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Full text of "Verhandlungen der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern"

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FOR  THE  PEOPLE 

FOR  EDVCATION 

FOR  SCIENCE 

LIBRARY 

OF 

THE  AMERICAN  MUSEUM 

OF 

NATURAL  HISTORY 

Verhandlungen 


der 


Ornithologischen  Gesellschaft  in  Bayern 


Band  XIII 


S<\Ax\a{^['V^.-hC) 


Im  Auftrage  der  Gesellschaft 
herausgegebeu 


C.  E.  Hellmayr 

Generalsekretär  der  Gesellschaft. 


-c8d- 


Mncheii  1917-1918 

Im  Buchhandel  zu  beziehen  durch  die  Verlagsbuchhandlung 
Qustav  Fischer  in  Jena 


J,)ie  piiizeliicn   Hefte  de.«  XIII.  Baiides  wurden  au.sgegeben : 

Heft  1  (p.  1-124,  V— XII)  am  2.5.  Februar  1917 

Heit  2  (p.  125—208,  XIII— XN'IIIi  am  20.  September   1917 

Heft  3    p.  209-322,  XIX~-XXIV)  am  25.  Mai  1918 

Heft  4  (p.  323— 370, 1— IV,  XXV— XXXllj  am  25.  November  1918. 


Hof-  und  Universitäts-Buchdruckerei  von  Juuge  &  Sohu. 


^^^]'^  löhaltöver/eichoits  de«  XIII.  Baades.  III 

18    J 


1918 


Inhaltsverzeichnis  des  XIII.  Bandes. 

<  )rigiiialauf Sätze.  .^„ita 

Bötticher,  H.  von,  EntgegnuDg    .    , ,...,..,.  120 

Domaniewski,  .T.  von,  Sitto.  mropaea  homeyeri  Hart.  lUid  verwandte  Formen  174 

Gebhardt,  E.,  Fichtelgebirgsbeobflcbtungen  1914 158 

Gengier,  ,1..  Materialien  zur  bayerischen  Ornithologie  VIII.  /weite  Abteilung  3 

Hellmayr,  C.  E.,  Drei  Beiträge  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas  ...  87 
Besohreilniug  von  sechs  neuen  ueotropi8chen  Vogelformeu,  neb.st  einer 

Bemerkung  über  Ampelion  cinctus  (Tsch.) I0t> 

—  Zur  Nomenklatur  zweier  paläarktischer  Krähen 181 

—  Miacellanea  Ornithologica  II -. 188 

-     Miscellanea  Ornithologica  III    ....    ^    ... 302 

Hoffmann,  B.,  Ornithologisches  aus  Pl'routen 61 

—  Noch  einmal  die  Baumläufergesänge 346 

Laubmann,  A.,  Beiträge  zur  Avifauna  des  Elbsee.s  bei  Aitrang  im  Algäu    .  24 

—  Ein  neuer  Name  für  Alcedo  grandis  Blyth .105 

—  Eine  neue  Habenkrähe  aus  Japan 201 

—  Die  geographische  Variation  des  Formeukrei.ses  Corviis  cornLv    .    .  211 

—  Zum  Vorkommen  der  Felsenschwalbe  (Riparia    rupestris  nipestris 
(Scop.))  am  Falkeuptein  bei  Pfronten 221 

—  Nachruf  an  Christian  Daniel  Erdt 36B 

Mayhoff,  H.  (f),   Zum  Schwingengeräuseh  der  (Schellente  (Glaueionetta  c. 

dangula  (L.))      35j 

Sachtleben,  H.,  Ein  älterer  Name  für  Carduelis  caniceps  urientalis  (Eversm.)  349 

Schlegel,  R.,  Ein  Beitrag  zur  Ornis  des  westlichen  Rußland 325 

Schmitt,  C.  und  H.  Stadler,  Die  Rufe  der  Mauersegler 152 

Analyse  der  Baumläufergesänge 289 

Stadler,  H.,  Vom  Zug  der  Mauersegler  {Micropus  apus  apus  (L.))  im  Main- 
tal 1916       74 

Stadler,  H.  und  C.  Schmitt,  Die  Kufe  der  Mauersegler 152 

-—     Analyse  der  Baumläufergesäuge 289 

Stechow,  E.,  Ornithölogischc  Beobachtungen  aus  Bad  Nauheim      ....  53 

Stresemann,  E.,  Beobachtungen  über  die  Höhe  des  Seglerfluges     ....  50 

—  Über  gemischte  Vogelschwärrae 127 


IV  luhalt.svuizoichni.s  des  Xiil.  Baiidcs.  I    ^      ,,      ' 

L  Ges.  Bay. 

Seite 

Stresemann,  K..  Die  Verwendbarkeit  des  Entfernungsmessers  zur  Ermittelung 

der  Flughöhe 171 

—  Drei  Jahre  Ornithologie  zwischen  Verdun  und  Beifort 245 

—  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Brutvögel  der  Voralpen 337 

—  Nachruf  an  Hugo  Mayhoff 360 

Suukel,  W.,  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  ]  910/1(5     .     .     .  225 


Öchriftenschau  (Keferatej 122,  203,  318 

Hesse,  Zur  Oruis  der  Mark  Brandenburg       122 

Heydcr,  Ornis  Saxonica 123 

Kleinschraidt,  Ornis  Germanica 203 

Mayhoff  und  Scheicher,  Beobachtungen  im  Gebiete  der  Moritzburger 

Teiche  190Ü-1914 320 

Rendle,    Die    Vögel    in    der   Umgebung   des    Walddorfes   Affaltern 

(Schwaben; 318 

Bies,  Die  Vögel  Bambergs  und  seiner  Umgebung 124 

Strohl,  Conrad  Geßner's  „Waldrapp" 320 

Zimmer,  Anleitung  zur  Beobachtung  der  A^'ogelwelt 206 


Sitzungsberichte  {Juli  1915— Juni  1918) V 

Mitgliederverzeichnis  1918 XXIX 


Verhandlungen 


der 


Ornithologischen  Gesellschaft  in  Bayern 


Band  XIII 
Heft  I 


Inhalt: 

Seite 

J.  Gengier,  Materialien  zur  bayerischen  Ornithologie  VIII 3 

A.  Laubmann,  Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees  bei  Aitrang  im  Algäu  .  24 
Erwin  Stresemano,  Beobachtungen  über  die  Höhe  des  Seglerfluges  ...  50 
E.  Stechow,  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Bad  Nauheim 53 

B.  Hoffinann,   Ornithologisches  aus  Pfronten 61 

H.  Stadler,  Vom  Zug  der  Mauersegler  (ilfitroj^tts  apus  apus  (L.))  im  Maintal  1916  74 

C.  E.  Hellmayr,  Drei  Beiträge  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas    ...  87 

A.  Laubmann,  Ein  neuer  Name  für  Alceclo  grandis  Blyth 105 

C.  E.  Hellmayr,    Beschreibung  von   sechs  neuen  neotropischen  Vogelformen, 

nebst  einer  Bemerkung  über  Ampeliou  cinctus  (Tsch.) 106 

Hans  V.  Boetticher,  Entgegnung 120 

Schriftenschau 122 

Sitzungsberichte  (Juli  1915— Juni  1916) V 


Ausgegeben  am  25.  Februar   1917, 


München  1917 

Im  Buchhandel  zu  beziehen  durch  die  Verlagsbuchhandlung 
Gustav  Fischer  in  Jena 


K.  B.  Hof-  und  Uuiv.-Buchdruckeiei  von  Junue  &  Sohn,  Erlanaen. 


Materialien  zur  bayerischen  Ornithologie  Vlll. 

Achter  Beobachtungsbericht  aus  den  Jahren  1911,  1912, 1913  und  1914'). 

Zusammengestellt  und  herausgegeben  von 
Dr.  J.  Gengier. 

2.  Abteilung. 

Die  Finken  und  Tauben. 

Gern  hätte  ich  einen  größeren  Teil  des  in  meinen  Händen  befind- 
lichen Materials  ausgearbeitet,  aber  es  war  mir  ganz  unmöglich.  Mein 
alter  Beruf,  den  ich  seit  Beginn  des  Krieges  wieder  aufnehmen  mußte, 
nahm  mich  so  stark  in  Anspruch,  daß  ich  nur  den  vorliegenden  kleineu 
Teil  anfertigen  konnte. 

Eine  Neuerung  ist  diesmal  insofern  eingetreten,  als  die  Zusammen- 
stellung nicht  mehr  rein  alphabetisch,  sondern,  wenn  ich  mich  so  aus- 
drücken darf,  mehr  geographisch  erfolgt  ist.  Auf  diese  Weise  treten 
auch  zugleich  die  Lücken  in  unserem  Beobachternetz  deutlicher  hervor 
und  können  so  vielleicht  später  schneller  ausgefüllt  werden. 

Dadurch  fällt  auch  das  große  Verzeichnis  der  Beobachtungsorte 
weg,  da  ja  durch  die  Angabe  des  Kreises  bei  jedem  Orte  dessen  Lage 
leicht  zu  finden   ist. 

Die  Namen  der  Beobachter  sind  dieselben  wie  im  letzten  Bericht. 
Ich  verweise  daher  auf  p.  13  der  Verh.  d.  Orn.  Ges.  in  Bayern  Bd.  XII. 

Fringillidd e,  die  Finken. 

1.  Coccothranstes  coccothraustes  coccothraiistes  (T^), 

Kirschkernbeißer. 

igil.  Unterfranken:  Br.  Lohr.  Beob.  AschafPenburg  17.  I. 
Mittelfranken:  Br.  Artelshofen,  Erlangen,  Nürnberg.  Beob.  Eiters- 
dorf 4.  IX.,    Engelthal    10.    IX.      Niederbayern:    Br.    Pfarrkirchen. 


>)  Die  erste  Abteilung,  welche  in  dieser  Zeitschrift  Bd.  XII,  Heft  1,  Mai 
1914,  p.  13—40,  erschien,  umfaßte  nur  Beobachtungsmaterial  aus  den  Jahren 
1911  —  1913.  Der  Vollständigkeit  wegen  wurden  in  der  vorhegenden  Fortsetzung 
des  Berichtes  auch  die  seither  eingelaufenen  Daten  aus  dem  Jahre  1914  mit 
verwertet.  —  Ked. 

l* 


4  Gengier:  Materialien.  fVerh.  Orn. 

L  Ges.  Bay. 

Beob.  Rabensteiu  20.  V.,  10.  XII.,  Saldennu.  Schwaben:  Beob.  Jett- 
ingeu  15.  XI.  Rheinpfalz:  Beob.  Leimen  11.  III.  —  Zunahme:  Er- 
langen, Nürnberg.  —  1912.  Unterfranken:  Br.  Aschaffenburg,  Burg- 
lauer. Mittelfranken:  Br.  Erlangen,  Gunzenhauseu,  Nürnberg.  Ober- 
franken: Beob.  Roßdorf  X.  2  St,  Niederbayern:  Beob,  Äletten 
3.  II.,    15.  III.    je  1   St.     Oberbayern:    Beob.    Hoheuaschau    Winter 

1  P,     Schwaben:  Beob.  Affaltern  30.1.,   27.  IIL,  Obergünzburg  VIII. 

—  1913-  Mittelfranken:  Br.  Erlangen.  Beob.  Erlenstegen  9.  II., 
Nürnberg  I.I.,  28.11.  10 St.,  IIL,  Weigelshof  G.  IV.  40-50  St.  d.,  6,  VIL 
10   St.     Oberfranken:  . Memmelsdorf  6,  IV.    2   St.,    Roßdorf  26.  XL 

2  St.     Niederbayern:  Br.  Pfarrkirchen.      Oberbayern:  Br.  München. 

—  1914.  ünterfrankeu:  Br.  Würzburg.  Beob.  Amorbach  1 1 ,  IIL  W., 
Weckbach  16.  IL  Mittel  franken:  Br.  Erlangen,  Nürnberg,  Ober- 
franken: Beob,  Eggolsheim  4.  IL,  Gosberg  21.  L,  Roßdorf  30,  XL 
Ober  bay  er  n:  Br.  Grünwald,  München,     Beob.  Andechs   2.  VIII, 

2,   Chloris  chloris  cllloris  (L.),  Grünfink,  Grünling, 

1911.  Uuterfr  anken:  Br.  Lohr,  Schollbrunn.  Mittel  franken  : 
Br.  Baudenbach,  Brück,  Eichstätt,  Erlangen,  Fürth,  Hartmannshof, 
Nürnberg.  Oberfranken:  Br,  Streitberg.  Oberpfalz:  Br.  Bach- 
hausen, Hirschau,  Neumarkt,  Niederbayern:  Br.  Metten,  Pfarrkirchen, 
Riedelsbach.  Oberbayern:  Br.  Langenbruck.  Rh e  in  p  falz:  Br. 
Leimen.  —  1912.  Ünterfrankeu:  Br,  Amorbach.  Mit  tel  fr  anken  : 
Br.  Almoshof,  Beerbach,  Bubeureuth,  Cadolzburg,  Darabach,  Erlangen, 
Fürth,  Gebersdorf,  Georgensgmünd,  Heroldsberg,  Herrnhütte,  Ilersbruck, 
Hilpoltstein,  Hüttenbach,  Kleiureuth  h,  V.,  Lauf,  Mögeldorf,  Neumühle, 
Neunhof  b.  L.,  Nürnberg,  Oberbürg,  Oberndorf,  Röckingeu,  Rückers- 
dorf,  Rupprechtstegen,  Schnelldorf,  Schweinau,  Simmeisdorf,  Spardorf, 
Thon,  Tullnau,  Weigelshof,  Weihershof,  Wetzendorf.  0 borfranken: 
Br.  Egloffstein,  Hetzles,  Kemnathen,  Pommer,  Pretzfeld,  Roßdorf, 
Streitberg,  Trägenweis,  Weidach,  Weidensees.  Oberpfalz:  Br.  Pullen- 
ried, Regensburg.  Niederbayern:  Br.  Achdorf,  Bayrischhäusl,  Egg- 
mühl,  Eisenstein,  Landshut,  Metten,  Neuhütte,  Plattling,  Zwiesel.  Ober- 
bayern: Br.  Erding,  Gars,  Hohenaschau,  Moosburg.  Beob.  Fraucn- 
chiemsee  Winter.  Schwaben:  Br.  Affaltern,  Warching,  Rheiupfalz: 
Br.  Bergzabern.  —  Zunahme:  Pullenried.  —  IQIS-  Unterfranken : 
Br.  Amorbach,  Bnrglauer,  Kreuzberg.  Mittelfranken:  Br,  Ansbach, 
Behringersdorf,  Brück,  Erlangen,  Fürth,  Haimendorf,  Hedersdorf,  Herolds- 
berg, Hersbruck,  Kalchreuth,  Lauf,  Lichtenau,  Nürnberg,  Oberndorf, 
Rathsberg,  Röthenbach  b,  L,,  Schweinau,  Sieglitzhof,  Stein  a.  R.,  "^IVies- 
dorf  zalilr.,  Unterbürg,  Zirndorf.  Oberfranken:  Br,  Banz,  Burgstall, 
Ebermannstadt,  Gräfenberg,  Memmelsdorf,  Ncunkirclien,  Pretzfeld,  Roß- 
dorf, Staffelstein,  Streitberg,  Weißennohe,  Oberpfalz:  Br.  Hatzenreuth, 
Pullenried  (Zunahme),  Sulzbach.  Nieder  bay  er  n  :  Br.  Bayrischhäusl, 
Eisenstein,   Mamming,  Metten.    W.G. '^Fann.     Oberbayern:  Br.  Berchtes- 


^Y^'  ^'  Gengier:  Materialien.  5 

gadeu,  Dachau,  Langeubruck,  München,  Ruhpolding,  Teisendorf.  Beob. 
Gars  22.  VIIL,  Murnau  6.  VIII.,  Tölz  8.  VIII.,  Traunstein  18.  VIII. 
Schwaben:  Br.  Affaltern,  Kaufbeuren,  Neuburg  a.D.  Rh  e  in  p  falz: 
Beob.  Bergzabern  11.,  12.  I.  massenhaft.  —  1914.  Unter  franken: 
Br,  Amorbach,  Kitzingen,  Marktbreit,  Marktsteft,  Ochsenfurt,  Veitahöch- 
heira,  Würzburg.  Mittelfranken:  Br.  Altdorf,  Baiersdorf,  Brück, 
Bubenreuth,  Dietersheim,  Erlangen,  Fürth,  Georgensgmünd^  Hersbruck, 
Nürnberg,  St.  Johann,  Schauerheim,  Sieglitzhof,  Unterbürg,  Wilherms- 
dorf.  Oberfranken:  Br.  Alexandersbad,  Banz,  Bayreuth,  Berneck, 
Eremitage,  Fantasie,  Greifensteiu,  Hausen,  Hof,  Hollfeld,  Honings,  Kirchen- 
lamitz,  Markt  Redwitz,  Münchberg,  Neuhaus  b.  A.,  Niederlamitz,  Raben- 
stein, Reinersreuth,  Rollwenzelei,  Roßdorf,  Stafifelstein,  Tröstau,  Unners- 
dorf,  Unteraufseß,  Wunsiedel.  Niederbayern:  Br.  Metten.  Ober- 
bayern: Br.  Andechs,  Argeisried,  Berchtesgaden,  Dachau,  Ebenhauseu, 
Erching,  Isnianiug,  Königsee,  Leuggries,  Mittenwald,  München,  Pasing, 
Pullach,  Rottach,  Schönau,  Seesliaupt,  Tegernsee,  Unterföhring,  Wolf- 
ratshausen. Schwaben:  Br,  Affaltern,  Liuden.  Rbeinpfalz:  Br.  Börr- 
stadt,   Hochspeyer,   Homburg. 

3.  Card'uelis  carduelis  cardtielis  (L,),  Stieglitz, 

1911.  Unterfranken:  Br.  Burglauer,  Dorgeudorf,  Lohr  s,  zahlr., 
Partensteiu  St.  Beob.  Gailbach  17,  I.,  4.  X.^  Schweinheim  17.1.,  4.  X. 
M  ittelf  r  au  keu  :  Br.  Artelshofeu,  Atzeisberg,  Baiersdorf,  Baudeubach 
spärl.,  Brück,  Butteudorf,  Eichstätt  zahlr.,  Eitersdorf,  Erlangen  s.  zahlr., 
Fürth,  Heroldsberg,  Hohenstadt,  Königshof,  Nürnberg,  Schwabach  zahlr., 
Schweinau.  Beob.  Hartmaunshof  Herbst  s,  zahlr,,  Rohensaas  3.  IX., 
Traishöchstädt  3.  IX.,  Welkenbach  1.  X,,  Ziegelstein  11.  XI,  Ober- 
franken: Br,  Büchenbach,  Großenseebach,  Heroldsberg,  Kersbach, 
Mechelwind,  Muggendorf,  Neuhaus,  Streitberg.  Beob.  Gerlas  26.  IX.  Fl., 
Kairliudach  I.  X.,  Kleiuueuses  3.  IX.,  Lappach  3.  IX.  Oberpfalz:  Br, 
Bachhausen,  Neumarkt  spärl,,  zahlr.  D.  Niederbayern:  Br,  Metten 
zahlr.,  Herbst  Fl,  —20  St,,  Pfarrkirchen  zahlr,  Beob,  Riedelsbach  3,  IV. 
Oberbayeru:  Br,  Erching  zahlr.  St.,  Langenbruck  St.  Schwaben: 
Br.  Affaltern,  auch  Herbst  u.  Winter,  Lindau,  —  1912.  Unterfranken: 
Br.  Amorbach,  Aschaffenburg,  Bad  Kissingen,  Burglauer,  Neuhaus,  Beob. 
Amorbach  16,  IX.  50  St.  d.,  Burglauor  31.1,,  29.  XH.  d.  Mittel- 
franken: Br.  Almoshof,  Ansbach,  Beerbach,  Boxdorf,  Brück,  Buben- 
reuth, Buckenhof,  Cadolzburg,  Dambach,  Dehnberg,  Dietersdorf,  Ebeu- 
see,  Erlangen,  Erlenstegen,  Eschenau,  Etzelsdorf,  Fürth,  Gebersdorf, 
Georgensgmünd  häuf.,  Gleißhammer,  Großgründlach,  Großreuth  b.  Schw,, 
Großreuth  h,  V,,  Günthersbühl,  Haimendorf,  Heroldsberg,  Hersbruck, 
Hilpoltstein,  Höfen,  Höflas^  Hohenstein,  Hüttenbach,  Käswasser,  Kalch- 
reuth^  Kleiugrüudlach,  Kleinreuth  b.  Schw.,  Kleinreuth  h.  V.,  Kronach, 
Leyh,  Mauhof,  Marienberg,  Mögeldorf,  Neuhof,  Neumühle,  Neunhof  b.  L,, 
Neuses,    Nürnberg,    Oberbürg,    Oberndorf,    Rathaberg,    Reichenschwand, 


fi  Gengier:  Materialien.  I   ^      ,,      ' 

L  CfGS.  Bay. 

Röckiugeu,  Scliöuberg,  Schwabacb,  Schweiuau,  Sieglitzhof,  Siramelberg, 
Simmeisdorf,  Simonsbofeu,  Tauchersreutb,  Teuueulohe,  Thou,  Triesdorf, 
Tulluau,  Ulseubeini,  Utteureutb,  Veilbof,  Vorra,  Weiber,  Weibersbof, 
Weißenburg  i.B.,  Zerzabelsbof,  Zirudorf.  Oberfraukeu:  Br.  Behriugers- 
mlible,  Betzensteiu,  Diepoldsdorf,  Ebermaunstadt,  Eckeureutb,  Egloff- 
stein,  Forclibeim,  Gasseidorf,  Gosberg,  Gi'äfenberg,  Großengsec,  Hetzen- 
dorf, Hetzles,  Höcbstädt,  Horlacb,  Hüll,  Igelsdorf,  Ittliug,  Kemuathen, 
Kersbacb,  Küblenfels,  Leupoldstein,  Merguers,  Mostviel,  Neubaus  a.  P., 
Ottenberg,  Pegnitz,  Pretzfeld,  Reutb,  Roßdorf,  Spies,  Stierberg,  Streit- 
berg, Tucbersfeld,  Weidacb,  Wannbacb,  Weideusees,  Wiesentbau.  Beob. 
Roßdorf  27.  X.  gr.  Fl.  d.  Oberpfalz:  Br.  Hagelstadt,  Königstein, 
Lebenbammertbal,  Neukircben  b.  S.,  Neuraarkt,  Prüfeuing,  Pruppacb, 
Regensburg,  Weiher.  Niederbayern:  Br.  Achdorf,  Edeustetten  häuf., 
Eisenstein  spärl.,  Laudshut,  Metten  nicht  s.  häuf.,  Michaelsbuch  häuf., 
Plattliug,  Rabenstein.  Oberbayeru:  B.  Hohenaschau  häuf.,  Moos- 
burg, München.  Beob.  Biscbofswiesen  6.  X.  gr.  Fl.  S.  d.  Schwaben: 
Br.  Affaltern  nicht  seit.,  Kaufbeuren,  Warching.  Beob.  Affalteru  Auf. 
X.  Fl.  Fl.  Rheinpfalz:  Br.  Bergzabern.  —  1913.  Un  terfraukeu: 
Br,  Amorbach,  Bischofsbeim,  Brandtal,  Burglaner,  Frickenhausen,  Groß- 
langbeim,  Hausen^  Hohe  Rhön,  Kreuzberg,  Mellrichstadt,  Neuhaus,  Neu- 
stadt a.  S.,  Streutal.  Mittelfranken:  Br.  Altdorf,  Altenberg,  Ansbach^ 
Aspertshofen,  Baiersdorf,  Bernhof,  Boxdorf,  Breitenlohe,  Brück,  Buben- 
reuth,  Buckenhof,  Cadolzburg,  Diepersdorf,  Dietershofen,  Dollnstein, 
Eitersdorf,  Entenberg,  Erlangen,  Escheubach,  Fürth,  Gersdorf,  Haimeu- 
dorf,  Hammer,  Hedersdorf,  Heroldsberg,  Hersbruck,  Heßbach,  Heuch- 
ling^  Hormersdorf,  Käswasser,  Kalchreuth,  Klingenhof,  Kraftshof,  Kronach^ 
Kühnhofen,  Lichtenau,  Merkendorf,  Möhrendorf,  Muggenhof,  Nürnberg, 
Oberhaidelbach,  Oberndorf,  Ottensoos,  Pötzling,  Raschbach,  Riegelsteiu, 
Rockenbrunn,  Sachsen,  Schafhof,  Schattenhof,  Scheerau,  Schnaittach, 
Schwabach,  Schwadermühle,  Scbweinau,  Sirameisdorf,  Spardorf,  Stein, 
Steiuensittenbach,  Tennenlohe,  Thalheim,  Triesdorf  zahlr.,  Unterachtal, 
Unterbürg,  Unterhaidelbach,  Unterreichenbach,  Weiher,  Wöltendorf  zahlr. 
Beob.  Dehnberg  26.  IX.  Ober  franken:  Br.  Alterlaugen,  Banz  s.  zahlr., 
Diepoltsdorf,  Dormitz,  Ebensfeld,  Ebermanustadt,  Forchheim,  Gasseidorf, 
Glosberg,  Göring,  Gräfcuberg,  Ilallstadt,  Memmelsdorf,  Mitwitz,  Muggen- 
dorf,  Neukenroth,  Neunkirchen  a.  Br.,  Piuzberg,  Plecb,  Poxdorf,  Roß- 
dorf häuf.,  Staffelstein  zahlr.,  Stadtsteiuach,  Streitberg,  Uunersdorf  zahlr., 
Wohlmuthshüll.  Beob.  Hesseiberg  5.  X.,  Jägersburg  12.  X.,  Krausen- 
bechhofen  5.  X.,  Neuhaus  5.  X.  Oberpfalz:  Br.  Berching,  Bärtel  zahlr., 
Neunkirchen  b.  S.,  Obermaiushof,  Plankstetteu ,  Poppberg,  Sulzbacb. 
Niederbayern:  Br.  Langenbruck,  Mamming,  Pfarrkirchen  häuf.,  Zwiesel. 
Oberbayern:  Br.  Dachau,  Farchant,  Feldwies,  Garmisch,  Haag,  München, 
Murnau,  Thalkirchen,  Tölz,  Traubiug.  Schwaben:  Br.  Affaltern  nicht 
seit.,  Biberbach,  Neuburg  a.  D.  zahlr.,  Stockheim.  Rheiupfalz:  Br. 
Bergzabern,  Speyer. —  1914.  Unterfranken:  Br.  Aniorbach,  Hausen, 
Kitzingen,  Marktbreit,  Ochsenfurt,  Segnitz,  Sulzfeld,  Würzburg.    Mittel- 


-^^^^'  ^'  Gengier:  Materialien.  7 

1917    J  ^  * 

fraukeu:  Br.  Altdorf,  Baiersdorf,  Bubeureuth,  Buckeuhof,  Cadolzburg, 
Dietersheim,  Üombühl,  Engelthal,  Erlangen,  Feucht,  Fürth,  Georgeus- 
gmüud,  Haaghof,  Ileufenfeld,  Hersbruck,  Holzhausen^  Lauf,  Neustadt 
a.  A.,  Nürnberg,  Ochenbruck,  Schauerheim,  Stadeln,  Steinbach,  Tennen- 
lohe, Treuchtliugen,  Utteureuth,  Weiher,  Weißeuburg  i.  B.,  Wilherms- 
dorf,  Zerzabelshof.  Ober  franken:  Br.  Aisch^  Alexandersbad,  Banz, 
Bayreuth,  Berneck,  Eremitage,  Fantasie,  Igelsdorf,  Klebheim,  Krausen- 
bechhofen,  Nankeudorf,  Neuhaus,  Oesdorf,  Pegnitz,  Rollwenzelei,  Eoß- 
dorf,  Staffelsteiu,  Unnersdorf,  Weppersdorf,  Wunsiedel.  Oberpfalz: 
Br.  Berchiiig,  Bürtel  zahlr.  Niederbayern:  Br.  Metten  (beob.:  Frißt 
Schwarzwurzelsamen).  Oberbayern:  Br.  Allach,  Andechs,  Bockhorn, 
Dachau,  Gmünd,  Herrschiug,  Ismaning,  Mitteuwald,  München,  Nymphen- 
burg, Obergries,  Pasing,  Schleißheim,  Weßling.  Schwaben:  Br.  Affaltern, 
Kaufbeureu ,  Kimratshofen,  Linden.  Rheinpfalz:  Br.  Homburg, 
Langmeil. 

4.  Acanthis  cannahina  cannabina  (L.),  Bluthänfling. 

igii.  Unterfrauken:  Br.  Lohr.  Mittelfranken:  Br.  Artels- 
hofeu,  Baiersdorf,  Eitersdorf,  Erlangen.  Beob.  Rothenburg  o.  T.  4.  III., 
Schweinau  Herbst  d.  Ober  franken:  Br.  Mohrhof,  Pinzberg,  Beob. 
Buch  1.  X.  Fl.,  Gerlas  8.  X  Fl.  Niederbayern:  Beob.  Pfarrkirchen 
Winter.  Schwaben:  Br.  Affaltern  häuf.,  fehlt  I.,  IL —  1912.  Unter- 
franken: Br.  Hammelburg.  Mittel  franken:  Br.  Brück,  Eitersdorf, 
Erlangen,  Kraftshof,  Lohe,  Neumühle,  Nürnberg,  Triesdorf  häuf.,  Zer- 
zabelshof. Ober  franken:  Br.  Gasseidorf,  Herzogenaurach,  Hetzles, 
Kersbach,  Pommer,  Poxdorf,  Wohlmuthshüll.  Oberpfalz:  Br.  Batz- 
hausen.  Niederbayern:  Br.  Bayrischhäusl.  Schwaben:  Br.  Affaltern 
häuf,,  auch  Winter.  Rheinpfalz:  Br.  Bergzabern.  —  IQIS-  Unter- 
franken: Br.  Bischofsheim,  Brendtal,  Frickenhausen,  Hohe  Rhön, 
Kreuzberg,  Mellrichstadt,  Neustadt  a.  S.,  Streutal.  Mittelfranken: 
Br.  Baiersdorf,  Boxdorf,  Brück,  Buckenhof,  Eitersdorf,  Erlangen  17.  I. 
bis  3.  XII.  d.,  Gersdorf,  Kraftshof,  Kronach,  Lobe,  Marienberg,  Poppen- 
reuth,  Renzenhof,  Schallershof,  Weikershof.  Oberfranken:  Br.  Bam- 
berg, Banz,  Büchenbach,  Göriug,  Hausen,  Kersbach,  Roßdorf,  StaflFel- 
stein,  Streitberg.  Beob.  Gerlas  3.  X.  d.  Niederbayern:  Br.  Eisenstein. 
Oberbayern:  Br.  Allach.  Schwaben:  Br.  Affaltern  häuf,  im  W. 
Rheinpfalz:  Br.  Bergzabern.  Zunahme:  Bergzabern. —  1914.  Unter- 
franken: Br.  Amorbach,  Marktbreit,  Sulzfeld,  Veitshöchheim,  Würz- 
burg. Mittelfranken:  Br.  Baiersdorf,  Brück,  Bubenreuth,  Eitersdorf, 
Erlangen,  Fürth,  Linden,  Möhrendorf,  Neustadt  a.  A.,  Nürnberg,  Obern- 
dorf, Unterbürg.  Ober  franken:  Br.  Banz,  Goldmühl,  Hesseiberg, 
Kirchenlamitz,  Marktredwitz,  Röhrach,  Roßdorf.  Ob  erpfalz:  Br. 
Buchberg.  Oberbayern:  Br.  Andechs,  Erching,  Hechendorf,  Ismaning, 
München.  Schwaben:  Br.  Affaltern.  Rheinpfalz:  Br.  Börrstadt, 
Göllheim,  Hochspeyer,  Homburg,  Schifferstadt. 


ö  Gengier:  Materialieu.  I    ^     ",, 

"  L  Ges.  Bay. 

5.  AcnntJiis  flavirostris  flavivostris  (L.),  Berghänfliug^). 

igii.  Oberbayeru:  Beob.  Bischofswicsen  Mitte  X.  im  Latten- 
gebirge. 

6.  Acanthis  linarla  linaria  (L.),  Leiufink,  Birkeuzeisig. 

igii.  Mittelfranken:  Beob.  Kronach  19.1.  mehrere  Reguitz. — 
1913,  Mittelfrankeu:  Beob.  Kraftshof  15,  XI.,  Nürnberg  3.  XII. 
80  St.  Stadtpark. —  1914.  Mittelfrankeu:  Beob.  Erlangen  2.,  23.  I. 
u.  15.  II.  kl.  Fl.  Fl.,  Georgensgraimd  I.,  Ncugroßreuth  1.  II.  20  St., 
Nürnberg  I.,  IL,  III.  Fl.  Fl. 

7.  S2)imiS  spinus  (L..),  Erlenzeisig. 

1911.  Unt  er  franken:  Beob.  Baudenbach,  Lohr  s.  häuf.  Mittel- 
franken: Beob.  Artelshofen,  Buttendorf  zahlr,,  Erlangen  16.  III., 
8.  X.,  Fürth  14.  I.,  1.  II.  Oberfranken:  Beob.  Kersbach  3.  XIL 
Niederbayern:  Beob.  Langeubruck,  Metten  häuf.,  Riedelsbach  3.  IV., 
Schlachtenbach.  Schwaben:  Beob.  Affalteru  spärl.  8.  X.  —  1912. 
Uuterfranke  u:  Beob.  Aniorbach  16.  IV.,  Aschaffenburg,  Burglauer 
zahlr.  W.  Mittelfranken:  Beob.  Dutzendteich  17.  XL  100  St.,  Er- 
langen 18.  I.  kl.  Fl.,  Georgensgmünd,  Marienberg  17.  XL,  Morsbrunn 
28.  IV.  1  P.,  Nürnberg  27.  X.  60  St.,  3.  XL  2  St.,  Rittersbach  21.  XIL, 
Röckingen.  Oberfranken:  Br.  Bischofsgrün.  Beob.  Roßdorf  viele. 
Schwaben:  Beob.  Affaltern  11.,  17.  X.  Rheinpfalz:  Beob.  Berg- 
zabern. —  1913.  Uuterfranken:  Beob.  Burglauer  zahlr.  1).  Mittel- 
frankeu: Beob.  Dutzeudteich  24.  IIL  6  St.,  Erlangen  18.  XII.  kl.  Fl., 
Nürnberg  9.  IL  kl.  Fl.,  13.  IL  20  St.,  17.  IL  ö"?,  3.  XIL,  Valznerweiher 
16.11.  lOSt.  cf$,  Ziegelstein  30.  III.  kl.  Fl.  Oberfranken:  Beob. 
Roßdorf  16.x.,  18.,  28.  XII.  Fl.  Fl.  Niederbayern:  Br.  Laugen- 
bruck. Schwaben:  Beob.  Affaltern  7.  IL,  15.,  27.  X.,  6.  XL,  Kim- 
ratshofen  23.  IV.  Rheinpfalz:  Beob.  Bergzabern  häuf.  W.  —  1914. 
Mittelfrankeu:  Beob.  Erlangen  11.,  12.  L,  22.11.,  Nürnberg  4.  bis 
30. III.  IP.,  10.  IV.  20  St.  Oberfranken:  Br.  Bischofsgrün,  Gold- 
mühl,  Waldstein.  Beob.  Gaisfeld  29.  XII.  140  St.,  Roiidorf  1.  XL  FL 
Oberbayern:  Beob.  Andechs,  Wallberg  9.  V.  Niederbayern:  Beob. 
Metten   2.  L   100  St.     Schwaben:  Beob.  Affaltern   7.,  8.  X.  gr.  Fl. 

8.  Seriniis  eanariiis  germanicifs  Laubm.,  Girlitz. 

1911.  Unter  franken:  Br.  Lohr  s.  häuf.,  Miltenberg  18.  IV. 
Mittelfranken:  Br.  Brück,  Erlangen  18.  IV,,  Hersbruck,  Nürnberg 
21.  IV.,  Schwabach.  Zunahme:  Nürnberg.  Oberpfalz:  Br.  Neumarkt 
(Zunahme).     Niederbayern:  Br.  Bodeumais  19.  IV.,  Grafenan,  Langen- 


^)  Belegstück  fehlt.     Höchstwahrscheinlich  handelt  es  sich  nicht  um  den 

Berghänfling,    sondern    um    den    Alpenleinfink    {Acanthis    linaria  cabaret 

[P.  L.  S.  Müll.|),  der  in  den  benachbarten  Gebirgen  (Steinernes  Meer,  Unters- 
berg) stellenweise  häufig  ist.  —  Red. 


^^^^'  1'  I  Gengier:  Materialien.  9 

1917    J 

brück,  Pfarrkirchen.  Rheinpfalz:  Br.  Kaltenbach  16.  IV.  —  1912. 
ünterfranken:  Br.  Bad  Kissingen,  Karlstadt,  Würzburg  30.  III. 
Mittelfranken:  Behringersdorf,  Buckenhof,  Ebensee,  Erlangen  27.  III., 
Bubenreuth  31.  III.,  Erlenstegen,  Fürth,  Georgensgmünd  spärl.,  Gleiß- 
hammer, Grünthal,  Herrnhütte,  Mögeldorf,  Nürnberg  29.  III.,  Rathsberg, 
Röthenbach  b.  L.,  Schafhof^  Schmausenbuck,  Schwabach,  Stein,  Weigels- 
hof,  Zerzabelshof.  Oberfranken:  Br.  Bamberg.  Beob.  Roßdorf  IX. 
Oberpfalz:  Br.  Regensburg,  Riuuenbruun.  Niederbayern:  Br. 
Bodeumais,  Eisenstein  s.  spärl.,  Grafenau,  Zwiesel.  Oberbayern: 
Beob.  München  7.  IX.  Schwaben:  Br.  Augsburg  15.  IV.,  Göggingen. 
Rheinpfalz:  Br.  Bergzabern,  Speyer  15.  III.  — 1913.  Ünterfranken: 
Br.  Würzburg  6.  IV.  Mittelfranken:  Br.  Ansbach  I.V.,  Behringers- 
dorf, Dutzendteich,  Ebensee,  Erlangen  23.  III.,  Erlenstegen  5.  III., 
Fischbach  2.  III.,  Fürth,  Grünthal,  Hammer,  Hersbruck,  Lauf,  Mögel- 
dorf, Muggcnhof,  Nürnberg  28.  III.,  Pommelsbrunn,  Röthenbach  b.  L., 
Rückersdorf,  Schwabach,  Schwaig,  Schweinau,  Schweinsdorf  24.  III., 
Sieglitzhof,  Stein  a.  R.,  Utteureuth,  Weigelshof,  Zerzabelshof,  Ziegel- 
stein. Ober  franken:  Br.  Neunkirchen,  Roßdorf.  Oberpfalz:  Br. 
Sulzbach.  Niederbay  eru:  Br.  Bodenmais  28.  IV.,  Langeubruck. 
Schwaben:  Br,  Augsburg,  Rheiupfalz:  Br.  Bergzabern  24.  III. — 
1914.  ünterfranken:  Br.  Kitzingeu,  Mai-ktbreit,  Marktsteft,  Ochsen- 
furt, Sulzfeld,  Veitshöchheim,  Würzburg,  Zell.  Mittelfranken:  Br. 
Buckenhof,  Erlangen  11.  III.,  Erleustegen  9.  III.,  Fröschau,  Fürth, 
Georgensgmüurl,  Hersbruck,  Lauf,  Nürnberg  9.  IV.,  Ochenbruck,  Utteu- 
reuth. Ober  franken:  Br.  Bamberg,  Bayreuth,  Bug,  Kramershof, 
Roßdorf.     Oberbayern:  Br.  München,  Tegernsee. 

9.  Pyrrhtila  pyrrhula  pyrrhula  (L.),  Großer  Gimpel. 

1914.  Mittelfranken:  Beob.  Erlangen  21.1.  kl.  Fl,  cTj,  $  Über- 
zahl., 23.  I.  Fl.,   1  cT  singt. 

10.  PyrrJitila  pyrrhula  europaea  Vieill.   Kleiner  Gimpel. 

1911.  Unterfrauken:  Br,  Lohr.  s.  häuf,,  Mainbullau,  Mittel- 
franken: Br,  Artelshofen,  Baudenbach  seit.,  Buttendorf,  Erlangen, 
Schwabach.  Beob.  Fürth  14.  I.,  5.  II.  Vestener  W.,  Nürnberg  häuf. 
Oberpfalz:  Br,  Neumarkt  seit.  Beob,  Hirschau  nicht  seit.  Nieder- 
bayern:  Br.  Pfarrkirchen  seit.  Beob.  Haidemühle  häuf,,  Metten  7.11., 
Schachtenbach  spärl.  Oberbayeru:  Br.  Langeubruck.  Beob,  Meilen- 
berg Herbst  s.  viele.  Sehwaben:  Beob.  Affaltern  häuf.  20.  V.,  23.  VI. 
je  1  P.  (vernichten  die  Knospen  der  Johannisbeeren),  Biesseuhofen  9.  II., 
12.  IIL,  Kaufbeuren  21.,  26.  XIL  Rheinpfalz:  Beob.  5.— 15.  IIL, 
3.,  28.  VIIL,  25.  XIL  —  1912.  Unterfranken:  Br.  Aschaffenburg, 
Bad  Kissingen,  Weilbach,  Beob.  Amorbach  1.  X.  30  St.,  W^atterbach 
1,  III,  Mittelfranken:  Br.  Erlangen,  Georgensgmünd,  Nürnberg, 
Schwabach.  Beob.  Beerbach  Winter,  Erlenstegeu  26.  IIL,  Röckiugen 
Winter,    Ulsenheim    1,  X.   Fl.    Fl,   5.  X.    sehr   viele.      Oberfranken: 


-lO  Geui'ler:  Materialion.  I  "        ' 

^^  *=  L  ^^es.  Bay. 

Br.  Behriiigcrsmülile,  Ittliug,  Leupoldsteiii;  Otteuberg,  KcipertsgeseD, 
Trägeuweis.  Beob.  Roßdorf  I. — III.  Oberpfalz:  Br.  Regeusburg. 
Niedorbayern:  Br.  Eiseusteiu,  Lndwigsthal,  Neuwaldhaus,  Rachel, 
Zwicselau^  Zwiesler-Waldliaiis.  Oberbayeru:  Br.  Hoheuascliau.  Beob. 
Ruhpoldiug  27.  Vlll.  Schwaben:  Beob.  Affaltern  28.  V.,  22.  VI., 
19.,  23.  VII.  u.  streichend.  Rhein  pfalz:  Br.  Bergzaberu.  —  1913. 
Uu tcrfraukeu  :  Br.  Bnrglauer,  Hohe  Rhön,  Kreuzberg,  Lohr.  Mittel- 
frank eu:  Br.  Dutzendteich,  Erlangen,  Erlenstegeu,  Haidberg,  Nürn- 
berg, Schmausenbuck^  Schwabach,  Zerzabelshof.  Beob.  Eiclistätt  16.  III. 
2cf  2$,  Kraftshof  15.  XL  50  St.,  Mögeldorf  16.  II.  s.  cT-  Ober- 
frankeu:  Br.  Bamberg,  Berneck,  Bischofsgrün,  Neuukirchen,  Roßdorf. 
Beob.  Presseck  25,  XI.  viele,  XII.  sehr  viele.  Ni  ed  erbay  e  r  u:  Br. 
Arberhütte,  Pjisenstein.  Oberbayeru:  Br.  Langeubruck.  Beob.  Andechs 
Winter,  Ilochkopf  1.  VI.  1  P.,  München  3.  IL  1  P.,  Obergraiuau  7.  VIIL, 
Ruhpolding  10.— 21.  VIIL  häuf.,  Tölz  30.  III.  Schwaben  :  Beob.  Affaltern 
häuf.  I).  —  1914-  Unterfranken:  Br.  Würzburg.  Beob.  Amorbach 
Winter.  Mittelfrauken:  Br.  Erlangen.  Beob.  Dutzendteich  L,  Erleu- 
stegen  IL,  Georgensgmünd  L,  Nürnberg  L,  IL,  III.  Oberfranken: 
Beob.  Oberaufseß  13.  IV.  1  F.,  Roßdorf.  Oberbayern:  Br.  Glashütte, 
Kreuth,  München,  Wallberg,  Wolfratshausen.  Beob.  Andechs  Winter. 
Schwaben:  Beob.  Affaltern  (Knospenfresser). 

11.  Loücia  curvirostra  curvirosfra  L.,  Fichteukreuzschnabel. 

1911.  Unterfranken:  Beob.  Lohr  6.  VI.  Mittelfrauken:  Beob. 
Erlangen  25.  VI.  10  St.,  28.  VL  mehrere  cTcT,  28.  VIIL  kl.  FL  Nieder- 
bayer u:  Beob.  Metten  D.,  Schachtenbach  spärl.  Oberbayern:  Beob. 
Erchiug  sehr  zahlr.,  oft  Fl.  v.  40  —  60  St.  (verzehren  Blattläuse). 
Schwaben:  Beob.  Affaltern  seit.,  6.  VL  20  St.,  23.  VL  kl.  Fl.,  11.  IX. 
5  St.,  Kaufbeureu  20.,  21.  VL  —  1912.  Mittelfranken:  Beob.  Erlangen 
30.  V.  kl.  Fl.,  13.  VI.  8  St.  Oberfranken:  Beob.  Roßdorf  V.— IX. 
Fl.  Fl.  Niederbayern:  Br.  Bayrischhäusl,  Eisenstein,  Regeuhütte. 
Beob.  Neuwaldhaus  VII.,  VIIL  Schwaben:  Beob.  Affaltern  29.  IIL, 
12.  VI.  d.  —  1913.  Oberfranken:  Beob.  Roßdorf  V.— VIIL,  IX.,  X. 
Niederbayern:  Beob.  Eisenstein  13.  VIIL,  Regenhütte  14.  VIIL 
Rheinpfalz:  Beob.  Bergzabern  1.  VII.  Fl.  —  I9I4'  Mittelfranken: 
Beob.  Erlangen  21.  V.  Reichswald.  Ober  franken:  Beob.  Roßdorf 
IIL — X.,  VIIL  bes.  viele.  Oberbayern:  Beob.  Andechs  X.,  XII., 
Köuigsee  30.  VII.  viele  Malerwinkel,  Kreuth  9.  V.  Schwaben:  Beob. 
Affaltern  7.  VI.  viele,  Freihaldeu  Mitte  VI.  viele,  Kaufbeureu  IX.,  X. 
FL  Fl.     Rheinpfalz:  Beob.  Bergzabern  Mitte  VI.  viele. 

12.  FringiUa  coelebs  coelehs  L.,  Buchfink. 

1911.  Unterfrankeu :  Br.  Baudenbach,  Bingert,  Burglauer,  Dorgeu- 
dorf,  Irtenberg,  Lohr,  Maiubullau,  Schollbrunu.  Mittelfrauken:  Br. 
Adlitz,  Artelshofen,  Atzeisberg,  Baiersdorf,  Brück,  Bubenreuth,  Buch, 
Dachsbach,  Eichstätt,  Eitersdorf,  Erlangen,  Fürth,  Großgrüudlach,  Haag- 


■^^^^' ^'  Gengier:  Materialien.  Hl 

1917    J 

liof,  Happurg,  Hartmanusbof,  Heroldsberg,  Kleiugründlacli,  Krouach, 
Markt  Erlbach,  Nürnberg,  Rathsberg,  Scbauerheim,  Schnecken  bot", 
Scbwabacb,  Spardorf,  Traisböchstätt,  Wacbenhofen,  Weißenburg  i.  B. 
Oberfrauken:  Br.  Bräuuingsbof,  Burk,  Decbsendorf,  Ebermannstadt, 
Effoltricb,  Forchbeim,  Gerlas,  Großenseebacb,  Hausen,  Heßdorf,  Hessel- 
berg,  Honings,  Mecbelwind,  Muggeudorf,  Naukendorf,  Neunkirchen  a.  B., 
Oberlindach,  Piuzberg,  Poxdorf,  Pretzfeld,  Sintraanu,  Streitberg,  Welkeu- 
bach,  Wiukelhof.  Oberpfalz:  Br.  Bachhausen,  Hirschau,  Neumarkt. 
N  iederbayeru  :  Br.Kelheim, Metten, Metteubucli,  Pfarrkirchen, Schachten- 
bach,  Scheuereck,  Oberbayeru:  Br,  Kreuth,  Langeubruck.  Schwaben: 
Br.  Affaltern ,  Buchen berg,  Nördlingeu,  Rbeinpfalz:  Leimen.  — 
1912.  Uu  terfraukeu  :  Br.  Amorbacb,  Aschaflfenburg,  Bad  Kissingen,  Burg- 
lauer, Parkhaus  Sylvan,  Steinach,  Watterbach,  Würzburg.  Mittelfrankeu  : 
Br.  Alfalter,  Almoshof,  Alteufurt,  Alte  Veste,  Ansbach,  Atzeisberg, 
Baiersdorf,  Beerbach,  Bebringersdorf,  Bernlohe,  Bislobe,  Boxdorf,  Brück, 
Brunn,  Bubeureuth,  Buch,  Buckenhof,  Cadolzburg,  Dambach,  Dehuberg, 
Dietersdorf,  Ebensee,  Egersdorf,  Eitersdorf,  Erlangen,  Erleustegeu,  Fisch- 
bach,  Fischbrunn,  Frauenaurach,  Fürth,  Gebersdorf,  Georgensgmünd,  Geras- 
mühle,  Gleißhammer,  Großgeschaidt,  Großgründlach,  Großreuth  b.  Scbw., 
Großreuth  h,  V,,  Grüutbal,  Günthersbühl,  Haimeudorf,  Heroldsberg, 
Herrnhütte,  Hersbruck,  Heucbliug,  Hilpoltstein,  Höfen,  Hohenstein,  Hub, 
Hütteubach,  Huudsmühle,  Kalcbreuth,  Kleingründlach,  Kleinreutb  b.  V., 
Kleinseebach,  Königsraühle,  Kraftshof,  Krouach,  Lauf,  Laufamholz,  Lohe, 
Manhof,  Marienberg,  Marlofifstein,  Mögeldorf,  Möbrendorf,  Moritzberg, 
Müblbof,  Neuhof,  Neumühle,  Neunhof  b.  L.,  Neuses,  Neustadt  a.  A., 
Nürnberg,  Nuschelberg,  Oberbürg,  Oberferrieden,  Oberndorf,  Ocbeubruck, 
Ondeuberg,  Pomraelsbruuu,  Poppeureuth,  Rathsberg,  Reutles,  Röckiugeu, 
Röthenbach  b.  L,,  Röthenbach  b.  Schw,,  Roth,  Rückersdorf,  St,  Jobst, 
Schafhof,  Schallershof,  Schmausenbuck ,  Schnepfenreuth ,  Schöuberg, 
Schwaig,  Schwarzenbruck,  Schweiuau,  Sieglitzhof,  Simmeiberg,  Simmels- 
dorf,  Simonshofen,  Spardorf,  Speikern,  Stadeln,  Tauchersreuth,  Tenneu- 
lobe,  Thon,  Triesdorf,  Tiillnau,  Utteureuth ,  Veilhof,  Weigelshof, 
Weihershof,  Weißenburg  i,  B.,  Wendelstein,  Zerzabelsbof,  Ziegelstein, 
Zirndorf.  Ober  franken:  Br.  Apfelbach,  Baad,  Bäreuthal,  Bamberg, 
Betzenstein,  Böseubirkig,  Broun,  Büchenbach,  Decbsendorf,  Diepoldsdorf, 
Dormitz,  Ebermannstadt,  Eckeureutb,  Egloffstein,  Forchbeim,  Gasseidorf, 
Geiselböhe,  Gößweinstein,  Gosberg,  Gräfenberg,  Hausen,  Herzogenaurach, 
Hetzendorf,  Hetzles,  Höchstädt,  Horlach,  Hüll,  Tgelsdorf,  Ittliug,  Kappel, 
Keranatben,  Kersbach,  Kircbehrenbach,  Kolmreuth,  Kühlenfels,  Leupold- 
stein ,  Lützeldorf,  Mergners,  Neraschenreuth,  Neuhaus  a.  P.,  Neuu- 
kirchen  a.  Br.,  Oberacbtel,  Oberailsfeld,  Ottenberg,  Ottenhof,  Peguitz, 
Pinzberg,  Poramer,  Poxdorf,  Pretzfeld,  Rabeneck,  Rabeustein,  Reiperts- 
gesen,  Roßdorf,  St.  Helena,  Schoßaritz,  Schweintbal,  Serlbach,  Spieß, 
Stierberg,  Streitberg,  Trägeuweis,  Tscbini,  Tüchersfeld,  Untertrubach, 
Unterzaunsbacb,  Weidach,  Waiganz,  Wannbach,  Weidensees,  Weidenhüll, 
Winkelhof,  Wiesenthau,    Woblrauthsbüll,   Wolfsberg.     Oberpfalz:   Br. 


12  Gcn£>;lcr:  Materialien.  I 


Ürn. 
Bay. 


Bärnhof,  Batzbauscu,  Hirscbbach,  Ilirschlach,  Köuigstein,  Leheiihammer- 
tal,  Lunkem-eutb,  Neidsteiu,  Neukircliou  b.  S.,  Neutras,  Postbauer, 
Regüusburg,  Kotbeubruck,  Sackdilling.  Nieder  bay  er  n:  Er.  Acbdorf, 
Bayriscbbänsl,  Brennes,  Eisenstein,  Eisensteinermühle,  Frauenan,  Gott- 
frieding,  Gundlkofen,  Iliuterstciuliütto,  Laudshut,  J^iclitentlial,  Ludwigs- 
thal, Metteu,  Neuhütte,  Neuwaldhaus,  Regen.  Kegeuhütte,  Schwarzental, 
Spiegelau,  Steinbutte,  Triefeuried.  Oberbayern:  Br.  Audeclis,  Frauen- 
chiemsee,  Fritz  am  Sand,  Fuchsau,  Gars,  llaßlberg,  llobenaschau,  Kirch- 
berg,  Kreuth,  Laubau,  Moosburg,  Mühlbauer,  München,  Keichenhall, 
Rubpolding,  Traunstein.  Schwaben:  Br.  Affaltern,  Biberbach.  Rhein - 
pfalz:  Br.  Bergzabern,  —  1913-  Un  terfr  au  keu :  Br.  Amorbacii,  Bad 
Neuhaus,  Bischof'sheira,  Brandtal,  Burgbiuer,  Friekenhausen,  Hohe  Rhön, 
Kreuzberg,  Mellrichstadt,  Neustadt  a.  S.,  Salzburg,  Steiubach,  Streutal, 
Wattenbach.  Mittelfranken:  Br.  Ansbach,  Atzeisberg,  Baiersdorf, 
Ballmaunshof,  Bebriugersdorf,  Bernhot',  Birnthon,  Boxdorf,  Brück,  Buben- 
reuth,  Buckcuhof,  Cadolzburg,  Üambach,  Dehnborg,  Diepersdorf,  Diepolts- 
dorf,  Dollnstein,  Doos,  Ellen bach,  Eitersdorf,  EugeUhal,  Eutenberg, 
Erlangen,  Erleustegen,  Eschenau,  Escheubach,  Feucht,  Fischbacb,  Forth, 
Fuchsmülile,  Fürth,  Gammersfeld,  Gebersdorf,  Gerbersdorf,  Haimeudorf, 
Hammer,  Iledersdorf,  Heiligenmühle,  Heufeufeld,  Heroldsherg,  Hersbruck, 
Heuchling,  Hilpoltstein,  Hohenstadt,  Hubraersbcrg,  Hütteubach,  Kalch- 
reuth,  Klingenhof,  Kraftshof,  Kübuhofen,  Lauf,  Laufamliolz,  Leinburg, 
Lichtenau,  Lochhof,  Malmsbach,  Manliof,  Merkendorf,  Mittelbürg,  Möhren- 
dorf, Muggenhof,  Netzstall,  Neuhof,  Neunhof,  Netises,  Nürnberg,  Ober- 
haidelbach,  Oberudorf,  Oedenburg,  Offenbausen,  Otteusoos,  Raitersaich, 
Raschbach,  Rathsberg,  Reuzeuhof,  Rockenbruuu,  Rötheubach  b.  L.,  RoU- 
hofeu,  Rückersdorf,  Sachsen,  Schallershof,  Schatten  hof,  Scheerau, 
Schnaittach,  Schwabach,  Schwaig,  Schweiuau,  Sieglitzhof,  Simmeisdorf, 
Spardorf,  Stein  a.  R.,  Steinach,  Steinensitteubach,  Teuneulobe,  Triesdorf, 
Unterbürg,  Unterfarrubach,  Uuterhaidelbach,  Uuterreichenbach,  Wacben- 
bofen,  Weigelshof,  Weiher,  Weißenburg  i,  B.,  Wellerstadt,  Wellheim, 
Wetzendorf,  Wolkersdorf,  Ziegelstein.  Oberfraukeu:  Br.  Alterlangen, 
Banz,  Büchenbach,  Butteuheim,  Doos,  Ebermannstadt,  Ebing,  Eggolsheim, 
Forchheim,  Gassoldorf,  Gerlas,  Gosberg,  Gräfenberg,  Ilallstadt,  Hirschaid, 
Igelsdorf,  Kersbach,  Kleiusendelbacb,  Köttensdorf,  Kosbach,  Kunigunden- 
ruh,  Memmelsdorf,  Neuhaus,  Neunkirclien  a.  Br.,  Peulendorf,  Fiuzbcrg, 
Plech,  Pretzfeld,  Riegelsteiu,  Roßdorf,  Rüsselbach,  Scheßlitz,  Schloßaritz, 
Spieß,  Stafifelstein,  Straß-Giech,  Streitberg,  Strullendorf,  Uunersdorf, 
Untertrubach.  Weiseuuohe,  Wiesenthau,  Wiukelhof,  Zapfeudorf.  Ober- 
pfalz: Br.  Beilugries,  Berchiug,  Bürtel,  Etzelwang,  Hatzenreuth,  Kauer- 
hof, Neidstein,  Neunkircheu  b,  S.,  Obermainshof,  Peilstein,  Poppberg, 
Sulzbach.  Nieder bayern:  Br.  Arber,  .\rberbütte.  Arbersee,  Bäumen- 
heim, Bayriscbbänsl,  Eisen steinermühlo,  Grafhütte,  Ludwigsthal,  Metten, 
Ncuwaldhaus,  Pfarrkirchen,  Regenhütto,  Steinbutte,  Theresienthal,  Zwiesel. 
Oberbayern:  Br.  Aibling,  Allach,  Alteuau,  Berchtesgadeu,  Berggeist, 
Bockhorn,    Brand,    Dachau,    Eibsee,    Farchant;    Freilassing,    Garraisch, 


^^^^' ^' I  Gengier:  Materialien.  13 

1917    J 

Grafenaschau,  Grafing,  Großweil,  Grüuthal,  Gstadt,  Haag,  Hintersee, 
Ingolstadt,  Königsee,  Langeubruck,  München,  Murnau,  Oberammergau, 
Obergrainau,  Oed,  Partenkircben,  Polin,  Prien,  Ramsaii,  Reichenhall, 
Rießersee,  Ruhpolding,  Schlehdorf,  Schleißheim,  Siegsdorf',  Teisendorf, 
Thalkirchen,  Traunstein,  Tölz,  Wernleiteu,  Zwergern.  Schwaben:  Br. 
Affaltern,  Elleubrunn,  Rennertshofen,  Seehof,  Treidelheim.  Rheinpfalz: 
Br.  Bei'gzabern.  —  1914-  U  nter  fran  keu  :  Br.  Amorbach,  Frickenhausen, 
Kitzingen,  Marktbreit,  Markt  Bibart,  Marktsteft,  Ochsenfurt,  Segnitz, 
Sulzfeld,  Veitshöchheim,  Weilbach,  Winterhausen,  Würzburg,  Zell. 
Mittelfranken:  Br.  Artelshofen,  Aspertshofen,  Atzeisberg,  Baiersdorf, 
Birnthou,  Bräuningshof,  Brück,  Bubenreuth,  Buckenhof,  Cadolzburg, 
Dietershofen,  Ebersbach,  Eitersdorf,  Engelthal,  Erlangen,  Feucht,  Fisch- 
bach, Fürth,  Gauchsmühle,  Haaghof,  Henfenfeld,  Hersbruck,  Hoizhausen, 
Kirchensittenbach,  Kleedorf,  Linden,  Markt  Erlbach,  Mögeldorf,  Möhren- 
dorf, Neustadt  a.  A.,  Nürnberg,  Ocheubruck,  Prackenfels,  Rathsberg, 
Rumraelsburg,  Rupprechtstegen,  Schauerheim,  Schuiegling,  Sieglitzhof, 
Siglitzberg,  Stadeln,  Steiubach,  Tenneulohe,  Ungelstetten,  Unterwald- 
dachsbach, Uttenreuth,  Wilhermsdorf.  Ober  franken:  Br.  Aisch, 
Alexandersbad,  Banz,  Bayreuth,  Berueck,  Bischofsgrün,  Büchenbach, 
Butten  heim,  Decbsendorf,  Doos,  Effeltrich,  Epprechtstein,  Eremitage, 
Fantasie,  Gasseidorf,  Goldmühl,  Greifenstein,  Hausen,  Hetzles,  Hirschaid, 
Hof,  Ilollfeld,  Houings,  Karches,  Kirchenlamitz,  Klebheim,  Kösseine, 
Krausenbechhofen,  Langenloh,  Luisenbiu'g,  Marktred witz,  Münchberg, 
Muggendorf,  Nankendorf,  Neuhaus,  Neuhaus  b.  A.,  Neumühle  b.  G., 
Neunkirchen  a.  Br.,  Niederlamitz,  Nußhardt,  Oberaufseß,  Ochsenkopf, 
Oesdorf,  Plankenfels,  Poppenwind,  Poxdorf,  Rabeneck,  Röhrenhof,  Rötteu- 
bach, Rollwenzelei,  Roßdorf,  Schneeberg,  Schönhof,  Silberhaus,  StafPel- 
steiu,  Traindorf,  Tröstau,  Unnersdorf,  Unteraufseß,  Unterleinleiter,  Veil- 
broun,  Waischenfeld,  Waldstein,  Wappersdorf,  Wolfsfels,  Wunsiedel, 
Zell.  Ober  pfalz:  Br.  Buchberg.  Nieder  bayern:  Br.  Metten,  Pfarr- 
kirchen, Schwarzenthai.  Ober  bayern:  Br.  Andechs,  Berchtesgaden, 
Bernried,  Bockhorn,  Dachau,  Erching,  Gauting,  Glashütte,  Hechendorf, 
Höllriegelskreuth,  Ismauing,  Kochel,  Königsee,  Kreuth,  Krünn,  Mitten- 
wald, Nymphenburg,  Pasiug,  Planegg,  Pullach,  Salzberg,  Schäftlarn, 
Schönau,  Seeshanpt,  Tutzing,  Uuterföhring,  Unterstein,  Urfeld,  W^allberg, 
Walchensee,  Wallgau,  Wolfratshauseu.  Schwaben:  Br.  Affaltern. 
Rheinpfalz:  Br.  Bergzabern,  Frankenthal,  Hochspeyer,  Hinterweiden- 
thal, Schiff'erstadt,  Speyer. 

13.  Fringilla  montifringilla  L.,  Bergfink. 

1911.  Mittel  fran  keu:  Beob.  Buttendorf  W.,  Eichstätt  W.,  Er- 
langen 11.  I.,  Nürnberg  W.  Niederbayern:  Beob.  Neuschöuau  5.1V. 
1000  St.,  Riedelsbach  o.  IV.  Fl.  Ob  er  bayern:  Beob.  Feldraoching 
12.  IIL  Schwaben:  Aff'altern  6.I.  — 27.  III.,  16.  X.— 1.  XII.  FL  Fl. 
—2000  St.,  Kaufbeuren  Ende  XII.  Rheinpfalz:  Beob.  Bad  Dürk- 
heim  5.  IIL,  Leimen  1.  III.   —  1912.  Unterfranken  :  Beob.  Parkhaus 


14  Gengier:  Materialien.  fVerh.  Orn. 

^  L  Ges.  Bay. 

Sylvau  Auf.  III.  Mittelfranken:  Beob.  Erlangen  3.  IL  einige  cJ^cT, 
5.  II.  1  g,  Nürnberg  10.  IL,  Röckingen,  Triesdorf,  Ulsenheim  3.  X. 
Oberfranken:  Beob.  Tschirn  5.III.— 16.IIL  800— 1000  St.  Nieder- 
bayern: Beob.  Mainbnrg  wenige.  Oberbayern:  Beob.  Audechs  21.  II. 
spärl.,    Bischofswiesen  22.  X.    gr.  Fl.,    G  Wochen  da.,    Frauonchiem8ee 

I.  viele,  Großhesselohe  24.  XL  8— 10  000  St.  in  Fl.  d.,  Hohenaschau. 
Schwaben:  Beob.  Affaltern  13.1.  100  St.,  22.,  29. 1 ,  20.11.  150  St., 
23.  IV.  1  cT,  10.  X.,  19.  X.,  Döringen  G.  II.  Rheinpfalz:  Beob. 
Bergzabern  8.  X.    augek.    —    IQIS-    Mittolf  ranken :    Beob.  Kraftshof 

15.  XL     Oberfraukeu:  Beob.  Gerlas  3.  X.   150  St.,   27,  X.   100  St., 

II.  XIL  150  St.,  Roßdorf  28.  XIL  Fl.  N  i  e  d  er  b  a  y  er  n  :  Beob. 
Fiusterau  23.  III.  gr.  Fl.  FI.,  7.  IV.  gr.  Fl.  Fl.,  Pfarrkirchen  III. 
Ober  b  ayern:  Beob.  Großhesselohe,  Langenbruck  23. XIL,  RuhpoldingW. 
Schwaben:  Beob.  Affaltern  2.  IL,  30.  IIL,  7.  X.,  11.  X.,  26.  XL, 
Kaiifbeuren  14.  IX.  Rheinpfalz:  Beob.  Bergzabern  nur  vereinzelt, 
weil    keine    Bucheln.     —    I9I4-    Mittelfran  keu :    Beob.    Berolzheim 

16.  IIL,  Brück  28.  IL  Fl.,  Erlangen  1.  I.  kl.  Fl.,  19.  IIL,  Erlenstegeu 
15.  IL,  Georgensgmüud  L,  Mögeldorf  11.  L,  Nürnberg  6.  I. — 15.  IIL, 
Unterbürg  8.  15.  IL  Nieder bayeru:  Beob.  Metten  30.  I.  4  St., 
Tann  14.  III.  Oberbayern:  Beob.  Ingolstadt  10.  I.  Fl.  Schwaben: 
Beob.  Affaltern  9.  L— 19.  IIL,  5.  X.— 10.  XIL  Rheinpfalz:  Beob. 
Bergzabern  I. 

14.  MontifrinffiUa  nivalis  nivalis  (L.),  Schneefiuk. 

1912.  Oberbayern:  Beob.  Bischofswieseu,  an  der  SO-Seite  des 
Untersbergs.  Schwaben:  Beob.  am  Gufel  2000  m,  au  der  Höfats, 
2200  m  Höhe. 

15.  Petronia  petronia  petronia  (L.),  Steinsperling. 

1913.  Unterfrauken:  Br.  Salzburg;  8.  VI.  10— 12  St..  25.— 26. VII. 
3 — 4  P.,   2  Nester  besetzt,    in  einem  Flaumjunge,    in  einem  flügge  juv. 

16.  Passer  domesticus  (lofnesticns  (L.),  Ilaussperling. 
1912.  Unterfrankcu:  Fehlt  am  Kreuzberg. 

17.  Passer  niontanns  niontaniis  (L.),  Feldsperling. 

1911.  Unterfranken:  Br.  Lohr  häuf.  Mittelfranken:  Br. 
Artelshofen,  Baudenbach,  Brück,  Eichstätt  häuf.,  Erlangen  häuf.,  Groß- 
grüudlach,  Großhabersdorf  häuf.,  Uuterwalddachsbach.  Beob.  Dachsbach 
3.  IX.,  Nürnberg  13.  XL,  Rückersdorf  27.  IX.,  Vach.  Oberfranken: 
Br.  Honings,  Krauseubechhofeu,  Neunkirchen  a.  Br.,  Streitberg.  Ober- 
pfalz: Br.  Bachhauson,  Hirschau.  N  iederbay  e  ru  :  Br.  Metten  häuf. 
Oberbayeru:  Br.  Langenbruck.  Schwaben:  Br.  Affaltern  häuf., 
Linden.  —  1912.  Unter  franken  :  Br.  Aschaffenburg.  Mittelfrauken: 
Br.  Almoshof,  Beerbach,  Bebriugersdorf,  Brück,  Bubeureuth,  Buckenhof, 
Dutzendteich,  Ebensce,  Eberhardshof,  Erlangen,  Erlenstogen,  Fischbach, 


-^^^■^'  ^'1  Geagler:  Materialien.  15 

1917    J 

Frau enaur ach,  FUrth,  Georgen sgmünd,  Gleißhammer,  Großreuth  b.  Schw., 
Großreuth  h.  V.,  Heroldsberg,  Käswasser,  Kalchreuth,  Kleinreuth  b.  Schw., 
Kleinreuth  h.  V.,  Kraftshof,  Laufamholz,  Lohe,  Marienberg,  Mögeldorf, 
Mühlhof,  Neuhof,  Neumühle,  Neunhof  b.  L.,  Nürnberg,  Oberbürg,  Oedeu- 
berg,  Poppeureuth,  Röckingen,  Röthenbach  b.  Schw.,  Ronhof,  Simmel- 
berg,  Simonshofen,  Steinacb,  TauchersreiUh,  Thon,  Triesdorf,  Wetzeu- 
dorf,  Zerzabelshof,  Zirndorf.  Beob.  Spitalhof  17.  III.,  Ziegelstein  21.  IV. 
Ober  franken:  Br.  Büchenbach,  Ebermannstadt,  Gosberg,  Herzogen- 
aurach, Hetzles,  Kappel,  Kemnathen,  Kersbach,  Peguitz,  Pommer,  Pox- 
dorf,  Pretzfeld,  Reuth,  Roßdorf,  Wohlrauthshüll.  Oberpfalz:  Br. 
Frankenhof,  Lunkeureuth,  Neudorf,  Obertraubliug.  Niederbayern: 
Br.  Arber,  Bayrischhäusl,  Eisenstein,  Ludwigsthal,  Metten,  Neufahrn, 
Neuhütte,  Neuwaldhaus,  Radidorf,  Regenhütte.  Oberbayern:  Br. 
Moosburg.  Schwaben:  Br.  AflPaltern.  Rheinpfalz:  Br.  Bergzabern. 
—  1913.  ünterfr  anke  n  :  Br.  Amorbach,  Bischofsheim,  Frickenhausen, 
Mellrichstadt,  Neustadt  a.  S.  Mittel  franken:  Br.  Altenberg,  Brauns- 
bach, Eitersdorf,  Erlangen,  Fürth,  Haimendorf,  Hedersdorf,  Heroldsberg, 
Hersbruck,  Hubmersberg,  Kühnhofen,  Leiuburg,  Lichtenau,  Merkendorf, 
Oberndorf,  Pötzling,  Pommelsbrunn,  Rathsberg,  Renzenhof,  Röthen- 
bach b.  L.,  Simmeisdorf,  Spardorf,  Stein  a.  R.,  Tennenlohe,  Triesdorf, 
Uifenheim,  Unterhaidelbach,  Wattenbach,  Weigelshof,  Wetzendorf.  Ober- 
frauken: Br.  Alterlangen,  Banz,  Brand,  Forchheim,  Gasseidorf,  Gräfen- 
berg,  Kersbach,  Kosbach,  Krausen bechhofen,  Poppenwind,  Roßdorf,  See 
hof,  Unnersdorf.  Oberpfalz:  Br.  Etzelwang.  Niederbayern:  Br 
Eisenstein,  Metten,  Natternberg,  Neuhausen,  Tann.  Oberbayeru:  Br 
Andechs,  Laugenbruck,  Schleißheira.  Schwaben:  Br.  Aflfaltern,  Kauf- 
beureu.  Rheinpfalz:  Br,  Bergzabern.  —  1914.  Un  terfran  ken:  Br 
Marktsteft,  Veitshöchheim,  Würzburg.  Mittelfranken:  Br.  Baiers 
dorf.  Brück,  Bubenreuth,  Dintersheim,  Erlangen,  Erlenstegen,  Fürth 
Hersbruck,  Kleinseebach,  Linden,  Markt  Erlbach,  Möhrendorf,  Nürnberg 
Oberndorf,  Rummelsberg,  Schauerheim.  Ober  franken:  Br.  Banz 
Bayreuth,  Berneck,  Fantasie,  Hausen,  Hollfeld,  Honings,  Krausenbech- 
hofen,  Neuhaus,  Neunkirchen  a.  Br.,  Rabenstein,  Roßdorf,  Unnersdorf, 
Unterwimmelbach.  Nieder  bayern:  Br.  Pfarrkirchen.  Beob.  Metten 
I.,  II.,  X.  Oberbayern:  Br.  Allach,  Erching,  Königsee,  Mittenwald, 
München,  Nympheuburg,  Tattenhauseu.  Schwaben:  Br.  Affaltern. 
Rheinpfalz:  Br.  Albisheim,  Enkenbach,  Göllheim,  Hochspeyer,  Lang- 
meil,  Marnheim. 

18.  Etnheriza  calandra  calandra  L.,  Grauammer. 

1911.  Unter  franken  :  Br.  Lohr  zieral.  häuf.  Mittelfran  ke  u  : 
Br.  Baiersdorf,  Brück  23.  III.,  Bubenreuth,  Eichstätt  häuf.,  Eitersdorf, 
Erlangen,  Möhrendorf,  Oberndorf.  Beob.  Dachsbach  3.  IX.  Ober- 
franken: Br.  Büchenbach,  Forchheim,  Kersbach,  KrauseubechhofeU;, 
Mohrhof.  Nied  er  bayern:  Br.  Pfarrkirclien  spärl.  Schwaben:  Beob. 
Linden.  —   1912.  Unterfranken:  Br.  Schollbrunn  24.  III.     Mittel- 


16  Gengier:  Materialien.  f^f'^'x?"' 

L  Ges.  Bay. 

franken:  Br.  Berolzheim,  Braunsbach,  Brück,  Bubenreuth,  Buekenhof, 
Dambach  häuf.,  Eitersdorf,  Emskirchen,  Erlangen  27.  III.,  Großgrüud- 
lach,  Kriegenbrunn,  Möhrendorf,  NeumUhle  17.  II.,  Neustadt  a.  A., 
Schallershof,  Sugenheim,  Ulsenheim,  Wellerstadt,  Zirudorf  häuf.  Ober- 
franken: Br.  Büchenbach,  Herzogenaurach,  Kersbach  28.  III.,  Poxdorf. 
Niederbayern:  Br.  Metten  häuf.  Oberbayeru:  Br.  Hohenaschau. 
Rlieinpfalz:  Br.  Bergzabern.  —  IQIS-  U  n  t  er  frank  en  :  Br.  Neu- 
stadt a.  S.,  Rheiufeld,  Stroutal  vereinz.  ]\[itt  el  f  ran  ken  :  Brück  30.  III., 
Eltcrsdorf,  Erlangen,  Mögeldorf,  Möhrendorf,  Neumühle  30.  III.,  Oberu- 
dorf,  Schallershof  30.  III.,  Schnepfenreuth.  Oberfranken:  Br.  Bamberg 
(Ellerbachtal),  Kersbach,  Meramelsdorf,  Poxdorf  31.  III.,  Koßdorf  häuf., 
Scheßlitz.  Rheinpfalz:  Br.  Speyer  21.  III.  —  1914.  Unterfranken: 
Br.  Fr  icken  hausen,  Marktbreit,  Marktsteft,  Sulzfeld.  Mittelf  ranken: 
Br.  Baiersdorf,  Brück,  Dintersheira,  Erlangen  2.  IV.,  Fürth,  Kleinsee- 
bach, Schallershof  2.  IV.,  Schauerheim,  Stadeln,  Tenueulohe,  Wetzen- 
dorf. Oberfrankeu:  Br.  Adelsdorf,  Büchenbach,  Krausenbechhofen, 
Münchberg,  Neuhaus,  Poxdorf,  Roßdorf,  St.  Johann,  Staffelstein,  Unners- 
dorf,  Weppersdorf.  Oberbayern:  Br.  Ismaning.  Schwaben:  Br. 
Freihalden,  Lauingen. 

19.  Einheri^a  citrinella  sylvestris  Brehm,  Goldammer. 

Wird  aus  allen  Kreisen  Bayerns  als  Brutvogel,  vielfach  auch  als 
Standvogel  gemeldet. 

20.  Ilmheriza  hortiilana  L.,  Gartenammer. 

igii.  Oberfranken:  Beob.  Gasseidorf  23.1V.  1  P.  Schwaben: 
Beob.  Augsburg  2.  u.  5.  V.  1  P.,  Göggiugen  5.  V.  s.  cf ,  Inningeu  5.  V 
1  P.  —  1912.  Mi  t  telfran  ken  :  Beob.  Nürnberg,  Frühjahr  d.  Schwaben: 
Augsburg  2.  V.  2  s.  cfcf.  —  IQIS-  Oberfranken:  Br.  Bamberg. 
Rheinpfalz:  Beob.  Bergzabern.  —  1914.  Unterfranken:  Br.  Markt- 
breit, Segnitz.  Oberfranken:  Br.  Bamberg,  Zentbaclihofen.  Beob. 
Egloffstein  21.  V.  1  St.  Rheinpfalz:  Bad  Dürkheim,  V  (Belegstücke; 
Mus.  München). 

21.   Eiiiheri^a  cia  via  L.,  Zippammer. 

1914.  Unter  frank  e  n :  Br.  Lohr   1  P.   (Belegstück  fehlt). 

22.  Emheriza  civilis  Hrliis  L.,  Zaunammer, 
igir.  Rheinpfalz:    Br.  Bergzabern.    —    1912.  Rheinpfalz:    Br. 
Bergzabern  4 — 5  P.    —  IQIS-  Rheinpfalz:    Br.  Bergzabern   6 — 7  P., 
3.  III.  angek.  —   1914.  Rhe  iupf  alz :  Br.  Bergzabern   7  P.  auf  d.  Nord- 
seite, einige  P.  auf  d.  Südseite.  (Belegstück;  Coli.  Gengier). 

23.  JE7}iheri^a  schoenicliis  schoeiiiclus  L.,  Rohrammer. 
1911.  Unterfrank  en  :  Br.  Lohr.     Mittelfranken:  Br.  Erlangen, 
Schwand.    Beob.  Fürth   12.   III.  Regnitz.    Oberfrauken:  Br.  Dechsen- 
dorf,   Hesselberg^  Kersbach,    Poppen  wind.     Nied  erbay  ern  :    Br.  Pfarr- 


XIII 

191 


'^  '  I  Gengler:  Materialien.  j^7 


kircheu.  Oberbayern:  Beob.  Feldmocbing  12.  u.  19.  III.  Schwaben: 
Br.  Augsburg.  —  1912.  Uuterfranken  :  Br.  Aschaffeuburg,  Stadt- 
prozelten. Mittelfrau  keu:  Br.  Erlangen,  Mögeldorf,  Schallershof, 
Wellerstadt,  Ziegelstein.  Oberfranken:  Br.  Hausen.  Beob.  Kersbach 
18.  III.,  Poxdorf  3.  IV.  Oberpfalz:  Br.  Kallmünz.  Niederbayern: 
Beob.  Metten  11.  IV.  5  8t.  Donau.  Schwaben:  Br.  Augsburg,  Gög- 
gingeii.  Beob.  Affaltern  23.  X.  $.  —  1913.  Mi  tt  elfranken :  Br. 
Baiersdoi'f.  Ober  franken:  Br.  Poxdorf.  Niederbayern:  Br.  Pfarr- 
kirchen. Rheinpfalz:  Beob.  Bergzabern  11.  III.  —  1914-  Mittel- 
fi'anken:  Br.  Baiersdorf.  Beob.  Eitersdorf  31.  III.  Ob  er  franken: 
Br.  Weppersdorf.  Beob.  Krausenbechhofen  5.  IV.,  Neuhaus  5.  IV., 
Poppeuwind  5.  IV.,  Untergrashof  10.  VII.  N  ieder  bayer  u  :  Br.  Pfarr- 
kirchen 29.  III.  Oberbayern:  Beob.  Freising  3.  IV.  viele  Isarauon, 
München    lU.   IV.   viele  Isarauen. 

24.  Flectvophenadc  nivalis  nivalis  (L.),  Schneeammer. 

1911.  Oberfrauken:  Beob.  Tschirn  5.  XI.  cT  j"v.,  15.  u.  28.  XII. 
15  St.  —   1912.  Oberfranken:  Beob.  Tschirn   3.  I.   50  St. 

Col u ni h i d a  e,  die  Taul)eii. 
1.  Coltimba  palninbus  palnmhus  L.,  Ringeltaube. 

1911.  Uuterfranken:  Br.  Amorbach  2.  III.,  Baudenbach,  Daschen- 
dorf  2.  III.,  Garitz  23.  II.,  Gefäll  3.  III.,  Gramschatz  4.  III.— 25.  IX, 
Gräfendorf  10.  III.,  Guttenberg  25.  III.,  Hausen  1.  IL,  Heinrichs- 
thal 2.  III.— 28.  X.,  Hohnhausen  8.  III.,  Irtenberg  6.  III.,  Karlstadt 
25.  II.,  Kreuzberg,  Laufach  22.  IL,  Leutershausen  28.  IIL,  Lohr  häuf., 
MainbuUau  1.  IIL,  Madenhausen  3.  IIL— 5.  X.,  Marktsteinach  8.  IIL, 
Miltenberg  13.  IIL,  Mellrichstadt  24.  IIL,  Oberbach  22.  IIL— 19.  X., 
Partenstein  3.  IIL,  Rohrbruun  19.  IL,  Reckendorf  20.  IIL,  Schön- 
derling  4.  IIL,  Stadtprozelten,  Steiuach  a.  S.  11.  III. — 14.  XL,  Wiesen 
1.  IIL— 20.  X.,  Wasserlosen  3.  IIL— 9.  X.,  WaldaschafF  24.  IIL  Zu- 
nahme: Kreuzberg.  Mittelfranken:  Br.  Altdorf  7.  III.  — 17.  X., 
Alte  Veste  8.  IIL— 2.  X.,  Artelshofen,  Atzeisberg,  Baiersdorf,  Bauden- 
bach häuf.,  Breitenfurt  17.  IIL,  Colmberg  7.  IIL,  Dörndorf  6.  IIL, 
Dollnstein  17.  IIL,  Erlangen,  Heideck  7.  IIL,  Ipsheira  21.  IIL,  Neun- 
stetten  7.  IIL— 21.  XII.,  Obermässing  20.  III.  -  11.  X.,  Rothenburg  0.  T. 
22.  IL,  Solnhofen  6.  IIL  Abnahme:  Großhabersdorf,  Obermässing. 
Oberfrankeu:  Br.  Altenhof  5.  IIL,  Brücklas  10.  IIL  — 25.  IX., 
Buch  a.  F.  29.  IIL,  Buttendorf,  Bad  Stehen  3.  IIL,  Effeltrich,  Fisch- 
steiu  25.  IL,  Fasanerie  2.  IIL,  Furtliammer  21.  IIL,  Gleisenau  27.  IIL, 
Häusellohe  20.  IIL,  Kehlbach  2.  IIL,  Langeubach  23.  IL,  Löhlitz 
10.  IIL— 11.  X.,  Louiseuburg  12.  IIL— 17.  X.,  Langenau  24.  IIL, 
Rabeusteiu,  Roßdorf  3.  IIL— 16.  X.,  Reuth  8.  IIL,  Räumlas  23.  IIL, 
Strullendorf  28.  IL— 13.  X.,  Seibelsdurf  11.  III.,  Wilhelmsthal  18.  IIL, 
Whikelhof  30.  IIL— 2G.  IX.,   Zeyern    3.  IIL     Beob.  Joditz  20.  VIIL, 

2 


18  Gengier:  Materialieu.  f^^^^-  ^'■"• 

j_  Ges.  Bay. 

Zunahme:  Roßdorf.  Oberpfalz:  Br.  Beratzhauseu  23,  II.,  Biberbach 
7.  ni.— 11.  X.,  Etsdorf  7.  III.,  Etzenricht  1.  IV.,  Falkeuberg  1.  III., 
Freudenberg  1.  III.,  Freihöls  7.  III.,  Frankenreuth  18.  III.,  Hammer- 
treveseu  9.  III.,  Hirschau  häuf.,  Hoheuthan  9.  III.,  Lebenhan  5.  III., 
Münchsgrün  16.  III.— 10.  XI.,  Nenmarkt  28.  IL,  Neuöd  9.  IIL  bis 
11.  X.,  Nittenau  10.  HL,  Neuhaua  a.  W.  N.  27.  IIL-  25.  X.,  Ober- 
bibrach  27.  IIL -12.  X.,  Pirkensee  3.  IIL— 2.  X.,  Prunn  5.  IIL,  Plöß- 
berg  C.  IIL,  Perlhütte  11.  IIL,  Pullenried  14.  IIL,  Rodenzenreutli  30.  III, 
Sackdilling  3.  IIL,  Seligenporteu  4.  IIL,  Sinzing  27.  IIL,  Teublitz 
5.  IIL,  Tirschenreuth  10.  IIL,  Weiherhammer  7.  IIL,  Wondreb  9.  IIL 
Abnahme:  Etsdorf,  Neuhaus  a.  W.   N.      Niederbayern:  Br.  Arnstorf 

2.  IIL,  Dingoltiug  1.  IV.— 20.  X.,  Dösingried,  Hals  30.  IIL— 10.  X., 
Irlbruun  8.  IIL,  Landshut  21.  IL— 2.  XL,  Patriching  27.  HL  Ober- 
bayern: Br.  Ammerlaud  11.  HL,  Andechs  13,  IIL,  Berg  18.  HL, 
Bad  Reicheuhall  26.  IIL,  Bischofswieseu  30.  IIL,  Endorf  8.  HL— 21,  X.. 
Egmating  28.  HL,  Freisiug  25.  IL,  Inzell  20.  HL,  Langenbruck 
15.  IIL— 13.  IX.,  Liuderhof  2.  IV.— 8.  X.,  Meilenberg  6.  IIL,  Pürten 

22.  IIL,  Ried  18.  IIL,  Sauerlach  1.  HL,  Seeshaupt  16.  IIL,  Steiu- 
gaden  20  IIL,  Thalhausen  21.  II. — 6.  X,,  Unterammergau  25.  HL 
Nicht  beob.  Kreuth.  Schwaben:  Br.  Affaltern  6.111,-22.  X.,  Augs- 
burg 30.  HL,  Birkach  25.  IL,  Bergen  9.  IIL,  Dettenschwang  25.  IIL, 
Echenbrunu  4.  HL,  Frankenhofen  3.  IIL— 31.  X.,  Gabelbach  24  IL, 
Göggingen     2.   IV.  —  8,  X.,    Haselbach    9.   IIL,    Illertissen,    Kaufbeuren 

23.  IL— 24.  X.,  Krumbach  18.  IIL— 14.  X.,  Kimratshofen  2.  HL, 
Linden  2.  IIL,  Lindau  23,  IIL,  Nördlingen  11.  IIL,  Oberschönegg 
14,  IIL,  ObergUnzbnrg  23.  IIL,  Roßhaupten  17.  HL,  Routin  20.  IIL, 
Staufen  21.  IL,  Stoflfenried  9.  IIL,   Sulzschueid   16.  HL,  Thierhaupten 

27.  IL— 6.  X.,  Wemdiug  9.  IIL,  Warchiug  14.  IIL— 1.  X.  Über- 
wintert: Affalter n.  Rheinpfalz:  Br.  Berg  a.  Rh.  26.  IL— 26.  X., 
Bingert  15,  IIL— 26.  X.,  Dernbach  17.  IL,  Daufenberg  24.  IL,  Gers- 
bach 27.  IL,  Glan-Müuchweiler  27.  HL,  Grafenthalerhof,  Helfersberg 
22.  IL,  Heltersberg   22.  IL,  Hageubach   28.  IL— 30.  X.,  Johanniskreuz 

3.  IIL,  Leiraersheim  23.  IL — 4.  X.,  Leimen  9.  IIL,  Mechterslieim 
21.    IL,    Merzalbeu    1,  IIL,     Taubensuhl    8.    IIL— 15.    X.,    Westheim 

28.  IL  —  1912.  Unter  franken:  Br.  Amorbach  11.  HL,  Aschaffenburg, 
Aub  2,  X.,  Bischofsheim  28.  IL,  Boxbrunn  13.  HL,  üörnbach  19.  IL, 
Garitz  22.  IL,  Gramschatz  22.  IL — 12.  X.,  Gramschatzer  Wald  26.  IL  bis 
27.  X.,  Heinrichsthal  29.  IL— 10.  X.,  Hohnhausen  1.  IIL,  Kirchzeil 
19.  n.,  Kirchschönbach  6.  IIL,  Madenhausen  29.  IL— 30.  IX.,  Neu- 
hütten 18.  IIL,  Neidhof,  Oberbach  12,  111,-22.  X.,  Reckendorf  1.  IIL, 
Reichartshausen,  Schollbrunn  26.  IL,  Wiesen  28.  IL,  Wasserlosen  8,  III.  bis 
17.  X.,  Waldasohaff  12.  HL,  Würzburg  28.  II.  Mittel  franken : 
Br.  Alte  Veste  27.  IL— 9.  X.,  Atzelsborg,  Breitenfurt  6.  HL,  Colm- 
berg  28.  11,-14.  IX.,  Dörndorf  29.  IL,  Dollnstein  2.  HL,  Erlangen 
26.  IIL,  Großhabersdorf  9.  HL— 12.  X.,  Ipsheim  10.  HL,  Marieuberg, 
Mögeldorf,   Neuebersb.ach  7.  IIL,   Pappenhoim  3.  HI. — 13.  X,,   Pomraek- 


^^^^'  ^'  I  Gengier:  Materialien.  19 

1917    J 

bruun,  Röckiugen,  Rupprechtstegeu,  Solnhofeu  5.  III. — 16.  X.,  Schwabach, 
Triesdorf  häuf.,  Ulseuheim,  Vorra,  Wellheim  10.  III.,  Wallsdorf,  Ziegel- 
stein. Abnahme:  Großhabersdorf.  Oberfraukeu:  Br.  BrUcklas  1.  III.  bis 
12.  XII.,  Eckenreuth,  Ficlitelberg  27.  II.,  Fleckl  18.  III.,  Furthammer 
16.  III.— 16.  X.,   Haid   1.  III.— 8.  X.,   Hausen,  Heroldsbach,  Kehlbach 

26.  II.— 10.  IX.,  Kosbach  29.  II.,  Kleiutettau  25.  III.,  Löhlitz  26.  II.  bis 
15.  IX.,  Louiseuburg  2.  III. — 24.  X.,  Neuhaus,  Oberachtel,  Eäumles 
25.  II.,  Reuth  27.  IL,  Roßdorf  27.  IL— (j.  X.,  Seibelsdorf  29.  IL, 
Scheßlitz  1.  III.,  Streitberg  22.  IIL,  Tschirn  12.  IIL,  Beob.  Sigritzau 
30.  VIL    20   St.     Zunahme:    Roßdorf.     Oberpfalz:    Br.  Beratzhausen 

2.  IIL— 17.  X.,  Etzenricht  22.  IIL,  Falkenberg  4.  IIL,  Freihöls,  7.  IIL, 
Freudenberg  7.  IIL,  Hammertreveseu  7.  IIL,  Hessenreuth  9.  IIL,  Hirsch- 
bach, Krottensee  18.  III.,  Neuöd  5.  IIL— 18.  X.,  Neumarkt  Obpf. 
6.  IIL,  Neubau  8.  IIL,  Neudorf  8.  IIL,  Neuhaus  a.  W.N.  27.  III.  bis 
12.  X.,  Oberbibrach  1.  IIL,  Plößberg  29.  IL,  Parsberg  6.  IIL,  Pirkeu- 
see  7.  IIL  — 27.  X.,  Pullenried,  Rodenzenreuth  12.  IL,  Sulzbürg  26.  IL, 
Seligenporten  7.  IIL— 17.  IX.,  Sinzing  27.  IIL— 2.  X.,  Wondreb  11.  IIL, 
Wernersreuth.  Abnahme:  Pullenried.  Niederbayern:  Br.  Arnstorf 
4.  IIL,  Dingolfing  20.  III.— 2.  X.,  Griesbach  5.  IIL,  Hals  10.  IIL, 
Irlbrunu    23.  IL,    Landshut    23.  IL— 2.   X.,    Metten  häuf.,    Patriching 

3.  IIL,  Uttobrunn  häuf.,  Zwaesler- Waldhaus  29.  I.  Oberbayern: 
Br.    Andechs    10.  IIL,    Bischofswiesen,    Erletsbach    25.  IL,    Egmating 

4.  IIL,    Endorf  5.  IIL— 19.  X.,    Inzell  26.  IIL,    Kösching  22.  II.  bis 

27.  IX.,  Laugenbruck  4.  IIL,  Ried  9.  IIL,  Ruhpoldiug  31.  IIL,  Sauer- 
lach 27.  IL,  Thalbausen  25.  IL,  Unterammergau  häuf.  Beob.  Inzell 
21.  IX.  6  FL  FI.  NO.—SW.  d.,  Rothenfeld  18.  IX.  Schwaben:  Br. 
Aeschach  26.  IL,  Affaltern  7.  IIL— 30.  IX.,  Augsburg  27.  IL,  Hasel- 
bach 2.  IIL,  Illertissen  23.  IL,  Kimratshofen  26.  IL,  Kaufbeuren 
3.  IIL— 15.  X.,  Oberreituau  11.  IIL— 20.  IX.,  StoflPenried  29.  IL  bis 
18.  XL,  Sonderdorf  14.  IIL,  Thierhaupten  28.  IIL— 12.  IX.,  Vilgerts- 
hofen  4.  IIL— 13.  X.,  Warcliing  27.  IL— 8.  X.,  W>.mding  28.  IL  bis 
20.  IX.  Beob.  Kimratshofen  23.  IX.  50  St.  d.,  Weicht  8.  IV.  Rhein- 
pfalz:  Br.  Biugert  1.  IIL— 30.  IX.,  Beckenhof  27.  IIL,  Bergzabern, 
Daufenberg  2.  IIL,  Grafenthalerhof  25.  IL— 4.  X.,  Homburg  27.  IL, 
Hördt  6.  IIL,  Heltersberg  15.  IIL,  Iggelbach  25.  IIL,  Lemberg  27.  IL, 
Meisertal  9.  IIL— 15.  XL,  Taubensuhl  26.  IL  Überwintert:  Daufen- 
berg, Homburg.  Abnahme:  Lemberg.  —  IQIS-  Unter  franken:  Br. 
Amorbach  6.  IIL,  Aub,  Bischofsheim  25.  IL,  Euerdorf  25.  IL— 23.  X., 
Guttenberg  23.  IL,  Heinrichsthal  24.  IL— 30.  XL,  Hohnhausen  7.  HL, 
Hohe  Röhn,  Madenhausen  6.  IIL— 13.  X.,  Mainbullau  10.  IIL,  Mell- 
richstadt  20.  IIL,  Neuhütten  12.  IIL,  Oberbach  22.  L,  Prölsdort 
9.  IIL  — 15.  X.,  Reckendorf  4.  III.,  Thüngen  16.  IL,  Wiesen  9.  IL  bis 
20.  X.,  W^asserlosen  22.11—20.  X.,  Waldaschaff  24.  IL  Beob.Reueu- 
thal  26.  IX.  4  St.  Mittel  franken:  Br.  Alte  Veste  12.  IIL— 2.  X., 
Ansbach  24.  IL,  Dörndorf  1.  IIL,  Colmberg  6.  III.— 11.  X.,  Erlangen, 
Großbabersdorf  7.  IIL— 16.  X.,  Hofstetten  20.  IL,  Heroldsberg,  Heuch- 

9* 


FVerh 
20  Gengier:  Materialien.  I 


Orn. 
Bav. 


liug,  Ipsheim  3.  III.,  Kraftshof  20.  II.,  Leutershausen  1,  III.,  Neii- 
ebersbach  11.  III.— 2.  X.,  Obermässing  4.  III.— 19.  X.,  Pfünz  22.11., 
Pappenheim  28.  II. — 16.  VIII.,  Piischeldorf,  Rückersdorf  3.  III.,  Rockeii- 
bruun,  Solnliofen  25.  II.  —  20.  VIII.,  Simmeisdorf.  Beob.  Otteusoos 
7.  IV.  1  St.,  Thalhüim  21.  IX.  Oberfrankeu:  Br.  Brücklas  7.  III. 
bis  8.  X.,  Freusdorf  3.  III.,  Furthammer  2G.  III.— 21.  X.,  Gerlas 
12.  III.— 11.  X.,    Großvicbtach    13.   III.,    Geuser   18.   III.,    Kleiutettau 

15.  III.,  Löhlitz  26.  II.— 15.  IX.,  Luisen burg  10.  III.,  Nagel  27.  III., 
Plech,  Reuth  23.  IL,  Roßdorf  3.  III.— 6.  X.,  Rothenkirchen  10.  HL, 
Räumles  17.  IIL,  Stehen  27.  L,  Seßlach  8.  IL,  Straßdorf  5.  HL, 
Streitborg  7.  IIL,  Seibelsdorf  11.  IIL,  Tschirn  13.  IIL  — 16.  X.,  Winkel- 
hof 25.  IL  Beob.  Krausenbechhofeu  5.  X.,  Neudorf  1.  X.  gr.  Fl.  Fl., 
Neuhaus  5.  X.  1  St.,  Wiukelhof  3.-14.  IV.  150  —  200  St.  in  Fl. 
beisammen,  Oberpfalz:  Br.  Flossenbürg  17.  IIL,  Freihöls  18.  IIL, 
Hessenreuth  16.  IIL,  Lutzmannsteiu  26.  IL— 20.  X.,  Lengenfeld 
12.  IIL— 14.  X,,  Neuöd  26.  IL— 9.  X.,  Neuhaus  a.  W.  N.  7.  IV.  bis 
5.  X.,  Paulushofen  5.  IIL  — 23.  X.,  Parsberg  7.  IIL,  Pressath  11.  IIL, 
Pullenried,   Seligenporten  25,11.,   Sulzbürg   6.   IIL,   Sinziug    15.   III.  bis 

16.  IX,,  Rodenzenreuth  10.  IL  Beob,  Poppberg  21,  IX.  Abnahme: 
Pullenried.  Nieder  bayern:  Br,  Arnstorf  6.  IIL — 8,  X.,  Dingolfing 
12.  IIL  — 1,  XL,  Duschlberg  6.  IIL,  Ergoldsbach  2.  IIL,  Hals  6.  III. 
bis  10,  IX,,  Krumbach  13.  III.  Oberbayoru:  Br.  Allach,  Andechs, 
Bischüfswieseu  15.  HL,  Egmating  4.  IIL,  Endorf  11.  HL— IG.  X,, 
Friedring  12.  IL,  Hohenzell  14.  IL,  Igen  14.  HL— 15.  IX.,  luzell 
16.  IIL— 28.  X.,  Langenbruck  3.  111,-19.  X.,  Liuderhof,  Reichenhall 
24.  IV.— 31.  X.,  Ruhpolding,  Seeshaupt  5.  IIL,  Schleißheim  15.  IIL, 
Tölz  27.  IIL,  Zwergern.  Beob.  Eudorf:  Trinken  Solenwasser,  Schwaben: 
Br.    Affaltoru    5.  HL— 2."».  IX.,    Deiuhausen    7.  IL — 27.  X.,    Irlbrunn 

21.  IL,  Kaufbeuren  27.  IL — 26.  X.,  Kimratshofen  17.  IIL,  Obergünz- 
burg  12.  IIL,  Sontheim  17.  IL,  Thierhaupten  27.  IL,  Warching  11.  IL 
bis  6,  XL  Beob.  Affalteru  18.  VIII,  7,  St,  unter  Flug  von  C,  corone. 
Rheinpfalz:  Br.  Beckenhof  9.  L,  Clauseu  14.  HL,  Dansenberg  4.  IL, 
Dernbach  3.  IIL— 14.  XIL,  Heltersberg  10.  IL,  Hördt  12,  IL,  Iggel- 
bach  8,  IL,  Joiianniskreuz  5,  HL,  Lambsbacherhof  8.  IL,  Leimersheim 
27.  IL — 3.  X.,  Taubensuhl  2.  IL  Überwintert:  Clauseu.  —  1914. 
Unterfrau  ken:  Br.  Amorbach  27.  IL,  Aub  25.  IL—  23.  X.,  Bischofs- 
heim 16.  IIL,  Bütthardt  26,  HL,  Guttenberg2.  IV„  Heinrichsthal  12.111. 
bis  30.  X.,  Mellrichstadt  24.  IIL,  Oberbach  3,  III.— 24.  X.,  Volkers 
11.  HL,  Wasserlosen  9.  IIL— 1.  X.,  Weilbach  8,  IIL  M  ittelf  ranken: 
Br.  Dörndorf  11.  HL,  Haaghof,  Holzhausen,  Markt  Erlbach,  Pappen- 
heim 16.  IIL,  Schmausenbuck  18.  HL,  Solnhofen  17,  III.,  Uffenheim 
23.  IL,  Unterwalddachsbach.  Beob.  Kraftshof  IL,  Steiubach  21.  VI. 
Oberfranken:  Br.  Aisch,  Altenhof  2.  IIL.  Brücklas  19.  IIL,  Frens- 
dorf  5.  IIL  — 9.  IX.,  Furthammer  27,  IIL— 17.  X.,  Gleisenau  19,  IIL, 
Löhlitz    21.   IIL,    Nagel    8.  III.— 7,    X.,    Neuhaus,    Neudorf,    Heßdorf 

22.  IIL,  Oberwimmelbach,  Roßdorf  6.  IIL— 23.  X.,  Röhrach,  Seibolds- 


^^^^>  ^'  Gengier:  Materialien.  21 

1917    J 

dorf  21.  III.,  Zeyeru  21.  III.  Beob.  Schneeberg  2.  IX.  30  St.  Ober- 
pfalz: Br.  Freihöls  15.  III.,  Flossenbürg  18.  III.,  Hessenreutb  24.  III., 
Neubans  a.  W.  N.  5.  IV. — 15.  X.,  Seligenporteu  7.  III.,  Rodeuzen- 
veutb  10.  II.  Niederbayern:  Br.  Dingolfing  30.  III.,  Duschlbei-g 
10.  III. — 2.  X.,  Hals  27.  III.,  Metten,  Pfarrkirchen.  Oberbayern; 
Br.  Andechs  11.  III.,  Bischofswieseu  23.  III.,  Endorf  10.  IV.— 12.  X., 
Linderhof  2.  IV.,  VValcheusee  8.  IV.  Beob.  Argeisried  20.  VI.,  Erching 
7.  VI.,  Ismaning  7.,  27.  VI.,  München  2.  V.,  Planegg  21.  V.  Schwaben: 
Br.  Affaltern  8.  III.— 1.  X.,  Bobing  22.  IL— 18.  X.,  Kaufbeuren 
9.  IIL— 14.  X.,  Kimratshofen  1.  IV.  Beob.  Freihalden  21.  XL  1  P. 
Rheinpfalz:  Br.  Taubeusuhl   16.  IL 

2.   Coltimba  oenas  oenas  L.,  Hohltaube. 

igir.  Uuterfraukeu:  Br.  Dorgendorf  23.  III.,  Gramschatz  4.  IIL, 
Guttcnberg  8.  HL,  Garitz  11.  IIL,  Hohnhausen  1.  IIL,  Höchberg  15.  IIL, 
Irteuberg  7.  IIL,  Karlstadt  26.  IL,  Lohr  häuf.,  Madenhausen  28.  IL, 
Rohrbrunn  19.  IL,  Reckendorf  3.  IIL,  Schollbruun  4.  IIL,  Wiesen  4.  IIL, 
Würzburg  9.  IIL,  Waldaschaflf  19.  III.  Mittelfranken:  Br.  Breiteu- 
furt 6.  IIL,  Bernlohe  19.  IIL,  Colmberg  2.  IIL,  Dörndorf  6.  III., 
üautenwinden  9.  III. — 21.  IX.,  Eichstätt  seit.,  Leutershausen  24.  IIL, 
Überdachstetten  14.  III.  Nicht  beob.  Erlangen.  Oberfranken:  Br. 
Altenhof  3.  IIL— 20.  X.,  Bamberg  6.  IIL,  Brücklas  7.  IIL— 5.  X.,  Bad 
Stehen  29.  IIL,  Fischstein  9.  IIL,  Fleckl,  Gleisenau  8.  IIL,  Gerlas 
27.  IIL— 4.  X.,  Grötschenreuth,  Heroldsbach  11.  HL,  Kosbach  6.  IIL, 
Löhlitz  8.  IIL,  Neudorf  6.  IIL,  Roßdorf  5.  IIL,  Seibelsdorf  23.  IIL, 
Winkelhof  25.  IL— 12.  X.  sehr  zahlr.  auf  1000  ha  Fläche  90—100  P., 
Zeyern  10.  III.  Beob.  Louisenburg  7.  IV.  Abnahme:  Roßdorf.  Ober- 
pfalz: Br.  Biberbach  4.  HI.,  Bachhausen,  Flossenburg  23.  IIL,  Frei- 
höls 24.  IIL,  Neuhaus  a.  W.N.,  Oberbibrach  23.  IIL,  Pressath  18.  IIL, 
Siuzing  3.  IIL— 16.  X.,  Seligenporteu  8.  IIL,  Teublitz  5.  HL,  Wiesau 
1.  IV.,  Wondreb  21.  IIL  Niederbayern:  Br.  Bischofsreut  15.  IIL 
(nach  der  Brut  verschwinden  sie  im  Juli,  kehren  September  wieder), 
Freyung  18.  III.,  Hals  11.  IIL— 15.  VIIL,  Krumbach  6.  IIL,  Ludwigs- 
thal 18.  HL,  Oberried  23.  IIL,  Rabenstein  25.  IIL,  Scheuereck  9.  IIL, 
Schachtenbach  28.  IIL ,  Stoflfenried  9.  III.  Nicht  beob.  Dingolfing. 
Abnahme:  Hals.  Oberbayern:  Br.  Bockhorn  8.  IIL,  Egmating  21.  IIL, 
Langen  brück  14.  IIL,  Rott  a.  I.  20.  III.  Schwaben:  Br.  Aflfaltern 
(in  Schwarzspechthöhlen),  Bergen  8.  IIL,  Kaufbeuren  8.  IIL,  Kimrats- 
hofen 28.  IL,  Haselbach  8.  IIL,  Staufen  9.  IIL,  Wemding.  Rhein- 
pfalz: Br.  Berg  a.  Rh.  6.  IIL,  Dernbach  23.  II.,  Frankenstein  10.  IIL 
bis  27.  VIIL,  Hagenbach  13.  III.  —  25.  X.,  Hahnbrunner  Forsthaus, 
Kaiteubach,  Lauterecken  22.  IL,  Lambsbacherhof  20.  IIL,  Ludwigs- 
winkel 23.  IL,  Taubensuhl  26.  IL,  Westheim  8.  IIL  Beob.  Leimers- 
hoim  25.  IV,  Nicht  beob.  Bingert. —  1912.  Unt  er  franke  n  :  Br.  Amor- 
bach 18.  IIL,  Aschaffenburg,  Dorgendorf  1.  IIL,  Gefäll  24.  IL,  Grara- 
schatz  27.  IL,  Gutteuberg  29.  IL,  Hausen,  Hohnhausen  29.  IL,  Mellrich- 


22  GeDgler:  Materialien.  fVerh.  Oru. 

L  Ges.  Bay. 

Stadt  9.111.,  Madeuhausen  23.  IIL,  Neuhütten  3.  III.,  Reckendorf  9.  III., 
Schollbrunn  27.11.,  Waldaschaff  1.  IL,  Watterbach  5.  III.  Mittel- 
franken: Br.  Bernlohe  3.  III.,  Breitenfurt  29.  IL,  Colmberg  21.  IL 
bis  18.  IX.,  üörndorf4.  IIL,  Großhabersdorf  11.  IIL— 23.  IX.,  Herolds- 
berg, Leutershausen  1.  IIL,  Röckingen  seit.,  Triesdorf,  Ulseuheim,  Well- 
heim 3.  IIL,  Ziegelstein.  Abnahme:  Großhabersdorf.  Oberfranken: 
Br.  Brücklas  29.  IL  — 15.  IX.,  Gerlas  5.  IIL  — 21.  IX.,  Grötschenreuth 
15.  IIL,    Membach,    Nagel   13.  IIL— 10.  X.,    Oesdorf  26.  IL,    Roßdorf 

6.  IIL— 15.  IX.,  Seibelsdorf  29.  IL,  Streitberg  22.  IIL,  Stierberg, 
Winkelhof  27.  II  Zunahme:  Roßdorf,  Winkclhof.  Oberpfalz:  Br. 
Beratzhausen  2.  HL,  Freihöls  7.  IIL,  Hammertrevesen  13.  IIL,  Neuhaus 
a.W.N.27.  IIL,  Pullenried,  Sinzing  7.  IIL— 6.  X.,  Seligenporten  14.  IIL, 
Tirschenreuth  1.  IIL,  Wernersreuth  30.  IIL,  Woudreb  7.  III.  Abnahme: 
Neuhaus  a.  W.N.,  Pullenried.  Nieder  bayern  :  Br.  Hals,  Rabenstein 
27.  IL,  Scheuereck  2.  III.  Oberbayern:  Br.  Egmating  29.  IL,  Laugeu- 
bruck  21.  IIL  Abnahme:  Langeubruck.  Schwaben:  Br.  Affaltern 
8.  IIL,  Haselbach  8.  IIL,  Kaufbeuren  25.  IL,  Oberstaufen  27.  IL, 
Wemding  11.  IIL— 16.  IX.  Rheinpfalz:  Br.  Beckenhof  15.  HL,  Berg- 
zabern,  Hahnbrunner  Forsthaus  9.  IIL,  Lambsbacherhof  8.  IIL,  Lem- 
berg,  Rumbach  23.  IL — 5.  X.,  Taubensuhl  1.  III.  Abnahme:  Lemberg. 
—  1913.  ünterfrauken:  Br.  Aub  12.  IIL,  Heinrichsthal  12.  IIL, 
Madenhausen  22.  IIL,  Mellrichstadt  22.  IIL,  Kreuzberg  (Buchenwald), 
Neuhütten  5.  HI.,  Reckendorf  15.  IIL,  Waldaschaff  8.  IIL,  Würzburg 
11.  IIL  Beob.  Watterbach  6.  IX.  18  St.  Mittelfranken:  Br.  Colm- 
berg 25.  IL— I.X.,  Dörndorf  1.  IIL,  Großhabersdorf  12.  IIL— 24.  X., 
Hofstetten  9.  HL,  Heroldsberg,  Neuebersbach  4.  IIL,  Obermässing, 
Pfünz  28.  IL,  Schöubrunu  25.  IL,  üffenheim.  Zunahme:  Obermässing. 
Ober  franken:    Br.   Grötschenreuth   25.  IIL,    Kosbach   6.   IIL,    Neudorf 

14.  IIL,    Rotheukirchen   12.  IIL,    Reuth   13.  IIL,    Roßdorf  27.  IL  bis 

15.  IX.,  Streitberg  12.  IIL,  Seibelsdorf  14.  IIL,  Wiukelhof  23.  IL  Beob. 
Tschirn  26.  IX.  1  Fl.  juv.  Zunahme:  Roßdorf.  Oberpfalz:  Br.  Frei- 
höls 13.  IIL,  Lengenfeld  13.  IIL— 10.  X.,  Neuenhammer  16.  IIL, 
Sinzing  3.  IIL — 14.  IX.,  Woudreb  5.  IIL   Niederbayern:  Br.  Arnstorf 

7.  IIL,  Bodenmais  11.  IIL,  Finsterau,  Hals  13.  IIL,  Krumbach  13.  IIL, 
Irlbruun  12.  IL,  Pfarrkirchen  spärl.,  Rabenstein  6.  IIL  Oberbayern: 
Br.   Egmating   10.  IIL,   Langenbruck  7.  III.      Schwaben:   Br.  Affaltern 

16.  IIL,  Haselbacb  11.  IIL,  Oberstaufen  25.  IL,  Kaufbeuren.  Rhein- 
pfalz: Br.  Dernbach,  Hahnbrunner  Forsthaus,  Lambsbacherhof  2.  IIL, 
Taubensuhl  8,111.  Beob.  Leimersheim  VIII.  bis  Ende  IX.  gr.  Fl.  Fl. — 
1914.  Unterfranken:  ßr.  Guttenberg  24. IL,  Höchberg  28.  IL,  Hohn- 
hausen 23.IL,  Mellrichstadt  21.  IIL,  Oberbach  11,  III— 29.  IX.,  Volkers 

I.  IIL  Mittel  franken:  Br.  Döndorf  11.  IIL,  Kalchreuth  10.  IIL  bis 
5.  XL ,  Neuebersbach  25.  IL ,  Pappenheim  9.  IIL,  Wellheim  2.  IIL 
Oberfrauken:  Br.  Gerlas  19.  IIL,  Gleisenau  9.  IIL,  Kosbach  25.11., 
Löhlitz  12.  IIL,    Roßdorf  25.  IL— 5.  X.,  Seibelsdorf  30.  IIL,    Tscbirn 

II.  IIL       Oberpfalz:  Br.    Seligenporten   24,  IIL,    Woudreb  10.  IIL 


'  ^'  j  Gengier:  Materialien.  23 

Niederbayern:  Br.  Hals  23.  III.,  Tauu.  Oberbayeru:  Beob.  Isma- 
ning  27.  VI.  Schwaben:  Br.  Affalteru  14.  III.,  Freihalden  2.  III., 
Kaufbeureu  27.  II. — 5.  XI.,  Kiraratshofen  1.  IV.  Rheinpfalz:  Br. 
Beckenhof  26.  II. 

3.  Streptopelia  turtiir  turttir  (L.),  Turteltaube. 

igil.  Unterfranken:  Br.  Euerdorf  17.  V.,  Schollbrunu  4.  V., 
Schweinfurt,  Wiesen  1.  V.  Oberpfalz:  Br.  Hirschau  seit.  Ober- 
bayeru: Br.  Langeubruck.  Schwaben:  Br.  Kempten.  Rheinpfalz: 
Br.  Dernbach  2.  V.,  Biugert  1.  V.,  Hagenbach  29.  IV.,  Mechtersheim 
20.  IV.  —  1912.  Unterfranken:  Br.  Aschaffenburg,  Partenstein, 
Reichartshausen  13.  V.,  Schollbrunn  24.  IV.  Obe  rfranken:  Als  Br. 
neu  augesiedelt  Winkelhof,  Oberpfalz:  Br.  Pullenried  2  P.,  Regens- 
burg häuf.  Schwaben:  Br,  Uuteregg  28.  V.  Beob.  Baisweil  12,  X. 
Rheinpfalz:  Br.  Bergzabern  häuf.  —  IQIS-  Unterfranken:  Br. 
Amorsbrunn,  Wiesen  2.  V.  Mittelfranken:  Br,  Obermässing.  Ober- 
franken:  Br.  Bad  Stehen  2.  VI.  Beob,  Roßdorf  20,  IX,  2  St,  Ober- 
bayern:  Beob.  Langenbruck  d,  Rheinpfalz:  Br.  Bergzabern.  — 
1914.  Oberfranken:  Beob.  Roßdorf  24.  IX.  2  St.  Oberbayeru: 
28.  IV. 


24  Laubmann:  Beiträge  zur  Avifauua  des  Elbsoes.  I     ^*   '     ^"" 

|_  Ges.  Bay. 


Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees  bei  Aitrang 

im  Algäu. 

Von 

A.  Laubmann  (München). 

Beim  Durchblättern  älterer  Tagebuchnotizen  fand  ich  eine  so 
große  Anzahl  von  Aufzeichnungen  ornithologischen  Inhalts  über 
die  Gegend  am  Eibsee  bei  Aitrang  im  Algäu,  daß  ich  glaube  mit 
Recht  annehmen  zu  können,  eine  Zusammenfassung  all  dieser 
Notizen  in  einer  kleineu  Abhandlung  über  die  Avifauna  genannten 
Gebietes  dürfte  nicht  gänzlich  des  allgemeinen  Interesses  entbehren. 

Ich  mache  zunächst'einige  kurze  Angaben  über  die  geographi- 
schen Verhältnisse  des  in  Frage  stehenden  Geländes.  Ungefähr 
auf  halber  Strecke  der  Bahnlinie  München — Lindau  in  der  Mitte 
zwischen  den  Stationen  Kaufbeuren  und  Kempten  liegt  der  statt- 
liche Marktflecken  Aitrang,  von  dem  aus  der  Eibsee,  oder  wie 
er  hier  in  der  Gegend  auch  genannt  wird,  Aitranger  See,  in  einer 
schwachen  halben  Stunde  zu  erreichen  ist.  Nach  der  Durchquerung 
des  Ortes  wendet  sich  die  Straße  nach  Süden  und  führt  ungefähr 
20  Minuten  lang  zwischen  saftigen  Wiesen  und  wogenden  Korn- 
feldern hindurch  bis  an  den  Fuß  einer  mäßig  hohen  bewaldeten 
Anhöhe,  nach  deren  Ersteigung  sich  vor  dem  Blicke  des  Wanderers 
die  blinkende  Fläche  des  Sees  ausdehnt,  in  der  sich  die  hohen 
Häupter  der  ca.  40  km  weiter  südlich  liegenden  Algäuer  Alpen 
spiegeln.  Von  dieser  Stelle  aus  kann  man  das  ganze  Beobachtungs- 
gebiet gut  überblicken.  Von  Osten  und  Südosten  treten  mit  Fichten, 
Tannen,  einzelnen  Föhren,  Buchen  und  Eichen  bestandene  Höhen- 
züge bis  an  den  See  heran,  der  hier  vom  teilweise  kiesigen  Ufer 
aus  sich  nicht  allzu  rasch  vertieft.  Im  Südwesten  und  Westen 
aber  geht  der  See  allmählich  in  Sumpf-  und  Moorgelände  über. 
Man  könnte  auch  ebenso  richtig  behaupten,  es  wachse  das  Moor- 
land auf  dieser  Seite  in  den  See  hinein.  Denn  tatsächlich  ist  es 
hier  schwer,  das  Ende  des  einen  oder  den  Beginn  des  andern 
genau  anzugeben.  Denn  was  dem  schauenden  Auge  noch  als 
Moorgelände  gelten  kann,  das  erweist  sich  dem  tastenden  Fuß  als 
schwimmendes  Land,  das  als  ungefähr  meterdicke  _  Schicht  dem 
hier  3 — 10  m  tiefen  See  aufgelagert  ist.  Und  dieser  Übergang  vom 
Land  zum  Wasser  wird  dadurch  noch  täuschender,  daß  einzelne 
Birken  und  niedere  Knickföhren  dies  schwimmende  Land  bis  an 
den  Wasserrand  hin  bewachsen.    Man  kann  aber,   wenn  man  die 


^'-^^>  ''  \  Laubmann:  Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees.  95 

1917    J 

aufängliche  Scheu  vor  dem  schwankenden  Grund  verloren  hat  und 
wenn  man  die  nötige  Vorsicht  nicht  außer  acht  läßt,  am  Rande 
des  Wassers  rings  um  den  See  gehen;  doch  ist  dies  nur  zur  Hoch- 
sommerzeit, in  den  trockensten  Monaten  des  Jahres  möglich.  Sonst 
aber  und  namentlich  im  Frühling  nach  der  Schneeschmelze  bildet 
der  See  eine  große,  hellschimmernde  Wasserfläche,  die  dann  das 
ganze,  im  Sommer  so  köstlich  blühende  und  duftende  Seemoos 
überschwemmt  hat.  Auf  dieser  Ostseite  ist  demgemäß  der  Boden 
des  Sees  auch  stark  verschlammt  und  versumpft  und  selbst  mit 
sehr  langen  Ruderstangen  läßt  sich  nur  selten  fester  Grund  er- 
reichen. Schilfwälder  und  weithin  mit  weißen  und  gelben  See- 
rosen überdeckte  Wasserflächen  bilden  hier  den  Übergang  vom 
freien  Wasser  zum  schwimmenden  Land  und  dieses  wiederum  geht 
dann  ganz  allmählich  in  festes  Gelände  über,  auf  dem  Birken  und 
Krüppelföhren  sich  angesiedelt  haben  und  kümmerlich  ihr  Leben 
fristen.  Als  Zwischenglied  zwischen  dem  eben  beschriebenen 
Moosgelände  und  der  Waldzone  können  die  alten  schon  lange 
außer  Betrieb  stehenden  Torfstiche  betrachtet  werden,  die  schon 
lange  Zeit  brach  liegen  und  mit  ihren  Dickungen  aus  Föhren, 
Weiden  und  Erlen  und  mit  ihren  stillen,  heimlichen  Wassertümpeln 
einen  herrlichen  Unterschlupf  für  die  Kleinvogelwelt  bilden.  Alles 
in  allem  ist  das  ganze  Gelände  so  recht  ein  Gebiet,  wie  es  uns 
Hermann  Löns  in  seinen  zahlreichen  Erzählungen  so  trefflich  zu 
schildern  gewußt  hat. 

Der  eigentliche  See  mag  eine  ungefähre  Längenausdehnung 
von  1  km  haben,  an  seiner  breitesten  Stelle  mißt  er  ca.  700  m, 
eine  Wasserfläche,  die  im  Frühjahr-  oder  Herbststurra  schon  einen 
recht  imposanten  Eindruck  machen  kann,  wenn  sich  die  schäumen- 
den Kämme  der  Wellen  überstürzen  und  die  ächzenden  und 
stöhnenden  Tannen  ringsum  ihr  rauschendes  Lied  singen. 

Durchströmt  wird  der  See  von  dem  Eibbach,  der  sich  aus 
vereinzelten  Moosgräben  und  Quellbächen  sammelt  und  nach  seinem 
Austritt  aus  dem  See  nach  kurzem  Lauf  in  die  Kirnach  einmündet, 
die  ihre  Wasser  durch  die  AVertach  mit  dem  Flußgebiet  des  Lech 
vereinigt.  Außerdem  speisen  den  See  noch  eine  Anzahl  größerer 
oder  kleinerer  unterirdisch  einmündender  Quellen.  Die  Tempe- 
ratur des  Wassers  ist  in  den  Sommermonaten  eine  ziemlich  hohe, 
das  moorige  Wasser  ist  sehr  weich  und  angenehm  zum  Baden. 
Im  Winter  gefriert  der  See  vollkommen  zu  —  man  kann  dann 
ruhig  über  das  Eis  gehen  oder  mit  Holzschlitten  fahren^)  —  und 
infolge  der  verhältnismäßig  ziemlich  hohen  Lage,  —  ca.  740  m 
über  dem  Meeresspiegel,  —  herrscheu  bis  weit  in  das  Frühjahr 
hinein  sehr  niedrige  Temperaturen  vor.  So  waren  Schneestürme 
im  April  und  Mai  nichts  seltenes   und  selbst  im  Juni  mußte  noch 


»)  In  strengen  Wintern  ist  der  See  auch  mit  Pferdefuhrwerk  zu  befahren. 


26  Laubnianu :  Beiträge  zur  Avifauua  des  Eibsees.  1    ^     "  ^ 

|_  Ges.  Bay. 

mit  solchen  Wetterstürzen  gerechnet  werden.  Daß  solche  Witte- 
rungsverhältnisse natürlich  auch  bis  zu  einem  gewissen  Grade  die 
Vogelwelt  beeinflussen,  ist  klar  und  leicht  einzusehen.  So  war  im 
allgemeinen  die  Brutperiode  bei  den  meisten  Arten  um  einige 
Wochen  hinter  der  Brutzeit  der  gleichen  Art  in  wärmeren  Lagen  zurück. 

Wir  haben  also  hier  auf  einem  verhältnismäßig  kleinen  Raum 
eine  große  Anzahl  der  verschiedenartigsten  Geländeformationen 
und  auch  noch  andere  Faktoren  vereinigt,  die  dem  ornithologischeu 
Bild  der  Landschaft  ihr  Gepräge  verleihen.  Gestaltet  sich  der 
See  mit  seinen  Schilfwäldern  und  unterschlupfreichen  Ufern  als 
ein  Tummelplatz  für  Enten  oder  sonstiges  Wassergeflügel,  das 
hier  durch  den  Fischreichtum  des  Sees  hinreichende  Nahrung  findet, 
so  treffen  wir  in  dem  nassen  Moosgebiet  vor  allem  die  Bekassine 
in  größerer  Zahl  an.  Das  trockene  Moorgelände  bewohnt  neben 
dem  ewigiammernden  Kiebitz  der  große  Brachvogel  in  einigen 
Paaren.  In  den  alten  Torfstichen  tummelt  sich  die  große  Schar 
der  Kleinvogelwelt  und  Meisen,  Spechte  und  Rabenkrähen  leiten 
uns  hinüber  zur  Hochwaldzone,  wo  von  der  höchsten  Tanne  die 
Drossel  ihr  herrliches  Lied  in  den  Morgen-  und  Abendstunden  er- 
schallen läßt.  Und  da  wo  die  Waldwiese  sich  wieder  hinunter- 
zieht zum  See,  wo  einzelne  Birken  stehen  und  der  Wachholder 
grünt,  da  ertönt  im  ersten  Frühjahr  das  Minnelied  des  Birk- 
hahnes. Gegen  das  Dorf  hinaus  aber,  dort  wo  das  Kulturland  sich 
auszudehnen  beginnt,  jubelt  die  Lerche  im  Blau  des  Himmels  und 
bewohnt  der  Star  die  ihm  von  Menschenhand  an  Stadel  und  Heu- 
schober angebrachten  Nistkästen. 

In  dem  folgenden  systematischen  Teile  konnte  ich  im  ganzen 
91  Arten  als  von  mir  beobachtet  anführen.  Natürlich  kann  und 
will  diese  Liste  keinen  Anspruch  auf  Vollständigkeit  machen; 
denn  einmal  war  ich  immer  nur  kurze  Zeit,  meist  nur  einen, 
höchstens  einige  Tage  hintereinander  im  Gebiet  anwesend,  und 
dann  galt  mein  Aufenthalt  meist  anderen  als  ornithologischeu 
Zwecken.  Immerhin  ergab  sich  ein  ziemlich  lückenloses  Bild  über 
die  Avifauua  dieses  Waldseegebietes,  das  mit  wenig  Ausnahmen 
und  Verschiebungen  im  ganzen  voralpinen  Bayern  wohl  das  gleiche 
sein  dürfte. 

Was  letzten  Endes  noch  die  Nomenklatur  betrifft,  die  in  der 
vorliegenden  Arbeit  zur  Anwendung  kam,  so  möchte  ich  betonen, 
daß  ich  wie  früher  so  auch  hier  auf  dem  Standpunkt  peinlichster 
Durchführung  des  Prioritätsgesetzes  stehe  und  im  übrigen  ver- 
weise ich  auf  den  von  der  Ornith.  Gesellschaft  in  Bayern  heraus- 
gegebenen „Nomenciator  der  Vögel  Bayerns"^),  der  alles  weitere 
Wissenswerte  über  dies  Kapitel  enthält. 

1)  C.  E.  Hellmayr  und  A.  Laubmaun,  Nomenciator  der  Vögel  Bayerns. 
Im  Auftrage  der  Ornithologischen  Gesellschaft  in  Bayern  herausgegeben  von 
C.  E.  Hellmayr.  München.   1916.    8".    68  pp. 


'    '  I  Laubmann:  Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees.  27 

1917    J 

Systematischer  Teil. 
1.  Corvus  corone  corone  L.  —  Rabenkrähe. 

Wie  wohl  überall  so  gehört  auch  am  Eibsee  die  Rabenkrähe 
zu  den  gewöhnlichsten  Erscheinungen.  In  der  Hochwaldregion 
fand  ich  auch  hin  und  wieder  ein  Nest.  Besonders  häufig  ist  der 
„Rabe",  wie  die  Rabenkrähe  bei  uns  schlechtweg  genannt  wird, 
im  Seemoos  zu  sehen  gewesen,  wo  er  im  Verein  mit  anderen  Ge- 
nossen sehr  eifrig  auf  der  Suche  nach  den  Gelegen  der  im  Moos 
brütenden  Vogelarten  war.  Und  dabei  war  es  von  hohem  Interesse, 
einer  solchen  Gesellschaft  zuzusehen  und  zu  beobachten,  welche 
Mittel  in  Anwendung  gebracht  wurden,  um  die  brütenden  Vögel 
zum  Verlassen  des  Nestes  und  damit  zur  Preisgabe  der  Eier  zu^ 
veranlassen.  Manchmal  konnte  ich  diese  Allesfresser  in  des  Wortes 
weitester  Bedeutung  auch  beobachten,  wie  sie  sich  abmühten,  die 
kleinen,  nach  Überschwemmungen  in  den  Moostümpeln  zurück- 
gebliebenen Jungfischchen  zu  erhaschen.  Auch  die  vom  Fischer 
zum  Trocknen  aufgehängten  Fischreusen  werden  von  den  Raben- 
krähen eifrigst  nach  Fischresten  oder  den  darin  hängengeblie- 
benen Laichschnüren  gefangener  Fische  —  besonders  die  Birsch- 
linge  setzen  ihren  Laich  in  Massen  in  den  Reusenab  —  ab- 
gesucht. Bei  dieser  Gelegenheit  möchte  ich  auf  ein  Moment 
aufmerksam  machen,  dem  ich  gerade  am  Eibsee  zu  often  Malen 
begegnet  bin.  Es  handelt  sich  um  das  Vorkommen  von  Vögeln 
in  Fischreusen.  Daß  in  die  im  AVasser  an  den  Ufern  aufge- 
stellten Reusen  und  Netze  gelegentlich  Enten  und  andere  Tauch- 
vögel gelangen,  um  dann  auf  jämmerliche  Weise  zu  ersticken, 
dürfte  schon  allgemein  bekannt  sein.  Aber  auch  eine  große  An- 
zahl von  Kleinvögeln,  die  die  zum  Trocknen  aufgestellten  Reusen 
nach  Nahrung  absuchen,  schlüpfen  bei  dieser  Beschäftigung  eben- 
falls durch  die  Öff'nungen  in  das  Innere,  können  sich  aus  dem  Ge- 
fängnis nicht  mehr  befreien  und  kommen  dann  jammervoll  ums 
Leben.  In  seiner  Arbeit  „Vögel  in  Fischnetzen"  gibt  H.  Krohn^) 
als  Grund  für  das  häufige  Vorkommen  von  insektenfressenden 
Kleinvögeln  folgendes  an:  ,,Die  Netze  strömten  widerliche  Dünste 
aus,  da  der  niedrige  Wasserstand  ein  sauberes  Auswaschen  des 
Grabenschlammes  nicht  zugelassen  hatte  und  Pflanzenteile,  sowie 
Schnecken  und  andere  Wassertiere,  die  in  den  Maschen  leicht 
hängen  bleiben,  durch  Sonnenbrand  schnell  in  Verwesung  über- 
gegangen waren.  Diese  Rückstände  hatten  sofort  ein  ganzes 
Fliegenheer  herbeigelockt,  dem  wiederum  die  genannten  Kleinvögel 
gefolgt  waren.  Beim  Umschwirren  der  Reusen  waren  sie  in  deren 
Inneres  geraten,  wo  sie  sich  zutode  flatterten."  Mir  wurde  vom 
Fischer  eine  ganze  Anzahl  Arten  namhaft  gemacht,   die  schon  in 


1)  Vgl.  Ornith.  Monatsschrift  41,  1916  p.  185—188. 


Og  Laubiuaun :  Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees.  i 

"'  L  Ges.  Bay. 

den  Reusen  auf  diese  Weise  gefunden  worden  sind.  Ich  selbst 
fand  außer  Bachstelzen  und  Rohi-ammeni  gelegeutlicli  auch  Stare 
und  einmal  Reste  eines  Zaunkönigs,  meist  jüngere  Exemplare,  die 
entweder  schon  tot  oder  doch  im  Zustand  völliger  Ermattung  waren. 
Von  größeren  Vögeln  sind  nicht  selten  Enten  oder  Taucher,  und 
einiiial  nach  Aussage  des  Fischers  Franz  Anton  Martin  eine 
Rohrdommel  auf  diese  Weise  erbeutet  worden.  Ich  habe  dies 
Exemplar  in  der  Wohnung  des  Fischers  in  Aitrang  in  ausgestopftem 
Zustand  selbst  gesehen.  Merkwürdigerweise  wurden  weder  von 
mir  noch  von  dem  genannten  Fischer  jemals  Rabenkrähen  in  den 
Reusen  gefunden,  obwohl  gerade  diese  Vögel  zu  den  eifrigsten 
Reusenabsuchern  gerechnet  werden  müssen. 

Im  Winter  halten  sich  die  Rabenkrähen  mehr  in  der  Nähe 
der  Ortschaft  auf,  um  von  dem  Überfluß  des  Bauernhofes  zu  profi- 
tieren. Auch  erinnere  ich  mich  noch,  nach  einem  überaus  starken 
Hagelschlag  im  Juni  1911  Rabenkrähen  von  den  Hagelkörnern 
erschlagen  gefunden  zu  haben. 

Die  Nebelkrähe  habe  ich  auch  in  sehr  strengen  Wintern  nicht 
beobachten  können;  ebensowenig  kam  mir  der  Kolkrabe,  Corvus 
corax  corax  L.,  zu  Gesicht,  obwohl  diese  Art  an  anderen  Orten 
ziemlich  weit  in  die  voralpine  Region  hinein  vorkommt. 

2.  Corvus  frugUegiis  fmnUegus  L.  —  Saatkrähe. 

Die  Saatkrähe  kam  im  Gebiet  weit  seltener  zur  Beobachtung 
als  die  Rabenkrähe.  Als  Brutvogel  habe  ich  sie  überhaupt  nicht 
angetroffen.  Dagegen  befindet  sich  eine  ziemlich  ausgedehnte  Brut- 
kolonie in  einem  Tannenhochholz  in  der  Nähe  von  Buchloe  in 
Schwaben.  Die  auf  den  den  Wald  umgebenden  Feldern  nach 
Nahrung  suchenden  Vögel  zeigen  dem  aufmerksamen  Beobachter 
ganz  von  selbst  den  Platz  der  Kolonie  durch  das  ewige  Hin-  und 
Wiederfliegen  an,  namentlich  in  der  Zeit,  in  welcher  sich  die  aus- 
gekrochenen Jungen  noch  im  Neste  befinden.  Durch  diesen  Um- 
stand kann  man  den  Platz  der  Kolonie  auch  schon  vom  Eisen- 
bahnzug aus  ziemlich  sicher  erkennen.  Derselbe  liegt  zwischen 
den  Stationen  Buchloe  und  Beckstetten  in  Richtung  Lindau  rechter 
Hand  der  Bahnlinie. 

3.  Coloeiis  7nouednla  spermoJotfiis  (Vieill.).  —  Dohle. 

Die  Dohle  brütet  in  einigen  Paaren  auf  dem  Kirchturme 
von  Aitrang,  besucht  von  hier  aus  die  Felder  rings  um  das  Dorf 
und  kommt  bei  ihren  Streifereien  gelegentlich,  wenn  auch  nicht 
häufig,  an  den  Eibsee.  Anscheinend  sagt  ihr  der  moorige  Charakter 
des  Geländes  weniger  zu.  Am  Eibbach  dagegen,  sowie  an  der 
die  Aitranger  Fluren  durchrinnenden  Kirnach  ist  die  Dohle  nicht 
selten  anzutreffen.  Es  ist  ein  besonders  hübscher  Anblick,  von 
der  eingangs   erwähnten   Anhöhe  aus,   von    der   man    auch   einen 


'    '  I  Laubmann:  Beiträge  zur  Avifanna  des  Eibsees.  29 

1917    J 

vollkommen  freien  Rückblick  auf  die  ganze  Ortschaft  hat,  die 
Dohlen  bei  ihren  Flugklinsten  und  Spielen  um  den  Kirchturm  be- 
obachten zu  können. 

4.  JHca  pica  iHca  (L.).  —  Elster. 
Die  Elster  ist  im  Gebiet  keineswegs  so  häufig  wie  etwa  am 
Starnberger  See,  wo  sie  zu  den  häufigeren  Erscheinungen  zu  zählen 
ist.  Im  Mai  1910  fand  ich  in  einem  Fichtenstangenholz  ein  Nest 
mit  fünf  Eiern.  Als  ich  nach  Verlauf  einer  Woche  wieder  an  die 
Stelle  kam  und  nach  dem  Nest  sehen  wollte,  lagen  die  Eier  bis 
auf  zwei  Stück  zerschlagen  am  Boden.  Die  zwei  im  Nest  zurück- 
gebliebenen erwiesen  sich  bei  der  Untersuchung  als  schon  ziemlich 
weit  bebrütet.  Aus  dem  Zustand  des  Nestes  zu  schließen,  war  das 
Gelege  jedenfalls  einem  Eichhörnchen  zum  Opfer  gefallen.  Wie 
ich  schon  bemerkt  habe,  ist  die  E^lster  von  allen  Rabenvögeln 
relativ  am  seltensten  im  Gebiet.  Hie  und  da  traf  ich  sie  noch  in 
den  Dickungen  der  alten  Dorfstiche  an  oder  in  der  Nähe  der  Ort- 
schaft in  den  Weiden-  und  Erlenbüschen  an  den  Ufern  der  Kirnach, 
namentlich  zur  Winterszeit. 

5.  Garrnliis  glandariiis  glandarius  (L.).  —  Eichelhäher. 

Weit  häufiger  als  die  vorgenannte  Art  ist  der  Eichelhäher. 
Er  ist  sowohl  Brutvogel  als  auch  Strichvogel  im  Beobachtungs- 
gelände. Besonders  auffallend  bemerkbar  macht  er  sich  im  Herbst, 
wenn  er  in  kleinen  Schwärmen  vereint  mit  lautem  Geschrei  das 
Revier  durchstreift. 

Von  anderen  Rabenvögeln  käme  für  unser  Gebiet  noch  der 
Tannenhäher,  Nucifraga  caryocaiactes  caryocatactes  (L.),  in  Frage. 
Merkwürdigerweise  habe  ich  ihn  jedoch  nicht  ein  einziges  Mal  kon- 
statieren können,  obwohl  diese  Art  in  dem  ca.  20  km  nördlicher 
liegenden,  also  weiter  vom  Gebirge  entfernten  Kaufbeuren  im 
Herbst  zur  Haselnußreife  fast  regelmäßig  erscheint.  Auch  von  dem 
gelegentlichen  Auftreten  der  langschnäbeligen  Form  aus  Sibirien, 
Nucifraga  caryocatactes  macrorhynchos  Brehm,  ist  mir  nichts  be- 
kannt geworden.  Ich  glaube  aber  nicht  fehl  zu  gehen,  wenn  ich 
den  dickschnäbeligen  Tannenhäher,  der  ja  schon  in  den  Vorbergen 
zur  Brut  schreitet,  zu  den  Arten  zähle,  die  bei  einer  intensiveren 
Beobachtung  im  Gebiet,  als  es  mir  möglich  war,  für  das  Elbsee- 
gelände  als  gelegentlicher  Gast  noch  nachgewiesen  werden  dürften. 

6.  Sturnns  vulgaris  vtdgaris  L.  —  Star. 
Wie  wohl  überall  in  unserem  Heimatlande,  so  gehört  auch 
hier  der  Star  zu  den  gewöhnlichen  Erscheinungen.  In  dem  einen 
Jahr  zahlreicher  als  in  andei-en,  brütet  er  mit  großer  Vorliebe  in 
den  vielen  Nistkästen,  die  von  der  Landbevölkerung  für  ihn  an 
den  Stadeln  und  Heuschobern  angebracht  werden.  Im  Herbst 
nächtigt   er   in   großen  Scharen    in   den   Rohrdickichten    des  See- 


30  Laubmann :  Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees.  I  ^®™'  ^™- 

L  Ges.  Bay. 

mooses.  Einzelne  Stücke  konnte  ich  in  Aitrang  den  ganzen  Winter 
liindurcli  beobachten.  Doch  dürfte  es  sich  bei  diesen  Exemplaren 
wohl  eher  um  Zuwanderer  aus  weiter  nördlich  gelegenen  Brut- 
orten handeln,  als  um  solche,  die  in  Aitrang  selbst  brüten  oder 
erbrütet  wurden.  An  warmen  Tagen  Ende  Januar  oder  zu  An- 
fang Februar  konnte  man  im  Orte  schon  allenthalben  singende 
Stare  beobachten. 

7.  Oriolus  oriolns  orioliis  (L.).  —  Pirol. 

Den  Pirol  hörte  und  sah  ich  regelmäßig  in  den  Frühjahrs- 
monaten, meist  im  Mai,  in  einigen  Exemplaren.  Ob  er  aber  im 
Gebiet  auch  zur  Brut  schreitet,  ist  mir  nicht  möglich  anzugeben. 
Für  sehr  wahrscheinlich  halte  ich  es  aber  kaum,  da  dem  an  lichte 
Buchen-  und  Eichenwaldungen  gewohnten  Vogel  das  durch  die 
vorherrschenden  Fichtenwaldungen  verdüsterte  Gelände  schwerlich 
zusagen  dürfte. 

8.  Chloris  cJiloris  chlori8  (L.).  —  Grünfink. 

Dieser  Fink,  der  in  den  Anlagen  und  Gärten  Münchens  zu 
den  weitaus  gemeinsten  Vogelarten  zu  rechnen  ist,  ist  im  Aitranger 
Gebiet  bei  weitem  nicht  so  häufig  anzutreffen.  Man  findet  ihn 
fast  nur  in  den  Gartenanlagen  bei  den  Bauernanwesen,  weiter 
draußen  in  den  Waldungen  begegnet  man  ihm  beinahe  gar  nicht. 
Höchstens  in  den  Herbstmonaten  streicht  er  weiter  umher  und 
kommt  dann  auch  bis  an  die  Ufer  des  Sees. 

9.  CaiHluelis  cardtielis  cavdtielis  (L.).  —  Distelfink. 

Ungleich  häufiger  als  die  vorige  Art  ist  der  Distelfink  oder 
Stieglitz.  Ich  konnte  manchmal,  namentlich  zur  Zeit  der  Reife 
der  Walddistel  ganze  Schwärme  dieser  bunten  Vögelchen  auf  den 
Baumschlägen  beobachten,  wo  jede  einzelne  Distel  nach  Samen 
abgesucht  wurde.  Brütend  habe  ich  diese  Art  im  Gelände  am  See 
nicht  gefunden.     In  den  Bauernobstgärten  nicht  seltener  Brutvogel. 

10.  Spinus  spiniis  (L.).  —  Zeisig. 

Der  Zeisig  gehört  zu  den  häufigen  Erscheinungen.  Er 
schreitet  im  Beobachtungsgebiet  wohl  auch  zur  Brut.  In  den  Früh- 
jahrsmonaten waren  die  Zeisige  in  den  Fichtenwaldungen  ziemlich 
zahlreich.  Im  Herbst  waren  sie  mit  den  Stieglitzschwärmen  ver- 
gesellschaftet und  ebenso  wie  diese  häufig  auf  den  Distelfeldern 
alter  Baumschläge  anzutreffen.  Während  des  Zuges  im  Frühjahr 
konnte  ich  an  zwei  aufeinander  folgenden  Tagen  den  Zug  über 
den  See  sehr  schön  beobachten.  Es  flog  immer  ein  Vogel  hinter 
dem  anderen  mit  lautem  Lockruf  über  den  See.  Alle  halbe  bis 
ganze  Minute  kam  einer  geflogen,  um  dann  im  nahen  Tannen- 
dickicht zu  verschwinden.    Die  Zugrichtung  ging  von  West  nach  Ost. 


'    '  I  Laubraann:  Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees.  3i 

1917    J 

11.   Pyrrhula  pyrrhtila  europaea  Vieill.  —  Gimpel. 

Während  ich  den  Gimpel  im  Gebiet  um  den  Maisinger  See') 
bei  Pöcking  als  häufigen  Brutvogel  konstatieren  konnte,  der  für 
die  genannte  Gegend  mit  zu  den  charakteristischen  Erscheinungen 
zu  zählen  ist,  muß  der  Gimpel  im  Aitranger  Gebiet  als  selten  an- 
geführt werden.  In  den  Sommermonaten  kam  er  mir  überhaupt 
nicht  zu  Gesicht,  hören  konnte  ich  ihn  nur  dann  und  wann  und  nur 
im  Winter  habe  ich  ihn  hie  und  da  in  einzelnen  P^xemplaren  be- 
obachten können. 

12.  Fringilla  coelehs  coelehs  L.  —  Buchfink. 
Der  Buchfink  ist  einer  der  gemeinsten  Brutvögel,  den  man 
sowohl  draußen  im  Fichtenhochwald  als  auch  in  den  Obstgärten 
des  Dorfes  überall  sehen  und  hören  kann.  Ich  erinnere  mich  eines 
schönen  Vorfrühlingstages  im  Monat  Februai-,  an  dem  neben  dem 
Trillern  der  Feldlerchen  und  dem  Jubilieren  der  Stare  auch  das 
helle  Schmettern  des  Buchfinken  zu  hören  war.  Nester  fand  ich 
zu  wiederholten  Malen  sowohl  auf  alten  Apfel-  oder  Birnbäumen 
in  nächster  Nähe  des  Dorfes  als  auch  draußen  im  Wald  auf  Weiß- 
dorngesträuch. Eine  beliebte  Nahrung  bietet  sich  dem  Buchfinken 
und  all  seinen  Verwandten  in  den  Samenbüscheln  der  Ulmen,  die 
auch  von  den  Eichhörnchen  gerne  genommen  werden. 

13.  JPasser  domesticus  doinesticus  (L.).  —  Haussperling. 
Der  Hausspatz  ist  in  seinem  Vorkommen  so  sehr  an  den 
Menschen  gebunden,  daß  er  am  häufigsten  nur  im  Orte  selbst  ge- 
troffen wird.  Im  Herbst  findet  man  ihn  auch  in  großen  Scharen 
auf  den  abgeernteten  Feldern  beim  Auflesen  verlorener  Ähren. 
Am  Eibsee  selbst  habe  ich  ihn  nur  ganz  selten  angetroffen  und 
dann  immer  nur  in  der  unmittelbaren  Nähe  der  Seehütte,  also 
wieder  in  der  Nähe  menschlicher  Siedelung. 

14.  Passer  niontanus  montanus  (L.).  —  Feldsperling. 
Im  Gegensatz  zu  der  vorigen  Art  ist  der  Feldsperling  im 
Dorfe  nur  selten  zu  beobachten  gewesen.  Meist  fand  ich  ihn  in 
der  Umgebung  der  Heustadel  und  Strohschober,  wo  er  auch  häufig 
die  für  den  Star  bestimmten  Nistkästchen  als  Wiege  für  seine 
zahlreiche  Nachkommenschaft  einrichtete, 

15.  Eniherixa  citrinella  sylvestris  Brehm.  —  Goldammer, 

Der  Goldammer  ist  in  zahlreichen  Paaren  vertreten.  Besonders 
häufig  findet  er  sich  in  den  zerstreut  liegenden  Feldgehölzen,  in 
den  Gebüschen,  die  sich  den  Moosgräben  entlang  hinziehen  oder 
auch  in  den  alten  ehemaligen  Torfstichen.  Sein  Nest  habe  ich 
zu  wiederholten  Malen  gefunden  und'  zwar  sowohl  auf  dem  Boden 


')  Vgl.  Verb.  Ornitb.  Gesellscbaft  Bayern  XU,  4,  1916,  p.  245. 


32  Laubmanu:  Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees.  I     ^^  '     ™* 

L  Ges.  Bay. 

selbst  unter  niederen  Büschen  oder  hinter  großen  Grasboscheu, 
am  Rande  von  Gräben,  oder  auch  ca.  1  m  über  dem  Boden  auf 
einem  niederen  Tannenbäumchen  mitten  in  einer  Schonung.  Das 
einfache  und  doch  so  überaus  stimmungsvolle  Liedchen  paßt  so 
gut  zu  der  einsamen,  weltversunkenen  Melancholie  des  Moorgeländes, 
daß  ich  es  nicht  missen  möchte  und  oftmals  lieber  gehört  habe  als 
das  schönste  Lied  der  Singdrossel. 

16.  Emberiza  schoenivitis  scJioenicHfs  L.  —  Rohrammer. 

Im  Juni  1910  fand  ich  ein  totes,  wohl  in  einer  Fischreuse 
zugrunde  gegangenes  Exemplar  dieser  Art  in  der  Schiffhütte  am 
Eibsee.  Der  Rohrammer  ist  nicht  gerade  häufig,  immerhin  brütet 
er  aber  in  einigen  Paaren  zwischen  den  Moorkufen  in  den  Schilf- 
feldern in  der  Umgebung  der  Schiffhütte  wie  auch  im  Seemoos. 
Doch  ist  er  am  Eibsee  bei  weitem  nicht  so  häufig  wie  z.  B.  am 
Maisinger  See,  wo  der  Rohrammer  wohl  zu  den  gemeinsten  Brut- 
vögeln gerechnet  werden  kann. 

17.  Galeridn  cristata  cristata  (L.).  —  Haubenlerche. 

Von  dem  Brutvorkommen  der  Haubenlerche  im  Beobachtungs- 
gebiet ist  mir  nichts  bekannt  geworden.  Zahlreich  triftet  man  diese 
Art  lediglich  in  den  Wintermonaten,  wo  sie  auf  den  Straßen  der 
Ortschaft  gemeinsam  mit  den  Sperlingen  nach  Nahrung  sucht.  Mit 
Frühjahrsbeginn  sind  sie  dann  meist  verschwunden. 

18.  Alauda  arvensis  arvensis  L.  —  Feldlerche. 

Die  Feldlerche  gehört  zu  den  gemeinen  Brutvögeln  des  Ge- 
bietes und  ist  zugleich  Charaktervogel  in  der  Zone  des  Kultur- 
landes. In  den  mehr  bewaldeten  Lagen  und  in  den  moorigen 
Strichen  des  Beobachtungsgebietes  fehlt  sie  gänzlich.  Man  hört  an 
schönen,  warmen  Tagen  im  Februar  schon  ihr  Lied.  Am  23.  April 
1909  fand  ich  in  einem  Saatfeld  ein  Gelege  mit  drei  Eiern,  also 
war  das  Weibchen  noch  mitten  im  Legen.  Noch  im  Oktober  habe 
ich  Lerchen  singen  hören. 

19.  AntJitis  trivialis  trivialis  (L.).  —  Baumpieper. 

Von  den  Piepern  kam  am  Eibsee  nur  diese  eine  Art  zur  Be- 
obachtung; diese  aber  allerdings  in  verhältnismäßig  häufiger  Zahl. 
An  schönen  Abenden  konnte  man  in  den  Tannenschonungen  in  den 
Frühjahrsmonaten  überall  sein  Liedchen  hören  und  durch  seinen 
charakteristischen  Balzflug  machte  sich  der  Vogel  selbst  leicht 
kenntlich.  Der  Baumpieper  läßt  sein  Liedchen  ziemlich  lang  in 
den  Sommer  hinein  hören.  Im  Beobachtungsgebiet  ist  der  Baum- 
pieper Brutvogel;  sein  Nest  habe  ich  aber  trotz  eifrigen  Suchens 
an  allen  geeignet  erscheinenden  Plätzen  wie  Waldschläge,  oder 
Wegränder,  nicht  finden  können. 


'    '  I  Laubmann:  Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees.  33 

20.  Motacilla  alba  alba  L.  —  Weiße  Bachstelze. 
Die  weiße  Bachstelze  war  Mitbewohnerin  unserer  Schiffhütte 
am  Eibsee.  Dort  konnte  ich  sie  jedes  Jahr  beim  Brüten  beob- 
achten. Das  Nest  stand  unter  den  Dachbalken  an  einer  vom  Boden 
aus  nicht  zu  überblickenden  Stelle.  Ein  anderes  Pärchen,  dessen 
Nest  ich  jedoch  nicht  auffinden  konnte,  ließ  sich  regelmäßig  am 
Steg  über  den  Eibbach  sehen,  ein  drittes  fand  ich  an  der  Schneide- 
mühle am  Zusammenfluß  des  Eibbaches  und  der  Kirnach  und  zahl- 
reiche Exemplare  endlich  beobachtete  ich  an  der  Kirnach  selbst. 
In  den  Herbstmonaten  ließ  sich  auch  ein  gewisser  Zug  dieser  Bach- 
stelzenart in  west-östlicher  Richtung  über  den  See  hin  wahrnehmen. 

21.  Motacilla  cinerea,  cinerea  Tunst.  —  Gebirgsbachstelze. 

Bei  weitem  nicht  so  oft  wie  die  weiße  Bachstelze  kam  die 
Gebirgsbachstelze  zur  Beobachtung.  Am  See  selbst  habe  ich  diese 
Art  nicht  ein  einziges  mal  finden  können.  Ich  begegnete  ihr  in 
einigen  Exemplaren  nur  an  der  Kirnach.  Wahrscheinlich  haben 
die  Vögelchen  hier  an  den  überhängenden  Ufern  auch  gebrütet. 
Die  Gebirgsbachstelze  scheint  kleinere,  raschfließende  Bäche  und 
Flüsse  ruhigen  Seen  und  Teichen  entschieden  vorzuziehen. 

Die  Schafstelze  oder  gelbe  Bachstelze,  Motacilla  flava  flava  L., 
habe  ich  nicht  beobachtet,  trotzdem  das  Seemoos  mit  seinen  feuchten 
Wiesen  das  passende  Gelände  für  diese  Art  darstellen  dürfte. 

22.  Certhia  familiaris  niacrodactyla  Brehm.  —  Wald- 
baumläufer. 
Baumläufer   kamen    mir  nicht  selten   zu   Gesicht,   wenn   ich 
am  Rande  eines  Fichtenhochholzes  auf  den  Rehbock  wartete.     Da 
konnte  ich  mich  oft  lange  Zeit  an  ihrem  munteren  Treiben  ergötzen 
und  ihnen  bei  der  gar  emsig  betriebenen  Nahrungssuche  zusehen. 

23.    CerfJiia  hrachydactyla  brachydactyla  Brehm.  — 
Gartenbaumläufer. 

Diese  Art  traf  ich  mit  Sicherheit  nur  einmal  an  und  zwar  in 
einem  Pärchen  an  der  großen,  wohl  einige  Jahrhunderte  alten  Dorf- 
linde in  Aitrang,  wo  die  Vögelchen  sich  in  einer  durch  Blitzschlag 
entstandenen  Rindenklüftung  ihr  Nest  eingerichtet  hatten.  Sonst 
halte  ich  es  in  den  meisten  Fällen  kaum  für  möglich,  die  Art- 
zugehörigkeit des  Baumläufers  lediglich  nach  Beobachtungen  mit 
dem  bloßen  Auge  oder  auch  durch  das  Fernglas  sicher  bestimmen 
zu  wollen.  Die  Vögelchen  sind  so  klein,  dabei  so  behend,  daß  es 
meiner  Ansicht  nach  gar  nicht  möglich  ist,  die  strukturellen  Unter- 
schiede in  Krallenbildung  oder  Färbung  erkennen  zu  können.  Da- 
her sind  alle  Angaben  über  das  Vorkommen  der  einen  oder  andern 
Form  ohne  Belegexemplare  mit  einer  gewissen  Vorsicht  und  Be- 
schränkung aufzunehmen.  Einige  Anhaltspunkte  in  der  Bestim- 
mung der  beiden  Arten  geben  ja  die  Plätze  der  Beobachtung,  da 


[\^Gro   Orii 
(les.  Bay. 

mau  den  Waldbauraläufer  wohl  meist  im  Hochwald,  den  Garten- 
baumläufer dagegen  mehr  in  Obstgärten  oder  in  Alleen  antrifft. 
Doch  können  auch   dabei  manchmal  Verwechslungen  vorkommen. 

24.  Sitta  euro2)(tea  caesia  Wolf.  —  Kleiber. 

Die  Spechtmeise  gehört  zu  den  ßrutvögeln  des  Gebietes.    Sie 

ist  verhältnismäßig  häufig  in  den  Obstgärten   des  Dorfes,   wo  sie 

sehr  gern  in  den  dort  aufgehängten  Meisenkästen  zur  Brut  schreitet. 

Seltener  fand   ich  den  Kleiber  in   den  Fichten  Waldungen  am  See. 

25.  JParus  major  major  L.  —  Kohlmeise. 
Von  allen  Meisen  ist  diese  Art  am  häufigsten  vertreten.    Sie 
brütet  zahlreich  im  Gebiet  und  findet  sich  sowohl  in  den  Bauern- 
gärten der  Ortschaft  als  auch  draußen  im  Walde  an  allen  ihr  nur 
einigermaßen  zusagenden  Stellen. 

26.  Parus  caertileus  caeruJens  L.  —  Blaumeise. 
Etwas  weniger  häufig  wie  die  vorhergebende  Art,  kommt  die 
Blaumeise  immerhin  noch  zahlreich  zur  Beobachtung.  Wie  alle 
Meisen,  so  tritt  auch  die  Blaumeise  im  Winter  viel  auffälliger  in 
Erscheinung,  was  neben  der  winterlichen  Stille  in  der  Natur  auch 
darin  seinen  Grund  hat,  daß  in  den  genannten  Monaten  gerade 
die  Meisen  sich  in  Schwärmen  zusammenfinden,  und  in  ganzen 
Scharen  das  Gebiet  durchstreifen,  wobei  ihre  glockenhellen  Lock- 
rufe schon  von  weitem  hörbar  sind. 

27.  Partis  ater  ater  L.  —  Tannenmeise. 
Neben  der  Kohlmeise  wohl  die  häufigste  Meise  in  den  Tannen- 
waldungen, die  nur  deshalb  nicht  so  oft  bemerkt  wird,  weil  sie 
sich  meist  in  den  Wipfeln  der  höchsten  Tannen  umhertreibt.  Die 
Tannenmeise  beteiligt  sich  meinen  Wahrnehmungen  nach  am 
wenigsten  an  den  winterlichen  Streifereien.  Brutvogel  im  ganzen 
Beobachtungsgebiet. 

28.  Partis  cristattis  fuitratus  Brehm.  —  Haubenmeise. 
Die  Haubenmeise  ließ  sich  von  allen  Meisenarten  am  seltensten 
beobachten,  obwohl  das  Gebiet  auch  ihren  Ansprüchen  gerecht 
werden  dürfte.  In  den  Wintermonaten  sah  ich  diese  Art  in  den 
Meisenschwärmen  manchmal  zahlreicher  vertreten  als  die  Tannen- 
meise. 

29.  Parus  paltistris  coninitmis  Baldenst.  —  Nonnenmeise. 
Die  glanzköpfige  Sumpfmeise  gehört  zu  den  häufigeren  Brut- 
vögeln, die  als  Aufenthaltsort  die  alten  Torfstiche  mit  ihren  ge- 
heimnisvollen Dickungen  zu  lieben  scheint.  Nirgends  habe  ich 
diese  Art  häufiger  gefunden  als  im  sogen.  „Alten  Moos",  einem 
weitausgedehnten  alten,  nicht  mehr  im  Betrieb  stehenden  Torf- 
stich  am  Nordende   des  Sees.    Mit   den    schwarzköpfigen  Sumpf- 


l  '  I  Laubmann:  Beitrage  zur  Avifauna  des  Eibsees.  35 

raeisen  verhält  es  sich  ebenso  wie  mit  den  Baumläufern.  Man 
kann  die  Artzugehörigkeit  des  einzelnen  Individuums  meist  erst 
dann  einwandfrei  feststellen,  wenn  man  den  Vogel  in  der  Hand 
hat.  Auf  Entfernungen  hin  einen  Glanzkopf  von  der  mattköpfigen 
Art  unterscheiden  zu  wollen,  halte  ich  schlechterdings  für  un- 
möglich. 

Ob  die  mattköpfige  Sumpfmeise,  wohl  Parus  atricapülus  sub- 
montanus  Kleinschm.  und  Tschusi  ^),  im  Gebiet  vorkommt,  entzieht 
sich  meiner  Beobachtung.  Farns  atricapülus  submo7ita?ius  wurde 
von  Kleinschmidt  und  Tschusi  nach  Exemplaren  von  Gmunden 
in  Oberösterreich  beschrieben  als  Form,  deren  Verbreitungsgebiet 
zwischen  den  Gebieten  von  Pai'us  atricapülus  salicarius  Brehm'-^) 
und  Parus  atricapillus  monta?ius  Baldenstein^)  in  der  Mitte  liegt. 
Nachdem  nach  Angabe  beider  Autoren  Stücke  aus  Oberbayern  und 
aus  der  Umgebung  von  München  zu  der  Form  submontanus  gehören, 
so  müssen  ohne  Zweifel  auch  allenfallsige  Exemplare  aus  der  Um- 
gebung des  Eibseegebietes  dazu  gerechnet  werden.  Und  daß  die 
Mattkoptmeise  im  Beobachtungsgebiet  überhaupt  auftritt,  daran 
zweifle  ich  ebensowenig,  wie  ich  andererseits  fest  davon  überzeugt 
bin,  Mattkopfmeisen  unter  meinen  Beobachtungen  bei  den  Glanz- 
kopfsumpfmeisen gebucht  zu  haben. 

30,  Aeffithalos  caiidciHis  enrojjaeiis  (Herm.).  —  Schwanzmeise. 
Brutvogel  im  Gebiet.  Die  Schwanzmeisen  machen  den  größten 
Bestandteil  der  winterlichen  Meiseoschwärme  aus.  Man  trifft  sie 
sowohl  im  Tannenhochholz  als  auch  in  den  Dickungen  der  alten 
Torfstiche  ziemlich  häufig. 

31.  Megultis  regulus  regtiliis  (L.)  —  Wintergoldhähnchen. 
Das  gelbköpfige  oder  Wintergoldhähnchen  gehört  zu  den 
häufigen  Erscheinungen,  die  man  das  ganze  Jahr  hindurch  an  allen 
geeigneten  Stellen  beobachten  kann.  Besonders  zahlreich  war  das 
Goldhähnchen  in  einem  Fichtenstangenholz  auf  dem  westlichen 
Seeufer.  Hier  konnte  man  diese  kleinen  Federbällchen  fast  regel- 
mäßig in  ihrem  lustigen  Tun  und  Treiben  beobachten. 

Ob  das  Sommergoldhähnchen  oder  wie  Kleinschmidt  es  nennt, 
das  Augenstrichgoldhähnchen  im  Eibseegebiet  vorkommt,  kann  ich 
mit  Sicherheit  nicht  angeben.  Anzunehmen  ist  es  aber  sehr  wohl; 
doch  ist  es  ohne  Belegexemplar  kaum  möglich,  nur  mit  dem  Fern- 
glas beide  Arten  auseinander  zu  halten.  Nach  den  Angaben  Voigts 
(Exkursionsbuch  zum  Studium  der  Vogelstimmen,  1913  p.  88 — 91) 
sollen  sich  beide  Arten  in  ihrem  Liedchen  unterscheiden  lassen. 
Und    zwar   sollen   bei    dem   Lied    des  Sommergoldhähnchens    die 


')  Falco  1913,  No.  2,  p.  33. 

2)  Brehm,  Handb.  Naturg.  Vög.  Deutschi.  1831  p.  465:  Thüringen. 

")  Bälden  stein.  Neue  Alpina  TI,  1827  p.  31:  Graubünden. 

3* 


36  Laubmaon:  Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees.  I     ,     ' 

[_  Ges.  Bay. 

Hebungen,  die  das*  Liedchen  des  gelbköpfigen  Goldhähnchens  so 
lustig  machen,  fehlen.  Wer  ein  gutes,  musikalisches  Gehör  hat, 
der  mag  sich  wohl  darnach  richten  können.  Für  den  gewöhnlichen 
Sterblichen  bleibt  es  wohl  am  sichersten,  Belegexemplare  beider 
Arten  sich  zu  verschaöen. 

In  den  Wintermonaten  schließt  sich  das  gelbköpfige  Hähnchen 
häufig  den  verschiedenen  Meisen  an,  und  dann  kann  man  zu  dieser 
Zeit  oft  einen  ganzen  Vogelzug  unter  Anführung  des  großen  Bunt- 
spechtes, das  Waldrevier  durchstreifen  sehen. 

32.  Laniifs  collurio  coUurio  L.  —  Rotrückiger  Würger. 
Nach  den  von  mir  gemachten  Beobachtungen  wird  die  Sippe 
der  Würger  in  unserem  Gebiet  nur  von  dem  rotrückigen  Würger 
oder  Neuntöter  vertreten;  eine  andere  Art  als  diese  habe  ich  all 
die  Jahre  hindurch  niemals  zu  Gesicht  bekommen.  Auch  Lanius 
collurio  collurio  L.  ist  durchaus  nicht  häufig.  So  kenne  ich  in 
dem  ganzen  Beobachtungsgebiet  nur  eine  einzige  Stelle,  an  der 
ich  diesem  Würger  mehrmals  begegnet  bin.  Es  war  dies  im  „Alten 
Moos",  einem  schon  seit  langen  Jahren  außer  Betrieb  gesetzten 
Torfstich,  einem  Gelände,  das  mit  seinem  dichten  Gebüsch,  seinen 
heimlichen  Moostümpeln  und  seiner  ungestörten  Ruhe  so  recht  dem 
Bedürfnis  dieser  Vogelart  entsprochen  haben  mag.  Von  der  sonst 
allenthalben  in  dem  Gebiet  am  See  sehr  zahlreich  herumstreichen- 
den Dorfjugend  wurde  das  „Alte  Moos"  wegen  der  dort  etwas 
zahlreicher  als  sonst  auftretenden  Kreuzottern  fast  durchweg  ge- 
mieden. An  besagtem  Platze  habe  ich  den  Würger  zu  wieder- 
holten Malen  angetroffen  und  auch  hie  und  da  einmal  den  weib- 
lichen Vogel  mit  dem  Fernglas  beobachten  können.  An  anderen 
Orten,  wie  z.  B.  in  den  Moosgegenden  in  der  Umgebung  von 
München  ist  der  rotrückige  Würger  lange  nicht  so  selten.  An 
Dornen  autgespießte  Insekten  oder  sonstige  Nahrungsreste  habe 
ich  niemals  finden  können. 

33.  Bombycilla  (jarvultis  (ßarruHis  (L.).  —  Seidenschwanz. 
Diesen  nordischen  Wintergast  habe  ich  im  Gebiet  zwar  nicht 
selbst  angetroffen,  doch  sah  ich  bei  dem  seinerzeitigen  Besitzer 
des  Sees,  dem  Ökonomen  Martin  in  Aitrang  ein  ausgestopftes 
Exemplar,  das  im  Winter  1909  aus  einem  Schwärm  von  ca.  20  Vögeln 
herausgeschossen  worden  war.  Nach  Aussage  des  glücklichen 
Schützen  sind  die  Vögel  auf  einer  alten  Weide  am  Eibbach  ge- 
sessen, gar  nicht  scheu  gewesen  und  auf  den  Schuß  hin  in  den  nahen 
Tannenhochwald  geflogen.   Am  andern  Tage  waren  sie  verschwunden. 

34.  Pkylfoscojnis  collyhita  eoJlyhita  (Vieill.)  —  Weiden- 

laubvogel. 
Von  allen  Laubvogelarten  am  häufigsten  ist  der  Weidenlaub- 
vogel,    dessen   harmloses  Liedchen    man  vom    ersten  Frühjahr  au 


^        '    '  J  Laubmann:  Beiträge  zur  Avifauna  den  Eibsees. 


37 


bis  hoch  in  den  Sommer  hinein  fast  zu  jeder  Tageszeit  vernehmen 
konnte.  Der  Weidenlaubvogel,  der  dem  Fitislaubvogel  zum  Ver- 
wechseln ähnlich  sieht,  unterscheidet  sich  von  demselben  meist 
durch  seine  dunklen  Beine.  Ein  noch  sichereres  Unterscheidungs- 
merkmal besteht  in  den  sechs  außen  verengten  Schwingenfahnen 
des  Weidenlaubvogels  gegenüber  den  fünf  Verengungen  beim  Fitis. 
Der  Weidenlaubvogel  ist  Brutvogel  im  Gebiet. 

35.  Phylloscoinis  trochilus  trochiltis  (L,).  —  Fitislaubvogel. 

Diese  Art  ist  lange  nicht  so  häufig  wie  die  vorige.  Doch  hört 
man  allenthalben  ihr  an   den  Finkenschlag   erinnerndes  Liedchen. 

Dagegen  erinnere  ich  mich  nicht,  den  Berglaubvogel,  Phyllos- 
copus  honelli  bonelli  (Vieill.),  im  Gebiet  gehört  zu  haben.  Und 
doch  wäre  das  Vorkommen  dieser  Art  auch  zur  Brutzeit  sehr  wahr- 
scheinlich, da  er  von  Füssen  und  Oberstdorf  bereits  als  Brutvogel 
bekannt  ist. 

36.  Sylvia  hippolais  liippolais  (L.).  —  Gartengrasmücke. 
Die  Gartengrasmücke  ist  meinen  Aufzeichnungen  nach  Brut- 
vogel im  Gebiet.    Doch  ist  sie  bei  weitem  nicht  so  häufig  wie  die 
folgende  Art. 

37.  Sylvia  atricapilla  atricapilla  (L.)-  —  Mönchsgrasmücke. 
Häufiger  Brutvogel.  Ich  fand  am  29.  April  1910  bereits  ein 
Nest  mit  zwei  Eiern.  Das  Schwarzplättchen  bevorzugt  als  Aufent- 
haltsort die  Dickungen  in  den  alten  Torfstichen,  so  z.  B.  das  „Alte 
Moos".     Weniger  häufig  ist  sie  in  den  Tannenwaldungen. 

38.  Ttit'dus  x>ilaris  L.  —  Wachholderdrossel. 
Im  Frühjahr  und  Herbst  auf  dem  Durchzug  in  den  Auwaldungen 
und  Torfstichen  um  den  Eibsee  in  großen,  lautlärmenden  Schwärmen 
zu  beobachten.  Da  ich  einzelne  Paare  den  ganzen  Sommer  über 
beobachten  konnte,  so  halte  ich  ein  Brüten  dieser  Drossel  im  Ge- 
biet für  sehr  wahrscheinlich. 

39.  Turdiis  mtisicus  L,  Weindrossel. 
Meinen  Aufzeichnungen  nach  beobachtete  ich  im  „Alten  Moos" 
am  5.  April  1910  einen  kleinen  Flug  von  ca.  15  Stück  dieser  Art. 
Die  Weindrossel  kommt  bei  uns  nur  auf  dem  Zug  durch.  Ein 
Brüten  in  unserem  Gebiet  konnte  bis  heute  noch  nicht  nachgewiesen 
werden. 

40.  Turdtis  philomelos  philomelos  Brehm.  —  Singdrossel. 
Von  allen  Drosseln  ist  die  Singdrossel  im  Gebiet  am  häufigsten ; 
man  kann  ihr  herrliches  Lied  schon  in  den  letzten  Februartagen, 
wenn  das  Wetter  nicht  gar  zu  schlimm  ist,  hören.  Natürlich 
handelt  es  sich  bei  solch  früh  angekommenen  Exemplaren  noch 
nicht  um   die   Brutvögel,   sondern   um  Durcbzügler,   deren  Brut- 


38  Laubniann:  Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees.  I    ^     '^ 

L  Cres.  Bay. 

gebiete  in  weiter  nördlich  gelegenen  Gegenden  zu  suchen  sind. 
Im  Beobachtungsgebiet  ist  die  Singdrossel  sogar  zahlreicher  ver- 
treten als  die  Amsel. 

41.  Planest iciis  ^neriila  inernla  (L.).  —  Amsel. 
Wie  ich  schon  bei  der  Besprechung  der  Singdrossel  angeführt 
habe,  kommt  die  Amsel  im  Gebiet  weniger  häufig  vor  als  diese. 
Im  Gebiet  noch  ganz  Waldvogel,  brütet  sie  im  Tannenhochwald 
in  einzelnen  Paaren.  So  oft  ich  an  schönen  Frühjahr-  und  Sommer- 
abenden Gelegenheit  hatte,  im  Beobachtungsgebiet  dem  Amsellied 
zu  lauschen,  hatte  ich  immer  den  Eindruck,  als  sei  das  Lied  der 
Amsel  in  der  Waldeinsamkeit  am  weltvergessenen  See  noch  viel, 
viel  stimmungsvoller,  geraütansprechender  als  im  Gewirr  der  lär- 
menden Großstadt. 

42.  Phoenictirus  phoenicurus  phoenictiriis  (L.).  — 

Gartenrotschwanz. 

Ein  Pärchen  nistete  alljährlich  unter  dem  Dach  der  Seehütte. 
Mau  sieht  die  munteren  Vögelchen  fast  überall  im  Gebiet,  nur  hat 
es  den  Anschein,  als  zögen  sie  mehr  oifenes  Gelände  dem  ge- 
schlossenen Tannenhochwald  vor. 

43.  Phoenicurus  oehruros  gibraltariensis  (Gm.)  — 

Hausrotschwanz. 
Wie  die  vorige  Art,   so  gehört  auch  der  Hausrotschwanz  zu 
den  häufigen  Brutvögeln;   nur   findet  sich  die    letztere  Art  zahl- 
reicher in  der  unmittelbaren  Umgebung  der  Ortschaft  als  draußen 
im  Wald-  und  Seegebiet. 

44.  Erithacus  rtibectiJa  riibectila  (L.)  —  Rotkehlchen. 

Wie  wohl  überall  bei  uns,  kommt  das  Rotkehlchen  auch  im 
Gebiet  um  den  Eibsee  in  überaus  großer  Anzahl  vor.  Und  zwar 
fand  ich  es  häufiger  in  den  alten  Torfstichen  und  in  den  Birken- 
und  Erlendickungeu  mit  ihren  verborgenen  Wassertümpeln,  weniger 
zahlreich  im  geschlossenen  Tannenwald. 

45.  Troglodytea  troglodytes  tvoglodytes  (L.).  —  Zaunkönig. 

Auch  diese  Art  gehört  zu  den  häufigen  Brutvögeln.  Ich  fand 
ein  altes,  nicht  mehr  bewohntes  Nest  im  Gebälk  des  Steges  über 
den  unteren  Eibbach.  Besonders  häufig  war  der  kleine  Zwerg  im 
Buschwerk  am  Eibsee  oder  in  den  alten,  großen  Reisighaufen,  die 
am  Seeufer  angeschwemmt  worden  waren.  Auch  in  den  dichten 
Knickföhrenbüschen  in  den  alten  Torfstichen  war  der  Zaunkönig 
regelmäßig  zu  sehen  oder  doch  wenigstens  war  sein  lautes  zerr, 
zerr  zu  hören.  Einmal  besuchte  mich  ein  solches  Federbällchen 
in  einem  aus  Tannen-  und  Föhrenzweigen  zusammengestellten 
Schirm  während  der  Spielhahnbalz. 


XIII 

1917 


■    '  I  Laubraanu:  Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees.  89 


46.  Cincliis  cinclus  nieridionalis  Brehm.  —  Wasseramsel. 
Die  Wasseramsel — es  handelt  sich  in  unserem  Gebiet  bereits 
um  die  Form  meridio)ialis  —  ist  nicht  häufig,  aber  auch  nicht 
gerade  selten.  Am  See  selbst  trifft  man  sie  niemals,  sondern  nur 
hie  und  da  am  unteren  Eibbache,  da  wo  der  Bachgrund  kiesig 
und  steinig  zu  werden  anfängt,  oder  noch  häufiger  an  der  Kirn  ach. 
Hier  habe  ich  sie  auch  in  den  Wintermonaten  beobachten  können. 
Sicherlich  schreitet  die  Wasseramsel  hier  auch  zur  Brut.  Nest 
habe  ich  jedoch  keines  auffinden  können.  Die  Wasseramsel  gehört 
meiner  Ansicht  nach  zu  den  Vogelarten,  die  gemeinhin  für  viel 
seltener  gehalten  werden^  als  sie  tatsächlich  sind.  Nur  dadurch, 
daß  sie  durch  ihre  Lebensweise  weniger  auffallend  wirken,  ent- 
gehen sie  mehr  dem  Beobachter  und  werden  meist  nur  durch 
irgend  einen  Zufall  entdeckt.  Dem  Kundigen  verrät  sie  sich  viel 
öfter  durch  ihr  auch  im  Winter  zum  Vortrag  gebrachtes  Liedchen 
oder  durch  ihren  Lock-  und  Angstruf,  der  etwa  wie  das  zerr  des 
Zaunkönigs  klingt,  nur  etwas  weniger  scharf  abgetönt. 

47.  Hirundo  rustica  rustica  L.  —  Hausschwalbe. 

Die  Haus-  oder  Stallschwalbe  findet  sich  naturgemäß  nur  in 
der  Ortschaft  als  Brutvogel;  sie  kommt  aber  gelegentlich  ihrer 
Nahrungsflüge  gar  nicht  selten  bis  an  den  Eibsee. 

48.  Delichon  iirhica  urhica  (L.)  —  Mehlschwalbe. 
Auch  die  Mehlschwalbe  brütet,  wenn  auch  viel  weniger  zahl- 
reich, in  xiitrang.    Auch  sie  erscheint  nur  ganz  zufällig  am  Eibsee. 

49.  Micropus  apxis  aptis  (L.).  —  Mauersegler. 
Der  Mauersegler,  der  in  einigen  Paaren  am  Kirchturm  von 
Aitrang  brütet,  kommt  gelegentlich  seiner  weithin  unternommenen 
Nahrungsflüge  auch  in  das  Eibseegebiet.  Im  August  konnte  ich 
diese  Art  öfter  in  kleineren  Schwärmen  über  dem  See  beobachten. 
Anscheinend  handelte  es  sich  hierbei  um  Exemplare,  die  auf  dem 
Durchzug  waren. 

50.  JJpupa  epops  epops  L.  —  Wiedehopf. 
Dem  Wiedehopf  bin  ich  am  Eibsee  nur  ein  einziges  Mal  be- 
gegnet. Als  ich  am  7.  Juni  1910  von  Aitrang  her  an  den  See 
kam  und  mich  der  Seehütte  näherte,  gewahrte  ich  auf  einer  ziem- 
lich feuchten  Wiese  einen  größeren,  gelbbräunlichen  Vogel,  der 
mir  in  seinem  ganzen  Benehmen  fremd  vorkam.  Durch  das  Fern- 
glas betrachtet,  erwies  sich  derselbe  als  ein  Wiedehopf.  Als  ich 
mein  Gewehr  mit  leichtem  Schrot  versehen  wollte,  wurde  der 
Vogel  auf  mich  aufmerksam  und  flog  auf  eine  alte,  sehr  hohe 
Tanne;  ich  versuchte  noch  rasch  den  Schuß,  hatte  aber  leider 
keinen  Erfolg  dabei.  Seither  habe  ich  nie  mehr  Exemplare  dieser 
Art  im  Gebiet  gesehen,  obwohl  nach  Aussage  von  Ortsangesessenen 


40  Laubmann:  Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees.  1 

L  Ges.  Bay. 

Wiedehopfe  auch  brütend  angetroffen  worden  sind.  Meiner  Ansicht 
nach  dürfte  das  ganze  (jrelände  dem  AViedehopf  kaum  besonders 
zusagen;  höchstens  eine  ringsum  von  Wäldern  eiugeschlossene, 
nicht  allzu  große  Jungviehalpe  käme  als  Hauptnahrungsplatz  in 
Frage. 

51.  Alceäo  atthis  ispida  L.  —  Eisvogel. 
Dieses  Juwel  unserer  Avifauna,  auf  das  ich  immer  ganz  be- 
sonders geachtet  habe,  konnte  ich  am  Aitranger  See  kein  einziges 
Mal  beobachten.  Dagegen  traf  ich  den  Eisvogel  in  einigen  Exem- 
plaren an  der  Kirnach  und  einmal  auch  am  unteren  Lauf  des  Eib- 
baches vor  dessen  Einmündung  in  die  Kirnach,  ungefähr  in  der 
gleichen  Region,  in  der  ich  auch  die  Wasseramsel  getroffen  habe. 
Daß  der  Eisvogel  trotz  des  bedeutenden  Fischreichtums  am  Eib- 
see nicht  angetroffen  wurde,  hängt  wohl  damit  zusammen,  daß 
weit  und  breit  sich  keine  passenden  Brutplätze  für  unseren  Vogel 
finden.  Die  von  mir  beobachteten  Exemplare  mögen  wohl  aus- 
nahmslos auf  dem  Strich  gewesen  sein.  An  anderen  Orten,  wie 
z.  B.  an  der  Wei'tach  bei  Kaufbeuren,  gehört  er  keineswegs  zu 
den  seltenen  Erscheinungen.  Allerdings  bietet  ihm  das  Gelände 
hier  auch  in  ungleich  größerem  Maße  Gelegenheit  zur  Anlage  hoch- 
wassergeschützter Niströhren. 

52.  Ficus  viridis  2>^'netoru}n  (Brehm).  —  Grünspecht. 
Der  Grünspecht  gehört  zu  unseren  häufigen  Spechtarten.  Be- 
sonders oft  konnte  ich  ihn  vom  Spielhahnschirm  aus  beobachten, 
wenn  er  sich  auf  den  Mooswiesen  mit  dem  Ausrauben  von  Ameisen- 
haufen beschäftigte.  Schon  in  den  ersten  Frühlingsmonaten,  manch- 
mal schon  zu  Ende  Februar,  hört  man  seinen  weithin  schallenden 
Ruf  durch  den  Wald  klingen  und  noch  im  Spätsommer  belebt  er 
mit  seiner  klangvollen  Stimme  das  Gelände. 

Den  Grauspecht,  Picus  canus  canus  Gm.,  der  sich  durch  seine 
Stimme  schon  vom  Grünspecht  unterscheiden  läßt  —  beim  Grau- 
specht fallen  die  Tonreihen  nach  unten  ab,  während  sie  im  Rufe 
des  Grünspechtes  die  gleiche  Höhe  einhalten  — ,  habe  ich  im  Be- 
obachtungsgebiet nicht  angetroften. 

53.  Dryohates  major  j)i'*^^torii'ni  (Brehm).  —  Großer 

Buntspecht. 
Der  große  Buntspecht  ist  gar  nicht  selten  im  Gebiet,  nament- 
lich im  Tannenhochwald  trifft  man  ihn  häufig  an.  So  fand  ich  in 
dem  sogen.  „Gemeindeholz",  einem  Stangenholzbestand  nordwest- 
lich vom  See,  in  einer  alten  Föhre  zwei  Bruthöhlen  übereinander, 
von  denen  die  untere,  ca.  3  m  über  dem  Boden,  bewohnt  war. 
Ich  habe  oft  die  alten  und  jungen  Vögel  am  Stamme  beobachtet. 
Ich  wurde  auf  den  Nistplatz  gelegentlich  der  Bockpirsche  dadurch 
aufmerksam,  daß  der  alte  Vogel  laut  kreischend  vor  mir  her  von 


'    '  I  Laubmaun:  Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees.  4[ 

1917    J 

Ast  zu  Ast  flog  und  mich  auf  diese  Weise  bis  zum  Nistbaum  selbst 
führte,  obwohl  doch  gerade  das  Gegenteil  in  seiner  Absicht  ge- 
legen haben  dürfte.  Auch  spätere  Besuche  am  Nest  verliefen  fast 
nie  ohne  diese  sonderbare  Art  der  Begrüßung,  Ebenso  verfolgte 
mich  der  Vogel  auch,  wenn  ich  den  Nistplatz  wieder  verließ.  Kam 
ich  einmal  an  den  Nistbaum  heran,  ohne  in  der  oben  angegebenen 
Art  und  Weise  von  den  alten  V^ögeln  empfangen  worden  zu  sein, 
dann  befanden  sich  beide  mit  den  Jungen  entweder  in  der  Nest- 
höhle oder  sie  waren  auf  Nahrungssuche  aus,  was  sich  in  kurzer 
Zeit  konstatieren  ließ,  indem  sie  nach  einigen  Minuten  meist  mit 
Futter  angeflogen  kamen. 

54.  Dryohates  'minor  hovtorwm  (Brehm).  —  Zwergspecht. 

Den  Zwergspecht  habe  ich  in  dem  Gelände  um  den  See  nicht 
wahrgenommen;  dagegen  begegnete  ich  ihm  zu  wiederholten  Malen 
in  den  Obstgärten  der  Bauernhöfe. 

55.  Dryocopiis  rtiartius  martitis  (L.).  —  Schwarzspecht. 

Wenn  auch  nicht  gerade  häufig,  so  ist  der  Schwarzspecht  doch 
keineswegs  zu  den  seltenen  Arten  zu  rechnen.  Als  Brutvogel 
konnte  ich  ihn  in  dem  engeren  Beobachtungsgebiet  zwar  nicht  fest- 
stellen, doch  schreitet  er  in  den  umliegenden  größeren  zusammen- 
hängenden Waldungen  ohne  Zweifel  zur  Brut.  Jedenfalls  ist  der 
Schwarzspecht  bei  uns  im  südlichen  Bayern  keineswegs  die  seltene 
Erscheinung,  für  die  er  gemeiniglich  angesehen  wird. 

56.  Ciictilus  camoriis  canorus  L.  —  Kuckuck. 

Der  Kuckuck  gehört  zu  den  häufigen  Erscheinungen,  d.  h., 
man  hört  ihn  viel  öfter  als  man  ihn  zu  Gesicht  bekommt.  Doch 
ist  es  nicht  allzu  schwer,  namentlich  in  den  ersten  Frühjahrs- 
monaten, bevor  die  Paarungszeit  und  die  Zeit  der  Eiablage  be- 
gonnen hat,  ihn  bei  seinem  Umherstreifen  zu  beobachten.  Wie 
am  Maisinger  See^),  so  habe  ich  ihn  auch  hier  sehr  oft  in  der 
Nähe  der  Rohrwaldungen  gesehen  und  auch  aus  dem  Schilf  Rufe 
gehört,  die  ich  dem  Kuckucksweibchen  zuschreiben  möchte^).  Es 
war  ein  Trillern  ähnlich  dem  des  Zwergtauchers,  Podiceps  rufi- 
collis  ruficollis  (Fall.),  doch  am  Ende  nicht  abfallend,  sondern  die 
Lautreihe  nach  aufwärts  gebogen.  In  der  Zeit  der  geschlechtlichen 
Erregung  ruft  der  Kuckuck  an  Stelle  des  zweisilbigen  kük-kük 
auch  öfters  in  dreisilbiger  Anordnung,  wobei  der  Ton  auf  der 
zweiten  Silbe  ruht:    kük-kük-kiik.     Eier  habe  ich    noch    nicht  ge- 


')  Vgl.  Verh.  Ornith.  Gesellsch.  Bayern  12,  1916  p.  252.' 
")  Für  die  Eiablage  kann  hier  eigentlich  nur  das  Nest  des  Rohramraers  in 
Betracht  kommen,  da  ich  die  vom  Kuckuck  sonst  so  bevorzugten  Rohrsänger  am 
Eibsee  merkwürdigerweise  überhaupt  nicht  angetroffen  habe. 


42  Laubmann:  Beiträge  zur  Avifauua  des  Eibsees.  |   \f    '     '"' 

^ies.  Bav. 


rve 


fanden,  obwolil  ich  alle  von  mir  getroffenen  Singvogelnester  gerade 
nach  dieser  Richtung  hin  genau  durchsucht  hatte. 

57.  Asio  ofus  otus  (L.).  —  Waldohreule. 
Die  Waldohreule  ist  Brutvogel  im  Beobachtungsgebiet  und  an 
Tndividuenzahl  auch  ungleich  häufiger  als  die  Sunipfohreule.  Nament- 
lich abends  nach  P^inbruch  der  Dämmerung  konnte  man  diese  Eulen 
häufig  an  den  Waldrändern  beim  Mäusefang  beobachten. 

58.  Asio  flaiHmeiis  ßainrneus  (Pontopp.).  —  Sumpfohreule. 
Wie  ich  schon  bei  der  vorigen  Art  hervorgehoben  habe,  ist 
die  Sumpfohreule  bei  weitem  seltener.  Doch  gehört  auch  sie  zu 
den  Brutvögeln  des  Gebietes.  Ich  fand  im  Frühjahr  1910  im  See- 
moos, durch  eine  niedrige  Knickföhre  gedeckt,  ein  Nest  mit  zwei 
Eiern.  Zahlreicher  tritt  diese  Art  in  den  Spätherbstmonaten  auf, 
wo  sie  dann  bei  Gelegenheit  der  Fasanenjagd  in  den  Mooswiesen 
häufig  aufgegangen  wird.  Bei  diesen  Exemplaren  handelt  es  sich 
aber  keineswegs  um  einheimische  Stücke,  sondern  vielmehr  um 
Durchzügler  aus  weiter  nördlich  gelegenen  Brutbezirken  ^). 

59.  Falco  S'ubbuteo  siibbuteo  L.  —  Baumfalke. 
Diese  Art  führe   ich  lediglich  nach  einem  Exemplar  an,    das 
ich  in  Aitrang  in  Privatbesitz  ausgestopft  gesehen  habe,  und  das 
augeblich  am  Eibsee  erlegt  worden  sein  soll. 

60.  Falco  tinnunculiis  tinminctilus  L.  —  Turmfalke. 
Wie  fast  überall,  so  kommt  auch  im  Eibseegelände  der  Turm- 
falke gelegentlich  vor.  Horst  habe  ich  keinen  gefunden,  doch 
sollen  laut  Angabe  von  angrenzenden  Jagdherrn  in  der  weiteren 
Umgebung  des  Beobachtungsgebietes  drei  Horste  bekannt  ge- 
worden sein. 

61.  Buteo  buteo  buteo  (L.).  —  Mäusebussard. 

Der  Bussard  brütet  am  Eibsee  in  zwei  Paaren,  doch  kommen 
gelegentlich  noch  andere  Exemplare  aus  der  Nachbarschaft  in  das 
Gflände,  sodaß  zeitenweise  6 — 8  Stück  in  den  Wolken  über  dem 
See  kreisend  beobachtet  werden  konnten. 

62.  Astur  gentilis  f/entilis  (L.).  —  Habicht. 

Der  Habicht  ist  keine  sehr  häufige  Erscheinung.  Ich  habe 
ihn  nur  einige  Male  angetroffen,  als  Brutvogel  habe  ich  ihn  am 
Eibsee  nie  konstatieren  können.  Am  8.  Oktober  1910  beobachtete 
ich  einen  Habicht,  wie  er  von  ca.  10  Rabenkrähen  verfolgt,  über 
den  See  und  das  Seemoos  hinwegflog. 

')  Steinkauz,  Waldkauz  und  Schleiereule,  welch  letztere  auf  dem  Kirchturm 
von  Aitrang  gebrütet  haben  soll,  sind  mir  persönlich  nie  zu  Gesicht  gekommen. 
Doch  wurden  Stein-  und  Waldkauz  in  nächster  Nähe  meines  Beobachtungs- 
gebietes bei  der  Station  Günzach  als  Brutvögel  angetroffen  und  glaube  ich  auch, 
sie  für  das  Gelände  am  Eibsee  sicher  noch  als  Brutvögel  feststellen  zu  können. 


'    '  i  Laubmann:  Beiträere  zur  Avifauna  des  Eibsees.  43 

1917    J 

63.  Accipiter  nisus  nisiis  (L.).  —  Sperber. 
Im  Gegensatz  zu  der  vorigen  Art  gehört  der  Sperber  zu  den 
Brutvögeln  des  Seegebietes.  Auf  einer  alleinstehenden,  hohen  Tanne 
war  einige  Jahre  hintereinander  ein  Horst,  in  dem  die  Sperber 
ihre  Jungen  großzogen.  Meist  waren  es  zwei  bis  drei.  In  einem 
Jahre  fand  ich  die  Reste  von  zwei  Eiern  am  Fuße  der  Tanne 
zerschlagen,  es  befanden  sich  aber  zu  gleicher  Zeit  noch  zwei  Junge 
im  Nest.  Wenn  flügge  Junge  im  Nest  waren,  konnte  man  die 
alten  Vögel  jeden  Tag  bei  der  Fütterung  beobachten.  Besonders 
gern  machten  die  alten  Vögel  zu  dieser  Zeit  auf  die  im  Röhricht 
hausenden  Kleinvögel  Jagd. 

64.  Ciconia  ciconia  ciconia  (L.).  —  Weißer  Storch. 

In  früheren  Jahren  brüteten  die  Störche  auf  dem  Dach  der 
Kirche  zu  Aitrang.  Ich  selbst  habe  sie  jedoch  brütend  nicht  mehr 
angetrolfen.  Die  Störche  kamen  aber  in  jedem  Frühjahr  auf  dem 
Zuge  durch  den  Ort,  besuchten  wohl  auch  das  Kirchendach,  trieben 
sich  ein  bis  mehrere  Tage  in  der  Gegend  herum,  ohne  sich  aber 
zum  Bleiben  entschließen  zu  können.  Einmal  traf  ich  auch  einen 
Storch  in  den  feuchten  Wiesen  am  Seemoos  an  und  konnte  ihn 
bei  der  Nahrungssuche  längere  Zeit  beobachten. 

Auch  in  Kaufbeuren  war  der  Storch  eine  lange  Reihe  von 
Jahren  hindurch  Brutvogel,  Hier  stand  das  Nest  auf  einem  nicht 
mehr  benützten  Kamin  auf  dem  Dache  des  ehemaligen  Rathauses. 
Als  aber  der  Kamin  infolge  Baufälligkeit  abgebrochen  werden 
mußte,  nahmen  die  Störche  in  dem  kommenden  Jahre  das  ihnen 
als  Neststütze  gebotene  Rad  nicht  mehr  an,  sondern  verschwanden 
ganz  aus  der  Gegend. 

Ein  weiteres,  noch  heute  im  Gebrauch  stehendes  Nest  befindet 
sich  in  dem  schon  mehrfach  erwähnten  Orte  Buchloe  auf  einem 
hohen,  die  ganze  Ortschaft  überragenden  Dache. 

65.  Ardea  cinerea  cinerea  L.  —  Fischreiher. 

Der  Fischreiher  gehört  im  Eibseegebiet  nur  zu  den  gelegent- 
lichen Gästen.  Er  erscheint  jedes  Jahr  in  den  E'rühjahr-  und 
Herbstmonaten  in  einigen  Exemplaren  am  See.  So  konnte  ich  ein- 
mal sechs  Stück  zu  gleicher  Zeit  beobachten.  Meist  trieben, sich 
die  Reiher  im  Seemoos  herum,  wo  sie  an  den  in  den  kleinen  Über- 
schwemmungstümpeln zurückgebliebenen  Fischchen  willkommene 
Nahrung  fanden.  Abends  bäumten  sie  meist  auf  einer  einzeln- 
stehenden hohen  Fichte  auf.  Dabei  waren  sie  aber  furchtbar  scheu, 
so  daß  es  mir  nie  gelang  bis   auf  Schußweite  heranzukommen. 

Es  ist  eigentlich  schade,  daß  die  Fischreiher  aus  unserem 
Gebiet  immer  mehr  verschwinden;  denn  der  Vogel  paßt  so  herr- 
lich in  das  einsame,  weltverlorene  Sumpfgelände.  Ein  herrlicher 
Anblick  war  es  zum  Beispiel,  wenn  ein  Reiher  mit  seinen  schweren, 


44  LaubmaiMi:  Beiträge  zur  Avifauna  des  Ell^sees.  1     ^    '     ^^' 

|_  Ges.  Bay. 

langsamen,  aber  doch  fördernden  F^lügelscbläj^en  im  Glanz  der 
Abendsonne  über  den  See  flog,  nm  den  Schlafplatz  aufzusuchen. 

Mir  ist  im  südlichen  Bayern  als  einziger  Brutplatz  eine  Kolonie 
bekannt,  die  sich  in  dem  kgl.  (iehege  beim  Aumeister  unweit 
München  befindet.  Hier  genießen  die  Vögel  genügend  Schutz,  um 
alljährlich  ihre  Brut  hochzubringen. 

Vor  etwa  30—40  Jahren  soll  sich  eine  andere  Kolonie  im 
sogen.  „Rieder-Lohe",  einem  Hocbwald  an  der  Wertach  bei  Kauf- 
beuren  befunden  haben.  Heute  ist  davon  aber  nichts  mehr  zu 
sehen  und  auch  der  Fischreiher  selbst  gehört  in  genanntem  Ge- 
lände zu  den  seltensten  Erscheinungen. 

66.  Botaiirtis  stellaris  stellnris  (L.).  —  Rohrdommel, 

Auch  die  Rohrdommel  gehört  zu  den  gelegentlichen  Erschei- 
nungen am  Eibsee.  Ich  selbst  habe  sie  jedoch  weder  gesehen 
noch  gehört,  glaube  auch  nicht,  daß  sie  im  Gebiet  zur  Brut 
schreitet,  da  hierzu  der  Rohrwald  zu  wenig  umfangreich  sein 
dürfte.  In  Aitrang  sah  ich  bei  dem  Fischer  Franz  Anton  Martin 
ein  ausgestopftes  Exemplar,  das  sich  in  einer  Fischreuse  gefangen 
hatte;  es  war  noch  lebend  gefunden  worden,  einige  Zeit  am  Leben 
erhalten,  dann  jedoch,   offenbar  an   Nahrungsmangel  eingegangen. 

Die  Zwergrohrdommel,  Ixohrychus  minutus  (L.),  soll  eben- 
falls schon  am  Eibsee  vorgekommen  sein;  doch  fehlen  hierüber 
leider  weitere  Anhaltspunkte. 

67.  Cygnus  spec.  —  Schwan. 

Über  den  Schwan  finde  ich  in  meinen  Aufzeichnungen  nur 
diese  eine  Notiz:  „Am  3.  Januar  1910  in  Aitrang  drei  Exemplare 
ziemlich  hoch  ziehen  gesehen.  Flugrichtung:  Süd-West-Nord-Ost." 
Ob  es  sich  hier  um  den  Höckerschwan,  Cijgmis  olor  (Gm.)  oder 
um  Cygmis  cijfjnus  (L.),  den  Singschwan  handelt,  kann  nicht  an- 
gegeben werden. 

