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Full text of "Verhandlungen der Gesellschaft des Vaterlandischen Museums in Bohmen"

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| Berhandtungen 


der 
pe, — — B Er An 





Sefellſchaft 22 
„des 
baterlaͤndiſchen Muſeums — ————— 
in Böhmen. 
Erftes Heft. | ? 





k vr ih 
Prag, aus der k. k. Hofbuchdruckerey. 
1823. 





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ul 4. 


Ai; L Vortrag 


ur,‘ be 7 — 
Serien des vöbmiſchen ed, 


 Fürften, Yuguft von Loblowitz 


9 bei der 


—— — Algemeinen aan 
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»6nuıG Mire Herren! ⸗ — 






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* hen find allen, fit ge near 
emeinſinnz ‚She Wunſch, zur Beförderung. der 


j Sänfte und, Wiſſenſchaften i im Baterlande „kräftig 
witzuwirken z Ihr Eifer,, Sinn und Liebe für das) 
was Dem dem Baterlande angehöret,, zu wecken und zu 


erhalten; „Sie in der Sihung vom 23. Dezember 


© um aus Ihrer Mitte jene Mäns 


‚ner zu, wählen, „denen, Sie, mit Beruhigung, die 


Ausführung des, hohen Zweckes anvertrauen möchten, 


welchen, Sie ſich, bei der Bildung des Bereins des 


er: PR zu MR ‚sargsfehe 


Beim ‚ini % 
Je mehr Sobe und J— "Sinn ghnn 
‚eigen iſt; je waͤrmer Ihre Herzen für das gemein. 
föafelige Baterland ſchlagen; deſto „höher muͤſſen 
y2 J 


“gast. 

Ihre Forderungen an den “gewählten Bermaltungs- 
ausfhuß fteigen , deſto ſchwieriger iſt es aber auch 
ihm, die Aufgabe zu loͤſen, die d das Streben ſeiner 
Comittenten, fein eigenes Gefühl, und —— 
niß des Vaterlandes, ihm auferlegt. 

In wie fern er Ihren Erwartungen entſprochen 
und das Vertrauen gerechtfertigt hat, das Sie in 
feine Mitglieder ſetzten ; in welchem Maße es ihm 
gelungen, dem erhabenen Ziele näher zu ruͤcken, 
dad unfer vaterländifhe Verein ſich vorzeichnete 
dad wird, von Jahr zu Jahr der vorzuͤglichſtez 
Gegenſtand der, durch den 16. $. unferer Grund 
geſetze beſtimmten jährlihen Generalverſa 
aubmachen: : ⸗ iſt auch fuͤr — 
und wichtigſte Urſache, welche und hier vereint?) 

J Es möchte wohl keinet Rechtfertigung bedůrfen, 
daß der Berwaltungdausſchuß von diefem Grundge- 
ſetze ungeachtet des aͤußerſt kurzen: Zeitraums, ſeit 
welchem er die Leitung des baterlandiſchen Mufeums 
übernommen , dennoch fetsft für das heurige Jahr 
keine Ausnahme machen wollte: die Wichtigkeit die⸗ 
ſer erften Periode der, ſich nun als ſelbſtſtaͤndi⸗ 
gen vaterländifhen Verein konſtituirten, Geſellſchaft 
wird in Ihren Augen fein Vertreter feyn, wenn es 

vielleiht nur wenige Gegenftände find, auf’ welche 
et, ba der Rechenſchaft, welche er durch mein Or⸗ 
gan Ihnen nun abzulegen gedenkt — Ihre Aufmerk⸗ 
ſamkeit leiten kann. bach. 





Brevor wir jedoch das bisher Geſchehene einer 
naͤheren Würdigung, unterziehen, mögen Sie mir 
eörgeftatten, mit Ihnen einen Rüͤckblick auf jenen 
Zeitraum zu thun, welcher, ſeit unfer vaterländia 
ſches Inftirus ind Leben, gerufen ward, ‚bis, zu jenem 
Zeitpunkte verfloß, wo der ‚gegenwärtige Ausſchuß 
Die Berwaltung deſſelben ‚von der, ‚bis dahin bes 


ſtandenen proviſoriſchen «Leitung: übernahm, „um 


‚Gegenwart und Vergangenheit, um Das, was ger 
ſchehen, an. jenes knuͤpfen und anreihen — 
was noch zu thun erübriget, 5.0 ; 

Innig beſeelt von hoher Baterlandsficbe, — 
gluhend fuͤr alles Edle und Schöne — als Böhme, 


im Vertrauen auf Boͤhmen — hatte unfer. alfgeliebs 


4 


er und verehrter Landeschef am 15. April 1818 *) 
Aufruf an die vaterlaͤndiſchen Freunde der 
"Biffenföaften erlafien,,. in welchem, das Bedürfniß 
des Baterlandes, ‚ein, ähnliches, wiſſenſchaftliches 
Inſtitut „wie ſich deren bereits ing anderen, Provin⸗ | 
een des Staates, dem wir. angehören, , ‚gebildet hats 
den, zu beſitzen, nach feinem ganzen Unfange dars 
seſtellt und zugleich die aͤußerſten Grenzlinien, in⸗ 
nerhalb welchen die Wirkſamkeit der neuen up 
Ep bewegen: folte , bezeichnet wu ey 


a In einem Lande das feit ‚der Grauen * 


* 


J * 


eiit/ durch n warme Baterlandsliche und regen Ges 


meinfinn — ſich immer vorzuͤglich ra 
e jeilage Au 





6 


konnte eine aͤhnliche Yufforderüng nicht unbeant⸗ 
wortet bleiben: fie hatte das ausgefprochen und ins 
Leben gerufen, mad in dem Bufen jedes Einzelnen 
entftanden, und gar bald hatte fi, durch den Bei« 
tritt einer großen Anzahl Baterlandsfreunde, ein 
proviſoriſcher Derein gebildet, der an einzelnen 
Beiträgen von Privaten eine Summe von beiläufig 
140,000 fl. W. W. an Kapital, und von 25001. 
W. W. an jährlich fubfkribirten Beiträgen aufzu⸗ 
weiſen hatte; auch in kurzer Zeit große Schaͤtze an 
Sammlungen inallen Zweigen jener Wiſſenſchaften 
beſaß, deren vorzuͤgliche Behandlung dem vorgeſetz⸗ 
ten Zwecke entſprechen. Das Verzeichniß feiner 
Mitglieder enthielt Namen, welche ſeit lange ein. 
Eigenthum der vaterländifchen Geſchichte gewerden 
waren; enthielt die Namen beinahe aller der Maͤn⸗ 
ner, die, dur Gelehrfamkeit und Liebe für die 
Wifſenſchaften, der Stolz ihrer Landsleute gewor⸗ 
den waren, So trat dieſe Anſtalt, ohne Kindes⸗ 
alter, in kraͤftiger, hoffnungsreicher Jugendfuͤlle, 
aus den Haͤnden ihrer Gruͤnder hervor, und war 
wuͤrdig geworden, dem hohen Schutze unſeres aller- 
gnädigften Herrn und Kaiferd, dem erlauchten Ber 
förderer der Wiſſenſchaften und altes Hohen und 
Schönen, anempfohlen zu werden, - 

Die huldvolle Aufnahme, melde dad neu entte 
ſtandene Inftitut an dem alferhöchften Throne ı Sr. 
Majeſtaͤt fand, und die uns allen zum beruhigend⸗ 





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ſten Troſte und zur: eifreufiöften Auoſicht für fein 
Akuünftiges Schickſal gereihen mag, beurkundet die 
Alterhoͤchſte Entſchliefung vom 11. Juny 1820 ,* 
welche die Conſtituirung des boͤhmiſchen Muſe 
Au einem Privatvereine genehmigt, und die Borle⸗ 
gung ſeiner Statuten zur allerhoͤchſten Beſtaͤtigung 
"Die froh gehegte Hoffnung. bewährend, 

* zweyte allerhoͤchſte Entſchließung vom 
A Juny 1822, 7 ) welche dem allerunterthaͤnigſt 
vorgelegten Entwurfe der Statuten der Geſellſchaft, 
die allerhoͤchſt chſte Sanction ertheilt und ‚dem Dereine, 


in Beyug auf das Lokale, , in dem die 










m | funge aufbewahrt y werden, —— — 
— — ——— AUF — 3 
Dieſe allergnaͤdigſt weſthgten atiten ne 
 Amagen nun das Grumdgefeß unferd Vereines, 
——————— ‚Leitfaden aus, an * J 
| amfkeit ſich Halt, Sie bezeichnen die 


erſchieder tungen, ad denen fein Wirken 


7 * ® ech fine Bere ar, 
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‚Verein verwies. —V ee art 


M Praͤſident Herr Graf Kaſpar von 1, Stetnberg/ dem 
! ‚Mufeum i darbot. Als die Frucht Tangjäßrigen nie 4 
mielns umd Foiſchens, war dief Schatz — — 


SVöhmen, feine reiche Bibllochek, — — 
M Na rwiffenfchaften und die Sciences exactes — 


| verſchafft hatte · ¶ Dieß alles —* au 


sung. ‚Die ——— ‚Söte allein hät er 
ein. ıfeum, gebildet ; ‚ermäget man, % * blos in. A 


> 


2 ”.. 


bee, —* naͤhere he legte 
Herr Obtiſtburggraf in ſeiner am 23. Dezember, 
bei Gelegenheit der "Wahl des Praͤſidenten und des 
Auẽſchuſſes, gehaltenen ‚Rede, ‚Sie, kt “ 
an dem! nun. — — ge 
An der Site biefer Sammlungen , au 


wiß- jener literariſche Schab , ‚welchen unfer ge 





trockneten Pflanzen ; dh feine Aborüche, der, —* 
niſchen Flora, feine oryklognoſtiſchen undigtogni 
fhen Sammlungen, vorzüglich in 


zu: ‚einen, Bolltommenheit erwachſen, welche ihm in 
der iteratiſchen Welt bereit eine große Celebrit 






winer Liebe für das —2* und dies 
ei, dem Mufeum; und fo ‚der 





‚der gefihenkten Bibliothel 4061 Bande mit 4229 

Kupferſtichen — die Holzzſtiche umgerechnet = in 
dem Herbarium 9000 Pflanzenarten, fi befinden, 
und an Sofilien an 30 Kiften Engefohk wurden. —9 


* 
Bu ' 





— * — 9 
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Me ‚&inen ‚andern, eoſtdren Theil des Bücher⸗ 
ſchatzes des Muſeums, macht die, Briezniger Bir 
Sliothel aus yuiweldhe: in mehr als 500 Incunabeln 

Be und⸗ Manufkripten beſteht, ein» Geſchenk des Herrn 

yo Grafen Kolowrat⸗Krakowsky, und-um po merkwuͤr⸗ 
diger iſt, als der groͤßte Theil davon, die Bücher⸗ 

ſammlung ses in Raudnitz echemals beſtandenen 

1 ausmachte, welches im Huſitenkriege zer⸗ 
ſtoͤrt, ‚die Bibliothek aber , "von ‚einigen Brüdern, 
ath Brjeznitz⸗ gefluͤchtet ward daher gewiß die aͤl⸗ 
eeeſte, im Rande befannte, ———— Art ge⸗ 
annt werden darf. ce wien} 177 
Die Sammlungen. an Mineralien des „Herrn 
Wr iftburggrafen Exzellenz⸗ — dann ‚Sr. Eryellsdes 
Seren Grafen Hartmann —bie pomologiſche Samm⸗ 

| 9:@r. Exil, des Obriſtlandmarſchalls, Herrn 
remain von Wratislam — die joologifhe Samm« 

. lung des Herrn ‚Grafen Franz von Hartig — die 

Maſt merkwürdige), botaniſche und Conchylien⸗ 

Sammlung, ı welche unſer gelehrte! Sandemann Haͤnke 

> auf feinen Reifen | zuſammen brachte — der Tallens 

bersiſche Coderx aus dem Stifte Oſſegg — | bie. Kos 
iginhofer Hendſchrift, dab ältefte Denemahl böh- 
miſcher Poeſie, dargebracht durch den Bibtiothefar 

Hanka: ſind alles Gegenſtaͤnde, auf welche ‚ed mit 
vergoͤnnt ſeyn mag, Ihre und die Aufmerlſambeit 
Reh ganzen gelehrten Rutlilums, an leiten, | 


pw, EHE 7 2 ’ 









10 Pr 2 N 


Bu weit umfaffend müßte mein Dortrag 
werden‘, wenn ih Erwähnung von all? den anderen, 
einzelnen Schägen machen wollte, welche das Mur 
ſeum bereits beſitzet und aufgeſtellet hat. —Es 
wird eine der vorzuͤglichſten Sorgen des Berwal⸗ — 
tungsausfchuffes ſeyn, die Säle, fo bald , als moͤ⸗ | 
gli, dem alfgemeinen Beſuche zu eroͤffnen . 

Die Auflage eines, ſich durch ganz beſondere —* 
Genauigkeit aus zeichnenden, Planes von Prag und 
jene der flavifchen Grammatif, von P. Puchmaher; 
ſind die zwey erſten Arbeiten,‘ mit melden das Mus 
feum vor der literarifhen Welt auftrat. Möge die 
Bufunft deſſen Bemühungen auch in * Bezie⸗ 
bung gunftig fyn! — Nr N 

So ausgerüftet an Sägen alter Art, mit le 
nem Fonde von 110,987 fl. 29: ir, an Kapital, 
ward diefe vaterländifche Anftalt, von der weifen, 
proviforifhen Leitung, die bisher ihre Führerin und 
Pflegerin gewefen, dem am 23. Dezember 1822, 
gewählten Präfivium und dem Ausfchuffe übergeben: 
der um fo zuverfichtlicher hoffen darf, das herrlich 
begonnene Werk in gleichem Geifte und mit gleicher 
Siebe fortzuführen, als unter feinen Mitgliedern | 
fi) mehrere ver — Rare —* 
Gruͤnder befinden. 

Eingedenk der, dem ee 
im 12, $. der Grundgeſetze vorgezeihneten Pflich⸗ 
ten, hat derſelbe, mit gehoͤriger Beruͤckſichtigung 








N 11 


der dem Mufeum zu Gebote ftchenden Mittel, ei⸗ 
nen Bibliothefar „mit 500 fl. EM, in der Pers 
fon des verdienten Philologen Wenzel Hanka, der 
fricher ſchon proviforifch die Bibliothek beſorgt hatte, 
angeftellet, und ihm, wegen feiner befonderen Bere 
dienfte, dann der ihm zugemiefenen böhmifchen Kore 
refpondenz, eine Perfonalzulage von 100 fl. M. M. 


bewilliget. Zum Euftoden der zoologifch = boras 


niſchen Sammlung, ward, mit jährliden 500 fl. 
EM. , Dr. Karl Borziwog Preßl — zur Beſor⸗ 
gung des mineralogiſchen Theiles, der Adjunkt an 
der chemiſchen Lehrkanzel der prager Univerſitaͤt, 
Herr Sippe, mit 400 fr W. W. Remuneration, 
aufgenommen — endlich zur Beſorgung des Kan⸗ 
zleygeſchaͤftes jaͤhrlich 200 fl»W.e Wi — für einen 
Diener am Muſeum ebenfalls 200 fl. W. W. — 
beſtimmt. Zu dieſen Befoldungen und nothwendi⸗ 
gen Auslagen, wurden die Intereſſen der Kapitas 


lien; zu laufenden Ausgaben, | die prefären. Eins 


. Fünfte des Muſeums gewidmet; ein Sekretär aber 
ride. a1 16,6. .) au Mangel an hinlaͤnglichem 
Fonds, . bisher noch in suspenso ; zu belaſſen be⸗ 
ſchloſſen. „Als Kaſſier (vide q. 10 G. 6) wöhlte 


— der, Ausfhuß,, aus feiner, Mitte, A; den ‚Herrn Grafen 


Franz von Sternberg n Manderfheid;.. ‚zum Ger 


| fjäftöleiter den Herrn Fürften Auguft von Lobkowih, 


Das Siegel der Geſellſchaft ward entworfen z und 
von Bibliothekar und Cuſtoden, die man ins Hand⸗ 


| Dienſtag, Mittwoch, Donnerftag,, Freytag und 


12 


geluhde nahm, Die nöthigen Suftructionen hinaus⸗ 
gegeben. Rückſichtlich der oͤffentlichen Benuͤtzung 
und des Beſuchs der Sammlungen, ſind darin die 
noͤthigen Weiſungen enthalten, Zur Beſichtigung 
der Sammlungen, ward der Mittwoch jeder Woche, 
gegen die beim Praͤſidenten, oder Geſchaͤftsleiter zu 
loͤſenden Eintrittskarten ‚, beftimmt; zum Beſuche 
der Leſezimmer und, für das gelehrte Publikum, find b 
Somntag, im Winter von 9 bis 4 Uhr, im Som⸗ 
‚mer von 9 bis 12 Uhr Vormittag, dann von 3 
bis 6 Uhr Nachmittag, beſtimmt, den Fremden aber 
der Zutritt ſtets geſtattet. Die Zeit der Eroͤffnung 
wird dem Publikum, ſen bald, als — be 
kannt gegeben werden. his 
0 Der Bermögenöftand der Geſellſchaft iſt, fan 
—* he fie — net 


De Ser | An ee ie w Fan 
Landtaͤflich verſichert s— — 
| 5pCt. pr — 87,600 fl. — He 
Un ftändifhen Shi ee. 


gazionen Br — 2:24: Ke 4 —J 
a Verlagdartikeln . 10,805 « .7 N n 
Safabarfäaft mit Eibe Me — — ⏑—— 
Deʒember 1822 “2,706 + Be“ 


— — — 
‚410,987 fl 20kt. W. W. 


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Die Interefien von Sn sr u 
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spe EL 14,380. FR, Wi 
Imercfienvon ,875f.) de, da Are 
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Obilig· 2 &c 24 pet. 206 E95 #6 
> An ordentlichen ſubſkri⸗ re ee rub 
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— — 7,046 fi 52 fr ®. © 
Hievon die figen Auslagen... .\.., CE se Fre 
an Befold ung, Miethe, kam hi * 

Eu; > N WELLE 5,550. fh. B ' 
® gnktähricn t von’ 1,466 fl. 52, WW; 
welche dab einige Einkommen find, auf welches bis 
igßt die Geſellſchaft zu Baulichkeiten ‚inneren Ei 
"lang gu nen Anfchaffungen, kurz, zur Aud⸗ 

‚ bildung und. Erweiterung der Anſtalt, rechnen darfı 
_ ändem die Meineren Zufluͤſſe an Geſchenken ꝛc. ec. 
hoͤchſt prefär und unbedeutend find. . un 






Aus dieſem Vermögenszuftande allein, tritt 


ſchon die ueberzeugung, wie viel nach dem Gethane⸗ 
mnien noch zu thun erübrigt, und der lebhafte Wunſch 
hervor, daß recht viele unſerer Landsleute dem 
aan ihrer "Mitbürger folgen und ſich unferem 
Bereine anſchließen möchten, um der jugendlichen 


Aunſtalt das Gedeihen und die Kraͤfte zu verleihen, 


14 


die fie zu ihrem Fortbeſtande, pi ihrer ferneren 
Ausbildung, ſo dringend bedarf.  ar 
Mit froher Zuverſicht duͤrfen wir indeſſen auch 

ber Erfüllung diefed Wunſches entgegen ſehen. 
Neuerdings haben , bei Gelegenheit der angezeigten 
Mahl des Präfidenten und Aueſchuſſes, . Se; kaiſ. 
Hoheit der Erzherzog. Earl, dem Muſeum Threu 
Schutz zu verheißen und Ihren Wunſch zu ſeinem 
ferneren Gedeihen ihm auszudruͤcken geruhet ; eine 
aͤhnliche Berſicherung erhielt die Geſellſchaft von 
Sr. Dar chlaucht dem Fuͤrſten "von Metternich ; 
fünf neue Mitglieder ſchloſſen fü * felt der beendeten 
proviſoriſchen Leitung, mit den —* ſyſtem⸗ 
mäffigen‘ Beiträgen, dem Vereine unter ihnen 
die Hauptſtadt des Koͤnigreichs ; ———— 
Geſchenke an Geld und Materialien gingen bei dem 
Auſchuſſa ein . EEE EEE Er 
x." Doppelt fühlbar mußte, bei ſo erfreufichen 
gurnſtigen Ereigniffen‘ der Geſellſchaft ein Verluſt 
ſeyn, den fie feit jener Furzen Zeit zu erleiden 
beftimmt war, Mit dem allgemein beweinten 
Tode des unvergeßlichen Grafen Rudolph von 
Wrbna, verlor. auch das boͤhmiſche Mufeum ej⸗ 
nes ſeiner erſten und verehrteſten Mitglieder „einen 
mächtigen Vertreter. und warmen Fuͤrſprecher an dem 
Throne des Monarchen, fo wie In ihm, Boͤhnen 
einen feiner ‚glühendften Patriotem Was er ale 
Nenfh, Bürger und Staatsmann geivefen, daruber 





BR - 45 
hat die Mitwelt, als untruͤgliche Richterin, * 
abgeſprochen; was er als Boͤhme, was er uns 
‚Böhmen, geweſen, davon moͤgen alle Patrioten 
zeugen, in deren Herzen er ſich sein eiigtumer 
tilgbares Denkmahl errichtet . nnd —— 
4 Sum Schluffe diefer Rechenſchaft uͤber die bis⸗ 
herige Wirlſamleit des Ausſchuſſes und der Erzaͤh⸗ 


lung der Schickſale des Vereins, ſeit er ‚feiner Leis 


tung anvertrauet worden, eruͤbriget blos anzuführ 


zen? daß die innere Organifirung "des Geſchaͤfts ⸗ 


 ganges des Muſeums, dann jene deö — 


vollkommen beendet und eingeleitet iſt. 


Te Dier swegte Punkt, welder Ye 


„ talderfammlung Heute befhäftigen fol; ift-die Wahl 
” einiger Ehrenmit ieder: worüber das hohe Proͤſi- 


| IT ala ‚eigenen Vortrag. erftatten, und die vers 


Ba MR α 
her Grundgeſebe werden aßftimmien wollen.‘ ' 
Su Folge eines, vom. Ausſchuſſe 4 


waſdinſer wären, wie Sei andern gelchrten Infti 


ö 


uten dieſet Urt, den Ehrenmitgliedern Diplome gu 
errtheilen; worüber der Entwurf vorgelegt wird... 
Die ‚Verzierungen des Diploms, erinnern 
an mehrere ¶ Naturforſcher unferes «Vaterlanden, 
- .. Sehmidtia utriculosa.in der Mitte, fuͤhrt den 
Namen eines unſerer eifrigſten Pfianzenforſcher, 

Wiſſenſchaften zu früh entriſſen wurde, um 
keine Flora Böpmens zu volfenden und zu. ſichten. 


9 






16 


Sie wurde von Dr. Karl Preßl in Böhmen entdeckt 
und von dem Botaniker. Seid! zuerft beſchrieben. 
Su ihrer Seite ftehe: das beſcheidene Ornithogal⸗ 
lum bohemicum, das ſchon Johann Cjerni, 
Arzt in Leutomiſchl, in dem. böhmifhen Herba 
vom Jahre 1517 ale eine von dem Ornithogal- 
lum luteum unterſchiedene Pflanze angeführt, 
Cjauſſner fpäter als eigene Art beftimmt hat. Links 
Sternbergia colchiciflora, von dem Grafen $ranz 
Waldſtein nähft Ofen entdeft und benannt, Aus 
der rechten Ecke erhebt ih Saxilraga Sternbergin 
wie die vorige, nad) unferem verehrten Präfidenten 
benannt,’ um ſich mit der Zaluzania triloba zu 
vereinigen, ‚die. den. ‚Namen zu Ehren: Adam Zar _ 
Iuzansky’s von Zaluzan , Dis, und Profeſſorz 
der prager Univerſitaͤt, vom Verſen erhalten hat 
Er ſchrieb ein Pflanzenfyftem, das im Jahre 1604 _ 
erfhien, in welchem ſchon von dem Geſchlechte ver 
Pflanzen gefprohen wird. Aus der: linken Ecke erhebt. 
fih Waldsteinia geoides, die: den Namen: ded 
VBerfaſſers der „„feltenen ungariſchen Pflanzen/umfers 
Mitgliedes Grafen Franzı Waldftein ,ı trägts\inn 
"Der dritte Yunke,der Ihrer Aufmerkſam⸗ 

feit empfohlen wird, und worüber der Herr Präfident 
gleichfalls befonders abftimmen laͤßt, ift die img.16 
der Grundgefege der Generalserfammlung vorbehals 
tene Wahl der vier Rechnungsreviſoren aus den Mit⸗ 
gliedern der Geſellſchaft. Obſchon es nicht ganz mög« 


17 
Tic) war , nach einer Sierjährigen proviforifhen &e- 
fhäftsführung, und der vor nicht langer Zeit erſt ber 
endeten Uebernahme des Kaſſaweſens von dem k. F, 
Spuneralzaßlamig,. Ay es biher geleitet hatte, die 
Rechnung in der Art in Ordnung zu bringen, fie 
ſich itzt ſchon zu einer gehörigen Revifion eignete; fo 
wird doch die Kaffaverwaltung nicht faunten, in möge 
lichſt Fu: zer Friſt diefe Rechnungsſtuͤcke der Beurtheis 
lung der zu ernennenden Reviforen, zu unterjichen, 
Dieß, „meine, Herren! iſt Alles, was der Aus⸗ 


ſchuß nach einer kaum zweimonatlichen Geſchaͤtz⸗ 


führung, I hnien uͤber feine: bisherige Wirkſamkeit, 
über die Art zu fagen vermag, in welcher er dasihm 


‚anvertraute, ſotheure Pfand Ihrer regen Liebe fuͤr 


Vaterland, Wiſſenſchaft und Kunft, pflegtesiimie et 
zur Beförderung und Ausbildung einer⸗Anſtalt mit⸗ 


arbeitete, die Ihren Gemeingeift, Ihren Sinn fim das 


Schoͤne und Ede; ſo herrlich⸗ bethaͤtigt. Möge das 
‚begonnene Wert grünen und blichen amter dem 


* 


Schutze des vaͤterlichſten Monarchen, unter dein micha 


tigen Beiftande feiner erſten Gründer, im verrinten 

und erfolgreichen Mitwirken alter Freunde des Bater⸗ 

landes; und in ſpaͤter Folgezeit noch davon zeugen, mad 
Böhmen vermag und was es ift, im Bräftigen, brii⸗ 
— ——— ſeiner Edlen und feiner Gurem !— 
Be ar Hamas d 1 u — 


Worgetragen in der Generalverſammlung 


— P7 7 ‚am 26, ‚Februar 4893, A 4 dus 
— B 


Lo 


— 
4 


18 | 
Beilage Ass, 


An bie 
baterlänifchen Freunde der Bifenfihafte. 


Die angenehme — daß in dem, 
von Sr. Majeſtaͤt dem Kaiſer meiner Leitung huld⸗ 
reichſt anvertrauten Koͤnigreiche Böhmen alles ge- 
meinnuͤtzige Schöne und Große gedeihet, und der 
mir von einigen Freunden des Baterlandes und der 
Wiffenfhaften mitgetheilte Plan zur Gründung ei-⸗ 
nes vaterländifhen Muſeums für Böhmen, * 
die Beranlaſſung dieſes Aufrufs. 

Die Geſchichte aller Voͤlker bezeichnet Epochen, 
in wei die, durch lange Stürme aufgeregte, 
nad außen wirkende Kraft der Nazionen bei wieder 
eingetretener Ruhe auf ſich feldft zurüdgeführt, die" 
in dem Sturm der Zeiten verwahrloften Mufen wies 
der: verfohnt, und Künfte und Wiffenfhaften zur 
hohen Blüthe emporgehoben hat. 

Unfere vaterlandifche Gefhichte zeigt und, was 
Kaifer Karl der Vierte, Stifter der prager Univer⸗ 
ſitaͤt: und ihr erfter Kanzler, der fromme und ge⸗ 
lehrte Erzbifchof Arneftus für die Wiſſenſchaften im 
Baterlande geleifter haben: welde hohe Stufe. 
von Ausbildung nah den Stürmen des 15. und 
halben 16, Jahrhunderts unter der Regierung Rus - 
dolpha des Zweyten, an deſſen Hofe fid die ausge— 


19 


zeichnetſten Gelchrten diefer Zeit aufhichten, Boͤh⸗ 
men erreicht hatte: und wie für Kuͤnſte und Wiſſen⸗ 
ſchaften dad wahre goldene Zeitalter eingetreten war. 
9 Wem iſt nicht im regen Andenken ‚wie nad 
geendetem fiebenjährigen Kriege unter der Regierung, 
Marien Therefiend und Joſephs des Zweyten, ein 
erneuertes wiſſenſchaftliches Streben feine Bluͤthen 
entfaltete, in welcher Epoche die Geſellſchaft der 
Wiſſenſchaften in Prag unter dem Opriftburggrafen 
Karl Egon Fürften von Fürftenberg , und fpäter die 
patriotiſch / oͤkonomiſche Geſellſchaft geſtiftet wurde, 
Aber auch unter ber jetzigen glorreichen Re⸗ 
gierung Sr. Majeſtaͤt des Kaiſers Franz blieb das 
auf geregte Streben der Nazion ſelbſt unter minder 
wohlthaͤtigen Einftuͤſſen der. Beit noch wirkſam. 
Die boͤhmiſchen Stände begruͤndeten ‚ein polytechni⸗ 
ſches Inſtitut, das erſte dieſer Art in der öfterrgis 
chiſchen Monarchie, welches dem Staate bereitt 
nuͤhliche wiſſenſchaftliche Zoͤglinge gebildet hat; 
durch Privatverein wurde eine Akademie bildender 
Fünfte geſchafſen, „die mit einer bedeutenden Galt 
lerie und den noͤthigſten Modellen zur Bildung jun- 
ger Künftlet auögeftattet ift; und ein Conserya-, 
toxium der Muſik errichter, deſſen Zoͤglinge ſchon 
mehrmal die Bufricdenheit des Publikums eigeaͤrnd⸗ 
tet haben ; Inſtitute, welche auch des Beifalls und 
der —— Der Eertö gewurdigt unten, | 


ee; ARE IT Aut 


hi: 52 


20 


9 
Alle diefe Anſtalten waren ihrem Kreiſe ſo 
wirkſam,/ als es die Zeitumſtaͤnde geſtatteten, allein 
noch fo manches bleibt zu wuͤnſchen übrige ẽ 
Noch beſteht Feine vollſtaͤndige allgemeine boͤh⸗ 
miſche Literatur⸗ Geſchichte ; "Feine vollſtaͤndigen boͤh⸗ 
miſchen Denkmaͤhler (Monumenta Bohemica), 
die doch zur Erlaͤuterung der vaterlaͤndiſchen · Ge⸗ 
ſchichte fo wichtig wären ; Feine vollſtaͤndige Natur: 
geſchichte Böhmens weder im Ganjen, ned ie 
einzelne Zweige des Naturreichs; Fein geognoſtiſcher 
Geſammtüuͤberblick dieſes, fuͤr die Geognoſie ſo Aus 

ßerſt wichtigen Landes, m nn 
Biele Mäterialien hiezu finden: ſich in Bohmen 

verbreitet/ aber zerſtreuet wie ſie dermal find, Bleibt 
ihre Benuͤtzung aͤußerſt ſchwer, beinahe unmoͤglich, 
und nur die Errichtung eines vaterlaͤndiſchen Mu⸗ 
feums kann dieſe einzelnen Materialien vereinen, 
Und den Weg bahnen, jene Lücken auszufüllen. 
Ss lange alle Kräfte nur auf eigene Erhals 
fung und Rettung des Staates vor fremder Bedruͤ⸗ 
ckung beſchraͤnkt, nad außen wirken mußten ,\ wär 
die Gründung einer ſolchen Anſtalt unmöglich; nun 
aber; da eine bleibende Ruhe errungen, und Hoffe 
tung für eine beffere Zufunft vorhanden ift , ſcheint 
es "an der" Zeit zu ſeyn, ein Werk auszuführen). 
welches in an ſten igiſn Staaten bereit in 
Graͤtz unter dem Namen Johanneum; in Peſt mit 
der Benennung: Nazional⸗Muſeum; und in Brünn 





21. 


ld maͤhtiſch· ehlefifches Landes = Muſcum- wirklich 
beſteht, und wozu in unſerem Baterlanderfhon be⸗ 
troͤchtliche Anerbietungen ſowohl an ganzen Sainm- 
lungen, als xinzelnen Beiträgen vonimehreren pa⸗ 
trietiſch denkenden Männerngemaht wurden · 
Da z jedoch eine/ ſolche Anſtalt auf. einenıfichern 
Grundlage, beruhen⸗und ein Jeder welcher hiezu 
mitwirken will, den Almfang derſelhen kennen muß, 


bodheile ich · hier die Hauptſtize vom dem mir vorge ⸗ 


legten Plane zur / Begrimdung⸗ — 
Muſeums für Boͤhmen mit. 1 amın 

ho Dig waterlaͤndiſche Dufeum ſoll alle in das 
Gebiet wer. Rayionafr Siteratun: und Nazional & Pros 
PER RER 


== ‚von, Abſchriften oder 
Sande befindlichen Denf- 
on möhler, Grabſteine Snfhrifteng Statuen, 
imBasreliefs si ans*mi shlım am 

) Aus einen moͤglichſt pollſtandigen / Wappen ·· 
Siegel = und Muͤnzſammlung des ⸗ Batettandes 
Vans oder deren Abdrüchen. cm 
* 4) Aus einer, Sammlung von Landkarten und 
Maran, ſowohl — ſtatiſtiſcher 
Amin dee ware 


% 


x 


* 


Hinſicht, als in Sinfigt ds üften Bergbau 


in Boͤhmen. 
+5) Aus einem BE — Kabinet 
aller drei Naturreiche, mit beſonderer Hinſicht 
auf das Vaterland‘, ſo, "daß nebft der allge⸗ 
meinen Mineralien⸗ und Petrifikaten / Samm⸗ 
tung, eine beſondere topographiſch· geognoſtiſche 
Sanmmlung der 16 Kreiſe Boͤhmens aufzuſtellen, 
and außer dem allgemeinen Herbarium, auch 
"5 ein befonderes der Flora Böhmens, mit Beife- 
hung der boͤhmiſchen Benennungen zu ſammeln 
waͤre, welches ſich von den Vierfüſſern, Vögeln, 
Fiſchen, Inſekten x: ꝛc. ebenfalls verfteht. 
—“ Bibliothek, welche fih auf Bohe- 


mica im audgedehnteften Sinne, und-auf die 


„1. fogenannten beftimmten Wiſſenſchaften (Scien- 


‚ces exactes) beſchraͤnkt. Zu den erften ges 
hören alle Bücher und Manufkripte, welhein 


Bine Sprade geſchrieben , von von einem 


Boͤhmen verfaßt, oder in ‚Böhmen aufgelegt 


hm In fo wie jene, welde ihrem Inhalte nah 

über Böhmen handeln; zu den letzteren alle 

jene, welche in’das Gebiet der Mathematik 

Hund Phyſik einſchlagen/ und zwar: nebſt den 

Hauptwerken auch alle, auf dieſe Fächer Bes 

zug nehmende Hilfäbixcher und * des 
In⸗ und Auslandes. Endlich um 

ö m aus einem Produkten = Saal, in weldem 

alle vaterländifhen Manufaktyrs s Erzeugniffe, 





23 


Kunſtwerke und Erfindungen, oder deren Mo⸗ 
defle aufgenoinmen werden. 
Die Aufſtellung aller diefer Sammlungen ers 
heiſcht ein geraumiges Gebäude , deffen innere Ein 
richtung bedeutende Auslagen verurfadht, - 

Die Erhaltung des Ganzen macht die Anftellung 
eines, inder Folge auch mehrerer Auffeher (Cu- 
stoden), und eines Dieners unbedingt nothwendig. 
Die Erweiterung der Sammlungen, und die 

Anſchaffung der nöthigften Hilfsbücher und fortlau. 
fenden Zeitfhriften, erfordern nicht nur einen bes 
traͤchtlichen Fond zur Gründung diefes Jnſtituts, 
ſondern auch jährliche Buftüffe zu deffen Erhaltung, 
AMuch hiezu haben mehrere einzelne Baterlands« 

‚Freunde ſchon bedeutende Anträge gemacht, und es 
laͤßt ſich mit Buverfiht erwarten, daß bei dem 
Patriotismus der Böhmen, welche durch thätige 
Mitwirkung fuͤr jedes, gemeinnügige Unternehmen 
ſtets ihren hohen Sinn beurkundeten, eine Anftalt 
kraͤftig unterftüßet werden wird, deren vorzuͤglicher 
‚Bmwedt es ift, die wichtigſten Kenntniffe für das praf- 
tiſche Leben zu erweitern, Verbeſſerungen in allen . 
Zweigen der Induftrie hervor zu rufen, und die 
imnneren Schaͤtze des Baterlanded zur — * 
Verwendung zu leiten. ;. 
Ki & erübrigt daher nur noch anzudeuten, auf 
’ welche Art ein jeder Einzelne zur Begründung und 
| Erhaltung dieſes Inftituts mitwirken Fann. 


24 — J 
* a 


© Entweder dur Entrichtung einer Geldfumme 
ein für allemal, oder durch Erklärung zu einer. bes 
ftimmten jährlichen Gabe z, endlich durch Beiträge 
der oben genannten Materialien, ala: Bücher, Urs 
Funden, „ Naturalien ꝛe. cs im — oder 
einzeln 6 tin 7 | 
‚Ale, welche auf eine aber die, — pn aus 
Errichtung und Erhaltung diefes Inftituts beitragen, 
‚werden als Stifter des vaterlandifchen Mufeums ans 
gefehen, und. ihre Namen in das Errihtungsbud) 
sur Berewigung eingetragen. m 
Die Herren Grafen. Franz Klebelöberg und 
Kafpar Sternberg übernehmen die Beiträge an Geld 
oder Naturalien, welde, ‚von heute an, ‚unter der 
Aufſchrift des einen oder. des andern, nad Prag 
eingefendet werdem koͤnnen, und deren Empfang von 
ihnen beftätigt werden wird U un 2. 
Sollten größere  Padete eingeſchickt werden 
wollen , fo wird erſucht, ſich über die Art der Ein— 
fendung mit den. obbenannten Herren Grafen früher 
in. das Einvernehmen zu ſetzen. Schriftliche Erklaͤ— 
rungen erfuhe ich an mich ſelbſt * schhir 
or am von Apru 18 1830 7 


9 il ui HE er HR, iemisk F 439 ara FUN J 


Franz Graf von Kolowrat, 
— Soriſto urg graf. 


21 via 
erde? ds 





im am nt, a1 f CHE. 


N | 25 
—  BeilssoBg 
- ‘ DANANNAANNAN 


j Svotheboruer rn 


Se. Majeſtaͤt haben Ak, Alterhschfter Ente 
— vom 11. 1. M. zu genehmigen geruhet, 

as, boͤhmiſche Muſeum zu ‚einem Vereine ſich 
Br Statuten der Allerhoͤchſten Ge⸗ 
nehmigung zu unterzichen ſind unit sm ©. 
Alllerhochſtdieſelben haben ferner ‚angeordnet, 
———— 
oder hbei der Zuweiſung ‚eines. ſchiclichen Lokales an 


= die ‚Hand, zu,gehen haben, Mu a ah 
ö * Indem ich Euer, Chyellem dieſe allewhoͤchſte 


Entſchließung mit Beziehung auf den, St, Majeſtaͤt 


— oh Bere — ——— Be Free > 


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4 


ı 34 
ara — — 


* RR TRETEN * BERN — Saurau. 


‘ 
Pk * 


* 


26 
Beilage 


rund 4 


Böhmen! 


Set. k. Majeſtaͤt Haben mit allerhoͤchſter 
Entſchließung vom 14. 1. M. die Statuten des ſich 
zu einem Vereine conftituirten vaterlandifchen Mus 
feums in Böhmen zu genehmigen, und die nachge - 
ſuchte ‚Befreyung des Mufeumsgebäudes von der Mi⸗ 
litaͤrbequartirung allergnaͤdiſt zu bewilligen geruhet. 

Welches dem Gubernium in Erledigung des in 
dieſer Angelegenheit erſtatteten Berichtes zur wei⸗ 
tern Veranlaſſung und Verſtaͤndigung der zur pro⸗ 
viſoriſchen Leitung des Muſeums vereinten PN 
der bedeutet wird. 


Wien den 19, Juny 1822. 


Prokop Graf von Lajanzky m. p. 





| | 27 
OB RilageD. 





‚Örundgefeße 
für bie Bernpönf des vaterlãndiſchen Mu⸗ 
ſeums in Bbhmen. 


J — ſeit Jehrhunderten eine Menge 
Kuͤnſtſchaͤtze und Sammlungen aller Art, welche ent» 
weder eigene Landesprodukte waren, oder aus dem 
Auslande mit großen Koften herbeigeſchafft wurden. 
Als Privat » Eigenthum wurden folde aber öfters 
wieder vereinzelt, und’ gingen dadurd) entweder dem 
Baterlande, oder doch gewiß ihrem wichtigſten 


Z3wecke, der allgemeinen Benuͤtzung, verloren. 


Das Bedürfniß, dieſe Kunftfjäge zu ſam⸗ 
meln, ſie ſowohl dem Verderben, als dem Verein⸗ 
zeln zu entreißen, ſie durch oͤffentliche Aufſtellung 
dem Lande zu erhalten, und der allgemeinen Be⸗ 
nuͤtzung darzubieten, wurde ſchon oft gefühlt, und 
der erfte Schtitt zur Aufftellung eines Nazionalmu« 
feumd, durd den von Sr. Exzellenz den Herrn 
Obriftburggrafen an die vaterländifchen Freunde der 
Wiſſenſchaften erlaffenen * som 15. April 

1818. wirflih gethan. 
| Die Wirkung diefes Aufrufs waren Beitehge 
aller Art, fowohl im Einzelnen ald in ganzen Summ⸗ 


28 
5 


lungen, in Gelöfummen , und Berpflihtungen zu. 
jaͤhrlichen Beitraͤgen. Da die eingegangenen Beis . 
träge bereitd beträchtlich find, fo ift es an der Seit, 


das Mufeum aufzuſtellen. 
Um N) Tıllen Sehfeihne) ju erreichen, 
u Me He | 
ehen deſſelben zu Jor en, ondern es auch ſte 
zu te —— nükli zu machen. 
Dieſer Verein folk, ſich daher bilden, amd zu 
einer Privatgeſellſchaft conſtituiren, «unter, der Be⸗ 
nennung : Geſellſch af t de h vat erlaͤndie 
(den Mufeuma an Boͤ h meen. 
Alm den Bwerh, dieſer „Gefellfchaft „und Die 
Ark, ‚mach welchen ihre Geſchaͤfte behandelt, werden 
ſollen, genau zu beftimmen, werden folgende Grund⸗ 
geſetze feſtgeſetzt, und von ihr feyerlichſt angenommen, 
mo) Sud Der Verein fuͤhrt den Namen: Geſell⸗ 
(haft des vaterhaͤndiſſcchen Muſe um s in 
DAN Hi ns a mhenn ug weln, 
+0 bar? Diefe fboein.freyer Berein, und beſteht 
aus, Öliedern ‚aller Sundern. m num 
. 3. Ihr Zweck iſt, die Kunſtſchaͤtze, Nature 
erzeugniſſe und Denfmähler „ſowohl der fruͤhern 
Jahrhunderte, als jene der gegenwärtigen Zeit zu ſam⸗ 
meln, der Nachwelt, aufzubewahren, und durch ge- 
ordnete Aufftellung in einem ſchicklichen und geräus 
migen Lokal, der; Mitwelt, zum nusbringenden Ge⸗ 
brauch darzubieten , um die Wiſſenſchaften, Künfte 





BE EP EL DEE BERGEN BE TR 
ZERENL en 
s £ ; 


5 


und PER alle — At 


zu fördern und zu unferftüßen, Wi 


Die Baht der" Mitglicher d dieſes Bereind 
iſt — um ein Mitglied’; zu werden , dazu 
dehört ein unbeſcholtener Ruf, und die Leiſtung ei⸗ 
nes zur Gründung” oder Vergrößerung diefes Mur 
feums für ein Nazionalmuſeum keiten Brtkage, 
er fen ſaͤchlich oder im Gefde, bedeutend oder gering, 
SE 5 Der Verein beſteht aus ſtiftenden und 


witkenden Mitgliedernz zu den’ erſteren gehoͤren alle 


jene‘, welche irgend einen Beitrag Teiften,, fie id» 
gem Boͤhmen feyn oder nicht; zu den zweyten mir“ 
jene, welde in Böhmen gebeten, oder ale Boͤhmen 

rechtlich angefehen find), und \einen Beitrag von wes 
nigftens 200 fl. €. M. im Werthe oder im baaren 


Gelde Teiften, oder einen jährlichen Beitrag von wis. 


nigſtens 20 fl. in gleicher Münze unterzeichnen" 
EL 6, Die wirkenden Mitglieder werden wieder 
in derwaltende und korreſpondirende atgerheit- zu 
den erſteren gehören "alte in Prag n den jiwepten 
alle außer Prag wohnender wre v 
7Die ſtiftenden Mitglieder werden mit 
ihren Beiträgen in das Errichfüngabuich der Gefelt- 
ſchaft "eingetragen, Aund Nerhalten "einen ſchriftlichen 
Aus zug daraus, zur Beſtaͤtigung daß ihr Beittag 
angenommen, und fie’ als Glieder des Bekeinc in 
das Errichtungsbuch eingetragen fund, "fo wie ihnen 
übrigens frei fteht, die Sammlungen und Archive 


w 


30 
dc} Mufeums zu beſuchen, um fi yon dem Stande 
und dem Gedeihen diefer Anftalt zu überzeugen. 

{5 8. Die wirkenden Mitglieder werden ebens 
falls in das Errihtungsbud eingetragen, darin. aber 
noch in einem befondern Verzeichniß aufgeführt, im 
welchem die verwaltenden und Eorrefpondirenden 
abgefondert erſcheinen. 

69 Die wirkenden Mitglieder haben allein 
dad Recht, den Berwaltungsausfhuß der Gefell- 
ſchaft zu wählen, welder aus einem Präfidenten, 
dem Gefhäftsleiter, dem Kaſſier und ſechs Ausfhuß- 
männern beftcht, welche auch nur aus den verwal« 
tenden Mirgliedern gewählt werden fonnen, 

$. 10. Der Praͤſident und die acht Ausſchuß⸗ 
mitglieder werden bei einer Generalverfammlung, 
wozu alfe wirkenden Mitglieder vorgeladen werden, 
durch ſchriftliche Zettel gewählt, wobei die Stims 
menmehrheit entſcheidet. Der Ausfhuß wählt dann 
unter fi den Geſchaͤftsleiter und den Kaffier; dem 
erfteren wird noch ein Sekretär beigegeben, welder 
zwar ebenfalls durch den Ausfhuß gewählt wird, je⸗ 
doch Fein Geſellſchaftsmitglied zu feyn braucht, noch 
bei den Sitzungen eine geltende Stimme hat. | 

$. 11. Dem Sekretär, deſſen Geſchaͤfte den 
meiften Zeitaufwand erheiſchen, iſt ein angemeſſenes 
Honopar feiner Zeit zu beftimmen, Alle Ausfhußs 
ſtellen find unentgeldlich. 

* 





St 


512. en wird die Leitung aller 
Geſchaͤfte überlaffen , 1 
4) Die —— Eicitune des nöthigen 
Lokals. 
b) Die Aufſtellung, Vermehrung und Erhaltung 
der Sammlungen. 
€) Die Verwaltung und Gebahrung des Bermö- 
gens der Geſellſchaft. 
d) Die Anftellung und Befoldung des noͤthigen 
Perſonals. 
e) Die BVerfaſſung ſaͤmmilicher Inſtrukzionen für 
daſſelbe, ſo wie alles die Ordnung im Hauſe 
Betreffende, als Eintheilung der Stunden fuͤr 
die Beſuchenden, Leſezimmer, Kataloge u. ſ. w⸗ 
‚N Endlich ſteht es dem Verwaltungsausſchuſſe 
noch zu, fuͤr einzelne wiſſenſchaftliche Faͤ⸗ 
cher eigene Comiteen aus den übrigen wirken⸗ 
den Mitgliedern zu ernennen, welchen es je⸗ 
doch eben fo wie den Auẽſchußmitgliedern frey 
ſteht, die auf ſie ausgefallene Wahl anzuneh⸗ 
men, oder nicht. 
$. 13. Saͤmmtliche Mitglieder müffen, die boͤh⸗ 
miſche Sprache verſtehen, der Sekretär fie fertig 
lefen und fohreiben. 
-$ 14. Das Amt des Präfidenten, des Kaſ⸗ 
ſiers und des Sekretaͤrs dauert ſechs Jahre, das 
Amt eines Ausfhußmirglicdes zwar auch ſechs Jahre, 
jedoch fo, daß nah den erften zwey Jahren fon 


32. 


zwey durch das Loos, nad) vier Jahren bieder zwey 
durch dad Loos, die übrigen aber jederzeit nad Vers ‘ 
lauf ihrer ſechs Jahre austreten. Es werden alſo 
alle zwey Jahre zwey Ausſchußmitglieder, und ·alle 
ſechs Jahre wieder ein Praͤſident und vier Ausſchuß— 
mitglieder gewählt. Jedes Mitglied des Verwal— 
tungsausſchuſſes kann aber wieder gewählt werden, 
"oder auch während der Dauer feines Amtes mit An- 
gabe der Urſache refigniren, in welchem Falfe die 
Generalverſammlung auf die Zeit, als ſein Amt 
noch gedauert hätte, für PM ein fupplirendes Mir 
* wahl ne a BEER 2 5 
6.45. Der Berwaltungdautſchuß hölt ordent⸗ 
liche Sitzungen, die vom Praͤſidenten angeſagt wer⸗ 
den, und in welchen die Stimmenmehrheit entſchei— 
det; uͤber die darin vorkommenden Gegenſtaͤnde wer⸗ 
‚den Protokolle geführt, und ſolche von allen Ge⸗ 
genwaͤrtigen gefertigt, und mit einem — * Ge⸗ 
refaiapteft iegel gefiegelt. ii 1— 

8016. Alle Jahre im Monate Februar wird 
eine Generalverſammlung gehalten, wozu alle wirs 
kenden Mitglieder eingeladen werden in welcher der 
Berwaltungsausſchuß der Geſellſchaft einen gedraͤng⸗ 
ten Bericht uͤber den Stand des Muſeums und der 
Kaffe, fo wie uͤber die Arbeiten und dad Gedeihen- 
der Geſellſchaft erftattet, Bei welchen Berſammlun⸗ 
gen auch die etwa nothwendigen Wahlen vorgenom⸗ 
men’ werden. Bli dieſen Berſammlumgen gift Kur 





33 
I 
die perfonliche Abftimmung, und. es kann Bein ab⸗ 
weſendes Mitglied feine Stimme einem andern uͤber⸗ 
tragen, Die jährlichen Rechnungen werden durd 
vier Mitglieder, welche alle Jahre von der Generals 
verfammlung zu ernennen find, geprüft, und ſodann 
im Archiv des Muſeums aufbewahrt. - 
617. Die Generalverfammlung hat: das 
‚Net, auf Vorſchlag des Verwaltungsausſchuſſes, 
oder auch eines einzelnen Mitgliedes, Ehrenmitglies 
der durch Wahl zu ernennen, welde ebenfalld zu 
den wirkenden Mitgliedern gehören, Der Vorſchlag 
der einzelnen Mitglieder, muß aber jederzeit, drey 
Monate vor der Gencralverfammlung an den Aus⸗ 
ſchuß eingeſandt werden. 
„18. Ein jedes Mitglied erhält ein. Exem⸗ 
* der Grundgeſetze, welchem das Berzeichniß der 
Mitglieder mit Bezug auf die bereits genannten Ka⸗ 
tegorien beigegeben wird. 
$. 19. Die Geſellſchaft wird fi mit der Fon, 
Geſelſchaft der Wiſſenſchaften, der k. k. patrior 
tiſch-oͤkonomiſchen Geſellſchaft, und dem ſtandiſchen 
polytechniſchen Inſtitute in Verbindung. fegen. 
fe 20. Die Sammlungen ded Mufeums beſte⸗ 
hen aus folgenden : 
9. Aus einer „vaterlöndifchen urtunden» Samm⸗ 
dung. 
— Aus einer Sammlung von m Afchriften oder 
Beihnungen aller im Lande befindlichen Denk⸗ 
€ 


34 


I PORN Grabfteine, — — 
Basreliefs x. 
) Aus einer moͤglichſt vollſtaͤndigen Wappen, 
Siegel⸗ und Mimzfammlung des NR. 
oder deren Abdrücken. 
= Aus einer Sammlung von Landkarten und 
Plaͤnen, ſowohl in geographiſch— ſtatiſtiſcher 
Sinſicht, als in Beziehung: auf den une 
Bergbau in "Böhmen, 

—* Aus einem Naturalien » Kabinet aller drey Na— 
wrreiche mit beſonderer Hinſicht auf das Ba⸗ 
terland, ſo, daß nebſt der allgemeinen Mine⸗ 

ralien⸗ und Petrifikaten⸗ Sammlung , eine 

beſondere topographiſch⸗ geognoſtiſche Samm⸗ 
"fung der 16 Kreife Boͤhmens aufzuſtellen, und 
außer dem alfgemeinen Herbarium, auch ein 
beſonderes der Flora Böhmens, mit Beife: 
sung der böhmifchen Benennungen zu ſammeln 
waͤre, welches ſich von den Vierfuͤſſern, Voͤ—⸗ 
geln, Fiſchen, Infeften x. 2c, ebenfalls verfteht. 
f) Aus einer Bibliothek, welde fi auf Bohe- 
> mica im ausgedehnteften Sinne, und auf die 
m fogenannten beftimmten Wiſſenſchaften (Scien- 
ces exactes) befehränft. Zu den erften ges 
hören alle Buͤcher und Manuffripte, welche 
in bohmifcher Sprache gefehrieben, von einem 

Boͤhmen verfaßt, oder in Boͤhmen aufgelegt 

ſind, ſo wie jene, welche ihrem Inhalte nach 


35 


von Böhmen handeln; zu dei Iekteren alfe 
jene, welde in das Gebiet der Mathematik 
und Phyſik einſchlagen ‚ und zwar: nebſt den 
Hauptwerken auch alle, auf dieſe Faͤcher Be— 
zug nehmende Hilfsbuͤcher und Seitſchriften 
des In = und Auslandes. Endlich 
g) auö einem Produften» Saale, in. welchem alle 
vaterlaͤndiſchen Manufakturs = Erzeugniſſe, 
' Kunſtwerke und Erfindungen, oder deren Mo⸗ 
* delle aufgenommen werden. 7a 
BZ Rebft diefen werden noch alle in⸗ und aueläne, 
diſche merkwuͤrdige Natur⸗ und Kunſtyrodutte in be⸗ 
ſonderen Abtheilungen aufgenommen. — * 
$- 21. Dieſe Sammlungen fi nd unveräufere 
lich und untrennbar. Sie ſind ein Eigenthum/ aller 
| Gefellfgaftsmirglicner inöbefondere , im allgemeinen 
ein Eigenthum der boͤhmiſchen Nazion, * 
as 22. Wenn Dubletten ‚andern  Inftituten 
zum Gebrauche „jedoch mit Vorbehalt des Eigen⸗ 
thums, uͤberlaſſen, oder dem Muſeum noch feh⸗ 
lende Exemplare dafür eingetauſcht werden, fo iſt 
ſolches jederzeit der noͤchſten ————— 
anzuzeigen, 


36 


II. Bergeihnig 


der 


Mitglieder der Gefellfhaft des one 
Mufeums. 


Prafident: 
Herr Graf Kaspar von Sternberg. 


Bermwaltungsausfhuß: 


Fürft Auguft Longin von Lobkowitz, Gefhäftzleiter. 
Graf Fran; von Sternberg » Manderſcheid, Kaſſier. 
Graf Georg von Buquoy. 

Abbẽ Joſeph Dobrowoky. 

Graf Johann von Kolowrat » Krafowäfn. 

Ritter Franz von Gerſtner. 

Profeſſor Maximilian Millauer. 

Profeſſor Joſeph Steinmann. 


Wirkende Mitglieder: 


Ahrenberg Thereſia Fuͤrſtin. 

Andre Chriſtian Ritter. 

Auersperg Joſeph Graf. 

Badenthal Freyherr. 

Becher Franz. 

Borſchitzky Johann. 

Brennporitſcher Leſegeſellſchaft. 

Bunzl Herrmann. 

Budweis Stadt. 

Chlumcejanſky Fuͤrſt Erzbiſchof. 
Chotek Rudolph Graf. 

Chorinſky Ignaz Graf. 


a j 
Elary Johann Fürſt. 
Colloredo Roſina Gräfin. 

Tjernin Rudolph Graf. 

Tavid Aloys. | 

Deym Franz Graf. 

Dierrih Joſeph. 

Dohalsfy Wenzel Graf. | 
Faͤhndrich Adalbert, Abt zu Seelau. 

Falge Ignaz. 112 m 
Fürftenderg Fürft. 

Gradel ‚Zacharias. 

Harrach Ernft Graf. 

Hartig Fran; Graf, 

Hartmann Profop Graf. a 
Hauſer Joſeph, zuglei fammend: — 
Helbling von Hirzenfeld Johann, Bir, 
Hildprandt Fran; Freyherr. —— 
Hirnle Anton. a 
Hofer Johann. J 
Hurdalek Joſeph, Sichef zu geimeri 
Sapaun Sofeph Pepper. "N 
Erzherzog Karl Faiferl; Hoheit, — 
Fuͤrſt Kinſtiſche —— 

Siebelöberg Franz Graf — 
Kleeborn Joſeph Ritterr. nn 
Kolowrat Franz Anton Gräf), Sbrifibutggtafe 
Kolowrat Aloys Graf,’ Siſqhof zu Königgtäp. DE 


Kolowrat Tofeph Graf . > N 
de Laing $reyherr. f Ja * — 
Ledebour Auguft Graf. ALERT 
Lichtenſtein Johann Fuürſt. Ae ni 
göhner Joſeph. I ae 
Mattaß Alone. ee u 
Metternich Clement Bürft. z nr Br 


38. 


Graf Milleſimoſche Berlaffenfhäft. 
Mladotta Adalbert GTeDDeRM Her a 


Nadherny Sohann. 
Neubauer Friedrich Ritter. 

Nittinger Franz, zugleich fammelnd, 
Noftis Johann Graf. 

Noſtitz Joſeph Graf. 

Pachta Karl Graf. 

Pfeiffer Benedikt, Abt zu — 
Pilſen Stadt. 

Poͤtting Adolph Graf. 

Pohl Emanuel. 


Prag Hauptſtadt. 


Puteani Joſeph Freyherr. 
Rujziczka Erneſt, Biſchof zu. PRO 
Herzogin von Sagan, 


Salm Franz Graf. 


Sallat Wenzel. 
Schoͤnborn Friedrich Graf. 
Schuſter Michael. 


Sedlaczjek Adalbert, zugleich —5 Ri i 


Schwarzenberg Joſeph Fürft, 
Somſchitz Louife Gräfin. 


Stadion Johann Philipp Gꝛef⸗ Die ae 


Stadion Philipp Graf. 


Sternberg, Louife Gräfin. 


Stolz Anton, zugleih ira eh, | 
Graf Sweertöfge Bormundſchaft. 
Swoboda Wenzel, „ermii 
Tepl Praͤmonſtratenſer Stift. 


Thun Johann Graf. 
Thun Joſeph Graf. 
Großherzog von 

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Teutſchmann Iſidor, Abt zu — 4 


Toskana kaiſerl. Hoheit. 


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Wratislaw Joſeph. ‚Graf Tem 


1.3. nmB-hO1@ 
Wratislaw Eugen Graf. MP. anronn Todch 
Wriby Franz, Graf. inaunnt GM od: TC, mia 
Zezinger Riuer von Pirnißz sd rd 


Biegler Joſeph/ ugleich fammeln. —* oet 
Ehren mitglie derre ia S 
‚Se. Eaiferl. Hoheit · Et ʒherg Ichann. Jo un 
"Bon Goͤthe, ———— — 
miniſter und Geheimrath. 
Berchtold Friedrich Graf. 
Eron Karl Martin, k. k. Gub. Proͤſidialſelkretaͤt. 


Sammelnde Mitglieder: 


Baumann Ignaz ; Pfarrerin Sbinik. 
Brehm Franz, VBergamtsadjunft in Likawitz. 


. Damm Jofeph, Med. Dr, und Srunnenarjt in 


Karlöbad. 


Devoti Jofeph, Pfarrer in Sedlet. 


—2 Earl, k. k. Bergrath und —— 

ſteher in Przibram. 

Friſch Georg, E 8. Bergrath und Bergoberamtds 
verwalter in RUHE h | 


40 


Grüner Sebaſtian, Magiſtratdrath in Eger. 

Hohenfeld Rombaldi von, Wenzel, T, Y Diſtrikt. 
Bergrichter und Bergmeiſter in Kuttenberg. 

Juhn Adalbert, Profeſſor und Konſiſtorialrath in 
Budweis. 

Klaudy Mathias, Magiſtratsrath in Budweis. 

Kraibich Mathias, Sekretaͤr ©r. k. Hoh. wailand 
des Herzogs Albert von Sachſen⸗ Tefpen, 

Liſſta Anton, Profeffor in Neufan, 

Marek Anton, Pfarrer in Thein, 

Nennel Joſeph, Schichtmeiſter in Spniaic. 

Nowotni Franz, Pfarrer in Lüſchtienis. 

Poͤſchel Franz, FF. Bergmeiſter in Died, — 

Pollak Andreas, Pfarrer in Rofikan. > 

Raſin Johann, Oberamtmann in Kollin, _ 

Schimak Mathias, Dechant in Schlan. mag 

Seidel Anton, "Stadtdehant in’Beram.- 

Tahezi Johann, Domherr in Leitmeritz. 

Urban Joſeph, Dedant in CEhrudim. ———— 





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Im. Rede 


des 
ei denten des böhmifchen Mufeums 


Grafen Kaſpar Sternberg, 


bei der 


* ordentlichen allgemeinen Berfammlung, 
den 26. Dornung 1823. 


= 





Deine Herren! 


A. dem heutigen Tage, wo ſich die Geſellſchaft 
des boͤhmiſchen Muſeums zur erften ordentlichen alle 
‚gemeinen Sitzung vereinigt hat, um von allem, was 
bisher fir diefe Anftalt gefhah, mas ferner dafur 
zu veranlaffen fey, damit fie dem vorgefegten Ziel 
genähert werde, durch den fo eben vernommenen 
Bericht des Gefepäfteleiterd Kenntnig zu erlangen ; 
an diefem T Tage fey mir erlaubt, Ihnen die Berhält« 
niffe der Geſellſchaft zu den Wiſcrſcheften u * zum 
Staate naͤher zu entwickeln. | 

Diefe —— Beziehung ſcharf zu beſtimmen 
iſt nothwendig, den gegenwärtigen Standpunkt der 
Wiſſenſchaften überhaupt, befonderd jenen. der Na⸗ 
turkunde, genauer zu erwaͤgen; ihn mit der ewig 
denkwuͤrdigen Periode zu vergleichen, da Linnee auftrat, 


\ 


As Linnee die feit Jahrhunderten für die Na⸗ 
turwiſſenſchaft aufgehaͤuften Maßen mit ſeinem ge⸗ 
nialen Scharfblick zu ſichten begann, AMannte er 
ſofort die: innigſte Berbindung der drey Reiche der 
Natur; den überall herrſchenden Zuſammenhang unter 
den Örbilden, Die leiſen Uebergaͤnge, welche fie einan- 
der nähern, fo wie die Scheivewände und Begräns 
zungen, die fie trennen. Gedrängt vom Bedürf- 
niß, Ordnung in dieß Chaos zu bringen; überwäl« 
tigt vom Ueberfluß der Materialien , Die ungeregelt 
vor feinem Blicke Ingen, entſchloß er fih auf dem 
Scheidewege d den kuͤrzeren zu waͤhlen, und * 
glücklich aufgefaßten Merkmahlen, die drey Rei 
in cin Funftliches Syftem zu ordnen; der Nachn N 
überfaffend, dasjenige, was er ſelbſt für. das Höhere 
erkannte , unter günstigeren Berhältmiffen auszus 
führen. 
Alle unter einander üpnfiche —— — 
hielten einen gemeinſchaftlichen, jeder einzelne einen 
beſonderen Namen. Sie wurden in Klaffen und 
Ordnungen, dieſe in Gattungen und Arten vertheilt, 
und bilderen fo cin Syftem der Natur von maͤßigem 
Umfang, wodurch Ondnung und Beſtimmtheit in 
die ganze Wiſſenſchaft kam. 

Der allgemeine Beifall, den feine. Britgenoffen 
ibm zofiten, uͤberbot das Widerftreben einzelner: fo 
lange Linnte gelebt, hat er dad Amt des entſcheiden⸗ 
den Richters im ganzen Gebiet der Naturxwiſſenſchaft 





* — — 


43. 


mit kritiſcher Befonnenheit ausgeuͤbt. Er lieh ſich 
jedoch nicht einſchläͤfern durch den wohl verdienten 
Vorzug, und deutete wiederholt auf das. Höhere, 
das ihm zu erreichen nicht gegönnt war, „Der Welt⸗ 
ſchoͤpfer hat alles Geſchaffene in der Einheit geſchaf— 
fen, find feine Worte, (1) es ift unter fi in Ber» 
wandſchaft und Achnlichfeit verbunden, Die Ringe 
diefer ‚großen Kette. der Gefhöpfe hat er hinausge⸗ 
worfen. Dieſe Kette verftehn, die Aehnlichkeit 
und Unähntichkeit der Ringe erforſchen, fie, wie fie 
in einander greifen, verbinden, ift die Aufgabe des 
Weifen. Die natürlide Ordnung ftellt die Welt 
in det Verbindung der Gefchöpfe dar, und zeigt ihre 
Berwandefhaft: fie ift das lehte Ziel des Syftems 
der Natur. „ Lange habe auch ich in Entdedung dies 
fer natürlichen Methode gearbeitet, ich habe fie nicht 
vollenden Fonnen, doch werde ich davon nit laſſen, 
fo lange id) lebe; die Erfenntniß derfelben , iſt die 


hoͤchſte Pflanzenkenntniß.“ (2) 


WMit dem Tode, Linnkes — die Einpeit 
der kriciſchen Autorität in der Naturwiſſenſchaft ein 
Ende. Erweiterte Natur » und Pflanzenfufteme folg« 
ten ſchnell auf, einander , Anarchie ſchlich ein, die 


durch ein, Heer nicht, Fritifch » geſichteter Synenime, 


welche, nur, die Ungewißheit und die Zahl der Bände 
en der Wiſſenſchaft bis jet einen beſchwe⸗ 
ER — zurückgelaſſen hat. 


20 — 


43 

Die von Lime angeregte Idee eines damiliens 
Syftems ging indeffen nicht verloren. "Bernard 
und Lorenz Jußien haben fie in Frankreich verbreitet 
und ausgebildet. Sud Robert Brown. wurde fie 
auf Englands Boden verpflanzt und vervellfommnit, 
In Teutſchland hat ſie bereits viele Botaniker ange⸗ 
fprohen; und der Reichthum an Gewäͤchſen, die 
feit dreyßig Fahren nach Europa eingeführt find, 
wird bald und diefen einzigen Weg richtiger — 73— 
hung geſtatten. X 

Durch dieſes Syſtem iſt die Sei 
dir Pflanzen na ihrer geographiſchen Verbreitung 
und den climatiſchen Verhaͤltniſſen in den verſchie⸗ 
denen Zonen moͤglich geworden, um welche ſich vor⸗ 
zuͤglich Robert Brown, Alexander von Humbold, 
Wahlenberg, verdient gemacht haben, und die uns 
in der Folge durch Bergleihung mit den Pflanzen 
der Vorwelt auch über die climatifchen ——— 
jener Zeit wichtige Aufſchluͤſſe verheißt. 

Sur Beſtimmung einzelner Naturkoͤrper wird 
dad Linneeifche Syftem ſtets das bequemfte bleiben; 
eine lleberſicht des allgemeinen Zuſammenhangs al⸗ 
ler drey Reiche der Natur gewaͤhrt es nicht. Die 
Aufgabe der hoͤheren Naturkunde iſt aber, wie 
Schelwer ſich ausdruͤckt, „die Entdeckung de Sy— 
ſtems, welches die Natur ſelbſt in der Mannigfals 
tigfeit ihrer Gebilde, und der Wechfelbezichung al- 
ler Naturforper unter einander und auf einander be— 





45 
- folgte, vom Univerfalen ausgehend, wie ſchon Lin« 
ne vorahnend bemerkte, zum Befonderen fortzu⸗ 
ſchreiten und ein gewiſſes Prinzip aufzuſuchen, das 
die Geſchlechter des Lebens zu Familien und die 
Familien in das Syſtem eines organiſchen Ganzen 
verbindet.“ | Nah diefem Ziele find ihon mehrere 
Schritte gewagt, wir erwähnen nur eine der neue⸗ 
ften Erfahrungen, 

Die Uebergaͤnge aus dem thierifhen in. dad 
Pflanzenleben in der Priftleifhen grünen Materie, 
dur verfihicdene Berhältniffe des Waſſers und Lich» 
tes, haben fon mehrere Naturforfcher, befonderd 
Need von Eſebek und Wiegmann nachgewiefen. 
Diefe Beobachtungen verfolgend Kat Profeffor Horn⸗ 
ſchuh in Greifswalde die Entdefung gemacht, (4) 
daß die auf der Dberflähe des Waſſers in der 
Priftleifhen Materie Ichende linfenförmige Monade 
(Monas lens Oken:) indem fie durd Einfluß des 

chts und Mangel an Waffer ihr Leben verliert, 
zu Entftehung der Mauer -und purpurrothen Eons 
ferwe (Conferwa frigida Roth, muralis 
Dillwyn, conferwa castanea Mertens, atro- 
purpurea Roth) Beranlaffung wird, deren Für 
den ‚ fi nad und nach zufammenfügend, nad un. 
ten Wurzeln, nad oben dad Gerippe von Blättern 
Bildend, ein Uferaftmos (Hypnum riparium) 
hervorbringen. ‚Aus eben diefen beiden Eonferwen: 
erzeugte fih unter andern Umftänden die Birnformige 





46, 


Webere (Webera pyriiormis) oder das ſilber— 
farbe Knotenmoos (Bryum argenteum), ſo wie 
aus einer Linkie die — ie 
pärietar 1a). ei 8* 

Die Priſtleiſche gruͤne Materie waͤre alſo der 
erſte Uebergang in das Pflaͤnzliche, bedingt durch die 
beiden Pole des Lichts und des Waſſers, woraus 
durch weitere Ausbildung die ganze Reihe der Pflanzen 
auf der niedrigſten Bildungsſtufe ſich entwickelt. *) 

Gleich wie in der Pflanzenkunde: ſo ſind in 
unſeren Tagen in allen Zweigen der Naturwiſſen— 
ſchaft, gigantifche' Fortſchritte gemacht, zu denen 
im Zeitalter Linntes, IrE die erften RER 
fehlten. m 

Die Geognofie, vor Werner noch Feine Wiſſen⸗ 
ſchaft, fogar gering geachtet von Mineralogen, iſt, 
vereint mit der fie erlauternden und ergänzenden 
Petraͤfaktenkunde i in der neueften Zeit, durch die er⸗ 
folgreichen Bemuͤhungen eines Leopold von Buch, 
Alexander von Humbold, Engelhard, Kefferſtein, 
d’Aubuilson, Bukland und die Mitglieder der 
geologiſch und Werneriſchen Geſellſchaften in Eng» 
land, zu einem der lehrreichſten Zweige der Natur⸗ 
wiſſenſchaft geworden, der uns unendlich — 





*) Aehnliche Neber dang aus pflanen i in Thiere, aus 
Thieren in Pflanzen, aus Pilzen in Algen batı 
auch Agardh nachgewieſen, Diperti de Metamor- 
phosi Algarum, Lundie 1820. 





47 


Aufſchluͤſſe über, die Erdrinte, Auf welder wir wan⸗ 
dein , darbietet. { | 
Durch die Verbindung diefer doppelten For⸗ 
ſchungen mit der vergleichenden Anatomie haben 
Cuvier, d’Alton, Goldfus u. a. die Kette des 
Thiergeſchlechts bis hinauf zu der Vorwelt verfolgt ; 
hat Schlotheim die Berfteinerungen aller drey Reiche 
umfaßt; "haben Lamarck, Brognart, Desma- 
ret, Brochi, die Scaalthiere der Borwelt grord⸗ 
net; Schlotheim, Brognart, Rhode, Martius 
und wir, die Pflanzen der Vorwelt zu Flaffifiziren 
Serfucht, und mit. jenen der Itztwelt verglichen, 
Weit zwar find wir noch entferne von dem Biel, 
nach Verſchiedenheit und Gleichheit der Verfteines 
rungen, die Verſchiedenheit oder Gleichheit der For⸗ 
mazionen beſtimmen zu koͤnnen, doch haben ſich 
bereits einige weſentliche Reſultate ergeben, Die 
mit ſchuppenfoͤrmigen Eindruͤcken der Blattanſaͤtze 
verſchenen Bäume, mit Wahrſcheinlichkein fir baums 
artige Farnfräuter gehalten, welde fo häufig mit 
der älteren Schwarzfohlenformazien vorkommen, 
fehlen der juͤngern Braunkohlenformazion ganz, und * 
werden bei diefer durd eine Menge von Blättern 
‚dieotyledoner Pflanzen erfekt. Die Pflanzen 
des Meeres dagegen, die Tongen, welde in der 
. Sandfteinformazion abgedruͤckt erſcheinen, bie von 
Salzburg bis Williczka die Salzformazien Begleiter, 
oder die gegliederten Algaciten, die in dem Kalks- 


48 


mergel bei Walſch in Böhmen, endlich die Plane 
zen der Itztwelt ‚aus den Gattungen Potentilla, 
Aconitum, Thlaspi, Alyf: sum, Viciäa, Botry- 
chium, Polypodium etc; die mit Blüthe und 
Saamen auf dad vollfommenfte inden Gebilden, die, 
in dem Kaurjimer und Czaslauer Kreife den pläner 
- Kalk vertreten, abgedrudt gefunden werden, fehlen 
"ser Altern Kohlenformazion durdaus, fo daß diefe 
Formazionen eben fowohl nad) botaniſchen als nad 
geognoftifchen Merfmahlen gefchieden werden Fonnen. 
Treffen wir auf Elephanten » und Tapir » Zähne, 
auf Knochen ven Rhineceros, Hyaͤnen, Hirſchen 
u. ſ. w., wiſſen wir, daß wir uns in jüngeren Ge» 
bilden aufwärts von der Sireide, oder der fie ver« 
tretenden 2agerungen befinden; und wir vermögen | 
mit Beftimmiheit diefe Formazieneglieder zu reihen, 
Decrgleichen foſſile Ueberreſte find über den 
ganzen Erdball verbreitet, fie finden fih in ver— 
ſchiedenen Höhlen Teutſchlands und Englands ange- 
häuft ; in England, wie Bufland nachgewieſen hat, 
ſcheinen fie dur Hyaͤnen dahin gebradt worden zu 
feyn, in Teutfchland aber dur die Bären, die diefe 
Höhlen bewohnt haben ; ihr Dafeyn in Böhmen wei⸗ 
fen unfere Sammlungen nad), 5 
Es mag uns alſo nicht befremden, wenn wie 
Nees von Eſebek ſehr ſcharfſichtig bemerkt (5), durch 
Sagen der Vorzeit angeregt, die ſich oft ohne Kunde 
ihres Urſprungs von Volk zu Volk, von Stamm zu 


49 


Stamm fortpflangen, dad Lied der Niebelungen dem 
höhern Siegfried in den Wäldern: Zeuföten eis 
nen Halbwolf (die Hyane), einen Löwen, Wiſent 
und Uor (dem. Biſen und Auerochſen), einen Elch 
und Schelch (dad Elen und vielleicht den Rieſen⸗ 
hirſch) erlegen, einen Eber anlaufen und einen Baͤ—⸗ 
zen fangen laͤßt. Es darf uns nicht befremden, 
wenn wir in einem unferer älteren Chronikſchreiber 
Johann von Marignola, Kaplan Kaifer Karl IV. 
um das Jahr 1355, unter den Waldthieren Boͤh⸗ 
mens, nebſt Bären, Büffeln, Bieſen, Schweinen, 
Hirſchen, Reben: und den Tragelaphus, der von; 
einigen Schriftſtellern für den Dammhirſch gehalten 
‚wird „auch ein ganz unbekanntes Thier beſchrieben 
. finden, von der Größe eined: Ochfen mit großen: 
Hoͤrnern, mit denen es ſich nicht vertheidigt, fondern 
zur. Bertheidigung eine ſcharfe Flüßigkeit, die ed, in. 
einem Sädchen unter dem Kinn fammelt, gegen bie; 
verfolgenden Hunde und Jäger fprigt. 1) 
Die oft gehäuft und verworren beifammen lies‘ 
4 ‚genden Knochen befannter und unbefannter Thiere, 
die einfeln oder vereinigt entdedten ganzen Skelette, 
liefern einen hinreichenden Beweis, daß diefe Thiere 
einſt unſere Gegenden bewohnten. 
Die Mineralogie in allen Abtheilungen ihrer; 
Lehre vervollkommnet, hat dasjenige, was die Che⸗ 
mie zur Kenntniß der Beſtandtheile der natuͤrlichen 
Beine, der qualitativen und quantitativen Bahn 
| D 


50 


niſſe derfelben, maß die Kryſtallographie zu Beſtim⸗ 
mung der urformen beitrug, in ſich aufgenommen. 
Auf die Verhaͤltniſſe der Eigenſchwere und Haͤrte der 
Mineralkoͤrper und die beſtimmten Formen der Kry⸗ 
ſtalle begruͤndete Moas ein neues Mineralſyſtem. 
Die Phytochemie ſtrebt durch ſorgfaͤltigere Prüfung. 
der Beſtandtheile der Pflanzen auf naßem Wege ei⸗ 
nen naͤheren Bufammenhang zwiſchen dem Mineral⸗ 
und Pflanzenreich zu vermitteln, m mn 
Aſtronomie und Mathematik auf ihrer gemeſſe⸗ 
nen Bahn fortſchreitend, haben ſich durch zahlreiche 
Entdecküngen, und eine, auf das hoͤchſte em 
Berbollkommnung der Inftrumente gehoben, 

Ein reger Geift’waltet in allen Zweigen der —* 
ſtimmten Wiſſenſchaften, ſchaffend und‘ foͤrdernd, 
aber auch dringend fordernd, daß ihm groͤßere Mit⸗ 
tel geboten VOR die MEN —* zu ver⸗ 
folgen. u min] 2 

Naͤchſt der Rafurgefgicte find die vaterlaͤndi⸗ 

ſche Sprache, Geſchichte und'Kitteratur eine Haupt " 
abtheifüng wer. Bibliothek und ein mwefentliher Aus) 

genmerk der Geſellſchaf = mn alu on 
Rune und Wiſſenſchaften waren in Böhmen, | 
durch Errichtung der Univerſitaͤt in Prag’ unter Kai⸗ 
fee Kart dem IV, früh erbluͤht; die Nazion, benach⸗ 
„harten Voͤlkern an wiſſenſchaftlicher Bildung voran⸗ 
geſchritten, trachtete dieſen Den waͤhrend rund 
ſchen Zeiten‘ zu * —V——— 


Von den wiſſenſchaftlichen Inſtituten jener Zeit, 
verdient der von Kaiſer Karl dem TV; mit: ausge⸗ 
zeichneten Freyheiten begünftigte botanifhe, zufolge 
ded Standtpunfts der Wiſſenſchaften jener Zeit, frey⸗ 
lich nur ein Apothefergarten, genannt zu werden, 
er duͤrfte wohl der erfte Garten dieſer Art in Teutſch⸗ 
land geweſen ſeyn aminagk 
Herr Dr. Mikan der Aeltere, Jaroslaus Schals 
ler / und wir haben ſeiner bereits fruͤher Erwaͤhnung 
gethan; (7) jetzt, da dad Muſeum die beglaubigten 
Urkunden bewahrt, ſind wir im) Stande, naͤhere 
Auskunft dariiber zu ertheilen.‘ 3 00 1% | 
+ Diefer Garten lag in der Heinrichsgaſſe, auf 
der Neuftadt Prags an der, Stelle, wo fpäter Graf, 
Franz Anton Spork ein Frauenklofter der Coͤleſti⸗ 
nerinnen ſtiftete, das nach der Aufhebung der Kloͤſter 
in eine Tobaksgefaͤll⸗ Direkzion verwandelt: iſt. Er 
gehoͤrte dem Hofapotheker Angelus de Florentia;; 
von dem er nachher den Namen Hortus angelicus 
behielt Keiſer Karl befreyte Haus und Garteniwon 
alten Steuern und Abgaben durch eine im Jahre 
1360 in Prag ausgeſtellte Urkunde; im Jahre1373 
wurde in einer zweyten von Baugen datirten Urkunde. 
erfreyheit auf die Perſon des Hofapotheferd; 
een un felben auch die Mautfreyheit, ſowohl 
ee dem. ganzen teutfchen Reiche: zur. 
geſtanden. Kaiſer Wenzel beſtaͤtigte fammtlihe, 
Sreypeiten diefes Gartens dem Neffen feines vorigen 
€ 2 


% 


Pr 


— 


Beſitzers Ludovicus de Florentia im Jahre 
‚1409 in Prag, mit ausdrüdlicher Bedingung, daß 
diefer jenen Garten mit wohlruchenden gewürzhaften 
Wurzeln zum Vergnügen des Königs bebauen und 
bepflangen ſolle. (Quem quidem hortum pro 
speciali eonsolatione nostra comisimus, per 
ipsum Ludovicum, diversis redolentibus‘ 


et aromaticis herbarum radicibus excoli 


et plantari. Wenige wiſſenſchaftliche Inſtitute 
mögen ſich größerer Theilnahme, felbft in unferen 
Zagen'rühmen. (A., B. und. Beilagen.) 
BDieled von dem, was in jemen Tagen der 
Bluͤthe der Wiflenfhaften in Böhmen für'diefe ge» 
ſchah, ift und nur bruchſtuͤckweiſe bekannt, vieles 
det Dunkel oder es ift nicht hinlaͤnglich beglaubigts, 
Sole alte Nachrichten zu fammeln und der Nach⸗ 
welt aufzubewahren, fey eine unfer vorzüglichiten | 
Bemühungen, auf daß die Geſchichtforſcher unferer 
Tage, die bisher fo mühfam zufammenzubringenden- 
Quellen zu einer kritiſch ſichtenden — ** in 
dem Mufeo vereint finden. Lin 
Soviel auch immer bisher in der Gefgiäte ge= 
leiftet wurde , fo hat man ſich doch überzeugt , daß: 
die Quellenſchriftſteller „die allein über dad Dune 
Bel der Vorzeit ein größeres Licht zu verbreiten ver⸗ 
mögen, eine rs * — * 
gend ze ne 


— 53 


Füur die Sichtung der teutſchen Quellenſchrift⸗ 
ſteller hat eine Geſellſchaft edel denkender und edel 
handelnder Deutſcher geſorgt: von den Quellen der 
boͤhmiſchen Geſchichte erſchienen vorlaͤngſt 6 Baͤnde 
Aonimenta, ſpaͤter 2 Bände Scriptorum re- 
zum bohemicarum: für deren Fortſetzung, für 
die Sichtung: gedruckter oder ungedrudter Quellen» 
ſchriftſteller unſers Baterlands gleiche Sorge zu tra⸗ 
gen, ſey der Thaͤtigkeit der Geſellſchaft ernftes Ges 
ſchaͤft. Noch manche Handſchrift mag unbekannt oder 
unbenützt, ſich an Orten befinden, wo ſich keine Ge» 
legenheit darbietet, ſie an den Tag zu foͤrdern, andere 
find unrichtig geſchrieben oder geleſen naar —⸗ 
den, die eine Verbeſſerung verdienen, n 
Wichtig iſt ed für ein jedes Land, ein eigened 
‚ Diplomatorium zu beſihen. Amar Haben umfere frit- 
heren Geſchichtseforſcher, Goldaſt, Balbin, Peſſina, 
Samerſchmied, Biegelbauer,  Dobner, Pelz und 
Steinbach viele Urkunden einzeln: in verfchiedenen 
' \ Werten abdrucen laffen. Sammlungen, wie Defters 
reich ſie durch Fröhlich, Peg, Handthaler: Ungarn 
durch Schwartner und Collar: Pohlen durch D’ogiel: 
Rußland durch 2 Bände von Urkunden feiner Regen 
Bremen des Staatskanzlerz Rumaͤnzow bes 
ſitzt wie Bayern in den Monumentis boicis und 
‚ meuerlich in den Retzestis aus dem;Fönigl, Urdiv 
Münden auf konigl. :Roften von Lange heraus« 


er a ee re re 


54 * 


‚ergeben, erhalten hat, find (für Böhmen Kiäher ein 
frommer Wunſch igeblieben, di") IT BET 0) Zu 
Sie ſetzen ein muͤhſames Sammeln ‘und Bus 
fammentragen voraus, das nur durch gleich eifrige 
Mitwirkung vieler "zu einem gemeinſamen · Zweck 
fruchtbar werden: kann. | Jeder zeitgemaͤßen Bears 
beitung der Geſchichte muß es vorangehen · ¶ Ein 
ſolches Werk nicht wenigſtens vorbereitet zu haben, 
fo lange wir ſo gluͤcklich find, einen Dobrowsky in 
unſerer Mitte: zu befigen) würde und wohl ſelbſt die 
Nachwelt zum Borwurf machen.‘ Am ſicherſten 
wuͤrden wir dazu gelangen, wenn gleich wie bei derh 
g ohannen in Graͤtz durch Veranlaſſung Sr. kaiſerl. 
Hoheit des Ars Erzherzog Johann, die⸗Staͤdte, 
Märkte Srifre, Klöfter'nund; Dominien beglaubte 
Abſchriften ihrer noch ungedruckten Urkunden bei dein 
Muſeo niederlegen, oder wenn ſie Feine der aͤlteren 
Schriften kuͤndige Abſchreiber beſitzen, die Originale 
an dasſelbe einſenden wollten, um daſelbſt abgeſchrie⸗ 
ben zit werden, wodurch ihnen der Vortheil zugienge, 
bei einem ſich ergebenden Verluſt einer ſolchen Ur⸗ 
Funde eine beglaubte Abſchrift derſelben von dem 
Muſes erhalten zu Föttnens a © oma Bei 
AlUuchdie ſlawiſche Zunge „in der wir aus dem 
dreyzehnten Jahrhundert poetiſche Sammlungen von 
Hohen Werthe auf zuweiſen haben; wie es die von 
Hrn. Bibliothekar «Hanke aufgefundene und dem 
Muſeo geſchenkte koͤniginhofer Handſchrift beweiſet, 


55 
in ihrer urſprunglichen Reinheit, zu erhalten, oder, zu 
ihr zurückzufuͤhren ſey unſer Bemuhen. 
Die Herausgabe wohlfeiler Erbauungsbuͤcher 
‚für, den gemeinen Mann, welche die. heilſamen 
Wahrheiten der Religion und: Moral in ſchlichter 
‚zeiner boͤhmiſcher Sprache enthalten,,, werden; feiner 
Beil, wenn. die Mittel es pergoͤnnen, einer Ruͤckſicht 
würdig, ſeyn. Es iſt wunſchenswerth, daß die Tus 
gend, nach verlaſſener Schule. im älterligen Haufe 
fortgeubt werde im Leſen, und gleich wohlthätig für 
Eltern und Kinder, beſonders auf dem Lande, wenn 
dieſe Uebung zur ſittlichen Bildung mitwirkt. 
ADie beiden wiſſenſchaftlichen Hauptabtheilungen, 
welche dab Muſeum umfaßt, die beſtimmten Wiſſen⸗ 
ſchaften (Sciences, exactes) im allgemeinen, und 
die Bohemica insbeſondere, ftehen: in. Kuͤckſicht 
ihrer Ausbreitung zundemſelben in einem entgegenge⸗ 
ſetzten Verhaͤlniſſe. In Bezug auf die Testen kann 
der Boxrath an Materialien nie zu groß werden; eb 
woͤre pielmehr hoͤchſt wnſchenoͤwerth, wenn er ſich dem 
Bedigfniſſe gemäß vermehrten 69 Mae miren 
0 Der duwade, den die Naturwiſſenſchaft feit der 
Seit Linnees erhalten hat, iſt für, den. Naturforſcher, 
deſſen Sinn das Bedirfniß Ordnung hineinzubrin⸗ 
gen, lebhaft vorſchwebt, faſt aͤngſtigend geworden, 
Vcrron allein chat-vonjder Entdeckungtreiſe mit 
Aapitain Baudin 2000 Thiere mitgebracht. Ale» ⸗ 
xander von Humbold ſammelte uͤber 8000groͤßten ⸗ 


3% 
theild neue Pflanzenarten. Wären die! Haͤnkiſchen 
Herbarien, die jeßt noch) in Spanien unbenügt lies 
gen, und dasjenige, was gegenwärtig für das Mus 
feum bearbeitet wird, früher in die Haͤnde thaͤtiger 
Botaniker gekommen ; fo wären die Wiffenfchaften 
um dreyßig Jahre früher mit einer nicht viel gerin⸗ 
geren Zahl von Pflanzen bereichert worden, Wie 
viel haben nicht die reifenden Franzofen und Englän- 
der nad) Europa gebracht? was haben wir nicht jen« 
feitö der blauen Berge noch zu erwarten? was wird 
und nit Binnen kurzer Zeit Prinz Maxmilian von’ 
Neuwied und ſaͤmmtliche Naturforfejer “mittheilen, 
die unter der heißen Zone, wo dad Fuͤllhorn des 
Farbenfchmelzes über das Gefieder der Bewohner 
der Lüfte, wie über die Pflanzen und die ſich darauf 
wiegenden Infeften mit gleichem Reichthum ergoffen 
ift, weite Reifen unternommen und die‘ gefamimels 
‚ten Shäge glücklich zuruͤckgebracht Haben? Welche 
Sammlungen ſtehen uns nicht von dem gewagten 
Unternehmen unferes Landsmannes Sieber zu er⸗ 
warten, wenn es ihm gelingt, feinen großen Reiſe⸗ 
plan gluͤcklich durchzuſetzen m. Ei LT — 
Schon vor der Zuruͤckkunft der, nach Braſilien 
gereiſten Naturforſcher, hat Decandolles die Sahl 
der, in den europaͤiſchen Herbarien und Gärten vors 
handenen Pflanzen auf 47,000 Arten’ geſchaͤtzt; 
Alexander von Humbold berechnete ihre Zahl im 
Jahre 1821 auf 56,000, die der Inſelten auf 





‚04,000 ie — auf 2500, die der — 
lien auf. 700, der Voͤgel auf 4000, und die Zahl 
der Säugethiere auf 500 Arten, die Zahl der 
Schaalthiere iſt nicht angegeben. (8) Bedenken wir 
zu dem die vielen Tauſend Quadratmeilen, die noch 
‚ganz unerforſcht, oder nur flüͤchtig durchſtreift worden 
find, ſo koͤnnen wir und ein Bild der Naturfulle 
‚entwerfen, die der —— des — * Gei⸗ 
ſtes dargeboten iſt. stuhl An 
Bei diefem — —“ der Na _ 
turſchaͤtze ʒ¶ bei der gleichzeitigen Ausbreitung der 
Wiſſenſchaften nach allen Richtungen, und dem hier⸗ 
aus vfolgenden Zuwachs zum großen Theil fehr koſt⸗ 
barer Buͤcher; bei der unbedingten Nothwendigkeit 
| ‚größere Sammlungen im Bezug auf alle Zweige 
Ber Raturmiffenfchaft aufsuftelfen ; find die geringen 
Mittel nicht hinreichend, die wohl zur Zeit Linnkes 
gu Ausſtattung einer Bibliothek und des Schatzkaͤſt⸗ 
leins eines Profeſſors der Naturkunde, für genügend 
—— udon c nauu sim das mind 
den rer re aturwiſen⸗ 
Weft wide), (den Ratitfoſqhen, melhe beſondete 


Aßerhänipt allen/die ſi ch mit jenen — * 
ſchaͤftigen, die unſere Anſtalt umfaßt, Gelegenheit zu 
geben, ſich den Anforderungen der Zeit gemäß aus zu⸗ 


38 
Bilden , ‚bedarf. es bedeutender, Sammlungen vor⸗ 
zuͤglich der Naturſchaͤtze unſers Baterlands, und ei⸗ 
ner wohlgewaͤhlten Bibliothek /· ‚usa 
Dieſe in dem worgegeihneten Verhaͤltniß her- 
———— vermoͤgen MANS 
lich dotierte Geſellſchaften. vavonun zuc 
. Unſer allergnaͤdigſter Berka ‚gewohnt jes 
de wiffenfchaftliche Anftalt großmürhig zu unterftüben, 
hat infonderheit für dad Studium) der Naturwiffene 
Schaft, das allerdings. die größte: Unterſtützung be— 
darf, mit wahrhaft, Faiferlicher Liberalität, in feiner 
Refidenzftadt gefongt in wa un in u 
Eine gleiche Fürforge laͤßt ſich nicht über alle 
‚Provinzen eined.fo großen Reiches ausöchnen. Die» 
ſes erwegend, hat der, Herr Obriftburggraf Graf Franz 
Kolowrat Liebſteinbky den Aufruf anıdie Freunde des 
Baterlands vom) 45. April 1818 ergehen laſſen, 
der dem Vertrauen! des Randeöpräfidiums jin feine 
Landsleute gang entſprechend die angenehme, Folge 
hatte, daß wir nun ſchon nicht unbedeutende Samm · 
dungen und eine wohlgewählte Bibliothek den Na« 
turfindigen, fo wie den Forſchern der Geſchichte und 
BR: zu zweckmaͤßiger Benusung bieten Fonnen, 
0 Die weſentlichſten Verhaͤltniſſe und Bezuͤge der 
Geſellſchaft zu den Wiſſenſchaften, Haben wir in Um» 
riffen angedeutet. « Bon nicht geringerer Wichtigkeit 
——*———— — ai mr 


i . x Ay 
una re re? rt ee 


J Kr 59 

Es iſt eine bekannte Erfahrung, dag durch Ber 
föoͤrderung des Studiums der Naturgeſchichte ein Land 
‚feine, oft nur durd Zufall entdeckten Naturſchaͤtze 

am zweckmaͤßigſten benuͤtzen leentt 000 mn! 
Der Wie ſollte ein Land, wie Böhmen, defjen Heber« 
fluß anı Metallen: ſchon im 14" Jahrhunderte Mar 
rignola uͤber den aller Laͤnder des Occidents erhob 
wo noch heute ein reicher Bergſegen die beſchwer⸗ 
liche Arbeit des Bergmanns lohnt, und neue An« 
bruͤche die Hoffnung, dieſen ftärfenden Troft des 
Menſchen in jeglicher Lage, erhöhen; mo zwey maͤch⸗ 
tige Kohlenformazionen daB ganze Land von Suͤdweſt 
nadh Nordeſt durchſtreichend/ den reichſten Brennſtoff 
darbieten/ um den Gewerbfleiß, gleichwie in England 
zu unterſtitzen, wo Manufakturen aller Art viele 
Menſchen beſchaͤftigen und ernähren, wo rationelle 
Landwirthſchaft im Großen getrieben wird; wie ſollte 

ein foldhes Land nicht durch die Ausbildung der Maͤn⸗ 
ner gewinnen, die einſt Stellen in diefen verfchiedes 

Eee ala mir 
Wird nicht der Huͤtten «und Bergbeamte, wenn 
—û i Chemie und 
Technologie feſt begründet ift, wenn er die-Berge 
rechte genau⸗ kenntz der Forſtmann, wenn er nebſt 
den dendrologiſchen und den Kenntniffen der Forſt 
kultur, der ihm unerlaͤßlichen Geometrie, auch alle 
Bewohner des Waldes kennt; der Oekonom, welcher 
Naturgeſchichte und Chemie mit der empirifch» prak⸗ 


60 | —9* 

tiſchen und rationellen Oekonomie verbindet ) wozu 
ähm die Mittel durch den’ Unterricht im polytechni⸗ 
ſchen Inftirute und die Belehrung in den’ Samms 
lungen und ter Bibliothek des Mufeumd ‚geboten. 
‚werden, feiner Stelle aufeine ganz andere und vieler 
ſprießlichere Weife vorftehn,  ald ed der gewöhnliche 
‚Beamte —** dem KEN Eee ‚von Kennt» 
niſſen mangelt? Ra aE ro Er 2 120 
Iſt nicht der ah vieler — Familien, 
die durch den Bergpau und durch Gewerbfleiß er- 
naͤhrt in: den Stand gefeßt werden, zu den Bedürf- 
niffen des Staats ihr, Schärftein‘ beizutragen , ift 
nicht der Gewinn des Einzelnen durch größere Pro» 
dukzion, iſt nicht die Höhere Ausbeute des Bergver- 
moͤgens, das die Summe des umlaufenden Geldes 
und des Gefammtvermögens vermehrt; ein offenba= 
ver Gewinn für den Staat? m nn am 
Doch nicht auf die Forderungen, welche diefe | 
Abtheilung der Wiſſenſchaften unferes. Inftitutö Her» 
vorrufen follen, allein iſt jener Gewinn beſchraͤnkt. 
“ Der Staat fordert mit’ Recht von den Dienern 
des Staats, daß fie die Sprache derjenigen Nazionen 
ſprechen, in deren Ländern fie angeſtellt werben ſol⸗ 
den; denn nur dadurch Fonnen fie ſich das Bertrauen 
des Volks erwerben, das leicht Mißtrauen faßt ges 
‚gen foldhe, „deren Zunge: es nicht verſteht, oder von 
denen feine, Bunge nicht verftanden wird, 


ETSTRU II ENTE ESTER CH aTE 2 UElTaak ln... 





6 


Mit hoher Weisheit haben Se. Majeftat unfer 
alfergnädigfter Sonverain das Studium der böhmi= 
ſchen Sprache in dieſem Bezug zur Pfiiht in dem 
Staate erhoben, in welhem acht Millionen Ihrer 
Unterthanen ausſchließlich die flawifche Mundart’ ver- 
ftehen, «Aber nit die Sprache allein; auch geo- 
graphiſche, hiſtoriſche, topographiſche Kenntniffe von 
> den früheren und gegenwärtigen Verhaͤltniſſen eines 
‚Landes, find dem Staatödiener in diefem Lande uns 
entbehrlich ; nicht bloß in diplomatifher Beziehung, 
fie find in jedem Verhäftniffe von großem Rugen. 
+. Alles was dad Mufeum auch in diefer Hinfiche 
zu leiſten vermag ‚wird der Aufmerkſamkeit der 
hohen Staatöverwaltung * —* re 
werden. a Per) 
Wir haben die — der Wiſciſheſn 
zur Zeit Linnées und. in der gegenwärtigen Zeit ver⸗ 
gligen: die Stellung der Geſellſchaft zu jenen wie 
u dem Staate erwogen: mit einem Blide auf ‚Bus 
kunft, fey und gegönnt zu ſchließen. | 
ESchelver fagt. die merfwürdigen Worte: ). 
„Wie Linneed Zeitalter in eine höhere Aufgabe und 
Bufunft hinuͤberſchaute, fo hat aud unfer, zu Foͤr⸗ 
derung der Wiſſenſchaften fortgeſchrittenes Zeitalter — 
woch nicht die Gränze erreicht, und eine höhere ur 
kunft vor fih, die den auf einen einzelnen Theil dcs 
Naturreichs, ald einem gefchloffenen gerichteten Geijt 
wieder ‚entfefleln wird, feine Entdefungen in das 


67 


- Ganze der Natur zu verbinden. * Ahnend ſchauen 
wir hinüber in jenes Syſtem der natuͤrlichen Ber- 
haͤltniſſe, in jene magifche Lebenskette, die das Pflan⸗ 
zenreich mit den Menſchen, dem Thiere, der Erde, 
den Geſtirnen und der Geifterwelt vereint.‘ “ 

Wer die Naturwiffenfhaften aus diefem hoͤhern 
Gefhichtöpunfte zu erfaffen vermag, wer die Kette 
der Gefchöpfe von der einfahen Nomade bis zu ihrer 
Culminazion im Thierreihe, den Menfchen verfols 
gend, in und durch diefen die Verbindung mit der 
Geifterwelt ahnet und fühlt, dem wird unfere, fo 
oft gerittelte Erde mit allen Spuren überlebter Res 
völuzionen , mit ihrer ungeftörten Begetajion unter 


einem milden Himmel und ihren wechſelnden Jahred⸗ 


zeiten in unfer rauheren Zone, mit dem bunten Ges 
wimmel der gefiederten Thiere, und der bewunde- 
rungdwürdigen, vollfommenen Austattung für jegli⸗ 
ches Beduͤrfniß in dem allerkleinſten Inſekt, zu einer 
wahren Stadt Gottes. Er wird die Bemerkung, daß 
die Millionen Gefhöpfe alter Art, die den Erdball ber 
wohnen, jedes in feinem Bereich toͤglich die ihm ei⸗ 
genthimlich" zufagende Nahrung finder, nicht ohne 
Staunen vorübergehn. Er wird bir jeder naturhie 


ſtoriſchen Wanderung , bei’ jeder Unterſuchung eine - 


zelner Gebilde, wie bei Betrachtung der ganzen 


Schöpfung, die Allmacht und Die hoͤchſte Vollkom⸗ 
menheit ded Schöpfers in feinen Werfen anerfennen. 
Er wird durch dieſe frommen Gefühle gehoben, die 


63 


hehe Stufe, auf die er von dem Sq oͤpfer in der 
Reihe der Geſchoͤpfe geſtellt ift, mit den Pflichten, 
die fie ihm auftegt, deutlicher begreifen, "dankbar er⸗ 
kennen, umd im regen Gefühle wahrer Menſchen- 
würde —— niederer Leidenſchaften an 
fend, dem Adcl i der Seele gemaͤß das Hoͤhere ver⸗ 
folgend, der Religion, dem Baterlande, den Wiſ⸗ 
ſenſchaften und dem Staate ſeine Tage weihen. | 
Auf dieſer Bahn wollen wir den doppelten 
Bezügen huldigen, die dad Wirken, unſerer Ges 
 fellfafe auszeichnen follen, um ihren Bet gang 
au entſprechen und des huldreichſten Schutzes unſerd 
— Souverains ftets würdig. zu 5 
— J — 


N nen * y 

— * 44 2 Anmerkungen A * — 
v nu In #3 NER 
a 9, n \annnnnnnnan RN ER vier. 


* v a Linne Prelectiones in ordines na- 
les. | un, A et J. C. Fabricii 
o edidit Gieseke Hamb. 1792 pag. — 

‚„Linne * plantar. Lugd, Bat. 17, | 
8) Die böbere Aufgabe der Botanik, von Sets 
ver. Act.’ Acad, nat. cur. T. Xp. 592. - 
(4) dub über die Entfiehung und Meta 
„der niederen vegetabilifhen Organismen. 
‚et, Acad. mat. cur. T. X. p. 516 et seg. 
(5) Ibid. pag. 495—497 und in dem Liede der 
Niebelungen nad) van der Hagens - Yusgabe 1816. 
99, Vers 3753 — 3772 et 3799— 3801. 
(6) Selafi us Dobner: in den -Monumentis hist, 
Boemie T. II. p. 138 bat die Ehro die Joannes 
Marignola Kaifer Karl dem IV. überreichte, abge- 
deut ; in weldyer folgendes Bild von Böhmen ent» 
worfen wird: 






— 


64 


‚Regio facie eoli· conspieua,. «re saluberrinia, 


montium altitudine firma, auro, argento et aliis. 
metallis ditissima, vinearum non expers, fon- 
tibus et fluminibus magna, - In ejus montibus 
abondant pini et abietes, herbze medicinales, mi- 
rabiles et aromatice, in ipsa est copia auri et 
argenti, et omnium metallorum, super omnes pro- 
vineias oceidentis.. Bestie etiam domesticse et 
sylvestres innumerabiles, sicut ursi, apri, cervi, 
eaprellee, tragelaphus, bubali, bisontes, Est.ibi 
bestia habens magnitudinem bovis, ferox et szeva, 
cum imagnis cornibus, cuın quibus tamen se non 
defendit, Hæce bestia habet sub mente folieulum 
magnum, in quo aquas colligit multas, et eurrer 
do aquas calefacit miro modo inillo foliculo, quas 
super canes et venatores projieit, et quidguid te- 
tigerit,, depilat et urit horribiliter. 
enn wir auch bier eine fabelhafte Uebertreibung gerne 
eingefteben wollen, fo ift doch nicht vorausjufegen, daß: 
Marignola den Muth gehabt hätte, eine bloße Sage fo 
beftimmt anzugeben, wenn nicht irgend ein wenig bekann⸗ 
tes Thier die Wälder Böhmens bewohnt hätte, da ihm als 
einen Mann, der am Hofe wohnte, befannt feyn mußte, 
daß Kaifer Karl felbft ein Freund der Jagd war, der mans 
hen rüftigen Jäger um ſich hatte. Daß Büffel —7 
ſamochfen damals wild in Böhmen baugten, wird kaum 
bezweifelt werden, wenn gleich ihre Spur ſchon lang 
——— 
(7) Zaroblaus Schaller Beſchreibung der Reſidenzſtadt 
N. rg ne a 
Mikan in oratione .tanquam Rector ifieus‘ 
Unsversitatis: 1799 p. VIII. 
Sternberg Abhandlung über die Pflangenfunde in: 
Böhmen. 1817: p. 15. io. tr am ah 
(8) Memoire lue a I’ academie des Sciences le 
19. Kevr. 1821. Anales de chimie et. de, physi- 
que: T. XVI. p. 432 — 436. - SE f N - y 
(9) nn I. c. px 616. 


