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Verhandlungen
des Vereins
zur
Befoͤrderung des Gartenbaues
in den
Koͤniglich Preußiſchen Staaten.
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LIBRARY
Zweite Auflage NEW YORK
_ BOTANICSAL
QAPBHEN
Mit drei Kupfertafeln.
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Berlin.
Auf Koſten des Vereins.
1837.
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Inhalt des fünften Bandes.
Zehnte Lieferung.
I. Auszug aus den Verhandlungen des Gartenbau Vereins zu London. Bd. 7. Th. 1.
1. Beobachtungen uͤber den Wachsthum fruͤher oder ſpaͤter Trauben unter Glas, von
Mr. J. Acon, Gaͤrtner des Earl of Surrey
2. Ueber Acklimatiſirung von Pflanzen zu Biel in Oſt⸗Lothian, von Mr. J. Street.
Rachricht über einen Schutzrahmen für Fruchtbaͤume an Mauern von John Dick.
4. Mittheilungen aus dem Tagebuche der Geſellſchaft; a. uber Behandlung der Erd«
beeren auf Beeten; b. Uber Schirme von Flechtwerk; c. über Befruchtung der
Paſſionsblume; d. uͤber Aufbewahrung der Johannisbeeren
5. Ueber Dahlien (Georgien), von Mr. W. Smith, Untergaͤrtner im Garten 15
S a: 777 REHAU OA OO NENE
6. Ueber die Kultur der Kamellien in "offenen Rabatten, von Mr. Joſ. Harriſon.
7. Ueber die Kultur der Prunus Pseudo- Cerasus oder Chineſiſchen Kirſche, v. Th.
Aid ni! G ee eee
8. Ueber die Kultur der Ananas, von Mr. James Dall. 5 588
9. Bemerkungen uͤber das Treiben des Garten-Rhabarber, von Mr. D. Stothers,
Untergaͤrtner beim Garten zu Chiwid. . «ven nenn
10. Bericht über einige merkwürdige Huͤlſen-Hecken und Bäume, v. Joſ. Sabine.
11. Bericht über einen Plan, um Warmhaͤuſer mittelſt heißen Waſſers zu heizen, anges
wendet im Garten von Ant. Bacon Csg., mitgetheilt durch deſſen Gärtner W. Whale.
II. Ueber Roſen⸗Vermehrung, Veredlung und Kultur, v. Hrn. Bernh. Stiehler zu Dresden.
III. Auszug aus der Verhandlung, aufgenommen in der Glften Sitzung des Vereins
ame Januar 828 „%% ST ůüwi e L.
1. Aufſatz des Hrn. Prof. Schuͤbler in Tuͤbingen über die Temperatur, welche Baum⸗
8
und Straucharten im Klima v. Deutſchland aushalten (No. IV.), referirt v. Direktor.
2. Gaͤrtner's Verſuche uͤber die Befruchtung, refetirt v. Geh. Med. Rath Link.
3. Zeyher's Aufſatz über die Kultur der Alpenpflanzen, mitgetheilt v. Geh. Mediz.
Rath Link. 0 * * . * * „ * * „* * * * * * * « . * € * «
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3
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Seite
4. Ueber die praktiſchen Leiſtungen des Koͤnigl. bot. Gartens zu Berlin in den Jah—
ren 1826 — 27, mitgetheilt vom Garten-Direktor Otto..
5. Ueber Kultur der Feigenbaͤume: verſchiedene Bemerkungen. .. 5
6. Ueber die Vertilgung der Raupe der Phalaena brumata minor, v. Barum
ſter Hallmann zu Habelfhwerd. 2 00 Umm
7. Mittheilung der Nachrichten des Hrn. Baron v. Witten uͤber die ihm vom Vereine
uͤberwieſenen Samen-Arten (No. V.). 5 8 „
8. Benachrichtigung des Hrn. Ludovici, daß der Brakel Apfel vom Froſte weniger
leide, als andere Sorten. „% ER ENeN:
9. Nachrichten von einigen reichbluͤhenden Hortensien Pflanzen und uͤber die Erde
worin die blauen Hortenſien ſo vorzuͤglich gedeihen (No. VI.).
10. Erſte Mittheilung des Hrn. Hofgaͤrtner Schoch in Woͤrlitz zur Geſchichte 90
Beſchreibung des dortigen Gartens. .
25
11. Derſelbe uͤberſendet einetbhandlung ber anörbamerikaniſche olſartet (No. VII. VIII.) 26
12. Berloofung der Ehrengabeeeeeeeeeee 0. ee ö 0
IV. Ueber die Temperatur, welche Baum- und Stkaucharten im Clima Deutschlands
zu ertragen im Stande find, mit einer tabellarifchen Ueberſicht der Beobachtung
der Kaͤltegrade, bei welchen mehrere derſelben erfrieren, von Hrn. Prof. Schuͤbler
in ene) ee ee u
Beilage zu No. IV. Tabellariſche Ueberſicht der Veobachtung e...
V. Ueber die Liverpool: Kartoffel und eine ſchwarze Winterruͤbe. Auszug aus es
Berichte des Hrn. Baron v. Wittennnnn.
VI. Ueber die Kultur der blauen Hortenſien. Auszug aus einem Schreiben des Hrn.
Hofgaͤrtner Fintelmann auf der Pfaueninſe l. . 2 is
VII. Nordamerikaniſche Nadelhoͤlzer, Pinus Balsamea, 2 1 ickichs, vom
Hofgaͤrtner Hrn. Ludwig Schoch in Wörlik.. 2 2 2 2 2 ne een en
VIII. Nordamerikanifche Blattbaͤume, Liquidambar Styraciflua, Liriodendron Tu-
lipifera, vom Hofgaͤrtner Hrn. Ludw. Schoch in Wörlik. 2 2 2 2 0 2.
IX. Auszug aus der Verhandlung, aufgenommen in der 62ſten Verſammlung des Ver:
eins am 3. Febeuar 18 2·ůylUU ln En Ne.
1. Herr Geh. Rath Link verlieſt ſeine Abhandlung uͤber die Cultur der Alpenpflanzen
(No. X.). ol ae 9 80 IS
2. Aufſatz des Herrn Bantelsgdether Platz in Erfurt aber Eritth ung des Blümen⸗
kohl⸗ Samen. 90. „ ee
3. Ueber die Anwendung von Kalk zur Beferherung der Tragbarket von unfrucht⸗
baren Pfirſichbaͤume nn. e „K.
4. Aufſatz des Herrn Baron v. Kottwitz zu Rimptſch ber die Erhoͤhung der Trag-
barkeit des Weinſtocks, nebſt Gutachten des Ausſchuſſes. (No. XI.)
26
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Seite
5. Anzeige des Kunſtgaͤrtners Herrn Gaede uͤber eine von ihm kultivirte ſchwarze
Winterruͤbe. 99 0 . 0
6. Schreiben des Hrn. v. Same zu oberer fiber bein, bed und Kolbenhirſe.
7. Nachricht Über den Garten Sr. K. Hoheit des Prinzen Auguſt von Preußen zu
Prillwitz in Pommern, durch den Hofgaͤrtner Hrn. Fuͤrſtenau. (No. XII.)
8. Mittheilungen des Herrn General-Lieutenant Graf v. Lindenau über Obſtpflan⸗
zungen, aͤchte Kaſtanien nnd Raſenbildung auf Hoͤheboden. (No. XIII.)
9. Schreiben des Hrn. Baurath Geinitz in Altenburg uͤber Beſchleunigung der Trau—
benreife durch bewegliche Espaliers an einer Schieferflaͤch ee.
10. Dem Konkurrenten zur Preisaufgabe wegen Erziehung feiner Gemuͤſearten wird
Bedingungsweiſe der Preis zuerkannt. 0 0
11. Anzeige des Herrn Baron v. Witten uͤber 2 neue Wilteüten (No. Ivo.
12. Mittheilungen uͤber die Bibliothek des Vereins.
13. Ausgeſtellte blühende Gewaͤchſe des botaniſchen Gartens.
14. Verlooſung der Ehren gaben ee 99 8
X. Einige Bemerkungen uͤber die Kultur der nen von 15 Dr. Link, Geh.
Medien .
XI. Ueber ein Mittel die Tragbarkeit des Weins zu erhoͤhen und die jungen Triebe
deſſelben gegen Fruͤhlingsfroͤſte zu ſchuͤtzen, vorgeſchlagen von dem Herrn Baron
von Kottwitz zu Nimptſch und begutachtet von dem betreffenden Ausſchuſſe. ..
XII. Mittheilungen des Koͤnigl. Prinzl. Hofgaͤrtners Hrn. Fuͤrſtenau zu Prillwitz in Pom—
mern, uͤber die dortigen Gartenanlagen Sr. K. Hoh. des Prinzen Auguſt v. Preußen.
XIII. Auszug aus dem Schreiben Sr. Excellenz des General-Lieutenant Hrn. Grafen
v. Lindenau, dd. Bahrensdorff den 20. Jan. 182dũ .
XIV. Ueber 2 neue Weizen Arten, kultivirt von Hrn. Frhrn. v. Witten
XV. Auszug aus der Verhandlung, aufgenommen in der 63ſten Sitzung des Vereins
am Marz: Ale enlie ersre lettie Ver Meike Wailhetalenitei. te
1. Aufſatz des Hrn. Hofgaͤrtner Keller zu Schwedt über das Verfahren beim Ver—
pflanzen großer Baͤume. o
2. Nachrichten des biſchoͤfl. Sie Sele ern zu Trier aber sen Anban 915
aͤchten Kaſtanien im dortigen Regierungsbezirk. (No. XVI.) 99 5
3. Bemerkungen nnd Nachrichten Über verſchiedene Gegenſtaͤnde der Gartenkultur,
mitgetheilt von mehreren Mitgliedern, namentlich über die Wirkung des Rajolens,
und über die Anwendung der hier bereiteten Powdrette. .
4. Beſchreibung des kaiſerlichen Gartens zu Nikita in der Krimm, Age vom
Etatsrath Dr. v. Steven zu Sympheropol. (No. XVII.) 0
5. Beobachtung über das Wachsthum der Amaryllis Belladonna in den Aeschlen
Tageszeiten, vom Prof. E. Meyer zu Koͤnigsberg in Pr. (No. XVIII.)
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96
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Seite
Nachrichten über den großen am Dom zu Hildesheim befindlichen wilden Roſen—
ſtock, mitgetheilt durch Hrn. Geh. Rath Link.. e 97
7. Verſuche des Hrn. Buͤſching zu Egeln Kartoffeln aus Sana zu ziehen. (No. SR) 98
8. Ueber die angebliche Wirkung des Mondes auf die Vegetation. . 98
9. Eingang einer Beantwortung der 4ten laufenden e 99
10. Verlooſung der Ehrengabwte 5 N
11. Aufſtellung ſchoͤn bluͤhender Gewaͤchſe des ande, 1 ER a, ASt]
XVI. Einiges über die Kaſtanien, v. d. biſchoͤflichen Sekretair Hrn. Hanſen in Trier. 100
XVII. Beſchreibung des kaiſerlichen Gartens zu Nikita, vom Kaiſerl. Ruſſ. Etatsrath
Herrn Dr. von Steven zu Symphero pon... 103
XVIII. Beobachtungen über Pflanzen-Wachsthum in Bezug auf die verfchtedenen Tages:
zeiten, vom Direktor des bot. Gartens zu Königsberg in Pr., Hrn. Prof. E. Meyer. 110
XIX. Verſuch, Kartoffeln aus Samen zu erziehen, von Hrn. J. L. Buͤſching in Egeln. 112
XX. Auszug aus des Verhandlung, aufgenommen in der 64ſten Sitzung des Vereins
an en,, ae
1. Bericht des Geh. Ober-Finanzrath Ludolff uͤber die Gaͤrtner-Lehranſtalt. (No. XXI.) 114
2. Abhandlung des Prof. Dr. Reum zu Tharaud uͤber die Zucht und Pflege der
Holzpflanzen (No. XXII.) und Anfrage über Ulmus eflusa und Beſchneidung der
Obſtbaͤume. .. 50 50 % „ % „ II
3. Notizen uͤber die 9 1 5 vom 1 Seidel daſelbſt. 116
4. Ueber den Ablättrigen Sauerklee, vom botan. Gärtner Herrn Witzell, eingefandt
m
durch den Prof. Dr. Beſſer zu Krzeminiee in Gallizien. (No. XXII) . .116
5. Hr. Hofgaͤrtner Ludw. Schoch ſendet die Fortſetzung ſeiner Nachrichten uͤber den
Woͤrlitzer Garten. (No. XXIV.hhhhh 2.0.0. 0 5 5 116
6. Derſelbe uͤberſendet 2 Aufſaͤtze uͤber nördämerttaniſche Laube 10 Radelholzödume.
(No. XXV.) 8 116
7. Nachrichten uͤber die unter dem onen 995 e la Gaͤrten
bei Erfurt, vom Prof. Voͤlker. (No. XXVI. )))): n
8. Bemerkungen zu Loudon's Gaͤrtner-Magazin No. XII. März! 1828. 117
9. Herr Geh. Med. Rath Link uͤber die Verdienſte des Oberfoͤrſter Eyber zu Thal
bei Quedlinburg in Bepflanzung der Gemeinde-Anger mit Obſtbaͤumen.. . . 118
10. Anzeige uͤber die Kultur-Methode für die Orangerie von Herrenhauſen, durch
Hrn. Garten-Meiſter Mertens und Meinung des Ausſchuſſes dazu durch Herrn
Garten-Direktor Otto. (No. XXVII.) 118
11. Derſelbe erinnert an die Ueberſicht der Vegetations— Tbeorle v v. Knight in Küd-
ſicht auf die Zucht der Melonen. (No.XXVIL) )))) e 18
12. Benachrichtigung des Herrn Dr. Crank zu Bruſenfelde Über eine vom Wind be>
wegte Maſchine zur Bewaͤſſerung und Entwaͤſſerung. % 118
VII
Seite
12. Entwurf zu einer Normal⸗Obſt⸗Plantage nebſt Zeichnungen, vom botaniſchen
Gärtner Herrn Ohlendorff in Hambur rng. 119
13. Berloofung der Ehrengabweeii e. . 119
14. Ausſtellung von Gewaͤchſen des botanifchen Gartens
XXI. Vortrag des Abgeordneten des Vereins zum Vorſteheramte der 1
an ſtalt Hrn. Geh. Ober-Finanzrath Ludolff in der Verſammlung v. 13. April 1828. 120
XXII. Einige Ergebniſſe über Zucht u. Pflege der Holzpflanzen, v. Hrn. Prof. Dr. Reum. 124
XXIII. Ueber den vierblättrigen Sauerklee als Zier- und Gemuͤſepflanze, von dem bot.
Gaͤrtner Hrn. Witzel zu Krzeminieeee .....
XXIV. Auszug aus der Abhandlung des Hru. Hofgaͤrtner Schoch in Woͤrlitz: das
Geſchichtliche des Woͤrlitzer Garten eenm .
XXV. Nordamerikaniſche Laub- und Nadelholzbaͤume, vom Herzogl. Hofgaͤrtner Hrn.
Schoch ffn. REST SENSE REN len 02s
XXVI. Ueber den Dreibrunnen bei Erfurt, nebft nachträglichen Bemerkungen und Eroͤr—
terungen uͤber den Erfurter Feld- und Gartenbau, v. Hrn. Prof. Voͤlker in Erfurt.
XXVII. Ueber die Behandlung der Orangerie. Auszug aus einem Aufſatze des Hrn.
Gartenmeiſter Mertens zu Herrnhauſen, betreffend das Verfahren bei der dortigen
Orangerie und aus der gutachtlichen Beurtheilung dieſes Aufſatzes durch den Ausſchuß
für de b to
XXVIII. Eine gedraͤngte Ueberſicht der Vegetations- Theorke, welche weiter ausgeführt
iſt in den Philosophical Transactions, erläutert durch die Kultur der Melonen.
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XXIX. Auszug aus der Verhandlung, aufgenommen in der 65ſten Sitzung des Ver⸗
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1. Mittheilung aus den Nachrichten der K. Regierung zu Liegnitz uͤber den Erfolg
der Anpflanzungen längs den Chauſſeen ihres Verwaltungsbezirks - 177
Vorſchlaͤge nm das ſchnelle Abfaulen der Baumpfaͤhle zu verhuͤten . . . 178
3. Vorſchlaͤge und Beurtheilung von verſchiedenen Pflanzen, welche zu Hecken be—
nutzt werden koͤnnen. . e a 178
4. Ueber die Baumſchule des Sr Sufligtommifarius Görlich zu Neiſe. . 179
Mittheilungen verſchiedener Nachrichten, naͤmlich:
a. Von der Anwendung des Torfs als Duͤngungs mitten. 179
b. Ueber Bewäſſerung der Erdbeeren. RE . 179
Hr. Geh. Mediz. Rath Link theilt einiges aus Landon 8 Garten⸗ Magazin d No.
XIII. April 1828, mit, naͤmlich:
a. Ueber die Heizung der Haͤuſer durch heißes Waſſe r.. . 180
b. Ueber die von Thouin Greffe-Kew benannte Art des Pfropfens . . 180
c. Ueber Anwendung pyramidal. Obſtbaͤume zu Gruppen od. einzelnen Standbaͤumen. 180
133
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VIII
13.
14.
Seite
. Derfelbe theilte aus Frorieps Notizen folgendes mit:
a. Die Verſuche v. Turner uͤber die Einwirkung giftiger Gasarten auf d. Pflanzen. 180
b. Ueber die Wichtigkeit der Lehre von der Ausſtrahluug der Wärme. . . . 181
. Hr. Gartendirektor Otto macht auf eine Schrift: die Kunſt, unfehlbar gefüllte
Levkojen zu ziehen, von Meſſer zu Cahla, 1828, aufmerkſam. . 181
. Derfeibe zeigte den Empfang zweier Aufſaͤtze des Hrn. Handelsgaͤrtner Schelhas
in Caſſel an, naͤmlich: Beſchreibung und Abbildung der bei ihm bluͤhenden Zamia
horrida, (No. XXXI.) und Beſchreibung der Anlage des Herrn Mediz. Aſſeſſors
Wild in Caſſel zur Kultur der Alpenpflanzen. No. XXXIX.) . 81
„Bewilligung einer Gratifikation von 100 Thaler für die Lehrer bei der erſten
Stufe der Gaͤrtner-Lehranſtalt. . 8 x 182
. Benachrichtigung des Hrn. Direktors uͤber die on erfüllten und 990 nicht erfüllen
Preisfragen des Vereins u. Vorſchlag zu einer veränderten Einrichtung für dieſelben. 182
. Hr. Hofgaͤrtner Voß berichtet uͤber die ſchwarze Winterruͤbe und ſendet verſchie—
dene Sorten Rhabarber und Seekohl zur Anſicht. 3 183
Eingegangenes Geſchenk für den Verein v. Hrn. Praͤſidenten v. a in Erfurt 183
Verlooſung der Ehrengabeeee. .. 183
XXX. Auszug aus dem Gutachten des Ausſchuſſes für die Daune aber Hecken;
Pflanzungen don Sledieeen n 83
XXXI. Beſchreibung einer blühenden Zamia horrida von dem Kunſt- und Handels—
gather den Schelhas in ff; 88
XXVXII.
Auszug aus der Verhandlung, aufgenommen in der 66ſten Sitzung des Ver—
eins am Iſten Junimujnim 187
1.
—
Der Herr Direktor referirte die ferneren Mittheilungen aus der Korreſpondenz
des Vereins. 6. 0.8 1187
. Derfelbe theilte die von 15 900 0 5 Sekreialt Floß aberſandte Nachricht von
Veredlung der Ebereſche durch Birnen mit. (No.XXXIL) . © 2 187
. Eingang eines Aufſatzes auf die vorjaͤhrige Preisaufgabe über Aufſchmuͤckung
ganzer Feld marken 187
Ueber die Methode, die Quellen aus 0 Tiefe uch bloßes Bohren else fbr 188
Bemerkungen des Herrn Ober-Landforſtmeiſter Hartig Uber die Abhandlung des
Herrn Prof. Reum (sub No. XXII.) über Holzpflanzungen. (No. LIII.) . 188
. Ueber zwei zur Anwendung beim Seidenbau geeignete Arten des Maulbeerbaums,
vom Prof. Delile in Montpellier befchrieben. . .. Ve eee
. Nachricht vom Grafen v. Veltheim, daß das Abe ehe perenne vor
dem engl. Raigraſe den Vorzug hat, daß es nicht erfriert. . . . 188
. Mittheilungen des Herrn Hofgärtner Weinmann zu Pawlowsk über die Rille
einiger exotiſcher Waſſerpflanzen und uͤber Durchwinterung der Paeonia arborea.
(N N / 89
9.
IX
Seite
9. Wahl der Mitglieder für die Verwaltungs-Ausſchuͤſſe des Vereins für das naͤchſte
Gefelfchaftsiaht. r. > 8 Ben . 159
10. Beſchluß des Vereins, 4 Preiſe für Aae uͤber deere Giger.
ſtaͤnde auszuſetzen 5 O NER 190
11. Der Uhrmacher Herr ee zu Stolp in u fendet ein ee s
uach feiner Erfindung ein EN RE Rs 190
12. Anzeige des Herrn Direktors, daß am 22fen Juni das Jabresfeſ. e werde
und daß er auf die etwanige Wiedererwaͤhlung Verzicht leiſten muͤſſe. . . . 190
13. Eingegangenes Geſchenk fuͤr den Verein, vom Hrn. Oekonomie-Kommiſſarius Klebe 191
nne der re,. 991
XXXIII. Nachricht über die Veredlung der Ebereſche durch Birnen, mitgetheilt von
dem Privat-Forſtſekretair Herrn Floß. 192
XXXIV. Bemerkungen über Durchwinterung von Paeonia arborea fl. pl. und über
Kultur einiger Waſſerpflanzen, vom Kaif. Hofgaͤrtner Hrn. Weinmann zu Pawlowsk
ens. ET IA:
XXXV. Verhandelt, Berlin im Lokale der Sing: Akademie, am 22ſten Juni 1828. 196
XXXVI. Vortrag des Direktors b. d. Jahresfeſte des Vereins am 22ſten Juni 1828. 198
XXXVII. Preisaufgaben des Vereins zur Beförderung d. Gartenbaues. F. d. Jahr 1828 ff. 215
XXXVIII. Gesnera latifolia Mart., eine neue Schmuckpflanze warmer Käufer, mit:
getheilt vom Garten-Direktor Herrn Otto. (Mit Abbildung Tafel I.) .. . 218
See
XXXIX. Beſchreibung der Alpenpflanzen-Anlage des Hrn. Ob. Med. Aſſeſſor Dr. Wild
in Caſſel, v. dem dortigen Kunſt- und Handelsgaͤrtner Hrn. Schelhas. (Hlezu Taf. IL.) 225
Verzeichniß der in der Anlage befindlichen Alpenpflanzen... 235
XL. Auszug aus der Verhandlung, aufgenommen in d. 67ſten Verſammlung des Vereins. 246
Eroͤffnung der Sitzung durch den neu erwaͤhlten Direktor, Hrn. e e
Rath Ludoll.. »- 2» 2... 246
1. Vergroͤßerung der Etatsſumme für die Gartner gehr⸗ Anstalt und Bewiligung
der zur Deckung der Ruͤckſtaͤnde noͤthigen Summe, dadurch moͤglich gewordene
Anſtellnng des Herrn Peter Karl Bouchsss 27
2. Eingang einer Beantwortung der Preisfrage VIII. v. 18. Juni 1826, 19 100 Fi
dingt den Preis erhält und in die Schriften aufgenommen wird. (No. XV VII.).
3. Abhandlung des Hrn. Ob. Landforſtmeiſter Hartig uͤber die Dauer der a
denen Holzarten, beſonders als Baumpfaͤhle in der Erde. (No. XLI. ) . .248
**
Seite
4. Abhandlungen des Hrn. Buͤrgermeiſter Borggreve zu Bevergern über die Kohl-
cher n hs ee
5. Nachrichten über die Marquardtſche Provinzial-Baumſchule, mitgetheilt durch Se.
Excellenz den wirkl. Geh. Rath und Oberpraͤſtdenten Hrn. Sack. . ..
6. Eine Beſchreibung des Schuͤtzenplatzes zu Stargardt, mitgetheilt von demſelben.
7. Mittheilung des Hrn. Lieutenant Baltzer zu Czarnikow uͤber ſeine Methode der
Spargelzucht im freien Lande. .. .
8. Hr. Baron von Kottwitz zu Nimptſch eimbreble d. den Anbau del Scheint und
theilt feine Erfahrungen bei der Zucht der füßen Mandelbäume mit. . ..
9. Anzeige des Hrn. Landrath Schmaling in Quedlinburg uͤber den Fortgang der
dortigen Obſtbaumzucht und Einſendung einer Abhandlung uͤber Heilung perpen—
dikulairer Riſſe an Spalierbaͤu men > en 2 .. 8
10. Anfrage des Hrn. Kunſtgaͤrtner Ney zu Tſchileſen uͤber die ed der Miſtel.
11. Gutachten des Ausſchuſſes uͤber das Verfahren des Hrn. Gutsbeſitzer Dr. Crantz
zu Bruſenfelde bei der Kultur der gefüllten ital. Tazetten. ...
12. Antwort und Dank der Geſellſchaft des Gartenbaues zu Jamaika.. ...
13. Die mediz. botanifche Geſellſchaft in London wuͤnſcht mit dem Vereine in nähere
Verbindung zu treten.. 5 8 A 8
14. Hr. Geh. Mediz. Rath Link 11 ein Schreiben 25 Seifert eres Ei
Langematz zu Vetſchau mit, betreffend Unterſtuͤtzung zur Kultur des Wermuths
im Großen auf Pottaſche- Gewinnung ee ie
15. Der Hr. Direktor macht aufmerkſam auf die im Weſtphaͤliſchen 1 05 befind⸗
liche Angabe: uͤber Vermehrung des Knollen-Ertrags bei Kartoffeln durch Ab—
pfluͤcken der Blumen und über die Methode, Spargel unter Slafchen zu ziehen.
16. Eingegangene Geſchenke für den Verein. eee .
17. Erwählung des Hrn. Kunſt- und Handelsgaͤrtner Touſſaint in Berlin als Mit-
glied des Ausſchuſſes für die bildende Gartenkunſt, flatt des ausgeſchiedenen Hrn.
Hofgaͤrtner Steiner, und Ernennung des Hrn. Garten -Direktor Lenne zum Vor—
ſtand des Ruüsſcuſe ss
XLI. Verſuche und Erfahrungen über die Dauer der Hölzer als Baum- und Wein—
pfaͤhle und als Hopfenſtangen, vom Ober⸗Landforſtmeiſter Hats
XLII. Auszug aus der Verhandlung, aufgenommen in der 68ſten Verſammlung d. Vereins.
1. Die in Perleberg gebildete Geſellſchaft zur Befoͤrderung des Obſtbaues und der
Blumenzucht wuͤnſcht mit dem Verein in Verbindung zu treten .
2. Aufſatz über die Anzucht der Miſtel, vom Hrn. Direktor. (No. XLIII.) .
3. Mittheilungen des prinzl. Hofgaͤrtner Hrn. Fuͤrſtenau zu Prillwitz über den Frucht—
wech ſel hn , œ ß. SANT
4. Gutachten des Ausſchuſſes uͤber die Abhandlung des Hrn. Hofgaͤrtner Voß, betref⸗
248
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IX
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fend den Anbau wenig gekannter feiner Gemuͤſe, in Bezug auf die dafür ausge⸗
ſetzte Praͤmie. . o 201
5. Hr. Dr. Cranz will ſtatt 998 englischen a le zu Raſen⸗
ſtuͤcken anwenden, wobei Erläuterungen über Agr. capillaris vom Hrn. Geh. Rath
Link, nebſt andern Bemerkungen über die zur Raſenbildung beſten Graͤſer. . . 262
6. Die Beantwortungen des Hrn. Borchmeier auf die Ruͤckfragen des Vereins wer—
den dem Hrn. Geh. Ober-Regierungsrath Bethe uͤbergeben . . 263
7. Der botaniſche Gaͤrtner Hr. Ohlendorff in Hamburg beſchreibt fein Verfahren der
Pflaumen⸗Ausſaat, nebſt andern Bemerkungen daruͤber .. . 263
8. Hr. William Anderſon zu Chelſea theilt Beobachtungen uͤber den Urſprung der
Thraͤnenbaͤume mit (No. XLN. )ʒ) . [!] 28
9. Vom Hrn. Aug. Myer in London wird ein Aufſatz über die Etziehung von Zier⸗
pflanzen durch Stecklinge eingeſande. .. ode 05 261
10. Von demſelben über die Auswahl der Samen- Kartoffeln und aber die in Lan⸗
cashire uͤbliche Methode der Kultur früher Kartoffeln. . . . 264
11. Die Erfahrungen des Hrn. J. C. Jebens über die Benutzung der Brut- Kartof⸗
feln zur Saat ſollen durch Verſuche gepruͤft werden 285
12. Ueber den Nutzen des Knochenmehls als Dungmittel ſollen Hebſeg ang kene derben, 265
13. Die Haſtingſche Methode, Holz in der Erde gegen Faͤulniß zu ſchuͤtzen beſtaͤtigt
die vom Hrn. Ober-Landforſtmeiſter Hartig angegebene. .. 265
14. Nachricht, daß mehrere Abhandlungen aus den Verhandlungen des Vereins in
Loudon's Magazin für Gärtner aufgenommen ſeien ... . + 266
15. Vom Hrn. Kunſtgaͤrtner Touſſaint werden in Folge feiner Mietebenerbung drei
Melonen vorgelegt, in verſchiedenen Miſchungen gezogen. „ 266
16. Ausſtellung verſchiedener Blumen und Fruͤchte . „266
XLIII. Ueber die Entſtehung der Miſtel, Viscum L., und deren Gebtauch. 268
XLIV. Ueber den Anbau verſchiedener noch wenig bekannter feiner Gemuͤſearten, vom
Hofgaͤrtner Hrn. Voß in Sans ſoucũinZZ—I 270
XLV. Bemerkungen über den Urſprung der Thraͤnenbaͤume. Auszug aus einem Schret—
ben des Hrn. William Anderſon d. d. botaniſchen Garten zu Chelſea d. 15. Jan. 1828. 280
XLVI. Auszug aus der Verhandlung, aufgenommen in der 69ften Sitzung des Vereins. 282
1. Pruͤfung der vom Hrn. Kunſtgaͤrtner Touſſaint gezogenen Melonen in Bezug
auf deſſen Preisbewerbung und Beſchluß, daß derſelbe den Preis erhalten und
die Abhandlung aufgenommen werden ſolle. (No. XLVII. )). 282
2. In Bezug auf die Preisfrage No. I. v. Jahr 1828 werden 6 Exemplare eines
Dann n 283
3. Hrn. Hofgaͤrtner Voß in Sansſouci wird der Preis für den Anbau feiner Ge—
Muffe eren 8284
Seite
4. Herr Handelsgaͤrtner Zigra in Riga ſendet ein:
a. Beſchreibung ſeiner Dampfheizung der Gewaͤchshaͤuſer. .. 284
b, Witterungsbeobachtungen vom Januar 1827 bis April 1828. „284
e, Proben zweier Weizen-Arte n. 284
d. Korreſpondenz-Nachrichten vom Uraaaallllclu 284
5. Hr. Myer in London ſendet Proben mehrerer Kartoffelarten, welche zu Verſuchen
gusgetheilt werden 281
8. Derſelbe theilt eine Abhandlung uͤber die Kultur der Pelargonien in England mit.
(Fe d 3
7. Die Vortraͤge, von den HHrn. Prof. Henſchel in Breslau, uͤber Beſtaͤubung der
Pflanzen (No. XLIX.), Reinwardt in Leyden uͤber den Charakter der Vegetation
auf den Inſeln des Indiſchen Archipels (No. L.) und des Dr. Goeppert in Bres-
lau über die Wirkung narkotiſcher Gifte auf die Pflanzen-Vegetation, bei der Ver—
ſammlung deutſcher Naturforſcher gehalten, ſind dem Vereine zum Abdruck uͤbergeben. 285
8. Hr. Prof. Treviranus in Breslau theilt ſeine Beobachtungen uͤber ein den Kie—
ferpflanzungen ſchaͤdliches Inſekt (Lyda erythrocephala) mit. 285
9. Hr. Baron v. Kottwitz zu Nimptſch giebt Nachricht uͤber den Anbau verſchiede—
ner Getreidearten und der Zizania palustris. 286
10. Hr. Ober-Forſtrath Cotta in Tharand theilt eine in einem Grasgarten beobach—
tete merkwuͤrdige Erſcheinung mitt... 286
11. Verſchiedene Bemerkungen über das Knochenmehl als Dungmittel.. .. 286
12. Hr. Landrath v. Hauer in Solingen uͤberſendet Antworten auf die vom Verein
erlaſſenen Ruͤckfrage een % 2287,
13. Bemerkung des Hrn. Gartendirektor Otto, daß das v. Hrn. Wirthſchaftsrath
Petri entdeckte Futterkraut Aster novi Belgii oder tardiflorus ſei . 287
14. Hr. Garten-Inſpektor Hartweg in Carlsruhe uͤberſendet Proben dreier Arten von
Wenztanbde n e ,
15. Hr. Kaufmann Valkenberg in Worms uͤberſendet 2 Exemplare der Schlangengurke. 288
16. Eingegangene Geſchenke für den Vereins 288
XLVII. Verſuch zur Beantwortung der uͤber den Einfluß der Erd- und Duͤngerarten
auf jaͤhrige Gewaͤchſe aufgeſtellten Preisfrage; vom Handelsgaͤrtner Hrn. Touſſaint
in Berlin, nebſt drei Beilagen. 2289
XLVIII. Kultur der Pelargonten von A. Myer in London.. 299
XLIX. Vorlaͤufige Nachricht von einigen die Beſtaͤubung der Pflanzen betreffenden
Verſuchen von Dr. A. W. Henſchel, Prof. an der Univerſitaͤt zu Breslau.. . 301
Hierzu: Verzeichniß eines Syſtems von Verſuchen über die Beſtaͤubung der Pflan⸗
zen, angeſtellt in den Jahren 1821 — 1828, von D. A. W. Henſchel, Profeſſor
an der Untberſitat in Breslau . 89
XIII
Seite
L. Ueber den Charakter der Vegetation auf den Inſeln des Indiſchen Archtpelagus.
Vorgelegt in der Verſammlung deutſcher Naturforſcher und Aerzte in Berlin am
20. Sept. 1828 v. Dr. C. G. C. Reinwardt, Prof. a. d. Univerſitaͤt zu Leyden. 356
LI. Auszug aus der Verhandlung aufgenommen in der 70ſten Verſammlung des
Vereins am Alten No. 371
1.
2.
14.
15.
Naͤherer Bericht des Hrn. Seifenſiedermeiſters Langematz zu Vetſchau uͤber ſei—
nen Anbau von Wermuth zur Gewinnung von Pottaſche . 371
Ein Manuffript über die Zucht der Maulbeerbaͤume und deren Benn ung zum
Seidenbau, von dem Kuͤſter und Schullehrer Goetze zu Stuͤcken bei Potsdam wird
vom Miniſterium des Innern zugeſ ande. Gi 2372
. Daffelde Miniſterium theilt abſchriftlich die Verhandlung wegen er von Gruͤn⸗
berg nach den weſtlichen Provinzen der Monarchie abgefendeten zwei Winzer mit. 372
Die Abhandlung des Hrn. Forſtmeiſter Borchmeier zu Darfeld bei Muͤnſter: dͤko—
nomiſche Muſterung der bei uns eingefuͤhrten auslaͤndiſchen Holzarten, ſoll nach
dem Gutachten abgedruckt werden (No. LII. ) 8 373
Die Abhandlung des Hrn. Buͤrgermeiſters Borggreve zu Bevergern dann wegen
noch einzuholender Vervollſtaͤndigungen noch nicht aufgenommen werden. . . 373
. Die Bemerkungen des Hrn. Ober-Landforſtmeiſter Hartig zu dem Aufſatze des
Hrn. Prof. Dr. Reum (No. XXII. des 5ten Bandes) ſollen in die Verhandlun—
gen aufgenommen werden (No. LIII.). e nee 373
Anfrage der Gubener Obſtbau— Geſcſchaſt wegen einer rein ſchwarzen Nelke ai Lv) 373
Die Regierung von Marienwerder wuͤnſcht die Unterſtuͤtzung des Vereins zur
Bildung von Gaͤrtner-Etabliſſements auf den ſeparirten Dominial-Vorwerken. . 374
. Hr. Baron von Kottwitz zu Nimptſch über den Anbau des Safrans und Saflors. 374
„Nachricht Über die feit 14 Jahren beſtehende Obſt-Orangerie des Hrn. Hofrath
Dr. Kuntzmann, welche zum Druck beſtimmt wird. (No. LV.) 375
Hr. Geh. Mediz. Rath Link beſtreitet eine in Loudon's gardeners magazine
nach ihm aufgeſtellte Behauptung über die Wirkung des Froſtes . . 375
Hr. Geh. Staatsrath Graf von Itzenplitz ſendet Proben von Backobſt, auf ver⸗
ſchiedenen Apparaten gedoͤrrt . .. 376
. Se. Erlaucht der regierende Graf v. Stolberg Wernigerode erklärt ſcch lere,
Saat⸗Kaſtanien an die Mitglieder des Vereins abzugeben. 376
Eingegangene Geſchenke für die Bibliothek des Vereins.. . 4376
Das erſte Heft der Giftgewaͤchſe der Herren Dr. Brandt und Ratzeburg wird vorgelegt. 377
LIT. Oekonomtſche Muſterung der bei uns eingeführten auslaͤndiſchen Holzarten, von
dem Forſtmeiſter Hrn. Borchmeier zu Darfeld bei Muͤnſt er . . . 378
LIII. Bemerkungen des Hrn. Ober⸗Landforſtmeiſters Hartig zu des Hrn. Prof. Reum's
Erfahrungen über Holzpflanzunge nn eenUUnIOmnmni . 398
LIV. Ueber eine rein ſchwarze Nelke. Auszug aus einem Schreiben der Obſtbau—
Geſellſchaft zu Guben vom 3. Maͤrz 12T. > 2 2 . 405
XIV
Seite
LV. Beobachtungen uͤber Obſt-Orangerie, mitgetheilt von dem Hrn. Hofrath Dr.
Küntzmann in Berlin 107
LVI. Auszug aus der Verhandlung, aufgenommen in der 71ſten Verſammlung des Ver:
eins am 7: Dezember... 113
1. Gutachten des Ausſchuſſes über die Anwendung der ſchwarzen Seife gegen den
Gummifluß der Kirſchbaͤu mee. » Sehe 413
2. Gutachten des Ausſchuſſes uͤber das vom e Sim: Schmaling zu 8 0
burg befolgte Verfahren zur Heilung perpendikulairer Riſſe an Spalierbaͤumen. 414
3. Bemerkungen uͤber die von dem Hrn. Baron v. Kottwitz vorgeſchlagene Abſtutzung
der Gipfel der ſuͤßen Mandelbaͤume, um fie beſſer gegen den Froſt zu ſchuͤtzen. . 414
4. Aus der Abhandlung über die Farben der Blumen, von dem Hrn. Regierungs-
rath Metzger, referirte Hr. Geh. Med. Rath Link: über den Sammetglanz der
Blumen, uͤber die Wirkung des Lichts auf die Farben der Pflanzen; es wird uͤber
die Urſache der blauen Farbe bei den Hortenfien geſprochen.. 415
Hr. Fabriken-Kommiſſionsrath Weber legte ſeine Strohgeflechte aus inländischen
Grasarten vor. . .. 5 e e OO . + 416
6. Derſelbe referirt über die e des a in ve Monarchie, wobei
Nachrichten uͤber Maulbeeranzucht mitgetheilt werden, und der Aufſatz des Hrn.
Amtmann Hout in Mannheim uͤber Pflanzung der Maulbeerbaͤume zur Aufnahme
in die Schriften beſtimmt wird. (No. L VII)) 417
7. Der Aufſatz des Hrn. Prof. Treviranus über ein den Sieferuflongungen ſchadli⸗
ches Inſekt ſoll nebſt der Aeußerung des Hrn. Geh. Mediz. Rath Klug abge—
druckt werden. (No. L VIII.) 418
8. Der Aufſatz des Hrn. Hofgaͤrtner Boſſe in Oldenburg über die N eellung einer
kranken Amaryllis-Zwiebel wird für die Verhandlungen beſtimmt. (No. LIX.) .
9. Derſelbe theilt einen Aufſatz über Befruchtung der Paſſionsblumen mit, 1 9 8
ebenfalls durch den Druck mitgetheilt werden fol. (No. LX.))))))) . . 418
10. Die Abhandlung des Hrn. Hofgarten-Inſpektor Sckell zu Nymphenburg uͤber den re—
gulairen u. den natürlichen Gartenſtyl ſoll in die Verhandlungen aufgenommen werden. 418
11. Hr. Kunſtgaͤrtner Touſſaint theilt eine Beobachtung uͤber zufaͤllige Anzucht von
Zuckerkartoffeln in Torferde mit. ned 1419
LVII. Ueber die Pflanzung der Maulbeerbaͤume und die Seidenzucht 1 Deutſchland,
von dem Herrn Amtmann Hout in Mannheim 220
LVIII. Ueber ein den Kieferpflanzungen ſchaͤdliches Inſekt. (Hierzu b. Abbildung. Tf III.) 426
LXI. Ueber d. Heilung einer kranken Amarylliszwiebel v. d. Hofgaͤrtner H. Boſſe i. Oldenburg. 431
LX. Ueber die Befruchtung d. Paſſionsblumen v. d. Hofgaͤrtner Hrn. Boſſe in Oldenburg. 431
LXI. Bemerkungen uͤber den Charakter des regulaͤren und des natuͤrlichen Gartenſtyls u.
über deren Anwendung v. d. Koͤnigl. Bayerſchen Hofgarten-Inſpektor Hrn. Sckell. 433
5
7
Verhandlungen
Nes Vereins
zur
Befoͤrderung des Gartenbaues im Preuß. Staate.
Sehnte Lieferung.
Zweite Auf la ge⸗
Verhandlungen 5. Band. 1
eee eee eee eee eee eee
I.
Aus zug
aus den Verhandlungen des Gartenbau-Vereins in London.
Band 7. Theil 1.
1. Beobachtungen über den Wachsthum früher oder fpärer
Trauben unter Glas, von Mr. James Acon, Gärtner des
Earl of Surrey.
Der Verfaſſer will dadurch ein beſſeres Wachsthum und ſtaͤrkere Erndte be;
zwecken, daß er die Geruͤſte, auf welche der Wein befeſtigt wird, weiter vom
Glaſe ab und naͤher dem Heizungskanal bringt, welcher in der Mitte des Hau—
ſes liegt, dabei hat das Geruͤſte eine aufſteigende nach hinten gebogene Stellung.
Er beginnt das Treiben im September und faͤngt an im Maͤrz zu erndten.
Ein Haus 52 Fuß lang, 15 tief, gab 1000 Stück reife Trauben. Die Wein—
ſtoͤcke ſtehen im Haufe. Zog er von den Stoͤcken, welche an den Fenſterpfei—
lern gezogen wurden, Reben auf das Geruͤſte, ſo brachten dieſe 14 Tage fruͤher
Trauben, die viel wohlſchmeckender waren.
Fuͤr das Ziehen ſpaͤterer Trauben waͤhlte der Verfaſſer ein Haus, welches
nur ſchraͤg ſtehende Fenſter und in der Mitte den Kanal hat, die Reben werden
an einem Geruͤſte unter den Fenſtern gezogen. Mitte oder Ende Mai, wenn die
Bluͤthen ſichtbar werden, wird das Haus geſchloſſen und bis das Bluͤhen vorbei
iſt, die Luft darin warm gehalten. In dieſer Zeit bilde ſich das fuͤr das kuͤnf—
tige Jahr tragbare Holz und werde bei ſtaͤrkerer Waͤrme beſſer und kraͤftiger.
1 *
4
Während des Sommers wird viel Luft gegeben, im Spaͤtherbſt mit Vorſicht.
Die Trauben muͤſſen erſt reifen, werden dann vorſichtig hingehalten, in paſſi—
ver Vegetation, wobei die etwa faulenden Beeren ſorgfaͤltig ausgeleſen wer
den muͤſſen.
2. Ueber Acklimatiſirung von Pflanzen zu Biel in Oſt-Lothian
von Mr. John Street.
Oſt⸗Lothian iſt einer der fruchtbarſten und volkreichſten Theile Schottlands
(55° 55“ N. Br.). Im Sommer 1823 übergab der Verfaſſer ſchon einen
Aufſatz über dieſen Gegenſtand der Caledoniſchen Horticultur-Geſellſchaft, welcher
im Zten Bande der Abhandlungen derſelben, S. 393 abgedruckt iſt. Er findet,
daß im Allgemeinen armes trocknes und niedriges Land oder dergleichen Ab—
haͤnge beſonders geeignet ſind, um mehrere Pflanzen waͤhrend des Winters zu
bewahren. Je ſchneller die uͤberfluͤſſige Feuchtigkeit von ihren Wurzeln ſich ent—
fernt, deſto beſſer. Wenn ein Uebermaaß von Regen oder Feuchtigkeit und
ſtrenger Froſt bald nach einander ſich zeigen, ſo leiden die Pflanzen im Allge—
meinen mehr als vom trocknen Froſt. Wenn die Lage der Pflanzen trocken iſt,
ſo kann ihnen der Froſt ſo ſchnell nicht ſchaden, als wenn ſie feucht iſt. Man—
che Arten koͤnnen ein mehr ungleichartiges Klima oder Lage vertragen, als bei
ihrem urſpruͤnglichen Vorkommen. Er fand auch, daß Pflanzen, aus Stecklin—
gen erzogen, haͤrter ſind als Saͤmlinge; die Wurzeln der erſtern ſcheinen mehr
Geſchick zu haben, ſtrengem Wetter zu widerſtehen, er pflanzt daher wohlbe—
wurzelte Stecklinge beſonders gern aus. Einige Arten halten unſere Winter
weit beſſer aus, wenn ſie klein ſind, als wenn ſie groß werden, ſolche Pflanzen
erhält er unter freiem Himmel dadurch, daß er fie kurz an der Baſis abſchnei—
det. Manche kleine Pflanzenarten ertrugen den Winter, wenn er ſie mit den
Toͤpfen, in deſſen Boden er das Loch offen ließ, in die Erde ſenkte, waͤhrend
fie aus dem Topfe genommen eingehen; fo erhielt er Ononis Natrix, Hype-
ricum balearicum, Teucrium fruticosum, Convolvulus Cneorum,
Mesembrianthemum uneinatum, welchen er nur etwas Sand oder ſandigen
Kies auf die Oberflache um die Staͤmme ſchuͤttete, ohne weitere Bedeckung
5
während des ſcharfen Winterfroſtes, und fie wuchſen in guter Geſundheit
fort.
Unterliegende Waſſer-Abzuͤge gaben ein anderes praktiſches Mittel. An
einen Ort, wo ſolche kleine Waſſerkanaͤle, 8 — 10 Zoll unter der Oberfläche,
das Waſſer von der Dachrinne des Hauſes abfuͤhrten, pflanzte er auf und uͤber
dieſe Kanäle mehrere Orangerie-Pflanzen, welche daſelbſt vortrefflich gediehen,
fo Lyeium afrum, Camphorosma monspeliaca, Lychnis coronala (als
dieſe Pflanze 4 Zoll hoch mit Blaͤtterdung bedeckt worden, wuchs fie viel kraͤf—
tiger und zeigte im Auguſt 14 Blumen auf einmal) ferner Gnaphalium
Stoechas u. a.
Manche kleine Pflanzen laſſen ſich im Freien gut beſchuͤtzen, wenn man ei
nen leeren Blumentopf über fie ſtellt, fo bewahrte er Stachys coceinea aus
Chili mehrere Winter, ſie wuchs gut und brachte viel reifen Samen.
So giebt der Verfaſſer noch eine Menge Beiſpiele von Pflanzen, die er auf
verſchiedene Weiſe in verſchiedenen Lagen zog. Hypericum aegyptiacum in
einen Topf gepflanzt. Commelina tuberosa aus Mexico im freien Lande, im
Winter nur mit etwas Sand bedeckt. Mi mulus glutinosus unter einer Suͤd—
mauer in einem armen trocknen Boden, im Topfe, der mit Sand bedeckt wurde.
Marrubium Pseudo-Dietamnus eben fo, beide trugen reifen Samen. Di-
sandra prostrata auf der Oſtſeite einer Mauer und von dieſer und einem
Cytisus elongatus fo befchattet, daß fie nur etwas Morgenſonne erhielt. Im
Winter ward fie mit fandiger Erde und Steinen und Schaalen bedeckt. Ole-
ander im Topf unter einer Suͤdmauer gepflanzt, ohne weitern Schutz. Pittos-
porum Tobira aus China 8 — 9 F. vor einer Wand nach Weſten, wo die
Sonne erſt um 10 Uhr Morgens hinſchien.
An einer mit Spalier verſehenen Wand, ſie war 6 F. hoch und 36 F.
lang, nach Suͤden, pflanzt er breitblaͤttrige Myrte in einen feinen, ſandigen
Lehmboden der 10 — 12 Zoll Tiefe uͤber Klaigrund hatte. Bei Annaͤherung
des Winters wurden die Wurzeln mit Moos und das ganze Spalier mit dop—
pelten Matten behangen; dieſes Spalier bluͤht jaͤhrlich ſehr voll, wie Weißdorn,
und bringt reifen keimfaͤhigen Samen.
Pflanzen, welche den Winter nicht aushalten wollen, nimmt er im Herbſt
6
aus der Erde, pflanzt mehrere in einen Topf zuſammen, und bewahrt fie im
Glashauſe, im Frühjahr werden fie wieder ausgepflanzt und blühen und wach
ſen beſſer als im Topf gezogen.
Canna indica zieht er aus Samen im Freien, indem er Mitte Mai in
die umgegrabene Erde eine Furche, 2 Zoll tief machte, hierin die Samen legt
und die Erde ſo andruͤckte, daß die Furche etwas hohl blieb; bei trocknem Wet—
ter werden ſie begoſſen. In 5 — 6 Wochen zeigen ſich die Pflaͤnzchen, ſelbſt
wenn der Same einige Jahre alt iſt; bis zum November bleiben ſie in der
Erde, dann werden ſie zu 3 — 4 in einen kleinen Topf gepflanzt, und wieder
Ende Mai oder Anfangs Juni ins Freie geſetzt. Auf aͤhnliche Weiſe zog er
auch Calla aethiopica, nur daß er die beſaͤete Stelle etwas uͤberdeckte und
ſie feuchter hielt. Aber er zog ſie auch ganz im Freien auf der Weſtſeite ei—
ner hohen Wand, wo die Sonne erſt um 12 Uhr hinſchien; im Winter wurde
ſie mit etwas alter Lohrinde bedeckt.
Noch iſt ein Auszug ſeines fruͤheren Aufſatzes abgedruckt, welcher eine
große Menge Pflanzen aufzaͤhlt; auch wird angefuͤhrt, eine Hauptmethode zur
Acclimatiſirung ſei das Ausſetzen auf offene Rabatten und das Ziehen junger
Pflanzen aus Samen, der im Freien reif geworden iſt, und dies letztere ſei
beſonders vortheilhaft.
3. Nachricht über einen Schutzrahmen für Fruchtbaͤume an
Mauern von John Dick.
Es iſt die Beſchreibung eines Schirms von duͤnnem halbdurchſichtigem Cana—
vas, auf einem Holzrahmen ausgeſpannt, um die Fruchtbaͤume am Mauerſpalier,
beſonders Pflrſichen und Nektarinien, eines Theils im Fruͤhjahr beim Bluͤhen
vor Froſt zu ſchuͤtzen, andern Theils in der Reife vor Inſekten, Fliegen, Wes—
pen ꝛc. Er iſt ziemlich zuſammengeſetzt angefertigt und erfordert beſondere Vor—
richtungen an der Mauer damit er dicht ſchließe. Da die Caledoniſche Garten;
bau⸗Geſellſchaft dem Verfaſſer und Erfinder eine Medaille deswegen zuerkannt
hatte, ſo giebt die Londoner Gartenbau-Geſellſchaft auch einen Bericht uͤber dieſen
Schirm, und iſt der Meinung, daß er ſeinen Zweck vollkommen erfuͤlle, daß aber
mit weniger koſtſpieligen Vorrichtungen daſſelbe eben ſo gut erreicht werden koͤnne.
7
4. Mittheilungen aus dem Tage buche der Geſellſchaft, von
welchen nicht ausfuͤhrliche Berichte in die Schriften auf—
genommen ſind.
Wir heben nur folgende heraus:
a. Thomas Bond über Behandlung von Erdbeeren auf Beeten. Die Aus—
laͤufer wurden nicht abgeſchnitten, ſondern nur auf das Beet beſchraͤnkt.
Ehe der Froſt eintrat wurde das ganze Beet 2 — 3 Zoll hoch mit Erde
bedeckt, es erfolgte hierauf ein ſehr kraͤftiger Wachsthum und reichlicher
Fruchtanſatz. Der Boden war leicht und wurde nur begoſſen als die
Pflanzen in Bluͤthe ſtanden. Im erſten Jahre trugen ſie jedoch bei die—
fer Behandlung weniger als im ſpaͤteren. Die Wald- und Alpen-Erd⸗
beeren gedeihen bei ſolcher Behandlung aber nicht.
b. Eine Angabe von Will. Walleot, zarte Pflanzen und Sträucher im Winter,
und Saͤmlinge und neu verſetzte Pflanzen im Sommer zu beſchuͤtzen. Die
Schirme waren von grobem Flechtwerk gemacht, und von verſchiedener
Geſtalt. Die Hauptrippen ſtehen unten hervor, um ſie in die Erde zu
ſtecken. Ihre Anwendung zeigte ſich der Geſellſchaft ſehr zweckmaͤßig.
c. William Mowbray findet, daß Paſſionsblumen, ſich ſelbſt uͤberlaſſen oder
mit dem eigenen Blumenſtaube befruchtet, ſeltener Fruͤchte anfegen, als wenn
ſie mit dem Bluͤthenſtaube anderer Arten befruchtet wurden. So erhielt er
von P. racemosa und alata Samen, indem er ſie gegenſeitig befruchtete.
d. James Webſter zeigt ſein Verfahren an, Johannisbeeren, rothe und weiße,
gut zu erhalten, wovon er am 2. November Proben einſendete. Er legt
nach der Reife Segeltuch um die Sträucher und oͤffnet dies unten von
Zeit zu Zeit, um die abfallenden Blaͤtter herauszunehmen. Dieſe Be—
deckung erhält die Beeren im beſſeren Zuftande als Matten.
5. Ueber Dahlien (Georginen) v. Mr. William Smith, Unter—
gärtner im Garten zu Chiswick.
Der Verfaſſer giebt die Kennzeichen einer guten gefuͤllten Georgine an, und
erläutert die Ausdrucke, deren er ſich dabei bedient. Er handelt hier nur von
der erſten Klaſſe, den gefüllten Blumen dieſer Art, und theilt fie in hoch⸗ und
5
niedrigſtaͤmmige. Jede dieſer Abtheilungen zerfällt in 12 Sektionen nach der
Farbe, und unter jeder derſelben werden die verſchiedenen Sorten angeführt,
deren er 60 auffuͤhrt. Am Schluß die Behandlungsweiſe, welche bekannt iſt.
6. Ueber die Kultur der Kamellien in offenen Ranger von
Mr. Joſeph Harriſon.
Mit folgenden Varietaͤten wurde die Anzucht im freien Lande verſucht:
1. doppelte Rothe, 2. doppelte Weiße, 3. doppelte Geſtreifte. Der Ort, wo
die Pflanzung angelegt wurde, war nach Suͤden und Suͤdweſten offen, der
Boden beſtand aus braunem Lehm auf felſigem Untergrund. Dieſer letztere
war eben, aber das Lehmlager war abhaͤngig, auf der Vorderſeite 2 Fuß, auf
der Hinterſeite 4 Fuß tief. Die auszupflanzenden Kamellien wurden zuerſt in
Toͤpfen in einem Orangeriehauſe gehalten, die Hauptſchuͤſſe wurden in dem
Jahr vorher zu verſchiedenen Malen gekürzt, um die Pflanzen buſchig zu ma-
chen. Zur Zeit des Ausſetzens waren fie 2 F. boch und ſehr kräftig. Das
Einſtutzen ſo wie die Kraͤftigkeit der 1 1 ſelbſt, hielt der Verfaſſer fuͤr
ſehr wichtig und einflußreich. Mit dem ganzen Ballen wurden die Pflanzen
in Löcher geſenkt, welche vorher mit altem Kuhduͤnger gut verſehen waren, und
ſo, daß ſie mit ihren oberen Enden 4 Zoll uͤber der Erdoberfläche waren, die
Wurzeln am Rande wurden mit den Händen behutſam geloͤſt und in gerader
Richtung ausgebreitet. Dann wurde die Erde angedruͤckt und jede Pflanze
wohl mit Miſtjauche begoſſen, und dies einigemal im Sommer wiederholt. Ende
Oktober wurden 2 Fuß rund um jeden Stamm, und 8 Zoll hoch, alte aus;
laugte Rinde gelegt, und über die Pflanzen ein hoͤlzerner Kaſten, von derſel—
ben Hoͤhe und oben offen, geſetzt, und darauf bei boͤſem Wetter ein Glas ge
legt, bei hartem Froſt auch wohl bei Nacht in Matten gewickelt, im April wurde
der Kaſten und im Mai die Rinde weggenommen. Im naͤchſten Winter
wurde eben ſo verfahren. Im folgenden Winter wurden die Matten ganz weg—
gelaſſen. Seitdem aber wurden in jedem folgenden Jahr die Pflanzen in einem
Umkreiſe von 4 Fuß um ihre Wurzeln 10 Zoll tief mit alten Blaͤttern bedeckt.
So bluͤheten die Straͤucher jedes Fruͤhjahr von Mitte April bis Juni. Beſon⸗
ders gut gedeihen die rothe und geſtreifte Varietät, welche wohl 100 Blumen
an
9
an jedem Buſche zeigten. Spaͤtfroͤſte koͤnnen die Bluͤthen noch verderben, doch
kann man dieſes durch Ueberdecken mit den Kaſten abwenden. So haben ſie
ſich 7 Jahr im offenen Lande befunden, und ſelbſt der Winter 1825, der haͤr⸗
teſte von allen, ſchadete ihnen nicht, da er doch die Kirſchlorbeeren ſehr be—
ſchaͤdigte.
7. Ueber die Kultur der Prunus Pseudo-Cerasus, oder Chu
neſiſchen Kirſche, von Thomas Andrew Knight.
Dieſe Kirſche, ſowohl von den gemeinen als der Morelle verſchieden durch
Bluͤthentrauben und haarige Blumenſtiele, iſt als Prunus paniculata in Ker's
Bot. Reg. tab. 800 abgebildet. Im warmen Hauſe gezogen reift ſie ihre
Frucht, die recht ſaftig und angenehm iſt, im Maͤrz. Sowohl das Ausſaͤen,
als Pfropfen auf die gewoͤhnliche Kirſche wollte nicht recht anſchlagen. Zufällig
trafen den Baum einige Herbſtfroͤſte, die ſeinen Bluͤthenknospen, ihm ſelbſt
aber nicht ſchadeten. Der Verfaſſer meint deswegen, daß man ihn vielleicht wie
Aprikoſen an einer Wand mit gehoͤriger Bedeckung ziehen koͤnne.
8. Ueber die Kultur der Ananas, von Mr. James Dall.
Die Cambridgeshirer Horticultural Geſellſchaft ertheilte fuͤr dieſe An—
weiſung ihre ſilberne Medaille, doch ſcheint ſie eben nicht ſehr ausgezeichnet.
Seine Erde bereitet er aus 24 Theil braunen Lehm, 1 Theil Blaͤtterdung und
1 Theil Schaafduͤnger. Die Pflanzen trugen nach 2 Jahren.
9. Bemerkungen uͤber das Treiben des Garten-Rhabarber, von
Mr. Will. Stotherd, Untergärtner beim Garten zu Chiswick.
Der Verfaſſer hat durch angeſtellte Verſuche ermittelt, daß das Treiben am
beſten bei Rhabarber⸗Pflanzen aus vorjaͤhrigen Saͤmlingen geſchehe. Der Samen
wurde am 3. April auf kleine Beete in oͤſtlicher Lage geſaͤet, wenn es nothwen⸗
dig begoſſen, die Pflanzen ſpaͤter verdünnt (gelichtet) und gegaͤtet. Im Oeto—
ber nahm er ſie auf, die ſtaͤrkſten Wurzeln wurden zum Einſetzen genommen;
dies geſchahe, indem er fie in gewöhnliche Garten-Dammerde, zu 5 — 6 in
Toͤpfe ſetzte, welche 12 — 14 Zoll tief und oben 10 Zoll weit waren, dieſe
Verhandlungen 5. Band. 2
10
Töpfe wurden auf eine hinter einer Mauer belegene nördliche Rabatte geſtellt
und gut begoſſen. Hier blieben ſie bis ſie zum Treiben kamen, ohne weitere
Fuͤrſorge, dann wurden fie nach und nach in das Ruſſiſche oder Winter⸗Treib⸗
haus gebracht (zum Erziehen von Pilzen, gebleichtem Salat ꝛc. gebraucht), wo
das Licht ganz weggenommen iſt. Die Temperatur war 55 — 60 Grad Fah⸗
renheit. Man erhielt 5 — 6 Blaͤtter von jeder Wurzel, die Blattſtiele waren
10 — 14 Zoll lang, und 5 Wochen nachdem ſie in das Haus geſetzt waren,
wurden ſie gut, alſo ſchon fruͤh im Januar. Bei alten Pflanzen erſchienen zu
dieſer Zeit erſt die Blätter über der Erde. Noch ein Vortheil beſteht bei die—
ſer Methode darin, daß man zur Anzucht junger Pflanzen nur kleine Beete
braucht. Nach dem Treiben wirft man die Wurzel weg.
10. Bericht uͤber einige merkwuͤrdige Huͤlſen-Hecken und
Baͤume von Joſ. Sabine.
Auch in Norddeutſchland und Holland giebt es an einigen Orten Hecken
von der Huͤlſe oder Stechpalme, Ilex Aquifolium L., ein im weſtlichen Nord»
deutſchland bis nach Schleswig und Holſtein wild wachſendes Unterholz. Da
dieſe Holzpflanze aber nur einen eigenen guten Boden will, ſchwer anwaͤchſt,
auch wohl im kalten Winter bei ausgeſetzter Lage erfriert, ſo iſt ihr Gebrauch
nicht ſehr verbreitet. Der Verfaſſer ſah in Suͤd⸗Schottland mehrere ſolcher
durch Groͤße und Ausdehnung ausgezeichnete Hecken, welche eine undurchdring—
liche Wehr bilden und durch ihre immergruͤnen glänzenden Blätter und rothen
Fruͤchte einen ſchoͤnen Anblick gewaͤhren. Auf den Beſitzungen des Earl von
Haddington in Oſt⸗Lothian betragen die Huͤlſenhecken zuſammen eine Länge von
2952 Yards, davon war die ſtaͤrkſte 11 — 12 F. breit und 15 — 21 Fuß
hoch; einige von ihnen ſind uͤber 100 Jahr alt, 1712 angelegt. Auch einzelne,
beſonderrs große Baͤume von Huͤlſen befinden ſich dort, fo einer von 54 Fuß
Hoͤhe, ſein Stamm iſt 14 F. hoch, frei von Aeſten und haͤlt 3 Fuß uͤber der
Erde, 5 F. 3 Zoll im Umfange. Die Hecken werden alle Jahre beſchnitten,
wozu 5 Arbeiter 3 Wochen Zeit brauchen. Der Boden iſt ein tiefer leichter
Lehm.
Die Hecken zu Colinton Houſe, die Sr. Will Forbes gehoͤren, ſind nicht
11
fo ausgedehnt, aber älter, ungefähr um das Jahr 1670 — 80 gepflanzt, und
ſtehen in vollkommener Geſuͤndheit; ihre Tiefe beträgt unten 15 Fuß, an den
Spitzen nur 2 Fuß, ihre Höhe 25 — 28 Fuß.
So fuͤhrt der Verfaſſer noch einige aͤhnliche Hecken und einzelne Baͤume
an, letztere mit einem Umfang von 5 Fuß 3 Zoll am Stamm, in einer Höhe
von 3 Fuß uͤber der Erde, mit 20 Fuß hohen Staͤmmen, und einer Hoͤhe im
Ganzen bis 50 Fuß.
Aber nicht allein die angepflanzten Huͤlſen werden ſo groß in Schottland,
welches dieſem Baume vorzuͤglich gedeihlich ſein muß, ſondern auch wild wach—
ſende, und der Verfaſſer fand deren 3 1 bis uͤber 40 und 50 Fuß
im Ganzen hoch waren.
11. Bericht über eine Einrichtung um Warmhaͤuſer vermittelſt
heißen Waſſers zu heizen, welcher im Garten von Anthony Bacon
Esq. angewendet iſt. Von dem Gärtner deffelben Will. Whale.
Im Weſentlichen beſteht die Einrichtung darin, daß von einem Waſſerkeſſel
in der Mitte des Hauſes ein hoͤher oder tiefer liegendes Rohr von Gußeiſen
auf jeder Seite nach einem am Ende des Hauſes ſtehenden Reſervoir gefuͤhrt
wird, außerdem wird noch der Rauchfang oder Kanal hinter dieſe Roͤhre ganz
herum, und ſelbſt durch die Hinterwand gefuͤhrt. Beim Erhitzen des Waſſers
im Keſſel ſtroͤmt das warme Waſſer durch die obere Roͤhre nach den Reſervoirs
und das kalte Waſſer durch die untere nach dem Keſſel. Das Haus foll ſich,
auf dieſe Weiſe geheizt, laͤnger warm erhalten.
BEEITTITO ISIS IOELIICTTEIEEIILIIELIEIEEEEELEIISTICH DOES STE TTEUEH TO LLEIETEOSSTIILIIEHSIITEIIT TEE
II.
Ueber
Roſen⸗Vermehrung, Veredlung und Kultur.
Von
Herrn Bernhard Stiehler zu Dresden.
Die Roſen werden vermehrt:
a. durch Samen;
b. durch Ableger;
c. durch das Veredeln derſelben auf Wildlinge oder Roſen einer andern Art;
d. durch Stecklinge.
Folgende Bemerkungen uͤber die angegebenen Vermehrungsarten ſind die
Ergebniſſe meiner vieljährigen und bewaͤhrt erfundenen Erfahrungen.
1.
Wer Roſen, vorzuͤglich neue, durch kuͤnſtliche Befruchtung zu gewinnende
Sorten erzeugen und ſie im dritten Jahre bluͤhend haben will, ſaͤe ſolche nach
meiner in der (ten Lieferung der Verhandlungen des Vereins S. 207. ertheilten
Anweiſung. Wer aber dazu keine Gelegenheit beſitzt, oder groͤßere Ausſaaten
machen will, und auf die Bluͤthe bis zum vierten Jahre verzichtet, ſaͤe den Sa
men gleich nach feiner Reife und nachdem er vorher 48 Stunden in Regen- oder
Flußwaſſer eingeweicht worden, auf ein gut rajoltes, gegen Morgen gelegenes, mit
3 Flußſand vermiſchtes Beet, in 2 Zoll tiefe Furchen, fülle dieſe mit Flußſand
13
aus und bedecke fie mit den Nadeln von Fichten, Kiefern oder Tannen Pinus).
Bis zum dritten Fruͤhjahr bleiben die Saͤmlinge in dem Samenbeete ſtehen und
werden ſodann in Schulen oder an den Ort ihrer Beſtimmung verpflanzt, wo ſie
im vierten Jahre blühen. Will man aus Samen Roſen der nehmlichen Art,
von welcher der Samen entnommen iſt, ziehen, ſo muͤſſen die Samenſtoͤcke, we⸗
nigſtens während der Blüͤthezeit, von blühenden Roſenſtoͤcken einer andern Art fo
weit entfernt ſtehen, daß ſie durch den Luftzug von den letztern nicht befruchtet
werden koͤnnen. Die Nichtbeachtung dieſer Regel iſt Veranlaſſung, daß diejeni⸗
gen Pflanzen, welche von auslaͤndiſchem, beſonders am Miſſiſipi und Miſſuri
wildwachſenden Roſen gewonnenem Samen gezogen werden, in ihren aͤußern
Kennzeichen ſowohl als in der Blume, ſo ſelten der von ihren Mutterſtoͤcken
gegebenen Karakteriſtik gleichen.
2.
Die Vermehrung der Roſen durch Ableger geſchieht mit dem ſicherſten Er⸗
folge von der Mitte des Aprils bis in die Mitte des Mais, wenn die Mutter⸗
ſtoͤcke in vollem Safte ſtehen. Die abzulegenden Zweige, zu welchen ſich vorzugs⸗
weiſe Holz von dem vorjaͤhrigen Triebe eignet, werden entweder an einem Ringe,
wie die Nelkenſenker, eingeſchnitten, oder einigemal gedreht, einen halben Spaten⸗
ſtich tief in die vorher aufgelockerte und ausgehobene Erde gebeugt, mit letzterer
bedeckt und endlich mit einem Stuͤck Raſen dergeſtalt belegt, daß die gruͤne Seite
deſſelben unten, die bewurzelte Seite aber oben zu liegen kommt. Bei trockener
Witterung werden die Senker maͤßig gegoſſen und im naͤchſten Fruͤhjahre, wo ſie
vollig bewurzelt find, von dem Mutterſtocke abgenommen. Auf dieſe Art koͤn⸗
nen auch Hochſtaͤmme mit Kronen, wenn man ſolche einen einzigen Sommer
uͤber niedergelegt, geſenkt werden.
3.
Das Veredeln der Roſen geſchieht:
a. durch das Pfropfen.
8. durch das Kopuliren;
y. durch das Schilden;
6. durch das Okuliren.
14
Zu dem Unterholze der zu veredlenden Rofen nimmt man theils die gemeine
kleine, theils die große einfache oder halbgefuͤllte Hagebutte (R. villosa), theils
die gewoͤhnliche große und kleine Centifolie, theils endlich die erde
Roſe, (Rosa semperflorens). 5
Beide Arten der Hagebuttenwildlinge werden entweder auf die, bei dem Aus-
ſaͤen der Roſen im Lande, angezeigte Weiſe, aus Samen und nur mit dem Un—
terſchiede in der Behandlung erzogen, daß man ſie im zweiten Fruͤhjahre nach der
Ausſaat verſetzt, ſowohl in dieſem als im dritten und vierten bis auf ein Auge
über die Erde zuruͤckſchneidet, und dann im vierten Sommer den Schoß machen
laßt, welcher in ſelbigem die gehörige Hoͤhe und Staͤrke erlangt; oder daß man
ſolche, aus Gegenden wo ſie wild wachſen, ſogleich in die Roſenſchule verpflanzt.
Die erſtere obwohl muͤhſamere, aber auch wohlfeilere Art des Selbſtanziehens
hat den Vortheil, daß man ſchoͤnere und dem Abſterben nicht ſo leicht unterwor—
fene Staͤmmchen bekommt, weil ſich, durch das Verſetzen derſelben im zweiten
Fruͤhjahre, ein Kranz von Haarwurzeln an denſelben bildet, welche den, aus der
Wildniß bezogenen Staͤmmchen der gemeinen Hagebutte faſt gaͤnzlich fehlen.
Waͤhlt man aber die letztern, ſo iſt es Hauptregel, daß ſolche noch vor dem Aus—
roden, von ihren Schilddornen befreit werden, weil ſich ſolche, bei dem Zuſam—
menbinden und Fortſchaffen, ſonſt ſehr leicht an einander ritzen, und jede Befchäs
digung der aͤußern Rinde Brandflecke oder andere Verletzungen erzeugt, welche
das Brechen oder Verdorren des Wildlings zur unausbleiblichen Folge hat,
nicht zu gedenken, daß dieſe Entwaffnung des Stammes bei der Veredlung und
Wartung deſſelben bedeutende Vortheile gewaͤhrt.
Das Anlegen der Wildlinge in Schulen geſchieht am vortheilhafteſten im
Herbſte, in einem tief rajolten lehmigen, mit etwas Dammerde vermiſchten Erd
reiche auf 3 Fuß breiten Beeten, wo man ſolche in zwei Reihen, ſo daß jede
derſelben 2 Fuß von der Kante des Beetes beeteinwaͤrts zu ſtehen kommt, 12 Fuß
tief, in einer Entfernung von 2 Fuß von einander, etwas ſchraͤg, dergeſtalt ſetz,
daß fie auf diejenige Seite, nach welcher ſich ihre ſchraͤge Richtung neigt, nieder⸗
gelegt werden koͤnnen, die Wildlinge aber, zumal wenn die Schule aus mehreren,
neben einander liegenden Beeten gebildet wird, unter ſich ſelbſt im Verbande ſte—
hen. In der Mitte des Beetes wird ein 10 Fuß hohes Spalier von ſenkrecht
15
eingefegten Pfaͤhlen und daran befeſtigten Querſtangen oder Latten errichtet, an
welche die Staͤmmchen im Sommer von beiden Seiten geheftet werden, und
dieſe Bepfaͤhlung iſt nicht nur mit wenigen Koſten verknuͤpft, ſondern auch, wenn
die Staͤmmchen im Verbande ſtehen, völlig ausreichend, weil ſich die Kronen dev
ſelben in der Folge nicht beruͤhren koͤnnen, und weil, wenn auch bei dem Austrei—
ben des Edelreiſes daſſelbe nicht ſogleich an die naͤchſte Querſtange befeſtigt wers
den kann, dieſem Uebelſtande dadurch abzuhelfen ift, daß man zu dem Anbin⸗
den des ausgetriebenen Zweiges, einen Blumenſtock ſenkrecht an die zunaͤchſt
ſtehende obere und untere Querſtange befeſtigt und den jungen Trieb daran bindet.
Sind die von wuͤſten Plaͤtzen oder aus Gehoͤlzen erhaltenen Wildlinge länger
als einen Tag mit den Wurzeln der freien Luft ausgeſetzt geweſen: ſo muͤſſen ſie
vor dem Pflanzen oder dem einſtweiligen Einſchlagen, 24 Stunden in friſches
Waſſer gelegt werden. Jedenfalls ſind ſolche aber bei dem Pflanzen einzuſchlem—
men, damit ſich das Erdreich voͤllig ſetzen kann und unangeheftet ſtehen zu laſſen.
Auf der Seite, nach welcher ſie etwas ſchraͤg ſtehen, werden ſie, nachdem man unten
am Stamme, in einer nach demſelben ſich ſanft vertiefenden Richtung, einige
Schaufeln Erde hinweg genommen hat, behutſam niedergelegt, mit Haken an die
Erde oder mit Weidenruthen an einander ſelbſt befeſtigt, und ſodann leicht mit
Nadelreiſig gedeckt. Bei dem Niederlegen der Wildlinge wird man die Vor—
theile des etwas ſchraͤgen Pflanzens bewaͤhrt finden, weil keiner derſelben, ſo—
bald er in dieſer Richtung bei froſtfreiem Wetter niedergelegt wird, bricht, oder
einen Bogen bildet, auf welchen der Froſt am meiſten einwirkt; ſich auch, er
mag in der Folge noch ſo ſtark werden, ohne zu brechen, wieder auf die nehm—
liche Seite legen laͤßt. ;
In dieſer Lage und unter dieſer Decke verbleiben die Wildlinge im erſten
Fruͤhjahr ſo lange, bis ſie treiben und ihre Blattknospen zu entwickeln anfangen,
weil ſonſt die ſcharfe Maͤrzluft nachtheilig, oft toͤdtlich auf fie einwirkt. Sodann
werden ſie aufgezogen, ihre jungen Sproſſen, um alle Wunden zu vermeiden,
abgedruͤckt, die Staͤmmchen an die vorbeſchriebene Pfahlwand geheftet, 05 bei
heißem Wetter fleißig begoſſen.
Unmittelbar vor dem Okuliren wird das Ausputzen wiederholt, weil ſonſt der
Safttrieb zu fruͤhzeitig geſtoͤrt wird, und die Schaale des Staͤmmchens bei dem
16
Veredeln ſich nicht mehr loͤſt. Ein mehrmaliges Ausputzen iſt in demſelben
Jahre nur dann, wenn gepfropft, geſchildet, oder auf das treibende Auge okulirt
worden, und zwar zu der Zeit noͤthig, wo dieſes bereits einen Zoll lang ausge⸗
trieben hat. Mit dem fruͤher beſchriebenen Niederlegen und Decken wird, bei
den veredelten Wildlingen, in jedem Herbſte fortgefahren, das Aufziehen derfels
ben aber erfolgt vom zweiten Frühjahr an, wo fie völlig angewurzelt find, ſchon
im Anfange des Maͤrzes mit dem Schnitte der Krone zugleich, weil ihnen fos
dann leichte Nachtfroͤſte und ſcharfe Winde nicht mehr ſchaden.
Im zweiten, laͤngſtens im dritten Herbſte, haben die Staͤmmchen, je nad):
dem eine ſchnellere oder langſamere Veredlungsart, oder ſtark oder ſchwach treis
bendes Holz zu dem Veredeln gewaͤhlt worden, völlige Kronen gemacht und koͤn⸗
nen ſodann auf ihren Standort verſetzt werden. Ihre Behandlung im Winter
bleibt die vorige. Niedrige Roſen beduͤrfen, ſobald ſie gehoͤrig eingewurzelt ſind,
mit Ausnahme der immergruͤnen und einiger in ſuͤdlichen Gegenden einheimiſchen
Landroſen, welche ich bei einer andern Gelegenheit einzeln benennen werde, keiner
Decke. Sie koͤnnen bis 15 Grad Reaum. Kaͤlte vertragen. Steigt dieſe hoͤher,
ſo erfriert das uͤber dem Schnee hervorragende Holz, und ſollten ſie ganz vom
Schnee entbloͤßt fein, bis auf die Wurzel, aus welcher fie wieder junge Schoͤß⸗—
linge in Menge treiben. Will man ſie in dem erſten Winter vor dem Erfrie—
ren ſichern, fo geſchieht es entweder mit Tannen oder Fichten⸗Reiſig, oder auch,
wie bei den Weinſtoͤcken, mit Erde.
4.
Das Pfropfen iſt nur auf Wildlinge von der gemeinen und großen Hage—
butte anwendbar. Es wird nicht in den Spalt, ſondern in die Rinde, wie das
gewoͤhnliche Pelzen verrichtet, und gewaͤhrt den Vortheil, daß man von den ges
pelzten Staͤmmchen ſchon im erſten Jahre Krone ziehen, auch Wildlinge, welche,
weil ſie gebrochen, oder von oben herein vertrocknet, oder durch Brandflecke be—
ſchaͤdigt find, als Hoch- und Halbſtaͤmme nicht benutzt werden koͤnnen, dadurch
zu niedrigen Kugelroſenſtoͤcken veredeln kann.
Dergleichen niedrig veredelte Wildlinge liefern, wegen ihres ſtarken Triebes
vorzüglich viele und kraͤftige Edelreiſer, und ich nehme davon diejenigen, welche
ich
17
ich von meinen angezogenen neuen Samenroſen in entfernte Gegenden verſende,
weil dieſe Verſendung im erſten Fruͤhjahre geſchieht, wo die mit noch ſchlafen⸗
den Augen verſehenen Reiſer, bei einem langen Transporte, nicht wie die Oku⸗
lirreiſer, dem Verderben unterworfen ſind.
Zu den auf Wildlinge aufzuſetzenden Reiſern iſt zweijaͤhriges Holz zu
waͤhlen, weil dieſes weniger Mark als das einjäßrige beſitzt, und folglich leichter
anwaͤchſt. Die Pfropfſtelle iſt mit ſchmalen, mit Baumwachs beſtrichenen Zwirn—
baͤndchen zu verbinden, und der oben abgeſchnittene Stamm, ſo wie das Edelreis
ſelbſt, auf dem Schnitte mit Baumwachs zu verkleben, indem die ſcharfe Fruͤh⸗
lingsluft, bei Roſenreiſern mehr als bei allen andern Edelreiſern, auf das Vertrock—
nen derſelben einwirkt. Daß auf Hochſtaͤmme nur ſtark treibende, großblumige,
auf Halbſtaͤmme aber ſchwaͤcher treibende, kleinblumige, und ſich durch ein ſchoͤnes
Farbenſpiel auszeichnende Roſenarten aufgeſetzt werden muͤſſen, lehrt ſchon die Theo—
rie des Geſchmacks. Werden die Wildlinge in dem erſten Fruͤhjahre nach dem
Herbſtſatze veredelt, ſo ſind ſie nach der Veredlung wieder behutſam niederzulegen,
zu decken und nicht eher aufzuziehen, bis ſie uͤber und uͤber ausgetrieben ſind.
5.
Durch das Kopuliren bringt man beſſere oder neue Arten Roſen auf gerin—
gere oder diejenigen Arten derſelben, welche man uͤberzaͤhlig beſitzt. Auf Wild—
linge hat es mir nur als Ausnahme von der Regel gelingen wollen. Auf immer;
bluͤhende oder immergruͤne Roſen gluͤckt es vorzuͤglich. Man wählt dazu vor—
jaͤhriges Holz und den Zeitpunkt, wo die Blattknospen der Roſen aufzubrechen
anfangen. Bei immergruͤnen Roſen geſchieht es im erſten Fruͤhjahre mit dem
beften Erfolge. Die Manipulation und Behandlung iſt derjenigen, die bei Obſt—
wildlingen angewendet wird, voͤllig gleich.
6.
Das Schilden oder Anplatten iſt bei Wildlingen und aus der Wurzel gezo—
genen Roſen, im erſten Frühjahre, ſobald es der Froſt geſtattet, oder im Spät
herbſte, ſo wie zu jeder Zeit alsdann anwendbar, wenn ſich die Schaale des
Wildlings oder das Auge des Edelreiſes nicht loͤft.
Verhandlungen 5. Band. 3
18
Das Verfahren dabei iſt folgendes: Man ſchneidet das einzufegende Auge
mit Holz von 1 Zoll Länge und = Zoll Breite, in der Form eines laͤnglichen
Vierecks aus dem gewaͤhlten Edelreiſe. Sodann ſchneidet man ein ganz gleiches
Stuͤck Rinde aus dem zu veredelnden Wildlinge, paßt das einzuſetzende Holz des
Edelreiſes genau in die entloͤſ'te Stelle der erſtern, kerbt zu dieſem Behufe den
Wildling oben und unten etwas ein, und verbindet ſodann das ganze Schild mit
dem vorbeſchriebenen Wachsbande unter beſtaͤndigem feſten Anziehen dergeſtalt,
daß nur das am eingeſetzten Holze befindliche Auge ſichtbar bleibt, verklebt auch
die ganze Schildſtelle mit Baumwachs ſo dicht, daß keine aͤußere Luft zu derſel—
ben dringen kann. Durch dieſes Verfahren wird, fobald man den ausgetriebe⸗
nen jungen Zweig nach Johannis verkneipt, im erſten Jahre ebenfalls eine Krone
gewonnen. Die Behandlung des Wildlings bleibt übrigens die bei dem
Pfropfen angegebene.
7.
Das Okuliren findet bei Wildlingen und Wurzelſtoͤcken, bei Land⸗ und im⸗
mergruͤnen Roſen, ingleichen bei ſolchen, wo das Pfropfen, Kopuliren und Schil—
den nicht angeſchlagen hat, mit dem beſten Erfolge ſtatt, und geſchieht auf das
treibende Auge von der Mitte des Mais bis zu Anfange des Junius, auf das
ſchlafende Auge aber von da an bis zu der Mitte des Septembers. Alle von
dem Okuliren der Obſtbaͤume geltende Regeln und Handgriffe ſind hier an—
wendbar, ſo wie auch dasjenige, was wegen des Luͤftens der eingeſetzten Augen
uͤberhaupt beobachtet werden muß, auf okulirte und eingeſchildete Roſenaugen
anzuwenden iſt.
8.
Die Vermehrung durch Stecklinge geſchieht bei Landroſen, theils im freien
Lande, theils in einem warmen Beete.
Bei der erſten Vermehrungsart nimmt man Holz von dem letzten vorjaͤh—
rigen Triebe, ſchneidet ſolches nach der gewoͤhnlichen Art und Laͤnge der Holz—
Stecklinge zu, befreit ſolches, ſo weit es in die Erde zu ſtehen kommt, von den
daran befindlichen Dornen, Haaren oder Borſten und ſteckt es in der Mitte des
19
März, wenn es der Froſt erlaubt, dergeſtalt, daß nur zwei Augen über der
Erde ſtehen, in ein gut gegrabenes, nur der Morgen- und Abendſonne ausge,
ſetztes Beet. Die übrige Behandlung iſt mit der gewoͤhnlichen, aller zum Be⸗
wurzeln eingelegten Holzſchnittlinge gleich.
Bei der zweiten Vermehrungsart waͤhlt man gleich nach der Bluͤthe, und
fo wie ſich der erſte Trieb geſchloſſen hat, diesjaͤhriges Holz, ſchneidet es unter
einem Ringe ab, läßt ihm die oberſte beblätterte Spitze zum Zuge, ſetzt die zu⸗
recht geſchnittenen Stecklinge rings um den Rand kleiner, unten mit Abzug ver
ſehener, bis etwas über die Hälfte mit Erikenerde, oben aber mit reinem Fluß⸗
ſande gefüllter Töpfe, in einer nach der Mitte des Topfes etwas ſchraͤg laufen—
den Richtung, ſo daß ſie die untere Haideerde nicht unmittelbar beruͤhren und
nur die ſich bildenden Wurzeln Nahrung in ſolcher finden, ſenkt dieſe Toͤpfe
in ein maͤßig warmes Lohbeet, und behandelt ſie nachher bis zum Verſetzen
wie Myrtenſtecklinge.
Die Stecklinge immergruͤner und bluͤhender Roſen zieht man auf dieſelbe
Art, von der Mitte des Mais, bis zu der Mitte des Auguſts, jedoch in einem
kalten Beete. Bei warmen Nächten, trüben Tagen und ſanften Spruͤhregen
werden die Fenſter des Beetes abgenommen und die Stecklinge dem Eindrucke
der aͤußern Luft ausgeſetzt, bei heißem Wetter aber Fruͤh und Abends mit der
Regenſpritze benetzt und gegen die heftigen Einwirkungen der Sonne durch auf
die Fenſter gelegte Rohrmatten geſchuͤtzt, wobei jedoch ein angemeſſenes flaches
Luftgeben nicht zu verabſaͤumen iſt.
9
Das Unterholz, welches zum Veredeln der Roſen gewaͤhlt wird, äußert auf
das vollkommnere und zeitige Bluͤhen derſelben einen entſchiedenen Einfluß.
Roſen, welche, weil ſie zu gefuͤllt ſind, aus der Wurzel ſelten ganz aufbluͤhen
Rund leicht in der Knospe faulen, z. B. R. Centifolia sultana, R hollandica
maxima oder Duchesse de Grammont, R. unica carnea, mehrere gefüllte
Pimpinell⸗Roſen u. ſ. w. find hochſtaͤmmig auf Hagebutten-Wildlinge zu ver
edeln, worauf ſie voͤllig auf- und ausbluͤhen werden.
Roſen, die, wenn fie aus ihren eigenen Wurzeln bluͤhen ſollen, erſt ein mehr—
3 *
N
jaͤhriges Alter erreicht haben müffen, okulire man auf Centifolien oder eine andere
zeitig tragende Roſengattung. So wird R. Centifolia sulphurea auf Cen-
tifolia vera, R. mulliflora und Noisettiana auf Centifolia minor okulirt
und bluͤhen dadurch im naͤchſten Jahre nach dem Umaͤugeln.
Roſen, die man im erften Veredelungsjahre bluͤhend haben will, oder folche,
die ſich ſchwer treiben laſſen, wie z. B. alle Moosroſenarten, R. unica, Centi-
folia sulphurea, nigra vera u. ſ. w. okulire oder kopulire man auf die ges
woͤhnliche R. semperflorens, und man wird ſeinen Zweck vollkommen erreichen.
Mehrere Bemerkungen uͤber dieſen Gegenſtand, welche das Ergebniß ein⸗
zelner noch nicht wiederholter Verſuche find, behalte ich mir nach nochmaliger
forgfältigee Prüfung zur weitern Mittheilung vor, indem ich es mir zur Pflicht
gemacht habe, nur erprobte und bewaͤhrt erfundene Erfahrungen in das Archiv
des verehrlichen Gartenbauvereins niederzulegen.
Möchte es denjenigen kunſtfertigen Mitgliedern deſſelben, welche ſich vors
zuͤglich mit Roſenkultur beſchaͤftigen, gefallen, die Ergebniſſe ihrer Erfahrungen,
auf dem von mir beſchriebenen Wege, gegen die meinigen auszutauſchen, und
mir vorzuͤglich ihre Anſichten daruͤber mitzutheilen, von welchem Geſichtspunkte,
um zu einer genuͤgenden Klaſſifikation der Roſen und richtigen Nomenklatur ih⸗
rer individuellen Arten zu gelangen, auszugehen ſei, ohne in die Fehler mehrerer,
bereits vorhandener, zu verfallen, welche die Eintheilungen derſelben in Klaſſen
und dieſer in Ordnungen nach der Geſtalt und den Eigenſchaften der Frucht—
knoten gemacht haben, wodurch bisjetzt aber noch nicht das Schwankende in der
Beſtimmung der Arten gehoben, noch das Unbeſtimmte in der Nomenklatur auf
feſte Grundſaͤtze gebracht worden iſt.
eee eee eee ANNINNIERNNAIDNIN INNEN ANNIANENNDNE ENDE NNIINNNENNERNIN BEN AISSSANGADNSMIS
III.
Aus zug
aus der Verhandlung aufgenommen in der 61ſten Sitzung des Vereins am
6ten Januar 1828.
I. Der Direktor referirte hiernaͤchſt einen zum Abdruck in unſere Verhand⸗
lungen beſtimmten Aufſatz des Herrn Profeſſor Schuͤbler in Tuͤbingen uͤber die
Temperatur, welche Baum- und Straucharten im Klima von Deutſchland aus;
zuhalten vermoͤgen, mit beigefuͤgten in verſchiedenen Gegenden gemachten und
tabellariſch zuſammengeſtellten Beobachtungen der Kaͤltegrade, bei welchen meh⸗
rere derſelben erfrieren*).
Referent druͤckte dabei den Wunſch aus, daß es allen Maͤnnern vom Fach
gefallen moͤge, die vorgedachten Beobachtungen durch Beibringung ihrer hieruͤber
gemachten Erfahrungen zu vervollſtaͤndigen.
II. Aus den von einer Geſellſchaft in Wuͤrtemberg herausgegebenen na
turwiſſenſchaftlichen Abhandlungen (Tuͤbingen 1826, Iſter Band) referirte Herr
Link die Nachricht von C. F. Gärtner, über Verſuche der Befruchtung eini—
ger Gewaͤchſe.
Herr Referent bemerkte dabei, daß die gegen die Befruchtung und die
Sexualitaͤt der Gewaͤchſe mehrfach erhobenen Zweifel durch dieſe ſehr intereſſante
Abhandlung von Neuem als unbedeutend widerlegt werden; indem die gegebene
e) S. No, IV.
22
genaue Beſchreibung der mit großer Umſicht, Sorgfalt und Ausdauer auf Ge,
wächfe aus vier verſchiedenen Familien, ſechszehn Gattungen und dreißig Arten
angeſtellten Verſuche, faſt 600 an der Zahl, die Möglichkeit der Erzeugung von
Baſtard⸗Pflanzen unbeſtreitbar darthut, wie das der Abhandlung beigefuͤgte Ver—
zeichniß der befruchteten Pflanzen, welche Baſtarde brachten, naͤher ergiebt. In—
deſſen beſtaͤtigen die hier beſchriebenen Verſuche, daß die Befruchtung gar zu
verſchiedener Arten nicht wohl ausführbar iſt, indem bei verwandten Arten der
Pollen wohl leicht von der Narbe eingeſogen wird, wogegen derſelbe bei nicht
verwandten Arten, nach wiederholten Verſuchen, nur langſam oder gar nicht
von der Narbe angenommen wird, ſondern auf derſelben erfolglos liegen bleibt.
Als die guͤnſtigſte Zeit zur Belegung der Narben mit Pollen, entweder
durch Auftragen der ganz reifen Staubbeutel oder des ausgetretenen reifen und
friſchen Pollen, beides vermittetſt eines feinen Pinſels, wird die Morgenzeit,
ehe die Sonne auf die Blumen wirken konnte, angegeben, und iſt überhaupt
bemerkt worden, daß die Witterung den entſchiedenſten Einfluß auf das Geſchaͤft
der Befruchtung aͤußert; auch iſt es intereſſant, aus der vorliegenden Abhand—
lung zu entnehmen, daß die Befruchtung nicht immer augenblicklich, ſondern, bes
ſonders bei weniger verwandten Arten, oft erſt nach und nach bei mehrmals
wiederholten Verſuchen eintritt.
III. Noch theilte Herr Link aus Kaſtners Archiv für die geſammte Natur—
lehre, (Bd. XI. Heft 4.) einen Aufſatz des Geheimen Hofraths und Garten—
Direktors Zeyher zu Schwetzingen uͤber die Kultur der Alpenpflanzen mit, und
behielt ſich vor fuͤr die naͤchſte Verſammlung eine ausfuͤhrliche Abhandlung uͤber
dieſen Gegenſtand auszuarbeiten, und der Geſellſchaft vorzutragen.
IV. Herr Garten-Direktor Otto gab der Geſellſchaft Nachricht von den
praktiſchen Leiſtungen des Koͤnigl. botaniſchen Gartens in den letzten zwei Jah—
ren. Es find danach verſendet an oͤffentliche Inſtitute und Privat-Perſonen
des In⸗ und Auslandes:
23
1. an Saͤmereien
i. J. 1826 — 10,233 Priſen
„1827 — 12,688 2
23,021 SamenPrifen.
2. an lebenden Pflanzen
i. J. 1826 — 4126 Exemplare
1827 — 4312 s
8432 Pflanzen⸗Exemplare.
Dagegen empfing der Garten:
1. an Saͤmereien
i. J. 1826 — 3607 Arten
„ 1827 — 6283 ;
9890 Arten.
2. an lebenden Pflanzen
in den beiden Jahren |
1826 und 18227. 2901 Arten.
Abgeſchnittene Pflanzen-Exemplare wurden vertheilt, in dem abgewichenen
Jahre 1827; N
1. Zur Benutzung bei den Vorleſungen an der hieſigen Univerſitaͤt und zu
den pharmaceutiſchen Pruͤfungen 27,335 Exemplare.
2. An Studirende, Apotheker u. Botaniker 34,560 D
überhaupt 61,895 Exemplare.
V. Der Direktor gab Nachricht von der durch den Herrn Major v. Pacz⸗
kowski zu Paltzig bei Zuͤllichau in Bezug auf die von dem Herrn Paafidenten
von Goldbeck auf Blumberg beſchriebene Kultur-Methode der Feigen
(Verhandl. 7. Liefr. S. 371. ff.)
gemachten Mittheilung, daß es ihm nie gegluͤckt waͤre, von den am Spalier gezo⸗
genen Feigenbaͤumen Früchte zu erlangen, die an Quantität ſowohl wie an Volk
kommenheit denen gleich gekommen waͤren, die er in Kuͤbeln gezogen, obgleich
erſtere bei einem mittleren Gartenboden, die Mittags⸗Sonne genoffen.
24
Es iſt dies nach der Bemerkung des Referenten eine Beobachtung, welche
ſich in der Regel beſtaͤtigt, und wovon die in Blumberg gemachten Erfahrungen
als Ausnahmen zu betrachten ſind.“).
VI. Der Herr Buͤrgermeiſter Hallmann zu Habelſchwerd giebt uns Noch;
richt von ſeinem Verfahren bei der Vertilgung der Raupe der Phalaena bru-
mata minor (Spanue, Spannraupe). Da die Wagenſchmiere, deren ſich der Herr
Einſender zur Beſtreichung der um die Baͤume gelegten Papierſtreifen bediente,
um dadurch die aufſteigenden Inſekten zu fangen, von der Luft zu ſchnell aus;
trocknete, fo ließ er Leinöl über gluͤhende Kohlen bis zur Hälfte abdampfen,
woraus ſich eine dem Vogelleim aͤhnliche Subſtanz ergab, die er mit gutem Er⸗
folge anwendete, und zwar bei Wiederholung des Aufſtrichs von 3 zu 3 Tagen.
VII. Von der von dem Herrn Baron v. Witten gegebenen Nachricht uͤber
verſchiedene, von Seiten des Vereins im Laufe des verfloſſenen Jahres zur Kultur—
Verſuchen ihm uͤberwieſene Samen-Arten machte der Direktor im Allgemeinen
Mittheilung, mit dem Vorbehalte, einen Auszug davon, in Bezug auf die nach
den
*) Die Zucht des Feigenbaumes nach der vom Hrn. Praͤſidenten von Goldbeck unter Nr.
XXXVI. beſchriebenen Methode, die auch hier in Sansſouci angewendet wird, iſt aller=
dings nur dann ausführbar, wenn eine ſo guͤnſtige Lokalitaͤt wie in Blumberg und Sans⸗
ſouci zur Dispoſition ſteht. Die Lage, die eine ſolche Feigenpflanzung erfordert, muß ſehr
warm gegen kalte Winde, beſonders Nord- und Oſt, geſchuͤtzt, und zugleich feucht ſein.
Wo eine ſolche Lokalitaͤt zu Gebote ſteht, wird man zwar nicht ſo fruͤhe, aber jedenfalls
reiche Erndten, und beſſer ſchmeckende Fruͤchte erhalten, wie diejenigen ſind, welche man
von Baͤumen erzielt, die in Kuͤbeln ſtehen. Sehr wahr iſt es, daß bei heftiger Winterkaͤlte
eine ſorgfaͤltige Decke zum Schutz gegen Erfrieren der Baͤume erforderlich iſt, und daß
mitunter die ganze Pflanzung durch Maͤuſe, die unter dieſer Decke Sicherung und Nah—
rung zugleich finden, zerſtoͤrt wird, wo dann gewoͤhnlich in 2 oder 3 Jahren auf keinen
Ertrag zu rechnen iſt. Um dies zu verhuͤten, werden hier gewoͤhnlich Mohrruͤben oder
aͤhnliche Nahrung, welche die Maͤuſe der Feigenrinde vorziehen, waͤhrend des Winters zur
Fuͤtterung der ungebetenen Gaͤſte zwiſchen die Feigenſtaͤmme gelegt; ſo lange dieſe Aeſung
vorhaͤlt bleiben die Baͤume geſchuͤtzt. Bei ſo guͤnſtiger Lage wie oben gedacht, reifen die
erſten Fruͤchte der im Freien kultivirten Feigenbaͤume zu Anfang Auguſt, wenn die Witte—
rung nicht unguͤnſtig iſt. Das Letztere ſcheint bei der Pflanzung des Herrn v. Paczkowsky
der Fall zu ſein, da bei ihm die Fruͤchte erſt im September und Oktober zur Reife kom—
men. Wo daher die oͤrtliche Lage alle Erforderniſſe darbietet, iſt der Aubau der Feigen im
Freien, wo das nicht der Fall iſt, deren Kultur in Kuͤbeln anzuempfehlen.
Kenne.
25
den Verhandlungen, 7te Lieferung S. 353., aus Liverpool bezogenen Kartoffeln,
und uͤber die in der Verſammlung vom 7. Oktober v. J. erwaͤhnte ſchwarze
Winter⸗Ruͤbe, im Drucke dem Protokolle beifügen zu Iaffen*).
VIII. Herr Ludowici ruͤhmt von dem in der Sten Lieferung der Verhand—
lungen S. 141 erwahnten Brakel Apfel, daß die Frucht, nach den von ihm ges
machten Erfahrungen, bei der Aufbewahrung vom Froſte viel weniger leide, als
andere Sorten, mit der hinzugefuͤgten Bemerkung, daß er ſeit dem Jahre 1788
drei dieſer Baͤume gepflanzt habe, die in guten Jahren 200 Scheffel Obſt
liefern.
IX. Der Direktor machte ferner aufmerkſam auf die in Nr. 284 des vorigen
Jahrganges der Spenerſchen Zeitung enthaltene Notiz von einer im Garten des
Herrn Aſſiſtenzraths Gottſchalk zu Ballenſtaͤdt befindlichen großen Hortenſie,
welche im Jahre 1826 über 400 Bluͤthen trug, jedoch mit, dem Hinzufügen,
daß nach einer von dem Hrn. Hofgaͤrtner F. Fintelmann uns gegebenen Nach—
richt auf der Pfaueninſel bei Potsdam eine von ihm kultivirte Hortenſie ſchon
j. J. 1825 mit 453 vollkommen großen hellblauen Blumenbuͤſchen gebluͤht habe.
Herr Fintelmann verbindet hiermit, im Verfolg der in der Verſammlung
vom 4. Januar 1824 gegebenen Mittheilung uͤber die Erziehung himmelblau
bluͤhender Hortenſien eine im Drucke beizufuͤgende naͤhere Auskunft uͤber die
Erde, in welcher ihm die blauen Hortenſien fo vorzüglich gedeihen“).
X. Der Herr Hofgaͤrtner Schoch in Woͤrlitz hat dem Vereine eine Aus—
arbeitung der Geſchichte und Beſchreibung des dortigen Herzogl. Gartens be—
ſtimmt, und mit der Einſendung des erſten Theils derſelben den Anfang gemacht,
welcher vornehmlich die Bauwerke zum Gegenſtande hat. Die Anlage des Gars
tens in ſeiner jetzigen Geſtalt nahm danach i. J. 1768 unter dem Herzog Leo—
pold Friedrich Franz ihren Anfang. Die Samen der Nordamerikaniſchen Holz—
arten, aus welchen die Pflanzungen groͤßtentheils beſtehen, brachte der Herzog
ſelbſt aus England mit. Unter dieſen erſten nordamerikanifchen Baͤumen zeichne⸗
) S. Nr. V.
% S. Nr. VI.
Verhandlungen 5. Band. 4
26
net ſich beſonders aus: Pinus Strobus, P. Abies canadensis, Thuja ocei-
dentalis, Cupressus ihyoides, Juniperus virginiana und bermudiana,
Liriodendron Tulipifera, Cupressus disticha, Quereus rubra und coc-
einea, wie mehrere Acacien-Arten, und findet man jetzt von allen dieſen Gattun⸗
gen bedeutend große und ſtarke Exemplare im Schloßgarten. Jedoch ſind da—
mals in Ermangelung anderer Nordamerikaniſcher auch mehrere gewöhnliche Baus
me, als Pinus sylvestris und Pinus Abies rubra mit untergelaufen, denn da
jene aus den Baumſchulen zum Verpflanzen klein ausgenommen wurden, fo bes
durfte man viel, um die Pflanzungen zu füllen. Spaͤterhin find die ſchoͤn ges
wachſenen gewoͤhnlichen Baͤume ſtehen geblieben, obſchon man fruͤher der Mei⸗
nung war, im Fall die edlern Holzarten emporkaͤmen, fie wieder herauszuhauen.
Sie ſind nun von jenen ſehr unterdruͤckt worden. Die Pflanzungen wuͤrden jetzt
weit ſchoͤner erſcheinen, wenn Pinus sylvestris nicht darin aufgenommen wor⸗
den. Gleichwohl find dieſe Baͤume zum Hinwegnehmen jetzt zu groß, es würs
den dadurch allzu leere Stellen in den Pflanzungen entſtehen. Auch hat ſich
das Auge zu ſehr an dieſe großen Baͤume und dichten Geſtraͤuche gewöhnt, und
es wuͤrden viele Jahre vergehen, bis die Pflanzung derſelben die gehoͤrige Groͤße
und Dichtheit wieder erlangen koͤnnte.
„Dies moͤge,“ fuͤgt der Verfaſſer hinzu, „eine Warnung fuͤr alle diejenigen
„fein, welche Gärten anlegen. Nur einige Jahre Geduld im Anfange und
„man erndtet für die Zukunft Freude die Fülle, wogegen es durchaus übel:
„gethan iſt, die edlern mit den gemeinen Baͤumen untermiſcht zu pflanzen.“
XI. Von demſelben Verfaſſer ſind uns noch die Abhandlungen uͤber vier
Nordamerikaniſche Holzarten eingeſendet, nämlich über:
Pinus Balsamea, Cupressus disticha, Liquidambar Styraciſlua, und
Liriodendron Tulipifera,
welche im Auszuge zum Abdruck in den Verhandlungen beſtimmt find*)
XII. Ein zur Verlooſung gekommener Korb mit Fruͤchten ward dem
Herrn Hofgaͤrtner Jacobi zu Theil.
*) S. Nr. VII.
III TITTEN DI BANN I END rere sersarss
IV.
Ueber die Temperatur
welche
Baun⸗ und Straucharten im Klima Deutſchlands
zu ertragen im Stande ſind,
mit einer tabellariſchen Ueberſicht
der
Beobachtung der Kaͤltegrade,
bei welchen mehrere derſelben erfrieren,
vom
Herrn Profeſſor Schuͤbler in Tübingen.
Man bemuͤhte ſich laͤngſt in allen, unter weniger guͤnſtigen Himmelsſtrichen lie⸗
genden Laͤndern, Pflanzen waͤrmerer Gegenden an ein kaͤlteres Klima zu gewoͤh⸗
nen und nach und nach zu acclimatiſiren, vorzuͤglich ftellte man hieruͤber in Deutfch—
land ſeit einer Reihe von Jahren viele Verſuche an. — Vor wenigen Jahren
erſchien eine von der hollaͤndiſchen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu Harlem ge—
kroͤnte Preisſchrift von Leuchs (Nuͤrnberg 1821) welche eine naͤhere Anleitung
zur Angewoͤhnung und zum Anbau auslaͤndiſcher Pflanzen enthält, und wir fin⸗
den auch wirklich laͤngſt viele Gewaͤchſe bei uns im Freien gepflanzt, welche ur
ſpruͤnglich in waͤrmeren Himmelsſtrichen einheimiſch ſind.
Unterwerfen wir jedoch alle bis jetzt uͤber das ſogenannte Angewoͤhnen frem—
der Gewaͤchſe an unſer Klima erhaltenen Reſultate einer naͤhern Beurtheilung, fo
4 *
28
ſcheinen ſich zwar einzelne Individuen von Pflanzen in geringerem Grade an ein
rauheres Klima gewoͤhnen zu koͤnnen, in ſo fern es gelingt, ihre verſchiedenen Ent—
wickelungs⸗Perioden unſerm Klima entſprechender zu leiten und ſie gegen die ſtren—
gern Kaͤltegrade und den zu ſchnellen Wechſel der Witterung zu ſchuͤtzen; es
bleibt jedoch noch hoͤchſt zweifelhaft, ob irgend eine Pflanzenart gegenwärtig mehr
an unſer Klima gewoͤhnt iſt, als ſie es ſchon vor Jahrhunderten war. Die Wein—
reben, welche ſeit 1500 Jahren im ſuͤdlichen Deutſchland angebaut werden, erfrie—
ren auch noch gegenwaͤrtig bis auf die Wurzeln, ſobald die Temperatur einen
gewiſſen Grad uͤberſteigt und ſie nicht gegen dieſe geſchuͤtzt werden; das Gleiche
zeigen eine Menge anderer Pflanzen. Mirbel bezweifelt es ſelbſt, ob ſich bis
jetzt bei irgend einem Pflanzenindividuum ein Angewoͤhnen im engern Sinn,
eine Aenderung feines Tempraments nachweiſen laſſe.“)
Wenn gegenwaͤrtig von vielen Pflanzen angenommen wird, daß ſie durch
vieljaͤhrige Kultur an unſer Klima gewöhnt und bei uns acclimatiſirt ſeien, fo
liegt die nähere Urſach dieſer ſcheinbaren Acelimatiſirung haͤufig darin, daß wir
die Natur dieſer Pflanzen durch Erfahrung nach und nach beſſer kennen lernten,
und ſie nun unter Verhaͤltniſſen pflanzen, unter welchen ſich unſer Klima mehr
dem ihres urſpruͤnglichen Vaterlandes nähert; eine forgfältige Auswahl der Lage
trägt hiezu bei, wodurch die Temperatur unſerer Gegenden oft ſehr bedeutend
modificirt wird.
Wir beſitzen über die klimatiſchen Verhaͤltniſſe des Vaterlandes vieler Pflan—
zen noch ſehr wenig genuͤgende Nachrichten und es bleibt uns haͤufig kein an—
derer Weg uͤbrig, als erſt Erfahrungen in unſerm Klima zu ſammeln, unter wel—
chen Verhaͤltniſſen und in welchem Grad die einzelnen Pflanzen die Veraͤnderun—
gen unſeres Klimas zu ertragen im Stande ſind; dieſe Verſuche ſind um ſo noͤ—
thiger, weil die Empfindlichkeit einzelner Pflanzen gegen die Einfluͤſſe der Wir
terung ſehr verſchieden iſt, und je nach Klima und Jahreszeit in den einzelnen
Pflanzen⸗Individuen verſchieden modificirt wird; viele Pflanzen des mittlern
*) Siehe deſſen Abhandlung sur la distribution geographique des végétaux phanerogames
dans l’Ancien Monde, depuis l’@quateur,jusqu’au pöle arctique. - (Memoires du Muséum
d'histoire naturelle Tom. XIV. 1827. pag. 356.)
29
Aſiens, deffen Gegenden heißere Sommer aber verhaͤltnißmaͤßig kaͤltere Winter
beſitzen, als die unter entſprechenden Breiten liegenden Laͤnder Europa's, ertragen
in jenen Gegenden Kaͤltegrade, bei welchen ſie in unſern Gegenden erfrieren,
wahrſcheinlich, weil ſie in den waͤrmeren Sommern ihres urſpruͤnglichen Vater—
landes eine groͤßere Vollkommenheit erreichen, wodurch ſie in der kaͤlteren Jahres⸗
zeit hoͤhern Kaͤltegraden zu widerſtehen im Stande ſind, namentlich ſcheinen Arten
der Gattungen Laurus, Pistacia, Thea und verwandter Bildungen zu den
Pflanzen zu gehören, welche die Eigenſchaften beſitzen, durch hoͤhere Sommer;
temperatur gegen die Einfluͤſſe der Kaͤlte weniger empfindlich zu werden. — Ein
ähnliches Verhaͤltniß zeigen ſehr viele aus waͤrmeren Himmelsſtrichen bei uns im
Freien gepflanzten Baͤume und Straucharten; je guͤnſtiger für fie die Sommers
temperatur war; und je vollkommener ſie ſich auch den Herbſt hindurch ihre fei—
nern Zweige ausbilden konnten, deſto weniger leiden ſie in der Regel durch Win—
terkaͤlte. Nur bei ſolchen Pflanzen kann jedoch hohe Sommertemperatur auf ihre
Ausdauer waͤhrend der kaͤlteren Jahreszeit guͤnſtig wirken, welche die Faͤhigkeit be⸗
figen, mit Erniedrigung der Temperatur ihre Vegetationsthaͤtigkeit bedeutend zu
vermindern und waͤhrend der kaͤlteren Jahreszeit in einen dem Winterſchlaf der
niedern kaltbluͤtigen Thiere ähnlichen Zuſtand der Ruhe und Erſtarrung zu verfal—
len, welches in hoͤherem Grade nur bei perennirenden Pflanzen der gemaͤßigten
und kaͤltern Himmelsſtriche der Fall zu ſein ſcheint, ſie laſſen ſich in dieſem Zu—
ſtande mit ausgebildeten Samen vergleichen, die gleichfalls in einem Zuſtande der
Ruhe lange beharren, und ſelbſt hohen Kaͤltegraden ohne allen Nachtheil ausgeſetzt
werden koͤnnen. Bei vielen Pflanzen tritt dieſe Ruhe, womit oft eine Vermin—
derung der waͤſſrigen Saͤfte und eine Zuruͤckziehung derſelben gegen ihre Wurzeln
verbunden iſt, deſto vollftändiger ein, je mehr ſich die Temperatur nach und nach
erniedrigt und ſich auch waͤhrend der kaͤltern Jahreszeit gleichfoͤrmiger auf einem
niedern Temperatur-Grad erhält. Bei derſelben Pflanze kann daher das Erfrie—
ren bei einem verſchiedenen Temperatur-Grad erfolgen, je nachdem die Tempe⸗
ratur⸗Erniedrigung in einer verſchiedenen Entwickelungs-Periode der Pflanze ein,
tritt. Erniedrigt ſich die Temperatur fruͤh im Herbſt, zu einer Zeit, wo die Ve—
getation noch in voller Thaͤtigkeit iſt, oder ſpaͤt im Fruͤhjahr, wo ihre Thaͤtigkeit
ſchon wieder angefangen hat, ſo leiden die meiſten Pflanzen ſchon bei weit gerin—
30
gern Koͤltegraden; erniedrigt ſich die Temperatur im Mai nur bis auf den Eis;
punkt, ſo leiden viele bei uns einheimiſche Pflanzen, wie Eichen, Buchen, Eſchen
u. a., welche während der kaͤltern Jahreszeit 20 — 25° Kalte nach R. ohne al⸗
len Nachtheil zu ertragen im Stande ſind?). Das abgeaͤnderte Verhaͤltniß der
waͤſſrigen zu den feſten Theilen kann zwar hiezu vieles beitragen, jedoch iſt dieſes
allein nicht hinreichend, dieſe Erſcheinung zu erklaͤren; wir beſitzen in unſerm
Klima viele krautartige Pflanzen, welche verhaͤltnißmaͤßig noch weit mehr waͤſſrige
Beſtandtheile beſitzen, und dennoch weniger leicht erfrieren, vorzuͤglich wenn der
Froſt zur gehörigen Jahreszeit eintritt.
Ee iſt übrigens eine merkwuͤrdige in pflanzenphyſiologiſcher Beziehung noch
nicht erklaͤrte Erſcheinung, warum auch waͤhrend der kaͤltern Jahreszeit zur Zeit
der Ruhe der Vegetation die Temperatur nur bis auf einen gewiſſen Grad ſinken
darf, wenn ſie nicht fuͤr die Vegetation nachtheilig werden ſoll. Man ſollte es
fuͤr gleichguͤltig halten, ob die Temperatur noch einige Grade mehr oder weniger
tiefer ſinke, fobald ſich die Temperatur im Innern der Pflanze einmal mehrere
Grade unter den Eispunkt erniedrigt hat, wie dieſes ohne allen Nachtheil ſelbſt
bis zu 14 und 20° R. bei vielen unſerer inlaͤndiſchen Pflanzen geſchehen
kann““). Dieſes iſt jedoch nicht der Fall, die Pflanzen zeigen in Anſehung des
Grades der Kaͤlte, bei welcher ſie erfrieren, große Verſchiedenheiten. Es duͤrfte
) Es erklaͤrt ſich vorzüglich hieraus, warum im ſuͤdlichen und ſuͤdoͤſtlichen Deutſchland, wo
die jährlichen Temperaturegtreme größer find als im nördlichen und nordweſtlichen, viele
Pflanzen nicht im Freien ausdauern, welche in Nord-Deutſchland und namentlich in England
im Freien gezogen werden; fie leiden im ſuͤdlichen Deutſchland häufiger durch den ſchnel—
len Wechſel der Witterung: auf gelinde Tage, durch welche die Vegetation oft ſchon ſehr
aufgeregt wird, tritt nicht ſelten auf's neue Kaͤlte ein; die Winter ſelbſt ſind weniger
gleichfoͤrmig.
) Die näheren Beobachtungen hieruͤber theilte ich in einer kleinen Abhandlung uͤber die
Temperatur der Vegetation mit, welche hier im Jahre 1826 als Diſſertation erſchien, und
vor kurzem auch pon Herrn Poggendorf in den Annalen der Phyſik und Chemie (Jahrg
1827. Bd. X. S. 581. aufgenommen wurde; im letzten Winter, wo die Temperatur hier
bis auf — BON. ſank, zeigten ſich mir dieſe Beobachtungen noch in höherem Grade be—
ſtaͤtigt, es laͤßt ſich aus vielen Beobachtungen ſchließen, daß mehrere Pflanzen in kaͤltern
Himmelsſtrichen noch weit hoͤhere Kaͤltegrade ertragen koͤnnen; in Neubritannien unter
64° 31/ noͤrdl. Breite ertragen mehrere Amentaceae, die Pinus Banksiana und verſchie⸗
dene andere Tannen- und Laͤrchen-Arten, ſelbſt Kaͤltegrade von 30° — 40° R.; gleich hohe
Kaͤltegrade ertragen im noͤrdlichen Sibirien 1 N ben 3 8 communis,
Betula alba und Alnus incana.
31
ſich dieſe Erſcheinung nur etwa durch die Annahme erklaͤren, daß die Saͤfte der
einzelnen Pflanzen bei ſehr verſchiedenen Temperatur⸗Graden in einen erſtarrten
Zuſtand übergehen, wofür ſich jedoch keine nähere Erfahrung anführen läßt, indem
der Gefrierpunkt des immer vorherrſchenden Beſtandtheils der Pflanzenſaͤfte, des
Waſſers, auch durch reichliche Beimengungen von Gummi, Staͤrke, Schleim
Gallerte, Harz und Pflanzenſaͤuren immer nur ſehr unbedeutend abgeaͤndert wird,
und wir eben ſo wenig durch die Wirkung der Haarroͤhrchenkraft eine ſo bedeu—
tende Verſchiedenheit in Anſehung des Gefrierpunkts herbeizufuͤhren im Stande
ſind, wogegen ohnehin die Erſcheinung ſpricht, daß bei dieſen hohen Kaͤltegraden
viele bei uns wildwachſende Baͤume ohne Nachtheil wirklich gefroren ſind, oder
man muͤßte annehmen, daß ſich das Volumen der erſtarrten Saͤfte bei Zunahme
der Kaͤlte in verſchiedenem Verhaͤltniß veraͤndern, wovon ein mehr oder weniger
leichtes Zerſprengen der feinern Gefaͤße die Folge ſein koͤnnte, eine verſchiedene
Biegſamkeit und Geſchmeidigkeit der einzelnen Pflanzenfaſer koͤnnte hiezu zugleich
beitragen, wenn wir anders nicht zugleich einen unmittelbaren Einfluß der Kaͤlte
auf die in der Pflanze thaͤtige Vegetationskraft annehmen wollten.
Folgende vergleichende Zufammenftellung*) enthält die Reſultate einer Reihe
von Beobachtungen über die Kaͤltegrade, welche 709 baum; und ſtrauchartige
Gewaͤchſe im Klima Deutſchlands zu ertragen im Stande ſind, und bei welchen
Temperaturen viele derſelben wirklich erfrieren; es find hier immer Kältegrade
waͤhrend des Winters zu verſtehen; die Benennungen ſind nach Linné, wenn
keine andern Schriftſteller bemerkt ſind.
Die Beobachtungen von Carlsberg beruhen auf mehrjaͤhrigen Beobachtungen,
welche Herr Petri in dem ehemaligen herzoglich zweibruͤckiſchen Garten daſelbſt
anſtellte. Sie werden durch die große Zahl von Beobachtungen ſchaͤtzbar, wobei
ſehr viele Baͤume und Straucharten blos in der Abſicht aufgeopfert wurden, um
die Grade der Kälte zu finden, die jedes dieſer Gewaͤchſe zu ertragen im Stande
iſt; die Kaͤlte ſtieg im Verlauf der Jahre, waͤhrend welcher dieſe Bdobachtungen
angeſtellt wurden, bis — 21° R. Die Beobachtungen erſchienen im Druck in
Beckers Taſchenbuch fuͤr Gartenfreunde. Leipzig 1797.
) S. Beilage zu Nr. IV.
32
Die Beobachtungen zu Herrenhauſen bei Hannover wurden von Herrn
Wendland im Winter vom Jahre 1822 — 1823 angeſtellt, wo die Temperatur
einmal bis 27° unter den Eispunkt ſank; fie erſchienen in der botaniſchen Zeit
ſchrift Flora im Jahrgang 1825 S. 299.
Die Beobachtungen zu Tuͤbingen beruhen auf Erfahrungen der letzten 10
Jahre während welcher die Temperatur im Jahre 1820 bis 19° und im letzten
Winter bis 24 und 25° R. unter den Eispunkt ſank, im Sommer ſtieg fie an
den heißeſten Tagen auf 24, 25, bis 26 Grad über den Eispunkt.
Die Beobachtungen zu Muͤnchen beruhen auf den Beobachtungen des
Herrn Hofgaͤrtner Seiz, welche Herr Hofrath v. Martius die Gefaͤlligkeit hatte,
mir zum Zweck dieſer Vergleichungen mitzutheilen: die Kälte ſtieg in München
während des letzten Winters bis 24 Grad unter den Eispunkt.
Muͤnchen liegt unter 48° 10 Tübingen unter 48° 31’, Carlsberg unter
490 23“ und Herrenhauſen unter 52° 23“ nördlicher Breite.
Muͤnchen liegt 1569, der botaniſche Garten zu Tuͤbingen 1010 par. Schuhe
über dem Meere, Carlsberg dürfte gegen 500 Sch. und Herrenhaufen nur
einige 100 Schuhe uͤber dem Meere liegen.
Anmerkung. Die in der Tabelle mitgetheilten Beobachtungen fuͤr Berlin
ſind vom Hrn. Gartendirektor Otto in dem faſt eine halbe preußiſche
Poſtmeile von der Sternwarte entfernt liegenden botaniſchen Garten an—
geftelle. Berlins Sternwarte liegt nach v. Muͤffling unter dem 52° 31’
13“ N. Br. und 31° 3“ 33“ O. L. (v. Ferro) (ſ. Schumacher aſtron.
Nachr. II. n. Al p. 323. Die Höhe des Straßenpflaſters vor der;
ſelben Sternwarte über dem Meere beträgt 78,2 Par. F. (Hertha J.
p. 183.) Die mitlere Temperatur der Luft beträgt für Berlin + 6,29? R.
(Tralles Abh. d. Akad. der Wiſſenſch. 1818 — 19. p. 411.)
Bei⸗
Beilage zu No. IV.
Tabellariſche Ueberſicht
der
Beobachtungen über die Kaͤltegrade,
welche Baum⸗ und Straucharten in Deutſchland zu ertragen im Stande ſind.
Verhandlungen 5. Band.
35
Zu Zu
Pflanzen Carlsberg Zu Herrenhauſen Zu Zu
im Tuͤbingen. bei Muͤnchen. Berlin.
Zweibruͤckſchen Hannover.
Acer campestre. bei — 27° lit⸗
— tataricum » ten junge 5
— rubrum : Bäume von find wohl hier
— pallidum . . ertrugen — ertrugen — | Acerplatano- | \ertrigen — auch in den
— saccharinum . . / 21 R. ohne 25° ohne ides u. Pseu- | [24° R. ſtaͤrkſten Win⸗
— platanoides . Schaden Schaden |doplatanus et⸗ tern nie erfro⸗
— Pseudoplatanus was, ohne ganz ren
— laciniatum zu erfrieren.
— striatunnm Acerstriatum
litt etwas bei
24% R. 5
— sempervirens . erfror b. 6-7 . lllitt ſehr bei2 4 | beil5°erfroren
— creticum . b. 8989 9 0 06808 eben ſo ebenſo
— pensylvanicum . — b. 10-12 ertrug — 2565.
— monspessulanum | — 5.10-12° | — — 2555 ertrugen 240 ertrugen die
eee , 9 größte Kälte
! ohne Schaden
sen a @Hippocan ertrugen — |lertrugen — nie: etwas
“ o 250 7
e au 2 . ertrugen — eller Kulte
— Pavia L. erfr. b. 10-120 01.0.1068 24° von 25°
— rubicunda Dec. A llitt nicht durch
23 — 25°
— macrostachya : . gfertrug — 259 erfror b.— 27 ertrug b. guter nie bedeckt, u.
Bedeckung des ertrug 24
Bodens — 240
Amorpha fruticosa f erfr. b. 12-16“ erfror einge. . ieerfror b. — 24 erfriert hier
bunden bei — eingebunden
25° bei 15°
Amygdalus Persica | — b. 14-21° erfror bei 25°| erfror b.—27° bei — 249 er- erfriert leicht
ertrug 20-21 froren ſelbſt
— pumila L.
— nana L.
— orientalis „
— communis
Andromeda tetragona
— hypnoides
— mariana
— coerulea
— polifolia .
— paniculata
— calyculata
— coriacea «
— arborea
— racemosa .
— speciosa .
—axillaris .
— ferruginea
Anona triloba
— b. 9-10°
ertrug — 21°
Ile
ertrug 23.250
juͤngre Zweige
erfroren b. 25°
eben ſo
.. b. 14-21
erfr.
Kat oh⸗
ne Nachtheil
— 21
oo.
*
.
*
wurden nicht
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erfror b. 7-90 uͤberwintert
— b. 15-21%
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„ „
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———- ee
erfroren in
Stroh einge—
bunden b. 27“
alte Baͤume
erfror bei 24°
ertrug — 24°
litt bei — 24°
wurden nicht
im Freien
uͤberwintert
bei 120
ertrug 20-240
litt nie
erfror bei 15°
werden hier
bedeckt, und
ertragen un⸗
ter dieſer Ber
deckung gro⸗
ße Kaͤlte
erfror unein⸗
gebunden nie
36
— — — — — —
Zu Zu
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Pflanzen. Carlsberg d 8 Herrenhauſen Zu Zu
im Tuͤbingen. bet Münden | Berlin.
Zweibruͤckſchen Hannover.
. 40 N e
Anona glabra. erfror b. 34 wurdennicht 9988 wurd. nicht
im Freien im Freien ſtehen nicht
—reticulata . . b. 2° überwintert. . | Jübermintert im Freien
Aralia spinosa . . | b. 11-155 ertrug einge. leidet gewoͤhn⸗ erfriert leicht
bunden — 25° lich drch. SM
— arborea . .- b. 3° . G O use
Aristolochia macro- Burn
Phydlal menu. lerteng 252). 2. > 8 ertraͤgt die
größte Kälte
. |6.—24°erfro= erfroren die
ren d. Spitzen Spitzen b. 20°
Ailanthus glandulo-
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Aristolochia arbore-
scens erfror b. 9-13.
2 „„ „4b „ ie 5
Arbutus alpina .. [erting — 210 2. © e ertrug mit
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— laurifolia .. erfror b. 9-117. eo: 0. Freien nicht Frei k
eds bei 67 188 aus Ber un
— Andrachne . .| bei 4-5° 8 6 G
Alaus glutin., incanaertrug — 21° ertrug — 950 0 ertrug . 240 erträgt die
groͤßte Kälte
Artemisia Abrotanunj erfror b.9- 10° fſertrug — 25° R 8 8 —
— arborescens 5 bei 5-7° 5 3 8035 8 8 halten nicht 120 — 255
Atriplex Halimus bei9-12°| . „ 2 ö im Freien
—glauca . bei 45% „ Az aus bedeckt erfrk⸗
— portulacoides . fertrug — 21° Ile 2 ern ſie ſelten
Azalea pontica . . erfror bei 5°
— nudi flora
— viscosa . . | lerfrugen —
— lapponicaa 21°
— procumbens 0 7
Aucuba japonica e 3
im Freien ertrugen
gepflanzt hier 18 und
x 24°
erfr. in Stroh... ferfriert j
gebund. b.27° fte 10° a
999 (0 erfriert bei 8°
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Baccharis halimifolia] erfror b. 8-10 . . .
Betula alba L. e
— pubescens W. { 1 | 9 8 0
— . ertrugen — . 7
19 815 a 21? 9 115 ertrugen — 8095 5 ertrugen — enge die
— nana L. Nachtheil 25° Nass ir 24° Kalte 5
— pumila L. nns
— excelsa Ait. AN RO
Bignonia Catalpa . erfror b. 15 — bei 23-25 er⸗ ertrug — 27° litt bei 24° jung erfriert
21° fie leicht, alt
erträgt fie 24°
. —
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2
37
Pflanzen.
Zu
Carlsberg
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Tuͤbingen. bei
Hannover.
Zu
Muͤnchen.
Zu
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Bignonia ‚semprvirns. erfror bei 7°
— Unguis
— capreolata 2
— radicans
— coerulea . . »
Buxus sempervirens
— arborescens
Callicarpa americana
Calycanthus floridus
— praecox eo.
— laevigatus W. .
— glaucus W.
Camellia japonica
Canna indica
— glauca 0
Carpinus Betulus 0
— Ostryxa
— virginiana
— orientalis
Cassine, Peragua
Caenothus america-
mus we
— africanuns
Celastrus bullatus.
— scandens . . .
— myrtifolius
— buxifolius
Oeltis australis
— oecidentalis . «
— orientalis .
Cephalanthus occi-
dentalis. . »
Ceratonia Siliqua .
Cereis Siliquastrum
Verhandlungen 5.
— bei 6-89
— b. 10-115
— b. 14-21
— bei 5-65
— b. 16-20
— b. 16-20
b. 10-12
b.13-21°
bei 90
erfror b. — 4°
— b. — 8-14
— bei — 4°
ertrug — 21°
erfror bei —
9-13
ebenſo
erfror bei —
810
erfror b. — 5°
ertrug — 21
erfr. b.— 2-3
— bei — 14
16°
ertrug — 21°
erfr. b.—7-8°
— bei — 4°
—b,—8-11°
ertrug — 21°
erfr. b. — 6-82
ertrug — 21°
erfr. b. — 3.6
— bei — 15
21°
Band.
erfror bei — ertrug 25 27°
25° bis auf
den Schnee
ertrug unter
Schnee 25°
erfror b.—25 erfror bei —
ertrug — 19 25-279
ettrug, 23. 250, erfror bei 27°
nur juͤngere
Zweige erfror.
juͤngeresweige
erfroren b. 25°
3
eben ſo
ertrug 2527
erfror bei 27°
ſtehen nicht eg
im Freien .
ertrug — 259 litt etwas bei
27°
ebenfo 9 98998
rfror bei 250 erfror bei 270
bis auf den
Schnee
Dr er 8.508
ertrug 25° N ul
b. 25 erfroren ..
die Spitzen
Os BON) „„ Fee
erfror bis aufl erfeor zum
den Schnee b. Theil b. — 270
250
ſtehen nicht
im Freien
litt bei — 24°
ertrugen un⸗
ter Schnee
24°
litt bei 24
litt ſehr b. 24°
air
hie 5
e Freien
Lich nicht
bei 24°
5 nicht
im Freien
aus
litten b. 24°
nur wenig
erfror bei 24°
erfror bei 35° erfror bei 27° erfror bei 24
bis auf den
Schnee
bis auf die
Wurzeln
im Freien
erfriert zuwei⸗
len b. 15% ein⸗
gebund. b. 24°
Heer nicht
nr
Inc
nicht im Freien
ohne alle Be⸗
deckung noch
I erfroren
litten nicht
bei 24°
nicht imFreien
ertrug 20°
ertrug 20 und
mehr
litten bei 20-
24° ſehr we⸗
nig
erfror bei 180
erfror bei 120
38
Zu
Zu
pflanzen Carlsberg Zu Herrenhauſen Zu Zu
im Tuͤbingen. bei Muͤnchen. Berlin.
Zweibruͤckſchen Hannover.
Cercis canadensis
ertrug — 21 ſerfror bei 25°| erfror bei 270
— I)
erfror bei 240 erfror hier
bis auf den bis auf die noch nie
8 3 Schnee Wurzeln
Chionanth. virginica eben ſo ebenſo e ertrug — 24 erfror nie
— zeylonica. . » erfror b. — 2° „ . . erfrieren bei
Cistus ladaniferus . ] — b. - 5-7°| „ .... e Ipalten nicht 120
— monspeliensis — b. — 5-692 . 5551 6 G ire im Freien 9 0
— villosus BE 0 0
— laurifolius 9
— populifolius . G
— salvifolius . erfroren bei „ like
— incanus 8 45 9 88
— glutinosus . .- 0 8, 6
— thymifolius 5
— racemosus ſtehen nicht ſtehen nicht \ ffehen nicht
— albidus Ent ee bei im Freien .. (im Freien im Freien
— halımılolıus . „ 4 6 * . . .
— umbellatus . - OO
— ereticus erfror 6.5-7° 99 0 5 8
— syriacus — bei 6-7° 5 08
— pilosus — bei 5-7° „
— Fumana . . .| bei 9-10 4 0
— italicus — bei 5° 39
— anglicus . .. De Seele 00»
— oelandieus ertrugen oh⸗ 52 „ 8 96 8
— surreianus ne Schaden.. 0 9 9898 W „ 8
— serpyllifolius = 21 9 9K 5 OO A i
— polifolius eee 3 89688 2 095 2
e , la e 02
— decumana . erfror b. 129 een re eine im Freien e
ee, »!!! Jer be
— Vitalba ertrugen oh- erfror bei 250 iir Ne
— Flammula ne Nachtheil ertrugen un. / e 9
— erecta . — 21° 2 3 8 8 8838
8 ae ter Schnee
— integrifolia . 250 3388188 .
— ochroleuca oe .. 6 89 8 98
— eirrhosa . . . gerfror b. 6-7° 5 erfror bei 59
— Viticellaa eben ſo ertrug unter 8 ee
Sans 250 Jerteugenlac
— Viorna 8 die erfror b. 7-89 9 8 „ e e
— erispa ° » eben ſo „„ „ 92 89 88 BAHN
— dioica = e erfror b.4-5° ö 0 0 8 A EN
— maritima . ebenſo 8 8 lee ie I: nicht .
Clethra Alnıfolia! L. ertrug — 218 3 8 0 im Freien |ertrug 20-240
Coriaria myrtifolia f erfr. b. 10-120 erfror bei 150% . ferfror bis auf
bis auf den de Wurzel b.
Schnee
Cornus florida . . lertrug — 210 ſertrug unein-| erteng eing BIS WARE, 5 240
gebund. 250 bunden — 27
Pflanzen.
Zu
Carlsberg
im
Zu
Tuͤbingen.
Zweibruͤckſchen
Zu
Herrenhauſen
bei
Hannover.
39
Zu
Berlin.
Zu
Muͤnchen.
FSFFTFl2 m d f e
Cornus mascula
— sanguinea
— alba
— sericea 8
— alternifolia
— paniculata
— stricta .
Colutea arborescens
„
.
.
„
*
ee 200.
— cruenta Ait.
— media W
Coronilla Emerus .
— valentina
— glauceaa
— argentea . .
Corylus Avellana 0
— Colur naa
— rostrata Ait.
— tubulosa W
Crataegus Aria.
— torminalis
— coccinea -
— Crus galli - »
— pyrifolia Ait.
— Oxyacantha .
— glandulosa
— cordata
— flava »
— elliptiea
— Azarolus
— Pyracantha
„
Cupressus sempervi-
rens 5922
- disticaa
+thyoides . .
— juniperoides.
— pendula
1155 — ls =
25°
5
juͤngre Zweige
erfroren b. 25°
b. 25 erfroren
die Spitzen
ertrug — 21° erfror b. —25⸗
— b. -
— b. 3-4°
im Freien
erfror b. 8880 Im 5 nicht
aus
ertrug — 21° bei 25° erfro⸗
ren Bluͤthen⸗
knospen
eben ſo N
erfr. b. 11 13)
ertrugen 21°
ertrugen —
ohne Schad.
250
bei 25° erfro⸗
ren junge
Zweige
ertrugen 21°
erfr. b. 7- 10° ertrug 23.25
— b. 10-17
fror b. 23-25
bei 140 pollig
erfror b. 7-8°
erfroren
— b. 1421 ferfror bei 25°
bis auf den
Schnee
ertrug 21° 9
erfror b. 3 4ͥU =
— b. 5-60 0.»
ertrug 2003 er. er
Dur Dur Zur var er)
„
.
*
*
.
.
.
erfror b.—27
2 433
erfror bei 27°
erfror zum
Theil bei 27°
.
*
DO
*
* *
* 0
N 0
erfr. 0.25270
*
.
*
„
D
*
*
ertrug 279
or bei 27° litt bei 24°
U die
ertrugen — | \firengfteKäls
24° te ohne Nach⸗
theil
erfroren b. 240 erfror bei 180
bis auf die
Wurzeln
litt ſtark b. 24° eben ſo
litt bei 240 erfror bei 15°
eben ſo
halten im
Sa nicht ſtehen nicht
im Freien
jenen erfrieren nie
ertrugen 20
bis 24°
ertrugen —
24°
ertrugen 24°
. .. . erfror bei 15°
eben ſo
nicht im Freien
ſtehen nicht erfror Bir
im Freien noch nie
ertrug 20-24
ſtehen nicht
Hi im Freien
40
Pflanzen.
Cytisus Laburnum
— alpinus .
— nigricans
— volgaricus
— hirsutus
— austriacus
— supinus
— glaber
—sessilifolius
— elongatus W.
— Cajan JL.
— patens LI.
— graecus
— prolifer
— argenteus
— capitatus .
Daphne Mezereum
— alpina
— Laureolaa
— Cneorum
— pubescens
— Thymelaea . »
— villosa .
— pontica
— dioica - » .
Diospyros virginiana
— Lotus I.
Dirca palustris
Diervilla humilis
Elaeagnus angusti-
10a
— latifolia
Empetrum nigrum
Ephedra distachya
— monostachya
Epigaea repens
ertrug 21°
ebenfo
ertrugen 21°
erfr. b. 12-17°
erfr. b. 3-5
erfror b. 572
— bei 6-89
ertrug 21°
h
erfror bei 6-79
— bei 3-4“
— bei 4-5°
— bei9-10°
— b. 12-162
— bei 8-10
ertrug 21°
ertrug 21°
ertrug 21°
erfror b. 5-77
ertrug 21°
erfror b. 589
ertrug 21°
ertrug 219
bei 23825
erfroren bei
alteren Baͤu⸗
men die mei⸗
ſten Aeſte z.
Theil b. auf
den Schnee.
Juͤngere
Pflanzen
blieben gut
* *
ertrug 25°
erfror bei 25°
ertrug 25°
„
.» oe. 0°
eo.
0
erfror bei 25°
erteugen 25
erfror bei 25°
eo „43
ertrug 25°
ertrug 25°
bei 25° erfro⸗
ren die Spitzen
ertrug unter
Schnee 25°
ertrug unter
Schnee 250
.
bei
Hannover.
bei 27° er⸗
froren groͤ⸗
ßere Baͤume
vollig, jaͤhri⸗
ge Pflanzen
blieben gut
2 „„ „ „4 „4 0
u. ee 4 os „„ „„
„„ „„ „„ „„ „ 1
erfror
or zum
Theil bei 27°
ertrug in
Sroh einge—
bunden 27°
..
..oo
Zu
Muͤnchen.
b. 24 erfror.
fie in mehre—
ren Gaͤrten,
in andern
blieben ſie
geſund
ertrugen 24°
J uten bei 24°
litt bei 24°
zertrugen 24°
ertrug unter
Bedeckng. 24°
Jertrugen 24°
ſtehen nicht
im Freien
ertrug 24°
erfr. in Stroh
eingebunden
bei 24°
ertrugen 24°
ertrug unter
Schnee 24°
ertrug unter"
Bedeckung
24°
Zu
Berlin.
6.209 erfroren
ertrug 25°
ertrugen 240
erfroren bei
geringen
Graden
ertrug 20.240
Vertrugen24°
ertrugen un⸗
ter Bedek⸗
kung 20-24?
erfror bei 5°
ebenſo
ertrug 12°
erfroren bei
10°
ertrug 18°
ertrugen24°
nichtimFreien
ertrug unter
Schnee 249
Tertrug ohne
Bedeckung
u. im Schutz
20-242
ertrug 18°
Pflanzen.
Erica vulgaris
— Tetralix .
— mediterranea
— bryantha . .
— herbacea . .
— scoparia »
— coccinea - »
— purpurascens
— ciliaris ..-
— arborea .
— multiflora
— einerea 0
— Daboecia L.
— axillaris Thunb.
Evonymus europaeus
— latifolius .
— verrucosus
— atropurpureus
— americanus
Fagus Castanea .
— sylvatiaa. . »
— pumila s
Ficus Carica. . »
Fothergilla alnifolia
Fraxinus excelsior
— americana
— caroliniaua
— Ornuns
— rotundifolia . .
— juglandifolia .
— nana 90 5
Genista sagittalis
— tinctoria »
— sibirica
— pilosa .
— angliaa
Zu
Carlsberg
im
Zweibruͤckſchen
ertrugen 21°
9 bei
120
erfror bei 2-3°
— bei 3-4°
— bei 5-7°
bei 7-9°
bei- 11°
b. 11-13
hans
erfror bei 15--
19°
erfror bei 16.
21°
ertrug 21°
ertrug 21
erfror b. 7-9
erfror bei. 11
16
ertrugen zl?
erfror b. 7-9°
Nertengenre
ertrugen21°
Verhandlungen 5. Band.
|
Zu
Tuͤbingen.
ertrug 25°
e
—
ertrugen un⸗
ter Schnee
250
ſtehen nicht
im Freien
Jerteugen 25°
litt etws.b.25°
ertrug 25°
oo.
erfror bei 25°
ertrug 25°
OR KOT)
ertrug unter
Scnee25°,er-
fror nicht be⸗
deckt bei 13°
ertrugen 240
erfr. groͤßten⸗
theils bei 250
b. 19 erfroren
nur die Spiz⸗
zen — erfror
bei 25° ganz
ertrug 25°
ertrug unter
Schnee 25°
ebenſo
Zn
Herrenhauſen Zu
bei Muͤnchen.
Hannover.
.. ſertrug 24°
0 ſtehen nicht
e im Freien
erfror bei
5 hene
.
eien 9
27° bei 240 erfro⸗
ren mehrere
ertrug 240
bei 240 erfro⸗
ren mehrere
haͤlt nicht im
Freien aus
litt bei 246
bei je 24° erfrg-
«0.
«„ „64
erfroren
379 ren mehrere
ertrugen 24°
*
OO
— 2
N 6
— —
41
Zu
Berlin.
hier wild
ertrgt. auf naſ⸗
fen Orten 25°
23 8
ter Bedek⸗
ertrug un⸗
kung 180
erfror bei 10⁰
ertrugen 20.
24
ertrug 150
99 8
b. 209 erfroren
ertrug unter
ſtarker Bedek⸗
kung 240
b. 15 erfroren
Inie erfroren
zärtlich, b. 8°
erfroren
bei 200 er.
froren
bei 159 erfro⸗
ren die Spitzen
ertrug 24°
ertrug unter
Schnee 24°
erfroren bei -
24° nicht
7
42
Pflanzen.
Genista germanica
— candicans
— linifolia
— tridentata
— florida
— hispanica .
— lusitanica
Gingko biloba
Gleditschia triacanth.
— inermis
— horrida
al
*
Zu
Carlsberg
im
ertrug 21°
erfror b. 679
— bei 3-5°
erfroren be.
2-30
erfroren bei
1- 3°
ertrug 21°
erfroren bei
17-21°
Glycene frutescens erfror bei 15-
21°
GnaphaliumStoechasſertrug 21°
Gymnocladus cana-
densis ,
Halesia tetraptera .
— diptera
Hamamelis virginicafertrug 21°
Hedera Helix L.
— quinquefolia
*
Hydrangea arbores-
cens
— qꝗuereifolia
— heterophylla
— nivea Mich.
*
Hibiscus syriacus .
Hippophaerhamnoid
— canadensis
Hypericum Andro-
saemum
— hircinum .
— canadense
— calycinum
— Kalmianum
— prolificum
— olympicum
— balearicum
— mexicanum
Jasminum offieinal
*
„
*
„
„
e
ebenfo
erfr. b. 15-210
— b. 10-14
eben ſo
eben ſo
erfror bei 12-
21°
I, ‚ugen21°
erfror b. 7-9°
ertrugen 21°
erfror b. 6-7
— bei 3- 4°
— bei 5 a)
Zu
Tuͤbingen.
Zweibruͤckſchenn
I nicht
im Freien
ertrug 25°
Zu
Herrenhauſen
bei
„ 2»
„
0
99.
ertrug 27
ertrugen 25° agen
oo.
ertrug 25°
erfroren bei
25°
ertrug 25°
2 % „„ le
Den No
ertrug 27°
1
„
8
Hannover.
Zu
Muͤnchen.
ertrug 245
ſtehen nicht
im Freien
9 ei ie
ertrugen24°
}
ine ..
ertrug 24°
— *
Blätter erfro- bei 27° zum ertrug 24°
ren bei 25°
juͤngre Zweige
erfroren b. 25°
uneingebund.
erfroren b. 259
die Spitzen
Theil erfroren
*
ertrug einge- ertrug einge-
bunden 25°
ebenſo
erfror bei 25°
bis auf den
Schnee
bunden 27°
ertrug einge⸗ſertrug einge
bunden 25°
ertrug 25°
*
bunden 27°
ertrug unter erfror b. 27°
Schnee 25°
Nerteugen un⸗
ter Schnee
15
ertrugen be⸗
deckt 25°
*
oe eo oo uno. „4160
——— 22
ebenſo
b. 24° erfroren
die Spitzen
* oo.
ertrug 24°
— 2
ertrugen 24°
litten b. 24°
mehr oder
weniger
ſtehen nicht
Zu
Berlin.
C ²˙ AA u ou oo
erfror b. 24°
nicht
er nicht
im Freien
ertrug 24°
Jerteugen 24e
ertrug 18°
erfror bei 10°
Jerteugen 24⁰
ertrugen die
ſtrengſte
Kaͤlte
unter Bedek⸗
kung nie er⸗
froren
ertrug 18°
9 18.
24°
bei 10° unter
dem Schnee
erfroren
litten b. 18°
ſehr ſtark
nicht im
Freien
im Freien ertrug bedeckt
18°
Zu
Carlsberg
im
Zweibruͤckſchen
Pflanzen.
Deren 55 erfr. b. II. 17e
— humile — b. — 8-13
— grandiflorum — b. 2-3°
— odoratissimum . | — b. 1- 2°
— azoricum . - — bei 1°
Ilex Aquifolium ertrug 21°
— Cassine . erfror b. 24“
— opaca — b. 1-2°
Itea virginica ertrug 21°
erfror b. 6-8°
ertrug 210
Iva frutescens . .
Juglans regia
—albla .„ ..
— nigra
— einerea
ertrugen 21°
— baccata . ſerfror b. 5-89
Juniperus communis
— Sabina
— virginiana
— ly cia
— Oxycedrus
ertrugen 21°
erfror b. 2-39
Zu
Tuͤbingen.
1 ertrugen be⸗
deckt 25°
2
juͤngreBaͤume
erfroren b. 25°
— ältere nicht
erfror bei 25°
bis auf den
Schnee
bei 25 erfro⸗
ren viele Aeſte
und zumTheil
ganze Baͤume
1 1 un⸗
eingebunden
ohne allen
Schaden 25°
Vettrugen un⸗
eingebunden
jan
ertrug 19° ein-
gebunden, er=
— turifera
— barbadensis
erfroreu bei
3-4°
— bermudiana . . erfror b. 450
— phoenicea .| b. 24“
Justicia Adhatoda L.] — b. 5 - 8°
Keria japonica Dec.]
Kalmia augustifolia
— latifolia . »
E glauckaa
Kölreutera panicu-
lata 9 9
Lagerströmia indica erfror bei 4-6°
Jertrugenele 2
fror bei 25°
e
80
erfror bei 250 ertrug
ohne Bedek- hunden
kung, mit Be⸗
deckng. ertrug
fie 25°
nur jüngere
Zweige erfro⸗
ren bei 25°
2 3
Hannover.
Zu
Herrenhauſen
bei
.
«*
D
erfror bei 27°
24454
erfror zum.
Theil bei 27°
erfror vollig
bei 27°
ee 200.0.
oe 00000
ertrug 27°
NO „% „
2.00
ve ee
Zu
Muͤnchen.
ſtehen nicht
im Freien
ertrug 24°
in 50 nicht
um a
9
bei 240 litten
ſelbſt alte
Baͤume
ertrugen 24°
Jertrugen 24°
„ * *
„
I nicht
le Freien
oe...
ſtehen nicht
im Freien
litt bei 24 ſehr
nicht im Freien
43
Zu
Berlin.
| e be⸗
deckt 1
ertrug 24° ö
*
ertrug unter
Bedeckung 20
erfror bei 5°
litt zuweilen
bei 20°
ertrugen 24°
uten nie
Der Sr 0
ertrug ein⸗
gebunden in
beſchuͤtzter
Lage 20°
unter Bedek⸗
Hung ertrug
fie 1820
litt bei 18°
an den Spitzen
der Zweige
Pflanzen.
Laurus Benzoin
— Sassafras
Borbonia .
aestivalis .
nobilis
— indica .
— Camphora .
Lavandula Spica .
Ledum palustre
Ligustrum vulgare
— italieum 8.200
Linnaea borealis
Liquidambar Styra-
ciflua|
—
ar „
— peregrinum .
Liriodendron Tuli-
pifera
— rotundifolia =»
Lonicera Caprifolium
Periclymenum
dioica
nigra
tataricaa > ©
Xylosteum
alpigena
pyrenaica
symphoricarpos
Eee
canadensis .
eoerulea 990
iberica Bieb.
Carlsberg
im
Zweibruͤckſchen
ertrug 21
erfror b. 8-110
erfror bei 6--
80
erfror bei 570
— bei 4-60
— bei 2-30
ertrugen 210
erfror b. 8-119
— bei 21°
ertrug 219
ertrugen2 lo
Magnolia grandiflora ſerfror b.5-8°
— glauckaa
= acuminataa
— tripetala .
— b.14-21°
— b. 15-210
— b. 14-21
Zu
Tuͤbingen.
erfror bei 25°
bis auf den
Schnee, einge⸗
bunden ertrug
er 190
oe.
—
ertrugen 25
ertrug einge⸗
bunden 250
2 2
ertrug 25 un⸗
eingebunden
ertrg. 25 nur
in den Spitzen
etws. erfroren
ertrugen 250
ertrug einge⸗
bunden 25°
zertrugen?5“
ertrug bedeckt
25°
eo *
oe. 000
ertrug einge
bunden 25°
Herrenhauſen
bei
Hannover.
erfror bei 27°
ertrug einge⸗
bunden 27°
litt etws. b. 27
erfror voͤllig
bei 272
ertrug amBo⸗
den bedeckt27
erfror aber oh⸗
ne Bedeckung
bei 270
„
ee eo eo
.»s eo oo.
oe „
ertrug einge⸗
bunden 270
ertrug bedeckt
270, erfr. un⸗
bedeckt bei 270
ebenſo
Muͤnchen.