68.  Anas  x*latyrhynchos  platyrhynchos  L.  —  Wildente. 

Die  Wildente  gehört  zu  den  ganz  gewöhnlichen  Brutvögeln. 
Sie  nistet  sowohl  im  Seemoos,  w^ie  auch  abseits  vom  Wasser,  in 
den  ehemaligen  Torfstichen.  Zur  Winterszeit  findet  sie  sich  in 
große  Schwärme  vereint  an  den  kleinen,  offenen  Wasserstellen  des 
Eibbaches  ein.  Manchmal  bedeckten  Scharen  bis  zu  hundert  und 
mehr  Stück  den  See.  Dabei  war  es  aber  kaum  möglich,  auf  Schuß- 
nähe an  die  Enten  heranzukommen. 

69  Nettion  crecca  cvvrvn  (L.).  —  Krickente. 

Neben  der  Wildente  kommt  die  Krickente  noch  als  Brutvogel 
im  Seegebiet  vor,  ist  aber  bei  weitem  nicht  so  zahlreich  vertreten 
wie  jene. 


'_  '  j  Laubinann:  Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees.  45 

70.  Nyrova  ferina  ferina  (L.).   —  Tafelente. 

Die  Tafelente  habe  ich  ein  einziges  Mal  am  Eibsee  gefunden 
und  zwar  im  März  1911  in  einigen  Exemplaren.  Sonst  konnte 
ich  diese  Tauchente  nie  beobachten.  Die  damals  konstatierten 
Stücke  befanden  sich  auf  dem  Zuge  und  wurden  späterhin  am  See 
nicht  mehr  gesehen. 

Bei  dieser  Gelegenheit  möchte  ich  eine  von  mir  in  Verh.  Ornith. 
Gesellschaft  in  Bayern  12,  1916  p.  256  geraachte  Bemerkung:  „Wie 
ich  aus  den  in  unseren  Materialien  zur  bayerischen  Ornithologie 
niedergelegten  Notizen  entnehmen  kann,  wurde  die  Tafelente  meist 
in  den  Monaten  Januar  bis  März  und  dann  wieder  im  Spätherbst 
bei  uns  beobachtet.  Nachweise  darüber,  daß  sie  auch  zur  Brut 
schreite,  konnte  ich  nicht  finden.  Um  so  interessanter  mag  das 
Brutvorkommen  der  Tafelente  am  Maisinger  See  sein"  Vi,  dahin 
richtigstellen,  daß  ich  mit  dem  Satze:  „Nachweise  darüber,  daß 
sie  auch  zur  Brut  schreite,  konnte  ich  nicht  finden",  nicht  das 
Brutvorkommen  der  Tafelente  in  Bayern  überhaupt,  sondern  ledig- 
lich im  südlichen  Bayern  in  der  näheren  Umgebung  des  seiner- 
zeitigen Beobachtungsgebietes  gemeint  habe.  Es  ist  mir  selbst- 
verständlich nicht  unbekannt,  daß  die  Tafelente  im  nördlichen 
Bayern  an  verschiedenen  Plätzen  als  Brutvogel  vorgekommen  ist 
und  noch  heute  vorkommt.  Vgl.  Parrot,  Jaeckel  und  andere 
a.  a.  0.  Übrigens  habe  ich  auch  heuei"  wieder  die  Tafelente 
brütend  am  Maisinger  See  angetroffen. 

71.  Podiceps  cristcttus  eristatus  (L.).  —  Haubentaucher. 
Den  Haubentaucher  habe  ich  am  Eibsee  nur  ein  einziges  Mal 

angetroffen  und  zwar  im  Sommer  1910  in  zwei  Exemplaren.  Eines 
Morgens  sah  ich  beim  Absuchen  des  Sees  die  beiden  auffallenden 
Vögel  mitten  im  freien  Wasser.  Ich  machte  sogleich  den  Kahn 
los,  um  am  Uferrand  mich  langsam  den  beiden  Tauchern  zu  nähern. 
Bald  hatten  mich  die  Vögel  entdeckt  und  suchten  nun  vor  mir 
das  bergende  Schilf  zu  erreichen.  Da  ich  ihnen  zuvorkam,  machten 
sie  wieder  kehrt  und  schwammen  tauchend  wieder  gegen  die  Mitte 
des  Sees  zu.  Ich  trieb  sie  auf  diese  Weise  wohl  zwei  Stunden 
lang  vor  mir  her,  ohne  auf  Schußnähe  herankommen  zu  können. 
Endlich  hoben  sich  beide  Vögel  schwerfällig  in  die  Luft  um  schließ- 
lich mit  auffallender  Schnelligkeit  nach  Südosten  zu  verschwinden. 
Vermutlich  ließen  sie  sich  auf  einem  anderen  der  vielen  in  der 
Nähe  befindlichen  Seen  oder  Teiche  wieder  nieder.  Am  Eibsee 
habe  ich  Haubentaucher  später  niemals  mehr  beobachtet. 

72.  Podiceps  ruficollis  rnficollis  (Pall.).  —  Zwergsteißfuß. 
In  den  dichten  Rohrwaldungen  des  Sees  oder  in  den  Dickungen 

von  Wasserrosen  und  Binsen  im  unteren  oder  oberen  Eibbach  war 

')  Laub  mann,  Ornithologische  Beobachtungen  aus  dem  Gebiet  des  Mai- 
singer Sees;  Verh.  Ornith.  Gesellsch.  Bayern,  Bd.  12,  191G  p.  242— 261. 


46  Laubraann :  Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees.  1  •  ^    • 

L  Ges.  Bay. 

der  kleine  Taucher  gar  nicht  selten.  Weniger  häufig  sah  man  ihn 
auf  dem  freien  Wasser  des  Sees  selbst.  Im  Frühjahr  belebt  er 
durch  seine  trillernden  Rufe  das  Gelände  in  eigentümlicher  Weise. 
Der  Zwergtaucher  bleibt  auch  die  kalte  Jahreszeit  über  im  Ge- 
lände; er  hält  sich  dann  aber  mehr  an  den  eisfreien  Bächen  und 
Flüssen  auf.  So  habe  ich  ihn  häufig  an  der  Kirnach  und  im 
unteren  Laufe  des  Eibbaches  getroften.  Auch  an  der  Wertach 
ist  er  um  diese  Zeit  gar  nicht  selten. 

73.  Pluvialis  aiyricarins  (L.),  —  Goldregenpfeifer. 
Dem  Goldregenpfeifer  bin  ich  im  Frühjahr  und  in  den  Herbst- 
monaten regelmäßig  im  Seemoos  begegnet.     Meist  waren  es  ziem- 
lich große  Schwärme,    die  sich   auf  dem  Zuge    hier  herumtrieben. 

74.  Vanelliis  vanellus  (L.).  —  Kiebitz. 
Im  Seemoos,  da  wo  das  Moor  in  Wiesen  übergeht,  ist  der  Haupt- 
tummelplatz für  die  drei  bis  vier  Paare  Kiebitze,  die  jedes  Jahr 
im  Eibseegebiet  zur  Brut  schreiten.  Die  Kiebitze  waren  fast  die 
ersten  Ankömmlinge  im  Frühjahr,  sie  kamen  meist  noch  vor  den 
Lerchen,  um  die  Mitte  Februar  an.  War  dann  das  Wetter  noch- 
mals recht  schlecht  und  kalt,  dann  hatten  die  schmucken  Gesellen 
oft  noch  recht  schlechte  Tage.  Es  mußte  aber  schon  sehr  kalt 
werden  und  andauernd  schneien,  um  sie  zu  veranlassen,  nochmals 
fortzuziehen.  Meist  begannen  sie  schon  ziemlich  frühzeitig  mit 
dem  Brüten.  Die  Kiebitze  gehörten  am  Eibsee  zu  den  Yogelarten, 
denen  die  Rabenkrähen  am  meisten  zusetzen.  Man  konnte  sie 
daher  oft  beobachten,  wie  sie  schaukelnden  Fluges  mit  jämmer- 
lichem Geschrei  die  Krähen  über  den  ganzen  See  hin  verfolgten. 
Nach  der  Brutzeit,  etwa  Mitte  bis  Ende  Juni  schon,  waren  die 
Kiebitze  mit  einem  Male  verschwunden. 

75.  Pavoncella  inignax  (L.).  —  Kampfläufer. 
Der  Kampfläufer  gehört  nicht  zu  den  Brutvögeln,  doch  trifft 
man  ihn  jeden  Herbst  in  großen  Scharen  an.  Dabei  handelt  es 
sich  um  Exemplare,  die  sich  auf  dem  Zuge  befinden.  Merkwürdiger- 
weise erwiesen  sich  alle  am  See  oder  in  der  näheren  oder  weiteren 
Umgebung  desselben  erlegten  Stücke  als  junge  Männchen.  Ob 
beim  Kampfläufer  die  Geschlechter  getrennt  ziehen? 

76.  Totamis  totanus  totamis  (L.).  —  Rotschenkel. 

Den  Rotschenkel  fand  ich  in  einem  Pärchen  brütend.  Die 
Vögel  brüteten  in  einer  Mooswiese  in  der  Nähe  eines  Entenschirmes 
am  Ausfluß  des  Eibbaches  aus  dem  See.  Schon  von  weitem  konnte 
man  die  hübschen  Gestalten  bemerken,  wenn  sie  beim  Anflug  zum 
Nest  regelmäßig  auf  dem  Gerüst  des  Schirmes  aufbäumten  und 
erst  vorsichtig  Umschau  hielten,  bevor  sie  sich  dem  Nest  näherten. 
Viel  zahlreicher  als  am  Eibsee  habe  ich  den  Rotschenkel  auf  den 


'^  '  I  Laubmann:  Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees. 


1917 


47 


großen  oberbayerischen  Mooren   angetroffen.     So  ist  er  im  Ascli- 
heimer  Moos,  unweit  München,  ein  gar  nicht   seltener  ßrutvogel. 

77.  Tringa  ocvophiis  ocrojyJius  L.   —  Waldwasserläufer. 

Der  Waldwasserläufer  wurde  in  einem  einzigen  Exemplar 
angetroffen,  das  im  Herbst  zur  Bekassinenjagd  am  Eibsee  erlegt 
wurde.  Gleich  den  Bekassinen  stand  der  Vogel  im  seichten  Wasser 
zwischen  Sumpfgrasbüscheln  und  Röhricht  erst  kurz  vor  dem  Hund 
auf.     Es  war  dies  das  einzige  Exemplar,  das  angetroffen  wurde. 

Den  Bruchwasserläufer,  Totanus  glareola  (L.),  habe  ich  merk- 
würdigerweise nie  beobachten  können. 

78.  Kuwienius  arqtiata  arquata  (L.).  —  Brachvogel. 

Der  große  Brachvogel,  dieser  herrliche  Charaktervogel  unserer 
Mooslandschaften,  brütet  am  Eibsee  in  zwei  bis  drei  Paaren.  Um 
das  für  gewöhnlich  im  Röhrricht  verborgen  lebende  Sumpfgeflügel 
besser  beobachten  zu  können,  hatte  ich  mir  am  Rande  eines  großen 
Schilffeldes  mit  Ausblick  auf  das  Wasser  sowie  auf  eine  von 
Schilf  umschlossene  Moorwiese  aus  Binsen  und  Rohr  einen  Unter- 
schlupf gebaut,  von  dem  aus  ich  oft  dem  Treiben  des  Brachvogels 
zugesehen  habe.  Unter  anderem  konnte  ich  auch  einmal  dem  Be- 
gattungsakt zusehen,  wobei  es  komisch  anmutete,  wie  relativ  un- 
beholfen der  Vogel  durch  seine  langen  Beine  erscheint. 

An  hellen  Mondnächten  konnte  man  den  melancholischen 
Flötenruf  fast  die  ganze  Nacht  hindurch  hören.  Wenn  man  den 
Vögeln,  die  sonst  außerordentlich  scheu  und  vorsichtig  waren,  zur 
Brutzeit  oder  namentlich  zu  der  Zeit,  in  der  die  Jungen  schon 
ausgekrochen  waren,  nahe  kam,  dann  vergaßen  sie  alle  Scheu 
und  stießen  auf  Mensch  oder  Hund  mit  der  größten  Heftigkeit  und 
unter  lautem  Geschrei  herab.  Ähnlich  war  es  auch,  wenn  der 
Fuchs  seine  Raubzüge  gelegentlich  bis  ins  Moos  auszudehnen  ver- 
suchte. Dann  hatten  ihn  bald  die  immer  wachsamen  Krähen  und 
Kiebitze  entdeckt  und  dann  gelang  es  oftmals  den  vereinten  Kräften 
der  Vogelwelt,  den  gemeinsamen  Feind  aus  dem  Brutrevier  zu 
vertreiben. 

79.  Gallinago  gallinayo  gallinago  (L.).  —  Bekassine. 

Auch  die  Bekassine  brütet  auf  den  Mooswiesen  und  zwischen 
den  Schilfboschen  des  Seemooses.  Doch  hält  sich  die  Zahl  der 
Brutpaare  immer  in  sehr  bescheidenen  Grenzen.  Viel  zahlreicher 
erscheint  die  Bekassine  dagegen  im  Herbst,  wenn  der  Zug  beginnt. 
Dann  liegen  sie  zu  Hunderten  im  Röhricht,  um  nach  einigen  Tagen 
plötzlich  alle  zu  verschwinden.  Dann  kommen  eines  Tages  wieder 
neue  Scharen,  bis  endlich  der  Zug  seinem  Ende  zuneigt  und  nur 
noch  ganz  vereinzelt  ein  Stück  zu  sehen  ist. 


48  Laubmanu :  Beiträge  zur  Avifauua  des  Eibsees.  1  V®^^-  ö*""- 

L  Ges.  Bay. 

80.  Scoloj}ao(i  vustieola  rusticola  L.  *)  —  Waldschnepfe. 

Die  Waldschnepfe  habe  ich  brütend  nicht  angetroffen.  Doch 
erscheint  sie  regelmäßig  auf  dem  Frühjahrszug-  in  unserem  Gebiet. 
Ihre  Brutgebiete  scheinen  noch  weiter  südlich  höher  in  den  Vor- 
bergen zu  liegen.    Im  Herbst  habe  ich  sie  fast  nie  angetroffen. 

81.  Larns  vuHbiindus  L.  —  Lachmöve. 

Die  Lachmöve  habe  ich  während  meiner  ganzen  Beobachtungs- 
zeit nur  zweimal  wahrgenommen.  Einmal  traf  ich  im  Juli  ein  Exem- 
plar am  See,  das  andere  Mal  im  Mai  drei  Stücke.  Auf  diese  beiden 
Fälle  beschränkt  sich  nach  meinen  Beobachtungen  das  Vorkommen 
dieses  an  anderen  Seen  Südbayerns  so  häufigen  Vogels.  Gebrütet 
hat  die  Lachmöve  auch  in  früheren  Jahren  noch  niemals  am 
Eibsee. 

82.  Creoc  er  ex  (L.).  —  Wachtelkönig. 

Der  Wachtelkönig  ist  ein  Bewohner  der  weit  ausgedehnten 
Moorwiesen  an  jenen  Stellen,  wo  sie  in  trockenes  Gelände  über- 
gehen. Hier  kann  man  ihn  immer  in  einigen  Exemplaren  schnarren 
hören.  Doch  möchte  ich  bemerken,  daß  ich  ihn  nicht  jedes  Jahr 
beobachten  konnte.  Manchmal  fehlte  er  gänzlich.  Das  Jahr 
darauf  war  er  dann  wieder  zahlreicher  vertreten. 

83.  Hallus  aquaticus  aquaticAis  L.  —  Wasserralle. 

Der  Wasserralle,  deren  Leben  sich  eigentlich  fast  immer  im 
dichten  Röhricht  abspielt,  bin  ich  nur  selten  begegnet.  Verhältnis 
mäßig  oft  habe  ich  sie  von  meinem  Beobachtungsschirm  aus  gesehen. 
Sonst  kam  sie  eigentlich  nur  bei  der  Durchstreifung  des  Seemooses 
bei  Gelegenheit  der  Bekassinenjagd  zur  Beobachtung.  Sicherlich 
gehört  sie  zu  den  Brutvögeln  des  Gebietes. 

84.  Gallimdct  chloropus  chloropiis  (L.).    —    Grünfüßiges 

Teichhuhn. 

Auch  das  grünfüßige  Teichhuhn  gehört  zu  den  Arten,  die  im 
Verhältnis  zu  ihrem  Vorkommen  relativ  selten  zur  Beobachtung 
kamen.  Das  Teichhuhn  brütet  im  Röhricht  des  Seemooses  in 
einigen  Paaren.  Am  öftesten  kam  es  mir  dann  zu  Gesicht,  wenn 
ich  im  Kahn  in  das  Schilfdickicht  fuhr  und  mich  bis  Einbruch  der 
Dunkelheit  dortselbst  ruhig  verhielt.  Beim  Beginn  der  Dämmerung 
verließ  dann  das  Teichhuhn  das  schützende  Röhricht,  um  sich 
auf  den  Blanken  des  Sees  zu  tummeln. 


^)  Harter  t  beschrieb  die  Waldschnepfe  von  den  Liu-kiu  Inseln  als  eigene 
Form  unter  dem  Namen  Scolopux  rusticola  mira  (vgl.  Bull.  B.  O.  C.  3G,  1910 
p.  tJ4),  woraus  sieh  die  oben  angewandte  ternüre  Benennung  erklärt. 


'    '  I  Laubmann:  Beiträge  zur  Avifauna  des  Eibsees. 


49 


85.  Fulica  atra  atra  L.  —  Bläßhuhn. 

Bei  der  gleichen  Gelegenheit   traf  man  auch   mit  dem  Bläß- 
huhn  zusammen.     Das  Bläßhuhn  war  noch  seltener  als  das  grün- 
füßige  Teichhuhu.     Brütend  habe  ich  diese  Art  niemals  getroffen. 
86.  Columha  palwmhxis  pcdiimbus  L.  —  Ringeltaube. 

Häufiger  Brutvogel.  Ich  fand  einmal  in  einem  Fichtenstaugen- 
holz  ein  Nest  in  H()he  von  2,50  m.  Dasselbe  bestand  aus  einigen 
locker  übereinander  geschichteten  Ästchen,  die  mit  Moos  und  Streu 
bedeckt  waren.  Das  ganze  Nest  stand  auf  einer  Art  Gabel.  Eier 
enthielt  es  keine. 

87.  Colunihci  oenas  oenas  L.  —  Hohltaube. 

Die  Hohltaube  brütet  auch  am  Eibsee,  ist  aber  in  ihrem  Vor- 
kommen viel  beschränkter.    Sie  scheint  die  Laubholzbestände  den 
Tannenwaldungen     vorzuziehen.      Ihr    gleichmäßiger    Riih-Ruh- 
Euh-Ri\f  hat  mit  dem  Gurren  der  Ringeltaube  gar  nichts  gemein 
88.  Perdix  perdioc  pevdix  (L.).  —  Rebhuhn. 

Auf  den  Feldern  der  Kulturzone  kommt  auch  das  Rebhuhn  in 
einigen  Ketten  vor,  ohne  besondere  Bedeutung  zu  gewinnen.  Im  „Alten 
Moos",  dem  schon  mehrfach  besprochenen  alten  Torfstich,  war  auch 
immer  ein  Flug  von  acht  bis  zehn  Hühnern  anzutreffen.  Die  Rebhühner 
bevorzugten  diesen  Platz  wohl  wegen  seiner  besonderen  Ungestörtheit. 

89.  Cottimix  eoturnix  cotumix  (L.).  —  Wachtel. 

Die  Wachtel  traf  ich  nicht  jedes  Jahr  an.  Zuweilen  brütete 
sie  in  zwei  oder  mehr  Paaren,  das  andere  Jahr  fehlte  sie  voll- 
kommen im  Gelände.  In  den  moosigen  Wiesen  um  den  See  kam 
sie  überhaupt  nicht  vor,  sondern  war  nur  in  der  Kulturzone  um 
die  Ortschaft  Aitrang  anzutreffen. 

90.  Tetrao  nrognllns  urogallus  L.  —  Auerhuhn. 

Das  Auerhuhn  gehört  im  Elbseegelände  nicht  zu  den  Brut- 
vögeln. Sein  Brutgebiet  beginnt  erst  weiter  südlich  in  den  Vor- 
bergen. Doch  kommen  gelegentlich  auch  am  See  Exemplare 
vor,  die  aus  irgendwelchen  Gründen  aus  ihrem  Bratbezirk  ver- 
strichen sind.  So  ist  es  keine  Seltenheit,  Auerhennen  gelegentlich 
der  Spielhahnbalz  am  Balzplatz  des  kleinen  Hahnes  anzutreffen. 
Auerhähne  kommen  seltner  als  die  Hennen  zur  Beobachtung. 
Rackelwild  wurde  noch  niemals  angetroffen. 
91.  Lyrurus  tetrix  juniperorxi'in  (Brehm).  —  Birkhuhn. 

Häufiger  Bi'utvogel  im  Gelände.  Das  Birkhuhn  kommt  ver- 
hältnismäßig sehr  zahlreich  vor  und  brütet  auch  auf  den  Mooren 
rings  um  den  See  in  ziemlicher  Anzahl.  Im  Winter  trifft  man  es 
truppweise  auf  den  Birken  des  Seemooses,  wo  es  sich  an  den 
Birkenkeimen  gütlich  tut.  Im  Frühjahre  zur  Balzzeit  konnte  man 
auf  den  Balzplätzen  ein  bis  sechs  Hahnen  versammelt  finden. 


50    Stresemann:  Beobachtungen  über  die  Höhe  des  Seglerfluges.     1  •  ^^'O- 

|_  Ges.  Bay. 


Beobachtungen  über  die  Höhe  des  Seglerfluges, 

Von 
Erwin  Stresemann. 

Verläßliche  Angaben  über  die  Höhe,  welche  die  Vögel  während 
des  Zuges  innehalten  oder  bei  gelegentlichen  Flugspielen  erreichen, 
sind  auf  Grund  von  Erdbeobachtungen  nur  dann  zu  erwarten,  wenn 
die  Flughöhe  sich  unter  100  m  hält  oder  diese  Grenze  nicht  wesent- 
lich übersteigt.  Im  andern  Fall  ist  der  am  Boden  befindliche 
Beobachter,  falls  er  den  Vogel  überhaupt  noch  wahrzunehmen 
imstande  ist,  ganz  auf  vage  Schätzung  angewiesen  und  wird,  wie 
V.  Lucanus  an  den  Gätke'schen  Hypothesen  über  die  Höhe  des 
Vogelzuges  nachgewiesen  hat,  meist  geneigt  sein,  den  vertikalen 
Abstand  bedeutend  zu  hoch  zu  veranschlagen. 

Versuche,  welche  v.  Lucanus  mit  Hilfe  einer  Luftschiffer- 
abteilung in  der  Weise  angestellt  hat,  daß  in  Flugsteliung  ausge- 
stopfte Vögel  an  einer  10  m  langen  Schnur  mit  einem  Fesselballon 
hochgelassen  wurden,  haben  ergeben,  daß  einem  übernormalen  un- 
bewaffneten Auge  bereits  in  200  m  eine  Drossel  nur  noch  als  Punkt 
erscht^int,  daß  ihm  in  250  m  ein  Leinfink,  in  300  m  eine  Drossel 
verschwindet;  als  Sichtbarkeitsgrenze  des  Sperbers  wurde  850  m, 
als  die  der  Saatkrähe  1000  m  festgestellt^). 

Wir  sind  daher  auf  die  gelegentlichen  Beobachtungen  der 
Luftschiffer  angewiesen,  wenn  es  sich  darum  handelt,  zuverlässige 
Daten  über  die  von  den  Vögeln  aus  verschiedenem  Anlaß  einge- 
nommenen größeren  Höhen  zu  erhalten.  Das  auf  diese  Weise 
bisher  gewonnene  Material  muß  noch  dürftig  genannt  werden. 
v.  Lucanus  hat  es  1912  wie  folgt  zusammengestellt: 

„Nach  Aussage  der  Luftschiffer  ist  auf  den  Ballonfahrten 
die  Grenze  des  Vogelflugs  im  allgemeinen  in  einer  Höhe  von 
400  m  überschritten.  Über  1000  m  sind  nur  ganz  selten  Vögel 
angetroffen  worden,  einmal  eine  Lerche  in  1900  m  Höhe,  ein  an- 
deres Mal  ein  großer  Raubvogel,  anscheinend  ein  Adler,  den 
Hergesell  aus  3000  m  Höhe  unterhalb  des  Ballons  dem  Gebirge 
zufliegen  sah.  Letzterer  Fall  ist  zugleich  die  größte  Höhe,  in 
der  bisher  ein  Vogel  von  den  Luftschiffern  festgestellt  wurde. 

0  F.  V.  Lucanus,  Journ.  f.  Ornith  1911,  p.  524—526;  idem.  Über  die 
Höhe  des  Vogelzuges  auf  Grund  aeronautischer  Experimente.  Sitzungsber. 
Ges.  Naturf.  Freunde  Berlin  1912,  p.  333—345. 


XIII, 

1917 


'  I       Stresemann:  Beobachtungen  über  die  Höhe  des  Seglerfluges.      5i 


Nach  Süring  ist  die  größte  Höhe,  in  der  auf  100  wissen- 
schaftlichen Fahrten  Vögel  gesehen  wurden,  1400  Meter,  und  zwar 
handelt  es  sich  um  einen  Flug  Krähen"  ^). 

Meine  im  April  1916  erfolgte  Abkommandierung  zu  einer 
Feld- Luftschitfer- Abteilung  im  Westen  begrüßte  ich  mit  der 
Erwartung,  hierdurch  zu  mannigfachen  Beobachtuugen  über  die 
Höhe  des  Vogelflugs  Gelegenheit  zu  finden.  Diese  Hotfnungen 
erfüllten  sich  jedoch  bis  heute,  im  Zeiträume  eines  Viertel- 
jahres, nur  in  sehr  bescheidenem  Umfange.  Die  Schuld  daran 
messe  ich  in  erster  Linie  dem  Umstand  zu,  daß  die  Erschei- 
nung des  Fesselballons  auf  die  meisten  Vögel  schreckhaft 
wirkt  oder  sie  doch  wenigstens  (wie  z.  B.  die  in  dieser  Gegend 
häufigen  Mäusebussarde)  veranlaßt,  sich  bei  ihren  Flugspielen  in 
weiter  Entfernung  davon  zu  halten.  Über  den  Eindruck,  den  der 
Ballon  auf  die  am  Boden  lebenden  Vögel  macht,  notierte  ich  mir 
unterm  21.  Juni:  „Im  allgemeinen  kümmern  sich  die  Vögel  nicht 
um  den  aufsteigenden  Ballon.  Doch  bemerkte  ich,  daß  vor  einigen 
Tagen,  als  letzterer  nach  vieltägiger  Pause  plötzlich  rasch  hoch- 
gelassen wurde  und  im  böigen  Winde  hin-  und  herfuhr,  die  im 
Umkreis  sitzenden  Grasmücken  und  Hausrötel  sogleich  ängstlich 
zu  warnen  begannen  und  sich  sehr  erregt  im  dichtesten  Gebüsch 
verbargen." 

In  Höhen  über  200  m  bin  ich  bisher  nur  dem  Mauersegler 
[Micropus  apus  apus  (L.))  begegnet.  Ich  gebe  meine  Tagebuch- 
aufzeichnung wieder: 

„21.  6.  Ein  klarer  Tag.  Gegen  12  Uhr  mittags,  während 
ich  mit  dem  Ballon  in  840  m  Höhe  stehe,  erblicke  ich  etwa  100  m 
seitlich  unter  mir  (also  in  +  750  m  Höhe  über  dem  Boden) 
zwei  Mauersegler,  die  anscheinend  Insekten  jagen.  Windstärke  in 
dieser  Zone  4 — 6  ms." 

„25.  6.  Windstille,  klarer  Himmel.  Gegen  10  Uhr  vorm. 
bemerke  ich  beim  Einholen,  als  der  Ballon  sich  noch  in  560  m 
Höhe  befindet,   einen  Mauersegler  etwa  50  m   über   dem  Ballon." 

Zu  diesen  Angaben  ist  ergänzend  zu  bemerken,  daß  sich  der 
Aufstiegsplatz  in  flachwelligeni,  bewaldetem  Gelände  befindet. 

Zweimal  konnte  ich  also  Mauersegler  in  Höhen  zwischen 
600  und  750  m  feststellen.  Da  die  Sichtbarkeitsgrenze  der  um 
etwas  größeren  Drossel  bei  300  m  liegt,  ergibt  sich,  daß  die  Vögel 
vom  Boden  aus  ohne  Benutzung  eines  Fernglases  nicht  hätten 
bemerkt  werden  können. 

Eine  befriedigende  Antwort  auf  die  Frage,  was  die  Segler 
veranlaßt,  gelegentlich  so  bedeutende  Höhen  außerhalb  der  Zug- 
zeit aufzusuchen,  ist  schwer  zu  geben.    Obwohl  sie  sich  dort  län- 


•)  Vgl.  auch:  v.  Lucanus,   Die  Höhe  des  Vogelzuges  auf  Grund  aeronau- 
tischer Beobachtungen;  Joum.   f.  Ornitb.  1902,  p.  1. 

4* 


52    Stresemaun :  Beobachtungen  über  die  Höhe  des  ßegleifluges.     1     ^^  "     ^"' 

|_  Ges.  Bay. 

gere  Zeit,  im  ruhigen  Segelflng  große  Kreise  beschreibend  und 
dann  und  wann  mit  tiefem  Flügelschlag  rudernd,  aufzuhalten 
schienen  und  sich  schließlich  meiner  Beobachtung  nur  durch  Weg- 
fliegen in  horizontaler  Richtung  entzogen,  bin  ich  doch  nicht  zu 
der  Anuahme  geneigt,  daß  sie  dort  oben  nach  Insekten  suchten. 
Durch  vertikale  Luftströmungen  mögen  zwar  vielfach  Insekten  in 
sehr  bedeutende  Höhen  emporgeführt  werden,  aber  eine  Jagd  auf 
diese  Irrlinge  dürfte  für  einen  Segler  wenig  lohnend  sein.  Meine 
Ansicht  ist  vielmehr,  daß  es  sich  um  eine  spielerische  Flugleistung 
handelt  (analog  dem  Kreisen  des  Mäusebussards  in  erstaunlichen 
Höhen),  die  mit  der  Nalirungssuche  in  keinerlei  Zusammenhang 
steht. 


'    '  j      Stechow:  Omithologische  Beobachtungea  aus  Bad  Nauheim. 


191' 


Ornithologische    Beobachtungen    aus   Bad  Nauheim. 

Von 
Dr.  E.  Stechow  (Müuchen). 

Im  Spätherbst  1913  uud  wiederum  von  Anfaug  April  bis  Mitte 
Mai  1914  weilte  ich  längere  Zeit,  jedesmal  fast  sechs  Wochen,  in 
Bad  Nauheim  am  Taunus,  beide  Male  also  während  der  Haupt- 
vogelzugzeit. Schon  in  den  ersten  Tagen  meines  Aufenthaltes, 
sowohl  im  Herbst  wie  in  der  Brutzeit  des  Frühjahrs,  bemerkte 
ich,  daß  hier  eine  erstaunliche  Artenzahl  nicht  nur  als  Durchzügler 
vorüberkommen,  sondern  auch  ständige  Brutvögel  sind.  Ohne  die 
zweifelhaften  Arten  wie  Rotkopf würger  und  Uferschwalbe,  deren 
Vorkommen  von  anderer  Seite  angegeben  wird,  erreichen  die 
Beobachtungen  die  stattliche  Zahl  von  SSBrutvögeln  auf  einem 
Areal,  das  nicht  viel  größer  als  1  Quadratkilometer  ist! 

Es  ist  von  Interesse,  den  Ursachen  nachzugehen,  durch  welche 
hier  ein  so  reiches  Vogelleben  zur  Entfaltung  gelangt.  Offenbar 
ist  es  nur  die  außerordentlich  mannigfaltige  Gestaltung  der  Land- 
schaft, die  das  möglich  macht.  Nauheim  liegt,  wie  bekannt,  am 
Ostabhang  des  Taunus,  am  Fuße  des  „die  Höhe"  genannten 
Bergrückens.  Wir  haben  hier  die  Ebene  mit  ihren  Kornfeldern 
und  Wiesen,  den  Abhang  mit  seinen  ausgedehnten  Obstgärten  und 
Parkanlagen  und  die  Bergeshöhe  mit  ihren  weiten  Laub-,  Nadel- 
und  gemischten  Wäldern,  mit  zalilreichen  eingesprengten  Scho- 
nungen wie  auch  alten  Überständern.  Vor  allem  aber  ist  es  der 
Park  mit  seinen  schönen  Gruppen,  alten  Bäumen,  Büschen  und 
Rasenflächen,  wie  auch  seinen  ausgedehnten  Neuanlagen,  der,  ganz 
abgesehen  von  der  Mannigfaltigkeit  der  Landschaft,  wie  jeder 
Park  in  sich  selbst  so  viel  Abwechslung  enthält,  daß  die  ver- 
schiedensten Arten  hier  Nahrungsmöglichkeiten  und  Nistgelegen- 
heiten finden.  Man  wird  überhaupt  ganz  allgemein  die  Beobachtung 
machen,  daß  große  Parke  wegen  der  Vielgestaltigkeit  ihrer  Vege- 
tation immer  weit  mehr  Arten  beherbergen  als  eine  eintönige 
Feldlandschaft,  ein  gleichmäßiger  Wald,  ein  weites  Wiesengelände 
oder  irgendein  anderes  Gebiet,  dessen  Flora  auf  weite  Strecken 
hin  keine  Abwechslung  aufweist. 

Ein  ornithologisch  interessantes  Gebiet  ist  auch  der  jenseits 
der  Bahn  gelegene  „Goldsteinpark",  der  im  Wesentlichen  aus  einem 
großen  Dorndickicht,  einer  Anpflanzung  verschiedener  Dornsträucher, 


54    Stechow:  Oruithologische  Beobachtuugen  aus  Bad  Nauheim.     1 


Verh.  Oru. 
Ges.  Bay. 


besteht,  die  das  Reisig  für  die  Nauheimer  Salinen  liefern.  Er 
bildet,  wegen  des  vorzüglichen  Schutzes  vor  allem  Raubzeug,  den 
Lieblingsaufenthalt  verschiedener  Vogelarten,  besonders  der  Dorn- 
grasmücke, des  Rotrückigen  Würgers,  sowie  der  Nachtigall. 

Auch  das  für  jedes  Gebiet,  in  dem  eine  zahlreiche  Fauna  vor- 
kommen soll,  unentbehrliche  Wasser  fehlt  in  Nauheim  nicht,  und 
zwar  in  stehender  wie  in  fließender  Form.  Ein  großer  Teich  mit 
zwei  Inseln,  auf  denen  zahlreiche  Vögel  (unter  anderen  der  Eis- 
vogel) nisten  und  auf  denen  sie  durch  den  Menschen  nie  gestört 
werden,  bildet  eine  Zierde  des  Parkes.  Daneben  fließt  die  Usa 
in  raschem  Laufe  vorbei,  oberhalb  des  Ortes  von  Schilf  eingefaßt, 
der  ein  beliebter  Aufenthalt  der  Rohrsänger  ist,  im  Orte  selbst 
mehrfach  durch  Wehre  gestaut,  so  daß  kleine  Wasserfälle  entstehen, 
an  denen  man  Gebirgsbachstelze,  Eisvogel  u.  a.  antriff't. 

Eine  Ruine  fehlt  auch  nicht,  so  daß  die  in  altem  Gemäuer 
nistenden  Arten.  Dohlen  und  Eulen,  ebenfalls  Nistgelegenheit  finden, 
während  Turmfalken  drüben  in  dem  neuen  Wasserturm  im  Goldstein- 
park horsten.  Auch  die  großen  alten  Bäume  des  Parkes  mit  zahl- 
losen alten  Spechthöhlen  geben  den  Höhlenbrütern  reichliche 
Wohnung. 

Sind  schon  die  natürlichen  Bedingungen  besonders  günstig, 
so  ist  auch  von  selten  der  Parkverwaltung,  die  einem  staatlichen 
Forstbeamten  untersteht,  ein  Übriges  geschehen,  um  die  Nist- 
gelegenheiten noch  künstlich  zu  vermehren :  über  lOÜO  der  bekannten 
Berlepsch'schen  Nisthöhlen  sind  im  Park  und  im  Wald  aufgehängt 
worden ;  ebenso  werden  durch  zahlreiche  Futterplätze  und  Tränken 
viele  Vögel  bereits  im  Winter  angelockt,  die  sich  dann  auch 
während  der  Brutzeit  dort  aufhalten.  Bei  der  in  den  letzten  Jahren 
erfolgten  beträchtlichen  Vergrößerung  der  Parkanlagen  ist  ferner 
absichtlich  darauf  Bedacht  genommen,  möglichst  solche  Bäume  und 
Beerensträucher  anzupflanzen,  die  im  Winter  eine  willkommene 
Nahrung  bieten,  wie  Eheresche,  Holunder  u.  a.  Viele  Zugvögel 
werden  hierdurch  im  Spätherbst  zum  Rasten  veranlaßt  und  gelangen 
so  zur  Beobachtung,  die  sonst  unbemerkt  darüber  hinweg  geflogen 
wären. 

Noch  einen  großen  Vorteil  für  oruithologische  Beobachtungen 
genießt  Nauheim :  es  liegt  an  einer  Vogelzugstraße  oder  wenigstens 
an  der  verbindenden  Brücke  zweier  wichtiger  Straßen,  nämlich 
der  Verbindung  zwischen  der  Weserstraße  und  der  Rhein-Rhone- 
straße, welch  letztere  bekanntlich  die  wichtigste  Mitteleuropas  ist. 
Der  Zug  folgt  ja  im  allgemeinen  den  Flußläufen.  Da  nun  die 
Weser  das  deutsche  Mittelgebiige  nicht  durchbricht,  wie  der  Rhein 
es  tut,  so  können  die  Vögel  beim  Herbstzuge  der  Weser  nur  bis 
zu  ihrem  Oberlauf  folgen,  müssen  dann  nach  Südwesten  abbiegen 
und  erreichen  im  Maingebiet  die  Rhein-Rhonestraße.  Der  etwa 
60  km  im  Durchmesser  haltende  Gebirgsstock  des  Vogelsberges 


xin 

19 


If  1   1 

'    '  j       Stechou-:  ürnithologische  Beobachtungeo  aus  Bad  Nauheim.       55 


wird  hierbei  südöstlich  über  Fulda,  oder  nordwestlich  durch  die 
fruchtbare  Wetterau  umflogen,  und  hier,  an  der  Pforte  zwischen 
Taunus  und  Vogelsberg,  liegt  eben  Nauheim.  Schon  seit  alter 
Zeit  ist  der  besondere  Vogelreichtum  dieser  ganzen  Berglandschaft 
bekannt  und  berühmt  gewesen  und  hat  diesem  Gebiet  den  Namen 
„Vogelsberg"    eingetragen. 

Ich    gehe   nun    zur  Besprechung    der   einzelnen   Arten    über. 

Von  Drosseln  wurde  die  Amsel  {Planesticus  merula  merula (L.)), 
die  Singdrossel  [Tur das  phüomelos philo melos  Br.),  beide  in  sehr 
großer  Individuenzahl,  selten  ferner  die  Misteldrossel  {Turdus 
viscivorus  viscivorus  L.)  und  die  Wachholderdro  ssel  [Turdus 
pilaris  L.)  beobachtet.  Obwohl  die  Amsel  außerordentlich  zahlreich 
auftritt,  sind  Fälle  von  Nestraub  an  kleineren  Singvöüfeln  nach 
langjährigen  Beobachtungen  des  Forstverwalters,  des  seither  leider 
in  den  Karpathenkämpfen  gefallenen  Forstassessors  Richard  K  ern, 
hier  nie  bemerkt  worden.  Das  ist  beachtenswert,  denn  bei  dem 
großen  Vogelreichtum  müßte  es  hier  eher  und  öfter  beobachtet 
werden  als  an  anderen  Orten.  Dagegen  soll  die  Amsel  die  Nachti- 
gall verdrängt  haben,  die  früher  im  alten  Park  zahlreich  vorkam, 
sich  jetzt  aber  nach  den  amselarmen  Dorndickichten  des  „Gold- 
steinparkes" zurückgezogen  hat  und  auch  dort  nicht  mehr  häufig  ist. 
Eine  solche  V'erdrängung  der  Nachtigall  durch  die  Amsel  wäre 
wohl  möglich;  durch  diese  Angaben  allein  scheint  sie  mir  aber 
noch  nicht  bewiesen:  bei  dem  Rückgang  der  Nachtigall  können 
auch  noch  andere  Ursachen  mitgewirkt  haben.  —  Ganz  besonders 
bemerkenswert  ist  das  Vorkommen  der  Wachholderdrossel  {Tiir- 
dus  pilaris  L.)  als  Brutvogel  in  den  Wäldern  des  Taunus.  Schon 
Walter  erwähnt  sie  1887  als  Brutvogel  aus  dem  Vogelsberg. 
Diese  Brutstätten  im  Taunus  gehören  wohl  zu  den  westlichsten 
regelmäßigen  Brutorten  und  sind  weiteren  Beobachtungen  sehr  zu 
empfehlen. 

Wenig  nördlich  von  Nauheim,  an  der  Straße  nach  Wetzlar, 
wurde  der  Graue  Steinschmätzer  {Oenantlie oenanthe grisea  (Br.)), 
auf  den  Wiesen  der  Braunkehlige  Wiesenschmätzer  {Saxicola 
rubetra  ruhetra  (L.))  beobachtet. 

Von  der  Nachtigall  [Luscinia  megarhynchos  megarhynchos 
(Br.))  war  schon  die  Rede ;  mir  will  es  scheinen,  daß  an  ihrem 
Verschwinden  oder  Rückgang  der  Mensch  mehr  schuld  ist  als 
die  Amsel.  Rotkehlchen  {Erithacus  ruhecula  rubecula{h.))  sind 
sehr  zahlreich  und  erfüllen  den  alten  Park  mit  ihrem  zarten 
Gesang,  der  besonders  in  der  Stille  der  Abenddämmerung  lange 
und  feierlich  ertönt.  Gartenrotschwanz  [Phoenicurus  phoeni- 
cums  phoenicurus  (L.))  und  Hausrotschwanz  ( Phoenicurus 
ochruros  gibraltariensis  (Gm.))  sind  ebenfalls  zahlreich;  besonders 
der  erstere  nistet  an  vielen  Stellen  im  Park.  Der  Hausrotschwanz 
ist  an  den  Gebäuden  und  Schuppen  überall  zu  finden. 


56     Stechovv:  Ornithologische  Boobachtuugen  aus  Bad  Nauheim,      j     f*   "„  ^'^* 

|_  Ges.  Bay. 

Auch  die  Hecken  braun  eile  {Primella  modidaris  ^nodularis 
(L.))  ist  Brutvogel. 

Alle  vier  Grasmückeuarteu  [Sylvia  atricapilla  atricainlla 
(L.),  S.  hippolais  hippolais  (L.),  S.  communis  communis  Lath., 
S.  curruca  curruca  (L.))  finden  sich  allenthalben  als  Brutvögel,  am 
häufigsten  wohl  die  Mönchsgrasmücke  in  den  Bäumen  des  alteu 
Parkes.  Auch  der  Gartenspötter  {Hypolais  icterina  (Vieill.)), 
dessen  Ankunft  am  6.  Mai  festgestellt  wurde,  ist  nicht  selten. 
Sehr  häufig  sind  die  Laubvögel,  der  Weidenlaubvogel  [Fhyllo- 
scopus  colhjbita  collybita  (Vieill.))  wohl  der  häufigste,  nicht  viel 
seltener  der  Fitis  (Phylloscopus  trochilus  trochilus  (L.)),  den  man 
aus  allen  Hecken  und  Büschen,  besonders  in  den  Neuen  Anlagen, 
hören  kann;  aber  auch  der  sonst  nicht  alltägliche  Waldlaub- 
vogel  {Phylloscopus  sihikitrix  sihilatrix  (Bechst.)),  der  vom  25.  April 
an  oft  gesehen  und  gehört  wurde,  findet  sich  häufiger,  als  man  ihn 
sonst  auzutreffen  pflegt,  im  Laub-Hochwald,  dem  sog.  Frauen wald,  und 
zwar  nicht  an  den  Rändern,  sondern  mehr  im  Innern,  wo  sich  in  der 
Stille  des  Waldes  die  charakteristische  Stimme  leicht  bemerkbar  macht. 

Von  Rohrsängern  sind  Drossel-,  Teich  -,  Schilf-  und  Sumpf- 
rohrsänger {Äcrocephalus  arundiyiaceus  arundinacens  (L.),  A.  stre- 
perus  strepenis  (Vieill.),  A.  schoenobaoius  (L.),  A. palustris  (Bechst.)) 
als  Brutvögel  vorhanden;  der  Teichrohrsänger  wurde  am  20.  April 
zum  ersten  Male  bemerkt,  war  aber  vermutlich  schon  einige  Tage 
vorher  da. 

Der  Zaunkönig  {Trogloclytes  troylodytes  troglodytes  (L.))  ist 
zahlreich,  besonders  in  den  an  Unterholz  reichen  aufwärts  führenden 
Schluchten,  dem  sog.  „Donnersgraben";  auch  waren  sie  ständig  in 
unmittelbarster  Nähe  der  Usa  zu  treften,  z.  T.  an  den  belebtesten  Stellen. 

Von  Meisen  und  Verwandten  wurden  das  Gemeine  Gold- 
hähnchen [Regulus  regulus  regulus  (L.)),  Kohlmeise  {Parus 
major  major  \j.)^  Blaumeise  {P  caerulciis  caeruleiis  h.),  Taunen- 
meise  (P.  ater  ater  L.),  Sumpf meise  {P.  iMlustris  communis 
Bald.),  Haubenmeise  [P.  cristatus  mitratus  Br.)  und  Schwan z- 
meise  {Aegithalos  caudatus  europaeus  (Herm.))  beobachtet,  alle 
zahlreich,  besonders  Kohl-,  Blau-  und  Sumpfmeise,  auch  das  Gold- 
hähnchen; von  der  Schwanzmeise  weit  überwiegend  Exemplare 
mit  dunklen  Augenstreifen.  Das  Vorkommen  der  Weiden  meise 
(P.  atricapillus  rhenanus  Kleinschm.)  konnte  mit  Sicherheit  nicht 
festgestellt  werden. 

Der  Kleiber  {Sitta  europaea  caesia  Wolfj  ist  wie  überall  häutig, 
auch  der  Baumläufer  [Certhia  sp.);  jedoch  konnte  von  diesem 
letzteren  nicht  festgestellt  werden,  welche  Form. 

Alle  drei  Bachstelzen  [MotaciUa  alba  alba  L.,  M.  cinerea 
cinerea  Tunst.,  M  flava  flava  L.)  wurden  vielfach  brütend  beobachtet. 
Bemerkenswert  ist,  daß  die  Gebirgsbachstelze,  die  sonst  nicht  eben 
häufig  und  ziemlich  menschenscheu  ist,  hier  an  mehreren  belebten 


Äill,  1,  I        Stechow:  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Bad  Nauheim.       57 

Stelleu  brütete,  so  an  dem  oberen  Wehr,  ferner  sogar  in  einem 
Lorbeer  im  Haupt-Restaurant  nahe  bei  der  Musik,  wo  jeden  Tag 
ein  dichtes  Menschengedränge  war!  Der  Baumpieper  {Anthus 
trivialis  trivicdis  (L.))  ist  sehr  häufig:  sein  charakteristisches  Lied 
hörte  man  besonders  an  den  Waldrändern  bei  den  Neuen  Anlagen 
in  halber  Berghöhe,  aber  auch  unten  an  der  Usa  in  unmittel- 
barer Nähe  der  Villeu.  Der  Wiesen  piep  er  [Anthus  prateiisis  (L.)) 
kommt  vor,  ist  aber  als  Brutvogel  sehr  selten. 

Die  Feldlerche  {Alauda  arvensis  arvensis  L.)  ist  sehr  häufig, 
weniger  die  Haubenlerche  [Galerida  cristata  cristata  (L.)).  Ein 
interessauter  Brutvogel  ist  die  Heidelerche  {Lullula  arborea 
arborea  (L.)),  die  weit  entfernt  vom  Ort  an  einsamen  Schonungen 
im  Walde  oben  als  Brutvogel  vorkommt,  was  wegen  ihrer  Seltenheit 
recht  bemerkenswert  ist. 

Die  Grauammer  {Emberixa  calcmdra  calandra  h.)  ist  selten, 
die  Goldammer  (Efnberixa  citrmella  sylvestris  Br.)  sehr  häufig, 
die  Rohrammer  [Emberixa  schoeniclus  sehoeniclus  h.)  sehr  selten 
und  nur  wenige  Male  in  den  nicht  ausgedehnten  Rohrbeständeu 
beobachtet,  die  sich  längs  der  Usa  hinziehen. 

Der  Buchfink  {Frmgilla  coelebs  coelebs  L.)  ist  sehr  häufig 
und  überall  im  Park  seit  vielen  Jahren  halb  zahm;  der  Blut- 
hänfling (Acanthis  cannabina  cminnbina  (L.))  zahlreich,  sein 
hübscher  Gesang  mit  Vorliebe  von  Fichtengipfeln  aus  vorgetragen; 
der  Girlitz  {Seri?ius  canarius  germanicus  Laubm.)  nicht  selten, 
gewöhnlich  auf  Telegraphendrähten  sitzend  beobachtet;  der  Zeisig 
{Spinus  spinus  (L.))  besonders  im  Herbst  in  großen  Flügen  auf 
den  Erlen,  die  die  Ufer  der  Usa  auf  weite  Strecken  einsäumen; 
der  Stieglitz  {Carduelis  carduelis  carduelis  ih.))  und  der  Grün- 
ling (Chloris  chloris  chloris  (L.))  nicht  selten;  der  Kernbeißer 
[Coccothr allstes  coccothr allstes  coccothraiistes  (L.))  in  den  Obstgärten 
und  Anlagen;  Haus-  und  Feldsperling  (Passer  domesticus  do- 
mesticus  (L.)  und  P.  montanus  montanns  (L.))  reichlich  vertreten; 
die  kleinere  Form  des  Dompfaffen  {Pyrrhula  pyrrhula  europaea 
Vieill.)  nicht  selten. 

[Von  älteren  Autoren  wird  das  Vorkommen  des  Steinsperlings 
{Peironia  petronia  ptetronia  (L.))  in  dieser  Gegend  behauptet  (s. 
Naumann-Hennicke  Bd.  III  p.  378—379).  Ich  habe  von  ihm  weder 
selbst  etwas  gesehen,  noch  von  anderer  Seite  etwas  gehört.  Da 
Muschelkalkfelsen,  au  die  sein  Vorkommen  gebunden  scheint,  in 
dieser  ganzen  Gegend  vollständig  fehlen,  so  möchte  ich  mit  Be- 
stimmtheit annehmen,  daß  es  sich  bei  diesen  alten  Angaben  um 
eine  Verwechslung  mit  einem  anderen  Vogel  handelt.] 

Der  Star  (Sturmis  vulgaris  vulgaris  L.)  ist  zahlreich; 
beachtenswert  ist,  daß  er  hier  nicht  nur  wie  sonst  in  Nisthöhlen, 
sondern  in  großer  Zahl  in  den  natürlichen  Spechthöhlen  sowohl 
im  Park    wie   im  Hochwald  brütend   angetroffen   wird,   im   Park 


58     Stechow:  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Bad  JSauheim.     1   ^      "         ' 

|_  Ges.  Bay. 

besonders  in  alten  Weiden.  Der  Pirol  [Oriolus  oriolus  oriolus 
(L.))  ist  nicht  selten. 

Von  Corviden  sind  Eichelhäher  {Garrulus  ()landarius  gla?i- 
darius  (L.))  und  Rabenkrähe  {Corvns  corone  corone  L.)  im  Walde 
überall  zu  finden;  die  Dohle  {Coloens  monedula  spermologus  (Vieill.j) 
nistet  in  der  Ruine,  einem  alten  Wasserturm  im  Park. 

Von  Würgerarten  ist  der  Neun  tot  er  [Lantus  collurio  collurio 
L.)  zahlreich,  besonders  in  den  Dorndickichten  des  Goldsteinparks, 
der  Große  Raub  würg  er  (L.  exciibitor  exeubitor  L.)  selten.  Auch 
der  Rot  köpf  (L.  Senator  Senator  L.)  soll  vorkommen,  was  nicht 
unwahrscheinlich  ist,  da  er  an  verschiedenen  Punkten  des  nahen 
Maintales  auftritt;  ich  selbst  habe  ihn  nicht  gesellen,  ihn  daher 
auch  nicht  in  die  oben  genannte  Zahl  von  88  Arten  mit  eingerechnet. 

Von  Fliegenschnäppern  ist  der  Grane  (Muscicajm  flcedula 
ficedula  (L.))  nicht  selten;  ich  sah  ihn  zuerst  am  25.  April.  Der  sonst 
nicht  überall  vorkommende  Trauerfliegenschnäpper  [31.  hypo- 
leiicahypoleuca  (Pall.) '  ist  sehr  häufig.  Seine  Ankunft  wurde  in  allen 
Einzelheiten  in  der  Frühe  des  20.  April  beobachtet.  Am  vorher- 
gehenden Abend  w^ar  noch  nicht  einer  zu  sehen  oder  zu  hören. 
In  der  Morgendämmerung  des  20.  April  um  4  Uhr,  1  Stunde  vor 
Sonnenaufgang,  hörte  man  plötzlich  überall  ihre  charakteristische 
Stimme,  ihr  lautes  „tatü-tatü-tatü",  und  erkannte  die  unruhigen 
Vögelchen,  die  sich  allenthalben  im  Gezweig  und  besonders  vor 
den  Nisthöhlen  in  aufgeregter  Weise  herumtrieben.  Ihre  Unruhe 
war  außerordentlich;  man  merkte  sofort,  daß  sie  noch  nicht  heimisch 
waren.  Ihre  Menge  war  sehr  groß,  sie  waren  an  diesem  einen 
Morgen  vollkommen  dominierend  in  der  Vogelwelt.  Schon  am 
nächsten  Tage  war  ihre  Zahl  beträchtlich  geringer;  immerhin 
blieb  etwa  jede  5.  Nisthöhle  von  ihnen  besetzt.  Wären  sie  am 
Abend  des  19.  schon  da  gewesen,  selbst  nur  in  geringer  Zahl,  so 
wären  sie  durch  ihre  Stimme  unmöglich  verborgen  geblieben. 
Sie  müssen  also  in  derselben  Nacht  angekommen  sein  und  ihren 
Zug  in  der  Nacht  zurückgelegt  haben.  —  Nach  Angaben  der  Forst- 
verwaltung ist  auch  der  Zwergfliegenschnäpper  [Erythrosterna 
parva  parva  (Bechst.))  in  den  Buchenw^aldungen  wiederholt  in  der 
Brutzeit  beobachtet  worden,  so  daß  sein  Vorkommen  als  Brutvogel 
als  gesichert  gelten  darf,  ein  sehr  interessanter  Fundort  dieses 
sonst  mehr  östlichen  Vogels. 

Von  Schwalben  sind  sowohl  Haus-  als  Rauchschwalbe 
{Delichon  urbica  urbica  (L.)  und  Hirnndo  rustica  rustica  L.)  Brut- 
vögel. Die  erste  Rauchschwalbe  sah  ich  am  12.  April.  Auch  die 
Uferschwalbe  [Biparia  riparia  riparia  (L.))  ist  gelegentlich  über 
dem  großen  Teich  beobachtet  worden;  doch  befindet  sich  keine 
Uferschwalbenkolonie   in    der  näheren    Umgebung   von    Nauheim. 

Der  Mauersegler  {Microjms  apus  apus  (L.))  ist  gemein;  der 
erste  erschien  am  29.  April.     Die  Nachtschwalbe  [Caprimulgus 


'    '  I       Stechow:  Oruithologische  Beobaclitungen  aus  Bad  Nauheim.       59 

europaeus  europaeus  L.)  findet  sich  oben  etwas  abseits  von   dem 
verkehrsreichen  Park,  mehr  nach  den  Wäldern  zu. 

Der  Steinkauz  [Carine  noctua  noctua  (8cop.))  ist  Brutvo^el, 
ebenso  der  Waldkauz  {Strix  aluco  aliico  L.).  Einen  Waldkauz- 
horst mitten  im  Park  unmittelbar  an  der  Usa  konnte  ich  längere 
Zeit  beobachten.  Er  befand  sich  in  dem  Astloch  einer  alten 
starken  Weide  etwa  10  Meter  über  dem  Boden  und  enthielt  drei 
Junge.  Das  1.  erschien  am  25.  April  außerhalb  der  Höhle,  das 
2.  am  29.,  das  3.  am  30.  Sie  schrieen  tagsüber  viel;  die  Alte 
kam  aber  erst  in  der  Abenddämmerung  zum  Füttern;  ich  entdeckte 
sie  tagsüber  in  den  Kronen  der  Nachbarbäume  schlafend  und  stets 
in  der  Nähe  des  Horstes,  nicht  mehr  als  50  Meter  von  ihm  entfernt. 

Den  Eisvogel  [Alcedo  atthis  ispida  L.)  konnte  man  täglich 
au  dem  großen  Teich  beobachten,  wo  er  seit  vielen  Jahren  auf 
der  einen  Insel  gebrütet  hat ;  ebenso  an  verschiedenen  Stellen  der  Usa, 
wo  er,  besonders  an  den  Wehren,  seiner  Jagd  oblag.  Der  Teich  ent- 
hält eine  große  Zahl  kleiner  Fische,  die  für  den  Angelsport  dort 
eingesetzt  worden  sind,  so  daß  ihm  hier  der  Tisch  reich  gedeckt  ist. 

Der  Wiedehopf  [Upupa  epops  epops  L.)  ist,  wie  überall  in 
Deutschland,  recht  selten  geworden,  ist  aber  immer  noch  Brut- 
vogei  in  abgelegenen  Teilen  des  Waldes,  besonders  in  der  Nähe 
eines  einsamen  moorigen  Teiches,  hier  vielleicht  mehr  wegen  der 
Einsamkeit   als   wegen   der    moorigen  Beschaffenheit   der  Gegend. 

Der  Ki^ckuck  (Cuculus  canorus  canorus  L.)  ist  zahlreich; 
seine  Ankunft  erfolgte  am  20.  April. 

Von  unseren  einheimischen  Spechten  vermißte  ich  bei  meinen 
Beobachtungen  nur  den  Schwarzspecht.  Den  Großen  Buntspecht 
[Dryobates  major  pmetorum  (Br.))  sah  ich  wiederholt  an  seinen 
Baumhöhlen  im  Laubwald  auf  dem  „Johannisberg",  ebenso  den 
Mittelspecht  (Dryobates  meclius  medius  (L.)).  Der  Kleinspecht 
{Dryobates  minor  hortorum  (Br.))  hatte  seine  Höhlen  in  alten 
Weiden  unten  am  Ufer  des  Teiches  unmittelbar  am  Hauptweg. 
Recht  häufig  war  der  Grünspecht  [Picus  viridis pinetorum  (Br.)), 
doch  fehlte  auch  der  Grauspecht  [Picus  canus  canns  Gm.)  nicht, 
beide  Arten  leicht  an  der  Stimme  unterscheidbar,  indem  das  Lachen 
des  Grauspechtes  eine  Cadenz  der  Tonfolge  darstellt,  das  des  Grün- 
spechtes dagegen  nicht.  Der  zahlreichste  von  allen  Piciden  aber 
war  der  Wendehals  {Jynx  torquilla  torquilla  L.),  der  viele  Nist- 
höhlen bewohnte,  teilweise  unmittelbar  an  den  belebtesten  Wegen 
bei  den  Badehäusern.  Ich  muß  hier  auf  einen  besonderen  Irrtum 
hinweisen,  der  sich  in  fast  allen  Werken  findet  (z.  B.  auch  bei 
Friderich,  Naturgesch.  der  deutschen  Vögel,  5.  Aufl.  p.  338,  1905) 
der  Wendehals  soll  nämlich  erst  Ende  April,  ,.nicht  leicht  vor 
dem  20.  April",  bei  uns  eintreffen.  Nach  meinen  langjährigen 
Beobachtungen  aber  kommt  er  weit  früher,  nämlich  schon 
Ende   März   oder  in   den    ersten   Apriltagen.    In   Nauheim 


BO     Stechow:  üriiitliulogischc  Beobachtungen  aus  Bucl  Nauheim.      I   p      d      " 

war  er  am  12.  April,  dem  Tage  meiner  Ankunft,  allenthalben, 
hatte  seine  Nisthöhlen  längst  bezogen  und  sich  häuslich  einge- 
richtet, und  machte  an  diesem  Datum  durchaus  nicht  den  unsteten 
Eindruck,  als  ob  er  erst  eben  angelangt  wäre,  wie  ich  ihn  bei 
dem  gerade  angekommenen  Trauerfliegeuschnäpper  so  gut  beob- 
achten konnte.  Hier  in  Nauheim  war  er  sicherlich  schon  in 
den  ersten  Apriltagen  da.  Ebenso  habe  ich  ihn  früher 
im  Eibtal,  in  der  Nähe  von  Dresden,  wo  er  nicht  selten 
ist,  bereits  Ende  ^lärz  beobachtet,  offenbar  am  Tage  seines 
Kommens:  voll  Unrast  untersuchte  er  da  alle  Baumhühlen,  beson- 
ders Spechthöhlen,  in  einem  großen,  sehr  alten  Nußbaum  und  ver- 
sch wan d  dann  wieder.  Seine  Ankunft  in  Deutschland  d ü r f e n 
wir  also  durchschnittlich  um  den  1.  April,  und  nicht 
erst  auf  Ende  April  ansetzen. 

Daß  bei  einem  so  reichen  Vogelleben  wie  in  Nauheim  auch 
die  Raubvögel  nicht  fehlen,  ist  selbstverständlich.  Der  Sperber 
{Accipitcr  >iisus  nisus  [L.))  war  oft  zu  beobachten;  besonders  gern 
jagte  er  in  den  Dorndickichten  des  Goldsteinparkes;  mit  der 
größten  Gewandtheit  stieß  er  durch  das  Gestrüpp,  oft  kaum  einen 
Meter  an  einer  sitzenden  oder  gehenden  Person  vorbei.  Mäuse- 
bussard {Biiteo  buteo  biiteo  (L.))  und  Turmfalk  {Falco  Hnmui- 
chIus  thiwoieidus  L.)  sah  man  mehr  auf  den  umliegenden  Feldern, 
wo  sie  der  Mäusejagd  oblagen.  Der  Bussard  horstete  oben  im 
Wald,  der  Turmfalk  an  dem  neuen  Wasserturm  im  Goldsteinpark. 
Beide  waren  in  zahlreichen  Exemplaren  zu  sehen,  wohl  herbeigelockt 
durch  die  damals  gerade  auf  den  Feldern  herrschende  Mäuseplage. 

Von  Tauben  ist  die  Ringeltaube  {Columba  palumhus  pa- 
lumbiis  L.)  häufig.  Es  kommen  aber  auch  Hohl  taube  {Columba 
oenas  ocnas  L.)  und  Turteltaube  [Streptopelia  turtnr  turtiir  (L.)) 
als  Brutvögel  vor.  Beides  ist  bemerkenswert,  da  die  Hohltaube 
in  Deutschland  selten  geworden  ist,  während  die  südliche  Turtel- 
taube überhaupt  nur  an  wenigen  Stellen  bei  uns  brütet. 

Von  Feldhühnern  finden  sich  Rebhuhn  {Ferdix  perdix  perdix 
(L.)),  Jagdfasan  {Phasianus  colchiciis  colchicus  h.)  und  Riugfasan 
(Phasianus  colchicus  var.  torquatus). 

Beobachtungen  über  Sumpf-  und  Wasservögel  wurden  nicht 
gemacht. 

Sicher  ließe  sich  die  Zahl  der  in  Nauheim  vorkommenden 
Vögel  noch  sehr  erheblich  vermehren,  besonders  wenn  man  alle 
die  Durchzügler  und  Wintervögel  noch  mit  aufnehmen  wollte. 
Hier  handelte  es  sich  nur  um  die  Brutvögel.  Es  ist  aber  auch 
schon  aus  dem  Gesagten  unschwer  zu  erkennen,  daß  sich  eine 
ungewöhnlich  reiche  Fauna  hier  auf  engem  Räume  zusammenfindet 
und  daß  dieses  wohl  mit  der  abwechslungsvollen  Bodengestaltung 
in  ursächlichem  Zusammenhange  steht. 


Älll,  1,  I  Hnffmami;  Omitholoffisches  ans  Pfronten.  fii 

1917    _|  "-^ 


Ornithologisches  ans  Pfronten. 

Von 

Prof.  T)r.  B.  Hoffmann  (Dvesdon). 

Da  Pfronten  nicht  zu  den  Orten  geliört,  in  denen  ständige 
Beobachter  ihre  Aufmerksamkeit  der  Vog-elwelt  widmen,  so  darf 
ich  vielleicht  nachstehend  einige  Beobachtung-en  mitteilen,  die  ich 
während  eines  kurzen  Erholungsaufenthalts  Mitte  Juli  bis  Mitte 
August  1916  in  Pfronten  gemacht  habe^).  Zwar  können  meine 
Angaben  keinen  Anspruch  auf  Vollständigkeit  erheben,  aber  schon 
die  eine  sehr  interessante  Feststellung,  die  ich  am  Schlüsse  meiner 
Arbeit  bringen  werde,  dürfte  die  Veröffentlichung  des  Aufsatzes 
rechtfertigen. 

Pfronten,  das  eigentlich  aus  13  mehr  oder  weniger  vonein- 
ander entfernten  Dörfern  besteht,  liegt  im  Algäu  am  Fuße  der 
Alpen  —  „ad  frontes  Alpium",  wie  es  schon  750  genannt  wird  — , 
im  Mittel  870  m  hoch,  da  wo  die  von  Westen  kommende  Vils  sich 
mit  der  kleinen,  von  Norden  kommenden  Faulen  Ach  vereinigt. 
Die  Vils  tritt  dann  ins  Gebirge  mit  südlicher  Kichtung  ein,  be- 
schreibt einen  Bogen  und  ergießt  sich  ostwärts  fließend  in  den 
Lech,  der  bald  darauf  bei  Füssen  das  Gebirge  wieder  verläßt.  Es 
werden  auf  diese  Weise  ein  paar  Vorberge  rückwärts  umflossen 
und  vom  Hauptmassiv  getrennt:  der  bei  Pfronten  gelegene  1276  m 
hohe  Falkenstein  und  der  Höhenrücken  des  Salober,  der  sich  nach 
Füssen  zu  erstreckt. 

Die  einzelnen  Dörfer  sind  durchsetzt  von  kleinen  Gemüse- 
und  Obstgärten  und  in  weitem  Umkreis  umgeben  von  fetten,  mit 
viel  Bärenklaustauden  geschmückten  Wiesen,  zwischen  die  sich  nur 
vereinzelte  kleine  Felder  einschieben.  Hier  und  da  finden  wir 
Hecken  und  Gebüsche,  stärker  entwickeltes  Strauchwerk  an  der 
Vils  entlang,  an  der  sich  auch  die  sogen,  oberen  und  unteren 
Weidachanlagen  hinziehen;  die  Lücken  zwischen  dem  Durcheinander 
von  Sträuchern  und  Bäumen  füllen  hier  Hecken  von  Brombeeren, 
Himbeeren,  wilden  Rosen  u.  s.  w.  aus,  oder  es  schießen  hochsteng- 
liche  Kräuter,  vor  allem  verschiedene  Arten  von  Disteln,  Dolden- 
gewächsen —  darunter  die  so  überaus  starke  und  hohe  Brustwurz 


*)  In  dem  Aufsatz  „Materialien  zur  bayerischen  Ornithologie  VIII",  in  den 
Verhandlungen  der  Ornith.  Gesellsch.  in  Bayern,  Bd.  XII,  sind  842  bayerische 
Orte  genannt,  aus  denen  Notizen  über  die  im  Aufsatz  behandelten  Arten  ein- 
gegangen sind,  aber  Pfronten  fehlt  darunter. 


1  Vcrli  Orn 
HO  Hoffmann:  Ornithologisches  aus  Pfronten.  I   ^     *t^      ' 

^^"■^  L  ^^^-  "^y- 

[Angelica  silrestris  L.)  —  und  Eisenhut  empor,  denen  sich  an 
lichteren  Stellen  vielfach  die  Stränze  [Astrantia)  zugesellt.  Auf 
geschlossenen,  vorwiegend  hochstämmigen  und  gemischten  Wald 
stoßen  wir  erst  an  den  Hängen  der  Berge.  Nur  in  den  Torfmooren 
stehen,  wenn  auch  mehr  oder  weniger  zerstreut,  einzelne  Bäume 
oder  Baumgruppen  (Birken,  Erlen,  Tannen  u.  s.  w\).  Die  Be- 
herrscherinnen der  ganzen  Umgegend  von  Pfronten  bleiben  aber 
die  Wiesen. 

Nach  dieser  kurzen  Schilderung  der  Landschaft  w^oUen  wir 
zur  Vogelwelt  übergehen.  In  den  Dörfern  sind  natürlich  die 
Schwalben  noch  stark  vertreten,  wennschon  ihre  Abnahme  den 
Bewohnern  aufgefallen  ist.  Die  Mehlschwalben  übertreffen  an 
Zahl  die  Rauchschwalben.  Turmschwalben  habe  ich  nur 
3—4  gezählt.  Am  23,  Juli  kreisten  sie  noch  abends  V^ö  Uhr  über 
Pfronten-Berg,  am  andern  Tag  waren  sie  verschwunden;  ich  habe 
in  den  folgenden  Wochen  keine  einzige  wieder  zu  Gesicht  be- 
kommen^). In  den  Gärten,  an  den  Bahnböschungen  u.  s.  w.  stieß 
ich  vor  allem  auf  Stieglitze,  die  sich  durch  ihre  bunte  Färbung, 
ihr  munteres,  oft  aber  recht  unruhiges  Wesen  und  durch  den  herr- 
lichen, zu  Zeiten  ununterbrochenen  Gesang  sehr  bemerkbar  machten. 
Sie  räumten  unter  den  Distelköpfen  tüchtig  auf.  Es  dauerte  nicht 
lange,   bis   ein  großer  Kopf  ausgefressen  war.     Zahlreiche  Junge 


wurden  von   den  Alten      J 
o-efüttert,  sie  riefen  meist      ^. 


t        ' 

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p  •  *'•*;; 


i:;!         oder       b'      a 


u  , 


züved       züvedved  zvidvid  zvidvidvid 

welche  Rufe   auch  übergingen   in  zviedvidvid  oder  zwietwied  und 
ähnliche. 

Relativ  häufig  waren  ferner  die  Grauen  Fliegenschnäpper. 
Ein  Paar  nistete  z.  B.  auf  einem  etwas  vorspringenden  Balken 
unter  dem  Dache  an  der  Giebelseite  eines  Hauses.  Seltener,  als 
ich  erwartet  hatte,  waren  dagegen  Hänflinge  und  Buchfinken, 
Es  hängt   dies  vielleicht   mit   der  selir  großen  Zahl   der  oft  weit 


^)  Ich  darf  hier  vielleicht  über  den  Abzug  der  Turmschwalben  im 
Jahre  1915  aus  Hindelang  berichten,  das  ja  auch  im  Algüu,  nicht  sehr  weit  von 
Pfronten  gelegen  ist.  Am  23.  Juli  war  ich  auf  dem  nahen  Oberjoch,  als  von 
Westen  ein  schweres  Unwetter  heraufzog.  Gegen  5  Uhr  erschienen  von  Hinde- 
lang her  die  wenigen  Turmschwalben  des  Tals.  Sie  blieben  in  beträchtlicher 
Höhe  über  dem  Oberjoch;  ich  war  begierig  zu  sehen,  wohin  sie  sich  im  Hinblick 
auf  das  immer  näher  kommende  Unwetter  wenden  würden.  Da  tauchten  von 
andern  Seiten  noch  weitere  Schwärme  auf,  so  daß  die  Zahl  der  Individuen  bald 
auf  ungefähr  40 — 50  anstieg.  Das  Kreisen  dauerte  fort.  Schon  zuckten  die 
ersten  Blitze  auf  und  schwere  Wassermassen  gingen  in  großer  Nähe  nieder.  Da 
—  nach  ungefähr  20  Minuten  —  zog  der  Schwärm  ab;  aber  nicht  direkt  süd- 
wärts übers  Gebirge,  sondern  er  wandte  sich  ost-süd-östlich  ins  Hochtal,  das 
über  Schrattwald  ins  Lechtal  führt,  dem  die  Schwalben  wahrscheinlich  strom- 
aufwärts gefolgt  sind.  Vom  24.  Juli  an  Inn  ich  keiner  Turmschwalbe  mehr 
begegnet. 


XIII 

191 


'_  '  j  Hoffmaiin:  Ürnithologisches  aus  Pfronfon.  ßg 


herum  wildernden  Katzen  zusammen.  Eines  Tages  erzählte  man 
mir  in  der  ßäslemühle,  wo  ich  oft  verkehrte,  daß  eine  Katze  in 
zwei  Tagen  drei  Vögel  herbeigebracht  habe :  Eine  Amsel,  eine  Kohl- 
meise und  einen  Vogel  unbekannter  Art ;  ich  selbst  mußte  mit  an- 
sehen, wie  eine  Katze  eine  Rauchschwalbe  zerfleischte.  Daß  der 
Star  in  jener  Gegend  nicht  fehlte,  schien  mir  selbstverständlich; 
das  bewiesen  auch  die  zahlreichen  Nistkästen  auf  den  Bäumen 
und  an  den  Häusern,  Und  doch  habe  ich  während  meines  ganzen 
Aufenthalts  in  Pfronten  keinen  einzigen  ytar  gesehen.  Auf  ver- 
schiedenseitiges  Anfragen  erfuhr  ich,  daß  die  Stare  in  der  Regel 
in  großen  Mengen  und  dabei  so  zeitig  ankommen,  daß  viele  von 
ihnen  zugrunde  gehen.  Sie  ziehen  in  Pfronten  die  erste  Brut 
auf  und  verschwinden  dann.  Niemand  wußte  natürlich  wohin?  — 
Auch  das  „warum"  war  ein  Rätsel.  Im  Herbst  kommen  die  Stare 
scharenweise  zurück,  allerdings  nur,  um  sich  zur  v/eiten  Reise  zu 
rüsten.  Vielleicht  liegt  die  Ursache  des  Abwanderns  der  Stare 
darin,  daß  während  der  Sommerzeit  in  dortiger  Gegend  die  Er- 
nährung, insbesondere  der  Jungen  zweiter  Brut,  sehr  in  Frage  ge- 
stellt wird.  Das  Gras  auf  den  zum  Teil  sehr  fruchtbaren  Wiesen 
wird  sehr  hoch  und  dicht ;  außerdem  ist  es  stark  mit  krautartigen 
Pflanzen,  vor  allem  mit  dem  schon  genannten  Bärenklau  [Heracleiim 
Sphondylium  L.)  gemischt,  dessen  sehr  verästelte  Stengel  und 
Blütenstände  das  Zu-  und  Abfliegen  der  Stare  sehr  erschweren; 
noch  schwerer  wird  ihnen,  bis  zum  Erdboden  zu  gelangen,  dem 
sie  doch  mit  Vorliebe  ihre  Nahrung  entnehmen.  Dazu  kommt,  daß 
die  Wiesen  erst  Ende  Juli  und  in  der  ersten  Hälfte  des  August 
gemäht  werden.  Deshalb  suchen  möglicherweise  die  Stare  während 
dieser  ganzen  Zeit  Stätten  mit  günstigeren  Ernährungsmöglich- 
keiten auf. 

Nur  vereinzelt  traf  ich  die  Grünlinge,  die  damals  ebenso 
ihre  Jungen  groß  zogen,  wie  die  überaus  häufigen  Hausrot- 
schwänzchen.  Diese  hatten  nicht  nur  in  den  Schuppen  und 
Scheunen  und  an  den  Häusern  der  Menschen  ihre  Nester  gebaut, 
sondern  vor  allem  auch  in  den  Heustadeln  auf  den  Wiesen  der 
Berglehnen.  Von  allen  Seiten  tönte  mir  ihr  Warnruf  fiedeck  oder 
fidsekdsek  u.  s.  w.  entgegen.  Die  Jungen  riefen,  so  lange  sie  noch 
klein  waren,  sehr  zart  ds(i)rs,  ds(i)rs,  später  vernahm  ich  von 
ihnen  schon  fidsk  oder  firzk. 

Durch  die  Hausrötel  wird  unser  Blick  hinaus  auf  die  weiten 
Wiesenflächen  gelenkt.  Hier  spielte  natürlich  das  Braunkehlchen, 
das  vom  Volke  „ Feldspatz ^  genannt  wird,  die  Hauptrolle.  Aller- 
orts stieß  ich  auf  Alte  und  Junge.    Die  letzteren  ließen  sehr  weiche 

b{i)rs  b(i)rs  hören,  24 

indes  die  Alten  mit      ^ru— rl^iij^^i 

W-\?-^'— lockten. 

djöb  dzek.  . 


PVerh  Orii 
(54.  Hoffmaun:  Ornithologisehos  ans  Pfronten.  I 

|_  Ges.  Bay. 

Auf  den  Feldern  stiegen  noch  vereinzelte  Fei  die  rohen 
singend  empor,   wälirend  ^^ 

ein    paar  ^^'achteln  ihr 
überall  gleiches  und  doch  fezzf  •-*-*-'?— =ig_g^g-l=z    u.  s.  w.   an- 
iinmer   wieder    gern    ge-  Tr~iS'    ^  Ö"    u>  stimmten, 

hürtes  ^  Pikwiwik  ^ 

Daß  derUokhimmer  in  den  Feldgehölzen  und  ;;n  den  Land- 
straßen nicht  fehlte,  bedarf  eigentli(;h  keiner  Erwähnung-;  ich  konnte 
wiech'r  einmal  feststellen,  daß  das  einfache  Liedchen  manchmal 
in   recht    verschiedener  Höhenlage    gesungen    wird.     Auch    etwas 

suX/tbf  t.    'v'        -^'-^  ^^^  "- 

r^  ^^c    r<^i,i  fTfffT  -^-  von  uur  m  Hachsen  ver- 

r-resane:    des    bold-  i  i  '.  i  '  i  p  ,  ..  ,       ,^  , , 

•  A^.,^.\+.  ^-^^'"  horten  Goldammern 

ammers  wieder  mit:  i     , 

riefen.     In  der  Uuigegend    von  Pfronten  hatten 
^*  1     die  Goldammerliedchen  oft  die  von  Stadler  ver- 
r  f  r. !*  r  r  cJ  zeichnete  Gestalt.     Andere   Goldammern  ließen 

nur  die  Tonkette  in  ziemlich  stark  ansteigender 
Weise  hörtm,  was  Stadler  auch  im  Maintal  beobachtet  hat;  hier 
bei  uns  in  Sachsen  kommt  das  verhältnismäßig  selten  vor.  Neben 
dem  Goldammer  war  in  den  Hecken  der  rotrückige  Würger 
sehr  häufig.  Während  die  Alten  meist  täk  .  .  warnten,  bettelten 
die  Jungen  sehr  kläglich  dsie,  dsäh,  dsiähd.  Zu  meiner  Freude 
hörte  ich  auch  einmal  ein  altes  Männchen  sehr  schön  singen.  Es 
saß  inmitten  der  Jungen  auf  einem  Strauch  und  musizierte  diesen 
etwas  vor.  Die  Stimme  war  nicht  sehr  kräftig,  aber  tonschön; 
das  lautliche  Element  trat  mehr  zurück.  Bestimmte  Motive  w^aren 
kaum  zu  erkennen;  der  Gesang  ging  fast  immer  lückenlos  weiter, 
auf  und  ab,  im  Plauderton  ohne  Zeichen  irgendwelcher  Erregung. 
Leider  stand  ich  dem  Sänger  so  nahe,  daß  ich  nicht  w^agte,  behufs 
Aufzeichnung  des  Gesangs  mein  P)Uch  hervorzunehmen;  und  aus  dem 
Gedächtnis  noch  etwas  zu  Papier  zu  bringen,  war  um  so  schwere]-, 
als  ich  während  der  kurzen  Zeit  wenige]-  die  Einzelheiten  als  das 
Ganze  ins  Ohr  gefaßt  hatte. 

Zwischen  den  zerstreut  stehenden  Bäumen  und  Sträuchern  der 
Torfmoore  trieben  sich  Elstern  herum  und  ein  paar  Rudel  von 
Krammets  vögeln  mit  zahlreichen  Jungen.  In  einem  Schwann, 
auf  den  ich  bei  meiner  Rückkehr  vom  Kögel-Weiher  stieß,  be- 
obachtete ich  ungefähr  15  junge  Vögel.  Ich  erwähne  dies,  weil 
das  Brüten  der  Krammetsvögel  in  Bayern  recht  vereinzelt  zu  er- 
folgen scheint*). 

')  Siehe  Jäckcl,  „Die  Vögel  Baj'erns"  p.  17^)  inid  Laubmaun,  ..Ornith. 
Beobachtungen  aus  dem  Gebiete  des  Maisinger  Sees'-  in  den  Verhandlungen  der 
Ornith.  Gesellsch.  in  Bayern,  Bd.  XII  p.  200,  wo  von  der  Wacholderdrossel  be- 
merkt wird,  daß,  sie  als  ßrutvogel  nicht  anzuführen  ist  ['furdus  ijilaris  brütet 
an  zahlreichen  Örtlichkeiten  in  Oberbayern,  Schwaben  etc.  —  Red.] 


'    '  I  Hoffmann:  Ornithologisches  aus  Pfronten. 


65 


Im  Torfmoor  bei  Pfronten  hörte  ich  auch  einmal  einen  großen 
Buntspecht.  Ich  hatte  ihn  kaum  mit  dem  Fernglas  entdeckt, 
da  schoß  ein  Sperber,  der  sich  hier  oft  herumtrieb,  auf  ihn  los. 
Unter  lauten  Flügelschlägen  entspann  sich  ein  kurzes  Gefecht,  aus 
dem  der  Buntspecht  mit  heiler  Haut  davon  kam.  Der  Sperber 
mußte  wieder  abstreichen,  nachdem  der  Buntspecht  unter  sehr  auf- 
geregten Rufen  das  Weite  gesucht  und  gefunden  hatte.  Ein 
anderer  größerer  Vogel,  den  ich  mehrmals  im  Torfstich  antraf,  war 
der  Eichelhäher,  der  im  weiteren  Umkreis  von  Pfronten  recht 
vereinzelt  vertreten  war.  Am  Rande  des  Torflagers  vernahm  ich 
kurz  nach  meiner  Ankunft  noch  ein  paarmal  den  Gesang  eines 
Baumpiepers.  Sperlinge  sind  mir  natürlich  vielfach  in  den  Weg 
gekommen;  immer  aber  waren  es  Haussperlinge.  Die  sonst  in 
Baj^ern  so  häufigen  Feldsperlinge  scheinen  bei  Pfronten  zu  fehlen. 

Treten  wir  nun  an  die  dichteren  Gebüsche,  die  reihenweise 
nicht  selten  Feld-  oder  Gemarkungsgrenzen  bilden,  so  begegnen 
wir  vor  allem  der  Dorn-,  der  Zaun-  und  der  Gartengra- 
smücke ^).  Sehr  häufig  ist  von  ihnen  das  Müllerchen  oder  das 
Weißkehlchen.  Auch  die  Gartengrasmücke  ist  verbreitet.  Ich 
habe  sie  noch  einmal  sehr  kräftig  und  mehrere  Male  schwächer 
singen  hören.  Sie  ist  wohl  der  beliebteste  Sänger  jener  Gegend 
und  führt  dort  den  etwas  plebejischen  Namen  „  Zeilspatz  "^j.  In 
größeren  Gebüschen  —  mehr  außerhalb  der  Ortschaften  —  traf  ich 
ein  paar  Amseln.  Noch  seltner  scheint  hier  die  Zippe  zu  sein; 
ich  habe  auf  meinen  vielen  Wanderungen  im  Laufe  von  fünf  Wochen 
nur  zwei  Stück  zu  sehen  bekommen. 

Ein  recht  gemeiner  Vogel  ist  dagegen  die  Rabenkrähe,  die 
man  überall  truppweise  antrifft.  Doch  nächtigen  die  kleinen 
Scharen  gemeinsam  —  so  viel  ich  feststellen  konnte  —  in  einem 
kleinen  Walde  bei  Zell,  nordöstlich  von  Pfronten.  Jeden  Abend 
kamen  Scharen  von  20 — 50  Stück  aus  den  verschiedensten  Rich- 
tungen, sogar  weit  aus  den  Bergen  heraus,  um  jener  Stätte  zu- 
zusteuern. Von  Einheimischen  wurde  mir  versichert,  daß  die  Zahl 
der  Rabenkrähen  seit  Kriegsbeginn  sehr  zugenommen  habe(?). 

Im  Buschwerk,  das  sich  an  den  Bächen  entlang  zieht,  sowie 
in  andern  lockern  Gehölzen  waren  die  bekannteren  Arten  der 
Meisen,  die  Kohl-,  Tannen-,  Sumpf-,  Blau-  und  Hauben- 
meise vertreten,  letztere  jedoch  nur  dort,  wo  es  nicht  an  ein 
paar  Nadelbäumen  fehlte.    Dazu  gesellten  sich  noch  eine  Weiden - 


^)  Betreffs  dieser  Silbentrennung  sei  bemerkt,  daß  der  deutsche  Gattungs- 
name zusammenhängt  mit  grau  (die  Hauptfarbe  der  betr.  Vögel)  und  mit  smiegen 
bezw.  schmiegen.  Die  in  Rede  stehenden  Arten  tragen  den  Vorderkörper  etwas 
gesenkt  und  „schmiegen"  sich  auf  diese  Weise  gleichsam  den  Asten  und  Zweigen 
an.  Hiernach  ist  es  ganz  sinnlos,  das  Wort  wie  bisher  mit  Schluß-s  zu  schreiben, 
bezw.  Gras-mücke  abzuteilen, 

-)  Man   nennt    die  linienhaft  verlaufenden  Strauchanpfianz.ungen   ..Zeilen", 


[Vcrli  OrD 

und  zahlreiche  Schwanzraeiseii.  Erstere  ließ  vorwiegend  ihr 
sisidsah-dsahd  hören.  Die  dsahd  liegen  verhältnismäßig  sehr  tief,  so 
daß  dies  auch  vom  Laien  leicht  bemerkt  wird ;  sehr  oft  ist  der  zuge- 
hörige Ton  gl,  einmal  habe  ich  sogar  e^  aufgeschrieben.  Die 
Schwanzmeisen  streiften  wie  gewöhnlich  in  größeren  Schwärmen 
umher,  ich  zählte  12  bis  25  Stück  in  den  einzelnen  Verbänden. 
Alle  waren  völlig  weißköpfig.  Fortwährend  drangen  aus  ihrer 
Mitte  die  reizenden  zarten 


2*^"  -Rnle.     „  ^* Ode,-        '* 


0-t 


oder     ^z:iriz;zizi=i=|=:     die     ^=L,^-^=fii    t^ ^ 
,^r,\^ai'a  inz    L_ —  _, — 1 — _,> — ! —  üolien  ^ 

dsirrr  dsüüü  .  .      .  dsisisi 

Im  Tale  der  Dürren  Ach  kam   mir  einmal   die   durch  ihren 
braunen  Oberkopf  aus- 
gezeichnete    Alpen- 

meise^)  zu   Gesicht. 

Sie  war  in  großer  '^  .  '""^j^^^j.  hören,  und  verschwand. 
Eile,  ließ  ein  paarmal  ""    "  '  ^ 

In    lichten    gemischten    Be-  i6._,_  selten   lag   der 

ständen  trieben  sich  ebenso  wie  Htt?^zzi?^=i=  Ton  tiefer,  nur 
in  den  Bergwäldern  die  Dom-  W^^EzS^-E  ^^  S^'^'^'  verein- 
pfaffen   in   großer  Zahl  herum;  ^. ..,  ,...,..,     '    zelten     Fällen 

•  .    1  ..  .^      •   1  -1  liub  hubhub  ,     ,      •  \    \ 

meist  horte  ich  von  ihnen  habe  ich  hg  ge- 

hört. Dagegen  war  oft  ein  zartes  r  beigemischt,  das  dem  Ruf 
einen  etwas  harten  Klang  gab:  hrüb,  hrüb  u.  s.  w.  Mit  besonderer 
Vorliebe  hingen  sich  die  Dompfaften  an  die  hohen  Stengel  der 
Stränzen,  die  natürlich  unter  der  schweren  Last  bis  auf  den  Erd- 
boden niedergedrückt  wurden.  Die  reifenden  Blütenköpfe  dieser 
Pflanze  schienen  Lieblingskost  der  Dompfaffen  zu  sein. 

In  einem  kleinen  Wäldchen  scheuchte  ich  gegen  Mitte  August 
ein  Pirol  Weibchen  auf;  sonst  habe  ich  von  dieser  Art  nichts  be- 
merkt. Großes  Interesse  meinerseits  nahm  eine  Familie  von 
Erlenzeisigen  in  Anspruch,  die  nach  den  ersten  Augusttagen 
täglich  eine  größere  Baumgruppe  vor  meinem  Zimmer  besuchte, 
um  dort  über  die  Früchte  einiger  Birken  herzufallen.  Der  kleine 
Schwärm  zählte  acht  junge  Vögel,  deren  ^^  ^ 
Rufe  mich  um  so  mehr  fesselten,  als  sie  n,»         ---^--^^  - 

sicherlich  den  Anstoß  zur  Benennung  der  A:~^— :^zgi±^— J^gzi 
ganzen  Gattung  gegeben  haben:  Außeror-  (m  -i^*-—^ — -g^*~7— 
dentlich  häufig  und  lebhaft  riefen  die  Jungen  "^    ziä-vij  ^7  ' 


')  Die  echte  Alpenmeise,  Parus  atricapillus  montnnus  Balclenst.  ist  für 
Bayern  noch  nicht  nachgewiesen.  Im  bayrischen  Bergland  ifommt  nach  unserer 
heutigen  Kenntnis  überhaupt  nur  ein  Vertreter  der  Weidennieise,  nämlich  P.  a. 
sxibmoutanus  Tschusi  und  Klschra.  vor.  —  Red. 


xm 

19 


'    '  I  Hoffmann:  Ornithologisches  aus  Pfronten.  ß^ 


im  Übereifer  sogar  zäsig,  manclinial  auch  die  ziä  oder  die  vij 
allein.  Der  Zusammenhang-  mit  „Zeisig"  ist  so  klar,  daß  es  keines 
Wortes  weiter  bedarf.  Die  Alten  waren  dagegen  sehr  still  und 
warnten  in  der  Regel  nur  ein  paarmal  mit  sehr  kurzen  viddi  oder 
vüsi,  oder  ließen  ganz  leise  Lautgruppen  hören,  die  mehr  Geräusche 
statt  deutliche  Silben  und  Töne  waren  und  deshalb  nicht  sicher 
erfaßt  werden  konnten. 

Und  nun  gehen  wir  einmal  an  die  Gewässer.  An  den  kleinen 
Rinnsalen  und  Bächlein,  welche  die  Wiesen  durclirieseln  und  über 
letzteren  selbst  beobachten  wir  verschiedene  Familien  der  Weißen 
Bachstelze,    während    an     ,  welcher  Ruf  der 

den     eigentlichen     Gebirgs-     ^^i*.*  ^  •  ^    ^»  äußeren   Form 

bächen  ein  paar  vereinzelte        **^^5     ^1  nach     dem     des 

Gebirgsstelzen   hausen.     ^^^       ^  ^     "^j^       Waldbaumläufers 

Eine  solche  rief  mit  Vorliebe  '         recht    ähnlich 

sieht,  von  dem  er  sich  aber  sofort  durch  den  härteren  und  lauteren 
Anschlag  der  einzelnen  Töne  sowie  durch  das  langsamere  Tempo 
unterscheidet.  An  den  rauschenden  Bächen  in  den  Waldtälern, 
aber  ebenso  an  den  oftneren  Mühlgraben  und  Wehren  stoßen  wir 
oft  auf  AVasseramseln.  An  einer  Stelle  der  Dürren  Ach  glaube 
ich  einen  Eisvogel  kurz  vor  seinem  Verschwinden  erkannt  zu 
haben,  doch  versehe  ich  diese  Angabe  selbst  mit  einem  kleinen 
Fragezeichen.  An  derselben  Stelle  erfreute  mich  ein  paar  Tage 
lang  gleich  anfangs  ein  Sumpfrohr  Sänger  mit  seinem  herrlichen 
Gesang,  den  er  besonders  in  der  Mittagszeit,  in  der  die  warmen 
Sonnenstrahlen  auch  seine  Brust  durchglühen  mochten,  anzustimmen 
pflegte.  Sehr  schön  brachte  er  auf-  und  absteigende  Perltouren 
zu  Gehör;  auch  andere  Motive  aus  fast  reinen  Pfeiftönen  kehrten 
immer  wieder. 

Den  Seen  und  Weihern  habe  ich  natürlich  ebenfalls  Besuche 
abgestattet.  Recht  dürftig  sah  es  am  Kögel- Weiher  ausM;  ich  konnte 
nur  ein  paar  Bläßhühner  entdecken  und  hörte,  als  ich  schon  im 
Weggehen  war,  einen  über  das  Wasser  hinstreichenden  Vogel 
tjitititi  rufen.  Wahrscheinlich  war  es  ein  Flußuferläufer.  Aus 
dem  nahen  Wald  kamen  ein  paar  Ringeltauben  ans  Wasser  zur 
Tränke,  sonst  sah  ich  hier  nur  noch  Rabenkrähen  und  Elstern. 
Am  Zeller  Weiher  traten  zu  den  Bläßhühnern  eine  kleine  Zahl 
Stockenten.  Es  wird  eben  hier  wie  dort  von  Berechtigten  und 
Unberechtigten  zu  viel  weggeknallt  ohne  Ansehen  der  Art  und 
ohne  Ansehen  von  Alter  und  Geschlecht.  In  Sachsen  ist's  übrigens 
ebenso,  und  besonders  jetzt  im  Kriege  wird  unter  mehr  oder 
weniger  nichtigen  Vorwänden  unter  der  Vogelwelt  in  einer  Weise 


')  Er  liegt  ungefähr  l^o  Wegstunden  nördlich  von  Pfronten;  der  Zeller 
Weiher  ist  an  der  Westseite  der  Kuine  Hohenfreyberg  gelegen,  während  sich  der 
Weißensee  am  Nordfuße  des  Salober  breit  hinzieht. 


66 


Hoffmann:  Ornithologisches  aus  Pfronten.  I  " 


|_  Ges.  Bay. 


aufgeräumt  —  ich  denke  da  u.  a.  auch  an  manche  Drosselarten  — , 
daß  es  wohl  lange  dauern  wird,  ehe  die  Lücken  wieder  aufge- 
füllt sein  werden. 

Etwas  ergebnisreicher  war  ein  Ausflug  an  den  Weißensee,  an 
dessen  flachem  Nordufer  viel  Schilf  steht.  Neben  Bläßen,  Stock- 
enten und  einem  Flußüberläufer  sah  ich  hier  vier  Familien  von 
Haubentauchern.  Während  die  Alten  ihre  tiefen  Rufe  nur 
ganz  vereinzelt  einmal  hören  ließen,  schrien  die  Jungen  in  viel 
höherer  Lage  fast  unaufhörlich  wij  .  .  .  .,  wejwij  .,  wiibibibib,  wä- 
wiwij  u.  ähnl.;  an  anderer  Stelle  ließ  sich  ein  Teichrohrsänger 
hören.  Damit  wären  eigentlich  die  Wasservögel  im  Gebiet  von 
Pfronten  schon  erledigt;  nur  eines  Fischreihers  muß  ich  noch 
gedenken,  der  eines  Morgens  ungefähr  4—5  Meter  über  dem  Erd- 
boden von  Norden  nach  Süden  an  der  Dürren  Ach  entlang  über 
die  Wiesen  hinstrich,  am  Eingang  ins  Gebirge  einen  kurzen  Halt 
machte  und  dann  wieder  rückwärts  flog.  Wo  er  beheimatet  war. 
konnte  ich  nicht  feststellen. 

In  den  verschiedenen  Waldgebieten  warnten  Zaunkönige 
mit  ihrem  zickzirrizick,  und  die  Jungen  antworteten  mit  hohen  siesd 
oder  gar  schon  mit  trrrrr.  Rotkehlchen,  an  Zahl  recht  gering, 
vom  Volke  „Rotkropf"  genannt,  warnten  in  ähnlicher  Weise,  aber 
die   Jungen   riefen    leise   und    sehr   hoch    z(i),    manchmal   mit   d 

oder   b   am   Ende.     Der  ^g u.  s.w.,  aber  nicht 

Schwarzspecht  stimmte  :Qz — — [-71— — — iz  mehr  die  ab- 
alle seine  drei  Rufe  an,  ^^t?=t^3^J^^  steigende  Ton- 
der  Grünspecht  da-  *^  ^  .  kette.  Gold- 
gegen  rief  schon  seine  S^S^g  igagag  hähnchen  lock- 
ten   mit   hohen   zarten   zizizi    oder    sisisrie  jg 

u.  s.  w.,  blieben  mir  aber  so  fern,  daß  ich  -^ — ^-l-^-x-^-«--?-^— 
die  Art  (oder  die  Arten?)  nicht  sicher  fe— b?:i^i;<=^i^=^P— 
bestimmen  konnte.  In  kleinen  Scharen  auf-  u--u 
tretende  Kreuzschnäbel  meldeten  sich  mit  Ji  •  •  • 
Eichelhäher  schrien  ihr  heiseres  chrähk  u.  s.  w.,  Kleiber  über- 
stürzten sich  förmlich  mit  ihren  tüttütt-,  tüttüttütt-Rufen.  Ganz 
still  verhielten  sich  die  Ringeltauben.  Die  Baumläufer  schienen 
nach  den  verschiedenen  Lockrufen,  die  ich  zu  hören  bekam,  in 
beiden  Arten  vertreten  zu  sein. 

Über  die  Wipfel  der  Bäume  aber  zogen  Turmfalken,  Habichte 
und  Bussarde  dahin.  Von  letzterem  hörte  ich  einmal,  daß  er 
seinen  Ruf  nicht  nur  über  eine  Quarte,  sondern  über  eine  Septime 
herabzog  (d — e).  An  anderer  Stelle  vernahm  ich  von  einem 
größeren       Raubvogel  Die   Art  konnte   ich 

aus  den  hohen  Lüften  _^  16^^— .,-^-~-^_  leider  wegen  des  dich- 
fast  ganz  reine,  laute    ^Ejz^— "^pz^=^=;      ten  Gezweigs  über  mir 

Pfeiftöne,  wie  sie  ein     ^ Erz —      nicht  erkennen.    Am 

Mensch  pfeift:  Fuße  der  Berglehnen 


'    '  I  Hoffmann:  Ornithologisches  aus  Pfronten.  69 

stieß  ich  mehrmals  auf  Tannen häher.  Einen  traf  ich  am  Erd- 
boden an.  Er  rief  ein  paar  Überraschungstöne  zik,  zäk,  zäk  mit 
wechselnder  Zusammenstellung-,  ging  aber  gleich  darauf,  eiligst  ab- 
fliegend, in  die  brrrk-Rufe  über.  E^ür  das  Auge  sind  die  Tannen- 
häher bekanntlich  sehr  leicht  an  dem  weißen  Band  kenntlich,  das 
über  den  schwarzen  vSchwanz  kurz  vor  seinem  Ende  wegzieht. 

Neben  all  diesen  Vögeln  lenkten  verschiedene  Laub  vögel  immer 
wieder  meine  Aufmerksamkeit  durch  ihren  Gesang  auf  sich.  Noch 
recht  rege  war  vor  allem  der  Weidenlaubvogel,  der  in  seinen 
gewöhnlichen  Gesang  sehr  oft  die  grt-grt-Strophe  einflocht.  Seltner 
hörte  und  sah  ich  den  Fitislaubvogel,  der  mit  den  Tönen  schon 
recht  sparsam  umging.  Vom  Waldschwirrvogel  habe  ich  nirgends 
etwas  gemerkt.  Er  scheint  durch  den  Berglaubvogel  ersetzt 
zu  werden,  den  ich  verhältnismäßig  häufig  antraf;  aber  schon  Ende 
Juli  ließ  sein  Singen  sehr  nach.  Meist  sah  ich  ihn  an  unteren 
Berglehnen,  die  mit  gemischten,  nicht  lückenlos  zusammenstehenden 
Bäumen  und  Sträuchern  bedeckt  waren.    Man  erkennt  ihn  ja  leicht 

an  der  nicht  gelblichen,  24^..--  -^ wobei  die  einzelnen 

sondern  licht-grauweißen  -g-— — ^-— ^-~— ^-  Töne  —  insbeson- 
Unterseite  des  Körpers  fc~^~^"^~L^^S^  dere  aber  der  erste 
und  am  Gesang.  Ge-  *^  t^iviTT'^^  .  —  etwas  hart  an- 
wöhnlich     vernahm     ich  wi  i  i  .  .   .    .  .   geschlagen  wurden. 

Manchmal  klang  ein  leises  j  mit,  oder  das  Liedchen  lautete  über- 
haupt tjijijijiji.  Am  meisten  erinnerte  mich  das  Liedchen  an  das 
Ende  des  Waldschwirrvogelliedes,  nur  ist  es  etwas  lockerer  als 
dieses.  An  die  Haubenmeise,  wie  A.  Voigt  angiebt,  habe  ich 
beim  Verhören  der  Berglaubsänger  nie  gedacht.  Sehr  charakteristisch 
und  sehr  häufig  fast  ununterbrochen  zu  vernehmen  ist  der  Lockruf. 
Er  ist  meist  zweisilbig  und  zweitönig  und  klingt  im  allgemeinen 


oder  doijb ;  zuweilen  dehnt  er  sich  aus  zu 

dojib 

oder  düijib.  Das  d  tritt  sehr  deutlich  hervor  und  wird  manch- 
mal sogar  etwas  hervorgestoßen.  Seltner  habe  ich  am  Anfang 
ein  h  vernommen.    Auf  dem  Salober  ließ  einmal  ein  Berglaubsänger 

eine  Reihe  von  dsjed hören,  langsamer  und  etwas  gebundener 

als  den  gewöhnlichen  Gesang,  mit  dem  sie  übrigens,  oft  in  ver- 
kürzter Form  abwechselte  ^).  Die  Jungen  jener  Familie  hingen  an 
die  dojib-Rufe,   die  etwas  heiser  klangen,   die  Silbe  viss,   einfach 

')  Vgl.  Schelcher,  „Ornith.  Ausflüge  in  die  Umgebung  von  Freiburg  (i.  ßr.) 
und  in  die  Süd-Vogesen"  in  Bd.  XII  dieser  Zeitschrift,  wo  der  Verfasser  sagt: 
„Einmal  hörte  ich  ein  ^T  singen,  das  auf  die  sibilator-ähnliche  Strophe  eine  Reihe 
von  etwa  acht  gleichen  Tönen  folgen  ließ,  doch  nicht  so  schmetternd,  in  tieferer 
Tonlage  und  langsamerem  Tempo." 


70  Hoffraann:  Ornithologisches  aus  Pfronten.  j    ^^   '     *"' 

oder  verdoppelt  an.  Andere  stimmliche  Äußerungen  habe  ich 
während  meines  Aufenthalts  in  Pfronten  von  den  Berglaubvögeln 
nicht  vernommen.  Als  echter  Waldvogel  begegnete  mir  auch  jt^ier 
die  ]M  ö  n  c  h  s  g  r a  s  m ü  c k  e.  Ich  traf  ein  cT  oberhalb  der  Fallmühle 
im  Tal  der  Dürren  Ach,  ein  paar  mit  Jungen  in  den  unteren, 
waldartigen  Weidachanlagen,  ein  cT  am  Falkenstein  und  schließlich 
ein  cT  in  Hohenschwangau,  das  ich  hier  nur  wegen  der  nach- 
stehenden Bemerkungen  erwähne.  Es  ist  mir  nämlich  schon  früher 
aufgefallen  und  diesmal  wieder  bestätigt  worden,  daß  Plattmönche 
im  Alpengebiet  in  der  Regel  etwas  anders  singen  als  nördlichere 
Vertreter.  Zuerst  fiel  mir  dies  vor  mehreren  Jahren  ^q 
in  Versam,  auf  der  Südseite  des  Flimser  Berg- 
sturzgebiets auf.  Hier  hörte  ich  mehrmals  früh- 
morgens einen  Vogel,  der  nach  kurzer  melodischer  ~  •. -1  •  . 
Einleitung  mit  einem  recht  kräftigen,  tonvollen  ^  ®     •    '^ 

abschloß.  Ich  konnte  an  den  A^ogel  nicht  heran,  um  ihn  zu  bestimmen, 
und  versah  deshalb  die  Niederschrift  mit  einem  Fragezeichen.  Bei 
späteren  Alpenreisen   kam   ich  dahinter,   daß  solche  Liedschlüsse 

von  Plattmönchen  her-       ^ß oder   mit    etwas   ganz 

rühren,    die    bei    uns    -a— |#. #_, —     Ähnlichem.  Wie  schon 

ihren     Gesang     doch    ^-[^=u^9—    angedeutet,  sangen  die 

meist  abschließen  mit    W-^^^^ —     Plattmönche   aus   dem 

Pfrontner  Gebiet  bezw.  von  Hohenschwangau  in  der  zuerst  ange- 
führten Weise.  Von  den  jungen  Plattmönchen  vernahm  ich  mehr- 
mals dsielek  oder  dschielek,  manchmal  unter  Hinzufügung  von 
tak  .,  tak  .  .  . 

Von  den  umliegenden  Bergen  ist  für  mich  der  Falkenstein 
ornithologisch  am  bedeutungsvollsten  gewesen,  brachte  er  mir  doch 
eine  äußerst  frohe  Überraschung.  Es  gibt  in  Bayern  wohl  über 
20  Falkensteine,  ein  Beweis,  wie  stark  sie  früher  von  Falken  be- 
setzt gewesen  sein  mögen.  Der  in  Rede  stehende  Falkenstein 
liegt  ostseits  in  einem  Bogen  des  Vilstales.  Von  Norden  bezw. 
von  Nordwesten  her  steigt  er  allmählich  an,  so  daß  die  Straße,  die 
König  Ludwig  II.  bis  zum  Gipfel  hat  bauen  lassen,  diesen  von 
Nordwesten  her  leicht  in  ein  paar  Kehren  erreicht.  Von  Süden 
erhebt  sich  der  Falkenstein  steil  empor.  Besonders  die  oberste  Kalk- 
steinkuppe zeigt  den  Steilabfall  nach  Süden  in  auffälligster  Weise. 
Nach  Osten  schließt  sich  an  den  Falkenstein,  nur  wenig  abgesetzt, 
der  Salober  an,  auf  dessen  Kamme  die  von  Süden  heraufkommende 
deutsch-österreichische  Grenze  verläuft,  so  daß  der  Falkenstein 
nicht  weit  von  dieser  entfernt  ist.  Als  ich  den  Berg  zum  ersten 
Male  besuchte,  wanderte  ich  die  erwähnte  Straße  hinauf  und  zu- 
rück, so  daß  ich  die  Steilseite  des  Berges  nur  wenig  zu  Gesicht 
bekam;  ich  fand  bei  dieser  Gelegenheit  am  Gipfel  nur  den  Wasser- 
pieper,  der  sich  mit  seinen  recht  hart  angeschlagenen,  in  der 
Tonhöhe  nur  wenig  schwankenden  W^arnrufen  —  einmal  zählte  ich 


'^  '  I  Hoffraann:  Ornithologisches  aus  Pfronten.  71 

in  der  Minute  70  solcher  fast  metronomartig  sich  folgender  Rufe 
—  sehr  bemerkbar  machte. 

Bei  einem  zweiten  Besuch  des  Falkensteins  schlug  ich  beim 
Abstieg  den  auf  der  Südseite  steil  abwärts  führenden  und  beim 
Bahnhof  Pfronten-Steinach  auf  die  Talsohle  der  Vils  mündenden 
Pfad  ein.  Hier  kommt  man  unmittelbar  an  der  Steilwand  des 
Gipfels  vorüber.  Sie  ist  stark  zerfressen  und  weist  einen  nahezu 
lotrecht  verlaufenden  tiefen,  vorn  breiten  Einschnitt  auf,  in  dem 
man  ein  Muttergottesbild  aufgestellt  hat  und  der  den  Namen  Lourdes- 
Grotte  führt. 

Ich  war  nur  wenige  Schritte  abwärts  gestiegen  und  hatte  mich 
der  Grotte  genähert,  da  sah  ich  plötzlich  über  die  steilen  Berg- 
wiesen, über  die  Bäume  hin,  dann  wieder  um  die  Kalksteinklippen 
herum  oder  draußen  in  freieren  Luftregionen  Vögel  fliegen  von 
schwalbenähnlicher  Gestalt,  am  meisten  noch  an  Uferschwalben  er- 
innernd, aber  größer.  Die  Farbe  war  vorwiegend  bräunlichgrau. 
Die  Flügel  waren  stark  zugespitzt  wie  bei  den  Turmseglern,  und 
auch  etwas  sichelartig  gekrümmt.  Mit  großer  Geschwindigkeit 
jagten  die  Vögel  hier  und  dorthin,  schössen  sogar  ein  paarmal 
nahe  über  meinem  Haupte  dahin,  führten  allerhand  Steil-,  Sturz- 
und  Schwebeflüge  aus,  schon  glaubte  ich  sie  sicher  bestimmt  zu 
haben  —  —  dann  noch  ein  Blick  nach  ihnen  durchs  Zeißglas  — 
und  selbst  der  leiseste  Zweifel  war  geschwunden,  es  waren  Felsen- 
schwalben  [Riparia  rupestris  (Scop.)),  die  bisher  in  Deutschland 
noch  nicht  sicher  nachgewiesen  waren. 

Jäckel  spricht  (1.  c.  Seite  209)  von  einem  „einzigen  Exem- 
plar", aus  der  Oberpfalz,  das  aber  „schon  stark  von  Fäulnis  er- 
griffen" war,  als  es  1812  in  die  Hände  eines  Kenners  kam.  Dieses 
Exemplar  konnte  auch  ein  verirrtes  oder  verschlagenes  Tier  ge- 
wesen sein.  Nach  Versicherungen  eines  Vogelfängers  soll  die 
Felsenschwalbe  in  der  Nähe  vonEichstädt  „vor  langen  Jahren"  in  zwei 
oder  drei  Paaren  gebrütet  haben;  das  ist  alles,  was  vom  Vorkommen 
der  Felsenschwalbe  in  Deutschland  bekannt  war.  Reichenow 
läßt  deshalb  in  seinem  Buche  „Die  Kennzeichen  der  Vögel  Deutsch- 
lands", wiewohl  er  darin  u.  a.  auch  die  Gäste  mit  aufführt,  die 
Felsenschwalbe  ganz  weg,  und  in  seinem  Werke  „Die  Vögel" 
(1914),  II.  Band,  Seite  244  nennt  er  als  die  Gebiete,  vfoPtyorioprogne 
rupeshis  (Scop.)  vorkommt,  nur  Südeuropa,  Nordafrika  u.  s.  w. 
Durch  meine  Beobachtungen  am  Falkenstein  bei  Pfronten  ist  sie 
nun  sicher  für  Deutschland  nachgewiesen,  vor  allem  auch  als  Brut- 
vogel. Es  mochten  ungefähr  10—12  Stück  sein,  die  dort  die  Felsen 
umflogen  und  dabei  so  oft  meinen  Blicken  entschwanden,  daß  ich 
die  Zahl  nicht  genauer  festzustellen  vermochte.  Sehr  bald  er- 
kannte ich  die  Jungen,  teils  an  der  Färbung,  teils  an  der  Stimme, 
teils  daran,  daß  sie  oft  und  lange  Zeit  auf.  irgendeinem  vor- 
springenden Punkte  der  Steilwand  ausruhten.    Äußerst  schwer  war 


r     R 

die  Beobachtung  der  fliegenden  Vögel  diirclis  Glas,  da  man  ihnen 
nie  folgen  konnte;  ich  mußte  es  sogar  bald  gänzlich  aufgeben. 
Vielleicht  aber  darf  ich  trotzdem  noch  etwas  von  meinen  Fest- 
stellungen hier  mitteilen,  wenn  sie  auch  teilweise  nur  zur  Be- 
stätigung von  Bekanntem  dienen. 

Die  Färbung  der  alten  Vögel  erwies  sich  oben  als  bräunlich- 
grau, unterseits  vorn  als  weißgrau,  das  nach  hinten  zu  einen  zarten 
gelbbräunlichen  Anflug  erkennen  ließ ;  dieser  ging  weiter  rückwärts 
in  einen  bräunlichen  Ton  über.  Dei-  Schwanz  war  am  dunkelsten.  Um 
so  mehr  hob  sich  hier  die  Reihe  auffallend  großer  ovaler  weißer  Flecke 
ab,  welche  die  Innenfahnen  mit  Ausnahme  derjenigen  der  mittelsten 
zwei  Federn  schmückten.  Ich  habe  die  Flecke  nur  bei  gespreiztem 
Schwänze  gesehen,  nicht  aber  bei  geschlossenem.  Der  Schwanz 
erschien  mir  nur  schwach  ausgeschnitten.  Die  Flügel  überragten 
ihn,  aber  nicht  um  2,5  cm,  wie  Naumann  angibt,  sondern  allem 
Anschein  nach  nur  um  etwa  1,6  cm.  Die  Flügel  erschienen  von 
unten  gesehen  recht  hell;  um  so  mehr  setzten  sich  davon  die 
dunklen  unteren  Flügeldeckfedern  ab.  Weitere  Angaben  über  das 
Äußere  der  Felsenschwalbe  habe  ich  schon  oben  gemacht.  Nun 
noch  etwas  zur  Stimme  unseres  Vogels.  Wie  bei  der  Ufer-  und 
der  Turmschwalbe  waren  auch  hier  die  lautlichen  Äußerungen 
mehr  oder  weniger  einfacher  Art.  Oft  verhielten  sich  die  Felsen- 
schwalben —  meine  diesbezüglichen  Beobachtungen  habe  ich 
am  4.  August  bei  schönem,  wenn  auch  windigem  Wetter  ge- 
macht —  lange  Zeit  schweigsam.  Am  meisten  vernahm  ich  ver- 
hältnismäßig einfache,  aber  recht  tonstarke  Rufe.  Sie  klangen 
lautlich  wie  dsji,  dsjie  oder  dsjie;  letztere  Form  war  sehr  häufig: 

24^^^  24^^ — 


tf—      Bei  etwas  tieferer  Lage  des  Rufes  schrieb    A^    '^y— - 


,  — — •     ich  auf:  \)^  A.ii;7~* 

dsjie  usjiu, 

was  noch  schöner  klang.   Daneben  verzeichnete  ich  noch  dj(i)rrrr, 

bj(i)rrr,  djrrrrdjrrrr,  die  r  sehr  zart.    In  24- 

besonderen  Fällen  aber  kam  es  zu  einer 

Steigerung   der    tonlichen   Aussprache. 

So  wurde  der  erste  Ruf  deutlich  zwei-,     ^       ...,.,...   ,  .,  .^  .... 

drei-  oder  gar  viersilbig:  ^^^  ^''^''^'  ds.dsidsj.e 

Ferner  hörte  ich  noch,  z.  B.  bei  gegenseitigem  Jagen: 

^— •-•— •-•-Jts-S^^*^"^^^^=*-»— 5-5— 
dji  .     .    .  djük    jiersik       sisijesid 

Die  Jungen  riefen  d(s)Tg,  dsje,  dsji(g)  oder  dsji(rk).  — -  ^  — 


XIII 
1917 


'    '  I  Hoffmann:  Ornithologisches  aus  Pfronten.  73 


Das  ist  alles,  was  ich  im  Laufe  mehieier  Stunden  aus  der 
Kehle  der  Felsenschwalben  vernommen  habe.  Ein  Nest  habe  ich 
leider  nicht  zu  sehen  bekommen;  jedenfalls  befanden  sich  solche 
in  der  großen  Felsspalte,  wohin  sich  die  Jungen  noch  oft  zurück- 
zogen. Sie  war  aber  derartig  zerklüftet  und  mit  Gesteinswülsten 
und  Vertiefungen,  ja  sogar  mit  kleinen  Höhlungen  versehen,  daß 
die  Nester  leicht  verborgen  blieben.  Die  Tiefe  meines  Stand- 
punktes erhöhte  natürlich  die  Schwierigkeit  des  Auffindens  eines 
Nestes  der  Felsenschwalbe.  Ein  nochmaliger  Besuch  des  Falken- 
steins und  seiner  interessanten  Bewohner  wurde  leider  durch  die 
Ungunst  der  Witterung  unmöglich  gemacht. 

Zum  Schlüsse  möchte  ich  dem  Wunsche  und  der  Hoöhung 
Ausdruck  geben,  daß  die  vielleicht  im  Entstehen  begriifene  Dauer- 
kolonie von  Felsenschwalben  —  die  einzige  auf  deutschem  Boden 
—  erhalten  bleiben  möge  und  daß  nicht  Raritätensammler  und 
Vogelfänger  ihr  sehr  rasch  wieder  den  Garaus  machen. 


74  Stadler:  Vom  Zug  der  Mauersegler  im  Maintal  1910.  [Verh.  Üru. 

|_  Ges.  Bay. 


Vom  Zug  der  Mauersegler  (Micropus  apus  apus  [L.]) 
im  Maintal  1916. 

Von 

H.  Stadler  (Lulir). 

Turmschwalben  brüten  in  und  bei  Lohr  an  vielen  Stellen,  In 
der  Stadt  selbst  etwa  30  Paare  in  Mauerlüchern  eines  alten  Waclit- 
turms  und  des  Kircliturms  der  katholisclien  Pfarrkirche,  einige  in 
dem  Spitzdach  dieser  Kirche;  ein  oder  zwei  Paare  in  Fensternischen 
des  obersten  Stockwerks  vom  Gasthaus  Luitpold ;  fünf  Paare  hinter 
volutenartigen  AVandvorsprüngen  der  steinernen  Mainbrücke,  auf 
deren  Südseite. 

In  den  benachbarten  Ortschaften  brüten  sie  verschiedentlich. 
Mainabwärts  unter  dem  Turmdach  der  Kirche  von  PÜochsbach 
(4 — 6  Paare),  in  Neustadt  in  den  beiden  Türmen  der  alten  roma- 
nischen Kirche,  in  Rothenfels  und  Bergrothenfels  in  Türmen  und 
altem  Gemäuer  der  Burg  (2 — 3  Paare),  in  Hafenlohr  etwa  20  Paare. 
Mainaufwärts  in  Steinbach  im  Hutten'schen  Schloß,  in  Langen- 
prozelten  und  in  Gemünden  auf  Türmen.  Im  Spessart:  im  Dorf 
Partenstein  einige  im  Turm  der  katholischen  Kirche,  ferner  mehrere 
Paare  mitten  in  der  großen  Mehlschwalbenkolonie  des  dortigen 
Eisenbahnviadukts,  auf  der  Nordseite;  in  Neuhütten,  Rothenbuch, 
Weibersbrunn,  Heinrichstal  in  den  Kirchtürmen ;  östlich  von  Rothen- 
buch in  alten  Eichen  der  Abteilung  Seepfad,  mitten  im  Hoch- 
wald. Auf  der  Fränkischen  Hochebene  (im  „Frankenland") 
in  Wiesenfeld  und  in  Waldzell.  In  der  Vorderrhön  in  Gräfen- 
dorf  1 — 2  Paare  unter  dem  Dach  des  Bahnhofsgebäudes. 

Die  Gesamtzahl  der  ßrutvögel  unseres  Gebiets  wird  130  Paare 
kaum  übersteigen. 

Die  Zahl  der  durchziehenden  Segler  ist  Legion.  Wenn 
jemand  Neigung  und  Zeit  hätte,  während  der  Zugsperiode  den 
ganzen  Tag  unterwegs  zu  sein,  so  würde  er  Tausende  und  Aber- 
tausende mit  dem  Auge  erkennen,  Zehntausende  in  unerreichbaren 
Höhen  rufend  mit  dem  Ohr  feststellen  können.  Eine  derartige 
Vollständigkeit  zu  erreichen,  war  uns  nicht  möglich;  wir  können 
nur  Ausschnitte  geben..  Trotzdem  bietet  unser  Beobachtungs- 
material einen  guten  Überblick  über  das  Kommen  und  Gehen 
dieser  merkwürdigen  Tiere.    Professor  Ries  hat  in  Bamberg  wie 


XIII,  1,  Stadler:  Vom  Zug  der  Mauersegler  im  Maintal  1916.  75 

seit  einem  Jahrzehnt  auch  1916  den  Vogelzug  wieder  beobachtet 
und  mir  seine  lehrreichen  Ergebnisse  freundlichst  zur  Verfügung 
gestellt. 

Von  den  regelmäßigen  allerersten  Durchzüglern  um  Mitte 
April  —  dem  Vortrab  —  wurde  hier  in  Lohr  1916  nichts  beob- 
achtet. Hier  tauchten  die  ersten  Seglertrupps  am  21.  IV.  auf. 
An  diesem  Tag,  gegen  7  Uhr  abends,  trafen  größere  Partien  auf 
dem  Turm  der  Pfarrkirche  ein.  Am  Morgen  des  22.  hatte  sich 
ihre  Zahl  sichtlich  vermehrt;  sie  umflogen  nun  auch  den  Wacht- 
turm  und  lärmten  durch  das  ganze  Städtchen.  Im  Lauf  des  Tags 
aber  wurden  um  die  Türme  nur  mehr  einzelne  gesehen.  In  den 
nächsten  Tagen  wurde  es  dann  wieder  ziemlich  still  von  Mauer- 
schwalben. Am  23.  IV.  trieben  sich  einige  wenige  am  Wachtturm 
und  zwei  über  der  oberen  Stadt  (früh  ^2^  Uhr)  umher  und  nur 
für  kurze  Zeit.  Auch  am  24.  und  25.  IV.  erschienen  nur 
vereinzelte.  Am  25.  IV.  zeigten  sich  die  ersten  im  Dorf 
Pflochsbach. 

Aber  am  Morgen  des  27.  IV.  ertönte  wieder  vielstimmiges 
Geschrei  über  der  ganzen  Stadt:  die  Brutvögel  waren  ange- 
kommen! Vermutlich  waren  immer  noch  durchziehende  reichlich 
darunter,  und  die  andern  waren  nicht  unsere  Brutvögel  alle; 
kleinere  Schübe  werden  noch  nachträglich  einpassiert  sein.  Die 
ungeheure  Beweglichkeit  dieses  fliegenden  Volks  macht  es  zur 
Unmöglichkeit,  ihren  genauen  Census  aufzustellen.  Um  10  oder 
20  mehr  oder  weniger  verzählt  sich  da  auch  ein  gewissenhafter 
Beobachter.  Jedenfalls  tummelten  sich  vom  26.  und  27.  IV.  ab 
Segler  zu  jeder  Stunde  des  Tags  über  der  Stadt,  um  die  Türme, 
hier  hoch  in  der  Luft,  dort  die  Gassen  in  Dächerhöhe  durcheilend, 
und  erfüllten  mit  ihrem  fröhlich-aufdringlichen  Schrillen  die  sonst 
so  ruhigen  Straßen  des  Städtchens. 

In  Bamberg  wurden  die  ersten  durchziehenden  Segler  am 
21.  und  23.  IV.  1916  gesehen;  die  Ansiedelung  begann  dort  26. 
und  27.  IV.  und  schien  am  28.  IV.  beendet  zu  sein.  In  der 
dritten  Aprildekade  hat  Eies  auch  auf  der  schwäbischen  Hoch- 
ebene den  Seglerzug  beobachtet.  „Etwa  vom  21.  IV.  an  bis  zum 
28.  IV.%  schreibt  Ries,  „hörte  ich  den  Schrei  der  durchziehenden 
Segler,  wenn  ich  einsam  über  die  Felder  ging,  sehr  oft  am  Tag, 
manchmal  alle  Viertelstunde,  ohne  die  Vögel  zu  sehen.  Sie  zogen 
offenbar  hoch,  und  nur  hie  und  da  scheint  einer  tiefer  herunter- 
gegangen zu  sein.  Dieser  Durchzug  wird  von  den  Beobachtern 
leider  ganz  ignoriert,  weil  sie  ihn  nicht  kennen.  Ich  hörte  dann 
und  sah  am  28.  IV.  abends  zahlreiche  in  Memmingen  um  die 
Türme  kreisen.  Auch  in  Türkheim  sah  ich  am  23.  IV.  einen 
toten  Mauersegler  liegen." 

In  Gräfendorf  wurden  die  ersten  Segler  gesehen  am  28.  IV. 
von  Förster  Brock. 


[Verh  Oru 
Ges.  Bay. 

Den  ganzen  Mai  liindmeli  fiogen  und  sclirion  unsere  Seglei- 
in  Lolir  um  ihre  beiden  Wobntürme  wie  immer.  Die  Regen-  und 
Kälteperiode,  die  mit  dem  25.  Mai  einsetzte,  vermochte  sie  nicht 
zu  beirren.  Immer  trieben  50—60  Paare  über  der  Stadt  ihr 
AVesen  mit  dem  hitzigen  Ungestüm  ihrer  Rasse.  Am  26.  :Mai 
zogen  am  Main  bei  Pflochsbach  1 6  Stück  durch,  flußaufwärts  (nach 
Norden)  streichend. 

Wir  schrieben  Juni,  aber  das  naßkalte  Wetter  hielt  an.  Der 
Barometer  stand  unausgesetzt  tief,  die  Temperatur  ging  bis  auf 
10"  herunter,  es  regnete  Tag  für  Tag,  —  es  war  eine  Zeit,  die 
uns  auf  dem  Lande  in  guter  Erinnerung  bleiben  wird:  drei  Wochen 
Regen  im  Mai  und  Juni  —  was  soll  aus  der  Ernte  werden!  Eine 
Mißernte  jetzt,  in  der  Zeit  dei-  Absperrung  aller  Zufuhr  durch  den 
Feind  —  das  bedeutete  unsere  Vernichtung. 

Noch  immer  flogen  die  Mauerschwalben. 

Am  6.  VI.  abwechselnd  Regen  und  Sonne.  Durchschnittliche 
Tageswärme  lA^.  Am  7.  VI.  regnet  es  den  ganzen  Tag  und  die 
ganze  Nacht  hindurch,  wie  im  April,  auch  am  Vormittag  des 
8.  VI.  Noch  war  es  untertags  leidlich  warm,  aber  die  Nächte 
begannen  nun  kühl  zu  werden.  9.  VI.:  vormittags  strömender 
Regen,  dann  wieder  Sonne.  Nun  begannen  auch  die  Tage  kalt 
zu  werden.  Erst  am  9.  VI.  zeigte  sich  die  erste  Reaktion  der 
Segler  auf  Regen  und  Kälte:  zwar  für  Lohr  sind  unsere  Beob- 
achtungen gerade  vom  6. — S.Juni  zufällig  nicht  genügend  genau; 
aber  in  Bamberg,  dessen  Vogelzug  eine  beinahe  lächerliche  Über- 
einstimmung der  Daten  und  gleichzeitigen  Vorkommen  mit  dem 
Zug  unsres  Maintals  zeigt,  beobachtete  Ries:  „Vom  6. — 8.  VI. 
waren  die  Segler  dort  schon  sehr  vereinzelt.  9.  und  10.  VI.  zogen 
Segler  deutlich  durch,  in  großen  Scharen,  mit  Mehlschwalben  zu- 
sammen auf  dem  Wasser  der  Regnitz  Futter  suchend;  an  den 
gewohnten  Plätzen  zeigte  sich  nichts."  Auch  über  Lohr  ging  der 
Rückzug.  Am  9.  VI.  hatte  sich  an  dem  einen  der  Seglertürme 
hier  die  Zahl  der  Mauerschwalben  auf  einmal  vermehrt.  Junge 
konnten  es  nicht  sein:  es  war  also  fremder  Zuzug  eingetroffen  — 
durchziehend  hielten  sie,  nach  der  Gewohnheit  der  Art,  um  einen 
Seglerturm  kurze  Rast. 

10.  VI.  Die  Nacht  war  kalt,  der  Himmel  bedeckt;  früh  ist 
es  kalt  und  neblig  —  ein  trüber,  häßlicher  Oktobertag.  Von 
10  Uhr  ab  regnet  es  in  Strömen,  stundenlang.  —  Der  Barometer 
steigt  langsam  von  48  auf  53;  Lufttemperatur  -[-14".  Verhalten 
der  Segler:  Am  Main,  wo  bisher  nur  einzelne  Segler  (Brutvögel) 
jagten,  treibt  sich,  genau  wie  auf  der  Regnitz  bei  Bamberg,  auf 
einmal  eine  Schar  von  50  Stück  umher! 

11.  VI.  (Pfingstsonntag).  Abwechselnd  Regenschauer  und 
Sonne  —  wie  an  einem  Apriltag.    Der  Barometer  steigt   auf  56, 


^^^^'  ^'  I  Stadler:  Vom  Zug  der  Mauersegler  im  Maintal  1916.  77 

1917    J  o  6 

die  Temperatur  vorübergehend  bis  auf  20"  C.     Nicht  ein  Segler 
in  der  Stadt. 

In  Bamberg  beobachtet  Ries  am  11.  VI.:  früh  6  Uhr^)  zogen 
zwei  kolossale  Scharen  von  Seglern  durch  —  sie  kreisten  stumm 
eine  Weile  hoch  in  der  Luft  und  eilten  dann  weiter  in  SW.- 
Richtung! 

12.  VI.  Früh  ist  es  kalt,  der  Himmel  bedeckt.  Nachmittags 
wärmer.    Der  Luftdruck  sinkt. 

13.  VI.  Es  regnet  nahezu  während  des  ganzen  Tags,  gegen 
Abend  hört  der  Regen  auf,  aber  es  ist  nun  naßkalt  (10°  C.)  und 
windig  (TF.-Wind).  50  Segler  am  Main,  2  km  unterhalb  Lohr, 
früh  von  6 — 10  Uhr;  abends  ^2^  Uhr  sind  dort  höchstens  noch  5, 
etwas  oberhalb  nochmals  2  Stück.  —  Am  Wachtturm  werden 
nachmittags  insgesamt  5  Segler  gesehen,  statt  der  sonstigen  50 — 60! 

Also  einzelne  Brutvögel  sind  zurückgeblieben;  die  Hauptmenge 
der  Segler  ist  abgezogen;  fremde  ziehen  weiterhin  durch,  den 
freien  Main  zu  vorübergehendem  Aufenthalt  benutzend. 

14.  VI.  Die  Nacht  zu  heute  war  kühl;  es  regnet  immerzu 
—  den  ganzen  Tag  hindurch  abwechselnd  Regen  und  Sonne  wie 
im  April.  Abends  aufklärend,  aber  kalt.  Der  Barometer  ist  gestern 
auf  46  zurückgegangen.  Tagestemperatur  10".  Am  Main  ziehen 
nachmittags  einige  20  Segler  durch.  Am  Wachtturm  sind,  bei 
genauer  Beobachtung  während  des  ganzen  Tags,  2  Segler  zu  be- 
obachten. Nachmittags  V26  Uhr  einige  über  den  Mainwiesen; 
abends  8^2  Uhr,  in  beginnender  Dämmerung,  segeln  noch  2  Paare 
über  den  südlichen  Gärten  dei-  Stadt  auf  und  ab,  wie  große  Fleder- 
mäuse lautlos  der  Insektenjagd  obliegend. 

Bamberg  12. — 14.  VI. :  sehr  selten  zeigte  sich  ein  Segler. 

15.  VI.  Tagsüber  kalt;  Regen,  nichts  als  Regen;  morgens 
erst  NNO.,  dann  NW.  -|-10°  C.  Luftdruck  steigt  an,  von  46 
auf  50.  Über  der  Stadt  fliegen  3  Stück ;  auf  den  Mainwiesen  öst- 
lich Lohr  jagen  5  oder  6,  an  einer  anderen  Stelle  daneben  3; 
2  km  unterhalb  2  oder  3 ;  ein  sehr  matter  Segler  wird  im  Wacht- 
turm aufgelesen.  Mittags  ^1^12  Uhr:  20 — 25  Segler  fliegen  auf 
einmal  um  den  Wachtturm;  sie  schwärmen  dort  etwa  V4  Stunde 
lang  hin  und  her,  dann  ziehen  sie  weiter,  genau  nach  SW.  Am 
Main  10  Segler.  Abends  ist  am  Wachtturm,  um  den  sonst  Dutzende 
schreiend  tollten,  nicht  einer  zu  sehen;  an  der  Spitze  des  Kirch- 
turmdaches fliegt  an  zwei  verschiedenen  Stellen  je  einer  ein. 

16.  VI.  Früh  starker  NW.,  abwechselnd  Sonne  und  Bewöl- 
kung, kalt.  Nachmittags  warm,  wolkenlos,  windstill.  Der  Abend 
und  die  Nacht  sind  kühl.  2  Segler  über  dem  Buchenberg  am 
Nachmittag. 


*)  Alle  Stundenzahlen  sind  solche  „mitteleuropäischer",  nicht  „sommer- 
licher" Zeit. 


Ges.  Bay. 

Untertags  konnte  ich  selbst  nicht  1  Stück  an  den  Türmen 
von  Lohr  beobachten;  der  Tunnwächter,  der  eigens  auf  Segler 
achtete,  sah  jedoch  einzehie  umherfliegen.  Abends  8  Uhr:  10  segeln 
um  den  Wachtturm,  aber  keiner  fliegt  in  eins  der  vielen  Brut- 
löcher.    Ein  direktes  Fortziehen  wurde  nicht  beobachtet. 

17.  VI.  Früh  neblig  und  kalt.  Dann  Sonne,  warm  und  wind- 
still den  ganzen  Tag;  der  Barometer  steigt  bis  56.  Früh  8  Uhr 
10  Segler  am  Wachtturm;  .i  über  der  Stadt.  —  Mittags  12  Uhr: 
20—30  Segler  schreien  um  den  Turm  der  Pfarrkirche,  einige  10—15 
umschwärmen  den  Wachtturm,  zahlreiche  fliegen  in  die  Mauer- 
löcher ein.  —  Nachmittag:  Beständig  schreien  Segler  über  der 
Stadt,  wie  früher.  Abends  7—8  Uhr:  Mindestens  30  Segler  am 
Wachtturm,  sich  jagend  und  einfliegend  in  die  Mauerlöcher.  Noch 
abends  9^^  Uhr  (alter  Zeit),  in  heller  Sternennacht,  segeln  2 
schrillend  über  meinem  Haus. 

Also:  Die  Segler  sind  zurückgekehrt  —  wahrscheinlich  voll- 
zählig. 

Vom  17.  ab  bleibt  das  Wetter  warm,  der  Barometer  geht 
nochmals  zurück  bis  zum  19.  VI.,  dann  steigt  er  und  bleibt,  mit 
einigen  Schwankungen,  hoch;  seitdem  wimmelt  es  wieder  von 
Seglern  über  der  Stadt. 

Der  Turmwächter  berichtet:  „17.,  18.  und  19.  VI.:  „Nur 
wenige  fliegen  (gemeint  ist  jedenfalls  untertags  oder  gerade  zur 
Zeit  der  kurzen  Beobachtung!!).  Auch  am  20.  VI.  untertags  nichts, 
aber  am  Abend  des  20.  VI.  waren  es  auf  einmal  50  —  60  Stück, 
und  seitdem  sind  es  so  viele  geblieben." 

Bamberg  (Ries):  ,,üie  früheren  Massen  von  Seglern  sind  erst 
wieder  seit  25.  VI.  da." 

Diese  Beobachttmgen  entrollen  uns  also  für  den  Seglerztig 
vom  April  bis  Juni   folgendes   merkwürdige  Bild: 

Die  Brutvögel  kamen  1916  etwas  vor  dem  normalen  Terminan. 

Das  Wetter  war  bis  24.  V.  im  ganzen  warm  und  sonnig. 
Vom  25.  V.  ab  setzte  eine  Regenperiode  ein;  das  Wetter  wurde 
immer  schlechter  und  hielt  so  an  bis  zum  16.  VI.;  am  16.  VI. 
hörte  das  Regnen  auf,  vom  17.  ab  wurde  das  Wetter  warm  und 
blieb  so. 

Die  Segler  antworteten  auf  den  Wettersturz  ziemlich  prompt. 
Zwar  hielt  sie  in  Lohr  während  der  ersten  Regentage  die  Liebe 
zu  den  Jungen  noch  fest;  aber  in  Bamberg  verschwanden  fast  alle 
bereits  am  6.  VI.  Vom  9.  VI.  ab  beginnt  dann  die  allgemeine 
Flucht  nach  dem  Süden  und  Westen.  Zuerst  wandern  die  nörd- 
lichen und  nordöstlichen  Scharen  zurück.  Am  11.  VI.  ziehen  un- 
geheure Flüge  über  Bamberg  durch;  etwa  von  diesem  Tag  ab  er- 
faßt auch  unsere  heimischen  Brutvögel  die  allgemeine  Panik.  Auf 
einmal  sind  Stadt  und  Dörfer  leer;  nur  einzelne  Vögel  halten 
durch,    auch    den    schlimmsten  Entbehrungen  Trotz  bietend.    Der 


XIII,  1,  Stadler:  Vom  Zug  der  Mauersegler  im  Maintal  1916.  79 

Rückzug  dauert  fort  bis  16.  VI.  einschließlich.  Am  17.  VI.  treffen 
im  Lauf  des  Vormittags  unsere  Brutvögel,  wenigstens  eine  große 
Zahl  von  ihnen,  wieder  ein,  und  bald  lärmt  wieder  tagaus  tagein 
das  alte  Heer  um  seine  Wohntürme!  Es  scheint  jedoch,  daß 
Nachzügler  immer  noch  am  Brutort  bei  uns  wieder  eintreffen. 
In  Bamberg  sind  sie  wirklich  zahlreich,  so  massenhaft  wie  vorher, 
erst  wieder  ab  25.  VI. 

Man  hat  mir  entgegengehalten,  daß  während  des  Regens  die 
Segler  sich  einfach  in  ihren  Nistlöchern  verschlüpft  hätten  und 
dadurch  unsichtbar  geworden  seien.  Dieser  Einwand  beweist  nur, 
wie  irrig  manche  Anschauungen  auch  der  Ornithologen  von  Fach 
über  den  Vogelzug  sind.  Wenn  die  hiesigen  Brutvögel  sich  ver- 
krochen haben  —  warum  fliegen  dann  einzelne  Brutvögel  dennoch 
immerzu  umher  ?  Warum  blieben  die  hiesigen  Brutsegler,  fein  ver- 
steckt, in  ihren  Wohntürmen  hier  —  aber  am  freien  Main,  V2  Stunde 
vom  Nest  entfernt,  tummelten  sich  während  zweier  Stunden  50  Segler  ? 
Diese  50  Stück  waren  V2  Tag  später  nicht  mehr  dort.  Zu  gleicher 
Zeit  flogen  an  den  Wohntürmen  1  oder  2  —  die  sich  nicht  nur 
nicht  verkrochen  in  ihren  Mauerlöchern,  sondern  sie  gradezu 
ängstlich  mieden.  Einige  andere  jedoch  flogen  in  ihrem  Wohn- 
turm  aus  und  ein.  Wie  soll  man  diese  Widersprüche  lösen  außer 
mit  der  Annahme  eines  überstürzten,  von  widrigen  Umständen 
diktierten  Rückzugs? 

Wir  haben  aber  auch  den  Zug  direkt  beobachtet:  So  am  15.  VI.: 
Einige  20  erscheinen  plötzlich  an  dem  vorher  völlig  vereinsamten 
Wachtturm,  V*  Stunde  später  ziehen  sie  nach  SW.  —  und 
kommen  nicht  wieder!  DerTurmbleibtleerund  stumm  wie  zuvor! 

Nein:  Die  Segler  zogen  vorübergehend  ab! 

Das  unerträgliche  Wetter  veranlaßte  sie  zu  einem  vorzeitigen 
Rückzug;  damit  nicht  der  ganze  Stamm  zugrunde  gehe,  leitete 
sie  ein  weiser  Instinkt,  lieber  die  Brut  im  Stich  zu  lassen  und 
sich  selbst,  die  fortpflanzungsfähigen  Tiere,  ihrem  Volk 
zu  erhalten.  Hunderttausende  mögen  so  im  Juni  aus  ihren  nörd- 
lichen und  östlichen  Wohngebieten  nach  Süden  und  Westen  zu- 
rückgewandert sein. 

Die  später  einsetzende  Besserung  von  Barometerstand,  Luft- 
wärme und  -trockenheit  ließ  die  Segler  wieder  umkehren  —  so 
bald,  daß  sie  bei  uns  ihre  Nestjungen  wohl  größtenteils  noch 
lebend  angetroften  haben  dürften  und  weiter  füttern  konnten.  Die 
freilich  erst  2  Wochen  danach  zurückgekommen  sind  —  deren 
Brut  war  inzwischen  verhungert.  Aber  in  der  Natur  ist  es  so 
wie  es  in  der  hohen  Politik  zur  Zeit  schwerster  Gefahr  wenigstens 
sein  müßte:  wo  es  sich  um  Sein  oder  Nichtsein  handelt,  muß 
etwas  gewagt  werden. 

Es  ist  auch  nicht  das  erste  Mal,  daß  dieser  Rückzug  beob- 
achtet wurde!    Ries  hat  das  scharenweise  Zurückeilen  der  Mauer- 


80  Stadler:  Vom  Zug  der  Mauersegler  im  Maintal  191G.  1   r      r 

segier  in  Bamberg  beobachtet  mitten  in  der  Einzugszeit  —  wenn 
Ende  April  plötzlich  schlechtes  Wetter  einsetzte,  zogen  auf  einmal 
Massen  von  Seglern  durch  nach  SW.l  In  diesen  Verhandlungen 
Bd.  X,  1909.  p.  51—58  und  p.  78—84  schildert  Ries  anschaulich 
den  Hinzug  und  zeitweiligen  Rückzug  der  Segler  (und  Schwalben) 
während  der  Frühjahrswandernng. 

Während  des  End dritteis  Juni  und  der  ersten  Dekade  des 
Juli  nun  fliegen  und  schreien  die  hier  brütenden  Segler  tagaus 
tagein ;  auch  die  umliegenden  Dörfer  beleben  sie  mit  ihrem  rasen- 
den Getümmel.  Gleichzeitig  aber  geht  der  zweite  Hinzug  (ost- 
und  nordwärts)  weiter:  am  Main,  wo  Brutvögel  nur  vereinzelt  jagen 
und  in  den  vergangenen  2  Wochen  überhaupt  kaum  gesehen 
wurden,  erscheinen  ganze  Gesellschaften.  19.  VI.:  20  Segler  ober- 
halb Rodenbach;  15  Stück  zwischen  Neustadt  und  Rodenbach. 

20.  VI.:  Etwa  40  Stück  oberhalb  Neustadt;  etwa  30  oberhalb 
Rodenbach. 

21.  VI.:  Etwa  50  Segler  oberhalb  Neustadt;  etwa  50  Stück 
oberhalb  Rodenbach. 

22.  VI.:  Gräfendorf:  5  Uhr  abends  tollen  18  Segler,  in  zwei 
Gesellschaften  von  3  und  15  Stück,  schrillend,  einander  hitzig  ver- 
folgend, über  dem  Tal  der  Fränkischen  Saale.  Um  ^2^  Ubr  abends 
sind  sie  noch  immer  da.  Am  23.  VI.  eilen  mehrere  über  dem 
Bahnhof  von  Gräfendorf  hin  und  her;  1  oder  2  segeln  ebendort 
über  dem  Wiesental.  Das  sind  jedenfalls  die  wenigen  Brutvögel 
hier  (1  oder  2  Paare);  die  gestrigen  waren  durchziehende  Tiere 
auf  dem  Hinzug  —  vielleicht  weit  östlich  oder  nördlich  wohnende. 

23.  VI.:  So  viele  am  Wachtturm  schreien  —  über  dem  Main 
ist  nicht  einer  zu  beobachten. 

24.  VI.:  Abends  ^Iß  Uhr.  Um  den  Wachtturm  segeln  und 
flattern  lärmend  vielleicht  100  Mauerschwalben,  einzelne  flattern 
auffällig;  ihre  Flügel  sind  breiter  als  die  der  anderen:  junge  Vögel 
sind  ausgeflogen. 

25.  VI.  morgens:  Um  die  Türme  der  Stadt  tummeln  sich  je 
50—60  Segler,  darunter  einzelne  Junge,  die  sich  sehr  auffällig  in 
der  Nähe  der  Türme  halten. 

26.  VI.:  Früh  Regen,  warm.  Nachmittag  aufklärendes  Wetter, 
leicht  kühl.  Zahlreiche  Segler  um  den  Turm,  aber  nicht  so  viele 
wie  an  den  letzten  Tagen;  keine  Jungen  zu  sehen. 

26.  VI.— 3.  VII:  An  den  Türmen  und  über  der  ganzen  Stadt 
lärmen  die  einheimischen  Segler;  sausen  durch  die  engen  Gassen 
mit  Geschrei;  stundenweise  am  Brutort  selbst  nur  einzeln;  die 
Hauptmasse  ist  auf  der  Insektenjagd  verstreut  über  das  Gebiet. 
Es  ist  immer  dieselbe  große  Schar. 

29.  VI.,  auf  einer  Streife  durch  die  Reste  der  Spessart- 
urwälder  des  Böhmigbergs  östlich  von  Rothenbuch  (Abteilung  See- 


XIII 

191 


'    '  I  Stadler:  Vom  Zug  der  Mauersegler  im  Maintal  1916.  8t 


pfad):  viele  Segler  treiben  sich  über  und  zwischen  den  400jährigen 
Eichen  umher  —  Brutvögel  in  diesen  altehrwürdigen  Beständen. 
—  Einige  10—20  im  Dorf  Rothenbuch  (Brutvögel). 

2.  VII.:  Brutvögel  in  Neuhütten  beobachtet.  Über  Lohr  ist 
das  Geschrei  toller  denn  je  —  entweder  sind  zum  zweitenmal  hin- 
ziehende Segler  durchgekommen  und  verweilen  hier  einen  Tag,  oder 
es  sind  die  Jungen  der  heimischen  Brut,  die  den  Chor  verstärken. 

3.  VIL:  Einige  40  tummeln  sich  zeitweilig  über  der  Stadt. 
Der  Schwärm  der  über  der  Stadt  tollenden  Segler  ist  sichtlich 
kleiner  geworden  und  bleibt  so  bis  zur  endgültigen  Abreise!  Ist 
eine  Partie  bereits  abgezogen? 

7.  VII.,  früh  10  Uhr:  Um  den  Wachtturm  fliegen  einige 
30  Stück  schrillend  und  gellend.  Auffallend  ist  heute:  Zahlreiche 
braune  Segler  hängen  sich  an  den  Eingang  zweier  Nistlöcher  auf 
der  Westseite  des  Turmes,  ruhen  hier  einige  Augenblicke;  dann 
lassen  sie  sich  fallen  —  man  hat  den  Eindruck,  ein  geschlossener 
Fallschirm  entfalte  sich,  und  sie  fliegen  wieder.  Ein  einziges  Mal 
schlüpft  eine  Mauerschw^albe  in  eins  der  Löcher  hinein.  Diese 
Segler  sind  braun,  jedoch  in  der  Gestalt  von  den  andern  nicht  zu 
unterscheiden.  Es  sind  junge  Vögel,  die  Flugübungen  abhalten, 
noch  unsicher  sind  und  schneller  ermüden. 

8.  und  10.  VIL:  Viele  schrillen  über  Lohr;  kleine  und  größere 
Gesellschaften  und  einzelne  immerzu  über  der  Stadt  und  um  die 
Türme,  vom  Morgen  bis  in  tiefe  Dämmerung  hinein. 

11.  VIL:  Den  ganzen  Tag  volKühren  Seglerscharen  einen 
heillosen  Lärm  über  der  Stadt  und  um  den  Wachtturm ;  noch  nie- 
mals waren  sie  so  toll  in  den  verflossenen  Wochen.  Abends  toben 
einige  30  um  den  Wachtturm;  man  hört  sie  auf  V2  Stunde  Wegs 
schon  schreien.  —  Die  Frau  des  Turmwächters  beobachtet  kleine 
Seglergesellschaften,  an  denen  ihr  auffiel,  daß  sie  nicht  often 
segelten,  sondern  in  geordneten  Zügen  flogen.  —  Partenstein:  Etwa 
30  Stück  schwirren  an  der  Nordwand  des  großen  Viadukts,  fliegen 
dicht  an  den  massenhaften  Mehlschwalbennestern  entlang,  setzen 
sich  häufig  auf  ein  bestimmtes  Schwalbennest  oder  auf  eine  Leiste 
unterhalb  der  Nester,  besonders  gern  auf  ein  Nest  neben  dem 
Ostschenkel  des  westlichen  Viaduktbogens ;  sie  verweilen  an  den 
Nestern  nur  1  —  2  Sekunden;  niemals  fliegen  sie  ein  in  ein  Nest: 
es  sind  die  jungen  Vögel,  die  hier  in  ausgesiedelten  Schwalben- 
nestern erbrütet  worden  waren. 

12.  VIL:  Vormittags  segeln  um  den  Wachtturm  kleine  Par- 
tien von  Mauerschwalben.  Von  Mittag  ab,  bis  in  den  Abend 
hinein,  herrscht  beängstigende  Stille:  nirgends  ertönt  ein  Schrei, 
nirgends  segelt  eine  der  großen  Schwalben;  jedoch  zeigen  sich 
vorübergehend  4—5  Stück  am  Wachtturm.  Abends  V28  Uhr  bis 
in  die  tiefe  Dämmerung  hinein  lärmen  wieder  zahlreiche  Mauer- 
segler über  der  Stadt. 

6 


[Verh  ürn 
r     "p   / 

13.  VII.:  Den  ganzen  Tag  über  ist  niclit  ein  Segler  zu  sehen 
oder  zu  hören  über  der  Stadt  oder  an  den  Türmen.  Erst  spät 
abends  (9  Uhr)  schrillen  einige  über  der  oberen  Stadt. 

Auch  in  den  folgenden  Tagen  bleiben  die  bisherigen  Scharen 
von  Seglern  verschwunden  —  die  Brutvögel  sind  also  in  der  Nacht 
zum  12.  Juli  abgezogen;  was  vom  12.  Juli  ab  noch  erscheint,  ist 
alles  Durchzug. 

14.  VII.  Mih  8  Uhr.  2  oder  3  schrillen  über  der  oberen  Stadt: 
„sehen  kann  ich  sie  nicht;  wo  die  Schreie  ertönen,  sind  nur  Rauch- 
schwalben, die  heute  ungemein  hoch  fliegen."  Es  sind  aber  doch 
Segler:  Junge,  die  viel  flattern,  sehr  wenig  segeln  und  beständig 
den  Schwanz  spreiten.  —  Nachmittags :  Immerzu  hoch  in  der  Luft 
einzelne  Seglerschreie.  Abends  6— '/2Ö  Uhr:  Das  Schreien  der 
Segler  nimmt  zu.  Über  der  Stadt  fliegen  auf  und  ab,  um  den 
Wacht-  und  Kirchturm  als  Wendepunkt,  36—40  Segler.  Ein  ein- 
ziges Mal  fliegen  2,  einander  verfolgend,  in  der  Höhe  der  Dach- 
haube des  Wachtturms;  sonst  halten  sie  sich  alle  ungewöhnlich 
hoch,  in  IV2-  2mal  Turmhöhe;  Trüppchen  von  6—8—10  Stück 
halten  zusammen;  eine  andere  größere  Schar  von  wechselnd 
20—25—30  Stück  hält  ebenfalls  zusammen  und  fliegt,  bald  eng 
zusammengedrängt,  bald  weit  auseinander  gezogen,  hoch  über  der 
Stadt  von  IF.  nach  0.  und  wieder  zurück.  —  Alle  diese  Vögel 
flattern  wie  Hausschwalben  und  spreizen  den  Schwanz  wie  diese: 
segelnd  sieht  man  nur  selten  eins  der  Tiere.  Also  wie  am  Morgen: 
Junge  Turmschwalben  auf  dem  Durchzug. 

Der  15.  VII.  ist  ein  glänzender  Beobachtungstag  für  Segler- 
zug. Früh  Sonne  und  Abkühlung,  nachmittags  warm,  bei  mäßigem 
Westwind  hie  und  da  Strichregen,  zunehmende  Bewölkung,  schließ- 
lich abends  schwerlastende  Gewitterstimmung.  Es  herrscht  große 
Stille.  Vormittags  rufen  einige  kurze  Zeit  über  der  oberen  Stadt; 
sonst  ist  über  dem  Ort  den  ganzen  Tag  alles  stumm.  Nach- 
mittags 5V2  Uhr:  9  km  unterhalb  Lohr  (mainabwärts),  südöstlich 
von  Erlach,  erscheinen  über  dem  Buschwald  der  Abteilung  Farrn- 
schlag  9 — 10  Segler,  in  lockerem  Verband;  sie  fliegen  niedrig  (in 
10— 15  m  Höhe);  segelnd  und  flatterndrücken  sie  langsam  genau 
ostwärts,  über  den  Bergwald  des  Westrands  der  Fränkischen 
Hochebene;  nach  2  Minuten  sind  sie  über  dem  Wald  im  Osten 
verschwunden,  Sie  sind  völlig  stumm.  —  Abends  6  Uhr:  Bei 
Neustadt  (gegenüber  von  Erlach)  fliegen  5  oder  6  Segler  in  Turm- 
hohe auf  und  ab ;  sie  scheinen  jedoch  die  Türme  der  dort  stehen- 
den romanischen  Kirche  zu  meiden.  72'^^  V28  Uhr:  den  Main 
aufwärts  fahrend  begegne  ich  6  Seglern,  die  niedrig,  in  10  m  Höhe 
und  tiefer,  über  dem  Main  fliegen;  dicht  hinter  ihnen  (nördlich) 
ein  zweiter  Flug  von  9  Stück,  Sie  rücken  langsam  südwärts,  dem 
Lauf  des  Flusses  folgend;  hie  und  da  ertönt  ein  Schrei.  —  Hinter 
diesen  erscheinen  in  der  nächsten  V2  Stunde  weitere  8—9  Trupps 


XIII,  1,  I  Stadler:  Vom  Zug  der  Mauersegler  im  Maintal  1916.  83 

von  je  10 — 15  Stück;    alle   ziehen    langsam,   tief   fliegend,    main- 
abwärts  nach  Süden. 

Wir  erleben  also  an  diesem  Tage  das  seltene  Schauspiel,  daß 
eine  Schar  Segler  noch  auf  dem  Hinzug  begriffen  ist:  ohne  Rück- 
sicht auf  den  Verlauf  von  Fluß  oder  Gebirgszügen  in  genau  öst- 
licher Richtung  streichend;  und  daß  kleine  Scharen  anderer  Segler 
auf  dem  Rückzug  im  Maintal  südwärts  wandern;  ein  merkwürdiger  Zu- 
fall, solche  sich  kreuzende  Züge  derselben  Vogelart,  beide  in  kleinen 
Trupps  und  tief  ziehend,  fast  zur  gleichen  Stunde  zu  beobachten! 

16.  VII.:  Über  dem  Wachtturm  kreuzen  in  bedeutender  Höhe  etwa 
20—30  Segler  auf  und  ab,  lange  Zeit.  Dann  verschwinden  sie  westwärts. 

17.  VII.:  Den  ganzen  Tag  über  rührt  sich  nichts.  Abends 
7V2— 8V2  Uhr:  Segler  schrillen  über  der  Stadt.  Etwa  10  Stück 
fliegen,  sehr  hoch,  zuweilen  sich  in  2  Abteilungen  trennend,  über  der 
oberen  Stadt  auf  und  nieder;  sie  meiden  den  Wachtturm.  Das  Wetter 
ist  früh  trüb,  von  Mittag  ab  sonnig  und  warm;  leichter  Westwind. 

18.  VII.:  Morgens  7—8  Uhr,  bei  hellem  warmem  Wetter 
—  nur  der  Himmel  ist  leicht  bedeckt  —  schrillt  eine  Anzahl  Segler 
über  der  oberen  Stadt,  in  der  gewöhnlichen  Höhe  sich  tummelnd, 
zuweilen  bis  auf  die  Häuser  herabgehend  und  die  Gassen  durch- 
eilend. —  Früh  ^2^ — 9  Uhr:  30—40  Stück  kreisen  schreiend  um 
den  Wachtturm.  Ihre  Zahl  nimmt  dann  ab;  um  IOV4  Uhr  sinds 
noch  einige  15  Vögel,  die  sich  öfters  an  der  Turmwand  nieder- 
lassen. Mittags  und  nachmittags:  Noch  immer  schreien  einige 
über  der  oberen  Stadt.  Abends  8  Uhr:  Zahlreiche  Segler  lärmen 
um  den  Wachtturm  und  über  der  oberen  Stadt. 

Bergrothenfels  West:  5  Uhr  abends  eilen  3  Segler  reißenden 
Flugs  nordostwärts,  über  geschlossnem  Buchen-  und  Eichenwald 
streichend.  7  Uhr  abends:  20  Segler  überfliegen  dieselbe  Stelle 
nordwärts;  sie  halten  sich  sehr  hoch. 

19.  VII.:  Es  ist  sonnig  und  warm.  Nachmittags  leichte  Be- 
wölkung. Früh  7  Uhr  segeln  8 — 10  Stück  um  den  Wachtturm. 
Gleich  darauf  sind  sie  verschwunden.  Den  ganzen  Tag  über  kein 
Segler  mehr  bis  ^jß  Uhr  abends.  Auf  einmal  schrillen  20 — 25  Stück 
um  den  Wachtturm.  Um  8  Uhr  hat  sich  ihre  Anzahl  bereits  ver- 
mindert. Um  97^  Uhr  fliegen  Segler,  weit  verstreut,  um  die 
Türme  von  Lohr  und  die  Stadt  aufwärts  2  -j-  2  -]-  2  -|-  2  hinter- 
einander. Sie  fliegen  zumeist  in  etwa  2mal  Wachtturmhöhe  — 
jedenfalls  so  hoch,  daß  sie  sich  vom  Hintergrund  des  grau  be- 
wölkten Abendhimmels  nur  schlecht  abheben.  Jedoch  kommen 
sie  nicht  so  selten  auch  tiefer  herab.  ^29  Uhr  abends:  Einige 
schrillen  über  und  unter  der  Mainbrücke. 

20.  VII.:  Sonne,  leicht  kühl,  windstill.  Von  früh  7  Uhr  bis 
gegen  Mittag  schreien  beständig  einige  Segler  über  der  Stadt.  Von 
V27— 9Uhr  segeln  etwa  20  um  den  Wachtturm ;  zuerst  20  in  einem 
einzigen  Flug,    später  verteilen  sie  sich   in   kleine  Trupps.    Um 


8i  Stadler:  Vom  Zug  der  Mauersegler  im  Maintal  1916.  1   J^^   '    "'" 

°  °  1^  Qes.  Bay. 

9  Uhr  sind  sie  dort  verschwunden.  Über  der  oberen  Stadt  ver- 
weilen sie  noch  bis  Mittag-.  Also  vermutlich  langsamer  Zug  west- 
wärts. —  Bergrothenfels :  1  Segler  nordwärts  fliegend. 

21.  VII.:  Strahlende  Sonne,  früh  leichter  Westwind,  nach- 
mittags windstill.  B^rüh  6V2— 9  Uhr  schrillen  einige  über  der 
oberen  Stadt.  Dann  höre  ich  keine  mehr.  Auch  um  den  Wacht- 
turm  wurden  den  ganzen  Tag  keine  beobachtet. 

22.  VII.:  Früh  dichter  Nebel,  der  von  7  Uhr  ab  in  schönen 
großen  Wolken  heruntergeht.  Dann  Sonne,  heiß.  Früh  G'/iUhr: 
Ein  einzelner  Segler  ruft  im  dichten  Nebel  an  der  Mainbrücke. 
Einige  früh  8  und  10  Uhr  um  den  Wachtturm.  Mittags  11^4  Uhr: 
Um  den  Wachtturm  ist  alles  stumm.  Aber  10  Minuten  später 
schreien  dort  erst  2  oder  3,  dann  viele;  sie  fliegen  tief,  bis  herunter 
zwischen  die  benachbarten  Gassen,  und  jagen  sich  unter  gellendem 
Geschrei.  Gleich  drauf  schreien  sie  über  dem  Frauenkloster, 
100  m  nördlich;  dann  wieder  in  der  Gegend  des  Wachtturms.  Ich 
seh  sie  nun  aber  nicht  mehr  —  sie  halten  sich  jetzt  offenbar  sehr 
hoch,  es  waren  mehr  als  50  Stück.  —  Bergrothenfels:  Etwa 
60  Segler  fliegen  hoch  in  der  Luft  auf  und  ab,  meist  zu  zweien, 
in  lockerem  Verband.  Dann  eilen  sie  weiter,  in  kleinen  Gruppen 
von  3 — 5  Stück,  in  der  Richtung  NO. 

23.  VII. :  Sonnig  und  warm;  windstill.  Früh  8 — 10  Uhr: 
einige  schreien  über  der  oberen  Stadt,  ^/^ll  Uhr:  mehrere  um  den 
Wachtturm,  nur  kurze  Zeit.  Abends  6 — ^j^l  Uhr:  Etwa  15—20 
über  der  oberen  Stadt.  Abends  7  Uhr:  1  oder  2  um  den  Turm. 
Der  Turm  Wächter  beobachtet  untertags  einen  Schwärm  von  30—60 
Stück,  die  den  Turm  umkreisen. 

24.  VII.:  Vormittags  warm  und  windstill,  vorübergehende  Be- 
wölkung. Früh  7—8  Uhr:  Nichts.  8V2  Uhr:  2  oder  3  schrillen 
um  den  Turm.  10 V*  Uhr:  3  -|-  2  fliegen  schreiend  um  die 
Kirche  im  Dorf  Neuhütten.  —  Nachmittags  kräftiger  Nordwind; 
warm  bleibend.  Der  Turmwächter  beobachtet  einen  Schwärm  von 
50 — 60  Stück;  sie  setzten  sich  viel,  wohl  ermüdet  von  der  Reise, 
an  die  Mauerlöcher  des  Turmes.  Abends  wieder  sonnig  und  klar. 
Abends  V.8  Uhr:  15— 20  Segler  um  den  Wachtturm;  um  ^jß  Uhr 
sind  nur  noch  wenige  dort. 

25./ 26.  VII.:  Das  Wetter  ist  heiß  und  windstill.  Von  Seglern 
nichts  beobachtet, 

27.  VII.:  Heiß,  sonnig,  windstill.  Einmal  über  der  Mitte  der 
Stadt  Seglerschreie. 

28.  VIL:  Heiß,  sonnig.  Abends  ^Iß  Uhr  schrillt  einer  über 
dem  Dorf  Sendelbach  (östlich  gegenüber  von  Lohr).  Bei  Berg- 
rothenfels erscheint  für  einige  Augenblicke  eine  Schar  Segler, 
außerordentlich  hoch  fliegend. 

29.  VIL:  Früh  Nebel.  Dann  Sonne  und  heiß.  Nachmittags 
drohende  Gewitter.    Dann  wieder  schön;  Ostwind.    Früh  ^/^lO  Uhr: 


'    'I  .Stadler:  Vom  Zug  der  Mauersegler  im  Maintal  1916,  85 

3  Segler  fliegen  dicht  über  den  Dächern  der  Grabengasse  in  Lohr, 
einer  schrillt, 

30,  VII.:  Sonne  und  heiß.  Gegen  Abend  ruft  1  oder  2,  nur 
Imal,  über  der  oberen  Stadt. 

2,  Vin.:  Früh  Nebel.  Dann  sonnig  und  heiß.  Untertags 
2mal  Schreie  von  Seglern  über  der  Stadt. 

3.  VIII. :  Sonne,  heiß,  fast  windstill.  Abends  Va^  Uhr:  10— 15  Stück 
fliegen  um  den  Wachtturm;  gleich  darauf  sind  sie  verschwunden. 

Das  Wetter  blieb  die  folgenden  Tage  gleichmäßig  sonnig  und  heiß. 
Mauersegler  wurden  von  da  ab  hier  zunächst  nicht  mehr  beobachtet. 

In  Waldzell  flogen  vom  15.— 24.  Juli  täglich  3 — 4  Turm- 
schwalben um  die  Kirche  —  vermutlich  Brutvögel  (der  Beob- 
achter —  Wehner  —  weilte  erst  vom  15.  VII.  ab  in  diesem  Dorf). 
Nach  dem  2.  August  wurden  sie  nicht  mehr  gesehen.  —  In  Gräfen- 
dorf  brütete  ein  einziges  Paar  Segler  im  Bahnhof gebäude.  Die 
Familie  (1  Paar  mit  angeblich  4  Jungen)  wurde  dort  letztmals 
angetroffen  am  23.  VII.  Am  28.  VII.  wurde  in  Gräfendorf  noch- 
mal ein  einzelner  Segler  gesehen  (Mitteilung  von  Gustav  Brock). 
In  Ochsenfurt  wurde  der  letzte  Segler  beobachtet  von  Gucken- 
berger  am  28.  VII. 

Aus  Bamberg  berichtet  Ries:  „Im  Aischtal  sah  ich  am  9.  VII. 
in  Willersdorf  die  einheimischen  Segler  die  Kirche  umfliegen.  Als 
ich  am  16.  VII.  wieder  hinaus  kam,  war  alles  leer.  —  In  Bam- 
berg selbst  notierte  ich  den  Abzug  der  Segler  für  die  Nacht  vom 
13.  auf  den  14.  VII.,  hatte  aber  auch  schon  ein  paar  Tage  vor- 
dem gezweifelt,  ob  nicht  der  Abzug  erfolgt  sei.  Unumstößlich 
sicher  ist  jedenfalls,  daß  alle  nach  der  Nacht  zum  14.  VII.  beob- 
achteten Segler  nur  Durchzügler  waren.  Sie  erscheinen  immer 
erst  im  Lauf  des  Vormittags  gegen  6—7  Uhr,  zuweilen  auch  später 
noch  und  fliegen  dann  in  kleinen  dicken  Ballen  manchmal.  Wenn 
Sie  darauf  achten,  hören  Sie  tagsüber  hie  und  da  Schreie  von 
solchen  Seglern,  die  gerade  durch  die  Landschaft  huschen.  Oft 
hört  man  nur  den  Schrei  und  sieht  sie  gar  nicht;  gegen  Abend 
erscheinen  sie  dann  zahlreicher  am  Durchzug." 

Im  Enddrittel  August  kamen  in  Lohr  nochmals  Segler  durch. 
22.  VIII.,  abends  6V2 — "^  Ubr  (es  ist  sonnig,  im  ganzen  kühl, 
mäßiger  Westwind):  einige  20  Segler  fliegen  stumm,  etwa  in  Turm- 
höhe, über  der  Haltestelle  Lohr. 

23.  VIIL:  Es  ist  ziemlich  kühl,  Sonne.  Abends  6— '/JUhr: 
Über  dem  Rechtenbacher  Tal  westlich  von  Lohr,  in  Höhe  der 
ersten  Walkmühle  dort,  tummeln  sich  etwa  20  Segler,  stumm  von 
S.  nach  N.  und  wieder  zurück  kreisend. 

26.  VIIL:  Warm,  Westwind,  abwechselnd  Gewitterregen  und 
Sonne.  x\bends  TVa  Uhr  huschen  einige  10  über  die  Stadt,  west- 
wärts steuernd.  Sie  sind  nur  einen  Augenblick  in  der  Nähe  des 
Wachtturms  sichtbar. 


86  Stadler:  Vom  Zug  der  Mauersegler  im  Maintal  191ü.  rVerh.  Orn. 

L  Ges.  Bay. 

Ries  hat  im  August  den  Seglerzug  in  Bayrisch-Schwaben 
weiter  beobachtet.  Seine  Feststelhmgen  bilden  eine  willkommene 
Ergänzung  der  hiesigen  Beobachtungen.  Schwaben  liegt  südsüdöst- 
lich von  unserem  Gebiet.  Viele  der  Vögel,  die  dort  gesehen  oder 
gehört  wurden,  sind  gewiß  auf  ihrer  Wanderung  nach  Süden  unser 
Maintal  hinabgezogen.  Ries  schrieb  mir  unterm  18.  VIII.:  „Am 
31.  VII.  sah  ich  in  Augsburg  noch  einen  Schwärm  Segler  am 
Lech  durchziehen,  gegen  Süden  (nur  ganz  kurze  Zeit),  etwa  4  Uhr 
nachmittags ;  am  4.  VIII.  ein  paarmal  vormittags  zwischen  8 — 9  Uhr 
den  schrillen  Schrei  der  Mauersegler  gehört  bei  Dillingen  an  der 
Donau,  am  7.  VIII.  vormittags  8  Uhr  bei  hellem,  sonnigem,  wolken- 
losem Himmel  im  Günztal.  In  meiner  Heimat  Zaiertshofen  die 
scharfen  Schreie  der  Segler  ein  paar  Augenblicke  lang  gehört; 
1  Stück  sah  ich  reißend  schnell  nachkommen  in  NS.-  (genau  süd- 
licher Richtung),  x^m  17.  VIII.  habe  ich  bei  Türkheim  wieder 
den  Schrei  gehört  (vormittags);  übrigens  habe  ich  diesen  Termin: 
18.  VIII.  bei  Pfronten  (am  Fuß  der  Algäuer  Alpen)  etwa  1911 
oder  1912  auch  beobachtet,  bei  Bernried  am  Starnberger  See  1912 
(14.  VIII.)."  -  Unterm  31.  August:  „Am  15.  VIII.  wurde  bei 
Schamhaupten  unfern  Riedenburg  (Altmühltal)  noch  ein  Apus  ver- 
unglückt aufgefunden,  der  frühestens  am  14.  VIII.  verendet  sein 
konnte,  denn  er  war  noch  ganz  frisch." 

Auch  diese  für  die  gewöhnliche  Auffassung  späten  Daten  sind 
aber  noch  keineswegs  die  wirklich  letzten.  Am  8.  IX.,  7^4  Uhr 
abends,  eilen  10  Segler  über  die  Stadt  nach  Westen  —  sie  flitzen 
förmlicch  durch  das  Gesichtsfeld,  so  stürmisch  ist  ihr  Flug.  Am 
9.  IX.,  früh  zwischen  6—7  Uhr,  kreisen  4  Stück  längere  Zeit  über 
dem  Fischertor  in  Lohr  bis  in  die  Nähe  des  Wachtturms.  Sie 
sind  völlig  stumm. 

In  jedem  Jahr  lesen  wir  gelegentliche  Angaben  in  den  Fach- 
zeitschriften, daß  einzelne  Mauersegler  noch  Ende  September,  ja 
noch  im  Oktober  beobachtet  worden  sind  bei  uns.  Diese  vor- 
schriftswidrige Verschiebung  findet  eine  Erklärung  in  unserer 
auf  p.  82  und  84  mitgeteilten  Beobachtung:  daß  noch  in  der 
zweiten  Hälfte  des  Juli  Segler  ostwärts  und  nordwärts  zogen.  An- 
genommen, das  Brutgeschäft  des  Seglers  beansprucht  eine  Zeit 
von  5 — 6  Wochen  —  dann  werden  diese  Spätlinge  auf  ihrem  Rück- 
zug in  Deutschland  nicht  vor  Mitte  oder  Ende  September  wieder 
erscheinen. 

Es  müßte  eine  lohnende  Aufgabe  tiergeographischer  Forschung 
sein,  festzustellen,  wo  die  Brutbezirke  dieser  so  spät  ziehenden 
Segler  liegen  —  und  überhaupt  Verteilung  und  Brutzeiten  dieser 
Art  in  ihrem  europäischen  Wohngebiet  zu  studieren,  das  von 
Südspanien  bis  Drontheim,  von  England  bis  tief  ins  Innere  Ruß- 
lands reicht. 


'    '  I      Hellmayr:  Drei  Beiträge  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas.     87 


1917 


Drei  Beiträge  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas. 

Eine  kritische  Würdigung. 

Von 

C.  E.  Hellmayr. 

1.  A  List  of  British  Birds  compiled  by  a  Committee  of  the 
British  Ornithologists'  Union.  Secoud  and  revised  Edition. 
London.    1915.    8».    XXII  +  430pp. 

Die  revidierte  Neuauflage  der  im  Jahre  1883  erschienenen 
offiziellen  Liste  der  Britischen  Vögel  präsentiert  sich  in  ganz  neuem 
Gewände  und  stellt  eine  den  Anforderungen  moderner  Wissenschaft 
durchaus  entsprechende,  vortreffliche  Leistung  dar.  Mit  besonderer 
Freude  ist  zu  konstatieren,  daß  der  mit  der  Abfassung  des  Werkes 
betraute  Ausschuß  den  konservativen  Standpunkt,  der  so  lange  ein 
störendes  Hindernis  für  die  Einigung  in  der  Nomenklaturfrage  bildete, 
verlassen  und  sich  den  Grundsätzen  der  Internationalen  Nomen 
klaturregeln  hinsichtlich  des  Ausgangspunktes  der  Wissenschaft 
liehen  Literatur  (Linne's  Systema  Naturae,  ed.  10,  1758),  der  An 
nähme  von  Tautonymen  und  der  ternären  Benennung  für  die  sogen 
„Subspecies"  angeschlossen  hat.  Als  Ergebnis  dieser  fortschritt 
liehen  Wandlung  können  wir  eine  weitgehende  Übereinstimmung 
mit  der  Nomenklatur  der  American  Check -List,  der  von  Hartert, 
Witherby  u.  a.  verfaßten  „Handlist"  und  unseres  Verzeichnisses 
der  bayrischen  Vögel  feststellen.  Was  man  noch  vor  wenigen 
Jahren  nicht  zu  hoffen  gewagt  hätte,  ist  also  eine  Tatsache  ge- 
worden, die  umso  größere  Beachtung  verdient,  als  die  verschie- 
denen Bearbeiter  unabhängig  von  einander  durch  Befolgung  der 
Intern.  Nomenklaturregeln  in  den  wesentlichsten  Punkten  zu  den- 
selben Resultaten  gelangten.  Dieses  erfreuliche  Zusammenfinden 
wird  nicht  verfehlen,  jener  kleinen  Zahl  ornithologischer  Systema- 
tiker, die  der  Herrschaft  der  Willkür  das  Wort  reden,  eine  ernste 
Enttäuschung  zu  bereiten. 

Aus  der  Einleitung  erfahren  wir,  daß  im  ganzen  475  Vogel- 
formen für  die  britischen  Inseln  nachgewiesen  sind.  Sie  verteilen 
sich  auf  die  einzelnen  Kategorien  wie  folgt:  188  Brutvögel,  46  Winter- 
gaste.  30  Durchzügler,  61  gelegentliche  Besucher,  149  seltene  Gäste, 
1  (Alca  impennis,  Riesenalk)  ausgestorben.  Den  Hauptteil  des 
stattlichen  Bandes  nimmt  das  Verzeichnis  der  britischen  Vögel  ein. 


88      Hellmavr:  Drei  Beiträge  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas.     1     ^     ' 

|_  Ges.  Bay. 

geordnet  nach  dem  von  Sharpe  in  der  „Handlist  of  Birds"  ange- 
wandten System,  jedoch  in  umgrekehrter  (absteigender)  Folge. 
Die  Einteilung  ist  ebenso  übersichtlich  wie  praktisch.  Auf  die 
Überschriften  der  höheren  Gruppen  (Subklasse,  Ordnung,  Familie) 
folgt  der  Gattungsname  mit  Hinweis  auf  die  Originalbeschreibung 
und  Angabe  der  Genotype.  In  der  Synonymie  der  einzelnen  Spezies 
und  Subspezies  ist  gleichfalls  die  Originalbeschreibung,  unter  An- 
führung der  terra  typica,  zitiert,  außerdem  sind  Hinweise  auf  die 
alte  B.O. U.List  und  einige  gebräuchliche  Handbücher  beigefügt. 
Verbreitung  sowie  Art  und  Weise  des  Vorkommens  auf  den  briti- 
schen Inseln  und  auf  dem  Kontinent  sind  kurz,  aber  erschöpfend 
dargestellt;  die  verwandten  Formen,  die  in  Nachbargebieten  leben, 
sind  nur  vorübergehend  erwähnt.  Appendix  I  behandelt  in  ganz 
gleicher  Weise  jene  Arten,  deren  Vorkommen  auf  den  Inseln  nicht 
zweifelsfrei  belegt  ist.  Von  besonderer  Wichtigkeit  ist  Appendix  III 
(p.  356 — 401),  in  welchem  die  Veränderungen  gegenüber  der  in 
der  ersten  Ausgabe  von  1883  angewandten  Nomenklatur  begründet, 
und  die  Genotypen  der  einzelnen  Gattungen  gemäß  dem  auf  dem 
Zoologenkongreß  in  Boston  1907  beschlossenen  Verfahren  (§  30  der 
Intern.  N.-Regeln)  ermittelt  sind.  Dieses  Kapitel  stellt  eine  gediegene, 
von  großer  Sachkenntnis  und  Gewissenhaftigkeit  zeugende  Arbeit 
dar.  Nur  in  wenigen  Fällen,  z.  B.  Ampelis,  Tringa,  Charadriua^ 
haben  wir  Veranlassung,  von  den  Schlußfolgerungen  der  Verfasser 
abzuweichen,  die  sich  hier  augenscheinlich  von  opportunistischen 
Gesichtspunkten  leiten  ließen.  Nicht  gutheißen  können  wir  die 
binäre  Benennung  der  sogen,  „typischen"  Subspezies  (Nominatform) 
im  Gegensatz  zu  den  später  abgespaltenen  Formen,  die  durchweg 
ternär  bezeichnet  sind. 

Als  augenscheinliches  Zugeständnis  an  widerstrebende  Ele- 
mente unter  den  englischen  Ornithologen  finden  wir  in  Appendix  II 
(p.  355)  eine  Liste  von  13  „Nomina  Conservanda" :  neun  Spezies- 
und  vier  Genusnamen,  die  ohne  Rücksicht  auf  die  Intern.  N.-Regeln, 
nach  dem  auct.  plur.  Prinzip  gewählt  sind.  Nach  dem  Beschluß 
des  9.  Intern.  Zool. -Kongresses  in  Monaco  (1913)  ist  nur  die  Intern. 
Nomenklaturkommission  berechtigt,  in  Ausnahmefällen  die  Auf- 
hebung des  Prioritätsgesetzes  zu  bewilligen.  Weder  Gesellschaften 
noch  Einzelpersonen  sind  befugt,  auf  eigene  Rechnung  vorzugehen. 
Es  ist  für  jeden  Einsichtigen  klar,  daß  wir  sonst  mit  einer  Fülle 
verschiedener  Listen  von  „Nomina  conservanda"  beglückt  würden, 
was  zu  unausdenkbarem  Chaos  führen  müßte.  Infolgedessen  ist 
jedes  derartige  eigenmächtige  Vorgehen  entschieden  zu  verwerfen. 
Im  vorliegenden  Falle  ist  schwer  zu  verstehen,  nach  welchen  Ge- 
sichtspunkten die  Auswahl  der  „Nomina  conservanda"  getroffen 
wurde.  So  wollen  die  Verf.  der  B.O. U.List  die  Gattungsnamen 
Äccentor  (statt  Prunella),  Nyctala  (für  den  Rauhfußkauz),  Grus 
(statt  Megalornis)  und  Oestrelata  (statt  Pterodroma)  im  bisherigen 


'^  '  1      Hellmayr:  Drei  Beiträge  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas. 


Sinne  beibehalten  wissen;  andererseits  haben  sie  gegen  die  Be- 
griffsveränderung von  Saxicola  (für  die  Wiesenschmätzer)  nichts 
einzuwenden. 

Die  Namen  Sterna  tschegrava  und  Motacilla  pleschcmka  werden 
verworfen,  weil  Lepechin  in  seiner  Abhandluug  die  binäre  Nomen- 
klatur nicht  strenge  durchgeführt  habe.  Der  Einwand  läßt  sich 
unseres  Erachtens  nicht  aufrechterhalten,  schon  wegen  der  Kon- 
sequenz, die  sich  aus  dieser  Anschauung  für  die  zahlreichen  von 
Lesson  im  Traite  d' Ornithologie  vorgeschlagenen  Namen  ergäbe. 
Im  übrigen  verdient  die  technische  Behandlung  nomenklatorischer 
Fragen  alles  Lob  und  kann  für  derartige  Studien  als  Vorbild 
dienen. 

2.  Reichenow,  A.  und  E.  Hesse,  Neue  Namenliste  der  Vögel 
Deutschlands.  In:  Journ.  f.  Ornith.  64,  Nr.  3,  Juli  1916, 
p.  325—371;  1.  c.  Nr.  4,  Okt.  1916,  p.  611—612. 
Die  Schrift,  welche  eine  Namenliste  der  (415)  für  Deutsch- 
land nachgewiesenen  Vogelarten  enthält,  geht  von  der  —  wie  wir 
oben  gesehen  haben  —  hinfälligen  Annahme  aus,  daß  eine  einheit- 
liche Nomenklatur  der  Tierformen  durch  Befolgung  der  Intern. 
N.-Regeln  nicht  erreicht  werden  könne.  Deshalb  fordern  die  Verf. 
nichts  Geringeres  als  das  Aufgeben  jeglicher  Gesetze  und  Vor- 
schriften ^).  Die  bereits  bei  Besprechung  der  B.  0.  U.  List  als  un- 
zulässig gerügte  Aufstellung  von  sogen.  „Nomina  Conservanda"  ist 
in  der  Arbeit  in  großem  Stil  betrieben.  Glücklicherweise  steht 
nicht  zu  befürchten,  daß  das  schlimme  Beispiel  zahlreiche  Gefolg- 
schaft findet,  da  wohl  kaum  mehr  als  ein  halbes  Dutzend  Faunisten, 
sicher  aber  kein  einziger  Systematiker  unter  den  deutschen  Ornitho- 
logen  die  einzigartige  Nomenklatur  annehmen  dürfte.  Nomenklato- 
rische  Untersuchungen  erfordern  ein  hohes  Maß  von  Sorgfalt  und 
vollständige  Beherrschung  der  einschlägigen  Literatur.  Leider 
treffen  beide  Voraussetzungen  bei  der  uns  beschäftigenden  Arbeit 
nicht  zu.  Obwohl  die  Verf.  ihren  Behauptungen  eine  sehr  be- 
stimmte Form  zu  geben  pflegen,  enthält  die  Schrift  zahlreiche  Irr- 
tümer und  Flüchtigkeiten,  die  nicht  unwiderlegt  bleiben  dürfen. 
Eine  Eigenart  der  Veröffentlichung  ist  das  vollständige  Fehlen 
von  Fundorten  bei  den  Zitaten  der  Originalbeschreibung.  Biblio- 
graphische Nachweise  für  die  Gattungsnamen  suchen  wir  darin 
ebenso  vergeblich  wie  die  so  überaus  wichtigen  Angaben  über  die 
Genotypen  und  die  zu  ihrer  Ermittlung  angewendete  Methode.  Wir 
wollen   die   strittigen   Punkte   der   Reihe   nach   durchgehen,   was 


')  Ihr  Hauptargunieut  ist  die  augenblickliche  Zerrissenheit  Europas.  Es 
bedarf  wohl  nicht  der  ausdrücklichen  Betonung,  daß  die  beständigem  Wechsel 
unterworfene  Gruppierung  der  Staaten  auf  der  politischen  Schaubühne  nicht  als 
Auegangspunkt  für  Abmachungen  zwecks  internationaler  Verständigung  in 
Wissenschaf thchen  Fragen  dienen  kann. 


[Ve 
G 


erh.  Oru. 
es.  Bay. 


unseren  Lesern,  die  sicli  im  Besitze  des  „Nomenciators"  befinden, 
willkommen  sein  wird,  da  nicht  jedermann  über  die  literarischen 
Hilfsmittel  verfügt,  um  sich  ein  eigenes  Urteil  zu  bilden. 

Nr.  7,  8,  9^).  —  Augenscheinlich  nach  Stejneger  (Proc.  U.S. 
Mus.  5,  p.  42)  nennen  Reichenow  und  Hesse  die  Seetaucher  Urina- 
tor.  Gemäß  den  neuen  Bestimmungen  für  die  Festsetzung  der 
Genotypen  (§  30)  ist  dieser  Name  durch  Colymhiis  Linne  1758  zu 
ersetzen,  da  Gray  1855  als  Genotype  G.  ardicus,  eine  der  ursprüng- 
lich in  der  Gattung  enthaltenen  Arten  gewählt  hatte.  Siehe  „Nomen- 
clator"  p.  50. 

Nr.  10 — 14.  —  Der  Gattungsname  Colymhus  für  die  Steiß- 
füße ist  durch  Podiceps  Lath.  1787  zu  ersetzen.  Auch  in  diesem 
Falle  haben  die  Verf.  die  aus  dem  neuen  §  30  der  Intern.  N.-Regeln 
sich  ergebende  Konsequenz  übersehen.    Siehe  „Nomenciator"  p.  50. 

Nr.  14.  —  Statt  CoUjmbiis  imjrimns  muß  es  heißen  Podiceps 
ruficollis  (Fall.).  Die  Einwendungen  gegen  die  Gültigkeit  der  von 
Pallas  im  Anhang  zu  Vroeg's  Catalogue  eingeführten  Namen  können 
nicht  anerkannt  werden.  Oort's  Argumente  sind  bereits  von  Stone 
(Auk  29,  1912,  p.  205— 208)  so  schlagend  entkräftet  worden,  daß 
wir  seinen  Ausführungen  nichts  hinzuzufügen  haben  ^). 

Nr.  37.  Gelochelidon  nilotica. 
Wie  im  „Nomenciator"  p.  29,  Note  1)  ausgeführt  ist,  weist  die 
Beschreibung  bei  Gmelin  verschiedene  Widersprüche  auf,   welche 
verbieten,  den  Namen  auf  die  Lachseeschwalbe  zu  beziehen.    Des- 
halb ist  die  nächstjüngere  Bezeichnung  S.  anglica  Mont.  vorzuziehen. 

Nr.  38.  Sterna  caspia. 
Gegen  die  Zulässigkeit  des  im  „Nomenciator"  (p.  35)  ange- 
nommenen Speziesnamen  tschegj-ava  ist  von  den  amerikanischen 
Ornithologen  geltend  gemacht  worden,  daß  Lepechin  die  binäre 
Nomenklatur  nicht  strenge  durchgeführt  hätte.  Obwohl  dies  zu- 
trifft, sehen  wir  keinen  Grund,  jene  Lepechin'schen  Namen,  die 
binär  gebildet  sind^  abzulehnen ;  andernfalls  müßten  auch  die  zahl- 
reichen Namen  aus  Lesson's  Traite  d'Ornithologie,  worin  die  latei- 
nische Benennung  nicht  konsequent  befolgt  ist,  verworfen  werden. 
Sorgfältige  Einsichtnahme  in  den  14.  Band  der  „Novi  Commentarii" 
lehrt  uns  ferner,  daß  Reichenow's  Zweifel  betreffend  die  Schreib- 
weise des  Wortes  tschegrava  unbegründet  sind.  Das  ü  steht 
zweifellos  an  Stelle  eines  v,  wie  aus  anderen  in  derselben  Ab- 
handlung vorkommenden  Worten  (niüea,  aüis  etc.)  klar  erhellt. 


^)  Die  Zahlen  beziehen  eich  auf  die  fortlaufende  Nummer  der  „Namen- 
liste". 

*)  Vgl.  auch  C.  B.  Grant  (Ibis,  1915,  p.  263—264),  der  mit  Recht  her- 
vorhebt, daß  man  im  Falle  der  Verwerfung  der  Pallas'schen  Namen  auch  Lichteu- 
stein's  Verkaufskatalog  (Cat.  rer.  nat.  rariss.  1793)  und  H.  Lichtenstein's  „Preis- 
verzeichnisse'' außer  acht  lassen  müßte. 


'    '  I      Hellmayr:  Drei  Beiträge  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas.    Ol 

Nr.  39.     Sterna  cantiaca  Gm.  1789. 
Natürlich  muß  dieser  Name  dem  älteren  St.  sandvicensis  Lath. 
1787  weichen. 

Nr.  42.     Sterna  macrura  Naum.  1819. 
Es   ist   natürlich    völlig   gleichgültig,    welchen    deutschen 
Trivialnamen  die  Art  führt.     Der  Vorwand   für  die  Beibehaltung 
der  Naumann'schen  Bezeichnung  an  Stelle  des  viel  älteren  Namens 
S.  paradisaea  Brunn.  1764  ist  somit  hinfällig. 

Nr.  44.     Hydrochelidon  hybrida  Pall. 

Statt  H.  Uucopareia  Temm.  1820  gebraucht,  weil  Pallas'  Zoo- 
graphia  Rosso-Asiatica  angeblich  1811  erschienen  sei,  eine  Behaup- 
tung, für  die  der  Beweis  noch  aussteht.  Selbst  wenn  Lichtensteiu 
ein  Exemplar  des  Werkes  lange  vor  dessen  Ausgabe  zur  Verfügung 
hatte  (cfr.  Orn.  Monatsber.  1916,  p.  41),  so  ist  damit  noch  nicht 
gesagt,  daß  das  Buch  damals  wirklich  veröffentlicht,  d.  h.  im  Buch- 
handel erhältlich  war. 

Nr.  70.     Anas  boschas  L.  1758,  p.  127. 

Der  im  „Nomenciator"  p.23  angenommene  Name  A.platyrhynchos 
L.  1758,  p.  125  hat  Seitenpriorität  und  ist  daher  an  Stelle  des 
obigen  zu  gebrauchen. 

Nr.  78.     Casarca  casarca  (L.)  1768. 

Der  Einwand  gegen  Pallas'  Namen  in  Vroeg's  Catalogue  kann 
nicht  als  gültig  anerkannt  werden  (siehe  unter  Nr.  14).  Der  Rost- 
ente kommt  daher  die  ältere  Bezeichnung  A.  ferruginea  Pall.  1764 
zu,  wie  im  „Nomenciator"  (p.  34)  angegeben  ist,  wo  aus  Versehen 
die  Seitenzahl  (p.  5)  weggelassen  wurde. 
Nr.  96—102. 

Die  Vereinigung  der  Gattungen  Eudromias,  Charadrius  und 
Pluvialis  erscheint  nicht  zweckmäßig.  Außerdem  sind  brauchbare 
strukturelle  Merkmale  für  ihre  Abgrenzung  vorhanden. 

Nr.  101.     Charadrius  dubius  Scop. 
Die    paläarktische    Form    des    Flußregenpfeifers    ist    wegen 
kleineren,  schwächeren  Schnabels  als  C.  dubius  curonicus  Gm,  zu 
sondern.    Siehe  „Nomenciator-'  p.  26. 

Nr.  109.  Calidris  arenaria  (L.)  1766  ist  durch  den  älteren 
Namen  Calidris  alba  (Pall.)  1764  zu  ersetzen,  da  die  Verwerfung 
der  Pallas'schen  Bezeichnungen  nicht  statthaft  ist  (siehe  unter 
Nr.  14). 

Nr.  110.     Limicola  platyrincha  (Temm.)  1815. 
Die  Verf.  haben  übersehen,   daß  der  Sumpfläufer  schon  1763 
von  Pontoppidan  als  Scolopax  falcinellus  beschrieben  worden  ist, 
welchem  Namen  das  Zeitvorrecht  zukommt. 


92    Hellmayr:  Drei  Beiträge  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas.  p^'^    r '" 

Nr.  111.     Trinya  canutus  L. 
Die  generische  Sonderung   des  isländischen  Strandläufers  als 
Canutus  ist  durchaus  gerechtfertigt. 

Nr.  112-117. 
vSelbst  wenn  die  Trennung  der  Gattungen  Pelid)ia,  Pisohia  und 
Arqiiatella  nicht  befürwortet  wird,  kann  der  Gattungsname  Tringa 
unter  keinen  Umständen  für  die  Strandläufer  verwendet  werden. 
Nach  Gutachten  16  der  Intern.  Nomenklaturkommission  ist  durch 
Tautonomie  Tringa  ocrophns,  der  Waldwasserläufer,  die  Genotype 
von  Tringa  (siehe  „Nomenciator"  p.  52),  wozu  Helodromas  Synonym 
wird.  Eine  eigenmächtige  Übertragung  auf  eine  andere  Arten- 
gruppe, wie  es  Apstein  und  Reichenow  wollen,  ist  nach  den  gelten- 
den Nomenklaturregeln  unstatthaft. 

Nr.  118.  Tringoides  hypoleucos  (L.). 
Der  Gattungsname  Tri?igoides  Bouaparte^)  muß  dem  viel 
älteren  Actitis  lUiger  1811,  Genotype:  Tringa  Hypoleucos  Linn. 
(siehe  „Nomenciator"  p.  52)  weichen.  Die  Verf.  der  „Namenliste" 
haben  augenscheinlich  übersehen^  daß  die  zwei  Namen  gleich- 
bedeutend sind. 

Nr.   121.     Totanus  maculatus  (Tunst.)  1771. 
Zu  ersetzen   durch   Totanuß  enjihropus  (Pall.)  1764  aus   dem 
unter  Nr.  14  angegebenen  Grunde.     Ebensowenig  ist  die   in   der 
List  of  Brit.  Birds  befürwortete  Beibehaltung  des  Namens  T  fuscus 
(Linn.)  1766  nee  1758  zulässig. 

Nr.  124.  Totanus  ochropus  L. 
Die  generische  Trennung  des  Waldwasserläufers  und  seines 
nearktischen  Verwandten  T.  macularia  L.  ist  durchaus  gerecht- 
fertigt. Unter  Nr.  112—117  ist  ausgeführt,  daß  dieser  Gruppe 
der  Genusname  Tringa  zukommt.  Die  Änderung  des  Wortes 
ocrophus  in  ochropus  beruht  auf  der  willkürlichen  Hypothese  eines 
Druckfehlers  und  ist  daher  unstatthaft. 

Nr.  139.  Grus  grus  (L.). 
Wie  im  „Nomenciator"  p.  54  ausgeführt  ist,  wurde  der  Gattungs- 
name Grus  von  Pallas  1766  für  den  Trompetervogel  aufgestellt 
und  kann  deshalb  für  den  Kranich  keine  Verwendung  finden.  Die 
Aufhebung  des  Prioritätsgesetzes  in  einzelnen  Fällen  steht  nur 
der  Intern.  Nomenklaturkommission,  nicht  aber  jedem  beliebigen 
Schriftsteller  zu. 


1)  Saggio  distrib.  met.  Auim.  Vertebr.  1831,  p.  58  (uoni,  uov.  für  „Actitis 
Boie",  Isis,  1822, 1,  p.  560;  Type  durch  Monotypie:  Actitis  hypokucus  =.  Tringa 
Hypoleucos  Linn.) 


XIII 

19] 


'_   '  I      Hellmayr:  Drei  Beiträge  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas.     93 


Nr.  142 — 144.  Ortygometra, 
Die  Behauptung,  daß  Ortygometra  und  Porxana  gleichaltrig 
sind,  entspringt  ungenügender  Kenntnis  der  Literatur.  Die  „Ana- 
lyse d'une  nouv.  Ornith.",  worin  Porxana  aufgestellt  wurde,  er- 
schien bekanntlich  im  April  1816,  wogegen  Leach's  Syst.  Cata- 
logue,  in  w^elchem  das  Genus  Ortygometra  eingeführt  ist,  nach  der 
„30.  August  1816"  datierten  Vorrede  frühestens  im  September  ver- 
öffentlicht wurde.  Porxana  gebührt  daher  nach  den  Regeln  der 
Vorrang;  der  Name  ist  überdies  heute  allgemein  in  Gebrauch. 

Nr.  151.     Phoenicopterus  roseus  Pall.  „1811". 

Es  ist  nicht  erwiesen,  daß  die  ,,Zoographia  Rosso-Asiatica" 
vor  dem  Jahre  1827  publiziert  worden  ist  (siehe  unter  Nr.  44). 
Daher  ist  der  im  „Nomenciator"  gewählte  Name  P.  antiquorum 
Brehm  1824  bis  auf  weiteres  vorzuziehen. 

Nr.  154.     Ardetta  minuta  (L.). 
Die  Verwerfung   des    älteren  Genusnamens  Ixoh-ychus  Billb. 
1828,  der  überdies  heute  allgemeine  Annahme  gefunden  hat,  ent- 
behrt jeder  Begründung  und  ist  gemäß  den  Intern.  N.-Regeln  un- 
zulässig. 

Nr.  158,  159.  Herodias  alba  (L.)  und  H.  garzetta  (L.) 
Verf.  sagen :  ^Egretta  alba  in  der  , Handlist'  zu  verwerfen,  weil 
der  Gattungsname  Herodias  älter  als  Egretta  ist".  Diese  Behaup- 
tung beruht  auf  einem  unerklärlichen  Irrtum.  Wie  aus  dem 
„Nomenciator"  p.  47  zu  ersehen,  ^w.vA%  Herodias  von  Boie  1822, 
Egretta  aber  von  Forster  bereits  1817  begründet.  Überdies  er- 
scheint die  generische  Trennung  des  Silber-  und  Seidenreihers  an- 
gebracht. 

Nr.  166.     LyrurtLs  tetrix  (L.). 
Die  deutschen  Birkhühner  sind  von  der  skandinavischen  Form 
verschieden   und   als  L.  tetrix  juniperm^um  (Brehm)   zu   trennen, 
wie  aus  dem  „Nomenciator"  (p.  33)  ersichtlich  ist^). 

Nr.  172.     Ttirtur  turtur  (L.). 
Der  in  der  Namenliste   gewählte  Gattungsname  kann  für  die 
Turteltaube   keine  Verwendung   finden,   da   er    bereits  1783    von 
Boddaert  in  anderem  Sinne  gebraucht  wurde.   Siehe  „Nomenciator" 
p.  54,  Fußnote  2. 