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Halli : 63 


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IN nömine satte et 'individue Tristan 
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% 4 Garolus Quartus divina favente clementia 
Romanorum Imperator semper Augustus, et Boe- 
mise Rex; ad perpetuam 'reit memoriam. ''Majo- 
ribus —*— ampliora debentur rependia. Exigit' 
namque ‚distributivee'justitie censura probabilis, 
ut frudus servitiis, 'merces laboribus;, et obse: 
quüis — — eoaptentur. Nam tum’ sie unum 
ratur ad aliud, conferehtis ''apparet' 
ei reumspecta benigwitas, et favor ſidei ereseit in: 
| Se dum digha retributio datur‘proportio«’ - 
 naliter universis; | 'Attendentes ifaque diledi no-' 
stri Angeli de Florentia, eivis majoris eivitatis‘ _ 
Pragensis,  vegaliseurie nostre Boemiz' Apotheca- 
ri, et familiarisınostri domestiei ‘et fidelis diledi, 
sinceree fidei tonstantiam, quam ad nostram Ma- 
tem ipsum “per operis evidentiam 'semper: 
essisse 'coßnovimus:  nec minus pensantes mul-; 
aa grata ,)et utilia obsequia et'labores assi-- 
j ; que et quos cum. indefessa promptitudine | 
‚eulmini atempore suce juventutis exlibuit, 
in preesenti, et exhibebit indubie cum‘ 
u fructuosorum operum abundantius in fu-- 













66 Beilage A, 


turum : dignum, honestum „ imopdebitum repu- 
tamus, ut ipsum specialibus preveniamus bene- 
fieiis, et congruis favoribus-honoremus. Volentes 
igitur premissorum intuitu sibi gratiam facere 
“ specialem, ita videlicet, ut ipse hujusmodi nostro 
suffultus presidio, nullius hominis judicio, præ- 
terquanm nostræ et successorum nostrorum, Regum 
Boemie, jurisdidioni debeat de ceetero subjacere. 
Et domum sive curiaım suam et hortum ‚in nova 
civitate Pragensi in vico, quo itur de foro equo-. 
zum ad ecclesiam sancti Henriei, quam idem An- 
gelus nunc possidet, cum ipsius area et ominibus 
zedificiis et strudturis intra muros dids domus 
et horti existentibus ad præsens, vel fiendis in-, 
posterum, de foro equorum prædicto usque ad 
aliam plateam protendentem, cum. eceteris do⸗ 

munculis confinantibus et dicteæ domui et horto 
eontiguis, si quos futuris temporibus ipsi domui 
et hortui univerit, in casum , in quem ad sum 
justo titulo pervenerint „. cum aliis pertinentiis, 
omnibus, audoritate et libertate Regia Boemite 
de certa nosträ scientia, ab omnium censuum nec- 
non exadtionum, steurarum, eolletarum , datio-. 
num, prestationum, angariarum, calliarum, her⸗ 
narum , lozungarum, pagarum, ungeltorum, 'alia- 
rum solutionum, ac impositionum et contributio-: 
num oneribus, quibuscunque etiam censeantur no- 
minibus, cum majori etiam nova eivitate Pragensi 
sive alias quomodolibet faciendis, pro nobis, hæe- 
redibus et successoribus nostris, regibus Boemices 
in perpetuum eximimus, absolvimus, et singulari, 
gratiee benignis favoribus libertamus, decerneutes;- 
statuentes, et volentes omnino, ut didtus Ange- 





Beilage A, — 
I 


lus, heeredes , et successores sui, dictam domum 
sive curiam et hortum, cum suis ‚pertinentiis su- 
pradidis, cum precdida libertate possidere, habere, 
et tenere debeant pacifice et quiete. perpetuis tem- 
poribus; successivis. Intentionis enim nostre eb 
propositiest omnino, ut in dicta domo sive curia 
sit-ab-oımni addudione, propinatione, alienatione, _ 
quandocunque seu ‚quotieseungue de, — 
vini alienigeni, seu extranei, et étiam aliis mer- 
- eimoniis quibuscunque, de omnibusi bonis ‚suis 
* mobilibus et immobilibus, absque omni exadlione: 
et solutione eujuslihet thelonei, ungelti, mutee 
scen pasagii ) et ipsaque ‚vina et. merces suas præe— 
didtas, propinare,: vendere, alienare, eivibus. et 
extraneis pro beneplacito, et prout dicto Angelo, 
heredibusseu successöribns suis  visum guerit.ex-, 
pediro: ut: dida domus sive curia et hortus in; 
eo statusicuti nunc est, Jihera et: exempta.penitus, 
in _ perpetaum ‚perseverans erescat decoribus edili-, 
,„. continuis amanitatum proficiat. incremen-, 
His, Nulli ‚ergo omnino noſtrorum oſſicialium, 
seu-hominum , et specialiter Judici, Juratis, et, 
| eivibus majoris et novæ .civitatis.Pragen. predictae, 
ui nune sunt aut erunt per tenıpora ,.lieeat,hane: 
| am exemlionis, absolutionis, et liberatio-, 
|nis paginam infringere, aut ei ausu temerario con-, 
|traire, Si quis autem secus attentare presumpse-, 
sit, indignationem nostfam regiam gravem, et pe- 
viginti marcarum auri purissimi, quarum 
medietatem Fisco nostro regio Boemis, et resi- 
"Iduam medietatem injuriam passorum usibus ap- 
" plicari volamus, toties, quoties contraventum 
' exit ; Se noverit irremissibiliter incursurum. 


€ 2 












68 Beilage A, N 
Signum serenissimi Principis et "Domini Domini’ 
Caroli Quarti Romanorum Imperatoris Invidis- 
simi et Gloriosissimi Boemise' Regis.‘ Testes 
‚hujus rei sunt: Reverendissimus in Christo Pa- 
ter Wenceslaus Patriarcha: Venerabilis Joannes‘ 
Sandte Pragens. Ecclesie Episcopus, apostolics 
sedis legatus: Joannes Olomucensis, Saer« Im- 
perialis Aul® Cancellarius; Lambertus Spiren-' 
sis:.et Petrus Luthomischlensis ecclesiarum’ 
‚Episcopi: Illustres Albertus, Saxonie; Ruper- 
tus, Lignicensis; Henricus, Bregensis, et Henrieus,' 
Lithuani® duces: Spectabiles Burghardus et Jo⸗ 
annes Burgravii Magdeburgenses et Comites in’ 
Hardek : Henricus et Joannes de Schwatz- 
burg: ‘et Valramus de Sponheim, Comites: 
Nobiles de Wartemberg , Magister Curie: Thi- 
mo de Colditz, Magister Camer@: et Wanko: - 
de Duba, Marescallus Imperialis Curie: Be- 
nessius de Wartemberg: Albertus de Kolovrat: 
et alii quam plures nostri et sacri Imperii, 'quam { 
etiam regni Boemise nobiles et fideles, presentium' 
sub ‚Imperialis Majestatis nostree sigillo testimo- | 
nio literarum. Datum Prage Anno Domini mil-- , 
lesimo trecentesimo sexagesimo: Indidlione'deci- 
ma, sexto Kalendas Aprilis: regnorum nostrorum 
anno Romanorum decimo quinto, — — * 


‚N 
guarto, Ar vero sexto, erh 


Beilage B. 63 
B. 


RKRarolus Quartus divina favente clementia Ro- 


ananorum Imperator semper Augustus, et Boemize 
Rex: notum facimus tenore przesentium univer- 
‚sis: quod attendentes grata, fidelia et accepta ser-- 
‚vitia diledi fidelis nostri, Angeli de Florentia, 
„Apothecarii et familiaris nostri domestici , quee 
eulmini nostro hactenus exhibuit, et paratus est . 
‚semper absque differentia locorum vel terrarum 
‚exhibere; personam ipsius, bona, et res suas 


quascunque, consideratione premissorum, in no- 


Stram, saeri Imperii, et corone regni Boemiie 


‚ptotedlionem et tuilionem recepimus, et lenore 
prasentium recipiinus specialem : ita videlieet, ut 


hujusınodi nostri suffultus presidio nullius ho- 
‚aninis judicio, pr&terquam nostre, et successo- 


‚zum nostrorum, Regum Boemizse jurisdidioni de- 
. beat de ‚catero subjacere. Quod idem Angelus, 
quom in Apothecarium nostıum et aula nostr« 


u, 
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R 


s 
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assumpsimus et assumimus per presentes, per se, 


‚wel nuntium suum , ostensorem prasentium , li- 


bere et licite possit et valeat per quoslibet sacri 
Imperii, nec non regni Boemiz terminos, distridus, 
‚eivitates et loca quzelibet, cum omni genere viniy 
et-aliis rebus.ac mereimoniis suis quibuscungue 
absque exadione et\solutione eujuslibet thelonii, 
ungelti, mutz, seu passagii ire, transire, morari, 


‚et redire, ipsaque vina, res et Merees suas vende- 
- zeyıeivibus et extraneis pro beneplacito, et prout 


sibi visum fuerit expedire, nec non ab omnibus 
exadionibus,, contributionibus,  steuris , bernis, 
 subventionibus , ‚colledis, pagis, daciis, I osungis, 


70 Beilage B. 


ungeltis, et aliis solutionibus- ae impositionibus 
realibus et personalibus, deomnibus bonis suis ıno- 
bilibus et immobilibus, quandocunque et quoties- 
eunque in civitate Pragensi et regno Boemie tam 
impositis quam imponendis, eundem eximimus et 
tenore pr&sentium gratiosius liberamus, statutis 
et ordinationibus Pragensibus, et aliaruın civita- 
. tum et terrarum nostraruın in contrarium editis 
ct edendis imposterum, nen obstantibus quibus- 
cunque, Inhibemus igitur universis et singulis, 
Prineipibus, Comitibus , Vicecomitibus, Baroni- 
bus, Ministerialibus, Nobilibus, Militibus, Clien- 
tibus, Vicariis, et Redtoribus, Potestatibus, Burg- 
graviis, Officialibus eivitatum et oppidorum, ca- 
strorum, villarum et locorum, Judieibus, Juratis, 
Civibus, Thelonariis, Muthariis et aliis officia- 
libus quibuscungue, tam sacri Imperii, quam co- 
ronze regni Boeinie, signanter in eivitate Pragensi, 
przsentibus et futuris, sub obtentu nostre gratie 
seriose, neenon poena, cuilibet praeesentem nostram 
gratiosam exemtionem et libertationem quomodo- 
libet infringenti, ad nostram, nee non nostrorum, 
tam in Imperio sacre, quam regno Boemize succes» 
sorum beneplacitum infligenda: ne quidquam ab 
eodem Angelo vel ejus bonis preefatis, ratione ber- 
narum, steurarum, exadiionum, contributionum, 
losungarum, ungeltorum, colledtarum, pagarum, 
daciarum, et aliarum solutionum, tam imposita- 
rum quam imponendarum quarumcunque, exigant 
aut recipiant, sed eundem Angelum vel ejus nun- 
tium, ut premittitur, inpraedidtorum vinorum et 
aliarum quarumeunq.ue rerum vel mercimoniorum, 
addudiohe, venditione, alienatione, vel alia qua- 


‚Beilage B. N 


eunque dispositione, dum ad’ eos pervenerit seu 


transitum fecerit,, per civitates, loca, et dominia 


quecunque, aut in quibus idem Angelusresidentiam 
fecerit, vel nuntius ejus ınoram traxerit, debeant 


prosequi omni, qua qua decet, benevolentia et favore, 


non permittendo 'sibi vel dio nuntio, per ‘quem- 
piam infeeri quameunque molestiam, injuriam vel 


gravamen; quin imo didum Angelum circa pre- 


ventis concessionis’ et exemtionis nostree gratiam 


'effedtualiter et conservent: prasentium 

jalis nostra Majestatis sigillo testimonio li- 

terarum. Datum Budissine Auno Domini mille- 

‘simo trecentesimo septuagesimo tertio, Indidione 

undecima, III. Kalendas Aprilis, Regnorum no- 

strorum anno vicesimo septimo, Imperii vero 
‚degimo odlavo. 


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72 a Beilage C. 
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. Wi Dei gratia ee - 

per Augustus.et Boemie Rex. Notum facimus te- 

nore presentium universis, Nihil est, glorie 

nostree magis expediat et ad laudem, pert et 

honorem, quam illos sub speeiali benevolentia re- 

tinere, aceorum comınodis insistere gratiose, quor 
zum praedecessores et consanguinei, in fide et con- 
stantia apud progenitores nostros sunt comperti so- 

kide, ac grata servitia prestiterunt, Cum diledti 
nobis Ludoviei de Florentia, eivis majoris eivita⸗ 
tis Pragensis pradecessores et consanguinei, et pre» 
sertim quondam Angelus de Florentia, Apotheea- 
xius noster, ejusdem Ludovici patruus, cujus ani- 


mam possideat paradisus, longis retroactis tempo- 


ribus progenitoribus nostris, et demum Serenissima 
- Prineipi vivee memoriee Domino Karolo Romano. 
rum Imperatori et Boemi® Regi, genitori nostro, 
carissimo, pariter et nobis fideles semper fuerint, 
et grata obsequia reddiderunt ultronea voluntate, 
Nos igitur horum intaitu predidtum Ludovicum, 
quem praedecessorum suorum hujusmodi ex in- 
diciis evidentibus inambigue vestigia secuturum 
arbitramur, quigue licet juvenilis adhuc wtatis te- 


neritate gaudeat, exigentibus tamen suis maturis 


meritis, Jam asenibus providus, et adolescentibus 
discretus, et ajuvenibus protestatur conversatione 
facetus, animo deliberato sanoque fidelium nostro- 





ie ee u ni 


u ce 


— 
us ee u re ce m nr in 


rum accedente consilio, et de certanostra Scientia, 


in Apothecarium nostrum et familiarem domesti- 
cum assumentes, ipsum in protediionem et tuitio- 
nem nostram recepimus et virtute presentium re- 


—* Beilage, “© Ki) 
gia aueloritate Boemis recipimus specialem, ita 


vilelicet, ut ipse hujusmodi. nostro fultus pre- 


‚sidio nullius hominis judicio, presterquain nostric et 
successorum nostrorum Regum Boemiæ jurisdidio- 
ni de eætero deheat subjacere. Decernertes etiam, 
ipsum universis et singulis aliis juribus, libertati- 

‚bus; privilegiis, gratiis, immunitatibus, et indul- 
tis, quibus czeteri aule nostre regiee familiares 


utuntur et potiuntur, quomodolibet consuetudine 
vel de jure, et presertim eis, quibus prediclus An- 
sgelus, dum viveret, fretus est ac potitus, qua et 


‚quas ex nunc prout ex tune in omnibus suis clau- 
sulis, pundlis, et artieulis, quorumeunque tenorum 


‚existant, ‚ac si de verbo ad verhum forent hie ex- 


pressa, presentibus confirmamus ac valida hadte- 
mus fuisse et in antea ‚esse per omnia declaramus, 
hane prefato Ludovico ejusque heredibus et suc- 


cessoribus ſaeientes gratiaın specialem, quod (ipse) 


ipsique ab omnibus bernis, steuris, colledlis, Josun- 


. ‚gis, contributionibus, exadtionibus, angariis, paran- 
. ‚gariis, daciis, solutionibus seu impositionibus qui- 


„buscungue, (de bonis suis) in majori nostra eivitate 
Pragensisituatis atque habilis, et signanter de do- 
mo et borto, in. nova civitate Pragensi sita, inter 
mos Martini didi Engelhart parte ex una, et 
eorgii dicti Kelner parte ex altera, in vico, quo 
‚itar de foro equorum ad eeclesiam sandli Henrici ; 
‚quem quidem hortum pro speeiali consolatione no- 
‚stra commisimus per ipsum Ludovicum, diversis - 


‚ zedolentibus et aromatieis herbaruın radicibus ex- 


‚coli et plantari, ex nune in antea liber sit penitus 


— 
— 


et solutus futuris perpetuis annis, utipse et heredes 


zeu Successores ejus in prefata domo et horto, 


7 Beilage C. 

‘etiamde omni genere vini et’ aliis rebus — 
Amoniis suis quibuscunque, abeque õmuni exadio- 
ne, et solatione enjuslibet thelonei, ungelti, inutee, 

——— Kim an ‚ res et merces duas, 
doeungue et uotiescungue vendere, propinare, 

J possint, "eivibus aut extraneis pro —** 
eito, de pre visum fuerit expedire.  Man- 
damus igitur universis et 'singulis Prineipibus tam 
'erelesiasticis quam seecularibus, baronibus, nobi- 


Hbus, militibus, elientibus, —* burgraviis, 


'ettheloneariis, cseterisque nostris regni nostri Boe- 
mie subditis et fidelibus, et signanter magistro 
eivium, DEREN jüratis, 'et communitatibus ma- 
joris et novee eivitatum Pragensium, qui nunc sunt 
vel pro tempore fuerint, preesentibus firmiter et di- 
striete, quatenus Prefatum Ludovicum, heredes et 
successores ejus, in predidtis gratiis, 'bertatibus, 
exemtionibus, et dationibus nostris nequaquam 
impedire seu 'molestare, aut eos ad solutionem 


bernarum, steurarum,, lösungarum , datiarum, 
, eontributionum seu impositionum aliaram qua- 


rumeunque de bonis suis, pariter de domo et hor- 
to supradidis‘compellare audeant quomodolibet 
vel arcere ; sed eundem prefatum Ludovicum, h&- 
redes et che ejus, ut premittitur, in’ pre- 
‚didorum vinorum, aliarum quarumcunque rerum 
'vel mercimoniorum addudtione , venditione, pro- 
'pinatione, alienatione, vel alia quacunque dispo- 
sitione, non perinittentes per quempiam inferre 
molestiam, injuriam, velgravamen, quin imo dic- 
tum Ludovicum, hieredes et successores ejus, cirea 
preesentis liberationis et exemtionis nostree gra- 
«iain, protegant efledualiter et conservent, Nulli 


u Zube Me Zu De ra A ar a 


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Bıilayı C. 23 


ABPFSRRER ER officialium son hominun Hieeat, no- 





nationem nostra 
4 marcarum auri —— eujus ram 


er ostri, residuäm vero par- 
"tem injuriam passorum''vel’ passi usibus decer- 
nimus ; applicandas, toties quoties contrafadtum 
uerit, ipso fadto se noverit irremissibiliter in- 
‚eurrisse, Et quieunque hanc literam habuerit cum 
bonaet libera voluntate supra notati Ludorici, he- 
redum et successorum suorum, eidem com 
debere plenum jus omnium premissorum, Testes 
hujus sunt: Reverendissimus in Christo Pater 
Wenceslaus, Patriarcha; Antonius, Cancellarius : 
Ven. ——— —AA 
Nobilis Laczko de Krawarz, Regalis Curie Mgr, 


. Nicolaus de Praga et Henricus de Lazan, Consilia- 


zii et fideles nostri diledi, presentium sub regie 
nostre Maj.sigillo testimonio literarum. Datum 
Prage Auno Domini millesimo quadringentesimo 
nono, die sedeeima -Junii: regnorum nostrorum 
anno Boemise quadragesimo sexto, Romanorum 
vero trivesimo tertio. x 


J 4 sr F 77 
Eetha Bozihe Tiſyejyho Pietiſteho Padeſateho, 
w Pondiely po Swatem Jakubu Apoſſtolu Bozim, 
tents lyſt we dffy yemfte wloſen a wepfän geſt / ; 
"Rojkazanj negjadniegſſiho Anijete a Yana Pana Fer- 
dymanda, Riimftche, Bherftehe, Leftche Kralc, 
Inffanta w Hyfpanij, ArczyEnjjere Rakauſkeho, a 
Margfrabi Moramflche Ua Pofel nato od, Geho 
K. Mei. byl geſt Fe dſtam, Ian Starfjs 5 Lobko— 
wicz a na Bbiroze, Negwyoͤſſj Sudi Kral. Czeſleho, 
‚gfa ktomu od geho Kralowſke Mii. ovlaſſtie wy · 


‚flany. 


0 





J Diefe Urkunden, die nad dem Brande der 
älteren Landtafel im Sabre 1550. wieder in ſelbe 
eingelegt wurden, finden ſich auch in dem Privile⸗ 
gienbuche der Fleifherzunft auf der Neuftadt Prag 
ingektagen;, "WB anal il rin 


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52 


Berbefferungen. ». J Ri 


II 


4 3, 11 anſtatt: der vorzuͤglichſte — den vor ⸗ 
zuͤglichſten. 

11 — 12 anſtatt: der prager Univerſitaͤt — 
der prager ftändifch = techniſchen Lehr« 

auſſtalt. 

16 — 16 anſtatt: Perſon — Perſoon. 

62—7 anſtatt: Gefdichtepunfte — Ges 
ſichtspunkte. 

64 — 13 anftatt : mente — mento. 


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Verhandlungen 


der 


Geſellſchaft 


des 


vaterlandifhen Muſeums 


in Böhmen, 





3Zweyted Heft 


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Prag, aus derkak. Hofbuhdruderey, 


1824. 












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I Bortrag 
des ; 
fubftituirten Geſchäftsleiters 


der Gefellfchaft des vaterländifchen Mufeums in 
Böhmen 


[2 , 14 12 
Marimilian Millauer, 
Kapit. des Zifterz. Stiftes Hohenfurt, Doftord und 

 dffenel, ord. Profefford der Theol. 
in der zweyten ordentlichen allgemeinen Berfammlung, 
am 24. Mär; 1824. 





Hochanſehnliche! 


Mise dad begonnene Werk, — nem- 
lich das vaterländifche Mufeum in Böhmen, — gruͤ— 
nen und blühen unter dem Schutze des 
väterlihftenMonardhen: unter dem mad) 
tigen Beyftande feiner erften Gründer: 
im vereinten und erfolgreihen Mitwir- 
Pen aller Freunde des Baterlandes: und 
in fpäter Folgezeit noch davon zeugen, 
was Böhmen vermag und was cd ift im 
brüderlihen Bereine feiner Edlen und 
Guten.’ a 

Mit diefem Wunfche, der die Bruft eined jeden 
Freundes der genannten vaterländifchen Anftalt erfüllt, 
hatte der k. k. Gubernialrath und Eudweifer Kreite 


a 


4 


hauptmann, Fuͤrſt Auguſt Longin Lobkowitz, 
jenen Vortrag beſchloßen, mit welchem er als Ge- 
fhaftöleiter die erfte, am 26. Hornung des verflos 
fenen Jahres gehaltene allgemeine Berfammlung der 
wirkenden Mitglieder der Gefellfehaft des er 
fhen Muſeums in Böhmen, eröffnete, 

Mit diefem Wunſche zu beginnen, fey —* 
demjenigen erlaubt, dem als ſtellvertretendem Ges 
ſchaͤftsleiter die Ehre zu Theil geworden, in der 
zweyten allgemeinen Verſammlung das Organ zu 
ſeyn, durch welches der Verwaltungsausſchuß nach 
Beſtimmung des 16, $. der Grundgeſetze, der geſamm— 
ten, zu dieſem Zwecke verſammelten Geſellſchaft, feyer— 
liche Kunde deſſen giebt, was unſer Muſeum im Ver— 
laufe dieſes Jahres geworden ? was es in demſelben er— 
worben? und was es geleiftet hat? 

Denn zu fehr hat jener Wunſch ſchon im erften 
Fahre des öffentlichen Dafeyns diefer Anftalt ſich ver 
wirflicht, als daß nicht eine allgemeine Andeutung def 
fen, den erfreulichen Anfang meines heutigen ee 
bilden follte, 

Zwar haben die unerforfchlichen Rathſchluͤße der 
göttlichen Vorfehung, im bemerften Seitraume, fünf 
ausgezeichnete Theilnehmer aus unferer Mitte gerufen, 
nemlich den Grafen Ignatz Chorinſky: : den Gra⸗ 
fen Franz Waldftein: den Grafen Wenzel Ma- 
via Dohalffy: dann den Kanonifus und Profeffor 
Hrn. Iofeph Ditrich: und den Altbunzlauer Kapi- 


5 


tulardehant Hrn. Anton Hirnle. Ihren Vers 
luft zu betrauern, wird die Geſellſchaft um fo weniger 
aufhören, je unvergeßlicher auch jene Denfmahle find, 
zu deren Errichtung in unferem Vereine, Achtung für 
Wiflenfhaft und Baterlandsliche Sie beftimmten. 

Doch follte die Geſellſchaft nicht ohne Gewähr 
rung fi fehnen nad Troft und Erſatz. 

Dad bei Gelegenheit der Uibergabe des erften 
Heftes unferer Verhandlungen durch den Hrn. Feld- 
marfchallieutenant und Generaladjutanten Freyherrn 
von Kutfohera, neuerdings gnädigſt auögefprochene 
allerhoͤchſte Wohlgefallen Sr. k. k. Majeftät und Ih— 
rer kaiſ. Hoheiten, der Erzherzoge Ferdinand und 
Franz: — die gleichfalld wiederholt erprobte Huld 
Ihrer kaiſ. Hoheiten, der Erzherzoge Karl und I 
Hann: — die dem Mufeo mittlerweile dargebrachten 
SKapitalöberräge : — die unter Verſicherung des ſta— 
tutenmäßigen jährlichen Geldbeitraged erfolgten Bey» 
tritte zur Klaffe der wirkenden Mitglieder :— die vers 
mehrten Erflärungen zu minderen jährlichen Beytraͤ—⸗ 
gen im Baaren: — die nicht unbetraͤchtlichen, ein für 
allemahl geleisteten: — die zahlreichen, fir jedes ein= 
zelne Fach der Sammlungen des Mufeums eingelang- 
ten Gegenftände: — endlich die wohlwollenden Acus 
Berungen über dieß Inftitut in mehreren innländifchen 
und auswärtigen Zeitfchriften — find eben fo viele 
Bürgen der zunchmenden Theilnahme daran, als er» 


6 


wünfchte und zweddienliche Hitfemittel zu’ ‚feititm fer 
tieren Gedeihn, 

Die allerhöchfte Gnade St. k. k. Majeftät Hatte 
überdieß auch in einer, unferem hochverehrten Herrn 
Präfidenten, dem Grafen Kaſpar Sternberg, zu 
Wien am 12, Sept. v. I. ertheilten Audienz ſich be- 
währt: worüber jedoch erft feiner Zeit nähere Auf 
ſchluͤße gegeben werden koͤnnen. 

Des Erzherzoges Karl Faif. Hoheit, deffen Ge— 
wogenheit das Mufeum gleich bei feiner Begrimdung 
ein anfehnliches Kapital zu verdanken hatte: haben 
unter dem 14, Juni 1823 einen gleich anfehnlichen 
jährlichen Beytrag zu bewilligen geruht. 

An Kapitalien'hat das Mufeum feit der er 
ften allgemeinen Berfammlung, von Er. Durdlaudt, 
dem Fürften Karl Alerander vonThurn und 
Taris, eine bedeutende Summe: — und vom Hrn. 
Jakob Dobrauer von Treuenwald, Buͤr⸗ 
germeifter der F. Stadt Kommotau, wie auch Bes 
fißer des Gutes Welmſchloß, den —— Syſte⸗ 
malbetrag — erhalten. 

Unter Verheißungen der feſtgeſetzten jaͤhrlichen 
Beytraͤge traten in die Klaſſe der EEE AO en Mit⸗ 
glieder feitdem ein: 

Fürft Wilhelm Auersperg. 

Graf Rudolph Luͤtzow. 

Graf Johann Wilhelm Sternberg 
Manderfcheid, 


Freyherr von Hohberg 
Der E, k. Gubernialrath und Stubienreferent, 
Hr. Binzenz Meiöner, 
Der k. k. Apellationsrath und Algen, Frey⸗ 
her Joſeph Albrecht von Kapaun. 
Die beyden prager Magiſtratsraͤthe, Hr. Joh. 
Borſchitzky und Hr. Joſeph Jebautzky.“ 
dann Hr. Jakob Ritter v. Schoͤnfeld: — 
durch Materialbeyträge aber: 
Hr.Friedrich Ritter von Neubauer — 
Hr. Philipp Opitz: — 
amd Hr. Joh. Poſpiſchil in Koͤnig graͤtz. 
Unter den Erklaͤrungen zu minderen jährli- 
hen Beyträgen im Gelde, zeichnet jene des Prjis 
bramer k. k. Bergoberamtö- und Berggerihtöperfo- 
nales: — unter den ein für allemahl geleifteten 
‚Zahlungen, jene des wirthfchaftämtlichen Perfonales 
‚der fürftl. Trautmannsdorfſchen Herrſchaft. Kums- 
burg im biöfhower Kreife fid) aus. Doc) bleibt es 
in diefer Hinficht noch immer ein wefentliches Erfor— 
derniß zur ausgedehnteren Wirffamfeit unferes Inftis 
tutes, daß dem vom Ausſchuße bereits öffentlich aus« 
geſprochenen Wunfche nach Eleineren, jedoch zahlreichen 
jährlichen ara des patriotifchen Publikums zu 
1 und zu 5 Gulden, befonders in einigen Streifen, er— 
giebiger ald bisher entſprochen wird. 
Was an Materialien jeder Art, im Laufe 
des Jahres 1823 eingegangen, zeigten vier befondere 


8 


Berichte der Gefhäftsleitung, vom 11, März: 21. 
Suni: 8. Oftober und 31, Dezember, in der Prager 
Zeitung, umftändlich ſchon an: während der naͤchſt— 
folgende die im erften Quartal des Jahres 1824 ans 
gelangten Gegenftände, auf diefelbe Weife bezeichnen 
wird, - Daher ich heute mich darauf beſchraͤnke, blos 
im Allgemeinen anzudeuten, — daß die beiden Abthei« 
tungen der Bibliothek feitdem um 245 mitunter 
an Banden reihe Werke; und um 295 kleinere Aufe 


ſaͤtze: — die Sammlung von Handfhriften um 
22 Studer: — die Sammlung von Originale 


diplomen und Kopien um 117 Studer — bie 


zoologiſche Sammlung um 26 Gegenftande: — 


die geognoftifhe Sammlung, und jene der Per 
träfaften, nebft mehreren einzelnen Stuͤcken, um 
16 mitunter reichhaltige und feltne Lieferungen : — 
die Muͤnzſammlung durch mehr als 12 Centu⸗ 


rien von vaterlaͤndiſchen und fremden Kupfer, Silæ— 


ber⸗ und Goldmünzen verſchiedenen Gehaltes und Als 
ters: — die Sammlung der Alterthümer dur 
153 Gegenftände, worunter auch griechifche, egypti— 
che und koptiſche Nefte der Vorzeit vorfommen, — 
vermehrt worden find. Bon der Kryſtallmodel— 
lenfammlung des Hm, Sippe, wurden neuere 
dings 7 Fortfeßungs - Eenturien, von der 14 bis zur 
21, beigefchaft. 

Dod) darf ich von diefem Punkte meines Berich— 
tes mich) noch nicht trennen, ohne aud die vorzuglis 


9 
hen — in den berührten Akzeſſiond⸗Artikeln der Präs 
ger Zeitung, nicht erwähnten — Gaben anzuführen, 
durch welche feit der erften allgemeinen Berfammlung, 
Das Muſeum von feinem Herrn Prafidenten feldft, 
neuerdings bereichert wurde: der mit einer genialen 
Riberalität, wovon die Gefchichte nur feltne Beifpiele 
Fennt, nicht nur den audgezeichneteften Grundftein zu 
diefem vaterländifchen Tempel der Wiſſenſchaft und 
Kunſt gelegt: fondern denfelben mit ficherer Sand, auch 
feiner ſchoͤnen Vollendung entgegenführt. Sie beftane 
den, nebft mehreren einzelnen Gegenftänden für die 
Fächer der Zoologie und Botanik: für jened 
der Mineralogie: in 2 Kaften mit den Euiten 
der Salzformation von Bochn ia und Wiliczka: 
und den Steinkohlenformationen von Roßitz in 
Mähren; von pohlnifh- DO ftr au im oͤſterreichiſchen 
Schleſien; aus der Königsgrube in Oberfihlefien z 
aus Waldenburg md Neurodein Niederſchle— 
fin; von Seefeld und aus dem Plauenſchen 
Grumd in Sachſen; aus Herring inTyrol, und 
von Höganaes in Schoonen : ferner in einer Kifte 
mit feltmen und neuen Mineralien aus Schweden, 
durch Hrn, Ritter von Berzelius: endlich in vier 
Kiften mit VBerfteinerungen und Pflanzenabdrüden für 
die Peträfaftenfammlung. — Fir die Bibliothek: 
in 450 Bänden von Fortfekungen und neu anges 
ſchafften Büchern, worunter auch Prachtwerfe: dann 
In 824. Stüͤcken naturhiſtoriſcher Differtationch, und 


10 


älterer. feltner Eleiner Schriften; für die er fte Abthei— 
Jung: — ferner in einem alten Copiario fammtlicher 
Urkunden der Stadt Ellenbogen; und in zwey 
Druffohriften, für die zweyte Abtheilung derfel- 
ben, — Sollten au) kommende Geſchlechter im G & 
praͤnge des Danke: dafür und überbiethen ; an der 
tiefgefühlten Innigfeit defjelben, werden fie Eei- 
nerdings «8 thun. 
Im Bezug auf Zeitfhriften und ande» 
dere Werke, welche des vaterlaͤndiſchen Mufeums in 
Böhmen, im Jahre. 1823 wohlwollend erwähnten, 
fey es mir ‚geftattet, gleichfalls blos im Allgemeinen zu 
bemerken: daß das Archiv für Geſchichte, uf. 
w. in mehreren Heften: — die Wiener Hofzei- 
tung, und deröfterreihifhe Beobachter, in 
mehreren Blättern: — der Kranz im. 1X. Hefte 
ro. 27: — eine Beilage zur allgemeinen Sei— 
tung vom 1. Febr. No. 15: — Hefperus in 
den Nrn. 130, 131 und 132 vom Mai und Juni :— 
Friedrich und Karoline da la-Motte- Fouque, im 
2ten Bande der Neifeerinnerungen:— dann 
der Herr Staatsminifter von Goͤthe, in feiner Mor« 
phologie, und. in feiner Schrift über Kunft und Al— 
terthum: unter vielfeitigen Empfehlungen, es gethan. 
Da es jedoh im Hefperus (S.525) hieß: „Daß 
die Klaffeder ftiftendenMitglieder bis- 
her ohne Theilnehmer ſey:“ fo wäre dieß ges 
legenheitlich zu berichtigen: indem gerade diefe Klaſſe 


11 


bereits mehr als Taufend, — in den dießfaͤlligen 
Artikeln der Prager Zeitung von 1818 bis 1824 fo» 
gar auh nahmentlich angeführte — Mitglieder 
zählt: da laut $. 5 der Grundgefeke, in die Klaffe 
der ftiftenden Mitglieder alle jene gehören, wel- 
heirgend einen Beitrag (im Gelde, oder an 
Materialien) leiften; fie mögen Böhmen feyn, oder 
nicht; — und laut ſ. mit ihren Beiträgen 
in das Errihtungsbud der Geſellſchaft 
eingetragen werden: waͤhrend Jene, welche 
entweder durch den $. 5. ſyſtemiſirten Kapitald« 
betragz oder durch den daſelbſt beſtimmten jahrs 
lichen Geldbeitragz; oder durch Materialbeiträge im 
Werthe von 200 fl. C. M., fih mit der Öefellfchaft 
verbinden ; in die Kaffe ihrer wirkenden — 
der aufgenommen werden. 

Eben fo beruhigend, wie dieſer erfte, dlifte auch 
der zweite und dritte Gegenſtand meines heuti— 
gen Vortrages befunden werden: nemlich der Bericht 
Über die weitere Organifirung des Mufeums : 
und über den gegenwärtigen Bermögenöftand 
deſſelben. 

In XVII ordentlichen Sitzungen, und einigen 
Kommittes - Konferenzen, — deren Protokolle mit den 
übrigen Beilagen zum Gefchäftsprotofoll, in der mitt 
lerweile auch geordneten Regiftratur des Mufeums ſich 
befinden ; — hatte der leitende Ausfhuß die wichtige 


12 


ften, das feiner Sorgfalt anyertraute Objekt * 
den Geſchaͤfte beſorgt. 

Die beiden Kuſtoden, Hr Hanka und Hr 
Doktor Prefl, wie auch Hr, Adjunft Zippe, hats 
ten fowohl der Anordnung und Aufitellung aller vor 
findigen Gegenftände, in den dazu beftimmten Räus 
men; ald auch der Verfertigung von Katalogen dars 
über, thätig fich gewidmet. Um aber in jeder einzele 
nen Abtheilung defto leichter Evidenz und Uiberſicht zu 
erzielen, wurde in der XII. Eikung des Ausfhußes 
FG. 4. beftimmt, durch zwey feiner Mitglieder monat« 
liche Revifionen des Lofals, der Materialien, ihrer In— 
ventarien, u. ſ. m, vornehmen zu laſſen: welchem Aufs 
trage die dazu erwählten, jenahdem ihre Berufsges 
fhäfte dieß geftatteten, mit Bereitwilligkeit auch ente 
ſprachen. 
Für die fammlenden Mitglieder wurde vom 
hohen Prafidio felbft, eine in ihren dießfälligen Unter— 
nehmungen fie leitende Inftruftion entworfen ; in 
beiden Sprachen des Landes gedrudt ; und ſammt den 
zu diefem Zwecke gleichfalld gedruckten, ihre jedesmahe 
ligen Lieferungen in duplo begleitenden Protokolle 
&ö gen, denfelben zugefendet, Ihren Geift und Zweck 
fpricht diefe Inftruftion ſchon an ſich viel zu Deutlich 
aus, ald daß ich wegen Beleuchtung derjelben Ihre 
Geduld, Hochanfehnlihe! in Anfprud zu Be bes 
müfjiget wäre, (Beilage A.) 


ee 1. ee 


4 


13 


Die noch vorräthigen, biöher der. Verwahrung 
ded ftändifchen Regiſtrators, Hm. Kafpar Ihr 
nelli von Löwenftern anvertraut gemwefenen 
Eremplare vom Grundriße der Hauptftadt 
Prag, wurden in Folge des dießfälligen, in der XIV. 
Eikung $. 8. gefaßten Befchlußes, durch die Geſchaͤfts— 
leitung erhoben, und dem Bibliothekar des Mufeums 
übergeben; um zu Fünftigem Gebraude in den dor 
tigen Räumen verwahrt zu feyn. 

Dom erſten Hefte der Berhan biun 
gen wurden einige Hundert Eremplare unter die ſamm⸗ 
lenden Mitglieder vertheilt, und von denfelben veräu- 
Bert: um Zwede und Mittel des Mufeums auf mans 
nigfaltige Art auch zur Kenntniß des entfernteren Pub» 
lifums zu bringen, und dadurd beiden, fruchtbrin- 
genden Vorſchub zu leiften. Inden aber dieß Teßtere 
auch durch den erweiterten Abfat der auf Köften des 
Mufeums bisher erfchienenen Werke: nemlich des ge- 
nannten Grundrißes vom k. k. Hauptmann H. Joſeph 
Jüttner, im bisherigen Preiſe: — und der rußi— 
fen Grammatik. vom verfterbenen Pfarrer, Hin. 
Puhmayer, (deren Preis vom Ausſchuße jüngst 
auf 2 fl. C. M. herabgeſetzt wurde ;) gefihicht: hat 
man die Yufmerffamkeit der fammienden Herren Mit: 
glieder, auch auf diefe Gegenftande gelenkt. 
© In die Slaffe derfelben traten feitdem ein: 

Hr. Franz Auge, Direktor in Karlſtein. 


14 


Hr. Johann Blum, — ERROR 
Oheramtödireftor in Drhoml. 

Hr. Ignatz Anton er San 
adjunft in Lukawetz. 

Hr. Anton Liſchka, FOR des r. * 
monſtratenſer Stiftes Strahow, und RER 
in Neuhaus: 

und der Freyherr von Hochberafche Bhf 
rath, Hr. Anton Oppelt. 

Nebit ven wirfenden und zugleich Keil 
Mitgliedern, nemlih dem Hrn. Doktor und Profeffor 
Sofeph Liboflamw Ziegler in Koͤniggraͤtz: — 
dem Hrn. Dechant und Bifariatöfefretär, Aloys 
Wacek in Kopidlno: — dem Hrn. Doftor und Pros 


feffer Adalbert Sedladek in Pilfens — dem 


fürftl. Fuͤrſtenbergſchen Hofrath, Hr. Franz Nit 
tinger in Nifchburg: — dem Hrn. Joſeph Haus 
fer, Pfarrer in Perutz: — dann dem Hrn. Med. 
Doktor Anton Stolz in Teplitz: — habenaus 
der Kategorie der fammlenden, durd vorzuͤgliche 
Thätigfeit im Jahre 1823, einer öffentlichen Erwäh- 
nung fich würdig gemacht : Der Pribramer k. k. Berg- 
rath :und Bergoberamtövorfteher, Hr. Karl Franz: 
welchen der Ausſchuß mit Ruͤckſicht auf feine früheren, 
dur Sammlungen von Geld- und Materialbeiträgen, 
erworbenen Berdienfte um das Mufeum, in der am 
17, März l. I. gehaltenen Sitzung, in: die Klaffe der 
wirkenden Mitglieder zu verſetzen ſich veranlaßt 





u 


15 


fand: — ferner Hr. Bremm' in Lukawetz: — der 
Sedleger Pfarrer und biſchoͤfliche Notar, Hr. Tofeph 
Devoti: — der Kuttenberger k. k. Diftriftualbergs 
richter und Bergmeifter, Hr. Wenzel Rombaldi 
von Hohen feld: — der Budweifer Magiftratös 
vath, Hr. Wenzel Mathäus Klaudi: — Hr 
Prof. Anton Liſſcchk a in Neuhaus :— der Pfarrer 
in Lufchtienig, Hr. Franz Nomwotnys— der Ro- 
Figaner Dechant und Bezirksvifar, Hr. Andreas 
Polak: — der Kolliner Oberamtmann, Hr. Io: 
hannRaſim: — der Chrudimer Stadtdechant, Be— 
zirkövifär, und Domherr von Koͤniggraͤtz, Hr, Sta: 
nislaus Urban: — und der Gojauer Dechant 
und Bezirkövifär, Hr. Jakob Weinhuben— 
Don der innern Einrihtung der Raͤume 
des Mufeumd, wurde mittlerweile fo viel beigefchafft, 
ald die dazu beftimmten Einfünfte geftatteten: insbe— 
fondere 35 große, und 9 Fleinere, fir die Fächer der 
Boologie, Botanik, und Mineralogie beftimmte Käften 
mit den dazu gehörigen Auffägen. Dringend erfor 
derlich ift noch eine beträchtliche Zahl derfelben — für 
die zoologifhen Sammlungen : für die zoologifchen 
Petraͤfakten: für Herbarien: für das ethnographifche 
Kabinet : endlich fir die carpologifhe Sammlung : — 
welche fomit ohne Verzug beftellt werden mußten, 
Wenn gleich der Ausfchuß auf einen Literärifchen 
Berkehr mit ähnlichen Inftituten im Oeſterrreichiſchen 
Kaiferftante: ferner auf den Ankauf und Emtaufch 


16 


wichtiger, jedoch noch nicht vorhandener Materialien: 
endlich auf fo manche, in den Grundgeſetzen berührte, 
zur Bermehrung und Verwendung der bereitd aufge 
ftelften Sammlungen führende Einrichtung, wegen anz 
derweitigen Arbeiten und Auslagen, vor der Hand noch 
verzichten mußte: fo hatten doch ſchon im Jahre 1823 
einzelne Forfcher diefe Sammlungen zu ihren Studien 
recht oft benuͤtzt: während dad Fremdenbud mit 
feinen oft praiswürdigen Nahmen, von zahlreichen Be— 
ſuchen aus mehreren Provinzen und Ständen zeugt. 
Sollten nit unerwartete Ereigniffe es verzögern, fo. 


wird bis zum naͤchſten Ofterfefte dad Ganze foweit ges. 


ordnet und vorbereitet feyn, Daß aud eine feyerlis 
he Eröffnung des Mufeums vorgenommen werden 
kann. Die bereitö entworfenen Bedingungen umd 
Berhaltungsregeln für Beſuch und Benuͤtzung 
deffelben, werden bid dahin auch ſchon zur Kenntniß 
des Publikums gebracht worden feyn. (Beilage B.) 

Die Rehnungen aus der frühern Zeit mit 
Einfluß des Jahres 1822 wurden von den in der 
erften allgemeinen Berfammlung dazu erwählten Her— 
ren Reviforen, nemlich dem Grafen $ran;Wrtby: 
dem Grafen Friedrich Schönborn: dem Gra- 
fin Johann Thun: und dem Freyherrn Wanczu— 
ra vonBrach feld geprüft: nad den gegebenen An— 
deutungen vervollftändigt + und mit ihren Beilagen in 
der Negiftratur des Mufeums hinterlegt, Jene vom. 
Jahre 1823 find zur fogleih erfolgenden Wibergabe- 





6 

— 

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" 


— —⸗ 


17 


vorbereitet. Sie gewähren folgende fummarifden 
Nefultate über den gegenwärtigen Vermoͤgens⸗ 
ſtand: 


Mit Ende Dezemb. 1822 
betrug derſelbe 110977 fi. 19 kr. W. W. 
Hiezu kommen folgende 
fummarifhen Ein- 
nahmen ded Jahres 
1823; 
An Stiftungsfapitalin „. 4000 
An ſubſkribirten größeren 
jährlichen Beiträgen . 3140 
An ſubſkribirten Eleineren 
jährlichen, und ein für 
allemahl gelciftetenBei- 
a 123: 2: 34.541,,:4508 426 » — 
An Intereſſen von angeleg- | —— 
ten Kapitalien und ſtaͤn⸗ 
diſchen Obligationen . 5150 = 224 — 
Aus dem Debit der Ber · iv: 
handlungn. . . . 48.20. — 


Summa 124824 fi, 261, WR, 


% 
un 


u 
u 


18 
An Auslagen wurden im Jahre 1823 verwendet x 


Zum Hausbau und zu@in- 
tihtungen » » » 1663 ft. 51 kr. W. W. 
Zu Gehalten der angeftell- | 
ten Individun . 3466 » 40. — 
Zur Miethe u, zu Steuern 973 - 25 = 4 — 
Zu Anlagen auf die i 
Sammlungen . 1948 » 221: — 
Zu Diplomen, Drud- * 
ſchriften, und Kanzley⸗ 
uſtite. MI. 2. — 
Zur Behebung . . . 196. 185: — 
Zu verfchiedenen Fleinern ’ 


Ausgaben . . . 166 » 353- a 





Summa 8835 fl. 44. W. W. 


Woraus ſich nachſtehender Bermögensftand fir das 
Jahr 1824 ergiebt : 


An landtaͤflich zu 5 pCt. 

verficherten Kapitalien 92600 fl. — kr. W. W. 
Anstand. Obligationen 9875: 4: — 
An Berlagdartifeln nad 

dem Werthederfelben 10548 » 394: — 
Baar find in der Kaffa 

vorhanden . + = 2964 =» 553- — 





Summa 115989 fl. 224kr. W. W. 


19 


Auf welche Art der Bermögenöftand des Mufeums, 
im Jahre 1823 fi) um 5012 fl. 34 Er, vermehrte: wo⸗ 
von 5000 fi, mittelft einer Obligation von 2000 ft, 
EM. auf gute Hypothek fichergeftellt worden find, 

Dem aufgeftellten Grundfaße getreu, daß die als 
Stiftungsfapitale eingehenden Gelder, fo lange vers 
zinölich angelegt werden follen; bis die Befoldungen 
des bald nothwendig zu vermehrenden Perfonals, durch 
den Ertrag der Intreffen gedeckt feyn werden: hat der 
Ausſchuß in feinen Ausgaben biöher blos auf das un? 
bedingt nothwendige fich befchränft. Doch wird 
im heurigen Jahre ein größerer Aufwand zu 
verfehiedenen Zwecken ganz unvermeidlich ſeyn: da man 
fenft in der Aufftellung, Beftimmung, und Benuͤtzung 
der vorhandenen Sammlungen, zu fehr aufgehalten und 
verhindert würde, 

Der vierte Gegenftand ift die Wahl eines Aus- 
ſchußmitgliedes. Im 14, $. der Grundgefeße 
heißt es: „daß jedes Mitglied des Verwaltungsaus— 
ſchußes, während der Dauer feines Amtes, mit Anz 
gabe der Urfache, auch refigniren Eönne : in welchem 
Falle die Generalverfammlung auf die Zeit, als fein 
Amt noch gedauert hätte, für ihn ein fupplirendes Mit 
glied erwaͤhlt.“ Diefer Fall trat bei dem Herrn Fürs 
ftn Auguft Longin Lobkowitz ein, den Se— 
Majeſtät im Mai des Jahres 1823 in einen zwar. 
weit wichtigeren, aber leider! auch feine Abwefenheit 
von der Hauptjtadt fordernden Wirfungsfesis zu ver— 

3 


20 


ſetzen geruhten. Doppelt fühlte ‚der. Ausſchuß dieſe 
Trennung; da er. auf ſolche Weife nicht allein Eines 
feiner ausgezeichneteften Mitglieder ; fondern zugleich 
auch feinen erften Gefhäfsleiter verlor. Das 
her Sprach er in Folge der eingebrachten Refignatien, 
feine Gefühle zwar nicht ohne Wehmuth, aber auch 
nicht ohne der ſchoͤnen Hoffnung aus, daß der Hoch— 
geborne Fuͤrſt dieß Inſtitut in jedem Verhaͤltniße ſei— 
ner Aufmerkſamkeit wuͤrdigen, und das fernere Gedeihn 
deſſelben, ſich ftats empfehlen ſeyn laſſen wird. — 
Somit koͤmmt es der heutigen Berfammlung zu, aus 
der Klaffeder wirfenden, und zwar verwalten- 
den, d. i. ganz oder doch größtenthrild in Prag wohn⸗ 
haften Mitglieder unferes Vereins, — deren Verzeich— 
niß zu dieſem Behufe vorbereitet wurde, — ein den 
genannten Harn Fürften fupplivendes Mitglied des 
Ausfhußes zu erwählen; worüber der Hr, Präfident 
ſelbſt, einen befonderen Vortrag erftatten wird. 

Dich leßstere wird auch im Bezug auf den fin fs 
ten und fechften Gegenftand unferer heutigen Be— 
ſchaͤftigung geſchehen: nemlich auf die im 16. 5. jener 
Grundgefehe, der Generalverfammlung eingeräumte 
Wahl von vir Nehnungsreviforen für das 
Jahr 1823, gleichfalls aus der Klaffe der wirkenden — 
verwaltenden: jedoch mit: Ausnahme‘ der Mitglieder 
des Ausſchußes: — und auf die im 17, $. feſtgeſetzte 
Wahl von Ehrenmitgliedern. — (Beil. C.) 


— —— — . 
EEE nen Eee a u a 


ar 


Wie gluͤcklich hätte die varerländifche Vorwelt, 
bei ihrem ſtaͤts regen und gft erprobten Drange nad) 
Wahrheit und Wifjenfchaft, unter den Przemiſli— 
den und Luremburgern ſich gepriefen, wenn ihr 
ſolche Bildungsmittel zu Gebothe geftanden wären, de— 
von die Ditwelt in allen Zweigen des menfchlichen Wife 
ſens fich erfreut? während jene mit Seitverluft, Ko— 
ften, und Gefahren jeder Art Fampfend, ihre Kennt⸗ 
niße fern im Auslande ſich holen mußte, und fie auch 
dort nur — dürftig erhielt. Wahrlich einer der ein— 
greifendeften Beweggründe für jedes Gemüth, dem Ach— 
tung für Wiſſenſchaft und Liebe zum Baterlande ſei— 
nen vollen Sinn auffäliegen: Sr. k. k. Majeftät, 
unferem Allergnädigften Kaifer und Herrn: und Ih— 
ren Faif. Hoheiten, den Durdlaudtigften Erzher— 
zegen: Höchftwelche ahnliche Anftalten mit angeftamm- 
ter Huld zu unterftüßen geruhen : — ferner Er. Ex— 
cellenz, unferem Allgeliebten Herrn Obriftburggrafen, 
Fran; Grafen v.Kolowrat-Liebſteinſky, 
der unſer Muſeum ſo weiſe, ſo wirkſam ins Leben ge— 
rufen, und an feiner Bervollfommnung fortan den 
waͤrmſten Antheil nimmt: — endlich aud) allen uͤbri— 
gen Hohen Goͤnnern diefer Schöpfung einer ed» 
len Munificenz, nicht allein den ehrfurchtsvollſten Dank 
zu zellen, fondern auch die fortfchreitende Ausbildung 
deſſen, was bereitö ift, jenachdem individuelle Kraft und 
Berhaͤltniſſe dieß geftatten, beſtens zu befördern. Und 

wenn jedes der zunaͤchſt Fommenden Jahre, für Boh- 


22 


mens vaterländifches Mufeum ift, was das verfloßene 
demfelben gewefen: dann wird, — iſt gleih noch 
Bieles zu leiften, was nur mit vereinten 
Kräften, und ſelbſt durch fie nur allmaͤh— 
lich geleiftet werden Fann; — diefe Anftale 
ganz zuverfichtlich nicht nur grünen und blühen; 
fondern auch für Gegenwart und Zukunft Früchte zu 
bringen, und den erfehnten Segen: zu verbreiten vers | 
mögen, 





23 
Deylageıä 


ANMANANANIAN 


Inſtruktion 
—* die — regen Mitglieder des vaterländiſchen 
Muſeums 
in 


Böhmen. 





Die durch Conſtituirung des Muſeums erworbene Ber 
ruhigung uͤber den Beſtand dieſer Anſtalt, ſo wie die 
gewonnene Uiberſicht über dad Vermoͤgen und die Bers 
hältniffe der Gefellfhaft, welche fammtlichen Mitglie* 
dern durch Mitteilung der Verhandlungen der Gene 
ralverfammlung Fund gegeben wird, feßet uns in den 
Stand, den fammelnden Herren Mitgliedern dasjenige 
genauer vorzuzeichnen, worauf fie ganz vorzuͤglich ihr 
Augenmerk zu richten haben. 

$. 1. In der Rede des Herrn Präfidenten fine 
den fie dasjenige vorgezeichnet, was die Gefellfchaft und 
dad Mufeum eigentlich wirken follen und wollen : in 
dem Berichte des Herrn Geſchaͤftsleiters die Mittel, die 
ihr zu dieſem Zwede dermahlen zu Gebothe ftehen : diefe 
jenem anzunaͤhern, ift das Gefchaft fammtlider Mit; 
glieder, inöbefondere der fammelnden, 


” 


24 

$ 2. Die innere Eintihtung des Muſeums ift 
dermahlen fo weit gedichen, daß. der Bibliothef- Caal, 
der geognoftifch - tepographifche, und der oryetognoftifche 
Saal mit der innern Einrichtung der Kaften gänzlich 
verfehen find; der zoologifhe Saal, die Peträfactene 
Sammlung, fo wie die Sammlung der Alterthuͤmer, 
muß noch mit vielen Käften verfchen werden. Co 
wird auch bei Zunahme der Bücher dad Nebenzimmer 
der Bibliothek no mit Schränken audgeftattet wer— 
den müffen, Diefe bedeutenden Auslagen muͤſſen nad) 
und nach beftritten werden, ohne das Kapitalvermögen 
anzugreifen, dad zu Bedeckung der Befoldungen vors 
behalten ift, Wenn daher dad Mufeum feinem Zwecke 
ſich naͤhern ſoll, muͤſſen die Einnahmen ſich ebenfalls 
denen nothwendigen Ausgaben annaͤhern. 

Dieſen Zweck zu erreichen, wuͤrde indeſſen nicht 
ſchwer ſeyn, wenn ſich der Gemeinſinn fuͤr eine ſolche 
Anſtalt laut ausgeſprochen hätte, Bei einer Pepulas 
tion von 3300000 Einwohnern kann man füglich 
10000 annehmen, die ed wohl nicht bemerken würs 
den, wenn fie jährlich einen Gulden einer folden An« 
ftalt widmetenz 1000, die eben fo leicht fünf Guls 
den entbehren Fünnten: und 100. Individuen und 
Gemeinden, die fich entweder mit einem Capital von 
500 fi. W. W., oder jährlihem Beytrag von 50 ft. 
W. W. ald wirkende Mitglieder fundiven koͤnnten: 
und damit ware die Anftalt reichlich gedeckt, und im 
Stande, ganz ihrem Zwecke zu entfprechen. Es kommt 





25 


alſo hauptfählih darauf an, dem Gemeinfinn zu we, 
den, damit diejenigen, denen die Verhältniffe eines 
ſolchen Inftituts noch nicht deutlich vorfhweben, zur 
Theilnahme an demfelben aufgeregt werden. Daß hie- 
zu. der Eifer und die Thätigkeit der fammelnden Mit 
glieder am meiften beitragen Fonnen, davon liefern der 
Königgräger und Pilſner Kreis den offenbaren Beweis, 
indem diefe beiden Kreife durch die Thaͤtigkeit der dort 
aufgeftellten Sammler an Gelöbeiträgen eben fo viel 
eingebracht haben, als ſaͤmmtliche übrigen Kreiſe jur 
ſammen. 

$. 3. Naͤchſt den Geldbeytraͤgen find jene für 
die verfchiedenen Sammlungen des Muſeums und def 
fen Bibliothek befonderd zu beachten, damit dasjenige 
gefammelt werde, was zu den Attributen des Muſe— 
ums gehört. Diefe find zweifach, die Naturgefchichte 
und die Gefhichte: Litteratur und Alterthuͤmer Boͤh⸗ 
Zeede dieſer beiden Hauptabtheilungen zerfaͤllt in 
mehrere Unterabtheilungen: Die Naturgeſchichte be— 
greift a) eine zoologiſche Sammlung, abgetheilt in die 
boͤhmiſche, und außer⸗ boͤhmiſche. Von den boͤhmi⸗ 
ſchen Vierfuͤßern und Voͤgeln iſt bereits das meiſte 
vorhanden. Sollte indeſſen irgendwo ein in Boͤhmen 
feltenes Thier, als ein Wolf, Luchs, wilde Kate x. 
geſchoſſen werden, fo würde die Haut diefes Thieres, 
oder dad ganze Thier, wenn es die Witterung zuläfit, 
ein erwuͤnſchtes Geſchenk für das Mufeum ſeyn. Die 


236 
Haut muß jedoch, wie die Jäger gewöhnlich die Füchfe 
abftreifen, im Ganzen abgezogen, die 4 Läufe bis an 
dad Knie, und der Kopffnochen in der Haut belaffen 
werden, damit es gut auögeftopft werden Fünne, Wer⸗ 
den im Herbjte von den Bögelfängern feltene Bogeln 
gefangen sder von den Jaͤgern gefihoffen, fo wäre es 
ebenfalls erwünfcht, fie zu erhalten ; iſt es nicht mög- 
lich, fie aldbald an dad Mufeum einzufenden, fo muß 
die Haut mit den Federn forgfältig abgezogen, und 
mit erg oder Heu ein wenig ausgeftopft werden, 
Der Einfchnitt zum Abziehen der Haut gefhieht un. 
ter einem Flügel. Bon auswärtigen Thieren und Bor 
geln befist die Sammlung noch wenig: jeder Zuwachs 
wird ihr angenehm feyn, | 
Die in Böhmen vorfommenden verfihiebenen 


Schneckenarten fehlen ganz, fo wie —* noch aa 


Kaͤfer ꝛc. 

b) Die mineralogifihe — zerfällt * 
falls in zwey Abtheilungen, in die oryctognoftifche, und 
in die geognoſtiſche Sammlung. Die erſte iſt, was 


Boͤhmen anlanget, ziemlich vollſtaͤndig. Es werden in« 


deſſen im Umfange deö Königreichs jährlich neue Ente 
defungen gemacht: es ergeben ſich in denen Bergwers 
Een neue Anbrüche, von denen Mittheilungen fehr will- 
fommen feyn werden : befonders von Eule beſitzet die 
Sammlung faft gar nichts. 

Die geognoftifc) = topographifiche Sammlung ft 
noch im Entſtehen. Den leutmeriger Kreis und Die 


es es ee — ——————— 


27 


Unngegend von Marienbad, Eger und Karlöbad aus- 
genommen, find von allen andern Kreifen nur aus ein« 
zelnen Steinbrüchen und Gegenden Materialien vor« 
handen ; der taborer und prachiner Kreis beinahe noch 
ganz unbekannt. Diefe Sammlung, die zur Kenntniß 
des eigenen Landes die wichtigfte ıft, wird befonders 
jenen Sammlern an dad Herz gelegt, die ſich mit dem 
Studium diefer Wiſſenſchaft befaffen, oder fonft durch 
ihre Stellen nähere Gelegenheit und Mittel befisen, 
diefe Gegenftände zu erhalten. Die Hauptformationen 
jeded Kreifes, ihre Abanderungen, die ein» oder aufge= 
lagerten Gebirgsarten ſind gleich wichtig, und muͤſſen 
in Suiten nad) ihren Abanderungen aufgeftelft wer— 
den; in den Bergwerfen find ed eben fo die begleiten« 
den Gebirgsarten der Lagen und Gänge, auf welche be= 
fondere Ruͤckſicht empfohlen wird. Dad Format der 
Sammlung ift 4 bis 5 Zoll Länge, 3 bis 4 Zoll 
Breite. Schau-Stüde haben Fein beftimmtes Format. 
"Die Peträfacten - Sammlung ift zwar ſchon reich 
an feltenen Abdruͤcken und Berfteinerungen : allein bei 
weitem noch nicht vollftändig. Es fehlen zum Beifpiel 
die Suite der Schaalthierverfteinerungen, des Uiber— 
gangskalks von Sditz bis Prag, von denen nur ein- 
zelne aus der Umgegend von Karlöhlitten und Karls 
ftein vorhanden find: es fehlen ganz vollftändige Erem- 
plare der Triboliten von der Umgegend von Ginetz: es 
fehlen viele Schaalthierverfteinerungen aus dem Mu— 


ſchelkalk und Sandftein des fanker Kreiſes: die Ver— 


23 


jteinerunigen im pläner Kalk und Sandftein des Faus 
rzimer, cjaslauer und Föniggraßer Kreife, und von viee 
Yen noch nicht genau befannten Fundorten ; die Pflan- 
zen = Abdrücde aus der Steinkohlenformation von Przi⸗ 
lep und Buftichrad: die aus dem Quaderſandſtein, 
und wo deren noch fonft vorfommen mögen, Bon 
foſſillen Thierknochen, deren hie und da ebenfalls vors 
Fommen, find nur wenige vorhanden. Bon diefen Ge 
genftanden insbefondere wünfht dad Mufeum eine 
große Anzahl zu erhalten. Vorzuͤglich muß aber bei 
diefen Gegenftänden eine forgfältige Berpackung an— 
empfohlen werden, damit nicht das wichtigfte auf dem 
Transporte beſchaͤdigt werde, Die ficherfte Methode 
ift, ein jedes Foſſil in ein weiches Maculatur - Papier 
einzuwicdeln, mit etwas Heu zu umwinden, und dann 
ſaͤmmtlich in eine Kifte mit Heu fo feft zu verpaden, 
daß fich auf dem Wege Fein Stuͤck bewegen, ruͤcken, 
oder abreiben Fünne, 

c) Die botanischen Sammlungen zerfallen eben⸗ 
falls in drey Abtheilungen, in das allgemeine, das 
böhmifche und. das Haͤnkiſche Herbarium. Das lehte 
ift gefihloffen, das zweite erwarset Zuwachs von neuen 
Entdeckungen im Baterland, dad erſte vom Ausland, 

Die zweite Abtheilung begreift die Bibliothek 
und die dahin gehörigen Sammlungen. 

A. Die Bibliothek hat folgende Abtheilungen : 

a) Manuferipte, Urkunden. Vorzugsweiſe wer— 

den ſolche geſucht, die einen unmittelbaren Bezug auf 





29 


Böhmen haben. Indeffen werden auch andere von hie 
ftorifchem Werth angenommen, in was immer für eis 
ner Sprache gefchrieben. Bohmifche Manufcripte, 
wenn es auch nur Bruchjtuce find, in böhmifcher Spra— 
che geſchrieben, werden beſonders geſucht und gewuͤnſcht. 

b) Incunabula bis zum Jahre 1520 in allen 
Spraden, am liebſten in der böhmifchen. Außer dies 
fen werden Feine Bucher angenommen, wenn fie nicht 
bohemica find: 1) d. i. in böhmifcher Sprache ge- 
fihrieben. 2) In was. immer für einer Sprache von 
Böhmen verfaßt. 3) Bon wen immer gefchrieben, 
ober in Böhmen gedrudt oder aufgelegt. 4) Wo im⸗ 
mer gedrudt, aber über Böhmen gefchrieben; oder 
Bücher, die von derNaturgefchichte und den fogenann- 
ten beftimmten Wiffenfchaften handeln. 

B. Sammlungen, die zu der zweiten Be ges 
i hören find: 

J. Die Münzfammlung. Am Sehiebtften 
wären böhmifche Münzen, Medaillen, Ban me 
von was immer für einem Metall. 

I. Die Siegelabdrüfefammlung: 
von Erädten, Märkten, Stiften, Klöftern, Far 
milien, beſonders aud der Vorzeit, je Alter . an⸗ 
genehmer. 

III. Sammlung der * mer, in 
Driginalien oder Abzeichnungen. 

Hicher gehören : Irdene Vaſen der Alteften Lan— 
Beöbewohner ; Eupferne, bronzene Gefäße; aläfırne, ir— 


‚30 


dene Trinkgeſchirre; Geraͤthſchaften; Waffen beruͤhm⸗ 
ter Männer, oder einer merkwuͤrdigen Zeitperiode; er 
beutete Gegenftände von fremden Bölfern mit hiftes 
rifcher Nachweifung ; etnographifche Gegenftände frem⸗ 
der Nationen; Abſchriften von merkwürdigen Inn— 
fohriften auf Grabjteinen, Glocken u, |. w.; gelungene 
Zeichnungen von Monumenten, Ruinen, hifterifch merf- 
würdigen Lagern ꝛc. Alle diefe Gegenftände, die zum 
Theil unbeachtet geblieben find, zum Theil einzeln zer— 
ftreut gar Feinen Werth haben, werden in einem Mus 
ſeum gefammelt und. aufgeftellt, hiftorifche Belege der 
Borzeit zu Berichtigung der vaterländifchen Gefhichte. 
Böhmen hat fo viele merfwürdige Epochen durchlebt, 
hat fo manche ausgezeichnete Männer gezeugt, deren 
Andenfen Faum mehr lebendig erhalten werden kann. 


Daß eine Sammlung diefer Art, wenn fie mit Vor— 


liebe für den Zweck eifrig betrieben wird, einen der anzie= 
hendeſten und jedem Patrioten erfreulichften Gegenftän= 
de der Sammlungen des Mufeums ausmachen Fann, 
bedarf Feiner Erörterung. Es werden daher die fam- 
melnden Herren Mitglieder befonderd auf diefen Ge— 
genftand aufmerffam gemacht, zugleich aber erfucht, 
den eigentlichen hiſtoriſchen Gefichtspunft der Vorzeit 
nicht aud dem Auge zu verlieren: daher nur felde 
Gegenftände anzunehmen, die zu irgend einem der an= 
gegebenen Fächer bezogen werden Fonnen, um unnuͤtze 
Transporte zu vermeiden. Bon Gemaͤhlden und Kunft= 
werfen werden ebenfalld nur folhe angenommen, die 





31 


entweder von. einem Boͤhmen verfertigt worden, oder 
in einem guten. Pinfel nationelle Gegenftäande dar— 
0 4. Die Sendungen der Gegenftände für das 
Muſeum find in Zufunft direct an das Mufeum auf 
den Hradfhin, Nro. 57, neben der Erzbifhöftichen 
Nefidenz zu adrefjiren, wo immer der Bibliothekar, 
Euftod, oder Diener. gegenwärtig fehn wird, um fie zu 
übernehmen und zu.quittiren. Die Protocollsabfchrift 
der eingefendeten Gegenftände übergibt der Convoyant 
oder Ueberbringer nebjt Borzeigung der. Uebernahms— 
Quittung an den jeweiligen Herrn Geſchaͤftsleiter, und 
erhält daſelbſt einen Extract des Geſchaͤftsprotocolls 
über alle eingebrachte Gegenſtaͤnde. Auch das einzu— 
fendende Geld wird dafelbjt abgegeben. } 
$. 9. Diefammelnden Mitglieder halten ſaͤmmt⸗ 

lich Protocolle nach beigelegtem Formulare in duplo, 
von dem fie bei Gelegenheit der Abfendungen dad Du- 
plicat, einfenden. In diefes Protocol werden die Na- 
men der Geber und die Gabe eingetragen. Die neu 
zugekommenen Mitglieder muͤſſen jedes Jahr befonders 
bemerkt: die durch Tod, oder Verſetzung in den Wir- 
Fungöfreis eines anderen Herrn Sammlers, abgehenden 
abgefehrieben werden. Betragen die. fählichen Gaben. 
eines Einzelnen fo. viel, daß fie nach einer von dem 
Ausſchuß zu veranlaffenden Schaͤtzung von Sachver— 
ftändigen der Summe eines fich ſelbſt fundirenden Mit- 
gliedes gleichkommen: ſo wird felber zu einem wirkli— 


32 


hen Mitglied erhoben, Uebrigend werden auch bei den⸗ 
jenigen, die im naturhiftorifchen Fache einzelne Selten» 
heiten oder Quiten einfenden, ihre Namen zu ewigen 
Andenken den Gegenftänden beigefhrieben und aufbe- 
wahrt. Naturalien werden eingefchidt, wenn ſich eine 
ſchickliche und wohlfeile Gelegenheit dazu findet, Die 
Geldbeyträge jedes Sammlers müfjen längftend im 
Monate Jänner eingefchikt feyn, um im Jahrsbe— 
richt bei der allgemeinen Sitzung angezeigt werden zu 
koͤnnen. 

$. 6. Bermoͤg Beſchluß einer Ausſchußſitzung 
werden in Zukunft die ſammelnden Mitglieder des boͤh⸗ 
miſchen Muſeums in dem Schematismus abgedruckt 
werden, ſo wie ſie bereits auf der Liſte der Mitglieder 
eingetragen ſind. Bei den jaͤhrlichen Berichten, die der 
Geſchaͤftsleiter des Muſeums bei der allgemeinen Ver— 
ſammlung abzulegen hat, wird ebenfalls eine gedräng= 
te Ueberſicht alles Eingefendeten vorgelegt ; und derje— 
nigen, die ſich befonderd auögezeichnet haben, ehren— 
volle Erwähnung geſchehen. 

$. 7. Eine neue Quelle wifjenfchaftlicher Aus- 
bildung foll aus dem Muſeum entfpringen; was in 
dasfelbe niedergelegt wird, foll ald ein Capital be= 
trachtet werden, deſſen Zinfen aud) noch Fünftigen Ge- 
nerationen nußbringend werden follen, Nicht zu Schau 
und eitlem Prunk: zu zweckmaͤßiger Benuͤtzung wird 
gefammelt. Der Böhme foll hier fein Vaterland in | 
alten feinen Theilen, wie e8 war und iſt, kennen ler⸗ 





33 
nen; es follen ihm Mittel gebothen werden zu feiner 
Ausbildung, welcher er in Zukunft fein beſſeres Fort- 
fommen zu danken haben wird. Die Hauptumriffe 
find vorgezeichnet; ein Kern ift vorhanden, um den 
ſich Großes reihen kann. Wie es fi nun ausbilden 
werde, hangt von der Theilnahme der Nation ab. Sie 
hat fi) von. jeher bey gemeinnüsigen Unternehmungen 
patriotifch- thätig gezeigt. Wir leben in der vertrau- 
ensvollen Erwartung, daß fie auch in diefer Gelegens 
heit jenen ſchoͤnen Bug des Nationalharacters nicht 
verläugnen werde, 


Dom Ausfchuße der Gefellfchaft 
des vaterlandifhen Mufeumd in Böhmen. 


34 


IIANANAANAN 


Bae y bageB. 


Vorſchriften 


zum Beſuche und zur Benützung der Sammlun— 
gen des vaterländiſchen Muſeums in Böhmen. 





A, Der BAutriee 


2. Die Leſezimmer der Bibliothek ſtehen am 
Sonntag, Dienſtag, Donnerſtag und Freytag, und 
zwar vom 1. November bis letzten Februar von 9 bis 
1 Uhr; vom 1. März bis letzten Oktober von 9 bis 12 
Uhr Vormittags, und von 3 bis 6 Uhr Nachmittags, 
fur Jedermann offen. 

$. 2. Reiſende erhalten jeden Tag Zutritt, ſo— 
bald fie bei dem Bibliothekar oder Kuſtos ſich melden : 
und werden erfucht, ihre Nahmen in das Fremdenbuch 
einzufchreiben. Einwohner der Stadt, welche die Bi- 
bliothef oder die Sammlungen, einzeln oder in Gefell- 
fhaft — zu fehen wuͤnſchen, haben die dazu erforder> | 
lichen Einlaßfarten, bei dem Präfidenten oder 
Gefchäftöfeiter zu erheben, und fih am Mittwoch in 
den oben beftimmten Stunden, bei dem’ Bibliothefär 
der Kuftos zu melden, Mehr als 10 Perfonen wer- s 
den zugleich nicht aufgenommen, Das Belteigen der | 





35 


Leitern und Selbftherausnelimen der Bucher wird Nie- 
manden geftattet. Hunde mitzubringen ift verboten, 


B. Die Benügung. 
I, Der Bibliothek und des Archives. 


Erfter Abfak. 
Inden Lefezimmern 

$. 1. Die Leſezimmer naͤchſt der Bibliothek im 
obern Geſchoß find jedem, der Belehrung fucht, zum 
Leſen und Erzerpiren während der oben bejtimmten 
Etunden offen. Der Bibliothefär, Kuftes, oder Die 
ner, muß während der Lefeftunden anwefend ſeyn; und 
ſowohl über die ordentliche Gebahrung mit den Bir 
chern, ald über die zum Studium nothwendige Ruhe 
und Stille die Aufficht führen. Will Jemand aus 
Handſchriften eyzerpiren, fo muß er dem Bibliothefär 
es beſonders anzeigen. 

$. 2. Urkunden und Manuferipte der Biblio— 
thek dürfen durch Niemanden abgedrudt; ältere ge- 
druckte Werke nicht aufgelegt werden, chne darüber 
die Genehmigung von dem Ausſchuße erhalten zu 
haben, 


Zweyter Abſatz. 
— Durch das Ausleihen 


Da nicht alle, die ſich mit den Wiſſenſchaften 
aus Beruf oder Neigung beſchaͤftigen, in den oben be— 
| ey 


36 


ftimmten Stunden die Bibliothek befuchen ; oder durd) 
diefen beſchraͤnkten Gebrauch das Fitterärifche Bedürf- 
niß befriedigen Tonnen: fo wird auch das Ausleihen 
der Bücher unter folgenden Modalitäten bewilligt. 

$. 1. Urkunden: noch nicht gebundene Bücher : 
ganze Suiten bändereicher Werke: und Wörterbücher ; 
werden in der Negel gar nicht auögelichen. 

$.2. Seltene Handſchriften, und Bücher : Pracht— 
und Kupferwerfe: Fonnen nur nad vorläufiger Bewil- 
ligung des Ausſchußes ausgelichen werden, 

$. 3. Bücher, nach welchen ftärfere Nachfrage 
ift, und die nicht in mehreren Eremplarien auf der Bi- 
bliothek vorhanden find, werden in der Regel auf vier 
Wochen: andere Bücher laͤngſtens auf S Wochen vers 
Yiehen. Iſt dieſe Zeit voruͤber, und das Buch wird 
nicht zuruͤckgebracht, ſo wird der Schuldner erinnert; 
laͤßt er abermahls 8 Tage verſtreichen, ohne um eine 
Verlaͤngerung einzukommen, die noͤthigenfalls auf 14 
Tage erſtreckt werden kann: ſo iſt dem Praͤſidenten, 
oder dem ſeine Stelle vertretenden Mitgliede des Aus— 
ſchußes davon Anzeige zu machen, um das Noͤthige we— 
gen Herbeiſchaffung des Buches einzuleiten. 

$. 4. Ueber die Zahl der Bücher, welche Je— 
mand zu gleicher Zeit aus der Bibliothek geliehen er— 
halten Fann, wird zwar nichts Beftimmtes vorgeſchrie— 
ben: der Bibliothekaͤr wird aber mit befonderer Auf- 
merkſamkeit darisber wachen, daß diefe litteraͤriſche Be— 


37 


günftigung nicht gemißbraucht, und die Benukung im 
Leſezimmer nicht zu ſehr beſchraͤnkt werde. 

$. 5. In dem Falle, wo ein bekannter Gelehr⸗ 
ter oder Geſchaͤftsmann zur Ausarbeitung einer Drud- 
ſchrift oder irgend einer, feinem Berufe entfpredjenden 
Aufgabe eine größere Anzahl Bücher zu gleicher Zeit 
bedürfen follte, kann er fich dießfalls an den Ausfchuf 
wenden, muß aber die Zeit der Benuͤtzung genau an— 
geben und pünktlich einhalten, 

F. 6. Für ein jedes Buch wird ein befenderer 
Rekognizionsſchein auf die beftimmte Frift ausgeſtellt, 
auf weldem der Titel des Buches mit Angabe der 
Baͤndezahl, Druckort, Jahrszahl, und Format bemerkt 
iſt. Wird dad Buch nach Berlauf der Friſt auf eine 
zweite bewilligt, fo Fann die Verlängerung auf dem 
nemlichen Nekognizionsfchein nachgetragen werden. 

% 7. Damit der Bibliothekaͤr durch dad Bür 
Gerausleihen und Zuruͤckſenden in feinen übrigen Ge— 
ſchaͤften nicht zu fehr geftört werde, werden wöchentlich 
zwey Tage zu dem Ausleihen und Zuruͤckſchicken, nem⸗ 
li der Montag und Freytag beftimmt, Außer 
diefen Tagen werden Feine Bücher weder ausgegeben, 
noch zurückgenommen. Der Bibliothekar hat bey Rüd- 
empfang eines Buches ıc. ꝛc. daffelbe genau zu Iuftri- 
ten, ob nichtö fehlt, oder verunftaltet ift: jeder Ein- 
fender muß fi) diefe Kontrolle gefallen laſſen: und 
erhält erſt, nachdem fie gefchehen, * Refegniziont- 
ſchein zuruͤck. 


38 


& 8. Die Liquidazion des Ausleihbuches und 
Zuruͤcknahme aller Bücher wird auf den Termin Oftern 
jeden Jahrs beftimmt, und erft 14 Tage nad) diefem 
Termine werden fie wieder ausgeliehen. Die Lefezim- 
mer bleiben für diefe Zeit gleichfalld verſchloßen. 

$.9. Alles Durchzeichnen von Kupfern auf geöhl« 
ted Papier; alles Einzeichnen oder Einfchreiben in die 
Buͤcher felbft mit Bleyftiftz (wären dieß auch wahre 
Berichtigungen von Drud- und anderen Fehlern 5) al- 
led Umbiegen der Blätter; falſches Brechen der Ku— 
pfer; iſt durchaus verboten, fowohl auf den Lefezim- 
mern, ald bei auögelichenen Büchern. Wer fih zum 
zweytenmal eine Ahndung über diefen Punkt zuzicht, 
erhält weiter Fein Buch mehr zum Lefen, vielweniger 
in dad Haus, Will aber Jemand Drud= oder andere 
Fehler auf befondere Blatter bemerken, und in das 
Bud) einlegen ; fo wird man ihm für diefe Aufmerf- 
famfeit Dank wiffen. Die Bibliothek forgt dann da= 
für, daß fie zweckmaͤßig auf ein, dem Buche vorgeſetz⸗ 
tes Blatt gefehrieben werden. 


II. Der Raturalien- und Sun ftfamm- 
lungen, 


J. 1. Fremden und Einheimifchen, die. blos 
fommen, die Sammlungen zu fehen, werden fie in 
den gefihloffenen Glasfäften gezeigt, und in der ory— 
etognoſtiſchen und Peträfaftenfammlung, fo wie bei 


ie 3 eine 1 ee 


39 


der Zoologie und den Pflanzen, wird das Berühren 
der Gegenftande nicht geftatter. Naturforfchern, die ete 
was zu unterfuchen wuͤnſchen, werden die Kaften auf 
gemacht; und Gegenftände, die fie näher betrachten 
wollen, mit gehöriger Vorficht gereicht. 

% 2. Danahft den Sammlungen alfenthalben 
ein Nebenzimmer befindlich ıft, fo Fann denjenigen, 
die über einen fpeziellen Theil der Naturgefebichte ars 
beiten, derjenige Gegenftand, den fie befonders zu un- 
terfuchen wünfchen, in diefes Nebenzimmer gebracht 
werden ; jedoch nach dem unter Aufficht gemachten Ge- 
brauche muß er wieder an feine Stelle zurücdgelegt 
werden. Größere Bierfüßer und Amphibien müffen 
an ihren Stellen bleiben: follte aber Jemand eines 
davon, oder ein Skelet abzeichnen wollen ; fo kann es 
alfo geftellt werden, wie es der Zeichner benöthiget. 

$. 3. Die Herbarien fonnen in den nemlichen 
Zimmern, wo fie fich befinden, auf dem zu diefem 
Zwecke vorhandenen großen Tifche benuͤtzt werden: nur 
ift dafür zu forgen, daß die Pflanzen mit Vorſicht be- 
handelt, immer wieder in ihre Reihenfolge zuruͤckgelegt, 
und die Käftchen wieder gehörig verfehloffen werden. 

$. 4. Bey den Mineralien fonnen ganze Schub— 
Yaden herausgenommen, und zur Unterfuchung auf ei— 
nen Tifch in das befte Licht geftellt werden: doch im- 
mer unter fteter Aufficht des Kuftos, der darauf zu fe 
hen hat, daß nie mehr als cin Kaften auf einmal ges 
öffnet werde, um fich die Heberficht nicht zu erfchwe- 


40 


ven. Wer die ihm zur Belehrung mitgetheiltin Gegen- 
ftände unvorfichtig behandelt, oder gar befehadigt, dem 
werden Feine mehr gereicht. 

$. 5. Neue oder feltene Gegenftände, die ſich in 
den Sammlungen des Mufeums befinden, dürfen durd) 
Niemanden herausgegeben, oder in auswärtigen Jour— 
nälen befchrieben werden, ohne früher die Genehmigung 
des Ausſchußes dazu erhalten zu haben. 

% 6, Bon den aufgeftellten Sammlungen wird 
nichtö auögeliehen: doch Fann auf Begehren von den 
Dubletten etwas zu chemischen Unterfuchungen abgege— 
ben werden: worüber jedoch bei dem Prafidio die vor— 
läufige Anzeige zu machen iſt. — 

Die übrigen Beftimmungen, welche allenfalls 
noch erforderlich feyn follten: werden feiner Zeit alö 
Nachtraͤge zu den gegenwärtigen, erfolgen. 


Vom Ausfchuße der Gefellfehaft 


des vaterländifhen Mufeums in Böhmen. 


Prag am 2, April 1824, 


CE EEE. VE 


4 
 Beylag eG 


DANADIIRIDAN 


Auszug aus dem Protofolle 
der am 24. Mär; 1824 | 
im Sigungsfaale des hochlöbl, böhmifch - ftändi- 
fhen Landesausfhußes gehaltenen zweyten: all- 
gemeinen Berfammlung 
der Geſellſchaft des vaterlaͤndiſchen Muſeums in 
Boͤhmen. 





Er — des 
Ausſchußes, wurde durch perſoͤnliche ſchriftlich vor— 
genommene Wahl, und zwar faſt einftimmig, der hoch 
geberne Fürft Rudolph von Kinffy erwählt; 
der feinen Platz im Ausfchuße ſogleich einnahm. 

4. 2. Zu Re viforen der Rechnungen des Jahr 
res 1823 wurden mit allgemeiner mündlicher Beie 
ftimmung erwählt: 

Graf Franz von Wrtby. 

Graf Friedrich von Schoͤnborn. 

Graf Johann von Thun. 

Hr. Johann Borſchitzky, Magiſtratsrath 
in Prag. 

$. 3. Zu Ehrenmitgliedern wurden in 
Folge des vom Hrn. Präfidenten felbft, gemachten Vor⸗ 


42 


trages, gleichfalls mit alfgemeiner mimdlicher Beiftims 
mung erwählt: 

Graf Bray, Prafident der botanifchen Gefell- 
fhaft in Negenöburg. 

Baron von Schlottheim, großherzogl. Sach— 
ſen⸗ gothaifcher Kammerpräfident. 

Hr. Nees von Eſenbeck, Präfident der Ka⸗ 
roliniſchh-Leopoldiniſchen Geſellſchaft in Bonn, 

Baron von Cüvier, Sekretaͤr der naturhiſto— 
rifchen Abtheilung bei der F, Akademie der Wiſſen— 
ſchaften ın Paris. 

Hr. Doktor Buckland, Bicepräfident der geo⸗ 
logiſchen Geſellſchaft in Orfort. 

Ritter von Berzelius, Sekretaͤr der k. Ge⸗ 
ſellſchaft der Wiſſenſchaften in Stockholm. 

Hr. Prof. Agardh in Lund, Sekretaͤr der 
phyfiofratifchen Gefellfchaft dafelbft. 


Hr. Prof. Nilfon in Lund, Borfteher der 


afademifchen Sammlungen dafelbft. 


Hr. Franz Kurz, regulirter Chorherr und 


Pfarrer zu St. Florian in Oefterreih ob der Enns. 
Hr. Peter von Köppen, rußifch- Faiferlicher 
Hofrath: 
welchen fomit die betreffenden Diplome fammt 
dem 1, und 2, Hefte der Verhandlungen, zuzufenden 
find, 


Pl u Tr FD 1 Ta Br re a En — re re 


43 


1. Verzeichniß 
der 


Mitglieder der Gefellfehaft des vaterländiſchen 
Muſeums in Böhmen, 





Prafident, 
Graf Kafpar Sternberg. 
Derwaltungsausfdhuß. 


Fürft Rudolph Kinfky. 

Graf Franz Sternberg Manderfcheid, Kaffıer, 
Graf Georg Buquoy. 

Abbe Joſeph Dobrowõky. 

Graf Johann Kolowrat- Krakowsky. 

Ritter Franz von Gerſtner. 

Profeſſor Maximilian Millauer, Geſchaͤftsleiter. 
Profeſſor Joſeph Steinmann. 


Wirkende Mitglieder. 


Fuͤrſtin Ahrenberg Thereſia, geb. Gräfin Windiſchgraͤz. 
Ritter Chriſtian Andre. 

Graf Joſeph Auersperg. 

Fuͤrſt Wilhelm Auersperg. 

Freyherr von Badenthal. 

Hr. Franz Becher. 

Graf Eajetan Berchem - Haimhaufen, 

Hr. Johann Borſchitzky. 

Die boͤhmiſche Leſegeſellſchaft von Brennporitſchen. 
Die k. Stadt Budweis. 

Hr. Herrmann Bunzel. 


44 


Ritter von Chlumczanſky, Sürftergbifhof. 
Graf Johann Rudolph Chotek. 
Firft Sohann Clary. 
Gräfin Rofina Colloredo, geb. Gräfin Hartmann, 
Graf Rudolph Eernin, 
Hr. Alois David, 
Graf Franz Deym. 
Hr. Jakob Dobrauer von — zugleich ſam⸗ 
melnd. 
2 Adalbert Fahnrih, Abt in Eelau, 
r. Ignaz Falge. 
Karl Franz, zugleich ſammelnd. 
Firft Karl Fürftenberg. 
Hr. Zacharias Gradel. 
Graf Ernft Harrad). 
Graf Franz Hartig. 
Graf Prokop Hartmann, 
Hr. Joſeph Haufer, zugleih fammelnd, 
Hr. Johann Helbling von Hirzenfeld. 
Freyherr Franz Hildprandt. 
Sreyherr von Hochberg. 
Hr. Johann Hofer. 
Hr. Joſeph Hurdalef, refign. Bifhof von Leitmeritz. 
Hr. Sofeph Sebausfy. 
Freyherr Joſeph von Kapaun. 
Erzherzog Karl, Faif. Hoheit. 
Graf Franz Klebeldberg. 
Nitter Joſeph Kleeborn. 
Graf Kolowrat, Oberſtburggraf. 
Graf Alois Kolowrat, Biſchof in Koͤnigingraͤtz. 
Graf Joſeph Kolowrat. 
Freyherr de Laing. 
Graf Auguſt Ledebur. 
Fuͤrſt Johann Lichtenſtein. 


[| 
\ 





Fuͤrſt Auguſt Longin Loblowit. 

Hr. Joſeph Loͤhner. 

Graf Rudolph Luͤtzow. 

Hr. Alois Mattas. 

Hr. Vinzenz Meiöner, 

Fürft Clemens Metternich. 

Die gräftich Millefimo’fche Verlaſſenſchaft. 
Freyherr Adalbert Mladota. 

Hr. Johann Nadherny. 

Ritter Friedrich von Neubauer. 

Hr. Franz Nittinger, zugleich ſammlend. 
Graf Johann Noſtitz. 

Graf Joſeph Noſtitz. 

Hr. Philipp Opitz. 

Graf Karl Pachta. 

Hr. Benedikt Pfeiffer, Abt im Strahom. 
Die Fon. Stadt Pilfen, 

Graf Adolph Poötting, 

Hr. Emanuel Pohl. 

Hr. Johann Poſpiſchil. 

Die koͤn. Hauptſtadt Prag. 

Freyherr Joſeph Puteani, 

Hr. Erneſt Ruzidka, Biſchof in Budweis. 
Herzogin von Sagan. 

Graf Franz Salm. 

Hr. Wenzel Sallat. 

Graf Friedrich Karl Schönborn. 

Hr. Jakob Ritter von Schönfeld. 

Hr. Michael Schufter. 

- Fürft Joſeph Schwarzenberg. ’ 
Hr. Adalbert Sedladek, zugleich fammlend, 
Gräfin Somſchitz, geb. von Sternfeld. 
Graf Johann Philipp Stadion. 

Graf Philipp Stadion. 


46 


Graf Johann Wilhelm Sternberg - Manderfiheid, 
Gräfin Aloiſia Sternberg. 
Hr. Joh. Anton Stolz, zugleich ſammlend. 

Die gräflih Swerts'ſche Vormundſchaft. 

Hr. Wenzel Swoboda. 

Hr. Abt und Stift Tepl, 

Hr. Iſidor Teutſchmann, Abt in Hohenfurt. 
Graf Johann Thun, 

Graf Joſeph Thun. 

Fürft Karl Alerander von Thurn und Taxis, 
Großherzog von Tosfana, kaiſ. Hoheit. 

Fuͤrſt Ferdinand Trautmannsdorf, 

Hr. Jakob Veit. 

Hr. Franz Wacek, zugleic) ſammlend. 

Hr. Franz Wagner. 

Graf Ernſt Waldſtein. 

Graf Stephan Olivier Wallis. 

Ritter Wanczura von Brachfeld. 

Fuͤrſt Alfred Windiſchgraͤtz. 

Fuͤrſt VBeriand Windiſchgraͤtz. 

Hr. Wolf von Wolfsberg, Anton. 

Graf Joachim Woraczitzky. 

Graf Eugen Wratislaw. 

Graf Joſeph Wrarislaw, 

Gräfin Gabr. Wratislam, geb, Gräfin Desfours, 
Graf Franz Wreby. 

Nitter Zezingar von Pirnitz. 

Hr. Joſeph Liboslaw Ziegler, zugleich. ſammlend. 


Ehrenmitglieb er. 
Ce. Faif. Hoheit, Erzherzog Sohann, 


Don Göthe, Sachfen - Weimar - Eiſenachſcher Staatd- 
minifter und Geheimrath.. 





47 


Graf Friedrich Berthold. . 

Hr. Karl Martin Eron, k. k. Sub. Praͤſ. Sekretär. 

Graf Bray, Prafident der botaniſchen Geſellſchaft i in 
Regensburg. 

Baron von Schlottheim, Großherzogl. Sachſen⸗ 9 
thaifcher Kammerpräjident. - 

Hr. Need von Eſenbeck, Praͤſid. der Karol. Leop. * 
ſellſchaft in Bonn. 

Baron von Cuͤvier, Sekretaär der naturhiſtoriſchen aAb⸗ 
theilung bey der k. Akademie der Wiſſenſchaften 
in Paris. 

Hr. Doktor Bukland, Bizepraͤſident der geofogifchen 
Geſellſchaft in Orfort. 

Ritter von Berzelius, Sekretär der k. Gefellfchaft der 
Wiſſenſchaften in Stodholm. 

Hr. Profeffor Agardh in Lund, Eefretär der phufio- 
Eratifchen Geſellſchaft daſelbſt. 

Hr. Profeſſor Nilſon in Lund, Vorſteher der akade— 
miſchen Sammlungen daſelbſt. 

Hr. Franz Kurz, regul. Chorherr und Pfarrer zu ©. 
Florian in Sefterreich ob der Enns. 

Hr. Peter von Köppen, rußifch = Faiferlicher -Hofrath, 


Sammlende Mitglieder, 


Hr. Auge Franz, Direftor in Karlſtein. 

— Baumann Ignaz, Pfarrer in Sbinitz. 

— Blum Johann, Direktor in Drhowl. 

— Bremm Ignaz Bd. Bergamtdadjunkei in Qus 
kawitz. 

— Damm Joſeph, Doktor der Med. und Brunnen- 
arzt in Karlöbad. 

— Devoti Joſeph, Pfarrer in Sedlitz. 


48 


Hr. Fritſch Geora, FF. Bergrath und Bergoberamts- 
verwalter in Soachimöthal. 

Grüner Sebaftian, Diagiftratsrath) in Eger. 

Rombaldi von Hohenfeld Wenzel, k. k. Diftrifts- 
bergrichter und Bergmeifter in Kuttenberg. 

Juhn Adalbert, Profeffor und Konfiftorialrath in 
Budweid, 

Slaudi Mathias, Magiftratörath in VBudweis. 

Kraibich Mathias in Wien. 

Liſchka Anton, Profefjor. in Neuhaus. 

Marek Anton, Pfarrer in Tein, 

Nennel Joſeph, Schichtmeiſter in Hollaubkau. 

Nowotny Franz, Pfarrer in Luſchtienitz. 

Oppelt Anton, Wirthſchaftsrath in Neufiſtritz. 
Poͤſchel Franz, k. k. Bergmeiſter in Mies. 
Pollak Andreas, Dechant und Vikaͤr in Rokitzan. 
Raſim Johann, Oberamtmann in Kollin. 
Schimak Mathias, Dechant in Schlan. 
Seidel Anton, Dechant in Beraun. 

Tachezi Johann, Domherr in Leitmeritz. 

Urban Joſeph, Dechant in Chrudim. 

Weinhuber Jakob, Dechant in Gojau, 


A RT N 


Bibliothekaͤr: 
Hr. Wenzel Hanka. 
Kuſtos derlNaturalienfammlungen: 
Hr. Karl Borziwog Presl, Dokt. d. Medizin. 
Borfteher der mineralogifden Samm- 
lungen: 
Sr. Franz Zippe, 





ee 
Kede 


Praͤſidenten 


inder 


Öffentlichen Sigung des böhmifchen Muſeums 


am 24. Mär; 1824. 





* 


Deine Herren! 


Mi beruhigendem Bergnügen werben Cie, meine 
Herren, aus dem Jahröbericht ded fuhftituirten Ge- 
fhaftöleiterd vernommen haben, daß dad Mufeum in 
diefem Jahr, abermald einen bedeutenden Zuwachs an 
Naturalien und Büchern erhalten hat. So unbedingt 
nothwendig die Vermehrung ded Materiald bei ähnli- 
chen Anftalten bleibt; fo fehr wir fie_auch fortan den 
Mitgliedern ded Mufeumd im Allgemeinen und den 
fammelnden Mitgliedern insbefondere dringend empfeh- 
Ien müffen, da ohne diefe gar Feine Fortfhritte in den 
Wiſſenſchaften, die felbft unaufhaltfam voreilen, mög« 
lich find: fo würden wir und dennoch fehr taufchen, 
wenn wir die Mittel mit dem Zweck verwechdlend, die 
erſten ald dad wichtigfte anfehen wollten. Die größten 
Sammlungen, wie aufgehäufte Tonnen Goldes, wenn 
fie nicht zu Förderung der Wilfenfchaften, zum Beften 
O 


50. 


der Menfihheit würdig benutzt werden, find todte Schaͤ— 
Ge, nicht der Erwähnung werth. 

Was wir befigen, ift im Vergleich mit anderen 
Sammlungen nur wenig; viel für die geringen Mit— 
tel, durch welche wir es erworben haben. Sie Darauf 
aufmerffam zu machen, wie wir dad und anvertraute 
Pfund in diefem Jahre benußten, erachten wir für un= 
fere Pflicht. 

Sammlungen und Bibliotheken gemeinnuͤtzig zu 
machen, ſetzt Ordnung und Beſtimmung voraus. Die 
beſchraͤnkten Mittel des Muſeums geſtatteten keinen ſo 
großen Aufwand, daß alle noͤthigen Einrichtungen auf 
einmal haͤtten hergeſtellt, das angeſtellte Perſonal ver— 
mehrt werden koͤnnen; man mußte ſich auf einzelne 
Faͤcher beſchraͤnken. 


In der Botanik wurde aus den einzelnen a 


barien ein allgemeines gebildet. Die eryptogamiſchen 
Pflanzen. des Hankifchen Herbariums wurden durch ges 
fällige Mitwirkung ausgezeichneter Botaniker im diefem 
Fache, Friedrich Need von. Eſenbeck in Bann, Agardh 
in Lund, Floͤrke in Hamburg, und Hornſchuh in Greifs⸗ 
walde beſtimmt, und fuͤr die Herausgabe der Reliquiae 
Hänkeanae bearbeitet. Die Beſtimmung der Farn—⸗ 


kraͤuter hat Hr. Cuſtos Preßl übernommen, der auch 
das uͤbrige Haͤnkiſche Herbarium vorlaͤufig nah Fami- 
lien ſondert, um auf aͤhnliche Weiſe durch mehrere Bo⸗ 


taniker zugleich bearbeitet zu werden. 





— 


51 


Das Herbarium unſeres leider zu fruͤh fuͤr die 
Wiſſenſchaften und ſeine Freunde von uns geſchiede— 
nen Mitglieds Grafen Franz Waldſtein, das ſeinem 
Wunſche gemäß die H. H. Erben dem Muſeo gewide 
met haben, wurde ald bleibendes Denkmahl feines wiſ⸗ 
ſenſchaftlichen Strebens, und Beleg feines ruͤhmlich be- 
Fannten Werkes über die feltenen Pflanzen Ungarns, 
befonderd aufgeftellt. 

Die zoologiſche Sammlung, in den vaterlindi= 
ſchen Saͤugthieren und Voͤgeln bereits ziemlich voll- 
ftändig, iſt ebenfalls durchaus beftimmt und zur Be 
nutzung vorgerichtet. Unter dent Zuwachs diefes Jahre 
verdienen ald in unſerer Gegend feltene Erfcheinungen 
angemerkt zu werden, ein ſchwarzes Neh, zwei Cormo- 
rane (Carbo Cormoranus) und der Nachtreiher (Ar-: 
dea nycticorax). 

Die oryetognoftifhe Sammlung gelangte ſchon 
beftimmt und gereiht in dad Mufeum ; bei dem Ein- 
fhalten des Zuwachſes haben fich jedoch mehrere er— 
freuliche Erfeheinungen ergeben, 

Unter den von dem Hrm, Bergrath Franz in 
Przibram eingefendeten Foſſilien wurde ein Arfenif- 
fpiesalanz: unter den vom dem Toachimsthaler Berg- 
aftuar Peſſka eingefchieften, eine Chromblürhe gefun- 
den, beide noch unbefchriebene Arten, Zwei neue Kri— 
ftallformen zeigten ſich in den beiden Schauſtuͤcken des 
Rothguͤldenerzes von Joachimsthal, deren vorzuͤglich— 
ſtes wir der Huld unſeres allergnaͤdigſten Souyerains, 


DX 


52 


dad zmeitedem Hrn. Grafen Chorinsky verdanken. Eine 
dritte neue Kriltallform hat Hr. Zippe, dem die Auf: 
fiht der ſaͤmmtlichen mineralogifchen Abtheilungen an- 
vertraut ift, in dem Kalffpath, der in der Umgegend 
von Prag gebrochen wird, entdeckt. 

Don Mineralgattungen, deren Borhandenfeyn in 
Böhmen bisher nicht befannt war, haben fich vorge 
funden: Alophan, Analzim, Dialagen, Laumonit, 
Harmoton, Hyalit, ſchaaliger Opal, Kanelſtein, Ple— 
onaft, gediegener Spiesglanz, Zoiſit. Neue Fundorte 
für früher ſchon in Böhmen befannte Foffilien wurden 
nachgewieſen für Albin, Anthrafonit, Anthracit, Ars 
ragon, braun Bleierz, dichtes graubraunfteinerz, Chrome 
eifenftein, edlen Granat oder Almandin, Ehalcedon, Mer 
fotip, Mehl- und dichten Zeolit, Schabafit, Stilbit, 
Schieferſpath, Smaragd Wernerd oder gemeinen Bes 
ryll. In beiden Reihen finden fich mehrere merkwuͤr— 
dige Varietaͤten. Wir verdanken diefe bedeutende Er— 
weiterung unferes mineralogifchen Wiſſens über vater- 
laͤndiſche Foffilien dem regen Eifer der Herren Bergraͤ— 
the Fran; und Fritſch, des Hrn. Dokt. Stolz, Hrn. Abbe 
Hofe, Hrn. Magiftratörach Grüner, der gefälligen Mit- 
theilung ded Hrn, Fuͤrſten Karl Taxis, und der befon- 
ders lobenöwerthen TIhätigfeit ded Hrn. Sippe, 1) 





1) 3. X. M. Zippe Beiträge zur Kenntnif des böh— 
miſchen Mineralreichs. (Beilage A.) 





53 


Die Sangenberger Silbererge, die nad) einer von 
Hın. Doftor Goebel in Jena vorgenommenen Ana⸗ 
Iyfe eine Verbindung von Anthracit mit gediegenem 
Silber enthalten follen, wurden einer neuen Prüfung 
unterworfen. In den von dem Befiger ded Bergwer« 
kes Hrn. Baron von Junker dem Mufeo eingefendes 
ten Stuffen, die von zog bis zu 18, Cilbergehalt 
variren, wurden jedoch blos folgende Beftandtheile gee 
funden: Arfenit überwiegend, Kobolt wenig, Nikel 
mäßig, Eifen desgleihen, Schwefel wenig, Eilber, 
Kupfer, Gebirgsart; fie find alfo Mengungen der Ge— 
birgsart mit Erdfobolt, Spieskobolt, Nifelarfenif, 
Silberſchwaͤrze, und auch wohl etwas Kupfernifel in 
wechfelnden Berhältniffen, Eine genaue und beftimm- 
tere Analyfe muß vorbehalten bleiben, bis deutlicher 
auögefprochene Stuffen in unfern Befit gelangen. 

Die geognoftifhe Sammlung ift noch zu Tüden. 
haft, um bereit topographifch aufgeftellt zu werden, 
Der Leitmeriger Kreis allein wurde dur die ver— 
dienftlihen Bemühungen des Hrn. Doktor Stolz in 
Teplig und Hrn. Wirthfehafterath Kropf in Tetſchen 
der Bollftändigfeit fo nahe gebracht, daß er fich Fünf 
tiges Jahr zu Ausfüllung einer petrographifchen Charte 
eignen dürfte, zu deren beftimmterer Orientirung vom 
Hrn. Prof. Hallafhfa im verfloffenen Jahre mehrere 
aftronomifche Punkte beftimmt wurden. 

Aus dem Pilfner Kreis find biöher nur die Fof- 
fülten der Herrſchaft Tepl vollftandig, worunter vor— 


54 


zuglich Die Suite der durch die ausftramenden Gaze 
und die Quellenwaſſer von Marienbad umgeaͤnderten 
Felsarten merfwürdig ift. Die Natur zeigt hier am 
Tage das Entftehen der Afterfrijtalle, die und, wenn 
wir ihnen im verborgenften Schooße der Erde begeg- 
nen, fo mächtig überrafchen, fo wie die Zerftörung der 
haͤrteſten Felsarten, die, wenn wir fie als Refultat 
löngft vorhergegangener Begebenheiten antreffen, oft 
ſchwer zu erffären fcheint. Wir verdanken diefe beleh— 
rende Sammlung unſerem Ehrenmitgliede Hrn: ges 
heimen Rath und Staatöminifter von Görhe, 

Unter den Suitenfammlungen, die ihrer Wich— 
tigkeit wegen beſonders aufgeftelle zu werden verdie— 
nen, ift wohl jene der bisher noch problematifch ge— 
bliebenen Steinfalzformation von Bochnia und Wie— 
licjfa die ausgezeichnefte, Ihre vollftändige Auseinan« 
derfeßung muß einer anderen Gelegenheit vorbehalten 
bleiben; es werden jedoch die hier vorgelegten wichtie 
geren Eremplare hinreichen, den Berfuch einer Beſtim— 
mung zu begründen, 

Das Borfommen foffiler Baͤume im Saljthen, 
und des Gagats im Salze felbft, war zwar ſchon lange 
befannt, Niemand hatte ſich jedoch mit der Beſtim— 
mung diefer Baͤume befaßt. 

