0. F. Müll.
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Diaphanosoma brachyurum Liev.
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Leptodora hyalina Lillj.
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Jugendliche Daphniden
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Anuraea acideata Ehrbg'.
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( Anuraea cochlearis (Gosse) typica Laut.
( A. c. var. macracantha Laut.
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2. A. c. var. hispida Laut.
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f A. c. var. irregularis f. connectens Laut.
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3_ > A. c. var. irr. f. angulifera Laut.
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( A. c. var. irr. mit Platte x.
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Asplanchna [priodo7ita] Gosse.
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Cathypna luna 0. F. Müll.
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Colurella lepta Gosse.
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Conochilus icnicomiis Rouss.
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C. volvox Ehrbg-.
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Diurella stylata Eyf.
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Monostyla lunaris Ehrbg.
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Notholca labis Gosse.
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N. striata Ehrbg.
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Polyarthra platyptera Ehrbg.
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Synchaeta [pectinata] Ehrbg.
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Triarthra longiseta Ehrbg.
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Unbestimmbares illoric. Rotator.
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Dinobryon sertularia Ehrbg.
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Volvox aureus Ehrbg.
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—
d= dominierend, cc = sehr häufig-, c = häufig rc = ziemlich häufig, r = meist einzeln, rr = vereinzelt, rrr = ganz vereinzelt.
1) Der Fang vom 11. VIII. 1911 ist mit dem groben Netz gemacht, daher der Ausfall der kleineren Formen.
II. Holzmaar.
1910
9. VIII.
191i
29. VIII
1912
5. X.
1913
7. IV.
Ii. VIII
C’orethra plumicornis Fabr. (Larven)
r
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Cyclops abyssorum Sars
C. Leuckarti Claus
— -
—
—
—
Jugendliche Cgclopiden
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_
Diaptomus gracilis Sars
_
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D. graciloides Lillj.
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Nauplien u. jugendl. Copepoden
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Bosmiha longirostris 0. F. Müll.
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Ceriodaphnia affinis Lillj.
—
—
_
C. laticaudatn P. E. Müll.
_
_
C. piüchella Sars
—
—
_
C. quadrangula 0. F. Müll.
—
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C. spec.
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cc
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Chydorns sphaericus 0. F. Müll.
—
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Daphne longispina vav. hyalinaO, F. Müll.
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Diaphanosoma brachyurum Lievin
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Anuraea acideata typica Ehrbg\
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A. cochlearis, macr -typ. -tect. -Reihe Laut.
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A. c. hispida-Reihe Laut.
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A. c. irregularis Reihe Laut.
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Asplanchna priodonta Gosse
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Brachionus angidaris var. bidens Plate
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—
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Cathypna luna 0. F. Müll.
—
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Conochilus unicornis Rouss.
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Diurella stylata EL'f.
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Mytilina macracantha Gosse
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Notholca longispina Kellic.
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N. striata Ehrbg.
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Pedalion mirum Huds.
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Polyarthra platyptera Ehrbg.
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Pterodina mucronata Gosse
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Rattulus capucinus Wierz. u. Zach.
—
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R. longiseta Schrank
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Synchaeta spec.
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Triarthra longiseta Ehrbg.
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Unbestimmbares illoric. Rotator
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Tintinidium fluviatile Stein
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Unbestimmbares Infusor.
—
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V. \Veinf. Maar. VI, Gemündener Maar.
1912
4. X.
i9i:
10. IV
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I. 12. VII
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V. 2. VIII.
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VII. Ulmener Maar.
9 1 meist einzeln, rr — vereinzelt, rrr = g’anz vereinzelt.
I VII. Ulmener Maar.
1910
1911
1912
1913
U.VIII.
9. VIII.
2. IX.
5. VIII.
I. X.
5. IV.
9. VIII.
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V erhandlungen
faTA.iM' yi|$ .
des
Naturhistorischen Vereins
♦
\
der
*
preufsischen Rheinlande und Westfalens.
Mtüfldsiebenzigster and ncmndsiebenzigster Jahrgang,
1931 und 1933.
0
JÜ
a, • ‘WyWUTV
Bonn
Im Selbstverlag des Naturhistorischen Vereins
1925.
Für die in dieser Vereinsschrift veröffentlichten Mit
teilung-en sind die betreffenden Autoren allein verantwortlich
■ TL ~Z. ' rt. & I '<oli"S>L 'A
(?hf •
V.7<S ><1 3
Inhalt.
Seite
Follmann. Die Koblenzschichten am Mittelrhein
und im Moselgebiet . 1 — 105
Schmidt. Die Mooswelt der Hildener Heide . 106 — 115
• \
Angelegenheiten des Naturhistorischen Vereins.
Seite
Bericht über die ordentliche Hauptversammlung- am
8. bis 10. September 1921 zu Rheine .... I
Bericht über .die Lage und die Tätigkeit des Vereins
während des Jahres 1920 . I
Kassenbericht für das Jahr 1920 . II
Bericht über die Hauptversammlung zu Krefeld am
2. bis 4. Juni 1922 . VI
Niederschrift über die geschäftlichen Verhandlungen
in der Sitzung am Samstag den 3. Juni ... VI
Bericht über die Lage und die Tätigkeit des Vereins
während des Jahres 1921 . VII
Kassenbericht für das Jahr 1921 . * VIII
0*0
Bericht
über die ordentliche Hauptversammlung
am 8. bis 10. September 1921 zu Rheine.
Donnerstag den 8. Sept. wurde die von nahezu 100 Mit¬
gliedern und Gästen besuchte Hauptversammlung um 345 durch
den Vorsitzenden Berghauptmann Vogel eröffnet. Nachdem er
die Anwesenden, im Besonderen die Vorstände der verschiede¬
nen Verbandsvereine begrüsst hatte, sprach er den Geschäfts¬
führern Geh. Bergrat Prof. Dr. Busz und Prof. Wegner
sowie den Mitgliedern des Ortausschusses Prof. Brock hausen
und Lehrer Kolk sowie den übrigen Herren, welche beide
stets hilfbereit unterstützt hatten, ferner dem Direktor des
Städtischen Gymnasiums Dr. Bat he für die Überlassung der
prächtigen Aula des Gymnasiums den wärmsten Dank des
Vorstandes und der Mitglieder aus. Nach einem kurzen Hin¬
weis auf die Arbeiten des Vereins im vergangenen Jahre
verlas er die Namen der 1920 verstorbenen Mitglieder, deren
Andenken von den Anwesenden durch Erheben von den
Plätzen geehrt wurde. Auf die Mitteilung des Vorsitzenden,
dass unser Ehrenmitglied Dr. Ferd. Wirtgen in Bonn bereits
im Jahre 1871 dem Verein beigetreten und also jetzt 50 Jahre
lang Mitglied des Vereins sei, wurde der Schriftführer von
der Versammlung beauftragt, ihm mit den herzlichsten Glück¬
wünschen zugleich den wärmsten Dank für seine langjährigen
verdienstvollen Arbeiten auf dem Gebiete der botanischen
Heimatkunde auszusprechen. Der Schriftführer verlas dann den
Bericht über die Lage und die Tätigkeit des Vereins
während des Jahres 1920.
1. Mitglieder. Die Anzahl der ordentlichen Mitglieder
betrug am 1. Januar 1920 . 375
Verstorben sind . 11
Ausgetreten . 8
19
Eingetreten sind . 33 +14
Anzahl der ordentlichen Mitglieder am 31. Dezember 1920 389
II Bericht üb. d. ord. Haupt vers. am 8.— 10. Sept. 21 zu Rheine.
2. Vereinsschriften. Infolge der ausserordentlich ge-
stiegenenDruckkosten musste der bereits in Angriff genommene
Druck eingestellt • werden. Es sind aber dem Verein Mittel
zum Weiterdruck in Aussicht gestellt worden, sodass die für
die Jahrgänge 1920 und 21 bereit liegenden Manuskripte vor¬
aussichtlich bald veröffentlicht werden können. Damit der
Verein seinen Mitgliedern und den mit ihm im Tauschverkehr
stehenden Vereinen und Gesellschaften inzwischen schon ein
Heft zusenden könne, hat Berghauptmann Vogel die Güte
gehabt, dem Naturhistorischen Verein 600 Sonderabzüge seiner
in der Zeitschrift des Oberschlesischen berg- und hütten¬
männischen Vereins erschienenen Arbeit „Vergleichende Be¬
trachtungen über das Variskische Gebirge am Rhein und in
Oberschlesien“ im Umfang von U/s Bogen mit 8 Karten
kostenfrei zur Verfügung zu stellen.
3. Kapitalverwaltung.
4. Bücherei. Die Medizinisch -naturwissenschaftliche
Gesellschaft in Jena und die Geographische Gesellschaft in
Greifswald haben den Schriftenaustausch mit unserm Verein
Haupt-Rechnungs-Abschluß
Einnahmen.
Pos. I
Mitglieder .
M.
5550
Pf.
*)
II
Verlag . .
3362
21
III
Kapital Verwaltung
a) Kapital- und Bankzinsen .
3894
45
b) Ausgeloste und verkaufte Wertpapiere
10361
65
IV
Zuwendungen (Stadt Bonn) .
2000
—
V
\
Außerordentliche Einnahmen .
900
Gesamteinnahmen
26068
31
Bankguthaben am 31. XII. 1919 4587.70 M.
Abzügl. Vorlagen des Schatz¬
meisters . 189.21 „
4389
49
30457
80
Bei Pos. I der Einnahme sind die Mitgliederbeiträge aus
den Jahren 1918, 1919 und 1920 enthalten. In den Jahren
18 und 19 sind Beiträge nicht angefordert worden.
Bericht üb d. ord. Hauptvers. am 8. — 10. Sept. 21 zu Rheine. III
eingestellt. Eröffnet wurde der Tauschverkehr mit der Forst-
wissenschaftlichen Gesellschaft in Finnland zu Helsingfors
und mit dem Österreichischen entomologischen Verein zu
W,ien. Grössere Geschenke gingen uns zu von seiten der
Herren Bergrat Dr. Bartling in Berlin und Geh. Medizinal¬
rat Prof. Dr. Krause in Bonn. Ihnen sowie den Herren Dr.
Geisenheyner in Kreuznach, Dr. Hochgürtel und Dr.
Hör der in Bonn, Dr. Kukuk in Bochum, Geh. Bergrat
Prof. Dr. Leppla in Wiesbaden und Dr. Meunier in Bonn,
welche dem Verein Sonderabzüge ihrer Arbeiten zusandten,
spricht der Vorstand auch an dieser Stelle nochmals seinen
verbindlichen Dank aus. Der durch den Krieg unterbrochene
Schrifenaustausch mit dem Auslande hat seit dem vorigen
Jahre wieder grösseren Umfang angenommen. Wir sind
unserm Bibliothekar Herrn Dr. Stehn, der uns leider am
1. Oktober verlassen wird, um in holländischen Diensten eine
Stelle als Geologe in Indien anzutreten, zu grossem Dank
verpflichtet für seine gewissenhafte Verwaltung der Bibliothek¬
geschäfte und seine eifrigen und erfolgreichen Bemühungen,
%
für das Jahr 1920.
Ausgaben.
Pos. I
Mitglieder .
M.
460
Pf.
45
II
Verlag . .
18057
41
III
Kapitalverwaltung .
123
20
IV
Bibliothek .
1193
20
V
Sammlungen .
102
85
VI
Haus . . .
4511
55
VII
Steuern .
874
40
VIII
a) Verwaltung .
2417
56
b) Generalversammlung .
127
25
» / %
c) Bürobedürfnisse .
59
75
Gesamtausgaben
27927
62
Bankguthaben am 31. XII. 1920 1925. — M.
Abzügl. Vorlagen des Schatz¬
meisters . 605.18 ,,
253 0
18
30457
80
die Beziehungen zu den ausländischen Akademien, Gesell¬
schaften und Vereinen wieder auzukünpfen.
In Vertretung des am Erscheinen verhinderten Stell-
IV Bericht üb. d. ord. Haupt vers. am 8.— 10. Sept. 21 zu Rheine.
vertretenden Vorsitzenden Geh. Bergrat K örf er erstattete der
Schriftführer auch den Bericht über die Kassenverh ält-
nisse des Vereins. Auf Antrag der Rechnungsprüfer Privat¬
dozent Dr. Krüger und Dr. Stehn wurde Entlastung erteilt.
Wahlen. Zu Rechnungsprüfern für das Geschäfts¬
jahr 1921 wurde Rektor Lengersdorf und Prof. Dr. Schmidt,
zu deren Stellvertretern Lehrer Andres und Geheimrat Prof.
Dr. Philip pscn gewählt. Das infolge der Berufung von
Prof. Dr. Kaiser nach München zur Zeit unbesetzte Amt
eines Kurators für die geologischen Sammlungen wurde
Herrn Dr. Stürtz in Bonn übertragen. Für die im nächsten
Jahre in der Rheinprovinz stattfindende Versammlung über¬
brachte Herr Studienrat Dr. Schmidt in Krefeld eine Einladung
der Stadt und des Naturwissenschaftlichen Vereins, die von
der Versammlung mit Dank angenommen wurde.
Verlauf der Versammlung.
Vorträge. Prof. St ein pell (Münster) sprach über neue
Forschungen zum Todesproblem, indem er durch anschauliche
Wandtafeln die Vermehrung einzelliger Tiere und Pflanzen
und die sich daran knüpfenden Fragen über Alterserschein¬
ungen, Teilung und Unsterblichkeit einzelliger Wesen erläuterte.
Prof. Brockhausen (Rheine) gab eine fesselnde Schilderung
der Moorflora Westfalens und Prof. Harrassowitz (Giessen)
berichtete über die wertvollen Ergebnisse seiner Untersuch¬
ungen über das Vorkommen und die Entstehung des Beauxits
am Vogelsberg.
Nach einem gemeinsamen Abendessen im Gesellenhaus
fanden von .S1/^ Uhr ab die Sitzungen des Niederrheinischen
geologischen, des Botanischen und des Zoologischen Vereins
für Rheinland und Westfalen im Gymnasium statt. Eine
zweite Sitzung des Zoologischen Vereins wurde Freitag den
9. Sept. morgens 8V2 Uhr abgehalten und um 11 Uhr erfreute
die Medizinisch-naturwissenschaftliche Gesellschaft zu Münster
die Mitglieder des Naturhistorischen Vereins und seine Ver¬
bandvereine durch einen mit lebhaftem Beifall aufgenommenen
Vortrag des Herrn Prof. Dr. Hannig (Münster) über die
Lebensdauer der Gewächse.
Wissenschaftliche Ausflüge. Der Niederrhein. -geolog.
Verein unternahm unter der Führung des Herrn Prof. Dr.
Wegner am 9. und 10. Sept. einen Ausflug nach Bentheim,
Nordhorn und durch den Nord-Süd-Kanal in das Bourtanger
Moor, am Vormittag des 11. Sept. nach dem Schaf berg bei
Ibbenbüren. Der Botanische Verein wanderte am 9. Sept.
Bericht üb. d. ord. Hauptvers. am 8.— 10. Sept. 21 zu Rheine. V
vorm. 9 Uhr nach der Saline Gottesgabe, wo Herr Magistrat¬
assessor Koenen die Salzflora besprach und die dort vor¬
kommenden Arten vorzeigte. Näheres über diese Exkursionen
wird in den Berichten der Vereine mitgeteilt. Für die nicht
an der geologischen Exkursion teilnehmenden Mitglieder und
Gäste fand am Nachmittag des 9. Sept. eine vom Fischerei¬
verein des Kreises Steinfurt veranstaltete h}7drobiologische
Exkursion auf dem Dortmund-Ems-Kanal statt, auf welchem
zwei Fischzüge gemacht und sodann von Herrn Oberfisch¬
meister Dr. Wundsch (Münster) die erbeuteten Fische sowie
die mit dem Planktonnetz gefischte Kleintierwelt auf dem
Dampfer vorgeführt wurden. Zum Schluss erläuterte Herr
Regierungsrat Off enberg (Rheine) die sehenswerten Anlagen
der grossen Schleuse von Bevergern. Samstag den 10. Sept.
wurden unter Leitung der Herren Oberfischmeister Dr.
Wundsch und Fischmeister Schimöller (Geeste) die Fisch-
teichanlagen bei Geeste besichtigt, wobei ersterer die Teich¬
düngungsverfahren, letzterer die technischen Anlagen erläuterte.
An geeigneten Stellen nahm Herr Dr. Reichling, Leiter des
Westf. Pro v. -Museums für Naturkunde, die Gelegenheit wahr,
die Aufmerksamkeit auf die reiche Vogelfauna der Weiher
zu lenken und sie eingehend zu besprechen und Herr Assessor
Koenen wies bemerkenswerte Sumpf- und Wasserpflanzen
vor. Nachdem auch noch die grossen, an die Fischteichanlagen
angrenzenden Ökonomieanlagen besichtigt waren, erquickten
sich die freudig überraschten Teilnehmer des Ausfluges an
dem von der Harpener Aktiengesellschaft dargebotenen köst¬
lichen und reichen Mittagmahl und kehrten am Nachmittag
wieder nach Rheine zurück.
Vogel. Voigt. P. G. Rahm 0. S. B.
Bericht
über die Hauptversammlung zu Krefeld
am 2. bis 4. Juni 1922.
Für die bereits am Tage vor der Hauptversammlung in
Krefeld eingetroffenen Mitglieder und Gäste hatte der Orts¬
ausschuss am Nachmittag des 2. Juni eine Reihe von Besichti¬
gungen veranstaltet. Zunächst fand eine Führung durch die
Seidenfabrik von Audiger und Meyer statt, wo Herr Alex
Oppenheimer eingehend den Betrieb erläuterte und vor
allem durch die Schilderung eines künstlerischen Schaffens
beim Entwerfen neuer Muster nach den aus den verschiedenen
Naturreichen entnommenen Vorbildern lebhaftes Interesse
erregte. Nicht minderen Beifall fanden die Führungen durch
das Kaiser Wilhelm-Museum, wo Herr Professor Rembert
durch einen fesselnden Vortrag die prähistorischen Funde
und die sehenswerten älteren und neueren Kunstgegenstände
erläuterte, sowie durch das Naturwissenschaftliche Museum,
in welchem durch dessen Leiter Herrn Puhlmann die ver¬
schiedenen Abteilungen der Sammlungen und die von natur¬
wissenschaftlichen Vereinen Krefelds in dankenswerter Weise
dort veranstalteten Ausstellungen von Insektensammlungen
und Aquarien ebenfalls mit umsichtigem Hervorheben alles
Beachtenswerten vorgeführt wurden. Am Abend fanden sich
die Mitglieder und Gäste zu geselligem Beisammensein im
Restaurant Zur scharfen Ecke ein, wo sie vom Naturhistorischen
Verein zu Krefeld mit einem Festtrunk bewirtet und durch
Überreichung von gedruckten Liedertexten erfreut wurden.
Niederschrift über die geschäftlichen Verhandlungen in
der Sitzung am Samstag den 3. Juni.
Die Hauptversammlung wurde in der Aula des prächtigen,
geräumigen Neuen Realgymnasiums um 9 Uhr 20 M. durch
den Vorsitzenden Berghauptmann Vogel mit einer Begrüss-
Bericht üb. d. Hauptvers. zu Krefeld am 2.-4. Juni 22. VII
ung-sansprache an die in stattlicher Anzahl erschienenen Mit¬
glieder und Gäste eröffnet. Herr Baurat Hentrich, Erster
Beigeordneter der Stadt Krefeld, überbrachte in Vertretung
des verhinderten Herrn Oberbürgermeisters die Willkommen-
grüsse der Stadt und Herr Oberstudiendirektor Professor Dr.
Pahde die besten Wünsche für einen erfolgreichen Verlauf
der Tagung in den Räumen der ihm unterstellten Anstalt.
Der Vorsitzende dankte den Rednern für ihre freundlichen
Wünsche und sprach der Stadt, den naturwissenschaftlichen
Vereinen Krefelds und den Herren, welche sich mit so viel
Erfolg um die Vorbereitungen zu der Versammlung bemüht
hatten, insbesondere Herrn Studienrat Dr. Schmidt, den
wärmsten Dank der Versammlung aus, ebenso der Stadt und
dem Verein für Heimatkunde für die Überreichung eines
Stadtplanes und einer Festnummer der von Herrn Professor
Rembert herausgegebenen Zeitschrift „Die Heimat“ an die
Mitglieder des Naturhistorischen Vereins.
Auf Antrag des Kuratoriums wurde von der Versamm¬
lung der Mitgliederbeitrag durch einstimmigen Beschluss auf
30 Mark erhöht.
Sodann verlas der Schriftführer Professor Voigt den
Bericht über die Lage und die Tätigkeit des Vereins
während des Jahres 1921.
1. Mitglieder. Die Anzahl der ordentlichen Mitglieder
betrug am 1. Januar 1921 . 389
Verstorben sind . 6
Ausgetreten . 12
* 18
Eingetreten sind . 23 +5
Anzahl der ordentliche Mitglieder am 31. Dez. 1921 . 394
Der Naturwissenschaftliche Verein in Koblenz hat am
9. Dez. 21 seinen Austritt als Verbandsverein angezeigt.
2. Vereinsschriften. Die Herausgabe der Verhand¬
lungen und Sitzungsberichte hat leider infolge der Teuerung
eine Verzögerung erlitten, doch können die Schriften jetzt
bald nachgeliefert werden.
3. Kapitalverwaltung. (Rechnungsabschl. folg. Seite.)
4. Bücherei. Der Schriftenaustausch hat mit Ausnahme
von Belgien, Frankreich, Sowjet-Russland und Australien
nahezu wieder den früheren Umfang erreicht. Neu eröffnet
wurde der Tauschverkehr mit der Geological Societv of London,
beschenke erhielt die Bücherei von den Herren Mittelschul-
VIII Bericht üb. d. Haupt vers. zu Krefeld am 2.-4. Juni 22.
Einnahmen.
Haupt-Reclinungs-Abschluß
Pos. I
II
III
IV
Mitglieder .
Verlag .
Kapitalverwaltung
a) Kapital- und Bankzinsen .
b) Ausgeloste Wertpapiere .
Zuwendungen :
Berghauptmann Vogel 2800 M.
Prof. Reichensberger 100 „
Privatdozent Jaworski 60 „
Stadt Bonn 2000 „
Gesamteinnahmen
M.
3542
5248
Pf
20
60
3583 90
2029 70
4960
19359 ! 40
Bankguthaben am 31. XII. 1920 . . . .
Guthaben beim Schatzmeister am 31. XII.
1920 . . . . .
1925
605
18
21889 ! 58
lehrer Andres, Bonn, Geheimrat Professor Dr. Anschütz,
Bonn, Stadtrat Hahne, Stettin, Professor Meunier, Bonn,
Dr. Stehn, Bonn und Dr. Wirtgen, Bonn. An Stelle des als
Geologe in holländische Dienste getretenen und am 1. Oktober
nach Batavia abgereisten Bibliothekars Dr. Stehn hat Herr
Dr. Herfs die Arbeiten in der Bibliothek übernommen.
5. Sammlungen. Herr Geh. Bergrat Dr. Brauns,
Bonn, hat die von Herrn Hauptlehrer Jacobs in Brohl zu-
sammengebrachte umfangreiche Sammlung von Auswürflingen
des Laacher-See-Gebietes bearbeitet, zu welcher der Verein
180 Dünnschliffe hat anfertigen lassen. In der botanischen
Abteilung hat Herr Mittelschullehrer Andres neue Zugänge
in das von Herrn Dr. Wirtgen geschenkte Herbarium ein¬
geordnet. Der zoologischen Abteilung wurde von Herrn
Professor Dr. Reichensperger in Freiburg i. d. Schweiz
eine grössere Sammlung von Hemipteren zum Geschenk
gemacht, Belegstücke zu seiner im Jahrgang 1920 der Ver¬
handlungen demnächst erscheinenden Arbeit über Rheinlands
Heraiptera heteroptera.
Der Vorstand ergreift gern die Gelegenheit, auch an
dieser Stelle nochmals den Herren, welche die Bibliothek.
Bericht üb. d. Hauptvers. zu Krefeld am 2.-4. Juni 22. IX
für das Jahr 1921.
Ausgaben.
M.
Pf.
Pos. I
Mitglieder .
1650
85
II
Verlag .
944
10
III
Kapital Verwaltung .
178
01
IV
Bibliothek .
5353
85
V
Sammlungen .
113
20
VI
Haus .
4669
02
VII
Steuern .
1040
—
VIII
a) Verwaltung .
2100
07
b) Generalversammlung .
50
60
c) Bürobedürfnisse .
335
70
IX
Außerordentliche Ausgaben .
1800
Gesamtausgaben
18235
40
Bankguthaben am 31. XII. 1921 ....
Guthaben des Vereins beim Schatzmeister
3391
—
am 31. XII. 1921 .
263
18
21889
58
und die Sammlungen durch wertvolle Geschenke bereichert
haben, den verbindlichsten Dank auszusprechen.
6. Sonstige Vereinsangelegenheiten. Den folgenden
Gesellschaften, welche den Verein zu ihren Stiftungsfesten
eingeladen hatten, hat der Vorstand Glückwunschschreiben
übersandt: Der Geologischen Gesellschaft zu Stockholm zu
ihrem 150jährigen Jubiläum am 12. Mai, der Naturwissen¬
schaftlichen Gesellschaft Isis zu Bautzen zur Feier ihres
75jährigen Bestehens am 26. Juni, der Societas pro Fauna et
Flora Fennica zu Helsingfors zum 100jährigen Stiftungsfeste
am 1. November.
Um das Interesse des Naturhistorischen Vereins zu be¬
leben und ihm neue Mitglieder zuzuführen hat sich an der
Universität Bonn i ein Ausschuss von Professoren und Privat¬
dozenten der naturwissenschaftlichen Fächer gebildet, die
sich bereit erklärt haben, Wandervorträge zu halten, besonders
auch in kleineren Orten, in denen noch keine naturwissen¬
schaftlichen Vereine bestehen. Das dankenswerte Anerbieten
ist an vielen Orten mit Freude begrüsst worden und es hat
bereits eine Reihe von Vorträgen aus verschiedenen Gebieten
der Naturwissenschaften stattgefunden. Der Vorstand spricht
X Bericht üb. d. Hauptvers. zu Krefeld am 2.-4. Juni 22.
auch hier nochmals den Herren, die sich in so entgegen¬
kommender Weise bereit erklärt haben, den Verein in den
jetzigen schweren Zeiten nach besten Kräften zu unterstützen,
seinen lebhaften Dank aus.
Rechnungsprüfung. Die von den Herren Professor
Dr. Schmidt und Rektor Lengersdorf geprüften und für
richtig befundenen Rechnungen wurden von Herrn Geh.
Bergrat Körfer vorgelegt. Auf Antrag des Kuratoriums
wurde ihm und dem Schatzmeister Henry mit verbindlichem
Dank für ihre Bemühungen Entlastung erteilt.
. Wahlen. Zu Rechnungsprüfern für das Jahr 1922
wurden Herr Mittelschullehrer Andres und Herr Geheimrat
Professor Dr. Philippson, zu deren Stellvertretern Herr
Professor Dr. Hesse und Herr Dr. Lauche gewählt. Die
Wahl eines geeigneten Ortes und des Geschäftführers für die
nächstjährige Hauptversammlung in der Provinz Westfalen
wurde durch Beschluss der Versammlung dem Vorstand über¬
tragen. Zum Ehrenvorsitzenden des nun folgenden wissen¬
schaftlichen Teiles der Sitzung ernannte die Versammlung
auf Antrag von Berghauptmann Vogel Herrn Oberstudien¬
direktor Professor Dr. Pah de.
Vorträge. Herr Prof. Dr. Hesse, Bonn, sprach über
das Thema „Der Mensch als Haustier“ und Herr Realschul¬
lehrer Hö pp ner, Krefeld, über Wiesenmoorbildung am Nieder¬
rhein. Die Versammlung brachte ihren Dank für die beiden
klaren, anschaulichen und lebhaftes Interesse erweckenden
Vorträge, die durch Lichtbilder erläutert wurden, durch leb¬
hafte Beifallsbezeugungen zum Ausdruck. Von 11 bis 1 Uhr
fanden die Sitzungen des Botanischen und des Zoologischen
Vereins für Rheinland-Westfalen statt.
Ausflüge. Nach dem gemeinsamen Mittagessen im
Restaurant Scharfe Ecke wurde der Nachmittag naturwissen¬
schaftlichen Ausflügen gewidmet. Die Wanderung zum
Egelsberg, Hülserberg und Tönisberg unter Leitung des Herrn
Mittelschullehrer Steeg er führte in die Geologie des Nieder¬
rheins, besonders des Hülserberges und der Eiszeiterscbein-
ungen ein, während die Botaniker und Zoologen sich unter
Führung der Herren Realschullehrer Höp pner und Studienrat
Dr. Schmidt nach den Niepkuhlen begaben, um deren
Pflanzen- und Tierleben näher kennen zu lernen. Eine Anzahl
von Dr. Schmidt und ihm befreundeten Herren zur Verfügung
gestellte Mikroskope bot den Teilnehmern an diesem Ausfluge
die willkommene Gelegenheit, das Plankton an Ort und Stelle
Bericht üb. d. Ha.uptvers. zu Krefeld am 2.-4. Juni 22. XI
lebend zu beobachten. Obwohl die Exkursionen durch einen
starken Gewitterregen etwas gestört wurden, verliefen sie
doch zur allseitigen vollen Befriedigung. Am Sonntag den 4.
Juni wurde ein von den Herren Höppner und Schmidt
geleiteter Tagesausflug in das Schwalmgebiet unternommen,
der neben dem Genuss landschaftlicher Schönheiten den Bo¬
tanikern und Zoologen wiederum gute Ausbeute und manche
zu eingehenderem Studium anregende Belehrung brachte.
Es ist dem Vorstand eine angenehme Pflicht, namens
der Mitglieder und Gäste des Naturhistorischen Vereins der
Stadt Krefeld, ihren naturwissenschaftlichen Vereinen und
dem Ortsausschuss für die mannigfaltigen, interessanten und
willkommenen Darbietungen sowie auch den Bürgern, welche
mit liebenswürdigem Entgegenkommen einer grösseren Anzahl
von Teilnehmern an der Versammlung Freiquartiere zur
Verfügung gestellt hatten, für die gastfreundliche Aufnahme
den wärmsten Dank auszusprechen.
V
Vogel. Hesse. Schmidt.
'
/
Die Koblenzschichten am Mittelrhein und im
Moselgebiet.
Von
I)r. 0. Follmann, Koblenz.
Als ich vor 33 Jahren die Ergebnisse meiner Unter¬
suchungen und Aufsammlungen in den unterdevonischen
Schichten bei Koblenz veröffentlichte, (16) *) konnte ich
uuch die Sammlung des damaligen Koblenzer Oberpost¬
direktors, des Geh. Oberpostrats Herrn Schwerd, be¬
nutzen, mit dem ich Ende der achtziger Jahre viele ge¬
meinschaftliche Sammelausflüge unternommen hatte. Herr
Schwerd setzte nach dem Ausscheiden aus dem Staats¬
dienst seine Sammeltätigkeit noch mehrere Jahre fort
und brachte dadurch eine Sammlung zustande, deren
Reichhaltigkeit an gut erhaltenen, sorgfältig zugerich¬
teten und bestimmten Stücken wohl kaum von einer
anderen Privatsammlung übertroffen wird. Durch die
Bemühungen des verdienten Vorsitzenden des Koblenzer
Naturwissenschaftlichen Vereins, Herrn Geh. Studienrat
Dr. Goebel, gelang es mit Unterstützung der Stadt
Koblenz und mehrerer Freunde des Naturw. Vereins die
Sammlung zu erwerben, und mir wurde es durch einen
Urlaub während des Sommers 1910 ermöglicht, sie zu
ordnen und aufzustellen und der allgemeinen Benutzung
zugänglich zu machen. Zeigten die Listen der oben er¬
wähnten Arbeit (16) schon einen ungeahnten Reichtum
1) Die eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf das
Literaturverzeichnis.
V«rh. d. Nat, Ver. Jahrg. 78 n. 79. 1925.
1
2
0. Follmann:
der zahlreichen, zum Teil länger bekannten, zum Teil
neuen Fundpuukte, so lehrten andererseits die seither
erschienenen Arbeiten von Frech (20), Beushausen
(2)1), Scupin (60), Fuchs (24), Jäkel (34), Dahmer
(3, 4) u. a. eine grosse Zahl neuer Formen kennen. Die
Bearbeitung der Trilobiten hat Dr. R. Richter-Frank¬
furt (51), der Krinoiden Dr. W. E. Schmidt-Berlin (55)
-
übernommen. Meine Sammlung, jetzt im Besitz der
Geolog. Landesanstalt in Berlin, enthielt nach Ausweis
der Beushausenschen Arbeit 70 Arten aus der Gruppe
der Dimyarier, 47 Stück hat Beushausen (2), 6 Stücke
Frech (20), 7 Stücke Scupin (60) abgebildet, ln den
seither verflossenen Jahren habe ich die Ausbeutung der
Fund punkte fortgesetzt und auf weiter ausgedehnten
Wanderungen durch die Seitentäler der Mosel, welche
anschauliche Profile durch die vom Rhein nach SW bis
in die Gegend von Trier fortstreichenden Schichten auf-
schliessen, eine Anzahl neuer Fundpunkte kennen ge¬
lernt. Auch die neue Moselbahn hat wertvolle Auf¬
schlüsse geliefert. Obgleich nur ein kleiner Teil der
weiter entfernten Fundpunkte, die häufiger aufgesucht
werden konnten, grössere Ausbeute lieferte, erschien es
zweckmässig, im Folgenden auch diejenigen aufzunehmen,
die nur mit einigen Arten vertreten sind, um sie über¬
haupt bekannt zu machen und andere, denen mehr Zeit
zur Verfügung steht, zu eingehenden Untersuchungen
zu veranlassen. Ich hoffe namentlich denen, die sich
mit den verwickelten Lagerungsverhältnissen beschäf¬
tigen wollen, dadurch einen Dienst zu leisten. Auch
die in der eingangs erwähnten Arbeit (16) mitgeteilten
Fossillisten bedurften einer Revision wegen der seither
beschriebenen neuen Arten. Prof. Beushausen hatte
mir s. Z. die Ergebnisse seiner Bestimmungen der Dimy¬
arier mitgeteilt, doch waren, wie ich in der genannten
1) Die von beiden Herren freundlichst mitgeteilten neuen
Bestimmungen sind in den Versteinerungslisten (16) aufgeführt.
—
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 3
Arbeit hervorhob, die Namen der als n, sp. aufgeführten
Arten als „vorläufige Bestimmungen“ anzusehen. Tat¬
sächlich sind die Bezeichnungen der Gattungen und
Arten in der 5 Jahre später erschienenen Arbeit viel¬
fach geändert worden (2).
Meine seit 33 Jahren in den Koblenzschichten am
Mittelrhein und im Moselgebiet gesammelten Beobach¬
tungen sind in einer mit zahlreichen photographischen
Aufnahmen besonders lehrreicher Aufschlüsse, mit Pro¬
filen und Karten ausgestatteten Arbeit, die für die von
Herrn Dr. Mordziol herausgegebene Sammlung „Die
Rheinlande“ bestimmt war, niedergelegt. Die betrüben¬
den, wirtschaftlichen Verhältnisse der Gegenwart, beson¬
ders auf dem Gebiet des Buchdruckes, verhinderten die
Herausgabe. Der Hauptzweck der Arbeit war, den vielen
jüngeren Geologen, die alljährlich die Umgebung von
Koblenz mit Hammer und Rucksack durchstreifen, einen
Führer zu den reichen Fundpunkten zu bieten. Zum
leichteren Bestimmen der hier auftretenden Versteine¬
rungen sollte die zoologisch geordnete Sammlung des
Koblenzer Museums dienen. Die in Aussicht genommene
Arbeit lege ich hier in stark verkürzter Form vor, so
wie sie im August 1922 zum Druck abgeliefert wurde.
Dementsprechend musste u. a. auf eine zusammen¬
hängende Besprechung der Literatur und die eingehen¬
dere Behandlung verschiedener Fragen verzichtet werden.
Die im Folgenden zu behandelnden Koblenzschichten
erstrecken sich vom Ostrand der Trierer Triasbucht
nach NO über den Rhein bis in die Gegend von Lim¬
burg. Von Alf bis Koblenz hat die Mosel ihr vielfach
gewundenes Tal in dieselben eingegraben, während sie
von Trier bis Alf Hunsrückschiefer durchschneidet. Die
Koblenzscbichten, beiderseits von Hunsrückschiefer be¬
grenzt, bilden eine in sich mehrfach zusammengestauchte
Mulde1), die von mehreren streichenden Verwerfungen
i
1) Die Moselmnlde.
4
O. Follmann:
und zahllosen, quer zum Streichen verlaufenden Stö¬
rungen durchsetzt ist. Eine annähernd im Streichen der
Schichten verlaufende Störung begrenzt die Hunsrück¬
schiefer gegen die Koblenzschichten von Trier abwärts
bis in die Gegend von Treis. Sie ist auf den Blättern
Trier, Pfalzel, Schweich, Neumagen, Wittlich und Bern¬
kastel (31, 44) bereits eingetragen. In der Wittlicher
Talsenke verläuft sie im Oberrotliegenden, tritt dann, leicht
erkennbar, nahe dem Forsthaus Waldfrieden bei Alf an
die Mosel und wurde schon von H. Grebe bis auf Blatt
Treis verfolgt (29). Bei Senheim und Beilstein wird
sie von Querstörungen getroffen, an denen der Huns¬
rückschiefer nach SO zurückspringt. Dieselbe Erschei¬
nung wiederholt sich bis zum Rhein noch mehrere Male,
sodass die Nordgrenze des Hunsrückschiefers erst in der
Gegend von Oberwesel den Rhein erreicht, während sie,
bei ungestörtem Verlauf, zwischen Koblenz und Braubach
den Rhein treffen müsste. Der Hunsrückschiefer be¬
grenzt auch nordwestlich die Koblenzschichten vom Rhein
bis zu einer von Cochem über Faid, Alflen, Hochpochten
verlaufenden Querstörung (17). Die Nordgrenze dieses
Zuges von Hunsrückschiefer verläuft von Andernach
über Mayen, Monreal, Eppenberg bis östlich Ulmen,
während seine Südgrenze bezeichnet ist durch die Linie
Winneburg, Binningen, Pyrmont, Naunheim, Waldorfer-
höfe, unteres Sayntal. Nach Osten bedecken tertiäre
Ablagerungen, Löss und Bimssand, die Grenze bis zum
Ostrand des Neu wieder Beckens.
Gliederung der Koblenzschichten.
Die Einteilung der Koblenzschichen in Unter-Kob¬
lenz, Koblenzquarzit und Ober-Koblenzschichten hält man
jetzt für die einzige, allgemein gültige und ist dement¬
sprechend den Aufnahmen der Geologischen Landesan¬
stalt zugrunde gelegt. Das schliesst jedoch nicht aus,
dass für ein enger begrenztes Gebiet eine grössere Zahl
von Unterstufen aufgestellt werden kann, wenn auch für
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 5
diese ein Anspruch auf allgemeine Anwendbarkeit zu¬
nächst noch nicht erhoben werden soll. F. Römer (52)
hielt bei der damaligen Kenntnis der unterdevonischen
Versteinerungen und ihrer Verbreitung eine Gliederung
des Unterdevons für undurchführbar, und es bedurfte
jahrzqntelanger Untersuchungen, ehe die jetzige Ein¬
teilung aufgestellt werden konnte (33, 43, 48). Eine
weitergehende Teilung der mächtigen Schichtenfolgen,
die in mehrfacher Hinsicht wichtig erscheint, ist bereits
für mehrere Gebiete versucht worden und wird sich
wohl auch einmal allgemein durchführen lassen, wenn
hinreichende Beobachtungen über die vertikale und hori¬
zontale Verbreitung der Versteinerungen vorliegen (25).
Dazu ist allerdings eine eingehendere Untersuchung der
Versteinerungen der verschiedenen Unterstufen, insbe¬
sondere der Arten erforderlich, die angeblich durch das
ganze Unterdevon hindurchgehen. Sie wird wahrschein¬
lich ergeben, dass mehrere Formen bis jetzt unter dem¬
selben Namen aufgeführt werden, die verschiedenen
Arten zuzuweisen sind. Andererseits haben neuere Funde
gezeigt, dass Versteinerungen, die man auf eine Stufe
beschränkt glaubte, auch in anderen Vorkommen. F.
Sandberger (54) hat für den Taunusquarzit die Be¬
zeichnung Onychienquarzit vorgeschlagen, in der An¬
nahme, dass Kochia capuliformis C. Koch, für die er
den Gattungsnamen Onychia aufstellte, auf Taunusquar¬
zit und Siegener Schichten beschränkt sei. Schwerd
fand diese ^Art später in viel jüngeren Schichten und
zwar in der oberen Abteilung der Unter-Koblenzschichten
des Ehrenbreitsteiner Mühltals und im Streichen der
Schichten vom Nellenköpfchen östlich von Lay, und ich
fand sie ausserdem in den gleichaltrigen Schichten des
Bienhorntals bei Koblenz, des Langentals unterhalb
»
Kobern, an der Ruine Bischofstein, südlich des Schwaiber
Hofs auf der Lieblicher Höhe und bei Burgen. Die
Funde zeigen, dass eine Bezeichnung der Unterstufen
i
nach Versteinerungen noch nicht zu empfehlen ist. Das-
6
O. F o 1 1 m a n n :
selbe gilt für die Bezeichnung der Unterstufen nach
dem Gestein, denn die Gesteinsbeschaffenheit wechselt
in demselben Schichtenband oft sehr, und andererseits
treten in den Unter- und Ober Koblenzschichten Ab¬
lagerungen auf, die sich so sehr gleichen, dass man beim
Fehlen der Leitversteinerungen im Zweifel darüber bleibt,
welcher Stufe man sie zuweisen soll. Mit Recht bevor¬
zugt man deshalb in neueren Arbeiten die Bezeichnung
der Schichten nach Orten, an denen sie auftreten, und
wir folgen diesem Gebrauch um so lieber, als sie sich
der bisher geltenden Einteilung (KobJenzschiehten) un¬
mittelbar anschliesst.
Es werden bei den Beschreibungen der einzelnen
Stufen folgende Unterstufen unterschieden:
Untere Abteilung Bendorfer Schichten
Mittlere „ Vallendarer „
Obere „ Nellenköpfchen „
Koblenzquarzit Koblenzquarzit
Untere Abteilung Hohenrheiner
Schichten
, Laubacher „
, Bopparder (Kiesel -
gallenschiefer) Schichten.
Auf die Begründung dieser Einteilung soll erst nach
der Beschreibung der Schichten und Aufzählung der in
ihnen enthaltenen Versteinerungen eingegangen werden.
Zu den Versteinerungslisten sei noch bemerkt, dass sie
sich ausschliesslich auf die Sch wer d’schen und eigenen
Aufsammlungeu gründen. Einzelne Seltenheiten, die wir
nicht selbst gesammelt haben, sind nur dann berück¬
sichtigt worden, wenn über die genaue Fundortangabe
kein Zweifel vorliegt.
Die folgenden Beschreibungen der Koblenzschicbten
beschränken sich im wesentlichen auf das Gebiet des
Messtischblattes Koblenz (40) und die nördliche Hälfte
des Blattes Boppard, greifen jedoch gelegentlich auf die
Ober- Koblenz¬
schichten
Mittlere
Obere
Unter-Koblenz¬
schichten
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 7
benachbarten Blätter Bassenheim und Münstermaifeld im
W, Montabaur, Ems und Dachsenhausen im 0 hinüber.
Von den genannten Sektionen sind ausser Koblenz, Mon¬
tabaur, Ems und Dachsenhausen von der Geologischen
Landesanstalt aufgenommen und veröffentlicht. An¬
schliessend sollen dann die Koblenzschichten nach SW
insoweit verfolgt werden, als es die noch recht lücken¬
hafte Kenntnis des ausgedehnten Gebietes zulässt. Wenn
auch die zahlreichen Fundpunkte von Versteinerungen
im Moseltal und den Seitentälern sich den oben zu¬
sammengestellten Stufen zuweisen lassen, so ist doch die
Zusammengehörigkeit der einzelnen Teile der Schichten¬
bänder wegen der zahlreichen Querbrüche, an denen sie
sowohl in horizontaler wie in vertikaler Lage verschoben
sind, nicht immer zweifellos. Eine weitere Schwierig¬
keit ist darin begründet, dass manche Schichtenzüge
sich in ihrem südwestlichen Verlaufe teilen und wieder
zusammenschliessen. Sie einzeln zu verfolgen, erfordert
ausgedehnte Begehungen, zu denen die Zeit fehlte. Es
mögen daher die darauf bezüglichen Mitteilungen nur
als Material für spätere eingehendere Untersuchungen
angesehen werden.
Die Koblenzschichten am Rheintal.
1. Unter-Koblenzschichten.
Von den Koblenzschichten erreichen am Rhein nörd¬
lich und südlich in der Moselmulde die unteren Koblenz¬
schichten die grösste Verbreitung. Am rechten Abhang
des Rheiutals erstrecken sie sich von Sayn südlich bis
über die Festung Rheineck (Nellenköpfchen). Auf der
linken Rheinseite sind sie im Gebiete des Neuwieder
Beckens von den Tonen der Braunkohlenformation, von
Rhein- und Moselgeschieben, Löss und Bimssand be¬
deckt und treten nur an einzelnen Punkten, so im Bassen-
heimer Tal, an die Oberfläche. Die Breite dieses Bandes
entspricht jedoch nicht der Mächtigkeit, die Schichten
/
8
0. Follmann:
sind zu zahlreichen oft iiberschobenen Sätteln und Mulden
aufgefaltet, die alle nach NW einfallen. Hier treten
auch die jüngeren Stufen der Koblenschichten an den
Rändern des Neuwieder Beckens auf. Am Nordabhang
des Bubenheimer Berges sind neben dem Wege, der von
der Mailust an der Koblenz-Andernacher Strasse nach
Mülheim führt, belle Sandsteine in alten, jetzt ver¬
schütteten Steinbrücben aufgeschlossen, die man für
Koblenzquarzit hält, obgleich Versteinerungen bis jetzt
nicht darin gefunden worden sind, und die hangenden
Ober Koblenzschicbten fehlen. Dagegen treten diese
Stufen weiter südlich mitten zwischen den Unter-Kob-
lenzschichten im Mühltal bei Güls auf. Wir treffen zwei¬
mal in derselben Reihenfolge Unter Koblenz, Koblenz¬
quarzit, Ober-Koblenzschichten, alle nach NW einfallend
übereinander, es liegt also Schuppenbau vor, der auf der
rechten Rheinseite nicht so leicht zu erkennen ist, da
v
hier unmittelbar am Rhein die jüngeren Schichten fehlen.
Der Koblenzquarzit des Gülser Mühltals bricht am Ost¬
abhang des Kimmeibergs bei Metternich an einer Quer¬
störung ab und tritt erst mehrere km östlich bei Grenz¬
hausen wieder im Streichen des genannten Zuges auf.
Wir werden auf diese Erscheinungen später näher ein-
gehen (S. 99).
Die unterste Abteilung der Unter-Koblenzschichten
ist vielfach in grossen Steinbrüchen gut aufgeschlossen
in der Umgebung von Sayn, Bendorf und im Brexbach-
tal. Vorherrschend sind rauhe, dunkelgraue, uneben
spaltende Tonschiefer mit linsenförmigen, sandigen
Zwischenlagerungen (Flaser). Zwischen den fast ver¬
steinerungsleeren Schiefern treten braun verwitternde
Grauwackensandsteine mit zahlreichen, meist schlecht
erhaltenen Versteinerungen auf. Es sind die von Frech
als Grauwacken von Bendorf bezeichneten Schichten (19),
die er, wohl wegen des Vorkommens von Kochia capu-
liformis C. Koch und einer kleinen Varietät der Rensse-
läria strigiceps F. Röm., die wahrscheinlich zu R. con -
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 3*
fluentina A. Fuchs zu stellen ist (26), als einen Zwischen¬
horizont von Siegener Grauwacken und Koblenzscbichteu
betrachtete. Obschon Versteinerungen nicht selten sind*
kann ich keine grössere Zahl aufführen, da ich nur
wenige Stücke gesammelt habe. Es sind vor allem die
petrograpbischen Merkmale und die Stellung zu der dar¬
über lagernden Abteilung, welche die Aufstellung dieser
Unterstufe veranlasst haben. In den Bendorfer Schichten
treten zwischen den Schiefern nach oben in grösserer Zahl
Sandstein bänke von gelblich grauer Farbe auf, welche
ausserordentlich reich an wohlerhaltenen Versteinerungen
sind. Sehr ergiebige Fundpunkte trifft man u. a. bei
Steinebrück im Bendorfer Wald, Distr. 19, an dem
Waldweg und etwa 1 km aufwärts an demselben Weg
im Grenzhausener Wald, Distr. 26. Folgende Arten
wurden hier gesammelt :
Brexbaehtal Unter-Koblenz (Bendorfer Schichten).
Homalonotus armatus Burm.
Pleurotomaria daleidensis F.
Rom v. alta
Tentaculites scalaris Schloth.
Pterinea expansa Maur.
„ leptodesma Drev.
Leiopteria crenato-lamellosa
Sandb.
Limoptera semiradiata Frech.
Ctenodonta unioniformis
Sandb.
Nucula cfr. grandaeva Goldf.
Goniophora eifeliensis Kays.
„ Schwer di Beush.
Spirifer Hercyniae Gieb.
„ assimüis A. Fuchs
„ arduennensis Schnur
v. antecedens.
Spirifer subcuspidatus Schnur
v. humilis
Hhynchonella daleidensis F.
Röm.
Tropidoleptus carinatus
Conr.
Stropheodonta gigas M’Coy
Chonetes sarcinulata v.
Schloth.
„ plebeia Schnur
„ f dilatata F. Röm.
Orthis circularis Sow.
Megalanteris Archiaci de
Yern.
Dielasma rhenana Drev.
Pleurodictyum problemati-
cum Goldf.
Im Hangenden dieser Schichten liegen wieder ähn¬
liche Schiefer wie im unteren Brexbaehtal. Sie sind in
ausgedehnten Brüchen in dem Tälchen westlich von
Weitersburg, an der Strasse Weitersburg-Bendorf und
10
I
0. F oll mann:
Bendorf Vallendar aufgeschlossen. Südlich von Weiters¬
burg folgen wieder die fossilreichen Sandsteinbänke.
An der Strasse Bendorf-Vallendar und in dem Hohl¬
weg nördlich der Vallendarer Kirche sind die flach nach
NW einfallenden Sandsteinbänke stellenweise reich an
schlecht erhaltenen Versteinerungen. Die Schieferung,
nach NW steil einfallend, verdeckt hier fast ganz die
Schichtung, die nur durch die genannten Sandsteinbänke
zu erkennen ist. Nach oben nehmen die Sandsteinbänke
an Zahl und Mächtigkeit zu, ihre Versteinerungen sind
im allgemeinen besser erhalten. Im Fehrbachtal, durch
das die Strassenbahn nach Höhr-Grenzhausen führt, sind
sie an beiden Abhängen mehrfach durch Steinbrüche
aufgeschlossen. Der ergiebigste Fundpunkt ist ein seit
30 Jahren nicht mehr betriebener Steinbruch hinter dem
Haus Schönfels an der alten Höhrer Strasse, die aus
dem Vallendarer Tal zum Wandhof hinauf führt. Wie
die folgende Liste zeigt, stimmt die Fauna mit der von
Oberstadtfeld überein:
Vallendar, Unter-Koblenz (Vallendarer Schichten).
Homalonotus armatus Burm.
„ rhenanus C. Koch
Cryphaeus cfr. anserinus R.
u. E. Richter
Orthoceras planoxeptatum
Sandb.
Platyceras cassideum Arch.
u. de. Vern.
„ subquadratum
Kays.
Bellerophon trilobatus Sow.
v. tumida
„ „ Sow.
v. acuta
„ macromphalus
A. Röm.
Pleurotomciria daleiden.si.s F.
* Röm. v. alta
Leiopteria crenato-lamellosa
Sandb.
Actinodesma Annae Frech.
Nuculano Frechi Beush.
Goniophora Schwer di Beush.
Cucullella elliptica Maur.
Ctenodonta sp.
Grammy sia marginata Goldf.
„ abbreviata Sandb.
Modiola antiqua Goldf. .
Leptodomus striatulua F. Röm.
Paracyclas marginata Maur.
Ledopsis sp.
Carydium gregarium Beush.
Spirifer Hercyniae Gieb.
„ arduennensis Schnur
,, subcuspidatus
Schnur v. humilis.
Rhynchonella daleidensis F.
Röm.
Megalanteris Archiaci de
Vern.
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 11
Chonetes sarcinulata Schloth.
„ dilatata F. Rom.
Stropheodontci elegans Drev.
„ explanata Schnur.
Orthis circularis Sow.
Tropidoleptus carinatus Conr.
v. rhenana
Craniella cassis Zeil.
Ctenocrinus acicularis Follm.
„ clathratus W. E.
Schmidt
Pleurodictyuin problemati-
cum Goldf.
Im Tal des Löhrbachs und des Hillscheider Grundes
sind die Unter-Koblenzschiehten an der rechten Talseite
mehrfach durch alte Steinbrüche aufgeschlossen und
reichen bis etwa 800 m oberhalb der Einmündung- des
Feisternacher Baches. Nahe der Kretzer’s Mühle (Hill¬
scheider Grundmühle) liegen Steinbrüche in der oberen
Abteilung der Unter- Koblenzschichten (Nellenköpfchen
Sch.), in denen ein stark zersetzter Diabas auftritt. Auch
im unteren Wambachtal, das südlich von Haus Schön¬
fels endet, und an dem steilen Abhang zwischen Vallen¬
dar und Mallendär sind Versteinerungen der Vallendarer
Schichten häufig. Im Garten des sogenannten Kelter¬
hauses zwischen den beiden nach Urbar hinaufführen¬
den Wegen, ragt Diabas als steile Felswand aus dem
Abhang hervor.
Die obere Abteilung der Unter Koblenzschichten
wird von grau blauen, geschieferten Sandsteinen gebildet,
die mit rauhen Tonschiefern wechseln und auf den
Schichtflächen oft mit weissen Glimmerblättchen bedeckt
sind. Am Nellenköpfchen, unter der Festung Rheineck
t
südlich Urbar sind sie in einem grossen, seit vielen Jahr¬
zehnten nicht mehr betriebenen Steinbruch aufgeschlossen.
Die Versteinerungen vom Nellenköpfchen sind in allen
Museen vertreten, müssen also früher, als der Steinbruch
noch benutzt wurde, recht häufig gewesen sein. Die
von mir gesammelten Stücke stammen grösstenteils aus
einer nur wenige cm mächtigen Bank eines blauen, san¬
digen Schiefers, während die gröberen Sandsteine nur
wenige, hauptsächlich grössere Formen ( Myalina , Limop-
tera) lieferten. Trotz des hübschen Aussehens sind die
Versteinerungen meist nicht gut erhalten, insofern man
12
O. F ollmann:
nur selten Stücke findet, an denen Abdrücke der
Scblosszäbne, Muskeln u. a. für die Bestimmung der
Formen wichtige Merkmale erhalten sind. Während in
den Unter-Koblenzschichten sonst die Brachiopoden alle
anderen Tierklassen an Zahl übertreffen, treten sie hier
ganz zurück gegen die Lamellibranchiaten.
Nellenköpfchen Unter-Koblenzscbichten.
Homalonotus armatus Burm.
„ rhenanus C.
Koch
Urthoceras planoseptatum
Sandb.
Pleurotomaria däleidensis F.
Köm. v. alta
Bellerophon bipartitus Sandb.
Tentaculites scalaris v.
Schloth.
Limoptera semiradiata Frech.
„ cfr. suborbicularis
Oehl.
Leiopteria crenato - lamellosa
Sandb.
Gucullella elliptica Maur.
„ solenoides Goldf.
„ truncata Stgr.
Gtenodonta Maureri Beush.
v unioniformis
Sandb.
„ callifera Beush.
„ Bertkaui „
„ elegans „
^ Oehlerti • „
„ Halfari 9
„ demigrans „
v planiformis „
„ migrans „
Modiomorpha Simplex Beush.
Modiola antiqua Goldf.
Leptodomus Barroisi Beush.
Paläosolen simplex „
Nuculana Frechi „
„ securiformis Goldf..
Ahrendi A. Köm.
Gypricardella cfr. elongata
Beush.
Carydium sociale Beush.
Prosocoelus pes anseris Zeih
u. W.
Myophoria cfr. Johannis
Beush.
Goniophora rhenana Beush.
Grammysia ovata Sandb.
„ irregularis Beush -
„ expansa „
Pholadella peregrina „
Spirifer paradoxus v. Schloth-
„ hystericus „
Ben sselläri stri giceps F .
Rom.
Bhynchonella däleidensis F.
Köm.
Ghonetes sarcinulata v.
Schloth.
Pleurodictyum ] problemati-
cum Goldf.
Zwischen den Sandstein- und Schieferschichten traten
früher hier eigentümliche z. T. kugelige, meistens ellip-
soidische Massen aus sandigem Gestein von 20 bis 50
cm Dnrchmesser anscheinend recht zahlreich auf, denn
man findet sie noch jetzt gar nicht selten als Prellsteine
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 18
neben älteren Bauwerken oder als Ziersteine in Gärten
und Anlagen aufgestellt (67. S. 474). Auch im Kob¬
lenzquarzit kommen ähnliche Gebilde vor, z. B. am
Dommelberg. Im Mallendarer Bachtal ist in den steil
stehenden Quarzitschichten unterhalb des Weges zum
Krebsberg eine solche Kugel von etwa 40 cm Durch¬
messer zu sehen. Es sei hier endlich noch ein eigen¬
tümlicher Abdruck auf einer 50 cm hohen Platte er¬
wähnt, die Herr Studienrat Gärtner, Koblenz, der
Sammlung des Naturwissenschaftlichen Vereins in Kob¬
lenz geschenkt hat. Ich möchte das Gebilde für die
Kriechspur eines grossen Krebses (Eurypterus) halten,
von dem sonst in diesen Schichten keine Reste bekannt
geworden sind. Auch am Nellenköpfchen tritt Diabas
auf, der so stark zersetzt ist, dass das Gestein in lockeren
Grus zerfällt.
Auf der linken Rheinseite treten die Vallendarer
«
Schichten an der Ost- und Südseite der Feste Franz bei
Lützel-Koblenz, am steilen Abhang zur Mosel südlich der
Trierer Strasse zwischen Lützel-Koblenz und Metternich
und im Moselbett selbst hervor. Der südöstliche Ab¬
hang des Kimmeibergs bei Metternich und die mit Wein¬
bergen bedeckten Abhänge an der Süd- und Südwest¬
seite des Heyer Bergs bei Güls bestehen aus denselben
Schichten, in denen man neben dem Pfad, der „über
das Radw führt, und an der südöstlichen Ecke des
Gülser Mühltals am Burgberg die gewöhnlichsten Ver¬
steinerungen dieser Stufe findet. Nach SW bauen sie
die Bisholder Höhe und die Weinberge von Winningen
auf. Am oberen Rand der Winninger Weinberge, nord¬
westlich von Lay, hat Nephelinbasaltlava die devonischen
Schichten durchbrochen. Der Weinbergsdistrikt heisst
das Brückstück, angeblich weil die Quadern der alten
Moselbrücke bei Koblenz hier gebrochen wurden. Die
nördlich davon gelegene Ackerflur „in der Steinkaul“
lässt ausser durch die zahlreich umherliegenden Lava¬
blöcke den ehemaligen Steinbruch durch eine auffallende
14
0. Follmann:
Senkung in den Feldern erkennen. Am oberen Ausgang
des von Winningen nach N zur Höhe führenden Has-
borner Tals breitet sieh ein stellenweise 13 m mäch¬
tiges Lager brauner, vulkanischer Tuffe aus, die vor
40 Jahren zur Gewinnung eines hydraulischen Mörtels
(Trass) verarbeitet wurden. Der linke Abhang des Tales
ist der Heideberg, an dem Dr. Amol di, Winningen,
vor 70 Jahren viele Versteinerungen gesammelt hat, die
Zeiler und Wirt gen bekannt gemacht haben. Die
folgenden Arten hat Herr Dr. Dahmer, Höchst (7) ge¬
sammelt und bestimmt:
Heideberg bei Winningen (Vallendarer Schichten).
Cryphaeus sp.
Pleurotomaria daleidensis F. Rom.
„ var. spec.
Beller ophon sp.
Tentaculites scalaris Schloth.
Pterinea costata Goldf.
„ var. spec.
Gossel etia carinata Goldf.
Leiopteria crenato-lamellosa Sandb.
Gonocardium cfr. rhenanum Beush.
Ctenodonia Maureri Beush. v. dunensis
Goniophora sp.
Spirifer Hercyniae Gieh. v. prim aeviform is
„ carinatus Schnur
„ suhcuspidatus Schnur
Athyris undata De.fr.
„ sp.
Ehynchonella daleidensis F. Rom.
Orthis circularis Sovv.
„ tectiformis K. Waith.
„ Nocheri A. Fuchs
Orthothetes maior A. Fuchs
Anoplotheca venusta Schnur
Chonetes scircinulata v. Schloth.
„ düatata F. Rom.
Tropidoleptus carinatus Conr.
Stropheodonta explanata Sow.
Craniella cassis Zeil. : '
Pleurodictyum problematicum Goldf.
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 15
Dieselben Versteinerungen findet man in der steilen
von Weinbergen bedeckten Talschlucht, welche sich
westlich vom Distelberger Hof, südlich der Blumslay,
zur Mosel hinabzieht. Hier fand ich Ende der acht¬
ziger Jahre einen Diabasgang, den Bergreferendar Fücht-
johann, Bonn, auf meine Anregung näher untersucht
hat. Herr Füchtjohann fand die Fortsetzung des
Ganges im nordöstlichen Streichen beiderseits des Has-
borner Tals und im Gülser Mühltal. Die Ergebnisse der
Untersuchung sind nicht veröffentlicht worden, da der
junge strebsame Forscher leider schon im ersten Kriegs¬
jahr als Offizier gefallen ist. Von Winningen bis Lay
verläuft die Mosel annähernd im Streichen der Schichten.
Unterhalb Lay wendet sich die Mosel nach N und hat
hier bis zur Eisenbahnbrücke bei Moselvveiss ein durch
mehrere Steinbrüche gut aufgeschlossenes Profil ge¬
schaffen. Versteinerungen sind hier besonders zwischen
Kilometerstein 80,2 und 80,3 nicht selten. Noch zahl¬
reicher sind sie an der südlichen Wand des längst nicht
mehr betriebenen Steinbruches am oberen Plateaurand
nahe den Schiessständen. Von hier stammen folgende
Arten:
An den Schiessständen auf der Karthaus (Vallen-
darer Schichten).
Homalonotus armatus Burm.
„ i'henanus C. Koch
Beilerophon trilobatus Sow. var. tumida
v r »■ v » acuta
Pleurotomaria daleidensis F. Röm. v. alta
Platyceras subquadratum Kays.
Limoptera semiradiata Frech.
Gosset etia carinata Goldf.
Leiopteria crenato lamellosa Sandb,
Prosocoelus pes anseris Zeil. und W.
Cucullella truncata Stgr.
„ elliptica Maur.
Nuculana securiformis Goldf.
Goniophora Schwerdi Beush.
Carydium sociale „
16
0. F o 1 i m a n n :
Bpirifer Hercyniae Gieb.
„ arduennensis Schnur
„ mediorhenanus A. Fuchs
„ Jiystericus Schloth.
„ subcuspidatus Schnur
Rhynchonella daleidensis F. Rom.
Tropidoleptus carinatus Conr.
Stropheodonta explanata Schnur
Chonetes sarcimdata Schlotheim
,, dilatata F. Röm.
Megalanteris media Maur.
Pleurodictyum problematicum Goldf.
Von den Schiessständen führt der Ankertspfad durch
die Weinberge hinab auf die Moselstrasse. Hier trifft
man in den Weinbergen über dem Pfad die Nellen-
köpfchen-Schichten, die durch Verwitterung grau-gelb
sind. Herr Geheimrat Schwerd sammelte hier fol¬
gende Arten:
Weinberg am Ankertspfad (Nellenköpf chen-Schichten)
Homalonotus rhenanus C. Koch
Orthoceras planoseptatum Sandb.
Beller ophon bipartitas Sandb.
„ trilobatus Sow. v. acuta
„ macromphalus A. Röm.
Pleurotomaria daleidensis F. Röm.
Platyceras cassideum Arch. u. de Vern.
Tentaculites scalaris Schloth.
Kochia capuliformis C. Koch
Leiopteria crenato-lamellosa Sandb.
Linioptera sp.
Ctenodonta Maureri ßeush.
„ Oehlerti „
„ unioniformis Sandb.
Cucullella truncata Stgr.
„ elliptica Maur.
„ solenoides Goldf.
Modiomorpha simplex Beush.
Modiola antiqua Goldf.
Nuculana Ahrendi A. Röm.
„ securiformis Goldf.
Carydium sociale Beush.
Prosocoelus pes anseris Zeil. u. W
Die Koblelazschichten am Mittelrheiu u. im Moselgebiet. 17
Grammy sia sp.
Paläosolen simplex Beush.
Rhynchonella daleidensis F. Rom.
Rensseläria strigiceps F. Röm.
Oberhalb der Stelle, wo der Pfad die Moselstrasse
«erreicht, bemerkt man eine steil nach NW einfallende
glatte Felswand, die nach SW plötzlich endet. Hier
setzt eine Querstörung durch, die nach SO in der Rich¬
tung auf die Schwedenschanze nach NW in der Rieh'
tung auf Bisholder verläuft (40). Im Streichen liegt
mit Löss vermischter Quarzitschutt, der von der Kamm¬
höhe bis zur Moselstrasse abgerutscht ist und nahe der
Mosel zu Kleinschlag verarbeitet wird. Aus der Kluft
entspringt eine starke Quelle, deren Abfluss stets den
Strassengraben an der Bergseitc füllt. Etwa km
westlich setzt, annähernd parallel, eine zweite Störung
durch in der Richtung auf das Layer Köpfchen. Zwischen
beiden sind die Unter-Koblenzschichten und der Kob¬
lenzquarzit im Hangenden um etwa 300 m nach SO ver¬
schoben. Unterhalb des Ankertspfads sind wiederholt in
regenreichen Jahren Rutschungen in den Weinbergen vor¬
gekommen, die auf die Abführung der Niederschläge über
dem steilstehenden, wenig durchlässigen Schiefer zurück¬
zuführen sind. Ähnliche Verhältnisse zeigen die Ab¬
hänge gegenüber Winningen. Nahe der Winninger Fähre
talaufwärts sind die Unter-Koblenzschichten auf eine
Strecke von etwa 200 m abgerutscht. Die Abbruch¬
stelle ist oben in der Höhe von 200 m, nahe dem Höhe¬
punkt 238 noch deutlich zu erkennen. Ein wirres Hauf¬
werk aus grossen Felsblöcken und Gehängeschutt be¬
deckt den Abhang zwischen den Weinbergen. Am Ein¬
gang ins Kondertal sind die Schichten nochmals in einem
grossen Steinbruch aufgeschlossen, in dem früher Ver¬
steinerungen vorgekommen sind. Ich habe bis jetzt keine
dort gefunden. Sie sind überhaupt zwischen Lay und
dem Kondertal nicht häufig, doch steht an dem Fels¬
vorsprung neben der Strasse, die ins Kondertal führt,
Verb. d. Kat. Ver. Jahrg. 78 u. 79. 1925. 2
18
0. Follraann:
eine versteinerungsreiche Bank an mit denselben Artenr
die man in den Weinbergen an der rechten Seite des
Kondertales findet.
2. Koblenzquarzit.
Südlich vom Nellenköpfchen folgt über (infolge
Überkippung unter) den Unterkoblenzschichten der Kob¬
lenzquarzit, der in einem bis 100 m über der Strasse
hinaufreichenden Steinbruch aufgeschlossen ist. Das
feste, weisse, auf den Kluftflächen rot gefärbte Gestein
hat bis jetzt keine Versteinerungen geliefert. An der
oberen Grenze wird es weicher, es ist ein hellgelber,
mürber Sandstein, von dem man in dem südlich an¬
grenzenden Buschwald grössere Blöcke findet, die an
dem steilen Abhang heruntergerollt sind, ln diesem habe¬
ich folgende Arten gefunden:
Koblenzquarzit zwischen Ehrenbreitstein und Nellen-
köpfchen.
Flossenstachel
Pterinea lineata Goldf.
„ fasciculata Goldf.
Gosseletia trigona „
Cyrtodonta quarzitica Frech.
Limoptera suborbicularis Frech.
Myophoria in fiat a A. Römer
„ Pömeri Beush.
. i
Carydium sociale „
Nuculana sp.
Spirifer arduennensis Schnur
Cyrtia heteroclyta Dfr.
Pleurodictyum problematicum Goldf.
Die Fortsetzung des Quarzitzuges nach NO ist am
westlichen Abhang des Krebsbergs im Mallendarer Bach¬
tal in alten Steinbrüchen und Wegeinschnitten vielfach
aufgeschlossen. Sie liegt nicht im Streichen des Quar¬
zits hei Ehrenbreitstein, ist vielmehr um etwa 250 m
nach NW verschoben. Die Strecke, auf der das Mallen¬
darer Bachtal östlich von Urbar senkrecht zum Streichen
die- Schichten durchbricht, folgt einer Störung, in deren
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 19
Richtung die Bleierze des Hüttenbergs nördlich Nieder¬
berg aufsetzen. Eine in derselben Richtung streichende
Störung scheint westlich davon bei Urbar zu verlaufen,
denn man beobachtet im Streichen der Schichten vom
Nellenköpfchen am Südrand der Urbarer Tongruben
zahlreiche Quarzitblöcke, die auf anstehenden Quarzit
unter dem Ton hindeuten. Nach NO trifft man den
Quarzit im Wambachtal, am Hühnerberg und im Hill¬
scheider Tal. Die südwestliche Fortsetzung ist unter
der Feste Konstantin durch die Simmerner Landstrasse
aufgeschlossen. Auf dem Plateau, das die Festung trägt,
war der Quarzit, im Ausgehenden zu sandigem Ton ver¬
wittert, öfters bei den Ausschachtungsarbeiten zum Neu¬
bau der Kasernen freigelegt. Am Abhang des Kart¬
häuser Plateaus zum Rhein reicht der Quarzit nach S
bis zu der Wiese, neben der der Serpentinen weg zum
Karthäuserhof hiuaufführt. * Es fehlt auf der ganzen
Strecke an Aufschlüssen, doch konnte das anstehende
Gestein bei den Kellerausschachtungen des Engelspfads
(jetzt Römerstrasse) beobachtet werden. Am oberen
Rand der Wiese waren vor etwa 25 Jahren mehrere
Gruben zum Aufschlüssen des Tons, der den Abhang
stellenweise bedeckt, ausgehohen, in denen zu sandigem
Ton verwitterte, nach SO einfallende Quarzitschichten
aufgedeckt wurden. Aus diesen entspringt das sog.
Karthäuser Brünnchen, das früher in die Rheinanlagen
geleitet war1). Im unteren Teil der Wiese und des an¬
grenzenden Weinberges liegen grössere, feste Quarzit¬
blöcke. In den Weinbergen am Engelspfad und bei den
Kellerausschachtungen an der Römerstrasse beobachtete
ich folgende Versteinerungen:
Koblenzquarzit am Engelspfad.
Tentaculites scalaris Schloth.
Naticopsis sp.
_ ' _ t _ , ; *
1) Beim Bau der alten Gasfabrik 1872 wurde die Lei¬
tung aufgedeckt, welche von hier das Wasser zum Römer¬
kastell führte; Eltester: Bonner Jahrbücher 1872 S. 178.
20
O. Follmann:
Pterineci fasciculata Goldf.
Gosseletia trigona „
Myophoria sp.
Spirifer carinatus Schnur
„ subcuspidatus Schnur
„ arduennensis „
Strophomena piligera Sandb.
Rhynchonella cfr. püa Schnur
Acanthocrinus longispina A. Körner
Fenestella sp.
Auf dem Plateau ist der Quarzit von tertiärem Ton
von Löss und Bimsstein bedeckt, erst jenseits der Schiess¬
stände tritt er wieder zutage, doch kann er gelegent¬
lich in den tieferen Wasserrissen, die zum Brückbach
führen, beobachtet werden. Hier fand ich nach dem
Gewitterregen am 4. Juni 1913 mehrere gelblich-weisse
Quarzitblöcke, die ganz erfüllt waren mit den für Ko¬
blenzquarzit bezeichnenden Myophorien.
Zwischen den Schiesständen und der Schweden¬
schanze bildet der Koblenzquarzit einen schmalen, steil
zur Mosel abfallenden Rücken, an dem in 175 m Höhe
ein alter Steinbruch liegt. An der SO Seite ist der
Quarzit hoch mit Löss und Bimssand bedeckt, die der
Brückbach stellenweise bis auf das anstehende Gestein
durchschnitten hat. An der Schwedenschanze zieht die
oben (S. 17) erwähnte Störung vorbei. Eine Gruppe
malerischer Quarzitfelsen, etwa 20 m unterhalb der
Schwedenschanze, ragt hier als Ende des Quarzitzuges
aus dem Abhang auf. Ungefähr 500 m westlich, wo der
Waldweg mit stärkerer Steigung zum Layerkopf hinauf-
führt, setzt die zweite Verwerfung durch. Das Zurück¬
treten der zwischen den beiden Störungen nach SO ver¬
schobenen Scholle bewirkt die nischenartige Ausbuchtung
des Moselabhanges. Etwa 300 m westlich der zuletzt
genannten Störung verläuft eine dritte neben der schar¬
fen Biegung des Weges, der von Lay zum Layerkopf
hinaufführt. Die scharfe, nach NO gerichtete Weg*
biegung liegt 30 m höher als die Karte angibt. Der
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 21
Moselabhang südöstlich von Lay ist von breiten Schutt¬
strömen bedeckt, die nicht nur die Grenze gegen die
Unterkoblenzschichten verhüllen, sondern unter dem
Layerkopf auch der Bimssanddecke aufgelagert sind,
die den Abhang überzieht. Die Unterkoblenzschichten
sind an verschiedenen Stellen bis zu 200 m hinauf unter
dem Quarzitschutt anstehend zu beobachten. Verfolgt
man den Feldweg, der südwestlich von Lay zum Layer-
feld hinauf führt, so trifft man neben dem Weg zwei
alte Steinbrüche in den Unterkoblenzschichten.
Etwa 200 m westlich von der Stelle, wo der alte
und neue Weg sich trennen, setzt eine 4. Störung durch,
die sich auf dem alten Weg schon durch den plötzlichen
Gesteinswechsel bemerkbar macht. Hier beginnt ein
neuer Quarzitzug, der die Höhe über dem Karolaturm
und den 282 m hohen Rücken südlich Winningen auf¬
baut. Nordöstlich der Störung bilden Unterkoblenz¬
schichten den Rücken bis hinauf zum Layerfeld. An
der Südostseite des hohen Kammes über dem Karolaturm
sammelte ich folgende Versteinerungen:
Layerberg Koblenzquarzit.
Tentaculites scalaris Schloth.
Murchisonia sp.
Pterinea lineata Goldf.
„ fasciculata Goldf.
„ costata „
„ ventricosa „
Gosseletia angulosa Frech.
Cyrtodonta Kayseri „
Actinodesma vespertilio Maur.
Myalina sp.
Modiola lodanensis Beush.
Myophoria Römeri „
,, inflata F. Röm.
„ circularis Beush.
Spirifer auriculatus Sandb.
„ carinatus Schnur
„ subcuspidatus Schnur
„ arduennensis „
Cyrtia heteroclyta Defr.
22
O. Fol lm an n:
Orthothetes umbraculum Schloth.
Stroph. piligera Sandb.
Choneies sarcinulata Schloth.
Der Quarzitzug des Layerkopfes zieht, südlich vom
Layerfeld etwas nach SO ausgerückt, als hoher Kamm
zwischen dem Münstertal und Remsteckertal nach SW
und endet ebenso wie der parallele Zug nordwestlich
des Münstertals an einer Querstörung. Zwischen beiden
liegen im Münstertal Oberkoblenzschichten, die nach NO
bis zu der Störung östlich vom Karolaturm reichen.