Nr.  173.     Vultur  monaehus  (L.). 
Der  Gattungsname  Vidtur  ist  ganz  irrtümlich  für  den  Mönchs- 
geier beibehalten.     Da  die  Art  bei  der  Aufstellung  der  Gattung 
Vultur  in  derselben  nicht  enthalten  war,  kann  sie  nach  der  Fassung 

')  Cfr.  Lönnberg,  Orn.  Monatsber.  12,  1904,  p.  105—106. 


[Vcrli  Oru 
Ges.  Bay. 

des  neuen  §  30  dei-  Tntern.  N.-Reg'eln  als  Genotype  nicht  in  Frage 
kommen,  was  von  den  Verfassern  der  „Namenliste"  übersehen 
worden  ist.  Der  Mönchsgeier  hat  daher  die  Bezeichnung  Aegypms 
zu  tragen,  wie  im  „Nomenciator''  (p.  46)  dargelegt  ist. 

Nr.  179.    Astur  palmnbarius  (L.)  Syst.  Nat.  10,  1758,  p.  91. 

Zu  ersetzen   durch  A.  gentilis  (L.),  1.  c.  p.  89,  welcher  Name 

Seitenpriorität    besitzt.      tJber    die    Hiehergehörigkeit    des   Falco 

qentilis  kann  nicht  der  geringste  Zweifel  herrschen,  wie  Lönnberg 

(Journ.  f.  Orn.  54,  1906,  p.  528)  ausgeführt  hat. 

Nr.  190.     Aquila  maculata  (Gm.)  1788. 
Wie  im  „Nomenciator"  (p.  19,  Fußnote)  nachgewiesen  wurde, 
ist    Falco   maculatus  Gmelin    durch    Tuustall   präokkupiert.      Der 
früheste   verfügbare  Speziesname   für   den   Schelladler   ist  Aquila 
clanga  Fall.  1827. 

Nr.  203.  Falco  regulus  Fall.  1773. 
Dieser  Name  muß  dem  älteren -P^.  aesalon  Tunst.  1771  weichen. 
Reichenow  und  Hesse  haben  übersehen,  daß  gemäß  Gutachten  38 
der  Intern.  Nomenklaturkommission  diejenigen  der  Tunstall'schen 
Speziesbezeichuungen,  die  in  binärer  Form  gebraucht  und  durch 
die  Hinweise  auf  Pennant  oder  Brisson  identifizierbar  sind,  nomen- 
klatorische  Gültigkeit  besitzen.  Durch  diesen  Entscheid  wird  auch 
Kleinschmidt's  ^)  Einwurf,  der  mit  den  ,,Opinions-'  gleichfalls  nicht 
vertraut  zu  sein  scheint,  hinfällig. 

Nr.  211—213. 

Für  Lapplandskauz,  Uraleule  und  Waldkauz  steht  in  der 
„Namenliste"  fälschlich  Syriiium  Sav.  1809.  Dieser  Name  ist  zu- 
gunsten von  Strix  Linn.  1758  zu  verwerfen.  Reichenow's  Ver- 
such, letzteren  Gattungsnamen  auf  die  Schleiereule  zu  deuten,  be- 
ruht auf  einer  irrtümlichen  Auslegung  der  Intern.  N.-Regeln  (siehe 
„Nomenciator"  p.  45,  Fußnote  1). 

Nr.  216,  217. 
Die    Namen  Aeyolius  Kaup    und  Athene  Boie   betrachten   wir 
als  präokkupiert  durch  Aegolia  Billb.,  bezw.  Athena  Hübner.    Wir 
befinden  uns  mit  dieser  Anschauung  in  Übereinstimmung  mit  dem 
Nomenklaturausschuß  der  American  Ornithologists'  Union. 

Nr.  219. 
In  der  „Namenliste"  steht  für  die  Schleiereule  fälschlich  Strix. 
Der  richtige  Name  ist  Tyto  (siehe  „Noraenclator"  p.  45).    Vgl.  auch 
unter  Nr.  211—213. 


')  Berajah :  Falco  Peregrinus,  p.  5,  45. 


'^  '  I      Hellmayr:  Drei  Beiträge  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas.    95 

Nr.  224-230. 
Verf.  brechen  für  die  Beibehaltung-  des  Namens  Dendocopos 
Koch  neben"  Bendrocopus  Vieill.  eine  Lanze.  Da  indessen  sämt- 
liche ornithologische  Systematiker  der  Welt  diese  Namen  für  gleich- 
lautend erachten  und  die  Buntspechte  Dryobates  nennen,  kann 
diesem  Vorschlag  nicht  stattgegeben  werden, 

Nr.  235.     Alcedo  ispida  L. 
Der  richtige  Name  unseres  Eisvogels  lautet  Alcedo  atthis  ispida 
L.,  wie  Laubmann  (Verhandl.  Orn.  Ges.  Bav.  12,  Heft  4,  Mai  1916, 
p.  238—241)  dargelegt  hat. 

Nr.  240,  241. 
Der  älteste  Name  für  die  Segler  ist  Micropus  Wolf  1810, 
wie  im  Nomenciator  (p.  42)  angegeben  ist.  ßeichenow  und  Hesse 
wählen  Cypsclus  Illiger  1811,  in  der  irrigen  Annahme,  daß  jedem 
beliebigen  Autor  das  Recht  zustehe,  das  Prioritätsgesetz  aufzu- 
heben. Dieser  unzulässige  Standpunkt  ist  zurückzuweisen.  Übrigens 
müßten  die  Verf.  der  „Namenliste"  nach  Analogie  von  Dendro- 
copos  die  Segler  Aims  nennen,  da  Apstein's  Behauptung  bezüglich 
des  Vorkommens  dieses  Namens  in  generischem  Sinne  bei  Schäffer 
(1764)  sich  als  unzutreffend  erwies. 

Nr.  247.     Miiscicapa  atricapilla  L.  1766. 
Zu  ersetzen  durch  M.  %j9oZez<ca (Fall)  1764,  da  die  Einwürfe 
gegen  die  „Adumbratunciula"  nicht  stichhaltig  sind.     Siehe  unter 
Nr.  14. 

Nr.  258.  Lycos  monedula  spermologus  (Vieill.). 
Mit  wenig  Glück  begibt  sich  hier  der  Bearbeiter  (Hesse)  auf 
das  Gebiet  der  „ornithologischen  Totengräberei",  indem  er  ver- 
sucht, den  seit  bald  hundert  Jahren  eingebürgerten  Gattungsnamen 
Coloeus  Kaup  1829  durch  die  unbekannte  Bezeichnung  Z?/cos  Boie 
zu  verdrängen^).  Wir  sind  in  der  Lage  festzustellen,  daß  diese 
unerwünschte  Änderung  unzulässig  ist.  In  „Isis"  21,  1828,  p.  360, 
Note  1,  sagt  Boie  in  einer  Anmerkung  zur  Gattung  Corvus  Lin. 
Tem.:  „Auch  Hr.  Temminck  pl.  col.  texte  hat  sich  neuerdings  über 
die  Notwendigkeit,  die  eigentlichen  Krähen  generisch  abzusondern, 
im  Gegensatz  der  bei  der  Herausgabe  des  Manuel  im  Jahre  1820 
aufgestellten  Prinzipien  ausgesprochen.  Unter  denselben  dürften 
aber  auch  die  Dohlen  {Lycos)  eine  besondere  sehr  gut  zu  cha- 
rakterisierende Gruppe  bilden."    Sonst  nichts,  keine  Gattungsmerk- 


')  In  diesem  Zusammenhang  sei  an  eine  Äußerung  Keichenow's  (Orn. 
Monatsber.  9,  1901,  p.  24)  erinnert.  Es  heißt  dort:  „Alle  Systematiker  sind  z.B. 
darüber  einig,  daß  Namen  wie  Lycos,  Cypstlics,  Starnu,  (jannabina  snnguinea 
u.s.  w.  keine  Berechtigung  mehr  haben,  vielmehr  durch  Cu/aeus.  Apns, 
bezw.  Mirro27as,  Perdtx,  Acanthis  cnnnahinn  zu  ersetzen  sind." 


96     Hellmayr:  Drei  Beiträge  zur  Nomenklatur  der  Vogel  Europas.     |     ®^  "     '  ' 

|_  Ges.  Bay. 

male,  keine  Genotype.  Lycos  ist  also  nur  in  Verbindung  mit 
einem  Trivialnamen  publiziert  und  somit  nach  „Opinion"  48  der 
Intern.  Nomenklaturkommission  ein  nomen  nudum,  d.  h.  ohne 
nomenklatorische  Gültigkeit.  Auch  im  Jahre  1829  ist  Lycos  Boie 
(in  Ersch  &  Gruber,  Allgem.  Encycl.  Wissensch.  &  Künste  19, 
1829,  p.  392)  nomen  nudum,  da  wieder  keine  Spezies,  ja  nicht 
einmal  ein  Vulgärname  beigefügt  ist.  Ebenso  verhält  es  sich  mit 
Ä[o?wduIa  Brehm  (Isis  21,  1828,  p.  1273),  der  folgendermaßen  in 
die  Literatur  eingeführt  wird:  ,,II.  S.  Dohle.  MoneckdaBv.  1.  Die 
Turmdohle,  M.  tiirrium,  2.  die  Baumdolile,  M.  arborea,  3.  die  nor- 
dische Dohle,  M.  septentrioncdis.^'-  Da  alle  drei  Arten  nomina 
nuda  sind,  ist  auch  der  Gattungsname  als  solcher  zu  betrachten. 
(Siehe  „Opinion-'  48.)  Als  ältester  gültiger  Genusname  der  Dohle 
verbleibt  somit  Coloeus  Kaup  1829,  wie  im  „  Nomenciator "  p.  35 
angegeben. 

Nr.  262.  Nucifraga  caryocatactes  maculata  (Koch). 
Ohne  die  strittige  Frage  der  Unterscheidbarkeit  der  alpen- 
bewohnenden Tannenhäher  untersuchen  zu  wollen,  sei  hier  nur 
hervorgehoben,  daß  der  Koch'sche  Speziesname  keineswegs  auf  die 
Brutform  unserer  Berge  bezogen  werden  kann.  Koch's  Caryo- 
catactes maculcdus  stellt  lediglich  eine  Neubenennung  von  Coi-viis 
Caryocatactes  L.  dar,  weil  er  Linne's  Speziesnamen  zur  Gattung 
{Caryocatactes)  erhob.  Ganz  ebenso  verfuhr  Koch  beim  Eichel- 
häher, Girlitz  und  Zeisig.  Die  von  ihm  beigefügte  Synonymie  läßt 
in  allen  diesen  E'ällen  gar  keinen  Zweifel  an  seiner  Absicht,  nur 
Tautony me  zu  vermeiden,  bestehen.  Caryocatactes  maculatus  Koch 
bleibt  also  als  Synonym  bei  N.  c.  caryocatactes  (L.),  ex  Schweden. 

Nr.  281.  Äcanthis  linaria  rufescens  (Vieill.). 
Es  ist  schwer  verständlich,  was  Hesse  veranlaßt,  den  Namen 
caharet  P.  L.  S.  Müll,  für  den  Alpenleinzeisig  zu  verwerfen.  Wer 
nur  einigermaßen  mit  der  älteren  ornithologischen  Literatur  ver- 
traut ist,  weiß,  daß  man  bei  der  Deutung  der  Speziesnamen  MüUer's, 
der  ein  ausgesprochener  Kompilator  —  und  noch  dazu  farben- 
blind! —  war,  immer  auf  seine  Quellen  zurückgreifen  muß.  Frin- 
gilla  caharet  gründet  sich  auf  Buffon  und  Daubenton's  PI.  eul. 
485  fig.  2,  die  unzweifelhaft  den  Alpenleinfink  darstellt.  Überdies 
ist  „Cabaret"  der  heute  noch  in  Frankreich  gebräuchliche  Vulgär- 
name dieses  Vogels.  Es  besteht  somit  durchaus  keine  Veran- 
lassung, von  der  im  „Nomenciator"  befolgten  Benennung  abzu- 
weichen. 

Nr.  283.     Chrysomitris. 
Ohne  Erklärung  gebraucht  der  Bearbeiter  für  die  Zeisige  den 
Gattungsnamen  Chrysomitris  Boie  1828,  obwohl  Koch  schon  1816 
für   dieselbe  Art  das  Genus   Spinus   aufgestellt   hat.    Selbstver- 
ständlich ist  der  letztere  Name  als  der  viel  ältere  allein  zulässig. 


'  1,  I      Hellmayr:  Drei  Beiträge  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas.     97 

Nr.  284.     Chrysomitris  citrinella  (L.). 
Wie   im  „Nomenciator"  p.  3,   36   ausgeführt  wurde,    ist   der 
Zitronenzeisig  generisch  als  Chloroptila  zu  trennen. 

Nr.  292.  Loxia  curvirostra  pytyopsittacus  Borkh. 
Im  Lichte  unserer  heutigen  Kenntnis  und  Auffassung  vom 
Wesen  der  „geographischen  Form"  (=  Subspezies)  ist  es  ganz  und 
gar  unrichtig,  den  Kieferukreuzschnabel  als  Lokalrasse  des  Fichten- 
kreuzschnabels zu  bezeichnen.  Beide  Arten  brüten  in  weiten 
Länderstrecken  nebeneinander! 

Nr.  295.  Passerina  nivalis  (L.). 
Ein  böser  Fehler  ist  Hesse  mit  Bezug  auf  den  Genusnamen 
der  Schneeammer  passiert.  Im  Jahre  1916  bedient  sich  Verf. 
noch  des  Eliminationsverfahrens  zur  Ermittlung  der  Genotype,  ob- 
wohl diese  Methode  durch  die  neue  Fassung  des  §  30  der  Intern. 
N.-Regeln  (cfr.  Proc.  7.  Intern.  Zool.  Congr.  Boston  1907,  p.  37)  schon 
seit  einem  Jahrzehnt  ausgeschaltet  ist!  Selbstverständlich  fallen 
damit  alle  Schlußfolgerungen  Hesse's  als  unbegründet  dahin.  Da 
Gray  (1840)  Tanagra  cyanea  L.  als  Genotype  von  Passerina  fixierte, 
tritt  dieser  Name  an  Stelle  von  Cyanospiza,  während  die  Schnee- 
ammer Plectrophenax  Stejn.  zu  heißen  hat,  wie  im  „Nomenciator" 
p.  5,  38  zu  lesen  ist.  Es  ist  erstaunlich,  daß  Hesse  auch  die  be- 
züglichen Stellen  Inder  neuen  „Check  List  of  North  American  Birds" 
(1910)  übersehen  haben  sollte. 

Nr.  320.  Motacilla  hoarula  L. 
Reichenow  zitiert  (p.  361):  ,.,  Motacilla  boarula  L.  Mantissa 
PI.  1767,  527"  und  fügt  hinzu:  „In  der  ,Handlist'  ist  als  Zeit  der 
Urbeschreibung  fälschlich  das  Jahr  1771  genannt,  die  erste  Aus- 
gabe der  M.  PI.  erschien  1767."  Diese  Behauptung  beruht  auf 
reiner  Phantasie.  Die  Mantissa  Plantar  um,  Holmiae,  1767 
besteht,  abgesehen  von  zwei  (unpaginierten)  Seiten  Index,  aus 
Textp.  1  —142  und  enthält  keinerlei  Beschreibung  irgend- 
eines Tieres,  wie  schon  Seidlitz^)  nachgewiesen  hat.  Die  Mant. 
Plant,  altera,  Holmiae,  1771,  ist  durchaus  keine  Neuausgabe, 
sondern  lediglich  die  Fortsetzung  der  Mantissa  von  1767.  Der  Text 
beginnt  mit  p.  143  und  endet  mit  p.  584.  Nur  in  der  Mant.  PI. 
altera,  1771,  findet  sich  auf  p.  527  der  Name  M.  boarula  bei 
Linne.  Diese  Beschreibung  bezieht  sich  in  der  Tat  auf  die  Ge- 
birgsstelze.  Scopoli,  dessen  „Annus"  Linne  den  Namen  entlehnte, 
beschrieb  jedoch  1769  unter  M.  hoarula  die  Schafstelze,  wie  wir 
im  „Nomenciator"  (p.  6,  Note  2)  dargetan  haben,  und  Linne  hatte 
kein  Recht,  ihn  auf  eine  andere  Art  zu  übertragen.  Mithin  bleibt 
M.  hoarula  Scop.  1769   als  Synonym  bei  M.  flava  flava  L.  1758, 


')  Zoolog.  Anzeiger  19,  Nr.  503,  1896,  p.  230-231. 


98     Hellmayr:  Drei  Beiträge  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas,      j  " 

wogegen  die  Gebirgsstelze  die  BezeichnuDg  M.  c.  cinerea  Tunst. 
1771  erhält.  M.  hocmila  Linne  1771  (nicht  1767,  wie  Reichenow 
fälschlich  angibt)  nee  Scopoli  1769  mag  der  Vollständigkeit  wegen 
in  der  Synonymie  von  M.  cinerea  geführt  werden. 

Der  vorliegende  Fall  ist  ein  typisches  Beispiel  für  die  Leicht- 
fertigkeit, mit  der  manche  Autoren  Schriften  zitieren,  die  sie  gar 
nicht  kennen. 

Nr.  322.  Bndytes  borealis  (Sund.)  1842. 
AVie  Lönnberg  (Journ.  f.  Ornith.  54,  1906,  p.  631)  ausgeführt 
hat,  muß  diese  Bezeichnung  dem  von  Billberg  1828  gegebenen 
Namen  thunbergi  weichen.  (Siehe  „Nomenciator"  p.  6.)  Die  Verf. 
der  Namenliste  enthalten  sich  jeder  Begründung  ihrer  abweichenden 
Benennung. 

Nr.  337.     Sitta  caesia  Wolf. 

Nr.  338.     Sitta  caesia  sordida  Reichen. 

Nr.  339.  Sitta  europaea  L. 
Die  Darstellung,  die  Reichenow  von  der  geographischen 
Variation  der  Spechtmeise  gibt,  ist  unzutreffend,  vor  allem  läßt 
sich  die  versuchte  Deutung  der  S.  europaea  homeyeri  als  eine 
Bastardform  von  S.  e.  europaea  und  S.  e.  caesia  durchaus  nicht 
aufrecht  erhalten.  Die  sorgfältige  Untersuchung  von  32  ost- 
preußischen Kleibern  (also  topotypischen  homeyeri)  hat  uns  von 
der  Beständigkeit  dieser  gut  kenntlichen,  wenn  auch  etwas  variablen 
Lokalform  überzeugt.  Dagegen  ist  eine  Aufteilung  der  mittel-, 
west-  und  süddeutschen  Kleiber  in  zwei  Formen  nicht  durchführ- 
bar. Augenscheinlich  ist  Reichenow  durch  unzulängliches  Material 
oder  ungenügende  Beachtung  der  Geschlechtsunterschiede  irre- 
geleitet worden.  Ebenso  verkehrt  ist  es,  die  ockerbäuchigen  Kleiber 
von  europaea  spezifisch  zu  trennen.  An  anderer  Stelle  gedenken 
wir  den  Gegenstand  ausführlich  zu  behandeln. 

Nr.  347.     Parus  saUcarius  Brehm. 

Nr.  348.     Parus  saUcarius  rhe^ianus  Klschm. 

Nr.  349.  Parus  montariiis  borealis  Selys. 
Die  obige  Benennung  der  Weidenmeisen  wird  heute  jedem  Kenner 
dieser  Vögel  ein  bedenkliches  Kopfschütteln  abnötigen.  Da  die 
Verf.  der  Namenliste  jede  Begründung  unterlassen,  brauchen  auch 
wir  uns  nicht  aufzuhalten  und  verweisen  nur  auf  unseren  „Nomen- 
clator"  (p.  8),  wo  die  dem  heutigen  Stande  der  Wissenschaft  ent- 
sprechende Benennung  zu  finden  ist.  P.  a.  submontanus  suchen 
wir  in  der  Namenliste  vergebens. 

Nr.  352,  353.    Aegithalos  caudatus  (L.),  A.  eurojKieus  Herrn. 

Es   ist   schwer   verständlich,    auf  Grund   welcher   Tatsachen 

diese   häufig   kaum    unterscheidbaren   Rassen   spezifisch   getrennt 


XIII  1 T 

'    '  I     Hellraayr:  Drei  Beitrage  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas.      99 

werden.     Auch   hier  fehlt  jede  Erklärung   für   diese   eigenartige 
Behandlung. 

Nr.  356,  357.  Accentor  modularis  (L.),  Ä.  collaris  (Scop.). 
Die  „Namenliste"  nennt  die  Braunellen  irrtümlich  Accentor, 
was  um  so  auffallender  ist,  als  noch  kürzlich  einer  der  Verf.  ^)  für  sie 
ganz  richtig  Prunella  gebrauchte.  Acce?itor  Bechst.  ist  jedoch  ein 
Synonym  von  Cinclus  Borkh.  und  kann  für  die  Braunellen  nicht 
Verwendung  finden.     Siehe  „Nomenciator"  p.  42,  Fußnote  1. 

Nr.  359.     Sylvia  borin  (Bodd.)  1783. 
Der   älteste  Name  für  die  Gartengrasmücke   ist  Sylvia  hip- 
polais  (L.)  1758.     Siehe  „Nomenciator"  p.  11. 

Nr.  371.     Phylloscopus  superciliosus  (Gm.), 
Motacilla  snperciliosa  Gmelin  1789   ist  durch  M.  superciliosa 
Boddaert  1783  präokkupiert.     Der  Goldhähnchenlaubsänger  erhält 
daher  den  Namen  Phylloscopus  y^^^me^  jjraemmm(Math.&Iredale)  1915. 

Nr.  374.     Hippolais  icterina  (Vieill.). 
Hypolais  Kaup  1829  hat  Priorität  über  Hippolais  Brehm  1831. 
Siehe  „Nomenciator"  p.  40. 

Nr.  384.  Turdus  musicus  L. 
In  neuerer  Zeit  wird  die  Singdrossel  fast  allgemein  Turdus 
philomelos  Brehm  genannt,  seit  Kleinschmidt  ^)  den  Nachweis  führte, 
daß  Linnaeus  (Syst.  Nat.  10,  I,  1758,  p.  169)  als  T.  musicus  die 
Weindrossel  beschrieben  hat.  Der  Name  ist  begründet  auf  Fauna 
Suecica,  ed.  1746,  n°  189.  Die  dort  gegebene  Diagnose  und  Be- 
schreibung („alis  subtus  ferrugineis,  linea  supra  oculos  albicante") 
beziehen  sich  ohne  Zweifel  auf  die  Weindrossel,  und  es  fällt  durch- 
aus nicht  ins  Gewicht,  wenn  ein  Teil  der  beigefügten  Zitate  und 
das  Biologische  auf  die  Singdrossel  weisen.  Nach  den  Intern. 
N.-Regeln  ist  die  spätere  Übertragung  des  Namens  musicus  auf 
die  Singdrossel  durch  Linnaeus  (Sj'st.  Nat.  12,  I,  1766,  p.  292), 
auf  die  sich  Reichenow  (Orn.  Monatsber.  24,  1916,  p.  75)  beruft, 
nicht  zulässig.  Kleinschmidt's  Darlegung  besteht  also  vollständig 
zu  recht  und  von  einer  Widerlegung  durch  Reichenow  kann  keine 
Rede  sein.  Die  Singdrossel  heißt  mithin  T.  philomelos  Brehm,  die 
Weindrossel  T.  musicus  L. 

Nr.  385.     Turdus  iliacus  L.  1758. 
Dies  ist  ein  Gemisch  von  Sing-,  Wein-  und  Misteldrossel  und 
kann  nicht  angewandt  werden.    Der  richtige  Name  der  Weindrossel 
ist  T.  musicus  L.     Siehe  untei'  Nr.  384. 


1)  Eeicheuow,  Die  Vögel  II,  1914,  p.  542. 
-)  Journ.  f.  Ornith.  51,  1903,  p.  461. 


PVerh  Orn 
JOO     Hellmayr:  Drei  Beiträge  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas,     j  vt    / 

Nr.  397.     Oeocichla  varia  (Fall.). 
Zu  ersetzen  durch  Oeocichla  aurea  (Holl.)  1825,  aus  dem  unter 
Nr.  44  namhaft  gemachten  Grunde. 

Nr.  400.    Mofiticola  cyanus  (Linn.)  1766. 

Zu  ersetzen  durch  M.  soUtaria  (Linn.)  1758  (vgl.  „Nomen- 
clator^'  p.  34),  welcher  Name  durchaus  nicht  ,.strittig"  ist.  Alle 
von  Linnaeus  zitierten  Bücherstellen  beziehen  sich  auf  die  euro- 
päische Form  der  Blaumerle.  Willughby  und  Rains  beschreiben 
beide  Geschlechter,  Olina  gibt  eine  gute  Abbildung  des  Weibchens, 
und  Edwards  stellt  das  alte  Männchen  sehr  kenntlich  dar.  Der 
Umstand,  daß  frühere  Autoren  den  Namen  auf  die  ostsibirisch- 
japanische  Form  irrtümlich  deuteten,  fällt  natürlich  nicht  ins  Ge- 
wicht. 

Nr.  401—403.     Saxicola  (Steinschmätzer). 

Die  Steinschmätzer  sind  in  der  „Namenliste"  irrtümlich  Saxicola 
genannt.  Wie  im  „Nomenciator"  (p.  41)  dargetan  ist,  wird  unter 
den  geltenden  Intern.  N.-Regeln  Motacüla  ruhicola  L.  =  Pratin- 
cola  ruhicola  auct.  vet.  durch  nachträgliche  Bestimmung-  (Swainson 
1827)  die  Genotype  von  Saxicola  Bechst.  1802,  der  somit  an  Stelle 
der  jüngeren  Bezeichnung  Pratincola  Koch  1816  zu  treten  hat, 
während  für  die  Steinschmätzer  der  Genusname  Oenanthe  Vieill. 
1816  verfügbar  ist. 

Nr.  404,  405.     Pratincola  (Wiesenschmätzer). 
Wie  aus  dem  Vorhergehenden  erhellt,  ist  dieser  Name  durch 
Saxicola  zu  ersetzen. 

Nr.  406.     Citiclus  aquaticus  Bechst. 

In  diesem  Abschnitt  bedarf  mehr  als  eine  Angabe  der  Be- 
richtigung. Vor  allem  sei  festgestellt,  daß  in  Deutschland  min- 
destens drei  Lokalformen  der  Wasseramsel  beheimatet  sind:  C. 
cinclus  cinchis,  in  Ostpreußen,  C.  cinclus  meclius,  in  Mitteldeutsch- 
land (genaue  Grenzen  vorerst  nicht  zu  ermitteln),  und  C.  cinclus 
meridionalis,  im  bayrischen  Alpengebiet.  Die  letztgenannte  Form 
ist  in  der  „Namen liste"  vergessen. 

Unter  C.  aquaticus  (binär!)  verstehen  die  Bearbeiter  augen- 
scheinlich die  mitteldeutsche  Form,  als  deren  ältesten,  gültigen 
Namen  wir  im  „Nomenciator"  (p.  14,  Note  1)  C.  cinclus  medius 
Brehm  1831  festgestellt  haben.  Reichenow  und  Hesse  zitieren 
als  Originalbeschreibung  von  C.«<7Ma?'zc?^5„Bechstein,Orn.Taschenb.I, 
1802,  p.  206",  tatsächlich  ist  der  Speziesname  (in  der  Kombination 
Accentor  aquaticus)  schon  1797  in  den  Getreu.  Abbild,  naturhist. 
Gegenst.  veröffentlicht  worden.  In  beiden  Fällen  handelt  es  sich 
nur  um  eine  Neubenennung  von  Sturnus  Cinclus  Linn,  1758,  ebenso 
wie  bei  Cinchis  hydrophilus  Borkhausen  (Deutsche  Fauna  T,  1797, 


'    '  j    Hellmayr:  Drei  Beiträge  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas.     101 

p.  300),  wie  aus  den  jeweils  beigefügten  Synonymen  hervorgeht.  Die 
Verf.  der  „N'amenliste"  beliaupten:  „Hartert  (Vög.  pal.  Faun.  p.  788) 
nahm  irrtümlich  an,  daß  der  Name  Accentor  erst  1797  geschaffen 
sei",  und  erzählen  uns  dann,  daß  das  II.  Hundert  von  Bechstein's 
Werk  1796  veröftentlicht  worden  sei.  Diese  Behauptung  ist  un- 
richtig. Bechstein's  „Getreue  Abbildungen  naturhistorischer  Gegen- 
stände" wurde  in  80  Heften  zu  je  zehn  Tafeln  nebst  begleitendem 
Text  ausgegeben.  Wir  waren  in  der  glücklichen  Lage,  ein  Exem- 
plar dieses  seltenen  Werkes  zu  benutzen,  in  welchem  die  grauen 
Originalumschläge  der  einzelnen  Hefte  erhalten  sind.  Dabei  ergab 
sich,  daß  die  Beschreibung  von  Accentor  aquaticus  im  3.  Hefte 
des  IL  Hunderts  enthalten  ist;  der  Umschlag  des  3.  Heftes  trägt 
den  Aufdruck:  „Nürnberg,  1797".  Überdies  vermochte  der  treff- 
liche Literaturkenner  C.  W.  Richmond  in  Washington  nach  den 
Referaten  in  der  „Allgemeinen  Literaturzeitung"  festzustellen,  daß 
des  II.  Hunderts  drittes  Heft  frühestens  im  September  des  ge- 
nannten Jahres  erschienen  ist.  Wir  haben  also  triftige  Gründe 
für  die  Annahme,  daß  Cmclus  Borkh.  [Deutsche  Fauna  I,  1797, 
p.  300,  dessen  Vorrede  „April  1797"  datiert  ist]  vorher  veröffent- 
licht wurde.  Accentor  Bechst.  Sept.  1797  bleibt  somit  als  Synonym 
bei  anclus  Borkh.  1797. 

Tringa  Merula  Schäfier  (Mus.  Ornith.  1789,  p.  52)  ist  ja  sicher 
der  erste  einer  deutschen  Wasseramsel  gegebene  Name.  Nomen- 
klatorisch  läßt  sich  gegen  die  binär  gebildeten  Namen  Schäffer's 
wohl  nichts  einwenden.  Indessen  ist  mangels  jeglicher  Fundorts- 
bezeichnung nicht  festzustellen,  auf  welche  der  in  Bayern  vor- 
kommenden Formen  die  kurze  Beschreibung,  die  auf  einen  Vogel 
mit  rotbrauner  Vorderbrust  hinweist,  zu  beziehen  ist.  Nach  der 
Einleitung  zu  Schäffer's  Elementa  Ornith.  1771  [p.  1]  spricht  die 
Wahrscheinlichkeit  für  die  Herkunft  des  Typus  aus  der  Gegend 
um  Regensburg,  aber  wir  wissen  nicht,  welche  Cinclus-¥ovm.  in 
der  Oberpfalz  vorkommt,  und  deshalb  erscheint  es  angebracht,  den 
Namen  —  wenigstens  vorerst  —  als  unsicher  zu  verwerfen. 

Nr.  408.     Erithacus  titys  „(L.)  1758". 

Motacilla  Titijs  Linn.  (Syst.  Nat.  10, 1, 1758,  p.  187)  wurde  von 
Linnaeus  selbst  in  der  zwölften  Ausgabe  seines  „Systema  Naturae", 
1766,  als  Weibchen  des  Gartenrotschwanzes,  Phoenicurus  p.  phoeni- 
citrus  (Linn.)  identifiziert  (vgl.  Kleinschmidt,  Journ.  f.  Orn.  51, 
1903,  p.  353-4).  Die  von  Reichenow  (Orn.  Monatsber.  12,  1904, 
p.  2—3)  dagegen  erhobenen  Einwände  sind  von  Kleinschmidt  (ebenda 
p.  44 — 46)  widerlegt  worden.  Der  richtige  Name  des  Hausrot- 
schwanzes ist  daher  Phoenicurus  ochruros  gibraltariensis  (Gm.). 
Siehe  „Nomenciator"  p.  13. 


102    Hellraayr:  Drei  Heiträge  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas.     I  ^^  '^ 

Nr.  414.     EritJiacus  luscinia  „(Linn.)  1758". 
Zu   ersetzen   durch   Luscinia   m.  megarhynchos  Brehra.     Vgl. 
„Nomenciator"  p.  13.     Siehe  unter  Nr.  415. 

Nr.  415.     Erithacus  philomela  (Bechst.)  1795. 

Der  Sprosser  erhält  den  älteren  Namen  Luscinia  l.  luscinia 
(Linn.)  1758,  wie  Kleinschmidt  (Journ.  f.  Orn.  51,  1903,  p.  320) 
nachgewiesen  hat.  Die  von  Reichenow  (Orn.  Monatsber.  12,  1904, 
p,  1_2)  geltend  gemachten  Einwände  wurden  von  Kleinschmidt 
(ebenda  p.  43—44)  entkräftet.  Trotzdem  steht  in  der  „Namenliste" 
die  Nachtigall  fälschlich  als  E.  luscinia,  was  hiermit  berichtigt  sei. 

Wie  der  Leser  aus  dem  Vorstehenden  ersehen  kann,  entspricht 
die  neue  „Namenliste"  keineswegs  den  Anforderungen,  die  man 
heutzutage  an  derartige  Veröffentlichungen  zu  stellen  berechtigt 
ist.  Gegenüber  den  von  unleugbarem  Erfolg  begleiteten  Bestrebungen 
weiter  ornithologischer  Kreise^)  bedeutet  die  Arbeit  einen  be- 
dauerlichen Rückschritt,  zumal  die  Aussichtslosigkeit  solcher  ver- 
einzelter Hemmungsversuche  gegen  die  herrschende  Bewegung  durch 
das  Beispiel  der  Australischen  Ornithologen-Gesellschaft^)  ad  oculos 
demonstriert  wurde.  Hoffen  wir,  daß  die  Deutsche  Ornitbologische 
Gesellschaft  ihrem  exotischen  Schwesterverein  in  ebenso  kurzer 
Zeit  mit  einer  nach  zeitgemäßen  Prinzipien  aufgestellten  neuen 
„Namenliste"  nachfolgen  möge. 

8.  Studer,  Th.  und  G.  von  Burg.  Verzeichnis  der  Schweizerischen 
Vögel  und  ihrer  Verbreitungsgebiete.  Neu  bearbeitet  auf 
Grund  des  Kataloges  der  in  der  Schweiz  beobachteten  Vögel 
mit  Fragenschema  der  schweizerischen  Kommission.  Bern 
1915.    8°.    92  pg.,  mit  einer  Karte.     [Preis  3  Fr.  50.] 

Die  Neuauflage  des  zum  erstenmal  1892  erschienenen  Ver- 
zeichnisses unterscheidet  sich  in  mehreren  Punkten  sehr  wesentlich 
von  seinem  Vorgänger.  An  Stelle  des  veralteten  Homeyer'schen 
Systems  wurde  die  von  Sharpe  in  der  „Handlist"  befolgte  Klassi- 
fikation gewählt.  Die  Verbreitungsangaben  konnten  auf  Grund  des 
mittlerweile  eingelaufenen  umfangreichen  Beobachtungsmaterials 
erheblich  erweitert  und  genauer  präzisiert  werden.  Schließlich  er- 
forderte die  Nomenklatur  eine  durchgreifende  Umarbeitung.    Eine 


^)  Wir  verweisen  hier  auf  die  Tätigkeit  des  von  der  Tntern.  N. -Kommission  ein- 
gesetzten Spezialausschusses  für  die  ornitbologische  Nomenklatur,  der  nach  mehr- 
jähriger, mühevoller  Arbeit  eine  Liste  von  102  Gattungsnamen  eingereicht  hat, 
die  als  „Nomina  Conservanda'^  dem  nächsten  Int.  Zoologen-Kongreß  zur  Billigung 
unterbreitet  werden  sollen.     (Vgl.  Opinion  67,  April  1916.) 

^)  Die  „Australian  Ornithologists'  Union"  gab  1913  eine  nach  ähnlichen, 
veralteten  Grundsätzen  entworfene  „Check  List"  der  australischen  Vögel  heraus. 
Aber  schon  drei  Jahre  später  beschloß  der  Vorstand  eine  neue  VeröffentlicJiung, 
die  sich  den  Bestimmungen  der  Intern.  Nomenklaturregeln  anschließen  soU. 


Alll,  1,  I    jjeii^^ayr:  Drei  Beiträge  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas.     103 

allgemeine  Beschreibung  des  Beobaclitungsfeldes  geht  dem  eigent- 
lichen Verzeichnis  voraus,  welches  in  Tabellenform  eine  sehr  über- 
sichtliche Darstellung  der  in  der  Schweiz  heimischen  Vögel  bietet. 
Neben  der  lateinischen  Bezeichnung  und  den  Vulgärnamen  in  den 
vier  Schweizer  Sprachen  ist  bei  jeder  Spezies  Art  und  Häufigkeit 
des  Vorkommens  angegeben,  wozu  sich  in  der  letzten  Rubrik 
spezielle  Daten  betreffs  vertikaler  Verbreitung,  Wohnplätze  etc. 
gesellen.  Außer  einer  Anzahl  nicht  vollwertig  gezählten  umfaßt 
die  Liste  die  Namen  von  360  Arten,  deren  Ansprüche  auf  das 
Schweizer  Bürgerrecht  die  Verf.  für  erwiesen  betrachten.  Die 
Nomenklatur  ist,  trotz  etlicher  Fortschritte  gegenüber  der  ersten 
Auflage,  nichts  weniger  als  vorbildlich.  Nach  eigenem  Geständnis 
ist  sie  ein  Gemisch,  z.  T.  entlehnt  der  „List  of  British  Birds", 
z.  T.  der  unter  den  gültigen  Nomenklaturgesetzen  ganz  unzulässigen, 
jeder  Berechtigung  entbehrenden  Apstein'schen  Liste  von  „Nomina 
Conservanda".  Aber  selbst  hier  gingen  Studer  und  Burg  vielfach 
ihre  eigenen  Wege,  so  daß  wir  mit  der  Annahme  nicht  weit  fehl- 
gehen dürften,  daß  bei  der  Auswahl  der  Namen  in  erster  Linie 
der  persönliche  Geschmack  der  Verfasser  ausschlaggebend  war. 
Den  Schluß  der  Schrift  bildet  ein  „Aberrationen"  betitelter  Abschnitt, 
auf  den  wir  noch  kurz  eingehen  müssen.  So  erfreulich  es  ist,  wenn 
das  vielfach  noch  arg  verkannte  moderne  Studium  der  geographischen 
Variation  neue  Freunde  sich  erwirbt,  so  verwerflich  ist  das  übereifrige 
(um  nicht  zu  sagen  voreilige)  Aufstellen  vermuteter  Lokalformen, 
ohne  daß  genügendes  Vergleichsmaterial  aus  anderen  Gegenden  heran- 
gezogen wurde.  Beim  Durchblättern  der  vorliegenden  Abhand- 
lung begegnen  wir  fünf  neuen  Namen :  Spinus  citrinella  intermedia 
(p.  86),  Passer  domesticus  i^ufescens  (p.  86),  P.  d.  pulcher  (p.  87), 
vom  Südfuß  des  Jura,  Lanius  collurio  fasciatus  (p.  89)  und  Tiirdus 
torquatus  jurassicus  [nomen  nudum]  (p.  89).  Die  angeführten  Merk- 
male sind  nicht  geeignet,  das  Bestehen  örtlich  begrenzter  Lokal- 
rassen wahrscheinlich  zu  machen,  auch  sind  die  Bedingungen  für 
die  Entwicklung  solcher  kaum  gegeben.  Spiegelwürger  finden  sich 
neben  normal  gefärbten  Individuen  in  der  Münchener  Gegend  und 
bilden  ohne  Zweifel  nur  zufällige  Abänderungen,  denen  irgendwelche 
geographische  Bedeutung  nicht  zukommt.  Spinus  citrinella  inter- 
media ist  natürlich  lediglich  ein  Synonym  von  S.  citrinella,  die  ja 
aus  den  Alpen  beschrieben  wurde.  Die  korsische  Form  ist  durch- 
aus nicht  intensiver  gelb  auf  dem  Bauche,  wie  die  Verf.  annehmen, 
sondern  ihr  Unterscheidungsmerkmal  liegt  in  dem  braunen  (statt 
grünen)  Mantel.  Die  Bemerkungen  bei  Haubenmeise,  Buchfink  etc. 
lassen  erkennen,  daß  die  Verf.  bei  ihren  Vergleichen  die  jahres- 
zeitlichen Verschiedenheiten  nicht  genügend  beachtet  haben.  Ein- 
zelne Angaben  über  Vorkommen  gewisser  Formen,  wie  bei  den 
Sumpf-  und  Schwanzmeisen,  lassen  uns  befürchten,  daß  das  unter- 
suchte Material  für  die  Entscheidung  der  betreffenden  Frage  un- 


104    Hellmayr:  Drei  Beiträge  zur  Nomenklatur  der  Vögel  Europas.    1     f' 

zureichend  war.  Bei  derartigen,  so  überaus  nahe  verwandten 
Formen  ist  die  Untersuchung  einer  genügenden  Serie  gut  präpa- 
rierter Belegstücke  das  einzige  Mittel,  sich  Gewißheit  zu  ver- 
schaffen; bloße  Beobachtung  im  Freien  ist  wertlos.  Mit  diesen 
Ausstellungen  wollen  wir  den  Wert  der  Schrift  durchaus  nicht 
herabsetzen.  Wir  möchten  nur  wünschen,  daß  bei  einer  künftigen 
Neubearbeitung  den  Erfordernissen  der  ornithologischen  Systematik 
nach  der  technischen  Seite  hin  in  weitergehendem  Maße  Rechnung 
getragen  würde.  Das  Buch  wird  dadurch  sicher  nicht  verlieren. 
Eine  willkommene  Beigabeist  die  ornithologische  Karte  der  Schweiz, 
die  zum  Verständnis  des  Textes  wesentlich  beitragen  dürfte. 


'    '  I  Laubmanu:  Ein  neuer  Name  für  Alcedo  grandis  ßlyth.         105 


1917 


Ein  neuer  Name  für  Alcedo  grandis  Blyth. 

Von 

A.  Laubmann  (München). 

In  Systema  naturae  I,  1788,  p.  458  beschrieb  Gmelin  unter 
dem  Namen  Alcedo  grandis  einen  Vogel,  dem  er  folgende  Beschrei- 
bung beifügte: 

„A.  cupreo-aurea,   subtus  ferruginea,   capite    artubusque  viridi- 

aureis,  pedibus  scansoriis.     Pall.  spicil.  6,  p.  10. 
Great  Jacamar.     Lath,  syn.  I,  2,  p.  605,  n.  2. 
Magnitudo  pici  viridis;  rostrum  tetraedrum,  planilaterum,  nari- 

bus  nudis;  digiti  anteriores  flssi;   cauda  cuneiformis,   corpore 

longior." 

Diese  Diagnose  bezieht  sich  auf  einen  Angehörigen  der  Familie 
der  GalbuUdaej  nämlich  auf  Jacamerops  grandis  (Gmel.)  =  Jacame- 
rops  aurea  (P.  L.  S.  Müller)  1776. 

Durch  diesen  Alcedo  grandis  Gmelin  1788  ist  der  Name  Alcedo 
grandis  als  präokkupiert  zu  betrachten,  den  Blyth  im  Journ. 
Asiatic  Soc.  Bengal  14,  1845,  p.  190  einer  Eisvogelart  aus  Sikhim 
beigelegt  hat.  Da  für  die  Blyth' sehe  Form  kein  anderer  Name 
zur  Verfügung  steht,  ergibt  sich  die  Notwendigkeit,  einen  neuen 
Namen  zu  schaffen  und  schlage  ich  als  künftige  Benennung 

Alcedo  Hercules  nom.  nov. 
vor. 

Alcedo  hercules  ist  die  größte  aller  Arten  der  Gattung  Alcedo. 
Sie  steht  den  Formen  der  Alcedo  atthis-GruT^j^e  sehr  nahe,  unter- 
scheidet sich  aber  von  unserem  Eisvogel,  Alcedo  atthis  ispida  L.  ^) 
schon  auf  den  ersten  Blick  sowohl  durch  die  bedeutendere  Größe 
als  auch  durch  die  mehr  ins  Schwärzliche  ziehende  Färbung 
der  Rückenpartien.  Das  Verbreitungsgebiet  der  Art  erstreckt 
sich  von  Sikhim  und  Bhutan  ostwärts  bis  zu  den  Dafla  Hills  und 
bis  nach  Assam.  Da  das  Verbreitungsgebiet  somit  zum  Teil  in 
das  Gebiet  von  Alcedo  atthis  hengalensis  Gm.  übergreift,  kann 
Alcedo  hercules  trotz  manchei'lei  Ähnlichkeit  in  systematischer 
und  biologischer  Hinsicht  doch  nicht  als  geographische  Form  von 
Alcedo  atthis  aufgefaßt  werden,  sondern  es  ergibt  sich  die  Not- 
wendigkeit, Alcedo  hercules  als  selbständige  Art  zu  betrachten. 


»)  Vgl.  Laubmann,  Verh.  Ornith.  Ges.  Bayern  XII,  4,  1916,  p.  238. 


lOG  Hellmayr:  Sechö  neue  neotropische  Vögel.  1     ®'   ' 

|_  Ges.  Bay. 


Beschreibung  von  sechs  neuen  neotropischen 

Vogelformen,    nebst    einer    Bemerkung    über 

Ampelion  cinctus  (Tsch.). 

Von 

C.  E.  Hellmayr. 

Im  Verlauf  meiner  Studien  über  d'Orbiguy's  Typen,  die  sich 
gegenwärtig  ihrem  Abschlüsse  nähern,  ergaben  sich  mehrere  un- 
beschriebene Formen,  die  ich  in  den  nachstehenden  Zeilen  bekannt 
mache.  Ferner  fügte  ich  die  Diagnose  eines  der  Zoologischen 
Sammlung  zugegangenen  Formicariiden  und  einige  Worte  über 
einen  ungenügend  bekannten  Schmuckvogel  bei. 

Ateleodacnis  speeiosa  ama^omim  n.  subsp. 

TJacnis  analis  (nee  Lafresnaye  &  d'Orbigny)  Sclater  &  Salvin, 
Proc.  Zool.  Soc.  Lond.  1866,  p.  179;  1.  c.  1873,  p.  259  (Upper 
Ucayali,  O.-Peru);  Sclater,  Cat.  Birds  Brit.  Mus.  11,  1886,  p.25 
(Bogota;  Ucayali,  0. -Peru;  Maranura,  S. O.-Peru;  Cayenne(?)); 
Berlepsch,  Journ.  f.  Ornith.  37,  1889,  p.  294  (Tarapoto. 
NO.-Peru). 

cT  ad.  —  Ähnlich  A.  speeiosa  speeiosa  (Teram.)  ^),  aus  dem 
östlichen  und  inneren  Brasilien,  aber  Unterseite  viel  dunkler,  tief 
blangrau  bis  indigoblau,  mit  sehr  wenig  oder  gar  keiner  weißlichen 
Mischung  in  der  Analgegend;  Kopfseiten  gesättigt  indigoblau  statt 
bläulichgrau,  und  Oberseite  durchschnittlich  dunkler  indigoblau. 
AI.  54— 59V2;  caud.  40—41;  rostr.  10— 11  mm. 
Ty])e  im  Museum  H.  von  Berlepsch  (jetzt  im  Senckenbergischen 
Naturhistorischen  Museum  zu  Frankfurt):  cT  ad.  Tarapoto,  NO.- 
Peru,  Februar  13,  1885.  Gustav  Garlepp  coli.  Nr.  99. 

Hah.  Oberes  Amazonasgebiet  vom  südlichen  Peru  (Pinto- 
bamba,  Maranura  im  Tale  von  Santa  Ana  [Urubamba])  durch  die 
östliche  Waldregion  (Ucayali,  Tarapoto)  nördlich  bis  an  die  Ost- 
abhänge der  kolumbischen  Anden  (Bogotd-coll.). 

Obs.  —  A.  s.  amaxonum  ist  die  dunkle  westliche  Form,  die 
mau  bisher   als  Dacnis  analis  bezeichnet   hatte.     Der  im  Pariser 

')  Sylvia  speeiosa  Temininck,  Rec.  PI.  col.,  livr.  49,  pl.  293  fig.  2  (1824. 
—  Rio  de  Janeiro). 


'    '  I  Hellraayr:  Sechs  ueue  ueotropische  Vögel.  107 

Museum  aufbewahrte  Typus  der  D.  analis  Lafr.  &  Orb.^)  von 
Chiquitos  in  Ostbolivia  und  andere  Stücke  aus  demselben  Land- 
strich (Quebrada  onda)  in  den  Sammlungen  zu  München  und  Frank- 
furt stimmen  jedoch  vollständig-  mit  einer  Serie  aus  O.-Brazil 
(Bahia,  Rio)  überein.  D.  analis  wird  mithin  ein  Synonym  von 
D.  speciosa,  wogegen  die  dunkle  amazonische  Repräsentativform 
einen  neuen  Namen  erhalten  muß.  Von  D.  s.  amaxonum  unter- 
suchte ich  alte  crc/  aus  Pintobamba  (Tal  von  Santa  Ana,  S.O-Peru; 
Castelnau  &  Deville  coli,  im  Pariser  Museum),  Tarapoto  (Fluß- 
gebiet des  Huallaga),  vom  oberen  Ucayali,  und  mehrere  aus  Bogota, 
welch  letztere  am  extremsten  gefärbt  sind.  Ob  die  von  manchen 
Autoren  dazu  gestellten  Vögel  aus  N.-Brazil  (Rio  Branco,  Tapajoz, 
Tocantins  und  Cayenne)  wirklich  hierher  gehören  oder  nicht  viel- 
mehr eine  weitere  geographische  Lokalrasse  darstellen,  vermag 
ich  aus  Mangel  an  Material  nicht  zu  entscheiden. 

Zum  Schluß  mag  noch  bemerkt  werden,  daß  keines  der  von 
Sclater  (1.  c.  p.  26)  bei  „D.  analis'-''  zitierten  Synonyme  auf  diese 
Art  Bezug  hat.  Dacnis  modesta  Gab.  ist  ohne  Zweifel  auf  ein 
Weibchen  von  Dacnis  angelica  arcangelica  Bonap.  begründet,  wie 
Graf  Berlepsch  (Jouru.  f.  Orn.  37,  1889,  p.  295)  ausgeführt  hat, 
während  Helinai[di]  brevipennis  Giraud,  wenn  überhaupt  auf  eine 
Dacnis- Art,  nur  auf  das  Weibchen  von  Ä.  s.  speciosa  sich  be- 
ziehen kann. 

Cyanolyca  viridicyafia  cyanolaenia  n.  subsp. 

Cyanodtta  viridicyanea  (errore)  Sclater,  Proc.  Zool.  Soc.  Lond. 
1873,  p.  185;  Sclater  &  Salvin,  1.  c.  p.  780  (Huasampilla, 
Dept.  Cuzco,  SO.-Peru). 

Adult.  —  Ähnlich  der  C.  viridicyana  viridicyana  (Lafr.  & 
Orb.)2)  aus  Bolivia,  jedoch  leicht  durch  merklich  stärkeren,  auch 
etwas  längeren  Schnabel  und  die  tiefblaue  Färbung  der  Kehle  und 
Gurgelmitte  zu  unterscheiden.  Ferner  sind  Hinterkopf^  Nacken 
und  Halsseiten  viel  entschiedener  blau,  mit  etwas  violettem  Tone, 
und  die  übrige  Körperfärbung  zeigt  gleichfalls  einen  ausgesprochen 
cyanblauen  statt  grünlichblauen  Ton. 

d^cfad.  —  AI.  132-135;  caud.  158—165;  rostr.  28  mm. 

Type  im  Zoologischen  Museum,  München:  Nr.  13.361  d^  ad. 
Chuhuasi,  15  engl.  Meilen  nördlich  von  Ollachea  bei  Macusanai, 
alt.  7000  engl.  Fuß,  Anden  von  Carabaya,  S.O.-Peru,  Mai  1,  1910. 
H.  &  C.  Watkins  coli.  Nr.  217. 

Hab.  —  S.O.-Peru:  Anden  von  Carabaya  (Huasampilla,  Chu- 
huasi, Macusanai  etc.). 

')  Syn.  Av.  II  iu:  Mag.  Zool.  cl.  II,  p.  21  (1838.  —  Chiquitos,  O.-Bolivia; 
descr.  (^  ad.). 

^)  Garrulus  viridi-cyamis  Lafresaaye  &  d'Orbigny,  Syn.  Av.  11  in:  Mag. 
Zool.  cl.  II,  p.  9  (1838.  —  Yungas,  rep.  Boliviana). 


103  Hellmayr:  Sechs  neue  neotiopische  Vögel. 


fVerh  Orn. 
|_  Ges.  Bay. 


Obs.  —  Sechs  Vögel  aus  S.O. -Peru  weichen  von  füntzebn 
bolivianischen  Stücken  der  echten  C.  v.  viridieyana  auf  den  ersten 
Blick  durch  die  tiefblaue,  gegen  das  Schwarz  der  Bartgegeud  und 
Kopfseiten  scharf  abgesetzte  Färbung  der  Kehle  und  Gurgel  ab, 
wogegen  diese  Teile  bei  der  typischen  Form  schwarz,  mit  schwachem, 
matt  grünlichblauen  Anflug  erscheinen.  Außerdem  ist  die  Gefieder- 
färbung ober-  und  unterseits  bei  der  hier  beschriebenen  Form  viel 
reiner  und  intensiver  blau,  ohne  die  für  C.  viridieyana  charakte- 
ristische grünliche  Beimischung,  was  sich  namentlich  auf  Hinter- 
kopf, Nacken  und  Halsseiten  bemerkbar  macht.  Der  Schnabel  ist 
bei  C.  c.  cyanolaema  entschieden  stärker,  Flügel  und  Schwanz 
dagegen  sind  durchschnittlich  etwas  kürzer.  Ein  Vogel  aus 
Huasampilla  im  Museum  Berlepsch,  von  0.  Salvin  als  „C  viridi- 
cyayica^^  bezeichnet,  stimmt  mit  dem  Typus  von  C.  v.  cyanolaema 
überein.  C.  v.  cyanolaema  vermittelt  in  gewissem  Sinne  den  Über- 
gang zu  C.  jolyaea  (Bonap.)  ^)  aus  Zentral-  und  N.-Peru,  welche 
sich  jedoch  durch  bedeutendere  Größe  (al.  147  mm),  noch  inten- 
siveres Blau  des  Gefieders  und  die  eigenartig  blaugraue  Kehl- 
färbung kennzeichnet.  Wahrscheinlich  ist  C.  jolyaea  ein  weiteres 
Glied  des  Formenkreises  der  G.  viridicyaiia,  doch  wage  ich  die 
Frage  nach  dem  einzigen  von  mir  untersuchten  Männchen  nicht 
zu  entscheiden. 

Molothrns  hadius  holiviantis  ii.  subsp. 

Icterus  hadius^  Lafresnaye  &  d'Orbigny,  Syn.  Av.  II  in:  Mag.  Zool. 

1838,  cl.  II,  p.  7  (part. :  Cochabamba  &  Sicasica,  Bolivia). 
Molothrns  badius,  Sclater  &  Salvin,  Proc.  Zool.  Soc.  Lond.  1879, 

p.  608   (Tilotilo,   prov.   Yungas;  Cochabamba,   Sicasica   [ex 

d'Orbigny]). 

Ädult.  —  In  der  Färbung  übereinstimmend  mit  M.  badius 
badius  (Vieill.)^),  nur  mit  etwas  mehr  bräunlichem  Tone  auf  der 
Oberseite,  aber  auf  den  ersten  Blick  durch  viel  längere  Flügel 
und   Schwanz,    sowie  durch   dickeren,   längeren   Schnabel   unter- 

d^cTad.  —  AI.  99—101;  caud.  79V2— 83;  rostr.  19mm. 
5  ad.  —  AI.  95V2;        caud.  77;  rostr.  19  mm. 

Type  im  Museum  d'Histoire  Naturelle,  Paris  (Balgsammlung): 
(cf)ad.  (irrtümlich  als  „$"  bezeichnet), Chuquisaca, Bolivia,  August  16, 
1846.     Castelnau  &  Deville  coli.  Nr.  641. 

Hab.  —  Andengebiet  des  nördlichen  und  zentralen  Bolivia  in 
den  Provinzen  Yungas  (Tilotilo),  Sicasica,  Cochabamba,  Sucre 
(Chuquisaca)  und  Mizque  (Valle  Grande). 

')  Cyanoeitta  Jolyaea  Bonaparte,  Journ.  f.  Ornith.  T,  p.  47  (1853.  —  ex 
Amer.  rnerid.). 

")  Agelaius  hadius  Vieillot,  Nouv.  Dict.  d'Hist.  Nat.,  nouv.  ^d.,  34,  p.  535 
(1819.  —  ex  Azara  Nr.  63 :  Paraguay  et  Rio  de  la  Plata). 


XIII 

1917 


•■•] 


Hellmayr:  Bech8  neue  neotropische  Vögel.  109 


Ohs.  —  Vier  alte  Vögel  (drei  cfd",  ein  $)  und  ein  unaus- 
gefärbtes  Exemplar  aus  Bolivia  unterscheiden  sich  von  einem 
Dutzend  Bälge  des  echten  M.  h.  haclins  aus  Paraguay,  Argen  - 
tinien  (Chaco  und  Buenos  Ayres),  Uruguay  (Malclonado)  uncTRio 
Grande  do  Sul  (Jaguaräo)  ^)  so  auffaltend  durch  beträchtlichere 
GroEe,  daß  ihre  subspezifische  Abtrennung  geboten  erscheint.  Selbst 
das  unreife  Stück  aus  Valle  Grande  ist  noch  erheblich  größer  als 
die  cfcT  ad.  der  südlichen  Form.  In  der  Färbung  vermag  ich  bis 
auf  etwas  mehr  bräunliche  Tönung  der  Oberseite  bei  M.  b.  boli- 
vianus  zwischen  den  beiden  Rassen  keinen  nennenswerten  Unter- 
schied aufzufinden. 

M.  b.  bolivimius  scheint  die  typische  Form  im  Hochlande  von 
Bolivia  zu  vertreten.  Die  südliche  Grenze  seines  Verbreitungs- 
gebietes bleibt  noch  festzustellen.  Möglicherweise  gehören  die 
aus  den  gebirgigen,  nordwestlichen  Bezirken  Argentiniens  (Tucu- 
män,  Salta)  unter  dem  Namen  M.  badiiis  aufgeführten  Vögel  auch 
zu  der  hier  abgetrennten,  größeren  Form. 

ffAnijyelion'*  cincttis  (Tschudi). 

Im  Jahre  1843  beschrieb  Tschudi  einen  in  den  Wäldern  von 
Pangoa  in  Peru  entdeckten  Cotingiden  als  Ampelis  cincta,  der 
später  auch  in  W.- Ecuador  und  Colombia  gefunden  wurde.  Sclater^ 
welcher  erstmals  das  Kleid  des  alten  cf  bekannt  machte,  stellte 
die  Art  in  die  Gattung  Ampelion,  worin  ihm  alle  späteren  Schrift- 
steller gefolgt  sind,  bis  Ridgway,  veranlaßt  durch  ihre  struk- 
turellen Eigentümlichkeiten,  sie  im  Jahre  1905  zum  Vertreter 
eines  besonderen  Genus  erhob,  dem  er  die  Bezeichnung  Stictornis^) 
beilegte.  Lange  vorher  hatte  indessen  der  verdiente  Jules  Verre- 
aux  ein  angeblich  vom  „Rio  Napo"  in  O.-Ecuador  stammendes 
cf  ad.  als  Ämpelioides^)  flavitorques  beschrieben  und  abgebildet, 
das  ich  im  Pariser  Museum  zu  untersuchen  Gelegenheit  hatte. 
Dieser  Name  ist  merkwürdigerweise  in  der  Literatur  vollständig 
übersehen  worden,  obwohl  Newton^)  die  Arbeit  Verreaux's  in  der 
ornithologischen  Schriftenschau  über  das  Jahr  1867  seinerzeit  ge- 
bührend erwähnt   und   auf  die  Identität  der   angeblichen  Novität 


^)  Für  M.  hadius  hadius  ermittle  ich  folgende  Größenverhältnisse: 
DreicTcTad.,  Paraguay  .  .  .  al.  90  — 92;    caud.  72'/2— 76;     rostr.  l?'/^— 18  mm. 
Zwei^'d'a^-; Chaco Argentino  al.  88»/,,  90;  caud.  75'/»,  76'/,;  rostr.  I6V2,  n^U_xüVü. 
Zweicfd^ad.,  Buenos  Ayres    al.  9OV2,  91 ;  caud.  70,  74;    '     rostr.  17^2  mm] 
Ein  (^f  ad.,  Rio  Grande  do  Sul  al.  90' /j;         caud.  74;  rostr.  18  mm. 

Ein  rf  ad.,  Uruguay al.  92;  caud.  71;  ro.str.  ]8\'2  mm. 

Drei$§  ad.,  Paraguay  &Chaco  al.  81'/2-85;  caud.  70—72;        rostr.  lö'/«— 17  mm. 

2)  Stictornis  Ridgway,   Proc.   Biol.  Soc.   Wash.  18,    1905,    p.  209    (Type: 
Ampelis  eincta  Tschudi). 

,  ^)  Ampelioides  Verreaux,  Nouv.  Arch.  Mus.  III,  1867,   Bull.  p.  5  (Sp.  un.: 
Ampelioides  flavitorques  Verr.). 

*)  Ibis  (n.  ä.)  IV,  1868,  p.  222. 


i  [{)  Hellmayr:  Sechs  neue  neotropische  Vögel.  1  >  er  .  um. 

L  Cles.  Bay. 

mit  Amj)elio}t  cinclus  (Tsch.)  hingewiesen  hatte.  Einen  hr)chst 
überflüssigen  Beitrag  zur  Synonymie  lieferte  endlich  Reichenow 
durch  Schaifung  des  Gattungsnamens  Ampekia^)  für  die  uns  be- 
schäftigende Art. 

Leider  muß  auch  der  Speziesname  dieses  charakteristischen 
Vogels  eine  Änderung  erfahren,  da  Ampelis  ciucta  Tschudi  durch 
Ampelis  cincla  KuhP)  1820  präokknpiert  ist.  Die  älteste  ver- 
fügbare Bezeichnung  ist  C.  tschudii  Gray.  Wir  geben  nachstehend 
die  Synonymie  dieses  Schmuckvogels,  der  somit  zu  heißen  hat: 

Anipelioides  tschudii  (Gray). 
Ampelis  cincta  (nee  KuhP))  Tschudi,  Archiv  f.  Naturg.  9,  I,  p.  385 

(1843.  —  „in  sylvis  Pangoae',  Peru;   descr.  orig.  5);    idem, 

Faun  Peru.,  Aves,  1846,  p.  136  (Montanas  des  mittleren  Peru). 
Cotinga  Tschudii  Gray,  Genera  Birds  I,  p.  279  (Dec.  1846.  —  nom. 

nov.  pro  Ampelis  cincta  Tschudi). 
A}npelio(n)  cinctiis  Sclater,  P.  Z.  S.  Lond.  23,  1855,  p.  152  pl.  CIV 

(fig.cf  jr.,  $)  (Bogota);   idem,  P.  Z.  S.  28,  1860,  p.  67  (Palla- 

tanga,  W.-Ecuador);  idem,  1.  c.  p.  89  (Nanegal,  W.-Ecuador); 

idem,  Cat.  Coli.  Amer.  Birds  1862,  p.  255  (Pallatanga,  Bogota); 

Sclater  &  Salvin,  P.  Z.  S.  1879,  p.  520  (Frontino,  Antioquia) ; 

Taczanowski,  Ornith.  Perou  II,  1884,  p.  380  (descr.  spec.  typ. 

ex  Peruvia  et  specim.  ex  Ecuador  et  Bogota  in  coli.  Sclater); 

Sclater,    Cat.  Birds  Brit.  Mus.  14,  1888,   p.  375   (monogr.); 

Goodfellow  &  Hamilton,  Ibis,  1901,  p.  714  (Santo  Domingo, 
*  W.-Ecuador);    Menegaux,   Miss.  Serv.  geogr.  mes.  d'un  Are 

Merid.  Equ.,  9,  1911,  p.  B64(Gualea,  W.-Ecuador;   descr.?). 
A7n2)elioides  flavitorques  Verreaux,    Nouv.   Arch.  Mus.  III,    Bull., 

p.  5  pl.  II  flg.  1  (1867.  —  descr.  cf  ad.,  „Rio  Napo",  Ecuador; 

type  in  Mus.  Paris). 

Hab.  —  Peru:  Pangoa  (Tschudi);  W.-Ecuador:  Pallatanga, 
Nanegal,  Santo  Domingo,  Intac,  Gualea;  Colombia  (Bogotä-coll.; 
Frontino,  Antioquia). 

Obs.  —  A.  tschudii  ist  verhältnismäßig  häufig  in  W.-Ecuador, 
woher  wir  ein  halbes  Dutzend  Exemplare  in  verschiedenen  Museen 
untersucht  haben.  T.  K.  Salmon  erbeutete  ihn  in  Antioquia  (Fron- 
tino) und  auch  in  Bogota-Sammlungen  findet  man  die  Art  nicht 
gerade  selten.  Zwei  cfcT  aus  Bogota  unterscheiden  sich  von 
denen  aus  W.-Ecuador  lediglich  durch  etwas  längere  Flügel  (101 
bis  102  statt  96—  98  mm)  und  mit  Ausnahme  der  äußersten  Spitze 
ganz  hornweißlichen  Unterschnabel.  Der  Oberkopf  ist  glänzend 
schwarz  wie   bei  Stücken  aus  Gualea  und  S*"  Domingo.     Das  von 


')  Ampeleia  Reichenow,  .Tourn.  f.  Ornith.  61,  1913,  p.  555  (Type:  Ampe- 
Hon  cinctum  (Tsch.)). 

*)  Ampelis  cincta  Kiihl,  Buff.  et  Daubent.  Fig.  Av.  colorat.  Nom.  System, 
p.  4  (1820.  ~  ex  Daubenton,  Tl.  enl.  188:  „Cotinga  du  Brasil"). 


^  '  j  Hellmayr:  Sechs  neue  neotropische  Vögel.  \\\ 

Sclater  (1.  c.  pl.  CIV)  abgebildete  Individuum  mit  gelber  Flecken- 
reilie  längs  der  Sclieitelmitte  war  jedenfalls  ein  nicht  völlig  aus- 
gefärbter Vogel.  Ein  mir  vorliegendes  junges  cf  aus  Bogota  zeigt 
in  der  Tat  die  Federn  des  Oberkopfes  düster  olivgrün,  jede  mit 
einem  schmalen,  an  der  Spitze  tropfenförmig  erweiterten,  beider- 
seits schwärzlich  eingefaßten,  blaßgelben  Schaftstreifen  oder  Längs- 
fleck geziert;  ferner  tragen  die  großen  Oberflügeldecken  einen 
schwarzen  Subapical-  und  einen  hellgelben  Spitzenfleck,  während 
sie  im  Alterskleide  —  wenigstens  auf  der  sichtbaren  Partie  der 
Außenfahne  —  einfarbig  gelblicholivgrün  gefärbt  sind.  Verreaux's 
Fundortsangabe  „Rio  Napo"  bedarf  der  Bestätigung,  da  Ä.  tschudii 
sonst  nur  auf  der  Westseite  der  Anden  in  Ecuador  angetroifen 
worden  ist.  In  Peru  wurde  der  Vogel  seit  Tschudi's  Zeiten  nicht 
mehr  gefunden,  obwohl  die  Avifauna  dieses  Landes  dank  den 
Forschungen  der  polnischen  Reisenden  relativ  gut  bekannt  ge- 
worden ist.  Taczanowski's  ausführliche  Beschreibung  des  im  Neu- 
chäteler  Museum  aufbewahrten  Typus  von  A.  cinda  (C.  tschudii) 
entspricht  sehr  gut  den  $$  aus  Ecuador,  immerhin  erscheint  die 
sorgfältige  Nachprüfung  des  Tschudi'schen  Originals  geboten. 

Philydor  ocJirogaster  n.  sp, 

Philydor  subfulvus  (nee  Sclater)  Sclater  &  Salvin,  Proc.  Zool.  Soc. 
Lond.  1873,  p.  185(Cosnipata,  S.O. -Peru);  Taczanowski,  Ornith. 
P6rou  II,  1884,  p.  152  (part.:  Cosnipata);  Sclater,  Cat.  Birds 
Brit.  Mus.  15,  1890,  p.  101  (part.:    descr.  et  spec.  ex  Cosni- 
pata); Berlepsch  &  Stolzmann,  Proc.  Zool.  Soc.  Lond.  1896, 
p.  375  (La  (Gloria,  Chanchamayo,  Z.-Peru);   iidem,  Ornis,  13, 
II,  Sept.  1906,  p.  114  (Huaynapata,  S.O.-Peru). 
cf  ad.  —  Oberkopf  und  Vorderrücken  düster  oliv,  leicht  bräun- 
lich getönt,  die  Federn  des  ersteren  mit  verloschenen,  hellen  Schaft- 
strichen; Mittel-  und  Hinterrücken  lebhafter,   mehr  röstlichbraun; 
Bürzel  und  Oberschwanzdecken  gleich  dem  Schwänze  tief  rostrot. 
Flügeldecken,    Tertiären    und    Außenfahne    der    Schwingen    hell 
röstlichbraun,  Schulterrand  entschieden  zimtrostbraun,  Innenfahne 
der  Schwingen  matt  schwärzlich ;  Afterflügelfedern  und  Handdecken 
dunkelbraun,  außen  zimtbraun  gesäumt.     Zügel  rahmgelblich,  mit 
kurzen,  dunklen  Federspitzen;  ein  scharf  abgesetzter,  bis  ans  Ende 
der  Ohrdecken  reichender,   breiter  Superciliarstreif   lebhaft  ocker- 
rostgelb;  Ohrgegend  düster  oliv,  mit  rahmfarbigen  Schaftstreifen; 
Wangen,  Bartgegend,  Halsseiten  und  Kehle  ockerrostgelb;  übrige 
Unterseite    etwas   matter,    auf  den  Weichen    und    Unterschwanz- 
decken   in  einen  ockerbräunlichen  Ton  übergehend;    Achselfedern 
und  Unterflügeldecken  lebhaft  orangerostgelb ;   breiter  Innensaum 
der  Schwingen   hell   rostfarbig.     Oberschnabel  dunkel   hornbraun, 
Unterschnabel  gelbweiß,  an  den  Schneiden  blaß  hornbraun. 
AI.  95;  caud.  77:  rostr.  17^2  mm. 


1J2  Hellmayr:  Sechs  neue  neotropische  Vögel.  i  '      °* 

I_  Ges.  Bay. 

§  ad.  —  In  allen  Verhältnissen  viel  kleiner ;  die  Färbung 
matter,  namentlich  das  Rostrot  des  Bürzels  weniger  ausgedehnt 
und  etwas  bräunlich  vermischt. 

Type  im  Zoologischen  Museum,  München:  Nr.  11.1107  (/  ad. 
Chanciiamayo,  Prov.  Juniu,  Zentral-Pern,  alt.  1200  m,  August  1909. 
C.  0.  Schunke  coli. 

Hah.  —  Die  heißen  Bergwälder  im  zentralen  und  südöstlichen 
Peru  (La  Gloria,  Chanchamayo,  Junin;  Cosnipata,  Huaynapata, 
Marcapata)  und  nordwestlichen  Bolivia  (Songo). 

Obs.  —  Diese  gut  gekennzeichnete  Philifdor-kvi  steht  dem 
bekannten  P.  enjtUrocercus  (Pelz.)  ^),  der  mir  in  zwölf  Exemplaren 
aus  x\mazonien  und  Französisch  Guiana  vorliegt,  am  nächsten, 
unterscheidet  sich  jedoch  leicht  durch  viel  lebhafteren,  ockergelben 
(statt  ralimfarbigen  oder  weißlichen)  Superciliarstreifen,  vorwiegend 
ockerröstliche  Kopf-  und  Halsseiten,  lebhaft  ockerröstlichgelbe  (statt 
schmutzig  oder  graulich  rahmweiße)  Unterseite,  viel  intensiver 
orangerostgelbe  Achselfedern,  Unterflügeldecken  und  Schwingen- 
innensäume, endlich  durch  viel  mehr  röstlichbraune  Flügel.  Sie 
war  den  Ornithologen  bereits  seit  langer  Zeit  bekannt,  aber  stets 
mit  P.  suhfulvus  Sei.  identifiziert  und  von  Sclater  unter  diesem 
Namen  im  „Catalogue  of  Birds"  gut  beschrieben  w^orden.  P.  suh- 
fulvus Scl.^),  auf  einen  von  Fräser  bei  Gualaquiza  in  0. -Ecuador 
gesammelten  jungen  Vogel  in  schlechtem  Erhaltungszustande  be- 
gründet, wurde  ursprünglich  ganz  richtig  gekennzeichnet.  Erst 
später  verwiesen  Sclater  &  Salvin  (1.  c.  1873,  p.  185)  einen  von 
Whitely  bei  Cosnipata  im  südöstlichen  Peru  erbeuteten  Vogel  mit 
rostrotem  Bürzel  zu  derselben  Art,  worin  ihnen  alle  Autoren  ge- 
folgt sind.  Das  Studium  einer  Serie  aus  O.-Ecuador  in  den  Museen 
von  Tring  und  Turin  läßt  indessen  nicht  den  geringsten  Zweifel 
bestehen,  daß  der  Typus  von  P  suhfulvus  lediglich  ein  junger 
Vogel  des  bekannten  P.  ruficaudatus  (Lafr.  &  Orb.)^)  ist,  während 
die  hier  als  P.  ochrogaster  getrennten  Vögel  aus  Peru  spezifisch 
durchaus  verschieden  sind.  P.  ruficaudatus,  der  in  Amazonien 
weit  verbreitet  ist,  fehlt  jegliches  Rostrot  auf  Bürzel  und  Ober- 
schwanzdecken, nur  ganz  junge  Stücke  zeigen  bisweilen  an  den 
letzteren  schmale  rostrote  Säume. 

Von  P.  ochrogaster  liegen  mir  außer  dem  Typus  ein  junges  cT 
aus  Chanchamayo,  ein  Pärchen  aus  Cuzco,  Marcapata,  und  ein  un- 
reifes cT  aus  Songo,  W.-Bolivia,  die  drei  letzteren  aus  der  Samm- 
lung Berlepsch,  zur  Untersuchung  vor.     Ferner  habe  ich  das  Stück 


^)  Annhates  erythrocercus  Pelzeln,  Sitzungsber.  Akad.  VViss.  Wien,  math.- 
natitrw.  Kl.,  34,  p.  105  (1859.—  „Brasilia",  sc.  ßarra  do  Rio  Negro  [=MaBäos], 
N.-Brazil). 

-)  Proc.  Zool.  Soc.  Lond.  1861,  p.  377  (1861.   —  Gualaquiza,  O.-Ecuador). 

^)  Andbatus  ruficaudatus  Lafresnaye  &  d'Orbigny,  Syn.  Av.  II  in :  Mag. 
Zool.  cl.  TI,  p.  15  (1838.  —  Yuracares,  rep.  Bolivianaj. 


'    '  I  Hellmayr:  Sechs  neue  neotropische  Vögel.  li3 

aus  Cosnipata  im  British  Museum  verglichen.  Bis  auf  gering- 
fügige Abweichungen,  die  sich  aus  dem  verschiedenen  Alters- 
stadium erklären,  stimmen  die  sechs  Vögel  gut  miteinander  über- 
ein. Das  Jugendkleid  kennzeichnet  sich  durch  breiteren  Brauen- 
streifen, intensivere  Färbung  aller  ockergelben  Teile  des  Gefieders 
und  ausgesprochen  röstlichbraunen  Rücken,  entspricht  also  durch- 
aus den  bezüglichen  Verhältnissen  bei  den  verwandten  Arten. 

P.  ochrogaster  ist  möglicherweise  der  westliche  Vertreter  des 
P.  erythrocercus,  mit  dem  er  die  Proportionen  und  den  allgemeinen 
Färbungstj'^pus  teilt.  Inwieweit  diese  Vermutung  zutrifft,  läßt 
sicli  heute  mit  Sicherheit  nicht  beantworten,  da  wir  über  die 
Grenzen  der  Verbreitungsgebiete  der  zwei  Arten  zu  unvollkommen 
unterrichtet  sind. 

Siptornis  berlepschi  n.  sp. 

cf  ad.  —  Oberkopf  und  Rücken  düster  erdbraun,  auf  dem  Scheitel 
in  einen  leicht  röstlichen,  auf  der  Stirn  in  einen  matteren,  mehr 
graubraunen  Ton  übergehend;  Bürzel  und  Oberschwanzdecken, 
scharf  abgesetzt  gegen  die  Rückenfärbung,  lebhaft  zimtrot,  die 
längsten  Deckfedern  an  der  Innenfahne  rußschwärzlich  gesäumt. 
Kleine  Oberflügeldecken  röstlich  erdbraun;  mittlere  und  große 
Flügeldecken  dunkelbraun,  mit  ziemlich  breiten,  mattröstlichbraunen 
Säumen;  Schwingen  matt  schwärzlichbrauu,  die  fünf  äußeren  Hand- 
schwingen an  der  Außenfahne  ganz  schmal  fahlbräunlich  gerandet; 
die  übrigen  Hand-  und  die  Armschwingen  (mit  Ausnahme  der 
Tertiären)  an  der  Basis  der  Außenfahne  lebhaft  rostrotbraun 
gefärbt,  wodurch  ein  großer,  rotbrauner  Spiegelfleck  auf  dem 
Flügel  entsteht,  auch  die  Endhälfte  der  Außenfahne  breit  röstlich- 
braun  gesäumt;  Tertiären  schwarzbraun,  ringsum  deutlich  röstlich- 
braun  eingefaßt.  Die  zwei  äußersten  Schwanzfedernpaare  einfarbig 
hell  zimtrot;  das  dritte  Paar  (von  außen  gerechnet)  zeigt  die  ganze 
Außenfahne  sowie  die  Basis  und  einen  keilförmigen  Spitzenfleck 
der  Innenfahne  zimtrot,  die  mittlere  Partie  der  letzteren  schwärz- 
lich; das  nächstfolgende  Paar  schwarz,  nur  ein  mehr  oder  minder 
entwickelter,  an  der  Wurzel  die  ganze  Fahnenbreite  einnehmen- 
der Saum  längs  der  Außenfahne  zimtrotbraun;  die  zwei  mittelsten 
Steuerfedernpaare  ganz  schwarz.  Zügel  und  ein  schmaler  bis 
oberhalb  dem  Auge  fortgesetzter  Streif  rahmweiß,  die  E'ederspitzen, 
namentlich  vor  dem  Auge  schwärzlich ;  ein  breiter  Postocularstreif 
trüb  aschgrau;  Ohrgegend  schwärzlichbraun,  einen  deutlichen 
dunklen  Fleck  bildend;  Halsseiten  aschbraungrau;  Backen-  und 
Bartgegend  rahmweiß,  mit  feinen,  dunklen  Federsäumchen.  Unter- 
seite rahmweiß;  kein  andersfarbiger  Kehlfleck;  auf  der  Mitte  der 
Vorderkehle  findet  sich  an  der  Basis  einiger  Federn  gerade  noch 
ein  schwacher,  gelbröstlicher  Schein  angedeutet,  wogegen  die  schwarze 
Wurzel  der  sich  ventralwärts  anschließenden  Federn  der  Unter- 

8 


1J4  Hellmayr:   i^echs  neue  neotropische  Viigel.  I   ^^  '     "^' 

|_  Ges.  Bay. 

kehle  ein  wenig  tlurclischimmert;  Weichen  und  Unterschwanz- 
decken gelbbraun.  Achselfedern  und  Unterflügeldecken  fahlrost- 
rot, schmaler  Innensaura  der  Schwingen  fahlrostfarbig.  Ober- 
schnabel dunkel  hornbraun,  untere  Mandibel  blaßgelb  mit  horn- 
brauner  Spitze. 

AI.  69-691/2;  caud.  70-74;  rostr.  Wj^—lb^l^mm. 

Type  im  Zoologischen  Museum,  München:  Nr.  16.583  cf  ad. 
Chicani,  N.  Bolivia,  September  6,  1893.  Gustav  Garlepp  coli. 
Nr.  155. 

Hab.  —  N.  Bolivia,  Dept.  La  Paz:  Chicani,  am  Ostabhang 
der  Kordillere,  im  Quellgebiet  des  Rio  Beni. 

Obs.  —  Diese  neue  Siptornis,  von  welcher  mir  außer  dem 
Typus  drei  weitere  alte  cfcf  von  der  gleichen  Lokalität  aus  dem 
Mus.  H.  von  Berlepsch  vorliegen,  gehört  in  die  Gruppe  vou  S.  d'or- 
bignyi  (Reichb.)  M  und  8.  arequipae  (Sei.  &  Salv.)^),  hat  aber 
viel  kräftigeren,  dickeren  Schnabel  und  weicht  von  beiden  außer- 
dem durch  den  Mangel  des  zimt-  oder  orangerostroten  Kehlflecks, 
die  gleichmäßig  zimtrote  Färbung  der  zwei  äußeren  Steuerfedern- 
paare, weniger  Rotbraun  auf  der  Schulter  und  durch  wesentlich 
blassere,  hellgelbbraune  (statt  zimtbraune)  Weichen  und  Unter- 
schwanzdecken ab.  Weitere  Kennzeichen  gegenüber  S.  d' orhignyi, 
aus  Central  Bolivia,  sind  die  düsterer  braune  Oberseite,  die  ge- 
ringere Entwicklung  der  rotbraunen  Säume  auf  Flügeldecken  und 
Tertiären,  endlich  die  mehr  weißliche,  weniger  rahmgelblich  über- 


')  Bathmidura  D' Orbignyi  Keichenbach,    Handb.   spec.   Oruith.,  Sittinae, 
p.  163    (1853.   —    Dom.    uov.  pro    SynaUaxis   humicola   (nee    Kittlitz) 
d'Orbigny,    Voyage,  Ois.,  p.  245  pl.    17  fig.    2:  type    ex  Palca,    prov. 
Ayupaya,  C.  Bolivia;  cfr.  M^negaux  &  Hellmayr,  M^m.  Soc.  Hist.  Nat. 
Autun  19,  19Ü6,  p.  79). 
Reichenbach   hat   die    Art    aus    Autopsie    gar    nicht   gekannt   (sie    fehlt 
einer   freundlichen  Mitteilung   Dr.  Jacobi's  zufolge  auch  heute  noch  dem  Dres- 
dener   Museum) ,    sondern    entwarf   seine  Diagnose    lediglich    nach   d'  Orbigny's 
Beschreibung  und  Abbildung.     Außer  einer  6'.  humicola  Kittl.  ex  Valparaiso  be- 
sitzt  das  Pariser  Museum,    wie  wir  a.  a.  O.  mitgeteilt  haben,    zwei  Exemplare: 
einen  Balg  aus  Cochabamba,  der  vermutlich  zu   S.  arequipae  gehört,  und  einen 
montierten   alten  Vogel  aus  Palca,  Ayupaya.     d' Orbigny's  Beschreibung   könnte 
sich  hinsichtlich    der  Bchwanzzeichnung   ebenso  gut   auf    das   eine  wie   auf  das 
andere  Stück  beziehen,  allein  die  von  ihm  erwähnten  breiten,  rotbraunen  Säume 
auf  den  Oberflügeldecken    und  Tertiären   und  der  rotbraune   Kehlfleck  kommen 
nur  dem  Palca- Vogel  zu,  der  zudem  sicher  als  Vorlage  der  Tafel  gedient  hatte, 
die  Reichenbach    in    erster   Linie   B.  d'orhignyi   benannte.     Von    den    übrigen 
in  der  ,Voyage'  namhaft  gemachten  Fundorten  sind  keine  Belegstücke  vorhanden. 
In  Corrientes  (Argentina)  kommt  die  Art  überhaupt  nicht  vor.     Die  Angabe  be- 
ruht ohne  Zweifel  auf  einer  Verwechslung    mit  S.  baeri  Berl.  oder   S.  sordida 
flaviyulariti  (Gould),    welche  d'Orbigny  dort  beobachtet  haben  mag  und  in  den 
später  bei  Palca  etc.  gesammelten  Individuen  wieder  zu  erkennen  glaubte.  Unter 
diesen  Umständen  fixierten  wir  Falca,  C.  Bolivia,  als  terra  typica  von  B.  d'or- 
hignyi. 

-)  SynaUaxis    arequipae    Sclater  &  Salvin,    Proc.  Zool.  Boc.  Lond.  1869, 
p.  417  (18G9.  —  „in  vicin.  urbis  Arequipae,  Peruv.  occid."). 


'    '  I  Hellmayr:  Sechs  neue  neotiopische  Vögel.  115 

laufene  Uuterseite.  Von  S.  areqidpae  unterscheidet  sie  vor  allem 
der  Besitz  eines  ausgedehnten,  lebhaft  rostrotbraunen  Flecks  an 
der  Wurzel  der  Arm-  und  inneren  Handschwingen  sowie  die  zirat- 
rote  Färbung  der  Außenfahne  und  des  Spitzenteils  der  Innenfahne 
des  drittäußersten  Steuerfedernpaares,  welches  bei  S.  arequipae  ein- 
farbig schwarz  erscheint.  Letztere  Art  ist  auch  größer,  hat  ins- 
besondere merklich  längeren  Schwanz. 

Über  die  Verbreitung  von  8.  herlepschi  wissen  wir  nur,  daß 
der  verstorbene  Reisende  Gustav  Garlepp  im  September  1893  vier 
alte  cTcT  bei  Chicani,  in  N.  Bolivia,  am  östlichen  Abhang  der  Anden- 
kette im  Quellgebiet  des  Rio  Beni  gesammelt  hat. 

S.  arequipae  (Sei.  &  Salv.)  bewohnt  die  Küstenkordillere  von 
S.W.  Peru  (Arequipa)  und  N.W.  Bolivia  (Sajama).  Ihr  Hauptmerk- 
mal gegenüber  S.  d' orbicpiyi  und  8.  herlepschi  besteht  in  dem 
völligen  Mangel  des  rotbraunen  Flügelspiegels,  indem  die  Schwingen 
bis  an  die  Wurzel  hinab  gleichmäßig  schwärzlich  gefärbt  sind  und 
nur  die  innersten  Armschwingen  einen  schmalen,  fahlerdbraunen 
Saum  erkennen  lassen.  Auch  die  großen  Flügeldecken  sind  ganz 
schwärzlichbraun,  bis  auf  einen  feinen,  blaßbräunlichen  Außen- 
rand. Die  Schwanzzeichnung  ist  ebenfalls  verschieden:  das  äußerste 
Steuerfedernpaar  ganz  oder  teilweise  zimtrot ;  das  nächstfolgende 
nur  auf  der  Außenfahne  und  höchstens  noch  au  der  äußersten 
Wurzel  der  Innenfahne  zimtrot,  sonst  schwarz;  die  übrigen  Steuer- 
federn einfarbig  schwarz.  Die  ganze  Kehlmitte  ist  eingenommen 
von  einem  großen,  lebhaft  orangerostroten  Fleck,  dessen  Federn 
seidenartig  glänzende,  weiße  Spitzen  tragen.  Ich  habe  mehrere 
alte  cTcT  aus  Sajama  in  den  Museen  Berlepsch  und  München  unter- 
sucht, die  sehr  gut  der  Originalbeschreibung  von  8.  arequipae  ent- 
sprechen. Obwohl  ich  noch  keine  Gelegenheit  hatte,  sie  mit  den 
Typen  im  British  Museum  zu  vergleichen,  zweifle  ich  schon  aus 
geographischen  Erwägungen  nicht  an  ihrer  Identität.  Weniger 
gewiß  bin  ich,  ob  auch  die  Bewohner  der  Westseite  der  Cor- 
dillera  Real  (La  Paz)  und  der  Gegend  von  Cochabamba  hieher  zu 
rechnen  sind,  da  mir  nur  einige  weibliche,  bezw.  jüngere  Vögel 
in  stark  abgetragenem  Kleide  vorliegen.  Auch  ihnen  fehlt  der 
rotbraune  Spiegelfleck  auf  dem  Flügel,  sie  sind  aber  kleiner  und 
diiferieren  etwas  in  der  Färbung.  Weiteres  Material,  vor  allem 
von  alten  cfcT,  ist  zur  endgültigen  Klärung  ihrer  systematischen 
Stellung  erforderlich  ^). 

8.  (Torhignyi  d'orbignyi  (Reichb.)  bewohnt  das  Hochland  von 
Zentral- Bolivia  (Palca,  "Chuquisaca,  Valle  Grande)  und  verbreitet 
sich  südwärts  bis  Jujuy,  N.W.  Argentina.    Vier  alte  d^cT  aus  Jujuy 

')  Was  die  neuerdings  beschriebene  Siptornis  orbignii  neglecta  Cory  (Field 
Mus.  Nat.  Hist,  Publ.  190,  Aug.  1916,  p.  340:  Macate,  Dept.  Ancachs,  W.Peru) 
wohl  sein  möchte,  vermag  ich  angesichts  der  unklaren  Kennzeichnung  nicht  zu 
sagen.     Vermutlich  handelt  es  sich  um  eine  ganz  verschiedene  Art! 

8* 


116  Hellraavr:  Sechs  neue  neotropische  Vögel.  I   ^^  '..^ 

L  Ges.  Bay. 

(Tilcara,  Jacoraita)  vermag  ich  nicht  von  den  Bolivianern  zn 
unterscheiden,  wobei  allerdings  zu  bemerken  ist,  daß  der  Tj-pus 
aus  Palca  das  einzige,  vollständig  ausgefärbte,  bolivianische 
Stück  ist,  das  mir  vorlag.  Charakteristisch  für  diese  Form  sind  die 
vorwiegend  zimtrotbraun  gefärbten  Oberflügeldecken  und  Tertiär- 
schwingen. Die  Armschwingen  sind  an  der  Basishälfte  lebhaft 
zimtrotbraun,  wodurch  ein  großer  Flügelspiegel  entsteht;  die  Kehle 
trägt  wie  bei  S.  arequipae  einen  scharf  abgesetzten,  ausgedehnten 
orangerostroten  Fleck.  Der  Schwanz  ist  folgendermaßen  gefärbt: 
äußerstes  Steuerfedernpaar  auf  Außenfjihne  und  Wurzel  der  Innen- 
fahne zimtrot,  Rest  schwärzlich;  nächstes  Paar  nur  an  der  Wurzel 
der  Innen-  und  den  zwei  basalen  Dritteln  der  Außenfahne  rot- 
braun; die  drei  nächsten  Paare  nur  an  der  von  den  Unterschwanz- 
decken verborgenen  Basis  rotbraun,  sonst  schwarz;  mittleres  Paar 
ganz  schwarz. 

Wie  weit  sich  das  Verbreitungsgebiet  dieser  Form  südwärts 
in  Argentinien  erstreckt,  läßt  sich  vorläufig  nicht  feststellen ,  da 
sie  wiederholt  mit  8.  haeri  Berl.  und  anderen  Arten  verwechselt 
worden  ist.  Keinesfalls  kann  ich  mich  jedoch  mit  der  Auffassung 
P.  L.  Sclater's  einverstanden  erklären,  der  Synallaxis  crassirostris 
Leybold  ^)  als  Synonym  zu  8.  d'orbigniji  stellt.  Ein  von  Bur- 
meister 2)  bei  Mendoza  gesammeltes  $  ad,  des  Hallenser  Museums 
unterscheidet  sich  von  acht  8.  cVorUgnyi  aus  Bolivia  und  Jujny 
durch  einfarbig  zimtrostbraunes  äußerstes  Steuerfedernpaar,  weitere 
Ausdehnung  dieser  Färbung  auf  den  zwei  folgenden  Paaren,  und 
dadurch,  daß  das  Zimtrot  auf  die  Oberschwanzdecken  beschränkt 
und  nicht  auch  über  den  Bürzel  ausgedehnt  ist.  Sonst  gleicht 
der  Vogel  seinem  nördlichen  Verwandten,  mit  dem  er  namentlich 
den  Besitz  des  Kehlflecks  und  des  rotbraunen  Flügelspiegels  teilt. 
Auf  Grund  der  erwähnten  Abweichung  möchte  ich  —  wenigstens 
vorläufig  —  die  Mendoza- Vögel  als  besondere  Form,  8.  cVorbiymji 
crassirostris  (Leyb.)  ansprechen.  Ihre  geographische  Verbreitung 
darzulegen,  bleibt  weiteren  Forschungen  anheimgestellt. 

Jedenfalls  unterliegt  es  nicht  dem  geringsten  Zweifel,  daß 
die  von  G.  Garlepp  bei  Chicani  in  N.  Bolivia  gesammelte  8iptornis- 
Art  von  den  bisher  beschriebenen  durchaus  verschieden  ist,  wenn 
auch  bei  Vertiefung  unserer  Kenntnis  alle  in  den  vorhergehenden 
Zeilen  besprochenen  Formen  sich  möglicherweise  als  Angehörige 
eines   Formenkreises   ausweisen    möchten.      Ich    widme   sie    dem 


')  Synallaxis  crassirostris  (Landbeck  MS.)  Leybold,  Journ.  f.  Oraith.  13, 
p.  401  (Nov.  1865.  —  „halbwegs  vou  den  Häusern  von  Melocoton  gegen  den 
Fluß  Tunuyan",  Prov.  Mendoza). 

*)  Synallaxis  humicola  (errorel)  Burmeister,  Journ.  f.  Ornith.  8,  18G0, 
p.  250  (Mendoza);  idem,  Reise  La  PI.  Staat.  II,  1861,  p.  468  (Mendoza).  —Der 
gleichfalls  genannte  Fundort  „Parana"  bezieht  sich  wahrscheinlich  auf  S.  sordida 
Üavigularis  (Gould).    Das  Halle  Museum  besitzt  kein  Exemplar  aus  Parana. 


'    '  I  Hellmayr:   Sechs  neue  neotropißche  Vogel.  117 

Meister   nnter   den   deutschen  Ornithologen  Graf  Hans    von  Ber- 
lepsch,  meinem  unvergeßliclien  Lehrer  und  Freunde. 

GrallivrU'ula  nana  olivascens  n.  subsp. 

Ädidt.  —  Ähnlich  Grallaricula  nana  nana  (Lafr.)  ^),  aus  Co- 
lombia  und  West- Venezuela  (Anden  von  Merida),  aber  mit  kürzeren 
Flügeln  und  schmälerem  dünneren  Schnabel.  Der  Rücken,  die 
Oberflügeldecken  und  Außensäume  der  Schwingen  sind  sehr  viel 
matter  und  blasser,  hellgrünlich  oliv,  und  entbehren  völlig  des 
ausgesprochen  braunen  oder  röstlichbraunen  Tones,  der  bei  der 
typischen  Form  vorherrscht;  das  Grau  des  Oberkopfes  ist  heller, 
was  indessen  nur  beim  Vergleich  von  Serien  auffällt. 

cTd'ad.  —  al.  68—71;  caud.  33—38;  rostr.  14— 15  mm. 

$$  ad.  -  al.  67—70;  caud  34—36;  rostr.  I3V2— 14  mm. 

Ty2)e  im  Zoologischen  Museum,  München:  Nr.  15.1700  cf  ad. 
Galipan,  Cerro  del  Avila,  alt.  2000  m,  N.  Venezuela,  Dezember  15, 
1913.     S.  M.  Klages  coli.  Nr.  2191. 

Hab.  —  Nord- Venezuela,  Dept.  Federal:  Cerro  del  xAvila,  Süd- 
hänge des  Berges  in  Höhen  von  6000—6500  engl.  Fuß. 

Obs.  —  Schon  vor  zehn  Jahren  fand  ich  unter  den  von  Lev- 
raud  in  der  Gebirgskette  von  Caracas  gesammelten  Vögeln  des 
Pariser  Museums  ein  ausgefärbtes  Exemplar,  dessen  abweichendes 
Aussehen  mir  sofort  auffiel.  Aber  erst  vor  Kurzem  erhielt  ich 
durch  S.  M.  Klages  ein  Dutzend  schöner  Bälge,  alle  an  den  Süd- 
abhängen des  Avila,  eines  Berggipfels  in  der  Nachbarschaft  der 
Silla  von  Caracas,  zwischen  Oktober  1913  und  Januar  1914  ge- 
sammelt, welche  die  Beständigkeit  der  Form  der  nordvenezuelani- 
schen  Küstengebirge  dartun  und  ihre  Abtrennung  rechtfertigen. 

In  der  Allgemeinfärbung  schließt  sich  O.  nana  olivascens  an 
die  typische  Form  an,  unterscheidet  sich  aber  unschwer  durch 
ganz  andere,  hell  olivgrünliche  (statt  warm  olivbraune  oder  röstlich- 
braune)  Oberseite,  kürzere  Flügel  und  schwächeren  Schnabel.  Die 
individuelle  Variation  bewegt  sich  bei  beiden  Formen  ungefähr 
innerhalb  denselben  Grenzen.  Die  Intensität  des  Ockerrostgelb 
auf  der  Unterseite  entspricht  dem  Durchschnitt  der  Serie  aus  den 
Anden  von  Merida;  der  weiße  Gurgelfleck  ist  bald  deutlich  aus- 
geprägt, bald  kaum  vorhanden;  ähnliche  Schwankungen  zeigen 
die  Entwicklung  der  schwärzlichen  Säume  an  den  Federn  der 
Vorderbrust;  die  Ausdehnung  der  weißen  Bauchmitte  wechselt 
ebenfalls  bei  verschiedenen  Individuen.  Das  Schiefergrau  des 
Scheitels  und  Nackens  ist  in  der  Regel  lichter  als  bei  G.  n.  nana, 
wenn  auch  einzelne  Stücke  hierin  nicht  immer  zu  unterscheiden 
sind.      Zügel,  Wangen-,  Bartgegend  und  Kehle  sind  auf  intensiv 


1)  Grallaria  nana  Lafresnaye,  Rev.  Zool.  5,  p.334  (1842.  —  „in  Colombiä'S 
sc.  San  ta-F^-de- Bogota). 


[|<5  Hellmayr:  Sechs  neue  neotropische  Vögel.  I     ^^  • '-'in- 

L  Ges.  Bay. 

ockergelbem  Grunde  reichlicli  schwärzlich  gespi'enkelt  oder  ge- 
fleckt. Alte  Vögel  besitzen  schwärzlichen  Oberschnabel,  während 
die  untere  Mandibel  hornweißlich,  nur  an  den  Schneiderändern 
und  der  Spitze  dunkelbraun  gefärbt  ist. 

Ein  junger  Vogel,  teilweise  noch  im  flaumigen  Nestkleid,  hat 
gleich  einer  jungen  G.  n.  nana  aus  Merida  ganz  wachsgelben 
Unterschnabel,  w^eicht  aber  von  letzterer  schon  durch  die  Rücken- 
färbung ab. 

Zwischen  alten  Vögeln  männlichen  und  weiblichen  Geschlechts 
besteht  bei  G.  n.  olivascens  ebensowenig  Unterschied  wie  bei  ihren 
Verwandten. 

G.  nana  nana  (Lafr.)  scheint  in  ihrer  Verbreitung  auf  die 
nördlichen  Teile  Colombias  und  die  angrenzenden  Gebirgsgegenden 
des  westlichen  Venezuela  beschränkt  zu  sein.  Ich  untersuchte 
drei  Bogota-Bälge  und  zehn  Exemplare  aus  den  Anden  von  Merida 
(El  Escorial,  El  Valle,  Culata).  Zwei  der  Bogota-Stücke  sind  auf- 
fallend dunkel,  das  dritte  stimmt  aber  durchaus  mit  der  Merida- 
serie  überein,  die  übrigens  in  der  Färbung  der  Ober-  und  Unter- 
seite einigermaßen  variiert.  Vorläufig  möchte  ich  daher  die  colom- 
bischen  und  west-venezuelanischen  Vögel  vereinigen,  zumal  die 
sogenannten  Bogotä-Bälge  ohnedies  keine  vollwertigen  Studien- 
objekte abgeben. 

Eine  dritte  Form  dieser  Gruppe  ist  G.  nana  cumanensis 
Hart.^),  aus  den  Anden  von  Bermudez,  N.O.Venezuela.  Sie  unter- 
scheidet sich  von  ihren  Verwandten  durch  viel  dunklere,  mehr 
zimtrote  Färbung  auf  Zügel,  Backen,  Kehle,  Vorderbrust  und 
Seiten,  weitere  Ausdehnung  der  weißen  Zone  auf  der  Bauchmitte, 
vollständigen  Mangel  der  schwärzlichen  Sprenkelung  an  Backen 
und  Kehle,  viel  größeren  und  schärfer  abgesetzten,  reinweißen 
Gurgelfleck,  kürzeren  Schwanz  und  breiteren  Schnabel.  Der  Rücken 
und  die  Oberflügeldecken  sind  ausgesprochen  olivenbraun,  genau 
wie  bei  G.  nana  nana,  aus  Merida.  Ich  untersuchte  ein  Pärchen 
aus  Los  Palmales,  darunter  den  Typus,  und  ein  $  aus  Rincon  de 
S.  Antonio,  gesammelt  von  Caracciolo,  im  Tring  Museum. 

Die  Verbreitung  der  drei  Formen  ist  somit  wie  folgt: 
a)   Grallaricula  nana  nana  (Lafr.). 

Östliche  Andenkette  von  Colombia  (Bogota)'^)  ostwärts  bis 
zu  den  Anden  von  M6rida  (El  Escorial,  Valle,  Culata)  in 
West-Venezuela. 


')  Grallaricula  cumanensis  Hartert,  Bull.  B.  O.  C.  11,  p.  37  (1900.  -Los 
Palmales  and  Rincon  de  S.  Antonio,  Andes  of  Cumana,  State  Bermudez,  N.  E. 
Venezuela). 

^)  Vermutlich  gehören  auch  die  von  Sclater&Balvin  (P.  Z.  S.  Lond.  1879, 
p.  527)  aus  Santa  Elena,  Antioquia,  aufgeführten  Exemplare  dazu. 


^  '  I  Hellmayr:  Sechs  neue  neotropische  Vögel.  \[\} 

h)   Grallaricula  nana  olivascens  Hellm. 

N,  Venezuela,  Dept.  Federal:  Südhänge  des  Cerro  del  Avila, 
unweit  Caracas,  in  Höhen  von  ca.  1800 — 2000  m. 

c)   Orallaricula  nana  cumanensis  Hart. 

N.O.  Venezuela,  Staat  Bermudez:    Andenkette  von  Cumana 
(Los  Palmales,  Rincon  de  S.  Antonio)^). 

Maße  der  untersuchten  Exemplare: 

Dreialte  Vögel  (ohne 
Geschlechtsangabe), 

Bogota,    {0.   nana  al.  caud.  rostr. 

nana) 69,  72,  72;  36,  36,  37;  13 V2,  14,  14  mm. 

Sechs  alte  cTcf,  An- 
den von  Merida 
{0.  71.  nana)  .  .  .70,71,72(ter),75;    35,  36  (bis), 

37,  38,  39;     ISVa— 14  mm. 

Sechs  alte cTcT,  Cerro 
del  Avila,  N.  Vene- 
zuela {G.  n.  oli- 
vascens)   68(bis),68V2(bis),      33,  34  (bis), 

69,71;     36(bis),37,38;       14— 15  mm. 

Ein  altes  cT,  Los  Pal- 
males ,  Bermudez, 
N.O.  Venezuela  (ö. 
n.  cumanensis). 
Type    68;  31;  15  mm. 

Zwei  alte  $$,  Anden 
von  Merida  [O.  n. 
nana) 69,  72;  33,  34;      13^4,  14  mm. 

Vier  alte  5$,  Cerro 
del  kV\\di.{G.n. oli- 
vascens)          67,  70(ter);34(bis),36(bis);    13V2-14mm. 

Zwei  alte  $$,  Bermu- 
dez, N.O.Venezuela 
{G.  n.  cumanensis)  64,  67;  28,  28;  15  mm. 

*)  Balvin  (Ibis,  1885,  p.  430)  erwähnt  ein  von  H.  Whitely  am  Kukenam- 
gebirge,  Brit.  Guiana,  in  einer  Höhe  von  1660  m  erbeutetes  Weibchen  s.  n.  G. 
nana.  Ohne  Nachuntersuchung  läßt  sich  nicht  feststellen,  welcher  Form  dieser 
Vogel  angehört.  Möglicherweise  handelt  es  sich  um  G.  n.  cumanensis  oder  um 
eine  besondere,  noch  unbeschriebene  Lokalrasse,  keinesfalls  aber  um  G.  n.  nana. 


120  Boetticher:  Entgegnuug.  fVerh.  Oni. 

L  Ges.  Bay. 


Entgegnung. 

In  seiner  Arbeit  über  die  Formen  von  Corvus  coronoides^) 
nnterziebt  Stresemann  meine  Untersuchungen  über  den  Zusammen- 
hang zwischen  Klima  und  Körpergröße  der  homöothermen  Tiere'^) 
einer  ungewöhnlich  scharfen  Kritik.  Er  wirft  ihr  Mangel  an 
Sachkenntnis,  Vertiefung  und  Kritik  der  Literatur  vor  und  fordert 
so  eine  Entgegnung  heraus. 

Dem  aufmerksamen  Leser  meiner  Schriften  konnte  es  nicht 
entgehen,  daß  eine  ihrer  Hauptaufgaben  darin  bestand,  möglichst 
viele  und  namentlich  durch  die  Angaben  namhafter  Forscher,  —  wenn 
auch  unbewußt  und  ungewollt,  —  in  der  Literatur  bereits  bekannt 
gewordene  Beispiele  für  die  Richtigkeit  der  Bergmann'schen  Theorie 
zusammenzustellen.  Eine  bis  ins  Kleinste  durchgeführte  Nach- 
prüfung dieser  aus  der  ernsten  Fachliteratur  stammenden  Angaben 
konnte  nicht  zur  Aufgabe  der  Arbeit  gemacht  werden.  Trotzdem 
wurden  diese,  soweit  möglich,  nachgeprüft,  besonders  in  zweifel- 
haften und  auch  in  wenig  deutlichen  Fällen.  Und  zAvar  geschah 
es  selbstverständlich  in  der  Weise,  daß  möglichst  viele  Exem- 
plare herangezogen  und  die  Extrem-  sowie  Durchschnittsmaße  in 
Rechnung  gebracht  wurden.  Die  einzelneu  gefundenen  Werte  alle 
anzuführen,  verbot  der  Umfang  der  Schrift  von  selbst!  Ich  will 
dahingestellt  sein  lassen,  ob  ich  auf  die  Maximal-  und  Minimal- 
maße nicht  noch  mehr  Gewicht  hätte  legen  sollen  als  auf  die 
Mittelwerte.  Jedenfalls  aber  bin  ich  mir  nicht  bewußt,  hierbei 
irgendwelche  Tatsachen  tendenziös  gefärbt  zu  haben, 
wie  es  mir  Stresemann  vorwirft. 

Ferner  finde  ich  bei  Stresemann  den  Vorwurf,  daß  ich  mich 
nicht  auf  ein  engbegrenztes  Gebiet  beschränkt  habe.  Gewiß 
hätte  ich  mich  in  diesem  Falle  mehr  „vertiefen"  können,  hätte 
die  Maße  aller  zugänglichen  Stücke  genau  angeben,  die  klima- 
tischen Verhältnisse  ihrer  Wohngebiete  genau  beschreiben  können. 
Aber  es  wäre  mir  wohl  schwerlich  gelungen,  die  Gesetzmäßigkeit 
der  Erscheinung  dem  „skeptischen  Fachmann"  überzeugend  vor 
Augen  zu  führen!  Ich  hätte  nur  zeigen  können,  daß  ein  bestimmtes 
Gebiet  ein  kälteres  Klima   hat  und  größere  Tierforraen  birgt  als 


^)  Verhandl.    Ornith.  Ges.  Bayern,   Bd.  XII,  Heft  4,  1916,   p.  277—304. 
2)  Zool.  Jahrbücher,  Abt.  f.  Systematik,  Bd.  40,  1915,  p.  1—56. 


XIII 

191 


'^  '  I        \  Boetticher:  Entgegoung.  j^21 


ein  anderes.  Das  kann  aber  auch  ganz  zufällig  so  zusammen- 
treffen. Daß  aber  wirklich  ein  innerer  Zusammenhang  zwischen 
dem  Klima  und  der  Größe  warmblütiger  Tiere  besteht  und  daß 
die  fragliche  Erscheinung  eine  allgemein  vorkommende,  wenn  auch 
oft  durch  andere  ersetzte  oder  verdeckte  funktionelle  Anpassung 
an  das  Klima  darstellt,  das  konnte  ich  nur  durch  Heranziehen 
von- Beispielen  aus  möglichst  vielen,  verschiedenen  Ordnungen  der 
beiden  Tierklassen  und  aus  möglichst  vielen,  verschiedenen  geo- 
graphischen Gebieten  erreichen.  Natürlich  konnte  ich  nicht  alle 
Arten  mit  genauen  Maßen  bringen,  das  würde  den  Rahmen  der 
Arbeit  überschritten  haben.  Aber  auch  hierbei  haben  mir 
tendenziöse  Entstellungen  völlig  fern  gelegen.  — 

Mit  meiner  Meßmethode  ist  Stresemann  ganz  und  gar  nicht 
zufrieden.  Ich  stimme  mit  ihm  darin  überein  and  habe  es  in 
meiner  größeren  Schrift  ausdrücklich  hervorgehoben,  daß 
man  im  vorliegenden  F'all  eigentlich  nur  die  Gewichte  heranziehen 
dürfte,  und  zwar  die  Gewichte  der  in  völlig  normalem  Futterzu- 
stand befindlichen  Tiere  minus  Magen-  und  Darminhalt.  Ein  noch 
besseres  Bild  würde  die  Herausrechnuug  des  Körpervolumens  (aus- 
gedrückt in  Kubikzentimetern)  oder  der  Körperoberfläche  (ausge- 
drückt in  Quadratzentimetern)  der  ebenfalls  im  normalen  Futter- 
zustand befindlichen  und  ganz  kahl  gerupften  Vögel  bieten.  Aber 
all'  das  ist,  wie  auch  Stresemann  zugibt,  einfach  aus  dem  Grunde 
unmöglich,  weil  unsere  Sammlungen  nur  Bälge  besitzen! 

Ich  nahm  meine  Zuflucht  zur  „absoluten  Körperlänge",  obwohl 
ich  sehr  wohl  wußte,  daß  das  nicht  einwandfrei  ist,  was  ich  eben- 
falls ausdrücklich  betont  habe.  Aber  schließlich  ist  das 
Schrumpf-  und  Dehnungsvermögen  auch  der  elastischen  Vogelhaut 
begrenzt.  Stark  deformierten  Vögeln  sieht  es  auch  der  Anfänger 
bald  an,  und  diese  wurden,  wie  ebenfalls  ausdrücklich  be- 
tont, ganz  außer  acht  gelassen.  Die  anderen  an  den  Bälgen 
gefundeneu  Maße  wurden  alle  nur  in  Verbindung  mit  den  in 
der  Literatur  gefundenen,  in  der  Regel  am  Vogel  im  Fleisch  ge- 
wonnenen Maßen  verwandt.  Mithin  wurden  die  Fehlerquellen  auf 
ein  Minimum  reduziert. 

Auch  Stresemanns  Methode  ist  nicht  einwandfrei.  Er  gibt 
selber  zu,  daß  die  Flügellänge  und  die  Körpergröße  bei  ver- 
schiedenen Formen  nicht  in  demselben  Verhältnis  zueinander 
stehen.  Man  kann  nicht  immer  sagen,  daß  der  mehr  langflügelige 
Vogel  auch  der  größere  ist.  Die  Länge  der  Flügel  kann  ja  auch 
eine  klimatische  Anpassung  sein,  z.  B.  an  starke  Winde,  wie  auch 
andrerseits  die  Verkümmerung  der  Flügel  eine  Anpassung  an 
starken  Windreichtum  sein  kann,  wie  bei  vielen  insularen  und 
alpinen  Insektenformen.  Aber  sie  sagt  uns  nichts  darüber,  ob  die 
Größe  des  Körpers  in  irgendeinem  Zusammenhang  mit  den  Tem- 
peraturverhältnissen  des   Wohngebietes  steht,    —   Daß    bei  der 


1 09  Boetticher:  Entgeguung.  —  Schriftenschan.  1  •  ^r  . 

L  CtBS.  Bay. 

Gruppe  des  Corvus  coronoides  und  den  anderen  Formen,  welche 
Stresemann  hierzu  rechnet,  überall  die  Körpergröße  und  die  Flügel- 
länge in  demselben  Verhältnis  stehen,  ist  re-iner  Zufall.  Aller- 
dings ein  sehr  erfreulicher  Zufall,  denn  er  ermöglichte  es,  daß 
Stresemann  mit  seiner  Meßmethode  an  dieser  Gruppe  die  Berg- 
mann'sche  Theorie  einwandfrei  bestätigen  konnte.  Und  das  ist 
für  mich  trotz  der  harten  Stresemann'schen  Kritik  doch  eine 
schöne  Genugtuung.  Denn  die  vornehmste  Aufgabe  meiner  Schriften 
war  die,  dazu  beizutragen,  um  die  Bei'gmann'sche  Theorie  vor 
dem  ungerechten  Schicksal  völliger  Vergessenheit  zu  bewahren 
und  andere  Forscher,  besonders  die  durch  hervorragende  Sach- 
kenntnisse ausgezeichneten  Spezialisten  anzuregen,  die  von  mir  an- 
gedeuteten Beispiele  nachzuprüfen,  zu  vervollkommnen  und  neue 
hinzuzufügen.  Hans  von  Boetticher. 


Schriftenschau  ^). 

E.  Hesse,  Zur  Ornis  der  Mark  Brandenburg;  Jouru.  für  Ornith.  64, 
1916,  p.  605—611. 

Die  vorliegende  Arbeit  bildet  den  Abschluß  einer  Keihe  von  Abhandlungen 
des  als  Erforscher  der  Vogelwelt  der  Marie  Brandenburg  rühmlichst  belcanuteu 
Verfassers.  Durch  die  am  1.  Juli  1916  erfolgte  Übersiedelung  Hesse's  nach 
Leipzig  haben  die  mit  so  unermüdlichem  Eifer  durchgeführten,  aber  auch  durch 
schöne  Erfolge  belohnten  Exkursionen  in  die  an  Seen,  Sümpfen  und  Mooren  so 
überaus  reiche  nähere  und  weitere  Umgebung  Berlins  vorerst  leider  ein  Ende  ge- 
funden, und  es  bleibt  nur  zu  hoffen,  daß  Hesse  sich  nunmehr  mit  der  gleichen 
Liebe  und  Freude  der  Durchforschung  der  Avifauna  seines  neuen  Wohnsitzes 
widmen  möge. 

Die  Abhandlung  bringt  lediglich  einige  kurze  Ergänzungen  zu  früheren 
Arbeiten  über  den  gleichen  Gegenstand.  So  finden  wir  hier  eine  genaue  Zu- 
sammenstellung aller  von  Hesse  entdeckten  Brutplätze  des  Colymbus  nigricans 
Scop.-).  Die  Blaurake,  Coracias  garrulus  L.,  kann  erfreulicherweise  noch  immer 
zu  den  Brutvögeln  gerechnet  werden.  Auch  Museieapa  parva  Bechst. '),  der 
Zwergfliegenschnäpper,  ist  in  den  großen  Wald  beständen  nicht  seltener  Brutvogel, 
und  überall  da  zu  finden,  wo  die  Rotbuche  in  dichterem  Bestände  auftritt. 

Am  28.  Mai  1916  gelang  es  Hesse,  im  „Forst  Chorin"  den  Flußschwirl, 
Locustelln  fluviatilis  Wolf,  für  das  Gebiet  erstmals  nachzuweisen.  Damit  ist 
nun  für  die  Mark  Brandenburg  der  Nachweis  des  Vorkommens  aller  drei  deutschen 
Schwirlarten,  nämlich  Nachtigallschwirl,  Locustella  luscinioides  (Savi),  Heu- 
schreckensänger, Locuntella  naevia  naevia  (Bodd.),  und  endlich  Flußschwirl, 
Locustella  ßuviatilis  (Wolf),  einwandfrei  erbracht.     Es   ist  dies  wohl   einer  der 


*)  Verfasser  von  Aufsätzen  in  weniger  verbreiteten  Zeitschriften  werden  um 
Einsendung  von  Sonderabdrücken  zwecks  Besprechung  in  dieser  Eubrik  ersucht. 
^)  =  Fodiceps  ruficoUis  ruficollis  (Fall.). 
')  =  Erythrosterna  parva  parva  (Bechst.). 


^ill'1'1  Schriftenechau.  12-^ 

1917    J 

schönsten    Erfolge,     der    Hesse    während    seiner    langen    Beobachtungszeit    be- 
schieden war. 

Schließlich  sei  noch  der  Anregung  des  Autors  zu  einer  systematisch  durch- 
geführten zoologischen  Landeserforschung  gedacht,  die  sich  ähnlich  wie  die  geo- 
logische Landesuntersuehung  über  das  ganze  Deutsche  Reich  erstrecken  sollte. 
Es  wäre  dies  wohl  der  einzige  Weg,  eine  wissenschaftlich  auch  wirklich  verwert- 
bare Grundlage  für  die  zoologische  Erforschung  unseres  Vaterlandes  zu  schaffen. 
Doch  kostet  ein  so  weitausgedehntes  Unternehmen  leider  Geld,  sehr  viel  Geld, 
und  ob  für  einen  solchen  idealen  Zweck  die  nächste  Zukunft  das  notwendige 
Geld  anzuwenden  geneigt  ist,  erscheint  mir  zum  mindesten  als  äußerst  zweifel- 
haft. Wir  werden  wohl  auch  in  Zukunft  bei  der  Erforschung  unseres  Landes 
auf  die  Kräfte  Einzelner  angewiesen  sein,  vielleicht  sogar  in  noch  größerem  Maße 
als  bisher,  und  gerade  darum  gebührt  E.  Hesse  für  seine  mustergültigen  Leistungen 
bei  der  ornithologischen  Erschließung  der  Mark  Brandenburg  unser  wärmster, 
aufrichtigster  Dank.  —  A.  L. 

R.  Hey  der,  Ornis  Saxonica.  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Vogel  weit 
des  Königreichs  Sachsen;  Journ  für  Ornith.  64,  1916,  p.  165—228; 
p.  277-324;  p.  429-488. 

Die  mit  äußerster  Sorgfalt  und  Sachkenntnis  zusammengestellte  Abhand- 
lung gliedert  sich  in  folgende  drei  Abschnitte :  I.  Die  geschichtliche  Entwicklung 
der  Vogelkunde  im  Königreich  Sachsen.  IL  Die  ornithologische  Literatur  des 
Königreichs  Sachsen.  IIL  Die  geographische  Verbreitung  der  Vögel  im  König- 
reich Sachsen.  Daran  schließt  sich  noch  ein  Schlußwort  und  ein  Nachtrag  von 
der  Hand  H.  Mayhoff's  über  „eine  genauere  Prüfung  der  Brutbelege  des  Wald- 
wasserläufers". 

Der  Verfasser  greift  bis  auf  das  Jahr  1800  zurück  und  konnte  als  erstes  für  die 
Ornis  des  Königreichs  Sachsen  in  Betracht  kommende  Werk  Chr.  Ludwig's  „Initia 
Faunae  Saxonicae"  aus  dem  Jahre  1810/11  ermitteln.  Das  den  zweiten  Teil  der 
Arbeit  bildende  Literaturverzeichnis  umfaßt  mit  415  Nummern  den  Zeitraum  von 
1800—1915.  Es  enthält  das  gesamte  dem  Autor  bekannt  gewordene  Schrifttum, 
soweit  es  positive  Angaben  über  die  Vogelwelt  des  Königreichs  enthält  und  in 
Zeitschriften  und  Werken  wissenschaftlicher  Tendenz  zu  finden  ist.  Fast  alle 
angeführten  Arbeiten  wurden  vom  Autor  persönlich  eingesehen. 

Der  dritte,  bei  weitem  umfangreichste  Abschnitt  befaßt  sich  mit  der  geo- 
graphischen Verbreitung  der  Vögel  im  Königreich  Sachsen.  Nach  einer  kurzen 
Betrachtung  über  die  geographisch-geologischen  Verhältnisse  des  erforschten  Ge- 
bietes und  nach  einem  kurzen  Hinweis  auf  die  in  der  Arbeit  angewandte  Nomen- 
klatur —  der  Autor  wählte  als  Grundlage  Reichenow's  „Kennzeichen  der  Vögel 
Deutschlands"  aus  dem  Jahre  1902!  —  beginnt  der  Verfasser  schließlich  mit 
der  Aufzählung  aller  bis  heute  im  Königreich  Sachsen  beobachteten  Vogelarten. 
Wie  wir  dem  Schlußwort  des  Verfassers  entnehmen  können,  kamen  im  ganzen 
302  Arten  zur  Beobachtung,  was  dem  im  Jahre  1892  erschienenen  „Verzeichnis 
der  bis  jetzt  im  Königreich  Sachsen  beobachteten  Vögel"  von  Meyer  und  Helm 
gegenüber  ein  Mehr  von  25  Spezies  und  Subspezies  bedeutet.  Von  den  ge- 
nannten 302  Arten  können  142  als  regelmäßige  Brutvögel  betrachtet  werden, 
18  sind  nur  unregelmäßige  Brüter,  weitere  10  haben  früher  im  Gebiet  gebrütet, 
können  aber  heute  nicht  mehr  als  solche  in  Rechnung  gestellt  werden;  es  sind 
dies:  Graugans,  Waldstorch,  Fischreiher,  Steinadler,  Fischadler,  Milan,  Gabel- 
weihe, Uhu,  Kolkrabe  und  Steinrötel.  Besonders  erwähnt  mag  hier  noch  die 
vom  Autor  veranstaltete  Umfrage  nach  dem  Brutvorkomraen  des  Auerwildes  in 
den  im  Gebirge  liegenden  Staatsforstrevieren  werden,  als  deren  Resultat  sich  die 
Tatsache  ergab,  daß  gegenwärtig  das  Auerhuhn  noch  in  einem  großen  Teil  der 
höheren  Gebirgslagen  vorkommt,  wenn  auch  eine  Abwanderung  in  die  entlegeneren 
Gebirgsteile  unverkennbar  wahrzunehmen  ist. 

Nach  der  Anschauung  des  Autors  ist  der  zoogeographische  Charakter  des  Ge-. 
bietes  ein  rein  zentraleuropäischer,  dem  sogar  jener  leise  Einschlag  östlicher  Ele- 


12  i  Schriftenschau.  fVerh.  Orn. 

L<"^es.  Bay. 

mente  fehlt,  wie  ihu  das  Nachbargebiet  von  Preußisch-Schlesien  schon  aufzu- 
weisen hat.  Schließlich  mag  noch  dem  Vorkommen  von  Alpenringamsel  und 
Tannenhäher  in  den  Waldgebirgen  als  noch  vorhandenen  Spuren  einer  „Relikten- 
Ornis"  Erwähnung  getan  werden.  —  A.  L. 

A.  Ries,  Die  Vögel  Bambergs  und  seinei*  Umgebung;  22.  und 
23.  Bericht  der  Naturforschenden  Gesellschaft  Bamberg,  1915,  p  331—426. 

Die  Arbeit  des  als  Lokalfaunisten  rühmlichst  bekannten  Verfassers  bedeutet 
einen  äußerst  wertvollen  Beitrag  zur  Ornithologie  unseres  engeren  Vaterlandes. 
Der  Verfasser,  als  gewissenhafter  und  sorgfältiger  Beobachter  bewährt,  schildert 
an  der  Hand  seiner  sich  über  den  zehnjährigen  Zeitraum  von  1903 — 1914  er- 
streckenden Beobachtungen  den  derzeitigen  Vogelbestand  der  Bamberger  Land- 
schaft nach  Vorkommen,  Lebensweise  und  Zug  der  in  Betracht  kommenden 
Arten,  zu  dem  Zwecke,  „dem  Einheimischen  einen  verlässigen  Wegweiser  für 
jede  Jahreszeit  durch  den  reichen  Vogelbestand  des  Gebietes  zu  bieten". 

Als  im  Bamberger  Gebiet  vorkommend  werden  202  Arten  aufgeführt. 
Von  interessanteren  Brutvögeln  seien  hier  besonders  angeführt:  Passer  petronius  (L.) 
der  Steinsperling;  Lanius  minor  Gm.,  der  schwarzstirnige  Würger;  Lanma 
neuator  L.,  rotköpfiger  Würger;  Muscicapa  parva  parva  Bechst.,  der  Zwerg- 
fliegenschnäpper („soll  noch  in  einigen  Paaren  in  den  Buchenwäldern  um  Ebrach 
brüten");  Bubo  hubo  bubo  {h.),\ih.xi;  Glaucidium  passerinum,  {\..),  der  Sperlings- 
kauz (?). 

Von  seltener  vorkommenden  Arten  seien  noch  erwähnt:  Panurus  hi- 
armicus  (L.);  Chrysomitris  citrinella  (L);  ^^Passerina'^^  nivalis  (L );  Merops 
apiaster  L. ;  Nyctea  nyctea  (L.) ;  Surnia  ulula  (L.);  SyrrJtaptes  paradoxus 
(Pallas);  Phoenicopterus  roseusTaW.;  Pelecanus  onoer otalus  h.;  Uria  lornvia  (h.). 

Es  sei  mir  erlaubt,  hier  auf  einen  Irrtum  aufmerksam  zu  machen,  der  dem 
Verfasser  unterlaufen  ist.  Ries  ist  der  Ansicht,  in  der  Bamberger  Landschaft 
kämen  zwei  Formen  der  Schwanzmeisen  vor,  nämlich  die  rein  weißköpfige  Form, 
Aegithalos  caudatus  caudatiis  (L.)  und  die  am  Kopf  mehr  oder  minder  schwarz- 
gestreifte Forui  Aegithalos  caudatus  europaeus  (Herrn.).  Nach  den  Beobachtungen 
des  Verfassers  sollen  sich  auch  beide  Formen  untereinander  paaren.  In  Wirk- 
lichkeit handelt  es  sich  hierbei  aber  nicht  um  Repräsentanten  zweier  verschiedener 
Formen,  sondern  um  Angehörige  einer  und  derselben  Form,  nämlich  Aegithalos 
caudatus  europaeus  (Herrn.).  Dabei  laufen  rein  weißköpfige  und  streifenköpfige 
Individuen  nebeneinander  her,  wie  zwei  Phasen  —  ähnlich  der  roten  und  grauen 
Form  beim  Waldkauz  —  unabhängig  von  Alter  und  Geschlecht.  Daß  die  bei 
uns  vorkommenden  weißköpfigen  Exemplare  tatsächlich  nicht  mit  Aegithalos 
caudatus  caudatus  (L.)  aus  dem  Norden  und  Osten  zusammenfallen,  läßt  sich 
einwandfrei  durch  einen  Vergleich  einheimischer  Stücke  mit  solchen  aus  Schweden 
feststellen.  So  rein  silberweiße  Köpfe  wie  bei  den  nordischen  Exemplaren  kommen 
bei  unsern  Schwanzmeisen  niemals  vor.  Auch  die  häufig  vertretene  Ansicht, 
Aegithalos  caudatus  roseus  (Blyth)  käme  bei  uns  gelegentlich  vor,  ist  irrtüm- 
lich, denn  diese  Form  ist  lediglich  auf  die  britischen  Inseln')  beschränkt.  Die 
bei  uns  vorkommenden  Schwanzmeisen,  sowohl  rein  weißköpfige  Individuen  wie 
auch  solche  mit  schwarzen  Streifen  an  den  Kopfseiten,  sind  alles  Angehörige 
einer  und  derselben  Form,  nämlich  von  Aegithalos  caudatus  europaeus  (Herm.). 
—   A.  L. 

')  Möglicherweise  gehören  die  Bewohner  des  westlichen  Frankreich  auch 
dazu.  In  den  nordöstlichen  Departements,  z.  B.  in  der  Woevre,  lebt  aber  schon 
A.  caudatus  europaeus  (Herrn.),  wie  eine  Serie  im  Münchener  Museum  aus- 
weist. —  Red. 


Verhandlungen 


der 


Ornithologischen  Gesellschaft  in  Bayern 


Band  XIII 
Heft  2 


Inhalt: 

Seite 

Erwin  Stresemann,  Über  gemischte  Vogelschwärme 127 

H.  Stadler  und  C.  Schmitt,  Die  Rufe  der  Mauersegler 152 

Erwin  Gebiiardt,  Fichtelgebirgsbeobachtungen  1914 158 

Erwin  Stresemann,  Die  Verwendbarkeit  des  Entfernungsmessers  zur  Ermitte- 
lung der  Flughöhe 171 

Janusz  von  Domaniewsl<i,  Süta  europaea  homeyeri  Hart,  und  verwandte  Formen  174 

C.  E.  Hellmayr,  Zur  NomenJjlatur  zweier  paläarktischer  Krähen      ....  181 

C.  E.  Hellmayr,  Miscellanea  Ornithologica  II 188 

A.  Laubmann,  Eine  neue  Rabenkrähe  aus  Japan 201 

Schriftenschau 203 

Sitzungsberichte  (Oktober  1916— Juni  1917) XIII 


Ausgegeben  am  20.  September   1917. 


MihiclKMi  1917 

Im  Bm-hhandel  zu  beziehen  nurch   die  Verlagsbmhhandliing 
Qustav  Fischer  in  Jena 


K.  B.  Hof-  und  Uiiiv.-Buchdruckciei  vf)n  Junge  &  Sohn.  Erlangen. 


^'^^^'  '^'  I  Streseraann:  Ü))er  gemischte  Vogelschwärme.  127 

1917    J 


Über  gemischte  Vogelschwärme. 

Von 

Erwin  Stresemann. 

Der  Trieb  zum  Zusammenschluß  mehrerer  Individuen  zu  einem 
Verbände  ist  in  der  Vogelwelt  sehr  weit  verbreitet. 

Seine  einfachste  Form  ist  wohl  der  Familienverband,  der  bei 
einigen  Arten  noch  lange  über  die  Zeit  hinaus  bestehen  bleibt, 
während  welcher  die  jungen  Tiere  der  Wartung  und  Führung  ihrer 
Eltern  bedürfen,  und  sich  erst  dann  auflöst,  wenn  der  Nachwuchs 
geschlechtsreif  geworden  ist  und  zur  Fortpflanzung  schreiten  will. 

Viele  Arten  haben  die  Geselligkeit  weiter  entwickelt;  bei 
ihnen  vereinigen  sich  außerhalb  der  Brutzeit  mehrere  Familien 
und  ungepaart  gebliebene  Vögel  zu  Schwärmen,  die  oft  nach 
Hunderten  und  Tausenden  zählen  und  eng  zusammenhalten,  fast 
als  wären  sie  Teile  eines  Organismus.  Beispiele  hierfür  finden 
wir  unzählige  unter  den  Vögeln  aller  Breiten,  von  den  Tropen 
bis  in  den  hohen  Norden,  unter  den  Stand-  wie  den  Strich-  und 
Zugvögeln. 

Bei  diesen  Verbänden  gleichartiger  Individuen  läßt  sich  der 
Vorteil,  den  die  Art  aus  der  Geselligkeit  zieht,  meist  unschwer 
erkennen.  Im  Familienverband  werden  den  jungen  Vögeln  die 
Erfahrungen  der  Alten  zugute  kommen,  wenn  sie  deren  Beispiel 
in  allem  folgen.  Vogelarten,  welche  die  Bäume  zur  Zeit  ihrer 
Blüte  aufsuchen,  wie  die  Honigfresser  (Meliphagiden)  und  Pinsel- 
zungenpapageien (Loriiden),  und  diejenigen,  die  sie  zur  Frucht- 
reife befallen  (Stare,  Fruchttauben  u.  a.),  ziehen  zweifellos  aus  der 
Geselligkeit  Nutzen,  denn  es  gehört  oft  viel  Erfahrung  dazu,  den 
Standort  solcher  Bäume  aufzufinden,  und  wenn  diese  Erfahrungen 
sich  nicht  durch  geselliges  Leben  verbreiteten  und  vererbten, 
würde  mancher  reich  ausgestattete  Futterplatz  nicht  liinlänglich 
ausgenutzt  werden  ^ ).     Die  Verwertung  der  Erfahrungen  Einzelner 


*)  Auch  diejenigen  Arten,  deren  Nahrung  nicht  an  beßtimmte  Orte  gebunden 
ist,  leben  gesellig,  falls  dieselbe  dort,  wo  sie  auftritt,  sich  in  Masse  findet.  So 
erscheinen  beispielsweise  die  Seeschwalben  (Sterna)  vielfach  in  Scha,ren ;  aber  sie 
halten  sich  nicht  eng  zusammen,  wie  die  Frucht-,  Blüten-  und  Samenfresser, 
welche  ja  nur  einem  Führer  nachzufliegen  brauchen,  der  über  die  Lage  des  un- 
verrückbaren Futterplatzes  Bescheid  weiß.     Vielmehr  verteilen  sie  sich  zur  Suche 


128  Stresemann:  Über  gemischte  Vogelsch wärme.  1     ^*  •  v^rn. 

L  Ges.  Bay. 

durch  eine  große  Anzahl  Artgenossen  ist  offenbar  auch  der 
wesentlichste  Vorteil  der  Ansammlungen  zur  Zugzeit.  Wir  dürfen 
dieses  Moment  als  das  primäre  auffassen,  aus  dem  sich  allmählich 
ein  Instinkt,  der  Geselligkeitstrieb  dieser  Arten,  entwickelte. 

In  den  folgenden  Zeilen  soll  nun  untersucht  werden,  ob  für 
die  Bildung  der  gemischten  Vogelschwärme,  oder  wie  ich  sie  der 
Kürze  halber  nennen  will,  der  Vogel gesellschaften  oder 
Misch  seh  wärme,  gleiche  Ursachen  angenommen  werden  können. 

Dieselben  sind  häufig  aus  Angehörigen  nahe  verwandter 
Spezies  zusammengesetzt,  welche  die  gleiche  Geschmacksrichtung, 
die  gleichen  Lebensgewohnheiten  haben  und  sich  gegenseitig  bei 
der  Nahrungssuche  in  ganz  der  nämlichen  Weise  unterstützen 
können  wie  die  Individuen  derselben  Art.  Solche  geselligen  Arten 
gewöhnen  sich  derart  zusammen,  daß  die  Verschiedenheit  der  Rufe, 
der  Färbung,  der  Größe  und  die  sexuelle  Gleichgültigkeit  außerhalb 
der  Brutzeit  viel  von  ihrer  Bedeutung  verliert,  und  schließen  sich 
einander  so  eng  an,  daß  ein  Unkundiger  gar  oft  versucht  sein 
wird,  sie  für  gleichartig  zu  halten. 

Einfache  Misch  seh  wärme.  Die  Fälle,  in  denen  die  Ge- 
meinsamkeit des  Nahrungserwerbs  Heterogenes  zusammenfügt,  seien 
als  einfache  Mischschwärme  bezeichnet.  Sie  sind  besonders  häufig 
in  der  einförmigen  Gj-assteppe  und  dem  mit  Getreide  bebauten 
Kulturland.  Zu  ihrer  Bildung  vereinigen  sich  bei  uns  im  Winter 
Feldsperlinge,  Goldammern  und  Grünlinge,  in  den  Tropen  vor  allem 
die  Webervögel  (Ploceiden);  so  kann  man  auf  Bali  Amandava 
amandava  mit  Munia  maja,  in  Perak  Mum'a  maja  mit  Miinia 
atricapüla  im  gleichen  Fluge  finden.  In  schneereichen  Wintern 
begleiten  oft  Zeisige  die  Leinfinkenschwärme,  welche  aus  Norden 
zu  uns  kamen,  von  Birke  zu  Birke,  von  Wäldchen  zu  Wäldchen, 
und  ebenso  untrennbar  gesellen  sich  häufig  Bergfinken  den 
streichenden  Buchfinkentrupps  bei. 

In  den  immergrünen  Wäldern  des  indoaustralischen  Archipels, 
die  50  reich  an   Bäumen   mit    fleischigen  Früchten    sind,    hausen 

über  eine  ■weite  Meeresfläche:  jeder  Vogel  späht  unausgesetzt  unter  sich  nach 
Fischen,  und  wenn  er  einen  geAvalirt,  stürzt  er  sich  phmip  wie  ein  Stein  auf 
ilin  ins  Wasser  hinab.  Die  anderen  haljen  ihre  Kameraden,  obwohl  sie  selbst 
den  AVogen  unter  sich  ihre  Aufmerksamkeit  zuwandten,  doch  nicht  aus  dem 
Auge  gelassen  und  strömen  von  allen  Seiten  eiligst  herbei,  sobald  sie  einen  der 
Ihrigen  in  die  Tiefe  stoßen  sahen.  Denn  sie  wissen  aus  Erfahrung,  daß  man 
die  kleinen  pelagischcn  Fische  (wie  Ammodytes)  gewöhnlich  nicht  einzeln  findet, 
sondern  daß  sie  in  großen  Schwärmen  leben,  und  daß  dort,  wo  einer  ihrer  Ge- 
nossen sich  Beute  fischte,  für  sie  alle  etwas  zu  holen  ist.  Die  berufsmäßigen 
Seeschwalbenjäger  auf  Helgoland  machen  sich  das  zunutze,  indem  sie  vom 
Boot  aus  zwei  mit  den  Schwingenspitzen  zusammengeknotete  Seeschwalben-  oder 
Mövenflügel  in  hohem  Bogen  fortschleudern,  sobald  sie  einige  Secschwalben  er- 
blicken, und  durch  diese  List  bald  einen  ganzen  Schwärm  dieser  immer  hungrigen 
Vögel  um  sich  versammeln. 


XIII  2  T 
jgj^'y  '  j  Stresemann:  über  gemischte  Vogelschwärme.  J29 

zahlreiche  Vogelarten,  die  sich  vorwiegend  auf  diese  Nahrung 
spezialisiert  haben,  in  besonderem  Maße  die  Fruchttauben  {Trero- 
nidne).  Inmitten  der  Gebirgswaldungen  der  Insel  Bali  fand  ich  die 
prächtige  Taube  Ftilinopiis  jm-phijreiis  (Temm.)  stets  unter  den 
Flügen  von  F.  alhocinctus  Wall.,  welche  sich  täglich  auf  gewissen, 
weit  im  Urwald  verstreuten  Ficus-BmmeA\  voller  reifer  Früchte 
einstellten.  Beide  Arten,  die  sich  am  auffälligsten  durch  die 
Färbung  des  Kopfes  unterscheiden  (denn  er  ist  bei  jener  schijn 
rosenfarben,  bei  dieser  weiß),  hielten  so  treu  zusammen,  daß  man 
sie  nach  ihrem  Gebahren  für  Männchen  und  Weibchen  der  gleichen 
Art  hätte  halten  können. 

Wie  die  Leinfinken  und  (bei  Mangel  an  Erlen)  die  Zeisige 
im  Winter  den  Genuß  der  Birkeusamen,  gewisse  Ftilinojnis- Arten 
denjenigen  von  Feigen  bevorzugen  und  die  gemeinsame  Geschmacks- 
richtung zwei  Arten  für  einen  großen  Teil  des  Jahres  zusammen- 
führt, so  haben  die  meisten  der  mir  im  Leben  bekannt  gewordenen 
Dicaeum- Ai'ten  die  Eigenschaft  miteinander  gemein,  daß  sie  sich 
mit  besonderer  V^orliebe  an  den  von  Ameisen  bewohnten  Knollen 
des  eigenartigen  Epiphyten  Myrmecodia  zu  schaffen  machen,  der 
über  den  Archipel  weit  verbreitet  ist  und  sich  an  den  Ästen  -vieler 
Baumarten  (besonders  häufig  auf  Gebirgskasnarinen)  findet.  Was 
sie  eigentlich  dort  suchen,  ist  noch  nicht  bekannt.  Ich  habe  nun 
auf  Bali  Dicaeum  sanguinoleritum  und  D.  flammemn  gemeinsam 
beim  Besuch  der  Myrmecodia-KxioWQW  umherstreichen  sehen. 

Die  oft  nach  Hunderten  zählenden  Saatkrähenschwärme,  welche 
den  Winter  im  lothringischen  Grenzgebiet  verbringen,  werden  sehr 
häufig  von  großen  Starenversammlungen  begleitet;  ja  ich  kann 
mich  nicht  entsinnen,  während  dreier  Kriegswinter  jemals  einen 
Starenflug  beobachtet  zu  haben,  ohne  daß  eine  Schar  Saatkrähen 
in  unmittelbarster  Nähe  gewesen  wäre.  Bald  neben,  bald  mitten 
unter  den  Saatkrähen  durchsuchen  die  Stare  die  Schollen  der  Äcker 
nach  Nahrung.  Erhebt  sich  aus  irgend  einem  Anlaß  der  Krähen- 
flug, so  folgen  die  Stare  seinem  Beispiele  sogleich,  mischen  sich 
selbst  im  Fluge  unter  die  vielmals  größeren  Schwarzröcke  und 
lassen  sich  erst  dort  wieder  nieder,  wo  diese  einzufallen  belieben; 
selbst  die  Schlafplätze  teilen  sie  mit  ihnen.  Dieses  enge  Zu- 
sammenhalten währt  von  Anfang  November  bis  Ende  Februar  i). 
Ins  Gebiet  der  einfachen  Mischschwärme  gehört  wohl  auch 
jenes  seltsam  erscheinende  Zusammenleben  eines  Papageien  mit 
einem  kleinen  Sänger,  von  dem  Mc  Lean^)  aus  Neu-Seeland  be- 
richtet. Es  handelt  sich  um  einen  Plattschwanzsittich  {Cya- 
norhamphus)   und   das   zur  Familie  der  Pariden   zählende  Weiß- 

')  In  der  gleichen  Weise  schließen  sich  die  Stare  gern  an  Pliige  von  Wach- 
holderd rossein,  Misteldrosseln,  Dohlen  oder  Kiebitzen  an. 

')  J.  C,  Mc  Lean,  Fiold-Notes  on  some  of  the  Bushbirds  ol'  New  Zealand; 
Ibis  1907,  p.  524. 

9 


130  Streseraann:  Über  gemischte  Vogelschwärme.  1 

|_  r.es.  Bay. 

küpfclien  {Clitonyx  alhicapilla  =  Certhipar'Ks  albicilla),  welche 
beide  im  Winter  mit  Vorliebe  von  den  Samen  des  Tawari- Baumes 
{Ixerba  hrexioides)  leben  und  sich  wohl  deswegen  zusammenschließen. 
„Im  Juni  und  den  folgenden  Monaten",  schreibt  Mc  Lean,  „konnte  man 
diese  Züge  fast  täglich  beobachten.  Eine  wie  große  Anhänglich- 
keit die  Gelbstirnpapageien  zu  den  Weißköpfchen  besitzen,  konnte 
ich  einstmals  bemerken,  als  ich  in  der  Absicht,  ein  Stück  zu  er- 
langen, die  Gesellschaft  in  heftige  Verwirrung  brachte,  indem  ich 
auf  einen  Papageien  in  einer  hohen  Buche  [Nothofagus]  schoß. 
Die  Vögel  flohen  nach  allen  Richtungen,  aber  die  Weißköpfchen 
sammelten  sich  schnell  wieder  auf  einer  Buche  und  setzten  ihren 
Strich  fort.  Dann  mischten  sich  die  Papageien  unter  sie,  und  alle 
zogen  miteinander  weiter.  Bald  darauf  konnte  man  die  Weiß- 
köpfchen  umkehren  und  auf  dem  gleichen  Wege  von  Baum  zu 
Baum  zurückkommen  sehen.  Dies  schreckte  die  Papageien  nicht 
ab;  sie  kehrten  mit  jenen  um,  und  so  kamen  sie  alle  auf  mich  zu 
und  zogen  vorüber.  Wenn  irgend  eine  Aufregung  in  diese  Ge- 
sellschaft kommt,  so  verweilen  die  Papageien  plappernd  in  den 
Wipfeln,  bis  der  Lärm  sich  legt  und  die  Schar  weiterzieht." 

Zusammengesetzte  Misch  sc  hw  arme.  Die  Beispiele  des 
vorigen  Kapitels  unterschieden  sich  nur  darin  von  den  monotonen 
Schwärmen,  daß  Individuen  verschiedener  Arten  sich  zu  ein- 
ander gesellen,  um  sich  durch  diese  Lebensweise  das  Auffinden 
der  gemeinsamen  Nahrung  zu  erleichtern.  Im  Gegensatz  dazu 
stehen  nun  die  zusammengesetzten  Mischschwärme,  bei  denen  die 
gegenseitige  Unterstützung  im  Aufsuchen  der  Nahrung  in  den 
Hintergrund  tritt  und  vorwiegend  andere  Beweggründe  die  Schwarm- 
bildung  verursachen. 

Wenn  wir  bei  uns  im  Spätherbst  oder  Winter  auf  Brachland 
oder  aus  dem  Gestrüpp  der  Halden  einen  der  oft  vielhundert- 
köpfigen  Fringillidenschwärme  aufjagen,  so  haben  wir  zuweilen 
schon  einen  solchen  zusammengesetzten  Misch  seh  warm  vor  uns. 
Wir  können  dann  bemerken,  daß  er  sich  aus  Hänflingen,  Stieg- 
litzen, Grünlingen,  Goldammern  und  Feldsperliugen  rekrutiert. 
Fassen  wir  das  Treiben  dieser  bunten  Gesellschaft  schärfer  ins 
Auge,  so  werden  wir  gewahren,  daß  keineswegs  alle  Arten  sich 
der  Suche  nach  der  gleichen  Nahrung  zuwenden;  denn  während 
die  Stieglitze  sich  auf  den  Köpfen  der  Disteln  niederlassen  und 
deren  Samen  herauspicken,  suchen  die  anderen  Arten  am  Boden, 
zwischen  Gras  und  Halmen,  nach  allerhand  Unkrautsamen.  Ob- 
wohl also  die  Interessen  dieser  bunten  Schar  nicht  die  gleichen 
sind,  hält  sie  doch  zusammen. 

In  solcher  Jahreszeit  werden  wir  meist  eine  gute  Strecke 
weit  über  Felder  und  Fluren  wandern  können,  ohne  einen  einzelnen 
Vogel  zu  bemerken;  was  hier  zu  Hause  ist,  hat  sich  eben  zu 
einem  großen  Schwärme  vereinigt. 


XIII  2~\ 

'    '  I  Stresemann:  Über  gemischte  Vogelschwärme.  131 

D-as  eigentliche  Gebiet  der  zusammengesetzten  Vogelgesell- 
scliaften  aber  ist  der  Wald,  jene  Vegetation,  in  der  im  Gegensatz 
zur  monotonen  Gras-  und  Kultursteppe  eine  Fülle  verschieden- 
artigster Nährstoffe  in  bunter  Abwechslung  sich  drängt,  wo  In- 
sektenfressern, Blütenbesuchern,  Fruchtfressern  und  Körnerfresseru 
oft  am  gleichen  Baume  der  Tisch  gedeckt  ist. 

Aus  unseren  Breiten  sind  diese  die  Waldungen  durchstreifenden 
Vogelgesellschaften  als  Meisensch wärme  bekannt,  weil  die 
Meisenarten  stets  das  stärkste  Kontingent  dazu  stellen.  Über  ihre 
Zusammensetzung  und  ihr  Gebaren  in  der  Jahreszeit,  wo  die  Brut- 
periode vorüber  ist  und  die  Zugvögel  unsere  Wälder  noch  nicht 
verlassen  haben,  gibt  der  folgende  Auszug  aus  meinem  Tagebuch 
ein  bezeichnendes  Bild.  Es  wird  darin  versucht,  die  Begegnung  mit 
einem  solchen  Schwann  im  sumpfigen  Waldgebiet  zwischen  Avri- 
court  und  Balny,  an  den  Quellen  der  Avre  (eines  Zuflusses  der 
Somme)  zu  schildern. 

„28.  August  1916.  ...  Jch  habe  den  Rand  des  T.-Waldes 
noch  nicht  ganz  erreicht,  als  mir  aus  einer  kurzen  dichten  Hecke 
am  Wege  munteres  Meisengezwitscher  entgegentönt.  Im  Gezweig 
wimmelt  es  von  kleinen  Vögeln,  und  immer  neue  kommen  vom 
Waldrand  herbeigeflogen  und  gesellen  sich  zu  den  anderen :  ein 
Kleiuvogelschwarm,  ganz  wie  auf  den  Molukken.  Selbst  das 
Landschaftsbild  hält  den  Vergleich  mit  Seran  gut  aus:  die  weite 
braune  Grasfläche  entspricht  dem  Allang-allang,  und  der  dicke 
Sumpfwald  mit  seinen  unzähligen  Mücken  und  Bremsen,  seiner 
grünen  ündurchdriuglichkeit,  den  gestürzten,  überwucherten  Baum- 
riesen und  kaum  auffindbaren  Fußpfaden,  die  sich  unter  Schling- 
gewächs und  Astgewirr  durch  die  Wildnis  bohren  —  dieser  Wald 
gleicht  ganz  dem  Rembu,  dem  sekundären  Buschwald  Serans,  und 
ich  würde  nicht  erstaunt  sein,  hier  plötzlich  von  Landblutegeln 
angefallen  zu  werden  oder  eine  gleißende  Chalcophaps  über  den 
Weg  huschen  zu  sehen. 

In  jenem  Schwann  fällt  natüidich  zunächst  die  laute  und  dreiste 
Kohlmeise  auf,  dann  bemerke  ich  einige  Blaumeisen,  plötzlich 
elektrisiert  mich  ein  lange  gesuchter  Ruf:  zet  zet  da  da,  das  muß 
eine  Weidenmeise  (Parus  atricapilhis  rhetiamis  Kleinschm.)  sein! 
Und  richtig,  da  taucht  auch  schon  der  kleine  graue  Vogel  mit  der 
schwarzen  Platte  und  den  leuchtend  weißen  Wangen  zwischen 
den  Blättern  auf,  bald  auch  ein  zweiter,  ein  dritter  .  .  .  Auch 
einige  Schwanzmeisen  sind  in  dem  Schwärm  .  .  .  B^rner  fliegen 
mit  den  Meisen  etwa  10  Fitis-  und  Weidenlaubsänger.  Im  ganzen 
mögen  es  gegen  40  Vögel  sein. 

Am  Nachmittag  mit  Teschin  in  den  D.-Wald,  Weidenmeisen 
zu  suchen.  2  Stunden  lang  irre  ich  vergebens  durch  die  feucht- 
heiße Wildnis,  ohne  einer  einzigen  Meise  zu  begegnen:  die  typische 
Leere  des  Urwaldes." 

9* 


132  Stresemann :  Über  gemischte  Vogelschwärme.  1     ^^   "      °' 

L  Ges.  Bay. 

,.29.  August.  Ich  reite  kurz  nach  7  Uhr  morgens  zum 
T.-Wald,  um  den  Weidenmeiseu  aufs  neue  nachzuspüren.  Meine 
Annahme,  daß  in  den  frühen  Morgenstunden  die  Vogelschwärme 
beweglicher  seien  und  sich  durch  lärmendes  Wesen  rascher  ver- 
raten als  am  Nachmittag  (wie  ich  es  in  den  Tropen  beobachtet 
habe),  trügt  nicht:  ich  bin  kaum  in  die  Wildnis  eingetaucht,  als 
ich  vielstimmige  Rufe  in  geringe)'  Ferne  vernehme,  und  ihnen 
nachgehend  stoße  ich  auf  eine  große  Lichtung,  mit  Salweiden- 
büschen, Dickicht  junger  Erlen  und  halbwüclisigen  Birken  be- 
standen, wo  ein  über  100  Köpfe  zählender  K lein vogelsch warm  im 
ersten  Sonnenlicht  flötend,  zirpend,  zeternd  nach  Nahrung  sucht. 
Ich  hefte  mich  ihm  an,  begleite  ihn  fast  zwei  Stunden  lang  durch 
Dick  und  Dünn;  ganz  laugsam  bewegt  er  sich  im  AValde  fort. 

Das  Hauptkontingent  stellen  Blaumeisen ,  dann  Fitis-  und 
Weidenlaubsänger  (beide  Arten  singen  noch),  Kohlmeisen,  einzelne 
Nonnenmeisen  [Parus  palustris  Jongirostris  Kleinschm.),  einige 
Schwarzplättchen  {Si/lvia  atricapilla),  eine  Anzahl  (etwa  15)  Schwanz- 
meisen, sogar  eine  Heckenbraunelle;  und  ein  Garteubaumläufer 
{Certhia  b.  hrncliydachijla  Brehm)  begleitet,  mit  dem  Schwärm  von 
Stamm  zu  Stamm  fliegend,  treulich  die  bunte  Gesellschaft. 

Jede  Art  durchstöbert  den  Teil  der  Vegetation,  der  ihren 
Lebensbedingungen  entspricht:  die  Nonnen-  und  Schwanzmeisen 
meist  die  Kronen  der  Bäume  und  das  obere  Gezweig  der  Sträucher, 
die  Blaumeisen  das  Dürrholz :  die  Kohlmeisen  sieht  und  hört  man 
bald  oben,  bald  unten;  die  Schwarzplättchen  suchen  die  beeren- 
tragenden Büsche  ab.  Im  dicksten  Dickicht,  in  den  schwarzen 
Schatten  der  Erlenbüsche  und  Salweidenbestände  aber  schlüpfen 
die  Weidenmeisen  ...  es  mögen  2  Paare  sein  .  .  .  Schließlich 
gebe  ich,  nachdem  ich  noch  2  sehr  stark  streifenköpfige  Schwanz- 
nieisen  geschossen  habe,  die  Verfolgung  auf,  durclmäßt  vom  hohen 
regenfeuchten  Ried,  zerfetzt  von  den  Brombeei-ranken,  die  Büsche 
und  gestürzte  Stämme  dicht  umspinnen. 

Nach  einer  halben  Stunde  kehre  ich  an  die  Stelle  zurück, 
wo  ich  den  Schwärm  verließ;  kein  einziger  Vogel  ist  mehr  zu 
sehen  noch  zu  hciren,  und  es  will  mir  nicht  mehr  gelingen,  die 
Spur  der  Gesellschaft  wieder  aufzufinden." 

Dem  Reisenden,  der  die  tropischen  Urwälder  der  alten  oder 
neuen  Welt  jagend  durchforscht,  werden  die  Vogelgeseljschaften 
bald  eine  .so  vertraute  Erscheinung,  daß  er  sie  als  selbstverständ- 
lich hinnimmt.  Das  ist  wohl  der  Grund,  weshalb  ihrer  in  den 
faunistischen  Berichten  so  selten  Erwähnung  getan  wird. 

Ohne  davon  Kenntnis  zu  haben,  daß  bereits  aus  anderen 
tropischen  Waldgebieten  Beschreibungen  derartiger  Schwärme  vor- 
lagen,  faßte   ich  meine  im    indoaustralischen  Archipel   gemachten 


^        '  "'  J  ötresoiuanii :  Über  gemischte  Vogelschvvärnie.  i33 

Beobachtungen  bei  einer  früheren  Gelegenheit^)  zu  folgender 
kurzen  Schilderung  zusammen: 

,,Eiue  beträchtliche  Anzahl  kleiner  Vogelarten,  insbesondere 
solche,  die  vorzugsweise  in  den  beiden  mittleren  Waldregionen 
heimisch  sind,  werden  kaum  jemals  einzeln  oder  nur  mit  ihres- 
gleichen, sondern  fast  regelmäßig  in  lockerem  Wanderbund  mit 
zahlreichen  anderen  Spezies  gesehen,  so  etwa,  wie  wir  es  zur 
Winterszeit  an  der  Mehrzahl  unserer  deutschen  Meisen,  den  Klei- 
bern und  Buntspechten  zu  beobachten  gewöhnt  sind.  Es  scheint 
mir  dies  einer  der  bemerkenswertesten  Züge  indoaustralischen 
Vogellebens  zu  sein,  den  ich  zu  meiner  Verwunderung  nirgends 
erwähnt  finde.  Ich  machte  die  Wahrnehmung  zuerst  im  Gebirge 
von  Perak  und  fand  später  auf  allen  von  mir  besuchten  Inseln 
des  Archipels,  Bali,  Seran  und  Buru,  vollkommen  die  gleiche  Er- 
scheinung vor  .  .  .  Man  kann  stundenlang  durch  den  Urwald 
wandern,'  ohne  einen  kleinen  Vogel  zu  gewahren  oder  selbst  zu 
vernehmen;  plötzlich  jedoch  dringt  der  Klang  vieler  feiner  Stimmen 
ans  Ohr,  und  wenn  man  ihm  nachgeht,  kann  man  gewiß  sein, 
einen  dieser  großen  Trupps  vorzufinden,  der  gemächlich  von  Baum 
zu  Baum,  von  Strauch  zu  Strauch  zieht  und  dem  Schützen  die 
günstigste  Gelegenheit  bietet,  seine  Auswahl  mit  Bedacht  zu  treffen 
und  in  kurzer  Zeit  größere  Beute  zu  machen,  als  er  au  einem 
Tage  präparieren  kann.  Denn  meist  lassen  sich  die  Vögel,  sind 
sie  einmal  zu  derartigen  Gesellschaften  vereint,  durch  einige  Schüsse 
nicht  im  Durchsuchen  der  Blätter  und  Zweige  stören.  Mehrfach 
hatte  ich  auf  Bali  sowohl  wie  auf  Seran  und  Buru  Gelegenheit, 
festzustellen,  daß  diese  Schwärme  einen  ganz  bestimmten  tages- 
periodischen Kreislauf  bei  ihren  Wanderungen  einhalten;  ja  der- 
selbe vollzieht  sich  vielfach  mit  solch  strenger  Gesetzmäßigkeit, 
daß  ich  meine  Jagdausflüge  danach  richten  uud  gewiß  sein  konnte, 
einen  Schwärm,  dem  ich  einmal  an  einer  bestimmten  Stelle  des 
Urwaldes  begegnet  war,  von  nun  ab  täglich  zur  gleichen  Stunde 
am  selben  Orte  wieder  anzutreffen." 

Nicht  wenig  erstaunt  war  ich,  kürzlich  eine  Beschreibung 
entsprechender  Vogelgesellschaften  im  Urwald  am  Tapajoz  (einem 
rechten  Zufluß  des  ^Amazonas)  aus  der  gewandten  Feder  Dr. 
Emilia  Snethlages  zu  finden,  welche  bis  in  die  Einzelheiten  mit 
meinen  im  malayischen  Archipel  gemachten  Beobachtungen  über- 
einstimmt^): 

„Für  die  Jagd  schien  zunächst  der  Festlandsurwald  [am 
Tapajoz]  verlockender,  da  er  neben  einer  großen  Mannigfaltigkeit 
von  Vögeln  auch  Säugetiere,  vor  allem  Aften,  nicht  nur  beherbergte, 

')  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Avifaiina  von  Buru;  Novitates  Zoo- 
log icae  XXI,  1914,  p.  374—375. 

*)  E.  Snethlage,  Ornithologisches  vom  Tapajoz  und  Tocantins;  Journ.  f. 
Ornith.  1908,  p.  495. 


134  ötresemann :  Über  gemischte  Vogelsch  wärme.  I 

|_  Ges,  Bay. 

sondern  auch  zu  Gesicht  kommen  ließ.  Ornithologisch  war  sein 
wichtigstes  Merkmal  das  Auftreten  zahlreicher  Dendi'ocolaptiden- 
schwärrae,  die  man  ebensogut  Formicariidensch wärme  nennen 
könnte,  denn  letztere  Familie,  insbesondere  Mynnothcri(Ia,  Thaiin/o- 
phihis,  Thainnoiimnes-AYten,  sind  an  ihrer  Zusammensetzung  nume- 
risch oft  stärker  beteiligt,  als  die  allerdings  durch  Größe  und 
Benehmen  auffallenderen  Dendrocolaptiden  .  .  .  Von  anderen 
Vögeln,  die  ich  aus  Dendrocolaptidenschwärmen  erhielt,  nenne 
ich  Pachysjjlvia  muscicapina  griseifrons  Snethl.,  Granatellus 
pelxelni  Sei.,  Tachyphonus  cristatus  (Gm.),  Myiobüis  harhatns 
(Gm.\  Attila  spadiceus  (Gm,),  Picumnus  horbae  Pelz.,  selbstver- 
ständlich sämtlich  Insektenfresser, 

Vogelschwärme  dieser  Art  macheu  sich  durch  ihren  Lärm 
schon  auf  gewisse  Entfernungen  bemerkbar:  an  den  Stämmen 
klettern  und  pochen  spechtartig  die  größeren,  steifschwänzigen 
Dendrocolaptiden,  im  Gezweig  klopfen  und  picken,  im  Wesen  an 
unsere  Meisen  erinnernd,  Xenops  und  F?cuinn?is,  dazwischen  ver- 
nimmt man  fortwährend  Zwitschern  und  Flattern  zahlreicher  anderer 
Vögel  in  Baumkronen  und  Gebüsch  des  Unterholzes.  So  bewegt 
sich  der  Zug  langsam,  anscheinend  in  einer  bestimmten  Richtung, 
die  von  den  großen  Dendrocolaptiden  angegeben  wird,  durch  den 
Wald.  Gewöhnlich  sind  die  Vögel  so  in  ihre  Beschäftigung  ver- 
tieft, daß  man  beobachtend  oder  gar  schießend  längere  Zeit  unter 
ihnen  verweilen  kann,  ohne  beachtet  zu  werdeu,  bis  sich  bei 
längerer  Verfolgung  der  Schwärm  gewöhnlich  in  einzelne  Gruppen 
auflöst.  Neben  großen  Schwärmen,  wie  die  eben  geschilderten, 
trifft  man  auch  auf  kleinere,  oder  auf  solche,  in  denen  die  großen 
Dendrocolaptiden  fehlen,  während  ich  Mi/rmotke>-nla-Artei\  in  jeder 
in  geschlossenem  Zuge  den  Wald  durchstreifenden  Vogelgesell- 
schaft getroffen  habe." 

Lange  zuvor  hat  der  bekannte  Reisende  Bates  derartige 
Wahrnehmungen  im  Waldgebiet  am  oberen  Amazonas  mit  folgen- 
den anschaulichen  Worten  geschildert^): 

„Wer  als  Neuling  die  Wälder  am  oberen  Amazonas  betritt, 
wird  sich  zunächst  über  die  geringe  Vogelzahl  verwundern  Es 
geschah  häufig,  daß  ich  auf  einem  Streifzug  durch  die  üppigsten 
und  abwechslungsreichsten  Teile  der  Wälder  während  des  ganzen 
Tages  nicht  einem  einzigen  Vogel  begegnete.  Gleichw^ohl  ist  das 
Gebiet  von  vielen  hundert  Arten  bewohnt,  von  welchen  in  Wirk- 
lichkeit viele  überaus  häufig  und  einige  durch  ihr  prächtiges  Ge- 
fieder auffällig  sind.  Der  Grund  ihrer  scheinbaren  Seltenheit  ist 
in  der  Eintönigkeit  und  Dichtigkeit  des  ungeheuren  Urwaldes  zu 
suchen,    der   ihren    Aufenthaltsort   bildet.     Die  Vögel    dieses   Ge- 


*)  H.  W.  Bates,   The  Naturalist  on   the  River  Amazons.     (London  18615) 
II,  p.  333—336. 


XIII  2  "I 

'_  '  I  tStresemann :  über  gemischte  Vogelschwäinie.  j[35 

bietes  leben  gesellig-,  wenigstens  zu  der  Jahreszeit,  wo  sie  am 
bequemsten  gefunden  werden;  aber  die  fruclitfressenden  Arten 
kann  man  nur  antreffen,  wenn  gewisse  wildwachsende  Früchte 
reif  sind,  und  den  genauen  Standort  dieser  Bäume  zu  kennen  er- 
for<lert  eine  monateiange  Erfahrung.  Man  sollte  nicht  erwarten, 
daß  die  insektenfressenden  Vögel  gleichfalls  gesellig  leben;  den- 
noch ist  dies  der  Fall.  Eine  Unzahl  verschiedener  Arten,  die  zu 
vielen  Familien  gehören,  vereinigen  sich  auf  der  Jagd  oder  Futter- 
suciie.  Es  ist  recht  merkwürdig,  wie  diese  verbündeten  Scharen 
von  Insektenjägern  zu  Werke  gehen,  und  der  Gegenstand  ver- 
dient einige  Bemerkungen. 

Wenn  man  längs  der  schmalen  Fußpfade,  welche  in  der  Um- 
gebung von  Häusern  oder  Dörfern  durch  den  Wald  geschlagen 
sind,  der  Jagd  nachgeht,  kann  man  mehrere  Tage  zubringen,  ohne 
viele  Vögel  zu  gewahren.  Aber  dann  und  wann  wimmeln  die 
angrenzenden  Büsche  und  Bäume  förmlich  davon.  Das  sind 
Schwärme,  vermutlich  aus  hunderten  von  Vögeln  bestehend,  welche 
alle  mit  der  größten  Lebhaftigkeit  umherziehen  —  Spechte  und 
Dendrocolaptiden  (von  Arten  an,  welche  nicht  größer  als  ein  Sper- 
ling sind,  bis  zu  solchen  von  Krähengröße)  klettern  an  den  Baum- 
stämmen empor,  Tangaren,  Formicariiden,  Kolibris,  Fliegenschnäpper 
und  Capiioniden  flattern  um  Blätter  und  niedere  Zweige.  Der 
geschäftige  Haufe  verliert  keine  Zeit,  und  wenn  sie  auch  ihre 
Bewegungen  im  gegenseitigen  Einvernehmen  ausführen,  so  ist  doch 
jeder  Vogel  für  sich  beschäftigt,  indem  er  Rinde  oder  Laub  oder 
Gezweig  durchsucht;  die  Capitoniden  besuchen  jedes  lehmige  Ter- 
mitennest an  den  Bäumen,  welche  in  der  Marschrichtung  liegen. 
Nach  wenigen  Minuten  ist  der  Schwärm  vorüber,  und  der  Wald- 
weg liegt  verlassen  und  still  da  wie  zuvor.  Mit  der  Zeit  wurde 
ich  mit  dieser  Gewohnheit  der  Vögel  in  den  Waldungen  bei  Ega 
so  vertraut,  daß  ich  gewöhnlich  den  Schwärm  verbündeter  Maro- 
deure finden  konnte,  wenn  ich  es  wünschte.  Es  hatte  den  An- 
schein, als  bewohnte  nur  immer  einer  dieser.  Schwärme  je  einen 
kleinen  Bezirk,  und  da  er  mit  Vorliebe  einen  beschränkten  Wald- 
strich von  sekundärem  Wuchs  durchquerte,  so  pflegte  ich  auf 
verschiedenen  Pfaden  mein  Glück  zu  versuchen,  bis  ich  auf  ihn 
stieß"  1). 

Auch  aus  Südostafrika  wird  das  Auftreten  solcher  Schwärme 
bezeugt.     So  schreibt  Marshall'-^): 

„Eine  Erscheinung,  die  jedem  Beobachter  auffallen  muß,  ist  die, 
daß  man  oft  mehrere  Meilen  durch  günstig  erscheinendes  Gelände 
wandern  kann  und  dennoch  kaum  einen  Vogel  bemerkt;  dann 
aber  stößt  man  plötzlich   auf  einen  Trupp,    aus  Drongos,  Meisen, 


')  Dieselbe  Taktik  habe  ich  au  vielen  Orten  verfolgt.     Vgl.  unten  p.  146. 
*)  Marshall,  Notes  on  Mashonaland  Birds;  Ibis  1900,  p.  222. 


136  fc^tresemann :  Über  gemischte  Vogelschwärrae.  I  ^®'*^-  ^^°' 

L  Ges.  Bay. 

kleinen  Würgern,  Fliegenschnäppern,  Grasmücken  nnd  Ammern 
zusammengesetzt,  welche  auf  beschränktem  Raum  mehr  oder  weniger 
zusammenhalten." 

Swynnerton  beobachtete  das  Gleiche  in  Süd-Rhodesia,  „be- 
sonders in  den  mit  lichtem  Busch  bestandenen  Gebieten".  „Jede 
Gesellschaft  hat  ihren  eigenen  Bezirk  im  Wald  oder  in  der  Obst- 
gartensteppe („wooded  pasture"),  den  sie  täglich  systematisch  ab- 
treibt: ein  solcher  ist  im  Gebiet  von  Chirinda  meiner  Schätzung 
nach  100  bis  200  Morgen  groß,  weit  größer  noch  in  dem  weniger 
dicht  bewaldeten  Gelände"  ^). 

Schließlich  sei  noch  eine  Angabe  aus  der  Literatur  angeführt, 
die  sich  auf  Neu-Seeland  bezieht.  Diese  Inselgruppe  ist  arm  an 
kleinen  Waldvögeln,  und  die  Vogelgesellschaften  setzen  sich  daher 
dort  nur  aus  wenigen  Arten  zusammen.  Mc  Lean  bemerkt  in 
seiner  bereits  früher  zitierten  Schrift  auf  p.  532,  daß  auf  der 
Nordinsel  der  Sittich  Cymiorhamphns  aurtceps  beständig  die  winter- 
lichen Schwärme  des  kleinen  Weißköpfchens  {Certhipanis  alhi- 
cilla)  begleite.  „Neben  diesen  Papageien  fanden  sich  Brillenvögel 
{Zosterops  caeriilesccns),  Fächerschwänze  {Rhipidura  flahellifcra) 
und  Sylviiden  [Pseudogerygone  macleani)  —  die  eine  oder  andere, 
oder  auch  alle  diese  Arten  —  zuweilen  in  ihrem  Gefolge.  Die 
Weißköpfchen  halten  sich  gern  an  der  Spitze  des  Zuges  in  den 
niederen  Wipfeln  und  jagen  methodisch  unter  rauhen  Rufen;  über 
ihnen,  in  den  höchsten  Kronen  der  Bäume,  halten  ein  paar  [samen- 
fressende!] Papageien  die  Wacht,  zaghaft  und  leise  schwätzend; 
ein  paar  Brillenvögel  heften  sich  den  Weißköpfchen  dicht  an  die 
Fersen;  ein  Fächerschwanz  oder  zwei  fliegen  sorglos  umher, 
während  eine  einzelne  Fseudogerygone  stumm  hinter  aufgescheuchten 
Insekten  her  ist.  So  war  die  Zusammensetzung  dieser  Schwärme 
bei  den  meisten  Gelegenheiten,  und  bei  schönem  Wetter  zogen 
derartige  Flüge  mit  großer  Regelmäßigkeit  etwa  eine  Stunde  nach 
Sonnenaufgang  au  unsei-em  Lager  vorbei." 

Die  Berichte  über  das  Vogelleben  in  den  großen  Wäldern 
Mitteleuropas,  des  malayischen  Archipels,  Neu-Seelands,  Brasiliens 
und  Südostafrikas  stimmen  also  in  den  Grundzügen  auf  das  ge- 
naueste überein:  Die  meisten  kleineren  Vogelarten  schlagen  sich 
(außerhalb  der  Brutzeit)  zu  großen  gemischten  Gesellschaften  zu- 
sammen, von  denen  jede  ein  beschränktes  Areal  durchstreift  und 
täglich  in  ihm  angetroffen  werden  kann.  Der  Wald  erscheint 
zunächst  sehr  vogelarm,  bis  man  in  der  Schwarmbildung  den 
Grund  dafür  erkannt  hat,  daß  weite  Strecken  fast  ganz  des  Vogel- 
lebens beraubt  sind.  An  der  Bildung  der  umherziehenden  Schwärme 
beteiligen  sich  vorwiegend  Insektenfresser. 


>)  C.  M.  F.  Swynnerton,  Mixed  Bhd-parties;  Ibis  1915,  p.  352. 


XITI  2   1 

*'    '  I  Stresemaun:  Über  gemischte  Vogelschwärme.  137 

Das  Phänomen  wird  sich  zweifellos  für  alle  Waldgebiete  der 
Erde  nachweisen  lassen. 

Zusammensetzung  der  Vogelgesellschaften  in  Wäl- 
dern. —  Während  im  offenen  Gelänile  die  Vogelgesellschaften 
meist  nur  aus  wenigen  Arten  bestehen,  zufolge  dem  auf  weite 
Strecken  einförmigen  Pflanzenwuchs,  finden  sich  in  den  Waldungen 
und  der  angrenzenden  Buschvegetation  ihrer  weit  mehr  zusammen. 
Dort  sind  es  die  Körnerfresser,  hier  dagegen  die  Insektenfresser, 
welche  den  Hauptanteil  dazu  liefern. 

Im  holarktischen  Faun  enge  biet  zählen  zu  den  Seh  warm- 
vögeln die  meisten  Pariden,  Reguliden,  Sittiden  und  Certhiiden, 
sowie  ein  Teil  der  Sylviiden  u.  a.  Die  Spechte  der  Gattung 
Dryohates  können  nur  bedingt  zu  ihnen  gerechnet  werden. 

Einer  der  artenreichsten  Schwärme,  die  ich  bisher  in  Mittel- 
europa aufzeichnete,  ist  der  auf  p.  132  geschilderte  gewesen. 
Unter  ihm  fand  ich  10  Spezies,  nämlich  von  Pariden:  Kohlmeise, 
Blaumeise,  Nonnenmeise,  Weidenmeise,  Schwanzmeise;  von  Certhi- 
iden: Gartenbaumläufer;  von  Sylviiden:  Fitislaubsänger,  Weiden- 
laubsänger, Schwarzplättchen;  von  Timeliiden:  Heckenbraunelle. 

Die  unendlich  mannigfaltigeren  Tropenwälder  beherbergen  in 
ihrem  grünen  Däramer  weit  mehr  gesellige  Arten.  An  der  Zu- 
sammensetzung der  umherstreichenden  Scharen  sind  im  Ama- 
zonas-Gebiethauptsächlich Formicariiden  {Myrmotherula,  Thomno- 
pMhis,  Thamiiomanes  u.  a.  Gattungen),  sowie  Dendrocolaptiden 
neben  einzelnen  Vertretern  anderer  Familien  {Tanagridae,  Trochi- 
lidae,  Capito7iidae,  Picidae)  beteiligt.  Die  Mitglieder  der  durch 
den  ostafrikanischen  Busch  ziehenden  Gesellschaften  hat 
Swynnerton  (1.  c.)  namhaft  gemacht;  Muscicapiden,  Pycnonotiden 
und  Laniiden  stellen  dazu  einen  erheblichen  Prozentsatz.  Im 
indoaustralischen  Archipel  sind  es  vorwiegend  Muscicapiden, 
Laniiden,  Sylviiden,  Zosteropiden  und  Meliphagiden  neben  einzelnen 
Arten  der  Pycnonotiden,  Campophagideh,  Dicruriden,  Dicaeiden, 
Pariden,  Sittiden,  Timeliiden  u.  a. 

In  gebirgigen  Gegenden  ist  natürlich  für  jede  Höhenstufe  eine 
gewisse  Zusammensetzung  der  Gesellschaften  bezeichnend.  Am 
artenreichsten  werden  diese  in  mittlei-en  Lagen  sein,  also  dort, 
wo  Gebirgsvögel  und  solche  der  Tiefebene  sich  gelegentlich  zu- 
sammenfinden. So  konnte  ich  unter  den  Schwärmen  der  Hoch- 
ebene von  Manusela  (Mittel-Seran)  in  800  m  bis  zu  15  Arten  ver- 
einigt finden,  und  zwar:  CaTiipoiJhagidae:  Edolisoma  ceraniense 
(Bp.);  Pycnonotidae:  Criniger  ri'/7Zw^5  Hombr.  &  Jacq.;  Mifsci- 
rapidae:  Erythromyias  burnensis  ceramensis  Graut,  Myiagra 
galeata  seranensis  Stres.,  Monarcha  trivirgatus  7iigrimentum  Gray, 
Rhipidura  dedemi  v.  Gort,  Rhipidura  rufiventris  cinerea  Wall.; 
Laniidae:    Pachyeephala  griseonofa    Gray,    Parhyrcphala   pecto- 


j  38  Streseniann :  Über  gciiiischto  Vogclschwärmc. 


rVeih.  Olli. 
L  Ges.  Bay. 


ralis  nlfurorum  Stres. ;  SiflriUlae:  Pht/Uoscop/is  (jiulinnctfii  rera- 
mcnsis  (Grant) :  ZosferopkJae:  Oreosferops  ^talkcri  (Grant), 
Zosterops  stalkeri  Gi'aiit;  Dlcaeifhie :  Dicaeum  vidneratuiii. 
Wall.;  IHcruriclne:  Dicrunis  hotteutoüiis  luaiiiunetcti  Stres.; 
Ploceiclae:  Krythrura  trichroa  pinaiae 'i>ivQ'$,.  Die  meisten  Indi- 
viduBD  gehörten  hierbei  den  beiden  Blnpidura-kvinw  und  den 
Zosteropiden  an. 

Im  Küstengebiet  sind  auf  Seran  wie  auch  auf  anderen  Inseln 
die  Schwärme  nicht  nur  weit  individuenärmei-,  sondern  auch  arteu- 
ärmer;  in  der  höheren  Gebirgsregion  nimmt  der  Individuenreich- 
tum gegenüber  den  Mittellagen  vielfach  noch  zu,  während  die 
Artenzahl  geringer  wird,  bis  wir  in  der  höchsten  Zone  fast  ganz 
monotone  Schwärme  finden  (so  auf  Seran  solche  von  FkfjUoscopiis 
(jiuUaiiettii  ceramensis  (Grant)  oder  von  Oreosierops  piiiaiae  Stres.). 

Bei  der  folgenden  Übersicht,  in  der  die  geselligen  Arten  nach 
Familien  angeordnet  sind,  fuße  ich  im  wesentlichen  auf  eigenen 
Erfahrungen  und  beschränke  mich  daher  mit  geringen  Ausnahmen 
auf  die  Ornis  Europas  und  des  indoanstralischen  Gebietes. 

Varldiie»  Alle  Arten  der  Gattung  Parus  scheinen  in  ge- 
mischten Gesellschaften  gefunden  zu  werden;  nicht  nnr  die  im 
holarktischen  Gebiet  (Europa,  Asien  bis  zum  Himalaya,  Nord- 
amerika) lebenden,  sondern  auch  die  ins  Bereich  der  Tropen  vor- 
geschobenen. Lehrreich  ist  folgendes  Beispiel:  Parus  major 
dnereus  Vieill.,  eine  unserer  Kohlmeise  in  Zeichnung,  Wesen  und 
Stimme  sehr  ähnliche  Form,  verbreitet  sich  von  der  Waldgrenze 
im  Himalaya  über  Hinterindien  und  die  Gebii'gs-  und  Küstenwälder 
der  Sundainseln  bis  Sumba,  reicht  also  von  der  Grenze  des  ewigen 
Schnees  bis  in  den  äquatorischen  Tropenwald.  Ihr  Gebaren  ist 
überall  das  Gleiche.  Stoliczka^)  traf  sie  am  NW.-Himalaya  sehr 
häufig  zwischen  1300  und  4000  m  (4000  and  12000  feet),  in  großer 
Zahl  während  der  Morgenstunden  umherstreifend,  meist  vergesell- 
schaftet mit  Gryptolopha  xantkoschistoSj  Muscicapida  superciliaris, 
Sitta  himalayensis  und  anderen  Arten.  Auf  Bali,  wo  sie  die  ein- 
zige Meisenart  und  von  der  Küste  bis  hinauf  zu  2200  m  häufig 
ist,  lebt  sie  gerade  so  gesellig;  man  findet  sie  dort  in  Scharen, 
vermischt  mit  Campophagiden:  Pericrocotus  flamnieus  exsul  Wall., 
Muscicapiden :  Muscicapida  }7ielanoleuca  ivestermanni  Sharpe,  Cidici- 
capa  ceylonensis  (Swains.),  Gryptolopha  gramndceps  (Verr.);  Lani- 
iden :  Hemipus  obscurus  (Horsf.);  Sylviiden:  Phylloscopiis  trin'r- 
gatus  Strickl. ;  Zosteropiden :  Zosterops  pcdpehrosa  neglecta  Seeb., 
Oreosterops  javardca  elongata  Stres. ;  Dicruriden :  Dicriirus  cine- 
raceus  (Horsf.)  und  Dicrurus  ater  longus  Bp. 

Ebenso  leben  die  meisten  anderen  Gattungen  dieser  Familie 
gesellig  [Aegühalos,  Remixa  u.  a.). 

')  F.  Stoliczka,  Ornithological  Observation s  in  the  Hutley  valley,  NW.- 
Himalaya;  Journal.  Asiat.  Soc.  Bengal  II,  No.  1,  1868,  p.  52. 


XIII  2  ~\ 

'    '  I  Streseniann:  Über  gemischte  Vogelschwärrae.  139 

Uli     j 

liegiilidae:  Sehr  gesellig  wie  die  Meisen. 

Certhlklae,  Sittidae :  Gesellig  mit  Ausnahme  der  am 
Gestein  kletternden  Arten  {TicJwdronia,  Sitta  neumayer).  Die 
niedliche  Spechtmeise  Poecilositta  axiirea  (Less.)  fand  ich  im  Tal 
des  Lobo  Tamong  (Gebirge  von  Perak)  in  Gesellschaft  von  Musci- 
capula  melanoleuca  westermanni  Sharps  {Muscicapidae)^  Phyller- 
gates  cucullatus  (Temm.)  {Timeliidae),  Aethopyga  ivrmji  Sharpe 
{Nectariniidae)  und  anderen  Arten. 

Laniidae:  Die  waldbewohnenden  Würger  der  Tropen  ge- 
sellen sich  fast  sämtlich  anderen  Insektenfressern  bei.  Dies  gilt 
von  der  speziesreichen  Gattung  Pachycephala^  von  Hemipus  und 
vielen  afrikanischen  Genera. 

3lHScieapidae :  Sehr  viele  tropische  und  subtropische 
Fliegenschnäpper-Gattungen  beteiligen  sich  an  den  Mischschwärmen. 
Es  würde  zu  weit  führen,  auch  nur  die  wesentlichsten  aufzuführen. 
Die  Vogelgesellschaften  des  indonesischen  Küsten waldes  kann  man 
vielfach  als  Muscicapidensch wärme  bezeichnen.  Gewisse  Ausnahmen 
sind  bemerkenswert:  so  ist  die  an  das  Vorhandensein  von  Wasser- 
flächen (Küste,  Flüsse,  Seen)  gebundene  Rhipidura  tricolor  wohl 
die  einzige  Art  ihrer  Gattung,  die  ungesellig  ist. 

Sylviidae:  Unter  den  europäisch-asiatischen  Vertretern  der 
Familie  werden  die  das  Gestrüpp  bewohnenden  Grasmücken 
(Sylvia)  wohl  nicht  allzu  häufig  unter  Vogelgesellschaften  be- 
troffen^). Dagegen  schließen  sich  den  Schwärmen  außerhalb  der 
Brutzeit  einige  waldbewohnende  Arten  regelmäßig  an,  so  die 
Mehrzahl  der  Laubsänger  [Phylloscopus).  Von  Juli  bis  September 
kann  man  das  in  unseren  Breiten  beim  Weidenlaubsänger  [Ph. 
coUybita)  und  Fitislaubsänger  [Ph.  trochiliis)  beobachten.  In  den 
gleichen  Monaten  sucht  auch  der  Berglaubsänger  [Ph.  bonelli)  die 
Gesellschaft  von  Meisen  2).  Am  Baikalsee  sah  Dybowski  Ph. 
proregidiis  (Fall.)  mit  Scharen  von  Meisen  umherziehen.  Wenn 
der  im  nördlichen  Asien  beheimatete  Ph.  horealis  (Blas.)  im  Spät- 
herbst auf  den  Inseln  des  malayischen  Archipels  in  kleinen  Trupps 
eintrifft,  um  dort  im  Küstenwald  den  Winter  zu  verbringen,  so 
mischt  er  sich  alsbald  unter  die  Schwärme  tropischer  Waldvögel. 
Alle  mir  bekannt  gewordenen  tropischen  Arten  dieser  Gattung 
(Ph.  trivirgatus  Strickl.,  Ph.  ceramensis  (Grant),  Ph.  everetti.  (Hart.)) 
suchen  in  demselben  Maße  die  Geselligkeit. 

Timeliidae:  Diese  recht  künstliche  Familie  ist  im  west- 
lichen Teil  des  indoaustralischeu  Gebietes  mit  vielen  waldbewolinen- 
den  Gattungen  und  Arten  vertreten,  von  denen  ein  Teil  gesellig 
ist.     In  den  mittleren  Gebirgslagen  Peraks  (so  am  Lobo  Tamong, 

*)  Vergl.  den  oben,  p.  132,  für  Sylvia  atricapilla  erwähnten  Fall.  O.  v. 
Wettstein  traf  auch  Sylvia  curruca  zuweilen  unter  dem  Gefolge  der  Meisen  an. 

^)  V.  Wettstein,  Die  Ornis  des  Gschnitztales  bei  Steiuach;  Orn.  Jahrb.  23, 
1912,  p.  183. 


140  StresemaiDi:  Über  gomissclite  Vogelschwüinie.  1      ^^  ' 

L  ('CS.  Bay. 

lOOU  ni)  kann  man  geradezu  von  Timeliideusch wärmen  sprechen, 
denn  einige  Arten  der  E'aniilie,  insbesondere  Alcippc  peraccitsis 
Sliarpe  und  Siva  sordidior  Sliarpe,  überwiegen  in  den  Gesell- 
schaften oft  erheblich.  Ganz  ähnlichen  Gesellschaften  begegnet 
man  offenbar  im  südlichen  China,  denn  Rickett  und  La  Touche^) 
fanden  in  den  großen  Wäldern  der  Provinz  Fokien  Liotlirix  lutea 
zusammen  mit  Stachyridopsis  i'uficeps^  Alcippe  b?-im7iea  und  Trocha- 
lopteron  cinereiceps.  Sie  erwähnen  ferner,  daß  man  dort  Alcippe 
hueti  meist  in  Gesellschaft  anderer  kleiner  Vögel  trefte,  wie 
Stachyridopsis  ruficeps  und  PomatorJdiuis  strididus.  Doch  scheinen 
die  meisten  Gattungen  das  ganze  Jahr  über  einzeln  oder  in  kleinen 
ungemischten  Verbänden  zu  leben,  meist  im  Gebüsch  und  niederen 
Gestrüpp  verborgen. 

Pycnoiiotidae :  Die  meisten  Arten,  welche  die  indoaustra- 
lische Region  bevölkern,  leben  im  offenen  Buschland  oder  lichten 
Wald  und  bilden  dort  monotone  oder  nur  aus  Pycnonotiden  be- 
stehende Trupps.  Im  üppigen  Urwald  sind  nur  relativ  wenige 
Arten  zu  Hause,  so  diejenigen  der  Gattung  Chloropsis,  die  man 
unter  Vogelgesellschaften  finden  kann.  Auf  den  Molukken  dringen 
die  Criniger-FoYme.n  sehr  häufig  bis  tief  in  das  dichte  Waldland 
ein  und  mischen  sich  dann  stets  unter  Vogelschwärme. 

Cmnpophaifulae.  Von  Stachelbürzlern  wird  man  die 
Edoliso) HCl- Arten  meist  unter  Vogelschwärmen  zu  suchen  haben. 
Die  entzückenden  Pericrocotus-Formen  pflegen  sich  zu  vielköpfigen 
Trupps  zusammenzuscharen,  denen  sehr  häufig  andere  Vögel  Ge- 
folgschaft leisten,  wie  etwa  unsere  Waldsänger  den  Schwanz- 
meisen.    Oraucalus  und  Lalage  gesellen  sich  nur  zu  ihresgleichen. 

Dicriiridae.  Die  Drongos,  welche  ihre  Streifzüge  bis  ins 
Waldinnere  ausdehnen  oder  dort  heimisch  sind,  heften  sich  ge- 
wöhnlich den  Vogelgesellschaften  an  und  fallen  dann  sogleich  durch 
ihre  alle  Genossen  überragende  Größe  auf.  Die  Lebensweise  der 
indoaustralischen  und  der  afrikanischen  Drongos  stimmt  in  diesem 
Punkte  überein. 

Zoster opidae:  Alle  Arten,  besonders  aber  die  kleinen  der 
Gattung  Zostcrops,  stehen  an  Geselligkeit  unseren  Meisen  nicht 
nach. 

3Ieliphagi(lf(e:  Von  den  großen  Arten  [Philenioii  n.  a.)  ab- 
gesehen, welche  solitär  oder  im  Farailienverband  leben,  trifft  man 
die  Honigfresser  außerhalb  der  Brutzeit  meist  in  vielköpfigen 
Schwärmen  an,  die  sich  nicht  selten  den  Muscicapidengesellschaften 
anschließen. 

Nectariniidae:  Die  waldbewohnenden  Gattungen  {Arach- 
nothtra,  Äethopijga  u.  a.)  werden  vielfach  vom  Strom  der  Vogel- 
gesellschaften  mitgerissen. 

')  C.  B.  Rickett  aiid  .T.  I).  de  La  Touche,  Additional  Observations  on  tlie 
Birds  of  the  Provmce  of  Fohkien;  Ibis  1897,  p.  600—607. 


XIII  2    I 

'^  '  I  Streseraaun :  Über  gemischte  Vogelschwärme.  141 

Ploceiflac:  Mau  begegnet  den  Webern  fast  ausschließlich 
im  offeueu  Grasland.  Das  erste  Exemplar  von  Krijihnim  tricliroa 
pinaiae  Stres.  schoß  ich  jedoch  von  eiuem  Baum  mitten  im  Ur- 
wald des  Zentralgebirgshanges  herab,  als  ich  wahllos  einen  der 
unzähligen  im  Zweiggewirr  beschäftigten  kleinen  Vögel  uneist 
Zosteropiden  und  Muscicapiden)  aufs  Korn  genommen  hatte. 

JPlridae:  Die  kleineren  waldbewohuenden  Spechte  sieht  man 
bei  uns  (im  Winter)  wie  im  indonesischen  Faunengebiet  und  in 
Südamerika  vielfach  von  vielerlei  kleinen  Vögeln  begleitet.  Be- 
zeichnend scheint  dabei  zu  sein,  was  Naumann  bei  der  Besprechung 
von  Bryohates  medius  sagt:  „Sonderbar  ist,  daß  Meisen,  Goldhähn- 
chen, Kleiber  und  Baumläufer  eine  solche  Anhänglichkeit  verraten, 
daß  im  Winter  selten  ein  Mittelspecht  allein  und  ohne  mehrere 
von  diesen  Vögeln  im  Gefolge  zu  haben  herumstreicht;  sie  ziehen 
ihm  nach,  obgleich  ihm  an  ihrer  Gesellschaft  nichts  zu  liegen 
scheint.-' 

Besondere  biologische  Wahrnehmungen.  —  Die  Misch- 
schwärme des  Waldgeländes  macheu  sich  in  den  ersten  Morgen- 
stunden am  meisten  bemerkbar,  zumal  kurz  nach  Sonnenaufgang. 
Dann  sind  sie  nicht  nur  am  beweglichsten,  sondern  auch  am 
lärmendsten.  Nach  der  Mittagsstunde,  vornehmlich  bei  großer 
Hitze  oder  trübem  Wetter,  versinken  die  Individuen  in  einen  Zu- 
stand matter  Trägheit,  und  man  kann  dann  zuweilen  mitten  durch  den 
Schwärm  hindurchwandern,  ohne  ihn  recht  zu  bemerken.  P]rst 
gegen  den  Eintritt  der  Abenddämmerung  hin  wird  die  Gesellschaft 
wieder  aktiver.  Vögel,  die  von  anderen  getrennt  leben,  sind  ganz 
den  gleichen  Schwankungen  ihrer  Lebhaftigkeit  innerhalb  des 
Tages  unterworfen;  indessen  redet  diese  Tatsache  erst  dann  eine 
eindringliche  Sprache,  wenn  die  Vögel  in  bunter  Menge  auftreten. 

Den  Vogelgesellschaften  strömen  die  geselligen  Arten  sofort 
nach  Beendigung  des  Brutgeschäftes  zu.  Vielfach  warten  sie  nicht 
einmal  die  Zeit  ab,  bis  ihr  Nachwuchs  selbständig  zu  fressen  ge- 
lernt hat.  Man  kann  dann  ganz  junge  Vögelchen  unter  den 
Schwärmen  sehen,  die  ihre  liebe  Not  haben,  mitzukommen,  und 
denen  die  Eltern  noch  geschäftig  Futter  zutragen,  dabei  jedoch 
stets  besorgt,  den  Anschluß  an  die  große  Masse  nicht  zu  verlieren. 
Diese  Arten  lernen  also  von  frühester  Jugend  an,  sich  in  die 
Vogelgesellschaften  einzufügen. 

Eine  gegenseitige  Verständigung  der  miteinander  umherziehen- 
den Individuen  verschiedener  Arten  erfolgt  vornehmlich  durch  die 
oft  sehi-  leisen,  in  kurzen  Pausen  geäußerten  Verständigungs- 
laute, welche  den  engen  Zusammenhalt  des  Haufens  sichern 
sollen  und  keine  besondere  Gemütserregung  ausdrücken.  Sie  sind 
bei  Arten,  die  sich  im  System  nahe  stehen,  vielfach  annähernd 
die  gleichen.     So  erfordert  es  einige  Erfahrung,    um  einen  Unter- 


i42  Stresemann :   Über  genaischte  Vogelschwärme.  1     ^^  ' 

L  Ges.  Bay. 

schied  in  dem  leisen,  dünnen  s'it  der  beiden  Goldhäbichen,  der 
Blaumeise,  Kohlmeise,  Tannenmeise,  des  Kleibers  und  Waldbaum- 
läufers herauszuhören.  Bleiben  diese  Laute  einmal  ohne  x\ntwort, 
so  wird  der  vereinsamte  Vogel  seinen  lauteren  Signalruf  er- 
tönen lassen,  der  oft  auch  bei  Individuen  anderer  Arten  einen 
entsprechenden  Ruf  auslöst  und  dem  Versprengten  den  Weg  weist. 
Hiervon  ist  in  vielen  Fällen  zu  unterscheiden  der  Lockruf,  auf 
den  meist  nur  Vögel  der  gleichen  Art  reagieren.  Warn-  und 
Schrecklaute  werden  von  allen  Angeliörigen  eines  Schwarmes 
sofort  richtig  aufgefaßt. 

Es  gilt  für  die  meisten  Arten,  daß  ein  Teil  ihrer  Gesangs- 
periode in  die  Zeit  fällt,  zu  welcher  sie  gesellig  leben,  und  der 
Lärm,  den  die  Gesellschaften  ausführen,  erinnert  daher  oft,  zumal 
in  den  Tropen,  an  ein  übendes  und  stimmendes  Orchester. 

Man  wird  bemerken,  daß  die  Gesellschaften  sehr  häufig  aus 
einer  losen  Zusamraenfügung  mehrerer  monotoner  Schwärme  be- 
stehen, die  sich  bei  einem  geringfügigen  Anlaß  wieder  von  ein- 
ander trennen  können.  Die  gegenseitige  Zuneigung  gleichartiger 
Individuen  bleibt  eben  stets  weit  größer  als  zu  anderen  Arten. 
Selbst  das  eheliche  Band  wird  durch  geselliges  Leben  nicht  ge- 
lockert, und  es  hält  oft  nicht  schwer,  unter  dem  Haufen  ein  zu- 
sammengehöriges Paar  nach  seinem  Betragen  herauszufinden.  Ein 
Schwärm,  den  man  durch  beständige  Verfolgung  ängstigt,  wird 
sich  schließlich,  wenigstens  für  kurze  Zeit,  in  Gruppen  auflösen, 
die  vielfach  auch  seinen  Elementen  entsprechen.  So  kann  man 
es  bei  uns  erreichen,  daß  sich  die  Meisenschwärme  wieder  säuber- 
lich in  kleine  Gesellschaften  scheiden,  in  denen  die  Arten  unter 
sich  sind,  die  also  beispielsweise  nur  aus  Schwanzmeisen  oder  nur 
aus  Goldhähnchen  u.  s.  w.  bestehen. 

Geselligkeitstrieb  und  Bruttrieb.  —  Zur  Zeit  der 
höchsten  Entwicklung  der  Keimdrüsen  sondern  sich  bekanntlich 
die  Vögel  —  soweit  sie  nicht  Koloniebrüter  sind  —  paarweis  ab, 
um  sich  dem  Nestbau,  dem  Brüten  und  der  Sorge  für  die  Nach- 
kommenschaft zu  widmen.  Die  Sexualität  übertäubt  dann  den  Ge- 
selligkeitstrieb. 

Falls  alle  Arten,  die  einen  gemischten  Schwärm  zusammen- 
setzen, im  ersten  Lebensjahre  geschlechtsreif  würden  (was  wohl 
bei  den  Passeres  fast  durchweg  der  Fall  ist)  und  ihre  Brutzeit  in 
die  gleiche  Jahreszeit  fiele,  so  würde  sich  daraus  die  Auflösung 
der  Gesellschaften  in  einzelne  Paare  für  diesen  Zeitraum  ergeben. 

Für  das  holarktische  Faunengebiet  (und  wohl  für  alle  Zonen 
mit  einem  stark  ausgeprägten  Wechsel  der  Jahreszeiten)  trifft  dies 
tatsächlich  zu.  Während  des  Frühlings  und  des  Frühsommers 
finden  wir  bei  uns  keine  Mischsch wärme.  Die  Arten,  welche  sich 
außerhalb  der  Brutzeit  zu  einem  Haufen  zusammenballten,  verteilen 


VTTT      O    ~\  - 

•^^    '    '  I  Streseraann:  Über  gemischte  Vogelschwärme.  143 

lyi  t    j 

sich  während  derselben  gewissermaßen  gleichmäßig  über  den  be- 
wohnbaren Raum  und  erzeugen  dadurch  den  Eindruck,  daß  er  von 
einem  weit  reicheren  Vogelleben  erfüllt  sei. 