ſtehen nicht
im Freien
ertrug 240
ertrugen 24⸗
litt bei 240 in
einig. Gaͤrten,
in andern nicht
litt etw. b. 240
ebenſo
ertrugen 240
1 nicht
8 Freien
Zu
Berlin.
ertrug 18.205
ertrug 10°
2 var vr ve
0
ertrug 24
ertrugen?50
erfror bei 20°
oo. 0
litten bei 24°
nicht
ertragen die
größte Kälte
ertrug bedeckt
24°
ohne alle Be⸗
deckung er⸗
trug. fie 24°
Zu
Carlsberg
im
Zwelbruͤckſchen
erfror bei 570
Pflanzen.
Melia Azedarach ,
Menispermum cana-
dense. . . jertrug 219
— virginicum « =»
erfror bei 13--
17°
— carolinum . erfror b. 4-50
Mespilus germanica
— arbutifolia . ertrugen21°
— Amelanchier
— Chamaemespilus
— canadensis .
a Gotoneaster f Ir erteugen21o
— japonica
Mimosa arborea . erfror b. 6-8°
Morus ala
— nigra
Jertrugen zl 0
erfror bei 15
21⁰
rubra
erfror bei 16
21°
erfror bei 11-
14°
— papyrifera »
— tatarica © » -
ertrug 21°
erfror bei 12-
190
erfror b. 2-30
Myrica Gale
— cerifera
— quercifolia 8
— cordifolia E bei 1°
Myrtus communis. — bei 230
— angustifolia . — bei 125
Nerium Oleander „| — bei 4-60
Nyssa aquatica 165 bei 11
0
— denticulata .
Olea europaea.
americana
— fragrans
Ononis repens
— rotundifolia
erfror bei 130
erfror b. 4-7“
— bei 20
— bei 6-9°
Verhandlungen 5. Band.
Zu
Tuͤbingen.
erfror bei 19
250
den Schnee
eben ſo
ertrug go, er⸗
fror bei 250
litt ſtark bei
250
ertrug 250
zertrugen 25°
erfror zum
Theil bei 25°
bei 24 er-
froren meh⸗
rere Aeſte
und Zweige,
ſchlugrn je⸗
doch bald
wieder aus
erfror bei 25°
bis auf den
Schnee
b. 25° erfroren
mehrere Aeſte
und Zweige,
ſchlugen aber
wieder aus
ertrugen ein⸗
gebund. 25°
„52
bis auf
im Freien
2 „ 7
ſtehen nicht
im Freien,
Jerteugen 21⁰ 5 ertrugen25 0
15 nicht
Herrenhauſen
erfror bei 27⁰
zum Theil
Zu
bei
Hannover.
oo 00.
9 0 82
„„ „„ 4 Ever
Zu
Muͤnchen.
ſtehen nicht
im Freien
ertrugen 40
erfrugen24°
Jertrugen 24°
haben im
Ganzen bei
240 nicht viel
gelitten, nur
in einigen
Gaͤrten er-
froren die 2-
und Jjaͤhri⸗
gen Baͤum⸗
chen
ſtehen nicht
im Freien
lee iche
im Freien
*
erfroren zu⸗
weilen die
Spitzen bei
20 und meh⸗
feen Graden
erfror bei 240
ertrugen 24
Jertrugen 24°
a bei 20
und 24° we⸗
nig
erfror bei 15°
erfror bei 200
ertrug 20-240
228 beſchuͤtzt
t 8 e
2 .
eo 0
0 eo
S O 89
ertrugen be⸗
ſchuͤtzt 180
99 8
2 ®
Jertrugen 15°
46
Pflanzen.
Ononis fruticosa
— tridentata . »
— hispanica .
Passiflora coerulea
— lutea : : . ,
Periploca graeca
Philadelphus coro.
narius
— inodorus
— grandiflorus ,
Phillyrea media
— angustifolia .
— latifolia . . .
Phlomis fruticosa .
— latifolia . . &
— purpurea
Pinus Pinea .
— Cedrus
— Picea L. (Abies
Dur oi)
— maritima
— Abies L. Picea
Duroi) . .
— sylvestris
— Strobus . . .
— Larix
Balsamea
canadensis 0
Taeda
Cembra . .
— pendula ,
— orientalis . .
— palustris
—
Pistacia narbonensis
— Lentiscus
— trifolia
— Terebinthus .
— vera 0
Platanus occidentalis ertrug 21°
14°
erfror bei 3°
— b. 2-3°
— b. 4- 8°
2 re E
|
S.
EL bei, 155 erfror bei 25°
bis auf den
argen,
erfror bei 9
12⁰
erfror b. 7-9°
— bei 6-7°
— bei 2-3°
— bei 2-3°
— bei 1-2°
— bei 8-12
ertrugen 21°
ertrugen 21°
erfror b. 570
erfroren bei
145
erfror b. 340
1 bei
Zu
Carlsberg Zu
im Tuͤbingen.
Zweibruͤckſchen
erfror bei 10
ertrug unter
Schnee 25°
Schnee
ertrug 25°
bei 250 erfro⸗
ren junge
Zweige
erfror bei 25°
bis auf den
le
*
*
erfror bei 140
völlig
bei 25° erfro⸗
ren viele Na⸗
deln 0
erfror bei 19°
ertrugen 25°
.
—— 00°
ſtehen nicht
im Freien
ertrug 21
|
|
Zu
Herrenhauſen
bei
ertrug
ertrug
0 292„“
G D e
2 0o00. 0.
009107, fn GOOG OO OLE
Hannover.
SOON OFEN III ONOTOAN OA RE
Zu
Berlin.
Zu
Muͤnchen.
ertrug 15°
erfror bei 20°
an gut |
e 24°
allen were
ſtehen nicht
im Freien DR
haͤlt nie an
ertrug 24° fertrug 210
ertrug 15°
1
ertrugen die
ſtrengſte
Kaͤlte
IR ſtehen nicht 195
fi im Freien e
| e
bei 24° erfror ertrug 24°
ein alt. Baum
| nicht, aber juͤn⸗
gere
men
Pflanzen.
— acerifolia
Plumeria rubra
Populus alba
Platanus orientalis
*
ee
-
canescens .»
tremula . »
nigra
italica » »
balsamifera
heterophylla
graecca . -
monilifera .
laevigata .
candicans =
caroliniana .
Potentilla fruticosa
Prinos verticillatus
glaber
Prunus lusitanica .
Laurocerasus
caroliniana .
rubra
elliptica . -
sibirica . eo
pensylvanica
insiticia .
glandulosa ,
canadensis ,
virginiana .
Padus
pumila 0
spinosa , »
Mahaleb
Armeniaca »
Cerasus
avium
Ptelea .
pinnata .
Punica Granatum .
—
nana
Zu
Carlsberg
im
Zweibruͤckſchen
eerfror bei 16- |
21°
erfror b.3-49
ertrugen 21°
erfror bei 13-
21°
ertrugen 21°
erfror b. 5-7°
— b. 8-12“
— b. 2-3°
ertrugen 21°
ohne Scha⸗
den
ertrugen 21°
ertrug 21°
ertrug 21°
ertrug 21°
ertrugen 21“
erfror bei 5-8
— bei 6-99
au
Tübingen.
„66 0. ee
ertrug 25°
er 008
ertrugen 25°
0
2«4„4«%
ertrug 25°
ſtehen nicht
im Freien
4
eo etc 2.0.20
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ertrugen 25°
ge und Blü-
thenknospen
erfroren bei
250
ge und zum
Theil
ren bei 25°
juͤngere Zwei⸗ 2
jüngere Zwei⸗
heil ganze
Baͤume erfro-|.
bei 25° erfro⸗
ren die Bluͤ⸗
thenknospen
eben ſo
Jertrugen 25°
Zu
Herrenhauſen
bei
Hannover.
ertrug 27°
A e
erfroren zum
Theil bei 27°
bei 27° erfro⸗
ren die mei⸗
ſten Baͤume
ebenſo
DEAD
„
* „
22
— *
Zu
Muͤnchen.
hu bei 24°
ertrugen 24°
litt bei 24°
ertrug gut 24°
ſtehen nicht
im Freien
°
29222 „4243
+6˙᷑ 8
294259444
Hirten bei 24e
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Zu
Berlin.
Jertrugen 249
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litten nie
litt bei 24°
ertrugen 24
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ertrug 24°
ertrugen im
Sn 20°
alle. e
3
—— 74
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Froſt Scha⸗
den
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Pflanzen.
Zn
Herrenhauſen
bei
Hannover.
Zu
Muͤnchen.
— WWEEEREEEEEEEEE EEE GEEEEBERSE
Zu
Berlin.
— — FE ET
Pyrola maculata
— umbellata
e secunda .
*
Pyrus communis
— Malus
— Pollveria
— baccata.
Cydonia
— nivalis
— salicifolia
— angustifolia
Quercus Robur
— pedunculata
— nigra
— alba
— Phellos.
— Illex
Suber .
coccifera
Prinos L,
—
rubra
Esculus L.
Aegilops L.
0
.
0
—
ertrugen? lo
4 21⁰
erfror bei 9
O
13
erfror bei 8-
11°
erfror b.5 75
— bei 6-89
— bei 16
21°
erfror bei 13-
17⁰
erfror bei 6-85
— bei 4-5
Zu
Carlsberg Zu
im Tuͤbingen.
Zweibruͤckſchen
Neteugenzte 5 Sa x
bet 25° lit⸗
ten die Bluͤ⸗
thenknos⸗
ven; fie bluͤh
(tem zwar,
ſetzten aber
wenigßruͤch⸗
te an
ertrug 25°
bei 25° erfro⸗
ren die Bluͤ⸗
thenknospen
bei 25° erfro⸗
ren im Thal
Baͤume bis auf
den Schnee,
auf den Anhb⸗
hen litten ſie
wenig
ertrug ohne
Schaden 25°
e
han,
ae
—
bei 27° er⸗
froren viele
alte Obſt⸗
baͤume voͤllig
9892
bei 270 erfro⸗
ren junge
Pflanzen
eee
* 0
en
e
oo. „
29 ꝓ ::
232
ertrugen 25
bei 24° liten
faſt alle ver⸗
edelt. Birn⸗
baͤume, von
Apfelbaͤu⸗
men litten
aber nur ei⸗
nigeReinett.
u. Calvillen
ertrugen 24“
im Schutz
ertrugen ſie
jede Kaͤlte
ertrugen oh⸗
ne Schaden
20 - 24°
0
ertrug 209
ſtehen nicht
im Freien
ertraͤgt 24°
ſtehen nicht
im Freien
een 2 u ² ã 5́ðʒ! ul ee nen
Pflanzen.
Quercus Cerris L.
— palustris Mich.
Rhamnus cathartica
— Frangula . . .
— saxatilis
— alpina
— Paliurus
— alnifolia W 1
— infectoria
[ volubilis
— Alaternus
— Zizyphus
— Spina Christi
Rhododendron hir-
sutum *
— ferrugineum .
— chrysanthum .
— Chamaecistus
— davuricum .
— azaleoides
— myrtifolium » »
— ponlieum , » ©
— maximum
— canadense »
Rhus Coriaria .
“—typhina . »
— Cotinus > °
erfror bei 14-
21⁰
erfror bei 16.
21⁰
ertrug 21°
— copallina . . fertrugen 21“
— Vernixnx
Verhandlungen 5. Band.
bei 27 erfro⸗
ren eingebun⸗
ſtehen nicht dene
erfr. in Carls⸗
ruh bei 210
ertr. in Carls⸗
ruh 210 ohne
dene, waͤhrend Schaden
im Freien bei 27° erfro⸗
ren eingebun⸗
uneingebunde⸗
ne dieſe Kaͤlte
ertrugen
ertrug 25
bei 25° erfro⸗ ertrug 27e
ren die Spitzen
eben ſo 9 88
ertrug 25° ſbei 27° erfro⸗
ren juͤngere
Pflanzen
ertrugen 24°
Zu Zu
Carlsberg Zu Herrenhauſen Zu Zu
im Tuͤbingen. bei Muͤnchen. Berlin.
Zweibruͤckſchen Hannover.
. ——————— — ——— ECECEEREBEEEEEBEG
erfror bei 8 -bei 25° erfro - : . . O G bs ®
11° ren Blüthen- 93 geblieben
Knospen und
einzelne Aeſte
der Baͤume,
ſchlugen jedoch
ſpaͤter wieder
aus
„„ „ 1 fertrug 25° 556452 99 8 ebenſo
ertrugen 21° banane, RE ertrug 24° en
erfror bei 25° 1 . ferfror bei 15°
. ſertrug bedeckt ertrug bedeckt
25° 24°
11800 bei 9 u 1 ertrug bedeckt
12
erfror b. 6777775 ...
1 1 i . ſtehen nicht
— b. 7-10 ſerfror einge im Freien ſtehen nicht
bunden bei 25° im Freien
erfror b. 3-45. 0 99985
,, ee in Schutz
ertrugen 210 (ohne Nach⸗ and Bedek⸗
N 3 % theil kung ertru⸗
99 0 9 1 gen ſie 240
IE Weg ertrugen ein: | ſtehen nicht
17 gebunden27° 5 Freien 1
erfror bei 210
ertrug 21° oh⸗
ne Schaden
15 bei 15°
Jertrugen 240
bei geſchuͤtz⸗
ter Lage er⸗
trugen ſie
20-24
50
Zu ä
Zu
Pflanzen. Carlsberg (ale
im Tuͤbingen.
Zweibruͤckſchen
Rhus radicans bei 25° erfro-
ren die Spiz⸗
en
— Toxicodendron ertrugen21o m unter
12 Schnee 25°
— ra D 0 0
— J 838 Ait. zertrugen 25°
— lucidlaa . .» erfror b. 2-30 9 8 5
Ribes rubrum
— petraeum
— alpinum
—nigrum .
—flridun . . .
— Diacantha . .»
— Grossularia . .
— Ua crispa . .
— Cynosbati 04.9 «
— rigens Mich. .
— aureum Pursch.
— triflorum W. de 0
Robinia viscosa .
— Pseudacacia » -
—hispida . ©
— Caragana
— frutescens
0
0
ertrugen? 19 | Vertrugen25°
0
*
e
ganges
ertrugene 1“ Fertrugen 25°
— spinosa
— Chamlagu
— Ppygmaea
— mierophyllaa „
Rosa Eglanteria . . \ertiug 25°
*
0
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0
— rubiginosa
— villosa Se erfroren bei
— sempervirens 0 5 250
—gallica. . : . G 8
— pumilaa ., „ fertrug unter
g Schnee 25°
— canına oo © > 0 vo 0.
meine. : 5 9 0 6 ertrugen 25°
pen Ulna 0 . 0 0 * „
— blanda ee 0 oo
mus cosa
e bei
— pimpinellifolia , erfror bei 13
15°
— cinnamomea . |etftor bei 7- erfror bei 25°
13°
— carolina. . erfror bei 10-| . . 8
12°
Zn
Herrenhauſen
bei
Hannover.
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erfroren bei
27⁰
„
*
0
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=“
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—1
0
27°
*
bei 27° er⸗
fror. faſt al⸗
le Varietaͤten
d. Rosa gal-
lica und mu-
SCOSa
.
— centifolia . . . ferteug 219 ßferfror bei 25°| erfror bel 27°
Zu
Muͤnchen.
15 Bei Lage er⸗
ertrugen 24“
ertrug 24°
ertrugen in
den meiſten
Gaͤrten 24°,
nur in eini⸗
gen litten
ſie
\
haben bei
24° beinah
ſaͤmmtlich
gelitten und
ſind in eini⸗
gen Gaͤrten
voͤllig erfro⸗
ren
Zu
Berlin.
5
N
bei geſchuͤtz⸗
trugen ſie
20-24
ertrugen oh⸗
ne alle Be⸗
deckung die
ſtrengſte
Kaͤlte
erfroren
noch nie
hielten ziem⸗
lich bei ſtren⸗
ger und an⸗
haltender
Kaͤlte von
18-20 aus,
und erfroren
hoͤchſtens bis
auf die Wur⸗
zeln
Em
Pflanzen.
Rosa moschata .
— fraxinea . »
—albal. . »
Rosmarinus
nalis
Rubus idaeus
— occidentalis.
— hispidus
— fruticosus fl.
pleno
— laciniatus W.
— fruticosus
— odoralus
— villsus . »
Ruscus aculeatus
— Hypoglossum
— Hypophyllum
— racemosus
Salix babylonica
— hermphrodita
— triandrra
— pentandra
— phylicifolia
— vitellina . .
— amygdalina .
— hastata .
— fragilis
— purpurea
— Heli
— Myrsinites .
— Arbuscula .
— myrtilloides .
— glauca. . .
— auritla . o .°
—repens. «
— fusca 0
— rosmarinifolia
offhici-
Zu
Carlsberg
im
Zweibruͤckſchen
29 „ 0
„„ „6
erfror b. 6-9°
ertrugen 215
ertrugen 21°
erfror bei 10.
11°
erfror b. 6- 7°
— bei 16 -
21°
ertrugen21°
Zu
Tuͤbingen.
erfror bei 9- lerfror bei 25°
11°
ertrug 25°
litt etwas bei
25°
ficht nicht im
Freien
ertrugen 24°
ertrugen 25
ertrugen un⸗
ter Schnee
250
bei 250 erfro⸗
ren einzelne
Aeſte
ertrugen 25°
erfror bei 27°
erfror zum
Theil bei 27°
Zu
Herrenhauſen Zu
bei Muͤnchen.
Hannover.
haben bei
24° beinah
. ſaͤmmtlich
gelitten und
ſind in eini⸗
gen Gaͤrten
völlig erfro⸗
ren
f ſteht nicht im
Freien
fare gut
24°
*
27e z. Theil
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Theil bei 270
0
ertrug 270
—— 00 0.»
K 0 0 „ 000
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G— 0 0 020 02 0 008.
——U— ́—œUↄ EU 2
hee 24°
ſtehen nicht
im Freien
litt bei 24°
ertrugen gut
249
oe 00.
51
u
Zu
Berlin.
hielten ziem⸗
lich bei ſtren⸗
ger und an⸗
haltender
Kaͤlte von
18-20 aus,
und erfroren
hoͤchſtens bis
auf die Wur⸗
zeln
haͤlt nicht aus
bee 24°
erfroren bis
auf die Wur⸗
zeln bei 240
han 24°
Io bei 3°
litt bei 25°
litten nie
der Kaͤlte
=
Pflanzen.
Salix caprea
— viminalis
— einerea .
— alba
— lanata .
— lapponum .
— incubacea
— tristis
Salsola fruticosa
— arborescens
— prostrata
Salvia officinalis
— xerticillata
Sambucus nigra
— laciniata . »
— racemosa . »
Santolina Chamae- |
eyparıssus „
Smilax caduca .
— rotundifolia .
— aspera
— laurifolia .
— Sarsaparila .
— excelsa
— tamnoides ;
— Bona nox ,
Zu
Carlsberg
im
Zweibruͤckſchen
ertrugen 21°
erfror bei 8
10
lertrug 21
eben ſo
8 ſertrug 21°
lerfror bei 8°
ertrugen 21“
„erfror bei 6
99
Fertrugen 212
2 e en bei
2 chere bei
135-6°
erfror bei 8°
erfror bei 8
14°
Solanum Dulcamara ertrug 21°
Sophora tetraptera
— microphylla .
Sorbus auenparia
— domestica
— hybrida
Spartium junceum
*
erfror bei 6-
70
erfror bei 4°
—
219
erfror bei 14-ſerfror
Zu
Tuͤbingen.
ertrugen24
OD
sooo.
0
2 2 „
» 20.
J ertrugen un⸗
ter Schnee
250
zertrugen 25e
bei 25° erfro⸗
ren die Spitzen
ſteht nicht im
Freien
ertrug
.
— ertrugen 21“ ertrugen 25°
einges
bunden bei
19°
Zu
Herrenhauſen
bei
Hannover.
2
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eb oo 0 0.
|
Zu
Muͤnchen.
ertrugen gut
24
ertrugen 24°
fichen nicht
im Freien.
ertrug unter
Schnee 24°
* O 2
ertrugen 24°
|
J
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im Freien
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im Freien
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Zu
Berlin.
litten nie v.
der Kaͤlte
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ertrug 24°
erfror bei 150
ertragen jede
Kaͤlte
in geſchuͤtzter
Lage erhal⸗
ten fie ſich bei
8
ertrug 24°
we nicht
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Janne, Jer hier nie
ſteht nicht im erfror bei 100
Freien
Pflanzen.
Zu
Carlsberg
im
Zweibruͤckſchen
Zu
Zu Herrenhauſen
Tuͤbingen. bei
Hannover.
Zu
Muͤnchen.
53
Zu
Berlin.
Spartium monosper-
mum
— sphaerocarpon
I aphyllum 1 .
— spinosum . »
— purgans . »
— angulatum »
— scoparium . »
— radiatum . . -
Spiraea salicifolia .
— chamaedryfolia .
— opulifolia
— sorbifolia . »
—trifoliata . »
— trilobaa
— crenataa
— hypericifolia
— tomentosa
*
Staphylea trifoliata
— pinnata
Stewartia Malacho-
dendron
Styrax laevigatus .
— officinalis
— grandifolius
Syringa vulgaris
— persica
— persica laciniata
erfror bei 5-
6°
erfror bei 4°
tertrugen 21°
erfror bei 6°
Ca bei 3-
age bei eg
16-21
ertrugen 21°
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23°
erteugen250| "
eingebunden S TR.
erfroren die
Knospen bei
ertrugen? l
erfror bei 6-
8°
erfror bei 3-
4°
5 bei 5
ger bei 3
ertrugen 21°
Verhandlungen 5. Band.
25°
ertrug 25°
bei 25° erfro- erfror zum
ren die juͤnge⸗ Theil bei 27°
ren Zweige
litt etwas bei
270
ertrug einge⸗
bunden 27°
eben ſo
e
Netengenzse erfror zum
Theil bei 27°
erfror bei 25) 6
bis auf den
Schnee
ſtehen nicht
im Freien
ertrugen 24°
ſteht nicht im
Freien
ertrugen 24°
ſtehen nicht
im Freien
ertrug 249
litten bei 24°
ſtehen nicht
im Freien
1 bei
ſtehen nicht
im Freien
erfror bei 24°
bei 12°
ertrugen
ſaͤmtlich 240
in geſchuͤtzter
Lage leidet ſie
nie vom Froſt
ertrugen 240
ſtehen nicht
im Freien
erfroren hier
noch nie
Pflanzen.
=
Carlsberg
im
Zweibruͤckſchen
Zu
Tuͤbingen.
Zu
Herrenhauſen
bei
Hannover.
Zu
Muͤnchen.
Berlin.
Tamarix germanica
*
— galliaa
Tarchonanthus cam-
phoratus
Taxus baccata
Teuerium fruticans
— multiflorum.
— flavum 8
Thea Bohea. . .
— viridis
Thuja occidentalis
— orientalis .
Tilia europaea .
— americana
— pubescens
Aba
Vaccinium Myrtillus
— uliginosum
— stamineum
— mucronatum
— corymbosum .
— Vitis idaea .
— Oxycoceus .
— hispidulum .
.
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— album
— ligustrinum
Viburnum Lantana
— Opuluns
— prunifolium .
— dentatum , , »
— Lentago . » »
ertrug 21°
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erfror bei 8-
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ertrugen 219
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im Tuͤbingen. bei Muͤnchen. Berlin.
Zweibruͤckſchen Hannover.
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— Draconis
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Herculis , : erfror bei 14 erfror einge⸗
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bunden 25°
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V.
Ueber die
Liverpool-⸗Kartoffel und eine ſchwarze Winterruͤbe.
Auszug aus einem Berichte des Herrn Baron von Witten.
1. Liverpool⸗Kartoffeln'). Das Kraut dieſer Kartoffelart hat eine
auffallend matte, in's Graugruͤne fallende Farbe, die von der Menge der haarigen
Einſaugungsgefaͤße herruͤhrt, mit denen das Blattorgan verſehen iſt. Sie ſcheint
deshalb vielleicht von allen bisjetzt bekannten Arten Regenmangel am ſicherſten
uͤberſtehen und am Thau ſich ſchadlos halten zu koͤnnen. Die Bluͤthe dieſer Pflanze
iſt leicht zu uͤberſehen, da ſie ſelbige nur ſelten entfaltet, welches ſtets ein untruͤg—
liches Zeichen einer zutragenden Kartoffelart iſt. Von 15 Pflanzen hat nur eine
eine vollſtaͤndige Bluͤthe hervorgebracht. Sie iſt weiß und unterſcheidet ſich von
der Bluͤthe der halb⸗fruͤhen weißen Art durch ein weniger gezaͤhntes und kleineres
Blumenblatt und durch kuͤrzere, blaßgelbe Staubbeutel. Es laͤßt ſich nicht be—
haupten, daß die Liverpool-Kartoffel nicht von anderen Arten ſowohl hinſichts
des Wohlgeſchmacks als des Ertrags uͤbertroffen werden ſollte; dennoch iſt ſie
vorzuͤglich zu nennen, da ſie beide Eigenſchaften in hoͤherem Grade in ſich ver—
einigt, als es ſonſt bei Gartenkartoffeln der Fall zu fein pflegt. Größere ver
gleichende Verſuche im kuͤnftigen Sommer muͤſſen erſt entſcheiden, ob ihr Ans
bau auch im freien Felde ſich vortheilhaft zeigt.
) S. 7. Lieferung d. Verhandl. Seite 353. u. f.
Verhandlungen. 5. Band. 11
58
2. Ueber die von Herrn Kliem eingeſandte ſchwarze Winterruͤbe mich
gutachtlich aͤußern zu koͤnnen, muß ich bezweifeln, da dieſelbe zwar der Erde
in dieſem Herbſte uͤbergeben, jedoch ſchon jetzt ſehr beſchaͤdigt iſt.
Im Beſitz eines völlig befriedigten Gartens, kann ich nicht genug empfehlen,
Wurzelkohlarten im Fruhherbſt zu ſaͤen, und ſolche, welche verpflanzt werden
muͤſſen, im Spaͤtherbſt zu verſetzen. Bedeckt man ſie allenfalls mit Laub, ſo
leiden fie vom Froſte nicht leicht Schaden, und man kann z. B. Ober⸗Kohl⸗
ruͤben u. ſ. w. 4 Wochen fruͤher benutzen, als es ſonſt der Fall ſein wuͤrde.
Wenn man auch der Meinung iſt, daß ſolche fruͤh cultivirte Ruͤben nicht gut
weich kochen, fo wird dieſes doch wohl groͤßtentheils einer fehlerhaften Behand—
lung zugeſchrieben werden muͤſſen. Alle Ruͤbenarten, und inſonderheit die be—
liebten Teltower Ruͤben, muͤſſen bei der Abwaſchung weder mit kaltem Waſſer
benetzt, noch mit heißem Waſſer uͤbergoſſen werden. Im erſten Falle bleiben
ſie hart, im letztern kochen ſie ungleich weich. Schuͤttet man ſie aber in's
kochende Waſſer hinein, um fie gleichmäßig abbruͤhen zu koͤnnen, und thut fie
dann ſofort — und ohne ſie erkalten zu laſſen — in einen Tiegel, der, bereits
mit kochender Bruͤhe verſehen, uͤber dem Feuer ſteht, ſo wird ſich jene Be—
merkung nicht beſtaͤtigen.
Peer reer
VI.
Ueber
die Kultur der blauen Hortenſien.
Auszug aus einem Schreiben des Herrn Hofgaͤrtners Fintelmann auf der
Pfaueninſel.
Be dieſer Gelegenheit bemerke ich noch als Nachtrag meiner Mittheilung
uͤber Kultur der blauen Hortenſien vom 7. Dezember 1823, daß ich die Erde,
worin hier dieſe Pflanze ſo vollkommen ihre hochroſenrothen Blumen in him—
melblaue verwandelt, mit Huͤlfe meines Neffen, des Apotheker Schmeiſſer,
chemiſch unterſucht habe, wonach ſich folgende Reſultate ergaben:
Saͤuren brauſen nicht mit dieſer Erde auf, doch reagirten dieſelben nach der
Digeſtion mit der Erde ſtark eiſenhaltig, da blauſaures Kali und Gallaͤpfeltinetur
reichlich die bekannten Niederſchlaͤge erzeugten. Die Erde bis zum Gluͤhen erhitzt,
verlor ungefaͤhr 12 pCt. und ſtieß während dem Erhitzen einen ſtrengen Geruch aus,
Die geglühte Erde gab ihren Eiſengehalt leicht an Salzſaͤure ab und nachmals mit
Salpeterſaͤure ſtark digerirt und dieſe mit Aetzammonium geſaͤttigt, truͤbte fie ſich
ſchwach mit ſauerkleeſaurem Kali, fo wie gelöftes kohlengeſaͤuertes Kali mit der ges
gluͤhten Erde digerirt, nach der Sättigung mit Eſſigſaͤure, vom Kalkwaſſer getruͤbt
wurde. Durch Schlemmen mit Waſſer ließ ſich der Sand der rohen Erde vollſtaͤn—
dig abſondern, zeigte jedoch auch dann noch Eiſengehalt. Das zum Schlemmen an—
gewendete deſtillirte Waſſer zeigte durch Reagentien keine aufgenommenen Salze
11 *
60
oder dergleichen an, und nur mit der Erde gekocht verrieth ein Anſtrich in's
Gelbe, den es erhielt, einen geringen Antheil von Extractivſtoff, eben fo verhielt ſich
die Erde mit Alcohol behandelt, ſelbiger ſowohl als auch Aether deuteten noch ge—
ringe Antheile von Harzen an. Die vom Sande befreite Erde ließ ſich ſehr ſchwer
einaͤſchern, verlor gegen 20 pCt. dadurch an Gewicht, zeigte Eiſen an und gab
Spuren phosphorſauren Kalks. Gegen 70 pCt. derſelben verhielten ſich wie
reine Kieſelerde, da ſie ſich in dem in gleichem Fluſſe befindenden, kohlenge—
ſaͤuerten Kali mit Aufbrauſen loͤſ'ten und bei nachheriger Saͤttigung des Kali
mit Eſſigſaͤure wieder abſchieden.
Der Erweis von dieſem vorlaͤufigen Verſuche 915 alſo an, daß Kieſelerde,
Eifenoryd, und in den Theilen, die meiſtens vegetabiliſchen Urſprungs waren,
ebenfalls Kieſelerde und Eiſenoryd nebſt wenigem phosphorſaurem Kalke vor
handen war. Nach genauer Unterſuchung erthielten 4 Loth dieſer trocknen Erde:
a. 23 Loth ausgeſchlemmten Sand, welcher noch mit 17 Gran Eiſenoxyd
verbunden oder vererzt war;
b. 12 Loth Pflanzenhumus mit wenigen animaliſchen Theilen.
Letztere 1 Loth enthalten an entfernten Beſtandtheilen:
Ein und ein Viertel Quentchen Feuchtigkeit, mit brenzlichſauren ammoniacali⸗
ſchen und oͤligen Theilen verbunden, als Produkte der Zerſetzung des Koh—
len-, Waſſer⸗, Stick- und Sauerſtoffs der organifchen Theile.
Drei Viertel Quentchen als Kohle erſcheinenden Kohlenſtoff.
Vier und zwanzig Gran Eifenoryd.
Zwoͤlf Gran phosphorſauren Kalk und
Einhundert vier und vierzig Gran Kieſelerde.
Hiernaͤchſt enthalten A Loth dieſer bei A Grad Reaum, getrockneten Erde!
3 Loth 67 Gran Kieſelerde,
— 75 Feuchiigkeit,
— 45 Kohle,
— 41 Eiſenoxyd,
— 12 phosphorſauren Kalk,
wovon das Eiſenoryd wahrſcheinlich nur das wirkſame Princip der Erde iſt, wo;
durch bei der Pflanze die Veraͤnderung der Blumenfarbe bewirkt wird, weil man
61
ganz eiſenfreie Erde durch Beimiſchung von Eifenoryd zur Erzeugung der blauen
Hortenſien reizen kann, welches mir fruͤher auch gelungen iſt. Indeſſen die
Natur behaͤlt den Vorzug; die Pflanzen, welche in ſolchen gekuͤnſtelten Erden
kultivirt werden, erhalten bei weitem nicht das geſunde kraͤftige Anſehen, wie
jene, welche in einer natuͤrlichen Erde erzogen werden.
Findet man in andern Gegenden keine natuͤrliche eiſenhaltige Erde, und
man moͤchte doch gern ſeine rothen Hortenſien in blaue verwandeln, ſo waͤre
mein unmaaßgeblicher Vorſchlag, eine Erde nach der oben angefuͤhrten Ausein⸗
anderſetzung zuſammen zu miſchen.
Freren
VII.
Nordamerikaniſche Nadelhoͤlzer.
1. Pinus Balsamea
2. Cupressus disticha
vom
Hofgaͤrtner Herrn Ludwig Schoch in Woͤrlitz—
1. Pinus Bals ame a,
Balſam- oder Gileadiſche Tanne.
Engl. The Balm of Gilead Fir.
Vaterland: Virginien, Canada, Newyork.
Diucſer Baum iſt in engliſchen Anlagen ſehr zu empfehlen, denn er bringt durch
ſeinen Wuchs und durch die dunkelgruͤne, glanzende Farbe der Nadeln eine ſchoͤne
Mannigfaltigkeit zwiſchen andern Nadelhoͤlzern hervor. In Pflanzungen, welche
nicht zu hoch werden dürfen, iſt er ſehr zweckmaͤßig zu benutzen, denn er er—
reicht in Deutſchland nur eine Hoͤhe von 30 Fuß. Die Balſamtanne will in
den Pflanzungen nicht fo gedrängt geſtellt fein, weil fie das Eigne hat, daß fie
von Natur nicht hochſtaͤmmig waͤchſt, ſondern von unten auf mit Zacken ver—
ſehen iſt. Auch als einzeln ſtehende Baͤume und zu Gruppen auf freien Raſen
find fie anzuwenden. Nur muß man fie nicht auf großen Raſenplaͤnen anbringen,
indem ſie hier zu kleinlich erſcheinen wuͤrden, man muͤßte ſie denn nicht frei,
ſondern wohlgewaͤhlt ſich ſeitwaͤrts an Pflanzungen anſchließen laſſen.
63
Die Balſamtanne iſt ein Baum, der eigentlich in einer Gartenanlage nie
fehlen ſollte, denn in der Zeit, wo er ſeine Zapfen bringt, dieſelben ausbildet
und endlich vollkommen am Baume zeigt, iſt er gewiß einer der ſchoͤnſten
Baͤume, welche man im Garten ſehen kann.
Pinus Balsamea iſt beſonde rs in den hieſigen Anlagen haͤufig benutzt, und
in verſchiedenen Erdarten, ſelbſt auf Berge, wo nur todter Sand ſtand, gepflanzt
worden. Obgleich ſie nun anfangs uͤberall gut anwuchs, auch eine Zeit lang
zierte, ſo ging doch hervor, daß ſie nur im feuchten, lehmigen, nicht zu naſſen
Boden am beſten gedieh und dauernd zu ſein ſchien, da ſie im ſchlechten Boden
im 20ſten bis 30ſten Jahre, wo ſelbſt ihr Wuchs nicht von Bedeutung war,
zuruͤck ging.
Dieſer Baum liefert in Nordamerika einen hellen wohlriechenden Terpentin,
welcher Balſam von Gilead genannt wird, und in England bedeutenden Abſatz
gewaͤhrt. Dieſen Balſam enthalten die beulen- ſchwielen, oder blaſenartigen Ers
hoͤhungen, welche häufig unter der aͤußern Rinde am Stamm und an den Aeſten
entſtehen; oft zeigt ſich der Balſam auch an Samenzapfen, ſogar an jungen
Bluͤchenknospen, welche ſich ſchon im Auguſt und September bilden.
Der Samen der Balſamtanne reift im Monat Auguſt, wo man aber
genau Acht haben muß, daß die Zapfen, ſobald ſie braun werden, abgenommen
werden, indem ſonſt die Schuppen und Samen abfallen und bloß die Saͤul—
chen an den Zweigen zuruͤcklaſſen.
Im Frühjahr wird der Samen in Baumſchulen auf Beete von leichter
kraͤftiger Gartenerde 3 Zoll tief geſaͤet. Er geht gewoͤhnlich in demſelben Jahre
noch auf; die jungen Pflanzen werden ſpaͤter auf Beete ausgepflanzt, wo ſie
ſich in einem Zeitraume von drei bis vier Jahren zu Standbaͤumen bilden.
2. Cupressus disticha.
Zweiblaͤttrige Zypreſſe.
Engl. Common. deciduous Cupress tree.
Vaterland: Virginien, Carolina.
Cupressus dislicha iſt einer der erſten nordamerikaniſchen Baͤume, wel:
cher in Deutſchland bekannt wurde. Er bleibt unter denſelben eine der vorzuͤg—
64
lichſten Zierden der Gärten; doch da er nur ſehr muͤhſam vermehrt werden kann,
ſo findet man jetzt nur wenige in den deutſchen Gaͤrten und auch unſere Anlagen
beſitzen nicht viele ſolcher ſchoͤnen Zypreſſen. Diejenigen aber, welche der Gars
ten enthaͤlt, find von ausgezeichneter Schoͤnheit und gehören zu unſern vorzuͤg—
lichſten Schmuckbaͤumen.
Die Zypreſſen laſſen ſich in einer großen Gartenanlage ſehr gut benutzen und
imponiren als einzeln ſtehende Baͤume auf freiem Raſen in der Nähe eines großen
Waſſerſpiegels ſehr, auch machen ſie, wenn ſie in Gruppen von zwei, drei und vier
Bäumen auf großen Raſenplaͤnen zuſammengepflanzt werden, einen ſchoͤnen Effect.
So eignen ſie ſich gut, wenn ſie als einzelne Baͤume ſich an Pflanzungen an—
ſchließen; beſonders vor Nadelholz Buͤſchen erfreuen fie ſowohl im Sommer durch
die zarten hellgruͤnen Blätter, als auch im Herbſt, wo ſich das Laub dunkelroth färbt.
Die laͤnglich⸗lanzettfoͤrmigen Blätter ſtehen auf beiden Seiten der äußern
duͤnnen Zweige und liegen in einer Flaͤche. Sie erſcheinen im Fruͤhjahr und
fallen im Herbſt ab, ſo wie beim Lerchenbaum (Pinus Larix), wodurch ſich
dieſe Art ſehr kenntlich macht, denn ſie iſt die einzige ihrer Gattung, welche im
Herbſte ihre Blaͤtter ablegt.
Der Baum hat einen herrlichen Wuchs. Zwar ſind die untern Zacken ſehr
lang und weit entfernt vom Stamm, allein ſie bilden doch mit den andern Zacken
und Zweigen bis zum Gipfel eine foͤrmliche Pyramide. Die Wurzeln dieſes
Baumes laufen hinſichtlich ſeiner Hoͤhe ungemein weit vom Stamme fort, wie
man es verhaͤltnißmaͤßig an keinem andern Baum bemerkt. Es wachſen im Um—
kreiſe des Baumes von zehn bis dreißig Fuß auf eine ganz beſondere Art viele
Storren von mancherlei Groͤße und Form. Einige erheben ſich nur etwas uͤber
die Erde, andere aber werden einen Fuß hoch und ſind oben mit einer glatten
rothen Rinde bedeckt. Dieſe Storren entſtehen aus den Wurzeln des Baumes,
bringen aber weder Blaͤtter noch Aeſte.
Dieſe Zypreſſe iſt in Nordamerika, naͤchſt dem Tulpenbaum, der hoͤchſte
und groͤßte Baum. Der untere Stamm ſoll einige dreißig Fuß im Umfange
und eine Hoͤhe von 60 bis 70 Fuß haben. Hier iſt dies nicht der Fall, und
gewiß wuͤrde ein ſehr hohes Alter zur Erreichung einer ſolchen Groͤße erfor—
derlich ſein. Wir beſitzen Baͤume, welche gegenwaͤrtig 60 Jahr alt ſind; dieſe
haben
65.
haben eine Höhe von 40 Fuß, der Stamm hat unten nur einen Umfang von
3 Fuß; doch ſcheint der Baum ungemein dauernd, ſo daß er wohl ein Alter
von mehreren hundert Fuß erreichen koͤnnte.
Das Holz dieſer Zypreſſe iſt leicht, hat wenig Adern und iſt ſehr feſt. In
Virginien und Canada wird es, gleich dem Holze der Cupressus thyoides,
zum Decken der Haͤuſer benutzt, indem es der unguͤnſtigen Witterung beſſeren
Widerſtand als alle andern Holzarten leiſtet.
Die Vermehrung der Cupressus disticha geſchieht eigentlich am beſten
durch Samen. Doch da der Baum in Deutfchland in geringer Anzahl iſt,
und faſt nie reifen Samen bringt, und es theils zu beſchwerlich, theils zu Eoft-
bar iſt, den Samen aus England und Nordamerika zu erhalten, ſo wird dieſe
Zypreſſe hier blos durch Abſenker vermehrt. Dies geſchieht auf folgende Art:
ziemlich ſtarke Zacken von niederſtaͤmmigen Baͤumen werden, nachdem die Erde
vorher tief umgegraben und ſtark mit Miſtbeeterde vermiſcht worden, und die
jungen Zweige etwas eingeſchnitten ſind, vermittelſt Haken im lockern Boden
feſtgemacht. So bleiben ſie nun zwei Jahre, und werden im Sommer feucht
gehalten. Waͤhrend dieſer Zeit haben ſie Wurzel geſchlagen und koͤnnen auf
Beete in Baumſchulen weiter gepflanzt werden, wo fie zu Standbaͤumen brauch⸗
bar werden. Fruͤher hatte man die Meinung, daß dieſe Baͤume ſchon jung an
Ort und Stelle gepflanzt werden müßten, weil fie ſonſt nicht fortwachſen wuͤr—
den; doch iſt die Erfahrung gemacht worden, daß auch große ziemlich ſtarke
Baͤume ſich mit gutem Erfolg fortpflanzen laſſen und beim ferneren Wachsthum
wohl gedeihen.
Hier bluͤhen die Zypreſſen im Monat Mai, ihre Zapfen bilden ſich bis
zum Herbſt aus, welche denen der Pinus Cembra ſehr nahe kommen, nur daß
ſie etwas kleiner und in jeder Art zierlicher geformt ſind. Der Samen wird
nie reif. Sie lieben einen ſchweren, naſſen Boden, beſonders eine Stelle am
Waſſer. In Virginien, wo ſie vorzuͤglich zu Hauſe ſind, wachſen ſie auf
Suͤmpfen und naſſen Plaͤtzen und erreichen dort eine bedeutende Groͤße.
Verhandlungen 5. Band. 12
Err
VIII.
Nordamerikaniſche Blattbaͤume.
1. Liquidambar Styraciflua
2. Liriodendron Tulipifera
vom
Hofgaͤrtner Herrn Ludwig Schoch in Woͤrlitz.
Liquida mbar Styracif lu a,
Fließender Amberbaum, auch ahornblaͤttriger Storarbaum.
Engl. The mapple-leaved; Liquidambar; the Sweet-gum- tree.
Vaterland: Virginten, Canada, Mexico.
Der Liquidambar Styraciflua verdient ſchon wegen ſeiner Seltenheit in
den deutſchen Gaͤrten als nordamerikaniſcher Baum vorzuͤglich beachtet zu wer—
den, allein ſein Werth als Schmuckbaum iſt nicht weniger bemerkenswerth.
Sein kraͤftiger Wuchs, ſein ſchoͤnes zartgeformtes Laub, iſt faſt mit keinem an—
dern zu vergleichen. Bis jetzt hat man ihn in den hieſigen Gaͤrten nur als
einzeln ſtehenden Baum auf freien Raſenſtuͤcken, wo er in's Auge faͤllt, benutzt.
Doch iſt gewiß, daß, wenn man denſelben in größerer Anzahl hätte, er ſich zu
Gruppen, ſelbſt zu kleinen Hainen im Garten ſehr gut ſchicken wuͤrde, wodurch
die engliſchen Gartenanlagen Deutſchlands ſehr gewinnen muͤßten.
Der Storaxbaum liebt in der Regel einen fetten, nicht zu trocknen Lehmbo—
67
den; leichten Sand verträgt er nicht gut. Aus Vorſicht, daß er nicht erfrieren
ſollte, hatte man dieſem Baum einen Standort gegeben, wo er durch Buͤſche
von Nadelholz ringsum geſchuͤtzt war; doch bedarf es der aͤngſtlichen Vorſicht
nicht mehr, denn man kann ihm auch im großen Garten einen freien Platz
anweiſen.
Dieſer Amberbaum kam im Jahre 1688 zuerſt nach England, und wurde
ſpaͤterhin auch in die deutſchen Gaͤrten aufgenommen. Seit 60 Jahren iſt er
aus Samen gezogen, welchen man aus England erhielt, hier eingefuͤhrt.
Ein beſonders ſchoͤnes, ſtarkes und geſundes Exemplar befindet ſich im Kies
ſigen herzoglichen Garten, welches das ältefte iſt. Es hat 60 Fuß Hoͤhe, der
untere Stamm mißt vier Fuß im Umfange und 12 Fuß im Durchmeſſer.
Der Baum traͤgt ſchon ſeit mehreren Jahren Samen, welcher aber nie
reif wurde. Er hängt, wie der Samen bei den Platanen, in Kugeln an lans
gen Faͤden. In Deutſchland waͤchſt er ſehr gut fort, und vertraͤgt den haͤr—
teſten Winter, nur müffen die ganz jungen Pflanzen gegen die Kälte geſchuͤtzt
werden. Haben ſie aber erſt einige Jahre überftanden, fo iſt dieſe Vorſicht
ſpaͤterhin nicht mehr noͤthig.
Da der Samen hier nicht reif wird, ſo haben wir den Baum durch Sen—
ken der Zweige, welche an den untern Zacken niederſtaͤmmiger Baͤume befind—
lich find, vermehrt. Das Senken geſchieht wie gewöhnlich.
In Virginen, Canada und Mexico waͤchſt der Amberbaum an niedrigen
naſſen Orten, an Ufern, ſelbſt in ſumpfigen Gegenden. Er iſt einer der an—
ſehnlichſten und ſchoͤnſten Baͤume von Amerika, und ſoll unſern Eichen an
Wuchs gleich kommen. Nach verſchiedenen Berichten von Reiſenden und
Schriftſtellern liefert er den koſtbaren, wohlriechenden, gewuͤrzhaften Balſam
(Amber), welcher entweder von ſelbſt aus dem Baum heraus fließt, oder durch
Einſchnitte und Kochen der Rinde gewonnen wird. Dieſer natuͤrliche Amber
iſt ein fluͤſſiges Harz von dunkler, roͤthlichgelber Farbe, von gewuͤrzhaftem Ge—
ſchmack und lieblichem Geruch. In Amerika dienen die kleinen trocknen Zweige
zum Rauchern; die Blaͤtter ſollen nach neuern Verſuchen als Thee gebraucht
werden koͤnnen.
12 *
68
Liriodendron Tulipifera,
Virginiſcher Tulpenbaum.
Engl. Common Tulip tree.
In den deutſchen Gärten findet man jetzt den Liriodendron Tulipifera
ſchon ziemlich haͤufig. Er iſt einer der ſchoͤnſten nordamerikaniſchen Baͤume und
erfreut nicht allein durch ſeinen Wuchs, welcher mehr ausgebreitet als ſchlank
iſt, und durch feine zierlich gezeichneten Blaͤtter ſondern er ergoͤtzt auch vorzuͤg—
lich durch ſeine ſchoͤnen Blumen. Mit Recht gehoͤrt er zu den ſchoͤnſten
Schmuckbaͤumen unſerer Gaͤrten, und laͤßt ſich ſowohl zu kleinen als auch zu
groͤßeren Gartenanlagen benutzen. Wir beſitzen Exemplare von 60 Fuß Hoͤhe,
der Stamm uͤber der Erde hat 4 Fuß im Umfang und 2 Fuß im Durchmeſſer.
In feinem Vaterlande, beſonders in den waͤrmeren Theilen Nordamerika's, ſoll
er nach Catesby's Bericht ſehr hoch werden, und an Groͤße und Staͤrke unſern
Eichen und Buchen gleichkommen.
Dort benutzt man das Holz zu Drechsler, Tiſchler-, ja ſelbſt zu Zimmer;
arbeit. Es iſt zaͤhe, ſchwer und hart und hat eine gelbliche Farbe. Auch hier
ſind Verſuche gemacht worden, das Holz zu verarbeiten, und es fand ſich, daß
es ſehr geſchickt zu verſchiedenen Tiſchlerarbeiten iſt, Politur annimmt und eine
ſchoͤne dunkelgelbe Farbe erhaͤlt.
Der Tulpenbaum verlangt ein gutes, kraͤftiges, nicht zu ſchweres Erdreich,
welches wohl mehr feucht als ganz trocken ſein muß. In dieſem gedeiht er ganz
vorzüglich, außerdem wächft er auch in jedem ändern Boden, nur nicht ſo ſchoͤn.
Der Stand des Baumes will im Garten von der Nordoſtſeite etwas geſchuͤtzt
und von der Suͤdweſtſeite ganz frei ſein, wenn man naͤmlich darauf hinſieht,
daß der Samen gehoͤrig reifen ſoll. Iſt dies aber nicht der Fall und man be—
gnügt ſich damit, daß der Baum einen guten Wuchs habe und ſchoͤn bluͤhen
ſoll, ſo kann man demſelben jede Stelle im Garten, wo der Boden vortheilhaft
iſt, anweiſen. Er verträgt den haͤrteſten Winter. Im Jahre 1825, wo im
biefigen Garten viele Baͤume durch den Froſt litten, zeichnete ſich der Tulpen
baum unter den nordamerikaniſchen Baͤumen dadurch aus, daß der Froſt ihm
69
nicht den geringſten Schaden zufuͤgte, obgleich er, nicht geſchuͤtzt, dem Oſtnord—
winde ausgeſetzt war.
Wir erndten jaͤhrlich vollkommen reifen Samen, welcher Anfangs October
von den Baͤumen abgenommen werden muß. Er wird auf Beete von leichter
kraͤftiger Gartenerde an ſchattigen Orten, in der Baumſchule, entweder gleich
im Herbſte oder im Fruͤhjahr 1 Zoll tief geſaͤet, und mit ganz leichter Mifts
beeterde nur wenig bedeckt, faſt ſo daß der Samen oben aufliegt. Er geht
gewoͤhnlich im erſten Jahre auf, ſelten liegt er zwei Jahre. Waͤhrend dieſer
Zeit muß er ziemlich feucht, doch nicht zu naß gehalten werden, damit der
Keim ſich beſſer entwickeln kann.
OIEEPLEETITETEUR . DEINES NNIIEREIIIIIOLFNELIEELSIIEEEISIIENIEIPEIEITEIETOSETI IT FETTE
IX.
A n 83 Usa
aus der Verhandlung aufgenommen in der 62ften Verſammlung des Vereins
am Zten Februar 1828.
J. Herr Link verlas ſeine fuͤr den Druck beſtimmte Abhandlung uͤber die
Kultur der Alpenpflanzen.“
Vorgetragen wurde ferner von dem Direktor:
II. Ein Aufſatz des Handelsgaͤrtners Herrn Platz in Erfurt uͤber die Er—
ziehung guten Blumenkohl⸗Samens, in welchem die bereits in Richards Land—
und Gartenſchatz, herausgegeben von Voͤlker, Th. 2. S. 103 ff. beſchriebene
und auch hier bereits in Anwendung gebrachte Methode von Winterpflanzen
Samen zu erziehen, ausfuͤhrlicher entwickelt iſt.
III. In dem Journal d’agrieulture du Royaume des Pays-Bas
(Septbr. 1826) wird eines Verſuches gedacht, unfruchtbare Pfirſichbaͤume durch
Anwendung von Kalk zum Tragen zu bringen. Der Eigenthuͤmer bediente ſich
dazu des geloͤſchten Kalkes, miſchte ihn mit Sand, verduͤnnte die Miſchung mit
Waſſer bis zu dem Grade einer dicken Fluͤſſigkeit und begoß damit reichlich die
unten zuvor bis auf die Wurzeln von Erde entblößten Baͤume, die demnaͤchſt fo-
fort wieder bedeckt wurden. Der Erfolg davon war, daß die Baͤume zum Fruͤh—
jahr nicht nur Eräftige Triebe und eine Fülle von Blͤthen brachten, ſondern auch,
) S. Nr. X.
71
wiewohl das Jahr gerade den Pfirſichen nicht guͤnſtig war, fchöne Früchte tru⸗
gen und zwar insbeſondere derjenige der Baͤume, welcher den Satz des Kuͤbels,
alſo den dickſten Guß bekommen hatte. Der Ausſchuß für die Baumzucht
warnt, dies Verfahren nicht ohne Unterſchied des Bodens anzuwenden. Er halt
daſſelbe vorzüglich wirkſam im ſchwarzen, tiefliegenden, ſauern Boden, nachthei—
lig aber im trocknen Sandboden; in einem Boden der erſterern Art zerſetze der
Kalk die vorherrſchende Säure, loͤſe den Humus und erhöhe die Thaͤtigkeit des
Bodens; in dem Sandboden uͤberreize derſelbe dagegen dergeſtalt, daß die
Baͤume, wenn ihnen nicht durch einen kraͤftigen Guß von Kuhduͤnger noch ge:
holfen werde, verdorren und ausgehen.
In Frankreich, beſonders in der Umgegend von Paris, geſchehe es haͤufig,
daß ſchwache Baͤume mit dickem Kalkwaſſer gegoſſen werden, doch auch dort
werde dies nur bei ſolchen Bäumen angewandt, die in ſchwerem oder feuchtem,
Boden ſtehen; auch habe man dort die Erfahrung gemacht, daß ein ſolcher
Guß, wenn er einmal angewendet worden, alle 3 bis 4 Jahr wiederholt wer—
den muͤſſe, wenn die Baͤume nicht leiden ſollen.
IV. Vorgeleſen wurde der Aufſatz des Herrn Baron v. Kottwitz zu Nimptſch,
uͤber die Erhoͤhung der Tragbarkeit des Weinſtocks, nebſt dem Gutachten des
betheiligten Ausſchuſſes.
Bei dem Vortrage des Gutachtens ward von dem Herrn Garten-Direktor
Lenné nachträglich noch bemerkt, daß die Bedeckung mit Erde, wenn der Wein
in einem leichten, die Feuchtigkeit leicht durchlaſſenden Boden ſtehe, immer den
Vorzug vor der von dem Herrn Einſender empfohlenen Bedeckung mit Laub
verdiene, weil dieſes bei feuchter Witterung in Faͤulniß gerathe und dadurch
dem Weine ſchaͤdlich werde. Wo man aber einen feſten, die Feuchtigkeit ſchwer
durchlaſſenden Boden habe, würde man — die Ausfuͤhrbarkeit vorausgeſetzt —
jedoch beſſer thun, den niedergelegten Weinſtock mit Laub zu decken. Der Auf—
ſatz wird mit dem Gutachten des Ausſchuſſes im Auszuge dieſem Protokoll
beigefügt werden“).
) S. No, XI.
72
V. Der hieſige Kunſtgaͤrtner, Herr Gaede, macht in feinem Schreiben
vom 21. Januar c. Anzeige von dem Erfolge der von ihm kultivirten ſchwar⸗
zen Winterruͤbe, wovon nach dem Protokoll vom 3. Septbr. 1826 Samen ver⸗
theilt worden iſt.
Er ſaͤete den Samen Anfangs Auguſt v. J. in wohl geduͤngtes und gegra—
benes Gartenland und die Ruͤben waren Anfangs October ſchon von der Groͤße
des ſchwarzen Winter⸗Rettigs, nur daß fie mehr rund als lang waren. Sie wur;
den aber nicht durchwintert, ſondern ſchon im Herbſte ausgehoben. Der Herr
Berichtserſtatter ruͤhmt ihren ſehr angenehmen Geſchmack, und giebt ihnen in Die,
ſer Beziehung einen ſehr entſchiedenen Vorzug vor den gewoͤhnlichen Herbſtruͤben.
VI. Aus einem Schreiben des Herrn Directors v. Schwerz zu Hohen—
heim bei Stuttgart vom 2. Januar e. wurden folgende bemerkenswerthe Nach—
richten herausgehoben.
a. Verſuche mit Lein von Cremona und Lucca ſind zu deſſen Nachtheil aus—
gefallen. Niedrig, aͤſtig, grobſtenglich, große, dunkler gefaͤrbte Blume, dicke
Knoten, große Samen, waren ſeine Eigenſchaften.
b. Der von dem Herrn Einſender im vorigen Jahre geſaͤete Krapp, deſſen
Samen er aus Mecklenburg erhalten, wo er 1826 zur Reife gelangte, ſteht
dem gepflanzten nicht nur nicht nach, ſondern ſcheint ihn auch an Vegetation
zu uͤbertreffen. Die Erndte wird zeigen, wie ſich beide gegen einander in
den Wurzeln verhalten. Der Herr Einſender macht darauf aufmerkſam, daß
nicht wenig an Koſten durch das Saͤen erſpart wird, in ſo fern der Samen
alljaͤhrlich bei uns reifen will. Dort ſetzte der Krapp zwar viel Samen an,
aber es kam nur wenig davon zur Reife, oder vielmehr die noch weichen
Beeren verloren ſich auf dem Felde, ohne daß deren Verbleib zu ermitteln
war; doch wurden ſie von Voͤgeln wenigſtens nicht heimgeſucht.
Der Krappbau, bemerkt der Herr Einſender weiter, wuͤrde da, wo Gele—
genheit dazu iſt, ſich ſehr gut in großen Baumſchulen anbringen laſſen. Wie
bei dem Weinſtocke, halt man es bei den jungen Obſtbaͤumen nicht für
paſſend, ſogleich nach ihrem Wegbringen den Platz wieder mit Stoͤcken glei
cher Art zu bepflanzen, ſondern nimmt den Boden einige Jahre uͤber in
Kultur. Dazu ſchicken ſich als Vorbereitung wohl wenig Pflanzen ſo gut
wie
73
wie der Krapp. Die reichliche Düngung, die er fordert, das tiefe Aufroden
des Bodens bei der Pflanzung und der Einſammlung, die fleißige Bearbei—
tung, deren er wahrend ſeiner Vegetation bedarf, machen den Boden außer—
ordentlich geſchickt zur Aufnahme junger Baumpflaͤnzlinge oder ihrer Anſaat.
e. Noch macht der Herr Einſender aufmerkſam auf die in Ungarn unter dem
Namen Mohar vorzugsweiſe zum Gruͤnfutter für Pferde gekannte Kolben—
Hirſe (Panicum germanicum). Wie alle Hirſenarten ein treffliches Vieh⸗
futter darbieten, fo habe dieſe vor den andern voraus, daß die Pflanze aͤſti—
ger und laubiger werde und mehr vor die Senſe gebe.
Der Direktor erinnerte hiebei an die, in Loudon's Gardeners Magazine
(Maͤrz 1827. No. VI. S. 224.) das Naͤmliche beſtaͤtigende Nachricht von Ge—
orge Sinclair.
VII. Der Hofgaͤrtner, Herr Fuͤrſtenau zu Prillwitz giebt in ſeinem Schrei—
ben vom 24. Januar c. ausführliche Nachricht von dem Garten bei dem in Pom
mern im Pyritzer Kreiſe gelegenen Gute Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen Aus
guſt, wovon ein Auszug für den Druck hier beigefuͤgt wird“).
VIII. Noch wurde vorgetragen der beigefuͤgte Auszug aus den intereſſanten
Mittheilungen des Herrn GeneralLieutenants Grafen von Lindenau zu Bahrens—
dorf bei Beeskow“) über feine Obſtpflanzungen, in Verbindung mit einer Nach—
richt uͤber ein Waͤldchen von aͤchten Kaſtanien bei Meiſſen; desgleichen uͤber ſeine
Weinanlagen und uͤber ſeine Verſuche, auf Hoͤheboden Raſen zu erzeugen.
IX. Ferner ein Schreiben des Herrn Bauraths Geinitz in Altenburg uͤber
den Erfolg feiner im Protocoll vom 9. April 1826 (Verhandlungen Gte Liefer
rung S. 173.) angezeigten Verſuche auf Beſchleunigung der Weinreife, mittelſt
eines beweglichen Espallers an einer Schieferflaͤche. Die an dieſer Vorrichtung
befeſtigten Weinſtoͤcke brachten ihre Trauben um 14 Tage und 4 Wochen fruͤher
und in viel größerer Suͤßigkeit zur Reife, wie die deneben ſtehenden, nicht fo be⸗
handelten Stoͤcke.
) No. XII.
% No. XIII.
Verhandlungen 5. Band. 13
74
X. Zu der Preisaufgabe wegen Erziehung feiner Gemuͤſe⸗ e die woͤrt⸗
lich folgendermaaaßen lautet:
Der Preis von 20 Stuͤck Friedrichsd'or wird demjenigen Gaͤrtner in Berlin
und deſſen Umgegend (in einem Umkreiſe von 4 Meilen) bewilligt werden,
welcher im Sommer des Jahres 1827 gleichzeitig folgende hier noch wenig
gangbare Gemuͤſearten, als:
1. Broccoli (Brassica italica tuberosa),
. Tetragonia expansa,
Artiſchocken (Cynara Scolymus L.),
. Seefopl (Crambe maritima L.),
. Cardoner (Cynara Cardunculus L.),
6. Rheum- Arten;
in der größten Quantität und zwar von jeder Art mindeſtens eine Flaͤche
von 4 Q.⸗R., wohl gediehen, bauen wird.
Proben dieſer Erzeugniſſe muͤſſen zur Zeit ihrer groͤßten Vollkommenheit
in der naͤchſten Verſammlung des Vereins ausgeſtellt, und die Zeugniſſe von der
damit bebauten Fläche von zwei Mitgliedern des Vereins und zwar von anweſen⸗
den Mitgliedern vor dem Vorſtande des Vereins, von auswaͤrtigen Mitgliedern
aber gerichtlich oder vor einem Notarius abgegeben, und die Documente daruͤber
bis zum 1. Jan. 1828 an den Director oder General⸗Seeretair eingeſandt werden,
hat ſich ein Konkurrent gemeldet, und durch Beſcheinigung zweier Mitglieder
dargethan, daß er im Sommer 1827 gleichzeitig gebaut hat:
1. Broccoli⸗Arten auf einer Fläche von 25 DR. 90 Fuß.
* ge
2. Tetragonia expana3a 5 — 80 —
3. Artiſchockeeeeeee n 6 — 48 —
A Meer koch e e e eee a ne
5. Cardonee nua 13 — 45 —
6. Rheum- Arten 6 — 10 —
Es iſt aber bei Erfuͤllung der Bedi age 9 gefehlt,
a. iſt der Termin der Anmeldung, welcher auf den 1. Januar e. beſtimmt
war, nicht eingehalten. Die Anzeige iſt erſt am 27. v. M. eingegangen.
75
b. Die Beſcheinigung iſt nicht in der deſiderirten Art und Weiſe vor dem
Vorſtande abgegeben worden.
c. Die bedungene Ausſtellung der Proben der Erzeugniſſe in den monatlichen
Verſammlungen des Vereins hat nicht ſtatt gefunden.
Der Mangel zu a. kann nach dem Ermeſſen des Vorſtandes uͤberſehen wer—
den, weil keine weitere Konkurrenz ſtatt gefunden hat; das Anerkenntniß zu b.
kann nachgeholt werden; der Mangel zu c. iſt aber weſentlich. Da der Bewer—
ber jedoch in der Hauptſache die Aufgabe erfuͤllt hat, fo macht der Vorſtand den
Vorſchlag, welcher ohne beſondere Abſtimmung von der Verſammlung genehmigt
wurde, dem Bewerber die pro 1827 ausgeſetzte Praͤmie zu bewilligen, wenn er
mit dem Anbaue, wenigſtens in dem vorgeſchriebenen Umfange, im Sommer des
Jahres 1828 fortfahre und damit die vorgeſchriebene Ausſtellung in den monat;
lichen Verſammlungen verbinden wuͤrde.
XI. Von dem Herrn Baron von Witten iſt eine Anzeige uͤber zwei von
ihm kultivirte neue Weizenarten uͤbergeben, Behufs der Aufnahme in unſere
Druckſchriften “). 4
XII. Fuͤr die Bibliothek des Vereins find eingeſendet:
1. von dem Herrn Profeſſor Dr. Lehmann in Hamburg das neue Samen;
Verzeichniß des dortigen botaniſchen Gartens.
2. Von dem Director der naturforſchenden Geſellſchaft in Goͤrlitz, Herrn Po⸗
lizei⸗Sekretair Schneider daſelbſt, die Beſchreibung der heidniſchen Begräb-
nißplaͤtze zu Zilmsdorf in der Ober⸗Lauſitz.
XIII. Von den zur Decoration des Verſammlungsſaales ausgeſtellten bluͤ⸗
henden Gewaͤchſen des Koͤniglichen botaniſchen Gartens waren ausgezeichnet:
mehrere Banksien, Eriken, Amaryllis und einige Proteen.
XIV. Die als Ehrengaben zur Verlooſung gekommenen drei Pyramiden
bluͤhender Hyazinthen und Mayblumen fielen den Herren:
8 Kriegesrath Homeier,
Kaſſirer Piaſte und
Baron von Lentz
zu. 5
No. XIV.
13 *
eee
X.
Einige Bemerkungen
uͤher
die Cultur der Alpenpflanzen.
Vorgetragen in der 62ſten Verſammlung des Gartenbau-Vereins am 3. Februar
1828 ö
von
Herrn Dr. Link,
Geheimen Medizinal- Rath und Profeſſor; Direktor des botaniſchen Gartens zu Berlin.
Herr Garten⸗Director Zeyher hat in Kaſtner's Archiv fuͤr die Naturkunde, Baud
11. S. 402. (Auguſt 1827) eine Abhandlung uͤber die Kultur der Alpenpflan⸗
zen geliefert, worauf ich ſchon in der vorigen Sitzung aufmerkſam machte, und
wozu ich heute einige Bemerkungen zu liefern verſprach. Der Gegenſtand ſcheint
mir wichtig, da man unter den Alpenpflanzen ausgezeichnet ſchoͤne Gewaͤchſe findet,
welche beſonders durch die Groͤße der Bluͤthen Aufmerkſamkeit erregen, und zwar
um ſo mehr, als dagegen das Laub klein und wenig entwickelt bleibt. Aber man
ſieht nur wenige in den Gaͤrten, weil man klagt, daß ſie ſchwer zu ziehen ſind,
ungeachtet eine Art derſelben, die Aurikel, ſchon ſeit zwei Jahrhunderten in ihren
mannigfaltigen Abaͤnderungen einen wichtigen Gegenſtand der ſchoͤnen Gartenkunſt
ausmacht. 8
Um etwas Beſtimmtes uͤber die Cultur der Alpenpflanzen zu ſagen, iſt es
77
noͤthig zu beſtimmen, was eine Alpenpflanze ſei. Eben weil die Gebirge die aufs
fallendſten klimatiſchen Abſtufungen aller Breitengrade darbieten, wie der Verfaſ—
ſer ſagt, iſt es noͤthig, die Graͤnze ſcharf zu ziehen, um nicht alle Pflanzen, welche,
in der Naͤhe der Alpen oder in ihren Thaͤlern wachſen, zu den Alpenpflanzen zu
rechnen. Die engen und tiefen Thaͤler der Schweizer Alpen haben Pflanzen
des ſuͤdlichen Europa's; bei Martigni im Rhonethale findet man Hyssopus of-
fieinalis, Ononis Natrix in Menge, nebſt andern Pflanzen warmer Gegen
den, ja es haͤlt in dieſem Thale der Granatbaum im Freien aus und oft gar die
Agave americana. Wenn wir auch hoͤher ſteigen und erſt die Pflanzen zu
den Alpengewaͤchſen zählen wollen, welche in den Wäldern jener Gebirge wachſen,
ſo wuͤrden wir uns doch in manche Widerſpruͤche verwickeln. So rechnet unſer
Verfaſſer eine Menge Pflanzen zu den Alpengewaͤchſen, die bei uns überall in der
Ebene ſich finden, z. B. Vaceinjium Myrtillus, Vitis idaea, Oxycoccos,
Paris quadrifolia, Parnassia palustris und andere mehr. Es iſt eine be
kannte Sache, daß in den noͤrdlichen Gegenden Pflanzen wild ſind, welche ſich
in waͤrmern Gegenden auf Gebirgen finden, und gar viele Gewaͤchſe unſerer Ebe—
nen beſchreiben, wenn man ihre Standoͤrter in einer Linie nach der Höhe ver
zeichnet, eine krumme Linie bis zu einer bedeutenden Hoͤhe. Das Vaccinium
Vitis idaea, häufig in unſeren Wäldern der Ebenen, erhebt ſich immer mehr,
je weiter man nach Suͤden fortgeht, und der Ort, wo es anfaͤngt fortzukommen,
kann fuͤr die Gegenden characteriſtiſch genannt werden. In dieſer Bedeutung iſt
der Ausdruck Alpenpflanzen relativ, und die ganze Berliner Flor, bis auf wenige,
überall verbreitete Pflanzen, iſt ſchon für die Bewohner von Nord⸗Italien eine
Alpenflor. Es ſcheint mir alſo durchaus nothwendig, den Begriff von Alpenge—
waͤchſen nicht ſo weit auszudehnen, weil es ſonſt auf die Frage hinauskommt,
wie man die Pflanzen unſerer ſandigen Gegenden im Garten behandeln ſoll.
Um genau zu beſtimmen, was eine Alpenpflanze ſei, muͤſſen wir auf einen
Umſtand Ruͤckſicht nehmen, der, in Bezug auf den Pflanzenwuchs, dem Hochge—
birge characteriſtiſch iſt, das Aufhoͤren der Waͤlder in der Hoͤhe. Es giebt nur
fünf Arten von Bäumen, welche in Europa hoch auf die Gebirge ſteigen, naͤmlich
die Rothtanne (Picea vulgaris, Pinus Abies Lin.), die Kiefer mit unten
flachen Zapfen (Pinus rotundata mihi), die Lerche (Larix europaea, Pi-
78
nus Larix Lin.), die weiße Eller (Alnus incana) und die Birke (Betula
alba). Alle dieſe Baͤume werden zuletzt immer niedriger und verſchwinden end⸗
lich ganz. Die meiſten dieſer Baumarten werden zugleich immer einzelner und
ſeltener, ehe ſie ganz aufhoͤren, nur die weiße Eller bildet endlich ein dichtes Ge⸗
buͤſch, welches in groͤßerer Hoͤhe in ein Gebuͤſch von gruͤnen Ellern (Alnus vi-
ridis Cand.) übergeht, und nicht ſelten bis zur Schneegraͤnze ſich erſtreckt. In
der Regel folgt auf die hohen Zapfenbaͤume ein Gebuͤſch von der Krummholzkie⸗
fer (Pinus Pumilio), die hoͤchſt felten baumartig im wilden Zuftande gefunden
wird, ungeachtet ſie in botaniſchen Gaͤrten dieſe Hoͤhe zuweilen erreicht. Sie iſt
deſſenungeachtet eine ſo deutlich verſchiedene, und durch ihre Zapfen ſo kenntliche
Art, daß man fie mit andern Kiefernarten nicht verwechſeln kann. In dieſem nie;
drigen Gebuͤſch von Krummholzbaͤumen und gruͤnen Ellern, vorzuͤglich aber auf
den freien Alpenweiden, finden wir die ausgezeichneten Alpenpflanzen, deren Cul⸗
tur wir wuͤnſchen.
In unſeren ebenen Gegenden waͤchſt keine einzige dieſer wahren Alpenpflanr
zen wild, aus dem einfachen Grunde, weil die Natur bei uns noch baumartige
Pflanzen hervorzubringen vermag, und erſt in den noͤrdlichſten Gegenden an den
Kuͤſten des Eismeers, kommen ſolche Alpenpflanzen in den Ebenen vor. Das
Erzgebirge, das Fichtelgebirge, der Thuͤringerwald, das Rheiniſche Gebirge hat
keine wahren Alpenpflanzen, denn die Baͤume bedecken die hoͤchſten Gipſel. Wohl
aber finden ſich ſolche auf dem hoͤchſten Gipfel des Brocken, wo die Anemone
alpina, Hieracium alpinum und Sonchus alpinus vorkommen. Eben ſo
ſind die hohen Gipfel des Rieſengebirges mit vielen Alpenpflanzen bedeckt, die
ſchoͤne Primula minima begleitet den Wanderer auf dem ganzen Kamme des
Gebirges. Das Rieſengebirge hat ſogar eine ihm eigenthuͤmliche aͤchte Alpen;
pflanze, die Pedicularis sudelica. Daß die aͤchten Alpenpflanzen auf den ei⸗
gentlich ſogenannten Alpen der Karpathen, der Pyrenden und den nordiſchen Ge⸗
birgen haufig find, braucht nicht erwähnt zu werden. Eine Alpenpflanze iſt folg⸗
lich eine ſolche, deren urſpruͤnglicher Standort in ſolchen Gegenden ſich befindet,
wo die Natur keinen Baum mehr hervorzubringen vermag. Ich ſage urſpruͤng—
lichen Standort, denn man ſieht oft die Alpenpflanzen durch Baͤche bis in die
tiefſten Thaler gebracht, wo fie gar wohl gedeihen und bluͤhen, zum Beweiſe,
79
wie leicht fie in anderen Gegenden, als an ihrem natuͤrlichen Standpunkte fort⸗
kommen. a
Es fallen daher aus Herrn Zeyhers Verzeichniſſe alle die Waldpflanzen weg,
und zugleich aus dem Verzeichniſſe der Erdarten, deren man ſich zur Kultur bes
dienen ſoll, die Holzerde. Die Lauberde iſt aber nicht ganz zu entbehren, da der
üppige Pflanzenwuchs auf den Alpen eine ſolche hervorbringt. Die vom Ver
faſſer unter d. aufgefuͤhrte Miſchung von 1 Theil Heideerde, 1 Theil Laub⸗ und
2 Theilen Wieſenerde, mit etwas (grobem) Sand, iſt für die meiſten Faͤlle ges
wiß die allerbeſte, und in vielen Faͤllen mag auch die Lauberde in dieſem Ge
menge fehlen.
Mit Recht nennt der Verfaſſer es eine Spielerei, wenn man kleine Berge
von Steinen in den Gärten errichtet, um darauf die Alpenpflanzen beſſer fortzu—
bringen. Auf dem nakten Felſen der Alpen wachſen ſehr wenige Pflanzen, und
es iſt auffallend genug, daß uͤberhaupt die Pflanzen, welche auf Steinen, auf nakten
Felſen oder Mauern wachſen, ſehr gut in Gaͤrten auf der Erde gedeihen. Man
darf nur die Beete in botaniſchen Gärten betrachten, wo Sedum, Sempervi-
vum, auch Saxifraga in mannigfaltigen Arten vorhanden find. Sie vegetiren
und bluͤhen ohne die geringſte Aufſicht, als die, fie in den gehörigen Schranken
zu halten. Auf den Alpen findet man die Felſen da, wo die Pflanzen in Menge
wachſen, immer von einer Erdſchicht bedeckt, welche von einigen Zollen bis zu ei—
nigen Fußen wechſelt, und weit haͤufiger von der letztern als der erſtern Dicke iſt.
Jene kuͤnſtlichen Felſen in den Gärten find mit einer ſehr geringen oder gar kei—
ner Erdſchicht bedeckt, find alſo den felſigen Gegenden der Alpen überhaupt ges
nommen gar nicht aͤhnlich, und koͤnnen nur zu Saxifragen und andern Pflanzen
gebraucht werden, die einer geringen Erdſchicht beduͤrfen, obwohl ſie auch eine dickere
ertragen. Alle anderen Alpenpflanzen kommen eben ſo gut im freien Lande oder
in Toͤpfen fort, als auf ſolchen Anlagen, und es iſt ganz einerlei, ob ſie einen
oder ein Paar Fuß unter der Oberflaͤche Steine haben oder nicht, wenn nur das
Haupterforderniß der Cultur der Alpenpflanzen, Feuchtigkeit, nicht mangelt. Solche
kuͤnſtliche Felſen koͤnnen aber recht huͤbſch werden, wenn ſie nur nicht Berge vor—
ſtellen ſollen, oder Felſen, ſondern Ruinen, ein verfallenes Gemaͤuer und derglei⸗
chen, welches die reiche Natur mit einem Alpenuͤberzuge bekleidet hat.
80
Es iſt allerdings richtig, daß die Alpenpflanzen im Winter von einer großen
Schneedecke gegen die Kaͤlte geſchuͤtzt werden, und daß man bei der Kultur dar⸗
auf Ruͤckſicht nehmen muß. Aber darum find die Alpenpflanzen keinesweges em⸗
pfindlich gegen Kälte. Ehe fie mit Schnee bedeckt werden, und meiſtens find fie
perennirend, erleiden ſie oft einen heftigen Froſt; und nachdem ſie vom Schnee
befreit find, friert es noch lange Zeit des Nachts auf ihren hohen Standoͤrtern.
Auch an Abwechſelungen von Kaͤlte und Waͤrme muͤſſen ſie ſich gewoͤhnen; des
Mittags beſcheint ſie eine brennende Sonne, gegen Abend kommt ein Gewitter
und in der Nacht werden ſie mit Schnee bedeckt, den am folgenden Morgen
die Sonne wegſchmilzt.
Als ich im vorigen Herbſt am Simplom war, fror 0 in der Nacht vom
21ſten zum 22ſten Septbr. aͤußerſt heftig, fo daß Linaria alpina, Meum
Mutellina u. a, m. mit ihren Bluͤthen gar oft in einer Zoll⸗dicken Eisrinde
der herabrieſelnden Bäche eingefroren waren. Aber fie ſtanden friſch und mun;
ter, und blieben auch ſo, als in der Sonne das Eis aufthauete. Einige Tage
nachher ſtanden Alchemilla alpina, Phyteuma hemisphaerieum und an
dere Alpenpflanzen in der rauhen und wuͤſten Gegend zwiſchen Valorsine und
Aeguilles rouges in der beſten Bluͤthe, indem weiter unten gegen Chamouni
an waldigen Orten die Farrenkraͤuter, namentlich eine Abaͤnderung von Aspidium
Filix femina groͤßtentheils erfroren waren. Die mittlere Temperatur jener bo;
hen Gegenden iſt gering genug. Bekanntlich iſt die Temperatur der Quellen,
welche oben aus der Erde, unvermiſcht von Tagewaſſer, hervordringen, beinahe die
mittlere der Atmoſphaͤre in derſelben Gegend. Es haͤlt ſchwer ſolche Quellen zu
finden, welche, frei von den uͤberall herabrieſelnden Quellen, dem Schnee- und
Gletſcherwaſſer, die Temperatur des Innern des Berges zeigen. Ich fand im
vorigen Herbſt eine ſolche in der Nähe des Paſterzegletſchers am Groß⸗Glockner
und beobachtete die Temperatur zu 3,5 R., welches mit Wahlenbergs Beobach⸗
tungen in der Schweiz ziemlich nahe zuſammentrifft. Es faͤllt alſo die mittlere
Temperatur jener hohen Gegenden zwifchen- die mittlere Temperatur von Peters⸗
burg und Stockholm.
Man
81
Man kann auch endlich nicht ſagen, daß die Alpenpflanzen Schatten fordern.
Sie ſtehen an ihrem natuͤrlichen Standorte, wenn es heitere Witterung iſt, in der
brennenden Sonne den ganzen Tag, und es iſt ihre Natur, unbeſchattet zu ſtehen,
da ſie erſt dort zu wachſen anfangen, wo die Baͤume aufhoͤren. Das Gebuͤſch
der Alpen iſt niedrig, ſchuͤtzt wenig vor der Sonne, und wo es ſchuͤtzt, ſind eben
nicht die meiſten Alpenpflanzen zu finden. Wer die Alpen kennt, wird wiſſen,
daß die Sonne in hoͤheren Gegenden Kraft genug hat. Schatten an und fuͤr
ſich iſt der Natur dieſer Gewaͤchſe eher zuwider, als daß er ihr Gedeihen ber
fördern follte. |
Feuchtigkeit iſt das erſte und letzte Erforderniß zur Cultur dieſer ſchoͤnen
Gewaͤchſe. Die Natur hat ihnen urſpruͤnglich einen Boden angewieſen, der von
zahlreichen Quellen, von dem thauenden Schnee und Eiſe der Schneefelder und
der Gletſcher unaufhoͤrlich bewaͤſſert wird. Die Nebel, welche auf den hohen
Gebirgen ſich niederlaſſen, Hüllen fie, wenigſtens öfter als dieſes in der Ebene ge⸗
ſchehen kann, in eine feuchte Luft. Darum iſt es beſſer, dieſe Pflanzen in Toͤp—
fen zu ziehen, weil wir es hier mehr in unſerer Gewalt haben, ihnen die noͤthige
Feuchtigkeit zu geben. Im Winter koͤnnen ſie an einen feuchten Ort gebracht
werden, nur damit man den trocknen Froſt unſerer Gegenden vermeide. Herr
Garten⸗Director Otto bringt ſie in die ausgeraͤumten Miſtbeete, und bedeckt ſie
dort, damit der Froſt nicht eindringe. Im Fruͤhling mag man ſie ſogleich an
die Sonne bringen und feucht halten, ſie werden dann bald ihre Blumen entwik—
keln, denen keine Nachtfroͤſte ſchaden. So blühen Braya alpina und Wulfe-
nia carinthiaca, zwei Alpenpflanzen vom erſten Range, faͤhrlich im hieſigen
botaniſchen Garten.
Im freien Lande iſt man nicht im Stande, ihre Beduͤrfniſſe ſo zu befrie—
digen; man muß ſie vor der ausdorrenden Mittagsſonne ſchuͤtzen, und ihnen daher
einigen Schatten geben. Im Winter kann man fie Bier Durch eine leichte Laub:
bedeckung vor der austrocknenden Kaͤlte bewahren. So ſind die wahren Alpen—
pflanzen leicht zu ziehen, viel leichter als die Pflanzen unſerer Torfmoore und un⸗
ſerer ſandigen Kieferwaͤlder. Daß ſich einige ſchwer durch Samen fortpflanzen
laſſen, liegt nicht an ihrer Natur als Alpenpflanzen, ſondern an der Eigenſchaft
der natürlichen Ordunng. Die ſchoͤnen Pedicularis-Arten der Alpen laſſen ſich
Verhandlungen 5. Band. 14 ;
82
aͤußerſt ſchwer aus Samen erziehen, aber die Melampyra unferer; Wälder eben
fo ſchwer. Der Samen der Doldengewaͤchſe, beſonders ſolcher, welche an feuch⸗
ten Orten wachſen, keimet langſam und ſchwer, aber dieſes iſt den Sumpfpflan⸗
zen nicht weniger eigen, als den Alpenpflanzen dieſer natuͤrlichen Ordnung. Ueber⸗
haupt muß man bedenken, daß gar viele der Alpenpflanzen zu den Sumpfpflan⸗
zen gehoͤren, welche immer mit groͤßeren Schwierigkeiten zu ziehen ſind, als die
Pflanzen trockner Gegenden.
TEEN NEE LEINEN REED eee eee eee, E
II.
Ueber ein Mittel
die Tragbarkeit des Weins zu erhoͤhen
und
die jungen Triebe deſſelben gegen Fruͤhlingsfroͤſte zu ſchuͤtzen,
vorgeſchlagen von
dem Herrn Baron v. Kottwitz zu Nimptſch
und begutachtet von dem betreffenden Ausſchuſſe.
Die gewoͤhnlichſte Methode um Weinſtoͤcke im Winter vor dem Erfrieren zu
ſchuͤtzen, beſteht darin, daß man dieſelbe beim Eintritt der rauhen Jahreszeit um⸗
legt, mit Erde uͤberſchuͤttet, im Fruͤhjahr wieder herausnimmt, aufrichtet, anbindet
und beſchneidet. Durch dieſes Beſchneiden wird, beſonders wenn es etwas ver⸗
fpätet geſchieht, ein bedeutender Saͤfteverluſt herbeigeführt, welcher dem Weinſtocke
ruͤckſichtlich der Trauben⸗Erzeugung den größten Nachtheil bringt. Ueberdies iſt
der Fruͤhlingsſchnitt, fruͤh genug, ehe der Saft zu zirkuliren beginnt, nur bei einer
geringen Menge von Stoͤcken anwendbar, bei großen Anlagen wird er zum Theil
immer in eine Zeit fallen, welche nur unguͤnſtige Reſultate geben kann. Man iſt
alſo darauf bedacht geweſen, dieſem Uebel dadurch vorzubeugen, daß man ſchon im
Herbſt die Stoͤcke beſchnitt. Der Herr Einſender verwirft aber auch dieſe Art,
da er meint, daß das Holz vom Schnitt Häufig theilweiſe verdorrt, und dieſes
14 *
84
daher bis auf das lebende Holz ganz weggeſchnitten werden muß, weil ferner
durch Einſchlagen der Reben in die Erde der Saͤfte-Eintritt fruher erfolgt, die
Triebe früßer erſcheinen und leichter von Fruͤhlingsfroͤſten und ſtarkem Reife
leiden. i f
Dieſe dem Herbſtſchnitt gemachten Vorwuͤrfe ſind jedoch nicht allgemein
guͤltig. Man verliert hoͤchſtens, und dies geſchieht noch ſelten, ein Auge von dem
reifen Holze, wenn man die Vorſicht gebraucht, nicht dicht über dem Auge, fons
dern in einer Entfernung von 2 Zoll uͤber demſelben, zu ſchneiden. Im Herbſte
iſt ferner mehr Zeit zum Beſchneiden, als im Fruͤhjahr und dann wird zur Dek—
kung der geſchnittenen Reben weniger Deckmaterial gebraucht, als für die uns
geſchnittenen.
Herr Baron v. Kottwitz, auf ſeine Erfahrung ſich ſtuͤtzend, theilt folgendes
Verfahren mit, wodurch eine Fruͤhlings⸗Beſchneidung ohne allen Säfte Berluft
moͤglich und das zu frühe Treiben und der daraus erwachſende Nachthell vers
hindert wird.
Die Weinſtoͤcke werden auf den Boden ſanft umgelegt, und mit moͤglichſt
trockenem Laube wohl bedeckt, woruͤber, um das Wegfuͤhren deſſelben durch den
Wind zu vermeiden, leichtes lockeres Reiſig, Bohnenranken oder Stuͤcke von Bret⸗
tern gelegt werden, vor welche man, damit die Bedeckung gut liegen bleibt, kurze
Pfaͤhle einſchlaͤgt. So verdeckt bleiben die Weinſtoͤcke vor dem Winterfroſte voll;
kommen geſchuͤtzt. Da aber die Luft durch die Laubdecke dennoch Zutritt zu ihnen
behält, fo werden fie in der Saͤfte-Entwickelung zurückgehalten, welche erſt dann,
wenn ſie wieder aufgerichtet ſind, und das Beſchneiden ſchon vollbracht iſt, vor
ſich geht, wobei denn auch nicht der geringſte Saͤfte-Verluſt ſtatt findet, und
jedem nachtheiligen Einfluſſe von Froͤſten oder ſtarken Reifen vorgebeugt iſt. Giebt
man den Stoͤcken vor Eintritt des Winters, ehe ſie mit Laub gedeckt werden,
eine ihrer Staͤrke angemeſſene Duͤngung von Rindsblut, welches man in kleine,
etwa 6 Zoll vom Stamme gezogene Furchen gießt, ſo wird ihre Tragbarkeit, ſo
wie die aller Fruchtbaͤume bei aͤhnlicher Duͤngung, bedeutend vermehrt. Dies
Mittel zur Duͤngung iſt ſehr zweckmaͤßig, und verdient da, wo es zu haben iſt,
mehr als bisher angewendet zu werden.
Was nun dieſe Laubbedeckung des Weins betrifft, ſo iſt ſie gewiß bei klei⸗
85
neren Anlagen, bei Weinſpalieren in Garten, mit Vortheil anzuwenden, im Großen
dagegen, in Weinbergen, würde fie zu koſtſpielig und deswegen unzulaͤſſig ſein.
Verbindet man mit dieſer Laubbedeckung auch noch den Herbſtſchnitt, der, wie
oben gezeigt, gewiß viele Vorzuͤge vor dem Fruͤhlingsſchnitt hat, fo erſcheint dies
Verfahren als ſehr zweckmaͤßig und angemeſſen.
EIDERTELDEEELTELNDETIIEEEEETITETELETDEE e , ODE OISEERTEIESE IE
XII.
Mittheilungen
des Koͤnigl. Prinzl. Hofgaͤrtners Herrn Fuͤrſtenau zu Prillwitz in Pommern
uͤber
die dortigen Garten⸗Anlagen Sr. Koͤnigl. Hoheit des
Prinzen Auguſt von Preußen.
Von dem Vorbeſitzer, Geheimen Ober⸗Finanz⸗Rath v. Borgſtede, find im Jahre
1802 248 Morgen zu dieſen Garten⸗Anlagen eingerichtet. Der Plan iſt auf
oͤkonomiſche Nutzbarkeit nur in einzelnen Theilſtuͤcken, in der Anordnung des Gan⸗
zen auf Schmuck berechnet. Partien von Schmuckhoͤlzern wechſeln mit großen
Obſtpflanzungen und offenen zu Grasnutzung, Futterkraͤutern und Kuͤchengewaͤchſen
beſtimmten Feldern, die mit dem Pfluge bearbeitet werden koͤnnen.
Die Obſtpflanzungen beſtehen
aus 3960 Hochſtaͤmmen,
150 Zwergbaͤumen
4110 Stämmen.
Die Obſtnutzung wird allhaͤhrlich an den Meiſtbietenden verpachtet und die
Koſten der Anlage werden nach der allgemeinen Angabe des Herrn Einſenders
reichlich erſetzt.
Außer dem Heu-Ertrage einer 50 Morgen großen Wieſe, welche durch an⸗
geſaͤete Graͤſer ie. in dem Maaße verbeſſert iſt, daß fie dreimal gemaͤhet wird und
87
ein ganz vorzuͤgliches Heu liefert, werden durch das Gruͤnfutter von den Luzern:
und Esparſettfeldern 70 Stück Haupt⸗Vieh den Sommer über unterhalten und
an Kartoffeln, Runkelruͤben ꝛc. 90 Winspel geerntet. Die mit der Anlage vers
bundene Baumſchule hat in guͤnſtigen Jahren 6 — 700 Thlr. Ertrag gegeben.
Aus den Schmuckanlagen werden ſchon beträchtliche Quantitaͤten von Holzſaͤme⸗
relen gewonnen und abgeſetzt, naͤmlich von Pinus Strobus, Pinus Picea ru-
bra, Pinus Larix, Robinia Pseudacacia, von verſchiedenen Ahorn⸗Sorten,
Colutea arborescens, Cytisus Laburnum, Thuja occidentalis, Spiraea
verſchiedene Sorten, Lonicera tatariea, Betula Alnus incana, Robinia
Caragana.
Ebenſo werden mehrere Grasarten, als Avena elalior, Dactylis glome-
rata, Holcus lanatus, Phleum pratense, Festuca ovina, Hedysarum
Onobrychis, Medicago sativa, des Samen» Verkaufs halber gebaut und in
nicht unbetraͤchtlichen Quantitäten (das Pfund Raygras zu 6 Sgr.) verkauft.
Der Einſender ruͤhmt den ausgezeichneten Wuchs der Obſtbaͤume und Schmuck—
hoͤlzer, welchen er dem Umſtande beimißt, daß der Boden bei der Anlage 2 Fuß
tief rajolt werde. Eben ſo ruͤhmt er den ausgezeichneten Ertrag derjenigen Lu—
zernfelder, welche der Probe halber rajolt wurden. Sie wurden gleich im erſten
Jahre Zmal gemaͤhet und die andern folgenden Jahre 6 — 7mal; fie lieferten
alle mehr, als man ſich verſprochen hatte, denn nach Verlauf von 3 Wochen, wel;
ches das laͤngſte Ziel zum Abmaͤhen war, ſtand die Luzerne in ihrer ganzen Fuͤlle
wieder da und gewaͤhrte gegen andere, welche auf niche rajoltem Boden ſtand, ei;
nen dreifachen Nutzen. Von den rajolten Stuͤcken haben einige bis in's acht—
zehnte Jahr mit dem beſten Ertrage ausgehalten. Dieſe Felder werden jährlich
im Herbſt mit langem Pferdeduͤnger befahren und im Fruͤhjahr wieder abgebracht,
wo nur der kurze Dung liegen bleibt.
Der Vater des Einſenders führte die Anlage aus. In dankbarem Aner—
- Eenntniffe feiner Verdienſte um dieſelbe errichtete ihm der Geheime Ober-Finanz—
Rath von Borgſtede in der Mitte derſelben ein in Granit und Marmor aus—
gefuͤhrtes Denkmal. Kt
S eee LET TTELLEOFPETTEESTEETE NENNE SEIEN III eee TESTER
XIII.
A us zun
aus dem Schreiben Sr. Ercell. des General-Lieutenants Herrn Grafen v. Lindenau,
d. d. Bahrensdorff den 20. Januar 1828.
Sei 1819, als ich mein Gut Bahrensdorff kaufte, habe ich bis auf den heu⸗
tigen Tag uͤber tauſend Stuͤck Obſtbaͤume meiſt im Felde angepflanzt und hierzu
die edelſten Gattungen kommen laſſen. Da an manchen Flecken der Boden ſehr
leicht iſt, fo habe ich den großen Keſſel eines jeden Baumes mit einer Miſchung
von mehr oder weniger leichtem gelben Lehm oder ſchwerem mergelreichen Lehm,
welcher letztere auffallend guͤnſtiger wirkte, mit dem natuͤrlichen Boden ſorgfaͤltig
vermiſcht, füllen laſſen, und dann den Baum ſelbſt, nachdem er ſorgfaͤltig gepflanzt
worden, reichlich einſchwemmen laſſen. Saͤmmtliche Baͤume ſtehen ſchnurgerade,
an Pfaͤhlen befeſtigt, welche bis zur Krone gehen. Bei trockener Witterung
werden fie regelmͤͤßig im Sommer begoſſen, ausgenommen diejenigen, welche im
Getreide ſtehen und deren Wurzeln daher beſchattet und feuchter gehalten werden.
Im Spaͤtherbſt wird rings um jeden Baum der Boden aufgelockert, und wo es
noͤthig, das etwa ſich findende Moos, vermoͤge eines Anſtrichs von Kuhmiſt,
Aſche und etwas Kalk mit Lehm zu einem Brei vermengt, vertilgt, welcher Ans
ſtrich dann wiederum abgewaſchen wird. Da aber die Baͤume ſorgfaͤltige Pflege
genießen, ſo iſt ſelten und nur einzeln irgend eine Spur vom raͤuberiſchen Moos
zu finden. Darunter find Birnen-⸗Staͤmme (Beurrée grise, Bergamotte und
Verte longue d'hiver), welche 142 Zoll in der Peripherie bei einer Höhe von
17% Fuß haben und vollkommen tragbar find, ohnerachtet fie erſt vor 6 Jahren
die Baumſchule verlaſſen haben.
Die
89
Die Obſtbaͤume im Felde ſtehen im Geviert 36 Rhein. Fuß auseinander, ſo
daß dazwiſchen nach allen noͤthigen Richtungen ohne den geringſten Nachtheil ge—
pfluͤgt, geeget und gewalzt wird; auch ſind die Ackerknechte ſo abgerichtet, daß
die Baͤume nicht beſchaͤdigt werden.
Um das Benagen der Bäume durch die Hafen zu hindern (welche in ziem—
licher Menge vorhanden), iſt jeder Baum mit 5 — 6 dünnen Staͤben von klei—
nen, in den Schonungen ohnedies abgeſtorbenen, Kiefern umgeben, welche mit
dem untern Ende in den Boden geſtoßen, oberwaͤrts aber zum Theil mit ge⸗
gluͤhtem Eiſendraht feſt gebunden find.
Dieſe verſchiedenen Obſtbaumpflanzungen und mehrere kleine Remiſen ſind
gartenmaͤßig mit gut gehaltenen Alleen und zum Theil mit Graͤben eingefaßt und
verbunden. Erſtere beſtehen aus Linden, Ahorn, guten Kaſtanien (Castanea vesca)
der gewoͤhnlichen wilden Kaſtanie und Birken.
Die Graͤben, welche einen großen Theil meiner Feldmark durchſchneiden, ſind
ebenfalls ſaͤmmtlich bepflanzt; die tiefer liegenden naſſern mit Erlen, dahingegen
die hoͤher und trocken liegenden auf gehörige Weite mit hochwachſenden Bäumen,
als Eſchen, Ahorn, Ruͤſtern, Birken und Ebereſchen, in den Zwiſchenraͤumen aber
mit allerlei Straͤuchern als Ausfuͤllung bepflanzt, damit das Ganze von unten
herauf buſchig werde und Wind und Sturm beſſer abwehren koͤnne.
Mehrere Gräben, welche ſchon in fruͤheren Zeiten mit Elfen, Haſeln ꝛc. bes
pflanzt wurden, geben hierdurch augenſcheinlich dem naheſtehenden Getreide und
Früchten erſprießlichen Schutz und mehreres Gedeihen, da der Boden fich friſcher
und feuchter haͤlt. Dieſe Grabenpflanzungen werden in kurzer Zeit zu hoch fuͤr
ihren Endzweck, wo ſie dann abgeholzt werden und Nutzen gewaͤhren.
Das im Koͤnigreiche Sachſen, im Kreisamts Bezirk Meiſſen gelegene Ritter—
gut Miltitz, dem Hrn. Kammerherrn v. Heynitz gehörig, bietet eine eigene Merk
wuͤrdigkeit dar, die wohl im noͤrdlichen Deutſchland nicht gefunden werden duͤrfte,
namlich die eines geſchloſſenen guten Kaſtanienwaldes.
Aller Wahrſcheinlichkeit nach iſt Carl v. Miltitz, Domherr von Mainz und
Meiſſen, Pabſt Leo des X. Kaͤmmerer, und Legat in Deutſchland, um die mit
Luther entſtandenen Religionsſtreitigkeiten beizulegen, der Schoͤpfer dieſes Kaſta—
nienwaldes, indem er ſich im Jahr 1519 bei ſeinem Bruder Siegmund v. Mil—
Verhandlungen 5. Band. 15
90
titz in Miltitz auf feiner Reiſe von Rom einige Zeit aufhielt und dort dieſe An;
lage machte, die ſich jetzt im herrlichſten und bluͤhendſten Zuſtande befindet und
von ihrem jetzigen Herrn Beſitzer mit der groͤßten Sorgfalt unterhalten wird.
Der Raum, worauf ſich dieſes Waͤldchen befindet, begreift ohngefaͤhr 3 Acker
Land, zu 300 Q. N. der Acker gerechnet. Der Boden iſt Lehm mit Schutt
vermiſcht und die Lage auf einem kleinen Abhange gegen Mitternacht und Abend.
Tragbare Baͤume befinden ſich nach einer ungefaͤhren Zaͤhlung 271, darunter
mächtige Rieſen.
Drei davon, die 3 Ellen vom Boden gemeſſen wurden, hatten: der eine
9 Ellen 1 Zoll, der andere 8 Ellen 6 Zoll und der dritte 7 Ellen 21 Zoll Leip⸗
ziger Maaß im Umfang. Und ſo befindet ſich noch eine große Anzahl darunter,
die dieſe Staͤrke beſitzen.
Von dem 20 — 25ſten Jahre fangen die Bäume erſt an tragbar zu werden.
Die Früchte werden jaͤhrlich mit SO — 100 Thlr. verpachtet, und eine
Metze ausgeleſener Kaſtanien mit 1 Thlr. bezahlt.
Nach dieſer mir zugekommenen Notiz ſollen zwar erſt im 25ſten Jahre dieſe
prachtvollen Baͤume Fruͤchte zu tragen angefangen haben, welches die Lage des in
Rede ſtehenden Wäldchens mit ſich gebracht haben kann. Dahingegen pflanzte ich
im Jahre 1821 eine Anzahl junger Stämme gleicher Gattung von 6— 7 Fuß
Hoͤhe bis zur Krone, und kaum 1 Zoll ſtark im Schafte. Schon im Aten Jahre
alſo 1823, trugen ſie einzeln Fruͤchte, ſeit 1825 aber ſind ſie meiſtens alle Jahre
mehr oder weniger mit Fruͤchten uͤberdeckt, und geben eine ſehr reiche Ausbeute
von Kaſtanien, welche an Suͤßigkeit und Lieblichkeit des Geſchmacks, ſo wie an
Groͤße nichts zu wuͤnſchen uͤbrig laſſen. Die ſtaͤrkſten 1821 gepflanzten Kaſta⸗
nienbaͤume haben bereits eine Hoͤhe von 19 Rhein. Fuß, der Schaft aber haͤlt
in der Peripherie, genau gemeſſen, 13 Rhein. Zoll, alſo uͤber 4 Zoll im Durchmeſſer.
Junge Baͤume von 6 — 7 Fuß Hoͤhe im Schaft, welche ich im Herbſt
1826 pflanzte, haben im Herbſt 1827 ſchon einzeln Bluͤthen und Fruͤchte ge—
tragen, welche jedoch unvollkommen abfielen.
Was die Anlage von Wein im Garten anbelangt, ſo habe ich, um Platz zu
erſparen, am vortheilhafteſten gefunden, ſchraͤg liegende Spaliere zu wählen, welche
an der Vorderſeite 23 Fuß, an der hinteren aber nahe an 6 Fuß hoch find, und
91
in der Breite von vorne nach hinten 10 Fuß enthalten. Der ganze Raum unter
dieſen Spalieren liefert die trefflichſten Erdbeeren, waͤhrend die ganze Fuͤlle der
Trauben zwiſchen den Lappen hindurch ſenkrecht herabhaͤngt, und im Herbſte
einen ſonderbar ſchoͤnen Anblick gewaͤhrt.
Das Anziehen von gutem feſtem Raſen auf Hoͤheboden iſt nach meiner viel—
jaͤhrigen Erfahrung durch Beſamung aͤußerſt ſchwierig. Auf einem Plateau von
nicht ganz unbedeutender Groͤße habe ich mit Beihuͤlfe von mancherlei Duͤngung
nach und nach faſt alle paſſenden Grasarten wiederholt ausgeſaͤet. Freudig gingen
ſie auf, gaben auch Ertrag an gruͤnem Futter, bildeten aber keinesweges einen dich—
ten Raſen, und gingen groͤßtentheils wiederum ein. Nun ließ ich ſcharf aufeggen,
die duͤrftigſten Flecke mit guter Erde uͤberfahren und abermals das Ganze mit
einem Gemiſch von engliſchem Raygras und hieſigem Heuſamen aller Art beſaͤen,
auch walzen, und nun ſcheint es, als wollte ſich nach und nach Raſen bilden.
Unſtreitig iſt ein ganz ſicheres aber nicht wohlfeiles Mittel, zum Zweck zu
kommen, auf Triften und an hohen Raͤndern den ganz magern abgenagten Ra—
ſen ſtechen und ſelbigen auf den beſtimmten Platz legen, feſtrammen und an—
gießen zu laſſen, wobei eine ganz leichte Ueberdeckung mit guter Erde, ſei es einen
Meſſerruͤcken hoch, unglaubliche Dienſte leiſtet. Bei einem Verſuch im Kleinen
erhielt ich durch dies Verfahren wunderſchoͤnen ſammetartigen Raſen.
15 *
rr
XIV.
Ueber
ee e e seiten,
kultivirt vom Herrn Frhrn. v. Witten.
Sn Folge der im IV. Bande S. 96. der Verhandlungen des Vereins aufge
nommenen Mittheilung des Herrn Freiherrn v. Witten werden fuͤr das Jahr
1828 folgende hier noch nicht eultivirte Getreidearten von demſelben ausgege—
ben, und koͤnnen ſolche bei dem Secretair des Vereins nach der Anzeige S. 425
der Iten Lieferung, im Laufe dieſes Jahres in Empfang genommen werden.
ae zen.
Triticum Erinaceus; spica subeompressa quadrata compacta,
spiculis 5 — 6floris glabris aristatis, internodiis racheos brevis-
simis, arislis divaricatissimis. O. Semina brevia intus farinosa.
Dieſe Sommerweizenart hat eine kurze mit vielen ſteifen Grannen beſetzte
Aehre. Die Spelzen ſind uͤberaus gedraͤngt, die Samen klein, von graugelber
Farbe, gut geformt, mit flachem Spalt und bergen ein ſehr wohlſchmeckendes, fei—
nes, weißes Mehl. Faͤllt dieſer Weizen in die Haͤnde eines geſchickten Muͤllers,
der ihn vor der Vermahlung ſtaͤrker annaͤßt, als dieſes bei Winterweizen noth⸗
wendig iſt, ſo behauptet er vor dem rothbraunen Winterweizen bei weitem den
Vorzug, und iſt hinſichts ſeiner Duͤnnſchaligkeit und Schwere dem beſten Ucker⸗
maͤrkſchen gelben Weizen völlig gleich zu achten.
93
Bei der ſteten Erweiterung des Kartoffelbaues iſt die Ausforſchung brauch—
barer Sommerweizenarten von erheblicher Wichtigkeit, da dieſe Cerealien vor allen
andern dazu geeignet ſind, den behackten Fruͤchten zu folgen. Der bei uns ge—
woͤhnliche Sommerſaatweizen erfuͤllt hinſichts ſeiner Brauchbarkeit nicht die Wuͤn—
ſche des Cultivateurs; durch Huͤlfe des Igelweizens kann aber ſelbſt der wohlge—
duͤngte Mittelboden, der bis jetzt auf Erzeugung des Weizens ganz verzichten
mußte, einen angemeſſenen Ertrag eines ſchaͤtzbaren Weizens ſich verſchaffen, ohne
daß der Acker hiebei mehr angegriffen werde, als durch den ſo oft fehlſchlagenden
Gerſtenbau; wo zumal bei der ſpaͤter geſaͤeten kleinen Gerſte oͤfters mehr Acker—
rettig als Gerſte erzeugt wird, welches den Acker in ungleich ſtaͤrkerem Maaße
anſtrengt, als dieſes durch den Weizenbau geſchieht. Nur mit ſehr ſeltenen Aus—
nahmen werden die nachfolgenden Gewaͤchſe — moͤgen es Huͤlſenfruͤchte oder
Kleearten fein — ſtets beſſer nach Sommerweizen, als nach Gerſte gedeihen.
Man darf auf den Magd. Morgen nur 12 Metzen zur Einſaat, anſonſt
man dieſen kleinkoͤrnigen Weizen verſaͤet und hierdurch ſein Mißrathen bewirkt.
Wenn es irgend thunlich iſt, muß ſolcher ſchon im Maͤrzmonat mit dem Erz
ſtirpalor in die Erde gebracht, oder in deſſen Ermangelung mit gewöhnlichen Pfluͤ—
gen ſeicht untergepfluͤgt werden. Spätere Froͤſte thun ihm keinen Schaden. Die
Reife tritt im Auguſt ein, und die Saat vervielfaͤltigt ſich, nach Beſchaffenheit
der Jahre, 5 bis 10 fach. Ich erhielt dieſe Weizenart über Trieſt aus Kleinaſieu
und ſoll ſie hauptſaͤchtlich auf den Inſeln des griechiſchen Archipels ſtark ange—
baut werden,
II. Sammetweizen.
Triticum pilosum; spica compressa, spiculis quinquefloris mu-
tieis hirtis, dilute canescenti-fuscis, calyeis valvulis carina cilia-
tis, seminibus opacis ochraceis, intus farinosis. &.
Der Sammetweizen unterſcheidet ſich von dem gewöhnlichen gelben Saatwei—
zen durch ſeine mit feinen Haaren uͤberzogenen bauchigen Kelche, zwiſchen welchen
ſich roͤhrige Flocken befinden, fo wie durch das gruͤnlich-gelbe ſtarke, nicht übers
maͤßig lange Stroh. Der wollige Ueberzug dient der Aehre als Einſaugungs—
gefaͤß, mit deſſen Huͤlfe ſie den Thau und die Feuchtigkeit der Atmoſphaͤre
34
einzieht und deshalb in trockenen Jahren und auf hoͤher gelegenen Weizenäckern
beſſer koͤrnet als der Saatweizen. Außerdem iſt aber das Korn ſeiner Duͤnn⸗
ſchaligkeit wegen dem beſten gelben Saatweizen vorzuziehen, und der Anbau die⸗
ſes Weizens ungleich ſicherer als der des velvet-wheat der Engländer, welcher
bekanntlich leicht erfriert, welches bei Triticum pilosum — zumal bei nicht
verſpaͤteter Ausſaat — ſelbſt bei den ſtaͤrkſten Froͤſten nie bemerkt worden iſt.
NANNSMARNANNNNDNNENNDNSNNDAINNNNNNNNANANNNAINDINIANIININNNENNIND
XV.
A u s ; u g
ans der Verhandlung, aufgenommen in der 68ſten Sitzung des Vereins,
am 2. Maͤrz 1828.
Vorgetragen wurden:
1. Ein Aufſatz des Herrn Hofgaͤrtners Kellner zu Schwedt uͤber das Verfah—
ren bei Verpflanzung großer Linden und anderer ausgewachſener Baͤume, deſſen
nähere Prüfung dem Ausſchuſſe für die Baumzucht überlaſſen bleibt.
II. Die Nachrichten und Bemerkungen des biſchoͤflichen Seeretairs Herrn
Hanſen zu Trier uͤber den Anbau der aͤchten Kaſtanien im dortigen Regierungs—
Bezirk, zur Aufnahme in unſere Verhandlungen beſtimmt “).
III. Mehrere Bemerkungen und Nachrichten reſp. von den Herren Hofgaͤrt—
ner Voß, Gutsbeſitzer Dr. Cranz, General-Lieutenant Graf v. Lindenau, Kam—
mer⸗Aſſeſſor Schaeffer und Schulrektor Paſſeck über verſchiedene Gegenſtaͤnde der
Gartenkultur, hauptſaͤchlich veranlaßt durch den Vortrag des Referenten am letzten
Jahresfeſte. Es werden davon, in Verbindung mit anderen uͤber die naͤmlichen
Gegenſtaͤnde eingegangenen Mittheilungen, Auszuͤge fuͤr unſere Verhandlungen
gemacht werden. Referent fand ſich insbeſondere veranlaßt, auf die hierin vor⸗
kommenden verſchiedenen Angaben
1. uͤber die Wirkung des Rajolens,
2. über die Anwendung der hier bereiteten Poudrette
aufmerkſam zu machen.
5) S. No. XVI.
90
Bei dem erſtgedachten Gegenſtande handelt es ſich nicht von der Wirkſam—
keit des Rajolens auf einen tiefen humoſen Boden, wie man ihn in lang kultivir—
ten Gaͤrten oder in reichen Niederungen findet, vielmehr davon, welche Wirkung
daſſelbe auf rohen, mit Humusgehalt keineswegs tief durchdrungenen Boden, je
nach der Verſchiedenheit der Bodenart aͤußert. Nach Herrn Voß kann rajolter
Sandboden im erſten Jahre — auch wohl noch im zweiten — ohne Duͤnger
tragen; nach der Zeit darf die Duͤngung aber nicht unterbleiben. Nach anderen
Angaben hat ſich — anſcheinend auf feſtem Lehmboden — die Rajolarbeit nicht
nur wirkunglos, ſondern ſogar nachtheilig erwieſen. Die Frage: unter welchen
Bedingungen, insbeſondere auf welchen Bodenarten, das Rajolen dem Anbau der
Gartens uud Handelsgewaͤchſe, imgleichen der Baumzucht zuſagt, in dem Maaße,
daß der beſſere Ertrag die großen Koſten belohnt, iſt von ſo großem Intereſſe,
daß die Korreſpondenten des Vereins ſich durch recht ſorgfaͤltige Angabe aller
Umſtaͤnde, unter welchen ſich jenes Verfahren mehr oder minder vortheilhaft oder
gar nachtheilig erwieſen hat, nicht geringes Verdienſt erwerben werden.
Ueber die Wirkung der hier bereiteten Poudrette ſind ſchon fruͤher einander
widerſprechende Nachrichten mitgetheilt. Nach den jetzt eingegangenen Notizen
hat Herr Dr. Cranz von der Anwendung im Maaße von 2 Scheffel pro Mor:
gen auf Raps, Roggen und Wieſen keinen lohnenden Erfolg gehabt. Herr Ge—
neral Lieutenant Graf von Lindenau dagegen, welcher reichlich 10 Scheffel pro
Morgen nimmt, ruͤhmt deren Nutzen, mit dem Bemerken, daß andere, die ſolchen
Erfolg nicht gehabt, wahrſcheinlich zu karg damit verfahren ſind; ihm koſte jene
Düngung dort zur Stelle nicht voll 22 Thlr., 105 bei weitem nicht ſo viel, als
7 Fuhren Stallduͤnger.
IV. Herr Link machte der Geſellſchaft Mittheilung von der durch den Herrn
Etatsrath Dr. v. Steven zu Sympheropol in Taurien, unſerm Ehrenmitgliede,
eingeſandten, zum Abdruck in unſere Verhandlungen beſtimmten“) Beſchreibung
des im Jahre 1812 angelegten kaiſerlichen Gartens zu Nikita in der Krimm.
V. Ferner von den gleichfalls für den Druck beftimmten **) intereſſanten Bes
obachtungen des Herrn Profeſſor E. Meyer, Director des botanischen Gartens
zu
) S. No. XVII.
*) S. No. XVIII.
97
zu Koͤnigsberg in Pr. uͤber das Wachsthum der Amaryllis Belladonna in
den verſchiedenen Tageszeiten.
VI. Die in öffentlichen Blättern verſchiedentlich zur Sprache gekommene
außerordentliche Größe und das hohe Allter des am Dome zu Hildesheim befind⸗
lichen wilden Roſenſtocks (Rosa canina) hat Herrn Link veranlaßt, hieruͤber
genauere Kunde einzuziehen. Derſelbe theilte der Geſellſchaft unter Vorlegung
einer ausfuͤhrlichen Zeichnung die hieruͤber erhaltenen glaubhaften Nachrichten
mit, die im Weſentlichen folgendes ergeben.
Unter dem hohen Chor der im erſten Viertel des 1Aten Jahrhunderts vom
Biſchof Otto van Waldenberge erbauete St. Annen Kapelle befindet ſich
die gewoͤlbte Gruft (Crypta) mit dem Grabmale des heilig geſprochenen
Biſchofs Godehard, dem gegenüber der Haupt⸗Altar ſteht, hinter welchem,
in einem durch eine Gitterthuͤr verſchloſſenem Raume in der Umfaſſungs⸗
mauer der Gruft ein nach Innen verjuͤngtes Fenſter angebracht iſt, vor wel;
mem ein mafjiver, mit einer Steinplatte bedeckter Behälter ſich befindet,
der von der Mauer bis unter den Altar 4 Fuß lang, 2 Fuß breit und
13 Fuß hoch iſt.
Dicht vor der Gruft, auf dem Friedhofe, ſteht der vorgedachte Ro—
ſenſtock, mit einem ſtarken, halbmondfoͤrmigen, 7 Fuß hohen, eichenen Gatter
umgeben. Aus dem ganz niedrig im Graſe ſtehenden Stamme erheben ſich
zwei ſtarke Aeſte von 34 Fuß Hoͤhe, die in Form eines Weinſtocks auf
30 Fuß Breite ſich ausdehnen. Die Zweige werden durch eiſerne Stangen
gehalten, welche in eingegoſſene Buͤgel eingeſchoben ſind. Jene beiden
Staͤmme haben, in der Hoͤhe von 7 Fuß, der eine 52 Zoll, der andere 42
Zoll im Umfange, außerdem iſt aus dem alten Stamme noch ein dritter Aſt
ausgewachſen, der bereits eine Hoͤhe von 15 Fuß erreicht hat; zwei andere
Ausſchoͤßlinge ſind erſt vom Jahre 1826, noch andere haben ſich im vorigen
Jahre gezeigt, und iſt auf einem der erſtgedachten Schoͤßlinge eine aͤchte
Roſe gepfropft worden. Uebrigens ſoll nach der Verſicherung des ſeit 38
Jahren im Dienſte befindlichen zeitigen Dom-Gloͤckners daſelbſt, während
feiner Dienſtzeit ein noch ſtaͤrkerer Stamm, als der eben beſchriebene, vers
dorrt und ausgenommen ſein.
Verhandlungen 5. Band. 16
98
Eine Abbildung des Roſenſtocks mit dem hinteren Theile des Chors und
der Gruft findet ſich in I. L. Brandes gloriosa antiquitas Hildesiae,
einem ſehr ſektenen Buche. Die dazu gehörigen Kupferplatten find im Bes
ſitze des Herrn Landrentmeiſters Blum in Hildesheim, welcher davon in
Sprangenbergs vaterlaͤndiſchem Archive Abdruͤcke liefert, wo namentlich der
Abdruck des Roseli silvestris ad Cryptam im 3ten Hefte v. J. 1825.
S. 246. zu finden iſt, mit einer aus Cramers phyſ. Briefen uͤber Hildes⸗
heim (Hanover 1793. 8.) genommenen Beſchreibung, wobei Cramer die ges
gen das hohe Alter des Roſenſtocks gemachten, aus den Feuerſchaͤden herge⸗
leiteten Einwuͤrfe, welche die Hildesheimer Kirche anno 1019 und 1040
betrafen, zu beſeitigen ſucht. Er fuͤhrt naͤmlich an, daß im Jahre 1019 nur
die Bibliothek und ein Theil des Chors von den Flammen verzehrt wurde,
im Jahre 1040 aber die Crypla unverſehrt blieb, weil waͤhrend der Wie—
dererbauung des Doms, Dietmar, unter welchem der Brand ſich ereignete
und Helm, der den Neubau nicht zu Stande brachte, in der Crypta bes
graben wurden.
Der Sage nach ſoll Ludwig's des Frommen Reliquien-Kaͤſtchen an dies
ſem Roſenſtocke aufgehaͤngt geweſen, und vom Kaplan vergeſſen worden ſein.
VII. Herr Link referirte ferner, die von Herrn Buͤſching in Egeln uns
mitgetheilten, in ihrem Erfolge ſehr guͤnſtigen Verſuche, Kartoffeln aus Samen zu
ziehen, die zwar nicht neu, aber doch wegen ihrer Genauigkeit in der Ausfuͤhrung
und wegen der dabei gemachten beſtimmten Erfahrungen intereſſant ſind. Das
dahin gehörige wird im Auszuge dieſem Protokolle beigefuͤgt“).
VIII. Der Herr Dr. v. Eſſen hat in einem Schreiben vom Iſten v. M.
auf die in Frorieps Notizen aus dem Gebiete der Natur und Heilkunde enthaltene
Abhandlung uͤber die angeblichen Wirkungen des Mondes, und zwar des ſo—
genannten rothen Mondes auf die Vegetation aufmerkſam gemacht. Herr Link
nahm daraus Veranlaſſung, dieſe Abhandlung der Geſellſchaft vorzutragen, da
die ſehr gut angewandte Lehre von der Ausſtrahlung der Waͤrme noch nicht
überall gehörig bekannt if.
) S. Nr. XIX.
99
IX. Der Direktor zeigte der Geſellſchaft an, daß auf die Ate laufende
Preisaufgabe:
„Welchen Einfluß aͤußern die Erd⸗ und Duͤngerarten und deren Miſchung
auf die Fruͤchte der in einem Miſtbeete oder in einem Treibhauſe gezogenen
jaͤhrigen und Staudengewaͤchſe⸗
eine Abhandlung eingegangen iſt, mit dem Motto:
„Frage geſchickt und oft, und ich werde Antwort geben,“
woruͤber die Aeußerung des pruͤfenden Ausſchuſſes zu erwarten iſt.
X. Bei der Verlooſung der Ehrengabe von zwei Rhododendron ponti-
cum, fiel ſolche dem Herrn Geheimen Ober-Finanz⸗Rath Ludolff zu.
XI. Von den zum Schmuck des Verſammlungs⸗Saales aus dem Koͤnigl.
botaniſchen Garten aufgeſtellten bluͤhenden Gewaͤchſen verdienen genannt zu werden:
eine große und ſchoͤn bluͤhende Amaryllis Johnsoni,
— rutila,
Epacris pungens,
— altenuala,
Banksia integrifolia,
mehrere Eriken, Proleen und Camellien.
16*
Peer
XVII.
f Einiges
uber Die ahten Fat a n ien,
von
dem biſchoͤflichen Secretair Herrn Hanſen in Trier.
1. 2 ie aͤchte Kaſtanie (im trierſchen Dialkte Kaſte genannt) kommt in unfes
rem Regierungs- Bezirke nur in einem kleinen Diſtrikte vor, nämlich in dem zwi⸗
ſchen Ehrang und Igel, eine Strecke von drei Stunden die Moſel entlang.
Sie erſcheint hier bei Ehrang, Cordel, Pfalzel, Zowen und Igel, entweder wild
unter anderem Gehoͤlze des Waldes, oder an den ſuͤdlichen Bergabhaͤngen. Die
ſuͤdlichen Standorte ſind ihr am liebſten und am angemeſſenſten. Sie gedeiht
jedoch jelbſt in Felſenwaͤnden. Das hieſige Gebirge, welches meiſt aus buntem
Sandſteine beſteht, läßt fie aber auch leichte Wurzel ſchlagen, indem es ſich
leicht aufloͤſ't. Man will ſogar behaupten, daß fie vorzüglich den Kalk und Sand:
boden liebe. In wie fern dieſes geegruͤndet iſt, kann ich nicht entſcheiden, weil
ich die Standorte der Kaſtanie in andern Gegenden nicht genug kenne, außer
im Elſaß, wo ſie ebenfalls haͤufig auf dem Kalk und Sandſteine waͤchſt. Daß
ſie aber auch den Lehmboden nicht verſchmaͤht, ſieht man bei Zowen, wo ſie
darin herrlich gedeiht. Man hat hier Kaſtanienbaͤume genug, welche, die Aeſte
abgerechnet, drei Klafter Holz liefern.
2. Wann oder durch wen die Kaſtanie hier zuerſt angepflanzt worden, iſt
nicht bekannt, obgleich man vermuthet, daß ſie durch die Moͤnche, denen wir ſo
101
manche Pflanze eines ſuͤdlichern Klima's zu verdanken haben, hierher gebracht
worden. Andere halten ſie aber fuͤr einheimiſch. a
3. Der Anbau der Kaſtanien geſchieht auf dreierlei Art, durch die freiwil—
lige Beſamung der Baͤume, durch Ausſaat, welche wie die Eichelſaat verrichtet
wird, und endlich durch das Verſetzen junger Pflanzen. Man haͤlt jedoch die
freiwillige Beſamung und die Ausſaat fuͤr die beſten Fortpflanzungsarten, indem
kleine Beſchaͤdigungen an der Pflanze, die bei dem Verſetzen faſt nicht zu vers
meiden find, leicht einen Kruͤppelwuchs verurſachen. Die jungen Pflanzen müffen
daher auch ſorgfaͤltig vor dem Hornviehe geſchuͤtzt werden, welches dieſelben der
ſuͤßen Blaͤtter wegen, gierig aufſucht, und durch das Abreißen der jungen Loden
gewoͤhnlich großen Schaden anrichtet. Hat fie einen guten Standpunkt, fo waͤchſt
ſie ſchnell und uͤppig zu einem Baume heran. Die Baͤume koͤnnen wenig Kaͤlte
ertragen; ſie gleichen darin den Wallnußbaͤumen. In dem Maaße wie dieſe
erfrieren, pflegen auch die Kaſtanlenbaͤume von der Kaͤlte zu leiden. Das vo—
rige Jahr hat es wieder deutlich gezeigt.
Im Jahre 1784 litten ſie außerordentlich. Sie ſprangen vor Kaͤlte und
dies Springen war gewoͤhnlich mit einem fo ſtarken Knalle verbunden, daß
die Leute dadurch des Nachts aus dem Schlafe aufgeſchreckt, und weil ſie die
Urſache nicht kannten, in Verwirrung geſetzt wurden.
4. Der Gebrauch des Holzes iſt verſchieden. Zum Brennholz taugt es
wenig, es verkohlt bei dem Verbrennen wie verfaultes Holz, und die Kohlen
ſind kaum vergluͤht, auch ſchon wieder todt.
Das Holz iſt weiß und glatt, allein es nimmt wegen ſeiner Weiche keine
Politur an. Aus der naͤmlichen Urſache taugt es auch nicht zu Bauholz, denn
es traͤgt keine Laſt. Zu Bauten in der Erde wird es ſehr empfohlen, weil es
der Faͤulniß außerordentlich widerſteht. Zu Weinbergspfaͤhlen iſt es ganz vorzuͤg⸗
lich geeignet. Man verſichert ſogar, daß ein ſolcher Pfahl am Feuer etwas ange—
brannt, 17 — 20 Jahre ausdaure. Es ſoll in dieſer Beziehung weit dauer—
hafter fein, als das geſundeſte Eichenholz. Die Kuͤfer lieben es auch ſehr, und
einige wollen erfahrungsmaͤßig behaupten, daß es, zu Weinfaͤſſern gebraucht,
nicht nur des Weines Farbe, ſondern auch deſſen Geſchmack erhoͤhe.
Die Frucht des Kaſtanienbaums iſt in vielfacher Ruͤckſicht aͤußerſt vortheil—
102
haft für den Landmann, ſelbſt dann, wenn er feine Schweine damit füttern muß.
Vortheilhafter iſt jedoch fuͤr ihn der Verkauf derſelben, wozu ſich hinreichende
Gelegenheit findet. Der Scheffel Kaſtanien koſtet im Mittelpreiſe 2 Rchlr. Sie
werden häufig ausgefuͤhrt. Der Moſeler laͤßt ſich dieſelben bei einem guten
neuen Wein ſehr wohlſchmecken, und in ſeiner Küche müffen fie die Stelle der
Maronen vertreten, wozu beſonders die an Suͤdſeiten der Berge gewachſenen
Kaſtanien genommen werden. Dieſe verdienen vor denen, welche in dem Schat⸗
ten des Waldes gewachſen ſiud, einen billigen Vorzug, weil fie, einem ſtaͤrkeren
und anhaltenden Sonnenſtrahle ausgeſetzt, mehr veredelt ſind. Hinſichts des
Ertrages nach Qualität und Quantitat hat der Kaſtanſenbaum mit dem Wein,
ſtocke viele Aehnlichkeit.
eee
XVII.
Beſchreibung
des Kaiſerlichen Gartens zu Nikita
vom
Kaiferlich Ruſſiſchen Etats⸗Rath Herrn Dr. v. Steven zu Sympheropol.
Der Kaiſerliche Garten zu Nikita iſt im Herbſt 1812, während der Verwal—
tung des unvergeßlichen Duc de Richelieu und auf feine Vorſtellung, ange⸗
legt. Das zu demſelben angewieſene Land erſtreckt ſich am ſuͤdlichen ſteilen
Abhange des Krimmiſchen Gebirges unter dem tatariſchen Dorfe Nikita, von dem
es den Namen trägt, laͤngs der Kuͤſte des ſchwarzen Meeres beinahe eine halbe
deutſche Meile lang und eine Werſt (500 Klafter) breit und erhebt ſich ziemlich
ſteil vom Meere, bis zu einer Hoͤhe von 7 — 800 Fuß. Kaum ein Viertel
dieſer großen Strecke iſt kulturfaͤhig, der Reſt beſteht in ſteilen Huͤgel⸗Felſen und
tiefen engen Kluͤften. Der Boden, wo er nicht mit Truͤmmern von Kalkſtein
neuerer Formation bedeckt iſt, beſteht meiſt aus thonigem Mergelſchiefer, der bei
gehoͤriger Feuchtigkeit von ausnehmender Fruchtbarkeit iſt. Hier, wie überall im
Suͤden, iſt Waſſer das Hauptbedingniß jeder Kultur; der Nikitaer Garten wird
von einer Quelle gewaͤſſert, die ein paar hundert Klafter neben demſelben ent
ſpringt, aber manchen Sommer iſt großer Manbel daran.
Das Klima der ſuͤdlichen Kuͤſte der Krimm iſt durch den Schutz der
4 — 5000 Fuß hohen Gebirge und durch die Nahe des Meeres milder, als
man es von der oͤſtlichen Laͤnge erwarten ſollte. Es gleicht ſehr dem von
Montpellier und Marfeille, nur iſt der Sommer wegen der Nähe des Gebir—
ges weniger heiß und der Winter etwas laͤnger dauernd.
104
In Niklta iſt es wegen der bedeutenden Höhe Fühler, als in den nahen
Thaͤlern von Jalta und Gurſuf, wo die Fruͤchte faſt vierzehn Tage fruͤher reifen.
Der Winter tritt gewoͤhnlich erſt im Januar ein, bringt faſt alljaͤhlich 4
bis 5 Grad Froſt, und bisweilen, doch ſelten und kaum einige Stunden anhal—
tend, 10 — 12 Grad. Die Hitze ſteigt im Sommer oftmals bis 27 und 28
Grad, wird aber bedeutend gemaͤßigt durch den von 10 Uhr Vormittags bis
5 Uhr Abends regelmäßig alle Tage wehenden Seewind. Nachts weht gewoͤhn—
lich ein ſanfter Wind vom Gebirge herab. Der Winter bringt meiſt hinlaͤng—
lichen Regen, einigemal, aber nur auf wenige Stunden, hoͤchſtens auf ein paar
Tage, Schnee, im Sommer dauert die Duͤrre manches Jahr drei bis vier Mo—
nate. Gewitter und Hagel find ſelten, Stürme haͤufiger, gewöhnlich aus Oſten,
aber die heftigſten aus Weſten. 1816 riß ein ſolcher Sturm, der beinahe 12
Stunden dauerte, mehrere Hunderte von Baͤumen aus, darunter große alte Eichen.
Die natürliche Vegetation iſt ziemlich mannigfaltig, doch iſt wegen der
Duͤrre die Zahl der wilden Gewaͤchſe geringer, als zu erwarten waͤre. In den
Steinen und dem groben Sande am Meeresufer, die eine Breite nur von 10
12 Faden einnehmen, wachſen Momordica Elaterium, Eryngium mariti-
mum, Cakile maritima, Salsola Tragus, Glaucium flavum, ſelten Crith-
mum marilimum.
Auf den duͤrren Huͤgeln, die den Stand begraͤnzen, iſt Euphorbia rigida
häufig und bedeckt mitunter ganze Strecken, etwas hoͤher find die gewoͤhnlichſten
Pflanzen: Poterium Sanguisorba, Dorycnium herbaceum, Melilotus
taurica, Convolvulus Cantabrica, Thymus Nepeta, Teucrium Cha-
maedrys und Polium, Carex panicea, Bromus inermis, Erythraea Cen-
taurium, und im Fruͤhjahr mehrere kleine annuelle Trifolia, Bromi, Fe-
stuca Myurus, Draba verna, Lithospermum arvense ele. Auf ſehr
zerriſſenen Thonhuͤgeln waͤchſt Capparis herbacea, die weiter in Weſten an
der Kuͤſte faſt nicht mehr vorkommt, aber in Oſten häufig iſt. Die niedrigſten
Sträucher auf duͤrren Stellen find: Helianthemum Fumana, vulgare, Ci-
stus erelieus, Rosa ferox und einige andere, dann Rhus Coriaria, Paliu-
rus aculeatus, Mespilus Pyracantha, Colulea arborescens, Coronilla
Emerus; Höhere Bäume, aber auch auf trockenem Boden, find: Carpinus
orien-
105
orientalis, Cornus mascula, Pyrus Malus, Pistacia Terebinthus, Quer-
cus pubescens. Zwiſchen Steinen iſt Jasminum fruticans haͤufig. Auf
beſſerem Boden wachſen: Acer campestre, Ulmus campestris, Celtis
Tournefortii, Cornus sanguinea, Ligustrum vulgare, Rosa floribunda,
15 — 20 Fuß hoch an Bäume ſich lehnend, praͤchtige hohe Fraxinus oxy-
phylla (die ich auch in der Provence geſehen habe) mit wildem oder verwil—
dertem Weine bis in den Gipfel bedeckt. Die kleinen Baͤche ſind von hohen
Haſelnuß⸗Straͤuchern begleitet. Einzeln in hoͤheren Kluͤften waͤchſt Pinus taurica
(P. Laricio Fl. t. c. III.).
Das aͤrgſte Unkraut in den Schulen iſt Digitaria vulgaris, dann Triti-
cum repens, Convolvulus arvensis, Serratula ciliata; annuelle im Fruͤh⸗
jahr: Veronica agrestis und arvensis, Lamium purpureum, Laelia co-
chlearioides.
Auf Grasplaͤtzen machen Poa pratensis und trivialis, Festuca elatior,
Agrotis alba die Hauptmaſſe aus, doch find ſehr viele Leguminosen und Syn-
genesisten mit eingemengt, deren Quantität verhaͤltnißmaͤßig zunimmt, je dürrer
der Boden iſt.
Urſpruͤnglich war die Anlage in Nikita beſtimmt, um ſuͤdliche Gewaͤchſe zu
acclimatifiren und ſchon vorhandene in größerer Menge zu ziehen. Aber wegen
der Beſchraͤnktheit des waͤrmeren Landſtrichs, der einer ſolchen Kultur faͤhig iſt,
und der geringen Bevoͤlkerung deſſelben, wurde bald der Plan auf Baumſchulen
aller Art ausgedehnt, beſonders von beſſeren Obſtſorten, die nunmehr von Nikita
aus uͤber das ganze ſuͤdliche Rußland verbreitet werden. Die guten Obſtſorten
find faſt ſaͤmmtlich aus dem Auslande verſchrieben worden; im Lande haben ſich
nur ſehr wenige vorgefunden, die der Vermehrung werth waͤren. Von hieſigen
Birnen find die beſſeren: Mysk-armud, eine angenehme wohlriechende Fruͤh⸗
birne von gefaͤlliger Form; Galintschak-armud, eine ſuͤße Fruͤhbirne; Bor-
durgau (ganz der Bonchretien d’ete ahnlich), die ſich bis Ende September haͤlt
und vorzuͤglich zum Doͤrren gebraucht wird; Schahinghirej-armud, im Septem⸗
ber reif; Kutu-armud, eine Herbſt-Bergamotte; und Aschrapai, ein Winter⸗Rouſ⸗
felet von ſchoͤner Form und Farbe, der bis Neujahr dauert. Alles übrige iſt mehr
oder weniger ſchlecht. Unter den Aepfeln find Tscheleby (Herren- Apfel)
Verhandlungen 5. Band. 17
106
und Sinap die einzigen guten; jener ein ſchoͤn roth⸗glaͤnzender Spitzapfel, vom
Oktober bis zum Februar und noch laͤnger eßbar, ſaftig und von angenehmem
Geſchmack; dieſer von Geſtalt und Farbe der ſchoͤnſte Apfel, den man ſich denken
kann, und zwei Jahre ſich haltend, wie ich ſelbſt den Verſuch gemacht habe, aber
nicht vor dem Maͤrz genießbar und von Geſchmack nicht vorzuͤglich. Quitten
hat man ziemlich große, auch zwei Gattungen Sorbus domestica mit runden
und mit birnenfoͤrmigen Fruͤchten. Pflaumen ſind ebenfalls nur zwei beſſere
Sorten: Al-irek oder Prune rouge de Chypre, ſehr groß und ergiebig, und
Isjum-irek, eine kleine, gegen den Stiel ſtark verjüngte ſchwarze Pflaume mit
ſehr kleinem Stein, uͤberaus ſuͤß und vortrefflich zum Doͤrren. Der Aprieoſen
giebt es uͤberhaupt wenig und nur eine gute: Kajsi, vielleicht die Abricot de
Nancy, fruͤh, gut von Geſchmack und bis + Pf. ſchwer. Kirſchen und Pfir—
ſichen find keine einheimiſch, die auch nur mittelmäßig zu nennen wären; ſaure
Kirſchen vollends nur von der ſchlechteſten Art. Die Weinſorten findet man
in Pallas Reiſe ziemlich vollſtaͤndig aufgezählt; es iſt keine darunter, die mit den
beſſeren auslaͤndiſchen verglichen werden koͤnnte, welche daher jetzt auch in den
neuen Anlagen einzig gepflanzt werden. Beeren-Obſt hat man in der Krimm
kein's gekannt außer Morus nigra. Diospyros Lotus findet man einzeln in
den Gaͤrten. Wallnuͤſſe ſind einige ſehr gute, unter andern Kargaburun
(Rabenſchnabel), die bei gelindem Druck ſich ſelbſt in zwei Hälften öffnet. Ha—
ſelnuͤſſe find drei ſehr vorzuͤgliche: Bademfunduk (Lambertsnuß), platt ge
drückt, vom Kern ganz ausgefüllt; Trebisondfunduk, groß, rund, Kern klei⸗
ner wie die Schale, und oft innen mit einer Hoͤhlung; Keresengfunduk, rund,
ſpitz, ſehr duͤnnſchalig, leicht mit den Fingern zu zerdruͤcken. Pistacien, Pinien,
Jujuben, die man hier wohl erwartet haͤtte, find früher keine geweſen, obzwar
fie vortrefflich gedeihen und in Nikita die Pinien ſchon Früchte tragen. Ka ſta⸗
nien waren nur zwei Baͤume im Thale von Jalta; jetzt ſind viele an mancherlei
Orten angepflanzt, aber nirgends iſt ſie von erfreulichem Wuchs, es ſcheint ihr
die Luft zu trocken zu fein. Granaten find Häufig genug, aber meiſt ſchlechte,
kleine Sorten; auch von Feigen nichts Vorzuͤgliches, und zum Doͤrrenwerden
ſie nicht ſuͤß genug.
Jetzt find in Nikita die beſſeren europaͤiſchen Obſtſorten faſt ſaͤmmtlich eins
107
gefuͤhrt, und viele von ihnen tragen ſchon Früchte. Am ſchnellſten von allen Baͤu—
men traͤgt, wie bekannt, die Pfirſiche; ich habe im dritten Jahre aus dem Kern
Fruͤchte gehabt. Seit vielen Jahren aber hat der weiße Pilz (le blanc) die
Pfirſichbaͤume befallen, in allen Lagen, in jedem Boden, von jedem Alter, oft kaum
einige Zoll lang aus dem Kern gewachſen. Dieſelben kranken Baͤume in andere
Gärten verſetzt, verlieren oftmals die Krankheit. Faſt eben fo ſchnell wie dieſer
(obzwar in manchen Buͤchern das Gegentheil behauptet wird) aber ungleich laͤn⸗
ger waͤchſt der Aprikoſenbaum, und nach meiner Erfahrung iſt kein Baum, der
in ſo kurzer Zeit mehr Maſſe an Holz und Laub lieferte, außer Pappeln und
Welden, die aber feuchten Boden verlangen. Auch von Aepfeln und beſonders
Birnen find jetzt ſchon aus dem Kern große Bäume vorhanden. Sehr ſchnell
waͤchſt auch die Cypreſſe; es ſind 35 Fuß hohe Baͤume, gruͤn bis zur Erde, aus
dem Samen vor 14 Jahren gezogen. Der Lorbeer ſteht dieſer an Höhe bedeu—
tend nach. Am langſamſten erhebt ſich der ſchwarze Maulbeerbaum, unſere Baͤu—
me aus dem Samen ſind kaum 3 — 4 Fuß hoch; aus Stecklingen und auf
Morus alba veredelt, waͤchſt er ſchneller. Die Korkeiche, freilich in rajoltem
Boden, vor 5 Jahren geſaͤet, iſt ſchon bei 10 Fuß hoch. Sie ſcheint nur Bas
rietaͤt von Quercus Ilex zu ſein, ſo wie Ulmus suberosa von L. campestris,
und ſo wie auch Acer campestre mit korkiger Rinde vorkommt. Aus Portu—
gieſiſchen Eicheln von Q. Suber find ſehr viele Bäume mit ganz glatter Rinde,
wahre E. Ilex, erwachſen. Ich habe 1824, alſo 12 Jahre nach Anlegung des
Gartens, einige Baͤume gemeſſen, die aus Samen oder kleinen Stecklingen gezogen
find. Es hatte die Italieniſche Pappel 53“ Hoͤhe, 7“ Durchmeſſer des Stam—
mes einen Fuß von der Erde, 14 Umfang der Krone. Apricoſen 20“ H.,
8“ D., 60“ Kr. Ailanthus glandulosa 26” H., 10“ D., 56, Kr. Ap⸗
felbaum 20“ H., 4, D., 33 Kr. Birne 19“ H., 5“ D., 36, Kr. Kirſche
22“ H., 5“ D., eine andere 19“ H., 7“ D. Arbutus Andrachne 10“.
3“ D., 14“ Kr. Reine Claude 15, H., 5" D., 36° Krone. Cypreſſe
27“ H., 5“ D., 8“ Kr. Suͤßkirſche 17 H., 5“ D., 35 Kr. Mandel 24
H., 72“ D., 35“ Kr. Sorbus domestica 20“ H., 4“ D., 60° Kr.
Wallnuß 24“ H., 35“ D., 49, Kr. Feige 11“ H., 3“ D. Platane 24H.
58“ D., 28“ Kr., nur 9 Jahr alt. Elaeagnus 17“. 7“ D., 28, Kr. Pi-
1708
108
nus maritima 16“ H., 6“ D., 39 Kr. Morus alba persica 14“ H.
3“ D., 21“ Kr., im ſechsten Jahre. Broussonetia 9“ H., 33“ D., 24“ Kr.
Laburnum 15 H., 33“ D., 21“ Kr. Kaſtanie 9“ H., 22“ D., 17 Kr.
Catalpa 10° H., 2“ D. Cereis Siliquastrum 13“ H., 43“ D., 28 Kr,
Ulmus campestris 19“ H., 63“ D., 33“ Kr., im neunten Jahre. Del
baum 10“ H., 23“ D., 14 Kr. Diospyros Lotus 20° H., 4“ D., 35˙
Kr. Hippophae rhamnoides 14“ H., 33“ D., 28“ Kr. Pinie 13“ H.,
8“ D. 27“ Kr. Granate 13° H. Acer tataricum 17° H., 4“ D.
Lorbeer 20“ H., 3“ D., ein anderer 17“ H., 33“ D. Sophora japo-
nica 11“ H., 32“ D., im neunten Jahr. Koelreuteria 8“ H., 3“ D.
Acer Negundo 14“ H., 4“ D. Acacia Julibrissin 12“ H., 5“ D.
Der Orangenbaum haͤlt an der ganzen Kuͤſte ohne Bedeckung nicht aus.
Eine Menge ausgepflanzter Baͤume ſtarben alljährlich mit der Wurzel ab und
trieben das naͤchſte Jahre wieder; doch vertrockneten immer mehrere gaͤnzlich, bis
der harte Winter von 1825 — 1826 faſt alle toͤdtete. Den Winter ſtarb auch
eine 12jaͤhrige Dattelpalme, die ſonſt weniger zaͤrtlich als der Orangenbaum iſt.
Chamaerops humilis hält fehr gut aus, auch Agave americana, nur
leidet dieſe in harten Wintern. Mit dem Theeſtrauch find viele vergebliche Ver—
ſuche gemacht worden, dagegen Pelargonium alchemilloides, inodorum
und andere aͤhnliche durch gewoͤhnliche Winter gut kommen, ſogar P. Radula,
capitatum und andere, manche Winter ohne Bedeckung uͤberleben. Von
Myrsine africana hat eine ſehr niedliche kleine Einfaſſung ein paar Winter
gedauert, fror aber nachher aus. Jetzt iſt ſie durch Hypericum balea-
ri cum erſetzt. Ficus stipulacea hält beſonders in geſchuͤtzten Lagen aus,
leidet aber an den Spitzen und kann nicht ſtatt Epheu gebraucht werden. Sola-
num Pseudocapsicum erfriert nicht, S. auriculatum aber ſtirbt
alle Jahr bis zur Wurzel ab, treibt jedoch wieder; ſo hat auch Aloysia citrio-
dora vegetirt, iſt aber 1825 gänzlich erfroren. Mit Heliotropium peruvia-
num iſt es nie gelungen, es durch den Winter zu bringen. Viele Kap—
Zwiebeln, Agapanthus, Amaryllis vittata etc., kommen nur in
harten Wintern um. Manchmal haben ſogar Amomum Zerumbet und
Arum eseulentum ausgebalten, ohne alle Bedeckung, fo wie die uͤbrigen er⸗
109
wähnten Gewaͤchſe. Bei diefer Gelindigkeit des Winters iſt der Sommer doch
nicht anhaltend heiß genug, um Baumwolle, Reiß und Seſam zur gehoͤrigen Reife
zu bringen, die doch in Kislar und ſogar bisweilen in Aſtrachan reifen, wo
manchen Winter das Eis auf der Wolga über eine Elle dick wird.
Zum Schluß fuͤhre ich noch die, fuͤr kalte, rauhe Gegenden vielleicht inter⸗
eſſante, Erfahrung an, das von allen in Nikita kultivirten Aepfelſorten die Rei-
nette jaune hätive am ſpaͤteſten blüht und doch fruͤh genug die Fruͤchte reift.
rr e n AN OTETDWE Hs OD
XVIII.
Beobachtungen
über
Dflanzen:Badsthum,
in Bezug auf die verſchiedenen Tageszeiten;
vom
Director des botaniſchen Gartens zu Koͤnigsberg in Preußen, Herrn Profeſſor E. Meyer.
A
1150 durch eigene Beobachtung zu erfahren, wie die verſchiedenen Tageszeiten
das Wachsthum der Pflanzen mehr oder weniger beguͤnſtigen, ließ ich den Bluͤ—
thenſchaft einer Amaryllis Belladonna, der ſich bekanntlich außerordentlich raſch
verlängert, dreimal täglich, Morgens 6 Uhr, Mittags 12 Uhr und Abends 6 Uhr,
meſſen, und zugleich den Thermometerſtand in dem Gewaͤchshauſe, worin die
Pflanze ſtand, beobachten. Folgende Tabelle liefert das Reſultat der Beobachtung.
Die Meſſungen wurden den Zten Septbr. Abends 6 Uhr begonnen. Von die—
ſem Zeitpunkt an betrug die Verlaͤngerung des Bluͤthenſchaftes:
Summa
Ther⸗ | Ther⸗ Ther- des Wachs⸗
[Morgens mome-] Mittags mome— Abends mome- ſthums bis] Bemerkungen.
7 6 Uhr. ter nach 12 uhr. ſter aut 6 Uhr. e Abends
N. R. R. 6 Uhr
d. Aten 1“ 3“ I 149/—““ 107 + 19 171077
177
— 10 15
111
Es ergiebt ſich hieraus, daß die Pflanze von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr
Abends, alſo bei erhoͤhter Einwirkung von Licht und Waͤrme, faſt noch einmal
ſo raſch wuchs, als von Abends 6 Uhr bis Morgens 6 Uhr. Der Einfluß der
Wärme auf das ſchnellere Wachsthum am Tage ſcheint ſich daraus zu ergeben,
daß die Zunahme bei geringerer Waͤrme geringer war, bei wiederum vermehrter
Waͤrme betraͤchtlicher, obgleich gegen die Bluͤthezeit der Wachsthum uͤberhaupt im
Abnehmen begriffen war. Welcher Antheil aber der Einwirkung des Lichts ge—
buͤhre, ließ ſich nicht ausmitteln, weil eine Entziehung deſſelben nicht nur die Waͤr⸗
me vermindert, ſondern auch der Geſundheit der Pflanze geſchadet und mithin
den ganzen Verſuch unſicher gemacht haben wuͤrde.
Wie gering auch der Werth dieſes Verſuchs ſein mag, ſo koͤnnte doch die
Bekanntmachung deſſelben vielleicht wenigſtens den Nutzen haben, Blumiſten zu
ähnlichen Verſuchen in weiterem Umfang zu veranlaffen. Denn um ein genuͤ⸗
gendes Reſultat zu gewinnen, ſcheint es mir nothwendig, eine Menge Individuen
derſelben Pflanzenart unter gleichen Umſtaͤnden dem Verſuch zu unterwerfen,
wozu Blumiſten die haͤufigſte Gelegenheit haben. Wie ferner die Verſuche abzuaͤn—
dern waͤren, um den verſchiedenen Einfluß der vornehmſten von außen her ein—
wirkenden Momente, des directen und indireeten Sonnenlichtes, der Luftwaͤrme
und Bodenwaͤrme, ſo wie der Feuchtigkeit von Luft und Boden, genauer zu
beſtimmen, wird jeder einſichtsvolle Naturbeobachter ſich ſelbſt ſagen.
ee.
eme erererreerre erer err eeeebe h , bee ecru
XIX.
Ber fe ch,
Kartoffeln aus Samen zu erziehen,
von
Herrn J. L. Buͤſching in Egeln.
N den Verhandlungen des Vereins, in mehreren oͤkonomiſchen und Gartenſchrif—
ten, iſt es vielfach empfohlen, zur Veredlung unſerer Kartoffeln ſelbige aus Sa—
men zu erziehen, und wirklich kenne ich mehrere Gartenfreunde, die Verſuche
dieſer Art anſtellten, allein gewöhnlich ging die Sache zu langſam von Statten,
oder wurde nicht, bis daraus ein erſprießliches Reſultat hervorging, mit Ordnung
durchgeführt; ich erlaube mir daher, ein im Frühjahr vorigen Jahres angeſtell—
tes Verfahren, des ſehr guͤnſtigen Erfolges wegen, mitzutheilen.
Von einem Freunde empfing ich Samen von acht verſchiedenen Kartoffel—
ſorten. In der Mitte des Aprils ſaͤete ich denſelben in flache Furchen, pflegte
das Feldchen bei der anhaltenden Duͤrre durch ſorgſames Begießen, und erhielt
ſo, obgleich ein Theil des Samens ſchon 1818 geſammelt war, eine große Anzahl
Pflanzen. Von dieſen verſetzte ich in der erſten Hälfte des Monats Junius 500
Stuͤck in verſchiedene Theile meines Gartens, einen Fuß weit in 12 Fuß weite
Reihen, und ſuchte dieſe noch ſehr zarten Pflanzen durch oft wiederholtes Be—
gießen und fleißiges Anziehen des oberen feuchten Bodens empor zu bringen.