Auf dem Layerfeld fand ich in dem Hohlweg west¬
lich der Kapelle in diesen Schichten folgende Versteine¬
rungen :
Layerfeld, Oberkoblenzschichten (Hohenrheiner Sch.)
Tentaculites scalaris Schloth.
Pterinea fasciculata Goldf.
Gosseletia trigona „
Spirifer curvatus Schloth.
„ carinatus Schnur
,, subcuspidatus Schnur
,, paradoxus Schloth.
,, arduennensis Schnur
Strophomena piligera Sandb.
Chonetes dilatata F. Röm.
„ sarcinulata Schloth.
Die Schichten entsprechen auch nach ihrer Gesteins-
besehaffenheit der Hohenrheiner Stufe. Nach der Karte
von Koblenz (1 : 25000) erstreckt sich sowohl der
Quarzitzug der Karolahöhe wie des Oberkoblenz des
Münstertals nach NO bis zur Mosel. Nach sehr vielen
Begehungen der recht unwegsamen Abhänge bei Lay
bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass beide an
der Störung östlich vom Karolatnrm abbrechen. Die
blaugrauen, glimmerreichen, als Oberkoblenz kartierten
Schiefer nordwestlich vom Layerkopf gehören nach ihrer
Gesteinsbeschaffenheit und Lagerung zum Unterkoblenz.
Versteinerungen habe ich, trotz jahrelangen Suchens,
darin nicht gefunden, während der Oberkoblenzzug des
Münstertals reich an Versteinerungen ist.
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 23
3. Oberkoblenzschichten.
Südlich von dem Steinbruch im Koblenzquarzit
zwischen Ehrenbreitstein und Urbar beginnen die Ober¬
koblenzschichten mit graubraunen, festen Sandsteinen,
in denen Homalonotus gigas A. Röm. auftritt. (Hohen-
rhein. Sch.) Nahe dem Neuwieder Tor bilden die
Schichten eine liegende Falte, deren Südflügel sich bald
steil aufrichtet. Auf diesen steil stehenden Schichten
steht die Festung, an deren Abhängen man neben dem
hinauf führenden Wege viele Versteinerungen der Lau¬
bacher Schichten beobachtet. Nach SO zum Ehren¬
breitsteiner Tal brechen sie, steil gegen den Bergabhang
einfallend ab, und bilden hier ähnliche Steinströme wie
der Koblenzquarzit. Es sind rotbraune Sandsteine mit
zwischengelagerten, rauhen Tonschiefern, die viele Ver¬
steinerungen führen (Laubacher Sch.). Gegenüber am
Abhang der Strasse, die nach Arzheim führt, stehen
Schiefer mit wenigen Versteinerungen an, in denen lagen¬
weise geordnete, flachgedrückte, schwarze, harte Knollen
sog. Kieselgallen auf treten (Bopparder Sch.).
Eine im Streichen verlaufende Verwerfung zieht
durch das Ehrenbreitsteiner Tal in der Richtung auf
Niederberg, an der das Oberkoblenz gegen Unterkoblenz-
> schichten, die den linken Abhang des Tales bilden, ab¬
setzt. Unterhalb Niederberg hat eine Ziegelei mächtige
Lösschichten abgebaut, unter denen an der linken Tal¬
seite auch die Kieselgallenschiefer stellenweise freigelegt
sind. Auf der gen. Verwerfung entspringt der Ehren¬
breitsteiner Mineralbrunnen. Nach NO sind die devo¬
nischen Schichten von der Hauptterrasse und Löss be¬
deckt, treten aber an. den Abhängen des Mallendarer-
bachtals unterhalb des Holderberger Hofes wieder her¬
vor. Nahe der unteren Grenze liegt an der Abzweigung
des Weges zum Krebsberg ein Steinbruch, in dem die
zahlreichen Versteinerungen der Laubacher Sch. meist
mit der Kalkschale erhalten und deshalb nur schwer in
24
0. Follmann:
guter Erhaltung zu gewinnen sind. Besser gelingt es io
den stärker verwitterten, oben auf dem Krebsberg südlich
des Weges aufgeschlossenen Schichten. An der gegen¬
überliegenden Talseite, am Hüttenberg steht ein alter
Stollen in den Oberkoblenzschichten, der einen stark
zersetzten Diabas angefahren hat. Die devonischen
Schiefer sind in der Nähe des Diabasganges in Spilosit
umgewandelt. Talaufwärts reichen die Oberkoblenz-
scbichten bis zum Holderberger Hof. In dem früher
mit Weinbergen bedeckten Abhang der rechten Seite
tritt zwischen den Oberkoblenzschiefern ein dunkelgrüner
Diabas auf. Dicht am Holderberger Hof zieht die oben¬
genannte Verwerfung durch; in dem neben der Garten¬
mauer nach Simmern hinaufführenden Pfad stehen Unter¬
koblenzschichten mit Spirifer Hercyniae Gieb., Tropi-
doleptus carinatus, Conr. u. a. bezeichnenden Versteine¬
rungen an. Im oberen Wambachtal ist dort, wo west¬
lich von Simmern das Tal sich gabelt, Spirifer cultri-
jugatus , F. Röm. nicht selten.
Nach SW jenseits des Rheintals sind die Oberkob¬
lenzschichten im südöstlichen Teile der Karthäuser Hoch¬
fläche durch den allbekannten Steinbruch „an der Lau¬
bach“ aufgeschlossen, der auch jetzt noch mit seiner
bis zur Talsohle hinabziehenden Halde ausserordentlich
reich an Versteinerungen ist. Die untere Abteilung der
Oberkoblenzschichten (Hohenrh. Sch.), in der Nähe des
Kaltenbornsbrünnchens gelegentlich bei Anlage von Wald¬
wegen unter einer mächtigen Lössdecke aufgeschlossen^
führt wie bei Ehrenbreitstein viele Exemplare von
Homalonotus gigas A. Röm. Die in den Sammlungen
mit dem Fundort Laubach oder Karthaus bezeichneten
Stücke von Hom. gigas stammen aus einem alten, seit
50 — 60 Jahren nicht mehr benützten Steinbruch, der
westlich von dem heutigen und etwas tiefer liegt.
Während in diesem alten Bruch hellgelbe Sandsteine
vorherrschen, wechseln in dem höhergelegenen blaugraue^
rauhe Schiefer mit braunen Sandsteinen, die in frischem
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 25
Zustande die Versteinerungen mit Kalkschale, in den zu
Tag ausgehenden Teilen als Abdrücke und Steinkerne
enthalten. Diese Schichten streichen in südwestlicher
Richtung durch das untere Dörrbachtal und sind an
neuen Wegeinschnitten ausserordentlich reich an Ver¬
steinerungen. An einer jetzt zur Erbreiterung des Wald¬
wegs auf der rechten Talseite weggebrochenen Felswand
wurden hunderte von gut erhaltenen Stücken des Spi-
rifer cultrijugatus F. Röm. beobachtet. Von derselben
Stelle stammen die wenigen Exemplare des Hystricri-
nus Schwerdi Follm.
Folgende Arten wurden in dem Steinbruch an der
Laubach und im Dörrbachtal gesammelt:
Laubach- Dörrbachtal (Laubacher Sch.).
Cryphaeus rotundifrons
Emmr.
„ Kochi E, Kays. .
» &Pm
Homalonotus gigas A. Röm.
» SP-
Orthoceras planoseptatum
Saudb.
Pleurotomaria daleidensis
F. Röm.
Bellerophon var. spec.
„ cfr. hians
Strophostylus Cheloti Oehl.
Capulus var. spec.
Tentaculites scalaris Schloth.
Pterinea lineata Goldf.
„ fasciculata Goldf.
11 afF- v 11
,, costata „
„ „ var. spinös a
„ laevicostata Follm.
„ subcostata Frech.
„ ventricosa Goldf.
„ explanata Follm.
Gosseletia trigona Goldf.
„ securiformis Follm.
Avicula S chencki Frech.
Actinodesma malleiforme
Sandb.
Aviculopecten mosellanus
Frech .
„ eifeliensis ,,
Limoptera sp.
Modiomorpha simplex Beush.
„ extensa A. Fuchs
Myophoria minor Beush.
„ peregrina Beush.
„ inflata A. Röm.
„ circularis Beush.
„ ovalia Kef.
Crassatellopsis Hauchecorni
Beush
Carydium sociale Beush.
Prosocoelus consobrimis
Beush.
Goniophora acuta Beush.
Leptodomus sp.
Conocardium rhenanum
Beush.
„ Zeileri „
Ledopsis confuentina
Nucula „ „
„ curvata Maur.
„ grandaeva Goldf.
26
0. Follmann:
Nucula Krachtae A. Rörn.
„ lodanensis Beush.
Cucullella truncata Stein
,, solenoides Goldf.
,, cfr. triquetra Conr.
elliptica Manr.
Ctenodonta minuta „
„ primaeva Stgr.
Regina minor Beush.
Janeia ,, „
Spirifer cultrijugatus F. Rörn.
„ auriculatus Sandb.
„ carinatus Schnur
„ curvatus Schloth.
„ paradoxus „
„ daleidensis Stgr.
„ ardunnensis Schnur
„ subcuspidatus „
Cyrtia heteroclyta Defr.
Atrypa reticularis L.
Dielasma macrorhyncha, mut.
subangulata Dahm.
Anoplotheca venusta Schnur
Rhynchonella daleidensis F.
Röm.
,, hexatoma Schnur
,, pila „
Orthis hysterita Gmel.
., striatula Schloth.
„ triangularis Zeil.
„ circularis v. transfuga
C. Waith.
„ tectiformis
Nucleospira marginata Maur.
Orthothetes unibraculum
Schloth.
Strophomena taeniolata
Sandb.
., explanata Schnur
„ piligera Sandb
„ rhomboidalis Wahl
Chonetes dilatata F. Röm.
,, sarcinulata Schloth.
„ crassa Maur.
Megalanteris Archiaci Yern.
Orbicula daleidensis Schnur
Craniella cassis Zeil.
n. sp.
( Itenocrinus decadactylus
Goldf.
„ stellifer Follm.
loricaius W. E.
Schmidt
„ signatus „
Rhadinocrinus rh enanus
Jaekel
Hystricrinus Schwer di Follm.
Bactrocrinus sp.
Gastrocrinus patulus J.Müll.
„ rugosus W. E.
Schmidt
Rhenaster Schwerdi Schönd.
Fenestella sp.
Pleurodictyum problemati-
cum Goldf.
Anthozoa var. gen.
Der südöstliche, von Weinbergen bedeckte Abhang
der Karthause wird von sandigen Schiefern, dem Han¬
genden der Grauwackensandsteine der Laubach gebildet,
in denen Atrypa reticularis L., Orthis subcordiformis
Kays., Stroph. interstrialis Phill. u. a. ins Mitteldevon
reichende Arten auf treten. Wie bei Ehrenbreitstein
führen sie Kieselgallen. Man trifft sie auch im obern
Dörrbachtal, an dem Kurgebäude des ehemaligen Bades
Laubach und an dem Fahrwege zum Rittersturz, der sie
/
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. irn Moselgebiet. 27
an der ersten Wegbiegung im Streichen, von da ab bis
zum Geisenkopf quer zum Streichen durchschneidet. Die
Schiefer enthalten weit weniger Versteinerungen als die
Laubacher Schichten, insbesondere ist Sp. cultrijugatus
selten; Atrypa reticularis tritt nahe der eben genannten
Wegbiegung bänkweise auf. Die wiederholt erwähnte,
streichende Verwerfung geht quer durch das an der
Wegbiegung nach Süden verlaufende Tälchen, in dem
unten Oberkoblenzschiefer, oberhalb Unterkoblenzgrau¬
wacken anstehen. Wo der Weg zum Rittersturz pa¬
rallel dem genannten Tälchen verläuft, endet die strei¬
chende Verwerfung an einer Querstörung. Die dilu¬
vialen Schichten der Karthause dehnen sich über das
Laubach- und Brückbachtal beiderseits des Dörrbachtals
weit nach Süden aus und erstrecken sich, den Kühkopf
im N und NW umfassend, bis über das Forsthaus Rem-
stecken. Nur an wenigen Stellen, so am Kollrotsweg,
wo südlich der Kollrots wiese ein Pfad die Wegschleife
abschneidet, treten Oberkoblenzschichten mit Versteine¬
rungen zu Tage. Das Remstecker Tal ist in Oberkob¬
lenzschichten eingeschnitten, in denen man allenthalben
Versteinerungen findet. Ergiebige Fundpunkte sind ein
neuer und ein etwas höher gelegener alter Steinbruch
am rechten Abhang, etwa 300 m unterhalb des Rem-
stockens.
Remstecken (Laubacher Sch.).
Cryphaeus sp.
Tentaculites scalaris Schloth.
Pleurotomaria daleidensis V.
Rom.
Murchisonia sp.
Pterinea ventricosa Goldf.
Actinodesma malleiforme
Sandb.
Nucula Krachtae A. Röm.
„ grandaeva Goldf.
Nuculana Ahrendi A. Röm.
Cucullella truncata Stein.
Mygphoria Römeri Beush.
Myophoria inflata A. Röm.
„ circular is Berns h.
„ ovalis Kef.
Carydium sociale Beush.
Modiomorpha modiola Beush.
,, simplex ,,
Paracyclas marginata Maur.
Goniophora sp.
Grammysia obscura Beush.
Spirifer cultrijugatus F. Röm.
„ auriculatus Sandl).
„ carinatus Schnur
„ arduennensis „
28
O. F oll mann:
Spirifer paradoxus Schloth.
„ c urvatus „
Cyrtia heteroclyta Defr.
Orthothetes umbraculum
Schloth.
Chonetes dilatata F. Rom.
„ sarcinulata
Schloth.
Orthocrinus Simplex Jaekel
Die Oberkoblenzsehichten fallen infolge Überkippung
unter den Quarzit der rechten Talseite, die Fortsetzung
des Quarzitzuges vom Layerkopf, nach NW ein, dessen
zum Remsteckertal hinabziehenden Schuttströme die
Grenze beider Stufen verdecken. Nur an einer Stelle
hat ein zu dem Rücken hinauf führender Waldweg die
Schuttmassen durchschnitten und die untere Abteilung
der Oberkoblenzschichten (Hohenrbeiner Sch.), die Ver¬
steinerungen führen, freigelegt. In grösserer Verbreitung
stehen diese Schichten zwischen dem Remstecker und
Münstertal an, in der Talsohle die Versteinerungen mit
Kalkschale, auf der Höhe in Steinkernerhaltung ein-
schliessend. Der untere Teil des etwas abwärts münden¬
den Kleinbornsbachtals hat die obern, allenthalben Ver¬
steinerungen führenden Koblenzschichten quer durch¬
schnitten. Etwa 1j 2 km talaufwärts erhebt sich an der
rechten Talseite ein Quarzitrücken, der sich schon aus
der Ferne durch die Schuttströme bemerkbar macht»
Er hat wie der Quarzit des Kühkopfs, mit dem er zu¬
sammenhängt, bis jetzt keine Versteinerungen geliefert.
Am unteren Talrand bricht er an einer Querstörung
ab. Gegenüber an der linken Seite des Tales liegt im
Streichen des Quarzits, einige m über der Strasse, am
Waldrand einer der reichsten Fundpunkte. Das Gestein
erinnert durch seine helle Farbe an Koblenzquarzit, doch
lassen die Versteinerungen keinen Zweifel darüber, dass
es zum Oberkoblenz zu stellen ist. Es ist unter der
Einwirkung der Humussäuren gebleicht, was sich unter
anderem auch daraus ergibt, dass dieselben Schichten
etwa 100 m westlich, wo die Felsen freiliegen, die nor¬
male Farbe zeigen. Dieselbe Erscheinung wurde in den
gleicbalterigen, von Moossümpfen, die jetzt trocken ge-
Die Koblenzschiebten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 29
legt sind, bedeckten Sandsteinen des Hasenbergs zwischen
Alken und Nörtershausen, in den Unterkoblenzschiebten
des Moosbrucher Weihers u. a. 0. beobachtet. Die
meisten der in folgender Liste aufgezählten Arten bat
Geheimrat Scbwerd gesammelt.
Kleinbornsbachtal (Hohenrhein. Sch.).
Orthoceras planoseptatum
Sandb.
Beller ophon bipartitus Sandb.
„ cfr. macrostoma
F. Rom.
„ var. spec.
Strophostylus Cheloti Öhl.
Capulusf cassideus Arch. u.
Yern.
Pleurotomaria daleidensis F.
Röm.
Murchisonia var. spec.
Naticopsis sp .
Tentaculites scalaris Schloth.
Golecprion gracile Sandb.
Pterinea fasciculata Goldf.
„ cfr. costata „
„ lineata „
„ ventricosa „
„ explanata Follm.
„ laevis Goldf.
Gosseletia trigona Goldf.
„ truncata F Röm.
Cyrtodonda Kayseri Frech.
„ quarzitica Frech.
Follmannia pseudalectryonia
Frech.
Limoptera cfr. semiradAata
„ sp.
Aviculopecten radiatus Goldf.
„ mosellanus Frech.
Myalina cfr. circularis „
Modiomorpha modiola Beush.
Grammysia marginataQio\di.
Goniophora nassoviensis
Kays.
Goniophora cfr. acuta Sandb.
„ n. sp.
Sphenotus soleniformis Goldf.
Leptodomus cfr. latus Krtz.
Myophoria Roemeri Beush.
„ inflata A. Röm.
Crassatellopsis Hauchecorni
Beush.
Conocardium, rhenanum
Beush.
„ Zeileri „
Nucula curvata Maur.
„ Krachtae A. Röm.
Nuculana Ahrendi „
„ securiformis Goldf.
Ctenodonta prisca „
„ crassa Beush.
Carydtium sociale „
Spirifer cultrijugatus F.Röm.
„ auriculatus Sandb.
„ carinatus Schnur.
„ curvatus Schloth.
„ subcuspidatus
Schnur
„ arduennensis „
Cyrtia heteroclyta Dfr.
Strophomena piligera Sandb.
Chonetes dilatata F. Röm.
„ sarcinulata Schloth.
Orthothetes umbraculum „
Orthis hysterita Gmel.
Uncinulus antiquus Drev.
„ eifeliensis „
Rhynchonella • efr.> subcordi-
formis Schnur
Dielasma rhenana Drev.
30
0. F o 11 in a n n :
Craniella cassis Zeil. Plenrodictyum problemati-
Acanthocrinus longispina A. cum Goldf.
Rom.
Aus den Oberkoblenzschichten des Kleinbornsbach-
tals taucht weiter südlich, westlich des Rabennestbachs
noch ein Quarzitzug auf, der am Abhang zum Raben¬
nestbach an einer Querstörung gegen Oberkoblenz stösst.
Westlich dieser Störung kommt auch der Quarzit des
ebengenannten Zuges im Streichen der versteinerungs¬
reichen Oberkoblenzschichten wieder in die Höhe, den
Kamm des Rückens zwischen Kleinbornsbach und Silber¬
kaulsbach bildend. In diesem Quarzit setzen die Blei¬
erzgänge der verlassenen Grube Silberkaul auf. Im
Streichen erscheint der Quarzit nochmals SW von der
Silberkaul (Distr. 57) auf der Höhe, setzt aber nicht ins
Esclierbachtal fort. In diesem Quarzitrücken findet sich
die Fortsetzung des Bleierzganges. Aus dem jetzt zu¬
sammengebrochenen Stollen wurden vor einigen Jahren
mächtige Bleiglanzblöcke gefördert. Der vom Klein¬
bornsbachtal am linken Ufer des Remsteckerbachs ab¬
wärts führende Waldweg hat versteinerungsreiche Ober¬
koblenzschichten (Hohenrheiner Sch.) angeschnitten, in
denen wohl erhaltene Pterineen häufig sind. J/2 km
abwärts endet das von Waldesch herabziehende Tal des
Escher Bachs. Die Wegeinschnitte der rechten Talseite
haben ein 1 lj2 km langes Profil durch die Hohenrheiner
und Laubacher Schichten freigelegt, in denen man zahl¬
reiche, meist nach NW, seltener nach SO einfallende
Fossilienbänke beobachtet, ebenso wie neben dem Wald¬
weg, der im unteren Teil des Eschertais auf der linken
Seite in die Oberkoblenzschichen eingeschnitten ist. Der
reichste Fundpunkt in den Laubacher Sch. liegt an der
rechten Talseite nahe bei der Waldescher Mühle an dem
Pfad, der von der Mühle zu dem Fahrweg führt.
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 31
' • * \
1. Die Unterkoblenzschichten zwischen Ehren-
breitstein — Horchheim und Laubach — Kapellen.
An der streichenden Verwerfung Laubach — Ehren¬
breitstein endet die erste rechtsrheinische Schichtenreihe
(Schuppenpaket), es beginnt die zweite Reihe wieder
mit Unterkoblenzscb., die durch das Ehrenbreitsteiner
Mühltal, das Blindtal und Bienhorntal quer durchschnitten
sind. Die unterste Abteilung (Bendorfer Sch.) ist hier
nicht vertreten, die Reihe beginnt mit hell oder dunkel¬
braunen Sandsteinen, die mit Schiefern wechseln. Von
Ehrenbreitstein über den Asterstein liegen sie fast wage¬
recht, den liegenden Schenkel eines iiberworfenen Sattels
bildend. Der erste grössere Aufschluss wird durch den
hoch liegenden Steinbruch am westlichen Abhang des
Kreuzbergs gebildet, in dem ich nur wenige, aber be¬
zeichnende Versteinerungen gefunden habe:
Homalonotus rhenanus C. Koch., Pleurotomaria
Striata Goldf. v. alta , Bellerophon trilobatus Sow. r.
acuta , CuculIeUci elliptica Maur., Cuc. truncata Stgr.,
Ctenodonta Maureri Beush., Tropidoleptus carinatus
Conr., Orthis circular in Sow., u. a.
Dieselben Schichten, hellbraune Sandsteine, Waren
1909 in dem Hohlweg, der NO von Niederberg zur
Höhe führt, bei Anlage eines Grabens aufgeschlossen.
Sie streichen h. 4 und fallen steil nach NW. Ich sammelte
in dem kleinen Aufschluss:
Murchisönia sp., Spirifer Hercyniae Gieb., Spir.
arduennensis Schnur, Orthis circularis Sow., Tropido-
leptus carinatus Conr., Stropheodonta explanata Sow.?
Chonetes dilatata F. Röm., Chonetes sarcinulata Schloth.,
Anoplotheca venusta Schnur.
In der Talschlucht, die an der Südseite des Kreuz ,
bergs zur Höhe führt, sammelte ich:
Hom. armatus Burm., Cucullella truncata Stngr.,
Spirifer arduennensis Schnur, Sp. subhystericus Mauer.,
Anoplotheca venusta Schnur, Tropidoleptus carinatus
32
O. F oll mann:
Conr., Chonetes sarcinulata Scbloth., Rhynchonella da -
%
leidensis F. Röm., Pleurodictyum problematicum Goldf.
Die linke Talseite bietet nur in der Höbe von Arz¬
heim Aufschlüsse, da der Abhang talabwärts hoch mit
Löss bedeckt ist. In dem Steinbrueh nördlich von Arz¬
heim fand Geheimrat Sch w erd in rauhen Sandsteinen,
die mit pflanzenreichem Schiefer wechseln, die oben er¬
wähnten Stücke von Kochia mpuliformis C. Koch. Im
Hangenden dieser Schichten stehen an der rechten Seite
des Tälchens, das nördlich von hier nach Arenberg hin-
aufzieht, bröcklich zerfallende, algenreiche Schiefer an,
in denen ich, ausser verschiedenen am Nellenköpfchen
auftretenden Arten, die aus den Siegener Schichten be¬
kannte Limoptera gigantea Schlüt. fand. Die grösste
Ausbeute lieferte ein Fundpunkt nahe der Klausenburg,
oberhalb der ersten Biegung der Strasse, die von Ehren¬
breitstein nach Arzheim führt. Horizontal liegende, bis
1 m mächtige Grauwackensandsteine führen die Ver¬
steinerungen. Sie sind stark zerklüftet, ähnlich wie bei
Oberstadtfeld, sodass es nur selten gelingt, grössere
Formen ( Pterinea ) in ganzen Stücken herauszuschlagen.
Geheimrat Schwerd sammelte die meisten Arten der
folgenden Liste:
Klausenburg (Vallendarer Schichten).
Orthoceras plano septatum Sandb.
Beller ophon trilobatus Sow. var. tumida
acuta
n
Platyceras subquadratum Kays.
Pleurotomaria daleidensis F. Röm. v. alta
Tentaculites scalaris Schloth.
Pterinea costata Goldf.
,, dauniensis Frech.
„ expansa Maur.
„ Follmanni Frech.
„ ? subrectangularis Drev.
Leiopteria crenato-lamellosa Sandb.
„ lamellosa Goldf.
Gosseletia carinata „
Cypricardella elegans Beush.
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 33
Cypricardella elongata Beush.
Cypricardinia f crenistria Sandb.
Ctenodonta unioniformis
„ migrans Beush.
Maureri
})
V
(■
11
Cucullela truncata Stgr.
V
11
11
11
elliptica Maur.
Modiola antiqua Goldf.
Nieopsis neglecta Beush.
Goniophora Schwerdi Beush.
„ eifeliensis Kays.
Carydium sociale Beush.
Prosocoelus pes anseris Sandb.
Leptodomus acutirostris Sandb.
Spirifer Hercyniae Gieb.
Follmanni Scup.
subcuspidatus Schnur v. tenuicosta
„ „ v. humilis
carinatus Schnur
arduennensis Schnur
Athyris undata Dfr.
Megalanteris Archiaci Vern.
Anoplotheca venusta Schnur
Rhynchonella daleidensis F. Röm.
„ Dannenbergi Kays.
JStrophomena explanata Sow.
„ elegans Drev.
Tropidoleptus carinatus Conr. v. rhenana
Ghonetes dilatata F. Röm. , ,
„ sarcinulata Schloth.
„ plebeja Schnur
Fenestella sp.
Acanthocrinus sp.
Pleurodictyum problematicum Goldf.
An der Südseite der Klausenburg sammelte ich am
rechten Abhang des Blindtals nahe der Schützenburg in
einem hellgrauen, grobkörnigen Sandstein folgende, z. T.
durch ihre Grösse auffallende Versteinerungen:
Blindtal a. d. Schützenburg (Vallendarer Schichten).
Bellerophon bipartitus Sandb.
Pterinea subrect angularis Drev.
„ f leptodesma „
Verh. d. Nat. Ver. Jahrg. 78 u. 79. 1925.
3
34
0. Follmann:
Gosseletia carinata Goldf.
Aviculopecten Wulfi Frech.
Limoptera longialata Drev.
Leiopteria crenato lamellosa Sandb.
Ctenodonta Maureri Beush. v. dunensis
Cucullella truncata Stgr.
Goniophora Schwerdi Beush.
Spirifer Hercyniae Gieb. (mit Spiralgerüst}
„ subcuspidatus Schnur
„ hystericus Schloth.
Athyris caeresana Stgr.
Orthothetes urabraculum Schloth.
Anoplotheca venusta Schnur
Rhynchonella daleidensis F. Röm.
„ Dannenbergi Kays.
Tropidoleptus carinatus Conr.
Ghoiietes sarcinulata Schloth.
Megalanteris Archiaci Vern.
Crania cassis Zeil.
Wohl am längsten bekannt als Fundpunkt in den
Unterkoblenzsch. ist der alte, jetzt durch dichtes Ge¬
büsch verdeckteSteinbruch am Abhang des Astersteins *)
aus dem Zeiler und Wirtgen (67) etwa 20 Arten auf-
ftihrten, die sie mit den Versteinerungen von Oberstadt¬
feld verglichen.
Südlich vom Asterstein sammelte ich in dem Stein-,
bruch über dem Tälchen des Seifenbachs folgende Arten:
Pfaffendorfer Höhe über d. Seifenbach (Vallendarer Sch.)..
Pleurotomaria daleidensis F. Röm. v. alta
Bellerophon sp.
Leiopteria crenato-lamellosa Sandb.
Aviculopecten sp.
Cypricardella elongata Beush.
Allerisma sp.
Spirifer Hercyniae Gieb.
„ arduennensis Schnur
Athyris undata Defr.
1) Der Steinbruch wird schon 1798 erwähnt: J. N. Becker,
Beschr. m. Reise in den Departementern vom Donnersberg,
von Rhein und Mosel. Berlin 1799.
/
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 35
Strophomena explanata Schnur
Tropidoleptus carinatus Conr.
Chonetes sarcinulata Schloth.
Orthis circularis Sow.
Rhynchonella daleidensis F. Rom.
Rensseläria strigiceps „
Anoplotheca venusta Schnur
Ctenocrinus acicularis Follm.
„ clathratus W. E. Schmidt
Pleurodictyum problematicum Goldf.
Im unteren Teil des Bienhorntals wurden in den
Weinbergen folgende Arten beobachtet:
Unteres Bienborntal (Vallendarer Sch.).
Homalonotus rhenanus C. Koch
„ armatus Burm.
„ laevicauda Quenst. #
Pleurotomaria daleidensis F Röm. v. alta
Pterinea expansa Maur.
Gosseletia carinata Goldf.
„ truncata F. Röm.
Leiopteria crenato lamellosa Sandb.
Aviculopecten sp
Limoptera rhenana Frech.
Kochia capuliformis C. Koch
Ctenodonta unioniformis Sandb.
„ Maureri Beush.
„ gibbosa Goldf.
Goniophora Schwerdi Beush.
Spirifer Hercyniae Gieb.
„ arduennensis Schnur
0
„ subcuspidatus „
Strophomena explanata Sow.
„ elegans Drev.
Tropidoleptus carinatus Conr.
Orthis circularis Sow.
Pleurodictyum problematicum Goldf.
Ausser den gen. Fundpunkten seien noch erwähnt
die Steinbrücbe am Pfaffendorfer Scbützenplatz, die Fels¬
wand in der Hochstrasse (Pfaffendorf) gegenüber dem
Hause Nr. 31 und der ehemalige Steinbruch nahe dem
Nordportal des Horchheimer Tunnels. Letztere Fund-
36
0. Follmann:
stelle, au der die Auflagerung der oberen Mittelterrasse
auf den abgeschliffenen Schichtenköpfen der steil nach
NW fallenden Unterkoblenzschichten besonders deutlich
zu sehen war1), ist jetzt durch den Neubau nicht mehr
zugänglich, weshalb die hier von meinem ehemaligen
Schüler, Apotheker Herrn K. Wuth gesammelten Arten *
noch aufgeführt werden sollen:
Nordportal d. Horchheimer Tunnels (Vallendarer Sch.)
Homctlonotus rhenanus C.
Koch
,. armatus Burm.
Orthoceras sp.
Platyceras snbquadratum
Kays.
Salpingostoma sp.
Conularicu sp.
Pterinea n. sp.
Gosseletia carinata Goldf.
Actinodesma Annae Frech.
Leiopteria crenato-lamellosa
Sandb.
Limoptera gigantea Schlüt.
Ctenodonta Maureri Beush.
Cucullella truncata Stgr.
Myophoria Roemeri Beush.
„ minor „
Carydium sociale „
Goniophora Schicer di ,,
Conocardium sp.
Spirifer Hercyniae Gieb.
Megalanteris Archiaci Vern.
Rhynchonella daleidensis
F. Röm.
Stropheodonta Murchisoni
Arch. u. Vern.
Tropidoleptus carinatus Conr .
Chonetes sarcinulata Schloth.
,, dilatata F. Röm.
Crania sp.
Pleurodictyum problemati-
cum Goldf.
Südlich von Pfaffendorf treten die Unterkoblenz¬
schichten an den steilen Abhängen zwischen den ein¬
zelnen Terrassenstufen hervor, so westlich des Alten¬
berger Kopfes und des Mehlersbergs, in dem Graben
südlich vom Keitenberg und im Rheinbett, nahe der
Pfaffendorfer Gasfabrik. Die obere Abteilung der
Unterkoblenzschichten (Nellenköpfchen Sch.) mit Bali -
serites Dechenianus Göpp. trifft man in den alten
Steinbrüchen des Blindtals westlich von Arzheim und am
Pfaffendorfer Schützenplatz, desgleichen im Ehrenbreit¬
steiner Mühltal, nördlich Arzheim. Der Horchheimer
Tunnel hat mehrere an Lamellibranchiaten ( Cucullella ,
Ctenodonta , Modiola u. a.) reiche Schichten durch-
1) Dr. Morziol, Die Rheinlande, Nr. 5 S. 41 Abb. 29.
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 37
fahren. Ich habe den Tunnel während des Baues be¬
gangen und die vor den Tunnelportalen lagernden Ge¬
steine wiederholt untersucht, leider aber die Aufzeich¬
nungen verloren. Südlich von Horchheim reichen die
Onterkoblenzschichten bis zum Ausgang des Tälchens,
das östlich vpm Bahnhof Niederlahnstein zur Hochterrasse
hinaufzieht. Das Tälchen ist in Koblenzquarzit einge¬
schnitten.
Die Unterkoblenzschichten an der linken Rheinseite
sind südlich des Laubachtals bis in die Nähe des Gutes
Königsbach durch grosse zusammenhängende Steinbrüche
aufgeschlossen, in denen die steil stehenden, mit blauen
Tonschiefern wechsellagernden Grauwackensandsteine
meistens nach NW ein fallen. Am südlichen Ende der
Steinbrüche (Klm 90,4) bilden die Schichten eine Mulde,
deren Südflügel steil aufsteigt und sich bald (Klm 90,7)
zu einem Sattel umbiegt, dessen Südflügel steil nach
SO, dann nach NW einfällt Unter den nicht zahl¬
reichen, hier gesammelten Versteinerungen seien die in
den schieferigen Schichten auftretenden grossen Homa-
lonoten erwähnt. Ein vollständiges Exemplar von Hom.
armatus misst 27 cm. Zahlreicher und besser erhalten
sind die Stücke, die man unter dem eben erwähnten
Sattel in den jetzt nicht mehr bebauten Weinbergen
nördlich vom Gut Königsbach sammeln konnte.
Zwischen Laubach und Königsbach (Vallendarer Sch.).
Homalonotus armatus Burm.
Cryphaeus sp.
Pleurotomaria daleidensis F.
Röm. v. alta
Platyceras subquadratum
Kays.
Pterinea expansa Maur.
Limoptera semiradiata Frech.
Avicula reticulata Frech.
Leiopteria crenato-lamellosa
Sandb.
Ctenodonla unioniformis
Sandb.
Spirifer Hercyniae Gieb.
,, arduennensis Schnur
Athyris undäta Defr.
Megalanteris Archiaci Vern.
Rynchonella daleidensis F.
Röm.
Orthis circularis Sow.
Tropidoleptus carinatusConr.
Stropheodonta explanata
Schnur
Chonetes sarcinulata Schloth.
Pleurodictyum problemati-
cum Goldf.
38
0. Follmann:
Gegen das Königsbacher Tal hin nehmen die Ton¬
schiefer zwischen den Grauwackensandsteinen ab, dünn¬
plattige, graublaue Sandsteine mit viel Glimmer auf den
Schichtflächen herrschen vor, die, steil nach NW ein¬
fallend, aus den mit Weinbergen bedeckten Hängen her¬
ausragen. Versteinerungen sind an den Rheinabhängen
in diesen Schichten (Nellenköpfchenschiehten) bis jetzt
nicht beobachtet worden, doch fand ich im obern Teil
des Königsbacher Tals im Streichen dieser Schichten
Ctenodonta Mqureri ßeush.
Auf der geolog. Karte von Koblenz (1 : 25000) ist
der Rheinabhang zwischen Laubach und Kapellen als
Unterkoblenz eingetragen, dem eine wenig ausgedehnte
Partie von Koblenzquarzit, den höchsten Gipfel des
Dommelbergs bildend, aufgelagert ist. Die Untersuchungen
zahlreicher, seit der Aufnahme der Karte in den acht¬
ziger Jahren entstandener Aufschlüsse haben ergeben,
dass die Unterkoblenzschichten nur vom Laubachtal bis
zur Brauerei Königsbach reichen, dass der Koblenzquar¬
zit auf der Höhe sich bis nahe ans Siechhaustal ausdehnt,
und an der Nordseite des Dommelbergs bis zur Talsohle
herunterzieht. Unter dem Koblenzquarzit liegen nicht
• •
Unter- sondern Oberkoblenzschichten (Uberkippung), die
sich bis zum Siechhaustal erstrecken. Zwischen den
Quarzitzügen des Kühkopfs und der Angustahöhe ist das
Siechhaustal in Ober- nicht in Unterkoblenzschichten ein¬
geschnitten. Rheinaufwärts bilden wieder Unterkoblenz¬
schichten die Abhänge bis zum Lauxbachtal südlich
Kapellen. Eine Querstörung trennt sie von dem Quar¬
zitrücken der Augustahöhe und der Höhe westlich vom
Schloss Stolzenfels, das auf Unterkoblenzschichten steht.
Versteinerungen sind in dem schmalen Streifen von
Unterkoblenz, der jedocb bei Kapellen breiter ist als die
Karte angibt, nur in geringer Zahl vorgekommen. Ausser
Spirifer arduennensis Schnur, und Rhynchonella da-
leidensis F. Röm., die an dem ersten Mast der Stark¬
stromleitung südlich vom Siechhaustal beobachtet wurden,
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 39
fand ich nahe der Kirche von Kapellen die auf Unter¬
koblenz beschränkte Ctenodonta Maureri Beush. und
in den Weinbergen hinter den südlichsten Häusern von
Kapellen :
Homalonotus armatus Burm.
Pleurotomaria daleidensis F.
Rom. v. alta
Tentaculites grandis F. Röm.
Prosocoelus pesanseris 7j. u.
W.
/
Ctenodonta Maureri Beush.
Spirifer subcuspidatns
Schnur v. tenuicosta
Rhynchonella daleidensis F.
Röm.
Rensselaeria strigiceps F.
Röm.
Chonetes sarcinulata Schloth.
Der Koblenzquarzit des Lichterkopfs, des Küh-
kopfs und der Augustahölie.
Auf der rechten Rheinseite folgt über den Unter¬
koblenzschichten ein Quarzitzug, der von der Monta-
baurer Höhe über Hillscheid, Simmern, Immendorf, Aren-
berg, den Arzheimer und Pfaffendorfer Wald zum Lich¬
terkopf bei Niederlahnstein zieht. Zwischen Simmern
und Neuhäusel bildet er zwei, nördlich von Neuhäusel
sogar vier durch Oberkoblenzschichten getrennte Rücken.
Im Horch heimer Wald erreicht der Quarzitzug 1 1/2 km
Breite und steigt in der Horchheimer Höhe zu 361 m
an. Vom Rhein aus tritt, trotz geringerer Höhe, der
Lichterkopf am auffallendsten hervor, da sich sein
Westabhang schnell um etwa 150 m zu der breiten
Terrasse senkt, die seinen Fuss vom Allerheiligenberg
bei Niederlahnstein aus in nördlicher Richtung umzieht.
Von hier bis zum Rhein tritt er unter den Rheinterrassen
nur an einigen Stellen in Taleinschnitten zutage: im
Bienhorntal, bei Horchheim und östlich vom Niederlahn¬
steiner Bahnhof. Versteinerungen wurden beobachtet
am Wege von Neuhäusel zum Hillscheider Grund, am
Wege von Arzheim zur Kornsmühle und im Bienhorntal,
••
nordwestlich vom Kratzkopfer Hof. Östlich von Arz¬
heim taucht das Unterkoblenz im Hohlweg zum Eckers¬
berger Hof unter dem Koblenzquarzit des Hannarsch am
Nordrand des Mühltals und des Arzheimer Waldes im
40
0. Fo 11 mann:
Süden wieder auf und lässt sich von hier im Streichen
nach NO über die Grube Mühlenbach verfolgen. Herr
.Bergreferendar Sehmer fand in diesen Schichten an der
Gr. Mühlenbach Homalonotus armatus Burm. Der
#
Steinbruch an der rechten Seite des Bienhorntals ist
abgesehen von der grossen Zahl der hier auftretenden
Arten auch deshalb besonders wichtig, weil er der
untern Abteilung des Koblenzquarzits angehört, während
die übrigen Fundpunkte näher der obern Grenze liegen.
In diesem Steinbruch sind bis jetzt folgende Arten ge¬
sammelt worden:
Bienhorntal (Koblenzquarzit).
Homalonotus gigas A. Köm.
Orthoceras planoseptatum
Sandb.
Pleurotomaria daleidensis F.
Köm.
Murchisonia sp .
Tentaculites scalaris Schloth.
Conularia subparallela
Sandb.
Bellerophon sp.
Pileopsis sp.
Plerinea lineata Goldf.
„ fasciculata Goldf.
,, subcostata Frech
(20) (Orig. t. 18 f. 4)
Aviculopecten mosellanus
Frech
Gosseletia trigona Goldf. l)
angulosa Frech
„ truncata F. Köm.
Cyrtodontopsis Kayseri Frech
„ quarzitica „
Avicula sp.
Limoptera semiradiata Frech
Modimorpha modiola Beush.
„ simplex „
Myophoria inflata A. Köm.
„ Römeri Beush.
„ circularis „
„ peregrina „
Crassatellopsis Hauchecorni
Beush.
Paracyclas marginata Maur.
Carydium sociale Beush.
Grammy sia obscura Beush.
,, f marqinata
Goldf.
Proscoelus consobrinusBe ush.
Goniophora nassoviensis
Kays.
Leptodomus latus Krtz.
„ pelecyides Fuchs
Nucida lodanensis Beush.
„ curvata Maur.
„ Krachtae A. Röm.
Conocardium Zeileri Beush.
Ctenodonta prisca Goldf.
Spirifer carinatus Schnur
,. subcuspidatus „
„ paradoxus Schloth.
„ arduennensis Schnur
,, undulifer Kays.
1) Das v. Frech (die devonischen Aviculiden) S. 158,
f. 18 als Myalina lodanensis n. sp. abgeb. Stück a. d. Bien¬
horntal ist eine grosse, etwas verdrückte Goss, trigona Goldf,
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 41
Cyrtia heteroclyta Dfr.
Athyris undata „
Megalanteris Archiaci Vera.
Orthis striatula Gmel.
Orthothetes umbraculum
Schloth.
Dielasma rhenana Drev.
Stropheodo7ita gigas M’Coy
„ piligera Sandb.
Chonetes sarcinulata Schloth.
„ plebeia Schnur
Rhynchonella daleidensis F.
Köm.
Uncinulus antiquus Drev.
,, ' eifeliensis „
Craniella cassis Zeit.
Orbicula daleidensis Schnur
Acanthocrinus longispina A.
Rom.
Culicocrinus inermis Jäk.
Gastrocrinus rugosus W. E.
Schmidt
Ctenocrinus sp.
Fenestella sp.
Pleurodictyum problemati-
cum Goldf.
Im Streichen der Schichten dieses Bruches liegen
Unterkoblenzschichten, was auf eine in der Richtung
des Tales verlaufende Querstörung hinweist. Auf der
linken Rheinseite steht im Streichen des breiten Quar¬
zitzuges der schmale Streifen von Unterkoblenzschichten
zwischen Lauxbachtal und Siechhaustal und von Ober¬
koblenz zwischen Siechhaustal und Dommelberg, der west¬
lich durch parallel dem Rhein ziehende Störungen von
den Quarzitzügen des Koblenzer Waldes getrennt ist.
Wir bezeichnen letztere nach den höchsten Erhebungen
als Quarzitzug des Kühkopfs (382 m) und der Augusta-
höhe (350 m), früher Lichtehell genannt. Zwischen
beiden liegen die Oberkoblenzschichten des Siechhaustals,
die sich nach SW weiter bis über Waldesch hinaus er¬
strecken. Der Quarzitzug des Kühkopfs teilt sich nach
SW in zwei Rücken, von denen der nördliche, allmäh¬
lich an Höhe abnehmend, wie bereits erwähnt im Klein¬
bornsbachtal an einer Störung abbricht, während der
andere am Losskopf, nochmals zu 380 m ansteigend,
sich schnell zum Pützweg senkt, wo er in einem Stein¬
bruch mit nach NW einfallenden Schichten aufgeschlossen
ist. Er endet hier ebenfalls an einer Störung, die in
der Richtung der früher erwähnten liegt, an der def
Quarzitzug der Karolahöhe nach 0 abbricht.
Im Streichen nach SW liegen am Kleinbornsbach
und Rabennestbach Oberkoblenzschichten, aus denen
42
0. Follmann:
westlich vom Rabennestbach der Quarzit an einer der
zuletzt genannten, parallel verlaufenden Störung wieder
auftaucht und westlich vom Stösschen ebenso wieder
einsinkt.
Der Quarzitzug der Augustahöhe liegt im Streichen
des rechtsrheinischen Rückens (Lichterkopf) und hat an¬
nähernd dieselbe Breite. Am Rhein reicht er vom Siech -
haustal bis zum Oberbergerbach, westlich des Hauses
„an der Kripp“. Am südwestlichen Ende der Wein¬
berge im Oberbergerbachtal wird er von einer Quer¬
störung getroffen; im Streichen des Quarzits stehen Ober¬
koblenzschichten an, die in der grabenartigen Talschlucht
aufgeschlossen sind. Die Störung, welche im Kleinborns¬
bachtal den Quarzit des Kühkopfs abschneidet, setzt in
diesem Quarzitzug westlich des Maulbeerkopfes (397 m)
durch. SW von Waldesch nimmt der Quarzitzug an
Breite und Höhe zu; der Steinigkopf im Bopparder
Wald erreicht 400 m, der Horstkopf bei Pfaffenheck
464 m. Im Bopparder Wald ist der Quarzitzug in zwei
Rücken geteilt, die durch eine kleine, nach SW aus¬
hebende Mulde von Oberkoblenz im Leimiger Graben
getrennt sind. Im Steinigbach tal endet die Mulde an
einer Querstörung, in deren Richtung in 350 m Höhe
eine starke Quelle (Born auf BI. Boppard) entspringt.
Nur an wenigen Stellen wurden Versteinerungen beob¬
achtet. Ein Fundpunkt liegt westlich der Kripp am
nordöstlichen Ende der Weinberge.
Oberbergerbach (Koblenzquarzit).
Orthoceras sp.
Beller ophon sp.
Tentaculites scalaris Sehloth.
Pterinea lineata Goldf.
„ fasciculata Goldf.
Gosseletia trigona „
Cyrtodontopsis Kciyseri Frech
Myalina circularis Frech
» sp.
Modiomorpha modiola Beush.
Mediomorpha lamellosa Sndb.
Cucullella elliptica Maur.
„ truncata Stgr.
Nuculana securiformis Goldf.
„ Frechi Beush.
Myophoria inflata A. Rom.
„ circularis Beush.
Carydium sociale „
Ctenodonta insignis „
Goniophora Schwerdi „
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 4o
Prosocoelus consobrinus Bsh.
Spirifer carinatus Schnur
„ ignoratus Maur.
„ subcuspidatus
Schnur
„ arduennensis „
Megalanteris Archiaci Vern.
Orthis hysterita Gmel.
Orthothetes umbracidum
Schloth.
Rhynchonellci daleidensis F.
Röm.
Uncinulus n. sp.
Chonetes sarcinulata Schloth
Ctenocrinus sp.
Acanthocrinus longispina A.
Röm.
Fenestella sp.
Fleurodictyum problemati-
cum Goldf.
Die neue Landstrasse Rhens — Waldesch hat den
Quarzit auf eine längere Strecke südlich vom Maulbeer¬
kopf durchschnitten, Versteinerungen wurden in diesen
Schichten nicht gefunden. Sie sind dagegen unten im
Rhenser Mühltal häufig am nördlichen Abhang auf der
Strecke, wo auf dem Messtischblatt nördlich vom Kron-
wiesenberg „Mühlen B.u steht (Bl. Boppard). Am linken
Abhang des Seitentals, das weiter oberhalb, nordöstlich
vom Rödersbacher Berg, zur Strasse Rhens — Waldesch
hinaufführt, verläuft in der Richtung der Schneise
zwischen den Distrikten 51/52 ein Quarzriff, gegen das
von der Talsohle her ein jetzt mit Wasser gefüllter
Stollen getrieben ist. Westlich vom Rödersbacher Berg
liegen am Lendersbach blaue Schiefer im Streichen der
kleinen Oberkoblenzmulde im Leimiger Graben. In der¬
selben Richtung trifft man nahe dem westlichen Ende des
Einschnitts der neuen Strasse südlich vom Maulbeerkopf
Schiefer über dem Quarzit. Da in beiden Versteine¬
rungen nicht beobachtet wurden, bleibt ihre Stellung
zweifelhaft.
Dommelberg und Siechhaustal.
Wie bereits erwähnt, weichen die Ergebnisse meiner
Untersuchungen am Dommelberg und Siechhaustal wesent¬
lich von der Darstellung der geolog. Karte ab und lassen
eine nähere Begründung erwünscht erscheinen. Der
Quarzit des Dommelbergs gehört zu dem Quarzitzug des
Kühkopfs, von dem er durch Querstörungen abgetrennt
ist. Auf dem Kamm des Dommelbergs reicht der Quar-
44
0. Follmann:
zit südlich bis in die Nähe des Aussichtspunktes Teufels¬
eck (jetzt Weidgenhöhe). Er fällt nach NW ein. Sein
Liegendes1), graublaue Sandsteine und blaue Schiefer
gleichen sehr den Unterkoblenzschichten, zu denen ich
sie früher auch glaubte rechnen zu müssen. Die Sand¬
steine bilden 1 — 2 dm dicke Bänke, die in dem Stein¬
bruch am Fusse des Berges als Mauersteine gebrochen
werden. Einzelne Lagen zeigen auf dem Querbruch
deutlich Flaserstruktur. Nicht selten trifft man in den
schiefrigen Zwischenlagen die als Spirophyton bezeichneten
Gebilde, mitunter halbmeter grosse Platten bedeckend.
Zwischen diesen Schichten liegen kalkhaltige, graublaue
Sandsteinbänke mit vielen, aber kaum bestimmbaren
Versteinerungen. Wo diese Kalksandsteine zu Tage
ausgehend oder die Klüfte begrenzend stärker verwittert
sind, erscheinen sie gelbbraun und die Versteinerungen
in scharfen Abdrücken ; das Gestein und die darin ent¬
haltenen Versteinerungen stimmen durchaus überein mit
den Schichten zwischen Miellen und Friedrichssegen
a. L. Ich besitze eine grössere mit Steinkernen und
Abdrücken bedeckte Platte aus dem gen. Steinbruch, die
von den Miellener Platten nicht zu unterscheiden ist.
Folgende Arten wurden hier gesammelt:
Steinbruch am Fusse des Dommelbergs Oberkoblenz-
Sch. (Hohenrheiner Sch.).
Homalonotus gigas A. Röm.
. Capulus sp.
Pterinea lineata Goldf.
„ fasciculata Goldf.
Gosseletia tvigona ,,
Myophoria Römeri Beush.
„ inflata A. Rom.
Spirifer paradoxus Schloth.
„ arduennensis Schnur
daleidensis „
,, carinatus
Spirifer subcuspid atu sSchnur
Cyrtia heterodyta Defr.
Rhynchonella daleidensis F.
Rom.
Athyris macrorhyncha Schnur
Megalanteris Archiaei Vern.
Strophomena piligera Sandb.
Chonetes sarcinulata Schloth.
Pleurodictyum problemati-
cum Goldf.
Spirophyton eifeliense Kays.
1) Es wird wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dass
die Schichten überkippt sind, also die altern auf den jüngern
liegen.
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 45
Diese Versteinerungen weisen den Schichten ihre
Stellung in der untern Abteilung der Oberkoblenz¬
schichten (Hohenrheiner Sch.) an, was auch mit ihrem
Verhältnis zu den Schichten übereinstimmt, die weiter
nach S bis zum Siechhaustal darüber folgen. Die durch den
starken Betrieb des Steinbruchs in den letzten 10 Jahren
geschaffenen Aufschlüsse haben durch die in Rede ste¬
henden Schichten und den darüber lagernden Quarzit, der
in den letzten Jahren durch Steinbrüche unter dem Berggipfel
freigelegt wurde, ein sehr anschauliches Profil geschaffen.
Eine mit 25° nach NW einfallende Kluft trennt den
Quarzit von den Oberkoblenzschichten. Auf dieser
Kluftfläche ist der Quarzit nach SO hinaufgeschoben
und hat dabei den hangenden Flügel eines Sattels ab¬
geschoren, wodurch die Schiefer und Sandsteine zu
tonigem, grauen Letten zerrieben wurden. Dadurch
wurden die Schichten unter der Kluft gegen das durch
den stark zerklüfteten Quarzit einsickernde Wasser ab¬
gedichtet, es sinkt auf der Kluftfläche nach NW ein
und tritt nördlich vom Steinbruch als Quelle aus, zum
Teil fliesst es auch aus der Kluft über die Wand des
Steinbruchs aus, die deshalb in der nördlichen Hälfte
stets nass, im Winter oft von einer Eisdecke überzogen
ist. Im südlichen Teil des untern Bruches sind die
Schichten von zahlreichen nach SO und NW einfallen¬
den Spalten durchsetzt, auf denen der gelöste Kalk sich
z. T. als Kalksinter, z. T. als Kalkspat absetzt. Es
zeigen sich auch Krystalle von Bitterspat. Kupferkies
*
und Zinkblende. Südlich wird der Steinbruch begrenzt
von einem bis zum Bahngeleise reichenden Felsvor¬
sprung, an dem die gelb verwitternden Kalksandstein¬
bänke in grosser Zahl auftreten. Der Gehängeschutt
ist über demselben durch den gelösten und wiederab¬
geschiedenen Kalk zu einer festen Breceie verkittet. In
den Quarzitbrüchen auf der Höhe sind keine Versteine¬
rungen beobachtet worden. Zwischen den beiden über
220 m hohen Gipfeln liegt nach der Rheinseite hin eine
46
0. Follmann:
nischenartige, von dem Kammweg aus zugängliche Aus¬
buchtung, in der versteinerungsreiche Blöcke eines stärker
verwitterten Quarzits liegen, in denen die folgenden
Arten gesammelt wurden :
Dommelberg
Homalonotus sp.
Tentaculites scalaris Schloth
Pterinea lineata Goldf.
,, fasciculata Goldf.
Gosseletia trigona „
Limoptera suborbicularis
Frech.
Myophoria Hörn eri Beush.
„ circularis „
,, minor „
Caryclium sociale „
Nuculana lodanensis ,,
(Koblenzquarzit).
Spirifer paradoxus Schloth.
„ subcuspidatus Schnur
„ paradoxus Schloth.
Megalanteris Archiaci Vern.
Strophomena piligera Sandb.
Chonetes sarcinulata Schloth.
Orthothetes umbraculum ,,
Hhynchonella, daleidensis F.
Rom.
Ctenocrinus rhenanus Follm.
Pleurodictyum problemati-
cum Goldf.
Durch die Abholzung wurde am Abhang des Dom-
melbergs eine schmale Geschiebeterrasse in 200 m sicht¬
bar, die sich bis zur Weidgenhöhe hinzieht, wo sie
mächtiger entwickelt ist. An der Westseite führt ein
Pfad auf die wegen der schönen Aussicht viel besuchte
nördliche Höhe. Neben dem Pfad liegen rauhe, san¬
dige Schiefer mit Versteinerungen der Oberkoblenz¬
schichten ( Spirifer cultrijugatus F. Köm., Atrypa reti¬
cularis L., Rhynchonella pila Schnur), die am Dommel¬
berg nicht austehend Vorkommen. Der Dommelberg war
in keltischer Zeit zum Schutz der im Bereich des Kob¬
lenzer Stadtwaldes liegenden zahlreichen Ansiedlungen
befestigt J)- Reste von Wällen, Ringmauern und Gräben
sind an der Nord-, West- und Südseite noch erhalten.
Die Mauern bestehen grösstenteils aus Schiefer, wohl
weil dieser sich leichter brechen und dem Mauerwerk ein-
einfügen Hessen, als die schwer zu bearbeitenden Quar¬
zite. Zwischen dem Dommelberg und dem Siechhaustal
1) Bodewig, Ein Trevirerdorf im Cobl. Stadtwald, West¬
deutsche Ztschr. XIX S. 47. Trier 1900. Nach B. stammt die
erste Befestigung aus dem 5. vorchristlichen Jahrhundert.
Die Koblenzsehichten am Mittelrhein u, im Moselgebiet. 47
stehen in den jetzt nicht mehr bebauten Weinbergen
nahe dem Tal flach nach NW fallende Schiefer an, in
denen einzelne Bänke zahlreiche mit Kalkschale er¬
haltene Versteinerungen führen. Folgende Arten stammen
aus diesen Schiefern:
Zw. Dommelberg und Siechhaustal (Laubacher Sch.).
Pleurotomaria striata Gcldf.
Pterinea lineata „
,, fasciculata „
Actinodesma malleiforme
Sandb.
Spirifer cultrijugatus F.RÖm.
„ carinatus Schnur
„ subcuspidatus ,,
Spirifer ardyennensis Schnur
Uncinulus pila ,,
Rhynchondla daleidensis F.
Rom»
Orthothetes umbraculum
Schloth.
Chonetes dilatata F. Rom.
,, sarcinulata Schnur
Die Liste Hesse sich leicht verlängern, doch ge¬
nügen die angeführten Arten zum Nachweis dafür, dass
es sich hier nur um obere Koblenzschichten handeln
kann. Dieselben Schichten bilden den mit Weinber¬
gen bedeckten nördlichen Abhang des untern Siech¬
haustals. Sie reichen auf der linken Talseite aufwärts
bis zu der nach NW gerichteten Ausweitung des Tales,
ln den letzten Weinbergen liegen rauhe, hellgraue von
Braueisenschalen durchzogene Sandsteine, die eine reiche
Fauna enthalten, nach der sie dem Koblenzquarzit zu¬
zurechnen sind. Da sie rings von Oberkoblenzschichten
umgeben sind, bin ich inbetreff ihres Zusammenhanges
mit den andern Gebirgsgliedern im Zweifel, vielleicht
handelt es sich um eine kleine zwischen Oberkoblenz
eingeklemmte Scholle.
Unt. Siechhausstal (Koblenzquarzit).
Homalonotus gigas A. Röm.
„ crassicauda
Sandb.
Cryphaeus sp.
Orthoceras planoseptatum
Sandb.
,, t trianguläre „
Beller ophon trilubatus Sow.
v. acuta
Salping ostoma macrostoma
F. Röm.
Pleurotomaria striata Goldf.
Tentaculites scalaris Schloth-
,, Schlotheimi Kok.
Pterinea lineata Goldf. •
„ fasciculata „
,, ventricosa
Gosseletia trigona
48
0. Fo 11 mann:
Gosseletia carinata Goldf.
„ angulosa Frech.
Cyrtodontopsis quarzitica
Frech.
„ Kayseri „
Actinodesma spec.
Limoptera semiradiata Frech.
Modiola lodanensis Beush.
Modiomorpha modiola Beush.
„ circularis „
„ Simplex „
Myophoria inflata A. Rom
• „ Römeri Beush.
„ circularis „
Crassatellopsis Hauchecorni
Beush.
Grammy sia bifurcata AFuchs
Dechenia rhenana Spriest. *)
Prosocoelus consobrinus
Beush.
Gary diu m sociale „
Nucula Krachtae A. Röm.
„ curvata Maur.
,, confluentina Beush.
Nuculana Ahrendi A. Röm.
Cucullella solenoides Goldf.
„ truncata Stein.
„ elliptica Maur.
Cucullella f longiuscula
Beush.
Leptodomus striatulus F.Röm.
Cypricardella elongata Beush.
Ctenodonta efr. neglecta „
Spirifer paradoxus Schloth.
„ arduennensis Schnur
„ carinatus „
„ subcuspidatus „
„ curvatus Schloth.
Cyrtia heteroclyta Dfr.
Athyris macrorhynchaSchnui'
Megalanteris Archiaci Vern.
Rhynchonella hexatoma
Schnur
Rensseläria confluentina A.
Fuchs
Uncinülus aniiquus Drev.
Strophomena explanata
Schnur
„ piligera Sandb.
Orthis striatula Gmel.
„ hysterita „
,, triangularis Zeil.
Acanthocrinus gregarius
Zeil u. W.
Pleurodictyum problemati-
cum Goldf.
Im obern Siechhaustal verlaufen in 220 und 240 m
zwei Waldwege (oberer und unterer Heuweg) an den
Abhängen, die auf weite Strecken Oberkoblenzschichten
angeschnitten haben. Diese sind im obern Teile etwa
200 m nordöstlich von der Stelle, wo der obere Weg
auf die rechte Talseite übergeht, ausserordentlich reich
an Versteinerungen. Nahe der Talsohle stehen die fossil¬
reichen Bänke auch am rechten Abhange an.
Ob. Siech haust al (Obere Koblenzschichten).
Homalonotus gigas A. Röm.
Cryphaeus rotundifrons
Emmr.
Orthoceras planoseptatum
Sandb.
Pleurotomaria striata Goldf.
3) Original (62) Taf. 21, f. 1.
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 49
Pleurotomaria var. sp.
Murchisonia v. sp.
Conularia subparallela
Sandb.
Tentaculites scalaris Schloth.
Pterinea lineata Goldf.
,, fasciculata Goldf.
laevis „
„ ingens Dahmer1 2)
Aviculopecten radiatus Goldf.
Gosseletia trigona „
„ truncata F. Röm.
Cyrtodontopsis Kayseri Frech
Modiomorpha modiola Beush.
Goniophora nassoviensis E.
Kays.
„ applanata Beush.
Leptodomus f latus Krtz.
Myophoria Römeri Beush.
„ inflata A. Röm.
„ ovalis Beush.
Crassatellopsis Hauchecorni
Beush.
<7 tenodonta primaeva Stein.
Nucula Krachtae A. Röm.
„ curvata Maur.
Conocardium rhenamim
Beush.
„ Zeileri „
AUerisma sp.
Spii'ifer cultrijugatusF. Röm.
„ carinatus Schnur
„ subcuspidatus ,}
„ paradoxus Schloth.
arduennensisSchnur
„ curvatus Schloth.
Cyrtia heteroclyta Dfr.
Athyris macrorhyncha Schnur
Strophe odonta explanata „
„ püigera Sandb.
„ rhomboidalisW ahl.
Orthothetes umbraculum
Schloth.
Orthis hysterita Gmel.
,, striatula „
„ tectiformis C. Waith.
Megalanteris Archiaci Vern.
Dielasma rhenana Drev.
Rhynchonella daleidensis F.
Röm.
Uncinulus aff. pila Schnur
Lingula spatula ,,
Orbicula daleidensis „
Acanthocrinus longispina A.
Röm.
Gastrocrinus Brancai W. E.
Schmidt-).
Pleurodictyum problemati-
cum Goldf.
Anthozoa var. gen.
Unter den trotz starker Verzerrung ziemlich gut
erhaltenen Versteinerungen sei auf die in den schiefrigen
Schichten auftretenden Stücke von Sp. arduennensis auf¬
merksam gemacht, an denen nicht selten Abdrücke des
Spiralgerüsts erhalten sind. Die im allgemeinen nach
NW einfallenden Schichten bilden eine zwischen den
beiden Quarzitzügen eingefaltete Mulde, in der häufiger
Wechsel im Streichen und Fallen auf Querstörungen deu¬
tet. Eine eisenhaltige Mineralquelle nahe der Sohle des
1) Original (3) S. 202 Taf. 6, fig. 3—4.
2) Original (55) Taf. 4, fig. 8.
♦
Verh. d. Nat. Ver. Jahrg. 78 u. 79. 1925. 4
50
0. F oll mann:
oberen Siechbaustals und mehrere andere Quellen, die
an den Abhängen z. T. in 300 m Höhe entspringen,
stehen wohl damit im Zusammenhang. Es seien nur
einige der auffallendem erwähnt. Das Siechhaustal
weitet sich etwa in der Mitte stark nach NW und SO
aus. Die Ausweitung bedingt die Richtungsänderung
des obern Heuwegs, der aus der NNO-Richtungplötzlieh an
der Nordseite in die NW-Richtung umbiegt, entlang einem
ungewöhnlich steilen Absturz östlich der Simmerner
Landstrasse.
Auf dieser Strecke stossen die Oberkoblenzschichten
im Streichen auf Koblenzquarzit. Eine Anzahl von
Quellen liegt an diesem Abhang bis hinauf auf die Höhe,
wo die Landstrasse den Weg zum Kühkopf kreuzt.
Entsprechend wendet sich der Heuweg am rechten Ab¬
hang plötzlich nach SO. Auch hier am rechten Abhang
fällt auf dem unteren Heuweg der Gesteinswechsel,
Schiefer der Oberkoblenzschichten stossen an Quarzit,,
auf, und eine Reihe von Quellen lässt sich nach SO ver¬
folgen, bis zu dem Waldweg, der in 300 m Höhe zu der
Schutzhütte auf der Augustahöbe führt. Eine kleinere
Störung geht annähernd parallel mitten durch die von
Wiesen bedeckte Ausweitung der linken Talseite. Unter¬
halb des unteren Heuwegs, der von der Weidgenhöhe
nördlich der Weinberge vorläuft, stossen die Oberkoblenz¬
schiefer der Weinberge südwestlich gegen Quarzit. Auf
der rechten Talseite stehen vom Rhein talaufwärts
braune Sandsteine an, in denen ich Homalonotus gigas
A. Röm., Tentacidites scalaris Schloth, Pterinea fa&ci-
culata Goldf., Spirifer subcuspidatus Schnur, Spirifer
arduennensis Schnur, Orthothetes umbraculum Schloth,
Chonetes sarcinulata Schloth. fand (Hohenrheiner Sch.)
Diese Schichten streichen unten normal nach NO, etwa
400 m von der Landstrasse SN und werden begrenzt
durch Quarzit, der talabwärts erst 60 — 80 m über der
Talsohle auftritt. Die braunen Sandsteine stehen auch
noch am Abhang des Rheintals an und reichen aufwärts-
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 51
bis zu einer mit 70° nach NW einfallenden streichenden
Kluft. Die Oberkoblenzschichten des Siechhaustals
reichen südlich des Kühkopfs nahe an die Landstrasse
heran. Ein von der Landstrasse nach SW führender
Waldweg hat den Quarzit auf eine kurze Strecke an¬
geschnitten. Hier sind auch einige Versteinerungen im
Quarzit beobachtet worden Pterinea (fasciculata u. lineata).
Im weiteren Verlaufe nach SW sind die Oberkoblenz¬
schichten von einer Löss- u.» Lehmlage verdeckt, die
sich in der Einsenkung zwischen den Quarzitzügen des
Kühkopfs und der Augustahöhe bis Waldesch ausdehnt.
Wie bereits erwähnt, treten sie am Anfang des Klein-
bornsbaches und Rabennestbaches zu tage und stehen
bei Waldesch in Zusammenhang mit den Oberkoblenz¬
schichten des Escher Tals. Zu der Versteinerungsliste
des obern Siecbhaustals sei noch bemerkt, dass die
Stücke fast ausnahmslos an dem steilen linken Abhang
gesammelt wurden, an dem sich die Formen der Hohen-
rheiner und Laubacher Schichten mischten. Anstehend
findet man die völlig entkalkten Hohenrheiner Schichten
am obern Heuweg, die Laubacher tiefer am Hang. In
der Talsohle ist der ebenfalls nach NW einfallende
Südflügel der Mulde, reich an Versteinerungen (Hobenrhein.
Sch.), nahe unterhalb der Mineralquelle aufgeschlossen.
Die Oberkoblenzschichten an der Hohenrheiner Hütte,
Allerheiligenberg, Oberbergerbach und Rhenser Mühltal.
Ähnlich wie im Siechhaustal liegen im Ruppertstal,
das an der Hohenrheiner Hütte ins Lahntal mündet,
die Oberkoblenzschichten zwischen zwei Quarzitzügen
und fallen steil unter den nördlichen (Lichterkopf) ein,
während der Quarzitsattel des südöstlich verlaufenden
Zuges (Mehrsberg) mit seinem nordwestlichen Schenkel
unter die Oberkoblenzschichten einfällt. Der als reicher
Fundpunkt bekannte Steinbruch „an der Hohenrheiner
Hütte“ liegt etwas oberhalb der Hütte am rechten Ab¬
hang ,und macht sich schon von weitem durch eine steile.
52
0. Follmann:
hohe Felswand bemerkbar. Aus ihm stammen die
prächtigen Platten mit wohl erhaltenen Crinoiden und
die von Simonowitsch (61) beschriebenen Seesterne.
Der Steinbruch wird seit mehr als 30 Jahren nicht mehr
betrieben ; gut erhaltene Stücke sind schon dort selten
geworden. Aus dem Steinbruch stammen folgende Arten :
Hohenrhein. Hütte (Hohenrbein. Sch.).
Homalonotus gigas A. Rom.
Orthoceras plano septatum
Sandb.
Beller ophon sp.
Pleurotomaria striata Goldf.
Murchisonia sp.
Capulus sp.
Naticopsis sp.
Tentaculites scalaris Schloth.
Coleoprion gracüe Sandb.
Pterinea lineata Goldf.
„ fasciculata Goldf.
„ costata „
„ ventricosa „
„ laevis „
„ suhcostata Frech
Actinodesma malleiforme
Sandb.
Gosseletia trigona Goldf.
Follmannia pseudoalectry-
onia Frech1)
Modiomorpha simplex Beush.
Nucula grandaeva Goldf.
„ Krachtae A. Röm.
„ curvata Maur.
„ confluentina Beush.
Nuculana securiformis
Goldf.
Myophoria Römeri Beush.
„ minor „
,, circularis „
„ peregrina „
„ n. sp.
Crassatellopsis Hauchecorni
Beush.
Paracyclas m.arginata Maur.
Carydium gregarium Beush.
Cucullella solenoides Goldf. t
„ truncata Stein. .
Ctenodonta demigrans Beush.
Goniophora nassoviensis
Kays.
Leptodomus striatulus F.Röm.
„ posterus Beush.
Allerisma inflatum Stgr.
„ sp.
Conocardium rhenanum
Beush.
Spirifer auriculatus Sandb.
carinatus Schnur
„ sabcuspidatus „
,, paradoxus Schloth.
„ arduennerisis&chxiXLY
„ Mischkei Frech
Cyrtia heteroclyta, Defr.
Rhynchonella hexatoma
Schnur
Uncinulus f pila Schnur
Anoplotheca venusta „
Megalanteris Archiaci Vern.
Strophomena piligera Sandb.
„ explanata Schnur
,, interstriatis Phill.
Chonetes dilatata F. Röm.
„ sarcinulata Schloth.
„ plebeia Schnur
1) Original (12) Taf. I, f. 7.
Die Koblenzschichten am Mittelrhein ü. im Moselgebiet. 53
Chonetes crassa Maur.
Orthothetes umbraculum
Schloth.
Orthothetes umbraculum
Schloth v. gigas
Orthis hysterita Gmel.
„ striatula „
„ tectiformis C. Waith.
,, tringularis Z.
,, circularis Sow. var.
transfuga
Dielasma rhenana Drev.
Craniella cassis Zeil.
Lin gut a sp.
Ctenocrinus rhenanus
Follm.
Eifelocrinus bifurcatus
Haarm
JRhodocrinus sp.
Fenestella
Anthozoa var. gen.
Das Hangende wird von den Laubacher Schichten
gebildet, in denen Spirifer cultrijugatus F. Köm., den
ich in dem eben genannten Bruch bis jetzt nicht be¬
obachtet habe, häufig ist. An dem Weg, der vom Aller¬
heiligenberg an der rechten Talseite aufwärts führt,
steht eine Schicht hart am Wegrand etwa J/2 km ober¬
halb des grossen Steinbruchs an, die mit diesem Leitfossil
' geradezu angefüllt ist. Auch in dem Steinbrueh im
Lahntal gegenüber der Wolfsmühle ist er, allerdings
meist in stark verzerrten Exemplaren nicht selten.
Derselben Stufe gehören die steilen Felsen am Aller¬
heiligenberg an. Die ergiebigsten Fundstellen sind hier
die Weinberge nahe der Kapelle, bes die Steinhaufen,
die man am Kande der Weinberge trifft und die
steilen Felswände unten neben dem Bahngeleise. Die
Felswände sind stellenweise bedeckt mit Schalenabdrücken
und Steinkernen. Bemerkenswert ist hier ein 3 m .langer
Abdruck einer Säule von Ctenocrinus decadactylus Goldf.
Allerheiligenbg.
Cryphaeus sp.
Orthoceras planoseptatum
Sandb.
A*'. 1 . «
Fleurotomaria striata Goldf.
Murchisonia var. sp.
Bellerophon sp,
Loxonenia obliquearcuatum
Sandb.
Goniophora Schwerdi Beush.
(Laubach. Sch.).
Leptodomus striatulus A.
Köm.
Nucida curvata Maur.
Nuculana lodanensis Beush.
Cucullella eUiptica Maur.
„ solenoides Goldf.
Myophoria minor Beush.
„ peregrina „
Paracyclas marginata Maur.
54
O. Fo 11 mann:
Cypricardinia crenistria
Sandb.
Grammysia marginata Goldf.
„ expansa Beush.
Conocardium Zeileri „
„ rhenanum „
Spirifer cultrijugatus F.RÖin.
„ subcuspidatus Schnur
„ arduennensis „
„ paradoxus Schloth.
„ curvatus „
C yrtia heteroclyta Defr.
Atrypa reticularis L.
Grthis hysterita Gmel.
„ striatula „
„ subcordif ormis Kays.
„ triangularis Zeit.
Strophomena piligera Sandb.
,, interstrialis Phill.
Strophomena sp.
Chonetes dilatata F. Rom.
„ sarcinulata Schloth.
„ crassa Maur.
Orthothetes umbraculum
Schloth.
Megalanteris Archiaci Vern.
Hhynchonella hexatoma
Schnur.
Uncinulus pila „
Ctenocrinus decadactylus
Goldf.
„ stellifer Follm.
Culicocrinus nodosus J. Müll.
Bactrocrinus Zeileri Jaek.
Fenestella sp.
Pleurodictyum problemati-
cum Goldf.
Auch an dem Kaiser Friedrichweg, der vom obern
Ende der Talschlucht im Ruppertstal am linken Abhang
verläuft, trifft man viele Versteinerungen (Hohenrheiner
Sch). Die Oberkoblenzschichten reichen im Lahntal bis
zu dem Steinbruch oberhalb der Weinberge (Kmst. 63,1).
Im Streichen steht am Abhang des Mehrsbergs Koblenz-
quarzit an. Auf die hier durchziehende Störung wird
später (S. 93) eingegangen werden.
Im Rheintal erstrecken sie sich bis zum Oberlahn¬
steiner Friedhof. Neben dem Weg, der von hier auf
die Höhe südlich Lahneck führt, stehen graubraune
Sandsteine mit vielen Versteinerungen der Hohenrhein.
Sch. an, während der Bergkegel, der Schloss Lahneck
trägt, aus den höheren Stufen aufgebaut ist. Ein Stein¬
bruch an der Nordseite von Lahneck war zu der Zeit,
als Zeiler und Wirtgen (67) hier sammelten, einer
der reichsten Fundpunkte. Da der Schiefer des Bruches
bröcklich zerfällt, sind heute kaum noch gut erhaltene
Stücke zu finden. Das Auftreten der Hohenrheiner
Schichten am Nord- und Südrand der Laubacher Schichten
(m. Sp. cultrijugatus F. Röm.) zwischen beiden lässt diesen
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 55
Zug der Oberkoblenzschichten als Mulde erscheinen. Sie
senkt sich zum Rheintal und nimmt dabei an Breite zu,
in der Muldenachse erscheinen auch die Schiefer der
obersten Koblenzschichten mit Kieselgallen bei Lahneck.
Nach NO sind die Oberkoblenzschichten von tertiären
und diluvialen Schichten bedeckt, bis zu den Einschnitten
der Strasse östlich von Arenberg.