Die  Zeit  der  Bildung  und  Wiederauflösung  der  „Meisen- 
schwärme"  setzt  im  Norden  des  holarktiscben  Gebietes  später  ein 
als  im  Süden.  Für  das  mittlere  Europa  kann  als  Regel  ange- 
nommen werden,  daß  dieselben  sich  gegen  Anfang  Juli,  auch  wohl 
schon  Mitte  Juni^)  zu  formieren  beginnen,  bis  zum  August  Zuwachs 
erbalten  (der  bald  durch  Abgang  der  Zugvögel  ausgeglichen  wird) 
und  in  den  ersten  Märztagen  sich  auflösen.  Nach  dem  15.  März 
findet  man  meist  keine  Spur  mehr  von  ihnen.  Sie  bestehen  dem- 
nach 8 — 9  Monate  lang. 

Anders  scheinen  die  Verhältnisse  in  den  Tropenwäldern  zu 
liegen.  Mein  Aufenthalt  in  den  Urwäldern  des  indoaustralischen 
Faunengebietes  währte  vom  September  1910  bis  April  1912,  wo- 
von ich  12  aufeinanderfolgende  Monate  im  Monsunwald  (Seran  und 
Buru)  verbrachte;  während  dieses  ganzen  Zeitraumes  fand  ich  ge- 
mischte Vogelschwärme.  Lägen  auch  noch  keine  anderen  Be- 
weise dafür  vor,  daß  in  diesen  äquatorialen  Inselgebieten  trotz 
des  (übrigens  nicht  allzu  schroffen)  Wechsels  von  Regen-  und 
Trockenzeit  in  allen  Monaten  Brüten  gemacht  werden  —  die  Per- 
manenz der  Vogelgesellschaften  allein  würde  schon  zu  dieser 
Schlußfolgerung  berechtigen. 

Dies  ist  jedoch  keinesfalls  so  auszulegen,  daß  man  dort  Eier 
derselben  Art  zu  jeder  Jahreszeit  finden  könnte.  Vielmehr  darf 
als  Norm  betrachtet  werden,  daß  auf  der  gleichen  Insel  alle  Paare 
derselben  Spezies  etwa  im  selben  Jahresabschnitt  zur  Fortpflanzung 
schreiten-).  Darauf  deuten  Mauserbefunde  mit  der  gleichen  Be- 
stimmtheit hin  wie  Untersuchungen  der  Geschlechtsdrüsen  und  die 
Tatsache,  daß  ich  zu  gewissen  Monaten  kürzlich  ausgeflogene  Junge 
der  gleichen  Art  gemein  fand  (z.  B.  solche  von  Dicaeum  vulneratum 
im  Juni,  von  Dendrohiastes  hyperythra  alifiirus  im  Februar  und 
März),  während   diese  Altersstadien  zu  anderen  Monaten  fehlten. 

Die  Permanenz  der  Vogelgesellschaften  im  indoaustralischen 
Archipel  beweist  vielmehr  lediglich,  daß  es  dort  keine  Frühlings- 
zeit in  unserem  Sinne  gibt,  sondern  selbst  nahe  Verwandte  zu 
verschiedenen  Jahreszeiten  brüten^).     Von   diesem  Gesichtspunkte 


^)  So  beobachtete  Geyr  von  Schweppenburg  in  der  Mark  bereits  am 
20.  Juni  einen  Schwärm,  aus  Kohl-,  Tannen-,  Hauben-,  Blau-,  Nonnen-  und 
Weidenmeisen,  Baumläufern,  Goldhähnchen  und  Laubsängern  bestehend.  (Orn. 
Mouatsber.  18,  1910,  p.  161.) 

^)  Hiervon  scheint  Aplonis  metalUcus  {Sturnidae)  eine  Ausnahme  zu 
machen. 

3)  Von  der  am  besten  durchforschten  Insel  Java  liegt  hierzu  einiges  lehr- 
reiche Beobachtungsmaterial  vor,  das  freilich  noch  recht  dürftig  genannt  werden 
muß.  Wir  verdanken  es  dem  Forschungseifer  Bernstein's  (cf.  Jouru.  f.  Ornith. 
1859,   1860,   1861)   und   Bartels'  (ibid.  1903,   1906),    welche  beide    im    Westteil 


144  Streseraann:   Über  gemischte  Vogelschwärme.  I     ^'   '     '   ' 

L  Ges.  Bay. 

aus  verspricht  die  genaue  Beobachtung  der  tropischen  Vogelgesell- 
schafteu  wertvolle  Aufschlüsse  über  die  Brutzeiten  der  einzelnen 
Arten,  welche  —  wie  jeder  Reisende  bestätigen  wird  —  in  den 
Urwaldgebieten  so  überaus  schwer  durch  Nestfunde  festgestellt 
werden  können.  In  welcher  Weise  dies  möglich  sein  dürfte,  sei 
durch  folgende  Beispiele  erläutert: 

Muscicapula  melanoleuca  ivestermanni^  die  ich  im  September 
und  Oktober  im  Gebirge  von  Perak,  sowie  im  Januar  auf  Bali 
stets  unter  Vogelschwärmen  fand,  lebte  im  Juni,  Juli  und  August 
auf  Seran  völlig  ungesellig.  Auf  etwa  ein  Dutzend  einzelner 
Männchen,  die  sich  sehen  ließen,  kam  nur  ein  einziges  Weibchen, 
und  die  Vögel  veränderten  ihren  Aufenthaltsort  so  wenig,  daß  ich 
sie  regelmäßig  auf  dem  gleichen  Baum  oder  seiner  nächsten  Um- 
gebung wahrnahm.  Diese  Beobachtungen  lassen  darauf  schließen, 
daß  die  Art  auf  Seran  von  Juni  bis  August  brütete. 

Auf  der  gleichen  Insel  bekam  ich  von  dem  reizenden  Meli- 
phagiden  Myxomela  ival-oloensis  elisahetliae  Oort  während  des  Juni 
und  Juli  nur  alte  Männchen  zu  Gesicht,  die  sich  einzeln  an  Blüten 
im  Walde  zu  schaifen  machten ;  die  Weibchen  brüteten  vermutlich 
und  entfernten  sich  nicht  weit  vom  Nest.  Von  der  nahe  ver- 
wandten Myxomela  iv.  imkoloensis  Forbes  dagegen  zeigten  sich 
von  Januar  bis  März  unverraauserte  Jungvögel,  solche  in  der 
ersten  Mauser  und  Alte  häufig  unter  den  Vogelgesellschaften  Buru's : 
die  Brutzeit  war  vorüber! 

Was  veranlaßt  die  Vögel  zur  Bildung  solcher  Ge- 
sellschaften? —  Diese  Frage  drängt  sich  jedem  auf,  der  dem 
Phänomen  seine  Aufmerksamkeit  zugewandt  hat.  Sie  ist  bereits 
in  verschiedenartiger  Weise  beantwortet  worden. 

Wer  solche  Scharen  nur  aus  Europa  kennt  und  ihrer  auch 
wohl  nur  nach  dem  Laubabfall  —  wo  sie  am  leichtesten  bemeikt 
werden  —  gewahr  geworden  ist,  wird  veileitet  werden,  in  ihrer 
Bildung  eine  Reaktion  auf  die  winterliche  Futterknappheit  zu  er- 
blicken.    So  meint  Newton^),   daß  die  Annahme  der  Gewohnheit, 

der  Insel  ansässig  waren.  Dort  weht  der  regenbringende  NW.-Monsun  von 
Oktober  bis  April.  Einen  allgemeinen  Einfluß  auf  die  Brutzeit  der  Vögel  scheint 
er  nicht  auszuüben,  denn  es  wurden  die  Eier  gefunden:  Von  Gencichla  andro- 
meclae  im  Dezember  und  Januar,  von  Fnoepyga  lepida  gegen  Ende  und  vVnfang 
des  Jahres,  von  Alcedo  meninting  im  Januar,  von  Fericrocotn.s  pereffrinus  und 
Myiophoneus  cyaneus  im  Februar,  von  Scolopax  saturata  und  Geocichla  hors- 
fieldi  im  März,  von  Passer  montanus  malaccensis  im  April,  von  Microhierax 
fringillarius  im  Mai,  von  Otus  lempiji  im  Juli,  von  Erytliromyias  dumetoria 
im  August,  von  Cettia  montana  im  September.  Von  einigen  Arten  konnte 
Bernstein  nachweisen,  daß  'sie  mehrere  Braten  hintereinander  machen,  die  teils 
auf  die  „nasse",  teils  auf  die  „trockene"  Jahreszeit  entfallen:  so  währt  die  Fort- 
pflanznngsperiode  von  Favus  major  cinereus  von  Februar  bis  September,  von 
Prinia  famüiaris  vom  März  bis  zum  August. 

')  A.  Xewton,    A  Dictionary    of  Birds.     London   1893.     Part.  II,  p.  554. 


XIII  2  1 

'    '  I  .Stresemann :  Über  gemischte  Vogelschwärme.  145 

sicli  ZU  Flügen  zusammenzuscharen,  wie  wir  es  bei  den  Meisen 
sehen,  das  Auffinden  der  Nahrung  außerordentlich  erleichtere. 
„Eine  einzelne  Meise,  welche  allein  umherstreift,  würde  wohl  einen 
ganzen  Tag  lang  jagen,  ohne  genug  zu  finden;  wenn  jedoch  ein 
Dutzend  zu  demselben  Zweck  sich  vereinigt,  so  wird  der  Ort,  wo 
das  Putter  untergebracht  ist,  schwerlich  ihrer  Aufmerksamkeit 
entgehen,  und  wenn  es  entdeckt  ist,  so  genügen  ein  paar  Lock- 
töne des  glücklichen  Finders,  um  die  ganze  Gesellschaft  zur  Teil- 
nahme am  Schmaus  zu  versammeln.  Wer  einen  Trupp  Meisen 
beobachtet  —  und  sei  es  auch  nur  für  einige  Minuten  —  muß  zu 
diesem  Schluß  gelangen." 

Dieser  Meinung  schließt  sich  Pycraft^)  an.  „Die  umher- 
schweifenden Schwauzmeisentrupps,  welche  unseren  Wäldern  wäh- 
rend der  Herbst-  und  Wintermonate  einen  solchen  Reiz  verleihen, 
werden  jedenfalls  hauptsächlich  durch  die  gemeinsame  Not  zu- 
sammengehalten. Die  Entdeckung  von  Insektennahrung  ist  zu 
dieser  Jahreszeit  eine  schwierige  Aufgabe,  und  wenn  ein  jedes 
Individuum  dabei  auf  sich  allein  angewiesen  wäre,  würden  viele 
verhungern." 

Nach  allem  früher  Gesagten  bedarf  es  wohl  keiner  längeren 
Erörterung  mehr,  daß  diese  Ansicht  unhaltbar  ist.  Sie  vermag  nicht 
einmal  die  Bildung  monotoner  Insektenfressertrupps  zu  erklären, 
geschweige  denn  die  Zusammenrottung  verschiedener  insektivorer 
Arten  plausibel  zu  machen.  Wer  einen  Schwanzmeisentrupp  im 
Walde  genau  beobachtet,  wird  bemerken,  daß  meist  jeder  Vogel 
für  sich  mit  der  Nahrungssuche  voll  beschäftigt  ist,  ohne  sich  um 
das  zu  kümmern,  was  sein  Nachbar  treibt.  Denn  Insekten  leben 
allenthalben  im  Walde  verborgen,  und  wo  eines  gefunden  wurde, 
braucht  darum  noch  kein  zweites  in  der  Nähe  zu  sein.  Völlig 
entkräftet  wii-d  Newton's  Erklärungsversuch  zudem  durch  die  Tat- 
sache, daß  ganz  analoge  Schwärme  die  Tropenwälder  durchziehen, 
in  denen  doch  zu  keiner  Jahreszeit  Mangel  an  Insektennahrung 
herrscht. 

Im  Gebiet  der  Tropen  wird  man  sich  nach  anderen  Beweg- 
gründen umsehen,  welche  die  Vögel  des  Waldes  zur  Schwarm- 
bildung  veranlassen  könnten.  Ich  selbst  habe  früher 2),  ohne  mich 
auf  die  Frage  näher  einzulassen,  bemerkt,  daß  die  Erscheinung 
der  Vogelgesellschaften  bei  dem  naiven  Beobachter  den  Eindruck 
hervorrufe,  „als  fürchteten  sich  die  kleinen  Vögel,  allein  im  grenzen- 
losen düsteren  Urwald  zu  leben".  Marshall  (1.  c.  p.  222)  hat  den 
angedeuteten  Gedanken  sich  zu  eigen  gemacht  und  näher  ausge- 
führt. „Ich  für  meine  Person  hege  keinen  Zweifel,  daß  die  Er- 
scheinung der  großen  Anzahl  von  Raubvögeln  zugeschrieben  werden 


')  Pycraft,  A  History  of  Birds.     London  1910,  p.  ISO. 
*)  Nov.  Zool.  21,  1914,  p.  374. 

10 


146  Streseraana :  Über  gemischte  Vogelschwärme.  I     ei   .     rn. 

L  Ges.  Bay. 

muß,  welche  hier  [im  Mashonaland]  vorkommen;  die  kleineren  Vögel 
halten  es  daher  für  ratsam,  sich  zum  Schutze  zu  vereinigen,  wo- 
bei die  Drongos  eine  Art  Leibwache  bilden." 

Zu  dem  gleichen  Schlüsse  gelangt  Bates,  wenn  er  sagt:  ,.Die 
einfachste  Erklärung  scheint  die  zu  sein:  daß  die  Vögel  durch 
den  Selbsterhaltungstrieb  dazu  gebracht  werden,  sich  zu  Schwärmen 
zu  vereinigen,  und  daß  sie  es  tun,  um  weniger  leicht  ein  Opfei' 
der  Habichte,  Schlangen  und  anderer  Feinde  zu  werden,  als  es 
der  Fall  sein  würde,  wenn  sie  allein  nach  Nahrung  suchten." 

Gewiß  hat  diese  Theorie  viel  Bestechendes.  Man  kann,  wie 
bereits  erwähnt,  beobachten,  daß  die  Schreck-  und  Warnlaute  einer 
Art,  die  unter  Mischschwärmen  lebt,  von  jeder  anderen  Art  der 
Gesellschaft  richtig  gedeutet  werden,  auch  wenn  deren  eigene  ent- 
sprechende Rufe  einen  gänzlich  abweichenden  Klang  und  Rhythmus 
besitzen.  Ja  so  eng  ist  der  Kontakt  der  Individuen  eines  Schwarmes, 
daß  schon  allein  das  Benehmen  des  Stückes,  welches  die  Gefahr 
zuerst  bemerkte,  den  übrigen  zur  Warnung  dienen  kann. 

In  den  großen  ungepflegten  Laub  Waldungen  der  Woevre-Ebene 
vor  Verdun  stellte  ich  während  des  Oktober  und  November  den 
Meisenschwärmen  nach,  um  aus  ihnen  Weidenmeisen,  Schwanz- 
meisen und  Gartenbaumläufer  zu  schießen.  Besonders  häufig  be- 
suchte ich  einen  langgestreckten  Wald,  den  zwei  oder  drei  große 
Meisenschwärme  ständig  durchzogen.  Während  der  ersten  Tage 
gelang  es  mir  ohne  Mühe,  mich  durch  das  dichte  knackende  Unter- 
holz bis  an  den  Schwärm  hindurchzudrücken  und  doi't  in  Ruhe 
meine  Beute  auszuwählen.  Aber  schon  bald  hatten  mich  die  Vögel 
als  Feind  erkannt,  und  sobald  einer  von  ihnen  nun  das  ver- 
räterische Brechen  der  Zweige  hörte  oder  meine  Gestalt  erblickte, 
erschallten  —  meist  von  selten  einer  Schwanz-  oder  Weidenmeise 
—  einige  kurze  laute  Warnrufe,  und  die  bis  dahin  außerordentlich 
langsam  sich  fortbewegende,  weit  verstreute  Gesellschaft  ver- 
schwand eiligst.  So  sah  ich  mich  denn  fortab  genötigt,  den  Scharen 
aufzulauern.  Ein  Netz  von  parallelen  Pfaden  ist  durch  diese  Sumpf- 
waldungen geschlagen,  auf  denen  man  rasch  und  lautlos  vorwärts- 
kommen kann.  Auf  diesen  Längs-  und  Querwegen  durcheilte  ich 
dann  den  Wald  so  lange,  bis  ich  irgendwo  die  Stimme  einer  Kohl- 
meise hörte  (denn  diese  Art  besitzt  unter  solchen  Meisenschwärmen 
den  durchdringendsten  Lockruf),  stellte  vorsichtig  mit  dem  Ohr 
die  Richtung  fest,  in  welcher  die  Gesellschaft  sich  vorwärts  be- 
wegte, und  erwartete  sie  in  ihrer  Marschrichtung,  dicht  an  einen 
Stamm  geschmiegt.  Zuweilen  hatte  ich  dabei  Glück  und  blieb  so 
lange  unentdeckt,  bis  ich  den  gewünschten  Schuß  abgegeben  hatte; 
oft  aber  wurde  ich  von  einem  aus  der  Bande  vorzeitig  bemerkt, 
und  dann  mußte  ich  es  nicht  selten  erleben,  den  ganzen  Schwärm, 
ohne  daß  ein  Warnruf  ertönt  war,  allmählich  umkehi'en  und  in 
der  Richtung  wieder  vei-sch winden  zu  sehen,  aus  der  er  gekommen 


'  "'  j  Stresemaim:  Über  gemischte  Vogelschwärme.  147 

war.  Das  Benehmen  des  einen  entsetzt  zurückfliegenden  Gesellen 
hatte  die  ganze  Scliar  beeinflußt.  Solches  ist  mir  auch  im  Urwald 
mehrfach  begegnet. 

Das  Beispiel  legt  den  Vorteil  des  geselligen  Lebens  dar,  wenn 
es  gilt,  vor  Feinden  auf  der  Hut  zu  sein.  Ein  einzelner  Vogel 
oder  einige  wenige  hätten  geringere  Aussicht  gehabt,  die  Gefahr 
so  bald  zu  bemerken.  Besonderen  Schutz  vor  Überraschungen 
wird  nun  den  Vogelschwärmen  das  Bündnis  mit  Arten  gewähren, 
die  von  Natur  argwöhnisch  und  vorsichtig  sind  und  dadurch  zu 
Anführern  der  übrigen  Schar  werden.  Im  Walde  mögen  die 
Drongos  dazu  zu  rechnen  sein;  aber  ihre  Funktion  als  „Leib- 
wache" ist  schwerlich  die,  Angriife  auf  den  Schwärm  abzuwehren, 
wie  Marshall  vermutete,  als  vielmehr  die  Warnung  ihrer  harm- 
loseren Gesellen  vor  drohender  Gefahr. 

Besonders  klar  kommt  die  Tatsache,  daß  gewisse  Arten  die 
Rolle  des  Anführers  und  Wächters  regelmäßig  übernehmen,  bei 
den  Vogelgesellschaften  zum  Ausdruck,  welche  sich  im  Spätsommer 
und  Herbst  am  Strand  der  Nordseeküste  einfinden.  Da  sieht  man 
Stiandläufer  verschiedener  Arten,  dazwischen  Sanderlinge  und 
Steinwälzer,  in  engem  Zusammenhalt  von  Bucht  zu  Bucht  fliegen 
und  den  Auswurf  des  Meeres  durchsuchen.  Es  ist  nicht  schwer, 
sich  einem  solchen  Flug,  selbst  ungedeckt,  bis  auf  Schußweite  zu 
nähern;  wenn  jedoch  ein  einzelner  Goldregenpfeifer  [Fluvialis 
apricarms)  oder  Kiebitzregenpfeifer  [Sqnatarola  squatarola)  sich 
ihm  angeschlossen  hat,  dann  ist,  meist  alle  Mühe  vergeblich;  denn 
diese  äußerst  vorsichtigen  Vögel  lassen  sich  nicht  so  leicht  über- 
listen und  veranlassen  den  ganzen  Schwärm  durch  ihr  Beispiel  zu 
rechtzeitiger  Flucht. 

Es  ist  jedoch  auf  der  anderen  Seite  zu  bedenken,  daß  eine 
große  Vogelansammlung,  die  ja  stets  ihre  Gegenwai-t  durch  viel- 
stimmiges Lärmen  auf  größeie  Entfernung  verrät,  die  Feinde  an- 
locken muß  und  diese,  besonders  die  gefiederten,  hier  mehr  Aus- 
sicht auf  Beute  haben,  als  wenn  sie  einzelnen  Vögeln  nachstellten. 
Im  Urwald  der  malayischen  Halbinsel  und  auf  Bali  sind  mir  die 
gefräßigen  Spitzhörnchen  {Titpaia)  zuweilen  recht  unwillkommene 
Konkurrenten  geworden,  wenn  ich  einem  Vogelschwarm  auflauerte. 
Auf  weite  Strecken  habe  ich  diese  Tierchen  im  Walde  nicht  be- 
merkt; aber  wenn  eine  Vogelgesellschaft  nahte,  waren  sie  plötzlich 
da,  wie  aus  den  Bäumen  gewachsen,  und  huschten  in  größter  Er- 
regung von  einem  Ast  auf  den  andern,  um  sich  einen  der  kleinen 
Vögel  zu  fangen. 

Die  Vorteile,  welche  aus  der  Geselligkeit  für  die  Führung 
des  Lebenskampfes  erwachsen,  dürften  die  Nachteile  nur  wenig 
überwiegen. 

Kürzlich  hat  nun  Swynnerton  (1.  c.  p.  346 — 354)  eine  eigen- 
artige   Theorie    entwickelt.     Er    sagt:    „Ich    habe    während    der 


148  Stresemaun:  Über  gemischte  Vogelsch wärme. 


rVerh.  Oni. 
L  Ges.  Bay. 


letzten  Jahre  [im  Gazaland  |  viel  Zeit  auf  die  Begleitung  und  ge- 
naue Beobachtung  solchei"  Schwärme  verwandt  und  bin  zu  der 
Überzeugung  geführt  worden  —  gewiß  in  Übereinstimmung  mit 
zahlreichen  anderen  Beobachtern  — ,  daß  ihre  hauptsächlichste 
B'unktion  zusammenwirkendes  Jagen  (cooi)ei"ative  hunting)  ist.  Sie 
sind  wahrscheinlich  Treibjagden  (drives)  .  .  .  Geselligkeit  bei 
einer  Art  ist  ja  ursprünglich  das  Ergebnis  ganz  anderer  Faktoren 
als  des  Bedürfnisses  nach  zusammenwirkender  Insektenjagd,  wie 
aus  den  Flügen  körnerfressender  Vögel  hervorgeht:  aber  man 
kann  bemerken,  daß  die  Mitglieder  von  Verbänden  aller  möglicher 
Insektenfresser  großenteils  einander  in  den  Schnabel  arbeiten." 

Swynnerton  läßt  dann  eine  Anzahl  interessanter,  detaillierter 
Wahrnehmungen  folgen,  welche  die  letztere  Bemerkung  veran- 
schaulichen. Von  dem  sich  vorwärts  bewegenden  Schwärm  werden 
allerlei  Insekten  aufgescheucht,  große  und  kleine,  und  jedes  findet 
seinen  besonderen  Liebhaber.  Entfällt  einem  der  in  den  Wipfeln 
schlüpfenden  Vögel  eine  Kerfe,  so  wird  sie  gewiß  von  den  Ge- 
sellen aufgenommen,  welche  tiefer  unten  suchen,  und  umgekehrt 
treiben  die  das  Gras  und  Gestrüpp  abstreifenden  Vögel  geflügelte 
Insekten  hoch,  welche  von  gewissen  anderen  Arten  im  Fluge  er- 
hascht werden. 

Mögen  auch  die  angezogenen  Beobachtungen  durchaus  ein- 
wandfrei sein:  die  Bildung  der  Vogelgesellschaften  wird  durch 
diese  Theorie  nicht  erklärt,  ja  es  wird  nicht  einmal  ihre  Zweck- 
mäßigkeit überzeugend  dargetan.  Denn  es  ist  durchaus  nicht 
glaubhaft,  daß  bei  einer  großen  Konkurrenz  ein  Insektenfresser 
seinen  Hunger  leichter  stillen  kann,  als  wenn  er  allein  jagt. 
Überdies  dürften  die  Fälle,  wo  wirklich  einmal  ein  Vogel  dem 
anderen  „in  den  Schnabel  arbeitet",  doch  verschwindend  selten 
sein.  Und  schließlich:  wenn  wirklich  „cooperative  hunting'  die 
Vögel  veranlaßte,  sich  zusammenzuscharen,  was  hätten  bei  solchem 
Treiben  die  Baumkletterer  (Spechte,  Dendrocolaptiden,  Baumläufer, 
Kleiber)  und  Blütenbesucher  (Melipliagiden,  Nectariniiden,  Trochil- 
iden)  wohl  für  sich  zu  erwarten,  ganz  abgesehen  davon,  daß  sich 
auch  Körnerfresser  und  Fruchtfresser  nicht  selten  den  Scharen  der 
lusektenjäger  anschließen  ? 

Richtiger  als  Swynnerton,  richtiger  auch  als  Marshall  und 
Newton  scheinen  mir  die  wilden  Indianer  am  oberen  Amazonas 
mit  dem  Instinkt  des  Naturmenschen  das  Pi-oblem  erfaßt  zu  haben. 
Von  ihrer  Ansicht  erzählt  uns  Bates:  „Die  Indianer  haben  diese 
gemischten  jagenden  Schwärme  beachtet,  scheinen  jedoch  nicht 
bemerkt  zu  haben,  daß  sie  mit  der  Suche  nach  Insekten  be- 
schäftigt sind.  Sie  haben  ihren  Wissensdurst  nach  Art  der  halb- 
zivilisierten Völker  durch  eine  Theorie  befriedigt,  welche  zu  einer 
Sage  entartete.  Die  sich  vorwärts  bewegenden  Scharen,  so  be- 
haupten sie  nämlich,    würden   durch   einen    kleinen   grauen  Vogel 


^    Q  '„  '  I  Stresemann:  Über  gemischte  Vogelschwärme.  149 

IUI  (    J 

namens  Papd-uird  geführt,  der  alle  übrigen  fasziniert  und  zu 
einem  beschwerlichen  Tanz  durch  das  Dickicht  verleitet."  Das 
ist  freilich  Hnmbug,  denn  der  Fapd-mrd  besteht  nur  in  der 
Phantasie  dieses  Volksstammes;  und  dennoch  birgt  sich,  wie  Bates 
sehr  richtig  hervorhebt  „ein  Schimmer  von  Wahrheit  in  dieser 
Erklärung;  denn  man  kann  zuweilen  bemerken,  daß  verstreute 
Vögel,  welchen  der  Haufe  auf  seiner  Marschlinie  begegnet,  von 
ihm  mit  fortgerissen  werden,  und  ab  und  zu  findet  man  rein 
fruchtfressende  Vögel  mit  den  übrigen  vermischt,  gerade  als  wären 
sie  von  einer  Art  Irrwisch  verführt  worden". 

Wie  der  Geist  des  Naturmenschen  die  Krankheit,  deren  Wesen 
er  ja  nicht  zu  begreifen  vermag,  personifiziert  und  ihr  Menschen- 
oder Tiergestalt  verleiht,  so  ist  auch  der  Papd-uird  als  eine 
Schöpfung  des  Bedürfnisses  nach  konkreter  Vorstellung  zu  deuten. 
Er  ist  die  Personifikation  des  Geselligkeitstriebes, 
dessen  mächtigem  Bann  sich  nur  wenige  Vogelarten  ganz  ent- 
ziehen können ;  er  ist  es,  von  dem  sich  die  meisten  Insektenfresser 
blindlings  führen  lassen,  durch  Dick  und  Dünn,  wochenlang, 
monatelang,  bis  ihm  ein  noch  gewaltigerer  Gegner  entsteht:  der 
Bruttrieb. 

Wir  haben  den  Geselligkeitstrieb  schon  früher  als  die  Ur- 
sache der  Schwarmbildung  kennen  gelernt,  als  von  den  mono- 
tonen Schwärmen  und  den  einfachen  Mischsch wärmen  die  Rede 
war.  Dort  lag  der  arterhaltende  Nutzen,  der  zur  Entstehung  des 
Triebes  Anlaß  gab,  klar  zutage:  es  war  teils  der  Schutz,  den 
das  Beispiel  der  alten,  erfahrenen  Vögel  den  Jungen  gewährte, 
teils  die  gegenseitige  Untei'stützung  im  Aufsuchen  der  gemein- 
samen Nahrung. 

Beides  kann,  wie  wir  sahen,  für  die  bunten  Scharen  der 
Waldvögel  nicht  in  Betracht  kommen.  Hier  versagt  jeder  Ver- 
such, Nützlichkeitsgründe  ausfindig  zu  machen,  hier  ist  es  etwas 
unseren  Begriffen  Unfaßliches,  dem  die  Vogelgesellschaften  ihr 
Bestehen  verdanken  nicht  die  gemeinsame  Not,  noch  das  Be- 
dürfnis nach  gegenseitigem  Schutz,  noch  auch  der  aus  gemein- 
samen Jagen  entspringende  Vorteil:  es  ist  die  faszinierende 
Wirkung  der  Masse. 

Ein  Familienverband  mag  den  Kern  bilden,  um  den  sich  der 
Schwärm  zu  scharen  beginnt,  bis  ihrer  Dutzende,  ja  hundert  und 
mehr  geworden  sind,  ohne  Ansehung  der  Art  und  Gewohnheit. 
Einem  Magneten  ist  solch  ein  Schwärm  vergleichbar,  dessen  Kraft 
sich  durch  ständigen  Zuwachs  mehrt,  bis  alles,  was  in  seinem 
Bereich  liegt,  ihm  angeheftet  ist. 

Die  suggestive  Gewalt,  welche  von  der  Masse  eines  sich  fort- 
bewegenden Seh  warmes  ausgeht,  kann  wohl  nicht  deutlicher  er- 
wiesen werden  als  durch  folgendes  kleine  Erlebnis: 


150  ötresemanii:  Über  gemischte  Vogclschwäniie.  1 

|_  Ges.  ßay. 

Weun  ich  von  meinem  Lager  aus,  das  ich  im  balinesischen 
Gebirgswald  am  B'uße  des  Gunung  Bratan  aufgeschlagen  hatte, 
einige  Minuten  bergan  stieg,  so  gelangte  ich  an  einen  umgestürzten 
Baumriesen,  in  dessen  totem  Astgewirr  ich  regelmäßig  das  gleiche 
muntere  Vogelpärchen  beschäftigt  fand.  Es  waren  Schneider- 
vögel {Phi/llcrgates  eucullatus  (Temm.)).  Sie  hatten  sicii  den 
Platz  zum  dauernden  Wohnsitz  und  offenbar  auch  zum  Nestbau 
erkoren  und  entfernten  sich  nie  außer  Sichtweite  von  ihm.  Eines 
Tages  rastete  ich  wieder  in  seiner  Nähe,  als  ein  großer  Vogel- 
schwarm  lärmend  sich  nahte.  Das  Pht/Uerc/ates-V'da.Y,  das  sich  bis 
dahin  lautlos  verhalten  hatte,  wurde  nun  sogleich  von  großer  Er- 
regung ergriffen;  voller  Unruhe  flog  es  von  einem  Bäumchen  zum 
andern,  und  das  Männchen  beeilte  sich,  seinen  wunderschönen 
Gesang  in  den  Wald  zu  pfeifen,  immer  und  immer  wieder.  Die 
Gesellschaft  kam  heran,  alle  umliegenden  Bäume,  Lianen  und 
Sträucher  wimmelten  von  Vögeln,  und  als  sie  langsam  weiter- 
zogen, da  gab  es  auch  für  die  beiden  Schneidervögel  kein  Halten 
mehr;  sie  mischten  sich  unter  den  Schwärm  und  ließen  sich  von 
ihm  entführen.  An  diesem  Tage  sind  sie  nicht  zu  ihrem  Ast- 
dickicht zurückgekehrt. 

Wer  je  entsprechendes  beobachten  konnte  —  und  ich  habe 
dazu  bei  vielen  solitär  lebenden  Arten  wiederholt  Gelegenheit  ge- 
habt — ,  dem  drängt  sich  die  Erkenntnis  auf,  daß  jede  Erklärung 
der  Vogelgesellschaften  des  Waldes  künstlich  ist,  die  auf  Nützlich- 
keitsgründen fußt. 

Die  munteren  Buben  von  Manusela,  die  mir,  nur  mit  einem 
Strick  um  den  Bauch  bekleidet,  zuweilen  folgten,  wenn  ich  im 
Walde  allerhand  Getier  sammeln  wollte,  wußten  sehr  gut,  was  die 
kleinen  Vögel  anlockt.  Wenn  sich  irgendwo  aus  dem  grünen 
Wirrnis  ihre  feinen  Stimmen  vernehmen  ließen,  dann  rissen  sie 
dünne  Blätter  ab  und  wußten  sie  so  anzublasen,  daß  es  klang,  als 
zirpte  und  pfiffe  da  eine  ganze  Vogelgesellschaft  durcheinandei-. 
Der  Erfolg  ließ  gewöhnlich  nicht  auf  sich  warten;  denn  der  vor- 
überziehende Schwärm  wurde  tatsächlich  verleitet,  herbeizueilen! 

Zusanimeiifassuiig. 

Die  Vogelschwärme  lassen  sich  unter  drei  Kategorien  ein- 
ordnen : 

1.  Die  monotonen  (nur  aus  Individuen  einer  Art  bestehenden) 
Schwärme. 

2.  Die  einfachen  Mischschwärme,  die  von  Angehörigen  ver- 
wandter Spezies  mit  gleicher  Geschmacksrichtung  und  gleichen 
Lebensgewohnheiten  gebildet  werden. 

8.  Die  zusammengesetzten  Mischschwärme,  in  denen  sich 
vielerlei  Aj1>en  mit  teilweise  durchaus   abweichenden  biologischen 


'    '  I  J^trcscniann:  Über  gemischte  Vogelsch wärme.  151 

Eigenarten  vereinigen,  und  die  vor  allem  für  die  Wälder  be- 
zeichnend sind. 

Gegenseitige  Unterstützung  beim  Aufsuchen  der  Nahrung  und 
die  durch  das  Zusammenleben  bedingte  Verwertung  der  Erfahrungen 
Anderer  kann  als  ausreichende  Erklärung  für  das  Zustandekommen 
der  unter  1.  und  2.  fallenden  Schwärme  angesehen  werden.  Die 
Ursache  für  die  Bildung  der  zusammengesetzten  Mischschwärme 
muß  jedoch  in  anderen  Faktoren  gesucht  werden.  Es  ist  in  den 
vorstehenden  Zeilen  versucht  worden  darzulegen,  daß  als  solcher 
nur  der  suggestive  Einfluß  namhaft  gemacht  werden  kann,  den 
die  Vereinigung  vieler  Individuen  (die  Masse)  auf  die  meisten  in 
Wäldern  lebenden  kleinen  Vogelarten  ausübt. 

Die  Wälder  aller  Zonen  werden  von  solchen  Gesellschaften 
durchzogen,  die  bei  uns  als  Meisenschwärme,  in  Nordbrasilien  als 
Formicariidensch wärme  bekannt  sind  und  die  mau  im  indoaustra- 
lischen Gebiet  bald  Timeliiden-,  bald  Muscicapidenschwärme  taufen 
könnte.  Die  meisten  Familien  der  Passeres  sind  darunter  vertreten, 
insonderheit  die  insektenfressenden,  zuweilen  jedoch  auch  reine 
Körner-  oder  Fruchtfresser. 

Während  ihrer  Brutperiode  scheiden  die  geselligen  Arten  aus 
dem  großen  Verbände  aus.  Das  hat  in  Gebieten  mit  scharfem 
jahreszeitlichem  Klimawechsel  eine  zeitweilige  völlige  Auflösung 
der  Schwärme  zur  Folge.  In  der  äquatorialen  Region  dagegen 
scheinen  die  Gesellschaften  ohne  Unterbrechung  zu  bestehen,  da 
dort  ihre  Mitglieder  nicht  alle  zur  gleichen  Zeit  zur  Brut  schreiten. 


[TT     _,L|       /^fr* 
Ges.  Bay. 


Die  Rufe  der  Mauersegler. 

Von 

H.  Stadler  und  C.  Schmitt. 

Jedermann  kennt  das  Rufen  der  Mauersegler:  ein  hohes, 
schrilles  oder  gellendes  sii  und  sirrrr,  das  von  den  sich  jagenden 
Vögeln  bis  zum  Überdruß  oft  ausgestoßen  wird.  Vom  frühen 
Morgen  bis  in  die  tiefe  Dämmerung  hinein  ertönt  dieses  Geschrei 
über  dem  Häusermeer  der  Großstädte  nicht  weniger  als  über  den 
kleinen  Nestern  und  Dörfern  —  wenn  sie  nur  Türme  oder  hohe 
alte  Bauten  mit  Dachluken,  Mauerlöchern  und  Nischen  besitzen. 
Auch  nachts  hört  man  das  sirrrr  nicht  so  selten  von  Seglern,  die 
an  den  Fenstern  noch  vorübersausen,  oder  von  ihren  nächtlichen 
Schlafplätzen  herab.  Auch  Schlafende,  im  Käfig  von  uns  beob- 
achtet, rufen  träumend  ihr  sii. 

Es  sind  vier  verschiedene  Rufe,  die  man  von  fliegenden  Seglern 
vernimmt: 

am  häufigsten  von  allen   ein  Ruf,    der  etwa  wie  sirrr  klingt; 

ein  ganz  kurzes  — ; 

ein  etwas  längeres  sii; 

ein  Sri. 

Alle  vier  Rufarten  werden  gleichmäßig  im  Streckenflug  heraus- 
geschrien; die  Bedeutung  des  einen  wie  des  andern  scheint  so 
gleich  zu  sein  wie  ihr  Klang,  ihre  B^-Stärke,  ihre  Schärfe  und  ihre 
Tonhöhe,  die  zwischen  e.^  und  bg  (am  gewöhnlichsten  wohl  zwischen 
fg  und  giSg)  hin-  und  hergeht. 

Das  -  ist   ein  hoher    Achtelton,    der   gern    gereiht  wird  — 

also  r-H 
1  1  ' 
4  ^  ^ 

Das  Sri  ist  ein  einfacher  Laut,  der  sich  mit  Notenzeichen 
wiedergeben  läßt  als 


rr 


-K 


XIII,  2, 
1917 


I  Stadler  und  Schmitt:    Die  Kufe  der  Mauersegler.  153 


Das  sl(i)  läßt  sicli  mit  Pfeifchen  aus  dem  Orgelregister  Sali- 
zional  ziemlich  klanggetreu  nachahmen;  es  ist  zu  schreiben  bald  als 

f »  ,  bald  als  p^  ;  solcher  Eufe  werden  häufig  mehrere  hinter- 
einander gebracht;  die  Intervalle  der  2  Töne  liegen  einen  Viertei- 
bis einen  halben  Ton  auseinander.    Wenn  zwei  Segler  sich  jagen, 

klingen    diese   sii-Rufe:    f  L  f  t  f  f  f  •  •    d.  h.   der  hinter  dem 

ic 

ersten  schreiende  Vogel  ruft  etwas  tiefer  und  kürzer. 

Das  sirrr  klingt  auf  die  Entfernung  als  ein  etwas  länger  aus- 
gehaltener Ton,  der  in  einen  abwärts  ziehenden  und  leiser  werden- 
den Roller  übergeht,   von  der  Form:   Ff^^  ;   zuweilen  —  nicht 

eben  häufig  nach  unseren  Beobachtungen  —  geht  dem  i  ein  Ton,  bald 


länger,  bald  kürzer,  als  Auftakt  voraus:      f  ff^    oder     •  f -fC^  • 

Ihre  Tonhöhe  wechselt  von  Tier  zu  Tier  und  je  nach  Stimmung. 
Von  ein  und  derselben  Turmschwalbe  gereiht  ändern  mehrere 
solcher  aufeinanderfolgenden  Rufe  ihre  Höhe  nicht;  wenn  jedoch 
zwei  Vögel  sich  jagen,  so  entsteht  regelmäßig  das  Notenbild: 
.->.      -^      ;:^N.    '->x      (der    erste   Ruf    ist  o     ^     -^      p 

p^  p^  yr  ^  j°2'  "''' ""«"-  ff  if  \f^  t^ 

(der  zweite  Ruf  ist  höher).  Die  Stimmlage  des  einen  Seglers 
ist  höher,  die  des  anderen  tiefer.  Hoch-  und  Tiefton  wechseln  oft 
fast  taktg:emäß  ab.    Hiebei  /        --,     ^     -^      ^^    » 


können  die  2  Töne  hin- 
sichtlich ihrer  Länge  oder 
hinsichtlich  ihrer  Stärke 
verschieden     sein,      z.    B. : 


Sie  folgen  sich  manchmal  so  schnell,  daß  man  meint,    es  sei  der 
gleiche  Vogel,  der  rufe: 


L54  Stadler  und  8chmitt:    Die  liiife  der  Mauersegler.  1      ^    •     '"• 

L  Ges.  Bay. 

Es  sind  das  Duette  primitivster  Art,  zweifellos  Weclisel- 
rufe  von  cT  und  5.  Dieselben  Zwiegespräche  eignen  vernnitlicli 
zahlreichen  Vogelarten;  uns  sind  sie  allerdings  bisher  nur  noch 
von  Gebirgstelzen,  Kleibern,  Steinkauz  und  Waldkauz  bekannt; 
bei  diesen  beiden  Eulenarten  sind   sie  ungemein    charakteristisch. 

Zuweilen  folgt  auf  den  Roller   ein  harter,    tiefer  Ton,   in  der 

Weise:     l^p^t,  auch  mit  Vorschlägen    LP-f^   •    Der  Schlußton 

r\ 
kann  ganz  scharf  abgesetzt  sein,  in  der  Form:     |  /^  T/ ;  so  hörten 

wirs  am  24.  V.  1915  auf  der  Ehrenburg,  als  uns  Freund  Fenk  zu 
den  dortigen  Steinsperlingen  führte. 

Die  Rufe  1—1  werden  häufig  in  allerlei  Varianten  vereinigt. 


So  beobachtet  man  oft  Rufe  wie  diese 


I^I^l 


Da  man 


die  sirrr-Rufe  gewöhnlich  auf  einige  Entfernung  vernimmt,  so  er- 
scheinen sie  als  eindeutige  und  einfache  musikalische  Figuren. 
Immerhin  findet  ein  geschärftes  Ohr  auch  schon  auf  größere  Distanz 
heraus,  daß  es  mit  dem  Roller  der  Rufe  eine  besondere  Be- 
wandtnis haben  müsse.  Gelegentlich  tut  uns  aber  ein  Segler  den 
Gefallen,  sein  sirrrr  uns  unmittelbar  in  die  Ohren  zu  schreien: 
nun  ändert  sich  das  Bild.  Dann  zeigt  sich  folgendes.  Der  Ruf 
ist  zweistimmig.  Ein  hohes,  langgezogenes  i  erklingt  fast  während 
des  ganzen  Rufes  durch,"  langsam  leiser  und  leiser  werdend.  Einen 
Achtelton  lang  tönt  dieses  i  für  sich  allein;  dann  setzt  der  Roller 
ein:  erst  leise,  von  der  Länge  eines  Achteltons,  selbst  aus  aller- 
nächster Nähe  kaum  hörbar  und  nur  zitternd  (vibrierend) ;  fast  plötzlich 
wird  er  laut,  erklingt  im  crescendo,  verändert  seine  Klang- 
farbe und  schwingt  (schwirrt)  sehr  stark  —  ein   metallisches 

grobes  Schnarren;   zugleich  zieht  er  , n 

abwärts;     klingt    noch,     wenn     der    obere     J-  J  — '^^""^  ^      '' 
Ton    schon   ausgeklungen    hat;    auf    dieser         Ixt^^f^^--- 
letzten    Strecke     wird     er     rasch     wieder         l     ^     K-  > 
leiser.     Es    ergibt  sich    so   das   unerwartet  p 

verzwickte  Notenbild:  ' 


')  In  den  bisherigen  Notenbeispielen  haben  wir  einfachere  Formeln  —  den 
Höreindruck  auf  größere  Entfernung  —  angewendet,  um  das  Bild  nicht  zu  sehr 
zu  verwirren. 


XIII,  ^ 

1917 


Stadler  und  Schmitt:    Die  Rufe  der  Mauersegler.  155 


Solch   verwickelter  Bau   eines  Vogelmotivs  ist  nichts  Ungewöhn- 
liches. So  muß  man  beispielsweise  das  Trielgeschrei  schreiben: 


oder  d^js 


l     l  '>^^r-r-r-r-r-^f^r-rt^t^ 


•/■ 


Freilich  läßt  der  Eindruck,  den  das  Dickfußgeschrei  macht,  von 
vornherein  auf  etwas  musikalisch  Ungewöhnliches  raten! 

Es  ist  recht  schwierig,  diesen,  wie  wir  sehen,  so  komplizierten 
Seglerruf  vollständig  und  in  jeder  Teilstrecke  seines  Verlaufs 
gleichmäßig  sicher  aufzufangen.  Am  sichersten  ist  es  uns  gelungen 
auf  der  Mainbrücke  in  Lohr  beim  Radfahren.  Die  Segler,  die 
hinter  mehreren  Vorsprüngen  der  südlichen  Brückenwand  nisten, 
sausen  dort,  unbekümmert  um  die  ihnen  vertrauten  Fuhrwerke 
und  vorbeikommenden  Menschen,  in  Kopfhöhe  des  Beobachters  auf 
und  ab.  Von  hinten  anfliegend  holt  zuweilen  ein  Segler  den  Rad- 
fahrer ein,  und  beide  fliegen  und  fahren  Seit'  an  Seite  für  einen 
Augenblick  mit  gleicher  Geschwindigkeit  zusammen:  wenn  der 
Vogel  in  diesem  Moment  schrillt,  kann  man  dem  Ruf  in  allen 
seinen  Einzelheiten  im  wahren   Sinn  des  Wortes  folgen. 

Die  Seglerrufe  scheinen  geographisch  nicht  verschieden  zu 
sein.  Wir  haben  Brutvögel  verhört  von  Hamburg  bis  Hochsavoyen; 
und  hören  die  Hinziehenden  und  Zurückwandernden  rufen  von 
Mitte  April  bis  Ende  September  —  neben  Scharen,  die  bereits 
Anfang  Juli  südwärts  reisen,  solche,  die  noch  Ende  Juli  nordwärts 
eilen  —  also  Segiersippen,  deren  Wohngebiete  über  das  halbe 
nördliche  und  östliche  Europa  verteilt  sein  müssen:  ihre  Rufe  sind 
stets  die  gleichen. 

Über  Laute  des  brütenden  Seglerweibchens  lesen  wir 
in  der  „Gef.  Welt"  1916,  p.  317  (Hans  Maurer):  „Kurze  Zeit  nach 
der  Ankunft  muß  schon  die  Brut  beginnen,  denn  ich  sah  um  diese 
Zeit  immer  nur  einen  der  Vögel  ein-  und  ausfliegen,  während  der 
andere  im  Nest  saß  und  Töne  von  sich  gab,  welche  dem  von  den 
Jungen  beim  Füttern  ausgestoßenen  Gepiepse  nicht  unähnlich 
klangen.  Auch  des  Abends  bei  vorgeschrittener  Dämmerung,  wenn 
einer  der  Segler  in  der  Nähe  noch  der  Jagd  auf  Insekten  oblag, 
konnte  man  aus  dem  Nest  diese  Töne  hören.  Sie  wurden  auch 
noch  ausgestoßen,  wenn  der  zweite  Vogel  im  Nest  Platz  genommen 
hatte,  so  daß  man  wohl  mit  Sicherheit  annehmen  kann,  daß  das 
Weibchen  mit  diesen  Tönen  das  Männchen  um  Futter  anbettelt 
und  während  des  Fütterns  durch  das  Männchen  das  Gepiepse  fort- 
setzt. Dieses  Geschrei  resp.  Gepiepse  habe  ich  öfters  kurz  nach 
der  Ankunft  der  Segler  bemerkt  und  beobachtet,  so  daß  es  ganz 
ausgeschlossen  erscheint,   daß  es  von  Jungen  herrühren  könnte." 


156 


Stadler  und  Schmitt:    Die  Rufe  der  Mauersegler. 


Verh.  Oni. 
Ges.  Bay. 


Nestjiinge  der  Mauerscliwalben  haben  wir  bisher  nicht  ver- 
hören können.  Dagegen  werden  uns  alljährlich  verunglückte 
flügge  Junge  gebracht,  denen  wir  allerlei  ablauschen  konnten. 

Manche  freilich  sind  vollkommen  stumm.  Andere  wieder  er- 
heben, beunruhigt,  ein  gellendes  Geschrei: 


^ 


^him 


Hh] 


eine  Tonreihe,  die  langsam  absinkt.    Andere,  dieselbe  Rufreihe  im 
mf  hervorstoßend,  hängen  zuweilen  p-Töne  vom  Eindruck  bit  bit  bit  an : 


,"^ 


^f,r,  -n  ;7  .■>  A  ,^  /> 


^^'^^hhiii 


HUv 


^  MUt4ä 

Futter  heischende  Junge  betteln  mit  sehr  langen  Rollerlauten: 
erst  im  p,  wenn  sie  aber  bald  stürmischer  bitten,  werden  die  Töne 
höher  und  lauter,  und  die  Roller  zu  32tel-Touren  —  werden  schlot- 
ternd wie  die  Angstrufe  (das  Killern)  des  Waldkauzes,  der  jungen 
Waldohreulen,  oder  so  vieler  junger  Raubvögel.  Die  Tonhöhe 
dieser  Roller  ist  ungeheuer:  6  gestrichenes  h,  also  ganz  nahe  der 
Hörgrenze.  — 

Ruhig  dasitzend  lassen  die  flüggen  Jungen  schlotternde  Unter- 
haltungslaute im  pp  hören,  Tongebilde  wie: 


uiiJ^uiiJ'LuiJ '"'•"'• 


Kranke  Junge  bringen  unaufhörlich  wimmernde^Rufreihen 
wenn  die  ÄrmstenMn  Schmerzen  leise  jammerten: 


wie 


m^yny^--'- 


in  der  Tonhöhe  +'^5?  zwischen  hinein  auch  tiefer,  in  Cj,  z.  B.: 


HiifliMy>j2jly><'-s-t 


XIII,  2, 

1917 


Stadler  und  Schmitt:    Die  Rufe  der  Mauersegler. 


157 


Unter  jedem  dieser  Töne  klingi  ein   helles   metallisches  Geräusch 
mit.     Oder  sie  wimmern: 


ÜJ^LÜ^iU^Lü 


um  f^  herum. 


Einmal  wurde  uns  ein  erwachsener  Mauersegler  gebracht,  der 
von  Hagelschlossen  betäubt  aufgefunden  worden  war.  Als  er,  von 
seiner  Betäubung  erwacht,  in  die  Hand  genommen  wurde,  fauchte  er: 


^ 


f- 


etwa  „fffsiiii" 

Das  Fauchen  geht  unmerklich  über  in  das  siii;  es  klingt  noch 
einen  Augenblick  unter  dem  siii  fort.  Seine  Tonhöhe  haben  wir 
nicht  bestimmt.  Dieses  Fauchen  war  uns  vorher  vom  Turmsegler 
nicht  bekannt.  Nach  unsern  bisherigen  Beobachtungen  fauchen 
sonst  noch  Meisen,  junge  Wendehälse  im  Nest,  junge  Kuckucke, 
Nachtschwalben,  Eulen,  Reiher,  Auerhahn,  Gänse. 


158  Gebhaidt;  Fichtelgebirgsbeobachtuugen  1914.  rVerh.  Oru. 

|_  Cies.  Bay. 


Fichtelgebirgsbeobachtungen  1914. 

Von 

Erwin  Gebhardt  (Nürnberg). 

Meinen  langjährigen  Wunsch,  die  alte  Markgrafenstadt  Bayreuth 
und  das  nahe  Fichtelgebirge  kennen  zu  lernen,  konnte  ich  endlich 
im  Frühjahr  1914  zur  Ausführung  bringen.  Am  Abend  des  8.  Juni 
in  Bayreuth  eingetrolfen,  widmete  ich  den  folgenden  Tag  der  Stadt 
selbst  sowie  der  eine  Stunde  westlich  davon  gelegenen  „Fantasie" 
und  fuhr  am  Spätnachmittag  noch  nach  dem  reizend  gelegenen 
Berneck.  Von  dort  führte  mich  am  nächsten  Morgen  mein  Weg 
das  tiefeingeschniitene  Tal  des  weißen  Mains  entlang  über  Gold- 
mühl,  Röhrenhof  und  Bischofsgrüii  auf  den  Ochsenkopf,  dann  nach 
Karches  hinunter  und  wieder  auf  den  Schneeberg,  um  endlich  dem 
langsam  abfallenden  Gebirgskamm  über  Nußhardt  (Nossert),  See- 
hügel (Seehaus),  Platte  und  Silberhaus  nach  Tröstau  zu  folgen, 
wo  ich  die  Bahnlinie  nach  Wuusiedel  erreichte.  Von  diesem  Mittel- 
punkt des  Fichtelgebirges  ging  es  am  folgenden  Tage,  dem  6.  Juni, 
über  die  mit  hübschen  Anlagen,  besonders  Fichtenpflanzungen,  ge- 
schmückte Katharinenhöhe  nach  Alexaudersbad,  dann  durch  das 
einzigartige  Felsgewirr  der  Luisenburg  und  über  den  Burgstein 
zum  aussichtsreichen  Kösseinegipfel,  um  von  dort  auf  endlosem 
Wege  zum  gewerbereichen  Markt  Redwitz  und  damit  zum  Abendzug 
nach  Hof  zu  gelangen.  Nach  kurzem  Besuch  des  anmutig  am 
Saalehang  gelegenen  Stadtparks  „Theresienstein^'  fuhr  ich  am  fol- 
genden Tage  von  Hof  über  Oberkotzau  und  Martinlamitz  nach 
Bahnhof  Kircheulamitz  und  wanderte  über  Niederlarnitz,  Kirchen- 
lamitz,  den  Epprechtstein  und  den  Wolfstein  zum  (großen)  Wald- 
stein. Von  diesem  Nordpfeiler  des  Fichtelgebirgs  über  Zell  nach 
Reinersreuth  hinabgestiegen,  erreichte  ich  von  dort  mit  der  Eisen- 
bahn bald  die  Weberstadt  Münchberg  und  abends  noch  Bayreuth. 
Der  8.  Juni  als  letzter  Reisetag  war  dann  wieder  der  schönen 
Wagnerstadt  und  der  ^/^  St.  östlich  davon  gelegenen  „Eremitage" 
gewidmet,  zu  der  eine  prachtvolle  Allee  über  die  durch  Jean  Paul 
bekannte  Rollwenzelei  führt. 

Die  Umgebung  Bayreuths  ist  landschaftlich  sehr  abwechs- 
lungsreicli  und  bietet  mit  ihren  üppigen  Wiesen  und  Feldern,  den 
schön  bewaldeten  Anhöhen,  den  Tälern  des  roten  Mains  und  mehrerer 
dort  einmündenden   Bäche   sowie   einer   Anzahl  von  Weihern   alle 


XIII/2,  I  Gebhardt:  Fichtelgebirgsbeobachtungen  1914.  159 

Vorbedingungen  zur  Entfaltung  einer  reichen  Vogelwelt.  Beson- 
ders günstige  Verhältnisse  findet  diese  im  schattigen  und  wasser- 
reichen Bayreuther  Hofgarten,  im  romantischen  alten  Friedhof  und 
in  den  Parken  der  beiden  markgräflichen  Lustschlösser  Fantasie 
und  Eremitage.  Der  Pai'k  von  Fantasie  zeigt  mehr  Waldcharakter 
mit  Vorherrschen  der  Rotbuche,  während  Eremitage  mit  seinen 
Wasserkünsten,  Tempelbauten,  künstlichen  Bergen,  Hainbuchen- 
hecken und  uralten  Baumrieseii  ganz  das  Beispiel  eines  Rokoko- 
parkes ist. 

Was  die  von  mir  durchwanderten  Teile  des  Fichtelgebirges 
betrifft,  so  herrscht  bei  Berneck  das  Laubholz  vor  und  bis  Röhren- 
hof begleitet  noch  ein  Wiesenstreifen  den  weißen  Main,  dann  aber 
verdrängt  der  Nadelwald  alles  andere.  Bei  Markt  Redwitz,  zwischen 
Rupprechtssteiu  und  Waldstein  und  bei  Alexandersbad  findet  sich 
Föhrenwald,  und  den  Waldstein  bedeckt  als  einzigen  Fichtelgebirgs- 
berg  die  Rotbuche.  Sonst  herrscht  auf  der  Gebirgskette  ausschließ- 
lich die  Fichte,  nur  höchst  selten  einmal  von  Tanne  oder  Eberesche 
(Vogelbeerbaum)  unterbrochen.  Auch  ist  der  Umtrieb  dieser  Fichten- 
waldungen ein  verhältnismäßig  kurzer,  so  daß  man  nur  selten  stär- 
keren als  mannsdicken  Stämmen  begegnet.  Dies  alles  trägt  zu 
einer  gewissen  Einförmigkeit  der  Fichtelgebirgswaldungen  bei,  die 
sich  auch  in  der  Zusammensetzung  der  Vogelwelt  widerspiegelt. 
Die  von  mir  durchwanderten  Ortschaften  sind  —  mit  Ausnahme 
der  beiden  einsamen  AVald Wirtshäuser  Karches  und  Silberhaus  — 
natürlich  alle  von  B^eldern  und  Wiesen  umgeben,  die  bei  Tröstan 
und  Reinersreuth  stellenweise  stark  versumpft  sind.  Bayreuth, 
Berneck,  Wunsiedel,  Alexandersbad,  Hof  und  Münchberg  besitzen 
schöne  und  ausgedehnte  Anlagen.  Was  die  Höhenlage  betrifft,  so 
liegt  Bayreuth  345  m,  Wunsiedel  600  m,  Hof  500  m  und  Münch- 
berg 550  m  hoch,  während  der  Ochsenkopf  1024  m,  der  Schnee- 
berg 1053  m,  die  Kösseine  940  m  und  der  Waldstein  880  m  er- 
reichen; dabei  ist  auch  immer  die  nördliche  Lage  dieses  rauhen 
Landstrichs  zu  berücksichtigen. 

Ich  konnte  nur  wenige,  teilweise  durch  Regenwetter  beein- 
trächtigte Tage  in  dem  beschriebenen  Gebiete  verweilen.  Da  aber 
mein  Besuch  in  die  Brutzeit  fällt  und  ich  meine  ganze  Aufmerk- 
samkeit der  Vogelwelt  widmete,  so  dürfte  mir  doch  nicht  viel  ent- 
gangen sein.  Was  mich  vor  allem  zur  Veröffentlichung  dieser 
bescheidenen  Beobachtungen  veranlaßt,  ist  das  fast  völlige  Fehlen 
von  Arbeiten  über  die  Vogelwelt  des  nordöstlichen  Oberfranken. 
Auch  glaube  ich  einige  für  das  ehemalige  Kurfürstentum  Ba3a'euth 
neue  Vogelarten  (Girlitz,  Haubenlerche  und  Sumpfrohrsänger)  dort 
festgestellt  zu  haben.  Sollten  diese  Zeilen  jemand  veranlassen,  die 
Vogel  weit  dieses  bei  den  Geologen  so  berühmten  Gebietes  zu 
durchforschen,  so  würde  damit  der  Hauptzweck  meiner  Arbeit  ei"- 
reicht  sein.     Auch  dem  Vogelkundigen  wird   das  schöne   Fichtel- 


160  Gebhardt:  Fichtelgebirgsbeobachtungen  1914.  PVerh.  Om. 

L  Ges.  Bay, 

gebirge  keine  Enttäusclmng  bereiten.  Nachstehende  Aufzählung 
mag  ihm  ein  ungefähres  Bild  von  der  Zusammensetzung  der  dor- 
tigen Vogelwelt  geben. 

1.  Cor  Vit  s  corone  corone  L. 

Ein  Schwärm  von  10  Rabenkrähen  kam  n^.ir  kurz  hinter 
Bischofsgrün,  einzelne  Stücke  bei  Alexandersbad,  Bayreuth,  Eremi- 
tage, Fantasie,  Goldmühl,  Kirchenlamitz,  Markt  Redwitz,  Martin- 
lamitz,  Niederlamitz  und  Wunsiedel  zu  Gesicht. 

Saatkrähe,  Nebelkrähe  und  Dohle  konnte  ich  nicht  feststellen. 
Größere  Raubvögel  begegneten  mir  überhaupt  nicht. 

2.  Gamilus  glandariiis  glandaritis  (L.). 

Nur  vor  Bischofsgrün  und  am  Epprechtstein  traf  ich  einzelne 
Eichelhäher. 

Die  Elster  scheint  im  Fichtelgebirge  zu  fehlen. 

3.  Sturmis  vulgaris  vulgaris  L. 

Der  Star  ist  Brutvogel  in  Bayreuth,  Berneck,  Bischofsgrün 
(zwei  flügge  Junge  gesehen),  Eremitage,  Fantasie,  Goldmühl,  Hof, 
Kirchenlamitz,  Markt  Redwitz,  Martinlamitz,  Münchberg,  Nieder- 
lamitz, Oberkotzau,  Reinersreuth,  Rollwenzelei,  Tröstau,  Wunsiedel 
und  Zell,  also  nahezu  in  allen  Ortschaften,  die  nicht  mitten  im 
Gebirge  liegen. 

4.  Orioltis  orioltis  orioliis  (L.). 

Den  Pirol,  der  ja  bergiges  Gelände  vermeidet,  konnte  ich  nur 
im  Park  von  Eremitage  feststellen. 

5.  Chloris  chlor is  chloris  (L.). 

Der  Grünling  findet  sich  als  gewöhnlicher  Brutvogel  in  allen 
Ortschaften  mit  größeren  Gärten,  so  in  Alexandersbad,  Bayreuth 
(Hofgarten,  alter  Friedhof),  Berneck,  Eremitage,  F'antasie,  Hof 
(„Theresienstein"  zahlr.),  Kirchenlamitz,  Markt  Redwitz,  Münch- 
berg, Niederlamitz,  Reinersreuth,  Rollwenzelei,  Tröstau  und  Wun- 
siedel (zahlr.). 

6.  Carduelis  earduelis  carduells  (L.). 

Seltener  als  der  Grünling  ist  der  Stieglitz,  den  ich  in  Alexanders- 
bad, Bayreuth  (Hofgarten,  alter  Friedhof,  Gärten  am  Bahnhof), 
Berneck,,  Eremitage,  Fantasie,  Rollwenzelei  und  Wunsiedel  beob- 
achtete; auch  bei  Bischofsgrün  sah  ich  von  fern  einen  Trupp  Vögel, 
die  mir  Stieglitze  zu  sein  schienen. 

7.  Acanthis  eannahina  cannahhia  (D.). 

Hänflinge  zeigten  sich  bei  Kirchenlamitz,  Markt  Redwitz  und 
Reinersreuth. 


XIII,^2,  Gebhardt:  Fichtelgebirgsbeobachtungeu  1914.  161 

8.  Spinus  spinus  (L.). 

Den  muntern  Erlzeisig  hoffte  ich  häufiger  anzutreffen.  Kurz 
vor  Bischüfsgrüu  sangen  mehrere  Zeisige  in  hohen  Fichten  und 
auf  dem  Waldsteingipfel  ließ  sich  ein  einzelnes  cf  auf  ganz  kurze 
Entfernung  ruhig  betrachten. 

Auch  als  Stubenvogel  sieht  man  den  Zeisig  sehr  häufig  im 
Eichtelgebirg, 

Gimpel  und  Kreuzschnabel  kamen  mir  auf  meiner  Wanderung 
nicht  zu  Gesicht,  nur  am  Waldstein  hörte  ich  Gimpellockrufe,  hatte 
aber  keine  Zeit,  ihnen  weiter  nachzugehen. 

9.  Serintis  canarius  gerwianlcus  Laubm. 

Dem  Girlitz  als  einer  vordringenden  Vogelart  habe  ich  überall 
meine  besondere  Aufmerksamkeit  geschenkt.  Singende  cfcf  beob- 
achtete ich  in  Bayreuth  im  Hofgarten,  im  alten  Friedhof  und  in 
Gärten  beim  Gaswerk,  hinter  dem  Hofgarten  und  bei  der  Kreis- 
oberrealschule. Auch  in  Bayreuth — Altstadt,  einem  auch  Alten- 
stadt genannten  1  km  südwestlich  von  Bayreuth  gelegenen  Vororte, 
sang  ein  einzelnes  cT-  Viel  mehr  als  ein  Dutzend  Paare  dürften 
in  Bayreuth  kaum  nisten,  davon  die  meisten  im  alten  Friedhof. 
An  anderen  Orten  wie  Hof,  Markt  Redwitz,  Wunsiedel  usw.  konnte 
ich  trotz  aller  Bemühungen  keine  Girlitze  entdecken,  auffallender- 
weise aber  auch  nicht  in  den  so  nah  bei  Bayreuth  gelegenen  Parken 
von  Eremitage  und  Fantasie,  wo  die  Vögel  die  günstigsten  Lebens- 
bedingungen finden  würden. 

10.  Frinffilla  coelehs  coelehs  L. 

In  fast  sämtlichen  von  mir  besuchten  Ortschaften  traf  ich  den 
Buchfink,  und  auch,  wo  ich  ihn  bei  meinem  schnellen  Durchwandern 
zufällig  nicht  sah,  dürfte  er  Brutvogel  sein.  Der  Fink  bewohnt 
aber  auch  in  außerordentlicher  Menge  das  ganze  Gebirge  bis  auf 
die  höchsten  Spitzen.  Es  fällt  sehr  auf,  diesen  „Körnerfresser" 
so  zahlreich  an  Örtlichkeiteu  anzutreffen,  deren  Pflanzenkleid  aus- 
schließlich aus  hochstämmigen  Fichten,  aus  Schw^arzbeeren  (Vac- 
cinium  myrtillus  L.),  Moosen  und  Flechten  besteht.  In  Bayreuth 
und  in  Bischofsgrün  waren  die  Jungen  gerade  ausgeflogen.  Der 
Gesang  der  Fichtelgebirgsvögel  ist  kein  hervorragender;  am  Ep- 
prechtstein  brachte  ein  Stück  die  merkwürdige  Strophe:  zizizi 
istderistderzi. 

11.  Passer  doniestic/iis  domesticiis  (L.). 
Der  Haussperling  kommt  in  Bayreuth,  Berneck,  Bischofsgrün, 
Eremitage,  Goldmühl,  Hof,  Kirchenlamitz,  Markt  Redwitz,  Martin- 
lamitz,  Münchberg,  Niederlamitz,  Oberkotzau,  Reiuersreuth,  RoU- 
wenzelei,  Wunsiedel  und  Zell  vor.  In  den  höher  gelegenen  Ort- 
schaften tritt  er  nur  spärlich  auf  oder  verschwindet  ganz. 

11 


162  Gebhardt:  Fichtelgebirgsbeobachtuito-en  191-1.  TVerh.  Orii. 

[  Ges.  Bay. 

12.  Passer  montanns  monfanus  (L.). 

Der  kleine  Feldsperling  brütet  in  Bayreuth  (bei  der  Lehrer- 
bildungsanstalt und  im  Hofgarten,  wo  er  die  für  Meisen  aufgehängten 
Nisthöhlen  besetzt  hat),  in  Berneck  und  in  Fantasie. 

13.  J^jinheriza  calandra  ealandra  L. 

Nur  bei  Münchberg  hörte  ich  das  eigenartige  Lied  des  Grau- 
ammers,  obwohl  auch  an  anderen  Plätzen  für  ihn  geeignete  Oit- 
lichkeiten  gewesen  wären. 

14.  Etnherisia  eitrinella  sylvestris  Brehm. 

Wie  überall,  so  ist  der  Goldammer  auch  in  dem  von  mir  be- 
suchten Gebiete  ein  häufiger  Vogel,  der  sowohl  Gärten  als  Wiesen 
als  auch  junge  Waldschläge  bewohnt.  Ich  konnte  ihn  bei  Alexanders- 
bad, Bayreuth  (Hofgarten,  alter  Friedhof),  Berneck,  Bischofsgrün, 
Eremitage,  Fantasie,  Goldmühl,  Hof,  Kirchenlamitz,  Markt  Redwitz, 
Niederlamitz,  Oberkotzau,  Tröstau,  Wunsiedel  und  Zell,  sowie  am 
Epprechtstein,  der  Kösseine  und  dem  Waldstein  feststellen. 

15.  Galerida  eristnta  rrisfata  (L.). 
Haubenlerchen  gab  es  nur  in  Bayreuth  bei  der  alten  Kaserne, 
bei  der  Oberrealschule  und  beim  Langerweiher.    An  anderen  Orten, 
wie  z.  B.  Markt  Redwitz,  wo  auch  Sandboden   nicht  fehlt,   suchte 
ich  die  geeigneten  Plätze  vergeblich  nach  dem  Vogel  ab. 

16.  Ltillula  arborea  arhorea  (L.). 

Den  lieblichen  Gesang  der  Heidelerche  vei-nahm  ich  nur  bei 
Alexandersbad  und  am  Epprechtstein. 

17.  Alauda  arvertsis  arvensis  L. 

Wo  Felder  und  Wiesen  sind,  wie  bei  Alexandersbad,  Bischofs- 
grün, Eremitage,  Kirchenlamitz,  Markt  Redwitz,  Niederlamitz, 
Reinersreuth,  Tröstau,  Wunsiedel  und  Zell,  da  fehlt  auch  die  Feld- 
lerche nicht. 

18.  Anthns  trivialis  tririalfs  (Ij.). 

Wie  alle  Gebirgsgegenden,  so  besiedelt  der  Baumpieper  auch 
das  Fichtelgebirge  in  Menge.  Singende  cfcT  ließen  sich  bei  Alexanders- 
bad, Berneck,  Bischofsgrün,  Fantasie,  Goldmühl,  Markt  Redwitz 
und  Wunsiedel,  am  Burgstein,  Epprechtstein,  Nußhardt,  Ochseukopf, 
Schueeberg,  Waldstein  und  an  der  Kösseine  hören.  Besonders 
zahlreich  war  der  Vogel  am  Ochsenkopf.  Am  Nußhardt  sang  ein 
Baumpieper  die  Schlußstrophe  ist  ist  ist  ...  .  vom  Boden  aus. 
Die  Vögel  der  höheren  Gebirgslagen  sangen  noch  lebhaft,  als  die 
der  Ebene  schon  ziemlich  verstummt  waren. 

19.  Anthtis  2>rrffen,s'i.s'  (L.). 

Ein  einziges  Mal,  am  Glasenweiher  bei  Bayreuth,  kam  mir 
der  Wiesenpieper  zu  Gesicht.     Auf  den  vielen  üppigen  Wiesen  des 


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IQ  7     I  Gebharrlt:  Fichtelgebirgsbeobachtungen  1914.  163 

Gebiets  hoffte  ich  diesen  Vogel,   sowie  Braunkehlchen   und  Grau- 
ammer, viel  häufiger  anzutreffen. 

20.  Motacilla  cinerea  cinerea  Tunst. 

Die  Gebirgsstelze  kommt  alszahlreicher  Brutvogel  bei  Alexanders- 
bad, ßerneck,  Bischofsgrün,  Eremitage,  Fantasie,  Goldmühl,  Karches, 
Röhrenhof,  Silberhaus,  Tröstau  und  Wunsiedel  vor.  Auf  dem  Ep- 
prechtstein  und  dem  Wolfstein  begnügt  sie  sich  mit  trüben  Wasser- 
ansammlungen in  den  dortigen  Steinbrüchen.  Bei  Goldmühl  hatten 
die  Vögel  schon  flügge  Junge.  —  Eisvogel  und  Wasseramsel,  die 
im  Fichtelgebirge  häufig  sein  sollen,  konnte  ich  trotz  alles  Auf- 
passens  nirgends  bemerken :  bei  Goldmühl  sollen  2  Paare  Eisvögel 
brüten,  wie  mir  ein  dortiger  Vogelliebhaber  erzählte. 

21.  Motacilla  alba  alba  L. 

Die  Bachstelze  findet  sich  bei  Bayreuth  (im  Hofgarten,  am 
roten  Main  und  am  Langerweiher),  Berneck,  Bischofsgrün,  Fan- 
tasie, Kirchenlamitz  und  Zell.  Auf  dem  Wolfstein  bewohnt  sie  die 
gleiche  Örtlichkeit  wie  die  Gebirgsstelze.  Gegen  diesen  Vogel 
tritt  sie  im  Gebirge  entschieden  zurück.  Flügge  Junge  sah  ich 
in  BajTeuth  und  Berneck.  —  Für  dieSchafstelze  dürfte  das  Gebiet 
zu  bergig  sein. 

22.  Certhia  brarhydaetyla  brachydactyla,  Brehm. 

Der  Gartenbaumläufer  ist  Brutvogel  in  Alexandersbad,  Bay- 
reuth (Hofgarten),  Berneck,  Eremitage,  Fantasie  und  RoUwenzelei. 
Besonders  häufig  war  sein  Liedchen  im  Park  von  Fantasie  zu 
hören.  —  Auch  der  Waldbaumläufer  dürfte  im  Fichtelgebirge  (z.  B. 
bei  Bischofsgrün  und  Karches)  vorkommen,  doch  war  zur  Zeit  meines 
Besuches  der  Gesang  wohl  schon  verstummt. 

23.  Sitta  eavopaea  caesia  Wolf. 

Als  ein  seltenei'  Vogel  begegnete  mir  der  Kleiber  nur  in 
Eremitage,  Fantasie  und  auf  dem  Waldstein.  In  Eremitage  fütterte 
er  gerade  ein  flügges  Junge  und  auf  dem  Waldsteingipfel  sah  ich 
ihn  in  einen  hohlen  Buchenast  schlüpfen. 

24.  Parus  major  major  L. 

In  Alexandersbad,  Bayreuth  (Hofgarten  usw.),  Berneck,  Er- 
emitage, Fantasie,  Goldmühl,  Hof,  Markt  Redwitz  und  Wunsiedel 
war  die  Kohlmeise  ein  gewöhnlicher  Gartenvogel,  der  meist  schon 
flügge  Junge  fühi'te.  Nur  bei  der  Luisenburg  hatte  sie  —  wohl 
verführt  durch  die  günstige  Nistgelegenheit  —  in  einer  im  Fichten- 
hochwald angebrachten  Berlepsch'schen  Nisthöhle  gebrütet  und  füt- 
terte dort  bei  meinem  Hinkommen  gerade  ihre  Jungen. 


164  Gebhardt:  Fichtelgebirgsbeobachtuugen   1914. 


fVerh.  Orn 
|_  Ges.  ßay. 


25.  Parns  raernleifs  caeruletis  L. 

Die  Blaumeise  koiiute  ich  nur  in  Bayreuth  — Altstadt,  Berueck, 
Eremitage,  Fantasie  und  Hof  feststellen. 

26.  I*arns  ater  ater  L. 

Die  häufigste  Meise  und  wohl  die  zahlreichste  Vogelart  in  den 
Fichtelgehirgswaldungen  überhaupt  ist  die  Tannenmeise.  Bei 
Alexandersbad,  Bischofsgrün,  Fantasie,  Markt  Redwitz,  Rtihrenhof 
und  Silberhaus,  am  Burgstein,  Epprechtstein,  der  Kösseine,  der 
Luisenburg  und  dem  Waldstein  war  das  muntere  Zwitschern  dieses 
Vögelchens  überall  zu  vernehmen. 

27.  Partis  ('vistatus  niitratus  ßrehm. 
Die  Haubenmeise  bevölkerte   Föhrenwald  bei  Alexandersbad, 
am  Epprechtstein  und  bei  Fantasie. 

28.  I*arus  palttstris  conminnw  Baldenst. 
Sumpfmeisen   zeigten  sich   in  Gärten   von  Berueck,    Fantasie, 

Goldmühl   und   Hof.    —    Schwanzmeisen   kamen    mir  nirgends   zu 
Gesicht. 

29.  I'avus  atricapilltis  salirarius  Brehm. 

In  meinen  Aufschreibungen  finde  ich  bei  der  Katharinenhöhe 
bei  Wunsiedel  ein  Paar  Sumpfmeisen  mit  flüggen  Jungen  erwähnt, 
die  gedehnt  nasal  däh,  däh  lockten  ^).  Es  besteht  für  mich  kein 
Zweifel,  daß  es  sich  hier  um  die  Weidenmeise  handelt,  die  ich 
seitdem  auch  in  der  weiteren  Umgebung  Nürnbergs  (Gnadenberg, 
Neumarkt  i.  Opf.)  kennen  gelernt  habe.  Wenn  Parus  atricapillus 
salicarms  Brehm  auch  noch  nicht  durch  Belegstück  für  Bayern 
nachgewiesen  ist,  so  glaube  ich  doch  die  bei  "Wunsiedel  beobach- 
teten Vögel  zu  dieser  Art,  die  ja  nach  Stücken  aus  Renthendorf 
im  nahen  Thüringen  beschrieben  ist,  ziehen  zu  müssen^). 


1)  Neuerdings  hat  auch  C.  Linduer  (Falco  11,  Nr.  2,  Dez.  1915,  p.  22) 
die  ^V^eidenmeise  in  der  Gegend  von  Wunsiedel  festgestellt.  —  C.  E.  H. 

^)  Sorgfältige  Untersuchung  oberfränkischer  Stücke  erscheint  dringend  ge- 
boten. Sieben  April- Vögel  aus  der  Gegend  von  Viechtach  im  Bayer.  Wald  unter- 
scheiden sich  weder  in  der  Größe  noch  in  der  Färbung  von  einer  großen  Suite 
oberbayerischer  Stücke  aus  derselben  Jahreszeit  und  sind  unbedingt  zu  F.  a.  suh- 
montanus  zu  stellen.  Wie  sich  diese  Form  zum  eigentlichen  F.  a.  salicarius  ver- 
hält, läßt  sich  heute  nicht  mit  Sicherheit  beantworten.  Zwei  alte  Vögel  aus 
Altenburg,  die  ich  dank  dem  Entgegenkommen  des  Herrn  Hildebrandt  un- 
längst zu  untersuchen  in  der  Lage  war,  scheinen  dem  F.  a.  rhenunus  Klschui. 
aus  der  Rheingegend  und  dem  nordöstlichen  Frankreich  näher  zu  stehen  als  dem 
F.  a.  submontanus,  Avas  indessen  auf  Zufall  l)ei-uhen  mag.  Die  Berechtigung 
der  Form  submontanus  wie  auch  des  neuerdings  abgetrennten  F.  a.  natorpi 
Klschm.  aus  Schlesien  wird  sich  erst  beurteilen  lassen,  wenn  eine  ausreichende  Serie 
frischer  Bälge  des  F.  a.  salicarius  aus  Thüringen  zur  Verfügung  steht.  Die 
aus  der  Brehm 'sehen  Sammlung  stammenden,  infolge  Alters  fuchsig  gewordenen 
Exemplare  sind  für  Vergleichungszwecke  nahezu  wertlos.  —  C.  E.  H. 


■^^P'  ''^'  GebharcU:  Fichtelgebirgsbeobachtungen  1914.  165 

30.  Mer/nlus  regiilus  reyulus  (L.). 
31.  Regtilus  ignivapillus  if/nicapillus  (Tenim.). 

Beide  Arten  —  an  ihrem  Gesang  leicht  unterscheidbar  —  sind 
eine  gewöhnliche  Erscheinung  im  Fichtelgebirge,  ohne  daß  in  bezug 
auf  Höhenlage  und  Standort  nennenswerte  Unterschiede  festzu- 
stellen wären,  doch  überwiegt  das  Wintergoldhähnchen  entschieden 
an  Zahl.  Ich  hörte  Wintergoldhähnchen  bei  Bischofsgrün,  Markt 
Redwitz,  Röhrenhof,  Silberhaus  und  Wunsiedel  (Katharinenhöhe), 
auf  dem  Burgstein,  dem  Epprechtstein,  der  Kösseine,  der  Luisen- 
burg und  dem  Waldstein,  Sommergoldhähnchen  hingegen  bei 
Alexandersbad,  Bischofsgrün,  Karches,  Röhrenhof  und  Silberhaus, 
auf  der  Kösseine,  dem  Ochsenkopf  und  dem  Waldstein.  Besonders 
zahlreich  war  das  Sommergoldhähnchen  kurz  vor  Bischofsgrün  und 
bei  den  Weißmainfelsen  unweit  Karches, 

32.  Lantus  collurio  collurio  L. 

Nur  ein  einziges  Mal,  kurz  vor  Markt  Redwitz,  begegnete  mir 
der  Neuntöter,  der  ja  überhaupt  die  letzten  Jahre  überall  recht 
selten  geworden  ist. 

33.  Muscicaxxi  ficedida  ficedida  (L.). 

Den  grauen  Fliegenschnäpper  sah  ich  in  Gärten  von  Alexanders- 
bad, Bayreuth  (Hofgarten,  alter  Friedhof,  Gärten  an  der  Kanal- 
straße), Bernec]k,  Eremitage,  Goldmühl  und  Hof.  Bei  Fantasie  traf 
ich  ihn  —  wie  schon  vor  Jahren  bei  Nürnberg  —  an  zwei  Stellen 
mitten  im  Föhrenhochwald. 

34.  Phylloscopns  collyhita  collybita  (Vieill.). 

Des  Weidenlaubsängers  munteres  Zilpzalp  erklang  bei  Alexan- 
dersbad, Bayreuth  (Hofgarten),  Berneck,  Bischofsgrün,  Eremitage, 
Fantasie,  Markt  Redwitz  und  Wunsiedel  (Katharinenhöhe  zahlr.), 
am  Epprechtstein,  der  Kösseine  (zahlr.)  und  dem  Waldstein. 

35.  Phylloscojyus  trochilus  trochilus  (L.). 

Der  Fitis,  der  junge  Föhrenschläge  über  alles  liebt,  ließ  seinen 
lieblichen  Gesang  in  Bayreuth  (Gärten  am  Bahnhof),  bei  Berneck, 
Eremitage,  Fantasie  (zahlr.),  Karches,  Markt  Redwitz,  Münchberg, 
Tröstau  und  AVunsiedel,  am  Epprechtstein  (zahlr.),  der  Luisenburg 
und  dem  Waldstein  vernehmen. 

36.  Phylloscojms  sihilatrix  sibilatrix  (Bechst.). 

Der  Waldlaubsänger  bewohnt  als  dort  zahlreicher  Vogel  Buchen- 
bestände in  den  Parken  von  Eremitage  und  Fantasie  und  auf  dem 
Waldsteingipfel.  Der  Gesang  der  Fantasievögel  klang  schon  recht 
stümperhaft. 


166  üebhardt:  Fichtclgebirgsbeobachtiingon  1914.  1     ^ 


Veih.  Olli. 
tgs.  Bay. 


87,  Acroc€2yhalus  italnsfris  (Bechst.) 
Mehrere  herrlieh  singende  Sumpfrohrsängei-  fand  ich  zu  meiner 
Überraschung  am  Mistelbach  gleich  unterhalb  des  alten  Friedhofs 
in  Bayreuth.     Das  Bachufer  ist  dort  von  einigen  alten  Weiden  und 
spärlichem  Gebüsch  eingefaßt. 

38.  Hypolais  uterina  (Vieill.). 
Der  Gartenspötter  ist  ein  zahlreicher  Brutvogel  in  den  An- 
lagen und  Gärten  von  Alexandersbad,  Baj^reuth  (Hofgarten,  alter 
Friedhof,  Gärten  beim  Justizgebäude),  Berneck,  Eremitage,  Fan- 
tasie, Hof  (Theresienstein),  Kirchenlamitz,  Münchberg,  Oberkotzau, 
Reinersreuth,  Wunsiedel  und  Zell.  Im  alten  Friedhof  von  Bayreuth 
traf  ich  am  4.  Juni  eben  flügge  Junge. 

39.  Sylvia  hippolais  Jiijyj^olais  (L.). 

Die  Gartengrasmücke  ist  nicht  nur  die  häufigste  der  Gras- 
mücken, sondern  einer  der  zahlreichsten  Vögel  des  Gebiets  über- 
haupt. An  den  meisten  Örtlichkeiten  ließen  mehrere  cTcT  zugleich 
ihren  lebhaften  Gesang  vernehmen  und  so  fehlte  sie  nicht  in 
Alexandersbad,  Bayreuth  (Hofgarten,  alter  Friedhof),  Berneck, 
Eremitage,  Fantasie,  Goldmühl,  Hof,  Karches,  Markt  Redvvitz, 
Münchberg,  Röhrenhof  und  Wunsiedel,  sowie  am  Epprechtstein  und 
Waldstein. 

40.  Sylvia  atricapiUa  afrirapilla  (L.). 
Schwarzplättchen  begegneten  mir  nur  am  weißen  Main  zwischen 

Röhrenhof  und  Bischofsgrün,  der  einzigen  Strecke,  die  ihren  Lebens- 
bedingungen (Wasser,  Schatten  und  dichtes  Gebüsch)  zu  entsprechen 
scheint. 

41.  Sylvia  cornmiinis  coni/intmis  Lath. 
Dorngrasmücken  traf  ich  —  meist  am  Wasser  —  bei  Alexauders- 

bad,  Bayreuth  (am  roten  Main  in  der  Au  und  am  Langerweiher), 
Berneck,   Eremitage,    Fantasie,   Kirchenlamitz,   Tröstau  und  Zell. 

42.  Sylvia  riirrtica  ctwruca  (L.). 
Die  Zaungrasmücke  kommt  in  Bayreuth  (Hofgarten,  alter  Fiied- 
hof,   Gärten  bei  der  Luitpoldschule),   Berneck,   Eremitage  und   an 
der  Kösseine  vor. 

43.  Tnrdus  inscivortts  viscivovus  L. 

Die  Misteldrossel  ist  die  zahlreichste  Drosselart  im  Fichtel- 
gebirge, wo  mau  überall  ihren  vollen,  etwas  eintönigen  Gesang 
hören  kann,  so  bei  Bischofsgrün,  Röhrenhof  und  Silberhaus,  am 
Epprechtstein,  der  Kösseine,  dem  Ochsenkopf,  der  Platte,  dem 
Wolfstein  und  dem  Waldstein.  Sie  fehlte  aljer  auch  nicht  im 
ebenen  Föhrenwalde  bei  Fantasie  und  Markt  Redwitz.  Bei  Fan- 
tasie traf  ich  ^\\ggQ  Junge  und  bei  Röhrenhof  kam  ein  solches  auf 


^^^^'  "'  Gebhardt :  Fichtelgebirgsbeobachtungeu  1914.  J  67 

wenige  Schritte  an  mich  und  die  dortigen  Häuser  heran.  —  Die 
Wachhülderdrossel  kommt  angeblich  am  „Hochberg"  bei  Goldmühl 
vor,  wie  mir  ein  dortiger  Vogelliebhaber  versicherte. 

44.  Turdtrs  philomelos  philomelos  Brehm. 
Sehr  zahlreich  traf  ich  auch  die  Singdrossel  an,  so  bei  Berneck, 
Bischofsgrün,  Goldmühl,  Markt  Redwitz,  Silberhaus  und  Wunsiedel, 
am  Epprechtstein,  der  Kösseine,  dem  Ochsenkopf  und  dem  Wald- 
stein, Bei  Silberhaus  ließen  auf  kurzer  Strecke  sechs  cTcT  ihren 
herrlichen  Gesang  erschallen.  Auf  der  Katharinenhöhe  bei  Wun- 
siedel sah  ich  flügge  Junge. 

45.  Planesticus  nierula  fiiertda  (L.). 
Als  gewöhnlicher  Gartenvogel  brütet  die  Amsel  in  Alexauders- 
bad,  Bayreuth,  Berneck,  Bischofsgrün,  Eremitage,  Fantasie,  Hof, 
Münchberg  und  Wunsiedel.  Das  eigentliche  Gebirge  meidet  sie 
und  wird  dort  durch  Singdrossel  und  Misteldrossel  vertreten;  Silber- 
haus (700  m)  war  dort  der  einzige  Punkt,  wo  ich  eine  Amsel  hörte. 

46.  Saxicola  riibefra  rubetra  (L.j. 
Braunkehlchen  stellte  ich  in  Bayreuth  (am  Mistelbach  oberhalb 
der  Ruckleinsniühle  und  beim  alten  Friedhof,  sowie  am  Glasen- 
weiher), Bischofsgrün  (1  Paar),  Fantasie  und  Niederlamitz  fest.  — 
Schwarzkehlchen  begegneten  mir  nicht.  Dagegen  glaube  ich  einen 
Steinschmätzer  in  einer  Ziegeleilehmgrube  oberhalb  der  Ruckleins- 
mühle gesehen  zu  haben;  doch  war  die  Entfernung  zu  groß  für 
eine  sichere  Bestimmung.  Die  zahlreichen  Granittrümmerhalden 
des  E'ichtelgebirges  würden  jedenfalls  auch  vom  Steinschmätzer 
zahlreich  bewohnt  werden,  wenn  sie  nicht  durchwegs  mit  schattigem 
Fichtenhochwald  bestanden  wären. 

47.  Phoenif'iirus  phoenicuriis  phoenieurus  (L.). 

Der  schöne  Gartenrotschwanz  nistet  in  Bayreuth  (Hofgarten), 
Berneck,  Eremitage  und  Fantasie,  in  den  Steinbrüchen  am  Ep- 
prechtstein und  auf  der  Kösseine,  wo  ich  ihn  gleich  unterhalb  des 
Gipfels  (940  m)  auf  einem  Holzstoß  sitzen  sah. 

48.  Phoenieurus  oehruros  gibraltariensis  (Gm.). 

Der  Hausrotschwanz  bewohnt  als  zahlreicher  Brutvogel  Alexan- 
dersbad, Bayreuth,  Berneck,  Bischofsgrün,  Eremitage,  Fantasie, 
Goldmühl,  Hof,  Kirchenlamitz,  Münchberg,  Niederlamitz,  Röhren- 
hof, Rollwenzelei,  Wunsiedel  und  Zell.  In  den  Steinbrüchen 
auf  dem  Epprechtstein  und  im  alten  Friedhof  von  Bayreuth  sah 
ich  eben  Mg^e  Junge. 

49.  Erithaeus  rubecula  riibecnla  (L.). 

Wie  nicht  anders  zu  erwarten,  ist  das  Rotkehlchen  in  großer 
Menge  über  das  ganze  Gebiet  verbreitet.    Ich  beobachtete  es  in 


168  Gebhardt:  Fichtelgebirgsbeobachtungen  1914.  ^'^^'^-  ^^'"• 

L  Ges.  Bay. 

Bayreuth  (Hofgarten),  bei  Berneck,  Biscbofsgrün,  in  Eremitage  und 
Fantasie,  bei  Karches,  Röhrenbof  und  Silberhaus;  ferner  am  Burg- 
stein, der  Kösseine,  der  Luisenburg,  dem  Ochsenkopf,  dem  Wald- 
stein und  dem  Wolfstein.  Besonders  zahlreich  war  der  Vogel  bei 
Karches  sowie  zwischen  Röhrenhof  und  Bischofsgrün,  wo  es  viele 
schönsingende  Wipfelsänger  gab. 

50.  JPrtineUa  modtilaris  modiilaris  (L.). 

Im  ebenen  Franken  ein  seltener  Vogel,  der  erst  die  letzten 
Jahre  mit  dem  vermehrten  Anbau  der  Fichte  zuzunehmen  scheint, 
kann  man  die  Heckenbraunelle  im  Fichtelgebirge  so  recht  kennen 
lernen.  Jungfichtenpflanzungen  auf  bergigem  Gelände  bieten  ihr 
dort  die  erwünschte  Nistgelegenheit.  Braunellen  traf  ich  bei 
Bischofsgrün  und  Röhren hof,  am  Eppr echtstein,  der  Kösseine.  der 
Luisenburg,  dem  Ochsenkopf,  dem  Schneeberg  und  dem  Waldstein. 
Besonders  zahlreich  war  der  Vogel  in  einem  etwa  mannshohen, 
aus  Fichten  und  Föhren  gemischten  Bestand  am  Epprechtstein. 
Sein   ziemlich  klangloser  Gesang  hat  mich  eigentlich  enttäuscht. 

51.  Troglodytes  troglodytes  trogloiJytes  (L.). 

Dem  Zaunkönig  bietet  das  Fichtelgebirge  in  den  Zwischen- 
räumen der  zahlreichen  Granitfelsen  reiche  Nistgelegenheit.  Er 
findet  sich  bei  Alexandersbad,  in  Bayreuth  (Hofgarten,  alter  Fried- 
hof), bei  Berneck,  Bischofsgrün,  Eremitage,  Goldmühl,  Röhrenhof 
und  Wunsiedel,  am  Epprechtstein,  der  Kösseine,  der  Luisenburg, 
dem  Ochsenkopf,  dem  Waldstein  und  dem  Wolfstein. 

52.  Hirundo  fustica  rtisticfi  L. 

Die  Rauchschwalbe  besiedelt  das  Gebiet  verhältnismät^ig  spär- 
lich und  brütet  in  Alexandersbad,  Bayreuth  (am  Röhrensee),  Berneck, 
Goldmühl,  Hof,  Markt  Redwitz,  Münchberg,  Niedei-lamitz,  Reiuers- 
reuth,  Wunsiedel  und  Zell. 

53.  Delichon  urhica  urbica  (L.). 

Die  in  Gebirgsgegenden  gewöhnlich  häufigere  Mehlschwalbe 
fand  ich  nur  in  Alexandersbad,  Bayreuth  (am  Glasen  weih  er),  Fan- 
tasie, Niederlamitz,  Tröstau  und  Zell. 

54.  Micropus  apus  apus  (L.). 

Der  Mauersegler  ist  ein  zahlreicher  Brutvogel  in  Bayreuth, 
Berneck,  Bischofsgrün,  Hof,  Markt  Redwitz,  Münchberg,  Nieder- 
lamitz, Oberkotzau,  Reinersreuth  und  Tröstau. 

55.  Ctirulus  cffnorus  canorns  L. 

Der  Kuckuck  war  überall  recht  häufig  und  oft  riefen  zwei  Kuckucke 
zu  gleicher  Zeit.    Am  Waldstein  rief  ein  Stück:  Käckuckuck.    Bei 


■^^^^'  ^'  Gebhardt:  FichtelgebirgsbeobachtuDgen  1914.  169 

Bischofsgrün,  Fantasie,  Kirchenlamitz,  Silberhaus  und  Wunsiedel, 
am  Epprechtstein,  der  Kösseine,  Luisenburg,  Platte  und  dem  Wald- 
stein hörte  ich  Kuckucke.  In  Goldmühl  erzählte  mir  ein  Vogel- 
liebliaber,  daß  er  dort  einen  jungen  Kuckuck  in  einem  Zauukönignest 
gefunden  habe.  Da  der  biedere  Mann  aber  den  Kuckuck  zu  den 
Raubvögeln  zählte,  habe  er  ihn  schnell  „rausgeräumt",  d.  h.  um- 
gebracht. 

56.  Picus  viridis  2^'i'^^ctoruin  (Brehm). 

Aus  eingangs  erwähnten  Gründen  finden  sich  Spechte  in  den 
Fichtelgebii'gswaldungen  nur  selten  und  so  konnte  ich  auch  den 
sonst  so  häufigen  Grünspecht  nur  bei  Berneck,  Fantasie  und  Markt 
Redwitz  feststellen.  —  Unverkennbare  Schwarzspechtspuren  be- 
merkte ich  an  Bäumen  am  Epprechtstein  und  am  Ochsenkopf,  doch 
war  keiner  der  Vögel  zu  sehen  oder  zu  hören. 

57.  JJryobates  major  lylnetoruni  (Brehm). 

Nur  ein  einziges  Mal,  am  Epprechtstein,  begegnete  mir  der 
große  Buntspecht. 

58.  Anas  platyrhynchos  platyrhynclios  L. 

Als  ich  mich  vorsichtig  auf  dem  Bauciie  an  den  Rand  des 
Glasen weihers  bei  Bayreuth  geschlichen  hatte,  sah  ich  darin  zu 
meiner  Freude  zwei  Stockentenweibchen  mit  zusammen  etwa  20 
halbgroßen  Jungen  herumschwimmen,  die  aber  bei  meinem  Anblick 
schleunigst  ins  Schilf  flüchteten. 

59.  Podiceps  ruflcollis  rtiftcollis  (Pall.) 

Trillernde  und  tauchende  Zwergtaucher  belebten  zwei  Weiher 
bei  Tröstau;  auch  im  Glasenweiher  bei  Bayreuth  schien  mir  der 
Vogel  vorzukommen,  doch  konnte  ich  ihn  dort  nicht  sicher  fest- 
stellen. 

60.  Vanellus  vanellus  (L.). 

Kiebitze  scheuchte  ich  mehrmals  auf  einer  sumpfigen  Wiese 
zwischen  Zell  und  Reinersreuth  auf.  Auch  auf  den  zahlreichen 
Fichtelgebirgsmooren,  die  ich  leider  nicht  besuchen  konnte,  soll 
der  Vogel  zahlreich  sein. 

61.  Ftilica  atra  atra  L. 

Bläßhühner  schwammen  in  Teichen  bei  Alexandersbad,  Bay- 
reuth und  Tröstau  umher. 

Im  Südosten  von  Bayreutli,  zwischen  dem  Frankengut  und  der 
Haltestelle  Kreuzstein,  finden  sich  zwei  vom  Sendelbach  durchflos- 
sene,  von  üppigen  Wiesen  umgebene,  stark  verschilfte  Weiher:  der 
Langerweiher  und  der  Glasenweiher.    Ersterer  ist  in  zwei  Hälften 


170  Gebhardt:  Fichtelgebirgsbcobachtungen    1!)11. 


fVerh.  Olli. 
[_  Gey.  Bay. 


geteilt,  deren  nördliche  als  Garnisonsschwimmanstalt  dient;  der 
etwas  höher  gelegene  Glasenweiher  ist  vou  alten  Weidenbäunien 
dicht  umgeben.  Im  Langerweiher  vergnügten  sich  ein  Paar  Bläli- 
hühner  mit  sechs  halbwüchsigen  Jungen  und  auch  im  Glasenweiher 
sah  ich  außer  den  Stockenten  drei  alte  und  ein  junges  ßläßhuhn. 
Hoffentlich  bleibt  dieses  so  nah  bei  der  Stadt  gelegene  Idyll  noch 
recht  lange  ungestört. 

Dies  ist  alles,  was  ich  während  meinei-  kurzen  Wanderung 
sicher  feststellen  konnte.  Ein  längerer  Aufenthalt  in  dem  schönen 
Baj^-euth  und  dem  Fichtelgebirge  düifte  die  Zahl  der  von  mir 
beobachteten  Arten  unschwer  vermehren  lassen  und  wird  wohl 
niemand  gereuen. 


XTTI    2  ~\ 

'    '  I  Stresemann :    Entfenmngsiuesser  zur  Ermittelung  der  Flughöhe.     171 


Die  Verwendbarkeit  des  Entfernungsmessers  zur 
Ermittelung  der  Flughöhe. 

Von 

Erwin  Stresemann. 

Im  vorhergehenden  Heft  dieser  Zeitschrift  (Verh.  0.  G.  Bd.  XIII, 
p.  50)  habe  ich  betont,  daß  die  Höhe  des  Vogelfluges,  sobald  der- 
selbe den  vertikalen  Abstand  von  etwa  100  m  übersteigt,  durch 
Beobachtungen  von  der  Erde  aus  nicht  mit  einiger  Sicherheit  fest- 
gestellt werden  könne.  „Wir  sind",  so  hob  ich  hervor,  „auf  die 
gelegentlichen  Beobachtungen  der  Luftschiffer  angewiesen,  wenn 
es  sich  darum  handelt,  zuverlässige  Daten  über  die  von  den  Vögeln 
aus  verschiedenem  Anlaß  eingenommenen  größeren  Höhen  zu  er- 
halten." 

Diese  Bemerkung  bedarf  einer  Berichtigung. 

Die  ungeahnte  Entwicklung,  welche  die  Luftwaffe  während 
des  Krieges  erfahren  hat,  hat  auch  den  Ausbau  und  die  rasche 
Vervollkommnung  des  Abwehrdienstes  zur  Folge  gehabt.  Hierin 
fällt  eine  wichtige  Aufgabe  dem  Entfernungsmesser  zu,  mit  dessen 
Hilfe  es  möglich  ist,  die  Entfernung  des  Luftzieles  vom  Abwehr- 
geschütz festzustellen.  Die  Konstruktion  des  zur  Zeit  gebräuch- 
lichsten, des  monokularen  Entfernungsmessers  beruht  auf  dem 
Prinzip,  daß  der  Winkel  gemessen  wird,  in  dem  zwei  von  einer 
kurzen  Basis  ausgehende  Sehlinien  sich  im  Ziele  schneiden.  Aus 
der  so  ermittelten  Entfernung  und  dem  Geländewinkel  (der  durch 
die  Horizontale  und  die  durchs  Ziel  laufende  Sehlinie  gebildet 
wird)  ergibt  sich  die  Höhe  des  Zieles.  AVenn  c  die  Entfernung, 
a  der  Geländewinkel,  h  der  vertikale  Abstand  des  Zieles  von  der 
Horizontalen  ist,  so  gilt  die  Formel: 

h  =  c-sin.  a 

Der  Geländewinkel  kann  unmittelbar  am  Entfernungsmesser 
selbst  abgelesen  werden,  indem  man  an  letzterem  ein  Pendel  und 
einen  Kreisbogen  mit  Gradeinteilung  anbringt.  Eine  Tabelle  oder 
ein  Diagramm  mit  Eintragung  der  Gradzahlen  und  Entfernungs- 
zahlen  ermöglicht  die  rasche  Ermittelung  der  Höhe. 

Zur  Feststellung  der  Flughöhe  größerer  Vögel  ist  dieses  In- 
strument äußerst  geeignet.     Dem  Luftschiffer  wird  nur  der  Zufall 


172   Streseinann:  Enlfeiuungsme.s8er  zur  Ermittelung  der  Flughöhe.    1      ^'    '     '"' 

einmal  in  größerer  Höhe  Vögel  in  den  Weg  führen;  er  wird  ihre 
Flughöhe  auch  nur  dann  mit  einiger  Genauigkeit  feststellen  können, 
wenn  das  Beobachtungsobjekt  in  nicht  zu  großer  seitlicher  und  in 
höchstens  100 — 200  m  betragender  vertikaler  Entfernung  an  ihm 
vorüberfliegt.  Gewöhnlich  (jedoch  nicht  immer!)  werden  die  Vögel, 
besonders  die  größeren,  es  vermeiden,  sich  in  eine  solche  Nähe 
des  Ballons  zu  begeben  und  gegebenenfalls  ihre  Flugrichtung 
ändern.  Ich  bemerkte  bereits  früher  (1.  c.  p.  51),  „daß  die  Er- 
scheinung des  Fesselballons  auf  die  meisten  Vögel  schreckhaft 
wirkt  oder  sie  doch  wenigstens  (wie  z.  B.  die  Mäusebussarde)  ver- 
anlaßt, sich  bei  ihren  Flugspielen  in  weiter  Entfernung  davon  zu 
halten".  Mit  Hilfe  des  leicht  tragbaren  und  an  jedem  beliebigen 
Punkt  anfstellbaren  Entfernungsmessers  dagegen  ist  es  möglich, 
die  Flughöhe  eines  selbst  viele  Kilometer  entfernten  Vogels  auf 
etwa  100  m  genau  einznmessen.  Dieser  Umstand  begünstigt  seine 
praktische  Verwendbarkeit  im  Dienste  der  Ornithologie  in  hohem 
Maße. 

Der  Entfernungsmesser  ermöglicht  jedoch  nicht  allein  die 
Messung  der  Flughöhe,  sondern  auch  die  der  Fluggeschwindigkeit 
eines  geradlinig  vorwärtsstrebenden  Luftzieles.  Sie  wird  dadurch 
ermittelt,  daß  man  2  Punkte  der  B'lugbahn  (A  u.  B)  einmißt  und 
mit  Hilfe  eines  Richtkreises,  um  den  der  P^ntfernungsmesser  dreh- 
bar angebracht  wird,  den  Winkel  festgestellt,  unter  dem  sich  die 
Sehlinien  zu  A  u.  B  im  Entfernungsmesser  schneiden.  Der  zurück- 
gelegte Weg  entspricht  dann  der  dritten  Seite  eines  Dreiecks, 
von  dem  2  Seiten  (die  Zielentfernungen)  und  der  eingeschlossene 
Winkel  bekannt  sind. 

Aus  Weg  und  Zeit  ergibt  sich  die  scheinbare  Fluggeschwindig- 
keit, d.  i.  die  Schnelligkeit  der  Verschiebung  gegen  die  Erde. 
Um  die  aktive  Fluggeschwindigkeit  des  Vogels  berechnen  zu 
können,  ist  es  notwendig,  die  Stärke  der  Luftströmung,  in  welcher 
sich  der  Vogel  bewegt,  und  deren  Richtung  zu  kennen. 

Bei  dem  Interesse,  welches  der  Flug  der  Vögel  und  seine 
Abhängigkeit  von  meteorologischen  Bedingungen  beanspruchen 
darf,  erscheint  es  wünschenswert,  daß  der  Entfernungsmesser 
künftig  auch  in  den  Dienst  der  Ornithologie  gestellt  wird.  Die 
Beobachtungsanstalten  des  Vogelzuges,  wie  Rossitten  und  Helgo- 
land, würden  mit  seiner  Hilfe  ihre  Tätigkeit  um  ein  neues  und 
anregendes  Gebiet  erweitern  können. 

Die  rasche  und  genaue  Bedienung  des  Gerätes  erfordert  eine 
gewisse  Übung;  die  Schwierigkeit  der  Messung  wächst  mit  der 
Beweglichkeit  und  Kleinheit  des  Objekts.  Vögel  bis  hinab  zur 
Größe  einer  Krähe  sind  nicht  schwer  zu  fassen,  falls  ihre  Flug- 
bahn von  der  geraden  Linie  nicht  wesentlich  abweicht.  Dem 
Geübten  gelingt  es  jedoch  auch,  einen  enge  Spiralen  beschreiben- 
den Raubvogel  einzumessen.     Da  die  Entfernungsmesser  mit  einem 


XIII  2  1 

'^   '  I  Stresemanu:  Entfernungsmesser  zur  Ermittelung  der  Flughöhe.     ^73 

stark  annähernden  Linsensystem  ausgestattet  sind,  so  bilden  selbst 
bedeutende,  mehrere  Kilometer  betragende  Entfernungen  für  die 
Messung  kein  Hindernis. 

Seit  kurzem  habe  ich  Gelegenheit,  die  Verwendbarkeit  des 
geschilderten  Gerätes  gegen  Vögel  zu  erproben.  Die  Flughöhe 
kreisender  Bussarde  stellte  ich  in  mehreren  Fällen  als  300  bezw. 
400  m  fest;  der  Vogel  schwebte  dabei  einmal  in  einer  Entfernung 
von  4  km  und  war  mit  bloßem  Auge  nur  noch  als  Punkt  erkenn- 
bar; dennoch  war  eine  zuverlässige  Messung  möglich^).  Andere 
lohnende  Objekte  haben  sich  mir  in  dem  kurzen  Zeitraum  nicht 
dargeboten.  Ein  Unteroffizier,  der  den  Dienst  am  Entfernungs- 
messer versieht,  gab  mir  jedoch  an,  er  habe  im  vergangenen  April 
wiederholt  ein  Storchenpaar  unweit  Mülhausen  beobachtet,  wie  es 
vom  Nest  sich  in  große  Höhen  aufschraubte,  um  sich  dann  rasch 
ins  Dollertal  herabzulassen,  und  in  einem  Falle  die  erreichte  Höhe 
über  dem  Tal  als  1200  m  Ijestimmt. 


')  Manchmal  schrauben  sich  die  Mäusebussarde  jedoch  zu  weit  beträcht- 
licheren Höhen  auf.  Ein  Luftschiffer-Offizier  erzählte  mir,  sein  Ballon  sei  ein- 
mal im  Oberelsaß  in  1100  m  Höhe  von  2  Bussarden  umflogen  worden;  und  ein 
Flieger  ist  seiner  Versicherung  nach  eines  Tages  1800  m  über  dem  Rheintal  bei 
Neu-Breisach  einem  „Habicht"  begegnet,  womit  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ein 
Bussard  sjemeint  war. 


174     Dom&me^ski:  Sil.tatuinpa(u( /iniiiei/eri  K&\t.\n\dVcrv>'am\te.      I 

L  Ges. 


Orii. 
Bay. 


Sitta  europaea  homeyeri  Hart,  und  verwandte 

Formen. 

Von 

Janusz  von  Domaniewski  (Warschau). 

Im  Sommer  1913,  während  meiner  ornithologischen  Forschungen 
im  Kreise  Pinsk,  widmete  ich  meine  besondere  Aufmerksamkeit 
den  Kleibern  jener  Gegend.  Ich  kam  unmittelbar  aus  dem  König- 
reich Polen  und  bemerkte  sofort,  daß  die  Vögel  von  Pinsk  sich 
von  den  Kleibern,  die  ich  dort  angetrotfen  hatte,  ganz  deutlich 
durch  die  blassere  Färbung  der  Unterseite  unterschieden.  Nach 
Warschau  zurückgekehrt,  untersuchte  ich  das  im  Museum  der 
Grafen  Branicki  vorhandene  Material  aus  Polesien,  Wolhynien, 
Podolien,  dem  Königreich  Polen  und  Galizien,  welches  zu- 
sammen mit  meinem  eigenen  mich  davon  überzeugte,  daß  die 
Kleiber  des  Königreichs  Polen  und  Galiziens  einer  Form,  die  der 
östlichen  anschließenden  Provinzen  einer  zweiten,  deutlich  ver- 
schiedenen angehören.  Die  letztere  beschrieb  ich  als  besondere 
Unterart  und  nannte  sie  Sitta  europaea  sxtolcmani.  Damals  machte 
ich  darauf  aufmerksam,  daß  Hart  er  t  uuter  Sitta  cnropaea  homeyeri 
wahrscheinlich  beide  Formen  vereinigt  hatte.  Zu  diesem  Schlüsse 
führten  mich  die  Angaben  dieses  Autors  über  die  geographische 
Verbreitung  der  S.  e.  homeyeri:  „Russische  Ostseeprovinzen,  Ost- 
preußen, Polen  (Serie  aus  der  Krim  nicht  untersucht'^),  (Die  Vögel 
der  paläarkt.  Fauna.  Bd.  I,  p.  330).  Ungefähr  dasselbe  sagt 
Hellraayr:  „Westliches  Rußland  (Livland,  Kurland,  Polen),  Ost- 
preußen, nach  Seebohm  auch  in  der  Krim,  wohl  überhaupt  im 
südwestlichen  Rußland" ')  {Paridac,  Sittidae  und  Certhiidae,  p.  177). 
Um  die  Aufmerksamkeit  der  russischen  Ornithologen  auf  die  in- 
teressante Frage  der  Verbreitung  und  die  verschiedenen  geo- 
graphischen  Formen   des  Kleibers   zu  lenken,   veröifentlichte   ich 


^)  Erklärend  sei  hier  bemerkt,  daß  Hartert  und  Hellraayr  ausschließlich 
ostpreußische  Stücke  aus  eigener  Anschauung  kannten.  Wenn  diese  Autoren 
die  Verbreitung  der  S.  e.  hnmeyeri  —  wie  wir  heute  wissen,  irrtümlich  —  auf 
Polen ,  Kurland  und  Livland  ausdehnten ,  so  geschah  dies  nach  Angaben  in  der 
Literatur,  namentlich  bei  Taczanovvski  und  Seebohm,  die  auf  die  genannte  Form 
zu  weisen  schienen.  —  C.  E.  H. 


'  "'  I      Dornaniewski :  Sitta  eniopaea  //o»/e?/e;-/ Hart,  und  Verwandte.      175 

den  Artikel  auch  in  russischer  Sprache  (Messager  Ornithologique, 
Moskau  1915,  Nr.  2). 

Obwohl  icli  in  meinen  beiden  Arbeiten  darauf  hinwies,  daß 
die  Greuzen  zwischen  Sitta  europaea  homeyeri  und  Sitta  eurojmea 
sztolcmnni  einerseits  und  Sitta  europaea  sxtolana/fd  und  Sitta  euro- 
paea europaea  andererseits  nicht  scharf  geschieden  sind,  schien 
es  mir  doch  geboten,  die  beiden  Formen  zu  trennen. 

In  der  letzten  Zeit  schrieb  über  die  geographische  Verbrei- 
tung und  »Systematik  des  Kleibers  Prof.  A.  Reichenow,  welcher 
in  dieser  Frage  einen  völlig  anderen  Standpunkt  einnimmt. 

Da  ich  mit  der  Beweisführung  dieses  Gelehrten  nicht  ein- 
verstanden bin,  fühle  ich  mich  gezwungen,  noch  einmal  in  dieser 
Sache  das  Wort  zu  ergreifen.  In  Nr.  9  „Orn.  Monatsb."  1916 
schreibt  Reichenow  folgendes: 

Sitta  caesia  sordida  Rchw. 

„Diese  norddeutsche  Kleiberform  ist  bisher  verkannt  worden 
und  mit  S.  caesia  irrtümlich  zusammen  geworfen.  Wie  in  der 
Urbeschreibung  (Journ.  f.  Orn.  1907,  312)  bemerkt,  unterscheidet 
diese  F'orm  sich  von  der  typisclien  S.  caesia  durch  eine  blasser 
und  unrein  ockergelblich  gefärbte  Unterseite,  während  der  Ton 
der  Unterseite  bei  der  typischen  S.  caesia  lebhaft  und  rein  ocker- 
gelb bis  hellzimtfarben  ist  und  in  den  Farbenton  von  S.  caucasica 
übergeht.  5.  caesia  ist  über  Ungarn,  Rumänien  und  Niederöster- 
reich und  über  das  westliche  Deutschland  verbreitet,  S.  caesia 
sordida  über  Ostdeutschland,  Mark,  Mecklenburg,  Pommern, 
Schlesien,  West-  und  Ostpreußen  und  Posen  bis  Westrußland. 
Nach  Westen  geht  die  Form  sordida  in  die  Färbung  der  typischen 
caesia  über,  nach  Osten  wii'd  sie  blasser  und  geht  in  S  europaea 
über,  dereu  Verbreitung  in  Ostpreußen  und  Westrußland  beginnt. 
Solche  Übergangsformen  mit  blasser,  isabellfarbener  Unterseite 
sind  S.  homeyeri  genannt  worden. 

,,Aus  Bialowies  liegen  mir4crcr  und  3  $$  vor,  gesammelt  am 
15.,  17.,  19.  und  21.  XI.  und  7.  XII.,  ferner  ^  g  von  Koutschizy 
bei  Pinsk  vom  29.  XII.  Die  Vögel  zeigen  zum  Teil  den  gleichen 
Ton  der  Unterseite  wie  mitteldeutsche  Vögel,  zum  Teil  sind  sie 
blasser  (Form  homeyeri).  Zu  bemerken  ist  ausdrücklich,  daß  die 
5$  unterseits  nicht  blasser  gefärbt  sind  als  die  cfcf-  Von  beiden 
Geschlechtern  sind  sowohl  dunkler  wie  blasser  gefärbte  Stücke 
vorhanden. 

,T  Sitta  europaea  L. 

1  cT  aus  Bialowies  vom  23.  XI.  Der  Bauch  ist  schwach 
rahmfarben  verwaschen,  was  auch  bei  skandinavischen  Vögeln 
vorkommt.  Da  der  Vogel  im  Winter  erlegt  ist,  so  könnte  es  sich 
wohl  um  einen  Strichvogel  handeln. 

Herr  B\)rstrat  Escherich  schickte  mir  aber  ein  altes  g  und 
ein   junges  $    vom  8.  V.,   wodurch   der   Beweis  erbracht  ist,  daß 


17G     Domaniewski :  Sitta  europaea  homeyeri  Hart,  und  Verwandte. 


rVerh.brn. 
|_  Ges.  Bay. 


8.  europaea  neben  S.  c.  sordida  in  Bialowies  brütet.  ITerner 
liegen  Beweise  dafür  vor.  daß  beide  Formen  sich  miteinander 
paaren,  woraus  dann  die  Übergänge  (homeijerl)  entstehen  mögen. 
Darauf  will  ich  an  anderer  Stelle  näher  eingehen." 

Ungefähr  dasselbe  schreibt  Reichenow  im  „Jouru.  f.  Ornith." 
Heft  3,  Jahrg.  191G,  p,  3(33:  „In  OstpreuLsen  und  im  westlichen 
Rußland  (Gegend  von  Bialowiesh  und  Pinsk)  kommen  Kleiber 
mit  i-ein weißer  oder  fast  weißer  Unterseite  voi',  die  von  der  ty[)i- 
schen  S.  europaea  nicht  zu  unterscheiden  sind,  andererseits  Vögel, 
die  durchaus  mit  S.  caesia  sordida  .übereinstimmen  und  endlich 
Stücke  mit  bald  stärker,  bald  schwächer  ockergelblich  ver- 
waschener Unterseite.  Solche  Vögel  hat  man  als  S.  europaea 
homeyeri  [Seeb.]  Hart.  (S.  caesia  homeyeri  [Seeb.]  Hart.  Ibis, 
1892,  364)  bezeichnet.  Bei  dem  Abändern  der  Lebhaftigkeit  des 
ockergelblichen  Tones  der  Unterseite  kann  man  aber  nicht  wohl 
von  einer  besonderen  Form  sprechen,  vielmehr  handelt  es  sich 
anscheinend  um  Übergänge,  die  durch  Vermischung  von  S.  europaea 
und  8.  caesia  sordida  in  den  Grenzgebieten  ihrer  Verbreitung  ent- 
stehen.'' 

Zuletzt  („Orn.  Monatsber.  1917,  p.  55)  kommt  Reichenow 
noch  einmal  auf  die  Sache  zurück  und  behauptet  ungefähr  das- 
selbe, nur  mit  dem  Unterschied,  daß  er  nur  einen  Teil  von  Ost- 
preußen als  Brutgebiet  von  8.  sordida  bezeichnet.  Aus  obigen 
Anführungen  geht  also  hervor:  1.  Reichenow  will  die  Form, 
welche  Hartert  8itta  europaea  homeyeri  nennt,  nicht  anerkennen, 
2.  unterscheidet  auch  die  Form  nicht,  welche  ich  8itta  europaea 
sxtolcmani  nenne;  3.  betrachtet  den  Kleiber,  welcher  in  Ostdeutsch- 
land (Mark  Brandenburg,  Pommern,  Mecklenburg,  Schlesien, 
Westpreußen,  Ostpreußen,  Posen)  und  in  Polen  lebt,  als  eine  be- 
sondere Form,  die  er  8.  caesia  sordida  nennt;  4.  trennt  die  jetzt 
allgemein  als  eine  Ai-t  angenommene  *S'.  europaea  L.  in  zwei 
Arten:  8.  europaea  L.  und  Sitta  caesia  Wolf,  ohne  näher  auszu- 
führen, warum  er  das  tut. 

Keiner  dieser  Auffassungen  vermag  ich  mich  anzuschließen, 
und  werde  versuchen,  meinen  abweichenden  Standpunkt  zu  be- 
gründen. 

Zunächst,  was  die  8.  caesia  sordida  Rchw.  anbetritft:  Un- 
längst schickte  mir  Reichenow  ein  Exemplar  der  8.  sordida 
(Bromberg  10.  IX.  03,  ö"  coli.  K.  Kothe).  Beim  Vergleich  dieses 
Vogels  mit  Vögeln  aus  dem  Königreich  Polen  machen  sich  gewisse 
Unterschiede  bemerkbar,  und  zwar:  Bei  gleich  kräftigem,  ocker- 
gelblichem Tone  der  Unterseite  hat  dei-  Vogel  aus  Bromberg  noch 
einen  leisen  schmutzig  grauen  Anflug  auf  der  Unterseite,  was 
ich  bei  den  Vögeln  aus  dem  Königreich  Polen  und 
Galizien  nie  beobachtet  habe.  Wenn  wirklich  alle  Vögel 
aus  Brandenburg,   Mecklenburg,    Pommern,   Schlesien    und  West- 


XIII  2  ~\ 

'^  '  I      Domaniewski :  Süta  europaea  homeyeri  Hart,  und  Verwandte.      177 

preußen  dem  Vogel,  welchen  ich  vor  mir  habe,  hierin  gleichen, 
müßte  man  sie  allerdings  als  eine  besondere  Form  unterscheiden. 
Nebenbei  füge  ich  hinzu,  daß  Hartert  die  von  Reichenow  aus 
Norddeutschland  beschriebene  sordida  mit  S.  caesia  zusammenfaßt. 
Wenn  Sitta  sordida  in  ganz  Ostpreußen  nistet,  so  ist  der  Name  sor- 
dida nomenklatorisch  nur  ein  Synonym  zu  Sitta  homeyeri  Hart. 
Wenn  aber  sordida  wegen  des  schmutzigen  Anfluges  auf  der  Unter- 
seite sich  als  eine  besondere  Form  erweisen  sollte,  so  kann  man  sie 
keinesfalls  mit  der  Form,  die  das  Königreich  Polen  und  Galizien  be- 
wohnt und  eine  rein  ockergelbe  Unterseite  hat,  zusammenwerfen. 
Was  das  Königreich  Polen  und  Galizien  anbetrifft,  so  brütet  in  diesen 
beiden  Ländern  ebenso  wie  in  Ostpreußen  (wenigstens  in  dessen 
westlichem  Teil)  eine  sehr  deutlich  unterscheidbare  Form,  die 
nach  dem  Recht  der  Priorität  Sitta  europaea  homeyeri  Hart,  ge- 
nannt werden  muß.  Zwar  erkennt  Reichenow  die  Form  homeyeri 
nicht  an  und  betrachtet  die  von  Hartert  beschriebenen  und  so 
genannten  Vögel  als  Übergangsexemplare  oder  Bastarde.  Seine 
Anschauung  ist  aber  irrig.  Bastarde  treten  nur  an  der  Grenze 
der  Brutgebiete  zweier  Formen  auf.  Als  Bastarde  aber  alle  Vögel, 
die  in  einem  so  riesigen  Gebiet  wie:  Ostpreußen,  Lithauen, 
Polesien,  Wolbynien,  Podolien,  Baltische  Provinzen,  östliches 
und  wahrscheinlich  auch  südliches  Rußland,  billten,  zu  betrachten, 
erscheint  mir  etwas  gewagt. 

Nun  zu  Sitta  europaea  sxtolcmani:  Als  ich  die  Selbständigkeit 
dieser  Form  begründete,  hatte  ich  keine  Kleiber  von  Ostpreußen 
zur  Verfügung,  wohl  aber  Exemplare  aus  der  Gegend  von  Ciecha- 
now,  also  unweit  der  Grenze  des  westlichen  Teils  von  Ostpreußen. 
Als  Vergleichsobjekt  diente  mir  ferner  die  Abbildung  von  S.  e. 
homeyeri  in  der  neuen  Ausgabe  von  Naumann  (Bd.  II,  T.  23,  Fig.3), 
von  welcher  meine  männlichen  Kleiber  aus  Polesien  sich  durch 
viel  blassere  Färbung  unterscheiden.  Um  die  Sache  verständlicher 
zu  machen,  gebe  ich  nochmals  kurze  Beschreibungen  der  Unter- 
seite der  verschiedenen  Formen  der  Sitta  europaea. 

Sitta  europaea  caesia  Wolf. 
(Die  Beschreibung  auf  Grund  französischer  Vögel.) 
cT.  Die  ganze  Unterseite,  ausgenommen  die   weiße  Kehle  und 
Wangen,  ist  lebhaft  ockergelb. 

Abb.:  cf  Neuausgabe  des  Naumann  Bd.  II,  Taf.  23,  Fig.  1. 
Sitta  europaea  Tioineyeri  Hart. ^) 
(Die  Beschreibung  auf  Grund  der  Vögel  aus  dem  Königreich 
Polen  und  aus  Galizien.) 
cT.  Die  Unterseite  ist  ockergelb,  aber  viel   blasser  als  bei 
S.  e.  caesia.     Das  Ockergelb  ist  am  lebhaftesten  auf  dem  Bauche, 
auf  der  Brust  ist  es  viel  blasser. 

')  Dies  dürfte  nicht  die  echte  -6'.  e.  homeyeri,  sondern  jene  Form  sein, 
welche  Kleinschmidt  kürzlich  (Falco  13,  Nr.  2,  Mai  1917,  p.  21)  nach  schlesischeu 

12 


TVerh.  Otii. 
I_  Ges.  Bay. 


178      Domaniewski:  Sitta  enropaea  homeyerl  Hart,  und  Venvandte 

g.  Dem  Männchen  ähnlich,  aber  etwas  lebhafter  gefärbt. 
Abb.  cT  Neuausgabe  des  Naumann  Bd.  II,  Taf.  2.'^,  Fig.  3. 

Sitta  enropaea  sr^tolr^nani  Do  man. 
(Die  Beschreibung  auf  Grund  der  Vögel  aus  Polesien,  W'olhynien, 

und  Podolien.) 

cf.  Die  Unterseite  ist  viel  blasser  gefärbt,  als  bei  S.  e.  homeiieri, 
aber  nie  so  weiß  wie  bei  S.  e.  enropaea  Linn.  Die  Kehle  un(l 
Brust  sind  weiß,  der  Bauch  weiß  mit  rahmfarbenem  oder  mit 
blaß  ockergelbem  Anflug,  aber  stets  blasser  als  bei  S.  e.  }w»/ct/eri. 

$.  Dem  Mäunchen  ähnlich,  nur  die  Farbe  der  Unterseite  viel 
lebhafter. 

Sitta  eitrojHiea  euvoj)aea  Linn. 
(Die  Beschreibung  auf  Grund  schwedischer  Vögel.) 

cT.  Die  ganze  Unterseite  rein  weiß. 

g.  Dem  Männchen  ähnlich,  nur  auf  der  Unterseite,  und  zwar 
auf  dem  Bauche,  mit  ockergelblichem  Auflug. 

Abb.:  cf  Neuausgabe  des  Naumann  Bd.  IL  Taf.  23,  Fig.  4. 

Reichenow  erwähnt  meine  S.  e.  sxtolemani  gar  nicht,  was 
einigermaßen  begreiflich  ist.  Wenu  Ä  homeijeri  ein  Bastard 
zwischen  S.  sordida  und  S.  enropaea  ist,  so  ist  für  S.  sxtolcnHtni 
kein  Platz  mehr. 

S.  e.  sxtolemani  beschrieb  ich  auf  Grund  der  Exemplare  von 
den  Provinzen  Polesien,  Wolhynien  und  Podolien.  Jetzt  veimute 
ich  aber,  daß  diese  Form  auch  in  den  westlichen  Teilen  von  Ost- 
preußen vorkommen  könnte.  Auf  diesen  Gedanken  bringen  mich 
unter  anderem  die  Worte  von  Reichenow:  ,. Wie  eingangs  er- 
wähnt, zeigen  die  fahlbäuchigen  Kleiber  ebenso  wie  sie  im  Süden 
und  Westen  ihres  Verbreitungsgebietes  durch  dunklere  Unterseite 
in  die  westlich-südliche  Form  caesia  übergehen,  nach  ihrer  öst- 
lichen Verbreitungsgrenze  hin  eine  allmälilich  blasser  werdende 
Unterseite  und  gehen  so  in  die  weißbäuchige  Form  S.  enropaea 
über.  Von  sordida  liegen  mir  Vögel  in  typischer  B'ärbung  östlich 
bis  Losgehnen  (Kr,  Friedland)  und  Reußwalde  (Kr,  Orteisburg), 
also  bis  zum  21  "  ö.  L.  vor,  von  Losgehnen  aber  auch  ein  Stück 
mit  rahmfarbener  Unterseite  (Form  Iwweyeri).  Einen  typischen 
weißbäuchigen  Kleiber  S.  enropaea  dagegen  konnte  ich  von  Gum- 
binnen  untersuchen,  welche  Art  dann  weiter  östlich  in  Kurland 
die    herrschende    wird."     (Orn.  Monatsber.    1917,    p.  56.)      Diese 

Stücken  [<S.|  reichenoivi  genannt  hat.  Wenigstens  entspricht  die  Variationsbreite 
einer  von  R.  Scheicher  in  Ostgalizien  gesammelten  schönen  Serie  der  dort  ge- 
gebenen Charakteristik,  indem  die  dunkelsten  Exemplare  nicht  von  caesia,  die 
hellsten  kaum  von  Iwmeyeri  (aus  Ostpreußen)  zu  unterscheiden  sind.  Das 
Thema  der  geographischen  Variation  des  Kleibers  befindet  sich  heute  in  einem 
derartigen  Stadium,  daß  nur  eine  monographische  Studie  an  dei-  Hand  sehr  um- 
fassenden Materials  das  Wirrsal  von  Xamen  und  widerstreitenden  .\nsicliten  zu 
klären  imstande  sein  wird.  —  C.  E.  H. 


XIII  2  ~\ 

'    'I      Domaniewski:  S'üta  europaea  homeyeri  Hart  und  VetvfSindte.      17Q 
1917    J  X  ^  xtu 

Worte  deuten  klar  darauf  liiri;  daß  in  Ostpreußen  zwei  Formen 
vorkommen:  eine  dunklere  im  Osten,  die  andere,  blassere  im  Westen. 
Dasselbe  folgt  auch  aus  den  folgenden  Worten  von  Tischler: 
„Manche  alte  cTcf  zeigen  im  Frühjahr  fast  reinweiße  Unterseite, 
so  die  unter  Nr.  7  und  8  aufgeführten,  von  Hartert  gesammelten 
Vögel.  Sie  stehen  nach  W.  ßlasius  der  schwedischen  S.  eiiropaea 
enropaea  sehr  nahe,  haben  aber  doch  wohl  einen  etwas  stärkeren 
rahmfarb'enen  Anflug  auf  der  Unterseite  als  die  meisten  schwedi- 
schen Exemplare,  von  denen  aber  eins  aus  Stockholm  ((/:  30.  Novbr. 
1851)  sehr  nahekommt.  Derartige  Stücke  als  S.  europaea  europaea 
aufzuführen,  halte  ich  nicht  für  angängig;  ich  glaube  nicht,  daß 
schwedische  Kleiber  nach  Ostpreußen  gelangen.  Wie  Szielaszko 
mir  schrieb,  beobachtete  er  im  Februar  1911  in  seinem  Garten 
in  Nordenburg  dreimal  einen  Kleiber  mit  weißer  Unterseite,  wohl 
auch  nur  ein  besonders  altes  cT  von  8.  e.  homeyeri.  Sehr  weiß 
unterseiis  ist  auch  ein  cf  vom  25.  April  1896  aus  Schreitlaugken; 
es  besitzt  nur  einen  leichten  gelblichen  Anflug.  Häufiger  noch 
wie  zu  8.  e.  europaea  scheinen  die  ostpreußischen  Kleiber  zu 
8.  e.  caesia  zu  neigen;  ja  es  wird  vielfach,  so  auch  vou  Hartert 
und  Reiche uow,  angenommen,  daß  8.  e.  caesia  in  Ostpreußen 
vorkomme.  Hartert  nennt  8.  e.  homeyeri  eine  „im  östlichen 
Ostpreußen  vorkommende  Form",  und  in  der  Tat  scheinen  im 
westlichen  Ostpreußen  Kleiber  mit  gelblicher  Unterseite  häufiger 
zu  sein  als  im  Osten."  (F.  Tischler,  „Die  Vögel  der  Provinz  Ost- 
preußen" 1914,  p.  278.) 

Keinesfalls  aber  kann  ich  mich  mit  Reich enow's  Ansicht 
einverstanden  erklären,  daß  in  Ostpreußen  die  Form  8.  europaea 
ez^roj^ae«  vorkommt ;  diese  Kleiber  aus  Ostpreußen,  welche  R  e  i  c  h  e  n  o  w 
und  Tischler  erwähnen,  gehören  wohl  derselben  Form  an, 
welche  ich  unter   dem  Namen  Sitta  sxtolcmani  beschrieben   habe. 

Jetzt  noch  einige  Worte  über  die  Verbreitung  der  8itta  europaea 
sxtolcmani  im  Osten.  Hartert  (I.e.)  und  Hellmayr  (I.e.)  führen 
für  die  baltischen  Provinzen  8.  e.  homeyeri  an^).  Baron  Loudon- 
Lisden  jedoch  erwähnt  in  seinem  „Vorläufiges  Verzeichnis  der 
Vögel  der  russischen  Ostseeprovinzen:  Estland,  Livland  und  Kur- 
land (St.  Petersburg  Ann.  Mus.  zool.  XIV.  1909,  p.  200)  für  diese 
Provinzen  8.  europaea.  Ich  weiß  nicht,  ob  Baron  Loudon- 
Lisden  8.  e.  homeyeri  anerkennt;  aber  die  Tatsache,  daß  er  die 
Kleiber  der  bezeichneten  Gebiete  der  typischen  blassen  Form 
8.  e.  europaea  zuzählt,  während  Hartert  und  Hellmayr  sie  zu 
8.  e.  homeyeri  rechnen,  scheint  zu  beweisen,  daß  dort  wirklich 
8.  e.  sxtolcmani  brütet,  wenigstens  in  Kurland  und  Livland.     Für 

*)  Was  ein  Irrtum  Avar,  zu  dem  wir  aus  Mangel  an  IVIateriul  verleitet 
wurden.  Sechs  Kleiber  aus  Livland  (Lisden)  und  Lithaucn  (Wilna,  Smorgon), 
welche  ich  seither  untersuchen  konnte,  gehören  unzweifelhaft  zu  8.  e.  europaea. 
—  C.  E.  H. 

12* 


180     l)oa.vAuievfski:  Sitta  europaea  Jiomeyeri  Halt,  und  Vcrwaudte.     1     ^'   •  ^"i- 

|_  Ges.  Bay. 

das  Gouvernement  Pskov  führt  8arudny  (St.  Petersburg,  Mem. 
Ac.  Sc.  1910,  VlII.  Serie.  Vol.  XXV,  Nr.  2,  p.  145)  Ä'.  homeijeri 
an.  Es  ist  aber  ohne  Zweifel  auch  dieselbe  Form,  welche  ich 
später  S.  sxiolcniani  nannte.  Zu  dieser  Form  gehöi'en  wahrschein- 
lich außer  den  litthauischen  Kleibern  auch  die  Kleiber,  welche 
die  westlichen  und  südlichen  Provinzen  von  Rußland  bewohnen. 
Ein  Exemplar  aus  dem  Gouvernement  Poltawa,  welches  sich  im 
Zoologischen  Museum  der  Wai'schauer  Universität  befindet,  gehört 
auch  zu  dieser  Form.  Kleiber  mit  einem  rostbi-aunen  Anflug  auf 
der  Unterseite  von  der  Provinz  Charkow  erwähnt  Somow  (Faune 
ornith.  d.  gonv.  Kharkow",  Kharkow  1897,  p.  103). 

Noch  eine  Bemerkung  bezüglich  der  Nomenklatur. 

Oben  habe  ich  schon  gesagt,  daß  Hartert  unter  seiner  Sitta 
homeyeri  zwei  Formen  vermischte.  Eine  von  diesen  habe  ich 
später  als  Sitta  sxtolcmani  beschrieben.  Um  die  Sache  zu  fixieren, 
schlage  ich  vor,  die  westliche  dunklere  Form,  welche  im  neuen 
Naumann  abgebildet  ist,  Sitta  europaea  homeyeri  Hart,  zu  nennen, 
die  östliche  hellere  Sitta  europaea  sxtolcmani. 

Was  Sitta  sordida  anbetrifft,  so  ist  dieser  Name  wahrschein- 
lich nur  Synonym  von  S.  homeyeri.  Es  ist  aber  möglich,  daß  die 
östlichen  Teile  von  Deutschland  eine  Form  bewohnt,  die  sich 
von  Sitta  homeyeri  durch  eine  „unreine"  Unterseite  unterscheidet. 
In  diesem  Falle  muß  diese  Form  Sitta  europaea  sordida  Reh  w.  heißen. 

Nun  noch  betreffs  der  Trennung  des  europäischen  Kleibers 
in  zwei  Arten.  Wie  ich  oben  bemerkte,  erkläi-e  ich  mich  damit 
nicht  einverstanden  und  glaube,  daß  der  größere  Teil  der  heutigen 
Ornithologen  derselben  Ansicht  ist.  Wenn  in  benachbarten  Ge- 
bieten brütende  Formen  sich  geographisch  vermischen,  unmerkbar 
im  Sinne  des  taxonomischen  Begriffes  der  Art  und  Unterart,  ist 
es  geboten,  sie  als  Unterarten  einer  Art  zu  betrachten.  Nur  wenn 
zwei  Formen,  ob  nahe,  ob  weit  verwandt,  auf  demselben  Gebiete 
nebeneinander  brüten,  müssen  wir  sie  als  zwei  Arten  betrachten. 
Bei  den  europäischen  Kleibern  kommt  derartiges  nicht  vor.  Hier 
sieht  man  es  sehr  deutlich,  wie  in  der  Richtung  von  Westen 
gegen  Osten  und  Norden  die  dunkleren  Formen  den  blasseren 
stufenweise  Platz  machen:  Nach  Sitta  europaea  caesia  kommt 
Sitta  europaea  homeyeri,  dann  folgt  Sitta  europaea  sxtolcmani^ 
endlich  Sitta  europaea  europaea. 

Reichenow  wurde  wahrscheinlich  irregeführt  durch  die  Vögel 
von  Bialowiesch  (siehe  oben),  auf  Grund  welcher  er  zu  der  An- 
nahme gelangte,  daß  dort  Sitta  europaea  neben  Sitta  sordida 
brütet.  Meiner  Meinung  nach  sind  die  Vögel,  welche  Reichenow 
vor  sich  hatte,  nur  die  äußersten  Grenzstücke  individueller  Ver- 
änderlichkeit einer  und  derselben  Form. 

Warschau,  30.  TV.  1917. 


'^■''  I        Hellmayr:  Zur  Nomenklatur  zweier  paläark tischer  Krähen.       ;j^8| 


191^ 


Zur  Nomenklatur  zweier  paläarktischer  Krähen. 

Von 

C.  E.  Hellmayr. 
1.  Was  ist  Corvus  corone  Liiiii.  1758? 

lii  (lei-  Zeitschrift  „Falco"  13,  Nr.  1,  1917,  p.  8  stellt  Klein- 
schmidt, ohne  weitere  Begründung,  die  Behauptung  auf:  „Die 
Rabenkiähe  darf  nicht  mehr  Corvus  corone  heißen,  denn  unter 
diesem  Namen  beschrieb  Linne  deutlich  und  unzweifelhaft  eine 
junge  Saatkrähe/' 

Sehen  wir  uns  die  Frage  näher  an,  wie  es  sich  damit  verhält. 
Die  Diagnose  bei  Linnaeus  (Syst.  Nat.  10,  I,  1758,  p.  105)  lautet 
wörtlich : 

[Corvus]  Corone 
„C.  atro-caerulescens,  cauda  rotundata:  rectricibus  acutis. 

Cornix.     Raj.  av.  39  Nr.  2.    Alb.  av.  2.  p.  20  t.  21. 
Habitat  in  Europa." 

Wir  sehen  also,  Linnaeus  hat  im  Gegensatz  zu  Kolkrabe,  Saat- 
und  Nebelkrähe,  die  alle  in  der  Fauna  Suecica  von  1746  behandelt 
wurden,  worauf  der  schwedische  Autor  in  den  genannten  Fällen 
verweist,  den  Vogel  ans  Autopsie  gar  nicht  gekannt,  sondern 
gründete  die  Diagnose  auf  seine  beiden  Quellen  Rajus  und  Albin. 

Raius  (Syn.  meth.  Av.  et  Pisc.  1713,  p.  39)  sagt  bei  „Corvini 
generis  Aves"  sub  A.2:  „Cornix.  The  common  or  Carrion  Crow. 
KoQwvr].  Haec  Carnivora  est,  et  morticinis  plerumque  vescitur, 
quorum  tamen  inopiä  etiam  sata  depopulatur.  Corvo  [i.  e.  Corvus 
corax.  —  C.  E.  H.]  dimidio  minor,  alias  ei  perquam  similis  est." 
Also  eine  unmißdeutbare  Kennzeichnung  der  Rabenkrähe,  die 
auch  heute  noch  in  England  ,.Carrion-Crow"  heißt ^). 

Linne's  zweiter  Gewährsmann  Albin  (Nat.  Hist.  of  Birds  II, 
1738,  p.20pl.  21)  gibt  unter  der  Überschrift  ,,The  common  or  Carrion 
Crow,  Cornix"  gleichfalls  eine  durchaus  zweifelsfreie  Beschreibung 
der  Rabenkrähe.     Die  beigefügte  Abbildung  —  im  Kolorit  aller- 


^)  Sub  A.  3  folgt  dann  eine  klare  Charakteristik  der  Saatkrähe  als  „Cornix 
fruqiUga,  The  Rook",  worin  das  gesellschaftliche  Brüten ,  der  purpurfarbige 
Stahlglanz  des  Gefieders,  die  nackte  Schnabelbasis  etc.  hervorgehoben  sind. 
Raius  unterschied  also  sehr  wohl  zwischen  Raben-  und  Saatkrähe. 


182     Hellmayr:  Zur  Noiucnklatui'  zweier  palüarktischer  Krähen.      1  ' 

L  Ges.  Bay. 

dings  nichtssagend  —  zeigt  deutlich  den  dicken,  kurzen,  klobigen 
Schnabel  dieser  Art.  Albin  fährt  fort:  „This  Bird  delights  to  feed 
upon  Carrion,  that  is  the  Carcasses  of  dead  Animals  when  the}' 
begin  to  putrify  .  .  ."  Weiter  heißt  es:  »."They  build  on  high 
Trees,  and  lay  four  to  five  Eggs  at  a  Time  .  .  ."  '). 

Beide  Quellen  des  Altmeisters  Linnaeus  beziehen  sich  also 
durchaus  einwandfrei  auf  die  Rabenkrähe,  mithin  auch  der  darauf 
begründete  Name  Corrns  corone.  Den  Speziesnamen  corone  ent- 
nahm Linnaeus  überdies  dem  Werke  von  Raius,   Soweit  die  Tatsachen. 

Wie  gelangt  angesichts  dieser  Sachlage  Kleinschmidt  zu  ab- 
weichender Ansicht?  Die  Aufklärung  bringt  uns  der  in  „Falco" 
13,  Nr.  3,  Juni  1917,  p.  17 — 21  erschienene  Aufsatz  mit  dem  an- 
spruchsvollen Titel  „Beweis,  daß  Linne's  ,Corvus  corone'  tatsäch- 
lich eine  junge  Saatkrähe  und  nicht  eine  Rabenkrähe  war". 

Nach  Abdruck  der  an  der  bisherigen  Deutung  festhaltenden 
Zuschriften  Reichenow's  und  des  Schreibers  dieser  Zeilen''^)  gibt 
Kleinschmidt  ohne  weiteres  zu,  daß  Raius  und  Albin  die  Raben- 
krähe beschreiben. 

Er  vertritt  jedoch  die  Ansicht,  daß  der  Name  Corvus  corone 
gar  nicht  auf  diese  (allein  namhaft  gemachten)  Quellen,  sondern 
auf  einen  (von  Linnaeus  1758  allerdings  nicht  erwähnten)  Vogel 
begründet  sei.  Seine  Hypothese  stützt  er:  1.  auf  das  Wort  „atro- 
caerulescens',  das  auf  die  Rabenkrähe  nicht  passe;  2.  auf  den 
Umstand,  daß  Linnaeus  drei  Jahre  später  in  der  Fauna  Suecica, 
ed.  altera,  1761,  unter  dem  Namen  C.  corone  eine  junge  Saat- 
krähe aus  dem  nördlichen  Schweden  beschrieben  habe;  3,  auf 
den  Gleichlaut  der  Diagnosen  im  Syst.  Nat.  1758  und  in  der  Fauna 
Suec.  1761. 

Obwohl  Kleinschmidt  seinen  Standpunkt  in  sehr  apodiktischer 
Form  vertritt,  wollen  wir  die  Stichhaltigkeit  dieser  Einwände  der 
Reihe  nach  prüfen. 

1.  Das  Wort  „atro-caerulescens"  kann  nicht  in  die  Wagschale 
fallen  in  Anbetracht  dessen,  daß  Linnaeus  die  ihm  zweifellos  aus 


^)  Auf  der  nächsten  Seite  (p.  21)  ist  „The  Rook,  Corvus  frugilego"  be- 
handelt, wo  es  heißt:  ,,Tn  the  old  ones  of  this  Sort  the  Feathers  about  the 
Eoot  of  the  Bill  as  far  as  the  Eyes  are  woru  off,  by  often  thrusting  the  Bill 
into  the  Ground,  to  fetch  out  Worms  and  other  Insects;  so  that  the  Flesh 
thereabouts  is  bare,  and  appears  of  a  whitish  Colour,  by  which  Note  it  is  to 
be  distinguished  from  the  common  Crow.  It  differs  also  from  the  Crows, 
secondly,  in  that  it  is  somewhat  bigger:  thirdly  in  the  purple  Splendour  or 
Gloss  of  its  Feathers.  Fourthly,  in  that  it  is  gregarious,  both  flying  and 
breeding  in  Companies  ..."  Auf  Tafel  22  ist  eine  alte  Saatkrähe  mit 
nacktem  Gesicht  und  (im  Vergleich  zu  der  auf  Tafel  21  abgebildeten  Rabenkrähe) 
schlankerem,  länglicherem  Schnabel  dargestellt. 

")  Die  Veröffentlichung  dieser  Zuschrift,  deren  Fassung  für  weitere  Kreise 
kaum  verständlich  ist,  erfolgte  trotz  meinem  wiederholten  Einspruch.  Der  per- 
sönliche Charakter  brieflicher  Mitteilungen  wurde  uns  schon  als  Kindern  von 
unserer  Gouvernante  eingeprägt. 


"        '    '  I         Hellmayr:  Zur  Nomenklatur  zweier  paläark tischer  Kräheo.       183 
1917    J  ^  ^  . 

Autopsie  bekannte,  prächtig  purpur-  oder  blauviolett 
glänzende  Saatkrähe  in  der  Fauna  Suec.  (Ausgabe  1746,  p.  24, 
Nr.  70;  Ausgabe  1761,  p.  29,  Nr.  87)  sowohl  wie  im  Syst.  Nat. 
(ed.  10,  1758,  p.  105)  kurzweg  als  „ater"  bezeichnet.  Kleinschmidt 
irrt  also  in  der  Annahme,  Linnaeus  habe  die  Farbenbezeichnungen 
bei  den  Rabenarten  mit  besonderer  Sorgfalt  und  Überlegung  ge- 
wählt^). Übrigens  entspricht  der  Ausdruck  „atro-caerulescens" 
recht  gut  dem  Bilde  der  Rabenkrähe  bei  Albin  (schwarz  mit 
bläulichen  Flügelsäumen),  wie  auch  der  Satz  „rectricibus  acutis" 
offensichtlich  dieser  Tafel  entnommen  ist,  die  in  der  Tat  im  Ver- 
gleich zu  dem  auf  Tafel  20  dargestellten  Kolkraben  merklich 
schmälere,  etwas  zugespitzte  Steuerfedern  aufweist. 

2.  Kleinschmidt  verwendet  ganz  unnütze  Mühe  auf  die  Dar- 
legung, daß  der  Zusatz  in  der  Fauna  Suec.  1761,  p.  29  sich  auf 
eine  junge  Saatkrähe  aus  Schweden  beziehe.  Das  ist  eine  alte, 
längst  festgestellte  Tatsache  2),  die  natürlich  auch  mir  bekannt 
war,  als  ich  brieflich  meine  Bedenken  gegen  seine  Umdeutung 
geltend  machte. 

3.  Der  Gleichlaut  der  Diagnose  in  der  Fauna  Suec.  1761 
mit  der  ursprünglich  im  Syst.  Nat.  1758  gegebenen  ist  ohne  Be- 
deutuDg,  weil  dieselbe  wörtliche  Übereinstimmung  auch  bei  den 
übrigen  Raben  und  vielen  anderen  Arten  besteht,  was  Kleinschmidt 
entgangen  zu  sein  scheint.  Linnaeus  hat  bei  den  in  der  Fauna 
Suec.  behandelten  Vogelarten  ganz  einfach  aus  Bequemlichkeit  die 
alten  Diagnosen  aus  der  Editio  decima  des  Syst.  Nat.  unverändert 
übernommen ! 

Die  zwölfte  Ausgabe  dieses  Buches  vom  Jahre  1766  fällt 
natürlich  für  die  Beurteilung  des  G.  corone  L.  1758  gar  nicht  ins 
Gewicht.  Kleinschraidt  begeht  hier  denselben  Fehler,  den  er 
seinerzeit  Reichenow  im  Falle  Turdus  musicus  L.  1766  nee  1758 
mit  Recht  zum  Vorwurf  machte. 

Zusammenfassimg. 

Aus  dem  Vorstehenden  erhellt: 

1.  Linnaeus  gründete  1758,  was  allein  ausschlaggebend  ist 
den  Namen  Corvus  corone,  ohne  die  Art  aus  eigener  Anschauung 
zu  kennen,  auf  Rains  und  Albin,  welche  beide  klar  und  deutlich 
die  Rabenkrähe  kennzeichnen. 


')  Linne's  Uuzuverlässigkeit  hinsichtlich  der  Wiedergabe  von  Färbungs- 
merkmalen, namentlich  bei  solchen  Arten,  die  ihm  nur  aus  anderen  Schrift- 
stellern bekannt  waren,  ist  jedem  Ornithologen  geläufig.  Als  Beispiel  sei  nur 
auf  Pancs  erythrocephalus  L.  1758  hingewiesen. 

»)  Sagt  doch  schon  Nilsson  (Ornith.  Suec.  I,  1817,  p.  80):  „Corvus  corone 
Linn.  in  Fauna  Suec.  p.  29  Nr.  86,  plumis  ad  rostrum  detritis,  vix  alius  est  quam 
Corvus  frugilegus !" 


184    Hellmayr:  Zur  NomeDklatur  zweier  paläark tischer  Krähen.      I  ^®^"'  ^*"- 

L  Ges.  Bay. 

2.  In  der  Fauna  Suec.  1761  wiederholt  er  Diagnose  und  Zitate 
unverändert,  identifiziert  aber,  wie  der  neu  angefüg-te  Zusatz  lehrt, 
eine  in  der  Zwischenzeit  von  Adlerheim  in  Schweden  erbeutete 
junge  Saatkrähe  irrtümlich  mit  der  von  den  zwei  obgeuannten 
Schriftstellern  als  „Carrion  Crow"  beschriebenen  und  von  ihm 
C.  coro7ie  genannten  Art. 

3.  Den  Beweis,  daß  dieser  junge  Vogel  Linnaeus 
bereits  bei  Abfassung  der  10.  Ausgabe  des  Systema 
Naturae  1758  vorgelegen  hat,  vermochte  Kleinschmidt 
nicht  zu  erbringen.  Dies  ist  bloß  eine  willkürliche  Vermu- 
tung, die  aus  den  veröffentlichten  Schriften  des  schwedischen 
Zoologen    nicht   hervorgeht. 

Für  die  Beurteilung  eines  wissenschaftlichen  Namens  ist  nach 
den  Int.  N.R.  einzig  maßgebend,  was  der  betreffende  Autor  bei 
dessen  erster  Einführung  in  die  Literatur  wirklich  tat  und 
nicht,  was  er  möglicherweise  beabsichtigt  haben 
mochte.  Jegliche  subjektive  Auslegung  ist  unzulässig,  weil 
unsere  Nomenklatur  sonst  Gefahr  läuft,  den  sicheren  Boden  der  Tat- 
sachen zu  verlieren,  und  allen  Möglichkeiten  der  Spekulation  freie 
Bahn  geöffnet  wird.  Eine  nachträgliche  Begriffsveränderung  eines 
einmal  gegebenen  Namen  steht  nach  den  Int.  Nomenklaturregeln 
nicht  einmal  dem  eigenen  Schöpfer  desselben  zu. 

Auf  den  vorliegenden  Fall  angewendet,  ergeben  diese  Grund- 
sätze die  Beibehaltung  des  Namens  Corvus  corone  L.  1758 
für  den  Formenkreis  der  Rabenkrähe,  wozu  der  von 
Kleinschmidt  mit  rührender  Fürsorge  eiligst  geschaffene  Terminus 
Corvus  Trivialis  als  Synonym  tritt  ^).  Terra  typica  von  C.  corone 
ist  England. 

Auf  den  polemischen  Ton  des  Kleinschmidt'schen  Artikels 
einzugehen,  lehnen  wir  entschieden  ab,  da  unseres  Erachtens  eine 
ernsthafte  Diskussion  auf  sachliches  Gebiet  beschränkt  bleiben 
muß.  Im  übrigen  glauben  wir  dargetan  zu  haben,  daß  auch  eine 
in  den  bestimmtesten  Ausdrücken  gehaltene  Behauptung  unter 
Umständen  der  Nachprüfung  wert  ist,  und  daß  in  den  schwierigen 
Nomeuklaturfi-agen  selbst  einen  so  sorgfältigen  Forscher  wie 
Kleinschmidt  leicht  ein  Trugschluß  irreleiten  kann. 

2.  Coloeus  iiionedula  soemnierhigii  (Fisch.)  vs. 

C.  fit.  collaris  (Drumm.). 
In   seiner  kleinen   Arbeit   ,.List  of  Birds   observed  to  winter 
in   Macedonia  duiing    a  two  months'  Shooting  Excursion    in   the 

')  Hätte  Kleinschmidt  seine  Behauptung  mit  Erfolg  zu  begründen  ver- 
mocht, so  hätten  wir  selbstredend  nicht  einen  Augenblick  gezögert,  daraus  die 
Konsequenz  zu  ziehen  und  die  Saatkrähe  C.  corone  zu  nennen.  Der  genannte 
Autor  scheint  sich  in  Nomenklaturfragen  übrigens  zur  ,, Umkehr"  entschlossen 
zu  haben,  wie  die  Benennung  des  Sprossers  und  der  Weindrossel  in  seiner  ,,Ornis 
Germanica"  andeutet. 


'    '  I        Hellmayr:  Zur  Nomenklatur  zweier  paläarktischer  Krähen.       185 

Interior  during  the  winter  of  1845— 46"  M  stellte  H.  M.  Drummond 
eine  neue  Dohlenart  auf,  die  sich  von  dem  gewöhnlichen  Coloeus 
monedula  durch  licht  silbergrauen  Hinterkopf  und  den  Besitz 
einer  breiten,  weißen  Querbinde  jederseits  auf  der  Halsseite^) 
unterschied,  und  nannte  sie  (p.  11)  C[orvus\  collm'is.  Sie  sei  sehr 
zahlreich  in  allen  Städten  und  Dörfern  Mazedoniens,  ebenso  in 
Thessalien,  auch  einmal  in  Albanien  zur  Beobachtung  gekommen. 
Wie  sich  in  der  Folge  ergab,  besitzt  diese  abweichende  Form  im 
östlichen  und  südöstlichen  Europa  eine  weite  Verbreitung,  wo  sie 
unsere  heimische  Dohle,  C.  monedula  spermologus  (Vieill.)  vertritt. 

Gelegentlich  der  Durchsicht  einiger  älterer  naturwissenschaft- 
licher Zeitschriften  fand  ich  ganz  zufällig,  daß  diese  Dohlenform 
schon  viele  Jahre  vorher  als  verschieden  erkannt  und  beschrieben 
worden  war.  Im  ersten  Bande  der  „Memoires  de  la  Societe  Im- 
periale des  Naturalistes  de  Moscou"  aus  dem  Jahre  1811  ver- 
öffentlichte G.  Fischer  einen  kleinen  Artikel  über  die  Krähen 
und  Dohlen  der  Umgebung  von  Moskau^),  den  er  folgendermaßen 
einleitet:  „Parmi  les  Corneilles  qui  voltigent  en  quantite  sur 
Moscou  pendant  l'liiver,  il  y  en  a  surtout  une  espece  qui  a  attire 
mon  attention;  c'est  une  Corneille  ä  scapulaire  ou  ä  collier,  ou  ä 
ruban  lateral,  mais  qui  se  distingue  de  Celles  que  d'autres  natura- 
listes ont  observees."  Fischer  weist  namentlich  auf  den  von 
Levaillant*)  beschriebenen  Schildraben  aus  Südafrika  (=  Corvus 
scapulatus  Daud.)  hin,  erörtert  seine  Färbungsmerkmale  und  fährt 
dann  dergestalt  fort: 

[p.  2]  „Les  corneilles  ä  collier  de  la  Russie,  que  nous  appelle- 
rons  la  Corneille  de  Soemmering,  en  l'honneur  du  grand  anatomiste 
et  physiologiste  de  ce  nom,  est  plus  petit  que  le  choucas,  avec 
lequel  il  conserve  sans  doute  la  plus  grande  analogie  par  sa  forme 
et  par  son  genre  de  vie.  Sa  longueur  depuis  le  beut  du  bec 
jusqu'ä  Celle  de  la  queue  n'a  pas  tout-ä-fait  douze  pouces,  et 
jusqu'ä  celui  des  ongles  onze  pouces  trois  lignes.  Son  bec  est 
fort  et  pointu  et  a,  ä  la  pointe,  une  legere  incision  qui  le  rend 
dentelee  [sie] 

„Le  sommet  de  la  tete  est  d'un  noir  de  velour  changeant  en 
violet.  L'occiput  et  la  partie  superieure  du  cou  est  d'un  gris 
cendre  comme  dans  le  choucas  ordinaire,  mais  les  cötes  du  cou 
sont  ceintures  par  un  large  ruban  blanc  qui  se  perd  par 
derriere  en  un  capuchon  grisätre.  Le  dos,  le  croupiou,  les  couver- 
tures   du   dessus   des   alles   et   de   la  queue  sont  d'un  noir  luisant 


')  Ann    Mag.  Nat.  Hist.  18,  1846,  p.  10-15. 

-)  „  .  .  .  differs  in  having  the  hinder  part  of  the  head  of  a  light  silvery 
grey,  and  a  large  white  crescented  patch  on  each  side  of  the  neck  .  .  .  .  " 

')  Notice  sur  le  Choucas  de  la  Russie;  Mem.  Soc.  Imp.  Natur.  Moscou  I, 
1811,  p.  1—4,  pl.  l. 

*)  Hist.  Nat.  Ois.  d'Afrique  II,   p.  14,  pl.  53. 


l^;t)     Hellraayr:  Zur  NonieiiklaUir  zweier  i>aläarkti.scher  Kraben.      1  ^  <^''^- * >'"• 

[_  (los.  Hay. 

tiraiit  tres-peu  snr  le  violet.  Le  cou  et  le  ventre  sont  d'im  iioir 
grisätre  ou  meine  uoirs  flambes  de  gris.  Les  grandes  plumes  de  l'aile, 
les  plumes  de  la  qiieue  sont  d'nn  noir  [p.  3]  plus  clair  en  bas, 
tirant  en  haut  sur  le  vert.  La  troisieme  penne  de  l'aile  est  la 
l)lus  longue;  Celles  de  la  queue,  au  nonibre  de  douze,  sont  arron- 
dies  et  d'une  loiigueur  presque  egale.  Les  deux  intermediaires 
sont  taut  soit  peu  plus  longues. 

„L'iris  est  blanchätre  passant  quelquefois  au  bleu-grisätre. 
Le  bec,  les  pieds  et  les  ongles  sont  noiis. 

„Ils  restent  en  liiver  et  en  ete  daus  ces  contrees,  niais  ils 
entrent  en  plus  grande  quantite  en  ville  pendant  l'liiver.  Ils 
niclient  comme  les  choucas  ordinaires  dans  les  tours  les  plus  ele- 
vees,  meine  quelquefois  daus  les  maisons  basses  des  paysans.  Ils 
pondent  quatre  oeufs. 

rQuoique  le  choucas  de  la  Russie  que  je  viens  de  decrire, 
ait  beaucoup  de  rapport  avec  le  choucas  proprement  dit,  il  est 
cependant  constamment  decore  de  cette  tache  blanche, 
ou  de  ce  ruban  blaue  des  deux  cötes,  qui  forme  quelquefois 
un  Collier  entier  comme  dans  les  choucas  habitant  la  Suisse.  11 
est  constamment  plus  petit.  Cette  decoration  constante,  et  sa 
grandeur  me  fönt  persister  dansmon  opinion  de  considerer  le  choucas 
de  la  Russie  comme  une  espece  differente  du  choucas  commun,  corviis 
monedida,  L,,  et  ä  laquelle  parait  appartenir  l'espece  ä  collier  de 
la  Suisse.     On  peut  le  reconnoitre  par  la  phrase  suivante: 

Corviis  Soemmeringü,  niger,  rostro  apice  dentato,  occipite 
incano,  collo  fascia  laterali  alba. 

„Comme  synonymes  de  variete  lui  appartiennent: 

Monedula  torqimta.     Charlet.   Exercit.   p.  75,  Nr.  7,  Ono- 

masticon,  p.  68,  Nr.  7. 
Monedula  altera  Aldrovandi  Aves.  Tom.  I,  p.  775. 
Aliud  Monedulae  genus.     Jonston,  Aves,  p.  26,  T.  XVI. 
Helvetian  Daiv  des  Anglais. 

Le  Choucas  ä  collier.  Brisson,  Ornithol.  Tom.  II,  p.  27. 
[p.  4]  Corvus  monedula  torqtfata.  Bechstein's  Vögel  Deutsch- 
lands, Leipzig  1793,  8.  Tom.  2.  p.  424.^' 
Fischer  gedenkt  dann  einer  weißen  (albinistischen)  Dohle, 
die  alljährlich  auf  einem  Landgut  des  Herrn  Piaton  Petrovitsch 
de  Bekettow  zui-  Brut  schreitet.  Daraufhin  bespricht  er  gewisse 
Abweichungen  der  russischen  Nebelkrähen  und  fährt  fort: 

„Je  donne  ici  une  figure  du  Choucas  de  Soemmeriug,  laquelle, 
ayant  ete  faite  d'apres  un  exemplaire  empaille  de  notre  Museum, 
ne  rend  pas  assez  la  nature  et  le  port  de  ces  animaux.  Le  gra- 
veur,  par  ses  traits  croissants,  a  en  outre  peche  contre  la  Situa- 
tion naturelle  des  plumes." 


XIII  2  ~\ 

'    '  I        Hellraayr:  Zur  Nomenklatur  zweier  paläarktischer  Krähen.       187 

Zum  Schlüsse  bemerkt  Fischer,  daß  „M.  le  Conseiller  de  Cour 
et  Dr.  Meyer  ä  Offenbach'  seiner  Auffassung  von  der  spezifischen 
Verschiedenheit  der  russischen  Dohle  beistimme. 

Die  vorstehende  Beschreibung  läßt  nicht  den  geringsten  Zweifel 
an  der  Identität  des  C.  soemmeringii  mit  der  heute  allgemein 
Coloeus  }noned'ula  coUaris  genannten,  in  Ost-  und  SO. -Europa  weit 
verbreiteten  Dohlenform  bestehen.  Die  Abbildung  auf  Tafel  1  ist 
allerdings  herzlich  schlecht,  zeigt  aber  deutlich  den  charakteristi- 
schen weißen  Fleck  auf  den  Halsseiten.  Was  die  von  Fischer 
zitierten  Bücherstellen  betriift,  die  alle  auf  einen  in  der  Gegend 
von  Zug  erbeuteten  Vogel  mit  weißem  Halsring  zurückgehen,  so 
dürfte  es  sich  dabei  wohl  sicher  um  eine  (vielleicht  albinistische?) 
Varietät  der  gewöhnlichen  Schweizer  Dohle  handeln. 

Die  östliche  Dohle  erhält  somit  den  Namen 

Coloeus  monedula  soeynmeringii  (Fischer). 
Corvus  Soemmeri'iKjii  G.  Fischer,  Mem.  Soc.  Imp.  Natur.  Moscou  I, 

p.  3,  pl.  I  (1811.  —  Moskau,  Rußland). 
C[orvus]  collaris  Drummond,  Ann.  Mag,  Nat.  Hist.  18,  p.  11  (1846.  — 
Macedonien  etc.) 

Die  Zoologische  Sammlung  besitzt  eine  große  Serie  dieser 
Form  aus  W.-Rußlaud  (Smorgon),  S.-Ungarn,  Rumänien,  Maze- 
donien, Krim,  Kaukasien  etc.,  ohne  daß  es  mir  möglich  gewesen 
wäre,  zwischen  Exemplaren  von  verschiedenen  Fundorten  bestän- 
dige Unterschiede  aufzufinden. 


188  Hellmayr:  Mii^cellaiiea  Ornitholugica  11. 


[Vcih.  Olli. 
Ges.  Bay. 


Miscellanea  Ornithologica  11'). 

Von 

C.  E.  Hellmayr. 

\.  Zwei  neue  iieotropisclie  Tracheoplioiieii. 

Ilypolophus  hevnardi  caja/nun^cde  ii.  snbsp. 

Tlianniophilas  nibinuchalis  (nee  Sclater)  Taczanowski,  Proc.  Zool, 
fcJoc.  Lond.  1880,  p.  201  (Callacate);  idem,  Orn.  Perou,  II,  1884, 
p.  14  (part.:    Callacate,  Guadalupa,  Paucal). 

Adult.  —  Ähnlich  H.  h.  beniardi  (Less.)^),  aus  S.W.-Ecuador, 
aber  merklich  größer;  Rücken  viel  dunkler,  intensiv  rostrotbraun 
(statt  matt  röstlichbraun);  Außensäume  der  großen  Oberfliigeldecken 
und  Schwingen  viel  lebhafter  ziratrösllich braun.  Die  cfcT  unter- 
scheiden sich  ferner  durch  viel  geringere  F^ntwickiung  der  weißen 
Fleckung  des  Oberkopfes,  welche  auf  wenige  Schaftstriche  am 
vordersten  Stirnrand  beschränkt  ist,  und  die  Reduktion  der  weißen 
Mischung  auf  Backen,  Bartgegend  und  Vorderkehle. 

cfcf  AI.  86-88;      caud.  68-70;  i-ostr.  22— 237^  mm. 

??    AI.  82V2,  85;   caud.  68,  72;    rostr.  20 V3,  21 V3  mm. 

Type  im  Zoologischen  Museum,  München:  Nr.  16.  808.  cT  ad. 
Tembladera,  auf  dem  Wege  von  Pacasmayo  nach  San  Pablo, 
Dept.  Cajamarca,  N.-Peru,  alt.  1200  engl.  Fuß,  Juni  7,  1895. 
0.  T.  Baron  coli. 

Hab.  —  West-  und  Ostseite  der  Küstenkordillere  im  nörd- 
lichen Peru  in  den  Depts.  Cajamarca  (Tembladera,  Callacate)  und 
Libertad  (Trujillo,  Guadalupa,  Paucal). 


')  Siehe  diese  „Verhandlungen"  XII,  Heft  2,  Febr.  1915,  p.  119—126. 

''■)   Thamnophüus  Bernnrdi  (Abeille  Ms.)  Lesson,  Echo  du  Mond.  Sav.  11, 

Xr.  15,  col.  348  (Aug.  1844.    —    „aux  alentours  de  Gayaquil"  [sie],   i   e. 

Guayaquil,    S.W.-Ecuador;  descr.  $);    idem,   Oeuvr.    compl.    Buffon    (^d. 

L^vöque),  vol.  20  |  -  Descr.  Maramif.  etOis.],  1847,  p.  299  (Guayaquil). — 

Dieser  Name  hat  um  viele  Jahre  die  Priorität  über  Thamnophüus  albinu- 

chalis  Sclater   [Proc.  Zool.  Soc.  Lond.  23,   April   1855,    p.  18:    „in  rep.   Equa- 

toriana,     Guyaquil  et  insula  Puna.  Mus.  Brit.";    descr.  (J'$],   dessen    Originale, 

je  ein  Pärchen  aus  Guayaquil  (coli.  Kellett-Wood)  und  von  der  Insel  Puna  (coli. 

G.  Barclay),  sich  im  British  Museum   befinden.     Auf  meine  briefliche  Mitteilung 

hin  haben  bereits  Brabourne  &  Chubb  (Birds  of  S -America  I,  1912,  p.  191)   diese 

Namensändei'ung  vorgenommen,   ohne  indessen   die  früheste  Veröffentlichung  zu 

zitieren. 


■^      '^"'  I  Hellmayr:  Miscellanea  Ornithologica  II.  489 

Obs.  —  Diese  neue  Form  liegt  mir  in  einer  Suite  von  acht 
Exemplaren  vor.  Sechs  cTcf  und  ein  $  wurden  von  0.  T.  Baron  bei 
Tembladera  und  Trujillo  am  Westabhang  der  Küstenkordillere  im 
Januar,  Mai  und  Juni  1895,  ein  Weibchen  von  J.  Stolzmann  in 
Oallacate,  am  Ostabhang  derselben  Gebirgskette,  im  April  1879 
gesammelt.  Vom  typischen  //.  b.  bernardi  untersuchte  ich  7  cTcT 
4  $$  von  Guayaquil  und  der  Insel  Puua,  einschließlich  der  Typen 
von  T.  albimichalis,  ferner  ein  5  ad.  aus  Tumbez,  N.W.-Peru,  das 
in  jeder  Hinsicht  mit  jenen  aus  W.-Ecuador  übereinstimmt. 

Das  auffallendste  Kennzeichen  der  Bewohner  der  westlichen 
Andenkette  von  Peru  liegt  in  der  viel  dunkleren,  intensiv  rost- 
rotbrauuen  (statt  matt  röstlicherdbraunen)  Rückenfärbung  und 
den  viel  lebhafter  ziratröstlichbraunen  Säumen  der  großen  Ober- 
flügeldecken und  der  Schwungfedern.  Ferner  zeigen  die  cfcf  nur 
am  vorderen  Stirnrande  einige  winzige,  weißliche  Fleckchen,  wogegen 
bei  H.  b.  bernardi  die  ganze  Stirn  bis  in  Augenhöhe  grob  weiß  oder 
rahmfarbig  gefleckt  ist;  die  weiße  Mischung  auf  den  Kopfseiten 
und  der  Kehle  ist  auf  ein  Minimum  reduziert.  Endlich  hat  H.  b. 
cajamarcae  merklich  längere  Flügel  und  Schwanz,  während  in  der 
Schnabelstärke  zwischen  den  beiden  Formen  kein  Unterschied 
besteht. 

Das  $  aus  Oallacate  (Ostseite  der  Küstenkordillere)  stimmt 
bis  auf  etwas  hellere  Bauchmitte  mit  jenem  aus  Tembladera  über- 
ein. Dagegen  gehört  ein  von  Stolzmann  bei  Tumbez,  in  der 
sandigen  Küstenzone  des  nordwestlichen  Peru  am  Gestade  des 
Golfes  von  Guayaquil  erbeutetes  Weibchen  des  Wiener  Museums 
unzweifelhaft  zur  blassen,  typischen  Form. 

Die  Verbreitung  der  zwei  Formen  ist  wie  folgt: 
a)  Hypolophus  bernardi  bernardi  (Less.)^). 

Das  trockene  Küstengebiet   am  Golf  von  Guayaquil  in  S.W.- 
Ecuador (Guayaquil;  Puna-Insel)  und  N.W.-Peru  (Tumbez) '■^). 
Sieben  cTcT,  Guayaquil,  Puna-Insel 

al.  80—84;  caud.  63—67:  rostr.  21—23  mm. 
Vier       $$,    Guayaquil,  Puna-Insel 

al.  78—82;  caud.  61—64;  rostr.  20—22  mm. 
Ein        $,      Tumbez 

al.  82 ;  caud.  63  ;  rostr.  20  mm. 


')  Man  könnte  versucht  sein,  H.  bernardi  dem  Formenkreise  von  U.  cana- 
densis  (Linn.)  anzugliedern,  mit  dem  er  gewiß  nahe  verwandt  ist.  Indessen 
sprechen  verschiedene  Einzelheiten,  vor  allem  die  sehr  abweichende  Färbung  des 
Weibchens  (teilweise  schwarzer  Oberkopf,  ziratrote,  statt  schwarze  Oberschwanz- 
deeken  und  Steuerfedern  etc.)  gegen  eine  solche  Auffassung.  Die  Frage  scheint 
uns  noch  nicht  spruchreif  zu  sein 

'•')  Das  von  Cabanis  &  Heine  (Mus.  Hein.  II,  1859,  p.  16)  behauptete  Vor- 
kommen der  Art  in  „Neu  Granada"  beruht  wohl  auf  einer  unrichtigen  Fund- 
ortsangabe,  sofern  das  erwähnte  (j"  jnv.  überhaupt  hiei'her  gehört. 


190  Hellmavr:  Miscellanea  Ornithologica  II.  fVerh.  Orn. 

|_  Ges.  Bay. 

b)  Hypolophus  ber?iardi  cajamarrae  Hellm. 
Küstenkordillere  (West-  und  Ostseite)  des  nördlichen  Peru  in 
den  Dept.  Cajamarca  (Tembladera,  Callacate)   und  Libertad  (Tru- 
jillo,  Guadalupa,  Paucal  [=  Nancho]). 
Fünf  cTcT,  Tembladera,  Trujillo 

al.  86-88;       caud.  68—70;  rostr.  22— 28V2  mm, 
Ein     $,       Tembladera 

al.  85;       caud.  72:  rostr.  20^/3  mm. 

Ein     $,       Callacate 

al.  82V2'  caud.  68;  rostr.  21^/3  mm. 

Sittasomtis  f/riseie(i2nlhfs  reiseri  11.  siibsp. 

Sittasomus  erithacus  susbp.?,  Reiser,  Denkscbr.  math.-naturw.  Kl. 
Akad.    Wiss.    Wien  76,    1910,   p.  68  (Piauhy:   Gegend   von 
Paranaguä). 
Sittasomus  erithacus  chapadeyisis  (nee  Ridgway)  Reiser,  1.  c.  p.  68 

(Faz.  Taboa  am  Rio  Preto,  N.W.-Babia). 

Adult.  —  Am  nächsten  verwandt  mit  S.  g.  griseicapillus 
(Vieill.)^)  aus  Mattogrosso,  O.-Bolivia,  Argentinien  und  N.-Paraguaj'^, 
aber  leicht  unterschieden  durch  geringere  Größe,  schwächeren 
Schnabel,  ausgesprochen  fahl  bräunliche  (statt  olivgraue  oder  grün- 
lich olivenfarbige)  F'ärbung  des  Hinterkopfes  und  Mantels,  lebhaft 
zimtröstlichbraun  überlaufene  Stirn  und  Scheitel,  endlich  durch  röst- 
lichbraune  (statt  olivenfarbige)  Kopfseiten,  warm  röstlich-rahmbraune 
(statt  schmutzig  „buffy  greyish")  Unterseite  mit  entschieden 
zimtröstlichen  Weichen.  Ferner  ist  das  Zimtrot  von  Flügel  und 
Schwanz  merklich  heller. 

cTcT.  —  AI.  72V2— 74V2;  caud.  77—78;  rostr.  13— ISV^  mm. 
§5.  —  AI.  64,  65;  caud.  68,  70;    rostr.  I2V2— 13  mm. 

Type  im  k.  k.  Naturhistorischen  Hofmuseum,  Wien:  Nr.  — . 
cf  ad.  Pedrinha  an  der  Westseite  des  See's  von  Paranaguä,  S.-Piauhv, 
N.O.-Brazil,  Mai  21,  1903.     Santarius  coli.  Nr.  764. 

Hab,  —  N.O.-Brazil,  im  südlichen  Piauhy  (Paranaguä;  Tinoko 
nächst  Buriti,    See  von  Missäo   bei  Paranaguä;    Pedrinha  am  See 


*)  Bendrocopus  griseicapillus  Y'xeiWoi,  Nouv.  Diet.  d' Hist.  Nat.,  nouv.  ed., 
2(5,  p.  119  (1818.  —  ex  Azara  Nr.  244:  Paraguay)  ist  ein  viel  älterer  Name  für 
Sittasomus  chapadensis  Ridgw.  (Proe.  U.S.  Mus  14,  1892,  p.  509:  Chapada, 
Mattogrosso,  S.W.-Brazil).  Vieillot's  Beschreibung  ist  gekürzt  und  zum  TeU  irre- 
führend, namentlich  der  Passus:  „un  gris  pale  est  repandu  sur  toute  la  tete,  le 
cou,  et  le  dessus  du  corps";  wogegen  wir  bei  Azara  in  Sonninis  französischer 
Ausgabe,  der  eine  unraißdeutbare  Kennzeichnung  des  Vogels  gibt,  ganz  richtig 
lesen:  „le  dessous  du  corps".  Ein  (^  ad.  aus  Concepcion,  N.-Paraguay,  E. 
Weiske,  im  Münchener  Museum,  stimmt  bis  auf  etwas  mehr  rahmgelbliche 
Mittellinie  des  Abdomens  in  der  Tat  mit  Topotypen  des  S.  chapadensis  aus 
Chapada  überein.  Da  D.  griseicapillus  Vieill.  auch  älter  ist  als  Dendrocolaptes 
sylviellus  Temm.  1821  und  Z).  erithacus  Licht.  1822,  hat  er  als  Saunnelname 
für  die  ganze  Forraengruppe  in  Kraft  zu  treten, 


^^^^>^>  I  Hellmayr:  Miscellanea  Ornithologica  II.  191 

von  Paranaguä)  und  nordwestlichen  Bahia  (Pazenda  Taboa  am 
Rio  Preto). 

Obs.  —  Sechs  Bälge  dieser  scharf  gekennzeichneten  Form,  die 
den  Anhängern  der  alten  Schule  als  ausgezeichnete  „Spezies"  gelten 
dürfte,  darunter  zwei  cj^cf  ad.,  1  $  ad.  und  drei  jüngere  Individuen 
wurden  von  dem  Ornithologen  der  Wiener  Expedition  nach  N.O.- 
Brasilien, Othmar  Reiser  im  südlichen  Piauhy  und  in  der  Nord- 
westecke des  Staates  Bahia  gesammelt.  Sie  steht  dem  *S'.  g.  grisei- 
capülus,  aus  dem  südwestlichen  Brasilien  (Mattogrosso)  und  nörd- 
lichen Paraguay  am  nächsten  und  teilt  mit  ihm  den  Besitz  einer 
zimtrötlichen  Subapicalzone  an  den  Federn  des  Vorder-  und  Mittel- 
rückens, wodurch  beide  sehr  auffallend  von  dem  im  südöstlichen 
Waldgebiet  heimischen  8.  griseicapillus  sylvielliis  (Temm.)  ab- 
weichen. Die  auffallendsten  Kennzeichen  des  8.  griseicapillus 
reiseri  sind  der  zimtröstlichbraune  Anflug  des  Vorderkopfes  und 
die  intensiv  röstlich  rahmbraune  Unterseite  mit  den  zimtröstlichen 
Weichen,  während  bei  der  typischen  Form  der  ganze  Oberkopf 
gleichmäßig  bräunlich-  oder  graulich-oliv  und  die  Unterseite 
schmutzig  rahmgraulich  gefärbt  erscheint.  Der  Gesamtton  des 
Hinterkopfes  und  Mantels  ist  bei  der  neuen  Form  entschiedener 
bräunlich,  das  Zimtrot  der  Schwingen  und  Steuerfedern  durch- 
schnittlich heller;  die  Kopfseiten  sind  fahl  röstlichbraun  statt 
olivenfarbig,  was  besonders  an  der  Ohrgegend  auffällt;  endlich  die 
Flügel   merklich   kürzer*),    der  Schnabel   in  der  Regel  schwächer. 

Die  Variation  der  sechs  Exemplare  beschränkt  sich  in  der 
Hauptsache  auf  die  Intensität  der  Unterseite,  die  bald  heller, 
bald  dunkler  rahmröstlichbraun  erscheint.  Weibchen  und  jüngere 
Vögel  zeigen,  wie  bei  den  verwandten  Formen,  beträchtlich  ge- 
ringere Dimensionen  und  an  den  zimtroten  Bürzel-  und  Ober- 
schwanzdeckfedern feine,  helle  Spitzenränder.  Reiser  hielt  den 
Vogel  vom  Rio  Preto,  N.W. -Bahia,  für  subspezifisch  verschieden 
von  den  Stücken  aus  S.  Piauhy.  Obwohl  das  ziemlich  schlecht 
erhaltene  Exemplar  unausgefärbt  und  überdies  im  Federwechsel 
begriffen  ist,  scheint  mir  seine  Zugehörigkeit  zu.  8.  g.  reiseri  durch- 
aus nicht  zweifelhaft;  denn  einige  eben  hervorsprießende  frische 
Federn  auf  Vorderscheitel  und  Vorderbrust  weisen  deutlich  die 
für  unsere  Form  charakteristische  Färbung  auf.  Gleichwohl  halte 
ich  die  Untersuchung  einer  Serie  guter  Bälge  vom  Rio  Preto 
für  geboten. 

8.  grisekapilhis  reiseri,  den  ich  meinem  lieben  Freunde  Othmar 
Reiser  in  aufrichtiger  Wertschätzung  widme,  vertritt  die  typische 


^)  8.    griseicapillus   griseicapillus    (=  chapadensis    aucl.)    zeigt    folgende 
(i  rußen  Verhältnisse : 

Hiehzehn  cTcf  *l    78—82,  einmal  TO;  caud.  77—85;  rostr.  l2'/.2— 14','2  mm. 
^'eun  $^   al.  70—75;  caud.  70-79;  rostr.  12'/»— 14  mm. 


192  Hellmayr:  Misccilanea  Ornithologica  II.  fVerh.  Orn. 

|_  Ges.  Bay. 

Form  augenscheinlich  in  den  trockenen  Campo-Distrikten  des  nord- 
östlichen Brasilien. 

Durch  diese  Neuentdeckung'  erhöht  sich  die  Zahl  der  aus 
Brasilien  bekannten  SlttasoiHus-Fovmen  auf  fünf.  Ihre  Verbreitung 
sei  im  Nachstehenden  kurz  skizziert. 

a)  S.  griseicapilhis  aniaxonus  Lafi".  ^). 

Amazonisclies  Waldgebiet,  vom  Tocantins  und  Britisch  Guiana 
westwärts  bis  zu  den  Ostabliängen  der  Anden  in  Elcuador  und 
Peru,  südlich  bis  in  das  Quellgebiet  des  Rio  Beni.  Prov.  Yungas, 
N.-Bolivia. 

b)  S.  griseicapillus  rciseri  Hellm. 
N.O.-Brasilien:  Piauhy,  N.W.-Bahia. 

c)  S.  griseicapillus  griseicapillus  (Vieill.). 
S.W.-Brasilien:  Mattogrosso  (Chapada,  Engenho  do  Pari,  Eng. 

do  Gama,  Urucüm,  Pan  de  Azucar);  O.-Bolivia  (Santa  Cruz  de  la 
Sierra,  Chiquitos);  N.-Paraguay  (Colouia  Risso,  Rio  Apa;  Villa 
Concepcion);  N.W.-Argentinien,  von  Jujuy  und  Tucumän  ostwärts 
bis  an  den  Paranä  in  die  Prov.  Santa  Fe  (Ocarapo). 

d)  *S'.  griseicapillus  sylviellus  (Temm.)^). 
Süd-Paraguay   (Tebicuari,  Sapucay,  Villa  Rica);    N.O.- Argen- 
tinien: Misiones  (S.  Javier,  Posadas);  und  das  südöstl.  Brasilien,  von 
Espirito    Santo,    Rio    de   Janeiro    und    S.-Goyaz    bis    Rio  Grande 
do  Sul. 

e)  S.  griseicapillus  oUvaceus  Wied^). 
Waldgebiet  des  südlichen  Bahia. 

VI.  Über  einige  Coerebiden-Typeii. 

Im  „Museum  Heineanum",  I,  1850,  p.  96  stellte  J.  Cabanis 
eine  Anzahl  neuer  Arten  der  Gattung  Arbelorldna  \=  Cgauerpes 
unserer  Tage]  auf.  Da  die  beigefügten  Diagnosen  außerordentlich 
kurz  gehalten  sind  und  spezielle  Maliangaben  durchweg  fehlen, 
herrschte  hinsichtlich  der  Deutung  dieser  Namen  beträchtliche 
Unsicherheit,  die  ich  im  Verlaufe  meiner  Studien  über  die  neo- 
tropische Vogelwelt  wiederholt  störend  empfunden  hatte.  Küi-z- 
lich  bot  sich  mir  durch  die  Güte  des  Herrn  Amtsrates  F.  Heine, 
dem  ich  hier  den  schuldigen  Dank  für  sein  Entgegenkommen  aus- 
sprechen möchte,  die  willkommene  Gelegenheit,  alle  Exemplare, 
die  Cabanis  vorgelegen  hatten,  selbst  nachzuprüfen  und  mit  den 
großen  Serien  in  der  Münchener  Zoologischen  Sammlung  eingehend 
zu  vergleichen.  Eie  Ergebnisse  dieser  Untersuchung  sollen  im 
Folgenden  weiteren  Kreisen  zugänglich  gemacht  werden. 


')  Sittasomus  amazonus  Lafresnaye,  Rev.  Mag.  Zool.  (2)  II,  p.  090  (1850. 
—  „Haut.-Amazone",  coli.  Castelnaii). 

2)  Cfr.  M^n^iux  et  Hellmayr,  Mem.  Soc.  d'Hist.  NaI.  Auluii  19,  19(H;, 
p.  95. 

')  Cfr.  Hellmavr,  Nov.  Zool.  15,  1908,  p.  G3,  sub  Nr.  lOf). 

l 


^^^^'„^'  Hellraayr:  Miscellanea  Oruithologica  II.  193 

1.  Arhelorhma  brevipes  Gab.  Mus.  Hein.  I,  1850,  p.  96:  c^  ad. 
ex  „Porto  Cabeiro";  :=  Cyanerpes  cyaiiea  cijanea  (Liim.)^),  mit 
falschem  Fundort! 

Nr.  2481.  Arhelorhina  brevipes  Gab.  cf  ad.  Porto  Cabello. 
Polly.  —  AI.  63;  caud.  3772 ;  tars.  12;  rostr.  [13]  mm. 

Nach  Cabanis  unterscheidet  sich  diese  Form  von  A.  cyanca 
nur  durch  etwas  kleinere  Statur  und  merklich  kürzere  Tarsen. 
Der  Typus,  ein  vollkommen  ausgefärbtes  cT  in  fertigem  Hochzeits- 
kleide, gehört  keineswegs  zu  der  großen,  langschnäbligen  Form 
der  venezuelanischen  Küstengebirge,  wie  Oberholser^)  angenommen 
hatte,  und  stammt  ganz  gewiß  nicht  aus  Puerto  Cabello.  Meine 
früher  ausgesprochene  Vermutung^),  daß  die  Lokalität  von  A. 
brevipes  unzuverlässig  sein  dürfte,  erweist  sich  als  durchaus  zu- 
treifend. 

Ich  vermag  in  dem  Vogel  nichts  anderes  als  ein  schwach- 
schnäbliges  Exemplar  der  typischen  C.  c.  cyanea  zu  erblicken, 
die  mir  in  einer  zahlreichen  Suite  aus  Gayenne,  Surinam,  Bahia, 
Trinidad,  und  dem  Caura-Distrikt  vorliegt.  Flügel-  und  Schwanz- 
länge entsprechen  völlig  einem  cf  aus  Bahia;  der  Tarsus  ist 
keineswegs  schwächer  oder  kürzer  als  bei  einigen  unserer 
Vögel  aus  Gayenne  und  Trinidad.  Die  blaue  Kopfplatte  ist  durch- 
aus nicht  weiß  lieh  blau  wie  bei  C.  c.  eximia,  aus  N.-Venezuela, 
sondern  schön  himmelblau  wie  bei  Stücken  aus  Bahia  etc.  Nicht 
zu  leugnen  ist,  daß  dei*  Typus  schwächeren  (an  der  Wurzel 
dünneren)  Schnabel  besitzt  als  die  Mehrzahl  unserer  Bälge  der 
typischen  C.  c.  cyanea,  obwohl  ein  cf  ad.  aus  Saint- Jean-du-Maroni, 
Gayenne,  unserer  Sammlung  hierin  dem  Vogel  des  Musei  Heineani 
gleicht.  [Der  Schnabel  scheint  nicht  kürzer  gewesen  zu  sein,  doch 
ist  seine  ursprüngliche  Länge  nicht  mehr  festzustellen,  da  die 
Spitze  beider  Mandibeln  abgebrochen  ist.]  Angesichts  der  be- 
trächtlichen Variation,  der  die  Schnabellänge  und  -stärke  bei  In- 
dividuen von  einer  und  derselben  Lokalität  unterworfen  ist*), 
vermag  ich  dieser  Abweichung  keine  Bedeutung  beizumessen.  Die 
Präparationsweise  des  Typus  von  A.  brevipes  ist  total  verschieden 
von  jener  der  Originale  der  folgenden  Art.  Jedenfalls  ist  der 
Vogel  nicht  bei  Puei'to  Gabello  erlegt  worden.  Diese  Stadt  diente 
früher  als  Ausfuhrhafen  für  die  Produkte  des  nördlichen  Venezuela, 
und  so  mag  auch  der  Balg  aus  dem  Innern  dieses  Landes,  viel- 
leicht von  den  Ufern  des  Orinoko  dorthin  gebracht   worden  sein, 


')  Certhia  cyanea  Linnaeiis,  Syst.  Xat.  12,  I,  p.  188  (1766.  —  es  Edwards, 
Brisson  etc.  —  Surinam  bestimmt  als  Terra  tvpica  (ex  Edwards),  auct.  Hell- 
mayr,  Nov.  Zool.  13,  1906,  p.  9). 

*)  Auk,  16,  1899,  p.  33. 

')  Nov.  Zool.  13,  1906,  p.  10. 

*)  In  einer  Herie  von  sechs  alten  (^(f  aus  dem  Miuengebiet  von  Britisch 
Guiana  schwankt  die  Schnabellänge  zwischen  If)  und  18  mm. 


194  Hellmayr:  Miscellauoa  Ornithologica  II.  FVerh.  Orn. 

|_  Ges.  Bay. 

von  wo  er  dann  seinen  Weg  nach  Europa  fand.  Solches  war 
sicherlich  auch  mit  dem  gleichfalls  „Porto  Cabello"  etikeltieiten 
Typus  der  Sicalis  colunihiana  Gab.  der  Fall. 

2.  Ärhclorhina  eximia  Cab.  1.  c.  p.  96:  cf'  ad.  ex  „Poilo 
Cabello'';  =  Cijancrpes  cymiea  eximia  (Cab.). 

Nr.  2482.     Arbclorlnna  eximia  Cab.  cf.  Polly.  I^)ito  Cabello.  — 

AI.  66;       caud.  40;  r.  20  mm. 
Nr.  2483.     A.  eximia  Cab.  ö".  Porto  Cabello.  — 

AI.  66 V-,;  caud.  89;  r.  20  mm. 
Die  Typen,  zwei  völlig  ausgefärbte  alte  cTcf.  stimmen  in 
Größe  und  E'ärbung  durchaus  mit  den  von  Klages  im  Tale  von 
San  Esteban  (Hinterland  von  Puerto  Cabello)  gesammelten  Stücken 
und  anderen  aus  dem  Gebirgsstocke  von  Cumanä  und  von  der 
Paria  Halbinsel  (Yacua)  überein.  Es  handelt  sich  in  der  Tat  um 
die  große,  langschnäblige  Form  mit  helll  weißlich)blauem  Scheitel, 
die  an  der  ganzen  Nordküste  Venezuela's  von  Bermudez  bis  un- 
weit Merida  (Ejido)  vorkommt.  Bereits  RichmondM  hatte  den 
Namen  eximia  ganz  zutreffend  auf  sie  bezogen,  und  ich  selbst  habe 
in  meiner  Abhandlung  „On  the  Birds  of  the  Island  of  Trinidad" '') 
die  Kennzeichen  und  Verbreitung  der  C.  cyanea  eximia  (Cab.)  des 
Längeren  erörtert,  worauf  hiermit  verwiesen  sei. 

3.  Arhelorhina  longirostristris  [err.  typogr.  |  Cabanis,  1.  c.  p.  96 : 
cT  juv.,  5  ex  „Caraccas";=  Cyanerpes  caerulea  irijulatis  {Bonsi[).), 
mit  falschem  Fundort! 

Nr.  2491.  Arhelorhina  longirostris  Cab.  cf  juv.  Polly.  Caraccas.  — 

AI.  59;       c.  30;       r.  22  mm. 
Nr.  2492.  A.  longirostris  Cab.  cT  juv.  Polly.  Caraccas.  — 

AI.  57;       c.  30;       r.  21 V2  mm. 
Nr.  2494.  A.  longirostris  Cab.  g  [ad.]  Polly.  Caraccas.  — 

AI.  59;       c.  30 V2;  r.  2OV2  mm. 
Nr.  2493.  A.  longirostris  Cab.  g  |imm.]  Polly.  Caraccas.  — 

AI.  56;       c.  28;       r.  21  mm. 
Nr.  2495.  A,  longirostris  Cab.  $  [imm.]  Polly.  Caraccas.  — 

AI.  543/4;  c.  28;       r.  21^2  mm. 

Diese  fünf  Exemplare  tragen  das  grüne  Kleid  des  Weibchens 
mit  hellrostfarbiger  Kehle  und  Zügelgegend  etc.  Nr.  2491  ist 
sicher  ein  junges  cT  im  Federwechsel,  da  es  bereits  einige  samt- 
schwarze innere  große  Oberflügeldecken  und  Armschwingen  trägt, 
überdies  auf  Bürzel  und  Oberkopf  einzelne  blaue,  auf  der  Kehle 
ein  paar  schwarze  Federn  hervorsprießen.  Ni-.  2492,  von  Cabanis 
als  cf  juv.  bezeichnet,  unterscheidet  sich  in  nichts  von  den  weib- 
lichen Individuen.     Dagegen   scheinen    Nr.  2493  und  2495,   nach 


')  Proc.  U.S.  Mus.  18,  189Ü,  p.  G79. 
*)  Nov.  Zool.  13,  1906,  p.  9-10. 


^^^^'^>  j  Hellniayr:  Miscellanea  Ornithologica  II.  195 

der  zerschlissen-flaumigen  Struktur  der  Oberseitenbefiedernng  zu 
schließen,  jüngere  Vögel  zu  sein. 

Diese  fünf  Bälge,  welche  als  Typen  von  A.  longirostris  zu 
gelten  haben,  können  unmöglich  in  Caracas  erlegt  worden  sein; 
denn  nach  Stärke  und  Länge  des  Schnabels,  stimmen  sie  voll- 
ständig mit  der  auf  Trinidad  beschränkten  C.  caerulea 
trinitatis  (Bonap.)  über  ein,  die  in  unserer  Sammlung  durch  eine 
von  Klages  und  Andre  erbeutete,  große  Serie  vertreten  ist. 

Der  langschnäbeligste  Vogel,  Nr.  2491,  hat  völlig  so  langen 
und  dicken  Schnabel  wie  unser  starkschnäbeligstes  Weibchen  aus 
Caparo,  Trinidad  (Nr.  12.  1663),  während  Nr.  2494,  das  den  kürzesten 
Schnabel  besitzt,  hierin  einem  Weibchen  aus  Aripo,  Trinidad  (Nr. 
12.  1661)  gleicht. 

Auch  Flügel-  und  Schwanzlänge  decken  sich  bei  den  zwei 
Serien  nahezu  vollständig: 

Typen  A.  longirostris 

al.  543/,— 59;  c.  28— 3OV2;  r.  2OV2-2IV2  mm. 
Sechs  Weibchen  aus  Trinidad 

al.  55-58;      c.  27V2— 29;  r.  20^2—22  mm. 
Dagegen  ergeben  sich  für  6'.  c.  caerulea  folgende  Werte: 
Zwei    Weibchen  aus  Cayenne 

al.  54,  55;       c.  26,  27;    r.  18  mm. 
Sechs  Weibchen  aus  Cumana 

al.  54— 56V2;  c.  27—29;  r.  17—18^3  mm. 
Zwei    Weibchen  aus  S.  Esteban 

al.  55,  56 V2;    c.  27;  r.  18 V2  mm. 

Die  Kehle  ist  bei  den  Typen  etwas  beschmutzt  und  verblichen, 
erscheint  daher  heller  rostfarbig  als  bei  unseren  frischen  Bälgen 
aus  Trinidad;  sie  ist  aber  immer  noch  etwas  dunkler  als  bei  der 
Serie  der  C.  c.  caerulea  aus  Cayenne,  Brit.  Guiana  und  N.-Venezuela. 
Die  Entwicklung  des  rostfarbigen  Bartstriches  und  die  Tönung 
der  Streifen  auf  der  Unterseite  weist  dieselbe  Variation  auf  wie 
bei  den  Weibchen  der  verwandten  Formen. 

Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  der  vom  Naturalien- 
händler Polly  angegebene  Fundort  Caracas  irrtümlich  ist,  und  die 
Typen  der  A.  longirostris  Csib.  tatsächlich  aus  Trinidad  stammen, 
eine  Vermutung,  der  ich  schon  früher^)  Ausdruck  gegeben  habe. 
Die  langschnäbelige  Trinidad-Form,  deren  Merkmale  an  anderer 
Stelle  ^)  ausführlich  erörtert  wurden,  hat  somit  anstatt  C.  c.  trini- 
tatis (Bonap.)  1854  die  ältere  Bezeichnung  C,  caerulea  longi- 
rostris (Cab.)  zu  tragen^). 


1)  Nov.  Zool    13,  1906,  p.  8. 

*)  Es  verdient  erwähnt  zu  werden,  daß  schon  Finsch  (P.  Z.  B.  Lond.  1870, 
p.  561)  den  Namen  longirostris  auf  die  Trinidad-Form  bezogen  hatte. 

13* 
\ 


IQß  Hellmayr:  IMiscellaiiea  ()rnitholüe;ica  II.  je. 

^^"  ^  °  L  Ges.  Bay. 

4.  Arbelorhma  hrevirostris  Gab.  1.  c.  p.  96:  cT  ad.  ex  „Porto 
Cabello";  =  Cyancrpes  nitida  (Hartl.),  mit  falschem  Fundort! 
Nr.  2496.  Arhelorliina  hrevirostris  Gab.  cT-  PoUy.  Porto  Gabello.  — 
AI.  50;  caiid.  28;  rostr.  11^/^  mm. 