Die hier vorliegenden bituminöfen Holzſtuͤcke aus 
Bohnia und Wieliczka zeigen deutlich den Uebergang 
in die Braunkohle; ihr Gefüge, ihre Organifation, 
ftimmet ganz mit jener dicotyledoner Baume der Itzt⸗ 


Due en ee Eee ee er ee ee Er EEE an cn —“ 


55 


weltüberein, Naͤchſt dem Baum, von dem hier Brud)« 
ftüfe vorliegen, der 9° im Durchmeſſer enthielt, und 
in einer Tiefe von 90 Slafter angefahren wurde, 
fand ſich auch ein Aſt mit einer Frucht von derWall- 
nuß (Juglans regia) die Hr; Hofrat; Lilg in Wie— 
liezka in feiner Sammlung aufbewahrt. Neuerlich 
wurde auch eine halbverfohlte Frucht eines Nadelholz⸗ 
baums, auf der ſich Fleine Körner von Bernftein zeig— 
ten, entdeckt. 

im Salze felbft, doch nur in einer einzigen hö= 
heren, wenige Zoll mächtigen Rage, wird der uͤbelrie— 
hende Gagat gefunden, Die Urfache diefes eigenen 
Geruches, der wohl aus der Verbindung der Salzfäure 
mit dem Bitumen entftehen mag, hat man noch nicht 
beſtimmt nachzuweiſen vermocht. 

Das Vorkommen von Braunkohle in verſchiedenem 
Uebergangszuſtand mit Gagat und Bernſtein in einem 
und demſelben Lager, findet ſich an mehreren Orten, 
beſonders ausgezeichnet bei Cap Sable in Nordame— 
rika, 2) wo auch noch Schwefelkies beigefeltt ift, der 
bei Wieliczka fehlt, weil Fein Eifen in der Umgebung 
vorhanden. Schwefel wurde ſchon beim Abtäufen der 
Schächte angefahren, 


2) Silliman American Journ. of Science vol. IV 
1822. No. 2. Heinrich von Struve Beiträge zur Mi— 
neralogie und Geologie des nördl. Amerifa, Hamb. 
1822. p. 55 et seq. 


56 


Bei dem Audlaugen ded Gruͤnſalzes und Spiza⸗ 
Salzes bleibt ein Rüdftand von 10 bis 20 pCt., der 
aud Gipd und Duarzkörnern zerbrochenen Mufchels 
ſchaalen und abgerundeten Kohlenförnern beftehet, die 
vor dem Licht verbrennen oder verglimmen, 


Der Sandftein in der Umgegend von Wieliczka, 
befonderd jener mit Kohlenbruchſtuͤcken von Letwitz, 
gleichet dem des Kaltenberges und Dornbach bei Wien ; 
beide haben Aehnlichkeit mit dem Kohlenfandftein bei 
Kaunitz in Böhmen, "Cie unterfcheiden ſich jedoch 
durch die vegetabilen Abdruͤcke. Der Kohlenfandftein 
bei Kaunit enthält unfer Lepidodendron punctatum 
und Calamiten; jener bei Wien und Wieliczka Tan- 
gen (Fucoideen) ; fie müffen alfo wohl zwei verfchie- 
denen Zeitperioden angehören. 

Alexander Brogniart rechnet die Formationen, in 
welchen Fucoideen naͤchſt der Braunkohle gefunden 
werden, zu der Braunfohlenformation unter der Kreis 
be. 3) Adolph Brogniart befchreibt zwei foffile Tan— 
gen unter dem Namen Fucoides intricatus und fur- 
catus, die fowohl bei Genua, Spezia, Bajonne, Ver— 
nasque, als am Kaltenberg ber Wien vorfommen; wir 
fammelten dafelbft eine dritte Art, die Brogniart Fu- 


———— — 


5) Dietionaire des Sciences naturelles Article li- 
gnite, 





Ne 


een ia 


57 


coides orbignianus nennet, 4) die auch auf der Inſel 
Aig bei la Nechelle in der Braunkohle gefunden wird. 

Aus der fo deutlich ausgeſprochenen Berwand- 
{haft der Braunfohlenformation mit jener des Stein— 
falzed bei Bochnia und Wieliczka glauben wir nun 
den Schluß folgern zu dürfen, daß beide in- diefelbe 
Zeitperiode gehören ; worüber jedoch die übrigen geo— 
gnoftifchen Berhältniffe, die wir hier nicht ausführlich 
entwiceln fönnen, und eine genaue Beltimmung der 
Schaalthiere, die freilich nur felten wohlerhalten im 
Salzthon gefunden werden, einſt noch größere Men 
heit herbeiführen werden. 

Bon den Peträfaftenfammlungen Fonnte in dies 
fem Jahre blos. die botaniſche Abtheilung aufgeftellt 
werden, die jedoch wegen der audgezeichneten foffilen 
Stämme, welche fie aufzumeifen hat, unter die merk— 
würdigften in diefem Fach gehören dürfte, 

Die Erhnographifche Sammlung erwartet no 
größere Zuflüße, bevor felbe in die gehörigen Abtheis 
lungen gereiht werden kann. 

Die Bibliothek ift nach den beiden Abtheilungen 
der beftimmten Wilfenfchaften und den Bohemicis 
geordnet, die Lefezimmer find vorbereitet; nad den 





2) Adolph Brogniart observations sur les Fucoides, 
Aus den Mem. de la Soc. d* hist. nat. a Paris 
T. I. beſonders abgetrudt pag.7 pl.XIX. f. 1.5.8 


58 


Dfterferion wird dad Mufeum, foweit ed geordnet ift, 
dem Publifum zur Benußung eroͤffnet. s 
Möge diefer erfte Schritt in ein wirffam ges 
ſchaͤftiges wiſſenſchaftliches Leben viele gebildere Män- 
ner anregen, an einem Inftitute Theil zu nehmen, defr 
fen, den Wiffenfchaften überhaupt, und dem Vaters 
lande inöbefondere, gedeihlicher Zweck, nur dur ver- 
mehrte Mittel genügend erreicht werden kann. 
Nachtraglich zu unferer im verwichenen Jahre 
gehaltenen Rede mürffen wir noch einiges über das von 
Marignola in Böhmen angezeigte Thier aus dem 
Stiergefihleht beibringen, ob.e8 gleich nicht ganz hinz 
reicht, die Derwirrungen der älteren Schriftfteller auf- 
zuklären, Thomas Cantapritan oder Cantipratensis, 
der fein Werk de rerum natura, dad nie gedrudt 
wurde, zwifchen den Jahren 1244 und 1280 geſchrie— 
ben hat, 5) erwähnt zwar dieſes Thier nicht ; unter 
dem Artifel Zuber unterſcheidet er aber den Zubr der 
Böhmen von dem Thur der Pohlen als ein größeres, 
aber etwas ſchwerfaͤlligeres Thier 6). Bartholomäus 


x 





5) Sternberg Abhandlung über die Mani: in 
Böhmen. Prag 1817 p. 27 — 29. 

6) Thomas Cantapratanus seu ep de 
natura rerum in cod. mspto Bibl. Reg. Prag. 
de animalib. cap. de Zubrone: In Bohemia 
reperiuntur Zubrones, animalia maxima sum- 
mae velocitatis: et aliud genus est, quod Po- 
loni Thurones dicunt, forma minore, veloci- 
tate praestantius. 





59 


Anglicus (Glainvil), der um das Jahr 1360 oder 
noch fpäter feine Compilation de rerum proprieta- 
tibus zufammentrug, hat in dem Artifel Böhmen die 
ganze Stelle aus Marignola, der um wenige Jahre 
früher feine Chronik verfaßt hatte, aufgenommen, nur 
mir dem Unterſchied, daß er durch Hinweglaffung der 
Negation non den Sinn verkehrte, und am Ende 
noch zufeßte, dieſes Thier werde in Böhmen Loni 
genannt 7). Die Hinweglaffung ded tamen non vor de- 
fendit ift offenbar bloße Vernachlaͤßigung des Ab- 
fohreibers, wie aus dem nachfolgenden Sed erhellet ; 
woher er aber diefe böhmifche Benennung genommen 
habe, ift fehwerer auszumitteln. Conrad Gesner in 
feinem Buch von den Dierfüßern 8) bringt diefe Ber 
nennung Loni zu dem Bonasus der Alten, allein der 





7) Bartholomaeus Anglicus (Glainvil Barth.) de 
proprietatibus rerum edit argent. 1485 ed. 
Pontani Francof. 1601 Lib. XV. Cap. XXX.de 
Bohemia ad finem: Inter has feras est quaedam 
habens magnitudinem bovis, Haecbestia ferox 
est et saeva, et habet magna cornua et ampla, 
cum quibus se defendit. Sed habens sub mento 
amplum folliculum, in ipso aquas recolligit, et 
ceurrendo aquam miro modoinillo folliculo ca- 
lefacit, quam super venatores seu canes sibi 
nimis appropinquantes projicit, et quicquid te- 
tigerit, depilat horibiliter et exurit. Et hoc 
animal in linqua bohemica Loni nuncupatur. 

8) Conrad. Gesnerus hist, animalium. Francof. 
1620 lib. ı. de quadrup. p. 156 de Bonaso 
dieit: Bobemi, ut audio, monopem vocant Loni. 


60 


Bonafus wird von Cantapritan und feinem Ueberſe— 
Ger Konrad von Mägdenberg 9) unter dem Namen 
Bomachus befchrieben, und Glainvile führet diefe Be— 
fhreibung unter den Varietäten des Buͤffelgeſchlechteb 
als den Botricus des Ariftoteled an 10). Paul Zidek 
oder Paulus de Praga in feinem ungeheuren Eoder 
vom Jahre 1459, von ihm felbft, va große Buch 
benannt, den wir durch Gefälligkeir de Hrn, Senas 
tord und Bibliothefard Bandtfe auf der Univerſitaͤts— 
bibliothek zu Krakau genau zu durchforſchen Gelegen« 
heit hatten, befchreibt dad TIhier von Marignola, woͤrt⸗ 
lich wie diefer, unter dem Namen Bos, von dem böhmis 
ſchen Namen Loni geſchieht jedoch Feine Erwähnung 11), 





9) Conrad von Mägdenberg (Conrad. a Monte 
puellarum) Buch der Natur Augsburg 1475. Bo- 
machus ift ein tier als Solinus fpridt. Das hat 
ein Haupt ald eyn Ochs. und einen Leib von Schien- 
bein ald ein pferd, es hat auch feine Hörner nicht fo 
viel Frümm in einander gekrümmt das es nicht ver— 
wundet die andern tier auf die es ftoßt die börner. 
Dos tier hat die Art wan man es jagt fo wurffet 
ed ſeynen weychen mift aus den leib nah in ein 
AUferlange. Und wenn des mifted geſchmack berürt, 
den prennt er. Mit den wappen verjagd er fein 
Feind von im. 

ı0) Barth, Angl. ibid. Lib. XVIII. cap. XIV, de 
Bubulo eirca flnem. 

ı1) Paul Zidek in magno libro, cap. de ani- 
malibus: Bos est animal grande, habens fol- 
lem circa collum, in quem dum aquam recipit, 
et avenatoribus. et canibus fugatur, stans eon- 
ira venatores, aquam ita calidam projicit de 





61 


Bubolus, Bizon, Bomachus 12) und Zuber werden 
befonderd abgehandelt. Balbin erwähnt diefes Thier 
bios nad) der Angabe von Bartholomäus und Geö- 
ner, bekennt aber freimüthig, daß er weder dieſes Thier 
gefchen, noch jemald den Namen Loni habe nennen hoͤ⸗ 
ren 13). 

- Die Befchreibungen des Bonafus und des Thier 
red von Marignola ftimmen bis auf dad E adden mit 
ſcharfer Flufigkeit unter dem Kinn fo ziemlich zufame« 
men; 0b diefe Zugabe eine Erfindung Marignola’s 
fey, oder eine Sage, die er aus dem Morgenlande mit- 





folle, quod (quae) depilat omne, quod tangit; 
et ideo canes venatici non audent propingua- 
re, nisi a retris (retro), et si artus ejus aqua 
compluit, ita igniuntur arma ejus, quod etiam 
venit in periculum, 


ı2) Bomachus est animal magnum, habens caput 
thauzinum, corpus vero et jubam equinam, cor- 
nua vero $unt in se curvata, Scilicet ut si quis 
in ea offenditur, (sic) minime vulneratur. Hoc 
animal cum fugatur, mox incidit in ventris flu- 
xum, ita quod post se Stercora emittat per spa- 
tium ingens, et ita calida et foetida, quod ve- 
natores desistunt. 


15) Bohusl. Balbini mise, ı. p. 140. Bonasos pi- 
loso Tauro magnitudine similes, suspicio est in 
altissimis sylvis Bohemiae quondam inventos. 
Unde enim tam ignoti animalis nomen habere- 
mus? Bohemi, ait Gesnerus, Monopedem seu 
Bonasum vocant Loni. Ego neque Bonasum un- 
quam animal vidi, necillud Loni unquam a Bo- 
hemis audivi. 


62 


gebracht, wo er fich längere Zeit aufhielt; ob Bartho— 
lomaͤus nicht eine Namensverwechslung zwifchen dem 
böhmifchen Lo s, das Elen, und feinem Loni — 
habe, laßt ſich nun ſchwer ausmitteln. 

Foſſile Hörner find in Böhmen nicht ſelten. 
Balbin erwähnt jener, welche bei dem Dorfe Lippe 
in einem Steinbruche vorfommen 14), Johann Mayer 
bat eined befchrieben, das zwifchen Liboch und Melnik 
gefunden wurde 15). Wir wollen hieraus nicht der 
Schluß folgern, daß diefe foſſilen Hörner dem Thiere 
von Marignola angehörten, doch fcheinet die Sage von 
mehreren Thierarten aus dem Stiergeſchlecht, die von 





14) Balb- 1. eit. p- 114. Lippa in pag0, in lapi- 
dicinis plurima saxea cornua vaccarum etboum 
visuntur tanta arte naturae (ut sic dieam) per- 
fecta, ut ignari locorum mirentur, cur tot cor- 
nua deorsum conjecta sint? quis injecerit? at 
cum elevare nituntur, tum primum grayitate 
ponderis sentiunt saxum esse, aut in saxum 
conversa. 

15) Johann Meyer in den Abhandlungen einer Privat- 
gefellfh. 6. Bd. ©. 201. t. 3.4. Sn der Gegend 
zwifchen Liboch und Melnik finden fih noch andere 
ſehr merfwürdige thierifche Ueberbleibſel; e8 find eine 
Art von Hörnern, die in den Stirnknochen befeftiget 
find und ebenfalls Caleinirt gefunden werden z fie find 
von befonderer Größe, und ihrer ganzen Fänge nad 
anf das regelmäßigſte fehr tief gefurcht ; der gefurchte 
Theil, ungeachtet er nicht ganz iſt, mift 154° die 
Die 7°: im Innern iſt dad Horn durch eine 
Scheidewand im zwei Höhlungen getbeilt. Zu welcher 
Tpierart fie gehört haben mögen, iſt nicht wohl zu 
beſtimmen. 





63 


den meilten älteren Schriftftellern erwähnt werden, ſich 
lange noch in Böhmen erhalten zu haben. | 

So unvollftändig und befonderd unkritifch die 
Nachrichten älterer Schriftfteller auch feyn mögen, fo 
konnen wir fie. doch, zumahl wenn fie Fundorte an— 
geben, als Wegweifer benugen: denn daß die Alten 
fleißig gefammelt und zufammengetragen haben, dar 
von Haben wir unzählige Beweiſe. So finden wir in 
der alten Meifner Chronik von Delius Albinus vom 
Jahre 4590 nebft dem Joachimsthaler verfteinerten 
Baum, den ſchon Mathiel befchrieben, und ven ver— 
fteinevten Baumen auf der Herrſchaft Falfenau, von 
denen auch Johnſton und Balbın Meldung maden, 
noch einen dritten Fundort angegeben, der feitdem 
ganz verfihellen, daher neuer Aufmerkfamfeit würdig 
iſt. Es iſt Srafowes, dad Stammſchloß des Zweiges 
Krakowsky-Kolowrat, wo ganze verſteinerte Baͤume 
mit Aeſten gefunden wurden, aus denen der damalige 
Beſitzer Wetzſteine verfertigen ließ, von denen er ei— 
nem dem König Ferdinand dem J. verehrte 16). Die 





16) Delit Albini Meisniſche Bergchronika. Dresden 
4590, pag. 170. In Böhmen zu Krakowitz (ſtra— 
kowetz) welches Schloß Paifer Karl der IV. erbauet, 
hinter Rachewitz (Nafonis) gegen Schwanberg, find 
bei dem Bach dafelbft ganze Bäume mit ihren Aeſten 
ausgegraben worden, aus welchen die Freiberen von 
Kolenbradt, (Kolowrat) eckige Werfteine haben ma- 
ben laſſen, und ftaatlihen Herrn, als Kaifer Ferdi: 
nando und fonften guten Freunden zugeſchickt. 


64 


Ruinen von Krakowetz liegen ziemlich auf der Strei⸗ 
chungslinie von Süudoft nad Nordweſt: auf welcher, 
von Falfenau im Ellenbogner Kreife und Maleſitz im 
Pilſner SKreife, nad Wiefen und Oberflee auf der 
Herrſchaft Pomeißl im: Saatzer Kreife, und Medwied 
am Milleſchauer Berge, zwifchen der Schwarz- und 
Braunfohlenformation, ausgezeichnete verfteinerte Baͤu⸗ 
me gefunden werden, von. denen dad Mufeum, befon- 
derö von jenen von Pomeisl, durch Hrn. Grafen Jos 
feph Dietrichftein merfwürdige Exemplare erhalten hat. 

So waren auch Balbin die vielen Berfteineruns 
gen und foffilen Blätter, die nachft andern Pflanzen- 
abdruͤcken im kaurzimer Kreis gefunden werden, nicht 
entgangen 17). Die Beforgniß der Arbeiter, die ſo— 
genannten verfteinertn Schlangen, wofür man die 





17) Balb. Le. p. 118. Jam in kaurzimensi regione, 
milliaribus duobus Melnicum versus, est Odol- 
ka, rem ibi miram ostenderunt incolae in Sa- 
xis, Cum temere aperiuntur, concharum quod- 
dam genus, quasdam imbricatas, quasdam stri- 
atas apparere — — — inagriset pone eos Saxa 
cum conchis, tum etiam in caemeterio Eccle- 
siae, quae Sto. Clementi dedicataest, visuntur. 

Non procul apago majore Lippa dicto, duo- 
bus Cadana milliariis, in latomia plurima 
saxa ejusmodi conchis esse signata... at longe 
majorem admirationem merentur saxa et ru- 
pes ad Klomin in kaurzimensi Provincia, in qui- 
bus tum conchae tales, tum folia saxea, foliis 
arborum simillima et. germanissima, insuper li- 
maces, cochlea, conchilia vermesque ceteri, 





65 


Ammoniten anfah, zu beruͤhren, die Balbin fehr leb⸗ 
haft ſchildert, hat ſich noch unter dem Volke erhalten, 
wie wir uns in den Steinbruchen zu Podgors bei Kras 
kau im diefem Jahre zu überzeugen Gelegenheit fan- 
den. Ob, wie Balbin ebenfalld angiebt, bei Hartowig _ 
unfern Budweis, wirklich Bernftein gefunden werde, 
fann man zwar mit Gewißheit nicht behaupten, da 
diefer Fundort allen fpäteren Naturforfchern unbe 
kannt geblieben ift ; allein da er verfichert, daß dieſes 
Foſſil bei hemifcher Unterfuchung fir achten Bernftein 
erfannt wurde, muß man vermuthen, daß, wo nicht 
Bernftein, doch wenigftens Nefine Asphalt (Hatchets), 
dad. auch in Mähren vorfommt, dafelbft — * wer⸗ 
w muͤſſe 18). 
E 





atque etiam serpentes in saxis, et ipsi saxei 
eollisuntur tanto naturae artificio, ut etiam 
viri timeant tangere, viatores „velut si vive- 
rent, exhorrescant, 


upaPD. Balh. J. c. t. p. 115 Suceinum probatissimum 
in Bohemia in Prachinensi regione provenire: 

. admonuit me ea de re vir perdoctas, Mathias 
Baltauf, vir im Senatu Regiae urbis Budwicen- 
sis primarius et Consularis, Htteris ad me 

4 datis 8. Junii Anno 1678. Affirmo, inquit, viri 
. boni fide me oculorum inspectionem habuisse 
Hardovicii in pago a nobis spatio medii milli« 
aris, spectante ad dominium Frauenbergense 
.. sew Hlubocense, et singulare quiddam obser- 
‘© vasse, dignum inter reliqua notatu digna recen- 

‚ seri: videlicet succinum flavum in via regia 

reperiri in fragmentis variis et frustis magnis 


66 


Diteſe älteren Nachrichten find befonderd für un- 
fere fammelnden Mitglieder wichtig, die Gelegenheit 
finden werden, die angegebenen Orte zu unterfuchen, 
die Nachrichten zu berichtigen, und die Wiffenfchaften 
fo wie unfere Sammlungen zu bereichern. 

Die beiden Abtheilungen der Bibliothek, jene 
der beftimmten Wiffenfchaften (Sciences exactes) und 
die Bohemica im ausgedehnten Sinne, haben ebenfalls 
manchen erfreulichen Zuwachs erhalten. In der erften 
zahlen wir die naturhiftorifchen Differtationen und ein— 
zelnen Monographien unter die wichtigften. Diefe Heiz 
nen, an vielen Orten gleichzeitig erfcheinenden Schrif- 
ten, find die fprechendften Zeugen der Fortfchritte und 
Ausbreitung der Wiſſenſchaften. Sie bezeichnen das 
Entftehen der Hypotheſen, Syſteme und einzelner Mei⸗ 
nungen ; ihr Steigen oder Einfen, die Epoche des hef— 
tigften Streites, dad Begütigen oder Vergeſſen deöfel« 





et parvis, etc. cujushic, Admod. Rey. Paternitati 
pro proba frustum transmitto „..Reperitur autem, 
quod notandum maxime, post pluviam, et ab or- 
bitis rotarum transeuntium ejicitur etc: etc, 
Neque ego probationi peperci, sed amico al- 
teri obtuli, qui igne chimico frustum illud exa- 
minans, comperit esse genuinum et gnisium suc- 
cinum, neque modo odore, colore ac tenerailla 
duritie succinum imitari, sed esse et omnibus 
iisdem elementis ac principiis, quibus marina 
succina constant, componi, excepto quod terreo 
magis humore coneretum gravius pondus efli- 
eiat. 





67 


ben; fie find die reichften Quellen der Gefihichte des 
menfhlichen Wiſſens im Einzelnen. Wir wollen als 
Beifpiel den Streit über Neptunismus und Vulkanis⸗ 
mus anführen, 

Es lag wohl in der Natur der Dinge, daß die 
große Menge von Verfteinerungen, die dem Naturfors 
ſcher allenthalben aufſtoßen, ald Zeugen und Belege eis 
ned Neptunifchen Syſtems auftreten mußten, befons 
ders in Ländern, wo Feine, noch wirffamen Bulfane, 
die Kraft des unterirrdifchen Feuers in dad Gedaͤcht⸗ 
niß  zurüdführten, und die Spuren der, erlofchenen 
noch nicht hinreichend vrfannt waren. So fehen wir 
denn auch durch eine geraume Zeitperiode die Bildung 
der Erdfrufte in die enge Grenze einer einzigen. Nevos 
Iutioneingebannt, die Schriftfteller jener Seit, Scheuch⸗ 
zer, Wolkmann, Liebknecht, Brüfmann, Knorr, Wald, 
u.a. m. blos damit befchäftiget, die Zeugen diefer Bes 
gebenheiten aufzufuchen, chne ſich mit den Berhältnifs 
fen. der Formationen zu= oder gegeheittander im gering- 
ften einzulaſſen. 

. Eben fo Naturgemäß war es, daß ein vulkani⸗ 
ſches Syſtem ſich in einem Lande entwickeln mußte, 
wo die noch fortwaͤhrenden Vulkane durch ihre La— 
venerguͤße, durch das Emportreiben des Monte nuovo 
bei Neapel, durch das Hervortreten und wieder Ver— 
ſchwinden vulcaniſcher Maſſen in der Mitte der Mee— 
te, dad Fortwirken dieſer Naturkraͤfte unmwiderfpreche 
lich bethaͤtigte. 


ei 


68 


"Antonio Lazaro Moro, ein Priefter, der zu S. 
Vito de Tagliamento im Venezianifchen lebte, faßte 
den Muth, den Fehdehandfchuh gegen Woodwarts Sy 
ftem hinzuwerfen, und die Erfcheinung der Meerſchaal— 
thiere auf hohen Gebürgen durch dad Emporheben der 
Gebürge aus den Meereöfluthen zu. verfinnlichen 19); 

Er theilte die Gebürge in zwei Klaſſen: Die äl- 
teften, die er montes primarios nannte, find nad 
ihm dur dad von Gott hiezu verordnete 
unterirvdifhe Feuer aus dem Grunde 
ded Meeres hervorgetrieben worden: die 
Schaalthiere die auf- oder in denfelben gefunden wer 
den, wurden in der Zeit ihrer Bedeckung von den Waf- 
fern mit ihren Maffen vereiniget. Die zweite Reihe 
der'Berge, montes secundarli, waren, per strata su- 
per strata, durch Flößung und Aufſchichtung entftan- 
den, wozu die Bulfane thätig mitwirkten. | 

Diefe, vielleicht durch den öftern Beſuch der an 
Verfteinerungen reichen apeninifhen Kalfgebürge herz 
vorgeruffene Meinung drang bald über die Alpen ; ‘fie 
fand, wie gewöhnlich neue Meinungen , übertrieben 
freundliche oder feindliche Aufnahme, 

Balthafar Ehrhart, ein deutfcher Naturforſcher, 
der fich viel mit den verfteinerten Belemniten der ſchwaͤ⸗ 





19) Antonio Lazaro Moro de crostacei et degli al- 
tri marini corpi che si truovano sui monti. Ve- 
nezia 1740. 


69 


biſchen Kalkformation befchäftigte, wurde davon fo 
hingerifien, daß er die in Schwaben hie und da vor« 
kommenden einzelnen abgerundeten Felsbloͤcke, die noch 
heut zu Tage, wo fie immer vorfommen, die Qual der 
Naturforfcher geblieben find, durch vulkaniſche Kraft 
aus Tyrol, heruber fihleudern ließ, und in den ſchwäaͤ⸗ 
bifchen Flößgebirgen Afche aus den Bulfanen der Ap« 
penzelfer Alpen zu erkennen glaubte 20). 
| Beide Meinungen waren nun Elimatifch ausge— 
fprochen. BT; | 
Wäre die große Begebenheit, die fih den 29, 
Sept. 1759 in Mexico zugetragen, wo 36 Meilen 
von der Küfte, und 42 Meilem von jedem anderen 
Bulkan entfernt, eine mit Zuderrohr bebaute Fläde, 
zwifchen den Flüßen Cuitimba und San- Pedro, in eis 
ner Ausdehnung von 4 Quadratmeilen ſich ploͤtzlich er— 
hob, und nebft 100 rauchenden Hügeln mit einem- 
mal einen Schladenhügel von 263 Klaftern, den je 
Kigen Bulkan Jorullo, über die Flaͤche von Malpais 
hervortrieb, die beiden Flüße in die Spalten des neuen 
Vulkans verfhlang, und an ganz andern entfernten 
Stellen heiße Schmefelquellen von 59 Grad Tempe 


20) Balthasar Ehrhart de Belemnitis Suevicis Dis». 
Augustae 1727. Ejusdem: Phyſikaliſche Nachrich— 
ten über den Urfprung der Verfteinerungen. Memins 

‚gen 1745. 


70 


ratur entftehen ließ 21), durch tuͤchtige Naturforfcher 
beobachtet, früher in Europa befannt geworden, fo wuͤr⸗ 
den die Bulfaniften fhon lange die Uebermacht ⸗ 
gen baben. Dieſe Begebenheit blieb aber unbekannt, 
und Europa theilte ſich in zwei Haͤlften; die ſuͤdliche 
Hälfte neigte ſich klimatiſch zu dem Bulfanismus, die 
noͤrdliche wurde, vorzuͤglich durch Werners Schule, ſo 
lange dieſer große Mann lebte, in einem freilich ganz 
anders ausgebildeten neptuniſchen Syſtem feſtgehalten. 
Es erhob ſich zwar ſchon vor zwanzig Jahren eine 
Stimme, die den Vulkanismus aus der Waſſerzerſe— 
tzung durch den Zitterftoff herleitend, und den Schwe— 
fel als Produkt derſelben anerkennend, die Schwefel⸗ 
quellen von den Vulkanen ableitete 22), fie fand je— 
doch nur im Auslande eine befondere Würdigung. 
ee ae | 

21) Humb, etBomp.Essai politique sur leroyeaume 
de la nouvelle Espagne, T.I. p. 248. 'Ejusdem 
Vue des Cordelieres p, 245, t. 45, 

22) Karl Schmiedt: Der Zitterftoff (Electrogone) Bd, 
II. p. 22, Sc fpreche alfo: Der Bulfanismus tft eine 
Waſſerzerſetzung, deſſen Produkt Schwefel ift, welcher 
dur das aus dem Waſſer gefhiedene Sauerftoff- 
gas aufs neue entzündet wird, und alle warmen ſchwe— 
felhaltigen Quellen find Zerfeßungen diefer Art feines 
mindern Grades ; folglich ift der Bulfanismus wei: 
ter nichts, als ein Verwandfchaftswechfel der Be: 
ftandtheife des Waſſers oder eine Deselectrogenifation 
desfelben. Mit diefer Theorie ſtimmen alle Erſchei— 
nungen, welche die Vulkane gewähren, überein. Die: 
felden Fönnen in der Nachbarfchaft des Meeres bis 


an das Ende der Welt brennen, und es ift natürlich, 
warum die Feuerausbrüche mit Erdbeben verbunden 


74 


Siebenzig Iahre währte der Kampf, der. wie die 
meiften Kriege mit abwechfelndem Gluͤck geführt wurde, 
bid die von Werner felbft begründete Lehre der Geo— 
gnofie, den ftreitenden Partheyen den Weg der Begi« 
tigung bahnte; denn nur auf diefem kann es gelingen, 
das Suum cuique vorwalten zu laffen. 

Dad Emporheben der vulkanifihen Gebilde in 
Auvergne und in der Eifel, jened der Baſalt- und 
Klingfteinkuppen im  böhmifchen Mittelgebürge, wer⸗ 
den nun auch in Deutfchland ald ein willfommner 
Ausweg angefehen, fonft faft unerfteigliche Schwierig- 
keiten zu befeitigen, Die pyrotypifchen Erfiheinungen 
in der Richtung der warmen „Quellen von Karlsbad 





find, warum die Mythe foricht, daß Neptun gemein: 
fhaftlih mit Pluto die Erdbeben verurſache, und 
warum bei ftark eleftrifeher Atmoſphäre die Vulka— 
ne am unrubigiten find.” Denn die Menge des Zit: 

- terftoffes inder Luft ſteht mit dem Zerfegungsgrad des 
Waſſers in der Erde immer im Verhältniſſe. Cs iſt 
nun Elar, warum in den meiften Mineralien Schwefel 
gleichſam wie Waſſer in einem Schwamm eingeiprengt 
enthalten ift, warum ſich in einem Ey, welches im ro— 
ben Zuftande gewiß Peinen Schwefel enthält, durch das 
Kochen Schwefel bildet, warum der Schwefel in Thie: 
ren und Pflanzen, kurz, warum er faft überall ift oder 
ſeyn kann. Das periodische Erfheinen und Verſchwinden 
gewiſſer Quellen iſt nun ebenfalls klar, fogar die merk⸗ 
würdigen Erfcheinungen des Geifers auf Island erhal: 
ten eine höchſtwahrſcheinliche Erklärung, welche dieje 
fchöne Theorie genugfam beftattiget. Zwar nicht ganz 
dasjelbe, aber Doch etwas ähnliches find die Irrwiſche 
im Kleinen, was die Bulfane im Großen find, nam: 
lich eine Waſſerzerſetzung, bei welcher ftatt Schwefel, 
Phosphor gebildet wird. 


72 


bis Tepliß werden an die Vulfanitär angereiht, ja 
fel6ft die Quellen von Karlsbad, deren Wärme man 
fonft durch Zerfeßung der Echwefelkiefe oder durch 
brennende Eteinfohlenlager zu verfinnlichen ſich be— 
mühte, ohne. jedoch die, gewichtigen Einwürfe gegen 
diefe Hypothefe widerlegen zu Tonnen, werden jeßt 
von dem Hrn. Nitter von Berzeliud aud der Analo= 
gie. der böhmischen Baſaltgebuͤrge und Quellen, mit 
jenen der Auvergne, und aus der. Lebereinftimmung 
der feften Beftandtheile diefer Quellen unter fi, und 
mit jenen von Island, ald vulkaniſch, * 
chen 23). 

Auf aͤhnliche Weiſe koͤnnen wir in — 
nen und einzelnen Flugſchriften in der Botanik an 
Wurzeln, Blättern, Bluͤthen und Früchten, im Mis 
neralreich aus der Eigenfchwere, Härte, Durchſichtig— 
feit, Kryſtallformen, Syſteme verfuchen fehen, die je 
doch, fo lange die ſaͤmmtlichen Eigenfhaften der Na 
turförper nicht hinreichend erfannt, ihr Zufammen- 
hang nicht beftimmt auögemittelt ift, mehr oder wer 
niger ſchwankend bleiben müffen, da nur durch das 
gleichzeitige Vorſchreiten in allen Zweigen, der ſich aufs 
einander beziehenden Naturwiflenfhaften, durd das 





xp 


23) Jakob Berzelius Unterfuhung der Mineralwäſſer 
von Karlsbad, von Teplig und ——— Leipz. 
1823, p. 60 — 82, 


et ee m 1 ee 


——— 


ne 


73 
unverwandte Beobachten ded Naturlebens, ——— 
haltbar begründet werden koͤnnen. 

Die zweite Abtheilung unferer Bibliothek, wel⸗ 
che dieBohemica umfchließt, hat in diefem Jahre eis 
ne geringere Theilnahme erfahren. Der im entwichenen 
Jahr auögefprochene Wunſch in Betreff einer Urfun« 
den- Sammlung, dad Anfuhen um Abföriften, wurs 
de wenig beherziget; wir müffen fammtliche Mitglies 
der, befonders die fammelnden, wiederholt aufrufen, 
in diefer Nationalangelegenheit mit warmen Eifer zu 
verfahren. Die Beifpiele, daß Originalurfunden durch 
Bufälle verlohren werden oder zu Grunde gehen, find 
feider nur zu häufig, der Verluſt ift unerfeglich, wenn 
keine beglaubte Abfehrift vorhanden iſt; und wo koͤnn⸗ 
ten diefe ſchicklicher und ficherer aufbewahret werden, 
als eben in dem böhmifchen Mufeo ? 

Doch nicht die Zahl der erhaltenen Gaben bes 
ftimmet ihren Gchaltz zwei Urkunden die und zu 
Theil wurden, haben für und einen ganz Befonderen 
geſchichtlichen Werth. Die erfte, ein Manufeript aus 
dem Löten Tahrhundert, enthält, nebft Auszügen aus 
unferen älteften Quellen = Schriftftellern, die volfftän- 
digen Auffchriften, welche unter den Portraitgemähls 
den der böhmifchen Negenten, von Prfemist bis König 
Ludwig, ſich einft in der Foniglichen Burg befanden, 
und in der fhredlichen Feueröbrunft, die im Jahre 
1541 einen Theil der Kleinfeite und beinahe den gan- 
zen Hradfehin, fammt allen Foniglihen Gebäuden und 


74 j 


der alten Landtafel mit den wichtigften Urkunden ver« 
jehrte, zu Grunde gegangen waren. 

Die Haſenbergiſche Handfhrift, Kopien jener 
Portraitgemälde enthaltend, von Johann von Hafen- 
berg, König Ferdinand verehrt, dermalen in der k. k. 
Wiener Bibliothek, von dem auch dad Muſeum dur 
Güte des k. k. Poftkontrollord Hrn, Ludwig Krones 
eine getreuc Kopie beifißt, in welchem die Auffchriften 
zum Theil mangeln, oder nicht ganz richtig gefchrieben 
find, kann nun nah unferm Manufeript ergänzt 
werden, 

Don nicht geringerer Wichtigkeit iſt fir ums, 
die in eben diefem Manuſcript vorfommende genaue 
Befchreibung eines Augenzeugen, von der Wahl, dem 
Einzug und der Kronungsceremonie König Ferdinands 
des J., die in der gedruckten Sammlung der böhmi- 
ſchen Königsfrönungen noch fehlte. Wir verdanken diefe 
Gabe dem vaterlandifchen Gefchichrforfher Hrn, Ba⸗ 
ron von Stentfch. 

In Bervollftändigung diefer Begebenheiten wurde 
und ferner aus dem gräflich Cjerninifchen Archiv in 
Neuhaus eine getreue Abfchrift des Briefed König Fer 
dinands an den Oberften Kanzler Hrn. von Neuhaus 
vom Jahre 1526 mitgetheilt, in welchem der König 
feine Rechte und Anfprüche auf die Krone Boͤhmens 
entwidelt. (Beil. B.) 

Doch nicht auf Böhmen allein beſchraͤnkt fi 
der Eifer des Geſchichtforſchers. Es vermag oft das 


ee EEE 


75 


Ausland dasjenige aufzuflären, das heimifch dem raſt⸗ 
loſeſten Beftreben nicht gelingen wollte, wenn ein Mann 
von Beharrlichfeit mit regem Eifer fir die Wiſſenſchaf⸗ 
ten und dad Vaterland gleich befeelt, jede ſich darbie- 
tende Gelegenheit litterarifcher Berbindungen zu benus 
ben verfteht, um feinen Zweck zu erreichen. 

Ein ſchoͤnes Beifpiel diefer Art, dad den Su 
enden wie den Finder gleich ehret, ift uns in —* 
Jahr geworden, 

UUnſer verehrliches Mitglied, H. Abbe EN 
dem die boͤhmiſche Geſchichte ſchon fo viele Berichti— 
gungen verdankt, hat, wie bekannt, die ältefte Legende 
ded Heiligen Wenzels nad) der Handfchrift des Pra, 
ger Domkapitels in feinen Fritifchen Berfuchen heraus« 
gegeben und beleuchtet 24). Mit feinem geubten Scharfz 
blick bemerkte er ſchon damals, daß die erfte, für Katz 
fer Otto den I]. gefertigte Handſchrift, von der jene 
des Prager Domfapitelö eine fpätere Abſchrift ift, von 
einem Fremden verfaßt worden; wer aber der Ver— 
faſſer gewefen, war nicht auszumitteln, und die daruber 
auögefprochenen Bermuthungen blieben ungenügend, 
Als Hr. Pers, großbrittanifche handvrifcher Ar— 
chivſekretaͤr und Genealogift ded Quelfenordens, von der 
Gefeltfchaft der. Quellenforfcher für die deutſche Ge— 


Bin 





* ER Joſeph Dobrowsky Kritiſche Verſuche, die ältere 
böhmiſche Geſchichte von chi Erdichtungen zu 
reinigen. Prag 1819. 


76 


ſchichte über Wien nad) Italien und Frankreich geſen⸗ 
det wurde, um für jene Geſellſchaft Handfhriften zu 
fammeln und zu vergleichen, traf er mit Hrn. Abbe 
Dobrowsky in Wien zuſammen, der diefe erwünfchte 
Gelegenheit benußte, ihn auf die alrefte Handſchrift der 
Legende des heil, Wenzeld aufmerkfam zu machen. Mit 
dem Achten ımd reinen Eifer, den Liebe für die Wifs 
fenfchaften zu erregen vermag, gab fih Hr. Pers alle 
erdenfliche Mühe, diefe Handſchrift aufzufinden ; allein 
vergebens. Er Fehrte zuruͤck nach Deutfchland, ohne fie 
entdeft zu haben. Doch, wie er fich felbft in feinem 
legten Brief ausdruͤckt: tandem bona causa 
triumphat! alö er es beinahe nicht mehr hoffte, 
entfaltet fich ihm in der beruhmten Wolfenbuͤttler Bir 
bliochef, eine ganz herrliche Abfchrift diefer Legende 
mit ftattlichen Gemählden geziert, die alle * * 
ihren Verfaſſer beſeitiget. 

Sie findet ſich in einem Codex gebunden, wels 
her von vorn herein von anderen Händen noch zwei 
Legenden (Sti. Pantaleonis, Sti. Aegidii,) aus dem 
zwölften Jahrhundert enthält. Unſere ältere Legende 
iſt fehr fon gefchrieben, beftehet aus 20 Blatt fei- 
nes weißen Pergamentd, jede Seite enthalt 20 Zeilen. 

- Auf der. zweiten Seite ift ein Gemählde, welches 
nach jener Seit fir ganz ausgezeichnet gelten muß, und 
mit großer Sorgfalt, wie die ganze vita und die übri« 
gen Gemälhde ausgeführt worden. Der Grund der Ges 


mählde ift immer purpurreth, und in jedem Bilde ver⸗ 





a ———— 


77 


ſchieden geblumt oder gefternt, audh in jedem mit einer 
verſchiedenen Goldverzierung umgeben. : 

Dieſes erſte Gemählde ftellt den heil. Menge 
vor, welcher die Hände auöbreitet, in der Linken die 
mit Kreutz und Fahne verfehene Lanze hält. Gott Bar 
ter auf griechifche Art vorgeftellt, mir dem Oberleibe 
aus dem Himmel vagend, feht dem Heiligen mit der 
rechten Hand eine mit einem Kreuß gezierte Krone in 
Form einer Tiare, auf das Haupt: in der erhobenen 
Linken hält er eim Bud, Rechts und links an Gotted 
Haupte, stehen die Buchſtaben Alpha und Omega. 
Der heil. Wenzel hat enge Unterfleider, die über den 
Beinen, mit goldenen Bandern umwunden find : ſchwar⸗ 
ze Schuhe, und goldene Sporn; einen dunkelgrimen 
Ro, und einen lichtgruͤnen kurzen Mantel; beide mit 
goldener Befekung. Seinen linken Fuß umfaßt eine zur 
Erde geftredte Frau im grünen Kleid, im grauen, gold⸗ 
punktirten, eingefaßten Obergewand, umd goldener Kap⸗ 
pe. Auf dem Purpurgrund fteht in goldenen Bude 
ftaben folgende Auffhrift: HuncLibellum Hemma 
venerabilis principissa pro  remedio animae suae, 
in honpre beati Wencezlauvi martiris fieri jussit. 
Auf der erften Seite des zweiten Blattes: Incipit 
prologus Gumpoldi mantuani Episcopi. Studio- 
rum igitur etc. etc, 

Hieraus ergibt ſich nun die begründete Wehe 
—* daß dieſe Abſchrift nach jener, fuͤr Kai— 
fer Otto verfertigten, für die Prinzeſſin Emma, Ge 


78 


mahlin Herzog Boleslaw des II. gemacht worden. 
Kaifer Otto der IT ſtarb im Jahre 983, die Prin- 
zeffin Emma im Jahre 1006, es muß daher die erfte 
Handſchrift zwifchen den Sahren 973 und 983 wie 
zweite vor 1006 gefchrieben feyn: «3 ergibt füch fer- 
ner, daß Hr. Abbe Dobrowsky fehr richtig den Ber- 
faffer für einen Ausländer erkannt habe; und die 
Dermuthung, daß Bifhof Gumpold die Nachrichten 
über dad Leben des heiligen Wenzel entweder ſchon 
von dem erften Prager Bifhof Ditmar, oder vom heis 
ligen Adalbert erhalten habe, ald diefer, um die In— 
veltitur auf dad Prager Bisthum zu erlangen, zu 
Kaiſer Otto nach Italien gereift war, wird hiedurch 
bekraͤftiget. 

Ueber den Anfang der vita iſt ein getheiltes Bild. 
In der linken Haͤlfte der heilige Wenzel, unter ihm 
Boleslaw auf der Erde liegend; in der. rechten Hälfte 
Boleslaus, der dad Schwert über feined Bruderd Haupt 
ſchwingt, indem der Priefter aud der Kirchthuͤre tritt. 
Der Priefter und Boleslaus find unbärrig, nicht aber 
Wenzel. Die Böhmen tragen Schnauzbärte, unge 
fahr wie chedem die Pohlen, Die Kirche hat einen 
Thurm zwifchen zwei Fleinen Kuppeln über dem Ein- 
gang. Dann: incipit passio S. Vencezlavi Mar- 
tyris. | 15 Je 
Die Kapitel weichen in einigen von dem Pra— 
ger Eoder ab; der Anhang von dem Jahre 1092 fehlt, 





79 


und muß wohl fehlen, weil diefer ren etwa hundert 
Jahre Alter ift. 

Dürfte man vorausfeßen, daß die Gemaͤhlde 
dieſer Handſchrift von einheimiſchen Kuͤnſtlern verfer⸗ 
tigt ſeyen, und die Kleidung auf den Vorſtellungen 
das Koſtum der Boͤhmen jener Zeit richtig darſtelle, 
ſo wuͤrde ſie einen noch hoͤheren Werth gewinnen. 

Eine kritiſche Vergleichung beider Handſchriften 
zu veranlaſſen, hat man ſich unter Mitwirkung Sr. 
Exe. des Herrn Oberſtburggrafen an das hohe Mini— 
ſterium verwendet, um auf diplomatiſchem Wege die 
Mittheilung dieſer Handſchrift von dem koͤnigl. Ha—⸗ 
noͤvriſchen Miniſterio zu erwirken 25). 

Wir erkennen mit dankbarem Gemuͤthe die Ber« 
pflichtung, die wir beiden verdienſtvollen Maͤnnern fuͤr 
die Entdeckung ſchuldig ſind, und ſchmeicheln uns mit 
der Hoffnung, dieſes erfreuliche Beiſpiel gekroͤnter Be— 
harrlichkeit, werde mehrere unſerer Mitglieder aufmun—⸗ 
tern, den noch verborgenen Geſchichtsquellen eifrig 





25) Wenige Tage nad der allgemeinen Sitzung wurde 
der mit der größten Bereitwilligfeit von dem königl. 
Hanövriſchen Minifterio zur Einfiht und Benützung 
mitgetheilte oder, von dem Faif. fon. Minifterio der 
auswärtigen Angelegenheiten, an Se, Erz. den Hrn. 
Oberfiburggrafen überfhict, und von diefem dem 
Mufeo übergeben, welches diefe, die wifjenfchaft för— 
dernde Liberalität dankbar erfennend, das ihm bezeige 
te Vertrauen würdigend, eifrigft beforgt ſeyn wird, 
die Handſchrift nach genommener Abfchrift und Nach: 
bildung der Gemählde unverfehrt zurückzuſtellen. 


80 


nachzuſpuͤren, um fie an dad Licht zu fordern, und in 
dem Mufeo wenigftend in beglaubten Abfohriften gegen 
fünftigen Verluſt zu ſichern. 

. Haben wir uns vielleicht zu weitläufig über die 
Begebenheiten diefer vaterländifchen Anftalt verbreitet, 
fo möge man es ded Zweckes wegen vergeben; eö ſchien 
und nothwendig, in der erften Nechenfchaft, die ein gans 
zes Jahr umfaßt, die Mitglieder der Gefellfchaft, wie 
das gefammte Publifum zu überzeugen, daß alled-und 
jedes, das für dieſe Anſtalt gefchieht, oder ihr gewid— 
met wird, in dem Geifte der Gemeinnuͤtzigkeit und For 
derung der Wifjenfchaften in befonderer Ruͤckſicht auf das 
Baterland, dem Zwecke gemäß, welchen die Grundgefeße 
audgefprochen haben, getreulic) verwendet und dad und 
anvertraute Talent nicht in die Erde vergraben wird. 

Möge man auch nicht vergeffen, daß dieſes In— 
ſtitut fih auf der erften Entwicklungsſtufe befindet, 
und felbft bei dem regeften Gemeinfinn, Jahre dazu 
gehören, um Größeres und Wichtigered leiſten zu 
Tonnen. 


— 





81 
Beei bage 


Beitraͤge 
zur 
Kenntniß des böhmiſchen Mineralreichs, 


geſammelt 


von 


F. X. M. Zippe. 





Vorwort. 


Bei der Gruͤndung unſeres vaterlaͤndiſchen Muſeums 
wurde mir der ehrenvolle Auftrag, die Mineralien— 
ſammlungen deſſelben zu ordnen, und darüber die einſt⸗ 
weilige Aufficht zu führen. Fuͤr diefe fhöne Gelegen- 
heit, meine Senntniffe zu erweitern, und meine jungen 
Kräfte zu üben, fo wie für dad mir geſchenkte Zutrauen 
ftatte ich den erhabenen und würdigen Stif— 
tern unferes vaterländifchen Mufeums meinen waͤrm⸗ 
ften und innigften Dank ab. Zugleich lege ich in die— 
fen wenigen Blättern dr HohanfehnlihenBer- 
fammlung da Stifter und. Mitglieder des 
Mufeums diejenigen Entdefungen vor, welche im va- 
terländifchen Mineralreiche feit der Errichtung der Ans 
F 


82 


ftalt gemacht wurden, und zu welchen das Mufeum 
größtentheils die Veranlaſſung war. 

Die Freunde vaterlaͤndiſcher Naturfunde erhal- 
ten demnach die Befchreibungen von mehreren Mine 
valiengattungen, deren Borhandenfeyn in Böhmen biö- 
her nicht befannt war; von ſchon früher befannten die 
Angabe einiger bisher unbekannten Fundorte, ferner, 
von einigen bisher überhaupt noch unbekannten, we- 
nigftend noch nicht beſchriebenen Kryftallformen,, und 
endlich die Charakteriftif von zwei neuen Mineralien 
gattungen. KR 

Vieles von diefen Entdefungen gehört einigen 
warmen umd thätigen Freunden der Wiffenfchaft, und 
wurde mir von ihnen theils unmittelbar, theil® durch 
das Mufeum, an welches zugleich Suiten von den be— 
fihriebenen neuen Mineralien eingefandt wurden, mit⸗ 
getheilt, manches habe ich felbft aufgefunden. 

In den Befihreibungen habe ich die fpezififchen 
Charaktere, welche den Mineraliengattungen als ſolchen 
überhaupt zufommen, meggelaffen, und nur diejenigen 
Kennzeichen angeführt, wodurch fich diefe von andern, 
früher aus dem Ausland und von andern Fundorten 
bekannten identiſchen Gattungen unterſcheiden. 


Prag im Februar 1824. 


Bippe 





83 


A. Eharakteriftif von Mineralgattungen, de⸗ 
ven Borhandenfeyn in Böhmen bisher nicht 
befannt war. 





ı De / 0 Du Br ae u u 5 7 


Grünlihweiß ins blaßfpangrüme uͤbergehend, derb 
und ald Ueberzug, haufig etwas porös und zerfreffen, 
unvolifommen Förnig abgefondert, der Bruch unvoll- 
fommen Fleinmufchlig und wenig fettartig glänzend, 
ſtark an den Kanten durchſcheinend, fehr leicht — 
lich, etwas haͤrter als Kalkſpath. 

Zuweilen mit dendritiſchem gediegenem Kupfer 
auf Alaunſchiefer zu Chottina im pilſner Kreiſe. 


2 Analzim. 


a) Graulichweiß, mehr oder weniger ins graue 
geneigt, die Kryſtallform trapezoidal Hauy, die Kry⸗ 
ſtalle klein, von der Groͤße einer Erbſe bis ganz klein, 
aber ungemein nett und ſymmetriſch, durchſcheinend 
und dann ziemlich ſtark glaͤnzend, oder undurchſichtig, 
und dann wenigglaͤnzend, zuweilen mit ziemlich gro— 
fen ſechsſeitigen Tafeln von Kalkſpath auf Trachyt. 
Fundort Tolld Graben bei Weffeln. ii vom 
Herrn Dokt. Stolz 


FX 


84 


b) Ungefürbte, durchfichtige, fehr und ganz kleine 
Kryſtalle derfelden Barietaͤt in Höhlungen und Klüf- 
ten im Bafalt vom Stabigt im leitmeriger Kreiſe. 


3. Diallagon, Werner: Shillerftein. 


Dunkelgruͤnlichgrau, ins Tombafbraune ſich zie- 
hend, eingefprengt, oder eigentlich in koͤrnigen Gemenge 
mit Diorit; zeigt ausgezeichnet metalfartigen Perl- 
mutterglanz, und ühnelt darin, wie auch hinſichtlich 
feines Borfommens dem bekannten Diallagon von der 
Bafte am Harz. Fundort Ronsberg im Elattauer 
Kreiſe, mitgetheilt yom Herrn Abbe Hode. 


4. Harmotom. 


Graulichweiß, ſehr und ganz kleine Kryſtalle der 
gewoͤhnlichen Form (dodecaedre Hauy) worunter ſich 
nur ſelten kreutzfoͤrmig durchwachſene Zwillinge zeigen. 
Sparſam in Baſalt bei Boͤhmiſch-Kamnitz, im leit⸗ 
meritzer Kreiſe. 


3. Hyalith 


Ungefärbt, vollkommen durchfichtig, ftellenweife 
ſchwach iriſirend, traubiger und Flein nierenförmi- 
ger Ueberzug auf Bafalt bei MWaltfh im ellbogner 
Kreiſe. Der Hyalich von Waltfih iſt unter den bis— 


re a ⏑—— 





85 


ber Bekannten Borfommniffen diefed Foſſiles eines der 
ausgezeichnetften, und die traubigen Rinden —* oft 
eine eiöhte von 3 Linien, 


6. Shaaliger Opal 


Iſabelgelb, graulichweiß, echergelb, haarbraun 
ins leberbraune, dieſe Farben bald lichter bald dunk— 
ler, und immer abwechſelnd in ſehr ſchoͤner und re— 
gelmaͤßiger bandartig konzentriſch geſtreifter Zeich— 
nung, die aͤußere Geſtalt knollige und unvollkommen 
nierenfoͤrmige, auch gaͤnzlich ungeſtaltete ſtumpfeckige 
Stuͤcke, die Oberfläche matt und erdig überzogen, in 
nen zum Theil wenig glänzend, zum Theil matt, uns 
durchfichtig, ausgezeichnet Frumm und konzentriſch ſchaa⸗ 
lig, ftellenweife fehr vollkommen abgefondert, die Abs 
fonderung richtet ſich gemeiniglich nad) der Außern Ober- 
fläche und nach der Farbenzeichnung. Härte, Zerfpring- 
barkeit wie beim gemeinen Opal, hängt ftellenweife, 
befonders an den matten Stellen ein wenig an der 
Zunge. Spez. Gew. 2,05. 

Wegen der ausgezeichneten ſchaaligen Abſonde—⸗ 
rung und der damit verbundenen Farbenzeichnung ver- 
dient dies Foffil als eigene Barietät der Gattung Opal 
aufgeführt zu werden, und ich habe ihn den verange- 
festen Namen deöwegen beigelegt. Die Zeichnung 
nimmt fich befonderd gut an anpelirten Stuͤcken aus, 
und das Fofjil ähnelt dann auffallend dem befannten 


86 


Earlöbaader fhonem fafrigen Kalkfinter, mit welchem 
es vielleicht auch hinfichtlidh der — Achnlich⸗ 
keit haben duͤrfte. 

Eine damit von mir vorgenommene chemiſche 
Unterſuchung gab als Beſtandtheile Kieſelerde O,910 
durch Gluͤhen ausgetriebenes Waflr . „ 0,077 
Eifenogyd, Manganoryd und Thonerde „ 0,012 

Durch das Glühen erleidet dad Fofjil Feine weis - 
tere Veränderung, ald daß die ochergelben Stellen zie— 
gelroth gefärbt werden, 

Der Fundort ift Grottenfee im pilfner Kreife, 
ed wurde dem Mufeum eingefandt vom Herrn Magiz 
ftratsrath Grüner in Eger. 


7. 2aumonit. 


Smwifchen graulich- und gelblich weiß, Eryftalli- 
firt in anfcheinend rechtwinklichen vierfeitigen Pris— 
men, mit auf einer Seitenfante aufgefeßter ſchiefer End= 
fläche; dieKryftalle Flein aber deutlich, undurdfichtig 
und etwas vonanfangender Verwitterung angegriffen, 
unregelmäßig gruppirt mit Kalffpath auf einem grün- 
lichen Thoͤnſchiefer. Fundort, das berühmte, wieder 
auflebende Goldbergwerk Eule im berauner Kreife. 
Dies feltene Fofjil wurde mir gefällig mitgetheilt vom 
k. k. Herrn Bergrath Franz zu Przibram. 





87 


Kanmſe e 55 27 20020 7 


Zwifchen Hyazinthroth und Oraniengelb, Eleine, 
ziemlich ſcharfeckige Stüde, welche theils Bruchſtuͤcke, 
theils loſe Stuͤcke einer koͤrnigen Zuſammenſetzung zu 
ſeyn ſcheinen, beinahe vollkommen durchſichtig. 

Spezifiſches Gewicht, das Mittel aus mehreren 
mit dem Nicholſonſchen Aräometer vorgenommenen 
Wägungen; 3,51. Dies feltene Foffil it feit eini— 
ger Zeit befannt unter dem Namen Hyazinth) von der 
Iſerwieſe; dert findet es ſich im Eande der Ifer mit 
Sferin, Saphir, Pleonaft, Zirfon und Granat. Vom 
wirklichen Hyazinth laßt es ſich durch Geftalt und 
Brucdverhältniffe, dann durd) das geringere ſpez. Ges 
wicht leicht unterfcheiden. 


9% Pleonaſt, Werners Zeilanit. 


Graulich- beinahe ſammetſchwarz, Fleine Ges 
ſchiebe und loſe, größtentheils zerbrochene oftaedri- 
fhe, zum Theil keilfoͤrmige Sryftalle, an den 
Kanten mehr oder weniger ſtark abgerundet, von 1 
bis 3 Linien groß, die Oberflähe glatt und wenig— 
glänzend, auf dem vollfommen mufhligem Bruce 
ſtark glasglänzend, Spez. Gew. 3,72. 

Dies Foſſil Fommt fparfam mit dem Vorer— 
wühnten an demfelben Fundorte vor, und wird leicht 
mit dem Sferin, mit welhem es in Farbe und Ge- 


88 


ftalt (die Kryſtalle ausgenommen) viele Achnlichfeit 
hat, verwechfelt; es findet fich unter den Vorraͤthen 
von Sferinförnern in vielen Mineralienfammlungen, 
bei einiger Aufmerkfamfeit läßt es fi von diefen 
Veicht durch dunklere Farbe, Glasglanz, und geringere 
Schwere unterfeheiden, mit Hilfe eined Magnetes 
kann man beiderlei Foffilien ganz leicht von einander 
abfendern, da die Sferinftüdchen angezogen werden, 
die Pleonaftgefchiebe aber nicht, 

Dies feltene Foffil und feine Begleiter laſſen auf 
eine fehr intreffante Gebirgsformation in der Gegend 
des Urſprungs der Ifer fihließen, deren nähere Bes 
fanntwerdung wohl der Umftand hindert, daß das 
ganze Gebirge mit Waldung bededt ift. 

Auch im leitmeriger Kreife koͤmmt dies Foſſil 
mit dem Pyrop an deffen befannten Fundorten vor, 
jedoch fehr fparfam und in fehr Kleinen Stuͤckchen. 


10, Gediegen Spiedglany 


Derb und Eleinnierenförmig, die Oberfläche glatt 
und ftarfglänzend, der Bruch eben und wenigglänzend, 
ausgezeichnet Frummfchaalig abgefondert. Spez. Gew. 
6,76. Fundort Prjibram, Von dem befannten fran= 
zöfifchen gediegen Antimon verfchieden durch dichten 
Bruch, ganzlichen Mangel an Eryftallinifcher Struftur, 
durch ausgezeichnete Abfonderungsverhältniffe, und 
dur aͤußere Geftalt, welche aber erft beim Zerfchlas 





69 


gen der Gangausfuͤllungsmaſſe zum Vorſchein koͤmmt. 
Mehreres hieruͤber bei dem Artikel Arſenikſpiesglanz. 


11. 30 iſit. 


a) Aſchgrau, derb, ſtaͤnglich abgeſondert, die 
ſtaͤnglichen Stüde leicht trennbar und ſtark in die 
Laͤnge geſtreift, in grobkoͤrnigem Diorit. 

b) Lange undeutliche ſtarkgeſtreifte vierſeitige 
Prismen in Quarz eingewachſen, beide von Rons— 
berg im klattauer Kreiſe, entdeckt vom Herrn Abb! 
Hocke. 


B. Bisher unbekannte Fundorte von ſchon 
früher in Böhmen bekannten Foſſilien. 


1. Albim. 


Schneeweiß, undurchſichtig, ganz kleine vierſei⸗ 
tige Pyramiden mit ſtark abgeſtumpften Ecken, mit 
Kalkſpath, Mehlzeolith und Meſotyp im Baſalt bei 
Daubitz im leitmeritzer Kreiſe. 


2, Anthrafonit 
Rauchgrau, ind haarbraune fich zichend, als 1 


bis 3 Linien die gangartige, meijtend gebogene und 
gebrochene Truͤmmer von etwas didfafriger Struktur, 


90 


in fandigem Mergel bei Lautſchin im bunzlauer Kreife, 
Mitgetheilt von dem Herrn Fürften Karl Taxis. 


—3. Anthrazit. 


Pechſchwarz, derb, grob eingeſprengt und einge⸗ 
wachſene mehr oder minder vollkommen kugliche Stůuͤcke 
von der Groͤße einer Erbſe bis zu der einer Haſelnuß, 
in gemeinem, theils koͤrnig theils ſtaͤnglich abgefonder= 
tem, in Druſenraͤumen kryſtalliſirtem Quarz. Dies 
ſeltene und merkwuͤrdige Vorkommen des Anthrazits 
findet ſich im Uebergangsgebirge zu Kleinaugezd bei 
Zbirow im berauner Kreiſe. 

Auch in dem Mandelſtein des bekannten horzo— 
witzer Giftberges findet ſich hin und wieder Anthrazit 
eigefprengt. 


4, Arragon 


‚Died Foſſil hat ſich feit wenig Jahren in mehs 
reren Gegenden, hauptfählih im leitmeriger Kreiſe 
ungemein häufig, in fehr manigfaltigen Varietäten 
eingefunden, worunter mehrere äußerft merfwürdig und 
höchft auögezeichnet find. Wegen der Frequenz derfel- 
ben find die meiften haufig befannt, und in den mei- 
ften Sammlungen vielfältig verbreitet. 

Folgende fiheinen vorzüglich merkwürdig : 


a) Aragon von weingelber, ind honiggelbe und‘ 


fpargelgrüne fich ziehender Farbe, oft vollfommen durch⸗ 





| 9 
fichtig, ald Fragmente von fehr großen Kryftallen, an 
welchen blos eine oder zwei meiften® fehr ftarf gefurchte 
Flächen ausgebildet, die übrigen durch fremdes vo. 
hendes Geftein verdruͤckt find, 

b) Arragon von weingelber Farbe, durchſichtig, 
kryſtalliſirt als ungleichwinkliche fehöfeitige Prismen, 
das Ende zugeſchaͤrft (guadrihexagonal Hauy) oft 
doppelt zugeſchaͤrft, und noch an der Stelle der Kanten 
verſchiedene Combinationsflaͤchen zeigend, meiſtens Zwile 
lings⸗ und Drillingskryſtalle darſtellend, an welchen 
die Zuſchaͤrfungsflaͤchen der Enden einſpringende Win- 
kel bilden. Selbſt die anſcheinend einfachen Kryſtalle 
verrathen durch Linien, welche paralell den Seitenkan⸗ 
ten über die Seitenflaͤchen, und ſchief uͤber die Zuſchaͤr— 
fung weggehen, eine Sufammenfeßung. Eine ausführ- 
liche Beſchreibung diefer Kryftallformen vom Herrn 
Profeffor Presl wird naͤchſtens erfcheinen. Beide a 
und b finden fi zu Horfcheng im leitmeritzer Kreiſe. 

c) Arragon, beinahe ſchneeweiß, derb, ziemlich 
zart, lang- und gleichlaufend fafrig, ahnlich dem ſoge— 
nannten Atlasfpath aus England, zu Kerfchina im 
leitmeritzer Kreiſe. 

d) Arragon, blaßviolblau, derb, dickſtaͤnglich ab⸗ 
geſondert, bei Waltſch im elbogner Kreiſe. 

Erwaͤhnenswuͤrdig iſt noch ein’ merkwuͤrdiges 
Eremplar von Arragon, deſſen Fundort zwar unbe 
Fannt, deſſen Vaterland aber ohne Zweifel Böhmen 
ift, Es fand ſich in der Mineralienfommlung, welche. 


2 

Se. Erzellenz der Herr Oberftburggraf Graf von No: 
lowrat Liebſteinsky bei der Gründung unferes vaterlän- 
difchen Muſeums demfelben großmüthigft widmete, und 
rührt her aus den Naturalienfammlungen Wailand 
Kaiſer Rudolphs IL. Die Farbe ift dunfelhonigbraun, 
an einem Ende ungefärbt, die Geftalt eine Feilförmige 
Sufammenhäufung von ftänglihen Stüden, zwei fol- 
che Feilformige Aggregate find mit dem didern aus- 
einandergehenden Ende mitfammen verwachfen, und 
an diefer Stelle ungefärbt und durchſichtig, gegen die 
Spitze des Keild zu, aber dunkelbraun. Am ahnlich- 
ften ift diefem Exemplare der befannte Arragen von 
Tſchogau im leitmeriger Kreiſe. 


5. Braunbleiery 


Bon diefem feltenen Foſſil, welches ſich unlängft 
auf dem Ignazigang der Fon. Thereſiazeche zu Blei— 
ftadt im ellbogner Kreife eingefunden hat, verdankt das 
Mufeum dem Herrn k. k. Bergrath Fritſch zu Joa— 
chimsthal eine ſchoͤne Suite. 

Die Farbe verlaͤuft ſich aus den gelblichweißen 
Nuancen bis ind haar⸗ und nelkenbraune, die Kry— 
ſtalle (ſechsſeitige Prismen) find oft klein und nadel- 
foͤrmig, dann meiſt buͤſchlig gehaͤuft, oͤfters aber ziem— 
lich deutlich biö gegen 4 Linien groß, mit Eiſenocher 
auf Glimmerfchiefer, auch gegen 4 Zoll groß einzeln 
auf Bleiglanz. LEER ET bS 





93 
6. Dichtes Granbraunfteinery. 


Derb, rindenartig, nierförmig, ins traubige und 
jerfreffene, mit Quarz zu Ronöberg im EBlattauer 
Kreife, 


7. Chbromeifenftein 


Eingefprengt in Serpentin, welchem etwas Talk 
beigemengt ift. Der Serpentin iſt oft vermwittert, und 
der Ehromeifenftein bilder dann auf demfelben hervor- 
ftehende undeutliche edige und zerfreffene Parthien, 
ebenfall® zu Ronsberg, beide mitgetheilt vom Herrn 
Abb: Hode, 


8. Edler Granat, (Almandin). 


Kolombinroth, derb, rundliche Knollen von der 
Größe einer Hafelnuß bis zu der eined Hünereies, in 
Gneid eingewacfen, ausgezeichnet ſchaalig abgefon- 
dert, wie der groͤnlaͤndiſche fehaalige Pyrop, und voll- 
kommen durdfichtig. Fundort Zbislaw im cjaslauer 
Sreife, Mitgetheilt vom Herrn Abb Hode. 


9, Gemeiner Granat, (Braunfteinficfel). 


Dumfelnelfenbraun, Fryftallifirt in fehr anfehn- 
lichen und regelmäßigen Kryftallen der Trapezoidal⸗ 
form, von 4 bis 2 Boll Größe, welde einzeln in 
Quarz, dem wenig großblättriger Glimmer beigefelft 


94 
ift, eingewachfen find. Fundort ——— mitgetheilt 
vom Herrn * Hocke. 


10. ——— 


Schmutzigblaulichweiß, ind lavendelblaue uͤber— 
gehend, großnierenfoͤrmig, die Oberflaͤche gekoͤrnt, 
mit Quarz und Miemit zuweilen abwechſelnde Lagen 
bildend, zu Koloſoruk im leitmeritzer Kreiſe. Mitge— 
theilt vom Herrn Doktor Stolz. 


114. Meſotyp. 


a) Schneeweiße haarfoͤrmige Kryſtalle, welche 
wegen ihrer BR feine nähere — *— er⸗ 
lauben. 

b) Graulichweiße, nierenfoͤrmig * ganz 
Feine vierſeitige Prismen mit halbkuglichem Mehl- 
zeolith. 

c) Schneeweiße, durchſichtige ſehr zarte vierfei- 
tige Prismen mit ſehr flacher Zuſpitzung, mit cuboi- 
diſchem Kalffpath ; alle drei fehr ausgezeichnet, aber 
felten im Bafalt, bei Daubig im leitmeriger Seife. 

d) Schneeweiße, außerft zarte haarfürmige Kry— 
ftalfe, von vorzügliher Schönheit, in Bafalt am Kaut- 
ner Berge bei boͤhmiſch Leippa, ebenfalls fehr felten, 
und wegen der Feftigkeit des Bafaltes ſchwierig zu er— 
halten. Häufiger und bekannter ift der fehone in un— 
aefärbten, gelblih und graulichweißen nadelfoͤrmigen 





95 


vierfeitigen Prismen Fryftallifirte Mefotyp, welcher mit 
Natrolith, Albin und Kalffpath im Trachyt des Ma- 
rienbergeö bei Auffig vorfommt, und von welchem der 
Entdeder Herr Doftor Stolz dem Mufeo ſchoͤne Exem⸗ 
plare eingefandt hat. 


12, Mehlzeolith und dichter Zeolith 


Diefe Gemenge von nicht Eryftallinifhem Mes 
fotyp und Fohlenfaurem Kalf, und wahrfcheinlid Al 
bin finden ſich ziemlich haufig in dem Bafalte welder 
bei Daubitz im leitmeritzer Kreiſe auf Flötzkalkſtein 
aufgelagert iſt. Die Farbe iſt ſchneeweiß, graulich— 
weiß, zuweilen ins gelblichweiße fallend. 

Der dichte Zeolith bildet knollige Stuͤcke von 
Nuf- bis Eigroͤße im Baſalt, iſt zuweilen unvollkom— 
men ſchaalig abgeſondert. Er fuͤllt die Hoͤhlungen des 
Baſaltes ganz aus, und ſeine Bildung zeigt dem Beo— 
bachter viel Intreſſantes. Die Waͤnde der Hoͤhlungen 
des Baſaltes find mit einer duͤnnen Glimmerhaut uͤber— 
zogen, unmittelbar auf dieſer zeigt ſich in der Breite von 
1bis 2 Linien ſehr zartfaſriger Meſotyp, welcher ſich 
unmerklich in dichten Zeolith mit ebenem Bruch ver— 
laͤuft; ſind die Stuͤcke ſehr groß, ſo verlaͤuft ſich die 
Textur ins erdige, und geht dann uͤber in Mehlzeolith. 
Dieſer findet ſich derb, nierenfoͤrmig ins halbkugliche 
ibergehend, der Bruch iſt erdig, verläuft ſich aber ge— 
gen den Rand wo er auf dem Baſalt aufſitzt, ins 


96 


dichte und faſrige, Kalkſpath finder fich zuweilen ficht- 
lich beigemengt. Berrieben mit Salzſaͤure übergofjen 
bilden beide Varietäten unter Aufbraufen eine Gal- 
lerte. Uebrigens feheint die amorphe Bildung urfprüng- 
lich, und nicht durch Verwitterung herbeigeführt zu 
feyn, denn die Stuͤcke werden in diefer Befchaffenheit 
frifch aus der Mitte fehr großer Baſaltbloͤcke gefchla- 
gen, und nicht felten findet fih mit ihnen ganz fri= 
fiber haarformiger Meſotyp. 

Ich habe bei diefen Foffilien die alte Benennung 
Zeolith beibehalten, weil fie wahrfcheinlih Gemenge 
von mehreren Öattungen der Zeolithfamilie find, und 
es etwas fchwierig ift, fie einer Gattung mit Beftimmt- 
heit anzureihen ; der größte Antheil an ihrer Bildung 
durfte indeffen dem Meſotyp angehören. 


13. Stilbit. 


Dies Foſſil findet ſich fehr ſparſam in tafelarti- 
gen Fuglich gehäuften Kryftallen, und in bufchelformig 
gehauften vierfeitigen Prismen mit abgeftumpften Een 
mit Schabafit und Harmotom in Bafalt bei boͤhmiſch 
Kamnitz. 


14. Sh a baſit. 


Ungemein häufig und oft fehr ausgezeichnet fin- 
det ſich diefes Foſſil in vielen Trachyten und Bafalten 
des leitmeritzer Kreifed, Außer dem fihen früher be- 


97 


Kannten Fundorte „Ruͤbendoͤrfel““ von woher die fhö- 
‚nen großen Kryſtallgruppen feit einigen Jahren an 
Die meilten Sammler durd Mineralienhaͤndler ver- 
theilt wurden, find noch folgende Fundorte merfwürdig. 
A. Das fogenannte Lettenbüfchel zwifchen Mar- 
kersdorf und Boͤhmiſch⸗Kamnitz. Hier fommt der Scha= 
bafit vor in Blafenraumen ded Bafalted und ald Be- 
‚Heidung der Wände von gangartigen Riſſen einer ba= 
faltartigen fehr thonigen Wakke. Die Kryftalle find 
graulichweiß, zuweilen ind gelbliche fallend, durchſchei⸗— 
nend, dem durchfichtigen nahe, Es finden fich folgende 
Barietäten :. WR», 

a) Wenig ftumpfe Rhomboeder, (Primitif) zuwei- 
den 3 bis 4 Linien groß. Die Flächen diefer Kryſtall— 
form find haufig nad) der geneigten Diagonale ge- 
theilt, und von diefer Theilungslinie aud paralell den 
Arenfanten geftreift. Dieß fiheint zuweilen in eine 
ungleichfchenfliche fechöfeitige Pyramide überzugehen, 
deren fiharfe Arenfanten die Lage der Arenfanten des 
primitiven Rhomboeders haben. 

b) Sehr felten findet fid) das primitive Rhom⸗ 
bocder, die Axenkanten ſcharf zugeſchaͤrft. Diefe Form 
iſt meines Wiſſens nod) nirgends erwähnt, ich habe fie 
Deöwegen auf der beiliegenden Steintafel abgebilver. 
Die Zufhärfungsfiächen der Arenfanten find fehr 
ſchmal, und gehören der ungleichfchenklichen fechöferi- 
gen Pyramide, welhe Hauy mit x bezeichnet. Die 
Kryſtalle diefer Varietaͤt find klein. 

G 


95 


c) Das primitive Rhomboeder, die Axenkanten 
md Een mehr oder weniger ftarf abgeftumpft, die 
Kryſtalle diefer Varietät find Elein aber deutlich, und 
bilden häufig Zwillingskryſtalle. 

Die erwähnten gangartigen Riffe der Waffe find 
zuweilen fo enge, daß die Kryftalle zur Ausbildung 
nicht freien Raum hatten, es har fih dann Schabafit 
in derber Geftalt gebildet, welcher -ald eine gegen 2 Li= 
nien dicke Ninde auf dem Geftein aufliegt, und die 
urſpruͤngliche Kryſtallform durch einzelne Kryſtallflaͤ⸗ 
chen und koͤrnige Abſonderung verraͤth. 

B. Der Muͤhlberg bei Oberkreybitz. Hier findet 
ſich ein roͤthlicher ſehr blaſenreicher Baſalt, deſſen 
Blaſenwaͤnde mit ganz kleinen graulichweißen Scha— 
baſitkryſtallen, der primitiven Kryſtallform gehoͤrend, 
überzogen find, 

C. Der Pihlerberg Tiefert in großen Blafen- 
raͤumen des Bafaltes fehöne graulihweiße Schabafit- 
kryſtalle, ebenfalls primitive Rhomboeder. 

D. Der Kautnerberg bei boͤhmiſch Leippa, pri 
mitive Rhomboeder, ungefärdt, fehr klein mit Mefo- 
typ in Bafalt. 

E. Endlich ift noch ein — Vorkom⸗ 
men erwaͤhnenswerth. Die bekannten hohlen Chalze— 
donkugeln, welche in der Gegend des Berges Koſakow 
im bunzlauer Kreiſe gefunden werden, und deren In— 
neres gewoͤhnlich mit Amethyſtkryſtallen überzogen iſt, 
zeigen zuweilen auf dieſen Amoͤthyſt aufſitzend ſehr 


99 
ſchoͤne graulihweiße Schabafirfryftalle von der Form 
trirhomboidal. 


15. Shiefer ſpath. 


Vor kurzem erhielt ich unter dem Namen Ich⸗ 
thyophthalm von Triebſch im leitmeritzer Kreiſe ein 
Foſſil, welches wirklich mit dem bekannten Ichthyoph⸗ 
thalm von Faſſa ſehr große Aehnlichkeit hat. 

Eine genauere Unterſuchung der aͤußern Kenn— 
zeichen ſowohl als der Beſtandtheile gab dad Neful- 
tat, daß dies Foſſil nichts anderes als Schieferſpath 
Hauy’s chaux carbonatée nacrée ſey. 

Die Farbe iſt faſt ſchneeweiß, die aͤußere Geſtalt 
derb nnd in undeutlichen kryſtalliniſchen Blättern, 
welche unregelmaͤßig zellig gehaͤuft ſind, die uͤbrigen 
Kennzeichen find die des Schieferſpathes. In Sal; 
fäure lößt e& fich unter heftigen Aufbraufen bis auf ei= 
nen aͤußerſt unbedeutenden Rudftand von Kiefelerde 
vollftändig auf, die Auflöfung wird von Aekammo« 
niaf ganz wenig getrübt, worauf ſich ein anfangs wei= 
fer dann braun werdinder geringer Bodenfaß bildet, 
(Manganogyd) durch Fleefaures Ammoniak wird dann 
in Menge der Kalk gefällt. 

Er ift mit Kalffpath und etwas Mefolich ge 
menge in Prophyrfchiefer (vielleicht Trachyt) in an— 
ſehnlichen Parthien eingewachfen, und das Borfom- 
men ift im dieſer Hinficht merfwindig, weil man 


6x 


100 
Died Foſſil Bis jetzt faſt blos im Urgebirge gefun- 
den hat. 


16. Smaragd: Werners gemeiner 
Beri ll, 

a) Grünlihweiß, ind grauliche fallend, derb und 
kryſtalliſirt in Eleinen: ſechsſeitigen Prismen, mit Tur- 
malin in zerftreuten Granitbloͤcken bei Troatin im Flat- 
tauer Kreiſe; mitgetheilt vom Herrn Abbe Hode, 
Ferner ; 

b) Eben fo gefärbt, derb, ee groß⸗ 
koͤrnig abgeſondert, mit Auarz, bei Jenikau im czas⸗ 
lauer Sreife. 


C. Einige bisher noch nirgends erwähnte Kry⸗ 
ſtallformen. 


1.Raltfpath 


Unter den manigfaltigen Kryftallformen dieſes 
Foffild, welche in Böhmen an mehreren Orten vor= 
fommen, findet ſich eine, die biöher noch nirgends be= 
ſchrieben iſt; es ift dad primitive Nhomboeder, die 
Arenfanten zugefchärft, die Zufchärfungsfante wieder 
abgejtumpft, eine Combinatien von Hauy’s P. g. ©, 
und Graf Bournon’s P. 4, 28. Die Kryſtalle find 
graufichweiß, durchfcheinend, 3 bis 6 Linien groß, auf 
dichtem Kalfftein auffigend, und finden fi) in den 
Kalffteinbrüchen bei Prag. M. ſ. beiliegende Tafel, 


101 
2 Rothgiltigerg 


Don den herrlichen Drufen diefes ſchoͤnen Sil— 
bererzeö, welche von Zeit zu Seit neuerdings auf dem 
jvadhimsthaler Mariagange eingebrochen find, verdankt . 
dad Mufeum der Gnade Sr. Dinjeftät des Kai— 
ſers ein wahrhaftes Prachtexemplar, welches folgende 
noch umbefchriebene Kryftallform zeigt : Das fechöfei- 
tige Prisma, mit 3 auf. die abwechfelnden Seitenfans 
ten aufgefegten Flächen zugefpigt, die Zufpikungägrund= 
Fanten fehr ftarf abgeftumpft, die Axenkanten der Zus 
fpisung aber zugefchärft, Combination von Hauy’s P. 
n. h. c. M. f. beiliegende Tafel Fig. 1. 

Die Kryftalle find Flein, mit den Geitenflächen 
meiftens fo vermachfen, daß fie bündelförmige Grup- 
pen bilden, an welchen die. Flächen P, h. c. ganz 
deutlich erfcheinen, bei einigen ſolchen Gruppen fehlen 
auch wohl die Flächen c. Die Begleiter find etwas 
Braunfpath und gediegen Arfenif. 

Einige andere Exemplare, erhielt das Mufeum 
durh Wailand Herren Grafen von Chorinsky, darun— 
ter findet ſich folgende ebenfalld noch unbefchriebene 
Kryftallform: Das, fechöfeitige Prisma, mit drei 
auf die abwechfelnden Seitenfanten aufgefesten Flä- 
en zugefpißt, die Spike der Zufpikung wieder mit 
drei auf die Flächen derfelben aufgeſetzten Flächen fehr 
ftumpf zugefpist, Combination von Hauy’s P. n. s, 
M. fe beiliegende Tafel Fig, 2, Die, Seitenftächen dur, 


102 


Prismen find fehr ſtark in die Lange geftreift und mit- 
einander verwachfen, die Flächen P und sfind aber un« 
gemein deutlich. Der Begleiter ift Braunfpath, 


D. Neue Mineraliengattungen. 





1. Arfenitfpiesglan. 


Zinnweis, nierenförmig ins halbfugliche überges 
hend, fehr ausgezeichnet dünn und vollfommen, frumms 
ſchaalig abgefondert, die Abfonderungsflächen zuweilen 
ſchuppig und wenigglänzend, zuweilen matt und erdig 
überzogen. Der Bruch ift wegen der Duͤnne der ſchaali⸗ 
gen Stuͤcke etwas undeutlich, er ſcheint Fornig zu feyn, 
der Bruchglanz ziemlich ſtark. Es hat die Harte des 
gediegen Spiesglanzes, iſt etwas milde und nicht fehr 
ſchwer zerbrechlich, wird durd) den Strich glänzend. Ep. 
Gew. 6,2. 

Es fiheint dies Fofjil einerfeitd in gediegen Ar— 
fenif, andererfeitd in gediegen Spiesglanz überzugehen, 
unterfcheidet fich aber doch von beiden hinreichend, ob- 
ſchon es beiden fowohl chemiſch als oryftognoftifch nahe 
verwandt iſt. Vom Arſenik unterfcheidet ed ſich durch 
Behalten des Glanzes auf Bruch und Strich, durch die 


Duͤnne der ſchaaligen Abfonderung ; vom früher beſchrie⸗ 


benen gediegenen Spieöglanz durch geringern Glanz, oder 
auch wohl ganzlihen Mangel deffelben auf den Abfonde« 
rungöflächen, durch geringere Schwere. Bor dem Löth- 
rohre ſchmilzt es unter Entwickelung von Arſenik und 


103 


Spiesglanzdampf. Die chemifche Unterſuchung, wel- 
the wir fowohl von diefem Foffile ald auch vom gedie— 
gen Spiesglanz vom Herrn Profeffor Steinmann zu 
erwarten haben, wird uns belchren, ob beide ald eine 
Gattung oder als verſchiedene zu betrachten ſind. Der 
Name Arſenikſpiesglanz iſt gebildet nach den vorlaͤufig 
ausgemittelten Beſtandtheilen. Dieſer Zuwachs zu dem 
boͤhmiſchen Mineralreichthum iſt eine neue Ausbeute der 
in vieler Hinſicht fo merkwuͤrdigen prijibramer Erzgaͤn⸗ 
ge, die Begleiter find, Blende, Sparheifenftein, Grau- 
fpiesglanzerz und ald Celtenheit Rothipiesglanzerz. 
Das Mufeum verdankt eine ſchoͤne Suite Davon dem 
k. k. Herrn Bergrath Franz in Prjibram. 


2. Uranblüthe 


Bitrongelb, ins ſchwefelgelbe ſich ziehend, die Far- 
be fehr lebhaft und rein, die Geftalt zarte weniggläns 
de kryſtalliniſche Flocken, welche wegen ihrer Kleinheit 
Feine nähere Beftimmung der Ferm und Tertur erlaus 
ben, weich bis zum Serreiben, undurdfichtig, die ubri= 
gen Charaftere laſſen fich wegen der Zartheit des Foſſils 
nicht wohl ausmitteln. 

Bor dem Löthrohre nur mäßig erhigt verändert ed 
die Farbe in oraniengelb, in Säuren lößt es fich unter 
Aufbraufen vollfommen auf, die Auflofung ift gelb, 
und wird von eifenblaufauren Kalı braun gefällt. , 

Diefe wenigen Verſuche, welde mit einer außerft 
geringen Menge, etwann 4 Gran vorgenommen werden 


104 


Fonnten, find wohl hinreichend, die Natur der Zufam- 
menfeßung deö Foffild, ald Fohlenfaures Uranoxyd zu ber 
ftimmen, ohne jedoch dad Verhaͤltniß derfelben ausmit: 
teln zu koͤnnen. Es fommt auf Uranpedherz mit Uran: 
ocher und zumeilen mit Pharmakolith auf dem Elindgan- 
ge zu Joachimsthal vor. Vom Uranocher unterfcheidet es 
ſich durch Glanz und Farbe, welche ſich beim Uranocher 
mehr dem oraniengelben nähert; vom Uranvitriol, wel- 
hen Herr Profeffer John im 6. Bande feiner hemifchen 
Schriften befannt gemacht hat, durch Unaufloͤslichkeit 
im Waffer, und durch den Kohlenfäuregehalt. Diefe 
Neuigfeit wurde mir gefälligft mitgetheilt vom k. k. Hrn. 
Oberbergamtsaftuar Peſchka zu Joachimsthal. Der 
Name Uranbluͤthe wurde gebildet analog den Benennun⸗ 
gen Koboldbluͤthe, Arſenikbluͤthe . .. und ſcheint für 
die Charaktere und auch für die Erzeugungsart des 
Foſſils, da es wahrfheintih ein Produft der Aus— 
witterung des Uranpecherzed ift, bezeichnend zu feyn. 

Unter diefe Rubrik gehört auch der Eronftedtit, 
da aber deffen Charakteriſtik und chemifche Unterfus 
hung bereitd in den Abhandlungen der Fonigl. Geſell— 
fhaft der Wiffenfchaften befannt gemacht ift, fo er- 
wähne ich deffen blod, und verweife auf diefe Abhand- 
lungen. Mehrere Foflilien erwarten noch eine genauere 
Unterfuchung, und ich verfpare deren Befanntmadhung 
auf eine andere Gelegenheit. 


f ! 


ee EEE Te ww 
Wahl, Einzug, 
und 


böhmiſche Krönung 
8. Ferdinand des Erften, 





- Aus einer Handfohrift des böhmifhen Mufeums, 
mit Anmerkungen begleitet von J. D, 
Mebſt drey Beilagen.) 





Die Wahl des Könige. 
"Anno Domini 1526. die 22, Odobris indidtum 


est jejunium in tota Pragensi civitate ad placan- 
dum Deum, ut eis dignaretur suggerere, quisnam 
Ducum aut procerum digne huic a) succederet, 
Quumquidem mortuo Ludovico regnum heredi- 
bus existebat penitus orbatum b). Eo die dissi- 





a) huic, d. i. Ludovico, defien Schickſale in der Hand: 
ſchrift erzählt werden, welche nebjt Auszügen aus 
Cofmas, feinen Fortfegern und Francifcus, noch die 
Auffhriften der Abbildungen der böhmifchen Her: 
zoge und Könige, von Premyſl bis Wladislaw, Lud— 
wigs Vater, mit denen die Burg vor dem Brande 
vom J. 1544 geziert war, enthält. Ludwig fiel in der 
Schlacht bei Moharz in Ungern am 29. Aug. 1526, 


b) Ludwig hinterließ zwar feinen Sohn, aber feine 
Shwefter Anna, Wladiſlaws Tochter, geboren zu 


106 


dentibus baronibus, militaribus ac. eivitatum con- 
sulibus inter se, visum est nonnullis ı8 seorsum 
eligere debere, nempe sex ex baronibus, sex ex 
militaribus, sex ex civitatum consulibus c); qui 
omnium voluntate concessa, eum qui regno prae- 
esse sufficienti regimine, non amieitiam, non di- 
vitiarum opulentiam attendentes, posset. Elec- 
torum vero 'nomina haec subsequuntur: ex baro- 
nibus: Dominus Zdenko Leo, supremus viceco- 
mes Pragensis; Dominus Jaroslaus de Schellen- 
bergk, supremus regni camerarius; Dominus 
Zdislaus. de Lippa, jüdex regni praecipuus; Do- 
ıninus Adam de Nova Domo, regni cancellarius; 
Johannes de Barthenbergk d); Dominus Joannes 
Pfluck e). E militaribus: Raczslaus Berzkow- 
sky de Ssebirzow, regni notarius eminentior; 
Oppel Ficztum de Novo Schunburgk; Henricus 
Wloziek de Ziampach f); Litoborzsky; Joannes, 
Trezka de Lipi et in Lipnice; Wilhelmus de 





Dfen am 23, Sun. 1503, feit 1515 dem Erzherzog 
von Defterreich Ferdinand verlobt, feit 1521 mit 
ihm vermählt, war doch natürliche Erbin des Kö— 
nigreichs Böhmen. 

c) Nicht ſechs, fondern acht Merfonssan waren aus jedem 
der drey Stände dazu ernannt. Aller 24 Namen 
find in Hageks Chronik verzeichnet, 

d) Lies Wartenberg von Eiche (na Dub.) 

e) Pflug von Rabftein. Aus dem Herrenftande gehen 
bier ab: Chriftoph von Schwamberg, und Wilhelm 
Schwihowſky von Riſenberg, Burggraf zu Karl: 
fein. 

f) Anftatt Heinrich Hlozek, nennt Hager richtiger den 
‚Leonard Marfwart von Hradef, un 


N 


107 


Wrzessowicz et in Dubrawska Hora g). Ex ei- 
vitatum consulibus : Magister Joannes Passka, 
Zigismundus dilus Zika, Pragenses; Duchek, 
didtus Dominaczek de Parva Parte h), Henricus 
Baccalarius de Montibus Cuthnae; Magister de 
Ziateze i); Purkrabeck de Plzna k), Hi memo- 
rati altero die, qui est 23. Odobris, audita mis- 
sarum solennitate in sacelluun Sandi Wenceslai 
Arcis Pragensis ierunt. Ubi post praestitum so- 
lemne juramentum in conclaye didi sacelli per 
integrum fere ‚diem in. eligendo regem remorati 
sunt. Appropinquante paene completorii hora, 
unisona omnium vox et sors Ferdinandum Hispa- 
niarum Infantem ac Austriae Archiducem tetige- 
rat. Quibus egredientibus regem se habere asse- 
verabant, at ejusdem nominis intimationem us- 
que diem sequentem, quae est 24. Odtobris di- 
stulerant ]), 





g) Anftatt dieſes Wilhelm, nennt Hagek den Jaroſlaw 
Brozanſky von Wiefowie, und dann noch zwey, die 
bier aus dem Ritterftande fehlen, nemlich Wenzel 
Amcha von Borownice, und Sohann Boren von 
Lhota. 


h) Beim Hagek heißen dieſe drey: Johann Paſſek von 
Wrat, Sigmund Wanicek, Duchek Preſſticky. Und 
anſtatt des folgenden Heinrich nennt er den Samuel 
Lawicka von Kuttenberg. 

i) Der Mag. von Sat hieß Niklas Cjernobeyf. 

k) Wenzel von Kaurim und Niklas Stanat von Tabor 
aus dem Bürgerftande, gehen hier ab. 

H Eupad beim 24. October gibt fogar die Stunde der 
Öffentlichen Kundmachung an: A. D. 1526 (mf. 
quidam habent hunc diem: Hagecus 27) a la- 
mentabili luctuosoque Ludovici Regis occasu 


108 


Der Einzug 


Anno a reeonciliata ivinitate 27, ultra ses- 


quimillesimum , 5. Kal. Februarii, Serenissimus 
Ferdinandus Bohemiae Ungariaeque Rex 'eledtus, 
anno suae aetatis 275. m) praestitit juramentum 
proceribus Regni in ı finibus Bohemiae n), Deinde 





m) 


n) 


die 57. Ferdinandus Archidux Austriae, In- 
fans Hispaniarum, Caroli quinti Imperatoris, 
Hispsniae Regis, germanus, electus trium or- 
dinum sufffagiis regni Boemiae, declaratur et 
promulgatur publice in arce Pragensi. rex 
Boemiae, horam circiter diei ı9 (vom Gon- 
nenuntergang gerechnet , nad) unjrer Uhr gegen 12 
Uhr). Hac declaratione publicata Status re- 
gni conferunt sese in aedem D. Viti, Deo- 
que agunt gratias, hymno Ambrosiano decan- 
tato, supplicationes quoque et precationes 
fiunt; adhaec publica excitatur per Pragam 
laetitia et congratulatio campanarum bombar- 


darumque sonitu. Hagek hat nicht den 27ten,. 


fondern die Mittwoche vor Simonis und Judä an— 
gegeben. Da nun dieß Feft im G. 1526 auf einen 
Sonntag fiel, fo müſſen vier Tage von 23 abgezo- 
gen werden. Nur wenn Simon und Judas auf ei— 
nen Donnerftag fällt, it die Mittwoche der 27fte. 
Am Rande fteht 25. Allein da Ferdinand im S. 
1503 am 10. März zu Medina in Spanien gebo— 
ren ward, fo hatte er am 30. Jänner allerdings 23 
Sahre, 10 Monate und 20 Tage zurückgelegt. 
Nächſt Sglau bei der fteinernen Igelbrücke, an welcher 
Stelle der Iglauer Magiftrat nad K. Ferdinands To- 


de ein Monument, das noch meben der Randftrage fteht 


und Königftein genannt wird, errichten lieg. Auf 
der marmornen Tafel unter dem kaiſ. Adler ift folgende 
Snfhrift zu leſen: In perpetuam rei memoriam. 
Ferdinandus primus Romanorum Imperator Au: 
gustus, Hungariae, Bohemiae etc. Rex, Infans 


er re 


u u u a Fra 


109 


cum ingentibus copiis equestribus 0) 5. Februarii 
die intravit celeberrimam ac populosissimam ci- 
vitatem Pragensem cum conjuge sua Anna, filia 
regis Wladislai Bohemiae et Hungariae. Ubi in- 
ter alia spedtacula p) post 24 horam in Raczin a 
praelatis totius regni cum eleganti atque coneinna 
oratiuncula, quam praepositus ecclesiae Pragen- 
sis; Dominus Ernestus Sleynicz pronuntiaverat, 
susceptus est. Qua finita cum vocalissimo jubilo 
atque laetitiae cantu: Advenisti desidera- 
bilis &e. et responsorio: Castus mente, in 
sacellum Divi Wenceslai dudtus, regina comitan- 
te. Ubi ante corporis Christi mysterium , flexis 
poplitibus, simul orarunt. Tune inchoatum est 
dominorum episcoporum solenne canticum Te 





Hispaniarum, Archidux Austriae et Marchio Mo- 
rayiae etc. in regem Bohemiae disignatus die- 
tae Bohemiae regno hoc in loco juramentum 
praestitit mensis Januarii dieXXX. Anno salu- 
tis M.D.XXVIL. Obdormivit in Domino pater pa- 
triae Viennae Pannoniae XXV. die mensis Julii 
anno Domini M.D.LXHII: regnorum ejus romani 
XXXIIN.et aliorum XXXVIII. aetatis suae LXI. 
cujus anima in Deo in sempiternum vivat. 
Senatus populusque Iglaviensis posuit. 

0) Das Hofgefinde hatte 3381 Pferde. f. Zug und 
Einreiten Seiner Fönigf. Majeftät auf die Krönung 
gen Prag. 1527. 4. 2. Bogen. 

p) Die Zünfte zogen ‘mit ihren Fahnen vor die Stadt 
bis Mafefhig. In Buders nützlicher Sammlung 
(Franff. u. Leipz. 1735) ftebt ein umſtändlicher Be- 
richt über diefen Einzug von Sobann Roersfeld, 

der mit feinem Haufen bis zu einem Schloß (Mate: 

This), mo der König das Frühmabl genommen, 

hinausritt. (ſ. die Beilage b.) 


10 


Deum Laudamus; quod hydraulis et canto- 
res cum suis 'familiaribus alternatim ad calcem 
usque prosecuti sunt. Sub quo cantu Rex duce- 
batur e sacello ad summum altare, reginam a 
sinistris ducens, comitante nobilium puellarum 
turba. Et cum ventum est ad latus summi al- 
taris juxta tumbam divi Viti, in una sede sub 
hymno et rex et regina geniculabantur, Quo fini- 

10 additus est versiculus Domine salvum fac 
regem, cum oratione pro.rege per spedabilem 
Dominum Wenceslaum Picetinüum, tunc tempo- 
ris decanum; praesentibus ibidem dominis Capi- 
tularibus, et regni Bohemiae proceribus; nec non 
legatis Clementis 7. pontificis maximi, regis An- 
gliae, atque reverendissimo patre, D. Bernhardo 
episcopo Tridentino in comitatu Tyrolensi gq) plu- 
ribusque aliis et ferme innumeris generosis viris 
ex Hispania, Flandria, Burgundia, Brabantia, &c. 





g) In der Faif. Hofbibliothek iſt eine Copie der alten 
böhmischen Krönungsordnung auf. 7 Papierblättern 
j dem Cod. hist, prof. 746 beigebunden. Sie ift 

aus einem Coder der Trienter Bibliothek abgefihrie- 
ben, den Biſchof Bernard zu Prag fertigen ließ: 
descriptum ex codiee membranaceo in 4. 
LXXXVIII. bibliothecae Tridentinae, in cu- 
jus prima pagina haec adnotavit Bernardus 
Clesius, S. R. E. Cardinalis, Episcopus et 
Princeps Tridentinus: ,„Istum librum ex alio 
antiquo fecimus transscribi, dum Pragae esse- 
mus cum sSerenissimo Ferdinando Hungariae 
et, Bohemiae Rege, ibi essemus et unus ex 
coadjutoribus coronationis suae Regiae Maje- 
statis, quae fuit 24 Febr. 1527, sed pro ma- 
jori parte in,.coronatione observavimus rubri- 


114 


Qua peradta itum est ex ecclesia.divi Viti per 
palatium ad coecnam; qua consumta data sunt 
membra quieti, 


Die Krönung des Könige. 


Post hoc 24. Februarii .die, allata. est cum 
ingenti pompa corona Bohemiae ex Carolisaxo, 
arce ımunitissima , in arcem Pragensem multo 
pluris munitam atque turritam. Et die sequen- 
ti r) processio fadta est de ecclesia Pragensi Me- 
tropolitana ad Aulaın regiam. In qua processio- 
ne fuerunt 53 episcopi parati, ut pontificale prae- 
scribit; processit capituluın venerabile ecclesiae 
Pragensis, praelati, canonici; post hos ordo ab- 


— — — 


cas Pontificalis Romani, et altera die quoque 
‚, ecoronayimus Annam conthoralem praclibati 

Regis, et quae fuit filia olim Regis Ladislai 

(foll heißen Wladislai) et soror Ludovici Hun- 

gariae etc: Regis, qui de anno 1526 contra 
‘ Turcas obiit die antepenultima Augusti. 

r) Dad wäre der 25fte. Alleın da die Krönung Sonn— 
tags am Feſte Mathiä vollzogen ward, fo muß die 
Krone von Karlftein den Tag bevor, d. i. am 23ften 

nach Prag gebracht worden fenn. Johann Balbins 
Chronoſtichon gibt Jahr und Tag zugleich an: 

Sena LVCe qVater febrVa spLenDente reVeCta, 
FernanDVs Pragae regla sCeptra Caplt. 
Lupad gibt aus Deſſenſty's Ephemeriden fogar die 
Stunde und Minute an: hora XVII. post ortum 
solis, minuto 40, Anftatt ortum, foll es wohl 
occasum heigen. 17 Stunden, von Sonnenunter- 
gang gerechnet, geben nad ‚unfrer Uhr die 1ote 
Stunde. Nah einem gleichzeitigen deutfchen Bericht 
über diefe Krönung (in Buders nützl. Samml.) be: 
0 gan der Zug in die Kirche ungefähr des Morgens 
05,30 fieben Horen.“ (fi Beilage c.) 


112 


batum, qui sunt im regno Bohemiae, quilibet 
suo in paratu; tandem vicarüi et alii beneficiarii 
illius ecclesiae; tandem chorus scolarium; ve-- 
xilla praeferebantur et candelae in argenteis can- 
delabris ante coronatorem episcopum Olomucen- 
sem, qui a dextris habuit episcopum Wratisla- 
viensem, a sinistris D. Tridentinum. Ministra- 
bant ad evangelium decanus, ad epistolam scho- 
lasticus, infulati 'praelati ecclesiae Pragensis. E- 
piscoporum quilibet tres ministros habuit : unum 
pro infula, 2m, pro baculo, 5m. pro pontificali; 
alii omnes praelati habebant per unum mini- 
strum. Ubi ventum est ad thalamum regium, 
egressa fuit regia Maj. et statim praemissa reve- 
rentia fuit thurificata et aspersa aqua benedidlä s). 
Tunc episcopi processerunt suo ordine: in medio 
fuit coronator; eos praecesserunt ministri cum 
curvaturis; illos praecesserunt domini barones 
regni et unus de ordine nobiliam, portantes Do- 
minus Leo, supremus vicecomes Pragensis cum 
D. Johanne de Rosis coronam regni, marscaleus 





s) Nach Karls IV. Krönungsordnung, wovon id) eine 
Abſchrift vor mir babe, foll der König den Tag vor 
der Krönung auf den Wifchehrad, von da im die 
Schloßkirche geführt werden: Primo Archiepisco- 
pus pragensis cum Praelatis, Prineipibus, et 
Baronibus associabunt principem in regem 
coronandum in Wissegradum, et ibi orantes 
redeunt cum eo ad ecclesiam metropolitanam 
vesperas audituri ete. Dann ward er in das 
Gemach geführt, wo das königl. Ruhebett fand, 
und früh von dem Erzbifchofe aus dem Bette geho— 
ben: incensatum incenso et aspersum aqua 
benedicta, leyat Archiepiscopus per manum ad 


sursendum. 
oO ‘ 


113 


Moraviae in Sinistro, Sceptrum ‘supremus came- 
raxius regni, pomum supremus cancellarius regni, 
ensem D. Opell Ficztum ex ordine nobilium t). 
Illos ista deferentes praecesserunt multi barones, 
nobiles,, senatus Pragensis et nuntii ex civitati- 
bus; quos praecessit praedidtus ordo capituli ec-, 
elesiae Pragensis, abbatum, sacerdotuin et scho- 
larium. In ea processione fuerunt, quos vulgo 
vocant heraldi, et multa turba tibieinum. Ma- 
jestatem regiam comitabantur Oratores, nuntius 
Apostolicus, regis Angliae; inter quos unus 'epi- 
scopus Hungarus, et alii plures oratores, princi- 
pes, marchiones duo fuerunt, Casimirus et fra- 
ter ejus Georgius, comites plurimi, et turba plu- 
rima baronum et nobiliam. Cum venissent in 
ecelesiam ante altare summum , qui locus orna- 
tus fuit, primum pavimentum et gradus fadi, 
ex quibus spectarent eommodius,, cooperti erant 
panno rubeo , sedilia in lateribus chori obtecla 
erant auleis pretiosis, altare praeparatum melio- 
ri modo quo fieri potuit, habens reliquias et ca- 
pita sandlorum patronorum Bohemiae; ante al- 


6 


ı) Den Zug in die Kirche betreffend, verfügte Kart, 
tie folgt: Inter Archiepiscopum et Principem 
de thalamo. exeuntes ordinate procedanf prin- 
eipes et barones insignia regalia, videliceu 
eoronam, sceptrum, pomum, gladium et cete- 
ra deferentes, quos Camerarius regni Bohe- 
imiae, bacello eis viam pärans, praevedet. — 
Processio autem erit a'thalamo jam dicto per 

. . salam regiam, exeundo per portam, quae re- 

spieit S. Georgium, et in eorum transitu ma- 
gna campana sonetur elc, 





114 


tare praeparata fuit sedes coronatori episcopo; e 
regione sedis coronatoris in distantia 5 passuum 
paratum fuit suggestum pro regia Majestate, coo- 
pertum veluto auro intexto; a dextris illius sug- 
gesti regii fuit sedes episcopi Wratislaviensis, 
contedta tapetia una; a sinistris similis sedes 
episcopi Tridentini eodem modo contedta, Illuc 
itaque cum Maj. Regia cum eo comitatu venisset, 
eollocata fuit per episcopos in suggestum suum. 
Tune Majestas R. induta fuit veste ducali rubea 
pretiosa , subduda pellibus albis murium scy- 
thiecorum , quas Bohemi vocant bielizni; habuit 
Maj. R. arınillas ducales ex more Archiducum 
Austriae; in capite habuit coronam archiducalem. 
Ubi itaque collocarunt se, consederunt in sellis 
suis omnes episcopi nominati et ceteri praelati; 
oratoribus enim praedidis, ducibusque et comi- 
tibus loca convenientia assignata erant. Inter- 
missa competenti morula surrexerunt episcopi 
duo, Wratislaviensis et Tridentinus, coronatore 
permanente in sua sede. Fada reverentia coro- 
nando regi, eum levaverunt de sua sede, et du- 
xerunt ante sedem coronatoris. Ubi Maj. R. de- 
posita per episcopos mitra ducali, reverentiam 
fecit domino coronatori. Et dominus Wratisla- 
viensis mitra episcopali deposita, haec verba ad 
coronatorem locutus est: Reverende Pater! po- 
stulat sandta mater ecclesia, ut praesentem egre- 
gium militem ad dignitatem Regiam sublevetis. 
Tune respondit coronator: Scitis illum esse di- 
gnum et utilem ad hanc dignitatem ? IIle respon- 
dit: Et novimus et credimus eum esse dignum 


115 


et utileın ecclesiae Dei et ad regimen hujus regni. 
Respondit coronator: Deo gratias. Tune supre- 
mus Burgrabius interrogavit status regni, an 
optarent, ut coronaretur legitime per eos eledus 
rex corona regni Bohemiae? Et hoc tribus vici- 
bus, qui acclamaverunt magna voce: optamus u); 
quo facto tibicines fecerunt suum officium. Tan- 
dem per duos praelatos Doctor Hieronymus duc- 
tus ad suggestum decenter pro eo fadum; quo 
eonscenso pulpitu, curiosissime eruditissimeque 
peroravit x). Finita oratione coronator diligen- 
ter regem coronandum instruxit per verba: Cum 
honore per manus nostras, &c. Quo finito epi- 
scopi surgentes, praemissa reverentia Majestati 
regiae, eum ad coronatorem adduxerunt, Qui 
mitra ducali deposita, reverentia praemissa, an- 
te coronatorem genuflexit, manus ejus osculatus 
est, et fecit hane professionem: Ego Ferdinan- 
dus &c. Tune Domini Bohemi obtulerunt ei 
aliud juramentum, quod sua Maj. etiam praesti- 
tit. In fine autem cujuslibet juramenti amba- 
bus manibus tetigit librum evangeliorum, dicens: 
Sic me Deus adjuvet et sandta Dei evangelia. 
His expeditis illo genuflexo manente, coronator 


zo 


u) Rad Karld Verfügung foll der Metropolit das Volk 
anreden und fragen, ob fie dem Fürften ſich unter- 
werfen und ihm geboren wollen. Hierauf ward 
geantwortet: rädi, rädi,rädi, d. i. gern, gern, gern. 

x) Die Predigt belangend, verfügte Karl: fiet sermo 
ad clerum et alter ad populum sub eodem 
tempore breyiter. Und erit nad der Predigt ge: 
ſchah die Frage (unter u) an das Bolt. 