Mit den später zu behandelnden Störungen zu beiden
Seiten des Rheines bängt es zusammen, dass die Fort¬
setzung dieses Oberkoblenzzuges auf der linken Rheinseite
etwas nach SO verschoben ist. Die Oberkoblenzschichten
reichen hier von dem linken Abhang des Oberberger¬
bachtals bis in die Nähe des Rhenser Brunnens. Der
obere Teil des Oberbergerbachs und des Kripperbachs
verlaufen annähernd im Streichen der Schichten, deren
untere Abteilung in den Weinbergen der linken Talseite
Versteinerungen führt. Unter der Decke diluvialer
Schichten im SW treten sie in den Einschnitten der
Strasse Rhens — Waldesch wieder zu Tage und weiterhin
im Rhenser Mühltal. Das Mühltal hat die Schichten
schräg durchschnitten, sie reichen hier vom Samberg
bis zu der zweiten Talschlucht, die oberhalb der obersten
Mühle am linken Abhang hinaufzieht. In der Nähe der
obersten Mühle sind die Hohenrheiner Sch. mit vielen
Versteinerungen in einem alten Steinbrech aufgeschlossen.
Gegenüber der obersten Mühle liegt die Fundstelle
der von Dr. D ahm er beschriebenen Homalonoten (6).
Die folgenden Versteinerungen hat Herr Da hm er hier
gesammelt.
Oberes Rhenser Mühltal (Hohenrhein. Sch.).
Homalovotus gigas A. Rom.
Pterinea lineata Goldf.
„ ventricosa Goldf.
„ cfr. costulata A.Röm.
„ lävicostala Follm.
Gosseletia trigona Goldf.
Myophoria cfr. inflataA. Röm.
Leptodomus striatulus F.Röm.
Goniophora sp.
Mo diomo rp h a circularis
Maur.
Spirifer paradoxus Schloth.
„ subcuspidatus Schnur
Phynchonelladaleidensis F.
Röm.
,, hexatoma Schnur
56
0. F ollmann:
Ilhynchonella cfr. imitatrix A. Strophomena sp.
Fuchs Chonetes sarcinulata Schloth
Am Ausgange der südlich der obersten Mühle nach
SSW vorlaufenden Mönchsdelle hat eine nach SW ver¬
laufende Störung die Schichten etwas nach SO gerückt.
Sie führen auch hier besonders am rechten Abhang
nahe dem obern Waldrand Versteinerungen. Weiterhin
nach SW fehlen Aufschlüsse bis zu den Tälern des
Bopparder Waldes, die sich zum Bopparder Mühltal
hinabsenken. Im Steinigbachtal hat der Waldweg ober¬
halb der Fischzuchtanstalt an der linken Talseite mehrere
kleine Sättel und Mulden freigelegt.
Der Koblenzquarzit am Mehrsberg, bei Oberlahnstein
und Rhens.
Während die bisher beschriebenen Schicbtenzüge,
abgesehen von kleineren örtlichen Abweichungen vor¬
herrschend nach NW einfallen, .zeigt der nun folgende
Quarzitrücken eine deutliche Sattelbildung mit nach
NW und SO einfallenden Flügeln. Es war schon Z ei ler
und Wirtgen (67) aufgefallen, dass dieser Quarzitzug
die Scheide zwischen den nach NW und SO fallenden
Schichten bildet. Als seine Fortsetzung auf der linken
Rheinseite betrachteten sie den Quarzitrücken des Geisen-
bergs, zwischen dem Lauxbach und Oberbergerbach,
an dem man ebenfalls einen Schichtensattel an der
300 m Linie beobachtet. Da dieser Zug nicht im Streichen
des rechtsrheinischen liegt, vermuteten sie „dass im Rhein¬
bett eine grossartige Verwerfung anzunehmen sein dürfte,“
an der der Quarzit nach N verschoben sei. Ebenso
hebt C. Koch (43) hervor, dass dieser Quarzitzug als
die Achse eines weithin der Beobachtung zugängigen
Sattels im rheinischen Unterdevon betrachtet werden
könne. Auch in paläontologischer Hinsicht ist er von
besonderer Bedeutung, insofern als er die reichsten Fund¬
punkte wohlerhaltener Versteinerungen enthält. Der
Zug verläuft in gerader Richtung von Cadenbach über
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 57
den Nörrberg (389 m) bei Eitelbörn, Rabenkopf (368 m)
bei Denzerheide, Geierskopf (323 m) westlich Miellen
zum Mehrsberg (320 m), wo er an der Lahn steil ab¬
bricht. Der Quarzitzug wird hier von der Lahn, die
von Nievern mit ihm parallel läuft, quer durchbrochen.
Der Durchbruch folgt Querstörungen, auf die u. a. schon
die Höhendifferenz des Mehrsbergs und seiner Fortsetzung
links der Lahn hindeutet, die etwa 120 m tiefer liegt
und noch nahe der Lahn und auf dem Feldberg die
hangenden Oberkoblenzschichten trägt, während diese
dem Mehrsbergsattel nur noch an dem nordwestlichen
Flügel im Ruppertstal und gegenüber Miellen auch dem
südöstlichen aufgelagert sind. Am Lahndurchbruch ist
die sattelförmige Stellung des Quarzits an beiden Ab¬
hängen recht deutlich zu beobachten und zwar am linken
Ufer unmittelbar neben dem Bahngeleise, gegenüber am
rechten Abhang in einem grossen Steinbruch, etwa 100 m
über der Lahn. Auf dem Feldberg und weiter westlich
bedecken Löss und stellenweise auch Bimssteine den
Quarzit, so dass er nur in den tiefen Einschnitten der
neuen Strasse zutage tritt Am Abhang zum Rheintal liegt
südlich vom Oberlahnsteiner Friedhof der Steinbruch, in
dem der von Lepsius, (42) Holzapfel (33) und Mord-
ziol1) abgebildete schöne Sattel freigelegt ist. Früher
waren in dem Steinbruch mehrere Querklüfte zu be¬
obachten, deren Wände mit schönen, glashellen Schwer-
spatkrystallen bekleidet waren. Der untere Teil des
südöstlich von hier verlaufenden Grenbachtals hat ein
Stück des Quarzitzuges abgetrennt, das unter dem
Hasenberg auch Versteinerungen führt. Hier und an
dem alten Wege, der südlich der Kapelle auf der Höhe
die grosse Wegschleife abschneidet, sind folgende Arten
gesammelt worden.
1) D. Rheinlande, Nr. 5 S. 46.
58
0. Follmann:
OberlalmsteiD (Koblenzqarzit).
Homalonotus gigas A. Röm.
Cryphaeus rotundifrons
Emrnr.
Orthoceras planoseptatum
Sandb.
Murchisonia sp.
Tentaculites scalaris Schloth.
Goleoprion gracile Sandb.
Bellerophon sp.
Pterinea lineata Goldf.
„ fasciculalci „
costata
Gosseletia trigona „
Byrtodontopsis quarzitica
Frech
Limoptera sp.
Modiola lodanensis Beush.
Modiomorpha modiola „
Myophoria Römeri Beush.
,, inflata F. Röm.
„ ovalis Beush.
circularis „
Crassatellopsis Hauchecorni
Beush.
Cucullella solenoides Goldf.
„ triquetra Conr.
Nucula confluentina Beush.
Nuculana Ahrendi A. Röm.
„ Krachtae
Nuculana Frechi Beush.
Goniophora nassoviensis
Kays.
Leptodomus f latus Krtz.
Carydium sociale Beush.
Paracyclas marginata Maur
Spirifer carinatus Schnur
„ subcuspidatus „
„ paradoxus Schloth.
„ arduennensis
Schnur
Cyrtia heteroclyta Dfr.
Strophomena piligera Sandb.
Chonetes sarcinulata Schloth.
Megalanteris Archiaci Vern.
„ media Maur.
Rhynchonella daleidensis F.
Röm.
Uncinulus pila Schnur
Orthis hysterita Gmel.
Dielasma rhenana Drev.
Athyris macrorhyncha Schnur
„ con centrica v. Buch
Fenestella sp.
Acanthocrinus longispina A.
Röm.
Pleurodictyum problemati-
cum Goldf.
Der Quarzitzug bricht im Rbeiutal an einer parallel
dem Gehänge streichenden Verwerfung ab. Im Streichen
des Quarzitsattels wurde 1891 am Rheinufer der Viktoria¬
brunnen .erbohrt. Das Bohrloch , fast genau in der
-Sattellinie angesetzt, hat u. a. ergeben, dass der Quarzit
im Rheintal um etwa 300 m gegen die östlich gelegene
Höhe abgesunken ist, und dass ebenso wie auf dem
Feldberg die hangenden Oberkoblenzschichten über dem¬
selben noch erhalten sind. Gegenüber auf der linken
Rheinseite verläuft die mehrfach erwähnte Spalte an
Rer die Quarzitzüge des Ktihkopfs und der Augustahöhe
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 59
abbrechen. Auf die Störungen wird in einem spätem
Abschnitt näher eingegangen werden. Der Quarzit reicht
am linken Rheinabhang von der Mitte des südlich des
Kripperbachs liegenden Bergabhanges (Halbtritz) bis zum
nördlichen Abhang des Lützelforsts bei Rhens. In den
nördlich vom Lützelforst liegenden Weinbergen, am Wald¬
rand, der sie nördlich und in der Talschlucht, die sie
südlich begrenzt, findet man Versteinerungen in Mengen.
Ganz besonders reich an Versteinerungen ist der Quarzit¬
zug in den Weinbergen des Eisenbergs im Rbenser
Mühltal und talaufwärts bis über die mittelste Mühle
hinaus. Dicht oberhalb der Mühle liegt ein Steinbruch,
in dem ganze Bänke von Myophorien erfüllt sind, doch
ist das Gestein hier so hart, dass sich die Stücke nur
schwer herausschlagen lassen. Der Quarzit setzt auf
die rechte Talseite über und reicht talaufwärts bis in
die Nähe der obersten Mühle. Am rechten Abhang der
Mönchsdelle stösst er an der bereits erwähnten Störung
(S. 56) gegen Oberkoblenzschichten, weiter aufwärts
findet man im Hochwald an der rechten Seite der
Mönchsdelle wieder viele Versteinerungen. Nach SW
verschwindet er unter den diluvialen und tertiären Ab¬
lagerungen des Kieselbergs. Auf der Höhe des Kiesels
befinden sich einige Gruben, die zur Gewinnung des im
Quarzit auf tretenden Toneisensteins ausgehoben wurden.
Weiter westlich bricht der Quarzit an einer Störung ab,
im Streichen liegen an der „langen Delle“ Oberkoblenz -
schiefer mit Kieselgallen und Versteinerungen.
Rh enser Mühltal (Koblenzquarzit).
Flossenstacheln
Homalonotus gigas A. Rom.
Cryphaeus rotundifrons
Etnmr.
Orthoceras plano septatum
Sandb.
Capulus (ähnl. sübquadratus)
Pleurotomaria striata Goldf.
Murchisonia
Tentaculites scalaris Schloth.
Pterinea lineata Goldf.
„ expansa Maur.
„ fasciculata Goldf.
„ laevis „
„ ventricosa ,,
,, explanata Follm.
Avicula concentrica A. Rom.
60
0. F oll mann:
Leiopteria crenato-lamellosa
Sandb.
Aviculopecten eifeliensis
Frech
JÄmoptera cfr. semiradiata
Frech
Gosseletia trigona Goldf.
,, angulosa Frech
Cyrtodontopsis quarzitica
Frech
Cyrtodonta sp.
Myalina circularis Frech
Grammy sia marginata Goldf.
sp.
Rhenania tumida A. Fuchs1)
Prosocoelus priscus Beush.
,, consobrinü. s* „
aff. Prosocoelus var. gen.
Carydium sociale Beush.
Modiomorpha Simplex Beush.
„ Follmänni „
Modiola antiqua Goldf.
Nuculana securiformis Goldf.
„ Ährendi A. Köm.
Nu cid a Kr acht ae ,,
Paracyclas marginata Maur.
Goniophora nossoviensis E.
\ Kays.
„ Schwer di Beush.
Conocardium rhenanum „
Cucullella truncata Stein.
Ctenodonta insignis Beush.
„ crassa }J
Myophoria Römer i Beush.
,, circularis „
Myophoria ovalis Kef.
Crassatellopsis Hauchecorni
Beush.
Spirifer carinatus Schnur v*
latissima 2)
Spirifer subcuspidatus „
„ „ var. te-
nuicosta
„ arduennensis Schnur
„ curvatus Schloth.
Cyrtia heteroclyta Dfr.
Athyris undata Dfr.
Rhynchonella daleidensis F_
Bö in.
Uncinulus cfr. pila
Orthis hysterita Gmel.
„ striatula „
,, circularis Sow.
Orthothetes umbraculum
Schloth.
Strophomena piligera Sandb-
Dielasma rhenana Drev.
Megalanteris Archiaci Vern-
Crania cassis Zeil.
,, v. sp.
Xenaster simplex Sim.
„ margaritatus Sim.
Trimeraster parvulus
Schöndf.
Spaniaster sp.
Acanthocrinus longispina A.
Böm.
Acanthocrinus gracilior J aek „
Pleurodictyum problemati-
cum Goldf.
„ hi fl ata A. Böm.
Parallel dem Oberlahnsteiner Quarzitsattel verläuft
südöstlich ein schmaler Quarzitzug*, der an der Lahnhöll
durch einen Strasseneinschnitt aufgeschlossen ist und am
Spitalskopf in der südöstlichen Gabelung des Grenbachs
1) Original, Fuchs, Abh. geol. L. 1915 F. 12. f. 7. Taf. 13 f. 1.
2) Original (60) Taf. 2, fig. 12.
Die Koblenzschichten. am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 61
-endet. Sowohl auf den Feldern westlich der Wirtschaft
am Aspich wie besonders an dem bewaldeten südwest¬
lichen Abhang findet man in hellgrauen Quarzitblöcken
zahlreiche Versteinerungen.
Die Oberkoblenzschichten zwischen Oberlahnstein und
Braubach, bei Miellen, Ahlerbütte und Rhens.
Die Oberkoblenzscbichten sind am Rhein nirgendwo
so vollständig entwickelt und in allen Stufen reich an
Versteinerungen wie in der Schichtenfolge vom Oberlahn¬
steiner Quarzitsattel bis Braubacli. Da die Abhänge
auf dieser Strecke fast nur von Weinbergen bedeckt
und von mehreren Tälern durchschnitten sind, sind sie
überall leicht zugänglich und gut aufgeschlossen, so dass
für eine eingehende Untersuchung der Verbreitung der
Versteinerungen und eine genauere Gliederung der
Schichten gerade dieses Profil in erster Linie in Betracht
kommen wird. Es wird zudem ergänzt durch die
neuen Aufschlüsse der Strasse Rhens — Waldesch am
Schamberg und Lützelforst und eine Anzahl von Fund¬
punkten im Lahntal und Rhenser Mühltal, die sich ohne
Schwierigkeit in die Schichtenreihe einordnen lassen.
Im Grenbachtal sind im Hangenden des Quarzits braun¬
graue Platteusandsteine aufgeschlossen in einem Stein¬
bruch am Anfang des nach SO laufenden Astes der
ersten Talgabelung. Die Halde dieses Bruches war
früher ein ausserordentlich reicher Fundpunkt, ist aber
jetzt ziemlich ausgebeutet. Fossilreiche Bänke stehen
aber noch an in dem Graben, der die nördlich an-
stossenden Weinberge oben gegen den Buschwald ab¬
grenzt. Ausser vielen Pterineen fand ich hier einen
prächtig erhaltenen Xenaster margaritatus Sim.
Grenbach (Hohenrhein. Sch.)
Homalonotus gigas A. Rom. Pterinea fasciculata Goldf.
Pleurotomaria striata Gcridf. „ costata „
Murchisonia sp. „ explanata Follm.
Tentaculites sc-alaris Schloth. Gosseletia trigona Goldf.
Pterinea lineata Goldf. Gyrtodontopsis Kayseri Frech
62
0. F oll mann:
Modiomorpha modiola Beush.
„ lamellosa Sandb.
„ plana Dahmer
Myophoria circularis Bensh.
Crassatellopsis Hauchecorni
Bensh.
Myalina circularis Frech.
Ctenodonta tumida Sandb.
Spirifer carinatus Schnur
„ subcuspidatus „
„ arduennensis „
„ curvatus Schloth.
Cyrtia heteroclyta Dfr.
Atliyris concentrica v. Buch
Orthothetes umbraculma
Schloth.
Orthis hysterita Gmel.
Orthis striatula Gmel.
Strophomena explanata
Schnur
Chonetes dilatata F. Röm.
„ sarcinulata Schloth^
„ plebeia Schnur
Anoplotheca venusta Schnur
Khynchonella daleidensis F.
Röm.
Uncinulus pila Schnur
Megalanteris Archiaci Vern.
Crania sp.
Xenaster margaritatus Sim.
Acanthocrinus longispina A.
Röm.
Pleurodictyum problemati-
cum Goldf.
Im Lahntal sind diese Schichten südlich der
Ahler Schleuse im Hangenden des Quarzitsattels durch
einen grossen Steinbruch aufgeschlossen, in dem ich
jedoch nur einige Spiriferen gefunden habe. Rechts der
Lahn sind sie durch die Erosion abgetragen bis zu dem
Vorsprung südöstlich des Geierkopfs gegenüber Miellen
an der Fähre, stehen aber im Streichen nach SW neben
dem Bahngeleise zwischen Miellen und Bahnhof Fried¬
richssegen noch auf eine längere Strecke an. Hier liegt
etwas oberhalb des Stellwerks ein ausgezeichneter Fund-
punkt, der leider seit Errichtung der Böschungsmauer
nur schwer zugänglich ist. Die gelben Sandsteinbänke
enthalten ungewöhnlich scharfe Abdrücke und Steinkerne,
die fast gar nicht durch Verdrückung entstellt sind.
Weniger gut und z. T. mit Kalkschale erhalten sind sie
auf der rechten Lahnseite nahe der Fähre. Die meisten
der folgenden Arten stammen von der linken Seite.
Miellen a. d. L. (Hohenrhein. Sch.)
Cryphaeus cfr. Diadema R.
Richter
Orthoceras planoseptatum
Murchisonia sp.
Tentaculites scalaris Schloth.
Pterinea lineata Goldf.
„ expansa Maur.
„ fasciculata Goldf.
„ laevis ' „
,, ventricosa
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 63
Pterineg explcmata Follm.
Gosseletia trigona Goldf.
„ angulosa Frech.
„ truncata Goldf.
Cyrtodontopsis Kayseri Frech
,, quariAtica „
Avicula sp>.
Actinodesma malleiforme
Sandb.
Limoptera n. sp.
Modiomorpha modiola Beush.
Modiola sp.
Myophoria Pömeri Beush.
„ inflata A. Röm.
„ circularis Beush.
„ peregrina v
Goniophora nassoviensis
Kays.
Ctenodonta prisca Goldf.
Nucidana Ahrendi A. Röm.
„ confluentina Beush.
„ lodanensis „
Cypricardinia crenistria
Sandb.
Dechenia Follmanni Spriest. f)
S pirifer cultrijugatus F. Röm.
(1 Expl.)
Spirifer carinatus Schnur
„ subcuspidatus Schnur
„ arduennensis „
„ curvatus Schloth.
Cyrtia heteroclyta Dfr.
Uncinulus pila Schnur
„ subcordifovmis
Schnur
„ eifeliensis Drev.
Strophomena piligera Sandb..
Chonetes sarcinulata Schnur
Orthis hysterita Gmel.
„ tectiformis C. Waith.
Orthothetes umbraculum
Schloth.
Dielasma rhenana Drev.
Craniella cassis Zeil.
Xenaster margaritatus Sim.
Acanthocrinus sp.
Gastrocrinus patulus J. Müll..
n. var.
Botryocrimis Haarmanni W.
E. Schmidt
Fenestella sp.
Pleurodictyum problemati-
cum Goldf.
Die südliche Ecke des Grenbacktals unter dem
Hasenberg besteht, wie bereits erwähnt wurde, aus
Koblenzquarzit. Im Hangenden des Quarzits streichen
die Plattensandsteine am Abhang zum Rhein aus. Etwas
weiter nach S zieht ein kleines Tal steil aufwärts, das
sich westlich vom Ahlwegskopf gabelt und am Nord¬
abhang reich an Versteinerungen ist. Unter den Gesteinen
fällt besonders ein brauner, oft quarzitischer Sandstein
auf, der mitunter mit Resten des Homcilonotus gigas
A. Röm. angefüllt ist. Kopfschilder von 8 — 10 cm Breite
wurden wiederholt hier beobachtet. Häufiger findet
man Schwanzschilder, mitunter wie Düten ineinander
1) Original (62) Taf. 22, fig. 2, 3.
■04
O. Fo 11 manu:
steckend. Die massenhafte Anhäufung der Reste dieses
Krebses ist auf das Zusammenschwemmen der bei der Häu¬
tung abgeworfenen Panzerteile zurückzuführen. Ein ähn¬
liches von Dr. D ahm er beschriebenes Vorkommen auf dem
nordwestlichen Flügel des Quarzitsattels im Rhenser
Mühltal wurde schon erwähnt (6). An der linken Rhein¬
seite treten dieselben Schichten auf am Lützelforst, so¬
wohl neben der neuen Strasse wie am Südabhang, wo
der südwestlich vom Schamberg aufwärts führende Weg
sich nach W wendet.
Am Ahlwegskopf (Hohenrhein. Sch.)
liomalonotus gigas A. Rom.
Cryphaeus rotundifrons
Emmi*.
Orthoceras planoseptatum
Sandb.
Pleurotomaria daleidensis F.
Rom.
Pterinea lineata Goldf.
„ expansa Maur.
„ ex planata Follm.
fasciculata Goldf.
„ ventricosa „
„ laevis „
„ subcostata Frech
Gosseletia trigona Goldf.
,, angulosa Frech
Gyrtodontopsis Kayseri Frech
Activodesma malleiforme
Sandb.
Follmannia pseudalectxy-
onia Frech
Myalina circularis Beush.
Myophoria circularis „
„ ovalis Kef.
Goniophora Schwer di Beush.
,, nassoviensis E.
Kays.
Ctenodonta primaeva Stgr.
Nucula grandaeva Goldf.
lodanensis Beush.
Cucullella solenoides Goldf.
Spirifer auriculatus Sandb.
„ carinatus * Schnur
„ subcuspidatus „
„ paradoxus Schloth.
„ arduennensisSchnuT
Orthothetes umbraculum
Schloth.
Orthis hysterita Gmel.
„ striatula „
Anoplotheca venusta Schnur
Strophomena piligera Sandb.
„ explanata Schnur
Chonetes dilatata F. Röm.
,, sarcinulata Schloth.
„ crassa Maur.
Uncinulus pila Schnur
„ rar. n. sp.
Dielasma sp.
Ctenocrinus rhenanus Follm.
Gastrocrinus patulus Joh.
Müll.
Pleurodictyum problemati-
cum Goldf.
Die sandigen Schichten finden sich auch noch in
dem südlich folgenden Tälchen westlich vom Lörchen,
treten aber bald zurück gegen die rauhen Schiefer, die
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselg'ebiet. 65
ft
man an den Abhängen des nun folgenden Tales „Karstelu
trifft. In dem nach N erweiterten Ausgang des Tals
befinden sich jetzt die Versuchsfelder der neuen Wein¬
bauschule, die durch Drahtzäune abgeschlossen sind.
Dadurch ist der Zugang zu verschiedenen Fundstellen
abgesperrt, doch kann man noch, entweder vom Gren-
bachtal über die Hauptterrasse oder auf dem zwischen
den Versuchsfeldern in nordöstlicher Richtung aufwärts
führenden Pfad an den obern Rand der Weinberge
südlich von Lörchen gelangen, wo versteinerungsreiche
Schichten anstehen, die petrographisch mit den Schichten
an der Ahler Hütte übereinstimmen. Auch an dem aus
NO herabkommenden kleinen Bach findet man an der
Stelle, wo auf dem Messtischblatt (Boppard) der Name
Karstei steht, sowohl in den Weinbergen wie in dem
den Graben füllenden Gehängeschutt die in der folgenden
Liste aufgezählten Arten.
Karstei und Weiertal (Laubacher Sch.)
Cryphaeus Kochi E. Kays.
Proetus sp.
Orthoceras plano septatum
Sandb.
Pleurotomaria daleidensis F.
Rom. /
Murchisonia var. sp.
Tentaculites scalaris Schloth.
Conularia subparallela'S&n db .
Pterinea fasciculata Goldf.
„ co st ata „
„ explanata Follm.
Actinodesma malleiforme
Sandb.
„ vespertilio Maui\
„ stenopterum Frech
Goniophora acuta Sandb.
„ applanata Beush.
,, Schwer di „
Paracyclas rugosa Goldf.
Myophoria minor Beush.
Nucula grandaeva Goldf.
V«rk. d. Nat. Ver. Jafcrä. 78 u. 79.
Conocardium Zeileri Beush.
Cucullella truncata Stein.
Cypricardinia crenistria
Sandb.
Spirifer cultrijugatus F. Röm.
„ auriculatus Sandb.
„ carinatus Schnur
„ subcuspidatus v.
alata Schnur
„ Jaekeli Scup.
„ paradoxus Schloth.
„ arduennensis Schnur
,, curvatus Schloth.
Cyrtia heteroclyta De fr.
Uncinulus pila Schnur
„ n. sp.
Iihynchonella daleidensis F.
Röm.
„ hexatoma Schnur
Strophomena piligera Sandb.
„ taeniolata „
Chonetes dilatata F. Röm.
1925.
5
0. Follmann:
• 66
Chonetes sarcinulata Schloth.
,, crassa Maur.
Örthis hysterita Gmel.
„ tectiformis C. Waith.
„ triangularis Zeil.
Orthothetes umbraculum
Schloth.
Megalanteris Archiaci Vern.
Anoplotheca venusta Schnur
Lingula spatula Schnur
Crania v. sp.
Culicocrinus inermis Jaek.
Acanthocrinus longispina A.
Rom.
Pleurodjctyum problemati-
cum Goldf.
Nahe dem Ausgang des Karstei endet das parallel
verlaufende Weiertal Am Ausgang sind die von einem
Quarzgang durchquerten Schichten durch einen grossen
Steinbruch aufgeschlossen: Müllers Bruch nennt ihn
Maurer, der unter diesem Namen auch die vorher genannte
Fundstelle einbegriff.
Ein anderer früher sehr ergiebiger Fundpunkt in
diesen Schichten liegt im Lahntal in der Nähe der
Ahlerhtitte südlich dem Bahnhofe Friedrichssegen an
der Stelle, wo der Weg zum Biebricher Hof abzweigt,
ln der südwestlichen Ecke des Bruches steht eine Schicht
an, die Kelche von Culicocrinus inermisj Jaek. in
vielen Exemplaren führt. Dieselbe Bank scheint auch
im Karstei vertreten zu sein, wo ich vor 30 Jahren eine
Platte mit 13 Kelchen der gen. Art fand.
Ahler Hütte (Laubacher Sch.)
Cryphaeus Kochi E. Kays.
Acaste Henni R. Rieht.
Ortlioceras planoseptatuyn
Sandb.
Pleurotomaria striata Goldf.
Murchisonia sp.
Tentaculites scalards Schloth.
Conularia subparaUelaS&n db .
Pterinea lineata Goldf.
„ costata „
Aviculopecten eifeliensis Frech
Actinodesma malleiforme
Sandb.
Grammy sia sp.
Goniophora applanata Beush.
„ nassoviensis E.
Kays.
Nucula confluentina Beush.
Cucullella truncata Stein.
Paracyclas rugosa Goldf.
Conocardium sp.
Spirifer cultrijugatus F. Rom ..
,, auriculatus Sandb.
„ carin atus Schnur
paradoxus Schloth.
„ arduennensis Schnur
„ curvatus Schloth.
„ Jaekeli Scup.
,, subcuspidahis Schnur
v. alata
Cyrtia heteroelyta Defr.
Strophomena rhomboidalis
Wahr.
„ piligera Sandb.
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 67
Strophomena interstrialis
Sandb.
Chonetes dilatata. F. Rom.
„ plebeia Schnur
„ Boblay ei Yern.
Orthothetes umbracülum
Schloth.
„ „ var. gigas
Orthis tectiformis C. Waith.
Rhynchonella daleidensis F.
Röm.
Craniella cassis Zeil.
Lingula spatula Schnur
Ctenocrinus decadactylus
Goldf.
„ rhenanus Follm.
„ stellifer „
Culicocrinus inermis Jack
„ nodosus J.Müll.
Bactrocrinus Zeileri Jaek.
Acanthocrinus longispina A.
Röm.
„ hexatoma Schnur Pleurodictyum problemati-
Uncinulus pila „ cum Goldf.
#
Eine ähnliche Fauna führen die gelbgrauen Schiefer
am Feldberg östlich von Oberlahnstein nahe dem alten
Steinkreuz. Beim Bau der Strasse, die östlich von dem
Kreuz die Schichten durchschneidet, konnte man hier,
wie die folgende Liste zeigt, eine ausserordentlich grosse
Zahl von Versteinerungen sammeln, während die an der
Oberfläche liegenden Schiefer, da sie rasch in kleine
Stücke zerfallen, jetzt kaum noch etwas liefern. Wenn
auch das Vorkommen von Homalonoten, Gosseletien
und einiger anderer Formen diesen Schichten ein etwas
tieferes Niveau anweisen, als denen im Karstei, so sind
sie doch zweifellos jünger als diejenigen vom Westab¬
hang des Ahlwegskopfs und des Lörchen.
Feldberg bei Oberlahnstein (Laubacher Sch.)
Fischreste
Homalonotus gigas A. Röm.
„ laevicauda Quenst.
Cryphaeus cfr. Kochi E. Kays.
„ diadema R. Rieht.
„ sp.
Phacops cfr. Potieri Beyle
Beyrichia sp.
Orthoceras planoseptatum
Sandb.
Pleurotomaria striata Goldf.
Murchisonia v. sp.
Bellerophon sp.
Tentacxdites scalaris Schloth.
Coleoprion gracile Sandb.
Pterinea lineata Goldf.
„ expansa Maur.
„ explanata Follm.
„ fascicidata Goldf.
„ costata „
„ laevicostata Follm.
„ ventricosa Goldf.
„ laevis „
Gosseletia trigona „
„ angxdosa Frech
Follmannia pseudalectry-
onia Frech
Avicula trevirana Frech
Avicula arduennensis Stgr.
Aviculopecten mosellanus
Frech
„ eifeliensis „
Myalina circularis „
Modiomorpha Simplex Beush.
Nucula lodanensis „
„ confluentina „
,, grandaeva Goldf.
„ Krachtae A. Rom.
Nuculana Ahrendi „
securiformis
Ctenodonta insignis Beush.
„ primaeva Stein.
Cucullella elliptica Maur.
,, truncata Stein.
„ longiuscula Beush.
Myophoria inflata A. Röm.
minor Beush.
„ circularis Beush.
Paracyclas marginata Maur.
Cypricardinia crenistria
Sandl).
Palaeosolen eifeliensis ?
Beush.
Goniophora cfr. acuta Sandb.
Grammysia marginata Goldf.
„ anomala „
Allerisma sp.
Leptodomus posterus Beush.
Janeia phaseolina Goldf.
Spirifer cultrijugatus F. Röm.
„ carinatus Schnur
„ subcuspidatus „
„ paradoxus Schloth.
„ arduennensis Schnur
Spirifer curvatus Schloth.
Cyrtia heteroclyta Dfr.
Atrypa reticularis L.
Athyris sp.
Anoplotheca venusta Schnur
Dielasma rhenana Drev.
Meristella Follmanni Dahme r
Chonetes dilatata F. Röm.
„ sarcinulata Schloth.
„ crassa Maur.
,, plebeia Schnur •
Strophomena explanata
Schnur
,, interstrialis Phill.
„ piligera Sandb.
,, rhomboidalis
Wahl.
Orthothetes umbraculum
Schloth.
Orthis tectiformis C. Waith.
Megalanteris Archiaci Vern.
Orbicula daleidensis Schnur
Discina sp.
Philhedra
Graniella cassis Zeil.
Ctenocrinus rhenanus Follm.
„ stellifer „
„ rhenanoides W.
E. Schmidt.
Acanthocrinus longispina A.
Röm.
Diamenocrinus ? gonatodes
Müll.
Fenestella sp.
Pleurodictyum problemati-
cum Goldf.
Gegenüber an der linken Rheinseite sind die Schichten,
in denen Spirifer cultrigugatus F. Röm. häufig auf tritt,
östlich vom Lützelforst durch die neue Strasse aufge¬
schlossen. Hier stehen nach SO einfallende, braungelbe,
sandige Bänke an, ähnlich denen an der Laubach und
im Dörrbachtal, mit denen sie auch in ihrem Fossilinhalt
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 69
2 V
durchaus übereinstimmeu. Auf die sandigen Schichten
folgen bläuliche, rauhe Schiefer, die am Westabhang
des Schambergs als Mauersteine gebrochen werden.
Obschon hier Versteinerungen nicht häufig sind, hat
Geheimrat Schwerd doch durch nachhaltiges Sammeln
die folgenden Arten von dieser Fundstelle zusammen¬
gebracht.
Rhenser Mühltal am Schamberg (Bopparder Sch.-
Kieselgallenschiefcr.)
Gryphaeus rotundifrons
Emmr.
„ cfr. Kochi E.Kays.
Acaste sp.
Orthoceras planoseptatum
Sandb.
Pleurotomaria striata Goldf.
Loxonema obliquearcuatum
Sandb.
Pterinea lineata Goldf.
„ costata „
„ subostata Frech
Aviculopecten eifeliensis „
Actinodesma malleiforme
Sandb.
Myophoria circularis Beush.
„ . minor „
Cypricardinia sp.
Ctenodonta n. sp.
„ sp.
Conocardium sp.
Nucula sp.
Spirifer cultrijugatus F.Röm.
„ carinatus Schnur
„ subcuspidatus „
„ * arduennensis „
„ paradoxus Schloth.
j, curvatus „
Cyrtia heteroclyta Dfr.
Atrypa reticularis L.
Athyris concentrica Dfr.
Orthis hysterita Gmel.
„ striatula „
„ triangularis Zeil.
Orthothetes umbraculum
Schloth.
Strophomena interstrialis
Phill.
Chonetes dilatata F. Röm.
„ sarcinulata Schloth.
„ crassa Maur.
v Boblay ei Vern.
Uncinulus pila Schnur
Rynchonella hexatoma Schnur
„ subcordiformis
Schnur
Megalanteris Archiaci Vern.
Crania sp.
Ctenocrinus rhenanus Follm.
Culicocrinus nodosus J. Müll.
„ inermis Jaek.
Gastrocrinus patulus Müll.
Bactrocrinus Zeileri Jaek.
Hystricrinus ( Arthroacantha )
tenuispinata W. E. Schmidt
Taxocrinus rhenanus F. Röm.
Acanthocrinus longispina A.
Röm.
Pleurodictyum problemati-
cum Goldf.
Die hangenden Schichten sind an der Südostecke
des Schambergs von der Strasse angeschnitten. In den
70
O. F o 1 1 m a n « :
blaugrauen Schiefern treten Versteinerungen bankweise
auf. Eine mit Abdrücken und Steinkernen bedeckte
Schiehttafel bildet die nordwestliche Wand eines alten
Steinbruchs am südlichen Ende des Schambergs. Ähn¬
liche Schiefer mit vielen Versteinerungen trifft man in
den Weinbergen des Tauber- und Breyerbachs. An der
Luft zerfallen die Schiefer schnell in kleine z. T. griff e-
lige Stücke, zwischen denen die festen, wetterbeständigen
blauschwarzen Kieselgallen besonders auffallen. Auch
dort, wo Aufschlüsse fehlen, auf Wegen und an unbe¬
bauten Abhängen wittern die harten Knollen stellenweise
in Menge aus, so im oberen Teil des Breyer Tals, am
Vogelsang, im Breyer Wald, am Jakobsberger Hof und
an den Abhängen des Bopparder Mühltals. Auf der
rechten Rheinseite folgen auf die Schichten des Karstei bis
zum Schlierbach rauhe, sandige Schiefer mit Kieselgallen,
ebenso südlich vom Schlierbach im Daubenstiel, einem
Tälchen westlich vom Fladenberg und am Jagenstiel,
desgl. im Streichen nach NO in der Hohl und am Rabel-
stein im Oberlahnsteiner Wald. An der Gr. Rosenberg
treten nach A. Fuchs auch die tiefem Oberkoblenz¬
schichten (Hohenrhein. Sch.) wieder auf, als Hangendes
des Quarzitzuges am Ickerstiel. Dieser Quarzitzug ver¬
läuft parallel dem Oberlahnsteiner aus der Gegend von
Oberelbert über den Weissenstein südlich Arzbach, die
schöne Aussicht bei Kemmenau, Ems, wo hinter dem
Nassauer Hof die sattelförmige Stellung der Schichten
(Quellensattel) schön aufgeschlossen ist, den Mahlberg
bis nördlich Braubach. Nordöstlich von dem Hofgut
Ickerstiel tritt er in einer zu 260 m ansteigenden Kuppe
nahe der Strasse Braubach — Ems zutage, senkt sich all¬
mählich zum Rhein und bricht dann an einer Querstörung
ab, so dass er den Rheinabhang nicht erreicht. Hier
stehen in 200 m im Streichen des Quarzits braune z. T.
quarzitische Sandsteine mit Homalon , gigcis A. Rom.
(Hohenrhein. Sch.) an. Im Rheintal ist er mit seinen
bangenden Schichten wie bei Oberlahnstein abgesunken,
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 71
liH ....
tritt aber im Bopparder Hamm neben der Eisenbahn in
einem Steinbruch unter dem Rotenberg unter rauhen
Schiefern wieder hervor. Im Frühjahr 1918 sind hier
grosse Felsmassen abgerutseht, durch die der an der
Sohle liegende Quarzit verdeckt wurde. Westlich von
Boppard erscheint er wieder im Fraubachtal, eine male¬
rische Felsgruppe bildend, und wird von den Windungen
der Strasse Boppard — Buchholz angeschnitten. Auch
auf dem südöstlichen Flügel des Ickerstieler Quarzitzugs
folgen die Oberkoblenzschichten von den Hohenrheiner
Schichten aufwärts. In einem Steinbruch an der rechten
Seite des Braubacher Mühltals nahe der Haltestelle
sammelte ich vor mehreren Jahren:
Spirifer eurvatus Schloth.
„ arduennensis Schnur
„ alatiformis Drev.
Cyrtia heteroclyta Dfr.
Atrypa reticularis L.
Orthis striatula Gmel.
Stroph. piligera Sandb.
„ rhomboidalis Wahl
Chonetes dilatata , F. Röm.
„ crassa Maur.
Uncinulus pila Schnur
Die ausserordentlich lehrreichen Untersuchungen der
Lagerungsverhältnisse der Schichten, in denen die Brau-
■
bacher Erzgänge aufsetzen, von A. Fuchs, (25) auf die
hier nicht näher eingegangen werden kann, haben in
den unterirdischen Aufschlüssen grosse Störungen mit
vertikalen Verschiebungen bis zu 700 m nachgewiesen.
Man kann schon aus diesem Grunde auf eine der Lau¬
bacher oder Oberlahnsteiner Schichtenfolge entsprechende
normale Lagerung an der Oberfläche nicht rechnen.
Nach den Untersuchungen von Holzapfel (33) folgen
südlich von Braubach Oberkoblenzschichten, die ebenso
wie die aus ihnen auf tauchenden drei Quarzitzüge an der
Querstörung abbrechen, die am Dinkholder Tal den
Rhein überschreitet und am linken Rheinufer hinzieht.
Rheinaufwärts bilden Unterkoblenzschichten ein breites
Schichtenband bis in die Nähe von Oberwesel, wo der
Hunsrückschiefer beginnt. Ihr Verlauf nach SW ist
noch nicht festgestellt. Die bisherigen Begehungen aus
72
0. Follmann:
dem Hunsrückschiefer quer zum Streichen zur Mosel
hin reichen zur Feststellung der Grenzen nicht aus.
Wie in dem bereits aufgenommenen Gebiet im W gleichen
die als Hunsrückschiefer angesprochenen Schichten oft
in ihrer Gesteinsbeschaffenheit so sehr den Unterkoblenz¬
schichten, dass eine Entscheidung für die eine oder
andere Stufe zweifelhaft bleibt, wo Versteinerungen
fehlen. Ähnlich liegen die Verhältnisse östlich des Rheins
im Bereich der Blätter Dachsenhausen und Ems.
✓
Die obern Koblenzschicb ten im Gülser Mühltal.
Während auf der rechten Rheinseite von Sayn bis
südlich von Urbar nur Unterkoblenzschichten anstehen,
ti eten links des Rheins im Streichen auch Oberkoblenz¬
schichten auf, die unter der diluvialen Hauptterrasse im
obern Teil des Gülser Mühltals aufgeschlossen sind. Nur
der Koblenzquarzit reicht von hier bis zu dem steilen
Abhang des Kimmeibergs bei Metternich, wo er früher
in einem grossen Steinbruch als Mauerstein gebrochen
wurde. Das grobkörnige, gelblichweise, in dicken Bänken
abgesonderte, anscheinend versteinerungsleere Gestein
bildet einen flachen Sattel. Der Abhang ist südlich von
dem Steinbruch mit Bimssand und grauen Tuffen be¬
deckt, aus denen nur Quarzitblöcke herausschottern. Wo
man die über dem Quarzit folgenden Oberkoblenzschich¬
ten erwarten sollte, stehen Unterkoblenzgrauwackcn an,
wie in der südlich vom Kimmeiberg verlaufenden Tal¬
schlucht (Schlemmertsgraben), in der die Quelle der alten
Koblenzer W asserleitung entspringt. Erst J 3 km nordöstlich
von hier erscheint der Koblenzquarzit wieder östlich der
Strasse, die von Grenzhausen nach Grenzau führt. Im
Gülser Mühltal erheben sich zwei gerundete Kuppen,
von denen die nördliche, der Schieiderkopf (156 m) mit
der nördlichen, die südliche mit der westlichen Hoch¬
fläche durch niedrige Rücken verbunden sind. Wo der
in der Richtung auf den Schieider Kopf von NNO
herabführende Weg sich wieder nach N wendet, steht
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 73
„ ' p
Koblenzquarzit an, der bald talaufwärts unter diluvialen
Ablagerungen verschwindet. Der Schieider Kopf besteht
aus hellgrauen Sandsteinen der Oberkoblenzstufe, die
ungemein reich an Versteinerungen sind (67). In dem
an der Westseite liegenden Steinbruck sind einzelne
Bänke mit Steinkernen und Abdrücken angefüllt, die
meistens durch Verdrückung stark verzerrt sind. Die
andere Kuppe ist von einem elliptischen Tal umgeben,
durch das ehemals der Mühlbach floss, der jetzt nach
Durchschneidung des westlich verlaufenden Riegels zum
Betrieb der nahen Mühle abgeleitet ist. Auch diese
Kuppe besteht aus Oberkoblenzschichten. Auf der geo¬
logischen Karte von Koblenz ist sie als Unterkoblenz
eingetragen, das durch eine nördlich vorbeigehende Ver¬
werfung von dem Oberkoblenz des Schieider Kopfes ge¬
trennt ist. An dem durch die verwickelten Schichten¬
falten ausgezeichneten Abhang an der Südseite der
Kuppe habe ich zwei Exemplare von Sp. auriculatus
Sandb. aus dem anstehenden Gestein herausgeschlagen
und ausserdem im Streichen der Schichten nahe der
Mühle eine Anzahl von Leitformen der Oberkoblenz¬
schichten: Str. piligera Sandbg., Chonetes dilatata F.
Röm., Orth, umbraculum Schloth, Sp. subcuspidatus
Schnur, gesammelt. Die streichende Verwerfung verläuft
am südlichen Fuss der Kuppe, wo neben dem Wege
dicht an der Mühle eine mit graublauem Letten erfüllte
flach nach NW einfallende Kluft die Oberkoblenzschich¬
ten von den glimmerreichen, quarzitischen Sandsteinen
der Unterkoblenzstufe trennt. In dem nahe der Kluft
anstehenden gelblich grauen Gestein, das bei oberfläch¬
licher Betrachtung den Oberkoblenzschichten gleicht, er¬
kannte Bergassessor Füchtjohann zersetzten Diabas.
Am unteren Rand der östlich gelegenen Weinberge
findet man auch Versteinerungen der Oberkoblenzschich¬
ten, die jedoch nicht aus hier anstehendem Gestein, son¬
dern aus zerfallenen Weinbergsmauern stammen, deren
Steine am Schieider Kopf gebrochen worden sind.
74
O. F oll mann:
Gülser Mühltal (Hohenrheiner Sch.).
Ithynchonella daleidensis F.
Röm.
Strophomena piligera Sandb.
N „ • explanata Schnur
Choneies dilatata F. Röm.
„ scircinulata Schloth.
Orthis hysterita Gmel.
„ striatula ,,
,, circularis v. transfuga
C. Waith.
Orthothetes umbraculum
Schloth.
Ctenocrinus rhenanus Follm.
,, stellifer ,,
Gastrocrinus patulus J. Müll.
nov. var. Follm anni W. E.
Schmidt
Fleurodictyum problemati-
cum Goldf.
Es ist also hier nur die untere Abteilung der Ober¬
koblenzschichten vertreten, die Laubacher Schichten und
Kieselgallenschiefer fehlen. An der Blmnslei ist das
Schichtenband doppelt so breit. Sp. cultrijugatus F.
Röm., ist hier recht häufig (Laubacher Sch.), bei Nieder¬
fell und weiterhin bis Hatzenport sind auch die Schiefer
vorhanden. Demnach verläuft die Störung nicht genau
im Streichen, schneidet vielmehr die Schichten unter
einem spitzen Winkel.
Die Koblenzschichten im Moselgebiet.
ln diesem Abschnitt sollen einige Beobachtungen
über den Verlauf der einzelnen Schichtenbänder nach
SW mitgeteilt und vor allem die Fundpunkte von Ver¬
steinerungen namhaft gemacht werden. Die Südgrenze
des nördlichsten Zuges von Unterkoblenzschichten trifft
man im Langental zwischen Kobern und Winningen, wo
in den Weinbergen am linken Talabhang einige Ver¬
steinerungen in glimmerhaltigen Gesteinen, ähnlich denen
Homalonotus gigas A. Röm.
Cryphaeus rötundifrons
Emmr.
Pleurotomaria striata Goldf.
Tentaculites scalaris Schloth.
IHerinea fasciculata Goldf.
Actinodesma mallei forme
Sandb.
Grammy sia sp.
Nucula confluentina, Beush.
Cucullella elliptica Maur.
Conocardium rhenamim
Beush.
Spirifer cultrijugatus F.Rüm.
,, carinatus Schnur
„ alatiformis Drev.
„ paradoxus Schloth.
„ arduennensis Schnur
Cyrtia heteroclyta Dfr.
Uncinulus pila Schnur
4
Die KobJenzschiehten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 75
vom Nellenköpfchen, darunter Kochia capuliformis C.
Koch, Hom. rhenanus C. Koch, beobachtet wurden.
Auf der rechten Moselseite stehen versteinerungsreiche
Grauwacken an der Ostseite des alten Weges von Dieb-
lich nach Dieblicher Berg (Sp. Hercyniae Gieb, Tropi-
doleptus carinatus Conr. u. a.) an. In dem Steinbruch
an der Koberner Fähre ist an der Nordseite eine nach
NW einfallende Überschiebungskluft freigelegt. Auch
hier findet man Versteinerungen. Die Grenze gegen
Koblenzquarzit verläuft auf der linken Moselseite vom
Koberner Bahnhof in der Richtung auf die Nothe
Mühlen. In den von Gondorf nach Lonnig und Dreck-
nach führenden Tälern fehlt es nicht an Aufschlüssen,
doch habe ich keine Versteinerungen beobachtet, fand
aber einige an dem Sammelbehälter der Wasserleitung
nördlich Rüber. Das Maifeld ist namentlich in seinem
östlichen Teil durch Gebirgsstörungen zerstückelt, worauf
schon die auf der rechten Moselseite nachgewiesenen,
nach NW streichenden Verwerfungen und die oft auf
kurze Entfernung stark wechselnde Höhenlage der mio-
zänen Tone (Drecknach, Lonnig) und der pliozänen
Kieseloolithe (Lonnig) hinweisen. Leppla (45 S. 369)
erwähnt eine nachtertiäre Störung, die von Mariarot
über Schwaiber Hof, Feiler Hof, Lehmen, Küttig zieht,
entlang dem steilen Absturz des oberen -Maifelds gegen
den nordöstlichen, niedrigem Teil. Für einen genauem
Nachweis wäre eine eingehendere Untersuchung des
breiten Streifens von Unterkoblenzschichten von Wichtig¬
keit. Ich habe die Unterkoblenzschichten von Lasserg
weiter nach SW nicht verfolgt.
Der Quarzitzug des Gülser Mühltals hebt sich süd¬
westlich aus den diluvialen Schichten als hoher Rücken im
Rübenacher Wald heraus und bildet südlich vom Langen¬
tal, im Alten Forst und an der Rotelei steile Abhänge.
Gegenüber erscheint er östlich und südwestlich von
Dieblich, setzt dann links von der Mosel, nordwestlich
von Gondorf und Lehmen fort. Als Fortsetzung kann
0. FoJImann:
76
wohl der Quarzit des Burgbergs südlich von Mörz be¬
trachtet werden, der annähernd im Streichen liegt,
während der Quarzit am Ringelstein im untern Elztal
etwa 2 km südlicher liegt. Die obern Koblenzschichten
an der Blumslei nordwestlich von Winningen setzen in
fast gleicher Breite am Abhang der Dieblicher Höhe
fort. Nahe dem scharfen Vorsprung an der nordöstlichen
Ecke findet man etwa 20 m unter dem obern Wald¬
rand dieselben Arten wie bei Miellen in ähnlicher, guter
Erhaltung. Nördlich von Niederfell am Ende des As-
peler Tals hat ein grosser Steinbruch die Laabaeher
Schichten, die viele Versteinerungen führen, aufge¬
schlossen, in den hangenden, ebenfalls an Versteine¬
rungen reichen Schiefern liegt ein Bruch auf der Höhe.
Gegenüber bei Gondorf trifft man die Grauwackensand¬
steine stark gefaltet am obern Rand der Weinberge,
links, die Schiefer rechts am Ausgang des Notbbach-
tals. Der linke Moselabhang zwischen Gondorf und
Kattenes besteht aus versteinerungsreichen Oberkoblenz¬
schichten. Ein Steinbruch an der linken Seite der Tal¬
schlucht südlich Lehmen hat die Hobenrheiner Schichten,
ein anderer östlich Moselsürsch die Laubacher Sch.,
beide reich an Versteinerungen, aufgeschlossen. Am
Ausgang des von Moselsürsch zur Mosel abfallenden
Tals werden die obern Koblenzschichten als Dachschie¬
fer abgebaut. Sie erscheinen wieder im untern Schrumpf¬
tal bei Hatzenport. Die Hohenrheiner Sch. führen gut
erhaltene Versteinerungen an den Schleifen des Weges,
der zum Betzemer Hof hinaufführt. Nahe der Talsohle
steht neben dem Wege Diabas an. Die Oberkoblenz¬
schichten stehen noch an neben der Strasse, die durch
das Tal des Elberbachs nach Münstermaifeld führt. Im
Streichen nach SW treten gegenüber Burgen im Tal
bei Lasserg Unterkoblenzschichten auf, zwischen beiden
setzt eine Querstörung durch, an der der Koblenzquar¬
zit und Oberkoblenzschichten im SW ähnlich wie am
Kimmeiberg im NO enden. Im Lasserger Tal -wurden
v
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 77
gesammelt: Kochia capuliformis C. Koch, Tripleura
pesanseris Z. und W., Ctenodonta unioniformis Sandb.,
Ct. migrans Beush., Ct. Maureri Beush., Nucida, Cal.
cullella , Rhynch. daleidensis F. Rom. (Nellenköpfchen
Sch.). Die unteren Koblenzscbicbten zwischen Blumslei
und Kondertal streichen nach SW über den südlichen
Teil der Dieblicher Höhe. Ihrer obern Grenze gehört
ein Fundpunkt am rechten Abhang des Tälchens süd¬
lich vom Schwaiber Hof an, wo Kochia capuliformis
C. Koch, Hom. rhenanus C. Koch, Rensseläria strigiceps
F. Röm. gefunden wurden. Nordöstlich vom Schwalber-
hof sind in einem Tälchen dicht neben dem Pfad, der
vom Schwaiberhof zum Kührerhof führt, glimmerreiche
Sandsteine in einem Steinbruch aufgeschlossen, in denen
auf den Schichtflächen vier etwa 3/4 m dicke Kugeln be¬
obachtet wurden, ähnlich denen, die man früher (S. 12)
am Nellenköpfchen fand. Sie sind leider durch den Be¬
trieb des Steinbruchs jetzt verschwunden. Derselben
Stufe (Nellenköpfchen Sch.) sind die im Aikener Tal
südlich Burg Thurand in einem grossen Steinbruch auf¬
geschlossenen Schichten zuzurechnen, in denen, Modiola
antiqua Goldf., Ctenodonta Maureri Beush., Nucula-
secur iformis Goldf. häufig sind. Anhäufungen von Hali -
serites JDechenianus Göpp. haben in einzelnen Lagen
schwarze, kohlige oder graphitische Färbung des Ge¬
steins verursacht. Auch am Stationsweg, der von Al¬
ken durch die Weinberge zum Bleidenberg führt, in den
Weinbergen zwischen Oberfell und Alken, im untern
Teil des Katteneser Mühltals und des Tals bei Löf
findet man Versteinerungen der untern Koblenzschichten.
Am Eingang des Löfer Tals sind ebenfalls kohlige
Schichten zwischen weissen Sandsteinen aufgeschlossen.
Zwischen Löf und Hatzenport wird das Band von Unter¬
koblenzschichten schmäler. Von der Hatzenporter bähre
bis Moselkern besteht der rechte Abhang aus Unter¬
koblenzschichten, die durch einen von Fahrbüsch südlich
Hatzenport bis gegenüber Moselkern verlaufende, strei-
78
0. Fo 11 mann:
eilende Verwerfung von Oberkoblenzschichteu getrennt
sind. An dem Abhang südsüdwestlich von Burgen
winden neben dein zur Holenhau führenden Wege be¬
obachtet: Kochia capuliformis C. Koch, Tripleura pes
anseris Z. und W., Sp. subcuspidatus Schnur. Die hier
zwischen den Weinbergen aufgehäuften, an die Quarzit-
rosseln erinnernden Steinwälle bestehen vorwiegend aus
Unterkoblenzgrau waeken, einzelne Quarzitblöcke da¬
zwischen sind von dem aus Koblenzquarzit bestehenden,
südöstlich liegenden Rücken Holenhau herunter ge¬
kommen. Die ünterkoblenzsehichten enden gegenüber
Moselkern an einer von Dr. Vietor aufgefundenen Quer¬
störung (km 53,8); bis zum Burgberg (km 51,9) bilden
Obei koblenzschichten, die hier an einer Störung ab¬
brechen, den rechten Moselabhang. Von hier bis Fankel
stehen beiderseits der Mosel Unterkoblenzschichten an.
Versteinerungen wurden beobachtet im Tal nördlich
Müden und gegenüber am Eingang ins Lützbachtal.
„Gegenüber Müden besteht fast der ganze in die Mosel
vorspringende Fels aus compakten Petrefaktenbänken“
schrieben Zeiler u. Wirtgen 1854 (67) als die Mosel¬
strasse noch nicht gebaut war, und der felsige Eierkopf
an der linken Seite des Lützbachtals noch bis zum
Moselufer reichte. Die Petrefaktenbänke sind beim
Strassenbau weggesprengt worden. Bei Treis treten
Versteinerungen der ünterkoblenzsehichten auf in den
Steinbrüchen an der Strasse die in grossen Schleifen
zum Schock hinaufführt und in den Weinbergen des
Dünn- und Flaumbachtals. Häufiger sind sie oberhalb
des Brauselei bei Cond. Ein sehr ergiebiger Fundpunkt
liegt am obera Rand der Neefer Weinberge nahe dem
schmalen Felsgrat südlich vom Petersberg. Ich notierte
hiei . lent. scalaris Schloth, Pt. expansa Maur, Sp.
Hereymae Gieb., Sp. hystericus Schloth, Sp. subcuspi¬
datus Schnur, Trop. carinatus Conr., Stroph. Bouei
OeliL, Str. explanata Schnur, Chon, plebeia Schnur,
Meg. Archiaci Vern., Pleur. problematicum GoldL
Die Koblenzschichten am Mittelrhein n. im Moselgebiet. 79'
Recht häufig sind Versteinerungen an der alten Kirche
bei Aldegund. Die Fundpunkte im Streichen nach SW
habe ich an anderer Stelle schon mitgeteilt (17).
Die Fortsetzung der schmalen Quarzitrücken beider¬
seits des Münstertals ist westlich vom Kondertal am Wege
nach Mariarot auf kurze Strecken aufgeschlossen. Sie schei¬
nen an der von Leppla nachgewiesenen Störung zu enden.
In der Richtung des Zuges vom Kiikkopf liegen die
Quarzitrücken am Arkenwalder und Försterhof, der Dicke¬
berg bei Oberfell, Eichelt und Schaf berg bei Alken.
Im südöstlichen Teil des Schafberges, der aus Ober¬
koblenzschichten besteht, ist durch die Strasse Alken-
Nörtersbausen stark verwitterter Basalt aufgeschlossen.
Unterhalb Brodenbach erreicht der Quarzitzug die Mosel.
Westlich von Brodenbach auf der linken Moselseite ist
er neben dem Bahngeleise durch einen Steinbruch auf¬
geschlossen, in dem die, fast wagrecht liegenden Schich¬
ten viele Versteinerungen enthalten. An der Mosel
bricht er an einer Störung ab, im Streichen liegen rechts
der Mosel, an der Strasse nach Morshausen, Oberkob¬
lenzschichten. Südlich von diesen erhebt sich der breite
Quarzitrücken des Jahrsbergs, der nach NO an der¬
selben Störung gegen die Oberkoblenzschichten am Aus¬
gang des Ehrenbürger Tals abbricht. Nahe bei dem
nördlichsten Gehöft auf dem Jahrsberg findet man Ver¬
steinerungen des Quarzits. Nach SW baut der Quarzit,
mehrfach an Querstörungen verschoben, eine Anzahl
hoher Rücken auf: die Holenhau südlich Burgen, den
Hungerberg östlich, den Müdener Bock südlich von
Moselkern.
Südlich vom Druidenstein, gegenüber Moselkern,
führt das Quarzit am obern Abhang zur Mosel die am
besten erhaltenen Versteinerungen des ganzen Moselge¬
bietes. Landschaftlich treten die in ihrer Form an
Basaltkegel erinnernden Quarzitberge Müdener Bock und
Treiser Schock, von den Höhen des Maifeldes und des
vorderen Hunsrücks gesehen, am auffallendsten hervor.
80 0. F o 1 1 man n :
Am nordöstlichen Abhang des Treiser Schock führt der
Quarzit nahe dem Gipfel Versteinerungen, die nach SW
folgenden Quarzitgipfel Hurtskopf (376 m) und der etwas
niedrigere Keilkopf bilden gegen das Dtinnbachtal steile
mit Rösseln bedeckte Abhänge. Der Quarzit setzt 'jen¬
seits des Dünnbachtals fort im Rodenberg (335 m), von
dem ein helsgrat weit ins Flaumbachtal vorspringt.
Jenseits des Flaumbachtals setzt der Quarzit über Clott-
heck und Kehrbusch fort und endet mit steilem Absturz
zur Mosel an der Höllenkaul südlich Fankel. An der von
Fankel nach 0 in Windungen aufsteigenden Strasse führt
der Quarzit nahe der Höhe Versteinerungen. Seine Fort¬
setzung ist nach Victor (64) im Moseltal wahrschein¬
lich zwischen zwei Störungen abgesunken und zwischen
Ellenz und Poltersdorf etwas nach NW verschoben. Ge¬
schiebe und Lehm bedecken die tiefliegende Landzunge,*
doch ist der Quarzit in den Einschnitten der Strasse
nordwestlich von Ellenz und am Altarsberg bei Polters¬
dorf aufgeschlossen. Im Streichen des Quarzits an der
Höllenkaul liegt westlich von Beilstein der Schellenberg,
der in seiner nordwestlichen Hälfte aus Quarzit (Ver¬
steinerungen) im südöstlichen, höchsten Teil aus Ober¬
koblenzschichten besteht, die ebenfalls Versteinerungen
führen. Ähnlich ist der Mesenicher Kopf aufgebaut.
Auch hier besteht der nordwestliche Teil aus Quarzit,
der südöstliche, höhere (393 m) aus Oberkoblenzschich¬
ten. Versteinerungen findet man im Quarzit an dem
Pfad, der von Mesenich durch die Weinberge hinauf-
führt. Im Streichen der Oberkoblenzschichten am
höchsten Punkt trifft man an der Kapelle Quarzit,
zwischen beiden Punkten setzt eine Störung durch.
Zwischen dem Mesenicher Kopf und dem Hochkessel
westlich von Ediger ist ähnlich wie zwischen Höllen¬
kaul und Schellenberg das im Moseltal liegende Ver¬
bindungsstück des Quarzitzuges abgesunken (64). Die
südwestliche, am Moselabhang verlaufende Störung wird
später behandelt werden. Am Hochkessel südlich Ediger
Die Koblenzsehichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 8t
führt der Koblenzquarzit nordöstlich vom höchsten Punkt
(421 m), der einen wohl erhaltenen Steinring trägt, Ver¬
steinerungen. Der quer zum Schichtenstreichen verlau¬
fende Rücken des Hochkessels senkt sich nach SW
steil zum Tal des Neef er Baches, und der Quarzitzug
setzt sich jenseits des Tals unter der mit Moselge¬
schieben bedeckten, mehr als 120 m niedrigeren Hoch¬
fläche zur Mosel fort, die ihn zwischen Alf und Alde¬
gund in einem auffallend gradlinigen Tal durchbricht,
das durch seine Form und die sehr verschiedene Höhen¬
lage des Quarzits beiderseits des Flusses auf Störungen,
ähnlich denen auf der Moselstrecke Bremm-Senheim
hindeutet. Im Sollig links von der Mosel steigt der
Quarzit wieder zu 398 m an. Westlich wird der Quar-
zitzug von Hess und Alf durchschnitten und baut im wei¬
tern Verlauf den Kondelwald zwischen Üss und Alf und
den Grünewald zwischen Alf und Lieser auf. Westlich
vom Liesertal wird er bedeutend schmäler und ver¬
schwindet an einer Störung bei Bergweiler. Zuletzt
taucht er nochmals aus den Oberkoblenzschichten im
Kellerberg und Steinenberg südlich Dirscheid auf. Wäh¬
rend die bisher aufgezählten Quarzitzüge sich fast ohne
Lücken vom Rhein bis über Wittlich hinaus verfolgen
lassen, reicht der breite vom Rhein zwischen Siechhaus¬
tal und Kripp durchschnittene Zug in annähernd ge¬
schlossener Masse nur bis Nörtershausen. Am südöst¬
lichen Ausgang des Dorfes steht der Quarzit noch neben
dem Weg zur Grünen Mühle an, im Streichen trifft man
im Brodenbachtal nur Oberkoblenzschichten. Zwischen
dem Ehrenbachtal und Lützbachtal steigt der Quar¬
zit aus den Oberkoblenzschichten sattelförmig mehrfach
auf kurze Erstreckung, im Streichen durch Querstörungen
an Oberkoblenzschichten grenzend, auf. Auf der rechten
Seite des Baybachtals erscheint er so bei Morsbausen,
und etwa 4 km südlich bei Obergondershausen. Das
letztere Vorkommen liegt annähernd im Streichen des
Oberlahnsteiner Zuges. Der südlichste mir bekannt ge-
Yerh. d. Nat. Ver. Jahrg. 78 u. 79. 1925. 6
82
0. Follmann:
wordene Quarzitzug ist östlich Sabershausen aufge¬
schlossen; er mag die Fortsetzung des Emser Quarzit¬
sattels sein. Drei km nördlich davon ist ,ein flacher
Quarzitsattel aufgeschlossen bei Dommershausen. In den
Steinbrüchen neben der aiv Dommershausen vorbeiführen¬
den Strasse und hinter der Schule führt der Quarzit
viele Versteinerungen. Auch die südlich von Dommers¬
hausen aufragende Kuppe (360 m) besteht aus Quarzit.
Südwestlich und nordöstlich von Dommershausen bricht
der Quarzit an Querstörungen ab, die Vietor bis zum
Moseltal verfolgt hat. An der westlichen Störung bricht
der Quarzit an einer Kuppe ab, die sich westlich von
Eveshausen erhebt; die nordwestlich liegende Kuppe
(393 m) aus Quarzit liegt zwischen beiden. Im Streichen
des Quarzits bei Morshausen tritt das Gestein wieder
auf bei Macken, endet aber an der gen. östlichen Stö¬
rung. Die Quarzitzüge südlich vom Müdener Bock
scheinen alle am Lützbachtal zu enden, wurden wenig¬
stens zwischen Lützbach und Dünnbach nicht mehr be¬
obachtet.
Das beim Verfolgen der einzelnen Quarzitzüge
wiederholt beobachtete Abbrechen im Streichen gegen
Oberkoblenzschichten zeigt, dass das Gebirgsstück zwi¬
schen der unteren Mosel und dem Rhein von so vielen
Querbrüchen durchsetzt ist, dass die Zusammengehörigkeit
der einzelnen Teile sich nur durch eingehende strati¬
graphische Untersuchung ermitteln lässt. Weit schwie¬
riger als beim Koblenzquarzit, der sich leicht von den
Oberkoblenzschichten durch seine Gesteinsbeschaffenheit
unterscheiden lässt, ist das bei den Oberkoblenzschichten
selbst. Im allgemeinen lässt sich hier wie auch anders¬
wo in diesen Schichten nach oben eine Abnahme der
sandigen Gesteine und Zunahme der Tonschiefer fest¬
stellen, in denen eine genauere Verfolgung der Versteine¬
rungsbänke und der ebenfalls meist bankförmigen Lage¬
rung der Kieselgallen eine Gliederung ermöglichen wird^
Dazu sind ausgedehntere ^Begehungen erforderlich, als
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 88
sie mir möglich waren. Ich muss mich daher auf die
nördlichen Züge, die nahe der Mosel durch die untern
Talstrecken der Nebenbäche aufgeschlossen sind, be¬
schränken. Die im Münstertal auftretenden Oberkoblenz¬
schichten enden mit den einschliessenden Quarzitzügen
westlich vom Kondertal, während das Schichtenband,
dem der Fundpunkt an der Laubach angehört, sich
weiter verfolgen lässt. Südwestlich von Mariarot sind
die Schichten aufgeschlossen in einem Steinbruch (Ver¬
steinerungen) an der nach W gerichteten Wegschleife
zwischen den Walddistrikten Erscheng und Jungewald.
Sie erscheinen wieder im Aspeler Tal, südwestlich vom
Arkenwalder Hof und in dem nach SW gerichteten
Seitental im Niederfeller Wald. Auf weitere Erstreckung
stehen sie an an den Seiten des Alkener Baches west¬
lich vom Münnichsberg. Sie führen hier viele Ver¬
steinerungen, ebenso wie weiter westlich auf dem Hasen¬
berg, nördlich von dem Hof Wildenbungert an der
Strasse Alken-Nörtershausen. Das Alkener Tal bietet
ein vollständiges Profil durch die Koblenzschichten. Auf
die Versteinerungen des Hasenbergs wurde schon oben
S. 28 hingewiesen. Das untere Brodenbachtal hat die
Laubacher Sch. aufgeschlossen, am Talausgang Sp. cul-
trijugatus F. Röm. Versteinerungen findet man ausser¬
dem in der zum Schafberg hinaufführenden Talschlucht
nördlich der Teufelslei und auf der Halde eines alten
Stollens in dem Seitental zwischen Teufelslei und Kerr-
berg. Im untern Ehrenbachtal stossen die Laubacher
Schichten an einer Verwerfung an den Quarzit des
Jahrsbergs. Versteinerungen findet man an beiden Ab¬
hängen des Talausganges und an den Einschnitten der
Strasse Brodenbach-Morshausen, nahe den an Verwer¬
fungen eingesunkenen, tertiären Kiesen und Sanden.
Nordwestlich vom Jahrsberg hat die Strasse nach Mors¬
hausen die Schichten mit Sp. cultrijugatus auf längere
Erstreckung angeschnitten. Auf der Höhe südlich vom
Fahrbüsch wurden die obern Koblenzschichten als Dach-
81
O. F o 1 1 m a n n :
schiefer in einem nach N getriebenen Stollen gebrochen.
Auch dort sind zahlreiche Versteinerungen zu finden.
Im untern Baybachtal stehen zwischen der Killgens und
Gesellschaftsmühle Kalksandsteine an, die, zu braunen
\ ' * * i * '
Sandsteinen verwittert, scharfe, gut erhaltene Abdrücke
enthalten. Die meisten der in folgender Liste aufge¬
führten Arten hat Dr. D a h m e r -Höchst gesammelt (4)
(II. S. 178).
Unteres Baybachtal (Hohenrheiner Sch.).
Cryphaeus rotundifrons
Emmr.
Pleurotom . tricincta A. Rom.
Tentaculites alternans A.Röm.
Ptevinea fasciculata Goldf.
Leiopteria concentrica A.Röm.
Myophorici obrotundata
Beush.
,, Kahleber gensis
Beush.
„ intermedia Dahm.
,, cfr. gutta „
., cfr. in flata A.Röm.
Nucula Krachtae „
Cucullella solenoides Goldf.
„ cfr. truncata Stgr.
Leda securiformis Goldf.
Spirifer auricülatus Sandb.
,, carinatus Schnur
„ subcuspidatus „
„ arduennensis „
Cyrtia heteroclyta Dfr.
Rhynchonella daleidensis F.
Rom.
v hexatoma Schnur
Chonet.es dilatata F. Rom.
„ plebeia Schnur
„ sarcinulata Schloth.
var. subquadrata A Rom.
Acanthocrinus sp.
Pleurodictyum problemati-
cum Goklf.
Südwestlich vom Baybach hebt sich aus den
Oberkoblenzschichten der Koblenzquarzit der Holen¬
hau und des Hungerbergs sattelförmig heraus. Auf dem
nordwestlichen Flügel liegt ein schmaler Band Ober¬
koblenzschiefer mit Versteinerungen. Wo der Koblenz¬
quarzit östlich von Moselkern an einer Störung abbricht,
liegen am rechten Abhang des Tälchens östlich vom
Druidenstein Oberkoblenzschiefer mit Versteinerungen,
die man auch an dem Wege trifft, der westlich vom
Druidenstein zur Höhe führt. Wie bereits erwähnt
wurde, besteht der Moselabhang von hier bis zum Burg¬
berg aus Oberkoblenzschichten. Das Tälchen westlich
vom Burgberg liegt in Unterkoblenzschichten zwischen
km 51,8 und 51,9. In der Talsohle fand ich Sp. cul -
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 85
Itrijugatus F. Röm., Sp. carinatus Schnur, Sp. subcus-
pidatus Schnur, Stropli. piligera Sandb., Rhynch. da *
leidensis F. Röm. u. a., die von dem rechten Abhang
des Burgbergs, durch den die Querstörung verläuft, her¬
untergekommen sind. Im Lützbachtal stehen an der
Strauss-Mühle ähnliche kalkige Sandsteine an wie im
Baybachtal. Ein km talaufwärts bei dem Dorfe Lütz,
in dem nach Macken hinaufführenden Tal und in dem
von der Strauss-Mühle nach 0 ziehenden Rolsbachtal
liegen mehrere Dachschiefergruben. Ob die Gruben bei
Lütz in Oberkoblenz oder Orthocerasschiefer bauen, ver¬
mag ich nicht zu entscheiden, da ich ausschlaggebende
Versteinerungen nicht gefunden habe. Auf Orthoceras¬
schiefer deuten, ausser der stratigraphischen Stellung,
grosse, blaue, gelb verwitternde Kalkknollen, die auch
östlich Beilstein am Wege zum Flaumbachtal häufig
sind. Bei Olkenbach im Alftal und an der Bastenmühle
an der Lieser oberhalb Wittlich treten dieselben Kalk¬
knollen in den Schichten mit verkiesten Goniatiten auf.
Dagegen gehören die (mit Sp. cultrijugatus F. Röm.)
als Dachschiefer benutzten blauen Schiefer östlich von
Kattenes und am W ege von Hatzenport nach Mors¬
hausen sicher zu den Oberkoblenzschichten. Oberkob¬
lenzversteinerungen beobachte ich auch in den Schiefern
die im Flaumbachtal unterhalb des Klosters Engelport
gewonnen werden. Im Streichen nach NO stehen auf
Höhe an der alten Strasse Treis-Mörsdorf Kieselgallen
führende Schiefer an.
Westlich von Beilstein führt der Abhang des Schellen¬
bergs gut erhaltene Versteinerungen der Hohenrheiner
und Laubacher Schichten. Auch die im Tal des Beil¬
steiner Flüsschens und an der Burg vielfach freiliegen¬
den Oberkoblenzschiefer enthalten viele Versteinerungen
z. T. in ähnlicher Erhaltung, wie man sie bei Wiltz
in Luxemburg findet. Orthoc. trianguläre Arcb. und
Vern., Phacops, Cryphaeus , Paracyclas rugosa Goldf.,
Sp. auriculatus Sandb., Sp. alatiformis Dres., Atrypa
86
0. Follmann:
reticularis L Lnc. pila Schnur u. a. Diese Schichten
sind zwischen Mesenich und Senheim nahe der Fähre
und gegenüber bei Senhals in dem nach W führenden
Hohlweg ebenfalls reich an Versteinerungen. Während
der Zug der Oberkoblenzschiefer südlich von Beilstein
sich noch bis Liesenich und Mittelstrimmig ausdehnt,
verschmälert er sich westlich von Senheim zwischen
Hochkessel und Senkeimer Wald auf etwa 1 km. Er
wird hier südöstlich begrenzt durch die oben S. 4 er¬
wähnte streichende Verwerfung, welche „auf der Schub“
durch eine Querstörung weit nach SO gerückt wird.
\ on hier bis Alf behält das Band annähernd dieselbe
Breite. Als F undpunkte der Versteinerungen seien noch
erwähnt die Aufschlüsse im untern Talbachtal bei Bullay,
der Weg zum Waldfrieden südlich Alf, die Steinbrüche
im Alftal südlich Höllental, im Alftale bei Hinzerath
oberhalb Olkenbach und das Liesertal oberhalb Wittlich..
Die Grenze der Koblenzschichten nach SO vermag ich,
wie bereits erwähnt wurde, nicht anzugeben. In der
Umgebung von Liesenich scheinen auch Unterkoblenz¬
schichten vertreten zu sein. Ich sah dort alte Mauer¬
steine im Bauschutt, in denen Tropidoleptus carinatus
Conr. und Orthis circularis So w. enthalten waren. Wo¬
her sie stammten, konnte ich nicht erfahren.
Streichende Verwerfungen.
Von den streichenden Verwerfungen ist schon früher
S. 4 diejenige erwähnt, an der die Oberkoblenzschichten
und die Hunsrückschiefer neben einander liegen. Auf
dem Bl. Koblenz hat E. Kayser eine streichende Ver¬
werfung nachgewiesen im Gülser Mühltal. Ich konnte
sie von hier bis Hatzenport, wiederholt von Querstö¬
rungen gekreuzt, verfolgen. Am Abhang der Blumslei
macht sie sich bemerkbar durch das plötzliche Absetzen
der Oberkoblenzschichten mit Sp. cultrijugatus F. Röm.,
in denen Versteinerungen bankweise auftreten, gegen
die ebenfalls Versteinerungen führenden Unterkoblenz-
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 87
-schichten südlich der Blumslei, ebenso gegenüber am
Abhang der Dieblicher Höhe. In der kleinen Tal¬
schlucht östlich Dieblich steht Kohlen zquarzit an, die
Fortsetzung des Quarzitzuges der Rotelei am linken
Moselufer. Im Streichen nach SW trifft man am Wege
von Dieblich nach Dieblicherberg versteinerungsreiche
Unterkoblenzschichten, während der Quarzitzug, nach
SO verschoben, erst ein km südlich von Dieblich wieder
auf tritt. Die v. Dechensche Karte verzeichnet neben
der kleinen Talschlucht einen Bleierzgang, ich fand dort
auch eine Stufe mit Kupferkies. In Dieblich scheint
demnach eine Verwerfung durchzusetzen, die links der
Mosel südwestlich des Rosenbergs verläuft. Die Mine¬
ralbrunnen im Koberner Tal entspringen wohl auf dieser
Spalte. Westlich von der Dieblicher Höhe zeigt sich
die Verwerfung nahe dem Ausgang des Aspeler Tals
zwischen der Schwaiber und Linken Mühle l). Am nord¬
östlichen Rande des Omerzenbergs bei Niederfell zeigt
der Abhang einen auffallenden Knick an der Stelle, wo
die Ober- und Unterkoblenzschichten zusammenstossen.