Dies gelang ſehr gut, und ſchon im Auguſt ſtanden viele Stauden in voller Bluͤ—
the und ſetzten Fruͤchte an. Bei anderen dagegen fing das Kraut ſchon fruͤh an.
ab⸗
113
abzufterben, ich ſchrieb dies einem Unfall zu; als ich aber gelegentlich mit einem
kleinen Spaten eine ſolche Pflanze heraushob, fand ich mehrere völlig ausgewach—
ſene Knollen von der Größe einer Wallnuß daran. Von dem Augenblick an nahm
ich jede Staude, wenn fie völlig trocken war, auf, und ſammelte die Kartoffeln
von jeder derſelben in ein eigenes Gefaͤß. Dies habe ich bis ſpaͤt im Herbſt
fortgeſetzt, doch immer nur ſolche Fruͤchte zu weiterer Fortpflanzung ausgewaͤhlt,
die ſich durch wohlgebildete Form, ohne tiefe Augen, feines, feſtes Mark und
reichlichen Ertrag auszeichneten, und fo vorläufig 130 Sorten herausgefunden.
Auffallend war es, was fuͤr ſonderbare Geſtalten und vielfache Abſtufungen
in der Farbe ſich unter dieſen neuen Kartoffeln fanden, auch daß mehrere der
ſpaͤtreifenden reichlich den Ertrag einer gutwachſenden Eßkartoffel, 2 bis 2 br. Metze,
geben. Auch fanden ſich unter den Pflanzen aus dem Samen einer ganz fruͤ—
ben Kartoffel, fruͤhe, mittelfruͤhe, ſpaͤte und ganz ſpaͤte Sorten.
Im kommenden Fruͤhjahr werde ich obige Auswahl wieder Sortenweis auss
pflanzen, in der Hoffnung, fie dann fo weit vermehren zu koͤnnen, daß ich Ders
ſuche uͤber deren Werth fuͤr die Kuͤche und zu ſonſtigem Gebrauch anſtellen kann.
Verhandlungen 5. Band. 18
. SEE TEDETEND SEO INIEI EI IEIIPLINICEIO LEID PLDECOISCEE II IETEDTIOHIED
XX.
Ae
aus der Verhandlung, aufgenommen in der 64ſten Sitzung des Vereins, am
13. April 1828.
I. Der Abgeordnete des Vereins bei dem Vorſteheramte der Gärtner-Lehrans
ſtalt, Herr Geheime Ober Finanzrath Ludolff, erſtattete der Geſellſchaft Bericht
uͤber die zeitherige Wirkſamkeit der Anſtalt, und uͤber die Lage, in der ſie ge—
genwaͤrtig ſich befindet.
Derſelbe entwickelte die Dringlichkeit der bei den Koͤnigl. Miniſterien des
Innern und der Geiſtlichen, Unterrichts und Medieinal-Angelegenheiten vor Jahr
und Tag bereits nachgeſuchten, aber noch nicht zugeſtandenen Zuſchuͤſſe aus Koͤnigl.
Fonds und behielt die weiteren Demarchen dieſerhalb ſich vor. Der weitere In—
halt des Vortrages wird im Druck dieſem Protocolle beigefuͤgt“), der Schluß—
Antrag des Herrn Deputirten aber.
um Bewilligung einer Gratification von 100 Thlr. aus den Mitteln des
Vereins fuͤr diejenigen Herren Lehrer der erſten Stufe der Anſtalt, welche
auf eine hoͤchſt uneigennuͤtzige Weiſe bisher zum Theil unentgeltlich zu dem
Unterrichte der Zoͤglinge beigetragen haben,
in der naͤchſten Verſammlung zum Beſchluſſe der Geſellſchaft geſtellt werden.
In Bezug auf die angeregte wuͤnſchenswerthe Veranderung in der Perſon
des (ad interim) die Aufſicht führenden Gaͤrtners ſprach Herr Referent noch
die Hoffnung aus, binnen Kurzem aus der Zahl unſerer achtbaren Mitglieder ein
in jeder Beziehung vollkommen qualifieittes Subject für die in den Statuten der
) S. No. XXI.
115
Anſtalt beſtimmte Stelle eines Inſtituts-Gaͤrtners engagiren zu Eönnen, und bes
hielt ſich vor, von den Reſultaten der diesfaͤllig angeknuͤpften Unterhandlungen
zu ſeiner Zeit der Geſellſchaft Mittheilung zu machen.
Von Seiten des ſtellvertretenden Direktors wurden folgende Gegenſtaͤnde
zum Vortrag gebracht:
II. Eine von dem Herrn Profeſſor Dr. Reum zu Tharand eingeſandte, zur
Aufnahme in unſere Druckſchriften beſtimmte Abhandlung“), enthaltend einige
Ergebniſſe über Zucht und Pflege der Holzpflanzen.
Auf die von dem Herrn Einſender bei dieſer Gelegenheit geſtellte Frage:
warum Ulmus effusa Willd. (Flatter⸗Ruͤſter) in den Verhandlungen
des Vereins nicht ruͤhmend erwaͤhnt worden?
bemerkte Herr Referent, daß dieſe beſonders in unſerer Gegend viel kultivirte
Baumart allerdings einer ruͤhmlichen Erwähnung werth ſei, und vor anderen Laub—
hoͤlzern zum Anbau in ſandigen Gegenden empfohlen zu werden verdiene, indem ſie,
wie der Herr Einſender anfuͤhrt, ſich ſehr leicht erziehen laſſe, ziemlich raſch wachſe,
einen guten Anblick gewaͤhre, und ein ſehr brauchbares Holz liefere, und in dieſen
Rückſichten vor Ulmus campeslris allerdings einen bedeutenden Vorzug habe,
daß dieſer Baum nicht erwaͤhnt ſei, ruͤhre daher, weil das nicht mehr auffalle,
was man täglich vor Augen habe.
Noch hat der Herr Einſender die Frage aufgeſtellt:
„ob es ſchon verſucht und erprobt ſei, daß einige Obſtſorten, niedrig ge—
„zogen, reichlicher blühen und Fruͤchte tragen, wenn man die Staͤmmchen
„jahrlich zwei- bis dreimal an den Spitzen beſchneidet?“
mit dem Anfuͤhren: er ſelbſt beſchneide ſeit mehreren Jahren einige niedrige Apfels
und Birnſtaͤmmchen, nicht nur wie gewoͤhnlich im Frühjahr, ſondern auch noch
ſpaͤter und habe ſelbſt im zweiten Safte jeden Zweig abgeſtutzt, ſobald die Are
bis ite Knospe entwickelt iſt, um dadurch den Laͤngenwuchs aufzuhalten. Die
Folge dieſes Verfahrens ſei geweſen, daß die Staͤmmchen nicht nur viel reich—
licher bluͤhten, ſondern auch mehr Fruͤchte ordentlich aus bildeten.
Wenn ein ſolches Verfahren ſchon anderweit ſich nüglich erwieſen, fo dürfte
eine nähere Mittheilung daruͤber gewiß vielen Obſtzuͤchtern angenehm fein.
S. No. XXII.
18 *
116
III. Der Hofgaͤrtner Herr C. A. Seidel in Dresden hat uns einige ges
ſchichtliche Notizen mitgetheilt, über die in dem dortigen herzoglichen Garten be—
findlichen großen Feigenbaͤume.
Nach der angefuͤhrten Tradition und mit Bezug auf Wecks Chronik der
Reſidenzſtadt Dresden laͤßt ſich vermuthen, daß dieſe zur Art der weißen Feigen
Ficus Carica fruelu albo) gehörenden Bäume durch Pilger, bei Gelegenheit
einer Wallfahrt zum heiligen Grabe, aus Palaͤſtina uͤberbracht, und jetzt etwa 350
Jahr alt ſind; indeſſen haben authentiſche Nachrichten, aller angewandten Muͤhe
des Herrn Einſenders ungeachtet, daruͤber nicht aufgefunden werden koͤnnen.
Die Baͤume tragen fortdauernd alle Sommer zweimal reife, ſehr wohlſchmek⸗
kende Fruͤchte in großer Fuͤlle, von der Groͤße eines ausgewachſenen Stettiner
Apfels, mit ganz glatter, weicher Schaale.
IV. Von dem Herrn Profeſſor Dr. Beſſer, unſerm Ehrenmitgliede, zu
Krzeminlec in Gallizien, iſt eine Abhandlung von dem dortigen botaniſchen Gaͤrt—
ner, Herrn Witzell eingegangen, über den vierblättrigen Sauerklee (Oxalis te-
traphylla) und deſſen Benutzung als angenehme Zier- und Gemuͤſepflanze.
Da, fo viel bekannt, die Pflanze als Gemuͤſe in Deutſchlaͤnd noch nicht ges
baut worden, fo wird der Aufſatz unſern Druckſchriften einverleibt werden *).
V. Der Herr Hofgaͤrtner Ludwig Schoch hat die Fortſetzung der bereits
in der Verhandlung vom 6. Januar d. J. erwaͤhnten geſchichtlichen Nachrichten
über den herzoglichen Garten in Woͤrlitz eingeſendet, wovon das dahin geeignete
durch den Druck mitgetheilt werden wird **).
Herr Referent bemerkte hierzu, daß dieſer Garten nebſt demjenigen des ver⸗
ſtorbenen Baron von Muͤnchhauſen zu Schwoͤbber und demjenigen des Herrn
Grafen von Veltheim zu Harbfe zu den älteften gehöre, in welchen die Nords
amerikaniſchen Gehoͤlze in großer Anzahl gebaut werden.
VI. Von demſelben Virfaſſer find noch zwei Aufſaͤtze über einige Nordame⸗
rikaniſche Laub- und Nadelholzbaͤume eingeſandt, deren Aufnahme im Auszuge
in die Verhandlungen vorbehalten bleibt“).
e) S. No. XXIII.
8 S. XXIV.
%% S. XXV.
117
VII. Her Profeſſor Voͤlker, unſer korreſpondirendes Mitglied, hat, unter
Mittheilung einer zur Aufnahme in die Verhandlungen beſtimmten *) ausfuͤhrlichen
Nachricht uͤber den mit dem Namen des Dreienbrunnens oder Dreien—
borns belegten Bezirk von Gaͤrten bei Erfurt, den beſonderen Abdruck der Ein—
leitung zu der i. J. 1819 von ihm veranſtalteten Ausgabe von Reichardts Land—
und Gartenſchaß, unter dem Titel „Erfurts Feld- und Gartenbau“ eingeſendet.
Dieſelbe enthält viel Intereſſantes, ſowohl über Gartenbau, als über andere Ges
genftände, unter andern auch die angeſtellten Witterungsbeobachtungen, nach denen
die mittlere Temperatur von Erfurt ſich auf 7,285 Gr. Reaum. ergiebt. Der
Verfaſſer fuͤhrt naͤmlich Witterungs-Beobachtungen von 1781 — 1784 an, nach
welchen die mittlere Temperatur 7,44 iſt, alſo hoͤher als diejenige, welche aus pas
teren Beobachtungen von 1815 — 1827 folgt, denn dieſe geben nur 7,13. Es
muß hiebei aber bemerkt werden, daß in den Jahren 1783 die Hitze ungewoͤhn⸗
lich ſtark und anhaltend war, daher man aus beiden Angaben das Mittel neh⸗
men muß, folglich 7,285.
Herr Referent machte bei dieſer Gelegenheit darauf aufmerkſam, wie aͤußerſt
weſemlich und dringend noͤthig die Beruͤckſichtigung der mittleren Sommer; und
Winter⸗Temperatur zur Beurtheilung des Anbaues exotiſcher Gewaͤchſe ſei.
VIII. Loudon's Gaͤrtner⸗Magazin (No. XII. March 1828. London) ent;
hält einige Auszüge aus der Iften und 2ten Lieferung unſerer Verhandlungen
mit beigefuͤgten Bemerkungen, namentlich:
1. über die in der 2ten Lieferung S. 223 f. befindliche, vom Herrn Geheimen
Rath Ludolff verfaßte Beſchreibung eines horizontalen Fruchtſpaliers im
Garten des Herrn Wagner zu Treptow für Pfirſich- und Aprikoſenbaͤume.
Der Engliſche Verfaſſer iſt der Meinung, daß jenes Spalier waͤhrend der
Bluͤthezeit der Baͤume und während der Fruchtreife, in jeder Nacht bedeckt wers
den muͤſſe; der eben anweſende Herr ꝛc. Ludolff entgegnete jedoch, daß dies bei
dem von ihm beſchriebenen Spaliere nicht der Fall ſei, wiewohl daſſelbe vertieft
in einer Art von Graben angelegt, und alſo im Schutze ſich befinde.
Noch machte Herr Referent aufmerkſam:
2. auf die in dem gedachten Hefte des Gaͤrtner⸗Magazins beſchriebene erfolg⸗
) S. No, XXVI.
118
reiche Methode des Herrn Atkinſon, Treibhaͤuſer mit warmem Waſſer zu
heizen,
und empfahl die weitern Verſuche damit *).
IX. Herr Link machte ferner der Geſellſchaft Mittheilung von den verdienſt⸗
lichen Bemuͤhungen des Herrn Oberfoͤrſters Eyber zu Thal bei Quedlinburg, um
die Bepflanzung der Gemeinde-Anger mit Obſtbaͤumen, wobei er von den Kreis
beamten und Ortsvorſtehern auf lobenswerthe Weiſe unterſtuͤtzt worden iſt. Die
eigenen Baumſchulen des Herrn Eyber, aus denen er jene Pflanzungen bewirkt,
belaufen ſich ſchon jetzt auf 18000 Staͤmmchen und werden noch weiter ausgedehnt.
X. Herr Garten-Direktor Otto machte der Geſellſchaft Anzeige von der
ſchon vor einiger Zeit eingegangenen und bis dahin dem betheiligten Ausſchuſſe
vorgelegenen Beſchreibung des Herrn Garten- Meiſters Mertens zu Herrenhauſen
bei Hannover, über die Kultur-Methode der dortigen großen Orangerie, wovon,
mit Benutzung desjenigen, was von Seiten des Ausſchuſſes daruͤber geaͤußert
iſt, für die Verhandlungen Gebrauch gemacht werden wird **).
XI. Ferner erinnerte Herr Otlo an die in einer früheren Verſammlung bes
reits erwähnte gedraͤngte Ueberſicht der Vegetations-Theorie von dem Praͤſidenten
der Londoner Gartenbau-Geſellſchaft, Herrn Knight, mit Anwendung derſelben
auf die Zucht der Melonen.
Nach dem Wunſche des Ausſchuſſes wird dieſer ſchaͤtzbare Aufſatz in un—
fern Verhandlungen aufgenommen werden?“).
XII. In Bezug auf die in der Iren Lieferung unſerer Verhandlungen S.
348 von dem Herrn Hofgaͤrtner Seitz in Muͤnchen erwähnte, und Taf. II.
abgebildete Saug- und Hebe⸗Pumpe zur Anwendung bei dem daſelbſt beſchriebenen
Gewaͤchshauſe fuͤr Waſſerpflanzen, iſt von dem Gutsbeſitzer Herrn Dr. Cranz zu
Bruſenfelde eine von ihm herausgegebene kleine Druckſchrift der Bibliothek des
Vereins uͤbergeben worden, nach welcher im Jahre 1801 ein Landmann zu Sud—
dersdorf bei Windsbach im Anſpachſchen, Namens Saubert, eine aͤhnliche, ſehr
) S. auch das Protokoll v. 4. Mai ad VII.
„% S. No. XXVII.
) S. No. XXVIII.
119
wohlfeile und überall leicht anwendbare, vom Winde bewegte Maſchine zur Ber
waͤſſerung hochliegender Wieſen und zur Entwaͤſſerung niedriger ſumpfiger Grund»
ſtuͤcke erfunden hat. Dieſelbe iſt von Seiten der hieſigen Ober-Bau-Behoͤrde
damals als aͤußerſt zweckmaͤßig erkannt, und dem Erfinder eine angemeſſene
Praͤmie ertheilt worden. .
Nachrichtlich wird bemerkt, daß dieſe vom Hrn. Dr. Cranz verfaßte Bes
ſchreibung beſonders abgedruckt iſt aus dem von Baumgartner in Leipzig her—
ausgegebenen Magazin aller neuen Erfindungen, 1803.
XIII. Eingegangen iſt noch von dem botaniſchen Gaͤrtner, Herrn Ohlendorff,
unſerm Ehren⸗Mitgliede in Hamburg, der Entwurf einer Normal-Obſt-Plantage
nebſt Zeichnungen, die dem betheiligten Ausſchuſſe vorgelegt worden.
XIV. Eine als Ehrengabe zur Verlooſung gekommene bluͤhende Paeonia
Moutan 6. Banksii ward dem Herrn Kriegsrath Hannsmann zu Theil.
XV. Von den zum Schmuck des Verſammlungs-Lokals aufgeſtellten bluͤ—
henden Gewaͤchſen des Koͤnigl. botaniſchen Gartens waren bemerkenswerth:
Mehrere Neuhollaͤndiſche Acacien, ein großes Exemplar von der Paeonia
Moutan mit 27 Blumen, ferner ein großes Exemplar von Polygala speciosa,
oppositifolia und borboniaefolia, u. m. a. Neuhollaͤndiſche und Capiſche
Pflanzen.
Fre
XXI.
e e e
des Abgeordneten des Vereins zum Vorſteher-Amte der Gaͤrtner-Lehr-Anſtalt,
Herrn Geheimen Ober-Finanz⸗Raths Ludolff, in der Verſammlung am 13. April
1828.
An 1. Maͤrz war abermals Ein Jahr verfloſſen, in welchem die von unſerm
Vereine unterſtuͤtzte Gaͤrtner-Lehranſtalt wirkſam geweſen war.
Bei den am 22ſten Februar hier und am 1. Maͤrz zu Potsdam ſtattge—
fundenen Schul-Pruͤfungen habe ich die Freude gehabt, mich von der planmaͤ—
ßigen Wirkſamkeit des Inſtituts im Allgemeinen zu überzeugen. Es gilt für
dieſe Anſtalt ganz beſonders der Ausſpruch:
daß man für das Leben, nicht für die Schule lernen müffe!
Von dieſer fuͤr Lehrer und Lernende gleich wichtigen Wahrheit geleitet, haben die
Herren Direktoren ihre Aufmerkſamkeit nicht nur auf dasjenige gerichtet, was
unmittelbar zur naͤchſten Beſtimmung ihrer Zoͤglinge gehoͤrt, ſondern auch gleich—
zeitig für die geiſtige Entwickelung, durch den angeordneten Unterricht in der
Naturkunde und den damit verwandten Wiſſenſchaften Sorge getragen.
Mit Fleiß und Geduld haben die Herren Lehrer ſich angelegen ſein laſſen,
die Liebe der Zoͤglinge zu dieſen Wiſſenſchaften zu erwecken und in der Natur
ſelbſt den engen Kreis der Erfahrungen ihrer Zoͤglinge von dem Mittelpunkte
aus nach allen Seiten zu erweitern.
Es iſt nicht daran zu zweifeln, daß dlejenigen, welche auf den verſchiedenen
Bildungs⸗Stufen der Lehranſtalt die Gartenkunſt ſo wiſſenſchaftlich erlernt haben,
und jetzt mit dem Zeugniß der Zufriedenheit ihrer Lehrer entlaſſen worden, mit
Zu⸗
121
Zuverſicht in die Welt, der ſie nuͤtzen follen, werden treten koͤnnen, um in der⸗
ſelben ihre weitere Ausbildung zu ſuchen.
Von der Anſtalt ſind jetzt als ausgelernt entlaſſen worden:
a. Sechs Garten⸗Kuͤnſtler und zwar:
Drei mit dem Zeugniß No. 1.
Zwei mit dem Zeugniß No. 2.
Einer mit dem Zeugniß No. 3.
Unter dieſen zeichnet ſich der nunmehrige Gartenkuͤnſtler Legeler ganz befons
ders aus.
b. Acht Kunſtgaͤrtner und zwar:
Drei mit dem Zeugniß No. 1.
Drei mit dem Zeugniß No. 2.
Zwei mit dem Zeugniß No. 3.
Von dieſen vierzehn ausgebildeten Individuen waren fuͤnf, welche ſich der
ihnen erzeigten Wohlthat der unentgeldlichen Erziehung und Ernaͤhrung wuͤrdig
bewieſen haben. Von den acht Kunſtgaͤrtnern ſind vier auserwaͤhlt worden,
welche als Gehuͤlfen in dem Koͤnigl. botaniſchen Garten und in den Königl.
Gaͤrten zu Potsdam auf ein Jahr ihre erworbenen Kenntniſſe und Geſchick—
lichkeiten in Ausübung bringen follen.
In dem Inſtitute find überhaupt für das Jahr vom 1. März 1828 bis
dahin 1829
a. an alten Zoͤglingens . . 23 und
b. an neuen Zoͤglinges 8
überhaupt alſo bis jette... .. 31 Zoͤglinge zu Gaͤrtnern gebils
det worden, worunter 13 weder Verpflegungs- noch Lehrkoſten zu tragen haben.
Von dieſen 31 Zoͤglingen befinden ſich gegenwärtig:
a. auf der vierten Lehrſtufe zur Ausbildung als Garten Kuͤnſtler ein Indi—
viduum,
b. auf der dritten Lehrſtufe die am 1. März e. von der zweiten Stufe das
hin übergetretenen 11 Zöglinge.
e. auf der zweiten Stufe die von der erſten Stufe dahin uͤbergehenden 11
Zoͤglinge, \
Verhandlungen 5. Band. 19
122
d. auf der erſten Stufe bleiben noch vom vorigen Jahre zwei nicht völlig
reif gewordene Zoͤglinge und dieſen ſchließen ſich 8 Novizen an, welche in
Folge der am 22. Februar ſtattgefundenen Prüfung fähig befunden find,
die erſte Lehrſtufe zu betreten.
Die bei den beiden Pruͤfungen vorgelegten ſchriftlichen Ausarbeitungen uͤber
alle Zweige der Gartenkunſt, fo wie die Hands und Plan-Zeichnungen waren
zum Theil vorzuͤglich, zum Theil befriedigend, nach dem Maaße des Fleißes und
der Geſchicklichkeit.
Auf den dargelegten Tableaux über die Fuͤhrung, den Fleiß und die Sitten
der Zoͤglinge find, ſoviel die Bildungs⸗Stufe zu Potsdam betrifft, nur wenige
Ruͤgen, dagegen mehr auf dem Tableau der Sitten der Zoͤglinge der erſten Stufe
zu finden, und es hat einer von ihnen wegen leichtſinniger und ausſchweifender
Lebensweiſe aus der Anſtalt entfernt werden muͤſſen. — Sehr zu wuͤnſchen iſt
es, daß in der Perſon des die Aufſicht führenden Gaͤrtners bei dieſer Stufe bald
eine Veraͤnderung eintreten moͤge. Der Vorſtand iſt deshalb ſchon lange unab—
laͤſſig bemuͤht geweſen, und es wird ihm hoffentlich im Laufe dieſes Jahres gelin—
gen, ſobald nur die Geldmittel ausreichend vorhanden ſein werden, einen fuͤr ſeinen
Standpunkt als Lehrer, Aufſeher und Fuͤhrer der Zoͤglinge völlig geeigneten Gaͤrt—
ner ſo zu ſtellen, daß er ſich durch das jaͤhrliche Einkommen belohnt findet.
Bei den Unterrichtsplaͤnen auf ſaͤmmtlichen Lehrſtufen, welche im Weſentli—
chen denen des vorigen Jahres gleich geblieben ſind, bleibt nur zu wuͤnſchen, daß
die Uebungen in der gemeinen Rechnenkunſt nicht hintenangeſetzt werden moͤgen,
da es ſich abermals bei diesjaͤhriger Pruͤfung derer, welche ſich zur Aufnahme in
das Inſtitut gemeldet hatten, leider fand, daß nur wenige einige Fertigkeit in der
gemeinen Rechnenkunſt beſitzen. Auch zeigten ſich bei dieſer Pruͤfung die voraus—
geſetzten Schulkenntniſſe nur im geringen Maaße und es haben vier Juͤnglinge
wegen unzulaͤnglicher Faͤhigkeiten zuruͤckgewieſen werden muͤſſen.
Es wird noͤthig fein, daß in der Bekanntmachung zur naͤchſten Schulprüs
fung der Eintrittsluſtigen die in den 6. 7 und 16 des Einrichtungs- und Betriebs;
Planes aufgeſtellten Erforderniſſe dem Publikum in Erinnerung gebracht werden.
Zum Schluſſe meines Vortrages muß ich der verehrlichen Geſellſchaft ins
Gedaͤchtniß zuruͤckrufen, daß die Statuten dem Vereine die Verbindlichkeiten auf—
123
erlegen, die Gaͤrtner⸗Lehranſtalt in ihrer planmaͤßigen Verwaltung zu conttoliren,
ſich mit den Mitteln zur Verbeſſerung der Lehrplaͤne zu beſchaͤftigen, auf die Er⸗
munterung der Lehrer und Schuͤler zu wirken und der Anſtalt uͤberhaupt bei ih⸗
ren Geldbeduͤrfniſſen zu Huͤlfe zu kommen. Dieſe Beſtimmungen moͤgen es
rechtfertigen, wenn ich, als Abgeordneter der hochgeehrten Geſellſchaft bei dem
Vorſtande der Lehranſtalt, auf einige Maͤngel derſelben aufmerkſam gemacht
babe und ſchließlich nur noch vorſchlage und wuͤnſche, daß etwa 100 Thlr. zu
Remunerationen für diejenigen Herren Lehrer, welche ſich auf eine fo uneigen⸗
nuͤtzige Weiſe zu dem unentgeldlichen Unterricht der Zoͤglinge der erſten Lehr,
ftufe bereitwillig finden laſſen, aus unſerem Treſor bewilligt werden mögen.
19*
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XXII.
Einige Ergebniffe
über
Zucht und Pflege der Holzpflanzen,
vom
Profeſſor Dr. Reum.
1.
Ueber die beſte Pflanzzeit der Baͤume.
Aus dem bloßen Gerathen einer Pflanzung folgt noch nicht, daß ſie auch gehoͤ—
rig und zur rechten Zeit gemacht ſei. Denn Holzpflanzen gerathen bekanntlich, bei
ſorgfaͤltigem Ausheben und Einſetzen, im Fruͤhjahr wie im Herbſte; aber wenn
eine verſetzte Holzpflanze ſchon im erſten Jahre ſo wachſen ſoll, daß man ihr das
Verſetzen kaum anzuſehen vermag, dann iſt die beſte Zeit dazu zu waͤhlen, und
dieſe iſt im Fruͤhjahr kurz vor der Entwickelung der Saugewurzeln,
die bei ihrer Ausbildung als fleiſchige und weißliche Spitzen ſich kund machen.
Um dazu einen beweiſenden Verſuch zu machen, muß man von einem und
demſelben Pflanzenbeete eine Partie Pflaͤnzlinge auf eine zubereitete Fläche fo vers
ſetzen, daß ein Theil im Herbſte gleich nach dem Abfall der Blaͤtter, und ein
Theil etwas ſpaͤter im Herbſte dahin verſetzt wird; wieder ein Theil wird zeitig
im Fruͤhjahre, und der letzte Theil kurz vor der Entwickelung der Saugwurzeln
dahin gebracht. Sind nun alle Pflaͤnzlinge gleich forgfältig ausgehoben und eins
125
geſetzt worden, fo zeigen die letzten einen kraͤftigern Wuchs und ihre Blätter zeichs
nen ſich den Sommer über durch ein friſches Grin aus. — Dieſe Verſuche
habe ich ſehr oft mit allerlei Holzpflanzen, Laub- und Nadelhoͤlzern gemacht, nnd
immer daſſelbe Ergebniß erhalten, darum laſſe ich auch in den hieſigen Forſtgaͤrten
ſolche Holzpflanzen, an deren gutem Gedeihen viel gelegen iſt, nur zu dieſer Zeit
verſetzen, und bin des Erfolges gewiß. Die phyſiologiſchen Gründe für die Rich⸗
tigkeit dieſes Verfahrens laſſen ſich leicht angeben. Nur iſt es merkwuͤrdig, daß
ſich die Saugewurzeln bei einer und derſelben Holzart nicht immer gleichfoͤrmig
mit den Knospen und Nadeln entwickeln, ſondern früher nach gelinden und ſpaͤ—
ter nach harten Wintern, und dieſes zu wiſſen iſt beſonders fuͤr das Verſetzen der
Nadelhoͤlzer wichtig, denn nach gelinden Wintern eilt im Frühjahr die Wurzelbils
dung dem Treiben der jungen Zweige voraus, und man muß auch mit dem Ber:
ſetzen der Nadelhoͤlzer eilen, ſtatt daß nach harten Wintern die jungen Triebe ſich
fruͤher als die Saugwurzeln entwickeln, und man nun oft noch verſetzen kann,
wenn die jungen Triebe ſchon einen Zoll lang und laͤnger ſind. Nimmt man
nicht auf die Entwickelung der Saugwurzeln Ruͤckſicht, ſo geht eine Spaͤtpflan—
zung zuweilen gaͤnzlich zu Grunde. Dieſe ſchicklichſte Pflanzzeit beweiſet ſich bei
Holzpflanzen auch darum ſo nuͤtzlich, weil fie mit der Zeit zuſammenfaͤllt, in wels
cher man Holzpflanzen auch nur beſchneiden ſollte, welches Beſchneiden, beſonders
an den Wurzeln, doch nicht gaͤnzlich vermieden werden kann, denn beſchneidet man
Holzpflanzen im Herbſte oder zeitig im Fruͤhjahre, ſo vertrocknen die Zellen der
Abſchnittflaͤche zu weit und das Zuheilen (Ueberwachſen) derſelben wird erſchwert;
nicht zu gedenken, daß in der Saftzeit auch noch die Pflanzen durch ein ſogenann—
tes Verbluten geſchwaͤcht werden. Alle Holzpflanzen zeigen keinen Saftfluß,
wenn ſie bei und nach der Entwickelung der Saugwurzeln beſchnitten werden,
und dieſe Bemerkung duͤrfte auch fuͤr den Schnitt der Weinſtoͤcke wichtig ſein.
2.
Ueber flaches und tiefes Einſetzen der Holzpflanzen.
Gewoͤhulich behauptet man, jede Pflanze müffe wieder fo tief eingeſetzt wer:
den, als ſie vorher geſtanden habe. Dieſe Regel iſt aber fuͤr Holzpflanzungen im
Allgemeinen ganz falſch, indem es dabei auf die Pflanze ſelbſt und den Ort an—
126
kommt, wohin man pflanzt, ob fie wieder eben fo tief, tiefer oder flacher einge,
ſetzt werden muß.
Iſt namlich die Holzpflanze aus dem Samen erzogen und noch nicht ver
ſetzt worden, fo ſteht fie immer eher zu flach, als zu tief, und ſolche Pflaͤnzlinge
muͤſſen immer tiefer eingeſetzt werden, wenn ſie gut gedeihen ſollen. Dieſes tie—
fere Einſetzen iſt um ſo noͤthiger bei ſolchen Holzpflanzen, die beim Keimen ihre
Samenlappen mit uͤber den Boden erheben, wie z. B. bei Aepfeln, Birnen, Bu—
chen u. ſ. w., weniger z. B. bei Eichen. Der Grund iſt, daß der Theil einer
Pflanze von den Samenlappen abwaͤrts zum Wurzelſtock gerechnet werden muß,
der an der freien Luft geblieben, leicht krank wird bei ſtoͤrenden Wachthums—
Umſtaͤnden. Die angeblich Schatten liebenden Holzpflanzen wollen ebenfalls
tiefer eingeſetzt ſein, wenn ſie einen freien Stand bekommen und gut gedeihen
ſollen, wie z. B. Daphne Mezereum, Ilex Aquifolium, Fagus sylvatica,
Pinus Abies D. R. u. ſ. w.
Je lockerer der Boden iſt, in den man pflanzen will, deſto tiefer muͤſ—
fen ebenfalls die Pflaͤnzlinge eingeſetzt werden. Dieſes muß nicht etwa blos ges
gen das leichtere Austrocknen geſchehen, ſondern damit auch die Lufteinwirkung
vermindert werde, die in lockerem Boden leicht einen zu ſtarken Reiz auf die
Wurzeln ausuͤbt, und dadurch die Pflanzen zu Kuͤmmerlingen macht.
Will man wegen Beſchaffenheit des Untergrundes im Boden — z. B. we—
gen deſſen Feuchtigkeit oder Unfruchtbarkeit — die Pflaͤnzlinge nicht tiefer ein—
ſetzen, als fie geſtanden haben; dann iſt es hoͤchſt vortheilhaft für die Pflaͤnz—
linge, wenn man den Boden um die Pflanzen etwas anhaͤuft, oder ſolchen mit
trockenem Gras, Moos, Reiſig u. ſ. w. etwas bedeckt. In dieſer Hinſicht ſind
die Gräben, die man gewoͤhnlich um die Pflaͤnzlinge offen hält, faſt immer nach—
theilig, denn es wird zwar darin das Regenwaſſer aufgefangen und den Wur—
zeln zugefuͤhrt, aber durch dieſe Graͤben trocknet auch viel leichter der Boden
nach den Wurzeln hin aus, wenn trockne Wittrung eintritt, und dann iſt der
Schaden fuͤr den Pflaͤnzling groͤßer, als wenn der Graben gar nicht da war.
Sogar nach dem Begießen muß die etwa gemachte Oeffnung im Boden wieder
zugeſtoßen werden.
Eine vieljaͤhrige Erfahrung hat mich uͤberzeugt, daß jede Samenpflanze zwei
127
bis drei Zoll oder eine Hand hoch tiefer eingefegt werden müffe, als fie nach
der Saat geſtanden hat, und größere, ſogenannte ſchattenliebende Pflanzen, laſſe
ich im lockeren Boden noch tiefer einſetzen, oder doch die Wurzeln um den
Stamm bedecken.
3.
Warum gerathen Waldpflanzen gewoͤhnlich nicht, wenn ſie in's
Freie gebracht werden?
Holzpflanzen, die im Walde erwuchfen, ſtehen gewoͤhnlich in einem nicht bes
arbeiteten, wenig fruchtbaren und beſchatteten oder benarbten Boden. Dieſe Wachs:
thums⸗Umſtaͤnde des Waldes haben für die Holzpflanzen die Folgen:
daß die Pflaͤnzlinge wenige aber ſtarke und lange Wurzeln treiben; daß
die feinen Zaſerwurzeln nur an den Spitzen der Hauptwurzeln ſich haͤufi—
ger finden; daß dieſe Wurzeln zum Theil viel flacher, d. h. mehr nach
der Oberfläche liegen, als im freien oder bearbeiteten Boden; und daß
die Pflaͤnzlinge nur ſehr langſam wachſen.
Wenn nun ſolche Waldpflanzen wie gewoͤhnlich ausgehoben und eingeſetzt
werden, dann ſind die Hauptwurzeln zu ſehr abgeſtochen, die feinen Zaſerwurzeln
fehlen faſt gaͤnzlich, die Pflanze ſteht zu flach und verkuͤmmert gewöhnlich. Sol
len alſo Waldpflanzen mit Sicherheit, beſonders ins Freie verpflanzt werden, ſo
muͤſſen ſolche in einem weit groͤßeren Umfange als Gartenpflanzen ausgehoben
und tiefer eingeſetzt werden, als ſie vorher geſtanden, und uͤberdieß nach Um—
ſtaͤnden noch die Wurzeln bedeckt werden.
Wegen des langſamen Wuchſes der Waldpflanzen in der Jugend taͤuſcht
man ſich auch ſehr leicht uͤber das Alter ſolcher Pflanzen, und verſetzt, wie ich
wirklich geſehen habe, wohl 30jaͤhrige Pflaͤnzchen noch fuͤr junge. Man muß
ſich alſo beim Waldpflanzen durch Unterſuchen uͤberzeugt haben, daß man keine
alten Stämme verſetzt, wenn man Freude an ihnen erleben will.
Auch vertragen Waldpflanzen überhaupt das Beſchneiden nicht fo gut, wie
Obſtpflanzen, eben weil jene weniger durch die Wurzeln als durch ihre Blätter
ſich ernaͤhren müffen. Ferner haben wegen des geringen Wuchſes die Waldpflan—
zen eine ſehr feine Zellen-Bildung und entwickeln ſehr ſchwer eine hinlaͤngliche
125
Menge Knospen aus dieſen Zweigen, wenn man beim Verſetzen die Aeſte ſtark
eingeſtutzt hat.
Darum gehoͤrt es weſentlich zum Gedeihen verſetzter Waldpflanzen, daß
man ſie beim Verſetzen nur wenig, oder kleinere Pflaͤnzlinge gar nicht beſchneidet.
Ueberhaupt beſchneidet man gewoͤhnlich die Holzpflanzen, auch Obſtbaͤume,
beim Verpflanzen zu ſehr, indem man wohl nicht bedenkt, daß Zweige und
Blaͤtter ebenfalls Organe der Ernährung find, und daß man fich täufchen laͤßt
durch einige ſichtbar gewordene Verlaͤngerungen junger Triebe, wodurch aber die
Pflanze ſelbſt geſchwaͤcht ward.
4.
Vom Beſtreuen und Jaͤten der Saatſchulen (Saatbeete).
Die Samen der meiſten Holzpflanzen, beſonders der mit feinen Samen,
kann man bei der Saat nicht fo tief mit Boden bedecken, als es den jungen
Pflaͤnzchen zutraͤglich wäre; es würden nämlich viele Samen gar nicht keimen.
Iſt nun die Witterung ſolchen flach geſaͤeten Pflaͤnzchen nicht ganz vorzüglich
guͤnſtig, und es wird bei trockener Witterung mit dem Begießen verſehen, ſo
ſpringen, wie man ſagt, viele Pflaͤnzchen ab, oder fallen um, und verderben.
Dieſem Verluſte vorzubeugen, habe ich das Beſtreuen der Saatſchulen mit
feinem Boden ſehr vortheilhaft bei allen Holzflanzen gefunden. So wie naͤm—
lich eine hinlaͤngliche Menge Pflaͤnzchen auf einem Saatbeete erfihienen find,
laſſe ich ſolches wenigſtens einen Viertel Zoll hoch mit Boden beſtreuen, und
ſogleich begießen. So oft nun ein Saatbeet gejaͤtet und vom Unkraute befreiet
wird, laſſe ich wieder etwas Boden aufſtreuen und es begießen. Dadurch er—
haͤlt man nicht nur die Pflaͤnzchen auf dem Beete, ſondern ſie zeichnen ſich
auch durch einen Fräftigen Wuchs aus. Das Begießen iſt nun weniger noth—⸗
wendig und fie leiden auch weniger durch Spärfröfte. 5
Zum Schutze der Saatpflanzen laſſe ich auch nach dem Auguſt Fein Saat;
beet mehr jaͤten. Denn auf ſolchen etwas benarbten Beeten leiden die Pflaͤnzchen
weniger im Winter und Fruͤhjahr, und vom Froſte werden ſie weniger ausgezogen.
5.
129
5.
Von einigen Wirkungen des rigolten Bodens auf Holzpflanzen.
Die erſte Wirkung eines rigolten Bodens auf die in ihn gebrachten Holz
pflanzen iſt, daß dieſe ihre Wurzeln tief in den Boden eindringen laſſen, und daß
fie gewohnlich einige Jahre außerordentlich raſch wachſen. Nun iſt es aber ers
fahrungsmaͤßig wichtig, daß ſolche in der Jugend ſehr ſchnell erwachſene Holz—
pflanzen keine dauerhaften Staͤmme und kein ſehr nutzbares Holz liefern. Denn
ſolche Staͤmme kuͤmmern ſpaͤter, werden leicht kernfaul und ſterben vor der Zeit ab.
Wo alſo im Walde, an freien Plaͤtzen und auch in Gartenanlagen nicht ein
augenblickliches Beduͤrfniß befriedigt werden ſoll, ſondern wo man kraͤftige und
lange dauernde Baͤume erziehen will, da halte ich es aus obigen Gruͤnden nicht
für rathſam, den Boden tief rigolen zu laſſen. Darauf wurde auch in den hiefis
gen Forſtgaͤrten Ruͤckſicht genommen, und ſaͤmmtliche Holzpflanzen zeigen zwar
keinen ungewoͤhnlichen raſchen Wuchs, aber ſie ſind doch ſehr geſund, und ſelbſt
Straͤuche erhalten ſich laͤnger, als es ſonſt in den Gaͤrten der Fall iſt.
Die zweite Wirkung des rigolten Bodens, daß nämlich gleich anſaͤnglich
die Wurzeln ſehr tief eindringen, hat zur Folge, daß die Wurzeln, nachdem die
eingegrabene Dammerde von den Pflanzen zerſetzt oder fonft gleichſam oxydirt
iſt, von oben nicht mehr die gehörige Nahrung erhalten koͤnnen, denn wenn auch
durch Kräuter, Abfall der Blätter und ſonſt wieder einige Dammerde an der
Oberflache des Bodens entſteht, fo kommt davon nur wenig jenen tief einge—
drungenen Wurzeln zu Gute, und find es nun ſolche Holzyflanzen, die in der
Aberflaͤche keine neuen Wurzeln erzeugen koͤnnen, wie z. B. Nadelhoͤlzer; dann
fangen ſie an im Wachsthum zu ſtocken, Schorf und Flechten finden ſich ein,
und fie fümmern, bis fie nach und nach abſterben.
Dieſes Zurückbleiben von Baum Parthien bei manchen Gartenanlagen hat
man bei mehreren Holzarten beobachtet, aber dafuͤr noch nicht dieſen richtigen
Grund bei rigolten Stellen angegeben.
Am nachtheiligſten iſt die Wirkung des rigolten Bodens in Baumſchu—
len. Denn die Holzpflanzen wachſen in einem ſolchen Boden in der Jugend
zu raſch, um kraͤftige und dauerhafte Staͤmme zu gewinnen. Ferner werden beim
Verhandlungen 5. Band. 20
130
Verſetzen ſolcher in rigoltem Boden erzogenen Pflänzlinge die Hauptwurzeln viel
zu ſehr geſtutzt, und die Zahl der feinen Wurzeln iſt viel zu unbedeutend, als
daß nun nicht ein mehrjaͤhriger ſehr verminderter Wuchs, beſonders an den
Jahrringen ſichtbar, entſtehen muͤßte, der auch den Grund zu allerlei Krank—
heiten legt, z. B. vorzuͤglich zum Rindenbrand. Aus dieſen Gruͤnden laſſe ich
in den hieſigen Baumſchulen niemals den Boden eigentlich rigolen, ſondern ihn
nur ſo tief aufhacken, als es noͤthig iſt, daß die Pflaͤnzlinge gehoͤrig wurzeln
und bequem ausgehoben werden koͤnnen. Die Folge davon iſt, daß meine ſelbſt
erzogenen Pflaͤnzlinge ſich durch eine reichliche Bewurzelung auszeichnen und
nach dem Verſetzen weit weniger kuͤmmern“).
6.
Vom Eingraben hartſchaliger und groͤßerer Holzſamen bis zur
Saatzeit.
Auf die Ruͤckfrage des verehrlichen Vereins zur Beförderung des Garten—
baues, ob ſchon anderweit Verſuche mit der Ausſaat der Pflaumenkerne ohne
Schaale gemacht worden ſeien, kann ich bemerken, daß ich ſolche mehrmals und
auch Wallnuͤſſe ohne Schaale geſaͤet, aber einen beſondern Vortheil nicht entdeckt
habe. Doch koͤnnen meine Verſuche auch zur unrechten Zeit gemacht worden ſein,
indem die Schalen eben bei der Ausſaat erſt im Fruͤhjahr abgenommen wurden.
Dagegen habe ich mit Pflaumen, Kirſchen, Wallnuͤſſen, Hagedornen, Eſchen, Ahor⸗
) Bezüglich auf die Zubereitung des Bodens au Baumſchul⸗Anlagen, kann ich dem Herrn
Verfaſſer nicht unbedingt beiſtimmen. Die Qualitaͤt des Bodens und der Zweck der Pflan-
zung find hierbei entſcheidend. Fit der Boden fruchtbar und durch früher angewendete Kul—
tur bis zu 1 bis 13 Fuß aufgelockert, fo iſt das Rigolen unnuͤtz, in gewiſſen Faͤllen ſogar
nachtheilig, z. B. bei Samenſchulen. Soll dagegen (was gewöhnlich der Fall if) Wald—
oder Weideboden, der an und für ſich wenig Humustheile enthält, und keine Auflockerung ers
halten hat, zu Pflanzſchulen eingerichtet werden, fo iſt das Rigolen, nach hier gemachten Vers
ſuchen und Erfahrungen, durchaus erforderlich, wenn ein geſundes und kraͤftiges Gedeihen
der Pflanzungen, ſowohl der Wald- als Fruchtbaͤume, erfolgen ſoll. Gewoͤhnlich reicht
jedoch die Auflockerung bis 1 oder 14 Fuß tief für dieſen Zweck zu, und ich halte es aus
den von dem Herrn Verfaſſer entwickelten Gruͤnden fuͤr hoͤchſt nachtheilig, wenn man tie⸗
fer rigolt, wie das zum Nachtheil der Schulen haͤufig bis 2 und 3 Fuß tief 1
en ne.
131
nen, Buchen, Eichen u. ſ. w. innerhalb 12 Jahren ſehr viele Verſuche mit dem
Eingraben ſolcher Samen gemacht, und uͤber Erwartung guͤnſtige Erfolge ge⸗
habt, die ich hier zur gefaͤlligen Beruͤckſichtigung vorlegen will.
Veranlaßt wurde ich zu ſolchen Verſuchen durch das mißliche Aufbewaß—
ren mehrerer Holzſamen und durch die bekannte Erfahrung, daß Aepfel und
Birnenkerne, im Sande bis zur Saat aufbewahrt, ſehr viele und kraͤftige Pflaͤnz—
chen liefern. ;
Zur Beurtheilung des Erfolges über die eingegrabenen Samen theilte ich
die jedesmalige Samen⸗Menge in drei gleiche Theile, und ſaͤete auf eine und
dieſelbe gleich gut zubereitete Flaͤche:
a. einen Theil noch im Herbſte, daneben,
b. einen Theil nach gehoͤriger Aufbewahrung im Fruͤhjahr, und
c. den dritten Theil behandelte ich auf folgende Weiſe:
die eingeſammelten Samen und die vom Fleiſche gereinigten Samenſteine
ließ ich jedesmal einige Tage oder einige Wochen an einem trockenen Ort
aufſchuͤtten und abtrocknen, weil jeder Samen, wenn er dieſe ſogenannte
Nachreife nicht uͤberſtanden hat, leicht verdirbt. Dann wurde ein der Menge
des Samens entſprechend großes Gefaͤß (Blumentopf oder Faß) das am
Boden durchloͤchert iſt, mit einer Schicht Erde oder Sand, etwa 1 bis
2 Zoll hoch ausgefuͤllt; dann wurde darauf einiger Samen ausgeſtreut, ſo
daß Samen an Samen neben einander und wenig uͤber einander liegt;
dann kommt darauf wieder eine Schicht Erde oder Sand,? bis 1 Zoll hoch;
nun wird wieder eben ſo Samen aufgeſtreut, und darauf wieder Boden
und ſo fort. Zuletzt wird das Gefaͤß ganz voll mit einem gewoͤhnlichen Bo—
den gemacht, mit einem Brette bedeckt, und nun eingegraben an einen
abgelegenen Ort im Garten. Die Grube wird ſo tief gemacht, daß wenn
ſie wieder mit dem ausgeworfenen Boden zugeworfen iſt, das Ende des
Gefaͤßes wenigſtens 1 bis 2 Fuß hoch mit Boden bedeckt iſt.
Zur Saatzeit im Fruͤhjahre, d. h. nachdem keine ſtarken Froͤſte mehr zu
befürchten find, werden jene Gefäße ausgegraben, die Samen mit der dazwi⸗
ſchen liegenden Erde gefäst, und wie gewöhnlich, oder beſſer, etwas mehr bes
deckt. Solche Saaten laſſe ich gewoͤhnlich noch mit Fichtenreiſig belegen,
20*
132
um die Voͤgel abzuhalten. — Waren die Gefäße nicht tief genug einge:
graben, und man wartete mit der Saat etwas lange, ſo ſind oft ſchon viele
Samen gekeimt, doch habe ich beim vorſichtigen Saͤen keinen Nachtheil
davon bemerkt.
Solche Samen aber, wie Eſchen und Hagedornen, die 12 Jahr bis zum
Keimen liegen, bleiben bis ins naͤchſte Fruͤhjahr eingegraben, und werden
dann erſt geſaͤet.
Die Folge dieſes Eingrabens der hartſchaligen und lederartigen größeren
Holzſamen iſt:
1. daß man aus ſolchen eingegrabenen Samen viel mehr Pflänzchen er⸗—
halt, als aus gleich viel Samen, die im Herbſte oder wie gewöhnlich im
Fruͤhjahr geſaͤet werden (auch mehr Eichen, als wenn die Eicheln im
Waſſer aufbewahrt wurden), ja daß zuweilen, wie oft bei Eſchen, faſt
jedes Samenkorn keimt;
2. die aus dem eingegrabenen Samen erhaltenen Pflaͤnzchen haben im erſten
Sommer eln viel friſcheres Anſehen, und
3. die Pflanzen aus eingegrabenen Samen wachſen ſo kraͤftig, daß ſie von
den daneben ſtehenden aus der Herbfl: und Fruͤhjahr⸗Saat gewonnenen
Pflaͤnzchen im Wuchſe nicht erreicht werden.
Dieſer guͤnſtige Erfolg vom Eingraben hartſchaliger und lederartiger größes
rer Holzſamen hat mich bewogen, daß ich feit einigen Jahren die ſelben nur auf
dieſe Weiſe ſaͤen laſſe, und kraͤftige Pflanzen genug erhalte. Ruͤſtern und Wei—
denſamen, ſo wie die des rothen und rauhen Ahorns (Acer rubrum und da-
sycarpum) laſſe ich gleich nach der Reife ſaͤen, um viele Pflaͤnzchen zu erhal⸗
ten, die auch noch in demſelben Sommer hinlaͤnglich erſtarken.
ee eee Mere ee BEIDES eee eee eee eee IT
XXIII.
Ueber
den vierblaͤttrigen Sauerklee
als Zier⸗ und Gemuͤſepflanze,
von
dem botaniſchen Gartner Herrn Witzel zu Erzemenier:
V ierblättriger Sauerklee, Oxalis ketraphylla, Cav., eine niedliche aus
Mexiko ſtammende Pflanze, deren knollige Wurzeln einen Schuh hohe Blaͤtter
treiben, die den ganzen Sommer jung oder veraltet anſtatt Sauerampfer gebraucht
werden. Die Knollen legt man in der Mitte April, oder in kalten Fruͤhlingen am
Ende deſſelben an einen warmen nicht allzu feuchten Standort, in einen fetten
lehmig ſandigen oder beſſer ſandig-lehmigen Boden, in drei Zoll tiefen, einen
Schuh von einander entfernten Rillen, in einem zwei bis dreizoͤlligen Abſtande.
Im Herbſte graͤbt man, nach vorher gegangenem Froſte, der die Blätter getoͤdtet
hat, fo viel Knollen aus, als man zu gebrauchen glaubt, und bewahrt fie in eis
ner froſtfreien Kammer, nachdem man ſie vorher hat gut abtrocknen laſſen, bis
zur Setzzeit auf. Die unter den ausgeſetzten Knollen befindlichen ruͤbenartigen
Auswüchfe koͤnnen anſtatt Erdaͤpfel gegeſſen werden, zu welchem Ende man die
Markroͤhren vor dem Zubereiten ausſchneidet. Man kann mit dieſen Knollen
ganze Beete beſetzen, oder andere Beete oder Stuͤcke anpflanzen, da die Pflanze
ſelbſt als Zierpflanze zur Einfaſſung dienen kann, beſonders wenn ein magerer Bor
134
den gewählt wird. Zum früßern Gebrauch der Blätter pflanzt man die Knol
len in Kaͤſten vor dem Fenſter gehalten, oder auf laue Miſtbeete, von Ende
Februar bis März. — Auszug aus meinen Grundzuͤgen der wirthſchaftlichen
Gaͤrtnerei, die naͤchſtens erſcheint.
Das Aeußere der faſt ganz auslaͤndiſchen Gattung Sauerklee iſt ſo von
allen Grundſchmuckpflanzen verſchieden, daß ich immer darauf bedacht war, wenig—
ſtens eine Art für unſere Blumenſtuͤcke zu gewinnen. Unter den im hieſigen bo»
taniſchen Garten vorhandenen Arten ſchien meinem Zwecke am beſten der vierblaͤtt—
rige zu entſprechen, da ſeine Wachsthumsperiode, als eines Bewohners unſerer
Erdhaͤlfte, in unſern Sommer fälle, Ich ſuchte alfo dieſe Art zu vermehren, was
mir auch uͤber die Maaßen gelang. Im erſten Fruͤhjahr (1820) hatte ich ſie auf
ein ſpaͤtes Miſtbeet gepflanzt, um ihr auf dieſe Weiſe eine laͤngere Zeit zum Wachs
ſen zu geſtatten, da ich dann von ungefaͤhr einem Viertel Maaß mehr als zwei
Kannen Knollen — bei weitem der groͤßte Theil der Sauerkleearten ſind ausdau—
ernde Gewaͤchſe, mit blaͤttrigen Knollen, und bringen die eine Haͤlfte des Jahres
nach dem Abſterben ihrer Stengel oder Blätter, wie die Kartoffeln, in Ruhe
zu — erhielt. Mit einem ſolchen Vorrathe konnte ich einen Theil dem freien
Lande, auch wenn er mißrathen ſollte, anvertrauen, und umpflanzte deshalb das
oͤkonomiſch⸗technologiſch-mediziniſche Stuͤck des Gartens mit demſelben, wo die
Pflanze auch trotz mehrerer Fruͤhlings Froͤſte herrlich gedieh und vom Juni bis
zum Auguſt ihre Blumen trieb. Die betraͤchtliche Menge Blätter brachten
mich auf den Gedanken, ſie als Gemuͤſe, anſtatt Sauerampfer, kochen zu laſſen,
deſſen Zartheit und Geſchmack ſie noch uͤbertrafen. Seit der Zeit nun pflanze
ich alle Jahr ein oder das andere Stuͤck mit dieſem Sauerklee und habe dadurch
eine niedliche Einfaſſungspflanze und zugleich ein neues ſchmackhaftes Gemuͤſe.
Als Einfaſſung hat er den Vortheil, daß er um Beete gebraucht werden kann,
deren Lage oder Graͤnzen willkuͤhrlich ſind, und daß die Einfaſſung nicht leidet,
wenn verſchiedene Umſtaͤnde das Zertreten derſelben im Winter oder zeitig im
Fruͤhjahr herbeifuͤhren; ebenfalls koſtet eine ſolche Einfaſſung wenig Muͤhe, in:
dem fie im Fruͤhjahre leicht hergeſtellt iſt, und das Herausſuchen der Knollen
im Herbſte nicht aͤngſtlich bewerkſtelligt werden darf, da die Vermehrung der—
ſelben ſo groß iſt, daß man mit Leichtigkeit das Beduͤrfniß zum Ausſetzen auf's
135
kommende Jahr befriedigt. Ihre Eleganz aber in den Blättern und die lila⸗
rothen Blumen, deren Stiele die Blaͤtter an Hoͤhe uͤbertreffen, raͤumen dieſer
Art einen Platz unter den übrigen Einfaſſungsgewaͤchſen ein, der gewiß nie der
letzte ſein wird. Als Gemuͤſe hat dieſe Pflanze alle die guten Eigenſchaften des
Sauerampfers, denn was fie an Frühe gegen letzteren verliert, gewinnt fie das
durch, daß ſie den ganzen Sommer uͤber ihre Zartheit und ihren Wohlgeſchmack
beibehaͤlt. Sie dient als Gemuͤſe, allein der großen Säure wegen mit etwas
andern Kraͤutern verſetzt, in Suppen oder mit andern ſpinatartigen Gemuͤſen
vermiſcht, wie fie denn auch der Vierſeite (Vierecksfrucht W. Tetragonia ex-
pansa; es koͤnnen auch erystallina und echinata als Spinat benutzt werden)
einen beſſeren Geſchmack giebt. Unter den ausgeſetzten Knollen findet man im
Herbſte ruͤbenartige Auswuͤchſe von der Größe der kleinen maͤrkiſchen Ruͤben,
die eine gute Speiſe geben, und hinſichtlich ihrer Zartheit den Erdaͤpfeln aͤhneln,
ohne deren Beigeſchmack zu haben. Man kocht ſie zu dieſem Zweck in Waſſer,
ſpuͤlt ſie ab, ſchneidet die Markroͤhre, die faſrig iſt, aus, und bereitet ſie wie
jene. Ihre faſt ungeheuere Vermehrung, beſonders in naſſen Sommern, koͤnnte
zu dem Glauben berechtigen, daß die Wurzeln das Land auszehren, dennoch
habe ich dies nicht beobachtet, auch koͤnnen die ſeitwaͤrts angeſetzten Knollen, des
ren man ſelten beduͤrfen wird, dem Acker die Beſtandtheile wiedergeben, die ſie
ihm entzogen haben, indem ſie den Winter nicht aushalten, ſondern in Faͤulniß
uͤbergehen; eben dadurch kann ſie nie zur Unkrautpflanze werden, die man ſehr
zu fuͤrchten haben koͤnnte, wenn ſie nicht auf dieſe Weiſe vertilgt wuͤrde.
Der hieſige botaniſche Garten kann Liebhabern gegen freie Ueberſendung
der Briefe mit Knollen dienen“).
*) Die hier in Rede ſtehende Oxalis tetraphylla wird auch in dem Berliner botaniſchen Gar⸗
ten kultivirt, und werden damit Verſuche in Anſehung ihrer Brauchbarkeit als Gemuͤſe—
pflanze angeſtellt werden. Als Zier- und Schmuckpflanze bewährt fie ſich vollkommen, und
gehoͤrt unter die ſchoͤnſten Arten dieſer großen Gattung. 8
tto.
EN CÄTEEELEITEIETEOEESIIEEHELLILEHE rr
XXIV.
A u s 3 u 3
aus der Abhandlung des Herrn Hofgaͤrtner Schoch in Woͤrlitz:
das Geſchichtliche des Woͤrlitzer Gartens.
Schon von den fruͤheren Fuͤrſten von Anhalt war ein Jagdſchloß zu Woͤrlitz
angelegt worden, dabei ein kleiner Garten in franzoͤſiſchem Geſchmack. Herzog
Leopold Friedrich Franz fing, zuruͤckgekehrt von ſeinen Reiſen, im Jahre 1768 an,
den alten Woͤrlitzer Garten zu veraͤndern und umzuſchaffen. Gerade die Gegend,
in welche die neuen Anlagen kommen mußten, war ein tief gelegener Strich Landes
welcher nur mit großer Mühe und vielem Koften-Aufwand brauchbar gemacht
werden konnte. Es wurden Gräben gezogen, welche ſpaͤter die Kanäle bideten.
Kaum war dadurch das Terrain trocken gelegt worden, als Ueberſchemmungen
der Elbe, die alten Waͤlle durchbrechend, alles zerſtoͤrten. Dieſem fuͤr die Zukunft
vorzubeugen, wurden die alten Waͤlle bedeutend erhoͤhet. Der ganze Garten liegt
in einer Ebene, iſt von einem Umfange von 13 Stunden, aber durch keine Ber
zaͤu nung begraͤnzt, ſondern zum Theil ſich offen an die Landſchaft anſchließend.
Der Woͤrlitzer See und die von ihm ausgehenden Kanäle machen es möglich,
den Garten nach allen Richtungen zu Waſſer zu durchfahren. Der Garten be—
ſteht aus 5 Haupttheilen: der Schloßgarten, der Neumaͤrkiſche Garten, der
Schochiſche Garten, der Garten auf dem Weidenheger und die neuen Anlagen.
Der Schloßgarten traͤgt ganz den Charakter einer engliſchen Anlage, welche haupt—
ſaͤchlich zu Spaziergaͤngen in der Nähe des Schloſſes und der Stadt dienen foll,
darum
137
darum find hier auch ſehr breite Wege. Er liegt hoͤher als der übrige Garten,
und hat ſogar einige Anhoͤhen. Die Pflanzungen beſtehen mehrentheils aus nord—
amerikaniſchen Nadel- und Laubhoͤlzern. Der Herzog brachte die Samen dazu
aus England mit. In einer kleinen Baumſchule geſaͤet und gut behandelt, gedie-
hen und wuchſen die jungen Pflanzen freudig. Man brauchte anfaͤnglich viele
Vorſichts⸗Maaßregeln, um das Gedeihen dieſer Fremdlinge zu befoͤrdern, lernte
aber, daß es rathſamer ſei, ſie nicht in der Jugend ſo zu verzaͤrteln oder zu be—
ſchuͤtzen, da fie konſt ſpaͤter leichter leiden. Unter dieſen erſten nordamerikaniſchen
Baͤumen zeichneten ſich beſonders aus: Pinus Strobus, Abies canadensis,
Thuja occidentalis, Cupressus thyoides, Juniperus virginiana, Lirio-
dendron Tulipifera, Cupressus disticha, Quercus rubra, coceinea,
fo wie mehrere Akazien⸗Arten, von denen allen man noch jetzt bedeutende Exem—
plare im Schloßgarten findet. Da man aber dieſe Baͤume klein aus den Baum—
ſchulen nahm, um die Pflanzungen anzulegen, fo nahm man, um diefe zu füllen,
auch mehrere gewöhnliche Baͤume, z. B. Pinus sylvestris, Abies rubra.
Spaͤterhin ſind dieſe ſchoͤn gewachſenen einheimiſchen Arten ſtehen geblieben und
haben die fremden edlern Arten zum Theil unterdruͤckt, obſchon man Anfangs
der Meinung war, jene, ſobald die edlern Holzarten emporkaͤmen, wieder aus—
zuhauen. Die Pflanzungen würden jetzt weit ſchoͤner fein, wenn Pinus syl-
vestris nicht mit aufgenommen worden wäre; aber jetzt find dieſe Baͤume zum
Hinwegnehmen zu groß, es wuͤrden allzu leere Stellen in den Pflanzungen ent—
ſtehen und viele Jahre vergehen, ehe dieſe Stellen gehörig ausgefüllt fein wuͤrden.
In den Jahren 1770 — 1774 wurde der Neumaͤrkiſche Garten angelegt
(nach ſeinem erſten Gaͤrtner Neumark ſo benannt), er beſteht aus einer großen
und 3 kleinen Inſeln, welche letztere bis zum Jahre 1770 nur eine große Inſel
bildeten, welche durch eine Ueberſchwemmung der Elbe in drei Theile zerriſſen
wurde. Zwei derſelben find mit inlaͤndiſchen Hoͤlzern bepflanzt, die dritte heißt,
wegen ihrer reichen Roſenpflanzungen, Roſeninſel. Der übrige Theil dieſes Gars
tens, fruͤher Buͤrgergaͤrten, iſt im engliſchen Geſchmack angelegt. Er hat viele
Pflanzungen von Nadelholz und vorzuͤglich große und ſchoͤne Exemplare von den
feltenften nordamerikaniſchen Baͤumen, als: Liriodendron Tulipifera, Liqui-
dambar Styraciflua, Quercus coceinea, Cupressus disticha, thyoides,
Verhandlungen 5. Band. 21
138
Pinus Strobus, Abies canadensis u. ſ. w. Von Cupressus disticha bes
findet ſich dort eine Gruppe mit Stämmen von 30 Fuß Höhe und prächtig
pyramidenfoͤrmigem Wuchs; ſie tragen faſt jaͤhrlich Zapfen, aber der Samen
kommt nie zur Reife. Der Liquidambar Styracifua iſt 50 — 55 Jahr alt,
60 Fuß hoch und hat im untern Stamm eine Staͤrke von 17 Fuß Durchmeſ—
fer und 3 Fuß Umfang. Er fest jaͤhrlich Fruͤchte an, bringt aber nie reifen
Samen. Auch von Liriodendron und Quercus coceinea befinden ſich dort
einige Gruppen von ausgezeichneter Groͤße und Schoͤnheit.
Der Schochiſche Garten, nach denn erſten Gartner Schoch benannt, hat von
allen den groͤßten Umfang, den anſehnlichſten Theil deſſelben macht eine Inſel aus.
Schon in den Jahren 1768 und 1769 wurde auf dieſem Platze, mit dem
Schloßgarten zugleich, eine engliſche Anlage gemacht, welche aber beim Durch—
bruch der Elbe 1770 gänzlich zerſtoͤrt wurde und ſpaͤterhin eine ganz andere Ge—
ftalt erhielt. Auch hier zeichnen ſich wieder mehrere Exemplare von Nordamerika—
niſchen Gehoͤlzen aus, fo beſonders 2 Exemplare von Quercus Phellos und
Quercus pyramidalis, (@.fastigala Lam.) gewiß die größten und ſtaͤrkſten
aller deutſchen Garten. Auch ragen durch Größe und Staͤrke einige Pinus Stro-
bus, Pinus americana und Pinus Abies canadensis hervor. Eine große
Raſenplaͤne hat ſeit dem vorigen Jahre ihr jetziges großartiges Anſehen erhal—
ten und bietet wohl die, in Ruͤckſicht des Geſchmackes, reinſte Partie der ganzen
Garten-Anlage dar; fie iſt geſchmuͤckt mit einzeln ſtehenden Baͤumen und Grup—
pen von ausgezeichneten Blatt- und Nadelholz-Baͤumen, ſo vertheilt, daß fie wie
von der Natur hingeſtellt erſcheinen und dennoch, ſowohl beim Ausſchlagen der
Baͤume im Frühjahr, als im Sommer, bei völlig ausgebildetem Laube und im
Herbſt beim Faͤrben der Blaͤtter die ſchoͤnſten Schattirungen hervorbringen; es
zeichnen ſich dabei die Nordamerikaniſchen Eichen- und Ahorn-Arten und beſonders
ein G. rubra, wegen außerordentlicher Größe, Staͤrke, fo wie durch ſchoͤnen
Wuchs aus. Vor dem Nymphaeum ſteht eins der hoͤchſten, am ſchoͤnſten ges
wachſenen Exemplare der Cupressus dislicha und feitwärts, dicht am See,
die größte und ſchoͤnſte Platanus hispanica. Dieſer Baum war zu der Zeit
gepflanzt, als noch Ueberſchwemmungen den Garten bedroheten; er hatte ſchon eine
ziemliche Hoͤhe und Staͤrke erlangt, als er bei einer großen Ueberſchwemmung
139
im Jahre 1770 von den Fluthen herausgeriſſen und von dem Waſſerſtrom eine
Stunde weit fortgetrieben wurde. Hier wieder aufgefunden ward er zuruͤckge—
bracht und von Neuem gepflanzt. Er wuchs ungeſtoͤrt fort und iſt jetzt einer der
ausgezeichnetſten Baͤnme im Garten. In einem andern Theile des Schochſchen
Gartens befindet ſich eine ſchon große Anpflanzung von Kirſchlorbeer Prunus
Laurocerasus); es find wohl die ſtaͤrkſten Exemplare in deutſchen Gaͤrten, fie
werden im Winter niedergelegt und erhalten eine Laubbedeckung. Ferner befinden
ſich hier mehrere Exemplare von Huͤlſedorn (Ilex Aquifolium), welche 16 bis
20 Fuß hoch und ſchoͤn pyramidenfoͤrmig gewachſen ſind. Außerdem ſchmuͤckt
eine ſich ausdehnende Blumenpartie den Platz vor dem Flora-Tempel. Sie be;
ſteht aus kleinen Raſen-Plaͤnen, welche mit Büfchen von ſchoͤnbluͤhenden Straͤu—
chern durchzogen ſind und worin ſich mehrere hochwachſende Baͤume als Schmuck
erheben, als: Amygdalus communis und flore pleno, Mespilus coccinea,
Oxyacantha flore rubro und pleno, Liriodendron Tulipifera, Ptelca
trifoliata, Pyrus edulis, Pyrus Malus sibirica, Robinia hispida und
viscosa, Rhus Cotinus und Cylisus Laburnum und alpinus u. dergl. m.
Von Sträuchern find die ausgezeichnetſten: Amygdalus nana fiore pleno,
pumila, Amorpha fruticosa, Calycanthus floridus, Clethra alnifolia,
Colulea arboresceus, Cornus sericea, Cytisus sessilifolius und hirsu-
tus, Daphne Mezereum, Laurus Benzoin, Lonicera in den verſchieden⸗
ſten Sorten, Mespilus von den beſten Sorten, Potentilla fructicosa, Spi-
raea in vielen Sorten, mehrere Spielarten von Syringa persica und vulga-
ris, Staphylea pinnala und Lrifoliata, Viburnum Opulus roseum, Lan-
ana und pyrifolium, |
Die Raſenplaͤnen ſchmuͤcken Gruppen von den ausgezeichnetſten blühenden
Topfpflanzen. An den Rändern der Buͤſche befinden ſich Blumen von allen Ar
ten. Es iſt hier fuͤr jede Jahreszeit geſorgt; von dem zeitigſten Fruͤhjahr bis
zum ſpaͤteſten Herbſt bluͤhen hier immer verſchiedenartige und ausdauernde Blu—
men. Vorzuͤglich zeichnet ſich dieſe Partie im Fruͤhjahr aus, wenn die ſchoͤn
bluͤhenden Baͤume und Sträucher in vollem Flor ſtehen; einen prachtvollen An—
blick gewaͤhren dann die großen Maſſen von ſpaniſchem Hollunder, welcher in den
ausgezeichnetſten Arten ſich hier befindet. Hinter dem Floratempel befindet ſich
2]*
140
eine ziemlich große Baumſchule, wo die ausgezeichnetſten Nordamerikaniſchen
Baͤume und Geſtraͤuche gezogen werden. Dieſelbe umzieht auf der Weſt⸗ und
Nordſeite eine hohe Fruchtmauer, welche mit den beſten Sorten Wein und Pfir—
ſich bepflanzt iſt. Auch trifft man hier eine bedeutende Anpflanzung von eßbaren
Feigen (Ficus Carica) an, welche im freien Lande ſtehen und reichliche Fruͤchte
bringen. Sie werden im Winter mit Laub bedeckt. Die hier befindlichen Treib—
haͤuſer find gegen ſolche, wo Botanik und Treiberei ausſchließend betrieben wird,
nicht von Bedeutung. Auf der Suͤdſeite der Baumſchule liegt ein, von niedrigen
Nadelſtraͤuchern eingefaßter Platz, welcher zu Miſtbeet⸗Treibereien beſtimmt iſt.
Der Garten auf dem Weidenheger hat ſeinen Namen von ſeiner fruͤhern
Beſchaffenheit; es war naͤmlich ein tief gelegener ſumpfiger Platz, mit Weiden
bewachſen. Der eine Theil dieſes Gartens, der große Weidenheger benannt, be—
ſteht bloß aus Pflanzungen von Nadelholz, durch welche ſich Wege winden.
Der andere Theil, der kleine Weidenheger, traͤgt den Charakter einer engliſchen
Anlage und beſteht zum Theil aus Pflanzungen von Nadelholz, zum Theil aus
freien Raſenplaͤtzen mit Blattbaͤumen bepflanzt.
Die neue Anlage iſt nicht ſowohl Garten als verſchoͤnerte Landſchaft, denn
das meiſte Land in der Graͤnze derſelben iſt Feld. Sie iſt in den Jahren 1790
bis 1796 angelegt. Auf einer der hierzu gehoͤrigen Inſeln iſt eine große Stein—
maſſe, in welcher ſich außer anderem auch zwei Hoͤhlen befinden, welche im Som—
mer einen herrlichen Effeet machen. An der Seite befinden ſich große Feigen—
baͤume, welche einen dichten Laubkranz mit ihren ſchoͤnen Blaͤttern bilden, innen
ſind die Grotten mit Blumen ausgeſchmuͤckt. Im Winter werden die Zweige der
Feigen zuruͤckgebogen und die Grotten dienen, indem eine Fenſterwand vor die
Oeffnung geſetzt wird, als Gewaͤchshaͤuſer. Den Krater des Vulkans auf dieſer
Steinmaſſe umgiebt eine kleine Raſenplaͤne, um welche ein ſchmaler Weg herum—
fuͤhrt, der mit Sadebanm (Juniperus Sabina) und kleinen Zwergmandeln
(Amygdalus nana) dicht beſetzt iſt. Beide Pflanzen zeichnen ſich beſonders
dadurch aus, daß fie auf magerem, ſteinigem Boden gut und üppig wachſen.
Im Fruͤhjahr erfreuen die Bluͤthen der Mandeln zwiſchen dem Gruͤn des Sa⸗
debaums, welcher ſich weit fortlaufend zwiſchen die Steine drängt.
So wie der hochſelige Herzog im Jahre 1778 den Garten zu veraͤndern
141
und zu erweitern anfing, war er auch vorher darauf bedacht geweſen, Baum—
ſchulen anzulegen, welche wohl zu jeder großen Gartenanlage gehoͤren, indem
ſonſt der Ankauf junger Baͤume zu koſtbar werden wuͤrde. So iſt der ganze
Garten von ſelbſt erzogenen jungen Baͤumen angepflanzt worden. Als die
Baumſchulen nur ungefaͤhr 10 Jahre beftanden, fo waren eine Menge Baͤume
und Geſtraͤuche vorraͤthig, daß fie zu den hier im ganzen Lande ſehr bedeuten,
den Anlagen nicht verbraucht werden konnten und der Herzog den Verkauf da—
von befahl. So haben beinahe alle kleinen engliſchen Gärten, welche im Ums
kreiſe bis Berlin, Dresden, Leipzig, Halle und Magdeburg liegen, den Bedarf
von hier bezogen. Beſonders wurde auf Samen von Nordamerikaniſchen Baͤu⸗
men, den man aus England erhielt, viel Fleiß gewendet, ſo daß man das Gluͤck
hatte, die Baͤumchen vorzugsweiſe beſſer, als anderswo, gedeihen zu ſehen.
In den erſten 20 Jahren wurden die Baumſchulen zum Theil bloß be—
ſaͤet und der Same von auslaͤndiſchen Gehoͤlzen bezogen. Spaͤterhin erndtete
man von den meiſten Arten im Garten ſelbſt Samen und dadurch ging die
Anzucht um ſo leichter. Die Baͤume, welche keinen reifen Samen in Deutſch⸗
land bringen, ſuchte man durch Senken zu vermehren, welches bei den meiſten
gluͤckte. Andere, deren Holz weich war, zog man durch Stecklinge, welches
Verfahren bei vielen Baͤumen und Straͤuchern vortheilhafter iſt, als die Er⸗
ziehung durch Samen.
Br . . STTIELITETTEIITEIDIEMIITE
XXV.
Nordamerikaniſche Laub⸗ und Nadelholz-Baͤume.
Vom
Herzoglichen Hofgaͤrtner Herrn Schoch in Woͤrlitz.
A. Laubholzbaͤume.
Gleditschia triacanthos,
Gleditschia inermis,
Bignonia Catalpa,
may Dam
Bignonia radicans.
Gleditschia triacanthos.
dreidornige Gleditſchie.
Die Gieditschia triacanthos gehört ebenfalls zu denjenigen Nordamerikani—
ſchen Baͤumen, welchezur vorzuͤglichen Zierde der Gaͤrten gehoͤren. Sowohl der
Wuchs, als die ſchoͤne, zarte Belaubung derſelben, welche eine huͤbſche Schatti—
rung zwiſchen andern Blattbaͤumen hervorbringt, imponirt ſehr, ſo wie auch, wenn
fie einzeln ſtehend vor Nadelholz⸗Pflanzungen gepflanzt wird, oder ſonſt frei;
ſtehend erſcheint. Die dichte Beſetzung von langen Dornen und der im Herbſt
herabhaͤngende Same gewährt einen uͤberraſchenden ſchoͤnen Anblick.
Dieſer Baum erreicht hier in Deutſchland, wie ſelbſt in Nord-Amerika, nur
143
eine mittelmaͤßige Hoͤhe und Stärke, und iſt mehr dazu geeignet, die Gärten
und Waͤlder zu zieren, als Nutzen zu gewaͤhren. Sein Wuchs iſt ziemlich
ſchnell und hat man ihm einen guten paſſenden Ort angewieſen, ſo bildet er
ſich in 10 bis 20 Jahren zu einem ziemlich hohen und ſtarken Baum. Er
liebt in der Regel einen naſſen Lehmboden und hat daher ſeinen Stand gern
nahe am Waſſer, weshalb er auch an verſchiedenen Orten den Namen „Waſ—
ſer⸗Akazie“ erhalten hat. Doch wächſt er auch in anderem Boden ziemlich gut,
beſonders wenn er unterwaͤrts etwas feucht iſt.
Das größte und ſtaͤrkſte Exemplar von Gleditschia ee welches
in Deutſchland eine wahre Seltenheit war, ging im vorigen Jahr durch einen
Sturmwind verloren. Es befand ſich ebenfalls im Herzoglichen Luiſium und
hatte in einem Alter von 60 bis 70 Jahren eine Höhe von 80 Fuß und eine
Stärke im Stamm von 2 Ellen im Umfange und 3 Ellen im Durchmeſſer er;
reicht. Der Stamm, wie die ſtaͤrkeren Zweige waren dicht mit langen, ſcharfen
Dornen beſetzt, welche jaͤhrlich von Neuem buͤſchelweiſe aus dem Stamm her⸗
vortrieben. Dieſer Baum erregte die Bewunderung jedes Naturkenners und ſein
Verluſt iſt fuͤr unſere Gaͤrten unerſetzlich.
Die Vermehrung der dreidornigen Gleditſche geſchieht entweder durch Sa—
men, welcher aber ſelten hier reift, auch durch Ableger oder Wurzel⸗Schoͤßlinge.
Der Samen wird im Fruͤhjahre (April) in einer Baumſchule in leichte, kraͤftige
Gartenerde, in Rinnen, Zoll tief, geſaͤet und muß etwas feucht gehalten wer—
den. Iſt der Same gehoͤrig reif geweſen, ſo geht er bald auf; die jungen
Pflanzen brauchen keinen Schutz, ſondern halten unſere Winter gut aus.
Gleditschia inermis.
ſtachelloſe Gleditſchie.
Die ſtachelloſe Gleditſchie iſt bis jetzt in unſern Anlagen zu einzeln ſtehenden
Baͤumen, wie zu Gruppen, wo mehrere Baͤume zuſammengeſtellt werden, benutzt
worden; man hat fie ebenfalls nahe am Waſſer angebracht, wo auch dieſe Art vor
zugsweiſe gut zu gedeihen ſcheint und vorzuͤglichen Effeet macht. Allein es ſind
144
auch Anpflanzungen davon auf trockenem, ſogar Sandboden gemacht worden
und die Erfahrung lehrte, daß ſelbige auch hier gut an- und fortwuchſen.
Im Allgemeinen iſt der Wuchs der Gleditschia inermis noch ſchneller,
als der der Gleditschia triacanthos und ſcheint dieſe bei weitem, ſowohl in
Hinſicht der Höhe als Stärke, zu übertreffen. Durch die zarte Belaubung hat
der Baum ein herrliches Anſehen und beſitzt auch außerdem viel Empfehlung
als Schmuckbaum in Garten-Anlagen. Eine beſonders gute Eigenſchaft beſitzt
er noch, indem er ſich bedeutend ſtark anpflanzen laͤßt und jederzeit, wenn er
nur einigermaßen in Acht genommen wird, gut fortwaͤchſt.
Benannte Gleditſchie tragt jährlich Samen, welcher in langen Schoten Ber;
abhängt und im Herbſt einen ſonderbaren aber ſchoͤnen Anblick gewaͤhrt. Die
Samenkoͤrner werden gewöhnlich alle Jahre reif, wenn nicht zu zeitige Nachtfroͤſte
eintreten, welche ihnen ſchaden; jedoch kann man denſelben retten, wenn er vor
Eintreten eines Froſtes abgenommen und an einem froſtfreien, ja, wenn es ſein
kann, warmen Orte aufgehaͤngt wird. Hier reifen die Samenkoͤrner nach und ew
reichen die Staͤrke und Feſtigkeit, welche zur vollkommnen Reife erforderlich iſt.
Der Samen wird ebenfalls in der Baumſchule im Fruͤhjahr auf Beete von
leichter Erde + Zoll tief, in Rinnen geſaͤet und wie fruͤher bei der Gled. lria-
canthos erwähnt, behandelt. ö
Bigonia Catalp a,
gemeine Trompeten⸗Blume.
Die Bigonia Catalpa iſt einer der vorzuͤglichſten Schmuckbaͤume, welcher
hauptſaͤchlich einer Anlage Anmuth und Pracht giebt. Er iſt in dieſer Hinſicht
faſt mit keinem andern Baume zu vergleichen, denn er beſitzt mehrere Eigenſchaf—
ten, welche ihn dazu berechtigen. Es bleibt nur ein Baum von mittlerer Hoͤhe,
ſein Wuchs iſt mehr ausgebreitet als zuſammengedraͤngt, und maleriſch ſchoͤn;
ſeine Belaubung iſt angenehm hellgruͤn, das Blatt groß und ſchoͤn geformt; ſeine
Blumen, welche den ganzen Baum bedecken und wohl riechen, ſind von herrlichem
Anſehen. Sie erſcheinen im Julius, ſind weiß, violett geſprengt, mit zwei gelben
Streifen, wellenfoͤrmig gebogen und ſitzen in Buͤſcheln bei einander, ſehr den Blu—
5 men
145
men der gewöhnlichen Roßkaſtanien gleichend, aber viel ſchoͤner. Einen beſondern
Vorzug haben die Blumen auch dadurch noch, daß ſie mit vieler Ausdauer bluͤ—
hen, was manchem andern Baume fehlt, wo die Blumen ſehr raſch vorüber;
gehend ſind. Auch hat ſpaͤter der Samen ein eigenes huͤbſches Anſehen: er
bildet ſich naͤmlich in runden Schoten, welche die Dicke eines Fingers und eine
Laͤnge von 14 bis 18 Zoll haben. Wenn die Schoten reif geworden, was hier
faſt jährlich geſchieht, fo öffnen fie ſich und zeigen ihre Samen, welche geflüs
gelt ſind und wie Fiſchſchuppen uͤber einander liegen.
In Garten-Anlagen iſt dieſe Bignonie, als einzeln ſtehender Baum, in einer
großen Blumen-Partie, ſo wie in andern Theilen des Gartens, beſonders vor
niedrigen Nadelholzpflanzungen, zweckmaͤßig zu benutzen. Auch machen Gruppen,
in einer Zuſammenſtellung von 4, 6, wohl 12 Baͤumen, viel Effekt. Selbſt
vorn, zwiſchen großen Blattbaumpflanzungen find fie zur Schattirung des Laubes
wohl zu empfehlen. Doch, um kleine Wäldchen oder große Haine davon
zu bilden, moͤchte ich ſie nicht anpflanzen, obgleich ſie von manchen Garten—
Kuͤnſtlern dazu empfohlen werden; denn ihr Wuchs iſt hiezu nicht hoch genug,
und ſie wuͤrden, wenn ſie auch in der ſchoͤnſten Bluͤthe ſtaͤnden, zu einfoͤrmig
erſcheinen.
Der Wuchs iſt ziemlich ſchnell. In einem Zeitraum von 20 bis 25 Jah—
ren hat ſie ihre groͤßte Ausdehnung erreicht, wo dann ihre Hoͤhe hoͤchſtens 30
Fuß betraͤgt und die Staͤrke des untern Stammes vielleicht eine Elle im Um—
fang und 6 Zoll im Durchmeſſer hat.
Die Vermehrung der Bignonia Calalpa geſchieht durch Samen, welcher
im Fruͤhjahr auf Beete von leichter Erde, in Rinnen, kaum bedeckt, daß er
faſt oben aufliegt, geſaͤet wird. Er gehet gewöhnlich bald danach auf; die
jungen Pflanzen muͤſſen im erſten Jahre mit etwas Nadeln zur Winterzeit be—
deckt werden, indem ſie ſonſt leiden. Spaͤterhin iſt es nicht mehr noͤthig, wenn
auch im harten Winter die Spitzen der Zweige an den jungen Baͤumen et—
was erfrieren. Je aͤlter der Baum wird, je kraͤftiger und ſtaͤrker iſt er und
leidet dann nicht mehr. Der ſtrenge Winter von 1822 bis 1823 ſchadete
unſern Bignonien nicht, ſie ſtanden im folgenden Jahre in der ſchoͤnſten
Bluͤthe.
Verhandlungen 5. Band. 22
146
Bignonijaradie ans,
wurzelnde Trompeten-Blume.
An den kletternden Staͤmmen und Zweigen bilden ſich Wurzeln, welche in
dichten Buͤndeln beiſammenſtehen und an den Gelenken der Zweige hervorwach—⸗
ſen. Dieſe wurzelartigen Theile dringen zwiſchen die Ritzen der Baumrinde
und Stämme, wo ſich die Staͤmme heraufwinden, dergeſtalt ein, daß man für
die Befeſtigung der Zweige nicht weiter zu ſorgen noͤthig hat. i
| Dieſe Bignonie ift in ihrer Art als rankende Pflanze eine der ſchoͤnſten
Zierden der Gaͤrten und iſt zur Bekleidung alter Gemaͤuer oder dergleichen
Gebäude, wo man eine Bekleidung von rankenden Gewaͤchſen wuͤnſcht, zweck
mäßig zu benutzen. Auch alten Baͤumen, die ſtarke Stämme haben, kann man
durch deren Umrankung ein intereſſantes Anſehen geben. Die ſchoͤnen Blumen
erſcheinen im Monat Auguſt und September, ſtehen in Buͤſcheln neben einans
der, ſind 3 bis 4 Zoll lang, geſtreift, außerhalb roth und inwendig gelb. Der
Samen wird hier nie reif und man vermehrt ſie daher durch Stecklinge, Sen—
ker und Wurzelſchoͤßlinge.
B. Nadelholzbaͤume.
1. Pinus canadensis,
2. Thuja oceidentalis,
3. Thuja orientalis.
Pinus canadensis.
Hemlocks⸗Tanne, auch Schierlingss oder Canadiſche Tanne genannt.
Die Pinus canadensis nimmt unter den amerlkaniſchen Nadelholzbaͤumen
eine der erſten Stellen ein. Ihr ſchoͤn geformter Wuchs, welcher zwar etwas
regelmaͤßig, aber dennoch mehr maleriſchſchoͤn iſt, imponirt ſehr. Die Hemlocks,
tanne läßt ſich zu jeder Pflanzung im Garten anwenden; doch zu einzeln ſtehen—
den Baͤumen, oder als Gruppe auf freiem Raſen, wo zwei, drei, wohl ſechs Stuͤck
147
zuſammengeſtellt find, würde ich fie am zweckmaͤßigſten empfehlen, da ſich dann
ihr Wuchs vorzuͤglich ausbildet. In groͤßern Pflanzungen oder Gebuͤſchen, wo ſie
gedrängt zwiſchen andern Bäumen ſtehen, find fie, hinſichtlich der Schattirung des
übrigen Nadelholzes herrlich. Auch haben fie das Angenehme, daß, wenn fie vers
miſcht mit Lebensbaͤumen, Zedern und Wacholder, die vorderſte Linie der Baͤume
in einer großen Pflanzung bilden, fie fi) von unten auf mit dichten Zweigen bes
kleiden, und ſo gleichſam die immergruͤnen Straͤucher erſetzen, welche zur Dek—
kung der Stämme vor den hoͤhern Nadelholzbaͤumen erforderlich find, die alle
das Eigne haben, daß, wenn ſie gedraͤngt zuſammen ſtehen, unten kahl werden.
Die Pinus canadensis wächft ziemlich ſchnell. Die älteften Exemplare,
welche unſere Anlagen ſeit 70 Jahren beſitzen, haben eine Hoͤhe von 60 Fuß, der
untere Stamm hat zwei Ellen im Umfange und 7 Elle im Durchmeſſer. Sie
lieben einen feuchten, nicht zu ſchweren Boden, wachſen auch ſonſt im mittelmäs
ßig guten Lande zum ſchoͤnen Baum, nur werden ſie nicht ſo ausgezeichnet.
Die Hemlokstanne zeichnet ſich auch noch dadurch aus, daß ſie, ganz entge—
gengeſetzt der Pinus Strobus, ſehr ausdauernd zu ſein ſcheint, denn die groͤßten
und älteften Exemplare ſtehen noch fo kraͤftig und geſund hier, daß ſich wohl er
warten laͤßt, ſie noch lange in ihrem ſchoͤnen Wuchſe fortfahren zu ſehen. Im
Herzoglichen Luisium ſtehen drei Stuͤck Pinus eanadensis, welche die Bes
wunderung jedes Kenners erregen. Es ſind die aͤlteſten Exemplare, welche unſere
Gärten beſitzen. Sie zeichnen ſich durch Größe, Staͤrke und Schoͤnheit vor—
zuͤglich aus. Es ſcheint unglaublich zu fein, daß dieſe Baͤnme erſt ein Alter
von 70 Jahren haben. Das Holz davon iſt feſt, ſchoͤn gezeichnet und laͤßt ſich
zu Drechsler und Tiſchlerarbeit gut gebrauchen, beſonders zu Möbel. Es find
hier Verſuche gemacht und man hat beſonders gefunden, daß das Holz, ſowohl
maſſiv, als in ſchwachem Fournier verarbeitet, ſich nicht verwirft, ſondern feſt—
ſteht; auch behaͤlt es einen ſehr angenehmen Geruch.
In Nordamerika wird das Holz von dieſem Baume auf ſehr verſchiedene
Art mit dem beſten Erfolge verarbeitet. Es widerſteht der Faͤulniß. Auch erzaͤhlt
Kalm im 13ten Bande der Stockh. Abhandlungen, S. 197. von dieſer Tanne, daß
die Franzoſen davon in Canada ein geſundes und ſchmackhaftes Bier brauen,
22*
148
wovon er die Brauungsart ausführlich beſchreibt. Ich will darüber nur Folgen—
des erwaͤhnen: die feinen Zweige, woran die jungen, noch nicht ganz reifen Zap—
fen ſich befinden, werden in kurze Stuͤcke geſchnitten, ſo, daß ſie in einen Keſſel
hineingehen. Nun wird Waſſer aufgegoſſen, welches man mehrere Stunden ko—
chen laßt, und zu dem etwas Weizen, Gerſte oder Mais, einige kleine Brodte,
in der Art, wie Kaffee gebrannt, gethan wird. Durch das gebrannte Getreide
und Brod erhaͤlt die Maſſe Kraft und Farbe, da, wenn bloß die Reiſer gekocht
würden, ſonſt das Getraͤuk eine waſſeraͤhnliche Farbe behalten würde. Iſt nun
alles gehörig durch einander gekocht, fo wird es durch leinen Zeug in eine große
kupferne Pfanne gegoſſen. Hiezu koͤmmt nun eine verhaͤltnißmaͤßige Menge
Waſſer und ein Zuſatz von Syrup, wodurch eine Gaͤhrung und Schaͤumung
entſteht, von welcher man die aufſteigenden Unreinigkeiten wegnimmt. Iſt die
Gaͤhrung voruͤber, ſo faſſet man die gewonnene Fluͤſſigkeit in Tonnen, ſpundet
ſie zu oder zapfet ſie auf Flaſchen, welches Verfahren noch zweckmaͤßiger iſt,
weil das Getraͤnk ſodann weniger ſauer wird.
Die Pinus canadensis wird aus Samen gezogen, welcher im October
reift, wie aller Nadelholz⸗Samen behandelt und entweder noch im Herbſt oder im
Fruͤhjahr auf ein Beet von leichter, kraͤftiger Erde, ganz flach geſaͤet. Der Samen
geht in der Regel, bei guter Behandlung im erſten Jahre auf. Die Behand—
lung in der Baumſchule, bis zum Verpflaͤnzen deſſelben, iſt ganz dieſelbe, wie
ich ſchon oͤfteres bei den nordamerikaniſchen Nadelhoͤlzern erwaͤhnt habe.
Thuja oceidentalis,
gemeiner Lebensbaum.
Thuja occidentalis iſt einer der Baͤume, welche am haͤufigſten in immer—
gruͤnen Pflanzungen der Gaͤrten benutzt werden. Er eignet ſich beſonders zu dich—
ten Pflanzungen oder Buͤſchen in Anlagen, wo er zur Deckung von andern hoch—
wachſenden Baͤumen vortheilhaft gebraucht werden kann. Zu einzeln ſtehenden
Baͤumen und Gruppen waͤhlt man ihn nicht gern, obgleich man ihn auch in
Anlagen, auf dieſe Art benutzt, findet. Der Grund hievon iſt, weil man beſ—
ſere Baͤume waͤhlen kann, welche durch einen hoͤhern, ſchoͤnern Wuchs mehr
Effect machen, aber auch deshalb, weil ſein Wuchs zu einfoͤrmig und beſonders
149
das Gruͤn deſſelben nicht lebendig genug iſt; denn jeder Baum, der in einer
Anlage allein gezeigt wird, muß einige Eigenſchaften beſitzen, die ihn vorzuͤglich
heben, fie mögen nun auf feinen Wuchs, feine Belaubung oder feine Bluͤthen
und Fruͤchte Bezug haben.
Der gemeine Lebensbaum iſt hinſichtlich ſeiner Dauer zu empfehlen, denn
die haͤrteſten Winter ſchaden ihm in Deutſchland nicht und er waͤchſt in je—
dem Boden gut an und fort.
Schweren, feuchten Boden liebt er vorzüglich und gedeihet darin am beſten.
Auch darum iſt er bemerkenswerth, daß man ihn zu Zwiſchenpflanzungen in großen
Gebuͤſchen anwenden kann, um die Dichtheit derſelben zu bezwecken, welches nur
wenige Arten von Baͤume vertragen. Die Anzucht der Lebensbaͤume geſchieht
durch Samen, welcher im Frühjahr auf ein Beet von leichter Gartenerde, wo
möglich im Schatten, 1 Zoll tief, geſaͤet wird. Alle nordamerikaniſchen Nadelhoͤl⸗
zer lieben beim Aufgehen Schatten, weil die jungen, zarten Pflaͤnzchen die Sonne
nicht ertragen koͤnnen. Die fernere Zucht der jungen Thuja geſchieht in den
Baumſchulen ganz auf die Art, wie fruͤher ſchon bei Pinus Strobus bemerkt iſt.
Das Holz vom Lebensbaum iſt weißroͤthlich, leicht, doch ſehr dauerhaft und
läßt ſich zu feiner Tiſchler- und Drechsler⸗Arbeit gut benutzen.
Kalm erwähnt, daß die Einwohner von Canada das Holz des Thuja oc-
eidentalis für dasjenige halten, welches unter allen Holzarten am laͤngſten uns
ter freiem Himmel der Faͤulniß widerſteht. Auch erwaͤhnt er, daß die Blaͤtter
dieſes Baums als Arzneimittel mit gutem Erfolg anwendbar waͤren.
Thuja orientalis,
chineſiſcher Lebensbaum.
Die chineſiſche Thuja orientalis iſt ein vorzuͤglich ſchoͤner, immergruͤner
Baum, welcher ſich in Garten-Anlagen, zur Veraͤnderung anderer Nadelholzbaͤume,
gut benugen laßt. Es iſt Schade, daß er an vielen Orten Deutſchlands den
Winter nicht gut vertraͤgt, beſonders wo feuchter, ſchwerer Lehmboden ſich be—
findet. Er liebt mehr leichten Sand und eine geſchuͤtzte Lage.
In den Woͤrlitzer Anlagen gedeihet der chineſiſche Lebensbaum durchaus
nicht, weil groͤßtentheils feuchter, ſchwerer Boden ſich hier befindet. Die Baͤume
150
wachſen jung ſehr gut, doch haben fie eine Höhe von 4 bis 5 Fuß erreicht, fo
leiden ſie alle Jahre durch den Froſt, ſtehen verſtuͤmmelt in den Pflanzungen,
weil in jedem Fruͤhjahr die erfrornen Zweige abgeſchnitten werden und gehen
nach kurzer Zeit ganz zuruͤck. Jedoch gedeiht er in einigen Anlagen um Deſſau
und namentlich um Zerbſt, da ſich dort leichter kraͤftiger Sandboden vorfindet,
ganz vorzüglich. Es giebt daſelbſt ſchon bedeutend große und ſtarke Sa
welche jährlich reifen Samen bringen.
Die Vermehrung von Thuja orienlalis geſchieht am vertiefen
durch Samen; derfelbe wird auf ein Beet von leichter Gartenerde, in + Zoll
tiefe Rinnen geſaͤet und geht gewöhnlich gut auf. Die jungen Pflanzen blei⸗
ben zwei Jahre im Samenbeete ſtehen, wo ſie dann auf andere Beete in der
Baumſchule, zwei Fuß von einander, geſetzt werden. Hier bleiben ſie ſo lange,
bis fie die Höhe erreicht haben, daß fie in die Anlagen verpflanzbar find. So
ſchoͤn dieſer Baum iſt, ſo kann ich denſelben doch im Allgemeinen nicht als
vortheilhaft empfehlen, da er in Deutſchland nicht ausdauernd genug iſt und
man daher zu wenig Freude und Nutzen von ihm zu hoffen hat.
eee e Nene eee e eee eee eee ee
XXVI.
Ueber
den Dreien brunnen bei Erfurt,
nebſt
nachträglichen Bemerkungen und Eroͤrterungen
uͤber
den Erfurter Feld⸗ und Gartenbau,
vom Herrn Profeſſor Voͤlker in Erfurt.
Un Erfurt findet eine den Feld» und Gartenbau mit einander verbindende Bes
wirthſchaftung ſchon ſeit undenklichen Zeiten Statt. Ueber den dabei beobachteten
Fruchtwechſel laßt ſich aber keine allgemeine Beſtimmung geben, well hier zum
Theil nach ſehr verſchiedenen Syſtemen und Maximen verfahren wird, da der
Grundbeſitz ſehr zertheilt und die Bewirthſchaftung der Laͤndereien in ſehr vielen
verſchiedenen Haͤnden iſt. Denn nicht nur Gaͤrtner und Oekonomen beſchaͤftigen
ſich mit jenen Kultur⸗Zweigen, als ihrem Hauptgeſchaͤfte, ſondern auch ein großer
Theil von Handwerkern und andern Geſchaͤftsleuten treiben Feld- und Gartenbau
im Kleinen als Nebengeſchaͤft. Ohne ſich aͤngſtlich an einen gewiſſen Fruchtwech⸗
ſel zu binden, werden zu jeder Zeit diejenigen Gewaͤchſe am haͤufigſten angebaut
von denen man ſich, nach den gerade obwaltenden Conjuncturen, den meiſten er
winn verſpricht, und es wird dann auf manchem Acker nicht ſelten daſſelbe Ges
waͤchs mehrere Jahre hinter einander kultivirt und oft ohne Nachtheil und ohne
152
daß ein Ruͤckſchlag der Erndten zu bemerken wäre. Der Grund dieſer Erſchei—
nung mag wohl in der vorzüglich guten Beſchaffenheit des Bodens, in Beziehung
auf ſeine Miſchung und tiefe Lockerheit liegen, wodurch zugleich ein anderes
Reſultat erklaͤrlich wird, daß naͤmlich bei mäßiger, ja zum Theil ſparſamer Duͤn⸗
gung, doch ergiebige Erndten erzielt werden“). So wird z. B. in der vor dem
Andreas liegenden Flur haͤufig nur alle 12 Jahre, ja wohl erſt nach einem
noch laͤngern Zeitraume geduͤngt, welche Bewirthſchaftung mit Reicharts Sy
ſtem der 18jaͤhrigen Benutzung der Aecker ohne Brache und wiederholte Duͤn—
gung zuſammenhaͤngt. Ich habe dieſes Syſtem in der von mir beſorgten Aus—
gabe feines Land- und Gartenſchatzes Theil III. S. 127 bis 154 ausfuͤhrlich
dargeſtellt. Die darin vorgeſchriebenen Fruchtfolgen werden auch dermalen noch
von vielen Oekonomen und Gaͤrtnern zum Muſter angenommen und zwar mit
gutem Erfolge, obgleich nach den insgemein geltenden Fruchtwechſel-Syſtemen viel
dagegen einzuwenden waͤre. Doch bemerke ich, daß Saflor gar nicht und Zwie—
beln und Peterſilienwurzeln nur ſparſam in den Fruchtwechſel mit aufgenom—
men werden, was zu Reicharts Zeiten anders war.
Da der Dreienbrunnen, in Beziehung auf die Kultur! der Kuͤchengewaͤchſe,
ſich vor andern Garten⸗Anlagen fo weſentlich auszeichnet, fo finde ich mich bes
wogen, eine zuſammenhaͤngende agronomiſche Beſchreibung deſſelben zu geben,
welche zugleich als Ergaͤnzung und weitere Ausfuͤhrung deſſen zu betrachten iſt,
was ich im Lands und Garten⸗Schatz Theil I. S. LXXXVI. u. f. und Theil
II. S. 299 u. f. daruͤber mitgetheilt habe.
Mit dem Namen des Dreienbrunnens oder Dreienborns“) wird
ein Bezirk von Gaͤrten belegt, der ſich weſentlich von Erfurt, beim neuen Thore
oder
*) Aus dieſen und mehreren andern Erfahrungen ſchien hervorzugehen, daß wenigſtens bei
gewiſſen Bodenarten eine tiefe Lockerheit (von Natur oder durch Rajolen hergeſtellt) bis
auf einen gewiſſen Grad die Duͤngung erſetzt.
*r) Der Urſprung dieſer Benennung wird verſchiedentlich abgeleitet, der gemeinen Meinung
nach von drei ſonſt dort vorhanden geweſenen gefaßten Brunnen, deren jetzt aber nur noch
zwei vorhanden, der ſogenannte große und der Henkers-Brunnen (welcher Name, wie man
glaubt,
153
oder Dalbergs Pfoͤrtchen) unmittelbar am Stadtgraben anfaͤngt und dann am rech,
ten Ufer des Gerafluſſes aufwaͤrts, ſich bis an den Fuß des etwa eine Viertel
Stunde von Erfurt gelegenen Steigerwaldberges (gewoͤhnlich der Steiger genannt)
hinzieht und ſich ſolchergeſtalt über einen betraͤchtlichen Flaͤchenraum ausbreitet.
Dieſer Garten-Diſtrict, eben fo ausgezeichnet durch feine guͤnſtigen, natürlichen
(agronomiſchen) Verhaͤltniſſe und kuͤnſtlichen Bewaͤſſerungs- und andern Anlagen,
als beruͤhmt durch die Menge, Guͤte und Eigenthuͤmlichkeit ſeiner Erzeugniſſe, giebt
ein lehrreiches Beiſpiel ab, wie Grundſtuͤcke von ſchlechter Beſchaffenheit und ges
ringem Ertrag und Werthe, durch Induſtrie und zweckmaͤßige Benutzung oͤrtlicher
Verhaͤltniſſe zu hohem Werth und ſeltenem Ertrage emporgebracht werden koͤn—
nen; denn in aͤltern Zeiten, vor Abfangung der Quellen, beſtand die ganze Ge;
gend unſers Dreienbrunnens aus einem naſſen verſumpften Terrain, das mit Er—
len, Weiden, Schilf und ſchlechten Graͤſern bewachſen und ſtellenweis mit einigen
Fiſchteichen beſetzt war. Der erſte Schritt zu deſſen beſſerer Benutzung geſchah
wahrſcheinlich im Jahre 1232, wo der Erfurter Stadtrath eine der Hauptquellen
in dem ſogenannten großen ſteinernen Brunnen faſſen ließ und dabei wohl zugleich
auch ihrem Waſſer einen regelmaͤßigen Abfluß verſchaffte. — Das aus den
Quellen ſich bildende Fluͤßchen wurde hierauf im J. 1355 uͤber den Stadtgraben
in einem hoͤlzernen Gerinne in die Stadt geleitet, vorzuͤglich auf Veranlaſſung der
damals zahlreichen Zunft der Teppichmacher (in fruͤhern Zeilen Zichener oder
Schalaͤuner genannt), weil dies Dreibrunnenwaſſer in der Faͤrberei vorzuͤgliche
Dienſte leiſtete. Hernach ward aber auch zugleich jenes Fluͤßchen auf ſeinem
Laufe zu Bewaͤſſerung der benachbarten Gaͤrten, ſowohl innerhalb der Stadt, na—
mentlich im ſogenannten Hirſchbruͤhl und in der Karthaus, als im Dreibrunnen,
benutzt und von der Mitte des 15ten Jahrhunderts kommen ſchon urkundliche
Spuren vor, von den zu dieſem Zweck angelegten und unterhaltenen Gießklingern“).
glaubt aus der urſpruͤnglichen Benennung: hinterſte Brunnen, fo eorrumpirt worden ſei).
Andere ſind der Meinung, daß man jene Brunnen in aͤlteren Zeiten eigentlich „treue
Brunnen genannt habe, weil ſie in den trockenſten Jahren, wo faſt alle uͤbrigen Brun—
nen verſiegten, fortwaͤhrend getreu ihr Waſſer lieferten.
„) Wie ſich aus einem alten, vom Erfurter Stadtrath im J. 1445 erlaſſenen Mandate ev
giebt; worin es heißt: „Alle Abegaͤnge oder Waſſerlaͤufe (die Klingern) aus oder von dem
„obengenannten Waſſerlaufe, zwiſchen dem neuen Thore und den Carthaͤuſern auf der Cart⸗
Verhandlungen 5. Band. 23
154
Wenn aber auch zu jener Zeit bereits ein Theil des Landes zu Anlegung von
Gaͤrten benutzt war, ſo nahmen doch Suͤmpfe, Teiche und oͤde liegende Strecken
immer noch einen großen, ja vielleicht den größten Theil des Flaͤchenraumes ein,
die nur erſt in den folgenden Jahrhunderten allmälig in Gärten umgeſchaffen wur⸗
den und zwar vorzuͤglich von dem Zeitpunkt an, wo die neue Kultur der Bruns
nenkreſſe eingeführt wurde und in Aufnahme kam, d. i. gegen die Mitte des
17ten Jahrhunderts. Zwar fand die Benutzung der Brunnenkreſſe auch ſchon in
fruͤheren Zeiten Statt, man begnuͤgte ſich aber damals, die in dem klaren Waſſer
der Teiche und Baͤche wild gewachſene Brunnenkreſſe einzuſammeln und zu Markte
zu bringen. Da dieſes Gewaͤchs auch im Winter gruͤnen Salat und gutes Ge—
muͤſe liefert, ſo mochte wahrſcheinlich die Nachfrage nach demſelben nach und
nach ſo zunehmen, daß man ſie durch die wild wachſenden Pflanzen der Art nicht
mehr zu befriedigen vermochte und deshalb zum kuͤnſtlichen Anbau und zur Anle—
gung der Brunnenkreß-Klingern ſchritt. Eine der erſten Anlagen der Art wurde
ganz nahe beim großen Brunnen, mit Huͤlfe des aus dieſem ausſtroͤmenden Ba—
ches in einem der groͤßten Gaͤrten (den ſpaͤter Chriſtian Reichart bewirthſchaftete
und dermalen Franz Hagen beſitzt) gegen das Jahr 1660 zu Stande gebracht
und zwar vorzuͤglich durch Mitwirkung eines gewiſſen Nicolaus Meißner, der auch
durch Erfindung der zur kuͤnſtlichen Kultur der Brunenkreſſe paſſenden und noch
jetzt gebräuchlichen Werkzeuge — des Tiſchel- und Schwelgebretts — ſich um
die Vervollkommnung des neuen Kultur-Zweiges weſentliche Verdienſte erwarb.
Ob er auch ſchon das Duͤngen der Brunnenkreſſe — was bei ihrer kuͤnſtlichen
Kultur ein ſehr wichtiger Gegenſtand iſt — in Anwendung brachte, laͤßt ſich jetzt
nicht nachweiſen; aber gewiß iſt, daß jenes Veredlungs-Mittel ſchon ſeit fruͤhern
„haͤuſer Gut ganz alſo fein ſollen und daß ein jeglicher Gärtner fort mehr gegen feinem Gute
‚Aährlich die Fege deſſelben Waſſers thun ſoll — und welcher Gärtner an ſolcher Fege ſaͤu—
„mig wuͤrde, der fol unſerm Herrn Rathe 10 Schillinge Pfennige zur Buße geben, auch als
dick es Noth geſchicht, fo ſoll ein jeglicher Garten feine Weidenſtoͤcke, die ſolchen Waſſer—
„lauf hindern möchten, abethun oder abhauen laſſen. — Dagegen ſollen die Zichener, obne
„der Gaͤrtner Huͤlfe an das Gerinne, das uͤber der Carthaͤuſer Teiche und an den Graben
„geht, die Fege jährlichen allein thun, damit die Zichener und Gärtner ſolche Schelungen
„(die Streit) ꝛc. guͤtlich und gaͤnzlich mit einander geeinet und gerichtet ſein ſollen, das
„wir alſo zu einem Gedaͤchtniß ꝛc. in das Stadtbuch haben ſchreiben laſſen. Act. Quarta post
„Bartholomaei A. 1445.“
155
Zeiten hier gebräuchlich war. Da auf dieſen Wegen durch die forgfame Pflege,
welche man der Brunnenkreſſe angedeihen ließ, dieſes Erzeugniß an Wohlgeſchmack
und in jeder andern Hinſicht ſehr gewonnen hatte, ſo fand es immer allgemeinern
Beifall und ausgebreitetere Nachfrage und in Folge davon wurden nach und nach
immer mehrere Brunnenkreßklingern angelegt und die bis dahin noch uͤbrig ge—
bliebenen Teiche und Suͤmpfe fuͤr dieſen Zweck entwaͤſſert und umgeſtaltet. Die
letzten 2 neuen Anlagen der Art wurden von unſerm Reichart von 1725 an
und gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts ausgefuͤhrt, und dermalen wuͤrde
es ſchwierig ſein, noch eine Stelle im Dreienbrunnen aufzufinden, wo eine neue
Brunnenkreßklinger mit Nutzen angelegt werden koͤnnte.
Nach dieſer kurzen geſchichtlichen Einleitung“) gehe ich zur naͤhern Be—
ſchreibung unſers Dreienbrunnens über, wobei vorzuͤglich die Lage und Umge—
bung, die Beſchaffenheit des Bodens und der Quellen und die Anlage und Be—
handlung der Gaͤrten ſelbſt in Betracht kommen.
Der Dreienbrunnen iſt nicht nur im Mitbeſitz aller derjenigen Vortheile,
welche Erfurts Umgebung in agronomiſcher Hinſicht im Allgemeinen auszeichnen,
(und welche ich bei der agronomiſchen Schilderung der Gegend um Erfurt, in
der Einleitung zu der von mir beſorgten neuen Ausgabe von Reicharts Land—
und Gartenſchatz, ausfuͤhrlich dargeſtellt habe) ſondern es fliegen ihm zugleich,
vermoͤge ſeiner beſondern oͤrtlichen Lage, noch manche andere, in Beziehung auf
Gartenbau wichtige, eigenthuͤmliche Vorzuͤge zu.
Dieſer Garten⸗Diſtriet hat zwar im Ganzen genommen einen ebenen, aber kei—
nesweges horizontalen Boden; ſondern der letztere zieht ſich vom Fuß des Steigers
in ſanft abhaͤngiger Richtung nach der Stadt zu. Der dem Stadtgraben und der
Gera zunaͤchſt gelegene Theil des Dreienbrunnens hat daher eine tiefere Lage, und
da hier die Oberflaͤche des Bodens zum Theil kaum 8 bis 10 Fuß uͤber dem mitt—
leren Waſſerſtand der Gera erhaben iſt, ſo wurde er faſt jedes Jahr von Seiten
dieſes oft ſehr ſtark anwachſenden Gebirgsfluſſes verheerenden Ueberſchwemmungen
*) Wobei ich zum Theil Reicharts hiſtoriſche Nachricht von denen bei Erfurt gelegenen Dres
enbrunnen benutzte. Dieſe kleine Schrift hat außer der hiſtoriſchen vorzuͤglich eine juriſti—
ſche Tendenz, indem es weitlaͤuftige Auseinanderſetzungen von Rechtshaͤndeln, die zwiſchen
den Gartenbeſitzern des Dreienbrunnens gefuͤhrt worden, enthaͤlt.
23*
156
ausgeſetzt fein, wenn ihm nicht die angelegten Daͤmme einigen Schutz gewaͤhrten
die inzwiſchen bei außergewoͤhnlich hohen Waſſerfluthen doch durchbrochen werden.
Der ganze tiefer liegende Theil des Dreienbrunnens wird alsdann unter fluthen—
des Waſſer geſetzt, das durch Einreißen, Verſandung und Verſchlemmung der
Klingern und Gartenlaͤndereien manchmal bedeutenden Schaden anrichtet.
Dem Dreienbrunnen- Bezirk gegenüber, dicht am jenſeitigen Geraufer, erhebt
ſich vom Dorfe Hochheim her ein ziemlich ſtark abfallender Bergabhang, welcher
nicht nur unſern Gaͤrten einigen Schutz gegen die zerſtoͤrende Gewalt der nord—
weſtlichen Winde gewaͤhrt, ſondern zugleich durch die von ihm ausgehende Re;
flerion der Sonnenſtrahlen nach dem Dreienbrunnen hin, eine Erhoͤhung der
Temperatur und ſo namentlich im Fruͤhjahr die ſo wuͤnſchenswerthe fruͤhzeitige
Erwaͤrmung des Bodens befoͤrdert.
Gegen die unguͤnſtigen WitterungsVerhaͤltniſſe, die der Nord und Nordoſt
herbeifuͤhren, dienen die Stadt und ihre Waͤlle, und gegen Oſten hin die zwar
etwas entfernten Daberſtaͤdter Anhoͤhen, den Dreienbrunnen-Gaͤrten zu einiger
Beſchuͤtzung. Daß die letztern gegen Suͤden und Suͤdweſt zu von dem Stei—
gerwaldberge begrenzt werden, der ſich bis gegen 300 Fuß uͤber den Gerafluß
erhebt, ſcheint wegen der dadurch veranlaßten ſtaͤrkeren Beſchattung, beſonders
der zunaͤchſt anliegenden Gaͤrten, keinesweges ein guͤnſtiger Umſtand zu ſein,
inzwiſchen wird dieſer Nachtheil wieder zureichend dadurch verguͤtet, daß jener
Bergzug, gleich andern benachbarten, die Gewitterwolken anzieht und weiter lei—
tet, ſo daß der Dreienbrunnen zwar ihre befeuchtenden Einfluͤſſe genießt, aber
ihren zerſtoͤrenden Wirkungen nicht bloßgeſtellt wird, ſo iſt z. B. Hagelſchlag
hier eine hoͤchſt ſeltene Erſcheinung.
In Beziehung auf die Beſchaffenheit des Bodens kommt der Ober—
und Untergrund in Betracht.
Der Obergrund, welcher die Gartenkrume im Dreienbrunnen bildet, iſt
4, 6, ja zum Theil wohl 10 Fuß tief, von ziemlich gleichartiger Beſchaffenheit.
Er beſteht im Allgemeinen aus einem von Steinen freien und reichlich mit Hu—
mus gemengten ſandigen Lehmboden von ſchwaͤrzlich grauer Farbe, der zugleich
eine reichliche Beimiſchung von Kalktheilen beſitzt und daher vermoͤge ſeiner Be—
ſtandtheile und Conſtitution ſich vorzuͤglich gut zum Anbau der Kuͤchengewaͤchſe
157
eignet, wozu nech der guͤnſtige Umſtand kommt, daß feine Oberfläche durch Platz
regen oder durch Begießen nicht ſo leicht, wie dies bel ſchwereren Bodenarten
der Fall iſt, an der Oberflaͤche feſtgeſchlagen wird, im Gegentheil nimmt er
das auf ſie gelangende Waſſer leicht an ſich und fuͤhrt es in die Tiefe den Wur—
zeln der Pflanzen zu, was in Beziehung auf das oͤftere Begießen der letztern
von großer Wichtigkeit iſt.
Der Untergrund des Dreienbrunen, auf welchen jener Obergrund unmit—
telbar ruht, beſteht wohl groͤßtentheils aus Kieslagern, nur in der Naͤhe und am
Fuß des Steigerwaldes aus Kalkſtein und Mergelſchichten, welche den Koͤrper des
Steigerberges bilden und der Muſchelkalk-Formation angehören. Jene Ablagerung
von Kies iſt ohnſtreitig in fruͤhen Zeiten vom Gerafluß abgeſetzt, was auch wohl
von dem lehmig⸗ſandigen Beſtandtheile des Obergrundes gelten mag, deſſen Hu—
musgehalt dagegen zum Theil noch aus der Zeitperiode abſtammen wird, wo Suͤm—
pfe und Teiche ſich über den größten Theil des Dreienbrunnen-Landes verbreiteten.
Der Boden des Dreienbrunnen Bezirks iſt außerordentlich reich an Quellen;
denn außer den zwei mit ſteinernen Brunnen-Einfaſſungen verſehenen Hauptquellen
entſpringen noch an und in den Klingern vieler Gaͤrten zahlreiche andere Quellen,
die an Waſſerreichthum jenen zum Theil wenig nachſtehen. Die Waſſerzufluͤſſe
ſaͤmmtlicher Quellen find zugleich fo beſtaͤndig, daß fie ſelbſt in den trockenſten
Jahren nicht verſiegen. Sie nehmen aus der Muſchelkalk-Formation ihren Ur—
ſprung und zwar treten die hoͤhern am Fuße des Steigers befindlichen Quellen
unmittelbar aus den Kalkſtein und Mergelſchichten hervor; die untern Quellen
dringen zwar aus dem dort kieſigen Untergrunde heraus, erhalten aber ihre Waſ—
ſerzufluͤſſe ohne Zweifel ebenfalls aus den in der Tiefe unter jenem Untergrunde
wegſtreichenden Floͤzen der Muſchelkalk-Formation; denn das Waſſer ſaͤmmtli—
cher Quellen iſt von gleich guter, klarer und reiner Beſchaffenheit. Es fuͤhrt
ſo wenig fremde Beſtandtheile bei ſich, daß es dem Regenwaſſer faſt gleich
kommt und einen ganzen Sommer lang in offnen Flaſchen hingeſtellt, nimmt es
weder einen fauligen Geruch und Geſchmack an, noch ſetzt es einen Nieder—
ſchlag ab, ſondern bleibt im Gegentheil ganz klar“).
) Wegen der ausgezeichneten Reinheit und Klarheit iſt das Waſſer ganz vorzüglich für Fo—
158
Die Temperatur des Waſſers der meiſten Quellen ift, fo wie es aus der
Erde hervorquillt, im Winter und Sommer faſt gleich und beträgt zwiſchen 9
und 10 Grad Reaum. Nur einzelne Quellen, beſonders die unteren, die aus
dem kieſigen Untergrunde hervordringen, haben zuweilen, beſonders bei ſehr an
haltender ſtrenger Winterkaͤlte, eine etwas niedrigere Temperatur, daher man ſie
anch wohl zum Unterſchiede von jenen waͤrmeren, kalte Quellen zu nennen pflegt.
Die Urſache von der zuweilen geringern Temperatur dieſer letztern mag wohl
darin liegen, daß dem aus dem Innern der Erde hervortretenden Waſſer ein
Theil von ſeiner daher mitgebrachten Waͤrme durch den kieſigen Untergrund ent—
zogen wird, oder moͤglich wäre es auch, daß manche von jenen Fälteren Quel—
len durch das von hoͤher liegenden Brunnenkreß-Klingern kommende Durchſie—
terungswaſſer geſpeiſet wuͤrden.
Da dieſe reinen, ergiebigen und beſtaͤndigen Quellwaſſer zugleich, vermoͤge
der Beſchaffenheit des Terrains, ein betraͤchtliches Gefälle gewinnen konnten, fo
waren ſie um ſo mehr zu Brunnenkreß- und Gießklingern gut geeignet. Nach—
dem auf dieſe Weiſe im Dreienbrunnen das Waſſer der Quellen auf's vielfaͤl—
tigſte benutzt worden, ergießt es ſich zum Theil in mehreren Abfluͤſſen noch ins
nerhalb der Grenzen des Dreienbrunnens in die Gera; die groͤßere Waſſermenge
aber fließt in verſchiedene Baͤche zuſammen, die nach ihrer Vereinigung den
ſogenannten Dreienbrunnenfluß bilden, welcher ſeinen Lauf nach der Stadt zu
nimmt, dann in einem 6 Fuß breiten und gegen 2 Fuß tiefen Gerinne uͤber
den Stadtgraben in die Stadt geleitet wird, wo er, nachdem ſein Waſſer in den
anſtoßenden Gaͤrten des Hirſchbruͤhls zur Bewaͤſſerung und ſonſt noch in den
Straßen-Kanaͤlen auf mannigfaltige Weiſe benutzt worden, ſich in der Schmid»
ſtaͤdter Vorſtadt in die Gera ergießt, nachdem er kurz vorher noch eine ober—
ſchlaͤchtige Muͤhle in Umtrieb geſetzt hat.
rellen geeignet, die in älteren Zeiten in den vorhandenen Teichen und Dreienbrunnen-Baͤchen
in großer Menge gehalten wurden. Als ſpaͤterhin die Teiche in Brunnenkreß-Klingern um—
geſtaltet wurden, wurden die Forellen bloß auf die Bäche beſchraͤnkt, und um ihnen den Zn—
gang in die Brunnenkreß-Klingern zu verſperren, mußten an den Waſſer-Zu und Abfluͤſſen
ſteinerne Einfaſſungen von Sohlbaͤnken angelegt werden, in deren Falzen man eiſerne Gitter
einſchob. Von dieſer Einrichtung finden ſich zwar noch hie und da Spuren, die Forellen
aber ſind jetzt verſchwunden, vorzuͤglich wegen der haͤufigen Nachſtellungen der Fiſchdiebe.
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Was nun die Anlage der Dreienbrunnen-Gaͤrten betrifft, fo haben fie größs
tentheils die eigenthuͤmliche Einrichtung, daß ſie aus breiten, zur Erziehung der
Gartengewaͤchſe beſtimmten Beeten (Jaͤhne in hieſiger Mundart genannt) beſte⸗
hen, zwiſchen welchen ſich Waſſergraͤben (Rlingern) von verſchiedener Breite, meiſt
in paralleler Richtung hinziehen. Zwiſchen den Beeten und den Graͤben befinden
ſich als Ufer der letztern, gegen 2 Fuß breite und 2 bis 12 Fuß über den Waſ⸗
ſerſtand jener, erhabene Raſenraͤnder (auch Klingerraͤnder genannt) mit Fußpfaden,
von welchen aus die verſchiedenen Arbeiten verrichtet werden, welche bei Erziehung
der Brunnenkreſſe in den Graͤben, ſo wie bei der Wartung und dem Begießen
der Gewaͤchſe auf den Jaͤhnen vorfallen. Dabei hat das Herkommen ein Recht
begruͤndet, daß der Beſitzer eines Jahns oder einer Brunnenkreßklinger zur Ver—
richtung der dabei erforderlichen Kultur⸗Arbeiten, den angrenzenden Raſenrand ſei—
nes Nachbars betreten und benutzen darf, denn die verſchiedenen angrenzenden
Gartenbeſitzungen ſind in der Regel nur durch Waſſergraͤben, ſelten durch Zaͤune
von einander geſchieden; die letztern kommen vorzuͤglich nur an den, durch den
Dreienbrunnen laufenden Straßen und Communications-Wegen vor.
Ich gehe nunmehr zur genaueren Beſchreibung der einzelnen Theile unſe—
rer Anlagen uͤber.
Was zuerſt die Gartenbeete oder Jaͤhne betrifft, ſo haben ſie bei unbe—
ſtimmter Laͤnge gemeiniglich eine Breite zwiſchen 16 bis 24 Fuß, dabei erheben
fie fi) mit ihrer ebenen Oberfläche I, 12, ja zuweilen 5 Fuß über die umgeben—
den, ihnen zur Einfaſſung dienenden Raſenraͤnder, nach welchen hin ſie unter ei—
nem Winkel von etwa 40 Grad abgeboͤſcht ſind, dieſe Abboͤſchung wird hier
Kammende genannt. Sie wird ebenſo, wie die obere, große ebene Flaͤche des
Beets, zum Anbau von Kuͤchen⸗Gewaͤchſen benutzt, und zwar beide gemeiniglich
ganz vollſtaͤndig, indem um keinen Raum ungenutzt zu verlieren, ſelten auf den
Beeten Quer-Wege, zum Behuf der Kultur-Arbeiten, angebracht find.
Die, zwiſchen den Jaͤhnen befindlichen Waſſergraͤben oder Klingern haben
eine zweifache Beſtimmung; ſie dienen naͤmlich entweder bloß zum Begießen der
auf den angrenzenden Jaͤhnen gebauten Kuͤchengewaͤchſe oder zur Erziehung der
Brunnenkreſſe. Erſtere nennt man Gieß - Klingern, letztere Brunnenkreß-Klin—
gern. Die Gieß⸗Klingern ſind in der Regel nur gegen zwei Fuß breit und
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1: bis 2 Fuß tief und führen dabei etwa 6 bis 8 Zoll hoch Waſſer; die Bruns
nenkreß⸗Klingern 6, 10, bis 12 Fuß breit, 12 bis 2 Fuß tief und müffen, außer
einer Waſſerhoͤhe von 6 bis 12 Zoll, auf 100 Fuß von Rechtswegen ein Ge—
fälle von A und mehreren Zollen haben, welches letztere bei den Gießklingern nicht
ſo abſolut noͤthig iſt. Dagegen muß jede Brunnenkreßklinger, weil die Brunnen—
kreſſe nur im fließenden und oft wechſelnden Waſſer gut gedeiht, einen hinreichend
ſtarken Waſſer⸗Zufluß und Abfluß haben, die gemeiniglich 1 bis 2 Fuß breit
gemacht und entweder offen oder zur Abhaltung von Waſſermaͤuſen und dem
auf der Oberflaͤche des Zuleitungs-Grabens fließenden Unrath, mit einem Gitter
oder einer Reihe von duͤnnen Pfaͤhlen (die 1 bis 1 Zoll weit aus einander
eingeſchlagen werden) verſehen ſind. Bei den bloßen Gießklingern iſt ein Abfluß
des in dieſelben hinein geleiteten Waſſers nicht unbedingt noͤthig; im Gegentheil
findet man eine große Anzahl von Gießklingern ohne dergleichen Abfluͤſſe, welche
alſo ſtehendes Waſſer enthalten, was jedoch zum Gießen der Gewaͤchſe eben ſo
gut zu benutzen iſt, ja im Sommer noch den Vorzug hat, daß es durch die
Sonne ſehr erwaͤrmt wird, und daher den Wachsthum der Pflanzen mehr be—
fördert, als das Fältere fließende Waſſer anderer Klingern.
Um den Waſſerſtand in den Klingern nach Erforderniß zu reguliren, wird
der Ab- und Zufluß des Waſſers in dem Ab- und Zufluß-Kanale entweder freier
verſtattet, oder mehr oder weniger beſchraͤnkt, auch wohl ganz gehemmt, was
mittelſt Vorſetzung von Brettern, Steinen oder Raſen in jenen Kanaͤlen voll—
fuͤhrt wird.
Den noͤlhigen Waſſerzufluß erhalten die Brunnenkreß- und Gieß,Klingern
in verſchiedenen Wegen, naͤmlich entweder aus den an oder in ihrem Bett befind—
lichen Quellen oder aus den Baͤchen und Fluͤßchen des Dreienbrunnens oder end—
lich aus andern hoͤher liegenden Klingern, in welchen Faͤllen dann der Abzugs—
Kanal der letztern oft der Zufuͤhrungs-Kanal zugleich fuͤr die tiefer liegenden
Klingern if. Dergleichen Communications Kanaͤle laufen im Dreienbrunnen
haͤufig unter den Fahrwegen und Fußſteigen weg und ſind entweder bloß mit
Steinplatten bedeckt oder regelmaͤßig mit Mauerwerk uͤberwoͤlkt. Haͤufig iſt die
Einrichtung fo getroffen, daß eine Gruppe von parallel laufenden Brunnenkreß- und
Gießklingern ihren Waſſerzufluß aus einem Waſſergraben (oder Klinger) bekom—
men
161
men, welcher oberhalb jenen dergeſtalt hinlaͤuft, daß fie unter einem rechten Win⸗
kel anſtoßen und einmuͤnden. Auf aͤhnliche Art fuͤhren ſie dann oft auch das
erhaltene Waſſer in einen unterhalb befindlichen Abfuͤhrungskanal⸗Klinger oder
Brunnenfluß wieder ab. Manche Klingern erhalten auch aus letzteren ihr Waſ—
ſer auf einem hoͤheren Punkte und geben es dann an einer tiefern Stelle an
den Dreienbrunnen-Fluß zuruͤck.
Am haͤufigſten laufen zwar die Brunnenkreß-⸗Klingern zwiſchen 2 Jaͤhnen
in gerader Richtung fort, nicht ſelten aber auch bogen; und winkelfoͤrmig. Außer;
dem kommen auch noch Anlagen vor, wo mehrere Brunnenkreß-Klingern, ohne
einen dazwiſchen befindlichen Jahn und nur durch einen 2 bis 3 Fuß breiten
Damm von einander getrennt, neben einander in paralleler Richtung hinlaufen.
Ja, einzelne Gaͤrten beſtehen ganz oder faſt allein aus mehreren an einander
angelegten und auf verſchiedene Art gruppirten Brunnenkreß-Klingern, ohne
daran befindliche Jaͤhne oder Gartenbeete.
Da allein im Dreienbrunnen, durch die dort vorhandenen Quellen, uͤber 100
Brunnenkreß-Klingern und gegen 200 Gießklingern mit Waſſer verſorgt werden
und zwar dergeſtalt, daß die tiefer liegenden Klingern es von den hoͤher liegen—
den empfangen, nachdem es dort auf mannichfaltige Weiſe benutzt worden, ſo
iſt es geſetzlich, daß die einmal vorhandenen Quellen und Waſſerabfluͤſſe bleiben
muͤſſen, wo und wie ſie durch Herkommen und Vertraͤge ſind. Wenigſtens
darf keine Aenderung vorgenommen werden, wodurch irgend einem andern Waſ—
ſerberechtigten Nachtheil zugefuͤgt wird; daher auch in der Regel Niemand das
Waſſer in feinen Klingern aufſtauen darf, wenn andere dadurch beeintraͤchtigt
werden. Da auch das Waſſer aus dem Dreienbrunnen-$luffe von einer ber
traͤchtlichen Anzahl dazu Berechtigter auf mannigfaltige Weiſe benutzt wird und
in fruͤheren Zeiten der Fall haͤufig eintrat, daß einzelne Gartenbefiger ſich zum
Nachtheil anderer eine zu große Waſſermenge aus dem Dreienbrunnen Fluß durch
Ableitung zueigneten, ſo hat man an den Einfluͤſſen aus letzteren in die Klin—
gern jedes Gartens Spunde oder Kanaͤle von Holz oder Stein angelegt, die
eine beſtimmte Weite, gemeiniglich von 3 Zoll haben, und da manche Gaͤrten
nur waͤhrend des Sommers auf das Waſſer aus dem Dreienbrunnen ein Recht
erworben haben, ſo wuͤrden dergleichen Spunde im Herbſte unter Aufſicht der
Verhandlungen 5. Band. 24
162
Waſſerbehoͤrde verſchloſſen werden: durch letztere wird außerdem auch darauf
geſehen, daß Niemand durch eingelegte Steine oder andere Verdammung das
Waſſer in jenem Fluͤßchen aufſtaue, um fi) dadurch einen etwa ſtaͤrkeren Waf;
ſerzufluß zu verſchaffen; zugleich wird in der Regel jährlich in den Dreien—
brunnen⸗Baͤchen und Fluſſe eine Fege angeſtellt, wobei die in dem Bette ders
ſelben ſich etwa angeſetzt habenden Sandbaͤnke weggeſchafft und die in das
Waſſer hineinreichenden Straͤucher, Wurzeln und Baͤume abgehauen werden.
Auch darf zur Erhaltung der Ordnung kein Vieh zur Weide an die Grasraͤn—
der in den Dreienbrunnen getrieben werden.
Was nun die in den Dreienbrunnen-Gaͤrten ſtattfindenden Kulturen be—
trifft, ſo theilen ſie ſich in zwei Hauptzweige, in die Kultur auf dem Lande oder
den Jaͤhnen, und in die der Brunnenkreß-Klingern.
Auf den Jaͤhnen iſt die Erziehung von Kuͤchengewaͤchſen Hauptſache, Obſt—
bau dagegen nur Nebenſache, indem in ſehr vielen Garten-Anlagen Obſtbaͤume
gar nicht oder nur ſehr ſparſam vorkommen, beſonders da, wo viele Brunnkreß—
Klingern vorhanden find, denn man hat die Erfahrung gemacht, daß die Obit:
baͤume nicht nur durch Beſchattung und Verhinderung des gehörigen Luftwech—
ſels dem Wachsthum und Gedeihen der auf den Jaͤhnen gebauten Kuͤchenge—
waͤchſe nachtheilig werden, ſondern auch zugleich durch ihre im Herbſt abfallen—
den Blaͤtter den Brunnenkreßklingern ſchaden, weil durch jene nicht allein die
Brunnenkreſſe verunreinigt, ſondern zugleich die Erzeugung von Wuͤrmern ver—
anlaßt wird, welche den Brunnenkreßſtoͤcken ſelbſt verderblich werden; auch kein
Gartenbeſitzer auf ſeinem Grund und Boden zu nahe an den Brunnenkreß—
Klingern ſeines Nachbars Obſt oder andere Baͤume anzupflanzen befugt iſt.
Auf den Jaͤhnen baut man am haͤufigſten ſolche Kuͤchengewaͤchſe, welche viel
Feuchtigkeit verlangen und ertragen, und daher mittelſt des Begießens zu hoͤherer
Vollkommenheit, betraͤchtlicherer Größe oder zu fruͤhzeitigerem Ertrage gebracht wers
den; dahin ſind vorzuͤglich zu rechnen: Blumenkohl, Kohlrabi, weißer und rother
Kopfkohl, Savoyer Kohl, Wirſing- und Wirſing-Blattkohl, Braunkohl, Kopfſalate,
Sellerie, Sommer; und Winter⸗Zwiebeln, Spinat. Wenn dieſe genannten Ges
waͤchſe in ſo betraͤchtlicher Ausbreſtung augebauet werden, daß ſie oft ſehr große
163
Flächen von Land im Dreienbrunnen einnehmen“), fo werden dagegen andere
Kuͤchengewaͤchſe daſelbſt viel ſparſamer oder gar nicht, oder zum Theil nur in
ſolchen Gaͤrten kultivirt, denen keine Bewaͤſſerung zu Gebote ſteht.
Die bei dem Anbau der Kuͤchengewaͤchſe im Dreienbrunnen angewendeten
Kultur⸗Methoden ſind uͤbrigens von den hier ſonſt gebraͤuchlichen und in Reicharts
Land und Garten⸗Schatz beſchriebenen, nicht weſentlich und vorzüglich nur dadurch
verſchieden, daß das Begleßen der Gewaͤchſe viel häufiger in Anwendung
gebracht wird. Denn dieſe Arbeit wird im Sommer faſt taͤglich und gemel—
niglich am fruͤhen Morgen oder des Abends vorgenommen und zwar nicht nur
bei wirklich trockener Witterung, ſondern oft auch noch bei etwas regenhaftem
Wetter, beſonders wenn man Gewaͤchſe in Anbau genommen hat, die viel Feuch⸗
tigkeit gut vertragen und verlangen. Nur bei anhaltendem und ſtarkem Regen
wird im Sommer das Begießen ausgeſetzt. Im Herbſt und Fruͤhjahr geſchieht
das Gießen gemeiniglich in den Nachmittagsſtunden.
Die Operation des Gießens wird in der Regel mit der Gleßſchaufel
ausgeführt. Dieſe beſteht aus einem flachen, runden, aus Kupfer oder ver;
zinntem Eiſenblech verfertigten Gefaͤße, das ungefaͤhr einen Fuß im Durchmeſſer
und einen etwas über einen Zoll hohen Rand bat, in welchem zwei gegen ein
ander uͤberſtehende viereckige Loͤcher befindlich ſind, worin das untere, ebenfalls
vierkantige Ende einer, übrigens runden und etwa 6 Fuß langen, nach oben zu
meiſt etwas bogenfoͤrmig gekruͤmmten Stange eingeſtellt und befeſtigt wird.
Bei der Anwendung dieſes Werkzeuges zum Gießen ſtellt ſich der Gaͤrtner auf
den Raſen- oder Klingerrand, unfern des zu gießenden Jahns, taucht die Schuͤſ—
ſel der Gießſchaufel unter die Oberflaͤche des Waſſers der am Raſenrand
befindlichen Klinger, wodurch ſich jene mit Waſſer fuͤllt, welches nun durch
einen, dem Stiele des Werkzeuges gegebenen Schwung uͤber die Ober—
fläche des Jahns und die darauf angepflanzten Gewaͤchſe hingeſchleudert
wird, ſo daß es ſich waͤhrend des Falles in kleine Parthien und Tropfen zer—
theilt.
») Dies iſt ganz vorzuͤglich der Fall mit Blumenkohl, Sellerie und Salat. Der Blumen-
kohl iſt in der Regel der eintraͤglichſte Artikel und wird im Dreienbrunnen von einer außer⸗
gewoͤhnlichen Groͤße gezogen.
24*
164
Das Umgraben der Jaͤhne gefchieht meiſtens im Herbſt und Winter, doch
auch oft erſt im Fruͤhjahre, wobei zugleich noͤthigenfalls geduͤngt wird und
zwar gemeiniglich mit friſchem langen Miſte von Rindvieh oder auch von an;
dern Hausthieren. Ueber die Quantitat des in Anwendung geſetzten Duͤn—
gers und die Zeiträume, wie oft das Duͤngen wiederholt wird, laͤßt ſich im
Allgemeinen nicht wohl etwas Beſtimmtes angeben, indem außer der Art der
Gewaͤchſe, die in Anbau genommen werden, noch mehrere andere Uuſtaͤnde in
jener Hinſicht Abaͤnderungen veranlaſſen. Zum Duͤngen der Brunnenkreſſe, was
in der Regel nach jedem Schnitte geſchehen muß, kann kein ſtrohiger friſcher
Miſt gebraucht werden, ſondern es iſt dazu ein ganz verrotteter und faſt zur
Erde gewordener Miſt erforderlich, den man erhaͤlt, indem man den fri—
ſchen Miſt in dicht zuſammengetretenen und zuſammengeſchlagenen Haufen 1
bis 2 Jahre liegen läßt. In einzelnen Fällen wird dieſer verrottete Miſt auch
wohl zum Duͤngen der Kuͤchengewaͤchſe auf den Jaͤhnen in Anwendung ge:
bracht.
Ueber die Kultur der Brunnenkreſſe iſt von mir im Land- und Garten⸗
Schatz Theil II. S. 299 bis 309 eine ausführliche Beſchreibung geliefert wor;
den, welche mit der oben gegebenen Darſtellung der Brunnenkreßklinger-An—
lagen eine ziemlich vollſtaͤndige Ueberſicht von dieſem Kulturzweige verſchaffen
wird.
Da in Folge der guͤnſtigen agronomiſchen Verhaͤltniſſe des Dreienbrunnens
und ganz vorzuͤglich auch noch durch das fleißige Begießen die dort gebau—
ten Kuͤchengewaͤchſe immer um mehrere Wochen, ja bei anhaltend trockener
Witterung oft uͤber einen Monat fruͤher zur wuͤnſchenswerthen Vollkommenheit
gezeitigt werden, als in andern Garten-Anlagen, wo keine ſolche Bewaͤſſerung
Statt findet; fo behaupten fie immer einen ausgebreiteten und vortheilhaften Ab;
ſatz, ſowohl in der nähern Umgebung, als in weiteren Entfernungen. Denn
große Transporte von den Erzeugniſſen des Dreienbrunnens gehen nicht nur bes
ſtaͤndig in die benachbarten Städte, ſondern auch in die Gegenden des Thuͤ—
ringer Waldes, deſſen klimatiſche und andere oͤrtliche Verhaͤltniſſe dem Anbau
der Kuͤchengewaͤchſe und namentlich ihrer fruͤhzeitigen Erziehung ſehr unguͤn—
ſtig ſind.
reren eee eee IT DIIS DI EIIEIDDGEIDED ED ID EDEN EEBIIE SELL EIOSIIELCDISLEITT IS III DIS DI BD
XXVII.
Ueber
die Behandlung der Orangerie.
Aus zug
aus einem Aufſatze des Herrn Garten-Meiſters Mertens zu Herrenhauſen,
betreffend das Verfahren bei der dortigen Orangerie und aus der gutachtlichen
Beurtheilung dieſes Aufſatzes durch den Ausſchuß fuͤr die Treiberei.
Di Orangerie wird wie gewoͤhnlich in der Mitte Mai in's Freie und gegen
Ende September, wenn nicht fruͤher Nachtfroͤſte eintreten, wieder in die Haͤu—
ſer gebracht.
Die Baͤume werden von einigen in viereckigen Kaſten gezogen, wie dies zum
Beiſpiel in Herrenhauſen der Fall iſt, und ſolchen Kaſten wird eine Dauer von
16, 20, ja 24 Jahren zugeſchrieben; er wird auf allen Seiten bezeichnet, um nach
dieſer Bezeichnung den Stand des Baumes gegen die Sonne jaͤhrlich zu veraͤn—
dern, fo daß er alſo im ten Jahre wieder wie im erſten ſteht. Der Ausſchuß
verwirft den viereckigen Kaſten und zieht den runden Kübel vor, welcher in Pots⸗
dam allgemein angewendet wird; er giebt ein beſſeres Anſehen, laͤßt die Ballen
gleichmaͤßiger austrocknen und ſoll von groͤßerer Dauer ſein. (Von Eichenholz
angefertigt und innen und außen angeſtrichen dauert er hier hoͤchſtens 15 Jahre;
jene Angabe von einer Dauer von 16 — 24 Jahren wird fuͤr zu groß angeſehen).
166
Ueber die zum Verpflanzen guͤnſtige Zeit find die Meinungen verſchieden,
in Herrenhauſen geſchieht es im Juni, in Potsdam gewoͤhnlich von der Mitte
Februar bis Ende März, indem man jenes Verpflanzen im Juni als ſtoͤrend
für den ſchon vorgeſchrittenen Wachsthum betrachtet, doch iſt es, zufällig ver—
anlaßt, auch in Potsdam ſchon im Juni geſchehen, ohne daß dem Baume ein
Schaden daraus erwachſen waͤre.
Was den Zeitraum betrifft, in welchem der Baum einer neuen Verpflan—
zung bedarf, fo wird er in Herrenhauſen auf 16 — 24 Jahre ausgedehnt, dar
mit alſo ſo lange angeſtanden, als der Kaſten haͤlt, in Potsdam dagegen wird
das Verpflanzen alle 5 — 6 Jahre vorgenommen. Jenes lange Ausſetzen des
Verpflanzens ſcheint dem Ausſchuſſe gar nicht zweckmaͤßig, da ein Baum nach
einer ſo lange Ruhe bedeutende Stoͤrung erleiden muß, denn ſchon nach der
kurzen Ruhezeit von 5 — 6 Jahren haben ſich im Umfange fo große Wur—
zeln gebildet, daß deren Wegnahme nicht immer moͤglich wird.
Das Verpflanzen ſelbſt geſchieht nun ſo, daß wenn der Baum vom Kaſten
oder Kuͤbel befreit iſt, der Ballen unten und an der Seite, je nach ſeiner Groͤße
und je nachdem es die ſtarken Wurzeln erlauben, 3 — 5 Zoll breit, mit einem
ſcharfen Stecheiſen abgeſtochen wird. Die Wurzeln werden mit einem kleinen
Stocke rund um den Ballen ein wenig von der Erde befreit, um ſie ſodann
mit einem ſcharfen Meſſer etwas nachzuſchneiden. Nachdem in dem neuen Be—
haͤlter die Abzugslöcher gehörig mit Scherben belegt find, wird unten eine —
2 Fuß hohe Schicht von alten Spaͤhnen oder alter Holzrinde gelegt und recht
feſt geſtampft, auf dieſe Unterlage wird, je nachdem der Behälter groß iſt, 3 —
6 Zoll hoch Erde geſchuͤttet und dieſe recht feſt getreten und eben gedruͤckt, da—
mit ſich der Ballen nicht nach einer Seite ſenken koͤnne. Alsdann wird der
Baum hineingeſetzt und zwar fo, daß der Ballen noch 1 — 2 Zoll über den
Rand ſtehet, damit der Baum, wenn er ſich durch das Verrotten der Unterlage
ſenkt, nicht zu tief zu ſtehen kommt. Nachdem der Baum nun gehoͤrig gerich—
tet, werden die Seiten gleichmaͤßig mit Erde gefuͤllt, und dieſe fortwaͤhrend feſt—
geſtampft, bis ſie ausgefuͤllt ſind. Oben macht man einen Kranz von Erde um
den Stamm, um ihn gehoͤrig begießen zu koͤnnen.
Andere halten das Abſtechen des Ballens für gefaͤhrlich, da hier leicht Wur—
167
zeln von 3 Zoll ſtark verletzt werden koͤnnen. Man lockert die Erde, fo weit ſie
abgeſtochen werden foll, mit einem ſpitzen Holze auf und ſchneidet ſaͤmmtliche feine
Wurzeln, 2 — 3 Zoll lang, mit einem Meſſer ab. Von den ſtarken werden je—
doch bei jedem Verpflanzen nur einige abgenommen und zwar fo, daß die blei⸗
benden nie Veranlaſſung geben, einen groͤßern Kuͤbel, als gewoͤhnlich iſt, zu nehmen.
Das ſogenannte halbe Verpflanzen, wobei von allen Seiten uͤber einen Fuß
tief und 2 Zoll breit von dem Ballen mit einem ſcharfen Stecheiſen die Erde
hinweggenommen wird, um ſie durch neue zu erſetzen, iſt jetzt allgemein nicht mehr
in Gebrauch, da man die Schaͤdlichkeit dieſes Verfahrens eingeſehen hat. Die
Erde für die Orangen-Baͤume wird in Herrenhauſen zuſammeſetzt aus:
25 altem Kuhlager-Duͤnger,
ro fetter Marſch⸗ oder Schlammerde .
ro altem Pferde⸗Duͤnger,
3 alter Orangen⸗Erde. N
Sand wird dort nicht zugeſetzt, da der Pferde-Duͤnger aus den Koͤnigl. Mar⸗
ſtaͤllen denſelben ſchon enthält.
In Potsdam beſteht die Erde zum Verpflanzen aus:
1 Theil Kuh⸗Duͤnger,
1 Theil Pferde⸗Duͤnger und
etwas Lauberde.
In Herrenhauſen werden die Bäume den Sommer über, wenn die Witte—
rung nicht zu naß und kalt iſt, woͤchentlich zweimal begoſſen. Ein Kaſten von
36“ Hoͤhe und 4' 5" Breite, worin ein Stamm mit einem Durchmeſſer von
112" und 7“ Höße, mit einer Krone von 11“ Durchmeſſer, erhält jedesmal 12
bis 14 gewöhnliche Gießkannen voll Waſſer und fo nach Verhaͤltniß, wie Baͤume
und Kaſten kleiner werden, weniger. Iſt der Sommer ſehr heiß und trocken, ſo
werden ſie dreimal woͤchentlich begoſſen, und jeder Baum erhaͤlt nach Maaßgabe
ſeiner Groͤße, 1, 2 bis 4 Gießkannen mehr. Den Winter uͤber werden die Baͤume,
nachdem das Wetter feucht oder trocken iſt, alle 2, 3 bis 4 Wochen begoſſen, iſt
aber der Winter ſehr kalt, fo daß in den Haͤuſern mehr geheizt werden muß, fo
erhalten ſie mehr Waſſer, und vorzuͤglich die, welche in der Naͤhe der Oefen ſte—
hen. Daß dieſe Angabe nicht als Maaßſtab für das Begleßen dienen kann, iſt
tv
“
168
einleuchtend; ein jeder Gärtner muß die Quantität des darzureichenden Waſſers
und den Zeitraum, in welchem er das Gießen wiederholen muß, nach Befinden
der Umſtaͤnde abmeſſen, es laſſen ſich hier nicht gut Regeln angeben.
Das Duͤngen der Baͤume geſchieht in Herrenhauſen im Oetober und zwar
mit Kuhlager⸗Duͤnger, welcher im Sommer auf der Weide geſammelt iſt. Auf
jeden Kaſten wird davon nach feiner Größe 3 — 4 Zoll dick aufgelegt und
dieſe Lage bleibt den Winter hindurch unberuͤhrt, bis die Baͤume wieder ins Freie
geſtellt werden, alsdann wird dieſe Dunglage aufgelockert, da ſich durch das Be—
gießen eine feſte Rinde gebildet hat. Dieſes Auflockern wird aber nicht den
Sommer hindurch wiederholt, weil dadurch die freien Wuͤrzelchen beſchaͤdigt wer—
den koͤnnten, welche ſich in dieſer Lage gebildet haben, und eine unvorſichtige Be—
handlung felbft ältere Wurzeln beſchaͤdigen koͤnnte. Dieſe Lage von Kubdünger
giebt eines Theils Nahrung dem Baum, indem feine Wurzeln hineinwachſen und
indem durch das Begießen naͤhrende Theile auch in den Ballen gefuͤhrt werden;
andern Theils beſchuͤtzt fie die Oberfläche vor dem Austrocknen, beſonders in
heißen, trocknen Sommertagen. Weder mit Miſtjauche, noch kuͤnſtlich bereite,
tem fluͤſſigem Dünger, werden die Orangenbaͤume begoſſen, auch iſt noch nie
die Anwendung von Mergel, Kalk, Salz und Salpeter verſucht worden.
In Potsdam iſt das Belegen der Erde mit Duͤnger im Winter nicht uͤb—
lich, es ſcheint dies Belegen auch bei tiefen und feuchten Haͤuſern nicht ange—
meſſen, da es leicht Gelegenheit zum Stocken und Faulen geben koͤnnte. Nur
ſolche Baͤume, welchen die Erde nicht mehr hinreichende Nahrung giebt, erhal—
ten im Maͤrz und April einen kraͤftigen Guß und zu Ende Mai eine Decke
von Kuhmiſt, wodurch im Sommer zugleich das Verbrennen der oben auf lie—
genden Wurzeln verhindert wird.
Hat ein Baum ein kraͤnkliches Anſehen, ſo wird er ſehr vorſichtig begoſſen
und bekommt, wenn die Erde ſehr trocken iſt, nur wenig Waſſer. Faͤngt er
jedoch wieder an, neue Triebe zu machen und ein geſundes Anſehen zu zei—
gen, ſo erhaͤlt er nach und nach mehr Waſſer, bis er mit den uͤbrigen Baͤumen
wieder in die Reihe tritt.