116 


deposita mitra surtexit et stetit versus ipsum 
eoronandum, dixit voce competenti sequentem 
orationem, quam dixerunt omnes pontifices, pa- 
rati similiter stantes; dixerunt etiam omuia alia, 
benedictionem, consecrationem cernentia voce 
submissa, cöronätorem tamen in omhibus ob- 
servantes et imitantes, Tandem dicebatur ora-. 
tio: Ömnipotens sempiterne Deus. Post hace 
metropolitanus cum mitra procumbebat supra 
faldesterium; rex vero ad ejus sinistram in ter- 
ram se prostravit; aliis praelatis paratis ante 
sedilia similiter procumbentibus. Tune canta- 
bantur letaniae, choro respondente, prout in or- 
dinatiöne subdiaconi ponitur. Cum cantatum 
fuerat: Ut obsequium servitutis nostrae tibi ra- 
tionabile facias, te rogamus, audi nos? Corona- 
tor se erigens et accepto baculo pastorali in si- 
nistram manum, super eletum Tegem prostra- 
tum, dixit: Ut hunc eledum in regem coronan- 
dum benedicere digneris; secundo dixit corona- 
tor: ut hunc electum in regem coronandum bene- 
dicere digneris et consecrare; R.: te rogamus, 
audi nos. Quibus didis metropolitanus rediit 
ad accubitum, cantoribus resumentibus et per- 
fieientibus letanias. Qua finita coronator depo- 
sita mitra surrexit, rege prostrato et episcopis 
genuflexis manentibus; versus ad coronandum 
regem dixit: pater noster. Tandem altiori voce 
dixit: Et ne nos &c. Respondit chorus: Sed li- 
bera, &c. Item dixit: Salvum fac regem ser- 
vum tuum. Oratio: praetende Domine. Actio- 
nes nostras. Post haece coronator collocavit se 


117 


in sedem suam, accipiens mitram; et coronan- 
dus rex coram eo genuflexit, eircumstanlibus 
praelatis cum eorum mitris in modum coronae. 
Ibi coronator intinxit pollicem dextrae in oleum 
chatecuminorum y), et inanxit in modum crueis 
brachium dextrum regis inter jundluram manus 
et juneturam cubiti ac inter scapulas z); dicens 
orationem: Deus Dei filius, &c. liem: Omni- 
potens sempiterne Deus. Quo facdlo rex suire- 
xit, et per episcopos dedudtus fuit sub papilio- 
nem, ubi inter scapulas et brachium inundum 
bombyce et spongia absterserunt. Et mox ibi 
sub papilione indutus fuit regalibus indumentis, 
videlicet amidu, alba et cingulo, stola, mani- 
pulo, dalmatica seu veste levitica, sandalibus et 
plumali seu eappa cum corona archiducali, us- 
que ad coronationem corona Bohemiae. Et ita 





y) Das gemeihte Del follen zwen Aebte aus der Capelle 
des h. Wenzels bolen: Post epistolam, choro 
_ eantante Graduale, duo Abbates mitrati in 
capella S. Wenceslai recipiant oleum sacra- 
tun, quod erit in calice magno repositum; 

qui calix totus coopertus erit cum pauno se- 
riceo, et deferant reverenter ante altare $. 
Viti, tentorio super eos extento. Calicem 
vero de manibus eorum reverenter cum oscu- 

lo accipiens Archiepiscopus ponat in altari. 


2) Karl verordnete: Demum finito Alleluja cum 
sequentia, Metropolitanus procedat ad unectio- 
nes capitlis, peeteris, scapularum, brachio- 
"o- ram, quae unctiones debent fieri uno con- 
textu et primo fundens oleum super caput in 
0, modum erugis et dieatur: Ungo te in Regem 
‚de oleo sanctificato, in nemine Patris etc. 


118 


paratus ornatusque processit cum praelatis et 
baronibus ad suggestum suum. Et ibi genufle- 
xis, audivit missam, quam praelati sui non pa- 
rati genufledtentes submissa voce simul orarunt. 
Interea cum rex duceretur sub papilionem, coro- 

nator episcopus lavit manus et abstersit pane et 
sale, tersitque linteolo per ministros porrecto. 
Post haec statim descendit ad gradum altaris, 
et dixit Confiteor more solito. Dido confi- 
teor dedit benedidtionem thuri et thurificavit al- 
tare, cantoribus cantantibus introitum missae. 
Tune processum fuit in missa usque ad evange- 
lium seclusive. His peradtis coronator episcopus 
collocavit se in sedem suam ante altare; et rex 
ab episcopis a sede sua surgens dedudtus fuit ad 
eum, eique reverentiam faciens, mitram depo- 
suit et coram eo genuflexit aa). Tune corona- 
tor episcopus accepit gladium, quem unus mi- 
nistrorum sibi porrexit de altari, et evaginatum 
tradidit in manus regis, dicens: Accipe gladium, 
&c. Quo fadto unus ministrorum ensem in va- 
ginam reposuit; quo accepto coronator praecin- 
xit regem, dicens: Accingere gladio tuo, &c. 
et attende, quod sandti non gladio sed fide vice- 
runt regna bb). Tune rex accindus surrexit et 





aa) Nah dem Sanctus, ehe noch dem Könige das 
Schwert gereicht wird, foll ihm der Metropolit ven 
königlichen Mantel umhängen, fpredbend : accipe 
pallium quatuor initiis formatum, per quod 
intelligas etc. 


bb) Nach dem Schwerf überreichten ihm die Bifchöfe 
auch Armbander : accinctus autem ense, simili» 


119 


exemit gladium de vagina, illum viriliter vi- 
brans, "Tandem brachio sinistro tergens in vagi- 
nam reposuit. Quo fadto iterum genuflexit ante 
coronatorem. Tunc Suae Majestati corona impo- 
sita fuit; quam episcopus Wratislaviensis et 
Tridentinus sumptam per coronatorem de altari 
manibus tenebant, ipso coronatore ipsam regente 
et capiti illius imponente et dicente: Accipe co- 
ronam regni, quae licet ab indignis, tamen ma- 
nibus episcoporum imponitur capiti tuo. Post 
haec coronator dedit ei adhuc genuflexo sceptrum 
et pomum dicens: Acceipe virgam virtutis cc). 
Et mox regi surgenti diseindtus fuit ensis et in 
vagina datus ad altare, redimendus per Suam 
Maj. dd). Qui tam diu datus fuit Domino Opel 
Fieztum, Et tune coronator cum aliis praelatis 
deduxit regem , sceptrum in manu dextra et po- 
mum in altera et coronam in capite ferentem 
medium inter se a dextris et digniorem episco- 
pum a sinistris regem incedentem ad tbronum 





ter ab illis armillas accipiat dicente Metro- 
politano: Accipe armillas sinceritatis et sa- 
pientiae etc. Dann ward ihm der Ring angeftedt: 
quando imponitur annulus dicatur : accipe 
regiae dignitatis annulum etc. 


cc) Der Zepter ward dem Könige cher gereicht und dann 
erft die Krone aufgefest. 

14 Die Auslöfung ded Schwerts foll nad Karla Krö— 
nungsordnung von einem Pandesoffiziere geſchehen: 
deinde accipiat ensem, unde accinctus fuerat, 

— et eum super altare Deo offerat, quem Comes 
aliis superior vel major, qui sit praesens, 
redimet et redemtum ante eum ferat. 


129 

regium in solium, dicens: Sta et retine Jocum a 
Deo delegatum ee), Tune coronator deposita 
mitra sians versus altare ineepit Te Deum 
Laudamus, &e. Organe .et eantoribus pro- 
sequentibus usque ad finem #). Quo .finito co- 
ronator stans ad dexteram regis, deposita mitra 
cecinit hunc versum : Firmetur manus tua et 
exalietur manus tua; choro respondente : Justi- 
tia et judieium praeparatio sedis tuae: Domine 
exaudi orationem meam: Dominus vobiscum, 
Oremus. Secutae sunt duae orationes; quibus 
finitis coronator rediit ad altare et praelati alii 
ad sua loca, et cantatum est evangelium; post 
eujus finein.cum consuetis ceremoniis plenarium 
delatum fuit regi osculandum, praemissa thuri- 
ficatione et credentia, praecedentibus primariis 
baronibus cum sceptro, pomo et ense. IbiR.M. 
obtulit auri C ducatos , duasque libas panis de- 
aurati et argentati; similiter duo vascula vini, 
deauratum et argentatum gg). Osculatis reliquiis 





ee) In Karls Ceremoniel fteben bier nach locum die 
merfwürrigen Worte: quem hucusque paterna 
suceessione tenuisti haereditario jure. 


FH) Die Klerifey feßte dad Te Deum fort, das Bolt 
aber fang Hoſpodine pomiluj ny. Hierauf folgte 
nun die Professio Regis coram Deo, clero et 
populo. - 

e) In Karls Ceremoniel heißt es: Rex vero debet 
oferre unum panem album et armillum ar- 
genteum plenum vini, et auri, quantum Re- 
giae Majestati videbitur expedire et Regina 
similiter. Et in eundo et redeundo gladius 
nudus deferatur coram Rege etc, 


424 


R. M. rediit ad seem suam priorcn in 'medio 
chori. . Ibi ad eum sedentem venerunt barones 
et nobiles de regno Bohemiae, de Marchionatu 
Moraviae, et Slesiis et Lusatiis legati et orato- 
res, imponebantque digitos coronae in capite re- 
gis, in sigoum subjedienis et fidelitatis. Coro- 
nator tune accepit ablutionem et. prosecutus est 
ınissam. Post communionem coronatoris, ante- 
quam sumsit ablutionem, Rex accessit gradum 
altaris, et genubus flexis oravit Confiteor, 
Metropolitanus misereatur, baronibus prima- 
riis tenentibus linteum. Tune coronator commu- 
nicavit regem, Fada communione rediit rex ad 
solium suum regium usque ad finem missae et 
benedidlionis. Qua data R. M. iterum deduda 
est in sedem priorem, ubi ense greavit et fe- 
eit plures equites auratos, Quibus omnibus per- 
adis M. R. deduda est cum anlemniiate in 
aulam suam. 


Krönung der Königin. — 


Anno Domini 1527. 26. Februarii *) die pro- 
cessio fadla est per omnia ut in coronatione Re- 





*) Nidt am 26ften, fondern Montags nah Mathiä, 
d. i. am 25. Lupal bat den Tag richtig beim 25. 
Februar werjeihnet: A. D. 1527 hoc ipso die, 
feria secunda, nimirum postfesto D. Mathiae, 
Anna (cui tamen in sacro baptismo Elizabeth 
nomen maternum fuit inditum) Wladislawi 
Vngariae et Boemiae R. filia, Ludovici I. so- 

ror, Ferdinandi I. conjunx, Pragae in aede 

D. Viti, regio diademate coronatur. Ei inau- 


122 


giae Maj. Regia Majestas coronam in capite et 
sceptrum in manibus gestans cum Regina consor- 
te sua crine soluto et velato capite processit ex 
palatio cum principibus et baronibus cum cere- 
moniis ut supra, processerunt usque ad eccle- 
siam ad pavimentum in choro praeparatum hi). 
Eo advenientes fadta reverentia ante altare Re- 
gia Maj. deduxit reginam cum episcopis coadju- 
toribus ad sedem in medio pavimenti praepara- 
tam. Rex ascendit ad thronum suum, et in- 
choata fuit missa more solito. Cumque corona- 
tor complevisset legendo usque ad evangelium ex- 
clusive: Regia Majestas coronam in capite ha- 
bens et sceptrum in manibus, descendit de thro- 
no suo, et reginam duxit cum episcopis ad co- 
ronatorem, qui sedebat ante altare, et petiit 
reginam coronari his verbis: Reverende Pater! 
petimus eonsortem nostram nobis a Deo con- 
jundam, &e. Quo didto regina genullexit ante 
coronatorem, osculataque est manum ejus. Mox 
coronator genuflexit ante sedem suam; regina 





gurationi, quae maxime fuit solennis atque 
frequens, interfuerunt Olomucensis, Wratis- 
iawiensis Tridentinusque praesules, tum prin- 
eipes, proceres, nobiles, aliique viri hono- 
rati complurimi. 

hh) Karl wollte, daß die Krönung der Königin fogleich 
nad) der Krönung de8 Königs vorgenommen werde: 
Statim eo coronato et eam benediei jubente, 
erine soluto et capite discooperto a duobus 


episcopis deducitur ante altare et prostrata 


debet orare, quae eleyata ab oratione ab 
episcopiS iterum debet caput inclinare etc. 


123 


. vero ad ejus sinistram per episcopos dedudla se 
prostravit, Et statim letania cantabatur; qua 
finita, coronator deposita mitra surrexit, et stans 
versus ad reginam ante se prostratam dixit hanc 
orationem: ÖOmpipotens aeterne Deus &c. quam 
et alii coadjutores episcopi astantes submissa 
dixerunt voce. Qua finita coronator extensis 
manibus clara voce praefationem dixit, quae 
habetur in pontificali, Finita praefatione collo- 
cavit se in sedem coronator,, et accepta mitra, 
inunxit oleo chatecuminorum reginae brachium 
dextrum et inter scapulas ii) dicens hanc oratio- 
nem : Deus pater omnipotens, &c. qua finita re- 
gina surrexit et deducla est a duobus episcopis 
et a suis baronibus sub papilionem, et isthie in- 
duta fuit vestibus reginalibus, et coadjutores ex- 
terserunt bombyce sacram undionem. Tunc re- 
gina induta fuit veste reginali, redudtaque a co- 
adjutoribus episcopis ad coronatorem sedentem 
ante altare in mitra sua, ante quem genuflexit 
regina. Cui sic genuflexae coronator cum episco- 
pis imposuit coronam dicens: Aceipe coronam, 
&c. Deinde dedit ei sceptrum et pomum, di- 
cens: Accipe virgam virtutis kk). Tandem re- 





ii) Bon der Salbung der Königin fagt Karls Ceremo— 
niel: Notandum, quod tunica Reginae et ca- 
misia debent esse apertae, ante et retro, 
usque ad corrigiam, et dominus archiepisco- 
pus debet inungere eam oleo sancto ad mo- 
dum crucis in capite, in pectore et in sca- 
pulis. 

KK) Bon tem Zepter, der vor der Aufferung der Kro- 
ne der Königin gereicht ward, und vom Ringe, 


124 


gina surrexit et per episcopos deduda est ad 
thronum suum 1). Post. haec cantatum fuit 
evangelium. Sub offertorio M. Regimalis accessit 
altare, duda per primarios barones, obtulitque 
auri 50. ducatos ad'altare; oseulatis reliquiis 
reduda fuit ad thronum suum, Processum tan- 
dem in missa usque ad communionem, data 
prius pace regi et reginae per unum ex episcopis, 
praemissa credentia, sieut factum fuit post evan- 
gelium cum plenario. In fine missae data fuit 
henedictio solennis; post benedidtionem ‚ corona- 
tor cum patena et corporali accessit Maj. Regiam: 
et Reginalem-cum debita veverentia, offerens illa 





Tautet Karls Vorſchrift: Post istam orationem 
datur Reginae sceptrum ab archiepiscopo, mo- 
dicum alterius modi, quam- sceptrum regium 
et virga consimilis virgag regiae, absque ora- 
sans. Tunc Beer annulus immitti dieite 
ejus, dicente Metropolitano: aceipe —R* 
foederis ete. Dann erſt ſoll ihr die Krone auf: 
gejeßf werden: tunc debet ei imponi ab archie- 
piscopo corona in capite ejus, quam susten- 
tare debent undique Barones. 


1) Nah Karis Vorſchrift führten Diejenigen J— 
ronen, welche die Krone hielten, die Königin zum 
Throne: Barones, qui coronam sustentant, de- 
ducant eam ad solium, ubi sede praeparata 
collocatur, associante ipsam venerabili Abba- 
tissa menasterii S. Georgii in castro pragensi 
ordinis S. Benedicti, quae propter sui digni- 
tatem yocata et rogata coronationi Reginae 
debet semper Iniafeneb, circumstantibus eanı 
Baronibus et Matronis nobilioribus "hujus re- 
gni Bohemiae. 


195 


ad osculandum, Quibus finilis redierunt in Au- 
lam regiam cum solemnitate. 

Item eodem die mm) celebratum est in pa- 
latio arcis Pragensis vesperi torneamentum Üatar 
phractorum, ubi ex una parte XIII. et ex altera 
totidem aderant cataphradi. Torneamento “in- 
terfuit Regia Majestas, ardentibus cereis facibus 
200 minus 6, spissis facibus, quarum bona pars 
arserat, non numeratis. 

Item 3. die Martii habitum est in magno 
foro Pragae ingens et percelebre principum, ba- 
ronuın et nobilium cataphradtorum , nuinero 55, 
torniamentum, quorum omnium äd rei perpe- 
tuam memoriam ordine in palatio arcis Pragen- 
sis affixa sunt et nomina et insignia. Quae- si 
quispiam avidus et curiosüs cernere gliseit, pa- 
latium petat, et videndi sibi copia detur. 





mm) D, i. am 26ſten Dienftage, den Tag nach ter Krö— 
nung Der Königin. ; Ueber das im Saale gehaltene 
Turnier gibt der — Bericht Beilage IL.) ge: 

naue Auskunft. 


Beilagen. 


—————— 


a 


Ferdinand: I. Brief an Adam von Neuhaus, 
oberften Kanzler ded Königreichs Böhmen. 


Ferdinand don gots gnaden Prinz vnd In— 
fandt in hiſpanien, 
Erzherzog zu Oeſterreich, Herzog zu Bur- 
gund, ir. 


Edler beſonder lieber. Wir tragen keinen Zweifl. 


Dir ſey vnuerborgen. Welchermaſſen der Turkhiſch 


Kayſer dad Kunigreich hungern gewalltigklich vberzo— 
gen. dem khunig vmſerm freundtlichen lieben herrn 
Brueder vnd Swager die Slacht abgewunnen. vnd 
layder Ir kuniglich wierde darinn mit Tod beliben, 
vnd noch in groſſer vnordnung ſteen. Vnnd dieweil 
dann nicht allein vnnſer freundtlich liebſte Gemahel. 
als ain gebornne khunigin zu hungern. vnd Behaim. 
aus angebornem gebluet, zu obgemelten. baiden Funig- 
reichen. Auch der Marggrafſchaft Merhern, mit Iren 
Zuegehoͤrenden Lannden, vnd herſchaften, ain Rechter 
Natturlicher Erb. ſonder auch wir — als Regierenn— 
der Fuͤrſt, von Oeſterreich, nad) Innhallt, vnd ver— 


mug der vertrag vnd Erbainigungen, Zwiſchen den 


127 


berurten Funigreichen, Marggrafffehaft vnd Lannden, 
vnd unnferm haus Defterreich aufgeriht. Zu Erben 
furgenommen vnd verordnet fein. Und wir dann 
ſouil bericht empfangen. Das du Did, vnd deine 
vorelltern. ye vnd albeg, gegen dem haus Defterreich. 
yez unnfer Negierung , geburlich ‚diennftperlih. vnd 
wolgehalten, Auch gegen vnns. als Negierundem Erz- 
herzogen von Oeſterreich. bisher, mir fonder guet— 
willigfeit, nachperlich erzaigt, Und wir vnns. Zu dir, 
noch nicht annderd verfehen, dann was du von 
vnnfern wegen. thun Fanft oder magft, des fo vnns 
vnd vnnfer lieben Gemahel. Zu befurderung wie Ob— 
fteet, Rechtlich vnd billich Zueſteet. an deiner perſon 
vnd fleiß, kain Mangl . erfiheinen werde, Vnd des— 
halben, vnnſern getreven lieben. Ihann Marexj. von 
Naſkary. vnnſern Rat vnd phleger zu Droſendorff. 
aus dem ſonndern genaigten, vnd gnedigem vertraven, 
vnd willen, ſo wir anſtat obbemellter. vnnſer lieben 
gemahel. als ainer gebornnen khunigin. Zu hungern 
vnd Behaim. vnd von vnnſern wegen, tragen. Zu dir 
In Eyll abgeferttigt, von vnnſern wegen mit dir, in 
vertraven zu reden: vnd zu hanndlen, wie du von Ime 
vernemen wirdeſt. Demnach begern wir an dich, mit 
fonndern gnedigen Fleuͤß. du wolleſt gedachtem vnn— 
ſerm Rat. diſer Zeit, ſolcher ſeiner Red, werbung vnd 
hanndlung. die Er, obgemeldter ſachennhalben, an 
vnnſer vnd bemellter vnnſer. freundtlichen lieben Ge— 
mahel ſtat, mit dir Reden vnd hanndlen wirdet, ala 


128 


vnns ſelbs genußlichen. vnd volfomen Glauben ge- 
ben, Bnd did) hierinn, vnns vnd vnnſer freundtlichen 
lieben Gemahel, ‚zu. Eern vnd Zuerlanngung, der 
obangeregten ſachen, dermaſſen gutwillig hallten. vnd 
erzaigen, Auch die notturfft vnd all hanndlung. ſelbſt 
aigentlich, bewegen und. bedenkhen, Wie wir vund 
dann genußlichen, vnd, vnabgeflagen verfehen, vnd 
vnnſer gnedig vertrawn zu dir ſeezen. So wollen wir 
nicht allain zuwiderſtandt. und abpruch des Turfhen, 
vnd errettung dar Eron hungern, mit deiner vnd ann— 
derer Nat, vnns intreffennlich gegenweer ſchicken. 
ſonnder. auch zu der Cron Behaim. vnd der Marg- 
grafffhaft Merhern, all vnnſer vermugen, vnge— 
ſparts leibs. ald aim gnedigilter herr ſeczen vnd hal- 
ten, vnd in Fainen.notten mir unſer hilff verlaffen, 
du folleft auch, unns folh dein gepurliche. guemwillig- 
fait, von vnns vnnſer millde gnad emphennden, vnd 
in allem guetem. gegen dir. vnd deinen nachfomen, 
kunfftigklich nicht vergeffen. Sonnder in allen gnaden 
Erkhenen, Geben am Zehenden rag des Monats 
Septembris. Anno x. im Sechsvndzwanzigiſten. 


Yferdinand. 


Ze ins ie en nn Dee ee —— 


Eee he ei 


129 


b. 


Johann Loersfelts Bericht, wie Ferdinand 
Erzherzog zu Defterreich zu Prag mit großem 
Triumpf eingeritten ift. M.D.XXVIIL 





Guꝛidiger Herr, meine unterthaͤnige willige Dienſte 
zuvor G. H. Ich gib E. G. zu erkennen, daß ich ſamt 
meinen Verwandten, auf dieſen Dinſtag des Monats 
Februarii, zu fruͤher Tagzeit zu Prag gluͤcklich ein— 
kommen. Deſſelben Tags iſt auch Koͤn. Majeſtaͤt, 
ſamt der Koͤnigin und andern Fuͤrſten und Herrn (wie 
nachfolget) zwo Stunde vor nachts zu Prag eingerit— 
ten. Aber damit ichs deſter baß glaubhaftig anzeigen 
möcht, wie es allenthalben ergangen, bin ich ſamt mei- 
nem Haufen wieder dur die Stadt hinaus geritten, 
auf eine halbe Meil wegs Kön. Maj. entgegen, bi zu 
einem Schloß *), da Koͤn. Maj. das Frühmahl ge 
nommen. | 
Und nachdem es zu Prag ein ſchoͤne lange Brüden 
hat, find auf derfelben und durch die Stadt in allen 
Gaffen, auf beden Eeiten geftanden die Behemen zu 
Fuß, all in ihrem Harnifch wol gerüft, ald die Licht. 
ſchuͤtzen, mit ihren Allfpießen, und haben ihre große 
*) Zu Malefhig auf dem Wege von Kuttenberg nach 
Prag, vor dem Roßthore. 


130 


Behemifche Fanen (der ein große Menig gewefen) ge- 
habt, und am Abzuge haben ihr ſechs oder acht ftar- 
fer Behem an eim Fanen getragen, auch ihre Trum- 
meten und Paufen groß ald die Wafferzuber, eim ſtar— 
ken Behemen auf den Rüden gebunden, und ift einer 
hinden nad) gangen, und die Pauken gefchlagen; das 
ift alles luſtig zu hören umd zu ſehen gewefen. 

Als nun Kon. Maj. aus dem Schloß, darin er 
dad Fruhmahl genommen, gezogen, ift ıhr Zug famt 
andern Herrn und Dienern von der Nitterfehaft, an 
einem Buſch geftanden und feine Kom, Maj. empfan- 
gen, und feine Kon. Maj. hat ihnen durch den Herrn 
von Schullenburg *), der Kriegs Behem öberfter Guber- 
nator, danken lafjen. Und derfelbig hat hie auch Kön= 
Maj. das Schwert vorgeführt. Nachfolgends hat man 
der Kon. Maj. Raͤth und die Behemifchen Herrn ge— 
menget, je ein Glied um das ander und ein Ordnung 
zum Einreiten gemadt. 

Ald nun Kon. Maj. in der Ordnung auf den 
Platz kommen, find geftanden ob denn Taufend Ju— 
den, mit einem großen fehönen Fanen. Sie haben 
auch ein Himmel gehabt, daran ein Tafel gehangen, 
und darauf die Zehengebot aufs Zierlichſt gefchrieben, 
in Willen fein Kon. Maj. unter dem Himmel einzu= 
führen. Seine Kon. Maj. hat aber ſolchs keinswegs 
geftatten wollen. Darnach haben fie Kon. Maj. aufs 





*) Lies: Schellenbera. 


131 


unterthänigft gebeten, daf fein Kon. Maj. fie bei den 
Schengeboten, ihrem Glauben und dem alten Teftas 
ment (ald frume Juden) well bleiben laffen. Solchs 
hat ihn Kon. Maj. zufagen laffen, und er er woͤll 
ihr gnaͤdigſter Herr feyn. 

Darnach ıft Kon. Maj. zu den HBeingarten kom⸗ 
men, do find. geſtanden die Prieſter und die ganze Uni⸗— 
verfität und Kon. Maj. aufs unterthänigft gebeten, fie 

ebei ihren alten Privilegien bleiben laffen ; iſt ” auch 
ſolches zugeſagt. 

Zum letzten do Koͤn. Maj. fuͤr die — 
kommen, ſind geſtanden die Herrn des Raths von 
Prag, aufs koͤſtlichſt gekleidt und wol geſchickt, und 
haben Koͤn. Maj. aufs ehrligſt empfangen, haben 
auch ein koͤſtlichen Himmel bei ihnen gehabt, in Wil— 
Ion Kon. Maj. darunter einzuführen; es hats Koͤn. 
Maj. abermals nicht wollen geftatten. Haben dar- 
nad) fein Koͤ. Ma, aufs demüthigft und unterthenigft 
‚gebeten, fie bei ihrer Oberfeit und altem Herfommen 
‚bleiben laſſen; und find alfe nad Kön, Maj, zu Fuß 
‚gangen, Bis auf? Schleß zu Prag. 

Es iſt auch Koͤ. Ma, in feinem ganzen Kürtffer 
unter eim fhwarzen Samatin Wappenrod und die 
‚Königin auf der rechten Hand neben Ko. Ma. ganz 
zuͤchtiglich (ohn allın Geſchmuck und Gezierden) und 
nach ihr Markgraf Eajimir, des Königs von England 
Geſchickten, und des Papfts Botſchaft, verordnet ein⸗ 
geritten, 


JX 


132 


" Nachfolgend haben von allen Nationen als Ofter- 
reich, Tirol, Wirtenberg und ander Erblanden mit 
famt Kon, Ma. Zug, über zwey Taufend gerüfter 
Pferd, in Schwarzen gekleidt, und lichte Helmlin, 
Armzeug und Spieß geführt gehabt. Darnach find. 
ihnen die Behemifchen Herrn, aud) die von der Bot- 
fhaft und den Städten aufs zierlichſt entgegen gerit- 
ten, an der Grenze Trigula genannt, und Rd. Ma. 
angenommen. Die haben bei Taufend Pferden ge- 
habt, alfo daß Ko. Ma. forderlich bei drey Taufend 
gerüfter Pferde in eim Ritt gewefen. 

Aus Buders nüsliher Sammlung ©. 531—534. 





C. 


Bericht von der Krönung Ferdinands und ſei— 
ner Gemahlin zu Prag. 


Am Sonntag, den XXIIII. Tag des Monats Fe— 
bruwarii, Anno ꝛc. XXVII. iſt König Ferdinan- 
dus, als Erzherzog zu Oeſterreich, in rothen Poßlein, 
roth Cremoſin ſammetem Chormantel, und Erzherzo— 
gen Huͤtlein mit guldem Creuz, und bede Maͤntel und 
Huͤtlein mit Hermlein gefuttert, ungefehrlich des Mor- 
gend zu fieben Hören, famt dreyen geiftlichen Fürften, 
nemlich den Bifchöfen von Olmuͤnz, Breslau und 
Trient, und zweyen weltlichen Fürften Caſimir und 


133 


Georgen Gebrüdern, Markgrafen zu Brundenburg, 
auch noch ſechs andern geiftlihen Prälaten, viel Gra- 
fen, Herrn und Edeln, Ehrenholden und Trummeten ; 
ganz prächtlich in Sant Wenzels Kirchen zu Prag auf 
dem Schloß eingangen, in einer Proceffion, wie her 
nach folget. Erſtlich alle Canonici zu Prag; nad) den- 
felben alle Aebte und Pröbft, darnach die Bifchof ; 
folgends find getragen die Kleinot und Opfer : nem- 
lich haben drey von der Ritterfhaft ald Erbfchenfen 
und Truchfeffen, einer ein Flein vergult Fefflin mit 
Wein und die ander zwen zwey vergulte Brot getragen 
zum Opfer, secundum ordinem Melchizedech. Auf 
diefelben Opfer hat Herr Apell VBisthum von wegen 
gemeiner Nitterfchaft dad Schwert getragen: und 
Herr Dißlawff von der Leip öberfter Landrichter (den) 
Bepter, Herr Adam von Neuenhaus Kanzler den Ma- 
jeftat Apel; die Kron ift durch Herrn Leben *) ober« 
ften Burggrafen getragen und zwen Herrn von Ro= 
fenberg feyn zu beden Geiten neben ihm gangen und 
haben die Kron angriffen, und tragen helfen. Auf die 
Kleinoter, die alfo nad einander, wie obfteht, getra= 
gen find, iſt Königliche Majeftat gangen. darnad) des 
Babft und des Königs von Engeland Botſchaft, nem— 
lid) Babft zur rechten und Königs von Engeland zur 
linken Seiten. Auf diefe zwen find gangen die zwen 
Markgrafen und die Hungeriſch Botſchaft; auf Dies 





+) Lies: Lew von Nojmital Rofentpal). 


134 


felben ein überaus lange Precejfien ven Grauen, Her— 
ron und Nitterfehaft, welche viel guldene Stuͤcke und 
zoblene Futter nad) dem Belten getragen, auch mit 
großen Ketten und Kleinsten Foftlich geziert geweit, 

So nun Ko, Ma. aus ihrem Zimmer im Schloß 
in die Kirchen vor den Fronaltar, der famt dem ganz 
zen Chor mit guͤlden Stücken und koͤſtlicher Tapetze— 
rey überhangen geweft, Fummen, ift ihr Ko. Ma. nie 
derfniet, find die. Seren, fo die Kleinot getragen, auch 
die Geiftlichen und ganze Herrſchaft um ihr Ko. Ma, 
geftanden, und, der Bifhof von Olmuͤnz hat benedi- 
cirt; Ihr Kö. Ma. iſt wieder aufftanden und in ein 
Stul, der ungefährlihd V Schritt von Altar mitten 
im Chor geftanden und mit guͤlden Stücken faft Föft 
lich geziert geweſen, geführt worden, Die vier obge— 
melten Herrn find mit den Kleinsten vor dem Stul 
geftanden und haben die gar höflich vor Ko. Ma, eine 
gute Zeit gehalten und Herr Lebe hat in Behmifcher 
Sprach zu dreyen Malen nach einander uͤberlaut aus: 
gerufen, vor allen Ständen mit diefen Worten: Woͤl⸗ 
let ihr diefen Ferdinandum 3% zum König haben? 
Darauf hat jedermann geföhrien: Ja, wir wollen ihn 
haben. Auf ſolchs Haben alle Trummeter aufgeblafen : 
Doctor Ritius Tumprobſt zu Trient iſt auf einen Pre- 
digſtul, der mit guͤlden Stuͤcken umzogen, geftanden, 


in einem ſchwarzen ſammeten Rock, und hat ein ſchoͤ— 


ne lateiniſche Sermon gethan, mit dem Eingang: wo die 
Sunn nicht hinſcheint, da ſey dad Erdrich nnfruchtbar; 


135 


alfo auch, welches Volk von Gott nicht verfehen fey 
mit einem guten König, da werde zu der Ehre Gotted 
und Eeelenfeligfeit nicht regirt x. Hat diefen König 
hoch gepreifet auf ein Etund lang. 

Nah derſelben Sermon ift dad Amt durch den 
Bifhof von Olmuͤz angefangen, mit Cantorey, Or⸗ 
geln, Bufaumen, Zinfen und Trumeten, aufs koͤſt— 
lichft. Nach dem Gloria in excelsis ift Ko. Ma. für 
den Altar getreten und hat ſich mit dem Antlik zu der 
Erden geneigt, eine gute Weil alfo Liegend blieben, 
haben Bifchöf, Achte und Proͤbſt die Letanei ob Ko. 
Ma, gefungen, folgends wicder aufgeftanden, und hat 
der Bifhof von Olmüs Ihr Majeſtat Haupt, Hande 
und zwifchen Schultern, wie ih einem König gebührt, 
geſalbet. 

Nah der Salbung iſt Kö. Ma, in einen andern 
Tabernafel, der auch zunächft bei dem Altar auf der 
linfen Hand, mit Eöftlihen gülden Tuchern gemacht, 
eingangen und in demfelben bis nad) Endung der Epi- 
ftel blieben, das erzherzogifh Habit abgethan und an 
defjelben Statt anthan erftlih cin weiffe Alben mit 
guldem Stuͤck verpremt, Manipel, Stole und ein ganz 
güulden Chormantel nach dem allerſchoͤnſten, und in fol- 
chem Habit ift Ro. Maj. aus demfelben Tabernakel für 
den-Altar geleitet worden, ſich faſt geneigt; find etlich 
Dration ob feiner Kö. Ma., die weil fen Ko. Ma. 
kniet hat, gelefon worden. Darnach ift fein Ko. Ma. 
aufgeftanden, hat geopfert zwey vergulte Brot und ein 


136 


vergult Feßlein mit Wein, auch hundert Ducaten, und 

die obgemelten Eöniglichen Kleinot find ihrer Föniglichen 
Majeftat folgend durch den Bifchof von —* am 
Altar gegeben worden, 

Zum erften dad Schwert in die Hand und deö 
Schwerts Scheideum den Leib gegurtet, alſo hat fein Fü. 
Ma, das Schwert zu dreyen Malen auf einander mit bes 
den Händen geſchwungen und eingeſteckt. Darauf hat der 
Bifchof feiner koͤ. Ma. die Fönigliche Erongar ein ſchoͤn 
alt Werk, von faft großen Edelnfteinen auf das Haubt ges 
feßt. Darnach den Zepter in die rechten und den Apfel in 

die linken Hand gegeben. Alfobald darauf haben alle 
Trumeter aufgeblafen und der Chor dad Te Deum 
laudamus gefungen mit großen Freuden. Und der Ko- 
nig ift alfo mit Eron, Zepter und Apfel wiederum in den 
Majeltatftul geführt und feiner Majeftat dad Schwert 
fürgetragen und vor feiner Majeftat gehalten worden: al⸗ 
fo haben die Bifchoffe feiner Majeſtat ein Euangelibuch 
fir den koͤniglichen Stul bracht, hat fein fo. Ma. die Eron 
von Heubt nehmen lafjen, und das Evangelium Johannis 
ſelbſt gelefen, und darnach durch den Bifchof ven Olmuz 
gefungen, und ald man mitder Meß bis zu der Communi= 
cation fumen, ift KO. Ma. widerum für den Altar gegans 
gen, andäachtiglich nieder Eniet, und hat das heilig Sacra= 
ment empfangen, darnach wieder inden Stul gangen. 

Nach Endung der Meß hat Herr Lebe offentlich 
im Chor, der mit rothen Tüchern überlegt und hohen 

Staffeln eine über die andern, darauf die Herrfchaft 





137 


amd der Adel in merklicher Anzal und Sierlichfeit ge- 
ftanden, und mit Eöftlichen Tuͤchern von Gold und an- 
‚dern verhangen geweft, ausgerufen: alle die diefem 
König getreu und gehorfam feyn welien, die follen zu 
der Cron ſchweren. Alfo ifter, aud) alle andere Herrn 
und die von der Ritterfchaft des Königreichs Behem 
und der angehörigen Lande, je einer nad) dem andern 
hinzu gangen und haben ihr jeglicher mit zweien Fin- 
gern mit gehörlicher Neverenz an die Eron gerürt, die 
weil fie der König auf dem Heubt hat. 

Do num ſolichs volebracht, hat Herr Apel Bitz⸗ 
tum feiner Fonig. Ma, dad Echwert in Etul geant- 
wortet, darmit fein Ko. Ma, Furften, Herren, die 
von Adel und wer gewoller hat, zu Nitter gefchlagen. 
Die zwen Markgrafen haben fi) am erften fchlahen 
laſſen; Ko. Ma. hat auch ihr zwelf Edelfnaben, fo in 
fhwarz famenten Roͤcken die primenden Tortſchen un= 
ter der ganzen Meß im Chor gehalten haben, all zu 
Nitter gefchlagen. 

Darnach ift fein fo. Ma, unter der Eron, Zep- 
ter und Apfel, auch in obgemelten andern Foniglichen 
Habiten, eben in der Ordnung wie im Eingang, fo 
wiederum aus der Kirchen in das Schloß über den gro= 
ßen Saal in die großen Stuben, darin man die Land- 
tafel zu beſetzen pflegt, gangen und ihr dad Schwert 
fürtragen, audy Trumeten und pufaunen laffen. In 
derfelben Stuben iſt ein faft ſchoͤne zierliche Eredenz 
‚aufgericht, feiner fo, Ma. und ihrer Gemahl Tgfel bee 


138 


reit gewefen, auch den Botfchaften, Geiftlichen und welt 
lichen Fürften, auch ſonderlich denjenen, fo die Kleinot 
getragen, jedem infunderheit von Amts wegen ein eis 
gen Tafel gededt worden; und die Konigin, fo die Klag 
auf obgemelten Tag hingelegt, ift in einem gulden Stüd 
mit edeln geftein und perlein geheft, auch fonft mit koſt⸗ 
lichen Kleinoden gef hmudt famt ihren und viel Behes 
mifchen Frauen, zuvor auch in diefelben Stuben ganz 
gen, hat feiner fo, Ma, Gluͤck gewunft und dann mit 
feiner fo. Ma. zu Tifch gefeffen. In dem haben die 
Behemifchen Erbamtleut das Effen bracht, die Trume— 
ten all aufgeblafen, und ift alfo ein koſtlich Panket ges 
halten, fo. Ma, von den Behemen in all Weg. höflich 
und fleifjich gedient worden. Ihr fo. Ma. hat Eron, 
Zepter und Apfel vor ihr auf der Tafel gehabt, und ift 
ihrer Ei. Ma. für und für mit Puſaunen, Zinken uud 
andern Inftrumenten gedient worden, 


Darnach am Montag ded XXV. obgemeltd 
Monats Februarii ift Ko. Ma. Gemahel famt ihrem 
Frauenzimmer in aſchenfarben damaſkaten Roͤcken mit 
fildrem Stud verpremt, und der link Ermel von gewuns 
den filbrin und grau damaffeten Strichen verteilt und 
fameten Paneten mit Perlen auf zierlichſt geſchmuckt, 
auf mit viel Behemifchen und andern Frauenzimmer, 
ein große Zalin gülden und filberen Stuͤcken zum hoͤch⸗ 
ften geziert geweftz Kö. Ma. zu der rechten Hand in 
einem gulden Stüdf, mit guten Zobeln gefurtert, und 





139 


‚die Königin einem filberen Stud, aud) mit guten Bo: 
bein gefurtert, darunter ein roth gulden Stud mit Föft- 
lichen Perlen geſchmuckt angehabt; Markgraf Caſimir 
hat ihr Fi. Mas gefurt und Marfgraf Georg den 
Schwanz des Rocks nachgetragen. Es find auch die 
Borfhaften, famt Bifchof, Prälaten, Grafen, Herrn 
und Edeln und funderlic die Herrn, fo die drey Klei— 
not, Eron, Zepter und Apfel, außenhalb des Schwerts, 
das Ko. M, allein und nicht der Königin fürgetragen 
iſt, in der Proceſſion gegangen, in aller Maß, wie mit 
K. M. vor geſchehen ift, fundern allein die Keyferlich 
Botſchaft, fo allererft nach des Königs Crönung fom- 
men, ift zuvorderft neben der Bebftlihen und —* 
liſchen Botſchaften oben angangen. 

Als nun ihr Ko, Ma. in die Kirchen kummen, iſt 
ſie im Chor, ſamt dem Koͤnig fuͤr den Altar nieder 
kniet, darnach der König in feiner Ma, Stul getreten; 
und die Königin, fo lang bis man etlich Oration ob 
ihr gelefen, kniend vor dem Altar blieben, folgendes 
auch in einen Etul der mitten im Chor auf zierlichſt 
mit gulden Stuͤcken behengt, geführt worden, darinnt 
fie ein Weil gefniet, alöbald ift ein Ebtiffin, fo ein 
Eron auf ihrem Haupt getragen, zu dem Stul Fum- 
men, umd die Königin wiederum fir den Altar geführt 
worden, amd ſich auf die Knie und mit dem Angeficht 
nahend zu der Erden gelaffen, dabei die gemelt Ebtif- 
fin und ihr Ko. Ma. Hofmeifterin geftanden, und als 
ſich das Lefen und die Salbung, fo ihr der Biſchof 


140 


von Olmünz an ihr. Hände und auf den Hals gethan, 
geendet hat, fie in Maß wie der Konig, Wein, Brot 
und Gold geopfert, ift fie darnach vom Altar in einen 
jierlichen Tabernafel geleitet, dafelbft dur ihr Hofe 
meifterin und die obgemelte Ebtifjin ihrs Haupts und 
Haars, fo fie erftlih in eine guldene und Perlin Hau- 


ben gebunden und daruf ein roth Panet mit Perlin 


geftiet gehabt, emblößt, ſchlechts in offem fliegenden 
Har wiederum zum Altar gefurt, und nad. etlichen 
Worten, die der Bifchof abermald ob ihr gelefen, hat 
Herr Lebe in Behemifcher Sprad) ein lange Nede ges 
than, im Geredte und Wefen die Meinung, ob fie, die 
Beheim, obgemelte Königin zu einer Königin, haben 
wollten, darauf fie mit layten Worten geantwortet z 
Ja, wir wollen fie haben, 

Auf ſolichs ift ihr Ko. Ma. bie Eoniglich Eron 
durch obgenannten Bifchof von Olmuͤnz aufgeſetzt, auch 
Bepter und Apfel in ihr Händ gegeben, und darnach 
aufpofaunet und trummetet, Te Deum laudamus 
gefungen, und die Konigin unter der Cron mit Zepter 
und Apfel wiederum in ihren. Stul gefurt wordens | 

Und alö dad Amt verbracht, ıft fie in aller Maß, 
wie fie in die Kirchen Fummen, mit der Procefjion 
barhaupt unter der Cron mit Zepter und Apfel wie 
der aud der Kirche in dad Schloß über den großen 
Sale in die Stuben, darin Ko, Ma, ded Tags dar= 
vor zu Tifch gefeffen, mit allen obgemelten Frauen- 
zimmer, Botſchaften, Fuͤrſten, Herrn und Ritterſchaft 


141 


gangen, alda fie mit ihrem Herrn und Gemahel, und 
die andern alle in ihrer Ordnung, wie bei des Konigs 
Croͤnung beſchehen, zu Tiſch gefeffen, und das Panket 
mit großem Triumpf und Frohlofung geendet. 

Und darnach am Dienftag den XXVL des ob- 
gemelten Monats ift durch Ko. Ma. auf dem großen 
Sale im Schloß zu Prag, zu Abends bei den Fichten, 
ein faft fhöner ernftlicher und zierlih Turnier gehal= 
ten, darin fein So, Ma. felb dreyzehend, in braun 
und weißen atlaffen Wappenröden und die Pferd mit 
folhen Deden befleidet geweft, und hat auf ihr Ma— 
jeftat Seiten gehabt: Markgraf Cafimir, Markgraf 
Georgen, Graf Berchtelden von Hennenberg, Graf Ni— 
Hafen den jungen von Salm, Heren Andre Ungnad, 
der von Thurn, der von Zinzendorf. Auf der andern 
Partey, feiner EM. oberfter Stallmeifter Thum Peter 
de Corduba, felb XI, in roth und gelben Atlaß Wap⸗ 
penröden und Decken: find all an und FN- 
ander gewefen. 

Und nachdem der gemelt Sale an a Orte 
am Eingang ein große Etuben, haben k. M. in der 
einen, und Tum Peter in der andern, itlicher mit den 
Eeinen gehalten. Und in demfelben Sale find lange 
Staffeln oder Bänf, je eine über die ander, der ob 
dreyßig geweft, darauf die Konigin famt ihrem, auch) 
Behemiſchen und allem andern Frauenzimmer in jo 
großer Koftlichfeit, dergleichen Feine mehr gefehen, ge= 
ftanden. Derfelbig Sale hat auch zu ringsum Schran= 


142 


Pen gehabt, darhinter die Herrn und andere Zufeher 
geftanden, auch mit Tapezerey zum huͤbſchten behängt 
geweſt. er 

Alfo fern k. M., auch Thum Peter, erftlich aus 
den Stuben gegen einander auf den Sale gezogen und 
haben ein gut treffen gethan, darnach zu den Schwer= 
tern griffen und wol an einander genußt. Nachfolgend 
je zwen und und zwen mit einander getroffen, vornen 
hoch und hinden nieder Settel gehabt, an einander 
weidlich herab geftochen, wieder auf die Pferd kum— 
men, und wie obftchet, Und ald ſolichs vollbracht, 
feind je 13 und 13 zufammen gerückt und all 26 
ein ernftlich Treffen gethan. Darunter ihr viel herab: 
geftohen, die man wieder aufgefeßt. Darnach haben 
fie all zu den Schwerten griffen und auf ein halbe 
Stund wol an einander genußt, alfo daß je zwen, je 
drey ob einem geweft, aud) je einer baß dann der ander 
genugt worden. Und koͤ. M, hat ſich in foldem vor 
andern fo wol gehalten, daran die Beheim groß Ver: 
wundern und Wolgefallen gehabt und geſagt; die weil 
Prag geftanden fey, dergleichen Turnier nie gefehen 
worden. Eind- folgends mit ein und dreyfig Trume- 
tern, die all aufgeblafen, ein itzlich Parthey mit offnen 
Bifiren in ihrer Ordnung für dad Frauenzimmer und 
wieder in ihr Stuben gezogen, ſich abgethan, herwieder 
fumen, angefangen zu tanzen. Den erften Tanz Fon. 
M. mit der Königin und den andern mit der vom 
Neuenhaus Canzlerin gethan. 





143 


Und hat die Königin drey und zweynzig Jung— 
frauen in ihrem Frauenzimmer, die all haben ange- 
habt ſchwarz famette Roͤck mit weiten Ermeln, die Erz 
mel, auch die Leib, mit gewunden Strichen von güls 
den Stuck verteilt und funft allenthalb mit gülden 
Etuden verpremt. | 

Alfo iſt vollendet oder gefchehen . die ae 


Koͤ. Ma, 
Aus D. Buders nüßticher Cammlung ©. 521—531, 





Da in dem Foniglihen Böhmifchen Krönungs- 
Ceremoniel (Frankfurt und Leipzig 1723), in wel- 
dem, wie der Titel befagt, nebſt einer allgemeinen Ab- 
handlung von diefer Krönung alle befondere Krönungs- 
Actus der Könige und Königinnen aus dem Erzhaus 
Defterreich, fo viel. deren zu befommen, enthalten find, 
von Ferdinand: I, Krönung gar nichts zu finden. ift, 
und unfre Gefhichtfchreiber auch Feine umftandliche Be- 
fohreibung davon zu machen wußten , fo werden, wie 
wir hoffen, die hier gelieferten vollftändigern Berichte, 
deren einer den andern gegenfeitig erläutert und ergaͤn— 
jet, Liebhabern der vaterländifhen Geſchichte willfom- 
men feyn, 

—* ——— 


“u MR u Tor Big 9 


XXV 


Seite. 

I. Vortrag des ſubſtituirten Geſchaͤftsleiters ⸗·3 
Beil. A. Inſtruktion für die fammelnden Mit- 

glieder ser nennen nennen par er re 23 
Beil. B. Vorſchriften zum Befuch und zur Be⸗ 

nübung de Muſeums · soon nenne rer 34 
Beil. C. Auszug aus dem Protokolle der zwei⸗— 

ten Generalverfammlungs «ser sen. 41 

TI. Verzeichniß der Mitglieder ˖444 43 

TI. Rede des Pröfidenten ˖ 444 49 
Beil. A. Beiträge zur Kenntniß des böhmi- 

ſchen Mineralreihs von F. X. M. Sippe. 81 
Beil. B. Wahl, Einzug, und böhmifche Krör 

nung K. Ferdinand ded Erften +++ ++++ 105 
Beil, a. Ferdinand I. Brief an Adam von 

Neuhaus, u. ſ. w. »sorrr corner eree 126 
Beil. b. Joh. Loeröfeld Bericht, wie Ferdi— 

nand u. ſ. w. ··... .. 129 
Beil. c. Bericht von der Kroͤnung Ferdinands 

u. ſ. w. ·4 132 


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P:91,3:5:0.0: Dam Bach wir Ä LEG 
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0 Aulkspark: 


Jehabustt. 











DAI.FRL. Zeppe. 


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P:81 
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Berhandlungen 


der 
Sefellfdhaft 


des 


vaterlaͤndiſchen Muſeums 


in Böhmen. 


Drittes Heft. 





Prag, 
aus der v. Schoͤnfeld'ſchen Buchdruckerei. 


25% 






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I. Vortrag 


des 
Geſchäftsleiters 


Maximilian Millauer, 
in der dritten allgemeinen —— 
am 23. Marz 1825. 


Hochanſehnliche! 


Zum jweitenmale wird mir heute die Ehre zu Theil, 
im Namen des Berwaltungsausfchujfes den im 16.5. 
der Grundgefeße.»beftimmten Jahrsbericht über 
den Stand des Mufeums und feines Vermögens, 
wie auch über die Arbeiten und dad Gedeihen deöfel- 
ben, zu erftatten. Welchem Gefihäfte ich um fo 
freudiger mich unterziehe, je mehr. auch felbjt aus 
diefem gedrangten Berichte, die beruhigende Ueber— 
zeugung heryortreten wird, daß unfer Mufeum feit 
der zweiten allgemeinen Berfammlung feinem patrio= 
tijch = wiſſenſchaftlichen Ziele neuerdings bedeutend ſich 
näherte, 

Zu den erfreulichften Ereigniffen, melde das— 
felbe feit jener Zeit betrafen, und womit den heutigen. 
BDorivag zu beginnen, unfere gemeinfamen Gefühle 
der tiefften Verehrung gebieten: gehören die Allerz, 
hoͤchſten Beſuche, deren es im Laufe des Jahres 


1824 gewuͤrdiget worden, 
we: 


Se. Majeſtät unfer allergnädigfte 
Kaifer und Herr gerubten dasfelbe am 22, 
Suni um die neunte Bermittagöftunde mit Ihrer 
All erhoͤchſten Gegenwart zu begluͤcken. Vorzugsweiſe 
geruhten Allerhoͤchſt Dieſelben bei der naturhiſtori— 
ſchen Bibliothek; bei den Herbarien; bei der geogno— 
ſtiſchen, nach Kreiſen geordneten, und bei der vor— 
zuͤglich ausgeſtatteten Petraͤfaktenſammlung aus dem 
Pflanzenreiche zu verweilen: und uͤber den Gehalt 
und die Anordnung des Geſammelten, Ihr Aller— 
hoͤchſtes Wohlgefallen zu erkennen zu geben. Heil 
dem Reiche, deſſen vaͤterliche Souverain zugleich 
auch der huldreichſte Vater der Wiſſenſchaften ft! 

Ihre Majeſtät, unſere gnaͤdigſte Kaiſerin be— 
ehrte ed am 9. Juni mit einem mehrſtuͤndigen Be— 
ſuche, welchen Allerhoͤchſt Dieſelbe am 10, Vor— 
mittags zu wiederholen geruhte. 

Se. kaiſerl. Hoheit, unſer Kronprinz nah— 
men dasſelbe ſchon am 3. Juni Vormittags in ho— 
hen Augenſchein. 

Nebſt dieſen Allerhoͤchſten Beſuchen bietet das 
Fremdenbuch des Muſeums vom Jahre 1824 auch 
die Namen Ihrer kaiſerl. Hoheiten der Prinzeſſinnen 
Karolina Amalia, Maria Karolina und 
Maria Klementina: dann Ihrer Fönigl. Ho— 
heiten der Herzoge von Sachſen Friedrich Au- 
guſt und Iohann: und des Prinzen Leopold 
von Salerne, dar 


5 


0, Im Ganzen meist ed fir das verfloffene Pal 
268 Befuche von Fremden aus. 

Die formlide Eröffnung des en 
war am 1, Mai des verfloffenen Jahrs vor fich ge— 
gangen. 

Meine weiteren Berichte fondern von ſelbſte in 
vier Abtheilungen ſich ab: da fie zuerſt den Stand 
unfered DBereind: dann die Sammlungen 
deöfelben: die. weitere Organifirung des Mur 
feums : endlich fein Bermögen betreffen. 

‚Der Berein wurde im verfloffenen Jahre nidyt 
nur nicht vermindert, fondern vielmehr in jeder Ka— 
thegerie feiner Mitglieder noch verſtaͤrkt. 

Aus der Klaffe der Wirfenden traten zwar 
ind unvergängliche Leben über: 

Se. kaif. Hoheit, der Herr Großherzog Ber 
dinand von Toskana. 

Se. Exc. der H. * Johann vbiurr 
— 

Se. Exc. der 9. Graf 3opann Ruratps 
Chotef. 

Endlich der H. Graf Joſeph Kolewrat- 
Krafowf kyr 
Wuͤrdige Denkmahle ihrer mannigfaltigen * 
Berdienſte, werden Gegenſtaͤnde einer anderweitigen 
Aufgabe, als der gegenwärtigen feyn.: R 
77 Dagegen find in diefe Klaffe, theils durch 
Kapitalsbeiträge, theils durch Erklärungen 


6 


zu jährlichen ONE or 
treten: ar: din 

Der hochw. Hr. Placidus —* Lan⸗ 
despraͤlat und Abt der Benediktiner Stifte Braunau 
und St. Margareth. D) 

Hr. Joſeph Damm, Doktor der Med., aus⸗ 
übender Brunnenarzt in Karlsbad, ſchon früher fam- 
melndes Mitglied unferer Gefellfchaft. 

Hr. Anton Felir Freudig, prager Magi- 
ftratörath und Beifißer des verftärften — 
Landesausſchuſſes. 

Hr. Joſeph Heyde, ER Srathangeneme 
fhafts = Oberfommiffar in Prag. Y 

Hr. Anton Freyherr von —*& * Fi 
Kämmerer. | a 

Hr, Graf Hieronymus von — k. k. 
Kaͤmmerer, Gubernialrath und Rak. Kreishauptmann, 

Se. bifchöfl. Gnaden Hr. Binzenz Eduard 
Milde, Bifhof in Leitmerik, Kr ee 

Hr. Johann Nep, Stiepanek, Direktor 
und Mitunternehmer des prager ftand. Theaters. > 

Hr. Graf Eugen von Brbna. | 

- Hr. Morib3dekauer, Großhändler in u 

Aus der Klafje der fammlenden 59. Mit- 
glieder entriß und der Tod gleichfalld zwey wuͤrdige 
Theilnehmer, namlıd : ine er 

Den Hrn. Ignaz Baumann, —— 
biſchoͤfle Bezirksvikaͤr in Zbinitz; | ib 


2 


dann den Hrn. Mathaus Wenzel Klaudi, 
Magijtratörath in Budweis. 

Dagegen wurden in diefelbe aufgenommen : 

Hr. Franz; Fahrridh, Dechant in Zlonik, 
für den Rakonitzer Kreis. 

Hr. Adam Fialka, bifchofl. Bezirkövifar 
und Stadtdechant in ne für den Pra⸗ 
chiner Kreis ; 

amd Hr. Wenzel Jettel, finftlih Dittrich 
fteinifcher Berg = und —E—— zu un 
für den Ezadlauer Kreis. 

Mir ſelbſt ift dad vom hochlobl. — bei 
der Wahl zur Geſchaftsleitung, am 31. März des 
vergangenen Jahrs auögefprochene Zutrauen der wirk⸗ 
famfte Beweggrund , den dießfälligen Verbindlichkei— 
ten, infoferne meine Berufsarbeiten es  geftatten, 
fortan Bereitwilligft zu entfprechen. 

Die Sammlungen de Muſeums murden 
auch im Jahre 1824 durd freiwillig darge 
brachte Beiträge jeder Art beträchtlich vermehrt. 
Eine genaue Bezeichnung diefer Beiträge, in wie fern 
fie fir jene Sammlungen ſich eigneten, bethen wie 
fonft, die gewöhnlihen Quartaldartifel in der 
prager Zeitung, bereits dar. Wenn aber aud) einige 
dem Anfcheine nah minder erheblihe Stüde in die 
leßteren aufgenommen wurden; fo gefhah es bloß 
deßwegen, weil jene Artikel gewiffermaffen auch 
öffentliche Urkunden des Empfangıes und did Dans 


kes uber alle, diefem Inftitute gewidmeten Bay 
ftände find, 
Sie gewähren folgende — Ueberſicht der 
im letzten Jahre an das Muſeum gelangten Gegenſtaͤnde: 
Für die Bibliothek erhielt es: Wxvxi⸗ 
923 gedruckte Werke und kleinere wu 
37 Handfohriften, und 
2 Charten. » 
Fur die Diplomen= Sammlung: 
An 150 Orig, Urkunden und einzelne Kopien. 
Für die ethnographifhe Sammlung: | 
76 verfchiedene mitunter fehr interefjante alter= 
tthuͤmliche Gegenftände. 4 
Für die numismatifhe Sammlung: 
An 5 Eenturien von verfchiedenen älteren und 
neueren Münzen und Medaillen, 
Fur dad Fach der Zoologie: 
6. Eäugthiere und 23 Voͤgel. 
- Fur die Rondilienfammlung mehrere einzels 
ne Stufe, | 
Fur dad Fach der Botanik: 3 
Ein Herbarium vivum. 1 
Fuͤr die Faͤcher de Mineralogie, Gevgnofie, 
Oryftognofie und Petraͤfaktenkunde: 
44 größere Lieferungen, und nz 
12 einzelne Stuͤcke. 
Ueberdieß hatten auch Se. furftlihbe Gnaden 
unfer hochverehrte Oberhirt, Wenzel Leopold 


ee 


9 


Chlumezanſky von Przeſtawlhk und Chlum— 
cjan P. T., die Gewogenheit, zu erlauben „ daß 
117 Handſchriften, 81 Incunabeln, und 183 fl 
tene, gedrudte, vaterländifche, außerhalb der zum 
prager Erzbisthume gehörigen Bibliothek vorgefundes 
ne Werfe, dem Mufeo zur Verwahrung und zur 
Benuͤtzung in demfelben, anvertraut werden. Groͤß⸗ 
tentheild von befonderem Werthe, wurden fie unter 
gefälliger Mitwirkung des fürfterzbifhöftichen Eeremoz 
niaͤrs, Hrn. Emanuel Widimffy, durd ten 
Bibliothefär des Mufeums gehörig verzeichnet; mit 
den Signaturen ſowohl Sr. fürftlichen Gnaden, als 
des Mufeums verfehen ; und in demfelben aufgeftelit. 
Unter den Handfchriften zeichnen vorzüglich fich aus: 
Ein Orationale des  prager Erzbifchofes Er— 
nejt, auf Pergament: mit feinem und dem Bilde 
K. Karl des IV. und einigen —* von Hei⸗ 
—* 

Ein Mariale der prager — 
vv⸗ Bermaͤchtniſſe des Domprobſtes, Hrn. Jo— 
hann von Kolowrat, auf Pergament, mit zwei 
ſehr netten Bildern vom 3biöfo de Trotina. 
Ein boͤhmiſches neues nase Sehre 
1422, auf Pergament. DEZE — 
Eine ganze boͤhmiſche Bibel vom — 1462. 
Einige Acta der Koſtnitzer Kirchenverſammlung. 
Eine boͤhmiſche bis in das XVIte Jahrhundert 
reichende Chronik des Pribiſſſa w von MRado— 


10 
nin, Schulrektors bei St. Egid in der —* 
Prag. 3 

Ein Codex altdeutfcher Goaichte und Tagwei⸗ 
ſen, urſpruͤnglich dem Georg von Roggenburg 
gehörig, mit folgender Schlußbemerkung: Anno 
Domini Augsburg LXXL de i ee 
Hätzlerin, 

Einige diefer Stuͤcke, Liegen fo eben zur Bes 
fihtigung hier vor, | 

Er. Exc. dem Hrn. Präfidenten ımferes 
Bereins, verdankt dad Muſeum feit dem neuer 
dings: | 

Für die — * mehrere auslaͤndiſche 
Krebsarten. Ar 


Für die Mineralogie, zwei Kiften verſchie⸗ 
dene Foſſilien. 


Sur die Petraͤfaktenſammlung; meh— 
rere Verſteinerungen von Enthomoliten und Schaal⸗ 
thieren aus der Eifel, dann einen aufrecht ſtehenden 
verſteinerten Baum von 11 Fuß Höhe, nebſt — * 
reren Pflanzen⸗ Abdruͤcken. 

Für die Botanik, einen neuen Pflanzenka⸗ 
ſten, 500 getrocknete, groͤßtentheils ſeltene auslaͤn⸗ 
diſche Pflanzen, Saamen und Früchte, 

Sur die Bibliothek, 242 Bände mit 2927 
Kupfern, worunter die neueften Prachtwerke fir die 
Naturgefhichte enthalten find, von denen mehrere 
gleichfalls zur Einficht hier vorgelegt werden, 


1 4: u 


4 


Aber auch hen durh Ankauf haben unfere 
Sammlungen im vergangenen Jahre, einen bedeu— 
tenden Zuwachs erhalten. Zu den angefauften Mas 
terialien gehören : | 
a. Die — Sammlung des Hrn. Ku⸗ 
ſtos Zippe. 

H. Seine — Bibliothek. 

c. Endlich die theils in der graͤflich Kaunitziſchen 
Becrlaſſenſchaftsverſteigerung ‚ theils in Folge eines 
gefchehenen Anbothes, durch Hrn. Hanka erfauf- 
ten, größtentheild vaterländifchen Werke, | 
» Die oryftognoftifde Sammlung de 
Hrn. Bippe enthielt 2500 Stüde in faft durchaus 
gleihem dreizölligen Formate, wie auch mehr als 
300 Fleine loſe Kryftalle, und war ausgezeichnet 
durch viele .englifhe, fhwedifhe, nor we— 
siehe, fibirifche und amerifanifhe Mine 
ralien, vorzüglich aber durch vollftändige Suiten aud 
Böhmen, Mähren, Schlefien, Tyrol, 
Käarnthen und von den Farder Inſeln, welche 
Hr. Sippe durd einen Zeitraum von 8 Jahren, 
theild durch Tauſch mit Mineralogen ded Inn =» und 
Auslandes, theild durch Ankauf ganzer Sammlun- 
gen und Auswahl des Intereffanteften aus denfelben, 
zufammen ftelfte. Durch ihren Ankauf wurde die 
diesfallige Sammlung des Mufeumsd nicht nur um 
30 ‚bisher fehlende species vermehrt, und die 
Reihe der bercit3 vorhandenen Gattungen anſehnlich 


12 


erweitert, fondern auch der Anlaß zu einet befon- 
dern vaterländifihen oryktognoſtiſchen Sammlung 
herbeigeführt. 

In der von demſelben gleichfatte erfauften, * 
26 größtentheild neuen, durchaus wichtigen, und 
im Mufeo noch nicht vorhandenen Werfen beſtehen— 
den Bibliothek, Famen alle 17 Jahrgänge von Leo n= 
hards Tafchenbud für die gefammte Mineralogie, 
fammt dem Repertoriv deöfelben in 3 Banden: vie 
Schriften des Abbe Hauy: ded Grafen — 
und gleich ausgezeichnete Produkte vor, 

Da e5 aus verfhiedenen wichtigen Urfachen im 
14, $. der Inſtrukzion für die HH. Kuftoden der 
Naturalienfammlungen des Mufeums feftgefeht wur— 
de: „daß Diefelben in jenem Fache, deſſen Kuftoden 
fie find,‘ feine eigene Sammlungen befigen dürfen ;’ 
nahm Hr. Sippe Feinen Anftand, jene beiden 
Sammlungen im Gefuche um feine Anftellung , dem 
Mufeo anzutragenz und fie demfelben um die Hälfte 
des von einer dazu verordneten Comitté beftimmten 
Schaͤtzungswerthes zu überlaffen, Indem die Zeit 
ſelbſt das Band gelöst, welches ihn an feinen fruͤ— 
heren Wirfungsfreis im hiefigen technifchen Inſti— 
tute geknüpft, wurde er vom 1, November 1824 an, 
ald Nuftss der Minceralien=-und Betr“ 
fafrenfammlungen des Mufeumd mit dem 
für diefe Stelle fuftemifirten Gehalte, und zwar un» 
ter Beruͤckſichtigung feiner bisherigen proviforifchen 





® 13 


Dienftleiftung, mit beſonderem Vergnügen fürmlich 
angeſtellt. iz 

In Bezug auf die fortfihreitende Organifis 
tung des Mufeums, wurde im verfieffenen Jahre 
mit allen in der Negiftratur vorhandenen Aktenſtuͤcken 
vom Aprit 1818 bis zum Schluße des Jahres 1824 
dur die Gefchäftöleitung eine wiederholte Reviſion 
vorgenommen, und mit diefer Arbeit zugleich die 
Berfertigung des im 7. und 8. $. der Grundgefeße 
angeordneten Errihtungsbudhes des Muſeums 
verfnüpft. Es befindet ſich unter den heute vorge 
legten Gegenftanden : enthalt in der erſten Abtheilung 
die Kapitalöbeiträgez; im der zweiten die jähr— 
lihen Syftemalbeiträge; -in der dritten die 
Fleinern jährlichen; im der vierten die ein für 
allemal geleifteten Geldbeiträge, endlih in 
der fünften die Materialbeiträge. Jede diefer 
Abtheilungen zerfällt in drei Nubrifen, deren erfte 
Die Namen der Beitragenden, und zwar wegen ihrer 
leichteren Auffindung, ſtets in alphabetifiher Ord— 
nung; die zweite, die Beiträge ſelbſt; die dritte 
Jahr und Nummer der darauf fich bezichenden Afren 
enthält. Wodurch es zugleich ein voltftändiges In— 
ventarium der Negiftratur ſelbſt; und mitunter eine 
Kontrolle fir die fpeziellen Materralfataloge der HH. 
Kuftoden bilder: während auch fir die Fortfeßung 
deöfelben fo geſorgt worden iſt, daß die Nefultate 
der zunaͤchſt folgenden einzehnen Jahrgänge, bis zu 


14 - 


einem. beliebigen Zeitpunfte ohne Schwierigkeit oder 
Störung der Ordnung, demſelben einverleibt wer— 
den koͤnnen. si 
Durch die Einführung von gedrudten Aus 
jugsformularien aus dem Kaffajournal, 
über den Empfang der fubjfribirten jährlichen Syſte— 
malbeiträge: und von gedrudten Formularien für die 
monatlide Abfuhr der von der Gefchaftsleitung, 
zu Handen der Kaffa übernommenen Geldbeitraͤge jeder 
Art, wurde der erwinfchte Grad von Leichtigkeit und 
Berlaglichkeit in. der Manipulazion wein der. re 
und Gefhäftsleitung erzielt. 3 
In der Bibliothek nd im Archiv a * 
die im Laufe des Jahrs 1824 zugewachſene große 
Zahl von gedruckten und handſchriftlichen Werken, 
mit dem Zeichen des Muſeums verſehen, und in die 
betreffenden Faͤcher eingereiht. Die nach jenen Faͤ⸗ 
dern verlegten Grundkataloge wurden fortges 
fest, alle Urkunden aber, fie um bee zu erhalten, 
init Umfchlägen verfehen. kann 
Da jedoch ungeachtet der ſchaͤtzbaren Vomoͤthe 
des Muſeums an gedruckten Schriften, dennoch der 
Fall eintreten duͤrfte, daß in Privatbibliotheken 
manche, durch Umfang, Inhalt, Pracht und Sel— 
tenheit ausgezeichnete Werke, beſonders über die ſo— 
genannten beſtimmten Wiſſenſchaften ſich vorfinden, 
welche das Muſeum neh nicht beſitzt, und welche 
weder durch Schenkung, noch durch Kauf, leicht 


a u u See 


15 


und bald an dasfelbe gelangen dürfen, während die 
gegenwärtigen liberalın Herren Befiger es ſich zum 
befonderen Vergnügen machen würden, fie zum ges 
meinfamen Gebrauche, auf eine beftimmte Zeit ind 
Mufeum darzuleihen: wurde in der am 16. Jaͤnner 
d. I. gehaltenen Eikung des Berwaltungsausſchußes 
$. 8 beſchloſſen, fowohl im heutigen VBortrage der 
Gefhäftöleitung , ald aud im Seitungsartifel vom 
erften Quartal dieſes Jahrs, eine öffentliche und 
allgemeine Einladung dazu, an die Beſitzer fols 
der Werfe in und außer Prag vorzunehmen. Der. 
kuͤrzeſte Zeitraum, fir welchen ein ſolches Werk ind Mus 
feum zu leihen wäre, möchte wohl jener von 3 Mon⸗ 
den ſeyn. Das Werk felbft koͤnnte mit einer dop⸗ 
peltem gleichlautenden genauen Bezeichnung desſel⸗ 
ben, — wad bei mehreren Werken der Art, auch 
auf ihre Berzeichniffe ſich bezieht, — an den Bis 
bliothefär des Muſeums, Hrn. Wenzel Hanfa, ge 
langen, der dad vom Eigenthuͤmer felbft unterfer⸗ 
tigte Pare behält; das zweite unter Beftätigung der 
Uebernahme und mit Angabe des Termins, unters 
zeichnet; dem Eigenthuͤmer einhaͤndigt; der Ges 
fihäftsleitung aber fofert die erforderliche Anzeige defs 
fen erftatter, werauf die Nachricht: davon an den 
berreffenden Theil des Publikums, unter Angabe des 
Werkes und des Termins, in der prager Zeitung er— 
folgt: Bei der Beuuͤtzung ſelbſt, — die bloß im 
Leſezimmer des Mufeumd, und unser Aufſicht des 


16 


Bibliothekaͤrs ftatt finden Fann, — find die für den 
Gebrauch aͤhnlicher Werke des Mufeums bereits feit- 
gefeßten, in den Verhaltungsregeln beim Befuche 
und bei Benuͤtzung der Sammlungen des Muſeums 
% I enthaltenen Vorſchriften, mit der * Ge⸗ 
nauigkeit zu beobachten. 4 
Die ſeiner Zeit erfolgte: —— * vom 
Eigenthuͤmer auf dem ihm ertheilten Reverſe beſtaͤtigt, 
und dieſer gegen Erhebung des Gegenſcheines, dem 
Bibliothekaͤr uͤbergeben werden, — Schon vor der 
Hand buͤrgen die Verheißungen mehrerer, durch Rang 
und Wiſſenſchaft ausgezeichneter Beſitzer ſolcher Werke 
dafuͤr, daß dieſer ſchon itzt, ehe noch die eigenen 
Kräfte des Muſeums in der Urt es geſtatten, eine 
ausgedchntere Litterarifche Wirkſamkeit desſelben bes 
zweckende Ruf, nicht ohne —*— Erfolge vers 
hallen wird.  - i 24 
—Die mittlerweile. eingebrachten ethnographi— 
ſchen Gegenſtaͤnde, wurden gleichfalls in dem fuͤr 
fie beſtimmten Raume aufgeſtellt, während unſer 
wirkendes Mitglied, H. Prof. von Hirzenfeld, 
aus freiem Antrage, die Gefaͤlligkeit hatte, einige 
Centurien antiker Münzen zu ordnen: eine Arbeit, 
die, je nachdem die betreffenden Vorraͤthe dieß ges 
jtatten, auch fernerhin fortgefege werden kann. 
Im Fache der Botanik, murden ein Theil des 
Hankfefhen-Herbard, und die ganze Saamın- 
fammtlung; Ileßtere nach natürlichen Familien: 


17 


Im Fache der 300logie,die Fondiologifche 
Sammlung beftimmt, geordnet und aufaeftellt: dieBös 
gelfammlung aber in der gehörigen fyftematifchen Ord⸗ 
nung in die dazu neu angeſchafften Käften übertragen, 

Eben fo wurden auch alle, für die vater 
landifh-geognoftifhe Sammlung eingegan- 
genen vorzugsweiſe zahlreichen Materialien ſyſtematiſch 
beſtimmt, und in wie fern fie brauchbar waren, tes 
pographifch geordnet: die Abdruͤcke und Verſt ei— 
nerungen: des Pflanzenreicdhes aber, von 
©r. Exc. unferem Hrn. Prafidenten felbit be 
ftimmt, und die Aufitellung derfelben nad) deffen 
‚eigener Anordnung unternommen. Dieſe letztere 
Sammlung zerfällt in.drei Abtheilungen, namlich in 
die Pflanzenrefte der Mebergangsdzeit, in die‘ 
der Alteren Blosperiode oder der Steinfohlen 
formaziondzeit, und die der Braunfohlem 
und jüngeren Formazionen. Mit Ruͤckſicht auf Zahl 
und Echönheit der Eremplare einzig in ihrer Art, 
gewährt fie einen hoͤchſt überrafchenden Ueberblick der 
bisher befannt. gewordenen Flora der Vorwelt. 

» Die allgemeine oryftognoftifhe 
Sammlung war vor der Hand nad dem Werner 
ſchen Mineralfyften geerdnet, . Da es jedody den 
gegenwärtigen Etand dieſer Wiſſenſchaft nicht mehr 
umfaßt; und unfere Sammlung ſelbſt dur den 
bereits beſprochenen Ankauf der Zippeſchen einen 

anſehnlichen Zuwachs erhielt, wurde beſchloſſen, bei 
b 


18 


der Einreihung dieſes Zuwachſes, die ganze Samm⸗ 
lung nad) dem Syſteme des Freybderger Profeffors 
der Mineralogie, Hr. Friedrih Mohs zu ordnen, 
Mit diefer Arbeit wurde bereits angefangen, und 
man hofft, fie im Laufe ded gegenwärtigen Jahres zu 
beenden, um bei der nächften Generalverfammlung eine 
allgemeine, Ueberficht derfelben vorlegen zu koͤnnen. 
Bon. den Anftalten des Mufeums , wurde in 
den Beitfihriften Hefperus Num. 292, und im 
14ten Hefte der Iſis (©. 1142) ruͤhmliche Er- 
wähnung gemacht. Nur muß man bedauern, daß 
diefe leßtere, seine nuͤtzliche Vorſichtsmaßregel ald eine 
Befchranfung auögedentet, und. darüber viele uns 
nuͤtze Worte verfehwendet hat. Nicht um die wiffen- 
fhaftlihen Arbeiten zu befchränfen, nicht um ein Mo- 
nopol für die Kuftoden zu begründen, wie dort fehr 
föhief geurtheilt wird, wohl aber um Verwirrungen 
bei gleichzeitiger Bearbeitung deöfelben Gegenftandes 
durch mehrere zu vermeiden, wurde Die Anzeige der . 
über neue Gegenftände vorzunchmenden Arbeiten an 
den Berwaltungsausfhuß, im 5, 6. der Vorſchrif— 
ten zur Benuͤtzung der Naturalien = und SKunft- 
fammlungen des Mufeums, zum Gefeße gemacht. 
Schwerlih wird ein Narurforfiher die gleichzeitige 
Bearbeitung der vom Humbold und Bompland 
gefammelten Pflanzen, die mit.doppelten, und felbft 
dreifachen Namen belaftet, wie auch verfehieden charaf- 
terifirt in dad Syſtem eintraten, als einen Gewinn 


19 


für die Wiſſenſchaft anſehen: ſchwerlich dad Bearbei- 
ten der Brafilianer Pflanzen von Et. Hilaire ohne 
alle Rükficht auf des Martius umd Zuccarinis 
nova genera plantarum beloben. Aehnliche Ver⸗ 
wirrungen hätten z. B. bei Bearbeitung des Hanke 
ſchen Herbariums ebenfalls vorkommen koͤnnen, 
wäre jene Vorſichtsmaßregel nicht vorgeſchrieben wor⸗ 
den. Sim der liberalen Benuͤtzung unſerer Bibliothek 
und unferer übrigen EN iſt —* Niemand 
behindert worden. — 

In wie weit dem ſchon * Haager Wun⸗ 
ſche nach einer betraͤchtlichen Zahl von kleineren jaͤhr⸗ 
lichen Geldbeitraͤgen ſeitdem entſprochen worden ? iſt 
aus der Thatſache erfichtlich, -daß der Betrag der jaͤhr—⸗ 
lichen Syftemaf - und minderen Beiträge im Jahre 
1824 um 170 fi, M. M. und um 93 fl. W. W. 
erhöht worden iſt. * 

Nach den Reſultaten der Rechnungen des ver- 
floſſenen Jahres, betrug der Empfang des Muſeums 
in demſelben: 


Am Reſte des Jahres 1823 * 
ſammt einigenMängelöerfägent116186 fl. 541 fr, 

An größeren jährl. Beiträgen 3985 1 | =i 

An kleineren jährlichen und ein 

fuͤr allemal geleiſteten Beiträgen 949 = 35 ⸗ 


An Intereſſen von angelegten 
.4832« 49; 


+ 


Re mern Fürtrag 125954 fl. 18% Fr. 
b * 


20 
' Uebertrag 125954 fl. mr Rt. 


Aus dem Debit der Verhand⸗ a ain 
lungen u Ira ER EEE 
An zufälligen kleineren Beträgen 6. 16. 


Summe ded Empfanges 126202 fi. 543 fr. 


Berwendet wurden im Jahre 1824: 
Zum Bau und zu Einrichtuns 
ET Bölleili a tderiultne 1419 fl. 52 Fr. 
Zu Gehalten der angeftellten 
FJndividun 2 2. 3585. 40 « 


Zur Miethe und zu Eteuern 970. Ale 
Zur gewöhnlichen Beltällung 20 Ps 
Zu den Sammlungen . » 4992 = 234» 
Am Derlag. si, ders tie 593. 164. 
Zu Sanzleirequifiten. . » 338.10. 


Zur Beheikung - » » » 225 » 36 « 
Zu verfihiedenen Fleineren Ausgaben 128 «» 35 » 


Eumme der Ausgabe 11976 fi. 341 fr. 





Wor aus nachſtehender Ber moͤgens ſtand fir dad 
Jahr 1825 ſich ergibt: 
An landtaͤflich verſicherten Ka— 
pitalien. 02600 fin fr. 
An ſtaͤndiſchen Obligazionen. 9875» 47 » 
An Berlagsartifeln nad dem 
Werthe Derfelden . . „ 10266 „ 441. 


Fürtrag 112742 fi. 314 Er, 





21 


0400.07 Ueberttag LL2742 fi, 31; kr 
An theil® baar vorhandenen, 
theils noch rüdjtandigen Bes 

trägen . . 2 2 > 1483 « 49 u 





&umme „ 114226 fi. 201 fr. 


Leber die übrigen Zwecke und Geſchaͤfte unſerer 
heutigen Berſammlung, und zwar namentlich uͤber 
die nach Beſtimmung des 14., 16. und 17. $. der 
Grundgefeße vorzunehmenden Wahlen : 
von zweineuen Ausfhußmitgliedern: 

von einigen neuen Ehrenmitgliedern: 

dann von vier Herren Reviforen der 
Rechnungendes Jahre 1824: 
werden Ce. Excell. unfer Herr Präafident befon- 
| dere. Borträge zu halten; und dad Ganze mit einet 
auch die wiſſenſchaftlich e Wirkſamkeit des Mu— 
ſeums beleuchtenden Rede beſchließen, die Gewo⸗ 
genheit haben. * 


22 


"1. Yuszug aus dem Protokolle 
der am 23. Mär) 1825 
im. Sikungs- © anle, e 
des — —5 ſtaͤndiſchen Landes ausſchuſſeb 
gehaltenen 
dritten allgemeinen Verſammlung 
der 


Gefeltfepaft ded vaterländifcien Muſeums in Böhmen, 





$. 1. 3. Mitgliedern des Ausfhufes, 
wurden mittelft der perfönlic und ſchriftlich vorge- 
nommenen Wahl, durch Mehrheit der Stimmen, 
neuerdings jene zwei Mitglieder erwaͤhlt, welche nach 
Anordnung des 14. $. der Grundgefeße, in der 
am 13. März I. I. gehaltenen Sitzung des Aus- 
ſchuſſes Num. 55 . 2., durch die zu jenem Zwecke 
vorgenommene Ballotage, das Loos zum Austritte 
aus dem Verwaltungsausſchuſſe getroffen hatte, 
naͤmlich: 

Hr. Graf Johann von Kolowrat⸗Kra⸗ 
kowſky; 

dann Hr. Gub. Rath und Direktor Franz 
Ritter von Gerftner, 

$. 2. Su Reviforen der in diefer General- 
verfammlung vorgelegten Rechnungen des Mufeums 
vom Jahre 1824, wurden mit allgemeiner muͤnd⸗ 


23 


licher Beiftimmung, neuerdingd die Herren Reviſoren 
der Rechnungen ded Jahres 1823 erwählt, und 
war: | 
Hr. Graf Franz von Wreby. 
— Graf Friedrid von Schönborn 
— Graf Johann von Thun. 
— Johann Borſchitzky, Magiftratörath 
in Prag. 36 
$ 3. Zu Ehrenmitgliedern wurden in 
Folge der dem Ausſchuſſe nach Beſtimmung des 
17. $. der Grundgeſetze gemachten, und von Er. 
Exe. dem Hrn. Praͤſidenten der Generalver— 
ſammlung eroͤffneten Vorſchlaͤge dazu, gleichfalls mit 
allgemeiner muͤndlicher Beiſtimmung erwaͤhlt: 
Se. Maj. Maximilian Joſeph, König von 
Bayern. 
Se. koͤnigl. Hoheit der Herr Großherzog Karl 
Auguft von Sachſen- Weimar - Eifenad). 
Graf Joſeph Breuner, F. k. Kaͤmmerer. 
. Hr. Staatd - und Konferenz=Rath Andreab 
Sofeph Freiherr von Stifft. 
Hr. Hofrath Jo ſe ph Freiherr von Hormayr 
zu Hortenburg. 
Hr GrafFofepyMarimilian Tanczin 
Dfolinffy, k. k. geheimer Rath und Hof Bis 
bliotheföpräfeft in Wien. 
Der k. hannoverfhe Hr. Hofrath v. Blumen- 
bad ın Göttingen, 


24 


Nitter Fran; de Paula von PR 
Akademiker in Münden, 

Hr. Dokt. und Prof, Georg Ilg in rag. 

Hr. Dokt. und Prof. Johann Swatopluk 
Preſl in Prag. 

Welches Denfelben: unter Zufendung der beirefe 
fenden Diplome fammt den biöher herauögegebe- 
nen Heften der TE ae bekomm zu mas 


chen iſt. 


25 


m Verzeichniß 
u Der 
Mitglieder der Sefettfhart 
des 
vaterländiſchen Muſeums in Böhmen. 





Praͤſident. 
Graf Kaſpar Sternberg. 
Verwaltungsausſchuß. 
Fuͤrſt Rudolph Kinſky. 
Graf Franz Stemnberg- Manderfheit, Kaſſier. 
— Georg Buquy. 
‚Abbe Joſeph Dobrowffy. 
- Graf Johann Kolowrat s Krafomwffy. 
Ritter Franz von Gerftner. 
Prof. Marimilian Millauer, Geſchaͤftsleiter. 
— Sofeph Steinmann, 
Wirkende Mitglieder. 
Fürftin Arenberg Therefia, geb. Gräfin — 2* 
Ritter Chriſtian Andre. 
Graf Joſeph Auersperg. 
Fuͤrſt Wilhelm Auersperg. 
Freiherr von Badenthal. 
Hr. Franz Becher. 
— Placidus Beneſch, Abt in Braunau und St. 
Margareth, 


26 

Graf Kajetan Berdhem + —* 

Hr. Johann Borſchitzky. 

Die boͤhmiſche Leſegeſellſchaft von Brennporitſchen. 
Die k. Stadt Budmeid. 9 BUmET , 
Hr. Hermann Bunjl. 

Ritter von Chlumczanſky, prager Füuͤrſterzbiſchof. 
Fuͤrſt Johann Clary. 

Graͤfin Roſina Colloredo, geb. Graͤfin Hartmann. 
Graf Rudolph Eerhin. 

Hr. Sofeph Damm, zugleich fanden, in Karlsbad. 
— Alois David. | ’ 

Graf Franz Deym. 
Hr. Jakob Dobrauer von OR) zig famms 


» 


lend, in Komotau, - I ii 
— Adalbert Fahnrih, Abt-in Selau, J 
— Ignaz Falge. 9 rn “ 


— Kaͤrl Franz, zugleich -fammlend, in —** 
— Anton Felix Freudig. n 
Fuͤrſt Karl Fürftenberg. 

Hr. Zacharias Gradl. 

Graf Ernſt Harrach. ee 
— Franz Hartig. IpzE 
— Profop Hartmann. u 

Hr. Joſeph Haufer, zugleich —* in 

Ritter Johann Helbling'v. Hirzenfeld. 

Hr. Joſeph Heyde. 

Freiherr Franz Hildprand. 

— v. Hochberg. 


27 


Hr. Johann Hofer. 
— Sofeph Hurdalek, refign. Biſhof vente 
— Sofeph Jebautzky. 
Freiherr Joſeph v. Kapaun. 
Erzherzog Karl, kaiſ. Hoheit, 
Graf Franz Klebelöberg. | 
Nitter Joſeph Kleeborn. 
Graf Franz v. VolewaacLiebſteinſth Sbriftburggraf. \ 
— Aloys v. RO „Biſchof zu Koͤ⸗ 
niggraͤtz. 
Freiherr de Laing. 
Graf Auguſt Ledebur. 
Freiherr Anton v. Lewenehr. 
Fuͤrſt Johann Lichtenſtein. 
— Auguſt Longin Lobkowitz. 
Hr. Joſeph Loͤhner. 
Graf Hieronymus Luͤtzow. 
— Rudolph Luͤtzow. 
Hr. Aloys Mattaß. 
— Binzenz Meisner. 
Fuͤrſt Klemens Metternich. 
Hr. Binzenz Milde, Biſchof zu Leitmeritz. 
Die graͤflich Milleſimo'ſche Verlaſſenſchaft. 
Freiherr Adalbert Mladota. 
Hr. Johann Nadherny. 
Ritter Friedrich v. Neubauer. 
Hr. Franz Nittginer, zugleich ſammlend, in Niſchburg. 
Graf Johann Noſtitz. 


a8 


Graf Iofeph Noftis. eh rm ni 
Hr. Philipp Opie. ee 
Graf Karl Pachta. ital 


Hr. Benedikt Pfeifer, Abe im Stuchoß ie 1027 
Die k. Stadt Pilſen. AI 
Graf Adolph Poͤtting. Re 
Hr. Emanuel Pohl. Se of} 
— Zohann Poſpiſchil. 
Die k. Hauptſtadt Prag. ru ar 
Freiherr Joſeph Puteani. : 
Hr. Erneft Ruziczka, Biſchof zu Bubweils ı m 
Herzogin von Sagan, } ae 1} 
Hr. Wenzel Sallat. a re 
Graf Franz Salm. Ar ai! 
Graf Friedrich Schönborn. una 
Nitter Jakob von Schönfeld, 
Hr. Michael Schufter. gut 
— Adalbert Sedlacjek, zugleich. ——— di 
Fürft Joſeph Schwarzenberg. 
Grafin Sompſchitz, geborne von Senf. 
Graf Philipp Stadion. 

— Soh.. Wilhelm weag · Mater: 
Graͤfin Aloyſia Sternberg. 
Hr. Johann Nepomuk Stiepanek. 
— Anton Stolz, zugleich ſammlend, in Teplig. 
Die grafl. Swerts'ſche ION TREE 
Ir Wenzel Swoboda. 
Tepl, Abt (Hr. Karl Reitenberger) und Sfr 


Hr, Iſidor Teutſchmann, Abt in RE 
Graf Johann Thun, 2’ IP 
— Joſeph Thun, le a⸗ 
Fuͤrſt Karl Alexander von Thurn und 2 u 
— Ferdinand Trautmannsdorf, 
Hr. Jakob Beit. ER 
— Franz Wacek, zugleich Ft, im "op 
— Franz Wagner. uKE2 EZ” 
Graf Erneft Waldftein. | 
— Stephan Olivier Wallis. 


Freiherr Joſeph Wancjura von Brachfeld.  ” 
Fuͤrſt Alfred Windiſchgraͤtz. 
— Beriand Windiſchgraͤtz. 


Hr. Anton Wolf von Wolfsberg. 
Graf Joachim Worachiczky. 

— Eugen Wratiſſav. 

— Joſeph Wratijlam. 
Graͤfin Gabriela Wratiſlaw, geb. —* Fi u 
Graf Eugen Wröna. 

— Franz Wreby. ER ER AT 
Hr. Mori Zdekauer. DIA EIER ZI ET 
Nitter Zezingar von Pirnig. A 
Hr. Iof. Liboflam Ziegler, zugleith rg in 

ne 


ee nik 


Hr. Prof. Agardh in Lund, Sekretär der phyſio⸗ 
kratiſchen Geſellſchaft daferbft. — 


30 


Graf Sriedrih Berthold. 9.0975 
Nitter von Ber zelius, Sekretaͤr der k. Geſellſchaft 
der Wiſſenſchaften in Stockholm. 

Hr. von Blumenbach, k. Dane Sof 

in Göttingen, 

Graf Bray, Präfident der Sotanifißen Gſelſſchaft 

in Regensburg. 

— Joſeph Breuner, k. k. Kaͤmmerer. 

Hr. Dokt. Bukland, Bizepraͤſident der geologiſchen 
Geſellſchaft in Oxfort. 

— Karl Martin Eron, k. k. Gub. N 
Sefretär in Prag. 

Baron von Cüvier, Sekretär der —— 
Abtheilung bei der koͤn. Akademie der ba 
[haften in Paris. 

Don Göthe, Sahfen- Weimar- eiſenachſcher 
Staatsminiſter und geheimer Rath; 

Hr. Hofrath Fofeph Freiherr von Hormayr zu 
Hortenburg. | 

— Dokt. und Prof. Georg Ilg in Prag. 

Se. Faif. Hoheit Erzherzog Johanu. 

Nitter Peter von Koppen, ruſſiſch-kaiſ. Hofrath. 

Hr. Franz Kurz regulirter Chorherr und Pfarrer 
zu ©t. Florian in Ocfterreich ob der Enns. 

Se. Majeſtät ea Sofeph König von 
Bayern. 


Hr, Need von Efenbed, if, der Karl, Leop. 


Geſellſchaft in Bonn. 


31 


Hr. Prof. Nilfon in Lund, Vorſteher der afades 
mifchen Sammlungen dafelbft, » 

— Dr. undProf. Foh. Smwatopl. Prefl in Prag. 
Se. Fünigl. Hoheit, der Herr Großherzog Karl 
Auguſt von Sadfen= Weimar» Eifenad). 
Baron von Schlottheim, großherzogl. ar 

Gothaiſcher Kammerpräfident. 
Nitter Franz de Paula von Or Akade⸗ 
miker in Muͤnchen. — 
Hr. Staats» und Konferenz- Rath —* Jos 
feph Freiherr von Stiffe, 
Graf. Iofeph Mar. Tencjine Offotinfkr, 
k. k. geheimer Rath und Hof = — 
fekt in Wien. 


Sammlende Mitglieder. — 
Hr. Franz Auge, Direktor in Karlitein. 
— - Johann Blum, Direktor in Drhowl. 
— Ign. Ant. Bremm, —— 
— Joſeph Devoti, Pfarrer in Sedletz. | 
— Franz Faͤhnrich, Dechant in Zenit, 
— Adam Fialka, Dechant in Schuͤttenhofen. 
— Georg Fritſch, k. k. Bergrath in Joachimsthal. 
— Sebaſtian Grüner, Magiſtratsrath in Eger. 
— Wenzel Rombaldi von Hohenfels, k. k. Berg- 
— meiſter in Kuttenberg. 
Tr Wenzel Zettel, Berg = und a en in 

Ransko. 


32 


Hr. Adalbert Juhn, Prof. und Konfifterialrath im 
Budweis. 

— Joſeph Kreibich, in Wien. 

— Anton Liſchka, Profeſſor in Neuhaus. 

— Anton Marek, Pfarrer in Tein. 

— Joſeph Nenel, Schichtmeiſter in Holubfau. 

— Franz Nowotny, Pfarrer in Luſchtienitz. 

— Anton Oppelt, Wirthſchaftsrath in Neufiſtritz. 

— Franz Poͤſchl, k. k. Bergmeiſter in Mies, 

— Andreas Polak, Dechant und Vikaͤr in Rokitzan. 

— Johann Raſim, Oberamtmann in Kolin, 

— Mathias Schimak, Dechant in Koͤnigſaal. 

— Anton Seidl, Dechant in Beraun. 

— Johann Tachezi, Domherr in Leitmeritz. 

— Joſeph Urban, Dechant in Chrudim. 

— Jakob Weinhuber, Dechant in Gojau, 


* * 


Bibliothekar, Archivar, wie auch Kuſtos der 
Muͤnz- und ethnograph. Sammlungen: 
Hr. Wenzel Hanfa. 


Kuftos der zoologifhen und botaniſchen 
Sammlungen: 
Hr.KarlBorjimog Prefl, Dr. der Metisin. 


Kuftos der mineralogifhen und Bars 
â—— — 
Hr. Franz Xaver Sippe. 





33 


IV. Rede 
dc 
Praͤſidenten 
in der 
öffentlichen Sitzung des böhmischen Muſeums 


am 23. Marz 1825. 





Meine Herren! 


I. den Umfang und die Tiefe der Naturwiffen- 
ſchaften zu würdigen vermag; wer ſich je mit umfaf- 
fenden gefchichtlichen Forfchungen befaßt, und be= 
dachtlich erwogen hat, welche Fulle von Materialien 
dazu erfordert wird, um in diefen beiden Abtheiluns 
gen der Wiffenfchaften mit Erfolg vorwärts zu ſchrei⸗ 
ten; den wird ed nicht befremden, ‚wenn in einem 
kurzen Seitraume von drei Jahren feit Conftituirung 
der Gefellfhaft des Mufeums noch nicht alles herbeis 
gefhafft werden konnte, was dieſe Wiſſenſchaften zu 
ihrer vollftändigen Entwickelung erfordern, 
Erfreuen wird fid) aber ein Jeder, in deffen 
Bufen ein reines patriotifches Gefühl fi regt, daß 
im fo kurzer Frijt durch ‚gemeinfinniges Beftreben, 
aus freiem Triebe, uneigennuͤtziger Liebe für dad Va— 
terland und das Emporbluhen der. Wiſſenſchaften in 
c 


34 
demfelben , wenigftens fo viel in’ dem Mufeo aufge: 
fteltt werden Fonnte, daß die Etudierenden dad Nös 
thige zu ihrem Unterricht vorfinden; die Profefforen 
mit manchem wichtigen Prachtwerfe befannt werden, 
dad fie vergebens in anderen Bibliotheken geſucht hät- 
ten; daß einem Jeden, der fih in einem einzelnen 
Fache der beiden Abtheilungen der Wiſſenſchaften, 
die unfer Inſtitut umfaßt, belchren will, zu feiner 
Selbſtentwickelung mehr dargeboten werden fann, als 
noch vor hundert Jahren felbft die größten —— 
taͤten darzubieten vermochten. 

Welchen Zuwachs in allen Faͤchern und Abthei⸗— 
lungen das Muſeum im heurigen Jahre erhalten habe, 


iſt Ihnen, meine Herren, bereits bekannt; mir iſt | 


es Pflicht, Ihnen über die Berwendung und Benuͤ— 
Kung, die den eigenthumlichen. Werth der Samm⸗ 
lungen um Bieles höher, nähere Auskunft zu er 
theilen. 

Im Fade der Zoologie murden die noch 
fehlenden böhmifchen Singvoͤgel beigefhafft ; zwei 
Barietäten ded Koͤnigbadlers (Falco imperialis), 
der weißföpfige Geyer (Vultur rufus), der blaue 
Falfe (Falco cyaneus), der ſchwarzbaͤuchige Kibis 


(Vanellus melanogaster), ver ſchwarze Storch ; 


(Ciconia nigra) erhalten. Als feltene Epielarten 
wurden eingeſchickt: ein weißes Rebhuhn und eine 
weiße Dohle mit dunfeln feilfarben Augen; eine 
weiße Uferfchwalbe; und eine zörhlich braune Lerche. 


35 


Einige Zugvögel, beſonders aus dem Entengeſchlechte, 
ausgenommen, ift die vaterlandifche ornithelogifche 
Sammlung bereitö ziemlich vellftandig, beſtimmt, 
und in neuen Käften aufgefteltt. 

Unter die freundlichen Theilncehmer an —— 
Inſtitute, die unſere oryktognoſtiſche Sammlung 
begabt haben, zaͤhlen wir vor allem die hoͤheren Re— 
gionen unſerer Atmosphäre, die fie mit einem Me— 
teorfteime vermehrten. 

Anm 14. Oftober des entwichenen Jahres, Mor: 
gend 8 Uhr, bei mäßig bewölftem Himmel, wurden 
gleichzeitig auf einem Flädenraume von ungefähr 6 
Meilen zwifhen den Orten Tocjnit, Cerhowitz, 
Horjewiß, Lochowitz, Praffoles, Zebraf 
im berauner Kreife, zwei Knalle gleich einem Kane 
nenfhuß, und ein Saufen und Pfeifen in der Luft 
von vielen Menfchen vernommen, wie es bei einem 
Meteorfteinfalle gewöhnlich ft. Gubernialrath Neu— 
mann, der fih in Horzowitz befand, machte auf 
diefen Umftand aufmerffam; «6 wurden Nachfor— 
fhungen und Nachſuchungen angeftelle; ein folder 
Stein auf dem Wege von Zebraf nah Praſkoles 
von einem Bürger in Zebraf, Namen Franz 
Kolbe gefunden; von dem Hrn. Grafen Eugen 
Bröna gekauft, und dem böhmifchen Mufeo ver: . 
ehrt. Das Meteor zog von Nord-Weſt gegen Eid» 
Sit; fowohl bei Zebraf als bei Cerhowiß glaub: 
tem einige Menſchen das Niederfallen eines Körpers 


c * 


36 


aus der Luft bemerkt zu habenz es iſt aber biöher 
diefer einzige unganze Etein gefunden worden, der 
aus zwei Stüfen beſteht, die der Angabe nah, in 
einer Entfernung von 150 Schritten gefammelt wor- 
den feyn follenz das dritte, das etwa zwanzig Loch 
wiegen Fönnte, fehlt; die beiden vorhandenen Stüde 
wiegen 107 Loth. Die Angabe des Finders, daß 
diefe beiden Stüude in fo großer Entfernung gefunden 
worden, möchte bei näherer Unterfuhung des Steines 
bezweifelt werden; denn «8 zeigen ſich an demfelben 
mehrere, mehr oder minder tiefe, unregelmäßige 
Eindrüfe, ald wäre er noch im weichen Zuftande an 


härtere Körper angeprellt, oder auf foldhe gefallen, 


ohne daß die aͤußere dunfle Rinde an diefen Stellen 


im geringften befchädigt ſey; dagegen ficht man dort, 


wo ein Stuͤck des Steined fehlt, einige Linien außer— 
halb des Bruches, eine Fleine Verlegung der Rinde, 
die nicht mehr Raum einnimmt, ald die Fläche eines 
gewöhnlichen Hammers; und dort zeigen ſich auch 
mehrere Sprünge; beide letzteren Umftände würden 
bei einem Zerfpringen in der Luft, das die einzelnen 
Stüde aus einander gefihleudert hätte, fehwerlich ſich 
geäußert haben. Die Neugierde, mit der innern 
Befchaffenheit diefes Steines befannt zu werden, der 
durch viele Hände ging, che er vom Hrn. Grafen 
Wrbna erkauft wurde, dürfte daher die nähere Ur— 
fache feiner VBerftummelung ſeyn. Nach Angabe 
des Hrn. Gubernialraths Neumann ift die aͤußere 


37 


Befchaffenheit dieſes Meteorfteines mit jenem im 
Sahre 1796 bei Belaya Zerwka in Rußland; 
dem 1808 bei Liffa in Böhmen, und dem 1812 
bei Toulouse in Frankreich) gefallenen am meiften 
aͤhnlich. — X 
Die Beſtandtheile nach der Analyſe des H. Ku— 
ſtos Zippe beſtehen aus 20, 30 nickelhaltigen Eiſen; 
18, 82 Schwefeleifen, und 60, 7 erdige Maſſe, 
welche in Kiefelerde, Thonerde, Magnefia, Eifen« 
proteryd und Waffer zerlegt wurde. Er gehört dem» 
nad unter die an metallifhen Beftandtheilen reichen 
Meteorfteine, wodurch er ſich vorzuglid von jenem 
bei Stannern gefallenen unterfcheidet, halt jedoch 
weniger Eifen, als jener von Liffa, dagegen aber 
mehr Schwefeleiſen; ift reicher am Eifen und Schwes 
feleifen ald der von Smolensk; ſtimmt mit kei— 
nem der biöher gefallenen ganz genau überein; welches 
vieleicht bei allen felbft zugleich gefallenen Meteorfteis 
nen der Fall feyn dürfte, wie wir aus der Verſchie— 
denheit der Angabe von Klaproth und Mofer bei 
Analyfe der Steine von Stannern abnehmen Fön» 
nen; ein Fall, der übrigens auch bei den Analyfen 
irdiſcher Gefteine nicht ganz felten ft. (Beil, A. N, 1 
und 2, —) 
Nebſt diefem wichtigen Beitrag haben die orykto— 
gnoſtiſchen Sammlungen durch den Ankauf der Zip pe’* 
Shen und Hohenfelöfhen Sammlung; ‚durch 
‚ein Geſchenl Sr. 1.9. des 9. Erzherzog Johann, 


38 

mit fteyerifihen und kaͤrnthneriſchen Mineralien, wor⸗ 
unter vorzuglich ſich das Friftallifirte gelbe Blei aus 
Kärnthen auszeichnetz und eine Sendung wohl ges 
wählter größtentheil® böhmifcher Fofjilien von Hrn. 
- Franz Röfßler, Mineralienhandler in Kradrop, 
einen anfehnlidhen Zuwachs erhalten. Diefe Bemeh— 
rung hat die Norhwendigfeit nach ſich gezogen, die 
ganze oryktognoſtiſche Sammlung dem gegenwärtigen 
Standpunkte der Mineralwiffenfchaft gemäß nen auf? 
zuftellen, und Gelegenheit gegeben, «ine oryktogno— 
ftifche Sammlung böhmifcher Foffilien in auderlefenen 
Stuͤcken größeren Formats davon zu trennen, Die bei 
der Herausgabe perrographifcher Karten die Möglichkeit 
darbieten wird, auch das ortlihe Vorkommen der 
vorzüglicheren orpftognoftifihen —— — 
phiſch anzuzeigen. 