Letztere sind am Wege von Niederfell zum Fellerhof in
alten Steinbrüchen (Versteinerungen) aufgeschlossen.
Durch die von Leppla nachgewiesene Störung (45) ist
die streichende Verwerfung südlich von Niederfell etwas
nach SW verschoben. Zwischen Niederfell und Kattenes
ist die Richtung des Mosellaufs durch sie bestimmt,
denn die von Brodenbach bis Kattenes nach N fliessende
Mosel wendet sich bei Kattenes, wo sie die Verwerfung
erreicht, sofort nach NO in deren Richtung. Zwischen
Kattenes und Niederfell besteht der rechte Abhang aus
Unter-, der linke aus Oberkoblenzschichten. Die Ver¬
werfung ist am deutlichsten zu beobachten im Mühltal
bei Kattenes, wo am rechten Abhang neben dem Hof¬
tor des Hauses Nr. 68 versteinerungsreiche Oberkoblenz-
1) Die Namen der Mühlen sind auf dem Messtischblatt
vertauscht.
88
0. F o 1 1 in a n n :
schiefer an einer nach NW einfallenden, mit graublauem
Letten erfüllten Kluft an die rauhen Grauwackensand¬
steine der Unterkoblenzschichten grenzen. Die Ver¬
werfung zeigt sich nochmals nahe der neuen Kirche in
Hatzenport und endet westlich von Hatzenport an einer
vom Fahrbüsch an der rechten Talseite nach NW ver¬
laufenden Querstörung. Südlich von Hatzenport beginnt
eine andere streichende Verwerfung nahe der Strasse,
die nach Morshausen führt, an der ebenfalls Unter- und
Oberkoblenzschichten zusammenstossen, jedoch liegen die
Oberkoblenzsch. südlich, die Unterkoblenzsch. nördlich..
Sie endet an einer Querstörung gegenüber Moselkern.
Line andere bereits erwähnte streichende Verwerfung
zieht durch das Laubachtal und Ehren breitstein. Ver¬
längert man die Richtung der Verwerfung auf der rech¬
ten Seite, so trifft sie die linke Seite etwa dort, wo der
Weg zum Karthäuser Hof aufwärts führt, ist also nach
N ^ ei schoben, was auf eine an der linken Rheinseite
verlaufende Querstörung deutet.
Qu e r v er w er f u n ge n.
Von den Querverwerfungen wurde in den vorher¬
gehenden Abschnitten bereits eine Anzahl erwähnt und bei
einigen auf eine eingehendere, spätere Beschreibung hin¬
gewiesen. Unter denen, die auf dem Blatt Koblenz und
Boppard beobachtet wurden, dürfen die an den Rhein-
11 fein auftretenden ein besonderes Interesse beanspruchen,
zumal die in den Jahren 1891 und 1894 ausgeführten
Bohrungen, welche den Viktoriabrunnen bei Oberlahn¬
stein und den Rhenser Sprudel erschlossen haben, über
den Verlauf der Störungen neue Aufschlüsse lieferten.
Eine am linken Rbeinufer verlaufende Störung ist be-
leits von E. Kays er auf dem Bl. Koblenz eingetragen.
Sie tritt am Dinkholder Tal südlich Braubach, wo sie
mehrere Quarzitzüge verwirft, auf die linke Rheinseite
über und zieht am Steilhang der Jacobsberger Hoch¬
fläche vorbei über Brey in der Richtung auf Rhens..
«
Die Kobienzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 89-
Auf dieser Strecke ist sie wegen der mächtigen Decke
von Rheingeschieben, Löss und Bimssand, die nirgends
das devonische Gebirge zutage treten lassen, nicht zu
beobachten. Dieses tritt bei Rhens am Schamberg her¬
vor. Holzapfel (33) hat, den Auffassungen E. Kaysers
folgend, auf einer Karte (1 : 100000) die Verwerfungs¬
linie bei Rhens am Fusse des Schambergs vorbeige¬
zogen, so dass sie am Rhenser Brunnen das Rheinufer
trifft. Von dort verläuft sie in nördlicher Richtung und,
abweichend von der Kayserschen Karte, westlich vom
Schloss Stolzenfels. Auf der Karte von Kay sei* zieht
die Verwerfungslinie vom Südrand der Karte, dicht
neben der Landstrasse östlich von Stolzenfels und der
Kirche in Kapellen in gerader Linie, in Stunde 9, durch
das untere Siechhaustal und etwa 250 m westlich vom
Dommelberg, so dass zwischen Kapellen und Siechhaus¬
tal nur ein sehr schmaler Streifen von Unterkoblenz¬
schichten liegt. Ich bin durch Beobachtungen am Rhein¬
abhang und die Ergebnisse der Bohrungen am Rhenser
Brunnen zu der Überzeugung gekommen, dass es sich
hier um zwei Störungen handelt, von denen die eine im
Rheintal, die andere annähernd parallel bis zum Siech¬
haustal am Rheinabhang, von dort westlich vom Dommel¬
berg verläuft. Über das Bohrloch, das 1894 die neue
Quelle am Rhenser Brunnen erschlossen hat, gibt die
Untersuchung des Rhenser Sprudels durch Prof. Dr.
H in tz -Wiesbaden *) folgenden Bericht: „Nach Durch¬
bohrung von 10 m Alluvialsand wurde das feste Ge¬
birge angetroffen und nach Überwindung von recht er¬
heblichen, durch das stark nach S gerichtete Einfallen
der Schichten veranlassten Schwierigkeiten bis auf 337 m
durchteuft. Die erschlossenen Gebirgsarten gehören
geologisch dem untern Devon und zwar der als obere
Koblenzschichten bekannten Stufe an; sie bestehen in
1) E. Hintz: Chem. physikal. Untersuchung des Bhenser
Sprudels. Wiesbaden 1902.
90 r
O. F ollmann:
häufigem Wechsel aus Tonschiefern, Grauwacken und
Quarzit. Letzterer tritt in der Teufe von 240 — 330 m
geschlossen und nur von unbedeutenden Schieferlagen
durchzogen aul. Lnter ihm wurde ein geschlossenes
Lager von blauen Tonschiefern angetroffen, nach dessen
weiterer Durchbohrung um 7 m die Arbeit als beendet'
angesehen wurde.“ Die Bohrung zeigt, dass in der
Sohle des Rheintals entlang einer Spalte nahe dem Ufer
eine Scholle in die Tiefe gesunken ist, in der auch die
Oberkoblenzschichten, die über dem Quarzit der westlich
gelegenen Höhen längst durch Abtragung verschwunden
sind, noch in beträchtlicher Mächtigkeit (200 m) lagern.
Die vertikale Verschiebung kann ermittelt werden aus der
Differenz der Höhe der Oberkante des Koblenzquarzits an
den Uferbergen und der abgesunkenen Scholle. Das
lässt sich einfacher durchführen bei dem Oberlahnsteiner
Bohrloch, das die Schichten in der Sattelachse getroffen
hat, während das Rhenser Bohrloch in dem nach SO
einfallenden 1 liigel steht. Ich besitze einige Bohrkerne
vom Rhenser Brunnen aus 300 m Tiefe, die den untern
Koblenzschichten im Liegenden des Quarzits entstammen.
Au denselben ist zu erkennen, dass die Schichten mit
00° nach SO einfallen. Das Gestein ist ein blauer, san
diger Schiefer mit viel Glimmer auf den Schichtflächen
und entspricht vollständig den Schichten vom Nellen-
köpfchen. Das Bohrloch des Oberlahnsteiner Mineral¬
brunnens wurde 1891 gestossen. Leider wurde kein
genaues Bohrregister geführt, und da mit Meissei, nicht
wie beim Rhenser Brunnen mit Diamantkrone, gebohrt
wurde, liegen keine Gesteinsproben vor. Nach den von
Holzapfel mitgeteilten Angaben der Bohrleitung wurden
unter 25 m Rheinkies ca. 105 m Oberkoblenzschichten
und 7< m Quarzit durchsunken. Die grössere Mächtig¬
keit der Kiesschichten erklärt sich daraus, dass das
Oberlahnsteiner Bohrloch auf der Niederterrasse, das
Rhenser dagegen unmittelbar am Rhein angesetzt wurde;
die verschiedene Mächtigkeit der Oberkoblenzschichten
Die Koblenzschichten am Mittelrhein n. im Moselgebiet. 91
ist darauf zurückzuführeu, dass bei Oberlahnstein die
Sattelacbse, beim Rhenser Brunnen der Sattelflügel ge¬
troffen wurde. Legt man die Angaben der Oberlahn¬
steiner Bohrung zugrunde, so ergibt sich aus der Höhen¬
differenz der obern Grenze des Koblenzquarzits östlich
des Rheins und der abgesunkenen Scholle eine vertikale
Verschiebung von 300 m. Aus den Bohrungen ergibt
sieh, dass in der Sohle des Rheintals zwei Störungen
am Rand der Uferberge verlaufen, zwischen denen eine
etwa 1 km breite Scholle in die Tiefe gesunken ist.
Wie weit sie nach N fortsetzen, ist wegen des Fehlens
anderer Bohrungen rheinabwärts ungewiss, doch darf
bei der gleichartigen Beschaffenheit des linken Ab¬
hanges angenommen werden, dass die linksrheinische
Spalte bis nach Koblenz reicht. Zahlreiche Kluftflächen
in den Steinbrüchen am linken Abhang haben dasselbe
Streichen. Der südlichste Punkt, an dem die im linken
Rheinabhang verlaufende Störung beobachtet wurde,
liegt südöstlich vom Lützelforst bei Rhens. Im Streichen
der am Lützelforst durch die neue Strasse aufge¬
schlossenen Oberkoblenzschichten stehen unten an der
Landstrasse nahe der Stelle, wo sie das Bahngeleise
überschreitet, unter der schmalen von Weinbergen und
Gärten bedeckten Terrasse plattige, weisse Quarzite an.
Der starke Gewitterregen am 4. Juli 1913 hatte die
Gartenerde abgespült und die Quarzitschichten auf längere
Strecke an der Strassenböschung freigelegt. Sie fallen
mit etwa 60° nach SO ein. Es ist ausgeschlossen, dass
es sich etwa um den die Oberkoblenzschichten unter¬
teufenden südöstlichen Flügel des nördlich vorbeiziehen¬
den Quarzitsattels handelt, schon wegen des Einfallens.
Da nun die Oberkoblenzschichten in normalem Streichen
und Fallen auch an dem 20 m unter der neuen Strasse
hinziehenden alten Wege nach Waldesch anstehen, muss
die Störung am westlichen Rande der Terrasse, nahe
dem alten Wege durchgehen. Abwärts wird die Terrasse
bis zum Lauxbachtal etwas breiter. In der Nähe des
9
Rhenser Brunnens kam gelegentlich bei Rutschungen
der Strassenböschung der Quarzit unter der Terrasse zum
Vorschein. Nördlich vom Lauxbachtal tritt der steile
Abhang näher an den Rhein heran. Hier beginnt der
schmale, bis zum Siechhaustal reichende Streifen von
Unterkoblenzschichten, die durch die Verwerfung von den
Quarzitschichten getrennt sind. Der linksseite Abhang
am Ausgang des Lauxbachtals ist ein Schuttkegel des
in Koblenzquarzit eingeschnittenen Tals. Nahe dem
Lauxbachtal sind die Unterkoblenzschichten als helle,
glimmerreiche Sandsteine entwickelt, ähnlich wie über
dem Karolaturm bei Lay; weiter oben am Abhang
stehen die weissen, festen Quarzite an; beide waren in
den letzten Jahren durch Steinbrüche gut aufgeschlossen.
In der Richtung auf Kapellen sind die Unterkoblenz¬
schichten an dem steilen Abhang mehrfach freigelegt,
braungraue, plattenförmige Sandsteine, in denen die
oben S. 59 aufgeführten Versteinerungen gefunden wurden.
Grössere Aufschlüsse bieten der Schulhof bei Kapellen
und die Talschlucht, durch welche der Weg zum Schloss
hinaufführt. Stolzenfels steht auf Unterkoblenzschichten,
die auch noch westlich am Abhang bis zu 140 m hin¬
aufreichen. Darüber an der scharfen Biegung des Ka¬
leschenwegs stehen schneeweisse, sehr feste Quarzite an.
In den steilen, nur mühsam zu ersteigenden Abhängen
der Augustahöhe und des Hasenbergs trifft man bis
etwa 140 m Unterkoblenzschichten, die leider bis jetzt
nur wenige Versteinerungen geliefert haben. Recht
deutlich ist die Verwerfung an der obern Gabelung des
Königsbacher Tals zu beobachten, wo die Unterkoblenz-
schichten im Streichen an Koblenzquarzit stossen.
Das Vorhandensein einer rechtsrheinischen Rhein¬
talspalte hatte E. Kayser (40), der, wie oben erwähnt,
die am linken Gehänge verlaufende nachwies, vermutet,
und die Vermutung wurde durch die Bohrung des Viktoria-
Inunnens bestätigt. Isiach Holzapfel (33) verläuft die
von ihm auf Bl. Dachsenhausen nachgewiesene Störung,
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 93
an der mebere Quarzitzüge abbrechen und einige Mineral¬
quellen aufsteigen, aus der Gegend v. Gemmerich über
Braubach zum Abhang der Rheinhöhen zwischen Brau¬
bach und Oberlahnstein. An ihr bricht der Emser Quarzitzug
am Ickerstiel ab. Nach den Untersuchungen von A.
Fuchs setzt die Störung am Ickerstiel nicht in die
Tiefe fort, kann also für den Rheingraben nicht die
Bedeutung haben, die Holzapfel ihr zuschrieb. Mau
darf aber wohl annehmen, dass die im Rheintal einge¬
sunkene Scholle am rechten Ufer wie am linken an dem
steilen Abhange der Rheinhöhen abgebrochen ist. Auf
der rechten Rheinseite sind mehrere quer zum Schichten¬
streichen verlaufende Spalten mit kleinern Verschiebungen
zu beobachten. Holzapfel erwähnt die in dem Ober¬
lahnsteiner Quarzitsattel auftretenden Querklüfte mit
Barytkry stallen, auf die ich ihn s. Z. aufmerksam ge¬
macht hatte. Ein Kupferkies führender Quarzgang ist
vom Schlierbachtal östlich vom Koppelstein bis zum
Weiertal, durch einen Schurfgraben aufgeschlossen. Er
setzt mitten durch den bereits gen. Steinbruch im Weier¬
tal („Müllers Bruch“), wo östlich von dem Gang die
Schichten mit 60° westlich mit 20° einfallen. Auf die
Störungen am Lahndurchbruch unterhalb der Ahlerhütte
wurde schon S. 54 hingewiesen. An der linken Lahn-
scite bildet der Koblenzquarzit einen breiten Sattel mit
nach SO und NW einfallenden Flügeln. Unter dem
Sattel entsprang früher eine Mineralquelle „der Schmal¬
born“, die unter dem Bahngeleise in einem tiefen Brunnen¬
gewölbe gefasst war. Die Quelle versiegte, als der unter
demselben Sattel aufsteigende Oberlahnsteiner Brunnen
erbohrt wurde. Etwa in der Mitte des Sattels, wo die
Schichten fast wagerecht liegen, ist eine Kluftfläche auf
längere Erstreckung freigelegt. Über dieser Stelle, etwa
80 m über der Lahn, wurden in den letzten Jahren mehrere
7 #
Quarzitbrüche betrieben, in denen die Schichten steil
nach SO fallen. Hier muss die Querstörung durchziehen.
Die Störung an der rechten Seite verläuft etwa 100 m
94
0. Fo 11 mann :
über der Lahn am Abhang, wo man im Streichen des-
Quarzits versteinerungsreicbe Grauwacken und Schiefer
der Oberkoblenzschichten trifft, die lahnaufwärts bis zu
dem Steinbruch östlich der Wolfsmühle reichen (km 63,1).
enn ich auch nicht annehme, dass die Verwerfungs¬
spalten immer in gerader Linie verlaufen, so mag doch
eine Störung hier Erwähnung finden, die in der Ver¬
längerung der zuletzt genannten Kluft liegt. Im Sommer
1888 hatte ich am Angelberg eine in Stunde 9 streichende
Kluft beobachtet und in die Karte eingetragen, an der
die obere Abteilung der Unterkoblenzschichten (Nellen-
köpfcbenschichten) um etwa 200 m nach SO verschoben
ist. Beim Bau des den Angelberg, nördlich von Horch¬
heim, durchziehenden Tunnels wurde unter dieser Linie
eine starke Quelle erschlossen, die jetzt Pfaffendorf mit
Wasser versorgt. Es sei endlich auch noch darauf hin¬
gewiesen, dass nördlich von der .Schönen Aussicht am
Lichterkopt in 310 m eine Quelle entspringt.
Von den westlich des Rheins auftretenden- Störungen
ist eine Anzahl schon bei der Beschreibung der Schichten¬
züge erwähnt worden; hier soll nur auf einige eingegangen
werden, die sich auf grössere Erstreckung verfolgen
lassen. Dazu gehört die, welche im Kleinbornsbachtal
den Quarzitzug des Kühkopf abschneidet. Ich halte sie
für die nordwestliche Fortsetzung der von Holzapfel
beschriebenen Lierschieder, (38) über deren Verlauf er
folgendes mitteilt; „Die Lierschieder Störung ist eine
der wichtigsten des ganzen Gebietes, die sich auch im
Gelände durch eine auffallende Talbildung auszeichnet.
Sie streicht durch das Reitzenhainer Tal, durch den
Ort Reichenberg, dann das Hasenbachtal entlang weiter
durch einen breiten und flachen Taleinschnitt über Lier-
schied und durch einen ebensolchen an Nochern vorbei,
durchquert dann das Wellmicher Tal nördlich von
Trieschergewann, läuft nördlich von Prath und Lyckers-
hausen vorbei am südlichen Gehänge des Dahlheimer
Bachtals und weiter das Heiligenbachtal entlang. Sie
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 95
ist demnach ausgezeichnet durch eine Menge von Quer¬
tälern, deren Entstehung sie veranlasst hat. Im Rheintal
macht sie sich dadurch bemerkbar, dass im Streichen
der bei Filsen auftretenden untern Koblenzschichten am
linken Flussufer oberhalb Oberspay die Kieselgallenschiefer
des Oberkoblenz anstehen. Ihr weiterer Verlauf nach
N in der Richtung auf Waldesch zu ist nicht bekannt,
sie sollte sich aber an den Quarzitzügen auffinden lassen. “
Die Vermutung Holzapfels hat sich bestätigt. Vom
Bopparder Hamm, wo der am Ickerstiel bei Braubach
abgeschnittene Quarzitzug unter dem Rotenberg aus den
Oberkoblenzschiefern wieder auftaucht, wendet sich die
Verwerfung anscheinend mehr in die NNW- Richtung,
ist aber in den sehr gleichartigen Kieselgallenschiefern
schwer nachzu weisen. In dieser Richtung fallen die
Störungen des Rhenser Mühltal (S. 56) und im Tal des
Kleinbornsbachs, die bereits (S. 28) beschrieben wurden.
Auf derselben Linie entspringt in 350 m westlich vom
höchsten Punkt des Maulbeerkopfs eine Quelle und
ebenso eine besonders starke Quelle nördlich vom
Pastorspfad neben der Schneise zum Rabennestbach im
Distrikt Grosssutter.
S. 79 und 88 wurde die Störung erwähnt, an der
der Quarzit des Jahrsbergs westlich von Brodenbach
nach NO abbricht. Der weitere Verlauf nach SO ist
noch nicht festgestellt. Südlich vom Jahrsberg sind die
Oberkoblenzschichten von mehreren Störungen durchquert,
an denen die tertiären Kiese, die auf der Höhe an der
Strasse nach Morshausen und nordöstlich vom Gänshof
in grösserer Verbreitung liegen, um etwa 100 m in den
Oberkoblenzschichten eingesunken sind. Die neue Strasse
Brodenbach — St.-Goar hat südlich vom Jahrsberg sowohl
in den Koblenzschichten wie in den abgesunkenen
tertiären Schichten lehrreiche Aufschlüsse geschaffen.
Westlich vom Jahrsberg setzt noch eine Querstörung
durch, die man leicht an dem Feldweg beobachten kann,
der von der Schiefergrube auf den Fahrbüsch führt.
96
0. Foll man n :
Hier stossen die versteinerungsreichen Oberkoblenzschiefer
an Koblenzquarzit. An anderer Stelle habe ich auf eine
weithin verlaufende Querstörung hingewiesen, welche
auch in das hier behandelte Gebiet hineinreicht (17).
In früheren Arbeiten (Dumon't, Steininger, E. Kayser
u. a.) findet sich die Angabe die Dachschiefer von
Mayen-Müllenbach erstreckten sich westlich bis zur
Luxemburger Grenze, v. Dechen erwähnt merkwürdiger
Weise diesen breiten Schieferzug (Hunsrückschiefer) in
seinem W erke : Geolog, und paläontol. Übersicht der
Rheinprovinz ubd der Prov. Westfalen, Bonn 1884 nicht
Der Schieferzug bricht westlich des Enderttals an einer
Störung ab, deren erste Anzeichen ich vor 30 Jahren
bei Reiferscheid und Antweiler beobachtete, wo Siegener
Schichten im Streichen der mitteldevonischen Kalkmulde
von Lommersdorf liegen.1) Die Täler, welche südwestlich
die devonischen Schichten im Streichen der gen. Huns¬
rückschiefer durchqueren, Üss, Alf, Lieser. sind in
Siegener- und Unterkoblenzschichten nicht in Hunsrück¬
schiefer eingeschnitten. Die Störung verläuft quer durch
den Kochemer Tunnel, dessen starke Wasserführung
juif die Kluft zurückzuführen ist, und tritt bei Beil¬
stein auf die rechte Moselseite über. Annähernd parallel
verläuft westlich eine andere, auf welche die auffallend
geradlinige Richtung der Moselstrecke Bremm— Senheim
zm iickzuf iihren ist. Sie trifft südwestlich von Senheim
„auf der Schub“ die von Bullay herkommende streichende
Verwerfung, an der Hunsrückschiefer und Oberkoblenz-
sehiefer zusammenstossen, und verursacht ein starkes
Zurückspringen des Hunsrückschiefers nach SO bis über
Grenderich hinaus. Der rechte Moselabhang gegenüber
Edigei ist von mehreren in Stunde 9 streichenden steil
zm Mosel hin einfallenden Klüften durchzogen, an denen
1) G. Fliegei: Zum Gebirgsbau der Eifel. Verh. d. TSfat-
bist. V. Bonn 1912 S. 492. 0. Follmann: Die Eifel, Forsch,
z. deutsch. Landesk. Stuttgart 1894 S. 218.
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 97
noch in jüngerer Zeit grosse, langgestreckte Schollen
von Unterkoblenzschichten abgeglitteu sind. Einige
liegen noch unterhalb der Abbruchstellen am sog. ge¬
rissenen Berg nahe dem trigonometrischen Punkte west¬
lich von Ediger.
* ' / i
Die Gliederung der Koblenzschichten.
Es ist nicht beabsichtigt nochmals auf die Glieder¬
ungsversuche von Maurer, Koch, Frech, Holzapfel
u. a. einzugehen, nur einige Bemerkungen seien zu der
S. 6 aufgestellten Schichtenfolge gestattet. Die ein¬
gehenden Untersuchungen, welche A. Fuchs in den
Unterkoblenzsch. der Loreleigegend angestellt hat, bei
denen er die Schichtenfolge vom Hunsrückschiefer auf¬
wärts Bank für Bank durchforschte und eine ganz
erstaunliche Menge, freilich meist stark verzerrter Fos¬
silien sammelte, fehlen noch für die entsprechenden
Ablagerungen am Nordrand unseres Gebietes. So ist
denn die tiefste Abteilung der Koblenzschichten (Bendorfer
Sch.) durch die Fossilien am schwächsten begründet,
doch zweifele ich nicht, dass bei eingehender Unter¬
suchung der Aufschlüsse im Brexbachtal, wo zudem die
Erhaltung der Versteinerungen viel besser ist als südlich
von St. Goar, die Zahl der Arten sich um das Mehr¬
fache vervielfältigen lässt. Von den in der Liste S. 9
aufgeführten Formen ist Sp. arduennensis v. antecedens
Frank nach meinen Erfahrungen nur auf diese Abteilung
beschränkt. Über die Übereinstimmung der 2. Abt.
Vallendarer Sch. mit denen von Oberstadtfeld besteht
wohl kein Zweifel. Dagegen erfreuen sich die Nellen -
köpfchenschichten keineswegs allgemeiner Zustimmung
(33). Sie sind jedoch, wie sich aus den voraufgegangenen
Aufzählungen ergibt, keineswegs nur an dem altbekannten
Fundpunkt oberhalb Urbar vertreten. Für die höhern
Schichten hat A. Fuchs (25, S. 2) eine Gliederung auf¬
gestellt, die sich im wesentlichen mit der von mir seit
Jahrzehnten angenommenen deckt. Die plattigen Quarzite,
Verh. <3. Nat Ver. Jahrg. 78 u. 79. 1925. 7
98
O. Follmann:
welche mit, zu weissem, sandigem Ton verwitternden
Schiefern wechseln, habe ich nicht ausgeschieden. Nach
meinen Erlahrungen liegen die Kieselgallenschiefer,
welche A. Fuchs unter die Cultrigugatuszone = Lau¬
bacher Schichten setzt, über denselben. Sie müssten
demnach mit den darüber lagernden, blaue Kalkknollen
führenden Dachschiefern bei Lütz, im Flaumbachtal,
Beilstein, Olkenbach ins Mitteldevon gestellt werden.
VV ie beicits oben erwähnt, soll meine Gliederung nur
für das behandelte Gebiet Geltung haben. Ich habe
deshalb trotz der Ausführungen Vietors (64) die Ab¬
teilung Koblenzquarzit beibehalten, obwohl damit nicht
behauptet werden soll, dass die Quarzite etwa als Stufe
wie die Unter- oder Oberkoblenzstufe gelten. Praktisch
bilden sie in der Rhein- und Moselgegend für den Geologen
eines der wichtigsten Gebirgsglieder, das nicht nur land¬
schaftlich in hoch aufragenden, weithin hinziehenden
Rücken sich bemerkbar macht, sondern auch durch den
auffallenden petrographischen Gegensatz zu den schiefer-
leichern Schichten im Liegenden und Hangenden mehr
als alle andere erwünschte Fingerzeige zur Entwirrung
der Lagerungsverhältnisse gibt. Und wenn der Quarzit
auch nahe der Luxemburger Grenze stellenweise auf
einige Meter Mächtigkeit susamrnenschrumpft, so gewinnt
ci am Rhein, zumal in der Mitte der Koblenzmulde be¬
trächtlich an Ausdehnung, besonders zwischen Waidesch¬
und dem Bopparder Mühltal, wo man quer zum Streichen
kilometerweit auf Koblenzquarzit wandert, Victor unter¬
scheidet innerhalb des Koblenzquarzits „2 faunistisch und
petrographisch nicht unerheblich von einander abweichende
Bezirke“, die er als die Lamellibranchiaten- und Brachio-
podenfazies unterscheiden möchte. Ich kann das nicht
bestätigen. Dem Lamellibranchiatenbezirk des Quarzits
fehlen, nach Vietor, die Cryphaen völlig. Negative
Merkmale haben stets nur sehr bedingten Wert, man
soll sie in der Form überhaupt nicht verwenden — man
.soll nicht behaupten, diese oder jene Versteinerung
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 99
kommt hier nicht vor, sondern ich habe sie nicht dort
gefunden. Vietor, dem meine sämtlichen Fundstücke
zur Verfügung standen, hat sie nur in meiner Sammlung
übersehen, ja Cryphaeus rotundifrons Emmr. ist an
verschiedenen Fundpunkten zwischen dickschaligen Gosse-
letien , Myalinen , Pterineen und Myophorien nicht ein¬
mal selten. Ebenso treten Brachiopoden in den an
Lamellibrancbiaten reichen Fundstellen sogar bankweise
auf. Die in den Sammlungen liegenden Fundstücke
geben durchaus nicht immer ein zutreffendes Bild der
jeweils in Betracht kommenden Fauna, man müsste denn
an jedem Fundpunkt jede Art, je nach der relativen
Häufigkeit sammeln. Man beobachtet dagegen in der
Regel, dass die Lamellibranchiaten meistens mehr Lieb¬
haber finden, als die allenthalben vorkommenden Brachio¬
poden. Das Notizbuch ist für den sammelnden Geologen
ebenso unentbehrlich wie der Hammer.
Zusammenfassender Überblick über die
Koblenzschichten im Rheinprofil.
Die Koblenzschichten werden nördlich und südlich
von Hunsrückschiefer begrenzt, der rheinaufwärts bis in
die Gegend von Sayn, abwärts bis zum Rossstein zwischen
Oberwesei und St. Goar reicht. Im Norden herrscht am
Muldenrand bei widersinnigem Einfallen nach NW
Schuppenbau, der am vollständigsten links des Rheins
zu beobachten ist. Die nördlichste Schuppe reicht bis
ins obere Mühltal bei Güls. An der rechten Rheinseite
ist sie noch nicht nachgewiesen, da, hier jüngere Glieder
als Unterkoblenzschichten im Streichen der Oberkoblenz¬
schichten des Mühltals nicht aufgefunden wurden, erst
13 km östlich, bei Grenzhausen, erscheint wieder der
Koblenzquarzit. Die zweite Schuppe endet an der
streichenden Verwerfung die vom Laubachtal über
Ehrenbreitstein verläuft. Die dritte umfasst die Schichten
vom Laubachtal bis zum Siechhaustal. Die Schichten
beiderseits des Rheintals weichen auf dieser Strecke in
100
0. Fo 11 mann:
ihren Lagerungsverhältnissen sehr von einander ab. Die
Unterkoblenzschichten bilden zwischen Tal Ehrenbreitstein
und Pfaffendorf eine grosse liegende Falte mit meter¬
dicken, braunen Sandsteinen, links des Rheins südlich
Laubach fehlt diese Falte, nur geringmächtige Sand¬
steinbänke wechseln hier mit Schiefern in den Unter¬
koblenzschichten. Dass die streichende Verwerfung rechts
und links des Rheins eine beträchtliche Verschiebung
aufweist, ist bereits (S. 88) erwähnt worden. Wir schliessen
aus dem verschiedenen Verhalten der Schichten beider¬
seits des Rheins, dass bereits bei der Auffaltung derselben
Querbrüche entstanden, deren Wiederaufreissen im späten
Tertiär den Rheingraben entstehen liess. Noch geringere
Übereinstimmung zeigen die südlich folgenden Talab¬
hänge beiderseits des Rheins. Dem breiten bis zum
Lahntal reichenden Quarzitzug der rechten Rheinseite
entsprechen links die beiden durch eine Oberkoblenz¬
mulde getrennten Quarzitzüge des Kübkopfs und der
Augustahöhe, die jedoch nicht den Rand des Rheintals
erreichen, vielmehr nahe dem Rheintal an einer Quer¬
störung abbrechen.
Vom Siechhaustal bis zum Lauxbach liegt im Streichen
des Quarzits ein schmaler Streifen von Unterkoblenz¬
schichten, den die beim Bohren des Rhenser Sprudels
nachgewiesene Störung nach Osten begrenzt. Es liegt
hier ein Beispiel der „schmalen Störungszonen u vor,
deren Entstehung H. Cloos1) anschaulich beschrieben
hat. Zuerst sank der Gebirgsteil westlich der am linken
Gehänge verlaufenden Störung ein. Dann brach östlich
von dieser Störung die Rheintalscholle ein, entlang einer
zum Rheintal einfallenden Kluft, die in dem nicht ab¬
gesunkenen Gebirgsteil (Unterkoblenz) aufriss. In dieser
Scholle ist, wie bereits erwähnt (S. 90) auch noch das
hangende Oberkoblenz erhalten. Während der Koblenz¬
quarzit im nördlichen Teil der Mulde ebenso wie südlich
1) Geol. Rundschau, Bd. VII S. 42.
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 101
bei Braubach nur schmale Züge bildet, tritt er in der
Mitte in breiten Zügen auf, die an Mächtigkeit jene um
das Vielfache übertreffen. Das Unterkoblenz tritt inner¬
halb der Mulde nur in dem gen. schmalen Streifen
zwischen Siechhaus- und Lauxbachtal auf, wurde aber
am Rhenser Brunnen in 300 m getroffen. In dem mehr¬
fach erwähnten Quarzitsattel traten früher glimmerreiche
sandige Schiefer in der Sattelachse auf, in denen ich
mit Maurer das Wiederauftauchen der Unterkoblenzsch.
(Nellenköpfchensch. = Haliseritensch.) vermutete. Die
Ansicht habe ich später aufgegeben, bin aber neuerdings
wieder zweifelhaft geworden, da beim Abbauen des
Bruches unzweifelhafte Algenreste zum Vorschein ge¬
kommen sind in ähnlicher Erhaltung, wie man sie
ehemals in dem Steinbruch am Pfaffendorfer Schützen¬
platz in Menge fand. Der Nachweis der Unterkoblenz¬
schichten am Rhenser Brunnen lässt das Wiederauf tauchen
der N ellenköpfchenschichten im Oberlahnsteiner Sattel
nicht als unmöglich erscheinen, zumal das Unterkoblenz
auch in dem nördlich verlaufenden Quarzitzug im obern
Teil des Ehrenbreitsteiner Mühltals an d. Gr. Mühlen¬
bach zutage tritt. Südlich des Lahnsteiner Sattels bilden
die Oberkoblenzschichten ein mehreren Kilometer breites
Band, in dem vorwiegend die höhere Schichten auftreten,
die mehrfach zu Mulden und Sätteln zusammen geschoben
sind. Bei Braubach treten im Hangenden des Emser
Quarzitzugs auch die Hohenrheiner Schichten wieder auf.
Literatur.
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im Kellerwald. 6 T. Abh. d. Kgl. pr. geol. L. Berlin 1910.
2. Beushausen L., Die Lamellibranchiaten d. rhein. Devon
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3. D ahm er G., Die Fauna d. obersten Koblenzschichten v.
Mandeln. 5 Taf. Jhrb. d. Kgl. pr. geol. L. Berlin 1915.
102
O. Follmann:
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bergsandsteins I. 4 Taf. u. 4Textfig. ibid. 1917. II. Teil
mit 12 Taf. u. 7. Textf. 1921.
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6. „ Ein Häutungsplatz v. Homalonotus gigas A. Röm. im
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12. „ Paläozoische Notizen. Ber. d. Senckenb. Naturf. Ges.
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t
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18. Frech Fr., Geol. d. Umgegend v. Haiger b. Dillenburg
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22. „ Zur Geol. d. Loreleigeg. ebenda 1896.
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25. „ Die Gliederung u. Tektonik d. Oberkoblenzsch. im
' v
r
Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 103
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104
0. F o 1 1 m an n :
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43. Koch, C., Über die Gliederung d. rhein. Unterdevon¬
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Die Koblenzschichten am Mittelrhein u. im Moselgebiet. 105
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Versteinerungen in der rhein, Grauwacke. Verh. des
Naturhist. Vereins. Bonn 1854.
68. Zeiler u. Wirtgen: Bemerkungen über d. Petrefakten
d. altern devon. Gebirge v. Rhein, insbesondere über
die in der Umgegend v. Koblenz vorkommenden Arten.
Verh. d. Naturhist. V. Bonn 1855.
(Enth. d. Abh'. von Joh. Müller üb. Krinoiden.)
i i 1
, -j
■ ^
Die Mooswelt der Hildener Heide.
Von
H. Schmidt, Freiburg- i. B.
Unter der „Hildener Heide£‘ versteht die botanische
und entomologische Literatur des Rheinlandes wohl von
jeher das, was man richtiger als die Hildener Bucht
des Rheinteils bezeichnen wird: im Norden begrenzt von
dem Hochdahlener Kalkplateau, im Süden von dem Oh¬
ligs-Hackhauser Sandhöhenzuge. Sie umfasst also ausser
der eigentlichen Hildener Heide noch die Ohligser (Hack¬
hauser) und Haaner Heide sowie die keinen Spezial¬
namen führende Gegend nördlich des Eselsbaches (Hüh¬
ner- und Scheidebach) bis zum Südabhange des Kalk¬
plateaus. Ihr alter Reichtum an Mooren und Heide¬
strecken hat zwar mit dem Vordringen der Kultur nicht
unwesentlich abgenommen : Moore sind entwässert, Heiden
aufgeforstet, unfruchtbare Sandhügel in fruchtbares Acker¬
land umgewandelt. Manche seltene Pflanze, manches
seltene Insekt sind dadurch verschwunden, aber der
Lest des alten Reichtums ist doch noch immer beach¬
tenswert; und da die Hildener Stadtverwaltung in hoch-
herzigei Weise aut weitere Entwässerungen auf ihrem
Eigentum verzichtet hat und das schöne Seengebiet am
Südabhange des Jaberges von den Besitzern als ein
Naturpaik betrachtet wird, so hat der Naturfreund Ver¬
anlassung, hier doch nicht so ganz trübe in die Zukunft
zu blicken.
Das oben begrenzte Gebiet trägt durchaus nicht
• '
Die Mooswelt der Iiildener Heide. 107
einheitlichen Charakter. Während die Ohligser Heide,
fast völlig eben, ein einziges ausgedehntes Moor (Hoch-,
Heide- und Waldmoor) darstellt, die Hildener Heide in
abwechselungsreicher Weise von Hügeln durchzogen
wird, der Wald aus Kiefern, Birken und Erlen besteht,
ziehen nördlich des Eselsbaches ganz sanfte Bodenwellen
I dem Rheine zu, getrennt durch nasse Wiesentäler, hier
und da mit kümmerlichen Buchen- oder noch kümmer¬
licheren Eichenbeständen, im Süden Hochmoore, nörd¬
lich Wiesenmoor. Die Bodenverhältnisse können diesen
Unterschied nicht bedingen; der Untergrund besteht
überall aus tertiären Kiesen und Sanden, überlagert
von Kiesen und Schottern der Rheinterrassen, festes Ge¬
stein, und zwar Grauwackensandstein und Tonschiefer,
treten nur an sehr wenigen engbegrenzten Stellen an
die Oberfläche (man vergl. Brandt und Jäckel, Über
die Beziehungen der Moorbildungen zum geologischen
Aufbau des Gebirges am Bruchrande des Bergisehen
Landes zwischen Ohligs und Düsseldorf, Jahresber. Na-
turw. Ver. Elberfeld 1912). Aber während die siid-
liehen Teile ihre Bewässerung durch Bäche aus dem
Grauwackengebirge (und wahrscheinlich einen Grund¬
wasserstrom desselben Ursprungs) erhalten, und infolge¬
dessen sehr nährstoffarmes Wasser führen, entstammen
die Quellen des nördlichen Teiles dem Kalkgebirge,
auch da, wo sie erst in weiterer Entfernung von dessen
Südende zutage treten. Brandt und Jäckel schlossen
dies zunächst aus dem fast gänzlichen Fehlen oberir¬
discher Wasserläufe in diesem Gebiet und bestätigten es
dann durch Wasseruntersuchungen. Der Botaniker kann
mit Sicherheit zu demselben Schlüsse kommen, wenn er
hier die Hochmoore ganz fehlen und die Wiesenmoore ihre
Stelle einnehmen sieht; denn die Sphagnum- Arten, die
Bildner der Hochmoore, sind durchweg kalkfeindlich. Statt
ihrer herrschen hier im Norden die Hypnum- Arten in den
Sumpfwiesen, den Gräben und dem reichsten Fundorte
des ganzen Heidegebietes, dem Schafsheider Sumpf siid-
108
H. Schmidt:
lieb von Erkrath, der leider wohl auch deui gänzlichen
Untergänge geweiht ist. Sein botanischer Reichtum
hängt wahrscheinlich gerade damit zusammen, dass die
ihn speisenden Quellen aus weiter Ferne kommen und
daher nie versiegen; sie flössen selbst in dem trockenen
Sommer 1911 so reichlich wie kaum zuvor. Aber vor
einigen Jahren ist der das Moor durchziehende Längs¬
graben stark vertieft und dadurch der grösste Teil des
Moores fast trocken gelegt worden. Von dem frü¬
heren Bestände an seltenen Pbanerogamen, unter denen
erwähnt seien Nymphaea , Liparis, Malaxis , Hypericum
helodes , Carex limosa und pulicaris , Eriophorum g ra¬
dle und Triglochm palustre konnten bei dem letzten
Besuche die Orchideen und Carex limosa nicht mehr
aufgefunden werden. Günstiger stand es mit den Moosen,
deren Hauptfundstellen fast alle in dem oberen, erhalten
gebliebenen Teile liegen.
Seinen Pflanzenreichtum verdankt das Moor übrigens
zum Teil dem Umstande, dass es kein reines Wiesen¬
moor ist, auf der Südseite zeigt sich auch reiche Sphag-
/mmvegetation und mehrere Arten gehen auch über den
Hauptgraben weg auf die Nordseite über. Brandt
stellte fest, dass auf der Südseite von den nächsten
Hängen kalkfreies, nährstoffarmes Wasser zufliesst; auf
der Nordseite mögen die Sphagna wohl als Epiphyten
auf absterbenden anderen Moosen wachsen, sich nur von
dem atmosphärischen Wasser ernährend.
Unter den Hypnum- Arten des Moores herrschen
vor H. stellatum, stramineum und intermedium ; H.
scorpioides nimmt, ebenfalls in Menge, die sonst ziem¬
lich pflanzenleeren Stellen ein, wo die kalkhaltigen Quellen
dem Boden entströmen. Weniger verbreitet sind H.
aduncum, exannulatum, fluitans , commutatumy impo-
nens , cordifolium und ( Acrocladium ) cuspi datum ; nur
einmal und spärlich wurde H. pratense gefunden. Von
anderen Laubmoosen wurden beobachtet: Dicranum un-
dulatum und Bonjeam, Fissidens adiantoides , Webera
Die Mooswelt der Hildener Heide.
109
mitans, Rothii (an einer trockenen Stelle im Haupt¬
graben) und die seltene Webera sphagnicola, Bryum
bimum , pallens und pseudotriquetrum, Aulacomnium
palustre (häufig, einmal auch die Form polycephalum
mit sehr langen Pseudopodien), Mnium Seligen, Phi-
lonotis fontana (meine ältere, von Brandt übernommene
Bestimmung als „ calcarea “ war irrtümlich) und caes-
spitosa var. laxa, Polytrichum commune und formosum .
Die bei der letzten Begehung gefundenen Funaria hy-
grometrica und Entosthodon fascicularis waten wohl
Einwanderer nach der Trockenlegung. Von Sphagnum -
Arten sind am häufigsten Sph. cymbifolium, acutifo-
Uum und recuvvum , auch auf der Isordseite; auf den
Südteil sind beschränkt Sph. subsecundum in zahl¬
reichen Formen, deren spezielle Deutung noch nicht ge¬
lungen ist, ferner papillosum, plmnulosum Roell (— sub-
nitens Warnst.), Girgensohnii , rubellum , bremfolium
Roell (= parvifolium Warnst.), laricinum (in einer
starren, gebräunten Form), rufescens und turgidum.
Von Lebermoosen ist reichlich vertreten nur Aneura
multifida , ziemlich häufig Gymnocolea inflata und die
sehr ähnliche Gephalozia fluitans , an den Wänden des
Hauptgrabens Calypogeia fissa / nur je einmal wurden
gefunden Aneura pinguis , A. pinnatifida , Lepidozia
setacea , Gephalozia bicuspidata var. Lämmer siana und
Calypogeia sphagnicola.
Verlassen wir nun die Schafsheide und wenden uns
der Hildener Heide zu, so durchqueren wir zuerst bis
zum Eselsbach einen Streifen Ackerland, der zwischen
Kemperdieck und Kochsheide von ausgedehnten alten
Sandgruben unterbrochen wird. Die Äcker liefern Ca-
tharinea tenella (sparsam), Riccia glauca, Anthoceras
punctatus und crispus , welch letztere überhaupt um
die Heide herum verbreitet ist (sonst nicht in der Rhein¬
provinz), die Sandgrube Webera annotina , Ditrichum
tortile, Dicranella rufescens und Blasia pusilla ; in
stagnierenden Gräben wuchert reichlich Hypnum ex -
110
H. Schmidt:
annulatum, hier und da Aneura pinnatifida und eine
audeie Aneura, deren Zugehörigkeit zu latifrons mir
noch zweifelhaft ist. An den Bächen und in den Buchen¬
wäldern bildet Mnium hornum Massenvegetation. Nahe
dem kleinen Orte Spürkienbruch stossen wir, das Heide¬
gebiet durchquerend, auf einen verlassenen kleinen, mit'
Wasser gefüllten Steinbruch; wir steigen hinab und
finden üppige Philonotis fontana , (auch hier wieder der
calcarea recht ähnlich), reichlich fruchtend. Bryum
pallens , ferner Haplozia sphaerocarpa , sparsamer An¬
eura multifida und pinguis , Cephalozia bicuspidata.
In der Nähe liegt das Quellgebiet des Spürklenbrucher
Baches, das auf kleinem Raum manche interessante Form
der Sumpfheide in reicher Fülle beherbergt. Für die
allerdings auch sonst nicht seltene Osmunda regalis ist
wohl hier der schönste Standort; auch Hypericum he -
iodes war früher reichlich vorhanden, ist aber wohl von
Erlengebiisch überwuchert und vernichtet. Dasselbe
Erlengebüsch liefert uns aber neben Phagiothecium sil-
eaticum auch das seltenere PI. Ruthei ; daneben wächst
zwischen Sumpfgräsern massenhaft Odontoschismasphagni
mit Gymnocolea inflata , Cephalozia fluitans und der
zierlichen Lepidozia setacea, am Bache Chiloscyphus
polyanthus und Aneura pinnatifida. Wo die Torfdecke
besonders dünn ist oder ganz fehlt, haben sich an
trockneren Stellen Campylopus fiexuosus , turfaceus mit
der schönen Varietät Mülleri und Pleuridium subulatum
angesiedelt, an feuchteren Plätzen finden sich Dicranella
cerviculata und Campylopus brevipilus (einziger Stand¬
ort in der Rheinprovinz), ferner Zwergformen von
l ephalozia bicuspidata und zwischen ihnen meist nur
in einzelnen Stengeln, seltener in zusammenhängenden
Rasen Leptocyphus anornalus , öfter mit reichlichen Keim¬
körpern. Aulacomniuni palustre fand ich hier in einer
anscheinend neuen Varietät „ squarrosum mit sparrig
abstehenden Blättern zwischen Molinia und niederem
Heidegebüsch. Unter den Sphagna bemerken wir be-
Die Mooswelt der Hildener Heide.
111
sonders medium (sonst nur noch einmal in der Heide)
und seinen treuen Begleiter rubellum , dann rufescens und
reichlich papillosum .
Dem Bache abwärts wandernd treffen wir auf eine
Stelle, wo von rechts her ganz kurze Quelläufe sich
mit ihm vereinigen. Hier stand früher in etwa 10
starken Exemplaren Carex laevigata , die aber zuletzt
mehrere Jahre hindurch vergeblich gesucht wurden. Kurz
vor der Vereinigung mit dem Kesselsweier Bache wurden
notiert Plagiothecium latebricola und Calypogeia Neesiana ,
etwas weiter unterhalb Scapania irrigua , jetzt freilich
durch eine Teichanlage verschwunden. Überhaupt sind
die heutigen Heideteiche sämtlich Kunstanlagen. Ob
früher auch natürliche Wasserbecken vorhanden gewesen
sind, ist nicht festzustellen: eine Stelle unweit Kessels¬
weier an der Elberfeld — Hildener Chaussee, die ganz
den Eindruck eines vermoorten Teiches macht, war z.
B. vor 40 Jahren eine Sandgrube, und das mag auch
für andere ähnliche Fälle gelten.
Bei der Vereinigung der beiden Bäche kreuzt ein
Fahrweg die Heide. Geht man an ihm etwa 100 Schritte
am Kesselsweier Bache aufwärts, so kommt man an die
Stelle, wo ich 1916 Calypogeia arguta fand. Ich
veröffentlichte das Vorkommen in den Berichten des
Bot. und des Zool. Ver. für Rhld.-Westf., Jahrgang 1914
(der erst 1916 im Druck erschien) und bezeichnete den
Standort als den ersten ursprünglichen dieser atlan¬
tischen Pflanze in Deutschland. Nach W arnstorf
(Loeske, Bryologische Zeitschrift 1917, S. 112) ist
allerdings die Pflanze schon von Herpell 1867 bei
St. Goar aufgefunden worden, 1914 von Heller im
Hottemauer bei Essen, doch ist eine frühere Veröffent¬
lichung dieser Funde meines Wissens nicht erfolgt. Das
zierliche Pflänzchen wächst hier auf nassem Ufersande
zwischen Pellia epiphylla in Gesellschaft von Caly¬
pogeia trichomanes und fissa (von denen es sich auf
den ersten Blick unterscheidet) und einer gespreiztblätt-
112
H. Schmidt:
rigen Form von Cephalozia bicuspidata ; ganz in der
Nähe als Seltenheit für die Ebene am steilen linken
Uferhange Pleuroschisma trilobatum. Von hier ab ist
bei dem Gewirr von Hügeln, der unendlich zahlreichen
kleineren Wald-, Wiesen- und Hochmoorstellen, zu denen
wir nun gelangen, es unmöglich, die Beschreibung nach
Lokalitäten beizubehalten ; nur etwa drei Punkte können
noch hervorgehoben werden. So Ist der Sumpfstreifen
längs des Kesselsweier Baches, besonders oberhalb des
Gehöftes, von dem der Bach den Namen führt, ausge¬
zeichnet durch die Häufigkeit von Sphagnum molle und
compactum (an lichten, halbtrocknen Stellen); nur hier
fand ich Sph. Girgensohnii , fimbriatum und squarrosum
an quelligen Stellen); hier ist der zweite Standort von
Plagiothecium Ruthei. Der Jaberg selbst ist äusserst
arm an Blütenpflanzen und Moosen, erwähnenswert ist
nur Racomitrium ericoides ; aber wenn man den ihn
bildenden Höhenzug einige hundert Schritte nach Osten
zu verfolgt, öffnet sich nach Süden eine ausgedehnte
talartige Einsenkung, die vor 20 Jahren einen sehr
wasserreichen Quellsumpf — reich an Myrica gale —
darstellte und leicht kenntlich ist an einigen zerstreut
stehenden Zwergkiefern. Diese stellen das äusserste
Extrem der in der Hildener Heide häufigen Sumpfform
unserer Kiefer dar. Im Laufe von fast 40 Jahren,
während deren ich sie beobachten konnte, haben sie
kaum irgendwie deutlich an Höhe und Umfang zuge¬
nommen und können daher bei höchstens 10 cm Stammes¬
dicke vielleicht auf ein mehrhundertjähriges Alter zu¬
rückblicken. Die Entwaldung der nächsten Höhen hat
den W asserreichtum des Täl chens sehr zurückgehen
lassen, aber dafür ist der Sumpf leicht zugänglich ge¬
worden und wir finden hier massenhaft Dicranella cer-
viculata und daneben Sporledera palustris mit dem
sehr ähnlichen Pleuridium subidatum , Calypogeia fissa ,
trichomanes und sphagnicola, Cephalozia bicuspidata ,
ronnivens und media , die man hier unterscheiden zu
Die Mooswelt der Hildener Heide.
113
lernen, die beste Gelegenheit hat. Ältere Standoitsvei
zeichnisse sind wegen der vielen Verwechselungen be¬
sonders in ihren Angaben über c onnivens immer nnt
Misstrauen anzusehen. Eine dritte Sumpfstelle, am Ab¬
hange desselben Hügels wie die eben erwähnten und
von ihr durch einen flachen Sandrücken getrennt, zeigt
dieselben Lebermoose und einen ziemlichen Reichtum an
Sphagnum- Arten (häufig Sph. turgidum) ohne freilich
eine besondere Seltenheit aufzuweisen, ist aber eindrucks¬
voll durch die weithin ausgedehnten braunen samtaitigen
Rasen von Sphagnum papillosum.
Die Moosvegetation der übrigen Heide ist in den sich
den Bächen entlang erstreckenden Sumpfwiesen charak¬
teristisch, durch Dicranum undulatum und Bonjeam,
Fissidens adiantoid>es — Mnium Seligen mehr am Rande
der Heide — , Aulacomnium palustre, Thuidium delica-
tulum, Climaäum, Hypnum stramineum und cordifo-
lium, Acrocladiuni cuspidatum, Hylocomium squarro-
sum, die Bachränder selbst durch Pellia epiphylla,
Mnium hornum und seltener Mn. punctatum und undu¬
latum. Wo sie von sumpfig- quelligen Streifen begleitet
werden, wachsen Tetraphis pellucida, Eurhynchium prae-
longum und Stokern, Lophocolea bidentata und hete-
rophylla, Sphagnum recurvum, acutifohum, cymbifo-
lium mit var. squarrosulum. An Gräben der Heide¬
wege finden sich Dieranella cerviculata, Diplophyllum
obtusifoüum, Alicularia scalaris, Haplozia sphaeroearpa,
Lophozia intermedia. .Trockene Heidestellen weisen
Polytrichum gracile, juniperinum, piliferum und Hyp¬
num cupressiforme var. ericetorum auf, sumpfige Sphag -
num molluscum und Hypnum imponens. Die Wälder
bieten Dicranum scoparium, Dieranella heteromalla,
Campylopus flexuosus, Polytrichum commune und for-
mosum ; - diese beiden bis in die Hochmoore hinein —
und nicht gerade häufig Hylocomium Schreien, noch
seltener Scleropodium purum.
Die zahlreichen, oft nur sehr kleinen Hochmoor-
Verh. d. Nat. Ver. Jahrg. 78 u. 79. 1925.
114
H. Schmidt:
stellen enthalten meist nur die gewöhnlicheren Sphagna,
doch an einer Stelle Sp> medium , rubellum , larieinum
und cuspidatum Ehrh. vergesellschaftet ; Sp. cuspida-
tum , subsecundum (wie in der Schafsheide in zahlreichen
Formen), rufescens , auriculatum lind turgidum häufiger.
Auch letzteres — gern in Moorgräben — ist sehr formen¬
reich, doch findet man nicht selten ausgedehnte, halb im
Wasser, halb auf dem Lande wachsende Rasen, an
denen man die Übergänge zwischen den kleinblättrigen
Landformen bis zu den aufgedunsensten Wasserformen
verfolgen kann. Daneben wächst überall OdontoscMsma
Sphagni und ziemlich häufig Gymnocolea inflata , Ce-
phaloziä fluitans und Lepidozia setacea.
Nur sporadisch sind in der ganzen Heide vertreten
die Bryum- Arten: bimum , cirrhatum (nur von Lorch
gefunden), int er medium, pcdlescens , erytJirocarpum , caes-
piticium , Duvalii (Lorch) pseudotriquetrum und lacustre
(Lorch). Als seltene Vorkommnisse sind hervorzuheben:
Dicranella subulata, Dicranum Bergen (Lorch), spu¬
rium, Racomitrium aciculare (in dem See am Jaberg),
Camptothecium nitens (Lorch), Plagiothecium curvi-
folium , Hypnum pratense (Lorch), Sphagnum bre-
vifolium , quinquefarmm , plumulosum , auricidatum,
inundatum , Alicularia geoscypha (an einem Weggraben),
Lophozia bicrenata, Marsupella FuncTcii , Leptoscyphus
anomalus , Cephalozia Francisci (an einer senkrechten,
sonnigen Grabenwand), Cephaloziella Hampeana (auf
modernden Blättern im Walde nahe der Waldschenke)
und Ptilidium ciliare (Lorch).
Über die Ohligser Heide kann ich nur anhangs¬
weise einige Bemerkungen hinzufügen, da ich sie nur
zweimal zu bryologischen Zwecken besuchte. Sie er¬
schien mir dabei weit ärmer, als ich nach den ausge¬
dehnten Hochmoorflächen, die trotz der auch liier vor-
geschrittenen Entwässerung immer noch einige Schaukel¬
sümpfe enthalten und ihrem vielfach allmählichen Über¬
gang in trockene Heide erwarten durfte. Reichlicher
i
115
Die Mooswelt der Hildener Heide.
als in der Hildener Heide sind nur vertreten Sphagnum
papillosum, cuspidatum, auriculatum und t.urgidum;
von bemerkenswerten Funden verzeichuete ich nur Caly-
pogeia sphagnicola und Hyptmm exannulatum var.
Rotae, letzteres an einer inselartigen sphagnumfreien
Stelle nahe der Bahn Ohligs- Hilden, wo also offenbar
kalkhaltiges Wasser zutage tritt. Aber meine Hoffnung,
hier besondere Seltenheiten zu finden, vielleicht Archi-
dium, Paludella, Tayloria, Splaehnum, Polytrichum
strictum, Plagiothecium latebricola usw., wurde gänz¬
lich enttäuscht; vielleicht ist ein anderer glücklicher.
*
L
N atur
des
Vereins
der
preufsischcn Rlieinlande und Westfalens.
\
Achtzigster Jahrgang,
192%.
Mit einer Karte, einer Profil-Karte und einer Tafel.
/
Bonn
Im Selbstverlag1 des Naturhistorischen Vereins
1925.
Für die in dieser Vereinsschrift veröffentlichten Mit
teilungen sind die betreffenden Autoren allein verantwortlich
Inhalt.
Seite
Holl st ein, W. Der Teutoburger Wald zwischen Werther
und Borgholzhausen. Mit einer Karte und einer Profil-
Karte . 1 —33
Müller, Fr. Zur Flora des Nahetales . 34—45
von Jordans, A. Das BergTebhuhn, Perdix montana
(Gmelin). Mit einer Tafel . 46 — 58
7
N
V
>
/
» I
I
V
Der Teutoburger Wald zwischen Werther und
Borgholzhausen.
Von
Wilhelm Hollstem.
Die Arbeiten von E. Meyer ]) und von A. Mestwerdt2)
lassen den 8 km langen Gebirgsstreifen zwischen Werther und
Bergholzhausen frei, der bisher noch keine eigene Bearbeitung
erfahren hat. Es erschien nun von Interesse, auch diesen Ab¬
schnitt einer eingehenden Untersuchung zu unterwerfen, umso¬
mehr, als der Charakter des Gebirgszuges nördlich und südlich
des grossen Querbruches von Bergholzhausen, der diesen Ab¬
schnitt im N begrenzt, durchaus verschieden ist, wie es schon
ein Blick auf eine topographische Karte lehrt. Lässt sich
nördlich jenes Querbruches, an dem ja die Kette des Teuto¬
burger Waldes eine horizontale Verschiebung um etwa 2 km
erfahren hat, nur ein deutlicher, viel gewundener Kamm ver¬
folgen, so besteht der von mir untersuchte Gebirgsteil wie auch
der südlich aufschliessende, bereits von Meyer bearbeitete Ab¬
schnitt aus mehreren Zügen, die trotz mancher Störungen und
Abweichungen im einzelnen eine deutliche Parallelität erkennen
lassen. Die Streichrichtung des ganzen Gebirgszuges ist etwa
N 55 0 W.
Am geschlossensten verläuft der nördliche Zug. Bei
Werther setzt er schmal ein, verbreitert sich bald und teilt
sich in zwei Züge, die sich zuerst langsam, bei Borgholzhausen
1) Meyer, E., Der Teutoburger Wald zwischen Bielefeld und
Werther. Jhrb. d. Preuss. Geol. Landesanst. 1903, S. 349-380.
2) Me s t wer d t, A., Der Teutoburger Wald zwischen Borgholz¬
hausen und Hilter. Dissert. Göttingen 1904.
Verh. d. Nat. Ver. Jahrgf. 80. 1925.
1 ■ ' 5-,
!
1
2
Wilhelm H o 1 1 s t e i n :
schnell von einander entfernen. Nach SW folgt ein weites
Längstal, das Hauptlängstal des Osming. Es wird bei Berg-
holzhausen durch einen schmalen Rücken in zwei zerlegt.
Südlich davon erhebt sich der Hauptkamm des Gebirges, der
in der Grossen Egge bei Halle mit 312 m die grösste Höhe
des Gebietes bildet. Ihm legen sich in geringerem Abstande
noch mehr oder weniger deutlich zwei niedrigere Kämme an,
deren südlichster sanft zur Münstersehen Ebene abfällt.
In den älteren, grössere Teile des Teutoburger Waldes
behandelnden Arbeiten von F. Roemer1) und y. Dechen2)
befinden sich auch Angaben über den Abschnitt von Werther
bis Bergholzhausen. Elbert3) hat die Gegend bei Halle be¬
rücksichtigt. Meyer4) hat für die Beschreibung einzelner
Horizonte, die in dem von ihm bearbeiteten Gebiet schlecht
aufgeschlossen waren, die Gegend nördlich von Werther heran¬
gezogen. Stille5) hat in mehreren Arbeiten die tektonischen
\ erhältnisse der Gegend südöstlich von Borgholzhausen erwähnt.
Stratigraphie.
In dem von mir untersuchten Gebiet treten auf:
6. Alluvium,
5. Diluvium,
4. Kreide,
3. Jura,
2. Muschelkalk,
1. Rot,
1) Roemer, F., Geognostische Zusammensetzung des Teuto¬
burger Waldes zwischen Bielefeld und Rheine etc. N. Jhrb. f. Min
1850, S. 385-417.
Ders., Die Kreidebildungen Westfalens. Verh. d. Nat. Ver. f.
Rheinld. u. Westf. 1854, S. 29—180.
2) v. Dechen, H., Der Teutoburger Wald. Eine geognos-
tische Skizze. Verh. d. Nat. Ver. f. Rheinld. u. Westf. 1856. S. 331—410.
3) Elbert, J., Das untere Angoumien in den Osningberg-
kettcn des Teutoburger Waldes. Ver. d. Nat. Ver. f. Rheinld. u.
Westf. 1901, S. 77 — 167. 4) Meyer, a. a. 0.
5) Stille,H., Der geologische Bau desRavensbergischen Lande.
Jhrsb. d. Nieders. geol. Ver. 1910, S. 226— 245.
Ders., Der Mechanismus der Osningfaltung. Jhrb. d. Pr.
Geol. Landesanst. 1910, 1, S. 357—382.
Der Teutoburger Wald zwischen Werther u. Borgholzhausen. 3
Röt.
Der Röt bestellt wie im ganzen Osning aus dunkel-
roten, untergeordnet grünlichen Letten. Die häufig aus ihm
■erwähnten kieseligen Platten l) konnte ich anstehend in ihm
nicht beobachten; ich fand sie dicht südlich des Weges, der,
von der Chaussee Halle-Theenhausen abzweigend, nach Egge¬
berg- hinaufführt, etwa 150 m von der Chaussee entfernt, wo
das Gestein zu einer Aufschüttung benutzt war. Es ist ein
bellgrünlicher, fein dunkelgefleckter, feinkörniger Sandstein mit
Glimmerschüppchen und ganz schwachem CaCOs-Gehalt, der in
bis 4 cm starken, in sich wieder plattig spaltenden Bänkchen .
auftritt. Er enthält unregelmässige Porenlagen.
Der Röt findet sich in geschlossenem Zuge von wechseln¬
der Breite am Südabhange des nördlichen Bergzuges. Seiner
Grenze gegen den Muschelkalk folgt ziemlich genau die Wald¬
grenze; der Röt trägt Wiese oder Feld, der Muschelkalk
meistens Wald. In einiger Mächtigkeit aufgeschlossen ist der
Röt nur in der Spilkerschen Ziegeleitongrube bei Werther, wo
aber nicht er, sondern der angrenzende Schieferton des Jura
zur Ziegelherstellung dient. Trotz des Fehlens eigentlicher
Aufschlüsse ist er aber ziemlich gut zu verfolgen, da er häufig
in Wasserrissen und Gräben, an steileren Hängen und unmittel¬
bar im Ackerboden zum Vorschein kommt.
Muschelkalk.
Der Röt wird nach N überall regelmässig vom Muschel¬
kalk überlagert. Die Grenzschichten zwischen beiden sind,
wie schon Meyer2) in seiner Arbeit beschreibt, in einem kleinen
Bruch beim Kemnerschen Hofe in Wichlinghausen aufge¬
schlossen. Auch im Einschnitt der Chaussee Halle-Theenhausen
an der Werther Egge stehen die Übergangsschichten an, sind
aber nicht gut zu beobachten.
Der gesamte Muschelkalk mag eine Mächtigkeit von
160— 180 m besitzen. Aus Muschelkalk besteht in der Haupt-
1) Meyer, a. a. 0. S. 351.
Mestwerdt, a. a. 0. S. 9.
2) Meyer, a. a. O. S. 352.
Sache der nördliche Zug,, und zwar bedingen die härteren
Schichten des Oberen und des Unteren Muschelkalkes wie ge¬
wöhnlich schwache Spezialkämme, wärend der Mittlere Muschel¬
kalk zwischen beiden eine scharfe Senke bildet. Das Ein¬
fallen ist durchweg nördlich, wechselt aber von annähernd
horizontaler Lagerung bis zu fast saigerer.
Der Wellen kalk nimmt den südlichen Spezialkamm ein.
Grösserer Steinbruchbetrieb findet in ihm nicht statt, da diese
Schichten in ihrer Hauptmasse höchstens zum Mergeln der
Äcker verwendet werden können. Er ist aber in einer Reihe
von Wegeinschnitten erschlossen, so in dem Wege, der von
der Chaussee Halle- Werther nordwestlich von Ellerbracke zur
Wert her Egge hinaufführt, im Einschnitt der Chaussee Halle-
Teenhausen, an einem Wege am N-Ende des Kleeberges, in
einem Wege, der von Wichlinghausen in nordöstlicher Richtung
auf die Höhe führt, und am NW-Ende des Riesberges bei Borg¬
holzhausen. Häufig tritt das Gestein bis dicht unter die Erd-
obei fläche. Der Wellenkalk besteht in seiner Hauptmasse aus
grauen, mergeligen, meist ebenflächigen Kalkbänken von ein
bis wenigen Zentimetern Mächtigkeit, die durch dünne Lagen
von bröckligem Mergel getrennt sind; nur selten kommen stär¬
kere Bänke in ihnen vor. Untergeordnet sind die Kalkbänke
auch gelb, rot oder violett.
Dei unteie "Wellenkalk ist von der Grenze gegen den
Röt an in einer Mächtigkeit von 45 m durch den Einschnitt
der Chaussee Halle-Theenhausen erschlossen. Etwa lim von
der unteren Grenze liegt liier ein Packen festerer, grösserer
Bänke; auch weiter nach oben kommen noch einige unbedeu¬
tende vor..
Zahlreicher werden solche die Einförmigkeit des Wellen¬
kalkes unterbrechenden Bänke erst im oberen Wellenkalk.
Sie werden in einigen kleinen Brüchen am Kleeberg gebrochen.
ln einem Bruch 300 m südöstlich von Stockhecke ergab
sich dort folgendes Profil:
Normaler Wellenkalk,
22 cm Schaumkalk,
1 cm Mergel,
Der Teutoburger Wald zwischen Werther u. Borgholzhausen. 5
27 cm dichter Kalkstein,
8 cm Schaumkalk,
20 cm fester Wellenkalk,
Wellenkalk mit unregelmässigen porösen Lagen.
Das Verhältnis der einzelnen Stufen des Profils zu ein¬
ander ist aber häufigem Schwanken unterworfen.
Am besten sind Schaumkalkbänke auf der Werther Egge
etwa 250 m nördlich von Ellerbracke erschlossen. Das Profil
ist dort:
Normaler Wellenkalk.
30 cm Schaumkalk,
4 cm grauer Wellenkalk,
24 cm Schaumkalk,
120 cm fester grauer Kalkstein.
Wellenkalk in normaler Ausbildung.
Der Schaumkalk ist ein gelblicher, auch wohl etwas ins
graue oder grünliche gehender Kalkstein, dessen Schaumstruktur
mit blossem Auge gerade noch zu erkennen ist und der zahl¬
reiche Fossilien in guter Steinkernerhaltung einsebliesst.
Ich fand dort:
Stielglieder von Encrinus
Pecten inaequistriatus Gdf.
> Gervillia socialis v. Schloth.
„ Goldfussi v. Strom b eck
„ mytiloides v. Schloth.
(s. v. Scham* oth, Lettenkohlenform, S. 106
Taf. V, Fig. 5.)
Myophoria vulgaris v. Schloth.
laevigata v. Alberti
„ ovata Gdf.
;, orbicularis Gdf.
„ elegans Dunker
Myoconcka gastrochaena Dunker?
Chemnitzia scalata v. Schloth.
Plaurotomaria Leysseri Giebel
Die Schaumkalkbänke sind nicht beständig. Häufig schieben
sich Streifen und Linsen von dichtem Kalkstein in sie ein, die
sie in mehrere Lagen trennen. Diese Einschaltungen von dichtem
Kalkstein halten aber oft nur auf wenige Dezimeter aus.
<
6
Wilhelm Ho 11 stein:
Diese Schaumkalkbänke liegen etwa 25 m unter der oberen
Gienze des Wcllenkalkcs. Dt was oberhalb dieses Steinbruches
fand ich einige grössere Stücke eines ähnlichen, aber deutlich
10t gefäibten Scliaiunkalkes. Ls ist also wahrscheinlich, dass
im Hangenden des erwähnten Schaumkalkpackens noch ein
anderer liegt.
Dei Mittlcie Muschelkalk ist wie gewöhnlich wenig* auf¬
geschlossen. Ich sah ihn als grünliche und graue Mergel auf
dei Höhe dei Werther Egge dicht bei Werther bei einem
Brunnenbau ausgeworfen. Ferner sind ähnliche und auch zwei
lacken loten Mergels bei der Anlage eines Sportplatzes auf
der Werther Egge oberflächlich erschlossen worden. Rote
Meigel waien weiter nördlich auch bei einer Rodung durch
die Stubben der Bäume zum Vorschein gekommen.
Meyei J) hatte bei Bielefeld rote Mergel in einer Breite
bis zu 100 m im Mittleren Muschelkalk festgestellt und sie zu
dieser Stufe gezogen. Nach dem Erscheinen der Arbeit von
Burre-)? der rote Mergel an der entsprechenden Stelle süd¬
östlich von Bielefeld als einem Keupereinbruch ansah, nahm
er seine erste Deutung zurück1 2 3) und schloss sich der Auf¬
fassung Burres an. Zu einer solchen Erklärung liegt aber
in dem von mir untersuchten Gebiet kein Grund vor, da diese
Mergel in nur geringer Mächtigkeit deutlich konkordant zwi¬
schen den normalen grünlichen Mergeln des Mittleren Muschel¬
kalkes liegen.
In einem Steinbruch auf der Werther Egge 300 m nörd¬
lich dei Chaussee Halle-Theenhausen sind die Grenzschichten
zwischen Mittlerem und Oberem Muschelkalk sichtbar. Es
sind doit in der Einfahrt auf etwa 7 m gelbe und grünliche
Meigel in der Einfahrt erschlossen. Darüber liegen 5m bald
festere, bald mürbere gelbe Schichten, die wie die Mergel noch
zum Mittleren Muschelkalk gehören dürften. Dann folgt in
1) Meyer, a. a. 0. S. 353.
2) Burre, O., Der Teutoburger Wald zwischen Bielefeld und
Orlinghausen. Jhrb. d. Pr. Geol. Landesanst. 1911, I, S. 306—343.
3) Meyer, E., Zur Mechanik der Osningbildung bei Bielefeld.
Jhrb. d. Pr. Geol. Landesanst. 1913, I, S. 616—624.
Der Teutoburger Wald zwischen Werther u. ßorg’holzhausen. 7
einer Mächtigkeit von 8,75 m der Trocbitenkalk des Oberen
Muschelkalkes. An der Nordseite des Bruches liegen über ihm
zwei 20 cm starke Lagen eines sehr festen grauen Kalksteines
im W echsel mit etwa ebenso starken Lagen von gelben und
grünlichen Letten in einer Gesamtmächtigkeit von etwa 7 m.
Diese gehören schon zu den Ceratitenschichten.
Der Obere Muschelkalk wird in sehr zahlreichen Brüchen
auf der ganzen Werther Egge von Werther bis Borgholzhausen
gewonnen. Er bildet den zweiten Spezialkamm des Muschel¬
kalkrückens, ganz scharf und wallartig erhebt er sich aus der
Senke des Mittleren Muschelkalkes. Der Steinbruchbetrieb
gilt dem Trocbitenkalk, doch sind meistens darüber noch die
untersten Lagen der Ceratitenschichten sichtbar. Nicht selten
ist er wellig gelagert und bildet schwache Spezialsättel.
Der Trocbitenkalk ist ein blaugrauer, sehr fester Kalk¬
stein. Grössere Blöcke sind im Innern noch schwarzblau zu
nennen. Manche Lagen sind so reich an lerebratula vulgaris
v. Schloth., dass ihre Schalen die Hauptmasse des Gesteins
ausmachen. Einen guten Aufschluss bildet der Steinbiuch von
Bültmann 1 km nordwestlich von Werther. Hier liegt im
oberen Teil des Trochitenkalkes eine etwa 1 m mächtige Bank
von grünlichen und gelblichen Mergeln, die in sich wieder
festere Lagen enthalten. Diese Bank lässt sich ein gutes Stück
nach NW verfolgen, mindestens bis zur Chaussee Halle-Theen¬
hausen.
In der Nähe des Sündern bei Borgholzhausen, wo ein
Einbruch bituminöser Kalke des Serpulit im Muschelkalk vor¬
liegt, zeigt auch der Trocbitenkalk schwachen bituminösen
Geruch. Ausserdem führt er hier eingesprengten Bleiglanz.
Ich fand ausser Trochiten und Terebratula vulgaris
v. Schlotheim noch Myophoria vulgaris v. Schloth., Lima striata
von Schloth. und Monotis Albertis Gdf.
Die Ceratitenschichten bestehen, soweit sie sichtbar sind,
aus einer Folge von 2—20 cm starken grauen Kalkbänken
im Wechsel mit etwa ebenso starken gelblichen und grauen
Letten.
8
Wilhelm Hollstein:
Jura.
Aufschlüsse im Jura sind sehr spärlich. Seine Mächtig¬
keit lässt sich daher nicht feststellen, sie ist aber stellenweise
bedeutend. Er bildet hauptsächlich den Untergrund des Haupt¬
längstales.
1. Lias.
Der älteste nachweisbare Horizont des Lias dürften die
Jamesonischichten sein. Auf einer Wiese in Eggeberg 300 m
südlich von Pettker sind bei einer Brunnenschachtanlage
blaugraue Mergel gefördert worden. Ich fand darin:
Amaltheus ibex Quenst.
Aegoceras Valdani d’Orb.
Belemnites clavatus v. Schloth.
Pecten subulatus Münst.
lnoceramus sp.
Amaltheus ibex Quenst. kommt nach Poel mann1) bei
Hellern nur in den Jamesonischichten vor, und Qu en stadt2)
führt ihn als leitend für Lias y an.
b ür die Davoei- und Amaltheenschichten bietet die Ziege¬
leitongrube von Spilker 1 km westlich yon Werther einen
guten Aufschluß, den bereits Mayer3) beschrieben hat. Auf¬
geschlossen sind dort jetzt etwa 95 m Schiefertone des mitt¬
leren Lias. Die Schichten bestehen aus dunkelblaugrauen
glimmerhaltigen, z. T. etwas kalkhaltigen Schiefertonen mit
unregelmäßigen Lagen von grauem Kalkstein und Toneisen¬
steingeoden. In den Schiefenonen findet sich in feiner Verteilung
Eisenkies, in den Geoden auch Bleiglanz. Im südlichen Teil
der Grube liegen zahlreiche Blöcke eines dunkelgrauen, an den
angewitterten Flächen gelblichen bis grünlichen Tutenkalkes
umher, doch ist eine anstehende, etwa 50 cm mächtige Bank
nur noch schlecht aufgeschlossen. Mit Berücksichtigung der
Mayerschen Funde kann ich von dort jetzt die folgende
1) Poelmann, Der Jura von Hellern bei Osnabrück. Dissert_
Münster 1912, S. 43.