Die  Auflösung-  dieser  Art  ist  bisher  nicht  geglückt,  obwohl 
Gabanis  ^)  alle  wesentlichen  Merkmale  der  C.  nitida  gegenüber  der 
bekannten  C.  caeniha  treffend  hervorgehoben  hatte.  Der  Mangel  ge- 
nauer Maßangaben  und  die  unrichtige  Fundortsbezeichnung  verfühiten 
alle  Autoren,  u.  a.  auch  Oberholser^)  und  den  Schreiber  dieser 
Zeilen^),  A.  brerirostris  für  eine  individuelle  Abweichung  von 
C.  caerulea  zu  halten.  Die  Untersuchung  der  Type,  eines  völlig 
ausgefärbten  alten  cT,  ermöglichte  es,  ihre  absolute  Identität  mit 
C.  nitida  festzustellen.  Verglichen  mit  einem  cT  ad.  vom  oberen 
Amazonas  und  einem  anderen  aus  Nicare,  Gaura,  0. -Venezuela,  zeigt 
der  Vogel  des  Musei  Heineani  nicht  die  geringste  Abweichung: 
vor  allem  besitzt  er  ebenso  kurzen,  wenig  gebogenen  Schnabel, 
dieselbe  rein  blaue  Nuance  des  Kleingefieders  —  wogegen  es  bei 
C.  caerulea  entschieden  violett  getönt  ist  — ,  und  ebenso  weit  über 
die  Gurgel  hinab  und  hier  sanft  abgerundeten  schwarzen  Kehlfleck. 
Wie  bei  unserem  Nicare- Vogel  ti'agen  die  mattschwarzen  Achsel- 
federn breite  dunkelgrüne  Spitzen,  und  ebensolche  Subapicalliecken 
stehen  an  den  Interscapular-  und  Schulterfedern.  Diese  grünen 
Abzeichen  fehlen  dem  c/'  vom  oberen  Amazonas  vollständig. 

Der  Fundort  „Porto  Cabello"  ist  natürlich  auch  in  diesem 
Falle  falsch;  denn  C.  nitida  bewohnt  lediglich  das  amazonische 
Waldgebiet,  vom  östlichen  Golombia  (Bogota)  und  Venezuela 
(Suapure  und  Nicare,  Gaura-Distrikt)  südwärts  durch  das  nord- 
westliche Brasilien  (Rio  Negro,  Teffe,  R.  Javarri)  bis  ins  nördliche 
Peru  (Pebas,  Lamas,  Ghamicuros,  Xeberos).  Dem  Namen  Hart- 
laub's*)  gebürt  die  Priorität. 


Im  „Traife  d'Ornithologie-',  Lief.  4,  Sept.  1830,  p.  803  be- 
schrieb R.  P.  Lesson  einen  angeblichen  Blütenpicker  als  Dicae/nn 
aterrimum  mit  den  Worten:  „plumage  en  entier  noir  mat,  brnn 
sur  les  alles  et  la  queue.  Patrie?".  Pucheran^)  unterzog  den 
Typus  einer  kritischen  Nachprüfung  und  bezeichnete  die  west- 
indische Insel  St.  Thomas  als  vermutliche  Heimat  der  Art,  Aus 
seinen  Bemerkungen  ging  zur  Genüge  hervor,  daß  es  sich  um  eine 

*)  „Ist  in  allen  Dimensionen  kleiner  als  A.  caenilea;  der  Schnabel  ist  an f- 
fallend  kurz;  die  blaue  Färbung  ist  weniger  violett;  das  Schwarz  der  Kehle  er- 
streckt sich  w'eiter  nach  der  Brust  hinab." 

^)  Auk  16,  1899,  p.  34. 

ä)  Nov.  Zool.  13,  1906,  p.  8. 

*)  Coereba  nitida  Hartlaub,  Rev.  Zool.  10,  j).  S4  (1847.  —  „du  nord  du 
P&'ou",  coli.  Bremen  Museum;  dcscr.  (/'  ad.) 

')  Eev.  Zool.  9,  1846,  p.  135. 


XIII,  -,  j  Hollmayr:  Miscellanea  Oruithologica  IL  197 

der  auf  den  kleinen  Antillen  lieimischeu  schwarzen  Coereba- Arten 
handle,  und  Ridgway^)  stellte  den  Namen  Dicaeum  aterrimum 
mit  Fragezeichen  zu  C.  atrata  (Lawr.),  aus  St.  Vincent.  Bei  Ge- 
legenheit eines  mehrwöchigen  Aufenthalts  in  Paris  im  Frühjahr 
1914  habe  ich  den  Typus  mit  Exemplaren  der  C.  atrata  (Lawr.), 
aus  S.  Vincent,  C.  ivellsi  Cory,  aus  Grenada,  und  C.  laiirae  Lowe, 
von  den  Testigos-Inseln  sorgfältig  verglichen.  Er  ist  noch  ziem- 
lich gut  erhalten,  obwohl  seit  vielen  Jahren  in  den  Galerien  auf- 
gestellt, nur  fehlt  ihm  die  äußerste  Spitze  des  Oberschnabels. 
Seine  Etikette  lautet: 

„Nr.  10410.  de  St.  Thomas,  echange  ä  M.  F.  Prevost,  1824. 
Certhiola  aterrima  (Less )  Type."  —  AI.  57;  caud.  36;  rostr. 
[etwas  defekt]  12  mm. 

In  der  Größe  stimmt  der  Typus  durchaus  mit  unseren  Exem- 
plaren aus  Grenada  (C.  wellsi)  überein,  wogegen  Stücke  aus  St.  Vincent 
[C.  atrata)  merklich  beträchtlichere  Maße  aufweisen.  Es  ist  augen- 
scheinlich ein  altes  ausgefärbtes  cT;  denn  obwohl  etwas  verstaubt, 
läßt  das  Gefieder  doch  die  dem  männlichen  Geschlecht  zukommende 
schwarze  (_Trundfärbung,  namentlich  auf  Kehle  und  Scheitel,  noch 
gut  erkennen.  Wie  bei  einem  unserer  cTcf  aus  Grenada  (Nr.  09. 
2181)  zeigen  Brust  und  Vorderbauch  einen  zwar  schwachen,  aber 
immer  noch  deutlichen,  olivenfarbigen  Schimmer,  der  sich  außer- 
dem auf  dem  Bürzel  vorfindet.  Der  Rictus  erscheint  am  Typus 
gelb  und  war  im  Leben  wohl  aufgetrieben,  wie  es  bei  Nr.  09. 
2183,  5  ad  ,  aus  Grenada,  unserer  Sammlung  der  Fall  ist. 

Jedenfalls  gehört  der  Typus  von  I).  aterrimum  zu  derselben 
Form  wie  unsere  Vögel  aus  Grenada.  Die  Fundortangabe  St.  Thomas 
dürfte  auf  Irrtum  beruhen.  Die  schwarze  Art  von  Grenada  heißt 
demnach  fortan: 

Coereha  aterrima  (Less.)  2). 

Dicaeum  aterrimum  Lesson,  Traite  d'Orn.,  livr.  4,  p.  303 
(Sept.  1830.  —  loc.  ign.);  Pucheran,  Rev.  Zool.  9,  1846,  p.  135 
(crit.;  „St.  Thomas"). 

Certhiola  ivellsi  Cory,  Auk,  6,  p.  219  (1889.  —  Grenada, 
coli.  J.  G.  Wells). 

Hab.  —  Kleine  Antilleninsel  Grenada. 
Maße: 
Zwei  cTcTad.  Grenada  (C.  aterrima) 
al.  59,  60;    c.  38,  38V2;    r.  IBVa,  1^  mm. 

>)  Bull.  U.S.  Mus.,  Nr.  50,  Part  II,  1902,  p.  423. 

^)  Clark  (Auk  23,  1906,  p.  392—395)  hält  die  schwarzen  Coereba-kxim 
von  Grenada  und  St.  Vincent  lediglich  für  Melanismen  der  gelbbäuchigen  ('. 
saccharina  (Lawr.)  1878,  wogegen  Lowe  (Ibis  (9)  VI,  1912,  p.  523 — 526)  ernst- 
hafte Bedenken  geltend  gemacht  hat.  Welche  Ansicht  auch  immer  die  richtige 
sein  mag,  D.  aterrimum  Less.  bleibt  der  älteste  Name,  der  irgend  einem  Mitgliede 
der  auf  den  kleinen  Antillen  verbreiteten  Formengruppe  beigelegt  wurde. 


198  Hellmayr:  Miscellanea  Ornithologica  II.  I    ^f    "t. 

L  Ges.  Bay. 

Zwei    55  ad.  Grenada  (C  aterrima) 

al.  57,  59;    c.  34,  37;       r.  13  mm. 
Drei  cTcTad.  St.  Vincent  iC.  atrata) 

al.  62—64;  c.  40—42;      r.  14— löVa  mm. 
Ein         5 ad.  St.  Vincent  (C.  atrata) 

al.  57;  c.  35;  r.  W'i^  m. 

VII.  SjTioiiyinisches  und  Nomcnklatorisclies. 

Calliste  melanotis  Sclater^)  ist  präokkupiert  durch  Aglaüi 
viekmotis  Swainson''^),  da  beide  in  dieselbe  Gattung  gehören,  die 
heute  den  Namen  Tangara  Briss.  1760  führt.  Wir  nennen  die 
von  Sclater  beschriebene  und  abgebildete  Art  Tanijara  Jntleyi 
zu  Ehren  ihres  Entdeckers,  dessen  Verdienste  um  die  neotropische 
Ornis  unvergänglich  bleiben  werden.  Als  Typus  gilt  uns  der  im 
Britisch  Museum  befindliche  alte  Vogel  von  den  Ufern  des  Rio 
Napo  im  östlichen  Ecuador.  Diese  schöne  Prachttangare  verbreitet 
sich  vom  zentralen  Peru  (Chanchamayo)  nordwärts  bis  ins  östliche 
Colombia  (Bogota),  Möglicherweise  ist  sie  nur  der  nördliche  Ver- 
treter der  in  den  bolivianischen  Yungas  heimischen  T.  cyanotis 
(Sei.),  von  der  sie  sich  indessen  leicht  durch  die  ganz  schwarze 
Färbung  der  Wangen-  und  Ohrgegend  und  den  Mangel  der  blauen 
Postfrontalbinde  unterscheidet.  — 

Lahtris  Reicheuow^)  1906  muß  dem  viel  älteren  Namen 
Celalfjca  G.  R.  Gi'ay  1870*)  weichen,  der  als  Subgenus  für 
dieselbe  Himalayanische  Häherart,  C.  lanceolatiis,  aufgestellt  worden 
ist.  — 

Leptopogon  erythrops  Sclater^)  wurde  viele  Jahre  vorher  von 
Lafresnaye  als  Tgtrmmda  rußpecfits^),  gleichfalls  nach  einem 
Bogota-Balg,  beschrieben.  Die  vorzügliche  Kennzeichnung  des 
französischen  Ornithologen  läßt  nicht  den  geringsten  Zweifel  an 
der  Identität  der  zwei  Arten  bestehen.  Die  Art  muß  demnach 
Le2)topof/on  ruftpectus  (Lafr.)  heißen.  Ihre  Verbreitung  ist 
auf  Colombia  (Bogota,  Antioquia)  und  das  östliche  Ecuador  ( Machay, 
Mapoto,  San  Jose)  beschränkt.  — 

Leptopogon  rufipediis  Tacz.'),  aus  Peru,  erfordert  dement- 
sprechend eine  Neubenennung  und  mag  als  Leptoiwgon  tacza- 


1)  Ibis  (3)  VI,  p.  408  pl.  XII  fig.  1  (1876.  —  Eio  Napo,  O.-Ecuador). 

-)  Anim.  in  Menageries  p.  355  (Jan.  1838.  —  Peru);  ^  Tangara  schrankii 
(Spix)  1825  ?.  . 

')  Journ.  f.  Ornith.  54,  1906,  p.  478  (Genotype  durch  Monotypie:  Garrulus 
lanceolutus  Vig.). 

*)  Celah/ca  („Kaup  1854"  Ms.)  Gray,  Hand-List  Genera  &  Spec.  Birds  II, 
1870,  p.  3  (Genotype  durch  Monotypie:  Garrulus  Inncenlntus  Vig.). 

«)  Proc.  Zool.  Sog.  Lond.  1862,  p.  111  (1862.  —  Bogota,  Colombia). 

")  Rev.  Zool.  9,  p.  207  (1846.  —   „Colombia"  =  Bogota). 

')  Ornith.  P^rou  II.  p  249  (1884.  —  Ropaybamba,  C-Peru;  Ray-urmana, 
N.-Peru). 


^^^''/"^'l  Hellmayr:  Miscellanea  Ornithologica  IL  199 

noivsJHi  bezeichnet,  werden.  In  ihrem  Vorkommen  scheint  diese 
Form  auf  das  zentrale  (Ropaybamba,  Marayuioc)  und  nördliche 
Peru  (Ray-urmana)  beschränkt  zu  sein.  L.  tacxanoivskii  steht  dem 
L.  rufipectus  (Lafr.)  [=  erijthrops  Sei.]  wohl  am  ncächsten,  unter- 
scheidet sich  aber  leicht  durch  die  aschgrauliche  Kehle,  deren 
Federn  nur  an  der  Spitze  gelblichweiß  überlaufen  sind,  die 
schmutzig-  olivgrünliche,  röstlicligelbbraun  überlaufene  Gurgel  und 
Vorderbrust,  die  weißlichen  statt  rostgelben  Zügel  und  Kopfseiten 
mit  schwärzlicher  Mischung,  den  weißlichen  statt  rostgelben 
Stirnrand,  schwärzlicheren  Vorderscheitel  u.  s.  w.  Wie  bei  L. 
rufipectus  fehlt  ein  deutlicher  schwärzlicher  Fleck  auf  den  hinteren 
Ohrdecken,  der  den  übrigen  xlngehörigen  der  Gattung  eigentüm- 
lich ist.  Ich  untersuchte  ein  dem  Branicki  Museum  in  Warschau 
gehörendes  cT  ad.  dieses  seltenen  Tyranniden,  das  von  J.  Kali- 
nowski  am  24.  Oktober  1892  bei  Maraynioc,  C.-Peru  gesammelt 
worden  ist.  — 

Ampelis  viridis  d'Orb.  &  Lafr.  ^)  ist  präokkupiert  durch  Ämpelis 
vmV/*s  Tullberg^).  Wie  ich  bei  einer  anderen  Gelegenheit^)  ausge- 
führt habe,  sind  die  von  Sclater^)  sub  Nr.  1 — 3  behandelten  Spezies 
der  Gattung  „Pipreola^^  (rectius  Euchlornis)  geographische  Ver- 
treter eines  einzigen  Formenkreises,  als  dessen  ältester  gültiger 
Name,  infolge  Ausscheidens  von  A.  viridis,  die  nächst  jüngere  Be- 
zeichnung A.  riefferii  Boiss.  1840  einzutreten  hat.  Für  A.  viridis 
d'Orb.  &  Lafr.  nee  TuUberg  schlage  ich  den  Namen  Euchlornis 
riefferii  signata  vor.  Diese  gut  gekennzeichnete  Form  kenne 
ich  aus  Autopsie  bisher  nur  von  den  heißen  Bergwäldern  (Yungas) 
des  nördlichen  Bolivia.  — 

Ampelis  elegans  Tschudi^)  ist  gleichfalls  vorweggenommen 
durch  Ampelis  elegcms  "VwWo^vg^)  und  mag  Euchlornis  imlchra 
genannt  werden.  Dieser  schöne  Schmuckvogel  ist  bisher  nur  für 
Nord-  und  Zentral-Peru  nachgewiesen.  — 

Philydor  albigularis  Salvin  &  Godman"^)  ist  präokkupiert  durch 
Philydor  cdbogularis  Spix^),  ein  Synonym  von  Automolus  leucoph- 
thalnms  (Wied)  1821.  Da  kein  weiterer  Name  zur  Verfügung 
steht,  möge  die  guianische  Art  die  neue  Bezeichnung  Automolus 
roraimae  erhalten.     Im  Färbungstypus  zeigt  diese  Art,  von  der 

*)  Syn.  Av.  I  in:  Mag.  Zool.  ei.  II,  p.  40  (1837.  —  Yungas  in  Bolivia; 
descr.  §). 

*)  Ampelis  cujus  novas  species  venia  exp.  facult.  med.  Upsal  praeside  C.  P. 
Thunberg  p  p.  Otto  Friedr.  TuUberg.  Upsala,  1823,  p.  4  (Brasilia ;  coli.  Westin). 
—  Für  eine  Abschrift  dieser  seltenen  Dissertationssehrift  bin  ich  Herrn  Dr. 
C.  W.  Richmond  in  Washington  zu  lebhaftem  Danke  verpflichtet. 

=>)  Verhandl.  Orn.  Gesellsch.  Bay.  12,  Heft  3,  Juli  1915,  p.  207—208. 

*)  Cat.  B.  Brit.  Mus.  14,  1888,  p.  377—378. 

«)  Archiv  f.  Naturg.  9,  I,  p.  385  (1843.  —  „ad  flumen  Tullumayo",  Peru). 

«)  Loc.  cit.  p.  2  (1823.  —  Brasilien;  coU.  Westin). 

')  Ibis  (5)  II,  p.  450  (1884.  —  Roraima,  Brit.  Guiana). 

*)  Av.  Bras.  I,  p.  74  pl.  74  (1824.  —  Rio  Verde,  s.w.  Minas  Geraes). 


[V, 


erh.  Orn. 
Ges.  Bay. 


ich  mehrere  Exemplare  beiderlei  Geschlechtes  aus  dem  Roraima- 
Gebirge  untersuchen  konnte,  ^roße  Übereinstimmung  mit  der  Gruppe 
des  A.  paUidigularis  Lawr ,  besonders  hinsichtlich  der  scharf  ab- 
gegrenzten rahmgelblichen  Kehle  und  des  Kolorits  der  Flügel- 
unterseite; sie  unterscheidet  sich  aber  leicht  durch  intensiv  rost- 
braune (statt  fahl  erdbraune)  Oberseite,  viel  mehr  rostbraune  Flügel, 
lebhaft  röstlichbraune  (statt  fahl  rahmbranne)  Unterseite,  den  Besitz 
scharf  ausgeprägter,  langer  weißer  Supercilien,  sowie  durch  schwarz- 
braune (statt  dunkelbi'aun,  fahl  röstlich  gestrichelte)  Ohrgegend. 
Der  Schnabel  ist  sehr  viel  schmäler  und  schwächer,  apicalwärts 
stärker  seitlich  zusammengedrückt,  und  der  Flügel  verhältnismäßig 
kürzer  als  bei  A.  palUdigularis  und  dem  Typus  generis  A.  leucoph- 
thalnms  (Wied),  welch  letzterer  überdies  mehr  zugespitzte  Steuer- 
federn aufweist.  — 

Accipiter  (juttatus  auct.  muss  ebenfalls  neu  benannt  werden. 
Sparvius  guttatus  Vieillot^),  den  man  allgemein  auf  eine  in 
N.W.-Argentinien  und  Bolivia  heimische  Sperberart  gedeutet  hatte, 
gründet  sich  lediglich  auf  Azara's  Nr.  24.  Der  spanische  Forscher 
beschreibt  einen  von  ihm  in  Paraguay  erlegten  Raubvogel  im 
Jugendkleide,  der  möglicherweise,  wie  Bertoni^)  annimmt,  zu 
Accipiter  pileatus  (Temm.)  1823  gehört  haben  mochte,  aber  unter 
keinen  Umständen  zu  A.  guttatus  auct.  gezogen  werden  kann,  da 
diese  Art  in  Paraguay  gar  nicht  voi'kommt,  sondei-n  auf  das  nord- 
westliche Argentinien  und  die  östlichen  Teile  Bolivias  beschränkt 
ist.  Wir  nennen  daher  die  von  Sclater  &  Salvin  ^)  s.  n.  Accipiter 
guttatus  beschriebene  und  abgebildete  Art  Accipiter  gnttifer 
und  le^.en  den  im  Norwich  Museum  befindlichen  alten  Vogel  aus 
Bolivia  als  Typus  zugrunde.  — 

Ckauuasatradorii  Chubb  &  Brabourne*),  aus  Argentinien,  Para- 
guay und  dem  südlichen  Brasilien,  erhielt  viele  Jahre  früher  durch 
Oken  den  Namen  Chajn  torquata^),  der  gemäß  dem  Prioritäts- 
gesetz in  Kraft  zu  treten  hat,  wie  schon  Richmond")  ausführte, 
was  die  Verfasser  der  „Birds  of  South  America-'  otfensichtlich 
übersehen  haben.  Der  richtige  Name  der  südlichen  Chauua-Art 
hat  daher  Chauua  torquata  (Ol^en)  zu  lauten.  — 

»)  Nouv.  Dict.  d'Hist.  Nat.,  nouv.  ed.,  10,  p.  327  (1817.  —  ex  Azaia 
Nr.  24:  Paraguay). 

^)  Anal.  Soc.  Cient.  Arg.  75,  1913,  p.  79,  Note  1;  idem,  Fauna  Parag., 
1914,  p   42,  Fußnote. 

')  Exotic  Ornithology,  livr.  IJ,  1869,  p.  169  pl.  8.5  (=  adult  ex  Bolivia; 
speciraen  in  Mus.  Norwich). 

*)  Birds  of  South  America  I,  p.  53  (Dec.  1912.  —  nom  nov.  im  Falamedea 
cristata  (ncc  Linnaeus)  Swainson,  Classif.  Birds  II,  Juli  1837,  p.  351  |noni.  nov. 
für  Pnlamedea  chavaria  (nee  Liimaeus)  Temniinck,  Rec.  PI.  col.,  livr.  37,  1823, 
pl.  219:  BresilJ).  ■ 

«)  Oken,  Lehrbuch  Naturg.  3,  II,  p.  639  (err.  „939")  (1816.  —  ex  „Le 
Chaja",  Azara  Nr.  341 :  Paraguay). 

«)  Proc.  U.S.  Mus.  35,  1908,  p.  597,  Fußnote  b. 


'"'1  Laubmann:  Eine  neue  Rabenkrähe  aus  Japan.  201 

1917     I  * 


Eine  neue  Rabenkrähe  aus  Japan. 

Von 

A.  Laubmann  (München). 
Cofvns  corone  interjtosittis  subsp.  iiov. 

Die  Rabenki-älie  aus  Japan  steht  in  der  Mitte  zwischen  Corviis 
üoroiic  corone  L.  und  Corvus  corone  orientalis  Eversmaun  ^)  aus 
Zentralasien.  Die  Krähen  von  Japan  stimmen  in  der  Größe  im 
wesentlichen  mit  unserer  einheimischen  Krähe  überein,  haben  aber 
einen  viel  längeren  Schnabel  als  die  Exemplare  der  typischen  F'orm. 
Von  Corrifs  corone  orientalis  unterscheiden  sich  die  Japaner  da- 
gegen durch  ihre  geringere  Größe,  die  hier  sowohl  im  Flügelmaß 
als  auch  im  Schnabel  zum  Ausdruck  gebracht  ist.  Möglicherweise 
mag  bei  Corrus  corone  interpositus  im  Gegensatze  zu  den  beiden 
anderen  Formen  ein  leicht  violett  getönter  Schimmer  im  Gefieder- 
glanz vorherrschen. 

Type  im  Zoologischen  Museum,  München:  Nr.  A.  8  cT  ad. 
Misaki,  Isl.  Hondo,  Japan,  Oktober  31,  1904,  F.Doflein  coli. 

Hab.  —  Verbreitet  ist  die  neue  Form  über  Japan,  die  Kurilen- 
Inseln  im  Norden  Japans  und  anscheinend  auch  über  Ostchina. 

Obs.  —  Es  war  mir  schon  seinerzeit  bei  der  Bearbeitung  des 
von  Prof,  Merzbacher  im  Thian-Schan  gesammelten  Materials  die 
Tatsache  aufgefallen,  daß  die  Rabenkrähen  aus  Japan  nicht  wohl 
mit  der  Form  orientalis  aus  Zentralasien  vereinigt  werden  können, 
da  japanische  Stücke  nie  die  enorme  Größe  zentralasiatischer 
Krähen  erreichen.  Es  lagen  mir  aber  damals  zu  wenig  Stücke 
der  orientalis-F orm  vor,  um  zu  einem  definitiven  Urteil  zu  ge- 
langen. Inzwischen  hat  sich  unser  Material  beträchtlich  vermehrt, 
und  die  mir  nunmehr  zur  Verfügung  stehende  Serie  an  japanischen, 
chinesischen  und  zentralasiatischen  Exemplaren  läßt  keinen  Zweifel 
an  der  Richtigkeit  meiner  damaligen  Annahme  mehr  bestehen. 
Die  japanischen  Krähen  sind  entschieden  kleiner,  und  zwar  tritt 
diese  Kleinheit  nicht  nur  im  Flügel,  sondern  auch  im  Schnabel 
und  in  der  Tarsuslänge  hervor.  Ich  messe  bei  8  Stücken  von 
Japan,  den  Kurilen  und  China  eine  Flügellänge  von  305—341  mm, 
während  die  Vögel  aus  dem  Thian-Schan,  Kaschmir  und  Ost- 
turkestan  eine  solche  von  341 — 370  mm  aufweisen.    Ähnliche  Er- 


*)  Eversmann,  Addenda  ad  Pallas  Zoogr.,  fasc.  II,   p.  7    (1841. 
fluvium  Narym,  ultra  oppidum  Buchtarma.") 


202  Laubnianii:  Eine  neue  Rabenkrähe  aus  Japan.  1  ^  ^^'^-  ^'""• 

L  Ges.  Bay. 

gebnisse  erhalten  wir  bei  einem  Vergleich  der  Schnabelmaße.  Ich 
fand  bei  Corvus  coro)ie  intcrpositus  Schnäbel  von  48—56  mm 
gegenüber  55—59  mm  bei  Corvus  corone  orientalis.  Dabei  liegt 
der  Unterschied  im  Schnabel  weniger  in  der  Länge  als  vielmehr 
in  der  ganzen  Formung;  der  Schnabel  der  japanischen  Stücke  ist 
aber  im  wesentlichen  länger  als  bei  unserer  typischen  Rabenkrähe, 
bei  der  ich  im  Durchschnitt  eine  Schnabellänge  von  50  mm  ge- 
funden habe. 

Parrot  ist  in  seiner  Arbeit  ,,Ziir  Systematik  der  paläarktischen 
Corviden"  in  den  Zool.  Jahrbüchern,  Abt.  Syst.  Biol.  und  Geogr. 
d.  Tiere,  Bd.  23,  Heft  2,  1906,  soweit  gegangen,  sogar  die  Form 
orientalis  zu  negieren  und  alle  Krähen  Asiens  und  Japans  mit 
unserer  europäischen  Rabenkrähe  zu  vereinigen.  Ich  glaube  aber, 
daß  es  heute  nicht  mehr  angängig  erscheint,  eine  so  gut  charak- 
teiisierte  Form,  wie  sie  die  zentralasiatischen  Kraben  darstellen, 
einfach  zu  verneinen.  Ich  halte  es  sogar  im  Gegensatz  zu  Parrot's 
Ansicht  für  unbedingt  notwendig,  außerdem  nocli  die  ostasiatische 
Form  auf  Grund  ihrer  deutlich  hei-vortretenden  Unterschiede  als 
eigene  Form  abzutrennen.  Und  zwar  gehören  zu  dieser  neuen 
B'orm,  nach  dem  mir  vorliegenden  Jilaterial  zu  schließen,  nicht  nur 
die  Vügel  von  Hondo,  sondern  auch  die  Bewohner  der  nördlich 
davon  gelegenen  Kurilen.  Hierher  zu  rechnen  ist  ferner  ein  Vogel 
aus  Ostchiua,  Kiau-tschou,  mit  einei'  Flügellänge  von  328  mm. 

Wir  haben  also  heute  im  ganzen  drei  Formen  der  Rabenkrähe 
zu  unterscheiden: 

a)  Corvus  corone  corone  L. 

Corvus  Corone  Linnaeus,   Syst.  Nat.  10,   I;    p.  105  (1758. 
—  „Eui'opa";  terra  typica:  England). 
Verbreitung:    Ein  großer  Teil  Europas,  in  Deutschland  vor- 
wiegend westlich  der  Elbe. 

b)  Corvus  coj'one  orientalis  Eversmann. 

Corvus  orientalis  Eversmann,  Add.  Fall.   Zoogr.,  fasc.  II, 
p.  7   (1841.  —  „circa  fluvium   Narym,    ultra    oppidum 
Buchtarma.") 
Verbreitung:  Thian-Schan;  Kaschmir;  Ost-Turkestan. 

c)  Corvus  corone  mterpositus  Laubm. 

Verbreitung:  Japan,  Hondo;  Kurilen;   Ostchina,  Kiau-tschou. 

Untei'suchtes  Material :  4  ö'd'  aus  Japan,  Hondo  von  F.  Doflein 
und  C.  Haberer  gesammelt;  3  cTcT  von  der  Kurilen-Insel  Iturup,  von 
(J.  Haberer;  1  Exemplar  von  Ostchina,  Kiau-tschou,  v.  Vallentini 
coli,  im  Museum  München. 


-^^^^'  ^'  Schriftenschau.  203 

1917    J  '^^^ 


Schriftenschau  ^). 

O.  Kleinschmidt,    Ornis  germanica.    Beilage  zu  Falco.    Halle  a./S.    8". 
10  pp.    Mai  1917. 

Die  Ungunst  der  Zeitläufte,  die  Arbeiten  systematisch-faunistischen  Inhalts 
aus  Mangel  an  der  Möglichkeit,  das  notwendige  Vergleichsmaterial  zu  beschaffen, 
fast  vollständig  unterbunden  hat,  hat  auf  der  anderen  Seite  das  Interesse  für 
nomenklatorische  Fragen  wieder  mehr  in  den  Vordergrund  wissenschaftlicher 
Erörterung  gerückt.  So  sei  hier  nur  kurz  erinnert  an  die  von  der  British  Orni- 
thologists'  Union  neu  herausgegebene  „List  of  British  Birds" -),  an  Reichenow  und 
Hesse's  „Neue  Naraenliste  der  Vögel  Deutschlands"  ■'),  an  das  „Verzeichnis  der 
schweizerischen  Vögel"  *)  von  Studer  und  v.  Burg,  und  schließlich  noch  an  den 
von  der  Ornithologischen  Gesellschaft  in  Bayern  herausgegebenen  ,, Nomenciator 
der  Vögel  Bayerns"  ^).  Eine  kritische  Würdigung  der  drei  zuerst  genannten  Ab- 
handlungen findet  sich  aus  C.  E.  Hellmavr's  Feder  in  den  Verhandlungen  unserer 
Gesellschaft  Band  XIII,  1,  1917,  p.  87—104. 

Neuerdings  hat  nun  O.  Kleinschmidt  in  seiner  ,, Ornis  germanica"  eine 
weitere  Namenliste  der  deutschen  Vögel  der  Öffentlichkeit  übergeben,  auf  die 
im  nachfolgenden  etwas  näher  eingegangen  werden  soll.  Stehen  die  Herausgeber 
des  Nomenciator  der  Vögel  Bayerns  voll  und  ganz  auf  dem  Standpunkt  der 
striktesten  Anwendung  der  Internationalen  Nomenklaturregeln,  so  haben  schon 
Reichenow  und  Hesse  die  willkürlichsten  Abweichungen  und  Umgehungen  dieser 
Kegeln  in  ihrer  Namenliste  zu  verteidigen  gesucht,  während  nun  völlig  Klein- 
schmidt in  seiner  Ornis  germanica  einerseits  die  Internationalen  Nomenklatur- 
regeln zur  Anwendung  gebracht  wissen  will,  anderseits  aber  unter  Einführung 
zum  Teil  völlig  neuer  Namen  einer  gänzlichen  Umstürzung  jeglicher  herrschenden 
Regel  nach  seiner  eigensten,  persönhchsten  Anschauung  das  Wort  redet. 

Somit  haben  wir  in  Deutschland  allein  nicht  weniger  als  drei  verschiedene 
Namenlisten,  während  sich  die  Ornithologen  fast  der  ganzen  übrigen  Welt  immer 
mehr  in  der  Anwendung  der  Internationalen  Nomenklaturregeln  zusammenfinden. 
Angesichts  dieser  Tatsache  wirkt  es  höchst  eigentümlich,  wenn  gerade  diejenigen 
Autoren,  die  sich  immer  wieder  eigenwillig  von  der  großen  Allgemeinheit  ab- 
sondern wollen,  dieses  ihr  Vorgehen  damit  entschuldigen,  daß  eine  internationale 
Verständigung  in  Fragen  der  Nomenklatur   ja   doch    nie    erzielt  werden  würde. 


M  Verfasser  von  Aufsätzen  in  weniger  verbreiteten  Zeitschriften  werden 
um  Einsendung  von  Sonderabdrücken  zwecks  Besprechung  in  dieser  Rubrik 
ersucht. 

")  A  List  of  British  Birds  compiled  by  a  Committee  of  the  British  Or- 
nithologists'  Union.     Second  and  revised  Edition.     London  1915.     8". 

^)  Reichenow  und  Hesse,  Neue  Naraenhste  der  Vögel  Deutschlands.  Journ. 
f.  Ornith.  64,  1916,  p.  325—371,  611—012. 

*)  Studer  und  v.  Burg,  Verzeichnis  der  schweizerischen  Vögel  und  ihrer 
Verbreitungsgebiete.  Neu  bearbeitet  auf  Grund  des  Kataloges  der  in  der  Schweiz 
beobachteten  Vögel  mit  Fragenschema  der  schweizerischen  Kommission.  Bern 
1915.     8". 

')  Noraenclator  der  Vögel  Bayerns  von  C.  E.  Hellmayr  und  A.  Laubmaun. 
Im  Auftrage  der  Ornithologischen  Gesellschaft  in  Bayern  herausgegeben  von 
C.  E.  Hellmayr.     München  1916. 


204  «chrillcns<.hau.  ["Verh.Orn. 

|_  Ges.  Bay. 

Oder  glauben  die  Herausgeber  dieser  nach  rein  persönlichem  Geschmack  zu- 
sammengestellten Namenlisten  wirklich,  daß  die  wissenschaftlichen  Ornithologen 
der  übrigen  Welt  den  in  langer  Arbeit  mühsam  errungenen,  aber  unbestreitbaren 
Erfolg  der  Internationalen  Nomenklatnrkomraission  preisgeben  würden,  um  den 
von  ihnen  gemachten  willkürlichen  Vorschlägen  zu  folgen? 

Wollten  wir  uns  heute  von  der  Befolgung  der  Internationalen  Nomen- 
klaturregeln lossagen,  ich  fürchte,  wir  müßten  diesen  Schritt  nach  der  Rückkehr 
geordneter,  glücklicherer  Zeiten  bitter  bereuen.  Unsere  Arbeiten  würden  völlig 
des  internationalen  Interesses  entbehren  und  dennoch  hätten  wir  im  eigenen 
Lande  noch  nicht  einmal  eine  einheitliche  Nomenklatur;  denn  von  Reichenow- 
Hesse  bis  zu  Kleinschmidt  ist  mindestens  so  weit,  wie  von  diesem  bis  zu  den 
Internationalen  Nomenklaturregeln.  Ich  meine,  wir  wollen  doch  für  die  Zukunft 
arbeiten  und  nicht  aus  momentanen  Bequemlichkeitsrücksichten  oder  gar  poli- 
tischen Motiven  in  unseren  wissenschaftlichen  Bestrebungen  nicht  nur  stehen 
bleiben,  sondern  sogar  rückwärts  schreiten.  Ein  sicherer,  für  die  Zukunft  zu 
erwartender  Vorteil  wiegt  kleine  Nachteile  in  der  Gegenwart  doch  wohl  völlig  auf. 

Ergibt  sich  somit  eigentlich  die  Zwecklosigkeit  der  Publikation  solcher  von 
den  Internationalen  Noraenklaturregeln  abweichenden  Namenlisten  ganz  von  selbst, 
so  mag  es  doch  eines  gewissen  Interesses  nicht  entbehren,  die  von  Kleinschmidt 
angewandte  Methode  einer  Kritik  zu  unterziehen. 

Hiebei  wirkt  der  vollständige  Mangel  irgendwelcher  Einführung  in  die 
Materie  äußerst  störend.  Der  Autor  hüllt  sich  bezüglich  der  von  ihm  einge- 
schlagenen Wege  in  absolutes  Schweigen  und  nur  ganz  allmählich  kann  der 
wissenschaftlich  Erfahrene  die  Gründe  erraten,  die  Kleinschmidt  zu  diesem  oder 
jenem  Schritte  vielleicht  bewogen  haben').  Und  doch  ist  auch  Kleinschmidt  in 
nomenklatorischeu,  Fragen  keineswegs  unfehlbar-),  so  daß  auch  ihm  eine  Be- 
gründung seiner  Änderungen  schlechterdings  nicht  erspart  werden  kann. 

In  geradezu  lakonischer  Kürze  werden  die  im  Text  zur  Anwendung  kommen- 
den Abkürzungen  erklärt:  ,,pp.  =  prope  bei  noch  unbenannten  oder  sehr  wenig 
verschiedenen  Formen.  —  p.u.  =  pro  usu  bei  Verwerfung  älterer  Namen.  — 
??  rr  Zweifel  betreffend  Selbständigkeit  der  Realgattuug,  Zugehörigkeit  der 
Rasse,  Namengebung,  Unterscheidbarkeit  (Berechtigung),  Bestimmung  oder  Vor- 
kommen." Der  erste  Punkt  mag  angehen.  Was  die  pro-usu-Namen  betrifft,  so 
wäre  meiner  Ansicht  nach  eine  Begründung  der  Verwerfung  des  bisher  gebräuch- 
lichen Namens  am  Platze  gewesen.  Auch  wäre  wohl  in  den  meisten  Fällen  ein 
anderer  Name  zur  Verfügung  gestanden,  der  die  Neuaufstellung  einer  Bezeich- 
nung erübrigt  hätte.  Die  reichlich  vorhandenen  Fragezeichen  endlich  machen 
die  Lektüre  keineswegs  amüsant,  auch  nicht  für  den  Wissenschaftler.  Dem 
Nichtornithologen  oder  Anfänger  aber  werden  sie  so  viel  Kopfzerbrechen  machen, 
daß  er  die  Arbeit  bald  zur  Seite  legen  wird.  Und  das  ist  gut  so,  da  dadurch 
unsere  Wissenschaft  von  einer  heillosen  Verwirrung  bewahrt  bleibt. 

Kleinschmidt  will  die  verwandtschaftlichen  Beziehungen  der  einzelnen  Vogel- 
arten schon  in  ihrem  Namen  zum  Ausdruck  gebracht  wissen  und  glaubt  dies 
am  besten  durch  die  Einführung  sogenannter  „Realgattungsnaraen"  zu  erreichen. 
Ich  will  hier  nicht  weiter  auf  die  Notwendigkeit  oder  Unnotwendigkeit  dieser 
vielfach  neuen  Namen  eingehen,  auch  möchte  ich  an  dieser  Stelle  den  leidigen 
Streit    um    die  verschiedene  Anwendung    der    teruären  Benennungen    nicht    von 


')  Kleinschmidt  begründet  dies  Verhalten  an  anderem  Ort  mit  der  Ver- 
teuerung des  Papiers  und  Langweiligkeit  nomenklatorischer  Auseinandersetzungen, 
zwei  Gründe,  denen  wir  mit  dem  besten  Willen  nicht  folgen  können.  In  neuester 
Zeit  dürften  die  ,, langweiligen"  Nomenklaturabhandlungen  unter  den  im  ,,Falco" 
erschienenen  Arbeiten  weitaus  die  interessantesten  gewesen  sein. 

*)  Ich  erinnere  hier  nur  an  Kleinschmidt's  Auslegung  von  Corvns  corone  L. 
1758.  Der  von  Kleinschraidt  erbrachte  „Beweis"  in  Falco  13,  3,  1917,  p.  17 — 21 
ist  keineswegs  stichhaltig. 


■^^^^'  ^'  I  Schriftenschau.  905 

1917    J  ^^'^ 

Dcuem  aufrühren,  sondern  ich  überlasse  es  der  Kritik  eines  vorurteilsfreien  Lesers, 
zu  unterscheiden,  ob  die  Verwandtschaft  der  Vogelarten  und  Formen  nicht 
ebenso  einwandfrei  zum  Ausdruck  gebracht  wird  durch  die  Anwendung  der 
ternären  Nomenklatur,  wie  dieselbe  im  ,, Nomenciator"  gehandhabt  worden  ist, 
auch  ohne  Einführung  einer  so  großen  Zahl  neuer  Namen,  wie  sie  Kleinschmidt 
zur  Erreichung  des  gleichen  Zieles  für  notwendig  findet. 

Kleinschmidt  ist  ja  überhaupt  gerne  bereit,  neue  Namen  zu  machen.  So 
finden  wir  in  seiner  Liste  neben  den  neuen  Realgattungsnamen,  die  uns  hier 
nicht  weiter  interessieren,  auch  nomenklatorisch  zu  berücksichtigende  Neu- 
beuennungen. 

Nr.  ()8.  1.  excolhirio  für  Lantus  collurio  cullario  L.,  obwohl  ungefähr  ein 
Dutzend  sicherer  Ersatznamen  im  Falle  der  Verwerfung  des  (wirklich 
etwas  unsicheren,  vgl.  Hartert,  Vög.  pal.  Fauna,  p.  439)  Namens  collurio 
verfügbar  sind! 

Nr.  85.  1.  exiliacus  für  Turdus  musicus  L.  1758  (iliacus  auctorum!),  obwohl 
auch  für  die  Weindrossel  etwa  ein  halbes  Dutzend  Ersatznamen  vorrätig 
gewesen  wären. 

Nr.  160.  3.  silesiacus  als  Namen  für  den  schlesischen  Zwergspecht.  Unbe- 
schadet der  Notwendigkeit  der  subspezifischen  Abtrennung,  auf  die  ich 
ohne  Material  nicht  näher  eingehen  kann,  möchte  ich  die  Frage  aufwerfen, 
ob  die  Diagnose  ,, zwischen  2  und  4,  Schlesien"  genügt,  den  Namen  nicht 
als  nomen  nudum  zu  betrachten. 

Nr.  193.  Praedo  nomen  novum  genericum  für  JButeo  Lac.  Die  von  dem  Autor 
versuchte  ,, Vereinfachung"  des  Systems  durch  das  Zusammenlegen  von 
mehreren  Gattungen  unter  einen  Begriff  dürfte  besonders  im  vorliegenden 
Fall  etwas  zu  weit  gegangen  sein. 

In  der  Annahme  älterer  ßassennamen  ist  der  Autor  sehr  vorsichtig  und 
verwirft  solche  sogleich,  wenn  ihnen  nur  irgendwie  ein  Schein  der  Unsicherheit 
anhaftet.     So  nennt  er  z.  B. 

den  Brachpieper  Anthus  moaellanua  Gm.  statt  A.  campestris  L., 
die  Trauerbachstelze  Motacilla  yarellii  Gould  statt  M.  luguhris  Temm., 
die  Nonuenmeise  Farus  fruticeti  Wallengr.  statt  P.  palustris  L. 
und  verwirft   den    nicht   ganz  zweifelfreien  Namen  collurio  (siehe  oben),    sowie 
auch  die  Taubennamen  (vgl.  Nr.  226—228). 

Andererseits  behält  er  jedoch  den  mindestens  ebenso  ungewissen  Namen 
Acrocephalus  aquaticus  in  der  Form  ^^tyjjo-aqiiaticus'-'-  für  den  Binsenrohr- 
sänger bei.     Wie  erklärt  er  wohl  diese  Inkonsequenz? 

Interesse  erweckt  Kleinschmidt's  vollständige  Wandlung  in  Fragen  der 
Nomenklatur!  Während  der  Autor  früher  einer  rücksichtslosen  Durchführung 
der  Priorität  das  Wort  redete,  ist  er  neuerdings  dem  Einfluß  der  rückschritt- 
lichen Ornithologengruppe,  die  sich  die  Rettung  „alteingebürgerter  Namen'-'  zum 
Ziel  gesetzt  hat,  erlegen  und  hat  sich  zur  „Umkehr"  entschlossen.  So  nennt 
Kleinschmidt 

den  Sprosser  (81.  1)  Erühacus  xiJiilomela  statt  lusciuia^), 
die  Orpheusgrasmücke  (99.  1)  Sylvia  typo-orjjhea  statt  S.  hortensis, 
die  Weindrossel  (85.   1)  Tiirdus  exiliacus  statt  T.  musicus^), 
den  Zwergspecht  (160.  1)  Dryohates  xiipra  statt  minor, 
die  Sumpfohreule  (176.  1)  accipitrinus  L.  statt  ßammeus  Pont. 
Die  Priorität,    die    nach    des  Autors  Angabe    zur  Festlegung  der    Rassen- 
namen von  Linnaeus  1758  ab  angewandt  werden    soll,    finden  wir    nicht    immer 
strikte  durchgeführt.     So  werden   die   Pallas'schen  Namen  aus    den  „Adumbra- 


')  Kleinschmidt    desavouiert    in    diesen    beiden    Fällen    seine    frühere  An- 
schauuns: ! 


206  Schriftenschau.  fVerh.Orn. 

|_  Ges.  Bay. 

tiuDcula",  1764,  die  heute  von  der  überwiegenden  Mehrzahl  aller  Oruithologeu 
angenommen  werden,  ohne  nähere  Begründung  einfach  ignoriert.  Auch  die 
Tunstall'schen  Namen,  die  nach  „Opinion  38"  der  Internationalen  Nomenklatur- 
komraissiou  zulässig  sind,  verwirft  Kleinschmidt  Das  Urteil  von  12  Zoologen 
aller  Länder  scheint  in  dieser  Frage  indessen  gewichtiger  als  Kloinschinidt's  per- 
sönliche Meinung,  ganz  abgesehen  davon,  daß  die  Entscheidungen  der  Inter- 
nationalen Nomenklaturkomniission  nur  vom  Zooingenkongresse  einer  Revision 
unterzogen  werden  können. 

Schließlich  mag  noch  auf  zwei  direkte  Fehler  in  der  Nomenklatur  hinge- 
wiesen werden.  So  gebraucht  Kleinschmidt  unter  Nr.  28.  2  den  Namen  A'»;- 
beriza  luteola  Sparrm.  Der  Name  wird  aber  zu  Unrecht  für  diesen  Annner 
verwendet.  Schon  Sundevall  (Vet.  Akad.  Handl.  II,  Nr.  3,  1857,  p.  14)  hat 
nachgewiesen,  daß  das  Original  zu  einer  südamerikanischen  Sicalis- Avt  gehört. 
Prof.  Lönuberg  hat  uns  nach  Prüfung  des  Typus  mitgeteilt,  daß  diese  Auffassung 
durchaus  zutreffend  ist.  Der  in  Frage  stehende  Ammer  hat  also  die  Bezeich- 
ming  Emberiza  icterica  Eversm.  zu  erhalten. 

Kleinschmidt  nennt  den  Goldhähnchenlaubvogel  Phylloscopus  supercüiostis 
(Gm.).  Dabei  hat  der  Autor  aber  übersehen,  daß  Motacilla  superciliosa  Gmelin 
1789  durch  Motacilla  superciliosa  Boddaert  1783  präokkupiert  ist.  Der  richtige 
für  die  Art  zu  gebrauchende  Name  ist  Phylloscopus  humei  praemium  (Math.  & 
Ired.)  (cfr.  Hellmayr,  Verh.  Ornith.  Ges.  13,  I,  1917,  p.  99). 

Wir  vermissen  in  der  Liste  jeden  Hinweis  auf  die  Ringdrossel,  obwohl  die 
Alpenform  Turdus  torquntus  alpestris  (Brehm)  in  den  deutschen  Gebirgen  ein 
weit  verbreiteter  Brutvogel,  und  der  nordische  T.  t.  torquatus  L.  auf  dem 
Durchzuge  regelmäßig  bei  uns  anzutreffen  ist. 

Zum  Schluß  kommend,  mag  noch  darauf  hingewiesen  werden,  wie  inkon- 
sequent Kleinschmidt  bei  der  Aufstellung  oder  Anerkennung  subspezifischer 
Formen  verfährt.  So  hat  der  Autor  den  tatsächlich  sehr  gut  kenntlichen  Serinus 
canarius  germanicus  Laubm.  in  seiner  Ornis  germanica  nicht  anerkannt,  obwohl 
die  Unterschiede  bei  dieser  Form  viel  besser  ausgeprägt  sind,  als  z.  B.  bei  ge- 
wissen Formen  der  Weidenmeise,  wo  sich  Kleinschmidt  schon  sehr  der  Benennung 
von  Individuen  zu  nähern  scheint. 

Ob  Kleinschmidt's  Vorgehen,  die  deutschen  Formen  fast  sämtlich  von  den 
schwedischen  zu  trennen,  in  allen  Fällen  ein  berechtigtes  ist,  bedarf  jedenfalls 
noch  sehr  der  Nachprüfung.  Ebenso  dürfte  eine  Zerteilung  der  deutschen  Formen 
in  eine  westdeutsche,  rheinische  und  eine  ostdeutsche  Rasse  manchmal  etwas 
allzu  gewagt  erscheinen.  Eine  genauere  eingehende  Nachprüfung  der  einzelnen 
Fälle  bleibt  jedenfalls  einer  späteren  Zeit  vorbehalten,  da  die  Beschaffung  aus- 
reichenden Materials  zurzeit  unmöglich  geworden  ist.  —  A.  L. 

C.  Zimmer,  Anleitung  zur  Beobachtung  der  Vogelwelt.  Mit  zahl- 
reichen Abbildungen  im  Text  und  auf  8  Tafeln.  Zweite  Auflage.  Leipzig 
(Quelle  u.  Meyer)  1917.     8».     140  pp.     [In  Leinenband  1.2.5  Mk.J 

Der  Umstand,  daß  schon  in  wenigen  Jahren  sich  das  Bedürfnis  nach  einer 
Neuauflage  geltend  machte,  ist  wohl  die  beste  Empfehlung  für  die  Brauchbar- 
keit des  Werkeheus,  das  in  der  Tat  eine  Lücke  unserer  Literatur  ausfüllt 
und  dem  gedachten  Zwecke,  zur  praktischen  Beobachtung  der  Vogelwelt  im 
Freien  anzuleiten,  in  hervorragendem  Maße  gerecht  wird.  Schon  beim  Blättern 
gewinnt  man  den  Eindruck,  daß  das  Buch  nicht  zu  jenen  gehört,  die  an  düsteren 
Wintertagen  am  Schreibtisch  zusammengeschrieben  werden,  sondern  daß  Verf. 
aus  eigener  Erfahrung  spricht  und  das,  was  er  in  gedrängter  Kürze  seinen 
Lesern  bietet,  auf  Exkursionen  und  Streifzügen  durch  Wald  und  Flur  selbst  wahr- 
genommen und  erprobt  hat.  In  der  Einleitung  weist  Zimmer  auf  die  krasse 
Unwissenheit  weiter  Kreise  hinsichtlich  der  Kenntnis  unserer  einheimischen  Vögel 
hin  luid  bezeichnet  mit  vollem  Recht  solche  Lücken  als  Mängel  der  allgemeinen 
Bildung.     Nachdem  in  den  einleitenden  Kapiteln  die  literarischen  und  optischen 


^"^'  ^'1  Schriftenschau.  207 

1917    J 

Hilfsmittel  sowie  Zweck  und  Ziele  oiiiithologischer  Ausflüge  kurz  behandelt  sind, 
schildert  Verf.  das  Vogellcbcn  im  Kreisläufe  des  Jahres  in  ebenso  übersichtlicher 
wie  lehrreicher  Darstellung.  Leben  und  Treiben  zur  Brut-  und  Zugzeit  und  in 
den  Wintermouaten,  Brutgeschäft,  Balz,  Ötimmlaute  und  sonstige  biologische 
Eigentümlichkeiten  finden  in  diesem  Abschnitte  eine  ihrer  Bedeutung  ent- 
sprechende Berücksichtigung  und  sind  durch  zahlreiche  Naturaufnahmen  erläutert. 
Ein  weiteres  Kapitel  ist  den  Mitteln,  das  Beobachten  zu  erleichtern,  gewidmet, 
worin  Gefangenhalten  und  die  vogelschützerischcn  Einrichtungen  wie  Nistkästen, 
Futterhäuser,  Eutterglockeu  etc.  kurz  erörtert  werden.  Wichtige  Anweisungen 
weiß  Verf.  aus  seiner  beruflichen  Erfahrung  als  Museumsbeamter  für  das  An- 
legen von  Sammlungen,  die  Aufbewahrung  und  Etikettierung  von  Museums- 
objekten, das  Führen  von  Katalogen  etc.  mitzuteilen.  Besonders  hingewiesen 
sei  noch  auf  den  Abschnitt:  ,,Was  kann  man  am  Vogel  beobachten?",  der  dem 
Anfänger  manchen  willkommenen  Wink  für  die  Art  seiner  ornithologischen  Be- 
tätigung bieten  dürfte.  Das  empfehlenswerte  Büchlein  schliefet  mit  einer  kurzen 
Anleitung  zu  Vogelbeobachtungen  im  Auslande  und  auf  Reisen.  —  C.  E.  H. 


Verhandlungen 


der 


Ornithologischen  Gesellschaft  in  Bayern 


Band  XIII 
Heft  3 


Inhalt: 

Seite 

A.  Laubmann,  Die  geographische  Variation  des  Formenlfreises  Corvus  cornix  211 
A.  Laubmann,  Zum    Vorkommen  der   Felsenschwalbe    {Biparia    rupestris 

rupestris  (Scop.))  am  Falkenstein  bei  Pfronten 221 

Werner  Sunkel,  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16    .     .  225 

E.  Stresemann,  Drei  Jahre  Ornithologie  zwischen  Verdun  und  Beifort    .     .  245 

H.  Stadler  und  C.  Schmitt,  Analyse  der  Baumläufergesänge 289 

C.  E.  Hellmayr,  Miscellanea  Ornithologica  III 302 

Schriftenschau 318 

Sitzungsberichte  (Oktober  1917— Februar  1918) XIX 


Ausgegeben  am  25.  Mai    1918. 


Mttiiclien  1918 

Im  Büchhandel  zu  beziehen  durch  die  Verlagsbuchhandlung 
Gustav  Fischer  in  Jena 


K.  B.  Hof-  und  Universitätsbuchdruckerei  von  Junge  &  Sohn  in  Erlangen. 


XIII   3  ~\ 

'  ■  '  I     Laubmann:  Geogr.  Variation  des  Formen kreises  Corvus  cornix.       211 

1918  ^ 


Die  geographische  Variation  des  Formenkreises 
Corvus  f'ornioc. 

Von 

A.  Laubmann  (Müuchen). 

I.  Vorbemerkungen. 

Die  morphologische  Kenntnis  der  Arten  und  Formen  kann 
nicht  als  Endziel  der  ornithologischen  Forschung  betrachtet  werden, 
sondern  lediglich  als  unentbehrliches  Rüstzeug  zu  methodischer 
Untersuchung  der  Spezifikation.  Mit  diesen  oder  ähnlichen  Worten 
beginnt  E.  Stresemann  die  Vorbemerkungen  zu  seiner  vortreff- 
lichen Arbeit  „Über  die  Formen  der  Gruppe  Corvus  coronoides 
Vig.  &.  Horsf."^).  Und  aus  ungefähr  den  gleichen  Erwägungen 
heraus  habe  ich  in  der  nachfolgenden  Abhandlung  den  Versuch 
gemacht,  die  Verbreitung  und  geographische  Variation  einer  anderen 
Gruppe  aus  der  Familie  der  Gorviden  eingehender  Untersuchung 
zu  unterwerfen. 

Die  Kollektivart ^)  Corvus  cornix^)  ist  zuletzt  im  Jahre  1903 
von  E.  Hart  er  t  in  ihrer  Gesamtheit  durchforscht  worden  bei  der 


1)  Verh.  Ornith.  Ges.  Bayern  12,  4,   1916,  p.  277—304. 

^)  Ich  folge  in  der  Anwendung  dieses  Ausdruckes  dem  Vorgehen  von 
E.  Stresemann  in  der  oben  zitierten  Abhandlung.  Kollektivart  besagt  das 
gleiche,  was  Kleinschmidt  unter  dem  Begriff  Formenkreis  oder  Eealgattung 
ausgedrückt  wissen  will. 

^)  In  Falco  13,4,  1917,  p.  33—36;  42—43,  hat  Kleinschmidt  darzutun 
versucht,  daß  es  sich  bei  der  Raben-  und  Nebelkrähe  um  Angehörige  ein  und 
desselben  Formenkreises  handelt.  Ohne  die  Möglichkeit  einer  solchen  tatsäch- 
lichen Verwandtschaft  von  vornherein  zu  verwerfen,  möchte  ich  doch  auf  die 
große  Schwierigkeit  einer  befriedigenden  Lösung  dieser  Frage  hinweisen,  die 
darin  liegt,  daß  die  Verbreitung  der  östlichen  Formen  in  ihren  geographischen 
Grenzen  heute  noch  eine  höchst  ungeklärte  ist.  Nur  das  Studium  eines  sehr 
großen  Materials  aus  dem  ganzen  Verbreitungsgebiet  beider  Krähenforraen  könnte 
hier  den  gewünschten  Aufschluß  geben.  Solange  dieses  in  dem  hierzu  nötigen 
Umfang  noch  nicht  vorliegt,  halte  ich  es  für  richtig,  die  beiden  Formenkreise 
noch  nicht  miteinander  zu  vermengen.  Wahrscheinlichkeitsgründe  dürfen  bei 
der  Lösung  solch  tiefgreifender  Probleme  nicht  maßgebend  sein.  Sollte  sich 
nach  späterer  Untersuchung  Kleinschmidt's  Annahme  als  richtig  erweisen,  so 
wäre  (Jorvus  corone,  der  Seitenpriorität  vor  cornix  hat,  als  Sammelname  für  den 
Formenkreis  zu  verwenden. 

14- 


212    Laubmann:  Geogr.  Variation  des  Formeiikreises  Corvus  cornix 


tVerh.  Olli. 
Ges.  Bay. 


Abfassung  der  Corviden  für  die  1.  Lieferung-  seines  inzwischen 
fast  zum  Abschluß  gelangten  Werkes:  „Die  Vögel  der  paläarkti- 
schen  Fauna".  Seit  diesem  nunmehr  fast  15  Jahre  zurückliegen- 
den Zeitpunkt  ist  jedoch  die  Forschung  unaufhaltsam  weiter- 
geschritten,  neues  umfangreiches  Material  gelangte  in  unsere 
Sammlungen  und  Museen,  und  so  manche  Frage,  die  seinerzeit  aus 
diesem  oder  jenem  Grunde  nicht  gelöst  werden  konnte,  hat  in- 
zwischen ihre  Beantwortung  gefunden.  Gerade  das  Nebelkrähen- 
material des  Müuchener  Museums  hat  sich  in  den  letzten  Jahren 
ganz  enorm  vergrößert  und  fast  aus  dem  ganzen  Verbreitungs- 
gebiet der  Gruppe  sind  uns  Exemplare  zugegangen,  so  daß  sich  bei 
einer  eingehenden  Durchsichtung  des  gesamten  aus  97  Bälgen  be- 
stehenden Materiales  sehr  wesentliche  Abweichungen  gegenüber 
den  früheren  Anschauungen  über  die  geographische  Variation 
unserer  Gruppe  ergeben  haben,  die  den  Gegenstand  der  folgenden 
Darlegungen  bilden  sollen. 

Zunächst  noch  ein  paar  Worte  über  die  von  mir  zur  Anwen- 
dung gebrachte  Nomenklatur.  Wie  in  meinen  früheren  Arbeiten, 
so  habe  ich  mich  auch  hier  in  der  striktesten  Weise  an  die  Regeln 
der  Internationalen  Nomenklaturkommission  gehalten.  Nur  wenn 
alle  wirklich  wissenschaftlich  arbeitenden  Ornithologen  ausnahms- 
los diesen  Regeln  in  allen  Punkten  gewissenhaft  folgen,  kann  m.  E. 
die  so  heiß  erstrebte  Einheitlichkeit  in  der  Nomenklatur  erzielt 
werden.  Namenlisten,  wie  sie  in  jüngster  Zeit  von  Reichenow 
und  Hesse,  oder  von  Kleinschmidt  veröffentlicht  worden  sind, 
bringen  uns  nicht  nur  nicht  vorwärts,  sondern  bedeuten  sogar 
einen  außerordentlich  bedauerlichen  Rückschritt^).  Der  Einwand, 
der  von  einer  gewissen  Seite  gegen  die  durch  die  Anwendung  des 
Prioritätsgesetzes  von  Fall  zu  Fall  notwendig  werdenden  Namens- 
änderungen erhoben  wird,  nämlich  der,  daß  einerseits  dadurch  das 
Gedächtnis  zu  sehr  überlastet  und  anderseits  dem  Laien  der  klare 
Überblick  über  das  au  sich  schon  große  Naraensgewirr  noch  mehr 
erschwert  werde,  ist  meiner  Anschauung  nach  hinfällig;  denn  dem 
mitten  in  der  Materie  stehenden  Forscher  dürften  die  notwendigen 
Namensänderungen  kaum  nennenswerte  Gedächtnisschwierigkeiten 
bereiten  und  für  den  Laien,  der  den  Vogel  ja  doch  meistens  nur 
bei  seinem  Trivialnamen  nennt,  dürften  solche  rein  wissenschaft- 
lichen Abänderungen  meist  ohne  Belang  sein.  Derjenige  Laie  aber, 
der  sich  ernster  und  eingehender  mit  unserer  Wissenschaft  be- 
fassen möchte,  wird  eben  auch  die  hierzu  nötige  Vorbildung  —  und 
zu  dieser  gehört  meines  Ermessens  auch  die  genaue  Kenntnis  der 
Internationalen  Nomenklaturregeln  und  ihrer  Handhabung  —  mit- 
bringen müssen. 


»)  Siehe  Eeichenow  und  Hesse,  Journ.  f.  Ornith.  64,  1916,  p.  32.5— 371; 
Kleinschraidt,  Falco,  Beilage,  Mai  1917:  ürnis  germanica,  p.  1 — 10. 


XIII  3  1 

^        '    'I     Laubmann :  Gcogr.  Variation  des  Formenkreises  Corvws  coJ•w^■a,■.      213 
1918    J 

Bezüglich  der  Anwendung  der  ternären  Nomenklatur  herrschen 
heute,  wie  dies  von  Stresemann  in  seiner  eingangs  erwähnten 
Arbeit  sehr  schön  dargelegt  wurde,  zwei  gegensätzliche  Rich- 
tungen^). Ohne  an  dieser  Stelle  nochmals  auf  Gründe  und  Gegen- 
gründe näher  eingehen  zu  wollen,  möchte  ich  nur  bemerken,  daß 
ich  in  vorliegender  Arbeit  alle  diejenigen  Arten  oder  Formen, 
„die  sich  zwanglos  aus  gemeinsamer  Wurzel  ableiten  lassen  oder 
sich  geographisch  vertreten",  als  Subspezies  einer  und  derselben 
Gruppe  bezeichnet  und  dabei  in  konsequenter  Weise  auch  die 
typische  oder  Nominatform  ternär  benannt  habe.  Es  scheint  mir 
nämlich  dies  die  einzige  Möglichkeit  zu  sein,  schon  durch  die 
Nomenklatur  die  völlig  gleiche  Verwandtschaftsstufe  aller  zu  einer 
Kollektivart  gehörenden  E'ormen  in  charakteristischer  Art  und 
Weise  zum  Ausdruck  zu  bringen. 

Schließlich  führe  ich  die  Kollektivart,  den  Formenkreis  oder 
das,  was  Kleinschmidt  neuerdings  in  seiner  „Ornis  germanica" 
Realgattung  nennt,  in  unserem  speziellen  Falle  unter  dem  Namen 
Co?'vus  co)mix  schlechthin  an.  Ich  glaube,  daß  diese  Bezeichnung 
im  Gegensatz  zu  der  Art-Bezeichnung  Corvus  cornix  coniix  L.  aus 
Schweden  deutlich  genug  unterschieden  ist,  und  sehe  keinesfalls 
eine  zwingende  Notwendigkeit  ein,  die  von  Kleinschmidt  ein- 
geführte Bezeichnung  Corvus  trivialis  in  Gebrauch  zu  nehmen.  Es 
ist  mir  überhaupt  unverständlich,  wie  von  der  gleichen  Seite  in 
dem  einen  Fall  gegen  Namensänderungen  protestiert  werden  kann, 
die  sich  aus  der  strikten  Durchführung  des  Prioritätsgesetzes  er- 
geben, während  andererseits  die  gleichen  Herrn  nicht  zögern,  die 
Literatur  mit  neuen,  mir  wenigstens  völlig  überflüssig  erscheinen- 
den Namen  zu  belasten. 

Das  Material,  das  die  Grundlage  zu  meinen  Untersuchungen 
bildete,  befindet  sich  im  Zoologischen  Museum  zu  München.  Vier  Exem- 
plare der  cyprischen  Form  der  Nebelkrähe  wurden  mir  vom  Museum 
Budapest  in  freundlichster  Weise  zum  Vergleich  überlassen.  Es 
mag  mir  an  dieser  Stelle  gestattet  sein,  Herrn  Dr.  G.  v.  Horväth, 
Direktor  des  Ungarischen  National -Museums,  hierfür  meinen  er- 
gebensten Dank  zum  Ausdruck  zu  bringen.  Gleichfalls  großen 
Dank  schulde  ich  meinem  verehrten  Lehrer  und  Freund  C.  E.  Hell- 
raayr,  München,  für  die  Anregung  und  stets  gern  gewährte 
Unterstützung  bei  Ausarbeitung  des  Folgenden. 

II.  Verlbreitimg  und  Variation. 

Die  Verbreitung  der  gesamten  Gruppe  erstreckt  sich  über 
einen  sehr  beträchtlichen  Teil  des  paläarktischen  Faunengebietes. 
So  begegnen  wir  der  Nebelkrähe  als  Brutvogel  von  Skandinavien 


^)  Vgl.  Stresemann,  Verh.  Orn.  Ges.  Bayern,  12,  4,  1916,  p.  277—278. 


214  Laubmann:  Geogr.  Variation  des  Formenkreises  Corvus  cornix.   |   *  *^'   •  ^''^• 

Ges.  Bay. 


[' 


an  durch  Dänemark,  das  ostelbische  Deutschland,  das  europäische 
Rußland,  Österreich-Ungarn,  Italien  mit  den  Inseln  Korsika,  Sar- 
dinien und  Sizilien,  über  die  ganze  Balkanhalbinsel,  die  Krim  und 
den  Kaukasus  bis  tief  nach  Asien  hinein.  Von  Skandinavien  aus 
dehnt  sich  die  Verbreitung  westwärts  bis  zu  den  E'aeroer-Inseln 
und  von  da  über  die  Hebriden  bis  nach  Schottland  und  Irland  aus. 
Im  Osten  müssen  als  Brutbezirke  noch  Westsibirien,  Turkestan, 
Afghanistan,  Kleinasien,  Syrien,  Mesopotamien,  die  Gegenden  um 
den  persischen  Golf  und  Ägypten  erwähnt  w^erden.  Bei  Gelegen- 
heit des  winterlichen  Umherstreichens  werden  diese  Grenzen  je- 
doch noch  sehr  weit  überschritten.  Es  bleiben  dann  oft  auch 
einzelne  Exemplare  in  den  Winterherbergeu  zurück,  schreiten  selbst 
zur  Brut  oder  verbastardieren  sich  mit  Exemplaren  der  Raben- 
krähen. So  kennen  wir  eine  große  Anzahl  von  Bastarden  zwischen 
Corvus  cornix  cornix  L.  und  Corvus  corone  corone  L.  Aber  auch 
Kreuzungsprodukte  zwischen  anderen  Subspezies  sind  bekannt.  So 
besitzt  z.  B.  unser  Museum  einen  Bastard  zwischen  Corvus  cornix 
sharpii  Gates  und  Corvus  corone  orientalis  Eversmann. 

Daß  mit  einer  so  weit  ausgedehnten  Verbreitung  auch  die 
geographische  Variation  Hand  in  Hand  geht,  war  eine  sichere 
Voraussetzung.  Und  in  der  Tat  sehen  wir  schon  bei  einer  ober- 
flächlichen Betrachtung  des  vor  uns  ausgebreiteten  Materiales,  daß 
sich  je  nach  der  geographischen  Lage  der  Brutheimat  sehr  tief- 
greifende Unterschiede  in  der  Färbung  der  grauen  Gefiederpartien 
entwickelt  haben  ^). 

Aber  nicht  nur  Pärbungscharaktere  sind  es,  die  es  uns  er- 
möglichen, die  ganze  Gruppe  in  geographisch  umschriebene  Formen 
zu  zerlegen,  ein  Blick  auf  die  gewonnenen  Schnabel-  und  Flügel- 
maße läßt  uns  auch  hierin,  wenn  auch  nicht  gerade  sehr  in  die 
Augen  fallende,  so  doch  immerhin  konstante  Schwankungen  er- 
kennen, die  für  die  einzelnen  Formen  charakteristisch  genannt 
w^erden  können.  Dabei  mag  gleich  an  dieser  Stelle  auf  die  Tat- 
sache hingewiesen  werden,  daß  hinsichtlich  der  Größenschwankungen 


1)  Kleinschmidt  (Falco  13,  2,  1917,  p.  10)  glaubte,  in  der  grauen  Fär- 
bung der  Unterflügeldeckfedern  am  Handgelenk  „ein  extrem  östliches  Kenn- 
zeichen" gefunden  zu  haben.  Wie  eingehende  Untersuchung  des  mir  vorliegen- 
den Materiales  nach  diesem  Gesichtspunkte  hin  ergeben  hat,  handelt  es  sich  in 
diesem  Falle  um  kein  konstantes  Trennungsmerkmal,  sondern  vielmehr  um  eine  rein 
individuelle  Variation,  der  keinerlei  Bedeutung  bei  der  Sonderung  in  Subspezies 
beigemessen  werden  kann.  So  konnte  ich  einheimische  Brutexemplare  aus 
Sachsen  mit  grauen  Unterflügeldecken  bemerken ,  Wcährend  z.  B.  die  Exemplare 
der  Insel  Cypern  fast  schwarze  Unterflügeldeckfedern  besaßen.  Ähnliche  Ver- 
hältnisse waren  bei  den  Formen  valacJms  und  sharpii  zu  konstatieren.  Es 
kann  also  keineswegs  von  einem  konstanten  Merkmal  gesprochen  werden,  viel- 
mehr handelt  es  sich  tatsächlich  nur  um  „individuelles  Variieren",  welche  Mög- 
lichkeit ja  auch  Kleinschmidt  bereits  in  Rechnung  stellte. 


'^"*' j     Laubmann:  Geogr.  Variation  des  Formcükreises  CortJ«<5  eorma;.       215 

191b     J  '^ 

sich  zwischen  den  beiden  Geschlechtern  keinerlei  Unterschiede  er- 
geben haben.  Man  kann  also  aus  den  relativ  größeren  oder  kleineren 
Flügel-  und  Schnabelmaßen  keine  Schlüsse  auf  das  Geschlecht  des 
Vogels  ziehen. 

Jedenfalls  stellen  die  Schwankungen  in  der  Gefiederfärbung 
dasjenige  Unterscheidungsmerkmal  dar,  auf  das  in  unserem  Falle 
bei  der  Abtrennung  der  geographischen  Formen  das  Hauptgewicht 
gelegt  werden  muß,  wenn  auch  im  einen  oder  andern  Falle  die 
Größenverhältnisse  von  nicht  ganz  zu  unterschätzender  Bedeu- 
tung sind. 

Wenn  wir  von  Norden  ausgehen,  so  finden  wir  das  relativ 
reinste  Grau  bei  den  mir  von  den  Faeroer  vorliegenden  Vögeln. 
Leider  besitze  ich  kein  typisches  Vergleichsmaterial  aus  Schweden, 
so  daß  es  mir  zurzeit  nicht  möglich  ist,  die  Frage  nach  der  Form- 
zugehörigkeit der  Faeroervögel  endgültig  zu  entscheiden.  Ich 
verweise  hier  auf  meine  an  anderem  Orte^)  gemachten  Ausfüh- 
rungen zu  diesem  Punkte.  Ich  habe  dort  schon  auf  die  Möglichkeit 
hingewiesen,  daß  die  Faeroervögel  mit  den  schwedischen  Stücken  zu- 
sammenfallen, also  unter  dem  Namen  Corvus  cornix  cornix  L.  zu 
vereinigen  wären,  im  Gegensatz  zu  einer  nicht  mehr  so  intensiv 
bläulichgrau  gefärbten  Form,  die  Deutschland  bewohnen  würde 
und  zu  der  dann  auch  die  Vögel  aus  Rußland  (Petersburg,  Smorgon, 
Rutelischki,Pinsk,Galizien,  Nord-Ungarn  und  Siebenbürgen)  zu  zählen 
wären.  Unsicher  bleibt  in  diesem  Falle  noch  die  Formzugehörig- 
keit der  englischen  Nebelkrähen.  Da  ihre  Einwanderung  nach  den 
britischen  Inseln  wahrscheinlich  auf  dem  Weg  über  die  Faeroer 
von  Skandinavien  aus  vor  sich  gegangen  sein  mag,  so  läge  es 
nahe,  sie  mit  diesen  Vögeln  zusammen  unter  Corvus  cornix  cornix  L. 
zu  vereinigen.  Das  einzige  mir  aus  England  vorliegende  Exemplar 
gehört  jedoch  unbedingt  viel  eher  zu  der  mitteleuropäischen  Form 
als  zu  der  nordischen.  Allerdings  stammt  dieser  Vogel  aus  Kent, 
Südengland,  aus  dem  Monat  März  und  könnte  angenommen  werden, 
daß  es  sich  in  diesem  Falle  um  einen  vom  europäischen  Festland 
eingewanderten  Vogel  handelt.  Für  die  mitteleuropäische  Form 
käme  als  nächstältester  Name  Corvus  cornix  suhcornix  Brehm  1831 
in  Betracht.  Zu  eben  derselben  F'orm  gehört  auch  die  Nebel- 
krähe, die  wir  auf  dem  italienischen  Festland  als  Brutvogel  an- 
treffen. Auf  den  beiden  Inseln  Sardinien  und  Korsika  dagegen 
ändern  die  Brutvögel  dahin  ab,  daß  sie,  abgesehen  von  ihrer  etwas 
geringeren  Körpergröße,  in  der  Färbungsnuance  der  grauen  Ge- 
iiederpartien  auf  Ober-  und  Unterseite  einen  bräunlichen  Schimmer 
aufweisen,  den  wir  sonst  bei   keiner   anderen  Festlandsform   an- 


*)  Vgl.  Laubmann,  Zool.  Jahrbücher,  Abt.  Syst.,  Biol.,  Geogr.  d.  Tiere, 
Bd.  39,  I,  1915,  p.  58—60. 


■^iC    Laubniann:  Gcogr.  Variation  des  Fornienkreises  CorvM*  eonw'a;.   1     ^'   '     '°" 

L  tles.  Bay. 

treffen.  Klein  Schmidt  hat  diese  Form  mit  dem  Namen  sardonius 
belegt.  Als  terra  typica  hat  Sardinien  zu  gelten,  doch  stimmen 
die  Vögel  von  der  Insel  Korsika  völlig  mit  diesen  überein.  Daß 
die  Nebelkrähen  übrigens  auf  Korsika  zur  Brut  schreiten,  beweist 
ein  mir  vorliegender  puUus  aus  dem  Monat  Juli. 

Wesentlich  anders  liegen  die  Verhältnisse,  wenn  wir  uns 
nun  weiter  nach  Südosten  hinwenden.  Hier  treffen  wir  schon 
in  Bosnien  und  der  Herzegowina  auf  Exemplare,  die  sich  von  den 
bei  uns  vorkommenden  Vögeln  durch  viel  hellergraue  Färbung 
sehr  merklich  unterscheiden.  Diese  Exemplare  gleichen  hierin 
schon  völlig  Stücken  aus  Rumänien,  für  die  v.  Tschusi  den  eigenen 
Namen  valachus  aufgestellt  hat.  Nach  den  Ergebnissen  meiner 
Untersuchungen  hat  die  Tschusi'sche  Form  jedoch  eine  viel  größere 
Verbreitung,  als  gemeinhin  angenommen  wurde.  So  gehören  zu 
ihr  nicht  nur  die  Balkanvögel  überhaupt,  sondern  wir  finden  An- 
gehörige dieser  Form  auch  in  der  Krim,  im  Kaukasus  bis  in  das 
Kaspigebiet  um  Lenkoran  und  schließlich  auch  in  Mesopotamien 
und  Ägypten.  Über  diese  Exemplare  schrieb  Hartert  in  „Die 
Vögel  der  paläarktischen  E'auna",  p.  11:  „Einige  Schwierigkeit 
bieten  die  in  Ägypten  (und  Syrien)  brütenden  Nebelkrähen.  Sie 
sind  meist  nicht  von  C.  c.  sharpii  zu  unterscheiden,  aber  zu- 
weilen etwas  dunkler.  Die  Untersuchung  größeren  frisch  ver- 
mauserten Materials  ist  nötig,  zu  entscheiden,  ob  man  sie  von 
C.  c.  sharpii  trennen  kann,  was  ich  vorläufig  nicht  wage."  Die 
von  mir  vorgenommene  sorgfältige  Vergleichung  hat  nun  ergeben,  daß 
die  Vögel  aus  Ägypten  ebensowohl  wie  die  aus  Mesopotamien 
(nördliches  Gebiet)  mit  sharpii  nichts  zu  tun  haben,  sondern  un- 
bedingt noch  mit  valachus  vereinigt  werden  müssen.  Auch  in  geo- 
graphischer Hinsicht  ist  diese  Verbreitung  verständlicher.  Denn 
wenn  man  die  Vögel  aus  Ägypten  mit  sharpii  zusammenwerfen 
w^oUte,  müßten  notgedrungen  auch  die  Exemplare  von  Nordmeso- 
potamien und  dem  Kaukasus  hinzugerechnet  werden,  was  jedoch 
den  Tatsachen  entgegen  wäre.  Auch  durch  die  im  südlichen  Meso- 
potamien und  in  den  Gegenden  um  den  persischen  Golf  heimische 
Form  C  c.  capellanus  Sei.  würde  dann  das  Verbreitungsgebiet  von 
sharpii  in  einer  kaum  denkbaren  Weise  zweigeteilt. 

Corcus  cornix  sharpii  ist  vielmehr  auf  die  östlichsten  Teile 
des  ganzen  Verbreitungsgebietes  beschränkt.  Sie  stellt  die  weit- 
aus am  reinsten  hellgrau  gefärbte  Form  dar,  abgesehen  von  der 
schon  fast  rahmweißen  Corrus  cornix  capellanus  aus  Süd-Mesopo- 
tamien und  dem  persischen  Golf,  die  ich  bei  meinen  Betrachtungen 
leider  nicht  weiter  berücksichtigen  konnte,  da  mir  hiervon  kein 
Material  zur  Verfügung  stand. 

Nun  bleibt  uns  noch  eine  zweite  Inselform  zur  Besprechung 
übrig,  Corvus  cornix  palleseens  Mad.  von  Cypern.    Auf  dieser  Insel 


XIII  3   I 

'    'I      Laubmann :  Geogr.  Variation  des  Formenkreises  CorüMS  cornia;.      217 
1918    J 

hat  sich  eine  Lokalrasse  herausgebildet,  die  im  gewissen  Sinne 
als  Mittelglied  zwischen  den  Formen  valachus  und  sharpii  an- 
gesehen werden  kann.  Die  Vögel  von  Cypern  weisen  gegenüber 
valachus  eine  etw^as  hellere,  mehr  ins  rahmbräunliche  gehende 
Tönung  der  grauen  Farbpartien  auf,  erreichen  kaum  in  einzelnen 
Exemplaren  die  helle  Färbung  der  Form  sharpii,  deren  größere 
Maße  außerdem  von  der  Inselform  niemals  erreicht  werden.  Wir 
haben  also  hier  bis  zu  einem  gewissen  Grade  eine  äußerst  in- 
teressante Konvergenzerscheinung  zwischen  den  beiden  Inselformen 
von  Sardinien — Korsika  und  Cypern  vor  uns,  indem  beide  Formen 
durch  relative  Kleinheit  und  durch  das  Auftreten  bräunlicher 
Tingierung  (im  einen  Falle  etwas  heller,  im  andern  etwas  dunkler 
färbend)  auffallen  V). 

Zusammenfassend  ergibt  sich  also  als  Bild  der  Variationsent- 
wicklung bei  Corviis  cornix  ein  allmähliches  Hellerwerden,  fort- 
schreitend von  Nordwesten  nach  Südosten,  unter  Abspaltung  zweier 
insularer  Formen,  bei  denen  in  auffallender  Weise  bräunliche  Töne 
den  grauen  untermischt  sind. 

III,  Systematischer  Teil. 
Corvus  cornioc  cornix  L. 

Corvus  cornix  Linnaeus,   Syst.  Nat.  30,  I,  p.  105  (1758.  —  „Europa";    terra 

typica  nach  dem  ersten  Zitat,  Fauna  Suecica:  Schweden). 
Corvus  suhcornix  Chr.  L.  Brehm,  Handbuch  Vögel  Deutschi.,  p.  168  (1881. — 

„Sie  wohnt  und  brütet  im  nordöstlichen  Deutschland,  namentlich  in  der 

Nähe  von  Ahlsdorf"). 
Corvus  cinereus  Chr.  L.  Brehm,  Handbuch  Vögel  Deutschi.,  p.  169  (1831.  — 

„Im  Winter  in  Mitteldeutschland"). 

Kopf,  Vorderhals  und  Kropf,  Flügel,  Schnabel  und  Schwanz 
schwarz  gefärbt,  sonstige  Gefiederpartien  schön  sattgrau.  Ge- 
schlechter nicht  verschieden.  Exemplare  von  den  E^aeroer  Inseln 
Aveisen  die  am  reinsten  getönten  grauen  Gefiederpartien  auf  und 
dürften  wahrscheinlich  mit  den  Schweden  zusammen  die  Linnaeische 
Form  Corvus  cornix  cornix  repräsentieren,  während  die  übrigen 
zu  dieser  Form  gezählten  Exemplare  unter  dem  Namen  Corvus 
cornix  suhcornix  Brehm  zusammengezogen  werden  müßten.  Zwei 
Wintervögel  ans  Bayern  und  ein  solcher  aus  Tirol  stimmen  völlig 
mit  deutschen  Brutvögeln  aus  dem  Elbegebiet  überein.  Ebenso 
gleicht  den  deutschen  Vögeln  das  Stück  aus  Cremona,  Italien;  mit 
den  korsischen  Stücken  hat  es  gar  nichts  gemein,  einmal  ist  es 
entschieden  größer  (a.  315;  r.  50)  und  schließlich  läßt  es  auch  die 


^)  Die  Beimischung  bräunlicher  Töne  kann  auch  bei  andern  Formen,  so 
namentlich  bei  valachus  auftreten,  wird  aber  niemals  so  auffallend  wie  bei  den 
insularen  Formen, 


218    Laubmann:  Geogr.  Variation  des  Formenkreises  C'orutt*  corwio:.    1     ®^   '     ^"' 

[_  Ges.  Bay. 

bräunliche  Tingieruiig  der  Korsen  vermissen.  Ein  Vogel  aus  Kent 
kann  ebenfalls  nicht  von  deutschen  Stücken  unterschieden  werden. 
Schließlich  mag  noch  bemerkt  sein,  daß  9  russische  P^xemplare 
(2  aus  St.  Petersburg,  1  aus  Smorgon,  4  aus  Rutelischki  und  2  aus 
Pinsk)  völlig  mit  den  deutschen  Stücken  zusammenfallen,  dagegen 
mit  den  Faeroer  Vögeln  weniger  gut  übereinstimmen. 

Flügellänge^): 
Faeroer  Inseln:  305;  306,5;  308;  314;  317;  320. 
Deutschland:  293;  302;  302;  303;  306;  308;  310;  310;  311;  312; 
314;  315;  315;  320:  320;  321;  321;  322;  325;  330;  331;  332. 
Bayern:  291;  328. 
Tirol:  332. 
Italien:  315. 
England:  317. 

Ungarn:  293;  300;  305;  305;  318;  322. 
Rußland:  307;  311;  312;  318;  318;  322;  328;  328;  338. 
Galizien:  312. 

Schnabellänge: 
Faeroer  Inseln:  46,5;  48;  48,5;  49;  53;  54. 
Deutschland:  44;  45;  45;  45;   46;  46;  46;  47;  48;  48;   49;  49; 

50;  50;  50;  50;  50;  51;  51;  54;  54;  54. 
Bayern:  42;  49. 
Tirol:  53. 
Italien:  50. 
England:  51. 

Ungarn:  47;  48;  48;  51;  52;  53. 
Rußland:  43;  44;  45;  48;  48;  50;  52;  53;  54. 
Galizien:  50. 

Verbreitung:  Skandinavien ;, Dänemark ;  Rußland  und  Polen; 
Deutschland;  Bayern;  Italien;  Österreich;  Ungarn;  Galizien; 
Faeroer;  Hebriden;  Schottland;  Irland;  England. 

Corvtis  f'ornix  sarclonitis  Kleinschm. 

Corvus    sardonius    Kleinschmidt,     Orn.    Monatsber.,     11,   p.  92    (19U3.    — 
Sardinien). 

Ähnlich  Corrus  cornix  cornix  L.,  im  Durchschnitt  etwas  ge- 
ringer in  den  Maßen,  was  namentlich  am  Flügel  auffällt.  Die 
grauen  Töne  leicht  bräunlich  überdunkelt. 

Flügellänge: 
Korsika:  296;  301;  301;  307;  311. 


^)  Alle  Maße  verstehen  sich  in  Millimetern! 


XITI   S  ~\ 

'    'I     Laubmann:  Geoüir.  Variation  des  Formenkreiscs  C'ojtms  con«'«.      219 

1918    J 

Schnabellänge: 
Korsika:  45;  48;  50;  50;  52. 

Verbreitung:  Korsika  und  Sardiuien. 

Corvtis  cornioc  valachus  Tschusi, 

Corvus  cwnix  valachus  Tschusi,  Orn.  Jahrbucli  15,  p.  121  (1904.  —  Rumänien, 

Masin). 
Corvus   cornix    balcanicus   Rzehak,    Orn.    Monatsber.  14,    p.  189    (1906.    — 

Serbien) '). 
Cornix  cornix  L.   var.  christophi  Alpheraki,    Mon.  Orn.  1,    p.  164  (1910.  — 

Gebiet  östlich  des  Asow'schen  Meeres)-). 

Von  Corvus  cornix  cornix  L.  unterschieden  durch  viel  heller 
graue  Tönung  des  Gefieders.  Hierher  gehören  auch  die  Stücke 
aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  Für  sich  betrachtet,  erscheint 
ein  Exemplar  aus  der  Krim  etwas  dunkler,  in  der  Reihe  mit 
Rumäniern  und  Stücken  aus  dem  Kaukasus  verschwindet  dieser 
Eindruck  jedoch  vollkommen.  Kaukasische  Stücke  lassen  sich  von 
rumänischen  nicht  unterscheiden.  Die  beiden  Exemplare  aus  Meso- 
potamien wurden  von  Weigold^)  als  zu  sharpii  gehörend  be- 
stimmt, doch  unterscheiden  sich  beide  von  den  Thian-Schanvögeln 
als  typischen  sharpii  durch  grauere  Unterseite  und  geringere 
Größe.  Die  beiden  Vögel  gehören  unbedingt  zu  valachus  Tschusi. 
Mit  den  beiden  Mesopotamiern  stimmt  ein  von  Dingler  am  12.  IV. 
14  bei  El  Merg  bei  Cairo  erbeutetes  Exemplar  unserer  Sammlung 
so  vollkommen  überein,  daß  dasselbe  ebenfalls  nicht  von  valachus 
getrennt  werden  kann. 

Flügelgröße: 
Bosnien,  Herzegowina:  298;  804;  309;  318;  323. 
Rumänien:  290:  295;  298;  298;  310;  311;  322;  330. 
Krim:  301. 

Kaukasus:  305;  305;  312;  317;  318;  321;  321. 
Kaspigebiet:  303. 
Mesopotamien:  310;  311. 
Ägypten :  310. 

Schnabellänge: 
Bosnien,  Herzegowina:  49;  50;  51;  52;  53. 
Rumänien:  46;  47;  47;  48;  48;  50;  51;  52. 
Krim:  47. 
Kaukasus:  48;  48;  49;  51;  51;  51;  53. 

^)  Ein  reines  Synonym  von  C.  c.  valachus.  Der  Autor  stellte  die  Form 
nur  nach  Beobachtungen  im  Freien  auf! 

-)  Beschreibung  einer  crythristischen  Varietät! 

')  Vgl.  Wcigold,  Journ.  f.  Ornith.  60,  1912,  p.  295— 296, 


■ 

Ges.  Bay. 

Kaspigebiet:  54. 
Mesopotamien:  52;  53. 
Ägypten:  48. 

Verbreitung:  Bosnien  und  Herzegowina:  Rumänien;  Balkan- 
lialbinsel;  Krim;  Kaukasus;  Kaspigebiet;  Mesopotamien;  Syrien; 
Ägypten. 

Cort)us  cornix  paUescens  Mad. 

Corvus  pallescens  Madaräsz,  Orn.  Monatsber.  12,  p.  28  (1904.  —  Cypern). 

Die  grauen  Töne  sehr  hell,  mit  feiner  rahmbräunlicher  Tingie- 
ruug.  Von  valachus  deutlich  unterscheidbar;  sharpii  ähnlicher, 
aber  kleiner  in  den  Maßen. 

Plügellänge: 
Cypern:  291;  297;  300;  305. 

Schnabellänge: 
Cypern:  48;  49;  49;  50. 

Verbreitung:  Insel  Cypern. 

Corvus  cornix  sharpii  Oates. 

Corvus  sharpn  Oates,  Fauna  Brit.  Ind.  Birds  I,  p.  20  (1889.  —  „Siberia, 
Turkestan ,  Afghanistan,  and  a  portion  of  India" ;  terra  typica:  West- 
sibirien). 

Ähnlich  pallescens  von  Cypern;  doch  ohne  den  rahmbräunlichen 
Anflug.     Sehr  helle  Form.     Ziemlich  groß. 

Flügellänge: 
Thian-Schan:  315;  320. 

Schnabellänge: 
Thian-Schan:  48;  50. 

Verbreitung:  Westsibirien;  Turkestan;  Thian-Schan. 

Corvus  cornix  capeUamis  Sei. 

Corvus  capellanus  Sclater,  Proc.  Zool.  Soc.  London  p.  694  (187().  —  Türkisch- 
Arabien ;  am  persischen  Golf). 

Sehr  große  Form.  Die  bei  den  andern  Formen  grauen  Ge- 
flederpartien  sind  hier  ralim-  bis  milchweiß. 

Flügellänge^):  335;  350. 
Verbreitung:  Gegenden  um  den  persischen  Golf. 


')  Nach  Hartert.     Keine  Exemplare  untersucht! 


XTTT  S  ~\ 

'    'I       Laubuiann:  Die  Felseuschwalbe  am  Falkenstein  bei  Pfrouteu.       221 

1918 


Zum  Vorkommen  der  Felsenschwalbe  {Biparin 
ru2Jestris  rupestris  (Scop.))  am  Falkenstein  bei  Pfronten. 

Von 

A.  Laubmann  (Münclien). 

In  einer  interessanten  Arbeit  „Ornithologisclies  aus  Pfronten"  ^) 
berichtet  B.  Hoff  mann  über  die  ihm  gelungene  Entdeckung 
einer  Brutkolonie  der  Felsen  schwalbe  [Riparia  rtqjestris  rupestris 
(Scop.))  in  den  Südhängen  des  Falkensteins  bei  Pfronten  im  Al- 
gäu  im  August  1916.  Da  es  sich  hier  um  den  ersten  wirklich 
sicheren  Brutnachweis  dieser  Schwalbenart  auf  deutschem  Boden 
handelt,  so  sei  es  mir  gestattet,  im  folgenden  die  von  mir  im 
Sommer  1917  an  der  gleichen  Stelle  gemachten  Beobachtungen 
bekannt  zu  geben. 

„Das  einzige  Exemplar,  welches  der  Felsenschwalbe  das  deutsche 
Bürgerrecht  erworben  hat,  erhielt  Prof.  Dr.  Wolf  zu  Nürnberg 
aus  der  Oberpfalz,  schon  stark  von  Fäulnis  ergrilfen,  am  21.  August 
1812"  schreibt  Ja  ekel  in  seiner  „Systematischen  Übersicht  der 
Vögel  Bayerns",  1891,  p.  209,  und  bemerkt  weiter:  „Nach  der 
bestimmten  Versicherung  eines  sehr  erfahrenen  Vogelfängers 
und  Dieners  am  ehemaligen  Herzoglich  Leuchtenberg'schen  Natu- 
ralienkabinett zu  Eichstätt,  der  die  Uferschwalbe  und  ihr  Brut- 
geschäft aus  Erfahrung  kannte,  diese  und  die  Felsenschwalbe  in 
der  Sammlung  täglich  vor  Augen  hatte  und  Naumann's^)  Natur- 
geschichte der  Vögel  Deutschlands  fleißig  las,  hat  die  Felsen- 
schwalbe vor  langen  Jahren  bei  Eichstätt  in  zwei  bis  drei  Paaren 
gebrütet,  und  zwar  an  der  Landershofener  Straße  in  den  Felsen 
des  Altmühltales,  wo  er  öfters  Nester  ausgenommen  habe.  Diese 
Schwalbe  sei  ihm  und  seinen  Kameraden  unter  dem  Namen  Stein- 
schwalbe bekannt  gewesen;  den  Cypselus  apus  hätten  sie  Mauer- 
schwalbe genannt.  Da  die  Felsenschwalbe  das  Tiroler  Inntal  be- 
wohnt, so  hielt  es  Graf  von  d  er  M  ü  h  1  e  für  sehr  wahrscheinlich,  daß 
sie  auch  die  näherlieffenden  Flußtäler  besucht." 


')  Diese  Verhandlungen  XIII,  1,  1917,  p.  61—73. 

-)  Nauni  ann,  Naturgeschichte  der  Vögel  Deutschlands,  VI,  1833,  p.  96,  98. 


[Verh 
Ges. 


Orn. 


Jacke l's  erste  Angabe  von  dem  Vorkommen  der  Felsen- 
schwalbe basiert  auf  einer  Bemerkung  von  Wolf  in  dem  zweiten 
Hefte  des  3.  Jahrgangs  der  Annalen  der  Wetterauischen  Gesell- 
schaft aus  dem  Jahre  1814  auf  Seite  354.  Von  hier  aus  hat  die 
Nachricht  von  dem  Vorkommen  der  Felsenschwalbe  in  der  Ober- 
pfalz Eingang  gefunden  in  die  Werke  Gloger's^)  und  Nau- 
mann's^)  und  auch  Ja  ekel  tut  derselben  Erwähnung  in  seiner 
Arbeit  „Materialien  zur  bayerischen  Ornithologie"^). 

In  der  Münchener  Zoologischen  Sammlung,  in  der  sich  ja  die 
Sammlungen  des  Herzogs  von  Leuchtenberg  befinden,  existieren 
weder  Elxemplare  noch  Eier  dieser  Art,  deren  Herkunft  auf  deut- 
schem Boden  gelegen  wäre,  und  somit  kann  die  Richtigkeit  der 
Angabe  jenes  „Vogelfängers  und  Dieners",  deren  Jäckel  1.  c. 
Erwähnung  tat,  heute  nicht  mehr  nachgewiesen  werden.  Da  in 
der  neueren  Zeit  die  Felsenschwalbe  in  Deutschland  nicht  mehr 
angetroffen  worden  ist,  so  ist  jenes  „schon  stark  von  Fäulnis  er- 
griffene" Exemplar,  das  in  die  Hände  Wolfs  gelangte,  tatsächlich 
das  einzige,  das  das  Vorkommen  der  Art  in  Deutschland  be- 
wiesen hat. 

Um  so  interessanter  und  wichtiger  ist  daher  die  Hoff  man  n'sche 
Neuauffindung  der  Art  als  Brutvogel  auf  deutschem  Boden. 
Nach  diesem  kurzen  historischen  Überblick  lasse  ich  nunmehr  die 
von  mir  gemachten  Beobachtungen  folgen. 

Am  24.  Mai  1917,  einem  prachtvoll  schönen  Frühlingstag, 
besuchten  wir,  meine  F'rau  und  ich,  von  Kaufbeuren  aus  über 
Weizern-Hopferau  den  Falkenstein  bei  Pfronten.  Die  Exkursion 
galt  in  erster  Linie  ornithologischen  Zwecken  und  zwar  sollten 
neben  den  Felsenschwalben  vor  allem  der  Berglaubvogel  [Phyllos- 
copus  hontlli  honelli  (Vieill.))  und  der  Wasserpieper  {A)ithus  spino- 
letta  spinoletta  (L.))  beobachtet  werden.  Den  Wasserpieper,  den 
Hoff  mann  am  Gipfel  des  Berges  zahlreich  angetroffen  hat,  haben 
wir  diesmal  gar  nicht  gefunden.  Über  die  beiden  andren  Arten 
lasse  ich  am  besten  die  Aufzeichnungen  aus  meinem  Tagebuch  im 
Wortlaut  folgen: 

„Kurz  hinter  dem  kleinen  Weiler  Benken,  da  wo  am  Nord- 
hang der  eigentliche  Aufstieg  zum  Falkensteiu  beginnt,  stehen 
auf  den  ziemlich  steil  ansteigenden  Hängen  vereinzelte,  sehr  schöne, 
große  Fichten  und  Tannen.  Hier  ist  das  Gelände,  in  welchem 
wir  zum  erstenmal  den  Berglaubvogel  gehört  und  gesehen 
haben.  Sein  Lied  ist  ein  einfacher,  nicht  zu  verkennender  Schwirrer 
oder  Triller,  dem  des  Waldlaubvogels  ähnlich,   aber  ohne  die  für 

')  G loger,  Vollständiges  Handbuch  der  Naturgeschichte  der  Vögel  Europas 
mit  besonderer  Rücksicht  auf  Deutschland,   I,   Breslau  1834,  p.  409,  410. 
-)  Vgl.  Naumann,  1.  c.  Bd.  VI,  1833,  p.  90,  98. 
*)  Jäckel,  Abhandl.  Zool. -Mineral.  Verein  zu  Regensburg,  1,  1849,  p.  93. 


XTTT   S  ~\ 

'    'I       Laubmaun:  Die  Felsenschwalbe  am  Falkenstein  bei  Pfronten.       223 
1918   J  ^^ 

diesen  charakteristische  Einleitung.  Der  Berglaubvogel  ist  hier 
geradezu  sehr  häufig.  Er  scheint  aber  lichtere,  mit  Laubbäumen, 
namentlich  Buchen,  untermischte  Hänge  geschlossenen  Fichten- 
anhäufungen entschieden  vorzuziehen.  Wir  trafen  ihn  den  ganzen 
Aufstieg  entlang,  hörten  ihn  noch  oben  auf  dem  Gipfel  (1277  m), 
ferner  auf  dem  Salober,  einem  vom  Falkensteinmassiv  aus  südöst- 
lich streichenden  Höhenzug,  in  den  Abhängen  gegen  die  Salober- 
Alpe  und  den  Alat-See  und  selbst  noch  nahe  bei  Füßen  in  dem 
Badeort  Fauleubach  ^). 

In  den  eben  genannten  Abhängen  gegen  den  Alat-See  hin- 
unter, die  dicht  mit  Buchen  bestanden  sind,  trafen  wir  neben  dem 
Berglaubvogel  auch  den  Waldlaubvogel  {Phylloscopus  sibilatrix 
siUlah'ix  (Bechst,))  an.  Hier  bot  sich  uns  eine  herrliche  Gelegen- 
heit, das  Lied  beider  Arten  miteinander  zu  vergleichen.  Die 
Strophen  stimmen  fast  völlig  überein,  nur  hat  der  Waldlaubvogel 
eine  kurze  Einleitung  zu  seinem  Schwirrer,  der  dem  Berglaub- 
vogel fehlt.  Hoffmann  hat  den  Waldlaubvogel  auf  der  Pfrontener 
Seite  gar  nicht  angetroffen. 

Der  andere  Hauptpunkt,  dem  die  Exkursion  galt,  war  die  von 
Hoffmann  im  Sommer  1916  entdeckte  Kolonie  der  Felsen  schwalbe. 
Die  Kolonie,  wenn  bei  den  höchstens  zwei  Brutpaaren,  die  wir 
feststellen  konnten,  überhaupt  von  einer  solchen  gesprochen  werden 
kann,  befindet  sich  augenscheinlich  in  der  gegen  Süden  in  das 
Vilstal  abfallenden  Steilwand  unmittelbar  unterhalb  des  Gipfels  in 
nächster  Nähe  der  sogen.  „Lourdesgrotte",  Wir  konnten  im 
ganzen  nur  zwei  Vögel  konstatieren;  auch  wir  bemerkten  den 
einen  Vogel,  gerade  wie  Hoffmann,  zuerst  über  dem  weit  unten 
liegenden  Wald  hinfliegend,  wobei  er  durch  sein  von  der  Sonne 
beschienenes  braunes  Gefieder  einem  vom  Wind  erfaßten,  hin  und 
her  gewirbelten  braunen  Buchenblatt  glich.  Der  Vogel  erinnert 
in  seinem  Flugbild  in ,, gleicher  Weise  an  Schwalbe  und  Segler, 
und  hat  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  dem  Flug  der  Fledermäuse 
oder  dem  Gaukeln  großer  Schmetterlinge.  Von  irgendwelchen 
Rufen  haben  wir  bei  der  großen  Entfernung  nichts  vernehmen 
können. 

Da  das  Gelege  durchschnittlich  aus  fünf  Eiern  besteht  und  man 
vielleicht   annehmen  kann,   daß    die  beiden  von  uns  beobachteten 


M  Während  ich  den  Waldlaubvogel  in  der  Umgebung  von  Kaufbeuren  nie 
beobachtet  habe,  traf  ich  den  Berglaubvogel  an  verschiedenen  Stellen  an.  So 
hörte  ich  diese  Art  am  31.  Mai  1917  am  „Hölzle"  mitten  in  der  Stadt;  am 
10.  Juni  1917  an  der  gleichen  Stelle;  am  22.  Juni  1917  abends  an  der  sogen. 
Weinhalde  bei  Hirschzeil  an  einem  Westabhang  mit  einzelneu  Föhren  und 
Fichten.  Am  27.  Juni  1917  im  Anstaltspark  an  der  Straße  nach  Leinau;  am 
12.  Juli  abends  gegen  G  Uhr  an  der  Weinhakle;  am  G.  August  1917  hörte  ich 
ein  Exemplar  in  meinem  Garten  schwirren,   wohl  ein  Vogel  auf  dem  Zuge. 


224    Laubmann:  Die  Felsenschwalbe  am  Falkenstein  bei  Pfronten.     I 

L  G 


erh.  Orn. 
Ges.  Bay. 


Vögel  die  Männchen  von  zwei  Weibchen  waren,  die  dem  Briit- 
geschäft  oblagen,  so  wäre  es  möglich  im  Juli  oder  August,  zu  der 
Zeit  also,  in  welcher  Hoffmann  am  Platze  war,  auch  diesmal 
wieder  10 — 12  Exemplare  anzutreffen." 

So  weit  meine  Eintragungen.  Eine  nochmalige,  im  Sommer 
geplante  Tour  auf  den  Falkenstein  kam  leider  nicht  mehr  zur  Aus- 
führung und  somit  bleibt  es  späteren  Beobachtungen  vorbehalten, 
weitere  Angaben  über  das  Schicksal  dieser  für  unser  Vaterland 
so  seltenen  Voorelart  zu  machen. 


XIII,  3,  j    guu^ei:  Ornithologische  BeobachtuDgen  aus  Flandern  1915/16.     225 


Ornithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16. 

Von 
Werner  Sunkel. 

„Kriegsbeobachtungen"  sind  der  Inhalt  dieser  meiner  kleinen 
Arbeit  und  deshalb  brauche  ich  nicht  erst  um  Entschuldigung  zu 
bitten,  daß  die  folgenden  Zeilen  keine  abgeschlossene  Avifauna 
darstellen,  sondern  ihrem  Charakter  als  „Kriegsbeobachtungen" 
entsprechend  nur  ornithologische  Momentaufnahmen  sind,  aufge- 
nommen im  Krieg,  bei  dem  militärischen  Alltagsdienst,  dem  Posten- 
stehen im  Schützengraben,  auf  dem  Marsche  von  und  aus  der 
Stellung,  oft  inmitten  widrigster  Umstände,  bei  schlechtem  Wetter, 
bei  Artilleriebeschießung,  beim  Frülijahrssturm  1915  auf  Lange- 
mark und  St.  Julien,  aber  auch  in  mancher  schönen  Stunde  der 
Erholung  „hinten"  in  den  Ruhequartieren.  Das  Gebundensein  an 
einen  bestimmten  Ort  war  für  mich,  besonders  so  lange  ich 
„Musketier"  war,  das  Haupthindernis  einer  planmäßigen  ornitho- 
logischen  Beobachtung.  Ich  kam  mit  meinem  Truppenteil  immer 
nur  an  dieselben  Orte  und  konnte  so  dazwischen  oder  abseits 
liegendes  Gelände,  das  gewiß  manches  für  mich  Interessante  ge- 
boten hätte,  nicht  nach  Vögeln  durchsuchen.  Ein  Vorzug  der 
„Kriegsbeobachtungen"  ist  die  Muße,  mit  der  ich  oft  ornithologi- 
sche Einzelheiten  in  Stellung  oderRahequartier  beobachten  konnte: 
Vogelzüge  (Starenzug!),  einige  Brutbeobachtungen.  Letzere  wären 
mir  wohl  noch  im  weitgehenderen  Maße  gelungen,  wenn  ich 
nicht  1915  und  1916  die  Frühlings-  und  ersten  Sommermonate  in 
Deutschland  verlebt  hätte.  Brutvorkommnisse  kann  ich  also  wenig 
mitteilen.  Belegexemplare  habe  ich  auch  nicht  sammeln  können, 
da  ich  damals  noch  keine  Gelegenheit  zum  Jagen  hatte,  und  an 
Gelegen  habe  ich  auch  nur  wenig  Ende  April  1916  gesammelt.  — 
Nur  ganz  sichere  Beobachtungen  sind  hier  aufgeführt,  etwas  frag- 
liche weggelassen  oder  ausdrücklich  als  solche  gekennzeichnet. 

Mein  Beobachtungsgebiet  sind  die  deutschen  Stellungen  des 
Ypernbogens  vor  und  nach  den  Aprilangriffen  1915  (in  dieser  Ar- 
beit bezeichne  ich  mit  ..Ypernstellung"  die  deutsche  Stellung 
ungefähr  zwischen  Wieltje  und  Pilkem),  ferner  das  dazu  gehörige 
Hintergelände  von  St.  Julien   mit   dem  zerschossenen  Feldgehölz, 

15 


22G     Sunkel :  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16.    \^^^^'  ^''°- 

L  Ges.  Bay. 

genannt  „Granatwäldchen",  und  Langemark,  ferner  Poelcapelle, 
der  Hochwald  von  Houthoulst,  die  Orte  Westroosebeke,  Ostnieuw- 
kerke,  Hooglede,  Roulers,  Rumbeke,  Staden,  Gits,  Thourout,  Be- 
veren,  Osiende  und  für  das  Frühjahr  1916  dazu  noch  der  linke 
Teil  des  Ypernbogens,  die  Stellungen  bei  Zonuebeke,  Umgebung 
von  Paschendaele,  Waterdamhoek  (dabei  das  „Jägerlager",  kleines 
Truppenlager  mit  zerschossenem  Feldgehölz  (nur  Buschwald)  und 
der  Polygonenwald  (Buschwald  und  Kiefern),  Morslede  und  scliließ- 
lich  Gent.  Charakteristisch  für  die  ziemlich  ebene  und  nur  bei 
Westroosebeke,  Hooglede,  Paschendaele  hügelige  Gegend  sind  die 
endlosen  windschiefen  Schwarzpappel-  und  Eichenalleen,  die  ein- 
zelnen Fermen  mit  ihren  Strohdächern,  die  an  Obstgärten  reichen 
Dörfer,  die  meist  auch  einen  größeren  zu  einem  Gut  oder  dem 
Geistlichen  gehörenden  Park  aufweisen,  die  kleinen  lichten  Feld- 
gehölze mit  überwiegendem  Buschwald  und  die  hohen  Dornhecken 
zwischen  den  Feldern.  Auf  den  Wiesen  stehen  an  zahlreichen 
sumpfigen  Stellen  Kopfweiden  und  einzelne  Birken,  ebenso  um  die 
Tümpel,  die  man  bei  fast  jeder  Ferme  findet.  Größere  Gewässer 
(außer  den  Kanälen  bei  Gent)  habe  ich  nicht  besuchen  können, 
die  flandrische  Küste  kenne  ich  auch  nur  von  einem  Tagesausflug 
nach  Ostende. 

1,  Teil. 

1.  Luscinia  tneyarhynchos  tnegarhynchos  Brehm.  — 

Nachtigall. 

Die  Nachtigall  habe  ich  zwar  selbst  nur  wenigemal  beobachtet, 
doch  daran  sind  die  ftir  meine  Beobachtung  sowohl  1915  wie  1916 
ausfallenden  Frühlings-  und  Sommermonate  schuld  und  man  wird 
wohl  die  Nachtigall  zu  den  häufigsten  Singvögeln  Flanderns  rechnen 
können.  Die  vielen  kleinen  Feldgehölze  mit  dichtem  Unterholz 
und  manchem  unzugänglichem  Morast  sind  ideale  Nachtigallreviere. 
Die  Verwendung  des  Namen  „Nachtigall"  für  Fermen  und  Ort- 
schaften, wie  man  sie  mehrfach  in  West-Flandern  findet,  spricht 
auch  für  die  allgemeine  Verbreitung  und  Volkstümlichkeit  des 
Vogels,  von  dessen  Häufigkeit  im  Mai  und  Juui  mir  Kameraden 
erzählten,  die  den  Frühling  in  Flandern  verlebten.  Ich  selbst 
beobachtete  die  Nachtigall  dort  dreimal. 

1.  St.  Julien  1915.  Nacht  vom  1.  zum  2.  Mai.  Im  sogen. 
„Granatwäldchen",  das  wir  wenige  Tage  zuvor  erstürmt  hatten 
und  das  jetzt  nur  noch  ein  Gewirr  von  halbergrüutem  Gebüsch 
und  umgeschossenen  Bäumen  war,  sangen  nach  Mitternacht  drei  oder 
mehr  Nachtigallen;  indem  nahen  Schützengraben  hörten  wir  zwischen 
dem  Maschinengewehr-  und  Granatfeuer  ihre  Lieder.  Auch  am 
folgenden  Abend,  wo  ich  verwundet  wurde,  hörte  ich  dort  Luscinia 
wieder  singen. 


XIII,  3,1      gun]jel:  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16.     227 

2.  „Jägerlager"  1916.  28.  April,  in  dichtem  Feldgehölz, 
2  h.  p.  m,  eine  ziemlich  schwach  singende  Nachtigall,  läßt  mich 
auf  wenige  Meter  herankommen. 

3.  Dendermonde  1916.  30.  April.  Auf  Bahnstation  vom  Zug 
aus  eine  in  einem  Pappelgehölz  singen  hören. 

2.  Erithaciis  rubecula  rubectila  (L.)^).   —    Rotkehlchen. 

Allerorts  häufig  während  des  ganzen  Jahres,  auch  im  Dez., 
Jan.,  Febr.  singend.  Hooglede,  Poelcapelle,  Westroosebeke,  Hout- 
houlst,  St.  Julien,  Gent,  Ostnieuwkerke,  Thourout,  Langemark, 
Ypernstellung,  Granatwäldchen,  Sleyhage,  Beveren,  Jägerlager, 
Zonnebeke. 

Poecapelle  1915.  23.  II.  singend,  abends  im  Schützengraben 
vor  Unterstand,  ebenso  am  18.  III.  15  und  26.  II.  16  bei  Schnee- 
wetter. —  Besonders  zahlreich  beobachtet  bei  Westroosebeke 
14.  IX.  15  („in  allen  Hecken  und  Gärten  singend^')  und  Ende  III. 
und  Anfang  IV.  1916  bei  Zonnebeke.  —  1915.  3.  XII.  bei  Ypern- 
stellung in  einem  Zichorienfeld. 

3.  Phoenicurus  ochruros  gibraltarien.sis  (Gm.).  — 
Hausrotschwanz. 

Roulers  1915:  13.  IV.  singend. 

Gent  1916:  1.  IX.  1  Stück  bei  Fabrikgebäude  an  der  Lys 
vor  der  Stadt. 

Ostnieuwkerke  1916.  12.  IX. :  1  Stück  morgens  auf  Kirche 
singend. 

4.  Phoenicurus  plioenictiriis  phocnicurus  (L.).  — 

Gartenr  otsch  wanz. 

Hooglede  1915:  19.  und  20.  IV.  singend. 
Gent  1915:  17.  VII. 

5.  Oenanthe  oenanthe  grisea  ißi^hm). — Steinschmätzer. 
Waterdarahoek  1916:  30.  IV.   1  Paar. 

6.  Saocicola  rubetra  rubetra  (L.).  —  Braunkehl chen. 
Jägerlager  1916:  28.  IV.  mehrere,  singend. 
Westroosebeke  1916:  9.  IX.  1  Stück. 

7.  Saocicola  torqnata  rubicola  (L.).  —  Schwarzkehlchen. 
Dendermonde  1915:  11.  VII.  1  Stück  am  Bahndamm. 


')  Neuerdings  als  E.  rubecula  monnardi  Kleins.  (Falco  12,  Nr.  1,  1916, 
p.  14)  getrennt.  Bälge  aus  dem  Dept.  Ardennea,  die  wir  Herrn  Sunkel  ver- 
danken, und  eine  Suite  aus  der  Rheinpfalz  bestätigen  die  vermuteten  Ab- 
weichungen nicht.  —  Eed. 

15* 


228     Sunkel:  Omithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16.   rVer^- Orn. 

|_  Ges.  Bay. 

8.  Turdtis  philonielos  philomelos  Brelim.  —  Singdrossel. 

Häufiger  Bewohner  der  Feldgehölze  (Poelcapelle,  Westroose- 
beke,  Jägerlager,  Zonnebeke)  und  größeren  Gärten  und  Parks 
(Gent,  Beveren,  Ostnieuwkerke).     Erster  Gesang  22.  IL  16.  — 

Brutbeobachtungen  aus  dem  Jägerlager  1916.  Alle  Nester  in 
kleinem  Buschwäldchen,  das  durch  Reisiggewinnung  (zwecks  Hürden- 
bau) stark  gelichtet.  1.  Nest  in  umgestürzter  Eiche,  V2  ^^^  hoch, 
hauptsächlich  aus  Grashalmen,  mit  Mulm  ausgekleidet.  12.  IV. 
nachmittags  und  13.  IV.  vormittags  Vogel  streicht  beim  Nahen 
von  3  hellen,  spärlich  punktierten  Eiern.  —  14.  IV.  die  3  Eier 
für  Sammlung  entnommen.  —  15.  IV.  Leeres  Nest  hat  sich  mit 
Regenwasser  gefüllt.  —  2.  Nest.  27.  IV.  in  der  Nähe  des  ersten  Nestes, 
in  Hecke,  1  m  hoch,  gut  ausgestrichenes  Erdnest,  vielleicht  von 
Bewohnern  des  1.  Nestes  gebaut.  28.  IV.  und  29.  IV.  Vogel  fliegt 
ab.  —  3.  Nest:  27.  IV.  im  Wäldchen,  ^/^  m  hoch:  1  Ei;  28.  IV.: 
2  Eier.  —  4.  Nest:  28.  IV.  im  Wäldchen,  in  gestürzter  Lärche, 
ca.  30  cm  hoch:  5  Eier  (in  meiner  Sammlung)  —  5.  Nest:  28. IV. 
in  einem  anderen  größeren  Wäldchen:  4  Klier.  —  27.  IV:  1  Ei 
auf  Boden  im  Wäldchen  ohne  Nest  bei  Jägerlager.  — 

9.  JPlanesticiis  merula  tnerula  (L.).  —  Amsel. 

Allerorts  noch  häufiger  als  Singdros.^el.  Im  Winter  sieht  man 
nur  cTcT,  die  in  der  Nähe  unserer  Stellungen  bei  Schneewetter 
auch  in  die  Schützengräben  kamen  und  dort  nach  etwas  Genieß- 
barem suchten.  Sonst  finden  sie  in  den  vielen  dichten  Hecken 
und  den  immergrünen  Sträuchern  der  Gärten  ihre  Nahrung. 

Erster  Gesang  1915:  2.  IIL 

1916:  1.  IIL,  also  recht  spät.  Anfangs  ist  der 
Gesang  merklich  schlechter  als  in  Deutschland,  erst  von  Mitte  März 
an  wird  er  etwas  besser.  Auch  bei  stürmischen  Wetter,  wie  es  in 
Flandern  häufig  ist,  singen  sie  wenig  oder  schlecht.  Männchen 
trifft  man  Mitte  März  überall  zahlreich  an,  z.  B.  im  Pfarrgarten 
von  Beveren  am  12.  III.  6  cTcT,  dagegen  noch  keine  $$,  die  in  der 
zweiten  Hälfte  des  März  erscheinen.  1915  notierte  ich  die  ersten 
$2  am  31.  III.  Die  Amseln  leben  mehr  in  den  Hecken,  die  in 
Flandern  oft  sehr  hoch  und  breit  sind  als  in  Feldgehölzen  und 
halten  sich  weniger  eng  an  Ortschaften.  In  Gent  beobachtete  ich 
sie  zwar  auch  in  den  Stadtanlagen,  doch  ist  die  Amsel  auch  da 
nicht  so  zum  Straßenpflaster-  und  Hausdachvogel  geworden  wie  bei 
uns  die  Stadtamsel.  —  Bei  Paschendaele  sah  ich  Amseln  Trauben- 
beeren in  den  Weinspalieren  zerschossener  Häuser  fressen  (23.  IX. 
1915). 

Hooglede,  Pilkem,  Roulers,  Gent,  Westroosebeke,  St.  Julien, 
Ostnieuwkerke,  Houthoulst,  Paschendaele,  Ypernstellung,  Granat- 
wäldchen, Beveren,  Jägerlager,  Zonnebeke,  Kerselaere. 


XIII,  3,1      gunkel:  Ornithologisclie  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16.      229 

Brutbeobachtuui^en:  Alte  Nester  fand  ich  beim  Jägerlager 
öfters  in  den  einzelnen  Lärchen,  die  umgehauen  im  Laubbusch- 
wald lagen.  Die  Nester  saßen  dann  auf  dem  nun  wagerecht 
liegenden  Stamm  auf  und  zwischen  den  nun  aufwärts  gerichteten 
Haui)tästen.  —  1916:  Jägerlager  28.  IV.  Im  Wäldchen  Nest  mit 
3  frisch  geschlüpften  Jungen. 

10.  Tiirdus  viseivorus  viscivorus  L.  —  Misteldrossel. 

Häufig  in  Feldgehölzen,  Baumgruppen  im  Feld  und  an  Land- 
straßen ;  hat  sich  in  ihrer  Verbreitung  vollkommen  vom  Nadel- 
wald freigemacht  und  ist  für  die  Feldgehölze  mit  einigen  höheren 
Laubbäumen  in  Flandern  geradezu  Charaktervogel.  Auch  im  Winter 
zu  beobachten,  z.  B.  1916  St.  Julien  6.  I.  ca.  20  Stück.  —  Erster 
Gesang  am  29. 1.  1916  (^Granatwäldchen).  Sie  zeigen  sich  auch  oft 
auf  freiem  Feld  und  setzten  sich  auf  die  Stangen  des  Feldtelephons. 

Brutbeobachtung:  1916:  Jägerlager.  27.  IV.  Nest  in  Lärche, 
ca.  3  m  hoch,  Umgebung  spärlicher  Busch wald;  grobes  Reisignest 
mit  eingebautem  Erdnest,  2  Eier,  ganz  gefleckt,  länglich  gestreckt 
und  zugespitzt  (l  Ei  in  meiner  Sammlung). 

11.  Tnrdus  pilaris  L.  —  Wachholderdrossel. 

1915:  Poelcapelle.  6.  IV.  mittags  fliegen  ca.  50  Stück  nach 
W.  über  unsere  Stellung.  —  17.  IV.:  1  Stück. 

1915:  Hooglede.     17.  XL:  40—50  Stück. 

1916:  Ostnieuwkerke,  aufwiese  mit  Pappeln  am  13.1.  mehrere, 
19.  I.  50  Stück,  21. 1.  ca.  40  Stück  zusammen  mit  Weindrosseln, 
ebenso  am  22..  25.,  26.  I. 

1916 :  Ypernstellung  26.  II.  (vorhergehende  Nacht :  neuer  Schnee- 
fall, Frost,  Gelände  verschneit).  8^"— 9^*^  h.  a.  m.  14  Flüge  in 
losen  Zügen  zu  80—200  Stück  nach  S.  und  SSW.  5°*^  p.  m.  noch- 
mals ca.  50  Stück,  die  bei  jedem  Artillerieschuß  erschrecken  und 
so  im  Zickzack  nsLch  SW.  fliegen;  scheinen  an  Krieg  nicht  gewöhnt 
zu  sein.  Habe  die  übrige  Tageszeit  am  26.  II.  nicht  beobachtet, 
kann  daher  nicht  sagen,  wie  viel  Drosseln  im  ganzen  südwärts 
durchzogen. 

1916:  Beveren  12.  III.  in  Pappeln  an  Landstraße  16  Stück, 
am  15.  III.  3,  am  16.  IIL  ca.  20  Stück. 

12.  Turdus  mtisieiis  L.  —  Weindrossel. 

Wie  vorige  Art  wohl  nur  Wintergast. 

1916:  Ostnieuwkerke.  21. — 27.1.,  meist  zusammen  mit  JJ^7rtm, 
auf  Wiesen  mit  Pappeln  und  nahem  Gebüsch;  singen  zwitschernd 
und  lassen  neben  dem  üblichen  „srie"  ein  (nasales)  „nga"  hören 
(anscheinend  Warnungsruf;  sitzen  beim  Singen  alle  mit  Kopf  gegen 
Wind). 


230     Sunkel :  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16.    \^^^^-  0"^"- 

|_  Ges.  ßay. 

1916:  Westroosebeke.  20.  III.  auf  Obstbäumen  vor  Wald  bei 
altem  Gehöft  5  Stück. 

13.  Phylloscoinis  trochilus  trochiltis  (L.).  — 
Fitislaubsänger. 
Häufigster  Laubsänger,  z.  B.  in  kleinem  Wäldchen  vom  Jäger- 
lager am  26.  IV.  ca.  6  Stück,  singend. —  Houthoulst  1915:  22.  IV. 
häufiger  als  ^ilpzalp.  —  Erste  Beobachtung:  1915  Roulers  14.  IV., 
1916  Jägerlager  11.  IV.  —  Außerdem  beobachtet:  Hooglede,  Lange- 
mark, Zonnebeke,  Thourout,  Gent. 

14.  PhyUoscoptis  collyhita  collyhita  (Vieill.).  — 
Weidenlaubsänger. 
Meist  nur  einzeln  oder  zu  zweien. 
Erste  Beobachtung  1916  Westroosebeke:  20.  III.,  im  Feldgehölz, 

1  Stück  singend.    Letzte  Beobachtung  1915  Ostnieuwkerke:  30.IX. 

Außerdem:  Houthoulst,  Jägerlager,  Gent. 

15.  Sylvia  hippolais  hijrpolais  (L.). —  Garten grasmücke. 

1915:  Ostnieuwkerke:  25.  VIII. 

1916:  Jägerlager.  28.  IV.:  1  Stück  singt. 

16.  Sylvia  communis  conimunisLRÜi. —  Dorngrasmücke. 

1915:  12.— 24.  VIL  mehrfach  bei  Gent. 

1916:  Jägerlager.  27.,  28.  IV.  mehrere,  singend. 

17.  Sylvia  curruca  ciirruca(\i.). —  Zaun  grasmücke. 
1916:  Jägerlager.     26.  und  27.  IV:  1  Stück,  singend. 
18.  Hypolais  icterina  (Vieill.).  —  Gartenspötter. 
1915:  Gent  und  seine  nächste  Umgebung,  auch  innerhalb  der 
Stadtanlagen  13.,  18.,  26.  VII. 

19.  Prunella  modtilaris  modiilaris  (L.).  — 
Heckeubraunelle. 

Allerorten  sehr  häufig,  auch  den  ganzen  Winter  über  singend. 
Ständiger  Bewohner  der  Dorfgärteu.  Man  sieht  sie  im  Frühjahr 
auch  auf  den  niedrigen  Dächern  sitzen  und  singen.  In  Beveren 
sang  1916  am  12.  III.  noch  abends  9^"  Uhr  1  Braunelle.  —  Im 
Frühjahr  erhöht  sich  ihr  Bestand. 

Brutbeobachtung:  1916.  Jägerlager.  27.  IV.  Erstes  Nest  in 
Hecke,  V2  '"i  hoch,  gut  gebaut  mitHälmchen,  Moos;  4  ungefleckte 
Eier  (in  meiner  Sammlung). 

27.  IV.  16.  Zweites  Nest  im  Wäldchen,  ähnlich  erstem  Nest; 
Moos,  Hähnchen,  Haare:  1  Ei.  Am  28. IV,  morgens  2  Eier.  29.  IV. 

2  p.  m.:  3  Eier;  Vogel  fliegt  vom  Nest  ab. 

Ostnieuwkerke,  Hooglede,  Langeraark,  Roulers,  St.  Julien, 
Poelcapelle,  Westroosebeke,  Beveren,  Zonnebeke. 


XIII,  3,  I     gmjjjgi;  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16.      231 

20.  Troglodytes  troglodytes  troglodytes{L.).  —  Zaunkönig. 

Überall,  aber  immer  nur  einzeln  zu  beobachten,  daher  bei 
weitem  nicht  so  häufig  wie  Rotkehlchen  und  Braunelle.  In  Gent 
auch  in  den  Stadtanlagen. 

Hooglede,  Roulers.  Poelcapelle,  Westroosebeke,  Houtholst,  Ost- 
nieuwkerke,  Langemark,  St.  Julien,  Bever^n,  Zonnebeke,  Jäger- 
lager, Gent. 

21.  Megulus  ignicapillus  ignicapillus  (Temm.).  — 
Sommergoldhähnchen. 

Nicht  häufig  beobachtet.  Ende  Oktober  bis  4.  November  1915 
einige  im  Lazarettgarten  von  Ostnieuwkerke,  wo  sie  sich  auch  in 
Apfelbäumen  und  Birken  aufhielten.  — 

(Über  Regulus  regulus  regulus  (L.)  habe  ich  keine  genauen 
Beobachtungen  gemacht,  ist  aber  sicher,  der  Landschaft  entsprechend, 
nicht  häufig.) 

22.  Parus  major  major  L.  —  Kohlmeise. 

Häufigste  Meisenart,  überall  spärlich  vertreten.  Größere  Ge- 
sellschaften wie  bei  uns  zur  Strichzeit  fand  ich  in  Flandern  nicht, 
nur  einzeln  oder  in  Familien. 

Erster  Gesang  1916  Ostnieuwkerke  23.  I.  —  Am  10.  VIL 
1915  in  Gärten  nö.  Gent  noch  fiiigge  juv.  fütternd.  — 

Brutbeobachtung:  1916.  Jägerlager.  28.  IV.  Bei  zerschossenem 
Gehöft  in  altem  Pumpenstock  Nest  mit  2  Eiern;  abends  sitzt 
Vogel  darauf  und  zischt  (mit  Taschenlampe  beleuchtet). 

23.  JParus  caeruleus  caeruleus  L.  —  Blaumeise. 
Seltener  als  vorige.     Hooglede,  Poelcapelle,  Houthoulst,  Ost- 
nieuwkerke, Westroosebeke,  Jägerlager,  Beveren,  Gent. 

24.  JPartis  palustris  longirostris  Klschm. 
Rheinische  Nonnenmeise. 
1915:  Ostnieuwkerke.  21.-24.  VIIL 

25.  Aegithalos   catidatus  europaeus  (Herrn.)  ^)  — 

Schwanzmeise. 
1915:  Heusdem  (bei  Gent),  15.  VHL:  2  Stück. 

26.  Certhia  hraehydactyla  brachydactyla  Brehm.  — 
Baumläufer. 
1915:  16.  VIII.  in  Parks  nördlich  Gent. 
8.  IX.  Houthoulst. 


')  Belgische  Sehwanzmeisen  bedürfen  dringend  der  Untersuchung;  mög- 
licherweise stehen  sie  A.  caudatus  roseus  (Blyth)  aus  Großbritannien  näher.  Die 
Form  aus  NO.-Frankreich,  welche  man  als  A.  caudatus  expugnatus  Bacm.  & 
Kleins.  (Falco  12,  Nr.  3,  Aug.  1916,  p.  10)  unterschieden  hat,  ist  augenscheinlich 


232     Bunkel:  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16.    1     ^' 

|_  Ges. 


h.  Orn. 
Bay. 


Da  keine  Belet^exemplare  vorhanden  sind,  ist  eine  Artfest- 
stellung nicht  möglich  ^). 

27.  Motacilla  alba  alba  L.^).  —  Weiße  Bachstelze. 
Häufigste  Stelzenart,    auch   im   Winter    zu    beobachten  (Dez. 

1915,  Jan.,  Febr.  1916).  —  Hooglede,  Poelcapelle,  Westroosebeke, 
Ostnieuwkerke,  Roulers,  vSt.  Julien,  Houthoulst,  Langemark,  Ypern- 
stellung,  Morslede,  Zonnebeke,  Jägerlager,  Beveren,  Gent. 

28.  Motacilla  cinerea  cinerea  Tunst. —  Bergstelze. 
Immer  nur  einzeln  oder  zu  zweien  beobachtet;  regelmäßig  bei 

Ostnieuwkerke  am  Bach  (1915:  X.,  XL,  XIL  —  1916:  L,  IIL, 
IX.),    außerdem  mehrfach  bei  Poelcapelle  und  einmal  bei  Roulers. 

29.  llotacilla  flamt  flava  L.  —  Schaf  stelze. 
1915:  St.  Julien  (1.  V.);   Gent  (16.-29.  VIL,  1.,  12.  VIII.); 

Thourout  (28.  VIII.),  Ypernstellung  (10.  IX.). 
1916:  Zonnebeke:  21.  IV.  1  Stück, 

23.  IV.  2       „    , 

24.  IV.  mehrere,  wohl  durchziehend,  einzeln 

oder  zu  2,  nach  N.  und  0. 
St.  Julien  (5.,  6.,  7.  IX\    Westroosebeke  (9.  IX.),  Ost- 
nieuwkerke (12. IX.),  immer  einzeln. 

30.  Anthtis  pratensis  (L.).  —  Wiesen  piepe r. 

In  den  tiefliegenden  Wiesenlandschaften  bei  Ypern  häufig, 
nur  vereinzelt  dagegen  auf  dem  etwas  hügeligen  und  trockeneren 
Gelände  von  Westroosebeke,  Hooglede,  Morslede,  Jägerlager.  Ein- 
zelne während  des  ganzen  Jahres,  im  Februar  und  März  Zug 
(z.  B.  1915:  Poelcapelle  10.  III.  mehrere  ziehende  Schwärme,  je 
60—80  Stück).  —  Nachdem  ich  am  22.  II.  1916  bei  der  Ypern- 
stellung schon  10—15  Stück  gesehen  hatte,  trat  Schneewetter  ein 
und  am  26.  IL  streiften  sie  nach  neuem  nächtlichen  Schneefall 
einzeln  umher,  am  folgenden  Tag  sah  ich  wieder  Trupps.  Am 
8.  III.  1916  suchten  sie  bei  Schnee  im  schneefreien  Bach  das  Ge- 
nist ab.  —  Im  April  werden  sie  häufiger,  anscheinend  kommen 
dann  erst  die  Brutvögel  in  ihre  Brutgebiete  und  in  beiden  Jahren 


von  A.  c.  europaeus  nicht  zu  trennen.  Wir  verdanken  den  Herren  E.  Strese- 
mann,  W.  Sunkel  und  H.  Müller  eine  prächtige  Reihe,  die  den  Gegenstend  einer 
besonderen  Studie  bilden  soll.  —  Red. 

^)  Alle  Baumläufer  aus  N. -Frankreich,  Belgien  und  Holland,  die  wir  bisher 
untersuchen  konnten,  gehören  zu  C.  b.  hrachyductyla.  Unterschiede  gegenüber 
mittel-  und  süddeutschen  Stücken  vermögen  wir  nicht  festzustellen.  —  Red. 

-)  Motacilla  alba  orduenna  Kleins.  (Falco  12,  Nr.  1,  Juni  1916,  p.  14), 
auf  drei  (I)  Stücke  begründet.  Die  Beständigkeit  dieser  Form  bedarf  der  Be- 
stätigung durch  eine  größere  Serie.  —  Red. 


XIII,  3,       Sunkel:  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16.      233 

hörte  ich  sie  Ende  April  zahlreich  singen  und  konnte  ihre  Balz- 
flüge  beobachten  (1915  Ypernstellung  bei  St.  Julien,  1916  Stellung 
bei  Zonnebeke).  Im  Dezember  1915  konnte  ich  in  der  Ypernstel- 
lung lebhaften  Zug  beobachten,  besonders  am  6.  und  19.  XII. 
Nicht  in  großen  Flügen,  sondern  einzeln  oder  in  kleinen  Trupps 
zogen  sie  im  Herbst. 

St.  Julien,  Poelcapelle,  Ostnieuwkerke,  Westroosebeke,  Lange- 
mark, Hooglede,  Roulers,  Rumbeke,  Morslede,  Zonnebeke,  Jäger- 
lager, Ypernstellung,  Beveren,  Gent,  zwischen  Thourout  und  Ost- 
ende. 

31.  Anthus  trivialis  trivialis  (L.).  —  Baumpieper. 
Die  beiden  Pieperarten  ergänzen  und  vertreten  sich  ziemlich 
in  ihrer  Verbreitung.     Der  Baumpieper  ist  in  dem  hügeligen  Ge- 
lände häufiger,  z.  B.  Jägerlager. 
Erste  Beobachtung: 

1915:  Poelcapelle  17.,  18.  IV.  singend. 
Hooglede      19.  IV. 
Houthoulst   22.  IV. 
1916:  Jägerlager   26.  IV.  1  Stück,  singend. 

27.  IV.  2—3  Stück. 

28.  IV.  mehrere,  singend. 
Letzte  Beobachtungen: 

1915:  Houthoulst  8.  IX. 

Ostnieuwkerke  19.  IX. 
1916:  Ostnieuwkerke     6.,  7.  IX. 
Bei  Gent  beobachtete  ich  ihn  Juli  1915. 

32.  Galerida  cristata  cristata  (L.).  —  Haubenlerche. 
Überall,  ziemlich  häufig.  Während  des  ganzen  Jahres.  Liebt 
sehr  die  öden  Strecken  und  trockenen  Plätze  bei  Feldbahnen, 
Pionierparks,  Barakenlagern,  Artilleriestellungen,  neu  angelegten 
Exerzierplätzen ;  aber  auch  wie  bei  uns  auf  Landstraßen.  Bei 
Gent  sah  ich  sie  auf  den  dünenartigen  Sandflächen  am  Industrie- 
hafen und  auf  dem  Flugplatz. 

Hooglode,  Roulers,  Ostnieuwkerke,  Westroosebeke,  Langemark, 
Poelcapelle,  St.  Julien,  Paschendaele,  Ypernstellung,  Jägerlager, 
Zonnebeke,  Gent,  Beveren. 

33.  Alauda  arvensis  arvensis  L.  —   Feldlerche. 

Häufig,  Im  Winter  begegnet  man  nur  einzelnen  oder  kleinen 
Trupps.    Das  Gros  der  Brutvögel  scheint  erst  im  März  zu  kommen. 

Erster    Gesang  1916:  Ypernstellung    14.  II. 

Letzter  Gesang  1915:  „  12.  X. 

Ende  April  1915  stiegen  viele  Feldlerchen  dicht  neben  un- 
seren Gräben  aus  dem  Grase  singend  empor,  ohne  sich  um  uns  zu 


234     Sunkel:  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16.   T'^erh.  Orn. 

[_  Ges.  Bay. 

bekümmern.  Man  konnte  sie  da  aus  fast  greifbarer  Nabe  neben  sich 
aufsteigen  sehen.  Das  heftige  beiderseitige  Artilleriefeuer  störte 
sie  nicht  in  ihrem  Treiben  und  zu  Dutzenden  hingen  sie  zwischen 
unserem  und  dem  feindlichen  Graben  singend  in  der  Luft. 

Hooglede,  Roulers,  Ostnieuvvkerke,  Westroosebeke,  Langemark, 
Poelcapelle,  St.  Julien,  Paschendaele,  Ypernstellung,  Jägerlager, 
Morslede,  Zonnebeke,  Beveren,  Gent. 

34.  Lullnla  arhorea  arhorea  (L.).  —  Heidelerche. 
Nicht  oft  beobachtet. 
1915:  Poelcapelle  24.  IL  1  singt. 

„  6.  IIL  morgens  einzelne. 

Langemark   8.,  10.,  30.  IX.;  2.,  5.  X. 

35.  Bniheriza  schoeniclKS  schoenicltis  L.  —  Rohrammer. 

1915:  Gent,  Weg  nach  St.  Denis  13.  VIL 

36.  Emheriza  citrlnella  sylvestris  Bvehm.  — Goldammer. 

Überall,  aber  nicht  gerade  häufig. 

Erster    Gesang  1915:  18.  IL  —  1916:  22.  IL 

Letzter  Gesang  1915:  11.  X. 

Größere  Flüge,  wie  man  sie  bei  uns  im  Winter  zu  sehen  ge- 
wohnt ist,  begegnete  ich  in  Flandern  nicht,  nur  bei  Schneefall 
(26.  IL  16)  trieben  sie  sich  in  Trupps  bis  zu  20  Stück  umher. 
Auch  in  den  Ortschaften  sind  sie  nicht  so  typische  Wintergäste 
wie  in  deutschen  Dörfern. 

Hooglede,  Roulers,  Rumbeke,  Ostnieuwkerke,  Poelcapelle, 
St.  Julien,  Ypernstellung,  Granatwäldchen,  Jägerlager,  Westroose- 
beke, Morslede,  Zonnebeke,  zwischen  Thourout  und  Ostende,  Gent. 

37.  Acanthis  rannabina  rannabina  (L.). —  Bluthänfling. 

Überall,  besonders  aber  in  dem  trockenen  hügeligen  Gelände, 
z.  B.  Jägerlager,  wo  ich  Ende  IIL  und  noch  am  U.  IV.  geschlos- 
senen Trupps  neben  bereits  paarweise  umherfliegenden  Stücken  be- 
gegnete. —  Am  10.  XII.  1915  bei  Langemark  großer  Schwann, 
zusammen  mit  Buchfinken,  sonst  im  Winter  in  kleinen  Trupps 
(Familien). 

Hooglede,  Roulers,  Ostnieuwkerke,  Westroosebeke,  Poelcapelle, 
Langemark,  St.  Julien,  Zonnebeke,  Jägerlager,  Gent. 

38.  FringlUa  ^nontifringilla  L.  —  Bergfink. 
1915:  Poelcapelle  26.  IL  mehrere. 

39.  Fringilla  coelebs  coelebs  L.  —  Buchfink. 

Ich  hatte  erwartet,  den  Buchfinken  häufiger  anzutreffen.  Er 
tritt  zwar  überall  auf,  doch  nicht  in  der  Menge  wie  z.  B.  in 
deutschen    Mittelgebirgen.     Größeren   Schw^ärmen   begegnete    ich 


XlJl,  ö,  I     guQJjel:  Ornitholosisclie  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16.       235 
1918    J 

nur  Poelcapelle  27.  II.  1915,  Langemark  10.  XII.  1915  und  2.  IL 
1916.  Sonst  nur  Trupps  und  einzeln  während  des  ganzen  Jahres. 
In  Gent  auch  in  den  Stadtanlagen.  Erster  Gesang  1915:  Poel- 
capelle 17.  III.  „studiert-',  20.  III.  singt  guten  weichen  Roller. 
1916:  Westroosebeke  20.  IIL,  also  recht  spät. 

Im  Jägerlager,  wo  ich  an  den  betreffenden  Tagen  von  an- 
deren Arten  so  viele  Individuen  fand,  notierte  ich  über  Bucli- 
fiuk  nur: 

„1916:  Jägerlager  15.  IV.:  1  Stück  singt;  ich  hatte  längere 
Zeit  keinen  gehört.  —  26.  IV.:  1—2  Stück  singend." 

Das  überwiegen  des  Buschwaldes  mag  mit  ein  Grund  für 
sein  einzelnes  Auftreten  sein. —  Als  Käfigvogel  ist  er  sehr  beliebt 
(ebenso  wie  der  Hänfling)  und  ich  fand  ihn  oft  bei  Liebhabern  in 
Roulers  und  Thourout,  wo  auch  noch  Wettsingen  mit  z.  T.  blinden 
Finken  veranstaltet  werden. 

Hooglede,  Roulers,  Rumbeke,  Ostnieuwkerke,  Westroosebeke, 
Poelcapelle,  Langemark,  Houthoulst,  Ypernstellung,  St.  Julien, 
Zonnebeke,  Jägerlager,  Polygonenwald,  Beveren,  Gent. 

40.  Chloris  cliloris  cJiloris  (L.).  —  Grünfink. 

Überall  einzeln  anzutreffen;  im  Winter  seltener,  Ende  März 
Zuzug. 

Hooglede,  Roulers,  Ostnieuwkerke,  Poelcapelle,  Langemark, 
St.  Julien,  Morslede,  Zonnebeke,  Jägerlager;  Gent  (auch  in  den 
Stadtanlagen). 

41.  Passer  domestictis  cloniesticus  (L.).  —  Haussperling. 
Nicht  nur  in  den  Ortschaften,  sondern  auch  bei  den  Schützen- 
gräben findet  man  den  Hausspatz.  An  der  Front  bewohnt  er  die 
zerschossenen  Dörfer  und  Fermen,  wo  ihm  eine  Fülle  —  aller- 
dings gefährlicher  —  Nistgelegenheiten  zur  Verfügung  steht.  Auch 
baut  er  nicht  selten  freie  Baumnester,  die  sehr  umfangreich  sind  und 
recht  unordentlich  aussehen,  so  1915,  13.  April  in  Roulers  in  Pappeln, 
1916,  26.  April  in  Morslede  in  Birnbaum.  Alte  Hausschwalben- 
nester w^erden  auch  benutzt  oder  in  die  Strohdächer  der  Bauern- 
häuser das  Nest  gebaut.  Beim  Jägerlager  übernachtete  ein  großer 
Schwärm  in  der  Hecke  bei  einem  zerschossenen  Gehöft,  das  ihnen 
gewiß  früher  Unterkunft  bot.  —  Leider  habe  ich  keine  Haus- 
sperlinge gesammelt,  was  zur  Feststellung  der  Maße  von  Inter- 
esse wäre  (Kleinschmidt's  Form  ,,hostilis^^). 

42.  Passer  niontanus  montamis  (L.).  —   Feldsperling. 

Überall,   besonders   in    den  Pappelalleen,    aber    auch    in    den 

großen  Hecken  und  selbst  im  geschlossenen  Wald  (1915  Houthoulst, 

22.  IV.).      Oft   zusammen    mit  Haussperlingen,  vor   allem    in   der 

Nähe   der  Schützengräben.     Bei  Poelcapelle   sah  ich    sie  in    die 


236     Sunkel:  Ornithologische  Beobachtuugen  aus  Flandern  1915/16.    1     ^'   •  Uro. 

L  Ges.  Bay. 

Schußlöcher  kriechen,  die  Granatsplitter  in  die  dicken  Pappel- 
stämme gerissen  hatten.  —  Auffallend  war  mir,  welch  hinfälligen 
Eindruck  die  Feldsperlinge  am  9.  III.  1916  bei  Sclineewetter 
machten.  Sie  saßen  mit  aufgeblasenem  Gefieder  traurig  in  den 
Hecken  und  schienen  das  Wintei-wetter  gar  nicht  gewöhnt  zu  sein. 
Hooglede,  Ostnieuwkerke,  Westroosebeke;  Poelcapelle,  Hout- 
houlst,  Ypernstellung,  Zonnebeke,  Jägerlager,  Rumbeke,  Gent. 

43.  Stnrnus  inilgaris  vulgaris  L.  —  Star. 

Die  Starbeobachtungen  lasse  ich  etwas  gekürzt  nach  meiner 
Tagebuchzusammenstellung  folgen : 

1915.  Februar.  Bei  Hooglede  und  Poelcapelle  vom  Beginn 
der  Beobachtung  (8.  IL)  ab  in  Schwärmen  und  Trupps;  9.  IT., 
16.,  20.  IL  singend;  19.  IL  200—300  Stück.  März.  Poelcapelle 
2.  III.  großer  Schwärm;  5.  III.  einzelne;  8.  III.  Trupps.  Ab 
Mitte  März  regelrechter  Zug  und  zwar  nach  zwei  Richtungen, 
morgens  nach  NNW.,  abends  nach  NO. 

Poelcapelle  15.  III.  T^»  a.  m.  2  Züge,  je  200—300  Stück, 
nach  NNW. 

15.  III.  abends.  1  großer  Schwärm,  500  Stück,  nach  NO. 

17.,  18.  III  morgens  nach  NW.  ziehende  Züge  (fast  entgegen- 
gesetzte Richtung  der  gleichzeitigen  Corvus  frugilegus-ZWge).  — 
19.  III.  (nach  milden  Tagen  kälter,  neuer  Schneefall)  einzelne  Stare. 

Hooglede  21.,  22.,  24.,  26.,  30.  IIL  singend. 

Roulers,  singend  am  11.,  14.— 16.,  20.  IV.  Rumbeke  12. 
IV.  —  Ostnieuwkerke  15.  IV.  bauen.  Hooglede  19.,  20.  IV.  — 
Poelcapelle  21.  IV.  —  Houthoulst  (im  Wald)  22.  IV.  —  Im  April 
keine  Zugbeobachtung  mehr. 

Ende  Juli  und  Anfang  August  in  der  Umgebung  von  Gent 
kleine  Trupps  (5.  VIII.  Meirelbeke  bei  weidenden  Kühen  ca.  20  Stück). 
—  Ende  August  zahlreich  zwischen  Thourout  und  Ostende. 

September,  Oktober  einzelne  und  in  Trupps  bei  Thourout,  Ost- 
nieuwJkerke,  Langemark,  Ypernstellung.  Ab  Anfang  Oktober  regel- 
rechter Zug. 

Ypernstellung  6.  X.  abends  mehrere  große  Schwärme  (Hunderte) 
in  breiter  Front  nach  0.  —  Ostnieuwkerke  abends  großer  Schwärm 
nach  0. 

November  und  Dezember  einzelne  und  kleine  Trupps  in  den 
Dörfern,  auch  singend. 

Westroosebeke,  26.  XL  Bei  Schneegestöber  ein  großer  zu 
Hunderten  zählender  Schwärm  von  mehreren  Kilometer  Breite  nach 
W.  ziehend. 

1916.  Januar  einzeln  und  kleine  Trupps,  auch  singend. 
Februar.      Poelcapelle   6.  IL   Schwärm    von    ca.    300  Stück; 

7.  IL  kleine  Schwärme ;  8.  IL  in  der  Morgendämmerung  ein  breiter 


XIII,  3,  j     gmjjjgi;  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16.       237 

Schwärm  uach  NNW.  — 15.  II.  8  a.  m.  Schwärm  von  200  Stück  niedrig 
nach  NW.^  die  lan<^e  Linie  ballt  sich  wegen  des  Sturmwindes  oft 
zusammen;  einzelne  kleine  Trupps  folgen. —  16.  IL  8  a.  m.  mehrere 
zu  einigen  Hunderten  zählende  Schwärme  in  Höhe  der  Wipfel  der 
Alleepappeln  in  breiter  Front,  schneller  Flug  nach  NNW.  Trupps 
von  20,  30,  50  Stück  dazwischen.  —  17.11.  ein  anscheinend  über- 
winternder Schwärm  von  ca.  50  Stück.  Flug  und  Benehmen  ganz 
anders  als  bei  den  hastigen  Durchzüglern  der  Morgenstunden, 
sitzen  auch  einzeln  oder  zu  kleinen  Trupps  auf  Kirchturm  und 
Häusern  und  singen.  Ob  flandrische  Brutvögel,  also  Standvögel? 
Ich  möchte  es  annehmen.  Der  Ringversuch  müßte  die  Frage 
klären!  —  18.11.  großer  umherstreichender  Schwärm  von  700 — 800 
Stück  auf  Wiese  und  hoben  Bäumen,  ebenso  am  20.  IL  Etwa  auf 
der  Reise  rastende  Durchzügler  oder  aber  Strichvögel?  —  20.  II. 
5  p.  m.  mehrere,  in  Abständen  von  5 — 10  Minuten  sich  folgende 
Flüge  von  100—200  Stück  nach  NO.]  dazwischen  kleine  Trupps. 
Richtung  anders  als  bei  den  Morgenzüglern  und  Flug 
langsamer.  —  21.  IL  6  p.  m.  Schwärm  von  300  nach  NO.  — 
22.  IL  8  a.  m.  riesiger,  zu  Tausenden  zählender  Schwärm  nach 
NW.  —  22.  IL  6  p.  m  600  nach  NO.  —  23.  IL  8-9  a.  m. 
2  Flüge  wie  am  22.  IL  nach  NW.  —  24.  IL  7  a.  m.  500  nach 
NW.—  25.  IL  9  a.  m.  1  Schwann  uach  NNW.—  26.  IL  (Schnee- 
wetter) nur  3  Stück. 

März.  Poelcapelle  11.  III.  6  p.  m.  mehrere  kleine  Trupps 
nach  ONO. 

Sonst  allenthalben  einzelne  und  kleine  singende  Trupps:  Ost- 
nieuwkerke,  Poelcapelle,  Westroosebeke  (18.  III.  „meist  zu  zwei 
fliegend"),  Beveren,  Paschendaele,  Jägerlager,  Morslede  (30.  III. 
Niststoife  tragend). 

Brutbeobachtung:  1916.  Jägerlager.  30.  III.  2  Stare  bauen 
bei  zerschossenem  Gehöft  in  Kopfweide  auf  kleiner  heckenumstan- 
dener Wiese  ihr  Nest  in  Baumloch  ca.  1  m  hoch  über  der  Erde.  — 
31.  III.  Die  beiden  Stare  übernachten  in  Hecke  bei  dieser  Weide 
zusammen  mit  großem  Haussperlingsschwarm.  —  11.  IV.  Jäger- 
lager mehrere  Stare,  einer  am  Kopfweidennest.  —  13.  IV.  2  Stare 
schlüpfen  aus  nnd  ein,  suchen  Futter  auf  Wiese.  —  27.  IV.  im 
Nest  4  Eier,  eins  zerbrochen  (3  in  meiner  Sammlung).  —  Wo- 
möglich hatten  die  Stare  früher  in  dem  Gehöft  genistet  und  mußten 
nun  mit  dem  niedrigen  Weidenloch  vorlieb  nehmen. 

1916:  September.  Trupps  bei  St.  Julien,  Ostnieuwkerke,  West- 
roosebeke. 

Ich  habe  die  Starbeobachtungen  etwas  ausführlicher  mitgeteilt, 
da  mir  besonders  die  merkwürdigen  Zugverhältnisse  bei  Shirnus,  die 
sonderbaren  Untei'schiede  in  Richtung  und  Schnelligkeit  auffielen, 
ohne  jedoch  bis  jetzt  eine  genügende  Erklärung  für  diese  Erschei- 


238     Sunkel:  Oruithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16.   I^erh.  Orn. 

I_  Ges.  Bay. 

nungen  gefunden  zu  haben.  So  habe  ich  mich  denn  auch  darauf 
beschränkt,  die  Beobachtungen  hier  niederzulegen  und  nur  einige 
Fragen  kurz  aufzuwerfen. 


2.  Teil. 

Das  in  der  Einleitung  zum  1.  Teil  Gesagte  gilt  auch  für  das 
folgende,  vor  allem  hinsichtlich  der  Schwierigkeiten,  die  sich  einer 
planmäßigen  Beobachtung  und  faunistischen  Durchforschung  hindernd 
in  den  Weg  stellten.  Dieser  Teil  ist,  da  ich  mich  auch  hier  auf 
ganz  sichere  Wahrnehmungen  beschränke,  noch  knapper  ausge- 
fallen. Das  Beobachtuugsgebiet  deckt  sich  natürlich  mit  dem 
im  ersten  Teil  beschriebenen  Landstrich.  Benachbarte  Gegenden 
wie  das  Überschwemmungsgebiet  bei  Dixmuiden  und  Nieuwport 
sollen,  wie  ich  kürzlich  von  einem  württemberger  Oberstabsarzt 
erfuhr,  viel  vogelreicher  sein ;  der  betreffende  Herr,  der  länger  im 
dortigen  Frontabschnitt  war,  erzählte  von  großen  Entenflügen, 
vielen  Wasserhühnern,  Bekassinen  und  Wildfasanen,  Fischreihern 
und  anderen  Reiherarten. 

44.  Garruins ghindariiis  glandariiis  (L.).  —  Eichelhäher. 

Weit  seltener  als  die  Elster,  entzieht  sich  durch  sein  scheues 
Wesen  auch  möglichst  der  Beobachtung.  Nur  in  Ostnieuwkerke 
(VIII.,  IX.,  X.  15)  waren  sie  der  vielen  Bucheckern  im  Lazarett- 
garten zuliebe  etwas  dreister  (am  21.  X.  ca.  20  Stück  im  Garten). 
Auch  in  Beveren  sah  ich  am  12.  III.  16  zwei  im  großen  vogel- 
reichen Pfarrgarten.  —  Sonst  beobachtet  Houthoulst  (IV.,  IX.  15), 
Langemark  (IV.  15),  Granatwäldchen  (X.  15,  IL,  III.  16),  Jäger- 
lager (IIL,  IV.  16). 

45.  Pica  plca  pica  (L.).  —  Elster. 

Allerorts  sehr  häufig,  oft  unmittelbar  bei  oder  in  Ortschaften, 
Vermehrt  sich  sehr  stark,  da  sie  anscheinend  gar  nicht  verfolgt 
wird.  Ihre  Nester  fand  ich  vor  allen  in  den  hohen  Pappeln,  wo 
sie  im  Frühjahr  und  Winter  bei  kahlem  Gezweig  weithin  sichtbar 
sind.  Bei  dem  engen  Nebeneinanderwohnen  der  Paare  kommt  es 
oft  zu  Reibereien  und  großen  Balgereien,  an  denen  dann  meist 
ein  ganzer  Klub  Anteil  hat.  Anfang  März  sah  ich  sie  an  ihren 
Nestern  bauen.  Das  Elsternest  gehört  wie  die  windschiefe  Allee- 
pappel, die  es  trägt,  zu  dem  typischen  Landschaftsbild  Flanderns. 
Von  der  Stellung  bei  Zonnebeke  aus  konnte  ich  mit  dem  Scheren- 
fernrohr auch  die  „feindlichen"  Elsternester  in  der  Allee  von  Ypern 
nach  St.  Jean  beobachten.  —  Häufig  an  allen  Orten  unseres  Front- 
abschnittes sowie  bei  Roulers,  Beveren,  Thourout,  Ostende,  Gent. 


XIII,  3,        Sunkel:  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16.      239 

46.  Coloeus  monedtila  sj:>erf}iologus  (VieilL).  —  Dohle. 
Im  Frühjahr  mit  fnigüegtis  AmchyAehend,  z.  B.  1916  am  9.  III., 
Richtung-  nach  NO.  —  Briitvogel  iu  Roulers  (13.  IV.  15  tragen 
Baustoffe  auf  Kirchturm).  Sonst  in  Roulers  beobachtet  IV.,  IX. 
1915,  III.,  IV.  1916,  sind  hier  wenig  scheu  und  kommen  sogar  anf 
den  belebten  Exerzierplatz.  —  Schwärme  sieht  man  im  Frühjahr 
und  Herbst  gelegentlich  überall,  regelmäßig  umschwärmen  sie  dann 
auch  die  Kirchtürme  der  Dörfer  Hooglede  (II.,  IIL,  XI.  15),  Poel- 
capelle  (IL,  IIL,  XL  15),  Ostnieuwkerke  (X.,  XL,  XIL  15,  L, 
IIL  16),  Beveren  (IIL  16).  In  Ostende  traf  ich  sie  VIU.  1915 
am  Bahnhof  und  an  der  Kirche  und  in  Gent  bevölkerten  sie  (VII. 
15)  den  Beffroi-Turm,  in  dessen  Nischen  und  Mauerlöchern  sie  ver- 
mutlich auch  nisten. 

47.  Corvus  corone  corone  L.  —  Rabenkrähe. 

Nur  spärlich  beobachtet,   VIIL  1915  bei  Gent,  IIL,  1916  bei 
Zonnebeke  und  Paschendaele. 

48.  Corvus  cornix  cornioc  L.  —  Nebel  krähe. 
Wohl  nirgends  Brutvogel.     In  kleinen  Trupps  bis  zu  20  Stück 

oder  einzeln  unter  Rabkrähen  im  L,  IL,  III.  (letzte  1915  am 
26.  IIL  bei  Westroosebeke,  1916  am  30.  IIL  bei  Jägerlager),  XL 
(1915  ab  8.  XL),  XII.  Sie  sitzen  meist  recht  stumpfsinnig  auf  den 
Feldern  und  Wiesen,  besonders  aber  auf  den  Pappeln  bei  sumpfigen 
Bachläufen.  —  Hooglede,  Ostnieuwkerke,  Poelcapelle,  Beveren. 

49.  Corvus  frugilegus  fruffilegus  L.  —   Saatkrähe. 
Überwinternd    und  durchziehend,    oft  zusammen   mit  Dohlen. 

Lebhafter  Zug  besonders  im  IIL,  Zugrichtung  NO.  Regelmäßig 
zu  beobachten  L,  IL,  III.  (1915  bis  26.  IIL,  1916  bis  9.  HL),  X. 
(1915  ab  11.  X.  Durchzug  nach  IF.),  XL,  XIL  —  Hooglede,  Ost- 
nieuwkerke, Westroosebeke,  Ypernstellung. 

50.  Lantus  excubitor  excubitor  (L.).  —  Raabwürger. 
1915:  2.  und  10.  XIL  je  1  Stück  bei  Langemark. 

1916:  27.  IIL  (in   Baumhecke)  und   11.  IV.  je    1  Stück   bei 
Jägerlager. 

51.  Muscicapa  ficedtild  ficediila  (L.).  — 
Grauer  Fliegenfänger. 
1915:  Stadtanlagenund  Umgebung  von  Gent  (18.,  21.,  31.  Vn., 
5.,  12.  VIIL). 

52.  Muscicapa  hypoleuca  hypoleiica  (Pall.).  — 
Trauerfliegenf  änger. 
1915:  Ostnieuwkerke  26.  VIIL  und  Gits  13.  IX.  je  1  Stück. 


91-0     Bunkel:  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16.   I     ^^  '     '^^' 

[_  Ges.  Bay. 

53.  Hirundo  rustiea  rustica  L.  —  Rauchschwalbe. 
1915:  Poelcapelle  18.  IV.,    Hooglode  19.  IV.  je  1  Stück.  — 

Langemark  24.  IV.  mehrere.  —  St.  Julien  27.,  28.  IV.,  1.  V. 
mehrere. 

Gent  (VII.,  Vm.)  nicht  seltener  Brutvogel.  —  Thourout  12.  IX. 

Ypernstellung  1.— 6.  X.  einzelne;   11.  X.  1  Stück. 

1916:  Zonnebeke  16.,  17.,  23.  IV.  einzelne.—  Morslede  26.  IV. 
zahlreich.  —  Jägerlager  27.,  28.  IV.,  scharen  sich  am  28.  IV.  in 
der  Dämmerung  zusammen  zu  Blügen  bis  zu  100  Stück;  30.  IV. 
zusammen  mit  folgender  Art  in  Viehställen. 

Gent  (VIII.,  IX.). 

St.  Julien.  In  einem  Betonunterstand  fand  ich  am  5.  IX.  ein 
diesjähriges  Nest  am  Eingang  in  Kopf  höhe.  Um  die  dort  unter- 
gebrachten Infanteristen  und  die  dort  befindliche  Fernsprechstation 
sollen  sich  die  Schwalben  beim  Großziehen  ihrer  Brut  gar  nicht 
gekümmert  haben,  wie  mir  erzählt  wurde.  Ferner  entdeckte  ich 
viele  Nester  dieser  Art  in  den  Ruinen  der  zerschossenen  Fermen 
bei  unseren  Schützengräben. 

In  Ostnieuwkerke  und  Westroosebeke  zahlreich. 

54.  Delichon  nrhica  urhica  (L.).  —  Hausschwalbe. 
Seltener  als  vorige. 

1915:  Poelcapelle  18.  IV:  1  Stück. 

Gent,  VII.,  VIII,  nicht  selten.  Thourout  12.  IX.  —  Ost- 
nieuwkerke 19.  IX.  —  Ypernstellung  1.,  5.  X.  einzeln. 

1916:  Jägerlager,  28.  IV.  Haussperling  baut  in  Hausschwalben- 
nesteru.  Hausschwalben  bis  jetzt  nicht  gesehen.  In  Gehöft  bei 
Jägerlager  erste  am  30.  IV.  —  Gent  VIII.,  IX.  —  Poelcapelle, 
Westroosebeke,  Ostnieuwkerke  IX.  —  Ostnieuwkerke  9.  IX.  in 
Nest  noch  juv. 

55.  Micropus  apus  ainis  (L.).  —  Mauersegler. 

1915:  St.  Julien  28.  IV.:  1  Stück. 

Gent  12.,  21.,  30.  VII.,  Weniger  zahlreich  als  in  deutschen 
Städten.  1. — 6.  VIII.  in  der  Stadt  noch  einzelne,  am  10.  VIII.: 
1  Stück. 

1916:  Jägerlager  29.  IV.  a.  m.  3  Stück.  -    Roulers  30.  IV. 

Gent.  31.  VIII.  in  der  Stadt  einzeln;  1.  IX.  an  der  Lys  12  Stück, 
am  2.  IX.  einzeln. 

Ostnieuwkerke  3.  IX.  einzeln. 

56.  Alcedo  atthis  ispida  L.  —  Eisvogel. 

1915:  Langemark  8.  IX.  1  Stück  fliegt  dicht  an  uns  vor- 
bei, ruft. 

Ostnieuwkerke  17.  IX.  an  kleinem  Bach,  der  durch  Wiesen  an 
Wald  vorbeiüießt,  1  Stück.     (Im  Bach  sind  kleine  Fische.) 


XIII,  3,        Sunkel:  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16.       241 
1918    J 

1916:  Beveren  12.111.    1  Stück  im  Pfarrgarten,  wenig  scheu. 
1915:  Houthoulst  22.  IV.  wohl  Brutvogel. 

57.  Picus  viridis  pinetoruni  (Brehm).  —  Grünspecht. 

Öfters,   aber  immer  nur  einzeln  beobachtet. 

1915:  Poelcapelle  8.  IV.,  Houthoulst  22.  IV.,  Gent  12.  VIII. 
(Gentbrugge),  Granatwäldchen  2.  X. 

1916:  Westroosebeke  20.  III.,  11.  IX.,  Jägerlager  30.,  31.  IIL, 
15.  IV. 

58.  Cuculiis  canorus  canorus  L.  —  Kuckuck. 

1916:  Jägerlager  26.  IV.,  ruft  (Kameraden  wollen  schon  ein 
paar  Tage  vorher  einen  gehört  haben);  27.  IV.  2 — 3  Stück;  23.  IV. 
mehrere. 

59.  Carine  noctua  noctua  (Scop.).  —  Steinkauz. 

Häufig.  Machte  sich  uns  vor  allem  bemerkbar,  wenn  wir  vorne 
in  Stellung  lagen  und  nachts  Posten  standen.  Wir  hörten  sie 
dann  allenthalben  rufen.  Wie  bei  uns  zuhause  lieben  sie  auch  in 
Flandern  sehr  die  alten  Kopfweiden  im  Wiesengelände.  Im  Früh- 
jahr rufen  sie  sehr  viel  und  locken  sich  gegenseitig  mit  gedehnten 
„guk" -Rufen. 

Poelcapelle  IL,  IIL,  IV.  1915,  IL  1916.  —  Ypernstellung  IX., 
X.1915,  IL1916.  —  OstnieuwkerkeIX.  1915,  IX.  1916  (im  Garten 
von  Bauerngehöft).  —  Beveren,  wo  ich  auch  einen  ausgestopften 
Kauz  sah,  IIL  1916. 

60.  Tyto  alba  guttata  (Brehm).  —  Schleierkauz. 

1916:  Beveren  (12.  IIL).  Eine  Schleiereule  im  Fenster  eines 
Ausstopfers. 

Westroosebeke  17.  III.  Abends  ruft  ein  Kauz  auf  dem  Haus- 
boden eines  hohen  Gebäudes  der  Hauptstraße. 

61.  Falco  tififiuncultis  tinnuncultis  L.  —  Turmfalk. 

Nicht  selten,  aber  meist  einzeln  oder  zu  zweit,  auch  im 
Winter. 

Poelcapelle,  St.  Julien,Langemark,  Ypernstellung,  Westroosebeke, 
Ostnieuwkerke,  Paschendaele,  Zonnebeke;  Jägerlager  26.  IV.  1916 
3  Stück  fliegen  um  Pappelgruppe,  in  der  mehrere  P?'m-Nester;  ein 
Falk  wird  von  Elster  verfolgt;  28.  IV.:  2  Stück.  —  Also  meist 
in  der  Nähe  der  Front  beobachtet,  was  vielleicht  mit  der  leider 
überreichlichen  Fülle  der  dort  hausenden  Nagetiere  zusammen- 
hängt. 

16 


242    Sunkel:  Ornitliologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/lG.   1  ^^^^'  ^'""• 

|_  Ges.  Bay. 

62.  Accipiter  nisus  nistis  (L.)^)-   —  Sperber. 

1916:  Im  Frühjahr  viermal  je  1  Stück,  Ypernstellung  8.  IL, 
Westroosebeke  18.  III.,  Jägerlager  28.  III.,  Zonnebeke  16.  IV.  — 

[Falco  peregrimis  pereffvinus  Tunst.  —  Wanderfalk. 
1916:  Zonnebeke  2.  IV.  1  Stück,  nicht  genau  erkannt.] 

63.  Perdix  perdioc  x>^v'dix  (L.).  —  Rebhuhn. 

Häufig,  besonders  an  der  Front,  wo  verwilderte  Äcker,  Wiesen, 
Zichorienfelder,  verfallene  Gräben  ihnen  Deckung  und  Nahrung 
bieten.  Auch  bei  bewohnten  Schützengräben  und  im  Gelände 
zwischen  unserem  und  dem  feindlichen  Graben.  Ich  erinnere  mich 
noch  lebhaft  des  Schreckens,  den  uns  auf  einer  Patrouille  ein  Volk 
vor  unseren  Füßen  autburrender  Rebhühner  einflößte.  —  Poel- 
capelle,  St.  Julien,  Langemark,  Ypernstellung,  Zonnebeke,  Jäger- 
lager. 

64.  Phasianus  colchictis  L.  —  Kupferfasan. 

1915:  Pilkem  im  September  8—10  vStück. 

1916:  Jägerlager  13.  IV.  in  größerem  Wäldchen  1  ö^. 

[Cottirnix  eoturnix  eoturnix  (L.).  —  Wachtel. 
1915:  Gent.     Im  Käfig  an  einem  Fenster  hängen  sehen.] 

65.  Columha  palunihus  paltitnhtis  L.  —  Ringeltaube. 

Öfters  gesehen,  doch  nie  in  so  großen  Scharen  wie  später 
z.  B.  in  den  französischen  Ardennen. 

1915:  Gent  (VIIL,  IX.)  auf  dem  Flugplatz  und  in  Gehölzen 
bei  der  Stadt;  Houthoulst  (IX.),  Ostnieuwkerke  (X.). 

1916:  Grauatwäldchen  8.  IL  und  Westroosebeke  20.  III.  je 
2  Stück;  Jägerlager  zweite  Hälfte  des  IV.,  fast  täglich  4 — 8  Stück; 
Westroosebeke  9.,  12.  IX.  mehrere. 

66.  Columba  oenas  oenas  L.  —  Hohltaube. 
1916:  Ostnieuwkerke  7.  IX.  1  Stück. 

67.  Streptopelia  ttirtiir  turtur  (L.).  —  Turteltaube. 

1915:  Gent  17.  VIL  1  Stück  auf  Flugplatz.  —  21.  VIL  auf 
dem  Weg  nach  Näzareth. 

1916:  Jägerlager  28.  IV.  2  Stück  in  einem  Wäldchen. 


^)  Kleinsc'hmidt  (Falco  13,  Nr.  2,  Mai  1917,  p.  24)  nennt  den  französischen 
Sperber  Accipiter  nisus  yalliae.  Der  Wert  dieser  Form  wird  sich  erst  nach 
ihrer  Begründung,   die  der  Autor   in   Aussicht  stellt,  beurteilen  lassen.  —  Red. 


XIII,  3,         Sunkel:  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16.      243 

68.  Ardea  cinerea  cinerea  (L.),  —  Fischreiher. 

1915:  Poelcapelle  5.  IV.  1  Stück  nach  N.  fliegend;  Houthoulst 
22.  IV.  2—3  Stück;  Langemark  24.  IV.  1  Stück. 

[Gent  25.  VII.  abends  flogen  vier  ziemlich  dunkle  Reiher  über 
die  Stadt,  spec.  ?] 

Pilkem  11.  IX.;  Ypernstellung  5.  X.,  Hooglede  16.  XI.  je 
1  Stück. 

1916:  Ostnieuwkerke  7.  und  8.  I.  fliegt  1  Stück  nach  den 
Wiesen  bei  Hooglede.  —  Poelcapelle  9.  III. 

[Soll  bei  Dixmuiden  sehr  häufig  sein.  Ich  vermute  sein  Brüten 
im  Houthoulst-Wald.] 

69.  Gallimila  chloroptis  cliloropus  (L).  — 
Teichhuhn. 

Relativ  häufig  und  oft  nahe  bei  Ortschaften,  Schützengräben 
und  Batteriestellungen. 

1915:  Langemark  10.  IX.  auf  kleinem  Teich  unmittelbar 
neben  einem  Pionierpark  1  Stück. 

1916:  St.  Julien  Tümpel  am  Ausgang  des  Dorfes  am  22.  III. 
abends  gehört,  am  folgenden  Tag  2  Stück  gesehen,  suchen  sich 
in  Ufervegetation  (Weidicht,  Hecke)  zu  verbergen. 

Jägerlager,  auf  sumpfigem  Tümpel  zwischen  Wäldchen  und 
Wiese  (Weidicht,  viel  Sumpfdotterblumen)  am  13.  IV.  und  27.  IV 
1  Stück,  am  28.  IV.  2  Stück  gesehen;  auch  Spuren  im  Schlamm. 

Ostnieuwkerke,  Weg  nach  Sleyhage,  in  kleinem  Tümpel,  20  m 
von  der  Straße,  6.  IX.  1  Stück.  —  Am  nächsten  Tag  in  der 
Nähe  1  Stück  auf  frischgepflügtem  Acker. 

70.  Megalornis  grus  grus  (L.).  —  Kranich. 
1916:  St.  Julien  19.  III.  abends  ein  Zug  von  20  Stück  nach 
NNO. 

71.  Scolopa/jc  rwsticola  rusticola  L.  —  Waldschnepfe. 

1915:  Houthoulst-Wald  bei  Langemark  am  22.  IV.  morgens 
zweimal  zwei  Waldschnepfen. 

72.  Gallinago  gallinago  gallinago  (L.)  —  Bekassine. 

1915:  Im  März  bei  Poelcapelle  nachts  aus  ziehenden  Vogel- 
scharen „kätsch"  rufende  Bekassinen  gehört. 

[Westroosebeke  26.  XL  Schneegestöber,  ein  Zug  fliegt  hoch 
nach  8.  Bei  der  Höhe  und  dem  Schnee  nicht  genau  feststellen 
können.] 

1916:  Bevereu.  Im  März  1  Stück  ausgestopft  im  Fenster 
stehen  sehen.  —  Zonnebeke  24.  IV.  zwei  sich  jagende  Bekassinen 
fliegen  über  Stellung  hin  und  her. 

16^^ 


244     Sunkel:  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Flandern  1915/16.   \^^^^-  ^™- 

|_  Ges.  Bay. 

73.  Niimenins  arquaUi  arquata  (L.).  —  Brachvogel. 
1915:  Westroosebeke  26.  IX.  1  Stück  nach  S. 
1916:  Beveren  bei  Ausstopfer  im  Ebenster  1  Stück. 

74.  Actitis  hupoleiicos  (L.).  —  Flußuferläufer. 

1915:  Gent  4.  VIII.  an  der  Lys  rufen  hören,  scheinbar  mehrere. 
75.   Vanellus  vanelUis  (L.).  —  Kiebitz. 

1915:  Poelcapelle  17.  III.  9  a.  m.  2  Stück,  nach  N.  —  Gent 
5.  VIII.  gehört  (bei  Meirelbeke);  Thonront-Ostende  30.  VIII. 
mehrere;  Hooglede  29.  XI.  3  Stück  auf  Wiesen. 

1916:  Ostnieuwkerke  23.  I.  1  Stück;  Ypernstellung  10.  II. 
1  Stück,  24.  II.  (Frost,  mittags  wärmer)  ca.  50  Stück  nach  S.  — 
Beveren  (12.  III.)  ausgestopft  im  Fenster.  Westroosebeke  22.  III. 
p.  m.  40  Stück  nach  N.  —  Gent  1.  IX.  auf  Wiesen  an  der  Lys  ein 
Schwärm.  Das  ist  alles,  was  ich  an  Kiebitzen  in  Flandern  sichtete, 
für  eine  Gegend  mit  so  vielen  Wiesen  recht  wenig.  In  der  Nähe 
der  Front  vermißte  ich  ihn  fast  ganz,  der  Kriegslärm  scheint  dem 
Vogel  nicht  zu  behagen. 

76.  Lat'us  argentattis  avgentatus  Pontopp.  —  Silber möve. 
1915:  Ostende  30.  III.,  am  Strand  vereinzelt. 

77.  Larus  ridihiindus  L.  —  Lachmöve^). 
1915:  Gent  25.  VII.     Gegend  vom  Industriehafen.  —  31.  VII. 
1915,  18.  VIII.  1916  in  der  Stadt  an  der  Lys  je  1  Stück. 
1916:  Beveren.     Bei  Ausstopfer  ein  Balg  der  Lachmöve. 

Champagne,  den  14.  Mai  1917. 


^)  Erwähnt  sei  noch,   daß  eine  in  Fronburg  (Franken)  beringte  Lachiuöve 
bei  Gent  erlegt  wurde,  wie  mir  Herr  E.  Gebhardt  mitteilt. 


XIII  3  I 
^^'    '  I  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  245 

1918   J 


Drei  Jahre  Ornithologie  zwischen  Verdun  und  Beifort. 

Von 

E.  Stresemann. 

Vorbemerkungen. 

Die  ornithologische  Literatur  über  das  nördliche  Frankreich 
ist  von  deutscher  Seite  durch  die  Arbeiten  mehrerer  Feldzugs- 
teilnehmer (Gengler,  Bacmeister,  L.  Schuster,  Heyder,  Scheicher, 
Böker,  Sunkel,  Franz  u.  a.)  beträchtlich  vermehrt  worden,  und 
einige  Gebiete,  über  die  bis  dahin  keine  oder  nur  dürftige  Nach- 
richten vorlagen,  dürfen  jetzt  als  gut  durchforscht  gelten.  Alle 
diese  Schriften  behandeln  jedoch  Teile  der  Westfront,  welche  west- 
lich der  Linie  Verdun-Diedenhofen  liegen;  über  das  Vogelleben  des 
Frontgebietes  dagegen,  das  sich  links  dieser  Linie  bis  zur  Schweizer 
Grenze  erstreckt,  ist  während  des  Krieges  noch  nichts  Beacht- 
liches veröffentlicht  worden.  Hier  verläuft  die  Front,  wie  bekannt, 
nahe  der  Landesgrenze  teils  auf  französischem,  teils  auf  deutschem 
Gebiet.  Über  die  Strecken,  die  sie  durchschneidet,  wissen  wir 
aus  früheren  Zeiten  ornithologisch  wenig  mehr  als  über  die  vor- 
erwähnten nordfranzösischen  Landesteile. 

Die  Beiträge,  welche  ich  mit  den  folgenden  Zeilen  bringen 
kann,  sind  den  Umständen  gemäß  bescheiden.  Ich  beobachtete  in 
vier  getrennten  Gebieten: 

1.  dem  mittleren  Teil  der  Woevre-Ebene,  im  unmittel- 
baren Anschluß  nach  links  an  das  Beobachtungsgebiet  R.  Heyder's, 
begrenzt  durch  die  Verbindungslinien  der  Orte  Amel — Abaucourt— 
Blanzee— Buzy — Fleville — Norroy-le-Sec— Bouligny— Amel,  welche 
u.  a.  das  Städtchen  Etain  einschließen.  Da  ich  mich  hier  nur  vom 
22.  X.  16  bis  7.  I.  17  aufhielt,  kamen  wenige  Arten  zur  Be- 
obachtung. Zur  Charakteristik  der  Landschaft  sei  gesagt,  daß  es 
sich  um  das  weite,  von  flachen  Hügeln  leicht  gewellte  Vorland 
der  Cötes  Lorraines  handelt.  Gegenüber  dem  Acker-  und  im 
Herbst  oft  weithin  überschwemmten  Weideland  treten  die  Wälder 
stark  zurück.  Diese  tragen  fast  alle  die  gleichen  Merkmale:  es 
sind  bald  kleine,  bald  auch  recht  ausgedehnte,  völlig  ungepflegte 
Laubwaldungen,   die  von  trüben  Gräben   stagnierenden   Wassers 


946  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  I    ^      .„      ' 

L  Ges.  Bay. 

durchzogen  werden;  auf  dem  zur  kalten  Jahreszeit  morastigen 
Boden  wachsen  Hainbuchen,  Eichen  und  Weiden  wild  durchein- 
ander und  bilden  ein  fast  undurchdringliches  Dickicht  von  Büschen 
und  Stäramchen,  zumal  wenn  sich  im  Unterholz  noch  der  Weiß- 
dorn dazugesellt.  Ältere,  hohe  Bäume,  meist  Eichen,  sind  oft  nur 
spärlich  dazwischen  eingestreut  und  haben  nur  an  wenigen  Stellen 
das  Unterholz  im  Zaum  gehalten.     Nadelhölzer  fehlen  überall. 

2.  dem  südöstlichen  Zipfel  Deutsch-Lothringens  und 
dem  daran  südlich  angrenzenden  besetzten  franzö- 
sischen Gebiet,  zwischen  den  Verbindungslinien  Avricourt — 
GondrexoD — Domevre — nördl.  Badonviller— Angomont — Foret  de 
Bousson — St,  Quirin  — Heming  —  Rixingen  —  Aviicourt.  Einige 
Fahrten  und  Ritte  führten  mich  darüber  hinaus  bis  Mulsach,  Langd 
und  Saarburg.  In  diesem  Gebiet  verbrachte  ich  lange  Zeit: 
22.  IX.  14-29.  VII.  16,  9.  I.  17—25.  IV.  17,  und  ich  glaube, 
die  Brutvögel  desselben  nahezu  vollzählig  festgestellt  zu  haben, 
abgesehen  von  denen  der  großen  Weiher.  Denn  sie  konnte  ich 
leider  nur  ein  paarmal  im  Winter  flüchtig  besuchen,  so  sehr  es 
mich  auch  zur  Zug-  und  Brutzeit  dorthin  lockte.  Haben  doch  am 
Gunderchinger  Weiher  1896  sogar  4  Paare  des  Purpurreihers  ge- 
horstet (Döderlein  1896,  p.  2). 

Das  umgrenzte  Gebiet  zerfällt  nach  der  Natur  des  Landes 
in  zwei  scharf  unterschiedene  Teile,  einen  größeren,  westlich  der 
Linie  Badonviller — Val— Cirey — St.  Quirin,  welcher  der  lothringi- 
schen Hochebene  zuzurechnen  ist,  und  einen  kleineren  östlichen, 
der  den  Westfuß  der  mittleren  Vogesen  bildet.  Ersterer  erinnert 
ein  wenig  an  die  Landschaft  der  Woevre-Ebene,  indem  auch  hier 
Laubwälder  jeder  Größe  von  welligem  Acker-  und  Weideland  ein- 
geschlossen werden;  aber  die  Feuchtigkeit  des  Bodens  ist  weit 
geringer,  Weideland  tritt  gegenüber  einer  entwickelten  Felderwirt- 
schaft sehr  zurück,  und  die  Laubwälder  bieten  fast  nirgends  den 
Anblick  so  trostloser  Verwilderung,  wie  sie  in  der  Woevre  die 
Regel  bildete.  Sie  sind  besonders  auf  deutschem  Boden  durch- 
forstet, und  an  vielen  Stellen  ist  neuerdings  Nadelholz  (Fichten 
oder  Kiefern)  angepflanzt  worden.  Nahe  der  bezeichneten  Grenze 
gehen  die  gemischten  Laubwaldungen  vielerorts  in  einen  hoch- 
stämmigen Buchenwald  über,  in  dem  das  Unterholz  ganz  fehlt 
oder  nur  schwach  entwickelt  ist.  Für  die  Gestaltung  des  Vogel- 
lebens ist  es  von  Wichtigkeit,  daß  zwischen  den  Feldern  und  an 
den  Wegen  vielerorts  Dornhecken  stehen.  Weinbau  wird  nur  an 
einem  sonnigen  Hang  südlich  Blämont  und  bei  Fremouille  ge- 
trieben. Fast  jedes  der  zahlreichen  Dörfer  ist  von  großen  Pflaumen- 
gärten umschlossen,  da  die  Bevölkerung  dem  Genuß  von  Zwetschgen- 
schnaps sehr  ergeben  ist.  Parkartige  Anlagen  dagegen  finden  sich 
nur  bei  Cirey  und  Blämont. 


XIII,  3,  I  Stresemann :  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  247"" 

Fast  unvermittelt  erhebt  sich  aus  dieser  Ebene  der  Vogesen- 
fuß.  Bis  zu  seinem  Saum  hat  das  Gebirge  die  mächtigen  Tannen- 
wälder vorgeschoben,  die  seinen  niederschlagsreichen  Westhang 
größtenteils  bedecken;  nur  selten  machen  sie  dort  reinen  Buchen- 
wäldern Platz,  aber  gern  vermischen  sich  in  den  tieferen  Lagen 
die  Tannen  mit  Buchen  und  Eichen.  In  diesem  mächtigen  Wald- 
land fehlen  (vom  Dörfchen  St.  Sauveur  abgesehen)  geschlossene 
Ansiedlungen;  nur  Sägemühlen,  Forsthäusern  und  Kohlenmeilern 
begegnet  man  in  den  steil  eingeschnittenen  Bachtälern  bis  weit 
ins  Gebirge  hinein.  Von  geschlagenen  Blößen  hat  vielerorts  der 
Besenginster  Besitz  ergriffen. 

3.  dem  Waldland  der  mittleren  Vogesen  zwischen  dem 
Oberlauf  der  Leber  und  Breusch,  westlich  bis  zur  Linie  Saal — 
Lusse — Markirch.  Hier  wohnte  ich  vom  17.  V.  17 — 1.  IX.  17  vom 
Wald  umgeben  in  700  m  Höhe  am  Fuße  des  Climont(=  Weinberg) 
und  hatte  leider  nur  selten  Gelegenheit,  meine  Wanderungen  über 
die  nähere  Umgebung  dieses  Berges  auszudehnen.  In  diesem  Ge- 
birgsausschnitt  erheben  sich  die  Vogesen  nur  an  wenigen  Stellen 
etwas  über  1000  m;  Tannen  und  Buchenstände  wechseln  mitein- 
ander ab,  sich  vielfach  zu  Mischwäldern  vereinigend,  doch  über- 
wiegt in  den  höheren  Lagen  und  am  Westhang  des  Gebirges  der 
Tannenforst  bedeutend.  Hier  und  da  sind  auch  Fichten  ange- 
pflanzt. Auf  heißen  Blößen  und  kahlen  Berglehnen  wuchert  Brom- 
beere und  Besenginster,  Wiesen  und  Äcker  finden  sich  nur  in 
den  breiten  Tälern  und  auf  einigen  Hochflächen,  so  bei  den  700  m 
hoch  gelegenen  Climonthöfen  und  dem  wenig  niedrigeren  „Hang". 
Matten  und  Latschenbestände  fehlen. 

4.  den  Hoch  vogesen  zwischen  den  Tälern  der  Lauch  und 
Fecht,  insbesondere  der  Umgebung  des  1268  m  hohen  Kleinen 
Beleben  (=  Kahlen  Wasen),  unter  dessen  Gipfel  mein  Quartier 
vom  5.— 19.  IX.  16  lag.  Da  in  diesem  interessantesten  Abschnitt 
der  Vogesen  in  neuerer  Zeit  nur  R.  Scheicher  beobachtet  hat  und 
auch  dieser  nur  während  kurzer  Tagesausflüge,  wäre  bei  längerem 
Aufenthalt  vieles  Wichtige  festzustellen  gewesen,  und  ich  nahm 
mit  ganz  besonderem  Bedauern  von  dem  herrlichen  Bergland  nach 
14  Tagen  wieder  Abschied.  Kurznarbige  Matten  überziehen  von 
etwa  1000 — 1100  m  ab  die  steinigen  Bergrücken  und  gehen  an 
manchen  Stellen  unmittelbar,  an  anderen  durch  Vermittelung  einer 
Latschenzone  in  den  großen  Tannen-  oder  (seltener)  Bucheniorst  über. 

In  allen  vier  Gebieten  wurden,  soweit  die  Umstände  das  er- 
laubten und  es  für  die  Klärung  systematischer  Fragen  notwendig 
erschien,  Bälge  gesammelt.  Ihre  vergleichende  Untersuchung  muß 
ich  auf  spätere  Zeit  verschieben.  Die  Systematik  soll  daher  in 
der  vorliegenden  Arbeit  nur  gelegentlich  gestreift  werden.  Die 
biologischen  Wahrnehmungen   aus  den  vier  Beobachtungsgebieten 


248  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  ^^^^'  ^™' 

L  Ges.  Bay. 

habe  ich  unter  drei  Schlagwörtern  angeführt:  Woevre  =  l, 
Lothringen  =  2,  Vogesen  =  3  und  4.  Die  bei  Metz  während 
eines  Urlaubstages  gesehenen  Vögel  stellte  ich  zu  „Lothringen", 
Beobachtungen  in  der  Rheinebene  bei  Barr  (12.— 25.  IX.  17)  und 
Schlettstadt  zu  „Vogesen". 

1.  Corims  c.  cornix  L.  —  Nebelkrähe. 
Lothringen:  Ab  und  zu  eine  oder  einige  in  den  Winter- 
monaten,  gewöhnlich  auf  den  B^eldern  unter  Saatkrähen,  mit  denen 
sie  zu  wandern  scheinen.  1914:  13.  XL  3  mit  17  Saatkrähen 
bei  Folkringen,  24.  XL  1  daselbst  unter  30  Saatkrähen,  6.  XIL 
5  bei  Igney  mit  4  Rabenkrähen,  1  am  Sablon-Wald  mit  6  Raben- 
krähen. 1915:  8.  IIL  3  unter  >  100  Saatkrähen  bei  Cirey,  6.  IIL 
2  bei  Petitmont  unter  50  Saatkrähen.  1917:  3.  I.  1  bei  Ibingen 
mit  3  Saatkrähen. 

2.  Corvus  c.  co7mix  X   Corvus  c.  corone. 
Lothringen:    Eine    recht  schmutzig  graue  Krähe,   offenbar 

Rackelkrähe,  am  1.  L  und  5.  L  15  unter  demselben  Saatkrähen- 
schwarm  bei  Ibingen. 

3.  Corvus  c.  corone  L.  —  Rabenkrähe. 
Lothringen:  Brütet  als  ziemlich  häufiger  Standvogel  ver- 
streut in  den  Waldungen  und  Feldgehölzen.  Auch  außerhalb  der 
Brutzeit  sah  ich  sie  meist  nur  paarweis  oder  in  kleinen  Gesell- 
schaften von  höchstens  10  Stück;  nie  beobachtete  ich  große 
Scharen,  oder  gar  gewaltige  Schwärme,  wie  sie  u.  a.  Gengier 
(1916,  p.  398)  für  SO. -Belgien  anführt.  Derartige  Ansammlungen 
scheinen  auch  in  der  Pfalz  nicht  beobachtet  zu  werden.  Unter 
Saatkrähen  mischen  sie  sich  nach  meinen  Beobachtungen  nur 
selten.  Ein  auffälliger  Zuzug  während  des  Winters  war  nicht  zu 
bemerken.  Mitte  März  sieht  man  sie  gewöhnlich  schon  in  Paaren; 
am  18.  III.  16  arbeiteten  2  bei  Lörchingen  bereits  am  Nest, 
doch  sah  ich  auch  noch  am  27.  III.  15  zwei  Flüge  von  5  und 
10  Stück  bei  Petitmont.  Ende  X.  15  besuchten  mehrere  Tag 
für  Tag  einen  großen  Wallnußbaum  neben  unseren  Geschützen 
und  holten  sich  dort  zu  unserem  großen  Ärger  die  schönsten  Nüsse 
weg.  —  Vogesen:  Sie  fehlt  auch  in  den  höheren  Lagen  als 
Brutvogel  nicht,  ist  dort  aber  sehr  viel  seltener  als  in  der  Ebene. 
Im  Sommer  1917  brachte  ein  Paar  am  Climont  (700  m)  Junge  auf. 
Im  Oktober  1916  sah  ich  einzelne  an  den  kahlen  Matten  des 
nördl.  Steinbergs  bei  1200  m. 

4.  Corvus  f.  frugilegus  L.  —  Saatkrähe. 
Die  Saatkrähe  ist  weder  im  Elsaß  noch  in  Lothringen  Brut- 
vogel; die  entgegenstehenden  Angaben  Rörig's  sind  wohl  mit  Sicher- 


XIII,  d,  I  Streseraann :  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  249 

1918    J  ^^^ 

heit  auf  eine  Verwechslung  mit  der  Rabenkrähe  zurückzuführen. 
Sie  wird  nach  d'Hamonville  auch  in  den  französischen  Departe- 
ments Meuse,  Moselle,  Meurthe  und  Vosges  nur  zur  Zugzeit  an- 
getroffen. Dann  aber  kommt  sie  in  gewaltigen  Massen  durch,  und 
große  Mengen  verbleiben  den  Winter  über  auf  den  Feldern,  vor- 
nehmlich denen  der  südlothringischen  Hochebene,  weit  weniger 
zahlreich  in  der  Woevre-Ebene,  was  vielleicht  mit  der  zur  Kriegs- 
zeit geringeren  dortigen  Feldbestellung  im  Zusammenhang  steht. 
Ihre  Ankunft  bemerkte  ich   in   SO. -Lothringen    1914  am  12.  XI., 

1915  am  30.  X.,  in  der  Woevre  1916  am  31.  X.;  die  letzten 
durchziehenden  Schwärme  sah  ich  in  Lothringen  1915  am  18.  III., 

1916  am  18.  III.  (nur  ein  Schwärm  von  50  Stück  verblieb  bei 
Petitmont  bis  zum  27.  III.),  1917  am  13.  III.  Die  ersten  Gäste 
pflegen  nicht  im  Gebiet  zu  verweilen,  sondern  weiter  nach  8.  zu 
ziehen;  ebenso  währt  im  März  der  starke  Durchzug  nach  N.  noch 
tagelang,  wenn  die  Felder  von  den  Wintergästen  schon  völlig 
entblößt  sind.  Die  überhin  ziehenden  Schwärme  zählten  meist 
50 — 100,  oft  auch  noch  weniger  Köpfe,  während  sich  die  über- 
winternden Saatkrähen  oft  allmählich  zu  weit  größeren  Scharen, 
die  1000  Köpfe  übersteigen  können,  zusammenscharten^).  Es  fiel 
mir  auf,  daß  die  überhin  fliegenden  Durchzügler  in  breiter  Front 
zu  ziehen  pflegen^),  während  die  längste  Ausdehnung  der  zur 
Winterzeit  streichenden  Schwärme  in  der  B'lugrichtung  liegt: 
es  fliegt  hier  also  ein  Vogel  dem  andern  nach.  Die  überwintern- 
den Scharen  streichen  wohl  ziemlich  weit  —  wenn  auch  meist 
innerhalb  gewisser  Gebietsgrenzen  —  umher,  gewöhnen  sich  aber 
bald  an  bestimmte  Schlafplätze  in  den  Wäldern,  zu  denen  sie 
wochenlang  allnächtlich  zurückkehren.  Doch  findet  auch  mitten 
im  Winter,  besonders  bei  Witterungswechsel,  oft  eine  Verschiebung 
des  Bestandes  statt.  Bei  reichlichem  Schneefall  räumten  die 
Saatkrähen  vom  18.  I.  bis  3.  II.  15  das  Gebiet  im  weiten  Um- 
kreis von  Hattingen,  während  die  Rabenkrähen  verblieben,  und 
kehrten  erst  mit  Einsetzen  der  Schneeschmelze  dorthin  zurück. 
Der  Abzug  nach  N.  setzt  um  die  Mitte  des  Februar  ein. 

5.  Colocus  monedula  spermologus  (Vieill.)  —  Dohle. 
Lothringen:  Die  Dohle  ist  hier  als  Brutvogel  nur  von 
Metz  bekannt  geworden,  wo  sie  teilweise  den  Winter  über  bleibt; 
ich  sah  einige  am  27.  XII.  16  über  der  Stadt.  Auf  dem  Durch- 
zug stellte  ich  sie  nur  wenige  Male  fest:  13.  XII.  14  40  unter 
Staren;  5.  IL  15  20  unter  Saatkrähen;  20.  IL  15  einige  unter 
Saatkrähen ;  15.  III.  15  einige,  16.  IL  16  20  mit  Saatkrähen  nach 
N.  durchziehend. 


^)  Vgl.  hierzu  Bertram,  V.O.G.B.  V,  1904,  p.  431,  auf  dessen  aufmerksame 
Beobachtungen  an  überwinternden  und  ziehenden  Saatkrähen  besonders  hin- 
gewiesen sei. 


250  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  TVerh.  Orn. 

L  Ges.  Bay. 

6.  Pica  p.  pica  (L.)  —  Elster. 
Woevre:     Sehr   häufig.  —   Lothringen.     Als    Standvogel 
fast   ebenso   zahlreich   wie  in    der  Woevre-Ebene;    manchmal  sah 
ich  im  Winter  bis  7a\  fünf  beisammen.     Am  4.  XII.  14  zählte  ich 
auf  dem  Wege  von  Mulsach  nach  Hattingen  15  Stück. 

[Nucifraga  c.  caryocatactes  (L.)  —  Tannenhäher. 
Lothringen:  Der  einzige  Brutnachweis  stammt  aus  der 
Nachbarschaft  meines  Beobachtungsgebietes,  aus  der  Umgebung 
von  Alberscli Weiler,  wo  am  3.  VIL  1896  ein  halbflügges  Junges  er- 
legt wurde,  das  ich  im  Straßburger  Zool.  Museum  sah.  (Vgl. 
Döderlein  1896,  p.  3.)  Mir  ist  die  Art  nicht  vorgekommen.  — 
Vogesen.  Trotz  aufmerksamen  Suchens  habe  ich  den  Vogel  in 
den  großen  Tannenfürsten  des  Berglandes  zwischen  Lebertal  und 
Breuschtal  nicht  gefunden.] 

7.   Oarrulus  g.  glandarius  (L.)  —  Eichelhäher. 
Lothringen   und   Woevre:     Häufig   in  allen    Gehölzen.  — 
Vogesen.     Ziemlich   häufig   in    den   Buchen  Waldungen   zwischen 
Leber-  und  Breuschtal. 

8.  Sturnus  v.  imlgaris  L.  —  Star. 
Nur  wenige  Paare  brüteteh  in  dem  von  mir  besuchten  Teil 
Lothringens  Der  Star  fehlte  in  den  Gärten  und  der  Umgebung 
der  meisten  Ortschaften;  einige  hatten  ein,  höchstens  zwei  Brut- 
paare. Zwei  solche  Paare,  welche  Nistkästen  am  Waldrand  bei 
Blämont  bezogen,  erschienen  dort  zusammen  am  11.  IL  17.  Von 
Anfang  Juli  ab  sah  ich  gelegentlich  Alte  und  Junge  in  Schwärmen 
bis  zu  50  Stück  die  Kirschbäume  plündern.  Sie  verschwanden 
spätestens  im  Lauf  des  September  und  Oktober;  an  ihrer  Statt 
stellten  sich  Ende  X.  die  ersten  Fremdlinge  aus  nördlicheren 
Gegenden  ein,  deren  Zahl  rasch  gewaltig  anschwoll,  und  die  z.  T. 
langsam  durchzogen,  z.  T.  auch  sich  den  ganzen  Wintei-  über 
sehen  ließen.  Hir  Ab-  und  Durchzug  setzte  gewöhnlich  Anfang  II, 
ein  und  hielt  bis  Ende  IL  an;  als  Ausnahme  sah  ich  noch  am 
29.  III.  17  einen  Schwärm  von  50  bei  Harboney.  1914  er- 
schienen die  ersten  am  21.  X.:  Flüge  von  19  und  von  40;  am 
11.  XL  war  bereits  ein  Schwärm  von  100,  am  13.  XL  ein  solcher 
von  400—500  da.  Von  da  ab  waren  bis  Anfang  II.  täglich  Staren- 
flüge auf  den  Ackern  zu  sehen,  deren  Kopfzahl  unvermittelt  zwischen 
5  und  100  zu  schwanken  pflegte  und  nur  einmal,  am  6.  XIL, 
nochmals  300  überstieg.  Sie  schienen  also,  obwohl  sie  sich  fast 
stets  mit  den  im  Gebiet  verbleibenden  Saatkräh ensch wärmen  ver- 
gesellschafteten, in  der  Regel  nicht  wie  diese  einem  Bezirk  treu 
zu  sein,  sondern  über  weite  Strecken  Landes  zu  streichen  und 
täglich   ihren   Aufenthalt  zu    wechseln.     Die    Rückzugsbewegung 


■^^^^' ^'  I  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  251 

1918    J 

machte  sich  zuerst  am  5.  IL  15  bemerkbar,  als  200  Stück  plötz- 
lich unter  lüOO  Saatkrähen  bei  Hattingen  einfielen.  Ihnen  folgten 
kleinere  Schwärme,  und  den  Schluß  bildeten  60,  die  am  25.  IL 
mit  10  Saatkrähen  bei  Hattingen  durchzogen.  1915  erschienen 
die  ersten  in  Lothringen  am  28.  X.;  die  Art  überwinterte  wie  im 
Vorjahr,  In  der  Woevre,  wo  ich  1916  die  ersten  am  30.  X. 
sah,  traten  sie  auf  dem  Durchzug  bis  Mitte  XL  in  weit  größeren 
Mengen  als-  in  Lothringen  auf;  man  konnte  in  dieser  Zeit  Tausende 
beisammen  sehen.  1917  waren  bis  Mitte  I.  in  der  weiteren  Um- 
gebung Blämouts  stets  einige  Flüge  zu  sehen;  aber  bei  Einsetzen 
der  strengen  Kälteperiode  verschwanden  sie  sämtlich  aus  der 
Gegend  und  kehrten  erst  nach  knapp  vier  Wochen  zurück*). 