Die geognoſtiſche Sammlung if in dem * 
gen Jahre weniger beruͤckſichtigt worden, als wir nach 
allen vorangegangenen Aufmunterungen zu erwarten 
berechtigt waren; wir hoffen jedoch, daß ſowohl die 
ſammelnden Mitglieder, als das ſaͤmmtliche Berg⸗ 
perſonale, beſonders die Herren Schichtmeiſter, die 
woͤchentlich bei dem Beſuche der Zechen die ſchoͤnſte 
Gelegenheit dazu haben, es ſich im heurigen Jahre 
werden angelegen ſeyn laſſen, dieſe Luͤcke auszufuͤllen; 
denn für fie ganz vorzüglich werden richtige petrogra= 
phiſche Karten den weſentlichſten Vortheil darbierhen. 
Su ganz befonderer Aufmunterung Fönnen wir anfühe 





Be u aa 4 


39 


ren, daß die Allerhöchften und hohen Herr— 
fhaften, die unfere Sammlungen in dem heurigen 
Jahre mit Ihrem hoͤchſterfreulichen Beſuche begluft 
haben, diefer und der Peträfaftenfammlung vorzüg« 
lich Ihre Aufmerkſamkeit gefhenft, umd über den 
Zweck derfelben * Allerhoͤchſten — ausge⸗ 

Die iin ift befonders durch 
en verjteinerte Baͤume; den Gypsabdruck 
einer in Sefterreih auf der Herrfhaft Grafeneck 
gefundenen ganz unverfehrten Kinnlade eines jungen 
Maftodonten mit allen Zahnen von Hrn. Grafen 
Fofeph Breunerz dur Pflanzenabdruücke und Die 
in Böhmen vorkommenden ZTrilobiten reichliher aus⸗ 
‚geftattet worden, Ueber die Pflanzenabdrüde wird 
dad IV, Heft der $lora der Borwelt, das bereits 
im Drude ift, nähere Nachrichten enthalten; uͤber 
die feltenen Verfteinerungen der Trilobiten, die 
zwar feit mehr ald einem Jahrhunderte gekannt, aber 
ſelbſt jetzt noch nicht hinreichend erfannt und beftimme 
find, müffen wir hier noch einiges anfügen, da hieraus. 
ganz vorzüglich der unfhasbare Werth —2* 
ze hervorleuchtet. 

Die Verſteinerungen, Trilobiten genannt, 
En juerft in England am Ende des 17. Jahre 
hunderts entdeckt; von Luid im Jahre 1698 
abgebildet; fie Famen unter dem Namen Foſſile 
ven Dudley in viele Privatfammlungen als vine 


40 


Seltenheit, aus der man eigentlich nichts zu machen 
wußte, und die man nach den Begriffen jener Zeit 
fir ein fogenanntes Spiel der Natur hielt. Unter 
demfelben Namen wurden fie noch im Jahre 1750 
von Littleton befhrieben. Wald behandelte fie 
etwas wiſſenſchaftlicher, als ’er die Knorriſche 
Sammlung beſchrieb; gab ihnen den Namen Tri⸗ 
lobiten u. f. w. Allein fie würden noch lange 
Feine eigentliche Stelle in dem Syfteme gefunden ha— 
ben, wenn nicht der unfterbliche Linne, durch Bru- 
nich auf die ſchwediſchen Trilobiten aufmerf- 
fam gemadt, fie auf feinen Reifen felbft aufgefudt, 
befchrieben, abgebildet, und in das Syſtem einge 
tragen hätte. Nun begann fir diefe Berfteinerungen 
eine eigene Epoche, die volle 25 Jahre umfaßtz- fie 
wurden für alle Privat- Sammlungen eifrig gefucht ; 
ed erfihien Feine Zeitfchrift, Fein Buch, dad von Ders 
fteinerungen handelte, in weldem nicht Trilobiren 
abgebildet waren, Wilkens fihrieb ein eigenes 
Werkchen mit vielen Kupfern uber diefelben. Auch 
in Böhmen war man nicht müffig geblieben; Franz 
3eno,. Profefjor an der Univerfitat in Prag, ſam— 
melte jene aus dem Uebergangöfalf an Branik bei 
Prag, und ließ fie abbilden; Graf Franz Kinſky, 
die von der Herrfhaft Ginek im beraumer Kreiſe; 
Ritter von Born befhrieb alle jene, die er in feinen 
Sammlungen vorfand,. Allen der Umſtand, daß 
bei diefen Berfteinerungen der. Kopf gewöhnlich ge— 


ae Bar Rn ee ehe 


4 


trennt von dem übrigen Körper vorfömmt, führte zu 
vielen Verwirrungen; die Schwierigkeit, diefe Thiere 
anirgend ein befannted Geſchlecht anzureihen, fcheint von 
weiter fortgefeßten Unterfuchungen abgefchreft zu haben, 
00 Die Abhandlung Schäffers über den krebs⸗ 
artigen Kiefenfusd und Linnée's Ausſpruch, daß 
dieſe Thiere zwifchen den Monoklen und den 
Oniseus einzureihen. feyen, beſchloß den Cyklus die 
fer Unterfuhungen. Als in der neueften Zeit, wo 
alle Berfteinerungen in einem ganz andern Geijte 
bearbeitet werden, die Reihe an die Trilobiten 
kam, aͤußerten fi erſt die Schwierigkeiten, die der 
Mangel perennirender oͤffentlicher Sammlungen und 
hoͤchſt mittelmaͤßige Abbildungen nach ſich ziehen. 
Wohin die Exemplare gekommen, welche Wilkens, 
Knorr, Klein u. a. m, abgebildet haben, welche 
Linnd zu. feinen Befchreibungen benuͤtzt hat, weiß 
Niemand mit Beltimmtheit anzugeben; Wahlen 
berg hat beffere Abbildungen geliefert; die ſchwedi⸗— 
fhen Eynonima richtig angeführt; die böhmifchen 
aber zu ſchwediſchen Trilobiten gebracht, die in Boͤh— 
men noch nicht gefunden worden. _ Freiherr von 
Schlottheim, dem die Peträfaftenfunde fo Vie— 
led verdankt, beſchrieb mehrere böhmifche Arten, 
‚ohne von den früheren Arbeiten boͤhmiſcher Raturfor- 
ſcher Wiffenfhaft zu haben, Adolph Brog- 
nart theilte die Familie der Trilobiten in mehrere 
Gattungen, ohne die Alteren Synonima berichtigen 


42 


zu Fönnen; was nad den groͤßtentheils hoͤchſt mit 
telmäßigen Abbildungen der früheren Zeit ohne Ans 
fiht der abgebildeten Berfteinerungen ohnehin Faum 
möglich ift. Die Auseinanderſetzung der böhmifchen 
Tritobiten iſt demnach ein Bedürfniß geworden, und 
die Sammlungen de Mufeums bieten den Stoff 
dar, um es zu befriedigen. - Durch Gefälligkeit des 
Hrn. Grafen Eugen Wrbna, auf deffen Herr 
ſchaft Ginetz mehrere Arten vorkommen; durch den 
wegen Eifer des ſammlenden Mitglieded Hrn. Direk- 
tor Auge in Karlftein, und den Kaplan Jo— 
hannWlezek in Ginek, wurden die vorziig« 
lihften in Böhmen befannten Trilobiten zufammen- 
gebracht, die wir hier vorlegen; die Alteren früher 
befhriebenen wurden und aus der Univerfirätd -Natu+ 
ralienſammlung zur Einficht mitgerheilt, woraus ſich 
eine Berichtigung von felbjt ergab, die dem willen- 
ſchaftlichen Publikum zur Beurtheilung vorgelegt 
wird, (Beil, B.) Die Originalzeichnungen werden 
naht den Driginaleremplaren in den Sammlungen 
des Mufeums aufbewahrt, noch nad Sahrhunderten 
die rihtige Synonime nahweifenz cin Vortheil für 
die Wiſſenſchaft, den Privarfammlungen, die von 
einer Hand, wohl auch von einem Lande in dad an- 
dere übergehen, oder gar einzeln veräußert ſich in 
viele Sammlungen verlieren, nie gewähren fonnen. 
Zwiſchen den Sammlern, den öffentlichen Sammlun- 
gen und den Naturforſchern, die fie bearbeiten, bil. 


43 


det ſich unbemerkt und unveranffaltet eine gedeihliche 
Wechfelwirkung , die für die Wiffenfchaften von dem 
erfprieslichiten Erfolge ift. Das eifrige und verftans 
dige Sammeln müffen wir daher fammtlichen Mits 
gliedern auf das dringendfte empfehlen, um diefe 
fo wiünfchenöwerthe Wechfelwirfung zu der PR 
Thaͤtigkeit zu erheben. 

Der Buwahd, den die Herbarien an eins 
zelnen Pflanzen verfchiedener Zonen erhalten haben, 
Fonnte noch nicht gefichtet werden, da man mit dem 
Haͤnk iſchen Herbario zw fehr befhäfrigt war. Dies 
ſes ift durch die eifrige Bemühung des Hrn. Kuftos 
Prefl in Familien abgetheilt und zur Bearbeitung 
vorbereitet; das erfte Heft, die fammtlichen Kryp= 
togame enthaltend , von dem wir die Kupferftiche 
bier vorlegen, wird auf nächfte Oftermeffe verfender 
werden, und den doppelten Beweis von dem Fleiße 
des fammelnden Naturforfcherd und der einträchtlichen 
Bereitwilligkeit der Botaniker, dem unter fremder 
Zone Verblichenen einen Ehrenfranz auf feinen Grab: 
hügel zu legen, darbieten. 

Die Bibliothek des Mufeums erhielt in beiden 
Abtheilungen eine anfehnliche Vermehrung; für die 
Naturwiffenfhaft das Wichtigſte der neueften 
erfhienenen Werke, um den Forefihritten der. Wif- 
ſenſchaft in allen Welttheilen folgen zu fönnen ; in 
der Geſchich te durch Handfhriften und ältere fel- 
tenere Werke, die theils angenchme Rückerinnerung 


44 


einer großartigen, blühenden, unvergeßlichen Borzeit 
een; oder befannte Begebenheiten näher beleuchten, 
Durch die ſchon erwähnten von dem Hrn. Fürften 
Erzbifhof und Primas dem Mufeo auf eine. 
fo liberale Weife zur Aufbewahrung und Benuͤtzung 
überfaffenen "Handfhriften und Bücher, find wir 
mit einem neuen vaterländifchen Künftler aus der 
damahls beliebten Kajte der Migniatori , die ſich 
vorzüglich mit Verzierung auserlefener Handfhriften 
zu befchäftigen pflegten, befannt geworden. Diefe 
Mahler fcheinen in Böhmen befonders: ausgezeichnet 
worden zu ſeyn. Bon den beiden Migniatoren Frana 
und Kuthner, welde die für König Wenzel ge 
ſchriebene, dermahlen in der k. Bibliothek in Wien 
aufbewahrte deutfche Bibel geziert haben, wurde Ers 
fteree im Jahre 1408 mit einem Lehen im No wos 
ſedl von dem Könige belohnt und belchnt. . 

Zbisko de Trotina, den wir in dem Ma- 
riale Arnesti fennen lernen, verdient nicht weniger 
eine chrenvolle Erwähnung. 

Ueber den Codex der Jena er Univerfitätd« 
Bibliothek von Bohuflamw von Czechtitz, den 
Hr. Abbe Dobrowffy in der Gefhichte der höhe 
mifchen Sprade (©. 233 — 237) befchrieben hat, 
wuͤnſchte dad Mufeum nähere Nachrichten und befon- 
ders Nachzeichnungen einiger Abbildungen, die fich 
auf den Krieg gegen die Sireuzfahrer und die damah— 
ligen Unruhen in Bohnen beziehen, zu erhalten, 


45 


Diefer Wunſch wurde durch unfer werehrtes Ehren: 
mitglied, den Hrn. geheimen Rath von Göthe auf 
das liebreichfte erfuͤllt. Diefer Codex gehörte ches 
mahls der Furfürftlihen Bibliethef in Wittenberg, 
von wo er im. Jahre 1548 nach Jena gebracht 
wurde; er befteht aus 9 gefihriebenen Pergament, 
70 dergleichen Papirrblättern, und 16 gedrudten 
Seiten. Bilder zählt man überhaupt 128 von: ge: 
ringem Kunftwerthe, aber großem Reichthum an Gold⸗ 
und Farbenverzierungen. Der Name von Cjed- 
tiß auf dem erſten Pergamentblatte ift ausgefrakt, 
und bloß die Worte Bohuslaus de... manu 
propria me fecit vorhanden; er findet ſich jedoch 
unter einem Bilde, mit dem in dad Lateinifche 
übertragenen Bornamen: Deum Solemniza de 
Czechtitz ausgeſchrieben. Der Inhalt trägt das 
Gepräge des wogenden Zeitgeiftes der Epoche des 
Koftniger Kirchenraths. Die mitgetheilten Zeich- 
nungen beziehen fih auf die wichtigeren Momente, die 
der Gefchichte angehören. 

Unter den erhaltenen einzelnen Gaben: find ı und 
vorzuglih Flugfhriften uber befondere Begeben- 
heiten wichtig , die in ftürmifch. bewegten Zeiten, wie 
fie unfer Vaterland mehrmahlen erlebt hat, fo leicht ver= 
loren gehen ; wir wählen aus diefen zur Mittheilung 
drei noch ungedrudte Stude, die ein verſchiedenes 
Intereſſe wecken. Das erſte aus. derſelben Hand⸗ 
ſchrift, aus welcher wir im entwichenen Jahre die Kroͤ⸗ 


46 


nung Ferdimand I. entlehnt haben, von dem 
Jahre 1526 in lateinifcher Sprache, enthält die 
erften Nachrichten Über König Ludwigs Tod bei 
Mohatfch, diedamahls in Prag befannt wurden, 
Dad zweite, ein böhmifches Lied von Georg 
Trnidy über dad durd Erzherzog Ferdinand 
veranftalteteTurnier bei Anfunft König Marimir 
ltans zur Krönung in Prag im Jahre1562, in wel⸗ 
chem Erzherzog Karln der erfte, einem Kinſky der 
zweite Danf zugetheilt wurde, ſcheint nach einer damahls 
befannten Weife und Sitte, wie heute noch geiftliche 
Lieder am. St. Johannis Nepomuceni Fefte, und 
weltliche auf Jahrmaͤrkten, auf den Straßen abge 
fungen worden zu feyn. Das dritte, der Leichenzug 
bei der Beerdigung König Marimiliand von dem 
Jahre 1577 in deutſcher Sprache, mit Anmerfuns 
gen aus einer böhmifchen Handfchrift des Markus 
Bidjovinus de Florentia, von unferm 
Mirgliede Hrn. AbbE Dobromwffy dem Mufeo 
mitgerheilt und beleuchtet. (Beil. ON. 1,2, 3.) 

Die Münzen» md alterthümliden 
Sammlungen find zwar auch nicht ohne Vermehrung 
geblieben; doch haben wir aus diefem Fache nichts 
befonderd Merfwürdiges anzuzeigen. 

Dad Gefammtrefultat, dad aus allen ange- 
führten Einzelnheiten ald ein erfreuliches Ganze here 
vortritt, ift der Gemeinfinn und der gute 
Wille Bieler, zu einem gemeinnuͤtzigen Unterneh— 


47 


men nach Kräften mitzuwirken; dieſer ift es aber 
auch allein, wenn er alle Stände, alle Einwoh- 
ner der Städte wie ded Landes gleich mächtig er— 
greift und durchdringt; das nationelle Ehrgefühl 
wet; allen in dem Mufeo die gemeinfchaftliche 
Schatzkammer darftellt, im welche die Naziom die 
Zeugen defien, was fie vor Jahrhunderten war und 
was fie noch ift, niederlegt, um ihr Werden und 
ihr Seyn gefhichtlih zu beurfunden , diefer Gemein- 
finn iſt es allein, der dad Mufeum auf denjenigen 
Standpunkt zu erheben vermag, der der Ehre der 
Nazion zufagend, dem Zwede der Anftalt entfpres 
hend, den heutigen Fortfchritten der Wiſſenſchaften 
angemeffien, dem Vaterlande nuͤtzlich und chrebrin« 
gend , und der huldvollen Anerfennung unſeres 
allergnädigften Monarchen wurdig ift. 
Daß diefer Gemeinfinn ſich ſchnell und allge 
mein verbreiten und erhalten werde, wollen wir 
vertraulich hoffen und erwarten, | 


"Beilage A Numt. 


DRARANKANIANANKAR 


Ueberſicht 
der bisher befannt gewordenen 
| boͤhmiſchen 
meteoriſchen Metall = und Stein - Maffen. 





(Vom Geſchäftsleiter.) 





IB, groß der Antheil gewefen, den Böhmen 
im gegenwärtigen Jahrtaufend am Niederfalle meteo= 
rifher Maffen jeder Art, in wie ferne fie befannt 
geworden : vorzuglid an jenem der Metall: und 
Stein-Maffen genommen hat, bezeugen gleich 
Anfangs die von unferen vaterländifchen Chroni= 
ften gelieferten, größtentheils ſchon benuͤtzten Nach— 
richten darüber: worunter auch die — jedoch weni- 
ger befannte — über eine im Jahre 1133 im deut— 
fhen Reiche aus der Athmoſphaͤre herabgefallene 
Thuffelförmige und fo ſchwere Meteor » Maffe 
gehört, daß zwölf Männer fie kaum zu heben ver- 
mochten. *) | 





*) Fertur quoque, in quodam loco Theutonica- 
rum partium, in eadem hora patula carnea 


49 


Späterhin bewähren dieß die öffentli- 
hen und allgemeinen Befanntmadhungen 
ſolcher Erfiheinungen, ſelbſt wenn fie nicht im Ba— 
terlande, fondern bloß außerhalb desfelben Statt fan: 
den. Denn wie über andere wichtigen Thatfachen, 
fo wurden auch über diefe, noch lange vor der Eins 
führung eigentliher Zeitungen, recht oft befon- 
dere Blätter mit und ohne bil dlichen Dar 
ftellungen, in der Sprade des Landes 
gedruckt und dem Volke mitgetheilt. 

Dieß geſchah auch im Jahre 1582 uber den 
am 26, Juli 1581 in Thüringen gefallenen 
Meteor- Stein. Im dießmahligen, nach einem lanz 
gen Titel den oberen Theil eines Folio » Blattes eins 


nehmenden, und fogar illuminirten Holzſchnitte 


j 
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f 
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iſt erbaulih zu fehen, wie jener mit der Infchrift 
49 Bf. verfehene, von Rauchwolken, Feuerfunfen 
und Fleineren Stüfen umgebene Stein vom Himmel 
fälle, während links beftürzte Schnitter und Schnit- 
terinen; rechts die Begleiter eined zum benachbarten- 
Drte fahrenden Kornwagens , dieß Ereigniß bewuns 
dern. Worauf in böhmifcher Sprache die Befchreis 


cum sanguineo imbre descendisse, quae tantae 
magnitudinis fuit, ut vix XII. viri eam levare 


"7  quivissent. — Cosmae Prag. Contin. in T. ı. 
Seriptorum rerum bohemicarum, Pragae 1783 


Pag. 909. 


50 


bung diefes Meteores folgt, deren Wefe —* in 
nachſtehenden Angaben enthalten iſt: 

„Es ereignete fi) am 26. July 1581, d. i. 
am Tage der heil. Anna, zwiſchen der XVII. und 
XVIII. Stunde, in einer Flur bei Niederrei— 
fen und Buttelftadt, während eines großen Un— 
gewitterd mit häufigen Blisen und Donnerſchlaͤgen. 
Der Stein felbft, drang 10 Schuh tief in die Erde, 
wog 49 Pfund, war eine halbe Elle lang, von bläus 
Lichter und lichtgrauer Farbe, faſt vieredigt, jedoch mit 
einem fpißigen Ende in der Erde, und wurde zum 
Andenken im Schloffe zu Weimar aufgehängt. 

Um den noch übrigen Raum auszufüllen, er 
wähnte der ungenannte Verfaſſer diefer Kunde, -— 
nad) ähnlichen Arbeiten, Petrus Codicillus a Tu- 
lechowa, T 1589: Lehrer der Mathematik und 
Aſtronom, — fofort auch einiger früheren, ihm bes 
kannt gewefenen Fälle dieſer Art, jedoch ohne Anz 
gabe feiner Quellen; und zwar : 

a, Eines Steinregend mit einem ausge— 
zeichnet großen Stuͤcke, unter Eturm und Donner, 
im Sahre 772, in Srießland bei den Städten 
Eßens um Noorden. 

b. Eines viereckigten großen Meteorſteines im 
Jahre 847 bei Hamburg. 

c. Endlich eines Ähnlichen im Jahre 954 bei 
großem Sand = und Seeſturm, doch ohne Angabe 
des Ortes, —* 


51 


3 Wornach noch einige anderen, jedoch nicht mehr 
hieher gehörigen Naturerſcheinungen folgen ; an deren 
- Stelle der Referent ohne Zweifel weit lieber die frit= 
heren, in Böhmen felbjt gefchehenen Falle von Mes 
teor-Maffen, ze B. derjenigen in Ellbogen, ans 
geführt Haben würde, wenn ihm davon auch nur dad 
Geringfte bekannt gewefen wäre. Enthalten ift dieß 
feltne — bei Mihaecl Peterle auf der Kleins 
feite unter der Schloßftiege, im Jahre 1582 gedrudte 
— Blatt, im fogenannten Dobrzenſkyſchen 
Codex de k. Prämonftratenfer- BE Strahow 
zu Prag. 

In der neueſten Zeit endlich, beurkunden es 
die von unſerem Stepling, Bergrath Johann 
von Schindler, Doktor Johann Mayer, 
Doktor Reuß, und Gubernialrath Neumann, 
über Boͤhmens Meteor - Steine gelieferten, ohnedieß 
befannten gehaltvollen Schriften und Auffüke. 

Die von der Gefchichte über derlei, in Böhmen 
felbft, aus der Athmofphäre herabgefallenen M e- 
tall= und Stein-Maffen, — wenn gleid) ihre 
Anzahl weit betragtlicher gewefen feyn mag, — und 
bewahrten zuverläffigen Daten betreffen : 

I. Die — nad) einer Bolföfage zwar fehr alte, 
jedoch erft feit dem Jahre 1811 ald meteoriſch an 
erkannte — gediegene nidelhaltige Eiſen-Maſſe zu 
Ellbogen unter dem Namen: Der verwun- 
[dene Burggraf, im Ganzen, 191 Pf. in einem 

d* 


52 
Stuͤcke, wovon etwa 40 Pf. ın Ellbogen blieben, 
das übrige aber an dad Wiener F. k. Naturalien- 
fabinet abgegeben worden ift. Der Antheil des pras 
ger F. 8, Naturalienfabinettes wiegt 14 Pfund. — 
(Ueber Feuermeteore und die mit denfelben hers 
abgefallenen Maſſen. Bon Hrn. Dokt. Ernft F. 
8. Chladni, Wien 1819, ©. 327 und 433,— 
Beiträge zur Gefchichte und Kenntniß meteorifcher 
Stein - und Merall-Maffen. Vom Hrn. Direktor 
Karlvon Schreiberd. Wien 1820, ©, 72,— 
Ohne Wiederholung deffen, was in diefen beiden 
Flaffifhen, und zugleih neueften Schriften, 
größtentheild aud den zuvor bezeichneten Quellen ges 
fhöpft, über Bohmend meteorifhe Metall 
und Stein-Maffen bereitö gefagt worden ıft, 
will ich nur Hinweifungen auf ihre betreffenden Stel- 
len mir bier erlauben, und zugleich bemerken, daß 
fie auch über Zahl, Format, Gewicht, Beftandtheile, 
Beſitzer u. ſ. w. derfelben, — infoferne fie vorhan— 
den find, nämlich mit Ausnahme von Num. II. III, 
und Anmerf, zu Num. III. in diefem Aufſatze, — 
Auffhluß ertheilen. Die Sammlung des F, k. Gub. 
und Commerz-Rathes, Hrn. Karl Auguft Neus 
mann in Prag, enthält 33 kleine Antheile von 
eben fo vielen, größtentheil® entfchiedenen Aerolythen.) 
Die Zeit des Falles jener Ellbogner Maffe 
ift leider! noch bisher nicht befannt. Balbin hatte 
(in feiner Historia naturalis Bohemiae pag. 


53 


1417) ohne Erwähnung derfelben oder einer anderen, 
bloß im Allgemeinen gefagt: Nerue tamen ego is 
sum, qui negem, unquam ex aeris regio- 
nibus lapillos cecidisse, was er gleich darauf 
auch auf „lapides“ ausdehnt. — In der Schrift 
„Chronologiſches Verzeihniß der Naturbegebenheiten 
in Böhmen. Vom Hrn. Anton Strnad. Prag 
1790’ werden bloß einige auswärtigen Fälle 
von Nerolythen angeführt. 

II. Eine metallifhe Meteormaffe vom Jahre 
1618, nach Angabe des Doft. Marcus Marci de 
Kronland: in feiner Philosophia vetus resti- 
tuta vom Jahre 1669 pag. 146. „Alibi aes: 
quod etiam anno 18, hujus seculi, hie im 
Bohemia coelitus fuit delapsum. (Hr. Dokt. 
Ehladni. ©. 221 und 329), Je glaubwindiger 
jener faft gleichzeitige Bürge dafür, als Doktor der 
Philofophie und Medizin, Profefjor der legteren an 
der prager Hochſchule, Foniglicher Rath und Arzt, 
Landes» Phyfifus, und ald ein auch durch feine ges 
Ichrten Schriften ruͤhmlich befannter Naturforjcher, 
befunden wird: defto mehr iſt ed wohl zu bedauern, 
daß er Feinen umftandlicheren Bericht uber dich Aes 
uns ertheilt. Wie leicht hatte er durch die Benennung 
des Ortes, wo es gefallen? audy der vor. Furzer 
Zeit ausgeſprochenen, und ſpaͤter — jedoeh aus 
nicht entfiheidenden Gründen — wieder bezwei— 
felten Bermuchung verbauen fonnen, daß «8 jene 


54 


meteoriſche Mafje von Ellbogen fey? Vieleicht ift 
eö dem Berlaufe der Seit vorbehalten, in irgend einer 
alten Stadt = oder Hauschronik, uber beide Stüde 
ganz unvermuthete Kunde zu finden. 

Anmerk. Das gediegene Meteor = Eifen 
aus Böhmen von unbefannter Zeit, welches 
aus der von Bornfhen Sammlung in jene 
des Charles Greville zutondon; aus diefer 
aber in dad Museum britannicum dafeldft 

< gefommen; und von allen übrigen befannten 
Meteor = Maffen wefentlich verſchieden ft: 
glaubte ich deßhalb hier nicht anführen zu duͤr⸗ 
fen, weil es entweder das Meteor- Aes vom 
Sahre 1618, oder auch ein ganz fremdes und 
auswärtiges feyn kann. Nitter von Born 
felöft, ſprach (in feinem Lithophylacium 
Bornianum, Prage 1772,P.1.pag, 125) 
bloß von dem durh 9. Bergrath von Schind— 
ler erhaltenen Taboriten vom Jahre 1753, 
hat es alfo entweder gar nicht ald meteorifch an- 
| gegeben, oder mit diefen letzteren meteorifchen 
Produkten verwechfelt, indem die Beftandtheile 
feine Taboriten, bei 9, Doft, Chladni 
©. 247 — die davon verfchiedenen jenes auch 
in feiner Sammlung vorgefundenen gedieges 
nen (aftigen vlivinhaltigen?) Meteor = Eifens 
aber, bei H. Dokt. Chladni ©, 324 — 
beide nach den durch die Herren Howard und 


55 


Bournon vorgenommenen Unterfuhungen — 
angeführt werden, 


IH. Die am 22, Juni 1723 nad H. Dokt. 
Ehladni S. 240 und den dort angeführten Quel⸗ 
Ien, bei Libefhis und Ploſchkowitz im Leit 
meriber Kreife gefallenen 33 Meteor » Steine. 
Merkwuͤrdig, umd hier nachzutragen ift jene 
Nachricht darüber, welche von einer gleichzeitigen 
Quelle, namlich der böhmifchen Prager Pofte 
amtd- Zeitung vom 29, Juni 1723 Num. 52 
und dargeboten wird, und auf folgende Weife lautet: 

„Bor einer Woche von heutean, nad 
ein UHr Mittags, hörten verfhiedeneMen- 
Shen zuPrag,bei heiterem Himmel, einen 
großen Knall; ald ob eine Kanone gelost 
worden wäre: ja in einigen Häufern bes 
merfteman auch das Klirren der Fenfter. 
Sn Holefhomwiß, einemnahean Prag (an 
der Moldau) liegendem Dorfe, Tiefen die 
Menfhen fogar aus ihren Haufern heraus, 
wähnend daß die Pulvermühle auf der fo- 
genannten größeren Infel (ißt Hekinfel), 
dur ein Unglück neuerdings in die Luft 
geflogen fey. Mittlerweile erhielten wir 
Nachrichten aus dem Leitmeritzer Kreife, 
daß dieſerKnall auch dort um dieſelbe Seit, 
jedoch noch im höheren Grade gehört wor 


56 


den: und ed ſchienen fogar auch die Berge zu 
beben. In Trijebufhna in demfelben Kreis 
fe: (w Trpezj: fo glaubte der Zeitungefchreiber 
den deutfchen Volksnamen diefes Ortes, Triebſch; 
ind Boͤhmiſche überfegen zu dürfen); Fam ed dem 
Drtöfeelforger vor, als ob in einer klei— 
nen Wolfe auf eine Trommel gefhlagen 
wiirde. Saum waren die Heumader nad 
ihrem Mittagsbrode aufdie Wiefe gefoms 
men; Faum hatten fie in die gewöhnliche 
Reihe ſich geftellt: fo fiel aus jener Wolke 
ein feh Pfunde und vier Lothe fhwerer 
Stein vor denfelben herab, Er roch nach 
Schwefel, und wurde jenem Ortöfeelfor 
ger übergeben. Man ſpricht verfhieden 
darüber, woher dief komme. Biele meis 
nen, es müffe ein bedeutender Stoß eines 
Erdbebend, vor ſich gegangen ſeyn.“ 

Nämlich nach unferen gegenwärtigen vier Syſte⸗ 
men der Kosmiften, Qunariften, Athmo% 
phäriften, und Telluriften, — die leßteren: 
zu deren Öypothefen fpater au Stepling, Strnad 
und andere fich befannten, 

Ein 10 Loch 54 Gr. ſchweres Stud von diefem 
Falle gelangte nach der Hand an dad Mineralienkabi- 
nett ded Ordens der Gefellfehaft Jeſu im prager Kol— 
legium zum h. Klemens: da aud in Libefhis 
eine Refiden;, d. i. ein Kollegium von 18 Prieftern 


57 


diefes Ordens fich befand. (S. Stepling in feiner 
Schrift: De pluvia lapidea anni 1753 ad 
Strkow, et ejus causis, meditatio. Prag 
1754, pag. Set 33.) Wohin ed dann gekommen? 
ft nicht befannt: da es ſich nicht in dem größten« 
theild aus jener Sammlung entftandenen prager k. k. 
Naturalienkabinerte befindet. Der in demfels 
ben verwahrte 27 Loth 3 Quent. fhwere Taboritt 
vom $. 1753, Fann ed weder nach feiner Devife, 
noch nach feinem Gewichte feyn. Da fhon Steps 
ling von der großen Achnlichfeit zwifchen diefen L is 
beſchitzer, und den ſpaͤteren Strkower Aeroly⸗ 
then ſprach: duͤrfte vieleicht manches Stuͤck von den 
erſteren, bisher fir einen Beftandtheil der letzt e— 
ren gehalten worden ſeyn. 


Anmerk. Ueber den Meteor⸗Stein- Fall im 
3.1743 heißt ed zwar bei 9. Doft. Chladni 
S. 243: „Wenn in der Schrift vom 
©tepling de pluvia lapidea, ein 
mahl beilaufig gefagt wird, daß 1743 
beiLowoſitz oderLiboſchitzin Böhmen, 
Steine gefallen waren,von derſelben 
Beſchaffenheit, wie die 1753 bei Ta— 
bor gefallenen: fo ſcheint es nur ein 
Druckfehler; und wahrfheinlid der 
+ fon erwähnte Steinfall vom J.1723 
damit gemeint zu ſeyn.“ 


58 


Allein Stepling fast ©. 33 ausdruͤcklich; 
Ter non ita multum disjunctis tempori- 
bus, lapides pluisse narratur: anno vide- 
licet 1723, Junii 22da secundum Libeschi- 
cium: anno 1743 — ac denique proxime 
superiore, d. i. 1753 bei Strkow, welches letz⸗ 
tere ihm der Anlaß zu Diefer Schrift vom 3. 1754 
geworden. Da er ein gleichzeitiger Zeuge deffen iſt; 
diefen Gegenftand durchaus mit der ihm gebührenden, 
des Verfaſſers felbft würdigen Aufmerkſamkeit bes 
handelte; jene Schrift Bloß 11 Jahre fpäter ver— 
faßte u. ſ. w.; Halt der Hiſtoriker ſich nit für 
befugt, von feiner Angabe abzugehn, und in diefer 
Naturerfcheinung vom J. 1743 jene vom 3. 1723 
zu vermuthen: wenn gleich vor der Hand Fein ander- 
weitiged Datum darüber, ihm zu Gebote fteht. Man 
mag die Worte: Secundum Libeschicium, bloß 
zum erfteren Stein = Falle im 3.1723, wohin fie — 
nach) dem Berichte des im 3.1727 verftorbenen Doft. 
N oft, in den Breflauer Sammlungen, 31. Ber- 
ſuch — wohl auch gehören: oder wie H. Dokt. Jo— 
hann Mayer e5 gethan, zu diefem und zum fol- 
genden im 3.1743 beziehen, fo treten dennoch drey 
verſchiedene Stein = Falle aus diefer Angabe hervor, 
namlich in den Sahren 1723, 1743 und 1753 — 
während Stepling ohne Sweifel bloß bei dem erſte— 
ren, älteften, und ſchon weniger befannten: nicht 
aber auch bei den zwei folgenden ohnedieß noch mehr 


59 
befannten, auch den Ort ded Ereignißed anzugeben, 
gewillt gewefen feyn. mag. Zwar heißt es bei dem— 
felßen nicht ausdrüdlih: inBohemia, woraus man 
ſchließen koͤnnte, daß er vieleicht einen auswärtigen 
Meteor-Stein-Fall vom 3. 1743 im Sinne gehabt, 
Doch ift felbft- auch dieß letztere nicht wahrfcheinlich, 
da er in diefer ganzen. Schrift bloß auf Böhmen ſich 
befchränft, und ſelbſt H. Dr. Chladni Feinen foldyen 
fremden meteorifchen Metall= oder Stein= Fall vom 
3. 1743, anführt. — Wer Boͤhmens mißliche Lage 
in diefem Jahre Fennt, wird es von felbft einfehen, 
warum aus demfelben Feine Prager Zeitung 
blätter vorhanden find, und auch die Regens— 
burger jener Erfheinung nicht erwähnen. | 

IV. Die am 7, Juli 1753 bei Strfom, 
nahe an Tabor und Plan gefallenen — zum Theile 
bereitd befprochenn — Meteorfteine: eigentlich ein 
Stein-Regen — wie der bei Stannern im T. 
1808 — mit Stüfen von. + bid zu. 20 Pfunden: 
deren mehrere in die benachbarten Teiche gefallen. 
(Hr. Dokt. Chladni. ©. 240 und 428, — Hr. 
Direkt. von Schreiber. S. 10.) Die Aften- 
ftude der im I. 1804 darüber neuerdings vorgenom— 
menen Interfuhungsfommiffien , wurden in der 
Schrift ‚‚Beitrag zur Gefchichte der meteorifchen 
Steine in Böhmen, Bom Dot. Johann Mayer: 
Dresden 1805 abgedrudt. — Ein fhönes, 40 
Loth ſchweres Stuͤck von diefem Falle, befindet ſich 


60 


in der Hand des Erzichers im graͤflich Thunſchen 
Haufe zu Prag, und befannten Mineralogen, H. 
Weltpriefter Franz Hode 
V. Die am 3. September 1808 bei Liffa 
im Bunzlauer Kreife gefallenen 4 Meteor - Steine im 
Zotal = Gewichte von etwa 18 Pf. — (9. Doft, 
Ehladni ©. 239 und 430. — H. Direkt. von 
Schreibers. ©.17.) — Ein Eremplar der in 
den Händen einiger dortigen HH. Wirthſchaft s— 
beamten zum Andenken behaltenen Fragmente, würs 
de für das vaterländifhe Mufeum, ein fehr geeignes 
ter und zugleich willfommener Beitrag feyn. Das 
prager & f. Naturalien= Kabinett befikt nur 
ein kleines Stud davon. | 
Anmerf. Das angebli vor etwa 12 Jahren 
bei Tepliß in einem Sumpfe gefundene, meh» 
rere Pfunde fhwere, und ©r. Faif. Hoheit, 
dem Herrn Erzherzog Johann übergebene ge= 
diegene Eifen, von dem man anfänglich 
vermuthete, daß es gleichfall® meteorifchen 
Urfprungs ſeyn dürfte: mag bei der genaueren 
Prüfung, für ein foldhes befunden worden ſeyn. 


VI. Den am 14. Oftober 1824 bei Zebrak 
— Mendicum, im Deutfchen einft ,,Bettlern — 
im Berauner Kreiſe gefallenen, und an das Mus 
feum abgegebenen 107 Lothe ſchweren Meteor-Stein, 
Die mit feiner Ankunft verknuͤpften Umſtaͤnde und 


61 


Beobachtungen, hatte der gerade damald in jener 
Gegend zufällig anwefende, und aus Ahnlichen Aufz 
fügen bereitö befannte k. k. Gubernials und Commerz⸗ 
Nah, H. Neumann, unter dem 30, Sftober 
darauf, in Num. 172 der Prager Oberpoft 
amtözeitung, öffentlich mitgetheilt. Im gegens 
wärtigen Hefte der Berhandlungen, habın Se, 
Exc. unfer Herr Präfident (©, 35) nah den an 
die Negiftratur des Mufeums abgegebenen ProtoFols 
len und Aktenſtücken, über denfelben gefprochen, 

‚Die Nefultate der vom H. Kuſtos Franz &. 
Zippe unternommenen Analyfe, ſchließen an 
diefen hiftorifchen Ruͤckblick ſich an. 





62 
Beilage A Num. 


INYMANANANNANKNAN 


Charakteriſtik und Anatyfe 
BER des 4 
am 14. Oktober 1824 
bei Zebrak im berauner Kreiſe 
gefallenen Meteorſteines. 





N, aufere Geftalt dieſes Meteorfteines iſt umres 
gelmäßig, und laßt fih mit Nichts beffer vergleichen, 
ald mit einem größeren, zur fphärifchen, oder ely— 
pfoidifchen Form noch nicht ganz abgeführten Fluß— 
gefihiebe, es iſt namlich ein vieleckiges Stuͤck, an 
welchem die Ecken und Kanten ftarf abgerundet find, 
und an welchem ſich mehrere von den für die Meteor- 
Maffen harafteriftifchen laͤnglichrunden Vertiefungen 
befinden. Diefe abgerundete Maſſe iſt überzogen mit 
einer Rinde von dunfelnelfenbrauner Farbe, ohne 
befonderm Glanz, bloß hie und da erfcheinen an der— 
ſelben metallifch fhimmernde Theilchen. Die Rinde 
ift beiläufig + Linie di, jedoch von der innern Waffe 
nicht Scharf getrennt, und die Oberfläche derfelben rauf. 

Das Innere der Maſſe wird gebildet durch ein 
feinforniges Gemenge von afchgrauer Farbe, in wel 


63 


chem ſchon mit blofem Auge, noch mehr aber durch 
Bergrößerungsgläfer Häufige metallifch glänzende Theits 
chen wahrzunehmen find. Mehrere fhmusig ockergelbe, 
ziemlich große Flecken, welche fih auf dem Bruche bes 
finden, und ziemlich tief ind Innere eindringen, find 
nad Aeußerung des Herrn Gub. Raths Neumann 
durch das Begießen mit Saͤuren entſtanden, welches 
die Finder desſelben vornahmen. Das eigenthuͤmliche 
Gewicht des Steines iſt — 3, 6. 

Vor dem Loͤthrohre ſind kleine Stuͤckchen un— 
vollkommen zu einer mit eiſenſchwarzen Kuͤgelchen ge— 
mengten Maſſe ſchmelzbar, dabei entwickelt ſich ein 
Geruch nach ſchweflicher Saure, Gepulvert und mit 
Salzſaͤure übergoffen entwickelt fih unter ziemlich 
ftarfem Aufbraufen Hydrothionfäure, 

‚e Schon dad Anfehen, noch mehr aber diefe Ders 
fuche zeigen, daß der Stein, gleich den meiften be- 
fannten Meteor - Steinen ein Gemenge fey von me— 
tallifchem Eifen, Schwefeleifen, und einer grauen 
erdigen , fandahnlichen Maffe. 

Die Gemengtheile desfelben wurden theils durch 
mechaniſche theils durch chemiſche Hilfsmittel auf fol- 
gende Art und in folgenden Verhaͤltniſſen ausge— 
fhieden. | 
10 Grammen von der Rinde befreiten Meteor 
fteines, an welchem Feine Roftfieden befindlich waren, 
wurden zerrieben, und mittelft eines Magnetftabes 
das. metallifche Eifen in Geftale kleiner grauer rund» 


64 


licher Korner, nicht unahnlih den Mohnkoͤrnern, ab— 
fondert. Es wog 2° 72 Grammen, Die Körn- 
hen waren fehr Hart, aber unter dem Hammer 
dehnbar, der metallifche Glanz derfelben wurde jedoch 
meiſtens durch dad anhängende Pulver der grauen 
erdigen Mafje verdeckt. Dieſe 2° 72 Grammen 
Eifenförner wurden in Salzſaͤure gethan, in wel— 
Her fie fih ohne betraͤchtlicher Hidrothionſaͤureentwi— 
Aelung zu einer faft fmaragdgrünen Fluͤſſigkeit auf« 
lösten. Es blieb jedoh ein grauer erdiger Ruͤck— 
ftand, welcher von der Saure felbft durch Kochen und 
Hinzuthun von Galpeterfaure nicht mehr angegriffen 
wurde; er wurde gefammelt, und wog Eu a arte 
und ſcharf getrodnet 

0’ 69 Grammen; es fommen alfo für me⸗ 
talliſches Eiſen 

2’ 03 Grammen in Rechnung. 

Aus der falzfauren Eifenauflöfung wurde durch 
Fallung und Auswaſchen mit Ammoniaf, und Ber- 
jagung des erhaltenen Salmiaks, dunkelgruͤnlich-graues 
Nickeloxyd im Gewichte von 0° 12 Grammen erhal 
ten, dieß gibt metalliſches Nidel 0/ 085 Grammen, 

Bon Kobald und Chrom wurde nichts aufge 
funden. 

Das vom metallifhen Eifen geſonderte Stein— 
pulver enthielt noch viele, dur ein Vergroͤßerungs— 
glas wahrnehmbare metallifch glänzende Iheilchen ; 
es wurde mit Salzfaure uͤbergoſſen, wobei es heftig 


. 


65 


aufbraufte, und einen ſtarken Geruch nad Hydro- 
thionfäure verbreitete. Nach längerer Digeftion wurde 
es ausgewaſchen, und der unaufgelöäte Ruͤckſtand 
auf ein Filter gefammelt. Diefer hatte ſcharf getrod- 
niet, eine hellgraue Farbe, das Anfchen von feinem 
Sande, «8 zeigten ſich darin feine Metalltheilchen 
mehr, Mir Hinzufügung der obigen 0,69 Grammen 
wog diefed erdige Pulver 6,07 Grammen. 
Aus der faljfauren Fluͤßigkeit wurde das Eifen, 
nachdem ed zuvor durch Kochen mit Salpeterfäaure in 
Peroxyd umgeaͤndert war, mit Ammoniak gefaͤllt, 
ausgewaſchen, getrodnet und gegluhet. Das erhals 
tene Eifenperoryd wog 1,52 Grammen. Dieß gibt 
auf Schwefeleifen, und zwar auf dad Fe S* + 2 
Fe S: des Berzelius reduzirt 1,88 Grammen, 
Die Gemengtheile des Meteorfteins wurden alfo 
gefondert in 2,03 nickelhaltiges oder Meteoreifen, 
1,88 Schwefeleifen, 
6,07 erdige Maffe. 





9,98 

Dabei ergibt fi ein Berluft von 0,02, 

Daß das darin vorhandene Schwefeleifen ald 
dad unter obigen Zeichen dargeftellte, und nicht als 
eine andere Verbindung von Schwefel und Eifen an— 
genommen wird, dafür beftimmt mich die aus dem— 
felben erhaltene Menge Eifenperomyd, welche auf 
dieſes Schwefeleiſen reduzirt faft genau die zur Er 

e 


66 


gänzung der angewandten Menge fehlenden 1,9 
Grammen angibt. 

Die Farbe des erdigen Beſtandtheils des Meteor 
fteind iſt hellgrau, er ift ſtark und gladartig ſchim— 
mernd, durchfcheinend und zeigt beim Zerreiben uns 
gefähr die Härte ded Tremoliths oder der Hornblende, 
über den eigentlichen Hartegrad läßt ſich jedoch wegen 
feiner pulverartigen Befchaffenheit nichts Beftimmtes 
angeben, } 

Diefed erdige Pulver war für fih vor dem Loͤth— 
rohre unfchmelzbar, mit Soda auf Platindrath gab 
es eine braungelbe undurchſichtige Maſſe, mit Borag 
aber ein klares durchſichtiges grüunlichgelbed Glas. 

In einem Fleinen vorher ausgetrockneten Glas- 
koͤlbchen entwidelten fih, obſchon es vorher ſcharf 
getrocknet war, uͤber der Weingeiſtlampe gegluͤht, 
Waſſerdaͤmpfe, welche ſich im Halſe des Koͤlbchens 
verdichteten. 

Um die Beſtandtheile desſelben auszumitteln, 
wurden 3 Grammen mit Soda im Platintiegel ges 
ſchmolzen, und durch das bei dergleichen Analyſen ge⸗ 
woͤhnliche Verfahren ausgeſchieden, Kieſelerde 2,03. 

Thonerde 0,22, 
Magneſia 0,208, 
Eiſenprotoxyd 0,332, 

Waſſer 0,12. 

Spur von Mangan und Verluſt 0,09. 


—X 


67 


Auf 100 Theile berechnet ergeben fich 
Kiefelerde 67,6, 
| Thonerde 7,33, 
in, Magneſia 6,93, 
ii Eiſenprotoxyd 11,06, 
zu Waflır 4, 
Berluft 3,08, 
Der Gehalt des ganzen Meteorfteind, oder aller 
3 Gemengtheile auf 100 Theile berechnet, gibt die 
Bm ik deöfelben in folgendem Berhältniffe : 
Merolliſches Eiſen 19,45. 
| REN" UrOD. 
ren tee oder Eifen 10,51. 
Sqhwefel 8,31. 

1 “ Kiefelerde 41,03. | 
ni A er Thonerde 4,45. 
Talferde 2,4. 

Eiſenprotoxyd 6,71, 
Waſſer 2,4, 
Manganoryd und Verluft mit Inbegriff 
der ausgelaſſenen legten Dezimalftellen 2,09, 


100,00, 
Vergleicht man diefen Meteorftein Hinfichtlich 
ſaner Beſtandtheile mit den bisher unterſuchten Me— 
teorſteinen, ſo findet man, daß er im Weſentlichen 
mit den meiſten derſelben, den von Stannern etwa 


ausgenommen, uͤbereinkoͤmmt, und daß der Unter— 
e* 


68 


fhied desfelben hauptfahlih in dem VBerhältniffe der 
Gemengtheile, nicht aber in den Beftandtheilegr des 
erdigen Theiled derfelbe liege, indem letzterer bei allen 
Meteorfteinen ziemlich von gleicher Befchaffenheit zu 
feyn und am meiften dem Ehryfolith und Olivin fi 
zu nähern ſcheint. Hinſichtlich der Gemengtheile ge- 
hört diefer Meteorftein unter die an metallifchen Thei= 
Ion reihen, und übertrifft darin die Steine von 
Stannern bei weitem, fümmt mit dem von Liſſa 
aber faft überein, jedoch ift der Schalt an Schwefel⸗ 
eifen größer, der an Meteoreifen geringer, und ſcheint 
überhaupt unter den biöher unterfuchhten der reichfte 
an Schwefeleifen zu ſeyn. Es wäre zu wuͤnſchen, daß 
die bis jeßt befannten Meteorfteine auf ihre Gemeng- 
theile unterfucht wären, vielleicht ließe ſich alsdann 
eine intereffante Reihe in diefer Hinficht aufftellen. 


5X M. Zippe, 
Kuftos am vaterlandifchen Mufeo, 


69 
Beilage B 


ANAAKANANANAANKNAN 


. Meberfidt 


ber 


in Böhmen dermalen bekannten Zrilobiten. 





©, fehr man auch in der neueften Zeit bemühet 
war, die fonderbaren Berfteinerungen der Uebergangs⸗ 
formazion, befannt unter dem Namen der Trilobiten, 
aus einander zu feßen; fo müfjen wir doch befennen, 
daß wir die vorhandenen Befchreibungen und Abbil- 
dungen noch nicht für hinreichend erachten, um einem 
ſcharfbeobachtenden Narurforfcher zur Bearbeitung einer 
auf unmwandelbare Merfmale gegründeten Monographie 
diefer Verfteinerungen , zu genügen. 
Die Hinderniffe, die ſich der Beftimmung ent« 
gegenftellen , welche Merkmale wirklich unter allen 
Umftanden als ſich gleichbleibend betrachtet werden 
follen , find verſchiedener Art. 
1. Die Wandelbarkeit der Formen im verfihiedes 
men Alter der Thiere, 
2, Die Veränderung der Formen, welche durch 
den Drud-auf die weiche Maffe der Thiere ber- 
vorgebradht ward, als fie in die Berfteinerungd« 


70. 


mafje eingewidelt wurden; wenn namlich ein 
sonverer Körper. flach gedruckt wird ꝛc. 

3 Die Einwirkung der verfteinernden Maffe auf 
den eingefchloffenen Körper bei dem Austrodnen, 
beſonders des Thones, wodurch haufig Verſchie— 

bungen oder Verkruͤppelungen zu entſtehen pflegen, 

4. Der ſo mißliche Umſtand, daß, (wie vielleicht 
Brongniart nicht unrichtig vermuthet), zwiſchen 

dem Kopfe und dem Ruͤcken dieſer Thiere ein 
Gelenk vorhanden war, welches die leichte Tren— 
nung des Kopfes von dem übrigen Körper vers 
anlaßte, die allen Naturforfchern bei der Bes 
ftimmung diefer Thiere ſtets im Wege ftand, 
‚Die. Trilobiten lebten geſellſchaftlich, die Köre 
pertheile wurden getrennt; wer kann bürgen: 
wie fie zufammen gehörten, fo lange feine ganzen 

.. Thiere im Abdrude vorhanden find ? 

5, Endlich die unbeſchraͤnkte Freiheit in der Wahl. 
der Ausdruͤcke bei den Befhreibungen, in fo. 

‚ lange Feine beftimmte Terminologie feftgefeßt it. 
‚Diefen Schwierigkeiten zu begegnen, wäre wohl 

das zuverlaͤſſigſte Mittel, alle jene Gegenden, die 
als Fundorte von Trilobiten angegeben werden, mit 
ſorgfaͤltiger Genauigkeit neuerdings zu durchforſchen, 
um wo moͤglich ſich einzelne ganze Exemplare zu vers 
ſchaffen, alle Berfehiedenheiten der Formen, welche 
dem Thiere zukommen fünnen, mit aͤußerſter Ges 
nauigfeit zeichnen zu laffen, und fammt den Thieren in. 





“ 
‘ 

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AT RE 


71 
Öffentliche perennirende Sammlungen zur Aufbewah- 
rung niederzulegen. Die Zeichnungen dürfen jedoch 
nicht im punftirter Manier gemacht werden , weil die 
Thiere felbft warzig oder punfrirt find, man daher 
bei jener Manier in VBerlegenheit fommt , den Grabs 
ftichel de8 Künftlerd von den Merkmalen ded zn 
zu unterfcheiden. 

Die Bergleichung der Zeichnungen und der Ders 
fteinerungen der Thiere mit jenen älterer Werke, die die 
Abdruͤcke aus denfelben Fundorten befchrieben und 
abgebildet haben, würde und zu einer richtigeren Sy— 
nonymie führen. 

Wahlenberg hat Schweden diefen Dienft geleie 
ftet, obgleich auch dort noch nicht alles erfchöpft zur 
feyn ſcheinet. Mehr wäre noch aus England und 
Nordamerifa zu erwarten, diefen beiden an Trilos 
biten reihen Ländern, wo fo viele Sammlungen aufs 
gehäuft find und die Naturwiſſenſchaft mit Eifer bes 
trieben wird. Erſt wenn diefe Vorarbeiten beendet, 
die vielen noch unbeachtet gebliebenen Formverſchie— 
denheiten in ihren mannigfaltigen Abweichungen bes 
obachtet und dargeftellt feyn werden, und eine gleiche 
Terminologie angenommen wird, Tann ed einem 
Schlotheim oderBrongniart gelingen, die blei— 
benden den Thieren eigenthuͤmlichen Merkmale von 
den zufälligen zu unterfcheiden, und nad) feften Grund» 
fäben die Familie in Gattungen, * in Arten {a 
trennen und zu beſtimmen. 


72 


Die obgleich ſchon vor fünfzig Jahren abgebil- 
‚beten, dennoch wenig bekannten böhmifchen Trilobi— 
ten wollen wir nun nad) den auögefprochenen Grund» 
fäßen bearbeitet zur Beurtheilung vorlegen, und die 
Naturforfiher auffordern, wenn fie mit und einver- 
ftanden find, auch in andern Laͤndern dasfelbe zu 
thun , damit diefe gewiß höchft merkwürdigen Ver— 
fteinerungen, die zu den Aelteſten gehören, und feit 
einem Jahrhundert die Sammlungen zieren, aus 
allen Ländern zufammengerciht eine ge Mos 
nographie bilden mögen, 

Die böhmifhen Trilobiten finden ſih alle in 
dem Uebergangs = Gebirgäjuge, der den Berauner 
Kreis durchfchneidet; im Grauwakenſchiefer ‚bei © i= 
neb der Trilobites Tessini, . Sulzeri und 
Hoffii ohne Beimifhung anderer Verfteinerungen, 
einige Abdrüde von geftreiften Halmen ausgenom= 
men; in dem Uebergangsfalfgebirge von Karlftein 
bi? Prag Trilobites macrophihalmus. und 
T. Haufmanni Schlotheim , zwar ebenfalls. unvers 
miſcht mit andern Berfteinerungen, ‚deren jedoch eine 
bedeutende Menge in höheren Lagen dieſes Kalkſteins, 
und in Steinbrüdhen, wo Feine Trilobiten. vorfoms 
men, befonders Beleinniten von REN Größe, 
gefunden werden, 

Dier diefer Trilobiten find fon Pi Sefehtie- 
ben und abgebildet. Trilobites macrophthal- 
mus und T.Haulmanni, von dem erften der Kopf, 


73 


von dem zweiten sin Schwanzftud, hat Prof. Zeno 
in den neuen phyfifalifchen Beluftigungen vom Jahre 
1769 und 1770 ziemlich genau fir jene Zeit abbil- 
den laſſen; erfteren erfannte er nicht, den zweiten bes 
ſchreibt er jedoch ald Cacadu-Mufchel ausführlich. 
Nitter von Born gab im Jahre 1772 in feinem 
Lithophilacio Borniano fünf Definizionen boͤh— 
mifcher Trilobiten; da aber fein Entomolitus in- 
cognitus bloß ein umgekehrt vorgeftelltes Kopfitück des 
Trilobites Tessini ift, von dem er dad Schwan;= 
ſtuͤck beſonders befchrieben hatte, fo find ed nur vier: 
davon find drei, nämlich Entomolitus parado- 
xus (Trilobites Tessini Schloth.), E. expan- 
sus capite truncatus (Tril. Haufmanni 
Sebloth.), und E. paradoxi caput leve (T. 
'Sulzeri Schloth,), wohl zu erfennen , der vierte, 
Ent. expansus capite levi tuberculis nul- 
lis, zu welchem Acta Holmie 1759. T. II. £. 1 
eitiret werden, ift und noch zweifelhaft. Wird der 
Ausdruck expansus dafür genommen, daß die 
Seitenlappen des Schwanzſchildes noch einmal. fo 
breit find ald der Mittellappen, fo kennen wir diefen 
Trilobiten von Gineb nicht genau; Bruchſtuͤcke eines 
ſolchen Schwanzſtuͤckes beſitzen wir auf einem einzigen 
- Exemplare aud jener Gegend, müfjen daher, da die 
- Bornifhe Sammlung von Lord Grewille ge- 
Kaufe und fpäter in das Brittiſche Mufeum uͤberge— 
gangen ijt, die Entfcheidung künftigen Nachforſchun— 


74 


gen uͤberlaſſen. Im Jahre 1775 ließ Graf Franz 
Kinfky einen Heinen Reifeberiht dur den: Be— 
rauner Kreis in den Abhandlungen einer Privatge— 
feltfchaft in Böhmen einrüden, welchem er Abbil- 
dungen des Kopfes des Trilobites Tessini und 
ganzer Exemplare des Trilobites Sulzeri' beifugte; 
davon hat Wahlenberg die Fig. 4, 5, 7, die 
zu T. Tessini gehören, zu feinem Entomo- 
stracites caudatus, und Fig, 1, 2, 3, 6, 9, zu 
E. expansus (Asaphus cornigerus Brongn.) 
gezogen, die beide in Böhmen noch nicht gefunden 
wurden. In der neueften Zeit hat H. Baron von 
Schlotheim in feiner Peträfaftenfunde den Tri= 
lobiten von Zeno und Born aus dem Uebergangs— 


Falfftein unter dem Namen Trilobites Sulzeri 


ald neu aufgeftellt, und in dem zweiten Nachtrage ein 
Bruchſtuͤck feines angeblichen Kopfes abgebildet, das 
aber, wie fpätere Nachforſchungen dargethan haben, zu 
einem andern Trilobiten zu gehören ſcheint; den Kin— 
ſkyſchen Trilobiten aus Grauwakenſchiefer hat er als 
ebenfall® neu unter dem Namen Trilobites Tes- 
sini befchrieben. Die richtige Beftimmung diefer 
Petraͤfakten verdanfer die Wiffenfchaft allerdings dem 
kenntnißreichen Berfaffer der Petraͤfaktenkunde, doch um 
Verwechslungen zu vermeiden, und den erften Entde— 
Keen ihre Verdienſte nicht zu ſchmaͤlern, mußten wir 
ihrer gefehichtlich erwähnen. Den Trilobites Hoft- 
manni hat Bar, v. Schlotheim zuerft befchrieben, 


PET ET, WW NEN, 


75 


Die juͤngſten Nachforſchungen in den Trilobiten— 
Gebürgen haben noch zu mehreren Berichtigungen und 
Auffchlüffen geführt; der Trilobites maeroph- 
thalmus wurde häufiger in dem Kalfgebirge mehr 
oder weniger eingerollt in größeren Exemplaren gefun= 
den; zu dem Trilobites Haufmamni schlotheim 
wurde ein Kopf gefunden, der mit größerer Wahr— 
fheimlichfeit zu felben gehört, doch bleibt es nur 
wahrſcheinlich, fo fange nicht ein ähnlicher Kopf mit 
einem Theil des Schwanzſtuͤckes zufammenhängend 
gefunden wird, Eine neue nah verwandte Form 
wurde entdeft, zu welcher der von Schlotheim dem 
T. Haufmanni zugerechnete Kopf gehören dürftez 
von Trilobites Sulzeri und Tessini fanden fi 
abweichende Abdruͤcke. Wir ließen alle diefe Formen 
genau: und forgfältig zeichnen, um fie mit den Be 
ſchreibungen den Naturforfihern zur Beurtheilung vor⸗ 
zulegen, behalten und jedoch vor, im kuͤnftigen Jahr 
dasjenige, was im Laufe des heurigen Jahrs —* 
etwa entdeckt werden yoga — 


I. Trilobites macrophthalmus, Scboltb. 
“rl , ıu . ö 


-- Clypeo semilunari trilobo,, margine 
(more generis) carinato, oculis exsertis, ab- 
domine trilobo inter lobos noduloso, post- 
abdomine attenuato, membrana obducto. 
Tab. nostr. I. F. 1, A. B. C. 


76 


Calymene macrophthalma, elypeo antice 
caudaque postice attenuatis, oculis ma- 
enis, exsertis. Brongn. cerust, foss. p. 15. T. 


1.f. 5.4 Br C. (excluaf. 4. AB) 


Hönighaas in Noegg, Reinl. Westph; * 291. 
cum icone. 

Trilobites macrophthalmus. Scbloth. 
Nachtr zur Petrafk. 2. p. 15 et 34. Knorr Suppl. 
T,1.f£.4 5, Zeno in Neuen Phys. Belustig. 
T.. 


Descr. Clypeus semilunaris in pleris- 


que Trilobitibus duabus lineis elevatis mar- 


ginalibus peripheerice circumdatus, in spe- 


ciminibus convolutis non nisi in parte in- 
feriore conspiciendis, Frons integerrima 
antice convexiuscula, compressione sub- 
inde attenuata apparet, in utroque latere 
obtuse, postice acute angulata, si crusta 
tegitur tuberculata, crusta discedente levis. 
Gen triangulares deflex®, Oculi magni, 
exserti, punctis convexis regulariter ex- 
asperati, elevationi frontis paralleli, Abdo- 
men trilobum, costis loborum coalescenti- 
bus inter lobos nodulosum, Post abdo- 
men attenuatum cuticula membranacea ob- 
ductum. 


Variat in speciminibus majoribus cute 


membranacea substriata, vel crusta verru- 


77 


cosa teda, post ahdomine 4 lineas exceden- 
te, circumscriplione elliptica. Fig. 1.D, 

Aliam varietatem ex Westphalia in col- 
ledtionibus nostris asservamus, qu& ulte- 
riorem indagationem merelur; dillert enim 
a prioribus fronte antice perfede semilu- 
nari, oculis basi genarum insidentibus, vix 
exsertis, multo minoribus, Fig. 2, A. B. C. 

Inveniuntur inSaxo calcareo transitio- 
nis (Uebergangsfalf); in Angliaad Coalbrook- 
dale, in septentrionali America, et in Bo- 
hemia ad Branik & Karlstein ; varietas Ada 
in eodem saxo ad Gerolklstein, 

Obs. fig. 4. A. B. Brongniarti ob fron- 
iem postice lobatam ilulehdene esse cen- 
semus, frons enim in hac specie constänter 
integerrima conspicitur, ambitu tantum 
lateribus et postice angulata. 
Calymene latifrons et .C. Sehlotheimii 
Bronn, in Leonhard Zeitschr, für Mineral. 1825 
Nr. 4. p.317, qua ex comparatione ille fig. 
4. Brongn. a Cal, macrophthalma separan- 
tur , novam revisionem audtoris merentur ; 
C. Schlotheimii cum secunda nostra varie- 
tate convenit et specie diversa videtur, 


II. Trilobites Haufmanni. Schloth. 
0Iypeo semilunari trilobo, oculis ex- 


78 


sertis, cute meimbranacea crusta tubereu= 
lata tedta in caudam terminata. Tab, nostr, 
1. F. 3. A. B. G. D. 

Asaphus Hauſmanni, cauda — 
cute coriacea, zn minimis spinulo- 
sis tedta. Brongn. Crust. foss. p. 21. T. Ik 
fi 33h B, | 

Trilobites Haufmanni. Schlotb. Nachtrs 
zur Petrafk. 2. p. 20 et 35 exclusa icone T, 
XXII. f 7. H 

Enthomolites expansus (capite — 
tus), dorso triloho striis transversis, con- 
vexis, integris, Litboph. Burn. 2, p. 5. (ex 
eluso syn. Linn. Ad, Holm. ad, ann. 1759, 
T.1.f, 3, quod secundum Wahlenbergium 
ad, E, tuberculatum, seu Galymenem Blu- 
menbachii Brongn. pertinet) 

Concha triloba seu Cacadu. Zeno ım 
neuen Pbys, Belust. 1. p. 68. T. 1. f. 2. p. 390, 
f, 1 (melior), 

‚ InSaxo calcareo transitionis in utr — 
ripa Moldave ad Kosorz et Branik, et in 
ripa sinistra Beraunæ ad Karlstein. +; 

Deser. Clypeus margine non carinatus, 
fronte transverse elliptica, per compres-; 
sionem dilatata, postice iriloba genisque 
triangularibus tuberculata. Oculi exserti 
in ambitu regulariter pundati, pundis dis- 


79 


eiformibus convexis, vel (per detritionem) 
planis medio iterum pundatis. Abdomen 
trilobum, lobis lateralibus lobo medio plus 
duplo latioribus, costis tuberculatis, post- 
abdomine in cutem membranaceam valde 
tuberculosam eircumdantem immerso, jux- 
ta 'magnitudinem e&yporum tres vel sex 
lineas Tato postice in apendicem caudæfor⸗ 
mem desinente. 

Obs. I, Edypa in icone nostra delineata 
duobus speciminibus diverse magmitudi- 
nis, sed verosimiliter eidem speciei perli- 
nent, nullum enim specimen ejusdem ma- 
gnitudinis, ut cum clypeo eönveniret, in 
nostris colletionibus adest, im quo ap- 
pendix caudæformis intadus & integer 
adesset. Punda oculorum diversa, in ocu- 
lo dextro, qui nullam detritionem passus 
est, sunt convexa, pallidiora, lucida, in 
sinistro plana, opaca, annulo nigro et 
pundto nigro in medio notata, uti fig. 3, c. 
ostendit. 

Obs. I. Oculis exsertis, & appen- 
dice caudeformi ad Asaphum caudatum 
Brongniarti accedit, oculi vero reticulati 
dici nequeunt ; circumseriptione totius 
corporis notisque indicatis ab eo rece- 


dit. 


cs 


so 


II. Trilobites — ? 

Clypeo semielliptico trilobo,, margine 
postice libero mucronato, oculis immersis, 
Tab, nost. I, F. 2. A 

Trilobites Haufmanni. Schloth, 1. cic. 
p. 35. T. XXII. £. 7. 

In Saxo calcareo transitionis ad Karl. 
stein. 

Descr. Margo clypei, cujus major pars 
lapide tedtus est, antice canaliculatus fuisse 
videtur, angulus posticus externus com- 

 planatus in mucronem terminatur; medium 
frontis antice eque in materia lapidea im- 
mers® vix bene distinguendum, postice 
frons triloba, lobis obtusis. Gene tri- 
angulares, in earum angulo interno oculi 
immersi semilunares impundati. Abdomen 
trilobum, lobo medio fusiformi, latera- 
libus lobo medio dimidio latioribus, cute 
membranacea lævi, tres lineas lata cir- 
cumdatum. Circumscriptio totius — 
ris elliptica. 

Obs. Si figura totius corporis, & pro- 
portio loborum inter senotam characteristi- 
cam efficiunt, Trilobites noster verosimiliter 
novam speciem constituit; oculi enim a pri- 
oribus quoque diferre videntur, Ex unico 
tamen specimine non omnino a materia la- 


81 


pidea eircumdante liberäto , determinatio- 
nem suscipere temerarium arbitramur, 


IV, Teilobites Sulzeri. Schlotb. i 


Clypeo arcuato, linea marginali utra- 
twue elevata incrassata, fronte retusa trilo- 
ba. Tab. nostr, I, F,1:B. 


@, Kiuskyanus. Fronte antice attenuata, 10- 

bis diagonalibus, genis triangularibus in 
angulo superiore unipundatis. — Trilo- 
bites Sulzeri. Schlotb. Nachtr. zur Petrafk. 2 2, 
P. 34. T. XXI. f. 1. 


Enthomolithi paradoxi caput leve, 
| Lithopb. Born. 2, p. 6. Kinsky in Ahhandl, einer 
Priv. Gesellsch. in Böhm. 1. p. 247. T. VII. f. 1; 
2, 3 (rudis), 


. Lapis trinucleus. Luidi Wilkens — rar. 

pi VII. f. 36. 
 Deser. Linex elevats marginem clypei 
constituentes incrassate sulcum profundum 
inter se producunt. Frons oblonga altenua- 
ta, antice retusa, tribus incisuris plus minus 
profundis in tres lobos dividitur, quorum 
postieus trigonus evadit. Genz triangularas 
inangulo superiore pundo uno elevato no- 
tate sunt. Abdomen trilobum, lobis sub- 
zqualibus, medio elevato;. postablomen 

f 


82 


acuminatum inter lohos laterales attenua- 
tos inclusum, 

Obs. in icone Schlotheimii, inter fron- 
tem & marginem clypei quatuor punda co- 
alita conspiciuntur, que nunquam vidimus, 
et quæ verosimiliter ab oflensione aliqua 
marginis interioris exortæ sunt, 
£. Fronte (forte per majorem compressio- 

nem) antice dilatata, lobis tribus hori- 
zontalibus parallelis, obtusis, æqualibus, 
genis trigonis impundtatis, caterum simi- 
= precedenti, T. L. 1.3, 
y. Fronte antice obtusa, nec attenuata, vix 
retusa, lobis uti videtur quatuor, ultimis 
trigonis, genis non pundatis, gena vero 
dextra, qua sola integra adest, in medio 
extrorsum pundo prominentenotata, cœ- 
terum prioribus similis. T. II, f. 1. A. 

In Argila indurata cinerea schistosa 
(Grauwake) ab Ginetz. 

Obs.T, Var, $ a nucleo lapideo separa- 
ta nullum omnino vestigium organicum in 
parte sua inferiore, nee in lapide cui adhae- 
rebat, reliquit. 

Obs. II, Var. y forma elypei & Brontis 
ad Calymenem Blumenbachii Brongniarti ac- 
cedit, diflert tamen varüs nolis, nec ab « 
separanda erit. 


83 
V. Trilobites Hoſfii. Schloth. 
Clypeo semilunari trilobo, lobis inte- 
gerrimis levibus. Tab. nostr. IL F, 4. 
Trilobites Hoſſü. Scölotb.. Nachtr. zur Pe- 
trafk. 2. p. 34, T. XXI, f. 2. A. exclusa B. 
Descr. Frons linearis oblonga integer- 
rima, gene subtriangulares leves, abllomen 
trilobuni, lobis subaqualibus, 1obo medio 
fusiformi, postabdomen inter. lobos late- 
rales postice attenuätos inclusum, 
- "In saxo argillaceo cinereo schistoso 
(Grauwake) in ripa sinistra Littavee ad Ginetz. 
Obs. Inter omnes Trilobites hic maxi- 
me socialis, quatuor — sex edypa sæpissi- 
meun® lamin® saxi insident; frontem vero 
emärginatam uti a Schlotheimio repr&sen- 
tatur in nullo unguam exemplari offendi- 
mus, unde casu exortam suspicamur, 


VI, Trilobites Tessini. Schloth, 

Clypeo semilunari tripartito, margine 
‚convexo, postice libero in cornua reflexa 
‚desinente, abdomine in caudam desinente 
costis abdominalibus spiniformibus triplo 
breviorem, Tab. nostr, I. F.4.A.B.C. 
-  Entomostraäcites paradoxus, c®cus, Ca- 
‘pite semilunari, munito cornibus validis, 
‚retrorsum exeuntibus, fronte turbinata, 


f* 


84 


annulata, cauda spinis trunci postremis tri- 
plo.breviore, Wahlenb. sur les petrif- de la 
Suede, in, fourn, de Phys. Vol, 91, 18320, + 
Wahl, Nr. 9. T, I, f. 1. Linn. Mus, Tessin. 
TABLE ar 
Paradoxites Tessini, Brongn. erust, — * 
p. 31. T. IV. f. I. ex Wahlenb, 
Trilobites Tessini. Schlotb. Nachtr. zur 
Petrfk. 2, p. 23 et 35. | 
Enthomolites paradoxus, corpore ova- 
to antice obtuso, incisuris inspecimine mu- 
tilato duodecim, totidem pedibus laterali- 
bus, quorum postici longiores. Litbopb, Born. 
2.2. 6. Kinsky in Abhandl. einer Privat - Gesch. in 
Böbm. p. 246. T,VIL.fs4. et T.VIIL 5. (eudes), 
Deser. Clypeus trilobus margine con- 
vexo valido utrinque libero, terminatur in 
cornua retroflexa; frons antice integerrima, 
postice tribus striis eminentibus notata, in 
minus compressis edypis annulata villetur ; 
genæ triangulares integerrim® leves; ab- 
domen attenuatum in caudam lamellosamı, 
costis posticis spinulosis triplo breviorem, 
'Obs. I. Nec pröprie trilobus dicendus 
nobis videtur, lobus enim medius 'solus 
elevatus corpus efficere videtur, lobi late- 
rales e costis spinulosis conflantur postice 
liberis, nec convexis aut cute aliqua cohæ- 


85 


renlibus, uti in Trilobitibus ‚proprie sic 
didis. * 
Obs. II. Icon Wahlenbergii habitum 
quidem bene exprimit, lineas tamen aliquas 
in genis adumbrat, qua in nostris specimi- 
nibus obvia'non sunt, et caudam, que ex 
pluribus lamellis imbricatis constare vide- 
tur ‚non ‚bene ‚exhibet, qua de causa figu- 
ram exadte delineatam hie T.T. f. 4. A. ad- 
jecimus. 

Variat margine elypei antrorsum pro- 
minente nec perfedte semilunari, & genis 
emarginatis. Tab. nost,. I. f, 4. B. 

Enthomolitus incognitus, trilobus, 10ho 
medio elevato, striis duabus transversis 
versus basim striato, lobis lateralibus ad- 
pressis. Lithoph. Born, 1, cit, T, III, (Frons 
cum genis, inversa). Kinskyl.cit, T. VIII. f. 7. 

In juvenili @tate gene quoque diferre 
videntur, & cauda inter costas nondum ex- 
serta&liberaprodiit. Tab. nostr, I. f. 4. C, 
| In saxo argilloso cinereo schistoso 
 (Grauwake) prope Ginelz, 
oObhs. Wahlenbergius fisuras Kinskya- 
nas ad suum Entomostracitem spinulosum 
_ addueit, qui inBohemia nondum detedus est, 
Exemplar truncatum Trilobitis adhuc 
dubii e sedione Paradoxitum Broneniarti, 


86 


donec plura inotescant, interea hie pre- 
notamus: 

Clypeo nondum satis noto, trilobo, 
fronte- transverse elliptica, medio lineis 
duabus elevatis notata, postice linea ter- 
tia abrupta in duo trigona partita, trigonis 
in angulo interiore pundo notatis, genis 
subtrigonis tuberculatis. Tab, nostr, IL 
$, 5, 


87 
DeilagecC 


INANANANAANANANAAR 


1. 

‚Drei Zurniere zu Prag Dei Gelegen- 
‚heit der Krönung 8. Maxim i— 
lians I. im Sabre 1562 gehal- 
ten, bon Georg Zrnidy in 
böhmiſchen Berfen befshrieben. 


2. 


Schlacht zu Mohatſch und K. Lud— 
wigs Tod 1526, aus einer gleich- 
zeitigen Handſchrift des böhm. 
Mufeums. | 


3. 


K. Maximilians II. Leichenzug von 
St. Jakob in die Schloßkirche 
zu Prag 1577. ' 





88 
Nr 1. 

Nayjafniegffimu Ferdinandowi Arcifnigeti 
Nakauffemu a Hrabieti Tyrolffemu at. d. Panu 
Panu meému naymiloftiwiegfjjmu tuto Pjfen ſem od⸗ 
dal a flojil E budaucj pamätce iak geſt tri turnage 
ſlawné natjditi raͤtil po ſſtiaſtnem prjgezdu Nayja= 
ſniegſſjſho Fnicjete a Pana Pana Marimiliana 
Srale deſkeho at. d. na hrad Prazſkö, a kterak geft 
w tich turnagjh Nayjafniegfjjmu Arcikniezeti Ka r= 
lowi nade wffefny dank dan, a potom po gcho 
Mitofti ftateinimu Rytjti panu JSanomi ginal 
Protiwcowi Dleſkowi Chynffimu ze Wchynic a z 
Opaͤrna druhy dank geſt dan, a te fe w t&to pjfni 
ptipomjna ſwatée pamieti Anna Kraͤlowna kefka 
naygafniegfjj Gegj Mitofti rod Folifero detj ralila 
zroditi; 15 nayjafniegfjj Arcifnjfata na tento Tas 
w Eolifa letech raͤtrj byti pri tomto gich Mitoftj ſſtiaſt— 
nem wgetj Fbudaucj pamätce a iak fe zpjwati ma to 
geft nanotowaͤno. 


Girjk Trnickßÿ 
3 Trniee m, 


Zwieftugem wam newiny, co fe ftalo w nowie, 
w rjſkẽem mieftie flamnem nynitko w Praze, Maris 
milian woleny kraͤl, raͤil geft do Cech flawnie 
prigeti E nam, 


89 


IS ftredu pred hromnicemi ffeftnact? hodiny, 
Kra ſſedeſäteho a druhého proti geho milofti Frali 
dwa wlaftnj bratij wygeti raͤtili. 
—Arciknjzata rafauffa Ferdinand Karel, 
obadwa 8 ſwymi harejri we zbrogi, prinich rytirſtwo, 
deſkte pani, ginj mnozj hofti z rozliinydh zemj. 
Tu bylo preſlawneẽ wjtaͤnj wſſech trj bratrüw 
odewſſech panü takt i miefitiand welmi a piefnie pri⸗ 
prawensch, iafy na gjjdnd fluffj tim ozdobenüch. 


Trifrat fe potfali Karlowi dank dali, pro 
geho prewelikau uſſlechtiloſt, neb byl nad gine w 
turnagi hoſt, pro ſwuͤ preſpanilu waytetnau mladoſt. 

Potom ginj w turnag ſſli mujſky ſe potyfati, 
0 priſſſo na dwa fobie protiona, ti bez Fjtofti E 
ſobie hnala, az obadwa 8 koñmi na zem upadla, 


Ti konj wſtaͤt nemohli az ſau gim pomohli, «a 
8 tiezkoſtj ge s placu wen wywedli, bylo fe demu 
diwiti, je takowü ſjlu dal gim Büh mjti. 
Wſſickni fe fporadali znowu Ffobie hnali drewa 
o febe potrikraͤt laͤmali, ftateinie mujffy to änili, 
je ge wſſickni priftogjej hwaliti. 
Kazdy fe na ſwé mjfto zas w ordnug pofta= 
wil pro ſwuͤ ctnoft Foniem byſtre zatodil, bylo gich 
ſedmdeſaͤt paͤrũ, Fterjj w tom turnagi honili ſpolu. 
Potom lermo traubili, fiinie bubnowali, dobyw 
kajdo mere weſmies fe bili, perj to z mnohüch pryẽ 
ſpadlo, mälo celich zbrogj na nich zuſtalo. 


90 


A froͤd raͤtil poflati aby zanechali mnozj ne⸗ 
radi od ſebe odgeli, a w tom turnagi widy potadnie 
ẽtyry hodiny trwaliuftamnie, . ; 


Naynepremojeniegſſj a nayiafniegifj Kral M a= 
gimilian na konie wendali, tak toho turnage pre— 
ftali, na hrad praiffy ſpoleẽnie geli. Hans 

Snad ze wilj Europy poflowe tu byli welmi 
gſauce znamenitj rodewe, Frergch w Praze fnad od 
dwuͤ fet let iakz za cjfare Karla nebylo aeft. 

Raͤdi na to hledieli potieffeni byli, je tafowe 
muje cjſar tjmfly ma, z nich ma z nich; Turek take 
Eechy poznä, kdyz budau chtjti mufjt z nich krew 
teci, 

Byl Lid wůkol wſſech ſſrankuw rynk co} poftatil, 
tu na ſtrechaͤch tiz i w domjch w kazdem oknu piekng 
panj ſau wyhlédaly s fwymi dietmi, od mnoha mil 
ſau prigely. un 

IS nedieli mafopuftnj turnag fau zadali, zuowu 
w rozliinyh barwaͤch k niemu geli, geden proti drus 
hemu hnali, w niem mnoho fet kopj fau polamali. 


Potom pri Fonci nayjafniegffj Eniefe Karel 
d panem Chynffym ftateingm rytjtem proti 
wſſechniem fe poftawili a} do tridejti ran fe potykali, 

Nayprıv dank Arecikniezeti Karlo wi dali, Ja- 
nowi Chynſkému ref urinili, kterz gel w tur= 
nag s tijmi trubati w ftrjbrowim defu a s ſwymi 
praporei. 


ee u 2 


91 


Na konec mafopuftu w prajffem hradie mw placu 
ttetj turnag zacali pieſſty w zbrogi, drewy febe mujfly 
fau bili, kded fe koho trefilo z obau rudj. 

Arcikniefe Ferdinand raͤdil to rjditi, ſwimu 
naymilegſſjmu panu Otei i ſwoͤm milom brattjm £ 
radoſti, ufazugje nad giné ſwẽè derſtwoſti. 

Munoho fe gich djwalo Fock Foo mohl widieti, 
lezli tu kdez ſtaͤl fly fwaty Gitj miſtrowſkÿm dj- 
lem flawnie Frafny, fnad wje nez od fta let be; po= 


hnutj. 


Taf gich tu mnoho wlezlo af fe prewazilo do 
Fafiny ruromwe 8 nimi upadlo, kuoñ hlawu flomil nic 
neufffodil, tak fe ten zdarilh Euon pri tom zmatil. 

Slozenaͤ tato pifen € budüej pamaͤtce od Gi- 
#jfa Trnicktho 5 Trnice, rad obratit lid paͤn 
er e tafee w tito naypoſledniegſſj ſwieta ſtraͤnce. 


— In dem 3. 1560 von Maximi— 
- lian zu Ehren feines Vaters und zur Anfunft 
Albrechts Herzogs zu Bayern und feiner Ge- 
mahlın, Marimilians Schweſter zu Wien 
gegebenen, von dem Ehrenhold Hand von Frans 
colin befchriebenen, bei Raphael Skrzetu— 
ſky, fonft Hofhalter: in Fol. gedruckten Turs 
miiere fanden ſich gar viele Böhmen ein. Wir 
wollen nur diejenigen hier anführen, die einen 
Dank erhielten. Hans Khinſky, Truchſeß 
‚erhielt den zweiten Dank beim zweiten Turnier; 


Wratiſhaw Herr von Pernftein auf Do— 
bitſchau, Drdensbruder des goldenen Bließes, 
den vierten Dank beim dritten Turnier, und 
Laffla Poppel Herr zu Lofhowiß den vier: 
ten Dank beim Roßturnier im freien Felde. 


4 E 
» .. 


Nro. 2. 





Ludowicus, filius Wladislai regis, vi- 
wente patre coronatus est in regem Bohemis 
anno videlicet 1509 anno suæ ætatis tertio, 
qui defuncto patre alolescens existens sus- 
cepit resni gubernaculum.. Cui et matrimo- 
nio coniüncta est Maria Philippi regis Hi- 
spaniarum filia. - Is nempe propter inuatam 
clementiam ac orthodox® fidei constantianı 
pacifice viuens, modo ab immani Turca 
non insultatus fuisset, qui postquam ali- 
«ot castra in Ungaria vi bellicosa posse- 
disset eaque fortiter muniisset, innumera- 
bilem ferme hominum multitudinemin obsi- 
dionem, prope oppidum Mohach in qua- 
dam planicie circa rinulum Krasseho, pa- 
raujt versus Ludowienm regem dimicau- 
dam. Huie christianorum sanguinem si- 
tienti elementissimus rex Ludowieus vesi- 
tere gliscens exercitum ordinauit, eoque vbi 
erudelis Turca ohsidehat, profectus est. 


We 


93 


Die vero statuto, puto Johännis decol- 
lationis diem anni 1526 quo vterque exer- 
eitus (ad) dimicaudum congredi debebat in- 
fra tertiam et quartam horam truculentus 
Turca sua usus versutia exercitum magnum 


. extra obsidionem statuens, qui quum a chri- 


stianis impugnaretur, fugam recipere huie 
demandarat debere, quem vt christiani fu- 
gere conspexissent, eundem vsque bellicas 
machinas et obsidionem pene proseqmuti 
sunt. Qui quum (sua fraude ac simulata fuga 
vsque) prohdolor exerceitum Ludowiei re- 
gis eo duxisset, in vtramque partem se dis- 
iunxit, ita vt Turca eo immanius in eum 
Imndowici exereitum iaculari posset vnde 
ad sex milia cataphractorun interfecti sunt 
demptis peditibus, quorum pauci euasere 
eirciter 12 milia perierunt. In -hac clade 
inpiissimus Turca preda nactus est eireiter 
15 milia equorum, currus trahentes 5 milia. 
Tormenta maiora bellica 85, minora quae 
nos barbatos pragenses, vocitamus, 6 milia. 
Cessante turbine belli inter mortuorum 
eadauera inuenti sunt duo Archiepiscopi 
cum aliis quingue episcopis interemplis, 
cum illis vna perierunt 21 insignes nobiles, 
putocomites, ‘barones ‚ac nobiles Vngarie 
zeyni. De numero doninorum regni Bohe- 


94 


mie interiit comes vnus, Vicecomes \nus, 
barones et nobiles 4. Ex supradictis capti 
sunt 7 persone nobiles præter illos, qui 
aufugerunt, quorum assignati 8 ad propria 
remearunt. Postremo inuenta est regia Ma- 
jestas in littore cuiusdam fluminis vndequa- 
que phractus mortua, qui demum honori- 
fice in regali Alba humatus requiescit. 


Anmerkung Mit diefer Nachricht ift von unfern 
Gefhichtfhreibern Dubranius im 33. Bude 
zu vergleichen. Hagek hat und einige Namen 
der gebliebenen Böhmen Aufbewahrt. Es blie— 
ben in dieſer Schlabt Johann (der Bufchties 
hrader) von Kolomwrat, Stephan Schlik 
von Holeyt, Jakob von Wiefowic, Un— 

‚ terfämmerer, Heinrich Kutnauer, Burg- 
graf zu Karlftein, Hans von Rachenberg 
und noch viele Andere, 


N. 3 





Kurze Verzeichnus der Proceffion, fo zu Prag 
den 22, Martii A. 1577 auf der Nomifchen Kay. 
May. Marimilliani Hodhlöblichfter Gedaͤchtnus 
Begrebnus gehalten worden iſt. 

Ir May. Nachdem fie von Lintz Anhero gen 
Prag, in die Alte Stadt zu S. Jakobs Kloſter din 


95 


— February *) gebracht, fein diefelbe Bis auf Dato 
den 22, Martij darinnen ftehen blixben, und wurde 
auf gemeltten Tag, umb 11 Uhr Vormittag, die 
Reihe auf gemeltten Klofter getragen und fein fols 
gende Proceſſiones nad einander erfolgett. sc 

Erftlich find drey Burger aus. der Alten Stadt 
des Raths, vorhergangen, und darauf gefolgt der 
Böhmifche Hoffrihtr San Komertfha und 

Ihrer May. Hoff- Furier: 

Nah diefen find 200 Altte Arme Männer fo 
die Kayferin in ſchwartz lange Roͤcke und Kugell über 
die Häubter gefleidet hette, und trug einjeder ein 
gelbe wach - Kerzen, daran dad Nom. Kayſerliche 
Wappen hieng: Darauf trug man groß ein ſylberes 
Sreuß und auf den Seiten mit fhwarzen Sammet 
bedeckt: 

Nach dieſem folgten Ihr Kay. May. Hoffdiener 
auch mit Lichtern: Nah Ihnen Ihr May. Kohral und 
Schloß Pfarrherrn mit Fleinen gelben Wachslichtern: 

Nah Ihnen 25 Jeſuwitten mir gelben Lichtern. 

Darnad 5 Muͤnch in fihwarzen Kutten : 

Mehr 7 Mind in grauen Kutten: 

Mehr I Mund in weiß und fhwarzen Kutten 
darüber: 

Mehr acht Schloß Pfarrherrn:. 

Darauf 180 Prageriſche Buͤrger mit wer 
ſchwarzen Trauer Manteln und gelben Wachslichtern. 


dieß war am 6ten, wie ed Lupac richtig angibt. 


96 


Mehr 48 Boͤhmiſche Kanzeliſten mit gelben Lich— 
tern. | 

Mehr 39 Reichs Kantzeliften 

Nach Ihnen folgten die Heertrumettn, ganz traut 
rig: Item 24 Trumetter, die trugen ihre Trumet— 
ten und hieng der Adler den Kopf unter ſich: 

Stem 2 Herollt: der ungarifh und Böhmisch, 

Nach diefen fein gefolgt 20 Fahnen und 20 Pfers 
de, welche gar herrlich und ſtattlich mit ſchoͤnen geſtickten 
Decken und mit eined jeden landes - Wappen gezieref, 
fo wel auch vor einem jeden Pferde wurde deffelben 
Landsfahnen gleich gftaltt herrlich und zierlich getragen 
und von den Gefandten derfelben ihren srl 
die Roß ganz zierlich geführet: 

Letzlich Folgende wurde gefuhret cin Braun BR 
May. Leich-Roß, mit einen fohwarzen goldenen 
Stüf, und darüber ein weiß Kreuß auf beiden Sei— 
ten ded Reichs Adler mit Perrin geſtickt, welche De 
dem Leichtuch glich : 

Darnach folgten Ihrer Mag. Singer 86: 

Nah Ihnen die ganze Komun, der befihriebenen 
Bifhöffen, Abt, und Probften, mit ihren weifen Kohr— 
Nöden, 


Anmerkung. Noch vollftändiger hat diefen praͤch⸗ 
tigen Leichenzug Mar. Bydzovinus in feinem 
boͤhmiſch verfaßten Leben 8. Marimiliand 
beſchrieben, woraud Erugerius, der die 


97 


Gandſchrift vor fich hatte, einen guten Auszug 


machte und feine sacros pulveres beim 12, 
Sftober aufnahm. Zur Erläuterung und Ver— 
vollftändigung des deutſchen hier mitgetheilten 
Aufſatzes Fann Folgendes dienen. Die boͤhmi— 
ſche Fahne trug Wenzel von Hafenburg, 


Truchſeß und Maltheferordend Großprier zu 


Strakonitz. Das Pferd mit dem böhmifchen 


Landeswappen führten Heinrich Waldftein 
vom Herrnftande und Albert Kapaun vom 
Ritterſtande. Das Eaiferliche Leich-Roß führ- 
ten Herzog Carl von Münfterberg und 
Deter Wok von Rofenberg. Nah den 
Abten und Biſchoͤfen folgten in der vierten 
Reihe des Zuges die Träger der Fönigl. böhmifchen 


und ungriſchen Regalien und der Faiferl. Reichs- 


infignien. Das böhm, Schwert in der Scheide 


trug Saroflaw Smitify, des Königreichs 


Hofmarfihall, das Zepter Michael Sfpanow- 
fEy, oberfter Sandfihreiber, von dem Unter- 
kaͤmmerer Burian Treka und dem Karljtei- 
ner Burggrafen Johann Wohinffy zu bei- 
den Seiten begleitetz den Neihsapfel Adam 
von Shwanberg, Landesrichter, zwi— 
fen dem oberften Kanzler Wratijlam von 
Pernjtein und dem Hofrichter Johann von 
Waldſtein; die böhmifche Krone trug I8 il- 


helm von Rofenberg. Eben fo wurden 


g 


68 


von ungriſchen Baronen-die ungrifchen Regalien, 


und von geheimen Näthen das goldne Bließ 


auf einem Kiffen, der Helm und der Baiferlihe 
Mantel, von Reihöfürften die Reichsinſignien, 
Schwert, Zepter und Krone getragen. 

In der fünften Neihe des Zuges gingen die 
Herolde dem Faiferl. Leichnam voran. Den 
Sarg trugen 24 Reichöbarone aus verſchiede— 
nen Provinzen. Nah dem Sarge ging Kai- 
for Rudolph allein; nah ihm der. zweite 
Sohn des verftorbenen, Erzherzog Karl zwi- 
ſchen dem päpftlichen Legaten und dem Kölner 
Erzbiſchofe; dann der dritte Sohn Erzherzog 


Mathias zwifihen feinen Begleitern, und 


endlih Erzherzog Maximilian von Wil- 
helm Herzoge von Bayern und Dietrich von 
Biloh begleitet. Zuletzt gingen Gefandte des 
deutſchen Reiche, Magnaten, Hofleute und das 
Dolf. Der feyerlihe Zug dauerte von 18 bis 
21 Uhr (nach der ganzen Uhr von 24 Stun— 
den), d. i. von 12 bis 3 Uhr, Erft den Tag 
darauf hielt, da der prager Erzbifhof Anton 
krank lag, der olmüser Erzbifhof dad See— 
lenamt; die Bifchöfe von Breslau und Wien 
afjiftirten ihm. Dabei erfihien Kaifer Ru— 
dolph mit der Kaiferin Mutter Maria und 
feinen drei Brüdern, Beim Offertorium wurden 
auch die befchuhten Pferde mit den Laͤnderwappen | 


99 


vor dem Altare vorbeigeführt. Nach der Meffe 
ward die Leichenrede von dem olmüßer Bifchofe 
gehalten. Endlich ward der Sarg in der alten 
Gruft, worin 8. Ferdinand ruhte, beige 
feßt. Nach der Zeit aber ward 8. Maximi— 
lian neben Ferdinand und Anna in das 
neue marmorne Maufolaum, das Kaifer Rus 
dolph verfertigen ließ, gelegt, wie. ed die Ins 
fhriften, die fih auf die drei auögehauenen, 
oben liegenden Figuren beziehen, Fund machen, 
Die auf der obern Gallerie der Domkirche über 
der Sacriftey zum Andenken diefes Zuges auf- 
geſteckten Länderfahnen fah noch vor 1627 Erus 
ger. Er glaubt, man habe fie bei der im 
befagten Jahre vorgenommenen Erneuerung der 
Domkirche herabgenommen und bei Seite ges 
ſchaffet. 
J. D. 





I. Vortrag des Gefhäftsleiters . 


If. Auszug aus dem Protofolfe ter Generals 
Berfammlung . » « . 


III. Berzeihnig der Mitglieder . 
IV, Rede des Prafidentn . 


* * « . . 


Beilagen: 
A. N. 1. Ueberfiht der böhmifchen meteori⸗ 
ſchen Metall- und Stein-Maſſen 
A. N. 2. Charakteriſtik und Analyſe des Me: 
teorſteines vom Jahre 1824 


B. Ueberſicht der in Böhmen dermalen be— 
kannten Trilobiten 


C. N. 1. Drey Turniere zu Prag u. ſ. w. 

C. N. 2. Schlacht bei Mohatſch u. ſ. w. 

C. N. 3. K. Maximilians II. Leichenzug 
FF Bl ro 


—n — — ——— 


” . . « 


Seite 
3 

. 22 
25 
33 
48 
62 
. 69 
ss 
92 
93 


Berbefferungen. 





©. 41 3.80, 0, anftatt: Oniseus — Oniscus. 
©. 683. 3 v. o. ift dad Wort „derſelbe“ aus zu⸗ 
laſſen. 
S.74 3. 15 v. o. anſtatt: Tril. Sulzeri— Tril. 
Hauſmanni. 
— S. 8 v. u. anſtatt: Tril. Tessini— Tril. 
Sulzeri. 
©. 92 3.13 v. o. anſtatt: inuatam — in- 
natam. 
— S. 6 v. u. anftatt: rinulum — rivulum. 
— S. 5 v. u anſtatt: dimicaudum — di- 
micandum. 
— 3.3». u. anftatt: vesistere— resistere, 
©. 93 3.3 v. o. anftatt: dimicaudum — di- 
micandum, 
— 3.100. 0. anftatt: prosegnuti — pro- 
sequuti, 
— S. 1v. u. anftatt: doninorum — do- 
minorum, 
©, 94 3. 10 v. o. anftatt: Dubranius — Du- 
bramwius, 
©. 97 3.2». o. anftatt: und feine — und in 
feine. 


— — — — — 


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Berhandlungen 


der 
Geſellſchaft 


des 
vaterländiſchen Muſeums 


in Böhmen. 





Viertes Heft. 


Prag, 
aus der v. Schoͤnfeld'ſchen Buchdruckerei. 


— 


182.8 





I. Vortrag 


des 
Geſchäftsleiters 


Maximilian Millauer, 


in der vierten allgemeinen Verſammlung 
am 15. März; 1826. 


Hochanſehnliche! 


Sie haben ſich heute neuerdings verſammelt, um 
den Bericht des Verwaltungs-Ausſchußes uͤber die 
Fortſchritte des Muſeums im verfloſſenen Jahre, zu 
vernehmen. Ihn zu erſtatten, haͤlt der Ausſchuß 
in jeder Hinſicht fuͤr eine ſeiner angenehmſten Pflich— 
ten. Und wenn gleich Zeitverhaͤltniſſe, die Erfuͤllung 
mancher, eine höhere Bervollkommnung dieſer patrioti— 
ſchen Anſtalt bezweckenden Wuͤnſche noch immer nicht 
geſtatteten: gebricht es ihm dennoch nicht an der be— 
ruhigenden Ueberzeugung, Alles geleiſtet zu haben, 
was zu leiſten unter ſolchen Verhaͤltniſſen moͤglich 
war: welche Ueberzeugung aus den heutigen Vortraͤ— 
gen auch für unferen gefammten Verein hervortres« 
ten fell, 

Der Stand der Gefellfhaft nad der 
Zahl ihrer Mitglieder, hat fich feit der legten allges 
meinen Berfammlung,‘ neuerdings erfreulich ers 
weitert, 

a2 


Zwar wurden und durch den Tod entriffen: 

Aus der Klaffe der Ehrenmitglieder: 

Weil. Se, Maj. Marimilian Zeſeph, 
Koͤnig von Bayern. 

Aus der Klaſſe der wirkenden Mitglieder: 

Hr. Karl Franz, FF. Bergrath und Obers 
amtövorftcher in Przibram. 

Hr. Ignaz Falge in Prag. 

Hr. Aloys Mattas: und 

Hr. Wenzel Sallat: beide Iehteren im 
Pilſen. 

Aus der Klaſſe der ſammlenden Mitglieder: 

Hr. Joſeph Urban, Stadtdechant in Chrudim. 

Dagegen ſind eingetreten; 

In die Klaſſe der wirkenden Mitglieder: 

Durch Erklaͤrungen zu jaͤhrlichen Geldbei— 
tragen nach Beſtimmung des 5. $. der von Sr. 
k. k. Majeftät gnaͤdigſt genehmigten Grundgefeße uns 
ſeres Bereins : 

Graf Karl Clam-Martinik, E F. Kaͤm⸗ 
merer und Obrift des Kurafjier- Regiments Kron— 
prinz Ferdinand: 

Hr. Joſeph Kanka, Doktor der Rechte: 
Sandesadvofat: FE. k. Notar: und d. 3. Dekan der 
Prager juridifchen Fakultaͤt: 

Hr. Johann Schmidt, politifcher Rath 
bei dem loͤblichen Magiftrate der koͤnigl. Hauptftadt 
Prag: 


5 


Und Hr. Anton Feyertag: der Philofophie, 
wie auch der aefammten Rechte Doftor: Landesad- 
vokat: k. k. Univerſitaͤts⸗Syndikus und Notar in 
Prag: Inhaber der großen goldenen Ehrenmedaille 
und des filbernen Zivilehrenkreußes. 

Durch Material- Beiträge für die Mine 
ralien = und ea ‚ im Syſtemal⸗ 
werthe : 

Der k.k. ————— Franz Frey— 
herr von Koller in Neapel: 

Und Hr. Joſeph Rösler, Mineralog in 
Kradrop bei Tepliß, 

Endlich durd jährliche, -theild baare Geld, 
theild Materials Beiträge für die Bibliothek, 
im Syftemalwerthe: 

Hr. M. 3. Landau, Amtövorftcher der 
Sfraeliten = Gemeinde, und Inſpektor der deutfchen 
Hauptfchule derfelben in Prag. 

In die Klaffe der en Mitglieder 
wurden aufgenommen : 

Hr. Michael Schoönbeck, WWeltpriefter: 
Doktor der Theologie: Profeffer der Paftoral und 
Synodal = Eraminator an der Budweifer bifchöftichen 
Diödzefanlehranftalt: für den Budmweifer Kreis, 

Hr. Joſeph Schon, Weltpriefter: Praͤfekt 
am Pifeker FF, Gymnaſium: und Mitglied der k. k. 
Geſellſchaft für Ackerbau, Kommerz, und Eve zu 
Gin: für den Prach iner Kreis. 


Hr. Joſeph Lindauer, Weltpriefter: Des 
chant in Przeſtitz: und Sekretär des Lukawitzer bir 
ſchoͤflichen Bezirks⸗Vikariats: für den Klattauer 
Kreis. | 

Und Hr. Wenzel Pefina, Weltpriefter: 
Pfarrer zu Lautſchitz bei Brünn: Torrefpondirendes 
Mitglied der k. k. Maͤhriſch-Schleſiſchen Geſellſchaft 
zur Befoͤrderung des Ackerbaues, der Natur- und 
Landeskunde: für dad Markgrafthum Mähren, 

As Kuftod der ethbnographifden 
Sammlungen de Mufeumd, wurde vom 1. 
März I. 3. an, mit einem diefem Wirkungskreiſe 
angemefjenen Gehalte, Hr. Joſeph Burde, zus 
gleih Vorſteher der Bildergallerie der Privat = Gefell« 
haft patriotifcher Kunftfreunde zu Prag, angeſtellt. 

In wie ferne jede einzelne Abtheilung des Mu- 
ſeums, im verflofjenen Jahre, durh Materials 
Beiträge vermehrt werden ſey: haben wie fonft, 
die vier Duartald- Artikel in der Prager Zeitung 
fhon dargethan. Summariſch betrug dieſer 
Zuwachs: | 

In der Bibliothek und in den damit vor 
der Hand noch vereinten Fachern : 

An gedrudten Schriften: 482 Stüde, 

An Handfhriften; 42 Stude, 

An Landkarten, Planen, und Zeid- 
nungen: 29 Stüde fammt einem älteren, und 
einem neueren Atlad, 


7 


An, Originalslirfunden (ohne den weit 
zahlreicheren Kopien), 24 Stüde. 

An verſchiedenen Münzen: 364 Stüde, 

An Alterthümern von verfohiedenem Wers 
the: 65 Stuͤcke (worunter jedoch die gegen dad Ende 
ded vorigen Jahres auf der Herrfihaft Gineb zus 
fällig aufgefundenen, und von unferem wirkenden 
Mitgliede, dem k. k. Kämmerer Grafen Eugen 
von. Wrbna, vor Furzer Zeit dem Mufeo ertheil« 
ten, aus Bronze verfertigten 32 alterthümlichen Ge⸗ 
genftande der früheften Bewohner Boͤhmens, nod 
nicht mit inbegriffen find). 

Endlich an mannigfaltigen Kunftproduften: 
32 Stufe 

Im Fache der Zoologie: 

12 Säugthiere, worunter 4 Arten Affen; 
ein Beutelthier; und eine Meerkatze. 

411 Stüde Bögel: worunter 30 Papageyen ; 
ein Königdadler; und ein weißer Pfau. 

Don Reptilien: die Schalen einer großen 
Schildkröte. or u 

Bon Fifhen: 1 großes, und ein kleineres 
Eremplar des Stoͤrs. 

Bon Molluskenz; mehrere boͤhmiſche Land« 
ſchnecken. 

Bon Inſekten: 33 Kafırz und 325 Lepi— 
dopteren. 


In den Fächern der — und ig 
träfaften: | 

20 verſchiedene größere und Fleinere * 
worunter die Lieferungen des H. Roͤs ler in Kra⸗ 
drop: und die vor wenigen Tagen angelangten 126 
Stufe Mineralien aus den Umgebungen des Veſuvs, 
vom E. k. Feldmarfhalllieutenant Franz Frey— 
herren von Koller, am meiften ſich auszeichneten. 

Dom k. k. SKreisamte in Cjaflau, wurden 
durch den ruhmlichen Eifer des dortigen Kreishaupts 
manned und Gubernial » Nathes, Hrn. Ignaz 
Hawle, yon 43 Ortfchaften jenes SKreifes, die 
Seldarten gefammeltz durch das k. k. Berggeriht in 
Kuttenberg aber gefondert, in dad Format ges 
bracht, beftimmt, und für die geognoſtiſche 
Sammlung ded Muſeums eingeſchickt. 