2) Quenstedt, F. A., Der Jura. Tübingen 1858, S. 119.
3) Meyer, a. a. 0. S. 356.
Der Teutoburger Wald zwischen Werther u. Borgholzhausen. 9
* o
*
* O
11
11
Fossilienliste aufstellen, in der ich die von Mayer mit einem*,
die von mir gefundenen Arten mit einem 0 versehen habe.
* ° Pentacrinus basaltiformis Miller
0 Cidaris sp.
0 Pecten priscus v. Schloth.
subulatus Münst.
aequivalvis Sow.
Lima cf. Gigantea Sow.
Avicula inaequivalvis Sow.
* ° Inoceramus ventricosus Sow.
* 0 substriatus Münst.
*° „ sp.
* ° Limaea acuticosta Gdf.
* ° Pli catul a spinosa Sow.
* „ sp.
* ° Myoconcha decorata Münst.
* Modiola- scalprum Sow.
0 Leda Galathea d’Orb.
* ,, elliptica Gdf. (Seeb.)
( Nucula inflexa Qu.)
trapezoidalis Monke ?
complanata Gdf.
Nueula palmae Quenst.
* „ Zieteni Brauns.
* „ tunicata Quenst. ?
* „ sp.
* 0 Cucullaea Münsteri v. Ziet.
* v subdecussata Münst. ?
* Astarte striato sulcatci Roem.
„ sp.
Cardium multicostatum Phill.
° Goniomya sp.
* 0 Gresslya Seebachi Brauns
° . „ arcacea Seebach
* ° Pholadomya ambigua Sow. ?
0 , „ sp.
° Isocardia bombax Quenst.
* Pleurotomaria expansa Sow.
* ° Turbo marginatus v. Ziet.
* ° Aegoceras striatum Rein.
curvicorne Schloenb.
Davcei Sow.
capricornu v. Schloth.
*
* o
* o
n
v
*
ä o
sj: O
* O
% O
V
))
5)
* o
Aeyoceras Maugenesti d’Orb.
,, Valdani d’Orb.1
„ Henleyi d’Orb.
* Amaltheus margaritatus Montf.
Harpoceras radians quadratus Quenst. ?
:t Lytoceras fimbriatum Sow.
c Amm. polymorphus Quenst.
* 0 Belemnites clavatus v. Schloth.
„ paxillosus v. Schloth.
„ brevis Dumortier
>, tripartitus v. Schloth.
„ sp.
Die tieferen Schichten des Lias werden in dieser Grube
durch die Osmingüberschiebung abgeschnitten.
Die Posidonienschiefer sind bei einer Schachtanlage in
Lggebeig zu läge gefördert worden. Es sind milde, blau-
giaue Tonschiefer, die bei der Verwitterung braun und pappe-
aitig werden. Sie enthalten häufig Inoceramus diibius Sow.
und auch verdrückte unbestimmbare Ammoniten. Poem er1)
nennt aus den Posidonenschiefern bei Werther Pachycormus
curtus Ag. ? und Dapedius Ju gl ’eri Roem. Häufig sind die
h ossilien mit einem Hauch von FeS2 überzogen; solcher kommt
auch in kleinen Konkretionen vor. Dieselben Schichten fanden
sich noch 300 m weiter nordwestlich in einem Wasserriss. Sie
enthalten dort 2 cm dicke Platten eines harten dunkelgrauen
Kalkes.
2. Dogger.
Der Dogger konnte bei dem Fehlen jeglichen Aufschlusses
anstehend nicht nachgewiesen werden. In Eggeberg fanden
sich aber an dem Riss, der südwestlich der Schule von der
Glossen Egge herabkommt, Blöcke eines bräunlich grauen,
tonig- sandigen, glimmerhaltigen Kalksteines; in ihnen fand ich:
Ostrea Knorr i Voltz.
Avicula Münsteri Bronn
Pecten lens Sow.
1) Roemer, F. A., Die Versteinerungen des Norddeutschen
Oolithgebirges, Nachtrag, Hannover 1839, S. 53.
Der Teutoburger Wald zwischen Werther u. Borgholzhausen. 11
Modiola striatula Miinst. ? (s. Quenstedt, Jura,
S. 438, Taf. GO, Fig. 4.)
Pholadomya obalis Ag. ?
„ sp.
Diese Fossilien deuten auf die Schichten mit Parkui-
sonia Würtembergica Opp. hin. Da. diese seihst aber nicht
gefunden' wurde, ist die Altersbestimmung nicht ganz sicher;
jedenfalls handelt es sich um oberen Dogger.
3. Malm.
Die Heersumer Schichten sind zwar wenig aufgeschlossen,
aber doch mit ziemlicher Sicherheit zu verfolgen, wenigstens im
südwestlichen Teile des Gebietes. Es sind feinkörnige, tonige
Sandsteine von wechselnder Festigkeit und Farbe, bald braun,
bald dunkelgrau und hellgrau und dann von dunklen Streifen
und Flammen durchzogen, die dem Gestein das charakteri¬
stische Aussehen verleihen. Sie gehören zu den widerstands¬
fähigeren Schichten des Jura, denn ihr Vorhandensein verrät
sich überall da, wo das Anstehende nicht durch besondere
diluviale Bildungen verdeckt ist, durch das Vorkommen zahl¬
reicher Lesestücke.
Die einzige Stelle, an der dieser Horizont durch einen
kleinen Steinbruch erschlossen ist, liegt am Wege 200 m nord¬
östlich von Dücker in Ascheloh. Dort und in verschiedenen
Wasserrissen sammelte ich :
Ithynchonella varians v. Schloth.
Pecten mibfibrosus d’Orb.
„ vimineus Sow.
Trigonia clavellata Sow.
Goniomya marginata Ag.
Pinna lineata Roem. ?
Cardioceras cor datum Sow.
Amm. so.
Bclemnites sp.
Ein abgesondertes Vorkommen von Heersumer Schichten
liegt am Sündern bei Borgholzhausen. Dort fand sich in Lese¬
stücken ein sehr hartes, quarzitisches, graues Gestein, das die
beiden schon oben aufgeführten Pecten-Arten, Trigonia und
ziemlich häufig eine kleine Ostrea, vielleicht Ostrea reniformis
i
Wilhelm H o 1 1 s t e i n :
32
Gdf. in dichter Zusamraenbäufung enthielt. Manche Stücke
stellen eine förmliche Schalenbrek/de dar. Ein ähnliches Ge¬
stein ist aus den Heersumer Schichten des Wiehengebirges
schon öfter erwähnt worden ’).
Die geflammten Sandsteine der Heersumer Schichten treten
in Ascheloh zweimal in der Richtung senkrecht y.u ihrem
Sti eichen in den W asserrissen auf. Zwischen ihnen liegt ein
]>and eines blaugrauen Schiefertones. Da dieser Schieferton
nm an einer Stelle in einem Graben sichtbar wird, muß ich
cs dahingestellt sein lassen, ob er auch den Heersumer Schichten
angehört oder einem anderen Horizont, was dann auf eine streich¬
ende Verwerfung hindeuten würden. Fossilien waren dort
nicht zu erhalten.
Oberhalb des südlichen Streifens der Sandsteine tritt
noch einmal ein blaugrauer, glimmerhaltiger Schieferton auf,
der gleichfalls nur sehr wenig aufgeschlossen war. Er lieferte
wenige Ammonitenreste, von denen das beste Stück Änlichkeit
mit Amm. canaliculatus Mimst, zeigt. Dieser Schieferton
gehört wahrscheinlich noch den Heersumer Schichten an.
Die darüber folgenden Stufen des Oberen Jura konnte
ich bei dem Mangel an Aufschlüssen nicht durch Fossilien
nachweisen, doch dürften die Gigas- Schichten, vielleicht auch
Kimmiidge voi banden sein. Oberhalb des zuletzt beschriebenen
Schiefertones der Heersumer Schichten finden sich Stücke eines
weißlichen, feinkörnigen ziemlich mürben Kalksteines, der in
feiner Verteilung reichlich Eisenkies enthält. In dem Wasser-
iiß, dei westlich der Schule von Eggeberg von der Großen
Egge herab kommt, stehen 150 m unterhalb der Waldgrenze
rote und grünliche Mergel an. Häufig sind im Hangenden
dei Heersumer Schichten dunkelgraue, hellgraue und weißliche.
1) L o li m an n, W., Die geologischen Verhältnisse des Wiehenge-
birges zwischen Barkhausen a. d. Hunte und Engter. Jhrb d
Nieders. geol. Ver. 1908, S. 55.
Ders., Die Stratigraphie und Taktonik des Wiehengebirges.
Ebendort 1910, S. 47.
Loewe, F., Das Wesergebirge zwischen Porta und Süntelge-
biet. N. Jhrb. f. Min. 1913, Beil. Bd. 36, S. 170.
Der Teutoburger Wald zwischen Werther u. Borgholzhausen. 13
oolitbische und sehr feste, dunkelblaue, feinkörnige Kalke als
Lesestücke zu beobachten, die wahrscheinlich den Gigas-
Schichte'n angehören.
Zu den Münder Mergeln gehören wohl Schichten, die
in einem schmalen Wegeinschnitt südlich des Sündern anstehen.
Es sind graue und bräunliche, ziemlich feste, ebenflächig
spaltende Mergel in dickeren und dünneren Packen, die ab
und zu, besonders im unteren Teil, härtere Kalkbänke ent¬
halten. Sie führen schöne Steinsalzpseudomorphosen. Sonst
fand ich darin nur Cyrena nuculaeformis Roem. Die Mäch¬
tigkeit dieser Schichten wird etwa 100 m betragen, doch ist
die Berechnung unsicher, da das Einfallen schwankt und sie
von einigen kleinen Verwerfungen durchsetzt sind.
Vielleicht gehören auch etwas tonige Mergel, die in dem
Wasserriß anstehen, der sich vom Sü-Ende der großen Egge
nach Eggeberg hinunterzieht, noch zu diesem Horizont. Sie
«enthalten recht große Steinsalzpseudomorphosen.
Über den Münder Mergeln am Sündern ist auch der Ser-
pulit aufgeschlossen. Er besteht dort aus mehr oder weniger
festen, dunkelgrauen, durchweg bituminösen Kalksteinen.
Einige setzen sich gänzlich aus den Röhren von Serpula coa-
cervata Blumenb. zusammen und ergeben auf dem Querbruch
ein oolithisches Gefüge, andere bestehen fast ganz aus schlecht
erhaltenen Muschelschalen, noch andere erscheinen dicht oder
führen zahlreiche Cypridinen. In den dichten Kalksteinen
fand ich
Cyrena obtusa Roemer nnd
Cyrena nuculaeformis Roemer.
In einem etwas tiefer gelegenen Hohlweg ist dort auch
eine 7m mächtige Schicht eines ganz mürben Tonschiefers
aufgeschlossen, außerdem kommt eine wenig sichtbare Bank
eines Zellenkalkes vor.
> , ‘ "v
Serpulit war noch weiter südlich, 1 km nordöstlich von
Wiehlinghausen beim Punkte 178,7 nachzuweisen. Der Weg,
der von Kindermann kommend über die Egge führt, durch¬
schneidet hier von SW nach NO :
Verh. d. Nat. Ver. Jahrg. 80. 1925. 2
14
Wilhelm H o 1 1 s t e i n :
6,8 m blaugrauen, ganz dünnblättrigen und bröckeligen
Tonschiefer,
2,5 m bituminöse, hell- oder dunkelgraue, mehr oder weniger
Serpula enthaltende Kalkbänke, getrennt durch Lagen
von bröckligem Schiefer,
3,4 m Schiefer mit hellgrauen, z. T. sandigen Kalkbänken,
anscheinend ohne Serpula.
dann ist die Böschung auf 4 rn durch einen seit¬
lich einmündenden Weg unterbrochen. Nach der
Unterbrechung finden sich noch
1,7 m gelblich graue sandige Mergel.
Sie werden überlagert von mürben Tonschiefern und
Kalksteinen, darunter eine dunkle Kalkbank voller unbestimm¬
barer Muschelreste.
Kreide.
Der Wealden findet sich überall am nördlichen Fuße
des Zuges von Osningsandstein. Außerdem tritt er neben dem
Serpulit, an der bereits genannten Stelle bei Höhe 178,7 auf.
Er besteht, soweit sich das nach den wenigen Aufschlüssen
feststellen läßt, am unteren Teil der Hauptmasse noch aus
Sandsteinen, im oberen aus Schiefertonen mit eingeschalteten
Sandstein- und Kalksteinbänken.
Der Sandstein der unteren Abteilung kommt nur sehr
wenig zum Vorschein. Er steht an in dem Graben, der die Chau¬
ssee Halle- Wei ther gegenüber von Rodenbrock auf der Nordseite
begleitet; er ist dort bräunlich bis gelblich und ziemlich fein¬
körnig. An manchen Stellen ist er kalkhaltig. Gelegentlich
enthält er undeutliche Pflanzenreste und Abdrücke von Gyrenen .
Ich rechne dazu auch Blöcke eines ausgezeichnet ebenflächig
spaltenden, glimmerhaltigen Sandsteines, die mehrfach in der
Nähe der unteren Wealdengrenze zu finden waren. Ob Blöcke
eines ähnlichen Sandsteines, die am Sündern bei Borgholz¬
hausen, im süd-westlichen Teile des dort grabenförmig .einge¬
brochenen Oberen Jura, in der Nähe der Heersumer Schichten
Vorkommen, den Schluß auf anstehendes Wealden recht-
fertigen, kann ich nicht entscheiden.
Der Teutoburger Wald zwischen Werther u. Borgholzhausen. 35
Etwas besser lassen sich die Schiefertone mit eilige-
lagerten Sandstein- und Kalksteinbänken der oberen Abteilung
verfolgen. Sie treten zutage in Wasserrissen und Wegein¬
schnitten an der Nordseite des Barenberges und der Großen
Egge und wieder in Wasserrissen in Ascheloh. Einzelne
Stücke von Wealdenkalkstein fanden sich auch am nördlichen
Ende des Hengeberges. Die Hauptmasse der Schichten sind
dünnblättrige oder bröcklige Schiefertone, frisch bläulich, in
den Aufschlüssen bräunlich verwittert. Die Kalke sind feinkörnig,
sandig, ziemlich fest, auf dem frischen Bruch blaugrau und
verwittern außen bräunlich wie die Schiefertone. Sie scheinen
nach oben an Häufigkeit zuzunehmen und besitzen eine Mäch¬
tigkeit von 1 bis wenigen Zentimetern. Einige Bruchstücke
eines sehr sandigen Kalksteines kamen an einer Wegeböschung
100m südwestlich des Wirtshauses Grünenwalde zum Vorschein,
ohne daß es möglich war, sie dort anstehend festzustellen.
Diese Stücke enthielten sehr zahlreich Corbula alata Sow.
und Corbula .$7;. (Vergl. Dunk er , Wealdenbildung, Taf. XIII,
Fig. 19) Sandsteinbänke im oberen Wealden kamen besonders
auf dem Hofe von Schneiker an der Großen Egge vor.
Kalksteine und Schiefertone führen stellenweise reichlich
Fossilien; bestimmen ließen sich außer den beiden schon ge¬
nannten Arten :
Cyrena obtusa A. Roem.
orbicularis A. Roem.
,, nuculaeformis A. Roem.
,, cf. dorsata Dunk.
Cyclan Buchii Dunk.
Paludina fluviorum Sow.
Cypris laevigatci Dunk.
Der Übergang in die Schichten des Neokom wird
nirgends sichtbar.
Der Osningsandstein ist ein in der Hauptmasse ziemlich
feinkörniger Sandstein. Er tritt in Bänken auf, die 3 — 4 m
Mächtigkeit erreichen können. Die Farbe ist meist dunkel¬
braun bis hellbraun, doch kommen auch fast weiße, rote, vi¬
olette und durch Glaukonit grünlich gefärbte Partien darin vor.
Der Eisengehalt hat oft eine Anreicherung in unregelmäßigen
i6
Wilhelm H o 1 1 s t e i n :
Schnüren erfahren. Nicht selten durchziehen ihn an den
Schichtfugen Konglomeratbänke, die aus erbsen- bis bohnen¬
großen Gerollen, meist Quarzen, bestehen. Sie werden durch
ein rostbraunes, meist spärliches Bindemittel verkittet und
enthalten kleine eckige Hohlräume, die mit gelbem Ocker
erfüllt sind.
Der Sandstein ist durch Brüche am Hengeberg, Knüll,
an der Großen Egge und am Barenberge aufgeschlossen, in
denen aber nur noch gelegentlich gearbeitet wird. Diese
Brüche sind schon vor längerer Zeit auf ihren Versteinerungsinhalt
hin ausgebentet worden, und ich stelle die von v. Dechen1),
F. Roemer2) und Weerth3) von dort aufgeführten Fossilien
in der nachstehenden Liste zusammen. Sie enthält auch die
von mir wieder- bezw. neu gefundenen Arten; ich habe sie
mit einem * versehen.
Heteropora ramosa Dunk, und
Loch
Cerioporo i tuberosa Roem.
Escliara sp.
Gellep ora sp.
Mytilus simplex d’Orb.
* Avicula Cornueliana d’Orb.
* „ (?) Teutoburgiensis
Weerth
,, sp.
* Pecten crassitesta Roem.
„ orbicularis Sow.?
* „ Losseriejisis Vogel
* „ Germanicus Wollem.
Janira atciva d’Orb.
* Ostrea rectangularis Roem,
* „ macroptera Sow.
* „ cf. Boussingaulti d’Orb.
* Exogyra Couloni d’Orb.
„ spiralis Gdf.
Anatina cf. Corundiana d’Oi'b.
Thetis Sowerbyi Roem.
„ maior
Isocar dia neocomiensis d’Orb.
* cf. Inoceramus concentricus
Parkins.
Lacina sp.
* cf. Lucina circulus Wollem.
Cardium sp.
Trigonia cf. divaricata d'Orb.
Gervülia cf. anceps Desh.
* Gervülia sp.
Lima sp. ?
,, Moreana d’Orb.
,, Ferdinandi Weerth.
Pholadomya cf. gigantea
Pinna Iburgensis Weerth
Mya elongata Roem.
Phynchonella multiformis de
Loriol.
Terebratula Credneri Weerth.
„ Moutoniana d’Orb.
1) v. Dechen, a. a. 0. S. 356 f.
2) F. Roemer, a. a. 0. S. 391 — 393.
3) Weerth, 0., Die Fauna des Neokomsandsteines im Teuto
burg'er Walde. Paläont. Abhandlg. II, 1884.
Der Teutoburger
Wald zwischen Werther u. Borgholzbausen. 17
Terebratula longa Roem.
biplicata Sow. var.
acuta
cf. pseudojurensis
Leym.
i i
* „ :*P-
Echinospatagus cordiformis
Brey n.
Holaster laevis Defr.
Holaster n. sp.
Toxaster complanatus Ag.
Echinobrissus sp. ?
Diadema sp. f
Hoplites noncus Roem.
Crioceras gigas Sow.
JStantilus pseudoelegans d’Orb.
Belemnites subquadratus Roem.
Pycnodonten- Zahn
Wie aus dieser Liste hervorgeht, ist die -Zahl der dort
gefundenen, für die Gliederung des Osningsandsteines ma߬
gebenden Cephalopoden sehr gering. Nur Hoplites noncus
Roem. und Belemnites subqwdratus Roem. sind dafür ver¬
wertbar. Beide weisen auf unteres Hauterivien hm. Leb
selbst fand am Barenberg ein Bruchstück eines Abdruckes,
das wahrscheinlich zu Hoplites noncus Roem. gehört. Ein
kleiner Bruch am N-Ende der Großen Egge lieferte ein großes
Bruchstück eines Crioceras, das wohl Ähnlichkeit mit Formen
des Barremiens zeigt, aber doch mit keiner eine ausreichende
Übereinstimmung aufweist.
Im Ascheloh waren 100 m nördlich von Dulige am Wege in
unmittelbarer Nähe des Osningsandsteines dunkle Schiefertone
sichtbar. Mangels Fossilien ließ sich aber nicht feststellen, ob
die Schichten zum Neokom oder noch zum Wealden gehören.
Der Osningsandstein vertritt nach Stille1) im Osnmg
Neokom und unteres Albien. Das obere Albien besteht aus
dem Grünsand und dem Flammenmergel. Im größten l eil des
untersuchten Gebietes tritt es orographisch nicht hervor, sondern
nimmt im gleichmäßigen Abfall den südwestlichen Hang t es
Osningsandsteinzuges ein. Nur in Ascheloh, doit, wo dei
Osningsandstein selbst nur in stark vei minder tei Mächtig eit
vorhanden ist, bildet der Flammenmergel einen unbedeutenden
selbständigen Rücken. In der Senke zwischen Flammenmergel
und Osningsandstein waren dort 200 m südöstlich, von Dücker
die Grünsandschichten nachzuweisen; sie bestehen dort aus
hellgrauen, tonigen Sandsteinen, die reichlich Glaukonit ent-
1) Stille, H., Das Alter der Kreidesandsteine Westfalens.
Zeitschr. d. dtsch. Geol. Ges. 1909, Mon. Ber. S. 17—26.
18
M i Hi e I m H o 1 1 s t e i n :
iialten. Die Grünsandsehiehten stehen auch in dem Wasserriss
an, der die alte Strasse von Halle nach Werther am Heuge-
herg nordwestlich begleitet. Dort sind sie dunkler und zeigen
den Glaukonitgehalt nicht gleichmässig verteilt, sondern in
liüuderu und Schlieren angereichert. Der Grünsand ist durch
den Abhangschutt des Osningsandsteines sonst überall der Be¬
obachtung entzogen, deshalb war es nicht möglich, ihn als
besondern Horizont auf der Karte auszuscheiden.
Der Flammenmergel bietet nur wenige kleine Aufschlüsse,
ist aber überall am Siidwesthang des Osmiegsandsteinzuges
zu verfolgen. Er ist in frischem Zustande ein ziemlich festes,
blaugraues, von dunklen oder hellen Flammen durchzogenes
Gestein. Bei der Verwitterung wird er mürbe und fast weiss.
leb fand darin nur Aucellana gryphaeoides Sow. Auch der
Flammenmergel ist fast überall vom Abhangschutt des Osning¬
sandsteines verdeckt.
Der Übergang von den Flammenmergeln zu den Mergeln
1 XV _ _ _ 1 • . • __
zu sein. Diese
des Cenoman scheint ein ganz allmählicher _ _ ^ ^
sind als graue, bröcklige, schwach gelblich gefleckte Mergel
ausgebildet, die die Senke zwischen oberer und unterer Kreide
bedingen. Sic werden nur selten und ungenügend sichtbar,
so an der Strasse im Ascheloh, die von Gödecke zu
Dulige hinaufführt, am Nordosthauge des Knüll, im Tale, das
Grosse Egge und Harenberg von einander trennt und schliess¬
lich südwestlich des Barenberges, etwa gegenüber dem grossen
Steinbruck.
Besser sind die Cenomanpläner aufgeschlossen. In ihnen
hegen eine Reihe von kleinen Steinbrüchen, so zwei am
Storkenberg, dann stehen sie an der Nordseite des grossen
. Steinbreches von Strackerjahn am Knüll. Auch weiter nörd¬
lich sind sie noch einige Male in Brüchen gegenüber dem
Barenberg erschlossen.
Die Cenomanpläner sind graue, tonige, schwarz geflammte
und gebänderte Kalke, die mit dünnen Mergelschichten wechsel-
lagcrn. Im unteren Teil finden sich die Kalke noch als Knollen
und Linsen in den Mergeln, erst nach oben hin schlossen sie
zu Bänken zusammen, werden allmählich heller und fester und
Der Teutoburger Wald zwischen Werther u. Borgholzhausen. 19
gehen so in die Ccnomankalke über. Die Schichtung ist un¬
deutlich. Beim Zerschlagen und bei der Verwitterung zerfallen
sie in flachmuschelige Stücke. Konkretionen von Eisenkies
sind nicht selten. An Versteinungen fand ich:
Terebratulina rigida Sow.
Terebratula phaseolina Lara.
(Vgl. G ei nitz,* Elbtalgeb. II, Taf. 35, Fig. 17.)
Terebratula biplicata Sow.
Rhynchonella Mantelliana Sow
Avicula sp.
Pecten sp. >• '
Inoceramus Cripsi Maut.
,, striatus Mant.
,, cf. virgatus Schlüt.
„ sp.
Barbatia marullensis d’Orb.
cf. Avellana Bugardana Br.
Schloenbachia varians Sow.
Aqanthoceras Mantelli Sow.
Scaphites aequalis Mant.
Turrilites tuberculatus Bose.
n Scheuchzerianus Bose.
,, costatus Sow.
” *P‘
Aufschlüsse im Cenomankalk bieten vor allem der schon
erwähnte Bruch von Strakerjahn und der diesem gegenüber¬
liegende z. Zt. stillgelegte Bruch von Schneiker. Die Kalke
sind bläulich bis schneeweiss, von wenigen dunklen Flammen
durchzogen, sehr fest und splitterig. Häufig sind in ihnen
kleinstylolithische Flächen, die kreuz und quer das Gestein
durchsetzen.
Ihre Mächtigkeit beträgt gegen 35 m. Versteinerungen
sind selten; ich sammelte hier: , .
Terebratula biplicata Sow.
r semiglobosa Sow.
subrotunda Sow.
Holaster subglobosus Ag.
Inoceramus Crippsi Mant.
Ostrea sp.
Im Steinbruch von Strackerjahn sind an der Süd West¬
seite, scheinbar vom Cenoman überlagert, noch die untersten
20
W i 1 h e 1 m H o 1 1 s t e i n :
V1
Schichten des Turon sichtbar. Es sind rote und graue, eckig
zerfallende, weiss gefleckte Mergel, die den Labiatusschichteo
angeboren, aber dieses Leitfossil noch nicht führen. Über di&
Mächtigkeit dieser Schichten lässt sich ein Urteil nicht gewinnen,
da sie nur an der Seitenwand des Bruches auftreten.
Am Knüll dicht unterhalb der Sandsteinkuppe stehen die
Labiatusschichten als lebhaft gelbe oder dunkelgraue, kräftig
schwarz geflammte, ziemlich feste Kalke an. Sie sind schliess¬
lich noch aufgeschlossen im Steinbruch der Haller Kalkwerke
von Wirth bei Halle. Sie sind dort als rote und hellgraue
Kalksteine mit eingeschalteten grauen Mergeln ausgebildet und
kommen den dort auch aufgeschlossenen Brogniartischichten
in der petrographischen Beschaffenheit sehr nahe, führen aber
ziemlich häufig Inoceramus labiatus v. Schloth. Es kommen
also hier in den obersten Partien des Labiatusmergels noch
einmal rote Schichten vor, wie es auch Burre1) aus der
Gegend südlich von Bielefeld beschreibt.
Weiter nördlich ist dieser Horizont nicht mehr aufge¬
schlossen, doch verrät es sich gelegentlich durch feste Mergel
von gelblichgrüner Farbe. Solche nennt Hasebrink2) aus der
Gegend von Lengerich.
Die Schichten mit Inoceramus Brogniarti Som. bestehen
aus hellgelblichgrauen, flachmuschelig zerspringenden, tonigen
Kalksteinen mit dünnen Mergellagen. Die Schichtung ist un¬
deutlich. Oft zeigen sie eine verwaschene schwarze Fleckung.
Auch in ihnen kommen kleinstylolithische Flächen wie in den
Cenomankalken vor. Überall sind rote Schichten in ihnen
vorhanden, z. B. im Steinbruch der Haller Kalkwerke und
auf der Höhe der Hasseier Berge, wo sie ungewöhnlich reich¬
lich Inoceramus Brogniarti Sow. führen. In einem etwas ein¬
geschnittenen Wege, der von der Kaffeemühle zum Knüll hinauf¬
führt, sind die Brogniartischichten in einer Mächtigkeit von
etwa 75 m vorhanden 5 sie zeigen hier drei Mal Einlagerungen
1) Burre, a. a. 0. S. 328.
2) Hasebrink, A., Die Kreidebildungen im Teutoburger
Waid bei Lengerich. Vers. d. Nat. Vers. f. Rheinld. u. Westf.
1907, S. 258. ’ ' _
Der Teutoburger Wald zwischen Werther u Borg’holzhausen. 21
von roten Kalksteinen, einmal an der unteren Grenze, etwa
in der Mitte und im oberen Teil der Schichtenfolge.
Die Brogniartischickten werden jetzt hauptsächlich im
Steinbruch von Strakerjahn 100 m westlich von Grünenwalde
gebrochen, an dessen Südwestseite schon die Skaphitenschichten
anstehen. Ein anderer, etwas höher gelegener Bruch dort,
der ganz in den Brogniartischen Schichten steht, ist jetzt ausser
Betrieb. Im südwestlichen Teil des Bruches von Strakerjahn
liegt eine 50cm mächtige Bank von ebenflächig spaltenden
grauen Mergeln; etwas unterhalb dieser Bank wird die Grenze
zwischen Brogniarti- und Skaphitenschichten liegen.
Ausser lnoceramus Brogniarti Sovv. fand ich in diesen
Schichten:
Ananchytes ovatus Le.sk e.
Terebratula subrotunda Sow.
Rhynchonella Ouvieri d’Orb.
,, plicatilis Sow.
lnoceramus latus Mant.
Die Schichten mit Scaphites Geinitzi d’Orb. sind gut
erschlossen in dem Gräfl. Korff-Schmisingschen Bruch in den
Hasseier Bergen. Ihre Mächtigkeit beträgt rund 110 m. An der
Nordseite liegt eine etwa 40 cm mächtige mürbe Mergelbank,
die wohl der aus dem Bruch von Strakerjahn erwähnten
Mergelbank entspricht. Über ihr, scheinbar darunter, folgen
zunächst sehr feste, splittrige, hellgraue Kalke mit feinen
schwarzen Strichen und Flecken. Sie enthalten Knollen von
Eisenkies. Nur ganz dünne Mergellagen trennen die gut ge¬
schichteten Bänke. Über ihnen liegen mürbe mergelige Schichten,
in die sich weiter hinauf wieder festere graue Kalke in Bänken
von 5 — 20 cm Mächtigkeit einschieben, bis sie wieder die
Hauptmasse des Gesteins ausmachen. Hier findet sich auch
eine nicht sehr feste rote Bank. Rote Schichten im Skaphithen-
pläner sind ausserdem weiter südlich im Teutoburger Walde
bekannt geworden1). Über diesen reicheren Schichten folgen
dann wieder sehr feste, hellgraue, nicht so gut geschichtete
E £•' " . • :
1) Erläuterungen zur Geol. Spezialkarte von Preussen. Lieferg.
197, Blatt Lage, S. 30.
Kalksteine; der Übergang* zu ihnen ist nicht zu sehen, da sie
nur im vorderen, tiefer gelegenen Teil des Bruches anstehen.
Sic schneiden nicht nur hier, sondern auch im Bruch des Haller
Kalkwerke mit einer flachen Überschiebung gegen die höheren
Schichten ab. Diese bestehen aus einem Gestein, wie ich es
sonst in den Plänerschichten nicht angetroffen habe. Er ist
ein blaugrauer, toniger, undeutlich geschichteter Kalkstein,
z. T. in bröcklige Mergel übergehend, der regellos verteilte
Knollen eines hellgelblich grauen, bedeutend festeren Kalksteines
enthält. Diese Knollen haben meistens Stecknadelkopf- bis
Faustgrösse, es kommen aber auch Blöcke von r/2 m Durch¬
messer und mehr vor. Ihre Form ist unregelmässig, rundlich
oder länglich, mit zugerundeten Kanten und Ecken; die grösseren
lösen sich oft als Ganzes aus der Gesteinsmasse heraus. Nicht
seilen enthalten sie Bruchstücke von Versteinerungen. Gewöhn¬
lich überwiegt in dem Gestein die dunkle Grundmasse; sind
die eingelagerten Knollen gross, so legen sich die Schichten
der Grundmasse hin und wieder in Bändern um die Einschlüsse
herum, so dass das Ganze oberflächliche Ähnlichkeit mit flui-
dalem Gefüge gewinnt.
Diese Schichten fanden sich von den Hesseler Bergen
südwärts überall im oberen Teil der Skaphitenscbiehten. Be¬
sonders schön sind sie sichtbar im Steinbrueh der Haller Kalk¬
werke von Wirth. Nach dem Habitus des ganzen Gesteins
und nach der Form und den Grössenverhältnissen der einzel¬
nen Knollen kann es sich bei diesen Bildungen nur um Kon¬
kretionen handeln.
Die Skaphitensehichten
Ich fand :
Crinoiden S t i e 1 g 1 i e d e r
Koralle
Bvyozoe
Terebratula mbrotunda Sow.
lihynchonella plicatilis Sow.
,, Cuviefi d’Orb.
Anauchytes ovatus Baske
(häufig)
„ var.conica Ag.
sind reich an Versteinerungen.
Micraster breviporus Ag. (häufig)
,, cor tesdudinarium Gdf.
y> SP •
Cardiaster cf. Hagenoivi d’Orb.
cf. Hemiasfer amygdala d’Orb.
Echinoconus subconicus d’Orb.
Scaphites Geinitzi d’Orb.
„ sp.
Der Teutoburger Wald zwischen Werther u. Borgholzhausen. 23
Heterocer an Reussianäm d’Orb. cf. Ancyloceras bipunctätum
(ziemlich häufig) Schliit.
Helicoceras flexuosum Schlüt. Baculites sp.
Prionocyclus Neptuni Gein. Inoceramus Brogniarti Sow.
Heteroceras Saxonicum Schlüt. Dimyodon sp.
Hamiten sp. (Schlüte r, Cephalo-
poden, S. 106, Taf. 12, Fig. 3-f>.)
In den oberen Skaphitenschichten kommen bei Halle
Einlagerungen von Grünsand vor, die seit langem unter dem
Namen „Grünsand von Rothenfelde14 bekannt sind. Er ist
schon mehrfach Gegenstand von Untersuchungen gewesen.
Schloenbach1) führt daraus eine Fauna von 7 Ecliino-
dermen, 8 Brachiopoden, 5 Lamellibrochiaten und 2 Fischen
an. Während er bei Hilter noch in drei einzelnen Bänken
auftritt, scheint er südöstlich der Timmeregge’2) nur mehr eine
Bank von grösserer Mächtigkeit zu bilden. In dem von mir
untersuchten Gebiete war er bisher nur in einem kleinen Bruch
km nordwestlich von Halle gefunden worden; dieser Bruch
ist der südlichste Punkt, von dem der Grünsand in der Lite¬
ratur erwähnt wird. In diesem Aufschluss, der jetzt völlig
verfallen und verwachsen ist, steht er an als ein grauer, fein¬
körniger, mürber Mergel mit wenig Glaukonit; sehr häufig
sind darin runde und längliche Knollen eines festen grauen
Kalksteins. Etwa in der Mitte kommt darin eine Lage von
bis erbsengrossen Gerollen von Toneisenstein vor. Die Mäch¬
tigkeit, die sich nur noch unsicher feststellen lässt, kann viel¬
leicht 6 m betragen.
Diesen Grünsand konnte ich etwa 4 km weiter nach S.
verfolgen. Ein grösserer Block des Gesteins fand sich am
Süd westabhang der Hesseler Berge, nahe ihrem nordwestlichen
Ende. Grünsandschichten treten weiter auf im vorderen Teil
des Gräfl. Korff-Schmisingschen Bruches in den Hesseler
Bergen, hier allerdings ungenügend aufgeschlossen. Stücke
von festerem, glaukonithaltigen Kalkstein kamen auf den süd¬
östlichen Abfall der Hesseler Berge zum Vorschein. Einen
1) Schloenbach, U., Beitrag zur Altersbestimmung des
Grünsandes von Rothenfelde. N. Jhrb. f. Min. 1869, S. 808—841.
2) Mestwerdt a. a. 0. S. 37.
24
Wilhelm Hollstein:
guten Aufschluss in den Grünsandschichten bietet ein Stein¬
bruch der Haller Kalkwerke von Wirth. Der Grünsand ist
s
hier ein mürber Mergel, der reichlich Glaukonit enthält. Herrn
Bergassessor Hase bri nk verdanke ich von dort nachstehende
Analyse :
Si02 30,96
A1203 11,56
Fe2Os 5,92
CaO 24,05
Mgo 2,38
Glühverl. 24,27
99,14
Schliesslich waren diese Schichten noch im Einschnitt
der alten Strasse Halle-Werther dicht bei Halle zu sehen.
Dort sind weiche, gleichfalls reichlich Glaukonit enthaltende
Mergel in einer Länge von 3,20 m angeschnitten.
Fossilien scheint der Grünsand in den südlichen Auf¬
schlüssen nicht zu enthalten. In dem zuerst genannten Bruche
sind solche aber nicht selten. Bestimmen liessen sich :
Hemiaster sp.
Terebrcitulina rigida Sow.
Terebratala subrotunda Sow.
# •
Lima guestphalica Schloenb.
Unzweifelhafte Cuvieri-Schichten habe ich nicht aufge-
f und en.
Quartär.
Diluviale und alluviale Bildungen besitzen grosse Ver¬
breitung. Am Südwestfuss des Gebirges lagert überall ein
gelber Sand, der stellenweise reichlich Brocken von Osning-
sandstein, weniger von Plänerkalk und vereinzelt Feuerstein-
splitter und nordisches Material führt. Seine Oberfläche wird
hin und wieder von kuppigen Sandmassen mit eingelagerten
Osningsandsteinbrocken überragt. Nach Elbert1), Bärtling2)
1) Elb er t, J., Über die Altersbestimmung menschlicher Reste
aus der Ebene des Westfälischen Beckens Korrespondenzblatt für
Anthropologie usw. 1905.
2) Bärtling, R., Die Endmoräne der Hauptvereisung zwischen
Teutoburger Wald und Rheinischem Schiefergebirge. Zeitschr. der
dtsch. geol. Ges. 1920.
Der Teutoburger Wald zwischen Werther u. Borgholzhausen. 25
und Dieninghoff1) handelt es sich hei der abgedachten
Sandebene um den Sand , bei den Sandkuppen um Endmorä¬
nenkuppen der Teutoburger wald - Stillstandslage der grossen
V ereisung.
Den Hang der Südwestkette oberhalb der Sande bedeckt^
(meist Lösslebm. Er tritt im Verein mit nordischem Diluvium
vor allem im Hauptlängstal des Osning auf und verdeckt dort
das anstehende Gestein. Ganz frei davon sind nur die Kämme
der Züge. Grössere nordische Geschiebe > waren bis 160 m
Höhe zu beobachten.
Besondere Erwähnung verdient noch der Abhangschutt
des Osningsandsteinzuges. Er liegt namentlich am nordwest¬
lichen Ende der Gr. Egge und am Barenberg in einer Mäch¬
tigkeit von mehreren Metern. Er ist ein toniger Sand, untei-
mischt mit grösseren und kleineren Stücken des Sandsteins,
der nicht immer scharf von dem Lösslehm zu unterscheiden
ist. Tiefer im Tal stellen sich in diesem Schutt leuerstein-
splitter und nordisches Material ein, so dass hier also Ver¬
mischung mit nordischem Material eingetreten ist.
h' / .. ■
Tektonik.
I r
=f
Der Bau des Teutoburger Waldes ist iu seinen Haupt-
zügen von Stille2) klargelegt worden. Nach ihm stellt der
Teutoburger Wald einen Sattel dar, in dessen Kern eine Vor-
werfung, der „Osningabbruch“, verläuft. An dieser erwei-
fung hat auf der Strecke von Detmold bis nördlich Bergholz¬
hausen eine Vertikalverschiebung stattgefunden, und zwar so,
dass der Südflügel der relativ gesunkene ist. Als Begleit¬
erscheinung des Absinkens trat eine Ueberkippung des Sud¬
flügels ein, die auf der Strecke von Detmold bis nördlich
Borgholzhausen so typisch zum Ausdruck kommt, dass S i e
das Profil des Osning mit üherkipptem Südflügel geradezu a s
das „Normalprofilw bezeichnet.
1) D leimig hott, K., Der geologische Aufbau der oberen
Emsebene und ihrer Umrandung. Dissert. Munster M22;
2) Stille, H., Der Mechanismus der Osmngbildu ö.
d. Pr. Geol. Landesanst. 1910.
26
Wilhelm H o 1 1 s t e i n :
Zu der Strecke mit „Normalprofil“ gebürt auch der Ab¬
schnitt von Werther bis ßorgholzhausen. In ihm tritt als-
Kern des Osningsattels überall Röt auf, der in wechselnder
Breite von Werther bis Borgholzhausen verläuft. In der Zie¬
geleitongrube von Spilker bei Werther ist der Osningabbruch
unmittelbar zu beobachten. Den senkrecht stehenden Schiefer¬
tonen der Davoeischichten legt sich hier der Röt mit einer
4t) 0 nordöstlich einfallenden Dislokationsfläche auf. Die Grenze
zwischen den blauen Schichten des Lias und der roten des
Röt ist scharf. Zwischen beiden liegt eine etwa 30 m starke
Schicht, in der die Schichtung undeutlich ist und die Farben
in bräunlich und grünlich übergegangen sind. Harnische sind
nicht zu sehen.
Der nördliche Flügel des Sattels besteht aus Röt und
Muschelkalk. Dieser legt sich dem Röt konkordant, wenn
auch mit verschiedenem Einfallen, auf. Der untere Muschel¬
kalk dieses Flügels tritt in schmalem Zuge im SO, in be¬
deutend grösserer Breite dagegen bei Borgholzhausen auf. Das
kann darin seinen Grund haben, dass hier eine schwache
Spezialfaltung vorliegt. Ich fand wenigstens südsüdwestlich
des Sündern den Wellenkalk in horizontaler Lagerung, wäh¬
rend er am Riesberg und nördlich jener Stelle nordöstliches
Einfallen hat. Auch der obere Muschelkalk zeigt schwache
Wellen im Ein fallen.
Hier bei Borgholzhausen liegen in diesem Flügel zwischen
Unterem und Oberen Muschelkalk einige Schollen jüngerer
Schichten, die der „Hassbergzone“ entsprechen und die z. T.
schon von Stille1) genannt werden. Am Sündern findet sich
in 1 km Länge und bis 250 m Breite Oberer Jura, vielleicht
auch Wealden. In einem kleinen Bruch 250 m südöstlich des
Hohlweges, durch den der Weg von Barnhausen nach Borg¬
holzhausen führt, ist die nördliche Begrenzungsverwerfung
dieser Scholle aufgeschlossen. Hier liegt Serpulit neben Obe¬
rem Muschelkalk. Der Serpulit besteht aus verdrückten Lagen
eines tonigen, hellgrauen, bituminösen, in sich sehr zerbroche-
1) Stille a. a. 0. S. 370.
Der Teutoburger Wald zwischen Weither u. Borgholzhausen. 27
nen Kalksteines mit zahlreichen Cypridinen und Muscheln,
zwischen denen etwa ebenso starke Lagen eines biaunen bis
schwarzen, fein zerbröckelnden, gleichfalls sehr bituminösen
Schiefertones liegen. Die Schichten fallen nach N ein, sind
aber regellos zerquetscht und gebogen. Der Trochitenkalk
o* icnzt mit einer gleichfalls nördlich einfallenden Fläche daian,
mehrfach sind Blöcke des Oberen Muschelkalkes in den
weicheren Serpulit hineingepresst. Sowohl Serpulit wie Mu¬
schelkalk führen hier etwas eingesprengten Bleiglanz, so dass
es naheliegt, dieses Vorkommen mit der Verweifting in Ver¬
bindung zn bringen.
Südlich anschliessend liegt eine Scholle von Schiefer*
tonen des Jura, doch ist sie sehr wenig aul geschlossen, und
ihre Begrenzung lässt sich daher nur ungenau feststellen.
Ein dritter Einbruch liegt nordöstlich von Wichling-
hausen, etwa 1 km entfernt, vor. Hier sind Serpulit und
Wealden in 400 m Länge, aber anscheinend nur geringer
Breite vorhanden. Der Serpulit fällt mit 60 nach SW, der
Trochitenkalk in einem in unmittelbarer Nähe gelegenen klei¬
nen Steinbruch mit 80° nach NO.
Der Zug des Muschelkalkes wird nach S zu schmaler.
Das Einfallen verflacht sich zunächst etwas, um bei Werther
wieder steiler zu werden.
Südlich der Rötgrenze tritt gegenüber dem verbreiterten
Nordschenkel noch einmal auf längere Erstreckung ein Streifen
Muschelkalk auf. Das Einfallen ist hier steiler als auf dem
Nordschenkel, aber gleichfalls nördlich. Stille hat diesen
Muschelkalk als dem Südschenkel des Osningsattels angehörig
aufgefasst. Es ist aber auch möglich, dass hier eine Ueber-
schiebung vorliegt, wie sie sich ähnlich durch die Bohrung^
von Niederbarkhausen bei Oldinghausen ergeben hat und auf
Blatt Lage der Geologischen Spezialkarte im Profil CD dar¬
gestellt worden ist. Dort wurde unter dem Röt noch einmal
Muschelkalk, Keuper, Muschelkalk und wieder Röt erbohrt.
Mannigfache Störungen durchsetzen den gesunkenen Süd¬
schenkel. Am auffälligsten ist hier der Verlauf des Osning-
sandsteinzuges. Er tritt im Hengeberg an das von mir untei-
28
Wilhelm H o 1 1 stein:
t
.suchte Gebiet heran. Am Nordende des Hengeberges setzt
er ab, wird um etwa 150 m nach SW verworfen und läuft
von dort als ein schmaler, orographisch kaum noch hervor¬
tretender Zug nach NW 1 km weiter. Dort wird er abermals
durch eine Verwerfung abgeschnitten, die ihn um etwa 3/4 km
nach SW verlegt. Hier bildet er, rings von jüngeren Kreide¬
bildungen umgeben, die Kuppe des Knüll. Erst jenseits des
Tales zwischen Knüll und Grosser Egge tritt er wieder in
normalem Lagerungsverhältnis und in seiner gewöhnlichen oro-
graphischen Erscheinungsweise auf und verläuft dann so bis zum
Quertale von Borgholzhausen Im Steinbruch am SO-Ende
der Grossen Egge ist in ihm eine bedeutende Harnischfläche
sichtbar.
Das Einfallen ist am Nordende des Hengeberges nahezu
senkrecht, am Knüll 65° nach SW, am Südende der Grossen
Egge 50° NO, am Nordende etwa 20° NO und am Baren¬
berge 75° NO.
Die Verwerfung, die den Sandstein des Knüll im S ab¬
schneidet, bildet die Hauptquerverwerfung des untersuchten
Gebietes. Südlich derselben folgen auf den Osningsandstein
regelmässig Gault und obere Kreide und ergeben orographisch
das gewöhnliche Bild, da Cenomanmergel und Labiatusschieh-
ten Senken zwischen höheren Cenoman- und Turonschichten
bilden. Nördlich derselben dagegen ist rings um den Knüll
obere Kreide eingebrochen, so dass hier Cenomanmergel neben
Wealden liegen. Nördlich des "Osningsandsteines sind die
höheren Schichten des Cenoman vorhanden, südlich von ihm
liegen Labiatusschichten, und darauf folgen die höheren Tu-
ronhorizonte. Der Flammenmergel fällt hier also ganz aus.
im Zusammenhang mit dieser abweichenden Lagerungsweise
ist auch die Orograpbie eine andere. Die Brogniartischichten
bilden hier eine Einsenkung; einen Anstieg bedingen dann .
die unteren Skaphitenschichten. Darauf folgt wieder eine
Senke, die durch weichere Schichten im Skaphitenpläner,
vielleicht auch durch Verwerfungen hervorgerufen sein kann.
Der nächste Anstieg wird dann durch harte Schichten im
oberen Skaphitenpläner veranlasst.
Der Teutoburger Wald zwischen Werther u. Borgholzhausen. 29
Weitere Querverwerfungen liegen im Tale zwischen Knüll
und Grosser Egge und nördlich davon. Sie schneiden hier
die obere Kreide ab, so dass südwestlich der Grossen Egge
die Kreide wieder in normaler Lagerung auftritt. Von da
an verläuft sie ohne auffällige Störungen bis zum Quertal von
Borgholzhausen.
Bei Halle folgen auf die Skaphitenschichten südwestlich
einer streichenden Verwerfung noch einmal Labiatus- und Brog-
niartischichten.
Streichende Verwerfungen sind ausser dem Osningab-
brach von geringer Bedeutung. Wahrscheinlich ist es, dass
solche im Wealden und Oberen Jura in Ascheloh aufsetzen,
da sich dort Röt und Osningsandstein bis auf 250 m nähern,
während sie bei normaler Lagerung im dreifachen Abstand
verlaufen.
Der Jura, der nördlich der Hauptquerverwerfung wieder
grössere Breite erreicht, hat noch mehrfach Störungen er¬
fahren. Nach NW zu wird er aber bald von Diluvium und
Abhangschutt verdeckt, so dass sich Einzelheiten des Gebirgs-
baues nicht mehr feststellen lassen,
Meyer1) hat versucht, für den Abbruch des Osning-
sandsteines an der Hauptquerverwerfung südlich des Knüll
eine Erklärung zu geben. Nach ihm ergibt nämlich der Ver¬
lauf des Osningsandsteinzuges nördlich und südlich von Biele¬
feld ein ähnliches Bild wie bei Halle. Der Osningsandstein
biegt am Quertal von Bielefeld mit sanfter Krümmung aus der
Streichrichtung des Gebirges nach N aus und nimmt Sattel¬
stellung an. Dieser Sattel wird aber nördlich sehr bald von
der Osningspalte abgeschnitten, da diese ihr allgemeines
Streichen beibehält. Der Osningsandstein setzt dann an der
Hünenburg erneut ein.
Den Grund für das Absetzen des Osningsandsteines sieht
Meyer in dem besonderen Verhalten des Osningsandsteins ge¬
genüber einem Faltungsdruck, der nicht senkrecht zur heuti-
_ _ . — -
1) Meyer, E., Zur Mechanik der Osningbildung- bei Bielefeld,
j Jahrb. d. Pr. Geol. Landesanst. 1913, I, S. 616—624.
Verh. d. Nat.Ver. Jalirg. SO. 1928.
30
Wilhelm H o 1 1 s t e i n :
gen Längsrichtung des Gebirges wirkte, sondern schräg dazu.
Der Osningsandstein habe auf diesen Druck infolge seiner
grösseren Starrheit mit einem scharfen Zerbrechen geant¬
wortet, während die anderen Formationsglieder ihren Zusam¬
menhang bewahrt haben. Auf die gleiche Ursache sei auch
sein Absetzen bei Halle zurückzuführen.
Eine Krümmung wie bei Bielefeld ist nun freilich bei
Halle im Verlauf des Osningsandsteines nicht festzustellen,,
wohl aber besteht Uebereinstimmung insofern, als sich auch
hier der Osningsandstein dem nördlichen Schenkel des Osning-
sattels mehr und mehr nähert. Der H engeberg läuft in einem
spitzen Winkel auf die Werther Egge zu. Bei gleichem Fort¬
streichen würde er an der Chaussee Halle-Themhausen den
Muschelkalkrücken schneiden. Dieses Richtungsverhältnis wird
durch die Haller Querverwerfung aufgehoben. Auch darin
besteht hier Uebereinstimmung mit der Bielefelder Gegend,
dass sich mit dem Absetzen auch die Richtung des Osning-
sandsteinzuges ändert. Der Hengeberg streicht N 35° W, die
Grosse Egge N 60° W. Dann aber hört die Uebereinstimmung
auf. Während der Osningsandstein vom Palsterkamper Berge
an sich vom Südrande des Gebirges entfernt und sich dem
Nordrand nähert, zeigt er nach Borgholzhausen zu, gegenüber
dem verbreiterten Nordschenkel, eher die Neigung, nach S
auszubiegen.
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Zur Flora des Nahetales.
Von
Dr. Fr. Müller, Eutin.
Die nachstehenden Angaben sind zusammengestellt nach
Beobachtungen und Notizen, die ich im Laufe meines Aufent¬
haltes in Oberstem (Oktober 1899 — Okt. 1918) gemacht habe.
Ei gänzt sind sie durch Mitteilungen, die ich den Herren Haupt¬
lehrer Ruppenthal in Mackenrodt und Alexander Hahn
in Idai vei danke. Die Anordnung der Pflanzen entspricht
derjenigen, wie sic Geisenheyner in seiner „Flora von
Kreuznach und des gesamten Nahegebiet“ 2. Aufl. gewählt
hat. Dieses sehr brauchbare Buch des mit der Flora des
Nahegebiets so gut bekannten Naturfreundes habe ich in
Bezug auf die Verbreitung der Pflanzen immer zu Rate ge¬
zogen ; meine Angaben sollen im wesentlichen nur eine Er¬
gänzung jener blora sein, die bei einer neuen Auflage gewiss
mitberücksichtigt werden. Die Standorte der im Gebiete seltener
auftretenden Pflanzen werden späteren Beobachtern nicht un¬
willkommen sein.
Ceterach officharum Willd. An Felsen des Melaphyr und
des Rotliegenden: oberhalb der alten Kirchhöfe, Gefallener
Felsen, Müllersheck bei Oberstein, Felsen bei der Turn¬
halle der Oberrealsehule, am Karschholz, dem Elektrizitäts¬
werk gegenüber; oberes Göttenbachtal; Felsen an der
1 länge l)i iicke über die Nahe bei Enzweiler; bei Kronvveiler
und Nohen; an der Nahe unterhalb der Allmrichsehleife;
bei Gerach.
Phegopteris Dryopteris Fee u. Ph. polyp odioides im unteren
Siesbachtal,
Zur Flora des Nahetales.
35>
Aspidium lobatum Sw. Sehönlautenbaebtal, Frauenburg, Fiscli-
bachtal; Hintertiefenbach; Ringelbachtal.
Asplemum germanicum Weis. An den Sonnenstrahlen stark
ausgesetzten Felsen bei Gerack neben dem ^ Fnsswege,
der nach Niederwörresbach hinabfiibrt in vielen Exemplaren;
Fischbacktal; Heimbaeh; in der Totenalb, wo der W eg
von Erzweiler in die Steinalb mündet (1 Exemplar).
A. adiantum nigrum L. Nur in vereinzelten Exemplaren:
Göttenbacktal, Rodter Mühle, Erzweiler, Steinaib.
Osmunda regalis L. Eine grössere Anzahl von Exemplaren —
auch mit Abnormitäten — im Kaspersbruch unter dem
Erbeskopf. Im Brückener Forstrevier in der Nähe des
Erzweges unweit Neuhof. Bei Schwollen ist der Farn nicht
mehr aufzufinden: er soll dort schon seit längerer Zeit ver-
schwunden sein.
Scolopendrinm vulgäre Sm. An Felsen und besonders schon
im Brunnen bei Schloss Dhaun; zwischen Fischbach und
Oberstein nicht beobachtet.
Ophioglossum vulgatum L. Zwischen Schwarzdorngestiüpp am
Forstgarten beim Schlossweiher von Herrn Alex. Hahn
entdeckt. Auf kurzgrasiger Wiese der Schwabelsdell im
Göttenbachtal zahlreiche, aber kleine Exemplare.
Botryehium lunaria Sw. Auf mit Moos durchsetzten, kurz¬
grasigen Wiesen der Wassergail bei Hintertiefcnliach, oft
abnorm ausgebildet z. B. mit geteilter Sporangienähre; bei
Regulshausen, im Göttenbachtale am Nordbauge eines Recks
sind die Exemplare weit grösser und kräftiger als bei der
Wassergail ; Wiesen bei Allenbach.
Lyeopodiüm Selago L. Auf quelligem Boden eines Tälehens
in der Winterhaucli, das nach Kirchenbollenbach hinabfuhrt.
Da mehrere Quellen durch die neuangelegtc Wasserleitung
abgefangen sind, ist das Verbleiben der Pflanze dort in
Frage gestellt. — Nothauser Bruch; am Kappelbach in.
Idarwald.
L. annotinum L. Hambaclier Sauerbrunnen; Nothauser Bruch.
B. inundatum L. Winterhauch mit L. Selago zusammen;
Heide südlich Allenbach; Wiesen am Eisbach bei Eisen.
SG
Fr. Müller:
Lctrix clecidua Mill. Gruppen besonders starker Bäume _ einer
hat in Brusthöhe einen Umfang von 3,96 m — im Buch¬
walde hei Nohfelden. Nach Angaben von Forstbeamten
sind sie etwa 150 Jahre alt und über 40 m hoch.
Orijza clandestina A. Br. (forma patens). An der Nahe hei
Fischbach; zwischen Kirn und Kirnsulzbach.
Agrostis ccinina L. Sumpfige Wiesen an der Nahe hei Neun¬
kirchen.
Calamagrostis arundinacea Roth. Am Rande des Rosen waldes*
bei der Neubrücker Mühle.
^fip(l pennata L. Felsen am linken Naheufer oberhalb Teufels¬
woog bei Oberstein.
Phrcigmites communis Trin. geht naheaufwärts bis etwa 2 km
oberhalb Kirn.
Sesleria coerulea Scop. Unter Homericher Hof beim Tunnel¬
eingang oberhalb Bahnhof Oberstein.
Poa Chaixii Vill. Oberes Wüstlautenbachtal ; zwischen Klein¬
tiefenbach — und Fallbachtal bei Oberstein.
Festuca süvatica Vill. Am Rande des Rosenwaldes.
Elymus europaeus L. Im Walde bei der Wildenburg.
Cccex pulicaris L. Wiese neben dem Stauweiher zwischen
der Rodter Mühle und der nach Tiefenstein zu gelegenen
Schleife; moorige Wiesen bei Allenbach; Waldwiese zwischen
Weiersbach und Gimbweiler.
6. pauciflora Lightf. In Sphagnumrasen auf sumpfigen,
mit Buschwerk durchsetzten Wiesen auf dem rechten Idar-
ufer zwischen Allenbach und Hüttgeswasen. Im Juni durch
die langen, gelblichen, wagerecht abstehenden Frucht¬
schläuche im Rasen leicht zu erkennen.
U. teretiuscula Grod. Sumpfwiese neben der Strasse Gonnes-
weiler-Neunkirchen.
(\ humilis Leyss. Auf Melaphyr oberhalb der alten Kirchhöfe
bei Obersteiu.
C. bmerms Sm. Nothäuserbruch bei Allenbach; am Erbeskopf,
an der Strasse Hüttgeswasen — Thranenweiher, im Walde
zwischen Hüttgeswasen und Leisel.
C. sihatica Hnds. Am Rande einer Waldwiese im Krebs-
Zur Flora des Nahetales.
wieserbruch oberhalb Schwollen fand ich einen ausgedehnten
Stock mit verschiedenartigen Blutenständen. Die zahl¬
reichen — (bis 8) weiblichen Ährchen — besonders die
unteren — sind rispig. An einigen Halmen fehlen die
völlig männlichen Ährchen ganz, dafür tragen dieweibl. und
deren Äste an der Spitze männliche Blüten. Andere
Halme, welche an der Spitze eine (selten 2) männliche
Ähren führen, haben an diesen dicht vor ihrem Ende einige
weibliche Blüten entwickelt. Noch andere Halme hat der
-
Stock, bei denen die etwa 6 cm lange männliche End-
äbre in der Mitte in 2 cm Länge weibl. ist.
Eriophorum vaginatuni L. Sumpfige Waldwiesen bei Allen¬
bach und Htittgeswasen : an der Nordseite des Gefäll-
berges.
E. latifolium ist in der Obersteiner Gegend weit seltener als
E. polystachium.
Scirpus compressus Pers. Göttenbachtal.
S. lacustris L. geht naheaufwärts etwa bis Niederhausen,
an der oberen Nabe ist er nicht, aber ^im Weiher bei
Imsbach.
Elodeci canadensis Rieh. Bei Oberstein vielfach.
Luzula Forstevi DC. habe ich bei Oberstein nicht gesehen.
L. multiflora var. congesta Buch, in einem Sumpfe des Ge-
fällberges.
Juncus Leersii Marss. Im Göttenbachtal, Struth bei Oberstein.
J. squarrosus L. Heide bei Allenbach, Imsbach.
J. tenais Willd. Göttenbachtal, am Fusswege einer Wiese auf
der linken Seite des Baches.
Allium ursinum L. Am Wege Schmidtburg Schneppen¬
bach (Alex. Hahn).
Polygonatum verticillatum All. Feuchte Gebüsche und Wälder;
Leisel, Schwollen, Allenbach, Hujets Sägemühle.
Paris quadrifolia L. Bei Oberstein nicht häufig. Neben der
Landstrasse Tiefenbach-Katzenloch, Kirschweiler gegenüber.
Buchwald bei Nohfelden, zwischen Weiersbach und Gimb¬
weiler, Schülers Steinbruch bei Mackenrodt (Ru p pen t hal).
38
Fr. Müller:
Iris germanica L. Kirch- und Homersfelsen in Oberstein, am
Eisenbahndamm bei Fischbach.
Orchis ustulatus L. Auf Wiesen und grasigen Plätzen bei
Oberstein mehrfach, aber meist nur einzeln und nicht jedes
Jahr erscheinend. Schwellenden, Göttenbachtal, Klotzberg,
Müllersheck, oberhalb Teufelswoog, Wassergail.
0. f uscus Jacq. Im Walde zwischen Johannisberg und Kirn,
aber nicht bei Oberstein beobachtet.
Leucorchis albida E. Mey. = Gymnadenia albida Eich. Wiesen
bei Allenbach.
Coeloglossum viride Hartm. Auf Wiesen stellenweise: unter¬
halb Katzesrech, zwischen Kirschweiler und Siesbach (Alex.
Hahn), Göttenbach- und Hosenbachtal, zwischen Bergen
und Griebelschied.
Cephalanthera Xiphophyllum Kchb. Schwellenden bei Ober¬
stei u, oberes Wüstlautenbachtal , Königswald vor dem
Katzenloch, besonders viel und über 50 cm hoch unter
hohen Eichen der K losheck bei Herrstein.
Ep ip actis latifolia All. Im Gebüsch am Fusswege Idar-
Enzweiler, Müllersheek, Fischbachtal.
Goodyera repens R. Br. Vom Apotheker Hartmann in
Rhaunen im Walde des Wartenberges bei Rhaunen aufge-
1 linden. Im Juli 1917 waren dort etwa 15 blühende
Exemplare.
Malaxis paludosa Sw. An nassen Stellen auf der Heide
südlich Allenbach. (Torfsümpfe sind dort nicht, wie
G eisenheyn er irrtümlich augibt.)
Corallorrliiza innata R. Br. In ausgedehnten, von Büschen
durchsetzten Sphagnummscn und zerstreut stehend bei Allen¬
bach. Im Juni 1906 zählte ich dort über 20 Exemplare,'
die 15 — 25 cm aus dem SpliagnumgoXstev hervorragten
und z. T. schon abgeblüht waren. Begleitpflanzen; Carex
pauciflora, C. panicea , Eriophorum angustifolium , E.
raginatum , A accinium oxycoccos , Drosera rotundifolia ,
Viola palustris , Birken, Erlen und Weidengebüsch.
Acorus Calamus L. In der Nahe bei Oberstein, Enzweiler,
Kronweiler, Gonnesweiler, Weiher bei Oberhosenbach.
Zur Flora des Nahetales.
39
Typha latifolia L. An der Nahe bei Fischbacb, am Weiher
im Schönlautenbachtal, bei Imsbach, Mühlweiher zwischen
Breitenbach und Wickenrodt.
Betula pubescens Ehrh. Im Gebüsch am Fusswege Idar-
Enzweiler.
JEuphorbia palustris L. Wenige Exemplare auf einer \V iese
oberhalb der Allmerichsschleife bei Oberstein.
Rumex maritimus. L. Am Weiher bei Baumholder.
n >
R. scutatus L. geht naheaufwärts bis Schloss Dhaun. Einzelne
Exemplare im Schotter zwischen dem Bahngeleise oberhalb
Oberstein und bei Enzweiler.
Aristolochin clematitis L. In Gärten bei Mackenrodt und
Sonnschied (Ruppenthal).
Dipsacus pilosus L. Oberes Schönlautenbachtal.
Matricaria chamomilla L. Bei Oberstein nur spärlich, auf
Äckern bei Göttschied.
Matr. discoidea D. C. Güterbahnhof Oberstein.
Senecio vernalis W. u. Kit. Bei Mackenrodt. (Ru pp.)
Cineraria spathulifolia Gmel. Zwischen Sonnenberg und
Krön weiler, einige Exemplare in einer Hecke bei Ilcttstein
(Rupp.).
• Civsium oleraceum Scop. geht naheaufwärts bis untcihalb
Fischbach (bei der Schleife an der Nahe beim Oberreiden-
bacherhof).
Centaurea solstitiaüs L. Von Rupp. 1912 in 4 Exemplaren
in einem Luzernenfeld bei Mackenrodt beobachtet.
Chondrilla juncea L. Nur zwischen Fischbach und Kirnsulz¬
bach an der Böschung neben dem Fusswege unterhalb der
Eisenbahnbrücke über die Nahe angetroffen.
Lactum saligna L. Kammerwoog bei Oberstein.
Crepis foetida L. Am Wege von Mackenrodt ins Sieben¬
bachtal (Rupp.).
— paludosa Moench. Wolfskaul bei Allenbach, bei Schwollen
(Rupp.)*
Hieraemm Peleterignum Merat. Am Ausgange der Kleinen
Tiefenbach der Allmerichschleife gegenüber.
H. Schmidtii Tausch. Felsen am Teufelswoog.
40
Fr. Müller:
Phyteuma spicatuni L. Nur wenige Exemplare mit weissen
Blüten bei Allenbach.
Specularia speculum DC. Bei Oberstein nicht gesehen; ein
Exemplar im Steingeröll am Bache im Dorfe Kellenbach.
B ahleribergia hederacea Reichb. Trotz wiederholten Suchens
in der Winterhauch nicht aufgefunden.
Adoxa moschatellina L. Ist bei Oberstein nicht vorhandeil.
I inca minor L. In der Winterhauch zwischen der Kleinen
und Grossen Tiefenbach, im Walde unter der Wildenburg.
Menyanthes trifoliata L. Hujets Sägemühle bei Birkenfeld,
Allenbach, Siesbaeh, Nockenthal, Hettstein (Ru pp.).
Salvia rerticillata L. Vereinzelte Exemplare bei Oberstein.
S . pratensis L. Bei Oberstem nur ganz vereinzelt.
Leonurus cardiaca L. Früher in mehreren Exemplaren in
Mackenrodt, jetzt dort verschwunden (Rupp.).
Stachys arvensis L. Zwischen Selbach und Imsbach.
Scutellaria minor L. Schönlautenbachtal, Idarquelle, Eisbach¬
tal, Sauerbrunnen bei Birkenfeld.
Teucrium chamaedrys L. Entenschleife im Fischbachtal.
Cynoglossum officinale L. Fischbach, zwischen Bergen und
Berschweiler, Erzweiler in der Totenalb; am Enzweiler
Berg (Rupp.).
Symphytum officinale L. Naheaufwärts bis Fischbach, nur noch
wenige weissblühende Exemplare am Fischbachufer.
Pulmonaria obscura Dum. Wildenburg.
P. montana Lej. Oberes Wüstlautenbachtal in der Winter¬
hauch.
Atropa Belladonna L. Frauenburg, Seitentälchen des Schön¬
lautenbachs, Königswald bei der Wildenburg, Grünbachtal
bei der Steinalb. Bei Sonnschied (Rupp.).
Scrophularia Ehrharti Stev. Ringelbachtal, am Hosenbach
in Fischbach.
Linaria arvensis Desf. Eselspfad bei Oberstein. In einem
Jahre massenhaft bei Mackenrodt, dann wieder verschwun¬
den (Rupp.)
A. elatine Mill. 3 Exemplare auf einem Brachfelde bei
Mackenrodt (Rupp.).
Zur Flora des Nahetales.
41
Mimulus lutem L. * Ein Exemplar im Geröll des Naheufers
bei Fischbacb ; Entenscbleife im Fischbachtal.
Veronica scutellata L. An der Nahe bei Gonnesweiler,
Imsbach. Oberhalb Siesbach (Ru pp.).
V. montana L. Karschholz bei Oberstein, Siesbach (Ru pp.).
V. Tournefortii Gmel. Zwischen Fischbach und Dickesbach,
Göttschied.
Melampyrum cristatum L. Zwischen Tannen des Steinkaulen¬
berges bei Idar (R u p p.).
Pedicularis palustris L. Katzenloch, Allenbach.
ÄlectorolopJius major Rchb. Bei Oberstem nicht beobachtet.
Euphrasia pratensis Rchb. Gonnesweiler.
Lathraea squamaria L. Im Dietzen am Fusswege Oberstein-
Idar. Scheint durch Tannenanpflanzung verschwunden
zu sein.
Phelipaea coerulea C. A. May. In einem Rech vor Schwellen¬
den oberhalb des alten Kirchhofs bei Oberstein.
Utricularia vulgaris L. Bei Staudernheim vor dem Eisen -
bahntunnel.
Trientalis europaea L. Sumpfige Stellen im Tannenbestande
an der Nordseite des Gefällberges im Hochwalde.
Lysimachia nemorum L. Leisel, Sumpf nördlich des Gef eilt -
berges.
X. punctata L. Nohmühle bei Neunkirchen.
Primula elatior Jacq. Nahbollenbach, oberes Wüstlauten¬
bachtal.
Vaccinium Oxycoccos L. Allenbach, Hujets Sagemühle, Nord¬
seite des Gefällberges*
V. vitis Idaea L. Erdbeergrabenbruch an der Nordseite des
Gefällberges zwischen hoher Heide, am Altweg südlich des
Gefällberges.
Moneses uniflora Salis. Im Dietzen bei Idar mehrere Jahre be¬
obachtet; sie stand, auf einige qm verbreitet, an einem steilen
Hange neben einem Fusswege. 1918 war dort kein Exem¬
plar mehr aufzufinden. Im Kiefernwalde zwischen Ausweiler
und der Frauenburg waren im Juni 1906 ausser einigen
andern auch 2 blühende Exemplare vorhanden, dort wird
42
Fr. Müller:
sie sich aber gehalten haben, da der Standort für sie
günstige Bedingungen bietet.
Pirola rotundifolia L. Oberes Wüstlautenbachtal, Ameis
zwischen Rötsweiler und Leisel.
S cuticula europaea L. Oberes Wüstlautenbachtal, zwischen
Kirschweilerbrück und der Bäreuschleife.
Eryngium campestre L. Nabcaufwärts nur bis Martinstein
gehend.
Ammi majus L. Einzelne Exemplare zwischen Wilzenberg
und Schwollen (Ru pp.).
Oenanthe peucedanif ’olia Poll. An der Nahe bei Neunkirchen,
an der Treis bei Wolfersweiler.
Foeniculum vulgare Milk Neben einem Garten bei Reguls¬
hausen.
Selinum cavrifolium L. Türkismühle, Neunkirchen; zwischen
Katzenloch und Allenbach (Ru pp ).
Tordylium maximum L. In der Stadt Oberstein und deren
nächsten Nähe häufig, Kallenfels bei Kirn, die Zwergform
neben einem Tümpel an der Eisenbahn zwischen Kirn¬
sulzbach und Fischbach.
Laserpitium latifolium L. Im unteren Schönlautenbachtal
im Walde zwischen dem Gasthause und Neuweg.
Conium macul aturn L. Schloss Dhaun, Kirnsulzbach.
Saxifraga Aizoon Jacq. Nicht bei Oberstein, aber im Kellen¬
bachtale unter Dhaun und zwischen Fischbach und Kirn¬
sulzbach vor der Abzweigung des Weges nach Bärenbach.
tridactylites L. Bei Oberstein nur an der Hohl, Martinstein.
Ghrysosplenium oppositifolium L.ist die bei Oberstein häufigere
Art.
Thalictrum minus L. Eulenschleife im Fischbachtale.
Anemone ranunculoides L. Wenige Exemplare auf einer
Wiese am Dietzen oberhalb der Gasanstalt.
Myosurus minimus L. Göttenbachtal.
Batrachium aquatile E. Mey. Zwischen Gonnesweiler und
Neunkirchen eine Form, deren Blüte nur 10—12 mm,
deren Blätter 1,5 — 2 cm Durchmesser haben; Stengel rund,
hohl, Blattscheiden sehr kurz.
43
Zur Flora des Nahetales.
Eanunculus aconitifolius L. Pfaffenwald, Güttenbacbtal,
Hujets Sagemühle, unter der Festung bei Kirschweiler.
7?. .arvensis L. Nicht bei Oberstein, wenige Exemplare zwi-
sehen Bergen und Berschweiler.
HeUebor us foetidus L. Geht nalieaufwärts bis ins Fiscli-
bachtal. Einzelne Exemplare sollen auch im Idaitale \oi-
kommen.
E. viridis L. In einem Obstgarten in Mackenrodt (Ru pp.).
Delphinium consolida. Bei Oberstein nicht beobachtet.
Aconitum hjcoctonum L. Im feuchten Gehölz, am Wege von
Kronweiler nach Nohen.
Berberis vulgaris L. Wildwachsend bei Oberstem nicht ge¬
sehen.
Dentaria bulbifera L. Nur in der Winterhauch zwischen
der Kl. und Gr.-Tiefenbach.
Berteroa incana DC. Zwischen Oberstein und Algenrodt.
Ein Exemplar zwischen Idar und Mackenrodt (Ru pp.).
Camelina sativa Crntz. In einem Inkarnatkleeacker bei
Mackenrodt (Ru pp.).
Thlaspi alpestre L. Zwischen Hotel Bach und Schlossweiher.
Biscutella laevigata L, Gefallener Felsen (Rotliegendes) bei
Oberstem.
Reseda lutea L. Ein Exemplar am Wege Oberstein-Struth ;
wenige Exemplare oberhalb Siesbach (R u pp.).
Montia minor Gmel. Göttenbachtal, Dietzen, Katzenloch,
Weiher bei Mörschied.
Stellaria nemomm L. Am Rosenwald zwischen Nohfelden
und Neubrücke, zwischen Weiersbach und Gimbweiler.
Moenchia erecta Fl. Wett. Rötsweiler, zwischen Böschweiler
und Huss weder, bei Siesbach am unteren Weg nach Leisel
(Ru pp.).
Gypsophila muralis L. Göttenbachtal, Baumholder.
Dianthus deltoides L. Göttenbachtal, Malbergskopf, Baum-
holder, Imsbach.
D. Ca rthusian o ru m auch im oberen Nahetale häufig.
D. Armeria L. weit seltener, z. B. Ringelbachtal.
44
Fr. Müller:
Vaccaria parviflora Moencb. Sommer 1916 unter Wicken
und Hafer bei Mackenrodt (R u p p).
Silene dichotoma Ebrb. ln Kleefeldern mitunter massenhaft,
dann wieder verschwindend. Göttenbachtal, Algenrodt.
Viscaria vulgaris Röhl. Wenige Exemplare am Wege im
Vollmersbachtale, Hahnenbachtal, Totenalb.
Melandrium rubrum Garcke ist bei Oberstein häufiger als
M. alb um.
Hypericum hirsutum L. Nur bei der Frauenburg beobachtet.
J olygala amara L. Allenbach, Leisel, Schwollen, Sumpf an
der Nordseite des Gefällberges.
Jlex aquifolium L. Einzeln im Königswalde unter der Wil¬
denburg, häufiger oberhalb Leisel.
Dktamnus fraxiuella Pers. Wenige Exemplare auf einem
fast zugewachsenen Wege an der Südseite des Ballenhübels
im Ringelbachtale.
Geranium, sanguineum L. Zinnklopp und oberhalb des alten
Friedhofes bei Oberstein.
G. pratense L. Baum holder.
G. lucidum L. Felsspalte im Rotliegenden neben Fuhrs Hütte
und am Naheufer bei der Allmerichschleife; unter Schloss
Dhaun.
Ladiola linoides Gmel. Auf heidigem Boden am Lasenberg
bei Neunkirchen.
Circa ea alpina S. An sumpfiger Stelle bei Siesbach (R upp.).
Myriophyllum spicatum L. Badeplatz am Kammerwoog, Kirn.