9.  Oriolus  0.  oriolus  (L.)  —  Pirol. 

Lothringen:  Ziemlich  seltener  Brutvogel.  Ich  vermochte 
im  Sommer  nur  fünf  Paare  in  Parks  und  Laub  Waldungen  fest- 
zustellen. 1915  erschienen  die  ersten,  wohl  Durchzügler,  am 
28.  IV.  —  Vogesen:    Im  Gebirge  nicht  beobachtet. 

10.  Coccothraustes  c.  coccothraustes  (L.)  —  Kirschkernbeißer. 

Lothringen:  Ein  Standvogel,  der  verstreut  in  den  Parks, 
Laub-  und  Mischwaldungen  brütet  und  dessen  Bestand  im  Herbst 
und  Winter  durch  Zuzügler  beträchtlich  vermehrt  wird.  Diese 
Vögel  streichen  dann  in  Trupps,  die  häufig  etwa  20  Köpfe  stark 
sind,  von  X.  bis  Anfang  IV.  in  den  Laub-  und  Nadelwäldern  um- 
her. Mitte  IV.  sondern  sie  sich  zu  Paaren  ab,  von  denen  der 
größte  Teil  bis  Ende  des  Monats  verschwindet.  —  Woevre:  Ende 
Oktober  und  im  November  konnte  ich  kleine  Trupps  in  allen 
Wäldern  finden.  —  Vogesen:  Im  Gebirge  fehlte  die  Art  zur 
Brutzeit. 

11.  Chloris  eh.  chloris  (L.)  —  Grünling. 
Lothringen:  Während  der  Brutzeit  traf  ich  den  Grünling 
nur  in  wenigen  Paaren  in  Gärten  und  Parks  an.  Dagegen  be- 
gegnete ich  ihm  nicht  selten  im  Winter  (XL,  XIL,  IL,  III.)  ein- 
zeln oder  zu  mehreren  im  Anschluß  an  andere  Körnerfresser.  Aus- 
nahmsweise stieß  ich  auf  bedeutendere  Ansammlungen,  die  min- 
destens zum  allergrößten  Teil  aus  Zuzüglern  bestanden.  26.  XL  16 
20  Stück  bei  Val,  27.  IL  15  100  Stück  bei  Cirey.  Die  meisten 
sah  ich  am  4.  XII.  14  bei  Mulsach  unter  einem  mehrere  Hundert 
Köpfe  starken  Fringillidenschwarm,  der  zu  etwa  60%  aus  Grün- 


*)  Sehr  lehrreich  ist  ein  Vergleich  dieser  Daten  mit  der  trefflichen  Arbeit 
von  Dr.  Ries  „Die  Züge  des  Staren  in  der  Bamberger  Landschaft  (etc.)", 
V.O.G.B.  XI,  p.  147-156,  woraus  sich  ein  sehr  allmähliches  Vorrücken  im  Herbst 
und  Frühjahr  zu  ergeben  scheint. 


252  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  fVerh.  Orn. 

L  Ges.  Bay. 

lingen  bestand.  —  Woevre.    22.  XI.  16  einige  an  der  Amblemont- 
Ferme, 

12.  Carduelis  c.  carduelis  (L.)  —  Stieglitz. 
Lothringen:  Übertriift  als  Gartenvogel  zur  Brutzeit  den 
Hänfling  und  Grünling  an  Häufigkeit.  Im  September  schlägt  er 
sich  gern  zu  Flügen  zusammen,  die  uie  die  Kopfzahl  der  großen 
Hanf lingssch wärme  erreichen,  und  die  ich  von  IX.  bis  Mitte  IV. 
in  unverminderter  Häufigkeit  zu  jeder  Zeit  antraf.  Dann  sondert 
er  sich  wieder  paarweis  ab,  doch  begegnete  ich  auch  noch  am 
30.  IV.  einem  Flug  von  10  Stück  bei  Val.  —  Woevre:  Schwärme 
zeichnete  ich  am  30.  X.,  7.  XII.  und  10.  XII.  auf.  —  Vogesen. 
Das  Gebirge  bietet  dem  Stieglitz  nur  an  wenigen  Stellen,  wo  von 
Obstgärten  umgebene  menschliche  Ansiedlungen  bestehen,  günstige 
Brutbedingungen.  Bei  den  Climonthöfen  (700  m)  traf  ich  ihn  nur 
einmal  am  30.  V.  Der  große,  aus  etwa  100  Stieglitzen  zusammen- 
gesetzte Schwärm,  den  ich  vom  8.— 13.  IX.  16  auf  den  Matten  am 
kleinen  Beleben  zwischen  1000 — 1100  m  sah,  bestand  zweifellos 
aus  Vögeln,  die  aus  der  Ebene  nur  heraufgestrichen  waren,  um 
die  hier  besonders  dicht  stehenden  Disteln  zu  plündern. 

13,  Äcanthis  c.  carwabina  (L.)  —  Hänfling. 
Lothringen:  Der  Hänfling  findet  in  den  hier  häufigen 
dichten  Weißdornhecken  günstige  Nistgelegenheiten.  Besonders 
zahlreich  war  er  zur  Brutzeit  in  der  Umgebung  von  Blämout. 
Von  Anfang  XL  bis  Ende  IL  streifen  Scharen,  die  öfters  etwa 
100  Köpfe  erreichen,  im  offenen  Land  umher.  —  Woevre:  Die 
streichenden  Hänflingsschwärme,  die  ich  hier  sah,  waren,  wie  die 
Stieglitzflüge,  oft  weit  größer  als  in  Lothringen.  Am  7.  XII.  lag 
auf  den  Brachen  bei  Hermeville  ein  mehr  als  500  Vögel  zählen- 
der Fringillidenschwarm,  der  fast  durchweg  aus  Hänflingen  be- 
stand, neben  denen  ich  einige  Stieglitze,  Feldsperlinge,  Gold- 
ammern, Buchfinken  und  Grünlinge  bemerkte.  —  Vogesen:  Zur 
Brutzeit  hielten  sich  mehrere  Paare,  die  später  mit  ihren  Jungen 
erschienen,  in  den  Gärten  der  Climonthöfe  (700  m)  neben  den 
Zitronfinken  auf. 

14.  Äcanthis  linaria  caharet  (P.  L.  S.  Müller).  —  Alpenleinfink. 
Schon  die  älteren  lothringischen  Ornithologen  (Holandre, 
Godron)  unterschieden  nach  dem  Vorbild  Vieillot's  zwischen  zwei 
Leinfinkenformen,  der  nordischen  und  der  alpinen.  So  sagt 
Godron  (p.  369),  ^Linaria  horealis'-'-  sei  selten  und  ziehe  zuweilen 
im  Herbst  und  fast  immer  in  größeren  Flügen  durch,  während 
„Linaria  rufescens^  nach  ihm  seltener  Herbstdurchzügler  ist. 
Ausführlicher  und  offenbar  zutreffender  läßt  sich  d'Hamonville 
(p.  279—280)  aus,    der  L.  horealis  in    dem   von   ihm  behandelten 


■^■^^■'■'  ^'  Stresemann :  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  253 

1918    J 

Gebiet  selten  und  als  unregelmäßigen  Durchzügler  im  November 
vorkommen  läßt,  wo  er  bald  in  kleinen  Trupps,  bald  in  beträcht- 
lichen Belügen  erscheine,  von  L.  rufescens  dagegen  folgendes  an- 
gibt: „Erscheint  im  November,  um  den  Winter  bei  uns  zu  ver- 
bringen, falls  er  nicht  zu  hart  ist,  und  im  März  wieder  abzu- 
ziehen. Er  zieht  fast  regelmäßig  in  kleinen  Flügen  durch,  die 
sich  gern  unter  Zeisige  und  Stieglitze  mischen,  ist  jedoch  niemals 
häufig.  Man  kann  beobachten,  daß  in  den  Jahren,  in  denen  ein 
Durchzug  von  L.  horealis  stattfindet,  L.  rufescens  weniger  zahl- 
reich ist^)."  Ich  selbst  hatte  während  dreier  Winter  in  Lothringen 
nur  einmal  eine  Begegnung  mit  Leinfinken :  am  18.  III.  17  traf 
ich  zwei  am  Rand  eines  Birkenwäldchens  bei  Blämont,  die  lange 
vor  mir  am  Boden  hüpften,  wobei  ich  ihre  Färbung  genau  be- 
trachten konnte.  Der  eine  Vogel  war  ziemlich  hell  und  hatte  eine 
weißliche  Brustmitte,  war  offenbar  ein  cf  des  Vorjahres,  während 
der  andere  so  dunkel  und  bräunlich  war,  wie  ich  es  nie  beim 
nordischen  Leinfinken  gesehen  habe.  Daß  der  Alpenleinfink 
im  Winter  gelegentlich  weit  nach  Westen  und  Nord- 
westen streicht,  ist  mehrfach  durch  Belegexemplare  aus  Belgien, 
Luxemburg  und  NO.-Frankreich  bestätigt  worden,  so  erst  kürzlich 
durch  Gengier  (1916,  p.  400).  Auch  in  der  Pfalz  darf  man  ihn 
erwarten.  Dieselbe  sonderbare  Zugrichtung  wie  diese  Stücke  des 
Alpenleinfinken  schlagen  viele  Wasserpieper  ein. 

15.  Spinus  sjnnus  (L.)  —  Zeisig. 
Ein  Gast,  der  im  Oktober  erscheint,  in  ganz  kleinen  Flügen 
mindestens  einen  Teil  des  Winters  in  Nadelholz-  oder  Erlen- 
beständen verbringt  und  das  lothringische  Gebiet  nach  den  Be- 
richten aller  Autoren  im  März  wieder  zu  verlassen  pflegt.  An 
den  verschiedensten  Stellen  traf  ich  ihn  in  Lothringen  1914  am 
10.,  23.  X.;  3.,  5.  XI;  8.,  18.,  25.  XII;  1915  am  17.,  23.,  27.  lU.; 
13.,  15.,  16.,  18.,  19.,  20.,  22.,  27.  IV.;  24.,  25.  X.;  4.  XL;  1., 
6.  XIL;  1916  am  5.  L;  28.  IIL;  in  der  Wo e vre  am  11.  und  13. 
XL  16.  Nicht  beobachtet  wurde  er  also  von  mir  zwischen  An- 
fang I.  und  Mitte  III.  Die  auffälligen  Aprilbeobachtungen  be- 
ziehen sich  auf  kleine  Flüge  an  drei  getrennten  Stellen  am  Rand 
des  Vogesenwaldes  zwischen  Val  und  Badonviller.  Sie  gaben  mir 
zu  der  Erwartung  Anlaß,  daß  die  Zeisige  hier  zur  Fortpflanzung 
schreiten  würden ;  aber  nach  dem  27.  IV.  blieben  sie  verschwunden. 
Daß  die  Art  gelegentlich  in  den  großen  Nadelwäldern  der  Vogesen 
brütet,  ist  um  so  wahrscheinlicher,  als  sie  R.  Scheicher  erst  kürz- 
lich durch  einen  Nestfund  in  Freiburg  i.  B.  erstmalig  als  Brutvogel 
Badens  nachgewiesen  hat  und  sie  außerdem  zweimal  im  Mai  in 
der  Umgebung  dieser  Stadt  antraf  (Scheicher  p.  57). 

'}  Vgl.  Degland  &  Gerbe  I  p.  298. 


■ 

Ges.  Bay. 

16.  Chloroptila  c.  citrmella  (L.)  —  Zitronfink. 

Vogesen:  Wie  gering  die  Kenntnis  der  Vogesenornis  bis 
vor  Kurzem  war,  geht  wohl  daraas  hervor,  daß  d'Hamonville 
(p.  278)  noch  1895  über  das  Vorkommen  des  Zitronfinken  nichts 
anderes  anzuführen  weiß  als  die  aus  den  90  er  Jahren  stammende 
Angabe  Mougel  und  Lomont's,  er  brüte  in  den  hohen  Vogesen, 
jedoch  sehr  selten  ^).  Scheicher  (p.  57)  traf  zur  Brutzeit  ein  Paar 
am  Lauchensee  und  mehrere  Paare  in  der  Umgebung  des  Schlucht- 
passes und  folgert  aus  seinen  Beobachtungen,  daß  der  Vogel  in 
den  Vogesen  vielleicht  nicht  ganz  so  häufig  sei  wie  im  Schwarz- 
wald. Ich  begegnete  ihm  jedoch  so  oft,  daß  ich  ihn  als  einen 
sehr  zahlreichen  Brutvogel  des  Wasgenwaldes  bezeichnen  darf. 
In  der  nächsten  Umgebung  der  Climonthöfe  (700  m)  nisteten  1917 
nach  niedriger  Schätzung  30  Paare ;  ich  fand  die  Art  in  den 
Mittleren  Vogesen  ferner  im  Juni  1917  am  Bucheckerich  (800  m) 
und  überaus  zahlreich  im  B.  de  Chena  östlich  Wisembach  (700  m). 
In  den  Südvogesen  traf  ich  sie  im  September  1916  an  der  Stein- 
mauer (1256  m)  und  überall  in  der  Umgebung  des  Kleinen 
Beleben  zwischen  1000  und  1200  m  an.  Wo  ich  in  höheren  Lagen 
nach  ihr  suchte,  habe  ich  sie  selten  vermißt  und  bin  überzeugt, 
daß  sie  selbst  am  Nordabfall  der  Mittleren  Vogesen  noch  gefunden 
werden  wird^).  Denn  der  Zitronfink  bindet  sich,  wie  sein  Nisten 
am  Climont  beweist,  keineswegs  an  die  Nachbarschaft  von  Matten, 
und  es  ist  schwer  zu  erkennen,  welche  ökologischen  Bedingungen 
eigentlich  seine  Vertikalverbreitung  nach  unten  begrenzen.  Zum 
Bau  seines  Nestes  scheint  er  den  Saum  von  Tannenforsten  aus- 
zuwählen, die  an  offene  Wiesenflächen  oder  Matten  angrenzen. 
Ein  Nest,  zu  welchem  ich  wegen  der  Höhe  des  Baumes  nicht  ge- 
langen konnte,  an  dem  ich  jedoch  vom  Fenster  unseres  Kasino- 
raumes aus  die  Vögel  wochenlang  täglich  beobachtete,  war  in 
einen  der  obersten  Äste  einer  alten,  ein  wenig  vor  dem  ge- 
schlossenen Waldrande  stehenden  Tanne  eingebaut.  Aus  den 
Wipfeln  anderer,  etwas  hinterm  Waldsaum  stehender  Tannen  hörte 
ich  mehrfach  das  Betteln  der  Jungen  im  Nest.  Es  findet  an- 
scheinend nur  eine  Brut  statt.  Ein  am  19.  V.  geschossenes  $ 
hatte  ein  nahezu  legereifes  Ei  im  Oviduct.  Am  13.  VI.  sah  ich 
in  den  Gärten  der  Climonthöfe  die  ersten,  seit  etwa  vier  Tagen 
flüggen  Jungen,  denen  bald  weitere  Familien  folgten;  aber  selbst 
am  6.  VIII.  ließen  sich  dort  noch  ausgewachsene  Junge  füttern. 
Die  Nahrung  besteht  vornehmlich  in  Unkraut-  und  Gemüsesamen, 
die  sie  sich  aus  den  Gärten   und  Wiesen  holen.    Dort  halten  sie 


')  Bereits  der  alte  Gesner  weiß,  daß  die  y,Citrinella"-  im  Elsaß  vorkommt. 
*)  1910   soll  die    Art  sogar    in    der    Pfalz   bei    Dürkheira    gebrütet  haben 
(V.O.G.B.  XI,  p.  40),  aber  diese  Angabe  erscheint  wenig  glaubhaft. 


' '  '  I  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  255 

sich  den  größten  Teil  des  Tages  auf.  Wenn  das  Gras  der  Wiesen 
in  Blüte  steht,  sieht  man  sie  weniger  als  zuvor,  denn  dann  suchen 
sie  lautlos  zwischen  den  hohen  Halmen  nach  Nahrung.  Daneben 
eroäbren  sie  sich  zur  Zeit  der  Obstblüte  vornehmlich  von  den 
Antheren  des  Apfels,  die  den  Kropf  Erlegter  zuweilen  als  weiß- 
liche käsige  Masse  ganz  ausfüllten.  Wo  in  der  Nähe  des  Tannen- 
waldes Apfelbäume  in  Blüte  standen,  durfte  man  daher  auf  den 
häufigen  Besuch  dieser  Vögelchen  rechnen.  Den  Forst  suchten 
sie  bei  den  Climonthöfen  nur  zur  Nachtruhe  auf  oder  um  zum 
Nest  zu  fliegen.  Sobald  die  Jungen  flügge  sind,  werden  sie  von 
den  Eltern  in  die  Gärten  und  Wiesen  geführt.  Der  Zitronflnk  ist 
gegen  seinesgleichen  sehr  verträglich  und  lebt  auch  zur  Brutzeit 
gesellig,  während  welcher  die  kleinen,  bis  zu  7  Stück  zählenden 
Schwärme  meist  aus  cTcf  bestanden,  welche  für  ihre  brütenden  5$ 
oder  den  Nachwuchs  Nahrung  herbeiholten.  Sobald  die  Jungen 
ausgeflogen  sind,  bleiben  bis  zu  deren  Selbständigkeit  die  Familien 
beisammen.  Im  August  beginnen  sich  dann  mehrere  Familien  zu 
gemeinsamen  Streifzügen  zu  vereinigen.  Solche  Trupps,  deren 
Zahl  sich  besonders  leicht  feststellen  ließ,  wenn  sich  die  Vögelchen 
nebeneinander  auf  den  Drähten  der  Starkstromleitung  nieder- 
gelassen hatten,  bestanden  Mitte  September  am  Kl.  Belchen  zu- 
weilen aus  15 — 25  Stück,  größtenteils  natürlich  Jungen.  Den  Ge- 
sang hat  Scheicher  sehr  zutreffend  mit  dem  des  Stieglitzes  und 
Girlitzes  verglichen;  ich  fand,  daß  er  große  Ähnlichkeit  mit  dem 
klirrenden  Liedchen  der  letzteren  Art  habe,  jedoch  weniger  ein- 
förmig sei.  Dieser  anspruchslose  Gesang,  den  ich  vom  Mai  bis 
in  den  August  hörte,  wird  vom  cf  mit  unverdrossenem  Fleiß  un- 
gezählte Male  vorgetragen,  sobald  es  sich  in  den  Ästen  eines 
Baumes  niedergelassen  hat;  aber  nicht  genug  damit  —  auch  im 
Fluge  gibt  es  ihn  zum  besten.  Ich  hörte  diesen  Fluggesang  selbst 
von  cTcf  vortragen,  die  gleich  darauf  ihre  Jungen  fütterten,  sei 
es,  daß  sie  sich  von  den  bewaldeten  Hängen  des  Climontrückens 
steil  in  die  Obstbäume  hinabstüzten  oder  von  einem  Baum  zum 
nächsten  flogen.  Dabei  wird  unter  Senkung  der  stark  ge- 
spreizten Schwingen  der  Flug  gehemmt.  Mit  seinem  langen  Schwanz 
erinnert  der  Vogel  dann  an  einen  singenden  Baumpieper. 

17.  Serinus  canaria  germanicus  Laubm.  —  Girlitz. 

Lothringen:  Der  Girlitz,  der  Buchoz  1771  nur  als  seltener 
Durchzügler  Lothringens  bekannt  war  und  noch  zu  Holandre's 
Zeiten  (1826)  als  seltener  Brutvogel  der  Metzer  Gegend  gelten 
mußte,  wo  er  jetzt  sehr  verbreitet  ist  (Paquet  p.  83),  scheint  bei 
seinem  hier  vermutlich  südlich  gerichteten  Vordringen  (ein  cT  von 
Blämont  stimmt  mit  der  E^rm  germanicus  überein)  noch  nicht  von 
allen  Teilen   des  Landes   Besitz    ergriffen   zu  haben.     Wenigstens 


256  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  fVerh.  Orn. 

L  Ges.  Bay. 

fehlte  er  nach  v.  Besserer  noch  1895  in  der  Gegend  von  Duß 
(Dieuze).  In  meinem  Beobachtungsgebiet  brütete  er  im  Garten- 
'land  ziemlich  zahlreich,  besonders  in  der  Umgebung  von  Blämont. 
Die  ersten  Ankömmlinge  irn  Gebiet  waren  meist  Durchzügler. 
1915  erschienen  solche  in  Val  erstmalig  am  12.  IV.,  1917  in  Blä- 
mont am  16.  IV.  (3  c^cf),  1916  hingegen  traf  bereits  am  21.  III. 
1  cf  in  Val  ein,  dem  am  31.  III.  zwei  weitere  folgten.  Am  19. 
IV.  15  sah  ich  als  größte  Ansammlung  während  des  Frühjahrs- 
durchzuges 8  Stück  beisammen.  Im  Herbst  beobachtete  ich  den 
letzten  am  16.  X.  14  in  Fremonville.  —  Vogesen:  Die  Art 
scheint  von  der  Rheinebene  aus,  wo  sie  häufig  ist  und  ich  am 
9.  VII.  17  sehr  viele  in  Schlettstadt,  am  23.  IX.  17  2  in  Barr 
fand,  den  breiten  Wiesentälern  aufwärts  gefolgt  zu  sein.  Mehrere 
cTd^  sangen  am  29.  V.  17  in  den  Gärten  von  Markirch.  Im 
Münstertal  war  der  Girlitz  schon  anfangs  der  30er  Jahre  des  ver- 
gangenen Jahrhunderts  häufig  (Landbeck  1834  p.  29)^). 

18.  Pyrrhula  pyrrhula  eiiropaea  Vieill.  —  Gimpel. 

Lothringen:  Brutvogel  im  Tannen-  und  Mischwald  des 
Vogesenfußes  (Umgebung  von  Val  und  Lassenborn,  B,  de  Quimont, 
Türcksteiner  Wald)  wo  ich  im  Mai,  Juni  und  Juli  Alte,  später 
auch  bettelnde  Junge  häufig  und  an  zahlreichen  Stellen  fand.  Im 
Herbst  und  Winter  streichen  sie  in  kleinen  Trupps  weit  umher 
und  sind  dann  in  den  Gärten  und  Feldgehölzen  eine  vertraute  Er- 
scheinung. Noch  Mitte  April  kann  man  sie  in  solchen  Gesell- 
schaften weit  vom  Brutort  erblicken.  Am  14.  XI.  14  machte  ich 
die  Beobachtung,  daß  ein  Flug  von  7  Gimpeln  im  Laubwald  bei 
Folkringen  sich  einem  großen  streichenden  Meisenschwarm  ange- 
schlossen hatte,  ohne  sich  jedoch  an  dessen  Bewegungen  streng 
zu  binden.  —  Woevre:  X.,  XL,  u.  XII.  einzeln  oder  in  kleinen 
Flügen  im  Laubwald  bei  Aix  und  bei  der  Amblemont-Ferme.  — 
Vogesen:  In  den  ungeheuren  Nadelwäldern  des  Gebirges  darf 
der  Gimpel  als  häufiger  Brutvogel  gelten,  den  man  dort  nirgends 
vermissen  wird.  Im  Wald  des  Climontgipfels  stellte  ich  mehr  als 
acht  Brutpaare  fest,  deren  cTcT  im  Mai  und  Juni  sofort  herbeieilten, 
wenn  ich  ihren  Lockpfiff  nachahmte,  später  jedoch  nicht  mehr 
darauf  zeichneten.  Im  September  waren  Familien  im  Kammwald 
der  weiteren  Umgebung  des  Kleinen  Belchen  bei  1100  m  häufig. 
Die  Gimpel  sitzen  im  Sommer  gern  zu  mehreren  im  Tannen- 
hochwald  zwischen    feinen  Gräsern   und  Sauerklee;   so   lange  sie 


^)  Herr  Dr.  Laubniann  hat  mich  gebeten,  bei  dieser  Gelegenheit  ein  Ver- 
sehen in  seiner  Arbeit  in  V.O.G.  B.  XI,  p.  li)2,  richtig  zu  stellen.  Er  gibt  dort 
an,  Gesner  habe  den  Girlitz  aus  den  Vogesen  gekannt.  Gesner  spricht  jedoch 
von  einem  Vocetius  nwnn  genannten  Berg,  heute  Bözberg,  im  östl.  Schweizer  Jura. 


XIII,  3,1  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  257 

1918    J 

dort  nach  Nahrung-  suchen,  locken  sie  nicht,  sondern  verständigen 
sich  untereinander  durch  kaum  hörbare,  aber  sehr  bezeichnende 
Wispertöne. 

19.  Loxia  c.  curvirostra  L.  —  Fichtenkreuzschnabel. 
Vogesen:    Ich  sah  und   hörte  den  Vogel  hier  zwischen  Mai 
und  September  nur  einmal,    am    5.  VII.    in   den  Tannen   an   den 
Climonthöfen,  wo  ein  Stück  zu  kurzer  Rast  einfiel. 

20.  Frmgilla  c.  coelehs  L.  —  Buchfink. 

Lothringen:  In  allen  Wäldern  und  E'eldgehölzen  ein  häufiger 
Brutvogel.  Schon  in  den  letzten  Tagen  des  September  bemerkt 
man  kleine  Ansammlungen,  die  sich  gewiß  z.  T.  bereits  aus  Durch- 
züglern zusammensetzen.  Der  Hauptdurchzug  scheint  im  Oktober 
und  November  zu  erfolgen.  Aber  auch  im  Dezember  und  Januar 
sieht  man  regelmäßig  und  an  vielen  Stellen,  bald  kleinere,  bald 
größere  Flüge,  die  oft  aus  60 — 80  Buchfinken  bestehen  und  viel- 
fach durch  Bergfinken  noch  vergrößert  werden.  Dies  sind  offen- 
bar Überwinternde,  die  ich  manchmal  viele  Tage  lang  im  gleichen 
Obstgarten  sehen  konnte  und  unter  denen  ich  nur  selten  einmal  1  oder 
2  $$  wahrnahm.  Anfang  bis  Mitte  Februar  beginnt  sich  der  Früh- 
jahrsdurchzug bemerkbar  zu  machen,  der  E'lüge  bis  zu  etwa  100 
Stück  durchs  Land  führt  und  bis  in  die  erste  Aprilwoche  an- 
dauert. Unter  ihnen  nimmt  erst  Ende  Februar  die  Zahl  der  $$ 
merklich  zu.  Den  ersten  vollständigen  Schlag  hörte  ich  1915  am 
20.  IL,  1916  am  21.  IL 

21.  Frmgilla  montifringilla  L.  —  Bergfink. 

Lothringen:  Ein  häufiger  Durchzügler  und  Wintergast,  der 
im  Oktober  ankommt.  1914  sah  ich  die  ersten  am  5.  X.,  1915 
am  16.  X.  Sie  erschienen  zunächst  einzeln  oder  zu  wenigen  unter 
Buchfinken;  1914  nahm  erst  im  Dezember,  1915  Ende  XI.  ihre 
Zahl  zu,  und  Flüge  von  15 — 20  kamen  dann  mehrfach  zur  Be- 
obachtung. Bei  plötzlichem  Schneefall  stellte  sich  am  26.  XL  15 
in  den  Obstgärten  von  Val  ein  sehr  großer  Schwärm  ein,  nach 
niedriger  Schätzung  aus  800—1000  Bergfinken  bestehend.  Die 
Pflaumenbäume,  auf  denen  die  Vögel  sich  niederließen,  waren  so 
völlig  von  ihnen  bedeckt,  daß  kaum  noch  ein  Plätzchen  auf  einem 
Zweig  freiblieb.  Dieser  Schwärm  blieb  bis  zum  28.  XL  da,  ver- 
schwand mit  einsetzendem  Tauwetter  wieder  und  erschien  mit 
dem  neuen  Schnee  am  22.  XII.  abermals.  Am  31.  XII.  war  die 
Zahl  der  Vögel  auf  300  zusammengeschmolzen.  Am  seltensten 
notierte  ich  die  Art  im  Januar.  Mitte  Februar  beginnen  sie 
wieder  durchzuziehen,  in  der  Regel  unter  Buchfinken,  wenn  sie 
zu  wenigen  sind,   nur   mit  Ihresgleichen   dagegen,    wenn  es  ihrer 

17 


258  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  I    ^     V. 

*'  L  Ges.  Bay. 

viele  sind.  Größere  Flüge  traf  ich  1915  am  24.  u.  25.  II.  (100 
Stück),  15.  u.  16.  III.  (100  St.),  1916  am  9.  IL  (80  St.),  23.  II. 
(100  St.),  1917  am  14.  IL  (30  St.).  Die  letzten  bemerkte  ich  1915 
am  3.  IV.,  1916  am  21.  IIL,  1917  am  8.  IV.  (Flug-  von  20  St.). 
—  Woevre:  Wenige  zwischen  29.  X.  u.  4.  XIL  (7  Beobachtungen), 
Von  zahlreichen  Seiten  ist  angegeben  worden,  daß  die  Berg- 
finken im  Winter  1915/16  in  vielen  Gegenden  Deutschlands  und 
der  Schweiz  fast  ganz  ausblieben.  Die  hierauf  bezügliche  Lite- 
ratur stellte  Hennemann  in  Ornith.  Monatsber.  1916  p.  152  zu- 
sammen. Gleichzeitig  wurde  bekannt,  daß  die  Art  im  betreffenden 
Winter  in  ungewöhnlich  großer  Zahl  in  Südschweden  verblieben 
sei  (Granvik,  J.  f.  0.  1916  p.  371,  1917  p.  190).  Dem  gegenüber 
verdient  betont  zu  werden,  daß  der  Bergfink  in  dem  betreffenden 
Zeitraum  in  SO.-Lothringen  keineswegs  spärlicher  auftrat  als  im 
vorangehenden  und  folgenden  Winter. 

22.  Passer  d.  domesticiis  (L.).  —  Haussperling. 
Gemeiner  Standvogel,  den  ich  nur  in  der  Nachbarschaft  kleiner 

Vogesenansiedlungen  (so  der  Climonthöfe)  vermißte. 

23.  Passer  m.  montanus  (L.).  —  Feldsperling. 
Lothringen:   Den  Feldsperling  fand  ich  zur  Brutzeit  spär- 
lich,   von  November  bis  Januar  dagegen  mehrfach  in  Schwärmen 
von  etwa  80  Stück. 

24.  Emberixa  c.  calandra  L.  —  Grauammer. 
Lothringen:  Obwohl  das  Gelände  vielerorts  für  den  Grau- 
ammer geeignet  erscheint,  begegnete  ich  im  Sommer  nur  zweimal 
singenden  cfcT:  am  5.  VII.  15  bei  Folkringen  und  am  6.  VII.  15 
bei  Verdenal.  Im  nahen  Gebiet  von  Duß  (Dieuze)  fand  ihn 
V.  Besserer  überall.  Überwinternde  waren  zu  kleinen  Schwärmen 
geschart:  Bei  St.  Georg  hielten  sich  1914  an  Misthaufen  und  auf 
Sturzäckern  am  13.  XII  17  +  10,  am  22.  XII.  8,  am  25.  XIL 
10  Stück  auf.—  Woevre:  Je  ein  kleiner  Trupp  am  4.  und  8.  XL 
bei  Bouligny  und  Affleville. 

25.  Emberiza  citrinella  sylvestris  Brehm.  —  Goldammer. 

Lothringen:  In  den  zahlreichen,  die  Felder  einsäumenden 
Hecken  ein  gemeiner  Brutvogel,  der  nach  der  Brutzeit  in  kleinen 
Gesellschaften  umherstreift  und  sich  im  Winter  mit  Buchfinken 
und  Feldsperlingen  herumtreibt.  Bei  Schneefall  und  strenger  Kälte 
(so  im  Januar  1917)  wachsen  die  Schwärme  in  der  Nachbarschaft 
offener  Feldscheunen  auf  Hunderte  von  Goldammern  an.  Noch  im 
April,  so  am  24.  IV.  17  bei  Blämont,  konnte  ich  lose  Gesellschaften 
bis  zu  20  Stück  treffen.  Erstes  vollständiges  Lied  1915  am  12.11, 
1916  am  23.  IL 


XIII,  3 

1918 


'  j  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  259 


26.  Etnberiza  ctrlus  cirlus  L.  —  Zaunamraer. 

Lothringen:  Der  Zaunammer  wurde,  soviel  mir  bekannt  ist, 
bisher  im  Dep.  Meurthe  &  Moselle  noch  nicht  als  Brutvogel  nach- 
gewiesen; auch  für  Deutsch-Lothringen  fehlt  noch  immer  der  Be- 
weis seines  Nistens,  wenn  es  auch  als  sehr  wahrscheinlich  gelten 
muß,  daß  er  bei  Metz  zur  Portpflanzung  schreitet  (Holandre  1836 
p.  100,  1851  p.  104;  Gengier  1910  p.  242).  Ich  wurde  am  9.  VIL  15 
in  einem  Pflaumengarten  am  Ostausgang  von  Blämont  durch  den 
leisen  Lockruf  auf  ein  cT  aufmerksam,  das  bald  mit  Futter  im 
Schnabel  davonflog.  Am  Nachmittag  begegnete  ich  dem  $,  und 
am  nächsten  Tag  sah  ich  das  cT  am  Eisenbahneinschnitt  in  einem 
Schlehenbusch  ein  bereits  flügges  Junges  füttern.  Von  Januar  bis 
25.  IV.  17  führte  mich  der  Krieg  abermals  nach  Blämont,  aber  so- 
viel ich  auch  die  Gärten  der  Stadt  und  die  Weinberge  bei  Barbas 
nach  dem  Zaunammer  absuchte,  nie  sah  ich  die  Art  hier  wieder. 
In  England  überwintert  sie;  nach  zahlreichen  Kriegsbeobachtuugen 
(siehe  u.  a.  Gengier  1916  p,  402,  Bacmeister  Oru,  Monatsber.  1917 
p.  83,  L.  Schuster  p.  162)  tut  sie  das  auch  —  mindestens  zum 
großen  Teil  —  in  SO. -Belgien  und  Nordfrankreich,  und  in  Deutsch- 
Lothringen  fand  sie  Gengier  als  erster  im  Winter  bei  Metz  (Gengier 
1910  p.  242).  Ich  traf  am  6.  XII.  14  am  Bahndamm  dicht  beim 
Bahnhof  Deutsch- Elfringen  einen  B^lug  von  3  cfcT  und  2  $5  an. 
Bei  Dürkheim  in  der  Pfalz,  wo  der  Zaanammer  brütet,  sah  Bertram 
1  Stück  noch  am  15.  XL  03  (V.O.G.B.  V,  p...361)  und  1  Paar  am 
24.  XII.  Oi)  (ibid  VII,  p.  217),  so  daß  sein  Überwintern  auch  hier 
sehr  wahrscheinlich  ist. 

27.  Emberixa  seh.  schoeniclus  (L.).  —  Rohrammer. 
Lothringen:  Gewiß  brütet  dieser  Vogel  im  Rohrgürtel  der 
zahlreichen  großen  und  kleinen  Weiher  der  südlothringischen  Hoch- 
ebene, doch  konnte_  ich  diese  Wasserflächen  nur  gelegentlich  im 
Winter  besuchen.  Überwinternde  sah  und  hörte  ich  am  13.  XII.  14 
im  Schilf  des  Gr.  Fradeweihers  bei  St.  Georg,  am  18.  XII.  und 
22,  XII.  14  in  einer  Fichtenschonung  des  Rixinger  Waldes  (6  Stück), 
am  12. 1.  17  am  Weiher  von  Gunderchingen  (1  Stück).  Ein  c^,  das 
sich  am  17.  II.  17  bei  warmer  Witterung  am  Rand  eines  Wäldchens 
bei  Blämont  einstellte,  befand  sich  bereits  auf  dem  Frühjahrs- 
durchzug ^).  —  Woevre:  Vom  4.  XII.  16  bis  5.1.17  sah  ich 
regelmäßig  1  oder  2  Rohrammern  in  den  verwilderten  Gärten  der 
vom  Eixbach  durchflossenen  Ortschaft  Hermeville. 

28.   Galerida  c.  cristata  (L.).  —  Haubenlerche. 
Die  Haubenlerche,  die  nach  Paquet  (p.  25)  erst  seit  25  Jahren 
bei  Metz    zum    häufigen    Standvogel   geworden    war   und   dort   zu 
Holandre's   Zeiten  (1836  p.  93)  noch   sehr   vereinzelt  auftrat,   hat 

17* 


260  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  fVerh.  Orn. 

L  Ges.  Bay. 

den  von  mir  besuchten  großen  Zipfel  des  Landes  noch  immer 
nicht  besiedelt.  Weder  sommers  noch  winters  bin  ich  ihr  je 
begegnet.  Dagegen  gehörte  sie  nach  v.  Besserer  (p.  12)  schon 
1895  zu  den  gemeinsten  Vögeln  der  Umgebung  von  Duß,  welche 
der  Haubenlerche  die  gleichen  Daseinsbedingungen  bieten  dürfte: 
gewiß  eine  sehr  auffällige  Tatsache,  welche  eine  äußerst  langsame 
Ausbreitung  beweist.  —  Vogesen:  Im  Gebirge  fehlt  die  Art 
natürlich;  aber  auch  in  der  elsässischen  Rheinebene  hat  sie  sich 
noch  nicht  überall  angesiedelt.  Am  9.  VIII.  17  sah  ich  1  Paar 
bei  Schlettstadt,  aber  auf  meinen  Ritten  in  die  Umgebung  von 
Barr  vermißte  ich  sie  im  September  1917  völlig.  In  Straßburg 
ist  sie  Brutvogel  (Döderlein  1896  p.  2). 

29.  Lullula  a.  arborea  (L.).  —  Heidelerche. 

Lothringen:  Zur  Brutzeit  sangen  einzelne  au  vielen  Orten, 
so  bei  Val,  Bremenil,   Blämont,   Autrepierre,   Repaix.     Ende  Juni 

1915  ließen  sie  ihr  Lied  fast  nur  noch  in  hellen  Mondnächten 
hören.  Vom  Herbstdurchzug  habe  ich  wenig  bemerken  können. 
Noch  am  15.  XI.  14  hielt  sich  ein  Flug  von  7  Stück  auf  feuchten 
Wiesen  bei  Rixingen  auf.     1915  stellte  ich   die  ersten  am  20.  IL, 

1916  am  28.  IL,  nach  strengem  Winter  1917  jedoch  erst  am  12.  III. 
fest.  Der  Hauptdurchzug  erfolgte  1915  von  der  ersten  bis  zur 
letzten  Märzdekade,  1917  begann  er  14  Tage  später.  Sie  jubeln 
dann  bei  schönem  Wetter  allerorts,  in  oft  erstaunlicher  Menge, 
über  der  erwachenden  Flur,  ziehen  jedoch  teilweise  auch  in  ge- 
schlossenen Flügen  rasch  durch  (so  am  14.  III.  17  25  Stück  bei 
Halloville).  Schon  Anfang  April  nimmt  man  fast  nur  noch  die 
Brutvögel  wahr.  —  Vogesen:  Zur  Brutzeit  sangen  regelmäßig 
einige  in  der  Umgebung  der  Climonthöfe;  die  ausgedehnten  Ginster- 
hänge boten  ihnen  dort  vorzügliche  Nistgelegenheiten. 

30.  Älauda  a.  arvensis  L.  —  Feldlerche. 

Lothringen:  Ein  gewöhnlicher  Brutvogel  des  bebauten  Landes. 
Während  in  den  beiden  vorangehenden  Wintern  in  allen  Monaten 
einzelne  auf  den  Feldern  zu  finden  waren,  vermißte  ich  sie  An- 
fang Februar  1917  bei  strenger  Kälte  vollkommen.  Der  Durchzug 
scheint  in  der  Regel  spät  im  Jahre  aufzuhören  und  sehr  zeitig 
wieder  einzusetzen.  Noch  am  24.  XL  14  stellte  sich  ein  Flug 
von  15  bei  Elfringen  ein,  1915  begann  die  Rückwanderung  an- 
scheinend bereits  am  27.  I.  In  dem  größten  Flug,  den  ich  sah, 
zählte   ich  18  Stück  (17.  IL  15).      Erster  Gesang  1915  am   5.  IL 

1917  verspätete  sich  Rückwanderung  und  Gesang  um  mehr  als 
14  Tage,  —  Woevre:  Den  ganzen  November  und  Dezember  hin- 


*)  L.  Schuster  (p.  1G3)  sah  1916  bei  Verdun  die  erste  Rohrammer  am  20.  II. 


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'    '  I  Stresemann :  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  261 

1918   J 

durch  beobachtet.     Am  10.  XII.  16  auf  den  Brachen  der  nächsten 
Umgebung  der  Amblemont-Ferme  noch  25  Stück. 

31.  Änthus  t.  triviales  (L.).  —  Baumpieper. 

Lothringen:  Sehr  häufig  zur  Brutzeit  an  den  Rändern  der 
Wälder  und  Feldgehölze.  Die  ersten  hörte  ich  1915  am  8.  IV., 
1916  am  20.  IV.,  1917  am  19.  IV.  Ihnen  folgte  die  Hauptmasse 
innerhalb  der  nächsten  Tage.  —  Vogesen:  Auf  trockenen  Lich- 
tungen und  an  Waldrändern  des  Gebirges  zwischen  Leber-  und 
Breuschtal  im  Sommer  sehr  zahlreich,  auch  noch  am  Grenzkamm 
oberhalb  des  Lußhofes  bei  +  1000  m. 

32.  Anthus  p.  pratensis  (L.).  —  Wiesenpieper. 

Lothringen:  Den  Wiesenpieper  zählt  v.  Besserer  zu  den 
Brutvögeln  der  Gegend  von  Duß,  leider  ohne  nähere  Angaben  zu 
machen.  Alle  anderen  lothringischen  Beobachter  kennen  ihn  nur 
als  Durchzügler,  ebenso  d'Hamonville.  Auch  ich  habe  ihn  nie  zur 
Brutzeit  gesehen,  fand  ihn  jedoch  stets  zur  Zugzeit:  im  Frühjahr 
6.  III.— 16.  IV.  15,  14.  III.— 18.  IV.  16,  13.  III.— 22.  IV.  17,  im 
Herbst:  21.  und  28.  X.  14,  16.  und  24.  X.  15,  28.  XL  15.  Auf 
dem  Frühjahrsdurchzug  trat  er  mehrfach  in  Flügen  von  20  bis 
30  Stück  aut, — Woevre:  Einzelne  an  verschiedenen  Stellen  am 
3.,  4.,  10.  und  11.  XL;  12.  XL  Trupp  von  10  bei  der  Amblemont- 
Ferme,  4.  XII.  1  bei  Hermeville.  —  Vogesen:  Scheicher  (p.  62) 
wies  den  Wiesenpieper  als  äußerst  häufigen  Brutvogel  des  Vogesen- 
kammes  zwischen  Gr.  Beleben  und  Weißem  See  nach.  Vom  4.  bis 
19.  IX.  16  traf  ich  sehr  viele  auf  den  Matten  in  der  Umgebung 
des  Kl.  Beleben  zwischen  1000  und  1100  m;  mit  Wasserpiepern 
vermischt,  pflegten  dort  bei  stürmischer  Witterung  Dutzende  hinter 
den  hohen  dichten  Wegmasken  Schutz  zu  suchen. 

33.  Änthus  s.  spinoletta  (L.).  —  Wasserpieper. 

Lothringen:  Nur  einmal,  am  8.  IL  17,  an  der  Weißen  Saar 
oberhalb  Niederhof  1  Stück  bemerkt.  —  Woevre:  Bei  Kälte  und 
leichter  Schneedecke  fand  ich  am  2.  und  3.  XII.  16  den  ersten 
in  Hermeville,  am  4.  XII.  war  1  Paar  da,  das  ich  am  6.  XII. 
schoß,  am  nächsten  Tage  zählte  ich  mehr  als  8,  am  19.  XII.  1, 
am  20.  XII.  2,  am  31.  XII.  1;  am  2.  I.  17  waren  es  wiederum 
mehrere.  —  Vogesen:  Scheicher  begegnete  auf  seinen  Wande- 
rungen durch  die  Südvogesen  dem  Wasserpieper  nur  zweimal  zur 
Brutzeit  in  je  einem  Paar,  doch  ist  er  dort  gewiß  weit  häufiger, 
als  hiernach  angenommen  werden  mußte.  Im  September  1916 
fand  ich  ihn  in  großer  Zahl  auf  den  Matten  am  Kl.  Beleben  ver- 
sammelt und  dort  vielerorts  in  noch  größerer  Masse  als  den  Wiesen- 
pieper.   Dagegen  vermißte  ich  die  Art  von  Mai  bis  August  voll- 


2ß2  Stresemannn:  Zwischen  Verdun  und  ßelfort.  1   ^^  '     ^^' 

"^^^  |_  Ges.  Bay. 

kommen  auf  dem  Kamm  der  Mittleren  Vogesen  zwischen  Leber- 
nnd  Breuschtal,  auch  auf  dem  Hoclifeld. 

Die  Wasserpieper  der  Vogesen  scheinen  z.  T.  vor  dem 
Schnee  und  Futtermangel  nach  Westen  und  Nordwesten  aus- 
zuweichen und  ihre  Streifen  über  NO.-Frankreich  bis  nach  Belgien, 
über  Lothringen  in  die  Pfalz  und  bis  in  die  untere  Rheinebene 
auszudehnen.  Le  Roi  und  Geyr  v.  Schweppenburg  bezeichneten 
eine  solche,  streckenweis  sogar  fast  genau  nördlich  gerichtete 
Winterwanderung  als  wenig  wahrscheinlich,  aber  sie  besitzt  eine 
Parallele  in  den  winterlichen  Streifzügen  des  Alpenleinflnken.  Sie 
wird  außerdem  nahezu  zur  Gewißheit,  wenn  man  die  bisherigen 
Winterbeobachtungen  aneinanderreiht,  die  als  fortlaufende  Kette 
von  den  Vogesen  nach  dem  unteren  Rheintal  führen. 

34.  Motacilla  c.  cinerea  Tunst.  —  Gebirgsbachstelze. 
Lothringen:  Brutvogel  an  den  Gebirgsbächen,  so  der  Vezouse 
oberhalb  Val  und  der  weißen  Saar  oberhalb  Niederhof.  Im  Winter 
zu  allen  Zeiten  an  Rinnsalen  und  auf  quellenden  Wiesen  der  lothr. 
Hochebene,  dann  meist  einzeln,  selten  in  Paaren.  Im  März  nimmt 
ihre  Zahl  ein  wenig  zu.  —  Wo e vre:  4.  XL  16  2  bei  Haroncourt, 
3.  XIL  16—2.  L  17  1  am  Eixbach  in  Hermeville.  —  Vogesen: 
Einzelne  Paare  an  den  Wasserläufen  zwischen  Leber-  und  Breusch- 
tal.    11.  IX.  16  1  Stück  am  Kl.  Beleben  in  1100  m  Höhe. 

35.  Motacilla  a.  alba  L.  —  Weiße  Bachstelze. 
Lothringen:  Verstreuter  Brutvogel,  der  nur  in  geringer  Zahl 
durchzieht.  Das  erste  Paar  sah  ich  1915  am  9.  IIL,  1916  am 
15.  III.  (Brutpaar  bei  Bremenil),  eine  einzelne  1917  am  16.  III. 
Durchzügler  1916  und  1917  um  den  20.  liL  —  Vogesen:  An 
den  Climonthöfen  brachten  1916  2  Paare  je  4  Junge  auf;  eine  dieser 
Brüten  entschlüpfte  dem  Ei  um  den  27.  V.  und  konnte  beringt 
werden. 

36.   CerÜiia  famiUaris  macrodactyla  Brehm.  —  Waldbaumläufer. 

Die  Verbreitung  der  beiden  Baumläuferarten  ist  ein  sehr  an- 
ziehendes Kapitel,  auf  das  ich  später  ausführlich  einzugehen  ge- 
denke. Von  der  Westfront  ist  der  Waldbaumläufer  bisher  noch 
nicht  bekannt  geworden,  und  es  scheint  jetzt  festzustehen,  daß  er 
in  Holland  und  Belgien  als  Brutvogel  vollkommen  fehlt  und  in 
Frankreich  nur  an  der  gebirgigen  Ostgrenze  vorkommt,  etwa  so- 
weit, als  die  Tanne  waldbildend  auftritt;  hier  wurde  er  am  West- 
abfall der  Vogesen,  in  den  Savoyer  Alpen  und  den  Basses-Alpes 
gefunden,  dürfte  jedoch  im  ganzen  franz.  Alpengebiet  vorkommen 
und  auch  den  Jura,  die  Cevennen  und  die  benachbarten  Gebirgs- 
züge bewohnen.  Auch  in  Deutsch-Lothringen  ist  er  wahrschein- 
lich auf  die  Vogesen  und  vielleicht  noch  die  Gegend  von  St.  Avold 


XIII,  3,  Stresemann :  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  263 

1918    J  "^ 

und  Metz  beschränkt^)  und  scheint  links  des  Rheines  sonst  nur 
noch  in  der  Hardt,  dem  Pfälzer  Wald  und  Pfälzer  Reigland,  sowie  im 
Hunsrück  und  der  Eitel  Brutvogel  zu  sein.  Der  Zufall  wollte  es,  daß 
ich  mehr  als  zwei  Jahre  in  einem  Gebiet  zubrachte,  in  dem 
unsere  beiden  Baumläuferarten  fast  ohne  Übergangs- 
zone aufeinanderstoßen;  dies  ist  der  Westfuß  der  Vogesen 
zwischen  Badonviller  und  Alberschweiler.  Die  Grenze  folgt  hier 
etwa  den  Verbindungslinien  der  Orte  Badonviller — Bremenil— Val 
— Cirey — Les-Harcholins  — Lassenborn— St.  Quirin — Alberschweiler. 
Ustlich  derselben  steigt  meist  unvermittelt  das  Gebirge  aus  der 
Hochebene  an;  auf  eine  Misch waldzone  von  vielerorts  geringer 
Breite  folgt  hier  der  ungeheure  Tannenwald,  der  sich  bis  zum 
Kamm  hinaufzieht  und  auch  auf  elsässischera  Boden  ein  gutes 
Stück  hinabreicht,  oft  von  Fichtenbeständen  abgelöst  oder  mit 
Buchen  durchsetzt.  Dieser  Tannenwald  bildet  den  größten  Teil 
des  Waldbestandes  der  Mittleren  und  Süd -Vogesen;  er  ist  die 
rechte  Heimat  des  Waldbaumläufers,  der  in  ihm  sehr  häufig  ist. 
Westlich  der  bezeichneten  Linie  beginnt  die  flachwellige  lothringische 
Hochebene,  ehemals  wohl  fast  ganz  von  Laubwald  bedeckt,  der 
noch  jetzt  stellenweise,  so  vor  allem  südwestl.  Saarburg  und  als 
Parroywald,  große  Flächen  bedeckt,  meist  jedoch  durch  die  weit 
fortgeschrittene  Bebauung  in  viele  größere  und  kleinere  Wälder, 
Wäldchen  und  Feldgehölze  zertrennt  w^orden  ist.  Es  sind  an  manchen 
Orten  reine  Buchenbestände,  meist  jedoch  gemischte  Laubwälder, 
in  denen  neben  der  das  Unterholz  bildenden  Hainbuche  die  Eiche 
und  Buche  vorherrscht:  hier  wohnt  der  Gartenbaumläufer.  In  der 
Grenzzone  kann  man  nun  zwar  beobachten,  daß  der  Waldbaum- 
läufer zur  Brutzeit  den  monotonen  Buchenwald  nicht  nur  besucht, 
sondern  sogar  in  ihm  brütet  (westlich  des  B.  de  Quimont,  B.  Haut 
de  Cappel  östlich  Cirey,  an  der  Schützenhöhe  östlich  des  Climont), 
und  daß  er  im  Mischwald  fast  häufiger  die  dicken  Flechtenüber- 
züge der  Eichenrinde  als  die  Ritzen  der  schlanken  Tannenstämme 
durchsucht  (Türksteiner  W.,  B.  de  Quimont);  dennoch  breitet 
er  sich  nicht  im  Laubwaldgebiet  aus,  sondern  bleibt  stets 
in  nächster  Nähe  des  Tannen-  oder  Fichtenwaldes  —  aus  einem 
noch  verborgenen  Grund  ^).  Umgekehrt  hörte  ich  einmal  den  Ge- 
sang des  Gartenbaumläufers  im  reinen  Tannenforst  (bei  Lusse 
22.  VIII.  17),  aber  es  war  im  letzten  Ausläufer  des  Vogesen waldes, 
und  nie  wird  man  ihm  in  dessen  Inneren  begegnen. 


')  Clevisch's  Angabe  (p.  83),  er  komme,  wenn  auch  seltener  als  der  Garten- 
baumläufer, bei  Metz  vor,  konnte  durch  Gengier  nicht  bestätigt  werden,  ist  je- 
doch nicht  unwahrscheinlich,  da  der  St,  Quentin  auch  mit  Tannenwald  be- 
standen ist. 

')  Dies  gilt  nicht  für  das  nördliche  und  östliche  Verbreitungsgebiet  der 
Art,  worauf  später  noch  zurückzukommen  sein  wird. 


264  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  1 


cih.  Orn, 
Ges.  Bay. 


Bereits  1895,  als  die  Unterscheidung  der  beiden  Baumläufer- 
arten in  Deutschland  noch  sehr  im  Argen  lag,  hat  d'  Hamonville 
(p.  266)  ihre  Verbreitung  in  den  Vogesen  und  ihrem  westlichen 
Vorland  ganz  richtig  gekennzeichnet,  indem  er  für  ^.Certhia  fami- 
liaris  L."  angab,  sie  sei  ziemlich  verbreitet  in  den  hohen  Bergen 
der  Vogesen,  während  er  „C.  b?'ach2/dactyla  Brehm'-^  einen  gemeinen 
Standvogel  der  Gehölze  und  Gärten  nannte^). 

Im  Herbst  und  Winter,  oft  auch  schon  von  Mitte  Juli  ab, 
streicht  der  Waldbaumläufer  gern  mit  Meisen  und  deren  Gesell- 
schaftern umher,  scheint  sich  aber  auch  auf  diesen  Streifen  in  der 
Regel  nicht  weit  von  seinem  sommerlichen  Wohngebiet  zu  ent- 
fernen, denn  ich  stellte  ihn  außerhalb  desselben  nur  einmal  bei 
Schnee  und  strenger  Kälte  am  24.  I.  17  in  einem  von  mir  scharf 
kontrollierten  Wäldchen  bei  Blämont  fest,  etwa  10  km  westlich 
der  Grenzlinie. 

Im  April  sah  ich  Liebesspiele,  wobei  sich  die  Gatten  am  Stamm 
einer  Tanne  mit  großer  Ausdauer  neckend  umflatterten.  Die  Ei- 
ablage scheint  meist  im  Mai,  auch  ein  wenig  früher  und  später 
zu  erfolgen.  Im  Ovar  und  Oviduct  eines  am  17.  V.  17  am  Climont 
geschossenen  5  fand  ich  noch  mehrere  Eier  in  verschiedenen  Stadien 
der  Entwicklung,  wogegen  ein  zwei  Tage  später  dort  erlegtes  be- 
reits alle  Eier  abgelegt  hatte.  Am  11.  VI.  15  fütterte  ein  Alter 
im  B.  de  Quimont  2  Junge,  deren  Großgefieder  schon  ausgewachsen 
war.  Eine  Familie  mit  ausgewachsenen  Jungen,  die  noch  bettelnd 
den  Alten  folgten,  streifte  am  25.  VII.  16  durch  den  Wald  bei 
Les  Harcholins. 

Auch  da,  wo  der  Wald  von  dieser  Art  dicht  besiedelt  ist,  be- 
sitzt zur  Fortpflanzungszeit  jedes  Pärchen  sein  eigenes  kleines 
Revier,  in  dem  es  keinen  Fremdling  duldet.  Am  Weg,  der  um 
den  Climontrücken  führt,  hausten  im  Mai  und  Juni  1917  mindestens 
7  Paare  in  einem  gegenseitigen  Abstand  von  200—300  m. 

Seinen  Gesang  läßt  das  cf  von  den  ersten  schönen  Tagen  des 
Spätwinters  an  bis  zum  Beginn  der  Mauser  hören.  1916  vernahm 
ich  ihn  schon  am  16.  IL  Nach  Mitte  Juni  läßt  der  Sangeseifer 
merklich  nach,  und  im  Juli  hörte  ich  nur  selten  eine  kurze,  matte 
Strophe.  Nach  beendetem  Gefiederwechsel  machen  sie  im  Sep- 
tember nochmals  Ansätze  zum  Gesang  und  selbst  im  Oktober  hörte 
ich  sie  singen,  aber  nie  mit  dem  Eifer  und  der  Klangstärke  des 
brünstigen  Vogels.  Im  April  und  Mai,  auch  wohl  noch  Anfang 
Juni,  hört  man  manchmal  ein  cT,  das  von  einer  wahren  Gesangs- 
wut ergriffen  ist.  Gelingt  es,  seiner  ansichtig  zu  werden,  so  sieht 
man  es  in   der  Wipfelregion   der  hohen  Tannen  an  einem  Stamm 


')  Die  meisten  französischen  Ornithologen  unterscheiden  seit  dem  Erscheinen 
von  Degland  &  Gerbe's  vorzüglichem  Werk  (1867)  sauber  zwischen  beiden  Arten. 


XIII,  3,  I  Streseraann:  Zwischen  Verduo  und  Beifort.  265 

1918    J 

sitzen,  rasch  sein  Liedchen  vorbringen  und  dann  sofort  unter 
feinem  ivit  ivit  einem  Nachbarwipfel  zufliegen,  wo  es  sofort  von 
neuem  zu  singen  anhebt,  um  gleich  wieder  weiterzufliegen.  Das 
wiederholt  sich  manchmal  wohl  10  Minuten  lang  und  länger,  und 
in  dieser  Zeit,  in  der  es  in  Etappen  eine  gute  Strecke  Waldes 
durchmißt,  kann  man  15 — 20  mal  sein  Liedchen  hören.  Es  scheint 
dies  eine  Form  der  Balz  zu  sein.  Nie  sucht  der  Vogel  dabei  nach 
Nahrung;  sobald  er  dazu  übergeht,  verstummt  sein  Gesang,  und 
man  hört  nur  dann  und  wann  noch  ein  sU  von  ihm. 

Die  bisherigen  Versuche  schriftlicher  Wiedergabe  des  Wald- 
baumläufergesanges hat  kürzlich  W.  Hagen  in  einer  vortrefflichen 
kleinen  Schrift  zusammengestellt  und  ihnen  seine  eigenen  Beob- 
achtungen angefügt  (J.  f.  0.  1917,  II,  p.  73-80).  Da  ich  allem 
aufs  vollste  zustimmen  kann,  was  dieser  Gewährsmann  über  die 
Biologie  der  btr-iden  Certhia-Arteu  angibt,  kann  ich  mich  hier  kurz 
fassen.  Das  Lied,  das  seiner  Klangfarbe  nach  treffend  mit  dem 
der  Blaumeise,  der  Braunelle  und  des  Zaunkönigs  verglichen  wurde 
und  mich  auch  an  die  Strophe  des  Wintergoldhähnchens  gemahnte, 
erfährt  sehr  viel  größere  Variation  als  das  des  Gartenbaumläufers. 
Selten  hört  man  2  cfcf  ganz  denselben  Gesang  vortragen,  und 
selbst  die  Individuen  bleiben  ihrem  Typus  nicht  immer  treu.  Ferner 
scheint  die  Art  zur  Dialektbildung  zu  neigen,  denn  die  von  mir 
in  den  Vogesen  verhörten  Strophen  zeigen  wohl  einigermaßen  den 
Charakter  der  Lieder,  welche  Hagen  bei  Lübeck,  Hammling  und 
Schulz  bei  Posen,  Parrot  in  Oberbayern  aufzeichneten,  sind  aber 
vollkommen  von  jenen  verschieden,  die  Prof.  Hoffmann  im  östlichen 
Sachsen  vernahm.  Dennoch  ist  es  unzweifelhaft,  daß  dieser  vor- 
zügliche Vogelstimmenforscher  den  Waldbaumläufer  vor  sich  hatte. 

Die  Vogesenbaumläufer  schließen,  wie  fast  überall,  ihr  Lied- 
chen meist  mit  einer  langen  Perltour,  der  ein  helles  üit  oder  oit 
angehängt  wird.  Bei  Voigt  lautet  diese  Verbindung  xirrrrrroi, 
bei  Hammling  und  Scholz  xitwrrtiroit.  Ich  schrieb  sie  anfangs 
sirrrüif,  später  xirrrüaüit  und  sirrrüüüit,  eine  leichte  Variante 
sisirrrtüüüit.  Diesem  Sclilußsatz  gehen  durch  kurze  Pausen  ge- 
trennte Gesangsteile  voran,  die  der  Vogesenbaumläufer  meist  wieder- 
holt, und  vor  die  er  dann  oft  noch  ein  seinem  Lockruf  gleiches 
helles  sit  oder  sz"  setzt,  z.B.:  zitüi  zitüi  xirrrüaüä  oder:  sit  situa 
sit  situa  xirrrüaüit  oder :  si  züata  xüata  (xilata)  sirrrüüüit.  Aber 
diese  Wiederholung  bildet  keine  feste  Regel:  sit  sit  xirrrüa  sit 
xirrrüaüt  oder  sit  sit  xirrrüa  xitüa  xirrrüaüit.  Auch  die  Schluß- 
tour wird  zuweilen  fortgelassen  oder  doch  nicht  ausgesungen:  sit 
sit  xirrrüa  sit  sit  xitTrüa;  u.  s.  w. 

Die  sonstigen  Stimmäußerungen  des  Waldbaumläufers  hat 
Hagen  bereits  nahezu  erschöpfend  behandelt  und  die  Unterschiede 
gegenüber  den  Lauten  der  anderen  Art  sehr  klar  hervorgehoben. 


266  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  FVerh.  Orn. 

L  Ges.  Bay. 

Ich  will  seinen  Ausführunj^en  nur  noch  hinzufügen,  daß  unser 
Vogel,  wenn  er  von  einem  Stamm  zum  andern  fliegt,  fast  regel- 
mäßig in  rascher  Folge  ganz  feine,  kurze,  scharfe  Rufe  ausstößt, 
die  man  ivit  ivit  schreiben  kann  und  zu  anderer  Gelegenheit  nicht 
von  ihm  vernimmt.  Ganz  wie  den  Gartenbaumläufer  hört  man 
auch  ihn  zur  sangesarmen  Zeit  des  Jahres  seltener  und  schwächer 
locken,  ja  oft  gibt  er  dann  auf  lange  Zeit  keinen  anderen  Laut 
von  sich  als  ein  kaum  hörbares  goldhähnclienartiges  Wispern. 

Der  Waldbaumläufer  beklettert  Stämme,  Äste  und  Zweige  in 
derselben  Weise  wie  die  kurzkrallige  Art.  Einmal  sah  ich  zu 
meinem  Erstaunen,  wie  einer  an  der  lebensgroßen  Sandsteinflgur 
eines  Heiligen,  die  am  Wege  stand,  lauge  herumrutschte  und  die 
Falten  des  Gewandes  durchsuchte.  Um  sich  putzen  zu  können, 
setzte  sich  ein  anderer  in  eine  Astgabel. 

37.   Certhia  b.  brackydactyla  Brehni.  —  Garteubaumläufer. 

Westlich  der  bei  der  vorigen  Art  angegebenen  Grenzlinie 
Badonviller — St.  Quirin  findet  man  den  Gartenbaumläufer  längs 
der  ganzen  Westfront  bis  zum  Meere,  wo  nur  immer  Wälder, 
Feldgehölze  und  Parks  stehen.  In  Lothringen,  der  Woevre  und 
in  den  Sumpfwäldern  an  der  oberen  Avre  bei  Roye  war  er  gleich 
häutig. 

Am  Westrand  der  Vogesen  traf  ich  ihn  südlich  der  oben  ge- 
nannten Orte  am  22.  VIII.  17  bei  Lusse  östlich  St.  Die  wieder, 
wo  gleichfalls  der  Vogesenwald  seine  unterste  Grenze  erreicht  und 
in  das  breite,  fruchtbare  Wiesental  der  Fave,  eines  Zuflusses  der 
Meurthe,  ausläuft.  In  der  Rheinebene  dürfte  er  zur  Brutzeit  die 
einzige  Baumläuferart  sein.  Am  23.  IX.  17  hörte  ich  welche  im 
Stadtpark  und  in  den  Gärten  von  Barr  locken. 

Die  Gesangszeit  ist  etwa  die  gleiche  wie  bei  der  vorigen  Art. 
Das  erste  Lied  vernahm  ich  1915  am  20.  IL,  1917  am  14,  IL, 
aber  häufig  und  inbrünstig  ertönt  die  Weise  wie  beim  Waldbaum- 
läufer erst  von  Anfang  oder  Mitte  März  ab.  Selbst  Ende  August 
sangen  sie  noch  laut  und  eifrig  im  Park  des  Schlosses  von  Avri- 
court  (Oise),  obwohl  sie  stark  mauserten.  Im  Herbst  hört  man 
die  Strophe  nur  ausnahmsweise  einmal  bei  besonders  sonnigem, 
warmem  AVetter  (12.  XL  16). 

Der  Lockruf  kann  dem  Erfahrenen  nur  selten  einmal  zu  kurzen 
Zweifeln  Anlaß  geben,  welche  Baumläuferart  er  vor  sich  hat.  Be- 
sonders kennzeichnend  für  die  kurzkrallige  Art  ist  eine  häufige 
Form,  wobei  die  den  Ruf  bildenden  Töne  in  melodischem  Wechsel 
der  Höhe  stehen.  Solche  Rufe  klingen  dann  wie  zit  xit  tut  tut 
tut  tut  zit  und  ähnlich.  Vielleicht  kommen  sie  nur  den  cTcf  ^w, 
die  sie  in  der  Erregung  oft  dem  Gesang  voraussetzen;  jedenfalls 
erwies   sich   ein  Vogel,   dessen   flötendei-  Lockruf  sich   während 


XIII,  3,  ötresemann :  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  267 

1918   J 

zweier  Tage  stets  auf  annähernd  gleicher  Tonhöhe  hielt,  bei  der 
Sektion  wie  vermutet  als  g  (Blämont  8.  IV.  17).  Im  übrigen 
kann  ich  auch  hier  auf  Hagens  Darstellung  verweisen. 

38.  Sitta  europaea  caesia  Wolf.  —  Kleiber. 
Lothringen:  Der  Kleiber  ist  in  den  Laubwäldern  verbreitet, 
aber  nicht  häufig.  Im  Vogesenwald  begegnete  ich  ihm  nur  im 
Winter.  —  Vogesen:  Nur  einige  Male  zur  Brutzeit  im  Buchen- 
wald bei  den  Climonthöfen  gehört.  —  Woevre:  XI.  und  XII. 
einige  in  den  Wäldern,  nicht  häufig. 

39.  Parus  m.  major  L.  —  Kohlmeise. 
Lothringen:  Zur  Strichzeit  (Mitte  Juli  bis  Anfang  März) 
unter  den  Meisenschwärmen  im  Laubwald  gewöhnlich  die  häufigste, 
im  Misch-  und  Nadelwald  nächst  der  Schwanzmeise  die  seltenste 
Art.  —  Woevre:  Anfang  November  nicht  nur  unter  Meisen- 
schwärmen, sondern  auch  in  kleinen  selbständigen  Trupps,  die 
viele  Kilometer  weit  über  offene  Strecken  zu  anderen  Wäldern 
flogen;  das  sind  vermutlich  Durchzügler. —  Vogesen:  Brutvogel 
an  den  Climonthöfen  (in  rissiger  Hauswand) ;  im  September  unter 
Meisenschwärmen  bis  1100  m. 

40.  Farns  c.  caeruleus  L.  —  Blaumeise. 
Lothringen:  Im  Laubwald  recht  häufig,  im  Mischwald  selten. 
Bei  strenger  Kälte  zeigten  sich  im  Januar  1917  auffällig  viele 
unter  den  Meisenschwärmen.  Ein  Teil  scheint  durchzuziehen  oder 
wieder  abzuwandern,  denn  am  19.  III.  17  hing  in  den  Erlen  bei 
Blämont  noch  immer  ein  Trupp  von  8  Blaumeisen,  während  sich 
die  Brutvögel  schon  seit  wenigstens  einer  Woche  zu  Paaren  ab- 
gesondert hatten.  —  Woevre:  Die  häufigste  Meise  in  allen  Wäldern 
nächst  der  Kohlmeise.  —  Vogesen:  Fehlte  vollkommen  in  der 
weiteren  Umgebung  der  Climonthöfe. 

41.  Parus  a.  ater  L.  —  Tannenmeise. 
Lothringen:  Ein  gemeiner  Brutvogel  des  Nadelwaldes  am 
Vogesenhang,  auch  im  Fichtenwäldchen  bei  Schi.  Türckheim  westl. 
Blämont  nistend.  Erschien  im  Winter  mehrfach  in  Laubwäldern 
im  Gefolge  anderer  Meisen.  —  Woevre:  XL  und  XII.  einige 
unter  Meisenschwärmen  im  Wald  bei  Aix  und  der  Amblemont- 
Ferme.  —  Vogesen:  Gemein  im  Tannen-  und  Fichtenwald  bis 
zum  Kamme.  Am  Climont  wurden  am  19.  V.  ein  bereits  ausge- 
wachsener Jungvogel  gefüttert.  Tags  darauf  fütterte  im  gleichen 
Wald  ein  Paar  seine  ausgeflogenen  Jungen. 

42.  Parus  cristatus  mitratus  Brehm.  —  Haubenmeise. 
Lothringen:   Im  Nadelwald  des  Vogesenfußes   weitaus  die 
häufigste  Meise;  in  der  kalten  Jahreszeit  verläßt  sie  zuweilen  ihr 


268  Stresemann:  Zwischen  Verdun  UDd  Beifort.  fVerh.  Orn. 

L  Ges.  Bay. 

Brutgebiet  und  schließt  sich  den  Meisenscharen  an,  welche  den 
kahlen  Laubwald  durchstreifen.  Sogar  am  1.  X.  höi'te  ich  sie 
bereits  mitten  im  Buchenwald.  —  Vogesen:  In  den  Nadelwäldern 
zwischen  Leber-  und  Breuschtal  schien  mir  ihre  Zahl  gerinoer  als 
die  der  Tannenmeise  zu  sein ;  arn  Climont  war  das  bestimmt  der 
Fall.     Zwischen  Fecht-  und  Lauchtal  bis  zum  Kamm  hinauf  häufig. 

43.  Favus  palustris  longwostris  Kleinschm.  —  Nonnenmeise. 

Lothringen:  In  dem  Gebiet,  das  der  Waldbaumläufer  be- 
wohnt, ist  auch  die  Nonnenmeise  zu  Hause  und  zwar  häufig,  be- 
sonders in  gemischten  Beständen;  dort  gibt  es  keine  Weiden- 
meisen. Sie  hält  sich  jedoch  nicht  an  die  für  den  Waldbaum- 
läufer angegebene  Grenzlinie,  sondern  überschreitet  sie  einige 
Kilometer  nach  Westen,  wo  sie  dann  in  Buchen-  und  gemischten 
Laubwäldern  vorkommt  und  noch  im  B.  de  Blämont  häufig  ist. 
Im  Winter  streicht  sie,  wenn  auch  selten,  durch  den  Brutbezirk 
der  Weidenmeise.  Je  eine  traf  ich  noch  am  13.  III.  17  im  B. 
des  Haies  bei  Halloville  und  am  16.  III.  17  im  B.  des  Pretres 
bei  Verdenal;  vielleicht  brütet  sie  auch  vereinzelt  dort  neben  der 
häufigeren  Weidenraeise;  im  allgemeinen  aber  schließen 
sich  beide  Arten  aus.  In  Deutsch-Lothringen  traf  ich  am 
11.  I.  17  einige  im  Volmer  Holz  bei  Langd,  also  weit  entfernt 
vom  Vogesenrand,  nnter  anderen  Meisen;  ob  sie  dort  brütet  und 
neben  ihr  die  Weidenmeise  vorkommt,  ist  mir  unbekannt.  In  den 
Moselanlagen  von  Metz  sah  ich  3  Nonneumeisen  am  27.  XII.  16; 
dort  traf  Gengier  die  Weidenmeise  nur  auf  dem  Strich  im  März 
und  Herbst  an.  In  der  Woevre  dagegen  habe  ich  überall  nur 
die  Weidenmeise  gefunden.  Für  den  übrigen  Teil  des  besetzten 
Gebietes  weisen  alle  Angaben  auf  ein  bedeutendes  Überwiegen 
des  Mattkopfs  hin.  Im  südöstlichen  Zipfel  Belgiens  kamen  Gengier 
Nonnenmeisen  nur  im  März  zu  Gesicht;  sie  verschwanden  im 
April  wieder  vollkommen  aus  der  Gegend;  vom  südlich  angrenzen- 
den französischen  Gebiet  kennt  er  nur  die  Weidenmeise.  In  den 
Argonnen  und  der  Champagne  heri-scht  nach  Bacmeister  und 
Sunkel  die  letztere  Art  bedeutend  vor.  In  den  Sumpfwäldern 
südlich  Avricourt  (Oise)  begegnete  ich  im  August  1916  überall 
der  Weidenmeise;  die  Nonnenmeise  sah  ich  in  jener  Gegend  fast 
nur  in  den  Obstgärten  von  Avricourt.  Gengier  (Orn.  Monatsber. 
1917  p.  9)  erwähnt  aus  den  Monaten  April  bis  August  für  Belgien 
und  das  Dep.  du  Nord  nur  den  Mattkopf.  Von  Holland  endlich 
haben  wir  durch  Snouckaert  van  Schauburg  (Orn.  Jahrb.  1906 
p.  206)  erfahren,  daß  dort  in  der  Provinz  Süd-Holland  nur  die 
Weidenmeise,  in  der  Provinz  Utrecht  nur  die  Nonnenmeise  vor- 
kommt, in  Limburg  und  Gelderland  jedoch  beide  nebeneinander 
leben.  —  Vogesen:  Zwischen  Leber-  und  Breuschtal  überall  ziem- 


XIII,  3,  Btresemann :  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  269 

1918    J 

lieh  häufig,  besouders  an  den  Rändern  von  Misch-  und  Laub- 
waldungen, die  an  Wiesen  und  Gärten  grenzen;  dort  nisteten 
mehrere  Paare  in  der  Umgebung  der  Climonthöfe.  Im  Sept.  1916 
sah  ich  sie  unter  Meisenschwärmen  unweit  des  Kl,  Beleben  bis  zu 
1100  m,  im  Sept.  1917  in  der  Umgebung  von  Barr  in  Gärten. 

44.  Parus  atricapillus  rhenmiiis  Kleinschm.  —  Weidenmeise. 

Lothringen:  Die  einzige  Graumeisenart,  die  im  weiteren 
Umkreis  von  Blämont  heimisch  ist  und  dort  in  fast  allen  Wäldern, 
Wäldehen  und  Feldgehölzen  und  im  Dickicht  an  der  Vezouse 
brüten  dürfte.  Leider  verließ  ich  die  Gegend  Ende  April  1917, 
so  daß  sich  meine  Hoffnung,  Nester  zu  finden,  nicht  erfüllte.  Ich 
sah  Weidenmeisen,  meist  Paare  oder  einzelne  (nie  mehr  als  vier 
beisammen)  von  Januar  bis  April  1917  im  B.  de  Trion  bei  Blämont 
und  in  den  Gärten  dieser  Stadt,  ferner  im  Januar  im  B.  des 
Pretres  bei  Domevre  und  im  Fichtenwald  bei  Schi.  Türkheim, 
Mitte  März  bis  April  im  Weidicht  bei  Nonhigny,  im  Gestrüpp 
zwischen  B.  des  Haies  und  B.  des  Chiens,  im  Park  des  Schlosses 
von  Grand  Seille  und  dem  B.  de  Vilvaucourt  bei  Barbas.  Von 
Anfang  März  an  hielten  sie  sich  von  anderen  Meisen  getrennt, 
mit  denen  sie  zuvor  vielfach  gemeinsam  umherstreiften,  und  ge- 
wöhnlich w^ar  dann  das  Paar  beisammen.  —  Wo e vre:  Nur  diese 
Graumeise  fand  ich  hier  vom  24.  X.  16  bis  Auf.  I.  17.  Ich  ver- 
mißte sie  in  keinem  Walde,  in  dem  ich  nach  ihr  suchte:  B.  Penard, 
B.  de  Rouvres,  de  Gondrecourt,  de  Hennemont,  Waldstreifen 
zwischen  Affleville  und  Norroy-le-Sec  sowie  bei  der  Amblemont- 
Ferme.  Meist  streifte  sie  in  losem  Verband  mit  anderen  Meisen 
umher,  zuweilen  hielten  auch  5  oder  6  zusammen,  ohne  sich 
anderen  Arten  anzuschließen.  —  Vogesen:  Im  Gebirge  bin  ich 
nie  einer  Weidenmeise  begegnet;  sie  dürfte  hier  ganz  fehlen. 
Dagegen  tritt  sie  zweifellos  in  den  Auwaldungen  der  Rheinebene 
sowohl  auf  elsässischer  wie  badischer  Seite  auf  und  ist  bisher  nur 
unerkannt  geblieben.  G.  von  Burg  hat  die  Art  gelegentlich  eines 
Jagdausfluges  in  den  Sundgau  bei  Ensesheim  gefunden  (Orn. 
Monatsschr.  1909,  p.  202—203).  Bertram  kannte  sie  als  häufige 
Erscheinung  der  pfälzischen  Rheinstrecke  von  Wörth  bis  Ludwigs- 
hafen (V.O.G.B.  V,  p.  376;  ibid.  IX,  p.  143). 

In  neuester  Zeit  hat  Bacmeister  (J.  f.  0.  1917,  II,  p.  1 — 4) 
Vortreffliches  über  die  Biologie  der  nordfranzösischen  Weidenmeise 
geschrieben,  so  daß  die  volle  Wiedergabe  der  Aufzeichnungen,  die 
ich  mir  hierüber  machte,  viele  Wiederholungen  bringen  würde. 
Zu  den  Angaben  dieses  Autors  über  ihre  Stimme  will  ich  daher 
nur  hinzufügen,  daß  die  däh  rMÄ-Rufe  vielfach  nicht  auf  gleicher 
Tonhöhe  liegen,  sondern,  besonders  wenn  sie  in  der  Aufregung 
fünf-,    sechsmal  und  öfter   wiederholt  werden,    regellos    auf-    und 


270  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  fVerh.  Orn. 

|_  Ges.  Bay. 

niedersteigen,  als  schnappe  dem  Vügelchen  die  Stimme  über. 
Wenn  sie  sich  scharf  verfolgt  wissen,  warnen  sie  nicht  mehr  durch 
däh  f/ä'Ä-Riife,  sondern  lassen  dann  nur  noch  ein  scharfes  xit  oder 
xit  xit  hören,  derselbe  Laut,  der  meist  dem  ersten  däh  voraus- 
gesetzt wird.  Schlüpfen  eiuige  gemeinsam  durch  den  Busch,  ohne 
beunruhigt  zu  werden,  dann  hört  man  von  ihnen  keinen  anderen 
Ton,  als  ein  leises,  goldhähnchenartiges  Wispern  si  si,  das  durch- 
aus unauffällig  und  nur  aus  großer  Nähe  vernehmbar  ist. 

Den  Gesang  lernte  ich  durch  3  verschiedene  cTcT  am  18.  III. 
und  3.  u.  4.  IV.  kenneu.  Jedes  sang  auf  seine  besondere  Art. 
Im  unteren  Teil  einer  großen  Erle,  die  sich  über  den  Vacon-Bach 
beugte,  munter  von  Zweig  zu  Zweig  hüpfend,  reihte  die  erste  mit 
gesträubten  Kehlfedern  unermüdlich  eine  Strophe  an  die  andere : 
xijä  xijü  xijä  xijä  xijä  xijä^  auch  wohl  zuweilen  abfallend  zu 
xüjä  xüjä  oder  tiefer  einsetzend  xüjä  xüjä  xüjä  .  .  .  Diese  Töne 
waren  so  rein  und  flötend,  daß  es  mir  fast  wie  ein  Bruchstück 
des  Heidelerchengesanges  klang.  Die  zweite  sang  in  den  höchsten 
Zweigen  einer  alten  Buche,  oft  ihren  Sitzplatz  wechselnd,  immer 
wieder  diese  Weise;  djü  djü  djü  djü  xji.  Der  Schluß  der  Strophe 
war  also  stets  durch  einen  hohen  kecken  Ton  angegeben,  der  wie 
ein  Ausrufungszeichen  wirkte.  Die  di'itte  flog  munter  und  rast- 
los von  einem  Baumwipfel  zum  andern  und  pfiff  auf  jedem  während 
kurzen  Verweilens:  djü  djü  djü  djü  djü.  Ganz  so  beschreibt 
Bertram  (1.  c.)  den  Gesang  pfälzischer,  Natorp  (Orn.  Monatsschr. 
1905  p.  257)  den  schlesischer  Weidenmeisen.  Bacmeister  dagegen 
hörte  sie  anders  singen,  denn  er  schreibt  die  Pfeiflaute  huit-hidt 
oder  wuit  und  vergleicht  sie  mit  denen  des  Fitis-  und  des  Weiden- 
laubsängers. 

45.  Aegithalos  caudatus  europaeus  (Herm.).  —  Schwanzmeise. 

Lothringen:  Zur  Brutzeit  sah  ich  hier  und  da  Paare  in 
Laubwäldern  und  Feldgehölzen,  Die  im  Herbst  und  Winter  über- 
all umherstreifenden  Flüge  lösen  sich  schon  vor  Mitte  März  wieder 
in  Paare  auf.  —  Woevre:  Von  Oktober  bis  Dezember  durch- 
zogen regelmäßig  Flüge  den  Wald  bei  Aix  und  der  Amblemont- 
Ferme.  —  Vogesen:  Zwischen  Leber-  und  Breuschtal  habe  ich 
im  Sommer  keine  Schwanzmeise  gesehen.  In  den  Südvogesen  traf 
ich  einmal  im  September  einen  Trupp  im  Mischwald  am  Dornsil 
bei  850  m ;  höher  hinauf  scheint  die  Art  nicht  gern  zu  gehen. 

46.  Regulus  r.  regulus  (L.).  —  Wintergoldhähnchen. 

Lothringen:  In  den  Nadel-  und  Mischwaldungen  des  Vogesen- 
fußes  zu  jeder  Jahreszeit  gemein;  brütet  jedoch  auch  in  der  Ebene, 
wo  nur  immer  sich  Fichten  in  einiger  Zahl  zwischen  das  Laub- 
holz eingesprengt  finden,  so  im  Park  des  Schlosses  St.  Marie  bei 


^^^^' •'^'  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  ßelfort.  271 

1918    J 

Blämont.  —  Woevre:  Von  Ende  Oktober  bis  Jahresschluß  waren 
kleine  Trupps  —  meist  im  Gefolge  der  Meisen  —  recht  häufig 
in  allen  Wäldern,  obwohl  mir  im  weiten  Umkreis  kein  Nadelholz- 
bestand bekannt  geworden  ist.  —  Vogesen:  Im  Nadelwald  über- 
all häufig. 

47.  Regulus  i.  ignicapilliis  (Temm.).  —  Sommergoldhähnchen. 

Lothringen:  Ein  häufiger  Brutvogel  der  Misch-  und  Nadel- 
waldungen des  Vogesenhanges,  der  mir  dort  an  manchen  Stellen 
in  größerer,  au  anderen  in  geringerer  Zahl  vorzukommen  schien 
als  sein  neben  ihm  lebender  Verwandter.  1915  erschienen  die 
ersten  am  25.  III.,  1916  am  12.  III.,  1917  am  4.  IV.  Von  da  ab 
wuchs  täglich  ihre  Zahl,  der  Hauptdurchzug  jedoch  setzte  erst 
eine  Woche  später  ein  und  währte  1915  bis  Mitte  April,  1916  bis 
Anfang  April,  1917  bis  ins  letzte  Aprildrittel.  Dann  über- 
schwemmen sie  an  günstigen  Zugtagen  alle  Waldstücke,  auch  den 
reinen  Laubwald,  und  kommen  bis  in  die  Obstgärten  der  Dörfer. 
—  Vogesen:  In  allen  Nadelwäldern.  Am  Climont  häufiger  als 
R.  regulus;  im  Gebiet  des  Kl.  Beleben  bis  zu  1100  m  hinauf. 

48.  Lanius  e.  excubitor  L.  —  Raubwürger. 

Lothringen:  Von  Oktober  bis  März  sah  ich  alljährlich  ein- 
zelne auf  freier  Flur.  Am  25.  I.  17  verfolgte  einer  bei  scharfem 
F'rost  und  hohem  Schnee  eine  Blaumeise  durch  den  Laubwald, 
sie  entkam  ihm  jedoch  durch  rasche  Wendungen  und  einen 
Zickzackflug  durch  Dick  und  Dünn.  Von  einem  anderen,  den 
ich  vom  14.  I.  bis  25.  III.  16  fast  täglich  an  derselben  Stelle 
bei  Petitmont  traf  und  der  sehr  vertraut  war,  vernahm  ich  zum 
erstenmal  am  26.  IL  einen  Gesang.  Er  setzte  sich  aus  un- 
schönen krähenden  Lauten  mit  häufiger  Einflechtung  eines  an 
Wachtelschlag  und  Rebhuhnschrei  erinnernden  Motives  zusammen. 
Derselbe  gluckste  ein  paar  Tage  später  in  den  sonderbarsten 
Tönen,  deren  einige  mit  Amselsang  eine  entfernte  Ähnlichkeit 
hatten.  Ein  Raubwürger,  der  mich  am  18.  III.  17  bei  Halloville 
auf  freiem  Feld  überflog,  rief  währenddem  in  längeren  Abständen 
7näjj  was  täuschend  wie  das  mäh  eines  fernen  Lammes  klang.  Dies 
ist  wohl  kein  Spottlaut,  sondern  gehört  zu  den  der  Art  eigenen 
Rufen,  denn  Pfarrer  Rendle  in  Affaltern  hörte  einen  am  19.  11. 
und  13.  m.  10  gleichfalls  meh  rufen  (V.O.G.B.  XI,  p.  77).  — 
Woevre:  9.  XI.  2  bei  Norroy-le-Sec. 

49.   Lanius  c.  coUurio  L.  —  Rotrückenwürger. 

Lothringen:  Im  offenen,  von  Hecken  durchzogenen  Land 
überall,  aber  spärlich  brütend.  —  Vogesen:  Ein  Paar  nistete  1917 
in  den  Feldhecken  bei  den  Climonthöfen. 


272  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  fVerli.Orn. 

L  Ges.  Bay. 

50.  Muscicapa  s.  striata  (Pall.).  —  Grauer  Fliegenschnäpper. 

Lothringen:  Am  5.  VII.  15  sah  ich  einige  Familien  in  der 
Umgebung  von  Blämont,  am  5.  V.  17  2  Stück  (Durchzügler?)  in 
den  Obstgärten  von  Ibingen.  Am  Gebirgsfuß  fehlte  die  Art.  — 
Vogesen:  Sehr  spärlich  im  Waldgebirge.  Im  Mischwald  hinter 
dem  B.  de  Chena  bei  Wisembach,  in  etwa  700  m  Höhe,  hatte  ein 
Paar  sein  Nest  tief  in  den  durch  einen  Granatvolltreffer  in  Manns- 
höhe zersplitterten,  aber  noch  aufrechtstehenden  Stamm  einer  alten 
Tanne  eingebaut,  und  die  spitzigen,  auseinanderstrebenden  Holz- 
splitter starrten  wie  Speere  um  die  Einflugsöffnung  —  eine  vor- 
züglich gesicherte  „künstliche  Bruthöhle"! 

51.  Ficedida  h.  hypoleuca  (Fall.).  —  Trauerfliegenschnäpper. 
Lothringen:    Je   ein   durchziehendes  cT  am  27.  IV.  15   bei 

Val  und  am  23.  IV.  17  bei  Blämont,  Es  ist  auftallend,  daß  die 
schönen  Buchenwälder  der  Ebene  und  des  Gebirges  keine  Fliegen- 
schnäpperart beherbergen. 

52.  Ficedula  alhicolUs  (Temm.).  —  Halsbandfliegenschnäpper. 
Lothringen:  Ein  cT  hielt  sich  am  25.  IV.  17  in  den  Obst- 
gärten von  Blämont  auf. 

53.  Phylloscojms  c.  colli/bita  (Vieill.).  —  Weidenlaubsänger. 
Lothringen:  Ziemlich  häufiger  Brutvogel,   aber  entschieden 

vom  Fitis  an  Zahl  übertroffen,  was  auch  v.  Besserer  für  Duß, 
Paquet  für  Metz,  d'Hamonville  für  sein  französisches  Beobachtungs- 
gebiet angeben.  Der  erste  sang  1915  am  22.  III.,  1916  am  16.  III., 
1917  dagegen  kamen  sie  erst  am  7.  IV.  an.  Den  letzten  Gesang 
hörte  ich  1914  am  10.  X.,  1915  am  3.  X.  —  Vogesen:  Zur 
Brutzeit  in  der  Umgebung  des  Climont,  besonders  in  jungen  Nadel- 
holzbeständen häufig. 

54.  PhyUoscopus  t.  trochilus  (L.).  —  Fitislaubsänger. 
Lothringen:    Überall  sehr  häufig.     Ankunft  1915    14.  IV., 
1916   2.  IV.,  1917   19.  IV.  —  Vogesen:  Wie  voriger  häufig  am 
Climont. 

[PhyUoscopus  h.  bonelli  (Vieill.).  —  Berglaubsänger. 
Wider  Erwarten  traf  ich    den  Berglaubsänger    weder   in  der 
Ebene  noch  in  den  Mittelvogesen.     Daß  er  in  den  Vogesen  brüte, 
bleibt  nach  wie  vor  bloße  Vermutung  (vgl.  Scheicher  p.  66—67).] 

55.  PhyUoscopus  s.  sihilatrix  (Bechst.)  —  Waldlaubsänger. 

Lothringen:  Der  Waldlaubsänger  fehlt  als  häufiger  Brut- 
vogel keinem  Laubwald,  in  dem  Buchen  stehen.  Den  ersten,  die 
ich  1915   am    22.  IV.,    1916  am  29.  IV.  hörte,    folgte  die  Haupt- 


XIII,  3,  I  Streaemana:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  273 

1918   J 

masse  sehr  bald  nach.  —  Vogesen:  Häufig  in  allen  Buchen-  nnd 
Misch  Waldungen  zwischen  Leber-  und  Breuschtal  bis  über  1000  m. 

56.  Acrocephalns  a.  arundinaceiis  (L,).  —  Drosselrohrsänger. 
Lothringen:   Am  15.  VII.  15   hörte   ich  einen  im  Röhricht 
am  Albe-Ufer  bei  Domevre  singen. 

57.  Acrocephahis  palustris  (Sechst.).  —  Sumpfrohrsänger. 
Lothringen:    Ein  Durchzügler  sang  am  17.  V.  15    im  Ge- 
büsch eines  Wiesengrundes  unweit  Bremenil. 

58.  Hypolais  uterina  (Vieill).  —  Gartenspötter. 
Lothringen:  Zur  Brutzeit  nur  je  1  cT  iß  einem  Garten  von 
Cirey  und  einem  Park  bei  Blämont  gehört.  Die  Art  ist  also,  wohl 
infolge  des  fast  völligen  Fehlens  von  Parks  und  alten  Aulagen, 
selten  im  Gebiet.  Bei  Duß  fehlt  sie  nach  v.  Besserer  als  Brut- 
vogel ganz. 

59.  Sylvia  h.  hippolais  (L.).  —  Gartengrasmücke. 
Lothringen:    Gemein    im    Gestrüpp    an    Waldrändern    des 
Vogesenfußes.     1915  erster  Gesang  am  27.  IV. 

60.  Sylvia  a.  atricapilla  (L.).  —  Mönchsgrasmücke. 
Lothringen:  Sehr  häufiger  Brutvogel  am  Laubwaldrand;  in 
der  Umgebung  von  Blämont   die    häufigste  Grasmücke.     Ankunft 
der  ersten  1916  19.  IV.  (1  cT),  1917   23.  IV.  (1  $).    Ende  April 
sind  die  meisten  zurückgekehrt. 

61.  Sylvia  c.  communis  Lath.  —  Dorngrasmücke. 
Lothringen:    Überall  im   Gestrüpp   recht    zahlreich.     1915 
sangen    die    ersten    am  28.  IV.,    1916  am  24.  IV.  —  Vogesen: 
Sehr  viele   brüteten  im  Besenginster,    der   einen    Teil  der  Hänge 
zwischen  Climonthöfeu  und  ürbeis  bedeckt. 

62.  Sylvia  c.  curruca  (L.).  —  Zaungrasmücke. 
Lothringen:    Am  25.  IV.  17   sangen   2  durchziehende  cfcT 
fleißig  in   dichten  Hecken   bei  Blämont,    ließen   auch   viel  das  an 
Mäusepfiff  erinnernde  Zirpen  hören.     Sonst  nicht  beobachtet. 

63.  Turdus  pilaris  L.  —  Wachholderdrossel. 
Lothringen:  Regelmäßiger  Wintergast  im  offenen  Land,  der 
sich  gern  an  Orataegus-B.QQk.%\\  einstellt.  Früheste  Beobachtung 
27.  XI.  15.  Im  Dezember,  Januar  und  Februar  streifen  sie  meist 
in  Schwärmen  bis  zu  40  Stück  umher.  Im  März  sah  ich  sie  nur 
noch  ausnahmsweise:  14.  III.  16  ein  Schwärm  von  mehr  als  300 
Durchziehenden  bei  Fremonville,  unter  ihnen  viele  Rotdrosseln, 
29.  III.  17  eine  bei  Barbas;    1.  IV.  17    eine   bei  Blämont.     Noch 

18 


274  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  fVerh.  Orn. 

I_  Ges.  Bay. 

am  25.  IV.  15  überflog  eine  laut  seh  ackernd  Val  in  beträchtlicher 
Höhe,  mit  Richtung  nach  NO.  —  Woevre:  12.  XI.  16  fliegt  die 
erste  in  150 — 200  m  Höhe  über  die  Amblemont-Ferme ;  14.  XI. 
dort  2,  22.  XI.  einige,  24.  XI.  Durchzug  von  50.  Von  da  ab 
regelmäßig  einige  oder  Trupps  bis  25  Stück. 

64.  Turdus  v.  viscivoi'us  L.  —  Misteldrossel. 
Lothringen:  Brutvogel,  der  zumal  in  den  Mischwaldungen 
am  Vogesenfuß  nicht  selten  ist  und  hier  (im  B.  de  Quimont)  auch 
den  ganzen  Winter  1915/16  über  in  mehreren  Exemplaren  zu 
finden  war.  1915  sangen  die  Misteldrosseln  dort  vom  2.  III.  ab, 
1916  am  13.  IL  und  dann  erst  wieder  am  27.  IL  Die  Hauptmasse 
erschien  in  diesen  beiden  Jahren  Anfang  März.  —  Woevre: 
Vereinzelte  im  Wald  bei  der  Amblemont-Ferme  am  22.  XL  16.  — 
Vogesen:  In  den  Mischwaldungen  zwischen  Leber-  und  Breusch- 
tal  Brutvogel  von  geringer  Häufigkeit.  4  soeben  ausgeflogene 
Junge  ließen  sich  am  27,  V.  17  am  Climont  noch  greifen  (2  davon 
beringt).  Im  September  1916  mehrfach  kleine  durchziehende  Flüge 
am  Rand  des  Nadelwaldes  unweit  des  Kl.  Beleben  zwischen 
1000 — 1100  m,  am  17.  IX.  16  ein  auf  den  Matten  verstreuter 
Schwärm  von  über  100  Stück. 

65.  Turdus  jyh.  philomelos  Brehm.  —  Singdrossel. 

Lothringen:  Ein  ziemlich  häufiger  Brutvogel  aller  Wälder; 
auch  im  Mischwald  zahlreicher  als  die  Misteldrossel.  Die  erste 
sang  1915  am  3.  IIL,  1916  am  15.  IIL,  1917  sah  ich  schon  am 
12.  IIL  2  Stück,  hörte  die  Art  aber  erst  tags  darauf  singen.  Die 
meisten  kamen  auch  1915  erst  nach  Mitte  März  an.  —  Vogesen: 
Brütete  verstreut  in  den  Waldungen  zwischen  Leber-  und  Breusch- 
tal.  Mitte  IX.  16  hielten  sich  im  Tannen-  und  Fichtenhochwald 
des  Beichengebietes  bei  1100  m  an  mehreren  Stellen  kleine  durch- 
ziehende Trupps  auf. 

66.  Turdus  musicus  L.  —  Rotdrossel. 

Lothringen:  Regelmäßig  auf  dem  Durchzug;  im  Herbst  1914 
vom  27.  X.-18.  XL,  1915  vom  26.  X.-24.  XL,  im  Frühjahr 
1915  vom  10.  IIL— 25.  IIL,  1916  vom  14.  IIL— 30.  IIL,  1917 
vom  17.  III. — 25.  III.  bemerkt.  Je  eine  Versprengte  trieb  sich 
noch  herum  am  25.  IV.  16  auf  einem  Acker  bei  Val  und  am  23. 
IV.  17  im  Weidicht  bei  Blämont  (5  mit  wenig  vergrößertem  Eier- 
stock). Von  der  Spitze  einer  Eiche  herab  lockte  am  25.  III.  17 
eine  laut  und  in  größeren  Abständen  guck,  göck,  göck,  göck]  dies 
ähnelte  dem  Ruf  des  großen  Buntspechtes  so  sehr,  daß  ich  mich 
zunächst  täuschen  ließ  uud  den  Urheber  der  Töne  am  Baumstamm 
suchte.     Abfliegend  rief  sie  dann  laut  gjik,  gjök,  schök,  schök.     Es 


YTTT  ^  ~l 

'    '  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  275 

1918   J 

war  das  erste  Mal,  daß  ich  solche  Laute  von  unserer  Art  hörte. 
—  Woevre:  Durchziehende  am  29.  X.,  1.  und  3.  XI.  16. 

\Turdus  torqiiatus  alpestris  (Brehm).  —  Alpenringdrossel. 

Vielleicht  nistet  die  Ringdrossel  nur  auf  dem  Kamm  der  Süd- 
vogesen,  denn  in  den  Mittelvogesen  sah  ich  mich  vergeblich  nach 
ihr  um,  selbst  auf  dem  1229  m  hohen,  mit  Latschen  bedeckten 
Gipfel  des  Bressoir  bemerkte  ich  sie  zur  Brutzeit  nicht;  allerdings 
war  mein  Besuch  dieses  Berges  ein  sehr  flüchtiger.  In  den  Süd- 
vogesen  vermißte  ich  sie  im  September  1916  am  Kl.  Belchen,  den 
beiden  Steinbergen,  der  Steinmauer  und  dem  Hilsenfirst.] 

67.  Planesticus  m.  merida  (L.).  —  Amsel. 

Lothringen:  Zur  Brutzeit  führt  die  Amsel  im  Dickicht  an 
Waldrändern  ein  sehr  verstecktes  Leben.  Im  Winter  bleiben  nur 
einige  cTcT,  meist  alte,  da,  die  den  Wald  verlassen  und  sich  an 
beerentrageuden  Feldhecken  aufhalten.  In  der  Umgebung  von 
Hattingen  konnte  ich  am  27.  XII.  14  an  solchen  Orten  10  cTcf 
zählen.  Lediglich  am  20.  XL  14  und  im  Januar  1917  sah  ich 
1  g.  1915  und  1916  nahm  die  Zahl  der  Amseln  erst  um  Mitte 
März  auffällig  zu;  sie  besiedelten  dann  wieder  den  Wald.  — 
Woevre:  Von  Mitte  XL  bis  Ende  XII.  sah  ich  nur  cTcT-  —  Vo- 
gesen:  Verstreuter  Brutvogel  in  den  Wäldern  zwischen  Leber- 
und Breuschtal;  dort  begegnete  ich  ihm  im  Sommer  noch  höher 
als  1000  m. 

68.  Oenanthe  oenanthe  grisea  (Brehm).  —  Steinschmätzer. 

Lothringen:  Nur  auf  dem  Durchzug.  13.  IV.  16  einer  bei 
Heming,  25.  IV.  16  ein  Paar  bei  Val. 

69.  Saxicola  r.  ruhetra  (L.).  —  Braunkehlchen. 
Lothringen:  In  den  breiten  Wiesentälern,  so  in  dem  der 
Vezouse  unterhalb  Val,  im  Tal  der  Weißen  Saar  und  bei  Schi. 
Chatillon  Brutvogel,  stellenweise  ziemlich  häufig.  Die  ersten 
flüggen  Jungen  sah  ich  am  29.  VI,  15  bei  Fremonville.  1917  er- 
schien bei  Blämont  das  erste,  durchziehende  cT  am  19.  IV.  — 
Vogesen:  2  Paare  brüteten  1917  an  den  Climen thöfen. 

70.  Saxicola  torquata  riihicola  (L.).  —  Schwarzkehlchen. 

Lothringen:  Zur  Brutzeit  habe  ich  nur  ein  Paar  bemerkt, 
das  sich  Anfang  Juli  1915  über  verwildertem  Gartenland  bei 
Blämont  aufhielt  und  dort  Junge  zu  haben  schien.  Ein  cT  be- 
obachtete ich  ferner  vom  13. — 16.  IV.  16  beim  Gehöft  les  Salieres. 
Ein  weiteres  cT  berührte  am  1.  IV.  17  Blämont  auf  dem  Durchzug. 

71.  Phoenicnrus  jjh.  phoeniciirus  (L.\  —  Gartenrotschwanz. 
Lothringen:  Als  Brutvogel  traf  ich  diese  Art  nur  1916  in 
einem  Obstgarten  von  Deutsch-Harcholins.     Am  25.  IV.  17   hielt 

18* 


276  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  fVerh.  Om, 

|_  Ges.  Bay. 

sich  ein  cT,  offenbar  Durchzügler,  bei  Blämont  auf.  —  Vogesen: 
An  den  Climonthöfen  nistete  1917  ein  Paar,  dessen  cT  seinen  Ge- 
sang mit  großer  Vorliebe  durch  eine  vorzügliche  Nachahmung  des 
Gartenbaumläuferliedes  einleitete,  der  es  zuweilen  noch  eine  kurze 
Grasmückeustrophe  anhängte.  Schon  1909  hörte  ich  bei  Zirl  (Tirol) 
einen  Gartenrotschwanz  den  Gesang  von  Certhia  brachydadyla 
nachahmen  (Orn.  Monatsschr.  1910,  p.  119).  Das  Auffälligste  ist 
jedoch,  daß  der  in  den  Vogesen  brütende  Rotschwanz  das  Lied 
eines  Vogels  vortrug,  der  dort  nirgends  vorkommt.  Man  muß  daher 
annehmen,  daß  er  einen  früheren  Sommer  im  Brutgebiet  des 
Gartenbaumläufers  verbracht  hat. 

72.  Phoenicurus  ochruros  gihraltariensis  (Gm.).  —  Hausrotschwanz. 
Lothringen:  Sehr  zahlreicher  Brutvogel  in  den  Ortschaften; 
schwarze  cTcT  waren  bei  weitem  in  der  Überzahl;  das  ist  aber 
wahrscheinlich  nicht  alle  Jahre  so.  Die  ersten  zeigten  sich  1915 
am  18.  IIL,  1916  am  16.  IIL,  und  am  20.  IIL  waren  in  beiden 
Jahren  die  meisten  eingetroffen.  1917  sah  ich  bei  Blämont  schon 
am  12.  IIL  ein  graues  Stück,  dann  mehrere  Tage  keines;  am 
17.  III.  ein  schwarzes  cf>  am  19.  III.  einige.  Starker  Durchzug 
setzte  in  diesem  Jahre  aber  erst  Mitte  April  ein.  Im  Herbst 
notierte  ich  das  letzte  cf  in  Val  am  26.  X.  15.  —  Vogesen: 
2  Paare  (cTc^  schwarz  mit  weißem  Flügelspiegel)  brüteten  in  den 
Gehöften  der  Gemeinde  Climont. 

73.  Erithacus  r.  ruhecula  (L.).  —  Rotkehlchen. 
Lothringen:  Zur  Brutzeit  zahlreich  im  Unterholz  aller 
Wälder.  Bis  Mitte  Oktober  sind  fast  alle  abgezogen;  im  Winter 
sah  ich  nur  je  eines  am  20.  XIL  15  bei  Bremenil  und  während 
einer  Frostperiode  vom  28.  I. — 11.  IL  17  bei  Blämont.  1915 
waren  schon  am  7.  III.  einige  zurückgekehrt,  1916  am  1.  IIL, 
1917  am  16.  III.  In  allen  drei  Jahren  lagen  die  Tage  des  Haupt- 
durchzngs  um  den  20.  III. ;  dann  wimmelte  es  zuweilen  von  Rot- 
kehlchen in  allen  Wäldern,  Hecken  und  Gärten.  —  Woevre: 
Scheint  hier  häufiger  zu  überwintern  als  am  Vogesenfuß.  80.  X. 
eines  im  Wald  bei  Aix,  11.  XL  ein  anderes  im  Wald  bei  der 
Amblemont-Ferme,  7.  XII.  2  in  den  Gärten  von  Hermeville.  — 
Vogesen:  Häufiger  Brutvogel  aller  Wälder,  am  Climont  bis  auf 
den  Gipfel  hinauf.  Im  September  1916  hausten  viele  im  Busch- 
werk am  Strohberg  (1150  m). 

74.  Prunella  m.  moduJaris  (L.).  —  Heckenbraunelle. 

Lothringen:  Häufiger  Brutvogel  am  Vogesenfuß  in  Fichten- 
schonungen und  im  Ginstergestrüpp.  Im  Winter  traf  ich  nur  ein- 
mal eine:  am  27.  I.  17  in  einem  Garten  bei  Blämont.  Ihre  Rück- 
kehr verrieten  sie  mir  durch  Gesang  1915  am  16,  IIL,   1916  am 


XIII,  3,1  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  277 

1918   J 

25.  III.,  1917  am  24.  III.;  in  der  letzten  Märzwoche  findet  ein 
lebhafter  Durchzug  statt.  —  Woevre:  Die  Heckenbraunelle  über- 
wintert hier  fraglos  häufiger  als  in  der  Nähe  der  Vogesen.  In 
den  völlig  verwilderten,  zerschossenen  Obstgärten  von  Hermeville 
traf  ich  vom  3.  XII.  16 — 5.  I.  17  manchmal  nur  1,  an  manchen 
Tagen  jedoch  bis  5  Stück  an.  Ein  weiteres  hielt  sich  im  Dez. 
1916  ständig  am  Waldrand  bei  der  Amblemont-Ferme  auf.  — 
Vogesen:  Recht  häufiger  Brutvogel  im  Ginstergestrüpp  und  in 
Fichtenschonungen,  selbst  auf  dem  Climontgipfel. 

Von  Überwinternden  hörte  ich  niemals  den  klirrenden,  seiden- 
schwanzartigen Lockruf,  der  zur  Brutzeit  der  gewöhnlichste  Laut 
ist;  vielmehr  in  der  Regel  (und  zwar  sehr  oft)  ein  scharfes,  lautes 
xiht  (meist  mit  durchklingendem  rY).  Noch  am  24.  III.  17  ließen 
in  den  Gärten  von  Blämont  Durchzügler  diesen  Ruf  ertönen  und 
vollführten  damit,  da  es  ihrer  viele  waren,  die  sich  aus  allen 
Hecken  zuriefen  und  antworteten,  zeitweise  beträchtlichen  Lärm; 
an  diesem  Tage  erklang  der  klirrende  Ruf  noch  nicht.  Eine,  die 
ich  am  12.  XII.  16  längere  Zeit  verfolgte,  stieß,  wenn  sie  über 
dürre  Gräser  und  Gesträuch  hurtig  einem  anderen  Versteck  zueilte, 
im  Fluge  meist  ein  scharfes  xitxüt  zitxüt  zit  aus,  das  Naumann 
(er  schreibt  es  titü  titü)   wohl   richtig  als  Angstruf  gedeutet  hat. 

75.  Troglodytes  t.  troglodytes  (L.).  — Zaunkönig. 
Lothringen  und  Vogesen:  Häufiger  Standvogel. 

76.  Cinclus  cinclus  tschusii  Kleinschm.  &  Hilgert.  — 
Wasserschmätzer. 
Lothringen:  Ein  Paar  traf  ich  am  21.  V.  15  und  19.  VI.  15 
an  der  Vezouse  oberhalb  Val,  dort  wo  sie  noch  als  schäumender 
Waldbach  dahineilt;  ein  weiteres  auf  deutschem  Boden  am  21.  V.  16 
an  der  Weißen  Saar  oberhalb  des  Gehöftes  La  Breheux.  Von 
November  bis  Januar  waren  fast  regelmäßig  eine  oder  mehr  an 
der  Vezouse  zwischen  Val  und  Cirey  zu  finden. 

77.  Hirundo  r.  rustica  L.  —  Rauchschwalbe. 
Lothringen:  Als  Brutvogel  in  den  Dörfern  am  Vogesenrand 
weniger  zahlreich  als  die  Mehlschwalbe.  Je  ein  Vorläufer  erschien 
am  5.  IV.  15  über  Val  und  am  30.  III.  16  bei  La  Boulaie;  die 
nächsten  folgten  1915  erst  am  18.  IV.,  1916  am  20.  IV.,  und  auch 
diese  waren  noch  Durchzügler.  1917  zogen  die  zwei  ersten  am 
24.  IV.  über  Blämont  hin.  —  Vogesen:  Im  Gebirge  nur  selten 
bemerkt.  Einige  Durchzügler  überfiogen  den  Nördl.  Steinberg 
(1200  m)  am  17.  IX.  16. 


*)  Vgl.  hierzu   die  Zusammenstellung  der  Heckenbraunellenrufe  durch  H. 
Stadler  in  Orn.  Monatsber,  1917  p.  72—75. 


278  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  fVerh.  Orn. 

|_  Ges.  Bay. 

78.  Delichon  u.  urbiea  (L.).  —  Mehlschwalbe. 

Lothringen:  In  allen  Ortschaften  in  größerer  Anzahl  nistend ; 
Ankunft  in  der  ersten  Maiwoche.  Am  25.  VII.  15  saßen  gegen 
200  auf  Gesims  und  Dach  des  Stadthauses  von  Cirey.  Noch  am 
2.  X.  15  überflogen  2  Stück  Bremenil.  —  Vogesen:  Als  Brutvogel 
mehrerer  Ortschaften  der  Vogesentäler  festgestellt.  Am  17.  IX.  16 
sah  ich  viele,  gewiß  Durchziigler,  zwischen  Kl.  Reichen  und  Nürdl. 
Steinberg;  am  23.  IX.  17  sammelte  sich  eine  beträchtliche  Anzahl 
am  Kirchturm  von  Gertweiler  bei  Barr. 

Mehrfach,  besonders  bei  starker  Wolkenbildung  und  nahenden 
Gewittern,  sah  ich  zur  Brutzeit  eine  Schar  Mehlschwalben  über 
dem  Gipfel  des  Climont  jagen,  der  mit  seinen  966  m  als  scharfer 
Keil  hoch  über  das  Land  ragt;  die  nächsten  Brutplätze  (Lubine 
und  Roggensbach)  liegen  etwa  600  m  tiefer.  Da  ich  entsprechend 
auf  den  Inseln  des  malayischen  Archipels  Salaugane  {CoUocalia) 
regelmäßig  über  den  höchsten  Berggipfeln  (bis  zu  3000  m  empor) 
der  Jagd  obliegen  sah,  so  muß  wohl  geschlossen  werden,  daß  sich 
geflügelte  Insekten  gern  auf  und  über  Berggipfeln  ansammeln.  — 
Bei  einem  Aufstieg  mit  dem  Ballon  am  20.  VIII.  17  sichtete  ich 
bei  Windstille  und  starker  Bewölkung  viele  Mehlschwalben 
zwischen  400  und  600  m,  die,  z.  T.  dicht  unter  der  Wolkendecke, 
unverkennbar  nach  Insekten  jagten.  Bei  zunehmender  Gewitter- 
neiofung  gingen  sie  rasch  tiefer,  einige  stürzten  sich  förmlich  aus 
den  Wolken  herab,  und  ehe  sie  vollends  abzogen,  umspielten  sie 
noch  eine  kurze  Zeit  das  Ballonkabel.  Daß  sie  sich  zuweilen  in 
noch  höhere  Luftschichten  begeben,  stellte  vierzehn  Tage  vorher 
ein  Beobachter  unseres  Nachbarballons  fest,  der  700  m  über  Alt- 
weier,  also  1700  m  über  N.N.,  eine  große  Anzahl  Mehlschwalben  sah. 

79.  Micropus  a.  apns  (L.).  —  Mauersegler. 
Lothring  en:  Brutvogel  in  Val  (im  Pfarrhaus),  Cirey,  Fremon- 
ville,  Blämont,  Repaix  und  vielleicht  noch  anderen  Ortschaften  des 
Gebietes.  1915  zogen  am  27.  IV.  7  Uhr  vorm.  mehrere  stumm 
über  Val  nach  jY.  ;  am  29.  IV.  waren  die  Brutvögel  da.  1916  er- 
schienen letztere  schon  am  27.  IV.  —  Abzug:  25.  VII.  15  nirgends 
mehr  Segler,  auch  in  Elfringen  und  Saarburg  nicht;  1916  dagegen 
sah  ich  sie  noch  am  29.  VIL  in  Cirey  (und  am  8.  VIII.  über 
St.  Quentiu).  —  Vogesen:  Am  26.  VIL  17  zogen  bei  Windstille 
und  fast  unbewölktem  Himmel  12.30  Uhr  nachm.  11  Mauersegler 
nach  S.  schweigend  am  Ballon  vorüber,  als  ich  mich  mit  ihm  in 
730  m  Höhe  befand;  sie  zogen  also  bei  Tage '^).  Diese  erstaunliche 
Flughöhe  erreichen   sie   auch    während   gelegentlicher  Flugspiele. 

0  Vgl.  hierüber  die  Bemerkungen  von  v.  Besserer,  Hennemann,  L.  Schuster 
in  Orn.  Monatsschr.  1905. 


■^^^^'^'  Stresemann:  Zwischen  Verdun  uud  Beifort.  279 

1918   J 

Ich  habe  zwei  derartige  Beobachtungen  bereits  in  dieser  Zeitschrift 
bekanntgegeben  (Bd.  XIII  p.  50—52)  und  kann  jetzt  eine  weitere 
hinzufügen:  am  16.  VI.  17  sah  ein  Beobachter  meines  Ballons, 
als  dieser  810  m  über  dem  Erdanker  stand,  2  etwa  50  ra  über  dem 
Ballon  kreisende  Mauersegler. 

80.  Caprimulgus  eu.  europaeus  L.  —  Nachtschwalbe. 
Lothringen:   Im   Mai   und  Juni  1916   beobachtete  ich  ein- 
zelne bei  Val,    Les  Harcholins  und  Lassenborn.     Wahrscheinlich 
kein  seltener  Brutvogel. 

81.  Alcedo  atthis  ispida  L.  —  Eisvogel. 
Lothringen:  Nur  außerhalb  der  Brutzeit  bemerkt:  7.  IV.  15 

und  10.  X.  15-3.  IIL  16  einer  an  der  Vezouse  bei  Val,  26.  XL  14 
2  im  Schilfgürtel  des  Rixinger  Weihers.  —  Woevre:  5.  XIL  16 
einer  am  Eixbach  bei  Hermeville. 

82.  Cuculus  c.  canorus  L.  —  Kuckuck. 
Lothringen:  Häufig  in  allen  Laubwäldern.  Je  ein  Vor- 
läufer erschien  1915  und  1916  schon  im  März.  1915  notierte  ich 
mir  leider  das  Datum  nicht,  da  ich  im  Hinblick  auf  die  Jahres- 
zeit überzeugt  war,  daß  nur  sehr  geschickte  menschliche  Nach- 
ahmung in  Frage  kommen  könne;  es  war  um  den  20.  III.  bei 
Br^menil.  1916  rief  einer  am  19.  III.  12  mal  im  B.  de  Barbonhaie 
bei  Val.  Seit  dem  12.  IIL  herrschte  ungewöhnlich  warme  Witte- 
rung. 

Märzdaten  sind  gerade  für  Elsaß-Lothringen  mehrfach  be- 
kannt geworden,  v.  Berg  (1895  u.  1898)  teilt  15  Beobachtungen 
aus  diesem  Monat  mit,  die  sich  auf  die  Jahre  1887,  1893,  1894, 
1895,  1896  und  1897  verteilen.  Die  frühesten  glaubwürdigen  sind: 
17.  IIL  95  bei  Murbach  (O.-E.),  20.  IIL  96  bei  Niederlaucheu 
(O.-E.),  24.  III.  96  bei  Schönburg  (U.-E.),  25.  IIL  97  bei  Wolf- 
ganzen (O.-E.)  und  Straßburg  (Ü.-E.),  26.  IIL  93  bei  St.  Ulrich 
(O.-E.),  26.  IIL  96  bei  Brischbach  (U.-E.),  27.  IIL  95  bei  Drusen- 
heim (U.-E.)  und  Sufiflenheira  (U.-E.),  27.  IIL  96  bei  Habsheim 
(O.-E.).  V.  Nathusius  hörte  bei  Diedenhofen  den  ersten  1896  am 
29.  IIL,  1897  am  24.  IIL  (Deutsche  Jägerzeitung  27,  p.  14  und 
29,  p.  9)^).  Die  früheste  sichere  Beobachtung  in  der  Pfalz  gelang 
Bertram  am  22.  III.  08  (V.O.G.B.  IX,  1908,  p.  14).  In  SO.-Belgien 
sah  und  hörte  Gengier  (1916  p.  409)  einen  am  24.  IIL  15.  Ge- 
wiß mit  Unrecht  hat  Parrot  (IL  Jahresber.  Orn.  Ver.  München, 
p.  317)  solche  Märzdaten,  die  auch  aus  Bayern  vorliegen,  mit 
großer   Skepsis   betrachtet.     Aus    einer  Häufung  von   Märzdaten, 


»)  L.  Scholz  hörte  1917  im  Oberelsaß  den  ersten  am  26.  III.    (Gef.  Welt 
1917  p.  182). 


280  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  Verh.  Orn. 

L  Ges.  Bay. 

wie  sie  aus  Elsaß-Lothringen  z.  B.  für  1895  (4  Beob.)  und  1896 
(6  Beob.)  vorliegen,  darf  sogar  geschlossen  werden,  daß  es  sich 
in  manchen  Jahren  nicht  um  vereinzelte  Vorläufer,  sondern  um 
eine  schwache  Besiedlungswelle  handelt,  die  sich  bereits  in  der 
letzten  Märzdekade  über  Frankreich  bis  in  die  linksrheinischen 
deutschen  Gebiete  ergießt,  den  Rhein  aber  in  diesem  Monat  nur 
sehr  selten  zu  überfluten  scheint. 

Der  nächste  Kuckucksruf  erscholl  1915  am  16.  IV.,  aber  erst 
vom  24.  IV.  ab  konnte  man  unseren  Vogel  an  vielen  Stellen  hören. 

1916  vernahm  ich   den  nächsten  am  23.  IV.  (am  24.  IV.  mehrere), 

1917  den  ersten  am  25.  IV.  —  Vogesen:  In  allen  Laubwaldungen 
zwischen  Leber-  und  Breuschtal. 

83.  Picus  viridis  jpinetorum  (Brehm).  —  Grünspecht. 
Lothringen:  Das  Gebiet  ist  von  allen  Spechten,  so  auch 
vom  Grünspecht,  in  auffällig  geringer  Zahl  besiedelt,  obwohl  die 
Laubwaldungen  ihnen  viele  geeignete  Bruthöhlen  bieten  dürften.  — 
Vogesen:  Ein  Paar  war  den  Sommer  über  im  Buchenwald  un- 
weit der  Climonthöfe  zu  hören. 

84.  Dryobates  major  pinetorum  (Brehm).  —  Großer  Buntspecht. 
Lothringen:  Gleich  dem  Grünspecht  nur  an  wenigen  Orten, 
im  Laubwald  und  in  Obstgärten,  angetroffen.  Einer  schnurrte  in 
einem  Wäldchen  bei  Blämont  schon  am  21.  I.  17  bei  strenger 
Kälte.  —  Woevre:  Im  B.  de  Rouvres.  —  Vogesen:  Hier  bin 
ich  nie  einem  Buntspecht  begegnet. 

85.  Dryobates  m.  mediiis  (L.).  —  Mittelspecht. 
Lothringen:  11.1.17  zog  einer  untei"  einem  Meisenschwarm 
durch  Volmer  Holz  bei  Langd. 

86.  Dryocopus  m.  martius  (L.).  —  Schwarzspecht. 
Lothringen:  Noch  immer  bewohnt  der  Schwarzspecht  das 
„an  Cirey  angrenzende  Bergland",  für  das  ihn  d'Hamonville  1895 
anführte.  Von  Mai  bis  Juli  1916  konnte  ich  fast  täglich  seineu 
Ruf  im  Mischwald  zwischen  les  Harcholins  und  Schloß  Chatillon 
hören,  und  dort  hat  er  gewiß  seine  Bruthöhle  gehabt.  Auch  im 
Okt.  1915  rief  er  in  diesem  Revier.  In  den  großen  Tannen- 
forsten bei  St.  Sauveur  und  la  Boulaie  hörte  ich  seine  Stimme 
vom  16.  IX.— 22.  X.  15  und  am  30.  III.  16.  Sogar  im  Grand 
Bois  bei  Chazelles,  einem  Laubwald  der  Ebene,  in  dem  sich  nur 
ganz  wenige  Koniferen  eingesprengt  finden,  verriet  sich  einer  durch 
Rufe  am  17.  III.  17.  —  Vogesen:  Im  Mai  und  Juni  oft  (wohl 
stets  den  gleichen)  in  der  Umgebung  des  Climont  gehört  und  ge- 
sehen. Ferner  rief  einer  am  4.  IV.  17  im  B.  devant  les  Hereaux 
nördl.  Markirch. 


XIII,  3,  I  Stresemann :  Zwischen  Verdiin  und  Beifort.  281 

1918   J 

87.  Jynx  t.  torquilla  L.  —  Wendehals. 
Lothringen:  1915  und  1916  war  ein  Paar  zur  Brutzeit  in 

den  Obstgärten  Vals  zu  hören.  1915  vernahm  ich  den  Ruf  erst- 
malig am  19.  IV. 

88.  Asio  0.  otus  (L.).  —  Waldohreule. 
Lothringen:    Im  Misch-   und   besonders   im  Nadelwald  des 

Vogesenfußes  gewiß  ein  häufiger  Brutvogel,  wenn  man  auch  dort 
seine  Stimme  weit  seltener  vernimmt  als  die  des  Waldkauzes. 
Die  Art  nistet  ebenso  im  Laubwald  der  Ebene*  ein  Junges  aus 
dem  B.  des  Pretres  bei  Verdenal  sah  ich  Anfang  Juli  1915. 
v.  Besserer  (p.  8)  vermochte  die  Waldohreule  wiederholt  durch 
Nachahmen  einer  Maus  ganz  nahe  heranzulocken.  Eine  andere, 
sehr  eigenartige  Methode  lernte  ich  durch  Herrn  Veterinär  Klügel 
kennen.  Ich  gebe  meine  Tagebuchaufzeichnungen  des  4.  I.  16 
wieder:  „Bei  einbrechender  Dämmerung  biegen  wir  in  den  alten 
Tannenforst  unterhalb  St.  Sauveur  ein;  Klügel  will  mir  einmal 
seine  Eulen  vorführen,  von  denen  er  schon  viel  erzählt  hat.  Wir 
setzen  uns  im  Walde  an  der  Straße  Norroy— La  Boulaie  an  und 
warten  bis  ^Iß  Uhr;  es  herrscht  ein  unsicheres  Zwielicht.  Nun 
nimmt  Klügel  einen  langen,  weichen  Grashalm,  klemmt  ihn  zwischen 
die  nebeneinander  gelegten,  schwach  gekrümmten  Daumen,  so  daß 
er  von  den  Ballen  und  Endphalangen  festgehalten  wird  und  da- 
zwischen ein  Spalt  freibleibt,  und  bläst  ihn  in  Stößen  von  wechseln- 
der Stärke  an:  der  langgezogene,  schaurig  klagende  Paarungs- 
ruf des  Waldkauzes  schallt  laut  durch  die  abendliche  Stille: 
huhuu  huhuhuhuu.  Fast  im  gleichen  Augenblick,  wie  auf  einen 
Zauberscblag,  umgaukeln  uns  geisterhaft  5  oder  6  Eulen,  die  ich, 
wie  alle  folgenden,  für  Waldkäuze  halte.  Noch  ein  paar  Mal  läßt 
Klügel  seinen  Lockruf  ertönen,  immer  klagender,  schriller  —  und 
gleich  sind  wir  von  einem  großen  Schwärm  umgeben:  von  allen 
Seiten  nahen  die  gespenstischen  Vögel  durch  das  Waldesdunkel 
unserem  Versteck,  als  zöge  der  unwiderstehliche  Gesang  der 
Sirenen  sie  an.  Ihre  Zahl  zu  schätzen  ist  schwer,  da  nie  alle 
gleichzeitig  sichtbar  sind:  aber  es  mögen  mehr  als  40  sein.  Die 
Wiederholungen  des  kläglichen  Heulens,  das  Klügel  geschickt  zu 
variieren  weiß,  machen  sie  vollends  toll.  In  engen  Kreisen  flattern 
und  schweben  sie,  als  graue  Schatten  erscheinend,  durch  die 
kleine  Lichtung  über  uns,  lassen  sich  mit  fast  über  dem  Rücken 
zusammengeschlagenen  Flügeln  aus  Wipfelhöhe  bis  dicht  über 
unsere  Köpfe  herabfallen,  weichen  gewandt  einander  aus,  ver- 
schwinden für  Augenblicke  hinter  den  Baumkronen  und  sind  gleich 
darauf  wieder  da  —  gleich  einem  großen  Schwärm  riesenhafter 
tanzender  Mücken.  Kein  Geräusch  ist  bei  alledem  zu  hören;  nur 
dann  und  wann  schlägt  eine  gegen  die  Telephondrähte,  die  längs 


282  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  1   ^^  '     ™* 

L  Cfßs.  Bay. 

der  Straße  gespannt  sind.  Keine  einzige  macht  den  Versuch,  in 
den  Bäumen  zu  fußen.  Nachdem  wir  uns  eine  Weile  an  dem 
seltsamen  Schauspiel  ergötzt  haben,  gibt  Klügel  einen  Schuß  ab, 
ohne  in  der  Dunkelheit  zu  treffen.  Doch  lassen  sich  die  Eulen 
dadurch  kaum  beirren.  Erst  ein  zweiter  und  dritter  Schuß  ver- 
grämt sie  nach  und  nach.  Wir  versuchen  dann  unser  Glück  an 
einer  anderen  Stelle,  6  Uhr  abends,  bei  nahezu  völliger  Dunkel- 
heit, und  da  hole  ich  eine  aus  der  Luft  herunter.  Ich  traue 
meinen  Augen  kaum :  kein  Waldkauz  ist's,  sondern  eine  Waldohr- 
eule! Offenbar  haben  alle  dieser  Art  angehört."  5.  I.  16:  „Nach 
Einbruch  der  Dunkelheit  locken  wir  auf  den  Feldern  zwischen 
Parux  und  Petitraont  unter  einer  freistehenden  Baumgruppe  Eulen 
auf  die  gestrige  Weise:  einige  eilen  herbei,  in  etwa  Meterhöhe 
über  den  Wiesen  dahinstreichend  und  sich  erst  unmittelbar  vor 
uns  in  größere  Höhe  erhebend.  Ich  schieße  eine:  wieder  eine 
Waldohreule.  Eine  andere,  die  in  der  Nähe  aufbäumt,  ist  von  der- 
selben Art."  An  anderen  Stellen,  so  in  der  Nähe  von  Bremenil, 
habe  ich  dieses  unterhaltende  Spiel  noch  im  März  und  April  mit 
vollstem  Erfolge  wiederholt;  aber  die  Eulen  erschienen  nie  in 
solchen  Mengen  wie  am  4.  I.,  wo  wir  uns  offenbar  in  der  Nähe 
einer  großen  Versammlung  Überwinternder  aufgestellt  hatten.  Die 
beiden  Erlegten  erwiesen  sich  als  cT  und  5;  beide  hatten  genau 
die  gleiche  Flügellänge:  297  mm.  —  Der  Waldkauz  scheint  auf 
diese  Nachahmung  seines  Paarungsrufes  nicht  zu  zeichnen.  In 
der  Umgebung  der  Climonthöfe,  wo  allabendlich  Waldkäuze  riefen, 
Waldohreulen  dagegen  zu  fehlen  schienen,  kam  in  der  zweiten 
Maihälfte  1917  nicht  eine  einzige  Eule  auf  mein  Blasen  hin  herbei. 
—  Wo e vre:  Eine  traf  ich  im  Nov.  1916  im  Wald  bei  der 
Amblemont-Ferme. 

89.  Strix  a.  aluco  L.  —  Waldkauz. 
Lothringen:   Ihre  Rufe   hörte   ich  im   B.  de  Bläraont   und 
regelmäßig    an   vielen   Stellen    des   Misch-   und   Nadelwaldes   am 
Vogesenfuß.   —   Vogesen:   Eine  größere  Anzahl   rief  an   stillen 
Abenden  in  den  Wäldern  beim  Climont. 

90.  Falco  columharius  aesalou  Tunst.  —  Merlin. 
Lothringen:  Am  1.  I.  16  erschien  unweit  Bremenil  ein 
Merlin,  von  einer  Rabenkrähe  hartnäckig  angegriffen  und  verfolgt. 
V.  Besserer  führt  diese  Art  nicht  an;  doch  ist  der  ,.Baumfalke", 
den  er  am  27.  XL  93  sah,  gewiß  nichts  anderes  gewesen  als  ein 
Merlin. 

91.  Falco  t.  tinnunculus  L.  —  Turmfalke. 
Lothringen:  Im  Sommer  nur  bei  Blämont  gesehen,  wo  sich 
im   Juli  1915   1  Paar   beständig   im   Umkreis    der   hochragenden 


■^^^^'^'  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  283 

1918    J  ^  "^ 

Burgruine  aufhielt.  Überwintert  vereinzelt:  5.  XI.  14  1  bei  Barbas, 
23.  XL  14  1  bei  Rixingen,  1.  XII.  14  1  bei  Lördiingen,  11.  I.  17 
1  bei  Langd,  12.  I,  17  3  einzelne  zwischen  Langd  und  Ibingen, 
25.  I.  17  1  bei  Blämont.  Im  Frühjahr:  18.  III.  17  1  am  Clair 
Bois.  —  Vogesen:  Im  September  1916  waren  öfters  zwei  Turm- 
falken an  den  kahlen  steinigen  Hängen  des  nördlichen  Steinbergs 
(1200  m)  zu  sehen. 

92.  Buteo  b.  buteo  (L.).  —  Mäusebussard. 

Lothringen:  Jeden  Sommer  waren  einige  Paare  im  Gebiet 
zu  sehen.  Im  Winter  zeigte  ihre  Zahl  keine  auffällige  Verände- 
rung. —  Woevre:  16.  XI.  1  bei  Mouaville,  5.  XII.  1  bei  Herme- 
ville.  Unter,  zwei  im  Dezember  1916  bei  Rouvres  geschossenen 
gehörte  einer  der  hellen  Phase  mit  rahmfarbener  Unterseite  an.  — 
Vogesen:  Ein  Paar  den  ganzen  Sommer  über  am  Climont,  ein 
anderes  über  Lubine. 

93.  Circus  c.  cyaneus  (L.).  —  Kornweihe. 
Lothringen:   Die  Kornweihe  scheint  sich    in   2  Paaren  im 

Gebiet  fortgepflanzt  zu  haben.  Über  den  weiten  Wiesen  der  Albe- 
niederung,  welche  bei  Chazelles  die  eigene  von  der  feindlichen 
Stellung  trennt,  konnte  ich  mich  als  Artilleriebeobachter  im  Juni 
und  Juli  1915  oft  an  dem  Anblick  eines  Paares  erfreuen.  Ein 
zweites  war  in  den  gleichen  Monaten  in  der  Vezouse-Senke  zwischen 
Fremonville  und  Haute -Seille  zu  sehen.  In  Deutsch-Lothringen 
fand  sie  bisher  nur  Clevisch  (p.  82)  brütend.  Einige  Male  begegnete 
ich  der  Art  im  Winter:  am  27.  XL  14  stieg  eine  aus  dem  Schilf 
des  Rixinger  Weihers  auf  und  strich  niedrig  über  den  See  hin ; 
bei  ihrem  Erscheinen  verschwand  ein  Haubentaucher  blitzschnell 
unter  Wasser.  5.  XII.  14  sah  ich  eine  über  den  Feldern  bei 
Mulsach,  13.  und  18.  XII.  14  eine  weitere  überm  Großen  Frade- 
Weiher  bei  St.  Georg.  Unter  diesen  Wintervögeln  befand  sich 
kein  graues  cT. 

94.  Accipiter  n.  nisus  (L.).  —  Sperber. 
Lothringen:   Nur  im  Herbst  und  Winter  gesehen:   23.  XL 
und  2.  Xn.  14;  19.  IX.,  1.  XL,  24.  XL  und  6.  XII.  15. 

95.  Milvus  m.  migrans  (Bodd.).  —  Schwarzer  Milan. 
Lothringen:  Am  3.  VIII.  15  kreisten  zwei  über  Hattingen. 
V.  Besserer  traf  die  Art  auch  bei  Duß  den  Sommer  über. 

96.  Perfiis  a.  apivorus  (L.).  —  Wespenbussard. 
Lothringen:  Bei  Val  sah  ich  einen  am  20.  VI.  15;  er  dürfte 
in  der  Nähe  gebrütet  haben.     Bei  Duß  horstet  der  Wespenbussard 
nach  V.  Besserer  ziemlich  häufig. 


284  Stresemann :  Zwischen  Verdun  und  Beifort,  1  ^^^^-  ^'^^' 

*  L  Ges.  Bay. 

97.   Ciconia  c.  ciconia  (L.).  —  Weißer  Storch. 

Lothringeu:  Schon  frühzeitig  ist  der  Storch  in  Lothringen 
ausgerottet  worden.  Holandre  vermag  1836  nur  anzugeben,  daß 
er  Durchzügler  im  Moseldepartement  sei.  Spätere  Autoren  wissen 
von  Versuchen  zu  berichten,  sich  nahe  der  elsässischen  Grenze 
wieder  anzusiedeln.  1862  nennt  ihn  Godron  (p.  377)  einen  Brut- 
vogel Pfalzburgs.  d'Hamonville  (p.  330)  behauptet  noch  1895, 
daß  sich  dort  1  Paar  fortpflanze,  scheint  sich  dabei  jedoch  ledig- 
lich auf  Godron  zu  stützen,  denn  v.  Berg  sagt  im  gleichen  Jahr 
ausdrücklich,  daß  der  Storch  seit  1884  nicht  mehr  in  Lothringen 
brüte.  Auch  heute  steht  in  Pfalzburg  kein  Nest,  wie  ich  mich 
Ende  März  1916  selbst  überzeugte.  1889  hat  der  Storch  Brut- 
versuche in  Bitsch  und  einem  Nachbarort  gemacht,  ist  aber  bald 
wieder  abgezogen  (Kieffer  1901,  p.  6).  Seitdem  hat  mau  nichts 
mehr  von  lothringischen  Brutstörchen  gehört.  Um  so  erfreulicher 
ist  es,  daß  1915  und  1916  1  Paar  inmitten  der  Stadt  Saarburg 
Junge  aufgebracht  hat.  Ich  selbst  hatte  leider  keine  Gelegenheit, 
mir  das  Nest  anzuschauen,  erfuhr  jedoch  diese  Tatsache  von  mehreren 
Seiten.  Wahrscheinlich '  hat  der  Storch  dieses  Nest  schon  seit 
vielen  Jahren  bezogen,  denn  Dr.  Parrot  sah  ihn  schon  im  Jahre 
1899  vom  Zuge  aus  bei  Saarburg  und  vermutete  „sein  dortiges 
Brüten  (II.  Jahresber.  Orn.  Vereins  München,  p.  10).  Über  Bremenil 
erschienen  am  4.  III.  16  1,  am  14.  III.  16  3  Durchzügler. 

98.  Anser  sp.  —  Wildgans. 
Lothringen:  28.11  15  Flug  von  25,  21.  IIL  16  Flug  von 
über  100  Stück  am  Vogesenrand  bei  Bremenil  nach  N.  überhin. 
Bei  d'Hamonville  lesen  wir  (p.  278),  daß  alle  herbstlichen  Gänse- 
züge, die  durch  Lothringen  kommen,  nur  ein  Ziel  haben:  den 
Stock weiher,  dem  sie  alle  zuströmen,  und  wo  sie  zwischen  dem  1. 
und  5.  Oktober  ankommen,  um  ihn  erst  zu  verlassen,  wenn  er  zu- 
gefroren ist.  Alljährlich  sollen  so  Hunderte  von  Gänsen  sich  dort 
zusammenfinden.  Diese  Angaben  bedürfen  sehr  der  Nachprüfung. 
Nicht  ein  einziger  Schwimmvogel  war  auf  dem  vollkommen  offenen 
Wasserspiegel  zu  sehen,  als  ich  den  Stockweiher  am  9.  I.  17  be- 
suchte; die  gleiche  Enttäuschung  erlebte  ich  tags  darauf  auf  dem 
Weiher  von  Gunderchingen.  —  Woevre:  Veterinär  Klügel  beob- 
achtete am  23.  XII.  16  einen  Flug  von  15  Gänsen,  die  niedrig 
über  Bechamp  zogen. 

99.  A7ias  p.  platyrhijnclios  L.  —  Stockente. 

Lothringen:  Im  Winter  waren  regelmäßig  einige  auf  kleinen 

Fischteichen  bei  Cirey  anzutreffen.     Ferner  sah  ich  6  am  16.  XL  14 

auf  dem  Weiher  von  Hattingen,  15  lagen  am  23.  XI.  14  auf  dem 

Eis  des  völlig  zugefrorenen  Weihers  von  Folkringen,  und  mehrere 


XIII,  3,  Stresemann :  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  285 

1918   J 

bemerkte  ich  am  13.  XII.  14  auf  dem  Großen  Frade- Weiher  bei 
St.  Georg. 

100.  Nyroca  fuligula  (L.).  —  Reiherente. 

Lothringen:  Auf  dem  Ostzipfel  des  Weihers  von  Gun- 
derchingen   sah   ich   am    13.  und  18.  XII.  14   2  Reiherenten,   am 

22.  XII.  14  mehrere  cTcT  und  $$. 

101.   Olaucionetta  c.  clangula  (L.).  —  Schellente. 

Lothringen:  Ein  cT  ad.  hielt  sich  am  22.  und  noch  am 
25.  XII.  14  auf  dem  Weiher  von  Gunderchingen  auf. 

102.  Podiceps  c.  crisiatus  (L.).  —  Haubentaucher. 

Lothringen:  27.  XL  14  einer  auf  dem  Rixinger  Weiher. 

103.  Podiceps  r.  ruficollis  (Pall.).  —  Zwergtaucher. 

Lothringen:  18.  XIL  14  2,  25.  XIL  14  3  Stück  auf  dem 
Weiher  von  Gunderchingen.  27.  XIL  16  1  im  Schilf  der  Flußarme 
in  den  Metzer  Moselanlagen. 

104.   Vanellus  vanellus  (L.).  —  Kiebitz. 

Lothringen:  21.  XI.  14  ein  Flug  von  15  Stück  auf  den 
Wiesen  bei  Rixingen. 

105.  Scolopax  r.  rusticola  L.  —  Waldschnepfe. 

Woevre:  Ende  X.  und  2.  XL  mehrere  in  den  Wäldern  bei 
Affleville  und  Aix. 

106,  Larus  ridibundus  L.  —  Lachmöve. 

Lothringen:  Von  Mitte  XL  bis  Mitte  I.  keine  an  den  Weihern 
gesehen,  dagegen  27.  XII.  16  eine  ansehnliche  Schar  auf  der  über- 
schwemmten Metzer  Wiese. 

107.  Megalornis  g.  grus  (L.).  —  Kranich. 

Woevre:  Ende  X.  16  sah  Veterinär  Klügel  mehrere  Tage 
lang  einen  Flug  von  5  auf  den  unter  Wasser  stehenden  Wiesen 
bei  Affleville. 

108.  Oallinula  eh.  chloropus  (L.).  —  Grünfüßiges  Teichhuhn. 

Lothringen:  1.  XIL  15  1  an  der  Vezouse  bei  Val,  27.  XII.  16 
1  im  Schilf  der  Moselarme  bei  Metz. 

109.  Fidica  a.  atra  L,  —  Bläßhuhn. 
Lothringen:  1914:  20.  XL  auf  einem  Teich  bei  Hablutz  2; 

23.  XL  auf  dem  Eis  des  völlig  zugefrorenen  Weihers  von  Folk- 


286  Stresemann :  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  TVerh.  Orn. 

|_  Ges.  Bay. 

ringen  1;  26.  XI.  auf  dem  stellenweise  noch  offenen  Weiher  von 
Eixiügen  14,  27.  XI.  daselbst  4;  9.  XII.  auf  dem  Weiher  von 
Gunderchingen  5,  13.  XII.  daselbst  27,  18.  XII.  daselbst  20,  22.  XII. 
daselbst  15;  13.  XII.  auf  dem  Großen  Frade-Weiher  bei  St.  Georg  20. 
—  1917:  9.,  10.  und  12.  I.  keine  auf  dem  eisfreien  Stockweiher 
und  dem  Gunderchinger  Weiher. 

110.  Columha  p.  palamhus  L.  —  Ringeltaube. 

Lothringen:  Nicht  häufig,  jedoch  in  den  meisten  Wäldern 
einzelne  Brutpaare.  Ankunft:  1915  gurrten  die  ersten  im  B.  de 
Quimont  am  15.  III.,  1916  hörte  ich  dort  die  erste  am  16.  III,  — 
Durchzug:  30.  X.  14  3  einzelne  über  den  B.  de  Blämont  hin; 
18.  III.  16  10  bei  Val  nach  NO.  Überhin,  14.  III.  17  8  bei  Hallo- 
ville  nach  NW.  überhin;  25.  IV.  17  gegen  30  in  einem  kleinen 
Feldgehölz  bei  Blämont.  —  Wo e vre:  5.  XL  16  Flug  von  8  im 
B.  de  Rouvres.  —  Vogesen:  Wenige  Paare  brüteten  in  der 
weiteren  Umgebung  des  Climont. 

111.  Columha  o.  oefias  L.  —  Hohltaube. 

Lothringen:  Brutvogel  an  mehreren  Stellen  des  Vogesen- 
fußes  im  Buchen-  und  Mischwald.  Am  21.  V.  16  strichen  mehrere 
bei  der  Ruine  Türkstein  aus  Bruthöhlen  in  alten  Buchen  ab.  Von 
den  im  B.  de  Quimont  und  B.  de  la  Haie  St.  Pierre  nistenden 
Paaren  hörte  ich  zum  erstenmal  Rufe  1915  am  27.  IIL,  1916  am 
21.  III.  Die  volle  Besiedlung  schien  1915  erst  Mitte  April  erreicht 
worden  zu  sein. 

112.  Streptopelia  t.  turtiir  (L.),  —  Turteltaube. 

Lothringen:  Nur  dreimal  bemerkt:  8.  VIL  15  eine  im  Park 
von  Schloß  Türkheim  bei  Blämont,  13.  VII.  15  eine  bei  Fremon- 
ville,  4.  VI.  16  Gurren  in  einem  Laubwäldchen  bei  Val. 

113.  Pliasianus  colchicus  L.  —  Jagdfasan. 

Lothringen:  Fasane  waren  in  der  Umgebung  von  Val  und 
Schloß  Chatillou  ziemlich  zahlreich  und  wurden  oft  geschossen. 
Wahrscheinlich  sind  sie  dort  vom  Besitzer  des  Schlosses  Chatillon 
erst  seit  jüngerer  Zeit  gehegt  worden,  denn  d'Hamonville  weiß 
1895  noch  nichts  von  ihrem  dortigen  Vorkommen. 

114,  Perdix  p.  perdix  (L.).  —  Rebhuhn. 

In  Lothringen  und  der  Woevre  gleich  häufiger  Standvogel. 

115.  Coturnix  c.  coturnix  (L.).  —  Wachtel, 

Lothringen:  Zur  Brutzeit  hörte  ich  Wachtelschlag  in  den 
Vezouse wiesen  bei  Val,  bei  Bertrambois,  bei  Verdenal  und  in  den 


YTTT     Q     \ 

Q  «     I  Stresemann:  Zwischen  Verdun  und  Beifort.  287 

Albewiesen   bei   Chazelles.     Noch   am   4.  X.  15   schoß    Veterinär 
Klügel  eine  bei  Val. 

116.  Tetrao  u.  urogallus  L.  —  Auerhuhn. 

Lothringen:  Überall,  aber  spärlich  in  den  Nadelwäldern  des 

Vogesenfußes. 

117.  Lyrurus  tetrix  juniperorum  Brehm.  —  Birkhuhn. 

Lothringen:  Nach  Döderlein  (1898  p.  66)  ist  das  Birkwild 
früher  Standvogel  in  den  Vogesen  gewesen,  jedoch  ausgerottet  und 
erst  neuerdings  wieder  mit  Erfolg  künstlich  eingebürgert  worden. 
Nachkommen  solcher  ausgesetzten  Stücke  sind  jedenfalls  die  Birk- 
hähne gewesen,  die  von  Offizieren  meiner  Division  wiederholt  in 
den  Waldungen  bei  Schloß  Chatillon  gesehen  wurden. 

118.  Bonasa  b.  bonasia  (L.).  —  Haselhuhn. 

Lothringen:  In  den  Nadel-  und  Mischwaldungen  des  Vogesen- 
fußes  nicht  gerade  selten.  —  Vogesen:  Im  Sommer  1917  mehr- 
fach in  den  Waldungen  der  Umgebung  des  CUmont  gesehen; 
3  Stück  am  8.  IX.  16  im  Wachholderdickicht  des  Strohberges. 

Literatur. 

1895     Frhr.  von  Berg,   Ornithologische  Beobachtungen  aus  Elsaß-Lothringen 

1885—1892.     Ornis  VIIJ,   Heft  3,  p.  252—322. 
1898     Ders.,  Ornithologische  Beobachtungen  aus  Elsaß-Lothringen  für  1893 — 1897. 

Ornis  IX,  p.  329-411. 

1895  Frhr.  von  Besserer,   Ornis  der  Umgebung  von  Dieuze  in  Lothringen. 

Ornis  VIII,  Heft  1,  p.  1—32. 
1771     J.-P.  Buchoz,  Aldrovandus  Lotharingiae.     Nancy  et  Paris. 
1901     A.  Clevisch,    Beiträge   zur   Avifauna   von    Lothringen.      IL  Jahresber. 

Orn.  Vereins  München  für  1899—1900,  p.  80—88. 
1867     Degland  &  Gerbe,  Ornithologie  europ^enne.     Paris. 

1896  L.  Döderlein,    Beobachtungen    über   einige    im    Elsaß    lebende   Tiere. 

Mitth.  Philom.  Gesellsch.  Els.-Lothr.,  4.  Jahrg.,  IL  Heft,  p.  1—3. 

1898  Ders.,  Die  Tierwelt  von  Elsaß-Lothringen,  In:  Das  Reichsland  Elsaß- 
Lothringen.  Landes-  und  Ortsbeschreibung.  Herausgg.  vom  Statistischen 
Bureau  des  Ministeriums  für  Elsaß-Lothringen.  I.  Teil.  Straßburg 
1898-1901. 

1910  J.  Gen  gl  er,  Ornithologische  Beobachtungen  in  und  um  Metz.  Natur 
und  Offenbarung  (Münster  i.  W.)  Vol.  56,  p.  228—242,  266—284, 
339-360. 

1916  Ders.,  Kriegsbeobachtungen  aus  Belgien  und  Frankreich.     Journ.  f.  Orn. 

LXIV,  p.  398-412. 
1862     D.  A.  Godron,  Zoologie  de  la  Lorraine.     Mem.  de  l'Acad.  de  Stanislas. 

Nancy. 
1895     Baron  L.  d'Hamonville,    Les    Oiseaux   de   la   Lorraine.     M^m.    Soc. 

Zool.  de  France  VIII,  p.  244  -  344. 

1917  R.  Heyder,    Einige    Gelegenhcitsbeobachtungen    an    der  Vogelwelt   der 

Aveiteren  Umgebung  von  Verdun  (Frankreich).     Orn.  Monatsber.  XXV, 
p.  121—128. 


288  Stresemann :  Zwischen  Verdun  und  Beifort. 


[Verh.  Orn. 
Ges.  Bay. 


1836  J.  Holandre,  Faune  du  d^partement  de  la  Moselle.  Metz  (zuerst  er- 
schienen im  Almanach  du  departement  de  la  Moselle,  Metz  1825 
und  1826). 

1851  Ders. ,  Catalogue  des  animaux  vert^br^s,  observes  et  recueillis  dans  le 
d^partement  de  la  Moselle.  Bull,  de  la  Soc.  d'Hist.  Nat.  du  dep.  de  la 
Moselle,  6feme  cahier,  Metz  1849/50,  p.  87—132. 

1901  J.-J  Kieffer,  Observations  ornithologiques.  Bull,  Soc.  d'Hist.  Nat.  de 
Metz  (2)  IX,  p.  1—8. 

1834  L.  Land  b eck.  Systematische  Aufzählung  der  Vögel  Württembergs. 
Correspondenz-Blatt  des  Kgl.  Württemb.  Landwirthsch.    Vereins  1835. 

1899     R.  Paquet  (Neree  Qu^pat),  Ornithologie  du  Val  de  Metz.     Paris  et  Metz. 

1914  R.  Scheicher,  Ornithologische  Ausflüge  in  die  Umgebung  von  Freiburg 
(i.  Br.)  und  in  die  Südvogesen.     V.O.G.B.  XII,  p.  53—86. 

1917  L.  Schuster,  Über  das  Vorkommen  der  Ammern  in  Nordostfrankreich. 
Orn.  Monatsber.  XXV,  p.  160- 1Ü3. 


XTII  3   I 

'    '  I  Stadler  und  Schmitt:  Bauniläufergesänge.  289 


Analyse  der  Baumläufergesänge. 

Von 

H.  Stadler  und  C.  Schmitt  (Lohr). 

A.  Grartenbaumläufer  {Cevthia  brachydnctyla 

hvavhydactyla  Brehm). 

Dem  angehenden  Vogelstimmenbeobachter  ist  die  Analj'^se  des 
Gesangs  dieses  Baumläufers  sehr  anzuraten.  Der  Vogel  ist  ein 
gutes  Beobachtungsobjekt,  besonders  im  ersten  Frühling.  Da  tönt 
sein  Gesang  fast  ununterbrochen.  Wir  haben  ihn  die  einfache 
Strophe  ohne  jede  Veränderung  schon  50  mal  hintereinander  vor- 
tragen hören.  Sein  Gesang  ist  so  schmetternd,  daß  die  anderen 
ohnehin  in  dieser  Zeit  wenig  sangeslustigen  Vögel  den  Knirps 
nicht  unterkriegen. 

Da  die  Strophe  sich  neben  ihrer  fast  völligen  Unveränderlich- 
keit  außerdem  noch  durch  ihre  Kürze  auszeichnet,  fast  überall, 
auch  in  unmittelbarer  Nähe  von  menschlichen  Wohnungen  zu 
hören  ist,  unserem  natürlichen  rhythmischen  Gefühl  sehr 
naheliegt  und  nur  gute  Tone  enthält,  haben  wir  sie  ein- 
mal, als  wir  sie  viele  Male  hintereinander  singen  hörten,  zum 
Gegenstand  folgenden  Lehrgesprächs  gemacht. 

I.  Rhythmus. 

1.  Wie  viel  Töne  enthält  der  GesangV 
Sieben, 

2.  Unterscheiden  sich  diese   7  Töne  bezüglich  ihrer  Länge? 
Ja,  es  sind  schnellere  und  langsamere  Töne  vorhanden. 

3.  Wo  stehen  die  schnelleren? 
In  der  Mitte  der  Strophe. 

4.  Wo  die  langsameren? 

Am  Anfang  und  am  Schluß. 

5.  Wie  viel  langsamere  Töne  sind  zu  unterscheiden? 
Zwei  und  einer. 

ß.  Wie  viel  Töne  erscheinen  als  kurze? 

Vier. 
7.  Welche  Notenwerte  entsprechen  diesen  schnelleren  Tönen  ? 

Sechzehntel. 

19 


I  \^prli   Orii 
290  Stadler  und  Schmitt:  Baumläufergesänge.  I 

|_  Ges.  ßay. 

8.  Welche    Notenwerte   entsprechen    den    zwei    langsameren 
Anfangstönen  und  dem  Schlußton? 

Achtel. 

9.  Nun  sollt  ihr  mit  Noten,   die  in   gleicher  Höhe  (also  auf 
einer  Linie)  stehen,  den  Gesang  des  Baumläufers  notieren! 

IL  Die  Melodie. 

10.  Nun  aclitet  darauf,  ob  die  Töne  wirklich  alle  in  gleicher 
Höhe  stehen? 

Nein. 
IL  Wie  viele  Hochtöne  sind  vorhanden? 
Zwei. 

12.  Wo  stehen  diese? 

In  der  Nähe  des  Anfangs  und  am  Schluß. 

13.  Wo  steht  der  tiefste  Ton? 
Bei  den  Sechzehntelnoten. 

14.  Der  wievielste  Ton  ist  er  in  der  Gesamtreihe? 
Der  fünfte. 

15.  Achtet  auf  das  Steigen  und  Fallen  der  Melodie! 

16.  Zeichnet  mit  einer  Linie  die  Bewegung  der  Melodie! 


17.  Setzt  nun  die  Noten  ein! 


^m^ 


Wie  nennt  man  Tonfiguren  von  der  Art  dieser  Sechzehntel- 
bewegung in  der  Musik? 
Doppelschlag. 

in.  Metrik. 

18.  Nun  wollen   wir  die  am   stärksten  betonten  Noten  fest- 
stellen. 

Die  2.  und  die  letzte  Note  werden  am  stärksten  betont. 

19.  Ihr  wißt  vom  Gesangunterricht,  daß  vor  dem  Ton,  der  am 
stärksten  akzentuiert  wird,  der  Taktstrich  zu  setzen  ist.     Setzt  ihn ! 

20.  Nun  seht  ihr,   daß   eine  Änderung  unserer  Schreibweise 
eintreten  muß. 

Welche? 


^i\m\l  ■''■''■ 


XIII,  3,  I  Stadler  und  Schmitt:  Baumläufergesänge.  291 

der  letzte  Ton  darf  nicht  mit  der  Sechzehntelgruppe  verbunden 
werden. 

21.  Jetzt  sollt  ihr  die  Taktbezeichnung  einsetzen. 
s/s  Takt. 

IV.  Die  Tonhöhe. 

22.  Die  2  Hochtöne  sind  mit  der  Vogelpfeife  zu  bestimmen. 
Sie  sind  5  gestrichnes  g. 

23.  Bestimmt  den  Anfangstou,  der  etwas  tiefer  liegt. 
Er  ist  5  gestrichnes  f. 

24.  Sucht  nun  den  Tiefton  der  Sechzehntelgruppe  zu  be- 
stimmen ? 

Er  ist  e^. 

25.  Tonumfang? 

Die  Terz  e^—g^. 

26.  Wieviele  Töne  liegen  zwischen  dem  Hoch-  und  Tiefton? 
Zwei. 

27.  Entsprechen  die  Intervalle  also  den  unseren? 
In  dieser  Vogelstrophe  ja. 

V.  Vortragsweise. 

28.  Achtet  auf  Bindungen! 

Die  Sechzehntelgruppe  ist  mit  dem  letzten  Ton  gebunden; 
die  zwei  ersten  Töne  werden  mehr  stakkatiert  gebracht. 

29.  Tonstärke? 
Forte. 

30.  Tempo? 

Die  zwei  ersten  Töne  und  der  Schlußton  sind  schnelle 
Achtel.  Die  Länge  der  Strophe  beträgt  ein  und  eine  halbe  Se- 
kunde.    Wir  haben  also   etwa  das  Tempo  Allegretto. 

VI.  Phonetik. 

31.  Welches  ist  der  lautliche  (phonetische)  Eindruck  —  der 
Text  des  Lieds? 

Der  Text   ist   mit    unseren  menschlichen  Sprachlauten    sehr 

schwierig  wiederzugeben.     Vielleicht  könnte  man  sagen,  die  Baum- 

,     ^  ,      ,  ,  ,  ^  .       di  d,  di d,     ^^      ,.  •   i 

läuferstrophe  höre  sich   an  etwa  wie : 1  —  ueu  -i.    Das  Lied- 

^  s  s    s         s 

chen  stellt  ein  wenn  auch  liliputanisches  Musikstück  dar  — 
Töne  lassen  sich  aber  mit  Vokalen  und  Konsonanten  nur  höchst 
unvollkommen  nachahmen.  Daher  läßt  sich  das  Liedlein,  das  so- 
gut  wie  nicht  nachgesprochen  werden  kann,  auf  einem  geeigneten 
Instrument  vorzüglich  spielen,  nämlich  auf  Orgelpfeifchen  aus  dem 
Register  Salizional.     Damit  kommen  wir  zu  der 

19* 


292  Stadler  und  Schmitt:  Baumläufergesänge.  fVerh.  Orn. 

|_  Ges.  Bay. 

VII.  Klangfarbe. 

32.  Diese   ist   im    ersten  Ton    und   in   den  zwei  Hochtöuen 
scharf,  metallisch,  in  der  Sechzehntelfigur  etwas  stumpfer. 

VIII.  Die  endgültige  Schreibung 
ist  demnach  33 


•*r    y*" 


mit  den  darunter  zu  setzenden  Silben  -i  -i  -i  üeü  -i 

s    s    s  s 

Hier  brach  das  Lehrgespräch  ab  —  ohne  das  Thema  erschöpft 
zu  haben.  Es  fehlt  noch  eine  Besprechung  der  Varianten  und 
Dialekte,  sowie  des  einschlägigen  Schrifttums. 

IX.  Varianten  und  Dialekte. 

Die  Strophe  des  Gartenbaumläufers  wird  individuell  sehr  selten 
abgeändert.  Wir  haben  Brutvögel  verhört  in  Süd-,  Mittel-  und 
Norddeutschland,  bei  Amsterdam,  im  Böhmischen  Erzgebirge,  am 
Langen-  und  Genfersee;  wir  hören  jeden  B'rühling  und  in  jedem 
Herbst  Durchziehende  singen  im  Main-  und  im  Regnitztal  —  der 
Gesang  ist  bei  allen  gleich  bis  in  die  kleinsten  Einzelheiten  hinein 
—  gebaut  nach  ein  und  demselben  Schema,  eben  dem,  das  unsere 
Schreibung  zeigt.  Nur  der  erste  Ton  wird  bisweilen  etwas  tiefer 
gebracht,  und  die  Zahl  der  abwärts  ziehenden  Stakkatesechzehntel 
ist  hie  und  da  —  jedoch  selten  —  vermindert,  so  daß  Notenbilder 
entstehen  wie  diese: 

k  k  ^t.  ^c;     Si  ^UL  &      «^^  ±£  eto  A- 

Ein  einziges  Mal  hörten  wir  noch  eine  andere  Abweichung, 
am  25.  V.  1915  im  Ungeheuren  Grund  bei  Friedrichrode: 


^IPüxT' 


Das  letzte  Sechzehntel  war  ein  kleines  Rollercheu.  Diese 
Variante  sang  der  Vogel  oft,  ebenso  oft  aber  auch  die  gewöhnliche 
Strophe. 


XIII,  3, 

1918 


Stadler  und  Schmitt:  Baumläufergesänge. 


293 


Besonders  auffallend  erschien  uns  immer  das  starre  Festhalten 
all'  der  vielen  von  uns  verhörten  Einzeltiere  an  der  absoluten 
Tonhöhe  f^  g^  e^  g^\ 

Wenn  man  jedoch  die  Certhien  südlicher  Gegenden  verhört, 
ändert  sich  das  Bild  etwas.  In  Tessin  singen  zahlreiche  Garten- 
bauraläufer  wie  unsere;  da  es  jedoch  Mitte  April  war  zur  Zeit 
unserer  Beobachtungen,  so  vermuten  wir  mit  gutem  Grund,  daß 
wir  nördliche  Tiere  vor  uns  hatten,  die  nur  durchzogen.  Andere 
Brachydactylae,  nämlich  am  Langensee,  die  wir  für  die  dortigen 
Brutvögel  halten  möchten,  unterscheiden  sich  im  Gesang  von 
unsern  Baumläufern  recht  ohrenfällig.  So  sang  ein  Gartenbaum- 
läufer am  18.  IV.  1914  östlich  von  Tenero  (bei  Locarno),  in  der 
Krone  einer  Weide  auf  Wiesenland: 


—  stets  dieses  kleine  Lied. 


Am  9.  IV.  1914  sang  einer  in  Locarno,  im  Pappel-Erlen-Hain 
am  See: 


.  «, 


Diesen  beiden  Strophenarten  ist  gemeinsam,  daß  das  Kern- 
stück verkürzt  ist  (daß  ihre  Sechzehntel  reduziert  sind  auf  zwei), 
daß  der  letzte  Hochton  höher  ist  als  der  zweite  —  einmal  um 
eine  kleine  Sekunde,  einmal  um  eine  (nicht  immer  genaue)  Quart, 
und  daß  dem  Schluß  abwärts  gerichtete  Achtelfiguren  angehängt 
sind  in  der  Tonhöhe  der  Sechzehntel  des  Mittelstücks. 

Ein  anderer  sang  geradezu  einen  Übergang  zwischen  unserem 
gewohnten  Lied  und  der  Langensee-Lokalform. 


fi 


294 


Stadler  und  Schmidt:  Baumläufergesäage. 


[Verh.  Orn. 
Ges.  Bay. 


Das  ist  ein  sehr  wenig  variiertes  Liedchen  unsrer  einheimischen 
Vögel  mit  Wiederholung  des  Tonpaars  des  Strophenschhisses  und 
Weghissung  des  Auftakts. 

Am  15.  Juni  1914  weilten  wir  in  Le  Petit  Bornand,  einem 
Dorf  Hochsavoyens.  In  einem  Obstgarten,  am  Aufstieg  zu  dem 
Hochplateau  der  Cenise,  sang  ein  Baumläufer  viele  Male  die  Strophe: 


e.7''s 


Man  sieht:  das  Liedchen  hat  die  größte  Ähnlichkeit  mit  der 
gewöhnlichen  Cer^Äm-Strophe,  jedoch  die  Tonhöhe  weicht  auf- 
fallend ab.  Der  Auftakt  ist  Cg,  der  erste  akzentuierte  Ton  ist 
fi?5,  das  Mittelstück  liegt  zwischen  g^,  und  e^\  das  überraschendste 
aber  ist  der  Schlußton.  Dieser  ist  ungeheuer  hoch,  weit  draußen 
über  f/g?  der  höchsten  Pfeife,  die  wir  damals  bei  uns  hatten. 
Wir  hatten  den  bestimmten  Eindruck,  die  nächst  höhere  Oktav  von 
5^5,  also  sechsgestrichnes  (/,  zu  hören. 

Klang,  Vortrag,  Tempo,  Tonstärke  dieser  verschiedenen  süd- 
lichen Varianten  waren  genau  die  unsrer  deutschen  Vögel.  Da 
wir  die  Sänger  nur  flüchtig  sehen  konnten,  so  muß  zunächst  dahin- 
gestellt bleiben,  ob  wir  hier  einen  Baumläufer-Dialekt  oder  die 
Strophen  einer  geographischen  Form  (etwa  von  C.  hrachydactyla 
uUramontana  Hart.?)  vor  uns  hatten. 

X.  Schrifttum. 

Über  das  Lied  des  Gartenbaumläufers  ist  bereits  eine  kleine 
Literatur  vorhanden,  und  es  verlohnt  sich,  sie  zu  besprechen. 

Naumann,  Naturgeschichte  der  Vögel  Mitteleuropas 
(Neuausgabe)  Bd.  2,  1905,  p.  326,  sagt:  ,,.  .  .  Gesang  .  .  .,  welcher 
.  .  .  einförmig  und  schlecht  genannt  zu  werden  verdient,  indem 
er  nur  aus  einer  Strophe  besteht  und  sich  etwa  durch  die  Silben 
Jichtititirroititerih  oder  Tititititiwüiti  versinnlichen  läßt." 

C.  E.  Hellmayr,  Paridae,  Sittidae,'  Certhiidae,  in: 
Tiereich,  Lief.  18,  1903,  p.  208:  [Sein  Gesang]  „unterscheidet 
sich  von  der  nächsten  Art  [C  famiUaris]  .  .  .,  besonders  .  .  . 
durch  biologische  Merkmale  wie  Stimme,  Aufenthalt  u.  s.w.  .  .  ." 

E.  Hartert,  Die  Vögel  in  paläarktischen  Fauna, 
Bd.  1,  1905,  p.  318;  „Stimme  von  der  von  C.  familiaris  ganz  ver- 
schieden .  .  .,  auch  der  Gesang  ist  lauter  und  härter." 


'    '  j  Stadler  und  Schmitt:  ßaumläufergesänge.  295 

C.  Gr.  Fridericli,  Naturgeschichte  der  deutschen 
Vögel,  5.  Aufl.  bearbeitet  von  Alexander  Bau,  1905,  p.  148: 
„Einen  kurzen  Gesang,  der  einen  heiteren  Charakter  hat,  läßt  das 
Männchen  im  B'^rühjahr  hören,  ungefähr  wie:   „bibibibiboiteritih"." 

Otto  Kleinschmidt,  Die  Singvögel  der  Heimat,  1913, 
p.  82:  „Gesang  individuell  verschieden,  doch  im  Klangbild  ähnlich, 
etwa  ditt  deh  di  leh  lih,  im  Klettern  (anscheinend  seltener  im 
Sitzen?)." 

In  den  „Verhandlungen  der  Ornithol.  Gesellschaft 
in  Bayern  ist  unter  „Materialien  zur  bayerischen  Ornithologie" 
der  Baumläufergesang  mehrfach  mit  Silben  notiert  als:  si  siri  si 
oder  si  si  siri  si. 

Mit  diesen  sehr  allgemein  gehaltenen  Urteilen  oder  Silben- 
schreibungen ist  nicht  viel  anzufangen:  sie  vernachlässigen  voll- 
ständig die  Tonhöhe  und  vor  allem  den  Rhythmus  und  die  Melodie- 
linie, das  wesentliche  und  wichtigste  an  jedem  Gesang.  Man  muß 
aber  den  genannten  Autoren  zugute  halten,  daß  sie  in  ihren 
systematischen  Werken  genauere  Gesangsanalysen  auch  gar 
nicht  geben  wollen. 

In  der  Spezial- Literatur  ist  der  Gesang  der  C.  h.  brachy- 
dactyla  behandelt  worden  von  Voigt,  Hesse,  Kr  über,  den 
Verfassern,  Fenk,  Hoffmann. 

Alwin  Voigt,  Exkursionsbuch  zum  Studium  der 
Vogelstimmen,    6.  Aufl.    1913,    schreibt    (p.   107):    „.  .  .  sein 

kurzes,  aber  charakteristisches  Liedchen  ...  —  — .  ^*—  (ti  tit 
irriti  N.)  oder  """*•"  pfeift's  da  bald  hier,  bald  dort;  zeitweise 
hörte  ich  regelmäßig  diese  kurzen  Strophen,  andere  Male  eine 
um  2  oder  3  Töne  längere,  z.  B.  """""'•."■_,  die  gestreckten 
Töne  von  demselben  Klange,  wie  die  oben  beschriebenen  auffällig 
klaren  Titi,  wenn  auch  etwas  kürzer  gehalten,  der  zweite  und 
vorletzte  als  Höhepunkte  betont.  Als  große  Seltenheit  beobachtete 
ich,  daß  ein  kleiner  Baumläufer  beständig  die  Schlußfigur  ver- 
doppelte, also  titi  tiaritiariti." 

Voigt's  Schreibungen  kommen  der  unsrigen  sehr  nah.  —  — .  ^'— 

zeigt  zwei  längere  Anfangstöne,  den  Schlußton  in  der  Höhe  des 
zweiten  Tons,  und  3 — 4  schnellere  Töne  in  der  Mitte,  deren  erster 
tiefer  liegt  als  der  zweite  „gestreckte"  Ton.  Abweichend  von 
unsrer  Notierung  ist  in  diesem  Notenbild  Voigt's:  die  Töne  der 
Einleitung  liegen  auf  der  gleichen  Tonstufe,  der  letzte  Ton  der 
schnelleren  Tonfigur  ist  der  Hochton  der  Strophe.  —  Seine 
zweite  und  dritte  Schreibung  decken  sich  fast  vollkommen  mit  der 

unsrigen.    In   """■*."    setzt  er,    ganz  wie  wir,  den  Anfangston 


29<)  Stadler  und  Schmitt:  Bauraläufergesänge.  rVeih.  Orn. 

|_  Ges.  Bay. 

tiefer  als  den  zweiten  Ton,  den  Schlußton  in  gleiche  Höhe  mit  dem 
zweiten  Ton,  und  bereits  den  ersten  Ton  des  Mittelstücks  tiefer  als 
den  Hochton.  Im  Mittelstück  hört  er  nur  drei  Töne,  was  wir  nicht  als 
Regel  bezeichnen  möchten.  Bei  der  Schnelligkeit,  mit  der  diese 
Figur  gebracht  wird,  kann  eben  leicht  ein  Hörfehler  mit  unter- 
laufen.   Seine  dritte  Schreibung    -» -, -^  *#^  *-—    bringt  als  ersten 

Ton  der  Strophe  den  Lockton,  setzt  den  vorletzten  Ton  etwas 
höher  als  den  andern  Hochton  und  läßt  den  abwärtsziehenden 
kleinen  Lauf  in  der  Lage  des  ersten  Hochtons  beginnen.  Als 
Abschluß  der  Strophe  erscheint  noch  ein  tiefer  Ton,  tiefer  als  der 
erste  Tiefton.  Es  wäre  das  ein  Seitenstück  zu  unsern  Beobach- 
tungen am  Langensee. 

Was  uns  an  Voigt's  Notierungen  auffällt,  ist,  daß  der  Baum- 
läufergesang so  variieren  soll.  Was  wir  an  deutschen  Certhien 
haben  singen  hören,  hat  uns  hundertmal  bewiesen,  daß  nicht  leicht 
an  einem  Strophentypus  so  starr  und  gleichmäßig  festgehalten  wird 
wie  an  dem  der  hrachydactyla. 

E.  Hesse,  Zum  Gesang  von  Certkia,  in:  Ornithol. 
Monatsber.  1907,  Nr.  3,  p.  37  ff.  Hesse  unternimmt  hier  zum 
erstenmal,  die  Verschiedenheit  der  Gesänge  unsrer  beiden  Baum- 
läuferarten mit  schematischen  Schreibungen  vor  Augen  zu  führen. 
„Von  dem  eigentlichen  Liedchen  sind  nun  zwei  Typen  zu  unter- 
scheiden, einer,  der  eine  Reihe  trillerartige  Töne  aufweist  [C. 
familiaris\  und  ein  solcher,  der  derartige  Töne  entbehrt,  [C. 
brackydactjjla].  Dieser  letztere  .  .  .  bildet  eine  ganz  charakte- 
ristische Tonfigur.  Li  seiner  Vollendung  besteht  dieses  Liedchen 
aus  acht  Tönen;  von  selbigen  liegen  die  ersten  fünf  gewöhnlich 
abwechselnd  einen  halben  bis  ganzen  Ton  auseinander,  wobei  der 
dritte  die  tiefste  Lage  hat,  daran  schließt  sich  ein  etwas  in  die 
Höhe  gezogener  Ton,  dem  endlich  nocli  zwei  folgen,  von  denen 
der  Schlußton  meist  wieder  einen  halben  Ton  herabfällt;  ich  möchte 
es  mit  den  Silben  „tititutitiroiti"  wiedergeben,  die  zweite,  vierte 
und  siebente  Silbe  gewöhnlich  etwas  stärker  betont  und  hervor- 
gehoben, Ton  6  und  7  beinahe  verschmolzen,  das  Ganze  gebunden 

und  lückenlos  vorgetragen;  in  Zeichenschrift:  Fig.  L  ^-^^^^^m.^^/^'m 

Die  Tonhöhe,  bis  zu  welcher  der  höchste  Ton,  also  der 
siebente,  emporsteigt,  ist  individuell  schwankend,  was  schon  früher 
Voigt  festgestellt  hat,  das  Intervall  kann  „zwischen  Sekunde  und 
Sexte  variieren."  Von  diesem  Schema  hört  man  nun  kleine  Ab- 
weichungen, indem  z.  B.  die  ersten  beiden  Töne  gleich  hoch, 
manchmal  auch  ein  wenig  abgehackt  sein  können,  oder  der  vierte 
Ton  ganz  wegfallen  kann,  so  daß  das  Liedchen  dann  nur  aus  sieben 
Tönen  besteht,  wie  es  Voigt  .  .  .  darstellt ;  kanstant  bleibt  jedoch 


-^^■'^^' ^'  I  Stadler  und  Schmitt:  Baumläufergesänge.  297 

1918    J 

die  sich  in  obenerwähntem  Intervall  bewegende  Schlußfigur  der 
letzten  vier  Töne.  Naumann  schreibt  u.  a.  „Tititititiwüiti",  das 
stimmt  in  der  Silbenzahl  (8)  mit  meiner  Angabe,  nur  ist  die  dritte 
Silbe  als  tiefste  nicht  besonders  gekennzeichnet  und  anstatt  „ro" 
steht  in  der  sechsten  „wü"." 

Mit  dieser  Transkription  und  Beschreibung  können  wir  uns 
nicht  vollsändig  einverstanden  erklären.  Es  ist  gewiß  nicht  die 
Regel,  daß  die  ersten  fünf  Töne  abwechselnd,  so  wie  Hesse's 
Fig.  1  es  zeigt,  einen  halben  bis  ganzen  Ton  auseinanderliegen, 
oder  daß  der  dritte  die  tiefste  Lage  hat.  Die  Höhe  des  höchsten 
Tons  bezw.  der  beiden  Hochtöne  haben  wir  nur  im  Süden  etwas 
schwankend  angetroffen.  Akzentuierung  des  vierten  Tons  ist  uns  bis- 
her noch  nicht  vorgekommen.  Ton  6  ist  an  Ton  7  nicht  inniger 
gebunden  als  an  Ton  5.  Eine  Sext  als  Intervall  der  hrachijdactijla- 
Strophe  müssen  wir  als  eine  ungemeine  Seltenheit  bezeichnen. 
Wir  möchten  bezweifeln,  daß  ein  achter  tieferer  Schlußton  im 
Liedchen  unsrer  einheimischen  Baumläufer  die  Regel  bilde.  Vor 
allem  läßt  Hesse's  Melodielinie  die  so  sehr  charakteristische 
Gliederung  des  Mittelstücks  vermissen,  und  seine  Beschreibung 
enthält  über  den  Rhythmus  kaum  eine  Andeutung. 

P.  Kr  über,  Über  den  Gesang  von  Certhia  famüiaris  L. 
und  Certhia  hrachydactyla  Br.  (Ornithol.  Monatsschr.  35,  1910, 
Nr.  3)  schreibt  auf  p.  157:  „.  .  .  das  kurze,  prägnante  Motiv 
seines  Paarungsrufes.  Er  besteht  .  .  .  aus  einer  kurzen  Reihe 
halb  zwitschernder,  halb  pfeifender  Laute,  die  sich  statt  durch 
„ti  ti  ti"  auch  ebensogut  auch  „zi  zi  zi"  wiedergeben  lassen  .  .  . 
Darauf  folgt  ein  kurzes,  trillerndes,  nach  unten  gezogenes 
zierrro  und  dann  ein  nach  oben  gezogener  i-Laut,  der  auf  der 
Höhe  betont  wird,  und  dem  fast  immer  ein  etwas  tieferer 
Schlußton  folgt  .  .  .  Dieses  Liedchen  .  .  .  wird  .  .  .  nie  ver- 
doppelt; auch  sind  die  Veränderungen  nur  unbedeutender  Art, 
so  daß  der  Kern  des  Motivs  stets  unverändert  bleibt." 

Krubers  Beschreibung  läßt  den  Rhythmus  ziemlich  gut  er- 
kennen. Sein  Ausdruck  „trillernd^'  könnte  vielleicht  zu  Miß- 
verständnissen führen.  Das  Wesen  des  Trillers  besteht  darin, 
daß  zwei  nicht  ganz  nah  beieinander  liegende  Töne  schnell  ab- 
wechselnd nach  einander  gebracht  werden.  Die  Sechzehntelfigur 
des  Mittelstücks  ist  aber  nichts  weniger  als  ein  Triller.  Die 
Wahrnehmung,  daß  dem  letzten  Hochton  fast  immer  noch  ein  etwas 
tieferer  Schlußton  folgt,  ist  bemerkenswert.  K.  hat  im  Riesen- 
gebirg  beobachtet.  Da  wir  selbst  das  bisher  niemals  gehört  haben 
bei  den  süd-  und  mitteldeutschen  sowie  holländischen  und  Genfer 
Brutvögeln,  so  scheint  ein  tieferer  Schlußtou  vielleicht  als 
Dialekt  den  mehr  östlich  wohnenden  Gartenbaumläufern  eigen- 
tümlich zu  sein. 


298 


Stadler  und  Schmitt:  Baumläufergeeänge. 


[Verh.  Orn. 
Ges.  Bay. 


Wir  selbst  haben  in  „Studien  über  Vogels timmeu"  Journal 
f.  Ornithol.  1913,  Aprilheft),  und  in  „Studien  über  Vogel- 
stimmen nach  neuen  Gesichtspunkten"  (Ardea  1914,  p.  40 
und  41)  Schreibungen  der  brach i/daetyla-Stvo^he  gebracht.  „Vom 
Waldbaumläufer"  —  es  soll  heißen:  vom  Gartenb  aumläufer  — 
sagten  wir  (a.  a.  0.)  „hört  sich  das  taktmäßige,  scharf  klingende 
kurze  Liedchen  so  an: 


[/" 


1. 


2. 


Nr.  2  ist  ein  abnorm  verkürztes  Lied.  Strophe  1  ist  fast 
genau  die  von  uns  p.  292  geschriebene  Form;  jedoch  ist  sie  etwas 
zu  hoch  angesetzt.  Ein  Hörfehler  veranlaßte  uns  damals,  den 
zweiten  Ton  als  Viertelnote  zu  schreiben.  So  verschob  sich  die 
Taktbezeichnung.  Dieser  zweite  ist  aber  in  Wahrheit  ein  Achtel, 
weshalb  wir  heut  Ys^akt  notieren. 

In  der  „Ardea"  1914  haben  wir  auf  p.  40  die  Strophe  des 
Gartenbaumläufers  und  des  Schwarzkehlchens  geschrieben. 


a  b 

Baumläufer        Schwarzkehlchen 

Die  Beschreibung  auf  p.  41  lautet:  „Die  auf  der  vorigen  Seite 
stehenden  Strophen  vom  Gartenbaumläufer  .  . .  a,  und  vom  schwarz- 
kehligen Wiesenschmätzer  {Saxicola  torquata  rubicola  [L.])  b, 
zeigen  große  Ähnlichkeit.  An  einem  Auftakt  bei  b,  einem  Vor- 
schlag bei  a  schließt  sich  der  am  stärksten  akzentuierte  Hochton 
an.  Zu  dem  am  Schluß  stehenden  etwas  weniger  betonten  Hoch- 
ton führt  eine  Notenfigur,  die  in  der  Musik  den  Namen  Mordent 
führt  (oo).  In  der  Strophe  des  Schwarzkehlchens  zeichnet  sich 
diese  Mordent  aus  durch  große  Klangarmut,  daher  sind  die  Noten- 
köpfe durchstrichen  ...  —  er  hört  sich  an  wie  eine  heisere 
Baumläuferstrophe.   —   Lage,   Tonspannuug    und    Tonstärke    der 


XIII,  3,  j  Stadler  und  Schmitt:  Baumläufergesänge.  299 

beiden  Arten  sind  jedoch  konstant  verschieden  —  Baumläufer  (j^ 
bis  etwa  e^  und  forte,  Schwarzkehlchen  Cg  bis  d^  und  nif  ..." 

Was  uns  heut  an  dieser  Schreibung  {a)  nicht  gefällt,  ist  die 
Bewertung  des  Auftakts  als  Vorschlags,  die  Stakkatierung  der 
Sechzehntel  und  das  Fehlen  des  Bindebogens  vom  ersten  Sech- 
zehntel zum  Schlußton.  Das  Laufen  des  Bogens  über  der  ganzen 
Strophe  besagt,  daß  diese  als  Phrase  angesehen  werden  kann 
(Phrasierungsbogen).  Die  Schwierigkeit,  schnell  ablaufende  Ge- 
sänge in  sehr  hoher  Tonlage  genau  zu  erfassen,  macht  es  be- 
greiflich, daß  uns  kleine  Fehler  unterliefen,  solang  wir  noch  nicht 
die  Übung  und  Sicherheit  von  heute  hatten. 

Reinhold  Fenk:  Zum  Gesang  von  Certhia  (Ornithol. 
Monatsber.  23,  1915,  Nr.  11,  p.  70ff.):  „.  .  .  der  Gesang  ...  des 
Gartenbaumläufers  .  .  .  sechs-  bis  sieben  silbig,  selten  achtsilbig 
(wenn  man  nicht  anstatt  der  vorletzten  hinaufziehenden  beiden 
Töne  deren  drei  bis  vier  hört)  habe  ich  mir  gemeinhin  mit 
„titidatitterih"   (titi  ri(i)iti,   tititerriti  und   ähnlich)  bezw.  „titida- 

ul 

ditteritih  (titidatiteri(i)iti)"  notiert  und  zwar  finde  ich  sowohl  das 
Hesse'sche  Schema  .  .  .,  als  auch  in  anderen  Fällen  die  Alwin 
Voigt'sche  .  .  .  durchaus  zutreffend,  wobei  noch  zu  bemerken  ist, 
daß  das  sonst  recht  taktgemäße  Liedchen  bei  verschiedenen  Vögeln 
doch  etwas  verschieden  klingt,  ja  es  sogar  von  einzelnen  Baum- 
läufern verschieden  moduliert  wird,  so  u.  a.  von  einem  Stück,  das 
am  28.  Mai  1914  bei  Erfurt  meist  ,,didideldittittih  (dididelditterih)" 
sang,    mehrmals    aber    auch    zweimal    aufbog,     so    daß    es    wie 

,  di^\lel^^del^^^"  (Silbe  3  und  5  kurze  Nachschläge  der  betonten 
2  und  4)  anhörte." 

Diese  umständliche  Beschreibung  schweigt  sich  über  die  Haupt- 
sache: Rhythmus,  Melodielinie,  Tonhöhe  vollkommen  aus.  Unbe- 
greiflich  ist  uns   außerdem,   wie  Fenk  das     di^Mel^^del^^^"  ^^^ 

Variante   der   Strophe    -    1   f  •  o  ?    t^    ansehen  kann.    Dieses 

„di^^el^Mel^^^^^"?  das  bisher  noch  niemand  beschrieben  hat  oder 
auch  nur  erwähnt  zu  haben  scheint,  wird  von  unsern  unterfränki- 
schen Gartenbaumläufern  oft  gebracht;  es  hat  mit  der  gewöhn- 
lichen Strophe  nicht  das  mindeste  zu  tun  und  ist  gar  keine  Strophe, 
sondern  eine  Rufreihe,  in  der  die  Locktöne  abwechselnd  in  zwei 
verschiedenen  Lagen  gebracht  werden.  Sie  läßt  sich  sehr  schön 
in  Noten  wiedergeben  und  mit  Salizionalpfeifchen  nachpfeifen. 


300  Stadler  und  Schmitt:  Baumläufergesänge.  1 

L  Ges.  Bay. 


>     >^  > 


■^it?j-^^P^?I^r^-»-ri' 


D.  li.:  Zwei  stakkatierte  Töne,  die  um  eine  kleine  Sekunde, 
eine  kleine  Terz,  eine  Quart  auseinanderliegen,  werden  schnell 
gereiht.  Als  Tonhöhen  haben  wir  festgestellt  f^—d^,  e^  cs^,  fis  ^ 
cis^.  Klanglich  sind  es  die  schönen  metallischen  Lockrufe  des 
Vogels. 

W.  Schmidt  beschreibt  in  den  Ornithol.  Monatsber.  1910, 
p.  91/92  als  Gesang  von  C.  famiUaris  den  von  hrachydaetyla,  mit 
den  Zeichen  von  Hesse  und  zahlreichen  Silbennotierungen,  die 
sämtlich  lediglich  Hörvarianten  ein  und  derselben  Strophen- 
gattung sind. 

Werner  Hagen  (Zur  Biologie  und  Faunistik  unserer 
Cer^Äm-Arten,  Journ.  f.  Ornithol.  Bd.  65,  1907,  Festschrift  für 
Reichenow)  sagt  auf  p.  76:  „Es  ist  ein  „kurzes",  „taktmäßiges", 
„stereotypes"  Liedchen,  das  aus  klaren,  hellen  Pfiffen  besteht  und 
laut  und  scharf  akzentuiert  vorgetragen  wird.  .  .  .  Modulationen 
fand  ich  recht  selten  .  .  .  Ich  notierte  folgende  Typen:  „ditriti, 
tititroiti,  titidüiti,  titatiträiti,  titiroiti,  tititiroiti,  tititiwiti,  titätitriiti, 
ditititriiti,  tititidrüiti,  diditridi,  zizitütetriiti."  —  Die  Kennzeich- 
nung als  kurz,  taktmäßig  und  stereotyp  ist  richtig;  die  Silben- 
schreibungen bringen  nichts  weiter  als  Schwankungen  des  Hör- 
eindrucks und  lassen  jede  Angabe  über  Rhythmus,  Tonspannung, 
Melodielinie  vermissen. 

Bernhard  Hoffmann:  Beitrag  zur  Kenntnis  von  Certhia 
famiUaris  L.  =  C.  mncrodactyla  Brehm  (Oi-nithol.  Monatsschr. 
1916,  Nr.  2,  p.  82 ff.)  bringt  die  Strophe  von  C.  hrachydaetyla  mit 
Notenzeichen  ohne  Linien,  in  Klischees, 

auf  p.  82  \J  y I  U   ^^        ,,,f  p.  ^lU    U   ^    ^^ 

Er  wiederholt  dieselbe  Schreibweise  in  einer  Studie:  „Die 
verschiedenen  Methoden  der  Darstellung  von  Vogelstimmen"  (Journ. 


XIII,  3,1  Stadler  und  Schmitt:  Baumläufergesänge.  301 


1918 

f.  Oruithol.  65,  1917,  Heft  1).  Hier  führt  er  die  Bauraläuferstroplie 
als  Beispiel  der  Phrasierung  im  Vogelgesaog  auf  und  sagt  (p.  72): 

„Im  einfachen  Liedclien  des  Hausbanmläufers    L-4    '^  ^     <^ 

werden  die  ersten  zwei  Töne  meist  gebunden  {legato),  die  oächsten 
zwei  mehr  gestoßen  (staccato),  die  folgenden  zwei  Töne  aber  wieder 
sehr  gebunden  vorgetragen,  welche  Vortragsweisen  bekanntlich 
durch  Bogen,  bezw.  durch  Punkte  dargestellt  werden,  die  man 
über  die  betreffenden  Noten  setzt." 

Der  Vergleich  mit  unsrer  Schreibweise  ei'gibt  das  gemein- 
schaftliche: zwei  Töne  iu  Achtelbewegung  am  Anfang;  ihnen  folgen 
vier  Sechzehntel,  auf  diese  ein  einzelner  Schlußton.  Ergibt  den 
Unterschied:  die  völlige  Außerachtlassung  der  so  eindringlich  her- 
vortretenden Änderungen  in  der  Melodieführung  —  der  charakte- 
ristischen Melodielinie;  in  beiden  Notenbildern  ist  der  so  auffallende 
Wechsel  der  Tonhöhe  kaum  angedeutet;  nach  dem  unterlegten 
Text  müßten  in  der  Schreibung  p.  82  die  Töne,  die  den  Silben 
reu  entsprechen,  tiefer  gesetzt  werden  —  hier  steckt  ein  Wider- 
spruch zwischen  „Text  und  Melodie". 

Die  Schreibungen  Hoffmann's  sind  nach  unsi-er  Meinung  zum 
mindesten  unvollständig.  Die  von  ihm  verhörten  Gartenbaum- 
läufer haben  nicht  anders  gesungen  als  unsere,  und  er  sagt  selbst 
auf  p.  82,  daß  „der  bekannte  Ruf  von  C.  hrnchydactyla  zizi 
zizireuizi  .  .  .,  wie  allgemein  bekannt  ist,  nur  ganz  geringe 
Schwankungen  zeigt".  Es  wäre  höchst  sonderbar,  wenn  gerade 
seine  Vögel  auf  Melodie  nicht  viel  gegeben  hätten.  Wir  hätten 
von  H.  auch  gern  etwas  über  die  Tonhöhe  der  Baumläuferstrophen 
gehört.  Nach  unsrer  Meinung  dürfte  der  Stimmen  forscher  über 
dieses  ebenso  interessante  wie  wichtige  Moment  nicht  still- 
schweigend hinweggehn.  Die  Bestimmung  der  Tonhöhe  gelingt 
zudem  bei  einiger  Übung  leicht,  wenn  man  ein  geeignetes  In- 
strumentarium verwendet:  als  solches  hat  sich  uns  ein  Satz  von 
Orgelpfeifchen  (Register  Salizional)  von  der  Tonlage  y^  bis  d^ 
vorzüglich  bewährt,  und  wir  haben  dieses  Verfahren  in  drei  Ab- 
handlungen empfohlen,  die  den  Spezialforschern  bekannt  sind 
(Journ.  f.  Ornithol.  1913,  p.  383— 394;  Ardea  1914,  p.32ff.;  British 
Birds  8,  1914,  p.  2—8).  Hoffmann  selbst  empfiehlt  solche  Zinn- 
pfeifchen auf  p.  85/86  seiner  Arbeit  im  Journ.  für  Ornithol.  1917. 


302  HeUmayr:  Miacellauea  Ornithologica  III.  fVerh.  Orn. 

|_  Ges.  Bay. 


Miscellanea  Ornithologica  IIP). 

Von 

C.  E.  Hellmayr. 

VIII.  Die  Formen  von  Rhodinocichla  rosea  (Less.). 

Unlängst  hat  sich  E.  Hartert  ^)  mit  den  geographischen  Rassen 
dieser  eigenartigen  Vogelform,  die,  im  System  vielfach  umher- 
geworfen, nach  den  neuesten  anatomischen  Untersuchungen  H.  L. 
Clark's  ^)  als  aberrante  Tangare  anzusehen  sein  dürfte,  in  gewohnt 
gründlicher  Weise  beschäftigt  und  eine  kurze  Übersicht  ihrer 
Kennzeichen  gegeben.  Während  wir  seiner  Begrenzung  und  An- 
ordnung der  vier  Formen  durchaus  beistimmen,  vermögen  wir  der 
versuchten  Deutung  des  Lesson'schen  Furnarius  roseiis  nicht  zu 
folgen.  Diese  Art  wurde  von  Lesson  in  der  im  September  1832 
erschienenen,  zweiten  Lieferung  seiner  „Illustrations  de  Zoologie"*) 
nach  einem  männlichen  Exemplar  beschrieben  und  abgebildet  (Taf. 5). 
Als  Fundort  wird  im  Text  „le  Bresil  et  le  district  peu  connu  de 
San-Jose"  bezeichnet,  was  natürlich  ein  Irrtum  war,  da  dieser 
schöne  Vogel  auf  südamerikanischen  Boden  nur  im  nördlichen 
Venezuela  und  in  Colombia  vorkommt.  Hartert  (1.  c.)  behauptet 
nun:  „Lafresnaye ^)  in  his  critical  notes  on  types  in  the  Paris 
Museum  showed  that  the  type  did  not  come  from  Brazil,  but  from 
Colombia",  und  bezieht  infolgedessen  den  Namen  roseus  auf  die 
in  Bogota-Sammlungen  vorkommende  F'orm.  Der  soeben  zitierte 
Satz  Hartert's  beruht  auf  einem  unerklärlichen  Mißverständnis. 
Lafresnaye  spricht  in  der  angezogenen  Arbeit  weder  vom  Typus 
des  F.  roseus  (der  sich  übrigens  gar  nicht  im  Museum  d'Histoire 
Naturelle  befindet)  noch  von  anderen  Typen  des  Pariser  Museums; 
sondern  er  erörtert  mehrere  in  seiner  Privatsammlung  befindliche 
Exemplare,  wobei  er  der  Vermutung  Ausdruck  gibt,  daß  Lesson's 
Fundort    „San    Jose,    Bresil"    falsch    und    das    richtige    Habitat 


')  Siehe  diese  „Verhandlungen"  XIII,  Heft  2,   Septbr.  1917,  p.  188—200. 
'-)  Novit.  Zool.  23,  1906,  p.  229. 
")  Auk,  30,  1913,  p.  11—15. 

*)  Bezüglich  der  Erscheinungsdaten  des  Werkes  siehe  Mathews,  Nov.  Zool. 
18,  1911,  p.  12. 

»)  Rev.  Zool.  8.  1845,  p.  10—11. 


-^^^^'^'  I  Hellmayr:  Miscellauea  Ornithologica  IIT.  303 

„Colombie"  sein  möchte,  aus  welch  letzterem  Lande  er  seine 
Stücke  erhalten  habe.  Für  die  Ermittlung  der  Herkunft  des 
Originals  von  F.  roseus  ist  Lafresnaye's  Artikel  mithin  völlig 
bedeutungslos.  Das  im  Kolorit  nichtssagende  Bild  und  die  wie 
üblich  pompös  gehaltene  Beschreibung  bei  Lesson  könnten  sich 
ebensogut  auf  eine  der  südamerikanischen  Formen  wie  auf  B.  rosea 
eximia  beziehen  und  nützen  uns  gleichfalls  recht  wenig  für  die 
Klärung  der  Frage.  Trotzdem  unterliegt  es  unseres  Erachtens 
kaum  irgendwelchem  Zweifel,  daß  der  Typus  aus  N.-Venezuela 
stammte  und  der  von  Hartert  R.  rosea  imlpina  (Hartl.)  genannten 
Form  angehörte.  Dafür  ist  neben  der  Erwägung,  daß  zur  Zeit 
der  Veröffentlichung  der  Tafel  von  Furnarius  roseus  Colombia  eine 
völlige  Terra  incognita  war^),  noch  ein  anderer  gewichtiger  Um- 
stand bestimmend.  Lesson  gibt  nämlich  denselben  Fundort  „le 
Bresil,  le  district  de  San-Jose"  für  den  Kolibri  Saucerottea  tobaci 
feliciae  (Less.)"'^)  an,  welcher  nachgewiesenermaßen  nur  das  nörd- 
liche Littorale  Venezuelas,  von  Bermudez  bis  Carabobo, 
bewohnt.  Wir  dürfen  daher  mit  hohem  Grade  von  Wahrschein- 
lichkeit annehmen,  daß  Furnarius  roseus  und  Ornisynya  feliciae 
dem  Beschreiber  aus  derselben  Quelle  zugegangen  sind,  und  da 
die  letztgenannte  Art  auf  das  nördliche  Venezuela  beschränkt  ist, 
dürfte  auch  die  Herkunft  des  ersteren  aus  dieser  Gegend  ziemlich 
sicher  sein.  In  Berücksichtigung  dieser  Sachlage  haben  Hell- 
mayr &  Seilern 3)  für  F.  roseus  N.-Venezuela*)  als  terra  typica 
fixiert,  was  Hartert  offensichtlich  entgangen  ist.  Turdus  vulpinus 
Hartl.  betrachten  wir  daher  als  Synonym  von  F.  roseus,  wogegen 
die  Bogota-Form  eine  Neubenennung  erheischt. 

Die   Kennzeichen    und   Verbreitung   der   vier   Formen    seien 
nochmals  kurz  zusammengefaßt. 

a)  Rhodinocichla  rosea  rosea  (Less.). 