Ueberdieß find hier noch anzuführen 

fowohl die von Sr. Erz. unferem hochverehrten 
Hrn. Präfidenten, dem Mufeo neuerdingd er» 
theilten: 

ald auch die mit Genehmigung des Ausſchußes, 
für daöfelbe erfauften Gegenftände, 

Die erfteren beſtanden: 

In 4 Kiſten mit auf einer Reife durch die 
Steyermarf, durh SKärnthen, Krain, 
Iſtrien, und Sllyrien, gefammelten Miner a— 
lien, Peträfakten, und Naturalien für die 
zoologifhe Sammlung : 


9 


In mehr denn 400 Pflanzen«- Arten, 
worunter die Algen des Adriatifchen Meeres, und 
ein Geſchenk von Algen verfchiedener Meere von 
unferem Chrenmitgliede, dem Hrn, Profeffor Ag— 
hard in Lund, die den botanifchen Sammlungen 
des Mufeums bisher fehlten, befonderd angenchm 
waren: 

Endlich im vielen fowohl neuen , ald bei Ver— 
fteigerungen erfauften Büchern aud den b« 
ftimmten Wiffenfhaften: worunter die 
Prachtwerke der bayrifhen und franzoͤſiſchen 
Naturforfcher, und die Fortfegungen der v. Hum— 
boldefhen Werfe ſich befanden: im Ganzen 
226 Bande mit 3343 Kupfern. 

Su den im Jahre 1825 angefauften Ma- 
terialien gehören: 

In der Bibliothek: 193 verfchiedene Drud- 
ſchriften, worunter dad befannte Joumal des Mi- 
nes in 38 Bänden: und 3 Ealigraphifche Arbeiten 
des X VI. Jahrhunderte auf Pergament, ö 

In der ethnographiſchen Abtheilung: eine 
vom Kuftos Hrn. Burde verfertigte, und gegen 
Berichtigung in jährlihen Raten erfaufte, an 
18000 Stüde enthaltende Sammlung von vater 
laͤndiſchen und auswärtigen Siegel-Abdrüuden. 
In der Zoologie: eine Gemfe: ein Bar: 
eine braſilianiſche Schlange: und: mehrere brafiliani- 
ſche Infeften. 


10 


In der Mineralogie: die vorzugsweife an 
Dorfomniffen von Joachimsthal und Schla 
cken wald ausgezeichnete, um 450 fl. 8. M. 
erfaufte Sammlung des chemahligen , mittler— 
weile nad) Wien beforderten E. k. Guberniale Se— 
fretard Hrn. Franz Nombald KRitter von 
Hohenfels: durch welde die oryfrogmoftis 
fhe Sammlung einen Zuwachs von 230: — die 
vaterlaͤndiſche einen Zuwachs von 83 Stüden 
erhielt : 

ferner mehrere einzelne, mitunter feltene, um 
247 fi. W. W. angefauften Stude:. 

endlih auch ein 18 Loth ſchwerer Meteorftein 
von Liſſa. 

Einige der intereffanteften diefer ncu 
erworbenen Materialien, find aud heute wieder, 
zur Befichtigung hier vorgelegt. 

Dad Errihtungsbud des Mufeums, 
wurde durch Einfchaltung aller dießfälligen Daten 
ded entwichenen Jahres, bis zum Anfange des ge— 
genwärtigen fortgefeßt. Nachträglih wurde dem— 
felben auch der ſchon früher gegebene, jedoch nir— 
gends erwähnte, aud einer nach der Morphologie 
des Hrn. Geheimrathed von Goͤthe geordneten 
Sammlung fümmtliher Rarlsbader Foffilien 
beftchende Beitrag des k. k. Gubernial- und Sons 
merze Rates Hrn. Karl Auguft Neumann, 
einverleibt, 


11 


Die gewöhnlichen inneren Arbeiten 
der Herren Kuftoden, wurden von denfelben mit 
lobenswerther Thaͤtigkeit fortgeſetzt. 

Zu den außerordenthichen, im Jahre 
1825 gleichfalls geleifteten aber, gehören folgende : 

In der Bibliothek wurde nad einem zwar 
vollbrachten, jedoch in feinen Folgen glüdlicherweife 
verhinderten nächtlichen Einbruch in diefelbe, der ger 
fammte Borrath revidirt: ferner wurden die Bo- 
hemica nad den feitgefesten Sekzionen geordnet 
und aufgeſtellt: endlich die Vorbereitungen zur Ver—⸗ 
fertigung der allgemeinen Nominal- Kataloge, ihrer 
Bollendung näher gebracht. 

Für den Magiftrat der, durch öftere Feuerd+ 
frünfte, ihrer Denfmahle der Vorzeit gaͤnzlich bes 
raubten Munizipal » Stadt Böohmifhleippa, 
wurde auf Anfuchen deöfelben, eine authentifche Ab« 
fhrift von der durh Meifter Hanns Kriſche 
im XV. Sahrhunderte verfaßten, und vom 
Bibliothekar Hrn. Hanka dem Mufeo dargebrad- 
ten handfhriftlihen deutfhen Chronik diefer Stadt 
verfertigt, und im Janner I. J. zugeſendet. Welche 
Gelegenheit der Ausfhuß mit Vergnuͤgen ergrif, 
um dad Publifum aufmerffam zu machen, wie widhs 
tig ed fey, Urkunden oder beglaubte Abſchriften ders» 
felten, im Mufeo zu hinterlegen, 

Die Fortfeßung der numismatifhen Ar 
beiten unſeres wirfenden Mitgliedes, des Hrn. 


12 


Prof. Fohann Helbling von Hirzenfeld, 
gewährt das Nefultat, daß bisher 30 Goldmünzen : 
2766 Silbermünzens 1153 Kupfermünzen: und 
23 anderweitige Metallmüunzen, durch) denfelben ein- 
gelegt; und die antiken Münzen geordnet worden find. 

In der zoologifhen Abtheilung wurden 5 
neue Kaͤſten mit auslaͤndiſchen Säugthieren und Voͤ— 
geln geordnet, 

In der botanifchen wurde dad Haͤnkeſche 
Herbarium in feine Käften eingereiht und aufge 
ftelle: ein Theil davon auch beftimmt, und zur 
öffentlichen Bekanntmachung vorbereitet. 

In der Mineralogie wurde vor Allem das 
ſchon im Jahre 1824 begonnene Ordnen der oryk— 
tognoftifhen Sammlung vollmdet. Cie enthält 
gegenwärtig mit Inbegriff der neueften Beiträge, 
5660 Stuͤcke: — 220 Parthien in lofen Kryftallen 
und Heinen Exemplaren: — und 430 größere, eigent« 
liche Schauſtuͤcke, von welchen 220 in einem befon= 
deren großen Glaöfchranfe: die übrigen in den dazu 
beftimmten Käften aufgeftelle worden find, Diefe 
ganze Sammlung umfaßt 219 Species des Mine 
ral⸗ Syftemd vom Hrn, Prof. Mohs. 

Die befondere vaterländifdhe oryfto- 
gnoftifhe Sammlung wurde ebenfalld geordnet. 
Sie enthält bereits 1570 größtentheild fehr fehöne 
Eremplare im 4 bis 5zolligen Format : — 97 Par: 
thien von lofen Kryftallen und Eleineren Stuͤcken: — 


13 


und 145 Schauftufe, Die Anzahl der Species 
diefer Sammlung ift 103. 

Auh die Verfteinerungen ded Thier— 
reichs wurden aufgeftellt, und bis zur genaueren 
Beftimmung derfelben familienweife geordnet, 

Für die geognoftifhe Sammlung wurden 
nad) einem Auftrage Sr. Erz. unferes Hrn, Präfis 
denten, durch Hrn. Kuftos Sippe felbft, die Ges 
birgsarten des böhmifchen Uebergangs - Gebirges und 
der angränzenden älteren und jüngeren Formazionen 
gefammelt und aufgeftellt: wie auch die übrigen fir 
diefe Sammlung eingegangenen Beiträge, gehörigen 
Ortes eingerciht. 

Die zahlreihen Duplifate der Mincraliens 
Sammlung, welde zur Bervollftändigung der beftes 
henden Sammlungen, theild gegen fehlende einges 
tauſcht, theild veräußert werden follen, wurden 
in Eleinere Sammlungen und einzelne Parthien abge— 
theilt, wie auch zum Theile bereits verfauft. Im 
Ganzen gingen für diefe Duplifate, bisher 797 fl, 
30 fr. WW. ein, welche zur Anfchaffung theils 
neuer Gegenftände, theils einiger Bewahrungs - Ap- 
parate, verwendet wurden. 

In das Gebieth der Außeren Wirffamkeit 
des Mufeums im Jahre 1825 gehören : 

Im Fache der Naturgefhidte: bie 
Herausgabe des erften Heftes vom Werke Reli- 
quiae Hänkeanae : worüber Se. Erz. der Herr 


14 


Praͤſident felbft, einige näheren Andeutungen er 
fiatten werden. *) 

Im Fache der vaterlandifhen Gefchichte 
u. ſ. w. die Beſorgung der Materialien zu einer 
neuen, durch den Kleinſeitner k. k. Gymnaſial-Pro⸗ 
feffor Hrn. Joſeph Eichler, nach feinem freien 
Antrage und einer vieljaͤhrigen Vorbereitung, zu bear— 
beitenden, in mehreren Hinſichten dringend noth— 
wendigen Topographie Boͤhmens; deren Lie— 
ferungen durch die geneigte Unterſtuͤtzung des hochloͤbl. 
k. k. Landespraͤſidiums und thaͤtige Mitwirkung der 
k. k. Kreisaͤmter, dann der Dominien und Seelſor— 
ger, nach dem Entwurfe des Hrn. Verfaſſers vor 
fi) gehen, und allerdings zur Erwartung eines vor— 
zuglichen Erfolged berechtigen. Der Ausfhuß hat 
vor der Hand die dazu erforderlihe Zahl von Kund— 





*) Reliquiae Hänkeanae: seu descriptio- 
nes et icones plantarum, quas in America me- 
ridionali et boreali, in insulis Phillipinis et 
Marianis, collegit Thaddaeus Hänke, Philoso- 
phiae Doctor, Phytographus Regis Hispaniae, 
Cura Musei Bohemici. Fasciculus primus. 
Cum tabulis XII, aeri incisis. Pragae apud 
J. G. Calve, bibliopolam. ı825 XV. und 84 
Seiten im Folio: mit einer Lebensbeſchreibung des 
Doktor Hänke in der Vorrede. Preis: 6 Gulten 
KM. 


15 


mahungen, Fragen, und Tabellen, nah 
vorhergegangener Prüfung und Genehmigung derſel— 
ben, auf Koften des Mufeums drucken und vertheilen 
laſſen. 

Der Betrag der Kapitalien unſeres Inſti— 
tuts, wurde im Jahre 1825 um 200 fit. Konv. 
Münze: — jener der jährlihen Syftemal= umd 
größeren Beiträge, um 85 fl. Konv. Münze er- 
höht: wogegen jedoch die jährlihen Fleineren 
und ‚die ein für allemahl geleifteten Geldbei— 
träge, um 123 fl. 39 fr. Kony. Münze weniger, 
ald im Jahre 1824 betrugen. 

Unter den fammlenden HH. Mitglie 
dern, haben durd ihre befondere Thätigkeit im Bes 
zug auf ſolche Beiträge. und auf den Verſchleiß der 
Berhandlungen, im Jahre 1825 : Hr. Adam Fial— 
fa, Stadtdechant und Bezirksvikaͤr in Schuͤttenho— 
fin: und Hr. Adalbert Sedlaczek, Doktor 
der Philofophie und Profeffor der Mathematik in 
Pilfen ; felbft eines öffentlichen Dankes ſich würdig 
gemacht. 

Im Allgemeinen ergibt ſich aus der hier 
vorgelegten, und zur Uebergabe an die heute zu waͤh— 
lenden Herren Reviſoren bereiteten Rechnung des 
verfloſſenen Jahres, folgende Ueberſicht ded ge— 
fammten Bermoͤgens-Standes: 


16 


W. W. 

Der Reſt des Jahres 1824 betrug 114226 fi. 204 Er, 
Hiezu famen im Jahre 1825 
An neuen Etiftungsfapitalien . 500» — » 
An ſubſkribirten Syftemal« und 

größeren jährlichen Beiträgen 3712» 30 » 
An fubffribirten Eleineren jähre 

lichen, und ein für allemahl 

geleifteten Beiträgen . . . 540» 271» 
An Intereffen von Staatöpapieren 215» 192 » 
An Intereffen von angelegten Ka— 

pitalin. 0 10 wu ii A — 
An Empfaͤngen aus dem Ver— 

ſchleiße der Verlags-Artikel 

des Muſeuns... 203»10 » 


Eumma ded Empfangs 124027 fl. 475 Er. 


Derwendet wurden im Jahre 1825 
Zum Bau und zur Einrichtung 2765 fl.25 fr. 
Zu Befoldungen der angeftellten 
Individuen, fammt der ge 
woͤhnlichen Beftallung  . 4364 » — » 

Sur Miethe, ſammt dem gewöhn- 

liächen Beitrage für die Öefell- 

fihaft der patriotiſchen Kunſt— 
freunde ae NEO >; 
Zu Sinn, Ti EHRE 64 » 16, » 
Fuͤrtrag 8093 » 414» 


| 


4 


| | 


Uebertrag 


Zu den Sammlungen DEN 


Zu Berlagds Artifen . » 
Zu Kanzley- Requifiten. . 


Zur Beheitzung u 


Zu verſchiedenen Fleineren Ausla= 
am ni ‚Ju dr und 


“00 &umma der Ausgaben 


welche vom obigen Empfange ab- 
gerechnet, einen Reft von . 
Bilden, wodurd für das Jahr 
1826 nadjtehender Vermoͤ— 
gens⸗ = Stand hervortritt: 
An verſicherten Obligazionen . 
An Staatöpapieren u re 
An Verlags⸗ J 
An Ruͤckſtaͤnden, wovon jedoch 
einige bereitö eingegangen find 


* Summe 
wovon aber die durch groͤßere 
Ausgaben entſtandene, und 
mittelſt Einnahmen des Jah— 
res 1826 zu tilgende Schuld 
der Kaſſa an Ce. Erz. den 


17 


W. W. 
8093 fi. 414 Er, 
916 » 514 » 
1594» 31 » 
40 » 
1590» — » 


133 » 471» 





10928 fl. 514 kr. 


113089 fl. 56 Er, 


93600 » — » 
10375 » 47 » 
10282 » 991» 


1260 — 1) 





114518 ft. 462 fr. 


18 


W. W. 
Hrn. Rechnungsfuͤhrer abzu⸗ 
ſchlagen ft mit » .,. . 14194504 kr. 
um den Betrag ded obigen Em⸗ 
pfangs-Reftes für 1826 aus⸗ 
zuweifen mt. 0.» , 113089 » ‚56: » » 


Indem patriotifche Anftalten der, Art, wie 
Böhmend Nazional-Mufeum es ift, nur, durd die 
Alterhöchfte Gnade St. k. k. Majeſtät, unferes 
huldreichften Herrn: und Landesvaters: — durd) die 
Gewogenheit Sr. Erzellenz, unſeres allverehrten Lanz 
deschefs: — durch den geneigten Schuß der hoͤch⸗ 
ſten und hohen Staatsbehoͤrden: — durch die 
Liebe vieler Edlen und Guten zum Baterlande 
und zum wiſſenſchaftlichen Ruhme desſelben, — ent= 
ſtehen, erhalten, und erweitert werden koͤnnen: er- 
übrige nur noch der Wunſch nach einer fortdauern- 
den wohlwollenden Theilnahme daran, und Bewähr 
rung derfelben. Möchte befonderd der ſchon fo oft 
und mannigfaltig erprobte Sinn aller auf gründliche 
Bildung Anfprud machenden Soͤhne ded Baterlandes 
für gemeinnüßige Unternehmungen, diefe Theilnahme 
auch dann verbürgen, wenn Objekte oder Leiftungen 
des Muſeums, die Sphäre der gewöhnlichen und 
populären literaͤriſchen Wirkfamkeit uͤberſchreiten: was 
fie wegen feinen höheren wiſſenſchaftlichen Ronnie, 
oft ganz unerläßlich thun muͤſſen. 





— —— 


19 


II. Auszug aus dem Protokolle 


der am 15. März 1826 um die 11. Vormittagsftunde 
im Sigungs-Saale 
des hochloͤbl. Böhmisch = ftandifchen Landes - —*& 
gehaltenen 
vierten allgemeinen Bene nn 
der 
Gefellſchaft des eisen Mufeums in Bismen, 


— — — 
ar } 


f 2. Bum Reviſions-Geſchaͤfte der in diefer Ges 
neral = Berfammlung vorgelegten Rechnungen des 
Mufeums vom Jahre 1825 wurden mit allgemeis 
ner Beiftimmung, neuerdings die ne "pair 
Bm ‚ nemlid + | 

Se. Erz. Graf Franz Wreby: 
Graf Friedrich Schönborn: 
4 Graf Johann nee. ⸗ Pr 

und Hr. Johann ee —** 
Rath in Prag: 

erwaͤhlt: welchen ſomit jene — mie 
ihren 89 Beilagen, dann mit der Rechnung des 
Jahres 4824, den Revifiond = Bemerfungen und 
Aeußerungen über letztere; — unter dem geziemenden 


Anſuchen um ihre Nevifion, fogleid zu übergeben 
ſind. 


b 2 


20 


fe 3. Zu Ehrenmitgliedern: wurden, in 
Folge ded vom Verwaltungs = Ausfchuße gemachten, 
und durh Ce. Exz. den Hrn. Präfidenten Grafen 
Eafpar Sternberg, der General = Berfammlung 
eröffneten Vorſchlages, von derfelben gleichfalls mit 
allgemeiner Beiftimmung erwählt : 

Se, Fönigl. Hoheit, Prinz; Chriftian von 
Dänemark, 

Hr. Minifter Sreyherr von Stein, zu Nafjau, 

— Baron Jaquin in Wien, 

— Me, Doktor und k.k. Leibarzt Nikolaus 
Hoft in Wien. 

Hr. Verb, k. großbritannifch = — 
Archiv-Sekretaͤr. 

Ritter von Martius, Akademiker in Minden, 

Nitter von Spix, Akademiker in München. 

Hr. Hofrath und Prof. Schrader in Goͤt— 
tingen. 

— Oekonomie⸗ Rath Dein in —— 

— Doktor und Prof. Joh. Chriſtian 
Mikan in Prag: 

welchen dieß unter Sufendung der ———— 
Diplome ſammt dem 1. 2. und 3. Hefte der 
Berhandlungen de Mufeums in der deutjchen 
Sprade, — ſogleich bekannt zu maden iſt. 


21 


II Verzeichniß 
der 


Mitglieder der Befettfharn 
des 
vaterländifhen Mufeums in Böhmen, 





‘ 


Präfident, 
Graf Caſpar Sternberg. 
Berwaltungs— Ausſchuß. 


Fürft Rudolph Kinſky. 

Graf Franz Sternberg - Mbnhanen Kaſſier. 

— Georg Buquoy. 

Abbe Joſeph Dobrowſky. 

Graf Johann Kolowrat⸗Krakowſky. 

Nitter Franz von Gerftner, 

Prof. Maximilian Millauer: ee 
— Joſeph Steinmann, 


Wirkende Mitglieder. 


j Fuͤrſtin Arenberg TIherefia: geb. Grifn Winoifögrih 
Ritter Chriftian Andre, 

Graf Tofeph Aueröperg. 

Fürſt Wilhelm Auersperg. 

Freyherr von Badenthal. 


22 


Hr. Franz Beher, Pf 
— Placidus Beneſch, Abt in RN und St. 
Margareth. 


Graf Kajetan Berchem-Haimhauſen. 
Hr. Johann Borſchitzky. 
Die boͤhmiſche Leſegeſellſchaft von Brennporitſchen. 
Die k. Stadt Budweis. dh 
Ritter von Chlumezanffy, Prager Fuͤrſterzbiſchof. 
Graf Karl Elam - Martinig, 
Fürft Johann Clary. 
Gräfin Roſina Colloredo: geb. Gräfin Hartmann, 
Graf Rudolph Czernin. 
Hr, Iofeph Damm: zugleich ſammlend: in Sorlebad. 
— Aloys David, —J 
Graf Franz Deym. 
Hr, Jakob Dobrauer von Treuenwald : ugfeid 
fammlend : in Kommotau, 

— Adalbert Fahnrih, Abt in Selau, 
— Anton Feyertag. 
— Anton Felix Freudig, 
Fuͤrſt Karl Fuͤrſtenberg. 
Hr. Zacharias Gradl, 
Graf Ernft Harrach. 

— Franz Hartig, 

— Prokop Hartmann, j 
Hr, Joſeph Haufer: zugleich fammlend: in Peruß, 
Ritter Johann Helbling von Hirzenfeld, 
Hr. Joſeph Heyde, 


23 


Sreyherr Franz Hildprand, 
— von Hochberg. 
Hr. Johann Hofer, 
— Joſeph Hurdalef, refignirter Bifhof von Leit 
mæeritz. 
— Joſeph Jebautzky. 
— Joſeph Kanka. 
Freyherr Joſeph von Kapaun. 
Erzherzog Karl kaiſ. Hoheit. 
Graf Franz Klebelöberg, 
Nitter Joſeph Kleeborn, 
Freyherr Franz von Koller, k. k. Feldmarfchall- 
lieutenant. 
Graf Fran; onrat-Liebſteinſty— Oberſtburggraf. 
— Aloys Pr Bifhof zu Kir 
miggraͤtz. 
Freyherr de Laing. 
Hr. M. J. Landau. 
Graf Auguſt Ledebur. 
Freyherr von Lewenehr. 
Fuͤrſt Johann Lichtenſtein. 
— Auguſt Longin Lobkowitz. 
- Hr. Joſeph Loͤhner. 
Graf Hieronymus Luͤtzow. 
— Rudolph Luͤtzow. 
+ Hr. Vinzenz Meisner. 
Füuͤrſt Klemens Metternich. 
Hr. Binzenz Milde, Biſchof zu Leitmeritz. 


24 
Die graͤflich Milleſimo'ſche — 
Freyherr Adalbert Mladota. ia 
Hr. Johann Nadherny. t 
Ritter Friedrich von Neubauer. 9 
Hr. Franz Nittinger; zugleich ſanmlnd— in 
Niſchburg. I 
Graf Johann Noftige | 
— Joſeph Noftiß. 
Hr. Philipp Opitz. 
Graf Karl Padta, 
Hr. Benedikt Pfeiffer: Abt im Strahof, 
Die k. Stadt Pilfen, 
Graf Adolph Poͤtting. 7 
Hr. Emmanuel Pohl. DE) 
— Johann Poſpiſchil. 
Die k. Hauptſtadt Prag. 
Freyherr Joſeph Puteani. 
Hr, Joſeph Roͤßler. 
— Erneſt Ruziczka, Biſchof zu Budweis. 
Herzogin von Sagan. 
Graf Franz Salm. 
Hr. Johann Schmidt. 
Graf Friedrich Schoͤnborn. 
Ritter Jakob von Schoͤnfeld. 
Hr. Michael Schuſter. — 
— Adalbert Sedlaczek: zugleich ſammlend: in 
Pilſen. 
Fuͤrſt Joſeph Schwarzenberg. 


25 


Gräfin Sompfhiß, geborne von Sternfeld, 
Graf Philipp Stadien, u 

— Zohann Wilhelm Sternberg - Manderſcheid. 
Gräfin Aloyfia Sternberg. 
Hr. Johann Nepomuf Stiepanef. 
— Anton Stolz: zugleih fammlend : in Teplis. 
Die grafl. Swertö’fhe Bormundfchaft, 
Zepl, Abt (Hr. Karl Reitenberger) und Stift. 
Hr. Iſidor Teurfhmann, Abt in ren 
Graf Johann Thun, 

— Joſeph Thun, 
Fuͤrſt Karl Alexander von Thurn und Taxis. 

— Ferdinand Trauttmansdorff. 
Hr. Jakob Beit, 15 
— Franz Wacef: zugleich fammlend: in Kopidlno. 
— Franz Wagner. 
Graf Ernft Waloftein. 

— Stephan Olivier Wallis, 
Freyherr Joſeph Wanczura von Bradfeld. 
Fuͤrſt Alfred Windiſchgraͤtz. 
— Beriand Windiſchgraͤtz. 
Hr. Anton Wolf von Wolfsberg. 
Graf Joachim Woraczitzky. 


— Eugen Wratiſlaw. 
— Joſeph Wratiſlaw. 


Gräfin Gabriela Wratiſlaw: geb. Gräfin Desfours. 
Graf Eugen Wrbna. 
— Franz Wreby, 


26 
Hr. Mori Zdekauer. — 


Ritter Zezinger von Pirnitz. 

Hr. Joſeph Liboſlaw Ziegler: zugleich Fon: 

in Chrudim. AZE TE 
‚Ehrenmitglieder. a 


Hr. Prof. Yahard in 2und: Sekretär der phy⸗ 
fiofratifchen Geſellſchaft dafeldft. 

Graf Friedrih Berthold. 

Nitter von Berzelius, Gefretär der k. Gefäfaf 
der Wiffenfchaften in Stodholm, r 

Hr. von Blumenbach, k. hannoverfcher Een 
in Göttingen. 

Graf Bray, Praͤſident der botaniſchen Sahſhaf | 
in Regensburg, 

Graf Auguft Breuner: E F. Kämmerer: in Wien, 

Hr, Dot. Bufland, Bizeprafident der soologifihen 
Geſellſchaft in Orfort. 

Hr, Karl Martin Cron, k.k. Gub, Praf. Sekretär 
in Prag, 

Baron von Cuͤvier, Sekretär der naturhiftorifchen 
Abtheilung bei per k. Akademie der —** 
ten in Paris. 

Se. koͤnigl. Hoheit Prinz Chriftian von Daͤnemark. 

Don Göthe, Sachſen » Weimar » Eifenahfcher 
Staatöminifter und ‚geheimer Nath. 

Hr. Hofrath Joſeph Freyherr Hormayr zu Be 
tenburg in Wien, 


27 


Hr, Nikolaus Hoft, Doktor der Medizin; und k. k. 
Leibarzt in Wien. 
Baron Jaquin in Wien, 
Hr Dokt. und Prof. Ilg in Prag. 
Se. Faiferl. Hoheit Erzherzog Johann. 
Nitter Peter von Köppen, ruſſiſch-kaiſerl. Hofrath 
in Peteröburg,. 
or. Franz Kurz, reg. Chorherr und Pfarrer zu 
St. Florian. 
Nitter Karl Friedrih von Martius, Akademiker 
in Muͤnchen. 
Der koͤnigl. hannoͤvriſche Hr, Oekonomierath Ma yer 
in Goͤttingen. 
Hr. Dokt. u. Prof. Johann Chriſtian Mi kan in Prag. 
— Nees von Eſenbeck, Praͤſ. der Karl-Leop. 
Geſellſchaft in Bonn, 
— Prof. Rilfon, in Lund: Borfteher der ade: 
miſchen Sammlungen dafelbft. 
— Pers, Fönigl. großbritanniſcher Archivs -Se⸗ 
kretaͤr. 
— Dokt. und Prof. Johann Swatopluk Prefl-in 
| Prag. 
Se. Fönigl. Hoheit der Sr. Großherzog Karl Aus 
| ‚guft von Sadhjfen - Weimar - Eifenad), 
Baron von Schlottheim, großherzogl. Sachſen⸗ 
| Gotha’fher Kammerpräfident. 
Hr. Hofrath und Profeffor Heinrich Schrader in 
Göttingen, 


28 


Ritter Franz de Paula von Schramke⸗ ng 
fer in München, 

Nitter Johann von Spix, Akademiker in ie 
Der koͤnigl. preußifhe Hr. Staats - Miniſter —* 
herr von Stein zu Naſſau. Mor. 

Hr, Staatd » und Konferenzrath Andreas Joſeph 

Freyherr von Stifft in Wien. 
Graf Joſ. Mar. Tenczin-⸗Oſolinſky, k. k. ge 
heimer Rath und Hofbibliothekspraͤfekt in Se 


Sammlende Mitglier er. 


Hr, Franz Auge, Direktor in Karkftein, 
— Sohann Blum, Direktor in. Drhowl. 


— Ignaz Anton Bremm, Bergamtsadjunft in ' 


Lukawetz. 
— Joſeph Devoti, Pfarrer in Sedletz. 
— Franz Faͤhnrich, Dechant in Zlonitz. 
— Adam Fialka, Dechant in Schuͤttenhofen. 
— Georg Fritſch, k. k. Bergrath in Joachimsthal. 
— Sebaſtian Grüner, Magiſtratsrath in Eger. 
— Wenzel Rombald von Hohenfels, k.k. Berge 
meiſter in Kuttenberg. 
— Wenzel Jettel, Berg⸗ und Huͤttenverwalter 
in Ranſko. 
— Adalbert Juhn, infulirter Erzprieſter in Neuhaus. 
— Joſeph Kreibich in Wien, 
— Joſeph Lindauer, Dechant in Prjeſtitz. 
— Anton Liſchka, Gymnaſialprofeſſor in Neuhaus. 


29 


Hr. Anton Marek, Pfarrer, in Tein. 

— Joſeph Nenel, Schichtmeifter in Holubfau, 

— Franz Nowotny, Pfarrer in Luſchtienitz. 

— Anton Oppelt, Wirehfhaftsrath in Neufiſtritz. 

— Wenzel Peſſina, — zu Lautſchitz in 
Maͤhren. 

— Franz Poͤſchel, k. Bergmeifter in Mies, 

— Andreas Polaf, Dechant und Bikär in Ro— 

kitzan. 

— Johann Raſim, Oberamtmann in Kolin. 

— Mathias Schimak, Dechant in Koͤnigſaal. 

— Joſeph Schön, k. k. Gymnaſialpraͤfekt in Piſek. 

— Michael Schoͤnbeck, Doktor und Profeſſor der 
Theologie in Budweis. 

— Anton Seidl, Dedhant in Beraun. 

— Johann Tahezi, Domfenior in Leitmeriß, 

— Jakob Weinhuber, Dechant in Gojau, 


Bibliothekar, Arhivar, wie auch Kuftos 
der Mun;- Sammlung: 


| Hr Wenzel Hanka. 


J 
M der zoologiſchen und botaniſchen 
J Sammlungen: 


Hr. Karl Borziwog Prefl, Doktor der Me— 
dizin. 


30 


Kuftos der mineralogifhen und Petraͤ— 
faften- Sammlungen: 


Hr, Franz Zaver Zippe. 


Kuftos der ethnographifhen Samm 
lung: RT 
Hr. Joſeph Burd e, Vorſteher der Bilder- 
galferie der Privargefellfchaft patriotifcher 
Kunftfreunde zu Prag, 


31 
— V. Rede 
— des 
Praͤſidenten 
Er in der s 


cheutichen Sitzung des böhmiſchen Muſeums 
am 15. Marz 1826. 





Meine Herren! 


Fan von de Meeres Spiegel, auf defien Wellen 
die Naturforfcher nad) den fernen Weltgegenden dahin 
gleiten, um das Gebieth der Naturwiſſenſchaften zu 
erweitern, Europa’s Sammlungen mit den. Früchten 
ihrer Entdefungen, und den Erzeugniffen aller, Sonen 
zu bereichern, tief im Kontinent, in einem Kefjel- 
lande von weniger ald Taufend Quadrat Meilen in⸗ 
felartig abgeföhloffen, beſchraͤnkt auf unfere eigene, 
den Anforderungen der Zeit. nicht genuͤgend entfpres 
ende Mittel, dürfen die Erwartungen von unferem 


Wirken nicht hochgefteigert, ‚unfere Kräfte nicht übers 


Ähäst werden. Uns genüge auf unferem Stand» 


punft zur Beruhigung, daß eine, jede einzelne Ente 
defung, jede Berichtigung, jede Beleuchtung nicht 
hinreichend erörterter Gegenftände, in der Wiſſenſchaft 


32 


ihren eigenthirmfichen Werth behauptet ‚ daß mohl 
auch bloß vergleichende Bemerkungen hinreihen, er⸗ 
weiterte Anfichten zu erregen. 

Als Alerander von Humboldt auf feiner 
ewig denfwirdigen Reife in das fudliche Amerika die 
Kordilleren erreichte, und von deren Zinne das Sand 
überfchauend , das von einer mannigfaltigen, üppig 
emporftrebenden , ganz fremden Vegetation uͤberwach— 
fen, von einem Heer indem bunteften Farbenſchmelz, 
in dem reinften fonndurchftrahlten Aether glänzender 
Bögel und Schmetterlinge umflattert war, den Blid 
zu dem Felögeftein ſenkte, auf welchen er heraufges 
klommen, und hier den befannten Granit und Glim— 
merfchiefer, dort den Porphyr und rothenSandftein 
erblickte, konnte er das Erftaunen uͤber den Kontraft 
der Wirkung einer andern Zone auf den heimifchen 
Boden nicht unterdrüden. Uns wird vielleicht bei 
genauer Unterfuchung unferer vaterländifchen Samm: 
lungen "und Bergleichung diefer mit jenen anderer 
Länder ein ganz verfchiedener Kontraft überrafchen, | 
den wir vorzuͤglich der eigenthüumlichen Lage unſeres 
Baterlandes zuſchreiben muͤſſen. 

Die Nachrichten uͤber die merikaniſchen und bra⸗ 
ſilianiſchen Urwaͤlder (eine Benennung, die unſeren 
Voraͤltern unbekannt war), die Menge von Thier— 
und Pflanzenarten, die ſeit Humboldt's Zuruͤck— 
kunft bis zu dieſer Zeit nach Europa gebracht wurden, 
haben uns gewoͤhnt, den Reichthum der Naturkoͤrper 


33 


nur nach dent Berhältniß zu der abfoluten Zahl ders 
ſelben zu ſchaͤtzen, ohne den Flaͤchenraum zu berüdfichs 
tigen, wodurd freilich die Tropenländer einen unend- 
lichen Borfprung über Europa gewinnen mußten. Ganz 
anders geſtaltet fich jedoch diefe Berechnung , wenn 
man den Flaͤchenraum, auf weldyen denn doch Thiere 
und Pflanzen befchränft find, zur Baſis nimmt. 
Nah Alerander von Humboldt's Angabe 
zahlt Europa 7000 phänerogame Pflanzenarten, 
3000 Eryptogamen werden in der englifehen Flora 
aufgeführt: obgleich zu gering, wollen wir beide Zah— 
len zufammen mit 10000 Pflanzenarten gelten laſſen. 
Der Flächenraum von Europa beträgt nah Oak 
terti 168492 Quadrat-Meilen; fo trifft ungefähre 
auf 163 Quadrat - Meilen eine Pflanzenart. 
Für das füdliche Amerika hat von Humboldt 
13000 Pflanzen als befannt angenommen ; rechten 
wir die in den Brafilianifchen Herbarien in Wien, 
Münden und Paris verfindigen, jene des Lamber- 
tifhen Herbariums in London, des Haͤnke'ſchen 
im Mufeo auf 7000 noch unbefchriebene Arten, folg« 
lih die Flora des ſuͤdlichen Amerifa’s im Ganzen 
auf 20000 Pflanzenarten, und vergleichen dieſe 
mit dem Flächenraum, der auf 324000 Quadrat—⸗ 
a Meilen angegeben wird, fo fteht eine Pflanzenart 
* beinahe 155 Quadrat-Meilen, welches wahrlich 
bei fo großer Verſchiedenheit der — * ein unbe⸗ 
J deutender Unterſchied iſt. 


34 


Gehen wir mehr in dad Einzelne der Floren 
ein, ſo finden wir in Großbritannien auf einem 
Slächenraum von 5595 Quadrat-Meilen 4430 
Pflanzenarten, demnach eine Pflanzenart auf unge 
fähr 14 Quadrat-Meile; in Böhmen hingegen 
auf 950 Quadrat» Meilen, die neueften, Entdeckun— 
gen in der Eryptogamie mit eingerechnet „ 2600, 
alfo mehr ald 24 Pflanzenart auf einer Quadrat— 
Meile; ein Berhältniß, dad nicht viele Länder mit 
und gemein haben werden, 

Noch gunftiger iſt und der Vergleich im anor— 
ganifchen Körperreihe. Das Mineralreih zahlt nach 
dem von H. Haydinger, Profeffer in Edimburg, 
verpollftändigten Mineralfyftem vom Kommiffions- 
Nach Mohs in Freiberg 333 Species over Arten, 
Großbritannien befißt deren 122, Schweden mit 
Norwegen auf 8816 Dundrat= Meilen 103, Ungarn 
mit den inforporirten Ländern, ohne Illyrien, auf 
5102 Quadrat- Meilen 102, Böhmen auf einem 
viel befchränfteren Slächenraume 114, Aus dem ſuͤd— 
lichen Amerika find bisher nicht * als 72 Arten 
bekannt. 

In einer vergleichenden Berechnung der Natu— 
ralien einzelner Länder gegen die Totalſumme der bis 
her befannten Arten und ohne Ruͤckſicht auf Flaͤchen— 
raum, ergeben fih allerdings. ganz andere Verhaͤlt— 
niffe, Die jedoch dermahlen noch nicht genau darge— 
ftelle werden Fonnen, da beſonders die Zahlen ver 


‚ 
| 
| 
| 
\ 





35 


im füdlichen Amerifa vorfommenden Saͤugethiere 
und Vögel noch nicht hinreichend befannt find; wir 
wollen uns daher bloß auf Pflanzen und Mineralien 
beſchraͤnken. 

Nehmen wir die Zahl der in den europäifchen 
Pflanzenfammlungen vorhandenen, befchriebenen und 
nicht beſchriebenen Pflanzen zu 60000 Species an, 
fo befist davon Europa ein Schftel, und das ſuͤd— 
liche Amerifa ein Drittel, von Mineralien hingegen 
Europa zwei Drittel, Suͤdamerika aber dermalen 
befannt nicht ganz ein Viertel. 

In den europäifchen Laͤndern herrfcht ein näher 
übereinftimmended Verhaͤltniß zwifchen den verfchies 
denen Abtheilungen der Naturreiche; fo find in Groß» 
Britannien 223 Sp. Vögel, 122 Sp. Mineralien, 
in Schweden 220 Sp. Vögel, 103 Sp. Mineras 
lien, in Böhmen dermalen befannt 200 Sp. Vo« 
gel, 114 Sp. Mineralien; im füdlihen Amerifa 
überfteigt die einzige Familie der Papageien im Thiers 
reih, und die Familie der Palmen im Pflanzenreich 
bei Weiten dad dortige Mineralreich, 

Aus diefen Berechnungen, die wir hier nicht 


‚weiter ausdehnen dürfen, ergeben fi als Corolas 


rien: daß die primäre Echöpfung des anorganifchen 


Reiches, auf welches die Derhältniffe der Zonen feinen 
beſonderen Einfluß auſsgeuͤbt zu haben fheinen, das 
2 einfachjte, in feinen Hauptformen in beiden Hamiö« 
phaͤren dasfelbe fey, die anderen Reihe hingegen 


ce 2 


36 


von dem Einfiuß der Zonen abhaͤngig, daher auch 
nach diefen verfchieden find. Verbinden wir mit 
diefer Erfahrung die befannte Thatfache, daß in Eu— 
ropa weit mehr fofjile Thiere und Pflanzen gefunden 
werden, deren Analoge gar nicht mehr vorhanden 
find, oder bloß in der heißen Zone gefunden werden, 
als zwifchen den Wendefreifen, obgleich dort diefel- 
ben $ormazionen vorfommen, in welchen fie bei uns 
gefunden werden, fo Fann der Schluß auf eine durch 
was immer für eine uns unbefannte Urſache erfolgte 
Beranderung der Temperatur, und Bildung der der 
maligen Zonen nicht ald gewagt betrachtet werden. 
Der größere Reichtum Bohmend im Pflanzen« 
und Mineralreiche ift wohl bloß ın feiner eigenthuͤm—⸗ 
lichen Bildung zu fuchen. Ein, einziger bedentender 
Urgebirgszug umfchlieht dad ganze Land gleidy einem 
Keffel, der wohl lange mit Wafjer gefüllt geblichen 
ift; von Stöweft gegen Nordoſt folger das Ueber— 
gangögebirg mit der Steinkohlenformazion; von 
Weſten nah Dften zieher die mineralveiche Bafalt-, 
Slingftein= und Porphyr = Formazienz im Auferfien 
Nordweſt und Nordoft ſtehen die Urtrappez im Often 
drängt fi der rote Sandftein aus Schleſien nach 
Böhmen herein; das Innere des Landes ıft mit Plä- 
nerfalf , einer Paralell- Formazien des Kreidenge— 
birgs überdeft, Nur zwei Deffnungen durchſchneiden 
dad Graͤnzgebirg; durch die eine flieht Die Eger vom 
Sichtelgebirg herein, durch die andere werden alle 





37 


Gewaͤſſer, die fih mit der Elbe verbinden, durch 
diefe aud Böhmen ausgeführt. Es mochte wohl eine 
lange Zeit erfordert haben, bis die Elbe dur die 
Klingfteingebirge am Schredenftein, und bis auf das 
Urgebirg bei Tetſchen ſich durchzuwuͤhlen vermochte, 
und eben fo lange mußte der innere Theil Boͤhmens 
ruhig und ungeftört vom Waſſer bedeckt bleiben. Ans 
fehnlicher Bergbau wird feit fechd Iahrhunderten in 
Diefem Sande getrieben, dem ed nie an Männern 
fehlte, die durch den inneren Neichthum deöfelben 
aufgeregt, die Natur zu beobachten befliffen waren; 
Eigenrlicher verdanken wir jedoch die tieferen Einſich— 
ten in das Mineralreich der neuen Anordnung der 
anorganiſchen Naturförper durh Mohs und Hay- 
dinger, und die genaue Kenntniß deffen, was Boͤh— 
men in dieſem Fache befist, der Aufftellung unferer 
Mineralien - Sammlungen in dem Mufeo durch den 
Kuftos Hrn. Zippe nach diefem Syftem, Indem 
naͤhmlich Mohs eine Aufitellung der Mineralkörper 
nach eben: jenen Grundfäßen verfuchte, die Linne 
bei Reihung. des Thier= und PMflanzenreich® angewandt 
hat, wurde dad Mineralreih in Klaffen und Ord« 
nungen, die Ordnungen in Geſchlechter oder Gattuns 
gen (Genera) , diefe in Arten (Species) ſcharf ge» 
fbieden. Der Begriff der Species im Mineral 
reich ift ven dem Linnetifchen Begriff der Art im 
Thier- und Pflanzenreich darin verfhieden, daß in 
dieſen beiden Reihen alle Eigenſchaften, durch welche 


35 


eine Art (Species) fih von allen andern unter 
fheidet, in einem jeden einzelnen Individuo dieſer 
Art vorhanden find, im Mineralreich Hingegen die 
Species ald Einheit genommen, alle Individuen 
einer Mineralfubftang umfaßt, die durch Reihen 
naturhiftorifcher Charaktere und Kennzeichen mit 
einander verwandt find, zufammengenommen Diefe 
Einheit darftellen. Das Mineralreich hat daher im 
Vergleich mit andern Naturreichen Außerft wenig 
Species, Tann aber eine zahllofe Menge Varietaͤ⸗ 
ten enthalten, 

Sn der von Hrn. Haydinger mit Beiſtim— 
mung de Hrn. Mohs unternommenen Umarbei- 
tung dieſes Syſtems, in der englifchen Ueberfe- 
Kung deöfelben wurden die Ordnungen vermehrt, 
viele noch nicht aufgenommene Mineralien an ihrer 
Stelle eingefchaltet, und hierdurd die Aufftellung 
der Sammlungen nad) diefem Syftem um viele er= 
leichtert, 

Diefe wurde im entwichenen Jahre in den beiden 
Sammlungen ded Mufeums auögeführt. Die für 
Böhmen erfreulichen Refultate, die ſich aus der boͤh— 
mifhen Sammlung der Mineralien ergeben, find 
folgende : 

Die Anzahl fümmtliher in Haydinger's 
Ueberfesung angeführten Species umfaßt deren 341. 
Zieht man hiervon die acht gazförmigen und flußigen 
Species der erſten Klafje (die fogenannten Atmose 








39 


phaͤrillen) ab, fo bleiben fir das eigentliche Mine— 
ralreich 333 Arten, 

Die erſte Ordnung der zweiten Klaffe (Haloi- 
de) zähle 18 Species, von diefen befisen wir der« 
malen 8 Arten; zwei davon, der Apatit und Arra— 
genit, liefern ausgezeichnete Varietäten, befonderd 
der Arragonit, der ſchwerlich irgendwo anders in fo 
mannigfaltigen und ſchoͤnen Formen vorfommen 
dürfte, als in unferem Mittelgebirge des Leitmeriger 
Kreifes, in dem Saazer und Elbogner Kreife, 

Die zweite Ordnung (Baryte) enthält 27 
Species ; in Böhmen find davon nur 8 vorhanden, 
von denen find die merfwürdigften, der Tungftein 


von Zinnwald und Schlaggenwald. Schwerfpath 


in vorzüglich fchönen Varietäten von Przibram, Mies 
und von Giftberg bei Horfowiß, und in geognoftis 
ſcher Hinficht merfwindig im Porphyr bei Tepliß, 
im Steinfohlengebirge bei Hiöfow, und im Quader« 
fanöftein bei Tetſchen. 

Die Gattung Gallmei, welde ältere Schrift 
ſteller als in Böhmen vorhanden angaben, beſitzen 
wir nicht 5; die Bermuthungen von Johann 
Meyer haben fih nicht beftätigetz dagegen duͤrfen 


wir die weißen und grümen Bleierze von Przibram 
und Mied, und das Weiffpiesglanzerz von Prjibram 


als vorzüglich ausgezeichnet aufführen, 
Die zwei Species der dritten Ordnung (Ke— 
rate), das Hornerz und Duedfilberhornerz , die 


40 


an und für fih Seltenheiten find, find Beide in 
Böhmen vorhanden. 

Die vierte Ordnung (Maladhite) * 
Species; von denen beſitzen wir bloß drei, da 
Böhmen überhaupt arm an Kupfer it. 

Die fünfte Ordnung (Glimmer) von 12 
Species, liefert und deren 6, unter dieſen der 
Sronftedtit, der bei und zuerft aufgefunden wurde. 

Die ſechſte Ordnung (Spathe), Die zahlreichjte 
unter allen, umfaßt 68 Species. In Böhmen 
find bisher nur 16 Arten aufgefunden, jedoch in 
hohem Grade ausgezeichnet. So der Schillerftein 
von Ronſperg, der Kianit von Petſchau, Analzim, 
Schabaſit, Meſotyp, Albin aus mehreren Gegenden 
des Mittelgebirge, dann Die unter dem Nahmen 
ded gemeinen Augits, und der bafaltifchen Horn— 
Blende bekannten Barietäten von Pyrocen und Am— 
phibol, die eben da, und auf dem Wolfsberge im 
Pilfner Kreife wahre Fundgruben der ausgezeichnetften 
Hernblendefryftalle darbiethen. 

Die. fiebente Ordnung (Gemmen) begreift 
35 Species, in Böhmen find 14 davon einheis 
mifh. Diefe Drönung begreift auch die eigentlis 
hen Edelſteine. Böhmen war in älteren Zeiten wegen 
feiner Edelfteine allberuͤhmt; allein vieles was Bal- 
bin *) andern Schriftftellern nachſchreibend, daruͤber 


* 





*) Balbin Miscel. L. I. C, XXX. et. Seq. 





41 


berichtet, iſt fabelhaft oder beruft auf Verwechslung. 


So dad Vorkommen des edlen Smaragdes und Rus 
bins ; von leßterem will Tavernier bei dem Herzog 
von Friedland ein Exemplar von der Groͤße eines 
Eyes gefehen haben; fie follen auf einer Waldfteis 
niſchen, wohlweislih nicht genannten Herrfchaft 
in Geoden eingefhloffen gefunden worden feyn, von 
denen Waldftein mehrere dem Palatinus von Uns 
garn im Muttergeftein eingefchloffen verehret habe, 
Der böhmifhe Diamant und weiße Saphyr gehört, 
nach den angegebenen Fundorten, zu den Bergfrys 
ftallen oder fogenannten Rauchtopaſſen. Seltſam 
genug hat ſich diefes Mährchen vom Diamant und 
Smaragd gegen die längft befannte Erfahrung bis in 
unfere Tage erhalten, und erfcheint noch in Gerle's 
Miniaturgemälden aus der Pander- und Voͤlkerkunde. 
Zu der Berühmtheit unferes Baterlandes in diefer 
Hinſicht fiheinen befonders die Staliener mitgewirkt 
zu haben, welde in früheren Zeiten Böhmen oͤfter 
befuchten, um Steine zu fammeln. Was fie vor- 
züglich fuchten und aud fanden, woraus fie aber 
ein Geheimniß madhten, waren Achate, Chalcedone, 
Earneole u. dgl., die fie zu ihren Steinfchneidears 


beiten fehr gut brauchen Fonnten. 


Was wir von Edelfteinen in Böhmen mit Ges 


wißheit beſitzen, iſt Folgendes: Topas von meer: 


gruͤner Farbe, bekannt unter dem Nahmen boͤhmi— 
ſcher Aquamarin, Quarz, naͤhmlich die unter den Br: 


42 

nennungen Rauchtopas, Goldtopad, weißer Topas, 
Amerhift, Achat, Onye, Carneol sc ꝛc. befannten 
Varietäten diefer Species, Der böhmifche Ame— 
thift erreicht nicht die Größe der fibirifchen und bras 
filtanifihen,, zeichnet fih aber durch dunklere Farbe 
aus. Chryſolit, welcher mit dem orientalifchen wett« 
eifert, Granat, befonderd die ald Pyrop befannte 
Varietaͤt diefer Species, welder man ausfchließig 
den Nahmen böhmifcher Granat beilegt. Birfon oder 
Hyacinth, Saphyr und Canelftein, zwar alle fehr 
fhön, aber meiftens Hein, als Geſchiebe zwifchen 
den Pyropen. 

Smaragd ift zwar in Böhmen vorhanden, aber 
nicht ald Edelftein brauchbar; das, was zumeilen fo 
genannt wird, iſt die grüne Varietaͤt des Obfidians, 
der ald Gefchiebe bei Moldautein gefunden wird, 
auch unter dem Nahmen Waſſerchryſolit und Bous 
teilfenftein befannt, Was die alteren Schriftfteller 
unter dem Tuͤrkis verftanden haben mögen, der im 
Pilfner Kreife vorfommen ſoll, iſt und noch nicht 
Har geworden. Vermuthen laßt fi jedoch, daß zu 
Kaifer Rudolphs des II. Seit, da er ſich viel mit 
Edelſteinen befchäftigte, und eine große Sammlung 
davon in Prag befaß, zur VBerherrlihung ded Va— 
terlanded und Erhöhung des Preifes mandem aus= 
laͤndiſchen Edelfteine ein einheimiſcher Fundort zuge— 
wieſen worden ſey. 





43 


In der adten Ordnung (Erze) werden 27 
Species genannt, 12 Arten find in Böhmen zu 
finden. Die auögezeichnetften darunter, dad Zihnerz, 
Wolfram, Uranerz, Roth- und Brauneifenerz, letz⸗ 
teres in ſchoͤnen, zum Theil Fryftallifirten Varietäten. 

Die neunte Ordnung (Metalle) von 15 Spe- 
cies gibt und deren 7. Gediegen Arfenit, Wis— 
mut), Spiesglanz, Eilber, Gold, Kupfer als 
Seltenheit, und Eifen, naͤhmlich das in den boͤh— 
mifchen Meteorfteinen, und dad Meteoreifen von 
Elbogen. 

Die zehnte Ordnung (Kiefe) Halt 12 Species, 
10 davon find bei und gefunden, einige fo häufig und 
ausgezeichnet, daß Bergbau darauf getrieben wird, 

Die eilfte Ordnung (Glanze) von 27 Species, 
zahlt deren nur 7 in Böhmen, welche zum Theil 
den Reichthum der boͤhmiſchen Bergwerfe bilden, al® 
der Eilberglanz von Joachimsthal, der Bleiglanz 
von Pızibram, Mies, Ratiborzitz und Bleiftadt in 
ausgezeichneten Varietäten, der Molibdenglan; und 
ald Eeltenheit der fogenannte Haarfies. 

Die zwölfte Ordnung (Blenden) von 6 Species, 
zählt deren 4 in Böhmen, werunter die vorzuglichen, 
- Nothgiltigenerze von Joachimsthal, welche an Große, 
Schönheit und Mannigfaltigfeit der Kryftalle mit 
‚allen bis jest bekannten wetteifern Fönnen, und die 
Binfblenoen von Przibram und Ratiborfiß herrliche 
Barietäten liefern. 


44 


Aus ber dreisehnten Ordnung (Schwefel), die 
nur aus 3 Species befteht, befisen wir den natür- 
lihen Schwefel, jedoch ald Seltenheit, und das 
rothe Rauſchgelb. 

Die dritte Klaſſe beſtehet bloß aus zwei Ordnun⸗ 
gen, die Kohlen und die Harze; wir beſitzen davon 
3 Species, worunter die Schwarz» und Braun 
Tohle einen bedeutenden Nazionalſchatz ausmachen. 

Bon den nod nicht eingereihten, im Anhang 
des Syſtems angeführten 34 Arten, von welchen 22 
zwei neue Ordnungen bilden werden, die zwifchen 
der dritten und vierten, und zwiſchen der fünften 
und fehften Ordnung einzufchalten find, befigen wir 
6 Species, im Ganzen alfjo 114 Species in 
1570 Barietaͤten des Mohs-Haydingeriſchen 
Mineralſyſtems. 

Einige Species davon find bis jetzt unſerem 
Daterlande ausfchliegig eigen; als: Kupfermangan, 
Karpholit von Schlaggenwald, dann Humboldine 
von Koloforuf; andere, in dieſem Eyftem noch nicht 
aufgenommene , als Uranvitriol und Uranblüthe, 
beide zu Joachimsthal vorfommend, und die neuefte 
Entdedung in unferem Mineralreih, welche von uns 
ferem Mitgliede, dem Hrn. Profeffer Steinmann 
unter dem Nahmen Kakoxen befannt gemacht wurde, 

Betrachten wir dad boͤhmiſche Mineralreih in 
Bezug auf feine hemifch = einfachen Beftandrheile, To 
finden wir 31 Metalle und LO nichtmetalliſche Sub⸗ 


. 


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45 


ftanzen als die Grundlage der fo mannigfaltigen 
Mineralien; bloß Platin und die mit felber aus: 
fhließig vorfommenden vier Metalle, dann Tellur, 
Cererium, Tantal, Ittrium und Lithium, fo wie 
die Nichtmetalle Boron und Jodin fiheinen in der 
anorganifchen Natur, Böhmen zu fehlen. 

Wir hoffen durch diefe allgemeine Ueberficht der 
böhmifchen Mineralienfammlung des Mufeums, die 
ohne einer ſolchen gemeinfam wirfenden Anftalt ſchwer— 
ih fo bald zu Stande gefommen wäre, die Theils 
nehmer an demfelben von der Nuͤtzlichkeit dieſes In— 
ftituted überzeugt zu haben, und alle, die an dem 
wiffenfchaftlichen Emporblühen ihres Vaterlanded pas 
triotifeh Antheil nehmen, zu fortgefesten Beiträgen 
zu erwedfen, um auch in den andern Fächern der 
Naturwiffenfchaft gleih erfreulihe  Darftellungen 


. liefern zu koͤnnen. 


Die allgemeine oryktognoſtiſche Sammlung hat 
nächjt dem bereitö von dem Hrn. Gefchäftsleiter er= 
wähnten Ankaufe, neuerlich durch ein Geſchenk neapo= 


litaniſcher und fizilianifcher Mineralien von dem Hrn. 
- Feldmarfchalllieutenant Baron von Koller einen 


ſehr ſchaͤtzbaren Zuwachs von 126 Eremplaren, wor— 
unter fi 20 große Schauſtuͤcke befinden, erhalten, 


Es find meiſtens vulfanifche Erzeugniffe, theils folche 
Species, welche in den Laven oder Auswürflingen 


vorkommen , welde bei den Erupzionen der Feuer 


berge emporgetrieben werden, 


46 


Mehrere Species unferer Sammlungen erhals 
ten dadurch eine anfehnliche Vermehrung von fhönen, 
größtentheild Eryftallifirten Varietäten, nemlich die 
Suiten von Leuzit, Nephelin, Feldſpath, Mejonit, 
Augit, Hornblende, Hauyn, Spinel, Idokras, 
Granat, Chryfolit, Condradit, Titanit, Zirkon 
und Eifenglanz. An bisher der Sammlung nod) 
fehlenden Species erhielt diefelbe zum Theil in mehr« 
fachen Exemplaren: Sodalit, Thomfonit, Wollafto- 
nit, Dawyn, Humboldtit, Chryftianit, Carolinit, 
Sarfolit, Giömondin, und Breislafitz meiftens 
fehr feltene, erſt in der neueften Zeit entdeckte Mine 
ralien. 

Die geognoftifch = topographifche Sammlung iſt 
noch nicht weit genug vorgeruͤckt, um ihre Nüßlich- 
keit ſchon dermalen ausſprechen zu koͤnnen; fie hat 
jedoch durch eine Eendung aus dem Czaslauer Kreife, 
die wir dem rühmlichen patriotifchen Eifer des dorti- 
gen Hrn, Kreishauptmanns Hawle, und der eben fo 
fhasbaren eifrigen Mitwirfung des k. k. Berggerichts 
in Suttenberg verdanken, eine bedeutende Vermeh— 
rung erhalten, die nur einer kleinen Nachlefe bedarf, 


um fid zu unferem vorgefteten Zwede zu eignen, 


Es märe fehr zu wuͤnſchen, daß die anderen Kreife 
Böhmen? , vorzüglich jene von Beraun, Pilfen und 
Elbogen, im Einvernehmen mit den E. k. Bergame 
tern Prjibram, Mied, Joachimsthal und Bleiftadt, 
dieſem ruͤhmlichen Beiſpiel folgend, das Mufeum 


\ 





47 


mit einer vollftandigen Sammlung der Vorkommniſſe 
jener Kreife verfehen möchten, um uns in den Stand 
zu feßen, das ſchon mehrmals befprochene Vorhaben, 
petrographifche Charten der einzelnen Kreife zu ents 
werfen, in Ausführung bringen zu koͤnnen. 

“ Die Perräfaftenfammlung iſt noch nit zahl- 
reich genug, um ganz fyftematifch gereihet zu werden, 
Cie erhielt durch Hrn. Baron von Schlotheim 
aus Gotha, und Hrn. Biſchof Münter aus Co— 
penhagen erfreuliche Beiträge, worunter ‚die erft une 
langft in Seland entdeckte Tafchenfrebiart, die Hr. 
Baron von Schlotheim Brachiurites rugosus 
benannt hat, befonderd ausgezeichnet ift. Der wichs 
tigfte Fund in unferem Baterlande war eine obere 
SKinnlade fammt dem Hinterhaupt des fofjilen Rhi— 
noceros mit einer Sinochenfheidewand in der Nafe, 
den Euvier Rhinoceros tichochinus benannt 
hat, drei Mahlzähne desſelben Thiered, mehrere, 
Zähne des fofjilen Pferdes, nebſt einigen unganzen 
Knochen, die ſaͤmmtlich in einem Quaderfandftein= 

bruch auf der Herrſchaft Wokſchitz im Bidſchower 
Kreiſe, in welchem eine zu Tag offene Felfenſpalte 
einmuͤndet, entdeckt wurden. Wir verdanken dieſen 
vorzuͤglich angenehmen Beitrag Hrn. Johann Ku— 
derna, Gymnaſialpräfekten in Gitſchin, der leider 
zu ſpaͤt Nachricht davon erhielt, um alles Gefundene 
u erhalten, welches um fo mehr zu bedauern ift, 
als die einzelnen und fehlenden Theile dem Bejiger 


u. u 





48 


wenig oder gar nichts müten, im Mufeo vereint 
aber einen weit größeren Werth behaupten würden, 
So viel wir aus dem Wenigen urtheilen Eönnen, 
dad wir befisen, ſcheint es ein altes großes Thier 
gewefen zu feyn, wie man aus der Zeichnung des 
Kopfed und dem einen fehr abgenüusten Mahlzahn 
(Beil. Fig. I. und II.) abnehmen kann; es ftimmt 
übrigens mit den von Euvier dargeftellten Kinnla- 
den des foſſilen Rhinoceros, befonders jenen von 
Pallas beſchriebenen, fehr genau überein. 

inter den Berfteinerungen aud der Formazion 
des Plänerkalfes , der von mehreren Geologen zur 
Kreidenformazion gerechnet wird, haben wir aus 
dem Nafoniger, Saatzer und Leitmerißer Kreiſe 
mehrere Berfteinerungen erhalten: über weldje zwar 
zur Zeit wegen Unvollftändigfeit der Exemplare noch 
nicht abgefprochen werden Fann, unter denen jedoch 
der Verfaſſer der Petraͤfaktenkunde, Hr. Baron 
von Schlotheim, einiges Neue vermuthet. Wir 
müffen alle wirfenden und fammlenden Mitglider 
aufrufen, diefem Gegenftande ihre Aufmerffamfeit 
zu widmen, und in ihrem Bereich die Kalf- und 
Steinbrüche in diefer Formazion, im Bezug auf die 
BVerfteinerungen, einer Aufſicht zu unterzichen; zu 
befonderer Beruͤckſichtigung empfehlen wir die in jenen 
Gegenden ziemlich haufig vorfommenden großen Amo— 
niten, von denen wir nur Steinkerne befisen,, die 
zu einer genauen Beftimmung nicht hinreichen. 


49 


Die Vermehrung der zoologiſchen Sammlımg 
Boͤhmens war fehr gering. 

Die im Laufe ded Jahres gefammelten Pflan- 
zen haben nicht mehr eingereiht werden koͤnnen, da 
man mit der Herausgabe der Reliquiae Hän- 
keanae, die hier vorliegen, befchäftigt war. Dies 
ſes erfte Heft faße 305 Pflanzenarten aus der 
Eryptogamie, von denen die Bearbeiter desfelben 
158 Arten, folglid mehr ald die Hälfte, für noch 
unbefchrieben gehalten haben, welches für ein bereits 
vor vierzig Jahren gefammeltes Herbarium gewiß 
viel ift, und die Anficht beftätige, daß die Heraus— 
gabe deöfelben für die Wiſſenſchaft winfchenswerth 
Bleibt. hin 

Die zweite Abtheilung des Mufeums, Biblierhek 
und Alterthümer, ift ebenfalls nicht unberuͤckſichtigt 
geblieben; erftere erhielt im Fache der Naturwiffen- 
fehaften, naͤchſt den Fortfeßungen, die neueren in 
Teutſchland und Frankreich erſcheinenden Prachtwerke; 
von eigentlichen Bohemicis mehr Nuͤtzliches als 
Seltenes; und wenige Handſchriften, von keinem 
beſonderen Werthe. Der ſchon mehrmal verkuͤndete 
Wunſch, Abſchriften von Urkunden zu erhalten, der 
ſelbſt Fir die Befiger im Fallseined Verluſtes derfel- 
ben ſo weſentlich nuͤtzlich werden koͤnnte, iſt unbeadhe 
tet verklungen; das ruͤhmliche Beiſpiel der Steyri— 
ſchen Abteien, Kloͤſter, des Adels und der Staͤdte, 
die ihre Urkunden in dem Johanneo zu Graͤtz im 

d 


50 


Driginal gegen beglaubigte Abfhriften, oder in fol- 
chen hinterlegt haben, hat Feine Nachahmer gefunden, 
Dad Archiv des Johanneums, welches mit feinen 
Urkunden bis in das 1te Jahrhundert zuruͤckreicht, 
iſt bereits in einem ſolchen Ruf, daß won dem Ar— 
chivar beglaubigte Abſchriften von Urkunden, in Streit— 
ſachen von den Gerichten als beweiſend angenommen 
werden, gleich jenen der boͤhmiſchen Landtafel. 

Wir halten jedoch bei dem erprobten patrioti— 
ſchen Eifer fuͤr das Muſeum im Allgemeinen, den 
Mangel an Theilnahme im Einzelnen, bloß fuͤr ein 
Zeichen, daß die wohlthaͤtigen Abſichten und nuͤtzli— 
chen Zwecke dieſer Anſtalt noch nicht allgemein genug 
bekannt, nicht hinreichend deutlich erfaßt worden 
ſeyen, welches wahrſcheinlich davon abzuleiten iſt, 
daß dem Muſeo bisher kein anderes Mittheilungsmit— 
tel zu Gebothe ſtand, als die Verhandlungen deöfel- 
ben, die nicht fuͤr alle Klaſſen von Menſchen anſpre— 
hend, verſtoaͤndlich, und aufregend genug geſchrieben 
werden Fonnten, da fie auf die beftimmten Attribute 
ded Mufeums befchranft find. Diefe, aus mehrjähs 
riger Erfahrung hervorgegangene Bemerkung, hat 
dad Mufeum beftimmt, zwei Zeitfchriften. in den 
beiden Zungen, in welche fih die Nazion theilt, 
nahmlich eine boͤhmiſche und eine teutſche, beide von 
einander unabhangig und original, herauszugeben, 
welche nicht bloß Fürze Auffäge über alle Fächer des 
Muſeums, nebft Anzeigen aller Art, die dad Bater- 


51 
fand angehen und dad Publifum intereffiren Fönnen, 
fondern in der böhmifchen Zeiefhrift auch Auffäse 
aus der fehönen Literatur, Philologie, Belletriſtik ꝛc. 
enthalten werden. Diefed Unternehmen hat bereits 
die allerhöchfte Genehmigung erhalten, die Vorſchlaͤ— 
gen zu anerkannt guten und nüßlichen Zweden von 
Sr. Majeftät unferem allergnädigften Eouverain nie 
verfagt wird, Das Nähere und Beltimmtere über 
die Form, den Inhalt und die Zeit der Erfcheinung 
diefer beiden Zeitſchriften, wird durch eine — 
Ankuͤndigung bekannt gemacht werden. 

Die Muͤnz-Sammlung iſt noch zu licenheft, 
um einer ſyſtematiſchen Abtheilung — zu 
werden. 

Eine Siegel: Sammlung von * 18,000 
Abdruͤcken wurde von dem Muſeum dem Kuſtos Hrn. 
Burde abgefauft; dieſe wird, gleich allen andern 
Sammlungen in eine allgemeine und eine-böhmifche 
abgetheilt werden; fie ift zahlreich genug, und reicht 
bis in das 14te Jahrhundert zuruͤck, fo daß, ſowohl 
für die Geſchichte, befonders einzelner Familien, als 
im Bezug auf dad Vor- und Ruͤckſchreiten der Kunft 
in diefem Sache, manche intereffante Ausbeute von 
felber erwartet werden kann. u 

Die Alterthimer « Sammlung hat in diefem 
Sahre einen befonderd merfwürdigen Zuwachs an 
Bronze = Gegenftanden erhalten, die fih von den Ur . 
bewohnern Böhmen herfihreiben. Sie ftimmen mit 

vd 2 


52 


den früher in unferem Sande gefundenen, von-denen 
einige ebenfalld im Mufeo hinterlegt wurden, überein. 
Auf der Herrfchaft Ginetz im Berauner SKreife, 
am Fuß ded Berges Pleſchiwetz, auf deſſen Hochebene 
Spuren eines verſchanzten Lagerd zu bemerken find, 
unfern. von Lochowitz, wo vor Jahren Urnen und 
bronzene Ringe in Grabhügeln entdeet wurden, hat 
man bei Wegräumung eined Schutthügeld 32 Stud 
von verfchiedener Form und, Größe, theild ganz oder 
gebrochen gefunden, die hier wohl nicht auf ihrem 
urfprünglichen Lager, fondern fpäter zufammen ge— 
fucht und wieder vergraben worden. zu ſeyn ſcheinen. 
Der, Eigenthiumer der Herrfchaft, Graf. Eugen 
Wröbna, hat mit gewohnter patriotifcher Liberalität 
den ganzen Fund dem Mufeo verehrt. 
+ Wir wollen die hier vorgelegten Stuͤcke der 
Reihe nach aufzählen. | 
Erſtens. 4 Stüde von der Art, die Bienen- 
berg und Buͤſching unter dem Nahmen 
Abhaͤutemeſſer befhrieben haben, Jene, die 
mit einwärtd gebogenen Ohren verfehen find, 
mittelft welchen fie an hölzerne Schafte befeftigt 
werden Fonnten, dürften wohl Stoßgewehre, 
eine Art Stoß = oder Stehbeil, mit einer Art 
Feilförmigen Schneide gewefen feyn. In Sranf- 
veih, wo fie häufig gefunden werden, nennt fie 
der gemeine Mann Haches gauloises, aud) 
Montfaucon, bei welchem Tom. I, P. II. 





55 


" pl. CLXXXVID. ein’ ſolches Werkzeug vor: 


geftelft wird, halt felbes für ein Beil. Mit 
diefem Fommt dad bei Bienenberg im Sten 
Th. feiner Alterthümer Tab. I. N. 1 abgebil- 
dete, ziemlich in Form und Größe überein? Das 
zu Chozenig im Pilsner Kreife gefundene, iſt 
viel ftärfer und fchwerer. Jenes von Czech in 
Mähren unterfcheidet ſich dadurch, daß ſich die 
Ohren unten ſchließen, um den Schaft noch 
feſter zu umklammern. Das vom Hrn. Dr, 
Buͤſſching alö ein Abhäutemeffer befchriebene, 


welches in feinen heidniſchen Alterthuͤmern Schle 


we 


fins T. IV. a. 2 vorfümmt, iſt nad oben 
viel kuͤrzer, wenn ed nicht etwa abgebrochen ift. 
itens. Ein bei Ehudenik im Klattauer Kreiſe 
gefundenes, font ähnliches Werkzeug, nur daß 
es nad vorn nicht Feilformig, fondern abge: 
rundet ift, wovon im Kranze, Jahrgang 1823 
N. 24 p. 93 f. a. eine Abbildung gegeben 
ward, iſt nicht mit einwärtd gebogenen Ohren 
verfehen, doc) aber mit einem Rande, um ein 
gefpaltenes Holz oder zwei Holzer daran zu bes 
feftigen, und felbes zum Stoß zu gebrauden, 
Ein ſolches Stuͤck, vorn noch mehr abgerundet, 


hat dad Mufeum von dem Hrn. Localiften S y- 


romy in Nattay Kaurjimer Kreifes erhalten. 
Im Recueil d’Antiquites des Grafen Cay- 
lus werden Tom. II. pl. XCII. drei ähnliche 


54 


unter N. I. IT. IV. vorgeftellt. Rhode hielt 
fie ganz richtig für das ſcharfe Ende einer Art 
(Framea) Lanze, und ließ cine ſolche in den 
Eimbrifche holfteinifchen Antiquitäten — re- 
marques ©. 281 abbilden; fo auch Bie- 
nenberg am angeführten Orte N. 3, das er 
ebenfalls, da er an dad Schlachten der Opfer- 
thiere dachte, wieder für ein Abhäutemeffer an- 
ſah. Auf der Herrfchaft Gitfchinowes im Bid- 
fhower Kreife find 8 ganze und 3 gebrochene 
ganz ahnliche gefunden worden. 

Drittens. Dieſes einzelne Stud ift eine gewoͤhn— 
liche Lanzenſpitze, die auf einen Schaft gefteft 
werden konnte, ahnlich jener bei Bolfmann 
in feiner Sılesia subterranea Tab. VIII. 
F. 9 abgebildeten. Mit gleicher Höhlung, aber 
nicht fpißig zulaufend , fondern meißel= oder 
Feilformig gebildet, koͤmmt ein Stuͤck bei Bie— 
nenberg, ein anderes bei Caylus Tab. 
XCII. F. II. vor. Ein ganz ähnliches ward 
bei Gitfhinowes gefunden, woran drei an 
einander befeitigte Ringe angebracht waren, 
von denen der nächfte in das Oehrchen ein- 
gefügt iſt. Die Form aller diefer Waffen 
ift ziemlich Ahnlihz die Art fie zu brauchen 
fiheint aber verfchieden gewefen zu feyn, 

Biertens. Die fihelformigen Werfzeuge find 
nicht zu verkennen; fie find nichts anders, und 


55 


zu demſelben Gebrauch. beftimmt ; ala unſere 
gewöhnlichen Sicheln von: Eifen. Daß fie 
—bloß zu religiofem Gebrauche der heidnifchen 
Völker dienten, etwa zum Abfchneiden des 
Mifteld von den Eichen, wozu die griechifchen 
Priefter eine geldene Sichel anwendeten, iſt 
nicht wahrfcheinlih, da der Gebrauch des Ku— 
pfars im Alterthume weit allgemeiner war, als 
jener ded Eifend. Beſſer erhaltene Sicheln 
fkamen ſchon früher von Chozenis durch Hrn. 
Grafen Sofeph Wratiflaw an das Mu— 
ſeum. Das im dritten. Hefte der fchlefifchen 
Alterthümer Tab. VII vorkommende ges 
kruͤmmte Mefjer N. 11 ift wohl-cbenfalls eine 
Eichel, den hier vorgelegten ziemlih ahnlich. 
Die hölzernen Hanthaben oder Stiele mußten 
natürlich ſchon lange verfault feyn. 
Fünftens. Bon den Sicheln unterfeheiden ſich 
die Meſſer, wie aus der Form der vorliegenden 
zu erſehen. Ein breites mit doppelter Schneide 
und kupfernem Heft, dem Bienenbergi- 
fhen N. 2 aͤhnlich, iſt auf der Herrſchaft 
Gitfhinowes gefunden worden. Beide leßtere 
haben Achnlichfeit mit einer Lanze, fo aud) 
jenes von Chudenig im Kranz abgebilderef,c. d, 
Sröten, Unter den 13 Ringen von verſchie— 
dener Größe und Dide, theils glatt oder fehr 
jierlich gravirt, mehr oder weniger geſchloſſen, 


die hier vorliegen, find nur einige, denen bei 
Montfaucon, Caylus, und in dem dritten 
Hefte der Schlefifchen Alterthuͤmer abgebildeten 
aͤhnlich; die feineren, mittlerer Größe, Fommen 
in der Form mit der Abbildung in Volk— 
manns Silesia subterranea Tab. VII. 
F. 9 überein. Sie mögen allefammt als Ber- 
jlerungen getragen worden feyn. Die gol« 
dene Armilla, die zu Podmokl im Keſſel naͤchſt 
den goldenen Münzen ſich fand, hat Boigt 
in feinem Schreiben über die Podmokler Muͤn— 
zen FT. 18 C. D. abzeichnen laffen. ‚Die bron- 
jenen Gegenſtaͤnde, Die noch heute in jener 
Gegend gefunden werden, von denen das Mus 
forum mehrere befigt, find Eleine Fibulae, bron- 
zene Nägel mit gravirten Köpfen, und uͤber— 
haupt Eleinere Verzierungen. Wie und in wel- 
chem Theile der Kleider die 2 Budeln des Gi: 
netzer Fundes angebracht wurden, die ſich durch 
ihre Form, die innere Aushoͤhlung, die weis 
tere Oeffnung, und die Zierrathen von den 
Ningen unterfcheiden,, mag noch unentfchieden 
Bleiben. 


Siebentend Noch weniger laßt fich der: Ge— 


brauch des großen, ablangen, oben und unten 
abgerundeten, zu: beiden Eeiten in der Mitte 
eingebogenen Neifed von Fingers Die erklaͤren. 
Die ſchmalen Oeffnungen zu beiden Seiten des 


57 


Einbugs, zeigen an, daß ın der Mitte ein 
plattes Querftuf durchgezogen gemwefen, 

Ahrens. Zur Bierde diente wohl aud der fpi- 
ralformig gewundene noch jeßt elaftifche Bronz- 
drath, der zwei nach entgegengefesten Seiten 
gewundene, zufammenhängende Kreife darftellt, 
die ein querliegendes lateiniſches bilden. An 
einer Seite find einzelne Draͤthe im Inneren 
des SKreifes gravirt. Zwei aͤhnliche Zirkeln, 
doch anders verbunden, ſind bei Caylus 
Tom. I. Fol. XCII. N. 11 zu finden, 
Dräthe von derfelben Art, aber: ftärfer, die, 
ftatt daß diefe hier, gedrängt und flach neben 
einander liegend ein Ganzes bilden, locker und 
ſenkrecht aufwaͤrts gewunden find, werden weit 
häufiger in Schlefin, am Rhein, und in der 

Wetterau, in Gräbern gefunden. 

Neuntend Selbſt die Fragmente, die bier 
vorliegen, find unferer Aufmerffamfeit wür- 
dig. Aus einigen laßt fih muthmaßli auf 
die Form des Ganzen fliegen; ſich aber hier- 
über weiter auszubreiten , ift hier nicht der 
Ort. Eines müffen wir jedoeh auözeichnen, 
da es von einem andern Iegirten Metalle 
it, dad in der Härte unferem Stahl nahe 
koͤmmt; ed fiheint das Ende eines fein ges 
fhärften Meißels zu feyn, der vielleicht ald 
Gravirwerfjeug gebraucht wurde; es zeigt nur 

e 


58 


geringe Spuren von Oxydation auf feiner. 


Oberfläche, 

Diefe Alterthümer, in Verbindung mit den 
früher bei Lochowiß gefundenen, und in den Samms 
Yungen der Geſellſchaft der Wiſſenſchaften aufbewahr— 
ten, werden Stoff zu einer wiſſenſchaftlichen Ab« 
handlung darbieten, weldhe wir von unferem Mite 
gliede, dem Hrn, AbbE Dobrowſkh, der die ältere 
böhmifche Gefchichte ſchon in fo mancher Hinficht be— 
leuchtet hat, erwarten. 

Möge dad an dem Mufeum theilncehmende Pu— 
blikum aus dem Wenigen, dad wir ihm in einem 
Jahre darbieten Fonnen, wenigftend jene Ueberzeu— 
gung gewinnen, daß wir unferem Berfprechen getreu, 
dad und anvertraute Pfund nicht vergraben; möge 
es hierdurch aufgemuntert werden, und thätig und 
gemeinfinnig zu unterſtuͤtzen, damit die Schäße, die 
unfer von der Natur reichbegabtes Land verfchlieht, 
jur Erweiterung des Wiſſens gefordert, die wiffen- 
fchaftlichen Zwecke, die im Bereich der Anftalt liegen, 
erreicht , und dad Vaterland verherrliht werde, 


Berhandlungen 
der 
Geſellſchaft 


des 


vaterlandifhen Mufeums 


in Böhmen. 


————— — —— —— 
Prag, 
aus der v. Schönfeld'ſchen Buchdrukerei. 
1827. 


Berhandlungen der Gefellihaft des vaterlandi- 
fhen Mufeums in Böhmen 


in der fünften allgemeinen Berfammlung 


am 23. Mär; 1827. 


(Aus der Monatjchrift ber Gefelihaft (1827, Mai) befonders abgebruft,) 





I. Eoreeiag 
des Geſchäftsleiters Marimilian Millauer, 


re 


Hochanſehnliche! 


Ri: auch der Zeitraum eines einzelnen Jahres an fich 
nicht fehr bedeutend, fo gewährt er, mittelft der Befchaf: 
fenheit unferes patriotifchen Inſtituts, dennoch wieder 
reichlihe Stoffe zu jenem Berichte, welchen der Verwal- 
tungs- Ausfhuß nach dem 16. $. der von ©r. k. k. apo- 
ftolifchen Majeftät allergnädigft genehmigten Grundgefeze 
unferes Vereins, der gefammten Gefellfhaft jährlich zu 
erjtatten hat, und zu deffen Vernehmung Sie heute neuer: 
dings fich hier verfammelten. Wobei ich jedoch theils we— 
gen des Zweks diefes Berichtes, theild wegen des Wir- 
kungskreiſes der Gefchäftsleitung, vorzugsweife blos auf all- 
gemeine, eine richtige Heberficht gewährende Angaben, in 
der fchon in den bisherigen Vorträgen diefer Art beobach- 
teten Reihenfolge derfelben, mich wie fonft befchränfen zu 
follen erachtete. 

Sm Stande der Gefellfhaft haben demnach feit 
der lezten Generalverfammlung im März 1826 nachftehende 
Veränderungen fich ergeben: 

1 


Entriffen hat uns der Tod zur gerechten Trauer des 
gefammten Vereins: 

Aus der Glaffe der wirkenden Mitglieder: den 
Hrn. Fürften Wilhelm Auersperg; — den Hrn. Für: 
ften Johann Elary; — den wirft. F, k. Kämmerer, 
Sreiheren Joſeph Wanczura von Brachfeld; — den 
k. E. Feldmarfchalllieutenant, Freiheren Franz von Kok 
ler. Welchen Verluft das Mufeum durch den Tod des 
Leztern erlitt, wird bei einer anderen Veranlaffung aus 
dem Berichte über Jenes herportreten, was derfelbe, nad) 
feiner eigenhändigen Zufchrift, im Laufe der Zeit für un: 
fere Anftalt leiften wollte, und zum Theil in den lezten 
Monden feines thatenvollen Lebens auch ſchon wirklich ger 
leiftet bat. 

Aus der Elaffe der EhHremmitglieder: den Nitter 
Johann von Spir, Mitglied der k. Akademie in Mün— 
hen; — und Se. Exc. den Grafen Joſeph Marimilian 
Tenczin-Dffolinffy, E. E geheimer Rath und Hof 
bibliothefspräfeet in Wien. 

Aus der Elaffe der fammelnden Mitglieder: den 
9. Franz Nowotny, Pfarrer in Lufchtieniz. 

Dagegen find eingetreten: 

In die Claffe der wirkenden Mitglieder: durch 
Erklärungen zum jährlichen Spyitemalbeitrage: Ge. Exc. 
der gegenwärtige Herr DOberftburggraf, Karl Chotek 
Graf von Chotkowa und Wognin, pl. tit. — Hr. Jo— 
bann Freiherr von Senftenberg; — 9. Johann Frei- 
here von Stentfh; — das Löbl. pharmaceutifche 
Gremium in Prag; — 9. Anton Schmid, Doctor der 
Rechte in Prag; — die Budweifer St. Johannes Berg 
Gewerkſchaft; — 9. Karl Wenzel Wolfram, der 
fämmtlihen Rechte Doetor und beeideter Landesadvorat 
in Prag; — und H. Leopold Rabuffy, Bürgermeifter 
der freien Stadt Brür. 


3 


Durch Materialbeiträge im Gpftemalwerthe: 
Das frühere Ehrenmitglied, H. Doctor und Profeſſor 
Georg Ilg; — die Calve'ſche Buchhandlung in Prag; 
— umd der hiefige Buchhändler, H. Anton Karl Krom 
berger. 

Sn die Glaffe der fammelnden Mitglieder: 9. 
Bitus Daniczef, apitular des Prämonftratenfer- 
Stiftes Selau und F. k. Gymnaſialpräfect in Deutfch- 
brod; — H. Leopold Titz, Dedant in Krec; — und 9. 
Joſeph Hagislaw Windifch, Pfarrer zu Necaniz. 

Durch mehrere wichtige Rükſichten dazu beftimmt, 
hat der Ausfhuß in feiner am 21. Jänner d. 3. gehalte- 
nen 38ſten Sizung $. 8 befchloffen, diefe bisherige Elaffe 
von fammelnden Mitgliedern in eine Claſſe von bei: 
tragenden Mitgliedern zu verwandeln, im diefe Teztere 
(nebft den bisherigen fammelnden HH. Mitgliedern) auch 
alle Gene aufzunehmen, welche nach den 99. A und 5 der 
Grundgefeze zur Aufnahme in diefen vaterländifchen Verein 
geeignet find, und zu einem jährlichen Beitrage von we— 
nigftend 5 fl. Conv. M. fehriftlich fich erklären; in Bezug 
auf die fammelnden Mitglieder aber, bei jedem Ein 
zelnen in diefer Glaffe fo, wie es bisher bei jenen in der 
wirfenden gefhah, es ausdrüffich zu bemerken, daß er 
zugleich fammelnd fey, und wo? Auf welche Weife mit 
Rükſicht auf ihre entweder ſchon früher, oder erſt feitdem 
erffärten und auch wirklich geleifteten jährlichen Beiträge, 
in diefe Glaffe von beitragenden Mitgliedern aufges 
nommen wurden: 9. Joſeph Födiſch, F. k. Zolllege 
ftatt- Einnehmer in Königgräz. — 9. Joſeph Franz, 
k. k. Bergoberamtscaffier in Pribram. — 9. Wenzel 
Klispera, k. k. Gymnafialprofeffor in Königgräz. — 
H. Laurenz Lasfe, k. k. Dberamtsbuchhalter in Pri— 
bram. — Der hochw. Curatelerus des Lukawizer Bica— 
riats in der Budweiſer Diöces. — Der hochw. Curatele— 
rus des Pilgramer Vicariats in derſelben Diöces. — 

1 ** 


4 


Der hochw. Curatelerus des Pilſner Vicariats im der 
Prager Diöces. — Der hochw. Curatelerus des Rokiza— 
ner Vicariats in derſelben Didces. — 9. Vinzenz Chri— 
ffian Rubeſch, bifchöflicher Notar, Dechant und Nector, 
zugleich fammelnd in Haida. — 9. Leopold Schrotten— 
bach, Bergrath in Lukawez. — 9. Paulin Schufter, 
Gapitular und Gecretär im Eiftercienfer » Stifte Hohen: 
furt. — Der hochw. Eurateclerus des Schüttenhofner 
Vicariats in der Budweifer Didces. — Der hochw. Curat— 
clerus des Teiſinger Vicariats in der Prager Didces. 

Unter den wirfenden correfpondirenden Mit: 
gliedern haben H. Joſeph Liboslaw Ziegler, Doctor 
der Theologie und Stadtdechant in Ehrudim; unter den 
fammelnden 9. Joſeph Hagıslam Windifch, 
Pfarrer zu Nechaniz im Föniggräzer Kreife, beide durch 
befondere, auf eigene Koften gedrufte und vertheilte Cir— 
Fulare und Protofollsbogen (wovon mit Nüfficht auf ihre 
früheren Leiftungen der beite Erfolg ſich gewärtigen läßt), 
dann 9. Vinzenz Chriſtian Rubeſch in Haida durch 
die Sammlung und Einfendung mehrerer fleineren Geld- 
beiträge und intereffanten Materialien, um unfere Anftalt 
fich befondere Verdienfte gefammelt. 

An Materialien für feine Sammlungen, 
hat das Muſeum im Jahre 1826 von Gr. Exc. unferem 
bochverehrten Herrn Präfidenten erhalten: 

Für die oryktognoſtiſche und geognoftifdhe 
Sammlung: Die Suite fänmtlicher Mineralkörper und 
Verfteinerungen, welche die böhmifchen Pyrope begleiten. 

Für die botanifhe Sammlung: 500 gefrofnete 
Pflanzen. 

Für die Bibliothek: 156 Bände mit 1747 Kupfer: 
tafeln neuer und älterer naturwiffenfchaftliher Werfe; 
worunter das erite Heft der Prachtauflage der Braftlianer: 
Pflanzen, die auf Befehl Sr. Majestät des Kaifers von 
Dr. Joh. Emmanuel Pohl in Wien herausgegeben wer—⸗ 


5 


den, welches Seine Majeftät dem Herrn Prafiden- 
ten allergnädigft verehrt haben, — die fehönfte und wer: 
thefte Zierde der Bibliothek ausmachen wird. 

Die übrigen, in drei Artikeln der Prager Zeitung 
vom 2. April, 1. Juli und 5. October, dann im erften 
und zweiten Hefte der deutfchen Zeitfchrift des Muſeums, 
einzeln bereits angeführten Materialbeiträge des Jahres 
1826 gewähren folgende fummarifche Nefultate: 

Für die Bibliothek, dann für die Sammlungen 
der Handfhriften und Diplome gingen ein: 556 
Druffchriften. 44 Handfchriften. 41 Stüke von Land- 
Farten, Planen, Zeichnungen, Kupferftichen und Gtein- 
drüfen. 50 Originalurfunden, und 60 Abfihriften von 
Diplomen aus den Stadtardhiven von Deutfchbrod, Kom— 
motau und Tepliz. Nebſt der Fortfezung der Katalogs— 
arbeiten und der Gopirung diefer Urfunden, wurden in 
diefem Fache vom H. Bibliothekar einige Genturien von 
einzelnen phyfifalifchen Differtationen verzeichnet und geord— 
net; der allgemeine Nominalfatalog der Drukfchriften aber 
ganz vollendet. Sein Inhalt weist es aus, daß die Bi- 
bliothef des Mufeums fchon mehr ald 7000 größere und 
Eleinere gedrufte Werke. enthält. 

Für die zoologifche Sammlung gingen ein: 4 aude 
ländifhes Gäugthier (Nasua rufa). 10 Vögel, unter wel- 
chen ein gehörntes Nephuhn. 64 böhmifche Fifche. Eine Eleine 
Suite böhmifcher Perlen, von der unreifen bis zur reifen. 
141 Tafeln mit anatomiſch präparirten Zähnen von 10 
Säugthierarten, verfertiget und dargebracht vom wirken: 
den Mitgliede, dem H. Dock. und Prof. Georg Ilg. 

Für die botanifche Abtheilung wurde nebft den 
fhon oben angezeigten Gegenftänden auch dargebradt. 
Eine Sammlung von mehr als 300 ausländifchen, vorzüg— 
lich brafilianifchen Holzarten, vom beitragenden und 
fammelnden Mitgliede, 9. Dechant Rubeſch in Haida. 
Nebſt der Vollendung des zweiten, und Vorbereitung 


6 | — 


des Textes und der Abbildungen zum dritten Hefte des 
Werkes: Reliquiae Haenkeanae, wurde in dieſem Fache 
die Beſtimmung und Einſchaltung der neuen Pflanzen, die 
Reviſion des Herbariums, und die Vervollſtändigung des 
Katalogs bis zur 14ten Linnéiſchen Claſſe, fortgeſezt. 

Für die Mineralienſammlungen ſind im 
Laufe des Jahres 1826 eingegangen: 6 Partieen und 9 
einzelne Stüfe, worunter fich befonders auszeichnen: ei— 
nige Mineralien von Sr. Ercellenz unferem unvergeßlichen 
Dberftburggrafen, dem gegenwärtigen Hrn. Staats- und 
Eonferenzminifter, Franz Grafen von Kolowrat=-Lieb- 
fteinffy; 2 Stüfe fihirifches Nothbleierz von Hrn. Grafen 
Karl Clam-Martinitz; ein Stüf blaues Gteinfalz 
von der Frau Gräfin Lonife von Sternberg; und 
ein 40 Loth fchweres Stüf des Elbogner Meteoreifens, 
vom dortigen löbl. Magiftrate. 

Die Peträfactenfammlungen erhielten einen 
Zuwachs von 9 Lieferungen, mworunter fich befonders aus— 
zeichnen, einige fchöne Echiniten vom Platſchberge der 
Steyermarf, von ©r. Exc. dem 9. Gouverneur, Franz 
Grafen von Hartig. 

Für die geognoftifhe Sammlung wurden 4 Lie 
ferungen eingefendet, unter welchen einer befonderen Er— 
wähnung würdig find, die VBorfommniffe der Gegend von 
Ronsberg im EFlattauer Kreife, gefammelt durch 9. 
Abbe Franz Hofe. 

Der Stand der vaterländifhen oryktogno— 
fifhen Sammlung beträgt 1588 Eremplare, A115 Par- 
tieen von lofer Kıyftallen und Eleineren Stüfen, 152 grö= 
ßere Schauftüfe. Es ergibt fi daher in diefem Jahre 
eine Vermehrung jener Sammlung von 18 Exemplaren, 
18 Partieen loſer Kıyftalle und 7 Schauftüfe, welche theils 
durch Kauf, theils auch durch Tauſch erworben wurden. 

Die fyitematifhe Mineralienfammlung erhielt 
größtentheils durch Tauſch einen Zuwachs von 106 Exem— 


7 


plaren, 25 Schauftüfen, 162 Partieen von lofen Krvftallen 
und Fleinen Stüken, mwodurd die Anzahl der Species die— 
fer Sammlung fih um 16 vermehrte. Der Stand derfel: 
ben beträgt fomit gegenwärtig: 5766 Eremplare, 382 Par: 
teen lofer Kryftalle und Fleiner Stüfe, und 453 Schau: 
ftüfe, zufammen 235 Species des naturhiftorifhen Mines 
ralſyſtems. 

In der geognoſtiſchen Sammlung wurden die 
durch das löbl. k. k. caſlauer Kreisamt eingeſendeten dor— 
tigen Gebirgsarten beſtimmt und geordnet, wie auch dem 
Zweke dieſer Sammlung gemäß fo gereiht, daß ihre Auf— 
ſtellung eine Ueberſicht der Formationen dieſes Kreiſes im 
Allgemeinen, und der Vorkommniſſe der einzelnen Domi— 
nien insbefondere, gewährt. 

Das im vorigen Jahre begonnene Ordnen und Bes 
ffimmen der VBerfteinerungen des Thierreidhes 
aber, mußte wegen einer in dem für diefe Sammlung be— 
ffimmten Local neuerdings nothwendig gewordenen Baure: 
paratur, unterbrochen werden. 

Mit dem Berfaufe der Duplicate wurde fort: 
gefahren, und es Famen im lezten Jahre 880 fl. 30 fr. 
W. W. dafür ein, welche zur Vervollkommnung dieſer 
Sammlungen verwendet wurden. 

Für die Münzfammlung wurden im Ganzen 585 
mannigfaltige Münzen und Medaillen eingebracht; durch 
unfer wirfendes Mitglied, H. Profeffor Helbling von 
Hirzenfeld aber, aus dem noch unbeftimmten Vorra— 
the, neuerdings A Goldftüfe, 675 Silbermünzen und 266 
Kupfer und andere Metallmünzen geordnet und eingelegt. 

Für die ethnographiſche Sammlung gingen an 
Alterthümern 80, an KRunftproducten 46 ver: 
fchiedenartige Stüfe ein. Beide Iezteren Abtheilungen 
wurden in den dazu beftimmten Käften auf eine zwekmäßi— 
gere und gefälligere Weife aufgeftellt; im Gebiete der 
Sphragidothek aber (das auf Verwendung unferes 


8 


wirkenden Mitgliedes, des hiefigen politifhen Magiftrats- 
rathes, 9. Johann Ehmidt, durch die von den löbl— 
f. k. Kreisämtern faft aller Kreife Böhmens eingefendeten 
Abdrüke der Siegel aller Städte und Märfte derfelben, 
worunter mehrere Abdrüfe von fehr intereffanten Iyparien 
aus dem XII. und XIV. Zahrhunderte vorkommen, bt 
teächtlich fid) erweiterte) wurden etwa 1000 Gtüfe von 
BSamilienfiegeln, mit den erforderlichen Bemerkun— 
gen darüber, in alphabetifcher Ordnung eingereiht. 

ALS eine ganz neue, und in mehreren Beziehungen 
ſehr intereffante Unternehmung des Verwaltungsausfhu- 
Bes, ftellt an die übrigen Zweige unferer wiffenfchafthichen 
Anftalt fich anfchliegend, wie auch zu fehönen Erwartungen 
berechtigend, das Snftitut der Zeitfohriften des 
Mufeums fih dar. Es murde in der zweiten Hälfte 
des verfloffenen Jahres auf eine gleich zwefmäßige, als 
auch der gefammten Verfaſſung unferes Vereins entſpre— 
chende Weife organifirt. Die Seitfchriften feloft follen 
fowohl den Iiterärifchen Smefen des Muſeums, ald auch 
dem oft und laut geäußerten Wunfche der Nation möglichtt 
entfprechen: im Allgemeinen gleichfam der Lebensanzeiger 
der Gefellfchaft, das Organ ihrer Bedürfniffe und Beſtre— 
bungen, der Verkündiger ihrer Erfolge feyn, der Alles 
Tiefert, was im Leben, wie in der Wiffenfchaft und Kunft 
die Nation berührt, auf fie zu wirken beftimmt ift, und 
von ihr erftrebt werden kann. Schon diefe Zweke an ſich 
reichen hin, ihre ununterbrochene Fortdauer zu verbürgen. 
Alles übrige, was auf diefen Gegenftand fich bezieht, wur— 
de bereits im der befonders abgedruften und vertheilten, 
wie auch in die beiden erften Hefte diefer Zeitfchriften auf: 
genommenen Kundmachung darüber zur öffentlichen Kennt: 
niß gebracht. In wie weit jedoch die dafelbft ausgefpro- 
chenen Zweke ſchon durch die bisher erfchienenen Hefte er— 
veicht wurden, fällt der Beurtheilung eines fachkundigen 
und zugleich billig denfenden Publikums anheim. 


9 


Die bisherige Theilnahme daran ift nach einer Dies: 
fälligen Eröffnung der Nedaction im Allgemeinen beruhi— 
gend. Insbeſondere rühmte fie den Eifer, womit zwei 
Mitglieder unferes Vereins, nämlich die Herren Sedla— 
eek und Peffina, jeder in feinem Wirkungsfreife, die 
Zeitfchriften zu verbreiten. bemüht waren. An der böb:- 
mifchen ſprach ſich die vorzüglichfte Iheilnahme in einiz 
gen DVicariaten des klattauer, prachiner und t a b o⸗ 
rer Kreiſes: an der deutſchen die geringſte im nord: 
weftlichen Iheile Böhmens aus. 

Ueber den Bermögensftand der Gefellfchaft 
fommen in der zur Uebergabe an die heute zu erwählen- 
den Herren Reviſoren vorbereiteten Nechnung des Jahres 
1826 nachftehende Daten vor: 

Am Schluffe des Jahres 
1825 verblieben ’ . 114,518 1.46, kr. W. W. 
Hiezu kamen im Jahre 1826: 
An Sntereffen . r - 4857 
An Beiträgen . — 4703 


v 


49 = —W — — 
5 ⸗ 


⸗ 93.99 
Für Verlagsartikel . ; 297 45 1,2 9 9% 
An Actien 4075 — ee! 


- Summe des Empfangs 128,452 fl. 26. W. W. 
Verwendet wurden im Jahre 1826: 
Zur Tilgung des Neftes vom J. 1825 1419 fl.50 4, kr. W.W. 
Zu Befoldungen ö i PBaR :1.1.7: I Se Er SER 
Zur Einrihtung . . 072 en 
Zur Miethe fammt Steuern . 981 = 40%, 


⸗ = 05 
Zu Verlagsartifeln . R 6983. ⸗ 6 
Zu den Sammlungen . PER}. 1: EP SE 1: ERS Der 
Zu kleineren Bedürfniffen . rt 


w . 


An abgefchriebenen Neften . 40: — —X 
Summe der Ausgaben 14,355 fl. 34 kr. W. W., 

welche vom obigen Empfang abge: 
rechnet, einen Reſt bilden von. 417,0961.5 kr. W. W. 


10 


Woraus für das Jahr 1827 nad): 
ftehender Vermögensſtand fih er- 


gibt: 

An Eapitalien r r .  97,975fl. 47 kr. W. W. 
An Verlagsartikeln 7 0 ET 
An Rükftänden . ; . 875 
An Barſchaft ⸗ 8235 ⸗ A4 ⸗5 


Summe, wie oben: 117,096 fl. 55 kr. W. W. 

Die Syftemal- und größeren jährlichen Bei- 
träge wurden im verfloffenen Jahre einerfeits um 60 fl. 
vermindert, anderfeits um 480 fl. vermehrt, folglich nach 
Abfchlag der Verminderung um 120 fl. C. M. erhöht. 

Ueber die im obigen Empfang berührte Poſt „an 
Actien“ aber, habe ich hier nachträglich noch Folgendes 
zu bemerfen: 

Vorzugsweiſe dazu beftimmt, die wiffenfchaftliche 
Bildung im Vaterlande zu befördern, findet fich das vater- 
ländifche Mufeum in der unverfennbaren Nothwendigfeit, 
nebft den Zeitfchriften auch noch andere Werke herauszu— 
geben, deren Zwekmäßigkeit und Nuzbarfeit entfchieden ift. 
Allein nachdem der Ausſchuß es fich zum Gefeze gemacht, 
das Gtiftungscapital des Mufeums in feinem Falle an: 
zugreifen: reicht das jährliche Einkommen desfelben wegen 
der außerordentlihen Ausgaben für die noch durch einige 
Jahre fortzufezende innere Einrichtung der Gäle, um die 
ſtets zuwachſenden Naturalien und Bücher zu unterbrin- 
gen, Feinerdings hin, einen Fond zur Herausgabe foldher 
Werke zu bilden. Da es fich eigentlich blos um einen 
Vorſchuß für einige Jahre handelte, welcher fpäterhin vom 
jährlihen Einfommen ohne Schwierigkeit berichtigt wer: 
den Fönnte: der mittlerweile eintretende Verluft an Zeit 
und nüzliher Einwirkung auf das Publiftum aber, doch 
gar zu bedauerlich wäre: glaubte der Ausſchuß im Ver: 
trauen auf die fo vielfach erprobte Theilnahme der wirfens 
den Herren Mitglieder unferes Vereins, Ihnen den Vor: 


11 


fchlag zu einer Anleihe von etwa 4000 fl. W. W. in 160 
Aetien zu 25 fl. auf 3 Jahre ohne Intereffen, machen zu 
dürfen. Dies gefhah mittelft eines befonderen Cirkulars 
vom 415. Mai 1826, das zugleich die Verficherungen ent— 
hielt, daß das Mufeum mit feinem Vermögen für die 
fihere NRüfzahlung diefer Anleihe bürge, daß die Actien 
ihre Nummern nach der Zeitfolge der GSubfeription und 
Berichtigung erhalten, und in ein eigenes Verzeichniß 
eingetragen werden, woraus jedem H. Actionär zu feiner 
Dekung ein Auszug zugeftellt wird; dag im Mai des 
vierten Jahres, je nachdem der Stand der Kaffa es ge— 
ftattet, entweder die Hälfte oder doch der dritte Theil diefer 
Aetien durch Verlofung gezogen, und im Juni darauf be 
zahlt, der Neft derfelben mit 5 pCt. verintereflirt, in den 
folgenden zwei Jahren jedesmal im Mai gezogen, und im 
Juni berichtigt werden fol, während es jenen Herren Ac— 
tionären, die dies vorziehen würden, unbenommen bleibt, 
ihre eingelegten Beträge auch durch Abnahme der Ver— 
lagsartifel des Mufeumd nach den feftgefezten Preifen 
derfelben auszugleichen. 

Der Erfolg diefes Eirfulars vechtfertigte die ver— 
trauensvolle Erwartung des Ausfchußes. Sämmtliche 160 
Aetien wurden in Eurzer Zeit durch 52 Actionäre vergrif- 
fen, wodurch dies Gefchäft gefchloffen worden. Das Opfer 
von 5jährigen Sntereffen eines am fich geringen Capitals, 
wird durch die gemeinnüzige Verwendung desfelben zu Un— 
ternehmungen, welche der Nation Ehre bringen, fich felbit 
lohnen, und hiedurch neuerdings den thätigften Gemein- 
finn für alles Gute und Nüzliche bewähren, der in Böſh— 
men aus freiem Antriebe fehon fo manche Inftitute, die 
das In- und Ausland mit gerechter Anerkennung preist, 
ind Dafeyn rief, und im ihrer vielfeitig mwohlthätigen 
Wirkſamkeit erhält. 


1 — — — 


12 


Mini eich: 
des 


Präfidenten Grafen Kaſpar Sternberg. 


tree 


Meine Herren! 


Da Nuzen einer wiffenfchaftlichen Arbeit fteht nicht im— 
mer im geraden Verhältniß zu ihrer VBollfommenheit; es 
bat mehr Wahrfcheinlichfeit, daß felbft weniger vollkom— 
mene Keime, nach und nad auf einer großen Oberfläche 
ausgeftreut, Früchte bringen werden, als vollfommene zu: 
gleich auf einer einzigen Stelle *). Diefe befonders in 
Dezug auf die Naturgefhichte fo richtigen Worte von 
Sriedrich Cuvier glauben wir auch bei unferen Vorträgen 
in Anfpruch nehmen zu dürfen. Mit befchränkten Mitteln, 
in dem fich täglich erweiternden Gebiete der Naturwiffen- 
fchaften, das Vollfommene oder mwenigftens Vollftändige 
zu erreichen, ift dem Einzelnen felten gegönnt. Keime 
auszuftrenen, die fich entwifeln und Früchte bringen, ver— 
mag felbft in einem engeren Kreife ein jeder, der genau 
beobachtend, die Spuren des Naturlebens verfolgend, die 
Erdkruſte durchforfcht, die von den Ereigniffen der Vor: 
welt Kunde gibt. Aufregen zu fortgefezten Betrachtungen 
durch Mittheilung einzelner Entdekungen, durch Berichti— 
gung ſchwankender Anfichten, Eann ein jeder, und beides 
ift ein unvergänglicher Gewinn für die Wiffenfchaft. Die 





*) Fred. Cuvier Obs. sur la structure des plumes, Ann. 
des Se. nat, T, IX. p. 114. 


15 


Geſchichte der Wiſſenſchaften it die Gefchichte einzelner oft 
zufälliger Entdefungen und des lichtvollen Geiftes geniali- 
ſcher Menfchen, welche fich diefer Entdefungen und Be— 
obachtungen bemächtigend, die gefammelten Erfahrungen zu 
einem wiffenfchaftlichen Ganzen ausgebildet haben. Jahr: 
hunderte find zu Entdefungen von Pflanzen und Minera- 
lien verwendet worden, Sahrhunderte in mühevollen Ver: 
fuchen von Syſtembildungen vorübergegangen, bis ein 
Linneée, ein Zuffieur, ein Werner, ein Mobs, und andere 
große Männer in jedem Zweige der Wiſſenſchaften erftan- 
den, und die vorhandenen Entdefungen und Erfahrungen 
in ein wiffenfhaftlihes Ganze umbildeten, das zwar auch 
noch Vieles zu vervollfommnen übrig ließ, doch gewiß 
unvergänglich bleiben wird. Ohne vorangegangene ein- 
zelne Entdefungen und Beobachtungen wäre es Feinem ge- 
lungen, in der Eurzen Dauer eines Menfchenlebens fo Gro- 
fes hervorzubringen. Wir mögen und daher nicht ſchä— 
men, die einzelnen Erfeheinungen, die ung das Vaterland 
in dem Naturreiche vielleicht vollftändiger und lehrreicher 
darbietet, als in andern Gegenden, aufzufaffen und der 
Nachwelt aufzubewahren. 