Das Beſchneiden der Orangenbaͤume geſchieht im September und zwar aus
folgenden Gruͤnden: Denjenigen Baͤumen, welche raſch getrieben haben, werden die
laͤng⸗
169
laͤngſten Zweige abgenommen, damit fie im Winter in den Häufern mehr Raum
und dadurch beſſern Zutritt von Luft und Licht erhalten. Haben Baͤume, wegen
zu ſtarken Tragens oder aus einer andern Urſach, ein kraͤnkliches Anſehen bekom—
men, fo werden die Kronen 7 bis 1 Fuß umher, oder bis auf das 3 und Ajäßs
rige Holz zuruͤckgeſetzt. Der Baum hat dann nicht ſo viel Zweige zu ernaͤhren
und während der Winterzeit aus dem 3 und Jjaͤhrigen Holz Knospen zu bil—
den, aus welchem ſich ſofort neue Zweige entwickeln, ſobald der Baum ins
Freie kommt. Wollte man das Beſchneiden ſpaͤter oder gar erſt, wenn die
Baͤume ins Freie geſetzt werden, vornehmen, fo würden dadurch 3 — 4 Wo,
chen verloren gehen, ehe die Baͤume junge Triebe machten.
So lange die Witterung es erlaubt, wird taͤglich Luft in den Häufern ge;
geben, und ſo lange im Herbſte keine Nachtfroͤſte eintreten, und ſobald ſie im
Fruͤhjahr nicht mehr zu befuͤrchten ſind, bleibt die Luft ſtehen oder werden die
Fenſter Tag und Nacht nicht zugemacht. Das Heizen beginnt nicht eher, als
bis das Thermometer beinahe auf dem Gefrierpunkte ſteht, und dann wird nur
ſo viel geheizt, daß die Kaͤlte nicht eindringen kann.
Verhandlungen 5. Band. 25
ee eee eee eee eee
XXVIII.
Eine gedraͤngte Ueberſicht
der
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welche weiter ausgefuͤhrt iſt in dem Philosophical Transactions, erläutert
durch die Kultur der Melone.
Von Thomas Andreas Knight.
Da der Conſeil der Gartenbau-Geſellſchaft es gewuͤnſcht hat, daß ich der Ges
ſellſchaft eine allgemeine Ueberſicht meiner Theorie der Phyſiologie der Gewaͤchſe
uͤbergeben moͤchte, welche von der Koͤnigl. Geſellſchaft bekannt gemacht worden
iſt, ſo gehorche ich mit großem Vergnuͤgen ihren Wuͤnſchen; und da ich einſehe,
daß ich nur dann im Stande bin, dieſelbe deutlicher und nuͤtzlicher zu machen,
wenn ich ſie durch die eigenthuͤmliche Kultur irgend einer beſondern Pflanze er—
laͤutere, und wenn ich ſie dem Leſer in Bezug auf den Aufſatz in den Philo-
sophical Transactions mit Huͤlfe angenommener Umſtaͤnde augenſcheinlich
mache, ſo habe ich in dieſer Abſicht die Melone gewaͤhlt.
Ein Samen beſteht mit Ausſchluß feiner Samenhuͤllen, aus einem oder meh—
reren Samenlappen, dem Federchen oder Auge und dem Stock oder Stamm der
kuͤnftigen Pflanze, welcher allgemein, obwohl irrig, fein Wuͤrzelchen“) genannt
*) S. Philosophical Transactions 1809.
171
wird. In dieſen Organen, aber vorzüglich in den Samenlappen ift fo viel von
dem verdickten Safte der muͤtterlichen Pflanze niedergelegt, als hinreichend iſt,
um ihren Nachkoͤmmling zu ernaͤhren, bis er ſich ſelbſt an den Boden befeſtigt
hat und fähig wird, neuen Stoff einzunehmen und zu verarbeiten.
Das Federchen unterſcheidet ſich von den Augen der Mutterpflanze dadurch,
daß es ein neues und unabhaͤngiges Leben beſitzt und daher auch dadurch, daß es
bei nachfolgendem Wachsthum ein von der Mutterpflanze vorſchiedenes Anſehen
annimmt. Der bildungsfaͤhige Stoff, welcher von der Mutter dem Nachkoͤmm—
ling in dieſem Falle gegeben wird, befindet ſich in den Kotyledonen (Samenlap⸗
pen) wahrſcheinlich in demſelben Zuſtande in dem er im Splint der Baͤume iſt;
und gleich dieſem erleidet er augenſcheinlich wichtige Veraͤnderungen, ehe er zum
wahren Cirkulations⸗Fluidum der Pflanze wird; in einigen wird er während des
Keimens zuckerartig, in andern ſcharf und bitter”). Bei dieſem Vorgang wird
der Lebensſaft von den Kotyledonen in den Stock des Federchens oder Au—
ges geleitet, durch Gefaͤße, welche denen der Rinde des kuͤnftigen Baumes ent—
ſprechen, und in der That vollkommene Rindengefaͤße“) find. Von der Spitze
des Stocks kommt die erſte Wurzel, welche in dieſer Periode einzig aus Rinde
und Mark beſteht, ohne irgend eine fplints oder holzartige Maffe, und ſelbſt nicht
unterbrochen durch irgend einen entgegenſtehenden Koͤrper, ſteigt ſie in gerader
Linie gegen den Mittelpunkt der Erde, in welcher Stellung auch der Samen ge—
legt fein mag, vorausgeſetzt, daß es ihm endlich zu vegetiren vergoͤnnt war“).
Bald nachdem die erſte Wurzel entwickelt iſt, verlaͤngert ſich der Stock und er—
hebt, indem er eine von der Wurzel gerade entgegengeſetzte Richtung annimmt,
bei einer großen Menge von Pflanzengattungen die Kotyledonen uͤber den Erd—
boden, welche dann die Samenblaͤtter der jungen Pflanze werden““).
Während dieſes Zeitraums nimmt die junge Pflanze ihre Nahrung faſt ganz
aus den Kotyledonen oder Samenblaͤttern, und wenn dieſe zerſtoͤrt werden, ſtirbt
ſie. Die Gravitation erſcheint, indem ſie auf Koͤrper wirkt, die verſchiedenartig
*) Philosophical Transactions, 1805.
„0 Ibid. 1800.
** Ibid. 1809.
eh Ibid. 1806.
172
organiſirt und von verſchiedener Art des Wachsthums find, als einzige Urſache,
wodurch in dem vorhergehenden Falle die Wurzel herabſteigt und wodurch dies
verlängerte Federchen emporfteigt*).
Die Rinde der Wurzel beginnt nun ihre Pflicht zu erfüllen, indem fie
ſplint⸗ oder holzartigen Stoff ablagert, und fobald als dieſer gebildet iſt, fängt
der Saft, welcher bis dahin nur durch die Rindengefaͤße herabgeſtiegen war,
durch den Splint an aufwaͤrts zu ſteigen.
Das Federchen verlängert ſich demzufolge, feine Blätter vergrößern und
entfalten ſich, und eine Partie Gefäße, welche in der Wurzel noch nicht vorhans
den waren, werden nun in Thaͤtigkeit geſetzt. Dieſe, welche ich Centralgefaͤße
genannt habe, umgeben das Mark und bilden zwiſchen ihm und der Rinde ei—
nen Kreis, an welchem der Splint abgeſetzt wird, bei der Rinde in Geſtalt von
Keilen oder aͤhnlich den Steinen eines Gewoͤlbes ). Durch dieſe Gefäße,
welche ſich in die Blattſtiele abzweigen, ſteigt der Saft in die Hoͤhe und wird
durch die Gefäße und die parenchymatoͤſe Subſtanz der Blätter verbreitet, und
in dieſem Organ wird die erſt juͤngſt aus dem Boden ausgeſogene Fluͤſſigkeit
in den wahren Saft oder das Blut der Pflanze verwandelt, und wie dieſe Fluͤſ—
ſigkeit waͤhrend des Keimens von den Kotyledonen und Samenblaͤttern der
Pflanze herabſtieg, fo ſteigt fie jetzt von ihren eigenen Blättern herab und trägt
bei ihrem Herabſteigen zum Dickerwerden des Stammes und zum Wachsthum
der Wurzeln bei. Der Splint wird alſo in den Stamm der Pflanze von den
eigenen Blättern abgeſetzt, fo wie er vorläufig von den Samenblaͤttern abgeſetzt
wurde, und von dieſen entſpringen andere Centralgefaͤße, welche andern Blaͤttern
und Augen Entſtehung und Nahrung geben“ ).
Ein betraͤchtlicher Theil der aufſteigenden Fluͤſſigkeit muß nothwendig erſt
kurz vorher aus dem Boden ausgeſogen ſein, aber im Splint wird ſie mit dem
wahren Safte der Pflanze vermiſcht, von welchem ein Theil waͤhrend ſeines Nie—
derſteigens unter der Rinde, ſich in dem Splinte abzuſondern ſcheint, durch Wege,
welche den anaſtomoſirenden Gefäßen in dem Bau der Thiere entfprechen****).
*) Philosophical Transactions 1806.
*) bid 1801.
***) bid.
* bid.
173
So wie die Kotyledonen oder Samenblaͤtter zuerſt die bildungsfaͤhige Mas
terie herbeifuͤhren, welche die erſten eigenen Blätter bildet, fo bereiten dieſe, wenn
fie vollſtaͤndig ausgewachſen find, die Fluͤſſigkeit, welche andere junge Blätter er—
zeugt, deren Geſundheit und Wachsthum eben fo ſehr von den alten Blättern ab;
hängt, als dieſe, da fie zuerſt gebildet war, von den Kotyledonen abhängig waren?).
Die Kraft eines jeden eigentlichen Blatts, Saft zu erzeugen, in irgend ei—
ner gegebenen Art und Abart von Pflanzen, ſcheint in dem zuſammengeſetzten
Verhaͤltniſſe, feiner Ausdehnung, Dicke, dem Lichte ausgeſetzten Oberflaͤche bei
paſſender Temperatur zu liegen.
Wenn das Wachsthum der Pflanze vorſchreitet, vermehrt ſich auch die Zahl
und Ausdehnung der reifen Blätter ungemein ſchnell, nach dem Verhaͤltniß der
jungen Blaͤtter, welche gebildet werden; und die Hervorbringung von mehr
Saft uͤbertrifft daher deſſen Verwendung.
Dieſer haͤuft ſich nun waͤhrend einer Reihe von Wochen, Monaten oder
Jahren auf, zufolge der natuͤrlichen Beſchaffenheit und Dauer der Pflanze, wel—
ches aber nach dem Boden und Klima, in dem jegliches Individuum waͤchſt, be—
deutend abaͤndert, und der fo erzeugte Saft wird in die Zwiebel der Tulpe, in die
Knolle der Kartoffel, in die faſerigen Wurzeln der Graͤſer und in den Splint
der Baͤume waͤhrend des Winters niedergelegt, und iſt in Laub und Rinde
während des Frühlings und Sommers verbreitet“).
Sobald als die Pflanze das Alter ihrer Mannbarkeit erlangt hat, wird ein
Theil dieſes Saftes zur Hervorbringung der Blumen und Fruͤchte verwendet.
Dieſe entſpringen und werden ernaͤhrt von Central-Gefaͤßen, ganz deutlich dem
des jährlichen ſaftigen Schuſſes und dem Blaͤtterſtengel aͤhnlich, welche auch wahr—
ſcheinlich eine ahnliche Fluͤſſigkeit führen; denn eine Weintraube wuchs und reifte,
als ſie auf einen Blattſtengel gepfropft wurde, und ein junger ſaftiger Weinſchoß
erreichte unter denſelben Umſtaͤnden ein Wachsthum von einigen Fußen***).
Die Frucht- oder Samengcefaͤße ſcheinen gaͤnzlich aus dem zubereiteten Pflan—
zenſafte erzeugt zu fein, und es ſcheint ihr Hauptgeſchaͤft, die Fluͤſſigkeiten, welche
*) Philosophical Transactions 1805.
*) Ibid. 1802
*) Ibid 1803. 1804.
147
in ihnen aufſteigen, paſſend zuzubereiten und den darin enthaltenen Samen eine
eigenthuͤmliche Nahrung zu bringen“). i
Ich gehe jetzt zu einigen Bemerkungen uͤber die eigentümliche Kultur der
Melone uͤber.
Es giebt hier, glaube ich, keine Art von Frucht unter den, welche gegenwärs
tig in den Gaͤrten dieſer Gegend gebauet wird, als die Melone, welche ſo ſelten
den hoͤchſten Grad ihrer Vollkommenheit erlangt, den fie in unſerm Klima zu ers
langen fähig iſt. Sie wird im Allgemeinen ſowohl an Ergiebigkeit, als an Ge
ſchmack ſo unvollkommen gefunden, daß ſie kaum die Auslage und Muͤhe fuͤr ihre
Kultur bezahlt; und mein eigner Gaͤrtner, obwohl gar nicht unerfahren und un—
aufmerkſam, hatte gewoͤhnlich eine ſo geringe Ausbeute, daß ich ihm den Befehl
gab, nicht ferner Melonen zu bauen. Da ich jedoch, nachdem mein Befehl gege—
ben war, genauer feine Kultur-Methode und die der andern Gärtner in der Nach—
barſchaft beachtete, fo glaubte ich hinreichend die Urſache des Mangels an Geſchmack
in dem Mangel an wirkſamen Laub zu ſehen; und indem ich mich auf einen Ver—
ſuch berief, fand ich Grund genug, meine Anſichten fuͤr wohl begruͤndet zu halten.
Die Blätter der Melone, fo wie jeder andern Pflanze ſtellen ſich von Na
tur ſtets ſo, daß ſie mit dem groͤßtmoͤglichſten Vortheil ihre Oberflaͤche dem Lichte
darbieten; und wenn auf irgend eine Weiſe die Stellung der Pflanze veraͤndert
wird, fo beſtreben ſich die Blätter, fo lange als fie jung und Fräftig find, ihre ei—
genthuͤmliche Stellung wieder einzunehmen. Aber die ausgebreiteten Zweige der
Melonenpflanze ſind, beſonders unter Glas, duͤnn und ſchwach, ihre Blaͤtter ſind
breit und ſchwerfaͤllig, und ihre Blattſtengel lang, ſo daß wenn die Blaͤtter einmal
entweder durch die Schwere des Waſſers aus der Gießkanne, durch die Hand des
Gaͤrtners beim Abputzen oder Ausreißen des Unkrauts, oder durch irgend eine ans
dere Urſache aus ihrer eigenthuͤmlichen Stellung verrückt find, fie dieſelbe nie wies
der gewinnen, und in Folge davon wird ein großer Theil des Laubes, welches
vor den Blumen oder zu gleicher Zeit mit dieſen gebildet wurde, und deſſen Na—
tur dahin zielt, Saft zur Ernaͤhrung der Frucht zu erzeugen, krank und ſchwaͤch—
lich und daher zu den Verrichtungen untauglich, ehe die Frucht ihre Reife erlangt.
) Philosophical Transactions 1801.
175
Um dieſem Uebelſtande abzuhelfen, ſetzte ich meine Pflanzen in größere
Zwiſchenraͤume von einander, als mein Gärtner fruher gethan hatte; indem ich
eine Pflanze unter jedes Fenſter pflanzte, deſſen Glas 6 Fuß lang und 4 Fuß
breit war. Die Beete waren in hinreichender Tiefe von einer reichen Dungerde
gebildet, um des kraͤftigen Wachsthums der Pflanzen gewiß zu ſein; und die
Dungerde ward, wie gebraͤuchlich mit Ziegelſteinen belegt, uͤber welche die Zweige
in jeder Richtung gefuͤhrt wurden, ſo daß ſie die groͤßtmoͤglichſte Breite von
Laub dem Lichte darbieten konnten. Mehrere kleine Haken, wie ſie die duͤnnen
Zweige der Buchen, Birken und der Haſelnuß leicht darbieten, wurden vor—
ſorglich angeſchafft, und durch dieſe, welche zwiſchen den Ziegeln in die Erde
geſteckt wurden, wurden die Zweige vor einer Stoͤrung aus ihrer erſten Lage
geſichert. Die Blaͤtter wurden nun aufrecht und in angemeſſener Entfernung
vom Gas gehalten, und waren im Stande, wenn ſie ein wenig aus ihrer Lage
gebracht wurden, dieſe wieder einzunehmen.
Ich fand jedoch immer noch, daß die Blaͤtter durch die Schwere des aus
der Gießkanne fallenden Waſſers viel litten, und ich ordnete daher an, das Waſ—
ſer aus einem Gefaͤße von beſonderer Einrichtung auf die Ziegel zwiſchen die
Blaͤtter, ohne dieſe im geringſten zu beruͤhren, zu gießen; und bei ſolchem Ver—
fahren hatte ich das Vergnuͤgen zu ſehen, daß das Laub aufrecht und geſund
blieb. Die Frucht wuchs nun mit der außerordentlichſten Schnelligkeit, reifte
in einer ungewoͤhnlich kurzen Zeit und erreichte einen Grad der Vollllommen—
heit, den ich nie fuͤher geſehen hatte.
Sobald als eine hinreichende Menge Frucht (zwiſchen 20 und 30 Pfund)
an jeder Pflanze gewachſen iſt, empfehle ich die fernere Hervorbringung von
Laub zu verhindern, indem man die Seitenſchoſſen, ſobald als ſie hervorgekommen
ſind, wo auch kein Laub mehr dem Lichte ausgeſetzt ſein kann, abkneipt.
Kein Theil der vollkommen ausgewachſenen Blaͤtter darf jemals zerſtoͤrt
werden, ehe die Frucht geerndtet iſt, wenn ſie ſich nicht unter einander ſtoͤren,
indem ſie zu dicht gedraͤngt beiſammen ſtehn; denn jedes Blatt, wenn es voll—
kommen ausgewachſen iſt, obgleich entfernt von der Frucht und auf einem ver—
ſchiedene Zweige der Pflanze wachſend, traͤgt doch zu ihrem Unterhalt bei; und
daher kommt es, daß, wenn eine Pflanze eine fo große Anzahl von erwachſen—
176
den Früchten auf einem Theil feiner Zweige, als fie zu ernähren im Stande iſt,
trägt, die Blumen auf andern Zweigen, welche ſich in entgegengeſetzter Rich⸗
tung ausdehnen, ſich abortirend zeigen.
Die Abart von Melone, welche ich ausſchließlich anbaue, iſt wenig bekannt
in dieſer Gegend, und ward von Salonica bei Mr. Hawkins eingefuͤhrt. Ihre
Geſtalt iſt beinahe ſphaͤriſch, wenn die Frucht ganz vollkommen iſt und ohne
Eindrücke auf ihre Oberfläche: ihre Farbe nähert ſich der des Goldes und ihr
Fleiſch iſt vollkommen weiß.
Sie erfordert einen viel groͤßeren Grad von Reife, als irgend eine andere
Abart dieſer Species, und ſie verbeſſert ſich fortwaͤhrend an Geſchmack und An—
ſehen, bis fie aͤußerlich weich wird, und einige Anzeichen des beginnenden Ber;
derbens zeigt.
Die Beſchaffenheit ihres Fleiſches iſt dann ganz die der Waſſermelone,
und es iſt ſo ſuͤß, daß wenige daran denken, es durch den Zuſatz von Zucker
zu verbeſſern. Das Gewicht einer guten Melone von dieſer Abart betraͤgt un—
gefaͤhr ſieben Pfund.
rr
XXIX.
ez ug
aus der Verhandlung aufgenommen in der 65ſten Sitzung des Vereins
am 4. Mai 1828.
De. Direktor machte der Geſellſchaft folgende Mittheilungen.
I. Aus den Nachrichten der Koͤnigl. Regierung zu Liegnitz über den Erfolg
der Anpflanzungen von Obſtbaͤumen längs der Chauſſee ihres Verwaltungs Be⸗
zirks“). Der Ertrag dieſer in den Jahren 1817 — 1822 unter der Leitung
des Hrn. Regierungsrath Manger angelegten Pflanzungen iſt zur Zeit noch unbedeu—
tend und wird nach dem Dafuͤrhalten der Koͤniglichen Regierung noch eine bedeus
tende Zahl von Jahren hindurch hoͤchſtens diejenigen Koſten decken, welche die Pflege
und Unterhaltung der Obſtbaͤume mehr koſtet, als die der wilden Allee-Baͤume.
Es ergiebt ſich hiernach auch in dieſem Beiſpiele, wo anerkannt die Anlage mit
hoͤchſter Sorgfalt geſchehen iſt, daß die Pflanzung an den öffentlichen Landſtraßen
die unguͤnſtigſten Bedingungen darbietet, unter welchen Obſtpflanzungen gemacht
werden. In dieſem beſondern Falle wurde aber die Sache noch dadurch erſchwert,
daß man wegen der geringen Vorraͤthe in den Baumſchulen keine Auswahl der
fuͤr den freien Stand beſonders geeigneten Obſtſorten hatte, und die Staͤmme gar
zu jung und ſchwach genommen werden mußten. Ein ſehr bedeutender Theil der
großen Unterhaltungskoſten kommt auf Rechnung des letztgedachten Umſtandes.
Nur ſehr wenige Baͤume koͤnnen der Pfaͤhle ſchon entbehren. Die Erneuerung
„) Vergleiche die hierüber gegebene ausfuͤhrliche Nachricht, 9te Lieferung. S. 253 bis 264.
Verhandlungen 5. Band. 26
178
berfelben koſtet viel, und mannigfaltige Beſchaͤdigungen der Bäume felbft find
Folge der von den Stuͤrmen umgeriſſenen und abſtockenden Pfähle. Die Koͤnigl.
Regierung ſtellt daher die Frage, ob es nicht gerathen ſein duͤrfte, wilde Obſt—
baͤume an die Wege zu pflanzen und dieſe nach und nach, wie ſie mehr und mehr
hervorwachſen, an Ort und Stelle ſelbſt in die Kronen zu veredeln?
Nach der Anſicht des Referenten wird aber der Zweck eben ſo wohl und
eben fo ſicher erreicht, wenn veredelte Obſtſtaͤmme in folder Staͤrke gepflanzt
werden, daß ſie keines Pfahls mehr beduͤrfen, welcher Anſicht der Herr Ober—
Landforſtmeiſter Hartig und Herr Nathuſius ihre Beiſtimmung gaben.
1 II. Herr v. Klitzing ſchlaͤgt, um das ſchnelle Abfaulen der Baumpfaͤhle zu
verhuͤten, vor, dieſelben 5 — 6 Zoll in der Erde und 3 — 4 Zoll über derſel—
ben mit einer Lage Lehm zu umhuͤllen. Der betreffende Ausſchuß iſt mit dem
Herrn Berichterſtatter der Meinung, daß ein ſolches Schutzmittel wohl keine
große Huͤlfe gewaͤhren koͤnne, da der Lehm durch Regen und Feuchtigkeit ſich
bald abſpuͤlen werde, und der Herr Ober-Landforſtmeiſter Hartig fuͤgt hinzu,
daß, nach vielen Proben in ſeiner Verſuchs-Anſtalt uͤber die Dauer der ver—
ſchiedenen Holzarten es nur einen geringen Unterſchied zeige, ob Holz in Lehm
oder in Sand ſtehe, und daß die einzige Huͤlfe gegen das zu ſchnelle Abfaulen
nur durch Anbrennen oder Betheeren des Holzes gewährt werden koͤnne.
(Cl. Verhandl. Ate Liefr. S. 263 f.)
III. Der Herr Baron v. Kottwitz ſchlaͤgt die Pflaumen als ein beſonders
zweckmaͤßiges Gewaͤchs zur Anlage lebendiger Verzaͤunungen vor. Der betreffende
Ausſchuß iſt jedoch der Meinung, daß die Pflaumen gerade am wenigſten unter
den Obſtbaͤumen geeignet ſein moͤchten, lebende Hecken zu bilden, da ſie eines
etwas feuchten und guten Bodens zu ihrem Wachsthume beduͤrfen; eher dürften
die mit trocknen Bodenarten vorlieb nehmenden Birnen und Aepfel dazu anzu—
wenden ſein. Der Ausſchuß empfiehlt, außer dem als vorzuͤglichen Heckenſtrauch
bekannten Weisdorn, auch Mespilus coceinea und befonders Gleditschia tri-
acanthos, insbeſondere die letztere ruͤckſichtlich ihrer ſtarken Dornen als ſehr
kraͤftige Schutzwehr, dann ihres ſchnellen Wuchſes wegen, und weil fie mit leich—
tem Boden vorlieb nehme. Das Verfahren, von dieſer in ſolchem Bezuge noch
wenig bekannten Holzart Hecken zu bilden, iſt in dem beigefügten Auszuge aus
179
dem Gutachten des Ausſchuſſes umſtaͤndlich befchrieben*). Das Einbinden und
Flechten der Gleditſchie iſt ihres fparrigen Wuchſes wegen noͤthig. Ueberhaupt
bemerkt der Ausſchuß, muß jede Hecke, wenn ſie dauerhaft und dicht geſchloſſen
bleiben ſoll, im Schnitt und Einbinden viel Pflege und Wartung haben. Dem
Mangel daran ſei es allein beizumeſſen, daß man hier zu Lande ſo ſelten derglei—
chen gut geformte und undurchdringliche Hecken finde, wie in England und den
Niederlanden. Der Ausſchuß macht noch auf das in der Landes Baumſchule
zu Potsdam gegebene Beiſpiel einer gut gediehenen Gleditſchien⸗Hecke aufmerkſam.
Herr Nathuſius erwähnt noch des Wachholders (Juniperus communis),
als einer fuͤr lebendige Verzaͤunungen in ſandigen Gegenden ſehr brauchbaren
Pflanze, die noch den beſondern Vorzug hat, daß ſie immergruͤn iſt.
IV. Aus einem Schreiben des Herrn Juſtizkommiſſarius Goͤrlich zu Neiſſe,
wird herausgehoben, daß derſelbe in ſeiner Baumſchule zu Heinrichsbrunn ſeit
zehn Jahren 20,000 veredelte Obſtbaͤume gezogen hat und im April d. J. eine
Ausſaat von 162 Scheffel (2) Obſtkerne zu machen im Begriff war.
V. Andere von mehreren Korreſpondenten des Vereins mitgetheilte Nach—
richten werden der Verhandlung im Auszuge mitgetheilt werden. Was darin
1. von der Anwendung des Torfs als Duͤnguͤngsmittel erwähnt wird, gab dem
Herrn Nathuſius Gelegenheit, ſeine Erfahrungen über den nehmlichen Gegenſtand
mitzutheilen. Er habe ſich dieſes Duͤngungsmittels mit dem groͤßten Vortheile
bedient, und dann wieder ſo viele Nachtheile davon gehabt, daß er, wenn es ihm
moͤglich geweſen waͤre, den aufgefahrenen Torf gern wieder weggeſchafft hätte.
Der mit Schwefelſaͤure verſehene Torf ſei derjenige, welcher ſich ihm fo nachtfeis
lig gezeigt habe. Bei ſolchem Torfe helfe auch die Vermiſchung mit Kalk nicht
genuͤgend. Es erfolge dadurch keinesweges eine vollſtaͤndige Zerſetzung, vielmehr
bleibe des Stoffs viel zurück, welcher der Vegetation hoͤchſt nachtheilig ſei.
2. Nach den von dem Herrn Regierungs- Praͤſidenten Richter in Minden
geſammelten und mitgetheilten Nachrichten ward eine Partie Erdbeeren, welche in
geduͤngtem Lande ſtanden, im Frühjahr zufällig bei hohem Waſſerſtande ein Paar
Tage von Waſſer uͤberdeckt, fie zeichneten ſich im Sommer durch beſonders große
) No. XXX.
2
180
und ſchoͤne Frucht aus. Herr Nathuſius erwähnt hierbei feiner eignen Erfahrung
wie ſtarkes Gießen der Erdbeeren bei ihm eine ſehr große Frucht hervorbringe,
welche jedoch weniger ſchmackhaft, und im Innern haͤufig hohl werde.
(Conf.: Verhandl. IV. Lieferung, S. 380.)
VI. Herr Geheime-Rath Link machte die Geſellſchaft darauf aufmerkſam,
daß man nach verſchiedenen Aufſaͤtzen in dem neueſten Hefte von Loudon's Gar—
tenmagazin (Nro. XIII. April 1828) in England anfange, 1. die Heizung der
Haͤuſer durch Waſſerdaͤmpfe aufzugeben und dafuͤr eine Heizung durch heißes
Waſſer einzufuͤhren, uͤber deren Zweckmaͤßigkeit ſich jedoch nur nach Erfahrungen
ein Urtheil faͤllen laſſe.
(Conf: Protok. v. 13 April ad IX. 2.
2. Derſelbe theilte aus eben jenem Journal die Nachricht mit, daß jene Art
des Pfropfens, welche von Thouin Greffe Kew genannt ſei, nicht zuerſt im
Garten von Kew angewendet, ſondern von einem Englaͤnder Blaikie erfunden,
und daher nach dieſem zu benennen ſei; ſie beſteht darin, daß man das Pfropf—
reis welches ſeitwaͤrts von unten nach oben eingeſchnitten wird, und mit der da—
durch entſtandenen Zunge hinter einer ahnlichen am Stock, aber in entgegen—
geſetzter Richtung gemachten, verbunden wird, mit dem unten freien Ende in
Waſſer oder Kartoffeln und Kohlruͤben ſtellt, um ihm auf dieſe Weiſe noch mehr
Nahrung zukommen zu laſſen.
3. Derſelbe gedachte aus eben jener Quelle des Vorſchlags, ſich der Obſt—
baͤume und namentlich mehrerer Birnenarten, welche einen pyramidaliſchen Wuchs
haben, zu Gruppen oder in Partien oder als einzelner Standbaͤume zu be—
dienen.
VII. Aus Frorieps Notizen (Nro. 430.) theilte derſelbe Referent,
1. das Weſentliche der Verſuche von Turner über die Einwirkung giftiger Gas—
arten auf die Vegetation der Pflanzen mit, welche angeſtellt wurden, um die
verſchiedentlich eingelaufenen Beſchwerden, daß Fabrikanlagen auf ihre Umge—
bungen nachtheilig eingewirkt haͤtten, genauer zu pruͤfen. Es fand ſich, daß
das Oelgas und Stickſtofforydgas (das ſogenannte berauſchende Gas) durch—
aus keine ſchaͤdliche Wirkung aͤußere, das Chlorgas ſich kaum nachtheilig bes
wieſen, daß hingegen ſalzſaures Gas ſehr ſchaͤdlich ſei, und eben ſo ſchweflich—
181
faures Gas, felbft in ſehr geringer Menge der Luft beigemifcht, tödtend auf
Pflanzen einwirke. Auf gleiche Weiſe ſchaͤdlich ſcheint ſalpetrig⸗ſaures Gas.
2. Aus eben jenen Notizen (Nro. 429 und 430) machte der Referent wie—
derholentlich auf die Wichtigkeit der Lehre von der Ausſtrahlung der Waͤrme
aufmerkſam. Die Wärme verhält fi in dieſer Hinſicht gerade wie das
Licht. Der Koͤrper ſtrahlt ſelbſt Waͤrme aus, in eine Luft, die kaͤlter iſt,
als er ſelbſt. Er erkaͤltet ſich durch dies Ausſtrahlen, wenn kein Gegenſtand
vorhanden iſt, welcher wieder Waͤrme auf ihn zuruͤckſtrahlt, fo ſehr, daß ſich
die Feuchtigkeit der Luft als Thau auf ihn niederſchlaͤgt. Der geringſte Ge—
genſtand, welcher die Pflanze hindert, dieſe Ausſtrahlung in einem ſo hohen
Grade fortzuſetzen, ſchuͤtzt ſie daher, und es iſt irgend eine horizontale Aus—
breitung über die zu ſchützenden Gegenſtaͤnde, ſelbſt in größerer Ferne und
ohne Seitenwaͤnde angebracht, zu dieſem Zweck nuͤtzlich. Auch die Wolken
verhindern die Ausſtrahlung, welche bei heiterer Luft ſehr ſtark iſt — daher
frierts beſonders in heiteren Nächten. Der Schnee wirkt nicht allein als
ſchuͤtzende Decke gegen ſtaͤrkere Entziehung der Waͤrme durch den Wind,
ſondern auch als ein Hinderniß, daß die Erde und die darauf befindlichen
Pflanzen ihre Waͤrme nicht ausſtrahlen koͤnnen. Es iſt leicht einzuſehen, wie
wichtig die Kenntniß dieſer Eigenſchaft der Koͤrper dem Kultivateur ſein
muͤſſe, dem ſie leicht die Mittel an die Hand geben werden, ſeine Pfleglinge
beſſer als bisher zu beſchuͤtzen.
IX. Herr Garten-Direktor Otto richtete die Aufmerkſamkeit der Verſamm—
lung auf eine kleine Schrift:
Die Kunſt, unfehlbar gefüllte Levkoyen zu ziehen, von Meſſer zu Cahla
(im Herzogthum Callenberg) 1828,
nach welcher die Erziehung gefüllter Levkoyen dadurch bewirkt werden koͤnne, daß
man die Staubgefaͤße zeitig in den bluͤhenden Pflanzen zerſtoͤre. Der ſich darauf
bildende Samen ſoll faſt lauter gefüllte blühende Pflanzen hervorbringen.
X. Derſelbe zeigte der Geſellſchaft an, daß von dem Handelsgaͤrtner Schel—
bas in Kaſſel, unſerem Ehrenmitgliede, zwei zum auszugsweiſen Abdruck in un—
ſere Vrrhandlungen beſtimmte Auffäge eingegangen find, namlich:
182
a. Beſchreibung der bei ihm blüßenden Zamia horrida, nebſt Abbildung*)
b. Beſchreibung der Anlagen des Herrn Geheimen Medizinal-Aſſeſſors und
Apothekers Wild in Kaſſel zur Kultur der Alpenpflanzen nebſt Anſicht und
Plan“).
X. Der in der letzten Verſammlung des Vereins von dem Vorſtande
vorgelegte Vorſchlag, den Lehrern an der erſten Stufe der Gaͤrtner-Lehr-Anſtalt
für ihren bisherigen zum Theil unentgeldlich gegebenen Unterricht eine Gratifica—
tion von 100 Thalern zu bewilligen, erhaͤlt die einſtimmige Billigung der anwe—
ſenden Mitglieder. Es wird jedoch bemerkt, daß zu dieſem Zweck bereits 50
Thlr. vorſchußweiſe an das Vorſteher-Amt gezahlt find, unter dem Vorbehalt der
Wiedererſtattung, wenn Seitens der Koͤnigl. Miniſterien diejenigen Zufchüffe
aus Staatskaſſen bewilligt werden, welche bei denſelben in Antrag gebracht ſind.
Erfuͤllt ſich dieſe Vorausſetzung, ſo wird der Zuſchuß Seitens des Vereins
auf 50 Thlr. beſchraͤnkt bleiben.
IX. Der Direktor zeigte der Geſellſchaft an, daß zwei der aufgeſtellten
Preisfragen, für welche der Termin verſtrichen iſt, als Nro. II. und VII. des
vorjaͤhrigen Programs, unerfuͤllt geblieben find, auf Nro. IV. eine Abhand—
lung eingekommen iſt, welche dem ernannten Ausſchuſſe noch zur Beurtheilung
vorliegt, und auf Nro. V. der Preis bedingungsweiſe bewilligt iſt.
(Conf. Verhandlung vom 3. Februar e.)
Noch laufende Aufgaben find die sub Nro. I. III. VI. des vorjaͤhrigen
Programs.
Um eine, den Anſichten des Vereins mehr entſprechende, Konkurrenz zu ers
wecken, brachte der Direktor den Vorſchlag des Vorſtandes zur Erwägung,
daß man fuͤr das naͤchſte Jahr, ohne beſtimmte Fragen zu ſtellen, vier
Preiſe für die in dieſem Jahre einkommenden Abhandlungen über phyſio,
logiſche Gegenſtaͤnde in beſonderer Anwendung auf Gartenkultur, und zwar
) No. XXXI.
) Da der Stich der Kupferplatte hiezu noch nicht vollendet iſt, fo wird, um die Erſcheinung
der 10. Lieferung nicht aufzuhalten, die Abhandlung in die 11. Lieferung aufgenommen
werden.
183
zwei Preiſe von 100 Thalern fuͤr jede der beiden beſten, und 2 Preiſe von
50 Thalern fuͤr jede der beſten nach jenen ausſetze.
Den Statuten gemaͤß wird in der naͤchſten Sitzung der Beſchluß der Ge—
ſellſchaft Darüber eingeholt werden.
XII. Vom Herrn Hofgaͤrtner Voß war noch Samen der in den Verſamm—
lungen vom 6. Januar und 3. Februar d. J. (S. 25 und 72 der 10. Liefr.)
erwähnten, vom Herrn Kunſtgaͤrtner Kliem geruͤhmten ſchwarzen Winter⸗Ruͤbe
eingeſandt, welche ihm jedoch nicht zuſagte; derſelben Meinung war auch Herr
Praͤſident von Goldbeck, welcher dieſelbe ebenfalls kultivirt hatte.
Herr Voß hatte verſchiedene Sorten von Rhabarber, welche er als Gemuͤſe
kultivirt, zur Stelle gebracht, ſo wie Proben von Seekohl.
XIII. Als Geſchenk zur Bibliothek des Vereins iſt vom Herrn Regie—
rungs⸗Praͤſidenten von Hagen zu Erfurt eingekommen:
Kolbe, Anweiſung, dem Weinſtock den hoͤchſten Nutzen abzugewinnen. Ers
furt 1823.
XIV. Ein als Ehrengabe zur Verlooſung gekommenes Exemplar von der
Paeonia Moutan. 6. Banksii ward dem Herrn Obriſtlieutenant v. Tilly
zu Theil.
Free
XXX.
Auszug
aus dem Gutachten des Ausſchuſſes fuͤr die Baumzucht
uͤber
Hecken-Pflanzungen von Gleditſchien.
Bei Anlegung einer Hecke von Gledilſchien würde ich folgendermaßen verfah—
ren: Der ganzen Länge nach, wo die Hecke gepflanzt werden ſoll, muß ein Strei—
fen Land 4“ breit und 2“ tief rigolt werden; auf der Mitte werden zwei, 6 Zoll von
einander entfernte Linien mit der Gartenſchnur gezogen, auf dieſen 2 — 3jährige
Gleditſchien⸗Saͤmlinge im Herbſt bei 1 Fuß Entfernung von einander im Ver—
band gepflanzt. Im erſten Jahre werden ſie auf 8 — 12“ eingeſtutzt (je nach⸗
dem fie ſtark find), daſſelbe wird im ten Jahre auf 13 — 2 Höhe wiederholt,
im Zten Jahre werden, wenn der Boden nicht zu mager iſt, die oberen Seiten—
triebe ſchon 1 — !“ im Durchmeſſer ſtark fein; dieſe werden nun nicht mehr
geſtutzt, ſondern in ſchraͤger Richtung nach der Erde zu gebogen, ſo daß ſie ſich
mit den benachbarten kreuzen, wo ſie mit einem Strohband verbunden werden.
Durch dies gewaltfam Biegen werden eine Menge Nebentriebe hervorgelockt, die
ſchon in dieſem Sommer die Hecke ziemlich dicht machen. Sollten im 4ten
Jahre ſich noch kahle Stellen an der Hecke zeigen, ſo koͤnnen auch dahin noch
einige der oberen ſtarken Triebe gebunden werden, die übrigen aufrecht ſtehen—
den Zweige werden jedoch bis auf 3 Fuß eingeſtutzt; alle Seitentriebe werden
bis 3“ vom Stamm geſtutzt, wenn fie nicht zum Ausfüllen der Lücken noͤthig find.
Mit dem Herunterbiegen und Einſtutzen der oberen Triebe wird jaͤhrlich
fort⸗
185
fortgefahren, bis die Hecke ihre beſtimmte Höhe erreicht hat, doch muß man fich
huͤten, nicht zu viel ſtarke Triebe kurz zu ſtutzen, indem fie dadurch zu ſtark ge—
reizt werden und an ihrer Spitze eine Menge Triebe entwickeln, wodurch die
Hecke unten leicht kahl wird; daher es zweckmaͤßiger iſt, die ſtarken Triebe her⸗
unter zu biegen und an der Hecke zu befeſtigen.
Daß in den erſten 2 Jahren die Hecke gut bewaͤſſert und vom Unkraut
rein gehalten wird, verſteht ſich von ſelbſt.
ID
—1
Verhandlungen 5. Band.
AANNNNRNANNS ANDI AND SIDE ANNIE ern ENDET UN ANNIE ATS PN INN ITS
XXXL.
Beſchreibung
einer bluͤhenden Zamia horrida
von
dem Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner Herrn Schelhas in Kaſſel.
Diese Pflanze erhielt ich vor 3 Jahren unter dem Namen Zamia trieuspi-
data aus Holland. Es iſt ein ſehr ſtarkes Exemplar, der Stamm iſt 11 Fuß
hoch und haͤlt 33 Fuß im Umkreis; die graugruͤnen Blätter oder vielmehr Blatt—
ſtiele find 33 Fuß lang und mit lanzettfoͤrmigen, geſpitzten, ſtechenden Blaͤttchen
von gleicher Farbe beſetzt, welche mehrentheils zu zweien, aber auch zu dreien bei—
ſammen ſtehen. Dieſelbe hat in den zwei erſten Jahren jedes Jahr einen neuen
Blaͤtterkreis, eben fo wie Cyeas revoluta, getrieben, aber im vorigen Jahre
1827 erſchienen dieſe neuen Blaͤtter nicht, ſondern ſtatt deren zeigte ſich im Au—
guſt die Bluͤthe, welche ſich erſt im Monat Februar dieſes Jahres vollſtaͤndig
ausgebildet hat. Hiernach hat es ſich ergeben, daß die Pflanze ein maͤnnliches
Exemplar iſt, wobei noch zu bemerken, daß die einfächerigen faſt kugelrunden
Antheren in großer Anzahl (von 30 bis einige 100) auf der innern Flaͤche der
Schuppen, in kleinen unregelmäßigen Vertiefungen, wie mit haarfoͤrmigen Wur—
zeln angewachſen und zwiſchen ſolchen ſehr dicht zuſammengedraͤngt, aber doch ei—
nigermaßen wie in regelmaͤßigen Reihen, beiſammen ſtehen. Die vom Herrn Pro—
feſſor Dr. Wenderoth zu Marburg gegebene Diagnoſe iſt folgende: Foliolis
lanceolatis acutis oblique cuspidatis glauco-pruinosis integris me-
diove extus spinoso-bi-trieuspidatis, stipite obsolete trigono ſrunco-
que glabris.
————
Freren Err
XXXII.
Auszug
aus der Verhandlung aufgenommen in der 66ſten Sitzung des Vereins
am Iſten Juni 1828.
Der Direktor referirte:
I. die ferneren Mittheilungen aus der Korreſpondenz des Vereins, deren
Zuſammenſtellung für unſere Druckſchriften in der Verhandlung vom 4. Mat
c. vorbehalten worden iſt;
II. die im Auszuge beigefuͤgte Nachricht des Herrn Forſt-Sekretairs Floß
zu Schwinaren bei Herrnſtadt in Schleſien über die von dem Bauer Buͤttner
daſelbſt bewirkte Veredlung von Ebereſchen-Baͤumen durch Pfropfen mit Bien;
baum⸗Reiſern“).
Sie bietet ein recht intereſſantes Beiſpiel dar, wie durch angemeſſene Einrich—
tungen auch in ſolchen Gegenden, welche die Natur fuͤr den Obſtbau nicht be—
guͤnſtigt, doch deſſen Vortheile in gewiſſem Grade errungen werden koͤnnen.
III. Unter dem Motto:
Suum cuique,
iſt ein Aufſatz auf Veranlaſſung der vorjaͤhrigen Preisaufgabe:
uͤber die oͤkonomiſch vortheilhafte Aufſchmuͤckung ganzer Feldmarken,
eingegangen. Der Einſender macht auf den Preis weder Anſpruch, noch kann
*) No. XXIII.
188
davon, nachdem die Friſt bis zum 1. May 1827 laͤngſt verfloſſen iſt, weiter die
Rede ſein. Der Verfaſſer ſucht darzuthun, daß die Vereinigung der in der Auf—
gabe aufgeſtellten Zwecke nicht ausfuͤhrbar ſei. Die Aufgabe iſt allerdings nicht
ohne Schwierigkeit. Von der Moͤglichkeit ſie zu loͤſen, liegen indeſſen in un—
ſeren Verhandlungen einige Beiſpiele vor.
(Conf. Lieſerung IV. S. 190 ff. u. 270 ff. und Liefer. IX. S. 250 ff.)
Es waͤre zu wuͤnſchen geweſen, daß der Verfaſſer ſich mit deren Pruͤfung
befaßt hätte.
IV. Der Direktor machte aufmerkſam auf die fruͤher ſchon in England, wei—
terhin in Nordamerika und jetzt auch in Frankreich mit Intereſſe aufgenommene
Operation, ftatt der gegrabenen Brunnen die Quellen aus der Tiefe der Erde
durch bloßes Bohren zu Tage zu foͤrdern, und die hieruͤber in der Zeitſchrift
„Neues und Nutzbares aus dem Gebiete der Haus- und Landwirthſchaft“ Nro. 70
pro 1827 und Nro. 84 und 85 pro 1828 gegebenen näheren Nachrichten.
V. Herr Ober-Landforftmeifter von Hartig trug einige Bemerkungen zu der
in der vorigen Verſammlung bereits mitgetheilten Abhandlung des Herrn Pro—
feſſors Dr. Reum zu Tharand über Holzpflanzungen vor.
VI. Herr Link theilte der Geſellſchaft die von dem Hrn. Regierungs-Rath
von Tuͤrk eingefandte Nachricht mit, über zwei noch wenig bekannte, von den
Philippiniſchen Inſeln nach Frankreich gebrachte Arten des Maulbeerbaums, die
von dem Herrn Profeſſor Delile zu Montpellier in dem Bulletin de la société
d’agrieulture du Departement d’Herault (October-Heft 1826) näher be;
ſchrieben find, und zur Anwendung für den Seidenbau geeignet erachtet werden.
VII. Derſelbe Referent gab Nachricht von einer in der Gegend von Harbke
bei Morsleben wild wachſenden Grasart (dort Rispengras genannt), welche, nach
der mitgetheilten Erfahrung des Herrn Grafen von Veltheim daſelbſt, ſich zur
Bildung von Grasplaͤtzen dort beſſer bewährt haben ſoll, als das Engliſche Rai—
gras, namentlich durch den Vorzug, daß es im Winter nicht erfriert. Der Herr
Graf von Veltheim laͤßt Samen davon einſammeln und offerirt ſolchen zu
10 Sgr. das Pfund. Es war, den überfandten Exemplaren nach, allerdings
Lolium perenne, wofür es auch der Herr Graf erkannt hat, und alſo vers
muthlich eine Abänderung.
189
VIII. Noch referirte Herr Link die zur auszugsweiſen Aufnahme in die
Verhandlungen beſtimmten Mittheilungen des Herrn Hofgaͤrtners Weinmann zu
Pawlowsk bei Petersburg über die dortige Kultur einiger erotifchen Waſſer—
pflanzen, und uͤber die von ihm angewendete Methode zur Durchwinterung der
Paeonia arborea fl. pl. et arborea papaveracea“).
IX. Ju Gemaͤßheit des §. 10 der Statuten ward zur Wahl der Mitglie—
der zu den Verwaltungs -Ausſchüſſen der Vereins fuͤr das naͤchſte Geſellſchafts—
Jahr geſchritten, in Folge derer, nach dem Vorſchlage des Vorſtandes, von der
Verſammlung gewaͤhlt wurden:
ar den S e me b an
Hr Hofgaͤrtner Voß (Vorſteher),
„Stadtverordneter Pierre Boudhe,
Kunſtgaͤrtner Gaede,
Hofgaͤrtner Jacobi.
ee e e e n ee e e e
Hr. Garten-Direktor Lenne (Vorſteher),
„Hofgaͤrtner Fintelmann jun.,
Hofgaͤrtner Krausnick,
Hofgaͤrtner Niet ner,
3. Fuͤr die Erziehung von Blumen.
Hr. Hofgärtner Fintelmann (Vorſteher),
„ Kunſtgaͤrtner Peter Friedrich Boudhe,
„Kunſtgaͤrtner Peter Carl Bouchs,
Kunſtgaͤrtner L. Mathieu.
4. Für die Drei berei en.
Hr. Ober⸗Hof⸗Baurath Schulz WVorſteher),
Hofgaͤrtner Braſch,
s Hofgaͤrtner Voß.
”) XXXIV.
190
5. Fuͤr die bildende Garten kunſt.
Hr. Hofgaͤrtner Steiner (Vorſteher),
„ Garten⸗Direktor Lenné,
Garten⸗Direktor Otto.
6. Fuͤr die Gaͤrtner-Lehr-Anſtaltenund Landes-Baumſchule.
Hr. Ober⸗Forſtmeiſter v. Schleinitz.
X. Der in der vorigen Sitzung zum Beſchluß der Geſellſchaft geſtellte
Vorſchlag,
daß man das naͤchſte Jahr, ohne beſtimmte Fragen zu ſtellen, vier Preiſe
fuͤr die in dieſem Jahre einkommenden Abhandlungen uͤber phyſiologiſche
Gegenſtaͤnde in beſonderer Anwendung auf Gartenkultur, und zwar 2
Preiſe von 100 Thalern fuͤr jede der beiden beſten und 2 Preiſe à 50
Thaler fuͤr jede der beſten nach jenen ausſetze,
fand die einmuͤthige Zuſtimmung der Verſammlung.
XI. Von dem Urmacher Herrn Gerdum zu Stolp in Hinterpommern war
ein Exemplar des in der Verſammlung vom 7. October v. J. bereits erwaͤhn—
ten Spargelmeſſers ſeiner Erfindung eingeſendet.
Es wurde den verehrlichen Mitgliedern anheimgeſtellt, ſich nach naͤherer Ue—
berzeugung von deſſen Zweckmaͤßigkeit, wegen ihrer darauf zu machenden Be—
ſtellungen an den Sekretair des Vereins zu wenden.
XII. Der Direktor zeigte der Geſellſchaft an, daß das Jahresfeſt des Ver—
eins am 22. d. M. gehalten werden wuͤrde, zugleich aber auch, daß er durch
perſoͤnliche Verhaͤltniſſe genoͤthigt werde, im Voraus auf die Ehre der etwa auf
ihn fallenden Wahl und Beſtaͤtigung in ſeiner Stelle Verzicht zu leiſten. Er
erſtattete der Verſammlung und ſaͤmmtlichen verehrlichen Mitgliedern des Ver—
eins ſeinen Dank fuͤr das ihm bisher erwieſene Vertrauen und die ihm bei der
Fuͤhrung feines Amtes gewährte Unterſtuͤtzung, mit der Bitte, ſich auch in feiner
veränderten Stellung feiner bereitwilligſten Theilnahme an Foͤrderung der ge
meinſamen Zwecke verſichert zu halten.
191
XIII. Der Bibliothek des Vereins ift als Geſchenk uͤberwieſen von dem
Herrn Oeconomie-Commiſſarius Klebe, deſſen Werk:
Ueber Anfertigung oͤkonomiſcher Grund Anſchlaͤge.
XIV. Ein zur Verlooſung als Ehrengabe geſtelltes bluͤhendes Exemplar
von Epiphyllum (Cactus) alatum, ward dem Herrn Geheimen Regierungs⸗
Rath Engelhardt zu Theil.
reer
XXXIII.
Nachricht
uͤber
die Veredlung der Ebereſchen durch Birnen,
mitgetheilt
von dem Privat-Forſt⸗Sekretair Herrn Floß.
Da Bauergutsbeſitzer Johann Buͤttner in Schwinaren bei Herrnſtadt in Schle—
ſien, in deſſen unmittelbarer Nachbarſchaft ich ſeit 6 Jahren wohne, hat auf
feinen Grundſtuͤcken überhaupt 276 Stuͤck aus der Heide ausgehobene Ebereſchen—
baͤume (Sorbus aucuparia), von denen 128 Stuͤck durch Pfropfen veredelt
find und zwar mit Birnen jeder Art, unter welchen auch 65 Stück ſchon viele
und ſchoͤne Fruͤchte tragen, 148 Stuͤck aber erſt in dieſem Jahre angepflanzt
find, um im naͤchſten Fruͤhjahr veredelt zu werden. Es iſt hier ein durchaus
ſchlechter Boden, nichts als duͤrrer Flugſand, fo daß die Anlegung eines Obſt—
kern⸗Beetes ohne allen Erfolg bleibt, und die aus andern und beſſern Gegenden
gekauften Obſtbaͤume hier nicht gedeihen; auch ſind zu ſolchen Ankaͤufen die
Menſchen hier gar zu arm und im Ganzen findet ſich wenig guter Wille zur
Obſtbaumzucht. Die von dem Büttner gepflanzten Ebereſchenbaͤume ſtehen ſaͤmmt—
lich auf ſchlechtem Boden, und ein großer Theil namentlich zu beiden Seiten
der Dorfſtraße, wo nichts als ſtaubiger brennender Flugſand iſt — dennoch foms
men fie ſaͤmmtlich gut fort und zeigen mitunter einen faſt außerordentlich uͤppi—
gen Wachsthum, ſie haben einige der veredelten Reiſer in einem Jahre bis auf
3 Fuß Laͤnge getrieben.
Die
193
Die Veredlung der Ebereſche iſt bisher nur durch Pfropfen gefchehen und
dies iſt meiner Ueberzeugung nach die beſte Art der Veredlung. Obgleich der
Buͤttner dieſes Pfropfen etwas leicht und oberflaͤchlich behandelt, ſo mußte ich
mich über das dennoch erfolgte Gedeihen oft wundern. Unter 10 Obſtwildlin⸗
gen würde wohl der 10te nicht einen gleichmäßigen Erfolg zeigen; dies ſpricht
alſo ſehr zu Gunſten der Ebereſche.
Bei dem Pfropfen auf den Ebereſchenſtamm darf man denſelben nicht ganz
kahl beſchneiden, ſondern wenigſtens einen oder zwei Wildlinge ſtehen laſſen, denn
nach den von mir angeſtellten Beobachtungen und Verſuchen fand es ſich, daß
wenn der Ebereſchenſtamm kahl abgeſchnüten und dann Obſtreiſer darauf ges
pfropft wurden, letztere außerordentlich uͤppig emportrieben, der Stamm aber bis
zur Pfropfſtelle unverhaͤltnißmaͤßig duͤnn blieb, daß ſich an der Pfropfſtelle ein
großer Knoten bildete, die veredelten Zweige kraͤſtig hervorwuchſen und endlich
uͤber den ſo duͤnn gebliebenen Wildling das Uebergewicht erlangten, ſo daß der
geringſte Luftzug dieſe Krone abbrach, um ſo eher, wenn ſie mit Fruͤchten be—
laden war. Es iſt alſo beſſer, einige oder wenigſtens einen wilden Zweig bei—
zubehalten und dieſen erſt im naͤchſt folgenden Jahre, wenn das Pfropfreis ein
ziemliches Wachsthum erreicht hat, wegzuſchneiden, wodurch der Wuchs des
Stammes in einem mehr gleichen Verhaͤltniſſe bleibt.
Ich habe auch einen Verſuch gemacht, eine Ebereſche durch Okuliren auf's
treibende Auge zu veredeln. Der anfaͤngliche Erfolg uͤberſtieg meine Erwar—
tung, aber ein Zufall ſtoͤrte den Verſuch, welchen ich jedoch wiederholen und
dann die Reſultate dem verehrlichen Verein mittheilen werde.
Ebenſo werde ich nach naͤherer Pruͤfung auch genauere Reſultate uͤber das
Obſt der veredelten Ebereſche mitzutheilen nicht unterlaſſen. Bis jetzt ſchien es
mir, als ob das auf Ebereſchen veredelte Obſt ſich zur laͤngern Aufbewahrung
beſſer eigene, dagegen von nicht ſo gutem Geſchmack ſei, als das von veredel—
ten Obſtwildlingen.
Nach den von mir bis jetzt gemachten Erfahrungen eignen ſich zur Vered—
lung auf Ebereſchen vorzuͤglich Tafelbirnen, Bergamotten und Blanchen.
—
Verhandlungen 5. Band. 28
S . eee TEE II EISDIITEIEI EL eee IL BEEIEEIED ISIS IS EIEEIOSTDIELEE eee.
XXXIV.
Bemerkungen
tiber
Durchwinterung von Paeonia arborea fl. pl.
und über
die Kultur einiger Wafferpflanzen
Kaiſerl. Hofgaͤrtner Herrn Weinmann zu Pawlowsk bei Petersburg.
In Fruͤhlinge des Jahres 1826 ſetzte ich zwei 2 Fuß hohe Paeonia arbo-
rea fl. pl. el arborea papaveracea in's freie Land. Im Herbſte, nachdem
ſie einige gelinde Froͤſte bekommen hatten, ließ ich die Staͤmmchen, des Maͤuſe—
fraßes wegen, mit Tannenzweigen zwei Zoll dick verbinden (die Nadeln abwärts
gerichtet), hierauf ſtuͤlpte ich eine bodenloſe Tonne daruͤber, und nachdem die Kaͤlte
allmaͤhlig abnahm, noch zwei andere dergleichen, eine jede aber einen halben Fuß
und daruͤber groͤßer. Den Raum in der erſten Tonne um die Pflanze ließ ich
leer, um bei dem 4 —5 Monate langen Winter das Schimmeln zu verhuͤten.
Die zwei Zwiſchenraͤume der aͤußern Tonne wurden mit Laub feſt ausgefuͤllt;
und als endlich die Kaͤlte ſo ſtrenge und anhaltend wurde, daß das obere Luͤften
nicht mehr ſtatt finden konnte, wurde das Ganze mit einem Deckel bedeckt, Laub
aufgelegt, und daruͤber ein ziemlich dickes feſtes Strohdach gemacht. Außen herum
wurde noch ein Fuß hoch und etwa zwei Fuß breit eben ausgeworfener Miſtbeet—
miſt gelegt, und fo brachte ich dieſe beiden Paeonien gluͤcklich durch den Wins
195
ter. Diefer war ziemlich abwechſelnd; indeſſen flieg doch die Kälte einigemale
bis auf 18 Gr. Im Fruͤhling des verfloſſenen Jahres 1827 hatte Paeonia
arborea fl. pleno drei, und papaveracea vier ſchoͤne Blumen. Die P.
papaveracea ſetzte Samen an, und dieſe erreichten eine bedeutende Groͤße, als
im Anfange des Septembers ein ſtarker Nachtfroſt, der Gurken, Bohnen und
das Kraut der Kartoffeln toͤdtete, auch dieſe meine freudige Ausſicht, reifen
Samen zu erhalten, zerſtoͤrte. Die vier Kapſeln enthielten 38 ſchoͤne, große
Samenkoͤrner, die 2 zur Ausbildung kamen. 1 i
2. Bei der Kultur der wenigen fremden Waſſerpflanzen, die der hieſige Gar;
ten beſitzt, hielt ich dieſelben früher in einen Fuß tiefe Wannen, worin fie jes
doch nicht wohl gediehen. Vor drei Jahren machte ich den Verſuch und ſtellte
Thalia dealbata, Sagittaria lanceifolia, Nymphaea coerulea und odo-
rala, Saururus lueidus und cernuus, Vallisneria spiralis, fo wie Apono-
geton distachys etc. (nachdem fie im Februar friſch verpflanzt waren) in 2
— 3° tiefe Tonnen. Auf diefe Weiſe wuchſen dieſe Pflanzen fo ſtark heran,
daß fie kaum zu erkennen waren, und zum erſtenmale in meinem 23jaͤhrigen
Gaͤrtnerleben ſah ich fie alle (Nymphaea odorala ausgenommen) in der voll—
kommenſten Bluͤthe. Die Thalia dealbata wurde über 7 Fuß hoch und die
Blaͤtter hatten eine Länge von 15“ und über % breit. Die Blaͤtter der genann⸗
ten Nymphaea waren von der Groͤße unſerer einheimiſchen Nymphaea alba
und lutea.
28*
Err DDD ‚ . N.
XXXV.
Verhandelt, Berlin im Lokale der Sing⸗Akademie am
22ſten Juni 1828.
Der Verein zur Befoͤrderung des Gartenbaues verſammelte ſich heute
zur Begehung feines ſechsten Jahresfeſtes in dem mit blühenden Gewächfen
reich geſchmuͤckten Lokale der Sing-Akademie, deſſen Einrichtung zu jenem Bes
huf des Koͤnigs Majeſtaͤt ſchon am Abend zuvor in Augenſchein zu nehmen
und mit Allerhoͤchſtihrem Beifall zu beehren geruht hatten.
Der Saal war von 10 Uhr ab bis zum Beginn der Verhandlung dem
Publiko zur Schau geoͤffnet. Ueber 1200 Perſonen haben auf die ausgege⸗
benen Einlaßkarten ihn beſucht.
Die Eroͤffnung der Verſammlung geſchah gegen 1 Uhr; ſie ward durch die
Theilnahme der Herren Miniſter Freiherrn v. Altenſtein, v. Beyme, v. Motz
und Graf v. Dankelmann, des Herrn General-Lieutenant v. Schoͤler Excellenzen
und mehrerer anderer hoher Perſonen beehrt. Sie zählte an 151 wirkliche Mit—
glieder und nahe an 200 eingefuͤhrte Fremde.
Der Direktor gab durch auszugsweiſen Vortrag ſeines hierbei geſchloſſenen
Jahres-Berichtes“) eine Ueberſicht von dem Zuſtande des Vereins und feiner
Inſtitutionen in dem abgelaufenen Jahre, mit angehaͤngten Bemerkungen wegen
Vergroͤßerung ſeiner Wirkſamkeit.
Der Direktor hatte bereits in der Verſammlung des Vereins am J. dieſes
Monats, perſoͤnlicher Verhaͤltniſſe wegen, im Voraus die etwa auf ihn zu rich—
tende Wahl und Beſtaͤtigung in ſeinem Amte verbeten. Er wiederholte dieſe Er—
) No. XXXVI.
197
klaͤrung eben heute, erſtattete der Geſellſchaft feinen Dank für das ihm bisher
bewieſene ehrenvolle Vertrauen und für die werkthaͤtige Unterſtuͤtzung in feinem
Berufe, mit der Bitte, denjenigen Grundſaͤtzen, zu welchen er ſich nach ſeinem
heuligen und den fruͤheren Jahres⸗Berichten bei Leitung ihrer Geſchaͤfte bekannt,
auch fernerhin wohlwollende Aufnahme und Beachtung zu gönnen. Demnaͤchſt
ward zur Wahl des Vorſtandes in der durch die Statuten vorgezeichneten Form
geſchritten. Auf Erſuchen des Direktors uͤbernahmen die Herren:
Praͤſident Sethe,
Kunſtgaͤrtner P. Fr. Bouchẽ und
Kaufmann Sparkaeſe,
unter Zuziehung des Sekretairs die Pruͤfung derſelben.
In Folge derſelben ſind neu ernannt und beſtaͤtigt:
s eee ober
der Herr Geh. Ober⸗Finanz-Rath Ludolff;
als er ſter Stellvertreter.
der Herr Geh. Medizinal⸗-Rath und Profeſſor Dr. Link;
len im ent on Seelhoeeerete e:
der Herr Garten-Direktor Lenne;
Genre Seer eee ae
der Herr Garten⸗Direktor Otto;
als Sſchatz mei ſt er:
der Herr Kontrolleur Schneider;
welche von dem zeitigen Direktor als Mitglieder des Vorſtandes fuͤr das naͤchſte
Jahr proklamirt wurden.
Hiernaͤchſt wurde das beigefuͤgte Programm der noch laufenden und neuen
Preisaufgaben vertheilt“).
e BL
Bethe. Otto.
Hey nich,
Sekretair
) No, XXXVII.
Ur U eL DQ. Nee eee eee n
XXXVI.
Vortrag des ire kt d es
bei dem Jahresfeſte des Vereins am 22ſten Juni 1828.
E ſei mir erlaubt, mit meinem Jahresberichte einige Bemerkungen zu verbin-
den, welche die Verbeſſerung unſerer Inſtitutionen und die Vergroͤßerung ihrer
Wirkſamkeit zum Gegenſtande haben. Es draͤngt mich um ſo mehr, dieſe Gele—
genheit zur Vorbereitung kuͤnftiger Beſchluͤſſe zu benutzen, als mich meine pers
ſoͤnlichen Verhaͤltniſſe in die Nothwendigkeit verſetzt haben, im Voraus auf die
Ehre Verzicht zu leiſten, die mir durch erneute Wahl und Beſtaͤtigung in mei—
nem Amte zu Theil werden konnte.
Wie unſer Verein unter den gleichartigen, auf das Gartenweſen eines ganzen
Landes gerichteten Geſellſchaften nach der Zeit ſeiner Stiftung der zweite, ſo iſt
er es auch nach ſeiner Ausbreitung. Es ſind mehr als 1000 Mitglieder, die uns
angehoͤren, zum groͤßten Theile ſolche, welche keinesweges der eigne Betrieb des
Gartenbaues zur Ermunterung und Unterſtuͤtzung unſerer Zwecke beſtimmt. Seit
meinem letzten Berichte ſind uns die Nachrichten von der Bildung gleichartiger
Geſellſchaften zu Paris und Dresden zugekommen. In dem eigenen Lande haben
ſich wiederum einige Lokal-Vereine gebildet. Gewiß haben dieſe Erſcheinungen
einen tiefer liegenden Grund, als den der Liebhaberei und der Macht des Bei—
ſpiels. Es iſt kein zufälliges Zuſammentreffen mit der Ueberfuͤllung unſerer or—
dentlichen Lehranſtalten und der immerfort zunehmenden Ausbreitung der Gewerbs—
ſchulen, bis zu den polytechniſchen Hochſchulen und der Londoner Univerſitaͤt hin—
auf; nichts Zufaͤlliges, daß ſich alle Stände, Alter und Geſchlechter zu den
199
Hoͤrſaͤlen drängen, welche ihnen Freiſinnigkeit und Genialitaͤt geöffnet haben,
um Theil zu nehmen an dem Gemeingut der aufbluͤhenden Natur-Wiſſenſchaften.
Der Durſt nach den Kenntniſſen, die das Leben ſinniger und die Arbeit wirk—
ſamer machen, weiſt uns zuruͤck auf die Entwickelung der civilifirten Welt nach
großen politiſchen Stuͤrmen, auf die ganz veränderten Zuſtaͤnde der Gewerb—
ſamkeit, welche in angeſtrengten Leiſtungen das geſtoͤrte Gleichgewicht zwiſchen
der Arbeit und dem Erfolge wieder herzuſtellen trachtet. Laſſen Sie uns der
Zeit froh werden, die unſere ſociale Vereinigung aufnahm, laſſen Sie uns die
Winke benutzen, welche wir von ihr empfangen, um zu gewaͤhren, was man
billiger Weiſe von uns erwarten darf.
Unſere Einrichtung nimmt zweierlei Thaͤtigkeiten in Anſpruch. Den Stoff
unſerer Verhandlungen haben wir als willkuͤhrliche Gabe von der Selbſtthaͤtig—
keit und dem Wohlwollen unſerer Mitglieder zu erwarten; die Wuͤrdigung
und Verarbeitung gehoͤrt zu dem Beruf unſerer Ehrenaͤmter und unſerer
monatlichen Verſammlungen.
Wir haben Urſache mit den zuleitenden Quellen zufrieden zu ſein; mehr
noch um das, was ſie uns fuͤr die Zukunft verheißen. Es ſind uns im Laufe
des Jahres 42 Abhandlungen zugegangen, alſo mehr wie im Jahre zuvor. Ins—
beſondere aber hat ſich unſer Briefwechſel ſehr erweitert. Dabei haben wir uns
fortdauernd des Vorzuges guter Geſellſchaften erfreut, der Theilnahme und
Mittheilungen des Edelſten und Beſten ſowohl fuͤr unſere Zuſammenkuͤnfte als
unſere Verhandlungen. Wir ſind nach dieſen Erſcheinungen anzunehmen berech—
tigt, daß der Umfang nuͤtzlicher Mittheilungen von unſern Mitgliedern mehr und
mehr erkannt und ihr Zufluß immer reicher ſtroͤmen wird. Es ſei mir erlaubt,
bei dieſem Gegenſtande, auf dem unſere Wirkſamkeit weſentlich und hauptſaͤch—
lich beruht, einige Augenblicke zu verweilen.
Nach den mannigfaltigen Lebensverhaͤltniſſen unſerer Mitglieder koͤnnen wir
nur von wenigen ausgefuͤhrte Abhandlungen erwarten. Mit großer Zuverſicht
aber laͤßt ſich annehmen, daß die Mehrzahl uns manch eine beachtenswerthe Nach—
richt und Bemerkung mitzutheilen vermag. Das eben iſt der eigenthuͤmliche Vor⸗
zug ſolcher Geſellſchaften, daß Thatſachen geſammelt werden, die einzeln, wenig
200
geeignet zu Folgerungen, oder weil ſich der Beobachter zum Schriftſteller nicht
berufen fühle, verloren gegangen fein würden, die aber in ihrer Zuſammenſetzung
mit andern gleichartigen Beobachtungen und Erfahrungen zu intereſſanten, ja zu—
weilen gar wichtigen Reſultaten fuͤhren. Gewiß geben lange Reihen komparativer
Verſuche, unter verſtaͤndiger Leitung durchgefuhrt, ſehr befriedigende Aufklärung
über eine oder die andere Frage. Doch die meiſten Kultur⸗Vortheile verdankt
die Praxis den Kombinationen aus zufaͤlligen Erſcheinungen. Wir haben eine
ſehr ſcharfſinnige Theorie uͤber die Wirkung des Mergels gehabt; allein ſie hat
eine ganz andere Geſtalt gewonnen, nachdem ſich die Thatſachen haͤuften, daß der—
ſelbe auf duͤrrem duͤrftigen Boden unerhoͤrte Wirkungen hervorbrachte. Nur neu—
erdings haben wir in unſern monatlichen Verſammlungen eine beilaͤufige Bemer—
kung uͤber den großen Unterſchied des Torfs als Duͤngungsmittel vernommen,
deren weitere Verfolgung hoͤchlichſt wichtig werden kann. Die Mittheilungen aus
unſerm neueſten Briefwechſel vom wirkſamen Gebrauch des Jaͤtemeſſers der Lieg—
nitzer Gärtner, von dem reichlichen Ertrage zufällig uͤberſchwemmter Erdbeer⸗Beete
ſind ſehr angenehme Beitraͤge zur Beſtaͤtigung deſſen, was wir ſchon anderweitig
uͤber die Bewaͤſſerung dieſer Frucht vernommen haben und von der Drillkultur
wiſſen. Es hat unſere Aufmerkſamkeit erregt, daß man in einer Provinz, wo die
lebendigen Einhegungen der Felder von Alters her uͤblich ſind, an einigen Orten die
Hecken mehr ausrottet, als vermehrt, an andern wieder die hoͤchſte Anſtrengung
auf deren Anlegung verwendet. Wir haben dadurch Veranlaſſung erhalten, die
Gründe dieſes entgegengeſetzten Verfahrens aufzuklaͤren. Mit großer Theilnahme
haben wir vernommen, wie ein Landmann feinem Flugſande ſchmackhafte Birnen
abgewinnt, durch Pfropfen auf Ebereſchen-Staͤmme, die noch in ſolchem Boden
gedeihen. Es ſei an dieſen Beiſpielen genug, um anfchaulic) zu machen, daß bei
einem Geſchaͤfte, welches feine Regeln aus der rärhfelvollen Naͤturwiſſenſchaft abs
leitet und nach dem Erfolge ſeine Einrichtungen zu machen hat, keine auffallende
Erſcheinung, nichts gleichguͤltig iſt, was von der Regel abweicht. Scheue ſich
doch Niemand, uns anzubieten, was er zu geben vermag, ſei es aus irriger Mei—
nung, daß uns nur das unerhoͤrt Neue intereſſiren koͤnne, oder daß ſeine Beob—
achtungen und Erfahrungen nicht anerkannt werden, oder ſeine gut gemeinten Vor—
ſchlaͤge keinen Beifall finden duͤrften, oder weil er ihre innere Wahrheit nicht zu
de⸗
201
demonſtriren vermoͤgte, oder weil ihm die Gabe des gefälligen Vortrags fehlt.
Es gehört zum eigenſten Berufe unſerer Ausſchuͤſſe und des Vorſtandes, daß die
Kommunikation mit unſeren Freunden eine haͤusliche ſei, daß durch ſie der dar—
gebotene Stoff ſeine Laͤuterung erhalte, und was wir davon in unſeren oͤffent—
lichen Verſammlungen und Druckſchriften mittheilen, dem Urheber, wie dem
Empfaͤnger gleich erfreulich werde. Mag hin und wieder ein unbewachtes Wort,
eine unbewachte Aeußerung durchgelaufen ſein: ſo duͤrfen unſere Freunde doch
verſichert ſein, daß es Gegenſtand der ernſthafteſten Sorge des Vorſtandes iſt,
Alles zu verhuͤten und abzuwenden, was verletzen kann.
Wie ſich die Neigung unſerer Mitglieder immer beſtimmter für die Mits
theilung in der Form des Briefwechſels ausgeſprochen hat, ſo iſt der Vorſtand
bemüßt geweſen, dieſe Zugänge zu erweitern. Außer unfern ſterigen Korrefpons
denten haben ſich viel andere ſehr guͤtig auf beſtimmte Ruͤckfragen eingelaſſen. In
mehreren Verſammlungen haben dergleichen Mittheilungen den Hauptbeſtandtheil
unſerer Vortraͤge ausgemacht und große Theilnahme gefunden. Schon haben wir
viel Nachrichten bei einander von Gegenden und Ortſchaften, die ſich in gewiſſen
Kulturen auszeichnen, von Gärtnern und Liebhabern, die eine und die andere Ges
waͤchsart mit beſonderer Liebe pflegen. Wir koͤnnen auf dem eingeſchlagenen
Wege dahin kommen, ſehr vollſtaͤndige Nachweiſungen davon zu geben, und ſo
nicht nur unſere Quellen zu vermehren und zu bereichern, ſondern unter den Blu—
miſten und anderen Liebhabern ſelbſt neue, ſehr angenehme Verbindungen zu ver—
anlaſſen. Mehrere unſerer Korreſpondenten haben bei ihren Mittheilungen die
dankbar erkannte Sorgfalt ausgeuͤbt, daß fie mit ſachverſtaͤndigen Nachbaren zu
Rathe gegangen find, um uns das Dargebotene in fo viel größerer Vollſtaͤndig—
keit, Genauigkeit und Zuverlaͤſſigkeit zu gewaͤhren. Sie haben hierin den rechten
Geſichtspunkt erkannt, unter welchem uns insbeſondere die Lokal⸗Societaͤten ſehr
weſentliche Dienſte zu leiſten vermoͤgen. Wir duͤrfen uns von der weiteren Aus—
bildung dieſes unſeres Korreſpondenz-Syſtems ſehr gluͤckliche Reſultate verſprechen.
Nichts iſt ſo geeignet, den Stoff unſerer Mittheilungen zu bereichern und in der
mannigfaltigen Zuſammenſetzung unſerer Societaͤt jedem Theilnehmer etwas ihm
Zuſprechendes darzubieten, uns nach und nach ein deutliches Bild von dem ge—
ſammten Zuſtande des Gartenweſens im Lande zu verſchaffen, die Maͤngel und
Ver handlungen 5. Band. 29
202
Vorzuͤge jeder Gegend kennen zu lernen, uns zu Leitern des Beſſeren von Ort
zu Ort, von einer Provinz zur anderen zu erheben und — wenn mich nicht
Alles truͤgt — der Landes-Verwaltung dereinſt manch' einen angenehmen Dienſt
bei ihren auf Kultur-Verbeſſerung abzweckenden Einrichtungen zu leiſten.
Demjenigen, was wir uns vor der zufuͤhrenden Thaͤligkeit verheißen, muß
aber dasjenige entſprechen, was unſere anregenden und verarbeitenden Organe lei—
ſten. Wir werden weder umhin koͤnnen, neue Ausgaben fuͤr unſern Buͤreaudienſt
zu machen, noch die Kraft und Wirkſamkeit unſerer Ausſchuͤſſe zu vermehren.
Wollen wir unſere Korreſpondenten bei gutem Willen und in voller Thaͤtigkeit er—
halten, ſo muͤſſen ſie fuͤr ihre Muͤhen Erſatz finden, in ſorgfaͤltiger Aufnahme
und Beantwortung desjenigen, was ſie, ſowohl in Beziehung auf Gegenſtaͤnde
von allgemeinem, als ihres beſonderen perſoͤnlichen Intereſſe, zu fragen haben.
Unaufgefordert muͤſſen wir ihnen das Neue, was ſie intereſſiren kann, ſchnell
und befriedigend zugehen laſſen. Es iſt unmöglich, daß unfer General⸗Seeretair
einem Briefwechſel von dieſem Umfange, ohne bedeutende Huͤlfe, vorſtehen kann.
Es wird kaum vermeidlich ſein, daß ihm ein oder zwei durch die Wiſſenſchaft
und Praxis fuͤr eine ſolche Korreſpondenz vorbereitete Gehuͤlfen beigegeben, und
dieſe in den Stand geſetzt werden, ihre Zeit, wenn nicht ganz, doch zu großem
Theile unſeren Geſchaͤften zu widmen. Möchte ſich dem Vorſtande der naͤhere
Anlaß und die Gelegenheit zu einer ſolchen Einrichtung darbieten, ſo empfehle
ich Ihnen dieſelbe als einen der wichtigſten Gegenſtaͤnde zur Erweiterung und
Erhoͤhung unſerer geſellſchaftlichen Wirkſamkeit.
Ziehen wir die Wirkſamkeit unſerer Ausſchuͤſſe und monatlichen Verſamm—
lungen in Erwaͤgung: ſo ergiebt ſich uns eine weſentliche Veraͤnderung der ur—
ſpruͤnglichen Idee in der Wirklichkeit. Nach jener, der urſpruͤnglichen Idee, ſoll—
ten unſere ordentlichen und außerordentlichen Ausſchuͤſſe die uns zugehenden tech—
niſchen Aufſaͤtze und Mittheilungen vorläufig bearbeiten, in unſern monatlichen
Verſammlungen aber ein endliches Reſultat aus den verſchiedenen Meinungen und
Anſichten gezogen werden (ef. $. 16. der Statuten). Es lag dabei die Voraus⸗
ſetzung zum Grunde, daß der Verein ſich lediglich aus praktiſchen Gärtnern
und bewährten Liebhabern der Gärtnerei bilden (J. 5. a. a. O.), unſere monat—
lichen Verſammlungen alſo eben ſo zuſammengeſetzt ſein wuͤrden. Dies hat ſich
203
aber gleich vom Anfang an anders geſtellt. Derer, die belehrt fein wollen, find
außer allem Verhaͤltniſſe viel mehr, als derjenigen, welche Belehrung und Aufklaͤ—
rung zu geben vermögen. Es iſt daher durchaus unthunlich, in unſeren monat;
lichen Verſammlungen tief eingehende Diskuſſionen zu fuͤhren, zu dem Zweck, um
hier den Gegenſtand zu einem Endbeſchluſſe zu bringen, der als ein Gutachten
des Vereins betrachtet werden koͤnnte. Es koͤnnen hier nur Reſultate vorgelegt
werden, und aller zuwachſende Stoff beſchraͤnkt ſich auf eine und die andere ger
legentliche Bemerkung. Dieſe Art und Weiſe der Verhandlung in unſeren
monatlichen Verſammlungen hat ſich bei uns auch ſehr bewaͤhrt. In der That beruht
eben darauf dasjenige Leben, welches unſerer ausgebreiteten Koͤrperſchaft eigen;
thuͤmlich iſt. Gerade dieſe Behandlung, daß in jenen Verſammlungen nur Re;
ſultate mitgetheilt, des Neuen und Bemerkenswerthen viel und Mannigfaches zur
Sprache gebracht, die Wißbegierde mehr angeregt, als befriedigt werde — eben
dies verleiht unſeren Verſammlungen den Reiz, daß ſie von gebildeten Maͤnnern
des verſchiedenartigſten Berufs und der mannigfaltigſten Lebens-Verhaͤltniſſe be⸗
ſucht werden. Ihr Beifall iſt es, nach dem der Vorſtand, unſere Ausſchuͤſſe und
Mitarbeiter ſtreben. Ihn zu gewinnen, vervielfaͤltigen ſich die Anſtrengungen, des
intereſſanten Stoffs immer mehr zu beſchaffen und beizubringen, ihn durch gedie⸗
gene Verarbeitung zu bereichern und den Vortrag in gefaͤlligere Form zu bringen.
Wie ſich, angeregt durch den ſichtbaren Beifall hochverehrter und wuͤrdiger Maͤn—
ner, alle Thaͤtigkeiten beleben, fo entnehmen wir aus dem Eindruck, den die vers
handelten Gegenſtaͤnde auf jenen engeren Kreis der Mitglieder machen, ob dieſel—
ben der Geſammtheit zuſagen werden, die ſich aus eben ſo verſchiedenartigen Be—
ſtandtheilen zuſammenſetzt. Und zu dem Allen übe die mündliche Rede, der leben—
dige Ausdruck des muͤndlichen Vortrages eine Kraft auf Erweckung des Gedan—
kens und des Sinnes, welche dem geſchriebenen Worte fremd bleibt. So kei—
men hier Samen, die zu manch' einer freundlichen Bildung aufwachſen. Nichts
deſto weniger muͤſſen wir einraͤumen, daß unſeren Verhandlungen etwas abgeht,
worauf bei unſerer Einſetzung gerechnet iſt. Die uns zugekommenen Mittheilun—
gen und die Gutachten unſerer Ansſchuͤſſe entbehren nun die zweite Pruͤfung
einer größeren Verſammlung von Technikern. Wir find verſchiedentlich
darum angegangen worden, unſeren Eroͤrterungen dieſe Vollendung zu geben. Man
29
204
verlangt Autoritäten, die eine breitere Baſis haben, als das Urtheil und die Mei—
nungen der wenigen Sachverſtaͤndigen einzelner Ausſchuͤſſe. Die fortſchreitende
Wiſſenſchaft duldet freilich keine Autoritäten. Die verſtaͤndig geleitete Beo bad).
tung eines Einzelnen entkraͤftet alle Autoritaͤt ganzer Kongregationen von Sach—
verſtaͤndigen. Die genialen, durch Erfahrung gelaͤuterten Anſichten eines Man—
nes koͤnnen mehr werth ſein, als der geſammte Ausſpruch ſeiner zahlreichen Kolle—
gen. So haben wir alle Zumuthungen, uns eine entſcheidende Stimme uͤber tech—
niſche Gegenſtaͤnde anzueignen, mit Recht abgelehnt. Gleichwohl moͤgen wir nicht
in Abrede ſtellen, daß die an uns ergangenen Aufforderungen in ſofern wohl ge—
gruͤndet ſind, als man eine mehrſeitige Pruͤfung des uns dargebotenen Stoffes
verlangt. Der Vorſtand hat dies eine Zeitlang durch periodiſche Verſammlung
aller Ausſchuͤſſe zu erreichen verſucht. Allein die Schwierigkeiten, die ſich dabei
ergaben, theils weil die Mitglieder unſerer Ausſchuͤſſe mehrere Meilen weit von
einander entfernt wohnen, theils weil fie ſaͤmmtlich durch anderweite Berufsge—
ſchaͤfte gar ſehr in Anſpruch genommen ſind, haben ſich bis daher noch nicht uͤber—
winden laſſen. Vielleicht gelingt es uns weiterhin, neben unſeren oͤffentlichen Ver—
ſammlungen in regelmaͤßiger Folge beſondere und zahlreiche Zuſammenkuͤnfte blos
ſachkundiger Mitglieder zu bewirken und zu unterhalten, um uns das zu gewaͤh—
ren, was urſpruͤnglich unſere oͤffentlichen Verſammlungen leiſten ſollten. Es iſt
nicht unmoͤglich, dies zu Stande zu bringen, und mit ſolchen vorbereitenden Zu—
ſammenkuͤnften ſo viel Reize zu verbinden, daß ſie eine dem Zwecke entſprechende
Theilnahme finden. Es ſcheint jedoch, daß wir uns dieſer weiteren Ausbildung
nur nach und nach in ſtufenweiſen Uebergaͤngen werden naͤhern koͤnnen, durch all—
maͤhlige Vergroͤßerung unſerer Ausſchuͤſſe, mit welcher wir ſchon bei der diesjaͤh⸗
rigen Wahl begonnen haben, durch Benutzung des Anlaſſes zur Zuſammenberu—
fung außerordentlicher Ausſchüſſe u. ſ. w. Die Vermehrung unſeres ſachkundigen
Buͤreau⸗Perſonals, welche ich ſchon zuvor in Anregung gebracht habe, wird dies
Alles ſehr erleichtern und dazu dienen koͤnnen, den von unſern Mitgliedern und
Korreſpondenten dargebotenen Materiallen diejenigen der Litteratur hinzuzufuͤgen
und fo den Ausſchuͤſſen durch Vorarbeiten zu Huͤlfe zu kommen, die fie zu tie—
ferem Eingehen und mehrſeitiger Beleuchtung ihrer Aufgaben beſtimmt.
Was wir aber thun mögen, unſere Organiſation weiter auszubilden, wie thaͤ⸗
203
tig unſere Organe fein mögen, fo iſt und bleibt die ernaͤhrende Quelle unferer
Inſtitution die freie Concurrenz unſerer Mitglieder zur Einbringung unterrich⸗
tender Mittheilungen. Was immer die Anſicht uͤber die zweckmaͤßigſte Fuͤhrung
unſerer Geſchaͤfte ſein, was wir dieſer Anſicht gemaͤß thun oder einrichten moͤgen,
uiemals wird darüber ein Zweifel ſtattfinden koͤnnen, daß die Wirkſamkeit unfes
res Verbandes weſentlich und hauptſaͤchlich auf der lebhaften Theilnahme der
Praktiker beruht. Finden ſich dieſe durch unſer Thun und Treiben nicht zufrie—
den geſtellt, moͤgten ſie ſtatt der abgehandelten Materien etwas Anderes haben,
was ihnen naͤher liegt: ſo moͤgen ſie in Erwaͤgung ziehen, daß es nur von ihnen
abhaͤngt, die Bahn zu brechen und durch ihre Fragen oder Mittheilungen die
Thaͤtigkeit der gleich intereſſirten Theilnehmer anzuregen. Unſere Verhandlungen
und die Auffaſſung unſerer Organe ſtehen fuͤr alles offen und fuͤr alles be—
reit, was unſern Freunden lieb und werth ſein kann.
Seit unſerer letzten General⸗Verſammlung find die Ste und gte Lieferung
unſerer Druckſchriften erſchienen. Die 10te iſt unter der Preſſe. Der freiwillige
Debit der von uns ſelbſt verlegten Hefte hat uns im Lauke des Jahres etwa
300 Thaler eingetragen. Es beſtaͤtigt ſich danach die Vorausſetzung, daß uns
auf dieſem Wege nach und nach ein beachtenswerther Zuſchuß zu den Koſten des
Selbſtverlags erwachſen werde. Immer aber wird die Ausgabe fuͤr unſere Druck—
ſchriften den erheblichſten Theil unſerer Ausgaben ausmachen. Auch ſcheint mir
kein Anlaß vorhanden zu fein, daß wir hierbei mittelſt Beſchraͤnkung des Stoffs
und Umfangs unſerer Mittheilungen zu ſparen haͤtten. Unſere Schriften ſind faſt
das Einzige, was wir unſeren entfernten Mitgliedern für ihre Leiſtungen anzubies
ten haben. Dann aber ſind ſie das Mittel, durch welches wir mit der Mehrzahl
unſerer Mitglieder in Beruͤhrung kommen und den bei unſerer Stiftung vor—
ausgeſetzten Einfluß auf Beförderung des Gartenbaues hauptſaͤchlich ausuͤben.
Zunaͤchſt veranlaßt durch das geringe Glück, welches uns bei unſeren Preis-
Aufgaben zu Theil geworden iſt, haben wir die Richtung, in welcher wir dieſel—
ben bisher machten, veraͤndert und bei unſeren neuen Aufgaben das Verlangen
nach Aufklärung der Praxis durch die Wiſſenſchaft in's Auge gefaßt. Wir vers
206
ſprechen uns davon einen ſehr angenehmen Zuwachs der fuͤr unſere Schriften
geeigneten Abhandlungen.
Der Kapitalſtock unſerer Geldmittel hat ſich zwar nach dem Abſchluſſe des
Kalender⸗Jahres nicht bedeutend vermehrt. Er beſteht zur Zeit nur noch in
2654 Thlr. 7 Sgr. 3 Pf. Wir duͤrfen uns aber fuͤr das laufende Jahr ſehr
viel guͤnſtigere Reſultate verſprechen. Außer den bedeutenden Einnahme-Reſten
aus fruͤheren Jahren, im Betrage von 1913 Thlr. 9 Sgr., haben wir von der
ſicheren Einnahme des laufenden Jahres faſt noch die Haͤlfte ausſtehen, und doch
beträgt der Ueberſchuß unſerer wirklichen Einnahme gegen die Ausgabe in dieſem
Augenblick 1248 Thlr. 13 Sgr. 1 Pf. Der Beſtand an Exemplaren der von
uns ſelbſt verlegten Lieferung unſerer Verhandlungen beträgt, nach dem maͤßi—
gen Preiſe angeſchlagen, zu welchem unſere Mitglieder die Nachlieferung fordern
koͤnnen, etwa 1000 Thlr. und ungefaͤhr eben ſo viel haben wir noch bei der
Landesbaumſchule auf die uns von derſelben abzuliefernden Erzeugniſſe zu gut.
Unſere Bibliothek beſteht aus 425 Werken in 768 Baͤnden und Heften.
Nach dem neuerdings in unſern monatlichen Verſammlungen erſtatteten Ber
richte über die uns zugehörige Gaͤrtner-Lehr⸗Anſtalt, iſt die Zahl der Lehrlinge
35, alſo derjenigen gleich geblieben, welche dieſelbe im vorigen Jahre benutzten.
Wir ſind der Erfuͤllung der fruͤher ausgeſprochenen Hoffnung ſehr nahe, daß naͤm—
lich die ſchon beſtehende Anſtalt ausſchließlich auf die Ausbildung von Kunſt—
gaͤrtnern und Kuͤnſtlern gerichtet, daneben aber eine zweite Inſtitution gegruͤn—
det werde, beſtimmt, durch bloße Einuͤbung tuͤchtige, mit den beſten Manipula—
tionen vertraute Gartenarbeiter auszubilden, und ſo einem oft ausgeſprochenen
Beduͤrfniſſe in den Ländlichen Oeconomieen Genuͤge zu leiſten. Die Anträge
darauf, ingleichen auf die beſſere Dotirung der Anſtalt, ſtehen eben jetzt zur
Entſcheidung Sr. Majeftät des Könige.
Die Landesbaumſchule iſt zwar durch einen neuen, ſehr empfindlichen Zufall
betroffen. Die Brut der Maikaͤfer (Engerlinge), deren Verheerungen nur durch
gluͤckliche Natur-Ereigniſſe Einhalt gethan, und durch allgemeine, zur Zeit von der
207
Landes⸗Verwaltung noch nicht aufgenommene Maaßregeln vorgebeugt werden
kann; dieſe Engerlinge haben uns im vorigen Jahre etwa 80,000 ein- bis drei⸗
jährige Pflaͤnzlinge von Schmuckhoͤlzern gekoſtet. Beſonders zu bedauern iſt, daß
dieſer neue Verluſt wiederum die nordamerffanischen Eichen in einer Zahl von
16,000 Stuͤck getroffen hat. Auch in den Obſtſchulen hat dies Ungeziefer bedeu—
tende Verwuͤſtungen angerichtet. Nichts deſto weniger ſchreitet die Landesbaum—
ſchule in ihrer MaſſenFrequenz kraͤftig vor. Ihre Beſtaͤnde find größer, als im
vorigen Jahre, und die Flaͤche, welche von derſelben eingenommen wird, hat ſich
von 95 Morgen auf 104 Morgen vergrößerte. Die an Aetionaire und im freien
Debit abgeſetzten Erzeugniſſe haben eine Einnahme von 5426 Thaler gewaͤhrt,
alſo um den Aten Theil mehr, wie im vorigen Jahre. Die bis jetzt von den Ae—
tionairen gezeichneten Summen betragen 31,016 Thlr. Sie haben ſich im Laufe
dieſes Jahres um 3061 Thlr. vermehrt, und auf die ſchon eingezahlten Beitraͤge
= 15,487 Thlr., find Erzeugniſſe im Werthe von 13,054 Thlr. abgeliefert, fo
daß auf den Beſtaͤnden der Anſtalt nur noch ein Vorſchuß von 2433 Thlr. haf⸗
tet; bei ſehr vermehrten Beſtaͤnden alſo ein um 1535 Thlr. geringerer Vorſchuß,
als im vorigen Jahre. Der große Ertrag der Landesbaumſchule geht vornehmlich
aus dem Abſatze von nordamerikaniſchen Schmuckgehoͤlzen hervor. Zwar moͤgen
dieſe weniger aus dem Geſichtspunkte nuͤtzlicher Anpflanzungen verwendet ſein, als
zur Zierde. Auf welchem Wege ſich aber das Nutzbare vermehren mag, immer
wird ſeine Verbreitung zu beſſerer Erkenntniß deſſelben dienen und die Anwen—
dung erleichtern. Schon wendet ſich die Aufmerkſamkeit der Landes-Verwaltung
dieſem Gegenſtande zu, und wenn ihre erſten Einleitungen und Verſuche gluͤcklich
ausfallen, ſo duͤrfen wir uns viel Erfreuliches von ihrer Theilnahme verſprechen.
Die Anzucht der Obſtbaͤume in der Landesbaumſchule iſt inzwiſchen ſo weit
gediehen, daß ſie von dieſem Herbſte ab ſchon ſehr bedeutende Lieferungen abzu—
geben im Stande fein wird. In dem nehmlichen Falle befindet ſich die wert
eifernde Anſtalt des Herrn Nathuſius. Andere Privatunternehmer arbeiten darauf
mit Anſtrengung hin. Wenn irgend ein Theil des Gartenweſens die beſondere
Aufmerkſamkeit der Landesverwaltung in Anſpruch zu nehmen geeignet iſt, ſo iſt
es dieſer, der einer fo folgereichen Ausdehnung über Feld und Wald faͤhig iſt.
Aus fruͤheren Verhandlungen ſind uns manche Ermunterungen deſſelben bekannt
208
geworden. Wir dürfen hoffen, deren noch mehrere und bedeutſame Wirkungen
davon zu ſehen, wenn nur die Vorraͤthe geſchaffen ſein werden, wie ſie fuͤr große
Unternehmungen erforderlich ſind. Es waͤre ſchoͤn, wenn ſich uns in unſerm
Norden — das Klima hindert uns daran nicht — die Bilder des füdlichen
Deutſchlands wiederholten.
Die Unterzeichnungen auf Actien zu der von uns beabſichtigten Errichtung
einer Blumenſchule in dem Geſellſchaftsgarten zu Neu-Schoͤneberg haben zwar
begonnen, jedoch diejenige lebhafte Theilnahme noch nicht gefunden, die wir uns
bei Vorlegung des Einrichtungsplanes verſprachen. In gerechtem Anerkenntniſſe
der großen Dienſte, deren man ſich von den botaniſchen Gaͤrten zu verſehen hat,
theils als Huͤlfsmitteln der Wiſſenſchaft, theils aus der Uebertragung fremder Ge—
waͤchſe in Garten und Feld, haben die Regierungen aller civiliſirten Voͤlker den—
ſelben große Aufmerkſamkeit erwieſen und bedeutende Summen zu ihrer Ausſtat—
tung verwendet. Was Spanien allein, in ſeiner beſſeren Zeit, auf die Bereiſung
der neuen Welt, zur Bereichung der botanifchen und Natur-Wiſſenſchaften über;
haupt verwendet hat, wird auf mehr als 500,000 Pfund Sterling oder 3 bis
32 Millionen Thaler angefchlagen.
(ef. Loudon Gardeners Magazin, 1828. n. I. p. 50.)
Ich kann nicht glauben, daß ſich uns die mäßigen Mittel verſagen mer
den, aus jenen Behaͤltern der Gewaͤchſe aller Zonen einen neuen Kanal abzuleiten,
der ihren Reichthum, zur Vermehrung des Lebensgenuſſes, in ſtaͤrkeren Umlauf
bringt; daß die Freunde des Gartenweſens uns eine Theilnahme verſagen ſollten,
die etwa ſo viel aufwendet, als ein reicher Mann, um ſich ein bequemes Wohn—
baus zu bauen, und ein Anderer, um ein ſolches zu miethen. Das Mißtrauen
der Gaͤrtner, die fuͤr ihren Nahrungsſtand fuͤrchten; der Liebhaber, welche die
Schwierigkeiten der Unternehmung fuͤr unuͤberwindlich halten, wird ſich loͤſen. In
beiden Beziehungen wird uns das Vertrauen zu Statten kommen, welches der
Mann, den wir fuͤr unſere Schoͤneberger Anſtalt zu gewinnen im Begriff ſte—
hen, bei allen Intereſſenten genießt. Die Geſchichte unſerer Landesbaumſchule un—
terſtuͤtzt meine Hoffnung. Was in dem erſten Jahre aus Privat-Mitteln dazu
hergegeben wurde, war ſehr unbedeutend, und jetzt, im Sten Jahre ihrer Entſte—
hung
209
bung, bleibt uns dafür nichts zu wünfchen übrig. Es ſcheint nur darauf anzu
kommen, eine Schwierigkeit zu loͤſen, die dort durch die beſondere Gunſt der
Umſtaͤnde überwunden wurde, die nehmlich, mit geringen Mitteln auf die Aus⸗
fuͤhrung eines großen Planes einzugehen. Vielleicht werden wir, ohne aus den
Augen zu verlieren, daß der gluͤckliche Erfolg ſolcher Anſtalten durch die Groß—
artigkeit des Unternehmens bedingt wird, dennoch unſere Anlagen vorerſt in ei—
nem kleineren Maaßſtabe einrichten muͤſſen. Es wird vielleicht noͤthig werden
daß wir die Beitrags Saͤtze ermaͤßigen, um uns mehrerer Theilnehmer zu ver—
ſichern. Allein das Unternehmen bietet ſo viel empfehlende Seiten dar, der Blumen—
Schmuck ſelbſt iſt ſo ſehr die Freude aller Menſchen, daß uns eine eifrige Ver—
folgung des Gegenſtandes gewiß zum Ziele führen wird.
Die Lokal,Vereine zur Beförderung des Gartenweſens ſtreben nach näßerer
Vereinigung mit dem unfrigen. Eine ſolche Annaͤherung kann uns nicht anders
als hoͤchſt willkommen ſein. Sie werden uns durch eine regelmaͤßig unterhal—
tene Korreſpondenz ſowohl uͤber ihre eigene Unternehmungen, Beobachtungen und
Erfahrungen, als uͤber das Gartenweſen in ihrer Nachbarſchaft, durch Uebernahme
von Auftraͤgen in ihrer Gegend, durch Begutachtung der ihnen von uns vorgeleg—
ten Fragen und ſelbſtthaͤtige Auffaſſung der von uns angeregten Gegenſtaͤnde, ſehr
angenehme Dienſte leiſten, noch größere aber durch ſorgfaͤltige Anſtellung oder Lets
tung und Verification derjenigen Verſuche, die wir, je nach ihrer Einrichtung, in
ihren Anlagen oder von ihren Mitgliedern gemacht zu ſehen wuͤnſchen. Wir duͤr—
fen hoffen, dieſe Gefaͤlligkeiten durch manche angenehme Gegendienſte erwiedern
zu koͤnnen. Ihre Wirkſamkeit wird fuͤr unſere Zwecke und das Gemeinbeſte um
ſo viel mehr erſprießlich ſein, als ſie ihre Anſtrengungen, nach dem Beiſpiele der
pomologiſchen Geſellſchaft zu Guben, des Vereins zu Gruͤnberg und des zu Wit—
tenberg, auf praktiſche Leiſtungen und Unternehmungen richten. Es verdient Er—
waͤhnung, daß der Verein in Gruͤnberg, nach ſeinen vornehmlich auf Verbeſſerung
der oͤrtlichen Weinkultur gerichteten Anſichten, einige einſichtige Winzer in die
Deutſchen Weingegenden geſendet hat, um ſich mit dem jeden Orts uͤblichem Betriebe
und deſſen Vortheilen bekannt zu machen. Im Anerkenntniſſe der Zweckmaͤßikeit
hat das Koͤnigl. Miniſterium des Innern dem Vereine zu den Koſten dieſer Sen—
Verbandlungen 5. Band. 30
210
dung einen angemeſſenen Zuſchuß bewilligt. Dies Beifpiel verdient uͤbeall nach;
geahmt zu werden, wo es darauf ankommt, einen bisher gar nicht oder unvoll—
kommen behandelten Kultur-Zweig in Aufnahme zu bringen. Nicht minder em;
pfehlenswerth iſt es, beſonders gewandte Arbeiter und Gaͤrtner aus Gegenden
kommen zu laſſen, wo dergleichen Kultur-Zweige mit beſonderer Auszeichnung be;
trieben werden, ſei es, daß beſondere Vereine oder Stadtgemeinden oder ein—
zelne Unternehmer ihr Augenmerk darauf richten.
Unſere fruͤher ſchon angezeigten Verbindungen mit dem botaniſchen Reiſe—
Verein dauern noch fort. Inzwiſchen hat ein Mitglied unſeres Vereins, Herr
Deppe, ſchon aus einer fruͤheren Reiſe nach Mexico mit dem Lande und deſſen
Erzeugniſſen bekannt, ſich unter Vermittelung des Koͤnigl. Miniſterii der Geiſtli—
chen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten dahin begeben, um Aufträge zur
Einſammlung und Einſendung von Samen und Gewaͤchſen zu uͤbernehmen. Wir
ſehen ſeinen Antraͤgen und Vorſchlaͤgen entgegen, um auch fuͤr uns von ſeiner
Vermittelung Vortheil zu ziehen. Beſonders angenehm aber wuͤrde es fuͤr unſere
Zwecke ſein, wenn ſich ein geeigneter Mann faͤnde, der ein ſolches Unternehmen
auf Nordamerika richte, aus deſſen Natur-Reichthum ſchon fo viel Gedeihliches
zu uns uͤbergegangen iſt, daß wir nach großen Lieferungen verlangen.
Was wir durch Verabreichung von Samen und Gewaͤchſen an oͤffentliche
Anſtalten und Privatperſonen leiſten moͤgen, beſchraͤnkt ſich nach den uns zu Ge—
bot ſtehenden Mitteln auf Anregungen und Gefaͤlligkeiten. Im Laufe des Jahres
ſind zu dieſem Behuf einige hundert Thaler verwendet. Mehr Anlaß und Gele—
genheit zu dergleichen Gefaͤlligkeiten haben ſich den Vorſtehern des koͤnigl. botani—
ſchen Gartens und der Landesbaumſchule dargeboten. Sie ſind von ihnen mit
all dem Wohlwollen und all der Liberalitaͤt geuͤbt worden, der von ihnen, nach
dem Geiſte der Verwaltung und ihrem perſoͤnlichen Charakter, zu erwarten war.
Vielleicht eroͤffnen ſich uns noch andere Quellen, den auf aͤhnliche Vertheilungen,
insbeſondere von Saͤmereien, gerichteten Wuͤnſchen der Gartenfreunde zu genuͤgen.
Wir haben bei mehreren Vorſtehern bedeutender Gärten viel Bereitwilligkeit ges
funden, uns hiebei zu Huͤlfe zu kommen.
211
Unſere Leiſtungen dieſer Art koͤnnen ſich zwar auf eine unſeren Freunden an—
genehme Weiſe vervielfaͤltigen, niemals aber Unterſtuͤtzungen zur Befoͤrderung bes
deutender Unternehmungen werden. Indem wir dieſe den ſtaatswirthſchaftlichen
und liberalen Maaßregeln der Landesverwaltung und das übrige dem Unterneh—
mungsgeiſte der Privatperſonen anheim geſtellt laſſen muͤſſen, werden wir das un—
ſrige dabei thun, wenn wir vermittelnd eintreten, wo uns gluͤckliche Zeichen und
Umſtaͤnde die Gelegenheit darbieten. Hauptſaͤchlich aber wird es unſer Geſchaͤft
ſein und bleiben, den einmal erregten Sinn fuͤr das Gartenweſen friſch
und lebendig zu erhalten. Dies iſt und bleibt das weſentliche Verdienſt,
welches wir uns um daſſelbe zu erwerben vermögen. Es hat mir immer nörhig
geſchienen und ich nehme nicht Anſtand, dies Ihrer beſonderen Aufmerkſamkeit zu
empfehlen, daß wir dabei dasjenige, was der Anwendung im Großen und der all
gemeinen Verbreitung fähig iſt, vornehmlich ins Auge faſſen, daß wir insbeſondere
die gemeinſamen Intereſſen des Gartenbaues und der Feldwirthſchaft mit nicht
geringerer Liebe pflegen, als was jenem zur Zeit noch ausſchließlich angehoͤrt. Die
Bewegung in der gewerbtreibenden Welt, und was ſich neuerdings in den Ver—
haͤltniſſen unſerer Landbewohner zugetragen hat, bieten uns eine, ſolchem Beſtre—
ben beſonders guͤnſtige, Epoche dar. Die perſoͤnliche Freiheit iſt in den laͤndlichen
Hütten heimiſch geworden. Seit 20 Jahren iſt jeder Unterthan des Königs frei
geboren. Nirgends im ganzen Bereich des Staats feſſelt die Scholle mehr. Tau—
ſende von Wirthen haben die gutsherrliche Dienſtpflicht abgeloͤſ't und mit wenigen
Ausnahmen werden unſere Felder von Lohn-Arbeitern beſtellt. Millionen Morgen
Landes ſind in Folge unſerer neueſten Geſetzgebung von den auf denſelben laſten—
den Gemeinheiten bereits befreit. Aber es iſt der Emanieipation eigen, daß fie in ih⸗
rer Selbſtſtaͤndigkeit ſchroff und unbeholfen auftritt. So kennen wir die Klagen
manch eines guten Herrn, daß die Bande des Vertrauens und Wohlwollens ge—
löfe find, die zwiſchen ihm und feinen Huͤttenbewohnern zu beiderſeitiger Zufrie—
denheit beſtanden. Es iſt in der That ein großes Gluͤck, wohlzuthun, und im
Kreiſe der Begluͤckten ihrer Liebe und Anhaͤnglichkeit zu genießen; aber die edle
Empfindung vergreift ſich im Gegenſtande, wenn fie den kaum geloͤſ'ten Zuſtand
der perſoͤnlichen Abhaͤngigkeit zuruͤckwuͤnſcht, den die Einbildungskraft mit dem
Bilde eines patriarchaliſchen Lebens ausſchmuͤckt. Anders iſt der gluͤcklich, der
30*
212.
ſich der Liebkoſungen feiner Unmuͤndigen erfreut, anders der, welcher in der Mitte
ſeiner ausgeſtatteten Kinder lebt. So auch iſt dem guten Herrn eine zweite
Stufe des patriarchaliſchen Lebens aufgethan. Die Unbehuͤlflichkeit der Menge
bedarf feiner Vermittelung, um die ihr zuſagende Kultur Weiſe, und weiter für
die neuen und beſſern Erzeugniſſe den Abſatz zu finden, und das naͤmliche Herz,
fuͤr Liebe und Dankbarkeit empfaͤnglich, ſchlaͤgt auch in freier Bruſt.
Man ſagt uns, daß ein großer Theil der befreiten Eigenthuͤmer mit dem
freien Boden noch nicht umzugehen verſtehen. All dieſe Noth wuͤrde aufhoͤren,
wenn der Gemeinheitstheilung, wie es in England geſchieht, die Einhegung auf
dem Fuße folgte, wenn die waſſerreichen Gruͤnde und die ſeit Jahrtauſenden an—
gehaͤuften Vorraͤthe vegetabiliſchen Moders in Thaͤtigkeit geſetzt würden, wenn der
Spaten den Pflug unterſtuͤtzte und die ſorgfaͤltiger geſammelten Abfälle der vege—
tabiliſchen und thieriſchen Erzeugniſſe auf die reichlicher lohnende Frucht verwendet
werden. Umſonſt werden wir dies ſagen, denen damit zu helfen waͤre. Aber die
Einſicht und Erkenntniß, welche die Mächtigen ergreift, wird über kurz oder lang
die ſchlummernden Kraͤfte erwecken. Von ihnen angeregt und veranſtaltet, wird
die Gewalt des Beiſpiels wirken, was der Zuſage verſagt iſt. — Die Arbeit
wird von den Koßnurbeitern fleißiger und beſſer verrichtet, als von dem Frohndie,
ner. Aber man verlangt noch groͤßere Sorgfalt, noch groͤßeren Fleiß und groͤßere
Anſtelligkeit. Nichts deſto weniger vernehmen wir aus gewiſſen Gegenden, daß
es den freien Arbeitern an zureichender Beſchaͤftigung fehle. Man bediene ſich
der Mittel, welche die gartenmaͤßige Bearbeitung des Bodens gewaͤhrt und fuͤr
denſelben Lohn wird man mehr und reichlicher lohnende Arbeit, Beſchaͤftigung fuͤr
jede ruͤhrige Hand, und die Genugthuung obenein haben, in der Mitte beſſer gearteter
Menſchen zu wohnen. Ein ſcharfſinniger Schriftſteller hat uns belehrt, mit wie
großen Verluſten unter gegebener Vorausſetzung entfernte Hoflaͤndereien gebaut
werden. Wir werden fie entbehren, dem Holzbau und Weidegange uͤberlaſſen
koͤnnen, wenn wir alle Kultur-Mittel auf den nahen Ländereien zuſammenhalten
und durch gartenmaͤßige Behandlung in groͤßere Thaͤtigkeit bringen. Wir haben
nur noch neuerdings vernommen, daß die Gemuͤſe Laͤndereien des Dorfes Hamm
unweit Duͤſſeldorf 18 Thlr. Pachtzins pro Morgen zu tragen vermoͤgen, mehr
alfo, als in den, nach unſerer Art nicht ſchlecht kultjvjrten Gegenden der oͤſtlichen
213
Provinzen eine ganze Huf — 30 Morgen — Hoͤhe⸗-Landes abzutragen pflegt.
Lernen wir aus dieſen und andern gleichartigen Thatſachen, in welchen außerors
dentlichen Progreſſionen die Vervielfaͤltigung der Arbeit und der Duͤngungsmittel
auf dem geeigneten Boden die Summe der Subſiſtenzmittel ſteigert. Es ſei an
dieſen Andeutungen genug, um aufmerkſam darauf zu machen, was die Entwicke—
lung des praktiſchen Sinnes fuͤr Gartenkultur dem Volke und Lande zu helfen vermag.
Aber wird das Menſchengeſchlecht ſich in ſolcher Steigerung ſeiner produktiven
Thaͤtigkeit beſſer befinden als in ſeinem Halbſchlummer? In den Ebenen eines
ſchoͤnen Landes, unter dem gluͤcklichſten Klima von Italien, wo der Kreislauf der
Fruͤchte in 3 Jahren ſieben Erndten bringt, wird noch heute, als der Ruͤckſtand
einer fruͤhen Kultur und einer glanzvollen Zeit, der Boden jedes dritte Jahr mit
dem Spaten bearbeitet und rajolt. Auf ſchmalen Beelen drillt man die Saat,
oder man bepflanzt ſie reihenweiſe und waͤſſert die her nwachſende Frucht. Und
der Lohn all' dieſer Arbeit und ſorgfaͤltigen Pflege? Nur am Sonntage ißt der
Bauer Fleiſch, an den übrigen Tagen beſtehen feine Mahlzeiten aus Brod und
andern geringen Suppen, aus Mais und Bohnen, mit Oliven gefettet. Der
Regel nach bleibt die ganze Familie beiſammen und unterſtuͤtzt die Eltern; nur
der aͤlteſte Sohn pflegt zu heirathen und tritt, wenn der Vater ſtirbt, an deſſen
Stelle, und ſeine Bruͤder und Schweſtern dienen ihm, bis ſie ſterben und durch
ihre Neffen und Nichten erſetzt werden. Aber laſſen wir uns dies kuͤmmerliche
Schickſal in einer reichen, wohlgepflegten Natur nicht irren. Wo die Pacht um
die Haͤlfte und der Zehnte den fleißigen Mann druͤckt, da kann ihm freilich
wenig über die aͤußerſte Nothdurft verbleiben. Sehen wir den großen Unter;
ſchied des letzten Erfolges einer, wenn auch nicht ganz ſo hoch, doch ſchon ſehr
geſteigerten Kultur unter gluͤcklicheren Beſitzverhaͤltniſſen im Weſten von Deutſch—
land und den Niederlanden. Vertrauen wir den weiſen Einrichtungen unſeres
Vaterlandes, daß fie dem Fleiße feine Fruͤchte zu bewahren wiſſe.
Wohlan denn, es ſei unſere beſondere Aufmerkſamkeit ferner demjenigen ge—
weiht, was der Anwendung im Großen beſonders faͤhig iſt. Vergeſſen wir nie—
mals, daß der Gartenbau dem Beduͤrfniſſe des Menſchengeſchlechtes mehr noch
als ſeiner Erheiterung angehoͤrt. Die Natur giebt uns ihre Bluͤthen als Ueber—
gaͤnge zur Frucht. Ein empfindliches Gemuͤth findet in dem Schoͤnen, in dem
214
Borzuge, daſſelbe zu genießen, die Anregung und die Pflicht, immer größere
Kreiſe des Wohlſeins um ſich her zu bilden. In Wahrheit, dies iſt das Geſetz
der Natur und die Rechtfertigung der Vorrechte, daß die Erndte die reichere
Saat erzeuge und das Schoͤngute ſich von Stufe zu Stufe verbreite, bis es
die letzten Klaſſen der buͤrgerlichen Geſellſchaft erreicht. Laſſen ſie uns unbekuͤm—
mert daruͤber ſein, ob wir nicht zu ſehr landwirthſchaftliche Gaͤrtner werden.
Es waͤre der hoͤchſte Triumph des Gartenbau-Vereins, wenn er ſich ſelbſt zu
großem Theile entbehrlich zu machen vermoͤchte, wenn er, um des Stoffes wils
len, den er der Landwirthſchaft uͤberwieſen, ſich umgeſtalten muͤßte; wenn es der
Arbeit und Kunſt gelungen waͤre, den Reichthum den die Fuͤlle der Natur den
Menſchen der erſten Schoͤpfung freiwillig darbot, dem weit verbreiteten Ge⸗
ſchlechte zurückzugeben. Es wäre der hoͤchſte Triumph, den die Edelſten und
Beſten mit uns feiern wuͤrden, wenn uns nichts übrig bliebe, als die Kunſt⸗
uͤbung im engſten Sinne des Worts und das edle Geſchaͤft, durch die Gewalt
des Schoͤnen die verborgenen Kraͤfte anzuregen, aus welchen alles hervorgeht,
was gut iſt und groß.
DIENEN eee
XXXVII.
Preis⸗ Aufgaben
des Vereins zur Befoͤrderung des Gartenbaues in den Koͤnigl. Preußiſchen
Staaten.
Fuͤr das Jahr 1828 ff.
A.
Fruͤhere und noch laufende Preis⸗Aufgaben.
I.
„Laſſen ſich Abaͤnderungen in der Farbe der Blumen dadurch hervorbringen,
daß der Bluͤthenſtaub auf die Narben anders gefaͤrbter Blumen, jedoch
derſelben Art, aufgetragen wird?“
Die Friſt zur Einſendung der Abhandlung geht bis zum 1. Maͤrz 1829
der Preis iſt die Summe von 150 Rthlr.
Den zur Preisbewerbung beſtimmten Abhandlungen muͤſſen aber getrocknete
Exemplare wenigſtens einiger Pflanzen, woran Verſuche angeſtellt worden, und
wenn die Farbe vergangen ſein ſollte, gemalte Abbildungen einiger ſolcher Blüs
then beigefuͤgt werden.
II.
„Welchen Einfluß aͤußern die Erd- und Duͤngerarten und deren Miſchungen
auf die Fruͤchte der Obſtbaͤume?“
Die gefundenen Reſultate müffen durch beſtimmte, in ihrem ganzen Umfange
genau aus einander geſetzte Verſuche dargethan werden.
Die Abhandlungen ſind bis zum 1. Mai des Jahres 1831 einzuliefern.
Der Preis iſt die Summe von 60 Stuͤck Friedrichsd' or.
216
III.
Der Preis von 20 Stück Friedrichsd'or wird demjenigen Gärtner in
Berlin und deſſen Umgegend (in einem Umkreiſe von 4 Meilen) bewilligt wer⸗
den; welcher im Sommer des Jahres 1828 gleichzeitig folgende hier noch wenig
gangbare Gemuͤſearten, als:
Broccoli (Brassica italica tuberosa),
Tetragonia expansa,
Artiſchocken (Cynara Scolymus L.),
Seekohl (Crambe maritima L.),
Cardonen (Cynara Cardunculus L.),
Rheum- Arten,
in der groͤßten Quantitaͤt und zwar von jeder Art mindeſtens eine Flaͤche von
4 QR. wohl gediehen bauen wird.
Proben dieſer Erzeugniſſe muͤſſen zur Zeit ihrer groͤßten Vollkommenheit in
der naͤchſtfolgenden Verſammlung des Vereins ausgeſtellt und die Zeugniſſe von
der damit bebaueten Flaͤche von zwei Mitgliedern des Vereins und zwar von an—
weſenden Mitgliedern vor dem Vorſtande des Vereins, von auswärtigen Mit
gliedern aber gerichtlich oder vor einem Notarius abgegeben, und die Dokumente
darüber bis zum 1. Januar 1829 an den Direktor oder General-Sekretair eins
geſandt werden.
g
B.
Neue Preis⸗ Aufgaben.
Iv.
Vier Preiſe fuͤr die beſten Abhandlungen aus der Pflanzen-Phyſiologie in
der Anwendung auf den Gartenbau. Die Auswahl der Gegenſtaͤnde bleibt den
Konkurrenten uͤberlaſſen; die Bearbeitung derſelben muß aber, neben gründlis
cher Entwickelung der vorgetragenen Grundſaͤtze, Meinungen und Anſichten, be;
achtenswerthes Neues darbieten, ſei es zur Aufklaͤrung des wiſſenſchaftlichen Theils
oder in der hievon zu machenden praktiſchen Anwendung.
Die
217
Die beiden erſten Preiſe werden jeder auf Einhundert Thaler,
die beiden folgenden jeder auf Funfzig Thaler beſtimmt.
Die Friſt zur Einreichung laͤuft bis zum 1. Maͤrz 1829.
Die Abhandlungen von den Preis-Aufgaben No. I. II. IV., ingleichen die
Aufſaͤtze und Nachweiſungen über die Aufgabe No. III. werden an den Direk—
tor oder an den General-Sekretair des Vereins eingeſendet. Auf den Titel ders
ſelben wird ein Motto geſetzt und ein verſiegelter Zettel beigelegt, welcher äußer;
lich dieſes Motto und im Innern den Namen, Stand und Wohnort des Ver—
faſſers enthält.
Abhandlungen, die nach den beſtimmten Terminen eingehen, oder deren Bers
faſſer ſich auf irgend eine Weiſe genannt haben, werden nicht zur Konkurrenz ges
laffen. Eine Ausnahme, ruͤckſichtlich der in der Regel unſtatthaften Nennung der
Namen der Konkurrenten, findet hinſichtlich derjenigen ſtatt, welche die Ausſagen
in Betreff der Aufgabe No. III. vor dem Vorſtand verificiren laſſen muͤſſen.
Wenn den eingehenden Abhandlungen der Preis auch nicht zuerkannt werden
ſollte, wird doch angenommen, daß die Herren Verfaſſer nichts deſto weniger
deren Benutzung fuͤr die Druckſchriften des Vereins bewilligen. Moͤchten die
Herren Verfaſſer dies nicht zugeſtehen wollen, ſo werden ſie dies bei Einreichung
ihrer Abhandlungen gefaͤlligſt zu erkennen geben.
Verhandlungen 5. Band. 31
BESIPILR ILS ECOSTEETTETELE eee STE eee eee eee, eee eee eee.
XXXVIII.
Gesnera latifolia Mart.
eine neue Schmuckpflanze warmer Haͤuſer,
mitgetheilt
vom Garten⸗Direktor Herrn Otto.
(Mit einer Abbildung Taf. I.)
Baaſlien immer an Formen reich in ſeinen Gattungen, zeigt ſolche Formenfuͤlle
auch bei der Gattung Gesnera, deren Arten ſich meiſt durch Schoͤnheit der Faͤr—
bung, fo wie durch reichen Blumenſchmuck auszeichnen. Unter ihnen iſt die nach—
folgend beſchriebene Gesnera latifolia eine der ſchoͤnernz beim erſten Anblick
ähnlich der ſchon länger kultivirten G. bulbosa, aber durch die mehr regelmaͤßige
Blumenkrone ſogleich hinlaͤnglich unterſchieden. Da Herr Hofrath v. Martius
die Familie der Gesneraceen gerade für feine Werke bearbeitet, fo hat er uns
auf Erſuchen Namen, Vaterland und Diagnoſe, ſo wie Bemerkungen uͤber die
Verwandtſchaft dieſer Art, mitzutheilen die Guͤte gehabt, welche Mittheilungen
nebſt einer nach der lebenden Pflanze verfertigten Beſchreibung folgen werden.
Der botaniſche Garten erhielt dieſe durch ihre ſchoͤne Farbe, Blumenmenge
und aͤußere Form gleich ausgezeichnete Pflanze im Jahre 1826 von Hrn. Sellow
aus Braſilien. Sie bluͤht im Fruͤhling uͤber drei Monate lang ſehr haͤufig und
verdient daher als Zierpflanze in den Gärten und Gewaͤchshaͤuſern gezogen zu wer—
den. Ihre Vermehrung geſchieht durch Samen, welche in flache Töpfe gefäer,
in ein lauwarmes Beet geſtellt und feucht und ſchattig gehalten wurden; fern er
219
durch Zweige und Keime, welche letztere aus der Knolle zum Vorſchein zu kom—
men pflegen. Auch durch Blaͤtter laͤßt ſie ſich vermehren. Sie verlangt im Win⸗
ter eine Temperatur von 12 bis 15° R., im Sommer kann ſie in einem offenen
Gewaͤchshauſe, oder auch in einer geſchuͤtzten warmen Lage im Freien ſtehen.
Sobald die Stengel abfterben, wird die Knolle trocken gehalten und im Fruͤh—
ling angetrieben. Die Knolle iſt etwa 10 Zoll lang, und hat 5 Z. im Durchs
meſſer. Eine nicht zu nahrhafte Erde iſt ihr am zutraͤglichſten.
(Otto.)
Gesnera latifolia Mart.
G. radice tuberosa, caule superne rufo-villoso; foliis oppositis,
villosis erenalis, inferioribus late et suborbiculari-ovatis, obtusis, pe-
tiolatis; superioribus subsessilibus acutisculis; racemis axillaribus 6
— 10 floris, corollis eylindrieis, limbo erectiusculo brevi subaequali,
(tubo basi sursum late bigibboso).
Habiat in Brasilia extratropica: Sellow; — in provineia Mina-
rum locis udis umbrosis, e. g. ad Villa de S. Joao do Prineipe ete.
Martius. Flor. ibid. Januario. 2.
Distinguatur ab hae caute: G. aggregata Ker. (Bot. Reg. t. 329).
G. radice ſuberosa, herba subviseidulo-villosa, foliis oppositis oblon-
go-ovatis aculis erenatis, pedunculis 2 — 4 — 6 verlicillato-axilla-
ribus, corollis eylindrieis, limbo erectiuseulo brevi subaequali (tubo
basi sursum late bigibboso.) Gesnera bulbosa Ker. distiguitur labio
superiore corollae longe protraclo.
(v. Marlius).
Descriptio. Tuber erassissimum, depresso-globosum parlim e
terra emergens, ſuscescens. Caules plures, 3 — 4 pedales, reeli, sim-
plices, teretes, basi paululum dilatali atque inferne purpurascentes,
celerum virides et hine inde lineolis abruptis miniato-rubris notati,
pilis brevibus reversis densissime dispositis sericeo-vlllosi. Eadem
villositate petioli, pedunculi et calyces obtegunlur; eadem at den-
siori foliorum pagina inferior, quae tomenlosa. Folia opposita, pe-
31*
220
tiolata, ovala, aut, superiora praeserlim, magis orbicularia basique
cordata, apice acutiusculo, vel brevissime acuminata, margine ad ba-
sin integerrimo, sursum inaequaliter obluse serrato, serraturis glan-
dula minuta miniato-rubra terminalis, fere mucronulalis, Nervus
medius et rete vasculosum subtus prominenlia paginam inferam al-
bido-lomentosam et rugosam reddunt, dum superficies minutissime
rugulosa et viridis pilis brevibus aequaliter dispersis et sursum versis
sit scabrido-pilosiuscula, nee nisi oblique inspecta eanescat. Nervus
pinnatipartitus, venis alternis; in foliis superioribus vero ad basin
digitato-parlitus supra basin pinnatipartitus; venis primariis juxta
marginem semper inflexis el cum insequente elarius obscuriusve
anastomosanlibus. Petiolus teres, in superfice anguste canaliculatus,
margine folii scilicet anguslissimo procurrente. Folia inferiora et
superiora minora, inlermedia maxima, 6 poll. fere longa, 4 lata, pe-
tiolo pollicari, apicem versus deerescunt, fiunt minora, rolundiora,
subcordata et cordata, breviter acuminata, acumine deflexo, eitius
dein transeunt in bracteas fere subrhombeas lanceolatasve, e quarum
(sic ut e summorum foliorum) axillis oriuntur cymae breviter pe-
dunculatae, corymbosae, 5 — II florae, floribus pedicellatis. Pedun-
culus inferiorum pollice, superiorum dimidio pollice brevior, apice
bibracteatus, bracleis parvis lanceolatis. Pedicelli 4 — 5 lin. longi
apice incrassato calycem fulciunt. Calyx gamosepalus, campanula-
tus, 5partilus, laciniis triangularibus argute longeque acuminalis, ae-
stivatione valvata. Corolla tubulosa, pollicaris eireiter, miniato-ru-
bra, extus pilis brevissimis rectis patentibus pubens, inlus glabra.
Tubus incurvus subirregularis; ima ejus basis quasi cartilaginea, de-
presso-dilatata, intus concava et nectarifera, hoc cavum a projacenli
staminum latiore basi et rudimento quinti mutili cancellis quasi elau-
ditur. Tubus dein subito contractus sensim dilatalur, fit oblique
ventricosus, tunc ad faucem iterum constringitur et expandit sese in
limbum subaequalem, 5fidum, laciniis brevibus rotundalis patenti-
bus, quarum duae superiores, magis approximatae, sibi ineumbentes
221
labium formant superius; tres vero inferiores, dislinetae et ad basin
punctis sex orbicularibus violaceis notatae, labium inferius. Aesti-
valio corollae: lacinia media labii inferioris tegitur laciniis labii su-
perioris, in quas omnes labii inferioris laciniae laterales ineumbunt.
Stamina 4, cum rudimento quinti. Filamenta filiformia, basi dilatata,
glabra, longitudine tubi, apice incurva, per paria majora et minora
antheras gerunt, inter se leviter connexas, per paria oppositas, pari
altero super alterum posito. Antherae subglobosae biloculares, dorso
aſſixae, regulariter dehiscentes, polline albido. Pistillum unicum;
germen ovali-conieum pubescens, in dorso glandulas duas lutescen-
tes sat magnas gerens. Stylus ſiliformis, rubens, viscido-scaber prius
brevis, dein ultra filamenta elongatus, apice leviter hamatus; stigma
terminale, convexum, stylo aequilatum. Capsula immatura conica,
unilocularis, spermophoris geminis sibi oppositis parietalibus Ovula
copiosa oblonga, utrinque obtusa. Capsulam maturam non vidimus.
(v. Schlechtendal.)
Erklarung der Kupfertafel J.
Der obere Theil des bluͤhenden Stengels in natuͤrlicher Groͤße, am Grunde
der obere Theil der Knolle mit der Baſis der Stengel, wie er uͤber die Erde
ragt, in natuͤrlicher Groͤße, ſkizzirt. Ferner links die Blumenkrone ganz und der
Länge nach aufgeſchnitten. Rechts die vier Staubgefaͤße, aufgeſprungen und
nicht aufgeſprungen, und das Piſtill vom Kelch umgeben nach dem Abfallen
der Blumenkrone.
Anzeigen.
1.
Um das Monatsblatt der Koͤnigl. maͤrkiſchen oͤkonomiſchen Geſellſchaft zu Potsdam, wel—
ches das Neueſte aus der Oekonomie enthaͤlt, noch gemeinnuͤtziger zu machen, iſt der Preis des
Jahrgangs auf 15 Sgr. herabgeſetzt; wofuͤr es durch alle Buchhandlungen und Poſtaͤmter zu
bezlehen iſt.
2.
Bekanntmachung,
betreffend die Landwirthſchaftliche Zeitung für Kurheſſen, unter der Leis
tung des kurfuͤrſtl. heſſ. Landwirtſchaft-Vereins zu Kaſſel herausgegeben
vom Profeſſor Dr. Wenderoth zu Marburg und Oekonomie-Kommiſſar Werne
deroth in Kaffel.
Dieſe der Landwirthſchaft Kurheſſens insbeſondere gewidmete Zeitſchrift — welche mit dem
Jahre 1828 ihr zweites Luſtrum antritt — hat die Anerkenntniß ihres Werthes bereits weit
uͤber die vaterlaͤndiſchen Grenzen hinaus gefunden. — Bei der Tendenz derſelben, nur Be—
waͤhrtes und Gediegenes mitzutheilen, auf die Emporbringung der Landwirthſchaft in allen ih—
ren Zweigen hinzuwirken, mußte wohl dies, die Art und Weiſe, wie es geſchah, nicht nur ein
hiſtoriſches Intereſſe fuͤr das Ausland, ſondern eben ſo ſehr auch fuͤr viele Theile des gemein—
ſamen deutſchen Vaterlandes, wo gleiche und aͤhnliche Verhaͤltniſſe obwalten, ein noch näheres,
theilnehmenderes gewähren. Ein Intereſſe, was ſich nicht nur in den öffentlich gefälten Ur—
theilen kompetenter Richter ausgeſprochen, ſondern auch durch die der Behoͤrde, unter deren Lei—
tung ſie erſcheint, von den europaͤiſchen Schweſter-Inſtituten bewieſene Theilnahme, ſo wie
insbeſondere dadurch bewaͤhrt hat, daß ſie bereits mehrere Provinzen des Auslandes, namentlich
die koͤnigl. preuß. Regierungen von Minden, Muͤnſter, Arnsberg und Erfurt zu der ihrigen
gemacht und die Verbreitung derſelben in ihren Bezirken ſich haben angelegen ſein laſſen.
Es duͤrfte daher zur Empfehlung dieſer Zeitſchrift, fuͤr diejenigen, welche ſie noch nicht
kennen, nichts weiter als die Anfuͤhrung dieſer Thatſachen erforderlich ſein, und nur der Wunſch,
das Gute, nach dem ſie ſtrebt, ſo ſchnell und weit zu verbreiten, als moͤglich, bewegt die Be—
hoͤrde, durch ſeltene Verhaͤltniſſe dazu in den Stand geſetzt, dieſe Zeitſchrift fuͤr das Inland zu
einem Thaler, für das Ausland aber zu dem fo niedrigen Preiſe von 1 Thaler 8 gGr. (12
Monatshefte von 36 Bogen mit topographiſchen, ſtatiſtiſchen, petrographiſchen Karten und Ab—
bildungen) das Druckpapier-Exemplar, das auf Schreibpapier auf 14 Rthlr. anbieten zu
koͤnnen.
Der kurfuͤrſtl. heſſ. Landwirthſchafts Verein, ſo wie die Luckhardtſche Hofbuchhandlung in
Kaſſel und ſaͤmmtliche Poſt-Expeditionen nehmen Beſtellungen darauf, und anf die früheren
Jahrgaͤnge 1823, 1824, 1825, 1826 und 1827 an.
) ar
100
ee
Verhandlungen
des Vereins
zur
Befoͤrderung des Gartenbaues im Preuß. Staate.
Zilfte Lieferung.
Verhandlungen 5. Band. 32
XXXIX.
Beſchreibung
der Alpenpflanzen ⸗ Anlagen
des Herrn Ober Medizinal-Aſſeſſor Dr. Wild in Kaſſel
don
dem dortigen Kunſt- und Handelsgaͤrtner Herrn Schelhas.
Nebſt einer Abbildung Taf. II.)
Von der, fuͤr jeden Garten⸗Freund und Pflanzenkundigen hoͤchſt intereſſanten,
der Cultur von Alpen-Pflanzen eigends gewidmeten Gartenanlage des Herrn Obers
Medizinal⸗Aſſeſſor Dr. Wild, hat derſelbe vor mehreren Jahren ſelbſt ſchon eine
vorläufige Nachricht in dem IIten Bande des VIten Jahrganges der Flora, Nr.
29, dem Publicum mitgetheilt. Es hat aber dieſe nicht minder ſehenswerthe, als
belehrende Gartenanlage ſich ſeitdem, durch die unermuͤdete Thaͤtigkeit und Sorg—
falt ihres Beſitzers, in ſolchem Grade vervollkommnet nnd erweitert, auch iſt die—
ſelbe mit einem ſo reichen Zuwachs neuer Pflanzen, die Herr ꝛc. Wild auf einer
abermaligen Reife in die Schweiz, ſelbſt an ihren natürlichen Standorten aufges
ſucht und eingeſammelt hat, verſehen worden, daß fie jetzt wohl als einzig in ihrer
Art dargeſtellt werden mag. — Mit Vergnuͤgen unterziehe ich mich daher dem,
von dem verehrten Vereine zur Befoͤrderung des Gartenbaues in den K. Pr.
*) Confr. Note °* 10te Liefr. S. 182.
32 *
226
Staaten mir ertheilten Auftrage, eine ausfuͤhrlichere Beſchreibung jener Garten:
Anlage zur oͤffentlichen Kundmachung mitzutheilen, indem ich uͤberdies verſichert
bin, daß hierdurch mancher Verſuch aͤhnlicher Art veranlaßt und gluͤcklich vollfuͤhrt
werden wird und auch diejenigen, welche keine Gelegenheit zur eigenen Nachah—
mung haben, bei etwanigen Beſuchen der hieſigen Reſidenz, oder einer Durchreiſe,
ganz gewiß mit dem groͤßeſten Intereſſe und einem unerwarteten Genuſſe jene An—
lage in Augenſchein nehmen werden, welches Herr ꝛc. Wild einem jeden, ſowohl
Einheimiſchen, als Fremden, mit der freundlichſten Bereitwilligkeit geſtattet. Die
Eigenthuͤmlichkeit der ganzen Einrichtung, die Reichhaltigkeit und zweckmaͤßige Ders
theilung und Gruppirung ſo vieler ſchoͤnen, im uͤppigſten Gedeihen ſtehenden Pflan—
zen, dabei das Naturgemaͤße, wodurch inſonderheit die Anordnung der, den Haupt—
geſichtspunkt bildenden Felſen⸗Parthie ſich auszeichnet, alles dieſes gewaͤhrt in der
That einen ganz herrlichen, uͤber jede Erwartung uͤberraſchenden Anblick.
Der durch die beigefügte Abbildung dargeſtellte Flaͤchenraum desjenigen Theils
ſeines Gartens, welchen Herr ꝛc. Wild ganz ausſchließend zu jener Anlage be—
ſtimmt und eingerichtet hat, betraͤgt im Ganzen ungefaͤhr 8000 Quadratfuß auf
dem nach Ausweis des anliegenden Verzeichniſſes über 700 Alpen- und Gebirgs⸗
pflanzen cultivirt werden, worunter ſich die ſeltenſten Arten von Gentiana, An-
drosace, Aretia, Orchideen, Primula, Saxifrage, Viola und Filices befin-
den. Das ganze Local hat eine etwas abhängige Lage, von Nordweſt nach Süd»
oſt und iſt, bis auf den nach dieſer letzteren Himmelsgegend zu offen gebliebe—
nen Eingang, theils durch jene Felſen-Parthie, theils durch eine Pflanzung hoher
Nadelholzer, wovon jedoch auch mehrere niedrige Arten, namentlich von Thuja,
Juniperus etc. den Vordergrund bilden, gaͤnzlich abgeſchloſſen, fo daß deſſen Ins
neres ſowohl gegen kalte Nordwinde, als gegen die, den Alpenpflanzen faſt noch
ſchaͤdlichere Einwirkung der ſuͤdlichen Sonnen⸗Strahlen, beinahe völlig geſchützt iſt.
Die mit ihrer Vorderſeite gegen Nordoſt gerichtete Felſen-Parth ie, iſt
an ihrer Ruͤckſeite auf eine 8 Fuß hohe, beinahe halbmondfoͤrmige Mauer geftügt,
welche ihrer ſehr warmen Lage wegen, mit Weinſtoͤcken beflanzt iſt, außerdem
beſteht dieſe Parthie aus einzelnen Felsbloͤcken von ſehr poröfem Kalktuff oder Tuff—
ſtein, deren ſorgfaͤltige Zuſammenſchichtung ganz die, Herrn ꝛe. Wild ſo genau be—
kannte Naturlage ſchweizeriſcher Gegenden nachahmt. Zwiſchen den Felsſchichten
22
fuͤhrt von zwei Seiten ein geſchlaͤngelter Fußpfad nach dem hoͤchſten Standpunkte,
welcher gegen 30 Fuß uͤber die Flaͤche des Gartens erhaben, eine uͤbeeraſchende
Ausſicht in das reizende Thal von Kaſſel darbietet. In den Felſenritzen und
andern, bei jener Steinart gewoͤhnlichen, kleinen Hoͤhlungen, befinden ſich die
niedrigen, meiſt an den Steinen hinkriechenden, Alpenpflanzen in ſehr großer
Anzahl und Mannigfaltigkeit und geben der ganzen Parthie, durch ihr friſches,
mechrfach abwechſelndes Gruͤn, noch gehoben durch die dunkelgraue Steinfarbe
ein wahrhaft romantiſches Anſehen.
Am Fuße dieſer Felſenparthie befinden ſich die auf dem Abriſſe mit Nr. 1,
bis 8 bezeichneten Beete oder Klumps, die ſowohl durch ihre aͤußere Anord—
nung, als durch die Auswahl wohlgeordneter Gewaͤchſe, womit dieſelben beſetzt
ſind und inſonderheit auch durch die ſehr angemeſſene Einfaſſung, welche theils
aus kleineren, dazu paſſenden Steinen, theils aus niedrigen Pflanzen, die eine zu—
ſammenhaͤngende Umgebung zu bilden, geeignet find, beſteht, einen vorzüglich an
genehmen Anblick gewaͤhren. Die Lage dieſer Beete iſt ſo, daß dieſelben im
Winter, mit Ausnahme von Nr. 1, faſt gar nicht, im hohen Sommer jedoch, den
groͤßten Theil des Tages, von der Sonne beſchienen werden, dergeſtalt jedoch, daß
das Beet Nr. 4 nur die Vormittags, und Nr. 9 nur die Nachmittags-Sonne
bat. Die Beete Nr. 1, 2, 3, 4 und 9 find zwei Fuß tief ausgegraben, ſodann
zu 3 mit Steinen und im Uebrigen mit Heide-Erde ausgefüllt; die, ſolche umge—
bende Stein. Einfaſſung erhebt ſich 2 bis 12 Fuß über die Fläche des daran Ber:
laufenden Weges. Nur ſelten iſt es, bei großer Trockenheit, erforderlich, daß die
auf jenen Beeten befindlichen Pflanzen begoſſen werden, welches denjenigen kaum
glaublich duͤnken wird, welche vorausſetzen, daß dieſe Pflanzen nur im Schatten
und in ſehr feuchtem Boden gedeihen. Hier werden ſie dieſelben, obwohl die Erde,
oͤfters wohl uͤber 2 Fuß tief, aller Feuchtigkeit beraubt ſcheint, zu ihrer Verwun—
derung in ſo ſchoͤnem und uͤppigem Wachsthum ſehen, wie man es nur wuͤnſchen
mag, wovon die Urſache wohl darin zu ſuchen iſt, daß die Unterlage von groben
Steinen, das Durchfallen der darauf geſchuͤtteten Erde nicht verhindert und dieſe
doch am Grunde ſo locker erhaͤlt, daß die Wurzeln der darauf gepflanzten Gewaͤchſe
leicht in die Tiefe gelangen koͤnnen, wo ſie nichts mehr von Hitze und Trockenheit
zu leiden haben, und daß gleichwohl im Winter, durch den erleichterten Abzug der
228
Feuchtigkeit, dem Faulen der Pflanzen vorgebeugt wird. — Die Vertheilung der
hier vorhandenen Gewaͤchſe nach den verſchiedenen, zu den Klumps genommenen
Erdarten zeigt übrigens die am Schluſſe gegebene kurze Erklaͤrung. — Zum
Ausfuͤllen der Ritzen und Hoͤhlungen an der Felſen-Parthie inſonderheit, iſt
eine ganz natuͤrliche Baſalt⸗Erde verwendet worden, die Herr ꝛc. Wild auf einem
hohen Baſaltgebirge, unweit Kaſſel entdeckt hat, und die ſich nach ihren eigen⸗
thuͤmlichen Eigenſchaften in dem oben erwähnten Stuͤck der Flora genau bes
ſchrieben findet. Auf kuͤnſtliche Miſchung der verſchiedenen Erdarten, um etwa
diejenige moͤglichſt zu erreichen, in welcher die Alpenpflanzen ſich an ihrem na
tuͤrlichen Standorte befinden, Hält Herr Wild im Ganzen nicht viel, indem die
klimatiſchen Verſchiedenheiten ſich dadurch doch immer nicht ganz ausgleichen
laſſen, und das vortreffliche Gedeihen der hier kultivirten Pflanzen den uͤberzeu⸗
gendſten Beweis liefert, daß die ihnen gegebenen Erdarten, naͤchſt der ſehr guͤn⸗
ſtigen Lage, dem Beduͤrfniſſe derſelben vollkommen zuſagen.
Von manchem Gartenkundigen iſt ſchon der Zweifel aufgeworfen worden,
ob auch eine ſolche, die Natur nachahmende Cultur der Alpenpflanzen im freien
Lande, unſerem Boden und Klima angemeſſen, und nicht vielmehr die Wartung
derſelben in Toͤpfen und auf Stellagen, wodurch man in den Stand geſetzt ſei,
ihnen nach dem Wechſel der Jahreszeiten und der Witterung eine veraͤnderte
Lage und Temperatur zu geben, bei weitem vorzuziehen fei?*) Wer indeſſen
die Garten-Anlage des Herrn ꝛc. Wild auch nur einmal ſelbſt geſehen hat, kann
uͤber die Beantwortung dieſer Frage, zu Gunſten der eben hier beobachteten
Kultur-Weiſe durchaus nicht mehr zweifelhaft fein.
Ein friſcheres und geſunderes Anſehen, einen uͤppigeren Wuchs, eine groͤßere
Vollkommenheit in der organiſchen Ausbildung, als die daſelbſt befindlichen Pflan—
zen haben, koͤnnen dieſelben wohl nicht an irgend einem anderen Orte und bei ir—
gend einer anderen Art der Wartung erlangen; und vergleicht man inſonderheit
einzelne derſelben, wie ſie hier wirklich zu ſehen ſind, mit der moͤglichſt vollkom—
menen Beſchaffenheit, wozu dieſelben bei der ſogrſamſten Pflege in Toͤpfen nur zu
—
») Man vergleiche zum Beifpiel einen Aufſatz des Herrn Geh. Hofrath Zeyher über die Suftue
der Alpenpflanzen im Archiv f. d. gef. Naturl. Bd. XI. H. 4. S. 501, ff.
229
bringen ſtehen, fo erſcheint der vorzügliche Erfolg jener naturgemäßen Behandlung
noch auffallender. Ueberdies gehört der bei weitem größere Theil der Alpenpflan⸗
zen nicht zu den eigentlichen Prachtpflanzen, vielmehr zeichnen ſich gar viele derſel⸗
ben im Einzelnen nur durch ihre zierliche Geſtalt, durch das friſche Gruͤn ihrer
Blaͤtter und durch die Menge ihrer kleinen, zum Theil ſchoͤn geformten Bluͤmchen
aus; einen recht guͤnſtigen Total⸗Eindruck gewaͤhren dieſelben demnach erſt alsdann,
wenn fie in größeren Maſſen, mit geuͤbter Auswahl und geſchmackvoller Anord—
nung neben einander gepflanzt werden. Doch auch im Einzelnen betrachtet, wie
ſo ganz verſchieden nimmt ſich z. B. Erinus alpinus als Topfpflanze und hier
im freien Lande aus, wo er nicht nur bei dem Beete Nr. 3 die Stein-Einfaſſung
raſenartig faſt gaͤnzlich uͤberzieht, und durch feine haͤufigen und lieblichen Bluͤthen
belebt, ſondern auch in dem gegenuͤber liegenden, den brennenden Sonnenſtrahlen
ausgeſetzten Theile der Anlage, in den Poren des trockenen Kalktuffs dergeſtalt
wurzelt und ſich umher verbreitet, daß er nicht ſelten als Unkraut ausgerupft wer⸗
den muß. Wie außerordentlich ſchoͤn und ſo ganz anders als im Topfe, erſcheint
ſodann in der Bluͤthenzeit die Gentiana acaulis, als 2 Fuß breite Einfaſſung
des Beetes Nr. 6, ausgezeichnet durch das feurige Blau ihrer zahlreichen, das
Auge faſt blendenden Blumen, auf dem matten Gruͤn der regelmaͤßig geformten
Blaͤtterzweige. Welch einen reichen, glänzend grünen Ueberzug bilden da am Fels
ſen Saxifraga caespitosa und hypnoides, in der Form eines ſammetartigen
elaſtiſchen Polſters; ſo wie uͤberhaupt die Mehrzahl der zur Gattung Saxifraga
gehoͤrigen Pflanzen, welche den untern Theil der Felſen-Parthie, und hin und wie—
der auch die Seitenwaͤnde der verſchiedenen Abtheilungen derſelben bekleiden, durch
die mannigfachen Nuͤancen ihrer Farbe und Blattform, der Anlage zur ganz be—
ſondern Zierde gereicht. Gerade dieſe Pflanzengattung ſtellt ſich beinahe voͤllig in
ihrer naturgemaͤßen Beſchaffenheit (Habitus) dar, und ſelbſt Stecklinge, in Toͤp⸗
fen erzogen, gelangen bald zu jener üppigen Vegetation, wiewohl Samen-Pflanzen
ſtets noch beſſer gedeihen. Dieſer augenſcheinlich gute Erfolg bewaͤhrt auch die
Zweckmaͤßigkeit der hier beobachteten Handlungsweiſe um fo mehr, da, ungeachtet
der, durch die nördliche Lage verurſachten größeren Kühlung und laͤngern Erhal—
tung des Thaues, die Pflanzen an dem Felſen doch mehr trocken als feucht ſtehen
und ſobald ſie einige Ausdehnung gewinnen, bei der Beſchraͤnktheit des Bodens
230
ihre Nahrung zum Theil in den poröfen Steinen ſuchen müffen. Allerdings bies
tet zwar die Art der Anlegung dieſer Parthie und ihr Umfang eine größere Aus;
wahl paſſender Standorte fuͤr die verſchiedenen Pflanzengattungen und ihre ange⸗
meſſene Vertheilung auf der Oberfläche, an den Wänden und in den Schluchten
der Felſenbloͤcke dar, als worauf man bei gewoͤhnlichen Garten⸗Anlagen rechnen
kann; aber Verwunderung erregt es doch immer, wie hier ſo viele jener Pflanzen,
namentlich Dryas octopetala, Arbutus uva ursi, Linnaea borealis, Veronica
aphylla, Globularia cordifolia, Moehringia muscosa, Cherleria sedoi-
des, Azalea procumbens, Daphne Cneorum, die Semperviva, die kleinen
Alpenweiden, einige Artemisiae und mehrere Arten Primula, theils ganze Ras
ſen uͤber die Steine hin bilden, theils gruͤnen Teppichen gleich an den ſteilen
Abhaͤngen herniederfallen, theils in groͤßern Maſſen zuſammenſtehend, durch ihre
ſchoͤnen Bluͤthen, das Auge ergoͤtzen, auch überhaupt wohl nicht leicht anderwaͤrts
in fo uͤppigem und dabei völlig naturgemaͤßem Zuſtande und in ſolcher Vermeh—
rung angetroffen werden. Ganz vorzuͤglich ausgezeichnet zu werden verdient noch
beſonders die ſo liebliche Silene acaulis, welche an Zartheit der Blaͤttchen und
Farbe, — dem ſanfteſten Gruͤn, mit hellrothen Bluͤmchen, wie mit Sternen
beſaͤet — den Preis vor allen andern davon traͤgt, und vorzüglich neben der,
ihr verſchwiſterten Silene pusilla, mit ihren niedlichen weißen Bluͤmchen, den
ſchoͤnſten Anblick gewaͤhrt. Auch mehrere andere Pflanzen, welche einen tiefes
ren Boden verlangen, gedeihen hier ſehr gut, indem fuͤr ſie durch Ausfuͤllen
der groͤßeren Felſenritzen und Zwiſchenraͤume geſorgt iſt und findet man hier
namentlich verſchiedene Arten von Pedicularis in geſundem Wachsthume, auf
einem kleinen, ſehr abhängigen, den Sonnenſtrahlen nur ſelten im hohen Som-
mer zugaͤnglichen Beete, welches durch Ausfüllen einer breiten und tiefen Schlucht
mit einer Miſchung von Baſalt-Erde nnd Sand gebildet und dem zur Erleich—
terung des Abzuges der überflüffigen Feuchtigkeit eine Unterlage von Steinen
und Grand gegeben worden iſt.