Gpii aca salicif olia L. An einem Graben neben der Strasse
B i rk enf eld - N e u b rücke.
Sanguisorba officinalis L. Nohen. Bei Gemünden auf dem
Hunsrück (Ru pp.).
Comarum palustre L. Oberes Schönlautenbachtal in der
Winterhauch, Rinzenberg.
Potentilla rupestris L. Blüht in der Müllersheck bei Ober¬
stein im Mai.
P. mic-rantha Kam. Bei Oberstein mehrfach, besonders im
Wüstlautenbachtale.
Zur Flora des Nahetales.
45
Eubus saxatilis L. Beim Holzhauserhof (Frau Oberförster
Pauly).
Ulex europaeus L. Neben der Dietzenschleife, an mehreren
Stellen im Hochwalde.
Trifolium alpestre L. Bei Oberstein mitunter weissblühend
mit rotem Schiffchen ; im Göttenbachtal ein fast blau blühen¬
der Rasen.
T. ochroleucum L. Kallenfels bei Kirn ; ein Exemplar im
Göttenbachtale.
T. striatum L. Ensweiler; Regulshausen.
T. rubens L. Oberstein; bei der Frauenburg mit über 9 cm
langen Köpfen.
T. agr avium L. Frauenburg; Kronweiler; zwischen Gonnes¬
weiler und Neunkirchen.
Das Bergrebhuhn Perdix montana (Gmelin).
Von
J)r. A. Ton Jordans, Bonn.
Unter obigem Titel veröffentlichte Dr. Stresemann,
der Direktor der Ornitb. Abteilung des Zoologischen Museums
in Berlin, eine kurze Arbeit in den Ornith. Monatsberichten
1924 Bd. XXXII Heft 5 über eine seit langem bekannte,
merkwürdige Färbungsvarietät des Feldhuhns, die er als eine
interessante Mutation feststellt. Bis kurz vor dem Kriege
hatte ich mich neben meinen anderen Arbeiten damit befasst,
angeregt durch zwei Exemplare, die ausgestopft im Jagdzimmer
eines Vetters von mir hingen und durch die ich erstmalig
von dieser Variation Kenntnis nahm, eine möglichst voll¬
ständige Zusammenstellung aller bekannter Fälle, die in der
Literatur Vorkommen, zusammenzubringen und weitere Unter¬
suchungen anzustellen. Durch den Krieg und darnach durch
andere Arbeiten geriet mir jene ganz in Vergessenheit, ich
wurde erst durch Stresemanns Abhandlung wieder an sie
erinnert.
Da mir nun drei Fälle aus dem Rheinland bekannt
wurden, die der AVissenschaft bisher unbekannt blieben, dürfte
es vielleicht nicht ohne Wert sein, neben einer Beschreibung
hier alles das zu bringen, was man bisher von diesem merk¬
würdigen Feldhuhn weiss , soweit es zu meiner Kenntnis
gelangte. Dass meine Literaturzusammenstellung bis Ende 1914
vollständig ist, glaube ich nicht, aber sehr viel dürfte nicht
fehlen. Diejenigen Veröffentlichungen, die auch Stresemann
anführt, versehe ich mit einem *. Die oben genannten zwei
Exemplare schoss mein Vetter FreiherrFritz von B ö s e 1 a g e r
%
I
Das Bergrebhuhn Perdix montana (Gmelin). 47
Sy: 1 i' x
am 31. Oktober 1904 bei Peppenhoven im Kreise Rheinbach,
in der Ebene zwischen Rhein und Eifel aus einer vor ihm
hochgehenden grösseren Kette, von der nur diese zwei Vögel
die auffallende Färbung besassen. Sie hängen jetzt noch als
gut präparierte Stilleben in seinem Zimmer. Leider sind die
Unkosten zu hoch, um Photographien, die die Eigentümlich¬
keiten sehr gut zeigen, hier reproduzieren zu lassen 1). Ich
gebe eine kurze Beschreibung der beiden ganz gleich gefärbten
Hühner: Kopf, Hals und Kehle hellgelbbraun; Backen grau;
vom Hinterkopf nach dem Halse zu geht die Färbung all¬
mählich in ein dunkles, ' schokoladefarbenes Braun über, das
sich dann über den ganzen Rücken zu einem lebhaften dunklen
Rotbraun ausfärbt, dann aber in den Oberschwanzdeckfedern,
deren Spitzen ausgenommen, allmählich wieder in helleres
Gelbbraun übergeht; die Rückenfedern zum Teil mit helleren
Spitzen. Die äusseren fünf Schwanzfedern besitzen die nor¬
male Färbung, während die mittleren heller und fein schwarz
punktiert sind. Flügeldeckfedern kastanienrotbraun mit weissen,
i schwarzgeränderten Schäften, ihre Spitzen weissgrau mit
schwarzen Flecken. Die Aussenf ahnen der Armschwingen
rostfarben, schwach grau punktiert, die Innenfahnen hellei.
Handdecken und Handschwingen grau, braun überflogen, Aussen¬
fahnen heller, teilweise fein grau punktiert, letzte Handschwinge
mit gelblich weissen Längsstreifen. — Die Unterseite ist gleich-
mässig lebhaft dunkel kastanienbraun; Bauch silbergrau. Die
kurzen Unterschwanzdeckfedern grau, braun gefleckt, die
langen rotbraun; Hosen grau; Unterflügeldeckfedern gelblich-
* weiss, fein braun punktiert; Arm- und Handschwingen unter-
seits silbergrau, Innenfalmen hellbraun überflogen. Allen
! Schwingen fehlt die normale Querbänderung vollständig.
1 Alle übrigen Hühner der Kette waren völlig normal gefäibt.
1) Nachträglich wurde die Beifügung einer Tafel doch noch
ermöglicht. Das obere Huhn ist das im Text genannte, vonRörig
gezeichnete ; die Reproduktion mit Erlaubnis des Verlags Neumann
j in Neudamm. — Die beiden unteren sind die Peppenhovener Stücke;
das eine vom Rücken, das andere von der Unterseite nach eigenen
Aufnahmen.
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I
Ähnliche Stücke sind in der ganzen Gegend niemehr be¬
obachtet worden.
Ein anscheinend völlig gleich gefärbtes Exemplar bildet
Dr. Rörig in „Waidwerk in Wort und Bild“ 1895 Bd. V
Nr. 15, auf bunter Ganztafel ab. (Vergl. auch weiter unten).
Das dritte mir bekannt gewordene Stück wurde im Herbst
1905 von Förster Unländer bei Linz am Rhein erlegt und
mir von dem Schützen in schlecht ausgestopftem Zustand zur
Untersuchung geliehen; es ist dadurch arg verunstaltet, dass
ihm der Präparator den kahlen Rücken mit Birkhennenfedern
beklebte! Der Vogel ist noch nicht ganz ausgemausert, dem
vorigen sehr ähnlich, leider wurde weder sein noch der
beiden obigen Geschlecht festgestellt. Es scheinen mir alle
drei Hennen zu sein. Kopf und Rücken ähnlich wie oben
gefärbt, die Basis der dunkelbraunen Federn weiss, bzw.
schwach gelblich. Auf dem Kropf am Übergang zu der
dunklen Unterseite unregelmässige gelb- und kastanienbraune
Flecken, auf dem Kropf stellen weisse schwarze Sperberung
wie bei einem Normalstück. Flankenfedern mit schmalen
gelben Schaftstrichen, deren Spitzen zum Teil ganz weiss,
zum Teil nur mit weissen Flecken. Nackenfedern mit eben¬
falls schmalen, hellen Schaftstrichen. Auf dem Nacken tritt
auf einzelnen h edern am oberen Teil die normale Sperber¬
zeichnung auf, aber auf gelblich braunem Grunde. Hand¬
schwingen mit breiter gelblich weisser Bänderung. Armschwingen
mit schmutzig hellgelben Längsstreifen, die allmählich in
Querbänder übergehen. Auch an den drei mittleren Schwanz¬
federn, die sonst bei den übrigen dunkelbraun sind, belle
Schaftstriche, die sich an der Spitze tropfenförmig erweitern.
Ganze Brust dunkelbraun, Bauch schmutzig grauweiss. Also
im ganzen sehr ähnlich den erstgenannten Exemplaren, aber
mit teilweisen Anklängen an normale, und das für montana
typische Dunkelkastanienbraun, stellenweise an einzelnen Federn
stark aufgehellt in ein helleres Gelbbraun, die Farbe des
Kopfes und Halses, die bei den dreien ganz gleich ist.
Aus dem Rheinland sah ich ein Rebhuhn, das bei
Düren geschossen war und das einfarbig hellgelbbraun (isabeli-
49
Das Bergrebhuhn Perdix montana (Gmelin).
t
färben) war, genau wie Kopf und Hals der obigen. Solche
Exemplare kommen ja bei vielen Arten vor, immerhin ist
dies vielleicht von besonderem Interesse im Zusammenhang
mit der montana-Färbung.
Das sind die einzigen Exemplare, die ich aus eigener
Anschauung kenne.
Nun werde ich die mir aus der Eiteratur bekannt ge¬
wordenen Fälle aufzählen und mit Deutschland beginnen.
A. B. Reichenbach, Praktische Naturgeschichte der
Vögel 1850 p. 545, kurze Beschreibung und Abbildung Tai.
61 Fig. 3. — Ferner, vollständige Naturgeschichte der Hühner¬
vögel, Tafel CXCV. - (Nach W. Hartmann - vergl.
unten — sind die abgebildeten Vögel die des Wiener Tier¬
gartens, Reichenbach nennt sie P. montana var. varlegata ,
wonach er montana wohl als Art ansieht).
Aus dem Westerwald, H. Schlegel, De Vogels van
Nederland, 1858 p. 359. *
Aus Ostfriesland, Deutsche Jägerzeitung 1912 Bd. 51
p. 733. *
Aus Siegen in Westfalen, Freiherr Droste zu Vische-
ring, Bericht über die XX. Vers. d. Deutschen Ornithologen- .
Versammlung zu Braunschweig 1873 p. 9 * (1870 ein Stück,
1871 wieder eins).
A. Jacobi berichtet vom Vorkommen des Bergrebhuhns
in Sachsen in den Ornith. Monatsberichten 1909 Nr. 4,
p. 50. * Am 20. 9. 08 ein Exemplar erhalten (Zoolog. Museum
Dresden Nr. 14930) von Riechberg bei Siebenlehn; es war
eine Henne mit normal ausgebildetem Eierstock. Die von ihm
gegebene Beschreibung deckt sich ! genau mit meiner obigen
ersten. Interessant sind seine weiteren Angaben, die er nach
der Aussage des Schützen macht: Es gehörte einem \ olko
lauter gleicher abnormer Hühner an, das schon seit drei
Jahren im selben Revier beobachtet wurde. Im Jahre 1907
seien etwa drei erlegt, 1908 nur das oben genannte, 2—3
! Stück könnten übrig geblieben sein, die man aber nur noch
i selten zu Gesicht bekommen habe; alle hätten völlig gleich
ausgesehen.
50
A. von Jordans:
1896') .beschreibt Rörig ein Stück im Journal f. Ornith.
P* 97 * von Fremdiswalde bei 'Nerchau in Sachsen (21.9.96),
(las sich in der Sammlung der Berliner Landw. Hochschule
befindet. Es ist das von Rörig abgebildete Exemplar, das
aus einem Volk völlig normal gefärbter Hühner herausge-
schossen wurde.
Von Knobelsdorf bei Waldheim in Sachsen nennt R.
Hey d er im Journal f. Ornith. 1916 p. 299* eine montana,
die, am 16.9.1877 erlegt, in der Tharandter Sammlung steht.
Im Hobst 1832 wurden bei Ullersdorf in der Lausitz
neun gleichgefärbte junge Feldhühner gefangen, deren Eltern
normales Aussehen hatten. Naumann (Naturg. Vög. Deutschi.
1833 p. 433/34) gibt eine genaue Schilderung; er sah ein
Stück hiei von, nennt es aber eine andere Varietät als montcinci,
dei eil Seltenheit er hervorhebt, und welche er selbst nie zu
Gesicht bekommen hat. Das gen. Exemplar befand sich in
der Sammlung der Naturf. Gesellschaft in Görlitz. R. Tobias
berichtet, dass gleiche Rebhühner auch noch später bei Görlitz
vorgekommen seien (Kollibay, Vögel Schlesiens p. 138).
A. B. Meyer beschreibt im Journal f. Ornith. 1891
p. 271/75 „eine seltene Varietät des Rebhuhns“, die 1887
bei Gleichenberg in Sachsen geschossen und dem Dresdener
Museum einverleibt wurde. Dies ist keine montana , aber der
Autor sagt, es habe eine grosse Ähnlichkeit mit dem von
Naumann aus der Lausitz beschriebenen. Ich führe es hier
dei Vollständigkeit halber an, da es einige montana nicht
fremde Eigentümlichkeiten besessen hat.
liir Thüringen (Winter 1794) wurde es nachgewiesen
durch J. M. Bechstein, Naturgeschichte der Vögel Deutsch¬
lands 180» p. 1365/67 II. Bd. Er sah mehrere und erhielt
das oben genannte; er gibt eine gute Beschreibung dieser
„Varietät eines gemeinen Feldhuhnes“. Er hält solche Vögel
mit ihrer völlig braunen Unterseite für besonders alte Hähne,
was ein Irrtum war.
Frisch nennt es Perdix fusca ,
erwähnt sein Vorkommen
1) Bei Streseinann irrtümlich 1897 angegeben.
51
Das Bergrebhuhn Perdix montana (Gmelin).
I? . ' ' ■
aus Anklam in Pommern (Vorstellung der Vögel Deutschlands
III. Bd. 11. Lieferung — vor 1760,* Abbildung Taf. 114 B).
Die Beschreibung im Naumann des von Frisch abgebildeten
Vogels deckt sich im wesentlichen mit den meinen.
Nach Stresemann befinden sich zwei Exemplare aus
der Mark Brandenburg (aus dem Kreise Frankfurt a. Oder)
im Berliner Zoolog. Museum.
Ernst Schaff veröffentlichte in der Zeitschrift „Aus
der Heimat — für die Heimat“ (Neue Folge Heft I Leipzig
1908) eine Notiz „Perdix fusca Frisch, eine seltene Farben¬
spielart unseres Rebhuhns“, deren Inhalt mir unbekannt blieb,
da ich die Zeitschrift nicht einseben konnte.
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t
*
Aus Holland führt Leverkühn ein Exemplar an.
Journal f. Ornith. 1890 p. 195. *
Aus Österreich und Ungarn liegen eine Reihe Daten
vor: Der unlängst verstorbene rühmlichst bekannte Ornithologe
Dr. Ritter von Tschusi zu Sclimidhof f en schreibt mir
auf meine Anfrage 1910, dass er zwei Exemplare in seiner
grossen Sammlung besessen habe, die sich nun im Wiener
Hofmuseum befänden; er beschrieb sie in den Annalen des
K. K. Naturh. Hofmuseums XXL 1906 p. 202/03. — Es werden
das die Vögel sein, die auch Stresemann erwähnt. —
Weitere Angaben macht Pfarrer Hanf in den „Vögel des
Furtteiches“ (Verh. K. K. Zool. Bot. Ges. Wien 1856, 1858;
weitere Angaben in derselben Zeitschrift 1865 p. 944/45,
und 1866 p. 232/34).
Herr E. Henschel in Eger schrieb mir 1909, dass ei
zwei montana aus Brix in Böhmen erhielt, die er präpariert
dem Wiener Hofmuseum weitergegeben habe; es seien soweit
er habe konstatieren können, Hennen gewesen. Nach seiner
kurzen Beschreibung waren sie ganz wie die erstgenannten
rheinischen; interessant nur, dass eins der beiden „im Nacken
eine Anzahl Federn von der gewöhnlichen Farbe der Reb-
hühner besass“.
Zwei Stücke aus Ungarn (Bezirk Pest) befinden sich im
Ungar. Nationalmuseum (Frivaldsky, Aves Hungariae 1891
i
A. von Jordans:
p. 115*) und ein ferneres nennt Ostermayer (Deutsche
Jägerzeitung 1912 p. 732*).
Eine nicht unwichtige Arbeit erschien in „Der Zoolo¬
gische Garten“ 1866 p. 332/35 von Willi. Hartmann. Er
berichtet n. a. über zwei im Wiener Garten gefangen gehaltene
Bergrebhühner, die nach der Mauser ein dunkleres Braun
gezeigt hätten als im Jahr vorher ; auf diese gleiche Erscheinung
habe bereits Temminek (vgl. unten) hingewiesen. „Die
beiden Hühner waren vor zwei Jahren auf der gräfl. Waldt-
stei n 'sehen Domäne Frebitseh in Mähren gefangen“; der
.dortige Direktor Hoppe teilte dem Autor im Herbst mit,
dass 1861 „unter zwei Ketten von gewöhnlichen Rebhühnern
® ‘Stück junge braune Hühner bemerkt wurden, ohne dass
in fiüherer Zeit... alte Hühner von ähnlicher Färbung ge¬
sehen worden wären“. Trotz aller Schonung schienen sie
sich nicht bedeutend vermehrt zu haben; einzelne braune
-Hühner seien in verschiedenen Ketten, aber stets in geringer
Zahl festgestellt worden. Die braunen paarten sich nach den
Beobachtungen Hoppes mit den gewöhnlichen, ob aber die
Eier und die Jungen anders ausgesehen haben, blieb unbe¬
kannt. Temmincks Behauptung, die montana sei eine
männliche Varietät der cinerea, („une variete oecidentelle du
male de la Perdix grise vulgaire“) hält Hartmann für wahr¬
scheinlich, wie wir jetzt wissen mit Unrecht.
Aus Polen und Russland kenne ich ebensowenig Fälle
des Vorkommens wie Stresemann.
Dagegen liegen aus England eine ganze Anzahl, an¬
scheinend die meisten bekannten Fälle vor. Hier einige
Literaturangaben: Latliam, Jnd. Orn. 1790 p. 646. — Sliaw^s
General Zoology XI 1819 p. 344. — Latbam, Gen. Hist.
„Mountain Partridge“ 1823 p. 286 u. 288. — Jardine, Perdix
cinerea var. montana, Nat. Lib. Orn. 1834 p. 101 Tabl. —
Weitere Beschreibung im Catalogue of the Birds in the Brit
Museum 1893 vol. 22 p. 190 ff. (fünf Exemplare werden hier
genauer beschrieben; interessant ist die Hervorhebung eines,
das genau zwischen typischem und montana stehe). Co bum’
The Zoologist, 1896 vol. 20 p. 472/73 „On a chocolad —
Das Bergrebhuhn Perdix montana (Gmelin). 53
!'
f;
eolöured Variation of Perdix cinereau. — Aplin, the Zoolo¬
gist „ Belck — breasted Partridges“ 1899 vol.,3 p. 270. —
E. J. Gill, Ibis 1922.* — usw. —
Herr Dr. Hartert, Direktor des Rothschild’schen Mu¬
seums in Tring, machte mir auf meine Bitte 1911 einige
Angaben über sieben Exemplare aus dem genannten Museum,
davon zwei aus dem Jahre 1860. Sie sind alle ähnlich, haben
aber alle mehr oder weniger im Einzelnen abweichende Be¬
sonderheiten.
Nun habe ich noch überdas Vorkommen in Frankreich
und Elsass-Lothringen zu berichten: Brisson ist der Erste,
der die auffallende Varietät unter dem Namen Perdix montana
in seiner Ornithologia sive Synopsis methodiea avium 1760
(deutsche Ausgabe 1763) p. 224 pl. XXI fig. 2 beschrieb
und abbildete. Ferner Brisson, Bull. Soc. Zool. de France
(Bd. XXX); er nannte es montana , da es seiner Meinung
nach hauptsächlich im Gebirge auftrete. — Ihm folgte Buffon
1771 in seiner Histoire Natur, des Oiseaux p. 41 und 1785
T. IV pl. V fig. 3, wo er eine kurze Beschreibung dieser
„Race“ (Perdrixde montagne) gibt, unter Hinweis auf Brisson.—
Vieiilot, Nouvel Dictionaire d’ Hist. nat. vol. XXV p. 226,
1817; derselbe, Tabl. Encycl. Method. p. 210, pl. 94 fig. 1,
1823; derselbe, Faune Franc, p. 250 pl. 108 fig 2, 1828. —
Ja ruber t u. Lapommerair e, Richesse Ornih. du midi d. 1.
I France, Marseille, 1859 p. 421. — Daubenton, Planches
111. pl. 42 und 137. — Olphe Galliard, Faune Ornith.
j Europ. occid. Bordeaux, 1886 p. 26. — Alleon, Ornis 1886
p. 416.
! Im Journ. f. Ornith. erschien 1889 ein Artikel „Über
Farben Varietäten bei Vögeln“ von Leverkühn. * Darin ist
aufgezählt ein Rebhuhn im Museum in Colmar von Rhone
oder Saöne stammend, das ein montana mit etwas abge-
; änderter Färbung (Kopf ringsum rostbraun, Halsseiten jeder-
seits weiss, sonst rostbraun) ist; ferner ein typisches Stück
(allerdings Kopf ringsum rostbraun); eins im Museum in Metz
(weisslich oben, rotbraune Flecken unten; ob dies montana ?■)
Im Strassburger Museum ein Vogel von 1852 (typisch montana).
54
A. von Jordans:
Ferner Ol i vier, La Perdrix du montagne, Bull. Soc. Zool.
Frc. Paris 1907 p. 72/73 mit Figur.* Ich .konnte letztere
Zeitschrift nicht einselien; Stresemann scheint dies getan
zu haben, da er vom Vorkommen in Frankreich sagt (er führt
nur diesen und Lever kühns Artikel an, in welch letzterem
aber nur oben genannte Stücke angegeben sind): „In den
Departements Seine Inferieure, Vosges, Allier und Rhone et
Saöne“.
Ein paar Worte über die Nomenklatur:
Vor 1760 nannte Frisch das „braune Feldhuhn“ Per-
dix fusca , Brisson 1760, Buffon 1771 Perdix montana ,
da diese Autoren aber keine Binominalisten waren, kann der
von ihnen gegebene Name nicht in Anwendung kommen, son¬
dern massgebend ist Gmelin, der in seinem Systema Na-
turae, Tom. I, Pars II, 1789, p. 758 der Varietät den Namen
Tetrao montanus gab. Dann ist noch zu nennen Temminck,
der in seiner Hist. Nat. gen. pigeons et gallinaces 1813 Bd.
III pp. 397, 398 und 730 sich eingehender mit unserem
Vogel befasst. Während mehrere Autoren in ihm eine eigene
Art sehen wollten, andere an ein Bastardprodukt denken, be¬
tont er, dass es sich nur um eine ausgesprochene Varietät
handeln kann, deren Färbung mehr oder weniger variiere. Er
sah eine ganze Anzahl. Seine kurze Diagnose im Index der
Genera und Species lautet: „Corpore supra et pectore casta-
neis, suctus dilute fulyo, capite et collo superiore fulvis.u Er
gibt an, dass nach öfterer Mauser das Braun dunkler werde,
was, wie oben gesagt, Hartmann bei den im Wiener Tieiv
garten lebend gehaltenen Exemplaren bestätigt fand. Soweit
nun die Literatur.
Sehr wichtig wären genauere Kenntnisse des Biologi¬
schen, der Erblichkeit, der Variabilität und der Entwicklung
des Federkleides, auch weitere Angaben des Auftretens dieser
Varietät, die nun aus den verschiedensten Gebieten des Ver¬
breitungsareals der Art seit 1760 bekannt geworden ist, wären
sehr willkommen. Auch in meiner Literaturübersicht werden
zweifellos noch mehr oder weniger erhebliche Lücken sein.
Der erste Komplex der Fragen wird in Einzelheiten, die
Das Bergrebhuhn Perdix montana (Gmelin). 55
allein von Wert sind, schwer zu beantworten sein, da leider
solche auffallenden Jagdvögel, wie es bei Jagdwild mit selte¬
nen Ausnahmen fast immer der Fall istc den Jägern eine ei-
wtinschte Beute sind und ihnen keine Zeit zur Foitpflanzung
oder Beobachtung gegönnt wird. Nichts biologisch Auffälli¬
ges wird berichtet. Der Name Bergrebhuhn ist ganz auf Irr¬
tum gegründet, es kommt genau so gut in der Ebene vor1)*,
die ersten mögen zufällig im Gebirge geschossen worden sein
und so den Autor zu jener Annahme veranlasst haben. lieber
die Erblichkeit wissen wir auch nichts weiteres, als dass die
Vögel sowohl einzeln wie auch in mehreren Stücken plötzlich
in einer Kette normalgefärbter Geschwister aultreten und von
normalen Eltern stammen; nach Gill (vgl. Literatur) sind
auch zwei Fälle bekannt, wo die ganze Kette aus montana
bestand (vgl. auch oben Jacobi, Sachsen) und ein Fall, wo
auch die Eltern gleichgefärbt waren.
Etwas mehr wissen wir schon über die Variabilität und
die Entwicklung des Federkleides: Der von Rörig abgebil¬
dete und die von mir beschriebenen Peppenhovener Vögel,
die mit andern völlig übereinzustimmen scheinen, dürften das
Extrem der montana- Färbung darstellen. Im Text habe ich
verschiedene Exemplare genannt, die mehr oder weniger Ab¬
weichungen zeigen, sowohl in der Intensität und dei Aus¬
bildung des Braun wie auch in divergenten Einzelheiten der
Federpartieen als solcher und der Zeichnung der einzelnen
Federn. Hartert schrieb in seinem Briefe an mich von
„Anklängen“, von „Andeutungen“ zweier Exemplare des Tring-
museums an montana ; ein Stück des Wienei Hofmuseums
(lide Henschel) besitzt bei sonstiger typischer montana-
Färbung einige normale Nackenfedern, im Katalog der\ögel
des Britischen Museums ist von einem Vogel die Rede, der
genau zwischen typischer cinerea und montana stehe. Strese-
mann sagt: „Man wird jedes Rebhuhn zur montana- Mutante
wählen können, bei welchem Kopf und Hals im Altei ganz
1) Gmelin : „Habitat, aliquando cum perdice, in Europae
montanis“.
56
A. Ton Jordans:
zeichnungslos sind und sich scharf von einem stark verdunkel¬
ten Rumpf abbeben.“ Mir will diese scharfe Diagnose nicht
ganz einleuchten, da m. E. ein Huhn ebensogut zu montana
zu rechnen ist, das dieses Merkmal nicht so streng zeigt, da¬
gegen eine typische Färbung des übrigen Körpers aufweist.
Feste Diagnosen sind da kaum zu geben. Der Autor schreibt
weiter: „Eine noch seltenere Mutante des Perdix jp. perdix
ist die, bei der ein dunkler Bartstreif und eine dunkle Kehl¬
umrahmung bei gleichzeitiger starker Verdüsterung des Rumpf¬
gefieders auftritt. Man sollte so gefärbte Vögel, die ich nur
aus Beschreibungen kenne, nicht als Bergrebhühner bezeichnen/'
Auch dem Kann ich — auch ich sah solche Vögel nicht —
nicht unbedingt beistimmen, da verschiedene der beschrie¬
benen montana merkwürdige, in der genannten Richtung lie¬
gende J ärbungsvarianten an Kopf, Kehle und Schnabelgrund
aufwiesen, so z. B. die schon erwähnten zw^ei Tringer Exem¬
plare: „Um den Schnabel herum haben sie „maskenartig“
schwärzliche Färbung“ (Harte rt).
lieber die Entwicklung des Federkleides macht Strese-
mann nähere Angaben, ich lasse seine Sätze hier folgen:
„Bereits im Jugendkleid unterscheidet sich, wie zwei in der
Jugendmauser befindliche Stücke des Berliner Museums lehren,
die montana- Mutante sehr auffällig von der normalen Phase
des Rebhuhns. Der Kopf und der ganze Hals sind dann weiss,
leicht isabellfarbig getönt, und nur die Federn des Oberkopfes
und eines breiten, unter den Augen vom Schnabelwinkel zur
Uhigegend verlaufenden Streifens sind so dunkel pigmentiert
wie beim normalen Vogel: Schwärzlich mit weissem, sich nach
der Spitze verbreiternden Schaftstrich. Wo das Halsgefieder
in das Gefieder von Rücken und Brust übergeht, tritt auf den
blass isabellfarbenen Federn eine kräftige dunkle Zeichnung
auf. Diese schlägt an der Brust die Tendenz ein, sich zu
2—3 breiten schwärzlichen, nur durch den weissbleibenden
b edei Schaft in der Mitte unterbrochenen Querbändern anzu¬
ordnen, während auf dem Rücken eine breite weisse Mittel¬
zone sich scharf von einem breiten schwarzen Seitensaum ab-
zug lenzen trachtet dies alles aber ohne Regelmässigkeit
57
Das Bergrebhuhn Perdix montana (Gmelin).
Jfc ;'v" -
und im Effekt kompliziert durch die daneben herrschende
Neigung zur breiten Querbänderung. ... So kommt ein Ge¬
fieder zustande, das nicht nur hinsichtlich der Farbe, sondern
auch der Zeichnung vollkommen von dem Gefieder des jungen
Rebhuhns abweicht.“ Dann schildert der Autor das nun an¬
gelegte Alterskleid*, ich muss hier auf diese Darlegung ver¬
weisen. Das Dunenkleid, von dem Stresemann annimmt,
dass es auch bereits divergiert, kennen wir noch nicht.
Ob die montana- Eigenschaf t „stets rezessiv ist, daher
in Hinsicht auf ihre Färbung homozygot veranlagt“, wie
Stresemann annimmt, scheint mir noch nicht bewiesen,
da kann nur das Experiment Gewissheit bringen. Dass das
Bergrebhuhn, das nun seit mehr als 150 Jahren bekannt ist,
eine Mutation darstellt, als was zum ersten Male der letzt¬
genannte Forscher diese sehr interessante Lebensform er¬
kannt hat, ist auch mir eine Gewissheit; was sie ist, was
ihre Entstehung bedingt, ihr sporadeweises Auftreten und
Wiederverschwinden hervorruft, das wissen wir nicht; Mu¬
tation ist ein Begriff, keine Erklärung. Auch hier sind
wir wieder am Zentralproblem der Biologie angelangt, dera
Problem der Form, dem Problem des Entstehens, dem Pro¬
blem des Lebens — dem Problem der Menschheit, das heute
genau so ungelöst ist wie zu Beginn der Menschheitsgeschichte.
So lange wir noch die nur grobcausale Erklärungsmöglichkeit
vitalen Geschehens voraussetzen, so lange werden wir auch
der Lösung der Probleme nicht näher kommen.
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i,
Perdix montana (Graelin)
Einige neue Fossilien
aus dem mitteldevonischen „Lenneschiefer“
von Gummersbach.
Von
Dr. Döring, Köln-Deutz.
Mit Tafel I.
Vorwort.
Die vorliegende Abhandlung bringt einige neue Ver¬
steinerungen aus dem mitteldevonischen Lenneschiefer von
Gummersbach. Sie bildete den paläontologischen Anhang
zu des Verf. Dissertation „Der ältere Lenneschiefer in
der Gegend von Gummersbach“, Bonn 1914. Die Ein¬
teilung der den Calceola Bildungen ähnlichen Schichten
von Gummersbach hat Verf. insofern modifiziert, als ei
seinerzeit lokal ausgeschiedene Kalk- und Mergelbildungen
nunmehr zusammengefaßt hat. Innerhalb des Gebietes
von Gummersbach lassen sich von oben nach unten fol¬
gende Schichten erkennen:
Quadrigeminum Sch.
Tonschiefer mit carbonati-
sehen Sandstein bänken
und Kalkeinlagerungen
(Rospe, Rebbelroth)
j Obere Honseler Sch. '
Untere Honseler Sch.
Gummersbacher Schiefer | Brandenberg-Sch.
Brenner Schiefer |
GrauwackenSandsteine u. | MHhlenbergSch.
-Schiefer
Oberes
Mittel-
devon
Unteres
Mittel¬
devon
Ehynchonella primipilaris v. Buch.
Zahlreiche Exemplare aus dem Gummersbacher Schiefer,
wo sie bankbildend auftritt. Als var. acuta möchte ich
eine Form bezeichnen, die sich durch die Entwickelung
des Schnabels leicht von der S c h n n r’schen Abbildung
(T. XXVI, Fig. 3 a, b, c) unterscheidet. Sie ist schwächer
2
Döring
gebogen, kaum an die Brachialklappe angedrückt und auf¬
fallend spitz. Ein Exemplar maß: Länge 12 min, Breite
13 mm, Höhe 9 mm.
Orthis Montani n. sp.
Diese große Orthis steht etwa in der Mitte zwischen
0. eifliensis und canalicula. Mit ersterer hat sie die ziem¬
lich herzförmige Form, mit letzterer den scharf hervor¬
tretenden Sinus gemeinsam; doch ist von beiderseits kiel¬
förmigen Begrenzungsfalten des Sinus wie bei canalicula
nichts zu bemerken, eher von 2 runden Wülsten. Der
kielförmige Sattel tritt nur auf der oberen Hälfte der
Dorsalklappe deutlich hervor und verflacht sich nach vorne
beträchtlich. Area und Schnabel der Rückenklappe höher
wie die der Bauchklappe. Oberfläche mit feinen Radial-
lippen bedeckt, die schon vom Buckel an nach dem Rande
zu sich duich Teilung und Einsetzung neuer Rippen ver¬
mehren. Gummersbacher Schiefer. Tafel I, Fig. 1 a u. b.
Reticularia cf. sinuata Gürich.
Die Abbildung von Gürich stimmt mit unseren Formen
überein (Poln. Mittelgeb. S. 10). Zahnplatten in der großen
Schale deutlich, jedoch bedeutend kleiner. Dachziegel¬
artige Streifung. Anwachsstreifen vorhanden. Orthis -
ähnliches Aussehen. Breuner Schiefer.
Spirifer cf. undifer F. R.
Das Bruchstück zeigt insofern eine Abweichung, als
die Brachial klappe eine an Sp. curvatus erinnernde Wöl¬
bung zeigt. Hierin und in der äußeren Skulptur ähnelt
das Stück dem Sp. undulifer Kayser. Breuner Schiefer.
Cypriccirdmia rospiensis n. sp.
Ich besitze eine rechte Klappe dieses Zweischalers.
Die deutliche Furche vom Wirbel zum Unterrande, die
conzentriscben wulstförmigen Rippen ergeben die Zugehörig¬
keit zu Cypricardinia Hall. Das Hinterende erscheint
stark gewölbt, keineswegs aber wie bei den Abbildungen
von Beushausen flügelförmig zusammengedrückt (vergl.
Lam. T. XVI, Fig. 1 b). Ein ähnliches Hinterende bildet
Neue Fossilien aus dem Lenneschiefer von Gummersbach. 3
Hall hei seiner C. indenta ab. (Hall. Nat. Hist, of
New- York. Vol. 5, Part. 1, Lam. 2, PI. 79, Fig. 16).
Ferner Wkidborne (Dev. Fauna of S. England, PI. 2,
Fig. 9). Die geringere Anzahl der Streifen, die gedrun¬
gene kürzere Gestalt und die charakteristische Breite des
unteren Randfeldes zwischen dem letzten Streifen und dem
Schalenrand scheint mir die neue Art wesentlich von C.
indenta und lima zu unterscheiden. Kalk von Rospe.
T. I Fig; 3.
Nuculana rect angularis n. sp.
Beushausens Abbildung für N. securiformis (T. IV
Fig. 26) zeigt am deutlichsten die Verwandtschaft mit
unserer Art. Doch ist unsere Form im Vergleich zu jenei
bedeutend weniger querverlängert und gedrungener, zeigt
überhaupt die Gestalt eines Rechtecks. 1 Exemplar aus
dem G ummersbacher Schiefer. Ohl-Rospe (Bahneinschnitt)
T. I, Fig. 4.
Nuculana signata n. sp.
In der Form ist unser Zweischaler ein Mittelglied
zwischen N. lodanensis Beush. und brevicultrata Sandb.
(Abb. Beush. Lam. T. IV. Fig. 30 a, b u. 31). Mantel¬
linie deutlich sichtbar, ebenso die beiden Warzen am Hinter¬
ende der Muschel, bekanntlich akzessorische Muskelein¬
drücke, die grade so deutlich hervortreten wie in der
Abb. 36 T. IV. (Beuskauseu Lam.). T. I, Fig. 5. Ein
Exemplar aus dem Gummersbacher Schiefer von Rospe-
Ohl (Bahneinschnitt, Ob. Calceola von Gees b. Gerolstein).
Avicula conoidea n. sp.
Frech bildet auf T. IV Fig. 1 seines Werkes „Über de¬
vonische Aviculiden Deutschlands14 eine A. Eberti ab, die
der unsrigen nahe steht, trotzdem das vordere Ohr bei
unserm Exemplar anscheinend fehlt. Die charakteristische
Ausbildung des hinteren Ohres scheint mir jedoch hin¬
reichend, um eine neue Art zu erkennen. Bei A. Eberti
erreichen die Ohren fast die obere kegelförmige Wölbung
der Schale. Bei der neuen Art Senkt sich hingegen das
4
Döring
f
hintere Ohr nach unten, sodaß der Winkel zwischen dem
Ohrenrand und der Kante der kegelförmigen Wölbung
spitzer wird. Die groben konzentrischen Streifen setzen
sich mit entsprechender Biegung auf dem hinteren Ohre
fort, doch sind sie von drei gut sichtbaren zu ihnen senkrecht
verlaufenden kleinen Falten durchzogen, die in ihrem Ver¬
lauf nicht bis ans Ende der Schale reichen. Auch ist die
Schale mehr stumpf-kegelförmig. Je ein Exemplar aus
dem Gummersbacher und Breuner Schiefer (Niedersess-
mar). T. I, Fig. 2.
Cypricardinia sinuata n. sp.
Verwandt mit C. crenistvia Sandberger, Einbuchtung
sehr scharf hervortretend. Bedeutend niedriger und breiter
wie diese. In der Einbuchtung treten konzentrische Strei¬
fen sehr deutlich hervor. Hinterer Flügel scharf abgehoben,
nach hinten sich verbreiternd. 1 Exemplar aus den
Gummersbacher Schiefern im Walde von Lantenbach.
T. I, Fig. 7.
Cryphaeus punctatus Stein.
Ich besitze ein Pygidium, das die für diesen Trilo-
biten charakteristischen 5 Rippen (6. angedeutet) besitzt
und sehr gut mit der Beschreibung übereinstimmt, die
Richter gibt (Beiträge zur Kenntnis devonischer Trilobiten
aus dem rheinischen Schiefergebirge. Diss. Marburg 1909
S. 78). Die Spitze des Schildes ist ein deutlich wahr¬
nehmbarer kurzer breiter Stachel. Die groben Körnchen
treten auch auf dem letzten Schwanzgliede deutlich her¬
vor. Vorkommen in den Breuner Schiefern an der Rosper
Chaussee-Schleife.
Bronteus cf. flabellifer Goldf.
Ich besitze nur ein Pygidium mit schlecht erhaltenem
Rückgratsegment. Im Verlauf und in der Entfaltung der
Rippen und Furchen zeigt die Form mehr eine Verwandt¬
schaft zu flabellifer als zu alutaceus Goldf. (Vgl. N.
Jahrbuch f. Min. 1843, S. 549 T. 6, Fig. 1 u. 3). Die
Körnelung ist zu undeutlich, um aus ihrer Anordnung eine
Jseue Fossilien aus dem Lenneschiefer von Gummersbach. 5
nähere Bestimmung zu ermöglichen. Brenner Schiefer von
der Chaussee-Schleife bei Rospe.
Pleurodictyum Römeri n. sp.
Mehrere tuba- oder pfeifenförmige Kelche vereinigen
sich verjüngend an einem Ende und bilden in dei äuße¬
ren Form einen Kegel. Die Sonderung in die einzelnen
Kelche geschieht fast an der Vereinigungsstelle. Sie selbst
vermehren sich rasch durch Einsetzen neuei Zwischen
wände. Rand ziemlich dick, von langem, fasrigem Endo-
thekalgewebe ausgefüllt. Außenfläche von starken, übei
die ganze Oberfläche konzentrisch verlaufenden Runzeln
bedeckt. Die großen Verbindungsporen, ferner die unten
unregelmäßig, oben .reihenförmig augeordneten winzigen
Pörchen zwischen und neben diesen, das Fehlen der Böden,
die gut sichtbaren Septaldornen (T. I, Fig. 6 e, f) cbaiak-
terisieren die Gattung Pleuvodictyuwi. Bei Exemplaien,
wo die Epithek beschädigt ist, sieht man die Kelchwände
von mehr oder minder reihenförmig angeordneten Pörchen
durchsetzt (Fig. 6 a), deren Umgebung im Dünnschliff
lockig erscheint (Fig. 6f). Seltener treten sehr gioße
Poren auf (Fig. 6 f). Anzahl der Kelche meist 5—6.
Die Septen beginnen erst unterhalb der Kelchränder. Auf
einer Seite pflegen die Kelche bis unten hin zu reichen
(Fig. 6 b, c). Die andere Seite, die Ansatzstelle, zeigt
die mittleren Kelche meist verkürzt. Höchstzahl der Septal¬
dornen 16, bald größer, bald kleiner. Die dicken Zwischen¬
wände, die charakteristische zierliche Kleinheit und kegel¬
förmige Form unterscheiden es von PL prohlematicum.
Den bekannten wurmartigen Fremdkörper konnte ich im
Innern beobachten (Fig. 6f). Die Ansatzstelle der Koralle
ist der Unterlage angepaßt. Korallen (Fig. 6 b, f), Cnno-
iden (Fig. 6 a), Brachiopoden sind die Anwachskörper.
Jedoch findet man auch mehrere zusammengewachsen.
Was die Verwandtschaft zu schon bekannten Arten
angeht, so sind hier vor allem amerikanische Arten zu er¬
wähnen. PL dividua Hall aus der Hamilton-group, ein
6
Döring. Neue Fossilien aus dem Lenneschiefer.
buschiger, bedeutend größerer Stock als unserer, hat die¬
selbe runzelige Epithek. Die Anzahl der Septaldornen ist
jedoch bedeutend größer. Blasige Böden fehlen unserer
Art ganz. Die Kelche sind bei PI. Römeri fast rund im
Gegensatz zu PI. zor gerne Kayser bez. selcanum Giebel.
Längsstreifung, die von den Septen herrührt, hat Kayser
nicht wahrgenommen. Unsere Form ist ferner bedeutend
zierlicher. F. Börner erwähnt in der Lethäa I S. 179
eine „von dem PI. problematicum jedenfalls verschiedene
kreisrunde gewölbte Art der Gattung aus der jüngeren,
dem Eifeier Kalk gleichstehenden Grauwacke von Gummers¬
bach.“ Ich benenne sie ihm zu Ehren. T. I, Fig. 6 a— f.
Vorkommen: bankweise in den die obersten Calceola-
bildungen darstellenden Gummersbacber Schiefern. In der
Gerolsteiner und Prümer1) Mulde auf basale Mergel mer¬
geliger Crinoidenschichten beschränkt. Vielleicht auch in
der Hillesheimer Mulde.
Erklärung der Tafel I.
Fig. lab. Orthis Montani n. sp.
Fig. 2. Avicula conoidea n. sp.
Fig. 3. Cypricardinia rospiensis n sp.
Fig. 4. Nuculana rectangularis n. sp.
Fig. 5. Nuculana signata n. sp.
Fig. 6 a — f. Pleurodictyum Römeri n. sp.
Die Originale habe ich dem Geologisch-paläontologischen
Institut in Bonn überwiesen.
l) Einer frdl. Mitteilung von Herrn Dohm in Gerolstein
zufolge.
Verhandl. d. Naturh. Vereins. Jahrg. 77, 1920
Tafel I.
J. B. Obernetter, München, repr
Das Zooplankton der Eifelmaare
insbesondere die Cyclomorphose von Änuvcteci cochlecu is
und Notholca longispina
von
Dr. Georg Schneider, Fulda.
Mit Tafel II (Tabellen) und 14 Textfiguren.
Inhalt.
Seite
7
I. Einleitung . .
Besprechung der Tabellen. Entwickelungsgang dei
Hauptformen. Morphologische Bemerkungen usw.
III. Vergleich der einzelnen Maare . ^
IV. Cyclomorphose von Anuraea cochlearis und Notholca
longispina . ^
Einleitung.
Unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. W. Voigt
in Bonn begann im Sommer 1910 die Untersuchung dei
Eifelmaare. Die physikalischen und chemischen Unter¬
suchungen wurden von Herrn Prof. Dr. Thienemann1)
durchgeführt. Im folgenden soll nur das Plankton be¬
trachtet werden; vor allem ist hier das Zooplankton be¬
rücksichtigt, das Phytoplankton wird Gegenstand einer
besonderen Arbeit werden. Bei weitem die meisten Be¬
obachtungen wurden im Schalkenmehrener Maar angestellt;
hier wurden in einem Zeitraum von 3 Jalnen 44 Fänge
gemacht. Durch Fänge aus 1 m und 15 m Tiefe suchte
man auch ein Bild der vertikalen Verteilung zu gewinnen.
Von den übrigen Maaren wurden noch im Pulvermaar,
Gemündener Maar und Ulmener Maar etwas mehr PJankton-
proben entnommen. Meerfelder Maar und Weinfelder Maar
konnten wegen der Ungunst der Verhältnisse nur obei-
flächlich untersucht werden. Die qualitativen Fänge wui-
den mit einem selbstkonstruierten Netz aus Müllergaze
1) Verh. d. Naturh. Ver. d. pr. Rh. u. W. Jg. 70, 1913;
Jg. 71, 1914.
8
Georg Schneider
Nr. 20 mit einem Einflußdurchmesser von 15 cm gemacht.
Die quantitativen Fänge wurden mit einer Pumpe gewonnen ;
diese lieferte mit 57 Kolbenstoßen 25 1 Wasser. Das ge¬
pumpte Wasser wurde dann filtriert. Das erbeutete Ma¬
terial wurde mit Formalin konserviert und auch im kon¬
servierten Zustand untersucht. Es wurde nur das eigentliche
Plankton berücksichtigt, also unter Ausschluß der in der
Ufer- und Bodenregion lebenden Planktonten. Zur Be¬
stimmung der Planktonorganismen benutzte ich die Be¬
stimmungstabellen von Brauer: Die Süßwasserfauna
Deutschlands, Heft 14 Rotatoria, bearbeitet von Co Hin,
Dieffenbach und Sachse, ferner Seligo: „Tiere
und Pflanzen des Seenplanktons.“ Die Crustaceen wurden
von Herrn Studienrat Dr. Schauß in Godesberg bestimmt.
Die Planktonfänge und Temperaturmessungen wurden ge¬
macht von Lehrerin Frl. Danz, den Herren Rektor
Dohm, Dr. Gripekoven, Cand. rer. nat. Josten,
Dr. K ö p , Lehrer Sausen, Dr. Schauß, Mittelschul¬
lehrer Steeg er, Dr. Hans Schmidt, Dr. Hans
Schneider, Prof. Dr. Thienemann, Prof. Dr. Voigt
und vom Verfasser. Ich bin Herrn Prof. Dr. Thiene¬
mann und vor allem Herrn Prof. Dr. Voigt zu großem
Dank verpflichtet für ihre Unterstützung bei der Durch¬
sicht und der Drucklegung der Arbeit, sowie Herrn Dr.
Schauß für die Bestimmung der Crustaceen.
Listen der Zooplanktonten.
Die in den Einzelfängen festgestellten Arten sind in
den Tabellen I— VIII (Taf. II u. S. 14) verzeichnet. Die
dort eingetragenen Buchstaben geben Aufschluß über das
häufige oder geringe Auftreten der Individuen. Es be¬
deutet: d = der Zooplanktont ist maßgebend im Plank¬
ton und nimmt eine dominierende Stellung ein; cc = er
tritt sehr häufig auf; c = häufiges, nur in ganz einzelnen
Fängen massenhaftes Auftreten; rc = mitunter häufig;
r = meist einzeln, aber den größten Teil des Jahres hin¬
durch auf tretend; rr = vereinzelt; rrr = ganz einzeln,
Das Zooplankton der Eifelmaare. y
bloß in einem oder nur in ganz wenigen Fängen des Jahres
festgestellt. Alle diese Angaben sind natürlich nur Schät¬
zungen.
Liste der Phytoplanktonten.
Anabaena flos aquae Breb.
Asterionelia formosa Hass.
A. gracillima Heib.
Ceratium hirundinella 0. 1 . M.
Conjungata spec.
Dinobryon sertularia Ehrbg.
Eudorina elegans Ehrbg.
Fragilaria capucina Desmar.
F. crotonensis Kitton.
F. vir es eens Ralfs.
Mastigophora spec.
Navicularia spec.
Oocystis spec.
Peridinium cinctum Ehrbg.
P. tabulatum CI. u. L.
P. spec.
Pleziro sigma attenuatum W. Sm.
Spiro gyrafaden.
Staurastrum gracile Ralfs.
Tabellaria fenestrata Kg.
T. flocculosa Kg.
Entwickelungsgang der Hauptformen des Zoo-
planktons
nebst morphologischen Bemerkungen usw.
In den Bestimmungstabellen von Brauer: „Die Sü߬
wasserfauna Deutschlands“ Heft 14 Rotatoria sind die
„Größendimensionen der typischen Anuraea cochiearis im
Mittel: Länge des Panzers 100 p, Länge der Mediandornen
35 p, des Hinterdornes 60 p.“ Alle Individuen, deren
Hinterdorn mehr als 60 p betrug, habe ich zu Anuraea
cochiearis var. macracantha gerechnet, weil beide loimen
ja zu derselben Reihe gehören und beide Winterfoimen
10
Georg* Schneider
sind. Der Hinterdorn war bei diesen Tieren fast oder
ebenso lang wie der Panzer, der in den meisten Fällen
unter 100 ju maß. Der längste Mediandorn, den ich maß,
hatte 33,6 ju ; meist schwankte er zwischen 24 ju und
28,8 u, blieb also sehr hinter dem Mittelwert zurück.
Die Daphne longispina var. hyalina, die allein in
allen Fängen auftritt, ist eine Zwischenform zwischen der
forma typica und der forma lacustris. Es ist dieselbe
Form, die ich in den westfälischen Talsperren des Sauer¬
landes gefunden habe.
Anuraea cochlearis habe ich immer im Hinblick
auf die Ausbildung der einzelnen Reihen beobachtet. Die
Entwickelung und Ablösung dieser einzelnen Reihen wird
in einem besonderen Abschnitt: „Die Cyclomorphose von
Anuraea cochlearis u behandelt werden.
Asplanchna priodont a. Nur bei wenigen Exem¬
plaren konnte festgestellt werden, daß es Asplanchna
priodonta war. Bei den meisten war eine genaue Be¬
stimmung infolge der Einschrumpfung nicht möglich. Es
wird sich aber wohl in allen Fällen um A. priodonta
handeln. Asplanchna ist eine ausgesprochene Spätsommer-
Herbst-Form. Vom Dezember bis März fehlt sie voll¬
ständig im Plankton. Im März tritt sie dann vereinzelt
auf, bleibt vereinzelt bis Ende August. Sprunghaft setzt
dann Ende August bis Anfang September die Hauptent¬
wickelung ein, die allmählich bis Ende November abfällt.
C onochilus unicornis tritt Anfang bis Mitte
April auf. Im Schalkenmehrener Maar bildet er Mitte
Mai ein Maximum, ist aber dann ganz plötzlich verschwunden.
In den übrigen Maaren dagegen nimmt Conochilus vom
April ab ganz allmählich zu und bildet ein Maximum in
seiner Entwickelung in den Monaten August bis Oktober,
Dieses Maximum differiert etwas in den einzelnen Jahren.
Im Winter fehlt Conochilus im Plankton.
Conochilus volvox. In dem F ang vom 1 5. April
1912 aus dem Schalkenmehrener Maar fand ich C. vol¬
vox, den ich an den 2 Tastern sicher erkannte, einzeln,
Das Zooplankton der Eifelmaare.
11
nicht in Kolonien; es kann auch möglich sein, daß infolge
der Konservierung die Kolonien zerrissen wurden.
Nothol ca longispina zeigt eine erhöhte Ent¬
wickelung in den Monaten Januar bis März-April, eine
etwas stärkere Entwickelung auch noch in den Monaten
August bis September. Langsam nimmt nach dem ersten
Maximum die Entwickelung bis zum Mai hin ab; von da
an tritt diese Art wieder etwas häufiger auf und bildet
das zweite kleinere Maximum im August Septembei. Dei
Abfall hierauf reicht bis zum November; von da an setzt
wieder eine Zunahme der Anzahl der Individuen ein. Die
Cyclomorphose von N. longispina wird in dem besonderen
Abschnitt über Cyclomorphose behandelt.
Nothol ca striata tritt nur im März und April
auf, aber bloß mit wenig Individuen; zu der übrigen Jahres¬
zeit fehlt sie vollständig.
Polyarthra platyptera. Bei Polyarthra konnte
ich eine reichere Entfaltung in der Zeit vom August bis
zum November konstatieren. Im April, wenigstens 1911,
trat sie nur ganz vereinzelt auf, während sie zu derselben
Zeit in einigen Talsperren des Sauerlandes ein Maximum
ausgebildet hatte. Im April und Mai 1912 findet man ja
auch mehr Individuen im Plankton. Polyarthra fehlt zu
keiner Jahreszeit. Ein Maximum haben auch A p s t e i n
und Burckardt verzeichnet, während Cohn und Am¬
berg sogar 3 Maxima fanden, ein Zeichen für die große
Mannigfaltigkeit im Entwicklungsgang dieses Rotators.
Triarthra longiseta hat zwei erhöhte Entfaltungen?
zunächst im April-Mai, ein zweites Mal im August-Sep¬
tember; die Maxima sind zwar in den verschiedenen Be¬
obachtungsjahren nicht gleich reich ausgebildet. Mitte
Januar tritt sie auf, stellt bald das Hauptkontingent in
den Fängen und erreicht das erste Maximum in den Mo¬
naten April-Mai. Im Juli ist Triarthra ganz vereinzelt;
die Entwicklung wird wieder stärker und führt zu einem
zweiten Maximum im August - September. Von da ab
wird die Art wieder seltener und ist im Dezember ganz
12 Georg' Schneider
verseil wunden. Zwei Maxima habe ich auch in den west¬
fälischen Talsperren des Sauerlandes gefunden, nur fallen
hier beide ein bis zwei Monate später wie in den Maaren.
Den eben beschriebenen Entwicklungsgang zeigt T. longi-
seta auch im Gemündener und Holzmaar. Im Weinfelder
und Pulvermaar wird nur das zweite, im Ulmener Maar
nur das erste Maximum ausgebildet. Bei. der morpholo¬
gischen Betrachtung fand ich, daß der Hinterdorn mehr
terminal wie ventral sitzt, ähnlich wie bei T. terminalis.
Die Vorderdornen sind aber gezähnt und* ungefähr vier¬
mal so lang als der Körper.
Ähnlich wie die Talsperren des Sauerlandes1) haben
auch die Eifelmaare nur eine geringe Planktonentwicke¬
lung.
Vergleich der einzelnen Maare.
Auf Grund ihrer hydrographischen und hydrobiolo-
gischen Eigenschaften hat Thienemann2) die unter¬
suchten Maare in drei Gruppen eingeteilt:
„I. Gruppe der tieferen Maare (Pulvermaar 74 m,
Weinfelder- Maar 51 m, Gemündener-Maar 38 m). Farbe
leergrün (Forel-yie- Skala VI bis X). Sichttiefe 5,5 m
bis 12 m. Tiefentemperatur: Maximum 5,2° C., Minimum
3,9° C., Schwankungsamplitude 1,3° C.
II. Gruppe der flacheren Maare (Schalkenmehrener
Maar 21 m, Holzmaar 21 m, Meerfelder Maar 17 m). Farbe
hellgrün bis braungrün (Forel-Ule-Skala XI bis XVII).
Sichttiefe 1,25 m bis 7 m. Tiefentemperaturen: Maximum
8° C., Minimum 2,5° C., Schwankungsamplitude 5,5° C.
III. Das Ulmener Maar (37 m) nimmt durch die
in seiner Tiefe entspringende Mineralquelle eine Sonder¬
stellung ein. In optischer Beziehung schließt es sich an
das Meerfelder Maar an: Farbe braungrün mit starker
*) Schneider, Das Plankton der westfäl. Talsperren des
Sauerlandes. Archiv f. Hydrobiologie u. Planktonkunde VIII,
1912.
2) Verh. d. Nat. Ver. Jg. 70, 1913. S. 300.
Das Zooplankton der Eifelmaare.
13
Beimischung von Gelb (etwa XVI bis XVIII der Foiel-
Ulc- Skala). Sichttiefe 1 bis 3 m.“
Wie Thiene mann nacbgewiesen hat, „zwingt die
Verschiedenheit der hydrographischen Verhältnisse zu einer
solchen Einteilung.“ „Diese Verschiedenheit der physi¬
kalisch chemischen Bedingungen muß natürlich auch eine
starke Verschiedenheit in der Hydrobiologie der verschie¬
denen Maartypen nach sich ziehen.“ Wie diese Ver¬
schiedenheit sich ausdrückt, kann man in den Tabellen
I _ VH (Taf. II) ersehen. Es ist dabei zu beachten, daß
sich für das Weinfelder und das Meerfelder Maar wegen
der bisher sehr wenigen Beobachtungen das Bild etwas
ändern kann. Hier sind die Zahlen aus 3 längen oezw.
1 Fang gewonnen, bei den übrigen Maaren dagegen aus
vielen Beobachtungen zu aden Jahreszeiten.
(Tabelle VIII siehe Seite 14)
Eine große Anzahl von Formen finden wir in allen
Maaren vertreten, wenn auch nicht in allen mit den gleichen
Mengen. Es sind das eben solche, die ihie besondeien
physikalisch-chemischen Lebensbedingungen in allen Maaren
finden. Daneben treffen wir aber auf Zooplanktonten,
die nur in einer der drei Gruppen allein auftieten odei
wenigstens in größeren Massen, während sie in den an¬
deren Gruppen eine untergeordnete Stellung einnehmen
oder ganz fehlen. Wir können demnach unter diesen Zoo¬
planktonten folgende Gruppierung vornehmen.
I. Gruppe. Tiere, die in allen Maaren auftreten:
Cyclops, Diaptomus gracilotdes , Ceriodaphnia , Chydorus
spJiaericus , Anuraea aculeata typicci , A. cochlearis, As-
plctnchna priodonta, Diurella stylata , Notholca longispina,
N. striata , Pedalion mirum , Polyarthra platyptera , Tri-
arthra longiseta.
II. Gruppe. Tiere, die nur oder vorwiegend in den
tiefsten Maaren auftreten: Diaphanosoma brachyurum,
Conochilus unicovnis , Mytilina macracantha.
Es fehlen hier vor allem: Leptodora hyalina, Ca-
thypna luna, Colurella lepta, Conochilus volvox , Mo-
14
Georg Schneider
Tabelle VIII.
Schalk.
Maar
t
■ f-
«
o o:
i-H C
'rj s-
S «
L .
Jl; «
? e
— M
’s
CD ct
Gemünd.
Maar
i
Ulmener
Maar
Leptodora hycilina Lillj.
rrr
—
—
—
—
—
Cyclops
rrr
—
rr
C
rr
c
rr
Diaptomus gracilo'ides Lillj.
cc
cc
cc
d
cc
d
cc
Bosmina longirostris Lillj,
cc
c
r
I —
—
rrr
c
Cerioclaphnia spec.
r
cc
c
c
c
rc
d
Chydorus [sphaericus] 0. F. Müll.
rrr
—
—
1 —
rrr
—
rrr
Daphne longispina var. hyalina O.F.M.
cc
r
- —
rrr
rc
—
rc
Diaphanosoma brachyurum Liev.
rrr
—
cc
rr
cc
—
Anuraea aculeata typica Ehrbg.
rrr
rc
—
I rrr
_
rrr
rc
Anuraea cochlearis Laut.
d
c
cc
cc
c
c
d
Asplanchna priodonta Gos-e
rrr
rrr
r
r
rc
r
Brachionus angularis var. bidens
Plate
_
rrr
rc
Cathypna luna 0. F. Müll.
rrr
rrr
— -
—
_
—
—
Golurella, lepta Gosse
rrr
—
—
—
-
—
—
Conochilus unicornis Rouss.
r
—
—
V
c
c
rc
r
Conochilus volvox Ehrbg.
rrr
—
—
—
—
—
Diurella stylata Eyferth
rr
r
rc
rr
rr
rr
r
Monostyla lunaris Ehrbg.
rrr
—
—
—
_
—
—
Mytilina macracantha Gosse
—
—
—
rrr
_
—
- —
Notholca longispina Kellic.
c
c
—
r
rc
c
c
Notholca labis Gosse
rrr
—
— I
—
_
—
~ —
Notholca striata Ehrbg.
rr
rrr
—
—
rrr
—
rr
Pedalion mirum Huds.
—
rc
—
—
rrr
rc
r
Polyarthra platyptera Ehrbg.
c
c
rc I
c
c
r
rc
Pterodina mucronata Gosse
—
—
— I
—
_
—
rrr
Rattulus capucinus Wierz u. Zach.
—
rrr
— 1
rr
rr
r
rr
Rattulus longiseta Schrank
rrr
—
—
rrr
—
—
—
iSynchaeta [pectinata] Ehrbg.
rrr
—
— 1
—
—
—
rrr
Triarthra longiseta Ehrbg,
cc
c
— 1
rc
rc
rc
cc
Tintinidium fluviatile St.
—
i
— 1
—
—
—
rrr
Das Zooplankton der Eifelmaare.
15
nostyla lunaris, NothoUa labis , Pterodina mucronata ,
Synchaeta , Tintinidium fluviatile.
III. Gruppe. Tiere, die nur oder vorwiegend in den
flacheren Maaren auftreten: Bosmina longirostris, Lepto-
dora hyalina , Cathypna luna , Colurella lepta , Conochilus
volvox , Monostyla lunaris, Nothqlca labis.
Es fehlen vor allem: Diaphanosoma brachyurum,
Brachionus angularis var. bidens, Mytilina macracantha,
Pterodina mucronata , Tintinidium fluviatile.
IV. Gruppe. Tiere, die nur oder vorwiegend in
dem Ulmener Maar auftreten: Brachionus angularis var.
bidens, Pterodina mucronata, Tintinidium fluviatile.
Es fehlen: Diaphanosoma brachyurum , Leptodora
hyalina, Cathypna luna, Colurella lepta, Conochilus
volvox , Monostyla lunaris, Mytilina macracantha, No -
tholca labis, Rattulus longiseta.
Vielleicht beeinflußt die verschiedene Tiefe beider
Maargruppen — das Ulmener Maar nimmt eine Sonder¬
stellung ein — in bestimmter Weise dieser Verteilung.
Leider sind nur im Schalkenmehrener Maar Fänge aus
1 m und 15 m Tiefe gemacht worden. Wir können nun
aus der Tabelle des Schalkenmehrener Maares (Tab. I)
folgendes ersehen: Conochilus unicornis , ein Hauptver¬
treter der tiefsten Maare, hat das Maximum der Entfal¬
tung in 15 m Tiefe. Die den tiefsten Maaren fehlenden
Formen treten dagegen besonders in höheren Wasser¬
schichten auf, so z. B. Cathypna luna in 0 m, Notholca
labis in 1 m. Ob die in den flachen Maaren vor allem
fehlenden Formen sich als Tiefentiere hier wegen der zu
geringen Tiefe nicht entwickeln können, läßt sich aus der
Tabelle nicht ersehen. Einfluß auf die Entwickelung der
Plänktonten werden auch die Temperaturschwankungen
haben; die Bewohner der flacheren Maare werden eher
die großen Schwankungen in der Temperatur vertragen
können als die Bewohner der tieferen Maare. Vor allem
werden die chemischen Unterschiede der 3 Maargruppen
16
Georg' Schneider
auch die Besiedelung beeinflußt haben. Sie werden die
einen Formen in ihrer Entwickelung begünstigt haben,
andere dagegen nicht zur Entfaltung haben kommen lassen.
T h ien em an n gibt in seinen „Physikalischen und chemischen
Untersuchungen in den Maaren der Eifelu Teil II1) folgende
chemischen Unterschiede zwischen Gruppei (tiefere Maare)
und Gruppe II (flachere Maare) an: „Auch bei ausge¬
prägter thermischer Schichtung ist bei den Maaren der
Gruppe I eine Verschiedenheit im Salzgehalt des Ober¬
flächen- und Tiefenwassers nicht nachweisbar. “ „Maar¬
gruppe I: Epilimnion und Hypolimnion sauerstoffreich.
Gleichmäßige geringe Abnahme des Sauerstoffes von der
Oberfläche bis zur Tiefe des Hypolimnions ; keine Änderung
der Abnahme im Gebiete der Sprungschicht. Sauerstoff¬
minimum der Tiefe = 73,1 °/0 der Sättigung oder 6,4
ccm 02 pro Liter.“
Für die Gruppe II der Maare dagegen gilt: „Die
Maare der Gruppe II zeigen bei thermischer Stratifikation
auch eine saline Schichtung, derart, daß der Salzgehalt
des Tiefenwassers stets größer ist als der des Oberflächen¬
wassers.“ „Epilimnion sauerstoffreich, Hypolimnion sauer¬
stoffarm. Im Epilimnion ganz geringe Abnahme des Sauer¬
stoffgehaltes bis zur Sprungschicht, von da an plötzlich
sehr starke Abnahme. Sauerstoffminimum der Tiefe =
8,8 °/0 der Sättigung oder 0,74 ccm 02 pro Liter.“
Ebensowenig wie große Temperaturschwankungen
können die Bewohner der tieferen Maare starke Sauer¬
stoffabnahme nach der Tiefe zu und geringen Sauerstoff¬
gehalt in der Tiefe vertragen. „Die Eigenart des Tier-
und Pflanzenlebens der verschiedenen Seen ist auch in
hohem Grade abhängig von den Besonderheiten in der
Sauerstoffverteilung ihrer Lebensräume.“
1) Verhandlungen des Naturhist. Ver. d. pr. ßheinl. und
Westf. Jg\ 71, 1914, S. 280 ff.
Das Zooplankton der Eifelmaare.
17
Cyclomorphose von Anuraea cochleciris und
JVotholca longispina.
Nach den grundlegenden Arbeiten von Lauterborn1)
wurde Anuraea cochlearis mit Rücksicht auf ihre Cyclo¬
morphose beobachtet. Die Mehrzahl der Beobachtungen
stammen wieder aus dem Schalkenmehrener Maar; die
Beobachtungen aus den übrigen Maaren bilden nur Er¬
gänzungen hierzu. In den Tabellen I — VII (Tafel II)
sind schon (in Tabelle I mit weiterer Differenzierung) die
von Lauterborn aufgestellten Reihen [macracantha-
typica-tecta- Reihe, hispida- Reihe und irr egularis- Reihe]
unterschieden worden. Formen aus der robusta-G ruppe
wurden in keinem Maar gefunden. Lauterborn hält
die var. robusta für eine Form „flacher künstlich ange¬
legter, nicht sehr tiefer, durch Wuchern von Wasserpflanzen
von Jahr zu Jahr mehr eingeengter Gewässer von relativ
bescheidenem Umfang und mit steil abfallenden Uferwänden u,
die Varietäten tecta , hispida und irregularis dagegen für
Formen „natürlicher Gewässer von ziemlicher Tiefe, aber
doch mit seichten Ufern, alle mit freier Wasserfläche,
ohne bedeutende Unterbrechungen durch flutende Wasser¬
pflanzen.“ Unsere Ergebnisse stimmen hiermit überein, da
ja die Maare auch natürliche Gewässer von größerer
Tiefe mit freier Oberfläche sind. Dementsprechend sind
nur var. tecta , var. hispida und var. irregularis vertreten.
Die Namen macracantha, connectens, angulifera usw. sind
im Sinne Lauterborns gebraucht. Innerhalb der einzelnen
Reihen wurde nun folgender Entwickelungsgang lestgestellt.
1. Die mäcracantha-typicci'-tecta-T&eihQ-
Diese Reihe [Tabelle I] ist verhältnismäßig schwach
ausgeprägt und hat immer nur wenige Vertreter im Plank-
1) Lauterborn. Der Formenkreis von Anuraea coch-
earis. Ein Beitrag' zur Kenntnis der \ ariabilität bei Rotato-
rien. Verh. d. Naturhist. med. Ver. zu Heidelberg. N. F. Bd. 6,
1900, Bd. 7, 1903.
Verh. d. Nat.Ver. Jahrg LXXVIT. 1920.
2
18
Georg Schneider
ton. Besser noch als aus Tabelle I erkennt man den
Entwickelungsgang aus den folgenden Kurven. (Fig. 1 u. 2.)
Var. macracantha , deren Entwickelung Fig. 2 anzeigt,
tritt im Plankton auf im August-September. Vom Sep¬
tember bis März hat die Kurve scheinbar 2 Maxima. Das
Wiederaufsteigen der Kurve im Mai ist durch das Auf¬
treten leerer Gehäuse in grösseren Mengen bewirkt, lebende
Individuen waren nur selten; das Maximum im Mai muß
Fig. 1. Anuraea cochlearis typica. Schalkenmehrener Maar.
— - Ith . 15 m Tiefe.
III IV V VI VII VIII IX X XI XII
19Ü '
I_ II III IV- V VI VII
1912
Mg. 2. Anuraea cochlearis var. macracantha. ^Schalken-
mehrener Maar. - — lm . 15 m Tiefe.
also außer Betracht bleiben. Es will mir nun scheinen, als
ob das Abfallen der Kurve Ende Oktober nicht hervor¬
gerufen sei durch ein absolutes Zurückgehen von Anuraea
cochlearis var. macracantha , sondern durch ein relatives
Zurückgehen im Vergleich zu den mitauftretenden Plank-
tonten. Gerade in dieser Zeit beginnt ja eine starke Ent¬
wickelung von j Diaptomus, Daphne und Nauplien. Durch
das starke Hervortreten der Mitplanktonten wurde Anu-
Das Zooplankton der Eifelmaare.
19
raea etwas ans dem Gesichtskreis verdrängt, blieb aber
in gleicher Stärke wie bisher. Vermutlich hat also die
macraccintlia- Kurve in dieser Zeit nur ein breites Maxi¬
mum und zwar früher als die Kurve der var. typica
(Fig. 1), die ein ausgesprochenes Maximum Ende Januar
hat. Vergleichen wir einmal die Temperaturen zu diesen
Zeiten im Schalkenmehrener Maar:
IX. Temperaturen im Schalkenmehrener Maar.
Aus Thiene mann: Physik, u. chem. Unters, in d. Maaren
der Eifel.
Datum
1 m
Tiefe
15 m
Tiefe
Datum
1 m
Tiefe
15 m
Tiefe
JO.
VUI.
11
24,2°
5,5°
16.
I.
12
2,5°
2,70
30.
VIII.
11
20°
6°
21.
II.
12
2,0°
2,0°
16.
IX.
11
17,50
6°
7.
III.
12
4,1°
4,0°
29.
IX.
11
15°
5,6°
18.
III.
12
4,1°
4,1°
17.
X.
11
11°
5,7°
15.
IV.
12
6,0«
5,6»
2.
XI.
11
8,5°
5,3°
19.
V.
12
13,9°
6,4°
15.
XI.
11
6,6°
6,6°
17.
VI.
12
15,5°
6,5°
16.
XII.
11
4.5°
4,5°
3.
X.
12
10,2°
7,75°
Im Oktober - Dezember ist es noch wärmer als im
Januar-Februar. Trotzdem tritt im Oktober-Dezember var.
macracantha mehr hervor, im Januar-Februar dagegen
mehr die var. typica. A. cochlearis , eilt also in ihiem
Entwickelungsgang den Änderungen der Temperatm voian.
Daß aber allgemein im Winter langdornige, im Sommer
kurzdornige Individuen auftreten, geht aus folgenden
Tabellen hervor:
(Tabelle X und XI siehe folgende Seiten)
Vom 15. April 1912 bis 19. Mai 1912 erfolgte der
große Temperatursprung in 1 m Tiefe von 6° auf 13,9°,
in 15 m Tiefe nur von 4,1° auf 5,6°. Bei den Anuraeen
aus 1 m Tiefe geht der Hinterdorn von 74,4 auf 67,2 p
zurück. Dabei ist der große Wert von 67.2 p noch be-,
dingt durch viele leere Gehäuse mit großem Hinterdoin ;
die lebenden Exemplare haben nur 60 p. Der Temperatur-
20
Georg Schneider
X. Mittelwerte der Dimensionen des Panzers von
Anuraea cochlearis (macracantha-typica-tectaAZzihz).
AJle Größen in |u.
Datum
Länge des
mittleren
Vorder-
dornes
Länge des
eigent¬
lichen
Panzers
Länge des
Hinter-
dornes
4.
III.
11
32
100
1
72
2.
XI.
1 1
14,4
96
60
15.
XI.
11
20,8
92,8
69.6
16.
XII.
11
24
90
67,2
16.
I.
12 (1
m)
28,8
96
76,8
21.
Iß
12 (1
m)
25,6
91,2
64
Schalken-
7.
III.
12
27,8
95,1
63,9
> mehrener
18.
III.
12 (1
m)
27,3
97,9
65,3
Maar
15.
IV.
12 (1
m)
28.2
104,4
74,4
19.
V.
12 (l
i' )
24,8
95,2
67,2*)
17.
VI.
12 (1
m)
25,6
GO
50,4
3.
X.
12
19,2
84
60
6.
IV.
13
26,4
92,4
57,6
29.
VIII.
12
21,6
91,2
67,2
5.
X.
12
24
88,8
55,2
Holznaar
7.
IV.
13
22,8
94,8
64,8
31.
VIII.
11
16,8
81,6
52,8
8.
III.
12
25,2
91,2
60
Pulvermaar
8.
IV.
12
28,8
96
72
7.
III.
12
23,2
99,2
62,4
1 Gemündener
11.
IV.
13
26,4
91,2
57,6
f Maar
5.
III.
12
25,6
106,4
71,2
Ulmener
5.
IV.
13
24,8
102,4
68,8
Maar
erb ö hung von 7,9° entspricht also ein Kleinerwerden des
Hinterdorns um 14,4 p. In 15 m Tiefe bleiben dagegen
große Hinterdornen auch bei den lebenden Exemplaren.
Also können wir schließen: bei tiefen Temperaturen (im
Winter, bis in den Sommer hinein in 15 m Tiefe) große
Hinterdornen, bei hohen Temperaturen kleinere. Ein gänz-
1)'Die größeren Formen dieses Fanges waren leere Schalen,
deshalb so hohe Werte.
Das Zooplankton der Eifelmaare.
21
XI. Mittelwerte der Dimensionen des Panzers von
Anuraea cochlearis (mdcracantha-typica-iecta- Reihe).
Alle Größen in p.
Schalkenmehrener Maar. Fänge aus 15 m Tiefe.
Datum
Länge des
mittleren
Vorderdornes
Länge des
eigentlichen
Panzers
Länge des
Hinterdornes
16. XII. 11
24
81,8
57,6
16. I. 12
24
91,2
74,4
21. II. 12
28,8
92,4
69,6
18. III. 12
26,4
100,8
69,6
15. IV. 12
28
104
75,2
19. V. 12
21,6
101,6
86,4 l)
17. VI. 12
28,8
81,6
55,2
liches Verschwinden der Hinterdornen haben wir nicht
beobachtet. Der kleinste gemessene betrug 43,2 p am
17. Juni 1912 in 1 m Tiefe. Die Messungen der übrigen
Maare, in denen nur wenige Exemplare gemessen wurden,
stimmen mit denen des Schalkenmehrener Maares überein.
Die Maße des Panzers und mehr oder weniger auch
die der Mediandornen laufen denen des Hinterdorns
parallel. Besseren Einblick gewinnt man aus den folgen¬
den drei Kurven, in denen auf der Abscissenachse die
Zeit, auf der Ordinate die Maße in p angegeben sind.
In Fig. 3 erkennt man deutlich die Gipfel der Kurven
zur kälteren Jahreszeit, das Fallen beim Steigen der
Temperatur. Die Kurve für die Maße des Panzers läuft
fast genau der für den Hinterdorn parallel. Auch die
Kurve für die Mediandornen passt sich den anderen an.