Wir haben im verfloffenen Jahre die allgemeinen 
Verhältniffe der Naturförper unferes Vaterlandes zum ganz 
zen Naturreiche in Umriſſen dargeftellt; es bleiben uns nun— 
mehr nur einzelne Folgenreihen, Gattungen oder Mine: 
ralfpecies in den verfchiedenen Abtheilungen unferer Samm— 
lungen zu betrachten übrig; es gewähren aber auch diefe 
eine genauere Einfiht in den Reichthum an Naturförpern 
Böhmens; durch die richtige Auseinanderfezung derfelben 
kann für die Wilfenfchaft manche Berichtigung, wohl auch 
neue Anfihten gewonnen werden. 

Als Gegenitand einer folhen befonderen Betrachtung 
wählen wir heute die Mineralfpecies „dodekaedriſcher Gras 
nat‘ in jenem Umfang, wie fie von Mohs in feinem natur: 
biftorifchen Mineralfyftem aufgeführt tft. Diefe Species 


A 


umfaßt eine zahlreiche Menge von Varietäten, welche fich 
durch verfchiedene Farben, Grade der Durchfichtigkeit, Ver: 
bältniffe der Zufammenfezung, felbit bedeutende Abweichun- 
gen in dem eigenthümlichen Gewichte und den Härtegra- 
den unterfcheiden, aber in allen diefen verfchiedenen Kenn: 
zeichen zufammenhängende Reihen bilden, durch welche un- 
unterbrochene Uebergänge der einzelnen Varietäten in ein- 
ander hervorgehen, fo daß fich nach unferer dermaligen 
Kenntnig der Varietäten diefer Species nirgends ein fchar- 
fer Abfchnitt zwifchen denfelben erfennen läßt. Aus die 
fem Grunde finden fich in diefer Species alle Mineralien 
vereinigt, welche Werner in feinem Mineralfyftem unter 
den befonderen Benennungen Groffular, Melanit, Pyre— 
näit, edler und gemeiner Granat, Pyrop, Kolophonit und 
Allochroit als befondere Gattungen und Arten aufgeführt 
hatte. So verfchieden nun alle diefe durch befondere Na— 
men unterfchiedene Mineralfubitanzen, befonders in ausge— 
zeichneten Varietäten, erfcheinen mögen, fo ift ihre Ver: 
einigung zu einer einzigen naturhiftorifchen Species dennoch 
durch die Uebergänge begründet, und von den neueren Mi- 
neralogen fait allgemein anerfannt. Darum it jedoch die 
Trennung einiger Varietäten, als befondere für fich beite- 
bende naturhiftorifche Species, nicht unmöglich, wenn durch 
neuere Entdefungen und Beobachtungen fchärfere Tren— 
nungsmerfmale als bisher nachgemwiefen werden können. 
Mohs ſelbſt fcheinet fie geahnt und gleichfam vorverfünder 
zu haben, indem er in feinem erften Zufaz zu dem phyſio— 
graphifchen Schema der Species dodefaedrifher Granat 
fagt: „Daß die zahlreihen und mannigfaltigen Abände- 
rungen diefer Species zum Theil ſolche Eigenfchaften be- 
fizen, welche der Vermuthung, daß fie zu mehr als einer 
Species gehören dürften, nicht entgegen find ; insbefondere 
feyen die Grade der Härte und des eigenthümlichen Ge— 
wichts zwijchen weiteren Gränzen, als man fie fonft zu 
finden gewohnt ift, Die bisherigen naturhiftorifchen Un: 


15 


terfuchungen reichten aber nicht hin, dieſe Species mit 
Gründlichkeit zu fondern.“ Wir werden die Nothwendig- 
Eeit einer foldhen Trennung dei dem böhmifchen Pyrop dar: 
tbun, ob er gleich erft unlängft, nach der chemifchen Ver: 
wandtfchaft feiner Beitandtheile, zu dem dodefaedrifchen 
Granat gereiht wurde; müſſen jedoch noch vorher einige 
Betrachtungen über das Vorkommen des Granats im All 
gemeinen vorausfchifen. 

Die urfprüngliche Lagerftätte des Granats ift das 
Urgebirge Werners, der Granit, Gneis, Weißftein, Glim- 
merfchiefer, Talk und Chloritfchiefer, Urfalf, dann Ser— 
pentin und Hornblendgefteine. Er bildet theils einen un: 
wefentlichen Gemengtheil diefer Gebirgsarten, theils findet 
er fih auf Lagern in einigen derfelben. Nirgends zeigt er 
fih als Erzeugniß jüngerer Felsarten; fein Vorkommen 
in demfelben und in einigen vulcanifchen Maffen ift fecun: 
där. Er fcheint, als ſchwerer zerftörbar, bei Auflöfung 
oder Zertrümmerung der älteren Felsarten in die jüngeren 
übergegangen zu ſeyn; fo findet er fih im Sande der Flüffe 
und Bäche, im aufgefhwenmten Lande unter der Damme 
erde, oder eingehüllt in Laven. Aehnlich ift fein Vorkom— 
men in Böhmen, mit Ausfchluß unferer alten vulcanifchen 
Gebirgsmaffen. (Beilage A.) 

Wir übergehen bier die verfchiedenen Varietäten, 
die wir aus unferen Urgebirgen befizen, um uns vorzüg- 
lich mit jener zu befchäftigen, weldhe, ihrem Mutterge- 
fteine entriffen, auf fecundären Lagerftätten in jüngeren 
Felsarten eingehüllt, oder im aufgeſchwemmten Lande 
zerftreut gefunden wird, welche von Neuß unter dem 
Namen Karfunfel, von Werner als Pyrop, als felbft: 
ſtändige Gattung aufgeführt, und allgemein als gefchäze 
ter Edelftein unter dem Namen des böhmifhen Granats 
befannt ift. 

Die Fundorte und die Art des Vorkommens desfel: 
ben am füdlichen Rande des Mittelgebirges hat Reuß in 


16 


feiner Orographie genau angezeigt’); doch find diefe nicht 
die einzigen Fundorte diefes Minerals; es erfcheint eben- 
falls an der Sferwiefe im Sande der Iſer, und wahr: 
feheinlih noch an mehreren Stellen des fergebirges von 
den nämlichen Fündlingen begleitet. H. Moteglek hat dem 
Mufenm aus jener Gegend eine bisher noch nicht befannte 
Varietät von regelmäßiger Geftalt überlaffen, woraus 
hervorgeht, daß die Kryftallform. des Pyrops von jener 
des Granats verſchieden iſt; fie iſt nämlich das Heraeder, 
während der Granat meijtend als Nautendodefaeder und 
Leucit und in Combinationen Ddiefer beiden Formen er: 
fcheint. Dieſe Entdefung leitete 9. Euftos Zippe auf die 
Unterfuchung der Merkmale der Härte, die fih als 7,5 
verhielt, und auf jene der Eigenfchwere, die bei den liche 
teren und Erpftalfifirten Varietäten 3,69, bei den dunkle: 
ren 3, 78 betrug, indeß jene der durchfichtigen rothen Va— 
rietäten, der edle Sranat Werner’s oder Almandin, ftets 
über 4 hinausreicht. Wir halten uns hierdurch berechti— 
get, den Pyrop Werner’s wieder als eine eigene Spe— 
cies unter dem Namen hexaedriſcher Granat aufzufüh- 
ren. (Beil. B.) 

Das geognoftifche Borkommen des heraedrifchen Gra⸗ 
nats in Böhmen gehört unter die höchſt ſeltenen und be— 
ſonders merkwürdigen Erſcheinungen auf unſerer Erdkruſte, 
wegen der äußerſt mannigfaltigen und ſonderbaren Mi— 
ſchung von Geſtein und Schalthierverſteinerungen, die ihn 
begleiten. Der Pyrop wird gefunden 

4, am ſüdlichen und ſüdweſtlichen Fuß des Mittelge— 
birges, auf den Herrfchaften Zribliz und Dlazkowiz, bald 
unmittelbar unter der Dammerde, bald 4 — 2 Klafter 
unter derfelben in einem Gerölle von Quarz und DBafalt, 
von der Größe eines Straußeneies bis zu jener einer 





*) Drographie des nordweftlihen Mittelgebirges in Böhmen. 
von 3. A. Neuß. Dresden 1790, 


17 


Erbfe, gemifcht mit noch feinerem Sand und wenigem Thon. 
Bei dem Wafchen und Sieben der Granaten werden neben- 
ber ausgefchieden, Schwerfpath, der bishero überfehen 
wurde, Spinell von blaßblauer und von ganz ſchwarzer 
Farbe, fonit Pleonaft oder Geylanit genannt, Korind von 
blaulih und grünlicher Farbenmengung, graulich weißer 
Quarz, Chryfolit von fpargel= oder olivengrüner Farbe, 
feinen Kryftallformen nach von jenen Chryfolitförnern ver: 
fehieden, die in den Bafalten des Mittelgebirges unfern 
von Meroniz und Liebshaufen von Neuß angegeben wer: 
den, dodefaedrifcher Granat, Zirfon von weißer, grauer 
und gelber Farbe, magnetifcher Eifenfand, fonft unter dem 
Namen Sferin bekannt. (Beil. C.) Neuß führet noch ein in 
einem Felde gefundenes kleines Gefchiebe von Smaragd und 
Zurmaline an, die uns noch nicht vorgefommen find. 
Don Schalthierverfteinerungen werden ungefähr 10 Arten 
vorhanden feyn, meiftens fehr Eleine Exemplare aus den 
Gattungen Heliciten, Gerithiten, Quritelen und Turbi— 
niten, befonders merkwürdig erfcheinen darunter Fleine 
Korallenverfteinerungen zu den Turbinoliten Lamares ges 
börig. Zwiſchen harten Gefchieben eingemengt, findet man 
diefe VBerfteinerungen fat durchgehends gebrochen oder we- 
nigftens befchädiget, wodurch die Beftimmung fehr er: 
ſchwert wird; fo viel läßt fih dermalen mit großer Wahr— 
feheinlichfeit behaupten, daß wo nicht alle, doch gewiß 
die meiften den Gebilden der tertiären Formation angehö— 
ren, und mit den Verfteinerungen aus dem Grünfand und 
Eifenfand der englifchen Geologen die größte Aehnlichkeit 
haben. 

Ein zweites ganz verfchiedenes Vorfommen des Py— 
rops findet man bei Meroniz, etwas nordweftlich von den 
früher genannten Fundorten; bier wird der beraedrifche 
Granat in einer Tiefe von S bis 12 Klaftern im feiten 
Geſtein eingehüllt gefunden. Gerölle von fehr verſchiede— 
nen Steinarten aus Urgebirgen und vulcaniſchen Gebilden 

2 


18 


liegen über demfelben und führen Feine Pyrope mit ſich. 
Das feite Geftein ift bald lichtgelblich, bald grau, matt, 
mit Säuren ftarf aufbraufend, beim Anhauchen Thonge— 
ruch gebend. In diefem Geftein liegen die einzelnen Körz. 
ner ziemlich gleichfürmig zerftreut, laſſen fich mit Leich— 
tigkeit auslöfen, find aber meiſtens fehr zerriffen und gleich: 
ſam fchalig zerflüftet, zeigen auf den Zerffüftungsflächen 
einen emailartigen Ueberzug ; dieſes Geftein gehört wahrs 
fcheinlich zur Formation des Plänerkalks, welcher einen 
großen Theil der Abdachung des füdlichen und weitlichen 
Mittelgebirges überdeft. Die zweite Pyrop enthaltende 
Gefteinart ift leberbraun, ftellenweife lauggrün, olis 
vengrün und gelblihgrau, von vollfommen flahmufchli= 
chem Bruch, bedeutend fettartigem Glanz, nur in dünnen 
Splittern durchfcheinend und der Verwitterung unterwor: 
fen. Nach dem eigenthümlichen Gewicht (2, 2), der Härte 
und Yeichter Zerfprengbarkeit zu urtheilen, iſt dieſes Ge— 
ftein fehe nahe mit Opal verwandt. Geglüht läßt es eine 
bedeutende Menge Waffer entweichen, vor dem Löthrohr 
brennt es fich weiß, ohne Spur von Schmelzung. Es 
feheinet eine mit Dpalmaffe innig durchdrungene Abändes 
rung des vorigen Gefteins zu ſeyn; dergleichen Opalcon— 
eretionen kommen im Mittelgebirge auch an anderen Or— 
ten vor. Sn diefem Geftein ift der Pyrop noch mehr ver- 
ändert, die Körner haben ſich an der Oberfläche innig, 
gleichfam chemifch mit dem umgebenden Geftein verbun- 
den, und laſſen fich nicht mehr von demfelben ablöfen, 
auch find fie noch mehr zerflüftet. 

Eine dritte Verfcehiedenheit des VBorkommens wird 
nächft der fogenannten Granatenfchenfe zwifhen Xribliz 
und Dlazkowiz in einem Walde gefunden, wo einige Ger: 
. pentinblöfe liegen, deren ſchon Neuß erwähnt, die einges 
hüllten Pyrop enthalten. Das Mufeum erhielt ausges 
zeichnete Stüfe davon von den Hrn. Grafen Friedrich 
Karl Schönborn und Franz Klebelsberg, Diefer Ger: 


49 


pentin ift fehr dunfelfärbig, zwischen graufich und ſchwärz— 
lich grün, in der Zufammenfezung mehr feinförnig als 
dicht, und hat durch irgend eine Einwirfung eine anfan— 
gende Zerftdrung erlitten. Der Pyrop ift in der Maffe 
zerftreut, von einem weißen, matten, fehr dünnen Ueber: 
zuge umgeben, feft und innig mit der Maffe verbunden und 
verwachfen, fo daß es durchaus unmöglich wird, ein ein: 
zelnes Korn in feiner Gänze abzulöfen; unter dem Ham— 
mer wird der Pyrop zugleich mit der Maffe zerfprengt. 
Ob man wohl auch anderwärts, 3. DB. bei Zöbliz in Sad: 
fen und im Easlauer Kreife Pyrop im GSerpentin gefun: 
den hat, und man durch diefes Vorkommen am beiten den 
Ehromgehalt des Pyrops zu erklären vermag, fo bleibt es 
doc) zweifelhaft, ob der Serpentin das urfprüngliche Mut: 
tergeftein des Pyrops ſeye; wenigitens ift er nicht das 
einzige. 

Wäre der Serpentin das Muttergeftein des Pyrops, 
fo müßte fich der Pyrop in ſelbem am frifcheften, am beften 
erhalten haben, und in felbem am eheften fich mit deutlich 
ausgefprochenen Kryftallformen zeigen; es findet fich aber 
gerade das Gegentheil; die Pyrope im Serpentin find zer: 
Flüftet und zerborften, zeigen einen Anfang von Auflöfung 
und Zerftörung. Wäre der GSerpentin das Muttergeftein 
der zahllofen Pyrope, die am Fuße des Mittelgebirges ge: 
funden werden, fo müßte eine Spur eines noch anftehenden 
Serpentingebirges in jener Gegend vorhanden feyn, oder 
wenigftend in den noch vorfindigen Gerpentinblöfen die 
übrigen mit dem Pyrop vorkommenden Mineralien in ſel— 
bem vorgefunden werden; allein weder von dem einen noch 
von dem andern ift auch die leifefte Spur vorhanden. Dies 
fe Umftände leiten zu der Vermuthung, das zu der Zeit 
der Einhüllung der Pyrope in andere Steinmaffen, der Py— 
rop ald Ueberreft früher zerftörter Gebirge allein, ohne ſei— 
ne dermaligen Begleiter vorhanden war, und in die neue 
Bildung aufgenommen wurde, Ob diefe Umhüllungen zu 

2 * 


20 


gleicher oder zu verfchiedenen Zeiten eintrafen, ob die Auf: 
löfung, begonnene Zerftörung und Zerfplitterung der Py— 
rope bei allen Einhüllungsmaffen von ein und derfelben 
Urfache abzuleiten feye, ob bei den Gerpentinen vielleicht 
eine höhere Temperatur eingewirft, die vulcanifche Bafalt: 
bildung in dem Mittelgebirge darauf Einfluß genommen 
babe, find Fragen, deren Beantwortung wir ferneren 
Beobachtungen heimftellen müffen. Daß aber die ofen 
Pyrope, die mit fo vielen andern Gefteinen und Ver— 
fleinerungen gemengt, im Gerölle gefunden werden, zu eis 
ner andern Zeit auf ihre gegenwärtige Lagerftätte gebracht 
wurden, und dieſe Begebenhett mit dem ganz ähnlichen 
Vorkommen der Pyrope auf der Sferwiefe in einem Zu: 
fammenhange ftehe, möchten wir ſchon jezt ausfprechen. 

Die gengnoftifhe Sammlung hat in diefem Sahre 
feinen einer befonderen Erwähnung werthen Zuwachs ers 
halten. Das Iobenswerthe Beifpiel des kaslauer Kreise 
amts und Futtenberger Bergamts hat Feine Nachahmung 
gefunden, unfere hierauf gegründete Hoffnung hat ſich 
nicht bewährt. 

Die Peträfactenfammlung wurde reichlicher begabt, 
Ein oberes Stük eines Elephanten= Fangzahns bei einer 
Ausgrabung in dem Hofraume zu Smidar im bidfchower 
Kreife in einer Sandfhicht gefunden, erhielt das Muſeum 
von Sr. Ercell. dem Hrn. Grafen Prokop Hartmannz es 
ift zwar in feinem Inneren fehr verwittert, zeigt aber im 
Aeußeren die Tertur des Elfenbeins fehr deutlih. Meber 
die ſchwer zu beftimmenden Schalthier = Verfteinerungen 
der Vorwelt behalten wir uns bevor, nähere Auskunft zu 
geben, wenn wir felbe in größerer VBollftändigfeit verfam- 
melt haben werden, und erwähnen blos eine fehr ſchöne 
Verfteinerung eines Gaumzahns von einer merfwürdigen 
vorweltlichen Nochen= Art. Aehnliche Zähne, die unter 
dem Namen Buffoniten bekannt find, kommen in Deutfche 
land in der Graffchaft Mark bei Bochum und in England 


21 


vor, allenthalben, wie es feheint, in den Gebilden der 
tertiären Formation. Der unfrige wurde in dem Sande 
am Ufer der Sfer bei Benatek im bunzlauer Kreife gefuns 
den und für das Mufenm angefauft. Er ijt vollftändig, 
unterfcheidet fich jedocdy von jenen, welche Knorr, Parkin— 
fon und Schlotheim abgebildet haben“), darin, daß jene 
7 — 8 Zahnblätter ohne alle Abzeichnung befizen, der 
unfrige hingegen nur 5 mit 3 Punkten auf dem mittleren 
Zahnblatte oder erhöhten Streifen, wie die Abbildung 
(Fig. 41.) nachweist. Ob diefer Unterfchied auf eine andere 
Fiſchart aus derfelben Gattung, oder nur auf eine andere 
Zahnreihe deute, wollen wir näheren Vergleichungen über: 
laffen , zu welchen uns die Materialien fehlen. 

Aus dem Gebiete der Zoologie haben wir anzuzeigen, ein 
felten vorfommendes Naturfpiel: ein gehörntes Repp— 
huhn. Es wurde auf der Herrfchaft Chudeniz im Elattauer 
Kreife gefchoffen, und von dem Hrn. Grafen Eugen Ezernin 
dem Mufeum ausgeftopft verehrt. Diefes Repphuhn war 
in Größe und Geftalt dem gewöhnlichen fait gleih, nur 
daß der Kopf fich nach vorne mehr ald gewöhnlich verſchmä— 
lerte; es lebte gleich andern feiner Gattung in Gefellfchaft. 
Der hornartige Auswuchs fizt unmittelbar auf dem Kno— 
hen des ganzen Oberkopfs, ift (wenigftens im trokenen 
Zuftande) feit mit felbem verbunden und bedekt denfelben 
ganz mit feiner Grundfläche, indem er vorne über den hin: 
tern Theil der Stirne, hinten über den vordern Theil des 
Hinterhaupts, feitwärts bis gegen den Augenhöhlenrand 
fi) ausbreitet. An der Grundfläche beträgt diefer Aus— 
wuchs nad dem Längendurchmeffer 8'4, nach dem Quer- 
durchmeſſer 7°; von bier anfangend verdift fich derfelbe 





*) Buffonites: Knorr, v. Wald, Naturgefhichte der Verfteine- 
rungen T. II, p. 2p. 206. T. VIII. H. ı. a. Parkinſon 
org. rem. Vol. III. T. XIX. f. 18. Schlotheim. Veträf. 
Nachtr. 1 p. 70. T. XII. f. 2a. b. c. 


22 

und erreicht 5 ober der Grundfläche feine größte Dike, 
fteigt gerade empor und theilet fi gabelfürmig, fo daß 
beide Theile der Länge nach hinter einander ftehen. Von 
dem Theilungspunfte geht beiderfeits eine Furche zu der 
- Grundfläche herab; dieſe Furche ift an der Nüffeite durch 
ein Schrot vom Schuß verlegt. An den ftumpfen Spizen 
des getheilten Horns find diefe 6’ weit von einander 
entfernt, das vordere 1 2’, das hintere 1° 4 hoch, 
4“ die und 5 breit. Neben diefem Auswuchs an der lin— 
fen Seite zwifchen dem Grunde desfelben, dem linken Auge 
und der linken Seite der Schnabelmurzel, find zwifchen 
den Kopffedern mehrere geringe Unebenheiten (Exerescen- 
zen) zu bemerken. Die Iberflähe des Horns ift uneben, 
der Länge nach unregelmäßig gefurcht, fchmuzig weiß, 
ftellenweife gelblich weiß, gegen die Grundfläche horn: 
braun, von einer deutlich Iamellofen Tertur, die Lamellen 
laufen ffrahlig nad) der Länge des getheilten Horns, die 
Kanten und dünnen Splitter find durchſcheinend. Mit 
dem Nagel kann man leicht Eindrüfe machen und Splitter 
ablöfen ; die Splitter find biegfam Fig. 2.). Im frifchen 
Zuftande wäre es leichter gewefen, durch genaue Unterfu- 
hung des Kopf und Gehirns diefes Thieres, die Urſache 
diefes feltfamen Auswuchfes zu entdefen, die wahrfchein: 
ih in einem Erankhaften Zuftande des Kopfes gefucht 
werden muß. 

Ein zweites für unfere zoologifhen Sammlungen will- 
fommenes Gefchenk war ein Nennthiergemweih von fel- 
tener Größe (Fig. 35), das jenem der Parifer Sammlungen, 
welches Cuvier unter Nro. 15 abgebildet hat*), zwar ähn— 
lich iſt, in der Größe der Schaufeln und in der Zahl der 
Sproffen aber felbes übertrifft; es wurde in einem böhmi: 
fchen Landfchloffe gefunden und von dem Freiheren Ferdi: 





*) Cuvier Recherches sur les ossemens fossiles T. IV. 
pl. W. Nro. ı3. 


23 


nand von Hildbrand dem Mufeum geſchenkt; von wen, zu 
welcher Zeit, und woher e8 nad) Böhmen gebracht wor: 
den, ift nicht befannt. Diefes Geweih ift nach der Art 
diefer Thiere glatt, vom erften Augenfproffen an flach, erft 
rüfwärts auge, dann oben wieder einmwärts gebogen, Die 
beiden Stangen etwas verfchieden, die Nofen mit runden, 
glatten Warzen befezt. Die Maßverhältniffe beider Stan: 
gen find folgende: 








Berticale Lange wer Entfernung Augen 
Höhe nad dem | nad rüf-| beider ſproſſen⸗ 

der Stangen. | Ausbug. | wärts. Stangen. länge. 
Rechte | Linte | R. | 2. |R. | £. | Mitte] oden| R. | 8. 


za zu 314 zu 40" 6 48 11'' 18" 22u8 grey 108 1264 


En = > 

} ß 4 = = 
Endbreite. Zweiter ‚End: |Schaufel- 3 8|l»5 
Sproffen breite. | breite. | &| © _ 
Lä zei DE 
nge. Selz- 





RS. RL 8 1,8. | 








20 8“ 6 6% 16° — 16° ns — 6* 4 7u8 6 197% 


In der Mitte der beiden Geweihe nach rüfwärts ift 
noch ein Furzer Sproffen mit 2 abgeftumpften Enden ange— 
deutet. Den Geweihenden und feiner Größe nad) zu ur: 
theilen, muß das Thier wenigitens 10 Jahre alt gewefen 
feyn. 

Die fir die vergleihende Anatomie wichtige, zur Bes 
ſtimmung vorweltlicher Ihierarten unentbehrlihe, Samm— 
lung von Skeletten, erhielt einen namhaften Zuwachs durch 


24 


ein Gefchenf von dem Herrn Fürften Rudolph Kinfky, 
von 19 Gäugthieren, 38 Vögeln und 3 Amphibien, wel 
de bereits in einem eigenen Kaſten in: der zoologiſchen 
Sammlung aufgeftellt find. Sehr wünfchenswerth wären 
noch die Sfelette, oder wenigitens der vollftändige Schä— 
del mit den Zähnen eines Bären und eines Wolfs, zur 
Vergleihung mit Höhlenbären und Hyänen der Vorwelt, 
die fo häufig in Deutfchlands und Englands Berghöhlen 
gefunden werden. Eine zu ähnlihem Zweke und für das 
Studium der Zoologie wichtige Sammlung von Zähnen 
der Säugthiere, auf zierliche Tafeln gereiht, wurde dem 
Mufeum von ihrem wirkenden Mitgliede, dem H. Prof. 
Sg, dargebradht. Auf jeder einzelnen Tafel erfcheinen 
die Zähne beider Kiefer, jedesmal ein und desfelben In— 
dividuums, nad der geraden Anficht, und zwar auf der 
einen Hälfte derfelben von der rechten Seite und äußeren 
Fläche, auf der andern Hälfte von der linfen Seite und 
inneren Fläche dargeftellt. Die Zähne jener Ihierarten, 
wie zum Beifpiel des Pferdes, des Schweines, bei wel: 
hen fie nad) der Verfchiedenheit des Geſchlechts wefentlich 
verfchieden find, werden auf zwei befondere Tafeln gereiht. 
Diefe Sammlung, die nur nach und nach vervollftändigt 
werden kann, fol aus drei Abtheilungen beftehen. Die 
erfte derfelben wird von jeder Säugthierart die Zähne nad) 
ihrer vollftändigen Zahl beim gänzlich ausgewachfenen 
Zhiere, nad) dem bereit3 völlig beendeten Werhfel der 
Milhzähne, und wo möglich in ihrem vollfommenen Zus 
ftande, erhalten. In der zweiten Abtheilung ebenfalls die 
Zähne von denfelben Thierarten in einer und mehreren Pe— 
rioden des Wechfels der Milchzähne, und in der dritten 
Abtheilung ebenfalls die Zähne von denfelben Ihierarten 
in ihrem fchon im hohen Grade abgenüzten, oder fonft 
durch ihr höheres Alter in der Form und Natur veränderz 
ten Zuftande erfcheinen. Zum Schluße der Sammlung 
fol eine vierte Abtheilung nachfolgen, welche die innere 





25 


Drganifation der Zähne darftellen wird, um dadurch der 
ganzen Sammlung von diefer Seite eine größere Vollftän- 
digkeit und Ausdehnung zu geben. 

Diefe Sammlung wird nicht blos die fehon angedeu: 
teten Zweke erfüllen, fondern überdies den Naturforfchern 
und Phyfiologen wefentlich nüzlich werden. Der Natur: 
biftorifer wird durch diefelbe mit einem einzigen Blik die 
Zähne jeder Ihierart, nicht nur der Zahl oder Reihen— 
folge nach in beiden Kiefern, fondern aud in Anfehung 
der äußeren Form derfelben, in ihren Kronen und Wur— 
zeln leicht und fchnell überfhauen und Fennen lernen. Dem 
Naturforfcher und Phyſiologen aber wird fie außerdem noch 
befonders dienen zur Einficht und Kenntniß der bis jezt 
größtentheils nur noch wenig gefannten genaueren Ver: 
hältniffe und Perioden der Entwillung und Ausbildung 
der Zähne bei den verfchiedenen Ihierarten, fo wie des 
Wechfels der fogenannten Milchzähne; zur Kenntniß der 
Zähne im Zuftande der vollfommenen Ausbildung; zur 
genauen Einfiht der verfchiedenen Formen und Größen 
verhältniffe der Zähne in ihren Kronen und Wurzeln, ſo— 
wohl zwifchen den verfchiedenen Gattungen und Arten der 
Thiere überhaupt, als zwifchen den verfchiedenen Abthei— 
lungen der Zähne einer jeden einzelnen Ihierart insbefon- 
dere; endlich zur Kenntniß des Zuftandes der Zähne in 
den fpäteren Lebensperioden der Thiere, wo diefelben bei 
verfchiedenen IThierarten nicht nur einen verfchiedenen 
Grad der Abnüzung ihrer Kronen, fondern bei vielen auch) 
ſehr auffallende Veränderungen der Form und des Wefens 
ihrer Wurzeln erleiden. Die Wichtigkeit des Studiums 
der Zähne der Säugthiere ift allgemein anerkannt, ein 
eigenes Werk von Euvier*), welches jedoch fehr langfam 
vorfchreitet, der Befchreibung diefer Zähne gewidmet; 


*) Des dents desMammiferes consideres comme caracteres 
geologiques par M. F. Cuvier. 


26 


eine vollftändige Sammlung diefer Art aber bisher noch 
in keinem Naturaliencabinet vorhanden. Zehn Tafeln find 
bereits im Mufeum zur Anficht aufgeitellt. 

Der Zuwachs der botanifhen Sammlungen wurde 
von dem Hrn. Gefchäftsleiter angezeigt; wir haben hier 
blos der Herausgabe des zweiten Heftes der Reliquiae 
Haenkeanae zu erwähnen, das im Laufe diefes Jahrs 
vollendet wurde. Die fchon bei Herausgabe des erften 
Heftes gemachte Beobachtung, daß ungeachtet fehr viele 
Botanifer neuerlich diefelben Gegenden von Güdamerifa 
bereifet haben, in welchen unfer Landsmann Ihaddäus 
Hänke vor 40 Jahren fein Herbarium gefammelt bat, 
viele von ihm entdefte Pflanzen von den fpäteren Reiſen— 
den nicht wieder gefunden wurden, bewähret auch diefes 
zweite Heft, und vermehret die Trauer um den niemals 
nad) Europa gelangten Nachlaß diefes Naturforfchers, und 
die in Gadir während einer 30jährigen nachläffigen Auf: 
bewahrung zu Grunde gegangenen Pflanzen. Die im zweis 
ten Hefte abgehandelten Pflanzenfamilien gehören größe 
tentheils zu jenen, welche eben fo ſchwer zu trofnen als 
aufzubewahren find; dies ift wohl auch die Urfache, war: 
um manche diefer Familien nur wenige Pflanzen enthal: 
ten, wie z.B. die Zluvialen, Najadeen, Liliaceen u. f. w. 
Sm Ganzen werden aus 23 Zamilien 69 Oattungen und 
158 Arten befhrieben, worunter 14 Gattungen, alfo bei— 
nahe Y, und 43 Arten, beinahe Y, als neu angefprochen 
werden. Bei einzelnen Familien ift das Verhältniß des 
neuen noch weit größer, fo zählt z. B. die Familie der 
Orchideen unter 18 Gattungen 7 neue, unter 28 Arten 25 
neue Arten. Die Beftimmung diefer Pflanzen wurde 
durch den Profeffor der Botanik in Königsberg, Dr. Ernit 
Meyer, und H. Euftos Karl Preſl allpier beforgt. Für 
das dritte Heft find Tert und Kupfer vorbereitet. 

Aus der zweiten Abtheilung unferer Sammlungen 
der Bibliothek und AlterthHümer wollen wir nur einige 


a7 


Handfhriften aufführen, die eine Nachlefe für die Ge: 
fchichte verfprechen. 

Das Gedenfbuh des Ritters Nifolaus Dacicky von 
Heflowa in böhmifcher Sprache, eingefendet von dem fams 
melnden Mitgliede Hrn. Dechant Ziegler, iſt zwar eigent— 
lich blos eine Chronik der Bergftadt Kuttenberg, in wels 
cher die beiden Dacicky, Andreas der Vater, und Niko— 
laus deflen Sohn, von dem Jahre 1510 bis 1626 gelebt, 
und vieles aufgezeichnet haben. Die meiften Notizen has 
ben nur ein örtliches Intereffe für Kuttenberg und feine 
Umgebungen, aber auch die allgemeine Geſchichte Böh— 
mens, vorzüglich unter den Regierungen Rudolph des II., 
Mathias, und Ferdinand des II., wird durch Dacëicky's 
treuherzige Erzählung vielfach beleuchtet. Sie bietet mans 
chen Beitrag zur Sitten und Eultursgefchichte feiner Zeit, 
verbreitet Licht über die Gefchichte des Münzweſens zu 
Kuttenberg, und ijt befonders für den böhmifchen Genea— 
logen von entfchiedenem Werth. 

Bon allgemeinerem Intereffe find zwei Handfchriften, 
welche der 9. Fürft- Erzbifchof Wenceslaus mit gewohn— 
ter Kiberalität dem Muſeum zur Aufitelung und Benüzung 
überließ. Die erite in Folio ift zwar nur ein Copiarium 
aus dem XV. Jahrhundert einzelner wichtigen Urfunden 
von der Zeit König Sigismunds bis zu dem Jahre 1629; 
ed foheinen jedoch dem Abfchreiber richtige Driginale zu 
Gebote geftanden zu habenz die im vielen Handfchriften. 
vorkommende Kriegsdisciplin von Johann Zijfa von Trorz 
nom ift hier nach einer Älteren und richtigeren Handfchrift 
nachgefchrieben. 

Das zweite Manufeript in böhmifcher Sprache, aus 
dem XV. Jahrhundert, enthält nebft mehreren Abhandlun— 
gen und Actenſtüken 4) die felten vorfommende Dotation 
der k. Burgen und feften Schlöffer, mit Angabe des an 
die k. Kammer zu bezahlenden Ueberfchuffes von diefer Do— 
tation, oder der hierauf unmıttelbar angewiefenen k. Die: 


28 


ner, in deren Verzeichniß fich der erfte befannte böhmifche 
Botanifer Ehriftannus de Prachatiz, Leibarzt K. Sigis— 
munds befindet. 2) Die alten Prager Stadtrechte mit den 
erdichteten fogenannten Sobieslawiſchen Geſezen. 

Diefe abenteuerlichen Gefeze, in welchen der Bür— 
germeifter von Prag über die Stände und den Prager 
Burggrafen erhoben, und ihm das Necht eingeräumt 
wird, bei getheilten Stimmen in der Herzogswahl mit 
den Bürgern von Prag die Wahl zu beftimmen, und uns 
ter der Strafe die Nafe zu verlieren geboten wird, daß 
fein Deutfcher oder Ausländer irgend ein Amt im Lande 
Böhmen befleiden dürfe, — haben troz aller hronologifchen 
Unrichtigkeiten und gefchichtlichen Widerſprüchen, die fie 
zur Schau tragen, blos weil fie Hajek in feine Chronik 
aufgenommen, nicht aus der Gefchichte vertilgt werden 
können. Gie find aus Hajek's deutfcher Ueberſezung in 
Boldaft’3 Beilagen, aus diefen in Lünig's Reichsarchiv 
übergegangen, und 9. von Naumer im feiner Gefchichte 
der Hohenftaufen wurde hierdurch zu der Anfrage veran: 
laßt, ob man die Driginalurfunde diefer Gefeze nachwei— 
fen könne? Diefe Anfrage werden wir, durch die Fritifchen 
Bemerkungen unferes Mitgliedes Hrn. Abbe Dobrowſtky 
unterftüzt, in Kürze beantworten. 

Daß Herzog Sobieslaw der II., der während feiner 
Regierung (1174— 1178), die bei Dobner abgedruften, 
in lateiniſcher Sprache verfaßten Gefeze, zu Gunften der 
Deutfchen, gegen deren Aechtheit nichts einzuwenden ift, 
gegeben hatte, nicht der Verfaſſer jenes unfinnigen, mit 
Abfchneiden der Nafe verpönten Gefezes gegen die Deut: 
ſchen feyn könne, mußte wohl jedem Gefchichtsforfcher auf- 
fallen; um diefem Widerfpruche zu entgehen, rükte Hajek 
diefe 6 Artikel in das Jahr 1155 unter Gobieslaw den I. 
hinauf, mo fie jedoch eben fo wenig gefehichtlichen Grund 
finden, fich auch gar nicht hätten halten EFonnen, wenn 
Hajek nicht den Eingang und den Schluß weggelaffen hätte, 


29 


deren gefchichtwidrige Unwahrheit fich jedem befonnenen Les 
fer von ſelbſt aufdringt. Pubitſchka findet wichtige Gründe, 
um an diefer Begebenheit zu zweifeln, und meinet, einige 
Artikel müßten eher Sobieslaw dem IL, der gegen die 
Deutfchen fehr erbittert geweien, und anderen fpäteren 
Herzogen zugefchrieben werden. Allein ſchon der Eingang 
zu den erwähnten Gefezen, worin gefagt wird, Daß Her- 
309g Sobieslaw im der vor Prag vorgefallenen Schlacht, 
von welcher die Gegend den Namen Bogiffte, das if 
Schlachtfeld, Kampfplaz erhielt, feinen jüngeren Bruder 
überwunden, gefangen genommen, und in ein Gefängniß 
der größeren Stadt Prag gefezt habe, widerfpricht gänz- 
lich der Gefhichte. Denn nach dem fehr genauen und ums 
ftändfichen Berichte des gleichzeitigen Abtes Gerlaf, hat 
Friedrich, König Wladislams Sohn, weldhen Sobieslaw 
im Sabre 1175 verdrängt hatte, num von Kaifer Friedrich 
unterftüzt, im Sahre 1178 Prag eingenommen, worauf 
Sobieslam bis Sfal flüchten mußte. Im Jahre 1179 
verfuchte Sobieslaw in Friedrichs Abwefenheit, der von 
Kaifer Friedrich auf einen Neichstag befchieden war, Prag 
zu überrumpeln; doch diefer Anfchlag wurde durch die Be— 
fonnenheit der Flugen und mwaferen Elifabeth, Friedrichs 
Gemahlin, welche die Befazung zur tapferen Gegenwehr 
aufmunterte, vereitelt. Nach diefem mißlungenen Verſu— 
che wagte es Sobieslaw mit feinen Anhängern dem anrüz 
kenden Friedrich den Eintritt in das Land zu verwehren. 
Diefer drang jedoch bis an den Bach Lodeniz vor. Hier 
gelang es dem Herzog Sobieslam Friedrihs Heer am 25. 
Sanuar zu fchlagen, worauf diefer mit dem geretteten Theile 
feines Heeres nad Petfchiz eilte, um fi) mit dem znaimer 
Fürften Konrad, der ihm zur Hilfe zog, zu vereinigen. 
Auf eine von der Herzogin Elifabeth erhaltene Kundfchaft 
über die Bewegungen des feindlichen Heeres, zogen beide 
mit verftärfter Macht gegen Prag, wo fie am 27. anlang= 
ten; fie ftellten ihre Heere auf einer Anhöhe auf, die fi) 


50 


durch die von Eliſabeth zum Andenken des Sieges hinter 
Sct. Stephan erbaute Kirche in der Umgegend des blinden 
Thores bezeichnen läßt. Sobieslaw griff an, ward aber 
geſchlagen, bis Proſik verfolgt, mit Noth erreichte er ſei— 
ne Feſte Skal, und nachdem auch dieſe ſich ergab, räumte 
er das Land und ſtarb außer Böhmen im Jahre 1180. 
Während diefer Fehden, die für Sobieslaw unglüflich en— 
deten, hatte er wohl fehwerlich Zeit, die Stände zuſamm— 
zuberufen, und neue Gefeze zu Gunften der Stadt Prag 
zu geben, Die in den Händen feiner Feinde war; früher 
hatte er aber Gefeze zu Gunften der Deutfchen gegeben, 
und die Deutfchen der Vorftadt Prag erfreuten fich feines 
Schuzed. Daß aber Sobieslaw bei der Schlacht von Lo— 
Deniz gegen die Deutfchen, die gegen ihn gefochten hatten, 
in Zorn entbrannte, und einigen, die er gefangen, die 
Naſe abfchneiden ließ, erzählt felbft Abt Gerlaf. Diefe 
Thatſache hat Dalemils gereizte poetifche Imagination fo 
fehr ergriffen, daß er Haß gegen die Deutfchen mit reinem 
Patriotismus verwechfelnd, Sobieslaw als einen Wüth— 
rich fchilderte, der einem jeden Deutſchen, der ihm auf: 
ftieß, die Nafe abfchneiden ließ, ja um die Böhmen zu 
gleicher Unthat aufzumuntern, jeden, der ihm 100 Naſen 
lieferte, mit 100 Mark Silber belohnte. Daß ein erzürne 
ter Feldherr noch in der Glut der ausgefämpften Schlacht 
fich zu einer fhändlichen Rohheit verleiten ließ, davon lie 
fert die Geſchichte wohl mehrere für die Menfchheit befla= 
genswerthe Beifpiele, aber mit Befonnenheit und Falter 
Ueberlegung die Unthat in ein Gefez zu verwandeln, wie 
felbft bei barbarifchen Völkern keines nachzumeifen iſt, 
widerftrebt dem gefcehichtlichen Charakter Gobieslaws und 
feiner Zeit. 

Die widerfinnigen, der alten Verfaſſung Böhmens 
widerfprechenden Artikel ſelbſt find fo auffallend, daß 
fie kaum weitläufig geprüft und gerügt zu werden verdies 
nen. Den erften in Bezug auf Die Deutfhen haben wir 


51 


bereits widerlegt; der zweite, vermög welchen, wenn fein 
Herzog oder Erbe im Lande wäre, der Bürgermeifter von 
Prag das verwaiste Land regieren, auf gemeine Unkojten 
fi) auf dem Rathhauſe aufhalten, der Burggraf von Prag, 
die Landrichter und alle Offiziere ihm als einem gemalti- 
gen Negenten gehorfamen ſollen, ift fo verfaffungswidrig, 
dag man nicht begreift, wie ihn ein Hajek, dem die böh— 
mifche Verfaffung doch nicht fremd war, habe aufnehmen 
können. Der dritte Artikel befreiet die Stadt Prag von 
der Behörde des Unterfammeramts, und ftellet fie unmit- 
telbar unter den Herzog. 

Nach dem vierten Artikel fol der Bürgermeifter der 
Stadt Prag die Stände zu der Wahl eines Herzogs ein: 
berufen, und bei getheilten Stimmen er und die Prager 
Dürger die Wahl entfcheiden. In welcher Epoche unferer 
Gefhichte Hätte fich wohl der mächtige Herren= und Nite 
terftand zu der Beftimmung eines folchen Gefezes bequemt? 
Selbſt der fünfte Artikel, vermög welchen der nad) Böh— 
men Fommende Herzog mit einem Eide die Nechte und 
Freiheiten aller Stände befräftigen fol, paßt nicht auf 
Sobieslaws, fondern nur auf fpätere Zeiten. 

Der fechste Artifel endlich, nach welchem im Falle 
der Fürft fein Land mit Naub oder Andern antaften Tiefe, 
oder was immer zu großer Unehre des Landes gereicht, 
nicht abwehren würde, die Herren, Städte: und Landein- 
wohner der Stadt Prag beitreten follen, um ſich gegen 
diefes Unrecht zu vertheidigen, auch dem Fürften Feine 
Folge mehr leiften, und in fo lange Feine Steuer bezahlen 
follen, bis er feinem geleifteten Eide Genüge thun würde, 
paßt blos auf jene Zeiten, worin die Prager mit dem her— 
beigerufenen lithauiſchen Fürften Sigmund KRoribut ihre 
Spiel und ihren Spott trieben; ein Sobieslaw hätte ſich 
fhwerlih auf eine ähnliche Weife behandeln laffen, am 
alferwenigften ein ähnliches Geſez felbft gegeben, 


32 


Diefe abenteuerlichen Artikel follen gemeinfchaftliche 
Befchlüffe der zwei Herzoge Sobieslaw und feines über 
wundenen Bruders (der nie lebte), und der Landesitände 
ſeyn, welche alle folgenden Herzoge bis auf Wenzel den 
Dritten, den legten Sproffen des Premyslifchen Stammes, 
beftätiget haben, namentlich Jaroslaw, Bretisfaw, Do: 
maslaw, Boleslam, Waͤclaw (Wenzel der Zweite), Wra- 
tislaw, Nadslamw (oder Radslaw). Es kommen wohl Bo— 
Yeslaw, Bietislam, Wratislam in der Neihe böhmifcher 
Negenten vor, allein lange vor Sobieslaw; die andern 
aber, Wenzel ausgenommen, find alle erdichtet, wie das 
ganze elende Machwerk eines mit der wahren Gefcichte 
Böhmend gar nicht vertrauten Verfaffers, der, zu Gunften 
der Stadt Prag, deflen Bürgermeifter über alle Land: 
ſtände und Landämter erhob, und diefe felbiterfündenen 
Gefeze den Prager Stadtrechten angehängt hat. 

Die Abfaffung diefer Artikel fällt nach aller Wahr: 
feheinlichfeit in die Zeit der größten Erbitterung gegen die 
Deutfchen,, die Zeit der Anarchie unter Sigmund oder 
nah Sigmunds Tode; auf feinen Fall vor Koributs 
Ankunft, oder vor dem Gaslauer Landtage vom J. 1421. 
Das auffallendfte ift wohl in diefer Sache, mie fi) eine 
gegen alle gefchichtlihe Wahrheit, gegen Sitte und Herz 
kommen, feloft gegen den Geift der Seit fo gröblich ver- 
ftogende Erdichtung fo lange habe erhalten können; und 
Diefes verdankt fie allein der beliebten Chronik von Hajef. 
Zwar gab es auch unter feinen größten Verehrern einen 
Balbin, der diefe der Stadt Prag eingeräumten Vorzüge 
faft übermäßig fand (prope nimiis honoribus et immu- 
nitatibus, quas apud Hagecium legere est, ornavit); mehr 
zu fagen, wenn er es auch fühlte, erlaubte ihm feine Ehr- 
furcht für den Chroniften nicht. Beſtimmter und derber 
bat fich der Eritifhe Dobner in feinen Annalen darüber 
ausgefprochen, indem er diefe Sobieslaiſchen Gefeze, eine 
Mißgeburt von Gefezen (Legum monstra), und ihren Urs 





35 


heber einen im der Gefhichte ganz unbewanderten Menfchen 
(earumque fabrum hominem rei historicae imperitissi- 
mum) nannte; ein Urtheil, welches ein jeder nüchterner 
und Eritifcher Gefhichtöforfeher als treffend und gefchicht: 
lich begründet anerkennen wird. 

Mittyeilungen von älteren Handfchriften und Werfen 
über Böhmens gefhichtlihe Vorzeit find dem Muſeum der- 
mal um fo erfreulicher und fchäzbarer, als die feit dem 1. 
Januar diefes Jahrs begonnene Herausgabe zweier Zeite 
ſchriften die Gelegenheit darbietet, die Gefihichte des Va— 
terlandes im Einzelnen zu ergänzen oder Eritifch zu beleuch— 
ten, und hiedurch die Bahn zu der Herausgabe einer ums 
faffenden, volljtändigeren, diplomatifch begründeten, von 
Mähren gereinigten, von Leidenfchaften und Parteigeift 
entfeffelten Gefchichte zu ebnen, und damit einem von 
allen echtpatriotifch. denkfenden Böhmen längft gebegteu 
Wunfche entgegen zu Fommen. 

Sind nun gleich die Gegenftände, über welche zu 
fprechen uns gegönnt war, von feinem allgemeinen und 
hoben Intereffe, fo werden Sie M. H. die Gleihförmig- 
feit in unferem Streben, die Einheit in unferem Handeln, 
die Sorgfalt, mit welcher wir beſchränkte Mittel benüzen, 
um das Juſtitut, welches unferer Leitung anvertraut ift, 
feinem Zweke entgegen zu führen, nicht verkennen. Wir 
fühlen fehr wohl, wie weit wir noch vom Ziele entfernt 
find; doch find es felten diejenigen, die dem Ziele am 
Anfang vorfchnel entgegen eilen, die es am erjten und 
fiherften erreichen. Die Mittel, um vorfchreiten zu kön— 
nen, müſſen wir von dem gemeinfinnigen Eifer, von dem 
patriotifchen Geifte und dem Vertrauen der Nation erwar- 
ten; fie auf das befte und zwefmäßigite zu verwenden, ift 
unfere ſtrenge Pflicht. Wie wir diefe erfüllen, zeigen un— 
fere Sammlungen, unfere ftetS dem Belehrung Suchenden 
offenen Säle, beweifen die jährlich zu allgemeiner Kunde 
gebrachten Nechnungen und erftatteten Berichte, Wir ha: 


3 


5A 


ben mit Vertrauen eine durch Gemeingeift entitandene neıte 
Schöpfung in Dbhut übernommen; wir haben Keime aus— 
geftreut auf die mütterliche Erde, fie haben Früchte getra= 
gen, die eine reiche Ernte verfprehen. Schon manches 
früher Ueberfehene ift gefammelt, das Gefammelte beftimmt, 
das Menue in die Wilfenfchaft eingeführt worden, die Mittel 
zur Belehrung find vervielfältiget, manches tft vorberei— 
tet, mebreres in der Idee vorhanden, der Zukunft harrend, 
die es ins Leben rufen fol, Auch diefe Zeit wird kom— 
men, und in Einheit vollenden, was in Einheit begonnen 
wurde. 


Beilage A. 


Die Barietäten des dodefaedrifchen Granates, deren 
Dafeyn in Böhmen bis jezt befannt geworden, nad 
den Felsarten, in welchen fie vorfommen, gereiht. 


1. In ältern Felsarten als Uebergemengtheil zeigen 

fich folgende Vorkommniſſe: 

4. Im Granit. a) Kleine rundlihe Körner und un: 
vollfommene Kryftalle von dunkelfirfchrother, ins 
Schwärzlichbraune ſich ziehender Farbe, ſchwach 
durchſcheinend, einzeln eingewachſen in feinkörnigem, 
aus grauem Quarz und weißlichen Feldſpath ge— 
mengten, faſt glimmerfreien Granit, in der Gegend 
von Tabor. Dieſes Vorkommniß wurde dem Mu— 
ſeum mitgetheilt von Hrn. Grafen Friedrich Berch— 
thold. b) Kryitalle, von der fogenannten Leucit- 
form (G 4), faft in der Größe einer Fleinen Wall: 
nuß, dunkelgelblichbraun, beinahe undurchfichtig, in 
glimmerlofem, Fleinförnigen Granit, bei Maierhö— 
fen im pilfner Kreife. (Aus der Lindaferifchen 


55 


Sammlung.) c) Die Leucitform (C 1) bis zur 
Größe eines Hühnereies, in fehr großfürnigem, aus 
Quarz und Glimmer mit wenig Feldfpath beitehen- 
dem Granit, welcher wahrfcheinlih al8 Gang in 
Grünftein auffeze, am rothen Berge bei Nonsberg 
im Elattauer Kreife. 

2. Im Gneife. a) Kleine Körner und Kryftalle (C 1), 
eolombinroth, mehr oder weniger durchſichtig, an 
mehreren Drten der Gegend von Kuttenberg und 
Caslau, namentlih in dem fehr feldfpathreichen 
Gneiſe am 14 Nothhelferftollen bei Sedlez. b) Eben 
fo in dem Gneife, aus welchem in einzelnen, oft 
mehrere Schub mächtigen Schichten der Glimmer 
faft ganz verdrängt ift, fo daß das Geftein blos 
aus feinkförnigem Feldfpath und fehr wenig Quarz 
befteht, und fih dem Weißftein nähert, am Wobo— 
ra im Zbislauer Fafangarten, auf der Herrfchaft 
Sehufhiz. ce) Ganz ähnlich in der Gegend von 
Habern im Cajlauer Kreiſe. d) Nuß- bis eigroße 
Knollen, von dikfchaliger, zuweilen efigkörniger Zu: 
fammenfezung, colombinroth, durchfichtig; dann, fein 
eingefprengt, oft mit dem Geftein innig gemengt, 
in glimmerreichem braunen Gneife, bei Zbislau im 
Eaflauer Kreife. e) Kryftallifirt, als Combination 
des NRautendodefaeders und der Leucitform (D, CA), 
von der Größe einer Hafelnuß, dunkelbraun, fait 
undurchfichtig, in nicht fehr feitem, feldfpathrei- 
hen Gneife, welcher fich in zerftreuten Blöfen bei 
Kulm im Teitmerizer Kreife gefunden hat; dem 
Mufeum mitgetheilt von Hrn. Doctor Bifchoff in 
Tepliz. 

3. Im Glimmerſchiefer. a) Sehr kleine Kryſtalle (64), 
dunkelröthlichbraun, durchſcheinend, einzeln im Glim— 
merſchiefer bei Albenreith im elbogner Kreiſe. b) 


Sehr unreine Kryſtalle von der Dodekaederform, 
3* 
Be} 


36 


Bi 


braun, im ERRUUENIEN bei Hartenberg im elbog- 
ner Kreife. 

In Hana ROW a) Die Leucitform (C 1) 
ftarf geftreift, von Erbfengröße, kirſchroth, durch— 
fheinend, einzeln eingewachfen in körnigem, mit 
Quarz gemengten Hornblendegeftein, am Iilfenberge 
im elbogner Kreife. . Die Kryftalle laffen ſich leicht 
aus dem Gejtein vollfommen auslöfen, und kommen 
auch Iofe in der Gegend vor. b) Kleine, unvoll 
fommen ausgebildete Kryftalle, fehr unrein, einzeln 
eingewachfen in grünlichgrauem Förnigen Hornblen: 
degeitein in der Gegend von Theufing im elbogner 
Kreife. cc) Faft erbfengroße, röthlihbraune, durch- 
fcheinende Körner und unvollfommene Kryitalle, ein— 
zeln ein- und mit dem Geftein feſt verwachfen, in 
dunfelgrüunem, etwas Eifenfies haltenden Hornblen— 
defchiefer, bei Tepl im pilfner Kreife. 


Sm Urkalkftein. Dodefaeder, gelblichbraun, nur in 


Splittern durchfcheinend, in feinförnigem, mit Tre— 


molit gemengten Kalfftein, ſtark mit dem Geſtein 


verwachfen, fo daß die Umriffe der Kryftalle nicht 
immer deutlich, und felbe vom Geftein nicht trenn- 
bar find; zu Haslau bei Eger, auf derfelben Lagers 
ftätte, wo der fogenannte Egeran (pyramidale Gra— 
nat) vorfümmt, welcher fi in derben Partieen 
gleichfalls in demfelben Urkalkftein findet. Eben da 
finden fih mit dem Egeran auch deutliche glattflä- 
ige Dodefgeder von gelblihbrauner Farbe und an- 
fehnlicher Größe im Quarz eingewachſen. 


6. Im Serpentine. a) Kleine Körner, dunfelblutroth, 


ftarf durchfcheinend,, in dunkellauggrünem Gerpen- 
tin bei Auhrow im eaflauer Kreife. b) Aehnlich 
am Granatberge auf der Herrfchaft Petſchkau, und 
ec) an der Berglehne bei Nadbot im Cajlauer Kreife. 


37 


Diefe Vorfommmiffe des Granates gehören theils zu 
derjenigen Varietät, welche man mit dem Namen Almanz 
din oder edler Granat belegt, theils zum fogenannten ges 
meinen Granat; die im Serpentin vorfommenden, wenig: 
tens zum Theile, zum Pyrop. 

11. Auf Lagern Eommen folgende Varietäten vor: 

1. Ganz Eleine, gelblich- und fchwärzlichbraune Kry— 
ftalle von der Leucitform (64) mit Quarz, Magnet: 
eifenjtein und Talk verwachſen, die Kryftalle mei: 
ftens fo dicht gehäuft, daß fie eine derbe Maffe von 
Heinförntger, leicht trennbarer Zufammenfezung bil: 
den, fo daß fich die Kryitallform in die Körnerform 
verliert, zu Neudek im elbogner Kreife. 

2. a) Derb, von feinförniger, fait verfehwindender Zus 
fammenfezung, vöthlichbraun, mit Kalffpath ges 
menge, und b) derb, von nicht mehr erfennbarer 
Zufammenfezung (dicht), von dunfelgrünlich = und 
gelblichgrauer Farbe, im Bruche feinfplitterig, ganz 
das nämliche Mineral, welches Werner unter dem 
Namen Allochroit in feinem Syſtem als eigene Gat- 
tung aufführt. Beide auf den Magneteifenfteinla- 
gern zu Schmiedeberg im elbogner Kreife, c) Aehn— 
lihe Abänderungen unter Ddenfelben Berhältniffen 
bei Orpes im elbogner, und d) am Erzfelfen (Ruda) 
auf der Herrfchaft Malleſchau im Eajlauer Kreife. 
Dies find die uns durch eigene Anſicht bekannten 

Narietäten des Oranates, welche in Böhmen auf ihrer 
urfprünglichen Lagerftätte gefunden werden. Nach Neuß 
kömmt dies Foffil auch noch vor am Kupferhügel bei Ku: 
pferberg, mit Hornblende gemengt; ferner am Kremöger 
und am Hohenjteine bei Unterhals, zu Nonnengrün im 
elbogner Kreife, an der Sommers und Winterfeite im 
faazer Kreife, und zu Böhmifch » Neuftädtl im bunzlauer 
Kreife, angeblich mit Zinnjtein und Arfeniffies. Nach 
einer Mittheilung des Hrn. Profeffors Steinmann findet 


38 


fi) Granat in der Gegend von Biſtrau im chrudimer 
Kreife. Wahrſcheinlich kömmt dies Mineral auch vor im 
Urgebirgszuge des Böhmermaldes im budweifer, prachiner 
und Elaftauer Kreife; allein es fehlen uns die Angaben 
und Belege hierüber, fo wie über das Vorkommen desfel- 
ben im Riefengebirge, und es wäre merkwürdig, wenn 
der Granat in dieſen beiden mächtigen Gebirgszügen ganz 
feblen ſollte. 


3 ragen: 


Schema des heraedrifchen Granates. 


Syn. Pyrop: Werner. Karfunfel: Neuß. Böhmi— 
fher Granat. 

Grundgeftalt: Heraeder. 

Einfache Geitalten: H. 

Unregelmäßige Geftalten, Körner. 

Zheilbarfeit, nicht wahrnehmbar. 

Bruch, vollkommen mufchlig. 

Oberfläche der Heraeder rauh und ftark gekrümmt, die 
der Körner uneben, rauh, feltener geförnt. 

Glasglanz, fehr wenig in den Fettglanz geneigt. 

Farbe, dunkelhyacinthroth bis dunkelblutroth, die 
Fryitallifirten und einige andere Varietäten etwas lichter, 
und bei ducchfallendem Lichte ind Gelbliche geneigt. 

Strich, weiß. 

Durchſichtig bis durchfcheinend. 

Härte 7,5. 

Eigenthümliches Gericht ; die Erpftallifirten und die 
Darietäten von helferer Farbe 3,69. Die dunflern 3, 78. 





Beilage C. 





Die Mineralien, welche den heraedrifchen Granat im 
Mittelgebirge begleiten. 


1) Schwerfpath, fehr Eleine, vollfommen theilbare Bruch: 
ſtükchen von hellgrauer und graufichweißer Farbe. 

2) Spinell, fehr Eleine Gefchiebe von blaßviolblauer, 
ind Graue fallender Farbe, und geringer Durchfich- 
tigkeit. 

3) Spinell, fehr kleine Gefchtebe und abgerundete Kry— 
ftalle, ſchwarz, undurdhfichtig, auch wohl Pleonaſt 
und Zeilanit genannt. 

4) Korund, Eleine Gefchiebe und abgerundete Kryſtalle 
von blauen und grünen Farbenabänderungen, theils 
durchſichtig, theils faſt undurchfichtig. 

5) Quarz, fehr Eleine Gefchiebe von graulichweiger Farbe. 

6) Chryſolith, fehr Eleine Kryftalle, an welchen häufig 
8 bis 10 Flächen von verticalen Prismen erkennbar, 
bie Flächen der horizontalen Prismen und Pyrami— 
den aber verbrochen find, dann Fleine Körner von 
fpargel= und olivengrüner Farbe. 

7) Granat (dodefaedrifcher Granat), Fleine Kryftalfe. 
(C. 1.) 

8) Zirfon, Eleine verbrochene Kryſtalle und Geſchiebe 
von weißen, grauen und gelben Farben, theils durch— 
fihtig, theild undurdhfichtig. 

9) Kleine Gefchiebe von fogenanntem magnetifchen Eifen- 
fand, dem nämlichen Minerale, welches uns unter 
dem Namen Sferin befannt ift, 





40 


Stand der Geſellſchaft 
des vaterländiſchen Muſeums in Böhmen 
am Tage der fuͤnften allgemeinen Verſammlung derſelben 


den 28. März 1827. 
—**4— 


Präſident. 
©. Exc. Graf Kafpar Sternberg. 


Berwaltungs-Ausfhuß. 

Fürſt Rudolph Kinſky. 

Se. Erc. Graf Franz Sternberg-Manderſcheid, 
Caſſier. 

Graf Georg Buquoy. 

H. Abe Joſeph Dobrowſky. 

Graf Johann Kolowrat-Krakowſky. 

Ritter Franz von Gerſtner, k. FE. Wafferbaudirector. 

9. Marimilian Millauer, Doc. und k. k. Prof. 
der Theologie, Gefchäftsleiter. 

— Joſeph Steinmann, Prof. der Chemie an ber 
ftändifch »technifchen Lehranftalt. 

Wirkende Mitglieder. 

Fürſtin Arenberg Thereſia, geborne Gräfin Win: 
difchgräß. 

Ritter Chriſtoph von Andreä. 

©e. Exc. Graf Joſeph Auersperg. 

Freiherr Joſeph von Badenthal. 

H. Franz Becher, Handelsmann in Pilſen. 

— Placidus Beneſch, Abt in Braunau und St. 
Margareth. 

Graf Rajetan Berchem-Haimhauſen. 


Al 


\ 


9. Johann Borfhisfy, Magiftratsrath. 

Die böhmifhe Lefegefellfhaft zu Brennporitfchen. 

Die f, Stadt Budmeis. 

Die dortige St. Johannes Berg: Gemwerffhaft. 

Die ECalvefhe Buchhandlung in Prag. 

Se. fürftlihen Gnaden WenzelLeopold EHlumcane 
fEy Ritter von Preftawlf und Ehlumcan, Fürſt-Erz— 
bifchof. 

Ge. Exc. Graf Karl Chotek von Chotfomwa und 
Wognin, Oberftburggraf. 

Graf Karl Clam-Martinitz. 

Gräfin Roſina Colloredo, geb. Gräfin Hartmann. 

Graf Rudolph Ezernim. 

9. Franz Joſeph Damm, Doect. der Med. und aus— 
übender Brunnenarzt in Karlsbad. 

— Aloys David, E. E. Prof. und Aftronom. 

Graf Franz Deym. 

9. Jakob Dobrauer von Treuenwald, Bürger: 
meifter der f. Stadt Kommotau. 

— Adalbert Fähnrich, Abt in Selau. 

— Anton Feyertag, der ſ. R. D. und Univerſitäts⸗ 
ſyndicus. 

— Anton Felir Freudig, Magiſtratsrath. 

Fürſt Karl Egon von Fürftenberg. 

H. Zaharias Gradl, Befizer des Gutes Naketen— 
dörflas. 

Graf Ernft Harrad. 

Se. Ere. Graf Franz Hartig, Gouverneur der Steyer— 
mark. 

Se. Exc. Graf Profop Hartmann. 

9. Joſeph Haufer, Dechant in Peruz, zugleich ſam— 
melnd. 

Ritter Joh. Helbling von Hirzenfeld, k.k. Prof. 
der Diplomatif. 

9. Joſeph Heyde, k. k. Polizeiobereommiffär. 


42 


Freiherr Franz Hildprand. 

Freiherr Anton von Hochberg. 

H. Johann Hofer, Director in Zitolieb. 

— Joſeph Hurdalef, refignirter Biſchof von Leitmeriz. 

— Joſeph Jebautzky, Magiftratsrath. 

— Georg Ilg, E k. Prof. der Anatomie. 

— Joſeph Kanka, der ſ. R. D. und Landesadvocat. 

Freiherr Joſeph von Kapaun, k. k. Appellationsrath. 

Se. kaiſerl. Hoheit Erzherzog Karl. 

Se. Exc. Graf Franz Klebelsberg, k.ak. Gub. Vi— 
cepräfident in Böhmen. 

Nitter Joſeph Kleeborn. 

Ge. Erc. Graf Aloys Kolowrat:Krafomffy, Bir 
ſchof zu Königgräz. 

Er. Erc. Graf Franz Kolowrat-Liebſteinſky, 
k. k. Staats = und Gonferenzminifter. 

9. Anton Karl Kronberger, Buchhändler. 

Freiherr Leopold de Laing. 

9. M. 3. Landau, Inhaber einer Buchdruferei. 

Graf Auguſt Ledebour. 

Freiherr Anton von Lewenehr. 

Fürſt Johann Lichtenſtein. 

Fürſt Auguſt Longin Lobkowitz, Gouverneur in 
Galizien. 

H-Joſeph Löhner, der ſ. R. D. und Landesadvocat. 

Graf Hieronymus Lüttzow, k. k. Gubernialrath und 
Kaufimer Kreishauptmann. 

Graf Rudolph Lützow. 

H. Vinzenz Meisner, k. k. Gubernialrath. 

Fürſt Clemens Metternich, £ k. Staats- und Con—⸗ 

ferenzminiſter. 

H. Vinzenz Milde, Bifchof zu Leitmeriz. 

Die gräfih Millefimo’fhe VBerlaffenfchaft. 

Sreiherr Adalbert Mladota. 

H. Johann Nadherny, Befizer von Dub und Chotowin. 


43 

Ritter Friedrich von Neupauer, 

9. Franz Nittinger, fürſtlich Fürftenberg’fcher Hof- 
rath in Niſchburg. 

Graf Johann Noſtitz. 

Graf Joſeph Noſtitz. 

9. Philipp Opitz, k. k. Staatsgüteradminiſtrations— 
kanzelliſt. 

Graf Karl Pachta. 

H. Benedict Pfeiffer, Abt im Strahof. 

Das pharmaceutiſche Gremium in Prag. 

Die k. Stadt Pilfen. 

Graf Adolph Pötting. 

9. Emmanuel Pohl, Doc. der Med. und k. k. Cu— 
ſtos des brafilianifhen Eabinettes in Wien. 

— Johann Pofpiffil, Inhaber einer Buchdruferei 
zu Königgräz. 

Die k. Hauptitadt Prag. 

Freiherr Sofeph Puteani. 

9. Leopold Rabuffy, Bürgermeifter der freien Stadt 
Brür. 

— Joſeph Röfler, Mineralog in Kradrop. 

— Erneft Ruzicéka, Bifhof zu Budweis. 

Herzogin von Sagan. 

Graf Franz Salm. 

9. Anton Schmid, der f. R. Doctor. 

— Johann Schmidt, Magiftratsrath. 

Straf Friedrihd Schönborn. 

Nitter Jakob von Schönfeld. 

9. Michael Schufter, der f. R. Doctor und E. £. 
Profeffor. £ 

— Adalbert Sedlacef, Doc. und Prof. der Philo— 
fophie zu Pilfen, zugleich fammelnd. 

Fürſt Joſeph Schwarzenberg, Herzog von Krumaıt. 

Freiherr Sobann von Senftenberg. 

Gräfin Aloyfia Sompfhis, geb. Freiin v. Sternfeld. 


AA 


Graf Philipp Stadion. 

Freiherr Johann von Stentſch. 

Graf Johann Wilhelm Sternberg: Mandeı- 
ſcheid. 

Gräfin Aloyſia Sternberg, Stiftsdame. 

H. Joh. Nep. Stiepanek, Director und Mitunter— 
nehmer des ſtänd. Nationaltheaters. 

— Anton Stolz, Doct. der Med. und ausübender 
Arzt in Tepliz, zugleich ſammelnd. 

Die gräflich Sweerts'ſche Vormundſchaft. 

Tepl, Abt (H. Karl Reitenberger) und Stift. 

H. Iſidor Teutſchmann, Abt in Hohenfurt. 

Graf Johann Thun. 

Graf Joſeph Thun. 

Fürſt Karl Alerander von Thurn und Taris. 

Graf Ferdinand Trautmannsdorf. 

9. Jakob Veit, Befizer von Liboch ıc. - 

— Franz Wacek, Dechant in Kopidlno, zugleich fan: 
melnd. 

— Franz Wagner, Befizer der Herrfhaft Schönwald. 

Graf Erneft Waldftein. 

Graf Stephan Dlivier:- Wallis. 

Fürſt Alfred Windiſchgrätz. 

Fürſt Veriand Windiſchgrätz. 

H. Anton Wolf von Wolfsberg. 

— Karl Wenzel Wolfram, der ſ. R. D. und Lan— 
desadvocat. 

Graf Joachim Woracicky. 

Graf Eugen Wratislam. 

Graf Joſeph Wratislam. 

Gräfin Gabriela Wratisiam, geb. Gräfin Desfours. 

Sraf Eugen Wrbna. 

Se. Exc. Graf Franz Wrtby. 

9. Moriz 3dekauer, Großhändler. 

Nitter Franz Zezinger von Pirnitz. 


45 


9. Joſeph Liboslaw Ziegler, Doc. der Theolo— 
gie und Stadtdechant in Chrudim, zugleich ſam— 
melnd. 


Chrenmitglieder. 

9. Prof. Aghard in Lund, Secretar der phyſiokrati— 
ſchen Geſellſchaft daſelbſt. 

Graf Friedrich Berchthold. 

Ritter von Berzelius, Secretär der k. Geſellſchaft der 
Wiſſenſchaften in Stokholm. 

H. von Blumenbach, k. hannoverſcher Hofrath in Göt— 
tingen. 

Graf Bray, Präſident der botaniſchen Geſellſchaft in 
Regensburg. 

Graf Auguft Breumer, E. k. Kämmerer in Wien. 

9. Doct. Bukland, Vicepräfident der zoologifchen Ges 
ſellſchaft in Orfort. 

— Karl Martin Eron, k.k. Gub. und Praf. Se 
eretär in Prag. 

Baron von Cuvier, Gecretär der naturhiftorifchen Ab— 
theilung bei der k. Akademie der Wilfenfchaften in 
Paris. 

Ce. fönigl. Hoheit Prinz Chriftian von Dänemark. 

H. von Göthe, Sachen: Weimar = Eifenachfer Staats⸗ 
miniſter und geheimer Rath. 

— Wilhelm von Heidinger, Mitglied mehrerer ge— 
lehrten Geſellſchaften, zu Edinburg in Schottland. 

— Hofrath Joſeph Freiherr von Hormayr zu Hor— 
tenburg, in Wien. 

— Nikolaus Hoſt, Doct. der Med. und k. k. Leib— 
arzt in Wien. 

Baron von Jaquin in Wien. 

Se. Faif. Hoheit Erzherzog Johann. 

Nitter Peter von Köppen, rufifch = Faiferlicher Hof: 
rath in Petersburg. 


46 


H. Franz Kreibich, Doct. der Philoſophie, Ehren— 
domherr zu Leitmeriz, Conſiſtorialrath und Dechant 
in Schütteniz. 

— Franz Kurz, reg. Chorherr und Pfarrer zu Ct. 
Florian. 

Nitter Karl Friedrich von Martins, Mitglied der 
k. Akademie in München. 

Der k. hannoverfhe H. Oekonomierath Mayer in Göt— 
fingen. 

H. Doct. und Prof. Joh. Ehriftian Mikan in Prag. 

— Friedrid von Mohs, k.k. Profeffor der Minera- 
logie an der Wiener Univerfität. 

— Need von Efenbed, Präf. der Karl: Leopold. Ge- 
fellfchaft in Bonn. 

— Karl Auguft Neumann, wirkt. Ef. Gub. und 
Commerzrath, Mitglied mehrerer gelehrten Gefell- 
fchaften. 

— Prof. Nilfon in Lund, Vorſteher der afademifchen 
Sammlungen dafeldft. 

— k. großbritanniſcher Archivs-Secretär. 

— Doct. und Prof. Joh. Swatopluk Prefl in Prag. 

Ge. f. Hoheit, der Herr Großherzog Karl Auguf 
von Sachen : Weimar» Eifenach. 

Baron von Schlotheim, großherzogl. Sachſen-Gotha— 
ſcher Kammerpräfident. 

H. Hofrath und Prof. Heinrih Schrader in Ööttingen. 

Nitter Franz de Paula von Schrank, Akademiker 
in Münden. 

Der FE. preußiſche H. Staatsminifter Freiherr von Stein 
zu Naffau. 

Ge. Exc. H. Staats: und Conferenzratb Andreas Go: 
fepb Freiherr von Stifft in Wien. 

9 Igna zRichard Wilfling, Doet. der Philofophie, 
k. k. Rath (©. ©. €. K.), Vorſteher des k. k. Bü— 
cherreviſionsamtes in Prag. 

 Beitragende Mitglieder. 

9. Stans Auge, Director in Karlftein, zugleich fam- 
melnd. 

— Joh. Blum, Director in Drhowl, zugleich fammelnd. 

— Ignaz Anton Bremm, Bergamtsadjunc in Lu— 
Famwez , zugleich ſammelnd. 

— Vitus Danicer, E. k. Gymnaſialpräfect inDeutfch- 
brod, zugleich ſammelnd. 


47 


H. Joſeph Devoti, Pfarrer und Ehrencanonicus in 
Sedlez, zugleich fammelnd. 

— Franz Faͤhnrich, Dedant in Zlontz, zugleich ſam— 
melnd. 

— Adam Fialka, Stadt = und Bezirfsdechant in Schüt- 
tenhofen, zugleich fammelnd. 

— Joſeph Födiſch, Zolllegitatteinnehmer in König: 


räz. 

— 336 phFranz, FF. Bergoberamtscaſſier in Pribram. 

— Georg Fritfh, k. k. Bergrath in Joachimsthal, 
zugleich fammelnd. 

— Sebaſtian Grüner, Magiftratsrath in Eger, zu: 
gleich fammelnd. 

— Wenzel Rombald von Hohenfels, k.k. Berg: 
meifter in Kuttenberg, zugleich fammelnd. 

— Wenzel Fettel, Berg: und Hüttenverwalter in 
Ranffo, zugleich fanmelnd. 

— Adalbertuhn, infulirter Erzpriefter in Neuhaus. 

— Wenzel Klispera, k. E. Gymnafialprofeffor in 
Königgräz. 

— Joſeph Kreibich, emerit. Secretär weil. Sr. FE. 
Hoheit des Herrn Herzogs Albert von Sachſen-Te— 
fhen, in Wien, zugleich fammelnd. 

— Laurenz£affe, k.k. Dberamtsbuchhalter in Pribram. 

— Joſeph Lindauer, Dedant in Preftiz, zugleich 
ſammelnd. 

Der hochw. Curatclerus des biſchöflichen Lukawizer 
Vicariats in der Budweiſer Diöces. 

H. Anton Marek, Pfarrer in Tein, zugleich ſammelnd. 

— Joſeh Nenel, Schichtmeiſter in Holubkau, zugleich 
ſammelnd. 

— Anton Dppelt, Wirthſchaftsrath in Neufiſtriz, zu— 
gleich fammelnd. 

— Wenzel Pefina, Pfarrer zu Lautfehig in Mähren. 

Der hochw. Guratclerus des bifhöflihen Pilgramer 
Dicariats3 in der Budweiſer Diöces. 

Der hochw. uratclerus des erzbifhöflihen Pilfner 
Vicariats in der Prager Didces. 

9. Franz Pöſchl, k. k. Bergmeifter in Mies, zugleich 
fammelnd. 

— Andreas Polaf, Dechant und Bezirksvicar in Ro— 
kizan, zugleich fammelnd. 

— Johann Raſim, Dberamtmann in Kolin, zugleich 
fammelnd. 


48 


Der hochw. Curatclerus des erzbifhöflihen Nofizaner 
Vicariats in der Prager Didces. 

9. Vinzenz Chriſtian Rubeſch, Dechant und Ree— 
tor in Haida, zugleich ſammelnd. 

— Sofepb Schön, k. k. Gymnaſialpräfect in Piſek, 
zugleich fammelnd, j 

— Mihaerl Shönbed, Doc. und Prof. der Theolo— 
gie zu Budweis, zugleich fammelnd. 

Der hochw. Euratelerus des bifhöflihen Schüttenhof- 
ner Vicariats in der Budweiſer Didces, 

9. Leopold Schrottenbach, Bergrath in Lukawez. 

— Paulin Schuſter, Capitular und Gecretär im Ci— 
fterctenfer = Stifte Hohenfurt. 

— Anton Seidl, Dechant in Beraun, zugleich ſam— 
melnd. 

— Johann Tahezi, Domfenior in Leitmeriz, zu— 
gleich fammelnd. 

Der hochw. Curatclerus des erzbifhöflihen Teifinger 
Vicariats in der Prager Didces. 

9. Leopold Titz, Dechant in Kiee, zugleich fammelnd. 

— SZafob Weinhuber, Dedant in Gojau, zugleid) 
fammelnd. 

— Sofeph Hagislam Windifch, Pfarrer in Nechas 
niz, zugleich fammelnd. 


Redacteur der Zeitfchriften des Mufeums: 
9. Franz Palacky. 
Bibliothekar, Archivar, wie aud) Euftos der Münz- 
- fammlung : 
H. Wenzel Hanka. 
Guftos der zoologifchen und botanifchen Sammlungen: 
9. Karl Bokiwoy Prefl, Dock. der Med. 
Euftos der mineralogifhen und Peträfactenfammlung : 
9. Franz Zaver Zippe. - 
Euftos der ethnographifchen Sammlungen : 
9. Joſeph Burde, Vorſteher der Bildergalerie der 
Privatgeſellſchaft patriotifcher KRunftfreunde zu Prag. 











Ges: vVofNn. (aede . 





Ges: von (arde . 





Berhandlungen 

der 

Geſellſchaft 
des 

vaterländiſchen Muſeums 
in Böhmen 
in der fechften allgemeinen Berfammlung 
am 26. März 1828, 


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Prag. 
Aus der Monatjhrift des vaterlandiihen Mufeums in Böhmen 
Monat April 1828) befonders abgedruft, 





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Vortrag 
in Supplirung des Geſchaͤftsleiters gehalten 
von Joſeph Steinmann. 


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Hochanſehnliche! 


Der aͤlteſte ſo wie der erſte der jezt lebenden deutſchen 
Dichter, Göthe, ſagt irgend wo*): „Wer ſein Vater— 
land nicht kennt, hat keinen Maßſtab für andere Länder.‘ 
Man Fan hinzufügen: „Nur wer fein Vaterland recht 
fennet, wird auch fein Vaterland recht lieben.‘ Water: 
landsliebe, durch Verbreitung der Kenntnig des Vater: 
landes zu erweken und zu beleben, gehört gewiß zu den 
edelften Beftrebungen, Die Kenntniß eines Landes ift 
aber mehrfach: die phyficalifche, die naturhiftorifhe, und 
die bhiftorifche im meitern Sinne. Diefe Kenntniffe zu 
fördern war der Zwek bei Begründung der Anftalt, um 
deren wegen Sie fich heute zum Sechftenmale hier verfam: 





*) In Wilhelm Meifters Lehrjahren. 


4 


melt haben. Ihnen im Namen des Verwaltungs: Aus: 
fehuffes Rechnung abzulegen über die Fortfehritte, welche 
die Anftalt zu Erreichung ihrer Zwefe gethan hat, habe 
ich aus Anlaß der noch nicht vollendeten Genefung des 
Hrn. Gefchäftsleiters Profeffor Millauer übernommen, 
in der Hoffnung, Ihre gütige Nachficht zu erhalten für 
einen, den felbjt Krankheit längere Zeit hindurch von den 
Gefchäften zurüfhielt, und in der Erwägung, daß es für 
diefen Fall Feines Schmufs der Nede, fondern einer ein: 
fahen Darftellung von Ihatfachen bedürfe. Diefe That: 
fahen aber find von folcher Art, daß, wenn fie auch nicht 
durchaus erfreulich feyn follten, doch in ihnen das Erfreu— 
lichere vorwaltet, und im Ganzen beruhigend: weil fie die 
fortfchreitende Entwifelung und das Gedeihen einer Anz 
ftalt dDarthun, deren Beftimmung es ift, dem Vaterlande 
eben fo fehr zum Nuzen zu gereichen, als zur Zierde, 

In dem Stande der Gefelfchaft haben fich feit der 
lezten allgemeinen Berfammlung am 28. März 1827 fol 
gende Veränderungen ergeben: 

Durch den Tod wurden der Geſellſchaft zur großen 
Betrübniß entriffen, aus der Glaffe der wirkenden Mits 
glieder: der Freiherr Joſeph von Kaͤpaun, emeritirter 
k. k. Appellations-Rath, der Freiherr Adalbert von 
von Mladota, der Freiherr Johann von Stentſch, 
der hochw. Abt des Stiftes Hohenfurt, Iſidor Teut ſch— 
mann, und Se. Durchlaucht der Fürft Karl Aleran: 
der von Thurn und Taxis; aus der Glaffe der Ehren⸗ 
mitglieder: der Herr Richard Wilfling, Doctor der 
Philoſophie, kak. Rath und Vorſteher des k. k. Bücher— 
Reviſions-Amtes. 

Dagegen ſind in die Claſſe der wirkenden Mitglieder 
eingetreten, durch Erklärungen zu jährlichen Syſtemalbei— 
trägen im Gelde: Ge. Durchlaucht der Fürſt Karl von 
Löwenftein- Wertheim; durch Materialbeiträge theils 
an Birchern und Urkunden, theils an Naturalien im Sy— 


5 


flemälmerthe: Hr, Martin Budislaw Neureutter, 
Buchhändler in Prag, Hr. Franz Peſchka, kak. Berg: 
oberamts » Aetuar zu Sonchimsthal, die ka k. Karl-Fer— 
dinandeifche Univerfität zu Prag, und Hr. Jo— 
hann Weitlof, J. U, C. und Befizer der Güter Skalſko 
und Niemieric. 

In die Claſſe der beitragenden Mitglieder find neu 
eingetretem, durch Erklärungen zw jährlihen Beiträgen: 
Hr. Joſeph Baſſa von Scherersberg, fürftlich Lob: 
kowiz'ſcher Secretär, Hr, Franz Cermak, ftändifcher 
MWeinauffhlags = Dbereinnehmer zu Deutfchhrod, Hr, Anz 
ton Gottwald, Pfarrer zu Cerwena, Hr. Alo y s 
Schmiedinger, k. k. Polizei-Commiſſär bei der Pra— 
ger E, k. Stadthauptmannſchaft, und Hr, Johann Sta— 
rek, Prof. der Moral-Theologie an der Königgräzer bi: 
ſchöflichen Didcefansfehranftalt und der theologifchen Dor: 
torswürde Candidat, 

Unter den Beiträgen an Materialien, mit welchen 
die Sammlungen des Mufeums im Verlaufe des Jahres 
bereichert worden find, zeichnen fich abermals die Er. Er: 
cellenz unferes hochverehrten Herrn Präfidenten aus, Die 
Mineralienfammlung erhielt durch die Munificenz desfelben 
ein Gefchenf mit der von dem F, F, Hrn, Bergamts - Ars 
tuar Peſchka zu Spachimsthal für den Betrag von 1200 fl. 
Conv. Münze erfauften Sammlung, Wenn ein folches 
Geſchenk ſchon am fich des Dankes der Gefellfchaft würdig 
it, fo muß fein Werth in den Augen jedes Freundes des 
BDaterlandes noch höher fteigen, wenn der Neichthum dies 
fer Sammlung an ausgezeichneten Stüfen von Mineralien 
aus dem Soachimsthaler Bergwerfe, und die gegenwärtis 
gen fo wie die frühern Verhältnifje diefes einft fo reichen 
and berühmten Bergwerfes näher erwogen werden, Wenn 
auch. das Mufeum durch anderweitige Schenfungen einige 
ausgezeichnete Stufen von Silbererzen von dortber befizt, 
und noch eine derlei Prachtftufe erft vor wenig Jahren von 


6 


Sr. Majeftät unferm allgeliebten und glorreichften Mon: 
archen — den Gott noch lange Jahre feinen Völkern erhal- 
ten möge — zum Gefchenke erhielt: fo fehlten dennoch 
theils Suiten, theild gut gewählte Stüfe von andern fos 
wohl in früherer als neuerer Zeit dort eingebrochenen Fofe 
filien, die eben nicht gerade Gilbererze, aber doch in wil- 
fenfchaftlicher Hinficht intereffant find. Der feit einem 
halben Sahrhundert Tebhafte Mineralienhandel in Sachſen, 
deffen Hauptfize Freiberg und Dresden find, die Nähe der 
ſächſiſchen Gränze und der zwei genannten Orte felbft, ent= 
zogen. bisher dem Inlande von Allem, was in Joachims⸗ 
thal einbrach, das Schönfte und Ausgezeichnetefte. Ohne 
die Großmuth Sr. Excellenz wäre wahrfcheinlich dieſe 
Sammlung, wie in früherer Zeit fo viele andere, ins 
Ausland gerathenz ein DVerluft, den man um fo mehr 
bätte beklagen müffen, als zu befürchten ift, daß binnen 
wenig Jahren der Soahimsthaler Bergbau, und mit ihm 
die Möglichkeit, die dort vorfommenden Mineralien zu er= 
halten, ganz aufhören dürfte, 

Der Sammlung von Verfteinerungen aus dem Thier⸗ 
reiche wurden von Sr. Excellenz dem Herrn Präſidenten 
gewidmet: eine Suite ganz vorzüglicher Fiſchabdrüke aus 
der Formation des Jurakalkſteins; eine Anzahl foſſiler 
Geweihe und Menfchenfnochen yon Köſtriz; ein großes 
Exemplar Höhlenkalks mit Zähnen und Knochen; dann 
ein vollftändiger, fehr wohl erhaltener Schädel des Höh— 
Ienbären aus der Muggendorfer Höhle, 

Die botanifche Sammlung des Mufeums erhielt v von 
Sr, Excellenz dem Herrn Präfidenten beinahe 1000 äu— 
ferft feltene getrofnete Pflanzenarten, welche bisher ber 
Sammlung noch gefehlt hatten, und von denen ein großer 
Theil Driginalpflanzen aus Neuholland, von dem Borges 
birge der guten Hoffnung, und aus Nord Afrika find, 

Die Bibliothek endlich befchenkten Se. Excellenz der 
Herr Prafident mit 255 Bänden von Werken meiftens na; 


* 


turhiſtoriſchen Inhalts, in welchen ſich 2198 Abbildungen, 
theils Kupferftihe, theils Steindrüfe, befinden. 

Die anderweitigen Materialbeiträge, deren fi) das 
Mufeum im J. 1827 zu erfreuen hatte, find in dem einzel— 
nen Heften der deutfhen Monatfchrift des Mufeums zur 
Kenntniß des Publitums gebracht worden, und fie gewäh— 
ven folgende ſummariſche Nefultate: 2 

Für die Bibliothek, dann für die Sammlung der 
Handfchriften und Diplome gingen ein; an Drukfchriften 
durch Schenfungen 350 Bände, durch Ankauf bei Gele- 
genheit der Verfteigerung der Dupplicate der k. E, Univer- 
fitäts = Bibliothek 800 Bände (zählt man diefen Acquiſi— 
tionen die von Sr. Ercellenz dem Herrn Präfidenten dem 
Mufeum gefchenkten Bücher zu, fo hat die Bibliothek im 
verfloffenen Jahre einen Zuwachs von 1385 Bänden erhal: 
ten); an Handfchriften 20 Stüke; an Urkunden 170 Stüfe, 
dann 6 Fascikel Driginalbriefe aus der Zeit bes dreißig⸗ 
jährigen Krieges; an Karten und Plänen 22 Stüke, 

Nebſt den laufenden Gefchäften wurden von dem Hrn, 
Bibliothekar Hanka die neuen Zuwächfe an Büchern ge: 
ftempelt, verzeichnet, und davon ein neues Gupplement 
des Nominal-Catalogs verfertigt; dann für das Archiv 
aus der alten LUniverfitäts - Negiftratur mehrere Eenturien 
diefer Negijtratur fremdartiger Urfunden übernommen, und 
die noch unvollendeten Pracht» und Kupferwerke durchges 
fehen und verglichen. 

Für die zoologifhe Sammlung gingen ein: 6 Säug⸗ 
thiere, mworunter ein in Böhmen: gefchoffener Wolf, die 
ſehr feltene ſchwarze Abart des gemeinen Hafen, eine Fifch- 
otter, und ein mit 7 Füffen gebornes Lamm unter den eins 
beimifchen Ihieren, und von ausländifchen ein aus der 
Schweiz gebrachtes Murmelthier bemerfenswerth find; 18 
Vögel, unter welchen ein brauner Geier, ein Goltadler, 
eine weißwangige Gans, ein Singſchwan, und eine Abart 
des Grünfpechtes die vorzüglichften find. Von Neptilien 


8 


erhielt das Mufenm 1° Stüf, und zwar eine an der Küfte 
des adriatifchen Meeres vorkommende Schlangenart, die 
Vipera Ammodytes; au Inſecten: 560 Stük böhmifcher 
Schmetterlinge, worunter mehrere feltene Arten; nebſt 
diefen ein großes Fugelförmigeds Wefpenneft, und 6 Stük 
Krebfe von der adriatifchen Küſte; an Kondilien 650 
Stüfe, darunter aber nicht viel Bemerfenswerthes und für 
die Sammlung Neues; an Nadiarien oder Sternthieren 
7 Arten, ſämmtlich von der Küfte des adriatifchen Meeres. 

Die Holzfammlung erhielt einen ſchäzbaren Beitrag von 
Hölzern aus dem füdlichen Europa, namentlich aus dem öfter: 
reichifchen Kürftenlande und aus dem Königreiche Neapel. 

Sn der zoologifchen Abtheilung wurde die Skeletten— 
fammlung , ein Geſchenk Sr. Durhlaudt des Fürften 
Kinfky, aufgeftellt; die Sammlung der böhmischen Schmet= 
terlinge nach den neueſten Werfen über diefe Abtheilung 
der Zoologie beftimmt, und in foftematifcher Drdnung in 
die dazır beftimmten Schubladen eingereihetz endlich zwei 
Käften mit Schmetterlingen an den Wänden des zoologi: 
fehen Saales aufgehängt. 

In der botanifchen Abtheilung wurde die Durchficht, 
Reinigung und genaue Beftimmung des allgemeinen Herz 
bars vorgenommen, einige Eleine Pflanzenordnungen des 
Hänfe’fchen Herbars beftimmt, und die Herausgabe des 
5ten Heftes der Reliquiae Haenkeanae, welches drei Pflans 
zenordnungen, die Tarreen, die Piperaceen und die Eyper 
raceen enthalten wird, fo vorbereitet, daß es dem Druk 
übergeben werden Eonnte. - 

Für die Vermehrung der Mineralien= und Peträfac 
tenfammlungen zeigte ſich das abgefihiedene Jahr vorzüg- 
lich günftig. Außer dem oben erwähnten Gefchenfe Gr. 
Excellenz des Heren Präfidenten erhielt die oryktognoſti— 
{he Sammlung 44 Partien und 3 einzelne Stüke Mine: 
valien, worunter die ſicilianiſchen Eöleftine und Eryitallis 
firten Schwefel:, dann die Eifenglanzftufen von der Infel 


9 


Elba aus dem Nachlaſſe des verewigten k. k. Feldmar—⸗ 
ſchall⸗Lieutenants Freiherrn von Koller; ferner eine be— 
deutende Sammlung von Mineralien von dem Hrn, Jo⸗ 
bann Weitlof; dann 2 Partien von dem Hrn. J. U.D. 
Anton Schmidt, und ein großes Schauftüf von vorzügs 
licher ‚Schönheit von dem k. k. Hrn. Bergrath Aloys 
Mayer zu Pribram, eine befondere Erwähnung verdienen. 

Die Peträfactenfammlungen erhielten einen Zuwachs 
durch 8 Partien und 3 einzelne Stüfe, worunter vorzügs 
lich merkwürdig der foſſile Stoßzahn eines Elephanten, 
dicht vor den Mauern Prags im Garten Sr. Durchlaucht 
des Hrn. Fürjten Rudolph Kinfky gefunden; dann 
zwei foſſile Bafenzähne des Elephanten bei Liffa gefunden, 
von der gräflih Sweert s'ſchen Familie dargebracht; end= 
lich ein Rhinoceroszahn bei Adersbach gefunden, und ein: 
gefendet von Sr. Ereellenz dem Hrn. Grafen Prokop 
Hartmann von Klarftein, 

Unter den durch Tauſch erhaltenen Sachen verdient 
eine befondere Erwähnung eine Anzahl von feltenen Mi— 
neralien aus Finnland, Grönland und Sardinien, welde 
der Hr. Graf VBargas-Bedemar in Kopenhagen mit 
befonderer NRükfihe für die Sammlungen des Mufeums 
auswählte und überfchifte, 
or Bet weiten den bedeutendften Zuwachs erhielten die 
Sammlungen durch die Einverleibung der von Sr. Exc. 
dem Heren Präfidenten angekauften Peſchka'ſchen Samms 
kung, deren fchon oben Meldung gefchehen ift. Aus ihre 
wurden über 500 vorzüglich ausgezeichnete Eremplare von 
abgängigen Arten und Varietäten für die oryftognoftifchen 
Sammlungen ausgefucht, außerdem aber daraus 200 befs 
fere Stüfe gegen ſchon vorhandene minder gute verwechfelt. 
Drurch alle angeführten Acquifitionen erhielt die va— 
terländifche oryktognoſtiſche Sammlung einen Zuwachs 
von 245 Eremplaren und S größeren Schau- oder Auffazs 
ſtüken; fie enthält alfo gegenwärtig 1805 Eremplare, 115 


10 


Partien loſer KRryftalle, und 160 Schauftüfe, Für die 
allgemeine ſyſtematiſche Mineralienfammlung ergab fich 
ein Zuwachs von 451 Exemplaren und 47 Schauftüfenz 
die Anzahl der Arten vermehrte fich um 16. Sie umfaßt 
alfo gegenwärtig 251 Species des naturhiftorifchen Mine— 
nalfpftems in 6217 Exemplaren, 382 Partien loſer Kry: 
ftale und Eleinerer Stüfe, und in 500 Auffazftüfen, Sie 
gehört mithin, ſowohl hinfichtlih auf Menge und Volle 
frändigfeit, als auch auf Auswahl und Schönheit der 
Eremplare, bereits zu den vorzüglicheren Sammlungen 
Deutſchlands. 

Für die geognoſtiſche Sammlung gingen ein, 7 Par⸗ 
tien und 2 einzelne Stüke. Obſchon durch die von Zeit 
zu Zeit erfolgten Einfendungen von Gebirgsarten aus den 
verfchiedenen Kreifen Böhmens die geognoſtiſche Samm⸗ 
Jung manches Schäzbare erhalten hat, fo war diefer Weg 
doch unzureichend, um zu einer Detail = Kenntniß der Ges 
birgs =» Formationen in allen geognoftifchen Beziehungen zu 
gelangen. Deshalb wurde im verfloffenen Jahre während 
der Schulferien der Hr. Euftos Zippe von Sr. Excellenz 
dem Herrn Prafidenten ausgefendet, um den ſüdweſtlichen 
Abhang des Niefengebirges, und die an das Niefengebirge 
dort fich anlehnende fehr merkwürdige Formation des ro= 
then Sandfteines, fo wie einen Theil des Jfergebirges und 
den Sefchkenberg geognoftifch zu erforfchen. Diefe Reife 
lieferte eine Ausbeute von 500 Stüfen gut gewählter Ge: 
birgsarten aus jenen Gegenden, welche der geognoſtiſchen 
Sammlung einverleibt wurden, 

Die Sammlung der Foſſilien und Verſteinerungen 
des Thierreichs wurde in dem für ſie beſtimmten wieder 
hergeſtellten Locale neuerdings vorläufig geordnet aufge— 
ſtellt, und zur wiſſenſchaftlichen Beſtimmung vorbereitet. 
Durch die bereits angezeigten Geſchenke erhielt ſie einen 
bedeutenden Zuwachs. 


11 


Die Verfteinerungen und Abdrüke des Pflanzenreichs 
erhielten eine neue, der Schönheit und Koftbarkeit diefer 
berrlihen Sammlung mwürdigere, für, die Bequemlichkeit 
des Beobachters und die Erhaltung der Sammlung zwek— 
mäßigere Aufitellung in neuen Glasfchranfen, welche Ge, 
Exc. der Herr Präfident auf eigene Koften heritellen ließ. 

Für die Münzfammlung wurden im Ganzen 1418 
Stüf eingebracht, darunter fih 5 Goldmünzen, 931 Gil 
- bermünzen, und 482 Münzen von Kupfer und Metall: 
Compofition befinden. 92 Stük davon find antife Mün— 
zen. Die Gefammtzahl aller bis jezt eingefloffenen Mün— 
zen beträgt 5400 Stük; davon find 35 Goldmünzen, 5700 
Silbermünzen, und der Weberreft Kupfer» und Compoſi— 
tion= Münzen. Die Anzahl der antifen Münzen beträgt 
910 Stüf, die Anzahl der runden eigentlichen Bracteaten 
52, die der Blechmünzen des Mittelalters beiläufig 1500, 
die der böhmifchen und meißnifhen alten Groſchen über 
500 Stük. 

Miet dem Drdnen diefer Sammlung * von dem 
wirkenden Mitgliede, dem Hrn. Prof: Helbling von 
Hirzenfeld, fortgefahren, die antiken Münzen ohne Un 
terfchied des Metalls von den modernen abgefondert, und 
leztere nach der Verfchiedenheit des Metalls, der Größe, 
und der Staaten, in welchen fie geprägt wurden, geordnet. 

Für die ethnographifche Sammlung gingen an Alter: 
tbümern 52, an Snduftrial= Gegenftänden der gegenwärtis 
gen Zeit 8 Stüf ein. Unter den erfteren Gegenitänden 
find bemerfenswerth,, die Haarfchmufnadel der ungarifchen 
Königin Katharina, Gemahlin Königs Mathias Eorvis 
nus, Zochter Georgs von Podiebrad, und der Kunigunde 
von Sternberg; dann ein Ueberreft der Glasmalerei der 
Alten vom J. 1595, nämlich eine runde Glasfcheibe, auf 
welcher das Wappen des Nitters Pechowſty von Turn— 
jtein gemalt ift, Unter den eingegangenen Induſtrial⸗Pro— 
ducten verdienen befondere Erwähnung die ans Eifen ges 


12 


goffenen Büften in Lebensgröße Ihrer Eaiferlichen Hohei- 
ten des Erzherzogs Kronprinzen Ferdinand und des Erz: 
herzogs Franz Karl, beide Erzeugniffe des Eiſengußwerkes 
zu Komoran, und von dem Befizer desfelben, dem Hrn. 
Eugen Grafen von Wrbna, dem Mufeum verehrt. 

Die Sammlung der Giegelabdrüfe (Sphragidothek) 
wurde durch die Einreihung der Eremplare in die alphabe- 
tifhe Drdnung benüzbarer hergeftellt, und um ein u. 
liches vermehrt. 

Der Erfolg des im verfloffenen Jahre —— In⸗ 
ſtituts der Zeitſchriften des Muſeums iſt, wenn auch nicht 
glänzend, doch beruhigend geweſen. Die Koſten der Her: 
ausgabe konnten aus dem Ertrage nicht nur beſtritten wer— 
den, fondern es erübrigte noch fo viel, dag davon der Ne _ 
dacteur und einige Mitarbeiter honorirt werden Eonntei, 
fo daß bei diefer literarifchen Unternehmung der Fond des 
Mufeums durchaus nicht in Anfpruuch genommen zu werden 
brauchte. Die Urtheile, die fich bisher vom Auslande aus 
über den Gehalt diefer Zeitfchriften vernehmen liegen, find 
folcher Art, daß man Grund hat, damit zufrieden zu feym: 
Möge ſich die Iheilnahme des Publikums an diefem Uns 
ternehmen, wenn nicht vermehren, doc erhalten! Nur 
dadurch wird es möglich, daß beide Theile, Schriftfteller 
und Leſer, fich wechfelfeitig zu Vollkommenerem hinanbilz 
den. Denn fo wie der Schriftfteller auf das Publifum, 
fo wirkt umgekehrt das Publifum auf den Gchriftfteller 
zurük. Nicht nur den Dichter, fondern jeden Schriftitelfer 
für das größere Publikum muß der Beifall des Jeztern 
begeiftern‘, wenn er es felbft begeiftern ſoll; der Ealt em— 
pfangene Gaft wird es Faum vermögen, dem Wirth ein 
angenehmer Gefellfchafter zu feyn. 

Ueber den Vermögensſtand der Gefellfchaft Fommen 
im der zur Uebergabe an die heute zu erwählenden Herren 
Reviforen vorbereiteten Rechnung des Jahres 1827 fols 
gende Daten vor: 


45 


Am Schluße des Jahres 1826, 
verblieben mit Inbegriff der, _ 
eingegangenen Actienbeträge 117,096 fl. 55 fr. WW, 
Hiezu kamen im J. 4827: 
An Intereſſen von Staatspa⸗ 
pieren und angelegten Capi⸗ 
lien a ee 66 
An größeren und Eleineren ſub⸗ 
s fribieten Beiträgen +. 0 4768 5 AB 0 y 


An Verlagsartifeln 0 AL 62 
D * — — — —— — 
Summa des Empfangs 126,942 „ 59 5 


Verwendet wurden im Jahre 

„1827: | 

Zum Bau und inneren Eine 

BERDANDUEN. = irn) md nah@Zı mm lDÜ. german: 40 
Zur Miethe ſammt Steuern 968,5 18 Ya.295 3 
Zu Befodungen 0. AM 2 — 04 
Zu, Handwerfer-Beftallungen ER PR 
Bür die Sammlungen . » 4481 A643 
Zu Derlagsartifeln . »:...4070 5 40 5 4% 
ST Re a RR 
Für Kanzlei= Nequifiten und 

‚ andere Eleinere Bedürfniffe 479 „z Ad nn 





Zufammen TOTEN DEN 


Welche, vom obigen Empfang 

“abgezogen, einen Reſt bil- 

don er EBEN — 
Aus diefer Ueberſicht ergibt 

fi) der Vermögensftand der 

Gefellfehaft für das J. 1828 

wie folgt: 


4A 


An verficherten apitalien . 923,600 fl. — Er. W. W. 
 Staätspapieren 2 . 770,576’ „Az 
— DVerlagsartifen . 0.9805 5, Ay H 


— Rükſtänden 1,500 397 Fr ’’ 2 * 
8, Vorſchuß 2 * 250 — „ »„ 9» 
— Barfchaft der Eaffa . - 60 — HH 


Summa wie oben 115,269 fl. 31,Fr. W. W. 
Vergleicht man diefen Vermögensftand mit dem vom 
Schluße des Jahres 1826, fo ergibt ſich eine Capitals: 
Berminderung von. 1827 fl. 20 fr. W. W. Diefer Um: 
ftand könnte Beforgniffe für das fernere Gedeihen Diefer 
Anſtalt erregen; allein ſchon die einzige Betrachtung, daß 
die Koften für Bau und Einrichtung im verfloffenen Jahre 
3457 fl. 30 kr., alfo faft das Doppelte des Deficitö betra- 
gen haben, und daß diefe Koften in der Folge äußerſt 
mäßig feyn werden, nachdem nämlich die Bedürfniffe für 
die zwekmäßige Aufftellung der Sammlungen völlig befrie- 
digt find, was in furzem der Fall feyn wird: diefe einzige 
Betrachtung muß fehon völlig beruhigen. Aber auch ange- 
nommen, daß diefe Anftalt noch einiger Eleinen Opfer von 
Seiten ihrer Theilnehmer bedürfen follte, um für fortwäh— 
rende Zeiten feft gegründet zu bleiben, wer, der die böh— 
mifche Nation Fennt, würde es wagen zu zweifeln, daß 
diefe Opfer gebracht werden würden? In mehreren An 
ftalten für Wiffenfchaft und Kunft ift Böhmen den übrigen 
Provinzen der dfterreichifchen Monarchie voran gegangen: 
in der des Mufeums ift es Nachfolgerin von Gräz, Peſth 
und Brünn. Wie follte e8 gedenfbar feyn, daß Böhmen 
gerade bier hinter feinen Vorgängerinnen zurükbliebe ? 
Hoffen wir alfo das fortwährende Gedeihen diefer Anftalt, 
und fuchen wir es, nach Kräften jeder, zu befördern. 





15 


1. 
— | 
des Präfidenten Grafen Caſpar Sternberg, 
BETSERTE NT Se 


Meine Herren! 