Bei allen dieſen guͤnſtigen Folgen der, auf die bisher beſchriebene Weiſe, in
Ausuͤbung gebrachten Kultur der Alpenpflanzen im freien Lande, iſt es jedoch auch
nicht zu verkennen, daß deren Wartung in Toͤpfen, mancherlei Vortheil, den man
bei jener Behandlungsweiſe entbehren muß, gewaͤhre. Die Vermehrung der Ge
waͤchſe
231
wächfe durch Zertheilung oder Wurzelfproffen, gehet leichter von Statten, wenn
man die Ableger in Töpfe pflanzt, auch wird eben hierdurch die Erhaltung mans
cher beſonders zaͤrtlichen Pflanze, von der man vielleicht nur ein einziges Exem—
plar beſitzt, ungemein befördert; bei eintretender Kraͤnklichkeit rettet man eine
Pflanze oft durch das Verſetzen in einen Topf, indem man ihr auf ſolche Weiſe
Schutz ſowohl gegen uͤbermaͤßige Feuchtigkeit, als Trockenheit, oder gegen den
Eindruck der Sonnenſtrahlen verſchaffen kann.
Gewaͤchſen, die einen ſehr feuchten Standort verlangen, laͤßt ſich in Toͤpfen
durch Unterſaͤtze zu Huͤlfe kommen; beſonders aber ſind auch die Pflanzen in Toͤp—
fen nicht dem ſo nachtheiligen Ineinanderwachſen und Ueberwuchern ausgeſetzt,
deſſen Verhuͤtung im freien Lande, zumahl bei naheſtehenden, gleichartigen Pflanzen,
inſonderheit den Saxifragen, eine vorzuͤgliche Sorgfalt erfordert. Die meiſten
dieſer Vortheile der Wartung in Toͤpfen, laſſen ſich jedoch mit jener naturgemaͤßen
Kulturweiſe, dadurch leicht vereinigen, daß man neben der, im freien Lande befind—
lichen Hauptmaſſe von Gewaͤchſen, zur Erreichung jener Zwecke, einige Dutzend
Toͤpfe fuͤr einige Pflanzen, die einer eigenen Pflege und Aufſicht beduͤrfen, unter—
haͤlt, da man ohnehin der Toͤpfe nie ganz entbehren kann, ſei es zur Ausſaat, oder
zum Verſuche mit ſolchen Pflanzen, uͤber deren Ausdauer im Freien, man noch
ungewiß iſt. Durch eine ſolche Verbindung beider Behandlungsweiſen wird nun
aber inſonderheit auch der hauptſaͤchlichſte Vorwurf, welchen man der Kultur der
Alpenpflanzen im freien Lande macht, daß dabei gewoͤhnlich viele Pflanzen ganz
verloren gehen, beinahe vollkommen beſeitigt; ohnehin aber iſt auch, wenn ſaͤmmt—
liche Gewaͤchſe in Toͤpfen gehalten werden, gar mancher Verluſt unvermeidlich, und
Herr Wild, welcher fruͤherhin ebenfalls die letztere Methode groͤßtentheils befolgte,
verſichert aus eigener Erfahrung, daß das Verhaͤltniß des Verluſtes an Pflanzen
im freien Lande, in Vergleichung mit dem, bei der Wartung in Toͤpfen auch nicht
zu vermeidenden, gar nicht fo erheblich ſei, wie man gewöhnlich vorausſetzt und
jener bei ihm gar oft nur Folge des Mangels der erforderlichen Aufſicht, beſon—
ders ruͤckſichtlich der Verhuͤtung des Ueberwucherns, durch nahe ſtehende ſchnell
um ſich wachſende Pflanzen ſei, da ihm, neben feiner häufigen Berufs-Geſchaͤfte,
nur täglich einige Stunden, feinem Garten zu widmen, vergoͤnnt iſt. Uebrigens
wird, um die Kultur in Toͤpfen, bei einer ſo großen Menge von Pflanzen, wie
Verhandlungen 5. Band. 33
232
Herr Wild in jener Anlage unterhält, mit einigem Erfolge zu betreiben, nothiven;
dig erfordert, daß man dazu einen eigenen Gärtner halte, denn, fo wie es zum
Gedeihen dieſer Pflanzen durchaus nothwendig iſt, denſelben nach Verhoͤltniß mög;
lichſt kleine Toͤpfe zu geben, ſo wird eben dadurch ſehr haͤufiges und regelmaͤßiges
Begießen und oͤfteres Verpflanzen nothwendig, wodurch die tägliche, ununter—
brochene Aufmerkſamkeit eines, in der Gartenkunſt wohl erfahrenen Mannes in
Anſpruch genommen wird.
Indem ich mich, ſo viel auch noch uͤber die hier beſchriebene Garten-Anlage
des Herrn Wild zu ſagen waͤre, auf die obigen Bemerkungen fuͤr diesmal be—
ſchraͤnke, kann ich jedoch dieſen Gegenſtand nicht verlaſſen, ohne die ſich daran fo
natuͤrlich knuͤpfende Idee der Anlegung eines Wintergartens in einigen allge—
meinen Zuͤgen auszufuͤhren. Wohl hat man von jeher den ganz eigenen Reiz
nicht verkannt, welchen in größeren Anlagen die Gruppirung der Nadelhoͤlzer,
theils nach ihren verſchiedenen Arten unter ſich, theils in Verbindung mit dazu
paſſenden Laubhoͤlzern, gewaͤhrt und in der neuern Zeit insbeſondere iſt auch
dieſer Zweig der Gartenkunde auf eine ſo geſchmackvolle Weiſe ausgebildet
worden, daß er kaum noch etwas zu wuͤnſchen uͤbrig laſſen duͤrſte, wovon z. B.
die trefflich gewählten Pflanzungen auf unſerer Wilhelmshoͤhe eine fo ausge—
zeichnete Anwendung im großen Style darbieten, welches allein den ungetheil—
ten Beifall aller Kenner und Freunde, auch ohne Ruͤckſicht auf alle übrigen
mannichfachen Schoͤnheiten der Natur und der Kunſt, zu verſichern geeignet iſt.
Doch iſt, ſo viel mir bekannt, noch nirgend ein Verſuch gemacht worden, einen
gleich angenehmen und noch viel eigenthuͤmlichern Eindruck, wie durch jene Grup—
pirungen dadurch hervorzubringen, daß man blos Nadelhoͤlzer und ſonſtige immer
gruͤnende Gewaͤchſe, in moͤglichſt wechſelnden Arten und Abſtufungen zu einem
Ganzen vereinigt, indem ſie auch in Anſehung der Groͤße, des Wuchſes und
ſelbſt der Blaͤtterform eben ſo vielfaͤltig von einander abweichen, als ſie durch
die Verſchiedenheit ihrer Farbe, welche vom dunklen Schwarzgruͤn, bis zum lichten
Hellgruͤn und anderer Seits vom matten Aſchgrau, bis zum hellen Silbergrau,
die mannichfaltigſten Nuancen, darbietet, ſich auffallend unterſcheiden und ſol—
chergeſtalt, bei einer geſchickten Benutzung und zweckmaͤßigen Anordnung des
vorhandenen Materials eine Anlage zu bilden vermoͤgen, welche nicht nur den Vor—
283
wurf der duͤſtern Einfoͤrmigkeit, wodurch man ſich nur zu oft gegen die Nadel;
Bölger im Allgemeinen und insbeſondere gegen die Pinus-Arten verſündigt, gewiß
nicht mehr verdienen, ſondern auch mit aͤhnlichen Anlagen von Laubhoͤlzern voll⸗
kommen wetteifern wuͤrde. Eine ſolche Nadelpflanzung wuͤrde nun aber vor eben
dieſer letzteren den ſehr großen Vorzug haben, daß durch fie zugleich die Idee ck
nes Wintergartens, woruͤber zwar ſchon viel geſchrieben, aber noch wenig, oder
nichts zur Ausführung gebracht worden iſt, auf eine leichte und hoͤchſt zweckmaͤ—
ßige Weiſe realiſirt werden koͤnnte. Hierzu würde ein nicht zu kleiner Theil eis
nes Gartens oder einer groͤßeren Anlage, ausſchließend zu beſtimmen, von außen
her mit hohen Nadelhoͤlzern, auf aͤhnliche Art, wie es von Herrn Wild mit ſeiner
den Alpenpflanzen gewidmeten Parthie geſchehen iſt, ganz einzuſchließen, und inwen—
dig mit Spaziergaͤngen zwiſchen kleinerem Gehoͤlz, untermiſcht mit der im Freien
aushaltenden, verſchiedenen Gattungen von Rhododendron, Kalmia, Erica,
Ledum etc. zu verſehen ſein, wodurch man in den Stand geſetzt wuͤrde, auch
an ſchoͤnen Wintertagen der friſchen Luft, wie im Sommer zu genießen, in einer
Umgebung, die nicht minder durch ihr friſches Gruͤn das Auge erfreuet, als gegen
die, in dieſer Jahreszeit ſo haͤufigen, rauhen Winde ſichert, wogegen alsdann von
den, dem Bilde des Todes aͤhnlichen Laubhoͤlzern kein Schutz zu erwarten iſt.
Und ſelbſt im Sommer wuͤrde eine ſolche Anlage gewiß nicht unbeſucht bleiben,
da die der Sonne nicht gerade zugewendeten Parthien mehr Kuͤhlung, als bei
Laubholz der Fall iſt, gewaͤhren wuͤrden, uͤberdies aber, wenn man zugleich eine
größere Gewaͤchs-Sammlung dabei zu benutzen Gelegenheit haͤtte, die ganze Ans
lage durch Hinzufuͤgen mehrerer anderer paſſenden Pflanzen, die unſere Winter
im Freien nicht gut aushalten und welche dann vor deſſen Eintritt wieder weg—
genommen und in einem Gewaͤchshauſe aufbewahrt werden muͤſſen, allenthalben
ausgeſchmuͤckt und derſelben dadurch ein neuer Reiz verliehen werden koͤnnte,
ſo daß dieſe Anlage auch im Sommer den ſchoͤnſten der, auf gewoͤhnliche
Weiſe angeordneten Parthien nicht nachzuſtehen brauchte.
33 *
234
Erklaͤr ung
der Zahlen auf der Kupfertafel Nr. II. darſtellend den Grundriß der Alpenpflanzen-Par⸗
thien im Garten des Herrn Medizinal-Aſſeſſor Dr. Wild in Caſſel.
1. Ein Klump mit Helde- Erde enthält Kalmia glauca, Einfaſſung von Erica herbacea
V. carnea.
2. Ein dergleichen ebenſo, enthält Kalmia latifolia, Einfaſſung von Gaultheria pro-
cumbens.
3. Ein dergleichen ebenfo, enthält Rhodedendron davuricum, Kalmien und Andromeden,
Einfaſſung an den Steinen von Erinus alpinus.
4. Ein dergleichen ebenſo, enthält Rhododendra, u. a.
5. Ein dergleichen mit gewöhnlicher Gartenerde auf einem Grunde von buntem Thon—
mergel, enthält Thuja, Juniperus u. a.
6. Ein dergleichen mit Baſalterde, enthält Fruͤhlingspflanzen z. B. Erythronium, Crocus,
Helleborus ete. Einfaſſung von Gentiana acaulis.
7. Ein dergleichen, mit Sand, enthält die Astragali, u. a., Einfaſſung von Statice Armeria.
8. Ein dergleichen mit Baſalterde, enthaͤlt kleine Nadelhoͤlzer und Orchideen, Einfaſſung
von Veronica fruticulosa.
9. Ein dergleichen mit Heide-Erde, enthält Ledum, Sarracenia purpurea und einige
Moorpflanzen.
10. Eine Einfaſſung von Juniperus communis von 8 Zoll Hoͤhe.
11. Der hoͤchſte Punkt der mit Alpengewaͤchſen reich beſetzten Felſen, 27 Fuß uͤber den
Klump Nr. 1. erhaben.
Verzeichniß
der in der Anlage des Herrn Ober-Medizinal-Aſſeſſor Dr. Wild in Kaſſel
befindlichen Alpenpflanzen.
(Die nebenſtehenden Zahlen zeigen die Beete an, auf welchen die Pflanzen ſtehen.
©. die Kupfertafel 11.)
Achillea atrata.
— Clavennae.
— Nerbarota.
— macrophylla.
— moschata.
— nana. 5
— b. hybrida Thom.
— Thomasiana.
— tomentosa.
— bvallesiaca.
Adonis vernalis. 7 Einfass.
Agrostemma Flos Jovis.
Alchemilla alpina.
— hybrida.
— pentaphylla.
Allium odorum. 6 Einfass.
— tataricum, 6 -
— Moly. 6 -
— Victorialis.
— narcissiflorum. 6 Einfass.
Alyssum alpestre.
— b. minutulum.
— incanum.
— montanum.
— urtriculatum.
Andromeda acuminata. 3 Einfass.
— calvyculata. 3
Andromeda calyculata angustif.
— polifolia. 3 Einfass.
angustifol. 3 Einf.
latifol.
media.
Androsace carnea.
— Chamaejasme.
— lactea.
— obtusifolia.
— Septentrionalis.
— villosa.
Andryala lanata.
Anemone alpina.
— b. sulphurea.
— fliragifera.
— Halleri.
— Hepatica.
— nareissiflora.
— patens.
— Pulsatilla.
— Vvernalis.
Anthericum Liliago. 6 Einfass.
— Liliastrum. 6
— ramosum. 6
— serotinum.
Antirrhinum genistaefolium,
Aquilegia alpina.
3 Einf.
3
3
236
Arabis alpina.
— bellidifolia.
— coerulea.
— flexuosa.
— pumila.
— serpyllifolia.
— taurica.
Arbutus alpina.
— DUva ursi.
Arenaria biflora.
— multicaulis.
— grandiflora.
— laricifolia.
— polygonoides.
— recurva.
— verna.
— Willarsii.
Aretia alpina.
— helvetica.
— pennina.
— tomentosa.
— Vitaliana.
Arnica Clusii.
— glacialis.
— cscorpioides.
Artemisia aprica.
— glacialis.
— helvetica.
— lertensiana.
— Mutellina.
— pedemontana.
— procumbens.
— rupestris.
— spiecata.
— tanacetifolia.
Asphodelus luteus, 6 Einfass.
— albus. 6 -
Asphodelus ramosus. 6 Einfass.
Aster alpinus.
— annuus.
— pulchellus.
Astragalus alopecuroides. 7 Einfas.
— alpinus. 7 2
— aristatus. 7 X
— campestris. 7 =
— Cicer. 7 =
— exscapus. 7 -
— Halleri. 7 2
— leontinus. 7 -
— monspessulanus. 7 -
— montanus. 7 -
— uralensis. 7 N
Astrantia Epipactis.
— minor.
Athamanta Cervaria.
— cretensis.
— Libanotis.
— Oreoselinum.
Atropa Mandragora.
Azalea procumbens.
Bartsia alpina.
Betula nana.
Biscutella laevigata.
Braya alpina.
Bulbocodium vernum. 6 Einfass.
Bupleurum carieifolium.
— ranunculoides.
— b. angulosum.
— stellatum.
Buxus sempervirens. 5 Einfass.
Cacalia hirsuta.
— glabra.
— tomentosa.
Campanula Allionü.
Campanula barbata.
— bononiensis.
— Cervicaria.
— excisa.
— pulla.
— pusilla.
— — fl. alb.
— rhomboidea.
— spicata.
— thyrsoidea.
Cardamine alpina.
— asarifolia.
— Impatiens.
— resedaefolia.
— trifolia.
Carlina acaulis 7 Einfass.
Centaurea ambigua.
— phrygia.
— uniflora.
Cerastium alpinum.
— glaciale.
— lanatum.
— latifolium.
— serpyllifolium.
— tomentosum.
Cheiranthus helveticus.
— ochroleucus.
— b. alpinus.
Cherleria sedoides.
Chrysanthemum atratum.
Cineraria aurantiaca.
Circaea alpina.
Cistus marifolius.
— oelandicus.
Clypeola Jonthlaspi.
Cnicus cernuus,
Colchicum montanum. 6 Einfass.
237
Comarum palustre. 9 Einfass.
Convallaria bracteata.
— japonica.
Coronilla montana.
Cotyledon Umbilieus.
Cortusa Matthioli.
Crocus sativus. 6 Einfass.
— albiflorus. 6 -
— vernus. 6 -
Cucubalus alpinus.
— littoralis.
Cupressus thyoides. 5 Einfass.
Cyclamen europaeum.
— hederaefolium.
Cymbidium Corallorrhiza.
Cypripedium Calceolus. 4 Einfass.
Daphne alpina.
— Cneorum.
— Laureola. 4 Einfass.
Dentaria bulbifera. 4 =
— digitata. 4 —
— pinnata. 4 -
Dianthus alpinus.
— atrorubens.
— caesius.
— deltoides.
— glacialis.
== nitidus.
Dodecatheon Meadia. 6 Einfass.
Doronieum Bellidiastrum.
— Pardalianches.
Draba aizoides.
— Aizoon.
— fladnizensis.
— lasiocarpa.
— Liijebladii.
— nivalis.
238
Draba pyrenaica.
— stellata.
— stylaris.
Dracocephalum altaiense.
— austriacum.
— Ruyschiana.
Dryas octopetala.
— sp. nova e Sibiria.
Empetrum nigrum 9 Einfass.
Epilobium alpinum.
— origanifolium.
— rosmarinifol. 7 Einfass.
— b. prostratum (Fleischeri Hoppe).
7 Einfass.
Epipactis ensifolia. 8 Einfass.
— latifolia. 8 -
— ovata. 8 -
— ßpallens. 8 -
— palustris. 8 -
— rubra. 8 -
Erica carnea. 1
— cinerea. 9 —
— — fl. alb. 9 -
— Daboecia 6 -
— scoparia, 9 -
— Tetralix 9 u. 3 -
— — fl. alb. 9 u. 3
— vulgaris. 4 —
— — fl. alb. 4 -
Erigeron alpinum,
— uniflorum.
— Villarsii.
Erinus alpinus. 3 Einfass.
Eryngium alpinum.
Erysimum cheiranthoides.
Erythraea conferta.
— grandiflora,
Fritillaria Meleagris. 6 Ein fass.
— latifolia. 6 —
Fumaria lutea.
Galanthus nivalis. 6 Einfass.
Gaultheria procumbens. 2 Einfass.
Genista prostrata. 5 —
— ssagittalis. 5 -
Gentiana acaulis. 6 -
— b. angustifolia.
— alpina.
— asclepiadea.
— bapvarica.
— b. imbricata.
— brachyphylla.
— carinthiaca.
— Catesbaei.
— crueiata.
— glacialis.
— Gebelii.
— macrophylla.
— nivalis.
— Pneumonanthe.
— purpurea.
— verna.
Geum intermedium.
— montanum.
— reptans.
Globularia cordifolia.
— nudicaulis.
— vulgaris.
Gnaphalium Leontopodium.
Gypsophila perfoliata.
— prostrata.
— repens.
— Saxifraga.
Hedysarum obscurum.
Helleborus hyemalis.
6 Einfass.
Herniara alpina.
— glabra.
— hirsuta.
Hieracium alpinum.
Horminum pyrenaicum
Hutchinsia corymbosa.
Hyacinthus amethystinus. 6 Einfass.
— botryoides. 6
— comosus. 6 -
— non seriptus. 6 -
— racemosus. 6 -
Ilex Aquifolium.
Impatiens Nolitangere.
Imperatoria angustifolia.
Inula montana,
Iris arenaria. 7 Einfass.
Juncus arcticus.
— Jacquini.
— trifidus.
— triglumis.
5 u. 10 Einfass.
5 Einfass.
— Oxycedrus. 5
— Sabina. 5 —
b. tamariscifolia. 5 Einf.
5 Einfass.
— b caroliniana. 5 -
Kalmia glauca. 1 Einfass.
— latifolia. 2 —
— longifolia. 3 =
Juniperus communis.
— b. suecica.
= un
— virginiana.
— oleaefolia. 3
Laserpitium Halleri.
— latifolium.
— silaifolium.
— Siler.
— simplex.
Jedum angustifolium. 9 Einfass.
Nerhandlungen 5. Band.
239
Ledum intermedium, 9 Einfass.
— latifolium. 9 -
— palustre. (
— thymifolium. 9 -
Lepidium alpinum.
— petraeum.
Leucoiun. vernum. 6 Einfass.
— aestivum. 6 -
Lilium camtschatcense 6
— pyrenaicum. 6 —
— superbum. 6 -
— tigrinum. 6
Linnaea borealis.
Linaria alpina.
— — genistaefol.
— origanifol.
— pilosa.
Linum montanum,
— tenuffolium.
Luzula albida.
— lutea.
— nivea.
— Spicata.
Lychnis alpina.
Malaxis Loeselii. 8 Einfass.
Myagrum saxatile.
Myosotis nana.
— rupestris.
Narcissus biflorus. 6 Einfass.
Neottia repens.
— spiralis.
Oenothera pumila. 5
Ophrys alpina.
— antropophora. 8 Einfass,
— arachnitis. 8 -
— Monorchis. 8 —
— myodes. 8 —
34
240
Orchis
bifolia.
conopsea.
coriophora,
fusca.
globosa,
hireina.
latifolia.
maculata.
mascula.
militaris.
Morio.
o m m m D O
nigra.
odoratissima.8
pallens. 8
pyramidalis. 8
sambueina. 8
ustulata. 8
variegata. 8
viridis. 8
8 Einfass.
Ornithogalum pyrenaicum.
Orobus
luteus.
Paederota coerulea.
Papaver alpinum.
Pedicul
Phaca alpina. 7 Einfass.
caucasicum.
nudicaule.
tauricum.
aris adcendens,
atrorubens.
gyroflexa.
incarnata.
recutita.
rosea.
rostrata.
tuberosa.
australis.
frigida,
Phellandrium Mutellina.
Phyteuma betonicaefolium.
Columnae.
Halleri.
hemisphaericum.
humile,
Michelii.
orbicularc.
pauciflorum.
Scheuchzeri.
scorzonerifolium.
spicatum.
strietum. Link.
Pinguicula alpina.
Pinus Abies.
— alba.
var. cristata.
— balsamea.
— Banksiana.
— canadensis.
— Cedrus.
— TCembra.
— PFraseri.
— inops.
— Laricio.
— Larix.
— maritima.
— mierocarpa.
— mitis.
— Mugho.
— nigra.
— Picea.
— Pinaster.
— Pumilio.
— pungens.
— Tesinosa.
de Riga.
Pinus rigida,
— rubra.
— serotina.
— sibiriea.
— Strobus.
— sylvestris.
— — rubra.
— — tatarica.
— Taeda.
— taurica.
— pariabilis.
Plantago alpina.
— graminea.
— montana.
Polygala amara. 8 Einfass.
— Chamaebuxus.
— serpyllifolia. 8 Einfass.
Polygonum viviparum.
Potentilla alba.
— aurea.
— Brauniana.
— crocea.
— filiformis.
— frigida.
— geranioides.
— micrantha,
— minima.
— multifida.
— nitida.
— nivea.
— rupestris.
— pplendens.
Primula Auricula.
— — variet.
— calvyeina.
— camiolica.
— Clusiana.
Primula Columnae.
—
cortusoides.
farinosa.
grandiflora.
helvetica.
inflata.
integrifolia.
— latifolia.
longiflora,
marginata.
minima.
nivalis.
Pallasii.
pedemontana.
rhaetica.
sibirica.
villosa.
— fl. alb.
Pyrethum alpinum.
Halleri.
Pyrola uniflora,
Ramondia pyrenaica.
Ranunculus alpestris.
glacialis.
b. holosericeus.
Gouani.
gramineus.
lacerus.
parnassifolius.
b. plantagineus.
rutaefolius.
Thora.
Rhamnus pumila.
Rhododendron azaloides.
—
catawbiense,
Chamaeeistus, 4
chrysanthum. 4
34*
241
4 Einfass.
4
Rhododendron dauricum.
— ferrugineum.
— hybridum.
— hirsutum.
— maximum.
— punctatum.
pumilum.
Rubus areticus. 4 Einfass.
Rumex digynus.
Salix arbuscula.
— arenaria.
— herbacea.
— Lapponum.
— myrsinites.
— reticulata.
— xetusa.
serpyllifolia.
3 Einfass.
4 0
4 a
4 2
4 =
. alb. 4 Einfass.
4 Einfass.
Sanguinaria canadensis. 6 Einfass,
Saponaria lutea.
ocymoides.
Sarracenia purpurea. 9 Einfass.
Saxifraga acaulis.
— aizoides.
— Aizoon.
— — 3 variett.
— Allionii.
— androsacea.
— aspera.
— biflora.
— bronchialis.
— bryoides.
— bulbifera.
— Burseriana.
— caesia.
— caespitosa.
— cernua.
Saxifraga
.
condensata.
controversa.
cordifolia.
erassifolia.
crateriformis.
erustata.
euneifolia.
davurica.
decipiens.
densa.
dentata.
elongella.
erosa.
exarata.
geranioides.
Geum.
gracilis.
hirsuta.
— major.
hybrida.
hypnoides.
incurva.
irrigua.
laevis.
leucantha.
longifolia.
lusitanica.
moschata,
muscoides.
b. microphylla.
mutata.
nervosa.
oppositifolia.
palustris.
paniculata.
patens.
perdatifida.
Saxifraga pensylvanica.
— pentadactylis.
— pilosa.
— planifolia.
— platypetala.
— polita.
— punctata.
— pygmaea.
— _ pyramidalis.
— — 2 var
— quinquefida.
— retusa.
— rosularis.
— rotundifolia.
— scariosa.
es Schaderi.
— serrata.
— Seguieri.
— sibirica.
— stellaris.
— Sternbergü.
— trifurcata.
— Pandelli.
— umbrosa.
— virginiensis,
Scabiosa graminifolia. 7Einfass.
Schivereckia pololica.
Scilla amoena. 6 Einfass.
— bifolia. 6 -
— italica. 9 -
Scorzonera hnmilis.
Sedum Anacampseros.
— Cepaca.
— dasyphyllum.
— hispanicum.
— hybridum.
— monregalense.
Sedum reflexum.
— rupestre.
— saxatile.
Sempervivum arachnoideum.
— globiferum.
— hirtum.
— montanum.
— tectorum.
Senecio abrotanifolius.
— Doronicum.
— incanus.
— uniflorus.
Sibaldia procumbens.
Silene acaulis.
— altaica.
— quadrifida.
— rupestris.
— Saxifraga.
— vallesia.
Sisymbrium tanacetifolium.
Sieversia geoides.
Soldanella alpina.
— minima.
— montana.
Stellaria scapigera,
Tamarix germanica. 5 Einfass.
Taxus baccata.
Telephium Imperati.
Teucrium Chamaedrys.
— montanum.
Thalictrum alpinum.
— pubescens.
Thlaspi alpestre.
— montanum.
— ssaxatile.
Thuia occidentalis. 5 Einfass.
— orientalis. 5 -
244 d
Thuia plieata. 5 Einfass. Viola b. lutea Thom.
— tatarica. 5 - — canadensis.
Tofieldia alpina. — ceenisia.
— calyculata. — lutea.
Tribulus terrestris. O 7 Einfass. — multifida.
Trifolium alpinum. — pinnata.
— saxatile. 7 Einfass. — Ruppii.
Tulipa Oculus Solis. 6 Einfass. — variegata.
— sylvestris. 89 Wulfenia carinthiaca.
Turritis glabra. Acrostichum Marantae.
— minor. Adiantum pedatum.
Tussilago alba. Aspidium aculeatum.
— alpina. — alpinum.
— discolor. — bulbiferum.
— nivea. n — fontanum.
Uvularia amplexifolia. — fragile.
Vaccinium maerocarpum. 9 u. 3 Einfass. — Lonchitis.
— uliginosum. 9 Einfass. — montanum.
— Vitis idaea. — rigidum.
Valeriana celtica. Asplenium Adiantum nigrum.
— montana. — germanicum,
— Saliunca, — Ruta muraria.
— saxatilis. — septentrionale.
— supina. — Trichomanes.
— Tripteris. — viride.
— tuberosa. Blechnum boreale. 9 Einfass.
Veronica alpina. Cheilanthes odora.
— aphylla. Grammitis leptophylla.
— bellidioides. Lycopodium annotinum. 9 Einfass.
— fruticulosa. — clavatum. 9 -
— repens. — complanatum. 99
— _ saxatilis. - — helveticum.
Vinca herbacea. — Selago.
— minor. — inundatum.
Viola arenaria. Onoclea sensibilis. 4 Einfass.
— biflora. Osmunda regalis. 4 -
— cualearata. Polypodium hyperboreum.
Polypodium Phegopteris.
— vulgare.
— cambricum.
Pteris crispa.
Scolopendrium
officinarum,
— — crispum.
— — undulatum.
XL.
Aus zug
aus der Verhandlung aufgenommen in der 67ſten Verſammlung des Vereins
am 27ſten Juli 1828.
De bei der Feier des Jahresfeſtes am 22ſten Juni c. neu erwaͤhlte Direktor
Geheime Ober Finanz⸗Rath Ludolff eroͤffnete die Verſamlung mit einer Anrede,
worin er der Geſellſchaft fuͤr das ehrenvolle Vertrauen dankte, daß ihm durch die
Wiedererwaͤhlung zu dem vor vier Jahren niedergelegten Amte bezeugt worden,
mit der Verſicherung, daß er durch feine Verhaͤltniſſe begunftigt, mit neuer Luft
und Liebe das Werk zu foͤrdern bemuͤht ſein werde, an deſſen Entſtehen er vor
ſechs Jahren mit denjenigen geehrten Mitgliedern thaͤtig Antheil genommen, die
er nun wieder mit Vergnuͤgen zu feinem Beiſtande neben ſich erblicke und mit
deren Hülfe er hoffen duͤrfe, die Zwecke des Vereins nach allen ſtatutenmaͤßigen
Richtungen hin, kraͤftig verfolgen zu koͤnnen. Insbeſondere werde er bemuͤht fein,
die praktiſchen Gärtner immer mehr für dir Wirkſamkeit der Geſellſchaft zu ins
tereſſiren, und zu dem Ende verſuchen, in gewiſſen monatlichen Verſammlungen
blos praktiſche Gegenſtaͤnde zu verhandeln, fo daß in denſelben ausſchließlich die
eingelieferten außerordentlichen Erzeugniſſe des Gartenbaues der Geſellſchaft vorge—
zeigt, die diesfaͤlligen Behandlungsarten der Praktiker vorgetragen, und protocolla—
riſch aufgenommen, auch Belohnungen fuͤr die ausgezeichnetſten Produkte, nach
den hieruͤber früher gefaßten Beſchluͤſſen der Geſellſchaft gewährt werden ſoll—
ten. Sodann referirte der Direktor. .
I.
247
I. Sr. Majeſtaͤt der König haben allergnädigft geruhet, auf den Antrag der
hohen Minifterien der Geiftiichen, Untereichtss und Medizinal-Angelegenheiten und
des Innern, die bisherige Dotirung der unter der Obhut des Vereins geftellten
Gaͤrtner⸗Lehr⸗Anſtalt, von 1000 Rthlr. jahrlich auf die Etatsſumme von 2000 Rthlr.
zu erhöhen, auch zur Deckung der wegen unzureichender Mittel erwachſenen Ruͤck—
ſtaͤnde die Summe von 1300 Rıflr. zu verwilligen. Der Verein fuͤhlt ſich für
dieſen neuen Beweis Koͤnigl. Huld zu dem innigſten Danke verpflichtet, der Sr.
Majeſtaͤt durch den Direktor ehrerbietigſt zu Fuͤßen gelegt werden wird. Der
Verein, wird dadurch in den Stand geſetzt, die Zwecke der Anſtalt kraͤftiger zu
verfolgen, und findet hierzu namentlich ein neues Mittel in der Bereitwilligkeit eis
nes feiner Mitglieder, des hieſigen Kunſt- und Handelsgaͤrtner Herrn Peter Carl
Bouché, der zur Uebernahme der Inſtituts⸗Gaͤrtner⸗Stelle auf Lebenszeit ſich hat
engagiren laſſen, und dieſes Amt ſchon vom Iſten Oktober e. antreten wird, wos
raus eine erfolgreiche Ausbildung der Zoͤglinge mit Recht zu erwarten iſt.
II. Auf die bei dem Jahresfeſte am 18ten Juni 1826 publieirte Preis-
frage VIII. nach Seite 166 der 6ten Lieferung unſerer Verhandlungen, lautend
wie folgt:
„Welchen Einfluß aͤußern die Erd⸗ und Duͤngerarten und deren Mi—
ſchung auf die Früchte der in einem Miſtbeete oder in einem Treib⸗
baufe gezogenen jährigen und Stauden-Gewaͤchſe. Auch dieſe Frage
muß wie die zu VII. mittelſt Nachweiſung beſtimmter, in ihrem gans
zen Umfange genau auseinander geſetzter Verſuche, beantwortet werden.
Die Abhandlungen find vor dem Iſten Mär; 1828 einzuſen⸗
den. Der Preis iſt die Summe von 20 Stück Friedrichsd'or.
iſt eine Beantwortung eingegangen, mit dem Motto:
„Frage geſchickt und oft, und ich werde Antwort geben.“
Es iſt zwar den Erforderniſſen der Aufgabe nicht uͤberall genuͤgt: nach dem
darüber abgegebenen und der Geſellſchaft vorgetragenen ausführlichen Gutachten
des Herrn Link, find aber darin Reſultate von Verſuchen enthalten, die aͤußerſt
intereſſante Aufſchluͤſſe geben, und da ſich dieſe Verſuche über weit mehr Gegen—
ſtaͤnde erſtrecken, als die Preisfrage beruͤhrt, ſo erſcheint es We 8 Verfaſ⸗
Verhandlungen 5 Band.
248
fer den Preis dennoch zuzuerkennen, wenn er die noch fehlenden Angaben, Bins
ſichts des Geſchmacks und Geruchs der erzogenen Fruͤchte nachholt.
Bei Eroͤffnung des mit dem gedachten Motto bezeichneten verſiegelten Zettels,
ergab ſich als Verfaſſer der hieſige Kunſt- und Handelsgaͤrtner Herr Touffaint-
Derſelbe wird zur nachtraͤglichen Beibringung der fehlenden Angaben veranlaßt
und der Geſellſchaft von dem Reſultate zur weiteren Beſchließung über die Ges
waͤhrung des Preiſes Mittheilung gemacht, auch die vorliegende Abhandlung mit
dem erwähnten Gutachten in unſere Druckſchriften aufgenommen werden.
III. Der Herr OberLandforſtmeiſter Hartig hat über die Dauer der ver
ſchiedenen Holzarten in der Erde, namentlich als Baumpfaͤhle und dergleichen,
mannigfache Verſuche angeſtellt. Die von demſelben eingeſandte Abhandlung uͤber
die Reſultate dieſer Verſuche giebt eine kurze Anleitung zur angemeſſenen Auss
wahl und Behandlung der zu jenem Behuf zu benutzenden Holzarten, und iſt mit
Bezugnahme auf die uͤber den Gegenſtand bereits gegebenen vorlaͤufigen Nachrich—
ten S. 262. ff. Ate Lieferung der Verhandlungen zur Aufnahme in unfere Druck—
ſchriften beſtimmt.“)
IV. Von dem Burgermeiſter Herrn Borggreve zu Bevergern iſt eine Ab—
handlung über die Kohlſchnake Tipula oleracea und über die Kohlfliege (Ocyp-
tera brassicaria) eingegangen, worin die Naturgeſchichte dieſer ſchaͤdlichen Inſek—
ten und die Mittel zu ihrer Vertilgung angegeben werden. Es muß indeſſen die
Aufnahme dieſes Aufſatzes in die Verhandlungen noch ausgeſetzt bleiben, wegen
einiger zur Vervollſtaͤndigung der Abbildungen noch noͤthigen Eroͤrterungen.
V. Se. Excellenz der wirkliche Geheime Rath Herr Ober Praͤſident Sack
zu Stettin giebt dem Vereine eine Nachricht von der aus dem Marquardtſchen
Legat zur Aufhuͤlfe der Baumzucht in Pommern hervorgegangenen, jetzt unter der
Leitung des Herrn Prediger Haßlinger ſtehenden Provinzial Baumſchule zu Star—
gardt, deren aus 3 Morgen 30 Quadratruthen beſtehende, von dem Magiſtrat
daſelbſt auf Anſuchen des Herrn Einſenders unentgeldlich herausgegebene, ſonſt
zur Abladung von Schutt und Unrath benutzte Fläche im Jahre 1818 dadurch
*) S. Nr. XLL
249
ſogleich in Kultur gefegt wurde, daß der Boden fo tief wie möglich gepfluͤgt,
demnaͤchſt rigolt und dann mit Hackfruͤchten bepflanzt ward. Es werden aus dies
fer Baumſchule nicht nur die wohlgezogenſten Staͤmme der beſten und edelſten
Sorten von Aepfeln und Birnbaͤumen dem Landmanne, und vorzuͤglich den Pre—
digern und Schullehrern, zur Pflanzung als Mutterſtaͤmme in den Dorfgaͤrten,
unentgeldlich verabreicht ſondern es wird auch durch unentgeldliche allgemeine Ver⸗
theilung von Propfreiſern und Unterricht der Seminariſten in Anlegung neuer
Baumſchulen und Behandlung der Pflaͤnzlinge, zur kuͤnſtigen Ausübung bei den
Elementarſchulen, der Obſtbau in der Provinz befoͤrdert, nicht minder durch billi—
gen Verkauf edler Obſtbaͤume an bemitteltere Gutsbeſitzer, zur Mehrung und Un—
terhaltung des Betriebfonds der Anſtalt. In den letzten drei Jahren von 1825
bis incl. 1827 find nach der vorgelegten Ueberſicht auf dieſe Weiſe unentgeldlich
verabreicht 4250 Stück edle Obſtbaͤume und 8: Schock Wildlinge, und verkauft
zum Betrage von 1047 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf., 3342 Stuͤck edle Obſtbaͤume
und 933 Schock Wildlinge. Zur Erlangung der noͤthigen Mutterſtaͤmme find
die Rabatten des Betriebfeldes mit Franzbaͤumen der edelſten Sorten bepflanzt
die theils aus der Landes-Baumſchule bei Potsdam, theils aus der Baumſchule
zu Greifswald zu dieſem Zwecke unentgeldlich hergegeben wurden. Alljaͤhrlich wird
eins der zu den Kulturen abgetheilten ſechs Felder mit 3000 Wildlingen bepflanzt
und befindet ſich die Anſtalt gegenwärtig im Stande, jaͤhrlich eirca 2000 Stuͤck
der edelſten Obſtbaͤume zum Verpflanzen liefern zu koͤnnen.
Der Director beſtaͤtigt aus eigener Erfahrung die vorzuͤgliche Beſchaffenheit
der aus dieſer Baumſchule hervorgehenden Obſtbaͤume, da er fuͤr ſeine Guͤter in
Pommern einen Theil des Bedarfs von dorther bezogen habe.
VI. Ferner hat Herr Ober-Praͤſident Sack eingeſandt, eine Beſchreibung
des Schuͤtzenplatzes zu Stargardt, in Bezug auf die dabei befindlichen Garten—
anlagen, die an 170 in- und auslaͤndiſche Holzarten, 300 Stuͤck Obſtbaͤume und
eine Baumſchule fuͤr Zierſtraͤucher, Obſt- und Alleen-Baͤume umfaſſen.
Der Verfaſſer des Aufſatzes bemerkt, daß durch dieſe Anlagen einem dort
allgemein gefuͤhlten Beduͤrfniſſe der Ortsbewohner zur Bewegung im Freien ab
geholfen worden, und daß die Theilnahme ſich beſonders durch die Schonung
ausſpreche, mit welcher das Publikum die Anlagen behandelt.
35 *
250
In der That ift dieſe Bemerkung ſehr erfreulich, und verdienen dergleichen
Öffentliche Anlagen aus dem ſchon in der Aten Lieferung unſerer Verhandlungen
S. 144 ff. in Bezug auf den Volksgarten bei Magdeburg ausgeſprochenen Ge⸗
ſichtspunkte uͤberall Nachahmung und Empfehlung.
VII. Herr Lieutenant Baltzer zu Czarnicow im Großherzogthume Poſen
hat dem Vereine ſeine Methode der Spargelzucht im freien Lande mitgetheilt, die
zwar nichts Abweichendes von dem ſonſt ſchon bekannten auch hier uͤblichen und
als zweckmaͤßig erkannten Verfahren darbietet, aber doch beweiſet, daß auch in
jener Gegend die Cultur dieſes feinen Gemuͤſes ſchon zu einem hohen Grade von
Vollkommenheit gediehen iſt, wie durch eine von Herrn Baltzer mit eingefendete
ausgezeichnete Spargelſtange ſich bethaͤtigte.
VIII. Herr Baron von Kottwitz zu Nimptſch macht auf den Nutzen der⸗
Seidenpflanze (Asclepias syriaca) aufmerffam, haͤlt deren Anban empfehlens
werth, und behaͤlt ſich vor, die Reſultate ſeiner damit anzuſtellenden Verſuche zu
feiner Zeit anzuzeigen, in welcher Beziehung er von Seiten des Vorſtandes an
die kleine Druckſchrift
N „Anweiſung zu dem eintraͤglichen Aubau der Aselepias aus erprobter
N Erfahrung ꝛc. Frankfurth a. M. 1800“
verwieſen iſt.
Ferner theilt derſelbe feine Erfahrungen bei dem Anbaue der ſuͤßen Mandels
baͤume (Amygdalus communis duleis) mit, die im Weſentlichen dahin geht,
die jungen Triebe nicht bis zum Eintritt des Froſtes treiben zu laſſen, ſondern ſie
früher, vor Einiritt des Winters einzuſtutzen, um dadurch einen ſchnelleren Ruͤck—
tritt der Säfte zu bewirken, und die Baͤume unempfindlicher gegen die Kälte zu
machen; auch erfolgt bei dieſem Verfahren nach der Erfahrung des Herrn Eins
ſenders im naͤchſten Fruͤhjahr das Ausſchlagen der Blätter um acht Tage früher,
als bei der ſonſt üblichen Anzucht. Noch bemerkt Herr von Kottwitz, daß er
auch aus der Wurzel ſchon junge Mandelbaͤume gezogen habe.
IX. Der Herr Landrath Schmaling in Quedlinburg zeigt dem Vereine an,
daß auch dort auf die Obſtbaumzucht große Aufmerkſamkeit verwendet werde, mit
der Angabe, daß unter andern der Kaufmanu Hanewald daſelbſt einen Theil der
Stadtwaͤlle planirt, und mit circa 3000 edlen Obſtbaͤumen und 660 Stück Wein⸗
251
ſtoͤcken bepflanzt, auch eine angemeſſene Baumſchule angelegt habe. Es iſt zu
wünſchen, daß ein ſolcher Eifer fuͤr die in unſeren Zwecken liegende Verbreitung
der Obſtzucht Nachahmung finden moͤge.
Eine von dem Herrn Schmaling gleichzeitig eingeſandte Abhandlung über
die Heilung der perpendiculairen Riſſe an Spalier Bäumen ift dem betheiligten
Ausſchuſſe zur naͤheren Erwaͤgung uͤbergeben worden.
X. Der Kunſtgaͤrtner Herr Ney zu Tichilefen bei Herrnſtadt wuͤnſcht zu
erfahren auf welche Weiſe die Miftel (Viscum album) ſich erziehen laſſe, da
die kuͤnſtliche Fortpflanzung dieſer Schmarotzer⸗Pflanze ſehr mißlich erſcheine.
Obwohl Herr Dr. Dietrich aus den in feinem Lericon der Gärtnerei und
Botanik Thl. 10. S. 507 mitgetheilten Verſuchen zur Erziehung der gemeinen
Miſtel den Schluß zieht, daß dieſelbe durch Kunſt ſich fortpflanzen laſſe, ſo war
doch Herr Link der Meinung, daß der Samen der Miſtel nur auf der Rinde
der Bäume fortgehe, und dort nur durch den Unrath der Voͤgel, welche den
Samen genießen, Eingang finde. — Der Director behielt ſich vor, den Herrn
Anfrager auf die eben allegirte Auskunft zu verweiſen, nnd in der naͤchſten Ders
ſammlung noch andere Autoritäten über dieſen Gegenſtand mitzutheilen.
XI. Ueber die in der Iren Lieferung der Verhandlungen S. 292 f. mitges
theilten Erfahrungen des Gutsbeſitzers Herrn Dr. Cranz zu Bruſenfelde bei der
Kultur der gefuͤllten italieniſchen Tazetten, wonach die abgetriebenen Zwiebeln in
den Garten gepflanzt, und mit einer ſtarken Decke von Kiefernadeln verſehen, im
nächften Frühjahr wieder herrlich bluͤhten, und ſich reichlich vermehrten, hat der
betheiligte Ausſchuß ſich dahin geäußert, daß er das Verfahren ganz zweckmaͤßig
erachte. Die Methode iſt neu und um fo empfehlenswerther, als dadurch ein gros
ßer Theil des jährlichen Bedarfs an ſolchen Zwiebeln, welche aus Italien vers
ſchrieben werden muͤſſen, gedeckt wird.
XII. Die Geſellſchaft zur Befoͤrderung des Gartenbaues zu Jamaica dankt
dem Vereine in einem Schreiben vam 26. Maͤrz d. J. unter Beifuͤgung ihrer
Statuten für die geſchehene Ueberſendung feiner Verhandlungen, erklaͤrt fich zu
wechſelſeitigen Mittheilungen bereit, und behaͤlt die Einſendung ihrer kuͤnftigen
Druckſchriften ſich vor, ſobald das Erſcheinen derſelben geregelt ſein wird. Bis
952
jetzt find nur erſt wenige Aufſaͤtze von einzelnen Mitgliedern in dem Jamaica⸗
Journal abgedruckt, von welchem die betreffenden Stuͤcke uns uͤberſchickt find.
XIII. Die neuerdings in London ſich gebildete mediziniſch⸗botaniſche Geſell—
ſchaft läßt durch den Herrn Geheimen Legationsrath von Bülow, Koͤnigl. Preuß.
Geſandten daſelbſt, dem Vereine den Wunſch eroͤffnen, mit demſelben in naͤhere
Verbindung zu treten, und namentlich die wechſelſeitigen Druckſchriften gegeneins
ander auszutauſchen. Es wird der Geſellſchaft durch den Herrn Geſandten erwie—
dert werden, daß dies Anerbieten uns nur ſehr erfreulich ſein koͤnne, und daß wir
mit Ueberſendung der bisher erſchienenen Hefte unſerer Verhandlungen gern den
Anfang machten.
XIV. Herr Link theilte der Geſellſchaft ein an ihn gerichtetes Schreiben des
Seifenſiedermeiſters Herrn Langematz zu Vetſchau in der Lauſitz mit, worin der—
ſelbe um eine Unteſtuͤtzung von Seiten des Vereins bittet, um die bisher von
ihm auf einer Fläche von 444 Fuß Lange und 17 Fuß Breite betriebene Kul⸗
tur des Wermuths zur Gewinnung von Pottaſche im Großen fortſetzen zu koͤn—
nen. Wenn es gleich bekannt iſt, daß dieſe Pflanze Pottaſche liefert, ſo wird es
doch intereſſant fein, zu erfahren, welche Quantität von einer gegebenen Fläche
Landes erzielt worden, wie uͤberhaupt zu wiſſen noͤthig iſt, bevor auf eine Unter—
ſtuͤzung eingegangen werden kann. Der Vorſtand wird nach Einholung dieſer
Angaben dem Vereine fuͤr Gewerbfleiß von dem Wunſch des Herrn Langematz
zur weiteren Veranlaſſung Mittheilung machen.
XV. Noch machte der Director darauf aufmerkſam, daß nach einer Angabe
in Nr. 46 des Weſtphaͤliſchen Anzeigers l. J. das Abpfluͤcken der Kartoffelbluͤ—
then den Ertrag der Knollen um 15 pro Cent erhöhen foll. Wenn dieſe Angabe
zwar etwas übertrieben erſcheint, fo iſt es doch bekannt, daß Bluͤthe und Wurzel—
Erzeugung in einem wechſelſeitigen Verhaͤltniſſe ſtehen, fo daß die Hemmung der
Bluͤthenbildung allerdings eine Vermehrung der Knollen zur Folge haben kann.
Daſſelbe Blatt ruͤhmt die Methode, den hervorkommenden Spargel zur Er—
langung großer und zarter Stangen, unter Flaſchen zu ziehen, womit jedoch dies-
ſeitige Erfahrungen im Widerſpruche ſtehen.
XVI. An Geſchenken ſind eingegangen, fuͤr die Bibliothek des Vereins:
253
1. Von dem Herrn Geheimen Legations-Rath von Bülow, Koͤnigl. Preuß.
Geſandten am Londoner Hofe:
das erſte Heft der Verhandlungen der Mediziniſch⸗botaniſchen Geſellſchaft
zu London. a
2. Von dem botaniſchen Gaͤrtner Herrn Carl Ludwig Seitz in Muͤnchen deſſen:
Katechismus der Obſtbaumzucht. München 1828. 8. mit 5 Kupſertafeln.
Ein Werk, welches in Frag und Antwort abgefaßt, ſehr deutliche und klare An—
weiſungen giebt, und in jeder Hinſicht gut und empfehlungswuͤrdig iſt.
3. Von dem Hofgaͤrtner Herrn Ludwig Schoch in Woͤrlitz, fein Werk:
Umriſſe fuͤr Freunde der Gartenkunſt. Deſſau.
Eine Schrift, die manches Gute fuͤr die Anlagen verſchiedener Gaͤrten, und be—
ſonders der Engliſchen Gärten, enthält.
4. Von dem Herrn Geheimen Rath und Gutsbeſitzer von Recum zu Kreuz—
nach bei Coblenz, deſſen Druckſchriften:
a. Ueber freien Gewerbsbetrieb. Manheim 1827.
b. Verſuch uͤber das Spaͤtherbſten. Mannheim 1826.
c. Ueber den Weinbau auf ausgerodeten Feldern. Coblenz 1828.
XVII. Da der Herr Hofgaͤrtner Steiner die in der Juni-Verſammlung auf
ihn gefallene Wahl als Vorſteher des Ausſchuſſes fuͤr die bildende Gartenkunſt
abgelehnt hat, ſo wurde auf den Vorſchlag des Vorſtandes, der Herr Garten—
Director Lenné, bisher zweites Mitglied jenes Ausſchuſſes, zum Vorſteher deſſelben
ernannt, und der Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner Herr Touſſaint in Berlin als drittes
Mitglied zum Erſatz fuͤr Herrn Steiner von der Geſellſchaft erwaͤhlt.
XLI.
Verſuche und Erfahrungen
über
die Dauer der Hölzer als Baum- und Weinpfähle
und als Hopfenſtangen,
vom
Ober Landforftmeifter Hartig.
Es iſt bekannt, daß ausgedehnte Obſtwein⸗ und Hopfenpflanzungen eine große
Menge Pfaͤhle und Stangen erfordern, deren Anſchaffung und Unterhaltung oft
viel Geld koſtet.
Selbſt in Gegenden, wo der Holzpreis fuͤr andere Sortimente nicht hoch
ſteht, iſt die Taxe für Baum- und Weinpfaͤhle und für Hopfenſtangen oft unvers
haͤltnißmaͤßig geſteigert, und es wird dadurch die jährliche Geld-Ausgabe für der;
gleichen Pfaͤhle und Stangen ſehr läftig, weil die Dauer derſelben nur kurz if, wenn
man eine unrechte Holzart dazu gewaͤhlt, und kein Mittel zur Vermehrung der
Dauer angewendet hat.
Da ich ſelbſt ausgedehnte Obſtbaum⸗Pflanzungen und Hopfenſtuͤcke beſitze,
wozu ich jährlich viele Pfaͤhle und Stangen gebrauche, fo beſtimmte mich dieſes
vor 7 Jahren Verſuche anzuſtellen, um zu erforſchen:
1. welche von unſeren Holzarten als Baum- und Weinpfaͤhle und als Hop:
fenſtangen, unter ſonſt gleichen Umſtaͤnden, die laͤngſte Dauer haben.
2. Ob die aus aͤlterem Holze geſpaltenen oder geriſſenen Pfaͤhle, unter ſonſt
glei⸗
255
gleichen Umftänden, länger dauern, als Pfähle, die aus 16 bis 20jaͤhrigen Stans
gen gemacht werden.
3. Ob und welchen Unterfchied es in der Daner macht, wenn man ent
rindete oder geſchaͤlte, und wenn man Pfaͤhle mit der Rinde in die Erde ſetzt.
4. Ob die friſch oder grün in die Erde geſetzten Pfaͤhle länger oder kuͤrzer
dauern, als ſolche die vor dem Einſetzen voͤllig trocken gemacht worden ſind.
5. Ob das bloße Anbrennen der Pfaͤhle vor dem Einſetzen zur Vermehrung
der Dauer beitraͤgt.
6. Ob das Beſtreichen der Pfaͤhle mit Theer, aus Nadelholz oder Steinkoh—
len, die Dauer vermehrt.
7. Ob durch einen Anſtrich mit Delfarbe die Pfaͤhle dauerhafter werden.
8. Ob das Traͤnken der voͤllig ausgetrockneten Pfaͤhle mit Holzſaͤuren, Salz—
waſſer, Oelen ꝛc. die Dauer der Pfaͤhle befoͤrdert.
9. Ob das Beſchlagen der Pfaͤhle mit Blech, wenn dieſer Beſchlag 6 Zoll
uͤber die Erde hervorragt und eben ſo tief in die Erde reicht, die Faͤulniß ab—
haͤlt, und
10. Ob der Anſtrich mit Theer, aus Nadelholz oder Steinkohlen, wenn man
ihn auf vorher angebranntes Holz ſetzt, das baldige Entſtehen der Faͤulniß ver—
hindert.
Alles zu dieſen Verſuchen genommene Holz wurde im tiefen Winter gehauen,
und darauf geſehen, daß der Boden, worauf es ſtand, von möglich gleicher Bes
ſchaffenheit und ebner Lage war. Nach der Faͤllung wurden die Stangen als—
bald geſchaͤlt und getrocknet und von jeder derſelben 2 Pfaͤhle zu 5“ lang und
von gleicher Dicke, naͤmlich von 2% Zoll Durchmeſſer gemacht. Der Boden, in
welchen dieſe Pfaͤhle im darauf folgenden Fruͤhjahr geſetzt wurden, iſt feuchter
Lehm mit Sand vermengt. Doch habe ich auch mehrere Pfaͤhle in trocknen
Lehm, in feuchten Sand und introcknen Sand geſetzt, um zu erforſchen, was fuͤr
Wirkung die Verſchiedenheit des Bodens auf die Dauer der Pfaͤhle macht. Die—
fer Verſchiedenheit werde ich aber bei einer andern Gelegenheit erwähnen. Hler
will ich nur die Reſultate uͤber die Dauer der Pfaͤhle in feuchtem Lehm bekannt
machen.
Nachdem ich nun ſeit 7 Jahren, alle Jahre im Fruͤhjahr die Pfaͤhle genau
Verhandlungen 5 Band. 36
256
unterſucht, und fie fogleich wieder in die Erde geſetzt habe, ſo fand ich folgende
Reſultate. Ob dieſe gleich nur einen Theil der Ergebniſſe aus meiner Verſuchs—
Anſtalt umfaſſen, worin auch Holzſtuͤcke von alten Baͤumen, unter vielerlei Expo⸗
ſitionen ꝛc. in Ruͤckſicht ihrer Dauer gepruͤft werden, ſo duͤrften doch nur die
Reſultate und Erfahrungen über die Dauer der Hoͤlzer als Baum- und Wein—
pfaͤhle und als Hopfenſtangen für den hochverehrlichen Verein zur Befoͤrde⸗
rung des Gartenbaues das meiſte Intereſſe haben, und ich theile daher auch nur
dieſe hier mit.
Um das Verhaͤltniß der Dauer der Pfaͤhle, welche ohne Anwen
dung eines Schutzmittels nur geſchaͤlt und getrocknet in die Erdege—
ſetzt worden ſind, beſſer uͤberſehen zu koͤnnen, bringe ich die unterſuchten Hoͤlzer
in 6 Klaſſen.
Iſte Klaſſe.
Lerche, Pinus Larix, Lin.
Wachholder, Juniperus communis.
Virgin. Wachholder, Juniperus virginiana
Thuja, Thuja occidentalis.
Sind nach Ablauf
von 7 Jahren ganz
unveraͤndert.
IIte Klaſſe.
Acacie, Rob. Pseudacacia.
Eiche, Quercus Robur et pedunculata.
Kiefer, Pinus sylvestris.
Tanne, Pinus Abies du Roi
Fichte, Pinus Picea.
Stachelkiefer, Pinus echinata.
Weymuthskiefer, Pinus Strobus.
Zürbelkiefer — Pinus Cembra.
IIIte Klaſſe.
Sind nach Ablauf
von 7 Jahren = bis
2 Zoll tief nahe an
und in der Erde anz
gefault.
Rüster, Ulmus campestris.
Esche, Fraxinus excelsior. Waren nach Ablauf
Buche, Fagus sylvatica. von 7 Jahren an der
Eberesche, Sorbus aucuparia. Erde ganz abgefault.
Ital. Pappel, Populus italica du Roi (dilatata Ait.)
vr? — 7
257
IVte Klaſſe.
Ahorn, Acer platanoides. } Nach 5 Jahren abr
Birke, Betula alba. gefault.
Vte Klaſſe.
Weide, Salix alba
Rosskastanie, Aesculus Hippocastanum.- Nach 4 Jahren ab⸗
Platane, Platanus occidentalis. gefault.
VIte Klaſſe.
Weissbuche, Carpinus Betulus.
Linde, Tilia europaea.
Schwarze Birke, Betula nigra.
Erle, Alnus glutinosa.
Weisse Erle, Alnus incana.
Espe, Populus tremula.
Silberahorn, Acer glaucum Marsh. (A. dasy-
carpum Ehrh.)
Ob es gleich die vorhin angemerkte Zeit gedauert hat, bis die in der III.
IV., V. und VI. Klaſſe genannten Holzarten nahe an und einige Zoll in der
Erde völlig faul geworden find, fo kann man doch nicht annehmen, daß diefe
Pfaͤhle eine eben fo lange Zeit als Baum-Pfaͤhle gedauert haben wuͤrden, ohne
die in der Erde geſtandenen Theile wegzunehmen. Dieſer Abkürzung würden die
Hozarten in der III. Klaſſe ſchon nach 5 Jahren — die der IV. Klaſſe nach
3 Jahren — die der V. Klaſſe nach 2 Jahren und die der VI. Klaſſe ſchon
nach 1 Jahr bedurft haben, weil ſie zu dieſer Zeit zwar noch nicht tief eingefault,
aber doch ſchon fo beſchaffen waren, daß ſie keinen ſtarken Wiederſtand mehr lei—
ſten konnten, ohne abzubrechen. Dagegen waren zu der Zeit, wo man die Pfaͤhle
an der Erde ganz abgefault fand, die oberen Theile dieſer Pfaͤhle noch vollkom—
men feſt, und nur die birke nen Pfaͤhle waren auch am oberen Theile durchaus
morſch. Der in der Erde befindliche Theil aber war bei allen an der Erde ganz
abgefaulten Pfaͤhlen mehr oder weniger angefault, und nur bei den in der I. und
II. Klaſſe befindlichen Holzarten iſt nach 7 Jahren der in der Erde ſtehende Theil
des Pfahles auch jetzt noch unveraͤndert.
Waren nach Ablauf
von 3 Jahren an der
Erde abgefault.
258
Außer dieſen ergaben ſich noch folgende Reſultate.
1. Die aus aͤlterem Holze geriſſenen oder geſpaltenen Pfaͤhle, von gleicher
Dicke, dauern unter fonft gleichen Umſtaͤnden etwas länger, als die Pfaͤhle, welche
von 16 bis 20jaͤhrigen Stangen gemacht find.
2. Getrocknete Pfaͤhle, die mit der Rinde in die Erde geſetzt worden
waren, dauerten etwas länger als gefchälte.
3. Vorher getrocknete Pfaͤhle dauern unter gleichen Umſtaͤnden etwas länger,
als die grün oder friſch, ohne Rinde in die Erde geſetzten.
4. Das bloße Anbrennen der Pfaͤhle befoͤrdert die Dauer derſelben nur ſehr
wenig, und lohnt der Muͤhe nicht.
5. Das Traͤnken der vorher ausgetrockneten Pfaͤhle mit Holzſaͤuren, Salz⸗
waſſer, Del, trägt zur Vermehrung der Dauer der Pfaͤhle nichts, oder ſehr um
bedeutend bei, weil dieſe Fluͤſſigkeiten in der Erde bald aufgeloͤſt werden.
6. Der Anſtrich mit Theer aus Nadelholz oder Steinkohlen auf das vorher
ausgetrocknete Holz vermehrt die Dauer der in der Erde ſtehenden Pfahltheile nicht
viel; ob er gleich das in der Luft befindliche Holz gegen die Einfluͤſſe der Wit;
terung lange ſchuͤtzt.
7. Der Anſtrich mit Oelfarbe, wenn derſelbe 3 bis 4 Mal wiederholt, auch
etwas dick aufgetragen und bei jedesmaligem Anſtriche etwas Sand aufgeſtreuet
wird, traͤgt zur Vermehrung des in der Erde ſtehenden Pfahltheils auffallend bei,
und kann daher als ein gutes Schutzmittel empfohlen werden.
8. Ehen fo ſchuͤtzt auch das Beſchlagen der Pfaͤhle mit Blech, wenn dieſer
Beſchlag 6 Zolle uͤber die Erde hervorſteht, und eben ſo tief in die Erde reicht,
ſehr auffallend gegen die Faͤulniß des Holzes, und haͤlt die Inſekten ab, die das
Holz zernagen, wenn es anfaͤngt in Faͤulniß uͤberzugehen.
9. Die laͤngſte Dauer aber zeigen alle Pfaͤhle, die geſchaͤlt, getrocknet, anges
brannt, und dann 3 bis Amal mit dickem Theer aus Nadelholz oder Steinkoh—
len, beſtrichen, und nach dem Erhaͤrten dieſes Anſtrichs in die Erde geſetzt worden
ſind. Die auf ſolche Art zugerichteten Pfaͤhle ſind jetzt noch vollkommen feſt, wo—
gegen die Pfaͤhle von gleicher Holzart, die ohne Schutzmittel in die Erde geſetzt
wurden, ſchon vor 3 oder 5 Jahren abgefault ſind.
Dieſes Schutzmittel verdient daher vor allen unbedingt den Vorzug, um fo
259
mehr, weil es ſehr wohlfeil iſt, und beſſer und länger gegen die Faͤulniß in der
Eide ſchüͤtzt, als jedes andere der von mir geprüften Schutzmittel.
Will man alſo den Baum- und Weinpfaͤhlen und den Hopfenſtangen eine
moͤglichſt lange Dauer geben, ſo laſſe man ſie am unteren Theile ſo anbrennen,
daß dadurch eine 3 bis + Zoll dicke Kohlendecke entſteht, die wenn der Pfahl ges
ſetzt iſt, 5 bis 6 Zoll aus der Erde hervorragt, dieſen angebrannten Theil laſſe
man mit dickem Theer aus Nadelholz oder Steinkoblen, vermittelt eines Pinſels,
beſtreichen, und wenn der Theer getrocknet iſt, den Anſtrich noch einigemal wies
derholen, und dann erſt die Pfaͤhle in die Erde ſetzen, wenn der dreimalige Ans
ſtrich völlig abgetrocknet iſt. Auf ſolche Art geſchaͤtzte Pfaͤhle haben eine wenig⸗
ſtens dreimal laͤngere Dauer, als die, welche man ohne dieſes Schutzmittel in die
Erde ſetzt. Und wenn man alle 3 Jahre den Anſtrich mit Theer wiederholen
wollte, ſo wuͤrde man uͤber die Laͤnge der Dauer eines ſolchen Pfahles gewiß
erſtaunen.
Man ſpare daher die geringe Muͤhe, welche das Anbrennen erfordert, und
die unbedeutenden Koſten, welche der Ankauf des wenigen Theers verurſacht, nicht.
Sie werden durch die laͤngere Dauer der Pfaͤhle und Stangen ſehr reichlich
erſetzt.
XLII.
Auszug
aus der Verhandlung aufgenommen in der 68ſten Verſammlung des Vereins
am Tten September 1828,
Der Direktor referirte wie folgt:
I. In Perleberg hat ſich unter Vorſtand unſerer dortigen Mitglieder, des
Herrn Stadtrichter Baath und des Herrn Apotheker Schultze, eine Geſellſchaft
gebildet, die groͤßtentheils aus Gartenbeſitzern beſteht, und hauptſaͤchlich die Befoͤr—
derung des Obſtbaues und der Blumenzucht bezweckt. Sie zaͤhlt gegenwaͤrtig
ſchon 45 Mitglieder und wird ſich zweimal im Jahre, Mitte May und Septem-
ber verſammeln. Dieſer Verein hat ſich bei Mittheilung ſeiner Statuten unſerer
Theilnahme empfohlen und zur Anſtellung von Verſuchen ſich erboten, die in Ab—
ſicht neuer Entdeckungen im Gebiete des Gartenweſens hierſeits gewuͤnſcht werden
moͤchten, auch zu gleichem Zwecke um Mittheilung von eingehenden Saͤmereien
noch wenig bekannter Gewaͤchſe gebeten, mit dem Wunſche ihn ruͤckſichilich unſe—
rer Verhandlungen als ein auswaͤrtiges Mitglied zu betrachten, und ſelbige ihm
regelmaͤßig zugehen zu laſſen.
Der Vorſtand von der Zweckmaͤßigkeit dieſer Geſellſchaft uͤberzeugt, hat nicht
Anſtand genommen auf ihre Wuͤnſche einzugehen, und derſelben zu erkennen ge—
geben, daß das ihrerſeits ſich vorgeſteckte Beſtreben:
die neueren Entdeckungen und Erfahrungen in den verſchiedenen Zwei—
gen des Gartenbaues pruͤfen, deren Zweckmaͤßigkeit durch eigene An—
261
wendung erforſchen, auch von den Reſultaten uns Mittheilung machen
zu wollen.
ganz mit unſern Wuͤnſchen uͤbereinſtimme.
II. In Bezug auf die in dem Protokolle uber die vorige Sitzung (ad XII.)
enthaltenen Angaben über den Miſtel (Viscum L.) hat der Direktor die vorbe—
haltenen weiteren Mittheilungen in einem zur Aufnahme in unſere Verhandlungen
beſtimmten Aufſatze zuſammengeſtellt,*) wonach es ſich allerdings beftätigt, daß die
Anzucht dieſer Schmarotzerpflanze im Lande nicht gelingen duͤrfte, daß jedoch die
kuͤnſtliche Fortpflanzung auf den Baͤumen durch Verſuche erwieſen ſei, und außer
der bekannten Nutzanwendung zur Bereitung des Vogelleims aus den Beeren,
das Laub von den Ziegen gern gefreſſen werde.
III. Der Hofgaͤrtner des Prinzen Auguſt Koͤnigl. Hoheit Herr Fuͤrſtenau zu
Prillwitz in Pommern, ruͤhmt in feinen Mittheilungen über den dortigen Gemuͤſe⸗
bau im Allgemeinen die auch ſonſt ſchon bekannten Vortheile des Fruchtwechſels.
Er empfiehlt ferner insbeſondere folgendes Verfahren zum Anbau eines ausgezeich—⸗
neten Weißkohls: nachdem derſelbe in gut geduͤngtes Land geſetzt worden, belegt
man um die Zeit, wo er anfaͤngt ſich zu ſchließen, einen jeden Haufen am Strunk
herum mit Schaafduͤnger. Die auf dieſe Weiſe gezogenen Weißkohlkoͤpfe ſollen
nicht nur ausgezeichnet groß und feſt werden, ſondern auch ganz beſonders zur
langen Aufbewahrung vorzugsweiſe geeignet ſein.
IV. Im Verfolg der nach dem Protokoll vom Zten Februar erwaͤhnten
Bewerbung des Herrn Hofgaͤrtners Voß um den ausgeſetzten Preis fuͤr die An—
zucht feiner Gemuͤſe, hat der betheiligte Ausſchuß erklärt, daß er mit der von dem
Herrn Voß in ſeiner zum Druck geeigneten Abhandlung“) näher beſchrie—
benenen Kultur⸗Methode, ganz einverſtanden ſei, und nur wuͤnſche, daß dieſe im All—
gemeinen noch wenig bekannten, ſehr wohlſckmeckenden, feinen Gemuͤſearten in den
Haushaltungen mehr zur Anwendung gebracht werden moͤchten, um ihren Anbau
im Großen empfehlen zu koͤnnen. Herr Voß hat uͤbrigens in dieſem Jahre, nach
Anleitung des Protokolls vom Zten Februar c. (Igte Lieferung der Verhandlun—
) S. Nr. XLIII.
) S. Nr. XLIV.
262
gen S. 74 f.) den Anbau derſelben ſortgeſetzt, und ſich darüber ausgewieſen, daß
in dieſem Sommer folgende Flaͤchen von ihm bebaut worden ſind, naͤmlich:
20 QR. 18 Fuß mit Brassica italica tuberosa.
34 — 80 — — Tetragonia expansa.
28 — 10 — — Cynara Scolymus.
6 — 20 — — Crambe maritima.
15 — 24 — — Cynara Cardunculus.
16 — 18 — — Rheum Arten.
Proben dieſer ſehr gelungenen Erzeugniſſe waren mit zur Stelle gebracht,
und erbietet ſich Herr Voß zur unentgeldlichen Mittheilung von Samen und
Pflanzen jener Erzeugniſſe an die Mitglieder des Vereins.
Nach Inhalt des vorgedachten Protokolls über die Gewährung der zugeſicher—
ten Praͤmie von 20 Stück Friedrichsd'or wird die Zuſtimmung der Geſellſchaft
in der naͤchſten Verſammlung erbeten werden.
V. Herr Dr. Cranz meldet, daß nach ſeiner Erfahrung das Engliſche Rai—
gras, Lolium perenne, ſelbſt bei ſonſt ganz geeignetem Boden und guter
Pflege, fuͤr unſer Klima nicht geeignet erſcheine, und wirft dabei die Frage auf,
welche andere bei uns heimiſche Grasart wohl zur Bildung guter und dauernder
Raſenplaͤtze geeignet fein moͤchte? er iſt der Meinung, daß Agrostis capillaris,
wenn auch langſamer wachſend als Raigras, einen ſchoͤnen dichten und dunkelgruͤ—
nen Raſen bilden duͤrfte.
Herr Link aͤußert ſich uͤber dieſe Grasart dahin, daß Herr Einſender unter
Agrostis capillaris vermuthlich die ſogenannte Agrostis hispida Willd., vul-
garis Smith, verſtehe, denn die wahre Agrostis capillaris L. wachſe allein
in Spanien und vorzuͤglich in Portugal. Smith, der Beſitzer des Linnéſchen
Herbariums habe gefunden, daß die Pflanze, welche Linné Agrostis capillaris
nannte, nicht die ſei, welche man gewoͤhnlich dafuͤr hielt, ſondern eine auslaͤndiſche.
Wenigſtens ſei ſo viel gewiß, daß Linné ſeine Beſchreibung nach einem Portu—
gieſiſchen von Loͤfling (2) geſchickten Exemplare machte, wozu er aber Schriftſteller
eitirte, die eine andere Pflanze meinten. Kurz das Gras, welches bei denen, die
Graͤſer beſchrieben haben, vormals Agrostis capillaris hieß, wird ohngefaͤhr
ſeit 1800, Agrostis hispida Willd., gewoͤhnlicher Agrostis vulgaris nach
Smith
263
Smith genannt. Dieſes Gras waͤchſt hier bei Berlin im Thiergarten häufig
wild, indeſſen glaubt Herr Link nicht, daß daſſelbe einen guten Raſen geben
duͤrfte.
Es wird bei dieſer Gelegenheit auf die nach der Verhandlung vom Iſten
Juni c. mitgetheilte Bemerkung des Herrn Grafen v. Veltheim zu Harbke bei
Morsleben Bezug genommen, nach welcher ſich das dort wild wachſende Lolium
perenne zur Bildung von Grasplaͤtzen beſſer bewaͤhrt habe, als das in England
wachſende Raigras, namentlich durch den Vorzug, daß es im Winter nicht erfriert,
woraus ſich der auch anderweit durch Erfahrungen beſtaͤtigte Schluß ziehen laͤßt,
daß der Samen des in Deutſchland erzogenen Raigraſes beſſer, als der aus is
land bezogene für unſer Klima geeignet ift.
Herr Graf von Veltheim offerirt den bei ihm eingeſammelten rem
zu 10 Sgr. das Pfund.
Nach der Bemerkung des Herrn Lenné bedient man ſich zu den fihönen -
Grasplaͤtzen in den Koͤnigl. Gärten zu Potsdam des Thimothygraſes mit gutem
Erfolge.
Herr Geheime Rath Dr. Ruſt beſtaͤtigte aus eigener Erfahrung die von un
ſerem Mitgliede Herrn Forſtmeiſter Borchmeier zu Darfeld bei Muͤnſter uns
mitgetheilte Nachricht, daß von gewoͤhnlichem Heu-Samen am ſicherſten gute Ra;
ſenplaͤtze zu erzielen ſeien, nur muß nach der Anmerkung des Herrn Lenné hierzu
der Samen von ſolchem Heu genommen werden, das auf hoͤher gelegenen Wieſen
gewonnen worden. 5
VI. Die von dem vorgenannten Herrn Borchmeier noch eingefandten weite,
ren Beantwortungen der auf Veranlaſſung des Vortrags am Jahresfeſte 1827
erlaſſenen Ruͤckfragen uͤber verſchiedene Gegenſtaͤnde des Gartenbaues, werden dem
Herrn Geheimen Ober Regierungs Rath Bethe uͤbergeben werden, Behufs der
gütigft übernommenen beſonderen Zuſammenſtellung aller auf dieſem Wege einge—
gangenen zum Theil ſehr beachtenswerthen Nachrichten.
VII. Der botanifche Gärtner Herr Ohlendorff in Hamburg hat durch die
in unſern Verhandlungen 7te Lieferung S. 356 und gte Lieferung S. 282 und
310 beſchriebenen Methoden der Pflaumen⸗Ausſaat ſich veranlaßt gefunden, fein ſeit
3 Jahren mit gluͤcklichem Erfolge beobachtetes Verfahren uns mitzutheilen. Er
Verhandlungen 5 Band. 37
264
legte naͤmlich die Pflaumen nachdem fie vollkommen reif waren und das Fleiſch
ſchon anfing zu faulen, ohne den Stein davon zu reinigen in einen nicht zu ſchwe⸗
ren Boden, in Furchen von 2 Zoll Tiefe, bedeckte ſie mit leichter Erde, und er—
langte auf dieſe Weiſe reichlich junge Pflaumenbaͤume. Daſſelbe Verfahren beo—
bachtete Herr Ohlendorf mit gleichem Erfolge bei den Kirſchen.
Mehrere der anweſenden Mitglieder beſtaͤtigten aus Erfahrung die Zweckmaͤ⸗
ßigkeit dieſer Methode. Außerdem fuͤhrte Herr Lenné noch an, daß es hauptſaͤch—
lich darauf ankomme, die Steine nicht austrocknen zu laſſen, zu welchem Ende es
gut ſei, dieſelben, fo wie fie vom Fleiſche befreit find, gleich in Erde oder feuch—
ten Sand zu legen, bis fie zur Ausſaat gebraucht werden; von den auf dieſe
Weiſe bewahrten Steinen ſei ſtets Keimung zu gewaͤrtigen. Herr Otto fuͤgte
noch die Bemerkung hinzu, daß nach ſeiner Erfahrung die Steine der von Ma—
den angeſtochenen Fruͤchte, nie zur Keimung gelangten.
VIII. Herr William Anderſon zu Chelfea bei London, machte in einem an
den Herrn Garten⸗Direktor Otto gerichteten Schreiben einige intereſſante Bemer⸗
kungen uͤber den Urſprung der Thraͤnen Baͤume, wovon ein Auszug in die Druck—
ſchriften des Vereins aufgenommen werden wird.)
IX. Ein, von Herrn Auguſt Myer in London, eingeſandter Aufſatz uͤber die
dort uͤbliche Methode der Anzucht von Zierpflanzen durch Stecklinge, bleibt der
Beurtheilung des betheiligten Ausſchuſſes vorbehalten.
X. Von demſelben Einſender ſind uns Bemerkungen zugekommen:
a. über die Auswahl der Samen⸗Kartoffeln,
b. uͤber die in Lancaſhire uͤbliche Methode der Kultur fruͤher Kartoffeln,
die im Weſentlichen darauf hinaus geht, daß man zur Saat die Kartoffeln un—
reif ausnehmen und ſie in der Sonne trocknen ſoll, um ſie dann zur kuͤnftigen
Ausſaat in gewöhnlicher Art aufzubewahren. Die gehemmte Circulation des Saf⸗
tes der Knollen ſoll hernach mit um ſo groͤßerer Regſamkeit hervortreten, und
fruͤhere Zeitigung ſowohl als reicheren Ertrag gewaͤhren.
Nach den weiteren Bemerkungen des Herrn Einſenders gewaͤhren die Augen
der Kartoffeln, je nachdem fie von dem äußeren, der Erdoberfläche zunaͤchſt liegen⸗
) S. Nr. XLV.
265
den Ende derſelben weniger oder mehr entfernt liegen, frühere oder fpätere Früchte,
ſo daß das oberſte Auge am aͤußerſten Ende der Kartoffel die fruͤheſten Fruͤchte
gewaͤhrt, wie namentlich bei der dort unter dem Namen Rufford Kidney Such
fel bekannten Art erprobt worden. ö
Nach dieſem Grundſatze werden daſelbſt die oberſten Augen von der genann—
ten Kartoffel⸗Art an warmen Orten im März und April gepflanzt und davon am
12ten oder 15ten May reife Fruͤchte geerndtet. Die Fruͤchte der zunaͤchſt fol⸗
genden Augen reifen etwa 14 Tage fpäter und die Früchte von den dem Wurs
zel⸗Ende am naͤchſten liegenden Augen noch ſpaͤter. Dieſe letzteren werden dann
gewoͤhnlich wieder zur Saat und die Wurzel-Enden zu Viehfutter gebraucht.
Es wird ein Verſuch nach dieſen beiden Methoden veranftalter und das Ne,
ſultat zu ſeiner Zeit mit der ausfuͤhrlicheren Beſchreibung bekannt gemacht werden.
XI. Aus einer in Nr. 90 laufenden Jahrgangs der Zeitſchrift Neues und
Nutzbares ꝛc. mitgetheilten Erfahrungen des Herrn J. C. Jebens, uͤber dte Be—
nutzung der Brut-Kartoffeln zur Saat wird gleichfalls Veranlaſſung zu einem
Verſuche genommen und der Erfolg weiterhin mitgetheilt werden.
XII. Mit Ruͤckſicht auf die in unſeren Verhandlungen 4te Lieferung S. 417,
f. und Ste Lieferung S. 137. f. bereits enthaltenen Eroͤrterungen über die Nutz⸗
barkeit des Knochenmehls als Duͤngmittel, hat der Vorſtand aus einem im Juli—
Hefte laufenden Jahrg. von Schnee's landwirthſchaftlicher Zeitung enthaltenen Auf—
ſatz des Herrn Berg Kommiſſions Raths Lampadius zu Freiberg Veranlaſſung
genommen, die Herbeiſchaffung einer Quantität Knochenmehl zu veranſtalten, um
damit in dem Inſtituts Garten Verſuche zu machen. Die Reſultate davon
werden der Geſellſchaft zu ſeiner Zeit mitgetheilt werden.
XIII. In dem 2ten Quartal-Hefte I. Jahrg. des Kunſt- und Gewerbe-Blat—
tes des polytechniſchen Vereins in Muͤnchen, wird Haſtings Methode, das Holz
in der Erde gegen Faͤulniß zu ſchuͤtzen mitgetheilt. Dieſelbe ſtimmt im Weſent—
lichen ganz mit demjenigen Verfahren uͤberein, was Herr Ober Landforſtmeiſter
Hartig in feiner nach dem Protokoll vom 27ſten Juli e. zum Druck beſtimmten
diesfaͤlligen Mittheilung bereits als vorzuͤglich empfohlen hat, daher auf dieſe Ab—
handlung zuruͤckgewieſen, die Haſtingſche Mitheilung aber als eine Beſtaͤtigung
der von Herrn Hartig gemachten Erfahrungen hier angefuͤhrt wird, wonach die
37*
200
Pfaͤhle die laͤngſte Dauer erhalten, wenn ſie geſchaͤlt, getrocknet, angebrannt und
dann 3 bis Amal mit dickem Nadelholz oder Steinkohlen-Theer beſtrichen und
nach der Verhaͤrtung dieſes Anſtrichs in die Erde geſetzt werden, und zwar ſo,
daß der Anſtrich noch einen Fuß uͤber der Erde hervorſteht,
XIV. Nachrichtlich bemerkt der Direktor noch, daß die in der Zten Liefe—
rung unſerer Verhandlungen enthaltenen Aufſaͤtze von Herrn Wiederhold uͤber den
Brand oder Krebs der Obſtbaͤume, und von Herrn Kleemann uͤber einen zweck—
maͤßigen Abſud zum Begießen der Orangerie, in das Auguſtheft des lauſenden
Jahrganges von Laudons Magazin fuͤr Gaͤrtner, als bemerkenswerth aufgenommen
worden ſind; ebenſo iſt die in der 2ten Lieferung unſerer Verhandlungen S. 177
ff. von Herrn Fintelmann beſchriebene Methode der Kirſchtreiberei, als neu fuͤr
England erwaͤhnt und zur Nachahmung empfohlen.
XV. Vom Herrn Kunſtgaͤrtner Touſſaint waren im Verfolg ſeiner in der
Verſammlung vom 27ſten Juli c. erwähnten Preis-Bewerbung drei Melonen zur
Stelle gebracht, naͤmlich:
1. eine gelb fleiſchige Cantalupe 2 Pfund 232 Loth ſchwer in = reinem Pferde⸗
duͤnger und 5 reiner Holz-Erde erzogen;
2. eine Frucht derſelben Art 2 Pfund 4 Loth ſchwer, in 3 reinem Schweine
Dünger und + reiner Torf-Erde gezogen und
3. eine gelbfleiſchige Barbaresco von 14 Pfund 1 Loth Schwere, ganz im
Freien, in reiner zweijähriger Pferdeduͤngererde gezogen, nachdem die Körner
zuvor im Miſtbeet gekeimt hatten.
Geſchmack und Geruch dieſer drei Fruͤchte wurden ausgezeichnet befunden, doch
gab man der Frucht zu 1. den Vorzug und es blieb vorbehalten die von Herrn
Touſſaint im Gemiſch verſchiedener Erd- und Duͤnger-Arten gezogenen Melonen -
ruͤckſichtlich des Geſchmacks und Aromas noch durch einen beſonderen Ausſchuß
zu pruͤfen, und der Geſellſchaft das Reſultat davon in der naͤchſten Verſammlung
mitzutheilen.
XVI. Weiter waren ausgeſtellt:
1. vom Herrn Geheimen Ober Medizinal Rath Dr. Ruſt, eine bluͤhende Za-
mia horrida, was in fo fern bemerkenswerth iſt, als dieſe Keul-Palme hier
noch nicht zur Bluͤthe gebracht worden, mithin das gegenwaͤrtige Exemplar
267
als eine ſeltene Erſcheinung zu betrachten iſt. Die Früchte werden im Da;
terlande von den Kaffern genoſſen, und ſind unter dem Namen Kaffernbrot
bekannt.
. aus der Obſt⸗Orangerie des Herrn Hof-Medikus Dr. Kuntzmann hieſelbſt,
eine Englifhe Gold⸗Reinette und
drei Fruͤchte der Prune de Ransleben
in vollkommener Reife. Herr Kuntzmann iſt erſucht worden, uns uͤber die
Kultur feiner Obſt-Orangerie noch nähere Nachricht zu geben.
vom Herrn Kunſtgaͤrtner Gaede aus Berlin, eine gerippte Ananas. Die Vor⸗
zuͤglichkeit der Frucht beſtimmte den Direktor, fie als Ehrengabe in der Ge;
ſellſchaft zu verlooſen; fie ward dem Herrn Juſtitzrath Meyer zu Theil.
Ueber die Kultur bemerkte Herr Gaede beilaͤufig, daß er ſeine Ananas nie
aus der Krone ſondern immer nur aus Wurzel-Sproͤßlingen erziehe, was
mit dem vom Herrn Hofgaͤrtner Braſch bereits fruͤher mitgetheilten Verfahren
(gte Lieferung S. 423) uͤbereinſtimmt.
Vom Herrn Garten⸗Direktor Otto, wurde eine durch Herrn Dr. Poͤppig
von Chili bezogene Amaryllis bicolor vorgezeigt, welche ſich beſonders
durch Form und Farbe vor allen uͤbrigen dieſer Gattung auszeichnete.
XLIII.
U e beer a
die Entſtehung der Miſtel, Viscum L.
und deren Gebrauch.
Die Frage, ob die Miſtel Viscum L. ein Auswuchs der Baͤume ſei, worauf
ſie gefunden wird, oder ob ihre Fortpflanzung durch Samen geſchehe? war in
älteren Zeiten zweifelhaft bis durch die Verſuche des Englaͤnders Johann Rajus
und des beruͤhmten Lehrers der Kraͤuterkunde Rudolph Jacob Cammerer die Fort—
pflanzung durch den, in der Beere der Miſtel befindlichen Samen erwieſen wurde.
Auch der Dr. Dietrich hat im 10ten Bande feines Lexieons der Gärtnerei und
Botanik die von ihm angeſtellten Verſuche, die gemeinen Miſtel, Viseum album
L., durch Kunſt fortzupflanzen, als zum Theil gelungen beſchrieben.
Dieſe Schmarotzer Pflanze wird wegen der Zaͤhe des Saftes ihrer Beere,
Viscum genannt, und ſchon in den aͤlteſten Zeiten bereitete man aus den Beeren
einen Leim zum Vogelfang. Plinius gedenkt deſſelben und auch der Art der Zu—
bereitung. Er will man ſoll ihn aus den unreifen Beeren, oder auch aus den
getrockneten, geſtampften, mit Waſſer gegohrenen, und nachher abermals geſtampften
Beeren bereiten, indem er glaubt, daß durch das Reifwerden die Beere ſich zwar
vergroͤßere, der Leim derſelben aber verwelke ſobald fie beregnet werde. Nach
dem Zeugniſſe eben dieſes Naturgeſchichtſchreibers wurde die Miſtel, welche an
den Eichen wuchs, von den alten Deutſchen mit gottesdienſtlicher Hochachtung
209
verehrt und nichts für heiliger als ſolche Eichen gehalten, und die Eichen⸗Miſtel
Heil aller Krankheiten genannt.
Auch in neueren Zeiten iſt der Gebrauch des Miſtelſtrauchs in der Arznei;
Wiſſenſchaft geruͤhmt, und ſoll die Einſammlung im Herbſt bei hellem Wetter,
und nachdem der Strauch voͤllig ausgewachſen, faftig, inwendig ein wenig roͤthlich,
und außen an der Rinde gruͤnbraͤunlich iſt, geſchehen. Uebrigens wird in Thuͤrin⸗
gen bei Futter⸗Mangel die Miſtel von dem Landmanne geſammelt, und dem Vieh
kleingeſchnitten gereicht, welches dabei gedeiht, auch freſſen die Ziegen die friſchen
Beeren gern.
XLIV.
Ueber
den Anbau verſchiedener noch wenig bekannter feiner
Gemuͤſe arten,
vom
Hofgäartner Herrn Voß in Sans ſouci.
I. Brocoly *)
a. der weiße neapolitaniſche.
Dicſer Brocoly will einen feuchten warmen und gut geduͤngten Boden
haben. Auf Sandboden giebt er nur einen kleinen Ertrag, einen loſen nicht zu—
ſammenhaltenden Kopf; nur? Fuß lange Blatſtiele oder Rippen, die kaum 3 Zoll
ſtark ſind, ſo daß er weder durch Bluͤthenkopf noch durch Blattſtiel im hieſigen
Klima zu empfehlen iſt.
b. der purpurrothe roͤmiſche.
Er widerſteht einer Kälte von 10 Grad Reaum. waͤchſt 3 Fuß hoch, hat
einen braunen Kopf von 2 bis 1 Fuß Durchmeſſer, 14 Fuß lange und 1 Zoll
dicke, eckige Blattrippen. Es iſt eine der beſten Arten deren Anbau zu empfehlen iſt.
c. der blaßbraune ſieilianiſche.
Es ſcheint eine Abart des vorhergehenden b. zu ſein, da er in gleichem
Grade
) Ueber die Kultur ſ. Reichart Land- und Garten-Schatz. 2 Bd. p. 156.
271
Grade der Kälte widerſteht, und auch in den übrigen Charakteren vieles ge
mein hat.
d. der gelbe roͤmiſche. 5
Er waͤchſt 1. Fuß hoch, mit großen gelben Blumenkoͤpfen von z Fuß Durch—
meſſer, großen weißgelben, 12 Fuß langen, 12 Zoll ſtarken, dreieckigen Blattrips
pen; eine Kälte von 5° Reaum. iſt ihm ſchaͤdlich.
II. Tetragonia expansa.
Vierecksfrucht, Neuſeelaͤndiſcher Spinat.“
Dieſe Pflanze liebt einen guten, feinen, geduͤngten Boden, denn in einem trock—
nen magern Sandboden ſind die Blaͤtter nur klein und nicht ſaftreich von Ge—
ſchmack. Obgleich den Pflanzen eine Kälte von 2 — 39 nicht gerade hinderlich
ift, fo hoͤrt doch gewöhnlich alsdann der Wachsthum derſelben auf, und die Blaͤt—
ter erhalten eine Härte, durch welche von dem Wohlgeſchmack derſelben viel ver,
loren geht.
Unſer gewoͤhnlicher Spinat, Spinacia oleracea, iſt mit dieſem nicht zu ver⸗
gleichen, da er in den heißen trocknen Sommermonaten, beſonders im Sandboden
ſogleich im Samenſchuß uͤbergeht, und da daſſelbe ebenfalls bei wiederholter Aus—
faat erfolgt, ohne daß je Pflanzen ihre vollkommene Ausbildung und Größe ers
langt haͤtten.
In dieſer Hinſicht iſt einem Spinat⸗Liebhaber der Neuſeelaͤndiſche, vom
Juni bis Ende October brauchbare, Spinat ein vollkommener Erſatz.
Um dieſen fruͤh zu genießen, ſaͤet man Anfangs oder in der Mitte des Maͤrz
eine Parthie Samen auf ein kleines Miſtbeet, welches, wenn es noch eine gelinde
Waͤrme enthaͤlt, am zutraͤglichſten iſt. Jedoch muß man die jungen Pflanzen
durch irgend eine Bedeckung vor Froſt ſchuͤtzen, weil ſie dann weit empfindlicher
als die ausgewachſenen find, hierauf im Sommer aber jeder Witterung trotzen.
Gegen Ende April praͤparire man ein Stuͤck Land durch Duͤngung mit Kuh—
oder Schafmiſt, oder ſonſt anderem guten Duͤngungsmittel, grabe und harke dieſes
) S. uͤber die Kultur: Noisette Handbuch d. Gartenkunſt Bd. 2, Thl. 2 p. 151; Verhandlun⸗
gen des Vereins Bd. 1. p. 204; Lippold verſtaͤndiger Gaͤrtner Bd. 1. p. 308.
Verhandlungen 5 Band. 38
wohl; haben dann die aufgegangenen Pflanzen eine Höhe von 2 — 3 Zoll er⸗
reicht, ſo nehme man ſie heraus und pflanze ſie auf jenes Land, alle 2 bis 3
Fuß in Verband. Sollte es in dieſer Jahreszeit, wie es ſehr haͤufig der Fall iſt,
trocken ſein, ſo muͤſſen die Pflanzen angegoſſen werden, welches man bei anhalten—
der Duͤrre wiederholt. Das Reinhalten der Beete von Unkraut darf dabei nicht
außer Acht gelaſſen werden.
Die zweite und ſpaͤtere Ausſaat des Samens geſchieht Mitte Mai auf ein
gut praͤparirtes, wie oben beſchriebenes Land, jedoch muß die Ausſtreuung des Sa—
mens ganz duͤnne geſchehen, weil eine jede Pflanze 3 Fuß zu ihrer Ausdehnung
noͤthig hat. Sollte vielleicht der Abſtand zu beengt fein, fo iſt dieſer durch das
Ausziehen oder Wieten auszugleichen.
III. Artischocken.)
Cy nara Scol y mus L.
Von dieſem Gewaͤchs giebt es verſchiedene Spielarten, unter denen die
violette und rothe die vorzuͤglichſten ſind.
Der Samen wird in Deutſchland auch in den beften und guͤnſtigſten Jah—
ren ſelten reif und keimfaͤhig, daher man genoͤthigt iſt, ihn aus dem ſuͤdlichen Eu;
ropa kommen zu laſſen. Doch erhaͤlt man bei der Anzucht durch Samen, wenn
er auch von der beſten und vorzuͤglichſten Art geſammelt wird, viele Spielarten.
Die Vermehrung durch Wurzelſchoͤßlinge iſt daher zweckmaͤßiger, ſie geſchieht
im April, kann auch theilweiſe im Juli geſchehen; nur duͤrfen die alten Pflanzen
mit dem Abloͤſen oder Brechen nicht fo ſtark angegangen werden, weil fie dann
gehindert werden, groͤßere Koͤpfe zu bilden. Sollte zur Zeit der Auspflanzung
ſtarke Duͤrre und Sonnenhitze eintreten, ſo muß man die jungen Pflanzen angießen
und ihnen bei Tage zum Schutz vor Sonnenhitze, vermittelſt Ueberdeckung mit
Blumentoͤpfen oder ſonſt mit irgend anderen Sachen, Schatten geben, auch wenn
es erforderlich iſt, das Angießen wiederholen.
Beſonders zu beruͤckſichtigen iſt die Schuͤtzung im Winter vor zu ſtarkem
*) S. wegen der Kultur auch:
Handbuch der Gartenk. von Noisette Bd. 2. Thl. 2. p. 105; Lippold Taſchenbuch des ver⸗
ſtaͤndigen Gaͤrtners Thl. 1. p. 229.
273
Froſte, auch die Aufbewahrung vor Faͤulniß, Erdratten und Maͤuſefraß, denn hier
durch hat ſchon mancher Garten-Kultivateur in feinen Artiſchocken-Anlagen die
Hälfte, ja ſogar? verloren. Das beſte iſt daher, im Monat Oktober, je nachdem
der Wachsthum derſelben aufgehoͤrt hat, ſie aus der Erde auszugraben, und in
einem luftigen Keller in Sand einzuſchlagen, wo dann aber von Zeit zu Zeit nach—
geſehen werden muß, um fie von Faͤulnſß und Schimmel zu befreien.
Manche Gaͤrtner ſetzen auf jede Pflanze im Herbſt, zur Sicherung gegen den
Froſt, einen Blumentopf, bedecken denſelben mit Pferdemiſt oder Baumlaub von
1— 2 Fuß hoch; oder in Ermangelung von Blumentöpfen blos mit Pferdemiſt.
Allein dieſe Methode wird durch den großen Verluſt und Nachtheil der
Faͤulniß bei Fortraͤumung des Miſtes und Laubes im Fruͤhjahr als verwerflich
erſcheinen.
IV. Meerkohl.“)
Crambe maritima.
Die Wurzel iſt perennirend, die Pflanze haͤlt ſich daher auf ein und derſel—
ben Stelle 10 und mehrere Jahre geſund. Allein bei zu hohem Alter werden
Blattſtengel nebſt Blätter durch Abnahme des Wachsthums immer ſchwaͤcher;
auch wird die Pflanze hohl und geht in Verweſung uͤber; daher iſt die Anlage
und der Stand auf einer und derſelben Stelle nur 6 bis 7 Jahre zu empfehlen.
weshalb eine neue Anlage entweder durch junge aus Samen gezogene Pflanzen,
oder aber durch Zertheilung der alten Stoͤcke derſelben noͤthig wird.
Die alte Pflanze dringt mit den Jahren 1 bis 2 Fuß tief in den Boden,
und breitet ſich vermittelſt ihrer Aeſte 13 Fuß vom Stamm entfernt ſeitwaͤrts
aus. Die Blaͤtter ſterben im December völlig ab, entwickeln ſich aber wieder
bei warmem oder kaltem Fruͤhling Mitte Maͤrz oder April.
Es iſt ein Vorurtheil des Seekohlkultivateurs, wenn er glaubt, daß, da der
) S. auch über die Kultur:
William Curtis Beſchreibung des Meerkohls u. ſ. w. ins Deutſche uͤberſetzt von Muͤller u.
Hoffmann, Göttingen 1801. 8.; Verhandlungen des Gartenbau-Vereins Bd. I. p. 77.; Lip⸗
pold Taſchenbuch des verſtaͤndigen Gaͤrtners Thl. 1. p. 273.; Noisette Handbuch der Gate
tenkunſt Bd. 2. Thl. 2. p. 142.
38 *
274
Seekohl an den Meeresufern auf Kies und Seeſand gedeiht, ein ähnlicher Bo—
den oder Land zu ſeinem Gedeihen und Vollkommenheit durchaus erforderlich ſei.
Vielmehr iſt und bleibt es das Beſte, ihn in frei gelegenes und von Baum;
pflanzungen nicht beſetztes Land zu pflanzen und mit einer der beſten Duͤngerarten
zu verſehen, dabei 22 Fuß tief das Erdreich zu rigolen, und die Pflanzen, es ſei
durch Samenlegung oder Wurzelſproſſen im Oktober oder November 2 Fuß in
Verband zu pflanzen; doch hat die Anpflanzung im Maͤrz den Vorzug. Die Miſt—
duͤngung und Belegung von oben iſt für die alten und neuen Anlagen im Nos
vember oder Dezember weſentlich erforderlich.
Ein ſtarker thon- und lehmhaltiger Boden iſt den Pflanzen hinderlich und
oft verderblich; mehr zuſagend iſt ein guter humusreicher Sand.
Sollte bei Anpflanzung des Seekohls, befonders durch Samenpflanzen, der
Boden trocken, auch ſtarker und warmer Sonnenſchein ſein, ſo muß man die jun—
gen Pflanzen 1 bis 2 mal hintereinander angießen, auch noͤthigenfalls bei Tage
durch Ueberdeckung mit Blumentoͤpfen beſchatten, welche jedoch gegen Abend abge—
nommen werden, damit die Pflanzen den Nacht'hau genießen, welcher ihrem
Wachsthume zutraͤglich iſt.
Die Arten den Seekohl aus Samen zu ziehen, ſind verſchieden.
Nach Will. Curtis Methode ſoll der Samen 1 bis 3 Zoll tief ſogleich an
Ort und Stelle, wo er gelegt wird ſtehen bleiben, weil durch das Verpflanzen
eine Störung im Wachsthum eintritt. Die Erfahrung hat bewieſen, daß das
Tieflegen im freien Lande, dem Aufgehen hinderlich iſt; es iſt alſo eine £ Zoll
tiefe Bedeckung mit Erde hinreichend. Noch muß ich dabei bemerken, daß der
Samen vermoͤge feiner harten Schaale in heißen trocknen Jahren ohne oͤfteres
Angießen ſelten aufgeht, und ſollte auch ein Theil aufgehen, ſo giebt es doch im
Iſten Jahre nur kleine unbedeutende Pflanzen, welche nur erſt im 2ten Jahre
große Blumen und Blätter bilden. In dieſer Hinſicht find es weſentliche Vor—
theile, Anfangs Februar den Samen auf ein warmes Miſtbeet auszuſaͤen, gut
anzugießen, und dieſes alle 6 bis 7 Tage zu wiede holen. Nach 4 Wochen
geht er auf, und die Pflanzen erreichen gewoͤhnlich im Monat Mal ihre gehoͤrige
Groͤße zum Verſetzen; im Herbſte treten ſie in Bluͤthe.
Um guten Samen zu gewinnen iſt es noͤthig, die ſtaͤrkſten Pflanzen in ih⸗
275
rem Wachsthume weder durch Abnehmen der Blätter, Samenkoͤpfe oder Bluͤ—
then, zu ſtoͤren.
Da der Seekohl bloß dann ein gutes Gemuͤſe abgiebt, wenn er noch jung
und nicht ausgewachſen iſt, und der Geſchmack und die Guͤte deſſelben durch das
Bleichen, oder wie man ſagt: Abweißen (blanchiren) außerordentlich verbeſſert
wird, ſo erſcheint es zweckmaͤßig, die mancherlei Arten anzugeben, wie dieſes zu
bewirken iſt; naͤmlich:
1. Jede Pflanze muß im Fruͤhling bis 12 Fuß hoch mit Erde behaͤufelt
werden.
2. Die Pflanze muß durch Ueberdeckung mit Blumentoͤpfen, deren untere
Waſſerabzugsloͤcher verſtopft ſind, vor jedem Luftzuge verwahrt werden. Auch be—
nutzt man Kuͤbel oder Kaſten zum Bedecken der Pflanze.
3. Es wird der Fußſteig einer Rabatte oben, unten, wie auch an den Sei—
ten 2 Fuß tief ausgegraben, wie beim Spargeltreiben. Dieſer Graben wird mit
friſchem warmen Pferdemiſt vollgefuͤllt, ſodann der Miſtbeetkaſten daruͤber gedeckt
und derſelbe mit Fenſtern belegt. Sollten die Fenſter nicht feſt ſchließen und ein
Luftzug ſtatt finder, fo muß man die Oeffnungen mit Moss verſtopfen, wie dies
bei den Kübeln und Toͤpfen geſchehen muß. Ueber die Fenſter dieſes Kaſtens
legt man noch einen Fuß hoch friſchen warmen Pferdemiſt, je nachdem gelindes
oder Froſtwetter eintritt. Nach Verhaͤltniß der inneren Waͤrme des Miſtes,
ſind die Stengel nebſt Blattrippen in 3 bis 4 Wochen zum Genuß brauchbar.
Je fruͤher die abgeſchnittenen Schoͤßlinge zubereitet werden, deſto beſſer iſt
es, etwa 20 bis 30 Minuten Kochhitze ſind hinreichend, ſie weich zu machen.
Dieſer Prozeß erfordert jedoch Aufmerkſamkeit, weil die Guͤte und der Werth des
Gerichts davon abhaͤngt. Junger getriebener friſch geſchnittener Seekohl wird in
kuͤrzerer Zeit muͤrbe. Iſt er gahr, fo richtet man ihn, wie den Spargel mit
geſchmolzener Butter oder mit einer Spargel» Sauce an.
Die Blumenkoͤpfe des Seekohls werden gleich dem Blumenkohl gekocht, und
wie dieſer benutzt.
Ueber den Geſchmack, Güte und Werth des Seekohls find wie gewoͤhnlich
in ſolchen Fällen die Meinungen ſehr getheilt. Einige ziehen ihn felbft den Spar—
gel vor, mit dem auch die Blatt- oder Bluͤthenſtengel am naͤchſten übereinfommen.
276
Indeſſen muͤſſen wir Deutſchen uns fo lange mit dem Spargel begnügen, bis
dieſer Seekohl allgemeiner und in größeren Quantitäten angebaut wird.
Nach einer Kälte von 20 bis 24° Reaum. ergab es ſich, daß der Seekohl
ohne alle Bedeckung durch Miſt oder Laub nicht den geringſten Nachtheil erlit—
ten hatte.
V. Kardonen. *)
Cynara Cardunculus, Kartunkelartiſchocken, Spaniſche Artiſchocken.
Unter den Kardonen, welche mit den Artiſchocken in jeder Hinſicht verwandt
find; giebt es viele Spielarten, wie ſich dieſes insbeſondere vielfältig bei der
Ausſaat zeigt.
Man vermehrt die Kardonen durch Ausſaat oder Wurzelzertheilung, erſteres
iſt die beſſere Methode. Die Ausſaat geſchieht auf zweierlei Art, die erſte, um
fruͤhe Kardonen zu haben, iſt: daß man den Samen Mitte Februar in ein war—
mes Miſtbeet legt, wo er nach 14 Tagen oder 3 Wochen, je nachdem das Miſt—
beet wärmer oder kaͤlter iſt, aufgeht. Im April haben die Pflanzen 1 bis 12 Fuß
Hoͤhe erreicht, wo ſie dann auf einen mit Humus geſchwaͤngerten, geduͤngten, we—
nigſtens 2 Fuß tief rigolten Boden 22 Fuß von einander in Verband gepflanzt
werden. Allein vor dem Auspflanzen iſt es noͤthig, von jeder Pflanze die langen
Blätter von oben wenigſtens 3 bis * Fuß mit einem Meſſer abzuſchneiden, wel—
ches weſentlich zum frühen Anwachſen beiträge. Sollte nach dem Auspflanzen
ein Froſt von 2 — 3° Reaum. eintreten, fo iſt erforderlich, jede Pflanze, beſon—
ders waͤhrend der Nacht, mit einem Blumentopfe zu bedecken. Die Kardonen
haben im Auguſt die Groͤße erreicht, daß ſie zum Bleichen eingebunden werden
koͤnnen.
Die zweite und ſpaͤte Ausſaat des Samens geſchieht im April auf ein
kaltes Miſtbeet mit Fenſtern bedeckt, oder auch auf freies Land.
Die Behandlungsart iſt dieſelbe wie bei der vorherbeſchriebenen Ausſaat.
Allein bei jetziger Jahreszeit im Juni, wo der Boden ohnehin trocken zu ſein
*) Ueber die Kultur vergleiche:
Dietrich Gärtner Lexicon Bd. 3 p. 482; Noisette Handbuch d. Gartenkunſt Bd. 2 Thl. 2.
p. 110; Lippold Taſchenbuch des verſtaͤndigen Gaͤrtners Bd. 1. p. 251.
277
pflegt, muß das Angießen von Zeit zu Zeit wiederholt werden. Ausgangs Ok—
tober oder November koͤnnen ſie zum Bleichen aufgebunden werden.
Die andere Methode, durch Abloͤſen der Schoͤßlinge von alten Wurzeln Ver—
mehrung zu erhalten, iſt deswegen nicht fo gut, weil die alten Pflanzen die nach—
theilige Eigenſchaft haben, gern in den Samen uͤberzugehen, wodurch die Blatt—
rippen in ihrem Wachsthume aufgehalten werden, folglich an Groͤße, Guͤte und
Werth verlieren. Man ſucht zwar dieſen Nachtheil moͤglichſt dadurch zu heben,
daß man im Herzen der Pflanze den Blumenſtengel mit einem Meſſer abſchneidet,
wodurch zwar etwas geholfen wird, jedoch bleiben die Blattrippen nur klein.
Zum Samentragen ſind die alten Kardonenpflanzen beſonders geeignet, da—
her man zu dieſem Behuf die ſchoͤnſten und vorzuͤglichſten ausſucht.
Man bindet den Samenkopf, am beſten in der Bluͤthe, vermittelſt eines ne—
benſtehenden Stockes auf die Seite, ſo daß ſelbiger faſt in einer horizontalen Lage
liegt, oder der obere Theil ſich der Erde zuneigt. Dieſe Vorkehrung iſt noͤthig
um Regen, Thau und Faͤulniß abzuhalten.
Die jungen, aus Samen gezogenen Pflanzen, kommen im erſten Jahre in
unſerm noͤrdlichen Klima nur in den guͤnſtigſten und beſten Jahren zur vollen Bluͤthe.
In Abſicht des Bleichen (blanchiren) giebt es vielerlei Methoden.
1. Man bindet die Pflanzen mit Stroh feſt zuſammen: legt um jede Pflanze
bis zur Spitze langen Pferdemiſt oder Krumſtroh, im erſteren Falle jedoch nur
ſolchen, der nicht viel Waͤrme enthaͤlt, um in Gaͤhrung und Faͤulniß uͤbergehen zu
koͤnnen, welches beim Genuß der gebleichten Karden einen unangenehmen Geſchmack
zur Folge hat. Nach 3 bis 4 Wochen, je nachdem mehr oder weniger Luftzug
die Pflanzen getroffen hat, ſind ſie zum Genuß brauchbar.
2. Die Pflanzen werden wie ad 1 umbunden, doch mit dem Unterſchiede,
daß die Pflanzen mit ihrem Erdballen ausgegraben, alsdann in einem trocknen
Keller in feuchtem Sande eingeſchlagen und zuweilen unterſucht werden muͤſſen,
um etwaniger Faͤulniß und Schimmel vorzubeugen.
3. Wie ad 1 und 2 koͤnnen die eingebundenen Pflanzen an einem trock—
nen Ort (Schoppen oder Remiſe) 12 Fuß tief in einer horizontalen Lage vers
graben werden; nach Verlauf von 3 bis 4 Wochen ſind ſie ganz zum Genuß
geeignet.
278
VI. Rhabarber.
Rheum.
Mehrere Arten von Rhabarber werden in Gärten kultivirt, theils um die
jungen Blätter und die Blattrippen, theils um die unentwickelten Bluͤthenriſpen
als Gemuͤſe zu benutzen. Es find dies: Rheum Rhaponticum, compactum,
palmatum und befonders Rheum undulatum.
Der Rhabarber liebt guten, mit Humus geſchwaͤngerten, geduͤngten, rigolten
mehr Sand- als Lehm- und Thonboden, da er mit feinen Wurzeln 2 Fuß tief
in den Boden eindringt; es iſt daher gut demſelben einen tief gelockerten Boden
zu geben, welcher zur Groͤße und Guͤte der Pflanzen und Wurzeln weſentlich
beitraͤgt.
Die Vermehrung der Rhabarber, Pflanzen geſchieht auf zweierlei Art: 1 durch
Samen, welcher nach feiner Reife im Herbſte oder im Monat März moͤglichſt
auf ein warmes Miſtbeet ausgeſaͤet wird, wo dann die jungen Pflanzen Ausgangs
Mai 22 Fuß in Verband ausgepflanzt werden.
Im erſten Jahre zeigen ſich Feine Bluͤthen, ſondern nur im Aten und ten.
Das Reinhalten von Unkraut nebſt Angießen bei Trockenheit des Bodens, muß
dann und wann wiederholt werden, auch im Winter muß man, wenn die wohls
thaͤtige Schneedecke fehlt, vor dem tief eindringenden Froſte mit altem Miſte
oder Baumlaub ihn zu ſchuͤtzen ſuchen.
Die 2te Art der Rhabarber zu vermehren, beſteht darin: Gegen Mitte des
Monats April entfernt man die Erde von den Seiten der alten Pflanzen, loͤſet die
Nebenſchoͤßlinge mit einem Meſſer ab, und wenn auch eine Wunde oder Beſchaͤ—
digung an dem alten Mutterſtocke ſich ergeben ſollte, fo ſchadet dies keinesweges,
da die Wunde nach der Zeit ſich vernarbt und verwaͤchſt.
Die Blattrippen, als ein wohlſchmeckendes vortreffliches Gemuͤſe zuzubereiten
und zu benutzen, iſt den Englaͤndern ſchon ſeit langer Zeit bekannt, da wir Deuts
ſchen (weil es Rhabarber iſt) ein Vorurtheil gegen die Pflanze haben, fo wer—
den
*) Siehe hiebei auch:
Dietrich Gärtner Lexikon Bd. 8. p. 120; Noisette Handbuch der Gartenkunſt Bd. 2 Thl. 2.
pag. 66.
279
den wir, ehe deren Güte als Gemuͤſe allgemeiner bekannt geworden fein wird,
nur mit der Zeit Geſchmack daran gewinnen und uns daran gewoͤhnen.
Ich nehme mir hierbei die Freiheit, die Zubereitungsart deſſelben auf eine
ganz einfache Art darzuthun:
Nachdem die Blattrippen die Hälfte ihrer gewoͤhnlichen Größe erreicht ha—
ben, welche gewoͤhnlich * Zoll im Durchmeſſer beträgt (die größeren find hart
und ſtrohartig), werden fie von den Pflanzen mit einem Meſſer abgeloͤſet, das
Laub davon entfernt, alsdann in 1 Zoll lange Stuͤcke geſchnitten, die aͤußere Haut
oder Rinde mit dem Meſſer abgezogen, rein abgewaſchen, in einem Keſſel oder
Kaſſerolle gahr gekocht, alsdann in einen Durchſchlag gethan, fo daß alle Fluͤſſig⸗
keit völlig abläuft. Es kommen dann zu 1 Pfund Blattrippen:
= oder * Pfund klein geſtoßener Zucker,
Loth Zimmet dito,
3 Stuͤck ganz fein gehackte Zitronenſchaalen.
Hierzu wird eine halbe Theetaſſe voll kochenden Waſſers gegoſſen und das Ganze
in dem Kochgefaͤß auf dem Feuer voͤllig weich und gahr gekocht.
DE)
Verhandlungen 5 Band. 39
XLV.
Bemerkungen
uͤber den Urſprung der Thraͤnenbaͤume.
Auszug aus einem Schreiben des Herrn William Anderſon d. d. botaniſcher
Garten zu Chelſea am Löten Januar 1828.
Ich habe nie eine gedruckte Nachricht geſehen, auf welche Weiſe verſchiedene
Abarten der Baͤume entdeckt worden ſind, wie z. B. die Thraͤnen-Eſchen. Dieſen
Mangel an Nachrichten koͤnnen wir aus keinem andern Grunde herleiten, als weil
die Perſonen, die jene Abarten entdeckten, entweder den Urſprung derſelben nicht
beobachteten, oder ihre Entdeckung aus eigennuͤtzigen Abſichten verheimlicht haben.
Wenn nun dieſer Gegenſtand in Deutſchland nicht beſſer bekennt iſt, als in Eng—
land, ſo wird die folgende Nachricht von meinen Beobachtungen der Geſellſchaft
nicht unintereſſant ſein. Wir ſehen auf Baͤumen haͤufig Fascikel oder Buͤndel
von Zweigen, welche in der Entfernung wie ein Vogelneſt ausſehen, in der Naͤhe
finden wir aber, daß ſie aus einer Maſſe von ſehr duͤnnen Schoͤßlingen beſtehen.
Man bemerkt dieſe Buͤndel zufaͤllig auf verſchiedenen Baumarten, haͤufig aber auf
der Betula alba. Im Jahre 1808 entdeckte ich ein ſolches Buͤndel auf einem
Dornbaum Crataegus (Mespilus) Oxyacantha, mit den Zweigen dieſes Buͤn—
dels pfropften wir junge Dornbaͤume und ſie bildeten in zwei oder drei Jahren
ſehr niedliche Thraͤnenzweige. Um dieſelbe Zeit hatten wir auch ein ſolches Buͤn—
del auf der Ulmus campestris entdeckt, von dem wir einige Augen erhielten, die
wir in einen geſunden jungen Baum ſetzten, und jedes Auge brachte einen langen
Thraͤnen⸗Schoͤßling hervor.
281
Nach dieſen gelegentlichen Entdeckungen wuͤrde man ſich leicht eine große
Sammlung haͤngender Baͤume verſchaffen koͤnnen; unſere Gaͤrtner bauen aber
keinen fo viel an, als die Eſche, Fraxinus excelsior pendula £. Ait. Kew.,
welche Varietaͤt aus Samen gezogen ihren eigentlichen Charakter wieder erhaͤlt,
wir beſitzen verſchiedene dergleichen Baͤume von ungefaͤhr 10 Fuß Höhe, die aus
Samen gezogen wurden, welcher auf einem Original-Baum reifte, den man 1780
von dem Beſitzer einer Pflanzſchule erhielt, die ihn einige Jahre zuvor in unſerer
Nachbarſchaft zu Newmarket in der Grafſchaft Cambridge entdeckt hatte. —
39 *
XLVI.
au 5 u 9
aus der Verhandlung aufgenommen in der 69ſten Verſammlung des Vereins
am sten Oktober 1828.
Der Direktor referirte:
1. Im weiteren Verfolg der in der Verſammlung vom 27ſten Juli c. vor
getragenen, zur Aufnahme in die Druckſchriften beſtimmten Abhandlung des Herrn
Kunſtgaͤrtner Touſſaint über Melonenzucht,“) in Bezug auf die in der öten Liefe—
rung unſerer Verhandlungen S. 166 publizirten Preisfrage:
„Welchen Einfluß aͤußern die Erd- und Duͤnger-Arten und deren Miſchung
auf die Fruͤchte der in einem Miſtbeete oder in einem Treibhauſe gezo—
genen jaͤhrigen und Staudengewaͤchſe?“
iſt der bei der Preisbewerbung noch zu fuͤhren gebliebene Nachweis:
wie die, nach der beſchriebenen Methode in den verſchiedenen, dort naͤher ange—
gebenen Miſchungs Verhaͤltniſſen erzogenen Fruͤchte ſich in Anſehung des Ge;
ruchs und Geſchmacks verhalten haben.
durch die von einem dazu ernannten beſonderen Ausſchuſſe in Gegenwart des Di—
rektors und des Secretairs der Geſellſchaft an Ort und Stelle bewirkte Pruͤfung
erlangt, und das Reſultat nach der daruͤber aufgenommenen und vorgetragenen
Verhandlung vom 17ten v. M. dahin ermittelt:
) ©. Nr. XLVII.
283
daß der in der Miſchung von Pferde-Duͤnger und? Laub-Erde gezogenen
Frucht, an hervorſtechendem Aroma und ausgezeichnetem Geſchmack der Bor;
zug vor den in anderen Miſchungen erzogenen Melonen derſelben Art (gelb:
fleiſchige Cantalupe) gebuͤhre. ®
Minder vorzüglich, wiewohl vor andern dennoch ausgezeichnet an Geruch und
Geſchmack, ergaben ſich in nachſtehender qualitativen Reihefolge diejenigen Fruͤchte /
welche erzogen waren: 5
in 1 Schweine-Dünger und 2 Heide; Erde — befonders ſaftreich, ſuͤß und
aromatiſch.
in 2 Schweine⸗Duͤnger und Holz-Erde, — füß, ſaftreich ſehr aromatiſch und
ſchmelzend.
in 2 Kuh⸗Duͤnger und z Holz⸗Erde, — ſehr ſuͤß und ſehr aromatiſch, doch we—
niger ſaftreich.
in 3 Schweine- Dünger und 3 Torf-Erde, — ebenfalls ſehr ſuͤß, aromatiſch, doch
weich und ſchmelzend.
am wenigſten aromatiſch, zwar ſuͤß, doch mehr mehlig wie ſaftig, ergab ſich die
in 2 RubsDünger und = Torf-Erde erzogene Frucht.
Da hiernach der Vorbehalt in der Verhandlung vom 27ſten Juli c. in Bes
zug auf die Preisbewerbung erledigt iſt, ſo ward zur Abſtimmung uͤber die Ge—
waͤhrung des ausgeſetzten Preiſes von 20 Stuͤck Friedrichsd'or geſchritten, und
dieſer dem Herrn Touſſaint einmuͤthig zuerkannt.
Der Vorſtand wird hiernach das Weitere veranlaſſen, mit der Maßgabe, die
angeſtellten Verſuche zur mehreren Vervollſtaͤndigung der in der Abhandlung mit—
getheilten data mit Genauigkeit fortzuſetzen, und von dem Erfolge zu ſeiner Zeit
weiteren Bericht zu erſtatten.
II. In Bezug auf die nach der 10ten Lieferung unſerer Verhandlungen S.
215. noch bis zum Iſten März 1829 laufenden Preisfrage:
„Laſſen ſich Abaͤnderungen in der Farbe der Blumen dadurch hervorbrin—
gen, daß der Bluͤthenſtaub auf die Narben anders gefaͤrbter Blumen, je—
doch derſelben Art, aufgetragen wird?“
ſind unter Vorbehalt der Preisbewerbung eingeſendet worden, ſechs Exemplare von
Dianthus bei denen die Blumen für die der gemeinen Garten-Nelke, Dianthus
284
Caryophyllus L., die Blätter aber für die von D. barbatus L. erkannt wurs
den. Der unbekannte Einſender wird oͤffentlich aufgefordert werden, die hierzu
gehoͤrige Abhandlung zur feſtgeſetzten Zeit einzuſchicken.
III. Die in der Verſammlung vom 7ten September e. vorbehaltene Abſtim⸗
mung der Geſellſchaft über die nach der Verhandlung vom Zten Februar c. (10te
Lieferung der Verhandlungen, S. 74. f.) bedingte Preisbewerbung des Herrn Hof—
gaͤrtner Voß auf die Erziehung feiner Gemuͤſe, fand zu Gunſten des Preisbewer—
bers ſtatt, wonach die Gewaͤhrung des ausgeſetzten Preiſes von 20 Stuͤck Frie—
drichsd'or bewilligt ward.
IV. Von unſerem korreſpondirenden Mitgliede Herrn Handelsgaͤrtner Zigra
in Riga ſind eingeſendet worden.
a. eine Beſchreibung feiner vereinfachten, aber ſonſt ſchon bekannten Dampf;
heizung der Gewaͤchshaͤuſer, die nach den bisherigen Erfahrungen hauptſaͤch—
lich nur fuͤr kleinere Haͤuſer zur Anzucht von Stecklingen und dergleichen
mit Nutzen anzuwenden iſt;
b. Witterungs⸗Beobachtungen vom Januar 1827 bis inel. April 1828 in Be⸗
zug auf den dortigen Gartenbau, die an ſich intereſſant, doch für den Gartens
bau im Klima von Deutſchland weniger weſentlich ſind. Denjenigen geehr—
ten Mitgliedern die daran ein befonderes Intereſſe nehmen möchten, wird ans
heim geſtellt, ſich dieſerhalb an den Seeretair der Geſellſchaft zu wenden.
c. Korreſpondenz-Nachrichten vom Ural, die, wenn gleich an ſich intereſſant,
fuͤr unſere Zwecke nicht geeignet ſind.
d. Zwei Proben von Chineſiſchem und Kalmuͤckiſchem Weizen, die dem Herrn
Baron von Witten in Osdorf und dem Herrn Baron von Kottwitz zu
Nimptſch in Schleſien zur verſuchsweiſen Kultur und Berichtserſtattung
mitgetheilt werden ſollen.
V. Von Herrn Myer in London ſind uns im Verfolg der Mittheilungen
in der vorigen Sitzung die vorliegenden Proben verſchiedener Kartoffel-Arten
eingeſendet, namentlich:
1. Eſchenblaͤttrige oder Alderney-Kidney- Kartoffel, (Ash-leaved or Al-
derney Kidney Potatoe) auch Damen-Finger genannt, vorzugsweiſe zum
285
Treiben geeignet, auf welche Weiſe man dort um Weihnachten und im
Monat Maͤrz neue Kartoffeln hat.
2. Frühe Miſtbeet⸗Kartoffeln (Early frame potatoe).
3. Neue Weſtamerikaniſche Fruͤhkartoffeln (New early west american
potatoe), die bis jetzt aͤußerſt ſelten, und noch im vorigen Frühjahr in
London mit 1 Schilling das Stück bezahlt worden iſt. 7
4. Schor-Kartoffel (Shor potatoe) ausgezeichnet durch beſonders reichlichen
Ertrag.
Herr Garten-Direktor Otto wird davon verſuchsweiſe auslegen, auch ſoll den
Herren Hofgaͤrtnern Braun und Voß, ingleichen dem Herrn Praͤſidenten v. Gold—
beck und Geh. MedizinalRatb Dr. Welper zur verſuchsweiſen Kultur und An—
zeige des Erfolges davon mitgetheilt werden.
VI. Außerdem iſt uns von Herrn Myer noch eine zur Aufnahme in unſere
Verhandlungen beſtimmte Abhandlung uͤber die Kultur der Pelargonien in Eng—
land mitgetheilt, welche verlefen ward *)
VII. Von den zu unſeren Ehren⸗Mitgliedern ernannten Profeſſoren, Herrn
Henſchel aus Breslau, Reinwardt aus Leyden und Herrn Doktor Goeppert aus
Breslau, ſind uns die von denſelben bei Gelegenheit der hieſigen Verſammlung
deutſcher Naturforſcher und Aerzte gehaltenen intereſſanten Vortraͤge:
Ueber Beſtaͤubung der Pflanzen; )
Ueber den Charakter der Vegetation auf den Inſeln des Indiſchen Archipels; )
Ueber die Wirkung der narkotiſchen Gifte auf die Pflanzen-Begetation.****)
zur Aufnahme in unſere Verhandlungen auf diesfaͤlliges Erſuchen, wohlwollend
mitgetheilt, und werden demnach durch unſere Druckſchriften bekannt gemacht werden.
VIII. Von unſerem Ehrenmitgliede, Herrn Profeſſor Treviranus in Breslau
erhielten wir eine Abhandlung über ein den Kiefern-Pflanzungen ſchaͤdliches Inſekt
„) S. Nr. XLVIn.
„) S. Nr. XIIX.
rs) S. Nr. L.
wer) Hat zur Vermeidung eines längeren Aufenthaltes dieſes Heftes bis zur Erſcheinung
der folgenden Lieferung ausgeſetzt bleiben muͤſſen.
286
(Lyda erythrocephala) nebſt Abbildung deſſelben nach der Natur, unter Bei—
fuͤgung einiger von demſelben beſchaͤdigten Kiefernzweige. Da der Herr Einſen—
der den Wunſch aͤußert, daß Entomologen, mit der Lebensart des Inſektes be—
kannt, Vorſchriften an die Hand geben moͤchten, wie den Verwuͤſtungen durch
daſſelbe vom Gaͤrtner vorzubeugen waͤre, ſo wird der Aufſatz, vor der Aufnahme
in unſere Verhandlungen, noch unſerm Ehren-Mitgliede, dem Herrn Geheimen
Medizinal⸗Rath und Profeſſor Dr. Klug zur diesfaͤlligen Aeußerung mitgetheilt
werden.
VIII Herr Gutsbeſitzer Baron v. Kottwitz zu Nimptſch in Schleſien macht
uns Mittheilung von verſchiedenen durch ihn angebauten Getreide-Arten, imgleichen
von der Reichhaltigkeit des Ertrages und der Nutzanwendung der durch ihn gleich—
falls kultivirten Zizania palustris. Zur näheren Recherche dieſer beachtenswer⸗
then Angaben wird die Mittheilung von Samen jener verſchiedenen Cerealien er—
beten, und demnaͤchſt der Erfolg der anzuſtellenden weiteren Verſuche der Ge—
ſellſchaft bekannt gemacht werden.
IX. Von unſerem Ehrenmitgliede Herrn Ober-Forſt-Rath Cotta in Tharand
iſt uns unter Beifuͤgung einer erlaͤuternden Abbildung eine Mittheilung geworden,
über die in einem Grasgarten zu Tiefenau bei Großenhayn in Sachſen beobach—⸗
tete merkwuͤrdige Erſcheinung, nach welcher ſeit dem Jahre 1819 daſelbſt regel—
maͤßig alljaͤhrlich auf einem in der Naͤhe eines Waſſergrabens gelegenen, einen
Halbkreis bildenden Grasplatze, ein ziemlich breiter Grasſtreifen ohne merkliche aͤu—
ßere Veranlaſſung gaͤnzlich verdorrte, im darauf folgenden Jahre aber um ſo ſchoͤne⸗
ren, fetteren Graswuchs lieferte, und zwar von ganz anderen Pflanzen, als zuvor
darauf geſtanden, von denen:
Geranium malvaefolium Schleicher,
G. molle L. und
Bromus mollis,
die vorherrſchenden find. Dieſer Wechſel iſt regelmäßig nach dem Innern des
Grabens fortſchreitend bis jetzt eingetreten. Es iſt die Mittheilung des Auffages
durch unſere Druckſchriften vorbehalten, nachdem zuvor noch einige naͤhere data
werden eingefordert ſein.
X. Im Verfolg der in der vorigen Verſammlung geſchehenen Erwaͤhnung
287
des Knochenmehles als Duͤngmittel hat der hieſige Kaufmann Herr Acoluth ſich
erboten, den Centner dieſes Materials fuͤr 1 Rthlr. 10 Sgr. zu liefern, und wenn
ihm die Knochen dazu gegeben werden, fuͤr 1 Rthlr. pro Centner; wonach zu dem
erſtgedachten Preiſe vorläufig 10 Centner, behufs anzuſtellender Verſuche von
Seiten des Vereins beſtellt worden ſind, indem der Gegenſtand, bei aller Anre—
gung und Eroͤrterung durch verſchiedene oͤkonomiſche Zeitſchriften, doch durch
Verſuche noch nicht gehoͤrig aufgeklaͤrt iſt.
Herr Fabrikbeſitzer Schumann bemerkte bei dieſer Gelegenheit, daß er dieſes
Duͤngmittel, freilich in ſtarker Anwendung, namentlich beim Spargel, als ganz vorzügs
lich erprobt, und gegenwaͤrtig auf ſeiner Dampf-Maſchine 20 Centner bereitet habe.
um damit neue Verſuche anzuſtellen, deren Reſultate er zu ſeiner Zeit mittheilen werde.
XI. Vom Herrn Landrath v. Hauer in Solingen find uns intereſſante Aeu—
ßerungen auf die in Folge des Vortrags beim Jahresfeſte 1827 erlaſſenen Ruͤck—
fragen zugekommen, die dem Herrn Geh. Ober-Regierungsrath Bethe behufs
der guͤtigſt übernommenen Ausarbeitung des Generale zugeſtellt werden ſollen.
XII. Die durch mehrere oͤkonomiſche Zeitſchriften verbreitete und auch in
unſeren Verſammlungen ſchon erwaͤhnte Nachricht, daß das vom Herrn Wirth—
ſchafts⸗Rath Petri entdeckte perennirende Futterkraut
5 Aster Amellus
ſein ſolle, hat den Herrn Garten-Direktor Otto veranlaßt, bei Gelegenheit ſeiner
diesjaͤhrigen Reiſe nach Wien den Gegenſtand genauer zu erforſchen, woraus ſich
ergeben hat, daß die Bezeichnung dieſes angeblichen Futterkrautes, als Aster
Amellus, ganz unrichtig, daſſelbe vielmehr aller Wahrſcheinlichkeit nach
Aster novi Belgii oder tardiflorus
ſein werde.
XIII. Vom Herrn Garten⸗Inſpektor Hartweg in Karlsruhe find uns Proben
von drei Arten Weintrauben zugegangen, die durch ihre fruͤhe Reife fuͤr unſer
Klima wie fuͤr noͤrdlichere Gegenden, ganz vorzuͤglich geeignet ſind, und auch
hier haͤufig gezogen werden, naͤmlich:
1. Diamant- oder Perl-Traube, beſonders zum Treiben vortheilhaft geeignet.
2. Chasselas blanc musque — Gut; oder Schoͤn⸗Edel mit Muskateller Ge—
ſchmack von ausgezeichneter Schoͤnheit des Geſchmacks.
Verhandlungen 5 Band. 40
288
3. Malvoisie rouge d’Italie, — rother Italieniſcher Malvaſier — der bes
fonders dadurch ſich auszeichnet, daß er weder durch Näffe während der
Bluͤthezeit, noch durch Kälte leidet.
Der Herr Einſender beabſichtigt bei dieſer Mittheilung nur feine Bereit
willigkeit zur unentgeldlichen Ueberlaſſung von Reiſern an die Mitglieder des
Vereins zu bezeigen.
XIV. Herr Kaufmann Valkenberg in Worms, unſer Ehren-Mitglied, hat
uns zwei Exemplare Schlangen-Gurken uͤberſendet, die jedoch in verdorbenem Zus
ſtande eintrafen. Der Herr Einſender wird daher um Mittheilung von Samen
dieſer Gurkenart erſucht werden.
XV. An Geſchenken ſind uns zugekommen:
1. von dem Herrn Stadtrath Apotheker Keller zu Freiburg im Breisgau, unfes
rem Ehren⸗Mitgliede, 10 Stuͤck Dukaten zur Kaſſe des Vereins, wofuͤr
demſelben gebuͤhrend gedankt wird.
2. von dem regulirten Chorherrn Herrn Schmidberger zu St. Florian, unfes
rem Ehren⸗Mitgliede, ſein aͤußerſt ſchaͤtzbares Werk:
„Kurzer praktiſcher Unterricht von der Erziehung der Obſtbaͤume in Gartens
Toͤpfen oder der ſogenannten Obſt-Orangerie.“ Neue Auflage, Linz 1828, 8.
welches ſich durch die kurze und doch ſo deutliche Anweiſung jedem Liebhaber
der Obſt⸗Orangerie empfiehlt, ungemein viel Beachtenswerthes enthält, und
dankbar unſerer Bibliothek einverleibt wird.
3. von der Landwirthſchafts-Geſellſchaft in Celle, einige Stuͤcke des hannoͤver—
ſchen Magazins, Nachrichten der Geſellſchaft enthaltend, mit der Zuſicherung
der kuͤnftigen Mittheilung einer unter Aegide des engern Ausſchuſſes heraus
zugebenden landwirthſchaftlichen Schrift:
Haushalts⸗Spiegel
betitelt.
11 e b e * . i ch 110 Beilage III. zur Abhandlung * XLVII.
wie die Erd- und Duͤnger-Miſchungen auf die Fruͤchte von Melonen: Pflanzen gewirkt. Nach einjaͤhriger Erfahrung. 1827.
Summa Gewicht der am
m 28. Mat 182 Zeit des Fruchtanſatzes.] Zeit der Reife der Fruͤchte.
um 2
Zeit des Aufgehens. Zeit der Vuͤthe. Von den unverpflanzten. Von den verpflanzten.
Erd Durch „| ausgelegten 1
2 ſchnitts⸗ amenkoͤrner. 9 9 9 8 9
rd⸗ ch © kö 8 2 9 2 1
9 11 5 f = = sl Ei E ae elle a el =
und 0 Sale S S s S ese
Maaß. Gewicht. Grade 8 b fee Datum a3 5 Datum as = Datum a2 > & 8 2 2 8 = 2 |e\& 2 72 25
0 8 wäbrend 5 Idas erſte Sar S 8 sei e s=| 2 || 2 = =. = Zell & |el =
Duͤngermiſchung. der Beob⸗ Alte. Friſche menkorn auf der Bald. des erflen 2 8 der erſten f 8 8 8 S S S S 8 | &
langs ö . erſten Früchte. 2 8 Fruchtanſatzes. 3 8 & iſen Frucht. 8 & IE] & 2 8 & = lels| = |5| &
5 gegangen. S A: Fruchtauſah s n ME * >) 8 al 8 S IS ja © al S
DB. Sa. , Sa. Gran. | Gran. a. _a._b ab. la. b. a. b. a. b. a. b. a. b. La. 4. % K. 4% b.. % UK N . b.
3 Schweineduͤnger 24 120
4 Lauberde 12 64
1. 5 363 1 2 1 4 629. b ; ;
& Se am [3 + [33 #.}20.mat1827.| 0| 1] 0| 121. Juni1827 [al 1 1l 28;
221
3 Kuhduͤnger 24 108 3%
+ Lauberde 12 644
136 172% 6155 2 2425 15
22213
2 Lauberde 24 129 3
3 Pferdeduͤnger 12 33
3. — 36 162 50601 2 #33 1%
— —
20270
2 Lauberde 24 129
4 Schweineduͤnger [12 | [60
4. 36 189 5638 2 33
20345
3 Lauberde 24 129
Kuhduͤnger 12 54
5. 36) | 183 5624 |3 3 32 1%
2023: 5
Lauberde 24 129 eg
+ Lehm 12 1032
6. 36 232} | 5471 | 39%
2 Lauberde a
Holzerde
2 5386 ( 2 5
19239
2 Lehm =
Lauberde
& 5363 |3 3 133 33
Holzerde 19533
3 Lauberde
9. ı 12 ıs 2
5230 2 2 26 Juni. 12. Aug. 1827.
19233 +
3 Pferdedünger Sur
3 Lauberde
10. 5125 | 3 5 7%
18335
7597
0
Durch
ſchnitt.
XLVII.
Ver ſuſch
zur Beantwortung der über den Einfluß der Erd⸗ und Duͤngerarten auf jährige
Gewaͤchſe aufgeftellten Preisfrage,
vom
Handelsgaͤrtner Herrn Touſſaint in Berlin.
Die Natur ruft beſtändig uns zu:
Frage oft und geſchickt und ich werde Antwort geben,
Waun Einem Wohlloͤblichen Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den
Königlichen Preußiſchen Staaten die Anlagen auf Veranlaſſung einer, in der öten
Lieferung der Verhandlungen Eines Wohlloͤblichen Vereins bekanntgemachten Preis—
Aufgabe uͤbergeben werden; ſo geſchieht es wohl weniger in der Hoffnung, den
Preis zu erringen, welcher daſelbſt Pag. 166 auf die Beantwortung der Frage:
Welchen Einfluß aͤußern die Erd- und Düngerarten und deren Miſchung
auf die Früchte, der in einem Miſtbeete oder in einem Treibhauſe gezo—
genen jaͤhrigen Stauden-Gewaͤchſe?
ausgeſetzt iſt, als hauptſaͤchlich in der Abſicht die anderweitig eingeſandten Reſultate
der uͤber dieſen Gegenſtand angeſtellten mit reicheren Mitteln, ſo wie mit mehr
Umſicht gefuͤhrten und durch ſchaͤrfere Beobachtungen unterſtuͤtzten Verſuche viel—
leicht zu ergaͤnzen oder zu beſtaͤtigen.
Da zu genuͤgender Loͤſung der obigen Preisaufgabe eine Sammlung mehrjaͤh—
riger Erfahrungen gehoͤrt, ſo koͤnnen die nachfolgenden Verſuche, die bis zum feſt—
40 *
290
geſetzten Termin der Ablieferung einer auf die Aufgabe ſich beziehenden Abhand—
lung nur waͤhrend eines Sommers hatten gemacht werden koͤnnen, nur als Probe
dienen, damit ſich ergebe, ob es der Mühe lohne dieſe Verſuche zu wiederholen
und zu vervollſtaͤndigen.
Es ſind die nachfolgenden zur Loͤſung der Aufgabe angeſtellten Verſuche an
der Melonenpflanze, und zwar an einer Art derſelben, die zu den Barbaresken ges
hoͤrt, gemacht worden, weil ihre Fruͤchte durch Größe, Saftfuͤlle und ihre übrigen
Eigenſchaften am geeigneteſten ſchienen, die Veraͤnderungen wahrnehmbar zu machen,
die die Erd» und Düngerarten und ihre Miſchungen hervorbringen möchten, und
die ſich kuͤnftig erſt beſtimmen laſſen, weil wohl anzunehmen iſt, daß die Samens
koͤrner, die bei dieſem Verſuche ausgelegt wurden, einen Impuls von der fruͤheren
Erdart uͤberkommen haben, der im Stande iſt der Einwirkung anderer Miſchungen
auf ein Jahr, vielleicht noch laͤnger, ſo zu widerſtehen, daß dieſe Einwirkungen erſt
vollſtaͤndig geſehen und wahrgenommen werden koͤnnen bei Fruͤchten aus Samen
gezogen, der von ſolchen Fruͤchten genommen wurde, die ſchon aus der neuen Erd—
art adſtammen.
Es iſt bei vorliegendem Verſuch mit der Genauigkeit verfahren, die hoffen
läßt, daß das Auslegen der Samenkoͤrner unter moͤglichſt gleichen Verhaͤltniſſen
ſtatt gefunden habe. Nicht das Auge allein entſchied beim Auswaͤhlen des Sa—
mens, der ausgelegt werden ſollte. Es wurden aus einer ziemlichen Anzahl Koͤr—
ner die groͤßten, alſo wahrſcheinlich auch die ausgebildetſten, und von dieſen durch
eine ſehr ſenſible Wage die ſchwerſten ausgewaͤhlt. Manches Korn wurde ver—
worfen, deſſen Groͤße es nicht erwarten ließ. Beim Oeffnen ſolcher Samenkoͤrner
ergab ſich die unvollkommene Ausbildung der Mandel.
Der Wunſch, alle Samenkoͤrner von gleicher Schwere auslegen zu koͤnnen,
war nicht ausfuͤhrbar, weil unter den zur Wahl geſtellten nicht ſo viel zu finden
waren, als gebraucht wurden. Die meiſten, aber auch die ſchwerſten wogen 2,
mehrere 35 und einige „+ Gran.
Die Erdarten wie die Duͤngerarten wurden mit Genauigkeit abgemeſſen und
gewogen. Zur Fuͤllung eines Miſtbeets reichten 36 Berliner Metzen hin. Es
wurde Lauberde zur Baſis genommen und dieſe gemiſcht mit friſchem Schweines,
Kuh⸗ und Pferde⸗Duͤnger, mit Lehm und mit Holzerde und zwar fo, daß ein;
291
mal 2 der Baſis und = der einen oder der andern Miſchung die Miſchungs Ver⸗
haͤltniſſe der Erdart waren, worin die Samenkoͤrner gelegt wurden. Auf dieſe
Weiſe entſtanden 10 Beete. Sie wurden den 23ſten Mai 1827 in gewoͤhnlicher
Art der Miſtbeete angelegt; die Koͤrner konnten aber erſt am 25ſten Mai ausge⸗
legt werden, weil die Waͤrme in den Gemengen mit animaliſchem Duͤnger, durch
die Unterlage von Pferdeduͤnger unterſtuͤtzt, ſo groß war, daß es bedenklich ſchien,
den Samen ſogleich einzulegen. Einige Tage nach Legung des Samens entſtand
der Wunſch die Temperatur zu beobachten, die die Erd- und Duͤngermiſchungen
entwickeln würden, und deshalb ward am 31ſten Mai Abends in die Mitte jedes
der 10 Beete ein Thermometer bis zum 0 Punkt in die Erde eingeſenkt und bis
zum Schluß des Verſuchs unverruͤckt darin belaſſen. Täglich wurde 3 mal, Mor:
gens um 8 Uhr, Mittags um 1 Uhr und Abends 6 Uhr die Temperatur beob—
achtet und aufgezeichnet, die Summe dieſer Beobachtungen zeigt die Beilage
Nr. 1. nach den verſchiedenen Monaten und nach der Beobachtungszeit, ſo wie
die Totalſumme aus allen Beobachtungen. Es ergiebt ſich aus dieſer Tabelle
durch leichte Rechnung auch die Differenz in dem Temperaturverhaͤltniß der
verſchiedenen Miſchungen und in welchem Verhaͤltniß die Temperatur in den
verſchiedenen Miſchungen allmaͤlig abnahm.
Die Beilage Nr. II. enthält in gedraͤngter Kürze, was ſich bei dem Wachs;
thum der Pflanzen, der Bluͤthen und der Fruchtbildung, beobachtungswerthes zus
getragen hat.
Da mit dem Experiment auch die Forſchung verbunden wurde, ob es ge—
gruͤndet ſei, was manche Gaͤrtner als Factum annehmen, daß friſcher Melonen—
Samen dadurch, daß man ihn einige Wochen in einer Binde um den Leib traͤgt,
eben ſo reichlich zutrage als der, welcher ſchon Jahre lang aufbewahrt worden, ſo
iſt in den Beilagen der friſche Samen, der ſo behandelt worden, mit dem
Buchſtaben a, der friſche Samen mit dem nichts vorgenommen, mit b be
zeichnet.
In jedem Miſtbeete wurden 4 Samenkoͤrner, 2 von der Sorte a und 2
von der Sorte b ausgeſteckt. Damit ſie in gleicher Tiefe in die Erde kaͤmen,
wurden mit einem ebenen Brettchen, an dem zwei Zapfen von einem halben Zoll
Laͤnge in zwei Zoll Entfernung befeſtigt waren, die Vertiefungen gemacht, in dieſe
292
der Samen hineingethan und locker mit fo viel Erde bedeckt, daß die Berties
fung eben ausgefuͤllt ward.
Nachdem der Samen aufgegangen war (von 40 Koͤrnern iſt kein Korn auss
geblieben, gewiß nur Folge der vorſichtigen Auswahl derſelben) und die Pflanzen
das zweite Blatt getrieben hatten, wurden aus jedem Beete eine Pflanze von a
und eine Pflanze von b herausgenommen und in andere Miſtbeete, welche alle
mit gewöhnlicher Miſtbeeterde gefüllt waren, verſetzt.
Das Reſultat dieſer Unterſuchung iſt in der Beilage Nr. III. zuſammengeſtellt,
und darf hier nur angefuͤhrt werden, daß von 20 Pflanzen der Sorte a acht
Fruͤchte mehr, als von eben fo viel Pflanzen der Sorte b gewonnen wurden,
und daß das Durchſchnittsgewicht der Früchte unverſetzter Pflanzen:
von a 2 Pfund 525 Loth
eee e ee
verſetzter Pflanzen:
von a 2 Pfund 85 Loth
ee ee, , ene,
betragen hat. d
Jedes Urtheil uͤber die Einwirkung der Duͤnger- und Erdarten und deren
Miſchung muß aus oben ſchon angeführten Gründen fo lange zuruͤckgehalten wer;
den, bis wiederholte Unterſuchungen das Zufaͤllige von den bleibenden Reſultaten
dieſes Experiments ſondern laſſen.
Um dies mit einiger Zuverlaͤſſigkeit thun zu koͤnnen, iſt es noͤthig:
1. die Duͤngerarten nach mehrfach verſchiedenen Verhaͤltniſſen zu miſchen und
2. den Samen auf die mannigfaltigfte Weiſe in dieſe Miſchungen zu bringen,
naͤmlich:
a. Samen von Fruͤchten die aus irgend einer Miſchung entſtanden ſind, meh—
rere Jahre lang in dieſelbe Miſchung,
b. den Samen dieſer Fruͤchte wieder jedes Jahr in eine verſchiedenartige
Miſchung.
Solche Verſuche überfchreiten aber die Mittel Einzelner, wenigſtens ſolcher
Perſonen, die aus der Gartenkunſt die Mittel für ihre Subſiſtenz gewinnen muͤſ—
ſen, oder derſelben in den Erholungsſtunden leben. Es waͤre daher wohl wuͤn—
293
ſchenswerth, daß ein eigener Garten zu dergleichen Verſuchen angelegt wurde, wo
jeder Verſuch mit hoͤchſter Sorgfalt eingeleitet, mit gewiſſenhafter Genauigkeit be—
obachtet, von Perſonen, die die Pflanzen-Phyſiologie eifrigſt ſtudiren, ab und zu bes
ſchaut wuͤrde, um auch das minder in die Augen ſpringende, welches dem weitern
Forſchen vielleicht ein Fingerzeig werden kann, zu erfahren. Wiſſenſchaft und
praktiſche Gartenkunſt wuͤrden zuverlaͤſſig einen reichen Gewinn von einer ſolchen
Anſtalt erhalten, die ein ſo weites Feld ſich eroͤffnet, daß ſie einmal begonnen, nie
wieder entbehrt werden kann. Ein Einzelner iſt ſchon deshalb außer Stande, die—
ſen Forſchungen vollkommen zu genuͤgen, weil jeder Verſuch mehreremale des
Tages angeſchaut werden muß, weil Jahre lang die unvortheilhaften, ja ſogar nach—
theiligen Einwirkungen ruhig beobachtet werden muͤſſen, ehe man beſtimmen kann,
welches die vortheilhafteſten Miſchungsarten und Miſchungs Verhaͤltniſſe, welches
die dauerhafteſten und welches die an Kraft leicht verlierenden Erd- und Düngers
arten find; fo wie, welche Duͤngerart für dieſe, welche für jene Jahreszeit ge
eigneter iſt.
Wie wäre dies von einem Einzelnen zu begehren, wenn man bedenkt, daß
jede Art von Fruͤchten einer ſolchen genauen Unterſuchung unterzogen werden muß,
und wie unendlich mannigfach die Combinationen werden koͤnnen. Wollte man
aber einen Verſuch anſtellen, welcher mit einiger Sicherheit auf die Wirkung der
angewendeten Erd⸗ und Duͤnger⸗Arten ſchließen ließe, fo würde dieſer eine Zeit
von 9 Jahren erfordern, es koͤnnten dann etwa drei Erdarten zur Baſis angenom⸗
men werden: Lauberde, Holzerde und Heideerde, eine jede derſelben ſollte mit
Pferdeduͤnger, Kuhduͤnger, Schweineduͤnger und Lehm gemiſcht werden, ſo daß
einmal die Baſis 2, das andermal 2 der Miſchung betruͤge.
Auf dieſe Weiſe entſtehen 24 Beete. Um indeſſen dieſelben Reſultate drei—
mal zu bekommen, verdreifache man die Anzahl der Beete, und bilde daraus drei
Reviere. Jedem dieſer drei Reviere treten jahrlich abermals 24 ſolcher Beete
hinzu. Da zwei Reviere beſtimmt find, die Dauer der Wirkung der Erd» und
Duͤngermiſchungen zu pruͤfen, ſo werden in den folgenden Jahren die aͤlteren
Miſchungen unveraͤndert wieder benutzt. Bei dem dritten Revier ſollen alle Ver⸗
ſuche mit friſcher Erde gemacht werden, daher werden alljaͤhrlich die fruͤheren
Beete auch friſch aufgefuͤllt.
294
Im erſten Jahre werden die Samenkoͤrner einer Melone in 24 oder 72
Beete gelegt, jedes Beet erhaͤlt zwei Pflanzen und ſo erhaͤlt man mit Ablauf des
erſten Jahres eine zwei bis ſechsfache Erfahrung, wie jede Miſchung gewirkt hat.
Im naͤchſten Jahre werden in die hinzutretenden 24 Beete die Samenkoͤrner
von den im vorigen Jahre gewonnenen Fruͤchten ſo ausgelegt, daß der Samen fuͤr
jede Miſchung auch nur von der Frucht genommen wird, die aus einer gleichen
Miſchung erzeugt iſt.
Mit den 24 aͤlteren Beeten eines jeden Reviers geſchieht Folgendes:
In den Beeten zweier Reviere bleibt die Erd» und Duͤngermiſchung des vos
rigen Jahres. Nachdem ſie aufgelockert und ihr Volumen, wenn es geſchwunden,
durch die Miſchung aus den Beeten des dritten Reviers, weil dieſe neu angefuͤllt
werden, ergaͤnzt worden, wird in den Beeten des einen dieſer Reviere der Samen
ebenfo ausgelegt, als in den neu hinzugetretenen, in den andern aber ſoll eine Ruͤk—
kung gemacht werden, ſo daß der Samen in jedem Jahre in eine andere Miſchung
kommt. Dieſelbe Ruͤckung geſchieht auch im dritten Reviere, doch mit dem Unter⸗
ſchied, daß die Erd- und Duͤngermiſchung eines jeden Beetes zuvor erneuert wird.
Alle Jahre wiederholt ſich dieſer Verſuch und tritt ein neuer hinzu der die
Ruͤckung noch um eines hinausſchiebt, bis mit dem neunten Jahre die Samenkoͤr—
ner von den Fruͤchten, die jedes Jahr in einer andern Miſchung gewachſen waren,
wieder in die urſpruͤngliche Lage kommen und dann wuͤrde die Vergleichung in—
tereſſant werden, wie die Fruͤchte der Pflanzen, die alljaͤhrlich in derſelben Miſchung
erzogen wurden, ſich zu den Früchten ſolcher Pflanzen verhalten, die alljährlich in
einer andern Miſchung wachſen mußten und nach neun Jahren zur urſpruͤngli—
chen zuruͤckkehrten.