Auf Fig. 4, welche die Verhältnisse in 15 m Tiefe
angibt, liegt vor allem die Kurve des Hinterdornes mehr
nach oben — also größere Hinterdornen — und nach rechts
verschoben gegenüber der Kurve in 1 m Tiefe. Es muß
ja so sein, da in 15 m Tiefe kältere Temperaturen herr¬
schen und auch länger nachwirken als in 1 m Tiefe.
1) meist leere Gehäuse.
Aus der Kurve Fi g. 5 erkennt man sofort die Ab¬
hängigkeit zwischen der Ausbildung des Hinterdornes und
den Temperaturänderungen. Die ausgezogene Kurve gibt
die Maße des Hinterdornes im Schalkenmehrener Maar in
Fig. 3. Kurven der Mittelwerte der Dimensionen des Panzers
von Anuraea cochlearis {macracantha-typica-tecta- Reihe)
im Schalkenmehrener Maar in 1 m Tiefe.
P = Länge des eigentlichen Panzers; H. D. = Länge des
Hinterdorns; V. D. = Länge des Vorderdorns.
Im — siehe Kurve Fig. 3 — die gestrichelte gibt die
Temperaturen ebenfalls in 1 m Tiefe im Schalkenmehrener
Maar. Nur muß man, wie man an der Skala am Ordi-
natenrand sieht, die Temperaturen von oben nach unten
Das Zooplankton der Eifelmaare.
23
lesen. Das wurde deshalb so gemacht, um das Parallel¬
laufen der Kurven deutlich hervortreten zu lassen. Zur
Zeit der niedrigsten Temperaturen haben wir gioße, zui
Zeit der hohen Temperaturen kleine Hinterdornen. Gleicli-
Fig. 4. Kurven der Mittelwerte der Dimensionen des Panzern
von Anuraea cochlearis (macracantha-typica-tecta-l&Q ihe)
im Schalkenmehrener Maar in 15 m Tiefe.
P. = Länge des eigentlichen Panzers; H. D. = Länge des
Hinterdorns; V. D. = Länge des mittleren Vorderdorns.
zeitig mit dem Emporschnellen der Temperaturen geht ein
starkes Kleinerwerden der Hinterdornen. Wir sehen also,
wie fein Anuraea cochlearis auf die Temperaturänderungen
reagiert.
24
Georg* Schneider
2. Die Irregularis- Reihe.
Lauterborn stellt in dieser Reihe folgende Glieder auf :
forma connectens , den Übergang zu var. macracantha ver¬
mittelnd (Lauterborn, Verh. d. Nat.-med. Ver.
Heidelberg N. F. ßd. 6, Taf. X, Fig. 15 — 16)
f. angulifera mit der fortschreitenden winkeligen Knickung
des medianen Kieles (Fig. 17 — 18)
var. irregularis mit der scheinbar neuen Platte x (Fig. 19)
f. ecaudata ohne Hinterdorn (Fig. 20).
80 p
75 p
70 jli
65 |u
60 p
55 p
50 |u
45 p
40 p
/
•
\
/
/
t
\
/
/
/
V"
\
\
/
- 4—
\
T'
\
✓r
s
*
t
t
. N.
✓
✓
\ \
s ✓
<✓
✓
HD
1
00
. 2«
40
60
8°
100
120
14 0
160
l- 1. l. l. l. l. 1. 1. l. l. i. l. i.
X. XI. XII. I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X.
1911 1912
Fig. 5. Kurven der Temperatur (T) und der Länge des Hinter-
dorns (H. D.; von Anuraea cochlearis ( maracantha-typica -
tecta-Reihe). Die Werte der Temperatur sind von oben
nach unten aufg'etragen, die Größen des Hinterdorns von
unten nach oben.
In gleicher Weise habe ich connectens, angulifera
und irregularis auseinander gehalten; f. ecaudata habe
ich nie beobachtet. Die Tabelle I bringt den Entwickelungs¬
gang dieser Formen im Schalkenmehrener Maar. Gegen¬
über angulifera und irregularis tritt connectens in den
warmen Monaten in großen Mengen auf. Eine bessere
Übersicht gewinnt man wieder aus den Kurven Fig. 6 — 8.
Anz. der Individuen Anzahl der Individuen. Anzahl der Individuen
Da* Zooplankton der Eifelmaare.
25
Da ich die Verhältnisse in 1 m und in 15 m Tiefe
bringen wollte, konnte ich die Kurven der 3 Formen nicht
1
/
F
V
'T
T
*
X
X
1
K'
s
'
\
k
t
- *
p
\
F
—
L
i
/
/
L-~t
r
'
V
\-i
/
III IV v VI VII VIII IX X XI XII I II III IV V VI VII
1911 1912
Fio*. 6. Anuraea cochlearis var. irregularis f. connectens.
Schalkenmehrener Maar. — - lm . 15 m Tiefe.
Fig. 7. Anuraea cochlearis var. irregularis f. angulifera.
Schalkenmehrener Maar. - lm . 15 m Tiefe.
Fig. 8. Anuraea cochlearis var. irregularis.
Schalkenmehrener Maar. - - 1 m . 15 m Tiefe.
in einer Figur verarbeiten; sie wäre wegen der vielen
Linien zu unübersichtlich geworden. Man erkennt auch
26
Georg Schneider
so ohne weiteres folgenden Entwickelungsgang der ir-
regularis-Rz ihe: F. connectens ist nie ganz aus dem Plank¬
ton verschwunden, kommt allerdings in den Frühlings¬
monaten März bis Mai nur vereinzelt vor. Hier beginnt
wohl die Ableitung von var. mcicracantha. Im April tritt
f. connectens sehr schnell im Plankton hervor, sodaß sie
im Mai schon eine häufige Planktonform ist. Das Ver¬
halten der Kurve für 15 m Tiefe scheint ein schwaches
Zurückgehen der f. connectens im Juli-August anzuzeigen.
Hier tritt dann plötzlich f. angulifera als eine das Plank¬
ton beherrschende Form auf. Ebenso schnell wie sie auf-
tritt, verschwindet sie auch wieder — die Kurve steigt
steil an und fällt steil ab; f. angulifera ist also nur eine
Zwischenform, die schnell durchlaufen wird. Nach f.
angulifera tritt var. irregularis im Plankton hervor, doch
nicht in solchen Mengen. Nun setzt der Rücklauf in der
irregularis- Reihe wieder ein. Nach Lauterborn muß
die Entwicklung über f. angulifera zurück zur f. connectens
schreiten. Aus unsereren Kurven ergibt sich nicht mit
Klarheit, ob die f. angulifera noch einmal auftritt, da
ein zweites Maximum der Kurve fehlt — vielleicht ist es
schwach angedeutet. Unsere Kurve schließt aber diesen
Gang nicht aus. F. angulifera verschwindet fast gleich¬
zeitig mit var. irregularis aus den Fängen. Die Rück¬
entwickelung von var. irregularis über f. angulifera zur
f. connectens muß also sehr schnell erfolgen. Jedenfalls
tritt aber nach var. irregularis wieder f. connectens auf.
Wir haben also auch wie Lauterborn folgenden Ent¬
wickelungsgang in der irregularis- Reihe : F. connectens —
f. angulifera — var. irregularis — [f. angulifera] — f. connec¬
tens. F. connectens leitet dann wieder zu macracantha
über. Die Mitte dieser Entwickelung fällt in die Zeit vom
August bis Oktober. Am 21. Februar 1912 wurden von f.
connectens fast nur leere Gehäuse beobachtet. Die Kurve,
die ja die Verhältnisse der lebenden Tiere wiedergeben
soll, wird also in Wirklichkeit schon vom Januar an steil
abfallen. Die Kurve für die Verhältnisse in 15 m Tiefe
Das Zooplankton der Eifelmaare.
27
äuft der Kurve für die Tiefe von 1 m ungefähr parallel;
die Verhältnisse sind also in beiden Tiefen die gleichen.
Die Entwickelung der irregularis- Reihe in den übrigen
Maaren stimmt mit der Entwickelung im Schalkenmehrener
Maar überein, soweit das eben aus den wenigen Fängen
hervorgebt. Die physikalisch-chemischen Unterschiede
/.wischen den einzelnen von Thienemann aufgestellten
Gruppen von Maaren rufen also, soweit man das aus den
wenigen Fängen der übrigen Maare sehen kann, keine
Unterschiede in der Entwickelung der irregularis-Re ihe
hervor. In allen Maaren tritt sie mit gleichem Entwicke¬
lungsgang und auch in durchweg gleicher Stärke auf.
In den einzelnen Jahren wechselt die Entfaltung dei
Reihe sehr; in dem einen Jahre ist sie verhältnismäßig
stark entwickelt, verschwindet aber fast in andeien Jahien.
Hier werden wohl* die Ernährungsverhältnisse von aus¬
schlaggebender Bedeutung sein.
Wie schon gesagt, wurde die f. ecciudatci , also ein
gänzliches Verschwinden des Hinterdornes, nicht beobachtet.
Wohl aber konnte ich ähnlich wie in der macracantha
typim—tecta- Reihe ein Kleiner werden des eigentlichen
Panzers sowie der Mediandornen und des Hinteidoines
feststellen. Ich habe nur einzelne Messungen ausgeführt,
Hinterdorn
70.8 p
58.8
72
die folgende Ergebnisse hatten:
Datum Mediandornen Panzer
19. V. 12 26,4 p 100,8 p
17. VI. 12 24 84
6. IV. 13 26,4 100,8
Die Zahlen sind Mittelwerte aus einigen Messungen und
stammen aus den 1-m-Fängen des Schalkenmehrener Maaies.
Bei den iw egulavis geht der Hinterdorn weitei bis 55,2 p
zurück.
In der Ausbildung der accessorischen Platte x (S. 28,
Fig. 9, 10) zeigt sich auch ein bestimmter Entwickelungs¬
gang. Sie wird ja dadurch gebildet, daß der „Kreuzungs¬
punkt41, d. h. der Schnittpunkt des Kieles mit den Iren
nungsleisten der vorderen und hinteren Carinalplatten, in
28 Georg: Schneider
eine von links oben nach rechts unten verlaufende Linie
ausgezogen wird. Der zwischen den vorderen Carinal¬
platten verlaufende Teil des Kieles erfährt dann weiter
eine Knickung und von dieser Knickung aus bildet sich
eine neue Leiste nach rechts unten, die von der rechten
vorderen Carinalplatte die accessorische Platte abschneidet.
Lauterborn (a. a. 0. N. F. Bd. 6, S. 432) gibt eine
RS_9 riS10 Fig. 9.
Entstehung der acces-
sorischen Platte bei
Anuraea cochlearis
var. irregnlaris.
Fig. 10.
Schema, f. Frontal-
platte. lcj, rci linke
und rechte vordere
Carinalplatte. lc2, rc2
linke und rechte hin¬
tere Carinalplatte, la
rechts an x anschlies¬
sende Lateralplatte,
x accessorische Platte.
Fig. 11.
A. cochl. var. irreg.
vom 30. VIII. 11 mit ge¬
teilten hinteren Cari¬
nalplatten.
Fig. 12.
A. cochl. var. irreg.
nach Lauterbörn(Verh.
Nat.-med. Ver. Heidel¬
berg N.F. Bd.6. Taf.X.,
Fig. 16). Knickung des
Kieles nach links-vorn.
Fig. 13.
A. cochl. var. irr eg.
Knickung des Kieles
nach rechts. Meerfel¬
der Maar 14. VIII. 11.
Fig. 14 a, b.
Desgl. Pulvermaar.
15. VIII. 11.
a vom Rücken,
b von der Seite.
schematische Darstellung der allmählichen Plattenverschie¬
bung auf dem dorsalen Panzer von Anuraea cochlearis
beim Übergang in die var. irregnlaris. In dieser Darstel¬
lung trifft die accessorische Platte gleich in ihrer ersten
vollständigen Ausbildung^mit breiter Basis die rechts an¬
schließende Lateralplatte. Wir können aber hier zwischen
die Figuren e und f des Lauterborn sehen Schemas
einige Glieder Zwischenschalten (Fig. 9). Die neu ent-
Das Zooplankton der Eifelmaare.
29
stehende Leiste trifft zunächst die Trennungsleiste der
rechten vorderen und hinteren Carinalplatten (Fig. 9, 1— III)
Dieser Schnittpunkt schiebt sich weiter, nach rechts (Fig.
9, IV) und fällt auf die Abgrenzungsleiste der rechts an¬
schließenden Lateralplatte. Schließlich verschiebt sich die
entstandene Leiste weiter nach oben, sodaß nun die
accessorische Platte die rechts anschließende Lateralplatte
mit breiter Basis berührt (Fig. 9, V) und die Fig. f des
Lauterborn sehen Schemas entsteht. Diese Zwischen¬
glieder sind nicht „nur morphologisch konstruiert“, sondern
sie folgen, wie aus den nachstehenden Angaben hervor¬
geht, auch zeitlich aufeinander.
Anuraea cochlearis var. irregularis (Fig. 9, Gruppe I — V)
aus dem Schalkenmehrener Maar.
I. 15. XI. 11. 1ml Exempl. 16. XII. 11. 1ml Exempl.
II. 10. VIII. 10. rr. 19. V. 12. 1 m rrr.
18. VII. 11. 1 m rr. 15 m rrr.
10. VIII. 11. 1 m rr. 3. VIII. 13. r.
15 m rr.
12. VIII. 10. rr (Fig. b) 2. XI. 11. 15 m rr (Fig. a)
18. VII. 11. 15 m rr ( „ b) 15. XI. 11. Im r ( „ a,b)
10. VIII. 11. r ( „ b) 15 m rr ( „ a)
30. VIII. 11. r ( „ b) 16. XII. 11. 1 m rr ( „ a)
16. IX. 11. 0 m rr ( „ b) 17. VI. 12. 1 m r ( „ b)
29. IX. 11. 0 m r ( * a) 15 m rrr ( „ b)
15 m rc ( „ b,c) 3. X. 12. rrr ( „ b)
18. X. 11. 1 m rc ( „ b) 3. VIII. 13. r ( „ b)
7. VIII. 10. rr (Fig. a) 16. IX. 11. 15 m r (Fig. a)
10. VIII. 10. rr ( „ a) 29. IX. 11. 0mrr(„ a)
18. VII. 11. 1 m rr ( „ a) 15 m rr ( „ a)
15 m rr ( „ajb1) 18. X. 11. 1 m rr ( „ a)
18. VIII. 11. r ( „ a) 2. XI. 11. 0 m rr ( „ ä)
30. VIII. 11. r ( * a) 3. X. 12. 1 Expl. ( „ a)
16. IX. 11. 0m r( „ a^1) 3. VIII. 13. r( „ a)
V. 18. VII. 11. 15 m rr. 10. VIII. 11.
1) Bei diesen war die accessorische Platte fast quadrat¬
förmig, nicht in eine Spitze ausgezogen wie bei den übrigen.
30
Georg1 Schneider
Die fünf Gruppen treten demnach in folgender Reihen¬
folge auf: Gruppe II Ende Mai— Juli (Anfang August).
Gruppe III Juni— August. Gruppe IV Juli— August.
Gruppe V Juli— August. Gruppe IV September— Oktober.
Gruppe III Ende September— November (Dezember). Gruppe
II Oktober. Gruppe 1 November— Dezember. Die Gruppe I
wurde zeitlich vor der Gruppe II nicht beobachtet. Es
ist aber anzunehmen, daß sie auch vor. der Gruppe II auf-
tritt ; weil die Entwickelung sehr schnell voraneilt und die
Fänge im Vergleich dazu etwas weit auseinander liegen,
wurde sie wahrscheinlich nicht gesehen. Die Vorwärts¬
entwickelung von Gruppe I bis V erfolgt sehr schnell, die
Rückbildung von Gruppe V bis I bedeutend langsamer.
Die accessorische Platte hat keine streng festliegende
Gestalt, sondern tritt in verschiedenen Formen auf und
diese wiederum von kleinen bis großen Ausmessungen
(Eig. 9). Gegenüber Lauterborn wurde ein Wachsen
der accessorisehen Platte, nachdem die breite Berührungs¬
basis mit der rechts anschließenden Lateralplatte her¬
gestellt ist, nicht beobachtet. Es werden von Anfang
an kleine und größere Platten ausgebildet. In den übrigen
Maaren wurden dieselben Veränderungen beobachtet' wie
im Schalkenmehrener Maar.
Laute rborn erwähnt noch, daß parallel mit der
allmählichen Einschiebung der accessorisehen Platte eine
Vermehrung der Platten laufe. Wir haben ebenfalls diese
Vermehrung beobachtet. Durch eine Leiste, die senkrecht
zum Kiel läuft, werden die hinteren Carinalplatten geteilt
und so die Anzahl der Platten um 2 vermehrt (Fig. 11).
Die Ausbildung dieser Leiste geht der Knickung des Kieles
voraus und erfolgt also vor dem Übergang von f. connectens
zur f. angulifera. Diese Leiste wächst weiter über die
hinteren Carinalplatten .nach außen hinaus und teilt auch
den Marginalsaum.
Eine morphologische Eigentümlichkeit bei der var.
irregularis sei noch angeführt. Lauterborn gibt an.,
daß die Knickung des Kieles zwischen den vorderen
Das Zooplankton der Eifelmaare.
31
Carinalplatten ausnahmslos nach vorn links erfolgt. (Fig. 12).
Auch wir haben fast allgemein diese Linksabweichung
beobachtet. Nur in 4 Fängen sahen wir ganz vereinzelte
Gehäuse, welche die Abweichung des Kieles nach vorn
rechts zeigten, nämlich im Schalkenmehrener Maar am
17. Juni 1912 in 15 m Tiefe, im Holzmaar am 5. Ok¬
tober 1912, im Meerfelder Maar am 14. Juli 1911 (Fig.
13) und im Pulvermaar am 15. August 1911 (Fig. 14).
Die Gehäuse sind nicht etwa von unten gezeichnet, sondern
von oben. Die Anordnung der Areolen und Stacheln ist
dieselbe wie bei Laute rborn big. 16.
3. Die hispida- Reihe.
Eine Entwickelungsreihe für die var. hispida läßt
sich nicht aufstellen, da sie nur in 4 Fängen auftrat und
zwar im Schalkenmehrener Maar am 10. August 1910 unc
3. August 1913, im Holzmaar am 6. August 1913 und im
Weinfelder Maar am 8. August 1913. In diesen Fängen
ist var. hispida nur mit ganz wenigen Individuen vertreten.
Man kann also aus dem Fehlen von var. hispida in den
übrigen Maaren und in den Augustfängen im Schalken¬
mehrener Maar in den Jahren 1911 und 1912 keine Schlüsse
ziehen. Vielleicht war hier var. hispida vorhanden, aber
so vereinzelt, daß sie in den untersuchten Wasseipioben
nicht vorkam. Jedenfalls ist var. hispida eine ausge¬
sprochene Sommerform, da sie nur im August beobachtet
wurde.
Ursachen der Variation von Anuraea cochlearis.
Durch das Aufstellen der verschiedenen Reihen von
Anuraea cochlearis ist die Allgemeinübersicht etwas ei-
schwert. Aber man erkennt doch unschwer aus den Ent¬
wickelungskurven innerhalb der einzelnen Reihen, daß die
Hauptentfaltung von A. cochlearis in die kältere Jahres¬
zeit fällt, daß sie mehr eine Winterform ist. Es müssen
deshalb höhere Temperaturen wohl einen degenerierenden
Einfluß ausüben. Wie fein A. cochlearis auf die Tem¬
peraturänderungen reagiert, erkennt man aus I ig. 5 S. 24.
32
Georg* Schneider
Wir können Laut erhör ns Beobachtung bestätigen, daß
sich die Größe des Panzers bei A. cochlearis umgekehrt
proportional zur Temperatur des Wassers verhält.
Die besseren oder schlechteren Lebensbedingungen
müssen natürlich auch von Einfluß sein, sie können die
Reduktion fördern oder hemmen. Da das Zentrifugal¬
plankton nicht gemessen wurde, so hat man kein direktes
Maß für die A. cochlearis zur Verfügung stehenden Nähr¬
stoffe. Kann aber nicht die Beobachtung, daß bei uns
in keinem Jahr in keiner Entwicklungsreihe von A. coch¬
learis ein gänzliches Verschwinden des Hinterdornes ein¬
trat, während Lauterborn die forma ecauclata bezw.
tecta als Endglieder der Reihen feststellte, darauf zurück¬
geführt werden, daß in den Maaren bessere Ernährungs¬
verhältnisse herrschten wie in den von Lauterborn unter¬
suchten Gewässern und daß diese besseren Lebensbedingungen
hemmend auf die durch die Temperatur bewirkte Reduktion
wirkten? Würde die letztere durch die Parthenogenese
veranlaßt, so müßten doch die kleinsten Individuen durch
aus Latenzeiern hervorgegangene Normaltiere direkt ab¬
gelöst werden und es dürfte die Überleitung von kürzeren
zu langstacheligen Individuen nicht durch die Zwischen
formen erfolgen. Gerade im Sommer tritt die var. hispida
auf. die mit Dornen und Höckern bewehrt ist. Hart¬
mann faßt das Auftreten von Panzerhöckern als „Zeichen
hoher Vitalität und konstitutioneller Kräftigkeit sowie
günstiger äußerer Bedingungen“ auf. Durch die Parthe¬
nogenese wird aber die Vitalität im allgemeinen herabge¬
setzt. Wenn nun bei A. cochlearis die Vitalität und
konstitutionelle Kräftigkeit im Sommer noch so groß sind,
daß Dornen und Höcker ausgebildet werden können, so
kann die Parthenogenese bei ihr keinen besonders de¬
generierenden Einfluß ausüben. Wir müssen also bei A.
cochlearis hauptsächlich äußere Einflüsse als wirksame
Faktoren der Variation ansetzen.
Ob die kurzstachelige Sommerform als Anpassungs¬
form an die durch die Temperaturerhöhung veränderten
33
Das Zooplankton der Eifelmaare.
#
physikalisch-chemischen Verhältnisse im Wasser aufzu¬
fassen ist, möchte ich in Frage stellen, da gerade bei der
im Sommer beobachteten var. hispida Höckerchen und
Dornen auftreten. Das Räderorgan wird auch allein die
Änderungen der physikalisch-chemischen Bedingungen aus-
gleichen können.
Cyclomorphose von JVotholca longispina.
Nach Dieffenbach (Brauer, Süßwasserfauna S. 227)
beträgt die Total-Länge von
N. longispina 600-
-650 p.
Ich fand folgende Maße (in p).
„ Hinter-
Panzer dorn
Vorder¬
dorn
Total-
Lange
Pulvermaar :
13. VIII. 11. 120 p
187,2 p.
321,6 p
628,8 |u
8. IV. 13. 96
168
292,8
556,8
Weinfelder Maar:
10. IV. 13. 115,2
148,8
264
528
Gemündener Maar:
12. VIII. 11. a) 120
134,4
240
494,4
b) 129,6
163,2
326,4
619,2
c.) 120
192
316,8
628,8
d) 124,8
177,6
316,8
619,2
e) 144
172,8
336
652,8
f) 134,4
177,6
355,2
667,2
Im Mittel : 128,8
169,6
315,2
613,6
7. ID. 12. a) 129,6
158,4
321,6
609.6
b) 129,6
163,2
326,4
619,2
c) 134,4
163,2
326,4
624
d) 134,4
187,2
316,8
648,4
e) 124.8
177,6
316,8
619,2
f) 134,4
168
336
638,4
g) 139,2
168
340,8
648
h) 129,6
168
302,4
600
i) 129,6
158,4
321,6
609,6
k) 129,6
168
340,8
638,4
Im Mittel: 131,5
168
325
624,5
Ulmener Maar:
2. IX. 11. 120
168
288
576
Im Mittel beträgt die Totallänge demnach 611,2 p.
Im Pulvermaar haben die Sommerformen im Panzei,
Vorder- und Hinterdorn größere Maße als die Winter-
Verh. d. Nat. Ver. Jahrg LXXVII. 1920. ^
34 Georg1 Schneider Das Zooplankton der Eifelmaare.
formen. Im Gemtindener Maar sind umgekehrt Panzer
und Vorderdorn im Sommer kleiner als im Winter, der
Hinterdorn dagegen im Sommer größer als im Winter.
Es wurden aber in zu wenig Fängen Messungen vorge¬
nommen, um hieraus ein Bild der Cyclomorphose zu ge¬
winnen. Seligo hat folgende Beobachtung gemacht: „Bei
den Größen- und Verhältnisunterschieden zwischen den
gemessenen Tieren überwiegen offenbar die individuellen
Abweichungen, doch scheinen die Winterformen längere
Stachel zu besitzen als die Sommerformen44 (Seligo,
Mikrol. Bibi. III S. 40).
Literaturverzeichnis.
Brauer: Die Süßwasserfauna Deutschlands. Heft 14: Rotatoria
und Gastrotricha , bearb. von Colli n, Dieffenbach,
Sachse, Voigt. Jena 1912.
Evfert, B.: Einfachste Lebensformen des Tier- und Pflanzen¬
reichs. 3. Aufl. 1900, bearb. von Schönichen u. Kalb er Iah.
Hartmann, Otto: Studien über den Polymorphismus der Ro-
tatorien mit besonderer Berücksichtigung von Anuraea
aculeata. (Arch. f. Hydrob. Bd. XII, 1918/19).
Lauterborn: Der Formenkreis von Anuraea cochlearis.
I. Teil: Morphologische Gliederung des Formenkreises.
(Verh. d. Nat.-med. Ver. Heidelberg N. F. 6. 1898—1901).
IL Teil: Die cyclische oder temporale Variation von Anu¬
raea cochlearis . (Verh. d. Nat.-med. Ver. Heidelberg N. F.7
1902-1904).
Schneider, G.: Das Plankton der westfälischen Talsperren
des Sauerlandes. (Arch. f. Hydrob. Bd. VIII, 1912). .
Seligo, A.: Tiere und Pflanzen des Seenplanktons. (Mikrol.
Bibi. Bd. III).
Steuer, A.: Planktonkunde. Leipzig, Berlin 1910.
Thienemann, A.: Physikalische und chemische Untersuchun¬
gen in den Maaren der Eifel. Teil I und II. (Verh. d.
Naturhist. Ver. d. pr. Rheinl. u. Westf. Jg. 70, 1913 u. Jg.
71, 1914).
Thiene mann, A.: Über die vertikale Schichtung des Plank¬
tons im Ulmener Maar und die Planktonproduktion der
anderen Eifelmaare. (Verh. d. Naturhist. Ver. d. pr. Rheinl.
u. Westf. Jg. 74, 1917).
Rheinlands Hemipterä heteroptera.
i.
Von
August Reicheusperger (Freiburg, Schw.).
In dem vorliegenden Beitrage zur rheinischen Fauna
sind die Ergebnisse einer fast zwanzigjährigen Sammel-
und Beobachtungstätigkeit niedergelegt. Trotzdem soll
keineswegs gesagt werden, daß ein definitiver Abschluß
erreicht wäre; denn an alle Teile des Gebietes zu jeder
Jahreszeit zu gelangen, war unmöglich. Zur Veröffent¬
lichung des bisher Erreichten haben mich zwei Gründe
veranlaßt: an erster Stelle der, daß ich, durch die Ver¬
hältnisse gezwungen, einem Rufe Folge leisten mußte,
der mich leider — und vielleicht für lange Zeit — von
der geliebten Heimat fernhält; sodann klaffte nach wie
vor in der Kenntnis der Verbreitung der Hemipteren in
Westdeutschland eine große Lücke, die nun in etwa aus¬
gefüllt werden mag, wenn auch die Capsiden unter den
Landwanzen vorläufig im Folgenden unberücksichtigt
bleiben, da mir mein Material für diese Gruppe noch nicht
genügend erscheint. Im Ganzen hat erfreulicherweise die
Ilemipteren-Kunde Deutschlands in den beiden letzten Jahr¬
zehnten unter der Führung Hiiebers und neuerdings
Schuhmachers einen erheblichen Aufschwung genommen
und von der Umgebung Frankfurts a. Main hat Guide
eine Reihe hochinteressanter Einzelzüge veröffentlicht; es
fehlt aber an einer Zusammenfassung über die eigentlichen
Rheinlande« Und doch ist gerade deren Oberflächengestal¬
tung so wechselnd, die klimatischen und Boden-Verhält¬
nisse sind so mannigfaltig, daß man ohne weiteres wie
für die andern, meist unter Voigts Leitung bereits be¬
arbeiteten Tiergruppen, so auch für die Land-Hemipteren
sehr interessante Vorkommnisse voraussetzen konnte.
Diese Voraussetzung hat sich bestätigt und es lebt
in unserm Gebiete eine Zahl von heterogenen Elementen
36
August Reich ensperger
neben einander wie vielleicht kaum in einem andern Teile
unseres Vaterlandes. Die Fauna der fruchtbaren nieder-
rheinischen Ebene ist eine andere als diejenige der be¬
waldeten Gebirgsstrecken und als die der (leider!) ver¬
schwindenden Venne und Moore; noch schärfer aber
ist der Gegensatz zwischen den heißen, weinumrankten
Flußtälern und den rauhen Höhen, — vor allem der Eifel.
Erstere sind der südlichen Tierwelt ebensogut Einwande¬
rungswege geworden wie dem Menschen und der Flora,
worauf schon Noll ausführlich hinwies. Für die Ein¬
wanderer haben dann eine Anzahl isolierter xerothermi-
scher Gebiete, „Wärmeinseln“, hohe Bedeutung gewonnen
und ihnen feste Ansiedlungsmöglichkeit gegeben, auch
wenn schon die nähere Umgebung dieser Inseln weniger
geeignet erscheint. Solche Wärmeinseln gehören nicht so
sehr der nebeligwarmen Talsohle an, wie man vielleicht
erwarten sollte, als vielmehr den Sinnigen Höhen; oft sind
es jene Stellen, welche schon den alten Rittergeschlech¬
tern zur Niederlassung geeignet schienen und die heute
noch von altehrwürdigem Ruinenschmuck gekrönt sind.
Vor allem wären hier zu nennen: Saffenburg und
Landskron im Ahrtal; Erpeler Lay, Hammerstein, Rhein¬
stein u. a. m. am Rhein; Cobern und Bischofstein, der
Calmont (mons calidus!) und die Trierer Umgebung an
der Mosel; an der Nahe endlich der Rheingrafenstein und
die Hänge von Staudernheim, Langenlonsheim und
Waldböckelheim. Letztere weisen neben mediter¬
ranen Elementen eine Anzahl von pontischen, süd¬
östlichen Arten auf, deren Hauptverbreitung heute in den
Donauländern liegt. In Gegensatz zu diesen Wärmeinseln
kann man die heutigen und ehemaligen Kälteinseln stellen,
wie wir sie im Hohen Venn, in der Schneifel, und
in der Moor- und Venngegend des linken Niederrheins,
vielleicht auch in der Wahner Haide und dem Spicher
Moor, besitzen.
Das ganze Gebiet, in dem ich hauptsächlich sam¬
melte, erstreckt sich süd-nördlich von Bingen bis Cleve-
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
37
\
Cranenburg an der holländischen Grenze; im Westen folgt
es im allgemeinen den politischen Grenzen, wie sie vor
1918 bestanden, die ja auch die natürlichen sind. Im
Osten ist das rechte Rheinufer nebst Westerwald von der
Lahnmündung nördlich einbegriffen; südlichere Funde
wurden gelegentlich mit angeführt. Da von Luxembuig,
das sich im Ösling geographisch der Eifel anschließt, be¬
züglich der Hemipteren-Fauna wenig bekannt ist, habe
ich einen längern dortigen Aufenthalt zur Sammeltätig¬
keit benutzt und führe die Funde mit an.
Um endlich einen vergleichenden Überblick über ein
größeres Gebiet zu gewinnen, gebe ich bei jeder Art,
soweit es von ihr bekannt, das Vorkommen in den Nach¬
bargebieten an. Es bedeutet
W— Westfalen nach Westhoff s Verzeichnis.
ß = Belgien nach Lethierry und Coubeaux.
M= Departement de la Moselle nach Bellevoye.
E — Ganz Elsaß und Lothringen nach Reibe r-Puton.
H = Holland nach Fokkers Catalog.
Eingefügt sind ferner eine Reihe systematischer und oeko-
logischer Notizen soweit der Raum das erlaubte. Die
den einzelnen Arten Vorgesetzten Zahlen entsprechen den¬
jenigen des Hüeb er sehen „Catalogus“ von 1902, wodurch
die Orientierung erleichtert wird. Aus den durchgearbei¬
teten Gruppen (excl. Capsidae) weist das folgende Ver¬
zeichnis über 260 Arten und eine Anzahl Varietäten auf
gegen 71 Arten, die Radermacher 1913 von Duisdorf
und Löhndorf namhaft machte und gegenüber ca. 400
Arten, die in ganz Deutschland insgesamt Vorkommen
dürften. Nach den bisherigen Ergebnissen schätze ich,
daß im Ganzen etwa 330 Arten aus den hier behandelten
Familien im Rheinlande bekannt werden könnten. Eine
Bereicherung ist vor allem zu erwarten von eingehendeiem
Sammeln im Moseltal oberhalb Trier, an der Saar und
auf dem westlichen Hunsrück.
Als südliche und mediterrane Formen können haupt¬
sächlich angesehen werden: Nr. Nr. 1, 7, 11, 16, 36, 38,
38
August Reich ensp'erger
39, 45, 55, 58 var. decoratum , 80, 84, 85, 88, 90, 94, 98,
99, 115, 117, 120, 124, 125, 120, 156, 158, 194, 198, 250,
261, 274, 317, 320, 322, 355. (Die markantesten Arten
sind durch fettgedruckte Zahlen bezeichnet.)
Als mehr östliche bezw. südöstliche Arten dürften
wohl zu bezeichnen sein (P = pontische Formen): Nr. 20P;
30; 48 P ; 86, 108P; 118, 119,127, 224aP; 248P.
Nordöstlicher Herkunft scheinen zu sein: Nr. 66, 71,
HO, 139?, 143, 160, 161, 193, 207, 209, 237, 295, 329.
Als Eiszeit-Relikte könnten für uns gelten: Nr. 145,
310, 328, 329 a, 335, 352.
Demnach spielen die südlichen Arten mit minde¬
stens 40 Vertretern (ca. 16 °/0) eine Hauptrolle, was nach
Klima und Bewachsung auch das natürliche scheint und
in vielen andern Insektengruppen ebenso der Fall ist.
Kurz erwähnt sei schließlich noch ein Faunenelement,
das in der Arbeit selbst unberücksichtigt gelassen wurde,
da es fälschend wirken würde. Es ist das eine Adventiv-
bezw. Import-Fauna, wie sie am typischsten in und bei
Krefeld zuweilen auftritt und zwar wohl infolge der Farb-
holz- und Rohseiden-Zufuhren. Herr Direktor Puhlmann
(Naturhist. Mus.) zeigte mir eine Menge von Hemipteren
und überließ mir auch in dankenswerter Weise einiges
Material teils ausgesprochen mediterraner, teils sogar rein
tropischer. Herkunft (S.-Amerika), das in Krefeld selbst
und in nächster Umgebung gefunden wurde, Krefeld ist
für unser Gebiet in etwa mit Hamburg vergleichbar, wo
sich ebenfalls eine reiche Import-Fauna aus allen Erd¬
teilen einstellt; einige der betreffenden Arten finden viel¬
leicht Existenz-Möglichkeiten ; aber das dürften seltenste
Ausnahmen sein, wie die winzige Monomorium Pharao-
ms aus dem Orient unter den Ameisen, die fast zur
Erdplage geworden ist, oder wie die orientalische und
amerikanische Schabe.
Viele der Heteropteren- Arten — u. a. in größerer
Arten- und Individuenzahl brasilianische Harpactoriden —
waren bereits in den Farbhölzern, Rinden pp. abgestorben
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
39
ehe der Transport beendet war; andere, vor allem medi¬
terrane, kommen vielleicht zum Ausflug, wenn die Jahres¬
zeit günstig ist (Sommer 03 und 11z. B.), gehen dann
aber wohl in der Kegel zugrunde, ohne daß eine Nach¬
kommenschaft zur Entwicklung gelangt.
Nur in dieser Weise kann ich mir erklären das Vor¬
kommen von: Nr. 8 Psacasta excmthematica Scop. Kre¬
feld-Egelsberg VIII ; nach HU eher fraglich für Deutsc-hl.
(Heiße Regionen Frankreichs, Provence etc., vereinzelt
auch nördlicher ; Elsaß , Champagne, selbst Valenciennes.
Pu toii!) ,
81. Verlusia sulcicornis F. Krefeld VII. Elsaß, Siu-
deutsch].? hauptsächlich Südfrankreich, Italien etc.
Nezara mridula L. Bei Hüeber nicht genannt;
(zieml. gemein in Süd-Frankr. u. Korsika).
Lyqaeus militaris Fab. wie vor. Südl. Frankreich,
Italien.
Centrocarenus spiniger Fab. wie vor. (ganz südfran¬
zösisch; Provence, Corse, etc. Puton!)
Übrigens wird bereits in Fieber 1861 von Krefeld
ein ganz ausgesprochen südliches Tier, Paromms lepto-
poides Bär. angeführt. (Vergl. S. 70) Ich halte die
hier genannten und einige andre nicht für bei uns hei¬
mische Arten, obwohl die ersten beiden im südlichsten
Teile des Gebietes Vorkommen könnten; Krefeld liegt je¬
doch für sie zu nördlich und vor allem abseits jeder
Wärmeinsel; immerhin scheint mir diese Verschleppung
erwähnenswert, da sie vielleicht für ein oder die andre Art
zu einer Ansiedelung führen könnte.
Vielen lieben Freunden und Bekannten habe ich an
dieser Stelle besonders zu danken für ihre Unterstützung
und Mithilfe, vor allem Herrn Amtsgerichtsrat Roettgen,
der mit einer kleinen aber auserwählten Sammlung aus
der Gegend von Stromberg und Cochem, die er mir übei-
ließ, den Grundstock zu meiner Sammlung legte; sodann
den Herrn C. Frings, W. Voigt, Hans v. Geyi,
y. Jordans, Puhlmann, Lengörsdorff u. a. m.
40
August Reichen sperg er
Dem Andenken meines unermüdlichen Freundes und
Begleiters auf so vielen heimatlichen Exkursionen. Otto
le Roi, der seine Liebe zur Heimat durch den Heldentod
besiegelte, sei diese Arbeit aus rheinischer Fauna gewidmet.
Die entbehrlichen Dubletten habe ich der Sammlung des
Naturhist. Vereins der preuß. Rheinlande und Westfalens über¬
wiesen.
Übersichts-Tabelle.
Familien
I.
II.
1. Pentatomidae
75
58
2. Coreidae
35
9Q
3. Berytidae
10
-O
8
I. In Deutschland nach
4. Lygaeidae
104
74
Hüebers Katalog
5. Tingididae
49
29
vorkommende Arten-
6. Phymatidae
1
■
1
zahl.
7. Aradidae
19
6
II. Bisher im Rheinland
8. Hebridae
3
2
nachgewiesene Ar-
9. Gerrididae
15
12
tenzahl (67,3% ohne
10. Reduvidae
22
20
vorstehende Funde
11. Saldidae
22
9
von Krefeld )
* 12. Cimicidae
37
16 (+4)
392
264 (+4)
Hemiptera heteroptera.
Geocorisae.
Pentatomidae.
PI ataspinae.
1. Coptosoma globus Fab. Coblenz, Augustahöhe IX; Ober¬
wesel und Boppard, mittlere Mosel, VIII. an sonnigen Wald-
Rodungen, mitunter in Anzahl. — M. W? E.
Scut ellerinae.
2. Thyreocoris scarabaeoidos L. Ahrmündung II u. IV;
Sand b. Bonn IX; Krefeld VIII. V. sandige Stellen, versteckt;
überwintert als Imago. — B. M. W. E. H.
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
41
3. Odontoscelis fuliginosa L. Coblenz, untere Ahr, Ernzen
u. Echternacherbrück, Nahetal, Krefeld IV VIII. Nur an ste¬
rilen, sonnigen Halden, unter Thymian, Helianthemum u. Gias
oft im Boden; wo vorhanden häufig in allen Stadien 23. V.
Larve 4 mm; 23. VI. 4,5-7 mm; 20. VIII. 7,2 mm; 19. IV. 4 bis
5 mm; überwintert im erwachsenen u. Larvenstadium. (Luxem¬
burg IV-VIII). - M. E. H.
4. 0. dorsalis F. Dali. Mit der vorigen zusammen, ferner
Mosel bei Trier u. Sauertal (Kalksand) IV— VIII, Echternacher¬
brück, Ernzen, Irrel; kleiner und heller. (Luxembuig). J\l. H.
7. Odontotarsus purpureolineatus Rossi, Waldböckelheim
a. Nahe V. 03 ein Stück an einer Distel. — E. (IX bei Ru fach.)
[In der Ameisenfauna herrscht gleichfalls große Übereinstim¬
mung zwischen den beiden xerothermen Gebieten von Ruiach
und des Nahetales.]
9. Eurygaster maura L. Etwa 120 Fundortsnotizen aus
dem ganzen Gebiet; im Frühjahr oft an Feldern, im Spätherbst
vielfach in Waldschneisen an Dolden und hohen Disteln. — Die
var. picta Fab. von Bonn, Coblenz, Echternacherbrück usw. ist
jedenfalls viel seltener. (Luxemburg). — W. B. M. E. H.
10. Eu. nigrocucullata Goez. Koblenz VIII; Stromberg V ;
Cochem VII. Bonn, Oberwesel, Siebengebirge, Cleve; seltener
als maura; von der Sauer besitze ich sowohl einfarbig hell¬
gelbe (Echternacherbrück V) wie ganz schwarze Exemplare,
var. nigra Fieb , Bollendorf VIII. (Luxexnbg.). W. B. M, E. H.
11. Graphosoma italicum Müll. Besonders an den heißen
Hängen öfter (vgl. Eifelfestschrift 1913, Verbreitungskarte!), zu¬
weilen im Herbst in abgeblühten Dolden häufig (Conium ma-
culatum, Daucus usw.). Selten sind Farbenabweichungen, in¬
dem die roten Streifen auf dem Thorax streckenweise und
paarweise verschwinden können. B. E. H (lx).
12. Podops inuncta Fab. Zerstreut und einzeln; Viersener
Bruch VIII; Krefeld, Kottenforst bei Bonn IX u. X; Schwarz-
Rheindorf IV; Ahrmündung; Finkenberg; Pfaffendorf 29. IX.
(Luxemburg). — B. W. M. E. H.
Pentatominae.
14. Cydnus nigrita Fab. An wenigen Orten im Sand; über¬
wintert erwachsen; Coblenz Exerzierplatz 20. IV; Remagen
VIII; Ernzen 5. V. auf Sandweg laufend und grabend. — W.
B. M. E. H.
16. Geotomus elongatus H. Sch. Nur an der heißen Erpeler
Ley einmal in 5 Stücken unter Geröll gefunden und zwar
42 August R eichen sp erg er
neben einem Nest von Tetramorium-Strongyloqnathus) bereits
am 12. III. 13! - E. (IX).
17. Brachypelta aterrima Forst. Erpel VII; Bonn V;
Sinzig VIII; Troisdorf 26. IV; Echternacherbrück VI; Coblenz,
Exerzierplatz; Krefeld VIII; VI; liebt sandige warme Stellen;
mehrfach mit Odontoscelis zusammen. (Luxemburg V.) — B.
M. E.
19. Sehirus morio L. Stromberg V; Bonn VII; Laacher See,
im Nest von Formica fusca ; Erpel VII; Krefeld V; VIII. — W.
B. M. E. H.
20. S. luctuosus Mls. B. Nur bei Langenlonsheim a. Nahe
gefunden, VI. — B. E. H.
21. S. bicolor L. Nicht selten im ganzen Gebiet; über¬
wintert auch als Imago, Cleve V; Krefeld VI; Bonn II— IX;
Godesberg V; Remagen VIII; Leyberg V; Schalkenmehren VIII;
Ahr VII; Langenlohnsheim VI usw. — W. B. M. E. II.
22. S. dubius Scop. Selten; nur in der Eifel gefunden; Hohes
Venu VIII; Schneifel 29. VI; Montjoie 20. VII; ferner Krefeld,
Hülserbruch VIII. (Vielleicht als Eiszeitrelikt zu betrachten!)
W. B. M. K
23. S. biguttatus L. Nicht häufig aber verbreitet; scheint
im Gegensatz zu vorig’er Art mehr wärmeliebend; Landskron
VI; Andernach V; Cochem VI; Bollendorf VII; Echternacher¬
brück 17. II. in Winterruhe im Nest von Myrmica scdbrinodis.
Die var. concolor einmal von der Tomburg bei Bheinbach VI.
— W. B. M. II.
24. Gnathoconus albomarginatus Goez. Vereinzelt auf
dünngrasigen Sandplätzen und Hängen. Stromberg 11. V;
Cochem V u. VI; Steeg a. Rh. V; Hammerstein VII. — W. B
E. H.
25. G. picipes Fall. Vereinzelt an warmen Stellen. Gehört nach
Schumacher dem nördlichen Europa an!? Cochem, Cobern
VII; Waldböckelheim a. Nahe VI. — W. B. E. II.
30. Sciocoris microphthalmus Flor. Einmal ein Paar bei
Waldböckelheim unter Gras gefunden, V. — E.
31. S. umbrinus Wolff. Münster a. St. VIII; Koblenz VIII;
Idar- Wald VII; Boppard VIII; wie die folgende Art, nur seltener,
unter Ginster, Thymian u. dgl., in und auf dem lockern Boden.
- W. E.
33. S. terreus Schrk. An geeigneten Stellen oft in größerer
Zahl: Steeg V; Nideggen VIII; Neuerburg i. Eif. VII; Wald¬
böckelheim VI. Oberstein Vf; Irrel VII; Ernzen V; unter
Genista. Koblenz VIII. (Luxemburg). — W. B. E. H.
34. Aelia acuminata L. Fast überall häufig; Cleve, Krefeld,
Rheinlands Heraiptera heteroptera.
43
Brühi, Bonn, Remagen, Eifel, Mosel, Stromberg, Nahe V— IX.
(Luxemburg). — W. B. M. E. H.
35. Ae. Klugii Hah. Selten; Mäusebg bei Daun i. Eifel V.
Rodderberg VIII. Waldböckelheim VI; Bollendorf VI. — W.
B. M. E. H.
36. Ae. rostrata Boh. .Nur einmal auf der Saffenburg (Ahr);
an Gras- Gestrüpp 15. VIII. 09. — E.
37. Neottiglossa inflexa Wolff. Öfter an Ahr und Nahe
(Ahrweiler V; Altenahr, Dernau IV u. VI; Waldböckelheim VI);
weiter südlich, z. B. bei Mainz häufiger (Mombacher Haide VI);
(Luxemburg). — W. B. M. E. H.
38. N. leporina H. S. Selten, sehr warme Hänge; Boppard
VIII; Cobern a. Mosel VIII; Winningen V. (Luxemburg). — M. E
39. Stagonomus bipunctatus L. Nur zweimal an sonnigem
Waldrand gekätschert: Trier, 2. IX; Cochem VIII. — M. E.
40. Eusarcoris aeneus Scop. Gleich der folgenden ziemlich
häufig und verbreitet; vor allem traf ich beide oft in Anzahl
an abgeholzten Blossen, die mit Disteln, Königskerze und
Doldenblütlern bestanden waren, an und unter den Pflanzen;
dieselben Stellen ergaben ferner Neottiglossa und öfter Bubi-
conia ,
Staria und Peribälus. Cranenburg VI, sehr helles
Exemplar; Cochem VIII; Koblenz VII, IX; Boppard VIII usw.
(Luxemburg). — W. B. M. E. IT.
41. Eu. melanocephalus F. Krefeld VI; Bonn VII; Koblenz
VII, IX; Boppard VIII; Nahetal VI; Commern VI. (Luxemburg).
— W. B. M. H.
42. Rubiconia intermedia Wolff. Bonn \ I1; Koblenz VII,
Münster a. St. VI; Cobern a. Mosel VII. Cochem VIII; Kordel
a. Mosel VI. (Luxemburg). — B . M. E.
43. Staria lunata Hahn. Vereinzelt und seltener als die
vorhergenannten, u. a. auf Belladonna gefangen, Kemagen VIII,
Cochem VIII; Brodenbach IX; Oberwesel IX; Saffenburg a. Ahr
V; Krefeld VIII. (Luxemburg VIII). — E.
44. Peribälus vernalis Wolff. Recht häufig und verbreitet,
zahlreicher als Eusarcoris : Cleve VI; Bonn VIII; Wahn IX;
Kottenforst VIII; Koblenz VII, IX; Marxburg IX: Echternacher¬
brück V; Mosel- und Nahetal an verschiedenen Stellen II— VIII;
überwintert als Imago. (Luxemburg VII). — W. B. M. E.
45. P. sphacelatus F. Seltener und vereinzelter als vernalis,
aber ziemlich verbreitet im südlicheren Teile: Linz a. Rh. und
Hönningen IV u. VIII; Ahrtal, Saffenburg VI; Cobern VIII;
Brodenbach VIII; Nahetal VI. (Luxemburg VII). — B. M. E.
46. Carpocoris purpuripennis de G. Sehr häufig und vei-
breitet in allerhand Farbentönungen von bräunlichgelb, grün-
44
August Reichensperger
lieh, bis ganz purpurrot; letztere Färbung z. B. bei einem
Stück von der Saffenburg VII; ein zl. einfarbig bräunlichgrünes
Stück mit starken schwarzen Thoraxspitzen von Viersen. Im
übrigen: Cleve, Krefeld, Cöln, Bonn, Koblenz, Ahrtal, Moseltal,
Nahe V— X: im Spätherbst besonders häufig an alten Dolden
und Disteln, auch noch wenn die Nächte sich dem O-Punkt
nähern. — (Luxemburg VIII, IX). — W. B. M. E. H.
48. C. lunulatus Goeze. Einmal an einem mit Reseda, Ver-
bascum und Artemisia bestandenen Hange bei Staudernheim
a. Nahe gestreift. VIII. 12. — E.
49. Dolycoris baccarum L. Sehr häufig über das ganze
Gebiet verbreitet, an vielen Stellen gemein; sie ist in den Tälern
wie auf den Höhen zu treffen, scheint aber Wald und Busch¬
werk zu bevorzugen; oft trifft man sie mit nigricornis zu¬
sammen. Ihre Färbung schwankt ebenfalls zwischen heller
grau bis bräunlich und rot, aber viel weniger auffallend als
die von letzterer. Einzelne ausgewachsene Stücke trifft man
früh im Frühjahr, Ende III und Anfang IV; dann treten sie
in wachsender Zahl wieder von VII an auf bis tief in den
Herbst. (Luxemburg IV— IX). — W. B. M. E. H.
50. Palomena viridissima Pod. Weniger häufig als die
vorhergehende und die folgende Art, mit der sie leicht ver¬
wechselt werden mag, aber immerhin verbreitet von VI bis
Ende IX: Cleve, Krefeld, Bonn, Wahn, Remagen, Linz, Koblenz,
Cochem, Trier, Nahetal (Luxemburg). Bei Cochem fing ich auch
die var. simulans VII. — W. B. M. E. H.
51. P. prasina L. Fast überall häufig’ und oft gemein in
Wiesen und Wald, an Bachrändern mit hohem Blumenwuchs
etc. W. B. E. H. Seltener ist die var. subrubescens Gorski:
Marxburg IX, Coblenz VIII, Kottenforst bei Bonn IV. Sieg IX;
Weilerbach a. Sauer VI. (Luxemburg). — Wt
52. Chlorochroa juniperina L. Nur in vereinzelten Stücken
in den Wacholderg’ebieten der Eifel gefunden: Kesseling a. Ahr
VIII; Michelsberg VII; Steinerberg a. Ahr VIII. (Luxembg. VII)
- W. M. E. H.
53. Ch. pinicola M. R. wurde einmal von le Roi am Michels¬
berg b. Münstereifel erbeutet, VIII. — B. E. H.
54. Piezodorus lituratus F. Ist zwar verbreitet aber nicht
gemein: Cleve VIII; Viersen Bruch VII; Bonn VI; im Ahrtal
häufiger, Landskron VI; Walporzheim VIII; Saffenburg Ende
V bis VII; Cobern a. Mosel VIII; Ernzen VIII; Waldböckel¬
heim VI; die var. cilliaceus Germ, scheint viel seltener im Süden,
während sie um Cleve und Krefeld häufiger als die Stammform
ist. Ahrmündung VIII, Koblenz VI, Gerolstein VI. Die Art
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
45
bevorzugt Baschränder, die an die Feldmark grenzen. (Luxem-
burg). — W. B. (Stammform) M. E. H.
55& Raphigaster nebulosa Post. Im südlichen Teil des
Gebiets häufiger; der nördlichste Fundort ist Krefeld IX. Die
meisten meiner Fänge stammen von den alten Mauern unserer
sonnigen Ruinen, z. B. Hammerstein V; Cobern IV; Bischof¬
stein VIII; Burg Thurant a. Mosel VIII. Bacharach IV. —
Überwintert fraglos in ausgewachsenem Zustande. (Luxemburg).
— W. B. M. (rare !) E.
56. Pentatoma rufipes L. Sehr häufig und verbreitet; als
Imago aber nur im Spätsommer und Herbst von Mitte August
an. Eine einzige frühere Notiz besagt: Commern, N-Eifel
Mitte VI. Im September und Oktober oft auffällig in den
Alleen inmitten der Städte, zwischen Laub an der Erde. Sonst
an Pappeln, Linden, Erlen, Birken z. B. Cleve VIII, Krefeld VII;
Cöln IX; Bonn VIII-1X; Siegburg IX; Rodderberg MII;
Koblenz X; Gemünd i. Eifel IX; Mettlach a. S. VIII. (Luxem¬
burg). — W. B. M. E. H.
58. Eurydema festivum K. Nicht häufig und anscheinend
nur an ’ wärmeren blütenreichen . Örtlichkeiten; im Ahrtal:
Landskron Südhang VII und VIII, Saffenburg V; ferner Coblenz
VII und an der Mosel bei Cobern VIII, und Cochem VI . on
Cobern (Mathiaskapelle VIII) und von Hammerstein VII stammt
die auffällige var. decoratum H. Sch. in je einem Exemp ai,
ferner Ingelheim VII. — - B. M. E.
60. Eu. dominulus Scop. Ziemlich häufig und verbrei e ,
aber viel seltener als die folgende Art, meist auf Bluten ge-
fanden (Mentha u. a.). Cleve VII, Krefeld VI; Bonn und Sieg-
bur°- VIII; Hönningen V; Ahr- und Moseltal, Schneifel ,
Mechernich 22. IX; Weilerbach a. Sauer VI; Hernstein a. Brol.
^e^Eu^leraceum L. Überall gemein in Gärten, auf Feldern,
an Waldwegen u. a. Auf die zahlreichen Farbenvarietäten
zwischen denen man verschiedenste Übergange, vorne m ic
beim Schwinden der Lateralbinden des Scutellums findet, habe
ich vor Guides verdienstlicher Abhandlung nicht besonders ge-
„chtet. _ W. B. M. E. H. Neben der Stammform liegen mir
folgende Varietäten vor: angulare Kol., consimile Eovv . ag-
dalenae Royer, triguttatum Horv. annulatum Fall.
63 Picromerus hidens L. Vereinzelt fast überall, stellen
weisehäufi»', z. B. bei Solingen VIII und Wahner Heide V I.
Die früheste mir vorliegende Fundzeit ist für Imagtaes U. VHL
Mechernich. Daraus dürfte hervorgehen, dass die Art nicht
Imago überwintert. Bredenbusch IX, Viersen Bruch IX; Krefeld
46 August Reichensperger
VIII; Cleve VIII; Melbtal bei Bonn VIII; Koblenz IX; Mont-
joie VIII; Daun VIII; Cochem 25. IX. usw. (Luxemburg). — W.
B. M. E H.
64. Arma custos Fab. Nicht sehr häufig und meist vereinzelt:
Brühl VIII; Bonn und Kottenforst VIII; Andernach VII; Mecher¬
nich VII; Brodenbachtal IX; mehrfach auf Umbelliferen. (Luxem¬
burg). — W. B. M. E. H.
65. Troilus luridus F, Gleich dem Vorigen, eher seltener;
zweimal an Obstbäumen bei Coblenz. Sonst: Mettlach IX;
Cochem VI; Kottenfort IX; Breibg. im Siebengeb. 28. IX; Vier-
sener Bruch 10. X. Solingen VIII; (Luxemberg). — W. B. E. H.
66. Asopus punctatus L. Verbreitet aber spärlich; mehr¬
fach vom Venn bei Kalterherberg VIII. und aus dem Kotten-
forst b. Bonn V II. Roisdorf V; Stromberg VII. (Luxemburg*.
Ösling). — W. B. M. E. H.
6<. Ialla dumosa L. Die fast überall seltene Art wurde von
Herrn Frings in seinem Bonner Garten an einem Weidenstamm
20. X.! gefangen, von mir im Coblenzer Stadtwald VIII erbeutet
an einer Erle, dürfte also wohl überwintern; Krefeld ein Stück V.
— B. M. (Ix) E. H.
68. Zicrona coerulea L. Vereinzelt, aber nicht gerade selten,
besonders in der Eifel öfter ang’etroffen: Ahrmündung' VIII;
Montjoie VIII; Gillenfeld VIII; Commern VII; Münster-Maifeld V;
Saffenburg V; Koblenz VI; Brodenbach V. Krefeld V. — W.
B. M. E. II.
69. Acanthosoma haemorrhoidale L. Verbreitet aber ein¬
zeln, vornehmlich an Birken gefunden: Cleve V; Bonn, Venus-
Berg VI, IX, X; Honnef V; Ehrenbreitstein IX; Cochem VI;
Stromberg VII. Remagen VI. — W. B. M. EH.
*0- A. intei stinctum L. Ebenfalls mehrfach an Birken sowie
an Esche gefunden; ist im g*anzen Gebiet häufiger als vorge¬
nannte Art: Cleve VI; Krefeld Vif; Bonn V— VIII, auch in
Gärten; Coblenz V; Gillenfeld i. Eifel VIII; Stromberg IV;
Cochem VII. Waldböckelheim VI. (Luxemburg). — W.B. M. E. H
71. Elasmucha ferrugatus F. An einzelnen Stellen in
gi össei ei Anzahl gefunden, sonst meist selten. Am häufigsten
traf ich sie in manchen Jahren im Clever Reichswald fliegend
und laufend, vornehmlich auf Blaubeeren (Waldbeeren) die
dort den Waldboden bedecken, und auf Adlerfarn VII— VIII.
Ausser von Krefeld kenne ich sie nicht vom eigentl. Rheintal
und vom Moseltal; dagegen mehrfach von der Nahe oberhalb
Waldböckelheim VII, und aus der Eifel, Gerolsteiner Wald VII •
Kermeter Wald VIII; Westerwald, Schneifel VI; sie scheint aus¬
gesprochener Waldbewohner zu sein. — W. B. M. E. H.
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
47
72. E. griseus L. Ziemlich häufig und verbreitet an Gehölz-
rändern, bes. wie Nr. 70. Cleve 18. X.! Bonn öfter IV— IX ;
Wahn 29. IX; Coblenz VIII; Rodderberg VIII. Ahrtal, Nahetal VI;
Trier VII. — W. M. E. H.
75. Cyphostethus tristriatus F. Nicht häufig, mehrfach an
Juniperus geklopft; Steinerberg a. Ahr VIII; Michelsbeig VI;
Daun i, Eifel VIII; Prüm VI; Condertal a. Mosel 11. X. — W.
B. M. E, IE
Coreidae.
76. Spathocera laticornis Schill. Das 1909 von Rüdesheim
(VI; Roettgen) erwähnte Stück ist das einzige geblieben.
77. S. Dalmanni Schill. Seit 1909 mehrfach wiedergefunden,
ist aber selten und lebt versteckt. Unter Calluna und Jasione;
Bonn VIII: Coblenz VIII; Bingen VII; Trier VII. — W. Ux) -B.
M. (Nancv). E. H.
78. Enoplops scapha F. An kurzbewachsenen sonnigen und
trocknen Hängen nicht selten; eine eigentümliche, bei andern
Hemipteren von mir nur selten beobachtete Erscheinung ist,
dass bei dieser Art öfter einseitig Missbildung an den Fühlern
auftritt, bei gut ausgebildetem oder verkürztem Endglied, z. B.
nur drei Glieder rechts oder links statt vieren. Bei Bonn ver¬
einzelt VII u. VIII; Coblenz V; Linz 26. III. (überwintertes 9);
Saffenburg ziemlich häufig, ebenso bei Cobern a. Mosel. Broden¬
bach V; Weilerbach VI; Irrel V; usw. (Luxemburg.) - W. B.
M. E.H. .
Die Fühlerbildung scheint bei Enoplops scapha sehr vari¬
abel; die auffälligste Verbildung, die ich besitze, zeigt ein
rechter Fühler, bei weichem das 1. Glied normal ist; das 2. ist
etwas verkürzt im Vergleich zum 2. linken Glied. Das 3. rechte
fehlt ganz; das 4. hat nur etwa die Hälfte der normalen Lange
und endet stumpf statt spitz oval; die Basalhälfte ist rot statt
schwarz gefärbt. Eine andre Umbildung betrifft einen linken
Fühler, bei welchem die beiden ersten Glieder normal sind; das
3. fehlt, das 4. ist schwach verkürzt, von normaler Form, aber
ebenfalls mit roter statt schwarzer Basalhälfte.
Andrerseits besitze ich Exemplare mit vollständig gleich-
massig und gut ausgebildeten Fühlern, bei welchen beiderseits
die 3. Glieder gegen Ende hin über das normale Mass hinaus
seitlich komprimiert, stark verdickt und fast ganz schwarz sin ,
das 3. Glied kann bis zum Doppelten der Breite des 4 Gliedes
erreichen, während es im allgemeinen kaum ebenso breit als
leEin in meiner Sammlung befindliches Stück von Verlusia sul -
48
August Reichensperger
cicornis F. (Gardasee Y.) entbehrt links des 3. Fühlergliedes;
hier ist aber dafür das linke 2. Glied etwas stärker und länger
ausgebildet. — Ebenfalls links nur drei Fühlerglieder unter Weg¬
fall des 3. Gliedes besitzt ein Coreus denticulatus von Oberwesel.
Dem einseitigen Wegfall und der Umbildung der Glieder
dürfte wohl vorläufig nur die Bedeutung einer Missbildung zu¬
zuschreiben sein; immerhin bleibt es auffällig, dass diese Er¬
scheinung gerade bei den Coreiden und hier wieder bei den
Corei'nae verhältnismässig häufig auftritt.
In der Literatur werden von Samie1) zwei Fälle erwähnt,
in denen Gonocerus juniperi linksseitig nur drei Fühlerglieder
besass, wiederum unter gänzlichem Fortfall des 3. Gliedes.
R. Brown2) nennt die gleiche Anormalität von einem Syro-
mastes marginatus, bei welchem das 3. Glied wegfiel und das
4., wie bei meinen Enoplops , Verfärbung der Basalhälfte in rot¬
braun aufweist.
Chabanand und Roy er3) beschreiben wiederum zwei Eno¬
plops mit einseitiger Anomalie imter Wegfall des 3. Gliedes
und erwähnen eine Mitteilung Putons, dass er ein gleiches
Stück besitze und dass ihm andere ähnliche Fälle von Coreiden
und einigen Lygaeiden bekannt geworden seien. — Zugleich
weist Puton auf die Beschreibung von Tritomacera aphanoides
durch Costa hin (Ann. Soc. Eni. Fr. 1841). Tritomacera gründet
sich auf ein einzelnes $ einer Lygaeide von Palermo, bei
welchem beide Fühler nur je drei absolut gleiche Glieder
besitzen.
Merkwürdig bleibt bei allen obengenannten Verbildungen,
dass sie fast ausnahmslos das 3. Glied betreffen; und die gleich-
mässige Verbreiterung dieses Gliedes an beiden Fühlern legt
für diesen Fall fast den Gedanken einer Mutations-Neigung
nahe. Über die Ursachen der Abweichungen, ob sie äussere
oder eine innere sind oder sein können, lässt sich nichts Be¬
stimmtes sagen; vielleicht würde ein grösseres Material, als
mir z. Z. zur Verfügung steht, in Verbindung mit Beobachtung
und Zucht einigen Aufschluss bringen. Für einschlägige Mit¬
teilungen wäre ich dankbar.
79. Syromastes marginatus L. Überall verbreitet und sehr
häufig. (Luxemburg). — W. B. M. E. H.
80. Verlusia quadrata F. An einigen Stellen sehr häufig;
kurzbewachsene, sonnige Hänge, wie sie vielfach an unsern
1) Actes d. 1. Soc. Linn. d. Bordeaux vol. 32, pg. 101 u. 117
1871.
2) Bull. Soc. Ent. France 1900, pg. 306.
3) ibid. pg. 252.
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
49
Burgruinen zu treffen sind, werden bevorzugt. Saffenbuig V,
häufU: Ockenfels VI; Oberwesel V; Waldböckelheim VI; Co-
bern VIII, häufig; Cochem VII ; Echternacherbrück VI. (Nirgends
traf ich das Tier in solcher Zahl wie an zwei Hängen bei Stadt
Luxemburg.) Öfters fand ich die Art an Erdbeeren und Finger¬
kraut, ferner auf Euphorbien und an Gräsern, an denen sie,
ähnlich wie Syromastes und andre Coreiden sich hochturnt um
dann von der Spitze abzufliegen; das „Sichtotstellen“ vieler
anderer Heteropteren sah ich bei ihr nicht. — W. (IX). B. M. E.H.
82 Gonocerus juniperi H. Sch. Vereinzelt in den Wac
holdergebieten der Eifel angetroffen; Wibbelsberg b. Kesse-
Uno- VII; Steinerberg VIII; Münstereifel VII. — W. M. E.
83. G. acuteangulatus Goeg. Ebenfalls an Wacholder bei
Daun gefunden 27. VIII. (Stommeln, Raderm.) — E. H.
84. Pseudophloeus Fallenii Schill. Saffenburg unter moos¬
bewachsenem Stein V. 06; dann nochmals ein Stück W 1911 bei
Ahrweiler unter Besen-Ginster. — B. M. (Nancy) E. H.
85. P. Waltlii H. Sch. Außer dem 1903 erwähnten Exem¬
plar von Cohern fing ich ein weiteres bei der Ruine Bischof¬
stein a. Mos. VIII. 191t- - B. M. E. H. (1 X).
86. Bathysolen nubilus Fall. Durch Herrn Roettgen von
Stromberg erhalten; selbst gefunden auf dem Rochusberg b-
Bingen VIII. (Duisdorf, Raderm.) — B. M. E.
88. Nemoeoris Fallenii Sahib. Dieses anscheinend allent¬
halben (Deutschi., Schweiz, Frankreich) höchst seltene Tier
fand ich an drei der heißesten Stellen des Gebietes an der Erde
zwischen vertrocknendem Gras und Thymian; SaffenburgVI.il.;
Trier, Hang Über Trier-West VIII; bei Eller a. Mos. Hang des
Calmont 29. VI. 19, (Luxembg., Schötter-Manal VI.) (Extreme-
ment rare; je n’en ai vu que cinq exemplan-es . . . Puton
s. 97); bei Ulm auf sonniger Hohe (Huebei); Elsaß, lX
dem Stauffen (Reiber). .
89 Ceraleptus lividus Stein. Ist nicht nur im Ahrtal wie
1909 bereits berichtet, häufiger anzutreffen, sondern auch an
Rhein, Mosel und Sauer an geeigneten, sonnigen Stellen, an
Buschrändern, vor allem auch an den Resten alter Wembe n s-
hecken unter Weißdorn oder in der Sonne auf Schiefer este
und dlnn wie der foigende bei Störung leicht abfl, egend
Hammerstein a.Rh.V; Cohern VII; unterhalb Burg Thurand
a. Mos. VIII; Trier V; Bollendorf a. Sauer IX. (Luxembg.)
— M. (1 X). E. H. . . .
90 C. gracilicornis H. Sch. Ähnlich wie der vorhergehende
in Verbreitung, nur etwas seltener; Ahr-, Moseltal, ferner Strom¬
berg und Echternacherbrück VI. (Luxembg.) - A.
yerh. d.Nat. Ver. Jahrg. LXXVII. 1920.
50
August Reichensperg*er
93. Coreus scabricornis Panz. Ziemlich selten; Bischof¬
stein, Trier VIII. Ahrtal öfter. — E. B.
94. C. denticulatus Scop. An einer Reihe wärmerer Ört¬
lichkeiten durchaus nicht selten: Andernach VI; Saffenburg oft
sehr häufig V u. VI; Cochem VII; CobernVJI; Oberwesel VIII;
Stromberg (Roettgen). Ferner 1 Stück von Hausen a. Roer.
(Luxembg.) — W. B. M. E. f
95. Camptopus lateralis Ger. Hang bei Staudernheim VIII.
- E.
96. Alydus calcaratus L, Verbreitet und nicht selten; nebst
seiner myrmekoiden Larve an' Buschrändern und sonstigen
sonnigen Stellen, verlassenen Steinbrüchen etc. anzutreffen;
guter Flieger, oft an Wolfsmilch gefangen. Siebengeb. VIII;
Linz VI; Erpeler Ley VII; Ehrenbreitstein VIII; an der Ahr
und Mosel; Lahnmündung, Waldböckelheim a. Nahe, Münster
a. Stein. Echternacherbrück VIII. (Luxemburg, häufig.) —
W. B. M. E. H.
97. Stenocephalus agilis Scop. Mit dem vorigen zusammen,
fast stets auf Euphorbien, häufig im südlichem, selten im nörd¬
lichen Teil des Gebietes. Siebengeb. VI u. VIII ; Rodderberg V;
Hönningen V ; verbreitet an Ahr, Mosel, Sauer, Saar und Nahe.
(Luxemburg.) — W. B. M. E. H.
98. St. medius M. R. Soll nach Puton und Hüeber sehr
selten sein; es dürfte das aber darauf beruhen, daß er viel¬
fach mit vorgenanntem zusammen vorkommt und leicht über¬
sehen wird. Indem ich mehrere Jahre hindurch alle Steno¬
cephalus sammelte, deren ich habhaft werden konnte, gelang
es mir, mehrere medius mit Sicherheit festzustellen. Das beste
und deutlichste Kennzeichen ist der erheblich längere Schnabel,
der die Hinterhüften erreicht, die unterseits glatten, unbehaar¬
ten Schenkel, welche bei agilis schwarz beborstet sind, die auch
sonst schwächere Behaarung und die verhältnismäßig kürzeren
Fühler. Die andern von Puton IV S. 108 angegebenen Merk¬
male sind alle mehr oder weniger unsicher, besonders Größe
und Gestalt des Körpers. Das größte Exemplar von medius ,
das ich besitze, ist noch eine Spur länger als der kleinste agilis
(10,4 bezw. 10 mm); ebenso sind einige meiner medius ver¬
hältnismäßig schlanker, als die meisten agilis und keineswegs
von ovaler Form. Dagegen scheint mir die Punktierung auf
Thorax und Flgd. bei medius etwas feiner und dichter zu sein.
Ich bin gewiß, daß sich die folgenden Fundorte bei guter For¬
menkenntnis und sorgfältigem Sammeln vermehren lassen; alle
weisen allerdings auf eine südliche Herkunft des interessanten
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
51
Tieres hin. Rodderberg’, 3. V ; Saffenburg’ VI; Bacharach 7. VI;
Bernkastel a. Mos. 16. IX; Calmont b. Eller a. M. VIII. — H. (1 x).
99. St. albipes F. Zerstreut und recht selten zwischen agilis,
ebenfalls auf Euphorbien mit Vorliebe; nur im südlichem Teile
des Gebietes. Remagen VIII. 08; Cochem VII; Trier V ; Ober¬
wesel VIII; Morgenbachtal VI; Nahetal VI. Am leichtesten an
der zwischen den Nerven ungefleckten Membran zu unter¬
scheiden und an dem rotbraunen letzten Fühlerglied. Das von
Put on als erstes Unterscheidungsmerkmal angegebene Fehlen
des schwarzen Mittelringes am zweiten Fühlerglied kann u. U.
täuschen, da hin und wieder auch agilis ohne diesen Ring
vorkommt. — E.
100. Therapha hyoscyami L. Sehr häufig an den verschie¬
densten Stellen und Pflanzen, an blütenreichen Bachläufen, auf
Waldschlägen an Disteln, Königskerze, auf Haselsträuchern,
mitunter fast gesellig; an Schutthalden, die mit Disteln und
Senecio bewachsen sind und in Gärten. Krefeld VII; Cleve VI;
Viersen VI; Bonn IV -VIII; Koblenz und oberes Rheintal; Mosel
und Seitentäler, Ahr, Nahe; aber auch im Gebirge. (Luxem¬
burg’.) — W. B. M. E. 1J .
101. Corizus crassicornis L. Nicht selten an den verschie¬
densten Örtlichkeiten, auf Erodium, Senecio u. a. gekätschert;
Cleve V, Bonn VIII; Siegburg VII; Hönningen VIII; Saffen¬
burg, Coblenz VIII; Mosel- und Sauertal, Nahe VI. Die var.
abutilon zwischen der Stammform, aber seltener; Kottenforst VII;
Landskron VI; Simmern VIII; Stromberg. (Luxemburg.) —
W. B. M. E.
102. C. maculatus Fieb. kenne ich nur von der Insel Ober¬
werth b. Coblenz IX, und von Münster a. St., Naheufer VIII. —
W. B, E. H.
103. G. subrufus Gmel. ist überall verbreitet und sehr häufig,
sowohl in der Ebene und in den Tälern wie auf Eifel, Wester¬
wald und Hunsrück. - W. B. M. E. H. Dasselbe gilt von:
106. C. parumpunctatus Schill., die man besonders in den
Tälern von Anfang VII an in zunehmender Häufigkeit an¬
trifft; sie scheint mir, wie die meisten Corizus, das alleiorts
vorhandene Erodium zu bevorzugen, sowie Achillea, Chry¬
santhemum u. dgl. (Luxemburg.) — W. B. M. E. H.
107. O. rufus Schill, ist bei weitem seltener als die beiden vor-
o-enannten; vom eigentlichen Niederrhein kenne ich sie nicht,
wohl aber von Remagen VII; Ahrtal VIII unterhalb der Lehm¬
wände; Saffenburg V; Coblenz VIII; Cobern a. Mos. Trier VIII;
Daun IX. (Luxemburg.) — B. .
108. C. tigrinus Schill, fing* ich nur einmal im Nahetal un-
52
August Reichensperger
weit Waldböckelheim an Biscutella in fünf Stücken; er ist wohl
als politische Faunen- und Reliktform anzusehen, wie wir
deren eine ganze Anzahl in der Fauna jener Gegend treffen.
— E. (vereinzelt).
109. Myrmus miriformis Fall, ist wohl allenthalben auf
Wiesen, trockenen Heiden etc. anzutreffen und nirgends selten,
stellenweise sogar überaus häufig. Cleve, Krefeld V— VIII;
Königdorf VI; Bonn V— VIII; Erpel VIII, Koblenz VI; Bop-
pard, Bingeibrück VI; Ahr, Mosel, Nahe. Mit ziemlich ent¬
wickelter Membran besitze ich nur wenige Stücke; an der Lands-
kron erbeutete ich an einem Tage (8. VII.) 2 makroptere
deren Membran fast die Hinterleibspitze erreicht. (Luxemburg.)
— W. B. M. E. H.
110. Chorosoma Schilling! Schml. Im Viersener Bruch
einmal in einigen Stücken gefangen VIII. — W. B. H. (Durch
Herrn Roettgen auch von Norderney erhalten.)
Berytidae.
111. Neides tipularius L. Ziemlich verbreitet und, wo sie
vorkommt, stets in größerer Zahl vorhanden; weilt gern am
Fuße von lockern gras- und krautbewachsenen Weinbergs- und
Burgmauern, auch unter Calluna, Jasione; Hönningen VIII;
Cobern VII; Saffenburg V, VI; Bad Bertrich VIII; Cochem VIII;
Irrel VI; St. Goar VIII; Münster a. St. VI. (Luxemburg V.)
— W. B. M. E. II.