Wenn wir die Gefhichte der Fortfehritte in den Natur: 
wiffenfchaften im XIX. Sahrhunderte von Euvier, oder 
den Sahresbericht über die Fortfchritte in den phyſiſchen 
Wiffenfhaften von Berzelius zur Hand nehmen, fo möch— 
ten wir in den engen Schranfen, von welchen wir umfchlof- 
fen find, uns faft entmuthiget fühlen, wenn wir nicht, das 
Einzelne erwägend, zu der Ueberzeugung gelangten, daß 
auch diefe Bände, welche alles Neue umfaffen, was fc) 
in diefen Wiffenfchaften in ganz Europa ergeben hat, nur 
durch das forgfältig aufgefaßte Einzelne ihren Umfang er— 
halten haben. Durch diefe Betrachtung ermuntert, wollen 
wir, wie wir bisher gethan, fortfahren, die geringen Erz 
oberungen im Gebiete der Wiffenfchaften, zu welchen das 
Muſeum die Veranlaffung gegeben hat, nach den einzelnen 
Abtheilungen der Sammlungen mitzutheilen. 

Wir haben im entwichenen Jahre die. Lagerftätten 
des dodefaedrifchen Granats in Böhmen nachgemwiefen ; 
wir haben ferner bemerkt, daß der Pyrop in Körnern im 
leitmerizer Kreife allenthalben auf fecundären Lagerftätten 
gefunden werde; die Lagerftätten des heraedrifchen Pyrops 
waren uns jedoch noch nicht hinreichend befannt; Diefe zu 
erforfchen, und überhaupt die geognoftifhen Verhältniffe 
der Gegenden, mo diefer gefunden wird, näher Fennen zu 
lernen, wurde der Euftos der mineralogifchen Sammlun— 
gen, Hr. Zippe, in den bidfhower Kreis abgeſchikt. Der 


16 


von ihm erjtattete Bericht gibt im MWefentlichen folgen: 
de Auffchlüffe: Gleihwie am füdlichen und ſüdweſtlichen 
Abhange des böhmifchen Mittelgebirges im Teitmerizer 
Kreife, wird auch im nordweftlichen Böhmen im bidfcho- 
wer Kreife der Pyrop theils in der, gewöhnlicher Geftalt 
desfelben in Körnern, theils in mehr oder weniger ausge 
fprochenen Kryftallen von der bereits befchriebenen Varietät 
gefunden. Auch bier muß man die Lagerftätte desfelben 
wie im Mittelgebirge blos als eine fecundäre, nicht als 
die urfprüngliche, worin der Pyrop durch die chemifche 
Bereinigung feiner Elemente durch die individwaliftrende 
Kraft gezeugt wurde, betrachten. - Er findet ſich auch hier 
in beftimmten Schichten des aufgeſchwemmten Landes wer 
nige Fuß unter der Dammerde, und kömmt auf der Ober: 
fläche zum Vorſchein, wenn durch Negengüffe oder andere 
Urſachen diefe Schichten von dem darüber liegenden Erd- 
reich entblößt werden. Auf diefe Art fand Hr. Moteglef 
zuerft die kryſtalliſirten Varietäten in einem Fahrgeleife 
in der Ebene bei Karthaus nicht weit vom Fuße des Ba- 
faltfegeld Subin, wo alfo durch das Einfchneiden der 
Fuhrwagenräder die Schichte, welche den Pyrop ent: 
Hält, entblößt, und die Kryftalle und Körner dann dur) 
das abflteßende  Negenwaffer herausgewaſchen wurden. 
Aehnlicher Art ift das Vorkommen bei Rowenſko, nad) dem 
Bericht des Profeffors Mühlwenzel in Gitſchin. Die mei⸗ 
ſten größeren und kleineren Bäche jener Gegend führen 
nicht felten Pyrope in ihrem Sande; am reichſten iſt in 
diefer Hinftcht der durch Neupafa fliegende Bach Rokitka, 
in welchem, befonders nach Gußregen, der Pyrop ziemlich 
zahlreich, aber meiftens trüb und verunreinigt, gefunden 
wird, während die Varietäten von Karthaus und Ro— 
wenffo vollfommen Elar find. Kryſtalle finden fich nächſt 
den gewöhnlichen: Körnerformen an allen diefen Orten. 
Es verdient befonders bemerkt zu werden, daß dieſe kry⸗ 
ſtalliſirten Varietäten bis jezt blos im dieſen öſtlichen, 


17 


‚niemals aber noch in den Fundorten des feitmerizer Kreis 
fes beobachtet wurden, wo doch feit fehr langer Zeit zur 
‚Gewinnung der Pyrope regelmäßige Anftalten getroffen 
werden, während jene des bidſchower Kreifes ald einzelne 
Findlinge erit in der neueften Zeit bekannt wurden, 
Obgleich durd die Entdekung der neuen Fundorte des 
Pyrops unfere Erfahrungen über fein Vorkommen, über 
die Art. feines Seyns unter den anorganifohen Naturpro— 
Ducten etwas erweitert werden: fo wiffen wir doc von 
feiner urfprünglichen Lagerftätte immerhin noch nichts Zu— 
»erläßiges, was allgemein giltig wäre. Er gehört in Dies 
fer Hinfiht unter die geognoftifchen Näthfel, und theilt 
Dies Schiffal mit dem Könige aller Gemmen, dem De 
mant; ja es find diefe unter allen bis jezt befannten Mi— 
neralfpecies die einzigen, auf welche ſich die bisherigen 
Erfahrungen über die geognoftifche Eriftenz der Mineral 
förper nicht ganz anwenden laſſen. Es ift bekannt, daß 
alle Mineralien urfprünglich entweder Gemengtheile einer 
aus mehreren Species zufammengefezten,, gleichzeitig ents 
ſtandenen Gebirgsmaffe, oder von einer Gebirgsmaſſe aufs 
genommene und umhüllte, oder in der noch weich. und 
teigartigen Maffe nach den Gefezen der hemifchen Affiniz 
tät ausgeſchiedene Körner find, oder es bildet eine Mines 
ralſpecies felbititändig eine Gebirgsmaffe (Bildungen dies 
fer Art find Granit, die Porphyre und der Kalkſtein), 
oder die Mineralien find fpäter als die Gebirgsmaffe ent: 
ftanden, haben die Klüfte ausgefüllt, die Wände der Höh— 
lungen überzogen ze. Werden nun diefe Gebirge durch 
Derwitterung oder was immer für Urfachen aufgelöst oder 
zerſtört, fo finden fich allerdings die härteren Mineralien 
als Kıyftalle oder Körner in geringer oder größerer Ents 
fernung: von ihrer urfprünglichen Lagerftätte mehr oder 
weniger durd) das Fortrollen abgerieben ; der urfprüngliche 
Standort läßt fich aber faft immer geognoftifch nachwei— 
fen. Dies ift aber Feineswegs der Fall bei unferem Pyrop. 
2 


18 


Betrachten wir mit Aufmerkfamfeit die geognoftifche Be: 
fchaffenheit des leitmerizer, bunzlauer und bidfchomwer Krei- 
fes, in welchen die Fundorte der Pyrope getroffen werden, 
fo finden wir im Norden die höchften Punkte derfelben aus 
einem faft ununterbrochenen Kamm von Urgebirgs- Forma- 
tionen beftehend, welcher, durch die Elbe durchbrochen, aber 
eben in jener Gegend von den jüngeren Gebilden des Gand: 
fteins von Pirna (Humbolds) hoch überdeft wird, fo dag 
die Urgebirge nur in den tiefern Punkten des Elbedurd)- 
riffes (bei Tetſchen) entblößt erfcheinen, und den Zuſam— 
menhang derfelben am rechten und linken Ufer nachweifen. 
Der Theil am linken Elbeufer im Teitmerizer Kreife hat 
feinen fteileren Abhang gegen Süden; der mittlere Iheil 
ftelft eine Hochebene (plateau) dar, welche nur in den 
nördlichiten Gegenden Böhmens, bei Rumburg und Schlu— 
fenau, von den tiefer ins Land herein aufgefagerten und 
überragenden jüngeren Selsarten befreit und entblößt iſt. 
Sm bunzlauer und bidfchower Kreife fchließt ſich an diefe 
Hochebene das Iſer- und Niefengebirge, mit dem fteifen 
Abhange nach Norden und dem Nebenarme des Sfergebirges, 
der Jeſchken. Die Felsarten diefed Gebirgszuges find die 
gewöhnlichen Urgebirgsarten: Granit, Gneiß und Urſchie— 
ferarten, welche nach ihren mannigfaltigen Varietäten bald 
als Slimmerfchiefer, Zalkfchiefer, Chloritfhiefer, Quarz 
feld, bald als Urthonfchiefer angefprochen werden, in wel 
chen auch Häufig Furze Lager von Urfalfftein, befonders im 
Niefen= und. Sfergebirge und am Jeſchken, angetroffen 
merden. Auf diefe Urgebilde aufgelagert, finden ſich, je— 
doch fehr zerftreut, einzelne Bafaltmaffen in anfgefezten 
Kuppen ; fo in der Gegend von Rumburg, Friedland, der 
feulige Buchberg an der kleinen Iſer u. a. m. 

Angelagert an den füdlichen und füdweftlihen Theil 
des Niefen= und Sfergebirges iſt Die mächtige, befonders 
in dem nordöftlichen Böhmen fehr verbreitete, gegen We- 
ften aber immer fehmäler werdende und am Jeſchkenzuge 


Eu a ar 


19 


ſich ganz ausfeufende Formation des rothen Sandſteins, 
mit der inbegriffenen Steinfohlen Formation und den zahl: 
reichen, ebenfalls lagerartig ‘darin vorkommenden Porphy: 
ren, Mendelfteinen und Bafaltiten, welche die erhabenften 
Theile diefer Formation als langgezogene, ziemlich zufam: 
menhängende NRüfen bilden, wie der Klofoe, Kozakow, 
das Marinower und Taborer Gebirge bei Lomniz, der Le— 
winer Gebirgszug bei Neupaka. An diefe fchliegen fich 
unmittelbar, mit ftellenweifen, befonders bei Liebenau und 
am Kozakow fehr deutlichen Auflagerungen, die Gebilde 
des Gandfteins von Pirna, welche in dem ſüdlichen Theile 
des bidfchower, und im ganzen füdlichen und füdweltlichen 
Theile des bunzlauer Kreifes die herrfchende Gebirgsart 
ausmacht, die grotesfen Felfenwände bei Groß- und Klein- 
Sal, fo wie bei Münchengräz bildet, an der Gränze der 
Laufiz am Dibin immer mehr den Charakter eines eigent- 
lichen Gebirges annehmend, fich endlich als folches befon- 
ders in dem böhmifch = fächfifchen Gränzgebirge an der Elbe 
mit dem ihm eigenthümlichen Charakter enger Schluchten, 
ſteiler Abftürze, praller Wände und abgeplatteter Gipfel 
bedeutend hervorhebt. Aus diefem Sandftein erheben fich 
als durhbrechende Maſſen im öftlichen Theile auf den Ebe— 
nen in zerftreuten Kegeln und Kuppen die Maffen von Ba— 
falt, Phonolith und Trachyt, welche, weiter weftlich immer 
häufiger werdend, zulezt ein felbftftändiges, zufammenbän- 
gendes Gebirge, unfer befanntes Mittelgebirge, bilden, 
zu welchem im diefer Hinficht auch der größte Theil des 
Gebirges auf der rechten Eibefeite des feitmerizer Kreifes 
zu rechnen iſt. Vergebens fuchen wir in diefen Gebirgs— 
Formationen noch eine Mafje, melche als urfprüngliche 
Lagerftätte des Pyrops bezeichnet werden fünnte, oder 
welche diefes Mineral wirklich eingehüllt enthielte. Vom 
Gerpentin, in welchem der Pyrop an andern Orten, aber 
wie fchon erwähnt, im fehr zerklüftetem Zuftand vorkömmt, 
zeigt ſich im bidfchower und bunzlaner Kreife feine Spur. 
2 38 


20 


Die Kryitalle und, Körner, aus den angezeigten, Fundorten 
dieſer Gegenden haben ihre urſprüngliche Form und Ober: 
fläche faſt unverfehrt erhalten, find gar nicht abgerieben; 
auch unter, den Pyropen des leitmerizer Kreifes trifft man, 
wenn auch feltener, Körner mit unverfehrter Oberfläche an; 
auch find, fie nicht geſchiebartig abgerieben, fondern viel⸗ 
mehr von Bruchflächen umgränzt, als wären ſie aus einem 
Geftein heransgebrochen, an welchem ihr Aeußeres Hängen. 
geblieben wäre. Man follte hiernach urtheilen, da man. 
hier nicht, wie bei dem Demant, fehließen kann, daß das 
Mineral wegen feines Härtegrades jedem Abreiben ganz 
widerjtehen könne, es müſſe ſich das Geftein, im welchen 
fie ihre urfprüngliche Bildung erhielten, in der Nähe ann 
faffen ; dem ift, aber nicht alfo. 

Bemerkenswerth, ‚wenn auch dermal noch zu ‚fein 
nem Schluße bevechtigend, bleibt es jedoch), daß im der 
Nachbarfchaft der bis jezt befannt gewordenen Fundorte, 
des Pyrops in Böhmen folche Gebirgsmafien vorfommen 
welche, mach den jezt herrfchenden geognoftifchen Anfichten, 
als durch vulcanifhe Kräfte von innen empor gehoben be— 
trachtet werden; fo bei Karthaus in der Negion des Sand: 
fteines von Pirna der. Sebin, bei Neupaka in der rothen., 
Sandftein : Formation der Lewin, bei Nowenffo der Tabo— 
ver Gebirgsrüfen, und im leitmerizer Kreife die Baſalt- 
und Phonolithe Maffen des Mittelgebirges- 

Vergleichen wir mit dem: Vorkommen, des Pyrops 
jenes des Saphirs und der ihn begleitenden Species. am. 
der Heinen Iſer im Sfergebirge, fo finden wir, auch hier 
4. bis 6 Fuß unter, der Oberfläche eine Schicht, ‚welche 
größtentheils aus grobem Quarzſand befteht, und mit dem 
Bette der Eleinen Iſer und des hier in felbe fallenden Elei- 
nen. Saphir-Flüßchens faft gleiches Niveau hat. In Dies 
fer. finden ſich, gleichwie bei den Pyropen im leitmerizer, 
Kreife,  Gefchiebe von Saphir von blauer, ſeltener von, 
vother Farbe, Spinell von ſchwarzer Farbe, Zirkon, Gras 


21 


net, und am häufigſten die vom Fundorte Iſerin genannte 
Varietät des Eifentitand, aber Fein Pyrop; im der oberen 
Schichte von Sand und Gerölle werden jene -Edelfteine 
nur fparfam oder gar nicht gefunden; eine Menge planlos 
in diefer Gegend, befonders am Zufammenfluß der beiden 
Waſſer, gemachte Gruben beweifen aber, daß hier oft nad) 
Denfelben gefucht wurde. Die Individuen der genannten 
Species zeigen fich als wirkliche Gefchiebe bedeutend abge: 
rieben; ſelbſt der ungemein harte Saphir zeige nur felten 
noch Umriffe feiner regelmäßigen Geftalt. Auch hier finden 
wir nirgends Spuren eines Gefteins, welches diefe Mine: 
ralien noch eingefchloffen enthielte; doc Eennen wir das 
Vorkommen derfelben von andern Orten, und: fünnen mit 
Recht fchliegen, daß fie auch hier als Gemengtheile befon- 
derer Lager des Urgebirges ſich vorgefunden haben, welche 
zerftört wurden; worauf die zerftreuten plattenförmigen, 
balbverwitterten Granitblöfe, vorzüglich aber die hohe Bes 
defung von Grus und Sand ebenfalls zu deuten feheinen. 

Eine gleiche Zerftörung von- Urgebirgen wird durch 
Die gleichnamigen Mineralfpecies , welche zugleich mit dem 
Pyrop im leitmerizer Kreife ausgewafchen werden, auch 
‚Dort angedeutet; fie ift aber nicht die einzige, wie: wir 
ſchon im entwichenen Jahre bemerkt haben, und nun nod) 
beſtimmter nachweifen können. 

Durch genaue Vergleichung der — ——— ———⏑——— wel⸗ 
che bei Diaffowiz und Tribliz in fo großer Menge nächſt 
Dem Pyrop gefunden werden, mit den Sammlungen der 
vorzüglichſten Peträfactene Kenner Deutſchlands, Hrn. Ba— 
von von Schlotheim in Gotha und Hrn. Grafen Mün— 
fter in Baireuth, hat es fich bis zur Evidenz ergeben, daß 
Die bier gefundenen Verjteinerungen, als: Terebratula 
‚peetita und T. rigida Sowerby der Kreide-Formation an: 
gehören, in England im Greenfand, in Frankreich in der 
Glauconie Grayeuse , in Deutfchland im Plänerkalk vor: 
fommen; Crania stiiata Lamark war bisher nur in der 


22 


unteren Kreide in Frankreich bekannt; eine ähnliche aber 
verfchiedene Art in den Kreide» Mergeln zu Braunberg bei 
Münfter. Dagegen. ift Ammonites lineatus Schloth. und 
Terebratula numismalis charakteriftifch für die Lias- For: 
mation, im welcher fie auch bei Amberg und Banz gefun- 
den werden. Dahin fcheinen auch die weniger zu beftimmen- 
den Arten von Trochus, Cerythium und Turbo, von de: 
nen wir nur Steinferne befizen, zu gehören. Eine kleine 
Turbinolia wurde von dem Hrn, Grafen Münfter für neu 
gehalten, und mit dem Namen Turbinolia parvula belegt. 
Die Begebenheit, durch welche die Pyrope des leitmerizer 
Kreifes auf ihre gegenwärtige fecundäre Lagerftätte ges 
bracht, und Berfteinerungen aus zwei verſchiedenen For— 
mationen mit ihnen vereinigt wurden, muß daher erft in 
der. Periode der tertiären Formation nach der Bildung 
der Kreidegebirge fich ereignet haben, Auffallend bleibt 
jedoch, daß die Ling» Formation, aus welcher hier Ver: 
fteinerungen vorfommen , bisher noch nirgends in ganz 
Böhmen entdeft wurde. 

Bon den Berfteinerungen, welche fonft unferen Samm⸗— 
ungen: zugefommen find, wollen wir nur den Elephanten- 
Stoßzahn erwähnen, welcher an der Nüffeite des Laurenz— 
berges im fürftlich Kinfty’fchen Garten vor dem Augezder 
Thore gefunden, und von dem Heren Fürften dem Muſeum 
verehrt wurde, Er fiheint von der Höhe des Berges ber: 
abgefunfen zu feyn, war yon einem mächtigen Lager von 
Schutt, mit feharffantigen Stüken von Ihonfchiefer und 
Kreide s Mergel (wopufa) überdeft, ohne alle abgeruns 
dete Gefchiebe, welche auf eine Anfchwenmung durch Die 
Moldau deuten Fönnten. Don diefem wird man wenig: 
tens nicht behaupten Fönnen, daß er von den römifchen 
Feldzügen herftamme, da die Nömer, wie befannt, nie 
mals in das innere Böhmen eindrangen, 

Aus der Zonlogie haben wir blos die ſchwarze Va— 
rietät des Feldhafen anzumerken, welche ſich feit vielen 


25 
Fahren in einem Fleinen Umkreis von etwa 4 Meilen int 
pilfner Kreife aufpält, ſich wenig vermehrt, doc) nie ganz 
ausgeht, übrigens außer der Farbe ſich von den gemeinen 
Feldpafen nicht unterſcheidet. * 
Die Fortſchritte der Botanik find fo raſch, die aus 
alfen gonen zuſtrömenden neuen Pflanzen ſo zahlreich, daß 
man durch Sammeln und Ordnen des Gefammelten kaum 
mehr zum eigentlichen Bearbeiten zu gelangen vermag; 
das dritte Heft der Reliquiae Haenkeanae, wovon die 
Kupfertafeln der Beurtheilung vorliegen, wuͤrde indeſſen 
beendet; dieſes enthaͤlt drei Pflanzenordnungen: die Tac⸗ 
ceen, von Hrn. Doct. Brest, Euftos der botanifchen 
Sammlungen, die Piperaceen, von Hrn. Opitz, und die 
Enperaceen, von Hrn. Prof. und Doct. Sodann Prefl 
bearbeitet , worunter 2 nene Gattungen und 107 neue 
Arten. 

Unter den urtinden welche von der k. k. Univerſi⸗ 
tät allhier an das Muſeum übergeben wurden, befindet ſi ſich 
ein handſchriftlicher Catalog der Univerſitäts⸗ Bibliothek 
aus dem Ende des XIV. Jahrhunderts auf einer Perga⸗ 
ment: Rolle, 200 Handſchriften auf Pergament und 6 auf 
Papier enthaltend. Wahrſcheinlich befinden ſich darunter 
jene A1A Eodices, welche, nad) Angabe der Chronik des 
Bones von Weitmül*), Kaifer Karl der IV. im $. 1570 
aus dem Nachlaffe des verftorbenen Dechants Wilhelm 
auf dem Wyſſehrad, welcher diefe Werke aus Avignon 
mitgebracht, um 100 Mark Silbers erfauft, und der Uni⸗ 
verfität geſchenkt hatte. Von dieſen 206 Handſchriften 
gehören 100 der Theologie, 56 der Suriöprudenz , 7 der 
Medicin und Naturgefhichte, 33 der Philofophie, 9 der 
Pbeſie und 1 der Kriegeiniffehfihhrt an, welche damals 
mehr practifch als theoretifch gelehrt wurde. Unter den 


nah Chronicon Benessii de Weitmil i in Script. rer. Hallen 
u p. #05 ad annum 1370. 


24 


gefhichtlihen Werken wird eine Cronica boemorum,, 
Cronica Sighardi, Cronica Martiniana erwähnt. Die. 
Biblia Dni. Archiepiscopi in qua legitur ad mensam 
Magistrorum collegiatorum läßt uns. erkennen, daß die 
Magifter in Gemeinfihaft lebten. Wie das Fach der Na— 
turgefcehichte beftellt war, erfehen wir aus folgenden vers 
zeichneten Werfen, Liber de proprietatibus rerum. Eine 
Compilation nach dem Vorbilde des Thomas Cantaprita— 
nus von dem Mönch Bartholomäus Anglienus (de Glan: 
ville), welche damals für den Inbegriff alles Naturwiſſens 
galt; nad) Fabricius fol diefes Werf um das Jahr 1560, 
nach Haller zu Ende des XIV. Jahrhunderts erfchienen 
feyn ; wäre diefer Eoder unter jenen gewefen, welche im 
J. 1570 erkauft wurden, fo müßte man die Angabe von 
Fabrieins als die richtigere annehmen.  Compilatio de 
Libris Aristotelis et aliorum philosophorum. Textus 
de animalibus. Liber Medicinalis, qui incipit: Medieina 
confortat contra morbos. Radulphus super Anticlau- 
diano etMicheo, cum aliis. Antiqua translatio mecha- 
nicae et alii textus Aristotelis, de sculpturis lapidum. 

Aus diefen Quellen und den Schazfäftchen von Na: 
turalien, welche etwa die Aerzte, Apothefer oder Profef- 
foren felbft befaßen, wurde gefchöpft, um eine größere An— 
zahl von Studierenden zu belehren, als dermalen auf den 
Univerfitäten zu Gdttingen, München und Leipzig zufam: 
men angetroffen werden. 

Haben wir nun einen Blik auf den Zuſtand der, Wif- 
fenfchaften im XIV. Jahrhunderte geworfen, fo wollen wir 
einen zweiten auf die. Rechtspflege jener Zeit richten, wel—⸗ 
che uns aus einer andern feltenen Handfchrift jener Zeit 
befannt geworden ift, die fich ebenfalls in unferem Mufeum 
befindet. Es ift nämlich die Befchreibung der gerichtlichen 
Derfaffung des Landes, mit einer Zueignung an König 
Wenzel in böhmifcher Sprache, von Andreas von Duba, 
oberiten Landrichter unter Kaifer Karl nnd deffen Sohn 


25 


König: Wenzel vom 3.4545 bis 159L, welche er im J— 
1402 dem Könige. übergab, wo. Duba, wenn er nur 30 
Jahre, alt gewefen wäre, als er die Stelle eines Oberft: 
landrichters übernahm, ein Greis von 90 Jahren ſeyn 
mußte. Ondieg z Dube ift allen Älteren Schriftitellern, 
MWeleffawina, Paprocky, Stranſty, Balbin, befanntz die 
Zueignung an den König Wenzel ift aber ſehr felten; ‚Graf 
Sofeph von Auersperg in feinem Commentar über Balbins 
Liber Curialis erwähnt fowohl die Perfon als die Sek 
tenheit dieſer Handfchrift. 

Die Kraft, mit welcher dieſer edle Greis die Miß— 
bräuche ſeiner Zeit rügt, die Freimüthigkeit, mit welcher 
er ſeinen König, und zwar König Wenzel, den die Ge— 
ſchichtſchreiber nicht als beſonders langmüthig darſtellen, 
zur Abſtellung derſelben aufruft, der Eifer, mit welchem er 
das alte, freie, blos auf Traditionen beruhende Landrecht 
(geſchriebene Landesgeſeze haben die böhmiſchen Stände 
ſelbſt von Kaiſer Karl nicht angenommen) vertheidiget, der 
ſchlichte Ton, in welchem er die Erfahrungen, die er in 
ſeinem Geſchäftsleben gemacht hat, mit der gebührenden 
Ehrerbietung gegen ſeinen Herrn vorträgt, verdienen wohl 
der Nachwelt aufbewahrt zu werden, Die Dedication, wört— 
lich überfezt, lautet wie folgt: 

„Dem durchlauchtigiten Fürften und Heren Herrn 
Menzel römifchen, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, und 
böhmifchen Könige, meinem gnädigen Herrn und der 
Krone Böhmen gebornem Erben, Ich Andreas älterer von 
Duba *) (entbiete) meinen unterthänigen und zum Gehor— 
fam Deiner Majeftät. bereiten Dienſt.“ 

„AS Dein treuer Diener, der böhmifchen Krone aus 
geborner Unterthan, fehreibe ich zu Deiner Ehre und zu Dei— 
nem und des ganzen Landes Böhmen allgemeinen Beiten 


° *) Ein jüngerer Andreas von Duba kömmt im J. 1306 unter 
den Landrechtsbeiſtzern vor. 


26 


meine Denkſchrift (pamet), wie und was ich don meinten 
Vorfahren und von vielen alten Herten, die Bohmens 
Rechte liebten, gelernt, da ich feldft durch viele Jahre das 
Amt des Obriſten Landrichters unter Deinem Vater und 
unter Dir bekleidete, führte, und mit meinen getreuen Ge 
fährten und andern Amtleuten jener Zeit treu handhabte; 
vorzüglich deshalb (fchreide ih), damit diefe ehrbaren 
Rechte und diefe Landesordnung mit mir alten Manne 
nicht in Dergeffenheit gerathen. Denn ich meine, daß es 
wenige böhmifche Herren gebe, die fich erinnerten, was 
ihre Väter für Mechte (Gefeze) Hatten; und da fie es nicht 
wiffen, führt jeder das Amt nach feinem Willen, nach ſei— 
nem Gimme und eigenem Gutdünfen (Erfindung), unbarm— 
herzig Geld (Größe) ermwerbend, gegen die alten Sazun— 
gen, dadurch die Krone Böhmen, Nitter und Edle (Pas 
noffe) gar fehr an ihrer Erbfolge (pofinpenftwie), Du an 
Deiner Herrfchaft, die geiftlichen und weltlichen Gemein: 
den an ihrer Ehre und Gut, die Armen und Waifen an 
ihrem Erbtheile durch nachläßige Amtführung verkürzt 
werden. Und wen trifft die allgemeine Klage oder Nach— 
rede (Gefchrei, Erik) als Dich, wer kömmt in böfen Ruf 
als Du? doch deffen kannſt Du 198 werden, von aller Schuld 
frei feyn. Nur nimm den Unterricht an, wende Deine 
Sorgfalt darauf, welchen Du das Amt verleiheft, oder es 
fhon gabft, und von ihnen den Eid annimmt. "Gebiete, 
daß fie die göttliche Gerechtigkeit üben, und in diefer und 
zu dieſer Gerechtigkeit das alte gebräuchliche Recht füh— 
ven, ohne Erfindung neuer Rechte (Gefeze); daß fie gegen 
die alten Gazungen nicht nad Gewinn ftreben, daß fie 
Gnade erweifen und Feine Partei halten; Gott gebe es! 
immer bereit, jedem nach feiner Mothdurft zu dienen; denn 
dafür haben fie ihren Gehalt. Befiehl ferner, daß fie, wo 
fih8 um ihre eigene Sache handelt, die Leute nicht vor 
fich Taden (eitiren), daß ihre jüngeren (Unterbeamten) mit 
den Sachwaltern, fo die Streitfache führen, ſich nicht ing: 


27 


geheim berathen. Gebiete auch, daß fie auf Deine gerechten 
Anfälle fleißig Acht Haben nach) dem Nechte, dag wenn Dir 
oder ein andrer Dir gerecht ift, daß ihm das Necht nicht 
verzögert werde, wo Du Unrecht haft, fondern es foll des 
üblen Rufs wegen fogleich dem Deinigen ein Ende gemacht 
werden, damit er am Nechte genug habe. Vor allem ftelle 
die Klagen (oktik) im Landgerichte allerdings ab durch 
Deine Amtleute. Denn wo der Amtmann feinen Heren 
entfchuldiget, und nicht fich mit feinem Herrn entfchuldigt, 
da ift es gut: aber ein übles Zeichen ift, wenn der Bes 
amte fpriht, „durch mich (meine Schuld) gefchieht dies 
nicht,“ und der Herr dazu fchweigt. Deshalb da Du die 
Säule, die Leuchte aller Gerechtigkeit bift und der Rächer 
alles Böſen, verwahre Dich dafür durch Deine Beamten. 
Div bift aller Herr, allen Liſtigen Elug, allen Ungerechten 
ein Fallftrif, allen Guten werth (lieb) und ein wahrhaftes 
göttliches Geſchenk. Ich fage auch noch dies, wenn Deine 
beeideten Amtleute von Dir den Befehl Hätten, und ihn 
nicht vollzögen, und über die Unordnung, wie heut zu 
Tage gefchieht, gefchrien oder geklagt würde, fo wirft Du 
Deinem getrenen Rathe befehlen, es zu unterfuchen und 
zum Befferen zu leiten,“ 

„Lieber Herr, was ich ſchreibe und fehreiben werde, 
dies vor jedem Menfchen zu reden und Eund zu thun fchene 
ich mich nicht; denn ich thue es Feiner andern Urfache wes 
gen, als nur Deiner Ehre wegen, und des allgemeinen 
Wohl: des böhmifchen Landes wegen.‘ 
vBier Ameleute find von Dir in der Landesordnung 
feftgefezt, welche die Oberften heißen; denn fie find von 
Dir als dem allerhöchften Herrn gefeze zu Deiner, und Dei— 
ner Krone, und des ganzen böhmifchen Staats Ruhe und 
Ehre auserwählt, ihre Aemter begabt mit Einfommen, da= 
mit fie, was ihnen obliegt, zuerft Dir und dann den Armen 
und Meichen Gerechtigkeit ausüben. Worüber die Herren 
ihr Urtheil ſprechen, oder worüber ſich die Leute freiwillig 


28 


vergleichen, deffen Verzeichnung, Aufbewahrung (pamet) 
Mt ihnen angeordnet. Dies laſſen ſie in Bücher, welche 
Landtafel heißen, durch ihre Schreiber eintragen. 

„Dieſe Herren erhalten von Dir ihre Aemter, und 
ſchwören Dir und dem ganzen Land treu zu feyn. Von Dir 
haben fie Ehre und Gut, von Dir und dem gemeinen We 
fen empfangen fie den beftimmten Grofchen (Gehalt, Ge— 
bühr) für ihre Bemühung. Drei von ihnen follen hochge- 
borne Herren (vom Herrenjtande) feyn, der Prager Burg: 
graf, der, Oberftfämmerer, der Obriſte Landrichter; der 
wierte, der Obriſte Landfchreibet, muß nicht von hoher Ge 
burt, fondern ein gemeiner, wohlverhaltener und in feinem 
Face wohlunterrichteter (gelehrter) Mann ſeyn.“ ... 

Nachdem nun Andreas von den Verrichtungen dieſer 
vier Amtleute, von VBorladungen und Gebühren beim Land: 
gerichte Mehreres gefprochen, wendet er fich abermals an 
den König und fügt: 

„Willſt Du des allgemeinen Gefchreies (der an) 
108 werden, von dem ganzen Gemeinwefen wahren Danf 
einernten, fo rufe die Herren zufammen und befiehl ihnen, 
Dies zu leſen und diefem gemäß zu handeln, Beſtelle Deine 
Amtleute und gib dies der Gemeinde aus dem Nathe bei 
deinen Lebzeiten hinaus, fo wirft Du am Leib und Seele 
glüklich ſeyn. Wenn Du hören willft, oder Deinen Rath 
zu hören befiehlit, fo werde ich Vieles im Amte zeigen, daß 
man für ein Schof zehn Schof, für zehn Schof hundert 
Schok genommen hat, Damit Du diejenigen beftrafeft, wel- 
cher wegen Du ins Gefchrei gefommen bift, und wenn Du 
geruheft mich allein zu hören, will ich noch mehr zu Dei: 
nem Nuzen und zu Deiner Ehre veden.“* 

Diefer Zufchrift an den König, welche in En 
Handſchriften vermißt wird, folge unmittelbar der Tractat 
über die Amtsführung bei dem oberften Landgericht. Das 
böhmiſche Landrecht, fpricht Duba, habe feinen Urfprung 
aus dem Heidenthume, vorzüglich von dem Afersmann 


29 


Pkemysl und von den Herren, die zu jener Zeit Tebten. 
Den Beweis lieferten viele heidniſchen Gebräuche , als die 
Reinigung ‚mit glühendem Eifen und die Waflerprobe, 
Diefe Gebräuche hatten: fih) bis auf Kaifer Karl und den 
- Erzbifchof Erneſt erhalten. Durch allgemeine Berathung 
wären die Ordalien abgefhafft, und der Neinigungseid 
eingeführt worden. ı Von Zweikämpfen vor Gericht, welche 
Kaifer Friedrich nach dem Freibrief für Steiermark vom 
J. 1237 dort bereits abgefchafft, und an ihre Stelle dem 
Beweis durch Zeugen eingeführt hatte, wird noch viel und 
oft gefprochen. Dieſer Gebrauch ſcheint fi) in Böhmen 
weit länger erhalten zu haben, als in den benadhbartem 
Ländern z in dem QTalenbergifihen Eoder des Muſeums 
wird noch unter dem Jahre 1456 ans der alten Landtafeh 
ein von. dem Gericht beſtimmter Sweifampf zwifchen einem 
Sohann von Tetſchen (Ian z Dieeina) und Nifolaus von 
Lobkowiz (Mikuläs z Lobfowic) angeführt *). 

Um den Geiſt dieſer alten Geſeze beurtheilen zu kdu⸗ 
nen, wollen wir einige anführen. 

Der eines Todtſchlags Beſchuldigte, wenn er bei 
ner Ehefrau gefunden wird, kann, wenn fie ihn umarmt 
oder mit ihrem Kleide bedekt, von ihr nicht genommen 
werden und ihm Leid widerfahren. Eben ſo, wenn er 
an dem Grabe des h. Wenzel auf dem Prager Schloſſe, 
oder vor der Königin von Böhmen ſich befände, darf er 
nicht genommen werden, ſondern ſoll des Friedens ge— 
nießen. 

Eine entführte Zungfean , wenn fi e ausſagt, daß ſie 
mit ihrem Willen getraut worden wäre, wird ſammt ihrem 
Mann dem klagenden Vater übergeben, der beiden mit ei— 
gener Hand die Köpfe abſchlagen ſoll. Wenn ſie ausſagt, 
daß es ohne ihre Einwilligung geſchehen, fo ſoll die Jungs 
frau diefen Mann mit eigener Hand, enthaupten, 


aus -ur 


u) Falenberifi kniha pag- 132 w Fnihach pamätnjch 4. XI. 


50 


Wenn eine Witwe jemanden, der ihr an Geburt gleich 
it, eines am ihrem Manne oder ihrem Verwandten began- 
genen Todtfchlages wegen vor Gericht fordert, fo ſoll ſie 
wider den Beklagten nach derſelben Weiſe vorgehen, wie 
ein Mann. Wenn fie mit ihm kampft, fo muß der Bes 
flagte in einer Grube bis an den Gürtel ftehen, mit einem 
Schwert und einem großen Schilde verfehen, in welcher 
Grube er fi wenden und wehren foll, wie er kann. Sie 
aber ſoll auch, mit einem Schwert und Schild verfehen, in 
dem rund herum gezogenen, dazır beftimmten Schranken 
bleiben, wo weder er aus der Grube, noch fie aus dem 
Schranfen darf, fo lange einer den andern nicht überwin— 
det; wenn aber einer oder der andere ——— ſollte, 
der würde ſein Recht verlieren. 

Eine Jungfrau von 18 Jahren oder noch älter), wenn 
fie mit dem des Mordes Befchuldigten Fämpfen wollte, 
foU desfelben Rechtes geniegen (fich gebrauchen); wo aber 
nicht, fo hat fie, wie eine Waife, das Necht der. Vertre— 
tung durch einen Verwandten. 

Wenn wir auch nicht in Abrede ſtellen Fünnen, daß, 
ungeachtet der geringen Hilfsmittel, welche in damaliger 
Zeit den Lehrern gleichwie den Schülern zu Gebote ſtan— 
den, der menfchliche Geift deffenungeachtet in feiner Entwis 
felung vorfehritt, und fo manche Gelehrte auf der hiefigen 
Hochfchule gebildet wurden; wenn wir auch dem Bieder- 
finn des redlich und rechtlich gefinnten Greifes Andreas 
von Duba unfere Hochachtung nicht verfagen fünnen, und 
den Zartfinn eines Geſezes anerfennen, welches der Ehefrau 
das Necht einräumt, durch eine Umarmung ihrem Gemahl 
das Leben zu retten; wenn wir auch überzeugt find, Daß 
die edlen Jungfrauen jener Zeit von dem ihnen eingeräums 
ten Rechte gegen den Entführer nie einen andern Gebraud) 
gemacht haben werden, als Gnade fir Recht vorwalten zu 
laffen: fo mögen wir uns doch erfreuen, in Zeiten zu le— 
ben, wo alle Hilfsmittel dargeboten find, um im einem 


51 


jeden Zweige der Wiffenfchaften und Künſte die höchſte 
Stufe der Ausbildung erreichen zu können, wo auf feiten 
Grundfäzen der Moral und des Nechtes gegründete hu- 
mane Gefeze die Fortfchritte der Eivilifation der Nationen 
beurfunden, und ein König den Gcepter führt, der die 
Gefezlichkeit nicht blos zum Wahlfpruch erkiefen , viel 
mehr durch alle feine Negierungsjahre, die Gott vers 
längern wolle! zum Hauptaugenmerk feiner Fürforge für 
alle, feiner väterlihen Waltung untergebenen, Völker 
gewählt hat. 

So bliebe denn auch in diefem Sahre Feine Abtheiz 
lung unferer Sammlungen unbegabt, Feine Gabe unbeach— 
tet und unbenüzt. Mögen Gie, meine Herren, diefes 
als Bürgfhaft annehmen, daß wir auch in Zukunft all 
dasjenige, was uns zur Bewahrung und Benüzung für 
Mit: und Nachwelt anvertraut werden wird, mit gleicher 
Sorgfalt und Treue verwalten werden, 


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— Fetnefkässung URS DENT. 


Berhandlungen 


der 
Geſellſchaft 
des 
vaterlaͤndiſchen Muſeums 
in Böhmen 


in der ſiebenten allgemeinen Verſammlung 
am 30. Mär; 1829, 








Drag. 


Aus der Monatfhrift der Gefellihaft des vaterländiſchen Muſeums 
in Böhmen (Monat April 1829) befonders abgetruft, 











H 27 — REN * 










RUNGEN DI — 





Peter — 


fh 


jur. 87 sw * Br 


aeg 





J. 
Yortrayg 
des Gefchäftsleiters 


Marimilian Millaueı, 


Doct, und öffentl, ord. Prof. ber Theologie. 





Hochanſehnliche! 


Wer Inſtitute, wie Böhmens National-Muſeum 
es iſt, nicht etwa blos nad) den Gebilden feiner Phan— 
tafie, fondern nad den Ausfprüchen der Erfahrung, 
dieſes unerfchöpflihen Bornes unferes wichtigften und zu— 
gleich verläßlichiten Willens, Eennt und beurtheilt: muß 
es bemerkt haben, daß es oft eine weit fchwierigere Aufs 
gabe fey, Anftalten diefer Art zu erhalten, zu vervoll: 
Eommnen und gemeinnüzig zu maden, als fie zu 
begründen und zu organifiren; indem nicht nur 
Dies leztere, fondern ſelbſt auch das erftere, blos durch 
u 


A 

eine ſtets vege, weiſe und ſtandhafte Liebe zum Vater 
lande und zu den Wiffenfhaften, durch Gemein 
finn, gemeinfame Thätigfeit, umd durch gemein 
fame Opfer möglich wird. Er muß ferner bemerkt haben, 
daß es blos zu den unverfennbaren, wenn gleich wenig er⸗ 
freufichen Zeichen der Zeit gehöre, von jeder guten Saat 
fogleich auch die Früchte fammeln und genießen zu wol- 
Yen; während Manches, und gerade meiftend Das Groß— 
artige, blos allmählig, blos im Verlaufe der dazu erforz 
derlichen Zeit, veift und gedeiht. Er muß es endlich bes 
merkt Haben, daß der bloße äußere Erfolg nie zu einer 
untrüglichen Benrtheilung der Kenntniß irgend eines be- 
treffenden Zwefes, und des Eifers, denfelben zu verfolgen, 
führe; ja fogar nicht einmal dazu berechtige: weil jener 
Erfolg denn doch nur durch die zu Gebote ftehenden Mit: 
tel, als den einzig wahren Maßſtab der Leiftung, und 
ſelbſt auch der Verbindlichkeit dazu, bedingt wird. Wo 
diefe den Bedürfniffen entfprechen, oder fie fogar 
überbieten, da entfteht auch das Große, Schöne, Gute 
bald, ficher und leicht; wogegen es entweder ganz unges 
kannt, oder doch um beachtet.geblieben zu feyn fcheint, 
fobald es an den zu feiner Verwirklichung erforderlichen 
Kräften gebriht.. „Das Gute ernftlih wollen,“ 
fehrieb in einer ähnlichen Beziehung vor kurzer Zeit ein 
warmer Freund der Jugend, Wiſſenſchaft und Kunft, 
„dem Befferen redlich nachſtreben, wenn es auch 
nicht nach Wunſche erſtrebt wäre, blieb nie ohne 
Beifall und Nahfiht der Edlen und Befferge- 
finnten. Manches unbemerkt ausgeftreute Saa— 
menforn iftdarum noch nicht verloren, weil‘ die 
“Entwiflung feines Keimes noch nicht ins Lüge 
are 1 

Daß auch unſer National: -Mufeum dies alles 
“mit ähnlichen Snftituten gemein habe, bedarf wohl keiner 
„Erörterung; während: ich ſelbſt es hier blos deshalb be⸗ 


5 


zühren zu,follen erachtete, um wenigftens im Allgemeinen 
anzubeuten, warum aud) bei Uns bisher fo mancher ſelbſt 
wohlbegründeten Anficht nicht gehuldiget, fo mans 
chem felbft wohlgemeinten Vorſchlage nicht will 
fahrt, fo manchem hie und da laut gemordenen felbft erz 
fprießlihen Wunſche nicht entfprochen worden ift. 

Aber auch des Schikfals wechfelvolles Spiel, näm— 
lich die Einwirkungen betrübender und erfreulicher 
Ereigniſſe, hat das Muſeum nach der Natur der Sache 
mit ſeinen Schweſtern gemein; und erfuhr dieſelben, wie 
früher, ſo auch ſeit der lezten allgemeinen Verſamm— 
lung wieder; doc, neuerdings mit dem gleichen Trofte, 
daß die Abwendung der betrübenden außer dem Gebiete 
der Möglichkeit für Menfchenkräfte lag, und daß fie weder 
allein, noch überwiegend, fondern im trauten Gefolge der 
erfreulihen, wie auch durch diefe wenigftens einiger⸗ 
maſſen gemildert uns trafen. 

Z3Zu den betrübenden gehört nicht nur die gefahr: 
volle, lange währende Krankheit Sr. Excellenz unferes 
Herrn Präfidenten Kafpar Grafen von Sternberg, 
welche die Vollendung mancher preismwürdigen Entfchlüffe 
theils gänzlich vereitelte, theils verfhob; fondern auch 
der Berluft mehrerer verehrungswürdigen Mitglieder 
unferes patriotifchen Vereines, die der Tod feit jener 
Derfammlung uns neuerdings ganz unerwartet * 
namlich: 

Aus der Mitte des Ausſchuſſes: Den hochw. H. 
Abbe Sofepb Dobrowfly. 

Aus der Claſſe der wirkenden Mitglieder: Den 
9. Ferdinand Fürften von Trautmannsdorf, 

Aus der Claſſe der Ehrenmitglieder: ©e. königl. 
Hoheit den Herrn Großherzog Karl Auguſt von Sach⸗ 
fen - Weimar » Eifenad). 
>. Aus der Glaffe der beitragenden und zum Theil 
auch ſammeluden Mitglieder: Den Leitmeriger Dom⸗ 


6 
Senior. und Didcefan» Schulenoberauffeher. 9 Se ann 
Tadhezi. 

An die zahlreihen Denfmale ihrer hoben. und mans 
nigfaltigen Verdienſte reiht als Bürge unferer unvergängs 
lichen Verehrung, in ftiller Wehmuth, auch gegenwärkig 
Erinnerung fih an. 

Alle übrigen Gegenftände meines Vortrages > 
der gewöhnlichen Beſtimmung und Ordnung desfelben, 
namentli die Berichte über den Stand der Gefells 
fhaft, der Sammlungen, der inneren Arbeiten, 
und des Vermögens, gehören abermals zu den erfreu: 
a Ereigniffen des zulezt verfloffenen Jahres. 

In die Geſellſchaft traten im Verlaufe beaielues 
ein, und zwar: 

Sn die Elaffe der wirkenden Mitglieder: Durch 

Erklärungen zum baaren jährlichen Syftemalbeis- 
trage: 9. Heintrid Graf Chotek von Chotkowa 
und Wognin; — 9. Johann Nepomuf Kanka, 
der ſ. R. D. und Landes- Advocat, churfürſtlich Heſſi— 
fher Hofrath und d. 3. Nector der Karl: Zerdinand’fhen 
Prager Univerfität; — 9. Joſeph Anton Werner, 
bes allzeit getreuen Domftiftes der Metropolitanfirche 
zu St. Veit am Prager Schloſſe Canonieus regius und 
Dom-Cantor; — 9. Wenzel Peflina, Pfarrer zu 
Lautfchiz in Mähren und correfpondirendes Mitglied der 
k. £. mährifch = fchlefifhen Gefelfchaft zur Beförderung 
des Aferbaues, der Natur= und Landeskunde; — 9. 
Heinrich Eduard Herz, Großhändler in Prag; — 
und 9. Joſeph Weber, dirigivender k. k. Zeldapothes 
ken⸗ Proviſor in Wien. 
Durch Materialbeiträge im Soſtemolwenthe 
aber: Die Eönigl. boͤhmiſche Geſellſchaft der Wik 
fenfhaften; — und 9. Fran; Sofeph Freiherr von 
Bretfeld-Chlumdanfty, k. E. Kämmerer und wirk— 
licher Staatskanzlei-Rath, wie auch mehrerer Orden Rit⸗ 
ter und gelehrten Geſellſchaften Mitglied. 


7 


In die Claſſe der beitragendben und zum Theil 
auch fammelnden Mitglieder wurden aufgenommen: 
9 Wenzel Kara, königl. Dom: Gapitular, Conſiſto⸗ 
rial⸗Rath, wie auch ſupplirender Didcefan = Schulenober: 
auffeher in Leitmeriz, zugleich fammelnd; — 9. Joſeph 
‚Köhler, Doctor der, Medicin und k. k. Kreisphyſicus in 
Ellbogen, zugleich fammelnd; — H. Franz Koſtka, der 
theologiſchen Doctorswürde. Candidat und fupplirender 
Katechet an der Prager Eleinfeitner k. k. Mufterhaupt- 
ſchule; —endlih H. Georg Fiſcher, PU ra 
* Neuhauſer k. k. Gymnaſium. 
Ueber die nach den $$. 10, 44, 16 und 17 der von 
&. % k. Majeftät allergnädigft genehmigten Grundgefeze 
für unferen patriotifchen Verein, in ſeiner heutigen all 
gemeinen Verfammlung - vorzunehmenden Wahlen eines 
Herren Bräfidenten, 5 neuer Ausfhußmitglieder, 
einiger neuen Ehrenmitglieder, und der vier Herren 
Revbiſoren der Rechnung des Jahres 1828, wird das 
hohe Präfidium ſelbſt die einleitenden Vorträge halten, 
Die für unfere Sammlungen duch Ertheilung 
amd Ankauf erhaltenen Materialien, ſtehen mit 
Rükſicht auf Anzahl und — ——— HERD gen 
der früheren Jahre Feinerdings nad. 
Dem hochherzigen Wohlwollen Sr. Excell. —*— 
Herrn Präfidenten verdankt das Muſeum neuerdings 
folgende ausgezeichnete Beiträge: 6 Partien verſchiedener 
Mineralien und VBerfteinerungen; 2 Päfchen mit 
getrofneten Pflanzen, und zwar das eine mit fars 
diniſchen, das andere mit Eleinzafiatifchen; dünn 
eine Sammlung von wichtigen, größtentheild ın atırrz 
Hiftorifhen Druffchriften, beitehend in 112 Bäns 
den, worunter mehrere Pra gtwerten mit 1359 Abbils 
dungen, >‘ — 
—* Durch⸗ er — nitterneil an das Mus 
eh Yn — 350. 25 


& 

Sir die Bibliothek: mit Einſchluß der von eini⸗ 
gen wirkenden Mitgliedern auf Abfchlag ihrer baaven Bei⸗ 
träge übernommenen Verlagsartifel: an 100 vaterländis. 
ſche Drukſchriften, und eine handſchriftliche Geſchichte der 


hieſigen afademifchen Legion im 3. 1802. wenn 
Für die Münzfammlun * ein fünffacher- en 
von Eule. oh 


Und für die ehnographifche Sammlung en 
ausgezeichnetes Panzerhemd. 

Der vorläufig befchloffene Ankauf der im — 
des verſtorbenen Mitgliedes Baron Stentſch vorfindis 
gen, und für das Mufeum geeigneten Documente, Manus 
feripte und Bücher, dürfte erft im laufenden Sabre zur 
Ausführung gelangen. ſecn Darm 

Beſchaffenheit und Menge der abrigen uns durch 
freiwillige Uebergabe ertheilten Gegenſtände, waren 
bereits aus den monatlichen Berichten der Geſchäfts— 
leitung über die fortſchreitende Vervollkomm— 
nung unſeres patriotiſchen Inſtitutes in der 
deutſchen Monate und in der böhmiſchen Quartal: 
fhrift des Mufeums erfihtlih. Es fey mir daher ers 
laubt, mich hier nach den diesfälligen Anzeigen der 
Herren Euftoden blos auf allgemeine Heberfids 
ten der einzelnen Fächer zu befhränfen, und das 
mit fofort die Befanntmadhung der in denfelben 
nebft den gewöhnlichen geleifteten de zu 
verfnüpfen. 

An Beiträgen fir die beiden — — 
Sammlungen, nämlich für die allgemeine ſyſtem ati— 
ſche, und für die beſondere vaterländifche, wurs 
Den eingeliefert: 4 Partien und 7 einzelne Stüfe, woruns 
ter fi) vorzüglich auszeichnen, die fhönen Vorkommniſſe 
des Giftberges von H. Grafen Eugen Wrbnaz eis 
nige Prachtftüfe von H. Bergrath Aloys Mayer; dann 
einige feltenere Mineralien von den beiden wirkenden 


9 


4 


Mitgliedern, H. Anton Schmid, der ſ. R. Dr und 
He Johann Weitlof, der ſ. NR. Candidaten. 
Unter den durch Tauſch erlangten Gegenſtaͤnden 
verdienen eine beſondere Erwaͤhnung: eine Partie höchſt 
ausgezeichneter Mineralien aus Cornwall und Schotts 
band, welche 9: Robert Allan in Edinburgh dem 
Mufeum gegen böhmifhe Mineralien; dann eine 
Suite feltenev Mineralien (worunter 45 bisher nicht vor⸗ 
handen gewefene Species), welche das Berliner königl. 
Mineralienz Cabinet gegen einen Meteorftein überließ, 
—Durch diefe Gefchenfe, durch einige von Sr. Exc. 
dem Herrn Präfidenten angekaufte und uns gleichfalls 
ertheilte, Partien, durch die Erwerbung mittelft Taufch, 
und durch den Ankauf von 46 feltenen Eremplaren aus 
der Verlaſſenſchaft des verftorbenen E. E, Bergrathes 
Franz in Pöibram, erhielt, die vaterländiſche 
Sammlung einen Zuwachs von 97 Exemplaren und 6 
Schauftüfen. Sie enthält alfo gegenwärtig 4900. Erems 
plare, 145 Partien Lofer Kryftalle, und 466 größere Auf: 
fazftüfes Die ſy ſtematiſche Sammlung aber vermehrte 
fi) um 64 Exemplare, 15 Schauftüfe, 50 Partien Iofer 
Kıyftalle und kleinerer Stüfe, und umfaßt gegenwärtig 
280 Species, wobei die Vermehrung um 29 z 
— Species vorzüglich erfreulich if 

> Die neun acequirirten Gegenſtände Fe in 
beiten Sammlungen gehörigen Ortes eingereiht, und die 
Schon früher begonnene Bezeichnung der in einem befonde- 
zen Schranfe  aufgeftellten Schauftüfe durch Auffchrif- 
ten nad) dem naturhbiftorifhen und nad —— 
Syſtem wurde vollendet. 
an Für) die Petrafaeten ⸗Sammlung * ein: 

7 Partien und 4 einzelne Stüke. Dieſe wurden ebenfalls 
eingereiht, und die Pflanzenpetrificate nicht minder 
mit Auffchriften nach der Nomenclatur des von Sr. Exc. 
dem Herrn. Präfidenten sin feiner Flora der Vorwelt 


40 


aufgeftellten Syſtems ‘bezeichnet, fo daß dieſe nach Ale⸗ 
zander von Humboldts Urtheile einzige Samm— 
lung, izt zum: vollſtändigen Belege des — * 
ſchen Werkes dient. 

Für die geognoftifhe Sammlung wurden drei 
Partien eingeliefert und fogleich auch eingereiht. Weber: 
dies wurden auf zwei von H. Euftos Zippe unternom⸗ 
menen Reifen im berauner, rafonizer und pilfner Kreife, 
gegen 300 Stüke Gebirgsarten des in jenem Theile 
Böhmens bherrfchenden Uebergangsgebirges geſam—⸗ 
melt,. und mit den aus diefen Gegenden fchon früher vors 
bandenen vereint; fo daß ſchon izt ein fehr bedeutendes 
‚Materiale zu einer geognoftifden Schilderung dies 
fes in mineralifher und bergmänniſcher Hinſicht 
äußerit wichtigen Iheiled von Böhmen vorhanden ift. 

Die zoologifhe Sammlung erhielt: 8 Gäuges 
thierarten; 4 Säugethierſchädel; 4 Säugethiergebiffe; 2 
Gehörknochen eines Wallfifches ; 10 verfchiedene Gehörne 
von Säugethieren; A proliferirendes, über den ganzen 
Obertheil des Kopfes warzenförmig fich ausdehnendes Ges 
weih eines Rehbokes; 3 Vögel und Straußeneier; 49 
Reptilien und Amphibien; 44 Fiſche; 3 Fifchgebiffe fammt 
den Waffen des Schwert: und Sägefiſches; 9 Mollusken; 
und eine faft aus 1000 Stüfen beftehende Conchilien— 
Sammlung; 10 Krebfe und Arachniden ; 500 Stük 
Schmetterlinge; 12 Arten von Sternthieren (Radiarien); 
4 Eingeweidewurm; 4102 Stük Korallen» und Pflanzen- 
thiere, welche Ieztere eine befonders —— On 
lung bilden. 

Die botaniſche ——— erhielt: 50 Bilanzehäbi 
ten für das allgemeine Herbarium. Leztere wurden fogleich 
in dasfelbe eingefchaltet ; die zoologifchen Beiträge in 
den dazu beftimmten Käften geordnet; die fchon früher 
‚von Str. Erc. dem. 9. Grafen von Wratislam dem Mus: 
ſeum ‚ertheilten, aus Wachs verfertigeen Shwämme 


und Obſtarten aber im botanifchen-Simmers auf eine 
das Beſehen ſehr erleichternde Art aufgeſtellt. ux. 
Die Bibliothek erhielt: 407 Bände von verſchie— 
denen gedruften Werken und einzelnen Auffäzen; 23 
Handſchriften; 28 Driginalz Urkunden und Copien; meh—⸗ 
rere Fascikel mit verfhiedenen denfwürdigen. Documenz 
tem ‚der, fpäteren Zeitz 26 Karten, Plane und einzelne 
Bilder, Hier wurden die Supplemente des Nominalkas 
taloges ‚fortgefezt , die Materialfataloge der gedrukten 
Werke vorbereitet, ‚eine Genturie von Handfchriften ber 
flimmt, und die in den Vorſaal der Bibliothek gehörigen 
Bücher, in die denfelben gewidmeten neuen Schränfe eins 
gereiht. 9 
Die Copirung der. im Königsberger, geheimen 
Archive (das dem deutſchen Ritterorden fein. Dafeyn 
dankt) vorhandenen, auf Böhmen und feine ehema— 
kigen Kronländer fich beziehenden Driginal- Die 
plome und Abfhriften dDerfelben, von der erfteren 
Hälfte des XI. Jahrhunderts an, wurde auf Veranftale 
tung Sr. Exc. unſeres Herrn Präſidenten, und in Folge 
der von der Fönigl. preußiſchen Regierung mit einer 
auszeichnenden Bereitwilligfeit und Liberalität ertheilten 
Bewilligung dazu ‚bereits. begonnen; und fchon die erſte, 
aus etwa 20 Stüken beftehende Lieferung bewährt, welch’ 
eine herrliche hiftorifche Ausbeute, und welche neue, bis— 
ber ganz unbekannt gebliebene Quellen für die paterläns 
diſche Geſchichte von dorther ſich gewärtigen laſſen. 
WUeber die Fortſchritte der bereits in ber General⸗ 
Derfammlung des Jahres 4826 angedeuteten vaterläns 
difchetopographbifhen Arbeiten aber, Fann der Aus: 
ſchuß wegen individueller Verhinderungen des Herrn Re— 
ned der zu-diefem Zweke gefammelten reichhaltigen 
aterialien, auch Yehınal noch keinen fpeciellen Bes 
richt erſtatten. 


res re 
ARE REF CH - Bi TWIN a + wir We 


4 


Die mit dem DBerlage. der beiden Beitfohriften 
des Mufeums im Sommer des verflofenen Jahres 
vorgenommene Veränderung erzeugt vor. allen andern 
den dringend nothwendigen Wunſch, daß die dabei zu 
Grunde liegenden gemeinnüzigen Abfichten bis zum nach⸗ 
ſten Oſterfeſte durch einen größeren Abſaz (vorzugs⸗ 
weiſe der Monatſchrift) mehr als im zweiten Semeſter 
des Jahres 1828 gefördert werden möchten. Ihre wei⸗ 
tere und ununterbrochene Fortfezung wird näd)- 
ftens eine befondere Anfündigung des —— 
ſes verbürgen. 

Die ethnographiſche Sammlung wurde um 544 
Stüke verfchiedener Zeit und Beftimmung vermehrt. Die 
aus Gyps in Lebensgröße verfertigten, von 9. Grafen 
Berchem-Haimhauſen dem Mufeum ertheilten Büften 
der beiden rühmlich bekannten Optiker Fraunhofer 
und Reihenbad aber, wurden mit Vorbehalt des Eis 
genthumes, gegen Nevers des H. Doct. und Prof. Caf- 
fian Hallaſchka, im hiefigen E. E. u, a 
Cabinette aufgeſtellt. 

In die Sphragidothek GSemmlung vi Siegel⸗ 
abdrüke) wurden, nach dem alphabetiſchen Plane derſel⸗ 
ben, neuerdings einige Genturien von Eremplaren einges 
reiht, und bereits gegen 2000 Anmerkungen de in 
den dazu beſtimmten Codex eingetragen. | 

An neuen Beiträgen für die Mirmsfauns Ki * 
men im Laufe des Jahres 4828 abermals 744 verfchies 
denartige Stüfe von Gold⸗, Silber-, KRupfer-, wie 
auch anderweitigen Metalle Münzen oder Medaillen 
ein. Mit dem Ordnen derfelben wurde fortgefahren, ob⸗ 
gleich vor der Hand weder irgend ein beſtimmtes Syſtem 
befolgt, noch feldft- eine genaue Ausfcheidung der Dow 
‚bletten vorgenommen werden kann. 

Die ftandhaften jährlihen Einkünfte des 
Muſeums wurden theils duch die Verlofung einer 


45 

demfelben gehbrigen Aerarial-Obligation, theils 
durch die neuerdings ſubſcribirten größeren und Fleis 
neren Syftemalbeiträge: um 265 fl. Conv. Münze, 
die Capitalien durch jene Verlofung um 6000f.W. W. 
erhöht; was jedoch erft in der Nechnung des Jahres 1829 
anfgeführt werden Fann; während die von der löbl. Gaffa= 
Derwaltung bereits vollendete, und dem Ausſchuſſe zur 
ſtatutenmaßigen Revifion übergebene Rechnung vom Jahre 
41828 folgenden Stand des gefammten Dertubgens 
zeige: 

Mit Einſchluß der Actien verblieben W. W. 

am Schluſſe des Jahres 1827 . . 145,269 fl. 34%, k. 
"Hiezu Famen im Jahre 1828: 
An SIntereffen von Staatspapieren ee 
and Gapitalien. seen en. 4857 „ 49% m. 
An fubferibirten größeren und kleine⸗ * 
"ron Beiträgen 2 ——————————— * 
Aus dem Debit der Verlagsartikel 8 
des Mufeums 2. cur. 3 ——— 
3... Oumma des Empfangs . 125,229 fl. 35% Er, 
Dagegen wurden in jenem 
en Jahre verwendet: 
Zum Bau und zur inneren Einrichtung 41097 z 21 
Zur Miethe fammt Steuern .... 975 5; 24% 
Bu Befoldungen 4664 — 
Für die Sammlungen s% 827 „ 57% 
Bu Derlagsartikeln 2... 2 200% 331 , 30 „ 
ur Heizung see er N DO 
An gelöfhten Rükftänden. 2... 76 — 5 
Zu Kanzleirequiſiten und anderen 
kleinen Bedürfniſſen . 00000 175, 48 


Zuſammen ... 834b fl. 1%Er. 
Beide von obigem Empfang abges 
rechnet einen Reſt bilden von . . . 116,834 fl. 32% fr. 


14° 
Woraus ſich nachftehender Vermögens⸗ 

ftand fir das Jahr 41829 ergibt: 
An Eapitalien. or en een. 923,600 fl. — Fr. 
An Staatspapieren 2 2» 220.2. 10,375 u 47 on 
An Verlagsartifen . ce... 9759,47 „ 
An (ſeit dem Schluffe diefer Ned: 

nung zum Theil bereits eingeganz 

genen) Rükſtänden . .. 1400 — 5 
J an 0 0 = SOSE „ Au 


Summe wie oben mit. . . 116,884 fl. 32 Y, Er. 

Don denen im J. 1826 vorfhußmeife aufgenommes 
nen AI wird in Folge der gemachten Verheißung, 
im Mai- I. 3. die Hälfte verlost, und im Juni erſtat⸗ 
tet werden Finnen. ' 

Möge diefer zwar prunklofe, doch treue Zahres- 
bericht nicht nur das dem Verwaltungs aus ſchuſſe bisher 
geſchenkte Zutrauen, und die Beruhigung über ſeine 
Sorgfalt und Wirkſamkeit in der Erhaltung, Vervollſtaͤn⸗ 
digung, und Verwendung des ihm anvertrauten gemeinſa⸗ 
men Gutes für die Zukunft erhalten, fondern unter dem 
huldreichften Schuze Sr. k. k. Majeftät und Allerhöchit 
Deffen Hoher Behörden, auch die allgemeine that ſäch— 
liche Theilnahme an den Zweken und Mitteln unferes 
patriotifch = wiffenfchaftlichen National» Vereines, in wie 
fern die Zeit es erlaubt, in jenem Verhältnig erhöhen, 
ohne welchen weder ein Fortfchreiten der inneren 
Bollfommenheit, noch ein dem Geifte und den Bes 
dürfniffen der Gegenwart entfprehender practiſcher 
Einfluß diefer Anftalt auf National: Eultur, 
Nationale Wohl, und National:Ehre denkbar ift. , 





16 


D.- 
ER SR - AE) 
des Präfidenten Grafen Kafpar Sternberg 
in der allgemeinen Sizung ded Bu 


am 30. Mär; 1829. 


j' —X 


* 
ws 


Bi ſchließen heute den erften Gjährigen Cyclus feit der 
Eonſtituirung des Muſeums; ehe wir die Stellen verlaf- 
fen ,‚ zu welchen uns das erfreuliche Zutrauen der Mit- 
lieder berufen, haben wir noch zwei Pflichten zu erfüllen; 
9 eine, uns ſolcher Männer zu erinnern, die als vor— 
ügliche Sierden in dem Verzeichniß der Mitglieder her: 
v tleuchteten; die zweite, nachzumeifen, daß wir dem 
— treu, alles und jedes, was für dieſe Anſtalt 
eſchehen oder ihr gewidmet wurde, in dem Geiſte der 
Fe und zur Förderung der Wiffenfchaften, 
‚befonderer Nüffiht auf das Vaterland, dem Zweke 

R Grundgeſeze gemäß verwendet haben *). 
Wenn der Tod folhe Männer ereilt, melde, reich 
z Thaten wie an Jahren, auf ihr Jahrhundert wohlthä- 
eingewirft haben, bei deren Hinfcheiden nicht blos 
len und Freunde, fondern Nationen die tiefite 
Zrauer empfinden: fo müffen die Gefellfchaften, denen fie 
näher angehörten, die empfundene Wehmuth noch lauter 
ausſprechen. König Marimilian Joſeph von Baiern, der 
Gründer der Föniglihen Akademie in München, und Karl 





®) ©. Verhandlungen des Mufeums vom 3. 1824 ©. 80. 


46 | 
Auguft, Großherzog. von Sachſen- Weimar + Eifenad, der 
‚mit genialifhen Blik ſchon in früher Jugend die ausges 
zeichnetſten Geiſter ſeiner Nation um ſich verſammelt, und 
in einer fünfzigjährigen Regierung auf. das Erblühen der 
Wiſſenſchaſten und Künſte in Deutſchland mächtig einge: 
‚wirkt hat, beide Florens Verehrer, welche in den Gärten 
‚von Nymphenburg und München, fo wie im: Belvedere bei 
Weimar, zahlreiche Sammlungen der feltenften Pflanzen 
aller Zonen pflegten und unterhielten ‚, waren Ehrenmits 
‚glieder der Gefellfchaft, , deren Namen wir mit Ehrfurcht 
und tiefer Trauer nennen, indem wir ihnen dafür den lez⸗ 
ten Dank zollen, daß fie fih an uns angefchloffen. När 
her und duch eine lange Reihe von Jahren mit und uns 
‚ter uns lebend und wirfend, ‚mit und, verwandt, mar der 
unvergepliche, uns küuͤrzlich entriffene Abbe Dobrowſty. 
In allen ſlawiſchen Zungen iſt das Schmerzgefühl über 
dieſen Verluſt für die ſloweniſche Literatur kund gewor⸗ 
den; wir, die wir ihn perfönlich Fannten, als, Mitglied 
des Ausſchuſſes verehrten, ſein bewunderungsmwürdiges 
Gedaͤchtniß, fein raſtloſes Treiben und unermüdetes Wir⸗ 
ken für die Wiſſenſchaften bei hohem Alter anerkannten, 
müſſen mit doppelter Wehmuth auch noch den Dank ver⸗ 
künden, daß. er bei feinem Dahinfheiden des Mufeums 
. gedachte, und feinen handfhriftlichen Nachlaß zwiſchen 
das Muſeum und die Geſellſchaft der Wiſſenſchaften in 
Prag, deren aͤlteſtes male? er war, zu theilen ya 
ordnete. 
Ueber unſere Bi En in.diefen ſechs —— wi 
ein vergleichender Ueberblik mehr Licht verbreiten... 
Es trat diefe Anftalt, wie, fich der — 
ſchaäftsleiter, Auguſt Fürſt v. Lobkowiz, in dem erſten Ber 
„richte ausdrükt*), ohne Kindesalter, in kräftiger hoffe 
nungsreicher Sugendfülle aus den RER: ‚ihrer — 





*), ©. Verhandlungen des Mufeums vom 3.1823 & 6 


47 


hervor, mit einem Vermögensftande vonnahe an 114, 000 fl. 
Capital und 2450 fl. jährlich fubferibirter Beiträge. Sie 
Hatte ein ſchönes Local in unauffündbarer Miethe erhalten, 
Diefes zu ihren Zwefen umgebaut, den Bibliothef- Saal 
mit den nöthigen Schranken und Fächern verfehen, die 
mineralogifche und botanifhe Sammlung war fanmt den 
geeigneten Behältniffen als Geſchenk dargebracht worden; 
es war ein Kern vorhanden, um welchen fi) durch libe⸗ 
tale Zuneigung der Freunde des Vaterlandes das Manz 
gelnde anreihen, und durch klugen Haushalt zu allgemeis 
nem Nuzen verwenden laffen Eonnte. 

Der erſte Befchluß, den der Ausfhuß faßte, war, 
das Stamm-Capital unter feinem Vorwande anzugreifen, 
und diefen hat er treulich gehalten, obgleich die nicht zu 
befeitigenden Auslagen für die innere Einrichtung der 
Säle, wo die Naturalien aufbewahrt werden, im Verlaufe 
Diefer ſechs Jahre 12,158 fl. betrugen, und wenn auch 
nicht viele, doch einige Naturalien und Bücher angefchafft, 
und Heransgaben von Schriften in eigenen Verlag genoms 
‚men werden mußten. Deffen ungeachtet wurde das Capis 
falvermögen um mehr als 5000 fl. erhöht, die zu der 
Herausgabe der Zeit- und Monatfchriften aufgenommenen 
Aetien find durch den Gaffareft gedeft, und werden zu 
beftimmter Zeit zurük gezahlt werden. Die fubferibirten 
jährlichen Beiträge haben ſich um mehr als 2000 fl. ver- 
mehrt; ein angenehmer Beweis der dem Inſtitute ge- 
ſchenkten Iheilnahme, den wir mit voller Anerkennung 
und Dankbarkeit befannt mahen. Eine vollfommen über- 
einftimmende Bemerkung werden wir auch bei dem Zus 
wachs an Naturalien zu machen Gelegenheit finden. 
"Die zoologifhe Sammlung befand fih im Jahre 
4823 noch in verfchiedenen Behältniffen, wie fie uns von 
dem 9. Grafen Franz Hartig, dermalen k. k. Gouverneur 
in Steiermark, verehrt worden war. Diefer Saal wurbe 
mit 26 großen eichenen Glasfchränfen für Gäugthiere 

2 


48 

und Vögel, und 4-Schubladenfhränfen für die Cruſtaceen, 
Conchilien und die, Entomologie ausgerüſtet. Die erſte 
Sammlung, mit, Ausſchluß der Hänfe’ [hen Conchilien, 
beitand in ‚502, gegenwärtig ‚aus. 1020 Stüken. Ganz 
neu hinzugefommen find 59 Skelette von. Säugethieren 
and Vögeln, nebſt 12 Köpfen ‚ einzelnen Knochen, und 
die Sammlung der Zähne von Säugethieren von H. Prof, 
Ilg. Die Condiliene Sammlung wurde um 4500 Stüke 
vermehrt, worunter jedod) viele Doubletten, die zu Zaufche 
geſchäften verwendet werden können. Einen bedeutenden 
Theil des angegebenen Zuwachſes dieſer Sammlungen 
verdanken wir der königl. Geſellſchaft der Wiſſenſchaſten 
allhier. 

die botaniſche allgemeine Sammlung hat einen 

Zuwachs von mehr als 2000 Species erhalten; früher 
nach dem Linne'ſchen Syſtem eingereiht, wurde ſie nun 
nach dem, Familienſyſtem aufgeſtellt, welches eine allge 
meine Weberficht der Verwandtſchaften unter den Pflanzen 
darbietet; die Hänke'ſche Sammlung erhielt 5 neue Pflan⸗ 
zenkaften; eine Sammlung brafilianifcher. und füdeuropäi- 
ſcher Holzarten ift vorhanden, ‚aber noch nicht, aufg ſtellt. 

-, Die mineralogifhe Sammlung. beftand im Jahre 
1823 aus 4 Sammlungen, der Sternberg » Lindaferiföhen 
von 5000. Stüken, jener, welche der Oberſtkammerer Graf 
Wrbna von dem Pribramer Bergrath Zeileiſen erkauft, 
der graͤflich Kolowratiſchen und graͤflich Hartmauniſchen 
Sammlung. Sie wurden in. zwei Sammlungen, eine 
‚allgemeine und, eine böhmifche,, getheilt, nach dem Wer⸗ 
neriſchen Soſtem aufgeſtellt, und ein großer neuer Glas⸗ 
kaſten für die Schauſtüke angeſchafft. Beide wurden nach 
Erſcheinung des Mohs ſchen Syſtems den Fortſchritten 
der Wiſſenſchaften gemäß umgeordnet ,. wobei ſie eine be⸗ 
deutende Verminderung erlitten, da nach dieſem Syſtem 
die gemengten ; und zerftörfen Mineralien ‚ausgefchieden 


werden mußten. ‚Die. vaterländifche, ‚Sammlung wurde: 


Me ee 


49. 


dadurch auf 1200, die fuftematifche auf 4600 Nummern 
herabgefezt. Allein durch Verwendung des für die Dus 
plicate gelösten Geldes zum Ankauf bedeutender inländis 
fhen Sammlungen, durch Tauſch und die binnen diefer 
Gjährigen Periode eingegangenen Materiolbeiträge wurden 
beide fortwährend vermehrt und auch dadurch verbeffert, 
daß eine bedeutende Anzahl mittelmäßiger gegen ausge: 
zeichnete Eremplare verwechfelt wurden, fo daß jezt die 
vaterländifhe Sammlung in 2000 Stük größtentheils 
fhönen und charakteriftifchen Exemplaren befteht, die ſyſte— 
matifche aber über 7000 Nummern zählt. Da der Stand 
der naturhiftorifchen Sammlung am beften nach der An— 
zahl der Species gewürdiget wird, fo ergibt fich in dieſer 
Hinficht ein noch erfreulicheres Reſultat; denn bei Eröffe 
nung des Mufeums enthielt die ſyſtematiſche Sammlung 
blos 180, dermalen 290 Mineralfpecies. 

Die geognoſtiſche Sammlung des DVaterlandes, 
obſchon noch fehr lükenhaft, bietet deſſen ungeachtet für 
diefe erfte Periode einen günftigen, viel verfpredhenden 
Anfang. Gie enthält ziemlid) vollftändig die Gebirgsars 
ten des leitmerizer, bunzlauer, vafonizer und caflauer, 
des größten Theils des bevauner und bydjower, und eine 
zelne Suiten des elbogner, pilfner und klattauer Kreifes, 
und gewährt einen Ueberblik der Sormationen des Mittels 
gebirges, des berauner Hebergangsgebirges, des Sfers, 
eines Theils des Riefengebirges, eines Theils des Erze 
gebirges und des ſüdöſtlichen mährifch =» böhmifchen Gebir— 
ges. Hätte man in allen Kreifen eine gleiche Bereitwils 
ligkeit begegnet, als fie im Eajlauer Kreife der Herr 
Kreispauptmann Ignaz Hawle und das k. k. Bergges 
richt im Kuttenberg, im leitmerizer Kreife 9. Dr. Stolz 
dem vaterländifchen Mufeum erwiefen, Eönnte diefe Samme 
lung ‚bereits vollitändig feyn; das noch Fehlende wird 
in Zukunft, wie e8 bisher mit einzelnen Formationen ſchon 
geſchehen ift, durch Abfendung von Geognoften hinzuges 

2* 


30 


bracht werden müffen, um zu dem fchon Tang gewünſchten 


Ziele der Herausgabe gengnoftifcher Karten, wie fie Engs 
land, Frankreich und Deutſchland ſchon beſizen, — x 
langen. 

Obſchon es außer dem Zweke des Mufeums her 
Sammlungen von ausländifchen Gebirgsarten aufzuftels 
len, fo war es doch wünfchenswerth , Guiten von Fors 
mationen aufzunehmen, welche in Böhmen gar nicht vor⸗ 
handen find, oder bei denen eine Vergleichung mit den 
einheimifchen von befonderem Intereſſe und Nuzen feyn 
Fann. In diefer Abfiht wurden die Guiten der Galze 
Formation von Wielicka und Bochnia, dann die ausläns 
difhen Kohlen: Formationen aufgenommen. 

Die Sammlungen von Verfteinerungen, welde in 
zwei Abtheilungen, nämlich des Pflanzenreichs und des 
Thierreichs, aufgetellt werden follten, und vor ſechs Jah— 
ven in der zweiten Abtheilung blos aus wenigen Eremplas 
ven der älteren Sammlungen beftanden, füllen nun zwei 
ganz neu eingerichtete, und mit Glasfchränfen verfehene 
Gabinette. Die Pflanzenverfteinerungen werden dermalen 
fhwerlich von einer andern Sammlung in Europa über: 
teoffen. Die Thierverfteinerungen, obſchon fie noch viel 
zu wünfchen übrig Taffen, enthalten dennoch mehrere va⸗ 
terländifche Gegenftände, als die Trilobiten, die Verſtei— 
nerungen aus der Porop =» Formation, und aus dem Plä— 
nerfalf, welche früher noch wenig befannt und nicht gehds 
rig beftimmt waren. 

Wie wichtig und nüzlich die Aufftellung naturhiſte⸗ 
riſcher Sammlungen für die Wiſſenſchaften überhaupt, und 
für die Kenntniß des Vaterlandes ſey, können wir durch 
die ſeit Aufſtellung der Sammlungen des Muſeums ent- 
deften neuen Mineralfpecies, oder folder, deren Dafeyn 
in Böhmen früher unbekannt war, nachweifen. Eine bes 
deutende Anzahl derfelben wurden ſchon in den Verhand⸗ 
lungen des Mufeums vom Jahre 1824 (©. 81) angezeigt; 


21 


ſeit diefer Zeit haben fi noch vorgefunden: Ankerit, Heu: 
landit, Honigftein, Hyperſthen, Comptonit, Kupferglas, 
Levyn und Periklin (ſiehe Beilage A.). Zwei ganz neue 
"Species Kaforen (Steinmann) und Sternbergit (Haidine 
ger) find mittlerweile ſchon befannt gemacht worden *); 
eine dritte hat unfer Ehrenmitglied H. Haidinger zur Bes 
aebeitung übernommen, von welcher die Nefultate in der 
Beitfchrift des Mufeums demnächft erfcheinen werden. 
Auch unter den früher beinahe ganz verwahrlosten vaterz 
ländiſchen Verfteinerungen ift ſchon manches vorher weni= 
ger oder gar nicht Bekannte in den früheren Heften der 
Berhandlungen des Mufeums befprochen worden, und je— 
des Fahr bringt etwas Neues, das ohne eine gemeinfame 
mationelle Sammlung, wo es wiffenfchaftlich gereiht wird, 
zerftreut oder unbekannt geblieben wäre; fo die Rhinoce— 
208 Zähne, welche hier vorliegen, aus der Aufſchwem⸗ 
mung an dem Ufer der Moldau bei Noftof, von jenen, die 
wir im vierten Heft der Verhandlungen abgebildet haben, 
verſchieden; fie feheinen der zweiten, von Cuvier als Rhi- 
moceros leptorhinus befchriebenen Art zu gehören; doch 
da Cuvier feinen Zahn von diefer Art befonders abgebil- 
det hat, und die Vergleichung mit den ganzen Kinnladen 
zur Herftellung der Identität nicht hinreicht, fo müſſen 
wir die feſte Beitimmung verfhhieben, bis wir zu einer 
Dergleihung mit dem italienifchen foſſilen Rhinoceros 
Gelegenheit finden werden. Eben fo wären die Buffoni- 
ten aus dem Plänerkalk bei Liffa ohne das Mufeum uns 
beachtet geblieben. Nr. A Buf. undulatus nobis iſt von 
allen, die uns aus Schlottheim, Parkinſon, Knorr bes 
kannt find, auch von dem unbefchriebenen Eremplar in der 
Leipziger Sammlung verfchieden ; die Eleineren £. 5 ftims 


HE 





BR) Abhandlungen der Gefellfhaft ter Wilfenfchaften neue Folge, 
1827. Monatjhrift des böhm. Muſeums, 1827, No: 
J vember, und 1828, Auguſt. 


22 


men mit der Abbildung bei Knorr *) genau überein. Diefe 
Derfteinerungen, "die gemeinhin-für Gaumzähne von Fir 
ſchen gehalten werden, verdienten eine genauere Unterfis 
chung, welche niemand beffer als Euvier bei Gelegenheit 
feiner Gefchichte der Fiſche, von der bereits die erſten 2 
Bände erfchienen, unternehmen fünnte. Eine neue Tur- 
binolia, von 9. Grafen Münfter T- parvula genannt, und 


die feltene Crania striata Lam. werden in Goldfuß Pe: 
‘träfacten Deutſchlands Raum finden. Endlich ift nod) ein 


Erinit, gewöhnlich Liltenftein genannt, zu erwähnen, dem 
9. Euftos Sippe im Uebergangskalkſtein bei Ruchel gefuns 
den; er nähert fih am meiften dein Actino- crinites tri- 
gintadactylus von Miller **), der in England im Bergs 
falf (mountaine Limestone) und im Blakſtone (2) bei 
Briftol gefunden wird; die Schuppen find gleich jenen, 
doch die Streifen auf denfelben etwas verfchteden. Unfer 
Eremplar ift nicht vollftändig genug, um eine genaue Ber- 
gleihung zuzulaffenz; wir müffen uns beftreben, ein voll 
ffändigeres zu entdefen. Inls)n, 

Der Bibliothef- Saal war im J. 4823 bereits mit 
Fächern verfehen; ein Nebenzimmer wurde feitdem eben⸗ 
falls zur Aufnahme von Detav = Bänden vorbereitet; bei 
der erften Aufftelung enthielt die Bibliothek 4561 Bände 
größtentheils naturgefchichtlicher Werke, 298 Handfhrif- 
ten, 50 Urkunden. Der Zuwachs während der erften ſechs 
Sahre beträgt an gedruften Werken 6345 Bände, 249 
Handfchriften, 551 Urkunden, und 87 loſe Karten und 
Pläne im Portefenille. Davon ift höchftens der zehnte 
Zheil in Verfteigerungen erfauft, alles Lebrige dem Mu: 
feum gefchenkt worden. In Allem find alfo dermalen vor: 
handen: 10,906 Bände. gedrufter Werfe, 547. Handſchrif⸗ 
ten, 600 Urkunden, und 87 lofe Karten und Pläne. 





"Er Bl. 
**) Miller Crinoideae p. 98. T. II. II. £. 11. 


* 


Ein Münzkaften wurde angeſchafft, in welchem ſich 
im —* 6144 Münzen in verſchiedenem Metall befinz 
ben, deren Zahl ſich jedody bei einer foftematifchen Ein- 
richtung durch Entfernung der Duplicate und — 
baren Exemplare verändern wird. 

Die Alterthums-Sammlung hat allerdings auch ei⸗ 
nen bedeutenden Zuwachs von alten Waffenſtüken, bron⸗ 
zenen Ringen und Geräthen u. dgl. m. erhalten, welche 
ſich nicht wohl numerifch aufzählen laſſen; das Wichtigffe 
davon wurde in den Verhandlungen bereits befprocdhen, 
und die Giegelfammlung ift noch nicht vollends eingerich- 
tet. Die nöthigen Schränke wurden zu dieſem Snthe 
beigefhafft. 

Aus dieſer Ueberſicht der materiellen Vermehrung 
unſerer Sammlungen geht befriedigend hervor, daß dieſe 
Anſtalt allgemeinen Beifall und thätige Unterſtüzung ge— 
funden; es bleibt uns noch übrig zu erwähnen, was die 
Verwaltung veranlaßt habe, um diefe Naturfhäze und 
Shriften, die fonft nur ein todtes Capital BUNG waͤ⸗ 

ker , gemeinnüzig zu machen. i 

» Das Erfte-und Wefentlichfte war die Hſtematiſche 
—E— der Sammlungen, welche durch die Herren 
Cuſtoden bewirkt worden iſt. Bei dem überaus raſchen 
Vorſchreiten der Wiſſenſchaften in unſeren Tagen, wo - 
für einzelne Zweige der Naturwiſſenſchaften neue Syſteme 
gebildet oder die alten bedeutend umgebildet werden, iſt 
man, um der Wiſſenſchaft zu folgen, in der Verlegenheit, 
dieſe nicht geringe Arbeit immer wieder zu erneuern ; doc) 
diefem zeitraubenden Gefchäfte ift nicht auszumeichen; 
‚wenn Euviers Werk über die Fifche, Goldfuß über Die 
Berfteinerungen Deutfchlands vollendet feyn wird, müffen 
notwendiger Weife auch dieſe beiden Abtheilungen einer 
neuen Umordnung unterliegen. Das zweite war die Er: 
Öffnung der Lefezimmer, die Beſtimmung des Beſuchs der 
Sammlungen und der Bibliothek; beides iſt in dem 


2 


Sahre 1824 erfolgt... Was durch edle und Tiherale Mit 
wirkung, der ganzen Nation gefihaffen wurde, mußte billig 
ihr zum Gebrauhe und Benüzung dargeboten werden ;.ja 
wir können nur. wünſchen, das Dargebotene möge recht 
häufig benüzt, zu dem Vorfchreiten der Naturwiffenfchafs : 
ten und dem Vortheile des Vaterlandes verwendet werden. 
Die Geſchichte der, Länder und Völker liefert den 
Beweis, daß fie das Marimum ihrer Geſammtkraft und 
des glüklichſten Erblühens durch Cultur auf dem Eulmi- 
nationspunft der entwifelten Intelligenz durch Gemeinfinn 
erreicht haben. Vergeblich und faft nuzlos find Entdefun- 
‚gen und Erfindungen, wenn die Nationen, denen fie mit— 
getheilt werden, noch nicht auf jener Höhe der Intelligenz 
ftehen, wo fie gehörig benüzt werden fünnen. Der Mais 
und die Kartoffeln wurden zu Ende des XV. und Anfang 
des XVL Sahrhunderts nah Europa ‚gebracht, zuerft 
ſchnell verbreitet und angebaut, allein auch bald wieder 
durch Borurtheile und ältere Gewohnheiten verdrängt. 
Es mangelte die nöthige öfonomifche Intelligenz bei ihrem 
Anbau, ihrer verfchiedenartigen Benüzung bei Vorrich— 
‚tung der Mühlen 20.35.08 bedurfte zwei Jahrhunderte, bis 
‚bie Völker den richtigen Begriff von der Wichtigkeit dies 
‚fer beiden Fruchtarten erwarben, welche jezt die Haupt- 
nahrung der Bewohner Europa’s ausmachen, Schuz ges 
gen allzugroße Theuerung und Brodmangel gewähren. - 
Die Dampffhifffahrt ohne Segel und. Ruder hatte 
bereit DBlasco de Guaray im Jahre A543 erfunden; er 
machte zwar ein Geheimniß aus feiner Erfindung; doch 
bei einem im Hafen von Barcellona mit einem Schiffe von 
200 Zonnen auf Befehl Kaifer Karls V. in Gegenwart eis 
ner Commiflion unternommenen Verſuche, bemerften die 
anweſenden Schiffs» Capitäne, daß die Bewegung mits 
telſt zwei an dem Schiffe angebrachter Räder, welche durch 
Dämpfe in Bewegung gefezt wurden, bemwerkftelliget werde. 
Ale Beobachter waren von der Nüzlichkeit der. Erfindung 


2b 
überzeugt, den Schazmeifter Ravago ausgenommen, - ber 
die Vorrichtung als zu fehr complicirt, die Möglichkeit 
des Zerfpringensd des Keſſels für gefährlich, die Bewes 
‚gung des Schiffes für zu langfam erklärte, welches Lez⸗ 
‘tere von den übrigen Commiffionsgliedern widerfprocdhen 
‚wurde. Der Kaifer ließ dem Erfinder 200,000 Maravedis 
als Gratification auszahlen, ließ ihn um einen Grad in 
der Armee vorrüfen, das Schiff wurde aber abgetafelt, 
die Vorrichtungen von Guaray zurüfgenommen, und die 
"ganze Erfindung fo völlig vergeflen, daß fie nach mehr als 
zwei Jahrhunderten von neuem gemacht werden mußte *). 
Nun aber verfloß Fein halbes Sahrhundert mehr, fo was 
ren alle FZlüffe und Seen in England und Nord» Amerika 
‚mit Dampffchiffen bedeft, und fie fahren nun regelmäßig 
‚auf allen Waſſern diefer Gegenden, nach allen Häfen, in 
‚allen Flüffen bis nah Rußland; und überall, wo fich hö— 
here wiffenfchaftliche Intelligenz entwifelt, werden Ben 
erbaut und benügt. 

Ohne wiffenfihaftliche Intelligenz läßt fich Fein Berg- 
werk mit Vortheil bauen, Feine Manufacturer mit Nuzen 
“betreiben. Es ift nicht der Ueberfluß an Geld und die 
"Menge der Kauffahrteifchiffe, welche Englands Handel 
nah allen Welttheilen verbreitet; es ift die Intelligenz 
der englifhen Manufacturiften und Handelslente, welche 

das Geld nach England gezogen, und die Zahl der Schiffe 
fo fehe vermehrt hat. Die Würdigung der moralifchen 
"Kräfte, die Ausbildung der wiffenfchaftlihen Intelligenz, 
"und genaue Kenntni alles deffen, mas das Vaterland 
"Ddarbietet, was es war, was es ift, und noch werden kann, 
"bedingt die Stufe der Enltur, die Gefammtfraft einer 
MNation; fie ift die Haupttendenz des Mufeums, fo wie 
aller feit 50 Jahren in Böhmen entftandenen und noch 


* nn. — ——— Relation des quatres voyages de Christoph 
-Colomb. T. I. p. 285. 


26 


entftehenden Inſtitute, In diefem Geifte Haben. ſich feit 
dem ‘Jahre 1827 die beiden Zeitſchriften des Mufeums 
ausgefprochen, die Verhandlungen des Mufeums haben 
ftets dahin gedeutet. Als Beweife, daß diefer Geist feldft 
unter dem Drange einer vielbewegten Zeit nie erlofch, Fün- 
nen wir die beftchenden Vereine: die Gefellfehaft der 
Wiſſenſchaften, die patriotifch = dkonomifche mit dem mit 
ihr verbundenen Schafzüchters und pomologifhen Verein, 
die Gefellfcehaft der Kunftfreunde, das polytechnifche Inftiz 
tut, den Verein zur Beförderung der Tonfunft, den Verein 
der Kunftfreunde für Kirchenmuſik, und den im Werden 
begriffenen Verein zur Ermunterung des Gewerbgeiftes, 
und feldft die Actien = Gefelfchaft der Eifenbahn von Prag 
nad Pilfen, und die Actien-Gefellfhaft zur Erbauung eir 
ter Kettendrüfe in Prag, rechnen. Alle verfolgen den— 
felben Zwek, die Intelligenz zu erweitern, und dem Dar 
terlande nüzlich zu werden; alle genießen den ermunternz 
den und fördernden allerhöchften Schuz vom Throne herab. 
Die meiften diefer Inftitute, fo wie das Mufeum, - 

find als Privatvereine entftanden, haben fi) durch den 
Gemeinfinn der Nation für alles Schöne und Gute erhal- 
ten und erweitert; auf diefem feſten Grundpfeiler erbaut, 
werden fie auch unerfchütterlich beftehen durch die angebo⸗ 
rene Liebe der Slawen für König und Vaterland. 


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um ‚am 30. März 1829.. 4 

II ZIEHT ; - ⸗ 
Annan 

dx . . ‘ Fr , “8 


Ca ' 
Watte ich — * mas zu fragen vermögen die 
Schultern, was nicht, müßte ich beforge fern, im sg 
Sabre des Alters einen neuen Eyclus zu beginnen: doch 
ermutbiget durch eine Faum mehr erwartete Rüffehr von 
ver Gränze des Lebens zu neuer Ihatkraft, ermun⸗ 
tert durch das ehrenvolle Zutranen meiner Landesgenof 
fen, beruhiget durch die "erprobte Mitwirkung des Aus: 
fchuffes und den bereitwilligen Eifer der Euftoden, auf 
geregt durch den für alles Gute und Schöne fo fehr 
empfänglichen Gemeinfinn der böhmifchen Nation, halte 
ih es für Pflicht, dem Rufe der Gefellfehaft dankbar zu 
‚folgen, um mit frifhem Muthe die lezten Kräfte des 
Greiſes dem ferneren Erblühen einer fo nügzlichen —* 
zu weihen. 





Beilage A. 


In den Verhandlungen der Geſellſchaft des vater: 
ländiſchen Muſeums vom Jahre 1824 wurde (©. 81 ff.) 
ein Beitrag zur Kenntniß des böhmifchen Mineralreichs 


28 


befannt gemacht; der gegenwärtige Auffaz enthält als 
Nachtrag zu jenen Beiträgen die Befchreibung derjenigen 
Mineralfpecies, welche feit diefer Zeit in Böhmen aufgefun: 
den wurden, und deren Vorkommen früher nicht befannt 
war. Das vaterländifhe Mufenm gab zu diefen neuen 
Entdefungen größtentheils die Veranlaffung. Diefe Ver⸗ 
mehrung ‚der wiflenfchaftlichen Kenntniß  unferes Vaters 
Yandes möge als Beleg des Fortfchreitens im denfelben 
dienen; fie möge aber auch zum Beweiſe des vorzüglichen 
Reichthums und der Mannigfaltigkeit unſeres Mineralveis 
ches dienen, welches fich gewiffermaffen in eben dem Grade 
vermehrt, ald man überhaupt in der wiflenfchaftlichen 
Kenntnif der anorganifhen Natur mit —— — 
vorwärts geht. 

Die neu aufgefundenen Species find —5 

4. Paratomes Kalk-Haloid (Ankerit). Derb, 
von grobkörniger Zuſammenſezung, zuweilen mit Quarz 
gemengt, in nicht ſehr mächtigen Lagern im Uebergangs⸗ 
thonſchiefer in der Gegend von Niſchburg und Neu⸗-Joa⸗ 
chimsthal. 

2. Prismatoidiſcher Schiller-Spath (Hy⸗ 
perſthen). Derb und eingeſprengt, mit Hornblende und 
Feldſpath ein Gemenge bildend, in welchem auch einzelne 
Kryſtalle von Titanit vorkommen. Findet ſich in loſen 
zerſtreuten Blöfen in der: Gegend von Ronsberg im Flat: 
tauer Kreife, und wurde von dem als eifrigen Liebhaber 
der Wiffenfchaft fchon öfters erwähnten Hrn. Abbe Franz 
Hofe aufgefunden, und dem Mufeum mitgetheilt. 

5. Hemiprismatifher Kuphon-Spath 
(Henlandit). Kryftallifirt in der Geftalt wie Fig. 272 in 
Haidingers Anfangsgründen der Mineralogie. Die Krys 
ftalle weiß, durchfcheinend, eine bis einige Linien groß, 
theils einzeln, theils gehäuft aufgewachfen auf Fryftallis 
firten Quarz im Innern von hohlen Chalcedonkugeln, im 
Mandelftein am Koſakow. Dieſe ausgezeichnet ſchöne 


Species des zahlreichen Gefchlechts der Kuphon⸗Spathe, 

wurde von Hrn. Med. Cand. Moteglek aufgefunden, und 

dem Mufeum mitgetheilt. Spuren der rothen Abändes 

rung Diefer Species finden ſich im Mandelitein des Les 

wins bei Neupaffa. 

— 4. Mafrotyper Kuphon-Spath — ⸗ Keys 

ftallifirt als einfache Kryſtalle (die bis jezt befannten 

Darietäten aus Grönland, den Fardern und Irland find 

Swillinge) Comb. R. R— o graufich weiß, durchfcheis 

nend. Mit Schabafit, Philippfit und Comptonit in Blas 

— — des Baſaltes bei Böhmiſch-Kamniz. 

un - Eomptonifher Kuphon= Spath (Some 

—* 

a) Die Kryſtallform Fig. 270 in Haid ingers —5 
gründen der Mineralogie, kaum 4 Linie groß, graus 

> lichweiß ind Gelbliche und Rauchgrane fallend, als 
Auskleidung von großen Blafenräumen bes Ken 
- feines vom Marienberge bei Auffig. 1 

at * Die nämliche Kryſtallform, ganz klein, als tryſtal⸗ 
liniſcher Ueberzug auf dem ſogenannten Meſolith von 
Hauenſtein, ſo wie auch wohl einige Er 

in diefes Minerals hieher gehören. 

0) Die Kryftalle tafelartig zufammengedrüft, fücherförs 

mig gehauft, auf Klingjtein bei Rübendörfel im Teits 

—merizer Kreife (ein ſchönes Eremplar befindet ſich is 
der Sammlung des Hrn. Prof. Stark). 

4) Zafelartige Kryftalle, halbkugelförmig gehäuft, im 

Bafalt bei Böhmifch : Kamniz. Dieſe aufgewachfes 

or nen HalbEugeln zeigen oft nur drufige Oberfläche, 

und im Inneren fafrige Zufammenfezung, und glei⸗ 

chen dann ganz dem Mefol von den Fardern, welcher 

‚so wahrfiheinlich zu diefer Species — EEE 
Abänderungen finden ſich auch | 

vr mit Schabafit am es — bei Vebnil— 
Leippa. 


u. — — 
6. Heterotomer Feld⸗Spath (Periklin). Die 
Kryſtallform Fig. 280 a. a. O. meiſtens ohne die Flächen 
s und in der Richtung zwifchen den Flächen x. und P. 
etwas verlängert, fo daß die Flächen T. und 1. eine kurze 
Kante bilden. Die Kryftalle find 1. bis 3 Linien groß, 
meiftens einfach, einige Zwillingsfryftalle darunter zeigen 
jedoch durch die an ihnen vorkommenden einfpringenden 
Winkel das. Unterfheidungsmerkfmal des Periklins vom 
gemeinen Feldfpath. Die Farbe ift ſchmuzig gelblich weiß; 
fie find wenig glänzend: und fehr wenig durchſcheinend; 
finden fih zu Drufen gehäuft mit. der unter dem Namen 
Egeran bekannten Varietät des pyramidalen Granates bei 
ae im elbogner Kreife. 
Prismatifher Kupfer: Ölanz Pe 
. Derd, mit Spuren von eingewachfenem , gedie— 
genem Silber, welches zu berükfichtigen ift, um es bei 
einer chemifchen Unterfuhung nicht für Gilberfupferglanz 
zu halten; reine Stüfchen zeigen Feine Reaction von Gil 
ber. Fundort Pribram. Für diefe reihe Fundgrube von 
feltenen und ſchönen Mineralien find ald neue Borkomm: 
niffe auch anzuführen: Haarkies und Uranerz. 
08 PByramidales Melihrom= Harz (Honig⸗ 
fein)... Dieſes feltene, bis jezt faft blos von Artermin 
Thüringen befannte Mineral findet fi in einigen Kohlen: 
geuben bei Bilin, und ‚wurde zuerft von Hrn. Profeffor 
Steinmann nad Prag. gebracht ; es bildet rindenfdrmige 
Drufen auf leicht verwitterbarer Braunkohle. 
0 Neue, Species, ‚welche während. diefer Periode ent: 
dekt und bekannt gemacht wurden, ‚find Kaforen und Stern⸗ 
bergit, und. unter. den newen- Varietäten ſchon befannter 
Mineralien iſt die merfwürdigfte die aufgefundene Krys 
ſtallform des Pyropes. (Aprilbeft des. BB ⸗ 
der Zeitſchrift des vaterl. Muſeums.) EP TEL: 
Mit diefem nicht unbeträdhtlichen Sumachfe — 
das böhmiſche Mineralreich folgenden Ueberblik nach dem 


51 


naturbiftorifhen Mineralfnfteme, wie es in Haidingers 
Anfangsgründen der Mineralogie (Leipzig, 1829) aufge⸗ 
ftellt if. (Die Gasförmigen und Flüfigen der erften 
Claſſe ‚werden in, dem Verzeichniffe übergangen, und der 
Kürze wegen blos die Trivialnamen angeführt, melde 
Haidinger in der Charakfteriftif neben den foftematifchen 
angenommen bat.) 


Erſte Elaffe 


Dritte Drdnung. Gäuren. 
Arfenikfäure. 
ww. Bierte Drdmung Galze. 
Natürliches Mineralalfali. Eifenvitriol. Bitter: 
ſalz. Maun. 


Zweite Elaffe. 


Erſte Ordnung. Haloide. 
Gyps. Pharmakolith. Vivianit. Koboldblüthe. 
Wawellit. Fluß. Apatit. Arragon. Kalkſtein. Breu⸗ 
nerit. Ankerit. 
—— Zweite Ordnung. Baryte. 
3 — —— Rothhraunfteinerz; Schwerftein. 
Schwerfpaty, Weißbleierz. Grünbleierz. N: eig 
Dlei. Weißfpiesglanzerz. 
men. Dritte Ordnung. Kerater ws 
Orebkig Kalomel. 
Vierte Ordnung. irn 
Kupfermangan. Bad. wo dein. vor Al: 
lophan. * 
Füufte Ordnung. walaite 
Kupferlaſur. Malachit. 
Sehste Ordnung. en 
Uranit, Talk. Rhomboedriſcher Glimmer. Hemi⸗ 
prismatifcher Glimmer. — In 
TER 


32 


Siebente Ordnung. Steatite. 
Steatit. Serpentin. Pikrosmin. 
Achte Ordnung. Spathe. 
Schillerſtein. Hyperſthen. Kyanit. Analzin. Phi⸗ 
lipſit. Schabaſit. Levyn. Lomonit. Natrolit. Skolezit. 
Comptonit. Stilbit. Heulandit. Apophyllit. Seldfpath. 
Albit. Periklin. Augit. Amphibol. Epidot. Karpholit. 
Neunte Drdönung Gemmen. 

Andalufit. Spinell. Korund. Topas. Smaragd. 
Quarz. Dpal. Obſidian. Chryſolit. Zurmalin, Ido⸗ 
kras. Granat. Pyrop. Zirkon. 

Zehnte Ordnung. Erze. 

Sphen. Rutil. Zinnſtein. Wolfram. Pecherz. Chrom⸗ 
eiſenſtein. Titaneiſen. Magneteiſenſtein. Eiſenglanz. 
Brauneiſenſtein. Stilpnoſiderit. Pſilomelan. Pyroluſit. 

Eilfte Ordnung. Metalle. 

Arſenik. Antimon. (Arſenikſpiesglanz.) Wismuth. 
Silber. Gold. Kupfer. Eiſen. 

Zwöoölfte Ordnung. Kieſe. 

Kupfernikkel. Arſenikkies. Speiskobold. Schwefel⸗ 
fies, Straͤhlkies. Magnetkies. Buntkupfererz. Kupferkies. 

Dreizehnte Ordnung. Glanze. 

Fahlerz. Kupferglas. Glaserz. Bleiglanz. Mo— 
Inbdänglanz. Sternbergit. Grauſpiesglaserz. Spröd⸗ 
glaserz. Haarkies. 

Vierzehnte Ordnung. Blenden. 

Blende. Rothſpiesglanzerz. Rothgiltigerz. Zinnober. 

Fünfzehnte Ordnung. Schwefel. 

Realgar. Schwefel. 

Dritte Claſſe. 
Erſte Ordnung. Harze. 

Honigſtein. 

Zweite Ordnung. Kohlen. 

Anthrazit. — 


chtela — Mineralien, 
— akoren. Uranblüthe. 


F. X. M. — 





33 


Erklärung der KRupfertafel. 


E. 1. a. b. f. 2. et 3. Nhinoceros » Zähne aus der 
Aufſchwemmung bei Roftof an der Moldau. Die Kau— 
fläche ift eben, mit dunfelbraunen Flefen aber Feinen Ber: _ 
tiefungen, mie bei den Rhinoceros Tichorhinus Cuvier. 
Bei f. 6 ift die Hohlung fichtbar, in welcher der Nerv 
gelegen. 

F. 4 a. b. Buffonites undulatus nobis aus dem Plä- 
nerkalk bei Liffaz er unterfcheidet fih von allen bisher be- 
Eannten Buffoniten durch die wellenförmig —— Sei⸗ 
tenflächen. 

F. 5 ein Eleinerer Buffonit, ganz mit jenen von 
Kvyorr abgebildeten T. V. p. t. H. J. £.5 übereinftimmend ; 
man Eönnte ihn B. Koorrii nennen. 

T. 6. ein Lilienftein, dem Actino - erinites triginta- 
dactylus Miller crinoideae p. 98 T. II. II. £. 11. ſehr 
ähnlich; die einzelne Schuppe ſtimmt mit T, VI. W. £. 11. 
ſehr nahe überein. 


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