Uebrigens hat man nach Ablauf dieſer neun Jahre 27mal (Zmal gmal) die
Erfahrung gemacht, wie die Fruͤchte der Pflanzen fich verhalten, die immer in der;
ſelben Miſchung gewachſen find, worin die vorjährigen erzogen waren, und das fie
ben und zwanzigmalige Reſultat muß Unterſchiede, wenn deren vorhanden ſind, mit
Beſtimmtheit angeben laſſen, wenn jede Frucht genau gewogen, und gemeſſen,
ihr Saft ausgepreßt, gemeſſen und gewogen und ſo abgedampft wird, daß er
als eine trockne Subſtanz vom Anfange des Verſuchs an, bis zu feinem Schluſſe
aufbewahrt werden kann. Es wird dann eine ſolche Quantität vorhanden fein,
daß
295
daß eine chemiſche Zerlegung entſcheiden Eönnte, wie dieſe Produkte gegen einans
der ſich verhalten.
Dieſes Reſultat kann ſodann verglichen werden mit dem Reſultate, welches ſich
aus den Fruͤchten ergeben wird, die zwar in derſelben, aber aͤlter gewordenen Mi⸗
ſchung gewachſen ſind.
Zwiſchen dieſen beiden Haupt⸗Reſultaten liegen ſodann noch die mannigfachen
Erfolge die ſich ergeben werden aus ungleicher Auslegung des Samens.
Moͤge Ein Wohlloͤblicher Verein den guten Willen nicht verkennen, der
dieſem Verſuch zum Grunde liegt, wenn er auch weiter keine Beruͤckſichtigung
verdienen ſollte. a
Verhandlungen 5. Band. 41
296
8 eiae
zur
Abhandlung Nr. XLVII.
— —— nem,
“lm e “ln ulm ulm un “ln ulm = 0 un = “lm u “In vum “m win “ID ale
Die Summe der Temperatur-“ ER | EL | 22| 22 8 S 8 SS 2 82
=: 2 2 S S S SS 2 S 3 = 3 — S SS
grade in den nebenſtehenden SZ & 2% 2 SE e 3 8 3 8 2 2 2 2
oo 2 o 3 u 3 u 22 S > D oo 2
Miſchungen war: 7 8 S * 2a * 5 5 3 8 2 | sen an
S S 27 21 * W
— — — . — u EEE nt — . —
3 Sin den erſten 30 Tagen. 722 824 873 793 883 808 763 692 647 682
oO
S in den ten 30 Tagen. 487 512 600 519 687 635 504 475 485 487
== in den aten 30 Tagen. 418 437 487 453 559 444 414 423 464 448
Summa | 1627 | 1773 | 1960 i 1765 | 2129 | 1787 | 1681 | 1590 | 1596 | 1617
8 lin den erſten 30 Tagen. | 747 863 908 833 914 839 825 772 713 | 75
SF sin den 2ten 30 Tagen. 526 571 646 570 714 575 575 592 575 585
in den 3ten 30 Tagen. 473 512 547 527 61¹ 506 485 519 523 537
Summa | 1746 | 1946 | 2101 | 1930 | 2239 | 1920 | 1885 | 1883 1811 | 1872
os fin den erſten 30 Tagen. 759 859 gı1 827 907 839 826 777 720 768
ss in den 2ten 30 Tagen. 532 578 651 581 723 584 582 588 572 598
a
in den 3ten 30 Tagen. 461 505 532 521 603 508 497 525 531 531
Summa | 1752 | 1942 | 2094 | 1929 l 2233 | 1931 | 1905 | 1890 | 1823 | 1897
Mittags um 1 Uhr. 1746 1946 2101 1930 2239 1920 1885 1883 1811 1872
Abends um 6 Uhr. 1752 1942 | 2094 1929 2233 1931 1905 1890 1823 1897
— —— mw: —üU⁴DA— — —— — Aẽc—
Summa | 5125 .| 5661 | 6155 | 5624 | 6601 | 5638 | 5471 | 5363 | 0230 5380
Morgens um 8 Uhr. | 1627 1773 1960 1765 2129 1787 1681 1590 | 1596 1617
|
297
Beilage II. zur Abhandlung Nr. XLVII.
Bemerkungen
uͤber das, was ſich bei dem Wachsthum der Melonenpflanzen, die zum Verſuch beſtimmt wur⸗
den, welchen Einfluß einige Erd⸗ und Duͤngermiſchungen auf ihre Fruͤchte äußern, zugetragen hat.
(Am 25ſten Mai 1827 Nachmittags wurden die Kerne ausgelegt.)
55 3 Blühen fand ſich zu bemerken
1. [7 eee.
Lauberde.
Belm Aufgehen und Wachsthum bis
———
—
Was während des Blühens zu
bemerken ſich darbot.
Was während der Fruchtbildung
zu bemerken war.
TI mn
d. 29. Mai 1827 Vormittags war a. 1Jd. 2iften Juni 1827 fing Nr. 1 2. d. 28ſten Juni 1827 ſetzte a. 1 die
und b. 2. aufgegangen.
d. 30. Mai 1827 Vormittags war a. 2
und b. 2 aufgegangen.
Die Pflanzen treiben vorzugsweiſe
gut, ſtehen ſehr kräftig und kurz im
Stiel, und haben beſonders breite und
ſtarke Cotyledonen.
Von a. und b. 1 war am 3ten Juni
„ a. und b. 2. Sten Juni
das erſte Blatt gebildet, die Cotyledo⸗
nen waren anfangs nach innen zu, zu⸗
ſammengerollt.
Kuhdünger.
Lauberde.
Zoſten Mat war b. 1
3üſten Mai
iſten Juni x
Die Pflanzen wachſen üppig,
Ein 2 u. bi u. 2 machte d. 5ten Juni u.
a. 2 U. b. 2 s
a. 1 5
2 ” E u
a.1 „ di. 6ten Juni
das erſte eee ee eee
5555 RESET
= Pferdedünger.
d. 30fien Mai Nachmittags war b
d. tſten Juni Vormittags BE a. 2 u.
d. 2ten Juni Vormittags Cem a,
5 0111 55
a. 2 und b. 1 und 2 machten das erſte
Blatt d. Iten Juni; a. 1 d. 6ten Juni.
Die Pflanzen ſtehen viel kräftiger als
die in der Miſchung 3 Pferdedünger
und + Lauberde, auch iſt der Wachs⸗
thum raſcher.
aufgegangen
2
mit ſehr vielen männlichen Blü—
then an zu blühen, nachdem aber
Früchte anſetzten, zeigten ſich faſt
nur weibliche Blüthen, von ganz
beſonderer Größe.
den 25ften Juni fing b. 2 an zu
blühen.
erſte Frucht an, welche am 14ten
Auguſt reif geworden.
den 2ten Juli ſetzte b. 2 die erſte
Frucht an, welche am 26ften Aus
guſt gereift war.
Die Wurzeln waren viel ſtär⸗
ker als bei allen andern Pflanzen.
000 00ã⁵² Add m an ne gr,
den 26ften Juni fing b. 1 an zu
blühen.
den 28ſten Juni fing a. 2 an zu
blühen; b. 1 bringt mehr männ⸗
liche, a. 2 mehr weibliche Blüthen
hervor.
den Sten Juli hatte b. 1 die erſte
Frucht angeſetzt, welche am sten
September reif geworden.
den 4ten Juli hatte a. 2 die erſte
Frucht, welche den 18. Auguſt reif
geworden.
d. 22ſten Juni fing a 2. an zu blü⸗
hen mit ſehr vielen männlichen Blü—
then und brachte nach dem Anfesen | Auguſt die erſte reife Frucht.
der Früchte bei weitem mehr weib- Iden 2ten Juli feste b. 1 die erſte
liche hervor als b. 1, welche den [Frucht an und hatte den 26ſten
23ſten Juni die erſten Merzig die erſte reife Frucht.
den 1ſten Juli feste a. 2 die erſte
Frucht an und hatte den 20ſten
zeigte.
ä —— — ——b ———— p —— ———
4. 8 Schweinedünger.
2 Lauberde.
den 29ſten Mai Vormittags war a. 1 den 23ſten Juni fing a. 1
a. 2 Iden 26ſten Juni fing b. 2 zu blühen
den 29ſten Mai Nachmittags
und b 1 und 2 aufgegangen.
Die Pflanzen ſtehen gut, treiben aber | merkwürdig groß und zeigt a. 1
ſehr in die Höbe.
a. 1 machte den Aten Juni und
a. 2 und b. 1 und 2 d. sten Juni das
erſte Blatt.
Frucht an und hatte am 24ſten
8 26ſten Juni ſetzte a. 1 die erſte
5 die erſte reife Frucht.
an. Die weiblichen Blüthen ſind
den Sten Juli fette b. 2 die erſte
Frucht an und wurde am 27ſten
Auguſt die erſte reife Frucht ges
wonnen.
mehr weibliche Blüthen als b 2.
41 *
298
„„ ] Beim Aufgehen und Wachsthum bis] Was während des Blühens zu [ Was während der Fruchtbildung
er.] zum Blühen fand ſich zu bemerken. bemerken ſich darbot. zu bemerken war.
—— a ——m—o
5. 2 en
Lauberde.
d. 30ften Mai 1 war a. 5. en Juni fing a. 1, den 2ten Juli feste a. 1 die erſte
und 2 und b. 2, 25ſten Juni fing b. 2 au blühen] Frucht an und hatte d. Zoſten Aus
d. 3iften Mai Nachmittags war b. 10 5 5 guſt die erſte reife Frucht.
aufgegangen. Die männlichen wie die hweibli⸗ den 2ten Juli ſetzte b. 2 die erſte
Die Pflanzen ſtehen gefund und ftark, chen Blüthen find bei jeder dieſee Frucht an und hatte den Iften Sep⸗
von b. 2 waren die Cotyledonen nach Pſtanzen von ſeltener Größe, vor- tember die erſte reire Frucht.
außen zuſammengerollt. diglich aber die weiblichen. Die Fruchtknoten waren bei dies
5 1 und 2 machten den Iten Juni, „I zeigt mehr weibliche und ſen Pflanzen ſchon vor dem Blühen
la machten d. 6ten Juni das erſte b. 1 5 männliche Stätben. | auffaltend ſtärker und größer als
— AR SAER
2 Lauberde.
3 Lehm.
bei den übrigen Pflanzen.
d. Zoſten Mai Vormittags war a. 1 22 fing Ben 8 Juni und fd. 28ſten Juni ſetzte a. 1,
a zu blü⸗d. Aten Juli feßte b. 2 die erſte
hen 5 Frucht an,
zeigt mehr weibliche Vlüthen. d. 20ften Aug, hatte a. die erfie reife
Frucht; fie iſt nur klein, faſt Eugels
rund und wenig genetzt.
d. Sten Oktober hatte b. 2 die erſte
reife Frucht.
d. 30ften Su Nachmittags war a. 2b
und 1 u. 2. aufgegangen.
Die pflanzen find zwar geſund, wach la
ſen indeß langſam und machen kürzere
Stiele, als alle übrigen Pflanzen, die
zum Verſuch gehören.
a. 1 machte den sten Juni
a. 2 u. b. 2 * » 6ten 5
Das en der Früchte ging
das erſte Blatt.
nur ſehr langſam von Statten.
Tg
Hole de
Hol
30 8 26ſten Junk fing b. 1 und den 3ten Juli ſetzte b. 1 die erſte
d. 28ſten Juni s b. 2 au 1 Frucht an und hatte d. 21ſten Aus
guſt die erſte reife Frucht.
den Aten Juli ſetzte a. 2 die erſte
Frucht an und hatte d. 6ten Sep⸗
tember die erſte reife Frucht.
7. 45
—
3
d. Oben Mai Kamin war a. 1
un
d. 20ſten Mai Nachmittags war b. 1
aufgegangen.
Die Pflanzen treiben mehr ins Holz
als die, welche in 2 Holzerde und +
Sauberde wachſen.
a. 2 u. b. 1 machten d. 6tın Juni und
a. 1 u. 5. 2 s d. Teen Juni das
erſte Blatt.
= mn
7 Lehm. d. Zten Juli ſetzte a.1 die erſte Frucht
3 Lauberde. an, es kamen mehrere Früchte zum
d. Zoſten Mai Vormittags war a. 1, [d. 25ften Juni fing a. 1 und b. 11 Vorſchein, die aber größtentheils
d. Z0ſten Mai Nadınittags war a. 2Jzu blühen an. wieder abfielen.
und b. 1 u. 2. aufgegangen ſa zeigt mehr weibliche Blüthen, d. 22ſten Aug. war die erſte Frucht
Der Sacher der de iſth von denen aber die meiſten wieder reif.
noch ſchwacher als bei Nr. 6, die Coty-abfielen. den Aten Juli ſetzte b. 2 die erſte
ledonen find ſehr lang und mal die Frucht an und hatte d. Iſten Sep⸗
Blatter der Pflanze ſehr klein. tember die erſte reiſe Frucht.
5 6ten Juni machten alle das erſte Blatt. Die Früchte ſind durchweg ſehr klein,
bund und 2 gehen mehr ins Holz. faſtkugelrund und nur wenig genetzt.
— — — en nen Gun mia
1 Holzerde. d. 20 Juni ſetzte a. t die erſte Frucht an
3 Lauberde. u. hatte d. 12. Aug. d. erſte reife Frucht.
d. Joſten Mat Vormittags war 2. 1 u. 2d. 23ſten Juni fing a. 1 zu blühen d. 28. Juni ſetzte b. 2 die erſte Frucht
d. 30ſten Mai Nachmittögs ⸗ b. 1 u. 2 an und ſetzte aus ſogleich eine [an u. harte d. 20. Aug. die erſte reife
aufgegangen und zeigten die Pflanzen t Frucht. Die Früchte formen ſich mehr
einen geſunden Wachsthum, bei b. 1 d. 25ſten Juni 115 b. 2 zu blühen länglich als bei allen andern Pflanzen
waren die Cotyledonen nach innen, bet a.2 an.
u.zeigten einen ſchnellen Wachsthum.
Die Wurzeln zeichnen ſich durch ihre
Stärke aus u. waren ſehr ausgebreit
— ———
dieſelben nach außen zuſammengerollt.
d. 6ten Juni machten alle das erite Blatt
tember die erſie reife Frucht.
d. Aten Juni e 55 2 und b. 2,
17
d. 16 a. 1 daserſte Blatt.
10.13 Pferdedünger.
3 Lauberde
d. 4ten Juni war a. 2 und b. 2 den Iften Juli fing b. 1 und den Sten Juli ſetzte b. 1 die erſte
d 65 „ „b. 1 und den 2ten Juli -a. 2 zu blühen [Frucht an und hatte d. 10. Sep⸗
8 : „2. 1 aufgegangen. an. tember die erſte reife Frucht.
Bie Pflanzen trieben hoch in die Höhe, a. bringt mehr weibliche Blüthen den Sten Jult ſetzte a. 2 die erſte
waren zwar geſund aber langſam im hervor. Frucht an und hatte d. 7ten Seps
Wachsthum.
d.
rr erer
XLVIII.
Kultur der Pelargonien
von
A. Myer in London.
Gleich nach der Bluͤthe werden die Pelargonien 3 bis 6 Zoll uͤber der Erde
abgeſchnitten und Stecklinge von den Aeſten gemacht, und zwar in Toͤpfe, ſo viele
wie moͤglicherweiſe Platz haben, (fo wie man hier überhaupt alle Stecklinge ges
woͤhnlich in Toͤpfe ſteckt, zur beſſern und leichtern Wartung derſelben) und dann
in ein nicht zu kaltes Miſtbeet geſtellt. Sobald ſie genug Wurzeln haben, wer—
den ſie in kleine Toͤpfe gepflanzt und unter Glas ins Miſtbeet geſtellt, wo ſie
wenn ſie gut getrieben oder gewachſen ſind, nach und nach abgehaͤrtet wer—
den. Im Oktober werden ſie mit den alten Pflanzen ins ſogenannte Geranium—
Haus geſtellt, und den Winter uͤber ſo kalt wie in einem ordinairen kalten Pflan—
zenhauſe; die ſterbenden Blaͤtter werden fleißig abgepfluͤckt und die Erde nicht zu
trocken gehalten. Anfangs April des nächften Jahres oder Ende März erhalten
ſie groͤßere Toͤpfe, reiche oder fette Erde und werden etwas waͤrmer gehalten, um
fie fruͤh in Bluͤthe zu haben: wenn die Pflanzen nicht krank find, müffen alle Stecklinge
bluͤhen, was jedoch auch ſchon haͤufig im erſten Jahre, wenn ſie etwas fruͤh geſteckt ſind,
der Fall iſt. Nach der Bluͤthe werden fie alle abgeſchnitten, und etwas wärmer und
dicht unter Glas gehalten, damit ſie ſchneller wieder Aeſte treiben. Wenn die Aeſte
ſtark genug find, d. h. einen oder einige Zoll, werden fie abgehärtet, und alsdann ins
Frele gebracht. Bringt man fie früher ins Freie, ehe fie getrieben, fo kommen fie [pas
300
ter, und iſt erſtere Behandlung dieſer vorzuziehen. Gegen den Herbſt, im Sep⸗
tember oder Oktober, pflanzt man ſie in kleinere Toͤpfe, und giebt ihnen magere
Erde, ſchont jedoch fo viel wie moͤglich die Wurzel — man ſchneidet die Wurs
zeln oder den Ballen nicht ab, ſondern mit einem ſpitzen Hoͤlzchen werden die
Wurzeln von der Erde entbloͤßt, und ſo der Umfang des Ballens verringert —
dadurch wird der uͤppige Wachsthum im Winter verhindert. Im April oder
Maͤrz erhalten ſie wieder groͤßere Toͤpfe und reiche Erde.
Durch dieſe Behandlung erlangt man den Vortheil, daß man immer nie;
drige, buſchige und außerordentlich reich und ſchoͤn bluͤhende Pflanzen hat, denn
nirgends habe ich fie fo ſchoͤn, geſchweige ſchoͤner von Wachsthum und Bluͤthe
geſehen, als hier in England.
Da dieſe Pflanzen eine fo große Zierde find, fo verdienen fie wohl die
geringe Mühe, die mit dieſer Behandlung verbunden iſt.
Noch iſt beſonders zu merken, daß die ſogenannten Gerankenhaͤuſer ſehr viel
Glas haben, und die Pflanzen dem Glaſe ſo nahe als moͤglich ſtehen. Dieſe
Haͤuſer haben Glas an der Oſt⸗Suͤd⸗ und Weſt⸗Seite und oben.
Die magere Erde, worin die jungen Stecklinge, nachdem ſie Wurzeln ha⸗
ben, gepflanzt werden, beſteht aus 13 oder 2 Theilen ſandigem Lehm, 1 Theil
Heideerde und * Theil weißen Sand. Zur Herbſtpflanzung wird dieſe eben,
falls angewandt.
Zur reichen oder fetten Erde nimmt man 1 Theil verfaulten Duͤnger,
12 oder 2 Theile ſandigen Lehm, 1 Theil Heideerde, 3 Theil Sand.
XLIX,
Vorläufige Nachricht
von einigen
die Beſtaͤubung der Pflanzen betreffenden Verſuchen,
vom
Dr. A. W. Henſchel, Profeſſor an der Univerſität zu Breslau.
(Speciellere Darlegung eines über dieſen Gegenſtand am 18ten September 1828 in der Verſamm⸗
Inug der Naturforſcher zu Berlin gehaltenen Vortrags.)
Die Unterſuchungen über das Pflanzengeſchlecht ſtehen auf zwei getrennten, ſcharf
aus einander zu haltenden Standpunkten und betreffen zwei durchaus verſchiedene
Gegenſtaͤnde: die Fragen um die Beſtaͤubung, und die Fragen um das Ge—
ſchlechtliche in derſelben. Es muß nachdruͤcklich bemerkt, und wohl beherzigt
werden, daß erſt, wenn die empiriſchen Unterſuchungen über die Exiſtenz einer Be;
ſtaͤubungsfunction, mithin über die Wirkſamkeit, Nothwendigkeit und Ausführbars
keit der Beſtaͤubung erledigt und abgeſchloſſen fein werden, ich ſage dann erft
mit vollem Grunde die Eroͤrterungen über das Seruale in dieſem Beſtaͤubungs—⸗
vorgange anfangen koͤnnen, und es iſt klar, daß wie jene Fragen uͤber die Be—
ſtaͤubung ſchlechterdings vor das Forum der reinen Empe rie gehören, fo anders
ſeits die Fragen nach der Berechtigung, die Beſtaͤubungsdata auf Geſchlecht zu
deuten, durch Geſchlecht zu erklaͤren, ganz allein der naturwiſſenſchaftlichen Phil o—
ſophie anheim fallen. Gegenwärtig nun mich gaͤnzlich der philoſophiſchen d. h.
302
ferualiftifchen Seite des Gegenſtandes entſchlagend, beabſichtige ich eine uͤberſicht—
liche Darſtellung der Verſuche zu geben, welche ich ſeit einer Reihe von 7 bis 8 Jah⸗
ren ausſchließlich auf die Beſtaͤubung, und den Streit um ihre Nothwendigkeit
zum Fruchttragen, und die Form ihrer Wirkſamkeit, mit aller mir moͤglichen Sorg—
falt und Treue gewendet habe. Das wodurch ich dieſen Experimenten eine wiſ—
ſenſchaftliche Brauchbarkeit zu geben beſtrebt war, beſtand darin, daß ich dabei
durch mehrfaͤltige Gegenverſuche die Natur zum Reden zu zwingen verfuchte:
daß ich ganze Reihen von Verſuchen an einer und derſelben Pflanzart ange—
ſtellt, ja oft an einem und demſelben Pflanzenindividuum alle Fragen der Beſtaͤu—
bungslehre experimentirend durchgenommen: daß ich an ganzen Maſſen von In—
dividuen gleichzeitig und wiederum durch eine Reihenfolge von vielen Genera—
tionen die Experimente fortgeſetzt habe: daß ich ferner, wo Beſtaͤubung zu ver—
bindern war, mit dem Mikroſkope in der Hand die Sicherheit, daß ſie in der
That verhuͤtet ward, mir verſchaffte; daß ich endlich wo zu beſtaͤuben war, mehr
und mancherlei Mittel in Anwendung brachte und die Modalitäten unter wel
chen kuͤnſtliche Beſtaͤubung einwirken kann, mehr beruͤckſichtigte, als zeither bei ſol—
chen Verſuchen gebraͤuchlich war. Die Ergebniſſe dieſer Verſuche werde ich nur
ſummariſch (denn ausführlich erzaͤhlt würden fie einen Band füllen) mittheilen, und
ich beſcheide mich gern, daß das davon Vorzutragende nur fuͤr eine bloße Notiz
des Geſchehenen gelten kann, bis die Beſchreibung der Verſuche und deren Wie—
derholung, über ihren Werth für die Wiſſenſchaft competente Richter zu urtheilen
in den Stand ſetzen wird; alle Reflexionen darüber gedenke ich, damit Unſtreiti⸗
ges und Gewiſſes nicht mit Streitigem vermengt werde, zu vermeiden, und auch
das, was von manchen zu Gunſten der bisherigen Geſchlechtsanſicht gedeutet wer—
den duͤrfte, werde ich nicht verſchweigen, ich hege daher das Verlangen, daß man
bei fo unbefangenem Benehmen einen Augenblick vergeſſe, daß lich ein Gegner je—
ner Anſicht, aufgetreten bin. Achtzehn Jahre aber, meines Lebens beſte Haͤlfte,
habe ich nun bereits mit Liebe dieſem Gegenſtande gewidmet, und wenn dieſer
Eifer fuͤr die Sache, wenn die Partheiloſigkeit in der Verfolgung derſelben, die
mir ſogar von befreundeter Seite zum Vorwurf geworden iſt, zur Erwiederung
mir eine gleich objektive, von aller Perſoͤnlichkeit entfernte Beachtung meiner Be—
muͤhungen erwerben kann, ſo iſt mein Wunſch und Ziel erreicht. Es kann den
von
303
von mir gefundenen Reſultaten nicht zum Praͤjudiz gereichen, daß fie mit den Er⸗
gebniſſen der meiſten und beruͤhmteſten Forſcher in Widerſpruch ſtehen; waͤhrend
es in der in ſich geſchloſſenen Wiſſenſchaft auf eine beſtimmte Frage nur Eine
Antwort giebt, hat die Natur fuͤr die verſuchende und beſonders mit lebendigen
taufendfältig afficirbaren Organismen experimentirende Empirie oft vielerlei und
ſich durchkreuzende Antworten. Fuͤr mein Theil meine ich, daß ich weder ein
Sonntagskind ſei, dem zu erblicken vergoͤnnt war, was andere nie erſahen, noch
daß andere die Wahrheit und den Entdeckungsgeiſt fuͤr ſich alſo in Pacht ge—
nommen haben, daß ich Ungluͤcklicher allein mit Blindheit geſchlagen zu fein vers
dammt ward; daß aber Allerweltserfahrungen ſelbſt durch mehrere Menſchen—
alter fortgeſchleppt, manchmal Allerweltsirrthuͤmer ſein koͤnnen, haben wir aus der
Geſchichte des Brownianismus, der Farbenlehre und der Generatio aequivoca
gelernt. Die gemachten Verſuche zerfallen in drei Klaſſen. Sie waren Pruͤ⸗
fungen der Fruchtbildungsfaͤhigkeit:
a. bei unterbliebener Beſtaͤubung,
b. bei angewandter kuͤnſtlicher Beſtaͤubung,
c. bei unterbliebener natürlicher und kuͤnſtlicher Beſtaͤubung und ange
wandtem anderweitigem Kunſtverfahren, der Form und dem Stoffe nach.
Ich werde das Reſultat derſelben nicht in chronologiſcher, ſondern um der
Ueberſicht willen, in dieſer ſachlichen Ordnung vortragen.“)
) Dem ehrenvoll mir bezeigten Wunſche des hochverdienten Vorſtandes der Geſellſchaft zur Be—
förd. d. Gartenb., in ihre Verhandlungen eine Inhalts- und Reſultatsanzeige dieſer meiner
Verſuche aufnehmen zu wollen, habe ich um ſo williger entſprochen, als dergleichen Experi—
mente nur halb der botaniſchen Wiſſenſchaft, ja zur größeren Hälfte der Gartenkunſt, deren
Bedingungen, Hülfsmitteln, Fertigkeiten ſie hauptſächlich unterliegen, angehören: und ſo
wichtig iſt die Seite, welche dieſelben für die Gärtnerei darbieten, bei ihrer wiſſenſchaftlichen
Beurtheilung, daß vielleicht ein großer Theil des [gehabten Erfolgs auf Rechnung meiner
Ungeübtheit in der Cultivirkunſt, und in der großen Veſchränktheit der mir als Privatmann
zu Gebot geſtandenen Mittel, zu ſetzen ſeyn dürfte.
Verhandlungen 5 Band. 42
304
Erſte Abtheilung.
Verſuche bei unterbliebener Beſtaͤubung.
Man hat bisher die Prüfung, ob Pflanzen ihre Fruͤchte ohne vorgaͤngige Bes
ſtaͤubung reifen koͤnnen, fo bewerkſtelligt, daß man entweder durch mehr oder we;
niger natürliche oder durch kuͤnſtliche Mittel die Germina der Einwirkung des ſpe⸗
cifiſchen Bluͤthenſtaubes entzog. Zu den natuͤrlicheren der Pflanze am mindeſten
Gewalt anthuenden Verſuchsmitteln gehörte beſonders die Iſolirung weiblicher Did»
eifcher Pflanzen, zu den kuͤnſtlichen die mehr oder weniger verletzende Entfernung
der Beſtaͤubungstheile an Zwittern und monoͤeiſchen Gewaͤchſen. Beiderlei Ders
ſuchsformen habe ich ebenfalls angewendet, da aber eben in beiden die Pflanze
nicht allein der Beftäubung, ſondern auch der Verſtaͤubung, der nothwendigen
Entwicklung des Pollens, als eines wichtigen Lebensorgans beraubt wird, ſo habe
ich eine dritte Verſuchsform hinzugefuͤgt; die Beſtaͤubung alſo durch natuͤrliche
oder kuͤnſtliche Mittel zu verhuͤten, daß dabei die Verſtaͤubung nicht gehin—
dert und der natuͤrliche Entwicklungsgang der Pflanze ſo wenig als moͤglich
geſtoͤrt wuͤrde. f
1. Natürlich verhinderte Selbſtbeſtaͤubung bei nicht fehlender Ver—
ſtaͤu bung.
Der einfachſte, natuͤrlichſte, ja gleichſam von der Natur ſelbſt, ohne alles moͤgli—
cherweiſe ftören koͤnnende Zuthun der Kunſt, angeſtellte Verſuch, ohne Beſtaͤubung
das Fruchtbilden zu pruͤfen, war der, daß beobachtet wurde, wenn Blumen durch
bloße Bildungsſchwierigkeiten unbeſtaͤubt blieben. Daß dieſer Fall eintrete, daß
unzaͤhlige Bluͤthen Jahr aus Jahr ein unbeſtaͤubt bleiben, muß jeder zugeben, der
auch daraus keine Folgerung gegen das Pflanzengeſchlecht ziehen will. Mit dem
Mikroſkope in der Hand, dem kein Koͤrnchen Bluͤthenſtaub auf der Narbe ent—
gehen kann, wurden ſolche Pflanzen, namentlich Digitalis purpurea, Hemimeris
urticifolia, Cucubalus viscosus und Polemonium coeruleum täglich unter
ſucht, die unbeſtaͤubt gebliebenen bezeichnet, und einzelne reife keimfaͤhige und ges
keimte Samen erzielt, die meiſten von Digitalis purpurea und Polemonium
coeruleum. Bei allen dieſen Verſuchen wurden auch Gegenverſuche angeſtellt,
deren Erörterung ich für eine andere Gelegenheit aufſpare.
305
2. In Fallen, wo die Natur durch Entfernung der Staubbluͤthen von den
Fruchtbluͤthen eine Schwierigkeit macht, an monbeiſchen Gewaͤchſen, iſt es mir
ebenfalls oft gelungen vermittelſt der Loupe, trotz der gleichzeitig ſtaͤubenden Ans
theren dennoch unbeſtaͤubte Piſtillblumen zu beobachten. Dieſe wohl bezeichneten
und die ganze Bluͤthenzeit hindurch mikroſkopiſch beobachteten Blumen haben uns
beſtaͤubt es an vollſtaͤndiger Fruetification nicht fehlen laſſen. Zwei Faͤlle dieſer
Art an Zea Mays, an einer Topfpflanze im Zimmer und an einem Rieinus com-
munis 1825 im Miſtbeete eines Gartens in der Stadt, worin gleichzeitig keine
andern Wunderbaͤume bluͤheten, waren ausgezeichnet.
3. Wo die Natur durch auffallende iſolirende Bildung, vermittelſt zwiſchenlie—
gender Theile die Trennung der Beſtaͤubungstheile macht, bei den Orchideen na—
mentlich habe ich Beobachtungsverſuche an in Toͤpfe verpflanzten unter meinen Au⸗
gen im Zimmer verbluͤhenden Individuen angeſtellt, welche ebenfalls ſorgfaͤltig mit
der Loupe obſervirt wurden. Eine Orchis Morio bildete bei unbeſtaͤubten Nar⸗
ben und in ihren Faͤchern verbliebenen Pollenmaſſen von 8 Blumen 2 reife
Fruͤchte. Eine andere, bei der ebenfalls keine Beſtaͤubung erfolgt war, brachte un—
ter 9 Blumen 5 befonders große zolllange Früchte zur Reife; in den vertrockne—
ten Ueberreſten der Blume, welche die Fruchtknoten kroͤnten, wieß ich einem Freunde
vermittelſt des Aufweichens nach, daß alle Pollenmaſſen noch in ihren Fachwerken
lagen. Andrerſeits von 2 Pflanzen der Orchis sambucina (im Topfe gleich⸗
falls eultivirt), an welcher faſt alle Pollenmaſſen freiwillig davon geſprungen
waren, keine einzige aber die Narbe getroffen hatte, blieb die eine unfruchtbar,
die andere reifte von 6 Blumen 3 Fruͤchte.
Es iſt zwar nicht zu uͤberſehen, daß die vollkommen relf ausſehenden Samen
aller dieſer Fruͤchte nicht keimten; man weiß aber wie ſelten dies bei den Mono—
kotyledonen, Knollengewaͤchſen und Orchideen uͤberhaupt geſchieht, oder es kann die
Schuld des Nicht -Keimens an meiner Behandlung gelegen haben, und einen aͤhn—
lichen Nichtkeimungsfall ſogar bei geſchehener kuͤnſtlichen Beſtaͤubung, fuͤhrte
neulich Herr Prof. Treviranus an einer Orchidee ebenfalls als vollguͤltig an.
4. In allen genannten Faͤllen war raͤumlich die Beſtaͤubung, bei gleichzei—
tig vorhandenen bluͤhenden Antheren, von der Natur ſelbſt verhindert worden. Nun
bediene ich mich auch der Faͤlle, wo die Natur ſelbſt durch die Zeit der Beſtaͤu—
42 *
300
bung ein Hinderniß macht. Pflanzen, woran die erſt aufgebluͤhten Blumen dicho—
gam und dadurch iſolirten dioͤciſch⸗weiblichen analog waren (denn bei entwickelter
Narbe haben dergleichen Blumen keine ſtaͤubenden Antheren), brachten reife gekeimt
habende Fruͤchte: naͤmlich Saxifraga granulata, Cucubalus viscosus in 3
Faͤllen, Poterium agrimonifolium, Carex granularis und Zea Mays. In
Ruͤckſicht auf den Grad der Dichogamie war hier Cares granularis am merk
wuͤrdigſten, denn es wurden daran Fruͤchte an weiblichen Blumen erhalten, welche 14
Tage fruͤher, als die ſtaͤubenden aufgebluͤht waren. An Cucubalus viscosus, deſſen
Blumen zuweilen dergeſtalt dichogamiſch ſind, daß bei einigen Bluͤthen alle 10
Staubfaͤden fruͤher, ehe noch das Stigma erſcheint, effoet ſind, andere aber 5
Staubfaͤden ungleichzeitig, 5 gleichzeitig mit dem in feiner Entwicklung voraneilens
den Piſtill haben, ſchien ſich eine Gelegenheit darzubieten, den Unterſchied in der
Entwicklungszeit feinen etwaigen Folgen nach zu prüfen. Sechs Primordialblus
men, woran alle 10 Staubfaͤden bei unentwickeltem Piſtill ſueceſſiv verbluͤht waren,
und eben ſo viel derer, woran die erſten 5 Antheren vorzeitig, die andern 5 gleich—
zeitig mit dem ſchnell herangewachſenen Piſtill, jedoch ohne es zu beſtaͤuben, ver—
bluͤht waren, gaben eine gleiche Anzahl fehlgeſchlagener ſowohl, als gereifter Kap—
ſeln, beiderfeits namlich 3. Dieſelbe Pflanze bot auch beim Gegenverſuche der
Vergleichung durch Dichogamie unbeſtaͤubt gebliebener und durch Homogamie
der Selbſtbeſtaͤubung exponirter wirklich beſtaͤubter Blumen, wovon ſpaͤterhin die
Rede ſein wird, unter 16 Blumen an 9 derſelben reife Fruͤchte, nachdem das
Piſtill erſt 2—3 Tage nach dem totalen Welken der Stamina ſich die Narbe
voͤllig ausgebildet hatte; in beiden Verſuchen, wovon der erſtgenannte freilich nichts
in Betreff des Einfluſſes der Dichogamie an ſich entſchied, wurden Früchte beſter
Art, ohne alle Beſtaͤubung ausgebildet.
5. Hieran ſchließt ſich eine Wahrnehmung an einem durch Dichogamie tem;
poraͤr weiblich⸗dioͤeiſch gewordenem mondeifchem Exemplar von Cucurbita Melo-
pepo, bei welchem faſt die ganze Bluͤhzeit hindurch blos Pollenbluͤthen erſchienen,
welche ich ihrer natürlichen Verſtaͤubung vollſtaͤndig uͤberließ. Erſt zuletzt, nach⸗
dem keine maͤnnlichen Bluͤthen mehr vorhanden waren, brachen 2 Piſtillblumen
hervor, wovon die eine eine große, mehrere Pfunde ſchwere Frucht mit den voll
kommenſten mit dem Embryo verſehenen Samen brachte.
307
Dieſe Erfahrung beſtimmte mich durch einen leichten Eingriff der Kunſt 4
Melonen und A gewöhnliche Kuͤrbispflanzen in dioͤciſch-weibliche zu verwandeln.
dadurch daß ich die ohnehin ſparſam und fpät erſt hervorbrechenden Piſtillbluͤthen
alle abſchnitt bis auf eine, zuletzt oder gerade zu einer Zeit bluͤhende, da keine maͤnn⸗
liche Blume im Staͤuben war; ſo ward die Beſtaͤubung, nicht die Verſtaͤubung,
gehindert, und durch dieſes zweckmaͤßigere Verfahren, wobei zugleich die ganze Fruch—
tungskraft der Gewaͤchſe auf einen Fruchtknoten, oder hoͤchſtens deren 2 concen—
trirt wurde, gelang es, daß ich die herrlichſten reifen Fruͤchte von 5 —8 Pfund
Gewicht erzielte, deren Samen groͤßtentheils auf das allervollſtaͤndigſte organiſirt
waren und von mehrern Botanikern in Breslau unterſucht, auch als ſolche ber
funden worden ſind.
6. Von den Faͤllen, wo die Dichogamie, wie nicht ſelten, in Dioͤcie uͤber⸗
geht, indem die urſpruͤnglich verfpäteten Antheren, zuletzt in Berfümmerung über;
gehen, endlich fehlen, habe ich eine Beobachtung an einem Polemonium coe-
ruleum aufzuweiſen; die drei Primordialblumen deſſelben waren ſolchergeſtalt
abortu foeminei und wurden aufs vollſtaͤndigſte in meinem Zimmer am Fen⸗
ſter fruchtbar. Dieſelbe Pflanze brachte nachher von 110 caſtrirten Blumen 7
reife Kapſeln. ’
2. Natürlich verhinderte Selbſtbeſtaͤubung bei natürlich fehlender
Verſtaͤubung.
Als gleich natuͤrliche Verſuchsweiſe reihet ſich hier die bekannte und viel ge⸗
brauchte an, ohne weiteres ſtoͤrendes Zuthun der Kunſt, weibliche Dioͤciſten abgeſon—
dert von ſtaͤubenden Pflanzen zu kultiviren: wiewohl wir noch nicht zuverlaͤſſig wiſ⸗
fen, ob nicht das, daß die iſolirten Piſtillpflanzen der natürlichen Pollenbildung ganz
lich entbehren, für ſich ſchon ein gewiſſermaßen unnatuͤrlicher und den Verſuch irgend
wie beſtimmender Umſtand ſei. Dieſe Verſuchsgattung habe ich an Cannabis
sativa und Lychnis dioica in hergebrachter Weiſe angewendet, und zuvoͤrderſt
beim Hanfe durch 5 Generationen, theils im Topfe, theils in einem Garten in
der Stadt 1821, 1822, 1824, 1825, 1826 fortgefuͤhrt, und zwar nicht ohne
beſten Erfolg.
Die Verſuchspflanzen wurden mit ihren noch an den Zweigen befindlichen
308
reifen Samen theils von dem Seeretair der Naturw. Sektion der Schleſ. Ge—
ſellſchaft für vaterlaͤndiſche Kultur, theils von den Mitgliedern dieſer Sektion ſelbſt
in Augenſchein genommen; uͤber ſie iſt auch bereits oͤffentlich berichtet worden.
Im Jahre 1824 (in der Aten Generation) find die Staubpflanzen von dem Se;
eretair der obigen Section eigenhändig vor dem Aufbluͤhen der Piſtillpflanzen auss
gerottet, und gekeimte Pflanzen aus dieſen Samen waren fruͤherhin den Mitglies
dern der Sektion vorgelegt worden. Die Anzahl der in dieſen Verſuchen gewon—
nenen Samen war freilich nicht uͤbermaͤßig groß, denn wenn auch einzelne Indi—
viduen gegen 200 reife Samen brachten, ſo hatten andere deren doch nur we—
nige; aber wenige Individuen blieben ganz ohne reife Fruͤchte und dieſe befanden
ſich, wie ausdruͤcklich öffentlich bezeugt worden iſt, an den verſteckteſten, dem Winde
unzugaͤnglichſten Orten der Pflanze. Die Fruchtbarkeit der Pflanze verminderte
ſich nicht etwa in den folgenden Generationen, wie man in andern Faͤllen beobach—
tet hat, ſondern ſie war in der IV. Generation auf einem Orte mit 28 Pflanzen
am allergroͤßten, geringer dagegen in der V. Generation, als die Ausſaat wieder
in Toͤpfen gemacht wurde. Die Fruchtbarkeit uͤberhaupt aber richtete ſich nach
der Groͤße der Pflanzen und der Guͤnſtigkeit des Lokals, wo ſie erzogen wurden.
In den ſaͤmmtlichen Verſuchen von 1821 — 1826 waren die Individuen nicht
über 3“ hoch, und theils in Toͤpfen, theils in einem tief gelegenen von Haͤuſern
rings umgebenen Garten mitten in der Stadt erzogen worden, der ihrer Vegeta—
tion nicht guͤnſtig war. Dagegen wurde im Jahre 1826 eine neue Ausſaat in
einem beſſern ſonnigen Gartenboden vor dem Thore gemacht, und im Jahre 1827
fortgeſetzt. Hier waren die Hanfpflanzen 8 bis 10 Fuß hoch, aber die Samen
waren nun auch der Zahl nach unberechenbar groß und wurden von den nahm—
bafteften Botanikern Breslaus am Standorte ſelbſt bei ihrer Reife unterſucht.
So ſorgfaͤltig damals und die fruͤhern Jahre her an dieſen Piſtillpflanzen von den
genannten Botanikern und mir ſelbſt nach eingemiſchten Pollenbluͤthen geſucht
worden, ſo hat ſich doch niemals davon eine Spur gezeigt und der Verſuch, der
erſte, der bisher eine ſolche Reihe von Jahren hindurch fortgeſetzt, der erſte, der
mit einer ſo großen Pflanzenmenge angeftellt worden, iſt für mich wenigſtens und
in Ruͤckſicht auf ſeine Reinheit befriedigend, obgleich manche freilich ihre Hoff—
nung auf den Wind ſetzen werden; aber wo der Wind ausgeſchloſſen iſt, in ge—
309
ſperrter Zimmerluft, und in Toͤpfen, bringt der in Perſien einheimiſche, immer⸗
hin als eine durch Cultur verwoͤhnte Pflanze zu betrachtende Hanf gar keinen oder
nur ſpaͤrlich Samen, und giebt andrerſeits unentſcheidende Verſuche. Um indeß
dieſe letzte Ausflucht abzuſchneiden, erperimentirte ich 3 Jahre hindurch an Lych-
nis dioica foemina in meinem nur ſelten geoͤffneten Studirzimmer, und hier, wo es
abſolut unmoͤglich iſt, daß der Pollen einen Zutritt gefunden habe, hat derſelbe
Mutterſtock 3 Jahre reife Samen gebracht, andrerſeits ſind aber auch aus den Sa—
men des erſten Jahres weibliche Pflanzen erwachſen, die im zweiten Jahre gleicher—
weiſe (obgleich ſonſt junge perennirende Pflanzen nicht leicht fructificiren) im Zim—
mer iſolirt von 7 Blumen 3 Fruͤchte getragen haben. Dieſer zweite Mutterſtock
brachte nun wiederum im folgenden Jahre von 40 Blumen unbeſtaͤubt im Zim—
mer 10 Kapſeln, und eine wiederum davon aufgekeimte weibliche Pflanze im vorigen
Jahre von 11 Blumen 6 Fruͤchte. Verſuche aber an Spinacia oleracea foemina
die doch manchem gelungen ſind, haben mir meiſtens gar nicht gelingen wollen,
oder im großen angeſtellt, kein Reſultat gegeben, weil ſtets ſich Pollenbluͤthen an
den Piſtillindividuen einfanden, gleichwohl blieben mir einmal acht weibliche Indivi⸗
duen famenlos, obgleich männliche Pflanzen in ihrer naͤchſten Nachbarſchaft geſtan—
den hatten, und ich habe ſogar Exemplare von zufällig monoͤciſcher Art, naͤmlich
mit hie und da daran vorkommenden Staubbluͤthen zuweilen ohne Samen gefunden.
3. Kuͤnſtlich verhinderte Selbſtbeſtaͤubung bei nicht fehlender
Verſtaͤubung.
Nachdem der Mangel der Beſtaͤubung ohne ſtoͤrenden Eingriff des Expert,
ments bei monokliniſchen und dikliniſchen Gewaͤchſen, unter fehlender und nicht
fehlender Entwicklung des Pollinarorgans verſucht war, wandten wir uns zu mehr
kuͤnſtlichen Verſuchen gehinderter Beſtaͤubung, unter dem naͤmlichen Gegenſat des
innern Entwicklungsverhaͤltniſſes der Verſtaͤubung. Was zuvoͤrderſt den kuͤnſtli—
chen Verſuch der Iſolirung des Fruchtknotens bei ungehindertem Staͤuben der
Stamina betrifft, ſo verfehlten die verſchiedenen Arten die ich anwandte dieſe
zu bewerkſtelligen, nicht, nach Maßgabe ihrer Kuͤnſtlichkeit, zum Theil ſich nach—
theilig, zum Theil unſchaͤdlich zu beweiſen. Es wurde
a. eine Scheidewand von Papier zwiſchen die Beſtaͤubungstheile bei Cro-
310
cus vernus und, Chirsnia frutescens alſo geſchoben, daß der Pollen die Narbe
nicht traf, obgleich die Antheren ſtaͤubten.
b. Röhren von Seidenpapier, oben offen zwar, um den Luftzutritt zu ge
ſtatten, aber leicht und lang genug, um den Staubzutritt abzuhalten, (der auch
ausblieb wie die Loupe zeigte), wurden theils über das Piſtill, theils über die
Stamina bei Tulipa suaveolens, Lilium bulbiferum und Fritillaria im-
perialis gedeckt.
Dieſe Verſuche blieben indeß ohne Reſultate, da die genannten Pflanzen
unfruchtbar ſich auch bei angewandter kuͤnſtlicher Beſtaͤubung zeigten.
c. Auf die Narbe geſetzte zarte Wachshuͤtchen, bei Verbascum condensa-
tum angewendet, iſolirten zwar, aber ſchadeten offenbar.
d. Dagegen wurden reife Fruͤchte bei monoͤciſchen Pflanzen erhalten, deren
Staubbluͤthen in eine Dute oder Taſche von Seidenpapier voͤllig eingeſchloſſen
wurden: namentlich einmal an Carex granularis, mehrmals an Zea Mays ma-
jor und minor. Man erinnert ſich hierbei der ungluͤcklich ausgefallenen Logan—
ſchen Verſuche, aber Logan huͤllte auch die Fruchtblume ſelbſt ungeſchickter Weiſe
in Muſſelin ein, und haͤufte ſomit allen Nachtheil der Bedeckung, Luft-Einſchlie⸗
ßung, Finſterniß u. ſ. w. auf das Germen, das ihm Frucht geben ſollte; ſtatt daß
er die Stamina haͤtte bedecken ſollen, denen die Bedeckung weniger ſchaden konnte;
indeſſen halte ich auch die Verhuͤllung der Verſtaͤubungsorgane wegen der Ver—
finſterung beſonders, fuͤr nicht ohne Nachtheil fuͤr die Vegetation, beſonders bei
monoͤciſchen Pflanzen.
e. Um nun zu prüfen, ob bei ausgeſchloſſener Möglichkeit der Beſtaͤubung die
bloße Naͤhe und Nachbarſchaft einer ſtaͤubenden Pflanze der Piſtillpflanze dyna—
miſch einen Nutzen gewähren koͤnne, wurde eine ſtaͤubende Hanfpflanze neben eine
im Freien wachſende weibliche, aber bedeckt mit einem allfeitig verſchloſſenen Glas;
cylinder geſtellt, doch ohne merklichen Erfolg, es wurden zwar einige Hanfſamen
gereift, die ich indeſſen weit entfernt bin, einer ſolchen Influenz zuzumeſſen. Ei
nige Spinatpflanzen auf aͤhnliche Weiſe behandelt blieben ganz fruchtlos. Hierbei
bemerke ich, daß in ſechs Verſuchen dieſer Art ſich niemals eine Spur der Er—
ſcheinung gezeigt hat, welche Girardin bemerkt haben wollte, daß die im Glascy—
linder ſtehende Pflanze, ihren Staub nach der Richtung hin verſpruͤhe, in welcher
die
311
die benachbarte Piſtillpflanze ſich befindet. Bei allſeitig abgehaltenem Luftzuge im
Glaseylinder, fällt der Staub auf die Blätter, und nirgends war an den Waͤn—
den etwas davon ſichtbar.
f. Da das Glas alle Effluvien von der Piſtillpflanze abhaͤlt, fo war nun zu
prüfen, ob etwa ein Dunſt oder eine aura pollinaris die weibliche Pflanze be—
ſonders fruchtbar machen koͤnnte, wenn dergleichen in rerum natura exiſtirt.
Eine ſtaͤubende Spinatpflanze mit dem allerfeinſten, fuͤr den Bluͤthenſtaub in Maſſe
gewiß nicht permeablen Flor ringsum bedeckt, ward in einem Zimmer 3 Wochen
lang dicht neben ein unbedecktes rein weibliches Topfindividuum geſtellt. Anfäng-
lich uͤberraſchte es mich zu ſehen, daß die weibliche Pflanze mächtig ſich zum Fruc—
tifieiren anſchickte. Allein ich kann der Vermuthung, daß hier ein foͤrderlicher Eins
fluß des ſtaͤubenden Nachbars ſtattgefunden habe, nicht mehr Raum geben, da
ich die verhuͤllte männliche Pflanze wegnahm, und die weibliche fortfuhr auch der
Nachbarſchaft dieſer und jeder anderen männlichen entzogen, neu aufblühende
Fruchtknoten in Fruͤchte zu verwandeln, die aufs herrlichſte gekeimt haben.
g. Ferner ward eine maͤnnliche uud eine weibliche Hanfpflanze, in demſelben
Topfe aufgewachſen und gleichzeitig bluͤhend, mit einem hohen Glascylinder be—
deckt, aber durch eine Scheidewand von ſtarkem Papier innerhalb des verſchloſ—
ſenen Raums von einander getrennt. Der Bluͤthenſtaub fiel auf die eigenen
Blätter der männlichen, die weibliche blieb unbeſtaͤubt, aber der Apparat ſchloß
doch nicht ſo feſt, daß nicht eine etwanige aura ſie haͤtte befruchten koͤnnen,
was nicht geſchah.
h. Endlich ward ein eben ſolches Paar mit einem geſchloſſenen Glascylin—
der bedeckt, ohne durch irgend etwas von einander geſchieden zu ſein. Ohne
Zweifel iſt die weibliche Pflanze beſtaͤubt und vom Dunſte der ſtaͤubenden
ganz umgeben worden, aber ſie fruchtete nicht; wahrſcheinlich iſt, daß die ein—
geſchloſſene Luft, die zuruͤckgetriebene Tranſpirationsmaſſe, von der die Blaͤtter
ganz naß erſchienen, die vermehrte Waͤrme im engern Raume, wovon die Pflan—
zen wie uͤbertrieben ausſahen, jeden ſolchen Verſuch in ſeiner Reinheit truͤben,
daher Spalanzani's Kuͤrbis⸗Fruͤchte in der Glasbouteille entweder abſolut be—
weiſend, oder ein Maͤhrchen ſind.
Verhandlungen 5. Band. 43
312
4. Künſtlich verhinderte Selbſtbeſtäͤubung bei zum Theil nicht fehlen-
der Verſtäubung.
a. Bei kuͤnſtlich verzoͤgerter Verſtäͤubung.
In den meiſten bisher erwaͤhnten Verſuchen konnten die Pflanzen die Ver—
ſtaͤubung ihrer ſaͤmmtlichen Antheren ungehindert machen, obgleich der Zutritt des
Staubes zur Narbe nicht geſchah. Nunmehr ward verſucht die Beſtaͤubung durch
kuͤnſtliche Mittel zu hindern, welche zugleich die Verſtaͤubung zum Theil oder ganz
und gar verhinderte. Zuvoͤrderſt begann ich damit durch Ueberziehung uneröffnes
ter, aber der Oeffnung nahe ſtehender, faſt reifer Antheren mit einer dicken Lage
hernach verhaͤrtenden Gummi's den Ausbruch der Verſtaͤubung, oder den Aufbruch
der Staubbeutel zu verhindern, ohne daß dadurch die Abſonderung der Pollenkoͤr—
ner gehindert wurde, die dann auch wirklich hernach, nur gewoͤhnlich um mehrere
Tage ſpaͤter, mit Gewalt die Gummirinde ganz vollkommen ausgebildet durchbra—
chen. Dieſe kuͤnſtliche Dichogamiſirung hatte immer Unfruchtbarkeit zur Folge.
Sieben Verſuche dieſer Art an Tulipa suaveolens, zwei an Fritillaria im-
perialis angeſtellt entſchieden nichts, weil, wie ich leider zu ſpaͤt erfuhr, dieſe
Pflanzen ſelten oder nie in den Experimentirtoͤpfen fruftificiren. Aber auch an
mehreren Blumen von Tropaeolum majus, das ſonſt ſehr gut fruchtet, hatte
dies Verfahren Fruchtloſigkeit im Gefolge.
b. Bei kuͤnſtlich verminderter Verſtaͤubung.
Wir gehen nun zu den ſogenannten Kaſtrations-und Beſchneidungsverſuchen
uͤber, durch welche nicht blos der Ausbruch, ſondern auch das erſte Wachsthum
der Verſtaͤubungsorgane, und zwar durch eine der Form nach die Vegetation vers
letzende Maaßregel gehemmt wird. Welchen Einfluß zuvoͤrderſt es auf die Frucht
habe, wenn nur ein Theil der Antheren verſtaͤubt und ein andrer Theil nicht zur
Entwickelung gelaſſen wird, verſuchte ich an Cucubalus viscosus folgender Weiſe.
Es wurden an 20 Blumen deſſelben die erſten 5 Antheren ihrem Verſtaͤuben
uͤberlaſſen, ſobald ſich aber der zweite Quinar der Antheren uͤber dem Schlunde
zeigte, dieſer bei noch geſchloſſenen Beuteln caſtrirt; hiervon erhielt ich gleichwohl
acht vollſtaͤndige Kapſeln mit zum Keimen tauglichen Samen. Als Gegenverſuche
kann ich dabei z. B. 2 Blumen von verſchiedenen Stengeln anfuͤhren, welche die
Verſtaͤubung aller Antheren genoſſen, aber wegen der Dichogamie der Blumen
313
unbeſtaͤubt blieben. Dieſe zeigten 23 ſamenreife Kapſeln, der Proportion nach
4 freilich mehr als die halbeaſtrirten. Ferner caſtrirte ich 60 Blumen gänzlich,
alle im Knospenzuſtande und erntete 24 Kapſeln, folglich zeigte ſich, daß bei
halbeaſtrirten und ganz caſtrirten Blumen eine faſt gleiche Anzahl, in beiden Faͤl—
len aber weniger Früchte geerntet wurden als bei natürlich durch Dichogamie vers
hinderter Beſtaͤubung, in allen 3 Fällen war aber bei unterbliebener Beſtaͤubung
eine beträchtliche Anzahl Früchte, naͤmlich von 120 Blumen 55 ruͤhmenswerthe
Kapſeln entſtanden. Zur Steuer der Wahrheit muß ich indeſſen hinzufuͤgen, daß
im Jahre 1828 an Pflanzen, die aus dieſer Generation entſtanden, alle Caftrationsvers
ſuche fruchtlos abgelaufen ſind, obgleich dieſelben Pflanzen nichts deſto weniger, an
unbeſtaͤubt ihrer natürlichen Entwickelung uͤberlaſſenen Blumen, auch diesmal die
vollkommenſten Samen gegeben haben.
5. Verſuche bei künſtlich total gehemmter Verſtäubung.
a. Einfache Verſuche.
1. Die vollſtaͤndige Stoͤrung des Pollinar-Ausbruches durch Abſchneidung
der geſammten Verſtaͤubungsorgane einer Bluͤthe in noch unentwickeltem Zuſtande
derſelben und vor dem Aufbruch der Antheren, oder die totale Caſtration, iſt,
obgleich unzaͤhlige Bluͤthen, was ich hiermit öffentlich und frei geſtehe, eben fo
wohl mir, als den Freunden des Pflanzengeſchlechts bei fo harter und ſtoͤrender
Behandlung der zarten Bluͤthenorganiſation fehlgeſchlagen, dennoch nicht als ein
unuͤberwindliches Hinderniß des Fruchttragens erſchienen. Es kann nichts from—
men, die Zahl der Pflanzenarten hier her zu rechnen, bei denen die Caſtration ſich
als eine verderbliche Maaßregel gezeigt, ich verſchweige ihre Exiſtenz nicht, aber
ich muß mich auf die Anfuͤhrung der gelungenen Verſuche beſchraͤnken. Einfache
Verſuche aber dieſer Art, deren Fruͤchte reiften und deren Samen keimten, habe
ich an Nigella damascena, Aquilegia vulgaris, Centranthus ruber, Ni-
candra physaloides, Dianthus Caryophyllus und plumarius, Cucubalus
pilosus und viscosus, Polemonium coeruleum, Tropaeolum majus,
Lopezia mexicana und Ruta graveolens angeftellt, an den vier letzten aber
auch dieſe Verſuche durch einige Generationen fortgeſetzt und durch Gegenverſuche,
wovon ſpaͤter zu reden, belehrender gemacht. An Tropaeolum majus insbefons
43 *
314
dere und an Lopezia mexicana ward die Caſtration an zwei Generationen var
genommen; die caſtrirte Mutterpflanze gab Samen, deren aufgekeimte Pflanzen
wiederum caſtrirt wurden und ebenfalls keimfaͤhige Samen und zwar in ſolcher
Menge gaben, daß deutlich ward, wie in der folgenden Generation die Frucht—
bildungsfaͤhigkeit bei verhinderter Beſtaͤubung keineswegs abgenommen, ſondern
zugenommen hatte.
2. Die Defloration oder das Abſchneiden ſtaubfaͤdenhaltiger Bluͤthenknospen bei
monoͤciſchen Gewaͤchſen ward von mir gleichfalls zuerſt durch mehrere Samenge—
nerationen und an Pflanzen in Maſſe, von Ricinus communis, inermis, livi-
dus uud viridis, an Urtica pilulifera und Dodartii, an Cucurbita Pepo
und Melopepo, am meiften an Zea Mays major und minor fortgeſetzt. Die
bereits in meinen „Studien“ (Breslau 1820) erwähnten Verſuche an Ricinus
communis viridis, obgleich verdaͤchtig gemacht, hatten den reichſten Samener;
trag gegeben, der noch jemals von einem Antiferualiften erlangt worden (denn die
Fruͤchte deſſelben trug ich in einem Sack davon), wurden bis in die dritte Gene—
ration fortgeſetzt. Der Ertrag der II. Generation war nicht den 10ten Theil ſo
reich, als der der erſten; allein fie gab eine Menge Verſuchspflanzen, mit denen
in der III. anderweitig und auch nicht fruchtlos weiter erperimentirt ward. Mit
Ricinus inermis und Ricinus lividus habe ich nur einzelne Verſuche gemacht,
bei welchen zum Gegenverſuche unter andern auch die Pollenbluͤthen knospend de—
florirt und ebenfalls nicht fruchtlos befunden wurden. Noch uͤberzeugender, weil
nicht im freien Lande, das die Phantaſie ſich voller Wind und luftdurchſegelnden
Pollenſtaͤubchen vorſtellt, ſondern im Zimmer der Verſuch geſchah, zeigten ſich ein—
zelne Topfexemplare von Urtica pilulifera ohne Pollen fruchtbildungsfaͤhig, nam:
lich in 5 Generationen wurden ſie der Pollenbluͤthen beraubt und ſteigend frucht—
barer, merkwuͤrdig war nebenbei, daß in jeder folgenden Generation weniger Pollen—
bluͤthen an den Verſuchspflanzen zum Vorſchein kamen, bis in der IV. Genera⸗
tion das Verſuchsexemplar faſt weiblich war, fo daß nur wenige Pollenbluͤthen
abgeſchnitten werden durften. Urtica Dodartii ward nur einmal der Gegenſtand
eines zwar ſamenbringenden Verſuchs, davon ich erſt dieſen Sommer wieder eine
zweite Ausſaat gemacht habe, wovon die erſtere indeß nicht reichlich ausfiel. Die
Verſuche an Zea Mays major wurden durch eine Reihe von 7 Jahren in
315
7 Generationen an einer Geſammtzahl von mehreren hundert Pflanzen angeftellt,
und keine dieſer Samengenerationen iſt voͤllig ſamenlos geblieben, manche hat ei⸗
nen aͤußerſt reichlichen Ertrag von ohne Pollen erzeugtem Samen gegeben. Sie
haben denſelben Vorzug, den wir fruͤher am Hanfe ruͤhmen konnten, daß fie nams
lich durch Zeugen verificirt find, welche alljaͤhrlich die entſtandenen Fruͤchte an
den noch lebendigen Pflanzen in Augenſchein genommen haben, daß einige Mits
glieder der Schleſiſchen Geſellſchaft ihre Keimfaͤhigkeit erprobt, und daß dieſe
Geſellſchaft darüber öffentlich in ihren Buͤlletins berichtet hat und daß einmal
in Gegenwart eines Pflanzengeſchlechtsfreundes die Staubbluͤthen der Verſuchs⸗
pflanzen unaufgebluͤht abgeſchnitten worden ſind. —
Die Ergebniſſe dieſer Verſuche welche abſichtlich unter verſchiedenen aͤußern
Umſtaͤnden fortgeſetzt wurden, ſcheinen lediglich nach dem Lokale, wo fie ſtatt fans
den, verſchieden geweſen zu fein. — Die Ite in den Studien bereits erwaͤhnte
Generation von Samen bei abgeſchnittenen Maysaͤhren, mit 40 Individuen auf
einem trefflichen Gartenboden angeſtellt, gab eine Erndte von 6650 Koͤrnern. Die
Ilte mit nur 6 Pflanzen 1822 auf Beeten eines tief gelegenen von Mauern und
Haͤuſern umgebenen Gartens in der Stadt angeſtellt, hatte 2 unfruchtbare, aber
4 ziemlich fruchtbare Judividuen. Die IIIte (1823) Ausſaat gab an 5 kleinen,
12 hohen, in Toͤpfen im verſchloſſenen Zimmer gehaltenen Pflanzen, eine ſehr un—
betraͤchtliche, jedoch keineswegs fruchtloſe Samenerndte. Die IVte Aus ſaat (1824)
in dem vorigen nicht ſehr guͤnſtigen Gartenlokal in der Stadt unternommen, gab
12 drei Fuß hohe Pflanzen mit vielen mehr oder weniger fruchtreichen, ſaͤmmtlich
jedoch mit reifen Caryopſen verſehenen Kolben, zwei im offenen Miſtbeete erzo—
gene Individuen blieben unter Abſchneidung der Pollenbluͤthen fruchtlos. Die hier
gewonnenen Fruͤchte wurden von der botaniſchen Sektion der ſchleſiſchen Geſell—
ſchaft (wovon mehrere damals Anweſende auch hier anweſend ſind) an den Pflan—
zen ſelbſt betrachtet. Die Vte Ausſaat (1825) beſtand aus 4 Topfpflanzen, welche
ſparſam fruchtende, aber immerhin fruchtbringende Kolben erzeugten, und aus 50
etwa 2— 3 hohen Individuen auf Beeten des oben genannten nicht ſehr guͤn⸗
ſtigen Lokals in der Stadt. Von letzteren 50 wurden 18, woran ſchon die weib—
lichen Kolben bluͤhten, in Gegenwart des Prof. Dr. Muͤller, der hervorgetriebenen
Aehren, die noch keine Antheren eroͤffnet hatten, beraubt, und gleichzeitig ward an
316
den 32 übrigen, die noch weit vom Bluͤhen waren, der ganze Gipfel mit den noch
in den Scheideblaͤttern verſteckten Knospen und zwar etwa 14 Tage vor der Zeit,
da ſie ſonſt aufgebrochen waͤren, abgeſchnitten. Das Reſultat war eine Summe
von 21 Kolben mit verſchiedener Samenanzahl, welche in einer eigenen Sitzung
der botan. Sektion unterſucht wurden, freilich weniger ergiebig, als bisher, aber
auch durch die gewaltſamſte Verletzung der in ihrem Bluͤhen offenbar durch die
Beſchneidung des Gipfels geſtoͤrten einjaͤhrigen Pflanzen beſtimmt. Die VIte Aus⸗
ſaat geſchah auf einem trefflichen Gartenboden vor dem Thore; 38 kraͤftige 4 —
5“ hohe Pflanzen wurden kurz vor dem Austritt der Antheren aus den Baͤlgen
beſchnitten, und gaben unter ſolcher beſſeren Behandlung eine treffliche und viel
reichere Samenerndte, ſo daß nur 2 Individuen ganz unfruchtbar blieben, die
uͤbrigen in verſchiedenem Grade, manche ſehr fruchtreich ſich zeigten. Und eben
ſo ergaben ſich 1827 in der VIIten Ausſaat auf dem naͤmlichen beſſeren Lokal 30
mehr als mannshohe Mayspflanzen, in bisher genannter Weiſe behandelt, fruchtbar
in verſchiedenem, zum Theil hohem Grade, unfruchtbar keine, und ſowohl dieſe,
als die vorige Samengeneration ward von namhaften Botanikern Breslau's an
den reifenden Pflanzen ſelbſt wahrgenommen. Im Ganzen kann nicht geleugnet
werden, daß wie im Allgemeinen dieſe Jahrgaͤnge mehr oder weniger ergiebig was
ren, ſo auch einzelne Pflanzen fruchtbarer, als andere, einzelne Kolben fruchtreicher
als andere, und nicht ſelten Spadices vorkamen, welche nur 2, 4, 10 Samen (ob;
gleich vollſtaͤndige, Feimfähige) enthielten. Auch darf nicht unerwaͤhnt bleiben, daß
in der Vten und VIten Generation ſich das Phaͤnomen einſtellte, womit man ſo oft
die Beweiskraft ſolcher Verſuche in Zweifel geſetzt hat, naͤmlich die Erſcheinung
von Uebergangsformen zur maͤnnlichen Bildung in den Kolben, oder die Entwick—
lung wirklicher Staubbluͤthen unter den Piſtillbluͤchen. Ich muß indeß verſichern,
daß man im Jahre 1825 und 26, nach ſo vielen Reden daruͤber, dergleichen grob—
ſinnliche Dinge nicht mehr uͤberſieht, ſondern ſich weislich in Acht nimmt, daß ſie
die Reinheit des Verſuchs nicht ſtoͤren, daher mir denn zu glouben iſt, daß dieſe
Bluͤthen, ehe noch ihr Pollen ſich zeigte, entfernt wurden. Es iſt uͤbrigens merk—
würdig, wie ich das auch an Spinacia bemerkt habe, daß dergleichen Ueber—
gangsbluͤthen tragende Pflanzen gerade die unfruchtbarſten waren. Eine Erſchei—
nung kam mir fuͤr das, was dieſe Verſuche uͤberhaupt bewieſen, am beweiſendſten
317
vor, namlich, weibliche Wurzelſchoͤßlinge, welche im Auguſt, ja im September zur
Bluͤthe kamen, zu einer Zeit, wo aller Orten die Staubrispen des Mays ſchon
laͤngſt verbluͤht find und die eigenen vielleicht feit ein paar Monaten abgeſchnitten
worden waren, trugen nicht ſelten kurze eifoͤrmige Kolben, gedraͤngt voll von den
reifſten Caryopſen. Eine andere auffallende Beobachtung machte ich an dieſen
Pflanzen die ganze Reihe von Jahren hindurch, daß meiſt der oberſte Kolben am
Sten oder Aten Internodium der Pflanze der fruchtbarſte, oder der allein frucht—
bare war; nun kann doch Niemand von denjenigen, welche Luft haͤtten, dieſe ganze
vieljaͤhrige Erfahrung zu einem truͤgeriſchen Gaukelſpiel des Windes machen zu
wollen, behaupten, daß gerade dieſer Kolben immer vom Zufall auserſehen war, in
der Luft ſchwimmende Maysftäubchen aufzufangen, ſondern wer unbefangen iſt,
wird an der praͤvalirenden Fruchtbarkeit dieſes beſtimmten Knotens einen Beweis
finden, daß das Fruchten ſich nach andern Dingen, als der Beſtaͤubungsmoͤglich—
keit, richte. Das naͤmliche war uͤbrigens an vielen, auch durch einige Generatio—
nen fortgeſetzten Verſuchen, mit einer zwergwuͤchſigen, kleinſamigen Varietaͤt der
Zea Mays, die ich unter dem Namen Zea Curagua aus dem Koͤnigl. botan.
Garten zu Breslau erhalten habe, der Fall; dieſe auf aͤhnliche Weiſe behan—
delten Pflanzen gaben allerdings faſt alle Samen, allein faſt immer in ſpaͤrlich⸗
ſter Anzahl.
b. Verſuche mit Gegenverſuchen.
Nachdem nun ſo die Faͤhigkeit der Pflanzen, bei caſtrirten Staubfaͤden und
abgeſchnittenen Staubbluͤthen keimtaugliche Samen zu bringen, überhaupt erwieſen
war, ſchritt ich zu vergleichenden Verſuchen, die Verhaͤltniſſe unter welchen dieſe
Behandlungsweiſe ſich ſchaͤdlich oder unſchaͤdlich zeigt, näher zu beſtimmen:
a. die Caſtration betreffend, fragt ſichs, wie ſie ſich zum natuͤrlichen
ungeſtoͤrten Bluͤhen verhalte.
Hier mußte ich zuerſt an Tropaeolum majus (obwohl nur durch Zufall)
erleben, daß an einem und demſelben Stocke, caſtrirte Blumen fruchtbar wurden,
gleichzeitig ſich ſelbſt uͤberlaſſene dagegen unfruchtbar blieben. Beſtimmter ward
der Verſuch an Lopezia mexicana ſucceſſive angeſtellt. An einem Exemplar
ward eine Blume um die andre abwechſelnd eaſtrirt, abwechſelnd ſich uͤberlaſſen;
auch hier brachten einzelne caſtrirte Blumen Samen, einzelne unverletzte keinen.
318
Eine Tochterpflanze dieſer Lopezia, aus Samen caftrirter Blumen erhalten, ward
im folgenden Jahre aͤhnlicher Weiſe, doch darin verſchieden behandelt, daß mehrere
Wochen hindurch alle Blumen caſtrirt, drauf eben ſo viele Wochen hindurch alle
Blumen ſich ſelbſt uͤberlaſſen wurden, es geſchah dies in der Abſicht, daß nicht
die Verletzung der einen Blume, die Vegetation ſtoͤrend, auf die naͤchſtfolgende ſich
uͤberlaſſenbleibende einwirken konnte, wie im vorigen Verſuche. Aber auch bei dies
ſer veraͤnderten Experimentirweiſe waren von beiden Seiten Blumen unfruchtbar
oder fruchtbar; der Vorzug den die ſich ſelbſt uͤberlaſſenen Blumen vor den ca—
ſtrirten hatten, zeigte ſich ſehr geringe. Aufs beſtimmteſte wurde endlich der Ver—
ſuch an Cucubalus viscosus im vorigen Jahre und mit der muͤhſamſten Ge—
nauigkeit an 135 Blumen, über deren jede einzelne, das Mikroſkop in der Hand,
ein Tagebuch gefuͤhrt ward, angeſtellt. Es wurden 72 Blumen an verſchiedenen
Stoͤcken und bei Gelegenheit verſchiedner Verſuche ſich ſelbſt uͤberlaſſen, davon
empfingen 31 die Selbſtbeſtaͤubung und brachten 8 reife Kapſeln, 42 blieben to-
tal unbeſtaͤubt, davon reiften 23 Fruͤchte. Andererſeits wurden 62 total bei knos—
penden Antheren caſtrirt; hievon entſtanden 24 Kapſeln. Bei geſchehener Be—
ſtaͤubung lieferten alſo 10 Blumen ungefaͤhr 3, bei Caſtration 4, bei natuͤrlich
unterbliebener Beſtaͤubung ungefähr 6 Kapſeln; wahrlich ein auffallendes, faſt
unglaubliches Reſultat, welches die gaͤnzliche Unſchaͤdlichkeit der Caſtration be—
weiſen wuͤrde, wenn nicht, wie oben ſchon erwaͤhnt worden, die Ergebniſſe dieſes
Jahrs an derſelben Pflanzenart und an Pflanzen aus den Samen caftrirter
Blumen entſproſſen, ganz widerſprechend ausgefallen waͤren. In dieſem Jahre
wurden 41 Blumen, von verſchiedenen Verſuchsſtengeln, theils ganz, theils halb
caſtrirt und nicht eine einzige brachte eine leidliche Kapſel; dagegen wurden 28
Blumen unter der Loupe unbeſtaͤubt gefunden, welche unverletzt geblieben wa—
ren, hievon erzielte ich 11 vollkommen gute, 4 kleine geringe Kapſeln. Bei
Caſtration werden alſo bald Samen erzeugt, bald nicht, unter Bedingungen,
die mir bis zu dieſer Stunde noch durchaus unbekannt ſind.
b. Die Defloration wurde an Cucurbita Pepo und
c. Melopepo unter folgenden bisher noch nicht uͤblichen Modalitaͤten
verſucht:
319
a. In Ruͤckſicht auf die Frage, ob die Natur der Blume,
welche abgeſchnitten wird, uͤberhaupt in Betracht komme.
1.
Es wurden alle Pollenbluͤthen knospend abgeſchnitten; die zuletzt
erſchienene einzige Piſtillbluͤthe an der Pflanze brachte eine unbrauch—
bare Frucht mit hohlen Samen.
.Es wurden blos die Piſtillblumen abgeſchnitten; alle männlichen Blu⸗
men verſtaͤubten ungeſtoͤrt; die letzte Piſtillbluͤthe ward zum Fruchten ſtehn
gelaſſen und fructificirte beſtens. Ich habe dieſen Verſuch an 4 Indivi—
duen von C. Pepo und an 4 Individuen von C. Melopepo mit im-
mer gleich gutem Erfolge angeftellt und empfehle dieſe Experimentirme—
thode, bei welcher die Pflanze in ihrer Verſtaͤubung nicht geftört wird
und doch ohne Beſtaͤubung fruchtet aufs dringendſte zur Wiederholung.
. Es wurden ſowohl alle Pollenbluͤthen, als alle Piſtillbluͤthen bis auf Eine
abgeſchnitten. Die Fruetification mißlang.
.Es wurde ein Theil der Pollenbluͤthen abgeſchnitten, ein Theil ihrem Bluͤ—
hen uͤberlaſſen. Während dieſe verſtaͤubten, wurden die gleichzeitigen Pi,
ftillblüchen abgeſchnitten, und als keine Vollenblüchen mehr da waren,
die letzten Piſtillbluͤthen ſtehen gelaſſen, dieſe fruchteten aufs allerbeſte.
Es wurde anfangs das Gleichgewicht ſtehen gelaffener und abgeſchnittener
Blumen ſowohl von Seiten der Pollenbluͤthen, als von Seiten der Piſtill—
bluͤthen gehalten, ſpaͤterhin wurden alle Bluͤthenknospen abgeſchnitten und
nur die letzte, welche vollſtaͤndig fruetificirte, ſtehen gelaſſen. Verletzung
und Nichtverletzung traf hier in gleichem Grade maͤnnliche und weib⸗
liche Blumen, doch war der Erfolg guͤnſtig.
5. In Ruͤckſicht auf die Frage: zu welcher Zeit das Abbre—
chen der Pollen- und Piſtillbluͤthen von der Vegetation und
Fructification beſſer ertragen werde.
1.
Wurden in RMuͤckſicht auf den Verſuch Nr. 1, wo ich alle männlichen Blu—
men knospend abgeſchnitten und keine reifen Samen erhalten hatte, zum
Gegenverſuche an C. Pepo die Pollenblume des Hauptſtengels knospend,
die Pollenblume einer Ranke faſt im Aufbrechen abgeſchnitten, und an
beiden Theilen nur eine unbeſtaͤubt gebliebene weibliche Blume geduldet.
Verhandlungen 5 Band. 44
320
Die Blumen fruchteten beide, aber wo die Pollenblüthenknospen fpäter
abgeſchnitten waren, war die Frucht groͤßer.
2. Es wurde in Ruͤckſicht auf den Verſuch Nr. 2., wo alle weiblichen
Blumen abgeſchnitten, die männlichen ihrer völligen Verſtaͤubung über;
laſſen wurden, dies in der Art an einer C. Pepo und einer Melopepo
wiederholt, daß die Pollenbluͤthenknospen ſchon nahe der Eröffnung ab»
geſchnitten wurden; Der Verſuch mißgluͤckte in beiden Fällen. Früchte
wurden gebildet, aber mit tauben Samen.
7. In Bezug auf die Verletzung der Vegetation und den Ort,
wo die zum Fruchten beſtimmte letzte Piſtillbluͤthe ſtehen gelaſſen
ward, ſei es an dem Hauptſtengel, oder einer Seitenranke, wurde an 8 Pflan—
zen der Melopepo bei ungeſtoͤrtem Bluͤhen der Piſtillbluͤthen, und Abſchneiden
blos der ſaͤmmtlichen Piſtillbluͤchen bis auf eine, verſucht gleichzeitig:
1. Abſchneiden des fruchttragenden und nicht fruchttragenden Theils (dem
Hauptſtengel und der Ranke) uͤber der Fruchtblume.
2. Abſchneiden des fruchttragenden, Unverletztheit des nicht fruchttragenden Theils,
3. Abſchneiden des nicht fruchttragenden, Unverletztheit des fruchtenden Theils.
3. Unverletztheit des fruchttragenden und nicht fruchttragenden Thells.
Ohne hier ins Detail der hier erhaltenen Ergebniſſe eingehn zu koͤnnen, be—
merke ich nur, daß alle 8 Pflanzen ihre Frucht brachten, obgleich in verſchiedener
Größe unb Güte. Die größten Fruͤchte von 5 — 8 Pfund Gewicht wurden
da gewonnen, wo die meiſten Pollenbluͤthen ungeſtoͤrt ihre Verſtaͤubung hatten,
und zugleich die meiſten Piſtillblumen erzeugt, aber nicht zur Entwicklung gelaſſen
wurden, die kleinſten mit zwar aͤußerlich ausgebildeten aber hohlen Samen, da,
wo die Pflanzen ihrer treibenden Spitzen beraubt, und uͤberhaupt verletzt wurden.
Das Abſchneiden der Pollenblumen zeigte ſich im Allgemeinen bei dieſen Kürbis;
verſuchen nachtheilig, das Abſchneiden der weiblichen Bluͤthen ſchien die Frucht—
barkeit zu ſtaͤrken und auf die zuletzt ſtehen gelaſſene zu concentriren. Hierin liegt
vielleicht der Schluͤſſel zur Erklaͤrung der Einwirkung der Caſtration uͤberhaupt.
Je mehr der Pollen, mit deſſen vollendeter Entwickelung das Welken der Pflanze
verknuͤpft iſt, kuͤnſtlich gehemmt wird in ſeinem aͤußeren Durchbruche, deſto mehr
wird innerlich das Welken geſteigert und Abortiren veranlaßt. Eben fo, je mehr
321
die Fruchtentwickelung aͤußerlich gebaͤndigt wird, deſto mehr wird, caeteris pa-
ribus, das Fruchtungsvermoͤgen nach innen geſtaͤrkt. Ich muß ſchließlich be-
merken, daß ein Theil auch dieſer Verſuchsfruͤchte von den Mitgliedern der Schle—
ſiſchen Geſellſchaft in Augenſchein genommen worden, die von deren Guͤte Zeug—
niß ablegen koͤnnen. Bei Anſtellung der Verſuche iſt einer meiner Zuhoͤrer mir
zur Hand gegangen, und vier Augen haben ſo viel geſehen, als zwei. Die
Verſuchsbluͤthen konnten niemals Bluͤthenſtaub empfangen haben, da fie faſt
immer die letzten an der Pflanze waren und ſo ſpaͤt im Auguſt bluͤhten, daß
ſie den Beſchluß des Bluͤhens uͤberhaupt daran machten.
c. Verſuche bei Verletzung des Piſtills.
Die Abſchneidung der Narbe und dadurch die abſolut ausgeſchloſſene Mög.
lichkeit der Beſtaͤubung hatte, wie ſich erwarten ließ, an Hemimeris urticifo-
lia zum Theil, an Serophularia glandulosa, Polemonium coeruleum,
Ruta graveolens, Coix Lachryma, Lagenaria vulgaris gänzliche Unfruch,
barkeit zur Folge. Allein, daß es nicht unmöglich ſei, keimfaͤhige Samen felbft
nach ſolchen Gewaltthaten zu erzielen, bezeugte:
1. Polemonium gracile, wo von 8 der Narben beraubten Blumen, 3
Kapſeln und darunter eine mit 4 tauglichen, embryonirten Samen entſtanden.
2. Salvia Sclarea, wo in 6 Blumen nach ſolcher Behandlung ſich 7 reife
und gekeimt habende Achenien bildeten. Mehrere Verſuche dieſer Art zugleich
mit Beſtaͤubung und Impfung angeſtellt, die nicht ganz mißlangen, werden
ſpaͤter erwaͤhnt werden.
Hiermit ſchließt ſich die Reihe der bei voͤlligem Mangel der Beſtaͤubung ab—
ſichtlich deshalb gemachten Verſuche und Beobachtungen. Mehrere Experimente
der Art ſind als Gegenverſuche bei Beſtaͤubungsverſuchen vorgenommen, die bei
der ausführlicheren Schilderung meiner Verſuche kuͤnftig ihre Eroͤrterung finden.
Das Vermoͤgen der Pflanzen, ohne auf die Narbe gebrachten Bluͤthenſtaub voll—
ftändig, ja ſelbſt unter den gewaltſamſten Kunſtmaaßregeln fruetifieiren zu Eönnen,
duͤnkt mich, iſt dadurch hinlaͤnglich verifieirt. Aber die erwähnten Verſuche, die
bloße Beobachtung der natürlich verhinderten Beſtaͤubung waren,
ſprechen nicht blos ein vielleicht auf feltenen Umſtaͤnden beruhendes Vermoͤgen,
des Pollens zuweilen entbehren zu koͤnnen aus, ſondern weiſen darauf hin, daß
44 *
322
Beſtaͤubung zum Beſten des Fruchtens überhaupt nicht ein natürliches Bes
duͤrfniß ſel. Dieſes mußte nun durch Verſuche mit kuͤnſtlicher Beſtaͤubung
welche die Kuͤnſtlichkeit des Beſtaͤubens auf die Probe ſtellen, noch weiter
ermittelt werden, was der Gegenſtand des zunäaͤchſt zu erwaͤhnenden iſt.
Zweite Abtheilung.
Verſuche mit künſtlicher Beſtäubung.
a. uͤberhaupt.
Den Nutzen der kuͤnſtlichen Beſtaͤubung zur Beförderung der Samenbildung
habe ich in fo vielen Fällen erfahren, daß es uͤberfluͤſſig iſt die einzelnen Wahr;
nehmungen ſolcher Art hier namhaft zu machen. Aber auch Gegenerfahrungen,
wo auf kuͤnſtliche Beſtaͤubung keine Samenbildung folgte, habe ich gemacht, welche
zu beweiſen ſcheinen, daß fie nicht einmal kein unfehlbares Mittel zur Befoͤrde⸗
rung, geſchweige denn die der Naturordnung gemaͤße Bedingung des Fruchtens
genannt werden koͤnne. Auf viele monocotyledoniſche Pflanzen wirkt ſie ſchlechter—
dings nicht fruchtbefoͤrdernd. Ich habe mich mit Lilium bulbiferum, Cro-
cus vernus, Fritillaria imperialis, Fritillaria lutea M. B. und Tulipa
suaveolens inebeſondere vielfältig abgemuͤht, vermittelſt der kuͤnſtlichen Beſtaͤu—
bung, auch bei, von ihrem Stocke abgeſchnittenen Blumen Fruͤchte zu erhalten,
aber vergeblich. An der Fruͤhtulpe Due van Toll) Tulipa suaveolens W.
mit welcher ich bereits 117 der allergenauſten Verſuche angeſtellt habe, zeigten
unter 23 beſtaͤubten Individuen, acht nicht einmal den ſchwaͤchſten Anfang der
Groſſifikation; ſieben ein leiſes Schwellen des Germens, acht eine zwar entſchie—
dene, aber weit von wirklicher Fruchtbildung bleibende Vergroͤßerung deſſelben.
Und dieß fuͤr ſich ſchon nicht eben fuͤr eine große Wirkſamkeit der Beſtaͤubung
ſprechende Ergebniß, ward noch durch Vergleichung mit 21 von ſelbſt unbeſtaͤubt
gebliebenen Tulpen compromittirt, da ſich unter dieſer Summe ebenfalls 9 Indi—
viduen ohne alle Regung zum Fruchten, die uͤbrigen 12, beſonders aber 9 nicht
minder im Zuſtande anfangender Fructification bemerken ließen, obgleich ſie aufs
Zuverlaͤßigſte unbeſtaͤubt geblieben waren. Ich abſtrahire indeſſen gern von dieſen
323
Verſuchen, weil ihnen die Samenunfruchtbarkeit der Zwiebelgewaͤchſe uͤberhaupt
entgegengeſtellt werden kann, und wende mich zur Anfuͤhrung anderer vergleichen—
der Experimente, in welchen ich den Vortheil der kuͤnſtlichen Beſtaͤubung verglich,
mit dem Nachtheil den 1. das Unterlaſſen derſelben, 2. das Unbeſtaͤubt-bleiben
uͤberhaupt, 3. die gewaltſam kuͤnſtliche Verhinderung der Beſtaͤubung bei an ſich
fruchtbaren Pflanzen brachte und das Reſultat eben ſo unguͤnſtig war.
1. Von 10 ſich ſelbſt uͤberlaſſenen und demnaͤchſt hoͤchſt ſparſam oder gar
nicht beſtaͤubten Blumen des Tropaeolum majus wurden eben fo viele frucht—
bar als von 10 kuͤnſtlich beſtaͤubten, naͤmlich 5, unter beiderlei Umſtaͤnden blieben
5 unfruchtbar, auch reiften die nicht kuͤnſtlich beſtaͤubten meiſt alle ihre 3 Frucht—
knoten, die kuͤnſtlich beſtaͤubten oft nur 1 — 2 in jeder Blume. Es wurden
ferner 28 Blumen des Cueubalus viscosus ſich ſelbſt, daher einem ſeltenen
und ſparſamen Beſtaubtwerden uͤberlaſſen, 28 an verſchiedenen Tagen kuͤnſtlich bes
ſtaͤubt, von den erſtern natuͤrlich verbluͤhten gewann ich 15, von kuͤnſtlich behan—
delten 13 Früchte, bei unterlaſſener Kunſtbeſtaͤubung blieb etwas mehr, bei ge
ſchehener etwas weniger als die Haͤlfte der Blumen fruchtlos. |
2. Bei zuverläßig ganz unterbliebener Beſtaͤubung und zwar zufoͤrderſt
bei Polemonium coeruleum, wovon 24 Blumen ohne Zuthun der Kunſt
dem Mikroſkop zu Folge durchaus unbeſtaͤubt geblieben waren, brachten dieſe
6 Kapſeln, 11 reichlich ſelbſt beſtaͤubte, davon drei. Nichtbeſtaͤubung und
Kunſtbeſtaͤubung hatten alſo gleichen Erfolg. Ferner ward an einem Pole-
monium die Vergleichung caftrirter und kuͤnſtlich beſtaͤubter Blumen an zwei
Stengeln angeſtellt; abſichtlich ward der juͤngere ſchwaͤchere Stengel zur Ca—
ſtration, der kraͤftige Hauptſtengel zur Beſtaͤubung beſtimmt; freiwillig ward
nun bei den beguͤnſtigten beſtaͤubten die Haͤlfte der Blumen fruchtreif, bei den
caſtrirten hingegen nur ein Fuͤnftheil. Unter gleichen Umſtaͤnden aber zeigte
mir auch an Tropaeolum majus ein Zweig mit 5 beſtaͤubten Blumen grade
ſich fruchtlos, während ein andrer Zweig mit 5 eaſtrirten Bluͤthen zuſammen
10 reife Fruͤchte an 4 Blumen hatte.
4. Einige merkwuͤrdige Verſuche, worin geſchehende Beſtaͤubung mit natuͤr—
lich und kuͤnſtlich unterbliebener Beſtaͤubung zugleich an derſelben Pflanze vergli—
chen wurden, ſtellte ich an Salvia Selarea und Ruta graveolens an und fand
324
bei erſterer allerdings einen Vorzug der Fruchtbarkeit an den kuͤnſtlich beftäubten
aber einen nicht beträchtlichen.
An einer Salvia Sclarea brachten 6 kuͤnſtlich beſtaͤubte Blumen allerdings
faſt alle ihre Fruchtknoten zur Fruchtreife, aber eben ſo reiften auch an demſeiben
Stocke 6 der Loupe zufolge von ſelbſt unbeſtaͤubt gebliebenen Blumen 13, und
6 fruͤhzeitig caſtrirte 10 Fruͤchte. In einem zweiten Verſuche an derſelben Pflanze
gaben die künſtlich beſtaͤubten Blumen dreier Wirtel 20 Koͤrner, die caſtrirten
Blumen dreier vertieilli 10, die unbeſtaͤubt und uncaſtrirt gebliebenen Blumen
dreier Wirtel 12 reife Koͤrner. Hingegen an Ruta graveolens brachten 3
ſelbſtbeſtaͤubte und 13 kuͤnſtlich beſtaͤubte Blumen 7 reife Fruͤchte, aber den 3
ſelbſtbeſtaͤubten konnten 11 natuͤrlich unbeſtaͤubt gebliebene Blumen, mit denen
ebenfalls nichts Kuͤnſtliches vorgenommen war, entgegengeſtellt werden, welche
auch fructificirten, und da 25 Blumen, welche in dieſem Verſuche unbeſtaͤubt
geblieben, oder zugleich verletzt worden waren, zuſammen 19 gute Fruͤchte brach;
ten, ſo war dagegen der Vortheil, den die Beſtaͤubung fuͤr 16 Blumen, welche
zuſammen 7 Fruͤchte hatten, S Null anzuſchlagen, denn 25 kuͤnſtlich beftäubte
Blumen würden in dieſem Falle, eaeteris paribus, nur 11 Fruͤchte den 19,
welche die 25 unbeſtaͤubten brachten, entgegenzuſtellen gehabt haben. Auch bei
anderen dikotyledoniſchen Gewaͤchſen iſt es mir ſo ungluͤcklich gegangen, daß
ich von ihnen in oft wiederholten Verſuchen niemals nach kuͤnſtlicher Beſtaͤu—
bung Fruͤchte erzielt habe, dohin gehörte beſonders Chironia frutescens und
Fuchsia coccinea, ich nenne es ungluͤcklich, weil dieſe Pflanzen ſonſt wohl
allerdings fructificiren.
b. insbeſondere.
Von den beſondern Modalitaͤten unter welchen ſich die kuͤnſtliche Beſtaͤubung
guͤnſtig oder unguͤnſtig bezeigt, habe ich, die Quantität des Pollens die der Frucht,
bildung im beſonderen Falle guͤnſtig war, 2, die Zeit der Beſtaͤubung, 3, den Ort
der zur Beſtaͤubung gebrauchten Blumen, 4, die Störung ſchon geſchehener Bes
ſtaͤubung, 5, das Alter des angewendeten Pollen in Verſuch gezogen, jedoch iſt
dieſer Theil meiner Verſuche noch der unvollftändigfte und der vielſeitigen Ber;
mehrung und Wiederholung am meiſten beduͤrftige, ſo daß ich das zunaͤchſt
Anzufuͤhrende ſelbſt nur fuͤr vereinzelte Wahrnehmungen ausgeben will.
325
1. Die Menge des zur Beſtaͤubung gebrauchten Pollen zeigt fich zuwei—
len gleichguͤltig.
An 3 Stöcfen der Mirabilis Jalappa, an einem der Mirabilis hybrida
blieben alle Blumen unfruchtbar, caſtrirte, nichtcaſtrirte, ſelbſtbeſtaͤubte, kuͤnſtlich bes
ſtaͤubte mit 3, mit 9, mit 27, mit ungemeſſen vielen Pollenkoͤrpern, fruͤh oder
fpät beſtaͤubte. Reichlichſt ſelbſt- und reichlichſt kuͤnſtlich beſtaͤubte Blumen des
Hyoscyamus aureus blieben fruchtlos, eine ſparſam beſtaͤubte gerade, ward frucht—
bar, auf Caſtration folgte ebenfalls Unfruchtbarkeit. An einem Cucubalus vis-
cosus fruchteten von 12 ſtark- und 18 ſchwach beſtaͤubten Blumen jederſeits acht.
Zwoͤlf im minimum und 3 faſt gar nicht beſtaͤubte Blumen vergingen frucht—
los. (Jedoch erinnere man ſich, daß an dieſer Art ſelbſt voͤllig unbeſtaͤubte Blu—
men eine verhaͤltnißmaͤßig groͤßere Anzahl von Fruͤchten gegeben haben, z. B. in
einem Falle entſtanden 9 Fruͤchte von 22 unbeſtaͤubten Blumen.)
2. Die Zeit der Beftäubung betreffend habe ich nur ſich durchkreuzende Er
gebniſſe gewonnen. Nach dem Abfall der Blumen, ſowohl auf der friſchen als
auf der faſt welkenden Narbe kuͤnſtlich beſtaͤubte Piſtille der Digitalis purpu-
rea fruchteten reichlichſt, aber auch ſich ſelbſt überlaſſene unbeſtaͤubt gebliebene
Blumen fruchteten und zwar von s dergleichen, ſechs; vier in der Knoſpe caſtrirt
beftäubte Blumen blieben fruchtlos. An Hemimeris urticifolia wurden eben
falls moͤglichſt ſpaͤt beſtaͤubte Blumen vollftändig fruchtbar, andere ſehr fruͤh, an
dere bei eben aufgebluͤhter, andere bei eben abgefallener Blume, beſtaͤubte blieben
fruchtlos, in einem Falle brachten zwei aufgebluͤht-beſtaͤubte Blumen große Kap—
ſeln, zwei halb aufgeblüßt-beftäubte gaben zwei kleine unreif gebliebene Kapſeln.
In noch einem Falle zeigten ſich 5 ſelbſtbeſtaͤubte unentfaltet gebliebene Blumen
fruchtlos, 5 entfaltete ſelbſtbeſtaͤubte bildeten zwei Kapſeln. Indeſſen habe ich ein
andermal von einer ganz uneroͤffnet gebliebenen, ſo zu ſagen, erſtickten Blume, eine
reife Frucht geſehen und daſſelbe iſt mir an Datura Stramonium und an
Viola- Arten oft begegnet, daß Früchte entſtehen, wenn auch die Bluͤthentheile
gar nicht zur Entfaltung kommen. Den beſtimmteſten und genaueſten, nur in
der Zahl der angewendeten Blumen (jedoch ohne meine Schuld) etwas ungleich—
mäßigen Verſuch habe ich an Cueubalus viscosus angeſtellt.
Von vier Blumen am Iſten Tage des Bluͤhens, bei abſolut unausgebildetem
320
Stigma beſtaͤubt, fruchtete eine. Von 3 Blumen, am IIten Tage des Bluͤhens
beftäubt auf der ebenfalls unausgebildeten Narbe keine. Von 4 Blumen, am
II Iten Tage bei ziemlich vollkommener Narbe beſtaͤubt, fructificirten zwei (eine
minder gut). Von 4 Blumen am IVten Tage bei völliger Reife des Piſtills
beftäubt, fruchteten ale. Von 5 Blumen am Vren Tage beſtaͤubt, fructifteirten
vier. Von 2 Blumen am VIten Tage des Bluͤhens, alſo etwas verlaͤngerter
Bluͤthenzeit reiften beide. Von 2 Blumen am VIIten Tage, alſo unter ſehr
verlaͤngerter Piſtilldauer beſtaͤubt, fruchtete keine.
Blumen am VIIIten und IXten Tage bei zu welken anfangender und vor;
her in ihrer Dauer ſchon verlaͤngerter Narbe beftäubt, fruchteten gar nicht.
Die fruͤheſte und ſpaͤteſte Zeit der Beſtaͤubung zeigte ſich unguͤnſtig.
3. Der Ort der Beſtaͤubungsblumen, ob ſie am Hauptſtengel oder an
Seitenzweigen einen Unterſchied zeigten, ward nur an Mimulus guttalus zur
Prüfung auserſehen⸗ Ungeſtoͤrtes Bluͤhen, Caſtration und kuͤnſtliche Beſtaͤubung
wurden an Blumen der Zweige in Beobachtung genommen. Der Hauptſtengel
zeigte ſich unter allen drei genannten Momenten fruchtbarer als die Seitenzweige.
4. Das Alter des Pollen, inwiefern es zur Beſtaͤubung untauglich mache,
geprüft, gab an Cannabis sativa das unglaubliche, aber wahre Reſultat: daß
es kein abſolutes Hinderniß des Fruchtbildens ſei, vorausgeſetzt, daß eine Ein—
wirkung des Bluͤthenſtaubes uͤberhaupt ſtatt gefunden hatte.
Bluͤthenſtaub von Cheiranthus Cheiri zwei Monat alt auf caſtrirte Blu—
men von Cheiranthus iucanus gebracht, erregte die beſte Hoffnung zu reis
fen Fruͤchten, alle Germina ſchwollen zu Schoten von 1 — 2“ Länge, die Sa—
men wurden indeſſen nicht reif. Eine weibliche Hanfpflanze ward vollkommen
in der Mitte des Stengels mit 35 Tage altem Pollen an 10 bezeichneten
Aeſten belegt, oberhalb und unterhalb dieſer zehn Aeſte blieb ſie unbeſtaͤubt.
An den unbeſtaͤubten, wie an den beſtaͤubten Aeſten reiften gleichviel, naͤmlich
gleich wenig Fruͤchte, an beiden ſieben, indeß doch immer mehr — als gar
keine. Es werden ſpaͤterhin noch auffallendere Verſuche dieſer Art bei modifi—
cirter Beſtaͤubung vorkommen.
5. Die Stoͤrung der geſchehenen kuͤnſtlichen Beſtaͤubung durch Abſchneiden
der beſtaͤubten Narbe nach gewiſſen Zeitpunkten hatte folgenden Effekt. An einer
He-
327
Hemimeris urticifolia wurde an 2 Blumen 24 Stunden, an 1 Blume 12 Stun⸗
den nach geſchehener Beſtaͤubung die Narbe abgeſchnitten, fie wurden fruchtbar.
An einer Blume wurde eine Stunde, an einer eine halbe Stunde, an einer 2 Mi⸗
nute nach der Beftäubung die Narbe gekoͤpft, fie blieben fruchtlos. Dieſer Ber;
ſuch lehnt ſich an die Brongniartſchen neuſten, welche ein allmaͤhliges Hinabwan⸗
dern des Polleninhalts in den Fruchtknoten ausſagen und widerſpricht der Anſicht
der Dynamiſten, die die Narbe durch den Pollen magnetiſiren, elektriſiren oder gal⸗
vaniſiren, organiſch toͤdten, oder durch eine Aura ſpermatiſch beleben wollen.
Dritte Abtheilung.
Verſuche alienirter Beſtaͤubung.
Jede Beſtaͤubung mit nicht fpecififchen Pollen, ſei es der einer andern Art,
oder andern Gattung, aus nahen oder fernen Familien und Reihen der Pflanzen;
welt, will ich allienirte Beſtaͤubung nennen und dabei Baſt ardbeſt aͤubung
und Fremd be ſtaͤubung unterſcheiden.
A.
Baſtardirungsverſuche mit Pollen naͤchſtverwandter Formen und
Arten.
Die kuͤnſtliche Beſtaͤubung mit allernaͤchſt verwandten Pollen von Varietaͤten
der naͤmlichen Species und von verſchiedenen Species deſſelben Geuus bei caſtrir—
ten Antheren, zuvoͤrderſt in Abſicht auf die Fruchtbarkeit ſoſcher Vermiſchungen
betrachtet, hat das Geſetz noch unbekannt gelaſſen, wonach in ſolchen Faͤllen Frucht—
barkeit oder Fruchtloſigkeit darauf erfolgt. Varietaͤten der Art mit einander ba—
ſtardirt ſcheinen ſelbſt zuweilen fehl zu ſchlagen: ich habe indeſſen bis jetzt noch zu
wenig Verſuche damit angeſtellt. Digitalis purpurea fl. albo und purpureo
Mirabilia Jalappa flore albo et purpureo, Dianthus Caryophyllus von
verſchiedenen Farben, gelang es leicht mit einander zum Fruchten zu bringen, daß
aber der Pollen der allernaͤchſt verwandten Arten und uͤberhaupt nicht aller Arten
deſſelben Genus, beſonders wenn es etwas ausgebreitet iſt, nicht auf alle eine Wir—
kung hat, haben mir Verſuche (9) an Pelargonium gezeigt, bei denen es unter
Verhandlungen 5. Band. 45
328
wechſelſeitig applieirtem Pollen nicht zur Fruchtbildung und reſp. Baſtarderzeugung
kam, daß das Maaß der Bildungsdifferenz hier nicht das beſtimmende ſein konnte,
werden die fpäter eroͤrterten Verſuche mit totaler Fremdbeſtaͤubung zeigen. Es
war aber gewiß nicht blos Zufall, daß Digitalis purpurea mit Digital. cana-
riensis fruchtbar ward, D. lanata mit D. canariensis fruchtlos blieb. —
Was nun die aus der Vermiſchung der naͤchſt und nahe verwandten Arten
hervorgegangenen Pflanzen, die ſogenannten Baſtarde und das Fruchtbarkeits und
Bildungsverhaͤltniß betrifft, ſo ergab ſich folgendes:
a. Die Geſtalt der ſogenannten Baſtarde angehend.
1. Einige Baſtardbeſtaͤubungen gaben mir Pflanzen in Allem der Mutter
aͤhnlich. So bei Mimulus guttatus mit glutinosus masculus, Salvia glu-
tinosa mit S. paniculata mascula, Pelargonium capitatum mit P. zo-
nale masculum, und bei eben dieſem Pelargonium mit P. cordatum, Nico-
tiana humilis mit N. paniculata mascula, Nicotiana humilis mit N.
macrophylla mascula. In allen dieſen Faͤllen war auch nicht die leiſeſte Spur
von Einfluß des fremden Pollens auf die Bildung kenntlich geworden. Und zwar
geſchah dies entweder bei der ganzen Baſtardgeneration oder bei einzelnen Indi—
viduen derſelben. a
2. Einige Baſtardbeſtaͤubungen hatten Pflanzen mit ſchwacher Veraͤnderung
der Bildung zum Produkt. Das Entftandene in Größe und Kleinheit, Gracili—
taͤt oder Firmitaͤt, Beharung u. ſ. w. abwechſelnd, konnte fuͤr bloße und zwar
nur geringe Vartetaͤt gelten. So bei Nicotiana humilis mit Tabacum mas-
cula, Nicotiana quadrivalvis mit nyctaginiflora. Dieß um fo mehr wo
entſchieden der Standort der Kultur in Anſchlag gebracht werden mußte, ob der
Baſtard im Topfe, im Miſtbeete, im Lande erzogen worden war, ein Moment,
welcher bei kuͤnftigen Baſtardirungsverſuchen immer wird genau beruͤckſichtigt wer—
den muͤſſen.
3. Einige Baſtarde hatten zwar ſtarke auffallende Bildungsveraͤnderung in
Kraut oder Bluͤthe, aber ohne daß dieſe irgend auf die Bildung der Vaterpflanze
hindeutete. Ganz heterogene Bildungen, gar nicht auf Vermittelung deutende,
hatten die Baſtarde von Digitalis purpurea mit lutea, da z. B. die Blätter
hoͤchſt rugos und die Blumen weiß waren, obgleich die beſtaͤubende Pflanze ebene
329
Blätter und gelbe Blumen beſitzt. Bei dem Baſtarde von Nicotiana humilis
mit Nicotiana paniculata wurden die Blätter nicht verkürzt, wie es dem Cha—
rakter der paniculata gemäß geweſen wäre, ſondern verlängert. Bei N. humi-
lis mit Tabacum nicht verlaͤngert, ſondern verkuͤrzt, dilatirt und herzfoͤrmig. Bei
N. Tabacum mit rustica wurden die Blätter nicht verbreitert, ſondern langge—
ſtielt und langzugeſpitzt. Wenn auch keine direkt widerſprechende Veraͤnderungen
erſchienen, fo zeigte ſich doch haͤufig wenigſtens keine Annäherung im Weſentlichen
der Pflanze, die den Pollen gegeben hatte, z. B. bei Nicot. rustica und humi-
lis mit Tabacum oder macrophylla, keine Veraͤnderung der gelbgruͤnlichen
Bluͤthenfarbe; bei Lychnis dioica fl. albo mit Lych. fulgens Fisch. keine
Roͤthung der Blumen; bei Nicot. macrophylla mit paniculata keine Ver⸗
ſchmaͤlerung der Bluͤthenroͤhre und Verkuͤrzung des Bluͤthenrandes u. ſ. w.
4. Einige Baſtarde zeigten zwar auffallende Bildungsabweichungen, aber ſo
daß es disbutabel blieb, ob darin eine Annaͤherung zur vaͤterlichen Bildung anzu—
nehmen war, z. B. bei dem Baſtard von N. humilis mit Tabacum waren
die Blaͤtter dem elliptiſchen genaͤhert und es fragte ſich, ob ſich darin eine Ver—
wandſchaft mit der Bildung von N. Tabacum ausſprach oder nicht. Bei ei—
nigen Baſtarden war die eingetretene Bildung nicht blas eine Annaͤherung an die
vaͤterliche Form, ſondern nur eine weitere Ausbildung der mütterlichen Geſtalt zu
nennen, z. B. bei den Baſtarden von M. rustica waren einzelne mit an der
Baſis ſehr dilatirten Blaͤttern, andere mit herzfoͤrmigen verſehen, aber von beiden
ſieht man den Anfang ſchon in der gowoͤhnlichen Form der rustica, die darin
nur geſteigert werden darf, um eine etwas abweichende Form zu erhalten, ohne
daß der Einfluß des fremden Pollen direkt darauf influirt haͤtte. So variirten
die Baſtarde von Nicot. humilis mit Tabacum in Dilatation, Cordation oder
Oblongation der Blätter, fo änderten die Baſtarde von N. macrophylla in groͤ⸗
ßerer oder geringerer Auriculation oder Petiolation der Blätter, worin beiderſeits
ſchon die natürliche Form zu variiren geneigt iſt.
5. Einige Baſtarde zeigten zwar abweichende Bildungen, aber die man mit
der beſtimmten fremden Pollinareinwirkung darum nicht in Beziehung ſetzen konnte,
weil die naͤmlichen Formen aus den verſchiedenſten Vermiſchungen hervorgingen.
Der Baſtard, der aus Nicot. bumilis mit N. macrophylla hervorging, ſah
45 *
330
gerade ſo aus, wie der von N. humilis mit paniculata, einige von Nicot. rus-
tica mit Tabacum waren in nichts unterſchieden von dem Baſtarde von N. hu-
milis mit N. macrophylla. Im allgemeinen erſchienen ſogar die nämlichen
Formenſuiten bei den verſchiedenſten Baſtardirungen und die Bildung varsirte gleich⸗
ſam über das naͤmliche Thema, obgleich verſchiedene Species eoneurrirtenz fo ergab
es ſich bei N. macrophylla mit rustica, bei macrophylla mit paniculata
bei Tabacum mit nyctaginiflora.
6. War nun in den genannten Fällen der Einfluß des influirt hebenden
fremden Pollens zweifelhaft, ſo war er in andern Faͤllen unverkennbar, druͤckte ſich
aber nur in geringen einzelnen den Habitus im Ganzen wenig veraͤndernden ob—
gleich characteriſtiſchen Momenten aus, z. B. die Baſtardirung von N. rustica
mit N. Tabacum verrieth nichts als einige Zuſpitzung der Kelchlaeinien, alle übrts
gen Momente waren zweifelhaft. Bei N. humilis mit paniculata war nichts
weſentlich verändert, als die Glaͤtte der Blätter. Bei Nicot, humilis mit Ta-
bacum trat nur ein ſchwacher gelbroͤthlicher Schimmer, ins Gruͤn des Bluͤthen—
ſaumes hineinſpielend, charakteriſtiſch hervor. Bei Digital. lutea foemina mit
purpurea mascula verrieth nichts den Baſtard als hie und da ein einzelner klei—
ner Flecken oder Tropfen in der übrigens der D. purpurea gar nicht ähnlichen
Blume. Es gab alſo Faͤlle unlaͤugbarer aber im Minimum geſchehener Einwir—
kung des baſtardirenden Bluͤthenſtaubes.
6. Die wichtigeren charakteriſtiſchen Bildungsveraͤnderungen erſtreckten ſich oft
blos auf die laubartigen, oder blos auf die bluͤthenartigen Theile, z. B. eine
Digital. lutea mit Dig. purpurea beftäubt, gab der Wurzel, dem Stengel, den
Blaͤttern, dem Bluͤthenſtaube nach, eine vollſtaͤndige Digit. lutea, aber mit Blu⸗
men die auf dem Grunde der der lutea gewöhnlichen Bluͤthenbildung durch er
nige Abaͤnderungen, auf Digital. purpurea hindeuteten, oder Digit. purp. mit
D. lutea beftäubt, gab eine Pflanze mit den völligen Blumen der Digit. purp.
aber mit auffallenden Veraͤnderungen des Laubes. Bei manchen Baſtardirungen
der Nicotiana Tabacum und denen der N. macrophylla] glaubte ich zu be
merken, daß unten mehr der muͤtterliche Typus im Laube, nach oben hin mehr
der veraͤnderte herrſchte. Ja in der Faͤrbung zeigte ſich bei den Baſtarden der
Digit. lutea mit Digit. purp. daß einzelne Blumen mehr von der Digit.
331
purp. angenommen hatten, andere weniger. Alſo begraͤnztes partielles Ein—
wirken des fremden Pollens auf die Bildung ſprach ſich darin aus.
8. Nur zwei Fälle totaler Veraͤnderung der geſammten Bildung durch Bas
ſtardbeſtaͤubung find mir bis jetzt vorgekommen. Ein Fall faſt vollſtaͤndiger Bil-
dungsveraͤnderung bei der Vermiſchung von Lychnis dioica mit Cucubalus vis-
cosus. Der Baſtard war zu charakteriſiren: caule simplici erecto pubes-
cente, fol. inferioribus spathulato -lanceolatis acutis glabris, caulinis
oppositis connatis glabriusculis, inferioribus lanceolatis, superioribus
ovato-lanceolatis, floribus albis racemoso - subspicatis, pedunculis
oppositis trifloris, calycibus oblongis striatis, fructificantibus ovatis,
pistillis limbo multo longioribus demum reflexis. Der Sitz und die
Verwachſung der Blaͤtterbaſen an den oberen, die Verlängerung an den untern
Blaͤttern, der racemoſe Bluͤthenſtand, die durchaus charakteriſtiſche Verlaͤngerung
und nachmalige Umbeugung der Piſtille erinnerte aufs lebhafteſte an Cucubalus
viscosus, gleichwohl war der Baſtard doch nur eine modificirte Lychnis dioica
und ſtand weit von der Bildung des Cucubalus viscosus, mancher Ueberein—
ſtimmung ungeachtet. Der zweite merkwuͤrdige Fall war eine total fremde Bil—
dung die bei Vermiſchung von calvia glutinosa foemina mit S. Sclarea
mascula produzirt ward. Die Beſchreibung des Baſtards mußte lauten; 8.
caule erecto pedali, fol. radicalibus petiolatis ovato-oblongis rugosis-
simis obtusis duplicato-crenatis subpubescentibus basi inaequalibus,
cauliuis oblongis acutis, summis sessilibus bracteisque subrotundis ner-
vosis integerrimis acuminatis. Soweit gekommen ging leider der Stengel
ein, imdem er im Winter 1827 von meinem Hauſe bis zum Lokal der Schle—
ſiſchen Geſellſchaft getragen, erfror. Hier war nun eine Bildung eingetreten,
die weder eine Spur von der Mutter noch von der Vatergeſtalt hatte, und
eine voͤllig neue Naturſchoͤpſung darſtellte. |
9. In Summa haben meine Verſuche mit der Baſtardirung bis jetzt nur
gelehrt, daß durch den fremden Pollen zuweilen eine partielle Veraͤnderung
der muͤtterlichen Bildung in der Richtung der Pflanze hin, die den Pollen gab
erfolgt, niemals habe ich eine wahre vollſtaͤndige Vermittelung zweier Species,
wie ſie Koͤlreuter behauptete, wahrgenommen. Wie jede kuͤnſtliche Beſtaͤubung
332
wirkt die Baſtardirung bald gar nicht, bald im Minimum und mancherlei her⸗
vortretende Veränderungen find bloße zufällige Variationen der Bildung und
Entwickelung innerer Bildungsanlagen, an denen der fremde Pollen gar keinen
oder nur indirekten Theil hat, in einzelnen Fällen ſcheint dadurch der natürliche
Bildungstypus ganz verloͤſcht zu werden, ohne daß eine poſitive Bildungsſtim—
mung nach vaͤterlicher oder muͤtterlicher Richtung hin eintritt, es wird ein neu-
trum nicht ein medium gebildet.“)
b. In Ruͤckſicht auf die Fruchtbarkeit mangelte es denen nicht,
welche faſt ohne Einfluß auf die Bildung geblieben waren, z. B. Mimulus,
Salvia und Nicotiana. Die Baſtarde aus Digit. purp. mit lutea waren
ebenfalls vollkommen fruchtbar, ſich ſelbſt uͤberlaſſen und mit Vater oder Mut—
ter beſtaͤubt, die von Digit. lutea mit purp. bingegen waren groͤßtentheils un—
fruchtbar, nur von einem Exemplar bildeten ſich einige Fruͤchte durch Aufſtaͤu—
bung des Mutterpollens. Meine Baſtarde von Nicotiana rustica, humilis,
macrophylla, Tabacum waren alle aufs vollkommenſte fruchtbar, ſowohl aus
ſich als mit einander wechſelſeitig belegt, Hinwiederum war der Baſtard von
Lychnis dioica mit Cucubalus groͤßtentheils unfruchtbar, ich erndtete nur
eine Kapſel davon, deren Ausſaat noch bevorſteht, aber dieſer Baſtard war
eine weibliche Pflanze, die in meinem Zimmer keinerlei Art von Beſtaͤubung
empfangen hatte.
B.
Fremdbeſtaͤubung mit Polleu verſchiedener Gattungen aus derſel—
ben naturlichen Familie.
Aus der Familie der Solaneen hat Neiandra physaloides die Beſtaͤu—
bung mit Nicotiana Tabacum empfangen, Fruͤchte getragen und Pflanzen der
Mutter durchaus aͤhnlich gegeben, aber auch bei bloßer ſorgfaͤlltiger Caſtration in
der Knospe ſind gekeimt habende Samen entſtanden, ohne Mitwirkung eines frem—
den Pollens. Nicotiana suaveolens mit Hyoscyamus reticulatus masculus
*) Saͤmmtliche von mir erzielte ſog. Baſtardpflanzeu ſind in dreifachen Exemplaren, wovon
eines im offenen Miſtbeete, eines im freien Lande, eines im Topfe erzogen worden war,
wohlgetrocknet in der Sektionsverſammlung der in Berlin verſammelten Botaniker am
25ſten Oktober 1828 zur Betrachtung vorgelegt worden.
333
haben ebenfalls gefruchtet, aber nicht umgekehrt hat es bei Beſtaͤubung von
dieſem Hyoscyamus mit derſelben Nicotiana fruchten wollen. Aus der Sa;
milie der Gesneriaceen hat die Beſtaͤubung von Trevirana pulchella mit
Gloxinia speciosa und umgekehrt, keine fruchtbare, Vermiſchung geben wollen.
Aus der Familie der Caryophylleen habe ich Lychnis dioica foemina mit Cu-
cubalus Behen unter gutem Erfolge des Keimens, beſtaͤubt, jedoch wurden
auch Blumen ſich ſelbſt uͤberlaſſen fruchtbar. Eine andere ſolche Lychnis mit
Cucubalus fimbriatus belegt blieb fruchtlos, obgleich die Pflanze voͤllig iſolirt
ihre reifen Samen brachte. Eine Lychnis dioica foemma endlich mit Agros-
temma coronaria beſtaͤubt, fruchtete und gab gekeimte Samen, freilich war
auch die Pflanze ohne Beſtaͤubung nud Fremdbeſtaͤubung nicht fruchtlos. So
verſchiedene Genera, (Cucubalus, Agrostemma) aber auch hier den Pollen
gaben, ſo wurde doch in den davon aufgekeimten Pflanzen keine entſchiedene
Bildungs determination dadurch veranlaßt.
Bei den bisher genannten Verſuchen mit Caryophylleen war die Pflanze
ganz ohne eignen Pollen: bei nicht gehinderter Verſtaͤubung, wohl aber aus⸗
geſchloſſener Selbſtbeſtaͤubung, wurde der Fremdbeſtaͤubungsverſuch an Cucu—
balus viscosus, deſſen Blumen dichogam ſind und in desfallſigen Verſuchen
dem Mikroskope zu Folge wirklich unbeſtaͤubt blieben, einerſeits mit Pollen der
Lychnis dioica, andrerſeits mit dem des Dianthus chinensis ebenfalls mit
Gluͤck angeſtellt, es reiften Samen und keimten der Mutter unterſcheidbar aͤhn—
liche Pflanzen, doch zeigten die dabei angeſtellten Gegenverſuche, daß die Pflan—
zen, mit Ausſchluß des fremden ſowohl als des eigenen Pollens, ebenfalls keim—
faͤhigen Samen bringen konnten. 0
C.
Fremdbeſtaͤubung mit Pollen aus verſchiedenen Familien derſelben
natuͤrlichen Klaſſe.
In monokotiledoniſchen Familien iſt es mir nicht gegluͤckt, vollkommen bis
zur keimfaͤhigen Samen- und Fruchtbildung gelungene Beweiſe der Einwirkung
familienverwandten Pollens zu erhalten, weil überhaupt fo manche Monokotyledo—
nen fo ſchwer zum Fructificiren zu bringen find. Nichts deſtoweniger habe ich
bei Orchis Morio und O. latifolia, an welcher die Selbſtbeſtaͤubung unterblie—
334
ben war, nach der kuͤnſtlichen Application der Pollenmaſſen von Ophrys ovata
(Listera) die Germina mächtig aufſchwellen ſehen, ohne jedoch dieſelben ganz zur
Reife zu bringen, daſſelbe war auch bei umgekehrtem Verſuch, da nach Entfer—
nung der eigenen Pollenmaſſen von Ophrys ovata, auf die Narbe der Pollen von
Orchis latifolia gebracht ward, der Fall. Am weiteſten aber brachte ich bei
unterbliebener Selbſtbeſtaͤubung, nach Auflegung des Pollens von Fritillaria im-
perialis, die Fruchtknoten der Orchis Morio, es bildeten ſich 2 ausgezeichnete
Kapſeln mit vollkommen reif ſcheinenden Samen, die indeſſen nicht keimten, was
freilich an Nebenumſtaͤnden bei der Ausſaat gelegen haben kann. Indeſſen
brachte dieſelbe Pflanze auch ohne Fritillarienpollen die Fruͤchte ſehr welt, und
der Verſuch mit demſelben Pollen an Orchis sambucina wiederholt, lief frucht
los ab, während dieſe Pflanze an 3 Blumen bei kuͤnſtlich entferntem eigenen Pol—
len die ſchoͤnſten Fruͤchte, jedoch mit gleicherweiſe keimlos gebliebenen Samen
ausbildete. Unter den eigentlichen Liliaceen habe ich viel mit Tulipa suave-
olens und T. Gesneriana experimentirt und bei Aufſtreuung von, Pollen aus ders
ſelben Familie, ſo wie des Staubes von Nareiſſeen und Irideen unverkennbare
Einwirkumg des fremden Bluͤthenſtaubes, obgleich niemals ganz reif gewordene
Frucht geſehen. An Tulipa suaveolens ward das beſtaubte Germen durch Pol—
len von Narcissus Tazetta durch Pollen vou Crocus vernus (nicht durch
Crocus lutea) zum entſchiedenen Schwellen gebracht, während freilich durch auf,
geſtaͤubten eigenen Pollen die Frucht auch nicht weiter gedieh. An der Gartentulpe
machte ich einen Verſuch an 12 Individuen, wovon 9 auf verſchiedene Weiſe kuͤnſtlich
an der Beſtaͤubung gehindert wurden, ein Individuum bei unverletzten Antheren ſelbſt
beſtaͤubt, eins caſtrirt und kuͤnſtlich ſpecifiſch und eines eaſtrirt mit Pollen der Fri-
tillaria lutea M. B. kuͤnſtlich fremd-beſtaͤubt ward. Alle Nichtbeſtaͤubten ver
gingen fruchtlos, nur die ſelbſt beſtaͤubte, die ſpecifiſch⸗ und die fremdbeſtaͤubte
Blume bildete eine Frucht, deren Samen indeſſen auch nicht voͤllig zur Reife kam.
E.
Fremdbeſtaͤubung mit total fremdem Pollen.
Innerhalb des Dikotyledonenreichs ſind dagegen mehrere fremde Anſtaͤubun—
gen von Pollen aus total fremden Familien vollſtändig gelungen. So wurde
nach
335
nach vorhergegangener Caſtration Polemonium coeruleum mit Tropaeolum
majus, Tropaeolum majus mit Salvia Sclarea, Nieandra physaloi-
des mit Martynia annua, Lopezia mexicana mit Tropaeolum majus,
Lopezia mexicana mit Salvia Sclarea, Lopezia mexicana mit Georgina
variabilis, Cucubalus viscosus mit Nymphaea lutea Pollen beftäubt, als
les dieſes unter dem gluͤcklichſten Erfolge, unter Entſtehung der vollſtaͤndigſten Früchte
mit nicht blos keimfaͤhig ausſehenden, ſondern durch das Keimen als vollſtaͤndig
erwieſenen Samen. Es darf jedoch nicht verſchwiegen werden, daß bei allen die⸗
ſen Verſuchen zugleich Gegenverſuche angeſtellt wurden, in denen ſich ergab, daß
mehrere der genannten Pflanzen auch reife gekeimt habende Samen bei Ausſchluß
aller Beſtaͤubung produziren konnten, weshalb man den Einfluß des fremden Pol:
lens zu beſtreiten in Verſuchung gerathen und die fremdbeſtaͤubten Blumen fuͤr
aus ſich ſelbſt fruchtbar geworden zu halten, geneigt werden koͤnnte. Allein einige
Verſuche haben den Character des Entſcheidenden ſo ſehr, daß man nicht umhin
kann, dem fremden Pollen zuzugeſtehen, daß er gewirkt habe. Tropaeolum ma-
jus ward an 4 Blumen kuͤnſtlich mit eignem, an 10 Blumen mit Pollen von
Salvia Sclarea, beide nach vorgaͤngiger Caſtration, beſtaͤubt, unter beiden Ber
ſtaͤubungsweiſen entſtanden Früchte, allein die aus fpecififcher Beſtaͤubung hervor:
gegangenen waren faſt zur Haͤlfte nicht keimfaͤhig, die aus fremder Beſtaͤubung
vortrefflich. An Nicotiana suaveolens wurden 6 Blumen blos caſtrirt, 6 Blu⸗
men ſpecifiſch beſtaͤubt, 6 Blumen caſtrirt und fremd beſtaͤubt, davon 3 mit Tre-
virana pulchella, 3 mit Tropaeolum majus belegt. Die der Beſtaͤubung
ganzlich beraubten Blumen ſchlugen fehl, die ſpeeifiſch⸗ beſtaͤubten fruetificirten, und
von den fremdbeſtaͤubten reiften die 3 mit Trevirana beſtaͤubten, 2 Kapſeln,
welche viele Samen, die gekeimt haben, brachten; die 3 mit Tropaeolum beſtaͤub⸗
ten ſchlugen fehl. Ein Ricinus viridis ward an 3 Racemis der mannlichen,
Bluͤthenknospen beraubt, zwei Trauben wurden mit friſchem Kuͤrbispollen beſtaͤubt⸗
davon brachte eine 10 vollkommene Fruͤchte (und es iſt dieſe Traube von Ken
nern ſowohl an der Pflanze geſehen, als in einer Sitzung der botan. Sektion der
Schleſ. Geſellſch. reif unterſucht und im Bulletin dieſer Geſellſch. Novbr. 1824
p. 14 daruͤber berichtet worden), eine dritte Traube blieb unbeſtaͤubt und verging
fruchtlos. Am entſcheidendſten war folgender 1824 in einem geſchloſſenen Zimmer
Verhandlungen 5 Band. 46
336
angeftellter Verſuch. Eine Spinacia oleracea foemina wärd an den 10 erſten
bluͤhenden Axillen mit friſchem Pollen von Pinus Strobus beſtreut, dann wurden
die naͤchſt folgenden Bluͤthenwirtel unbeſtaͤubt gelaſſen, hierauf wiederum 4 Knaͤuel
mit dem Strobus-Pollen beftäubt, endlich der Gipfel der Pflanze wieder ohne
Fremdbeſtaͤubung ſich ſelbſt uͤberlaſſen. Nur die mit fremdem Pollen belegten
Bluͤthen gaben reifende Fruchtknoten, die unbeſtaͤubten nicht, ſelbſt nicht die am
Gipfel befindlichen zuletzt aufgebluͤhten, unter welchen ſich hin und wieder Pollen—
bluͤthen eingefunden hatten. Ich erhielt von der kuͤmmerlichen 7“ hohen Topf:
pflanze 21 reife Fruͤchte aus der Beſtaͤubung mit Weymouthskieferpollen, dieſe
keimten. Und was an dieſer Pflanze dem Kieferpollen gelang, gelang an einer
aus derſelben Generation entſprungenen im folgenden Jahre auferzogenen, weibli—
chen, mit Hanfpollen beſtaͤubten, nicht, dieſe blieb unfruchtbar. Duͤrfen wir nach
dieſen Verſucheu es für entſchieden halten, daß Pflanzen durch total fremden Pol—
len in Fructificationszuſtand geſetzt werden koͤnnen, fo haben mir meine Verſuche
noch aͤrgeres anzunehmen zugemuthet, daß naͤmlich auch auf die Anwendung von
altem faſt verdorbenem fremdem Pollen, der nicht einmal aus derſelben
natuͤrlichen Reihe herſtammte, ferner auf Application von gemiſchten total
fremdem und verwandtem Pollen, Früchte erfolgen koͤnnen.“) Tropae lum ma-
jus an 3 caſtrirten Blumen mit Pollen von Verbascum condensatum Schd.
beſtaͤubt, welcher mehr als 3 Wochen alt war, brachte 9 Fruͤchte, die ausgeſaͤet
eben ſo viele junge Pflanzen gaben, mit welchen ſpaͤterhin weiter experimentirt
ward. Von 33, bei knospenden Antheren caſtrirten Blumen des Cucubalus
viscosus, welche mit faſt 3 Monat altem, ſchon gruͤnlich gewordenem und ver—
dorbenem Tulpenpollen belegt wurden, fruchteten 17 ganz vollkommen und gaben
Pflanzen, die ich gegenwärtig eultivire uud zu andern Verſuchen benutze Auch
bei Wiederholung des Verſuchs gelang derſelbe inſofern, als von ſo behandelten
Blumen zwei fruchteten. Endlich Lychnis dioica foemina ward 1825 mit
ein Jahr altem und verdorbenem Pollen von Tropaeolum majus an 5 Blumen
*) Noch in dieſem Jahre habe ich von Urtica Dodartii II. Generat, mit dem 15 Jahr alten
verdorbenen Pollen von Pinus canadensis belegt, die ſchoͤnſten Samen erhalten, freilich
auch dergleichen ohne Anwendung irgend eines Pollens.
337
men belegt und alle fruchteten ohne Ausnahme und gaben keimende Pflanzen.
Durch Zufall ward hierbei eine ſechſte Blume, die bereits mit Tropaeolum
beſtaͤubt war, obendrein mit Agrostemma coronaria befläubt. Dieſer Zufall
ward ſogleich in einen Verſuch verwandelt, in beiderlei Ordnung erſt Tropaeo-
lum- und dann Agrostemma- und an einer andern Blume erſt Agrostemma-
dann Trapaeolum- Pollen, endlich beide Staubarten gleichzeitig vermiſcht und
auf die Narben gebracht. Alle 4 Blumen fruchteten und gaben aus ihren
Samen Pflanzen, vollkommen der Mutter aͤhnlich.
So kann alſo die Fähigkeit manches Pollens nicht gelaͤugnet werden, zus
weilen total fremde Gattungen in Fructification zu ſetzen, allein wir find ver
pflichtet anzugeben, daß auch viele Verſuche auf Pflanzen durch fremden Pollen
einzuwirken durchaus mißgluͤckt ſind. Der Pollen des Tropaeolum majus,
der ſich wie wir geſehen haben, bei Polemonium coeruleum, bei Lopezia
mexicana, bei Lychnis dioica huͤlfreich erwies, that ger nichts bei Nicotiana
suaveolens, bei Palargonium scandens, bei Fuchsia coccinea, ja nicht eins
mal etwas bei dem naͤchſt verwandten Tropaeolum minus, (in einzelnen Faͤl⸗
len voriges Jahr iſt es mir einmal gelungen, die Baſtardpflanze iſt mir jedoch
eingegangen). Einige Pflanzen haben allen Verſuchen, ſie durch fremden Pollen
zum Fruchten zu bringen, widerſtanden, z. B. Tropaeolum minus ward ver,
geblich mit Parnassia palustris, Salvia glutinosa, Datura suaveolens be
ſtaͤubt. Fuchsia coccinea belegte ich eben ſo fruchtlos mit Pollen von Tro—
paeolum majus, Malva sylvestris, Veronica maritima. Und ſelbſt Mer-
curialis elliptica, welche nach Herrn Link's Verſuchen im Stande war, ganz
ohne Beſtaͤubung zu fructificiren, ward vergeblich mit Pollen von Polemonium
coeruleum, Zea Meys und Ricinus communis belegt. Eine beſtimmte Pflanze
iſt daher nicht durch jeden fremden Pollen zur Fruchtung zu determiniren und
unerwarteter Weiſe wiederum durch dieſen oder jenen zum Fruchten zu befoͤr—
dern, ohne daß ich bis jetzt einen Grund davon anzugeben weiß. Das Nicht—
fruchten kann aber nicht zum Praͤjudiz gereichen, da der naͤchſt verwandte Pollen
bei der Baſtardirung oft Huͤlfe verſagt, und Verſuche wo ein fremder Pollen
nichts hilft, die Bedeutung der Faͤlle verſtaͤrkt, wo ein anderer half. Was
diesmal mißlang, kann auch ein andermal gelingen.
46 *
338
Vierte Abtheilung.
Verſuche mit modificirter Beſtaͤubung.
Hierher rechne ich bie Hauptmodificationen des Verfahrens bei der Be—
ſtaͤubung, daß entweder eigener oder fremder Pollen mit einem Vehikel gemiſcht,
auf den gewoͤhnlichen Ort, die Narbe gebracht ward, oder eigener und fremder
Pollen ohne Vehikel an einen fremden Ort, in die verletzte Rinde des Stam—
mes oder des Fruchtknotens applicirt wurden.
A. Einmiſchnung des eigenen und fremden Pollens.
Specifiſche Beſtaͤubung mit einem Vehikel um die Fruchtbildung zu foͤrdern,
gelang bei Verbascum Blattaria entſcheidend, wo die noch knospenden Blumen»
kronen mit den staminibus epipetalis bei uneroͤffneten Antheren aus dem Kelche
gezogen, alſo zur Selbſtbeſtaͤubung unfaͤhig gemacht wurden, dann Pollen der Art
mit einem Tropfen Mandelöl aufgetragen und die vollkommenſten Früchte, des
ren Pflanzen bereits wachſen, erzielt wurden, waͤhrend alle nachfolgenden ſelbſt—
beftöubten Blumen durchaus fruchtlos vergingen. Eben fo geſchah es an dreien
Individuen an Zea Mays var. minor (im Topfe cultivirt), daß ein weiblicher
Kolben mit eigenen frifchen Pollen beſtaͤubt und ein Kolben mit 15 Tage altem
Pollen ohne Vehikel belegt unfruchtbar blieben, als aber ein Kolben nach Beſtrei—
chung der Narben mit Mandeloͤl mit 4 Wochen altem Pollen beſtaͤubt ward,
dieſer 13 vollkommene, gekeimt habende Samen brachte, jedoch hatte dieſer Ver—
ſuch noch einmal wiederholt, keinen Erfolg. Ebenſo zeigte ſich die Anwendung
des Pollens mit einem Oeltropfen bei Digitalis purpurea unter mehreren Ge⸗
genverſuchen nicht von Nutzen, ob ich gleich fpäterhin einen Fremdbeſtaͤubungsver⸗
ſuch mit demſelben Vehikel an dieſer Species mit dem guͤnſtigſten Ausgang ans
geſtellt habe. Bei Tulipa suaveolens wurden die Exemplare mit Oel und Pollen
am IIIten Tage des Bluͤhens belegt und bei dem einen erfolgte eine ſichtliche
Zunahme des Germens, gruͤn werden deſſelben als Zeichen der Groſſifieation und
Entwickelung der Narbenſubſtanz, zur Reife ward indeſſen die Frucht nicht ge—
bracht. An 4 andere Blumen geſchah indeſſen die Belegung am Xten Tage des
Bluͤhens ſelbſt ohne ſichtlich darauf folgende Anregung zum Fruktificiren. In
aͤhnlicher Weiſe ward auf andere Tulpen, Pollen mit Schleim von Quittenkoͤr⸗
339
nern, Pollen mit bloßem Waſſer und Pollen mit Weingeiſt aufgetragen. Vier
Tulpen mit Pollen und Schleim belegt, haben davon gar keinen Nutzen erfahren
Bei der Anwendung des Pollens mit Waſſer zeigte ſich ein ſchwacher Anfang des
Fructifieirens (an 2 Blumen), bei der Anwendung des Weingeiſtes folgte baldige
Zerſtoͤrung des Germens, Vergelben, Collapſus des Zellgewebes, Tod darauf.
2. Baßardbeſtaͤubung mit eine m Vehikel konnte wirklich unfrucht⸗
bare Baſt arde, z. Beiſpiel den von Digitalis lutea mit purpurea, als er mit
eigenem Pollen und einem Oeltropfen belegt ward, nicht zur Samenbildung
bringen, obgleich die Huͤlle maͤchtig anſchwoll und die Fruͤchte aufs verſpre—
chendſte ausſahen. Augenſcheinlich aber unterſtuͤtzte die Anwendung des Oels
als Vehikel die Vermiſchung von Verbascum Blattaria mit V. thapsiforme,
und noch auffallender die von Verbascum Blattaria mit V. austriacum,
denn hier blieben die reichlich ſelbſtbeſtaͤubten Blumen unfruchtbar und nur
die mit dem baſtardirenden Pollen unter Anwendung des Oelvehikels beſtaͤub—
ten gaben Frucht.
3. Fremdbeſtaͤubung mit einem Vehikel gelang bei nahe verwandten
Gattungen aufs beſte. Auf die mit Mandelöl beſtrichenen Narben von Lychnis
dioica wurde mit Erfolg der Pollen von Dianthus und mit entſcheidendem
Nutzen der Pollen von Agrostemma Coeli rosa aufgeftäubt, mit entſcheidendem,
denn vor und nach der Beſtaͤubung von A. Coeli rosa abortirten die Blumen, nur
die mit Oel und fremden Pollen beſtaͤubten fruchteten und brachten keimende Sa—
men, jedoch Pflanzen nicht von der Mutter verſchieden. Auch mit dem total frems
den Pollen von Pinus sylvestris, der bereits faſt 3 Monate alt war, habe ich
unter Anwendung des Mandeloͤls als Vehikel gelungene Verſuche bei Digital.
purpurea var. alba gemacht. Die daraus aufgekeimten Pflanzen haben noch
nicht gebluͤht. Außer dieſen entſchieden guͤnſtigen Verſuchen mit der Vehikelbe—
ſtaͤubung habe ich noch 3 unentſcheidend guͤnſtige und 6 mißlungene angeſtellt.
Unentſcheidend nenne ich einen Verſuch wo Cyclamen hederaefolium mit ei⸗
nem Tropfen Quittenſchleim und Pollen von Nymphaea lutea belegt ward,
die Frucht bildete ſich aber nicht aus, was jedoch bei Einwirkung des eigenen
Bluͤthenſtaubes ohne Vehikel ebenfalls geſchah. Als unentſcheidend fuͤhre ich einen
Fall an, wo Erica herbacea caſtrirt mit altem Fichtenpollen und Quittenſchleim
340
belegt, zwar ſcheinbar reife aber nicht gekeimt habende, aber eben folche auch bei
bloßer Caſtration und unterlaſſener Beſtaͤubung brachte. Unentſcheidend auch eis
nen Verſuch an Croton penicillatum, deſſen dichogame weibliche Blumen
theils mit Ricinus communis, theils mit Pepo-Pollen und Mandeloͤl belegt wurs
den, von der Beſtaͤubung mit Ricinus erhielt ich 2 vollkommen reife Fruͤchte,
von der mit Kürbis nichts; indeß konnte ich auch die mit Ricinus gewonnene
Fruchtung nicht hoch anſchlagen, da ich von 2 ſich ſelbſt uͤberlaſſenen und zuver—
laͤßig unbeſtaͤubt verbluͤhten Blumen deſſelben Stammes ebenfalls 4 gute Cocca
einerndtete. Mißlungen iſt Dianthus Caryophyllus mit Lilium candidum
und Oel, endlich Pentstemon campanulatus mit Celsia lyrata nnd Schleim
in ihrer Fruchtbarkeit zu foͤrdern, nur ward bei den Verſuchen mit Dianthus
und Cucubalus anfaͤngliches Anſchwellen der Germina bemerkt, und es iſt nicht
zu verſchweigen, daß bei den letztgenannten, eigener Pollen ohne Vehikel ange—
wendet, die Fruchtbarkeit auch nicht foͤrderte.
B. Einimpfung des eigenen und fremden Pollens.
Der Verſuch bei unterbliebener Beſtaͤubung der Narbe, Bluͤthenſtaub in das
Germen, oder in den Stengel ſelbſt durch eine Verwundung einzubringen, iſt ei—
nigemale von mir angeſtellt und zu eminentem durchaus zweifelsfreiem Erfolge
gebracht worden, obgleich ich faſt eben ſo viele mißlungene, als gelungene und
beweiſend ſcheinende aufzuſtellen habe. l
A. Die Impfung des eigenen Pollens in einem ringfoͤrmigen Einſchnitt in
den Stengel dicht unter dem Knoten, wo die weiblichen Blüchen hervorkamen,
hatte faſt vollſtaͤndige Reife der Früchte an Curcurbita Pepo zur Folge. Der
Verſuch ward nur im Oktober zu ſpaͤt angeſtellt und deshalb iſt die Reife
nicht vollendet worden. Eben ſo gerieth die Ausbildung dreier Fruͤchte mit 6
Koͤrnern an einem Ricinus communis, nachdem in den ringfoͤrmigen Einſchnitt
im Stengel einiger Pollen, bei abgebrochenen maͤnnlichen Blumen, dicht darunter
eingebracht worden, jedoch trug dieſelbe Pflanze vor der Impfung bei abge—
brochenen maͤnnlichen und unbeſtaͤubten weiblichen Blumen noch viel mehr
Früchte als am geimpften Racemus, und der der männlichen Blumen beraubte
Racemus, welcher nach der Impfung aufbluͤhte, blieb ganz fruchtlos; weshalb
die gewonnenen 6 Koͤrner nichts entfcheiden.
341
B. Fremden Pollen in den Stengelzu impfen, verfuchte ich an Tro-
paeolum und Ricinus lividus vergeblich. Aber einen ſeltſamen Verſuch dieſer
Art an Spinacia oleracea mag ich noch erwähnen. Sie ward zuerſt mit ei—
genem Pollen geimpft, ohne daß bis zum 40ſten Blatte ein Fruchtknoten reifte.
Hierauf ward fremder Pollen, naͤmlich von Acanthus mollis in den Stengel
(am Aten Blatte) geimpft. Jetzt erſchienen in den 20 naͤchſtfolgenden Interno⸗
dien haͤufig Uebergangsformen von weiblichen in männliche Bluͤthen und die rein
weiblichen, darunter befindlichen Blumen, nicht die untern, (deren Piſtille mit bis
dahin verlaͤngerter Bluͤthendauer noch lebendig geblieben waren und wohl von den
Uebergangsbluͤthen haͤtten beſtaͤubt werden koͤnnen) wurden fruchtbar. Endlich
fruetificieten auch die Blumen des Endtheils der Pflanze, unter welche keine maͤnn—
liche Bluͤthe ſich eingemiſcht hatte und welche zu einer Zeit bluͤheten, wo kein
Koͤrnchen Pollen an der Pflanze mehr war, aufs reichlichſte und beſte. Es war
als ob die Einimpfung des eigenen und fremden Pollens den Durchbruch der
natürlichen Pollenbildung befördert hatte, worauf als dieſer aufhoͤrte, die na—
tuͤrliche Fruchtbarkeit eintrat.
C. Verſuche an monokotyledoniſchen Gewaͤchſen, bei caſtrirten Blumen, ei;
genen Pollen, in drei in die Seiten des Germens gemachte Lanzetteneinſtiche
einzubringen, blieben an Tulipa suaveolens, Lilium bulbiferum und an Gla-
diolis commuuis gaͤnzlich fruchtlos. Aber an Tropaeolum majus reiften
4 Fruͤchte an 2 Blumen, unter 10 auf dieſe Weiſe behandelten, welche auch zu
keimen nicht verfehlten. Ferner gelang es mir dieſen Sommer die Fruchtknoten von
7 Blumen der Digitalis Thapsi auffallend zum Fruchten zu bringen, nachdem
ich den Griffel an der Spitze des Germens abgeſchnitten und auf die Wunde
eine Quantität eigenen Pollens gebracht hatte. Auch haben mehrere Fruchtknoten
fructificirt an Campanula Medium, welche mit eigenem Bluͤthenſtaube geimpft
wurden. (Von beiden muß noch die Ausſaat erwartet werden.) Fremder
Pollen ins Germen bei Tropaeolum majus gebracht, naͤmlich der von Sal-
via Sclarea, mit welchem bei gewoͤhnlicher Beſtaͤubung Fruͤchte entſtanden wa—
ren, hatte keinen guͤnſtigen Erfolg an derſelben eben erwaͤhnten Pflanze, an
welcher bei Impfung eigenen Pollens Fruͤchte gereift waren.
D. Aufgemuntert durch den hoͤchſt glücklichen Erfolg dieſer Verſuche, habe
342
ich ihn durch Herbeizlehung der Baſtardirung noch entſcheidender zu machen ge,
ſucht. An den Bluͤthen eines Baſtards von N. humilis mit paniculata habe
ich das Germen in der Knospe eaſtrirt, das Piſtill abgeſchnitten, und in die
Spitze des Germens, Pollen, theils von N. paniculata, theils von N. Tabacum
gebracht. Manche fo behandelte Blumen abortirten, aber bei weitem die Mehr—
zahl derſelben hat gefruchtet und die Ausſaat wird zeigen, ob auch auf dieſem
Wege der Pollen ſeinen bildungsbeſtimmenden Einfluß geltend machen wird.
In dieſem Falle wird es außer Zweifel geſtellt ſein, daß die geimpften Blumen
nicht blos aus ſich ſelbſt unabhaͤngig vom Pollen, wie ſo viele gefruchtet haben,
ſondern ihre Fruͤchte wirklich dem Pollen verdankten, aber eben ſo unzweifelhaft
wird es dann fein, daß dieſe Einwirkung des Pollens keine geſchlechtliche ge:
nannt werden konnte, weil ja eben die Narbe fehlte.
Fuͤnfte Abtheilung.
Verſuche mit ſurrogirter Beſtaͤubung, oder mit fremdartigen
Subſtanzen.
Nachdem erfahren worden, daß die Beſtaͤubung mit fpecififchem Pollen wohl
aͤußerſt fruchtbefoͤrdernd, zuweilen aber auch nicht foͤrderlich erſcheine, der Befoͤr—
derungsfall bei der fpecififchen Befruchtung im mer nur ein einzelner guͤnſti—
ger Fall iſt; nachdem ferner gefunden worden, daß zuweilen nicht ſpecifiſche Ber
fruchtung mit total fremdem Pollen, in welchem keine Gattungsbeziehung zur bes
ſtaͤubten Narbe angenommen werden konnte, ſich ebenfalls der Fruchtbildung fürs
derlich gezeigt hatte und dadurch die Praͤſumtion entſtanden war, daß auch da,
wo die kuͤnſtliche Beſtaͤubung überhaupt einen Vortheil bringt, der Erfolg nur ein
experimenteller, nicht ein von der freien Natur beftimmter fein dürfte,
ward beſchloſſen zu pruͤfen, ob nicht abſolut fremde auf die Narbe gebrachte Sub—
ſtanzen ebenfalls experimentell eine nuͤtzliche Einwirkung auf die Fructification
geltend zu machen im Stande wären. Nicht als ob wir etwa damit hätten befruch—⸗
ten wollen, ſondern eben in der Abſicht zu unterſuchen, ob nicht alles vermeinte Be—
fruchten nur ein experimentelles Befoͤrdern der Fruchtbildung ſei, wur;
den
343
den 75 Verſuche mit den verſchiedenartigſten Subſtanzen vorgenommen und ba;
bei von allerlei hypothetiſchen Vorſtellungen ausgegangen, welche der Streit über
das Pflanzengeſchlecht zu Tage gefoͤrdert hat, die bei dieſer Gelegenheit durch den
Verſuch ihre empiriſche Wuͤrdigung erhalten ſollten.
1. Zufoͤrderſt die Meinung, daß bei der Beſtaͤubung der Bluͤthenſtaub als
Staub die Narbe treffen und, mechaniſch ihre Vegetation beſchraͤnkend, fruchtbe—
foͤrdernd einwirken koͤnnte, veranlaßte zu Verſuchen, worin das Stigma mit pul—
verfoͤrmigen, indifferenten, erdigen und vegetabiliſchen Stoffen beſtreut ward, nach»
dem die Beſtaͤubung ausgeſchloſſen worden. Es wurden deshalb reife Samen bei
Beſtaͤubung der Ricinus- und Cannabis-Narben mit Bittererde, der Cannabis
mit Kieſelerde und Thonerde erzielt, aber ohne daß eine befoͤrdernde Wirkung
anzunehmen war. Bei der Beſtaͤubung der Zea Mays major und minor mit
Bittererde ſchlug der Verſuch ganz fehl, dagegen geſtattete die Beſtaͤubung der
Zea Mays major einmal bei der Beſtaͤubung mit pulv. Schwefel eine ſehr
reichliche Fruktification, die aber bei wiederholtem Verſuche an dieſer Pflanze und
an Z. minor ausblieb und bei Cannabis ſehr unbedeutend war. Die Beſtaͤu—
bung aber mit vegetabiliſcher Kohle hat ſich von allen pulverartigen Subſtanzen,
die ich auf die Narbe gebracht, am meiſten als eine, wie es faſt ſcheint, frucht—
befoͤrdernde dargeſtellt; ſehr guͤnſtig ausgefallene Verſuche an Dianthus Caryo-
phyllus, Cucurbita Pepo und Spinacia oleracea werde ich andern Orts
ausführlicher bekannt machen, jedoch zugleich nicht verſchweigen, daß bei Cucuba-
lus viscosus, Zea Mays, Fuchsia coccinea und Tropaeolum majus, die⸗
ſes Mittel nichts Entſcheidendes gefruchtet habe.
2. Die Vorſtellung, daß die Einwirkung des Pollens giftaͤhnlich, die Narbe
organiſch toͤdtend ſich verhalte, gab die Aufforderung, die Narbe mit hoͤchſt dif—
ferenten, ihre Vegetation wo moͤglich ganz aufhebenden, ſalzigen, ſcharfen, adſtrin—
girenden, ſauern oder metalliſch-giftigen Subſtanzen zu beſtreichen. So wurde
kohlenſ. Ammonium, Aetzkali, auf die Narbe von Cannabis, Siſenvitriol⸗
aufloͤſung auf Cannabis, Tropaeolum, Bleieſſig auf Salvia paniculata,
verduͤnnte Schwefel ſaͤure auf Salvia verticillata, verduͤnnte ſympathetiſche
(ſalpeterſaure) Dinte auf Hemimeris coccinea, eine Arfenifauflöfung
auf Hemimeris urticifolia und Tropaeolum majus aufgetragen, ohne daß
Verhandlungen 5. Band. 47
344
die Fruchtbildung dadurch gewann, fie ward vielmehr hoͤchſt wahrſcheinlich dadurch
verhindert, obwohl die Wirkung der angewendeten Subſtanzen ſich nicht uͤber die
damit in Beruͤhrung gekommenen Blumen hinauserſtreckte. Das kohlenſaure Ammo⸗
nium, das ſchwefelſaure Eiſen, das eſſigſaure Blei zeigten ſich dem Fruchtknoten
ganz gleichguͤltig. Die verduͤnnten Saͤuren und das aͤtzende Alkali waren natuͤr—
lich dem Piſtille toͤdtlich. Die ſtarke Arſenikaufloͤſung hatte bei der Hemimeris
ſchnellen Welken, Entfaͤrbung und Vertrocknen der Blume zur Folge. Die flores
decidui ja caduci dieſer Pflanze wurden in flores marcescentes, die nicht
abfielen, verwandelt. Aber auf Tropaeolum majus hatte die verduͤnnte Arſe⸗
nikſolution auf die Narbe gebracht, keineswegs eine toͤdtliche Wirkung. Die Blu—
men vergingen erſt 2 — 3 Tage darauf und zwar zur natuͤrlichen Zeit des
Welkens.