Furnarius  roseus  Lesson,  Illustr.  Zool.,  livr.  2,  pl.  5  (^  cf  ad.) 
(Sept.  1832.  —  „il  provient  du  Bresil,  et  du  district  peu 
connu  de  San-Jose",  errore;  Caracas^  N.-Venezuela,  fixiert 
als  terra  typica,  auct.  Hellmayr  &  Seilern  1912). 

Turdus  vulpimis  Hartlaub,  Rev.  Mag.  Zool.  (2)1,  p.  276  (1849.  ~ 
Caracas;  =  $  ad.). 


')  Die  Bogota-Sammlungen  begannen  erst  gegen  Ende  der  30er  Jahre  des 
vorigen  Jahrhunderts  auf  dem  Pariser  Federnraarkt  zu  erscheinen. 

^)  Ornismya  Feliciae  Lesson,  Rev.  Zool.  3,  1840,  p.  72. 

=■)  Archiv  für  Naturgeschichte  75,  A.,  Heft  5,  Sept.  1912,  p.  45,  139,  Fuß- 
note 8. 

*)  Wir  spezifizieren  hiemit  als  näheren  Fundort  Caracas,  woher  damals 
zahlreiche  Vogelarten  nach  Europa  gelangten. 


304  Hellmayr:  Miscellanea  Oruithologica  III.  fVerh.  Oro. 

|_  Ges.  Bay, 

Hah.  —  Littorale  von  Venezuela,  in  den  Staaten  Bermudez 
(Caripe),  Dept.  Federal  (Caracas,  La  Guaira,  S.  Julian),  Carabobo 
(San  Esteban),  Lara  (Tocuyo)  und  Merida  (Ejido). 

Char.  —  cT'  ad.  Ähnelt  in  der  ausgesprochen  (rein)  schiefer- 
grauen Oberseite  der  nordmexikanischen  R.  r.  schistacea,  unter- 
scheidet sich  jedoch  durch  geringere  Größe,  merklich  schwächeren, 
wenn  auch  nicht  immer  kürzeren  Schnabel,  dunkler^)  rosenrote 
Unterseite  und  intensiver  schiefergraue  Körperseiten.  Von  der 
Bogota-Form  unschwer  durch  wesentlich  kürzere  Flügel,  merklich 
hellere,  schiefergraue  Oberseite  und  Weichen  zu  sondern. 

2  ad.  Oberseite  ziemlich  hell  schiefergrau,  etwas  oliv  getrübt; 
Supraloralstreif  und  Unterseite  zimtgelbbraun;  Körperseiten  schiefei*- 
grau,  die  Weichen  stark  olivbräunlich  überwaschen. 
Fünf  c/cT  ad.  .  .  .  al.  81-84;  caud.  83—88;  rostr.  19— 2OV2  mm 
Zwei    22  •'^tl.  .  .  .  al.  77,  79;   caud.  77;  rostr.  20  mm. 

b)  RhodinocicJila  rosea  harterti  11.  sul}Si). 

Hah.  —  Zentral-Colombia:  Bogotä-District. 

Type  im  Zoologischen  Museum,  München:  Nr.  09.  10(57.  cf  ad. 
Bogotä-coU.  ex  Mus.  Dalmas. 

Char.  —  cf  ad.  Ähnlich  R.  r.  rosea,  aber  bei  gleicher  Schwanz- 
und  Schnabellänge  durch  merklich  längere  Flügel  und  wesentlich 
dunklere,  schwärzlichschiefergraue  oder  rußschwärzliche  Färbung 
der  Oberseite  und  Körperseiten  unterschieden.  Überdies  sind  die 
schiefergrauen  Säume  auf  den  Oberflügeldecken  und  Schwingen 
schmäler,  dunkler  und  weniger  abgehoben. 

5  ad.  Oberseite  entschieden  dunkler,  schwärzlicher  grau  als  bei 
R.  r.  rosea  und  ohne  den  olivenfarbigen  Anflug,  der  sich  nur  auf 
den  Oberschwanzdeckfedern  angedeutet  findet.  Supraloralstreif 
und  Unterseite  viel  tiefer  zimtbraun,  Körperseiten  gleichfalls 
dunkler  schiefergrau,  mit  weniger  bräunlicher  Mischung.  Kopf- 
seiten wohl  tiefer  rußschwärzlich. 

Sechs  c/cTad.  al.86— 89;  caud.SöV^— 88V2;  i'ostr.      19\/.,— 21  mm. 
Vier      $$ad.  al.79— 82;  caud.         80—82;  rostr.  18 1/2-!^) V2  mm. 

Obs.  —  Durch  die  dunklere  Färbung  der  Oberseite  und  Körper- 
seiten sowie  durch  die  Reduktion  der  grauen  Säume  auf  den  Flügeln 
vermittelt  diese  Form  den  (Jbergang  zur  zentralamerikanischen 
R.  r.  eximia,  gleicht  aber  in  der  schlanken,  schwachen  Bildung 
des  Schnabels  der  typischen  R.  r.  rosea  aus  Venezuela. 

Ich  widme  sie  dem  bewährten  Forscher  E.  Hartert,  dessen 
kritische  Arbeitsmethode  zur  Vertiefung  des  ornithologischen 
Studiums  in  weiten  Kreisen  angeregt  und  in  erster  Linie  zu  dem 
unleugbaren  Aufschwung  beigetragen  hat,   dessen  sich  die  Pflege 


')  Nicht  heller,  wie  Hartert  lapaii  colami  schreibt. 


^^^^'  ^'1  Hellmayr:  Miscellauea  Oruithologica  III.  305 

1918    J 

unserer  Wissenschaft  seit  einem  Jahrzehnt  auf  unserem  Kontinent 
zn  erfreuen  hat. 

c)  Rhodinociclüa  rosea  eximia  Ridgw. 

Bull.  U.S.  Mus.  Nr.  50,  Part  2,  p.  770  (1902.  —  „Isthmus  of 
Panama  and  north  to  southern  Costa  Rica" ;  terra  typica  nicht 
näher  bezeichnet). 

Hab.  —  Südliches  Zentral-Amerika,  von  Panama  (Lion  Hill) 
durch  Veragua  (Santa  Fe,  Calovevora,  Chitra,  Mina  de  Chorcha) 
und  Chiriqui  (David,  Bugaba,  Boquete)  bis  ins  südwestliche  Costa 
Rica  (El  General,  Terraba,  Boruca,  Buenos  Aires). 

Char.  —  cT  ^^-  Von  7^.  r.  harterti  sofort  unterschieden  durch 
sehr  viel  dickeren  und  höheren  (wenngleich  nicht  konstant  längeren) 
Schnabel,  noch  dunklere,  schieferschwarze  Oberseite,  mehr  schwärz- 
liche Körperseiten  und  weitgehende  Reduktion  der  grauen  Säume 
auf  den  Flügeln,  die  nur  auf  den  großen  Oberflügeldecken  durch 
ganz  feine,  düster  graue  Kanten  angedeutet  sind. 

$  ad.     Sehr   ähnlich  dem   von  R.  r.  harterti^   aber    oberseits 
dunkler,  und  der  Schnabel  sehr  viel  stärker. 
ViercfcTad.  al.  83—88;        caud.  85—89;        rostr.  20^2— 23  mm. 
Ein       $ad.  al.  [mausernd];  caud.  [mausernd];  rostr. 22mm. 

d)  Rhoclinocichla  rosea  schistacea  Ridgw. 

Rhodmociclila  rosea  ß.  schistacea  Ridgway,  Proc.  U.S.  Mus.,  I, 
p.  247  (Dez.  1878.  —  Sierra  Madre  of  Colima;  Rio  Mazatlan, 
W.-Mexico). 

Hab.  —  W.-Mexiko  in  den  Staaten  Sinaloa  (Mazatlan),  Jalisco, 
Colima  und  Tepic. 

Char.  —  cT  ad.  Sehr  verschieden  von  der  geographisch  be- 
nachbarten R.  r.  eximia  durch  liellschiefergraue  (statt  schiefer- 
schwarze) Oberteile,  Hals-  und  Körperseiten,  längere  Flügel  und 
Schwanz,  und  lichtrosenfarbige  (statt  tief  rosenrote)  Unterseite, 
[g  ad.  mir  unbekannt]. 

Ein  cT  ad al  89;  caud.  91;  rostr.  21^3  mm. 

IX.  Ein  neuer  Tyrannide  aus  Bolivia. 
Leptopogon  sttperciliaris  albuliventer  n.  subsj). 

Leptopocjon  superciliaris  (nee  Tschudi)  Sclater  und  Salvin, 
P.  Z.  S.  1879;  p.  613  (Carguarani,  Yungas,  Bolivia);  Allen,  Bull. 
Amer.  Mus.  N.  H.  II,  1889,  p.  85  (Yungas). 

Leptopogon  superciliaris  subsp.,  Berlepsch  &  Stolzmann,  Ornis, 
13,  II,  Sept.  1906,  p.  113  (Huaynapata,  Marcapata,  S.O.-Peru). 

20 


306  Hellmayr:  Miscellanea  Ornithologica  III.  fVerh.  Orn. 

Adidt.  —  Ähnlich  L.  s.  superciliaris  Tschudi^),  aus  Zentral- 
und  Nord-Peru,  aber  leicht  durch  fast  rein  weiße  (statt  rost-  bis 
ockergelbe)  Flügelbinden  und  viel  hellere  Unterseite  zu  unter- 
scheiden. Die  Kehle  ist  mehr  weißlich,  ohne  die  geringste  gelb- 
liche Beimischung;  die  Vorderbrust  auf  hellgraulichem  Grunde  nur 
blaßgelblich  überlaufen  (statt  schwefelgelb  mit  starkem,  olivgrün- 
lichen Anflug);  der  übrige  Unterkörper  ganz  blaß  („naples")  gelb 
oder  gelblich  weiß,  statt  lebhaft  schwefelgelb ;  die  Achselfedern  und 
Unterflügeldecken  gelblichweiß,  statt  rahmfarbig  oder  röstlichgelb. 

cfc^ad.  —  AI.  69—72;  caud.  64—68;  rostr.  12—13^3  mm. 
5 ad.  —  AI.  67;  caud.  64;  rostr.  12*/g  mm. 

Tijpe  im  Zoologischen  Museum,  München:  Nr.  15.  1266  cfad. 
Quebrada  onda,  Yungas  von  Cochabamba,  Bolivia,  Juni  20,  1892. 
Gustav  Garlepp  coli.  Nr.  1833. 

Ilah.  —  Bergwälder  des  nördlichen  Bolivia,  Yungas  von  La 
Paz  (Carguarani,  Cillutincara,  Chaco,  Songo  etc.)  und  Cochabamba 
(Quebrada  onda),  und  des  südlichen  Peru  (Dept.  Cuzco,  Marcapata). 

Obs.  —  Diese  durch  die  helle  Unterseite  scharf  gekenn- 
zeichnete Form  liegt  mir  in  einei-  Serie  von  zehn  Exemplaren  aus 
den  Museen  München  und  Frankfurt  vor.  Ich  hatte  sie  schon 
bei  einer  früheren  Gelegenheit^)  besprochen,  aber  damals  durch 
ein  unbegreifliches  Versehen  mit  dem  typischen  L.  s.  siq^erciUaris 
identifiziert.  L.  superciliaris  wurde  von  Tschudi  sehr  undeutlich 
beschrieben,  und  das  im  ornithologischen  Teile  der  „Fauna 
Peruana"  auf  Tafel  10,  Fig.  2,  gegebene  Bild  könnte  w'ohl  auf 
die  hier  neu  benannte  Form  bezogen  werden.  Allein  der  Typus 
stammt  nach  Tschudi  aus  den  Vorwäldern  des  mittleren  Peru, 
und  wir  wissen,  daß  dieser  Reisende,  außer  im  Küstengebiete  von 
Lima,  nur  in  der  Montana  von  Vitoc  und  bei  Jauja,  Dept.  Junin, 
gesammelt  hat.  Ein  von  mir  untersuchtes  altes  cf  aus  La  Merced, 
Chanchamayo,  Dept.  iJunin,  das  man  somit  als  topotypischen 
L.  superciliaris  betrachten  darf,  stimmt  in  der  Allgemeinfärbung, 
namentlich  in  dem  tiefgelben  Unterkörper  und  olivgrünlichen 
Vorderhals  durchaus  mit  Stücken  aus  N.-Peru  (Huamboj,  O.-Ecuador 
und  Colombia  überein,  und  ist  auf  den  ersten  Blick  von  den  Be- 
wohnern S.O.-Peru's  und  Bolivia's  zu  unterscheiden.  Die  Flügel- 
binden sind  beim  Vogel  aus  La  Merced  hell  rostgelb,  bei  jenem 
aus  Huambo  dagegen  tief  ockerrostgelb,  dabei  etwa  doppelt  so  breit. 
Bei  sieben  Bogota-Vögeln  schwankt  die  Färbung  der  Flügelbinden 
zwischen  lebhaft  Ockerröstlich  (fast  so  dunkel  wie  beim  Huambo- 

*)  Leptopogon  superciliaris  Tschudi,  Arch.  f.  Nalurg.  10,  I,  p.  275  (1844. 
—  Peru;  später,  in  der  Faun.  Peru.  Aves,  1846,  p.  HJl,  gab  der  Autor  „die 
Vorwälder  des  mittleren  Peru"  als  Heimat  an,  womit  zweifellos  die  Montana 
von    Vitoc  gemeint  ist,  welche  wir  somit  als  terra  typica  festsetzen). 

^)  Proc.  Zool.  8oc.  Lond.  1911,  p.  1132. 


YTTT    ^  T 
^^'    '  Hellmayr:  Miscellanea  Ornithologica  III.  307 

Exemplar)  und  hell  Primelgelb.  Das  hellste  Extrem  gleicht  in 
dieser  Hinsicht  dem  neuerdings  abgesonderten  L.  stipercüiaris 
venezuelensis  Hart.  &  Goods.^),  aus  N.- Venezuela  und  Trinidad. 
Zwischen  den  wenigen  Stücken  aus  N.-  und  C. -Peru  und  der  Serie 
aus  Colombia  (Bogota;  Novita,  Chocö)  vermag  ich  keinerlei  be- 
ständige Abweichung  festzustellen,  weshalb  mir  die  Unterscheid- 
barkeit des  L.  poliocephalus  Gab.  &  Heine^)  höchst  fraglich  er- 
scheint. Die  in  W.-Ecuador  heimische  Form  hat  ebenso  lebhaft 
gefärbte  Unterseite  wie  die  Vögel  aus  Colombia  und  zeigt  dieselbe 
Variation  im  Tone  der  Flügelbinden.  Die  wenigen  untersuchten 
Stücke  scheinen  jedoch  weniger  weiße  Mischung  auf  Stirn  und 
Kopfseiten,  und  etwas  schwärzlicheren  Oberkopf  zu  besitzen;  da- 
gegen finde  ich  die  behauptete  geringere  Größe  nicht  bestätigt. 
Das  geringe  Material,  das  ich  vergleichen  konnte,  ist  nicht  aus- 
reichend, um  über  die  Validität  der  west-ecuadorianischen  Form, 
die  L.  siiperciliaris  transandiniis  Berl.  &  TaczJ)  heißen  müßte, 
ein  endgültiges  Urteil  zu  fällen. 

Fünf  alte  Vögel  aus  N.-Bolivia  haben  ausnahmslos  weiße,  nur 
in  einem  Falle  ganz  blaßgelblich  getönte  Flügelbinden,  wogegen 
diese  bei  zwei  jüngeren  Exemplaren  ähnlich  wie  bei  einem  unserer 
Bogota  rahmröstlichgelb  gefärbt  sind.  Die  Unterseite  aber  ist 
bei  allen  sieben  Bälgen  so  blaß  wie  oben  beschrieben.  Zwei  cfcT 
und  ein  g,  alle  ausgefärbt,  aus  Marcapata,  S.O.-Peru,  besitzen 
gleich  den  jüngeren  Individuen  aus  Bolivia  rahmgelbe  Flügelbinden, 
doch  scheint  die  Unterseite  durchschnittlich  wohl  etwas  stärker 
gelblich  überlaufen.  Nach  so  geringem  Material  läßt  sich  natür- 
lich nicht  entscheiden,  ob  es  sich  hier  um  eine  individuelle  Ab- 
weichung oder  ein  schwaches  Hinneigen  zu  den  gelbbäuchigeu 
Formen  aus  den  weiter  nördlich  gelegenen  Gebieten  handelt. 

X.  Bomerkungen  über  den  Typus  von  Pitta  ai^golensis 
Vieill.  und  die  äthiopischen  JPUta-^Qvnx^w. 

Die  erste  Nachricht  vom  Vorkommen  einer  Prachtdrossel  in 
Afrika  verdanken  wir  Sonnini*),  der  einen  von  dem  Eeisenden 
Perrein  im  damaligen  Königreich  Angola  gesammelten  Vogel  als 
„La  Breve  d' Augole"  beschrieb,  ohne  jedoch  der  als  „esp^ce  uou- 
velle"  erkannten  Art  eine  wissenschaftlich  gültige,  d.  h.  lateinische 
Bezeichnung   beizulegen.     Erst   Vieillot-"^),   der  lediglich   Sonnini's 


1)  Nov.  Zool.  24,  Nr.  2,  p.  413  (1917.  —  Cumbre  de  Valencia,  Carabobo, 
N. -Venezuela). 

0  Mus.    Hein.  II,  p.  f);')  (18.Ö9.  —  „Neu  Granada";  =  Bogota). 

^)  Proc.  Zool.  Soc.  Lond.  1883,  p.  553  (1883.   —  Chimbo,  S. W.-Ecuador). 

*)  Nouv.  Dict.  d'Hist.  Nat.  III,  1803,  p.  477. 

=)  Nouv.  Dict.  d'Hist.  Nat.,  nouv.  ^d.,  IV,  1810,  p.  35G. 

20* 


308  Hellmayr:  MisceUanea  Ornithologica  III.  FVerh.  Oru. 

|_  Ges.  Bay. 

Darstellung  in  etwas  gekürzter  Fassung  wiedergab,  benannte  sie 
Pitta  an(/olensis,  ein  Name,  der  jahrzehntelang  für  alle  afrikanischen 
Prachtdrosseln  in  Gebrauch  blieb,  obwohl  Fräser^)  schon  1843 
aus  Sierra  Leone  eine  zweite  Art  als  Pittn  pnlili  aufgestellt  hatte. 
Das  Original  von  P.  augoJensis  gelangte  später  ins  Pariser  Äluseum. 
0.  des  Murs^)  gab  davon  eine  in  mancher  Hinsicht  unzutreft'ende 
farbige  Abbildung.  Das  Jahr  1901  brachte  uns  zwei  Neuentdeckungen 
aus  der  Gruppe  der  Prachtdrosseln,  indem  Reichenow  ^)  Pitta 
lomjijjennis,  Madaräsz  ■*)  die  durch  grüne  Brustfärbung  auffallend 
abweichende  P.  reichenoivi  bekannt  machte. 

Finsch  ^),  der  eine  Prachtdrossel  von  Borna,  Mündungsgebiet 
des  Kongo,  im  Leydener  Museum  ganz  richtig  als  P.  angolensis 
identifiziert  hatte,  erklärte  P.  Jongipennis  für  synonym  mit  Vieillot's 
Art.  Dieser  Auffassung  widersprach  Reich enow^)  und  äußerte  die 
Vermutung,  daß  vielmehr  P.  reichenoivi  mit  P.  angolensis  zusammen- 
fallen dürfte.  Angesichts  dieser  gegensätzlichen  Meinungen  erschien 
die  Nachprüfung  des  Typus  unerläßlich,  da  nur  auf  diesem  Wege 
eine  endgültige  Klärung  der  Frage,  auf  welche  Form  P.  angolensis 
zu  beziehen  sei,  erzielt  werden  konnte.  Als  ich  im  September  1905 
zum  Zwecke  von  Typenstudien  auf  längere  Zeit  nach  Paris  über- 
siedelte, entlieh  ich  die  afrikanische  Pittn-Serm  des  Tring  Museums, 
die  ich  schon  vorher  zusammen  mit  dem  Material  in  London  durch- 
gearbeitet hatte,  um  sie  im  Museum  d'Histoire  Naturelle  mit  dem 
Original  von  P.  angolensis  zu  vergleichen.  Die  sorgfältige  Unter- 
suchung ergab,  daß  P.  angolensis  weder  mit  P,  longipennis  noch 
mit  P.  rcichenowi  identisch  ist,  sondern  eine  besondere  Form  bildet, 
dessen  Verbreitung  augenscheinlich  auf  das  Mündungsgebiet  des 
Kongo  und  die  nördlichen  Teile  von  Angola  (Loanda)  beschränkt  ist. 

Pitta  angolensis  Vieill. 

La  Breve  d' Angole  Sonnini,  Nouv.  Dict.  d'Hist.  Nat.,  III,  1803, 
p.  477  („  .  .  .  trouve  dans  le  royaume  d'Angole,  par  Per- 
rein .  .  ."). 

Pitta  angole7isis  Vieillot,  Nouv.  Dict.  d'Hist.  Nat.,  nouv.  ed.,  IV, 
p.  356  (1816.  —  „dans  le  royaume  d'Angole");  idem,  Tabl. 
enc.  meth.,  Ornith.,  II,  livr.  91, 1822,  p.  685  („dans  le  royaume 
d'Angole");    Des  Murs,  Iconogr.  ornith.,  livr.  8,  1847,  pl.  46 

1)  Proc.  Zool.  Soe.  Loud.  10,  „1842",  p.  190  (Febr.  1843.  —  Port  Lokkoh, 
Sierra  Leone). 

*)  Iconographie  ornith.,  Hvr.  8,  1847,  pl.  46. 

')  Ornith.  Monatsber.  9,  p.  117  (1901.  —  Ipiaua  bei  Langenburg,  Nord- 
küste des  Niassa-Sees). 

*)  Ebenda  p.  133  (1901.  —  „mittlerer  Kongo")- 

')  Not.  Leyd.  Mas.  23,  Nr.  4,  Mai  1903,  p.  20G-210. 

")  V<">gel  Afrikas  II,  p.  722. 


'^^^^'^'  I  Hellmayr:   Miscellanea  Ornithologica  III.  309 

(Abbildiiug   des    im    Pariser   Museum    befindlichen    Typus  ^); 
Sliarpe  &  Bouvier,    Bull.  Soc.   Zool.  France  I,    1876,    p.  45 
(Landana);    Reichenow,    Journ.    f.    Ornith.    25,    1877,    p.  21 
(Chinchoxo);  Finsch,  Not.  Leyd.  Mus.  23,  Nr.  4,  1903,  p.  206 
(Boma),  208  (part.,  excl.  syn.  P.  longipennis). 
Hab.  —  Mündungsgebiet  des  Kongo:  Cabinda  (Landana  [Petit], 
Chinchoxo    [Falkenstein]),    Boma    (Hubrecht);     Angola    (Perrein), 
Distr.  Loanda:  Golungo  Alto,  Canhoca  (Ansorge). 
Nr.  1.   Mus.  Paris,    adult  (gestopft):    „Nr.  3229.    Pitta   aiigolensis 
Vieill.    Type  de  Vieillot.  Type  de  la  planche  46  de  M.  Des 
Murs.    Rapporte  de  la  Cöte  d'Angola,  par  Perrein  et  acquis 
a  Rodriguez  de  Bordeau[x]  en  Tan  12."   —  AI.  120;   caud. 
46;  tars.  32V2;  rostr.  21  mm. 
Nr.  2.  Mus.  Tring:  „d""  ad.  „Golungo  Alto  (Angola),  Jan.  6,  1904. 
Ansorge  coli.  Nr.  9."  —  AI.  120;  caud.  46;   tars.  33;   rostr. 
21  mm. 
Nr.  3.  Mus.   Tring:    „cf"    ad.   „Canhoca   (Angola),   November  13, 
1903.    Ansorge  coli.  Nr.  1109^'.  —  AI.  119;  caud.  43;  tars. 
35;  rostr.  21  mm. 
Nr.  4.   Mus.  Tring:    „$"    ad.    „Canhoca   (Angola),    Nov.  13,  1903. 
Ansorge   coli.    Nr.  1110".    —    AI.  123;    caud.  44;    tars.  34; 
rostr.  2P/4  mm. 

Der  Typus  ist  zweifellos  identisch  mit  den  Angola- Vögeln  des 
Tring  Museums.  Er  gleicht  in  Größe  und  Färbung  vollständig 
dem  cf  ad.  aus  Golungo  Alto  bis  auf  einige  durch  Verbleichen  be- 
wirkte, geringfügige  Abweichungen:  so  erscheinen  Kehle  und  Unter- 
schwanzdecken fast  weiß  (statt  lebhaft  rosenrot),  der  Schnabel 
braun  (statt  schwarz),  und  das  Rot  des  Bauches  ist  auf  einen 
kleinen,  rosa  Fleck  zusammengeschrumpft^}. 

')  Des  Murs  (p.  6  des  Textes  zu  Tafel  46)  sagt  ausdrücklich:  „La  figure 
que  nous  donnous  de  grandeur  naturelle  est  faite  d'apres  l'iudividu  type  de 
la  description  et  de  la  diagnose  de  Vieillot,  Type  conserve  pr^cieusement  dans 
la  coUection  du  Museum  d'Histoire  Naturelle  de  Paris,  avec  cette  note :  ,,Rap- 
portee  par  Perrein,  qui  en  fit  don  ä  un  sieur  Kodrigues  de  Bordeaux,  et  acquise 
de  ce  dernier  en  1804."  ßeichenow's  Bemerkung  (Vögel  Afr.  II,  p.  722),  die 
„Iconographie"  lasse  es  zweifelhaft,  ob  die  Figur  nach  dem  Typus  angefertigt 
ist,  erscheint  daher  völlig  unverständlich.  Des  Murs  (Text  p.  2)  druckt  Sonnini's 
Beschreibung  von  1803  wörtlich  ab,  schreibt  sie  aber  irrtümlich  Vieillot  zu,  unter 
Beifügung  des  falschen  Zitates  „Nouv.  Dict.  Hist.  Nat.  deux.  ed.  IV  (1803), 
p.  356",  was  später  von  Finsch  (Not.  Leyd.  Mus.  23,  p.  208)  kritiklos  nach- 
geschrieben wurde. 

^)  Bei  oberflächlicher  Betrachtung  könnte  die  geringe  Ausdehnung  des 
Abdominalflecks  zur  Identifizierung  des  Typus  mit  der  orientalischen  Pitta 
hrachyura  verleiten.  Natürlich  weicht  er  von  der  eben  genannten  Art  auf  den 
ersten  Blick  durch  die  schwarzen,  blau  gespitzten,  mittleren  und  oberen  Ober- 
flügeldecken, welche  bei  P.  brachyura  gleich  dem  Rücken  einfarbig  olivengras- 
grün sind,  sowie  durch  den  Mangel  der  blauen  Spitzenflecken  an  den  Steuer- 
federn ab. 


310  Hellmavr:  Miscellauea  Oniithologica.  1  ^^^^'  ^*""* 

L  Ges.  Bay. 

Die  Acliselfedern  und  Uuterflügeldecken  siud  bei  allen  vier 
Exemplaren  ganz  schwarz  [höchstens  zeigen  sich  an  den  letzteren 
gegen  den  Flügelrand  hin  ein  paar  zerstreute,  weiße  Fleckchen]; 
die  Spitzenflecken  an  den  großen  und  den  äußeren  Federn  der 
mittleren  Oberflügeldeckenreihe  sind  merklich  dunkler  ultramarin- 
blau als  die  himmelblauen  Enden  der  kleinen  und  der  inneren 
mittleren  Deckfedern.  Vorderhals  und  Brust  des  Typus  sind 
genau  wie  bei  den  Vögeln  des  Tring  Museums  einfarbig 
braungelb,  ohne  Spur  grünlichen  Tones.  Die  Darstellung  bei 
Des  Murs,  welche  blaßgrünliche  Hinterbrust  aufweist,  ist  mithin 
durchaus  verfehlt.  Der  Brauenstreif  ist  stets  gleichmäßig  ocker- 
rahragelb  gefärbt. 

Der  von  Finscli  (1.  c.)  beschriebene  Vogel  aus  Boma  scheint 
den  von  mir  untersuchten  Exemplaren  zu  gleichen.  Auch  Finsch 
erwähnt  die  schwarze  Färbung  der  Uuterflügeldecken  und  gibt 
übereinstimmende  Flügel-  (120)  und  Schwanzmaße  (44  mm)  an. 
Nach  demselben  Autor  ist  die  von  Falkenstein  bei  Chinchoxo  in 
Cabinda  erbeutete  Päta  ein  jüngerer  Vogel  mit  nur  110  mm 
Flügellänge, 

P.  angolensis  teilt  mit  P.  pulih  die  schwarzen  Unterflügel- 
decken, hat  aber  viel  längere  Flügel,  einfarbigen  Brauenstreifen 
und  viel  dunkler  blaue  Spitzenflecken  auf  den  äußeren  Oberflügel- 
decken. Von  P.  longi]}ennis  ist  sie  unschwer  an  der  geringeren 
Größe  und  den  fast  oder  ganz  einfarbig  schwarzen  Unterflügeldecken 
zu  unterscheiden. 

Pitta  piiUh  Fräs. 

Diese  Art,  deren  Kennzeichen  Sharpe^)  und  Finsch  ^)  genügend 
erörtert  haben,  verbreitet  sich  über  einen  großen  Teil  Westafrikas 
von  Sierra  Leone  (Port  Lokko)  bis  in  die  Küstendistrikte  von 
Kamerun  (Victoria,  Wuri,  Bipindi,  Jaunde,  Efulen). 

Das  von  Bates  am  19.  Februar  1904  bei  Efulen,  40  engl. 
Meilen  landeinwärts  von  Groß  Batanga,  erbeutete  alte  Weibchen^) 
gleicht  in  jeder  Hinsicht  der  Serie  aus  Liberia,  Goldküste  etc., 
mit  der  ich  es  verglichen  habe.  Achselfedern  und  Unterflügel- 
decken siud  tiefschwarz,  alle  Oberflügeldecken  mit  hell  himmel- 
blauen Spitzenflecken  geziert,  der  Brauenstreif  ist  entschieden 
zweifarbig  u.  s.  w^  Es  mißt:  al.  105;  caud.  43;  tars.  Sl^/j;  rostr. 
20  mm. 

Pitta  lomjipennis  Reich. 
Pitta  longipennis  Reichenow,  Ornith.  Monatsber.  9,  p.  117  (1901.  — 
IpianabeiLangenburg,  Nordküste  des  Niassa-Sees,  südlichstes 


1)  Ibis,  1903,  p.  92-93,  s.  n.  P.  angolensis. 
^)  Not.  Leyd.  Mus.  23,  p.  211—12. 
^)  Ibis,  1904,  p.  621. 


XIII,  3,  I  Hellniayr:  Miscellanea  Ornithologica  III.  311 

D.O.-Afrika);  Sharpe,  Bull. B.  O.G.  12,  1902,  p.  49  (Salisbury, 
Rhodesia);  idem,  Ibis  1903,  p.  91—93,  pl.  IV  Fig.  2  (Ab- 
bildung des  Expl.  aus  Salisbury);  Swynnertou,  Ibis,  1908, 
p.  107  (Gazaland,  Rhodesia);  Sclater,  Ibis,  1911,  p.  437  (Tam- 
barara,  Gorongoza-Berge,  Port.  O.-Afrika);  Grote,  Journ.  f. 
Ornith.  60,  1912,  p.  529  (Mikindaui,  südöstl.  D.O.-Afrika). 
Pitta  angolensis  (nee  Vieillot)  Alexander,  Ibis,  1899,  p.  555  (Zumbo, 
Zambesi-Mündung) ;  Roberts,  Ann.  Transvaal  Mus.  IV,  Nr.  4, 
Aug.  1914,  p.  171  (Pietersburg  und  Potchefstroom,  N.-Trans- 
vaal). 

Hab.  —  Südlichstes  D.O.-Afrika  (Ipiana  bei  Langenburg,  Nord- 
küste des  Niassa-Sees;  Mikindani);  Portugiesisch  O.-Afrika  (Zumbo, 
Zambesi-Mündung;  Tambarara,  Gorongoza-Berge);  Rhodesia:  Gaza- 
land (Kurumadzi,  Mount  Pene),  Salisbury ;  Nord-Transvaal  (Pieters- 
burg, Potchefstroom). 

Nr.  1.  British  Museum:  „$'•  ad.  „Salisbury,  Rhodesia,  5000  Fuß, 
November  22,  1900.  3.  Ff.  Darling  coli."  —  AI.  133;  caud. 
48;  tars.  40 '/2;  rostr.  23  mm. 

Dieser  Vogel  ähnelt  in  der  Allgemeinfärbung  der  Serie  von 
F.  angolensis  im  Tring  Museum,  ist  aber  viel  größer  und  besitzt 
sehr  viel  längere  Tarsen.  Die  Brust  ist  rahmgelbbraun  wie  bei 
P.  angolensis  und  durchaus  verschieden  von  dem  Grün  der  P. 
reichenoivi;  die  Abzeichen  auf  den  Flügeln  sind  genau  wie  bei 
P.  angolensis  gefärbt,  d.  h.  uilblau  auf  den  inneren,  dunkler,  ultra- 
marinblau auf  den  äußeren  Oberflügeldecken.  Der  Rücken  ist 
ebenso  hellgrün  wie  bei  dem  cf  des  P.  angolensis  aus  Golungo 
Alto,  der  Brauenstreif  gleichfalls  einfarbig  rahmgelb,  aber  wohl 
heller  im  Tone.  Während  bei  P.  angolensis  und  P  pulih  die 
Unterflügeldecken  und  Achselfedern  ganz  oder  nahezu  einfarbig 
schwarz  erscheinen,  sind  sie  bei  dem  Vogel  aus  Salisbury  an  der 
Spitzen  hälfte  rein  weiß,  nur  an  der  Basis  mattschwärzlich. 
Der  Schnabel  ist  schwarz  wie  bei  den  Verwandten. 

Die  Verschiedenheit  des  Salisbury- Vogels  von  P.  angolensis 
steht  außer  Zweifel,  wünschenswert  wäre  jedoch  seine  Vergleichung 
mit  Stücken  aus  D.O.-Afrika,  welche  nach  Neumann  (in  litt.) 
kürzere  Flügel  (Typus  ex  Ipiana  129,  Mikindani  128  mm),  aber 
längeren  Schwanz  (Typus  50,  Mikindani  51  mm)  besitzen.  Bei 
beiden  ist  das  Geschlecht  leider  unbekannt.  Der  Mikindani- Vogel 
hat  dem  gleichen  Gewährsmanne  zufolge  weniger  Weiß  an  den 
Unterflügeldecken  als  der  Typus. 

Neuerdings  wurde  P.  longipennis  durch  ein  von  C.  B.  Grant 
bei  Tambarara  (Gorongoza-Berge)  erbeutetes  Belegstück  für  Portu- 
giesisch O.-Afrika  sicher  nachgewiesen,  nachdem  bereits  der  ver- 
storbene Boyd  Alexander  und  Swynnertou  die  Lockrufe  von  Pracht- 
drosseln  in  jenen  Distrikten  gehört   hatten.    Die  Exemplare  des 


312  Hellmayr:  ]\riscellanea  Ornithologica  III.  rVeih.  Cid. 

L  Ges.  Bay. 

Pretoria  Museum  aus  Pietersburg  und  Pofcchefstroom  im  nördlichen 
Transvaal,  welche  Roberts  s.  n.  P.  angolensis  aufführt,  gehören 
zweifellos  auch  zu  P.  longipennis. 

NB.  Ganz  zweifelhaft  bleibt  es,  welche  Pitta  die  Gegenden 
im  Norden  und  Westen  des  Victoria  Nyanza  bewohnt. 

1.  Christy^)  berichtet,  er  hätte  ein  Exemplar  der  grünbrüstigen 
P.  reichenoivi  [die  sonst  nur  vom  Mittellauf  des  Kongo  und  süd- 
lichen Kamerun  bekannt  ist]  im  Chagwe-  (=  Kiagwe]  Urwald  er- 
legt. Der  Erlegungsort  dieses  Vogels  ist  im  Ibis,  1909,  p.  692, 
näher  präzisiert  als:  Jinja,  15  engl.  Meilen  westlich  der  Ripon- 
Fälle,  Uganda. 

2.  Fast  genau  von  derselben  Örtlichkeit,  nämlich  für  den  Mabira- 
Urwald  (siehe  Ibis,  1916,  pl.  IV),  westlich  Jinja,  führt  van  Someren^) 
ein  cT  der  ocker brüstigen  P.  longipennis,  erlegt  am  5.  Juni 
1913,  auf. 

3.  Endlich  gehört  nach  Neumanu  (in  litt.)  das  von  Doggett 
bei  Mulema,  Landschaft  Ankole,  westl.  vom  Victoria  Nyanza  ge- 
sammelte defekte  Exemplar,  das  Ogilvie-Grant^)  P.  angolensis 
nannte,  nicht  zu  P.  longipennis,  sondern  wahrscheinlich  zu  der- 
selben (noch  unbenannten)  Form  aus  Kondoa  mit  zweifach  gefäi'btem 
Augenbrauenstreifen,  die  weiter  unten  zu  besprechen  sein  wird. 
Nach  Neumann  hat  der  Ankole- Vogel  gelbbraune  (=  puHh  und 
longipennis),   nicht  bläulichgrüne  Brust  wie  P.  reichenoivi. 

Durch  Nachprüfung  der  Exemplare  kann  allein  die  Frage  ent- 
schieden werden,  ob  im  Nordwesten  des  Victoria  Nyanza  wirklich 
zwei  Pitia-Formen  nebeneinander  vorkommen,  was  sehr  unwahr- 
scheinlich ist. 

Pitta  sp. 
Pitta   angolensis  (nee  Vieillot)   Neumann,    Journ.   f.  Ornith.  1896, 

p.  250  (Kondoa,  Ussagara,  D.O.-Afrika);  (V)  Graut,  Ibis,  1905, 

p.  202  (Mulema,  Uganda). 
Nr.  1.  Mus.  Paris:  ,.cf"  ad.  „Nr.  3229  A.  cT  Afrique  Orientale  par 

M.  Bloyet.  Condoa.  18  avril  1882.  Cat.  gen.  1883.  Nr.  306." 

—  AI.  123;  caud.  46;  tars.  34V2;  r.  2IV2  mm. 
Nr.  2.  Mus.  Paris :  „d^"  imm.  „Nr.  3229  B.  d".  Condoa,  28  avril  1882. 

Bloyet".  —  AI.  120;  caud.  45;  tars.  33^/5;  rostr.  21  mm. 

Hab.  —  Inneres  D.O.-Afrika,  Ussagara:  Kondoa  (Bloyet);  (?) 
Uganda  Protektorat:  Mulema,  Ankole,  w.  des  Victoria  Nyanza. 

Die  zwei  von  Bloyet  erbeuteten  Vögel  gehören  durchaus  nicht 
zu  P.  longipennis;  sie  unterscheiden  sich  von  dem  Salisbury-Stück, 
mit  dem  ich   sie  verglichen   habe,   durch  viel  kürzere  Flügel  und 

1)  Bull.  B.  O.  C.  23,  1908,  p.  49. 
*)  Ibis,  1916,  p.  372. 
')  Ibis,  1905,  p.  202. 


^^^^'  ^'1  Hellmayr:  Miscellanea  Ornithologica  III.  313 

Tarsen,  kleineren  Schnabel  und  vollständigen  Mangel  von  Weiß 
auf  den  Unterflügeldecken.  Diese  sind  beim  cf  ad.  (Nr.  1)  tief- 
schwarz, beim  cf  imm.  viel  heller,  rauchgraubrann,  stets  ohne  die 
geringste  Spur  weißer  Spitzen.  Die  äußeren  Oberflügeldecken  tragen 
dunkle,  ultramarinblaue,  die  inneren  hell  nilblaue  Spitzeuflecken, 
mithin  wie  bei  P.  angolensis.  Vorderhals  und  Brust  sind  bei  beiden 
Exemplaren  rein  ockergelbbraun,  d.  h.  total  verschieden  von  dem 
Grün  der  P.  reichenoivi. 

Am  nächsten  stehen  die  Kondoa-Vögel  wohl  der  P.  angole?isis 
aus  Angola  (Typus  und  Ansorge's  Serie),  und  unterscheiden  sich 
nur  durch  matter  olivgrünen  Rücken  (was  indessen  zum  Teil  auf 
Ausbleichen  der  gestopften  Präparate  zurückzuführen  sein  möchte) 
und  durch  die  viel  hellere  Färbung  der  unteren  Partie  des  Brauen- 
streifens, wodurch,  ähnlich  wie  bei  P.  pulih.,  ein  deutliches  zwei- 
faches Supercilium  zustande  kommt.  Nach  Neumann's  brieflicher 
Mitteilung  scheint  der  von  Doggett  in  Mulema,  Uganda,  erbeutete 
Vogel  ähnlich  gefärbt  zu  sein. 

Weiteres  Material  dieser  zweifelhaften  Form  ist  zu  unter- 
suchen. 

Pitto,  reichenoivi  Madarasz. 
P.  reichenoivi  Madarasz,  Ornith.  Monatsber.  9,  p.  133  (1901.  — 
„am  mittleren  Kongo");  Sharpe,  Ibis,  1903,  p.  92  pl.  IV  Fig.  1 
(Abb.  des  Typus);  idem,  Ibis,  1904, p.  621  (Ja-Fluß,  S.-Kamerun); 
idem,  Ibis,  1905,  p.  467  (Ja-Fluß);  Bates,  Ibis,  1911,  p.518 
(Bitye,  Ja-Fluß;  Brutgeschäft,  Eier  beschr.). 
Nr.  1.  Brit.  Museum:  „Nr.  317.  cT.  River  Ja,  Dezember  29,  1903. 

Bates  coli."  —  AI.  123;  caud.  48;  tars.  38;  rostr.  23  mm. 
Nr.  2.  Brit.  Museum:  „Nr.  641.  g.  River  Ja,  Juni  7,  1904.  Bates 

coli."  —  AI.  116;  caud.  43;  tars.  35;  rostr.  21  mm. 
Nr.  3.  Brit.  Museum:  „Nr.  314.  g.  River  Ja,  Dez.  28,  1903.  Bates 
coli."  —  AI.  118;  caud.  44;  tars.  33V2;  rostr.  21  mm. 
Hah.  —  Kongostaat:  „mittlerer  Kongo"  (Torday);  S.-Kamerun, 
Flußgebiet  des  Ja  [=  Dscha],  Bitye  (Bates). 

Das  d"  hat  den  ganzen  Vorderhals  sowie  die  Brust  tief  seiden- 
artig grün,  die  Federn  tragen  nur  feine,  gelbliche  Spitzenfransen. 
Bei  den  gg  ist  die  Brustfärbung  wohl  trüber  und  blasser,  mit 
etwas  mehr  gelblichgrünem  Tone,  aber  immer  noch  völlig  ver- 
schieden von  dem  Ockergelbbraun  der  P.  angolensis,  P.  longifennis^ 
P.  pulih  etc.  Die  Zeichnung  der  Oberflügeldecken  wie  bei  ango- 
lensis, also  die  äußeren  mit  ultramarinblauen,  die  inneren  mit 
himmel-  oder  nilblauen  Spitzenflecken.  Rücken  stets  dunkler,  mehr 
stahlgrün,  als  bei  angolensis  und  pulih.  Die  Kehle  ist  nur  ganz 
schwach  rosa  überlaufen. 

Die  drei  Bälge  vom  Ja  unterscheiden  sich  von  allen  anderen 
afrikanischen  Prachtdrosselarten  dadurch,  daß  die  rosaweiße  Kehle 


314  Hellmayr:  Miscellaoea  Ornithologica  III.  fVerh.  ürn. 

|_  Ges.  Bay. 

von  der  grünen  Brust  durch  ein  deutliches,  schwarzes  Gurgel- 
band —  durch  die  vorscheinenden  Wurzelteile  der  Biedern  ge- 
bildet —  getrennt  ist.  Achselfedern  und  Unterflügeldecken  ein- 
farbig tiefschwarz. 

P.  reichenowi,  die  am  schärfsten  gekennzeichnete  der  afrika- 
nischen Piitas,  vertritt  die  im  Küstengebiete  heimische  P.  pulih 
in  den  inneren,  zum  Flußsystem  des  Kongo  gehörenden  Distrikten 
Kameruns  ^).  Der  einzige  sichere  Fundort  ist  Bitye  am  Oberlaufe 
des  Ja  [Dscha],  wo  Bates  nebst  fünf  Vögeln  auch  Nest  und  Eier 
sammelte.  Die  genaue  Herkunft  des  Typus,  der  vom  „mittleren 
Kongo''  stammen  soll,  ist  nicht  bekannt.  Möglicherweise  gehörte 
das  von  Böhm  am  Lufua-Fluß,  westl.  des  Tanganjika  geschossene 
Exemplar 2),  das  verloren  gegangen  ist,  in  P.  reichenowi.  Christy^) 
führt,  wie  oben  (p.  312)  erwähnt,  diese  Art  für  den  Chagwe- 
Urwald,  Uganda,  auf,  die  Bestimmung  bedarf  indessen  der  Nach- 
prüfung. 

Trotz  ihrer  Lückenhaftigkeit  glaubte  ich  die  vorstehenden 
Aufzeichnungen  als  bescheidenen  Beitrag  zu  unserer  noch  recht 
unvollständigen  Kenntnis  der  äthiopischen  Prachtdrosseln  nicht 
länger  zurückhalten  zu  sollen.  Ich  hatte  immer  gehofft,  diese  kleine 
Studie  durch  Nachprüfung  der  strittigen  Exemplare  im  British 
Museum  abzurunden,  ein  Vorhaben,  das  infolge  der  gewaltigen 
Weltkrisis,  die  wir  durchmachen,  zunächst  nicht  zur  Ausführung 
gelangen  kann.  Die  Klarstellung  der  Form  P.  angolensis  dürfte 
jedoch  die  Veröffentlichung  dieser  Notizen  wohl  rechtfertigen.  Ich 
unterlasse  es,  mich  über  die  verwandtschaftlichen  Beziehungen  der 
behandelten  „Arten"  zu  äußern,  wenn  ich  auch  überzeugt  bin,  daß 
weitere  Forschungen  ihre  Zusammengehörigkeit  in  einen  einzigen 
Formenkreis  erweisen  werden. 

XI.  Zwei  neue  Spechtformen  aus  Britisch  Gruiana. 
Chlororierpes  ruhiginostis  gitianae  ii.  subsp. 

Chloronerpes  riihiginosus  (nee  Swainson")  Cabanis  in:  Schomburgk, 

Reisen  Brit.  Guiana  III,  1848,  p.  715  (Brit.  Guiana) ;  Salvin, 

Ibis,    1886,  p.  59   (Bartica  Grove,   Merume  Mts.,   Roraima). 

Adult.  —  Am  nächsten  verwandt  mit  C.  ruhiginostis  trinitntis 

Ridgw.*),  aus  Trinidad  und  dem  nordöstlichen  Venezuela  (Bermudez), 

aber  viel  größer,  mit  bedeutend  längerem  und  stärkerem  Schnabel; 

Vorderbrust  viel  weniger   bräunlich  überlaufen;   roter  Superciliar- 

1)  Siehe  Bates,  Ibis,  1908,  p.  558  pl.  XI. 

*)  P.  angolensis  Matschie,  Journ.  f.  Orüith.  35,  1887,  p.  152. 

ä)  Bull.  B.  0.  C.  23,  1908,  p.  49. 

♦)  Proc.  Biol.  Soc.  Wash.  24,  p.  32  (1911.  —  Princestown,  Trinidad). 


XIII,  3 

1918 


'  I  Hellmayr:  Miscellanea  Ornithologica  III.  315 

streifen  beim  d"  schmäler  und  oberhalb  demi  Auge  deutlicher  unter- 
brochen. 

Fünf  c/d'  ad.  —  AI.  118V2-132;  caud.80— 90;       rostr.  25-26  mm. 
Di-ei   52    ad. —  AI.  119-126;      caud.75V2— 80;  rostr.  24-26  mm. 

Type  im  Zoologischen  Museum,  München:  Nr.  14.  178.  d"  ad. 
Yuruani  River,  Quellfluß  des  Caroni,-Terr.  Yuruani,  S.O.-Venezuela, 
2700  engl.  Fuß,  Mai  21,  1883.  H.  Whitely  jr.  coli. 

Hah.  —  Britisch  Guiana  (Bartica  Grove,  Merume-Berge, 
Roraima),  und  die  angrenzenden  Teile  von  Venezuela  (Rio  Yuruani, 
Terr.  Yuruani). 

Obs,  —  Die  Vögel  von  Britisch  Guiana  bilden  ohne  Zweifel  eine 
besondere  Form,  die  in  gewisser  Hinsicht  zwischen  C.  r.  trinitatis 
und  C.  r.  ruhiginosus  (Sws.)  ^)  die  Mitte  hält.  Die  Allgemeinfärbung, 
vor  allem  den  gleichmäßig  „golden  olive"  gefärbten  Rücken  und  Bürzel 
(letzterer  keineswegs  hellgrün  und  gelblich  gebändert  wie  bei  C.  r. 
rubiginosus)  sowie  die  olivschwärzliche  Bänderung  von  Gurgel  und 
Vorderbrust  teilt  die  neue  Form  mit  0.  r.  trinitatis.  Allein  der 
bräunliche  Anflug  auf  dem  Vorderhals  ist  kaum  oder  nur  schwach 
angedeutet,  die  Kehle  merklich  breiter  schwarz  gestrichelt,  die 
dunkle  Bänderung  auf  den  seitlichen  Steuerfedern  in  der  Regel 
verloschen.  Bei  den  cTd"  ist  ferner  der  rote  Braueustreifen  ent- 
schieden schmäler  und  in  der  Gegend  oberhalb  dem  Auge  auf  eine 
weitere  Strecke  hin  unterbrochen.  Das  auffallendste  Merkmal  des 
G.  r.  guianae  liegt  aber  In  seiner  gewaltigen  Größe  und  dem  viel 
kräftigeren,  längeren  Schnabel^).  Vom  typischen  C.  r.  rubiginosus, 
aus  dem  nordwestlichen  Venezuela  (Caracas,  Cumbre  de  Valencia), 
der  mir  in  einer  Serie  von  zwanzig  Exemplaren  vorliegt,  unter- 
scheidet sich  der  guianische  Vertreter  durch  noch  bedeutendere 
Größe,  Mangel  der  gelben  Bänderung  des  Bürzels,  lebhafter  goldige 
Oberseite,  dunkler  gelbe  Unterteile  mit  viel  mehr  schwärzlicher 
Bänderung  und  andere  Charaktere. 

Veniliornis  kirkii  nionfieola  n.  subsp. 

Chloro7ierpes  kirkii  (errore)  Salvin,  Ibis,  1886,  p.  58  (Roraima, 

Brit.  Guiana). 
Adiilt.  —  Ähnlich  V.  Jdrkii  continentaUs  Hellm.,  von  der  Nord- 
küste Venezuelas  (Bermudez— San  Esteban,  Carabobo)  und  unter- 

')  JPicus  rubiginosus  Swainson,  Zool.  lUustr.  1,  Part  1,  Nr.  3,  pl.  14 
(Dez.  1820.  —  „from  the  Spanish  Main",  coli.  E.  Falkener;  als  terra  typica 
haben  wir  Caracas,  N.-Venezuela  zu  betrachten.  Meine  frühere  Annahme  (cfr. 
Nov.  Zool.  13,  1906,  p.  38),  daß  der  Typus  aus  Cumana,  Staat  Bermudez, 
N.O. -Venezuela,  gekommen  sein  dürfte,  beruhte  auf  einem  offensichtlichen  Irrtum, 
wie  ich  an  anderer  Stelle  darlegen  werde.) 

'^)  Die  Größen  Verhältnisse  von  G.  r.  trinitatis  sind  wie  folgt: 
14  d'rr-  —  AI.     99—108;  caud.  60—68;  rostr.       21—23  mm. 
7  ??.    —  AI.  100—109;  caud.  60—68;  rostr.  20i/.,— 22  mm. 


I  VgfIi  Om 
316  Hellmayr:  Miscellanea  Omithologica  111.  I   p      r 

seits  mit  ebenso  schmaler  dunkler  Querbäuderung,  aber  sofort  durch 
sehr  viel  längere  Flügel  zu  unterscheiden,  worin  diese  Spechtform 
selbst  den  typischen  V.  kirkiikirkii  (Malh.),  aus  Tobago  und  Trinidad, 
noch  weit  übertrifft. 
?$  ad.  —  AI.  98, 100, 103;  caud.  63, 65,  68 ;  rostr.  19V2, 207^,  21  mm. 

Type  im  British  Museum:  $  ad.  Roraima,  Brit.  Guiana, 
5000  engl.  Fuß,  September  4,  1883.  H.  Whitely  jr.  coli. 

Hah.  —  Roraima-Gebirge  in  Britisch  Guiana,  in  Höhen  von 
1200—1600  m. 

Obs.  —  Die  hiemit  abgetrennte  Form  steht  unter  obigem 
Namen  schon  seit  mehr  als  einem  Jahrzehnt  in  meinem  Manuskript, 
doch  hatte  ich  die  Veröffentlichung  bisher  unterlassen,  da  es  mir 
wünschenswert  erschien,  vorerst  eine  größere  Serie  des  echten  F. 
k.  kirkii  zur  Vergleichung  heranzuziehen.  Durch  die  Sammeltätig- 
keit des  Herrn  S.  M.  Klages  erhielt  ich  eine  schöne  Serie  aus 
Trinidad  und  Tobago,  so  daß  mir  mit  dem  im  Tring  Museum  auf- 
bewahrten Material  insgesamt  25  Exemplare  von  beiden  Inseln 
vorlagen.  Von  V.  kirkii  continentalis  konnte  ich  seit  ihrer  Bekannt- 
machung ein  weiteres  Pärchen  aus  Puerto  Cabello  untersuchen, 
welches  die  Kennzeichen  dieser  Spechtform  durchaus  bestätigt. 
Die  drei  alten  Weibchen  vom  Roraima  im  British  Museum  —  zwei 
derselben  wurden  von  H.  Whitely  jr.  am  28.  August,  bezw.  4.  Sep- 
tember 1883  gesammelt,  das  dritte  stammt  von  der  Expedition  der 
Herren  Quelch  und  Mc  Connell  —  teilen  mit  V.  k.  continentalis 
die  schmale,  dunkle  Bänderung  der  Unterseite,  zeichnen  sich  jedoch 
durch  außerordentlich  lange  Flügel  und  etwas  längeren  Schwanz 
aus,  wogegen  der  Schnabel  nur  wenig  stärker  ist,  jedenfalls  hinter 
den  Maßen  von   V.  k.  kirkii  zurückbleibt. 

Wir  haben  mithin  drei  Formen  zu  unterscheiden: 

a)  F.  kirkii  kirkii  (Malh.)^)  Tobago  und  Trinidad. 
Unterseite  breit  dunkel  gebändert.  Schnabel  stark  und  kräftig. 
8  cTcT  ad.  Tobago  —  AI.  88—91;  caud.  58—63;  rostr.  21—23  mm. 
8  d^  ad.  Trinidad  —  AI.  90—92;  caud.  59-64;  rostr.  21—23  mm. 
3  $5  ad.  Tobago  —AI.  88— 99;  caud.  61— 62;  rostr.  20— 22  mm. 
5  ??    ad.  Trinidad  —  AI.  90— 91 V2;  caud.  59—61 ;  rostr.  20—21  mm. 

b)   F.  kirkii  continentalis  Hellm.'^)  Nordküste  Venezuelas  von 
Bermudez  bis  Carabobo. 
Unterseite  schmal   dunkel   gebändert.     Schnabel  schlank  und 
schwach. 
1  cT    ad.  Puerto  Cabello   — 

AI.  8472;    caud.  56;        rostr.  19^2  '^^' 

•)  Picus  (Chloropicus)  Kirkii  Malherbe,  Rev.  Zool.  8,  p.  400  (1845.  — 
Tobago,  J.  Kirk  coli). 

*)  Nov.  Zool.  13,  p.  39  (1906.  —  Caripö,  Bermudez,  N.O.-Venezuela). 


■^^^^'■^'  Hellmayr:  Miscellanea  Ornithologica  III.  317 

2  $$  ad.  Bermudez  (Caripe)   — 

AI.  82,83;  caud.  56,  60;  rostr.  I8V3,  19  mm. 
1  2    ^^-  Carabobo  (S.  Esteban)  — 

AI.  81;        caud.  56;        rostr.  18  mm. 

c)  V.  kirkii  monticola  Hellm.  Roraima-Gebirge  in  Britisch  Guiana. 
Unterseits  schmal  dunkel  gebändert.   Flügel  sehr  lang,  Schnabel 
verhältnismäßig  schwach. 

3  22  ^^'  Roi'aima  — 

AI.  98,  100,  103;  caud.  64,  65,  68;  rostr.  19,  203/,,  21  mm. 
Von  dem  im  nordwestlichen  Südamerika  (Colombia  und  W.- 
Ecuador) heimischen  T'^.  hirkn  cecilii  (Malh.)  unterscheiden  sich  die 
vorgenannten  drei  Formen  auf  den  ersten  Blick  durch  den  Besitz 
scharf  abgesetzter,  hellgelber  (zuweilen  blutrötlich  umrandeter) 
Spitzenflecken  oder  Schaftstriche  auf  den  kleinen  und  mittleren 
Oberflügeldecken. 


318  Schrifteuschaii.  TVerh.Orn. 

|_  Ges.  Bay. 


Schriftenschau  ^). 

M.  Rendle,  Die  Vöprel  in  der  Umgebung  des  Walddorfes  Affaltern 
(Sehwaben);  Die  Gefiederte  Welt,  46,  1917,  p.  316—317,  325—327, 
331—333,  339—341,  347—349,  356—357,  363—365,  370-371,  379—381, 
388—390,  395—398,  403—406,  410—413. 

Die  Arbeit  bedeutet  eioen  äußerst  erfreulichen  Beitrag  zur  Ornithologie 
Bayerns.  Der  Autor,  der  sich  durch  seine  mannigfachen  Arbeiten  auf  biologischem 
und  faunistischem  Gebiete  in  der  Ornithologie  schon  einen  guten  Namen  ge- 
macht hat,  schildert  in  eingehender  Weise  die  Vogelwelt  des  Walddorfes  Affaltern, 
einer  kleinen  in  den  sog.  Holzwinkeln  etwa  fünf  Stunden  von  Augsburg  ent- 
fernt liegenden  Gemeinde  des  Regierungsbezirkes  Schwaben  und  Neuburg,  nach 
eigenen  sorgfältigen  Aufzeichnungen,  die  während  der  Jahre  1902 — 1917  gemacht 
worden  sind.  In  der  Nomenklatur  folgt  der  Verfasser  den  im  ,,Noraenclator 
der  Vögel  Bayerns"'-)  niedergelegten  Auffassungen. 

Es  konnten  für  das  in  Frage  stehende  Gebiet  im  ganzen  114  Arten  nach- 
gewiesen werden,  von  denen  65  als  Brutvögel  gelten  dürfen.  Von  diesen  Brut- 
vögeln sind  33  Arten  Stand-  oder  Strichvögel,  32  dagegen  Zugvögel.  Außerdem 
konnten  19  regelmäßige  Durchzügler  und  Wintergäste,  17  unregelmäßig  erschei- 
nende Durchzügler,  24  Ausnahmeerscheinungen,  darunter  13  einmalige  Gäste 
augeführt  werden. 

Auf  folgendes  mag  noch  besonders  hingewiesen  sein:  Farns  palustris 
communis  Baldenst.,  die  Nonnenmeise,  ist  weitaus  die  seltenste  Meise  im  Beob- 
achtungsgebiet, während  sie  anderwärts,  in  offenem,  mehr  parkartigem  Gelände 
zu  den  häufigsten  Erscheinungen  gezählt  werden  kann.  Parus  atricapillus 
ÄMÖwiowianMÄ  Kleinschmidt  und  Tschusi  wurde  nur  ein  einziges  Mal,  am  21.  Ja- 
nuar 1904  an  einem  Sumpfgraben  aus  nächster  Nähe  beobachtet. 

Auch  bei  Rendle  begegnen  wir  der  irrtümlichen  Auffassung,  daß  bei  uns 
zwei  „Arten"  der  Schwanzmeise  vorkommen,  eine  östliche  weißköpfige  und  eine 
westliche  mit  dunkelstreifigem  Kopf.  Ich  habe  schon  an  anderer  Stelle  bei  Be- 
sprechung der  Arbeit  von  A.  Ries  über  „Die  Vögel  Bambergs  und  seiner  Um- 
gebung"') auf  diesen  immer  wieder  auftretenden  Irrtum  aufmerksam  gemacht 
und  verweise  hier,  um  ^Viederholungen  zu  vermeiden,  auf  meine  dortigen  Aus- 
führungen*). 

')  Verfasser  von  Aufsätzen  in  weniger  verbreiteten  Zeitschriften  werden 
um  Einsendung  von  Sonderabdrücken  zwecks  Besprechung  in  dieser  Rubrik 
ersucht. 

^)  C.  E.  Hellmayr  und  A.  Laubmann,  Nomenciator  der  Vögel  Bayerns, 
im  Auftrage  der  Ornith.  Gesellschaft  in  Bayern  herausgegeben  von  C.  E.  Hell- 
mayr.   München  1916. 

')  22.  und  23.  Bericht  der  Naturforschenden  Gesellschaft  Bamberg,  1915, 
p.  331—426. 

*)  Verh.  Orn.  Ges.  Bayern  13,1,  1917,  p.  124. 


^^^^'  ^'1  Schriftenschau.  319 

1918   J 

Lanius  Senator  Senator  L.,  der  Rotkopf-Würger,  besuchte  in  früheren 
Jahren  das  Gelände  auf  dem  Frühjahrszug,  wurde  aber  seit  1912  nicht  mehr 
beobachtet. 

Die  Wachholderdrossel,  Turdus  pilaris  L.,  konnte,  wie  auch  an  anderen 
Orten  unseres  engereu  Vaterlandes,  so  auch  in  der  Umgebung  von  Affaltern 
als  Brutvogel  festgestellt  werden. 

Bezüglich  der  Anschauung  des  Autors,  daß  Oenanthe  oenantJie  grisea  (Brehm) 
im  Regierungsbezirk  Schwaben  als  Brutvogel  nicht  bekannt  sei,  mag  bemerkt 
sein,  daß  der  Steinschmätzer  in  den  Gebirgen  des  Kreises  als  Brutvogel  keines- 
wegs selten  auftritt. 

Während  Saxicola  ruhetra  ruhetra  (L.)  zu  den  häufigen  Erscheinungen 
gehört,  wurde  das  Schwarzkehlcheu,  Saxicola  torquata  rubicola  (L.)  nur  zwei- 
mal, im  Juli  und  Oktober,  gesichtet.  Rendle  schreibt  bezüglich  des  Vorkommens 
dieser  Art  in  Schwaben :  ,, Dieser  Vogel  läßt  sich  in  bayerisch  Schwaben  in  der 
Regel  nur  auf  dem  Durchzuge  sehen."  Hierzu  möchte  ich  noch  folgendes  an- 
führen: In  der  Zool.  Sammlung  München  befindet  sich  ein  (^  dieser  Art  vom 
12.  Mai  1909  aus  der  Umgebung  von  Kaufbeuren.  J.  F.  Leu  ^)  schreibt  über 
die  Art:  „Sehr  selten  auf  dem  Durchzug;  ebenso  im  Kamlachtale  und  bei  Mem- 
mingen." Landbeck')  bemerkt:  ,, Selten  und  nur  auf  der  Wanderung  im  Kanne- 
tale." Bei  Wiedemann ')  finden  wir  folgende  auf  unseren  Gegenstand  bezügliche 
Stelle :  „Das  Schwarzkehlcheu  . .  .  erscheint  in  Schwaben  meist  nur  im  März  und 
September  auf  dem  Durchzuge.  Es  gelang  mir  nur  einmal,  nämlich  im  Juni 
1886,  ein  brütendes  Pärchen  bei  Inningen  unweit  Augsburg  zu  beobachten." 
Koch*)  macht  ebenso  wie  Jäckel')  nur  einige  allgemeine  Bemerkungen.  Da- 
gegen finden  sich  in  den  „Materialien  zur  bayerischen  Ornithologie"  folgende 
auf  unsere  Art  bezügliche  Stellen:  II,  1901,  p.  93:  „Kaufbeuren,  selten  und  nur 
auf  dem  Durchzuge  (Büchner)."  IV,  1904,  p,  213  wird  ein  (j'  am  21.  Mai  auf 
einer  Wiese  am  Lech  bei  Füssen  beobachtet  von  Dr.  Gengier.  Am  23.  Mai  1903 
wieder  ein  (^  auf  einer  anderen  Wiese  im  Norden  der  Stadt.  Für  das  Jahr 
1904  finden  sich  an  gleicher  Stelle  eine  Reihe  von  Beobachtungen,  aus  denen 
auf  ein  Brüten  der  Art  bei  Füssen  geschlossen  werden  kann.  VI,  1909,  p.  149: 
„Am  28.  April  bei  Kaufbeuren  beobachtet  (Erdt.)."  VII,  1912,  p.  94:  „Im  Jahre 
1909  Brutvogel  bei  Hindelang  (Dr.  Gengier)."  Nach  diesen  Angaben  zu  schließen 
dürfte  das  Brutvorkommen  dieser  Art  in  Schwaben  doch  ein  weiteres  sein,  als 
allgemein  angenommen  zu  werden  scheint. 

Von  Interesse  sind  die  Bemerkungen  über  die  starke  Abnahme  des  Habichts. 

Gleichfalls  merkwürdig  dürfte  das  regelmäßige  alljährliche  Erscheinen  der 
Flußseeschwalbe  in  den  ersten  Frühlingsmonaten  am  Dorfbache  sein. 

Endlich  mag  noch  erwähnt  werden,  daß  auch  Rendle  die  interessante  Be- 
obachtung machte,  daß  sich  in  den  letzten  Jahren  der  Bestand  an  Wachteln  in 
bedeutendem  Umfang  vergrößert  hat,  eine  Beobachtung,  die  auch  aus  anderen 
Gebieten  gemeldet  worden  ist.  So  habe  ich  auch  heuer  in  der  Umgebung  von 
Kaufbeuren  viel  mehr  Wachtelschlag  gehört  wie  all  die  Jahre  vorher.  Ob  diese 
Zunahme,  wie  Rendle  meint,  auf  eine  durch  den  Krieg  herabgeminderte  Ab- 
schußmöglichkeit in  den  Winterquartieren  der  Wachtel  zurückgeführt  werden 
kann,  mag  dahingestellt  bleiben. 

Alles  in  allem  bildet  die  Arbeit  einen  wertvollen  Beitrag  zur  Erforschung 
der  Avifauna  unseres  Heimatlandes  und  bleibt  zu  hoffen,  daß  dem  trefflichen 
Beispiel  eine  zahlreiche  Nachfolge  beschieden  wäre.  —  A.  L. 

^)  J.  F.  Leu,    Die   im    Regierungsbezirke    Schwaben    und    Neuburg    vor- 
kommenden Vögel.     Augsburg  1855,  p.  7. 
*)  Naumannia,  1855,  p.  80. 

')  30.  Jahresber.  naturw.  Ver.  Schwaben  und  Neuburg,  1890,  p.  124. 
*)  Syst.  Bair.  Zool.  I,  181G,  p.  192. 
»)  Syst.  Übers.  Vög.  Bayerns,  1891,  p.  197. 


320  Schiiftenschau.  FVerh.Om. 

L  Gres.  Bay. 

H.  Mayhoff  und  R.  Scheicher,  Beobachtungen  im  Gebiete  der 
Moritzburger  Teiche  1906—1914 ;  Ornithologische  Monatsschrift, 
hrg.  vorn  Deutschen  Verein  zum  Schutze  der  Vogelwelt  e.  V.  Bd.  40, 
1915,  p.  268—280,  289— 300,  323—340,  364-379,  385—395  mit  zwei 
Schwarztafeln. 

Das  Beobachtungsgebiet,  das  von  den  beiden  Autoren ')  auf  insgesamt 
69  Exkursionen  besucht  worden  ist,  liegt  „zwischen  51"  15'  und  51"  8'  N.  B. 
und  31"  18'  und  31"  25'  0.  L.  auf  einer  nordwärts  leicht  geneigten  Syeuit- 
rumpffläche  von  168  —  184  m  Meereshöhe.  Seine  Grenzen  sind  gegeben  durch 
den  Ort  Dippelsdorf  im  S.W.,  die  beiden  \Valdteiche,  das  Gut  Cunertswalde 
und  den  Ort  Bärnsdorf  im  O.,  das  N.O.-Ufer  des  Großteiches,  den  Frauen-  und 
den  Mittelteich  und  das  W.-Ufer  des  Dippelsdorfer  Teiches.  In  einem  Umfange 
von  20  km  umschließt  es  7  größere  und  8  kleinere  Teiche,  zwischen  denen 
großenteils  sich  Waldbestände  hinziehen:  vorwiegend  mittlerer  Kiefern-,  seltener 
Fichten-  und  Mischwald  in  parkartiger  Ausbildung  mit  großen  Rasenflächen." 

Nach  einer  ins  Detail  gehenden  Beschreibung  der  einzelnen  Teiche  nach 
Größe  vuid  Flora  gehen  die  Autoren  zu  der  genauen  Beschreibung  der  ornitho- 
logischen  Verhältnisse  über.  Es  werden  im  ganzen  151  Arten  als  im  Gebiet 
beobachtet  angegeben,  von  denen  nicht  weniger  als  95  als  Brutvögel  aufzuführen 
sind.  Die  Lokalornis  des  eigentlichen  Teichgeländes  wird  von  nachstehenden 
Arten  gebildet,  von  denen  heute  noch  folgende  Arten  als  Brutvögel  zu  gelten 
haben:  Colymhus  nigricans'^),  nigricollis,  griseigena,  cristatus;  Larus  ridi- 
bundus ;  Nyroca  nyroca,  ferina;  Anas  hoscas%  crecca*),  querquedula^) ;  Spa- 
tula  clypeata;  Vanellus  vanellus ;  Charadrius  duhius ;  Totanus  totanus;  GalU- 
nago  gallinago;  Ballus  aquaticus;  Crex  crex;  Gallinula  chloropus;  Fulica 
atra ;  Ardetta  minuta^) ;  Emberiza  schoeniclus ;  Biidytes  flavus'') ;  Acroccpha- 
liis  streperus,  arundinaceus,  während  Hydrochelidon  nigra  und  Nyroca  fuli- 
gula  früher  ebenfalls  dort  gebrütet  haben,  heute  aber  als  Brutvögel  aus  dem 
Gebiet  verschwunden  sind.  Die  Verbreitung  der  Zwergrohrdommel,  der  Rohr- 
ammer und  der  beiden  Rohrsängerarten  ist  eng  mit  dem  Auftreten  von  Annedo 
phragmites  verknüpft,  die  anderen  Vogelarten  sind  ziemlich  wahllos  über  das 
Gelände  zerstreut. 

An  diese  allgemeinen  Erörterungen  reihen  sich  noch  sehr  interessante  Be- 
merkungen über  Zugsbeobachtungen  an,  wobei  die  das  Gelände  durchziehenden 
Ai'ten  je  nach  ihrem  Erscheinen  auf  dem  Frühjahrs-  oder  Herbstzug  getrennt 
angeführt  werden. 

Zum  Schluß  der  äußerst  sorgfältigen  Abhandlung,  die  einen  wertvollen 
Beitrag  zur  Ornithologie  Sachsens  wie  Deutschlands  überhaupt  darstellt,  findet 
sich  noch  ein  eingehendes  Literaturverzeichnis,  auf  das  noch  besonders  hinge- 
wiesen sein  mag.  —  A.  L. 

J.  Strohl,  Conrad  Gessner's  „Waldrapp".  Versuch  einer  Ergänzung 
und  textkritischen  Ordnung  des  vorhandenen  Materials;  Vierteljahrsschrift 
der  Naturforschenden  Gesellschaft  in  Zürich.  62,  Jahrgang,  1.  u.  2.  Heft, 
1917,  p.  501—538. 

Wie  aus  der  Einleitung  der  äußerst  verdienstvollen  Abhandlung  zu  ent- 
nehmen  ist,    verfolgte   der  Autor  den  Zweck,    das  „Waldrapp-Problem   aus  der 

*)  Leider  haben  wir  den  Tod  des  einen  der  Autoren,  Hugo  Mayhoff,  zu 
beklagen. 

-)  =:  Podiceps  ruficollis  ruficollis  (Pall.). 
•')  =:  Anas  platyrliynchos  platyrhynchos  L. 
■*)  =:  Nettion  crecca  crecca  (L.). 
■'■')  =r  Querquedula  querquedula  (L.). 
*)  =  Ixobrychus  minutus  (L.). 
■')  :=  Motacilla  flava  flava  L. 


^"J'g^'J  Schriftenschau.  321 

Zoologischen  Spezialliteratur,  in  der  es  bis  jetzt  fast  ausschließlich  erörtert  wurde, 
herauszurücken  und  in  einen  weitereu  Gesichtskreis  hineinzustellen."  Nach  _einer 
in  die  Details  gehenden  Besprechung  der  älteren  Literatur  gibt  Strohl  eine  Über- 
sicht über  die  Gegenden  des  Vorkommens  des  „Waldrapp",  als  welche  Zürich, 
die  Nordostecke  der  Schweiz,  das  Donautal  bei  Kehlheim  und  Passau,  Inns- 
bruck, Salzburg  und  Graz  angeführt  werden.  Das  Resultat  der  ganzen  Abhand- 
lung gipfelt  in  den  Worten:  ,,Auf  das  frühere  Vorkommen  eines  Ibis  in  den 
Alpen  darf  nach  dem  Vorausgegangenen  mit  größter  Wahrscheinlichkeit  ge- 
schlossen und  angenommen  werden,  daß  die  alten  Beschreibungen  des  „Wald- 
rapp" zum  guten  Teil  damit  in  Verbindung  stehen."  Gibt  uns  die  Abhandlung 
auch  nicht  viel  Neues,  so  hat  sie  doch  unstreitig  das  sehr  große  Verdienst,  ein- 
mal in  übersichtlicher  Weise  alles  bisher  Bekannte  zusammengestellt,  geklärt 
und  gesichtet  zu  haben  und  durch  die  am  Schluß  der  Arbeit  zusammengestellten 
Fragen  hat  der  Verfasser  den  klaren  Weg  gewiesen,  auf  welchem  weiter  gear- 
beitet werden  muß,  wenn  eine  erfreuliche  Lösung  des  ganzen  Problems  ange- 
strebt werden  soll.  Ein  von  Herrn  Gustav  Schneider  (Basel)  dem  Autor  zur 
Verfügung  gestellter  Bericht  über  die  Biologie  des  Schopfibisses  bildet  einen 
Anhang  zur  vorbesprocheuen  Arbeit.  Zum  Schluß  sei  noch  auf  das  die  gesamte 
in  Frage  stehende  Literatur  umfassende  Verzeichnis  aufmerksam  gemacht.  —  A.  L. 


21 


Verhandlungen 


der 


Ornithologischen  Geseilschaft  in  Bayern 


Band  XIII 
Heft  4 


1  11  k  alt: 

Seit« 

R.  Schiegel,  Eiu  Beitrag  zur  Oruis  des  westliclieo  Rußland 325 

E.  Stresemann,  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Brutvögel  der  Voralpen    .     .     337 

B.  Hoffmann,  Noch  einmal  die  „Baumläufergesänge" 346 

H.  Sachtleben,  Ein  älterer  Name  ii\r  Carduelis  caniceps  orientalis  (Eveisva.)    349 

H.  Mayhoff,  Zum  SchwingengeräUvSch  der  .Schellente 351 

E.  Stresemann,  Nachruf  an  Hugo  Mayhoff 360 

A.  Laubmann,  Nachruf  an  C.  D.  Erdt 363 

Index        367 

Sitzungsberichte  (iVIärz— Juni  1918) XXV 

Mitgliederverzeichnis .    , XXIX 


Ausgegeben  am  25.  November  1918. 


Miuicheii  1918 

Im  Buchhandel  zu  beziehen  durch  die  Verlagsbuchhandlung 
Gustav  Fischer  in  Jena 


Hof-  und  Universitäts-Buchdiuckeiei  von  Junge  &  Sohn. 


XIII.  4,  I  Schlegel:  Beitrag  znr  Ornis  von  W.-Rußland.  325 

1918    J 


Ein  Beitrag  zur  Ornis   des  westlichen  Rufsland. 

Von 

R.  Schlegel  (Leipzig). 

Den  zahlreichen  Veröffentlichungen  über  die  Ornis  des  west- 
lichen Rußland,  welche  uns  die  letzten  Jahre  aus  der  Feder  der 
an  verschiedenen  Abschnitten  der  Ostfront  wirkenden  Ornithologen 
beschert  haben,  vermag  ich  dank  der  Unterstützung  zweier  Freunde 
einen  weiteren  Beitrag  zuzufügen.  Das  in  nachfolgenden  Zeilen 
zur  Besprechung  gelangende,  in  meiner  Privatsammlung  aufbewahrte 
Material  stammt  aus  zwei  Quellen. 

Herr  Förster  Wilhelm  Rüdiger  übersandte  eine  ansehnliche 
Zahl  Vögel  aus  Dolsk,  einem  Dörfchen  in  den  Pripjet-Sümpfen, 
BO  km  südlich  von  Iwauowo,  Gouvernement  Wolhynieu. 

Herr  Oberförster  Bahr  ließ  mir  zahlreiche  Sendungen  zugehen 
aus  Gorodischtsche,  einem  Orte  im  nordwestlichen  Zipfel  des 
Gouvernement  Minsk,  an  der  Straße  Baranowits('hi-^^'alewka,  18  km 
nördlich  des  Städtchens  Stolo witsch!. 

Den  beiden  Spendern  möchte  ich  auch  an  dieser  Stelle  meinen 
herzlichsten  Dank  aussprechen.  Trotz  der  weiten  Entfernung  kamen 
die  im  Fleisch  abgesandten  Tiere  meist  noch  recht  brauchbar  in 
meine  Hände  und  lieferten  mir  in  guten  Bälgen  wertvolles  Ver- 
gleichsmaterial. Wenn  auch  meine  eigenen  Studien  die  jeweils 
von  anderer  Seite  gewonnenen  Resultate  meist  nur  bestätigen 
konnten,  so  halte  ich  es  doch  nicht  für  überflüssig,  meine  persön- 
lichen Eindrücke  von  dem  untersuchten  Material  liier  wieder- 
zugeben. 

1,  Corviis  cornix  cortiix  L.  liegt  in  zwei  Exemplaren  aus  dem 
Pripjetgebiet  vor. 

2.  Kucifraga  caryocatacies  caryocatactes  (L.).  In  der  Dezember- 
sitzung 1916  der  Deutschen  Ornithologischen  Gesellschaft  hebt 
Reicheuow  hervor,  daß  es  interessant  sei  zu  erfahren,  welche 
Tanneuhäherform  in  Bialowies  brüte.  Da  ich  jedenfalls  zu  recht 
annehme,  zwei  aus  Gorodischtsche  erhaltene  vStarkschuäbel  als 
Brutvögel  aufzufassen,  gebe  ich  nachstehend  Schnäbel-  und  Fittich- 
maße beider  Vögel,  wobei  ich  mich  an  die  Erörterungen  und  Fest- 
stellungen der  klassisclien  Kleinsclimidtschen  Berajah-Monograidiie 


326  Schlegel:  Beitrag  zur  Ornis  von  W.-Rußland.         FVerh.  Orn. 

L  Ges.  Bay. 

halte.  Hinsichtlich  der  Schnäbel  erscheinen  sie,  mit  meinen  vier  Rachel- 
nnd  drei  Harzexemplaren  verglichen,  als  auffällig  starkschnäblig, 
besonders  im  ersten  Stücke. 

Schnabellänge  von  Stirnbefiederung  an: 
Polen    48     mm        Rachel:  45      mm        Harz:  45      mm 
43V2   „  43        „  44       , 

42        „  43V2   „ 

4IV2    « 
Schnabelbreite  an  der  Vereinigungsstelle  der  Unterkieferäste: 
Polen:  14  mm        Rachel:  11mm        Harz:  13^2  mni 
13    „  11    „  I2V2    . 

10  „  14        „ 

11  « 

Schnabelumfang  an  der  Vereinigung  der  Unterkieferäste. 

Polen:  45mm        Rachel:  41^2"^"^  Harz:  39mm 

42    „                          37^      „  42    „ 

o5  /j    „  4o    5, 
39       „ 
Fittichlänge : 

Polen:  186  mm        Rachel:  183  mm  Harz:  181mm 

181    ,.                         181    „  176    „ 

175    ,  183    , 
17    . 

3.  Nucifraga  caryocatactes  macrorhynckos  Brehm.  Da  die  vor- 
jährige Tannenhäherinvasion  naturgemäß  sich  auch  über  Polen  ver- 
breitete, liegt  auch  ein  Exemplar  dieser  Form  von  dort  vor.  Wie 
aus  den  Kleinschmidt'schen  Resultaten  hervorgeht,  ist  die  Schwanz- 
binde bei  ad.  und  med.  Exemplaren  in  einer  Breite  von  18 — 30  mm 
schwankend.  Die  Breite  der  Binde  meines  Exemplars  beträgt  nur 
21  mm  (vom  weißen  Schaft  an  gemessen)  und  geht  insofern  nicht 
über  die  Breite  der  Binde  mehrerer  meiner  Starkschnäbel  hinaus. 
Wenn  man  dieses  Stück  mit  dem  dünnschnäbligsten  meiner  Exem- 
plare vergleicht,  könnte  man  versucht  sein,  es  als  Bastardform  an- 
zusprechen. Dagegen  aber  spricht  die  Variationsweite  der  Schnabel- 
stärke, die  Kleinschmidt  mit  9,5 — 11  mm  registriert.  Am  häufigsten 
kommt  11  mm  vor.     Bei  meinem  Exemplar  beträgt  sie  nur  10  mm. 

4.  Oriohis  oriolus  oriolus  (L.)  liegt  in  einem  Weibchen  vom 
Pripjet  vor. 

5.  Chloris  chloris  chloris  (L.).  Zwei  Männchen  wurden  aus  dem 
Pripjetgebiet  eingesendet. 

6.  Carduel'is  carduelis  carduelis  (L.)  liegt  in  einem  Weibchen 
aus  Gorodischtsche  vor,  das  mir  bei  einem  Vergleiche  mit  hiesigen 


^^^^'  ^'  !=>chlegel :  Beitrag  zur  Onus  von  W.-Rußland.  3^7 

1918    J  ^  '^ 

Weibchen  auffällig  stark  wüchsig  erschien,  so  daß  ich  anfänglich 
volgensis  But.  vor  mir  zu  haben  meinte.  Nach  nochmaliger  ein- 
gehender Durchsicht  der  Hesse'schen  Untersuchungsresultate  (cf. 
Orn.  Monatsber.  1915,  p.  17 — 22)  mußte  ich  die  vorgefaßte  Meinung 
dahin  korrigieren,  daß  bei  einem  Flügelmaße  von  nur  76  mm  car- 
duelis  vorliegt.  Ein  nach  Abschluß  der  Arbeit  noch  erhaltenes 
Weibchen,  das  hinsichtlich  seiner  Größe  ganz  den  Eindruck  eines 
hiesigen  Exemplars  macht,  mißt  80  mm. 

7.  Spinus  spinns  (L.)  erhielt  ich  in  einem  Männchen  vom 
Pripjet. 

8.  Acanthis  cannabina  cannabina  (L.)  liegt  in  zwei  Männchen 
vom  Pripjet  vor. 

9.  Acanthis  linaria  linaria  (L.)  ging  mir  in  2  Männchen  und 
1  Weibchen  aus  dem  Pripjetgebiet  und  3  Männchen  und  3  Weib- 
chen aus  Gorodischtsche  zu.  Ei'stere  stammen  vom  Januar  1916, 
letztere  vom  November  1917. 

10.  Pyrrhula  pijrrhida  pijrrhula  (L.).  Die  vorliegenden  9  cTcT 
und  6  5$  mit  8,9 — 9,5  mm  Flügelraaß  gehören  naturgemäß  sämt- 
lich zur  großen  Form.  Bemerkenswert  erscheint  mir,  daß  bei  den 
vorhandenen  $$  das  schöne  Hellgrau  des  Nackens  und  Oberrückens 
sich  mehr  oder  weniger  nach  dem  Unterrücken  zu  ausdehnt;  wo 
eine  düstere,  bräunliche  Färbung  vorherrscht,  die  infolgedessen 
dann  mehr  oder  minder  zurückweicht.  Ein  $  ist  infolge  der  stark 
vorherrschenden  schönen  Hellgraufärbung  besonders  schön  zu  nennen. 
Wir  hören  von  Naumann,  daß  er  so  das  ältere  Weibchen  charak- 
terisiert. 

11.  Passer  domesticus  domesticus  (L.).  Gengier  hebt  hervor, 
daß,  je  weiter  nach  Osten,  bei  alten  Männchen  das  Rotbraun  an 
Kopf  und  Nacken  mehr  hervortritt.  Mir  liegen  8  cTd"  aus  dem 
Pripjetgebiet  vor,  an  denen  ich  nach  eingehendem  Vergleiche  mit 
einer  umfangreichen  mitteldeutschen  Serie  diese  Merkmale  nicht 
bestätigt  finden  kann.  Unter  6  $$  aus  gleicher  Gegend  befindet 
sich  ein  prächtiges  hahnenfedriges  Stück,  das  sich  bei  etwas  röt- 
licheren Kopfseiten,  die  an  männliche  Färbung  erinnern,  besonders 
durch  einen  stark  ausgeprägten  schwarzen  Kehlfleck  auszeichnet, 
der  bis  zur  Oberbrust  herabreicht. 

12.  Passer  montanus  montanns  (L.)  liegt  in  2  55  vom  Prip- 
jet vor. 

13.  Emberixa  calandra  colandra  L.  Kleinschmidt  bemerkt 
zu  den  Grauammern  des  Ostens,  daß  sie  grau  oder  frisch,  gelbgrau 
seien,  die  des  Westens  brauner  und  dunkler.  Auch  Stolz  fällt  an 
einem  Exemplare  die  hellgraue  Gesamtfärbung  gegenüber  östlichen 
deutschen  Exemplaren  auf.  Gengier  hebt  als  Unterscheidungs- 
merkmal die  lebhaftere  Färbung,  besonders  die  sandgelb  über- 
laufene der  Seiten,  Kehle  und  0))erbrust  hervor.    Mir  liegen  vom 


30,S  Schlegel:   l'>eitrag  zur  Oniis  von  W'.-TvuHIaml.  j  ^  ^''■"■ 

|_  Ges. 


Oiu. 
Bav. 


Pripjetgebiet  fünf  Stücke  vom  16.  1. — 28.  V.  vor,  die  ich  mit  11, 
meist  Leipziger  Exemplaren  vergleichen  kann.  Bei  einigem  Ent- 
gegenkommen kann  ich  behaupten,  daß  Kleiuschmidt's  Angaben  auch 
für  mein  Sammelmaterial  für  ein  besonders  geübtes  Auge  zutreffen, 
namentlich  dann,  wenn  man  beim  Vergleich  die  Bälge  mit  den 
Seiten  aneinanderlegt.  Auffällig  kommt  der  schöne  bräunlichgelbe 
Ton  bei  zwei  Bernburger  Exemplaren  vom  3. 1.  und  18.  III.  zum  Vor- 
schein gegenüber  zwei  östlichen  Exemplaren  vom  Iß.  1.  und  81.  III., 
die  gegen  diese  deutschen  Stücke  schon  wie  stark  verschossen  und 
verblichen  aussehen.  Sechs  Leipziger  Maibälge  erscheinen  seit- 
wärts etwas  dunkler  als  zwei  östliche  Exemplare  vom  April  und 
Mai,  während  dies  für  vier  weitere  Leipziger  Stücke  nicht  zutrifft. 
Gerade  beim  Grauammer  -  -  im  Herbstkleide  ein  Gilbammer  — , 
an  dem  man  das  Verbleichen  der  zarten  gelblichen  Gefiedertönung 
mit  vorrückender  Jahreszeit  besonders  instruktiv  verfolgen  kann, 
dürfte  es  angebracht  sein,  Stücke  aus  vei-schiedenen  Gegenden 
immer  nur  nach  gleichen  Erlegungsdaten  zu  vergleichen. 

14.  Emberixa  citrinella  citrinelln  L.  Bevor  ich  zur  Kritik 
der  mir  vorliegenden  Goldammern  —  zehn  aus  der  Pripjetgegend, 
einer  aus  Gorodischtsche  —  übergehe,  mögen  mir  einige  allgemeine 
Bemerkungen  gestattet  sein.  Unser  Goldammernspezialist  Gengier 
schreibt  eine  Anzahl  seiner  gesammelten  östlichen  Stücke  der 
nordischen  Form  cltr'iiidla  L.  zu,  eine  andere  der  Form  erythro- 
yenys  Brehm.  Graf  v.  Zedlitz  bestimmt  sein  Material  als  cryfhro- 
genys  und  ein  Exemplar  von  Kielce  als  citrinella.  Reichenow  ver- 
weist die  Bialowiesexemplare  ebenfalls  zu  citrinella.  Stolz  benennt 
ein  cf  von  Lomza  sylvestris  Brehm.  Harter t  erkennt  die  Form 
sylvestris  Brehm  nicht  an,  und  ebenso  äußert  Laubmann  Bedenken 
hinsichtlich  der  Trennung  in  sylvestris  und  romaniensis  Gengier 
(Ornis  F'aröensis).  Unumstritten  bleibt  erytkroyenys,  die  Martert 
als  Form  mit  helleren  Säumen  und  hellerem  Allgemeindruck  charak- 
terisiert. Auch  Laubmaun  a.  a.  0.  hält  dieses  Kennzeichen  ,.viel 
mehr  graue  Töne  aufweisendes  Gefieder-'  aufrecht.  Gengier  scheint 
dieser  grauen  Überpuderung  ebenfalls  noch  insofern  bestimmende 
Bedeutung  beizumessen,  indem  er  bei  Unterscheidung  der  mit 
erythroyenys  gleichgefärbten  französischen  Vögeln  andeutet,  daß 
diese  doch  nicht  dahin  zu  ziehen  seien,  da  ihnen  die  feine  weiße 
t^berpuderung,  die  ganz  feinen  weißen  Federspitzen  des  Winter- 
kleides fehlen  (cf.  Orn.  Jahrb.  1914).  Hesse  legt  das  Hauptgewicht 
bei  dieser  Form  auf  das  reinere  und  lebhaftere  Gelb  der  Unter- 
seite, welcher  Ansicht  sich  auch  Reichenow  (Ornithol.  Monatsber.) 
und  Geugler  lOrnithol.  Jahrb.  1914  und  16)  anschließen.  Letzt- 
genannter Autor  kommt  in  seiner  letzten  speziellen  Goldammer- 
arbeit (Ornith.  Jahrb.  1914)  zu  dem  Resultat,  citrinella  und  syl- 
vestris hinsichtlich    des  gelben  Farbtons   der  Grup[)e   mit  dunkler, 


^fqf R^'  vSchlegel :  Beitrag  zur  Oiuis  vou  W.-Rußlaiid.  329 

romaniensis  und  en/ihrogenys  der  Gruppe  mit  heller  Allgemein- 
färbung zuzuweisen.  Wintervögel  aus  dem  Gouvernement  Kaluga 
gleichen  nach  Gengier  Turkestanern  (also  erythrogenys.  —  Verf.), 
Brutvögel  von  dort  citrinella,  aber  mit  hellerem  und  reinerem  Gelb 
der  Unterseite.  Ebenso  verhält  sich  ein  Vogel  aus  Livland.  Wenn 
nun  aber  das  hellere  und  reinere  Gelb  der  Unterseite  gerade 
charakteristisch  für  erythrogenys  ist,  so  müssen  die  zuletzt  auf- 
geführten Vögel  doch  auch  erythrogenys  sein  oder  ihnen  wenigstens 
sehr  nahe  kommen.  Gengier  fährt  fort:  „Es  ist  also  das,  was 
Hartert  von  den  helleren  Vögeln  des  Ostens  sagt,  vollkommen  zu- 
treifend,  nur  glaube  ich,  daß  die  russischen  Vögel  doch  nicht  in 
ihrer  Gesamtheit  zur  Form  erythrogenys  gezogen  werden  können. 
Nur  große  Serien  zur  Brutzeit  erlegter  Exemplare  schaffen  hier 
unumstößliche  Klarheit.  Denn  Wintervögel  sind  stets  unsichere 
Beweisstücke.  Auch  Formen,  die  keine  ausgesprochenen  Zugvögel 
sind,  kommen  oft  während  des  Winters  weit  herum  und  bringen 
dadurch  den  Forscher  nicht  selten  in  Zwiespalt  und  Verlegenheit." 
Gengier  scheidet  hier  nicht  scharf  in  den  Fragen:  1.  Zu  welcher 
Form  sind  russische  Wintervögel  zu  ziehen.  2.  Welcher  Form  ge- 
hören russische  Brutvögel  bestimmter  Gebiete  an?  Wenn  sich 
erythrogeiigs  und  eitrinelki  im  Ton  des  Gelb  gut  uuterscheidbar 
zeigen,  dann  muß  sich  auch  an  russischen  Wintervögeln  stets  der 
Nachweis  führen  lassen,  welcher  Form  sie  zugehören,  auch  wenn 
sie  uns  keine  Klarheit  darüber  lassen,  wo  sie  als  Brutvögel  be- 
heimatet sind.  Ich  glaubte  die  angezogene  Stelle  aus  dem  Grunde 
anführen  zu  müssen,  um  zu  zeigen,  daß  bei  der  Unsicherheit  unserer 
Goldaramernformen  auch  eine  sichere  Fixierung  von  Goldammern 
unter  Umständen  ungemein  schwierig  sein  kann  und  der  Auffassung 
des  Systematikers  weiten  Spielraum  läßt,  was  gewiß  auch  Gengier 
andeuten  will,  wenn  er  sagt:  „Ich  bin  der  Überzeugung  jetzt  ge- 
worden, daß  mit  Hilfe  dieses  Mittels  —  Intensität  des  Gelb  — 
eine  richtige  Gruppierung  der  Emberixa  citrinella-F ovmew  allein 
mit  der  Zeit  zu  bewerkstelligen  sein  wird."  Es  ist  hier  nicht  der 
Zweck,  sich  in  Erwägungen  darüber  zu  ergehen,  wie  ich  mich  auf 
Grund  meines  Ammernmaterials  zu  den  erwähnten  Formen  persön- 
lich stelle.  Bei  einer  Bearbeitung  meiner  sächsischen  Goldammern, 
von  denen  mir  nun  eine  reichhaltige  Serie  zur  Veifügung  steht 
und  die  bisher  nur  aus  Zeitmangel  unterblieb^  werde  ich  eingehender 
auf  die  Goldammerfrage  zurückkommen  müssen.  An  diesem  Ort 
soll  nur  in  Kürze  dargetan  werden,  wie  sich  hinsichtlich  der  Färbung 
meine  östlichen  Stücke  zu  dieser  oder  jener  der  angeführten  Formen 
verhalten.  Von  einer  Angabe  der  Flügelmaße  (nach  Gengier 
citrinella  91—95,  sylvestris  90 — 95,  romaniensis  93,  erythrogenys 
91 — 95  mm)  sehe  ich  ab,  da  sie  meines  Erachtens  eine  spezifische 
Differenz  nicht  bedeuten  und  daher  diagnostischen  Wert  nicht  be- 


330  Schk'gcl:  JJoilnig  zur  üniis  vuii   W.-Hulilaua.  p  i'ili.  Orn. 

L  (-"CS.  Bay. 

sitzeu.  Vier  meiner  russisclieu  Bälge  Vuni  November  uud  Januar 
zeigen  ein  schönes  leuchtendes  Gelb  auf  der  Unterseite  und  melir 
oder  minder  stark  gestrichelte  oder  gefleckte  Kehlzeichnung.  Drei 
davon  zeigen  ein  ausge})rägtes  grünes  Brustband;  das  4.  Exemplar 
zeigt  es  nur  schwach,  dafür  aber  am  auffälligsten  und  breitesten 
darunter  das  rote,  das  bei  einem  2.  Stück  noch  deutlich  vorhanden 
ist.  beim  B.  schon  wesentlich  zurücktritt  und  beim  4.  kaum  an- 
gedeutet erscheint.  Vier  Stücke  vom  März  zeigen  die  Gelbfärbung 
stufenweise  blasser,  und  ein  Stück  ist  <iLs  gelbweiLi  zu  bezeichnen. 
Sollte  hierbei  nicht  schon  Ausbleichung  in  Frage  kommen?  Kehl- 
zeichnung ist  bei  einem  Stück  fehlend,  bei  den  anderen  Exemplaren 
äußerst  schwach  vorhanden.  Grünes  und  rotes  Brustband  ist  bei 
allen  da.  Ein  9.  Exemplar  endlich  ist  infolge  seiner  trüben,  un- 
reinen Unterseite  wegen  und  infolge  des  Zurücktretens  des 
schmutzigen,  stumpfen  Gelbes  wohl  zu  sf//restris  zu  ziehen.  Ebenso 
ist  graue  Bepuderung  in  wechselnder  Stärke  allenthalben  vorhanden, 
doch  nicht  so  stark  wie  bei  zwei  tui'kestanischen  crytlnogcniis  und 
bei  den  ]\Lärzvögeln  bereits  in  mehr  oder  minder  starker  Ab- 
nutzung. Alle  die  angeführten  Chai-akteristica  wiederholen  sich 
bei  Leipziger- und  Racliel-Hrut-  und  WinteiTögeln,  und  nach  vieler 
Arbeit  und  Mühe,  die  ich  es  mich  auch  kosten  ließ,  lege  ich  das 
Material  insofern  unbefriedigt  beiseite  in  der  Überzeugung,  daß  ich 
hinsichtlich  der  Klassifikation  zu  sicheren  Ergebnissen  nicht  ge- 
langen konnte,  obwohl  mir  ein  Vergleichsmaterial  von  ca.  100  Exem- 
plaren vorlag. 

15.  E»ihcn':a  xclioenivlKs  schoenirhis  \i.  sandte  Herr  Rüdiger 
in  zwei  Häuten  ein,  die  sich  von  hiesigen  Stücken  nicht  unter- 
scheiden. 

16.  PlcairoijliciKtx  iiinilis  i/ira//s  (L.).  Herr  Oberförster  Bahr 
sandte  ein  prachtvolles,  ausgefärbtes  Männchen  vom  25.  XL  aus 
Gorodischtsche  ein. 

17.  Galcrid((  oi^ytaUt  cristiita  (L.K  Heichenow  und  Kleinschmidt 
geben  sechs,  resp.  acht  östl.  Haubenlerchen  zu  besonderen  Be- 
merkungen keine  Veranlassung.  Stolz  ergeht  sich  in  Vermutungen 
über  ev.  geringfügige  Schnabelunterschiede,  Avähreud  Gengier  und 
Graf  V.  Zedlitz  in  ihnen  schon  Anklänge  an  toniirosiris  Bi-.  finden 
wollen.  Mir  liegen  aus  dem  Pripjetgebiet  vier  Exemplare  vom 
November  bis  März  vor,  die  ich  mit  zehn  iiiesigen  Exemplaren 
vergleichen  kann.  Hinsichtlich  der  sandfarbenen  Unterseite  ist  ein 
östliches  Exemplar  heller  als  meine  Leipziger  Stücke  aus  gleichem 
Monat,  während  ein  Exemplar  sich  von  ihnen  nicht  unterscheidet. 
Die  deutschen  Exemplare  vom  Februar  und  ]\Iärz  wage  ich  nicht 
zu  Vergleichen  liernnzuziehen,  da  sich  schon  eine  gewisse  Aus- 
bleicluing  und  Abnutzung  der  Gclieder  bemerkbar  macht.  Der 
dunklere   All^emeineindruck   der   Oberseite   dieser   beiden  Stücke 


^\^^'>'^'  Schlegel:  Beitrag  zur  ( »niis  von  \V.-KußlaiKl.  331 

rührt  eutscliieden  von  der  stärkeren  Abnutzung-  der  hellen  Feder- 
ränder und,  der  damit  mehr  sichtbar  werdenden  dunklen  Mittel- 
färbung der  Federn  her,  wie  dies  auch  an  einem  hiesigen  Exem- 
plar vom  Juni  deutlich  erkennbar  ist.  Von  einem  deutlich  hellereu 
Nacken,  den  Graf  v.  Zedlitz  hervorhebt,  lassen  meine  Vögel  nichts 
erkennen.  Im  allgemeinen  ist  die  dunkle  Zeichnung  des  Brust- 
baudes  meiner  östlichen  Stücke  schwächer  vorhanden,  ähnlich 
schwach  aber  auch  bei  einem  meiner  hiesigen  Exemplare.  Hin- 
sichtlich der  Schnabelplastik  ist  ein  Exemplar  —  drei  unterscheiden 
sich  von  hiesigen  Stücken  in  dieser  Hinsicht  nicht  —  mit  22  mm 
Länge  entschieden  zu  temiirostris  Brehm  zu  ziehen.  Hartert  notiert 
als  Maximum  von  cHsiata  19,9  mm. 

18.  Anthus  trivinlis  fririnlis  (L.)  ist  in  einem  Exemplar  vom 
Pripjet  vorhanden. 

19.  Anthu.s  pratensis  (li.)  liegt  ebenfalls  in  einem  Stück  vom 
Pripjet  vor. 

20.  Motacilla  flavfi  flava  L.  Zwei  Stücke  vom  Pripjet  sind 
hinsichtlich  ihrer  Kopffärbung  typische  flava. 

21.  Farns  itiajor  major  L.  Geugler  hebt  die  besondere  Rein- 
heit der  Gefiederfarben  östlicher  Stücke  hervor.  Ich  kann  mich 
hinsichtlich  anderer  Arten  seinem  Urteile  nur  anschließen.  Man 
ist  oft  einfach  entzückt  über  die  Sauberkeit  der  Kleider.  Unsere 
Kohlmeise  liegt  in  drei  Exemplaren  vom  Pripjet  und  einem  Exem- 
plar aus  Gorodischtsche  vor,  die  sich  liinsichtlich  der  Färbung  von 
hiesigen  Stücken  mit  der  Neigung  der  Unterseite,  bald  blasser, 
bald  intensiver  in  Erscheinung  zu  treten,  nicht  unterscheiden. 

22.  Parus  eaeruleus  naeraleus  L.  liegt  in  drei  Exemplaren  von 
Gorodischtsche  und  zwei  aus  der  Pripjetgegend  vor.  Drei  Exem- 
plare davon  zeigen  eine  wohltuend  wirkende  Reinheit  der  Farben, 
und  das  Gelb  der  Unterseite  ist  etwas  intensiver  und  leuchtender 
im  Ton,  so  daß  hiesige  Exemplare  dagegen  etwas  stumpffarbiger 
und  abgeblaßter  erscheinen.  Bei  einem  Exemplar  ist  der  schwarz- 
blaue Fleck  an    der  Unterseite  stark   entwickelt  und  ausgedehnt. 

23.  Parus  ater  ater  L.  liegt  in  zwei  Exemplaren  aus  Goro- 
dischtsche vor.  Ich  muß  Hartert  beipflichten,  wenn  er  anführt, 
daß  nordöstliche  Stücke  auf  der  Oberseite  am  reinsten  grau  gegen- 
über deutschen  Stücken  erscheinen;  ersteren  fehlt  der  schwach- 
olivenfarbene  Ton  im  Grau.  Auch  die  Seitenteile  der  östlichen 
Stücke  sind  milder  im  Ton  und  weniger  kontrastierend  gegenüber 
der  Färbung  der  Brustgegend. 

24.  Parus  cristatus  cristatus  L.  liegt  in  drei  Exemplaren  vom 
Pripjet  und  einem  Exemplar  aus  Gorodischtsche  vor.  Meine  Exem- 
plare zeigen  die  Kontraste  der  Oberseite  gegenüber  mUratus  Brehm 
nicht  so  ganz  auffällig,  wie  sie  die  Tafel  Kleinsclimidt's  im  Neuen 


532  Schlegel:  Beitrag  zur  Ornis  von  W.-Rußland.  fVerh.  ürn. 

|_  Ges.  Bay. 

Naumann  darstellt.   Die  lebhaftere  und  ausgedehntere  Seitenfärbung 
unserer  mitraius  fällt  gegen  cristatus  gut  in  die  Augen. 

25.  Parus  palustris  palustris  L.  liegt  in  vier  Exemplaren  vom 
Pripjet  und  acht  Stücken  aus  Gorodischtsche  vor.  Herr  Pfarrer 
Kleiuschmidt  hatte  die  Liebenswürdigkeit^  die  Richtigkeit  meiner 
Bestimmung  dieser  und  der  folgenden  Art  nachzuprüfen. 

26.  Parus  atricapillus  borealis  Selys  liegt  in  zwei  typischen 
Exemplaren  von  Gorodischtsche  vor. 

27.  Aegithalos  caudatus  caudatus  (L.),  in  zwei  Exemplaren 
aus  Gorodischtsche  vorliegend,  zeigt  die  von  Hartert  angegebenen 
Unterschiede  weißköpfigen  europaeus  gegenüber  in  gut  erkennbarer 
Weise. 

28.  Regulus  reguliis  regulus  (L.)  sandte  Herr  Rüdiger  in  zwei 
Exemplaren  vom  Pripjet  ein. 

29.  Certhia  familiaris  familiaris  L.  liegt  in  einem  hellrückigen 
typischen  Exemplar  vom  Pripjet  vor,  während  ein  zweites  Exem- 
plar von  Gorodischtsche  meinen  sächsischen,  anhaltischen,  märkischen 
und  bayerischen  Exemplaren  recht  nahe  steht.  Ich  sammle  eifrigst 
familiär is-MulBvml^  um  die  Meinungen  der  Herreu  Schalow  (Orn. 
Monatsber.  1917,  p.  45)  und  Reichenow  (J.  f.  0.  1917,  p.  228) 
nachprüfen  zu  können,  daß  im  Königreich  Sachsen  macrodactgla  Br. 
nicht  vertreten  sein  soll,  und  werde  bei  dieser  Gelegenheit  näher 
auf  mein  sächsisches,  deutsches  und  östliches  /«wz7mm-Material 
zurückkommen.  Trotz  ungenügenden  Materials  und  infolgedessen 
nur  oberflächlicher  Prüfung  kann  ich  mich,  wenn  auch  unverbind- 
lich, schon  heute  der  Einsicht  nicht  verschließen,  daß  wenigstens 
unsere  Leipziger  familiaris  der  Form  C.  familiaris  familiaris  in 
ihrer  typischen  Hellfärbung  nicht  zuzuweisen  sind. 

BO.  Sitta  europaea  sxtolcmani  Doman.  Da  es  im  Widerstreite 
dei"  Meinungen  und  Ansichten  betreffs  der  Berechtigung  oder  Nicht- 
berechtigung  und  hinsichtlich  der  Variationsw^eite  der  Formen 
sordida,  homeyeri  und  .sxtolcmani  sowie  hinsichtlich  ihrer  Wohn- 
gebiete gegenwärtig  ganz  unmöglich  ist,  ein  klares  Urteil  zu  ge- 
winnen, sandte  ich  auch  mein  gesamtes  östliches  Kleibermaterial 
an  Herrn  Pfarrer  Kleinschmidt  mit  der  Bitte  um  sein  Urteil.  Dies 
schien  mir  auch  nach  dem  Umstände  geboten,  da  mir  homegeri  ex 
loco  typico  sowie  sxtolcmani  nicht  zur  Verfügung  standen.  Herr 
Kleinschmidt  bestimmte  meine  sechs  Exemplare  vom  Pripjet  sowie 
zehn  von  Gorodischtsche  sämtlich  als  sxtolcmani  Doman.  trotz  ganz 
erheblicher  Variationsweite  der  Bauchfärbung. 

31.  Lanius  excuhitor  exciibitor  L.  liegt  in  einem  Exemplar  aus 
Gorodischtsche  vom  18.  III.  vor,  dessen  Kleingefieder  noch  nicht 
völlig  vermausert  ist. 

32.  Lanius  excuhitor  major  Gmelin  ist  ebenfalls  in  einem  Stück 
von  Gorodischtsche  vorhanden   und   steht  noch  in  der  Mauser  des 


XIII,  4,  Schlegel:  Beitrag  zur  Ornls  von  W.-Rußland.  338 

1918    J 

Kleingefieders.    Infolge  der  kaum  erkennbaren  muscheligen  Zeich- 
nung der  Unterseite  ist  er  als  ein  älteres  Exemplar  anzusprechen. 

33.  Laniiis  rollurio  coUurio  L.  Mau  kann  Graf  v.  Zedlitz 
beipflichten,  wenn  er  von  östlichen  Vögeln  sagt,  daß  das  Braun 
der  Oberseite  etwas  dunkler  ist.  Dies  trifft  auch  für  meine  drei 
Pripjetmännchen  beim  Vergleich  mit  hiesigen  Stücken  zu.  Besonders 
bei  einem  Stück  ist  das  Braun  ein  schön  gesättigtes  und  dunkles; 
das  zweite  kommt  ihm  diesbezüglich  annähernd  gleich,  während 
ein  drittes  abgeblaßter  erscheint. 

34.  Muscicaim  striata  striata  (Fall.)  liegt  in  einem  Exemplare 
vom  Pripjet  vor.     Dasselbe  gilt  von  je  einem  Weibchen  von 

35.  Muscicava  hypoleuca  hypoleuca  (Fall.)  und 

36.  Erythrosterna  parva  parva  (Bechst.). 

37.  Phylloscopus  sibilatrix  sibilatrix  (Bechst.)  erhielt  ich  in 
einem  Exemplar  vom  Pripjet. 

38.  Sylvia  nisoria  nisoria  (Bechst.)  wurde  in  einem  Männchen 
vom  Pripjet  eingesendet. 

39.  Planesticus  merida  merula  (L.).  Aus  der  Pripjetgegend 
liegt  ein  mehrjähriges,  rein  gelbschnäbliges  Männchen  vom  7.  IV. 
vor.  Freund  Bahr  schreibt  mir  aus  Gorodischtsche,  daß  er  die 
Amsel  in  allen  Färbungsphasen  häufig  im  Dohnenstiege  gefangen 
habe. 

40.  Saxicola  rubetra  riihctra  (L.)  liegt  in  einem  Männchen  vom 
7.  V.  aus  dem  Fripjetgebiet  vor. 

41.  Piciis  canus  riridicanus  Bechst.  Vom  Grauspecht  liegen 
Männchen  und  Weibchen  vom  7.  und  14.  IV.  aus  dem  Fripjetgebiet 
vor,  mit  denen  ich  sieben  deutsche  Exemplare  meiner  Sammlung  ver- 
gleichen kann.  Wenn  ich  meine  östlichen  Stücke  der  deutschen 
Form  viridicaniis  zuordne,  so  folge  ich  damit  dem  Beispiele 
Reichenow's  (Ornith.  Mouatsber.  16,  p.  130).  Wie  aus  je  einem 
weiblichen  Jugend-  und  Übergangskleide  meiner  Sammlung  hervor- 
geht, scheint  der  mehr  oder  minder  ausgeprägte  grünliche  Anflug 
der  Unterseite  sowie  das  Grün  der  Oberseite  weder  einen  ge- 
schlechtlichen noch  einen  Altersunterschied  zu  bedeuten.  Gewiß 
spielt  hierbei  neben  der  Ausbleichung  mit  vorrückender  Jahreszeit 
eine  gewisse  Variationsweite  eine  gewichtige  Rolle.  Mein  Pripjet- 
männchen gleicht  in  seinem  grauen,  nur  schwachgrünlich  an- 
gehauchten Ton  der  Unterseite  ganz  einem  Männchen  aus  dem 
Rachelgebiet.  Beim  Weibchen  tritt  der  grüne  Ton  der  Unterseite 
schon  weit  augenfälliger  auf.  Das  Grün  der  weiblichen  Oberseite 
kommt  an  Stärke  dem  des  Männchens  von  ebendaher  und  dem 
zweier  Weibchen  im  Jugend-  und  Übergangskleide  gleich,  während 
sich  zwei  weitere  deutsche  Weibchen  durch  auffällig  graue  Rücken- 
befiederung —  sie  sind  nur  ganz  schwach  grün  angehaucht  —  vom 
Pripjetweibchen    auffällig    unterscheiden.      Ich    würde    diese   Er- 


334  Sohlcgel:  Beitm}r  zur  Onus  von  W.-HuHland.  jVerli.  Oni. 

L  Ges.  Bay. 

scheinuiig"  einer  Ausbleicliuug  zugescliriebeii  haben,  zumal  ein  Weib- 
chen vom  7.  VI.  heiTührt,  wenn  nicht  da.s  zweite  Stück  vom  28.  IX. 
in  tViscii  vermauserter,  tadelloser  Betiederung  vorläge.  Diese  Auf- 
fälligkeit glaubte  ich  besonders  aus  dem  Grunde  nicht  ganz  ver- 
schweigen zu  dürfen,  da  man  der  wechselnden  Intensität  des 
grünen  Farbtons  bei  Aufstellung  verschiedener  Grauspechtformen 
besonderen  diagnostischen  \\^ert  beigemessen  zu  haben  scheint.  Es 
wird  angeblacht  sein,  bei  Untersuchungen  von  Grauspechtmaterial 
hinsichtlich  seiner  Zugehörigkeit  immer  nui'  Stücke  aus  gleichei- 
Jahreszeit^  am  vorteilhaftesten  abei'  immei-  nur  im  frisch  vermauserten 
Gefieder  zu  vergleichen.  Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  bei  Be- 
rücksichtigung dieser  Forderung  und  Untersuchung  größerer  Reihen 
diese  oder  jene  Subtilform  aus  der  stattlichen  Reihe  der  Grau- 
spechtformen ad  acta  gelegt  werden  könnte.  Ob  ich  meine  öst- 
lichen Grauspechte  der  b^rm  cdiius  Gm.  oder  besser  der  Form 
mridicamis  Bechst.  zuschreiben  soll,  darüber  fällt  mir  die  Ent- 
scheidung schwer,  und  ich  überlasse  es  besser  dem  geneigten  Leser 
selbst,  sich  ein  Urteil  darüber  zu  bilden  auch  hinsichtlich  der  Frage 
selbst,  ob  rhidicu)iui>  überhaupt  Berechtigung  hat,  als  Form  auf- 
recht erhalten  zu  werden;  die  Meinungen  sind  ja  geteilte.  Die 
Schnabelborsten  sowohl  meiner  deutsciien  als  auch  meiner  östlichen 
Stücke  siud  am  Grunde  grau,  nach  dem  Ende  hin  schwarz  ver- 
laufend, die  Unterschnabelbaseu  grünlichgelb.  Auch  die  Angaben 
Hesse's:  ,.Kritische  Untersuchungen  über  Picideu  etc."  glaubte  ich 
berücksichtigen  zu  müssen  und  erwähne  diesbezüglich,  dall  es  mir 
vorkommt,  als  seien  Kopf-  und  Halsseiten  meiner  östlichen  Stücke 
einen  schwachen  Schein  dunkler,  linde  aber  dieses  Charakteristicum 
der  nördlichen  Form  als  außerordentlich  wenig  in  die  Augen  fallend. 
Das  Gelb  der  Bürzelgegend  erscheint  mir  bei  den  östlichen  und 
deutschen  Stücken  völlig  gleich.  Somit  wäre  man  wohl  berechtigt, 
meine  Ostläuder  riridicauu.s  zu  nennen.  Um  noch  Kleinschmidt 
gerecht  zu  werden,  welcher  geneigt  ist  anzunehmen,  bei  nordischem 
Material  etwas  kürzere  Schnäbel  gefunden  zu  haben,  gebe  ich  nach- 
stehend noch  die  Schnabelmaße  adulter  Stücke  au,  einmal  gemessen 
ab  Basis,  in  Klammer  die  Maße  vom  Nasenloch  an,  wie  Klein- 
schmidt tut.  Östliche  Stücke:  Weibchen  38  (29);  Männchen  40 
(30)  mm.  Deutsche  Stücke:  Weibchen  37  (29),  38(29);  Männchen 
37  (29),  37  (30),  40  (31)  mm.  Hinsichtlich  der  Schnabelmaße 
würden  meine  östlichen  Grauspechte  also  auch  zur  Form  viridicanus 
hinneigen.  Kleinschmidt  maß  vom  Nasenloch  24^2 — 26  mm.  Nach 
Hartert'schen  Angaben,  Culmen:  39 — 44  mm,  erscheinen  meine  ge- 
fundenen Dimensionen  etwas  gering. 

42.  Dnjohatrft  major  major  (L.)  liegt  in  der  hübschen  Serie 
von  neun  Männchen  und  einem  ^\'eibchen  aus  Gorodischtsche  und 
einem  Männchen  vom  Pripjet  vor.    Hinsichtlich  der  auffälligen  Tal- 


Xirr,  4,1  Schlegel :  Beitrag  zur  Oruis  Ton  W.-Rußland.  335 

1918    J  »  » 

Sache  des  vorherrschenden  männlichen  Geschlechts  teilte  mir  Herr 
Oberförster  Bahr  freundlichst  mit,  daß  er  diese  unausgesucht  er- 
legt und  nicht  bloß  auf  Männchen  gefahndet  habe.  Da  ich  micli 
besonders  bemühte,  die  Bälge  dieses  Materials  den  natürlichen 
Größen  der  Vögel  im  Fleisch  entsprechend  natürlich  wiederherzu- 
stellen, bemerkt  man  beim  Vergleich  auf  den  ersten  Blick,  wie 
gut  wahrnehmbar  sich  die  nordische  Form  schon  hinsichtlich  der 
Größe  von  unsenn  deutschen  pmefortün  (Brehm)  unterscheidet. 
Hinsichtlich  der  Zugehörigkeit  polnischen  Materials  sind  die  Mei- 
nungen der  Bearbeiter  Reicheuow,  Kleinschraidt,  Domaniewski,  Stolz, 
von  Zedlitz  übereinstiinmend,  während  Gengier  seine  östlichen 
Stücke  auf  Grund  ihrer  geringen  Flügelmaße  (132--133  mm)  un- 
bedingt zu  pinetoruni  gestellt  wissen  will.  Ein  reines  Weiß  der 
Unterseite  kann  ich  bei  meinen  Stücken  in  keinem  Falle  konsta- 
tieren, vielmehr  ist  dieses  immer  bald  mehr,  bald  weniger,  nament- 
lich an  der  Oberbrust,  bräunlicli  überflogen,  wie  dies  auch  deutsche 
Stücke  zeigen.  Vorteilhaft  aber  unterscheiden  sie  sich  von  den 
deutschen  Genossen  hinsichtlich  der  Reinheit  ihrer  Farben,  was 
jedenfalls  auch  Dobbrick  andeuten  will,  wenn  er  schreibt:  „Sämt- 
liche Stücke  waren  auf  der  Unterseite  sehr  hell"  (Orn.  Monatsber. 
1917,  p.  19).  Die  deutschen  Banmbewohner  tragen  auf  ihrem  Ge- 
wände recht  deutlich  die  Visitenkarten  des  Landes  der  Industrie 
und  Schornsteine  zur  Schau.  Die  Schnäbel,  auffällig  robuster  als 
der  von  pinetonim,  von  der  Wurzel  an  gemessen,  und  Flügel 
meiner  Stücke  weisen  nachstehend  notierte  Maße  auf:  32,  140; 
30,  142;  3OV2,  142;  32,  137;  HOV2,  ^^^'^  '^^'U^  139;  30,  141; 
3OV2  14'^;  '^^^  139;  30,  138  mm.  Reichenow  mißt  25—26,5  und 
137_141  mm,  Hartert  27,5-33  und  138—143  mm,  Stolz  28—29 
und  138—140  mm,  von  Zedlitz  136—142  mm,  an  anderer  Stelle 
ca.  25  und  145  mm  (Orn.  Monatsber.  1915,  p.  64).  Wenn  man 
den  Flügelmaßen  allein  bestimmende  Bedeutung  beimessen  will, 
dann  hat  Stolz  recht;  wenn  nach  seiner  Auffassung  manche  Stücke 
zu  pinetonim  hinneigen,  für  welche  Hartert  131 — 138  mm  notiert. 
43.  Dryohates  leticntos  leucoto.'i  (Bechst.).  Mit  Eingang  eines 
])rächtigen  Männchens  dieser  Art  aus  Gorodischtsche  wurde  ich 
insofern  aufs  angenehmste  überrascht,  als  damit  ein  überaus  stark- 
wüchsiges  und  starkschnäbliges  Exemplar  in  meine  Hände  ge- 
langte, was  auch  durch  die  unten  verzeichneten  Maße  gut  zum 
Ausdruck  kommt.  Infolge  dieser  Merkmale,  die  beim  Vergleich 
mit  meiner  stattlichen  Reihe  deutscher  Elsternspechte  ohne  weiteres 
augenfällig  sichtbar  erscbienen,  war  ich  ursprünglich  der  Meinung, 
daß  berechtigter  Grund  vorliege,  die  östlichen  Stücke  subspezifisch 
zu  trennen,  wobei  ich  annahm,  daß  der  Bechstein'sche  Typus  aus 
Schlesien  mit  meinen  Mittelgebirjrlern  übereinstimme.  Um  mich 
jedoch  einem  berechtigten  Vorwurfe,   daß  es  gewagt  und  übereilt 


336  Schlegel:   Beitrag  zur  Ornis  von  W.-Rußlaua.         fVerh.  Orn. 

|_  Ges.  Bay. 

sei,  auf  Grund  eines  Einzelexemplars  eine  Trennung  vorzunehmen, 
nicbt  auszusetzen,  bat  ich  meinen  verehrten  B^reund  Bahr,  mir 
möglichst  weiteres  Material  diesei"  Art  zugängig"  zu  machen.  Das 
geschah  denn  auch  in  einem  zweiten  (weiblichen)  Stück,  das  mich 
insofern  enttäuschte,  als  beim  Vergleich  mit  deutschen  Stücken 
sich  hinsichtlich  Größe  und  Schnabelplastik  nicht  von  diesen  unter- 
schied. Vielleicht  achten  die  Herren,  denen  ebenfalls  Weißrücken- 
spechtmaterial aus  dem  Osten  und  Norden  vorliegt,  weiter  auf 
Größe  und  Schnabelverhältnisse  dieser  Art  und  vergleichen  sie  mit 
dem  gefundenen  Maße  meiner  adulten  deutschen  Stücke,  da  ein  so 
hübsches  Vergleichsmaterial  vielleicht  nicht  immer  vorliegen  dürfte. 


Polen 

Öchn. 

V.    d. 

Sehn ab 

elbreite 

Flügel 

Wurzel  an 

a.  d. 

Stirn : 

cT 

42 

mm 

16 

mm 

147  mm 

2 

88 

n 

I2V2 

V 

143    ,, 

Bayr.Wald 

cf 

38 

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38 

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138    „ 

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36 

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IIV2 

5; 

141    „ 

44.  JJryohates  rnl)wr  iniiior  (L.)  liegt  in  einem  Männchen  aus 
Gorodischtsche  vor.  Da  auch  eine  sichere  Untei'scheidung  der 
Formen  ininor,  pipra^  hortoruin.  silesiacus,  iransitivus  und  hac- 
meisten  schwierig  sein  kann,  besonders  wenn  die  Variationsweiten 
ineinanderfließen  und  man  nicht  über  genügendes  Vergleich smateriai 
verfügt,  sandte  ich  auch  dieses  Stück  nebst  vier  weiteren  Stücken 
meiner  Sammlung  au  Kleinschmidt  zur  Begutachtung.  Er  teilte 
mir  in  liebenswürdigster  Weise  mit,  daß  typ.  minor  vorliege. 

45.  Cuculus  canorus  canorus  L., 

46.  Coturnix  cotumix  cotiirnix  (L.)  und 

47.  Ixobrychns  minutus  (L.)  liegen  in  je  einem  Exemplare 
vom  Pripjet  vor. 


XIII,  4,  Btresemann:  Brutvögel  der  Voralpen.  33t 


Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Brutvögel  der  Voralpen. 

Von 

Erwin  Stresemann. 

Die  bayerischen  Alpen  bieten  dem  Ornithologen  ein  dankbares 
Feld  der  Tätigkeit.  Über  Verbreitnng  nnd  Lebensweise  der  Alpen- 
vögel wissen  wir  noch  immer  nicht  viel,  nnd  jede  Exkursion  bringt 
neues  an  den  Tag. 

Vom  3. — 7.  Mai  1918  hielt  ich  mich  im  Gebiet  zwischen  Kochel- 
und  Walchensee  auf.  Der  erste  Nachmittag  war  der  Beobachtung 
der  Vögel  gewidmet,  die  der  Kochelsee  angezogen  hatte.  Vom 
Boot  aus  bemerkte  ich  2  Paare  Haubentaucher  und  4  Paare 
Krickenten,  die  offenbar  im  Schilf  ihr  Nest  hatten.  Nur  einmal 
kam  mir  ein  Bläßhuhn  zu  Gesicht.  Gegen  60  Lachmöven, 
die  am  schilfbestandenen  Ufer  östlich  Schleedorf  ihr  Wesen 
trieben  (einmal  zählte  ich  46  Stück,  die  beisammen  saßen)  und  eine 
Flußseeschwalbe  befanden  sich  trotz  der  vorgeschrittenen  Jahres- 
zeit offenbar  auf  dem  Strich  oder  Zug,  denn  ihrem  Gebahren  nach 
gedachten  sie  niclit,  hier  zur  Fortpflanzung  zu  schreiten. 

Während  der  folgenden  Tage  wohnte  ich  mit  eintägiger  Unter- 
brechung im  Dorf  Walchensee  und  unternahm  mehrere  Boot- 
fahrten über  den  gleichnamigen  See  (Spiegel  808  m  ü.  N.  N.).  Die 
fast  völlige  Abwesenheit  von  Schilf  macht  es  erklärlich,  daß  hier 
Haubentaucher,  Bläßhühner  und  Krickenten  zur  Brutzeit  fehlen. 
Dagegen  sah  ich  mehrfach  Stocke rpel,  und  nach  Angabe  eines 
Försters  sollen  alljährlich  2—3  Brüten  dieser  Art  aufkommen.  Drei 
sehr  dunkle  Tauchenten  mit  weißem  Flügelspiegel,  die  ich  am 
5.  Mai  auf  dem  See  wahrnahm,  erhoben  sich  so  frühzeitig  zu 
hurtigem  Flug,  daß  sich  ihre  Artzugehörigkeit  nicht  mit  Sicherheit 
feststellen  ließ.  Jede  Fahrt  wurde  durch  eingehende  Beobachtung 
von  Gänsesägern  reich  belohnt,  worüber  unten  nähere  Angaben 
folgen  sollen.  Hin  und  wieder  strich  eine  einzelne  Lachmöve 
über  die  weite  Wasserfläche. 

Die  von  Primeln  und  Enzian  buntgefleckten  Matten  hinterm 
Dorf  Walchensee  (820  m)  waren  von  vielen  Braunkehlchen  be- 
lebt, die  hier  ihr  Nest  anlegen  mochten.    Am  5.  i\rai  vernahm  ich 

22 


3B8  Ötreseinaim:  BnUviigel  der  Voralncn.  1  ^^^^'^-  ^-^''"• 

"^  L  <^^ee.  Bay. 

zum  ersteumal  die  Strophe  des  Berglaubsängers  im  Mischwald 
unfern  des  Sees,  aus  dem  auch  öfters  der  Ruf  eines  Schwarz- 
spechtes erscholl. 

Recht  lohnend  war  die  Besteigung  des  Her  zogstand  es  auf 
dem  vom  Dorf  Walchensee  emporführendeu  Pfad  (5. — 6.  Mai).  Im 
hochstämmigen  Nadelwald  (Tannen  und  Fichten)  unter  1300  m 
lebten  Gimpel,  Waldbaumläufer.  Tannen-  und  Hauben- 
meisen, beide  Goldhähnchenarten,  Dreizehenspecht.  An 
der  oberen  Waldgrenze,  bei  1300  m,  wo  ein  Kieferngürtel  in  den 
Latschenbestand  übergeht,  der  sich  am  Steilhang  bis  zum  Kamm 
emporzieht,  begegnete  ich  einem  Pärchen  Mattkopfm eisen. 
Zwischen  Herzogstandhaus  (1575  m)  und  Gipfel  des  Herzogstandes 
(1757  m)  wimmelte  es  in  den  Latschen  von  Hecken  braun  eilen; 
Hausrötel  sangen  in  den  Felsen  unter  der  höchsten  Bergspitze, 
ein  Turmfalk  strich  überhin.  Am  andern  Morgen  bemerkte  ich 
in  den  Latschen  beim  Unterkunftshaus,  welche  aus  tiefer  Schnee- 
decke ragten,  6 — 8  Ringdrosseln,  die  bis  9  Uhr  vorm.  fleißig 
sangen,  wie  sie  es  schon  am  Vorabend  von  6  Uhr  an  bis  nach 
Sonnenuntergang  getan  hatten.  Auf  einem  aperen  Mattenstreifen 
stellten  sich  Wasserpieper  (mindestens  zwei  Paare)  ein;  mehr- 
fachvernahm ich  den  rauhen  Ruf  der  Mattkopfm  eise,  und  wieder 
übertönte  alles  Vogelkonzert  das  Lied  und  der  Lockruf  vieler 
Heckenbraunellen.  Auffällig  schien  mir  das  Vorkommen  zweier 
Buchfinken  cTcT  und  einer  Singdrossel  cT  hier  oben  über  der 
Waldgrenze,  die  anscheinend  ihr  Nest  in  die  Tratschen  gebaut  hatten. 
Beim  Abstieg  zum  Doi'f  Walchensee  stellte  ich  wiederum  Vertreter 
der  schon  am  Vortage  bemerkten  Arten  fest,  und  dazu  noch  —  ein 
wenig  oberhalb  der  am  Seeufer  entlang  führenden  Straße  —  in 
den  Wipfeln  einiger  zwischen  das  Nadelholz  eingesprengten  alten 
Buchen  einen  Zwergfliegenschnäpper. 


Beuierkungeii  zu  einzelnen  Arten. 

Phoenicurus  ochruros  gibraltariensis  (Gm.). 

Die  Frage,  ob  der  männliche  Hausrotschwanz  im  Gebirge  ein 
anderes  Kleid  trägt  als  in  der  Ebene,  darf  nach  neueren  Unter- 
suchungen, insbesondere  denen  Kleinschmidt's,als  entschieden  gelten. 
Das  graue  „camV-Kleid"  ist  danach  die  häufigste  Tracht  des  jungen 
Männchens  zwischen  erster  und  zweiter  Herbstmauser,  gleich- 
gültig, ob  der  Vogel  in  den  Bergen  oder  im  Niederland 
lebt.  Immerhin  mögen  Angaben  über  die  Färbung  der  im  Ge- 
birge bemerkten  Brutvögel  von  Wert  sein.  Im  Dorf  Walchensee 
(820  ml  brütete  ein  Paar,  dessen  cT  'b'^s  scliwai'ze  Alterskleid  mit 


xm,  4,1 

191«  J 


ytreseniaiin :  Bnitvöj^el  der  Vorulpeii.  3'3Ü 


weißem  Flügelspiegel  trug.  An  der  oberen  Waldgrenze  am  Süd- 
haug  des  Herzogstandes  beobachtete  ich  am  5.  Mai  in  1300  m 
Höhe  ein  c{  von  gleicher  Färbung.  Die  cfcf  zweier  Paare  dagegen, 
die  sich  ständig  in  nächster  Nähe  des  Herzogstandhauses  (1575  m) 
hielten,  befanden  sich  im  cairii -Kleid.  In  diesem  Zusammenhang 
sei  erwähnt,  daß  ich  unter  mehr  als  20  Hausröteln,  die  ich  Ende 
Oktober  1917  im  Gebirge  oberhalb  Tolmein  (Küstenland)  zwischen 
1000  und  1400  m  antraf,  mit  einer  einzigen  Ausnahme  nur  graue 
Stücke  bemerkte.     Offenbar  waren  es  fast  durchweg  junge  Vögel. 

PriineUa  ni.  modularis  (L.). 
Daß  die  Heckenbraunelle  einer  der  gemeinsten,  wenn  nicht  gar 
der  häufigste  Brutvogel  der  Latschenregion  ist,  ist  eine 
vielleicht  noch  zu  wenig  bekannte  Tatsache.  Wo  ich  auch  in  den 
bayerischen  Alpen  während  der  Brutzeit  durchs  Knieholz  wandern 
mochte:  fast  stets  tönte  mir  aus  ihm  das  einfache  Liedchen  der 
Heckenbraunelle  entgegen.  Am  Herzogstand  waren  es  zwischen 
1500  und  1750  m  mindestens  15  singende  c/cT,  oberhalb  der  Funten- 
seehütte  bemerkte  ich  mehrere  im  Juni  1909  und  Mai  1910  zwischen 
1650  und  1700  m,  ebenso  im  Zugspitzgebiet  unterhalb  der  Kuorr- 
hütte  bei  etwa  2000  m^).  In  der  gleichen  Weise  sind  die  Latschen 
auch  auf  dem  Kamm  des  Riesengebirges,  des  Schwarzwaldes  und 
der  Südvogesen  von  Heckenbraunellen  ziemlich  dicht  besiedelt. 

Parus  africapillu.'^  fnihmoiitanus  Kleinschm.  &  Tschusi. 
Das  Vorkommen  von  Mattkopfmeisen  in  den  bayerischen  Alpen 
oberhalb  der  Waldgrenze  hat  wohl  als  erster  Dr.  Parrot  fest- 
gestellt, der  am  21.  August  1903  ein  Stück  in  den  Latschen  auf 
dem  Hirschberg  bei  Tegernsee  sah^).  Später  wurden  solche  Meisen 
durch  Dr.  Schnorr  v.  Carolsfeld  im  August  auch  auf  dem  Krotten- 
kopf  bei  Partenkirchen  ^)  und  in  den  Latschen  des  Kamppengipfels 
bei  Tegernsee  *)  in  größerer  Zahl  festgestellt,  während  ich  ein  Paar 
am  17.  Mai  1910  in  den  Arven  am  Funtensee  (Steinernes  Meer)  in 
1800  m  Höhe,  anscheinend  in  der  Nähe  der  Bruthöhle,  beobachtete^) 
und  R.  Scheicher  die  kvt  im  Juli  1914  am  Heimgarten  fand.  So 
durfte  man  unbedenklich  annehmen,  daß  Mattkopfmeisen  auf  allen 
Bergen  der  bayerischen  Alpen  leben,  deren  Gipfel  Latschenbestände 
tragen.  Das  Auffinden  der  Art  am  Herzogstand  bestätigt  die 
Richtigkeit  dieser  Vermutung. 


')  Auch  auf  dem  Plateau  der  Benediktemvaud  (1500—1800  ui)  ist  die 
Heckenbraunelle  geradezu  ein  Charaktervogel  der  ausgedehnten  Latschenbestände. 
fl    P    TT 

'*)  V.  6.  G.  B.  V,  1905,  p.  197. 
»)  V.  0.  G.  B.  X,  1911,  p.  125. 
*)  V.  O.  G.  B.  IX.  1909,  p.  50. 
*)  V.  O.  G.  B.  XI,  Heft  1.  1912,  p,  86. 

22* 


340  ^       Stresemann :  ßrutvögel  der  Voralpen.  fVerh.  Orn. 

L  Ges.  Bay. 

Aber  nicht  allein  auf  den  Berggipfeln,  auch  in  der  bayerischen 
Hochebene  und  in  den  tiefeingeschnittenen  Alpentälern  brüten  Matt- 
kopfmeisen, wenn  auch  anscheinend  sehr  vereinzelt.  So  sah 
Dr.  Gengier  ein  Stück  am  22.  Mai  1903  im  Gebüsch  am  Lech  bei 
Füssen  ^).  Dr.  Parrot  beobachtete  derartige  Meisen  öfters  bei  Graf- 
rath  nördlich  des  Ammersees  in  lichtem  Fichtenwald  und  erlegte 
Stücke  am  25.  April  1897  und  1.  Mai  1898,  also  zur  Brutzeit 2). 
Schließlich  wurde  ein  Paar  am  5.  Mai  1918  durch  Herrn  Lankes 
an  der  Isar  oberhalb  Wolfratshausen  festgestellt  und  einer  der 
beiden  Vögel  als  Beleg  gesammelt^). 

Wie  verhalten  sich  nun  die  in  der  Ebene  brütenden  Vögel 
zu  den  Bergbewohnern?  Gehören  sie  zwei  verschiedenen  Formen 
an,  deren  jede  an  eng  umschriebene  ökologische  Bedingungen  ge- 
bunden ist,  oder  nistet  dieselbe  Form  sowohl  an  der  oberen  Wald- 
grenze wie  in  den  Waldungen  des  Flachlandes? 

Die  Herausgeber  der  „Materialien  zur  bayerischen  Ornitho- 
logie" vertraten  bisher  die  ersterwähnte  Anschauung.  Parrot 
nannte  1901  die  Vögel  von  Grafrath  Farus  {atricapiUus)  salicarms, 
ebenso  später  das  Exemplar  von  Füssen,  während  er  im  Gegen- 
satz dazu  die  Meise  vom  Hirschberggipfel  zu  Parus  atricapiUus 
monimius  stellte.  In  Zukunft  figurierten  dann  alle  Mattköpfe  von 
den  Bergen  als  montanus,  solche  aus  der  Ebene  als  saUcarius. 

Diese  Auffassung  erweist  sich  indes  als  irrig.  Stücke  vom 
Untersberg  bei  Berchtesgaden  lassen  sich  nicht  von  dem  Vogel 
unterscheiden,  der  im  Mai  1918  bei  Wolfratshausen  geschossen 
wurde.  Eine  Serie  von  Wiutervögeln  aus  der  oberbayerischen 
Hochebene  —  mindestens  zum  größten  Teil  Stücke,  die  vor  dem 
Schnee  aus  den  Bergen  ins  Niederlaud  geflüchtet  waren  —  stimmen 
sowohl  untereinander  wie  mit  den  vorgenannten  völlig  überein. 
Unter  ihnen  befindet  sich  kein  Exemplar,  das  der  Größe  nach  zur 
Form  Parus  atricapUlus  montanus  gestellt  werden  könnte.  Sie 
sind  merklich  kleiner  und  gleichen  in  den  Maßen  offenbar  P.  c. 
salicarms^  von  dem  sie  sich  nur  durch  die  weniger  bräunliche 
Eückenfärbung  unerheblich  zu  unterscheiden  scheinen.  Für  alle 
oberbayerischen  Mattköpfe,  welcher  Herkunft  auch, 
kommt  daher  der  Name  Parus  atrieapillus  suhmontanus 
Kleinschm.  &  Tschusi  in  Betracht,  eine  Form,  deren  Areal  von 
den  Autoren  zutreffend  umschrieben  wurde  mit  der  Bemerkung, 
daß  es  zwischen  den  Verbreitungsgebieten  von  P.  a.  montamis  und 


>)  V.  O.  G.  B.  V,  1905,  p.  197. 

2)  II.  Jahresb.  O.  V.  M.,  p.  158  Anm.  —  Am  17.  Mai  1918  besuchte  ich 
die  von  Parrot  bezeichneten  Waldungen  bei  Grafrath,  fand  jedoch  dort  nur  Parus 
palustris  communis  vor. 

^)  Herr  Lankes  traf  die  Weidenmeise  in  demselben  Gebiete  seither  mehrfach, 
u,  a.  am  22.  Juni  1918  ein  Paar  mit  sechs  flüggen  Jungen  an.  —  Red. 


'    '  I  Streseraann:    ßrutvögel  der  Voralpen.  341 

P.  a.  salicariiis  liege.  Die  geographische  Abgrenzung  nach  Süden 
ist  noch  nicht  hinreichend  geklärt;  die  Tiroler  Alpen  (Gschnitztal, 
Innsbruck)  beherbergen  bereits  den  großen  P.  a.  montayius,  der 
dann  in  den  schweizerischen  und  französischen  Alpen  wiederkehrt. 
Vermutlich  bildet  das  Inntal  in  seinem  ost-westlichen  Verlauf  die 
scharfe  Trennungslinie  ^).  Ebenso  bleibt  noch  festzustellen,  wie 
weit  P.  a.  suhmontanus  nach  Norden  reicht.  Stücke  vom  Fuß  des 
bayerischen  Waldes  (Viechtach)  stimmen  mit  oberbaj^erischen  völlig 
überein 2),  und  das  gleiche  wird  vermutlich  mit  den  „Bergvögeln" 
dieses  Gebirges  der  Fall  sein,  welche  Gengier,  durch  ihren  Aufent- 
halt in  der  oberen  Region  veranlaßt,  zu  P.  a.  montanus  gestellt 
hat  3). 

Daß  P.  a.  siibmouianus  unter  so  sehr  verschiedenen  ökolo- 
gischen Bedingungen  zur  Fortpflanzung  schreitet,  wie  sie  die  Nadel- 
wälder und  Flußgehölze  des  Flachlandes  einerseits,  die  obere  Wald- 
grenze andererseits  gewähren,  erscheint  zunächst  befremdend,  zu- 
mal da  er  in  einer  breiten  Vertikalzone  völlig  zu  fehlen  scheint, 
sein  Areal  also  unterbrochen  ist.  Das  gleiche  ist  jedoch,  um  nur 
ein  Beispiel  zu  erwähnen,  beim  Steinschmätzer  {Oenanihe^  oencmthe 
grisea)  der  Fall,  welcher  zum  Wohnort  sowohl  steinige  Äcker  und 
Brachen  der  Tiefebene  wie  die  Steinwüsten  der  Alpen  an  der  Grenze 
des  Firnschnees  erwählt,  ohne  doch  darum  in  zwei  „Standorts- 
formen" zu  zerfallen. 

Zur  Anlage  des  Nestes  erwählen  die  „Bergvögel"  anscheinend 
Baumhöhlen,  welche  sie  an  der  oberen  Waldgrenze  vorfinden.  Ge- 
rade diese  Zone  ist  ja  besonders  reich  an  abgestorbenen,  von  Drei- 
zehenspechten bearbeiteten  Stämmen*).  Sowohl  das  Paar  vom 
Funtensee,  wie  die  drei  von  mir  an  verschiedenen  Stellen  des 
Herzogstandrückens  beobachteten  Paare  hielten  sich  nicht  in  den 
Latschen,  sondern  in  den  angrenzenden  Nadelbäumen  auf.  Sie 
scheinen  erst  später,  wenn  die  Jungen  ausgeflogen  sind,  weit  in 
den  Latschenbeständen  umherzustreichen,  um  bei  den  ersten  herbst- 
lichen Schneefällen  in  die  Ebene  herabzukommen  ^).  Dann  treten 
sie  an  der  Isar  oberhalb  Münchens  in  großer  Zahl  auf.  Im  März 
verschwinden  sie  dort  wieder. 


')  Größenübergäüge  zwischen  P.a.  montanus  und  P.  a.  suhmontanus  sind 
aus  dem  Grenzgebiet  noch  nicht  bekannt  geworden. 

*)  Hellraavr,  V.  O.  G.  B.  XIII,  2,  1917,  p.  164  Anm.  2. 

=>)  V.  0.  G.  B.  XI,  3,  1913,  p.  199. 

..*)  Nach  Baldenstein  nistet  P.  a.  montanus  in  Graubünden  in  hohlen  Bäumen 
und  Asten,  besonders  aber  in  faulenden  Baum  stocken,  wo  sie  öfters  die  Höhlung 
mit  dem  Schnabel  aushacken. 

")  Baldenstein  bemerkt,  daß  die  Alpenmeisen  ihr  Brutgebiet  nur  bei  hohem 
Schnee  und  großer  Kälte  verlassen.  „Sie  streichen  dann  in  andere  Gegenden, 
nicht  in  unseren  Tälern  umher." 


342  Stresornaiiii :   Bnitvögel  der  Voralpen 


rVerh.  Orn. 
[_  (tes.  Bay. 


Die  eingehendste  Beobachtung  gestattete  ein  Paar,  dem  ich 
am  5.  ]\Iai  beim  Aufstieg  zum  Herzogstand  begegnete.  In  etwa 
1300  m  Höhe  kreuzt  der  Pfad  einen  gegen  200  m  breiten  Kiefer- 
wald, der  sich  an  der  Südseite  des  Berges  vielleicht  300  m  hoch 
emporzieht.  Er  setzt  sich  nur  aus  alten  Bäumen  von  Pinus  sil- 
rcsfris  L.  zusammen,  welche  hier  am  steilen  Hang  einen  lichten 
Hain  bilden.  Dicht  oberhalb  der  Fundstelle  löst  sich  der  Kiefern- 
wald auf  und  macht  allmählich  den  Latschen  (Pinus  monianus 
Mill.)  Platz.  An  anderen  Vogelarten  bemerkte  ich  hier  Tannen- 
und  Haubenmeise.  Hausrotel  und  Gartenrötel,  Dreizehenspecht. 

So  lange  ich  das  Meisenpaar  beobachtete,  war  es  damit  be- 
schäftigt, die  Nadelbüschel  der  Kiefern  zu  durchsuchen  \).  Dann 
und  wann  ließ  es  ein  wenig  lautes  und  sehr  heiseres  däh  düh 
hören,  merklich  i'auher  als  der  Lockruf  der  rheinischen  Weiden- 
meise (P.  a.  rheuamis).  Gerade  so  klang  auch  der  liOckruf  der 
übrigen  von  mir  am  Herzogstand  verhörten  Stücke.  Demnach 
scheint  diese  Stimmäußerung  mit  derjenigen  der  Alpenmeise  [P.  u. 
niontanns)  übereinzustimmen,  welche  wie  ^^gräli  (iriih,  etwas  rauher 
als  däh  däh^  klingt  2).  Zuweilen  wurde  dieser  Ruf  durch  vor- 
gesetztes leises  sd  (wie  bei  der  rheinischen  Weidenmeise)  zu  stl 
däh  däh  oder  s/fsit  däh  däh  verlängert.  Nach  einiger  Zeit  ließ 
das  cT  mehrmals  seinen  Gesang  hören.  Dieser  wich  deutlich  von 
den  Liedern  ab,  die  ich  von  P.  a.  rhet/(n//i.s  kenne,  insbesondere 
dadurch,  daß  die  Töne  in  kürzeren  Pausen  einander  folgten  und  heiserer 
klangen.     Kaum  eine  Strophe   glich   übrigens  völlig   der  anderen. 

ich  notierte  mir :  xij  xij  zij  {:.ij)  dpi  djü  djii  ^    — 

und  ({i^  djl  (jj/i  ^ijii  (ij((_  Einmal  fütterte  das  cT  sein  $,  wobei 
letzteres  eine  rasche  Folge  fast  perlender  Laute,  wie  pittittittittitt 
von  sich  gab.  Dann  wieder  zeterten  beide  im  Umherschlüpfen  leise 
und  i-asch,  etwa  wie  dji  djä  djä. 

Parus  palustris  coiiDitiDiis  Baldenst. 
Dies  ist  in  der  Ebene  die  weitaus  überwiegende  Art.  Im 
bayerischen  Gebirge  scheint  sie  nicht  hoch  über  die  Talsohle  auf- 
zusteigen. Am  Kochel-  und  Walchensee  (an  letzterem  bis  850  m) 
traf  ich  zahlreiche  Paare  im  Mischwald,  besonders  au  dessen  Rändern, 
und  in  ungepflegten  Fichtenschonungen,  in  welche  sich  Gebüsch 
eingestreut  findet.  Im  reinen  Nadelwald  vermißt  man  sie  (wenig- 
stens zur  Brutzeit)  vollkommen. 

Ceriliia  /ahiiliaris  inacrodücl.ijla  Brehm. 
Nur  diese  Baumläuferai't  bekam  ich  von  Kochel   aufwärts  zu 
Gehör.     Häufig  war  sie  —  ganz  wie  in   den  Vogesen  —  nur  an 

')  Iin  östlicbeii  Schleisien  lebt  die  WeideiniH'ise  fast  nur  im  Kieferwald 
(Xatorp,  Orn.  Msehrift  :iO.  1905,  p.  250). 

-)  Hartert,  Vögel  d.  pal.  I'^auna  p.  380,   mieh  Beubachtuugeu  im  Eugadiu. 


■     '  j  Stresemaiin:  Brutvögcl  der  Voralpeii.  343 

den  Rändern  des  Hochwaldes,  in  welchem  alte  Tannen  und  Fichten 
vorherrschen,  tiefer  im  Wald  fehlte  sie  dagegen  fast  ganz.  Hinterm 
Dorf  Walchensee  traf  ich  am  Waldrand  etwa  alle  300  m  ein  Paar. 
Die  c/'cf  sangen  wenig  fleißig ;  ihre  Strophe  wich  dadurch  von  der 
üblichen  Sangesweise  der  Vogesenbaumläufer  ab,  daß  eine  Wieder- 
holung der  Tongruppen,  welche  der  Schlußstrophe  voraufgehen, 
unterblieb. 

Erythrosterna  p.  parva  (L.). 

Die  bisherigen  Nachweise  des  Zwergfliegenschnäppers  in  Bayern 
hat  unlängst  R.  Scheicher  übersichtlich  zusammengestellt^).  Danach 
wurde  das  Vögelchen  am  Fuß  der  bayerischen  Alpen  bisher  bei 
Berchtesgaden,  Reichenhall,  Kreuth,  Garmisch  und  Füssen  gefunden'^). 
Der  Walchensee  liegt  etwa  in  der  Mitte  zwischen  Garmisch  und 
Kreuth.  So  verdichten  sich  die  Fundplätze  immer  mehr,  und  wenn 
erst  einmal  die  bayerischen  Alpen  häufiger  als  bisher  von  Orni- 
thologen  besucht  sein  werden,  wird  sich  vermutlich  ergeben,  daß 
ErytJirosterna  keinem  dei'  tieferliegenden  Täler,  deren  Lehnen  unter 
ihrem  Baumbestand  auch  Buchen  in  größerer  Zahl  aufweisen, 
ganz  fehlt. 

Wie  bei  Wildbad  Kreuth,  wo  ich  die  Art  im  Sommer  1909 
und  1910  kennen  lernte,  waren  es  am  Walchensee  alte  Buchen, 
am  steilen  Hang  zwischen  Fichten  und  Tannen  eingestreut,  in 
denen  der  Vogel  seinen  Verbleib  hielt,  und  die  Höhe  über  dem 
Meere,  etwa  850  m,  entsprach  genau  derjenigen  der  früheren  Fund- 
stelle^). Seinen  Aufenthalt  teilte  der  Zwergfliegenschnäpper  hier 
mit  Waldlaubsängern.  Es  Avar  ein  rotbrüstiges  Männchen,  das 
sehr  fleißig  sang  {xlip  xlip  xlip  xlip  djil  djü  djü  und  ähn- 
lich). Das  frühe  Datum  (6.  Mai)*)  läßt  die  Möglichkeit  zu,  daß  es 
sich  um  einen  Durchzügler  handelte;  dagegen  sprach  jedoch  das 
Betragen  des  Vogels  wie  auch  die  Lage  der  Fundstelle. 

Picoides  tridactylus  alpinus  Brehm. 
Obwohl  bereits  Jäckel^)  zahlreiche  Fundstellen  des  Dreizeheu- 
spechts   in   den   Algäuer   und    Oberbayerischen   Alpen   anzuführen 


')  Über  das  Vorkommen  des  Zvvergiliegenschnäppers  im  Königreich  Bayern; 
V.  Ü.  G.  B.  XII,  2,  1915,  p.  103—108. 

^)  Seither  wurden  als  neue  Fundplätze  Aschau  und  Marquartstein  durch 
,T.  Michel  (Orn.  Jahrb.  25,  1915,  p.  184)  bekannt  gegeben.  Am  29.  Mai  1918 
traf  ich  ein  singendes  J  in  einem  wenig  mit  Nadelholz  untermischten  steilen 
Buchenhang  eine  Stunde  oberhalb  Kochel  auf  dem  Wege  zur  Jachenau,  etwa 
900  m  ü.  d.  M.  In  demselben  Bestände  schwirrte  auch  der  Waldlaub vogel.  — 
C.  E.  H. 

')  Bei  Reifheiihall  brütet  der  Zwergfüegenschnäpper  nur  wenig  über  400  m, 
bei  Hinterriß  930  m  hoch. 

*)  J.  Michel  (Orn.  Jahrb.  XVIII,  1907,  p.  3  Aum. )  stellte  während  14  Jahren 
die  Ankunft  von  Erythrosterna  im  böhmischen  Eibtal  nicht  vor  dem  7.  Mai  fest, 

')  Systematische  Übersicht  der  Vögel  Bayerns,  p.  86—87. 


344  Stresemani) :  BruLvögel  der  Voralpen.  j  Verh.  Oru. 

L  Gee.  Bay. 

weil.s,  ist  uuseie  Kenntuis  über  Aufenthalt,  Häufigkeit  und  Stimme 
dieses  Vogels  doch  gering  geblieben.  Daß  er  von  den  Vorbergen 
ab  in  allen  Waldgebieten  der  bayerischen  Alpen,  soweit  diese  vor- 
wiegend mit  Nadelholz  bestanden  sind,  häufig  ist,  scheint  gewiß  zu 
sein,  aber  durch  sein  stilles,  zurückgezogenes  Wesen  entzieht  er 
sich  wohl  gewöhnlich  der  Beobachtung.  Er  verrät  sich  ofteubar 
viel  seltener  durch  die  Stimme  als  etwa  der  Große  Buntspecht, 
und  wäre  ich  nicht  durch  das  unermüdliche  Trommeln  der  Männ- 
chen, das  sie  nur  zur  Paarungszeit  ertönen  lassen,  auf  ihn  auf- 
merksam geworden,  so  wäre  mir  das  Vorkommen  vielleicht  ganz 
entgangen.  So  aber  gelang  es  mir  festzustellen,  daß  der  Drei- 
zehenspecbt  das  Herzogstandgebiet  recht  dicht  besiedelt  hat^).  Dem 
entspricht  vollkommen  die  Angabe  des  Forstaufsehers  Wihr,  wel- 
cher den  Dreizehenspecht  die  häufigste  vSpechtart  des  Leoganger 
Gebietes  nennt.  ..In  den  höhereu  Lagen,  wo  die  Bartflechte 
die  Bäume  überwuchert,  sucht  man  ihn  nirgends  vergeblich"^). 

Ich  habe  während  dreier  Tage  in  einem  schmalen  Gebiets- 
streifen mehr  als  8  (^'(^  schnurren  gehört,  vom  unmittelbar  an  die 
Ortschaft  Walchensee  (820  m)  angrenzenden  Nadelwald  bis  zur 
oberen  Grenze  des  geschlossenen  Waldes  am  Herzogstand  (1300 
bis  1400  mV  Daß  das  weithin  schallende  H'rommeln  durch  Vögel 
dieser  Art  hervorgerufen  wurde,  vermochte  ich  erst  nach  langen 
Mühen  festzustellen,  denn  die  Urheber  wußten  sich  stets  geschickt 
meinen  Blicken  zu  entziehen.  Erfolg  hatte  ich  erst,  als  ich  mich 
darauf  verlegte,  durch  rasch  wiederholtes  Klopfen  gegen  Baum- 
stämme das  Signal  nachzuahmen.  Die  Männchen  beantworteten 
dies  zwar  nur  durch  erneutes  Schnurren,  aber  in  drei  Fällen  kamen 
nun  die  in  der  Nähe  befindlichen  Weibchen  neugierig  herbeigeflogen 
und  boten  sich  am  Nachbarstamm  aus  nächster  Nähe  meinen  Blicken 
dar^).  Eines  rief  dabei,  verwundert  nach  mir  äugend,  sehr  leise 
tschörk,  ein  knirschender  Laut.  Im  übrigen  vernahm  ich  nur  noch 
von  einem  $  einen  kräftigen  Lockruf  f/öd;  ähnlich  dem  des  Großen 
Buntspechtes.  Ein  cf  ^ah  icli  beim  Absuchen  der  Baumrinde  ein 
gutes  Stück  Kopf-oben  den  Stamm  hinabrutschen.  Die  Bruthöhle 
befindet  sich  nach  Wihr  stets  in  Nadelbäumen,  was  mit  dem  Auf- 
enthalt der  von  mir  gesehenen  Stücke  dieses  Spechtes  übereinstimmt. 
Spuren  seiner  Tätigkeit  sind  im  ganzen  Bergwald  überaus  häufig. 

Mergjis  iii.  merganser  L. 
Daß  der  Gäusesäger  am  Walchensee  brüte,  ist  eine  seit  dem 
Jahre  1890  bekannte  Tatsache,  über  die  ich  bereits  früher  einmal 

')  Ob  noch  andere  Buntspechtarten  dort  brüten,  scheint  fi-agiieh ;  insbesondere 
o'ilt  dies  für  den  Großen  Buntspecht  (Dryohates  major  pinetorum). 

-)  V.  O.  G.  B.  IX,  1909,  p.  118. 

')  Auch  Wihr  (1.  c.)  hat  herausgefunden,  dal)  sich  der  Drelzehenspecht 
durch  Klopfen  leicht  locken  läßt. 


^^"'    '  I  Stresemann:  Brutvögel  der  Voralmn.  345 

1918   J 

ausführlich  berichtet  habe').  Erfreulich  ist  es,  daß  die  Zahl  der 
Brutpaare  nicht  abzunehmen,  sondern  eher  im  Anwachsen  begriffen 
zu  sein  scheint.  Nach  Forstmeister  Münch  nisteten  in  den  90er 
Jahren  6—8  Paare  am  See  2),  und  zufolge  meiner  Schätzung  und 
der  des  Försters  im  Forsthaus  Einsiedler  waren  es  heuer  (1918) 
zweifellos  mehr  als  7  Paare.  Bei  der  beträchtlichen  Ausdehnung 
des  Sees  ist  eine  genaue  Feststellung  nicht  möglich;  einen  ge- 
wissen Anhalt  gewährt  es  jedoch,  daß  ich  einmal,  am  7.  Mai,  in 
der  Walchenseer  Bucht  5  d^cT  und  2  $$  beisammen  schwimmen 
sah  —  ohne  Zweifel  nur  ein  Bruchteil  der  Seebewohner. 

Daß  die  Gänsesäger  —  obwohl  sie  allen  E'ischern  am  See 
sehr  verhaßt  sind  —  sich  hier  dennoch  als  Brutvögel  behaupten 
können,  verdanken  sie  einmal  der  Schonung,  welche  ihnen  das 
F'orstpersonal  in  einsichtiger  Weise  angedeihen  läßt,  dann  aber 
auch  (und  wohl  hauptsächlich)  ihrer  sehr  versteckten  Nistweise. 
Sie  brüten  nämlich  nicht  in  den  Bäumen  am  Seeufer, 
sondern  weit  abseits  im  Bergwald  an  so  unzugänglichen 
Stellen,  daß  noch  keiner  der  beiden  Förster  je  ein  Nest  gefunden 
hat  und  auch  ich  vergeblich  danach  suchte.  Der  im  Forsthaus 
Einsiedler  stationierte  Förster  hat.  wie  er  mir  erzählte,  zur  Brut- 
zeit fast  täglich  beobachten  können,  wie  einige  Säger  abends  in 
den  Wald,  der  den  Rücken  am  Südrand  der  Obernauer  Bucht  be- 
deckt, einfallen,  um  morgens  wieder  zum  See  zurückzukehren.  In 
diesem  Forst  scheinen  die  meisten  Nester  zu  stehen.  Das  Gelände 
fällt  hier  äußerst  steil,  meist  60^ — 70^  stellenweise  sogar  in  senk- 
rechten Felswänden  gegen  den  See  ab,  Tannen,  Fichten  und  ver- 
einzelte Buchen  bilden  in  gewaltigen  Exemplaren  die  dichte  Wald- 
bedeckung dieses  100—150  m  hohen  Hanges,  in  dessen  oberer 
Region  sich  die  Bruthöhlen  zu  befinden  scheinen.  Die  Jungen 
müßten  dann,  um  aufs  Wasser  zu  gelangen,  eine  halsbrecherische 
Rutschfahrt  den  Steilhang  hinab  unternehmen.  Es  wäre  gewiß 
eine  dankbare  Aufgabe,  den  Vorgang  zu  beobachten. 

Unter  ähnlichen  Bedingungen  scheint  der  Gänsesäger  an  der 
oberen  Isar  zwischen  Wallgau  und  Vorder-Riß,  also  dicht  südlich 
des  Walchensees,  zu  brüten,  wo  der  genannte  Förster  auch  heuer 
wieder  im  April  und  Anfang  Mai  mehrere  Stücke  sah.  Nach  ihrem 
dortigen  Vorkommen  heißt  die  Art  im  Volksmund  der  Walchen- 
seer Gegend  „Isar-Ente".  Noch  in  den  90er  Jahren  nistete  sie 
auch  in  der  nächsten  Umgebung  Münchens  (Neufahrn  und  Surheim 
an  der  Isar,  Nymphenburger  See);  heute  scheint  sie  dort  ver- 
schwunden zu  sein. 


1)  Orn.  Mber.  XVIII,  1910,  p.  ;i;'.-3r.. 
»)  V.  O.  G.  B.  V,  1905,  p.  184. 


.H46  HoK»n*uu :   n.uniläufergesänge.  fVcrh.  Oin. 

L  Ges.  Bay. 


Noch  einmal  die  „Baumläufergesänge". 

Von 

B.  HofFmann  (Dresden). 

In  einem  Aufsatz  „Analyse  der  Baumläufergesänge  -  Bd.  Xill, 
Heft  3  dieser  Zeitschrift  besprechen  die  Herren  Stadler  und 
Schmitt  auch  meine  Darstellung  des  Gesanges  von  C.  brackydactyla, 
wie  ich  sie  ganz  beiläufig  und  nur  als  Skizze  oder  Schema  in  ein, 
bezw.  zwei  trüheren  Autsätzen  gegeben  habe.  Leider  kann  ich  die 
Besprechung  nicht  stillschweigend  übergehen.  Der  Hauptvorwurf, 
den  ich  unter  Ausdruck  meines  aufrichtigen  Bedauerns  gegen  die 
Verfasser  erheben  muß,  ist  der,  daß  sie  meine  Notenbilder  völlig 
entstellt  wiedergeben,  so  daß  —  wenn  nicht  die  Verfasser  selbst, 
—  so  doch  die  Leser  ihres  Aufsatzes  ein  ganz  falsches  Bild  von 
meiner  Darstellung  erhalten.  Stadler  und  Schmitt  urteilen  über 
meine  Schreibweise  des  C.  brach //dacti/kf -Gesängen  im  Vergleich 
mit  der  ihrigen  (1.  c.  p.  301):  ,. Ergibt  den  Unterschied:  Die  völlige 
Außerachtlassung  der  so  eindringlich  hervortretenden  Änderungen 
in    der    Melodieführung    —    der    chai'akteristischen    Melodielinie; 

nach  dem  unteidegten  Text  müßten  in  der  Schreibung  p.  82 

die  Töne,  die  den  Silben  reu  entsprechen,  tiefer  gesetzt  werden  — 
hier  steckt  ein  Widerspruch  zwischen  ..Text  und  Melodie."  Und 
nun  setzen  Stadler  und  Schmitt  den  fraglichen  Ton  —  in  Wirk- 
lichkeit handelt  es  sich  nämlich  um  eine  Silbe  und  einen  Ton  — 
in  ihrer  Wiedergabe  meines  Notenbildes  wesentlich  höiier  als  den 
vorhergehenden,  während  er  im  Original  tiefer  steht  als  der  vor- 
hergehende. Ich  gebe  zu,  daß  die  Tieferstellung  nicht  gerade 
aufdringlich  wirkt;  um  so  deutlicher  springt  sie  aber  im  andern 
Notenbild  meines  Aufsatzes  in  die  Augen,  das  von  Stadler  und 
Schmitt  in  ähnlich  entstellter  Weise  abgedruckt  wird,  so  daß  die 
Sache  hier  noch  viel  auffälliger  ist.  Auch  in  meinem  dritten,  zu 
einem  andern  Aufsatz  gehörigen  Notenbild  habe  ich  den  frag- 
lichen 5.  Ton  deutlieh  tiefer  gestellt  als  den  vorhergehenden.  In 
allen  drei  Notenbildern  steht  ferner  der  6.  Ton  höher  als  der  5. 
und  4.,  während  der  7.  (letzte)  Ton  wieder  etwas  absinkt^).  Daß 

')  Wie  es  iiueh  in  der  Aufzeichnung  von  Voigt  der  Fall  ist. 


flT,  4.1 
[Ol«    J 


YfTT 

^'^'*'  I  Hoffuuiim:  Biuunläufergesänge.  347 


ich  die  Unterschiede  in  der  Hüheustelluug  —  und  besonders  den 
zwischen  dem  4.  und  5.  Ton  nicht  noch  melir  zum  Ausdruck  gebracht 
habe  und  kaum  bringen  konnte,  hat  seinen  Grund  darin,  daß  die  ganze 
kleine  Melodie^  wie  auch  Stadler  und  Schmitt  selbst  darlegen^), 
nicht  einmal  zwei  ganze  Tonstufen  umfaßt  und  der  Abstand  zwischen 
dem  4.  und  5.  Ton  kaum  mehr  als  ^'g  Ton  beträgt.  Keinesfalls  kann 
hiernach  behauptet  werden,  daß  ich  die  „eindringlich  hervortretende 
Änderung  in  der  Melodieführung"  völlig  außer  acht  gelassen 
hätte.  Und  der  Wechsel  der  Tönhöhe  der  letzten  drei  Töne  ist 
nach  meiner  Meinung  neben  der  Kürze,  der  deutlich  ausgeprägten 
Rhythmik  und  der  lautlichen  Unterlage  des  Liedchens  das  am 
wenigsten  Veränderliche  und  deshalb  Kennzeichnendste  im  Gesang 
von  C.  brachydadtjla.  Stadler  und  Schmitt  könnten  trotzdem  noch 
darauf  hinweisen^),  daß  ich  den  2.  Ton  des  Liedchens  mit  den  be- 
nachbarten Tönen  auf  gleiche  Stufe  gestellt  habe,  während  sie 
ihn  etwas  höher  rücken.  Doch  habe  ich  während  meiner  Jahr- 
zehnte umfassenden  Beobachtung  des  brackydactyla-Ge8a.Y\gs  ge- 
funden, daß  wenn  der  Vogel  nicht  sehr  erregt  ist  —  also  meist 
außer  der  Paarungszeit  — ,  die  kleine  Hebung  des  2.  Tones  oft 
wegbleibt,  ja  daß  sogar  eine  absteigende  Folge  der  ersten  Töne 
wahrgenommen  werden  kann:  ich  könnte  hierfür  mehrere  Beispiele 
aus  meinen  Aufzeichnungen  anführen.  Deshalb  hielt  ich  es  für 
richtig,  bei  einem  Schema  des  Gesangs  von  C.  bmehydactyla 
die  goldne  .Mittelstralie  zu  wählen  und  die  ersten  Töne  auf  gleiche 
Stufe  zu  stellen.  Jedenfalls  dürfte  die  Wendung  bei  Stadler  und 
Schmitt  ,,die  Schreibung  Hoffmann's  ist  nach  unsrer  Meinung  zum 
mindesten  unvollständig"  zu  weitgehend  sein  und  zwar  um  so 
mehr,  als  mir  seinerzeit  nichts  fernei'  lag,  als  eine  Analyse  oder 
Monographie  der  Baumläufergesänge  zu  schreiben,  lautete  doch 
auch  der  Titel  der  in  Betracht  kommenden  kleinen  Arbeit  deutlich 
genug:  Beitrag  zur  Kenntn  is  von  Certhia  macrodactyla^  u.s.  w. 
Mit  Rücksicht  hierauf  darf  ich  wohl  auch  den  mehr  oder  weniger 
deutlich  ausgesprochenen  Vorwurf  zurückweisen,  daß  ich  über  die 
Tonhöhe  nichts  gesagt  habe:  ..Der  Stimmforscher  dürfte  über 
dieses  ebenso  interessante  wie  wichtige  Moment  nicht  still- 
schweigend hinweggehen."  Mir  kam  es  in  dem  betreuenden  Aufsatz 
nur  darauf  an,  auf  die  ohne  weiteres  in  die  Ohren  fallenden 
Unterschiede  in  den  Gesängen  der  beiden  Certhia- Arien  hinzu- 
weisen, um  dadurch  ihre  Artverschiedenheit  auch  für  weniger 
musikalische  Ornithologeu  möglichst  klar  und  deutlich  und  in  ein- 
fachster Weise  darzulegen.  Alles  für  diesen  Zweck  Nebensäch- 
liche mußte  logischerweise  wegbleiben. 


')  1.  c.  p.  293. 

-)  BLshor  haben  sie  es  nieht  u'etiui. 


348  HoffmauD:  Bauniläufergesängc.  1 


Verb.  Orn. 
Ges.  Bay. 


Nach  alledem  kann  ich  mich  leider  des  Eindrucks  nicht  er- 
wehren, daß  Stadler  und  Schmitt  die  Grenzen,  welche  strenge 
Sachlichkeit  jeder  Kritik  auferlegt,  kaum  inne  gehalten  haben, 
was  um  so  eigenartiger  berührt,  als  die  genannten  Verfasser  in 
ihrem  Aufsatz  eigne  falsche  Auffassungen  betreffs  des  brachy- 
f/rtc^/y/rt-Liedchens,  die  sie  in  früheren  Arbeiten  ausgesprochen 
haben,  widerrufen.  Da  sollte  man  andern  gegenüber  doch  etwas 
nachsichtiger  sein,  um  so  mehr,  als  gerade  auf  dem  Gebiete  des 
Vogelgesanges  aus  objektiven  und  subjektiven  Gründen  leicht  ein- 
mal verschiedene  Auffassungen  möglich  sind,  ohne  daß  man  dem 
einen  oder  dem  andern  Beobachter  einen  Vorwurf  machen  und 
seine  Auffassung  ohne  weiteres  als  falsch  bezeichnen  kann.  Be- 
treffs der  Verwertbarkeit  der  Salizionalpfeifen  kommen  mir  doch 
immer  wieder  kleine  Bedenken.  Ihr  Stimmcharakter  bezw.  die 
Zusammensetzung  ihrer  Töne  aus  Haupt-,  Ober-  und  Untertönen 
weicht  doch  zu  sehr  von  den  entsprechenden  Verhältnissen  bei 
den  Vogelstimmen  ab,  daß  ein  Vergleich  wenigstens  in  manchen 
Fällen  manche  Schwierigkeit  bietet.  Doch  da  komme  ich  auf 
Fragen,  die  vielleicht  einmal  bei  andrer  Gelegenheit  eingehender 
erörtert  werden  können. 

Deshalb  will  ich  zum  Schlul.)  nur  noch  meiue  Stellung  gegen- 
über dem  Vogelgesang  kurz  darlegen.  Ich  belausche  ihn  vor 
allem  als  empfindender  Kunst-  und  Naturfreund,  sowie  als  Ornitholog, 
dem  es  bezüglich  des  Gesanges  unsrer  Vögel  hauptsächlich  dar- 
auf ankommt,  die  kennzeiclmenden  bezw.  artunterscheidenden 
Merkmale  der  Gesänge  festzulegen,  besonders  aucli  mit  Rücksicht 
darauf,  daß  viele  Oi'nithologen  gar  nicht  oder  nur  wenig  musika- 
lisch veranlagt  sind.  Das  Seziermesser  oder  besser  gesagt  das 
Mikrophon  nehme  ich  erst  in  zweiter  Linie  in  die  Hand  und 
zwar  mit  um  so  größerer  Vorsicht,  als  ich  weiß,  daß  man  beim 
Zergliedern  von  so  feinen  Gebilden,  wie  es  die  Vogelliedchen 
sind,  leicht  zu  einer  falschen  Auffassung  kommen  kann^). 


')  Näheres    hierüber    in  meinem    demnächst  hei    B.  G.  Teubner,    Leipzig, 
erscheinenden  Buche  „Führer  durch  unsrc  Vogehvelt". 


18    J 


■4>XTT 

'  *'  I        vSachtleben :   Älterer  Name  für  Carduelis  orientalts.  340 

1918 


Ein   älterer  Name  für   Carduelis  caniceps   orientalis 

(Eversm.), 

Von 

H.  Sachtleben  (München). 

Im  Jahre  1841  beschrieb  Eversmann  (Addenda  ad  Pallas. 
Zoogr.  fasc.  II,  p.  9)  die  größere  Form  des  grauköpfigen  Stieglitzes 
als  Frinfßlla  orientalis.  Seine  Beschreibung  basiert  auf  Pallas 
(Zoographia  Rosso-Asiatica,  toiii.II,  p.  16,  1811)  „Descr.  Varietatis 
in  apricis  ad  Jeniseam  vulgatissimae". 

Nun  hat  aber  bereits  1833  Gloger  (Abändern  der  Vögel, 
p.  153)  auf  Grund  der  Pallas'schen  Beschreibung  und  eines  Exem- 
plars im  Berliner  Museum  dieser  Form  von  Carduelis  caniceps 
Vig.  den  Namen  Fringilla  suhidata  gegeben: 

„54.  (39)  Der  Distel-Zeisig.     Fringilla  carduelis  L. 

Verliert  nach  Pallas  in  der  barabinskischen  Steppe  das 
Schwarze  des  Kopfes  allmählich  in  bloße  Punkte^);  und  am 
Jenisei  soll  somit  der  Kopf  immer  dem  Rücken  gleich  gefärbt 
werden.  {Frinf/illasufnilafa  Illig.)  Diese  sollen  übrigens  den 
unsrigen  auch  in  allen  Lebens-  und  Sittenverhältnissen  durchaus 
gleichen 2),  und  die  reinsten,  vollkommensten  Übergänge  bilden. 
(Das  Rothe  bleibt.)" 

1834  gibt  Gloger  nochmals  (Vollst.  Handb.  Naturg.  Vög.  Eur., 
I.  Teil,  p.  342,  Anm.  69)  eine  etwas  ausführlichere  Beschreibung 
des  sibirischen  grauköpfigen  Stieglitzes  unter  Anführung  desselben 
Namens:  Fr.  subulata  Illig.  Auch  hier  erörtert  er  wieder  Pallas 
Ansicht,  daß  diese  Distelfinken  nur  eine  ,.klimatische  Abänderung" 


*)  Man  darf  wohl  annehmen,  daß  diese  von  Pallas  beobachteten  Stücke 
Bastarde  zwischen  der  sibirischen  Form  des  schwarzköpfigen  Stieglitzes  {Car- 
duelis carduelis  major  Tacz.)  und  grauköpfigen  Stieglitzen  gewesen  sind,  die  ja 
am  Jenissei  und  in  der  Gegend  von  Tomsk  nicht  selten  sind.  —  Verf. 

*)  [Anm.  bei  Gloger,  1.  c.  p.  143,  unten.]  „Pallas  läßt  sie  daher  durchaus 
nur  für  Varietät  gelten.  Erst  Illiger  wollte  sie  nach  dem  Exemplar  im  Berliner 
Museum,  welches  auch  etwas  größer  ist,  als  Art  aufstellen.  Ich  habe  nur  dieses, 
nicht  die  Übergänge,  welche  Pallas  ausdrücklich  nennt,  gesehen.-' 


35(J  Sachtlchpii :   Älleipr  Nanio   tiir   C'inliK'h'x  ori'ulali 


[Verh.  Olli. 
Ges.  Bay. 


seien,  glaubt  dieser  Meinung-  beitreten  zu  müssen  und  fügt  oinen 
zweiten  Namen  hinzu :  Passer  rardudis,  var.  jemscensis  P.  ^). 

Weiter  schreibt  rr  in  derselben  Anmerkung:  ..Derselbe  Vogel, 
wie  in  Sibirien,  kommt  einzeln  noch  auf  dem  Himalaya  vor  ( Car- 
duelis  caniceps  Gould) ;  nur  scheint  er  hier  etwas  dunkler.-'  Hier- 
aus geht  deutlich  hervor,  dals  mit  FriixjiUa  suJnüata  die  sibirische 
Form  des  grauköpfigen  Stieglitzes  gemeint  ist. 

Denselben  Namen  führt  auch  Lichtenstein  (Nomenciator  Avium, 
1854,  p.46:  ..Curduclis  sidndntru  Sibirien")  für  die  beiden  Stücke 
des  Berliner  Museums  an.  Eines  derselben  hat  wohl  lUiger  und 
damit  auch  Gloger  bei  seiner  Beschreibung  zugrunde  gelegen. 

Desgleichen  beschreibt  auch  Cabanis  (Ersch  und  Gruber,  AU- 
gem.  Enc^'clopädie  der  Wissenschaften  und  Künste,  T.  Sect.  50.  Teil. 
Leipzig  1849,  p.  217)  den  sibirischen  grauköpfigen  Stieglitz  als 
Cnrduelis  suhulatus. 

Da  der  Name  FrUiijUla  suhidata  bisher  nicht  vergeben  ist, 
hat  er  vor  Fringilla  orirnfnlis  Eversm.  die  Priorität,  Diese  Form 
muß  daher  heißen: 

Cardnelis  cfrnireiys  stihtflata  ((xloger). 

\CrirdueUs  faniceps  Yigors,  Proc.  Committee   Sei.  &  Corresp.  Zool. 

Soc.  London,  I.  „18B0— 31",  p.  28  (Febr.  1831.  —  Himalaja.)! 
Fringilla  sahnlata  Gloger  (ex  Illiger  ]\I,S.)     Abändern    der  Vögel 

p.  153  (1833  —  am  Jenissei). 
Passer  carduelis,  var.  jeniseeusisV.,   Gloger.  Vollst.  Handb.  Naturg. 

Vögel  Eur.  I.  Teil,  p.  342,  Anm.  69  (1834  —  Jenissei). 
Fringilla  orientalis  Eversmann,  Addenda  ad   Pall.  Zoogr.  fasc.  II, 

p.  9  (1841   —  terra    typica  ex   Pallas,   Zoogr.  IT.    p.  16:    ad 

Jeniseam). 


')  Bei  Pallas,  1.  c.  p.  16,  kommt  dieser  Name  nicht  vor.  Derselbe  schreibt 
lediglich:  ,,Descr.  Varietatis  in  apricis  ad  Jeniseam  vulgatissimae".  Ein  Analogon 
zu  dieser  doppelten  Namengebung  Gloger's  findet  sich  I.  c.  p.  378,  Aniu.,  wo 
er  den  sibirischen  Kleiber  S.  europaeo,  var.  nihirica  P.,  S.  aralensis  Lcht. ; 
uralscher  Kleiber'  benennt. 


'    '  I  Mavhoff:    Schwii}a,'eufferäiisch  der  Schellente.  H51 

1018     \  ^ 


Zum  Schwingengeräusch  der  Schellente  (Glaucionetta 
c.  clangula  (L.)). 

Von 

H.  Mayhoff  (f). 

Die  durch  Namoann  u.a.  wohlbekannten  „Flugtöne",  die  von 
verschiedenen  Entenarten  zu  vernehmen  sind,  erreichen  bei  der 
Tauchentengattung  (lanißda  auct. ^)  die  größte  Stärke.  Durch 
E.  Hesse  ist  (Journ.  f.  Orn.  1907,  dann  1908,  1909,  1910,  1911) 
die  Frage  genauer  gefaßt  worden,  inwieweit  hierbei  Alter  und 
Geschlecht  der  Vögel  von  Bedeutung  sind,  und  die  Untersuchung 
an  Hand  eines  umfangreichen  Materials  angeregt  worden.  Allgemein 
besteht  nach  wie  vor  Naumann's  Angabe  durchaus  zu  Recht,  daß 
dies  Schwingengeräuscli  bei  alten  cT'c^  am  stärksten  ist.  Zur 
sicheren  Entscheidung,  ob  es  den  $$  gänzlich  fehle  oder  doch  in 
schwäclierem  Maße  zukomme,  glaube  ich  mehrjährige  Freibeob- 
achtungen der  Scliellente  sowohl  als  Wintergast  wie  als  Brutvogel 
(November  bis  Februar,  z.  T.  Mai)  an  der  Elbe  und  (März  bis 
Oktober)  auf  dem  Moritzburger  und  andern  ostsächsischen  Teich- 
gewässern zusammenfassend  vorlegen  zu  dürfen. 

15. III.  1.5     2cr'cf'2$$    Zßchonia  ö'cT' klingeln  laut.  Em  9 

fliegt  mit  deutlichem  Klin- 
geln über  mich  hinweg. 

19.  XII.  15  1$       Gauernitz  $  fliegt  stromauf,Klingeln 

eben  gehört,  schwach. 

2Ö.XII.15  4cf(^  8  99  „  Tauwetter         Geräusch  deutlich  sowohl 

-f-S".  von  den  4  allein  fliegenden 
Windstill,  cf  (^  wie  dann  vom  ganzen 
Trupp  und  auch  von  4  ge- 
schlossen fliegenden  J?  ge- 
hört; 1  einzelnes  5  fliegt 
klanglos. 


^)  \yährend  man  bis  vor  kurzem  die  Schellente  mit  ihren  isländischen  und 
nordamerikanischen  Verwandten  in  der  Gattung  Clangula  zusammenfaßte,  wird 
heute  die  nearktische  Art  (C.  albeola)  generisch  als  Charitonetta  gesondert.  Der 
älteste  gültige  Gattungsname  für  die  zwei  anderen  Vertreter  ist  Glaucionetta, 
wogegen  Clangula  Leach  au  Stelle  von  Harelda  ^teph.  1824  tritt.  —  Eed. 


352 


21.1.16 


Mayhoff:   Schwingengeräusch  der  Schellente. 


tVerh.  Om. 
Ges.  Bay. 


2  cTcT  Riederer 

1  S'iuv.  5$$  Waldteioh 


Tauwetter. 


27.1.10      '^cTc/g?? 


l.II.lü        h^(^  I      Großteu'h 

lcf*)12$$ 


1:^.11. 16     {\(^'^  10  99 


Frost. 
Starker  W. 


Frost.   Wind 
still. 


Schnee. 


24.11.16      9cfd''  13  99  Gauernitz  Schnee.  SO. 


29.11.10'.     4cfd'  1'^?$ 


2.III.16       2crd''-^99 


7.  III.  16      2cfcfl9       Schloßteirh 

:J0.III.16    4cfcf  4  99 

8.IV.16       Irf       1  9    I  r' 

1  !^  1  Gauernitz 

1  c/       19      Schloßteich 
\  (^       19       Frauenteich 


1  c^  klingelt  deutUch  ent- 
lang einer  Flugstrecke  von 
kaum  10  m. 

2  cTcT  ^  ?$  zusammen 
klingeln  schwach :  Geräusch 
ist  großenteils  verweht.  6  $^ 
allein  fliegen  klanglos. 

Bei  zweimaligem  Kreisen 
des  ganzen  Trupps  lautes 
(auf  mehr  als  100  m  deut- 
liches) auf  und  abschwellen- 
des Klingeln. 

In  7maligem  Vorbeiflug 
aller  16  prächtiges  Geläut; 
als  ein  einzelnes  Paar  sich 
vom  Verbände  löst,  höreich 
das  ziemlich  weit  voran- 
fliegende 9  fast  gar  nicht, 
erst  das  J  sehr  stark.  Als 
5  Jcf  einmal  ziemlich  weit 
voraus  sind,  ist  das  Klingeln 
des  zahlenmäßig  überlegenen 
Endes  des  Zuges  (1  ^T» 
10  99)  doch  Avesentlich 
schwächer. 

Fliegen  truppweis  und 
einzebi  vorüber ,  vorzugs- 
weise die  JJ.  Dabei  khngelt 
2  mal  1  einzelnes  cS'  lauter 
als  8  gleichzeitig  fliegende 
99- 

2  (^c^,  dann  1  einzelnes  $ 
kungeln  während  kaum  10  m 
weiten     Stromauffliegens 
deutlich. 

Starker  Wind.  2  $$  stromauf,  völlig 
klanglos;  von  1  9  undeut- 
liches, von  2  Paaren  starkes 
Geläut. 


Frost.  Sehr 
starker  NNO. 

WindstUl. 


Starker  Wind. 


Alles   Fluggeräusch    ver- 
weht. 

2  cf  cf  klingeln  sehr  laut. 

cf  cf    klingelt  laut,  cf  9 

schwächer,  doch  deutlich. 

cf  cf  läuten  stark,  99  ""■ 
deutlich:  viel  verweht. 


-)  (^  z=  Müiinchoii  im  Übergangsgoficdor. 


Xltl 

1918 


.4,1 

8   J 


Mayhotf:    Schwingengeräusch  der  Schellente. 


353 


16.  IV.  16 

19.  IV.  16 


21.  IV.  16 


27.  IV.  16 


2  cT       '^  $ 


Fischerteich 
Alten  teich 


11.V.16 
21.V.I6 


]  $       SchloÖteich 


?>  9  Deutschbase- 
litzer  Groß- 
teich 

dd'c^  2  $9    Döbraer  Mit- 
telteich 

1  (^       1  $       DöbnierGroß- 

teich 

2  cTcT  19       Schloßteich 

1  9       Mittelteich 


20.  VII.  16    1  cf      2  iuvv.  Großteich 


15. IX.  16     9  Vögel: 

cT?  1—2  $9  Köckritzteich 
iuvv. 


I    c^cf  läuten  stark;  Flug- 
"  "      Igeräusch  der  $9-    ^*   die 

Paare  stete  gleichzeitig  hoch- 
gehen und  über  Uiptelhöhe 
des  Kiefernwaldes  umher- 
fliegen, nicht  scharf  unter- 
scheidbar. 

5  fliegt  mit  starkem  Ge- 
räusch aus  etwa  4  m  Höhe 
vom  Aßt  einer  Eiche  ab, 
fällt  leider  alsbald  auf  dem 
kaum  25  m  entfernten  Teiche 
dicht  am  l'fer  ein. 
Starker  Ost.  Kein  Flüggeräusch  trotz 
scheinbar  günstigem  Winde. 

\  Wie  16.  IV..  19.  IV.  16: 
(cTcr  läuten  stark;  Flugge- 
/räusch  der  $5  nicht  scharf 
Itrennbai-. 

Dr.  ßäßler,  A.  Kümraler 
hören  während  langen  Hin- 
streichens  deutliches  Klin- 
geln. 

Während  kurzen ,  ganz 
niedrigen  Hin  Streichens  lei- 
ses Klingeln,  das  offenbar 
dem  (^'  zuzuschi'ciben  ist. 

Zielien   in   einer   Schleife 

Mäßiger  West,  voj-    dem    Winde    vorüber : 

\vährend  des  ganzen  Fluges 

deutliches  obschon  ziemlieh 

schwaches  Läuten. 


28.  IX.  16  1? 

3  iuvr. 


Starker  West. 


Läuten  großenteils  ver- 
weht, aber  als  die  Vögel  auf 
knapp  20  m  niedrig  mit  dem 
Winde  vor  mir  vorbeifliegen, 
deutlich  hörbar :  freilich 
recht  rauh  —  kein  ausge- 
glichenes Geläut  —  schon 
beim  Hochgehen  zeigten  sich 
die  Jungvögel  in  schleppen- 
dem Flattern  no<'h  niei  klich 
unbeholfen. 

Die  Beobachtungen  wurden  derart  gemacht,  daß  Alters-  und 
öeschlechtszugehörigkeit  der  vorbeifliegenden  Vögel  vom  Ufer  aus 
mittels  B-fachen  Zeiß-Feldstecheis  auf  L5— 200  m  festgestellt,  wenn 
möglich  dann  nach  dem  Einfallen  feinere  Merkmale  (der  Gefieder- 
zeichnung, Irisfärbung)  mittels  1.6-fachen  Zeiß-Prismen-Monoculars 
nachgeprüft  wurden.  Die  Schwierigkeit,  zu  einem  sichern  Ergebnis 
zu  kommen,  lag  meist  darin,  daß  die  Vögel  zu  eng  znsammenh alten; 

23 


354  Mayhoff:  Schwingengeräusch  der  Schellente.  1 

L  G 


erh.  Orn. 
Ges.  Bay. 


zumal  einzelnschwimmenden  $g  sich  soweit  zu  nähern  und  sie  in 
solcher  Richtung  zum  Auffliegen  zu  bringen,  daß  nicht  die  Flug- 
töne eines  benachbart  hochgehenden  cf  die  Beobachtung  trüben, 
gelingt  verhältnismäßig  nur  ausnahmsweise.  Nicht  zu  unterschätzen 
sind  ferner  die  atmosphärischen  Verhältnisse:  während  die  E^'lug- 
töne  bei  trockener  Luft,  hartem  Frost  selbst  auf  große  Entfernung 
sehr  scharf  und  klar  zu  vernehmen  sind  und  dann  auch  stärkerer 
Wind  die  der  alten  cfcT  kaum  beeinträchtigt,  können  sie  —  auch 
nach  meinen  früheren  Beobachtungen  (Orn.  Monatsschr.  1915,  p.  281) 
ist  mir  dies  ganz  zweifellos  —  bei  querweheudem  Winde  und 
feuchter  Witterung  sehr  wohl  völlig  verweht  oder  durch  Wind- 
fänge, wie  sie  vorspringende  Waldecken  bilden,  ausgelöscht  werden. 

Bezüglich  der  Klangstärke  möchte  ich  die  eine  Beobachtung 
vom  30.  März  hervorheben,  bei  der  ich  am  windstillen  Nachmittage 
die  Flugtöne  eines  cT  auf  gut  100  m  deutlich  vom  Propellersausen 
eines  in  etwa  gleicher  Höhe  überhinfliegenden  Zeppelinluftschiffs 
unterscheiden  konnte. 

Aus  den  hier  mitgeteilten  Daten  dürfte  aber  jedenfalls  mit 
hinreichender  Gewißlieit  einleuchten,  daß  die  gg  Flugtöne  hervor- 
zubringen imstande  sind.  Unter  den  155  fliegende  Scliellenten  um- 
fassenden Einzelfällen  sind  neben  53,  die  das  Klingeln  der  cTcf' 
bestätigen,  doch  immerhin  14,  in  denen  ein  weibliches  Fluggeräusch, 
wenngleich  es  niemals  auch  nur  die  halbe  Klangstärke  des  männ- 
lichen erreichte,  deutlich  wahrgenommen  werden  konnte.  Schien 
es  in  12  Fällen  ganz  zu  vermissen  zu  sein,  so  bleiben  diese  rein 
negativen  Fälle  doch  insofern  nicht  sämtlich  beweiskräftig,  als  sie 
in  der  Mehrzahl  sich  durch  die  der  Beobachtung  ungünstigen  Wind- 
verhältnisse erklären  lassen:  27.  I.  16,  2.111.  16  flogen  die  Vögel 
auf  dem  Strom  unterhalb  der  bewaldeten  Gauernitzer  Insel  auf, 
die  im  Falle  sie  nach  der  freien  Stromseite  hochgingen,  als  voll- 
kommener Schallfang  wirken  mußte.  Diese  negativen  Fälle  für 
anfechtbar  zu  halten,  möchte  die  Beobachtung  vom  7.  III.  16  ge- 
nügen —  und  ihr  ließen  sich  eine  große  Reihe  gleichartiger  aus 
den  Jahren  1909 — 16  anfügen,  deren  einzelne  Aufführung  obige 
Übersicht  unnötig  belastet  hätte  —  bei  der  selbst  von  den  lebhaft 
umherfliegenden  cTcT  jenseits  einer  gewissen  Entfernung  bei  starkem 
Winde  keine  B'lugtöne  mehr  vernehmbar  waren.  Daß  den  alten 
gg  die  Flugtöne  zukommen,  möchte  ich  auf  Grund  der  Schwingen- 
gestalt, die  ich  an  einem  Material  von  54  Bälgen  prüfte,  sogar 
mit  aller  Bestimmtheit  behaupten.  Leider  gelang  es  während  der 
Brutzeit,  als  die  Schellentenmütter  ihre  Jungen  führten  oder  recht 
häufig  in  geduckter  Haltung  sichernd  sehr  nahe  dem  Ufer  umher- 
schwammen, nur  ein  einziges  Mal  (am  21.  IV.)  ein  solches  zweifel- 
loses g  fliegend  zu  beobachten;  aber  die  Winterbeobachtungen 
lassen  sich  doch  keineswegs  dahin  deuten,  daß  die  läutenden  braun- 


XIII,  4,  I  Mayhoff:    Schwingengeraiisch  der  Schellente.  355 

köpfigen  Vögel  sämtlich  jimge  cfcf  gewesen  seien.  Dafür  ist  die 
Zahl  der  Brauuköpfe  innerhalb  der  Trupps  —  73  gegen  50  alte 
d'cf  —  zu  hoch,  dann  handelte  es  sich  15.  III.  15,  8.  TV.  16,  16.  IV.  16 
um  zweifellos  gepaarte  Vögel. 

Junge  cfcT  inti  ersten  Winterkleide  sind  mit  Sicherheit  von 
den  5$  natürlich  nur  während  des  Schwimmens  zu  unterscheiden, 
an  der  etwas  größeren  Ausdehnung  des  Weiß  auf  Oberflügel  und 
Schulter,  dem  dichteren  Kopfgefieder,  allenfalls  andeutungsweisen 
Balzbewegungen  —  13.  I.  16,  16.  I.  16  konnte  ich  mittels  des 
starken  Glases  je  ein  solches  inmitten  des  schwimmenden  Trupps 
immer  wieder  ausmachen;  daß  der  am  21.  V.  16  von  Dr.  Bäßler 
und  A.  Kümmler  während  des  Fluges  beobachtete  Vogel  noch  ein 
derart  unverfärbt  gebliebenes  cT  gewesen  sei,  ist  wohl  fast  aus- 
zuschließen, cf  cT  im  Übergangsldeide  mit  noch  vorwiegend  grauen 
Tragfedern  und  braunem  Kopf,  aber  bereits  wohlausgefiedertem 
Blendfleck,  begegneten  mir  am  9.  IV.  15,  2.  V.  15,  1.  IL  16,  8.  IV.  16; 
nur  der  letzte  dieser  4  Vögel  war  wiederholt  zum  Auffliegen  zu 
bringen:  seine  Flugtöne  waren  an  Klangstärke  nicht  von  denen 
des  gleichzeitig  hochgehenden  5  zu  unterscheiden. 

Jungen  $5  mögen  die  Flugtöne  fehlen,  bezw.  sie  mögen  so 
schwach  sein,  daß  sie  vor  der  ersten  E'rühjahrsmauser  nur  unter 
den  günstigsten  atmosphärischen  und  räumlichen  Bedingungen  hör- 
bar sind.  Damit  Avären  sowohl  die  durchweg  negativen  Befunde 
Dr.  Hesse's  (Journ.  f.  Orn.  1908,  p.  30;  1909,  p.  4,  326),  da  sie 
sämtlich  in  der  Zeit  von  Anfang  Oktober  bis  Anfang  (7.)  April 
beobachtet  wurden,  gut  vereinbar,  wie  auch  meine  Herbst-  bezw. 
Spätsommerbeobachtungen  nicht  dagegen  sprächen :  15.  und  28.  IX.  16 
hatte  ich  im  Trupp  erwiesenermaßen  Imonatige  Jungvögel  vor  mir, 
deren  Entwicklung  ich  von  frühem  Dunenstadium  bis  zum  Sprossen 
der  Schwingenkiele  hatte  verfolgen  können:  28.  IX.  war  bei  den 
dreien  die  Iris  bereits  verfärbt  und  nur  der  heile  Vorderhals  unter- 
schied sie  von  dem  mit  ihnen  schwimmenden  5  —  wenn  beidemal 
beim  Abfliegen  des  ganzen  Trupps  Flugtöne  von  mehreren  Vögeln, 
nicht  nur  vom  alten  $  ausgingen,  so  konnten  sie  oftenbar  von 
jungen  cTc/  herrühren. 

Besonders  bemerkenswert  ist  die  Beobaclituug  vom  20.  VII.  16, 
insofern  als  es  sich  um  ein  cT  im  frisch  ausgeflederten  Sommer- 
kleide handelt,  dessen  sichere  Unterscheidung  vom  weiblichen  Kleide 
an  freischwimmenden  Schellenten  als  besonders  schwierig  gelten 
muß :  die  Geschlechter  halten  seil  Beginn  der  Brutzeit  sich  derart 
getrennt,  daß  ein  unmittelbarer  Vergleich  ihrer  Merkmale  wohl  in 
den  seltensten  Fällen  gelingt;  insbesondere  die  c/cT  verbringen 
diese  ihre  Hauptmauserperiode  so  versteckt,  daß  mir  in  meinem 
verhältnismäßig  engen  Beobachtungsbezirk  von  den  wenigen  daselbst 
sich  autlialtenden  nie  eins  mit  Mauserspuren  zu  Gesicht  kam,  wie 

23* 


356  Mayhoff :  Schwingengeräusch  der  Schellente.  [Verh.  Om. 

L  Ges.  Bay. 

sie  die  Stock-,  Löffel-  und  Tafelerpel  während  derselben  Zeit  viel- 
fach zeigten.  In  diesem  Fall  war  am  Geschlecht  kein  Zweifel 
möglich :  der  Vogel  stieß,  nachdem  er  längere  Zeit  neben  den 
2  Jungvögeln  gebadet  hatte,  mehrmals  den  charakteristischen 
Knirschlaut  ,.kignä"  der  Männchen  aus. 

Das  untersuchte  Balgmaterial  (in  den  Sammlungen  Mus.  Koenig, 
Bonn,  Stadt.  Mus.  Mainz,  Mus.  Senckenberg  F'rankfurt  a.  M.,  Kgl. 
Zool.  Mus.  Dresden,  Coli.  Kleinschmidt)  umfaßte 

1 '  cTcf  I  Q  7.^  \ 

2  d^cf  1  $  iüV.  >  Olaucionettac,  clangula  <  ^      \Olaucionettaislandica 

19  $2  I 

2  (^(^  \ 

n  Charito7ietta  nlbeola. 

Allen  Herren,  deren  Liebenswürdigkeit  mir  die  Einsichtnahme 
gestattete,  insbesondere  Herrn  Prof.  Koenig  und  Herrn  Pastor 
Kleinschmidt,  möchte  ich  auch  hier  meinen  herzlichen  Dank  aus- 
sprechen. 