113. Berytus clavipes F. An steinigen und sandigen kurz¬
bewachsenen Halden ziemlich selten anzutreffen, mitunter dort
aber in mehreren Exemplaren; Saffenburg 14. VII. zahlreich;
Cobienz-Kratzkopf VIII; Cobern VII, VIII; Cochem VIII; Göt¬
tenbachtal b. Oberstein VI ; Erpel VI. (Luxemburg, Schötter-
Marial.) — W. B. M. E. H.
114. B. minor H. Sch. Wohl die häufigste Art der Gattung
im Gebiet und verbreiteter als vorige an ähnlichen Stellen ;
Bonn VII; Koblenz VIII; Cobern VIII; Trier VI; Ahrweiler,
Saffenburg VI; Nahetal VI. (Luxemburg.) — W.B.E.H.
115. B. montivagus Fieb. Einigemale, aber im Gegensatz
zu den vorigen nur vereinzelt gefunden; Saffenburg 10. VI;
Oberwesel VIII; Stromberg VIII. — B. E. H.
117. B. Signoreti Fieb. Nur ein Stück bei Hohenhonnef
unter trockenem Gras 16. VII. — B. E. H.
118. B. crassipes H. S. Ebenfalls ein Exemplar von Trier-
Süd; Hang mit Thymian und Jasione bewachsen. — W. (IX)
M. E. II.
53
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
119 Metatropis rufesoens H. Sch. Nur vom Niederrhein:
Viersener Bruch, 16. IX. 06 (le Roi) und Cranenburger Venu hei
Cleve VIII. 08. — W. (sehr selten). B. (1 x) E.
loo M eiegans Curt. Nur an wenigen Stellen gefunden,
dort aber stets in größerer Zahl. Ich fing sie ausschließlich an
Ononis und zwar an heißen Standorten; Erpel, FußderLey ,
Hönningen VII; Boppard VIII; Edingen a. Sauer VII; Langen¬
lonsheim VII; zuweilen 10-15 Stück an einem Strauch. -
B. M. E. H.
Lygaeidae.
122. Lygaeus equestris L. An sonnigen Felshängen und
unter Schiefer vereinzelt in den warmen Lagen; Brohlbach
bei Carden a. Mos. VI; Bischofstein VI; Trier-Süd VII; Cochem
VIII; Rheingrafenstein und Waldböckelheim a. Nahe öfter, V ,
(Sittard VII 0 - W. B. M. E. H.
123. L. saxatilis Scop. Im Rheintal von Bonn aufwärts und
in den warmen Nebentälern verbreitet und nicht selten, von
dort auch zu den sonnigeren höheren Gebirgslagen Vordringen .
Kottenforst b. Bonn 5. X!; Hönningen VII; Ahrmündung VI;
Landskron, Saffenburg V; Andernach VIII; Brodenbach V u.
IX- mittlere Mosel; Marksburg IX; Nahetal VI. An Umbel 1-
feren und Schlehdorn am Rand von Waldwiesen mitunter in
Menge. — W. ( 1 x) B. M. E. II. (1 x).
124. L. albomaculatus Goez. Sehr selten an den heissesten
Felshalden; Landskron VII; Cochem 19. V. ; Waldböckelheim VI.
Ausgesprochen südliches Tier. — B. (1 x) Af. (Nancy!) E.
125 L. superbus Pollich. Südliche Form, aber an einzelnen
Orten in grösserer Anzahl; läuft hin und wieder vereinzelt im
Sonnenschein an Felsen und Schiefer herum; mehrfach traf
ich aber in Steinbrüchen unter Schieferplatten kleine Gesell¬
schaften von 12-20 Stück an, auch Larven, die eilends aus¬
einanderstoben. Im Rheintal bei St. Goar VIII; Steeg VIII;
Binoen VIII; Boppard VII; an der Ahr von Ahrweiler; Trier
VIII, Bertrich VIII; Ouren i. Eifel VII. (Luxemburg, Clerf, VII.)
_ -ß
126. Arocatus melanocephalus F. Scheint äusserst selten
im Moseltal vorzukommen; am Waldrand oberhalb der roten
Felsen von Trier -West 2 Stücke 27. VIII. 19. Cobern hinter
Mathias-Kapelle VIII. 15. - M. E. (sehr selten).
127. A. Roeselii Schum. Ein Stück im Morgenbachtal bei
Trechtinghausen an Rinde gefangen (16. VIII. 16 in Heimat¬
urlaub); genaueres Absuchen der ganzen Umgebung bhe er¬
gebnislos. Scheint fast überall sehr selten und ist wie vor-
54
August Reich ensperger
herige Art als ausgesprochen südliche Form zu betrachten. —
B. (1 x) Französische Vogesen extremement rare.
129. Nysius thymi Wolff. An krautreichen Hängen fast
überall verbreitet und nicht selten. Bonn VIII; Ahr VII;
Coblenz, VI— IX; Winnigen, Cochem VIII. Bollendorf VII;
Oberwesel, Stromberg etc. (Luxemburg). — W. B. E. H.
131. N. senecionis Schill. Noch verbreiteter und häufiger
als vorgenannter, an geeigneten Stellen sowohl in den Tälern
wie in den Gebirgslagen ; z. B. Schneifel VII; Venn VIII;
Simmern VIII. (Luxemburg). — B. M. E. H.
132. N. lineatus Costa. Selten, nur bei Coblenz rechts¬
rheinisch, VIII; bei Bacharach VIII mit senecionis zusammen;
bei Münster a. St. VIII. — B. M.
134. Cymus glandicolor Hahn. Nicht gerade selten an
feuchten Buschrändern Und in der Nähe von Bruch und Moor.
Cranenburger Venn bei Cleve VI und VIII; Viersener Bruch
VI; Immerath VI; Tabern V; Krefeld häufig; Hirschweiher im
Kottenforst VI ; Hohes Venn VIII. — W. B. E. H.
136. C. melanocephalus Fieb. Einmal ein Stück im Kotton¬
forst b. Bonn 10. VI. gefang'en. — E.
137. C. claviculus Fall. Sehr verbreitet und nicht selten;
zahlreiche Fundorte von Cleve bis Bingen und Luxemburg;
IV-X. - W. B. M. E. H.
138. Ischnorhynchus resedae Ranz. Verbreitet in Haide¬
kraut und an Birken AI — IX; Cleve, Siegburg1, Kottenforst,
Coblenz-Augustahöhe, Laach, Ernzen. — W. B. M. E. II.
139. I. sabuleti Fall. Nur im nördlichen Gebietsteil und im
Westen im Hohen Venn gefunden; Cranenburger Venn VIII,
ein macropteres Stück; Xanten 14. IX; Krefeld V. brachypter
und macropter. — H.
141. Dimorphopterus Spinolae Sig. Ein brachypteres Stück
in Sand an der Ahrmündung gefunden, VII. 13.; vielleicht mit
Genist angeschwemmt ? — E.
143. Geocoris grylloides L. Nicht häufig; Ahrmündung
VIII; Stromberg VIII an Calluna; Waldböckelheim und Langen¬
lonsheim a. Nahe VI. Krefeld VI H. — W. (1 x) B. E. H.
145. G. megacephalus Rossi. Dem Fundort im Cranonburg'er
Venn VII (09) ist nur ein neuer hinzuzufügen; Krefeld, Bruch III.
(Puhlmann); ich nehme an, dass es sich bei der Fieberschen
Angabe: „um Aachen von Dr. Förster“ um Förster sehe
Funde aus der Venngegend handelt; er fasst den Begriff um
Aachen oft sehr weit, was auch aus seiner Bezeichnung „um
Aachen“ für die Moorameise Eormicci picea hervorgeht, die
sicher nur im A^enn vorkommt. — Ich halte megacephalus in
i
Rheinlands Hemiptera heteroptera. bb
unserer Gegend für ein Eiszeit- Relikt. (Die /Förster sehe He-
mipteren- Sammlung soll nach Schloss Warmbrunn, Gräfl. Schaaf-
gotsch, gekommen sein, wie mir Dr. le Roi kurz vor Kriegs¬
ausbruch mitteilte. Falls sie noch erhalten ist, dürfte daiin
manches für die rheinische ehemalige Fauna zu finden sein,
zumal sich seit Förster viele Strecken, der Eifel insbesondre,
durch Kultur, Aufforstung, Industrie, sehr verändert haben).
147. G. ater F. Einmal bei Hönningen a. Rh. gefunden VIII.
W. (1 X) B. E. H. (1 X)
148. Chilacis thyphae Perr. In wenigen Stücken an Thypha
in dem Siegburger Weiher (nahe Stallheim) gefunden VIII. 18,
dürfte auch an den toten Siegarmen gefunden werden, wo stellen¬
weise Thypha häufiger ist. — H.
151 Heterogaster artemisiae Schill. Im Aggertal, VIII. — E.
I59 11 urticae F. Ziemlich verbreitet aber nicht häufig.
Bonn V; Landskron VII; Andernach VI; Brohlbach b. Karden
a. Mosel VI; St. Goar VIII; Waldböckelheim a. Nahe VI; öfter
an Salvia gefunden, mit dem folgenden zusammen. — W. B. E. H.
Ic3. Platyplax salviae Schill. Steeger Tal VII; St. Goar
VIII; Kreuznach und Waldböckelheim VI. — W. E.
156 Metopoplax ditomoi’des Costa. 2 Stücke dieser süd¬
lichen Art kätscherte ich bei Waldböckelheim an einem sonni¬
gen, kurzbewachsenen Hang VI. Hüeber führt sie noch mit?
auf, jedoch wird sie 1911 auch von Schuhmacher genannt.
(S. 213). — E. ' .
157. Oxycarenus modestus Fall. Habe ich nur auf einei
torfigen Wiese unweit Kalterherberg im Hohen Venn erbeutet;
nach seiner sonstigen Verbreitung kann man ihn mit ziemlicher
Sicherheit als Eiszeit-Relikt betrachten.
158. Macroplax Preyssleri Fieb. An den wärmsten Stellen
des Gebietes in mehreren Stücken gefunden; Saffenburg a. Ahr,
10. VII. 11. auch in Kopula unter Gras-.Waldböckelheim, Langen¬
lonsheim a. Nahe 11. VI. (Nach Schuhmacher: Kreuznach
Breddin i. 1.) Südliche Art, die in Frankreich anscheinend
Paris nicht überschreitet und für welche die Wärmeinsel der
Saffenburg bei uns wohl den nördlichsten Punkt bildet. Sehr
verschieden ist die Färbung des Pronotums, von dem Puton
an-ibt: bord posterieur entierement roussätre; die bräunliche
Färbung nimmt nämlich bei einigen Stücken die ganze Hinter¬
hälfte des Pronotums ein, bei andern, besondes cf cf > ist kaum
eine Andeutung brauner Tönung vorhanden, sondern das ganze
P. ist schwarz — B. E.
160 Pamera fracticollis Schill. Nicht häufig und nur an
nassen moorigen Stellen gefunden, z. B. Cranenburger Venn
56
August Reiche nsp erger
b. Cleve VIII; Krefeld V zahlreich; Viersen, hoher Bruch 16. X!
Kottenforst, Cent VII ; Eifelvenn IX. — W. B. E. H.
161. P. lurida Hahn. Nur einmal mit der vorigen Art zu¬
sammen im Cranenburger Venn VIII. — B. E. H.
162. Rhyparochromus antennatus Schill. Ziemlich ver¬
breitet, aber durchaus nichthäufig: Siebengebirge VII. Koblenz-
Bienhorn und Kratzkopf VII — IX; Wiedtal V; Cochem V. Strom¬
berg VI; mehrfach im Ahrtal VIII; meist am Boden unter Laub
und Farn. — W. B. M. E. H.
163. Rh. hirsutus Fieb. Ein Stück in Steeg, VIII. unter Laub
gefunden. — E. (Franzos. Vogesen).
164. Rh. praetextatus H. Sch. Fast stets vereinzelt aber
nicht zu selten, fehlt im nördlichen Teil; Honnef VIII; Koblenz
VIII; Boppard V; Trechtinghausen VIII; Bingen V; meist aus
Laub und Moos gesiebt. — B. M. E. H.
165. Rh. dilatatus H. Sch. Nur von der Erpeler Ley VII
zwischen Geröll ; von Coblenz VIII. und von Langenlonsheim
a. Nahe. — W. B. M. E. H.
167. Rh. chirarga F. Die häufigste und verbreitetste Art der
Gattung-, die ich oft beim Sieben von Laub und Baummoos an son¬
nigen Waldrändern erhielt. Cleve VI; Bonn V— VIII; Ahrmün¬
dung, Saffenburg 5. IV ; Honnef, Boppard, Nahetal, Sauertal
W. B. M. E. H. Die var. sabulicola Th., die der Hu eb ersehe
Katalog noch als fraglich für Deutschland bezeichnet, besitze
ich in Stücken von Cleve VIII und Langenlonsheim VI. Sie
scheint so gut von der Stammart geschieden, dass man sie fast
mit ihrem Autor als eigne Art anzusehen geneigt ist. Auch
Puton war sich nicht klar über ihre Bewertung. — H.
168. Tropistethus holosericeus Schltz. An offenen Halden
unter Thymian und Gras nicht selten und öfter zu mehreren
Stücken zusammen angetroffen. Niederpleis V; Ahrtal häufig
V— VII; Koblenz V; Moseltal V— VI. Kreuznach V; Waldböckel¬
heim VI. — B. E.
169. Pterotmetus staphylinoides Burm. Unter Calluna,
Thymus und dgl. an trocknen Halden nicht häufig: Cleve VIII;
Bonn, Koblenz VII; Unkel IX; Marksburg, Cobern VIII, Saffen¬
burg VI. — W. B. M. E. H.
170. Ischnocoris hemipterus Schill. An gleichen Orten wie
der vorige, aber häufig und verbreiteter in den Tälern wie im
Gebirge, vor aliem in bewachsenen Steinbrüchen unter Steinen.
(Luxemburg). — W. M. E.
172. Macrodema micropterum Curt. An trocknen Heide¬
stellen und unter Steinen ziemlich selten; mehrfach bei Ameisen
(F.rufa, Lasius niger ) als Zufallsgast: Bonn-Kottenforst VI— IX:
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
57
Koblenz VIII; Duppach i. Eifel IV; Gerolstein, Ernzen VIII.
(Luxemburg). — B. E. H.
173. Pionosomus varius Wolff. Bei Altenahr im Wald ge¬
siebt VI. Gerolstein unter Calluna VIII.. — B. H.
174. Plinthisus pusillus Schltz. Wahner Heide einmal ge¬
siebt VI. — ' W. (1 X) E. H.
175. P. brevipennis Latr. Häufig und verbreitet an trocknen
kurzbewachsenen Stellen; auch die macroptere Form öfter ge¬
funden. Bonn, Duisdorf IV; Ahrtal IV; Erpel VI; Wiedtal VIII.
Koblenz IX; Boppard, Moseltal, Kreuznach VI. Die macroptere
Form (bidentulus H. Sch.) meist IV, also überwinterte Stücke.
— W. B. H.
176. Lasiosomus enavis H. Sch. Das von Herrn Roettgen
in Stromberg VII erbeutete und 1909 erwähnte Exemplar blieb
das einzige. — B. E.
177. Acompus rufipes Wolff. Recht verbreitet, sowohl mi-
eropter als macropter; gerne an Bachtälern und Ufern. Krefeld
VI; Bonn; Melbtal; Sieg; Endertal b. Cochem V; Bienhorn b.
Koblenz; Bretzenheim a. Nahe VI. — W. B. M. E. H.
178 Stygnocoris rusticus Fall. Ziemlich häufig, aber viel
seltener als die folgende Art. Troisdorf V; Rodderberg öfter;
Ahrmündung nicht selten; Bienhorntal VIII; Brodenbach VIII;
weiter südlich nicht gefunden. W. B. M. E. H.
179. St. pedestris Fall. Im ganzen Gebiet häufig, von VII
an fast nur macropter; in den Tälern und auf den Hohen,
z. B. W7esterwaid, Hohes Venn und Ernzen i. Eifel. — W.B.M.E.H.
180. St. fuligineus Fourc. Seltener als der vorige: Krefeld
IX; Koblenz VIII, IX; Boppard, Münster a. Stein VI öfter;
Oberstem VIII. — W. B. E. H.
181 St. pygmaeus F. 3 Stücke der anscheinend sein sei
tenen Art aus der Tiefe eines Formica- rufa- Nestes gesiebt;
Langenlonsheim a. Nahe 24. III!
183. Peritrechus geniculatus Hah. Blankenheim a. Sieg v;
Wittlich a. Mosel VII. — B. E. H.
186. P. sylvestris Fab. Bonn, Sand, VI; Koblenz, Kaiserin-
Augusta-Höhe VIII. u. a. B. M. E. El.
187. Microtoma atrata Goez. Meist nur an sonnigen
warmen Orten und steinigen Hängen laufend gefunden; Erpeler
Ley IV, unter Stein in Ruhe; Saffenburg VI, VII; Cochem und
Bad Bertrich VIII ; Nahetal VI. B. M. E.
190. Trapez onotus arenarius L. Überall verbreitet und
stellenweise sehr häufig; vielfach gesiebt, besonders in Moos
und Sand an Nadelgehölz. — IV. B. E. El.
191. T. dispar Stal. Etwas weniger häufig, aber von Bonn
an rheinaufwärts vielfach angetroffen, z. B. Kottenforst VII;
Remagen IV; Brodenbach VII; Cochem VIII; Stromberg; Ober¬
stein VIII; Weilerbach a. Sauer; Montjoie IX. (Luxemburg) —
B. E. H. (1 X).
193. Sphagristicus nebulosus Fall. Ein Stück in Ernzen
VIII. unter Verbascum gesiebt. — B. M.
191. Calyptouotus Rolandri L. Nur an den heissen trock-
nern Hängen ist dieser flinke Läufer zu finden; an einzelnen
dieser Stellen aber nicht selten; Andernach Cranenberg; Er-
peler Lev IX; Saffenburg V— VII; Stromberg IX; Langenlons¬
heim 24. III überwinternd. (Luxembg.). — B. M. E. H . (Ix).
196. Aphanus lynceus F. Scheint ebenfalls sehr wärme¬
liebend, wurde aber fast nur einzeln angetroffen. Koblenz VI;
Saffenburg VIII; Bingen, Langenlonsheim VI; Münster a. St.
VIII; Bollendorf a. Sauer VIII. — W. (Ix). B. M. E H.
197. A. quadratus F. Selten; Koblenz VIII; Bornhofen VII;
Münster a. St. VI. — B. E. H.
198. A. pineti H. Sch. Die ausg*esprochen südliche, seltene
Art fand ich zweimal im Condertal a. d. Mos., ferner bei Cobern
VIII, und bei Langenlonsheim a. Nahe VI.
199. A. alboacuminatus Goez. Ziemlich häufig und ver¬
breitet an sonnigen, trocknen, krautigen Halden ; gleich vielen
andern Ljgaeiden am sichersten durch Sieben über einem ge¬
rauhten Tuch zu erhalten. Zahlreich an der Saffenburg IV,
überwinterte Exemplare; ferner Koblenz II u. VIII, Pfaffen¬
dorf IX; Bornhofen VIII; Oberwesel 29. IX; Münster a. St. VI.
(Luxemburg.) — W. B. M. E.
200. A. vulgaris Schill, scheint einer der seltensten der
Gattung bei uns zu sein ; Burg Hammerstein VII; Langenlons¬
heim VI. — W. B. M. E.
201. A. pini L. Überall verbreitet und häufig an Hängen,
Busch- und Waldrändern, Heiden, zwischen Steinen und Pflanzen
flink umherlaufend wie der folgende, der etwas seltener zu
sein scheint und mehr gebirgsliebend. Oft trifft man aber
auch beide Arten zusammen an. (Luxembg.) — W.B.M.E.H.
202. A. phoeniceus Rossi. Bonn VII; Koblenz VIII; Rodder¬
berg, Siebengebirge VIII; Hinkelsmaar i. Eif. V; Gerolstein
Ernzen VIII; Stromberg VII; Nahetal u. a. m. (Luxembs* ) —
B. E. H.
203. Beosus maritimus Scop. Ziemlich häufig und meist
wie die vorigen; z. B. Rolandseck, Erpel, Koblenz VIII; Saffen¬
burg VI; Moseltal V— VIII; Oberwesel, Stromberg, Münster
a. St. VI. (Luxembg.) — W. B. M. E. H.
204. Emblethis verbasci F. Zerstreut im ^südlichen Teile
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
59
des Gebietes und fast immer in Verbindung* mit Verbascum
lychnitis oder dem seltenem sonneliebenden V. pulverulentum
gefunden. Die Art überwintert und man kann sie schon im
ersten Frühjahr unter den vertrockneten Stengeln und Blättern
erbeuten, oft in grösserer Anzahl. Untere Ahr IV; Cobern,
Cochem, Trier VII— VIII. Untere Nahe, Ende III. — B.E.H.
205. E. griseus Wlff. Ein Stück bei Oberwesel \ III ei-
halten.
207. Eremocoris plebejus Fall. Selten; einmal im Kotten¬
forst III! Winterlager bei Form, rufa; von Cleve IX, und mehr¬
fach in der Eifel. — W. B. E. H.
209. Er. erraticus F. Etwas häufiger als vorige, teils unter
Steinen, Linz, 26. IV; Sinzig- VIII; Saffenburg V; teils aus
Haufen von Form, rufa und pratensis gesiebt: Gerolstein VI,
3 Stücke; Staudernheim VI. — W. B. E H.
214 Drymus sylvaticus F. Häufig und allenthalben ver¬
breitet, unter Laub, an Waldrändern und auf Heiden; von
Cleve bis Bingen und seitwärts im Gebirge; überwintert. I
20. X; seltener an gleichen Örtlichkeiten die var. piceus Rev.
(Luxembg.). — W. B. M. E. H.
215. D. brunneus Sahib. Weit seltener als die vorhergehende
und nur im Gebirge gefunden; Laach VI; Pulvermaar IX;
Schneifel VII; Stromberg VII; Idarwald VI; Westerwald u. a.
(Luxembg., Ösling). — W. B.M.E.H.
216. Scolopostethus pictus Schill. Bei Cochem a. d. Mos. V
aus Laub gesiebt. — W. B. M. H.
217. Sc. affinis Schill. Nicht selten und verbreitet, auch aus
Laub und morschem Holz gesiebt, z. B. Bonn, Koblenz, Cochem
IV- VIII; Bingen, Nahetal, Sauertal. (Luxembg.) —W. B. M. E. H.
219. Sc. decoratus Hah. Häufig und verbreitet, an Baum¬
moos, unter Calluna, unter Steinen. Bonn bis Bingen, Cobern,
Bischofstein, Trier a. d. Mosel, Laach, Olbrück, Ernzen 1. d. Eifel,
Altwied i. Wiedtal, Nahe. V— IX. — W. B. E. H.
221. Notochilus contractus H. Sch. An trocknen Hängen
und in alten Steinbrüchen oft häufig unter Steinen; an gleichen
Stellen wie Lygaeus superbus, aber viel verbreiteter und
weniger auf Wärme angewiesen. Auch im Gebirge nicht
selten, z. B. Laach, Gerolstein, Ernzen i. d. Eifel, Stromberg,
Oberstein. II -IX. Überwintert. — W, B. M. E. H.
222. Gastrodes abietis L. Nur wenige Fundorte aus der
Eifel ; Laach VII ; Gerolstein, Kyllburg VIII. - B. (Franz. Vog.) .
223. G. ferrugineus L. Meist von Kiefern oder unter Rinde;
Bonn, Kottenforst 16. XII! Mondorf a. d. Sieg V; Kempemch
60
August Reich ensperger
i. d. Eifel IX; Adenau IV; Koblenz Stadtwald u. s. w. — WB
M. E. II.
224. Pyrrhocoris apterus L. Durchs ganze Gebiet und
stellenweise am Fusse von Ulmen, Linden etc. in Massen. Sehr
selten macropter gefunden (Koblenz, Oberwesel). Erscheint
überwintert bei Sonne schon oft Anfang III und schreitet früh
zur Paarung. Die schwarzen runden Fleckenpaare der Elytren
können sehr in Grösse variieren. Tiere mit eigenartig ver¬
krüppelten Decken oder mit einer normalen und einer stummel¬
förmigen findet man öfter. — W. B. M. E. H.
224 a. P. marginatus Kol. Diese, soweit bisher bekannt,
ganz ausgesprochen südöstlich e Art konnte ich 1909 zuerst
als sichere deutsche von mehreren rheinischen Fundorten nach-
weisen. Mittlerweile habe ich feststellen können, dass sie an ein¬
zelnen Plätzen g’ar nicht so sehr selten ist, aber recht verborgen
lebt. Man muss sie unter Moos und platten Steinen im Früh¬
jahr, oft ziemlich tief, suchen, und nur an heissen Örtlichkeiten.
Dort findet man zuweilen mehrere an einem Fleck vereinigt,
stets brachypter. Am häufigsten traf ich sie auf der Saffen-
buig V VII. Den Ahr- und Moselfunden kann ich noch hin¬
zufügen: Bacharach VI, vereinzelt; St. Goar, Rheingrafenstein
VI und Waldböckelheim a. Nahe. Ich bin der Ansicht, dass
diese Art als pontisches Relikt angesprochen werden muss;
ihre Verbreitungsmöglichkeit ist schon wegen des mangelnden
Flugvermögens äusserst gering und eine Verschleppung kommt
bei der Art der Örtlichkeiten nicht in Frage. Von Frankreich
her kann sie wohl nicht eingewandert sein, da sie von Pu ton
nui für die Provence angegeben wird und anscheinend auch
dort sehr selten ist (coli. Mulsant). Die alte Förstersche
Angabe „um Aachen dürfte sich auf den „Lousberga be¬
ziehen, der ehedem bessern Unterschlupf bot als heute, und
an dem Förster vielfach sammelte. Ich habe dort neuerdings
vergebens nach marginatus gesucht. Vielleicht finden sich
noch Verbindungstellen nach Süd osten hin. Nach Hüebers
brieflicher Mitteilung besitzt er die Art nur aus Ungarn;
Kellner-Breddin kennt sie von Thüringen, das sonst
manche östliche Form auf weist, nicht; Strobl erwähnt sie
von Graz (Gatt er er coli.).
Tingitidae.
227. Piesma capitata Wolff. An einer Reihe von Örtlich¬
keiten gefunden und mitunter in grösserer Anzahl, ineist unter
Laub und Moos, wo sie auch überwintert, vor allem am Fuss
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
61
alter Eichen. Liiftelberg VIII; Koblenz -Kratzkopf II— VIII;
Weiler i. Eifel VI; vom Hunsrück mehrfach. — W. B. M. E. H.
228. P. maculata Lap. Häufiger als vorige, mehrfach auch
aus Form, rufa- Nestern gesiebt: Koblenz IV; Brodenbach
a. d. Mosel; Cobern, Boppard, Stromberg, Nahetal. III — X
(Luxemburg). — W. B. H.
230. Serenthia laeta Fall. Bei Altenahr 30. V. gestreift;
dürfte häufiger sein, verschwindet aber durch die gebräuch¬
lichen Netzmaschen. — W. E. H.
231. Campylosteira verna Fall. Nur wenige Stücke beim
Sieben von Ameisennestern, z. B. bei Form, exsecta , Linz V,
Stromberg VII ; Krefeld VIII ; aus einem verlassenen F.-pratensis-
Bau, Adenau i. Eifel. — W. t E.
235. Acalypta cervina Germ. Wohl sehr selten, da nur
bei Hönningen a. Rhein VIII und bei Alken a. Mosel VIII. ge¬
funden. — M. E. H.
237. A. nigrina Fall. Schneifelrücken, unter Moos. Nördl.
Form. — E. H.
240. A. parvula Fall. An einzelnen Stellen jedenfalls häufig
und in Anzahl anzutreffen, z. B. Nester von F. pressilabris
(viel Moosmaterial enthaltend) auf der baffenburg VIII; im
Nest von F. pratensis b. Münster a. St. IV; St. Goar VIII;
Cochem VII. — B. E. H.
241. Dictyonota tricornis Schrk. Selten; an heissen Plätzen.
Saffenburg 16. VII, 9 u. cT in copula; Waldböckelheim VI. -
B. M. E. H.
242. D. fuliginosa Costa. Häufiger gefunden, aber auch
stets vereinzelt: Unter Ginster oberhalb Boppard und am Wein¬
felder Maar i. Eifel VIII; ferner Bonn-Gronau VI unter Stein;
Rüdesheim VI. — W. B. E. H.
243. D. strichnocera Fieb. Cochem, am Moselufer, VIII.
09 an Weiden; Siegmündung an Carex VI. 19. — B. E. H.
244. Derephysia foliacea Fall. Vom „Hohen \enna VIII;
Saffenburg, aus Moos V ; auf der Erpeler Ley VI. — W. B. E.H.
248. Galeatus spinifrons Fall. Ein Stück im Brohltal ge¬
streift VII. 10.
*249. G. maculatus H. Sch. Linz a. Rh. VII; Saffenburg VII
im dürren Gras laufend; Trier-Süd VIII; Münster a. Stein beim
Abstieg von Rotenfels, Paar in Kopula VI. — B. E. H.
950 Tingis pyri Fab. Bornhofen a. Rh. von Obstbäumen
VIII; desgl. Langenlonsheim a. Nahe VIII. — M. E.
251. Copium clavicorne Fourc. Selten; je einmal bei Ober¬
wesel und bei Staudernheim a. Nahe auf Gamander; VII. und
VIII. — M. E.
62 A u g u s t R e i c h e n s p e 1* g e r
253. Phyllonthocheila ampliata Fieb. Sehr selten; Krefeld,
Bruch, VI.
251. Ph. cardui L. Im ganzen Gebiet verbreitet und stellen¬
weise an der Karde sehr häufig. Bonn, Koblenz, VIII; Erpel,
Andernach, Ahrtal, Brodenbach, Ellertal, Stromberg u. a. —
W. B. M. E. H.
257. Ph. ciliata Fieb. Selten; am Waldrand gestreift bei
Koblenz, Brodenbach und Münster a. St. VIII. — B. E. H (1 x).
259. Ph. capucina Germ. Nicht so selten und verbreiteter
als die vorige Art, unter Thymian, Gras und Moos. Vereinzelt
in Rhein-, Ahr-, Mosel- und Nahetal gefangen, ferner bei Gerol¬
stein, Ernzen i. Eifel, Stromberg. VI— IX. — W. M. E.
260. Ph. maculata H Sch. An sterilen sonnigen Hängen
sehr selten: Saffenburg VII; Boppard VIII; Waldböckelheim
VI. — E.
261. Ph. angusticollis H. S. Je ein Stück bei Bad Bertrich
und im Morgenbachtal erbeutet. VIII. — M. E.
262. Catoplatus Fabricii Stal. Ziemlich selten, nur an der
Saffenburg im Jahre 1911 in grösserer Zahl unter Dianthus;
ferner vom Kranenburger Venn VIII und von Koblenz VII
unter Calluna; Krefeld VII; Waldböckelheim und Staudernheim
VI. — W. (Franz. Vog.)
263. C. carthusianus Goez. Nur 2 Stücke gemeinsam mit
dem vorhergehenden bei Staudernheim a. Nahe. VI. — E.
265. Physatocheila quadrimaculata Wolff. Selten; Krefeld
IV: Sinzig VIII; Saffenburg V. — B. E.
266. Phys. dumetorum H. Sch. Verbreitet, aber nicht sehr
häufig; Krefeld VII; Beuel, Finkenberg V; Remagen, Koblenz,
Oberwesel VIII; Stromberg VI. — B. M. E. H.
267. Phys. simplex H. Sch. Verbreitet, und gar nicht selten,
wenn auch meist vereinzelt; vor allem beim Sieben von
Pflanzen erhalten. Rodderberg, VII; Erpel, Saffenburg; Cobern
VIII; Bacharach VI; Göttenbachtal, Nahe; Trier, Gerolstein
u. a. (Luxemburg.) — B. M. E.
269. MonantEia echii Wolff. Überall verbreitet und häufig*,
stellenweise an Echium gemein, V— VII in allen Stadien; in
der rauhen Eifel ebenso oft wie in den Tälern. (Luxemburg.)
— W. B. M. E. H.
271. M. humuli F. Einmal am Naheufer unweit Waldböckel¬
heim gestreift. VI. — W. B. M. E. H.
272. M. symphyti Vallot. Dürfte auch im engern Gebiet
Vorkommen, da ich 2 Stück am Lahnufer zwischen Lahnsteiu
und^Ems fand. VIII. — E. H.
0
Rheinlands Hemiptera heteroptera. 63
Phymatidae.
274. Phymata crassipes F. Wird für das Gebiet zuerst
von Bertkau von der Wolkenburg erwähnt, und zwar auf
Cynanchum vorkommend. (Führer für das Siebeng'ebirge.)
Ich konnte sie dann um 1905 in grösserer Zahl für die Saften-
bui’o* nachweisen. Mittlerweile habe ich sie in unsern Tälern an
sehr vielen heissen Lagen wiedergefunden; an der Ahr, die Mosel
von Cobern aufwärts bis Trier, Nahetal bis etwa Oberstein,
Erpeler Ley. V— IX. Um den 15. Y. traf ich bei Winningen
Larven von etwa der halben Grösse des ausgewachsenen Tieres
neben fertigen Stücken; das legt die Annahme nahe, dass Über¬
winterung sowohl im erwachsenen als im Eizustande stattfinden
kann. Ich fing Ph. an Coronilla, an Hippocrepis, vorzugs¬
weise aber an Wolfsmilch, zwischen deren Blütenständen sie
mit fangbereiten Raubbeinen sass oder langsam kletterte und
vorzügliche färb- und gestaltähnliche Deckung fand. — Die
Art ist ausgesprochen südlicher Herkunft; im Gebiet dürfte
die Wolkenburg ehemals die Nordgrenze dargestellt haben.
Ich fand sie dort, wohl wegen gänzlicher Umgestaltung des
Geländes, nicht wieder und halte nun die Linie Erpeler Ley—
Ahrtal für die Nordgrenze. Lethierry nennt sie von Belgien
(Tilff); Coubeaux dagegen betrachtet sie als? — M. E.
Aradidae.
275. Aradus versicolor H. Sch. Koblenz -Schmittenhöh
VII; Ernzen i. Eifel VIII.
278. A. depressus F. Nicht selten und verbreitet: Gladbach,
Bonn öfter; Ahrtal, Koblenz, Brodenbach, Steeg a. Rh., Schneifel.
IV— X. — B. W. M. E. H.
282. A. dilatatus Duf. Nur aus dem Trierer Wald VIII. — E.
288. A. betulae L. Reichswald Cleve unter Birkenrinde VI;
Stadt wald Koblenz desgl. V.
291. A. cinnämomeus Panz. Kottenforst bei Bonn IV ;
Koblenz VII, Trierer Wald VIII. — B. W. M. E. H.
293. Aneurus laevis Gurt. Verbreitet, meist zu mehreren in
verschiedenen Wachstumsstadien unter Birken- und Nadelholz¬
rinde. Kleve V; Kottenforst, Remagen, Laach VI; Koblenz IX;
Oberwesel, Stromberg. — B. W. M. H.
Hebridae.
294. Hebrus pusillus Fall. Scheint wenig verbreitet, mehr¬
fach an der mittlern Mosel am Rand von Altwässern an Wasser¬
linsen etc; ferner bei Steeg von einem kleinen leich. VIII.
— W. B. E. H.
64
August Reich ensperger
295 H. ruficeps Thoms. Nach Bollweg 1914 im Sphagnum
eines Bruches bei Berg. -Gladbach IX.
Gerrjdidae.
297. Mesovelia furcata M. R. Für das westliche Deutschland
zuerst von Bollweg nachgewiesen 1914 (Umgebung von Bonn).
Einzelne Larven und Imagines fand ich ferner bei Brodenbach
auf stark begrünten Moselteichen. VII— IX. — B. H.
298. Hydrometra stagnorum L. Überall häufig und ver¬
breitet vor allem in der Randzone stehender Gewässer, doch
werden auch langsam fliessende Bachläufe und ruhigere Stellen
nicht gemieden. — W. B. M. E. H.
299. Microvelia pygmaea Duf. Ziemlich verbreitet, vor
allem am Rande grösserer stehender Teiche, die gut bewachsen
sind, auch auf Moor- und Sumpfgelände, z. B. Hohes Venn i. Eifel,
Viersener Bruch, Cranenburger Venn. V— IX. Die macroptere
Form ist sehr selten im Verhältnis zur stellenweise sehr grossen
Zahl der brachypteren. — W. H.
302. Velia currens F. Sehr verbreitet im ganzen Gebiet;
fast nur an und auf fliessendem oder überschattetem Wasser,
am liebsten hat sie anscheinend Waldbäche und findet sich dort
gerne gesellig an ruhigem Stellen. Eine geflügelte Imago
bei Cochem 29. VIII. — W. B. M. E. H.
303. Gerris rufoscutellatus Latr. Selten auf umfangrei¬
chem bewachsenen Weihern. Den Bollwegschen Fundorten
kann ich beifügen: Wiedtal VIII, Sayntal, mittleres Moseltal
VII, VIII. - TU. B. E. H.
304. G. paludum F. Häufig auf grossen ruhigen Teichen
und Moorgewässern ohne starke Bewachsung. Viersen VI;
Umgebung von Bonn (vgl. Bollweg), Laacher See; Dauner
Maar; Stillwasser neben der Mosel; Höhr; Lahntal. — W. B.
M. E. H.
305. G. najas de Geer. Vornehmlich auf fliessendem Wasser
verbreitet und stellenweise häufig. Niers b. Cleve; Sieg- und
Aggertal; Wiedtal; Sayntal; Ahr; mittlere Mosel; Nahetal. V
—X. — W. B. M. E. R.
307. G.thoracicus Schümm. Verbreitet und nicht selten; scheint
aber die Ebene dem Gebirge vorzuziehen. Auf Bruch und
Weihern, vielfach mit G. paludum zusammen. — W. B. E. H.
308. G. gibbifer Schümm. Kommt im Gegensatz zu voriger
fast nur im Gebirge vor und ist z. B. in der Eifel und an ein¬
zelnen Stellen von Hunsrück und Westerwald nicht selten:
z. B. Wanzenboden i. Eif. VII; Hohes Venn VIII; Schneifel VI;
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
65
auch die var. flaviventris dort mehrfach gefunden. — W. (Win¬
terberg) B. E*H.
309. G. lacustris L. Allenthalben verbreitet und sehr häufig.
— W. B. M. E. H.
310. G. odontogaster Zett. Mir nur von wenigen Stellen
bekannt: Viersener Bruch VI; Wahn VII; Höhr; Schneifel;
Hohes Venn VIII. — B. E. H.?
311. G. argentatus Schümm. Verbreitet und nicht selten.
— W. B. E. H . )
Reduviidae.
312. Ploiariodes vagabunda L. Nicht gerade häufig an
Nadel- und Laubholz gefangen. Cleve VII; Kottenforst b. Bonn
IX; Neuenahr VIII; Koblenz-Stadtw., Bertrich a. Mos., Ernzen
IX; Stromberg. — W. B. MrE. H.
313. PI. culiciformis de G. Ziemlich selten; mehr lach in
Gebäuden gefunden; Bonn, Poppelsd. Schloss X. 13; Marks¬
burg VIII; Bacharach VI; auch im Freien an Pfählen: WahnV;
Bretzenheim a. Nahe VI. — W. B. E. H.
315. Pygolampis bidentata Goez. An feuchtwarmen Wald-
und Buschrändern, selten, meist am Boden versteckt. Bei Bonn
in 3 Exemplaren (Noll-B ertk au)‘ Cochem V; Coblenz V; Kleve
VIII; Andernach, Stromberg VIII; Trechtingshausen VIII. —
W. B. M. (Nancy.) E. II.
316. Reduvius personatus L. Nicht selten in ältern Häu¬
sern, vor allem die Larven in staubigen Winkeln und ganz in
Staub maskiert; sie können sehr lange (über V\2 Monate) ohne
Nahrungs- oder Wasseraufnahme leben, wie ich an eingesperrten
Stücken fand. Die Imagines zuweilen im Freien gefunden.
Poppelsd. Schloss öfter; Cleve, Krefeld, Koblenz, Ehrenbreit¬
stein V; Brodenbach IX; Stromberg, Kreuznach, Bollendorf a. S.
(Luxembg.) — W. B. E. H.
317. Pirates hybridus Scop. Ausgesprochen südliche Form,
von Hönningen durch Noll-Bertkau bekannt XI. 17. Ich
fand das Tier nur am Südrand des Gebietes wieder; Wald¬
böckelheim a. d. Nahe VIII und Münster a. St.. Rheingiaten-
steiü VIII; unter Steinen sitzend — M.E,
318. Harpactor annulatus L. Vereinzelt, aber ziemlich ver¬
breitet. vornehmlich im südlichen Teil des Gebietes. Unkel
a. Rh. 22. IX!; Erpel, Remagen VII; Ahrtal, Koblenz Cobern,
Cochem, Trier VIII; Stromberg, Staudernheim VI. — W. (Ix).
B. M. E. H.
319. H. iracundus Pod. Noll hält die Einwanderung dieser
auffälligen Art, die Kirschbaum für dieStrecke Mainz Bingen
Verh. d. Nat. Ver. Jahrg LXXVII. 1920 5
66
August Reiche n s p er ge r
als gewöhnlich angibt, von Frankreich her für wahrscheinlich ;
ich halte es für ebenso möglich, dass sie auch von Südosten vor¬
gedrungen ist. Jedenfalls kann man sie bis etwa zur Ruine
Hammerstein hin nicht gerade als selten bezeichnen, obwohl
man sie meist vereinzelt antrifft. Häufig war sie in einzelnen
Jahren an gewissen Stellen, z. B. 1903, 1908, 1911 an der Saffen-
burg, bei Cobern a d. Mosel, im untern Nahetal. Bertkau
fand sie bei Hönningen nicht selten, Im allgemeinen scheint
IJarpactor das warme, felsige, sonnenbeschienene Rebengebiet
zu lieben; oft trifft man ihn jagend auf Randgebüsch der Wein¬
berge, Hasel, Brombeere usw., oder direkt an das Gestein an¬
fliegend. Im obern Moseltal, bei Trier, Ahn, Luxemburg fand
ich ihn selten. Er überwintert als Imago; der früheste Fund
war 10. V. 03. Die var. rpbricus Germ, traf ich bei Linz und
unweit St. Goar. — B. M,
320 H. erythropus L. Weit seltener als die vorige Art und
wohl ausgesprochen mediterran; scheint in Deutschland nur
höchst spärlich beobachtet zu sein (Württemberg). Dem von
Bertkau genannten Fundort bei Hönningen, den ich 1909 be¬
stätigen konnte, vermag ich nun noch beizufügen Ruine Bischof¬
stein a. d. Mosel und Cobern -Mathiaskapelle, Y— VIII, beides
überaus heisse Örtlichkeiten. Dort fliegt das Tier um die
sonnigen Mittagsstunden eifrig umher und es machte mich zu¬
weilen durch ein zirpsendes Geräusch aufmerksam, wenn es sich
auf die glühenden Schiefer niederliess Läuft stossweise. Die
Farbe ist bei allen Stücken ein etwas bräunliches, ziemlich
dunkles Karminrot, die Beine sind heller Karmin mit Aus¬
nahme eines schwärzlichen Längsstrichs auf den Mittel und
Hinterschenkeln, während die Vorderschenkel entweder hellrot
sind oder, aber selten, ebenfalls oben einen schwarzen Längs¬
streif aufweisen — B. (Arlon). M. (Nancy!).
321. Coranus subapterus de G. Im ganzen Gebiet, aber
vereinzelt zu finden, unter Laub und Steinen, stets nur bra-
chypter angetroffen; ganz junge Larven Coblenz, 10. VIII ; aus¬
gewachsene Tiere : Krefeld, Bonn, Brohltal, Laacher See, V — VIII;
Coblenz, Brodenbach, Cochem, Boppaid, Oberwese1, Nahetal
VI— IX. (Luxemburg). — W. B. M. E. H.
322. Prostemma guttula F. Selten und fast nur an den
von südlichen Formen beliebten heissen, trocknen Orten; meist
unter Steinen, wo sie auch überwintert; Coblenz, Bienhorn 20 IV,
Ehrenbreitstein 31. III. Makroptere Stücke fand ich hei Erpel
20. V. und Cochem 16. VI. Sonst: Rodderberg 21, VIII; Coblenz
VIII; Ehrenbreitstein IX; Cobern VIII; Echternacherbrück VIII;
Stromberg V; Staudernheim VI. (Luxemburg). — B.M.E II ?
67
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
S24, Nabis apterus F. Verbreitet und nicht selten in der
braehypteren Formt scheint Heide und niederes Gebüsch zu
bevorzugen. Cleve, Viersen, Krefeld, Solingen VII— IX; Bonn?
Eifelgebiet, Coblenz, Cochem, Trier, Stromberg, Nahetal V— IX,
Makropter von der Ahrmündung VII. (Luxemburg), — W. B ,
M E. H.
325 N. lativentris Boh. Überall im Gebiete verbreitet und
brachypter sehr häufig, dagegen selten makropter: Vallendai IX,
Boppard VIII ; Bingen VIII ; überwintert. (Luxemburg). — B. E. H.
326. N. major Costa. Durchaus nicht häufig, aber verbreitet;
stets mit ausgebildeter Membran; scheint feuchte Heide und
Waldränder zu lieben: Cleve, Viersen, Wuppermündung, Wahn
VIII— IX: Laacher See, Koblenz, Marksburg. Oberwesel, Strom¬
berg V— IX. (Luxemburg). — B. E. H.
328. N. flavomarginatus Schltz. Ziemlich verbreitet am
Niederrhein und an vielen Stellen der Eifel, sonst selten; scheint
mehr Feld- und Wiesenbewohner als die vorige Art Makropter
aus dem Brohltal VI. — B. E. (Remiremont, franz. Vog.) H, (IX).
329. N. limbatus Dahlb. Etwa gleiche Verbreitung wie flavo-
marg., aber im Gegensatz zu dieser last nur an beschatteten,
waldigen Örtlichkeiten; Ich erhielt nur brachyptere Stücke.
VI — IX. (Luxemburg, Ösling) — B. E. H.
329 a. N. linöatus Dahlb. Diese 1909 von mir zum ersten-
male für Westdeutschland nachgewiesene Art kann wohl mit
ziemlicher Sicherheit als Eiszeitrelikt angesprochen werden;
darauf deutet sowohl ihr nordeuropäisches Vorkommen hin als
insbesondere ihre Verbreitung in unserm Gebiet. Ich kenne
sie vom Cranenburger Venn VIII; vom Breyeller See IX; aus
dem Warchetal i. d. Eifel, von Kalterherberg und vom Hohen
Venn VI— VIII; Schneifelrücken VII. — B. (Blankenberghe).
330. N. ferus L. Überall sehr häufig, besonders auf trocknen
gras- und krautbewachsenen Hängen oft gemein V— IX. —
W. B. M. E. H.
331. N. rugosus L Spärlich, aber ziemlich verbreitet; stets
nur mit unvollkommener Membran angetroffen. Krefeld, Bonn,
Koblenz, Laacher See V-V1II; Schneifel, Stromberg VII. -
B E. H.
332. N. ericetorum Schltz. Sehr selten gefunden, in grossem
Wald- und Haidestrecken, bei Münstereifel VII; Kyllburg VIII,
Ernzen, Stromberg, Idarwald VIII. — B. E. H.
333. N. forevis Schltz , Verbreitet und stellenweise sehr häufig;
oft mit 330 zusammen, immerhin seltener als diese. B .B.E H.
68
August Reichensperger
»
Saldidae. (Acanthiidae !?)
335. Saida litoralis L. Ein Stück im Warchetal VIII;
und ein weiteres am Perlenbach i. Eifel gefangen; sonst alpin
und Seeküste; Eiszeitrelikt? — H .
341. S. orthochila Fieb. Einmal am Siegufer erbeutet 20. VII. E.
342. S. saltatoria L. Überall verbreitet und nicht selten an
feuchten Stellen, nicht nur an Ufern von Bächen etc., sondern
auch abseits in feuchtem Waldlaub, z. B. bei Bonn (Venusberg)
und Koblenz (Stadtwald); häufig ferner an einzelnen Stellen
der Sieg, des Rheines, der Mosel sowie an manchen Eifelmaaren
(Pulvermaar, Dauner Maar, Laacher See.) III — VIII. Über¬
wintert unter Laub. — W. E. H.
344. S. melanoscela Fieb. Diese kleine behende Art fand
ich am Moselufer auf feuchten Steinen (Clotten VIII) sowie im
Liesertal. — E. H.
348. S, arenicola Schltz. Ganz vereinzelt und selten an
sandigen Uferstellen von Mosel und Mittelrhein angetroffen
VI und VIII. — E.
350. S. lateralis Fall. Diese Art scheint ausgesprochen
halophil; ich fing sie nur in Kreuznach und Münster a. St.
in der Umgebung der Gradierwerke und am Naheufer in
einiger Anzahl VI und VIII, meist brachvpter. 3 Stücke ge¬
hörten der var. pulchella Gurt an; ausserdem neben der Stamm¬
form einmal die var. eburnea Fieb. und einmal die var. concolor
Put. — E. (Remilly : pres-sales) — H.
351. S. cincta H. Sch. Ziemlich verbreitet aber anscheinend
recht selten; Rheinufer b. Krefeld V; Siegmündung im Genist
und am Ufer von Sieg und Rhein sehr vereinzelt; Laacher
See VII; Moselufer bei Eller. VIII. — W. E. H.
352. S. elegantula Fall. Warchenne -Tal bei Kalterherberg
VIII. Eiszeitrelikt?
355. Leptopus marmoratus Goez. Dass diese eigenartige
stachelige Art als ganz selten gilt und in der Literatur nur
von wenigen deutschen Fundstellen angegeben wird, hängt
wohl mit ihrer Schutzfärbung zusammen, die sich von den
meisten Gesteinen, auf und unter denen das Tier lebt, kaum
abhebt. Es drückt sich auch schnell und gewandt in Ritzen
und Sprünge und ist trotz Schutzfärbung aufgescheucht ein
rascher Läufer, der eiligst die Gegenseite des aufgehobenen
Steines zu erreichen trachtet oder halb fliegend von Stein zu
Stein hüpft wenn die Sonne scheint. An geeigneten warmen
Örtlichkeiten (Halden und alten Steinbrüchen) trifft man das
Tierchen oft in Mehrzahl unter einer Steinplatte und ich fand
es öfter mit Lygaeus superbus unter grauem Schiefer. In
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
69
Kopula VII u, VIII. Bei Koblenz VII: Oberwesel VIII; St. Goar
VIII; Nahetal VI; Bad Bertrich VIII. (Luxemburg-, Clerf.)
[In Menge auch bei Münster im Eisass von mir gefunden;
Reiber-Puton bezeichnen die Art als „tres rare“!] B.
(Camblain, Vresse) — E,
%
Anthocoridae.
356. Geratocombus coleoptrata Zett. Einmal bei Kreuz¬
nach VI aus einem Nest von Lasius fuliginosus gesiebt. (Krefeld,
(Mink) bei Lasius fulig.) — B. (Luxemburg n. F okker.) - H.
359. Cimex lectularius L. Verbreitet und vornehmlich in
einzelnen Stadtvierteln häufig. — W. B. M. E. H.
362. Lyctocoris campestris Hahn, Nur vereinzelt unter
Baumrinden angetroffen; bei Krefeld, Koblenz, BoppaidV bis
VIII. — W. B. E. H.
364. Piezostethus formicetorum Boh. Mehrfach bei Form,
rufa gesiebt; Langenlohnsheim VI; Kottenforst VIII; Cleve VII.
— E. B.
365. P. cursitans Fall. Verbreitet und häufig, aber sehr
selten makropter gefunden; im Wald und an Waldrändern aus
Moos gesiebt und auf Schlägen oft angetroffen, in Rindenritzen
usw. Cleve, Bonn, Koblenz, Idavwald, Eifel. V— VIII. — W. B.
M. E.
368. Temnostethus pusillus H. Sch. Einzelne Stücke in der
Umgebung von Trier an Pappeln gefangen. VIII. — W. B. E.H.
373. Anthocoris nemoralis F. Verbreitet und stellenweise
häufig, besonders gegen den Herbst hin; an Ufergebüsch, auf
Weiden und Erlen. Cleve, Niers VIII; Sieg, unteres Ahrfcal,
Koblenz, Steeg a. Rh:, Brodenbach, Trier, Stromberg, VI— IX.
Die var. austriacus F. nur von der Mosel. [Duisdorf, Radei m !]
— W. B. M.f E. H.
377. A. gallarum-ulmi de G. Verbreitet und häufig, doch
meist vereinzelt, von Gesträuch und Bäumen gekätschert, oft
von Obstbäumen im Herbst, darunter auch gelegentlich die
var. femoralis Westh. Cleve VIII; Krefeld, Bonn, Koblenz, Nahe¬
tal, Ahr, Trier VI— IX. — IT. E. H.
378. A. nemorum L. Überall verbreitet und häufig vom
Frühjahr bis in den Spätherbst hinein. — W. B. M. E. Ii.
379. A. limbatus Fieb. Selten und vereinzelt, gelegentlich
am Weidicht der Siegmündung und am Ufergebüsch der untern
Ahr gekätschert VI — VIII. — W. M.f E.
380. Tetraphleps vittata Fieb. An den alten Lärchen am
Grabmal Wilh. von Oraniens bei Cleve VIII; Koblenzer Stadt¬
wald VIII; bei Kreuznach VIII. — W. E.
70
August Reich ensperger
*
382. Triphleps nigra Wolf'f. Ziemlich verbreitet aber meist
an trockneren sonnigen Orten von Büschen und Blüten ge¬
streift. Cleve VIII; Finkenberg b. Beuel VIII; Wolkenburg VII;
untere Mosel, Trier VI — VIII; Stromberg, Nahetal, Lahntal. —
W. B. M. E. H.
383. Tr. majuscula Reut. Aus Rheingenist an der Ahr¬
mündung' 15. III. — E. H.
384. Tr minuta L. Allenthalben im Gebiet sehr verbreitet
und häufig IV— IX. — W. B. M. E. H.
389 Microphysa elegantula Baer. Sehr selten und ver¬
einzelt; aus Ameisennestern einigemale 9 und cT1 gesiebt.
Horchheim u. Pfaffendorf a. Rh. VI— VII: Staudernheim VI. —
E f H.
392. Myrmedobia coleoptrata Fall. Auf dem Venusberg
bei Bonn VIII bei Form, rufa und Koblenz Stadtwald VII bei
Lasius fuliginosus gefunden. — W. B. E. H.
An von mir nicht gefundenen Arten führt Ra der mach er
ferner auf : 363. Piezostethus galactinus Fieb. 373. Antho-
coris nemoralis v. austriacus F. 376. A. Minki Dohrn. A.
pilosus Jak.
In Fiebers europäischen „Hemiptcra“ von 1861 sind mit der
Angabe „Dr. Förster, um Aachen“ genannt: 145. Geocoris
megacephalus Rossi, PlociomeriLs Luchsii Phers. var. 224a.
Pyrrhocoris marginatus. 326. Nabis pilosulus = major
Costa. 232. Campylostira sinuata. 242. Dictyonota fuli-
ginosa = Fiebert (Forst.) und Paromius leptopo'ides Bär. um
Krefeld!! (Südfrankr., Corsika, nach Puton) vgl. Vorwort.
Literatur - V erzeichnis.
Im folgenden gebe ich eine Reihe von Arbeiten und Lokal¬
launen an, welche teils in dem H üeb ersehen Literatur-Über¬
blick (Nr. 1) fehlen, teils auch neueren Datums sind. Arbeiten
über die Grenzgebiete der Rheinlande, auf die im Vorher¬
gehenden durch besondere Buchstaben Bezug genommen wird,
sind entsprechend bezeichnet.
Bellevoy e Ad. Catalogue des Hemipteres du Departement de
la Moselle. 10. Bull Soc. Hist. Nat. dep. Mos. Metz 1866. M.
Bo 11 weg W. Beitrag zur Faunistik und Ökologie der in der
Umgebung Bonns vorkommenden aquatilen Rhynchoten etc-
Verh. Naturhist. Ver. Rhl. u. Westf. 71. Jahrg. 1914 p. 137 ff.
1 Tafel,
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
71
Coubeaux Eug. Enumeration des Hemipteres de Belgique.
Comp. Rend. Soc. Ent. Belg. 3. Oct. 91. (Ann. Soc. Ent.
T. XXXVI. 1892.)
Fokker. Bijdrage tot de Kennis der belgische Fauna, ibid
T. XXXV, p. 340 (desgl. T. XXX p. 49).
— Catalog d. in Nederland vorkommenden Hemipt. Heteropt.
1883-86 u. 1891. H.
Guide Joh. Zahlreiche „Beiträge zur Heteropteren - Fauna
Deutschlands“ in Deutsch. Ent. Zeitschr. 1912 ff. und ander¬
wärts.
Horvath v. Saldidea recueillis en Belgique par M. van Volxem.
C. R. Soc. Ent. Belg. 1877 p. 16, 17, 28.
Hüeber Th. 1. Fauna Germanica: Hemiptera heteroptera; die
Halbflügler der Schnabelkerfe: Wanzen. Ulm. Berlin, Fried-
laender u. S. in Komm. I— III. 1891 ff.
— 2. Catalogus insectorum Faunae Germanicae: Hemiptera
heteroptera. System. Verz. der deutschen Wanzen. Beilin
1902. Friedl. u. S.
— 3. Nachtrag zu Dr. H’s Verzeichnis der deutschen Wanzen.
Berlin 1910.
— 4. Über Lygaeus superbus etc. Jahreshefte Ver. vat. Natkd.
in Württbg. 1904 S. 281.
Kellner. Material zu einer Hemipteren - Fauna Thüringens.
Herausgeg. von G. Br ed din- Magdeburg 1893.
Le Roi und Reichensperger Die Tierwelt der Eifel in ihren
Beziehungen zu Gegenwart und Vergangenheit. Eifelfest¬
schrift 1913. t
Lethierry L. Revue des Hemipteres de Belgique. Lille 1892,
Imprim. Laroche-Delattre. B.
Meess A. 1. Beitrag zur Kenntnis der Hemipterenfauna Badens.
Mittl. Bad. Zool. Ver. 1899/1900 p. 37 ff. 1901 p. 18 ff.
Noll F. C. Einige dem Rheintale von Bingen bis Coblenz eigen¬
tümliche Pflanzen und Tiere mit Rücksicht auf ihre Ver¬
breitung und Einwanderung. Frankf. 1878, Malilau u Wald¬
schmidt.
Puton A. Catalogue des Hemipteres de la faune palaearctique.
3. ed. Caen 1886.
- Synopsis des Hemipteres - heteropteres de France. Paris
1878—80, 4 Teile.
Radermacher P. Beitrag zur Kenntnis d. Hemipterenfauna
Rheinlands. Deutsche Ent, Ztschr. 191o, p, 457 ff,
Reiber et Puton. Catalogue des Hemipteres-lieteropteres de
l’Alsace et de la Lorraine. Colmar. .Bull. Soc Hist. Nat. de
Colmar 1875—76, E.
* 72
August Reichensperger
Reichensperger A. Einige interessante Herniptera - Arten
aus dem Rheinl. Berichte des Bot, u. Zool. Ver. Bonn 1908
p. 34 ff.
— Neue Hemipterenfunde aus dem Rheinld Ebenda 1909
p. 109 ff.
Reuter 0. M. Herniptera Gymnocerata Europ. Helsingfors
1878-83, 3 Bde. 18 Taf.
Saunders Edw. The Herniptera Heteroptera of the British
Islands. London, L. Reve & Co. 1882. . 350 S. 32 Taf.
Schmidt E. Beiträge zur Hemipterenfauna Pommerns I. Stettin.
Ent o mol. Ztg. Bd, 73. 1912 p. 145 ff.
Schuhmacher F. Beiträge zur Kenntnis der Rhynchotenfauna
Deutschlands I. D. Ent. Ztsch. 1911 S. 213 ff. 671 ff.
— Die märkische Pentatomiden - Fauna und ihre Zusammen¬
setzung. Zool. Anz. XXXVII. 1911, S. 129 ff.
Seitdem vom selben Verfasser zahlreiche Arbeiten fau-
nistischer und ökolog. Natur in derselben ZeitscHr, und
anderwärts. Desgl. viele Mitteilungen in den Sitzungs-Ber.
d. D. Ent. Ztsch., vor allem die märkische, norddeutsche
und ostdeutsche Fauna betreffend.
Sn eilen von Vollenhoven. Herniptera Neerlandica, cum
22 tab. Hagae 1878.
Strobl Gabi*. Steirische Hemipteren. Graz 1899 — 1900.
Verhoeff C. Kritik von Hiiebers Fauna Germanica, Zool.
Zentralb), I. 1894/95, S. 475; enthält auch eig’ene Beobacht,
und biol. Ergänzungen in Bezug auf. die Umgeb. von Bonn.
Westhoff F. Verzeichnis bisher in Westfalen aufgefundener
Arten aus der Gruppe: Herniptera heteroptera. Jahresber.
Westf. Pro v.- Ver. f. Wiss. u. Kunst. 3 Teile, 1879, 80, 83, W.
Wüstnei W. Verzeichnis der in Schlesw.-Holstein bisher von
mir beobachteten Hemipteren sowie Nachträge und Berich¬
tigungen zu dem Verzeichnis. Sehr. Naturwiss. Ver. f. Schl.-
Holst. Bd. VIII, S. 220— 46 und S. 263 — 266. Kiel 1895.
N. B. In dem oben genannten Beitrag I von F. Schuh¬
macher (D. Ent. Ztsch. 1911, S. 213) findet sich folgende Stelle:
*> . Ausserdem werden in der Literatur noch 5 weitere (Arten
der Oxycarenina ) angegeben, nämlich: Microplax interrupta
Fieb. Micropl. albofasciata Costa. Camptotelus costalis H. Sch.
Erstere Art kommt nach Fieber in Deutschland vor, ist
aber ein ganz südliches Tier und dürfte sich hier kaum finden.
Die zweite Art wird von Reichensperger für das Rheinland
angegeben: Bestimmung? . “
Hieizu bemerke ich; 1. Die Bestimmung* stimmt, da ich mir
■
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
73
zweifelhaft erscheinende Arten im Nat -Hist. Museum in London,
wo ich öfter arbeiten konnte, verglichen habe. 2. Für das
Rheinland habe ich die Art niemals und nirgends angegeben;
die betr Mitteilung hat Schuhmacher offenbar überhaupt
nicht angesehen; sie findet sich in den Berichten d, Botan. u,
Zoolog. Vereins, Bonn 1909, S 111 und lautet wörtlich: „Ich fing
ein Exemplar beim Streifen am Waldrand in Münstei im
Eisass (Vogesen). 6. IX. C9.“ 3. Liegt kein Grund vor, dass
das Tier nicht auch anderwärts bei uns im Süden gefunden
werden könnte, da es bei Paris z. B. gefangen wurde. Puton!
Abgeschlossen 1. II. 21. A’
Register.
p-r Seite
Acalypta cervina Germ. . 61
— ni grin a Fall . 61
— parvula Fall . 61
Acanthiidae . 68
Acanthosoma haemorrhoi-
dale L . 46
— interstinctum L. ... 46
Acompus rufipes Wolff . . 57
Aelia acuminata L . 42
— Klugii Hah . 43
— rostrata Boh . 43
Alydus calcaratus L. . ... 50
Aneurus laevis Gurt. ... 63
Anthocoridae . 69
Anthocoris gallarum - ulmi
de G . 69
— — var. femoralis ... 69
— limbatus Fieb . 69
— Minki Dohrn . 70
— nemoralis F . 69, 70
— — var. austriacus F. 69,70
— nemo rum L . 69
Seite
Anthocoris pilosus Jak. . . 70
Aphanus aiboacuminatus
Goez . . 58
. 58
. 58
. 58
. 58
. 58
. 58
. 63
. 63
. 63
. 63
. 63
. 63
. 46
F. 53
. 53
— lyneeus F. . . .
— phoenieeus Rossi
— pineti H. Sch.
— pini L .
— quadratus F. . .
— vulgaris Schill. .
Aradidae .
Aradus betulae L. •
— cinnamomeus Panz.
— depressus F. \ .
— dilatatus Duf. . .
— versicolor H. Sch
Arma custos Fab.
Arocatus melanocephalu
— Roeselii Schum. .
Asopus punctatus L.
ISathysolen nubilus Fal
Beosus' maritimus Scop
Berytidae .
46
49
58
52
74
J
August Reich ensperger
Seite
Bervtus clavipes F . 52
— crassipes H. S . 52
— minor H. S . 52
— montivagus Fieb. ... 52
— Signoreti Fieb . 52
Brachypelta aterrirna Forst. 42
Calyptonotus Rolanclri L. . 58
Camptopus lateralis Ger. . 50
Campylosteira sinuata Fieb. 70
— verna Fall . 61
Carpocoris lunulatus Goeze. 44
— purpuripennis de G. . 43
Catoplatus carthusianus
Goez . 62
— Fabricii Stal . 62
Centrocarenus spiniger Fab. 39
Ceraleptus gracilicornis H.
Sch . 49
— lividus Stein . 49
Ceratocombus coleoptrata
Zett . 69
Chilacis thyphae Perr. . . 55
Chlorochroa juniperina L. 44
— pinicola. M. R . 44
Chorosoma Schilling! Schml. 52
Cimex lectularius L. ... 69
Copiurn clavicorne Fourc. 61
Coptosoma globus Fab. . . 40
Coranus subapterus de G. 66
Coreidae . 47
Coreus denticulatus Scop. 48, 50
— scabriQornis Panz. . . 50
Corizus crassicornis L. . . 51
— — var. abutilon ... 51
— maculatus Fieb. ... 51
— parumpunctatus Schill. 51
— rufus Schill . 51
— subrufus Gmel . 51
— tigrinus Schill . 51
Cydnus nigrita Fab. ... 41
Cymus claviculus Fall. . . 54
— ^glandicolor Hahn. . . 54
— melanocephalus Fieb. . 54
Seite
Cyphostethus tristriatus F. 47
Derephysia foliacea Fall. . 61
Dictyonota Fieberi Forst. . 70
— fuliginosa Costa . . ßl, 70
— strichnocera Fieb ... 61
— tricornis Schok .... 61
Dirnorphoptarus Spinolae
Sig . 54
Dolycoris baccarum L. . . 44
Drymus brunneus Sahib. . 59
— svlvaticus F . 59
— — var. piceus Rey. . . 59
Elasmucha ferrugatus F. . 46
— griseus L . 47
Emblethis griseus Wolff . 59
— verbasci F . 58
Enoplops scapha F . 47
Eremocoris erraticus F. . . 59
— plebejus Fall . 59
Eurydeina dominulus Scop. 45
— festivum L . 45
- var. decoratum H. Sch. 45
— oleraceum L . 45
— — var. angulare Kol. . 45
— — var, annulatum Fall. 45
— — var. consirnile Horv. 45
— — var. Magdalenae
Roy er . 45
- var. triguttatum Horv. 45
Eurygaster maurä L. . . . 41
— nigrocucullata Goez. . 41
Eusarcoris aeneus Scop. . 43
— melanocephalus F. . . 43
Guleatus maculatus H. Sch. 61
— spinifrons Fall . 61
Gastrodes abietis L ... 59
— ferrugineus L . 59
Geocorisae . 40
Geocoris ater F . 55
— gry Holdes L. . . . . 54
— megacephalus Rossi 54, 70
Geotomus elongatus H. Sch. 41
Gerrididae . 64
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
75
Seite
65
64
65
65
64
65
Seite
Gerris argentatus Schümm.
— gibbifer Schümm. . . .
— _ var. flaviventris . .
— lacustris L .
— najas de Geer .
— odontogaster Zett. . .
— paludum F . 64
— rufoscutellatus Latr. . 64
— thoracicus Schümm. . 64
Gnathoconus albomargina-
tus Goez . 42
— picipes Fall . 42
Gonocerus acuteangulatus
Goez .
— juniperi H. Sch. . . •
Graphosoma italicum Müll
Harpaetor annulatus L. .
— erythropns L .
— iracundus Pod .
— — var. rubricus Germ.
Hebridae .
Hebrus pnsillus Fall. . . .
— ruficeps Thoms. . . .
Heterogaster artemisiae
Schill . 55
— urticae F . 55
Hydrometra stagnorum L. 64
lalla dumosa L . 46
Ischnocoris hemipterus
Schill.' . 56
Ischnorhynchus resedae
Panz . 54
— sabnleti Fall . 54
liasiosomns enavis H. Sch. 57
Leptopus marmoratus Goez. 68
Lyctocoris campestris Hahn 69
49
49
41
65
66
65
66
63
63
64
Macrodema micropterum
Curt . . .
Macroplax Preyssleri Fieb.
Mesovelia fuvcuta M. R. .
Metatropis elegans Curt. .
— rufescens H. Sein . . .
Metopoplax ditomo'ides
Costa .
Microphysa elegantula
ßaer .
Microtoma atrata Goez. .
Microvelia pygmaea Duf.
Monanthia echii Wolff .
— humuli F .
— symphyti Yallot. . .
Myrmedobia coleoptrata
Fall . . •
Myrmus miriformis Fall.
Sabis apterus F . 67
— brevis Schltz . 67
— ericetorum Schltz. . . 67
— ferus L . 67
— flavomarginatus Schltz. 67
— lativentris Boh . 67
56
55
64
53
53
55
70
57
64
62
62
62
70
52
Lygaeidae .
. 53
Lygaeus albomaculatus
Goez .
. 53
— equestris L .
. 53
— militaris Fab .
. 39
— saxatilis Scop. . . •
. 53
— superbus Pollich. . .
. 53
— limbatus Dahlb.
— lineatus Dahlb.
— major Costa. .
— pilosulus Forst.
— rugosus L. . .
Neides tipularius L. . . •
Nemocoris Fallenii Sahib. .
Neottiglossa inflexa Wolff.
— leporina H. S .
Nezara viridula L .
Notochilus contractusH.Sch
Nyslus lineatus Costa. . •
— senecionis Schill. . .
— thymi Wolff . 54
ödontoscelis dorsalisF.Dall. 41
— fuliginosa L .
Odontotarsus purpureoline-
tüs Rossi.j .
Oxycarenus modestus Fall.
. 67
. 67
67, 70
. 70
. 67
. 52
. . 49
43
43
39
59
54
54
41
41
55
76
August Reichensperger
Seite
Palomena prasina L. . . . 44
— — var. subrubescens
Gorski . . 44
— viridissima Pod. ... 44
— — var. simulans ... 44
Pamera fracticollis Schill. . 55
— lurida Hahn . 56
Paromius leptopoidesBär. 39, 70
Pentatoma rufipes L. . . . 45
Pentatomidae . 40
Pentatominae . 41
Peribalus sphacelatus F. . 43
— vernalis Wolff. . . . . 43
Peritrechus geniculatus
Hah . 57
— sylvestris Fab . 57
Phyilonthocheila ampliata
Fieb . 62
— angusticollis H. S. . . 62
— capucina Germ . 62
— cardui L . . . 62
— ciliata Fieb . 62
— maculata H. Sch. ... 62
Phymata crassipes F. . . . 63
Phymatidae . 63
Physatocheila dumetorum
H. Sch . 62
— quadrimaculata Wolff. 62
— Simplex H. Sch. ... 62
Pieromerus bidens L. . . . 45
Piesma capitata Wolff. . . 60
— maculata Lap . 61
Piezodorus lituratus F. . . 44
— — var. ailiaceus Germ. 44
Piezostethus cursitans Fall. 69
— formicetorum Boh. . . 69
— galactinus Fieb. ... 70
Pionosomus varius Wolff. 57
Pirates hybridus Scop. . . 65
Piataspinae . 40
Piatyplax saiviae Schill. . 55
Plinthisus brevipennis Latr. 57
- var. bidentulusH.Sch. 57
Seite
Plinthisus pusillus Schltz. . 57
Plociomerus Luchsii Phers. 70
Ploiariodes culiciformis
de G . 65
— vagabunda L . 65
Podops inuncta Fab. ... 41
Prostemma guttula F. . . . 66
Psacasta exanthematica
Scop . 39
Pseudophloeus Fallenii
Schill. . . * . 49
- Waltlii H. Sch . 49
Pterotmetus staphylino'ides
Burin . 56
Pygolampis bidentata Goez. 65
Pyrrhocoris apterus L. . . 60
— marginatus Kol. . . 60, 70
Heduviidae ....... 65
Reduvius personatus L. . 65
Rhaphigaster nebulosa Post. 45
Rhyparochromus antenna-
tus Schill . 56
— chirarga F . 56
— — var. sabulicola Th. . 56
— dilatatus H. Sch. . . . 56
— hirsutus Fieb . 56
— praetextatus H. Sch. . 56
Rubiconia intermedia Wolff. 43
Saida arenicola Schltz. . . 68
— cincta H. Sch . 68
— elegantula Fall. .... 68
— lateralis Fall . 68
— — var. concolor Put. . 68
— — var. eburnea Fieb. . 68
— -- var. pulchella Curt. 68
— litoralis L . 68
— melanoscela Fieb. ... 68
— orfchochila Fieb . 68
— saltatoria L . 68
Saldidae . . 68
Sciocoris microphthalmus
Flor . 42
— terreus Schrk . 42
Rheinlands Hemiptera heteroptera.
77
Sciocoris umbrinus Wolff. .
Scolopostethus affinis Schill
— decoratus Sah. . . .
— pictus Schill .
Scutellerinae .
Sehirus bicolor L. . . .
— biguttatus L .
Seite
42
59
59
59
40
42
42
42
42
42
61
47
47
— dubius Scop .
— luctuosus Mls. R. . .
— morio L .
Serenthia laeta Fall. . • •
Spathocera Dalmanni Schill.
— laticornis Schill. . . .
Sphagristicus nebnlosus
Fall . 58
Stagonomus bipunctatus L. 43
Staria lunata Hahn . 43
Stenocephalus agilis Scop. 50
— albipes F .
— medius M. R . 50
Stygnocoris fuligineusFourc. 57
— pedestris Fall . 57
Seite
Stygnocoris pygmaeus F. . 57
— rusticus Fall . 57
Syromastes marginatus L. . 48
Temnostcthus piisiliüs H.
Sch . . '/•/ • ; • 1 ^
Tetraphleps vittata Fi'eb. . 69
Therapha hyoscyarni L. . 51
Thyreocoris scarabaeo'idesL. 40
Tingis pyri Fab. ..... 61
Tingitidae . 00
Trapezonotus arenarius L. 57
— dispar Stal . 57
Triphleps majuscula Reut. 70
— minuta L . ^0
— nigra Wolff . ^0
Troilus luridus F. . 40
Tropistethus holosericeus
Schltz . . 56
Velia currens F . 04
Verlusia quadrata F. . . . 48
— sulcicornis F . 39
Zicrona coerulea L. ... 46
V erhandlungen
des
Naturhistorischen Ter eins
I
Hollstein, W. Der Teutoburger Wald zwischen Werther
und Borgholzhausen. Mit einer Karte und einer Profil-
Karte . 1 — 33
Müller, Fr. Zur Flora des Nahetales . 34 — 45
von Jordans, A. Das Bergrebhuhn, Pcrdix montana
(Gmelin). Mit einer Tafel . 46 — 58
Für die in dieser Vereinsschrift veröffentlichten Abhand¬
lungen sind die betreffenden Verfasser allein verantwortlich.
Den Verfassern stehen 50 Sonderabzüge ihrer Abhand¬
lungen kostenfrei zur Verfügung, weitere Abzüge gegen Er¬
stattung der Herstellungskosten. Es wird gebeten, hierauf
bezügliche Wünsche gleich bei der Einsendung des Manuskriptes
mitzuteilen.
Manuskriptsendungen nimmt der Schriftführer des
Vereins, Dr. Zepp, Bonn, Maarflach 4, entgegen.
S.
Die Mitglieder beit rage wolle man auf das Konto
des Naturhistorischen Vereins bei der Städtischen Sparkasse
Bonn, Postscheckkonto 11100 einzahlen.
Die Mitglieder werden ersucht, etwaige Änderungen
ihrer Anschrift zur Kenntnis des Schriftführers zu bringen, weil
nur auf diese Weise die regelmäfsige Zusendung der Vereins¬
schriften gesichert ist.
Bonner IJniv*«itäts'Buchdruckerei Gehr. Scheur.
.