3. Da mit der Verſtaͤubung der aͤtheriſche Bluͤthenduft entflieht und mit
der Fruchtbildung die Pflanze noch tiefer in den Schlaf des reproductiven Lebens
verſinkt als ſonſt, fo kam es in Frage, wie wohl ſolche beruhigende aͤtheriſch
duftende und auf das thieriſche Leben betäubend wirkende Subſtanzen auf die
Narbe und Fruchtbildung zu wirken geeignet ſeien. Es ergab ſich in dieſerlei Ver—
ſuchen, daß Schwefelaͤther auf Tulpennarben, Eſſigaͤther auf Crocus ges
bracht, unmittelbar toͤdteten: aͤtheriſches Bittermandeloͤl auf die Narben von
Lopezia nicht auffallend einwirkte, obgleich, was auch ſonſt wohl geſchieht, die
Fruͤchte abortirten, daß Kampfer auf die Narben von Tulpen und Mimulus gut-
tatus gebracht ſich gleichguͤltig verhielt, daß endlich unter Aufbringung von O piums
ertraft auf Lopezia mexicana und von Moſchus-Emulſion auf dieſe und
Tropaeolum majus die zahlreichſten und wohlkeimendſten Fruͤchte erzielt wurden,
alſo auf keine Weiſe eine Störung im aus ſich ſelbſt erfolgenden Fruchten her—
vorbrachten. Vielleicht war man ſogar berechtigt in der Anwendung des Mo—
ſchus auf die Narben eine befoͤrdernde Einwirkung auf die Fruchtbildung anzu—
nehmen, ſo reichlich waren die damit erhaltenen Samen; die Sache iſt indeß noch
weiter zu unterſuchen.
4. (Pollinare Subſtanzen.) Daß manche dem Pollen organiſch verwandte
Subſtanzen vielleicht die Beſtaͤubung mit Pollen erſetzen koͤnnten, ſchien eine Ver⸗
muthung, die zu verifieiren wohl eines Verſuchs werth war. Der von vielen für
349
Pollen gehaltene und wirklich auch das Pollenin enthaltende Ly e opodiumſamen
auf die Narbe gebracht, geſtattete eine vollſtaͤndige Samenbildung ſehr wohl. Von
Ricinus communis habe ich 1820 und 1824, von Orchis Morio, Cannabis
sativa foemina habe ich 1824 unter deſſen Aufſtreuung, bei zuverlaͤßig ausge;
ſchloſſenem Pollen, zahlreiche und trefflich keimende Fruͤchte erhalten. An Zea
Mays minor und Tropaeolum majus verſucht, ſchlug die Fructification fehl
und ich bin weit entfernt dieſe Subſtanz fuͤr ein Erſatzmittel des Pollens zu hal—
ten, — doch iſt es ſchon merkwuͤrdig genug, wenn bei Bedeckung der Narbe mit
dergleichen fremden Stoffen, unter Entfernung des Pollens, vollſtaͤndige Fructificas
tion erfolgen kann. Die Sporen der Pilze, an welchen man eine botaniſche
Verwandtſchaft mit dem Pollen vielfaͤltig anerkannt hat, da man ja ſogar die My⸗
cetoideen ſelbſtſtaͤndige Pflanzen gewordene Staubgefaͤße genannt hat, zeigten ſich
eben ſo gleichguͤltig oder unſchaͤdlich fuͤr die Frucht. Wirklich habe ich zweimal
unter Application des Schimmels (Mucor mucedo L.) auf caſtrirte Blumen
von Tropaeolum majus, trefflich gekeimt habende Früchte, jedoch nicht eben
eminente, einen Vorzug fo beſtaͤubter Blumen darthuende Fruetification, und wenig
Nutzen davon bei Dianthus barbatus geſehen. Brand, (Uredo panici mi-
liaris), und Boviſt auf Tropaeolum majus angewendet; zeigte ſich unnuͤtz oder
gar ſchaͤdlich. Der vom Hure des Dintenpilzes A. Coprinus atramenta-
rius abtraͤufelnde ſchwarze Saft, auf die Narben von vielen hundert caſtrirten
und uncaſtrirten Blumen der Lopezia mexicana applicirt, rechtfertigte eben ſo
wenig als die vorhergenannten F. J. Schelver's Vermuthung, daß dergleichen
Subſtanzen ſich der Fruchtbildung eben ſo nuͤtzlich als der Pollen wuͤrden er—
weiſen laſſen.
5. (Piſtillare Subſtanzen.) Da das Oel faſt immer an der Graͤnze des
Pflanzenlebens, im Samen vorkommt, ſo koͤnnte es vielleicht ſelbſt zur Begraͤn—
zung und Abſchließung des muͤtterlichen Vegetirens, welche eben für die Abfon;
derung der Frucht nothwendig iſt, etwas beitragen. Und da andrerſeits bei mans
chen Pflanzen z. B. Orchis ein ſchleimiger oder wie bei Castanea ein firniß⸗
artig glaͤnzender Ueberzug die Narbe deckt, fo war zu experimentiren, in wiefern
dieſe Materien kuͤnſtlich aufgetragen, fuͤr ſich einen Einfluß auf die Fruchtbildung
zeigen würden. Als Vehikel nur für die Beſtaͤubung hatte ſich in früher erwaͤhn—
47 *
346
ten Verſuchen der Schleim ſchon nicht beſonders günftig erwieſen; für ſich auf
die Narbe aufgetragen, in Form des Gummipulvers auf Orchis, ward er
aufgeloͤſt vom Narbenflecke; in fluͤſſiger Form auf Lopezia gebracht, verhaͤrtete
er zu einer feſten Kruſte, beides ohne den geringſten Vortheil für die Sructificas
tion. Und eben ſo ſchien das Oel, welches doch in Verbindung mit Bluͤthenſtaub
mehrmals die Fruchtung zu befoͤrdern ſchien, in mehreren Verſuchen an Lopezia,
Lychnis dioica und Nicotiana suaveolens für ſich auf die Narben gebracht
einen direkt nachtheiligen Effekt auf die Fruchtbildung zu haben. Nur einmal ers
hielt ich an Dianthus plumarius von 3 caſtrirten an der Narbe mit Mohn⸗
Öl beſtrichenen Blumen eine Frucht. Harzfirniß auf die Narben gebracht,
zeigte ſich bei Rieinus inermis, R. viridis, Scrophularia Scopolii und Aca-
Iypha brachystachya eben fo wenig vortheilhaft; Oelfirniß bei Lopezia
mexicana angewendet, hinderte in einem Falle wenigſtens die Fruchtbildung nicht
ganz.
6. (Seminale Subſtanzen.) Die Frucht des Thieres in ihrem noch pflan—
zenartigen Audiment-Zuftande auf die Keime des Pflanzenlebens einzuimpfen, ja
das thieriſche Sperma ſelbſt mit der Pflanze zu vermaͤhlen, war ein Einfall, der,
wenn er auch theoretiſch unpaſſend ſein mochte, doch mit einigen nicht unbeleh—
renden Verſuchen lohnte. Unter den Subſtanzen des thieriſchen Eys hat das Ey—
dotter wahrſcheinlich eine die Fruchtbarkeit direkt hindernde Eigenfchaft, denn in
vielen Verſuchen an Tropaeelum majus, Pelargonium cordatum und vis-
cosum, Dianthus Caryophyllus, blieben bei Aufſtreichung deſſelben auf die
Narbe, mit oder ohne Caſtration, die Blumen ſtets fruchtlos. Das Eyweiß hin—
gegen, ob es gleich in einigen Verſuchen an Mimulus guttatus und Ornitho-
galum caudatum keinen entſchiedenen Nutzen zeigte, hat ſich niemals nachthei—
lig, ſondern in mehreren mit Gegenverſuchen verſehenen Experimenten an Tropaeo-
lum majus ſich auffallend guͤnſtig erwieſen. So beſonders in einem Falle, den
ich hier näher erörtern will. An einem Tropacolum ließ ich zuerſt 6 Blumen
völlig ungeſtoͤrt verbluͤhen, dann wurden 3 caſtrirt und an der Narbe mit Eyweiß
beſtrichen, dann wiederum 3 Blumen der natürlichen Entwickelung uͤberlaſſen, zu—
letzt 6 Blumen wieder caſtrirt und mit Eyweiß behandelt; die neuen Blumen, wels
che ihre natürliche Verſtaͤubung und auch wohl Beſtaͤubung erhalten hatten, blie—
347
ben fruchtlos. Die 9 mit Eyweiß beſtrichenen brachten bei der Caſtration allein
Fruͤchte und zuſammen 18, deren Ausſaat zu weiteren Experimenten benutzt wor,
den iſt. Das friſche thieriſche Sperma eines Hundes, ward an 6 Blumen
eines von allen maͤnnlichen Blumen entfernt in einem verſchloſſenen Zimmer ſte—
henden Stengels von Lychnis dioica foemina noch warm auf alle Narben
gebracht. Dieſe Blumen vergingen fruchtlos, theils mit verſchrumpfter Narbe
und verwelkter Blume nach 4 — 5 Tagen, wie bei andern Blumen dieſer Art,
theils abortirten ſie mit verwelkter Narbe, indem ſich die Blume mit den friſch
gebliebenen Petalis abortirend ſammt dem Stiele am Stengel loͤſte.
Aber an eben dem Stengel überließ ich nun zum Gegenverſuche 11 folgen—
de weibliche Blumen ſich ſelbſt, und dieſe brachten abſolut unbeſtaͤubt, 6 treffliche
Kapſeln, deren Samen binnen 9 Tagen aufs freudigſte aufkeimten und die Reihe
meiner Verſuche alſo an derſelben Pflanze antiſexualiſtiſch beſchloſſen, an welcher
Jacob Robart im XVI. Jahrhundert, dieſe Verſuche uͤberhaupt ſexualiſtiſch be—
gonnen hatte.
Blicken wir noch einmal auf das Ganze der hier eroͤrterten Verſuche mit
fremden Belegungen der Narbe zuruͤck, ſo erinnern wir uns, daß unter 75 damit
angeſtellten nur 28 vorkamen, bei welchen, nachdem irgend ein fremder Stoff auf
die Narbe gebracht worden, ſich vollſtaͤndige Samenbildung gezeigt hat. Mit
Schwefel, Dinte, Opium, zerfloſſener Pilzſubſtanz, Mohnoͤl, Leinoͤlfirniß, iſt ein
Verſuch: mit Lycopodium, Moſchus, Schimmel find zwei, mit Magneſia drei,
mit Eiweiß ſechs, mit Kohle ſieben Verſuche mehr oder weniger fruchtgebend aus—
gefallen; ein anderer Theil ſolcher fremden Subſtanzen ſcheint offenbar das Fruch—
ten ſtoͤrend und zuweilen die Vegetation verletzend eingewirkt zu haben, die eben
genannten Subſtanzen aber haben ſich, wenn man auch die dabei gewonnenen
Fruͤchte nicht ihnen zumeſſen will, wenigſtens nicht ſtoͤrend fuͤr die Fructification
erwieſen. Bei dreien allein, bei der Kohle, dem Moſchus und dem Eiweiß
hat ſich in mehreren mit Gegenverſuchen verſehenen Experimenten eine ausgezeich—
nete Fruchtbarkeit ergeben. Ich bin weit entfernt dieſe 3 Subſtanzen ſchon für
fruchtbefoͤrdernd ausgeben zu wollen, dazu wuͤrden noch zahlreichere, noch eklatantere,
ja gar keine Ausnahme zulaſſende Erfolge noͤthig ſein, es genuͤgt auf ſie aufmerk—
ſam und das merkwuͤrdige Reſultat zu Tage gefördert zu haben, daß Pflanzen
348
bei ganzund gar mit fremdartigen Körpern bedeckter Narbe und aus—
geſchloſſener Beſtaͤubung fructificiren koͤnnen. Denn von jenen 28
regulativ gelungenen Verſuchen waren 19 an Stengeln mit eaſtrirten, gan Stengeln
mit weiblichen oder zwitterweiblichen Blumen angeſtellt. Dies Ergebniß vergroͤ⸗
ßerte ſich noch durch 9 Caſtrationsverſuche und 3 Iſolirungsverſuche, in welchen um
des Gegenexperiments willen keine fremde Subſtanz auf die Narbe gekommen, aber.
auch die Beſtaͤubung zuverlaͤßig verhindert und durch eine vollſtaͤndige Fruchtbil—
dung erreicht worden war. So haben dieſe Verſuche, wenn zu nichts anderem
doch dazu genuͤtzt, daß von 75 Verſuchen mit verhinderter Pollinarbeſtaͤubung 40,
alſo mehr als die Haͤlfte gluͤcklich und dem Satze der Nothwendigkeit der Auf—
ſtaͤubung des Pollens geradezu widerſprechend vollbracht wurden. —
Hiemit ſchließen ſich die Reihen meiner Verſuche. Ich habe mich aller wie;
derholter Betheurungen, daß ich mit hoͤchſter Vorſicht und Treue experimentirte, ab⸗
ſichtlich enthalten. Solches Verſichern nuͤtzt nichts, und ſoll nichts nuͤtzen, denn
nicht darauf, ob man mir glaube oder nicht glaube, kommt es an; ſondern daß
man vernehme und treulich nachverſuche, was ich gethan. Hundertfaͤltig konnen
Experimente freilich Andern mislingen, welche mir wohlgelungen ſind und negativ
gegen meine Wahrnehmungen auszufallen ſcheinen, ohne dadurch meine afſirmativen
umzuſtoßen, denn es kann nicht von jedem Pflanzenindividuum nothwendig vor⸗
ausgeſetzt werden, daß es Fruͤchte tragen werde: unzaͤhlige ſehen wir taͤglich ohne
alle offenbare Veranlaſſung unfruchtbar bleiben: aber das wiederholte Experiment
bleibt doch hier immerhin das Hauptmittel, um die Wahrheit endlich an den
Tag zu bringen.
349
Verzeichniß
eines Syſtems von Verſuchen
uͤber die Beſtaͤubung der Pflanzen
angeftellt in den Jahren 1821 — 1828
von
D. A. W. Henſchel
Proſeſſor an der Univerſitaͤt zu Breslau.
— — —— —— ę——— —
— —
(Das Zeichen CF) bedeutet 5 das Zeichen (9 zweifelhaft und unentſcheidend; () auffallend
luͤckliche ausgefallene Verſuche.
Alle nicht bezeichneten haben mehr oder . reife und . 5 Samen gebracht.)
I. Verſuche mit unterbliebener Beſtaͤu⸗ II. Kuͤnſtlich verhinderte Beſtaͤubung.
bung.
! 1. Bet nicht fehlender Verſtaͤubun o⸗
I. Natuͤrlich verhinderte Beſtaͤubung. lirungsverſuche). 5 sch
a) Räumliche Bildungsſchwierigkeiten. ſchen die Theile,
1) Digitalis purpurea. Hemime- + Crocus vernus. -+ Chironia fru-
1. Bei nicht fehlender Beſtaͤubung. a) Papierſcheidewand bei Zwitternſ zwi⸗
ris urticifolia. Polemonium tescens.
coeruleum. b) Papierroͤhren über Staubfaͤden oder
2) Mondcie; 1 Zea Mays. Ricinus Skip f 85
+ Tulipa suaveolens. + Lilium bul-
biferum. + Fritillaria imperialis,
c) Wachshuͤtchen auf der Narbe.
Verbascum condensatum.
d) Papiertaſche fuͤr die maͤnnliche Blu⸗
me bei Monde.
Carex granularis. Zea Mays
major et minor.
e) Männliche in verſchloſſenem Glascy-
linder neben weiblichen.
+ Spinacia oleracea,
1) Männliche mit Gaze (Flor) bedeckt
neben weiblichen.
! Spinacia oleracea,
8) Männliche oder weibliche Pflanze in
einem Glascylinder durch Papierfchei-
dewand getrennt.
Cannabis sativa.
b) Maͤnnliche und weibliche in einem
Glasecylinder ungetrennt.
7} Cannabis sativa.
communis.
3) Iſolirende Bildung: ! Orchis
Morio. Orchis sambucina.
b) Zeitliche Schwierigkeiten: Dichogamie.
Primordialblumen dideiſch weibliche.
Saxifraga granulata. ! Cucubalus
viscosus. Poterium agrimonifolium,
Carex grauularis. Zea Mays.
Gegenverſuch halber Dichogamie bei
! Cucubalus vis cosus.
Temporaͤre Didͤeie bei Mondeiſchen:
! Cucurbita Melopepo.
Temporaͤre Didcie bei Zwittern (abor-
tu foemineis): Polemonium coeru-
leum,
2. Bei natürlich fehlender Verſtaͤubung
Weibliche Dioͤcie.
} Cannabis. Fünf Generationen.
! Lychnis dioica. III + U Ge⸗
nerationen.
+ Spinacia oleracea.
—
„ T
350
2. Bei zum Theil nicht fehlender Ver⸗
ſtaͤubung.
v) Kuͤnſtlich verzögerter durch Gummi⸗
Ueberzug der Antheren.
+ Tulipa suaveolens. 7 Fritillaria
imperialis. + Tropaeolum majus.
b) Kuͤnſtlich verminderter Verſtaͤubung,
durch Caſtration der Haͤlfe der An—
theren bei dichogamiſchen Pflanzen.
! Cucubalus viscosus,
3. Bei total fehlender Verſtaͤubung.
a) Totaleaſtration der Stamina.
1) Einfache Verſuche.
Nigella damascena ! Aqui-
legia vulgaris. Centranthus ru-
ber. I Nicandra physaloides.
Dianthus caryophyllus D. plumarius.
Cucubalus pilosus u. C. viscosus. Po-
lemonium coeruleum. ! Tropae o-
lum majus, 2 Generationen.! Ru-
ia graveolens.
2) Mit Gegenverſuchen.
a) Abwechſelnd Caſtration und Nicht⸗
caſtration.
aa) Einer Blume um die Andere.
Lopezia mexicana.
bb) Wochenlang dieſe Abwechſe—
lung an vielen Blumen.
5) Gleichzeitig Caſtration, natürs
liches Unbeſtaͤubtbleiben, Selbft-
beſtaͤubtwerden: ! Cucubalus
VIS cOS us.
b) Defloration der männlichen Blumen.
1) Einfache Verſuche.
! Ricinus communis, R. viridis,
R. inermis, R. lividus (III. Genera⸗
tionen). ! Urtica pilulifera (V.
Generationen), U. Dodartii (II. Ge⸗
nerationen), ! Zea Mays et minor
(VII. Generationen), Cucurbita Pepo
und Melop epo.
2) Gegenverſuche in Ruͤckſicht auf
a) Verſchiedenartigkeit des Abgeſchnittenen.
a) Alle männlichen Bl. knospend ab;
keine weibl. Bl.
+ C. Pepo.
5) Alle weibl. Bl. knospend ab;
keine maͤnnl. Bl. ab, letzte weibl.
Bl. ſtehen gelaſſen.
! C. Pepo und Melopepo.
(an 8 Exempl.)
c) Alle männl. und alle weibl. Bl.
ab, bis auf eine.
C. Pepo. 5
b) Zahl des Abgeſchnittenen.
a) Gleiche Zahl maͤnnl. und weibl. Bl.
abgeſchnitten, gleiche Zahl maͤnnl.
und weibl. bluͤhen gelaſſen.
C. Pepo.
5) Eben fo anfanas, ferner alle abge⸗
ſchnitten (bis auf die letzte weibl. Bl.)
C. Pepo.
e) Zeit des Abſchneidens.
4) Maͤnnl. Bl. des Hauptſtengels
knospend, maͤnnl. Bl. der Ranken
eben aufbrechend ab.
C. Pepo.
5) Maͤnnl. Bl. des Hauptſtengels
und der Ranken im Aufbrechen ab.
7 C. Melopepo und C. Pepo.
d) Ort des Abſchneidens.
C. Melopepo.
4) Abſchneiden beider, der fruchttra⸗
genden und nicht fruchttragenden
Theile (Hauptſtengel oder Seiten-
ranken) über der zum Fruchten be=
ſtimmten Blume.
5) Abſchneiden des fruchttragenden,
Unverletztheit des nicht fruchttragen⸗
den Theils.
e) Abſchneiden des nicht fruchtragen⸗
den Theils, Unverletztheit des frucht⸗
tragenden Theils.
d) Unverletztheit beider, des frucht⸗
tragenden und nicht fruchttragenden
Theils.
4. Bei Abſchneidung des Piſtills.
7 Hemimeris urticifolia,
+ Serophularia glandulosa, ‘+ Polemo-
nium coeruleum. Rute graveolens,
+ Coix Lachryma. + Lagenaria vul-
garis,
! Polemonium gracile. !Sal-
via Sclarea (beide mit Gegenver⸗
ſuchen).
II. Berſuche mit kuͤnſtlicher Beſtaͤubung.
1. Mißlungene. :
Lilium bulbiferum, / Crocus ver-
nus. T Fritillaria imperialis. + F.
lutea M. B. -+ Tulipa suaveolens.
+ T. Gesneriana. + Chrironia fru-
tescens. + Fuchsia coccinea,
2. Vergleichende.
a) Kuͤnſtlich beſtaͤubte und ſich ſelbſt uͤber⸗
laſſene Blumen (faſt unbeſtaͤubt ge⸗
bliebene.)
! Tropaeolum majus,
balus viscosus,
b) Kuͤnſtlich beſtaͤubte und (von ſelbſt)
unbeſtaͤubt gebliebene Bl.
Polemonium caeruleum, 1 Tropaeo-
lum majus.
c) Kuͤnſtlich beſtaͤubte, natuͤrlich und
kuͤnſtlich unbeſtaͤubte Bl. 0
! Cuca-
Salvia Sclarea.
d) Kuͤnſtlich beſtaͤubte, natuͤrlich und
kuͤnſtlich unbeſtaͤubte, kuͤnſtlich an der
Beſtaͤubung gehinderte.
! Ruta graveolens.
3. Unter verſchiedenen Modalitäten an:
geſtellte.
a) Menge des Polens.
Mirabilis Jalappa. M. hybrida. Cucu-
bulus viscosus,
b) Zeit der Befläubung.
Digitalis purpurea. Hemimeris
urticifolia. ! Cucubalus vis co-
sus,
(Beſtaͤubung am I. II. III. IV. V. VI.
VII. VIII. IX. Tage des Bluͤhens.)
e) Ort der Beſtaͤubungsblumen: Haupt⸗
ſtengel und Zweige.
Mimulus gultatus.
d) Alter des Pollens.
1 Cannabis sativa (35 Tage).
Cbeiranthus Cheiri (2 Monat).
e) Stoͤrung der geſchehenen Beſtaͤubung
durch Abſchneiden der Narbe, 24, 12,
3 Stunde, 2 Minute nach der Ay»
plication.
! Hemimeris urtieifolia.
III. Verſuche mit alienirter Beftäubung.
A. Baſtardirung.
1. Unter Varietaͤten.
Digitalis purpurea fl. albo et purpureo.
Mirabilis Jalappa fl. albo, luteo, purp.
2. Unter Species deſſelben Genus.
Mimulus guttatus foemineus. M. gluti-
nosus masculus.
Mimulus glutinosus foemin. M. guttatus
masculus,
Hyoscyamus aureus foemin. H. niger
mascul.
Hyoscyamus albus foemin. H. aureus
masculus.
Salvia glutinosa foemina. S. paniculata
masecul.
Salvia paniculata foemina. S. glutinosa
mascula. ;
Salvia glutinosa foemina. S. Scla-
rea mascula,
! Digitalis purpurea foemina, b.
lutea mascula,
Digitalis lutea foemina, D. pur
purea mascula,
Verbascum phoeniceum foemineum, V.
Blattaria mascula.
Lychnis dioica foemina. L. fulgens Fisch.
mascula.
Nicotiana rustica foemina. N, Tabacum
mascula.
Verhandlungen 5. Band.
351
Nicotiana rustica humilis Schr. foemina
N. paniculata.
Nicetiona rustica humilis Schr. foemina.
N. macrophylla mascula,
Nicotiana Tabacum foemina, N. r. hu-
milis mascula,
Nicotiana Tabacum foemina. N. panicu-
lata mascula.
Nicotiana Tabacum foemina. N. nyctagi-
niflora mascula.
Nicotiana Tabacum macrophylla foemina
N. rustica humilis mascula,
Nicotiana Tabacum macrophylla foemina,
N. paniculata,
Nicotiana Tabacum marylandica foemina,
N. rustica humilis mascula,
Nicotiona T. macropbylla, zuerſt mit N.
paniculata mascula, daun mit N. ny-
ctaginiflora (auf die ſchon baſtardirte
Narbe.)
Pelargonium capitatum foemineum. P.
zonale masculum.
Pelargonium capilatum foeminum, P. cor-
datum masculum.
Gelungene von 1828, noch nicht gekeimt.
Digitalis purp. fl. albo foem. D. purpu-
rea.
Digitalis purp. fl. albo foemina. D. Thap-
si mascula.
Digitalis purp. fl. albo foemina. D. par-
viflora mascula.
Digitalis purp. fl. albo foemina. D. ca-
nariensis mascula.
Digitalis purp. fl. albo foemina. D. ochro-
leuca mascula.
Digitalis purpurea fl. purp. foemina. D,
p. fl. albo mascula.
Digitalis purpurea fl, purp, foemina, D.
Thapsi mascula.
Digitalis purpurea fl. purp, foemina, D.
canariensis mascula.
Digitalis Thapsi foemina. D. purp. fl.
albo mascula. (mit unreifem Pol⸗
len!)
Nicotiana paniculata foemina. N. Taba-
cum mascula.
Nicotiana quadrivalvis foemina. N. pa-
niculata mascula.
Nicotiana quadrivalvis foenina, N, Ta-
bacum mascula.
Nicotianae hybridae Yon 1827 weiter
baſtardirt.
Campanula Medinm foemina. C. persici-
folia mascula.
Aquilegia bicolor foemina, A. vulgaris
violacea mascula,
Aquilegia vulgaris foemina, zuerſt A. bi-
color, dann Delphinium exaltatum
masculun,
48
352
Aquilegia vulgaris foemina, zuerſt Del-
phinium exaltatum, dann Aquilegia
bicolor mascula,
Nicotiana rustica foemina. N. Tabacum
mascula. Der Baſtard beſtaͤubt mit
a) erſt N. paniculata, dann Tabacum
mascula bald darauf.
b) erfi N. Tabacum, dann N. pani-
culata mascula bald darauf.
c) erſt N. paniculata, dann N. Ta-
bacum 24 Stunden ſpaͤter.
** Mißlungene Baſtardirungen:
7 Pelargonium Zonale foemin. mit P.
Bentinkianum masc.
T — — qnercifolium foemin. mit
P. Zonale mascul.
1 — — cucullatum foeminum P.
rigidum masculum.
4 — — rigidum foemineum. P.
zonale mascul.
1 — — rigidum foemin., querei-
folium masculum.
i- — rigidum foemin. Bentin-
kianum masculum.
I — — rigidum foemin., cuculla-
tum masculum.
1 — rigidum foemin,, grossu-
x larifolium mascul.
acetosum foemin. P. vi-
scosum masculum.
7 Tropaeolum minus foemineum. T. ma-
jus masculum,
B. Fremdbeſtaͤubung.
1. Verſchiedene Genera derſelben Familte.
! Nicandra physaloides foemin. mit
Nicotiana Tabacum mascul.
Nicotiana vincaeflora foemina, Hyoscya-
mus reticulatus masculus.
! Lycehnis dioica foemin, Cncubalus
Behen masc.
Cucubalus fimbria-
tus masculus.
+
|
|
— — Agrostemma coro-
naria maseula.
— — Agrostemma Coeli
rosa mascule.
! Cucubalus viscosus foemin. Lich-
nis dioica foem.
Dianthus chinen-
sis mascul.
Lychnis dioica foemina L. fulgens der
Baſtard mit Dianthus chinensis mas-
eulus.
! Lyehnis dioica foemina Cucubalus
viscosus masculus,
2. Verſchiedene Familien derſelben nas
tuͤrlichen Klaſſe.
! Orchis Morio foemina Listeria
o Vata R. Br. masc.
Orchis latifolia foemina Listera ovata
R. Br. mascula.
Listera ovata foemina Orchis latifolia
mascnla,
! Orchis Morio foemina Fritillaria
iwperialis,
T Orchis sambucina foemina Fritilla-
ria imperialis.
T Tulipa suaveolens foemina Nareis-
sus Tazetta.
T Tulipa suaveolens foemina Crocus
vernus,
T Tulipa suaveolens foemina Crocus
luteus.
+ Tulipa Gesneriana foemina Fritilla-
ria lutea MB. mascula,
3. Mit totalfremdem Pollen.
e) Gelungen mit friſchem Pollen.
Polemonium coeruleum foemin, Tro-
paeolum majus masculum.
! Nicandra physaloides foeni-
na Martynja annua mascula.
!Lopezia mexicana foenina
Georgina variabilis mas-
cula.
Cucubalus viscosus foemin. Nymphaea
lutea uasula.
Tropaeolum majus foemin. Salvia
Sclarea mascula,
! Nicotiana vincaeflora foe-
mina Trevirania pulchella mas-
cula,
! Ricinus viridis foemin. Cucur-
bita Pepo.
! Spinacia oleracea foemina Pi-
nus Strobus,
b) Gelungen mit altem Pollen.
! Tropaeolum majus foemin. Ver-
bas cum condensatum Schrd.
masculum (3 Wochen.)
! Cucubalus viscosus foem. Tu-
lipa Gesneriana mascula (3
Monat.)
! Lychnis dioica foemina Tro-
paeolum majus masculum (12 Mo⸗
nat.)
Urtica pilulifera foemina Pinus Bal-
samea mascula (18 Monat.)
Lychnis dioica foemina Tropaeolum
majus (12 Monat.) und Agro-
stremma coronaria mascula (friſch.)
Lychnis dioica foemina Agrostemma
coronaria mascula, dann Tro-
paeol. majus (12 Monat.) mascu-
lum.
c) Mißlungen mit friſchem Pollen.
+ Nicotiana vincaeflora foemina Tro-
paeolum majus masculum.
7 Pelargonium scandens foemin. Tro-
paeolum majus mascul,
* Fuchsia coccinea foemina Tropaeo-
lum majus masculum.
T Tropaeolum minus foemin. Parnas-
sia palustris mascula.
T Tropaeolum minus foemin. Salvia
glutinosa mascula.
T Tropaeolum minus foemin. Datura
suaveolens mascula.
+ Fuchsia coccinea foemina Tropaeo-
lum majus maseulum.
T Fuchsia coccinea foemina Malva
sylvestris mascula.
+ Fuchsia coccinea foemina Veronica
maritima mascula.
7 Mercurialis elliptica foemina Pole-
monium coeruleum mascul,
T Mercurialis elliptica foemina Zea
Mays mascula.
7 Mercurialis elliptica foemina Rici-
nus communis masculus.
IV. Verſuche mit modificirter Beſtaͤubung.
I. Specifiſche Beſtaͤubung mit Vehikeln.
a) Mit friſchem Pollen und Oel.
! Verbascum Blattaria.
! Digitalis purpurea.
T Tulipa suaveolens.
b) Mit altem Polen und Del:
7 Tulipa suaveolens,
! Zea Mays var. minor.
e) Mit friſchem Pollen und Schleim (von
Sem. Cydonior.)
Waſſer.
— Weingeiſt.
T Tulipa suaveolens.
II. Baſtardbeſtaͤubung mit Vehikeln (Oel).
T Digitalis lutea foemina mit D. pur-
purea mascula.
2 Digitalis orientalis foemina mit D.
canariensis mascula,
! Verbascum Blattaria foemin,
mit V. thapsiforme mascul,
Verbascus Blattaria foemin, V. au-
striacum masculum.
III. Fremdbeſtaͤubung mit Vehikeln.
a) Mit Oel und friſchem Pollen.
! Lychnis dioica foemina Dian-
(0%
353
thus mascu-
lus.
? Croton penicillatum foemineum Ri-
cinus comm. masculns.
Croton penicillatum foemineum Cu-
curbita Pepo mascula.
4 Cannabis sativa foemina Spinacia
oleracea mascula,
+ Dianthus Caryophyllus foemin. Li-
lium candidum masculum.
Dianthus Caryophyllus foemin. Agro-
stemma Coeli rosa mascul,
b) Mit Del und altem Pollen.
Digitalis purpurea fl. albo foemina
Pinus sylvestris mascula (3 Mo⸗
nat.)
o) Mit (Quitten) Schleim und friſchem
Pollen.
? Cyclamen hederaefolium foemineum
Nymphaea lutea mascula,
? Pentastemon campanulatus
neus Celsia lyrata mascula,
d) Mit Schleim und altem Pollen.
? Erica herbacea foemina Pinus syl-
vestris.
+ Cucubalus viscosus foemina Tulipa
suaveolens,
Caryophyllus
foemi-
V. Verſuche mit inokulirter Beſtaͤubung.
A. Impfung des Pollens in den Stengel.
a) Des eignen:
Cucurbita Pepo.
Ricinus communis.
b) Des fremden:
+ Tropaeolum majus foemineum. Po-
lemonium coerul. mascul,
+ Ricinus lividus foemin,
hium coerul, mascul,
!Spinacia oleracea foemina
Acanthus mollis masculus,
B. Impfung des Pollens ins Germen.
a) Des eignen: _
Tropaeolum majus,
! Digitalis Thapsi (1828.)
Campanula Medium (1828.)
+ Tulipa suaveolens,
+ Lilium bulbiferum.
Gladiolus communis.
b) Des fremden:
! Nicotiana humilis foemin. pa-
niculata mascnla der Baſtard
mit N. paniculata mase.
! Nicotiana humilis foemin. pa-
Polemo-
niculata mascula N, Taba-
cum mascula,
!Nicotiana humilis foemin,
48 *
354
paniculata mascula N. humi-
lis mascula.
! Nientiana rustica foemina mit
N. Tabacam mascula der Ba⸗
ſtard mit N. Taba cum mascula.
I Nicotiana rustica foemina mit
N. rustica mascula,
c) Des total fremden:
-F Tropaeolum majus foemin, Salvia
Sclarea mascula.
VI. Verſuche mit furrogirter Beſtaͤu—
bung.
1. Beſtaͤubung mit ſtaubfoͤrmigen Subſtanzen.
a) Bittererde: (Magnesia alba Edinb.)
? Ricinus communis.
Cannabis sativa.
+ Zea Mavs.
b) Kieſelerde:
Cannabis sativa.
e) Thonerde.
Cannabis sativa.
d) Schwefel:
Zea Mays sem. atrop.
+ Zea Mays sem, flavis,
— minor.
Cannabis sativa.
e) Veget. Kohle.
! Dianthus chinensis.
Zee Mays.
Cucurbita Pepo.
! Spinacia oleracea (bis).
7 Cucubalus viscosus,
+ Zea Mays minor.
+ Fuchsia coceinea.
T Tropaeolum majus,
2. Beſtreichung mit adſtringirenden, faus
ren, metalliſchen, ſcharfen, giftigen
Subſtanzen.
1) Kohlenſaures Ammonium:
Cannabis sativa.
8) Bleyeſſig:
Salvia paniculata.
h) Schwefelſaͤure:
+ Salvia verticillata.
i) Salpeterſaure Arſenikloͤſung:
Hemimeris coccinea.
k) Waͤßrige Arſenikloͤſung:
+ Hemimeris urticifolia.
+ Tropaeolum maius.
Cannabis sativa.
1) Aetzkalt (Lixivium Kali caust.)
+ Cannabis sativa.
m) Eiſenvitriolloͤſung:
+ Cannabis saliva.
Tropaeolum majus,
a) Verduͤnnte Dinte:
Dianthus chinensis.
3. Betupfung init narkotiſchen und aͤthe
riſchen Subſtanzen.
o) Aeth. Bittermandelöl,
Lopezia mexicana.
p) Opiumextraktloͤſung.
Lopezia mexicana.
4) Moſchusemulſion (mit Schleim).
! Lopezia mexicana.
! Tropaeolum majus,.
r) Campher:
+ Tulipa suaveolens,
Mimulus guttatus,
8) Schwefeläther.
Tulipa suavolens,
1) Eſſigaͤther.
Crocus vernus,
4. Pollinare Subſtanzen.
u) Semen Lycopodii.'
2 Ricinus communis.
Orchis Morio.
2 Cannabis sativa.
7 Zea Mays.
+ Zea Mays minor.
+ Tropaeolum majus,
v) Pilzſporen;
a) Mucor Mucedo L.
Tropaeolum majus (bis).
2 Dianthus barbatus.
+ Cucurbita Pepo.
5) Lycoperdon Bovista L.
+ Cucurbita Pepo.
c) Uredo Panici miliaris Pers,
Tropaeolum wajus.
d) Fluͤſſigkeit des A. Coprinu
atramentarius vom Hute ge⸗
traͤufelt:
+ Tropaeolum minus.
+ Lopezia mexicana (17
Verſ.)
w) Fettes Oel:
+ Lopezia mexicana.
7 Lychnis dioica,
+ Nicotiana vincaeflora,
Dianthus chinensis.
5. Piſtillare Subſtanzen.
x) Gummi:
+ Orchis maculata.
Lopezia mexicana.
y) Firniß.
+ Ricinus inermis.
7
7
+ Ricinus viridis.
+ Scrophularia Scopolii.
7 Acalypha brachystachya,
2 Lopezia mexicana.
6. Seminale Subſtanzen.
2) Eydotter.
+ Tropaeolum majus.
+ Pelargonium cordatum.
355
+ Pelargonium viscosum,
T. Dianthus Caryopbyllus.
aa) Eyweiß.
4)
! Tropaeolum majus
Berf.).
T Mimulus guttatus.
T Ornithogalum caudatum.
bb) Thieriſches Sperma (des Hun⸗
des).
+ Lychnis dioica.
eee eee eee eee eee
L.
Ueber den
Charakter der Vegetation
auf den
Inſeln des Indiſchen Archipels.
Vorgetragen in der Verſammlung deutſcher Naturforſcher und Aerzte in Berlin
am 20ſten September 1828
von
x Dr. C. G. C. Reinwardt,
Profeſſor der Chemie, Botanik und Naturgeſchichte an der Univerſität zu Leyden.
Es leidet wohl keine Widerrede, daß nichts fo ſehr den natürlichen Charakter et;
nes Landes darſtellt und beſtimmt als die Gewaͤchſe, die es von ſelbſt hervor—
bringt. Nur dieſen allein ſind gleichſam die reinen, deutlichen und unverfaͤlſchten
Geſichtszuͤge des Landes eingeprägt. Von allen übrigen Naturprodukten laͤßt ſich
ein gleiches nicht ſagen. Denn der feſte Boden, die Erde, das Geſtein, die Ge—
birge ſind weniger abhaͤngig von einem gewiſſen Theil der Erde oder Himmels—
ſtriche. Sie koͤnnen in hoͤchſt verſchiedenen Gegenden die nehmlichen fein, und die
Erfahrung lehrt, daß dieſes wirklich der Fall iſt. Eben ſo wenig ſind die Thiere
dazu geeignet. Man trifft ſie nicht ſogleich und uͤberall an. Viele fliehen die
Menſchen und verſtecken ſich. Hoͤchſt viele und verſchiedene Umſtaͤnde koͤnnen den
Aufenthalt, das Fortziehen, das Hin- und Herwandern der Thiere von einem Lande
zum andern verurſachen. Eine oft ſehr biegſame Natur macht es vielen moͤglich,
357
ſich nach den Umſtaͤnden zu richten und zu fügen, und der ſehr verſchiedene Ein;
fluß von dem Allen bringt bei ihnen ſelbſt zuletzt eine gewiſſe Unbeſtaͤndigkeit und
Charakterloſigkeit hervor. Es giebt darum wohl kein Land, das auch nur einen
einzigen deutlichen, lautſprechenden Charakter von ſeinen Thieren erhaͤlt. Doch die
Pflanzen ſind an ihren Standort gebunden; ſie ſind mehr reines Produkt des Lan—
des und Klima's; auf ſie hat fremder Einfluß nicht gewirkt; ſie erhalten ihr gan—
zes Daſein von dem Boden, in dem ſie befeſtigt, von den Gegenſtaͤnden, wovon
ſie umgeben ſind; was dieſe vermoͤgen und bewirken, wird ſich alſo auch klar, in
reineren, beſtaͤndigeren Zuͤgen in den Pflanzen, ihren eigenen unverfaͤlſchten Pro—
| dukten, zu erkennen geben.
Es verſteht ſich wohl von ſelbſt, daß das Ausgeſprochene bloß gelten kann
von einem Lande, das noch ganz ſeine urſpruͤngliche, natuͤrliche Verfaſſung hat.
Europa kann dazu kaum ein Beiſpiel hergeben. Da iſt der Menſch uͤberall. Da
iſt kaum ein Platz, wo er nicht war, wo er nicht Spuren ſeines Aufenthalts und
ſeines Einfluſſes zuruͤckgelaſſen hat. Beinahe uͤberall hat er die Oberflaͤche der
Erde umgeaͤndert und ihr ihre urſpruͤngliche Geſtalt genommen. Die naluͤrlichen
Waͤlder ſind nicht mehr; Getreidefelder und Wieſen erſetzen ihre Stelle. An an—
dern Orten ſind ſie durch Kriege verwuͤſtet oder abgebrannt. Den Fluͤſſen iſt da—
durch Urſprung und Quelle entnommen; viele ſind eingetrocknet; andere von ihrem
Laufe abgeleitet. Der feſte Boden iſt aufgegraben oder durchwuͤhlt, und immer—
fort wird er durch Pflug, Axt und Sprengpulver umgeaͤndert. Fremde Gewaͤchſe
ſind mit einheimiſchen vermiſcht, und andere die das Land ehedem ſchuf, ſind
ausgerottet und ganz verſchwunden.
Wir werden alſo wohl allein in andern Welttheilen die Beweiſe für das Ges
fagte nehmen müffen, in Laͤndern, die ihre urfprüngliche Verfaſſung behalten
haben und außer dem Einfluſſe des Menſchen geblieben ſind.
Mir wurde das Gluͤck zu Theil, ein ſolches Land zu ſehen, welches groͤßten—
theils noch ganz fo beſteht, wie es aus dem Schooße der Schöpfung hervorge—
gangen iſt; wo alles Geſchaffene noch ganz unveraͤndert, noch ganz ſich ſelbſt uͤber—
laſſen ſich darbietet; wo vor Allem das Pflanzenreich uͤberall eine außergewoͤhn—
liche Kraft des Wachsthums und einen ſehr hohen Grad der mannigfaltigſten
Entwickelung zeigt, woraus man ſchließen darf, daß hier die guͤnſtigſten Um—
358
ſtaͤnde vereinigt find, wodurch eine hoͤchſt üppige Vegetation hervorgebracht wer⸗
den kann.
Unvorbereitet und ſchuͤchtern, doch einer ehrenden Einladung folgend, wage
ich es, Hochzuverehrende Anweſende, Ihnen in einigen Zuͤgen ein ſchwaches Bild
der Vegetation auf den Inſeln des Oſtindiſchen Archipels vorzulegen.
Bereits von weitem, wenn man aus dem großen Indiſchen Meere ankommt,
ſich der Sunda-Straße nähert, und weiter die Inſel Java vorbei fährt, wird die
Empfindung der Freude uͤber eine nun beinahe gluͤcklich vollbrachte, ſehr lange
Seereiſe erhoͤht durch die Ausſichten auf ein uͤberall bewachſenes Land, welches
ſich von allen Seiten, doch vor allem von Java her den Augen darbietet. Hinter
den hohen Kronen der Palmenſtaͤmme, die um und nahe am Strande verbreitet
ſtehen, zeigt ſich eine weite ausgedehnte Fläche, die ſich allmaͤhlig vom Strande
erhebt, und auf der dunkelgruͤne Gruppen von Fruchtbaͤumen, die die Wohnung
des Landmanns verſtecken, uͤber den hellgruͤnen Teppich der Reisfelder verbreitet
ſind; weiter wird der Horizont begraͤnzt durch die dichten dunklen Waͤlder die
das hohe Gebirge bedecken. Die Ausſicht uͤberraſcht deſto mehr, weil man noch
die ſparſam bewachſenen Höhen der Canariſchen und Cap Verdiſchen Inſeln und
die kahlen Platten der Afrikaniſchen Tafelberge im friſchen Gedaͤchtniß hat. Im—
mer ſteigt das Verlangen, die reizende Scene bald betreten zu können. Ans Land
geſtiegen, vor ſchaͤdlichen Duͤnſten ſich fuͤrchtend, verläßt man ſchnell das ſchlam—
mige und dumpfige Geſtade, wiewohl auch ſchon da ſonderbare fremde Geſtalten
die Aufmerkſamkeit feſſeln. Furchtſam und eilend, doch zugleich ſtaunend draͤngt
man ſich durch die verworrenen palliſadenaͤhnlichen Wurzeln der Iihizophoren,
durch die gefiederten Wedel der Nipa-Palmen, die ihre Stämme im Schlamme
verſtecken; nur mit einem Blicke kann man die prachtvollen Rieſenblumen der
Barringtonien und Sonneratien, die dicken haͤngenden Fruchtkugeln der
langblättrigen Pandanen anſtaunen. Von da geht der Weg lange uͤber die bes
wohnte, uͤberall angebaute Flaͤche. Auch ferner, wo dieſe ſich allmaͤhlich hebt,
zeugt um uns her der Boden noch lange von dem Fleiße des Landmanns; noch
lange währen, doch immer ſchmaͤlern ſich die regelmäßigen umdammten Quadrate
der Reisfelder, die gleich den Stufen einer Treppe uͤbereinandergeſtellt, und das
eine vom obern getraͤnkt, in unzaͤhlbaren Kaskaden den anſteigenden Fuß des Ge—
bir⸗
359
birges umgeben. Dann folgt das dunkelglaͤnzende Grün der arabifchen Staude,
die ſich an den hoͤhern Wald anſchließt und einen leiſen Uebergang macht von
dem Grunde durch Menſchenhaͤnde umgeftaltet zu demjenigen wo eine freie Na;
tur noch ganz in ihrem Reiche iſt. Doch ehe wir dieſe Urwaͤlder betreten, wer—
fen wir noch einen Blick zuruͤck uͤber die hinter uns liegende, ausgedehnte, ſich
neigende Flaͤche, um uns zu uͤberzeugen, daß nirgends kahler Boden erſcheint, daß
von unſerm hohen Standpunkte bis ans Geſtade kaum ein Fleck ſich zeigt, der
nicht bewachſen iſt, außer den grauen oder rothen Streifen der Wege und Pfade,
und dem ſchaͤumenden Gewaͤſſer der von uns abſtroͤmenden Fluͤſſe. Nur hie und
da zeigen ſich einige Stellen, die ehedem bewohnt und beackert, nachher wieder ver—
laſſen und ſich ſelbſt überlaffen find. Auch dieſe [ind bewachſen, doch fie er;
halten einen ganz eigenthuͤmlichen Charaker von Gewaͤchſen, die weder den
angebauten, noch dem natuͤrlich von ſelbſt bewachſenen Boden anzugehoͤren
ſcheinen. Nur zum Theil hat die Natur ſich dieſer Stellen wieder angenommen,
gleichſam als ob ſie ſich ſtraͤubte, den Boden wieder zuruͤckzunehmen, der ihr und
dem Zuſammenhange des ganzen entriſſen und feiner fruchtbaren Quellen beraubt
iſt. Hohes dichtes, einfoͤrmiges Schilfgewaͤchs, alles zur Gattung des Zuckerrohrs
gehoͤrig, auf deſſen ſchlanken Halmen ſchneeweiße wollige Rispen flattern, hat die
Stelle des andern natürlichen Waldes; fo wie des Gerreides eingenommen, und
bezeichnen den verwaisten Boden. Dieſe Stellen ſind Monumente der Geſchlchte
des Landes und Genoſſen der Schickſale, die die Bevoͤlkeruug daſelbſt erlitten hat.
Ganz anders zeigt ſich alles, wenn man in die hoͤheren Urwaͤlder gelangt
oder zu dem mehr abgelegenen von den Wohnungen der Menſchen entfernten Ge—
birge, daß nie, oder ſelten von Menſchen betreten wird und von ihnen noch keine
Veraͤnderung erlitten hat. Das Pflanzenreich zeigt ſich da in ſeiner ganz reinen
urſpruͤnglichen Geſtalt, und wenn irgendwo, ſo iſt es gewiß da, wo man einſieht,
was ungeſtoͤrte Kraft des Pflanzenwuchſes, in einer tropiſchen Gegend, durch die
Vereinigung der guͤnſtigſten Bedingungen unterſtuͤtzt, zu bewirken vermag. Es iſt
mir nicht moͤgllch, den Eindruck wiederzugeben, den der Anblick von dem Allen
erweckt. Denn um von dem, was den Eindruck verurſacht, Rechenſchaft zu geben,
muͤßte ich vorher das Einzelne ſchildern. Doch da nicht dieſes Einzelne fuͤr ſich,
ſondern bloß in feinem Zuſammenhange, in feiner Verbindung zu einem Ganzen,
Verhandlungen 5. Band. 49
360
in der Natur und auf der Stelle felbft, den Eindruch ſchaft, fo muß ja wohl
jede Zergliederung des Ganzen dem Bilde ſchaden, und den Eindruck ſchwaͤchen,
den es hervorbringen ſoll. Ich muß mich alſowohl auf eine zerſtuͤckte Darſtel—
lung beſchraͤnken, um Ihnen, m. H. H. nur einen ſchwachen Begriff von dem
Fremden, Eigenthuͤmlichen, der Groͤße und Kraft der Indiſchen Vegetation zu ge—
ben. Fragen wir alſo, was iſt dasjenige, wodurch ein kraͤftiger Pflanzenwuchs
angezeigt wird? iſt es Menge und Ausbreitung, große Maſſe des Pflanzenſtoffes?
Die Inſel Java, blos als Flaͤche genommen, hat eine Ausdehnung von mehr als
2300 großen Quadratmeilen; dieſe wird betraͤchtlich vergroͤßert durch das hohe,
oft 10 bis 12 ja noch mehr Tauſend Fuß aufſteigende Gebirge. Dieſes Gebirge
nun iſt faſt überall mit hohen dichten Wäldern bedeckt. Hoch darf man wohl den
Wald nennen, wo man kaum einen Baum antrifft, der ſich nicht bis zu 100 Schuhen
erhebt. Dichtigkeit, Menge der Maſſe in einem beſtimmten Raume findet doch
gewiß da ſtatt, wo man kaum den Fuß vorwaͤrts ſetzen kann, ohne ſich vorher
mit dem Hackmeſſer einen Weg zu bahnen durch die windenden Gewaͤchſe und
die Geſtraͤuche, die überall den Raum zwiſchen den hoͤhern Stämmen füllen; wo
der Boden nicht ausreicht, die uͤppig hervorſproſſenden Gewaͤchſe zu tragen; wo
Gewaͤchſe ſich auf und uͤbereinander draͤngen, die einen auf den andern wachſen;
wo tauſend Paraſiten in immerwaͤhrendem Kampfe ſich die bereits verarbeiteten
Saͤfte des geduldigen Baumſtammes ſtreitig machen und ſich nach allen Seiten
zu neuen Formen entfalten; wo windendes und ſchlaͤngelndes Gewaͤchs die Zweige
und Kronen der Baͤume zu einem dichten Flechtwerk durchſchießt und zuſam—
menwebt; kein Sonnenſtrahl kann dieſes Dickicht durchdringen. Verlangt man
ſtarke Ausdehnung im Einzelnen? Auch in dieſer Ruͤckſicht fehlt es nicht an Ge—
genſtaͤnden des Erſtaunens. Da wo die Grashalme, ſo wie die Bambuſen, zu
hohlen Baumſtaͤmmen werden, die man zu Faͤſſern, Eimern, Waſſerleitungen und
als Bauholz benutzt; wo die hohen graden Staͤmme der Farrnkraͤuter, die Cya—
theen, ſich wie die Maſten unſerer Fichtenwaͤlder zeigenz wo die windenden Ge—
waͤchſe, die Rohre oder Calami, die Uran ien und die Naucleen zu arm-oder
beindicken Seilen anſchwellen, und wie Rieſenſchlangen die Stämme der Baͤume druͤ—
cken und zwaͤngen und ihnen tiefe Furchen eindruͤcken; wo, weil nichts den immer—
waͤhrenden Pflanzenwuchs hemmt, Formen die wir hier blos als Sommergewaͤchſe
361
kennen, deren Samenkeim nach langem Schlummern, jedesmal von neuem die vo—
rige Entfaltung bis zur beſchraͤnkten Grenze anfangen muß, hier in Jahrhunderte
alten Staͤmmen fortleben. Da iſt es nicht eine eizelne Baumart, von der man,
wie Afrika von ſeiner Adansonia, einzelne Staͤmme vorzeigen kann, die durch
Groͤße, Ausdehnung und Alter ausgezeichnet ſind; da liefern nicht allein ungeheure
Wollenbaͤume (Bomba) oft aͤhnliche Beiſpielez ſondern noch eine große Menge
anderer Baumarten erregen Erſtaunen durch den Umfang ihrer Holzmaſſe, Dicke,
Hoͤhe und weit ausgebreitete Verzweigung. Vergebens ſucht man in den Gipfeln
der Baͤume das aͤußere Ende der ſich hinanwindenden Gewaͤchſe dieſe ſteigen von
da auf andere Baͤume hinuͤber, oder kehren, der Stuͤtze entbehrend, zuruͤck, um aufs
Neue von unten nach oben den Gang zu wiederholen; ſo werden oft mehrere
Baumſtaͤmme durch einen einzigen dichten mehrere 100 Fuß langen Calamus-Ran⸗
ken, wie durch ein Schaukelſeil verbunden. Verborgene, unbekannte Kraͤfte wirken
mit, um durch entgegengeſetzten Wuchs die Pflanzenmaſſe auszudehnen, das In,
dividuum zu vergroͤßern und zu vervielfaͤltigen. Die Saͤfte in den Staͤmmen
gehoben, fortgetrieben, gedraͤngt, folgen, waͤhrend ſie ſich zur Bildung neuer Theile
verdicken, nur zum Theile dem gerade aufſteigenden oder ſich verzweigenden Laufe;
ein anderer Theil draͤngt ſich in die aufſchwellende Rinde der Staͤmme und Zweige,
durchbohrt dieſelbe und erftarrt zu langen Ranken oder Stoͤcken, die entweder
der ganzen Länge des Hauptſtammes entſproſſen, dieſelben wie Stuͤtzen in ſcharfen
Winkeln umgeben, oder ſich aus hohen Zweigen ſchnurgerade mit ſchnellem Wuchs
zur Erde ſenken, da Wurzeln und von da neue Staͤmme in die Hoͤhe treiben.
So wird oft durch ein Dickicht von Baͤumen, alle einem einzigen Mutterſtamme
entſproſſen, alle untereinander verbunden, der Raum der Waͤldern immer mehr und
mehr angefüllt. So ſahe ich auf der Inſel Semao einen großen Wald, deſſen
Bäume alle aus einem einzigen Stamme einer Feige, der F. Benjamina, hervor⸗
gegangen und faſt alle noch unter einander in Verbindung ſtanden. — Doch
nicht allein große Maſſe und Ausdehnung, ſondern auch hohe Entwickelung, Ver—
ſchiedenheit der Geſtalten und Mannigfaltigkeit der Bildung bezeichnen einen uͤp—
pigen Pflanzenwuchs. Kein, Gewaͤchs in Indien erregt die abſchreckende Erinne—
an das unveraͤnderliche einerlei der Heidefelder des noͤrdlichen Europa, oder
der ſtruppigen Gebuͤſche in den ſalzigen Steppen Sibiriens und der Tartarei, wo
90 *
362
die Einfoͤrmigkeit der Geſtalt auf eine unabänderliche, träge fortſchreitende, nie von
einer Richtung abweichende Urſache des Pflanzenwuchſes hindeutet. Wie viele
ſind nicht unter den zahlreichen Pflanzenfamilien oder Formen, zu denen unſere
einheimiſchen Gewaͤchſe kein Bieſpiel hergeben. In Indien beſitzt oft eine einzige
Inſel ſie faſt alle; die wenigen die auf Java's fruchbarem Boden fehlen, ſind
eben diejenigen, die einen duͤrren faſt unfruchtbaren Boden andeuten, ſo wie die
ſaftigen und ſtachlichen Gebilde Afrika's, die ſich blos von Luft und Thau ernaͤhren,
und darum im duͤrren Sande leben koͤnnen. In Indien zeigt oft ein einziger
Baum eine ſehr große Verſchiedenheit von Arten und Bildung in den Pflanzen
die er traͤgt und naͤhrt. Ein einziger Baum iſt oft ein wahrer Blumengarten,
reich an Mannigfaltigkeit der Blumen und Geſtalten; — ein Garten, auf einem
einzigen Stamm in die Luft gehoben. Doch es iſt vorzuͤglich die verſchiedene
Höhe, zu der ſich auf Indiſchen Inſeln der Boden erhebt, und der damit ver
bundene Wechſel in der Beſchaffenheit und Temperatur der Luft, dann auch die
Geſtalt und die Natur der Berge ſelbſt, die die groͤßte Verſchiedenheit und Man—
nigfaltigkeit der Pflanzenformen bedingen. Es giebt wohl kein anderes Land in
der Welt, wo auf einem ſehr begrenzten Theil der Erd-Oberflaͤche die Floren oder
doch die Pflanzenformen der entlegenſten Gegenden ſo nahe vereinigt und neben
einander geſtellt ſind. Wenige Stunden ſind oft hinreichend, ſie alle in ihrem na—
tuͤrlichen Standorte zu uͤberſehen oder den Wechſel des Klima von der Mittags—
linie bis zu den Polen in eben ſo kurzer Zeit zu erfahren. Schon bald, wenn
man den Meeresſtrand verlaͤßt, wo die ganz eigenthuͤmlichen, aber mehr allgemein
verbreiteten tropiſchen Strandgewaͤchſe, in ſonderbarer Miſchung durcheinander, das
dickſtaͤmmige hoch- und breitbelaubte Calophyllum zwiſchen dem weit verzweigten
Aegiceren, die graden Staͤmme der hohen Palmen zwiſchen undurchdringli—
chen Zaͤunen der ſich durchkreuzenden Phaͤle der Rizophoren, die grauen
Tournefortien und Avicennie n, zwiſchen denen wie Firniß glaͤnzenden Dodo;
neen und Sonneratien, die langen Trommelſtoͤcke der Bruguie ren neben den
dicken Kugeln der Pandanen vereinigt ſind, bereits wenn man von da gegen die
ſich allmaͤhlich hebende Flaͤche fortgeht, erfaͤhrt man bald an den immer ſparſameren
Stämmen der Cocos: und der Fach er-, der Corypha und Boraffus-Pal;
men, wie ungern dieſe das nahe Ufer verlaſſen. Durch das unendlich mannigfaltige
363
Geſtraͤuch des niedrigen huͤgeligen Vordergrundes gelangt man bald in die unte—
ren dichten Bergwaͤlder, die wir nach der hier allgemein verbreiteten und vorherr—
ſchenden Pflanzenform die Feigenwaͤlder nennen dürfen. Nach allem, was mein
Freund Blume und ich beobachtei haben, moͤchte die Zahl der Arten dieſer, jene
Waͤlder bezeichnenden Gattung wenigſtens wohl hundert betragen. Die meiſten
Arten ſind auf jene niedrigeren Waͤlder beſchraͤnkt. Den gemeinſchaftlichen Cha—
rakter, wozu meiſt alle jene Arten etwas hergeben, bilden das Geſchloſſene und
Dunkele, die Dichtigkeit und Hoͤhe der Waldung, die feuchte dumpfige Luft, die
dieſe einſchließt, die ungeheure Dicke, unregelmäßige Geſtalt und weite Verzwei—
gung, dann der offenbar ungemein ſchnelle Wuchs und die weiche, oft ſchwammige
Holzſubſtanz der Stämme, die größe Verſchiedenheit der Paraſiten und windenden
Pflanzen, die ſich aus jenen Staͤmmen naͤhren, der hohe, lockere, feuchte Moder—
boden, die Menge der Quadrumanen, die ſchreiend uͤber die hohen Zweige
ſpringen, und das zahlreiche bunte Chor der Voͤgel, die das Dickicht beleben. Nur
wenige Feigenarten, namentlich die verſchieden- und gelb-blättrigen niedrigen, erhes
ben ſich mit immer verkleinerter Geſtalt zu einer groͤßeren Hoͤhe der Berge. Un—
endlich viele andere Geſtalten miſchen ſich zu jener herrſchenden Hauptform der
Feige nwaͤlder. Viele Meliaceen, Ebenaceen, Sterculien, Sapinden,
Caryoten und Arto carpen zeigen faſt gleich üppigen Wuchs, Höhe und Dicke
der Stämme, deren Zwiſchenraͤume dicht unter die Stauden und Sträncher der
Ardiſien, Grevien, Elaeocarpen, Phyllanthen, Sauraujen, dann
auch durch dichte Kräuter der Ruellien, Juſticeien, Dimocarpen, So—
lanen, Scitamineen, Aroideen, und Orchideen angefuͤllt wird, während
auch die größeren pariſitiſchen Arten der Araliaceen, Ciſſen, Uranien,
Pfefferarten, Cyathandern, Pothos und Loranthus das Ganze mehr und
mehr zuſammen weben.
Eine folgende, uͤber jene ſich erhebende, zwar nicht ſo allgemein verbreitete
und alſo den groͤßeren Hoͤhen-Formen mehr untergeordnete, aber nicht weniger
ſchoͤne und auffallende Pflanzenform, iſt die des Raſamala-Waldes, die beſonders
im weſtlichen, bergigen Java ausgezeichnet iſt. Jener Name iſt der einheimiſche
eines Baumes, der wohl zur Gattung Liquidambar gehört, auch wirklich Sto-
rax liefert, den aber Noronha unter dem Namen Altingia excelsa beſchrie⸗
364
ben hat. Sein ſchoͤner, feſter, ſehr hoher, ſchnurgerader, weißlicher, weniger als
die Feigen bewachſener Stamm, eine mehr regelmaͤßige dichte Krone hellen Lau—
bes bezeichnen die hoͤhere Waldgegend, die von dieſem ſo ſchoͤnen als nuͤtzlichen
Baume den Charakter bekoͤmmt. Dichtes baumdorniges Gebuͤſch von vielen Ca—
lam us-Arten, dann eine fo große Verſchiedenheit von Rubiaceen, deren vorzuͤg—
liche Kraft, ganz eigenthuͤmliche Saͤfte auszuarbeiten, ſich oſt ſchon von weitem durch
ſtarke Ausduͤnſtungen aͤußert, füllen häufig den untern Zwiſchenraum des aroma—
tiſchen Gehoͤlzes. Bereits haben wir eine Hoͤhe von 5000 Schuhen erreicht,
wenn wir, aufſteigend, den Raſamala-Wald verlaſſen. Nun erſt zeigt ſich die Fich⸗
ten- oder Cypreſſenform mit voller Pracht, im Kimarak, dem ſchoͤnſten Podo-
carpus nicht allein, ſondern auch wohl einem der ſchoͤnſten Baͤume, die die ſuͤdli-
che Halbkugel hervorbringt. Wundervoll wegen der beträchtlichen Höhe, majeſtaͤtiſch
uͤber alle nebenſtehenden ſchon in kleinerer Geſtalt erſcheinenden Waldbaͤume erhebt
ſich fein ſchnurgerader langer Stamm in die Höhe. Sein ihn begleitender Ver—
wandter, Pinus Dammara zeigt die Uebereinſtimmung der Bildung ſowohl als
der uͤbrigen phyſiſchen Verhaͤltniſſe, wodurch jene hervorgebracht wird. Doch ſie
ſtehen da nicht kahl und oͤde, ohne, wie unſere Fichten, anderes Gewaͤchs neben
ſich zu dulden. Prachtvoll bluͤhendes Rhododendron die vielfach geſtalteten Far—
ren, erfüllen den Zwiſchenraum. Die ſonderbaren Becher der kletternden Nepen—
thes hängen an den hohen Stämmen. Die breiten, zierlich geſchlitzten Zwillings—
wedel eines vorzuͤglich ſchoͤnen Farrns, Dipteris, erheben ſich auf langen Stoͤcken
hoch über die Erde. Doch hauptſaͤchlich wird die angrenzende Höhere Gegend, die
wir nun erreicht haben, und lange noch hierauf charakteriſirt, durch die vielen Ar—
ten der Lorbeerbaͤume, die nun uͤberall vorherſchend erſcheinen. Die meiſten
gehoͤren alle ausſchließlich den hoͤhern Gegenden an. Java iſt beſonders ſo wie an
Feigen, fo auch reich an Lorbeerarte n. Dieſe vereinigen ſich mit einigen Eug e—
nien und andern Myrtaceen, dann auch mit einer immerbluͤhenden großbluͤthi—
gen Gardenia, um überall die größten Höhen der Indiſchen Berge zu bewalden,
Zu ihnen geſellen ſich hoch ſtͤmmige Melaſto men und Rhododendron, Ma
gnolien, die die Waldluft mit wohlriechenden Düften erfüllen, auch viele Eichen,
deren verſchiedene Arten und Geftalten Herr Blume bereits bekannt gemacht hat.
Mit und zwiſchen dem Allen herrſcht beſtaͤndig die groͤßte Mannigfaltigkeit der
365
Orchideen fort. Nur zuletzt, wenn auch die Lorbeerwaͤlder aufhören, die Gip—
fel der Berge ſich immer mehr ſchmaͤlern, dieſe die Humusdecke nicht mehr feſt—
halten koͤnnen, wenn die Luft immer dünner und kaͤlter wird, auf einer Hoͤhe von
7000 und mehreren Schuhen, da ändert ſich endlich die Geſtalt des Waldgehoͤl—
zes, es ſchrumpft ein, wird krumm und Früpplicht, die Blätter werden kleiner, ſteif
und hart, langblaͤttrige Ufneen hängen von den dick bemocften Zweigen, und Als
les bringt die Erinnerung an die kaͤltern Alpenhoͤhen zuruͤck. Da ſind es vorzuͤg⸗
lich Ericeen, fo wie Andromeda, Vaceinien und Clethra, dann auch eine
Myrica, niedrige Arten Rhododendron, die jene noch bewachſenen hoͤchſten
Gipfel uͤberdecken; noch andere Formen, die man nie im niedern Indien fand, die
man nur bei uns oder außer den Tropen einheimiſch waͤhnte, uͤberraſchen uns auf
jenen Höhen, und bringen uns im Gedanken dem Vaterlande näher; Valeriana,
Ranunculus, Bellis, Hypericum, Lonicera, Gnaphalium, Swertia und
eine kleine niedliche Gentiana, die noch in der duͤrrer Lava-Aſche lebt; dieſe alle
wachſen hoch, aber noch unter oder nahe der Mittagslinie. Gleiche Ueberraͤſchung
gewähren die hohen feuchten Thaͤler oder die eingeſchloſſenen Felder zwiſchen den
hohen Gipfeln des vulkaniſchen Gebirges. Hier zeigen ſich Doldengewaͤchſe,
Veilchen, Flieder, Münzen Potentillen, Ampfer, Centaureen, Spi—
raeen, Iſopyren, ſelbſt Carices fehlen dieſen Orten nicht. Doch bei aller dieſer
Uebereinſtimmung der Form und der Gattungen zeigt ſich doch immer noch Verſchie—
denheit; keine jener Pflanzen läßt ſich mit den bei uns bekannten Arten vereinigen; nur
einige Kryptogamen zeigen eine voͤllige Uebereinſtimmung. Das Torfmoos, deſſen
Polſter man in hohen Waldungen betritt, zeigt durchaus keine Verſchiedenheit.
Es mag einigermaßen aus dem Geſagten, und es wird bald noch mehr aus
den oͤffentlichen Mittheilungen, womit ſich Herr Blume jetzt beſchaͤftigt, erhellen,
wie ſehr die Flor der Indiſchen Inſeln durch Reichthum, Fuͤlle, Ueppigkeit, Man—
nigfaltigkeit und Neuheit ausgezeichnet iſt. Sie wird gewiß ſtets eine nie verſie—
gende Quelle wichtiger Entdeckungen bleiben, und wir duͤrfen wohl ohne Anſtand
behaupten, daß kaum ein anderer Theil der Erde oder eine Inſelgruppe gleicher
Groͤße zwiſchen den Wendekreiſen in dieſer Ruͤckſicht ſich mit jenem Archipel meſ—
ſen kann. Afrika und Neuholland ſtehen offenbar in dieſer Ruͤckſicht ſo ſehr zu—
ruͤck, daß ich fie wohl nicht auf die Vergleichungs-Wage zu ſtellen brauche. Blos
366
Amerika kommt in Betracht. Doch auch da findet Feine fo gleichförmig überall
herrſchende Ueppigkeit der Vegetation, keine fo allgemeine Urſache der Frucht—
barkeit ſtatt. Ganz nackend ſtehen da die Gipfel des ſtarren granatiſchen Gebirges.
Auch da haͤuft ſich oft der unfruchtbare Quarzſand, den man kaum auf den In—
diſchen Inſeln kennt. Nur in den Niederungen, die von den maͤchtigen Strömen oft,
uͤberſchwemmt werden, in den zuruͤckgelaſſenen Suͤmpfen und Moraͤſten, da, es iſt
moͤglich, findet ſich vielleicht die uͤppigſte Vegetation auf der ganzen Welt. Doch
iſt ſie ſo ungeſtuͤm, als die Urſache und deren Erfolg oft verwuͤſtend und verderblich
ſind. Da herrſcht nicht das harmoniſche Maaß, nicht die gleichmaͤßige Verthei—
lung aller Kraͤfte die eine gleiche anhaltende Fruchtbarkeit hervorbringt, nicht die
reine aͤtheriſche Luft die uns in Java's Bergwaͤldern entgegenweht. Die Anerken—
nung dieſer merkwuͤrdigen Erſcheinung führt uns naturlich zur Erforſchung der Ur—
ſachen, wodurch eine allgemeine, faſt beiſpielloſe Ueppigkeit der Vegetation hervorge—
bracht wird. Ich darf es mir jetzt nicht erlauben, mich in eine weitlaͤuftige Ent—
wickelung alles desjenigen einzulaſſen, was uͤber dieſen Gegenſtand einiges Licht
verbreiten kann, und werde alſo jetzt nur mit wenigen Worte einige Hauptmo—
mente meiner Beobachtungen und Erfahrungen berüßren. Dieſe lehren, daß
außer jenen allgemeinen guͤnſtigen Einfluͤſſen der tropiſchen Zone, und außer der
Hoͤhe, Verſchiedenheit des Bodens, vorzuͤglich die eigenthuͤmliche Beſchaffenheit
des Bodens ſelbſt oder der Erde, aus der dieſer beſteht, als eine Haupturſache
jener ſo erhoͤhten Kraft des Pflanzenwuchſes anerkannt werden muß. Ich darf es
als bekannt vorausſetzen, daß alle jene Inſeln durch vulkaniſche Erhebungen, im
weiteren Sinne, gebildet, viele zum Theil offenbar, in Vergleich mit anderen
Feſten der Erde ſpaͤteren Urſprungs ſind, das unterirdiſches Feuer daſelbſt immer—
fort thaͤtig iſt, oder doch, daß feine frühere oder fpaͤtere Wirkungen ſich faſt überall
offenbaren. Es iſt alſo auch blos vulkaniſches Geſtein, in ſeinen Haupt-Abaͤn—
derungen, doch vorzuͤglich Trachyt und Dolerit, welches uͤberall zu Tage erſcheint,
und die Hauptmaſſe des feſten Bodens und der Gebirge bildet, ausgenommen
die Kalkformationen, die ſich immerfort im Meere bilden, und mannigfaltig um—
geaͤndert ſich zu jenen Hauptbildungen geſellen. Nirgends erſcheint anderes aͤlte—
res, ſtarres, durch Niederſchlag aus Waſſer entſtandenes Geſtein. Es iſt alſo auch
klar, daß der Boden, die Erde, die durch ihre große unerſchoͤpfliche Frucht—
bar⸗
367
barkeit unſere Verwunderung erregt, blos aus jenen vulkaniſchen Felsarten entſtan⸗
den fein kann. Allgemein bekannt iſt die Zuſammenſetzung dieſer Felsarten, eben—
ſo die große Veraͤnderlichkeit, Aufloͤsbarkeit und Verwitterung dieſer Geſteine, und
zum Theil auch die Gruͤnde, auf denen ſie beruhen. Doch weniger bekannt iſt
es vielleicht, wie allgemein und immerfort, wie haͤufig, ja wie ſchnell oft jene Auf—
loͤſung dieſer felſigen Maſſen, trotz deren Feſtigkeit und Härte, und die Umwand—
lung der Erde geſchiehet. So allgemein dieſe Erſcheinung durch hinlaͤngliche Er—
fahrung beſtaͤtigt wird, ſo ſchwer iſt es doch, dieſelbe ganz begreiflich zu machen
und alle Urſachen nachzuweiſen, die fie beſtimmen. Viel vermag freilich die vers
einte laͤngere Wirkung der Luft und des Waſſers, der beſtaͤndige Wechſel der
Waͤrme und Kaͤlte, der Trockenheit und Feuchtigkeit auf ein Geſtein, das dem
durch Niederſchlag im Waſſer gebildeten in ſeiner ganzen Natur entgegengeſetzt,
und für alle äußeren Einflüffe, beſonders die Feuchtigkeit, hoͤchſt empfaͤnglich iſt.
Das koͤrnige Gefuͤge der Steine, Oeffnungen und Spalten, vermehren den Ein—
fluß jener und anderer thaͤtigen Elemente. Einſickerndes Waſſer verurſacht haͤufig
Einſtuͤrzungenz — Platzregen, hoch angeſchwollene ſchnell ſtroͤmende Fluͤſſe reißen
das abgelöfte Geſtein mit ſich fort, welches alſo beftändig geſchliffen, zerrieben
und verkleinert wird. Vulkaniſche Urſachen ſind nicht weniger thaͤtig, es zu zer—
theilen. Kräftige Fluͤſſigkeiten, die Elaſtizitaͤt eingeſchloſſener Dämpfe und Luftar⸗
ten, Schwefeldaͤmpfe, Saͤuren, Salze, ſelbſt der Humus und die Pflanzendecke
wirken immerfort auf das feſte Geſtein. Alle dieſe Urſachen koͤnnen einigermaßen
die immerwaͤhrende Aufloͤſung jener Felſen zur Erde begreiflich machen. Doch
ſind ſie wohl noch nicht hinreichend, alle damit verbundene Erſcheinungen zu erklaͤ—
ren. Wie dem auch ſei, ſo viel iſt gewiß, daß ſie immerfort ſtatt hat, und eine
fortdauernde Quelle jener hoͤchſt fruchtbaren Erndte iſt. Von jeher iſt die große
Fruchtbarkeit des Bodens in der Naͤhe der Vulkane anerkannt. Doch gewiß nir—
gends zeigt ſie ſich ſo wie auf den Indiſchen Inſeln in aller Kraft und Fuͤlle Sie
hat in der eigenthuͤmlichen Beſchaffenheit der Erde ihren Grund. Dieſe Erde iſt
eine ganz eigene Subſtanz, ſie laͤßt ſich zu keiner der Erdarten bringen, worin
wir unſere Ackererden abtheilen. Eben ſo wenig iſt ſie wie dieſe ein bloßes
Gemenge von verſchiedenen Erdarten. Alle ihre Beſtandtheile ſind innig zu ei—
Verhandlungen 5 Band. 50
368
nem einzigen Ganzen verbunden. Man kann ſie nicht wie jene durch mechaniſche
Mittel ſcheiden. Eben ſo wenig iſt es moͤglich, ſie durch Kunſt zuſammen zu
ſetzen. Viele merkwuͤrdige Eigenſchaften, die man unſern Ackererden nur wuͤn—
ſchen kann, unterſcheiden dieſe Erde von allen andern Subſtanzen. Die verſchie—
dene Größe und der Zuſammenhang ihrer Theilchen ſtehen in einem ſolchen Ver—
haͤltniſſe, daß fie weder wie der Sand, verſtaͤuben, noch wie reiner Thon durch
die ſtarke Hitze ſteinhart gebacken werden, noch durch Einſchrumpfen und Riſſe
die zarten Wurzeln zerreißen kann. Sie bleibt ſtets locker und luftig genug um
den befruchtenden Einfluß der Atmoſphaͤrilien zu empfangen. Sie nimmt das
Waſſer leicht auf und ohne das weitere Eindringen und Durchſinken deffelben zu
verhindern, haͤlt ſie es dennoch genugſam an, um nicht ſo bald auszutrocknen.
Doch zwei Haupteigenſchaften, zugleich die vorzuͤglichſten Urſachen ihrer großen
Fruchtbarkeit, ſind erſten, daß ſie eben ſo wie das Geſtein, aus dem ſie entſtan—
den, eine große Veraͤnderlichkeit und Umwandelbarkeit ihrer Subſtanz, eine hohe
Empfaͤnglichkeit für äußere Einflüffe behält; hierdurch wird das Spiel und die
wechſelſeitige Wirkung zwiſchen ihr und andern Stoffen und Potenzen immerfort
unterhalten: nie erſtarrt ſie, wie die rein neptuniſchen Gebilde, zu einer unbeweg—
lichen unempfaͤnglichen Maſſe. Dann, zweitens, beſitzt ſie die Kraft, den Humus
und jeden andern die Pflanzen naͤhrenden Stoff feſt zu binden, ſich damit innig
zu einem Ganzen zu vereinigen. Sie erhält dadurch eine faſt immer wäh;
rende Fruchtbarkeit. Sie bedarf keiner Düngung, die hohen Wälder führen ihr
immer reichlich Nahrungsſtoff zu. Kaum weiß der Indianer was Düngung iſt.
Pflug und Waſſerleitung ſind ihm genug, das wohlthaͤtige Wechſelſpiel zwiſchen
Luft und Erde zu vermehren, und dieſer die hoͤchſte Fruchtbarkeit zu geben. So
erhält er ſeit Jahrhunderten in der bloßen natuͤrlichen Erde feine ergiebigen Reis—
felder, ſie allein giebt ihm das ſchmackhafteſte Obſt ſeiner Fruchtbaͤume. Zaͤhlen
wir noch zu dieſem allen jenen guͤnſtigen Umſtaͤnde, die der tropiſche Himmels;
ſtrich und die übrigen phyſiſchen Verhaͤltniſſe des Landes darbieten, und ſich mit
jenen vortrefflichen Eigenſchafſen des Bodens vereinigen, eines Bodens, der bes
reits in kaͤlteren Gegenden wegen ſeiner Fruchtbarkeit merkwuͤrdig iſt. Wie viel
mehr muß da nicht ſeine Kraft erhoͤht werden durch die immerwaͤhrende Waͤrme
die ihn durchdringt, feinen Nahrungsſtoff aufloͤſt, verduͤnnt und für jeden Einfluß
369
empfaͤnglich macht; wo er beſtaͤndig die haͤufig und ſtets auſſteigenden Duͤnſte
des ihn von allen Seiten umgebenden Meeres empfaͤngt; wo ihm von dem
immer Regen erzeugenden Bergwaͤldern Ueberfluß von Waſſer und mit dieſem
friſche Erde und fruchtbare Beſtandtheile zugeführt werden. Doch es iſt vor
zuͤglich die tägliche Umwaͤlzung der Erde um ihre Axe, der Wechſel der Tage
und Nächte, und der damit verbundene Wechſel der Waͤrme und Kälte, die
zwiſchen den Wendekreiſen mehr als außerhalb derſelben eine Gemeinſchaft zwi—
ſchen der Erde und dem Lufckreiſe, eine Abwechſelung der Veraͤnderung ihrer
Beſtandtheile und gleichſam einen ewigen Streit und Gegenſatz der Elemente
unterhält. Je mehr bei Tage die vertikalen Sonnenſtrahlen die Erde erhitzen
und oͤffnen, deſto empfaͤnglicher wird der Boden fuͤr alle Beſtandtheile der Luft,
die mit der naͤchtlichen Kuͤhle dem verdunnten Luftraume vom Meere her zu—
ſtroͤmt und das Erdreich uͤberdeckt. Es wird hierdurch gleichſam ein Athem—
holen des Erdreichs hervorgebracht, und jeder Zug, jeder große Rhythmus
deſſelben hat Veredlung der naͤhrenden Saͤfte und Nahrung ſelbſt zur Folge.
Daher auch der wohlthaͤtige Einfluß der täglich abwechſelnden See- und Land—
winde die in der Naͤhe der Mittagslienie mehr als anderswo, nicht bloß den
thieriſchen Geſchoͤpfen heilſam ſind, ſondern auch offenbar dem Pflanzenreiche
Erquickung, neue Kraft und neues Leben einfloͤßen.
Und endlich: So wie großer Reichthum ſich immer mehr und mehr aus
ſich ſelbſt vergroͤßert, ſo hat auch eine uͤppige Vegetation und große Frucht—
barkeit eine immer ſteigende, ſich ſtets vermehrende Fruchtbarkeit zur Folge.
So erſtaunlich groß in den Gegenden, wovon die Rede war, die Menge des
Pflanzenſtoffes iſt, die da unaufhoͤrlich erzeugt und verarbeitet wird, eben fo
groß und ſtets groͤßer iſt diejenige, die immerfort aus dem Kreiſe des orga—
niſchen Lebens wird ausgeſchieden, die Decke des Bodens erhoͤht, ſich mit der
Erde vermiſcht, dieſe noch fruchtbarer macht, und einen immer kraͤftigern,
mehr geſteigerten Pflanzenwuchs hervorbringt. Auch dieſe ausgeſchiedene
Maſſe kommt nie zur Ruhe. Aufloͤſung, Verweſung und neue Kraͤfte ergreifen
ſie, und fuͤhren ſie in einen neuen Kreis der Verwandlung und der Bewe—
gung. Faſt nie und nirgend erſtarrt ſie in jenen Gegenden zu verhaͤrteten Koh—
50 *
370
lengebilden. Wollten wir ihr auf jenem Wege der Verwandlung folgen, fo
eroͤffnet ſich uns ein neues weites Feld der Betrachtung und Erforſchung.
Doch dieſes gehoͤrt nicht zu meinem heutigen Zwecke. Ich ſchließe dieſen Vor⸗
trag mit der Hoffnung, daß Sie ihn Ihrer Aufmerkſamkeit nicht ganz un—
werth halten, und das unvollkommene deſſelben ſchonend und mit Nachſicht ent⸗
ſchuldigen werden.
LI.
Auszug
aus der Verhandlung aufgenommen in der 70ſten Verſammlung des Vereins
am Sonntag den 2ten November 1828.
I. IR Verfolg der in der Verſammlung vom 27ſten Juli c. gegeben vorläus
figen Nachricht über den von dem Seifenſieder-Meiſter Herrn Langmatz zu Vet—
ſchau in der Lauſitz angemeldeten Verſuch des Wermuthbaues zur Gewinnung von
Pottaſche und feines darauf baſirten Geſuchs um Unterſtuͤtzung dieſes Unterneh—
mens, ſind die daruͤber geforderten naͤhern Angaben des Herrn Langmatz einge—
gangen. Derſelbe meldet daß er auf einem Flaͤchenraume von einer Quadrat;
ruthe ſchlechten zum Getreidebau nicht geeigneten Bodens, ohne alle Duͤngung ein
Quantum von 108 Pf. trockenem Kraut in drei Schnitten erzielt, durch Verbren—
nung deſſelben 11 Pf. Aſche erhalten und aus dieſer 54 Pf. rohe Pottaſche ges
wonnen habe, die derſelbe feinem Berichte zur Prüfung beifuͤgt.
Wenn man dieſem Reſultate die bisherige Erfahrung gegenuͤber ſtellt, daß
100 Pf. Buchenholz nur 53 Pf. Aſche geben, und 1000 Pf. dieſer Aſche nicht
mehr als 219 Pf. Pottaſche, alſo 3 Produkt liefern, nach der vorliegenden Mit—
theilung aber von 108 Pf. trocknem Wermuthkraut 11 Pf. Aſche und aus dieſer
wieder 51 Pf. Pottaſche, mithin + an Produkt gewonnen worden, ſo erſcheint als
lerdings die Bereitung der Pottaſche aus Wermuth vortheilhafter, als die aus
Buchenholz, beſonders in dem Betracht, daß zum Anbau des Materials ganz
372
ſchlechter, zu andern Kulturen nicht geeigneter Boden benutzt werden kann, wie
3. B. die ſterile Gegend dei Plotzen an der Weichſel den Beweis liefert, wo
ganze Strecken mit Wermuth im wilden Zuſtande bedeckt find, und in der Vor⸗
ausſetzung, daß die daraus erzielte Pottaſche der Qualitat nach jener aus Bus
chenholz gleich kommt und denſelben techniſchen Nutzen gewaͤhrt.
Behufs einer naͤheren Ermittelung und gefaͤlligen gutachtlichen Aeußernng,
wird dem Vereine fuͤr Gewerbefleiß unter Zuſendung des eingeſchickten Produkts
hievon Mittheilung gemacht und im Falle des Zutreffens jener Vorausſetzung
das Geſuch des Herrn Einſenders um Unterſtuͤtzung ſeines Unternehmens, zur
geneigten Beruͤckſichtigung empfohlen werden.
Noch iſt hinſichtlich der Kultur des Wermuths die Bemerkung des Einſen—
ders anzufuͤhren, daß er einen dreimaligen Schnitt des Krautes zur Befoͤrderung
feines Wachsthums fuͤr noͤthig erachtet, und daß eine leichte Düngung des Bos
dens den Betrag bedeutend vermehren duͤrfte.
II. Von dem hohen Miniſterio des Innern iſt uns ein von dem Kuͤſter und
Schullehrer Goͤtze zu Stuͤcken bei Potsdam eingereichtes Manufeript über die
Zucht der Maulbeerbaͤume und deren Benutzung zum Seidenbau vorgelegt, um
davon allenfalls für unſere Druckſchriften Gebrauch zu machen. Da daſſelbe in;
deſſen fuͤr unſere Verhandlungen nicht geeignet iſt, wohl aber fuͤr diejenigen, welche
mit den Manipulationen bei der Kultur des Maulbeerbaums gar nicht vertraut
ſind, manche gute und zweckmaͤßige Anleitung enthaͤlt, ſo iſt dem hohen Miniſte—
rio, mit Bezugnahme auf dasjenige, was über den Gegenſtand in unſeren Ber
handlungen bereits enthalten, anheim geſtellt worden, zur Ermunterung des Ver—
faſſers und zur Belehrung der Landbewohner, die Schrift durch den Druck aut
Kenntniß der Landſchullehrer bringen zu laffen.
III. Von Seiten des Koͤniglichen Miniſterii des Innern iſt uns ferner ab—
ſchriftlich mitgetheilt die in Gruͤneberg aufgenommene Verhandlung mit den
von Seiten des dortigen Vereins zur Befoͤrderung des Obſt- und Weinbaues
nach dem Protokoll vom 9. Dezember v. J.
(Verhandl. 9te Lieferung, S. 396.)
in die weſtlichen Provinzen des Preußiſchen Staates abgeſandten zwei Winzer.
Aus derſelben geht im Weſentlichen hervor, daß dieſe Maͤnner durch ihre Sen—
373
dung von den mancherlei Mängels belehrt worden find, welche in den hieſigen
Gegenden bei der Kultur des Weinſtocks noch ſtatt ſinden, auf deren Abſtelllung
durch Rath und That in ihrem Wirkungskreiſe fie hinzuwirken bemüht fein wollen.
IV. Die in der Verhandlung vom 7. September vorlaͤufig erwaͤhnte Ab—
handlung des Herrn Forſtmeiſters Borchmeier zu Darfeld bei Muͤnſter, enthal—
tend eine oͤkonomiſche Muſterung der bei uns eingfuͤhrten auslaͤndiſchen Holzar—
ten umfaßt nach dem eingeholten techniſchen Gutachten, ſehr ſchaͤtzenswerthe
Bemerkungen fuͤr den Gartenfreund, und wird deshalb durch unſere Druck—
ſchriften mitgerheilt werden ).
V. Die in dem Protokolle vom 27. Juli c. fuͤr die Aufnahme in unſere
Verhandlungen erwaͤhnte Abhandlung des Herrn Buͤrgermeiſters Borggreve zu
Bevergern über die Kohlſchnake und Kohlfliege hat wegen einiger in entomolo—
giſcher Hinſicht noch einzuholenden Vervollſtaͤndigungen, zur Redaction noch
nicht gelangen koͤnnen. Dagegen ſind
VI. die von dem Herrn Oberlandforſtmeiſter Hartig abgegebenen Bemer—
kungen zu den in der 10ten Lieferung S. 124 ff. mitgetheilten Erfahrungen des
Herrn Profeſſors Dr. Reum zu Tharand über Zucht und Pflege derHolzpflan—
zungen zur Anfnahme in die Verhandlungen beſtimmt worden ).
VII. Von der Obſtbau-Geſellſchaft in Guben iſt uns unterm 3. Maͤrz v.
J. Nachricht gegeben worden von einer in fruͤheren Zeiten aus der ſeitdem einge—
gangenen Sammlung des Herrn Hofroths Ulrici zu Jetzſchkow bei Guben bezogenen
jetzt aber verloren gegangenen rein ſchwarzen Nelke, mit dem Wunſche, daß die—
ſelbe ſich irgend wo wieder vorfinden moͤge. Da von Seiten der Gubener Ge—
ſellſchaft hiezu Hoffnung gehegt wird, weil aus jener Sammlung viel und gern
abgegeben wurde, ſo wird, zur Bewirkung der gewuͤnſchten Nachfrage, ein Auszug
des diesfaͤlligen Anſchreibens in unſere Verhandlungen aufgenommen werden *).
Außerdem hat ein hieſiger Blumiſt auf Grund dieſer Mittheilung ſchon ſeinerſeits
nachgeforſcht und aus der ſonſt beruͤhmten Nelkenſammlung des verſtorbenen Hof
°) S. Nr. LU.
*) S. Nr. LIII.
*) S. Nr. LIV.
374
raths Jungnickel in Schwedt, zwei Ableger von einer angeblich rein ſchwarzen
Nelke unter dem Namen Zamore erhalten und wird von dem Erfolge weiter
Mittheilung machen.
VIII. Von dem Herrn Regierungsrat Kienitz als Kommiſſarius der Koͤnigl.
Regierung zu Marienwerder iſt uns die von derſelben beabſichtigte Bildung von
Gaͤrtner⸗Etabliſſements auf den in ihrem Bezirke ſeparirten Dominial-Vorwerken
zur Beförderung des dort noch ſehr vernachlaͤſſigten Obſtbaues, mitgetheilt wors
den, mit dem Wunſche der Unterſtuͤtzung dieſes Unternehmens von Seiten des
Vereins durch Ueberweiſung von dazu geeigneten, in der Gaͤrtner-Lehranſtalt aus
gebildeten, mit den nöthigen Geldmitteln entweder an ſich verſehenen oder von
dem Vereine auszuſtattenden Individuen, ingleichen durch Ueberweiſung von jungen
edlen Obſtbaͤumen aus der Landes Baumſchule zur Bepflanzung von 6 Morgen
Landes. Wiewohl die Mittel des Vereins nicht von der Art ſind, um dem Wun—
ſche der Koͤnigl. Regierung dem ganzen Umfange nach genuͤgen zu koͤnnen, ſo
wird es doch von Seiten des Vorſtandes in Ueberlegung venommen werden, uns
ter welchen Modificationen die gewuͤnſchte Unterſtuͤtzung durch Verabreichung von
Obſtbaͤumen wird eintreten koͤnnen, falls einer der aͤlteren Zoͤglinge der Gaͤrtner—
Lehr⸗Anſtalt, oder ein ſonſt geeignetes Individuum, zur Uebernahme des vor—
laͤufig nur erſt für das Vorwerk Quiram bei Deutſch Crone projectirten Eta—
bliſſements ſich bereit finden laſſen ſollte.
IX. Nach einer Mittheilung des Herrn Barons v. Kottwitz zu Nimptſch
in Schleſien, über verſchiedene Kultur-Verſuche, Halt derſelbe unter andern den
ſtaͤrkeren Anbau des Safrans (Crocus sativus) empfehlenswerth und beklagt
nur, daß es ihm noch nicht gelungen, gute Safran-Zwiebeln zu erlangen. Meh—
rere der anweſenden Mitglieder aͤußerten ſich dahin, daß der Anbau im Allgemei—
nen ſehr unſicher und nur in ſolchen Gegenden anwendbar ſei, wo eine ſtarke Be—
voͤlkerung es geſtatte, die Kinder mit dem ſehr muͤhſamen Ausziehen der Piſtills
aus jeder Blume zu beſchaͤftigen; außerdem verurſache die Kultur des Safrans
viele Arbeit, und gewaͤhre durch die den Zwiebeln oft beiwohnenden Krankheiten
keinen verhaͤltnißmaͤßigen Ertrag, daher man denn auch ſchon in mehreren Gegen—
den Steiermarks, wo der Anbau ſonſt haͤufig betrieben worden, davon abgeſtan—
den
375
den ſei und nur noch in einigen kleinen Bezirken Ober⸗Oeſtreichs ſich damit
beſchaͤftige.
Da der eben anweſende Herr P. Fr. Bouche noch einen kleinen Votrath
guter Zwiebeln von Crocus sativus abzulaſſen geneigt iſt, fo wird ſolcher dem
Herrn von Kottwitz zu der von ihm gewuͤnſchten Fortſetzung feines verſuchswei—
ſen Anbaues uͤberwieſen werden.
Noch ruͤhmt derſelbe den reichlichen Ertrag des Saflorbaues, deſſen auch
ſchon fruͤher in unſern Verhandlungen Ate Lieferung S. 394 f. und 305 f.
vortheilhaft gedacht iſt.
X. Die von Herrn Hofrath Dr. Kuntzman eingegangene Nachricht über
feine ſeit 14 Jahren hierſelbſt beſtehende Obſt- Orangerie ward verleſen und
wegen ihres intereſſanten Inhalts zur Aufnahme in die Druckſchriften beſtimmt').
XI. Aus einer in Loudons Gardeners magazine (Auguſt-Heft 1825) in
Bezug auf die 2te Lieferung unſerer Verhandlungen enthaltenen Angabe:
als ſei Herr Link der Meinung, das krautartige Gewaͤchſe durch Froſt
leichter verdorben werden als Bäume, und von dieſen wieder Stämme
und junge einjährige Triebe leichter durch Froſt leiden, als dreijährige,
nahm Herr Link Veranlaſſung zu bemerken, daß er dieſe Behauptung nie aufge—
ſtellt habe und jede Auffuͤhrung in der genannten Zeitſchrift auf einem Mißver—
ſtaͤndniſſe beruhen muͤſſe, da in feinem, im genannten Hefte unſerer Verhandlun—
gen befindlichen, Vortrage uͤber die Wirkungen des Froſtes auf die Gewaͤchſe,
eine ſolche Aeußerung nicht zu finden ſei.
XII. Mit Bezugnahme auf die in unſeren Verſammlungen bereits vorge—
kommenen Eroͤrterungen uͤber Obſt-Darr-Oefen und mit Hinweis auf die dies—
fälligen Nachrichten in der 6ten Lieferung unſerer Verhandlungen S. 182 ff.
leitete der Direkror die Aufmerkſamkeit der Geſellſchaft auf die von dem Herrn
Geheimen Staats-Rath Grafen von Itzenplitz eingeſandten und mit zur Stelle
gebrachten Proben des auf verſchiedenen Apparaten gebackenen Obſtes an Pflan—
men, Aepfeln und Birnen, namlich:
1. in einem gewoͤhnlichen Backofen wie ihn jeder Landmann hat;
*) S. Nr. LV.
Verhandlungen 5. Band. 51
376
2. in dem ſchon feit 50 Jahren zu Klein Behnitz (einem Gute des Herrn
Grafen) zum Obſt- und Brod, Backen eingerichteten Ofen. —
3. In dem daſelbſt gleichfalls beſtehenden, am angegebenen Orte in unſeren
Verhandlungen naͤher beſchriebenen und abgebildeten, Wuͤrtembergſchen
Obſt⸗Darr-Ofen (Taf. X.).
4. Auf einer dazu beſonders geheitzten Malz-Darre zu Cunersdorf.
Die Reſultate der vorgenommenen Pruͤfung ergaben, daß die in dem Ofen
ad 2 gebacknen Pflaumen dem Anſehn nach ſowohl wie im Geſchmack roh und
gekockt, ſich beſonders auszeichneten, und denen in dem Darr-Ofen zu 3 gebacknen
in keiner Art nachſtehen, was fuͤr die am mehrgedachten Orte unſerer Verhand—
lungen, von Herrn Feilner beſchriebene und abgebildete Konſtruktion (Taf. IX.
Fig. 2) zu ſprechen ſcheint, Ruͤckſichtlich des nach der Methode zu 3 gedarrten
Obſtes bemerkt der Ober-Gaͤrtner Herr Walter zu Kunersdorf in ſeiner uͤber
den angeſtellten Verſuch abgegebenen ſchriftlichen Aeußerung, daß daſſelbe nicht
als gebackenes, ſondern nur als gedoͤrrtes und wegen der ungleichen Hitze der
Draͤthe auf der Darre zum Theil als gebratenes und verbranntes Obſt zu betrachten
ſei, ſolle das Backobſt gut werden, ſo muͤſſe es im Anfange ſo viel Hitze haben,
daß die Saͤfte ohne auszulaufen gehoͤrig kochen und ſich in einem guten rein—
ſchmeckenden Syrup verwandeln koͤnnen; dies ſei aber nur in einem Backofen
möglich, wo die Hitze unten und oben gleichmäßig iſt.
Don den früher Seitens des Vorſtandes zur Erörterung dieſes Gegenſtan—
des ernannten Mitgliedern des Vereins, war nur Herr Feilner gegenwaͤrtig,
welcher voͤllig der Meinung des Herrn Walter beitrat und dieſerhalb auf ſeine
vorhingedachte Beſchreibung eines Back- und Brot-Ofens Bezug nahm.
XIII. Roch zeigte der Direktor an, daß Se. Erlaucht der regierende Graf
von Stollberg: Wernigerode ſich zur Mittheilung von Saat-Kaſtanien an die
Mitglieder des Vereins bereit erklärt habe, wenn man im Monat September
an den Hofgaͤrtner Kunicke zu Wernigerode ſich deshalb wenden wolle.
XIV. An Geſchenken fuͤr die Bibliothek ſind eingegangen,
1. von unſerm Ehren⸗Mitgliede Herrn Teichmann zu Moͤckern bei Leipzig,
deſſen ſehr beachtenswerthe Schrift:
377
„Die den Obſtbaͤumen ſchaͤdlichſten Raupenarten und Mittel ihren Vers
heerungen moͤglichſt vorzubeugen, Leipzig 1829.“
2. Von dem Rendanten Herrn Nieter zu Doͤllwitz bei Halle deſſen Schrift:
„Ueber Colonien. Halle 1824.“
und fein dem Vereine dedicirtes Werk:
„Betrachtungen uͤber Landes-Kultur. Berlin 1828.“
deſſen intereſſanter Inhalt alle Beachtung verdient.
XV. Vorgelegt wurde noch das Iſte Heft eines von den Herrn Docto—
ren Brand und Ratzeburg herauszugebenden Werkes:
„Abbildung und Beſchreibung der in Deutſchland wild wachſenden in
Gärten und im Freien ausdauernden Giftgewaͤchſe, nach natürlichen
Familien erläutert. Berlin 1828 in Kommiſſion bel Hirſchwald.“
Herr Link machte die Verſammlung darauf aufmerkſam, daß es von Wich—
tigkeit ſei, dieſe Giftgewaͤchſe kennen zu lernen, die in den vorliegenden Abbil—
dungen ungemein gut dargeſtellt in dem Texte aber mit vieler Gelehrſamkeit
und gruͤndlicher Sachkenntniß abgehandelt waͤren, weshalb das Werk mit Recht
ſehr zu empfehlen ſei.
rere
LII.
Oeconomiſche Muſterung
der
bei uns eingefuͤhrten auslaͤndiſchen Holzarten
von
dem Forſtmeiſter Herrn Borchmeyer zu Darfeld bei Muͤnſter.
Den Verein zur Befoͤrderung des Gartenbaues in den Koͤniglich Preußiſchen
Staaten erzeigte mir ſchon im vorigen Jahre die Ehre zu der Mittheilung mei—
ner Erfahrungen und Anſichten über die in oͤkonomiſcher Ruͤckſicht vorzüglich
zu beachtenden Arten der bei uns eingefuͤhrten auslaͤndiſchen Holzgewaͤchſe mich
aufzufordern. Wiewohl ich mir nicht zulege, dieſer Aufforderung in einer Weiſe
zu entſprechen, welche dem ſchoͤnem Ziele des geehrten Vereins auch nur zur
Haͤlfte genügen kann, fo würde ich die Erledigung derſelben doch nicht bis jetzt
verſchoben haben, wenn ich die noͤthige Zeit dazu gehabt haͤtte. 5
Gegenwaͤrtig bin ich im Begriff, meinen guten Willen thaͤtig zu bekunden,
bitte aber von der nachfolgenden Muſterung auch nicht mehr zu erwarten. Ich
werde bei derſelben der Bequemlichkeit und Orduung wegen, die Gattungen, nach
dem Alphabet durchgehen, und an die Namen meiner Baumzucht mich halten.
Acer (Ahorn).
Von den mir bekannten 18 Arten dieſer Baumgattung ſind 3, naͤmlich
der weiße, der Platan- und der Feldahorn, bei uns einheimiſch.
Wir wiſſen:
379
1. daß die erſte und zweite in geſchuͤtztem Stande und in nahrungsreichem, mit
vieler Dammerde verſehenen Boden, in Ruͤckſicht der Schnellwuͤchſigkeit in
den Jahren der erſten Jugend die Waldbuche übertreffen, ſpaͤterhin aber, und
zwar bis ſie zu der ihnen eignen Hoͤhe und Staͤrke gelangen, ungefaͤhr glei—
chen Schritt mit ihr halten, und die dritte, welche zwar lange Zeit erfordert,
bevor ſie zu einem Baume von 12 bis 18 Zoll Durchmeſſer heranwaͤchſt,
ſehr guten und ſchnellwuͤchſigen Stockausſchlag liefert; |
2. daß fie ſaͤmmtlich ein feines, vorzüglich für Tiſchler, Wagen, Inſtrumenten⸗
und Geſchirrmacher ſehr brauchbares und geſchaͤtztes Nutzholz liefern;
3. daß der weiße Ahorn, und vermuthlich auch der Platanahorn, von allen ein—
heimiſchen Holzarten die meiſte Brennkraft beſitzt, und der Feldahorn, wie—
wohl derſelbe unter dem Brennholze nur als Kruͤppel und Reiſig vorzukom—
men pflegt, in dieſer Ruͤckſicht auch nicht zu den ſchlechtern Arten gehoͤrt.
Diejenigen der ausländifchen Arten, welche den unfrigen nachſtehen, auch durch
keine beſondere oͤkonomiſch-nuͤtzliche Eigenſchaft ſich empfehlen, muß ich bei dieſer
Muſterung gleich durchfallen laſſen. Ob ich dies aber auch bei denjenigen thun
müßte, welche ihnen gleich ſtehen, fie aber nicht übertreffen: darüber möchte ich
nach den verſchiedenen Aeußerungen, welche mir uͤber die Anziehung ausländiſcher
Holzarten ſchon vorgekommen ſind, wohl verſchiedene Antworten zu erwarten ha—
ben. Es iſt unnuͤtz, koͤnnte man mir fagen, die vorhandenen Arten mit ſolchen
zu vermehren, welche keine groͤßeren Vortheile gewaͤhren, zumal da ihre Anzucht mit
Schwierigkeiten verbunden iſt. Man koͤnnte mir aber auch antworten: wenn bei
der Anzucht auslaͤndiſcher Arten gegen die unſrigen nur nichts verloren wird, fo
ifi fie ſchon der Mannigfaltigkeit wegen zu beguͤnſtigen. Der Landwirth, der feine
Huͤhner uur der Eier wegen haͤlt, bemuͤhet ſich ja oft, dieſelben in dieſer oder
jener Farbe, oder in mehreren Farben durch einander zu erhalten, warum ſollte
man denn die Schoͤnheit und Mannigfaltigkeit nüglicher Holzarten durchaus unbe—
ruͤckſichtigt laſſen? Und dürfen wir nicht erwarten, daß unſere Erfahrungen über
dieſe Fremdlinge, womit wir durchaus noch nicht weit gekommen ſiud, dieſelben
nicht noch hoͤher heben, als fie jetzt ſtehen? Was die Schwierigkeiten betrifft, ſo
kommt es darauf an, wie man ſich dieſe vorſtellt. Als die Kartoffeln Anfangs in
Europa gepflanzt wurden, wuͤrde Jeder, dem man gerathen haͤtte, einen Morgen
380
Landes damit zu bepflanzen, und die dazu noͤthigen Saatkartoffeln aus Amerika
kommen zu laſſen, gewiß noch groͤßere Schwierigkeit gefunden haben. Dadurch
aber, daß man mit einer oder mit wenigen anfing, wurde ſie ohne beachtenswerthe
Koſten und Muͤhe ſo allgemein verbreitet, als ſie es ſeit vielen Jahren wirklich iſt.
Mit demjenigen, der mir dies Letztere antworten moͤchte, theile ich meine Anſichten,
und werde daher auch die den unſrigen gleichſtehenden Arten nicht uͤbergehen.
Hiernach glaube ich von den fremden Ahornarten folgende empfehlen zu duͤrfen.
1. den rauffrüchtigen Ahorn (Acer dasycarpum),
2. den Negundo-Ahorn (A. Negundo).
Beide ſtammen aus Nordamerika. Der erſte bleibt in Ruͤckſicht der Größe ges
gen unſere beiden vorzuͤglichſten Arten beſtimmt nicht zurück, wahrſcheinlich aber
uͤbertrifft er fie. Alle Zeichen, die ich an 40 bis 50 Fuß hohen Bäumen, kaum
von mittlerem Alter (ausgewachſene habe ich ſelbſt nie geſehen), wahrgenommen
habe, ſchienen mir dies zu verbuͤrgen. Reiſende, die in ſeiner ihn Heimath geſehen
haben, ſtimmen ebenfalls dafür. Unſer Klima behagt ihm fo gut, daß ihm
das in ſeinem Vaterlande ſchwerlich beſſer behagen kann. An Schnellwuͤchſigkeit
übertrifft er unſere Arten zuverlaͤſſig. Ich habe dies an den vielen Stämmen,
die ich felbft erzogen und ausgepflanzt habe, unter allen Umſtaͤnden wahrgenom—
"men. Sein Wuchs iſt auch überaus ſchlank und ſchoͤn. Anf den Boden iſt er
bei weitem nicht ſo eigenſinnig, als der weiße Ahorn. Ein fruchtbarer ſandiger
oder gemiſchter, mehr feuchter als trockener Boden ſagt ihm am meiſten zu; ich
habe ihn aber auch auf ziemlich thonhaltigem Boden mit ſehr gutem Erfolge ge—
pflanzt. Der Schutz iſt ebenfalls eine minder noͤthige Bedingung zu ſeinem gu—
ten Fortkommen, als bei dem weißen Ahorn. In der Naͤhe von Waſſer und auf
faſt rein ſandigem, aber mit Dammerde verſehenem Boden habe ich ihn am uͤp—
pigſten wachſen gefunden. Sein Holz iſt voͤllig ſo fein und hart, als das der
unſrigen, und es wird dieſem auch an Brennkraft nichts nachgeben. Der Stock—
ausſchlag iſt reich und ſehr ſchnellwuͤchſig. Der rauhfruͤchtige Ahorn trägt, fo
weit meine Erfahrungen reichen, beſtaͤndig weibliche und maͤnnliche Bluͤthen auf
verſchiedenen Staͤmmen; man iſt daher des Samens wegen verlegen, wenn man
nicht Staͤmme von beiden Geſchlechten in der Naͤhe zuſammen hat. Man kann
ſich indeſſen zu ſeiner Vermehrung ſehr vortheilhaft des Ablegens bedienen. Die
381
Ableger ſchlagen im erſten Jahre ſo viel Wurzelu, daß man ſie ganz unbedenklich
aufnehmen und in die Pflanzſchule, auch ſelbſt an den Ort ihrer Beſtimmung vers
fegen kann. Sie wachſen dabei fo bedeutend, daß Ausſchlaͤge, die nicht viel dicker
find als eine ſtarke Federſpule, und etwa 14 bis 2 Fuß Länge haben, im Durch;
ſchnitt eine Dicke faſt von 2 Zoll und eine Lange von 5 bis 6 Fuß erlangen.
Wenn man Mutterſtaͤmme hat, die ſchon mehrere Jahre zum Ablegen benutzt
ſind, in welchem Falle ſie ſchon eine groͤßere Verbreitueg haben, und mehr Aus—
ſchlag hervorbingen, fo bedarf es im Durchſchnitt nur 4 Stämme, um wenig
ſtens jahrlich 100 gute Pflanzen zu erziehen. Ich habe von einem Stamme 2
Jahre nach einander jaͤhrlich 29 Stuͤck erhalten, welche im Durchſchnitt 7 Fuß
Hoͤhe hatten, und ſaͤmmtlich gut bewurzelt waren.
Der Negundo-⸗Ahorn ſoll in feinem Vaterlande völlig fo hoch und ſtark wer—
den, als der vorhergehende. Ich habe auch von dieſem ſehr viele Staͤmme erzo—
gen und beobachtet, glaube aber, daß er, wiewohl ich nicht bemerkt habe, daß ihm
unſer Klima nachtheilig iſt, nicht ſo hoch werden wird, weil er keinen ſchlanken
Stamm bildet, und bei zunehmenden Jahren im Wachsthume nachzulaſſen ſcheint.
In der Jugend uͤbertrifft er alle übrigen Arten an Schnellwuͤchſigkeit ganz augen
fällig. Das Holz der jungen Zweige und Stockausſchlaͤge iſt zwar weich und
bruͤchig, das Stammholz aber iſt außerordentlich hart und ſehr fein. Ich lege dem
jungen Holze zwar nicht den hohen Grad von Brennbarkeit zu, welchen unſer
weißer Ahorn beſitzt, habe aber auch keinen Grund zu vermuthen, daß das aͤltere
Holz dieſem nachſtehen moͤchte. Der Stockausſchlag iſt ebenfalls ſehr reich, und
ſo ſchnellwuͤchſig, daß er dem der uͤppigſten Sohlweide nichts nachgiebt. Ruͤck—
ſichtlich des Samentragens verhält es ſich mit ihm gerade fo, wie mit dem rauh
früchtigen Ahorn. Ich hatte anfangs nur weibliche Stämme, die ich durch Steck
linge und Ableger vermehrte, bis ich Samen erhielt, und daraus maͤnnliche Staͤm—
me erzog, die dem Beduͤrfniſſe abhalfen. Nach dieſer Zeit hat es mir an Sa—
men niemals gefehlt, welches mir bei fortgeſetzter Vermehrung um ſo angenehmer
war, da ich die Erziehung durch Stecklinge, wiewohl mehr als die Haͤlfte davon
anſchlug, doch zu unſicher fand, und das Ablegen, wegen Bruͤchigkeit der Zweige,
nur mit großer Vorſicht und vielen Umftänden zu Stande bringen konnte. Den
Samen habe ich meiſtens im Herbſte geſaͤet, welches ich bei allen Ahornarten am
382
beften finde. Auch die Fruͤhlingsſaat iſt mir nicht mißlungen. Auf lockerem,
ſandigem, ziemlich feuchtem Boden waͤchſt dieſer Ahorn am beſten; Thon liebt
er durchaus nicht.
Bei dem jetzt mehr als ſonſt rege gewordenen Sinne für den Seidenbau
will ich auch nachtraͤglich des tatariſchen Ahorns erwaͤhnen; weil derſelbe in dieſer
Hinſicht, nach Herrn von Burgsdorf ganz die Stelle des weißen Maulbeerbau—
mes vertreten ſoll. Wenn ſich dies, wie ich nicht zweifle, bewaͤhren ſollte, ſo
dürfte es ſich der Mühe lohnen, auf die Vermehrung dieſes auch in den Fälteften
Gegenden aͤußerſt dauerhaften Baumes Bedacht zu nehmen. Uebrigens aber kann
ich ihm in oͤkonomiſcher Ruͤckſicht keine Vorzuͤge einraͤumen, weil er ſehr klein
bleibt und langſam waͤchſt. Es ſind mir immer nur Baͤume mit Zwitterbluͤ—
then vorgekommen, welche jaͤhrlich reifen Samen brachten; ich habe daher auch
mit keiner andern Erziehung, als der durch Samen, mich abgegeben; um fo
mehr, da dieſelbe ſehr leicht und ſicher iſt.
Vielleicht hätte man auch die Erwähnung des Zucker-Ahorns erwartet, ich
kenne dieſen Baum aber nicht genug. Er ſoll vorzuͤglich in Gebirgsgegenden ge—
deihen, und mein Aufenthalt iſt in flacher Gegend. Hier habe ich ihn beobachtet,
und nichts vorzuͤgliches daran gefunden. Das Holz ſcheint zwar recht gut zu
ſein, aber im Wachsthum iſt er bei mir gegen unſern weißen Ahorn ziemlich weit
zuruͤck geblieben. Was die Bereitung des Zuckers aus dem Safte deſſelben be—
trifft, ſo duͤrften die Amerikaner dies Geſchaͤft wohl eher mit Gewinn betreiben
koͤnnen, als wir, weil wie ich von einem Augenzeugen vernommen, ein außeror—
dentlicher Holzaufwand dabei Statt haben ſoll, welchen ſie durchaus nicht in An—
ſchlag bringen. Ueberdies ſoll auch der rauhfruͤchtige Ahorn noch reichhaltiger
an Zuckerſtoff fein. Wenn es daher rathſam fein möchte, hierauf ein Augenmerk
zu richten, ſo verdiente dieſer in doppelter Ruͤckſicht den Vorzug, weil er auch
ſonſt ſehr empfehlenswerthe Eigenſchaften beſitzt.
Bevor ich von dem Ahorn mich trenne, muß ich noch einer vor nicht gar
langer Zeit mir gemachten Bemerkung erwähnen. Auffallend iſt es, ſagte mir Je⸗
mand, daß alle Schriftſteller dieſe Baumart ſo ſehr ruͤhmen und daß ſie doch
ſo wenig angebaut wird. Ich konnte nur antworten, daß ich, wo ich Gele—
genheit dazu faͤnde, den Anbau nicht verſaͤumte, und ſchon viele Tauſend Pflan—
zen,
383
zen, meiſtens vom weißen viele aber auch vom rauhfruͤchtigen und Negundo⸗ Ahorn
in Mittelwald⸗Beſtaͤnde eingeſprengt hätte. Bechſtein ſcheint es auch gefuͤhlt
zu haben, daß man zu wenig Aufmerkſamkeit darauf verwende, indem er ſagt:
„Er (der weiße Ahorn) gehört im Ganzen unter die ſeltenen Holzarten,
„obgleich er wegen feiner großen Nutzbarkeit eines, unſerer gemeinſten
„Forſtgewaͤchſe ſein ſollte.“
Betula. a. Birke, b. Eller.
Unſern vorzuͤglichſten Birken, naͤmlich der weißen, der Gold- und der
Riech-⸗Birke kann ich
1. die hohe Birke (Betula excelsa),
2. die zaͤhe Birke (Betula lenta),
3. die pappelblättrige Birke (Betula populifolia),
welche ſaͤmmtlich in Nordamerika zu Haufe find, nur zur Seite ſetzen, und dies
auch nur auf die Autorität der Reiſenden, welche fie in ihrem Vaterlande beobachtet
haben; denn meine Erfahrungen beſchraͤnken ſich bisher nur noch auf die Erzie—
hung und Beobachtung weniger Exemplare. Nach den im Iſten Hefte des Aten
Bandes der Verhandlungen des Vereins uͤber die Befoͤrderung des Gartenbaues
im preußiſchen Staate mitgetheilten Notizen des Herrn Grafen v. Veltheim
find zu Harbke ſchon 60, 70 — S0jaͤhrige, und eben fo viel Fuß hohe Exemplare
von dieſen Arten vorhanden, woraus erhellet, daß ihnen unſer Klima nicht
abhold iſt, wie ich dies auch an juͤngern Staͤmmen durch eigene Erfahrung be—
merkt habe.
Ueberhaupt waͤre zu wuͤnſchen, daß die genannten amerikaniſchen Birken, wo—
von wir jetzt ſchon Samen in anſehnlicher Quantitat in unſerem Vaterlande ha:
ben koͤnnen, mehr in Aufnahme kaͤmen.
Was die Ellern betrifft, ſo giebt es unter den bekannten auslaͤndiſchen Arten
keine, welche auch nur im mindeſten mit unſerer gemeinen und der Weiß-Eller
ſich meſſen koͤnnte. Unzweifelhaft gebuͤhrt der uͤberall vorhandenen gemeinen Eller
in vielen Ruͤckſichten auch der Vorzug vor der an vielen Orten noch ſeltenen
Weiß Eller; weil ſie wie ich glaube, beſſeres Holz liefert, und auch im Wachs—
Verhandlungen 5 Band 52
384
thume länger aushaͤlt, als dieſe, welche in der Jugend viel ſtaͤrker waͤchſt, und
vermuthlich ſpaͤterhin deswegen zuruͤckbleibt, weil ſie ungemein viel Wurzelbrut
macht, und dadurch am Hauptſtamme großen Abbruch leidet. Auch das dient
der erſtern zum Vorrange, daß ſie an vielen Orten waͤchſt, welche der letztern
nicht gut genug ſind, und wo auch faſt keine andere nuͤtzliche Holzart angebauet
werden kann. Deſſen ungeachtet duͤrfte es doch rathſam ſein, darauf hinzuwirken,
daß die Weiß-Eller allgemeiner würde; weil fie als 15 bis hoͤchſtens 20jaͤhriges
Schlagholz benutzt, mehr Holz liefert, als die gemeine Eller, und durch die
haͤufige Wurzelbrut einen zahllofen Nachwuchs gewährt. Es kann auch, wenn
man das Opfer der Zeit nicht ſcheuet, aus wenigen Pflanzen ziemlich bald ein
aͤußerſt gedraͤngter Beſtand hervorgebracht werden. Ich habe einzelne, etwas
herangewachſene Pflanzen geſetzt, welche in wenigen Jahren faſt eine Ruthe
weit um ſich her ein voͤlliges Dickicht von Wurzelbrut bildeten.
Cytisus (Bohnenbaum).
Der gemeine Bohnenbaum (Cytisus Laburnum), den wir bisher blos zur
Zierde in Gaͤrten und Parks gepflanzt haben, verdient in unſere Schlaghoͤlzer
aufgenommen zu werden. Es iſt keinem Zweifel unterworfen, daß er es faſt den
meiſten unſerer in den Schlaghoͤlzern vorkommenden Straucharten zuvor thut;
denn er waͤchſt wirklich ſehr ſchnell, und liefert gutes Brennholz. Die ſtaͤrkeren
Stoͤcke koͤnnen auch zu Nutzholz angewendet werden. Ich habe Bilderrahmen
daraus verfertigen laſſen, welche ſich durch die ſchoͤne Farbe, Haͤrte und Feinheit
des Holzes auszeichnen. Er liefert jaͤhrlich eine Menge Samen, wodurch er
leicht anzuziehen iſt. Auch fuͤr den Nachwuchs auf natuͤrlichem Wege iſt dadurch
hinreichend geſorgt. Wenn die jungen Pflanzen in guter Erde ſtehen, ſo erreichen
fie ſchon im erſten Jahre eine Höhe von 12 bis 2 Fuß, und im 2ten Jahre
werden ſie mehr als noch einmal ſo hoch. Was den Boden anlangt, ſo genuͤgt
ihm dieſer, wenn er auch ziemlich ſchlecht iſt. Ein lehmiges Erdreich ſcheint
ihm jedoch angemeſſener zu ſein als ein ſandiges; wenigſtens habe ich bemerkt,
daß er darin nicht ſo fruͤh altert, als im letztern. Gebirgsgegenden, welche nicht
gar zu rauh ſind, ſcheinen ihm vorzuͤglich zuzuſagen. Zu Oſtenwalde einem im
Osnabruͤckſchen belegenem Gute des Herrn Generals v. Vinke, habe ich ihn
385
an ziemlich ſteinigen Bergwaͤnden ganz uͤppig gefunden. Erwaͤgt man dabei
den herrlichen Anblick eines ſolchen in voller Bluͤthe ſtehenden Schlagkolzes, fo
ſollte man ſchon dadurch für daſſelbe eingenommen werden. Man koͤnnte ihn in
vorhandene Schlaghoͤlzer, wenn dieſe gerade gehauen wuͤrden mit leichter Muͤhe
durch Pflanzung einſprengen, und ſeine Verbreitung bei jeder folgenden Hauung
beguͤnſtigen. In lockeren Beſtaͤnden, worin der Aufſchlag, welcher bekanntlich je—
des Samenpflaͤnzchen uͤberwaͤchſt, ſich nicht gar zu bald wieder ſchließt, würde auch
die im Herbſte vor der Hauung vorzunehmende Einſaat wirkſam ſein. Ganz neue
Anlagen würden am leichteſten durch Beſamung zu bewirken fein.
Fraxinius (Eſche).
Ich habe in meiner Baumzucht 20 Eſchen aufgefuͤhrt, von welchen in
Deutſchland nur 2, naͤmlich die uͤberall vorkommende gemeine und die in Krain
wachſende Blumen-Eſche einheimiſch ſind. Nordamerika zaͤhlt dagegen wenigſtens
11, die übrigen gehören dem ſuͤdlichen Europa und dem Orient an. Dieſe letz—
tern beſtehen durchgehens aus den kleinſten Baͤumen dieſer Gattung, wogegen die
Nordamerikaniſchen, bis auf eine (F. platycarpa), faſt durchgehens aus ſolchen
beſtehen, welche unſerer gemeinen Eſche gleich kommen, oder ſie uͤbertreffen. Daß
dieſe, oder wenigſtens mehrere von ihnen, bei uns vermehrt und gemeiner gemacht
zu werden verdienen, iſt nicht zu bezweifeln. Wir wiſſen zwar, daß wir uns der
unſrigen gewiß nicht zu ſchaͤmen brauchen, nach einſtimmiger Verſicherung der
Schriftſteller ſoll ſie aber doch von mehreren omerikaniſchen uͤbertroffen werden,
und andere ſollen ihr wenigſtens gleich kommen. Meine Beobachtungen beſchraͤn—
ken ſich nur auf einzelne, nicht uͤber 25 Jahr alte Exemplare. An dieſen habe ich
zwar einen ſehr ſtarken Wuchs wahrgenommen, ich finde mich aber dadurch nicht
berechtigt, hiernach ein allgemeines Urtheil zu faͤllen; denn bekanntlich pflegt man
ſolchen Lieblingen vieles zu gute zu thun, und unter ſolchen Umſtaͤnden habe ich
auch mehr, als das Gewoͤhnliche von unſerer gemeinen Eſche geſehen. Daß die
empfehlenswertheſten nordamerikaniſchen Eſchen, namentlich:
1. die langgeſpitze (Fr. acuminata),
2. die weiße (Fr. alba),
3, die elliptiſche (Fr. elliptica),
380
4. die ausgebreitete (Fr. expansa),
5. die lanzettblaͤttrige (Fr. lanceolata),
6. die weichhaarige (Fr. pubescens) und
7. dle hollunderblaͤttrige (Fr. sambucifolia)
unſer Klima gut vertragen, dafuͤr buͤrgen mir zum Theil meine eigenen Erfah—
rungen, und es bezeugen dies auch die Schriftſteller, welche in Deutſchland ge—
zogene faſt ausgewachſene Bäume, gefehen haben.
Ungern habe ich in den bereits angefuͤhrten Notizen des Herrn Grafen von
Veltheim eine Nachricht uͤber die amerikaniſchen Eſchen zu Harbke vermißt.
Junglans (Wallnuß).
Vier nordamerikaniſche Arten, naͤmlich:
1. die ſchwarze Wallnuß (Jugl. nigra),
2. die graue — (= cinerea),
3. die weiße — ( alba),
4. die glatte — (E- glabra)
haben die Aufmerkſamkeit der Reiſenden, welche ſie in ihrem Vaterlande beobach—
tet haben, auf ſich gezogen, weil ſie zu einer Hoͤhe von 40 bis 60 Fuß, und zu
einer Staͤrke von 2 — 3 Fuß im Durchmeſſer gelangen, ein ſchaͤtzbares Nutzholz
liefern und ſchnell wachſen. Wir haben in Deutſchland ſchon ausgewachſene
Baͤume von dieſen Arten. Nach den vorher erwaͤhnten Notizen ſollen zu Harbke
die ftärfiten Staͤmme ſogar 70 bie SO Fuß hoch, und 3 Fuß im Durchmeſſer
ſtark fein. Es wird behauptet, daß fie die gemeine Art (Jugl. regia) an Schnell,
wuͤchſigkeit und Guͤte des Holzes uͤbertreffen. Ich kann hieruͤber weiter nichts ſa—
gen, als daß ich nur jüngere Staͤmme zu beobachten Gelegenheit gehabt, nnd an
dieſen eine Auszeichnung im Wuchſe nicht wahrgenommen habe. Ich moͤchte auch
dafuͤr halten, daß in Gegenden wo ein milderes Klima herſcht, der Anbau der
gemeinen Art vortheilhafter ſei; weil ſie durch ihre ſehr nutzbaren Fruͤchte reichlich
erſetzt, was ihr an Güte des Holzes und ſelbſt auch an Schnellwuͤchſigkeit abge—
ben moͤchte. Dennoch bleibt zu wuͤnſchen, daß die nordamerikaniſchen Arten, und
vorzüglich 1 und 2 in dieſen Gegenden ebenfalls angebaut werden mögen. Für
387
Fältere Gegenden, worin die gemeine Art vom Froſte leidet, gebührt ihnen un:
ſtreitig der Vorzug; weil ſie gegen die groͤßte Kaͤlte unempfindlich ſind.
Juniperus (Wachholder).
Der virginiſche Wachholder (Juniperus virginiana) ſoll in Amerika
60 — 80, ja ſelbſt 100 Fuß hoch, und 2 Fuß dick werden, dabei einen ſchoͤnen,
geraden Stamm bilden. Das Holz ſoll wohlriechend, ſehr fein, feſt und unge—
mein dauerhaft ſein. Der magerſte Sandboden ſoll ihm nicht zu ſchlecht ſein.
Dieſe Eigenſchaften machen ihm gewiß empfehlenswerth, es kommt nur darauf an.
ob ſie bei uns ſich bewaͤhren. Meine Beobachtungen ſind nicht von der Art, daß
ich daruͤber abſprechen koͤnnte. Nach Herrn Grafen von Veltheim ſind die aͤlte—
ſten Staͤmme zu Harbke, in einer der aͤlteſten Pflanzungen Deutſchlands, jetzt 30
— 40 Fuß hoch und 2 Fuß dick. Nach der im Jahre 1795 erfchienenen 2ten Auf
lage der Harbkeſchen wilden Baumzucht waren dieſe Stämme lich ſetze
vorans daß es dieſelben ſind, von welchen der Herr Graf in ſeinen Notizen die
angefuͤhrte Nachricht mittheilt) dazumal 31 Jahr alt, 28 Fuß hoch und 6 Zoll
im Durchmeſſer dick, fie haben alſo jetzt ein Alter von 63 bis 64 Jahren. Hiers
nach haben ſie in der letzten Haͤlfte ihres Alters an Hoͤhe wenig, deſto mehr aber
an Dicke gewonnen. Ueberhaupt kann man nicht ſagen, daß ſie ſtark gewachſen
ſind. Wenn man indeſſen auf unſerm magerſten Heideboden anf einen aͤhnlichen
ſelbſt auch noch etwas geringerem Wuchs rechnen duͤrfte, ſo wuͤrde ſich die An—
zucht im Großen durch die Guͤte des Holzes noch immer reichlich lohnen; denn
auch die Kiefer leiſtet auf dieſem Boden nicht viel mehr, und oft noch weniger.
Da der Samen dieſes Wachholders in unſerm Vaterlande jetzt ſchon in ziemlich
bedeutender Quantität gewonnen wird; fo iſt es um fo mehr wuͤnſchenswerth, daß
mit dem Anbau deſſelben groͤßere Verſuche, beſonders auf ſchlechterem Boden an—
geſtellt werden mögen. Ich habe früher mehrmal Samen ausgeſaͤet, welcher aber
ſehr ſparſam, theils im 2ten, theils auch erſt im Zten Jahre aufging. Auch habe
ich bei meinen beſchraͤnkten Beobachtungen beſtaͤtigt gefunden, daß ein ſchwerer,
thoniger Boden dem Fortkommen dieſes Baumes nicht angemeſſen iſt; ferner daß
er ſich durch Ableger fortpflanzen laͤßt, die aber nicht leicht, und ſelten vor dem
dritten Jabre Wurzeln ſchlagen.
388
Liriodendron (Leierbaum).
Des tulpenblumigen Leierbaums (Liriod. Tulipifera) will ich blos ev
waͤhnen, weil man es vielleicht erwarten mochte, ſonſt würde ich ihn bei dieſer
Muſterung uͤbergangen haben. Er ſoll zwar in Amerika, ſeinem Vaterlande, in
geſchuͤtzter Lage, in gemiſchtem, lockerem und feuchten und fetten Boden, in einem
halben Jahrhundert zu einem 70 bis 100 Fuß hohem, und 4 bis 5 Fuß dickem
Baume heranwachſen, aber bei uns zeigt er dieſen außerordentlichen Wuchs nicht.
Und mag er auch nach den uns vorliegenden Notizen zu Harbke in 68 Jahren
bis zu 70 — 80 Hoͤhe und 32 Fuß Staͤrke im Durchmeſſer gelangt ſein,
folglich noch immer als ſchnellwuͤchſig gerechtfertigt werden koͤnnen ſo liefert er
doch zu ſchlechtes Holz, als das ich ihn vor der Hand aus der Reihe der Zier—
baͤume, worin er ſich ſehr vortheilhaft auszeichnet, zu denjenigen, welche ihres
Nutzens wegen unſere Aufmerkſankeit verdienen, erheben kann. Sein prachtvolles
Anſehen wird ihn indeſſen nicht in Vergeſſenheit kommen laſſen, und ſelbſt auch
viel gemeiner machen, als es bis jetzt noch iſt. Und wenn dann, was ſo lange
nicht waͤhren wird, der nach meiner Erfahrung nur aͤußerſt ſparſam aufkeimende
Samen, wovon jetzt das Pfund noch 22 Sgr. koſtet, überall und wohlfeil zu
haben iſt, ſo wird es noch fruͤh genug ſein, ihm da, wo wir des Nutzens wegen
unſere einheimiſchen und fremden Pappeln pflanzen, eine Stelle zu vergoͤnnen.
Mespilus (Mispel).
Unter den auslaͤndiſchen Arten dieſer Gattung ſind zwei, welche beſonders
gut zu Hecken angewendet werden koͤnnen, wie dies auch ſchon im Iften Hefte
des Aten Bandes der Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gar—
tenbaues S. 193 geſagt worden iſt. Dieſe ſind:
1. die ſcharlachrotche Mispel (M. coccinea) und
2. die Hahnſporn-Mispel (M. Crus galli).
Sie zeichnen ſich aus durch kraͤftigen Wuchs, ungemein wehrhafte Dornen, an—
genehme Belaubung und leichte Anzucht. Die erſte und letzte dieſer guten Eigens
ſchaften bewaͤhren ſich jedoch mehr bei der erſten, als bei der zweiten Art. Von
der erſten Art habe ich eine Hecke aufzuweiſen, die ſich beſonders gut ſchickt.
389
Man erzieht die jungen Staͤmmchen aus Samen, der faſt jahrlich geräth und
leicht zu haben iſt, aber erſt im 2ten Jahre aufgeht. Ich habe die jungen
Pflaͤnzchen, bei ziemlich großer Anzucht, meiſtens einjaͤhrig auf ein eignes Beet
verpflanzt, worauf fie im ten Jahre die Höhe von 3 Fuß erhielten und zu He
ken gebraucht werden konnten. Das fruͤhe Verpflanzen gewaͤhrte den Vortheil,
daß die Wurzeln, welche ſonſt ziemlich einzeln tief in den Boden dringen, zahl—
reicher und beſſer wurden.
Morus (Maulbeere).
Mehrere Maulbeerarten werden der Fruͤchte wegen angezogen, dieſe uͤbergehe
ich. Aber die in China, Syrien und Perſien heimiſche weiße Maulbeere (M.
alba), welche zur Gewinnung der Seide von hoher Wichtigkeit iſt, darf doch
eigentlich nicht übergangen werden. Da ſie indeſſen bekannt genug iſt, ſo will
ich blos bemerken, daß ich an dem Ufer eines hieſigen Teiches, in fruchtbarer
Erde Staͤmme gefunden habe, welche beilaͤufig 36 Fuß hoch waren; daß ich ſie
durch Ableger, die im erſten Jahre zum Verpflanzen völlig hinreichnnde Wurzeln
bekamen, in bedeutender Anzahl vermehrt, und wahrgenommen habe, daß ſie nur
auf fruchtbarem, mehr ſandigem als thonigem Boden, ein gutes Fortkommen
findet.
Pinus (Kiefer, Fichte, Tanne, Lerche).
Wir wiſſen, daß unſerer einheimiſchen Fichte, Tanne und Lerche vor allen
ausländifchen Arten der Vorrang gebuͤhrt. Ob dies auch bei der Kiefer der Fall
ſei, wage ich nicht zu entſcheiden. So viel aber iſt gewiß, daß die hier folgen—
den auslaͤndiſchen Arten unſere Aufmerkſamkeit mehr oder weniger verdienen.
a. Die corſiſche Kiefer (Pinus Laricio).
Der dem Vereine als correfpondirendes Mitglied und uͤberhaupt ruͤhmlichſt bes
kannte, jetzt im Grabe ruhende Thouin, Profeſſor und Direetor des koͤniglichen
Gartens zu Paris, von dem ich dieſe Kiefer zuerſt erhielt, ruͤhmte ſie ſehr. Auch
von einem ſehr kundigen Dendrologen aus Frankreich, wo ſie, wie es ſcheint, ſchon
ziemlich verbreitet iſt, habe ich noch juͤngſt viel Ruͤhmliches von ihr gehört. Die
Geſellſchaft zur Befoͤrderung der Kuͤnſte in Paris hat auf den Anbau derſelben
390
einen Preis geſetzt. Sie foll ſehr raſch wachſen, rafcher als die gemeine Kiefer
und hoͤher und ſtaͤrker werden als dieſe, auch voͤllig ſo gutes, ſelbſt beſſeres Holz
liefern. Den Franzoſen kann man indeſſen hierüber ein eompetentes Urtheil nicht
zulegen, weil ſie unſere Kiefer, die Bewohnerin des Nordens, nicht ſo'genau ken—
nen, als wir. Zum Beweiſe moͤge dienen, daß mir vor etwa 15 Jahren aus
dem Koͤniglichen Garten zu Paris 2 junge Pflaͤnzchen derſelben in kleinen Toͤpfen
unter dem Namen „Pinus riga“ als Seltenheit zugeſandt wurden. Das groͤßte
Exemplar, welches ich beſitze, iſt ungefahr 13 Fuß hoch. Es waͤchſt recht gut
und treibt im freien Stande nicht, wie die gemeine Kiefrr, große Seitenaͤſte.
b. Die italieniſche Kiefer (P. Pinaster),
Nach mehreren Schriftſtellern ſoll dieſe Kiefer, im ſuͤdlichen Europa zu
Hauſe, der gemeinen Kiefer an Groͤße und Nutzbarkeit gleich kommen. Ich
habe hier blos 9 — 10 Fuß hohe Exemplare vor Augen, welche im Wuchſe der
gemeinen Kiefer nicht nachſtehen, und ein recht kraftvolles, viel verſprechendes Aeu⸗
ßere haben. Mehr kann ich aus eigener Erfahrung nicht darüber ſagen.
c. Die Weymouthskiefer (P. Strobus).
Ueber dieſe mit ungemein vieler Theilnahme bei uns aufgenommene Bewoh—
nerin der kaͤltern Gebirgsgegenden von Nordamerika hat der Garten-Inſpektor
Schoch zu Woͤrlitz im Iten Hefte des Aten Bandes der Verh. des Vereins
zur Befoͤrd. des Gartenb. ein ſehr unguͤnſtiges, ich moͤchte faſt ſagen, ein Todes—
urtheil ausgeſprochen. Ich kann der Meinung des Herrn Schoch, daß dieſe
Kiefer des Nutzens wegen keine Ruͤckſicht verdiene, nicht beiſtimmen, und halte es
für gewagt, über den Unwerth eines Baumes, welcher nach dem Zeugniſſe der Rei—
ſenden in ſeinem Vaterlande eine Hoͤhe von 180 — 200 Fuß und eine Dicke von
4 — 5 Fuß erreicht, zu Schiffsmaſten, zum Hausbaue, zu Tiſchler- und Bildhauer;
Arbeit, zu Stabholz, zu Dachſchindeln ꝛc. ꝛc. ſo ſehr geſucht wird, daß man, wie
Michaux, der im Jahre 1806 zuletzt da war, erwaͤhnt, ihren gaͤnzlichen Mangel
befürchtet; um deſſen Aufnahme in unſerm Vaterlande ſich Männer von gro—
ßer Einſicht vielſeitig bemuͤhet haben, der auch ſchon haͤufig angezogen worden
iſt und vieler Hoffnung naͤhrt — auf einſeitige Erfahrungen ſo beſtimmt abzu—
ſprechen. f N
Ich habe ſeit 1800 ſehr viele Weymouthskiefern erzogen und auf ſehr ver—
ſchie⸗
391
ſchiedenem Boden Pflanzungen angelegt, welche, in Ruͤckſicht der vielgeruͤhmten
Schnellwüchſigkeit meinen Erwartungen völlig entſprechen. Ich habe in einem ge;
ſchloſſenen Beſtande, auf ziemlich magerm, feuchtem Sandboden 21 jährige Staͤm⸗
me 46: Fuß lang, und am Stamme 2 Fuß 8 Zoll im Umfange ſtark gefunden.
Stämme in weniger geſchloſſenem Stande und in etwa * Fuß tiefer, gemiſchter,
etwas feuchter, auf einer reinen Sandlage ruhenden Dammerde, hielten im LAten
Jahre ihres Alters 28 Fuß Hoͤhe und 2 Fuß 22 Zoll Staͤrke im Umkreiſe des
Stammes.
Der ſchwere Kleiboden — der aber in hiſieger Gegend ganz eigener Art iſt,
und ſich fo ſtark ballt, daß die Maſſen auf dem Acker, wenn fie trocken gewor—
den, eigens zerſchlagen werden muͤſſen — iſt ihrem Fortkommen nicht guͤnſtig.
Gleiche Bewandniß hat es auch mit dem trockenen, magern, durch lange Veroͤ—
dung ſich ſtark gelagerten Sandboden, worauf auch 5 gemeine Kiefer nur ein
kaͤrgliches Fortkommen findet.
Auffallend und fuͤr die Verbeſſerung des Bodens ſehr dienlich, habe ich in
geſchloſſenen Beſtaͤnden die ungemein ſtarke Decke von Nadeln gefunden. Sie
iſt ſo ſtark, daß man die, welche in Beſtaͤnden der gemeinen Kiefer gefunden wird,
nicht mit ihr vergleichen kann. Die Weichheit der Nadeln macht auch, daß ſie
fruͤher verweſen, als die von andern Nadelholzarten, hund) ſich ſehr bald eine
neue Lage reiner Dammerde bildet.
Noch auffallender aber iſt mir die Erſcheinung geweſen, welche ich an den
fruͤher erwähnten, in & Fuß tiefer, feuchter Dammerde ſtehenden und ſehr uͤppig
wachſenden Staͤmmen wahrgenommen habe. Ich ſah naͤmlich, daß ſaſt alle, der
eine mehr der andere weniger, der Laͤnge nach geborſten waren. Die Riſſe ſtan—
den nach außen über * Zoll offen, und ſchienen bis zum Marke zu reichen. Eis
nige dieſer Staͤmme hatten mehrere dieſer Riſſe in paralleler Richtung neben ein—
ander. Sie nahmen meiſtens einige Fuß hoch uͤber der Erde ihren Anfang, und
reichten faſt bis in die Spitze, aber nicht ununterbrochen in gerader Linie, ſondern
in Abſaͤtzen bei jedem Quirl. Außer wenigen Ausnahmen fand ich ſie nur
an der Weſt, und Suͤd-Weſtſeite. Ich bemerkte auch einige, welche ſchon wies
der zugequollen waren. Im folgenden Jahre war dies auch der Fall mit denjeni—
gen, welche ich zuvor offen geſehen hatte, und es eutftanden wieder neue, Bei
Verhandlungen 5. Band. 53
392
den offen ſtehenden Riſſen war es mir befremdend, daß durchaus kein Harz das
raus quoll. Ob deſſen ungeachtet doch ein Uebermaß von Saͤften, oder ob irgend
eine andere Urſache zum Grunde lag, vermag ich nicht zu entſcheiden, habe aber
wohl Grund zu vermuthen, daß dieſe Riſſe dem Holze, beſonders wenn es in
Bretter geſchnitten wuͤrde, nachtheilig ſein koͤnnten.
Uebrigens glaube ich, daß die Weymouthskiefer in einer höher gelegenen Ge
gend, derjenigen aͤhnlich, worin man ſie in Amerika am haͤufigſten findet, wenn
auch nicht beſſer wachſen, doch feſteres Holz liefern wird, als in hieſiger ſehr tief
gelegenen Gegend. Ich habe vor 2 Jahren in der ziemlich hoch gelegenen Ge—
birgsgegend an der Sieg, in der Nähe von Wildenburg, in den Fuͤrſt-Hatzfeldi—
ſchen Forſten einzelne Stämme in 16 — 18 jaͤhrigen Beſtaͤnden der gemeinen
Kiefer geſehen, welche ſich ſehr vortheilhaft auszeichneten.
Plantanus (Plantanus).
Der ahornblaͤttrige Plantanus (P. acerifolia), und der abendländifche Planta⸗
nus (P. occidentalis) verdienen wegen ihres ſchnellen Wuchſes und der Güte
ihres Holzes, welches vorzuͤglich zu Tiſchlerarbeiten geeignet iſt, vielen einheimiſchen
Holzarten die wir ſorgfaͤltig anbauen, vorgezogen und mehr verbreitet zu werden.
Dem ahornblaͤttrigen gebührt nach meiner Erfahrung der Vorzug, weil er dauer—
hafter iſt, ſich leichter vermehren laͤßt und auch beſſer waͤchſt. Ich habe zwar
an einem andern Orte in einer guͤnſtigen Lage, am Waſſer, auch ſtarke Staͤmme
vom abendlaͤndiſchen geſehen, aber fpäter gefunden, daß er wenn ihm dieſe Work
that abgeht, im Winter leidet, und im Wachsthum zuruͤckbleibt. Von dem ahorn—
blaͤttrigen habe ich viele junge Stämme, theils durch Stecklinge, die meiften aber
durch Ableger erzogen, und ausgepflanzt. Die aͤlteſten find aber erſt 10 bis 12
Jahr alt. Sie wechſen ſehr gut und laſſen vieles von ſich erwarten. Einige ſtehen
in weißem Sande, und dieſe uͤbertreffen ſelbſt diejenigen, welche auf thonhalti—
gem Boden an Teichufern ſtehen.
Ich habe mehrmals Samen geſaͤet und viele Pflege darauf verwendet, nie
mals aber mehr als ein oder das andere Pflaͤnzchen davon gebracht. Der Zufall
bat mich aber jetzt gelehrt, wie es anzufangen ſei, recht viele Pflaͤnzchen aus Sa—
men zu erziehen. Ich ſah im vorigen Jahre auf dem Moder eines im Mai ab⸗
393
gelaſſenen Teiches während des Sommers fehr viele Pflaͤnzchen aus Samen von
in der Naͤhe ſtehenden Pappeln aufgehen und ſchnell heranwachſen. Dies brachte
mich auf den Gedanken, daß auch der Same vom Plantanus, wenn er auf
den weichen Moder geſaͤet, und durch deſſen Feuchtigkeit gleichſam angezogen
würde, gut aufgehen möchte. Ich ließ dieſen Fruͤhjahr den Verſuch machen,
indem ich von dem Moder etwas in ein Beet ſchlagen, und ſo viel Waſſer da—
rauf bringen ließ, daß er wieder ſo verduͤnnet werden konnte, als er fich im
Teiche befindet, wenn das Waſſer eben abgelaſſen iſt. Auf dieſen Brei ließ ich
nun den Samen ſaͤen, der Erfolg war, daß eine überaus große Menge Pflaͤnz—
chen erſchienen, welche nachdem ſie bei trockener Witterung fleißig begoſſen ſind,
jetzt im beſten Wachsthum ſtehen.
Populus (Pappel).
Wenn wir gegen unſere ſchwarze Pappel (P. nigra) die canadiſche (P. ca-
nadensis) und die virginiſche (P. virginiana) aus Nordamerika, gegen unſere
Silber⸗Pappel, oder beſſer graue Pappel (P. canescens) die weiße Pappel (P.
alba) vom Caukaſus, und gegen unſere Zitterpappel (P. tremula) die grichiſche
(P. graeca) in die Schranken treten ſehen, ſo mögen wir mit Grund beſorgen,
daß die unſrigen nicht den Preis davon tragen.
Wir haben recht klug daran gethan, daß wir die canadiſche ſchon fruͤher
naturaliſirt haben. Mit der virginiſchen, welche noch ſchneller waͤchſt, wuͤrden
wir es eben ſo gemacht haben, wenn wir ſie fruͤher gekannt haͤtten, und die weiße
haben wir faſt immer als unſer Eigenthum angeſehen, weil wir ſie von der
grauen nicht unterſcheiden.
Die griechiſche iſt bisher noch wenig vorgekommenz ich habe aber gefunden,
daß ſie auf trocknem, magerem Sandboden ſehr ſchnell waͤchſt, und ihr Ebenbild,
die Zitterpappel, weit zuruͤcklaͤßt. Hier thut es auch ruͤckſichtlich der Vermehrung
nicht Noth, denn es zeigt ſich Wurzelbrut in Fuͤlle. Ich habe ſie im vorigen
Fruͤhjahr auf den ſchlechteſten duͤrreſten Heideboden gepflanzt, und finde ſie jetzt
(im erſten Sommer) noch ſo wohl ausſehend, daß ich große Hoffnung habe, ſie
auch da freudig wachſen zu ſehen. Wer mit den Schwierigkeiten der Laubholz—
kultur auf duͤrren Heiden bekannt iſt, wird es mir gern nachſehen, wenn ich nach
53 *
394
einer Holzart haſche, die hier ein Jreudiges Fortkommen zeigen möchte, ſei fie
auch noch ſo ſchlecht.
Ueber die Schnellwuͤchſigkeit und den Werth des Holzes der canadiſchen
Pappel habe ich meine Erfahrungen in der Behlenſchen Forſt- und Jagdzeitung
im Maͤrz⸗Hefte des Jahrgangs 1825 mitgetheilt.
Prunus (Pflaume, Aprikoſe, Kirſche, Traubenkirſche).
Drei Arten aus dieſer zuſammengeſetzen Gattung fordern mich auf, ihrer
zu gedenken.
Es ſind folgende:
Die Kirſchpflaume (P. cerasifera), welche ſich ganz vorzuͤglich zur Auf—
nahme edler Pflaumen: Aprikoſen und Pfirſich-Arten fchickt, dabei ſehr Dauer;
haft iſt, ſchnell waͤchſt und durch Ableger, ſelbſt auch durch Stecklinge vermehrt
werden kann. Ich habe fie dem Vereine bereits empfohlen, ſ. deſſen Verhand—
lungen 7te Lieferung Nr. XXIX.
Die ſpaͤtbluͤhende-Traubenkirſche (P. serotina). Sie ſoll nach
mehreren Schriftſtellern ſchnellwuͤchſig fein, und ſehr feines Holz zu Möbeln lies
fern. Ich kann aus eigener Erfahrung aber nichts daruͤber ſagen, weil ich ſie
nicht genug beobachtet habe. Es koͤnnte indeſſen wohl ſein, daß ſie im Anfange
etwas zu hoch gehoben wäre, weil, was fpäter darüber geſagt worden, ziemlich
mager ausgefallen iſt.
P. Mahaleb (die Felſen⸗Traubeukirſche).
Sie gehoͤrt eigentlich nicht zu den auslaͤndiſchen Arten, weil ſie aber in un—
ſerm Staate als fremd betrachtet werden kann, und uͤberdies nicht ſehr bekannt
iſt, erlaube ich mir ihr dieſe Stelle zu goͤnnen. Sie iſt aͤußerſt dauerhaft, ſchnell—
wuͤchſig, liefert ein gutes Brennholz und verdient in Schlaghoͤlzer aufgenommen
zu werden. Sie trägt faſt jahrlich eine Menge kleiner Kirſchen, und kann da
durch leicht und ſicher vermehrt werden. Sie gedeihet auf ſchwerem nnd leichtem
Boden und verſchmaͤhet ſelbſt den ſchlechtern nicht. Vielfaͤltige Erfahrungen
haben mich hiervon uͤberzeugt.
395
Quercus (Eiche).
Von den vielen Eichenarten, die jetzt ſchon bekannt ſind, hat unſer Staat, und
auch das ganze mittlere und noͤrdliche Deutſchland, nur zwei als einheimiſche auf—
zuweiſen, nämlich die Stieleiche (Q. pedunculata) und die Traubeneiche (.
Robur). Beide ſind aber ſo beſchaffen, daß wir uns ihrer nicht zu ſchaͤmen
brauchen, und alle übrigen Länder in Europa, auch ſelbſt das mit vielen Arten
prangende Amerika fragen duͤrfen, ob es dort wohl ihres gleichen gaͤbe. Man
hat uns zwar viel von der Schnellwuͤchſigkeit amerikaniſcher Eichen erzaͤhlt, und
wir haben uns auch ſchon in unſerm Vaterlande einigermaßen davon uͤberzeugtz
aber ob ſie, gleich den unſrigen, auch Jahrhunderte ausdauern und zunehmen, und
uns in aller Ruͤckſicht das leiſten werden, was dieſe uns leiſten, das ſind Fragen,
welche bis jetzt nicht entſchieden ſind, und auch ſo bald noch nicht entſchieden
werden koͤnnen, was wir indeſſen von den vorzuͤglichſten amerikaniſchen Arten,
naͤmlich: i
der Scharlach-Eiche (Q. coccinea),
der kaſtanienblaͤttrigen Eiche (Q. Prinus) und
der Quereitronen-Eiche (Q. tinctoria)
wiſſen, verbuͤrgt uns, daß wir nicht vergebens uns bemuͤhen, wenn wir ihre An—
zucht befoͤrdern, und unſere Beobachtungen verdoppeln. Wiewohl ich von dieſen
Eichen einzelne Exemplare faſt taͤglich vor Augen habe, ſo kann ich doch daraus
wenig ſchließen, uͤberhaupt aus eigener Erfahrung nichts daruͤber mittheilen, und
muß mich lediglich auf fremde Erfahrungen ſtuͤtzen. Deßungeachtet muß ich ge—
ſtehen, daß ich die im erſten Hefte des Aten Bandes unſerer Verhandlungen von
dem Herrn Schoch über die Scharlach-Eiche uns mitgetheilten Nachrichten mit
dem was andere daruber geſagt haben, nicht uͤbereinſtimmend gefunden habe.
Der Herr Staatsminiſter von Stein erwaͤhnt S. 407 des eben angefuͤhr⸗
ten Heftes auch noch einer Q. macrocarpa, und bemerkt, daß ſie wegen ihrer
Schnellwuͤchſigkeit alle Aufmerkſamkeit verdiene, ich muß aber geſtehen, daß ich
dieſe nicht kenne. Bevor ich von den Eichen mich trenne, erlaube ich mir, auch
der bel uns aͤußerſt dauerhaften Zerr-Eiche (Q. Cerris) zu gedenken. Sie kann
bei uns als auslaͤndiſch betrachtet werden, wenn fie auch in den ſuͤdlichen Gegen—
396
den unfers deutſchen Vaterlandes wild gefunden wird. Bekanntlich erreicht fie die
Höhe und Stärke unſerer einheimiſchen Eichen, ihren Wuchs aber finde ich auf:
fallend ftärfer, wie ich dies an vielen Exemplaren, die aber ſaͤmmtlich noch nicht
uͤber 25 Jahr alt ſind, unzweifelhaft wahrgenommen habe. Der aͤlteſte Stamm,
gepfropft auf die gemeine Eiche trug im vorigen Jahre zum erſtenmale einige
Eicheln, welche zwar völlig reif wurden, aber zufällig nicht zu gute kamen. Mit
Sehnſucht erwarte ich eine andere Fruchtbarkeit dieſes Stammes, um auf eine
groͤßere Vermehrung Bedacht nehmen zu koͤnnen. Sei es auch, daß ſie bei zu—
nehmendem Alter dieſe Schnellwuͤchſigkeit nicht beibehalte, ſo wuͤrde es ſich ſchon
der Muͤhe lohnen, ſie blos zu Schlagholz anzuziehen.
Robinia (Robinie).
Die Akazien⸗Robinie (R. pseudacacia) machte bei ihrem Erſcheinen mehr
Aufſehn, als wohl irgend eine amerikaniſche Holzart bei uns gemacht hat. Man
verſprach ſich ungrmein viel von ihr, und doch gerieth ſie wieder in Vergeſſenheit,
ſo, daß ſie bei uns vielleicht verſchwunden waͤre, wenn nicht ihre herrliche Belau—
bung und ihr prachtvoller Blumenſchmuck ſie in unſern Gaͤrten und Luſtparthieen
erhalten haͤtte. Ich glaube, daß dieſe Zuruͤckſetzung, die ſie doch nicht verdiente,
eigentlich denjenigen zuzurechnen iſt, welche ein uͤbermaͤßiges Lob über fie ausſchuͤt—
teten. Sie ſollte zu allem dienen, alles leiſten und alles übertreffen — und das war
zu viel. Die Erwartung wurde nicht erfüllt, die Forſtleute ſahen mit ſcheelem
Auge auf ſolche Lobpreiſungen aus ungeweihtem Munde und ſo ward ihr Urtheil
geſprochen. In ſpaͤterer Zeit haben indeſſen ſchon mehrere dieſer Holzart Gerech—
tigkeit wiederfahren laſſen, und ſie wieder in die Reihe derjenigen geſtellt, welche
als Gaben aus fremden Laͤndern dankbar betrachtet werden muͤſſen. Ich bekenne
mich zu dieſen, und will gern mein Schaͤrflein beitragen, die verkannte wieder zu
Ehren zu bringen. Ihr Wachsthum iſt ſo ſchnell, wie man es bei keiner Holzart
findet. Ich habe fie in Schlagholzpartieen mit unſern ſchnellwuͤchſigſten Holzarten
zuſammen ſtehen aber fie überwächft fie alle. Ich habe noch juͤngſt in einem
Schlage an einem Abhange auf kalkſteinigem Boden Stockausſchlag, der im 7ten
Jahre ſtand uud den letztjaͤhrigen Zuwachs kaum begonnen hatte, gemeſſen, und
einen Umfang von 14 Zoll gefunden. Wurzelausſchlaͤge, wahrſcheinlich von dem;
397
ſelben Stamme, hielten 10 Zoll im Umfange. Die Höhe dieſer Ausſchlaͤge bes
trug 23 — 24 Fuß. Ihre Vermehruͤng durch Wurzelbrut iſt außerordentlich. Ein
abgehauener Stamm von mittelmaͤßiger Staͤrke bringt in einer Entfernung von
mehreren Ruthen ein Dickigt hervor, welches nicht geſchloſſener fein kann. Ich
habe auf einem fandigen, mit einer ſeichten Lage Dammerde verſehenen Boden,
worin die Wurzeln weit wegſtreichen, ſogar in einer Entfernung von 40 Fuß vom
Stamme noch Ausſchlag gefunden. — Ihr Holz kann zur Feuerung recht gut
gebraucht werden. Ich habe meinen Stubenofen oft damit geheitzt und muß ge—
ſtehen. daß ich mich beſſer dabei geſtanden habe, als wenn ich Weiden- und Paps
peln⸗ ſelbſt Ellernholz darin gehabt Harte. Von Tiſchler- und Drechslerarbeiten kann
es ebenfalls mit Vortheil angewendet werden; denn es hat eine angenehme gelbe
Farbe, eine ſchoͤne Abzeichnung der Jahresringe, iſt außerordentlich hart und ſchwer
und laͤßt ſich gut poliren. Ich habe Bilderrahmen daraus machen laſſen, welche
ſehr ſchoͤn ausgefallen ſind. Auch habe ich daraus gefertigte Arbeitskaͤſtchen und
ſonſtige kleine Luxusſachen geſehen, welche das Geſagte ebenfalls bezeugen. Die
hieſigen Tiſchler wiſſen dies auch, denn wenn ich Wellen verkaufen laſſe, worin
etwas ſtarke Knuͤppel von der Robinie ſich befinden, fo werden dieſe immer theu—
rer bezahlt, als andere von gleicher Holzmaſſe. Auch fuͤr Weinberge ſollen gute
Pfaͤhle daraus gemacht werden, und die daraus beſtehende Wallhecken ſollen un—
durchdringlich ſein. Dem Vernehmen nach findet man dieſe im Holſteinſchen, ich
möchte aber gern wiſſen, ob nicht die ſtarke Wurzelbrut auf den anliegenden Laͤn—
dereien, Weiden und Wieſen viel zu ſchaffen machte. Die ſtaͤrkſten Baͤume,
welche ſich in meiner Naͤhe befinden, ſind im Durchmeſſer auf dem Stamme 22
Zoll ſtark, und haben eine Höhe von ungefähr 50 Fuß. Sie find beiläufig 50
Jahr alt. Starke Baͤume liefert die Akazien-Robinie nicht, daher darf auch auf
kein Bauholz gerechnet werden. Auch ſcheint ſie kein hohes Alter zu erreichen.
Ihre Schnellwuͤchſigkeit bekundet ſich nur in der Jugend, ſpaͤter wird ſie nicht
wahrgenommen. Zu Schlagholz ſchickt ſie ſich offenbar am beſten. Dies kann
wenn man mit duͤnnem Wellenholz zufrieden iſt, alle 4 bis 5 Jahr, ſonſt alle
6 bis 7 Jahr gehauen werden. Ich urtheile dies nach meinen Erfahrungen
welche ich auf dem fuͤr ſie vorzuͤglich geeignetem kalkſteinigem Boden, von welchem
ich früher geredet, gemacht habe. Die Holzhauer dürfen aber einem Robiniens
398
walde ohne gute lederne Handſchuhe ſich nicht nähern, ein Umſtand, welchen
dieſe ſonſt ſehr achtenswerthe Holzart gegen ſich hat. An den Staͤmmen und
aͤltern Aeſten verlieren ſich die Stacheln übrigens bald. Auch duldet die Ros
binie keine andere Holzart neben ſich. Wenn man fie in Schlagholz⸗Beſtaͤnde
von andern Arten einſprengt, ſo kann man auch nur darauf rechnen, daß ſie
nach einigen Hauungen dergeſtalt die Oberhand erhalten Kat, daß von dieſen
wenige mehr zu finden ſind. Sie ſchickt ſich alſo nur fuͤr reine Beſtaͤnde.
Ulmus (Ruͤſter).
Unter den auslaͤndiſchen Ruͤſterarten zeichnet ſich durch Schnellwuͤchſigkeit die
amerikaniſche (Ulmus americana) aus. Ob ihr Holz aber fo feſt und dauer;
haft ſei als das unſerer Kork-Ruͤſter (U. suberosa), darüber kann ich keine
Auskunft geben, daß es aber feſter und dauerhafter ſei, als das der mit ihr in
der Schnellwuͤchſigkeit wetteifernden Flatter-Ruͤſter, darüber ſcheint kein Zweifel
zu ſein. Ich habe ſchon viele amerikaniſche Ruͤſtern aus Samen von eigenen
Stämmen erzogen, aber dieſe find ſaͤmmtlich noch nicht älter als 6 — 7 Jahr.
LIII.
e. Err
LIII.
Bemerkungen
des
Herrn Ober-Landforſtmeiſters Hartig
d U
des Herrn Profeſſor Dr. Reum's Erfahrungen uͤber Holzpflanzungen.
(Abgedruckt in der 10ten Lieferung S. 124 ff.)
ad J. Ueber die beſte Pflanzzeit der Baͤume.
De Herr Prof. Dr. Reum will durch Verſuche gefunden haben, daß alle
ꝓflaͤnzlinge, wenn man fie im Fruͤhjahre, kurz vor der Entwicklung der Saug—
vurzeln verſetzt, am beſten und ſo wachſen, daß man ihnen das Verſetzen
durchaus nicht anſehen ſolle. Dies waͤre freilich eine herrliche Entdeckung. Ich
muß darauf aber erwiedern, daß mir, der ich doch zu jeder Jahreszeit Pflan—
zungen gemacht habe, noch niemals ein Fall vorgekommen iſt, wo die verſetzten
Pflaͤnzlinge fo gut gewachſen wären, daß man ihnen das Verſetzen nicht ſollte ans
geſehen haben. Daß die Fruͤhjahrs-Pflanzung gut geraͤth, wenn man die verſetz—
ten Pflanzen ſogleich tuͤchtig angießen oder anſchlaͤmmen kann, das iſt eine be—
kannte Sache, daß aber die Herbſt-Pflanzungen beſſer als die Fruͤhjahrs-Pflanzun—
gen gerathen, wenn man die Pflaͤnzlinge nicht anſchlaͤmmt, davon hat wohl die
Erfahrung ſchon jeden Pflanzer belehrt. Ich wenigſtens bin durch ſehr viele Ver—
ſuche davon vollkommen überzeugt worden, und laſſe daher ſowohl das Laub, als
Verhandlungen 5 Band. 54
400
Nadelholz, wenn es nur irgend fein kann, im Herbſte pflanzen, wenn wegen Man;
gel an Waſſer, oder wegen deſſen koſtbarer Herbeiſchaffung, das Anſchlaͤmmen
nicht Statt finden kann. Da ich die im Herbſte verpflanzten Staͤmmchen natuͤr—
licherweiſe an den Wurzeln, und wenn ſie groß ſind, auch an den Zweigen, ſo viel
wie noͤthig iſt, beſchneiden laſſe, und meine Pflanzungen doch gut gerathen, ſo muß
wohl das Beſchneiden der Wurzeln im Herbſte nicht ſo nachtheilig ſein, wie es
Herr Dr. Reum ſchildert. Ich habe oft dergleichen im Herbſte an den Wurzeln
beſchnittene Staͤmmchen einige Jahre nachher wieder herausgenommen, und die
Abſchnitte nicht allein uͤberwallt, ſondern auch viele Wurzelaustriebe daran gefun—
den. Bei großen Kulturen wird man die Herbſtpflanzung — unter der Voraus—
ſetzung, daß eine Anſchlaͤmmung nicht ſtatt findet — immer vortheilhafter finden,
als die Fruͤhjahr⸗Pflanzung; weil die Erde in den Pflanzloͤchern zu leicht abtrock—
net, die wenn die Pflanzung im Herbſte geſchah, ſich feſter zuſammenſetzt und
die Winterfeuchtigkrit laͤnger zuruͤckhaͤlt.
ad 2. Ueber flaches und tiefes Einſetzen der Holzpflanzen.
Herr Dr. Reum erklärt die Regel: daß man die Holzpflanzen wieder fo tief
in die Erde ſetzen müffe, als fie bisher geſtanden haben, für im Allgemeinen
ganz falſch. Dieſer Behauptung ſtimme auch ich bei, denn auf trockenem Boden
muͤſſen fie etwas tiefer und auf ſehr feuchtem Boden muͤſſen fie ſeichter einge—
pflanzt, und im letzten Falle durch Erdhuͤgel die noͤthige Bedeckung der Wurzeln
bewirkt werden. Selbſt wenn keiner von dieſen beiden Faͤllen eintritt, ſchadet es
nicht wenn die Pflaͤnzlinge, nach Verhaͤltniß ihrer Größe, + bis 2 Zoll tiefer zu
ſtehen kommen, als ſie vormals geſtanden haben — und wenn man ſie auch ab—
ſichtlich nicht tiefer einſetzen will, als ſie vorher ſtanden, ſo kommen ſie doch etwas
tiefer, weil ſie ſich ſenken, wenn die Erde unter ihnen ſich ſetzt. — Viel tiefer
zu pflanzen, als die Pflaͤnzlinge vorher ſtanden, iſt aber bei weitem nachtheiliger,
als das Pflanzen in eine geringere Tiefe, wie die Setzlinge bisher ſtanden. Bei
der Unterſuchung vieler mißrathener Pflanzungen habe ich ſehr oft gefunden,
daß man die Staͤmmchen zu tief eingeſetzt hatte; bei ſeichten Pflanzungen aber —
wenn nur die Wurzeln mit Erde einen Zoll dick bedeckt waren, — habe ich weit
ſeltener ein auffallendes allgemeines Verderben bemerkt.
401
ad 3. Warum gerathen Waldpflanzen gewoͤhnlich nicht,
wenn ſie ins Freie gebracht werden?
Der Herr Dr. Reum ertheilt hier den Rath:
1. Die Waldpflanzen fo auszuheben, daß fie recht viele Wurzeln behalten:
2. Dergleichen Pflanzen tiefer einzuſetzen als ſie bisher ſtanden:
3. Keine zu alten Pflaͤnzlinge zu verſetzen, und
4. Die Waldpflanzen an den Zweigen nicht viel zu beſchneiden.
Daß die aus jungen Dickichten genommenen Pflanzen weniger Wurzeln ha—
ben, als diejenigen, welche in einem lichten oder einzelnen Stande erwachſen ſind,
und daß ſich an dergleichen Wald-Pflaͤnzlingen überhaupt weniger Wurzeln befins
den, als an ſolchen, die man in gegrabenem oder rigoltem Boden erzogen hat, das
iſt eine bekannte Sache. Es iſt daher allerdings noͤthig, beim Ausheben der
Waldpflaͤnzlinge dafuͤr zu ſorgen, daß ſie hinlaͤngliche Wurzeln behalten, und alle
diejenigen wegzuwerfen, die mit den erforderlichen Wurzeln nicht verſehen ſind.
Nur wenn man keine in Baumſchulen erzogenen Staͤmmchen hat, nimmt man ſeine
Zuflucht zu den Wald Pflaͤnzlingen. Dieſe wachſen in den erſten Jahren freilich
nicht fo gut, als die Baumſchulen-Pflaͤnzlinge; man iſt aber bei großen Wald:
pfllanzungen oft genoͤthigt, auch Waldpflanzen dazu anzuwenden. Dieſe zeichnen ſich
in den naͤchſten Jahren nach der Pflanzung durch ſparſameren Wuchs und gelb—
liches Gruͤn der Blaͤtter ſchon von weilem aus, doch verſchwindet dieſer Unter—
ſchied fpäterhin, wenn die Pflanzung mit kleinen Setzlingen gemacht wurde, De;
ren Laͤnge nur 6 bis 12 Zoll betraͤgt. Bei ſtarken Pflaͤnzlingen aber, die man
nur auf Viehweiden oder aͤhnliche Orte zu ſetzen pflegt, iſt der Unterſchied im
Wuchſe viele Jahre lang bemerkbar und dauert oft, bis in das hohe Alter fort.
Man ſollte daher, wenn man ſtarke Pflaͤnzlinge zu nehmen gezwungen iſt, nur ſolche
pflanzen, die in Baumſchulen erzogen und mit hinreichenden Wurzeln verſehen ſind.
Uebrigens habe ich, was das Beſchneiden und Einpflanzen der aus dem
Walde genommenen Setzlinge betrifft, immer dieſelben Regeln beobachtet, die ich
bei Baumfchnlen-Pflänzlingen befolgte, und bin mit dem Erfolge zufrieden gewe—
fen. Nur habe ich die Waldpflänzlinge, weil fie gewoͤhnlich nicht fo viele Wur—
zeln haben, als die Baumſchulen⸗Pflaͤnzlinge, etwas ſtaͤrker an den Zweigen be—
54 *
402
ſchnitten, um die Krone mit den Wurzeln in ein befferes Verhaͤltniß zu bringen.
Doch beobachte ich beim Veſchneiden die Regel: der Krone ſolche Aeſtchen oder
Aſttheile zu laſſen, woran ſich aus gebildete Knospen befinden; damit der
Pflaͤnzling bald im Fruͤhjahre Blätter erhalte, die zu feiner Subſiſtenz noͤthig find.
Bei Beobachtung dieſer Vorſicht, kann man die Krone tuͤchtig beſchneiden und ſie
mit den nothwendig abgekuͤrzten Wurzeln, ſo viel wie moͤglich, in ein richtiges
Verhaͤltniß bringen.
Was der Herr Dr. Reum uͤber das ſchlechte Gedeihen der zwar kleinen, aber
doch ſehr alten und unterdruͤckten Pflaͤnzlinge ſagt, iſt allerdings gegruͤndet. Aber
nur ſehr unkundige Pflanzer begehen dieſen Fehler.
ad 4. Vom Beſtreuen und Jaͤten der Saatbeete.
Das vom Herrn Dr. Reum empfohlene wiederholte Beſtreuen der Saat—
beete mit feiner Erde, mag wohl gute Dienſte thun. Noͤt hig iſt es aber
nicht, denn die Pflanzen waſchen auch ohne das ſehr gut, wenn der Boden gut
iſt und von Unkraut immer rein gehalten wird. — Das Neinhalten und Aufhaͤk—
keln der Saatbeete iſt die Hauptſache. Wer dies nicht verſaͤumt, der wird ſeinen
Zweck gewiß erreichen, ohne ſonſt ein Mittel anzuwenden. Da ich aber das Be—
ſtreuen oder Auffuͤllen der Saatbeete noch nicht probirt habe, ſo glaube ich gern,
daß es nuͤtzlich ſein mag. — Nur bin ich nicht der Meiuung, daß man, nach
Herrn Dr. R. Vorſchlage, die Saatbeete im Herbſte mit Unkraut bewachſen laſ—
ſen ſoll, um den Pflaͤnzlingen Schutz gegen die Kaͤlte zu verſchaffen. Ich laſſe
vielmehr die Saatbeete im Herbſte von Unkraut befreien, und vor einfallendem
Froſt mit Laub und Moos bedecken. Dies ſchuͤtzt unfehlbar mehr und beſſer,
als das Unkraut.
ad 5. Von einigen Wirkungen des rigolten Bodens auf die
Holzpflanzen.
Der Herr Dr. Reum haͤlt das Rigolen des Bodens deswegen fuͤr nachthei—
lig weil die Holz⸗Pflanzen mit ihren Wurzeln zu tief in die Erde dringen, zu
ſchnell wachſen und deswegen keine dauerhaften Staͤmme und kein gutes Nutzholz
403
geben follen. Daß die Holzpflanzen auf rigoltem Boden mit den Wurzeln tief
eindringen und ſchneller als gewoͤhnlich wachſen, das iſt allgemein bekannt. Daß
dergleichen Holzpflanzen aber in der Folge keine dauerhaften ſondern kernfaule
Staͤmme und ſchlechtes Nutzholz geben, das duͤrfte erſt noch durch eine langjaͤh—
rige Erfahrung — die wir noch nicht haben — zu beweiſen ſein. Ich wenigſtens
hege dieſe Beſorgniß nicht, und wuͤrde mich ſehr freuen, wenn es moͤglich waͤre,
alle zu Holzpflanzen beſtimmten Bloͤßen mehr oder weniger tief rigolen zu laſ—
fen, Auch in dem Falle zeigt das Rigolen keine nachtheilige Wirkung, wenn die
in rigoltem Boden erzogenen Pflanzen weiter verſetzt werden ſollen. Je lockerer
der Boden iſt, deſto mehr Wurzeln bilden ſich — und ein ſolcher Pflaͤnzling
waͤchſt nach dem Verſetzen beſſer an und fort, als ein im feſten Boden gewach—
ſener und gewoͤhnlich dann auch mit viel weniger Wurzeln verſehener Pflaͤnzling.
Man betrachte nur die in der Landesbaumſchule gewachſenen Staͤmmchen, und
man wird uber ihren kraͤftigen Wuchs und ihre vielen Wurzeln erſtaunen. Waͤre
der Boden nicht rigolt worden, ſo wuͤrde man dort jetzt magere Pflaͤnzlinge mit
ſehr wenigen Wurzeln finden. — Nach meiner Erfahrung erhalten die Holzpflan—
zen die meiſten Wurzeln, wenn man ſie in lockern Sandboden — mag er auch nur
mittelmäßig gut fein — verſetzt. — man laffe daher den Boden in den Baumſchulen,
der bepflanzt werden ſoll, ohne alle Furcht 1 bis 12 Fuß tief rigolen.
Die Koſten, welche dieſe Operotion erfordert, werden durch den ſchnellen und
beſſern Wuchs reichlich erſetzt. Wenn man aber alsbald nach dem Rigolen Holz—
ſamen auf ein ſolches Grundſtuͤck ſaͤen will, dann iſt das Rigolen freilich ſchaͤdlich,
weil der Samen in der wilden, nun auf die Oberflaͤche gebrachten Erde, ſchlecht
gedeiht, da die Wurzeln der Saͤmlinge den beſſeren Untergrund ſo bald nicht
erreichen koͤnnen. Ein ſolches Beet muß erſt einige Jahre lang deduͤngt und
in ſeiner Oberfläche urbar gemacht werden, ehe man eine Holzſaat mit gu
tem Erfolge darauf vornehmen kann.
ad 6. Vom Eingraben hartſchaliger und groͤßerer Holz—
famen bis zur Saatzeit.
Was der Herr Dr. Reum uͤber dieſen Gegenſtand vorgetragen hat, iſt er—
fahrungsmaͤßig. Doch finde ich die Saat der Pflaumen- und Kirſchen Steine im
404
Herbſte, oder alsbald nach der Reife der Frucht noch vortheilhafter, als das
Eingraben bis zum naͤchſten Fruͤhjahre. Dieſe Operation mache ich nur als⸗
dann, wenn ich befuͤrchten muß, daß Maͤuſe den Samen zum Theil auffreſſen.
Daß aber von den Pflaumens und Kirſchſteinen immer verhaͤltnißmaͤßig nur
wenige Pflanzen erfolgen, das kommt daher, daß in ſehr vielen Steinen der
Kern nicht gehörig ausgebildet iſt — wovon man ſich beim Aufſchlagen ders
felben überzeugen kann. Daß aber aus Kernen, von welcher man die Aufere
Schale entfernt hat, Pflanzen entſtehen ſollen, das kommt mir zu widernatuͤrlich
vor. Ich bezweifle es vorerſt; werde aber deſſen ungeachtet Verſuche anſtellen
— denn unmoͤglich iſt es doch nicht.
BERITNIENIINISDIINDNIIANINANNN NN INN ISIN END INN ANNIE ANNIE
LIV.
Ueber
eine rein ſchwarze Nelke.
Auszug aus einem Schreiben der Obſtbau Geſellſchaft zu Guben vom Zten
Maͤrz 1827.
Neberbet ſei es, in Erinnerung an eine fruͤhere Anfrage des hochverehrlichen
Gartenbau-Vereins, geſagt, daß unfer Direktor Buckatzſch, welcher fruͤherhin ein
eben fo eifriger Anthologe war, als er hernach Pomologe wurde, durch die kuͤnſt⸗
liche Befruchtung der Nelken vortreffliche neue, ſelbſt nach eigener Wahl der Far⸗
ben gezeichnete Sorten erzielt hat. Dabei warf der Samen einer großen, gleich
beim Aufbluͤhen die Farbe der Aſche auf dem Heerde habenden, ganz reinen Nelke
und einer großen reinen ſchwefelgelben Nelke immer die ſchoͤnſten neuen Sorten.
Buckatzſch ſtand damals mit dem großen Nelkenfreunde, dem Hofrath Ulriei in
Jetzſchkow bei Guben in Verbindung, deſſen Nelfenfammlung zu jener Zeit die
groͤßte in hieſiger Provinz, und weit und breit beruͤhmt war. Aus dieſer damals
einzigen Sammlung erhielt er auch feine größte Nelken⸗Seltenheit, eine wirklich
ganz ſchwarze, in Jetzſchkow aus dem Samen gefallene Mutternelke. Ihr Kraut
war ſchwaͤcher, als gewoͤhnliches Nelkenkraut. Jeder Zweig trieb nur einen Sten—
gel. Jeder Stengel hatte nur eine Hauptknospe und durchaus keine Nebenknos—
pen. Die Blume hatte die Größe eines alten preuß. Achtgroſchen⸗Stuͤcks. Die
Blaͤtter waren gezaͤhnt, und ſelbſt gegen Licht und Sonne hingehalten, todt—
400
ſchwarz; denn fie hatten keinen Glanz, ſondern ſahen aus wie ſchwarzer Sams
met auf der Kehrſeite. Die Blume vertrug keinen Tropfen Naͤſſe, ſondern
verlor da, wo ſolche ſie traf, die ſchwarze Farbe und wurde lichtbraun. Dieſe
ſeltene Nelke nannte Herr ꝛc. Ulrici den Mohrenkoͤnig. Schon lange be ſitzt
Buckatzſch fie nicht mehr. Die Ulriciſche Nelkenſammlung iſt ſchon laͤngſt eins
gegangen. Es wurde aber gern daraus mitgetheilt, und es wurde eine große
Freude fein, wenn dieſe Nelke ſich noch hier oder da vorfinden ſollte.
LV.
en. BINDEND LIEST IE ST BITTEN IND BISSL EIELII ES DIE EEII DEI EEE II TEEEIS EDIT UT ES
LV.
Beobachtungen über Obſt- Orangerie
mitgetheilt
don dem Herrn Hofrath Dr. Kuntz mann in Berlin.
Jide ich dem mir gewordenen ehrenvollen Auftrage: meine Beobachtungen uͤber
Obſt⸗Orangerie mitzutheilen mit Vergnügen zu erfuͤllen bereit bin, muß ich zuvor
bemerken, daß meine Obſt-Orangerie zu klein iſt, um mich berechtigen zu koͤnnen,
allgemein gültige Schlußfolgen über Obſt-Orangerie überhaupt daraus zu ziehen;
ſie beſteht ſeit 14 Jahren nur aus einigen 30 Baͤumen, da der Raum den ich
dazu beſitze, mir mehr zu ſtellen nicht erlaubt, ferner beſitze ich kein freies Land,
keinen Garten, keinen Raum, um den Baͤumchen nach den Umſtaͤnden Sonne oder
Schatten zu geben, hiezu kommt, daß meine Geſchaͤfte mir nicht erlauben, viel Zeit
auf ihre Pflege zu verwenden, und aus allen dieſen Gruͤnden wuͤrde ich Anſtand
nehmen, nur irgend etwas, welches Erfahrung ahnen lietze, zu aͤußern, wenn die, aller
dieſer Maͤngel ungeachtet, erhaltenen ſchoͤnen Fruͤchte nicht ſo manchen genuß—
reichen Augenblick durch ihr Anſehen mir gewaͤhrten, und gerade dieſe Maͤngel
viele Gartenliebhaber mit mir theilen, die ſich dadurch von Anlegung einer Obſt—
Orangerie abhalten laſſen und ſich doch leicht dieſe Freude bereiten koͤnnten. Hierzu
kommt daß die Anſchaffung einer ſolchen weder koſtſpielig noch beſonders muͤhſam
iſt, und daß das in Scherben gezogene Obſtbaͤumchen eine ungleich längere Freude
als das Erzielen mancher anderen Gewaͤchſe, namentlich der Blumen gewaͤhrt, denn
ſo wie die Freude bei dem Treiben der Blumen mit dem Verbluͤhen derſelben
Verhandlungen 5. Band. 55
408
vorüber iſt, was öfter in Zeit von wenigen Wochen geſchehen ift, fo gewährt das
Obſtbaͤumchen die Freude von den erſten Tagen des Fruͤhlings an, wo es, was
jedesmal der Fall iſt, voller Bluͤthen prangt; ihnen folgt das Anſetzen des Obſtes,
das Anſchwellen deſſelben während des Sommers, feine Färbung gegen den Herbſt
und endlich ſeine Reife. Leicht zu ſchuͤtzen gegen Sturm und anderes Ungemach,
denen Obſt im freien Lande ausgeſetzt iſt, kann man ſich bei vielen, namentlich bei
den Aepfeln, des Anblicks bis ſpaͤt in den Winter hinein erfreuen, und dies iſt
nach meiner Ueberzeugung was die Obſt „Orangerie vorzuͤglich Empfehlenswerthes
hat. Von einem reinen Gewinn an Fruͤchten kann bei ihr nicht die Rede ſein,
eben ſo wenig von einem fruͤheren Erzielen des Obſtes als es im Freien oder im
Treibhauſe geſchehen koͤnnte, nur da würde fie bei der eigentlichen Obſtbaumzucht
ihre Anwendung finden, wenn es auf die Erhaltung und Benutzung eines Reiſes
einer ſeltenen Fruchtart ankommt, indem man ſolches bei ſeinem Anwuchſe auf ei—
nem Staͤmmchen in Scherben vor Gefahren, denen es auf dem Baume im Freien
ausgeſetzt iſt, eher ſichern kann, eben wie die Fruchtknospe bei ihrer Entwickelung
gegen Inſekten mancherlei Art, die dem Gärtner oft feine ſchoͤnſten Hoffnun—
gen vereiteln.
Unter den Obſtſorten, die ſich nach meinen Beobachtungen zur Obſt-Orange—
rie eignen, ſind es beſonders Aepfel und Pflaumen, weniger gedeihen Birnen, am
wenigſten Kirſchen, Apricoſen und Pfirſichen, unter den niedrigen Obſtſorten vers
dient vorzuͤglich die Johannisbeere, dann die Stachelbeere und endlich die Him—
beere eine Beruͤckſichtigung.
Ich will zuerſt die Art, wie ich bei Anlegung meiner kleinen Obſt-Orangerie
verfahren bin, angeben, und dann zu den ſpeciellen Arten des Obſtes uͤbergehen.
Hierbei muß ich bemerken, daß ich den Erfahrungen und der Geſchicklichkeit mei—
nes Freundes, des Kunſtgaͤrtners Herrn Fuhrmann, der ſeit vielen Jahren Obſt—
Orangerie und zwar im Großen betrieben hat, vieles zu danken habe, und mit ihm
gemeinſchaftiich die Anlegung und Beſorgung meiner Obſt-Orangerie betrieb.
Wenn wir ein Baͤumchen veredeln wollten, ſuchten wir im Fruͤhjahr unter
den Wurzelſchoͤßlingen eines gleichen Baumes mit unſerem Edelreiſe, (d. h bei
einer Aepfelſorte den Sproͤßling eines Apfelbaums), einen ſolchen aus, der mit dem
Reiſe einigermaßen von gleicher Staͤrke war, und der nicht zu tief unter der
409
Oberflache der Erde Wurzeln getrieben hatte, ſtachen ſolchen ab, und fegten nun
auf dieſes Staͤmmchen das Edelreis, ſei es nun durch Pfropfen, Copuliren oder
Pelzen, je nachdem das Staͤmmchen ſich zu einer oder der andern Art des Ver⸗
edelns eignete: ſo in der Hand veredelt, wurde das Staͤmmchen in einen Scher⸗
ben von der Größe eines gewoͤhnlichen Nelkentopfes in gute Miſtbeet-Erde einge⸗
pflanzt. Die Erfahrung zeigte, daß die durch Copulation vereinigten Reiſer am
ſchnellſten anwuchſen und am beſten in jeder Hinſicht gediehen; dieſer Art der
Veredlung möchte ich überhaupt bei der Obſt-Orangerie den Vorzug vor jeder ans
dern geben, um ſo mehr weil ſie fuͤr den Dilettanten wohl die leichteſte iſt. Im
folgenden Frühjahr wurde das Baͤumchen in der Art wie ich es zu haben wuͤnſchte
geſchnitten. Iſt der Baum erſt tragbar, und wird er nicht zu oft verſetzt, ſo treibt
er weniger ins Holz, und bedarf weniger Nachhülfe durch den Schnitt, ohne des;
halb weniger Fruͤchte zu liefern.
Oft ſchon im folgenden Jahre brachten die Baͤumchen einige Bluͤthen, doch
nie Fruͤchte, wohl aber im zweiten Jahre. Am beſten war es, ſie in den erſten
3 — 4 Jahren nicht zu verpflanzen, erſt nach dieſer Zeit gab ich ihnen einen et,
was groͤßern Topf, dies geſchah alle 3 Jahre, bis die Toͤpfe eine Groͤße von 9“
Höhe und 9“ Breite hatten, einen groͤßern Behälter gab ich nur ausgeſucht ſtar⸗
ken Baͤumen. In der Zeit, daß ſie ihren Topf behielten, geſchah nichts weiter,
als daß ich ſie im Herbſte, wenn ſie das Laub verloren hatten, trocken werden ließ,
mit den Fingern fo viel von der Erde herauskratzte, als es ohne Beſchaͤdigung der
Wurzel geſchehen konnte, und fie wieder mit guter Miſtbeet-Erde anfuͤllte. Ein
Begießen mit Duͤngungsmitteln, als mit verduͤnntem Kuh miſte, habe ich nie vortheil—
baft gefunden, ich fand, daß die Baͤumchen dann ſehr ins Holz trieben, und zu
ſchnell fuͤr Topfbaͤume zu groß und zu ſtark wurden, ohne deshalb an Fruͤchten
mehr anzuſetzen. Auch das Duͤngen mit Poudrette hatte etwas ſehr Unangenehmes,
indem die Ausduͤnſtung derſelben ſehr unangenehm war, ſo daß ich ſie, nachdem ich
meine Töpfe im Herbſt damit verſehen hatte, noch im folgenden Fruͤhjahre daraus
entfernen mußte, und doch ſah ich keinen Vortheil fuͤr die Baͤumchen, ja ich glaube
den Verluſt einiger derſelben der Poudrette zuſchreiben zu koͤnnen, indem ich fand,
daß die Erde derſelben beſonders viel Naͤſſe an ſich behalten hatte, wodurch die
Wurzeln der Baͤumchen in Faͤulniß gegangen waren, doch kann ſolches auch von
55 *
410
andern nicht aufzufindenden Urſachen hergeruͤhrt haben. Während des Wachsthums
und waͤhrend des ganzen Jahres habe ich nichts gethan, als ſie nur dann und wann,
wenn fie zu trocken wurden, von Zeit zu Zeit begoſſen, eben wie bei den Blus
men. Die größte Sorgfalt die man bei der Obſt-Orangerie haben muß, iſt im
Fruͤhjahre, ehe die Bluͤthenknospen ſich entwickeln, und dieſe beſteht darin, jede Bluͤ—
thenknospe zu unterſuchen, ob der Wikler ſich in ihr findet, er verraͤth ſich leicht
durch feinen in kleinen braunen Koͤrnchen beſtehenden Unrath, den er auf der
Spitze der Bluͤthenknospe abgeſetzt hat. Bei warmen Sonnenſchein begiebt er
ſich entweder auf die Oberflaͤche der Knospe oder haͤlt ſich gleich unter den ober—
ſten Deckblaͤttern auf, hier findet man das ſehr kleine Raͤupchen leicht, wenn man
mittelft einer, auf Art eines Zahnſtochers geſchnittenen Federpoſe, dies Blättchen
ſorgfaͤltig, ohne die Bluͤthe zu verletzen, aufhebt, oder man findet wenigſtens
den Kanal, den ſich die Raupe gebildet hat, und dieſen mit leiſer Aufbiegung
verfolgend, ſtoͤßt man auf den Feind, den man durch die Spitze der Feder leicht
entfernen und toͤdten kann. Dieſe Sorgfalt belohnt die Muͤhe die man dabei an—
wendet, reichlich, und man kann ſich derſelben um fo leichter unterziehen, da es faſt
die einzige Bemuͤhung iſt, die man im ganzen Jahre bei der Obſt-Orangerie hat.
Waͤhrend des Winters laſſe ich meine Baͤume im Freien ſtehn, und ſie nur mit
Laub umgeben, was nicht des Erfrierens der Baͤume ſelbſt wegen, ſondern nur
geſchieht, um das Zerſpringen der Toͤpfe zu verhuͤten, welches außer dem Verluſt
der Toͤpfe noch das Unangenehme hat, daß der Baum verpflanzt werden muß,
was oft fuͤr denſelben nachtheilich iſt.
Was die einzelnen Obſtſorten anbetrifft, ſo fand ich, wie ſchon bemerkt, daß
der Apfel die Frucht iſt die unter allen ſich zum beſten für die Obſt-Orangerie
eignet, nnd unter dieſen beſonders die Reinetten- und Pepin-Arten, auch Calville
blanc eignet ſich gut zu dieſem Zweck. Wohl verdient auch pomme d'Amore
einen Platz, nicht allein wegen ſeiner reichen hoͤchſt wohlriechenden Bluͤthe im
Fruͤhjahr, ſondern auch wegen der reichlichen Frucht, die im Herbſte gleich den
Kirſchen, an langen Stielen mit ihrer ſchoͤn rothen und gelben Farbe prangt.
Man kann den Baum ſchon von bedeutender Groͤße in verhaͤltnißmaͤßig kleinen
Scherben haben, ſo beſitze ich ſeit 5 Jahren einen ſolchen von 6 Fuß Hoͤhe und 2
Zoll Staͤrke, der ſeit jener Zeit in einen Scherben von 12“ Hoͤhe und 13“ Weite
411
fich befindet und mir jährlich viele Früchte liefert. Wie lange man übrigens ein
Baͤumchen in der Obſt⸗Orangerie erhalten kann, davon habe ich an einem Rei—
netten⸗Baum ein Beiſpiel, den ich vor 11 Jahren, ſchon als tragbar zum Geſchenk
erhielt, und der noch jetzt jaͤhrlich die herrlichſten Fruͤchte traͤgt, ohne an Staͤrke
und Umfang bedeutend zugenommen zu haben.
Unter den Pflaumen gediehen in meiner Obſt-Orangerie beſonders die kleine
und große Mirabelle, die gelbe Aprikofen-Pflaume, Reine Claude und Prune
Ransleben, die erſte trug bei mir zuweilen ſo reichlich, daß ich jeden Zweig
unterflügen mußte, um zu verhuͤten, daß er durch die Laſt der Früchte einknickte.
Birnbaͤumchen wollten mir nie viel Bluͤthen, noch viel weniger viele Fruͤchte
bringen, am meiſten erhielt ich noch von der kleinen Fruͤh⸗Birnen Art, doch brachte
zuweilen auch Beurré blanc ein Paar Fruͤchte von anſehnlicher Groͤße.
Von Kirſchbaͤumchen erhielt ich nur von der großen Oſtheimer einige Fruͤchte,
eben wie von der Maikirſche; doch dienen dieſe Baͤumchen im Fruͤhjahr zu einer
großen Zierde einer Obſt-Orangerie durch ihre herrlichen und reichlichen Bluͤthen,
nur muͤſſen ſie, beſonders die Oſtheimer Kirſche im Herbſte ſtark verſchnitten wer—
den, ich ließ jedem Zweige nur 3 Augen, indem ſonſt die lang und duͤnn he—
rabhaͤngenden Zweige dem Baͤumchen ein unangenehmes Aeußere geben.
Aprikoſen und Pfirſichen find mir nie gelungen, was in den Mängeln die
meine Obſt-Orangerie hat, liegen kann.
Johannisbeeren, rothe und weiße, muͤſſen in einer Obſt-Orangerie nicht feh—
len, auf einer Hoͤhe geſtellt, ſo daß das Auge die Fruͤchte von unten her ſieht, ge—
währen, beſonders die rothen, durch das hindurchfallende Licht, einen ſehr angeneh⸗
men Anblick. Ueberdem macht ihre Erzielung die wenigſte Mühe; iſt ein ſchon
bedeutendes Johannisbeerbaͤumchen im Herbſte in gute Miſtbeet-Erde gepflanzt,
hat man ihm gleich anfangs einen hinlaͤnglich großen Topf gegeben, ſo traͤgt es
ſchon im folgenden Sommer einige Fruͤchte, und bringt dann mehrere Jahre hin—
tereinander deren ſehr reichlich. Ich beſitze ein weißes Johannisbeerbaͤumchen von
2“ im Stamme und 12° Zoll Staͤrke, welches ich vor 10 Jahren in einen Topf von
10“ Hoͤhe und 11“ Breite ſetzte, nach 6 Jahren verpflanzte ich es durch Ver—
ſchneiden der Wurzeln und gab ihm den naͤmlichen Topf, jaͤhrlich verſah ich es
wie alle meine Obſtbaͤume obenher mit friſcher Miſtbeet-Erde, und es liefert mir
412
jahrlich weit über 1 Metze der ſchoͤnſten Früchte, ohne ſelbſt in dieſer Zeit bedeu⸗
tend an Umfang zugenommen zu haben.
Zu Stachelbeeren muß nach meinen Beobachtungen, zum Einſetzen gleich ein
bedeutendes Baͤumchen genommen werden, doch erhielt ich bei allen erſt im ten
Jahre Früchte, die jährlich kleiner wurden, daher ich fie weniger als die Johan⸗
nisbeeren empfehlen moͤchte.
Bei der Himbeere habe ich gefunden, das es am rathſamſten iſt, im Herbſte
tragbare Schoͤßlinge in Töpfe zu verpflanzen und fie zu überwintern, fie tragen,
wenn ſie hinreichend Sonne haben, reichlich. Sich aber weiter mit ihnen zu be⸗
muͤhen, ſcheinen ſie nicht zu verdienen, denn die im Jahre aufſchießenden Ruthen, die
im folgenden Jahre tragen würden, erreichen meiſtens nicht die gehörige Staͤrke
und Reife, und liefern kleine und ſchlechte Fruͤchte.
Dies waͤre es, was ich uͤber meine Obſt-Orangerie ſagen koͤnnte, ich wuͤnſche
daß einiges darin von Intereſſe fein möge, nur bitte ich darauf Ruͤchſicht zu neh⸗
men, daß ich ſolches nur als einen Bewels mitgetheilt habe, wie leicht und unter
welchen ſuͤr Pflanzen unguͤnſtigen Bedingungen man ſich die Freude, die eine Obſt⸗
Orangerie bewirkt, verſchaffen kann. b
LVI.
Auszug
aus der Verhandlung aufgenommen in der 71ſten Verſammlung des Vereins
am Tten Dezember 1828.
I. Von dem Ausſchuſſe für die Baumzucht iſt die erforderte gutachtliche Aeuße—
rung eingegangen, über die im diesjährigen Juli⸗Hefte von Pohls Archio der
deutſchen Landwirthſchaft empfohlene Anwendung eines Umſchlags von ſchwarzer
Seife als Heilmittel gegen den Gummifluß der Kirſchbaͤume. Der Ausſchuß haͤlt
das Mittel zwar an ſich fuͤr zweckmaͤßig, aber nur in ſolchen Faͤllen mit Erfolg
anwendbar, wo das Uebel nicht durch die Beſchaffenheit des Bodens herbeigefuͤhrt,
ſeinen Urſprung in der Wurzel hat, wo dann nur Verſetzung des Baumes auf
einen beſſeren Standpunkte zum Zwecke fuͤhren duͤrfte, daher derſelbe empfiehlt,
bei Anlage einer Kirſchpflanzung immer darauf zu ſehen, daß der Untergrund
gehoͤrig locker ſei, und nicht aus fettem Thon oder todtem Kiesſand beſtehe,
wobei noch bemerkt wird, daß auch eiſenhaltiger Sand oft das fruͤhe Abſterben
der Kirſchbaͤume herbeifuͤhre.
Von mehreren anweſenden Mitgliedern ward dieſer Meinung im Weſentli⸗
chen beigetreten, indem man bemerkte, daß wiewohl bekanntlich alle Alkalien, mits
hin auch die in der ſchwarzen Seife enthaltenen derartigen Subſtanzen auf die
Rinde der Bäume vortheilhaft einwirken, indem die Vegetation dadurch ange⸗
regt wird, doch nur dann der Gummifluß gehoben werden duͤrfte, wenn der
ganze Baum an ſich geſund ſei und es bloß auf Heilung der Wunde ankomme.
414
II. Rückſichtlich der von dem Landrath Schmaling zu Quedlinburg gemel—
deten Erfahrung,
die im Fruͤhjahr wahrgenommenen (wahrſcheinlich durch Froſt herbeige—
fuͤhrten) perpendikulairen Riſſe an Spalier⸗Baͤumen dadurch zu heilen,
daß er mitten in der Wunde herunter und zwar einen Zoll, uͤber bis zu
einem Zoll unter derſelben, einen Einſchnitt bis auf das Holz gemacht,
worauf ſchon im erſten Sommer auf beiden Seiten des Einſchnittes
ſich eine neue Rinde gebildet und im zweiten Sommer die ganze Wunde
zugeheilt war,
bemerkt der betheiligte Ausſchuß in ſeiner hieruͤber eingeforderten Aeußerung, daß
dies Verfahren wohl nur bei jungen Baͤumen von Erfolg ſein moͤchte, wo die
Repro duktionskraft noch hinreichend ſtark ſei, um die Wunde zu ſchließen. Bei
alten Baͤumen ließe ſich dagegen von dieſer Wunde befuͤrchten, daß das durch den
Riß oder Schnitt frei gewordene Holz Brandſchaden bekomme; auch gehe, wenn
der Baum dabei ſtark im Saft ſei, dieſer oft in Gaͤhrung uͤber, und zerſtoͤre die
benachbarte Rinde bevor ſie zuſammenwachſen koͤnne, worauf leicht der Tod des
ganzen Baumes erfolge. Am beſten bleibe immer bei dergleichen Wunden, das
ſonſt ſchon bekannte Verfahren, naͤmlich die todte Rinde bis auf die geſunde weg
zu ſchneiden, und dann die ganze Oeffnung mit gutem Baum Moͤrtel, etwa dem
Forſythſchen Baumkitt, oder auch nur mit Lehm und Kubduͤnger zu beſtreichen.
III. Nach einer dem betheiligten Ausſchuſſe vorgelegten Mittheilung des
Herrn Barons von Kottwitz zu Nimptſch in Schleſien, wird von demſelben als
hauptſaͤchliches Hinderniß bei der Anzucht der ſuͤßen Mandelbaͤume (Amygdalus
dulcis) in unſerm Klima der Umſtand herausgehoben, daß die Baͤume in der
Regel bis zum Eintritte des Froſtes treiben, und dann nach in vollem Safte ſte—
hend um ſo leichter erfrieren. ö
Dieſem Uebelftande kann nach der Erfahrung des Herrn Einſenders durch
eine kleine Abſtutzung der Gipfel der Baͤume, einige Wochen vor Anfange des
Winters, begegnet werden, die — feiner Meinung nach — einen ſchnellern Rück,
tritt der Säfte des Baumes bewirkt, denſelben gegen die Kälte unempfaͤnglich
macht, und im naͤchſten Fruͤhjahre ihn zum fruͤhern Ausſchlagen der Blaͤtter
bringt. a
Der
415
Der Ausſchuß Halt dieſe Methode nicht unangemeſſen, indem die Cireulation
des Saftes dadurch zeitiger gemaͤßigt und das Holz früher zur Reife gebracht
werde, woher die Baͤume weniger vom Froſte litten, weil je reifer das Holz, es
um ſo mehr Kaͤlte ertragen koͤnne.
Von anweſenden Technikern wurde dagegen die Zweckmäßigkeit der Ein⸗
ſtutzung zu der angegebenen Zeit bezweifelt, mit dem Bemerken, daß es vors
zuziehen fein möchte, dieſe Prozedur unmittelbar nach der Bluͤthe, aber kurz vor
Johannis anzuwenden, da in der Regel jede Verletzung eines Baumes kurz vor
dem Winter nachtheilig einwirke, und ein Erfrieren deſſelben befuͤrchten laſſe, das
Holz, eben dieſer Verletzung wegen, nicht gehoͤrig reifen koͤnne.
IV. Herr Link referirte in der Kuͤrze einige Angaben aus der von dem Herrn
Regierungs⸗Rath Metzger auf der Zechlinſchen Glashuͤtte bei Rheinsberg einges
fandten der weiteren Erörterung vorbehaltenen Abhandlung über die Farben der
Blumen. Namentlich nahm derſelbe Veranlaſſung, von dem, nach Anfuͤhrung des
Herrn Einſenders, anſcheinend wie mit Tuſch aufgetragenem Sammetglanze der
Blumen die Urſache anzugeben, in der Vorausſetzung, daß dieſe nicht allgemein be—
kannt fein möchte. Es find nämlich alle auf dieſe Weiſe glänzenden Blumen,
ganz mit kleinen Warzen (Papillen) bedeckt, die wenn ſie groͤßer ſind, jenen Effekt
hervorbringen, wogegen diejenigen Blumen, denen die Papillen fehlen, auch ohne
jenen eigenthuͤmlichen Glanz ſind.
Gegen die Vorausſetzung des Herrn Einſenders, daß nur das Sonnenlicht,
nicht aber auch das Licht von Kerzen oder dergleichen auf die Pflanzen, und na—
mentlich auf die Farben derſelben von Wirkſamkeit ſei, nahm Herr Referent auf
die Erfahrung des Herrn Alexander von Humboldt Bezug, wenach nur die in
dunklen Schachten unter der Erde vorgefundenen Pflanzen ohne Glanz und Farbe
waren, waͤhrend diejenigen Pflanzen, welche in erleuchteten Schachten ſich fanden,
die lebhafte gruͤne Farbe wie auf der Erdoberflaͤche zeigten. Ferner gaben die
Bemerkungen des Herrn Einſenders uͤber den Wechſel der Farbe der Hortenſie
von roth in blau zu verſchiedenen Eroͤrterungen Veranlaſſung.
Mit Bezugnahme auf die in der Iten Lieferung unſerer Verhandlungen (S.
59.) von dem Herrn Hofgaͤrtner Fintelmann auf der Pfauen-Inſel mitgetheilte
chemiſche Analyſe der von ihm bei der Kultur der blauen Hortenſien benutzten, ges
Verhandlungen 5. Band. 56
416
wiſſe Antheile an Kohlen, Eifenoryd und phosphorſauren Kalk enthaltende Erdart,
und in Folge der von dem Verfaſſer aufgeſtellten Meinung, daß wahrſcheinlich das
Eifenoryd das wirkende Princip ſei, aͤußert naͤmlich der Herr Einſender wie es das
bei mehr auf die Verbindung des Oxydes mit den Säuren, entweder der Kohlen—
oder Phosphor⸗Saͤure, als auf das Eiſen-Oxyd ſelbſt anzukommen ſcheine, indem
ſchon von ſo vielen Gaͤrtnern der dortigen Gegend erfolgloſe Verſuche gemacht
worden ſeien, die Hortenſien durch eiſenhaltige Erde blau zu faͤrben.
Herr Referent haͤlt ſeinerſeits ebenfalls dafuͤr, daß von der Eiſenhaltigkeit der
Erde allein die blaue Farbe der Hortenſie nicht herruͤhre, indem z. B. auf Jsola
bella alle Hortenſien blau bluͤhen, waͤhrend die Erde keine Spur von Eiſen
enthaͤlt. f }
Andere Mitglieder der Verſammlung waren dagegen der oben angeführten
Meinung des Herrn Fintelmann, daß das Eifenoryd auf die Hervorbringung der
blauen Farbe der Hortenſien von Einfluß ſei, da ſie durch Anwendung deſſelben
dieſe Wirkung hervorgebracht.
Dagegen wurde wieder von anderen bemerkt, wie die Erfahrung gemacht
worden, daß Erde, in welcher ſchon blaue Hortenſien gezogen, dieſe Wirkung nicht
mehr hervorbringe, wenn ſie ein Jahr lang im Freien liegen geblieben, indeſſen
babe man durch Anwendung von Alaun, auch ſchon blaue Hortenſien erzielt.
Aus dieſen widerſprechenden Angaben ſcheint hervorzugehen, daß das Eiſen—
oryd in der That nicht als wirkendes Princip zur Hervorbringung der blauen Farbe
der Hortenſien zu betrachten iſt, ſondern daß dieſer Erſcheinung etwas anderes
zum Grunde liegt, weshalb fortgeſetzte Verſuche zur Erlangung eines genuͤgenden
Reſultats wuͤnſchenswerth ſind.
V. Im Verfolg der in dieſen Verſammlungen ſchon mehrfach zur Sprache
gekommenen Verſuche der Anwendung inlaͤndiſcher Graͤſer zur feinen Strohflech—
terei, legte Herr Fabrikenkommiſſionsrath Weber, mit Bezugnahme auf feine
fruͤhere Mittheilung uͤber dieſen Gegenſtand
(conf. Verhandlungen Ate Lieferung S. 445.),
zwei ſauber gearbeitete Damenhuͤte vor, wovon der eine aus den Halmen von
Aira canescens, der andere aus denen von Festuca pallens gefertigt war.
Beide fanden den allgemeinen Beifall der Verſammlung und wurden — insbe—
417
ſondere der erſtere — dem Italieniſchen Produkt aus Weizenſtroh ſehr nahe kom⸗
mend befunden, wonach alſo die Halme der in hieſiger Gegend wildwachſenden
Aira canescens (grauer Vocksbart) zu dieſer Art von feinem Flechtwerk vors
züglich geeignet erſcheinen. Auch Molina coerulea Mönch (Aira coerulea L.)
ft, wiewohl in geringerem Grade, nach den vorgezeigten Proben, dazu geeignet bes
funden und es iſt ſehr wuͤnſchenswerth, dieſen ‚Zweig vaterländifcher Induſtrie
ins Leben treten zu ſehen.
Da die Koͤnigliche Regierung in Erfurt, nach einem an den Verein gerich—
teten Schreiben vom 13ten d. M. beabſichtigt, dieſen Erwerbszweig im Thuͤringer
Gebirge zur Abwendung der drohenden Nahrungs Noth einzuführen, fo wird ders
ſelben hievon Mittheilung gemacht werden, im Hinweis auf den dieſen Gegen—
ſtand ſehr ausfuͤhrlich abhandelnden Aufſatz in der diesjährigen fünften Lieferung
der Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des 5 in den
Koͤnigl. Preußiſchen Staaten (S. 254. ff.)
VI. Ferner nahm Herr Fabrikenkommiſſionsrath Weber Gelegenheit der Ders
ſammlung uͤber die ſchnellen Fortſchritte des Seidenbaues in der Monarchie einige
Mittheilungen zu machen, wonach zu den Prämien des Gewerbe- Vereins ſich dies⸗
mal 63 Bewerber gemeldet, die zuſammen gegen 10,000 Pfund Kokons gezogen
haben, fo daß die diesjaͤhrige Geſammt⸗Erndte im Lande auf 30 bis 40,000 Pf.
Kokons ſich berechnen laͤßt.
Da der gute Fortgang dieſes erfreulichen Aufſchwunges rtf mit
davon abhaͤngt, daß die Seidenzuͤchter in den Stand geſetzt werden, auf leichte
Weiſe ſich mit Maulbeerbaͤumen zu verſehen, fo wird von Seiten des Gartenbau
Vereins, durch angemeſſene Verabreichung von Saͤmlingen aus der Landes Baum—
ſchule in den dazu geeigneten Fällen gern dazu beigetragen werden.
Auch hat der thaͤtige Vorſteher der Landesbaumſchule zu Potsdam, Herr
Garten⸗Direktor Lenne dafür geſorgt, daß daſelbſt ſtets hinlaͤngliche Quantitaͤten
von jungen Maulbeerbaͤumen zu billigen Preiſen Ceinjährige Pflanzen a 10 Sgr.
zweijährige a 24 Sgr. pro Schock im Detail-Handel und reſp. a 6 und 15 Sgr.
im Actien Verbande) vorraͤthig zu haben find. Mehrere Mitglieder des Vereins,
namentlich Herr Kaufmann Hotho hieſelbſt, und Herr Regierungsrath von Tuͤrk
in Potsdam, haben ebenfalls beträchtliche Maulbeer-Ausſaaten gemacht. Insbe⸗
56 *
418
fondere iſt die Anlegung der in Frankreich üblichen heckenfoͤrmigen Pflanzungen
zur Erleichterung der Seidenzucht ſehr zu empfehlen.
Der Direktor knuͤpfte hieran den Vortrag des von dem Herrn Amtmann
Hout in Mannheim eingeſandten zur Aufnahme in unſere Druckſchriften beſtimm⸗
ten ſehr zweckmaͤßigen Aufſatzes uͤber die Pflanzung der Maulbeerbaͤume in
Deutſchland. “)
VII. Nachdem die erbetene Aeußerung des Herrn Geheimen Medizinal-Raths
Dr. Klug zu der in der Verſamnlung vom Sten Oktober c. (ekr. S. 285 des
Heftes) erwaͤhnten Abhandlung des Herrn Profeſſors Treviranus uͤber ein den
Kiefern⸗Pflanzungen ſchaͤdliches Inſekt (Lyda erythrocephala), in Bezug auf
die Mittel zu deſſen Vertilgung, nunmehr eingegangen, wird davon durch Auf—
nahme in die Verhandlungen Mittheilung gemacht werden. **)
VIII. Vom Herrn Hofgaͤrtner Boſſe in Oldenburg iſt uns die intereſſante
Mittheilung eines Verfahrens gemacht worden, durch welches ihm die Heilung
einer kranken Amaryllis-Zwiebel gelungen, und das auch bei anderen Blumen—
Zwiebeln einen gleichen Erfolg verſpricht.
Der Aufſatz ward verleſen, und wird in die Verhandlungen aufgenommen
werden,“) um die Veranlaſſung zu weiteren Verſuchen der Art zu geben, von
deren Reſultaten fernere Mittheilung gewuͤnſcht wird.
IX. Derſelbe Herr Verfaſſer beſtaͤtigt in einem anderen, gleichfalls zur Auf
nahme in die Druckſchriften beſtimmten Aufſatze, ****) die in der 10ten Lieferung
unſerer Verhandlungen S.7 mitgetheilte Bemerkung, daß die ſich ſelbſt uͤberlaſ⸗
ſenen oder mit dem eigenen Blumenſtaube befruchteten Paſſions-Blumen ſeltener
Fruͤchte anſetzen, als diejenigen, welche mit dem Bluͤthenſtaube anderer Arten
befruchtet werden.
Dergleichen aufmerkſame Verfolgungen der in unſeren Verhandlungen gege⸗
benen Andeutungen koͤnnen dem Vereine nicht anders als ſehr angenehm ſein.
X. Die ſchon in der Verſammlung vom 6ten März v. J.
*) S. Nr. LVII.
e) S. Nr. LVIII.
5e) S. Nr. LIX.
vue) S. Nr. LX.
419
(Verhandlungen Ite Lieferung S. 231.)
erwahnte Abhandlung des Herrn Hofgarten-Inſpektors Sckell zu Nymphenburg bei
Muͤnchen uͤber den Charakter des regulairen und des natuͤrlichen Gartenſtyls, iſt
von dem betheiligten Ausſchuſſe zurückgekommen, und wird, in Betracht des für
die bildende Gartenkunſt ſehr anziehenden Gegenſtandes in unſere Verhandlungen
aufgenommen werden.“) f
XI. Der Herr Kunſtgaͤrtner Touſſaint in Berlin hat uns, in Bezug auf
die in der September⸗Verhandlung vorgekommenen verſchiedenen Bemerkungen
uͤber Kartoffelbau
(conf. S. 264. d. Hefts ad X. b.)
folgende intereſſante Erfahrung mitgetheilt.
Im Jahre 1826 waren naͤmlich einige Saat⸗Zuckerkartoffeln in einem Kel⸗
ler, deſſen Boden trockner Sand iſt, unter Torfſchutt liegen geblieben. Nachdem
im Monat May d. I., alſo nach Verlauf von anderthalb Jahren, der Torfſchutt
ausgeſiebt und im Garten zur kuͤnftigen Benutzung als Erde aufgeſchuͤttet ward,
bemerkte der Berichterſtatter, daß einige Kartoffeln darin aufgingen; er unterſuchte
dieſelben und fand ſie ganz zuſammengeſchrumpft von der Groͤße einer Erbſe. Des
Verſuchs halber wie die Kartoffeln in Torferde gedeihen möchten, ließ Herr Toufs
ſaint die eben beſchriebenen Kartoffeln darin liegen, und erhielt von dieſen kleinen
ganz zuſammengeſchrumpften Kartoffeln, deren eine hoͤchſtens + Quentchen gewo⸗
gen haben konnte, einen Ertrag von 5 Metzen der in der Verſammlung produeir⸗
ten, ungewoͤhnlich großen, und bis zu 21 Loth ſchweren Früchte, die übrigens ganz
die Natur der Zuckerkartoffeln behalten, und etwa 4 Monate bis zu ihrer voͤlligen
Reife gebraucht hatten.
Da dem Direktor erinnerlich iſt, daß in der Gegend des Wartebruchs, wo
der Torfgrund praͤdominirt, ſehr ergiebige Kartoffel⸗Erndten ſtatt finden, fo werden
von Mitgliedern der dortigen Gegend uͤber den gewoͤhnlichen Ertrag der auf
Torf⸗Erde ausgelegten Kartoffeln weitere Nachrichten eingezogen werden.
) S. Nr. LXI.
Ferrer
LVII.
u e ber
die Pflanzung der Maulbeerbaͤume und die Seidenzucht
in Deutſchland
von
dem Herrn Amtmann Hout in Mannheim.
J n mehreren Gegenden Deutſchlands, beſonders in Preußen und Baiern, bemerkt
man einen regen Eifer, Maulbeerbaͤume zu pflanzen, um in der Folge Seide zu
ziehen. Da die Erfahrung in fruͤheren Jahren gelehrt hat, daß die in Deutſch⸗
land erzielte Seide nicht blos brauchbar, ſondern ſelbſt den beſten italieniſchen Sor⸗
ten an Gute nnd Schoͤnheit gleich iſt, fo ſcheint dieſer Eifer ſehr zweckmaͤßig zu
ſein. Denn es iſt auf jeden Fall beſſer, durch die Gewinnung dieſes koſtbaren,
ſchon laͤngſt zum Beduͤrfniß gewordenen Stoffes im Lande ſelbſt, und durch die
Bearbeitung deſſelben lieber unſeren duͤrftigen Mitbuͤrgern Arbeit, folglich Ver—
dienſt, zu verſchaffen, als jenen in Italien und Frankreich. Da ich in meiner Zus
gend die Seidenzucht in der Rheinpfalz, wo ſie bekanntlich ſehr weit gediehen war,
Jahre lang vor Augen hatte; und vor ungefaͤhr 15 Jahren ſelbſt eine bedeutende
Pflanzung von weißen Maulbeerbaͤumen anzulegen und alle Zweige dieſer Induſtrie,
vom Saͤen der Bäume an, bis zur Verfertigung der kuͤnſtlichſten Zeuge aus inlaͤn—
diſcher Seide zu bearbeiten Gelegenheit fand, ſo glaube ich, berechtigt zu ſein,
uͤber dieſen Gegenſtand auch ein Wort mitzuſprechen.
Ich kenne die in Italien und Frankreich uͤbliche Weiſe, die Seide zu erzie—
421
hen, aus den beften Schriften, und hatte Gelegenheit, die Kunſtfertigkeit von Maͤn⸗
nern zu benutzen, die in Italien und Frankreich ſowohl das Pflanzen der Mauls
beerbaͤume, als die Gewinnung der Seide praktiſch kennen lernten. Ich bemerke
im Voraus, daß ſowohl durch ſchriftliche Zeugniſſe aus fruͤherer Zeit, als durch
elgene Erfahrung, ich mich uͤberzeugt habe, daß die deutſche Seide, wenigſtens die
in den hieſigen Gegenden gewonnene, ganz vorzuͤglich iſt. Bei den Zeugen die
ich weben ließ, hatte ich das Vergnuͤgen, zu bemerken, daß die Arbeiter, die doch
nur an das Verweben franzoͤſiſcher und italieniſcher Seide gewöhnt waren, die unſ—⸗
rige weit vorzogen. Es würde zweckwidrig fein, wenn ich alle Urſachen hier aufs
zaͤhlen wollte, aus welchen, in den erſten Jahren der franzoͤſiſchen Revolution, die
Maulbeerbaͤume in der Rheinpfalz vernichtet wurden. Aber eine der Hauptur⸗
chen muß ich doch anführen, weil ich dafür halte, daß die Kenntniß und Vermei⸗
dung derſelben zu dem Gedeihen des wieder aufbluͤhenden Gewerbszweiges viel
beitragen kann.
Man befolgte beim Pflanzen der Maulbeerbaͤume das Verfahren der Franzo—
ſen und Italiener. Man pflanzte beinahe nichts, als Hochſtaͤmme, und dieſe in
die Mitte der Felder, die groͤßtentheils zum Getreidebau beſtimmt waren. Da
die ganze Sache als ein Monopol behandelt wurde, ſo zwang man die Feldbeſitzer,
fuͤr jeden Morgen Feld eine gewiſſe Anzahl Baͤume von der bevorrechteten Sei—
denbaugeſellſchaft zu kaufen, auf die Aecker zu pflanzen und die abgehenden immer
wieder zu erſetzen, ohne die geringſte Ruͤckſicht darauf zu nehmen, ob die Grund»
ſtüͤcke oder ihre Beſitzer für dieſe Kultur paßten. Dies war ſchon Grund genug,
die ganze Sache verhaßt zu machen. Die größere Wärme in Italien und Frank
reich verurſacht, daß dort Getreide, Gemuͤſe und ſelbſt Wein unter dem Schatten
der Baͤume recht gut gedeiht; ja in manchen Lagen wuͤrden, ohne den Schatten
der Baͤume, die angefuͤhrten Erzeugniſſe in heißen Jahren zu Grunde gehen.
Dies iſt jedoch in Deutſchland ganz anders; wir haben der Waͤrme ſelten
zu viel, und ſelbſt in jenen Gegenden des Rheins, wo Wein von befonderer Güte
gebaut wird, und deren Clima ſehr viele Aehnlichkeit mit jenem des noͤrdlichen Ita—
liens hat, muß der Landwirth, der mit Vortheil vorzuͤgliche Erzeugniſſe liefern will,
ſchlechterdings Getreide, Wein und ſelbſt die zum Gemuͤſe dienenden Kohlarten,
ganz getrennt, auf beſonderen Feldern erbauen. In unſerem Clima gedeiht das
422
Getreide, noch viel weniger Gemuͤſe und Wein, nicht in dem Schatten hoher,
dichtbelaubter Baͤume, und wenn man hier und da, in der Naͤhe der Wohnungen,
Gemuͤſe, Wein nnd Getreide auf einem Felde vereint findet, fo iſt dieſe Kultur—
art eigentlich zum Gartenbau zu rechnen, und der gewoͤhnliche Erfolg iſt, daß man
mit uͤbertriebenen Koſten ſchlechten Wein und ſchlechtes Gemuͤſe erntet; Gartens
wein iſt bei uns gleich bedeutend mit ſchlechter Bruͤhe. Beim Gartenbau treten
uͤberdies beſondere Verhaͤltniſſe ein, die nicht zur Richtſchnur dienen koͤnnen, und
eine gute Feldpolizei duldet keine Baͤume in den Weinbergen. Dazu kommt noch,
daß die in die Aecker gepflanzten Baͤume die Bearbeitung des Feldes durch Pfluͤ—
gen, Eggen, Walzen ſehr hindern. Die Baͤume werden, beſonders in ihrer Ju—
gend, theils durch die Rohheit der Ackerknechte, theils ſelbſt ohne Verſchulden der
Arbeiter, Häufig an den Rinden und Wurzeln verletzt. Die Maulbeerbaͤume aber
koͤnnen die Beſchaͤdigungen weniger vertragen, als unfere gewoͤhnlichen Obſtbaͤume;
eine geringe Verletzung verurſacht, wie ich mich durch Erfahrung uͤberzeugt habe,
oft den Tod des Baumes, indem aus den Wunden ein brauner Saft ausfließt,
wodurch das dem Baume eigenthuͤmliche Harz verloren geht, und das Abſterben
des Baumes durch Vernachlaͤßigung herbeifuͤhrt. Das ſtarke Duͤngen mit fri—
ſchen, thieriſchen Abgaͤngen ſchadet gewiß auch der Guͤte der Seide, und mag oft
genug auch das Abſterben des Baumes nach ſich ziehen. Dies ſind die Nach—
theile aber noch nicht alle. Die Maulbeerbaͤume erwachſen in gutem Boden zu
der Größe der Kirſch⸗ und Apfelbaͤume, und ihr Schatten ſchadet offenbar, von
der Haͤlſte des Mais bis gegen Ende des Junius, dem Wachsthum der auf das
Feld gepflanzten Gewaͤchſe. Der Hauptuͤbelſtand iſt aber noch zu beruͤhren.
Um die Blaͤtter in dieſer Zeit, der einzig ſchicklichen zur Seidenzucht, abpfluͤk—
ken zu koͤnnen, muß man die Felder betreten. Mehrere Menſchen ſchleppen hohe
Leitern herbei, befteigen die Baͤume, ſammeln die Blättern, und da in jener Zeit
das Getreide ſchon eine bedeutende Höhe erreicht hat, fo wird gewiß eben fo viel
an dem Ertrag des Getreides geſchadet, als die Seidenernte Nutzen bringen kann.
Die Beſitzer großer Felder koͤnnen ſich ſelten mit dem Seidenbau abgeben, ſon—
dern muͤſſen die Blätter an die aͤrmere Menſchenklaſſe verkaufen, welche das Ers
ziehen der Seidenraupen, um einen Nebenverdienſt zu haben, beſorgen. Wenn
denn nun auch, in den zum Getreidebau beſtimmten Feldern, nach einer langen
Reihe
423
Reihe von Jahren, die Maulbeerbaͤume aufkommen, fo entftehen fo viele Uebel⸗
ſtaͤnde und Zaͤnkereien zwiſchen dem Eigenthuͤmer und dem Arbeiter, daß gar
nicht zu erwarten ſteht, daß auf dieſem Wege der Seidenbau in jener Ausdeh⸗
nung eingefuͤhrt wird, in welcher er allein dem Lande Vortheil bringen kann.
Nach meiner Anſicht, die ſich auf lange Erfahrung gruͤndet, bleibt, wenn man
die wirklich ſehr nuͤtzliche Seidenzucht einführen will, nichts übrig, als die Maul—
beerbaͤume auf beſondere Felder zu pflanzen, — und das ganze Grundſtuͤck dieſem
Zwecke ausſchließend zu widmen. Jeder der Luſt hat, Seide zu ziehen, bepflanzt
ein größeres ader kleineres Feld, wo moͤglich in der Nähe des zum Füttern der
Raupen beſtimmten Gebaͤudes, ganz mit Maulbeerbaͤumen. Der Boden darf nicht
ſumpfig oder dem Quellwaſſer ausgeſetzt ſein, muß, ſo viel moͤglich, eine erhoͤhte
Lage haben und die Sonne den groͤßern Theil des Tages genießen. In Gegen
den, wo Wein und zartere Obſtſorten gebaut werden, darf man nur die Maul;
beerpflanzungen den Weinbergen von gutem Ertrage ſo nahe als moͤglich bringen,
und man wird ſeinen Zweck gewiß erreichen. Es giebt kaum ein Dorf, wo nicht
ſchlecht, oder gar nicht benutztes Feld genug vorhanden waͤre, um eine Pflanzung
anzulegen, die hinreichend iſt, jenen Theil der Gemeinde, der ſich mit der Seiden—
zucht abgeben kann, hinreichend zu befchäftigen. Wollte man blos Hochſtaͤmme
pflanzen, ſo wuͤrden viele Jahre darauf gehen, ehe man einen Ertrag erwarten
koͤnne. Ich muß daher aus langer Erfahrung rathen, die dem Seidenbau gewid—
meten Grundſtuͤcke groͤßtentheils mit Zwerg- oder Buſchbaͤumen zu bepflanzen.
Dieſe gewaͤhren in wenigen Jahren, ſelbſt im bloßen Sandboden, wo Hochſtaͤmme
gar nicht aufkommen wuͤrden, eine reichliche und bequeme, folglich wohlfeile
Blaͤttererndte.
Es iſt ein bloßes Vorurtheil, wenn man glaubt, daß die Blaͤtter dieſer
Baͤume keine gute Seide gewaͤhren. Die dahier gezogene, und zu den ſchoͤnſten
Zeugen verarbeitete Seide, iſt blos das Erzeugniß einer ohngefaͤhr 5 Morgen gro—
ßen Pflanzung von Zwergbaͤumen, die mit einer Hecke eingefaßt iſt. Das Laub
dieſer Befriedigung, die gleichfalls aus Maulbeerſtaͤmmchen beſteht, dient vorzuͤg⸗
lich zum Futter in der erſten Haͤlfte des Lebensalters der Naupen.
Die Bäume koͤnnen in einem guten Sandboden in einer Entfernung von 8,
und in lehmiger Erde von 10 Fuß gepflanzt werden. Man erzieht einen Schaft
Verhandlungen 5. Band. 57
42⁴4
von 1 bis 2 Fuß, und ſorgt daß die Krone ohngefaͤhr kelchartig, das iſt hoh
von innen, ſich ausbilde.
Damit iſt jedoch nicht geſagt, daß man gar keine Hochſtaͤmme pflanzen ſoll.
Gemeinden und groͤßere Gutsbeſitzer thun ſehr wohl daran, wenn ſie ganze, bisher
wenig benutzte, oder ſchwer mit dem Pfluge zu bearbeitende Felder damit bepflan⸗
zen; das Verkaufen des Laubes wird in der Folge den Werth dieſer Grundſtuͤcke
ſehr erhöhen. In Italien ſchaͤtzt man den Ertrag eines erwachſenen Maulbeer⸗
baums auf 5 — 10 Gulden. Bis zur Benutzung der Baͤume wird der Anbau
von Kartoffeln, Heidekorn, oder blos der Graswuchs einigen Gewinn abwerfen.
Beinahe in allen Gegenden befinden ſich Dorf- und Gemarkungswege, welche we—
nig befahren werden; auch dieſe koͤnnen mit Vortheil mit hochſtaͤmmigen Maul
beerbaͤumen beſetzt werden; an dieſer Stelle thun ſie dem Ackerbau wenig Scha—
den, und das Laub kann leicht gepfluͤckt werden. An viel befahrenen, folglich ſtau⸗
bigen Landſtraßen ſind Maulbeerbaͤume fuͤr die Seidenzucht beinahe ganz verloren,
indem der Staub den Raupen ſchaͤdlich iſt, und das Waſchen und Trocknen der
Blaͤtter mehr Unkoſten als Gewinn bringt.
Ich halte es für unnoͤthig, über die Pflanzung der Maulbeerbaͤume und die
Wartung der Seidenraupen etwas zu ſagen. Wer im Großen mit der Seiden—
zucht ſich beſchaͤftigen will und keine Kenntniß davon hat, kann ſich am beſten
durch das „Lehrbuch des Seidenbaues für Deutſchland von dem Staatsrath von
Hazzi, Muͤnchen 1826“ belehren; die darin bezeichnete Behandlung iſt jene des
Grafen Dandolo zu Mailand, der theoretiſch und praktiſch in dieſem Kultur-Zweige
Epoche machte. Sonſt geben eine Menge kleiner deutſcher Schriften uͤber den Sei—
denbau hinreichende Auskunft. Am beſten lernt der Landmann die an ſich ſehr
einfache Erziehung der Raupen, wenn er dieſe in der Naͤhe ſehen, oder ſelbſt mit
Hand anlegen kann. Der Landmann lieſt ſelten und hat zu Buͤchern kein
Zutrauen. Wenn es alſo einer Regierung Ernſt iſt, den Seidenbau zu befördern,
ſo waͤre, nach meiner Anſicht, das zweckmaͤßigſte Mittel, durch die landwirthſchaft—
lichen Vereine, die beinahe in jedem deutſchen Lande vorhanden ſind, an ſchicklichen
Stellen Muſter-⸗Anſtalten zu veranlaſſen, wo die Landleute, befonders ihre Kinder
das ganze Verfahren durch Anſicht und Mithuͤlfe lernen koͤnnen. Das Pflanzen
425
und Behandeln der Maulberrbaͤume felbft iſt nicht von jenem verſchieden, das
bei den gewoͤhnlichen Obſtbaͤumen Statt findet.
Sollte Jemand naͤhere Auskunft verlangen, ſo bin ich bereit, auf freie
Briefe zur beſſeren Ueberzeugung kleine Muſter von Seide und der daraus
gewebten Zeuge unentgeldlich zu uͤberſenden. Dieſe Muſter wurden aus Seide
verfertigt, die blos durch Laub von Zwergbaͤumen und Hecken erzielt wurde.
So kann ich auch Baumſchulen nachweiſen, wo Maulbeerbaͤume einzeln und
in Parthien, im Inlande gezogen, um billige Preiſe zu haben find.
57 *
e eee eee EST
LVIII.
Ueber
ein den Kieferpflanzungen ſchaͤdliches Inſekt.
(Hierzu die Abbildung Tafel III.)
Wobrand der Monate Mai und Juni dieſes Jahres (1828), zeigte ſich in eis
ner Kiefer- und Tannenpflanzung des botaniſchen Gartens zu Breslau ein ſehr
ſchaͤdliches Inſekt, welches die Aufmerkſamkeit der Gartenbeſitzer, mehr, wie ich
glaube, verdient, als es bis jetzt erhalten hat, denn wenn es auch vermoͤge hinzu—
getretener guͤnſtiger Umſtaͤnde keine großen Verwuͤſtungen anrichtete, gab es doch
den Baͤumen fuͤr den ganzen erſten Theil des Sommers, ein ekelhaftes und kah—
les Anſehen. Es war dieſes die Larve von Tenthredo erytrocephala L.
(Lyda erytrocephala Fabr.) einem ſonſt ziemlich ſeltenen Inſekte, welches
aber in ſolcher Menge ſich zeigte, daß auf jedem Zweige ſich mehrere Individuen
befanden. Den Anfang ihres Erſcheinens kann ich nicht genau beſtimmen, da ich
erſt durch ihre Verwuͤſtungen aufmerkſam auf ſie wurde; allein nach der Mitte
des Juni waren keine mehr ſichtbar, ſo daß alle ſich unter der Erde verpuppt zu
haben ſchienen. Sie zeigten ſich am haͤufigſten an Pinus Strobus, ſeltener an
P. sylvestris, und an P. Abies, Larix und Picea die mit jenen vermiſcht
fanden, habe ich keine wahrgenommen. So häufig waren dieſe Thiere, daß auf
einem Stuͤcke Land, etwa von der Groͤße eines Morgen von mehreren hundert
mannshohen Weymouths-Kiefern kaum eine frei davon war. Betreffend die Art
der Beſchaͤdigung, ſo waren faſt ſaͤmmtliche Nadeln des vorjaͤhrigen Schuſſes bis
427
auf den Grund abgenagt; zugleich aber diefer ganze Theil des Baͤumchens mit
einem Geſpinſt uͤberzogen, in welchem uͤberall der braune Koth des Thieres hing,
nebſt abgebiſſenen und vertrockneten Nadeln, fo daß der Zweig hier wie verdorrt
ausſah, dagegen war die Spitze der Zweige d. h. der ganze diesjährige unausge⸗
bildete Schoͤßling in keinem von mir geſehenen Falle von der Larve angegriffen;
jedoch begreiflicher Weiſe war die Ausbildung deſſelben unter den obwaltenden Um;
ſtaͤnden zuruͤckgehalten, fo daß um Johannis die Nadeln noch nicht die Haͤlfte ih⸗
res Geſammtwachsthums erlangt hatten. Die Nachtheile davon wuͤrden groͤßer ge—
weſen fein, hätte nicht die zu dieſer Zeit eingetretene ſehr fruchtbare Witterung,
wobei Regen und Sonnenſchein aufs ſchoͤnſte abwechſelten, das Wachsthum ſo
beſchleunigt, daß jetzt am Ende des Sommers die ſonſt gewiß verderblichere Wir;
kung jener Larven nur noch durch Blaͤtterarmuth, fo wie durch mindere Ausbil—
dung des diesjaͤhrigen Schoͤßlings ſich verraͤth. Da dieſes Thier zu den ſeltene⸗
ren gehoͤrt, ſo wird vielleicht nicht viel davon fuͤr unſere Gaͤrten zu beſorgen ſein,
indeſſen waͤre es doch der Muͤhe werth, daß Entomologen, mit der Lebensart deſ⸗
ſelben bekannt, Vorſchriften an die Hand gaͤben, wie den etwanigen Verwuͤſtun⸗
gen durch daſſelbe vom Gärtner vorzubeugen wäre.
Aus den mitgeſandten Kieferzweigen wird die Art der Beſchaͤdigung ſich
durch eigene Anſicht ergeben, fo wie aus der beiliegenden Abbildung die Form
und Faͤrbung der genannten Larve, indem die des vollkommeneren Thieres in den
Werken mehrerer Entomologen dargeſtellt iſt, auf welche hier daher verwieſen wer⸗
den muß.
Breslau im September 1828.
Treviranus.
Bemerkungen zu dem vorſtehenden Aufſatz.
Die Larven der Lyda erytrocephala, zeichnen ſich, wie die aller Arten
der Gattung Lyda, durch den gaͤnzlichen Mangel der Bauchfuͤße aus, daher
ſie eben genoͤthigt ſind, ſich in gemeinſchaftlichen Geſpinſten aufzuhalten, weil ſie an
den Blaͤttern ſich nicht gleich andern Raupen feſthalten koͤnnen. Schrank (in der
Fauna boica) nennt ſie deshalb Sackleiterwespen, und er und Degeer haben wohl
am ausfuͤhrlichſten der Lyda-Larven gedacht, letzterer auch (Tom. II. 2 Pl. 40)
428
ein Bild von dem Zufammenleben folcher Larven in den von ihnen gefponnenen
Netzen gegebene Lyda erythrocephala iſt übrigens nicht ſehr gemein, jedoch
auch keinesweges ſelten. Von einem Vorkommen in ſolcher Menge, daß ſie den
Waldungen ſchaͤdlich geworden waͤren, iſt mir nichts bekannt geworden. Es moͤchte
daher auch zur Verhuͤtung eines Schadens, da es hoͤchſt ungewiß iſt, ob und
woher er zu fürchten, nichts geſchehen koͤnnen. Es moͤchten vielleicht die Larven, wo
ſie vorhanden, durch Anſchlagen an die Baͤume zum Herausfallen aus ihren Ge—
ſpinſten zu bringen ſein, und wuͤrden dann durch Klettern, wozu ſie ganz untuͤch—
tig ſind, nicht wieder auf die Baͤume gelangen koͤnnen, doch weiß ich nicht, wie
ſicher das Geſpinnſt ſie haͤlt, ob daher das Anſchlagen ihnen oder den Baͤumen
mehr ſchaden würde, ob fie nicht an einem Spinnfaden hängen bleiben und an
demſelben ſich wieder heraufhelfen koͤnnen, da es wahrſcheinlich iſt, daß fie, um we—
gen ihrer Verwandlung, die ſie in der Erde beſtehen, zu derſelben zu gelangen ſich
an einen Faden herablaſſen u. ſ. w. Es wäre in vorkommenden Fällen das Ans
klopfen wohl zu verſuchen, und um ſo mehr ausfuͤhrbar, wenn wirklich von weiter
verbreitenden Verwuͤſtungen durch jene Larven überhaupt nichts bekannt ſein ſollte.
Die Larven ſollen wenn man ſie eingeſperrt haͤlt, ſchwer oder gar nicht zur Ver—
wandlung zu bringen ſein, und es hier ſehr darauf ankommen, daß die Erde we—
der zu feucht noch zu trocken ſei, da ſie in dem einen, wie in dem andern Falle
vor der Verwandlung abſterben. Vielleicht liegt bierin mit ein Grund, daß ſie
nur in beſchraͤnkter Zahl vorzukommen pflegen *).
Berlin den 2ten November 1828.
Klug.
*) Herr Hapf, Forſtbeamter zu Mulkwitz in der Nieder-Lauſitz, hat ſeit mehreren Jahren eine
Art Blattwespe oder Tenthredo beobachtet, welche den Kieferforſten bereits viel Schaden
gebracht hat. Dies Thier gehört zur Abtheilung, welche man jetzt Lyda oder Cephalcia
neunt, hat als Larve 8 Füße und weiß ſich, bloß vermittelſt eines feinen Geſpinnſtes,
zwiſchen den Nadeln der Bäume ſo zu befeſtigen, daß kein Schütteln, ſelbſt das des
Sturmes, es aus feiner Stelle zu werfen vermag. Voſſ. Zeit. Nr. 11. v. 1829.
rr e e IIND
LVII.
Ueber
die Heilung einer kranken Amaryllis⸗Zwiebel
von
dem Hofgaͤrtner Herrn Boſſe in Oldenburg.
Ene große der Zwiebel Amaryllis revoluta, welche ſchon mehrmals gebluͤht
hatte, gerieth im Winter 1833 durch Tropfenfall, im Herzen, bis etwas über die
Mitte in Faͤulniß. Ich verſuchte dieſes einzige Exemplar, welches ich nur beſaß,
auf folgende Art zu heilen, welches mir uͤber meine Erwartung gelang. Ich nahm
die Zwiebel ohne die geringſte Wurzel Verletzung aus der Erde, ſchnitt die obere
Hälfte derſelben fo weit hinweg, als die Faͤulniß eingedrungen war, bedeckte dies
fen horizontalen Abſchnitt mit Kohlenſtaub und ſtellte die Zwiebel aufrecht an eis
nen trockenen Ort des Treibhhauſes, indem ich zugleich die Wurzeln mit feuchtem
Sande umgab. um das Austrocknen derſelben zu verhuͤten. Nachdem die Wunde
voͤllig betrocknet war, beſtrich ich ſolche, wider das Eindringen der Feuchtigkeit
von oben, mit Baumwachs und ließ nur das Centrum frei, damit das Herz Luft
behalte, um aufs neue empor zu wachſen. Darauf pflanzte ich die Zwiebel in
einen engen Topf, nur eben hinreichend, die erforderliche Ausbreitung der Wur—
zeln zuzulaſſen und unten 1 Zoll hoch mit feinen Scherben gefuͤllt. Die Zwie—
bel ſtand einen Zoll über und etwa 8 Linien tief in der Erde und zwar in einer Mis
ſchung von ſehr ſandiger Heide-Erde, einen Theil Raſenerde und etwas grobem Kies.
Die Zwiebel ſelbſt umfuͤtterte ich mit weißem Sande. Nach dieſer Qperation —
430
welche zu Ende des Februars geſchah, wurde der Topf in ein warmes Melo⸗
nen⸗Beet verſenkt, ſpaͤrlich am Rande umher befeuchtet und gegen das ſchnelle
Austrocknen mit Moos belegt. Nach einigen Wochen fing die Zwiebel an zu
treiben und im September hatte dieſelbe faſt ihre voͤllige eifoͤrmige Geſtalt
wieder gewonnen, indem ſie aus der Mitte die Ringe nach und nach empor⸗
hoben und die verlorene obere Hälfte der Zwiebel produeirten. Dieſem Beiſpiele
zufolge darf ich nicht bezweifeln, daß aͤhnliche Krankheiten an Zwiebeln auf
gleiche Weiſe getheilt werden koͤnnen.
LX.
. eee eee eee BEINE eee
LX.
ueber
die Befruchtung der Paſſions-Blumen
von
dem Hofgaͤrtner Herrn Boſſe in Oldenburg.
In der 10ten Lieferung der Verhandlungen der Gartenbau-Vereins zu Berlin
wird Seite 7. erwähnt, daß Paſſions Blumen, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, oder mit dem
eigenen Pollen befruchtet, ſeltener Fruͤchte anſetzen, als wenn ſie mit dem Pollen
anderer Arten derſelben Gattung gegenſeitig befruchtet werden. Dieſe Beobach—
tung iſt meiner Erfahrung nach ſehr richtig; denn ich befruchtete im Sommer
1825 mehrere Arten mit ihrem eigenen Pollen und nur P. alata trug danach
ein Paar Fruͤchte. Ferner befruchtete ich die Bluͤthen der Baſtard-Art P. coe-
ruleo-racemosa mit dem Pollen der P. princeps-racemosa mit dem Pollen
der P. princeps, P. princeps (racemosa) mit dem Pollen von P. coeruleo-
racemosa und filamentosa, P. coerulea, mit dem Pollen von P. alata.
Von allen dieſen habe ich Fruͤchte erhalten und mehrere Baſtarde gezogen,
von denen ſich einige durch außerordentlich ſchmale, roth geaderte Blaͤtter aus—
zeichnen. Von der zuletzt erwaͤhnten Befruchtung wurde aber der Samen nicht
vollkommen reif, weil die Witterung zu rauh wurde. Alle Exemplare, bei de—
nen ich die Kreuzung vornahm, ſtehen im freien Boden eines Erdbeetes. Die
Früchte von P. coeruleo-racemosa nähern ſich mehr der cylindriſchen Form
derjenigen von P. racemosa, als der eiformigen Form der Fruͤchte von P. coe-
Verhandlungen 5. Band. 58
432
rulea. Passiflora Kermesina ſcheint gern Früchte zu bringen, wenn fie mi
eigenem Pollen befruchtet wird; denn meine Pflanze, welche ich der Güte des
Herrn Garten⸗Direktor Otto verdanke, brachte nach der Befruchtung der erſten
Blume eine 10 Linien lange Frucht, welche ſicher zur Vollkommenheit gelangt
waͤre, wenn man ſie nicht aus Unvorſichtigkeit abgebrochen haͤtte. Spaͤtere Ver—
ſuche find (vermuthlich wegen des ſehr unguͤnſtigen Sommers) nicht geglückt.
N rr eee
LXI.
Vemer kungen
über den Charakter des regulären und des natürlichen Gartenſtyls und über
deren Anwendung.
von
dem Koͤniglich Bayerſchen Hofgarten-Inſpektor Herrn Sckell.
S, alt auch die ſchoͤne Gartenkunſt ſchon iſt, fo ſehr ſelbe von allen Voͤlkern
älterer und neuerer Zeit gepflegt und ausgeuͤbt wurde und es noch immer wird,
ſo kennen wir bis jetzt dennoch nur zweierlei Hauptarten von Gaͤrten, oder Gar—
tenſtylen, unter welche alle bisher bekannt gewordenen Gartenformen ſich bringen
laſſen, nämlich den regulaͤren und den natuͤrlichen.
Der erſte iſt der aͤlteſte und wird auch, weil er ehemals in Frankreich nicht
allein vielfaltig angewendet worden iſt, ſondern auch unter der Regierung Ludwig
XIV. feine hoͤchſte Ausbildung und Bluͤthen-Epoche erreicht hatte, der fra nzoͤ—
ſiſche genannt, denn ſo wie uͤberhaupt in dem Zeitalter dieſes Fuͤrſten und durch
deſſen Schutz die Kuͤnſte und Wiſſenſchaften, welche bisher in Frankreich nur
Sache einzelner großer Maͤnner geweſen ſind, gleichſam erſt zur Volksſache
geworden und ins buͤrgerliche Leben eingetreten ſind, ſo geſchah es auch, daß
die bildende Gartenkunſt an der Hand ihrer Schweſterkunſt der Architektur
durch den Schutz eines prachtliebenden Fuͤrſten und durch das Genie eines Le
Notre zur hoͤchſten Stufe ihrer Vollkommenheit (d. h. im Geſchmack reguläreı
58 *
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Schoͤnheit) gebracht wurde, und da hiervon die Folge war, daß Frankreich die
ſchoͤnſten Gärten dieſer Art, worunter ſich beſonders jene zu Versailles, St. Cloud,
Marly, St. Germain, Meudons, Sceaux und Chantilly, ſo wie die Gaͤrten
der Tuillerien und des Pallaſtes Luxembourg, u. a. auszeichneten, erhalten
hatte, fo wurde der regulaͤre Garten-Geſchmack vorzugsweiſe auch der franzoͤſi—
ſche genannt, und hat dieſe Benennung befonders im Gegenſatze mit dem en—
gliſchen auch jetzt noch beibehalten. Der andere Gartenſtyl, der natuͤrlich e auch
engliſche genannt, weil die Englaͤnder das erſte Volk waren, welches dieſen Gar—
tengeſchmack in Europa eingefuͤhrt hat, folgte auf den erſten ohngefaͤhr gegen
Ende der erſten Hälfte des 18ten Jahrhunderts.
Die Veranlaſſung zu dieſein Geſchmack mögen wohl die Gärten der Chine—
ſen gegeben haben, welche um dieſelbe Zeit durch Beſchreibungen, welche Reiſende
von ihnen gemacht haben, bekannt geworden ſind. Die Gaͤrten der alten Voͤlker,
wie z. B. jene der Babylonier, Aegyptier, Griechen und Roͤmer ſind uns nur aus
ſehr unvollkommenen, oft zu maͤrchenhaften Nachrichten bekannt, als daß wir mit
Zuverſicht über den Charakter ihres Styls urtheilen koͤnntenz aller Wahrſcheinlich—
keit nach aber hatten ſelbe eine regelmaͤßige Eintheilung und gehoͤrten demnach dem
regelmaͤßigen oder ſymmetriſchen Gartenſtyle an.
Obſchon es nun nur zweierlei Gartenſtyle giebt, naͤmlich den regulären und
natuͤrlichen, ſo theilen ſich dennoch die unter dieſe Hauptbegriffe ſich ordnenden
Gaͤrten, wieder in verſchiedenen Unterabtheilungen.
So kann man den italieniſchen Garten eine Unterabtheilung des franzoͤſiſchen
oder dieſen von jenem nennen, ſo wie der chineſiſche Garten als eine eigene Art
natuͤrlicher Gaͤrten und als verſchieden von dem ſogenannten engliſchen angenom—
men werden kann. Die italieniſchen Gaͤrten, obſchon ſelbe auch dem regulaͤren
oder franzoͤſiſchen Gartenſtyle angehoͤren, weichen dennoch von dem letzteren bedeu—
tend ab, und es ſcheint mir wahrſcheinlich, daß der franzoͤſiſche Gartengeſchmack
ſich urſpruͤnglich aus dem italieniſchen gebildet habe, ſo wie der engliſche aus dem
chineſiſchen.
Der italieniſche Garten bildet im Allgemeinen für ſich ſelbſt niemals ein ei—
genes Ganze, ſondern derſelbe wird ſtets in fo enger Verbindung mit den Meifters
werken der Architektur und der Bildhauerkunſt angetroffen, daß dieſelbe mehr als
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Mittel dieſe Kunſtwerke herauszubeben und unter ſich zu verbinden, als für ein
eigenes ſelbſtſtaͤndiges Kunſtwerk angeſehen werden kann. Es find daher feine
Pflanzungen, als Mittel dunkler Hintergründe für die architektoniſchen Gegenſtaͤn⸗
de, feine bequemen und fühlen Gänge, ſchattigen Lauben, Terraſſen und Cascaden
und überhaupt feine kuͤnſtliche Vertheilung des Waſſers die Haupteigenſchaften, die
den italieniſchen Gartenſtyl bezeichnen, und dieſe find auch in Verbindung mit ei⸗
ner regelmäßigen Eintheilung, welche ſowohl in Ruͤckſicht ihrer Form, fo wie über;
haupt auch in ihren Charakteren genau mit den architektoniſchen Gegenſtaͤnden uͤber⸗
einſtimmen muß, die einzige Forderung, welche die Kunſt an ſelbe macht.
Der franzoͤſiſche Garten tritt hingegen ſchon mit hoheren Anſpruͤchen hervor,
er will nicht als Mittel betrachtet werden, die Reize anderer Kunſtwerke zu erhoͤ—
hen, ſondern vielmehr als ein ſelbſtſtaͤndiges Kunſtwerk erſcheinen, und obſchon er
architektoniſchen Schmuck nicht verſchmaͤhet, betrachtet er ihn doch nur als Mittel
ſeinen eigenen Reiz zu erhoͤhen. Der wahre Unterſchied beider Gartenſtyle beſteht
daher darin, daß im italieniſchen die Gartenkunſt mehr als Handlangerin der Ar—
chitektur, von welcher ſie im Allgemeinen ſehr ſtreng behandelt wird, dienen muß,
waͤhrend im franzoͤſiſchen Garten ein umgekehrtes Verhaͤltniß ſtatt findet, und die
Gartenkunſt daſelbſt die Architektur nur als Nebenzierde betrachtet, oder aber mit
ihr in einem mehr freundſchaftlichen Verhaͤltniſſe ſteht, und gleichſam Hand in
Hand mit ihr wandelt,
Ich koͤnnte hier noch eine dritte Art regulaͤrer Gaͤrten auffuͤhren, welche von
den beiden vorhergehenden ziemlich abweicht, wenn nicht dieſe Art Gaͤrten ſchon
laͤngſt vor dem Richterſtuhle des guten Geſchmacks ihr Verdammungs Urtheil erhal:
ten hätten, und daſelbſt wohl ſchwerlich mehr Gnade finden werden, ich meine naͤm—
lich den ſogenannten hollaͤndiſchen Gartengeſchmack. Obſchon diefer Gar—
ten gleichfalls eine regulaͤre nicht immer ungefällige Form feiner innern Eintheis
lung angenommen hat fo waren doch die einzelnen Theile aus welchen die Gaͤr—
ten dieſer Art beſtanden haben, in fo alberne, laͤcherliche, oft hoͤchſt ſinnloſe For—
men gezwungen, daß es unbegreiflich iſt, wie Menſchen jemals an ſolchen Thor—
heiten Geſchmack finden konnten. Hecken und Baͤume mußten in dieſen Gaͤrten,
mittelſt der Scheere in allerlei Formen der Menſchen, Thiere und lebloſer, meiſt
architektoniſcher Gegenſtaͤnde als Vaſen, Obelisken, Säulen ꝛc. ſich zwingen laß
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fen. Die Rafenftücke waren in hundertfaͤltige kleine Formen, gleich Arabesken zer,
ſchnitten ihre Grenzlinie mit geſchornem Bur eingefaßt und die Zwiſchenraͤume
mit geftoßenen farbigen Glas⸗Schlacken und gefärbten Steinen belegt, fo daß das
ganze ſogenannte Parterre in geringer Entfernung nichts weniger als einer Gar;
tenparthie, ſondern einem wahren Moſaikboden aͤhnlich geſehen hatte.
Es wuͤrde zu weit fuͤhren, alle die Laͤcherlichkeiten hier aufzufuͤhren in welche
der damalige ſogenannte hollaͤndiſche Geſchmack ausgeartet war, und dieſes er—
ſcheint um ſo uͤberfluͤſſiger, da bereits uͤberall und ſelbſt in Holland, welches das
Vaterland dieſes Gartenſtyls geweſen iſt, ſolche Laͤcherlichkeiten verbannt find, und
wenn Gott will, auch nicht mehr zum Vorſchein kommen werden.
So wie nun der italieniſche und franzoͤſiſche Gartenſtyl als zweierlei Arten
regulaͤrer Gärten angeſehen werden koͤnnen, ebenſo koͤnnen der chineſiſche und ens
³gliſche, als zweierlei Arten natürlicher Gärten betrachtet werden. Der chineſiſche
Gartenſtyl hat ſich zwar gleich dem engliſchen die Natur zum Vorbilde genom—
men, allein derſelbe folgt dieſer Lehrmeiſterin mit ſolcher gewiſſenhaften Treue, daß
er nicht nur ihre ſchoͤnen anmuthige und erhabenen Scenen, ſondern auch, wenig.
ſtens nach den Nachrichten, die Chambers von ihnen gegeben, ihre fuͤrchterlichen
wilden oft ſchrecklichen Gebilde in die Reihen ſeiner Schoͤnheiten aufnimmt. Die
chineſiſchen Gärten bieten eben ſo oft Wildniſſe, Einoͤden, unzugängliche Schluch-
ten, ſchwindelnde Abgründe, über die ſich tobende Gießbaͤche in wilder Verheerung
hina bſtuͤrzen und ſelbſt gräßliche Gegenſtaͤnde durch Menſchenhaͤnde, oder durch Vers
heerungen der Elemente entſtanden, dem Auge des Beſuchers dar, als ſie ihn mit
freundlichen Huͤgeln, fruchtbaren Thaͤlern, murmelnden Baͤchen, ſchattigen Hainen
und lachenden Seen erfreuen. Der engliſche Gartenſtyl hat zwar ebenfalls den
Weg einer treuen Nachbildung der unuͤbertrefflichen Natur eingeſchlagen, er ver—
folgt dieſelbe jedoch nicht auf allen ihren Wegen; ſondern nur da, wo ſie ſich auf
der Stufe des Schoͤnen, der Anmuth und des Gefaͤlligen erhaͤlt. Es iſt zwor
unmöglich, daß die Natur an und für ſich haßliches erſchaffe, alles, was aus
ihren ſchoͤpferiſchen Händen hervorgeht, iſt ſchon bewunderungswuͤrdig und uners
reichbar. Allein es iſt dennoch nicht zu laͤugnen, daß ſie in ihren Landſchaften
einzelne Scenen mit beſonderer Liebe bedacht, mit beſonderen Reizen bekleidet hat,
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da ſie hingegen andern theils mit wenigem Schmucke angethan, theils mit dem
Charakter des Oeden, Schauerlichen und Schrecklichen geſchaffen hat.
Erſtere Naturſcenen find es daher und nicht letztere, welche in die Gars
ten aufgenommen, und daſelbſt nachgebildet werden ſollen.
Aus dem Geſagten geht nun hervor, daß der Charakter der ſymmetriſchen
Gärten in einer ſtrengen Regularitaͤt, die ſich in allen ihren Theilen, fie mögen
Alleen, Hecken, Laubgaͤnge, Raſenflaͤchen, Terraſſen, Gitterwerke, Grotten und
Statuen, oder Cascaden, Fontainen oder Kanäle heißen, ausſpricht, während der
natürliche oder engliſche Gartenſtyl in ſtrenger Oppoſition mit jenem, alle Res
gularitaͤt, Symmetrie und jede grade Linie aus ſeinem Gebiete verbannt, und
außer einigen Gegenſtaͤnden der hoͤhern Architektur keine Gebilde menſchlicher
Hände, die als Produkt feines Kunſtfleißes auftreten koͤnnten, in fein unent—
weihtes Heiligthum einlaͤßt.
Obſchon der engliſche Garten ein Werk der Kunſt iſt, ſo verſagt er dennoch
auf alle Weiſe dieſer den Vortritt, und ſucht jede ihrer Spuren aufs ſorgfaͤltigſte
zu verbergen, ſo zwar, daß ihre Gegenwart daſelbſt hoͤchſtens nur geahndet werden
darf. Hier beſteht die Kunſt darin, die Kunſt zu verbergen, wo ſie erſcheint
raubt ſie die Wahrſcheinlichkeit und ſtoͤret die Schoͤnheit.
Nachdem wir nun die Haupt-Charaktere der beiden bis jetzt bekannten Gars
tenſtyle kennen gelernt haben, fo gehen wir zu ihren Vorzügen und ihrer Ans
wendung uͤber.
Den Werth natuͤrlicher Gartenanlagen, d. h. ſolcher Gaͤrten, deren vorzuͤgli—
cher Zweck eine treue Nachbildung der ſchoͤnen Naturformen iſt, hat bereits der
geläuterte Geſchmack des jetzigen Zeitalters richtig zu würdigen gewußt, und ſie
weit jenen Arten regulaͤrer Gaͤrten vorgeſetzt, welche wie oben gezeigt, Frankreich
und Italien zu ihrem Vaterlande haben. Die Reize die ein natuͤrlicher Garten
dem Luſtwandler darbietet, jene tiefe Bedeutung, welche ſich in allen feinen Sces
nen ausſpricht, und die Seele des Beſuchers bald mit freudigem bald mit ernſtem,
bald mit erhabenem, bald mit heiligem Gefuͤhle erfüllt, kann nie auch bei aller Uns
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ſtrengung der Kunſt durch den ſymmetriſchen Gartenſtyl erreicht werden, und es
gebührt daher im Allgemeinen den natürlichen Gartengeſchmack der entſchiedenſte
Vorzug. — Aber wenn ſchon im Ganzen der natürliche Garten der geeignetſte
iſt, um die bildende Gartenkunſt die hoͤchſte Stufe ihrer Vollkommenheit erreichen
zu laſſen, fo fragt ſich dennoch, ob deswegen der ſymmetriſche Garten nicht auch
feine Schoͤnheiten, nicht auch feine Eigenthuͤmlichkeiten und in ſpeciellen Fällen
ſogar ſeine Vorzuͤge vor dem andern hat? Und ob wir deswegen, da uns das
Uebergewicht des erſtern bekannt geworden iſt, dem zweiten mit Ungerechtigkeit
begegnen, und ihm alle Schoͤnheiten und feinen individuellen Werth abſprechen
duͤrfen?
Es verlangt daher unſere Billigkeit und Gerechtigkeit, daß wir jedem der
beiden Gaͤrten ſein Recht zukommen laſſen, und die Vorzuͤge des einen wie die
des andern mit dem Auge der Unpartheilichkeit uud vorurtheilsfrei betrachten.
Allein wie der Menſch, fo gern von einem Extrem zum andern uͤbergeht,
fo geſchah es auch bei Einführung des engliſchen Gartenſtyls, daß man durch die
Vorzuͤge des neuern, der Schoͤnheiten des aͤltern Gartens vergaß, und uͤber ihn
ein unbedingtes Verdammungsurtheil ausſprach. — war man fruͤher ſelbſt im
Gegenſatze mit den ſchoͤnen erhabenen Formen des franzoͤſiſchen Gartengeſchmacks
ſo wie ſie der große Meiſter Le Notre in vielen noch jetzt bewunderten Gaͤr—
ten vorgezeichnet hatte, in die Eleinften laͤcherlichſten Uebertreibungen und Schnoͤr,
keleien ausgeartet, und hatte man mit der aͤngſtlichſten Gewiſſenhaftigkeit die Regu—
laritaͤt nicht allein auf Zeichnung und Eintheilung, ſondern auch auf jeden Baum
und Strauch, ja ſelbſt auf Pflanzen und Blumen uͤbertragen, und durfte er da—
mals nicht das Gepraͤge der Natur, ſondern nur den Stempel menſchlicher Lau—
nen und Verirrungen an ſich tragenz ſo ging man auf der andern Seite gleich—
falls zum entgegengeſetzten Extreme uͤber, und vernichtete mit fanatiſcher Wuth
alles, was nur immer an eine gewiſſe Regel, an Symmetrie und uͤberhaupt an den
vorigen Gartengeſchmack erinnern konnte. Als erſtlich Chambers und andere uns
mit den Gaͤrten der Chineſen bekannt gemacht hatten, als Bacon, Milton Pope
und Taſſo und die Reize einer ungebundenen Natur geſchildert und als Kent und
Brown uns die erſten Muſter ſolcher natuͤrlichen Gaͤrten gezeigt hatten, da wurde
ohne Barmherzigkeit, ohne Ausſcheidung des Guten von dem Schlechten, alles der
Axt
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Axt Preis gegeben, was nur immer an die fo lange bewunderte und hochgefei⸗
erte Regularitaͤt erinnern konnte, ohne auch nur zu ahnen, daß manche reguläre
Gartenform durch das Lokale, durch die Verbindung mit großartigen architek⸗
toniſchen Werken bedingt nothwendig und ſchoͤn war.
Wenige Gaͤrten der damaligen Zeit entgingen dieſem fürchterlichen Gerichte,
indeſſen haben ſich dennoch mehrere in Frankreich, Deutſchland und vorzuͤglich in
Italien, wohin der neuere Gartengeſchmack erſt ſpaͤter, als man mit mehr Ruhe
und reiferer Überlegung zu Werke ging, gedrungen war, erhalten. Ja ſelbſt Eng⸗
land hat ſich einige, obſchon wenige, Muſter des alten Gartenſtyls erhalten, wos
runter beſonders der Garten zu Hampton-Court der nach einem Plane le Notre’s
angelegt worden ſein ſoll, zu rechnen iſt.
Dieſe ſo geretteten Gaͤrten wurden in der Folge durch die Haͤnde eines ge—
laͤuterten Geſchmacks von ihren Ueberladungen und Laͤcherlichkeiten gereinigt und
ihre ſchoͤnen großartigen regulären Formen entweder ſelbſtaͤndig erhalten, oder
wie hie und da mit Gluͤck geſchehen, mit den natuͤrlichen Gartenformen in Ver,
bindung gebracht. .
Obſchon nun das jetzige Zeitalter allerdings die Fehler, die man bei Zerſtoͤ⸗
rung der regulaͤren Gaͤrten im Allgemeinen begangen hat, nach einer ruhigen Pruͤ—
fung eingeſehen hat, und nur mit großem Bedauern auf die Zerſtoͤrung ſo
manches Schoͤnen und Zweckmäßigen hinblicket, ſo wuͤrde dennoch die Idee
von Erſchaffung neuer Gegenſtaͤnde dieſer Art mit großem Widerſpruche zu—
ſammentreffen, und ein mitleidiges Laͤcheln wird jedem begegnen, der den Muth
haben follte, etwas aͤhnliches in Vorſchlag zu bringen. Dennoch ſtimmen alle
vorurtheilsfreien Schriftſteller der ſchoͤnen Gartenkunſt darin überein, daß regu⸗
laͤre Gaͤrten in gewiſſen Faͤllen nicht allein ſchicklich und anwendbar, ſondern
ſelbſt nothwendig und durch andere Gartenſtyle unerſetzbar erſcheinen, und die—
ſes fuͤhrt mich daher zu einer hochwichtigen Frage, einer Frage die oft unrichtig
gelöft, große Mißgriffe erzeugt hat, zur Frage naͤmlich:
Verhandlungen 5. Band. 59
440
Unter welchen Umftänden Fann nnd foll der reguläre Gartenſtyl
in Anwendung gebracht werden?
Dieſe Frage ſo wichtig ſelbe auch iſt, konnte bis jetzt mit Biſtimmtheit noch
nicht geloͤſet werden, und wird auch in Zukunft noch lange unentſchieden blei—
ben, denn wie unendlich verſchieden iſt die Lage, wie unendlich verſchieden iſt die
Umgebung, der Zweck, der Boden, das Klima ꝛc. Dinge welche bei Anlegung der
Gaͤrten nicht allein zu Rathe gezogen werden muͤſſen, ſondern welche oft mit ty—
ranniſchem Ernſt die Regeln und die Geſetze nach welchen gearbeitet werden muß,
unumſtoͤßlich feſtſetzen. Pope ſagt: man muß den Genius des Ortes zu Rathe
ziehen. Es bleibt daher die Entſcheidung der Frage: ob hier oder dort dem regu—
laͤren oder dem natürlichen Gartenſtiel der Vorzug gegeben werden ſoll, dem gu—
ten Geſchmacke vorbehalten, wozu noch in einzelnen Fällen Beruͤckſichtigung der
Mittel und des vorhandenen Materials kommen muß. Es ſind daher der gute
Geſchmack und eine lebhafte Phantaſie Eigenſchaften, welche dem wahren Gartens
kuͤnſtler niemals fehlen duͤrfen, da ſelbe im Gebiete dieſer Kunſt, wie bei allen
uͤbrigen eine ſo große und wichtige Rolle ſpielen. Obſchon nun dem guten Ge—
ſchmacke in der Hauptſache die jedesmalige Entſcheidung obiger Frage zuſteht, ſo
kann doch auch die Theorie dem Gartenkuͤnſtler wichtige Winke geben, und
ihm im allgemeinen zur ſichern Richtſchnur dienen.
Nach ihr unterſcheiden wir nun folgende Faͤlle in welche der ſymmetriſche
Gartengeſchmack angewendet werden darf, ja ich möchte ſagen, ſoger angewendet
werden muß. Es bedarf wohl keiner Erlaͤuterung, daß hier nur von Gaͤrten als
Gegenſtaͤnden bildender Kunſt, nicht aber von botaniſchen-Obſt- oder Kuͤchengaͤrten
und Banmſchulen ꝛc. welche der nothwendigen Ordnung ihrer innern Theile we—
gen, ohnehin keine andere als die reguläre Form annehmen koͤnnen, die Rede fein
kann. Doch ehe ich hier zur Aufzählung der einzelnen Fälle uͤbergehe, hoͤren wir,
was über dieſen Punkt Hirſchfeld in feiner Theorie der Gartenkunſt pag. 139 ſagt:
„Indeſſen giebt es doch einige Faͤlle, worin ſymmetriſche Gartenanlagen eine
„zulaͤßige Ausnahme find, und will man ſolche Plaͤtze nicht mehr mit dem Nas
„men von Gaͤrten beehren, ſo mag man ihnen einen andern ausfinden. Symme—
„trie tft alſo verſtattet in Gärten neben oder hinter Haͤuſern, in Städten und
„Vorſtaͤdten, bei Plaͤtzen und Palaͤſten, in Spaziergaͤngen des Volkes.“ — .
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— und dann auf der naͤchſtens Seite —
„Freie Plaͤtze um Gebaͤude beſonders um Palaͤſte erfordern, wie ſchon oben be—
„merkt, eine ſymmetriſche Einrichtung und Verzierung wegen ihrer genauen Ber
„bindung mit den Werken der Architektur, denen ſie zugehoͤren. Selbſt ihr ebener Bo⸗
„den hat ſie ſchon dazu vorbereitet: außerdem wuͤrde ihre freiere Bepflanzung dem
„Lichte und dem edlern Anſehen des Gebaͤudes ſchaden, deren Anblick fie ſchon in
„der Ferne verſchoͤnern zu helfen beſtimmt find. Die Richtigkeii und der Adel
„eines Gebaͤudes, muß ſich durch alle Theile ſeiner Nachbarſchaft ankuͤndigen. Sie
„fuͤhren den Nahmen Gärten in einer ſehr uneigentlichen Bedeutung, man ſollte fie
„nennen, was ſie ſind, gezierte Plaͤtze, Vorplaͤtze, offene Vorhoͤfe, oder wie man
„anders will. Alle andern Plaͤtze, die mitten in Staͤdten liegen, verlangen ebenſo
„Symmetrie in der Bepflanzung und Auszierung.“ Der erſte Fall alfo, in welchem
der regulaͤre Gartenſtyl angewendet werden muß, iſt die Umgebung fuͤrſtlicher
Palaͤſte, in dem Falle dieſelben den Charakter der Landhäufer
nicht an ſich tragen.
Die regelmaͤßige Form einer erhabenen Architektur, der Charakter der Groͤße
und des Prunkes, welchen dieſe Werke menſchlicher Kunſt durch alle ihre Theile
ausſprechen, ſtehen zu ſehr mit der natürlichen Einfachheit uud Ungebundenheit ei—
ner ländlichen Garten-Scene in Widerſpruch, und bilden mit ihr einen zu großen
Contraſt, als daß dieſe beiden Gegenſtaͤnde ohne Mittelding verbunden werden koͤn—
nen. Die wahre Schoͤnheit kann nur da beſtehen, wo ſie mit der Wahrheit
Hand in Hand geht.
Da nun der Naturgarten im eigentlichen Sinne die Natur ſelbſt in ihrem
ſchoͤnſten Kleide zeigen ſoll, und einen deſto hoͤhern Grad der Vollkommenheit er—
reicht hat, je weniger man die Wirkungen der Kunſt in der Ausfuͤhrung bemer—
ken kann, ſo geht ſchon daraus hervor, daß derſelbe in enger Verbindung mit Ge—
genſtaͤnden, die nur allein den Stempel menſchlicher Kunſt, menſchlicher Laune und
Erfindung tragen, uumoͤglich an ſeinem ſchicklichen Orte ſtehen kann; indem es
hoͤchſt unwahrſcheinlich iſt, daß der Menſch an dem einen Gegenſtande, naͤmlich
dem Gebaͤude, die ganze Gabe ſeiner Erfindungen aufgeboten haben ſoll, um jedem
einzelnen Theile deſſelben das Gepräge feiner Hände und feiner Launen aufzudrufs
ken, während er alle übrigen Gegenſtaͤnde, die das Gebäude umgeben, und zum
59 *
442
Theil mit dieſem in der engſten Verbindung ſtehen, in dem primitiven Zuſtande eis
ner jungfraͤulichen Natur gelaſſen haben ſolle. Es erfordert daher ſchon die Wahr;
beit, daß Anlagen um die Wohnungen der Großen der Erde, gleichfalls den Ehas -
raktern der letztern annehmen, und gleichfalls als Schoͤpfungen der Macht des
Reichthums und der Kunſt erſcheinen.
Ich habe mehrmahls Gelegenheit gehabt mich von der Wahrheit des hier ge—
ſagten in der Wirklichkeit zu überzeugen. Um hier nur einen Fall aus vielen ans
zufuͤhren, erwaͤhne ich der ſchoͤnen Gaͤrten zu Stow in England, gegenwaͤrtig der
Sitz des Marquis v. Buckingham, welcher zum Theil von dem beruͤhmten Gar—
tenkuͤnſtler Kent, dem erſten, der in England im natuͤrlichen Gartengeſchmacke gear⸗
beitet hat, zum Theil auch von ſeinem Nachfolger Brown angelegt wurde. Der
Pallaſt im beſten italieniſchen Style erbaut, ein wahres Meiſterſtuͤck der Baukunſt
bildet für ſich eine Fronte von 900“ Laͤnge und ſteht auf einer ſehr bedeutenden
Anhoͤhe, ſaſt miten im Garten. Schon bei dem Eintritt in denſelben erblickt
man uͤber eine lange ausgebreitete Raſenflaͤche, deren Grenzen durch mannigfaltige
Gruppirungen von Baͤumen und Straͤuchern gebildet werden, dieſes nur Kunſt
und Pracht athmende Werk. So ſchoͤn und maleriſch der Anblick dieſes Gegenſtan—
des auch immer iſt, fo ſehr er das Auge des Beſchauers durch feine Reize ent
zuͤckt, und ihn zur ſtillen Bewunderung ſtimmt, ſo wird doch jeder unpartheli—
ſche Beſchauer durch den Kontraſt, den hier das Werk der Kunſt mit den unge⸗
kuͤnſtelten Formen einer regelloſen Natur bildet, mehr uͤberraſcht als zur Bewun—
derung hingeriſſen werden, und es wird ihm raͤthſelhaft bleiben, wie ein ſo herli—
ches Gebäude ausgeſchmuͤckt mlt allem Aufwand der Kunſt in eine fo ſtille unges
ſchmüͤckte laͤndliche Landſchaft zu ſtehen kommt. Welche Gründe, welche Umſtaͤnde
indeſſen den Gartenkuͤnſtler Kent bewogen haben mögen, die Formen des reguläs
ren Gartenſtyls, deſſen Gepraͤge dieſer Garten ehemals getragen haben foll, felbft
aus der Naͤhe der Palaͤſte zu verbannen, wage ich nicht zu beſtimme, und glaube
nur eine unmaßgebliche Anſicht, die mich in dieſem Falle die regulaͤre Form be—
ſonders beim Auftritt des Schloſſes und in deſſen naher Umgebung ſehr ſchmerz—
lich vermiſſen ließ, bier ausſprechen zu muͤſſen, und komme daher auf den Grund—
ſatz zuruͤck, daß der natuͤrliche Gartenſtyl in naher Verbindung mit fuͤrſtlichen
Prunkſchloͤſſern, ohnerachtet feiner uͤbertrefflichen Schoͤnheit an und für ſich ſelbſt
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ſtets eine falſche Anwendung findet. — Ich gehe nun zum zweiten Falle, in wel,
chem dem regulären Gartenſtyl der Vorrang zuſtehen ſoll, naͤmlich zu den Anla—
gen oͤffentlicher Promenaden, nahe bei Staͤdten und in Verbindung mit dieſen
über. Mit wenigen Modificationen gelten auch hier faft dieſelben Gründe, welche
die reguläre Form für die Umgebungen der Palaͤſte empfohlen haben. Zu die
ſem kommt noch, daß ſolche Anlagen durch die Regelmaͤßigkeit der Terrains auf
welchem fie gewoͤhnlich ausgeführt werden ſollen, ſchon zur Regelmaͤßigkeit einer
innern Eintheilung verurtheilt find. Jeder erfahrne Gartenkuͤnſtler wird die
Schwierigkeiten bemerkt haben, welche die Regelmaͤßigkeit eines Terrains der An—
lage natuͤrlicher Gartenformen entgegenſtellt, und welche Schwierigkeiten um ſo
mehr heranwachſen, und oft unbeſiegbar werden, wenn der Raum eine gewiſſe Ber
ſchraͤnktheit wodurch das Verſtecken der regelmäßigen Graͤnze unmöglich wird, dar⸗
bietet. Schon das Geſetz der Nothwendigkeit ſcheint hier die Regel der Schick—
lichkeit zu diktiren, gegen welche man nicht ungeſtraft ſuͤndigt. Regelmaͤßigkeit und
Einfachheit welche ſtets Harmonie und daher Schoͤnheit zur Folge haben, ſollen
daher bei Anlagen oͤffentlicher Promenaden, die Herrſchaft fuͤhren. Obſchon nun
die meiſten Schriftſteller der ſchoͤnen Gartenkunſt über die nothwendfge Regel
maͤßigkeit bei Anlagen öffentlicher Prommenaden (die aber von Volksgaͤrten wohl zn
unterſcheiden ſind,) ganz einverſtanden ſind, ſo kann man nur bedauern, daß in
neuerer Zeit und beſonders in Deutſchland dieſe Regeln des guten Geſchmackes,
fo haͤufig außer Acht gelaſſen werden. Es wäre mir nicht unſchwer, mehrere
Städte zu nennen, wo in dieſer Hinſicht die groͤbſten Fehler begangen wurden.
Gegenwaͤrtig wo man in vielen derſelben bemuͤht iſt durch Niederreißen der Ring:
mauern, Einfüllung der Stadtgraͤben und des Ebenen der Waͤlle, ſchoͤne Plaͤtze für
Anlagen dieſet Art herzuſtellen, muß nur zu oft mit Bedauern bemerkt werden, auf
wie wenig würdige Art man ſo ſchoͤnen Zweckeu nachzukommen ſucht, und wie
oft ſolche Platze die ohne Ruͤckficht ihrer meiftens fo geringen Breite und unge—
woͤhnlich langen Ausdehnung, ohne Ruͤckſicht, wie ſelbe oft durch die nothwendigen
Verbindungswege der Straßen und Einfahrten nach allen Nichtungen durchſchnit—
ten werden, dennoch dem natürlichen Gartenſtyle unterworfen werden müffen.
So groß nun hier ſchon der Fehler iſt, den man in der Wahl des Gartenſtys
begeht, fo kommt oftmals noch eine hoͤchſt mittelmäßige, ja ſelbſt fehlerhafte und
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ſchlechte Ausführung hinzu, fo daß die Mißgriffe der Wahl nur um ſo ſicht⸗
barer werden. 1
Ich habe ſolche Anlagen geſehen, wo der ſchmale Raum des Platzes dem
Wege oft kaum 5 Fuß Breite erlaubte, und wo ſich dennoch die Population
einer ziemlich volkreichen Stadt herumtreiben ſollte, welche Wege auf die lächer;
lichſte Art in verzerrten kurzen Kruͤmmungen gebogen, bei jeder Umbiegung den
Luſtwandler der Gefahr ausſetzten, von dem entgegenkommenden über den Haus
fen geworfen zu werden oder ein gleiches demſelben zu thun.
Woher mögen aber ſolche Mißgriffe kommen? iſt es die Ungeſchicklichkeit der
Haͤnde, welchen oft ſolche Arbeiten übergeben werden oder iſt es die uͤberhandge—
nommene Vorliebe zum natürlichen Gartenſtyle, welche auch ſelbſt dem richtiger
denkenden Gartenkuͤnſtler aus Furcht fur einen Pedanten gehalten zu werden, nicht
erlaubt ſeiner beſſeren Ueberzeugung zu folgen? Ich moͤchte beides annehmen. —
Die Liebe zum natürlichen Gartenſtyle iſt ſeit einigen Jahrzehnten fo weit gegan—
gen, daß man es kaum der Muͤhe Werth hielt, den aͤltern Gartenſtiel dem jun—
gen Gartenkuͤnſtler auch nur dem Namen nach kennen zu lehren, viel weniger
ihn auf die noch vorhandenen ſchoͤnen Muſter dieſer Art hinzuweiſen, und ihn
uͤber die Grundſaͤtze ihrer geeigneten Anwendung zu belehren.
Es fehlt daher vielen dieſer jungen Leute nicht nur an einer vorurtheilsfreien
Aufaſſung der Grundſaͤtze und Schoͤnheiten des regulaͤren Gartenſtyls, ſondern auch
ſelbſt an den Vorkenntniſſen nnd Hulfswiffenfchaften, ohne welche Anlagen dieſer
Art auch im praktiſchen Wege nicht ausgefuͤhrt werden koͤnnen und ſie wuͤrden
daher in oft noch groͤßere Mißgriffe gerathen wenn man Leiſtungen der Art von
ihnen verlangen wollte, fo daß man ſich noch gluͤcklich ſchaͤtzen darf, wenn fie
bei dem ſtehen bleiben, wovon ſie doch wenigſtens allgemeine Begriffe haben.
Wie ſehr man aber die Unſchicklichkeit kleinlicher natuͤrlicher Gartenanlagen
zu oͤffentlichen Volkspromenaden zu fuͤhlen anfaͤngt, welche erſtere, wenn ſie entwe⸗
der mit dichten Pflanzungen beſetzt ſind, ſchmutzige Wege, und in der Abenddaͤm⸗
merung dem Luſtwandler Unheimlichkeit und fuͤr oͤffentliche Sittlichkeit manches
Belaͤſtigende veranlaſſen, wenn ſelbe aber eine größere Ausdehnung haben, die Wege
ſtreckenweiſe ohne Schatten laſſen; mag der Umſtand beweiſen, daß man Orte
trifft, wo die geſchlaͤngelten Wege der natuͤrlichen Anlagen auf beiden Seiten mit
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Reihen von hochſtaͤmmigen Bäumen, Alleen gleich bepflanzt find, an andern Or—
ten findet man Alleen mit gewundenen Wegen abwechſeln und oftmals mit dieſen
und den natuͤrlichen Pflanzungen im bunten Gemiſche durcheinander.
Iſt aber daß nicht Barbarei oder eine wahre Satyre auf den natürlichen
Gartenſtyl, eine wahre Entweihung dieſer ſchoͤnen Kunſt. Moͤchte man daher bald
von dieſen Irrwegen zuruͤckkommen, möchte man ja doch den Unterſchied zwifchen:
einem wahren Volksgarten im großen erhabenen Style, deſſen Gebiet ſich aber nicht
auf einige Morgen Landes beſchraͤnken darf, ſondern der ſich in ſeiner Ausdeh—
nung dem Charakter der engliſchen Parks nähern muß, welche oft Stunden We⸗
ges im Umkreiſe haben, und einer Volkspromenade welche nur dienen ſoll, dem
Staͤdter einige Stunden Erholung in der freien Luft, im Schatten zwiſchen gruͤ—
nen Baͤumen und blühenden Geſtraͤuchen zu verſchaffen, wo man Menſchen ſehen,
und von ihnen geſehen ſein will, wohl in Erwaͤgung ziehen, und fuͤr Anlagen
letzterer Art in der Regel immer dem regulaͤren Gartenſtyle den Vorzug ge—
ben, welcher ſchon durch ſeine geraden Linien und leichtere Bepflanzung beſſer
geeignet iſt, die frohe Bewegung und das bunte Gemiſch der Luſtwandler, wos
durch die Scene Lebhaftigkeit und Anmuth erhaͤlt, zu uͤberſehen, ohne deswegen
die Wohlthat des Schattens, hier ſo ſehr geſucht, zu verſagen.
Ich komme nun zu einem dritten Fall, in welchem zwar der regulaͤre Gar—
tenſtyl nicht unumgaͤnglich angewendet werden muß, wo er aber unter hundert
Faͤllen kaum einen ausgenommen, mit mehr Vortheil und Schicklichkeit, als der
natuͤrliche angewendet werden kann, und dieſes iſt naͤmlich bei ganz kleinen
Gaͤrten.
Dieſe Art Gaͤrten, welche gewoͤhlich mit den Wohngebaͤuden, die ſich nicht
zu der Klaſſe der Palaͤſte rechnen, in Verbindung ſtehen, werden gewoͤhnlich vor
der Fronte derſelben, oder hinter derſelben, ſelten aber an den Seiten angebracht.
Im erſten Falle find fie eigentlich gezierte Vorplätze, welche durch ihr fris
ſches Gruͤn, durch den Duft der blühenden Blumen und Sträucher nicht allein
den Einwohnern viel Annehmlichkeit gewaͤhren ſondern welche auch von außen
geſehen, die Schönheit des Gebäudes ſehr erheben. Da nun in die ſem Falle,
wenn das Gaͤrtchen vor der Fronte des Hauſes angebracht iſt, die Eingaͤnge oder
ſelbſt manchmal die Einfahrten zu dem etztern gleichfalls auf dieſer Seite ſich bes
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finden, und daher die Wege nothwendig das Gaͤrtchen durchſchneiden müffen, fo
ergiebt ſich ſchon hieraus die Unmoͤglichkeit oder doch wenigſtens die Unſchicklichkeit;
ſolche Plaͤtze im natürlichen Gartengeſchmack anzulegen, indem nach den Grund—
ſaͤtzen des letztern, dieſe Einfahrts- oder Abgangswege eine ſanfte Bogenlinie mit
Pflanzung unterbrochen beſchreiben müßten; — daß aber dieſes auf einem fo Eurs
zem Raume niemals auf eine ſchickliche Art ohne gewaltſame Verzerrung geſchehen
kann, wird wohl von Niemand wiederſprochen werden, woraus ſich alfo die Noth—
wendigkeit ergiebt, daß die Eintheilung der Bepflanzung dieſer gezierten Vorplaͤtze
eine regulaͤre Form annehmen muͤſſe, wenn ſelbe anders noch einigen Anſpruch
auf Schicklichkeit und guten Geſchmack machen wollen,
Die Englaͤnder, welche große Verehrer dieſer Vorplaͤtze vor den Haͤuſern ſind,
und ſelbe oftmals ſelbſt noch in kleinen Landſtaͤtchen an Gebaͤuden anwenden,
befolgen nicht immer dieſe Regel und beſonders dann nicht, wenn die Eingaͤnge
und Einfahrten nicht durch dieſe gehen muͤſſen, und entweder von hinten oder
von der Seite angebracht werden koͤnnen, wodurch ſodann der Vorplatz in ſeiner
Integritaͤt erhalten und viel leichter einer natürlichen Form unterworfen werden
kann. Indeſſen iſt der natuͤrliche Gartenſtyl bei ſo kleinlichen Anlagen immer eine
ſehr gewagte Sache, und nur der engliſchen Geſchicklichkeit und ihrem Geſchmacke
kann es zugeſchrieben werden, wenn ſelbe nicht immer anſtoͤßig gefunden werden,
und obſchon man im Allgemeinen dieſe Gartenform in der Art, wie ſelbe die Eng⸗
länder in ſolchen Fällen anwenden, nicht mißbilligen kann, fo muß man dennoch
geſtehen, daß ihre Ausführung mit großen Schwierigkeiten verbunden] iſt, und daß
man ſelbſt in England häufig Beiſpiele findet, wo man dieſelben nicht immer auf
eine glückliche Weiſe beſiegt hat. Als einen Beweis wie forgfältig die Engländer
bei ſolchen Anlagen alles vermeiden, was unſchicklich und ins kleinliche gehen
koͤnnte, will ich nur anfuͤhren, daß ich mehrere ſolcher gezierten Vorplaͤtze geſehen
habe, in welchen nicht einmal ein Weg angebracht war, und die nur aus einem
ſchoͤnen grünen Raſenſtuͤck, einem feinen Teppig aͤhnlich, anf welchem hie und da
2 — 3 Gruppen der ſchoͤnſten immergruͤnen Sträucher angebracht waren, beſtan⸗
den, ohne daß dieſes kleine reizende Plaͤtzchen durch einen Weg, der wenn auch
noch fo ſchmal, dennoch einen beträchtlichen Theil feines Flaͤchenraums in Anſpruch
genom⸗
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genommen haben würde, durchſchnitten, und dadurch feiner Einheit, Anſpruchs⸗
loſigkeit und Schoͤnheit beraubt worden waͤre.
Menn daher die Engländer mit der Richtigkeit ihres Gartengeſchmackes und
bei ihren vortrefflichen Huͤlfsmitteln, die ihnen ihr Klima darbietet, dennoch mit gro—
ßer Vorſicht, und doch nicht immer ungeſtraft den natürlichen Gartenſtyl bei ſol—
chen kleinen Anlagen, deren Flaͤchenraum à Morgen nicht überfteigt, vor den buͤr⸗
gerlichen Wohngebaͤuden anwenden, um wie viel mehr duͤrfen daher wir in ſolchen
Fällen vorſichtig zu Werke gehen, da wir obige Vortheile groͤßtentheils noch ent—
behren, und da uns auch hier die kaͤgliche Erfahrung nur zu viele Beiſpiele un—
glücklicher Ideen, die wahre Mißgeburten des natürlichen Gartenſtyls find, an als
len Orten bemerkbar macht.
Nicht weniger wichtig iſt der zweite Fall, wo das Gaͤrtchen hinter dem Wohn;
gebaͤude angebracht iſt, und dann gewoͤhnlich Hausgaͤrtchen genannt wird. Der
Zweck dieſer Gaͤrtchen iſt im Allgemeinen der, daß ſelbe dem Hauseigenthuͤmer
und feiner Familie die Annehmlichkeit gewähren, ungeſehen von außen, und das
her im bequemen Hauskleide einige Stunden im Gruͤnen zwiſchen Blumen und
duftenden Sträuchern, entweder in der Schwuͤle des Tages oder der Fühlen Abend»
daͤmmerung zubringen zu koͤnnen. Ein ſchattiges Plaͤtzchen, blumenreicher Schmuck
und ein Raſenſtückchen zum Tummelplatze bei munteren Spielen find daher Haupt:
erforderniſſe ſolcher Gaͤrtchen, welche gewoͤhnlich die Lieblinge des Hausherrn oder
der Hausfrau ſind, und daher von ihren Händen, mit allem was ſie ſchoͤnes, ans
genehmes und nuͤtzliches finden koͤnnen, geſchmuͤckt werden.
Es iſt aber auch keinem Zweifel unterworfen, daß ſolche Zwecke am beſten
durch eine regulaire Eintheilung des Gartens erreicht werden, wo das bunte Ge;
miſch der Blumen, der Zier- und Fruchtſtraͤucher, zu denen ſich noch einige Obſt—
baume der Lieblingsfrucht des Hausherrn oder der Hausfrau geſellen, auf den re;
gulaͤren Beeten vertheilt, nichts anſtoͤßiges darbieten, wo das Plaͤtzchen für eine
kuͤhle Laube, für Apparate der Spieler, für den Waſſerbehaͤlter und mancher Bes
duͤrfniſſe anderer Art ſo leicht gefunden, und ſchicklich benutzt werden kann.
Nicht ſo verhaͤlt es ſich mit dem natuͤrlichen Gartengeſchmack. Ohne hier
zu erwaͤhnen, daß durch das erſte Erforderniß, naͤmlich die Bepflanzung der Gren—
zen, dieſe mag aus Mauer oder Holz beſtehen, ſchon der größte Theil des Flaͤ—
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chenraums verloren geht, und daher fuͤr den Luſtwandler nur ein ſehr kleiner Theil
noch übrig bleibt, fo muß in Betracht gezogen werden, daß der Charakter des na-
tuͤrlichen Gartens Einfachheit und Harmonie ſei, und erſtere bei kleinen Gaͤrten
um ſo nothwendiger wird, als ſie hier die einzige Grundlage ihrer Schoͤnheit iſt.
Da kleine Gaͤrten nicht geeignet ſind, die Schoͤnheiten mannigfaltiger maleriſcher
Anſichten darzubieten, ſondern nur hoͤchſtens ein einziges Bild darſtellen koͤnnen,
fo muͤſſen auch alle einzelnen Theile deſſelben zuſammenwirken. um dieſes einzige Bild
hervorzurufen, und daher unter ſich ſelbſt im ſtrengſten Verhaͤltniſſe und in Har—
monie mit dem Lokale ſtehen.
Dieſe Harmonie in Farbe und Form kann aber bei ſo kleinlichen Gebilden
nur durch Simplicitaͤt hervorgerufen werden, und es muß daher Mannigfaltigkeit
in der Gruppirung und den Materialien, welche bei großen Pflanzungen ſo herr—
liche Effecte durch Kontraſt hervorbringt, hier ſorgfaͤltig vermieden, und beſonders
darauf Bedacht genommen werden, daß keine Baͤume, welche durch ihren natuͤrli—
chen hohen Wuchs in ſpaͤterer Zeit gleich Rieſen ſich emporheben, und dem groͤß—
ten Theile des ſogenannten engliſchen Gartens unter dem Schatten ihrer ausges
breiteten Aeſte den Untergang bereiten koͤnnten, angewendet werden. In England,
wo auch von dieſer Art Gaͤrten viele herrliche Muſter gefunden werden koͤnnen,
iſt ſtets dieſer Grundſatz mit großer Gewiſſenhaftigkeit beobachtet. Qbſchon dies
ſelben doch eigentlich nur eine Gartenſpielerei zu nennen ſind, ſo war ich dennoch
als ich ſelbe das erſte Mal ſah, von ihrem ganz eigenthuͤmlichen Reiz ganz bezau—
bert, und konnte lange ſelbſt mit mir nicht einig werden, worin eigentlich das
Geheimniß ihrer Neize liege, bis durch wiederholte Beobachtung und Studium der
einzelnen Theile, ich daſſelbe in ihrer Einfachheit ſo wohl in Anlage als Pflanzung
gefunden zu haben glaubte. Wenn daher wie ſchon geſagt, Simplieität die Grund:
lage der Schoͤnheit kieiner Gaͤrten iſt, wie vereint ſich dieſe aber mit den Beduͤrf—
niſſen, Launen und der Bequemlichkeit der Menſchen, welche doch bei Hausgaͤrt—
chen, wie oben gezeigt, nicht außer Acht gelaſſen werden koͤnnen, da ſelbe bloß fuͤr
die Beduͤrfniſſe und das Vergnuͤgen der Eigenthuͤmer und ihrer Familien berech—
net ſind, und auf Kunſtwerth, ſchon ihrer Kleinheit wegen, keinen Anſpruch ma—
chen koͤnnen? Geſetzt auch, daß ſolche kleine Gaͤrtchen urſpruͤnglich nach den
angefuͤhrten Grundſaͤtzen im naturlichen Geſchmacke angelegt worden ſind, was
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wird dennoch in der Folge ihr unausbeibliches Schickſal fein? der Eigenthuͤmer
wird bald dieſe oder jene Blume, bald dieſen oder jenen Strauch, Baum ꝛſe. de—
ren Schoͤnheit, lieblicher Geruch, oder deſſen gute Fruͤchte ihn entzuͤcken, und de—
ren Genuß er ſich nicht gerne verſagen moͤchte, ſeinen Pflanzungen beifuͤgen, und
in kurzer Zeit wird alle Einfachheit des Planes und der Pflanzung und mit ihr
alle maleriſche Haltung verſchwunden ſein, und das Ganze ein buntes Gemiſch und
eine wahre Muſterkarte vegetabiliſcher Produktionen vorſtellen. Ich habe nur zu
oft Gelegenheit gehabt, mich von dem Geſagten zu uͤberzeugen, und habe Gaͤrten,
die anfaͤnglich in einem guten Geſchmacke angelegt waren, nach 6 oder 8 Jahren
kaum mehr erkannt.
Ich kann daher, in Erwägung wie leicht man bei der Anlage kleiner Haus—
gärten im naturlichen Gartenſtyl auf Abwege gerathen kann, und da es wirklich
weit ſchwieriger iſt, einen kleinen Garten mit Geſchmack und nach den Regeln der
Kunſt anzulegen, als einen etwas groͤßeren, wo einzelne Fehler leichter uͤberſehen
werden, und bei welchen die Natur ſelbſt ſchon dem Gartenkuͤnſtler auf eine kraͤf—
tige Weiſe zu Huͤlfe kommt, und ſeine Unternehmungen leitet, meinen Rath nicht
anders als dahin abgeben: daß man kleine Gaͤrten und beſonders wenn ſelbe mit
dem Wohnhauſe in Verbindung ſtehen, nach den Grundſaͤtzen des regelmäßigen
Gartenſtyls anlegen ſolle. i
Ob nun außer den bereits bezeichneten Fällen, noch andere vorkommen Fön;
nen, wo der reguläre Gartenſtyl mit Vortheil und Schicklichkeit angewendet wers
den kann, wage ich nicht zu entſcheiden, und überlaffe dieſes dem guten Geſchmacke,
welcher ſtets in ſpeciellen Fällen, die nicht unter allgemeine Regeln gebracht wer
den koͤnnen, der kompetenteſte Richter iſt, und der, wenn er anders gehoͤrt oder
befolgt wird, den Kuͤnſtler nie irre leiten wird.
Ich habe zwar weiter oben von dem Charakter des regulaͤren Gartens im
Allgemeinen und hauptſaͤchlich im Gegenſatze mit dem uatuͤrlichen gehandelt, aber
da nun einmal die Sprache von deſſen Anwendung iſt, fo iſt es nothwendig, et—
was beſtimmter in Bezug auf deſſen Eintheilung und Bepflanzung zu ſprechen,
damit dieſer Gegenſtand nicht mißdeutet werden, und etwa zur Beſorgniß Anlaß
geben koͤnnte, als wollte ich hier empfehlen, wieder alle die Laͤcherlichkeiten und
kleinlichen Schnoͤrkeleien neuerdings in unſere Gaͤrten einzufuͤhren, und auf dieſe
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Art den guten Geſchmack unſeres aufgeklaͤrten Zeitalters in Feſſeln ſchlagen, allein
davon iſt und kann die Rede nicht fein. Wenn wir die beſſeren Muſter regula,
rer Gaͤrten betrachten, ſo werden wir immer in ihrer primitiven Anlage eine
ſchoͤne, einfache und großartige Eintheilung antreffen, und die ſpaͤter in ſelbe auf—
genommenen Schnoͤrkeleien und Spielereien zeigen durch ihre oft mit dieſer in
Widerſpruch ſtehenden Zeichnung, daß fie die Schoͤpfungen eines entarteten Ges
ſchmackes fpäterer Zeiten waren, und dieſe find es vorzüglich, welche auch die ge—
waltſame Reformation und den faſt gaͤnzlichen Untergang des regulären Gartens
ſtyls herbeigefuͤhrt haben. Vor allem muß bei der Anlage eines regulären Gars
tens in den hier bezeichneten Faͤllen, jedesmal auf richtige Uebereinſtimmung ſeiner
Form und Eintheilung mit jenen, der ihn umgebenden und mit ihm in naher Ver—
bindung ſtehenden architektoniſchen Gegenſtaͤnde geſehen werden. Da in den aufges
fuͤhrten Faͤllen die regulaͤre Gartenanlage nicht ein fuͤr ſich beſtehendes Ganze
bildet, ſondern nur als die verſchoͤnerte nahe Umgebung ſolcher Gegenſtaͤnde und
mithin als ein hiezu gehoͤriger Theil betrachtet werden muß, ſo kann ihre Form
im Allgemeinen nur durch die der Architektur beſtimmt und durch ſelbige be—
dingt werden.
Man waͤhle aber unter den Formen des regulaͤren Gartenſtyls nur ſolche,
welche ſich durch Einfachheit ihrer Zeichnung und Eintheilung empfehlen; denn
Einfachheit iſt auch hier wieder das Hauptprincip der Schoͤnheit, und ſie iſt es,
durch welche am beſten der Eindruck der Groͤße hervorgerufen werden kann.
Es ſind daher die geraden Linien mit ihren Parallelen, die Quadrate, die
Parallelogramme, Polygone, halbe und ganze Kreiſe, welche ſich vorzuͤglich zu
regulären Gartenformen eignen, man vermeide aber ſorgfaͤltig Schnecken und
Schlangen Linien, oder ſolche Figuren, welche theils aus geraden, theils aus ges
wundenen Linien zuſammengeſetzt ſind; dieſe Formen werden jedesmal die Einheit
des Gegenſtandes hindern, die Begriffe hiervon verwirren und oft ins Kleine und
Gekuͤnſtelte übergehen.
Man huͤte ſich ferner die angebrachten Raſenſtuͤcke und Pflanzungen zu ſehr
zu zertheilen, und ihre einfachen Formen zu unterbrechen, aber eben ſo ſehr huͤte
man ſich auch ſie zu oft zu wiederholen, oder zu ſehr in die Länge zu dehnen,
denn jede gerade Linie, welche zum Verhaͤltniſſe des Terrains zu ſehr ausgedehnt
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iſt, ermuͤdet das Auge durch ihre große Einfoͤrmigkeit. Jene Gegenſtaͤnde aus der
Pflanzenwelt, welche man zu Pflanzungen regulaͤrer Anlagen waͤhlen wird, muͤſſen
zwar natürlicher Weiſe ſtets in einzelne Formen geſtellt werden; allein es folgt
nicht hieraus, daß durch eine reguläre Stellung auch ihr aͤußeres Anſehen eine re;
gulaͤre Form annehmen muͤſſe. Der Alleebaum ſowohl als der Baum und
Strauch der dichteren Pflanzungen erhebe ungehindert ſein Haupt, und breite ſeine
mannigfaltigen Arme aus, es nahe ſich weder Meſſer noch Scheere, um ihn ſei—
ner natuͤrlichen Grazie zu berauben, und nur da, wo er die Graͤnze der ihm er—
theilten Freiheit zu ſehr zu überfchreiten, und die Grenzlinien der anderen Formen
zu unterbrechen und zu verwirren droht, greife das Geſetz ein, und führe ihn mit
ſanfter Schonung zur Ordnung zuruͤck. Es wuͤrde mich zu weit fuͤhren, alle die
Regeln und Grundſaͤtze, welche der gute Geſchmack für den regulären Gartenſtyl
feſtgeſetzt hat, hier auszuführen, welches um ſo uͤberfluͤſſiger fein würde, als dieſel—
ben bereits von mehreren Schriftſtellern aͤlterer und ſelbſt neuerer Zeiten mit vie—
ler Beſtimmtheit und Richtigkeit angeführt ſind. Ich verweiſe daher jeden der
im regulären Gartenſtyle zu arbeiten hat, und ſich mit den Grundſaͤtzen feiner
Schoͤnheiten vertraut machen will, auf ein zwar kleines, aber deſto gehaltvolleres
Werkchen unter dem Titel:
„Verſuch über die regelmäßigen Gaͤrtenoder Vorſchlaͤge zur
geſchmackvolleren Anlegung franzoͤſiſcher Garten. Leip—
zig bei Fr. Aug. Leo 1794.
Es bleibt mir jetzt nur noch übrig, jene Falle zu beruͤhren, in welchen der
natuͤrliche Gartenſtyl angewendet werden kann und angewendet werden ſoll.
Ich glaube annehmen zu duͤrfen. daß in allen Faͤllen, ausgenommen die be—
reits oben angefuͤhrten, wo nur immer das Terrain nicht gaͤnzlich unfaͤhig iſt, die
Grazie ungebun dener Naturformen anzunehmen; (wie ſelten aber kommen ſolche
Faͤlle vor) dem naturlichen Gartenſtyle der Vorzug eingeräumt werden muͤſſe.
Denn wie ſchoͤn und zweckmaͤßig der regulaͤre Gartenſtyl da erſcheint, wo derſelbe
durch die Umſtaͤnde bedingt iſt, ſo wird er dennoch in andern Faͤllen, und da, wo
er an und fuͤr ſich als Garten mit ſeinem Nebenbuhler dem natuͤrlichen in die
Reihe treten ſoll, unmoͤglich den Vergleich beſtehen koͤnnen. Seine Schoͤnheiten
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und Vorzüge find nur bedingnngsweife ſchoͤn, und vorzüglich, während jene des
natürlichen Gartens dieſes immer an nnd für ſich ſelbſt find.
Die Liebe zur Pracht und Bequemlichkeit ruft den regulären, das Gefühl
allein den natuͤrlichen Garten ins Daſein.
Ich ſchließe hier dieſe meine Bemerkungen mit dem Wunſche, daß eine
geuͤbtere Feder einmal dieſen Gegenſtand ſeiner ganzen Wichtigkeit nach uns
darſtellen moͤchte, damit endlich jedes Vorurtheil verbannt werde, und wir mit
mehr Unpartheilichkeit den Werth beider Gartenſtyle und ihre geeignete Ans
wendung nach richtigen Grundſaͤtzen und den Regeln des Saen Geſchmacks
beſtimmen lernen moͤgen.
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Werk. dl, Gert l, , b.
Hemel, von Hundert Heer,
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