Die  Untersuchung  an  getrocknetem  Balgmaterial  kann  in  diesem 
Fall  ja  nicht  die  Beweiskraft  in  Anspruch  nehmen  wie  diejenige 
frisch  erlegter  Stücke  oder  in  gespreizter  Lage  präparierter  P'lügel ; 
es  dürfte  aber  kaum  zu  rechtfertigen  sein,  eigens  zum  vorliegenden 
Zweck  eine  so  große  Anzahl  der  prächtigen  Vögel  zu  opfern. 

Des  alten  Naumann  Angaben  über  die  Fingerung  der  ersten 
Handschwingen  möchte  ich  schärfer  dahin  fassen,  daß  die  Ein- 
schnürung vornehmlich  der  Innenfahnen  zu  beachten  ist.  Sie  ist 
an  der  B.  und  4.  Handschwinge  zwar  mit  hinreichender  Deutlich- 
keit wahrzunehmen,  aber  doch  so  wenig  scharf  im  Vergleich  zu 
der  auffälligen  Einschnürung  beider  Fahnen  au  den  ersten  beiden 
Handschw'ingen  ausgeprägt,  daß  als  kennzeichnendes  Gattungs- 
merkmal und  charakteristische  Tonquelle  doch  nur  die  Fingerung 
der  ersten  2  Handschwingen  (Prim.  I,  II)  gelten  kann.  Hier  ist 
in  der  Tat  ein  meist  recht  scharfer  Unterschied  zwischen  den  Ge- 
schlechtern vorhanden:  alte  cTc^  im  Prachtkleid  zeigen  die  Fingerung 
so  stark,  daß  die  Spitzen  der  1.  und  2.  knapp  V2  ^^  ^^^i^  ^^^^ 
wie  der  rückwärtige  Teil  der  Fahnen  und  mit  kräftigem  Einschnitt 
absetzen;  bei  alten  55  ist  der  Verlauf  der  Einschnürung  niemals 
so  eckig,  verstreiclit  in  sanfterem  Bogen;  die  Breitenabnahme  be- 
trägt etwa  Vs'  ^^^'  Umriß  nähert  sich  demjenigen  der  8.  und 
4.  Schwinge,  s.  p.  357. 

Zwischen  den  braunköpfigen  Jüngern  cTc^  und  alten  $5  einen 
durchgreifenden  Unterschied  in  der  Schwiugenfingerung  zu  finden, 
war  nach  dem  untersuchten  Material  nicht  möglich,  unter  diesen 
wie  jenen   waren  Stücke   anzutreffen,   die   nahezu   die  Schwingen- 


XIII,  4, 
1918 


Mayhoff:    Schwingengeräusch  der  Schellente. 


357 


umrisse  alter  cTc/"  erreichten,  andererseits  solche,  bei  denen  die 
Einschnürung  an  allen  4  oder  wenigstens  den  3  ersten  Schwingen 
fast  gleichförmig  seicht  verlief.  Sicher  determinierte  55  vom  ersten 
Herbst  lagen  mir  nicht  vor;  2  mutmaßliche  solche  (coli.  Koenig, 
Bonn),  im  November  auf  dem  Stettiner  Half  gesammelt,  der  grauen 
Kehlfärbung  nach  unzweifelhafte  Jungvögel,  zeigten  allerdings  die 
Fingerung  in  so  verschwindend  geringem  Maße  ausgeprägt,  daß 
sie  die  oben  ausgesprochene  Folgerung  auf  das  Fehlen  der  Flug- 
töne begründen  würden. 


d^ 


Mit  Olaucionetta  c.  clangida  stimmt  O.  islandica,  soweit  ich 
nach  dem  Material  der  Dresdener  Sammlung  beurteilen  konnte, 
in  der  scharfen  Ausprägung  der  Fingerung  überein.  Bei  Chari- 
tonetta  alheola  ist  die  Einschnürung  kaum  viel  stärker  als  bei 
Nyroca  f.  ferina  und  N.  nyroca  und  Mergellus  albellus,  so  daß  die 
von  der  Büffelente  hervorgebrachten  Flugtöne  schwerlich  sehr  hör- 
bar sein  können  und  diese  kleine  Art  unzweifelhaft  durch  ihre 
Schwingenmerkmale  die  primitivste  Stellung  in  der  Gruppe  der 
Schellenten  einnimmt. 

Es  fragt  sich,  in  welcher  Weise  die  Einschnürung  beim  Wachs- 
tum der  Feder  entsteht.  Es  läge  nahe,  da  sie  beim  alten  cf  soviel 
stärker  entwickelt  ist,  sie  als  ein  sekundäres  Geschlechtsmerkmal 
zu  deuten,  das  sich  mit  zunehmendem  Alter  der  Feder  durch  Ab- 
nutzung herausbildet.  Dienen  nämlich  die  Flugtöne  des  c/'  ähnlich 
dem  Meckern  der  Bekassine,  dem  Wuchtein  der  Kiebitze  und  Weihen 
in  ausgesprochener  Weise  der  Balz,  so  müßte  beim  alten  (^  infolge 
stärkster  Beanspruchung  am  ehesten  eine  mechanische  Abnutzung 
des  Federfahnenrandes  eintreten.  Daß  die  Flugtöne  für  das  ge- 
sellige Leben  der  Schellenten  von  Bedeutung  sind,  läßt  sich  nicht 
bezweifeln.  Man  braucht  nur  an  herrlichen  Wintertagen  beobachtet 
zu  haben,  wie  sich  die  Belüge  beim  Klange  dieses  Geläuts  zusammen- 
linden, versprengte  Vögel  dem  läutenden  Trupp  nacheilen  oder  im 
Frühjahr  die  Gatten  eines  Schellentenpaars  auch  bei  starkem  Winde 
aus  weiten  Abständen  einander  immer  wieder  in  raschem  Fluge 
einholen,  um  die  Überzeugung  zu  gewinnen,  daß  die  Flugtöne  die 
Rolle  eines  Signals  spielen.    Sie  stehen  offensichtlich  mit  der  hohen 


358  ]\Iaylioff:  Schwiiigeugeriiiiseh  der  Öchelleute. 


FVcrh.  Üru. 
L  Ges.  Bay. 


Fluggewiuidtheit  dieser  Art  in  äbiilicli  engem  Zusainmeiiliaug-  wie 
die  hocheutwickelte  Ausbildung  der  Lockrufe  bei  hervorragenden 
Fliegern  (Toicmus,  Trivya  auct.,  Charadrius).  Aber  als  eigentliche 
Balzlaute  werden  sie  doch  nur  in  einzelnen  Fällen  aufgefaßt 
werden  kcinnen.  Wiederliolt  beobachtete  ich  im  Februar  1916,  wie 
das  eine  oder  andere  cf  in  besonders  raschem  Fluge  hinter  einem 
5  dahersauste,  dann  mit  ruckartiger  Durchstreckung  des  ganzen 
Körpers  zum  Gleitfluge  überging,  um  dicht  hinter  dem  verfolgten 
Vogel  einzufallen  oder  ihm  in  neuem  Aufstieg  nachzujagen :  dann 
lag  es  allerdings  nahe,  das  in  der  trockenen  Winterluft  besonders 
harte  Schwingengeräusch  als  der  Einschüchterung  bezw.  Erregung 
dienend  zu  deuten,  zumal  die  geschlechtliche  Erregung  des  treibenden 
Vogels  in  der  krampfartigen  Spreizung  der  Haudschwingen  zum 
Ausdruck  zu  kommen  schien.  Da  solche  Flüge  während  der  Winter- 
balz vom  cf  gewiß  weit  r>fter  ausgeführt  werden,  als  es  sie  im 
Freileben  zu  beobachten  gelingt,  ließe  sich  sehr  wohl  annehmen, 
daß  die  Schwingenfahnen  des  cf  selbst  während  einer  j\Iauserperiode 
eine  hinreichende  Abnutzung  erfahren,  um  ihren  scharfrandigen 
Umriß  zu  gewinnen :  indes  ist  doch  als  wesentlich  wahrscheinlicher 
zu  erachten,  dal.>  die  Fingerung  bereits  beim  Hervorbrechen  der 
Federfahne  aus  dem  Kiel  augelegt  ist  und  als  fester  Artcharakter 
vererbt  wird.  Otfeubar  wird  die  präformierte  Bruch-,  d.  h.  in 
diesem  Fall  die  Abrißstelle  zwischen  Kielzylinder  und  Fahue  in 
jeder  folgenden  Federgeneration  näher  der  ha,rten  Kielspitze  ge- 
legt, rückt  medianwärts,  bis  der  scharf  umrissene  Schwingeurand 
des  alten  Vogels  in  seiner  typischen  Form  entsteht.  Daß  auch  die 
bereits  entfaltete  Federfahne  dauernder  Abnutzung  unterliegt, 
kommt  für  die  ontogenetische  Herausbildung  dieser  Form  sicher 
erst  in  zweiter  Linie  in  Frage. 

Zusammengefaßt  seien  Beobachtungs-  und  LJntersuchungsergeb- 
nis  in  wenigen  Sätzen : 

1 .  Die  Flugtöue  sind  jederzeit  am  stärksten  bei  alten  Männchen. 

2.  Sie  sind  von  alten  Weibchen  wie  von  jüngeren  Männchen 
deutlich  hörbar. 

8.  Sie  fehlen  jungen  Weibchen  bis  zur  ersten  Frühjahrs- 
mauser (V). 

4.  Ausschlaggebend  für  die  Klangstärke  ist  allein  die  Ge- 
staltung der  ersten  beiden  Handschwingen. 

5.  Diese  typische  Gestaltung  des  Fahnenrandes  (Fingerung) 
ist  wie  bei  den  andern  Gattungen  mit  hartstrahligen  verengten 
Schwingen  {Circus,  Piciis)  beim  Hervorbrechen  der  Fahue 
aus  dem  Kiel  vorgebildet;  nachträgliche  mechanische  Ab- 
nutzung spielt  daneben  eine  untergeordnete  R(dle. 


XIII,  4,  J  Mavhoff:  Schwingengeräusch  der  Schellente.  359 

1918   J 

6.  Die  aufeinanderfolgenden,  aus  der  Papille  hervorgehenden 
Schwingengenerationen  wiederholen  während  der  Onto- 
genese die  phylogenetischen  Stadien  des  Schwingenrandes. 

7.  Die  Flügeltöne  sind  am  stärksten  hörbar  bei  trockener 
Witterung  und  hartem  Frost. 

8.  Als  „Balzmusik"  spielen  sie  keine  nennenswerte  Rolle, 
wohl  aber  als  Verständigungsmittel  (Signale)  über  größere 
Strecken. 


360  StresemaD» :  Hugo  Mavhoff  t.  ry.^*^^  ,?'°* 


Hugo  Mayhoff. 
Ein  Nachnif  von  E,  Stresemann. 

Mit  Hugo  Mayhulf.  der  um  11.  Juli  1917  durcli  den  Tod  von 
einem  schweren  Leiden  erlöst  wurde,  hat  die  Ornithologie  einen 
begeisterten  Jünger  verloren,  auf  dessen  wissenschaftliche  Lauf- 
bahn alle,  die  ihm  näher  standen,  schon  frühzeitig  grofse  Hoff- 
nungen gesetzt  hatten. 

(jeboren  am  BO.  Januar  1888  als  Sohn  des  damaligen  Rektors 
des  Leipziger  Nikolaigymnasiums  und  bekannten  Plininsforschers 
Karl  Mayhoff,  hatte  er  von  seinem  Vater  philologische  Neigungen 
geerbt,  die  ihn  sclxin  als  Tertianer  dazu  trieben,  sich  mit  orien- 
talischen Sprachen,  insbesondere  dem  Altägyptischen,  zu  beschäf- 
tigen, und  in  den  Schulheften  des  Dreizehnjährigen  sind  ganze 
Seiten  mit  sauber  gezeichneten  Hieroglyphen  angefüllt.  Später 
fand  er  reiche  Befriedigung  im  Studium  des  Hebi'äischen  und 
Arabischen. 

Die  früh  erwachende  Freude  an  der  Natur  brachte  ihn  je- 
doch bald  von  seinem  Vorsatz  ab,  Orientalist  zu  werden.  Immer 
mehr  steigerte  sich  in  Mayhoff  das  Verlangen,  in  den  Formen- 
schatz der  Lebewelt  einzudringen  und  seine  rastlose  Begier  nach 
Wissensfülle  auf  diesem  Gebiet  zu  stillen.  Ein  Gedächtnis,  das 
im  Fluge  aufnahm  und  dem  das  Erfaßte  nicht  wieder  entglitt, 
gab  ihm  die  Möglichkeit,  sich  bald  für  sein  Alter  ungewöhnliche 
Kenntnisse  zu  erwerben.  So  wagte  er  sich  schon  mit  15  Jahren 
an  die  Aufgabe,  die  umfangreiche  zoologische  Sammlung  des  Vitz- 
thum'schen  Gymnasiums  zu  Dresden,  an  dem  er  seine  Gymnasial- 
zeit  verbrachte,  neu  zu  ordnen,  damit  dei'  Anregung  eines  Lehrers 
folgend,  des  als  Ornithologen  bekannten  Dr.  0.  Koepert.  Nament- 
lich Avar  es  die  Vogelsammlung,  deren  Bestimmung  Mühe  und 
GenuB  zugleich  bereiten  mußte;  setzte  sie  sich  doch  größtenteils 
aus  außereuropäischen  Arten,  besonders  Südamerikanern,  zusammen, 
von  denen  Hunderte  in  den  ersten  Jahrzehnten  des  vergangenen 
•  lahrhunderts  der  Schule  geschenkt  worden  waren.  In  monate- 
langer Arbeit  entstand  damals  mit  den  primitivsten  Hilfsmitteln  — 
denn  zum  Vergleich  stand   nur  die  Schausammluug  des  Dresdener 


'    'I  Btresemaiin:  Hugo  Mayhoff  f-  361 

zoologischen  Museums,  an  Literatur  nur  Hartert's  Katalog  der 
Vogelsammlung  des  Senckenbergischen  Museums  (!)  und  Reichenow's 
,,  Vögel  der  zoologischen  Gärten"  zur  Verfügung  —  ein  „kritischer" 
Katalog  der  Schulsammlung.  Ich,  der  ich  noch  Tertianer  war, 
durfte  ihm  dabei  helfen,  und  bei  dieser  Tätigkeit  wurden  wir  beide 
zu  Ornithologen  und  zugleich  zu  Freunden. 

Damals  glaubte  Mayhoff,  den  Beruf  zum  Systematiker  in  sich 
zu  fühlen ;  aber  je  öfter  uns  gemeinsame  Exkui'sionen  in  die  Um- 
gebung Dresdens  führten,  um  so  entschiedener  wandte  sich  sein 
empfindsamer  Geist  dem  Studium  des  lebenden  Vogels  inmitten 
seiner  natürlichen  Umgebung  zu.  Ein  dämmernder  Morgen  am 
Eande  einer  stillen  Waldwiese,  das  bunte  Vogelkonzert  im  Röhricht 
der  Teiche  erzählte  ihm  mehr  als  alle  Bücher.  So  wurde  er 
zum  „Vogelschützler",  der  es  nur  selten  noch  über  sich  gewinnen 
konnte,  ein  Vogelleben  der  Wissenschaft  zu  opfern,  Ein  seltenes, 
seltsames  Verstehen  der  Tierseele  trieb  ihn  dazu,  von  dem 
seine  «Beobachtungen  an  einem  jungen  Waldkauz"  ein  beredtes 
Zeugnis  ablegen. 

Nach  Absolvierung  des  Gymnasiums  (^1907)  wandte  sich  May- 
hoff zunächst  dem  Studium  der  Medizin  an  der  Universität  Jena 
zu,  widmete  sich  aber  nach  dem  Physikum  in  Marburg  ganz  der 
Zoologie  und  bewahrte  sich  dabei  seine  alte  Vorliebe  für  Wirbel- 
tiere. Seine  Dissertationsschrift  „Über  die  Augenwanderuug  der 
Pleurouectideu",  auf  die  er  jahrelange  Mühe  verwandt  hatte,  ist 
unvollendet  geblieben,  denn  mitten  in  angestrengter  Geistesarbeit 
überfiel  den  Hochbegabten  jene  schwere  Erkrankung,  die  seinem 
Leben  ein  so  frühes  Ende  setzen  sollte. 

Während  seiner  Studienjahre  hat  Mayhotf,  so  oft  es  ihm  die 
Zeit  erlaubte,  bei  seinen  gefiederten  Freunden  in  Feld  und  Buseh, 
auf  Teich  und  Meer  Erholung  gesucht.  In  viele  Teile  Deutsch- 
lands führten  ihn  seine  ausgedehnten  Fußwanderungen,  so  in  den 
Schwarzwald,  das  Riesengebirge,  den  bayerischen  Wald.  Auf 
Helgoland,  wo  er  im  Jahre  1910  während  einiger  Wochen 
Dr.  Weigold  vertrat,  und  in  Südwestnorwegen  lernte  er  die  Vogel- 
welt des  Meeres  und  des  Nordens  kennen.  Viel  Zeit  und  Mühe 
hat  er  während  einiger  Jahre  vor  allem  dem  Aufsuchen  des  Stein- 
sperlings in  seinen  mitteldeutschen  Brutbezirken  geopfert,  und  was 
er  darüber  veröffentlichte,  wird  dauernden  Wert  behalten.  Seine 
zahlreichsten  und  erfolgreichsten  Streifen  aber  unternahm  er  in  die 
Umgebung  seiner  Vaterstadt  Dresden,  insbesondere  während  der 
Jahre  19Lö  und  1916.  In  jener  Zeit  ließ  er  kaum  eine  Woche 
vergehen,  ohne  zwei  oder  drei  Tage  ganz  der  Beobachtung  zu 
widmen,  die  insbesondere  dem  Vogelleben  auf  den  Teichen  und 
Flüssen  galt.  Nicht  allein  die  sächsische  Faunistik,  auch  die 
Kenntnis  der  Biologie  mancher  in  Deutschland  seltenen  Brutvögel 


362  Ötresemann:  Hugo  Mayhüff  f.  fVerb.  Gm. 

L  Ges.  Bay. 

und  nordischen  Durchzügler  ist  durch  seine  Aufzeichnungen  aus 
diesem  Zeitraum  nicht  unerheblich  gefördert  Avorden.  Sie  sollen 
veröffentlicht  werden,  sobald  die  Verhältnisse  es  erlauben. 

Wieder  fallen  in  diesen  Tagen  die  zierlichen  nordischen 
Tringen  und  Totaniden  am  Schlammufer  der  Moritzburger  Teiche 
ein,  wieder  erscheinen  dort  die  schmucken  Gestalten  der  Tauch- 
enten und  Säger  zu  kurzer  Rast.  Aber  Hugo  Mayhoft,  dessen  ge- 
schulter Blick  und  scharfes  Gehör  jeden  der  fremden  Gäste  mit 
erstaunlicher  Sicherheit  im  bunten  Gewimmel  erkannte,  er,  der 
mit  peinlicher  Sorgfalt  ihre  Lebensäußerungen  aufzeichnete,  ist 
nicht  mehr. 

Einen  grünen  Zweig  auf  sein  Grab! 

Yeröffentliclmiigeii  Hugo  Mayhoffs, 

1911  H.  Mayhoff,    Iluscicapa  parva    als    Brutvogel    im  Baverisehen    Wald. 

Verh.  Orn.  Ges.  Bayern  X,  p.  149—153. 
1911     —     Neue  Nestbeobachtungen    am  Steinsperling.    Orn.  Mschrift  XXXVI, 

p.  72—86. 

1911  —     Der  Gimpel  als  Gartenbnitvogel.    Ibid.  p.  191—192. 

1912  —     Aus  Südwestuorwee;en.     Ein  Reisetagebuch.     Orn.  Mschrift  XXXVII, 

p.  193—208,  225-237. 

1912  —    Über  das  „monomorphe"  Chiasnia  opticum  der  Pleuronectiden.  Zool. 

Anz.  XXXIX,  p.  78—86. 

1913  —     und  E.  Scheicher,  Eaubmöven  in  Sachsen.  Orn.  MschriftXXXVIII, 

p.  327. 

1914  —     Zur   Ontogenese    des    Kopfes    der    Plattfische.      Zool.    Anz.  XLIII, 

p.  389—404. 

1914  —     Schwimmende  Taube.     Orn.  Mschrift  XXXIX,  p.  518—519. 

1915  —     An  Niststätten  des  deutschen  Steinsperlings  {Petronia  petronia  iJetronia 

(L.)).     Verh.  Orn.  Ges.  Bayern  XII,  Heft 2,  p.  109—118. 
1915     —     LeiicistischeAbänderuns;  der  Schwung- und  Steuerfedern.  Orn.Mber.  23. 

p.  55—59. 
1915     —     undR.Scheleher,  Beobachtungen  im  Gebiete  der  Moritzburger  Teiche 

1906—1914.     Orn.  Mschrift  XL,   p.  268-.306,    323—340,    364—395. 

1915  —     Gimpeibruten.     Gefiederte  Welt,  44,  p.  98—100. 

1916  —     Seeadler  auf  dem  Herbstdurchzug   im  sächs.  Elbtal.     Orn.  Mber.  24, 

p.  43 — 44. 
1916     —     Zwei  Fälle  eigenartiger   Abänderung   der  Lebensgewohnheiten  in  der 

Gefangenschaft.     Orn.  Mschr.  XLI  p.  150—152. 
1916     —     Nachtrag  zu:    E.  Heyder,    Ein  Beitrag    zur  Kenntnis   der  Vogelwclt 

des  Kgr.  Sachsen.  .Tourn.  f.  Ornith.  64,  p.  488. 
19r(     —     Beobachtungen    an    einem    jungen  Waldkauz.      Gefiederte    Welt,  46, 

p.  164—166,  178—180,  187—188. 
1918     —     Zum    Schwhigengeräusch    der    Schellente    (Glaucionetta  c.  clangulo, 

iL.)).     Verh.  Orn.  Ges.  Bayern  XIII,  Heft  4,  p.  351—359. 


^^^^'  '^'  Laiibiuiiim :  Nachruf  m  C.  D.  Erdt.  363 

1918    J 


Christian  Daniel  Erdt. 

Eiu  Nachruf. 

Von 

Dr.  Alfred  Laubmann  (München). 

Am  30.  April  1918  st^rb  zu  Kaufbeuren  im  Algäii  an  den 
Folgen  einer  schweren  Mag-enerkrankung  Präparator  Christian 
Daniel  P]rdt  im  fast  vollendeten  siebzigsten  Lebensjahr.  Der 
unerbittliche  Tod  hat  hier  eine  empfindliche  Lücke  in  die  Reihe 
der  ba\^erischen  Vogelfreunde  gerissen  und  insbesondere  die  orni- 
thologische  Erforschung  des  Regierungsbezirkes  Schwaben  und  Neu- 
burg verliert  in  dem  Heimgegangenen  einen  ihrer  besten  Förderer. 
Ein  begeisterter  Freund  der  Vogelwelt  hat  Erdt  ein  gut  Teil  seiner 
Zeit  und  Kraft  der  eingehenden  Durchforschung  der  Avifauna 
seiner  engeren  Heimat,  der  näheren  und  weiteren  Umgebung  Kauf- 
beurenS;  gewidmet  und  eomit  mag  es  als  gerechtfertigt  erscheinen, 
wenn  ich  es  unternehme,  dem  dahingegangenen  Freund  einige  Worte 
des  Dankes  zu  widmen. 

Christian  Daniel  Erdt  war  am  2.  April  1849  zu  Kaufbeuren 
als  Sohn  einer  seit  mehr  als  zweihundert  Jahren  angesessenen 
Bürgerfamilie  geboren,  besuchte  dortselbst  die  Volksschule  und 
kam  hernach,  wie  es  in  der  damaligen  Zeit  allgemein  üblich  war, 
auf  die  Gewerbeschule  am  gleichen  Orte.  Hier  mag  es  gewesen 
sein,  wo  in  dem  Knaben  die  Liebe  zur  Natur  und  ihren  Geschöpfen 
erwachte.  Andreas  Buchner,  der  selbst  als  Ornithologe  tätig  ge- 
wesene Rektor  an  der  Gewerbeschule,  wußte  den  lebhaften  Sinn 
des  Knaben  auf  die  ihn  umgebende  Tierwelt  zu  lenken  und  auf 
Wanderungen  durch  Wald  und  Feld,  durch  Flur  und  Au  machte 
der  kundige  Lelirei-  den  jungen  gelehrigen  Schüler  auf  so  mancherlei 
Vorgänge  in  dem  Leben  und  Weben  der  heimischen  Vogelwelt 
aufmerksam.  Weitere  Anregung  und  Begeisterung  mag  Erdt  da- 
mals auch  daraus  erwachsen  sein,  daß  Buchner  ein  kleines  zoolo- 
gisches Naturalienkabinett  ins  Leben  rief,  was  zur  damaligen  Zeit 
für  die  kleine  Stadt  immerhin  ein  Ereignis  gewesen  sein  mag. 
Buchner  war  es  auch,  der  Erdt  aufmunterte,  einen  Versuch  mit 
dem  Präparieren  und  Ausstopfen  von  Vögeln  und  kleineu  Säuge- 


364  Laubniaun :  Nachruf  an  C.  D.  Erdt.  |  ''^^■^-  ^'■"• 

Ges.  Bav. 


Lg 


tieren  zu  machen,  und  so  können  wir  mit  einigem  Recht  behaupten, 
(laß  das  Jahr  an  der  Gewerbeschule  für  Erdt's  spätere  Entwicklung 
in  naturwissenschaftlicher  Hinsicht  von  grundlegender  Bedeutung 
gewesen  ist.  Die  gemeinsame  Liebe  zur  Vogel  weit  verband  denn 
auch  Rektor  und  Schüler  über  die  Schulzeit  hinaus,  beide  wurden 
Freunde  und  beide  können  heute  mit  Recht  als  Gründer  und  Er- 
halter der  kleinen  zoologischen  Sammlung  gelten,  die  nunmehr  in 
den  Räumen  der  Kgl.  Realschule  zu  Kaufbeuren  ihre  Aufstellung 
gefunden  hat. 

Die  folgenden  Jahre  linden  wir  Erdt  auf  der  Wanderschaft, 
in  Nördlingen  in  der  Lehre,  um  das  Kürschnerhandwei-k  zu  er- 
lernen, und  später  in  Freil)urg,  Osnabrück  und  Hamburg  als  Ge- 
selle. Von  der  Wanderschaft  heimgekehrt  trat  Erdt  dann  in  das 
väterliche  Kürschnergeschäft  ein  und  benützte  hier  die  ihm  ver- 
bleibende freie  Zeit,  um  seine  Fertigkeit  im  Präparieren  und  Mon- 
tieren von  Vögeln  und  kleinen  Säugetieren  noch  mehr  zu  vervoll- 
kommnen. Diese  friedliche  Tätigkeit  fand  eine  rauhe  Unterbrechung 
durch  den  Krieg  der  Jahre  1870/7L  En\t  zog  mit  dem  1.  Jäger- 
Bataillon  ins  Feld,  kämpfte  die  Schlachten  von  Beaumont,  Bazeilles 
und  Sedan  mit,  nahm  an  der  Belagerung  von  Paris  teil  und  kehrte 
erst  nach  Ablauf  eines  mehrjährigen  Okknpationsaufenthaltes  in  der 
Umgebung  von  Sedan  wieder  in  die  Heimat  zurück.  Sowohl  die 
Wanderjahre  wie  auch  diese  unfreiwillig  in  Frankreich  zugebrachte 
Zeit  haben  Erdt's  Blick  für  das  Leben  geweitet  und  waren  ihm 
von  großem  Nutzen  für  seine  ganze  spätere  Lebensauffassung.  Daß 
Erdt  während  dieser  Zeit,  so  gut  es  ihm  ging,  auch  ornithologisch 
tätig  war.  bedaif  wohl  kaum  der  Erwähnung.  Ich  denke  noch 
gerne  mancher  Plauderstunde  mit  Erdt  in  seinem  freundlichen 
Arbeitsraum  oder  auf  so  mancher  Beobachtungstour,  wenn  er  auf 
seine  ornithologischen  Erlebnisse  im  schönen  Frankreich  zu 
sprechen  kam. 

Nach  seiner  Rückkehr  aus  dem  Felde  widmete  sich  Erdt  mit 
immer  größerem  Eifer  der  Kunde  des  Präi)arierens  und  erlangte 
im  Laufe  der  Jahre  eine  solche  Fertigkeit  im  Montieren  von  Vögeln, 
daß  sich  sein  Ruf  weit  über  die  engeren  Grenzen  seines  Vater- 
landes hinaus  ausdehnte. 

Gerade  diese  Tätigkeit  Erdt's  als  Präparator  war  es  aber 
auch,  die  es  ihm  ermöglicht  hat,  über  alle  häufigeren  oder  selte- 
neren Erscheinungen  in  der  Vogel  weit  der  engeren  und  weiteren 
Umgebung  seiner  Vaterstadt  auf  das  genaueste  orientiert  zu  sein. 
Aus  dem  ganzen  Kreise  erhielt  er  Nachricht  über  das  Auftreten 
der  verschiedensten  Vögel,  alle  möglichen  Exemplare  wurden  ihm 
zur  Präparation  überschickt  und  so  war  er  über  alle  merkwürdigen 
Vorkommnisse  last  stets  auf  dem  Laufenden  gehalten.  Durch 
diesen  Umstand  gewannen  alle  seine  Aufzeichnungen,  die  er  Inter" 


XIII,  4, 
1918 


'  I  Laiibmann:  Nachruf  an  C.  D.  Erdt.  3(55 


essenten  stets  gerne  zur  Verfügung  stellte,  einen  hohen  Grad  von 
Wert  für  die  Erforschung  der  Avifauna  des  Regierungsbezirkes  von 
Schwaben  und  Neuburg  sowie  für  Bayern  überhaupt. 

Erdt  war  selbst  nicht  publizistisch  tätig  und  so  ist  es  ge- 
kommen, daß  ein  großer  Teil  seines  tiefen  und  vielseitigen  Wissens 
mit  ihm  ins  Grab  gesunken  ist.  Doch  finden  wir  viele  seiner  Be- 
obachtungen in  dem  Werkchen  von  Andreas  Wiedemann  über  „Die 
Vögel  des  Regierungs-Bezirkes  Schwaben  und  Neuburg"  ^)  nieder- 
gelegt. Wie  ich  aus  dem  mir  von  seinen  Angehörigen  in  freundlicher 
Weise  zur  Verfügung  gestellten  ornithologischen  Briefwechsel  ent- 
nehmen konnte,  hat  Erdt  seine  Jahresaufzeichnungen  regelmäßig 
an  Wiedemann  nach  Augsburg  gesandt,  mit  dem  ihn  auch  engere 
Freundschaft  verbunden  hatte.  Weiterhin  fand  Erdt's  vielseitiges 
Beobachtungsmaterial  auch  bei  der  von  Prof.  Blasius  besorgten 
Herausgabe  von  J.  A.  Jäckel's  Werk  „Systematische  Übersicht  der 
Vögel  Bayerns"  2)  die  weitgehendste  Berücksichtigung.  Endlich 
bat  Erdt  viel  Interessantes  und  speziell  für  die  Avifauna  Kauf- 
beurens  und  des  mittleren  Schwabens  Wichtiges  in  den  „Materialien 
zur  bayerischen  Ornithologie"  3)  für  die  Jahre  1901—1913  nieder- 
gelegt. Erdt  war  vom  Jahre  1901 — 1914  auch  Mitglied  der  Orni- 
thologischen Gesellschaft  in  Bayern,  mit  deren  Gründer  und  lang- 
jährigem ersten  Vorsitzenden  Dr.  Carl  Parrot  er  auch  befreundet  war. 
Eine  große  Anzahl  von  Karten  und  Briefen  von  der  Hand  Parrot's 
an  Erdt  geben  beredtes  Zeugnis  für  den  regen  ornithologischen 
Verkehr,  in  dem  beide  bis  zu  Parrot's  unerwartet  frühem  Tode  ge- 
standen waren. 

Auch  mit  Prof.  Dr.  A.  Ries,  Bamberg,  stand  Erdt  in  regem 
wissenschaftlichen  Verkehr. 

Mich  selbst  verband  mit  Erdt  langjährige  Freundschaft.  Schon 
als  Schuljunge  stand  ich  staunenden  Blickes  vor  dem  P^enster  zu 
Erdt's  freundlichem  Arbeitsraum,  um  dem  geschäftigen  Manne  bei 
der  Präparation  dieses  oder  jenes  Vogels  zuzuschauen  und  war 
glücklich,  wenn  ich  mit  ihm  in  die  Trockenräume  hinaufsteigen 
durfte,  um  all  die  vielen  dort  aufbewahrten  Vögel,  unter  denen 
sich  auch  manche  buntschillernden  Exoten  befanden,  zu  besichtigen. 

')  Andreas  Wiedemann,  Die  Vögel  des  Eegierungsbezirkes  Schwaben  und 
Neuburg;  in:  30.  .Jaln-esbericht  de»  Naturwissenschaftliohen  Vereins  zu  Augs- 
burg 1890. 

^)  Andreas  Johannes  Jäckel,  Systematische  Übersicht  der  Vögel  Bayerns 
mit  Rücksicht  auf  das  örtliche  und  quautitatire  Vorkommen  der  Vögel,  ihre 
Lebensweise,  ihren  Zug  und  ihre  Abänderungen.  Herausgegeben  von  Prof.  Dr. 
Rudolf  Blasius.     München  und  Leipzig  1891. 

')  Materiaüen  zur  bayerischen  Ornithologie  2(1899-  1900);  3(1901—1902); 
4  (1903—1904);  5  (1905-1906);  6  (1907—1908);  7(1909—1910);  8(1911,  1912 
—1913)  erschienen  in  dem  2.  und  3  Jahresbericht  des  Ornith.  Ver.  Münchiu 
sowie  in  Band  5,  7,  9,  11  und  12  der  Verh.  Ornith.  Gesellsch.  Bayern. 


nßG  Laul)manii:  Nachruf  an  C.   D.  Erdi.  l^f'^'J^^"" 

Und  als  mir  dann  nach  Jahren  aus  den  Träumen  der  Jugend  der 
Beruf  erwuchs,  da  wurde  mir  Erdt  zum  Freund  und  Lehrmeister, 
der  mich  mit  viel  Geschick  in  die  Praxis  unserer  schönen  Wissen- 
schaft einzuführen  verstand.  Ich  denke  noch  gerne  so  mancher 
gemeinsam  unternommener  Exkursion,  sei  es  um  der  Vogelwelt 
im  allgemeinen  nachzuspüren,  sei  es  gewesen,  um  irgend  eiue 
seltenere  Art  ausfindig  zu  machen.  Da  zogen  wir  dann  hinaus  in 
aller  Morgenfrühe  bei  noch  sternbedecktem  Himmel,  der  „ Halb- 
insel'',  einem  von  Wertach- Altwassern  umzogenen  Auwaldgelände 
entgegen,  einem  Gebiet,  das  durch  seine  reiche  und  vielseitige 
Vogelwelt  Erdt  ganz  besonders  ans  Herz  gewachsen  war.  Hier 
lauschten  wir  dann  dem  Morgenkonzert  der  Vogel  weit  und  meistei-- 
lich  wußte  mich  Erdt  in  die  Feinlieiten  der  Vogelbeobachtung  ein- 
zuführen. Hier  schwelgten  wir  in  dem  Vogeldorado  unserer  Heimat 
und  begeisterten  uns  an  der  gegenseitigen  Freude.  Und  wenn 
dann  die  Sonne  immer  höher  rückte,  und  vor  des  Tages  Mühen 
die  Vogelkehlen  verstummten,  dann  hatte  ich  meist  neben  viel 
Neuem,  das  ich  auf  ornithologischem  Gebiet  gelernt  iiatte,  auch  so 
manchen  tieferen  Blick  in  die  weite  und  freie  Leliensauffassung 
des  prächtigen  Mannes  getan. 

Nun  ist  Erdt  gestorben  und  mit  seinem  Tode  ist  die  ornitho- 
logische  Erforschung  Schwabens  bis  zu  einem  gewissen  Grade  an 
einem  stagnierenden  Punkte  angelangt,  da  nun  mit  einem  Male 
all  die  vielen  Fäden,  die  in  Erdt's  Hause  zusammenliefen,  dui-cli- 
gerisseu  sind.  Wie  von  einer  schlimmen  Vorahnung  getrieben, 
habe  ich  noch  im  vergangenen  Sommer  19.17  so  manche  Stunde 
mit  Erdt  zusammengesessen,  um  möglichst  viel  von  ihm  über  die 
Avifauna  der  Umgebung  Kaufbeurens  zu  erfahren  und  heute  nach 
seinem  Hingange  betrachte  ich  es  als  sein  Vermächtnis,  alles  das, 
was  er  mir  damals  noch  übermittelt  hat,  über  Ankunft  und  Abzug 
der  Vögel  im  Frühjahr  und  Herbst,  über  Brutvorkommen,  Zu-  und 
Abnahme,  seltene  Erscheinungen  und  dgl.  mehr,  zusammenzufassen, 
um  es  bei  gelegener  Zeit  den  Fachgenossen  vorzulegen. 

Bayerische,  speziell  schwäbische  Ornithologie  wird  nicht  ge- 
trieben werden  können,  ohne  die  grundlegenden  Beobachtungen 
und  Forschnngen  Erdt's  in  weitestgehendem  Maße  mit  in  den 
Kreis  des  Berücksichtigenswerten  zu  ziehen.  Neben  J.  F.  Leu. 
J.  A.  Jäckel,  J.  Büchele,  Chr.  L.  Landbeck  und  A.  Wiedemann 
wird  auch  Erdt  in  Zukunft  als  Erforscher  der  schwäbischen  Avi- 
fauna zu  nennen  sein  und  uns  Spätergeborenen  mag  die  Pflicht 
obliegen,  auf  den  von  diesen  Männern  zusammengetragenen  Gi'und- 
lagen  die  ornithologische  Erforschung  unseres  schönen  Heimatlandes 
Aveiterzuführen. 


XIII 

1918 


.4,-1 

8     I 


Schüler:  Iudex. 


367 


Index. 

Zusammengestellt  vou  F.  W.  Schuler. 
(Neue  Spezies-  und  Subspezies-Namen  sind  durch  fetten  Druck  kenntlich  gemacht.) 


Accentor  88,  99,  101. 
Actitis  92. 
Adlerbussard  XIII. 
Aegithalos  138. 
Aegolia  94. 
Aegolius  94. 
Aegypius  94. 
aesalon,  Falco  94. 

—      Falco  colnmbarius  282. 
Aethopyga  140. 
affinis,  Criniger  137. 
alba,  Calidris  91. 

—  Egretta  93. 

—  Herodias  93. 

—  Motacilla  a.  33,  56,  67,  163,  232. 

262. 
albellus,  Mergeil us  357. 
albeola,  Charitonetta  357. 
albicapilla,  Clitonyx  1.30. 
albicilla,  Certhiparus  130,  136. 
albicollis,  Ficedula  272. 
albidiventer,  Leptopogon  superciharis 

305. 
albigularis,  Philydor  199. 
albinuchalis,  Thamnophilus  188. 
albocinctus,  Ptilinopus  129. 
alfurorum,  Pachycephala  pectoralis  137. 
alifurus,  Dendrobiastes  hyperythra  143. 
Alpenbraunelle  XX. 
Alpenmeise  66. 
Alpensegler  VI. 

alpestris,  Turdus  torquatus  275. 
alpinus,  Picoides  tridactylus  343. 
altera,  Monedula  186. 
aluco,  ytrix  a.  59,  282. 
amandava,  Amandava  128. 
aii.'azonum,  Ateleodacnis  speciosa  106. 
amazonus,  Sittasomus  griseicapilhis  192. 
Ammern  136. 


Ampeleia  110. 

Ampelis  88. 

Amsel  65. 

analis,  Dacnis  106. 

androraedae,  Geocichla  144. 

angUca,  Sterna  90. 

angolensis,  Pitta  307,    308,    311,    312, 

313,  314. 
Anser,  spec.  284. 
antiquorum,  Phoenicopterus  93. 
apiaster,  Merops  124. 
apivorus,  Pernis  a.  283. 
apricarius,  Pluvialis  46,  147. 
Apus  95. 
apus,   Micropus  a.  39,  51,  58,   62,   74, 

168,  240,  278. 
aquaticus,  Accentor  100,  101. 

—  Ciuclus  100. 

—  Rallus  a.  48,  320. 
Arachnothera  140. 
Arbelorhina  192. 

arborea,  Lullula  a.  57,  162,  234,  260. 

—       Monedula  96. 
arcangelica,  Dacnis  angelica  107. 
arcticus,  Colymbus  90. 
arduenna,  Motacilla  alba  232. 
arenaria,  Calidris  91. 
arequipae,  Siptornis  114,  115.  116. 

—  Synallaxis  114. 
argentatus,  Larus  a.  244. 
arquata,  Numenius  a.  47,  244. 
Arquatella  92. 

arundinaceus,  Acrocephalus  a.  56,  273, 

320. 
arvensis,   Alauda  a.  32,    57,    64,    162, 

233,  260. 
ater,  Parus  a.  34,    56,    65,    164,   267, 

,331,  VII. 
aterrima,  Certhiola  iCoereba)  197. 


H68 


Schnler:    tiulex. 


Verh.  Olli. 
Ges.  Bav. 


aterrimura,  Dicaeum  lOfi. 
Athena  94. 
Athene  94. 

atra.  Fulica  a.  49,  67,  1G9,  285,  320,  VI. 
atrata,  Coereba  197. 
atiicapilla,  Svlvia  a.  37,    56,    71,'-132, 
139,  166,  273. 

—  Munia  128. 

—  Muscicapa  9ö. 
aurea,  Geocichia  100. 

—  Jacamerops  105. 
auilceps,  Cyanorhamphus  136. 
azurea,  Poecilo.siUa  139. 

Bachstelze,  weiße  67. 
badius,  Agelaiu.s  108. 

—  Icterus  108. 

—  Molothrus  b.  108. 
baeri,  Synallaxis  114,  116. 
balcanicus,  Corvus  corüix  219. 
barbatus,  Mviobius  134. 
Baumläufer  68,  141,  143,  148. 
Baumpieper  05. 
bengalensis,  AIcedo  atthis  105. 
Bergfink  128. 

Berglaubvogel   69,  338.    VI,   VlI,   IX, 

XVIII. 
berlepschi,  Siptornis  113. 
bernardi,  Hypolophus  b.  189. 
Bernardi,  Tbaranophilus  188. 
biarmicu.s,  Panurus  124. 
Bläßhuhn  67,  68,  337. 
Blaumeise  65,  132,  137,  142,  143. 
boarula,  Motacilla  97. 
boliviauu.s,  Molothrus  badius  108. 
bonaeia,  Bouasa  b.  287. 
bonelli,  Phvlloscopus  b.   69,    139.   222, 

272,  VI." 
boi'bae,  Picumuus  134. 
borealis,  Budytes  98. 

—  Liuaria  252. 

—  Parus  atricapillus  332. 

—  Parus  raontanus  98. 

—  Phylloscopus  1 39. 
boriu,  Sylvia  99. 
boschas,  Anas  91 ,  320. 
brachydactyla,  Certhia  b.  33,  132,  163, 

231,  232,  264,  266,  289,  346,    XVI, 

XX. 
brachyura,  Pitta  300. 
Braunkehlchen  63,  337. 
Brehmii,  Calamoherpe  XX. 
brevipennis,  Helinai[aJ  107. 
brevipes,  Arbelorhiua  193. 
brevirostris,  Arbelorhina  196. 
Bnllenvögel  136. 


brunnea,  Alcippe  140. 

bubo,  Bubo  b.  124. 

Buchfink  62.  128,  338. 

Buntspecht,  großer  65. 

Bu.s.'^nnl  68,  173. 

bnteo,  Butco  b.  42,  60,  68,  283,  \l. 

oabaret,  Acanthis  linaria  252. 

Fringilla  96. 
caerulea,  Cyanerpes  196. 
caerulescens,  Zosterops  ]3(). 
caeruleus,    Parus   <•.   31,    5(i,    65,    164, 

231,  267,  331. 
caesia,  Sitta  98. 

—      Sitta  europaea   :>4.   56,    (i8,  98, 
163.   177,  267. 
cairii,  Phoenicurus  ochruros  338. 
cajaiiiarcae,  Hypolophus  bernardi  188. 
calandra.  Emberiza  c.  15,57,  162.  258, 

327. 
Campophagiden  137,  138,  14(». 
canadensis,  Hypolophu.^i  189. 
caniceps,  Carduelis  350. 
cannabina,    Acanthis  c.  7,    57,   62,  95, 

160,  234,  252,  327. 
canorus,   Cuculus  c.  -11,    59,   168,  241, 

279,  336. 
cantiaca,  Sterna  91 . 
canus,  Picus  c.  .59. 
canutus,  Tringa  92. 
capellauus,  ('orvus  cornix  216,  220. 
Capitoniden  135,  137. 
carduelis,  Carduelis  c.    5,    30.    57,   62, 

160,  252,  326. 
carvocatactes,  Corvus  96. 

—  Nucifraga  c.  69,  96,  250, 

325,  VI. 
casarca,  Casarca  91. 
caspia,  8terna  90. 
caucasica,  Sitta  175. 
caudatus,  Aegithalos  98,  124,  ,332. 
cecilii,  Yeniliornis  kirkii  317. 
Celalyca  198. 

ceramensc,  Edolisoma  13  <. 
ceramensis,  Erythrorayias  buruensis  137. 
Phylloscopus        giulianettii 
138,   139. 
Certhia,  spec.  56. 
Certbiiden  137,  139. 
ceylonensis,  Culicicapa  138. 
chapadensis.   Sittasomus  erithacu.s  190. 
Charadrius  88,  91. 
chavaria,  Palamedea  200. 
chloris,  Chloris  c  4,   30,   57,   63,   160, 

235.  251,  326. 
Chloropsie  140. 


XIII,  4, 
1018 


*] 


Schiller :  Index. 


369 


Chloroptila  97. 

chloropus,  Galliiuila  c.48,  243,  285,  320. 

christophi,  Corvus  eoraix  var.  219. 

chrysaetoR,  Aquila  c.  VI. 

Chrysomitris  96. 

cia,  Emberiza  c.  16,  VI. 

ciconia,  Ciconia  c.  43,  284. 

Cinclus  99,  101. 

cinclus,  Cinclus  c.  100. 

—  Sturnus  100. 
eincta,  Ampelis  110. 
cinctus,  Anipeliou  109,  110. 
cineraceus,  Dicrurus  138. 
cinerea,  Ardea  c.  43,  68,  243. 

—  Motacilla  c.    33,    56,    66,    98, 

163,  232,  262. 

—  Rhipidura  rufiventris  137. 
cinereiceps,  Trochalopteron  140. 
cinereus,  Corvus  217. 

—  Parus  major  138,  144. 
cirlus,    Emberiza    c.    16,     259,    XIX, 

XXIV. 
citrinella,  Chloroptila  c.  254. 

—  Chrysomitris  97,  124. 

—  Emberiza  c.  328. 
clanga,  Aquila  94. 

clangula,  Glaucionetta  c.  285,  351. 

clypeata,  Spatula  320. 

coccothraustes,  Coccothraustes  c.  3,  57, 

251. 
coelebs,    Fringilla  c     ]0,    31,    57,    62, 

161,  234,  257. 
Colaeus  95. 

colchicus,  Phasianus  c.  60,  242,  286. 
collaris,  Accentor  99. 
coUaris,  Corvus  185,  187. 
coUurio,    Lanius  c.    36,    58,    64,     165, 

271,  333. 
collybita,   PhyUoscopus  c.   36,   56,    69, 

139,  165,  230,  272. 
Coloeus  95,  96. 
columbiana,  Sicalis  194. 
Colymbus  90. 

communis,   Parus  palustris  34,   56,   65, 
164,  318,  340,  342. 

—  Svlvia  c.  56,   65,   166,  230, 

'  273. 
continentalis,  Veullionis  kirkii  315,  316. 
corax,  Corvus  c.  VI. 
cornix,  Corvus  c.  211,  217,  239,  248,  325. 

—  Corvus  c.  X  Corvus  c.  coroue  248. 
corone,  Corvus  c.  27,  58,  65,  160,  181, 

201,  202,  211,  239,  248. 

—  Corvus  c.  X  Corvus  c.  cornix  248. 
coroDoides,  Corvus  120,  211. 

corsa,  Certhia  familiaris  XXII. 


ooturnix,  Coturnix  c.  49,  64,  242,  286, 

336. 
crassirostris,  Synallaxis  116. 

—  Synallaxis  d'orbignyi  116. 

crecca,  Nettion  c.  44,  320. 
crex,  Crex  48,  320. 
Ci  i^iger  140. 

cristata,  Galerida  c.  32,   57,   162,   233 
259,  330. 

—  Palamedea  200. 
cristatus,  Parus  c.  331. 

—  Podiceps  c.  45,  68,  285,  .320, 

VI. 

—  Tachyphonus  134. 
cucuUatus,  Phyllergates  139,  150. 
cumauensis,  Grallaricula  nana  118,  119. 
curonicus,  Charadrius  dubius  91. 
curruca,    Sylvia   e.   56,    65,    139,    166, 

230,  273. 
curvirostra,  Loxia  e.  10,  68,  257. 
cyanea,  Certhia  193. 

—  Cyanerpes  c.  193. 

—  Tanagra  97. 
Cyanerpes  192. 
cyaneus,  Circus  c.  283. 

—  Myiophoneus  144. 
cyanolaema,     Cyanolyca    viridicvanea 

107,  108. 
Cyanorhamphus  129. 
Cyanospiza  97. 
eyauus,  Monticola  100. 
Cygnus,  spec.  44. 
cygnus,  Cygnus  44. 
Cypselus  95. 

dedemi,  Rhipidura  137. 

Dendrocolaptiden  134,  13,5,  137,  148. 

Dendrocopos(us)  95. 

Dicaeiden  137,  138. 

Dicaeum  129. 

Dicruriden  137,  138,  140. 

Dohle  129. 

domesticus,  Passer  d.  14,    31,    57,    65, 

101,  235,  258,  .327. 
Dompfaffe  66. 

d'Orbignvi,  Bathmidura  114. 
d'orbignyi,  Siptornis  d'o.  114,  115,  116. 
Dorngrasmücke  65. 
Dreizehenspecht  338. 
Drongo  135. 
Dryobates  95,  137. 
dubius,  Charadrius  91,  320. 
dumetoria,  Erythromvias  144. 


Edolisoma  140. 
Eichelhäher  65,  68. 


24 


370 


Schuler:  Index. 


Verh.  Orn. 
Ges.  Bav. 


Eisvogel  67. 

elegans,  Ampelis  199. 

elisabethae,  Mj'zomela  wakoloensis  144. 

elongata,  Oreosterops  javanica  138. 

Elster  64. 

epops,  Upupa  e.  39,  59. 

erithacus,  Dendrocolaptes  190. 

—  SittasoDQUS  190. 
Erlenzeisig  66. 

erythrocercus,  Philydor  112,  113. 
erythrogenys,  Emberiza  citrinella   328. 
erythrops,  Leptopogon  198,  199. 
erythropus,  Totanus  92. 
Euchiornis  199. 

Eudromias  91. 

europaea,  Pyrrhulap.  9,  31,57,  66,  256. 

—  Sitta  98,  175. 
europaeus,  Aegithalos  98. 

—  Aegithalos  caudatus  35,  56, 

66,  124,  231,   270,   XIV. 

—  Capriraulgus  e.  59,  279. 
everetti,  Phylloscopus  139. 
excubitor,  Lanius  e.  58,  239,  271,  332. 
eximia,  Arbelorhina  194. 

—  Cyanerpes  cyanea  193,  194. 

—  Rhodinocichla  rosea  304,  305. 
expugnatus,  Aegithalos  caudatus  231. 
exsul,  Pericrocotus  flamraeus  138. 

Fächerschwänze  136. 
falcinellus,  Scolopax  91. 
familiaris,  Certhia,  265,  332,  XX. 

—  Prinia  144. 
fasciata,  IMotaeilla  X. 
fasciatus,  Lanius  coUurio  103. 
Feldlerche  64. 
Feldsperling  128,  130. 

feliciae,    Saucerottea    tobaci  (Ornismya 

Feliciae)  303. 
Felsenschwalbe  71,  XVIII. 
ferina,  Nyroca  f.  45,  320,  357. 
ferruginea,  Casarca  91. 
ficedula,  Muscicapa  f.  58,  62,  165,239. 
Fischreiher  68. 

Fitislaubvogel  69,  131,  132,  137. 
flabellifera,  Ehipidura  136. 
flammeus,  Asio  f.  42. 
flammeum,  Dicaeum  129. 
flava,    Motacilla  f.   56,    97,    232,    320, 

331,  VII. 
flavigularis,  Synallaxis  sordida  114. 
flavirostris,  Acanthis  f.  8. 
flavitorques,  Ampelioides  109,  110. 
Fliegenschnäpper  135,  136. 
—  grauer  62. 

Flußseeichwalbo  337. 


Flußuferläufer  67. 

fluviatilis,  Locustella  122. 

Formicariiden  134,  135,  137,  151. 

fringiliarius,  Microhierax  144, 

Fringilliden  130. 

frugilega,  Cornix  181. 

frugilegus,  Corvus  f.  28,  236,  239,  248. 

fuligula,  Nyroca  285,  320. 

fusca,  Oidemia  VII. 

fuscus,  Totanus  92, 

Cüänsesäger  337. 
galliae,  Accipiter  nisus  242. 
gallinago,  Gallinago  g.  47,  243,  320. 
garrulus,  Bombycilla  g.  36. 

—        Coracias  122. 
Gartenbaumläufer  137,  146. 
Gartengrasmücke  65. 
garzetta,  Herodias  93. 
Gebirgsstelze  67. 
gentilis,  Astur  g.  42,  68,  94. 

—  Falco  94. 

germanicus,    Serinus    canarius    8,    57, 

161,  255. 
gibraltariensis,     Phoenicurus     ochruros 

38,  55,  63,   101,  167,  227,  276,  338. 
Gimpel  161,  338. 
Girlitz  159,  XIX. 
glandarius,  Garrulus  g.  29,  58,  65,  68, 

160,  238,  250. 
Goldammer  64,  128,  130. 
Goldhähnchen  68,   141,  142,    143,  338. 
Goldregenpfeifer  147. 
grammiceps,  Cryptolopha  138. 
grandis,  Alcedo  105. 

—  Jacamerops  105. 
Grasmücken  136,  XVIII. 
Graucalus  140. 

grisea,  Oenanthe  o.  55,  227,  275,  319. 
griseicapillus,  Dendrocopus  190. 
—  Sittasomus  g.  191. 

griseifrous,Pachysylviamuscicapinal34. 
griseigena.  Podiceps  g.  320. 
griseonota,  Pachycephala  137. 
Grünling  63,  128,  130. 
Grünspecht  68. 
grus,  Grus  88,  92. 

—     Megalornis  g.  243,  285. 
guianae,  Chloronerpes  rubiginosus  314. 
guttata,  Tyto  alba  241. 
guttatus,  Accipiter  200. 

—  Sparvius  200. 
guttifer,  Accipiter  200. 

Habicht  68. 
Hänfling  62,  130. 


XIII,  4, 

1918 


Schuler:  Index. 


371 


harterti,  RhocUnocichla  rosea  304,  305. 
Haubenlerche  159. 
Haubenmeise  65,  143,  338. 
Haubentaucher,  68,  337,  VI,  VII. 
Hausrotschwauz  63,  338. 
Haussperling  65, 
Heckenbraunelle  132,  137,  338. 
Helodromus  92. 
Hemipus  139. 
herciilos,  Alcedo  105. 
himalavensis,  öitta  138, 
hippolais,  Sylvia  h.  37,  56,  65,  99,  166, 

230,  273/ 
homeyeri,  Sitta  europaea  98,  174,  177. 
horsfieldi,  Geocichla  144. 
hortensis,  Sylvia  XIII. 
hortoruin,  Dryobates  minor  41,  59. 
hortulana.  Emberiza  16. 
hueti,  Alcippe  140. 
humicola,  Synallaxis  114, 
hybrida,  Hydrochelidon  91. 
hydrophilus,  Cinclus  100. 
hypoleuca,  Ficedula  h.  272. 

—  Museicapa  h.    .58,   95,   239, 
333. 

hypoleucos,  Actitis  67,  92,  244. 

—  Tringa  92. 

—  Tringoides  92. 

icterina,  Hypolais  56,99,166,230,273, 
ignicapillus,  Regulus  i.   165,  231,   271. 
iliacus,  Turdus  99, 
impennis,  Alca  87, 
intermedia,  Spinus  citrinella  103. 
interpositus,  Corvus  corone  201,  202. 
islandica,  Glaucionetta  356. 
ispida,  Alcedo  95. 

—  Alcedo    atthis  40,   59,  95,   105. 

240,  279. 
Ixobrychus  93. 

jenisseensis,   Passer  carduelis  var.  350. 

jolyaca,  Cyanocitta  108. 

juniperorum,  Lyrurus  tetrix  49,  93,  287. 

Kiebitz  129. 
Kiebitzregeupfeifer  147. 
kirkii,  Picus  (Chloropicus)  316. 

—  Veniliornis  k.  316. 
Kleiber  68,  141,  142,  148. 
Kohlmeise  65,  132,  137,  142,  143,  146. 
Kolibri  135. 

Kolkrabe  VI,  XIX. 
Kramraetsvogel  64. 
Kreuzschnabel  68. 
Krickente  337,  VII. 


Lrachmöve  337,  VII,  XIV,  XVII. 
Lalage  140. 
Laletris  198. 
lanceolatus,  Celalyca  198. 

—  Garrulus  198. 
Laniiden  137,  138,  139. 
Lapplandskauz  94. 
Laubsänger  143. 

laurae,  Coereba  197. 

Leinfink  128,  129. 

lempiji,  Otus  144. 

lepida,  Pnoepyga  144, 

leucopareia,  Hydrochelidon  91. 

leucophthalmus,  Automolus  199. 

leucotos,  Dryobates  1.  335. 

linaria,  Acanthis  1.  8,  327. 

lomvia,  Uria  124. 

longipennis,    Pitta  .308,   310,   311,  312, 

313. 
longirostra,  Motacilla  X. 
longirostris,  Arbelorhiua  194. 

—  Cyanerpes  caerulea  195. 

—  Parus    palustris    132,    231, 

268. 
longu.s,  Dicrurus  ater  138. 
luscinia,  Erithacus  102. 

—      Luscinia  1.  102. 
luscinioides,  Locustella  122. 
lutea,  Liothrix  140. 
lutleyi,  Tangara  198. 
Lycos  95. 

inacleani,  Pseudogerygone  136. 
macrodactvla,  Certhia  familiaris  33,  67, 

262,  332,  342,  347,  XXI. 
macrorhvnchos,  Nueifraga  carvocatactes 

326. 
macrura,  Sterna  91. 
raacularia,  Totanus  92. 
raaculata,  Aquila  94. 

—  Nueifraga  caryocatactes  96. 
maculatus,  Caryocatactes  96. 

Falco  94. 
—        Totanus  92. 
maja,  Muuia  128. 
major,  Carduelis  c.  349. 

—  Dryobates  m.  334. 

—  Lanius  excubitor  332. 

—  Parus  m.  34,   56,  65,  163,  231. 

267,  331. 
malaccen,sis,  Passer  montanus  144. 
manumeten,    Dicrurus  hottentotus  138. 
martius,  Dryocopus  m.  41,  68,  280. 
Mattkopfmeisen  338. 
Mauersegler  152. 
media,  Gallinago  VII. 

24* 


372 


Schuler :  Index. 


Verh.  Om. 
Ges.  Bav. 


medius,  Cinclus  c.  67,  100. 

—  Dryobates  m.  59,  141,  280. 
Megalornis  88. 

megarhvnchos,  Luscinia  m.  55,  102,  226. 
Mehlschwalbe  62,  VI. 
Meisen  131,  135,  141,  146,  151. 
melba,  Micropus  m.  VI. 
melanotis,  Aglaia  198. 
—         Calliste  198. 
Meliphagiden  137,  140,  148. 
meninting,  Alcedo  144. 
inerganser,  Mergiis  m.  344. 
meridionalis,  Cinclus  c.  39,  100. 
merula,  Plauesticus  m.  38,  55,  65,  167, 
228,  275,  833. 

—  Tringa  101. 
metallicus,  Aplouis  143. 
Micropus  95. 
migrans,  Milvus  m.  283. 
minor,  iDryobates  m.  336. 

—      Lanius  124. 
minuta,  Ai'detta  93,  320. 
minutus,  Ixobrychus  320,  336. 
mira,  Scolopax  rusticola  48. 
Misteldrossel  129. 
mitratus,    Parus   cristatus   34,    56,   65, 

164,  267,  331. 
modesta,  Dacnis  107. 
modularis,  Accentor  99. 

—  Prunella    ra.  56,    168,    230, 

276,  339. 
Mönchsgrasraücke  70. 
monachus,  Vultur  93. 
Monedula  96. 

monuardi,  Erithacus  rubecula  227. 
montana,  Cettia  144. 
montanus,  Parus  atricapiUus  35,  66,  340. 

—  Passer  ra.  14,    31,    57,    162, 

235,  258,  327. 
monticola,  Vcniliornis  kirkii  315,  317. 
montifriugilla,  Fringilla  13,  234,  257. 
Muscicapiden    137,   138,  139,  141,  151. 
musicus,  Turdus  37,  99,  229,.274. 
Myrmotherula  134,  137. 

naevia,  Locustella  n.  122. 
nana,  Grallaricula  n.  117,  118,  119. 
natorpi,  Parus  atricapülus  164. 
Nectariniidae  139,  140,  148. 
neglecta,  Siptornis  orbignii  115. 

—  Zosterops  palpebrosa  138. 
neumayer,  Sitta  139. 

nigra,  Hydrochelidon  320. 
nigricans,  Colymbus  90,  122,  320. 
nigricoUis,  Podiceps  n.  320. 
nigrimentura,  Monarcha  trivirgatus  137.  I 


nilotica,  Gelochelidon  90. 

nisoria,  Sylvia  n.  333. 

nisus,  Accipiter  n.  43,  60,  65,  242,  283. 

nitida,  Coereba  196. 

—  Cyanerpes  196. 
nivalis,  Montifringilla  n.  14. 

—  Passerina  97,  124. 

—  Plectrophenax  n.  17.  124,  330. 
noctua,  Carine  n.  59,  241. 
Nonnenmeise  132,  137,  143. 
Nyctala  88. 

uyctea,  Nyctea  124. 
nyroca,  Nyroca  320,  357. 

obscurus,  Hemipus  138. 

ochrogaster,  Philydor  111. 

ochropus,  Totanus  92. 

ocrophus,  Tringa  o.  47,  92. 

oenas,  Columba  o.  21,  49,  60.  242,  286. 

Oestrelata  88. 

olivaceus,  Sittasomus  griseicapillus  192. 

olivascens,  Grallaricula  nana  117. 

olor,  Cygnus  44. 

onocrotalus,  Pelecanus  124. 

Orientalis,  Carduelis  caniceps  349. 

—  Corvus  corone  201,  202,  214. 

—  Fringilla  349,  350. 
oriolus,  Oriolus  o.  30,  58,  66,  160,  251, 

326. 
orphea,  Sylvia  XIII. 
Ortygometra  93. 
otus,  Asio  0.  42,  281. 

Pachycephala  139. 

pallescens,  Corvus  cornix  216,  220. 

pallidigularis,  Automolus  200. 

palumbarius.  Astur  94. 

palumbus,   Columba  p.   17,  49,  60,  67, 

242,  286. 
palustris,  Acrocephalus  56,  67,  166,  273. 

—  Parus  p.  332. 
Papä-uirä  149. 
paradoxus,  Syrrhaptes  124. 
Pariden  137,  138. 

parva,  Erythrosterna   p.  58,    122,    124, 
333,  343. 

—  Muscicapa  122,  124. 
Passeres  142,  151. 
Passerina  97. 

passerinum,  Glaucidium  124. 
Pelidna  92. 

pelzelni,  Granatellus  134. 

peraceusis,  Alcippe  140. 

Perdix  95. 

perdix,  Perdix  p.  49,  60,  2l2,  286. 


XIII,  4,"| 
1918   J 


Schuler:  Index. 


373 


peregrinus,  Falco  94,  242. 

—  Pericrocotus  144. 
Pericrocotus  140. 

petronia,  Petronia  p.  14,  .57,  124. 
Philemon  140. 
philomela,  Erithacus  102. 
philomelos,   Turdus  p.  37,  55,    65,    99, 

167,  228,  274. 
phoeuiciuiis,    Phoenicurus    p.    38,    55, 

101,  167,  227,  275. 
Phyllüscopus  139. 
pica,  Pica  p.  29,  64,  238,  250. 
Piciden  137,  141. 
Picumnus  134. 

pilaris,  Turdus  37,  55,  64,  229,  273. 
pileatus,  Accipiter  200. 
pinaiae,  Erythrura  trichroa  138,  141. 

—       Oreosterops  138. 
pinetorum,  Dryobates  major  40,  59,  65, 
169,  280,  335. 

—  Picus  viridis  40,  59,  68,  169, 

241,  280. 
Pipreola  1'J9. 
Pirol  66. 
Pisobia  92. 
Pitta  spec.  312. 

pityopsittacus,  Loxia  curvirostra  97. 
platyrincha,  Limicola  91. 
platyrhynchos,  Anas  p.  44,  67,  91,  169, 

284,  320. 
Plectrophenax  97. 
pleschanka,  Motacilla  89. 
Ploceidae  138,  141. 
Pluvialis  91. 
Podiceps  90. 

poliocephalus,  Leptopogon  307. 
porphyreus,  Ptilinopus  129. 
Porzana  93. 

praemium,  Phylloscopus  humei  99. 
pratensis,    Anthus  57,    162,    232,    261, 

331. 
Pratincola  100. 
proregulus,  Phylloscopus  139. 
Pruuella  88,  99. 
Pseudogerygonc  136. 
Pterodroma  88. 
Ptilinopus  129. 
pugnax,  Pavoncella  46. 
pulcher,  Passer  domesticus  103. 
pulcbra,  Euchlornis  199. 
pulih,  Pitta  308,  310,  311,  312,  313. 
Pycnonotidcn  137,  140. 
pyrrhula,  Pyrrhula  p.  9,  327. 


querquedula,  Querquedula  320. 


Rabenkrähe  65. 
Rauchschwalbe  62,  VI. 
Reguliden  137,  139. 
Regulus  spec.  68. 
regulus,  Falco  94. 

—  Regulus  r.  35,    56,    165,    270, 

332. 
reichenowi,   Pitta  308,    311,    312,    313, 
314. 

—  Sitta  178. 

reiseri,  Sittasoraus  griseicapillus  190. 
Remiza  138. 

rhenanus,    Parus    atrieapillus   56,    131, 
164,  269,  342,  XV,  XVIII. 

—  Parus  salicarius  98. 
Rhipidura  138. 

ridibundus,  Larus  48,  244,  285,  320. 
riefferii,  Ampelis  199. 
Ringdrossel  338. 
Ringeltaube  67,  68. 
riparia,  Riparia  r.  58. 
romaniensis,  Emberiza  328. 
roraimae,  Automolus  199. 
rosea,  Rhodinocichla  r.  302,  304. 
roseus,  Aegithalos  caudatus  124,  231. 

—  Furnarius  302. 

—  Phoenicopterus  93,  124. 
Rotkehlchen  68. 

rubecula,  Erithacus  r.  38,  55,  68,  167, 

227,  276. 
rubetra,  Saxicola  r.  55,    63,    167,   227, 

275,  319,  333. 
rubicola,  Motacilla  100. 

—  Pratincola  100. 

—  Saxicola    torquata   227,    275, 

319. 
rubiginosus,  Chloronerpes  r.  315. 

—  Picus  315. 
rufescens,  Acanthis  linaria  96. 

—  Linaria  252. 

—  Passer  domesticus  103. 
ruficaudatus,  Philydor  112. 
ruficeps,  Stachyridopsis  140. 
ruficoUis,  Podiceps  r.    41,  45,  90,  122, 

169,  285,  320. 
rufipectus,  Leptopogon  198,  199. 

—  Tyrannula  198. 
rupestris,  Ptyonoprogne  71. 

—  Riparia  r.  71,  221. 
rustica,    Hirundo   r.  39,    58,    62,    168, 

240,  277,  VI. 
rusticola,  Scolopax  r.  48,  243,  285. 

Saatkrähe  129. 
saccharina,  Coereba  197. 
salicarius,  Parus  98,  XVIII. 


374 


Schiller:   Index. 


fVeih.  Orn. 
L  Ges.  Bay. 


salicarius,  Parus    atricapillus    3.'5,    1Ö4, 

340. 
salvadorii,  Chauua  2(X). 
Öanderling  1  i". 
sandvicensis,  8terua  91. 
sanguinea,  Canuabina  Ofi. 
sanguinolentum,  Dieaeum  129. 
sardoniiis,  Corvus  cornix  21(3,  218. 
saturata,  Scolopax  140. 
Saxicola  89,  100. 

.schifetacea,  RhodiiHicichla  losea  r5U.j. 
Bclinatterentc  VfL 
.^choeniclui»,    Emberizu  seh.    Hi,  32,  57, 

234,  259,  320,  330. 
schoenobaenus,  Acrocephahi.s  öü. 
schrankii,  Tangara  198. 
Schwalben  XVIII. 
Schwauzmeise  (Ui,    131,   132,  137,  14ö, 

146,  318. 
Schwarzplätteheu  132,   137. 
Schwaizspecht  68,  v538. 
Senator,  Laniu.s  124. 

—  Lauius  .s.  58,  319. 
.septentrioualis,  Monediila  9t'). 
seranensis,  Myiagra  galeata  137. 
.sharpii,  Coivu.s  cornix  214,  216,  220. 
sibilatrix,    Phylloscopus  s.   56,  69,  165, 

223,  272,  333. 
siguata,  Euchlornis  rieffcrii   199. 
Singdrossel  338. 
Sittiden  137,  139. 

soemmeringii,  Coloeusaionedula  184, 187. 
solitaria,  Monticola  100. 
sordida,  Sitta  caesia  98,  175. 
sordidior,  Siva  140. 
Spechte  135,  148. 
speciosa,  Ateleodacnis  speciosa  106. 

—  Dacuis  107. 

—  Sylvia  106. 
Sperber  65. 

sperniologus,  Coloeus  mouedula  28,  58. 
239,  249. 
—  Lycos  monedula  95. 

.spinoletta,  Aiilhus  s.  70,  222,  261. 
Spinus  96. 
spinus,  Spinus  8.  30,  57,  W),  161,  253, 

327. 
squatarola,  Squatarola  147. 
stalkeri,  Oreosterops  138. 

—  Zosterops  138. 
Star  63,  129. 

Starna  95. 
Steinadler  VI. 
Steinschmätzer  XX. 
Steinwälzer  147. 
stellaris,  Botaurus  s.  44. 


Sterua  127. 

Stictornis  109. 

Stieglitz  62,  130. 

Stockente  67,  68,  337,  VIL 

Strandläufer  147. 

streperus,  Acrocephalus  s.   56,  68,  320. 

striata,  Muscicapa  s.  272,  383. 

stridulus,  Poraatorhinus  140. 

Strix  94. 

Sturmmövo  VII. 

subalata,  Fringilla  349. 

subbuteo,  Falco  s.  42. 

•subcornix,  Corvus  cornix  215,  217. 

subfulvu.«,  l'hilydor  11  i,  112. 

subniontanus,  Parus  atricapillus  35,  65, 

98,  164,  318,  339,  VI,  XVlIl. 
subiilata,  Carduclis  caniceps  350. 
Sunipl'ineise  65. 
Sumpfrohrsänger  67,  159. 
superciliaris,   Leptopogou  305,  306. 

—  Muscicapula  138. 

siiperciliosa,  Motacilla  99. 
superciliosus,  Phylloscopus  99. 
sylvestris,   Eraberiza   citrinella    16,    .»l., 

57,  64,  162,  234,  258,  328. 
Sylvia  139. 
sylviellus,  Deudrocolaptes  190. 

—  Sittasomiis  griseicapillus  191. 
Sylviiden  136,  137,  138,  139. 
Syrniuni  94. 

sztolcmani,  Sitta  europaea  174,  332. 

iaczanowskii,  Lcptopogon  198. 
Taugaren  135,   137,  198. 
Taunenhäher  m.  VI,  XIX. 
Tannenmeise  65.  142,  143,  338. 
Tauchente  337. 
Teichrohrsänger  68. 
teuuirostris,  Galerida  cristata  33(>. 
tetrix,  Lyrurus  93. 
Thamnomanes  134,  137. 
Thamnophilus  134,  137. 
thunbergi,  Motacilla  98. 
Tichodroma  139. 
Timeliiden  137,  139,   151. 
tinnunculus,  Falco  t.   42,   60,   68,  241, 

282. 
titvs,  Erithacus  101. 
—     Motacilla  101. 
torquata,   Chaja  200. 

—  Chauna  200. 

—  Corvus  monedula  ]86. 

—  Monedula  186. 

torquatus,  Phasianus  colchicus  var.  60. 
torquilla,  Jynx  t.  59,  281. 
totanus,  Totanus  t.  46,  320. 


xm,4,' 

1918 


Schuler:  Index. 


375 


transandinus,   Leptopogon    superciliaris 

307. 
Treronidae  129. 
tricolor,  Rhipidura  139. 
Trioga  88,  92. 

trinitatis,  Chloronerpes  rubiginosus  314, 
315. 

—  Cyanerpes  caerulea  194. 
trivialis,  Anthus  t.  32,  57,  65,  162,  233, 

261,  331. 

—  Corvus  184,  213. 
trivirgatus,  Phylloscopus  138,  139. 
Trochiliden  137,  148. 

trochilus,    Phylloscopus  t.    37,  56,  69, 

139,  165,  230,  272. 
troglodytes,   Troglodytes  t.  38,  56,  68, 

168,  231,  277. 
tschegrava,  Stern  a  89,  90. 
tschudii,  Ampelioides  110. 

—  Cotinga  110. 
tschusii,  Cinclus  c.  277. 
Turmfalk  68,  338. 
Turmschwalbe  62. 
turrium,  Monedula  96. 

turtur,  Streptopelia  t.  23,  60,  242,  286. 

—     Turtur  93. 
Tyto  94. 

ulula,  Surnia  124. 

Uraleule  94. 

urbica,    Delichon    u.    39,    58,   62,   168, 

240,  278,  VI. 
urogallus,  Tetrao  u.  49,  287. 

valachus,  Corvus  cornix  214,  216,  217, 

219. 
vanelliis,  Vanellus  46,    169,    244,    285, 

320. 
varia,  Geocichla  100. 
venezuelensis,   Leptopogou  superciliaris 

307. 
viridicauus,  Picus  canus  333. 
viridicyaua,  Cyanolyca  v.  107. 
viridicyanea,  Cyanocitta  107. 


viridi-cyanus,  Garrulus  107. 

viridis,  Ampelis  199. 

viscivorus,  Turdus  v.  55,  166,  229,  274. 

volgensis,  Carduelis  c.  327. 

vulgaris,    Sturnus  v.   29,    57,    63,    160, 

236,  250. 
vulneratum,  Dicaeum  138,  143. 
vulpinus,  Turdus  303. 

^Wacholderdrossel  64,  129,  167. 

Wachtel  319. 

wakoloensis,  Myzomela  w.  144. 

Waldbaumläufer  67,  142,  163,  338. 

Waldkauz  94. 

Waldrapp  320. 

Waldschwirrvogel  69. 

Wasseramsel  67. 

Wasserhuhn  VI. 

Wasserpieper  70,  338,  XX. 

Wasserschmätzer  VI. 

Webervögel  128. 

Weidenlaubvogel  69,  131,  132,  137. 

Weidenmeise  65,  137,  143,  146,  XVIII, 

XXIV. 
Weißköpfchen     (Certhiparus     albicilla) 

130,  136. 
wellsi,  Coereba  (Certhiola)  197. 
westermanni,    Muscicapula  melanoleuca 

138,  139,  144. 
wrayi,  Aethopyga  139. 
Würger  136. 

—      rotrückiger  64. 

xanthoschistos,  Cryptolopha  138. 
Xenops  134. 

Zaungrasmücke  65. 

Zaunkönig  68. 

Zeisig  128,  129. 

Zippamxner  VI. 

Zippe  65. 

Zosteropiden  137,  138,  140,  141. 

Zwergfüegenschnäpper  338. 


376  bchulcr:  hulox. 

L  Ges.  Bay. 


Errata. 

Lies: 

p.  VI    Zeile  13  von  uuten  über  dem  Strich  Brutvogel  statt  Brutvogol. 
p.  XIX  Zeile  14  von  unten  Gaschott  statt  Gaschudt. 
p.  107  Zeile    7  von  oben  A.  s.  amazonum  statt  D.  s.  amazomim. 
p,  108  Zeile  11  von  oben   C.  r.  cyanolaema  statt  C.  c.  cyanolaema. 

—      Zeile  18  von  oben  violettblaue  statt  blaugraue, 
p.  172  Zeile  23  von  oben  feststellt  statt  festgestellt, 
p.  190  Zeile  12  von  oben  subsp.  statt  susbp. 
p.  232  Zeile     2  unter  dem  Strich  Gegenstand  statt  Gegenstend. 
p.  294  Kopfsehrift  Schmitt  statt  Schmidt. 


XIII 

191 


'^  '  \  E   Schnorr  v.  Carolsfeld:  Sitzungsberichte. 


Sitzungsberichte. 

Bearbeitet  von  E.  Schnorr  von   Carolsfeld. 

Ausserordentliche  Mitgliederversammlung  am  2.  Juli  1915. 

Anwesend  die  Herren:  Frhr.  v.  Besserer,  Bamberger,  Dultz, 
Hellmayr,  Lankes,  Laubmann,  Müller,  Pischiuger,  v.  Schnorr, 
S  t  e  c  h  0  w. 

Tagesordnung:  Neiiwahl  des  Kassenwarts. 

Der  Vorsitzende  Frhr.  v.  Besserer  stellt  die  satzungsgemäß  voll- 
zogene Einberufung  der  außerordentlichen  Mitgliederversammlung  fest, 
die  durch  die  Einziehung  des  bisherigen  Kassenwarts  der  Gesellschaft, 
Herrn  W.  K 1  e  e  m  a  n  n  zum  Militärdienst  veranlaßt  wurde.  Nach  Dar- 
stellung der  Sachlage  durch  den  Generalsekretär  wurde  H.  Klee  mann 
auf  Antrag  der  Vorstandschaft  durch  einstimmigen  Beschluß  der  Ver- 
sammlung seines  Amtes  enthoben  und  an  seiner  Stelle  Herr  A.  Dultz 
interimistisch  zum  Kassenwart  gewählt.  Als  Ersatz  für  den  in  den  Vor- 
stand tretenden  Herrn  Dultz  wurde  Herr  Pischinger  in  den  Ausschuß 
berufen.  Sodann  wurde  über  die  zu  ergreifenden  Maßnahmen  in  der 
Kegreßfrage  beraten  und  die  Vorstandschaft  ermächtigt,  alle  erforderlichen 
Schritte  einzuleiten,  um  Herrn  Kleemann  zur  Herausgabe  des  noch  in 
seinen  Händen  befindlichen  Barbestandes  des  Vereinsvermögens  zu  ver- 
anlassen^). E.  V.  Schnorr. 

Sitzung  am  1.  Oktober  1915. 

Anwesend  die  Herren:  Frhr.  v.  Besserer,  Hellmayr,  Heu- 
bach,   Laubmann,    Oertel,  v.  Schnorr,    Sachtleben  (als  Gast). 

Vom  Bayer.  V.  V.:  die  Herren  Eckart,  Engel,  Oberhuber, 
Schmaderer,  Sigl,  Zierer. 

Entschuldigt:  Herr  Dultz  (verreist). 

Vorsitzender  Fr  h  r.  v.  Besserer  begrüßt  nach  den  Ferien  die  An- 
wesenden und  streift  kurz  die  Weltlage  unter  warmen  Worten  des  Ge- 
denkens an  unsere  kämpfenden  Heere.  —  Von  einer  Wiederholung  der 
Beringungsversuche  sei  angesichts  der  durch  den  Krieg  bewirkten  Sperre 
gegen  die  Nachbarländer  abgesehen  worden.  Von  Rossitten  wird 
mitgeteilt,  daß  Möve  21767  südlich  Taberna  (in  Valencia)  geschossen 
wurde.  Herr  Hellmayr  übermittelt  Mitteilungen  der  Herren  Stadler- 
Lohr  (Maintal    und  Spessart),    Gebhardt-Nürnberg  (betreffs  Rufe    von 


')  Herr  W.  Klee  mann    ist  dieser  Aufforderung  trotz   wiederholten  Mah- 
nungen bisher  nicht  nachgekommen,  —  Red. 

I 


VI  E.  Schnorr  v.  Carolsfekl:  Sitzungsberichte. 


PVerh.  Orn. 
|_  Ges.  Ray. 


Parus  atricapillus  subsp.,  wahrscheinlich  suhmontaniis,  in  Marquart- 
stein)  und  Gen  gier,  der  im  P""elde  Bälge  gesammelt  hat,  z.B.  auch 
eine  Serie  von  Nebelkrähen.  Nach  einigen  geschäftlichen  Bemerkungen 
macht  Vorsitzender  seine  angekündigten  Mitteilungen  über  Ornitho- 
logische  Beobachtungen  in  Bad  Tölz.  Aus  der  eingehenden 
Schilderung  der  dort  vom  Vortr.  beobachteten  Arten  ist  hervorzuheben : 
Zahlreiche  Bussarde,  11.  9.  Zug  in  wachsender  Zahl.  Auf  der  Spitze 
des  Zwiesel  zwei  Kolkraben.  Mehi'ere  Tannenhäher.  Kolonien  von 
Meblschwalben,  14 — 15  Nester  an  einem  Gebäude.  Berglaubvogel  weder 
auf  Zwiesel,  noch  Bioraberg. 

In  der  folgenden  Bespreclinng  heben  Herr  Oertel  und  Vortr.  noch- 
mals den  von  letzterem  beobachteten  Zug  nach  Süden  und  das  Überfliegen 
der  Alpen  hervor.  Auch  schlechte  Flieger  (Wasserhühner,  Haubentaucher) 
seien  in  1500  — 1800  Meter  Höhe  beobachtet  worden.  Vortr.  und  Herr 
Hellmayr  betonen,  daß  Rauch-  und  Meblschwalben  sich  immer  getrennt 
halten.     Dann   wird  von   Herrn  Hellmayr  die  Literatur  besprochen. 

E.  V.   Schnorr. 

Sitzung  am  5.  November  1915. 

Anwesend  die  Herren:  Frhr.  v.  Besserer,  Bamberger,  Dultz, 
M.  Gutraann  (als  Gast),  Hellmayr,  Laukes,  Müller,  Oertel,  Pi- 
schinger,  Sachtlebeu,  v.  Schnorr, 

Vom  Bayer.  V.V. :  die  Herren  Engel,  Flach,  Schmaderer ,  Sigl. 

Vorsitzender  macht  einige  Mitteilungen  betreffs  der  Mitgliederliste. 
Eingetreten:  Frau  Elsie  Reiche  nberger  und  Herr  Sachtleben, 
ausgetreten:  Frl.  Schneider  und  Herr  Ren  die.  Nach  einer  Zu- 
schrift von  Fi  sc  her -Augsburg  sei  die  Sammlung  Ziegler  für  das 
Augsburger  Naturhistorische  Museum  erworben  worden.  In  einem  der 
älteren  Jahrgänge  des  „Journals  für  Ornith."  fand  Herr  Hellmayr, 
daß  die  Zippammer  schon  Anfangs  der  80  er  Jahre  bei  Bad  Dürkheim 
als  Brutvogol  beobachtet  worden  sei.  Herr  Hellmayr  spricht  sodann 
über  „Ornithologische  Beobachtungen  aus  der  Ostschweiz",  die  er  während 
eines  6  wöchentlichen  Aufenthaltes  (20.  Juli  bis  Anfang  September)  auf 
einer  Reise  von  Rorschach  quer  durch  das  Alpsteingebiet  an  den  Walleu- 
see und  in  die  Glarner  Alpen  anstellen  konnte:  auf  dem  Säntisgipfel 
viele  Alpensegler;  der  Berglaubvogel  kommt  bis  auf  die  Talsohle;  Tannen- 
häher und  Wasserschmätzer  in  mäßiger  Zahl;  zwei  Steinadler  unweit 
Linthal  beobachtet  etc. 

Vortr.  gibt  ein  Handbuch  des  Gebietes  herum  und  empfiehlt  es  den 
Anwesenden  zum   Besuch. 

Vorsitzender  bespricht  ausführlich  die  Abhandlung  unseres  Mitgliedes 
A.  Ries  über  die  Vogelwelt  der  Gegend  von  Bamberg,  die  einen  außer- 
ordentlich   wertvollen    Beitrag    zur    Ornis    Bavarica    darstelle^).      Herr 


')  Vgl.  diese  „Verhandlungen",  XIII,  p.  124. 


'_  '  I  E.  Schnorr  v.  Carolsfeld:  Sitzungsberichte.  VII 

Pischiuger  legt  eine  Reihe  ausgezeicLuet  schöner  Photographien  aus 
freier  Wildbaliu  vor,  die  einer  seiner  frühereu  Schüler,  caud.  rer.  nat. 
Lutz  aufgenommen  hatte.  Herr  Hellmayr  bespricht  zum  Schluß  die 
neue  Literatur,  E.  v.  Schnorr. 

Sitzung  am  3.  Dezember  1915. 

Anwesend  die  Herren:  Frhr.  v.  Besserer,  Dultz,  Hellmayr, 
Lankes,    Laixbmann,    Pischinger,    Sachtleben,  Lutz   (als   Gast). 

Vom  Bayer.  V.V.  die  Herren:  Dirnaichner,  Eckart,  Engel, 
Oberhuber,   Zierer. 

Entschuldigt:   Herr  v.  Schnorr. 

Nach  Begrüßung  durch  den  Vorsitzenden  Herrn  v.  Besserer  gibt 
Herr  Hellmayr  den  Eiulauf  bekannt:  Kartengruß  von  Herrn  Strese- 
mann  aus  dem  Feld,  Zuschrift  von  Dr.  Stadler- Lohr,  der  im  No- 
vember am  Main  festgestellt  hat:  Sturmmöve,  Lachmöven  im  Winter- 
kleid, Schnatterenten,  Krickente  unter  Stockenten,  am  20.  Oktober 
Gallinago  media,  Berglaubsänger  als  Durchzügler,  Oidemia  fusca  und 
Haubentaucher.  Das  Durchziehen  des  Berglaubsängers  am  Main  hält 
Herr  Hellmayr  für  iinwahrscheinlich.  In  einer  Zuschrift  ersucht  der 
Bayer.  Vogelliebhaber- Verein  um  Unterstützung  gegen  die  Wiederein- 
führung des  Dohuenstieges.  Die  Gesellschaft  schließt  sich  im  wesent- 
lichen dieser  Kundgebung  an.  Herr  Laubmanu  berichtet  über  die 
Verbreitung  und  die  Unterarten  von  Motacilla  flava  L.  Herr  Hell- 
mayr trägt  sodann  vor  über  die  geographische  Variation  von 
Parus  aier  L,  Bei  beiden  Berichten  Vorweisung  von  Vertretern  der 
geschilderten  Subspezies.  Herr  Lutz  zeigt  eine  größere  Zahl  ausge- 
zeichnet gelungener  Freiaufuahmen  von  Vögeln  (Möve,  Fasan,  Meisen, 
Zaunkönig,  Rotschenkel)  und  Wild  (Riih,  Hase,  Wildschwein)  vor.  Vor- 
sitzender dankt  Herrn  Lutz  für  seine  Vorweisung.      H.  Sachtleben. 

Mitgliederversammlung  am  8.  Januar  1916. 

Anwesend  die  Herren:  Frhr.  v.  Besserer,  Dultz,  Fischer 
(Augsburg),  Hellmayr,  Heubach,  Lankes,  Müller,  Oertel, 
Pischinger,  Sachtleben,   v.  Schnorr,  Schuler  (Bayreuth). 

Vom  Bayer.  V.V. :  Herr  Engel. 

Vorsitzender  Herr  v.  Besserer  begrüßt  die  Anwesenden  und  be- 
richtet nach  Verlesung  der  Protokolle  durch  die  Herren  v.  Schnorr  und 
Sacht  leben  über  den  Mitgliederstand.  Das  Andenken  des  verstorbenen 
Ehrenmitgliedes  Grafen  v.  Berlepsch  wird  durch  Erheben  von  den 
Sitzen  geehrt.  Herr  v.  Schnorr  berichtet  über  die  stattgehabten  Ver- 
sammlungen. Vorsitzender  erstattet  den  Jahresbericht.  Infolge  der 
kriegerischen  Ereignisse  mußte  Einiges  zurückstehen,  so  die  Beringuugs- 
versuche.  Ein  Gutachten  Avurde  an  die  Schweizerische  Ornithol.  Gesell- 
schaft (Vors.  Heß  in  Bern)  abgegeben:  über  Schutz  des  Bodenseegebietes, 
besonders    gegen   Abschuß    der   Haubentaucher,    Säger  u.  a.     Weiterhin 

1"= 


VIII  E.  Schuorr  v.  Carolsfeld:  Sitzungsberichte.  i     ^' 

|_  Ges. 


Ürn. 
Bay. 


spricht  Vorsitzender  über  die  Veröffeutlichungen  der  Gesellschaft  und  die 
erhaltenen  Zuwendungen  (vom  Landrat  von  Oberbayern  200  Mk.,  vom 
Ministerium  des  Innern  200  Mk.,  dem  der  Finanzen  100  Mk.).  Er 
spricht  auch  an  dieser  Stelle  Dank  für  das  Wohlwollen  der  genannten 
Stellen  aus.  Von  den  Herren  Graf  v.  Mirbach  und  Baum  gar  tner 
richtet  Vorsitzender  Grüße  aus.  Herr  Dultz  gibt  seinen  Recheiiscliafts- 
bericht  als  Kassenwart.  Auf  Grund  der  Revision  durch  die  Herren 
Heubach  und  Lankes  wird  ihm  Entlastung  erteilt.  Herr  Hellmayr 
berichtet  über  den  Stand  der  Bibliothek.  Die  Gesellschaft  steht  mit 
128  Vereinen,  Gesellschaften  und  Museen  in  Schriftenaustausch.  Herr 
Hellmayr  erstattet  hierauf  kurzen  Bericht  über  die  Angelegenheit  des 
früheren  Kassenwarts  Kleemann,  der  geschrieben  habe,  er  werde  zur 
Regelung  der  Sache  in  Urlaub  hieher  kommen^).  Die  Wahl  der  Vor- 
standschaft ergibt  Wiederwahl  der  bisherigen  Mitglieder.  In  den  Aus- 
schuß werden  an  Stelle  der  ausscheidenden  Herren  Dultz  und  Ren  die 
die  Herren  Pischinger  und  Ries  (Bamberg)  gewählt,  als  Revisoren 
für  nächstes  Jahr  die  Herren  Lankes  und  Oertel.  Auf  Anregung 
des  Herrn  Dultz  wird  beschlossen,  die  Kasse  zinstragender  (als  offenes 
Depot  mit  ^/^jährlicher  Kündigung)  anzulegen.  Nach  den  üblichen 
Dankeserstattungen  schließt  Vorsitzender  die  Versammlung  um  10^/^  Uhr. 

E.   V.   Schnorr. 

Sitzung  am  4.  Februar  1916. 

Anwesend  die  Herren:  Frhr.  v.  Besserer,  Dultz,  Hellmayr, 
Laubmann,  Oertel,   Pischinger,  Sachtleben,  v.   Schnorr, 

Vom  Bayer.  V.V. :  die  Herren  Engel,  Schmaderer,  Sigl,  Zierer. 

Nach  Eröffnung  der  Sitzung  durch  den  Vorsitzenden  Herrn  v.  Bes- 
serer spricht  Herr  Laubmann  über  die  Nomenklatur  unseres 
Eisvogels^)  und  erläutert  dann  an  der  Hand  entsprechender  Bälge  die 
außereuropäischen  Formen,  ihr  jeweiliges  Verbreitungsgebiet  und  ihre 
Unterscheidungsmerkmale. 

Herr  Hellmayr  bespricht  wie  gewöhnlich  die  eingelaufene  Literatur. 

E.  V.  Schuorr. 

Sitzung  am  3.  März  1916. 

Anwesend  die  Herren:  Frhr.  v.  Besserer,  Gutmann  (als  Gast) 
Hellmayr,  Heubach,  Lankes,  Müller,  Pischinger,  Sacht 
leben,  v.  Schnorr. 

Vom  Bayer.  V.V. :  die  Herren   Eckart,  Engel. 

Vorsitzender  teilt  mit,  daß  das  Ministerium  des  Innern  für  1916 
200  Mk.  bewilligt  habe  und  dankt  für  die  Zuwendung.  Herr  Hell- 
mayr hält  seinen  angekündigten  Vortrag  über  die  Familie  der 
Schmuck  vögel.     Vortragender  erläutert  eingehend  die  einzelnen  Gat- 


^)  Dies  ist  nicht  erfolgt.  —  Red. 

')  Vgl.  diese  „Verhandlungen",  XII,  1916,  p.  238—241. 


■^^^^*  ^'  E.  Schnorr  v.  Carolsfeld:  Sitzungsberichte.  IX 

tungen  und  Arten  nach  ihren  Merkmalen,  ihren  biologischen  Eigen- 
schaften (Stimme,  Nahrung,  Balzsj)ielj  Nestbau,  Brutgescliäft  u.  ?.  w.) 
und  ihr  jeweiliges  Verbreitungsgebiet.  An  zahlreichen  herumgegebeneu 
Bälgen  veranschaulicht  Vortragender  die  Vertreter  dieser  prächtig  gefärbten 
Vogelgruppe.  Sodann  teilt  Herr  Müller  noch  einige  biologische  Be- 
obachtungen über  dieselbe  mit.  Insbesondere  habe  er  einmal  auf  eiuemFicus- 
Baum  (einem  sogen.  Vogelbaum),  der  auf  sieben  Pfahlwurzeln  ruht,  dessen 
Stamm  in  12 — 15  Meter  Höhe  beginnt  und  der  selbst  40—50  Meter 
hoch  ist,  reiches  Vogelleben  beobachtet  (30 — 40  Arten:  Spechte,  Pfeffer- 
fresser, Icteriden,  Pipridcu,  Formicariiden,  sowie  Cotinga  cayana).  Herr 
Hellmayr  bespricht  die  eingelaufene  Literatur.  E.  v.  Schnorr. 

Sitzung  am  7.  April  1916. 

AuAveseud  die  Herren:  Frhr.  v.  Besserer,  Frhr.  v.  Bibra, 
Dultz,  Gutmaun  (als  Gast),  Hellmayr,  Heubach,  Laubmaun, 
Pischinger,  Sachtleben,  v.  Schnorr,  Stechow. 

Vom  Bayei'.  V.V.:  die  Herren  Engel,  Viegelmaun,  Schma- 
derer,  Sigl. 

Entschuldigt:  die  Herren  Müller  und  Oertel. 

Vorsitzender  Herr  v.  Besserer  teilt  mit,  daß  unser  Mitglied  Herr 
Labonte  gefallen  sei  und  bittet  sich  zu  Ehren  desselben  von  den  Sitzen 
zu  erheben.  Herr  Hellmayr  teilt  mit,  daß  die  Sammlung  des 
y  Grafen  v.  Berlepsch  (50  000  Bälge)  vom  Senckenbergischen  Museum 
in  Frankfurt  a.  M.  erworben  worden  sei.  Die  Mittel  seien  der  Gesell- 
schaft von  einer  Reihe  opferwilliger  Bürger  zur  Verfügung  gestellt 
worden.  Somit  ist  die  Sammlung  hocherfreulicherweise  in  Deutschland 
verblieben.  Hierauf  spricht  Herr  Stechow  über  die  Vogelwelt 
von  Bad  Nauheim.  Vortragender  beobachtete  dort  im  Herbst  1913 
(Ende  Oktober  bis  Ende  November)  und  im  Frühjahr  1914  (11.  April  bis 
12.  Mai).  Er  schildert  in  anschaulicher  Weise  die  landschaftlichen  Ver- 
hältnisse von  Nauheim  und  die  vorkommenden  Vogelarten,  und  gibt  ferner 
eine  Reihe  wertvoller,  biologischer  Einzelheiten  *).  In  der  folgenden  Aus- 
sprache bemerkt  Herr  v.  Besserer,  daß  die  Amsel  bei  uns  durch  Füttern 
mit  Fleisch  ihre  Lebensweise  geändert  habe  und  dadurch  ein  Schädling  ge- 
worden sei.  Auch  er  habe  in  den  Lechauen  einmal  (22.  April  1899)  das 
massenhafte,  nur  einen  Tag  währende  Auftreten  des  Trauerfliegenschnäppers 
beobachtet.  Herr  Hellmayr  erwähnt,  daß  auch  in  diesem  Fi-ühjahr 
einzelne  Zugvögel  im  hessischen  Mittelgebirge  früher  als  in  der  bayerischen 
Hochebene  eintrafen.  Die  Neueiuwanderung  und  Ausbreitung  des  Girlitz 
sei  eine  Mythe.  Es  sei  erwiesen,  daß  die  westdeutschen  Vögel  eine  gut 
umschriebene  Lokalforra  bilden,  er  müsse  also  seit  Jahrtausenden  ein- 
gesessen sein.  Herr  Hellmayr  bespricht  am  Schlüsse  die  eingelaufene 
Literatur.     Zu  den  Ausführungen  von   Hesse  über  Calamoherpe  Brehmn 


*)  Vgl.  diese  „Verhandlungen'',  Bd.  XIII,  p.  ö3 — üO. 


E.  Öchuorr  v.  CarolsfcKl :  Sitzunffsbeiichte. 


fVerh.  Oru. 
[    Ges.  J'ay. 


bemerkt  Herr  Hellinayr,  daß  bisher  allen  Autoroii  eutgangeu  sei,  daß 
Bechsteiu  schon  einige  Jahre  vor  der  Publikation  seiner  Motacilla 
fasciata  1795  denselben  Vogel  in  der  Zeitschrift  ..Der  Naturforscher", 
27.  Stück,  ]  793,  p.  43  als  Mot.  longirostra  beschrieben  habe,  welcher 
Name  zwar  von  Cassin  in  seinen  ,.Fasti  ornithologiae"  (Proc.  Ac. 
N.  Sei.  Philad.  1866,  p.  38)  erwähnt,  aber  sonst  in  der  oruithologischcu 
Literatur  nirgends  verüeichuet  sei.  E.  v.  Schnorr. 

Sitzung  am  5.  Mai  1916. 

Anwesend  die  Herren:  Frhr.  v.  Bibra,  Dultz,  Hellmayr,  Heu- 
bach,  Müller,   Oertel,   Sachtleben. 

Vom  Bayer.  V.-V. :  die  Herren  Eckart,  Engel,  Schmaderer, 
Viegelraann,  Zier  er. 

Der  stellvertretende  Vorsitzende  Herr  Müller  erteilt  Herrn  v.  Bibra 
das  Wort  zu  seinem  Vortrage  über  die  Vogelwelt  von  Witten  berg 
und  Umgebung.  Vortragender  gibt  einen  Überblick  über  den  Land- 
schaftscharakter der  Gegend,  die  durch  die  Wendung  der  Elbe  nach 
Westen  zwei  ganz  verschiedene  Formationen  aufweise:  auf  dem  nördlichen 
Ufer  märkischer  Sand,  dürftige  Bodenbewachsung  („Busch"),  viel  unbe- 
bautes Land  (,.Heide"),  auf  dem  südlichen  Ufer  fi'uchtbarer  Boden, 
Wiesen,  hohe  Bäume,  Altwässer,  Seeu.  Auf  dem  nördlichen  Ufer,  wo  gegen 
die  Elbe  hin  durch  einige  Bächlein  die  Vegetation  etwas  reicher  sich  ge- 
staltet, war  der  Beobachtuugspuukt  des  Vortragenden.  Er  schildert  den  durch 
die  Abwechslung  in  der  Landschaft  be'^ingten  Reichtum  der  Ornis  ein- 
gehend. Nach  Mitteilung  einiger  Beobachtungen  von  Mitgliedern  (Schuler- 
Bayreuth:  21.  April  die  ersten  Mauersegler:  24  April  Wendehals: 
Oertel:  zwei  Wendehälse  in  den  Isaraueu ;  Steinschmätzer  auf  der  Rad- 
rennbahn in  Milbertshofen,  im  Moos  auf  Torfhaufen  häufig;  Zierer: 
Durchzug  von  Ortolanen  bei  Karlsfeld)  bespricht  Herr  Hellmayr  die 
eingelaufene  Literatur.  H.  Sachtlebeu. 

Sitzung  am  2.  Juni  1916. 

Anwesend  die  Herreu:  Frhr.  v.  Besserer,  Frhr.  v.  Bibra, 
Dultz,  Hellmayr,  Laukes,  Müller,  Oertel,  Pischinger,  Sacht - 
leben,   v.   Schnorr. 

Vom  Bayer.  V.V.:  die  Herren  Eckart,  Engel,  Viegelmaun, 
Schmaderer,   Sigl. 

Entschuldigt:  Herr  Laubmann. 

Herr  Hellmayr  gibt  ein  Schreiben  von  Herrn  Gebhardt  (Nürn- 
berg) bekannt,  in  dem  von  der  diesjährigen  Beringung  von  300  Lacli- 
möven  ai  den  Frohburger  Teichen  und  einigen  Ringeltauben,  sowie  von 
acht  jungen  Kohlmeisen  (in  seinem  Garten),  ferner  von  einer  neuen 
Mövenkolonie  im  Kriegenloher  Stockweiher  berichtet  wird.  Sodann  spricht 
Herr  Hellmayr  über  die  Verbreitung  des  Berglaubsängers  im 
südlichen   Deutschland.      Sein  Verbreitungsgebiet  ist  das  Berg-  und 


^^^^'■^'  E.  SchuoiT  V.  Caiolsfeld:  Sitzungeberichte.  XI 

Hügelland  Mittel-  und  Südeuropas.  Er  ist  außerordentlich  häufig  in 
den  Alpenläudern,  iu  Bayern  regelmäßig  im  Gebirge  und  Vorland.  Vor- 
tragender führt  die  Einzelbeobachtungen  und  deren  Gewährsmänner  an.  Die 
Daten  sind  recht  zahlreich  xmd  stammen  von  den  verschiedensten  Plätzen 
Süddeutschlauds  und  Österreichs.  Er  streift  die  Zugs-  und  Überwinterung«- 
daten  und  die  Lebensweise  und  erörtert  unter  Vorweisung  von  Bälgen 
die  morphologischen  Kennzeichen  der  vier  Laubsäugerarten.  In  der 
Aussprache  äußern  sich  die  Herren  Lankes  und  v.  Schnorr  über  den 
Gesang  des  Berglaubvogels,  der  an  den  von  Sylvia  curruca  erinnere. 
Herr  Oertel  bemerkt  über  die  Ernährung  der  Vögel:  Laubvögel, 
Grasmücken,  Spötter,  neuerdings  auch  Finken,  Meisen  und  Spatzen 
(Hafermaugel!)  rütteln  vor  den  Blättern,  um  die  Flor-  und  Kamelhals- 
fliege, Larven  von  Marienkäfern  und  Schwebefliegeu  zu  fangen,  welche 
sich  alle  von  Blattläusen  nähren.  Überhandnehmen  der  letzteren  und  Ent- 
laubung der  Bäume  seien  die  Folgen.  Zu  dieser  Frage  nehmen  noch  mehi-ere 
Herren  das  Wort.  Herr  Hellmayr  gibt  hierauf  die  eingelaufene  Lite- 
ratur bekannt.  E.  v.  Schnorr, 


^^'^'^'  I  E.  Schnorr  v.  Carolsfeld:  Sitzungsberichte.  XIII 


Sitzungsberichte. 

Bearbeitet  von  E.  Schnorr  von   Carolsfeld. 

Sitzung  am  6.  Oktober  1916. 

Anwesend  die  Herreu:  Frhr.  v.  Besserer,  Dultz,  Hellmayr, 
Heubach,  Laukes,  Müller,   Pischinger,   Sachtleben. 

Vom  Bayer.  V.-V.  die  Herren:   Engel^  Flach,  Sigl,  Zierer. 
Entschuldigt:    Herr  v.  Schnorr. 

Vorsitzender  Herr  v.  Besserer  begrüßt  die  Anwesenden  nach 
den  Ferien.  Die  Akademie  der  Wissenschaften  habe  300  Mk.,  der  Land- 
rat von  Oberbayern  200  Mk.  an  Beiträgen  bewilligt.  Als  neue  Mit- 
glieder werden  aufgenommen  die  Herren:  Konrad  Sc  herz  er  (Nürnberg), 
Karl  Osthelder  (München).  Herr  Hellmayr  verliest  die  während 
der  Ferien  eingelaufenen  Mitteilungen.  Oberbürgermeister  Geib  (Berlin- 
Friedenaul  habe  das  Vorkommen  von  Sylvia  hortensis  [=  orphea  auct.] 
auf  bayeriseijem  Boden  (zwischen  Neuburg  a.  Rh.  und  Hagenbach, 
S.O. -Pfalz)  am  11.  und  12.  Juni  1914  durch  Beobachtung  eines  singen- 
den cf  festgestellt^),  Prof.  Hoffmann  (Dresden)  eine  Brutkolonie  der 
Felsenschwalbe  am  Falkenstein  bei  Pfronten  entdeckt.  Auf  Anfrage 
des  k.  Bezirk.samts  Lindau  wegen  Schnitt  des  Bodenseeschilfes  hat  die 
Gesellschaft  begutachtet,  daß  gegen  einmaligen  Schnitt  in  diesem  Jahr 
nichts  einzuwenden  sei.  Gymn. -Assistent  K,  Lang  hat  in  Steinbach,  O.B., 
ein  g  juv.  des  Adlerbussards  erlegt.  Leider  scheiterte  die  Erwerbung 
des  Exemplars  für  die  zoolog.  Staatssammlung.  Hierauf  spricht  Frhr. 
V.  Besserer  über  Ornit hol ogis dies  aus  der  Gegend  von  Erding 
und  Bad  Tölz.  Im  Beobachtungsgebiet  Erding  hat  Vortr.  60  Arten, 
in  dem  von  Tölz  80  Arten  festgestellt.  Zahlreiche  interessante  Einzel- 
beobachtungeu  über  Brutplätze.  —  Sodann  berichtet  Herr  Hellmayr 
über  Beobachtungen  in  der  Nordostschweiz.  Das  Beobachtungs- 
gebiet war  das  Oberland  von  St.  Gallen,  namentlich  das  obere  Toggeu- 
burg.  Auch  das  städt.  Museum  und  Heimatmuseum  in  St.  Gallen  Avurden 
besucht.  Herr  Hellmayr  bespricht  eudlich  die  neu  eingelaufene 
Literatur.  H.  Sacht  leben. 


»)  Siehe  „Gef.  Welt"  54,  1916,  p.  279. 


XIV  E.  Schuorr  v.  Carolsfekl :  Sitzungsberichte.  1     ^    ' 

[_  Ges. 


Orn 
Bav. 


Sitzung  am  3.  November  1916. 

Anwesend  die  Herren:  Frbr.  v.  Bibra,  Dultz,  Hellniayr,  llcu- 
bach,  Lankes,  Laubmann,  Müller,  Oertel,  Pischinger,  Sacht- 
leben,   V.  Schnorr. 

Vom  Bayer.  V.-V.  die  Herren:  Engel,  Flach,  Schmaderer, 
Viegelmanu,  Zierer. 

Entschuldigt:   Frhr.   v.  Besserer. 

Der  stellvertretende  Vorsitzende  Herr  Müller  teilt  mit,  daß  Herr 
Max  Gutmann  (München)  sich  zur  Aufnahme  in  die  Gesellschaft  ge- 
meldet habe.  Gegen  die  Aufnahme  wird  keine  Erinnerung  erhoben. 
Bei  Genf  wurde  17.  Juni  1914  Lachmöve  E  22  018  von  einem  Jäger 
erlegt.  Herr  Hellmayr  macht  die  traurige  Mitteilung,  daß  einer  der 
tüchtigsten  deutschen  Ornithologeu,  Otto  Le  Roi,  in  Ungarn  gefallen 
sei.  Neben  zahlreichen  ornithologischen  Abhandlungen  habe  der  Ver- 
storbene auch  wertvolle  Arbeiten  über  Libellen  veröffentlicht.  Von 
Herrn  Stresemann  sind  einige  Briefe  mit  oi*nithologischem  Inhalt 
(Zitronenzeisige  in  den  Vogesen,  Weidenmeise  in  der  Woevre-Ebene  u.  a.) 
eingelaufen.  Hierauf  spricht  Herr  Laubmann  über  die  Eisvögel  der 
Gattung  Alcedo.  Europa  beherbergt  nur  eine  Art,  in  Amerika  fehlt  die 
Gattung.  Vortr.  legt  die  Bälge  der  einzelnen  Formen  unter  ver- 
gleichender Besprechung  vor.  —  Dann  sjjricht  Herr  Hellmayr  über 
die  Lebensweise  von  Vögeln  in  England.  Nach  einigen  ein- 
leiteuden  Mitteilungen  über  das  Tring-Museum  und  den  Tring-Park  be- 
spricht Vortr.  vergleichend  die  Färbung  lujd  Lebensweise  verschiedener 
Arten  bei  uns  und  in  England,  unter  Vorweisung  der  entsprechenden 
Bälge.     Hierauf  legt  derselbe  die  eingelaufene  Literatur  vor. 

E.   V.   Schnorr. 

Sitzung  am  1.  Dezember  1916. 

AnAvesend  die  Herren:  Frhr.  v.  Besserer,  Gutmann,  Hell- 
mayr, Oertel,  Sachtleben,  Stechow. 

Vom  Bayer.  V.-V.  die  Herren:  Eckart,  Engel,  Flach,  Sclima- 
derer,   Sigl,  Viegelraann,  Zierer. 

Entschuldigt:   Herr  Dultz,   Laubraann,   v.   Schnorr. 

Vorsitzender  Herr  v.  Besserer  gibt  bekannt,  daß  unser  Mitglied 
Herr  Lehrer  Bertram  gestorben  sei,  und  fordert  die  Anwesenden  auf, 
sich  zu  Ehren  des  Geschiedenen  von  den  Sitzen  zu  erheben.  Vors. 
teilt  ferner  mit,  daß  nach  einer  Zuschrift  des  Grafen  Törring  eine 
1914  am  Wörthsee  erbrütete  und  beringte  Lachmöve  in  der  Schweiz 
erlegt  worden  sei.  Herr  Hellmayr  vergleicht  hierauf,  anknüpfend  an 
einen  Artikel  von  Bacraeister  und  Kleinschmidt  im  „Falco"  die 
nordfranzösische  Schwanzmeise  mit  unserer  eiuheiniisclien  Form  {Aegi- 
thalos  candatns  eiiropaeus  (Herm.)).  Im  Gegensatz  zu  den  beiden  ge- 
nannten Verfassern  kam  Hellmayr  zu  dem  Ergebnis,  daß  kein  beständiger 
Unterschied  zwischen  der  nordfranzösischen  und  der  mitteleuropäischen 
Schwanzmeise   bestehe.     Vors.  verliest  Briefe  Herrn   Stresemaun's,  in 


■^^^^'  ^'  E.  Schnorr  v.  Carolsfeld  :  Sitzungsberichte.  XV 

1917    J  * 

denen  dieser  über  die  vorgewiesenen  nordfranzösischen  Schwauzmeiseu 
und  deren  Erlegung  berichtet.  Nach  einigen  Worten  über  Kl  ein - 
schmidt's  Abtrennung  der  Weidenmeise  aus  Oberbayern  und  Oberöster- 
reich voa  der  mitteldeutschen  legt  Herr  Hellmayr  die  eingelaufene 
Literatur  vor.  H.  Sacbtleben. 

Sitzung  am  5.  Januar  1917. 

Anwesend  die  Herren:  Frhr.  v.  Besserer,  Dultz,  Hellmayr, 
Laukes,  Laubmaun,  Lutz,  Müller,  Oertel,  Osthelder,  Pi- 
schiuger,  Sachtleben,  v.  Schnorr. 

Vom  Bayer.  V.-V.  die  Herren:  Dirnaichuer,  Engel,  Sigl, 
Zierer. 

Vorsitzender  Herr  v.  Besserer  begrüßt  die  neuen  Mitglieder 
Herren  Lutz  und  Osthelder.  Herr  Hellmayr  macht  nähere  Mittei- 
lungen über  den  im  Felde  erkrankten  und  nach  mehrmonatlichem  Leiden 
in  Kaiserslautern  verstorbenen  Herrn  Bertram.  Sein  Tod  bedeutet 
einen  schweren  Verlust  für  unsere  Gemeinde.  Ein  hervorragend  ge- 
schulter Feld-Ornitholog,  war  Bertram  über  15  Jahre  für  die  Gesellschaft 
tätig  und  hat  wesentlich  zur  Erforschung  der  Pfälzer  Ornis  beigetragen. 
Es  ist  bedauerlich,  daß  sein  Vorhaben,  zusammenfassend  über  die  Ornls 
der  Pfalz  zu  schreiben,  nicht  mehr  zur  Ausführung  kam.  Von  seinen 
Einzelabhandlungen  ist  zu  nennen  eine  Zusammenstellung  über  die  Ver- 
breitung der  Nachtigall  in  der  Pfalz.  —  Briefe  aus  dem  Feld  von  den 
Herren  Stresemanu  und  Suukel.  —  Im  Anschluß  au  eine  Anfrage 
des  Herrn  Laukes  über  die  Unterschiede  der  Weidenmeise  bei  München 
und  der  Form  rhenanus  findet  angeregter  Meinungsaustausch,  insbesondere 
über  Vorkommen  und  Lebensweise  der  Glanz-  und  Mattkopfmeise,  über 
die  Frage  einer  süddeutschen  Mittelform  sowiu  andere  Einzelbeobach- 
tungen statt.  Dann  gibt  Herr  Hellmayr  die  eingelaufene  Literatur 
herum.  E.   v.   Schnorr. 

Mitgliederversammlung  am  2.  Februar  1917. 

Anwesend  die  Herren:  Frhr.  v.  Besserer,  Dultz,  Eckart, 
Gutmann,  Hellmayr,  Lankes,  Laubmaun,  Müller,  Oertel, 
Pischinger,   v.   Schnorr. 

Entschuldigt:  die  Herren  Sachtleben   und  Schuler. 

Vorsitzender  Herr  v.  Besserer  eröffnet  8^/2  Uhr  die  Versammlung, 
übermittelt  Grüße  von  Herrn  Dr.  Gen  gier  und  erstattet  dann  den  üb- 
lichen Jahresbericht.  Zum  ehrenden  Gedächtnis  der  im  Dienste  des 
Vaterlandes  gestorbenen  Mitglieder  Herren  Bertram  und  Labonte 
erheben  sich  die  Anwesenden  von  den  Sitzen.  Vors.  dankt  den  Herren, 
die  im  abgelaufenen  Vereinsjahr  fördernd  und  anregend  gewirkt  haben, 
insbesondere  auch  den  Herren  Laubmaun  und  Hellmayr  für  die 
wichtige  Veröffentlichung  des  „Nomeuclator  der  Vögel  Bayerns".  Brief- 
liche Mitteilungen  trafeu  ein  von  den  Herren  Stresemaun, 
Scheicher,   Gengier,  Stadler.    Au  Zuwendungen  erhielt  die  Gesell- 


XVI  E.  Schnorr  v.  Carolsfeld:  Sitzungsberichte.  rVerh.Oni. 

L  Ges.  Bay. 

Schaft  200  Mk.  vom  Ministerium  des  luuern,  200  Mk.  vom  Laudrat 
von  Oberbayern,  100  Mk.  vom  Ministerium  der  Finanzen  (Forstabteiluug), 
300  Mk.  von  der  K.  B.  Akademie  der  Wissenschaften.  Vors.  berichtet 
endlich  über  die  staltgehabten  Sitzungen,  Herr  Hellmayr  über  den 
Stand  der  Bibliothek.  Herr  Dultz  erstattet  den  Rechnungsbericht.  Zu- 
folge Prüfung  desselben  durch  die  Herren  0er tel  und  Lankes  wird 
Herrn  Dultz  Entlastung  erteilt.  Herr  Dultz  bespricht  den  Voranschlag 
für  1917,  woran  sich  die  Besprechung  einiger  weiterer  Punkte  betreffs 
der  Verwaltung  schließt.  Die  Wahl  der  Vorstandschaft  ergibt  Wieder- 
wahl der  bisherigen  Funktionäre.  Als  Ersatzmitglieder  für  die  aus  dem 
Ausscliuß  ausscheidenden  Herren  Sc  hui  er  und  Stechow  werden  die 
Herren  Graf  v.  Mirbach-Gelderu  und  Lankes  gewählt,  zu  Revi- 
soren die  Herren  Oertel  und  Gutmann.  Der  ehemalige  Kassenwart 
Herr  Wilhelm  Kleemann  wird  durch  einstimmigen  Beschluß  der 
Versammlung  nach  §  9,  Abs.  2  der  Satzungen  aus  der  Gesellschaft 
ausgeschlossen.  —  Nach  den  üblichen  Dankesbezeugungen  schließt  Vor- 
sitzender die  Vorsammlung  gegen    10   Uhr.  E.  v.  Schnorr. 


Sitzung  am  2.  März  1917. 

Anwesend  die  Herren:  Frhr.  v.  Besserer,  Dultz,  Hellmayr, 
Heubach,  Lankes,  Laubmann,  Müller,  Oertel,  Osthelder, 
Pischinger,   v.   Schnorr,   Stresemann, 

Vom  Bayer.   V.-V.  die  Herren:  Engel,  Sigl,  Zier  er. 

Vorsitzender  Herr  v.  Besserer  begrüßt  den  vom  Felde  beurlaubten 
Herrn  Stresemann  und  erteilt  Herrn  Hellmayr  das  Wort  zu  seinem 
Vortrage  über  Unsere  Baumläufer.  In  demselben  bespricht  Vortr. 
unter  Vorweisung  einer  großen  Reihe  von  Bälgen  die  geographische 
Variation  mit  Rücksicht  auf  die  beiden  bekannten  Arten  von  Certhia. 
In  der  folgenden  angeregten  Aussprache  erwähnt  Vors.,  daß  bei  uns  der 
Waldbaumläufer  auch  im  Herbst,  zur  Zeit  der  Hirsch-  und  Gemsbrunst, 
seine  Stimme  hören  lasse.  Herr  Hellmayr  fügt  hinzu,  daß  im  Gebirge 
bis  hoch  liinauf  der  Waldbaumlänfer  der  einzige  Vertreter  seines  Ge- 
schlechtes sei.  Herr  Stresemann  berichtet  über  einige  biologische  Merk- 
male und  hebt  hervor,  daß  er  C.  famiUaris  erst  durch  den  Krieg  kennen 
gelernt  habe,  da  in  Sachsen  fast  ausschließlich  ('.  brachijdactyln  vor- 
komme. An  seine  Ausführungen  knüpft  Vortr.  Bemerkungen  über  die 
Verbreitung  der  Baumläufer  in  Bayern  und  erläutert  an  der  Hand  einer 
von  ihm  angefertigten  Übersichtskarte  die  gesamten  Besiedelungsverhält- 
nisse  der  beiden  Arten.  Herr  Dultz,  der  die  Gesellschaft  zu  dieser 
Sitzung  in  seinem  Geschäftslokal  empfangen  und  bewirtet  hat,  wofür 
ihm  Vors.  verbindlichst  dankt,  bringt  zum  Schluß  an  die  Anwesenden 
das  Werk  des  verstorbeneu  Geologen  W.Knebel  über  Island  zur  Ver- 
teilung. E.  v.  Schnorr. 


■^^^^' '^'  I  E.  Schnorr  v.  Carolsfeld:  Sitzungsberichte.  XVII 

1917    J 

Sitzung  am  13.  April  1917. 

Anwesend  die  Herren:  Frhr.  v.  Besserer,  Bachmanu,  Frhr. 
V.  Bibra,  Dultz,  Hellniayr,  Heubach,  Laukes,  Laubmanu, 
Osthelder,   Sachlleben,   v.   Schnorr. 

Vom  Bayer.  V.-V.  die  Herren:  Eckart,  Engel,  Schmaderer, 
Sigl,  Viegelmaun. 

Nach  Eröffnung  der  Sitzung  durch  den  Vorsitzenden  Fr  hm. 
V.  Besserer  teilt  Herr  Hellmayr  mit,  daß  laut  Karte  von  Herrn 
V.  Schilcher  Lachmöve  20397  bei  Dietramszell  am  19.  März  aus  einem 
Flug  von  ca.  250  Stück  geschossen  wurde.  Herr  Thienemaun  teilt 
mit,  daß  diese  im  Sommer  1913  in  der  Mövenkolonie  Hiddeusee  beringt 
worden  ist.  Vor  14  Tagen  wurde  unweit  des  Bahnhofs  Giesing  ein 
..Eisvogel"  gefangen,  der  sich  als  Lachmöve  Nr.  9103  entpuppte.  Der 
Vogel,  der  durch  Schrotschuß  verletzt  war,  wurde  im  Hof  der  Akademie 
freigelassen,  später  aber  dem  Zoolog.  Garten  überwiesen.  Nach  Thiene- 
mann  war  er  am  9.  Juli  1912  bei  Rossitten  (Ostpreußen)  als  Üuneu- 
junges  beringt  worden,  Vors.  bemerkt^  es  sei  von  Interesse,  daß  die 
nordischen  Möven  auch  bei  uns  durchkommen  und  ohne  Schaden  5  Jahre 
den  Ring  tragen.  Herr  Laubmann  hält  seinen  angekündigten  Vortrag 
über  die  Häher,  in  welchem  er  unter  Vorweisung  zahlreicher  Bälge 
die  geographische  Verbreitung,  die  Farben-  und  Formeuuuterschiede  der 
einzelnen  Formen  erläutert.  Hierauf  bespricht  Herr  Hellmayr  die  ein- 
gelaufene  Literatur.  E.   v.   Schnorr. 


Sitzung  am  4.  Mai  1917. 

Anwesend  die  Herreu:  Frhr.  v.  Besserer,  Bachmann,  Frhr. 
v. Bibra,  Dultz,  Hellmayr,  Heubach,  Laubmanu,  Lutz,  Müller, 
Oertel,  Pischinger,  Sachtleben,   v.  Schnorr. 

Vom  Bayer.   V.-V.   die  Herren:    Engel,   Sigl,   Zierer. 

Vorsitzender  Frhr.  v.  Bessserer  dankt  Herrn  Dultz  für  ein 
interessantes,  altes  Buch  (Jahrb.  der  Zoolog.  Gesellschaft  in  Amsterdam), 
welches  derselbe  der  Bibliothek  der  Gesellschaft  geschenkt  hat,  und  gibt 
Herrn  Hellmayr  das  Wort  zu  seinem  angekündigten  Vortrage  über 
Geschichte  der  Ornithologie.  Vortr.  schildert  eingehend  und 
lebensvoll  die  Entwicklung  der  oruithologischen  Wissenschaft  und  würdigt 
insbesondere  den  Anteil,  den  die  einzelnen  Völker  im  Wechsel  der 
Zeiten  an  dieser  Entwicklung  genommen  haben,  sowie  den  Einfluß,  der 
einzelnen  namhaften  und  hervorragenden  Vertretern  der  Ornithologie 
zukommt.  Zum  Schluß  gibt  Vortr.  einen  Überblick  über  Alter  und 
Umfang  der  bedeuteudsteu  oruithologischen  Sammlungen.  Nachdem 
Vors.  dem  Vortr.  für  seine  interessanten  Ausführungen  herzlichsten 
Dank  ausgesprochen  hat,  gibt  Herr  Hellmayr  noch  die  neueste  Lite- 
ratur herum.  E.   v.   Schnorr. 


XVIII  E.  Schnorr  v.  Carolsfeld:  Sitzungsberichte.  fVerh-Orn. 

L  Ges.  Bay. 

Sitzung  am  1.  Juni  1917. 

Anwesend    die    Herren:    Frhr.    v.    Bibra,     Dultz,    Hellraayr, 
Lankes,    Lutz,   Müller,   Pischinger,    Sachtlebeu,    v.   Schnorr. 

Vom  Bayer.  V.-V.  die  Herreu:  Eugel,  Scbmaderer,  Sigl,  Zier  er. 

Entschuldigt:   Frhr.  v.  Besserer,  Laubmanu. 

Der  stellvertretende  Vorsitzende  Herr  Müller  erfüllt  die  traurige 
Pflicht,  die  Anwesenden  von  dem  Ableben  unseres  korrespondierenden 
Mitgliedes  P.  Emmeram  Heindl  O.S.B.  in  Andechs,  im  Alter  von 
62  Jahren,  in  Kenntnis  zu  setzen.  Der  Verstorbene  war  ein  warmer 
Freund  unserer  Wissenschaft  und  hat  sich  um  die  Erforschung  der 
bayerischen  Ornis  außerordentlich  verdient  gemacht.  Herr  HeUmayr 
teilt  mit,  daß  Herr  Laubmann  kürzlich  am  Pfronteuer  Falkenstein  die 
Felsenschwalben  (s.  Sitzung  vom  6.  Oktober  1916)  wieder  beobachtet 
und  dort  auch  den  Berglaubvogel  sehr  zahlreich  angetroffen  habe.  Hei*r 
Laub  mann  plane  einen  Ausflug  nach  Wörishofen,  wo  der  Zwergfliegeu- 
schnäpper  vorkommen  soll.  Herr  v.  Besserer  sendet  Grüße  aus  Tölz 
uud  hebt  hervor,  daß  die  behauptete  Abnahme  der  Grasmücken  und 
Schwalben  dort  nicht  zu  bemerken  sei.  Ferner  berichtet  Herr  HeU- 
mayr über  vergleichende  Studien,  die  er  kürzlich  an  Weidenmeiseu 
vorgenommen  habe.  Es  lägen  nunmehr  schöne  Serien  aus  dem  oberen 
Isartal,  dem  bayerischen  Wald,  den  Vogesen  und  der  Woevre-Ebeue 
vor,  welche  genügendes  Material  zur  Klärung  der  Beziehungen  zwischen 
der  bayerischen  und  der  westeuropäischen  Form  darböten.  Nach  zwei 
Altenburger  Exemplaren  aus  der  Sammlung  des  Herrn  H.  Hildebrandt 
zu  urteilen,  scheine  die  thüringische  Form  [salicarius)  dem  westliclien 
rhenanns  näher  zu  stehen,  wogegen  die  bayerische  wohl  als  besondere 
Form  {submontanus)  abzutrennen  sei.  Ferner  bringt  Herr  Hellmayr 
weiteres  Material  (s.  Sitzung  vom  März)  über  die  beiden  Certhia  zur 
Kenntnis.  —  Herr  v.  Bibra  verliest  einen  Abschnitt  aus  Boel sehe's 
Tierbuch  über  den  „fliegenden  Hund-',  woran  sich  eine  längere  Aus- 
sprache über  die  Theorie  des  Fliegens  des  Archaeopteryx,  fliegenden 
Eichhorns,  Drachens  u.  s.  w.  anknüpft.  Herr  Lutz  legt  schöne  Auf- 
nahmen aus  freier  Natur  von  brütenden,  fütternden  u.  s.  w.  Vögeln  und 
Nestjungen  vor  (Rotschenkel,  Lachmöve,  Grünling,  Goldammer,  Mistel- 
drossel, Buchfink).  Herr  Hellmayr  gibt  die  eingelaufene  Literatur 
herum.  E.  v.  Schnorr. 


^^^^' "•'  I  E.  Schnorr  v.  Carolsfeld:  Sitzungsberichte.  XIX 

1918    J 


Sitzungsberichte. 

Bearbeitet  von  E.  Schnorr  von  Carolsfeld. 

Sitzung  am  5.  Oktober  1917. 

Anwesend  die  Herren:  Frhr.  v.  Besserer,  Dnltz,  M.  Gut- 
manu,  Hellmayr,  Heubach,  Lankes,  Lutz,  Osthelder,  Sacht- 
leben,  V.   Schnorr, 

Vom  Bayer,  V.-V.  die  Herren:  Ballabenu,  Eckart,  Engel, 
Sigl,   Zierer. 

Vorsitzender  Herr  v.  Besserer  gibt  zu  Beginn  der  Sitzung  be- 
kannt, daß  die  Gesellschaft  durch  das  im  Juli  erfolgte  Ableben  ihres 
Mitgliedes  Hugo  Mayhoff  (Dresden)  einen  schweren  Verlust  erlitten 
habe.  Die  hervorragende  Beobachtungsgabe  des  Verstorbenen  und  die 
außerordentliche  Sorgfalt,  die  alle  seine  Veröflfentlichungen  auszeichnet, 
lassen  den  vorzeitigen  Tod  dieses  strebsamen,  zu  großen  Hoffnungen 
berechtigenden  jungen  Forschers  nur  um  so  tiefer  beklagen.  Die  An- 
wesenden ehren  das  Andenken  des  so  früh  Geschiedenen  durch  Erheben 
von  den  Sitzen.  Herr  v.  Besserer  setzt  die  Anwesenden  davon  in 
Kenntnis,  daß  der  Landrat  von  Oberbayeru  die  Bestrebungen  der  Ge- 
sellschaft durch  Zuwendung  eines  Beitrages  von  200  Mk.  unterstützt 
habe,  und  bringt  dafür  den  Dank  der  Vorstaudschaft  zum  Ausdruck. 
Der  Gymnasiast  Gaschudt,  ein  eifriger  Beobachter  unserer  einheimischen 
Vogelwelt,  hat  gelegentlich  eines  Frühjahrsaufenthaltes  in  der  Rhein- 
pfalz, wie  Herr  Hellmayr  mitteilt,  die  Z&unammer  [Emberiza  e.  ci7-his) 
bei  den  Orten  Dürckheim,  Deidesheim  und  Forst  wiederholt  beobachtet. 
Damit  sei  die  weitere  Verbreitung  dieser  Ammer  —  die  erstmals  von 
Herrn  F.  Zumstein  in  Bad  Dürckheim  mit  Sicherheit  festgestellt 
wurde  —  im  Pfälzer  Lande  wohl  genügend  erwiesen.  Nach  einigen 
kleineren  Mitteilungen  berichtet  Herr  Hellmayr  über  Gelegenheits- 
beobachtuugen  bei  seinem  im  übrigen  ausschließlich  alpinen  Zwecken 
gewidmeten  Aufenthalt  in  Oberstdorf  (Algäu).  Der  Tannenhäher  wurde 
nur  in  wenigen  Exemplaren,  der  Kolkrabe  dagegen  auf  jeder  Bergtour 
in  einem  oder  zwei  Paaren  augetroffen.  Am  20.  Jiili  verhörte  Vortr. 
einen  singenden  Girlitz  im  Parke  des  Hotel  Luitpold.  Er  hebt  hervor, 
daß  infolge  Mangels  an  Material  immer  noch  nicht  festgestellt  sei,   welcher 


XX  E.  Schnorr  v.  Carolsfeld:  Sitzungsberichte.  fVerh-Orn. 

|_  Ges.  Bay. 

Form  der  iu  Oberbayeru  und  Schwaben  sporadisch  vorkommende  Girlitz 
augehöre.  Steiuschmätzer  und  Alpeubraunellen  kamen  wiederholt  zur 
Beobachtung,  außerordentlich  häufig  auf  den  Hochwiesen  sei  der  Wasser- 
pieper. Den  Zitrouzeisig  hat  Herr  Hellmayr  trotz  besonderer  Auf- 
merksamkeit nicht  angetroffen.  Zum  Schluß  erfolgt  die  übliche  Be- 
sprechung der  neu  eingelaufeneu  Literatur.  E.   v.   Schnorr. 

Sitzung  am  2.  November  1917. 

Anwesend  die  Herren:  Frhr.  v.  Besserer,  Dultz,  M.  Gut- 
mann,  Hellmayr,  Heubach,  Lankes,  Laubmaun,  Lutz,  0er tel, 
Sachtleben,   v.   Schnorr. 

Vom  Bayer.  V.-V.  die  Herren:    Eugel^  Seh  mader  er,  Zier  er. 

Vorsitzender  Herr  v.  Besserer  eröffnet  die  Sitzung  mit  der  Mit- 
teilung, daß  unser  Mitglied  Herr  Toni  Stadler  im  vergangenen  Sommer 
verschieden  ist.  Die  Anwesenden  ehren  das  Andenken  au  den  Ver- 
storbeneu durch  Erheben  von  den  Sitzen.  Für  die  Bewilligung  einer 
Subvention  von  100  Mk.  diu'ch  die  Ministerial-Forstabteilung  des  k.  Fi- 
nanzministeriums spricht  der  Vorsitzende  deu  gebührendeu  Dank  der 
Gesellschaft  aus.  Auf  die  Teilnahme  an  der  Hundertjahrfeier  der 
Senckenbergiscüen  Naturforscheuden  Gesellschaft  iu  Frankfurt  (Main) 
müsse  die  Orn.  Gesellschaft  mit  Rücksicht  auf  die  schwierigen  Verkehrs- 
verhältnisse leider  verzichten.  Herr  Hellmayr  weist  bei  Vorlage  der 
Literatur  auf  eine  Neuerwerbung  der  Vereinsbibliothek,  das  „Verzeichnis 
der  iu  Mähreu  vorkommenden  Vögel"  von  A.  Müller,  Brunn  1830, 
hin.  Die  seltene  Schrift,  in  welcher  erstmals  eine  Zusammenstellung 
der  mährischen  Vögel  versucht  wird,  enthält  die  Originalbeschreibung 
von  Calamokerpe  Brehmii,  jener  merkwürdigen  Aberration  des  Teich- 
rohrsängers, mit  der  sich  neuerdings  Schal  ow  und  Hesse  eingehend 
beschäftigt  haben.  Ferner  lenkt  Herr  Hellmayr  bei  Vorweisung  der 
Festschrift  zu  Antou  Reich enow's  70.  Geburtstage  die  Aufmerksam- 
keit der  Anwesenden  auf  W.  Hagen's  Beitrag  zur  Biologie  und  Fau- 
nistik  unserer  Cer//m-Arten,  in  welchem  neben  einer  kritischen  Be- 
sprechung der  einschlägigen  Literatur  die  Gesänge  der  beiden  Baumläufer 
treffend  charakterisiert  seien.  Ref.  könne  dem  Verfasser  nur  vollinlialt- 
lich  darin  beistimmen,  daß  eine  Verwechslung  der  Strophen  für  jeden, 
der  sie  sich  einmal  eingeprägt  habe,  einfach  ausgeschlossen  sei.  Auch 
die  verschiedene  Tonlage  des  Lockrufes  biete  bei  einiger  Übuug  einen 
durchaus  zuverlässigen  Anhaltspunkt,  um  die  Art  mit  Sicherheit  anzu- 
sprechen. Wenn  Hagen  eine  Verschiedenheit  der  Aufenthaltsorte  für 
Garten-  und  Waldbaumläufer  bestreite,  so  mag  dies  für  die  Lübecker 
Gegend  zutreffen.  Auf  Grund  seiner-,  in  anderen  Gegenden  Deutsch- 
lands angestellten  eigenen  Beobachtungen  müsse  Ref.  jedoch  daran  fest- 
halten, daß  der  Garten baumläufcr  (0.  hrachydactyla)  Anlagen  und  lichte 
Gehölze,   der  Waldbaumläufer  (C.  familiaris)  dagegen  den  geschlossenen 


XIII,  3,1  g    Schnorr  v.  Carolsfeld :  Sitzungsberichte.  XXI 

1918    J  ^ 

Hochwald  vorziehe.  So  habe  er  in  Hessen  auf  den  Pappelu  bei  Gerten- 
bach im  Werratal  und  auf  den  Obstbäumen  au  der  Straße  gegen  das 
Gut  Hübeutbal  nur  den  Garten baumläufer  angetroflfeu,  wogegen  im  Tannen- 
hoch  walde  hinter  der  Försterei  von  Berlepsch  der  Waldbaumläufer  zu 
Hause  war.  Ähnlich  verhalte  es  sich  in  der  hiesigen  Gegend.  In 
den  ausgedehnten  Forsten  um  München  lebe  nur  C.  familiaris,  in  den 
Anlagen  der  Stadt,  im  Nymphenburger  Park  sowie  in  den  städtischen 
Isarauen  hinwider  ö.  hrachycladyla.  Im  Herbst  und  Winter  stricben 
die  Vögel  umher  und  dauu  treffe  man  zuweilen  beide  in  demselben 
„Meisenschwarme'',  Geradezu  drollig  sei  es,  wenn  Hagen  auf  Grund  von 
je  drei  Exemplaren  ohne  Geschlechtsangabe  versuche,  die  durch  Unter- 
suchung eines  gewaltigen  Materials  gewonnenen  Resultate  der  Syste- 
matiker über  die  morphologischen  Unterschiede  der  zwei  Baumläuferarten 
in  Zweifel  zu  ziehen.  Es  sei  jedem  Kenner  geläufig,  daß  bei  beiden 
Arten  die  Männchen  merklich  längere  Schnäbel  besitzen  als  die  Weib- 
chen, und  man  gelange  natürlich  zu  ganz  falschen  Schlußfolgerungen, 
wenn  man  cTcf  der  kurzschuäbeligen  C.  familiaris  mit  Jg  der  lang- 
schnäbeligen  G.  hrachydactyla  vergleiche.  Die  Größenunterschiede  er- 
hellen aus  der  Gegenüberstellung  der  Maße,  die  Ref.  einem  Bruchteile 
des  in  der  Sammlung  des  Zoologischen  Museums  befindlichen  Materials 
der  zwei  Baumläuferarten   entnommen  habe. 

G.  familiaris  macrodadyla  Brehm. 

28  cTcT  ad.     Flügel    63—68;     Schnabel    15— 16'7^,     einmal    14, 

zweimal   14*/2  mm. 
19   55  ad.        Flügel  60—63;  Schnabel   13—14  mm. 

G.  brachydactyla  hrachydactyla  Brehm. 

14  cTcT  ad.     Flügel    62—651/3;    Schnabel    17— I8V2,     einmal 


163/ 


mm. 


8   55  ad.        Flügel   59—63;   Schnabel   15—16  mm. 

Bezüglich  der  zwei  anerkannten  deutschen  Formen  des  Waldbaum- 
läufers bemerkte  Herr  Hellmayr,  daß  sie  infolge  der  bedeutenden 
individuellen  Variation  sehr  schwer  und  überhaupt  nur  an  der  Hand 
großer  Serien  aus  der  Brutzeit  befriedigend  abzugrenzen  seien.  Ein- 
zelne Stücke  könnten  für  die  Frage,  ob  ein  bestimmtes  Gebiet  diese 
oder  jene  Form  beherberge,  nicht  beweisend  sein.  So  seien  z.  B.  manche 
zur  Brutzeit  in  Oberbayern  erlegte  Waldbaumläufer  durchaus  nicht  von 
genuinen  familiaris  aus  Schweden  und  den  baltisclien  Provinzen  zu 
unterscheiden!  Ob  die  typische  faDiiliaris  westwärts  wirklich  bis  au 
die  Elbe  sich  verbreite,  wie  behauptet  worden  ist,  scheine  dem  Ref. 
mithin  noch  des  Beweises  zu  bedürfen.  Vögel  von  Torgau  an  der  Elbe 
vermöge  er  jedenfalls  nicht  von  macrodactyla  aus  Thüringen,  Franken  pp. 
zu  trennen. 


XXII  E.  Schnorr  v.  Carolsfeld:  Sitzungsberichte. 


[Verh.Ürn. 
Ges.  Bay. 


Ref,  nahm  ferner  Gelegenheit,  auf  die  verwandtschaftlichen  Be- 
ziehungen des  korsischen  Baumläufers  einzugehen.  Reicli  en  o  w  ^)  habe 
kürzlich  die  Auffassung  vertreten,  daß  C.  familiaris  corsa  gar  kein  Wald- 
baumläufer, sondern  eine  besondere  Art  sei,  die  zwisclien  C.  familiaris 
und  G.  brachydadyla  mitten  inne  stehe.  Abgesehen  davon,  daß  die  An- 
nahme einer  zwei  Formenkreise  verbindenden  „Zwischenform''  von  vorn- 
herein sehr  wenig  Wahrscheinlichkeit  für  sich  habe,  ergebe  der  sorg- 
fältige Vergleich  von  einem  halben  Dutzend  Bälgen  aus  Korsika,  daß 
C.  f.  corsa  nach  Färbungscharakter,  Stirnzeichnuug,  Proportionen  etc. 
ein  ultratypisches  Mitglied  der  famüiaris-Gvuppe  sei.  Reichenow  sei 
augenscheinlich  durch  den  gelegentlich  auftretenden  dunklen  Fleck  am 
Unterflügel  und  die  beträchtliche  Schnabellänge  getäuscht  worden,  welch 
letztere  jedoch  im  richtigen  Verhältnis  zu  den  sonstigen  Riesendimen- 
sionen dieser  Inselform  stehe.  Der  dunkle  Fleck  auf  den  Uuterhand- 
decken  trete  auch  zuweilen  bei  den  zentralasiatischen  Formen  des  W^ald- 
baumläufers  auf  und  könne  somit  als  ausschlaggebendes  Merkmal  der 
Gruppe  des  Gartenbaumläufers   nicht   betraclitet   werden. 

Sitzung  am  7.  Dezember  1917. 

Anwesend  die  Herren:  Bach  mann,  Frhr.  v.  Besserer,  Frhr. 
V.  Bibra,  Dultz,  Hellmayr,  Heubach,  Laukes,  Laubraanu, 
Lutz,  Oertel,   Osthelder,    Sachtleben,    v.   Schnorr,    Stechow. 

Vom  Bayer.  V.-V.  die  Herren:  Ballabene,  Dirnaichner, 
J]ckart,    Engel,   Flach,   Sigl,   Zierer. 

Vorsitzender  Frhr.  v.  Besserer  eröffnet  8*/.^  Uhr  die  Sitzung 
und  teilt  mit,  daß  zwei  neue  Mitglieder,  Herr  Lehrer  Richard  Schi  e gel 
in  Leipzig,  und  Herr  Förster  Wilhelm  Rüdiger  in  Forsthaus  Eisen- 
hammer bei  Steinbusch,  Kreis  Arnswalde  (Neumarkt),  angemeldet  sind. 
Gegen  deren  Aufnahme  besteht  keine  Erinnerung.  Er  erteilt  sodann 
Herrn  Lankes  das  Wort  zu  seinem  angekündigten  Vortrage:  Beiträge 
zur  Vogelfauna  von  Ascholding,  Isartal.  Vortragender  hat  auf 
diesem,  durch  befreundete  Jagdbesitzer  ihm  zugänglichen  Gebiete  um- 
fassende Beobachtungen  angestellt  und  in  Aufzeichnungen  niedergelegt. 
Eine  Fülle  von  biologischen  Einzelheiten  bereichern  die  wertvollen, 
systematischen  Feststellungen  des  Vortragenden.  —  Herr  Ilellniayr 
legt   die  eingelaufene  Literatur  vor.  E.   v.   Schnorr. 

Mitgliederversammlung  am  4.  Januar  1918. 

Anwesend  die  Herren:  Frhr.  v.  Besserer,  Dultz,  Eckart, 
Hellmayr,  Ileubach,  Lankes,  Laubmanu,  Lutz,  Oertel, 
Sachtleben,   v.  Schnorr,   Stechow. 

Vorsitzender  Herr  v.  Besserer  begrüßt  die  Anwesenden  mit  guten 
Wünschen   für  das  Neue  Jahr.     Schriftführer  Herr  v.  Schnorr   berichtet 


M  Journ.  f.  Ornith.  65,  1917,  p.  97. 


XIII,  3,  p.    Schnorr  v.  Carolsfeld:  Sitzungsberichte.  XXIII 

1918    J 

über  den  Mitgliederstand.  Vorsitzender  erstattet  den  Jahresbericht, 
spricht  zunächst  über  die  stattgehabten  (8)  Sitzungen  im  verflossenen 
Jahre  und  dankt  jenen  Herren,  die  durch  Vorträge  und  Vorweisungen 
dazu  beigetragen  haben,  sie  anregend  zu  gestalten.  Eiu  Gutachten  ist 
von  der  Gesellschaft  erstattet  worden,  nämlich  über  die  Freigabe  der 
Jagdansübung  im  Schutzstreifen  Lindau,  welches  dahin  lautet,  daß  unter 
den  jetzigen  Umständen  den  Jagdpächtern  nicht  zu  verwehren  sei,  jagd- 
bares Wassergeflügel  zu  erlegen.  —  Von  unseren  Vex'liandlungen  wurde 
Baud  XIII,  Heft  1  und  2  veröffentlicht.  An  Zuwendungen  erhielt  die 
Gesellschaft  vom  Ministerium  des  Innern  200  Mk.,  vom  Finanzmini- 
sterium (Forstabteilung)  100  Mk.,  vom  Landrat  von  Oberbayern  200  Mk., 
von  der  Akademie  der  Wissenschaften  400  Mk.  Vors.  spricht  auch  au 
dieser  Stelle  den  Dank  der  Gesellschaft  aus.  Herr  Hellmayr  berichtet 
über  die  Bibliothek:  für  den  Schriftenaustausch  seien  zwei  neue  Korre- 
spondenten, die  naturwiss.  Gesellsch.  Chemnitz  und  die  oruithol.  Station 
Salzburg  gewonnen  worden.  Naumann's  „Vogelsteller"  und  Tscheiner's 
„Vogelfänger"  wurden  der  Bibliothek  von  Dr.  Armin  Süsseugut 
(München)  geschenkt;  Herrn  Dultz  verdankt  die  Gesellschaft  neben 
anderen  Gaben  das  Jahrbuch  der  Ges.  Naturae  artis  Magistra  (Amsterdam), 
und  Bechstein,  Gemeinnützige  Naturgeschichte  der  Vögel,  2.  Ausg.  — 
Herr  Dultz  erstattet  den  Rechenschaftsbericht;  es  wird  ihm  mit  Dank 
Entlastung  erteilt.  Er  kommt  dann  auf  den  Vorschlag  zurück,  den 
Jahresbeitrag  auf  10  Mk.  zu  erhöhen.  Hieran  schließt  sich  eine  aus- 
führliche Besprechung  über  die  geeignetsten  Mittel  und  Wege  zu  einer 
Erweiterung  des  Mitgliederstaudes  und  Wirkungskreises  der  Gesellschaft. 
Der  Antrag  auf  Erhöhung  des  Beitrages  wird  durch  Abstimmung  ange- 
nommen. Auf  Antrag  des  Herrn  Oertel  wird  von  der  Versammlung 
die  Bildung  einer  fachmännischen  Kommission  für  Vogelschutz  beschlossen. 
Die  k.  b.  Ministerien  des  Innern  und  der  Finanzen  sollen  durch  ein 
Schreiben  von  der  Bereitwilligkeit  der  Gesellschaft  verständigt  werden, 
in  Zukunft  alle  den  Schutz  der  Vögel  betreffenden  Angelegenheiten  einer 
sorgfältigen  Prüfung  und  Begutachtung  zu  unterziehen.  Als  Mitglieder 
der  Kommission  werden  die  Herren  Oertel,  Eckart  und  Laubmann 
gewählt.  Die  Wahl  der  Vorstaudschaft  ergibt  Wiederwahl  der  bisherigen 
Funktionäre.  Zu  Ausscliußmitgliedern  werden  für  die  ausscheidenden 
Herren  Ries  und  Pisc  hinger  neu  gewählt  die  Herren:  Kill  ermann 
(Regensburg)  und  Heubach  (München),  als  Revisoren  die  Herren 
Sachtlebeu  und  Steciiow.  Herr  Lau  k  es  dankt  zum  Schluß  der 
Vorstandschaft.     Schluß   lO^a  Uhr. 

E,   V.  Schnorr. 


XXIV  E.  Schuorr  v.  Carolsfeld:  Bitzuugsberichte.  fVerh.  Orn. 

L  Ges.  Bay. 

Sitzung  am  1.  Februar  1918. 

Anwesend  die  Herren:  Frhr.  v.  Besserer,  Frlir.  v,  Blhra, 
Gutmaun,  Hellmayr,  Lankes,  Lutz,  Müller,  Oertel,  Ost- 
helder,  Sachtleben,  v.  Schuorr,   Stechow. 

Vom  Bayer.  V.-V.  die  Herreu:  Bai  laben  e,  Eckart,  Engel, 
Flach,   Schmaderer,   Sigl,    Viegelmauu, 

Entschuldigt  die  Herren:   Dultz  und  Laubmann. 

Einer  Zuschrift  von  Herrn  Ries  ist  zu  entnehmeu,  daß  bei  Bam- 
berg eine  Großtrappe  erlegt  worden  sei.  Wie  Herr  Zu  raste  in  (Bad 
Dürckheim)  mitteilt,  hat  er  die  Zauuammer  [Emheriza  chius)  auch  bei 
Üeidesheim  augetrofieu.  Als  ueue  Mitglieder  wurden  die  Herreu  Balla- 
bene  und  Darmstädter  aufgenommen.  —  Auf  Anregung  des  Herrn 
Lankes  findet  eine  längere  Aussprache  über  das  Vorkommen  der 
VVeidenmeise  im  bayerischen  Gebirgsvorland  statt.  Im  oberen  Isartal 
bei  Wolfratshausen  sei  sie  zur  Brutzeit  nicht  anzutreffen.  Herr  Lankes 
weist  auf  die  auffallende  Minderzahl  vieler  Vogelarten  im  diesjährigen 
Winter  hin  |  er  hält  das  Fehlen  geeigneter  Sämereien  für  die  Ursache. 
Herrn  Hellmayr's  Anfrage,  ob  durch  den  vorjährigen  strengen  Winter 
in  hiesiger  Gegend  die  Vogelwelt  ähnliche  Einbußen  erlitten  habe,  wie 
sie  für  England  uud  Nordfraukreich  festgestellt  worden  seien,  wird  ver- 
neint. Zum  Schlüsse  erörtert  Herr  Hellmayr  die  neu  eingelaufene 
ornithologische  Literatur.  E.  v.  Schnorr. 


XIII,  4,1  j.    Schnorr  v.  Carolsfekl:  Sitzungsberichte.  XXV 

1918    J 


Sitzungsberichte. 

Bearbeitet  von  E,  Schnorr  von   Carolsfekl. 

Sitzimg  am  1.  März  1918. 

Anwesend  die  Herreu:  Frhr.  v.  Besserer,  Ballabeue,  Darin - 
staedter,  D  ultz  ,  M.  Gut  m  auu  ,  Hellmayr,  Heubach,  Lankes, 
Lutz,  Oertel,  Osthelder.  Sachtleben,  v.  Schnorr,  Stechow, 
Stresemaun. 

Vom  Bayer.  V.-V. :  Fr.  Eckart,  Fr.  Unter  berger,  die  Herreu: 
Eckart,   Engel,  Flach,   Schmaderer,   Sigl,   Zierer. 

Vorsitzender  Herr  v.  Besserer  begrüßt  die  zahlreich  erschienenen 
Mitglieder  und  Gäste  und  erteilt  sodann  Herrn  Stechow  das  Wort 
zu  seinem  angekündigten   Vortrage  über  den 

Urwald  von  Bjelowjesh. 

Vortragender  hat  das  Gebiet  im  Winter  1915/16  besucht  und  erläutert 
seine  Eindrücke  und  Ergebnisse  an  einer  großen  Zahl  schöner  und 
lehrreicher  Lichtbilder,  worunter  einige  das  Jagdschloß  des  Zaren  dar- 
stellen und  andere  zeigen,  welch'  gründliche  Zerstörungen  die  abziehen- 
den Truppen  in  den  Dörfern  augerichtet  liaben.  Vortragender  bespricht 
den  vorhandenen  Wildbestand  und  die  Vogel  weit.  Der  Wildstaud  wies 
früher  ein  solches  Mißverhältnis  auf,  daß  Entartung  des  Schalenwildes 
unausbleiblich  war.  Der  Bestand  der  Wisente  wurde  infolge  des  Krieges 
stark  reduziert,  durch  Wilderer  Avurden  viele  Stücke  erlegt,  bezw.  gingen 
an  den  erlitteneu  Schußwuuden  ein,  wie  der  Fund  zalilreiclier  Skelette 
beweist.  Von  den  Vögeln  sind  hervorzuheben :  Misteldrossel,  Rotkehl- 
chen, Sprosser,  Kleiber  (östl.Form),  Hakengimpel  (im  Winter),  Karmin- 
gimpel (Sommer),  Kolkrabe  sehr  zahlreich.  Die  Sumpfohreueule  sieht 
man  häufig  auf  Pferdekoppoln,  zahlreich  vertreten  sind  die  Spechte,  ge- 
mein der  Weißrückenspecht.  Insgesamt  hat  der  Vortragende  58  Arten 
festgestellt.   —  Die  Wisente  sind  seit  Urzeiten  bodenstäudig,   nicht  eiu- 


XXVI  E.  Schuorr  v.  Carolsfeld:  Sitzuugsberiehte.  fVerh.Oi-u. 

L  Ges.  Bay. 

geführt.  Der  Auerochs  ist  im  Blute  des  Hausriudes  noch  fortlebend. — 
Vortragender  zeigt  weiterhin  Lichtbilder,  die  sehr  gut  gelungene  Augeublicks- 
aufnahmen  des  Wisent  aus  unmittelbarer  Nähe  darstellen,  insbesondere 
eine,  die  die  eigenartige  Seitenansicht  des  Tieres  zeigt,  da  es  ausnahms- 
weise den  Vortragenden  bei  seinem  Näherkommen  nicht  vernommen 
hatte;  ferner  alte  Abbildungen,  die  in  Bild  und  Beschreibung  den  Unter- 
schied zwischen  Ur  und  Wisent  erklären,  die  oft  verwechselt  worden 
seien.  Vorsitzender  dankt  dem  Vortragenden  für  seine  wertvollen  Aus- 
führungen, ebenso  Herrn  Lutz  für  die  Bereitstellung  des  Lichtbild- 
apparates. Herr  Hellmayr  spricht  im  Anschluß  an  den  Vortrag  über 
die  Vertreter  der  Vogelwelt  des  Urwaldes,  insbesondere  die  dort  hei- 
mische Spechtmeise.  Zahlreiche  Vertreter  der  anziehenden  Ornis  wurden 
in  Bälgen   vorgelegt,  E.  v.  Schuorr. 

Sitzung  am  5.  Aprii  1918. 

Anwesend  die  Herren:  Darmstaedter,  Dultz,  Hellmayr, 
Lankes,  Lutz,  Oertel,   Sachtlcben,   v.  Schuorr. 

Vom  Bayer.   V.-V.  die  Herren:   Engel,   Zier  er. 

Entschuldigt:  Frhr.   v.  Besserer. 

Au  Stelle  des  verhinderten  Vorsitzendeu  Herrn  v.  Besserer  über- 
uirarat  Herr  von  Schnorr  den  Vorsitz,  teilt  mit,  daß  unser  Mitglied 
Frhr.  v.  Malseu  in  den  letzten  Kämpfen  im  Westen  gefallen  sei  und 
fordert  die  Anwesenden  auf,  sich  zu  Ehreii  des  Geschiedenen  von  den 
Sitzen  zu  erheben.  Von  der  Min. -Forst-Abt.  seien  100  Mk.  bewilligt 
worden,  wofür  Vorsitzender  auch  an  dieser  Stelle  den  Dank  der  Ge- 
sellschaft ausspricht.  Hierauf  gibt  Herr  Hellmayr  bekannt,  daß 
unser  Mitglied  Sunkel  abermals  verwundet  worden  sei.  Herr  Hell- 
mayr hatte  Besuch  von  Dr.  Stadler,  der  in  den  Niederungen  von 
Friaul  Cettia  cettn  in  großer  Anzahl  angetroffen  habe.  Derselbe  ver- 
liest einige  Mitteilungen  aus  einem  Brief  des  Herrn  Müller  aus  Ma- 
zedonien. —  Herr  Oertel  teilt  mit,  daß  die  4  Rieseureiher  im  zool. 
Garten  eingegangen  seien.  —  Zum  Schlüsse  bespricht  Herr  Hellmayr 
die  eingelaufene  Literatur.  E.  v.  Schnorr. 

Sitzung  am  3.  Mai  1918. 

Anwesend  die  Herreu:  Frhr.  v.  Besserer^  Ballabeue,  Darm- 
staedter, Dultz,  M.  Gutmann,  Hellmayr,  Heubach,  Lankes, 
Lutz,  S  a  c  h  1 1  eb  e  n  ,   v.  S  c  h  u  o  r  r. 

Vom  Bayer.  V.-V.  die  Herren:  Dirnai ebner,  Engel,.  Schma« 
derer,  Sigl,   Zier  er. 

Vorsitzender  eröffnet  gegen  9  Uhr  die  Sitzung  und  gibt  bekannt; 
daß    eine  Mitteilung  des  bayerischen   Laudesausschusses  für  Natui'pflege 


Xlir,  4,  ^    SchuoiT  V.  Ciuolsfeld :  Sitzuugsberichte.  XXVII 

1918    J 

eingelaufeu  ist  mit  der  Nachricht  vou  dem  Ablebeu  des  verdieuten  Vor- 
sitzenden Herrn  Prof.  Dr.  Rothpletz.  Herr  Hellmayr  bemerkt,  es 
sei  vou  mehreren  Mitgliedern  die  Anregung  gegebeu  worden,  au  Stelle 
der  Juni-Sitzung  eine  Exkursion  zu  unternehmen,  und  befürwortet  diesen 
Vorschlag.  Es  wird  beschlossen,  den  Ausflug  auf  Anfang  Juni  anzu- 
setzen. Sodann  hält  Herr  Hellmayr  seinen  angekündigten  Vortrag 
über:  Die  Familie  der  Manakine  oder  Piprid  en.  Dieselbe  stellt 
im  tropischen  Amerika  eine  Gruppe  der  Sperlingsvögel  dar.  mit  redu- 
ziertem Singmnskelapparat,  Scliuabel  kurz,  dick,  Einbuchtung  vor  der 
Spitze  der  oberen  Mandibel,  Nasenlöcher  rund  oder  eiförmig,  aber  nie- 
mals mit  Borsten  bedeckt.  Bei  den  meisten  Arten  sind  die  Geschlechter 
verschieden  gefärbt,  bei  anderen  kaum  zu  unterscheiden.  Die  Familie  um- 
faßt 20Gattungen  mid  zirka  100  P^rmeu,  ihre  Verbreitung  erstreckt  sich  vom 
südlichen  Mexiko  bis  Paraguay.  Über  die  Lebensweise  ist  wenig  bekannt. 
Die  Vögel  leben  im  Unterholz  des  Urwaldes,  am  Rand  und  in  der 
Nähe  von  Waldbächen.  Die  Nahrung  besteht  vorzugsweise  aus  Beeren 
und  Früchten.  Die  Stimme,  ein  kurzer,  leiser  Pfiff  oder  schnalzender 
Ton,  ist  selten  zu  hören.  Die  Vögel  sind  schlechte  Flieger  und  nicht 
imstande,  grüße  Räume  zu  überfliegen,  weshalb  breite  Flüsse  für  sie 
unüberschreitbare  Barrieren  bilden.  Über  das  Brutgeschäft  weiß  man 
wenig;  nur  vou  2 — 3  Arten  sind  die  Nester  bekannt.  Das  Nest  ist 
seicht  und  kunstlos  gebaut,  und  enthält  stets  zwei  Eier.  An  biologischen 
Eigenheiten  sind  die  absonderlichen  Tänze  der  Cldroxipliia  caudata  zur 
Fortpflanzuugszeit  liervorzuheben.  Vortragender  verbreitete  sich  ausführ- 
lich über  die  artenreichen  Gattungen  der  eigentlichen  Manakine  [Pipra) 
und  Mönchsmanakine  [Manacus),  deren  meist  farbenprächtige  Vertreter 
er  in  zahlreichen  Bälgen  den  Anwesenden  vorlegt.  Am  Schlüsse  er- 
folgt die  übliche  Besprechung  und  Vorlage  der  neuen  ornithologischeu 
Literatur.  E.  v.   Schnorr. 


Exkursion  am  5.  Juni  1918. 

Beteiligt  Frau  Hell  mayr,  Frau  Heu  b ach  und  die  Herren:   Hell- 
mayr, Heubach,  Lankes,  Lutz,  Sachtleben,  v.  Schnorr. 
Vom  Bayer.  V.-V.  die  Herren:   Eckart  und  Zier  er. 

Die  Teilnehmer  fuhren  7  Uhr  20  früh  vom  Hauptbahuhof  München 
ab  uud  trafeu  sich  am  Bahnhof  Freising,  Von  da  aus  wurde,  vom 
herrlichsten  Wetter  begünstigt,  der  Marsch  in  die  Isarauen  stromabwärts 
bis  unterhalb  Rudlfiug  angetreten.  Es  kamen  insgesamt  46  Vogelarteu 
in  dem  landschaftlich  schönen  und  oruithologisch  lehrreichen  Gebiet 
zur  Beobachtuug.  Hervorzuheben  sind  besonders  Teich-  uud  Sumpf- 
rohrsänger, von  welch  letzterem  u.  a.  ein  unermüdlicher,  saugesreicher 
Spötter  belauscht  wurde.  Bei  Rudlting  traf  mau  mehrere  Uferschwalben- 
kolouieu.     Eiuige  Fischreiher    wurden    gesichtet,    ferner    kam    ein  seine 


XXVIII  E.  SchuoiT  V.  Carolsfekl:  Sitziuigsbericlite.  rVerb.Oni. 

L  Ges.  Bay. 

Jungen  ftitterudee  Paar  Kaubwürgev  zur  Beobachtung.  Verschiedene 
jagdbare  Vögel  (Rebhuhn,  Fasan,  Stock-  und  Krickente,  Ringeltaube) 
und  Raubvögel  (Turmfalke)  vervollständigten  neben  den  Sing-  und 
Wasservogelarten  das  Bild  einer  reichhaltigen  Ornis. 

Gegen  Abend  wurde  von  Marzliug    aus    die  Heimfahrt  angetreten. 

Als  neues  Mitglied  ist  angemeldet  Herr  Karl  Görnit^z,  stud.  rer. 
nat.  in  Erfurt.  E.  v.  Schnorr. 


^I^I'  ^>  1  Mitoliederverzeichnis.  XXIX 

1918    J 


Mitgliederverzeichnis  1918. 


Vorstandschaft.      (München.) 

Vorsitzender:  Freiherr  L.  von  Besser er-Thalf'in gen. 
Stellvertr.   Vorsitzender:   L.   Müller. 
Generalsekretär:  C.  E.  Hellmayr. 
Stellvertr.   Sekretär:  A,  Laubmann. 
Schriftführer:  E.  Schnorr  von  Carolsfeld. 
Kassenwart:  A.  Dnltz. 

« 

Ausschuß. 

J.  Gengier  (ex  officio). 

S.  Killerraann   (1918—19). 

W.  Heubach  (1918  —  19). 

A.  Graf  von  Mir  bach- Geldern   (1917—18), 

K.  Lankes  (1917—18). 

Ehrenmitglieder. 

I.  K.  H.  Prinzessin  The  res  e  von   Bayern,   München.  igo5. 

Harte rt,  Ernst,   Dr.,  Zoological  Museum,   Tring,  England.  igoS. 

Reichenow,   Anton,   Prof.,  Berlin  N.,   Invalidenstraße  43.  igoi. 

Reiser,   Othmar,  Sarajevo,  Bosn.   Herzegow.  Laudesmuseum.  1907. 

Salvadori,   Conte   Tommaso,  Turin,  Museo  di  Zoologia,   Italien.    1914. 
Schalow,    Herman,    Prof.,    Berlin — Grunewald,     Hohenzollerndaram  50. 

igoo. 

Tschusi    zu    Schmidliof  fe  n,     Viktor    Ritter    von,    Villa  Tännenhof, 

Hallein,  Salzburg.  1899. 

Korrespondierende  Mitglieder. 

Burg,   Gustav  von,  Prof,  Olteu,  Schweiz.  igir. 

Chernel  von  Chernelhdza,   Stephan,  Güns,  Ungarn,  igog. 

Koelsch,   Dr.  Adolf,  Kilchberg  bei   Zürich,  Schweiz.  igio. 

Poll,    lldefons^   Prof.,  0.  S.  B.,  Kloster  Metten,  Bayern,  ^9H' 


XXX  Miti^liorlorvoiwiclini.s.  rVerh.Orn. 

I_  fres.  Bay. 

Ordentliche  Mitglieder. 

Jagflscluitzvei'eiu  Münclieii,  Aiienstr.    110.  1900. 

-■•'•Bayerischer  Yogelliebhabervereiii.     Münclien     (Herr   S.   Eugel,    Münclioii, 

Baaderstr.   5/ III).  19 11. 

„Pollichia",   Naturwisseuscli.   Vorciu   der  Klieinpfalz,    Dlirklieini.        1907. 

Zoologiscbes  Institut  derLaiidwirtscliaftHclieii  IIochscluile,lIo]ieiilipiin.  1905. 

„^--Herr    Bacbmauu,   Alfred,   Müncbeii.   Mandlstr.    Ic/III.  ig02. 

„      Balß,   Heinrieb,   Dr.,  Müucbeu,   Herzogstr.   (i3/I  r.  ig  10. 

,,       Baer,  William,  Tliaraudt,   Kgl.   Forstakademie.  1915. 

„       Ballabeiie   (L.  II,),  Müncben,   Tberesieustr.  14,   Garteubaus.   1918. 

„       Bamberger,   Guido,   Müiicben,   Boscbetsriederstr.    16/1.  1910. 

„       Barlow,  Riebard,  Dr.  med.,  Prof.,  Müucben,  Karlstr.  20/TI.     1899. 

„      Barlow,   Willy,  Dr.,  Müucbeu,  Briennerstr.  45.  IQIS- 

-J^    ,,      Bauer,   Alois,  Pfarrer,  Burglauer,  Uuterfrauken.  19 12. 

„      Bergmillcr,  F.,  München,  Keuslinstr.   9.  19 12. 

„      Besserer-Tbalf ingeu,    Ludwig    Freiherr    von.    Oberstleutnant, 

Müncben,   Von   der  Tannstr.    7.  1897. 

„       Bibra,     Friedrich     Freiherr     von,     Hauptmann    a.    1).,     München, 

Agnesstr.  4/o.  1902. 

,,      Braun,   Hans,   Notar,  Krumbach,   Schwaben.  1904- 

^      Buturliu,  Sergius  A.,  Wesenberg,  Kstblaud,  Rußland.  1909. 

„       Clevisch,     Anton.     Dr.    med.    vet.,    Köln-Ebrenfeld,    Eichendorff- 

straße   16/1.  1898. 

„       Darm  Städter,   Dr.  Erust.   München,  Arcisstr.   28.  1918. 

„       Dultz,  Alfred,  München,  Laudwehrstr.   6.  19  it. 

„       Eckardt,   Dr.   Wilh.  Rieh..   Essen,   Hausabaus  88/90.  1918. 

>«-  „       Eckel,   Wilhelm,   Roggeuburg,   Post  Wcißcnboru,   Bayern.      1899. 

„       Eisenhofer.   Dr.   med.,   Bezirksjirzt,   Mühldorf  am   lun.  1901. 

„       Escherich,    Karl,    Prof.    Dr.,   München,    Forstl.    Versuchsanstalt, 

Amalienstr.  1897. 

-\-    ,,      Fischer,  Auton,  Augsburg,   Vogelmauer  G.    141/c.  1900. 

„      Flessa,  Wilhelm,  Hofrat,   Kulmbach.  1904. 

„       Ga Schott.   Otto,   München,   Thierscbplatz   4/III.  1918. 

"^     „      Gebhardt,  Erwin,  Nürnberg,  Sulzbacherstr.  54.  1914- 

„       Gebsattel,    Hermann    Freiherr    von,  General.      Bamberg,    Obere 

Karolinenstr.   7.  1913- 

„      Gelderu-Egmont,     Rainer     Graf    von,    Schloß    Thurnstein     bei 

Pfarrkirchen   (Niederbayern).  1903- 

,,       Gengier,  J.,   Dr.   med,,  Erlangen,   Nürnbergerstr.   16/1.        1897. 

„       Goyr  von   Schweppenburg,     Haus   Freiherr  von,    Müddersheim 

bei   Düren,  Rheinprovinz.  I905- 

„       Görnitz,  Karl,  Erfurt,   Domstraße  4,  1918, 

„      Gott  Schalk,  Paul,  Götheu,  Anhalt,  Marktstr.  4,  1913- 

„       Greppin,    I;..  Dr.  med..  Heilanstalt  Hosegg  bei  Solntburn,  Scliweiz. 

1902. 


^^^^'  ^'1  Mitgliederverzeichnis.  XXXI 

1918   J  ^ 

Herr  Gröbbels,    F.,   Dr.,  München,  Krankenhaus  r.   d.  Isar.  1908 

„      Gutmann,  Max,  München,  Bayerstr.   5/1.  igi6 

Gutmann,  Sigmund,  Kommerzienrat,  München.  Franz  Joseph- 
straße 26/1.  1913 
Haenel,  C,  Forstmeister,  Bamberg,  Markusplatz  6.  19 12 
Ha  in  dl,  Klemens,  Fabrikbesitzer,  Augsburg.  189g 
HeckjL.,  Prof.,  Berlin  W,  62.  Kurfürstendamm,  Zool.  Garten.  190g 
Heerwagen,  Heinrich,  Dr.,  Nürnberg,  Friedrichstr.  12/III.  1906 
Hellmayr_,  C.  E.,  München,  Witteisbacherstraße  2/III.  1903 
Hertwig,    Richard  von.    Prof.,  Geheirarat,  München,  Schackstr.  2 

1898 
Heubach,  Walter,   München,  Franz  Josephstr.   44/H  r.  1913 

Hoffmann,   Richard,   Dr.,   Würzburg,   Friedenstr.   21.  1904 

Ibrahim  Ali  Bey,  Dr.  med.,  Kairo,  rue  Abdine,    Haret  el  Achy 

1902 
Junge,  Hermann,  Erlangen^  Bruckerstr.   8/10.  IQOQ 

Killermann,  Sebastian,  Dr.,  Prof.,  Regensburg  A.  162/in.  1904 
Kleinschm  idt ,  Otto,   Dederstadt,  Prov.  Sachsen.  1917 

Koepert,   0.,  Prof.,   Dresden-A.,  Krenkelstr.   17.  19 14 

Lankes,  Karl,  München,   Auenstr.   10/11.  1900 

Laubmann,  Alfred,  Dr.,  München,  Aeußere  Priuzregentenstr.  14/1 

1907 
Lauterborn,  Robert,  Dr.,  Prof.,  Liidwigshafen,  Luisenstr.  2.  1900 
Leisewitz,  Wilhelm,   Dr.,  Prof.,  München,  Irschenhauserstr.  4/1 

1904 
Lutz,   Eugen,  München,  Lipowskystr.   14/1.  1916 

Martini,  Adolf,  Fabrikbesitzer,  München,  luustr.   2.  1903 

Martini,  Klemens,  Kommerzienrat,   Augsburg.  1899 

Martini,   Ludwig,   Fabrikbesitzer,   Haunstetten.  IQ02 

Merzbftcher,  Gottfried,  Dr.,  Prof.,  München,  Möhlstr.  25.  1906 
M  i  r  b  a  c  h  -  G  e  1  d  e  r  n  -  E  g  m  0  n  t ,  Alfons  Graf  A'on ,  Reichsrat 
Schloß  Roggenburg,   Post  Weißenhorn,  Bayern.  1897 

Moy,  Max  Graf  von,  Exz.,  München,  Gabelsbergerstr.  13.  1903 
Müller-Mainz,  Lorenz,  Prof.,  München,  Kratzerstr.  16.  1902 
Münch,   Georg,  Forstmeister,   Dorf  Kreuth.  1905 

Nieder reuth er.  Gg.,  Forstmeister,  Blieskastel,  Rheinpfalz.  1901 
Ober  heiser,  H.  C.,  Washington,  D.  C,  Biological  Survey,  U.  S 
Department  of  Agriculture,  U.  S.  A.  1913 

Oertel,  Ernst,   München,   Frühlingstr.   30.  1899 

Osthelder,  Karl,   München,   Kaulbachstr.   31/11.  1916 

Otting,  Friedr.  Graf  von,  München,  Von  der  Tannstr.  7.  1910 
Parrot,  Otto,  München,  Pestalozzistr.   50/III.  1897 

Pischinger,  Arnold,  Prof.  Dr.,  Passau,  K.  Gymnasium.  1903 
Pocci,  Franz  Graf  von,  Schloß  Ammerland,  Oberbayern.  1899 
Ponebsek,  Dr.  Janko,  K.  K.  Finauzrat,  Laibach  (Krain).     igi6 


XXXII  Mitgliedcrver/eichnis.  fVerh.  Oni. 

|_  Ges,  Bay. 

Herr  Ratlijeus,    Karl,    Dr.,     Geographisclies     Seminar    des    Kolonial- 
institutes, Hamburg.  igio. 
Frau   Reichenberger,     Else,    New  York,    Broarl  Str.    20,    c./o.  L.  M. 
Prince  &  Co.  1915- 
Herr  Ried  er  er,    Eduard,     Freiherr    von    Paar    zu    Schönau,    Schönau, 
Niederbayeru.                                                                                       1908. 
„       Ries,   Alois,  Dr.,  Prof.,  Bamberg,  Kunigundeudamm  9.          1902. 
„       Rosen,  Kurt  Freiherr  von,  Dr.,  München,  Neuhauserstr.  51.   1912. 
„       Rouget,   Jacques   H.,   Bar-sur-Seine,   Frankreicli.                       1910. 
,,       Rüdiger,   Wilhelm,   Forsthaus   Eisenhammer   bei  Steinbach,   Kreis 
Arnswalde,   Neumark.  IQI?- 
,.  „       Sachtlebeu,   Hans,   Dr.,   Gauting,   Waldpromenade  44.          1916. 
„      Seh  6  idt  er,  Franz,  Forstassessor,  München,  Amalienstr.67/III.  19 11. 
„       Scheicher.  Raimund,   Dresden,  Resideuzstr.    17.                      1913 
„       Scherzer,  Kourad,  Nürnberg,  Am  Maxfeld   77/1.                     1916. 
„       Schiebel,    Guido,    Dr.,    Freistadt,    Ober-Oesterreich,    Gymnasium. 

1906. 

„      Schilcher,   Hubert  von,   Dietramszell  bei  Holzkirchen.  1897. 

„      Schlegel,  Richard,   Leipzig,  Oststraße  56.  I9i7- 

„       S.chloesscr,   Karl,   Dr.,  Prof.,   München,   Sonnenstr.   12.       igoo. 

,,       Schnorr    von    Carolsfeld,    Ernst,    Dr.   med.,    München,    '\^^}lf- 

ratshauserstr.   88,  1904. 

„       Schuler,  F.  W.,   Bayreuth,  Bürgerreutherstr.   39.  1897. 

Frau   Schusser,  Marie,  Aura-Sinngrund,  U.-Franken.  1909. 

Herr    Schwangart,  Fritz,  Dr., Prof.,  Tharaudt,Kgl. Forstakademie.  1905. 

„       Schwarz,   Ernst,   Dr.,   Frankfurt,   Merianstr.    39.  19 12. 

„       Seilern,  Josef  Graf  von,  Groß-Luckow,  Bez.  Holleschau,  Mähreu. 

1911. 

„      Stadler,   Hans,   Dr.  med.,  Lohr  a.  M.  1907. 

„       Stechow,  Eberhard,   Dr.,  München,  Adalbertstr.   94/1.  1911. 

-4-       „       Stresemann,   Erwin,   München,   Rückertstr.    7/1.  1909. 

,,       Sunkel,    Werner,  Marburg  i.  IL,  Frankfurterstr.   55.  1914- 

„       Tisch  er,    Benedict,   Augsburg,   Ludwigstr.  D.  71.  19 14- 

Frau  Törring,   Sopliie   Grätin   von,    kgl.   Ilolioit,    München.   Karolincn- 

platz  4.  1908. 

Herr   Voigt,  Alwin,   Prof.   Dr.,  Leipzig,  Auenstr.   28.  ig  10. 

„       Voit,     Richard,    Forstmeister,   S.iuerlach.  19 13- 

„       Wuth,   Ernst  August,   Dr.   med.,   Münclien,  Prinzregentenstr.   IIa. 

1906. 
„      Zimmer,  Karl,   Dr.,   Prof.,   München,  Neuhauserstr.   51,   Zoologi- 
sche Sammlung.  ig  12. 
„      Zugmayer,  Erich,   Dr.,  München,  Germaniastr.   7,                  igo8. 


Ausgegeben  am  25.  Feljruui'  191  i. 


Verhandlungen 


der 


Ornithoiogischen  Geseilschaft  inBayern 


Band  XIII 

Heft  I 


Im  Auftrage  der  Gesellschaft 


heraiisü'eiielu' 


C.  E.  Hellmayr 

Kustos  der  (U'nithologischen  Abteilung-  der  Zoologisclieti  .Staatssainiulnag, 
Generalsekretär  der  fiesellschaft 


cp 


München  1917 

Jm  Buchhandel  zu  beziehen  durch  die  Veilagsbuchhaiidiuii!i 
Gustav  Fischer  In  Jena. 


Alle    Mitteilungeu,    Anzeigen    von   Wohuungsänderungen,    Beobacb- 
tungsberichte  und  Tauschsendiiugen   sind  erbeten  an  die 

„Ornithologische  Gesellschaft  in  Bayern" 
Zoologische  Sammlung 

München, 

Neuhauserstr.  51, 
alle  Einzahlungen  tiu  den  Kassenwart  der  Gesellschaft  Herrn 

Alfred  Dultz,  München,  Landwehrstrasse  6. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


raMoiogie  der  cephaiopoden  v^  %:\tir''i^z^^'"'^^^Ti 

100  Figuren  im  Text.  (VII,  281S.gr.  S".)]91G  Preis:  S  Mark,  geb.  9  Mark  20  Pfg. 
Inhalt:  Einleitung.  Die  Lebensweise  uer  lebenden  Dibranchii.ten.  1.  Allgemeine 
Vorbemerkungen.  2.  Die  Bewegungsart  der  lebenden  Dibranchiaten.  3.  Die  Futtertiere 
und  Feinde  der  lebenden  Dibranchiaten.  4.  Der  Aufenthaltsort  der  lebenden  Dibranchiaten. 
5.  Die  Körperformen  der  lebenden  Dibranchiaten.  6.  Das  EinzeUeben  und  das  Leben 
in  Schwärmen.  —  Die  Lebensweise  der  fossilen  Dibranchiaten.  1.  Die  bisherigen  Hypo- 
thesen über  die  Lebensweise  der  Belemniten.  2.  Die  Morphologie  der  Rostralbildungen 
bei  den  verschiedenen  Dibranchiatenstämmen.  3.  Wird  das  Gewicht  des  Belemniten- 
rostrums  durch  den  Gasbehälter  des  Phragmokons  ausgeglichen?  4.  Die  Ermittlung 
der  Lebensweise  der  fossilen  Dibranchiaten.     5.  Die  Rekonstruktion  des  Belemnitentieres. 

—  Die  phylogenetische  Bedeutung  der  Armzahl  der  Dibranchiaten.  1.  Die  bisherigen  An- 
sichten über  die  phylogenetische  Stellung  der  Belemniteji.  2.  Bisherige  Angaben  über 
die  Armzahl  der  fossilen  Dibranchiaten.  3.  Die  Armzahl  der  Belemniten.  4.  Die  onto- 
genetische  Entwicklung  der  Arme  bei  den  lebenden  Dibranchiaten. 

Diu  lIGIIIqIIIu  OuP  TI6rPll||8IOIO0lu.  praktische  Übungen  an  Universitäten 
und  höheren  Schulen  sowie  zum  Selbststudium  für  Zoologen  und  Mediziner.  Von 
bi*.  Walter  Stempell,  o".  ö.  Professor  der  Zoologie,  vergleichenden  Anatomie 
und  vergleichenden  Physiologie,  Direktor  des  Zoolog.  Instituts  der  Westfälischen 
Wilhelms-Universität  zu  Münster  i.  W.,  und  Dr.  Albert  Koch,  Assistent  am 
Zoologischen  Institut  der  Westfäl.  Wilhelms-üniversität  zu  Münster  i.  W.  Mit 
360  Abbildungen  im  Text.     (XXIV,  577  S.  gr.  S".)  1916. 

Preis:  16  Mark,  geb.  17  Mark  50  Pfg. 

Inhalt:  Allgemeine  jJvaktische  Ratschläge  für  die   Abhaltung   und   Organisation 

von  physiologischen  Kursen,  über  Materialbeschaffung  etc.  —  A.  1.  Kapitel.  Protozoa: 

Bewegung  auf  Reizreaktion  der  ciliaten  und  flagellaten  Infusorien  (exklusive  Lichtreize). 

—  B.  2.  Kapitel.  Protozoa:  Reaktion  auf  Lichtreize  und  Stoffwechsel.  —  C.  3.  Kapitel: 
Protozoa:  Bewegung,  Reizreaktiou,  Schalenbau  und  Nahrungsaufnahme  der  Sarcodinen, 
Bewegung  dei"  Gregarinen,  Fortpflanzung  und  Befruchtung  der  Protozoen.  —  D.  4.  Ka- 
pitel. Stoffliche  Zusammensetzung  und  Stoffwechsel  der  Protozoen  und  Metazoen :  Kohle- 
hydrate. —  E.  5.  Kapitel.  Stoffliche  Zusammensetzung  und  Stoffwechsel  der  Protozoen 
und  Metazoen:  Fette  und  Eiweißkörper,  —  F.  G.  Kapitel.  Stoffwechsel  der  Metazoen: 
Stoffaufnahme  durch  Nahrung,  Verdauimg  der  Eiweißkörper,  Fermente.  —  G.  7.  Ka- 
pitel. Stoffwechsel  der  Metazoen :  Stofftransport  (Körperflüssigkeit,  Blut).  —  H.  8.  Ka- 
pitel. Stoffwechsel  der  Metazoen :  Stofftransport  (Blutbewegung),  —  I.  9.  Kapitel.  Stoff- 
wechsel der  Metazoen:  Stoffausnutzung  und  Energieumsatz  (Atmung,  Gärung,  Tempera- 
turregulation, Salzstoffwechsel  etc.).  —  K.  10.  Kapitel.  Stoffwechsel  der  Metazoen: 
Stoffabscheidung  (Exkretion,  Sekretion,  Vitalfärbung,  Defäkation,  Stützsubstanzen  etc.). 

—  L.  11.  Kapitel.  Produktion  mechanischer  Energie  (Bewegung)  und  elektrischer  Energie 
bei  Metazoen  (inkl.  passive  Bewegungsapparate).  —  M.  12.  Kapitel,  ReizreaktioJi  der 
Metazoen :  Nervennetze,  zentrales  und  peripheres  Nervensystem  (inkl.  chromatische  Funk- 
tion, Nesselkapseln  etc.).  —  N.  13.  Kapitel.  Reizreaktion  der  Metazoen:  Reaktion  auf 
optische  Reize.  —  Ö.  14.  Kapitel.  Reizreaktion  der  Metazoen:  Reaktion  auf  optische 
Reize  (Fortsetzung),  thermische,  chemische  und  mechanische  Reize.  —  P.  15.  Kapitel. 
Tonproduktion,  Lichtproduktion  und  Fortpflanzung  der  Metazoen.  —  Physikalisches 
und  chemisches  Schlagwörterverzeichnis.  —  Verzeichnis  der  zoologischen  Namen  mit 
systematischen  Nachweisen.  —  Alphabetische  Liste  der  Versuchstiere  mit  Angabe  der 
Versuchsnummern.  —  Notiz  über  Vorlesungsversuche.  —  Nachträge  und  Berichtigungen. 

—  Sachregister. 

Der  Farbensinn  und  FonnensinPerBien^  ^a^.!^?*^.^  s^ 

am  Zoologisehen  Institut  München.  Mit  12  Abbildungen  im  Text  und  5  Tafeln. 
(Abdruck  aus  „Zoologische  Jahrbücher-'.  Abteilung  für  allgemeine  Zoologie  und 
Physiologie.   Bd.  35.)    1915.  Preis:  13  Mark. 

Inhalt:  Einleitung.  1.  Nachweis  des  Farbensmnes.  —  2.  Beschaffenheit  des  Farl)en- 
sinnes.  —  3.  Der  Farbensinn  der  Biene  und  die  Blumenfarben,  a)  Die  Blumenfarben 
im  allgemeinen,  b)  Der  „Farbenwechsel"  der  Blüten,  „Kontrastfarben"  und  ,,Saftmale"-. 
e)  Die  ;,  Lieblings  färben"  der  Bienen.  —  4.  Der  Formensinn  der  Biene  und  seine  Be- 
deutung beim  Blumenbesuch.  —  5.  Mißglückte  Dressur  versuche  mit  unnatürlichen  Formen ; 
ein  Beitrag  zur  Psychologie  der  Biene.  —  6.  Biologische  Notizen.  —  7.  Die  praktische 
Bedeutung  eines  farbigen  Anstriches  der  Bienenstöcke;  Versuche  über  die  Orientierung 
der  Bienen  bei  der  Heimkehr  in  den  Stock,  a)  Historisches,  b)  Eigene  Versuche,  c)  Rat- 
schläge für  den  Imkei*.  —  Zusammen  fassung,  —  Anhang :  Versuchsprotokolle  zu  Kapitel  1  u.  2^ 

—  Literaturverznchnis.  —  Erklärun«;dor  Ahliildunueii.  -   Antorenregister.  —  Sachregister 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


Die  Asseln  oder  isopoden  Deulschiands.  ^^'i^^^!^]2^l; 

(VI,  9(3  S.  gr.  8".)  Hilf).  Preis:  2  Mark  80  Pfu 

Inhalt:  Einleitung.  —  Übersicht  der  Gattungen.  —  Die  in  Deutschland  und  ii 
den  deutschen  Meeresteilen  gefundenen  Arten.  —  Über  die  geographische  Verbreitun.: 
der  Asseln  in  Deutschhind  und  die  Art  ihres  Vorkommens.  Übersicht  der  deutsche': 
Asseln  nach  der  Art  ihres  Vorkommens.  —  Die  wichtigste  Literatur  über  die  Assel  i 
Deutschlands.  —  Namenregister. 

nun    AmOiCOnlnillD      Kine    biologische,    tierpsvchologische    und    retlexbiologischi 
UGl     HIIIGIoillllUwIl.     Untersuchung.     Von  Dr  Franz  Doflein,  o.  Professor  de 
Zoologie  an  der  Universität  Freiburii  i.  Br,     Mit  10  Tafeln  und  43  Al)l)ildungei 
im  Text.  (VI,  138  8.  gr.  8".)    191ü.     '  Preis:  9  Mark. 

, In  halt:  Einleitung.  1.  Vorkommen  des  Ameisenlöwen.  —  II.  Bau  des  Ameisenlöwen. 
a)  Äußere  Morphologie,  b)  Färbung  und  Zeichnung.  —  III.  Das  Verhalten  des  Ameisen- 
löwen in  freier  Natur.  —  IV.  Das  Verhalten  des  Ameisenlöwen  unter  experimentellen  Be- 
dingungen. —  1  Das  Totstellen.  2.  Die  Bereitschaftsstellung.  3  Die  Umdrehreaktion. 
4.  Die  VVauderbeAvegungen.  ö.  Das  Einbohren  in  den  Sand.  (i.  Der  Bau  der  Band- 
trichter.  7.  Der  Ameisenfang  —  V.  Sinnesorgane  und  Sinnesreaktionen  des  Ameisen- 
löwen. 1.  Bau  und  Funktion  der  Augen.  2.  Die  Lichtsinnesreaktionen.  3.  Temperatui- 
sinn  und  Thermotaxis.  4.  Interferenz  von  Phototaxis  und  Thermotaxis  5.  Der  Tasi 
sinn  und  seine  Organe,  a)  Die  Binneshaare  der  Körperoberfläche,  b)  Die  Erscheinungcj 
der  Tangorezeption.  (5.  Thigmotaxis.  7.  Chemische  Sinne.  —  VI.  Die  wichtigsten  Reflexe 
des  Ameisenlöwen.  -  VII.  Die  Reizbarkeit  des  Ameisenlöwen.  —  VIII.  Abrifs  der  Lebens- 
geschlehte  des  Ameisenlöwen.  —  IX.  Abschlufs  und  Ergebnisse.  —  Literaturverzeichnis 
—  Erklärung  der  Tafeln. 


TiPPnhllQinlnniQPhPQ  PPSlIltillllin  ^  "^^  Anweisung  für  praktische  Kurse  un 
lluiPliyOlulUyiObllCO  ri  dnilnUlll.  \orlesungsversuche  an  Universitäten  unn 
höheren  Schulen,  sowie  ein  Leitfaden  der  Experimentalphysiologie  für  Zoologen 
Mediziner  und  Lehrer  höherer  Lehranstalten.  Von  Hubert  Erhard,  Dr.  phil 
Privatdozent  für  Zoologie  an  der  Universität  Gießen.  Mit  83  Abbildungen  in 
Text.  (XXVI,  127  S.  gr.  8"'.)  191().  Preis:  4  Mark  40  Pfg.,  geb.  5  Mark  GOPfK- 
Ijihalt:  Vorwoit.    —   Benutzte  zusuinmenfassende  Werke.    —    Praktische  Winke. 

—  Kurs  I.  Die  physikalischen  Eigenschaften  der  lebendigen  Substanz.  —  Kurs  II.  Die 
chemischen  Eigenschaften  der  lebendigen  Substanz.  A.  Synthese  einer  organischen  Ver- 
i)indung  aus  anorganischen    Bestandteilen.     B.   Die    anorganischen   Stützsubstanzen. 

—  Kurs  III.  C.  Die  Fette.  D.  Die  Kohlehydrate.  —  Kiurs  IV.  E.  Das  Eiweiß. 
Kurs  V.  Der  Stoffwechsel.  A.  Allgemeine  Stoffwechselfragen.  B.  Die  Milch.  C.  Innere 
Sekretion.  —  Kurs  VI.  D.  Das  Blut.  —  Kur.'^;  VII.  E.  Die  Atmung.  —  Kurs  VIII 
F.  Die  Exkretion.  Energieumsatz  und  Energieauslösung.  A.  Produktion  von  Wärmi 
Elektrizität  und  Gift.  B.  Regeneration.  —  Kurs  IX.  C.  Muskelphysiologie  und  Bi 
wegungslehre.  —  Kurs  X.  Die  Nerven physiologie.  —  Kurs  XI.  Sinnesphysiologie.  Tasi 
sinn.  —  Kurs  XII.  Temperatursinn.  Schmerzsinn.  —  Kurs  XIII.  Geruchsinn.  Gi 
schmacksinn.  —  Kurs  XIV.  Gesichtssinn.     1.  Teil.  —  Kurs  XV..  Gesichtssinn.  2.  Teil 


Das  werden  der  Organismen.  ^i^Z!^''^:^  's^c^';^,^^. 

Direktor  des  anatomisch-biologischen  Instituts  der  l'niversität  Berlin.    Mit  11  f)  Al> 

bildnngen  im  Text.  (XII,  710"^S.  gr.8".)    lOKi. 

Preis:  18  Mark  50  Pfg.,  geb.  20  Mari 
Inhalt:  I.  Kapitel:  Die  älteren  Zeugungstheorien.  —  II.  Kapitel:  Die  Stellung 
<ler  Biologie  zur  vitahstischen  und  mechanistischen  Lehre  vom  Leben.  —  III.  Kapitel 
Die  Lehre  von  der  Artzelle  als  Grundlage  für  das  Werden  der  Organismen.  — IV.  K;: 
pitel:  Die  allgemeinen  Prinzipien,  nach  denen  aus  den  Artzellen  die  vielzelligen  Organismei 
entstehen.  V.  Kapitel :  Die  Umwertimg  des  biogenetischen  Grundgesetzes.  —  VI.  K:i 
pitel:  Die  Erhaltung  des  Lebensprozesses  durch  die  Generationsfolge.  —  VII.  Kapitel 
Das  System  der  Organismen.  —  VIII.  und  IX.  Kapitel:  Die  Frage  nach  der  Konstan- 
der  Arten.  —  X.  und  XL  Kapitel:  Die  Stellung  der  Organismen  im  Mechanismus  d( 
Natur.  —  XII.  Kapitel:  Das  Problem  der  Vererbung.  —  XIII.  Kapitel:  Der  gegeii 
wärtige  Stand  des  Vererbungsproblems.  —  XIV.  Kapitel:  Lamarckisraus  und  Darwinis- 
mus. —  XV.  Kapitel:  Kritik  der  Selektions-  und  Zufallstheorie.  —  XVI.  Kapitel 
Zusammenfassung  und  Nachwort.  —  vSachregister. 


K.B.Hof-  und  Univers.-Buchdruokerel  Junge  &  Sohn,  Erlangen 


Ausgegeben  am  20.  September  1917. 


Verhandlungen 


der 


OrnithologischenGesellschaftinBayern 


Band  XIII 

Heft  2 


Im  Auftrage  der  Gesellschaft 

herausgegeben 


C.  E.  Hellmayr 

Generalsekretär  der  Gesellschaft. 


3Iüiiehoii  1917 

Im  Buchhaiidel  zu  beziehen  durch  die  Verlagsbuclilüindlniig 
Gustav  Fischer  in  Jena. 


in— Bgi» 


Alle    Mitteilungen,    Anzeigen    von    Wolinmigsänderuugeu,    Beobach- 
tuugsberichte   und  Tauschseudnngen   sind   erbeten  an   die 

„Ornithologische  Gesellschaft  in  Bayern" 
Zoologische  Sammlung 

München, 

Neuhauserstr.  51, 
alle  Einzahlungen   an   den  Kassenwart  der   Gesellschaft   Herrn 

Alfred  Dultz,  München,  Landwehrstrasse  6. 


Ausgegeben  am  25.  Mai  1918. 


<^'      ■    •>  ^ _    ;:;.., :: : _: _____ 


Verhandlungen 


der 


OrnithologischenGeselischaft  inBayern 


Band  XIII 

Heft  3 

Im  Auftrage  der  Gesellschaft 

herausueiiebeu 


C.  E.  Hellmayr 

Generalsekretär  der  Gesellschaft. 


Mttnclieu  1918 

r»i  Ktiehhandel  zu  beziehen  durch  die  Verlagsbuchhandluiii 
Gustav  Fischer  in  Jena. 


Z.  XI. 


Alle    Mitteiliiiigeu,    Anzeigen    von    Wohuungsäuderuugeu,    Beobacb- 
tungsbericbte  und   Tauscbsendungen   sind   erbeten   an   die 

„Ornithologische  Gesellschaft  in  Bayern" 
Zoologische   Sammlung 

München, 

Neuhauserstr.  51, 
alle  Einzahhmgen   an   den   Kassenwart   der  Gesellschaft  Herrn 

Alfred  Dultz,  München,  Landwehrstrasse  6. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 

Ich  erhebe  in  gleicher  Weise  wie  der  grössere  Teil 
der  ivissenscJicfftlichen  Verlag shuehhandlungen  amf  meine 
his  ^um  31.  Dezember  1916  erschienenen  T erlag swerUe 
mit  Ausnahme  der  Zeit  seh  triften  einen  Kriegst  euertings- 
zuschlag  von  20'^/^  auf  die  Ladenpreise,  wie  sie  in  den 
Katalogen  und  meinen  Verlagsanzeigen  genannt  sind. 
Der  vermittelnde  ßortimentsbuchhändler  hat  das  Jiecht, 
tveitere  /07o  i'om  Ladenpreis  aufzuschlagen. 

Soeben  erschien: 

Der  Flug  der  insehien  und  der  Uögei  l"e°i„'hr;rrr .  iz 

fossor  an  der  Univensilät  München.     Mit  18  Abbildungen  im  Text  und  5  Tafeln. 

(70  S.  gr.  8'\)   1918.  Preis:  4  Mark  50  Pfg. 

Die  Fort.schritte  auf  dem  Gebiete  der  Flugtechnik  und  die  Vertiefung  unserer 
Kenntnis  des  Vogelfluges  haben  sich  wechselseitig  in  hohem  Maße  gefördert.  Dem 
Flug  der  Insekten  dagegen  wurde  bisher  nur  wenig  Beachtung  geschenkt.  Die 
vorliegende  Schritt  stellt  eine  grundlegende  Untersuchung  des  Insektenfluges  dar,  in 
welcher  der  prinzipielle  Gegensatz  der  Hugweise  dieser  Tiere  gegenüber  der  der 
großen  Vögel  und  J'lugapparate  dargetan  wird.  Durch  eine  einfache  Methode,  die 
den  Einfluß  der  Flügelbewegung  auf  die  umgebende  Luft  erkennen  läßt,  erfahren 
unsere  Vorstellungen  über  das  Fliegen  eine  wertvolle  Bereicherung.  In  einem  An- 
hang wird  das  Schweben  der  Tagschmetterliuge  näher  analysiert.  Die  Schrift  ist 
allgemeinverständlich  gehalten  und  wird  den  Zoologen,  den  Ornithologen  und  Ento- 
mologen ebenso  interessieren  und  anregen  wie  den  Physiologen,  den  Flugtechniker  und 
den  Flieger. 


Die  Hiiinenopieren  Mitteleuropas.  ^TSiauors^r  ^r, 

analytisch    bearbeitet    von   Prof.  Dr.   O.  Schmiedeknecht,    ßlaukenburg. 

Mitl20  Abbildungen  im  Text.     (VII,  804  S.  gr.  8".,)    1907.     Preis:  20  Mark. 

Verf.  hat  hier  sämtliche  in  Mitteleuropa  vorkommenden  Familien  und  Gattungen 

der  Hymenopteren  analytisch  bearbeitet,  z.  T.  die  Tabellen   auch   auf  ganz  Europa 

ausgedehnt.     Die  akuleaten  Hymenopteren  sind    sämtlich  auch   nach  ihren    Arten 

behandelt,  ebenso  die  Ichueumoniden  und  eine  Reihe  anderer  Gruppen. 


PraKiiHum  der  insehlenhunde  ;"%'r%rÄ";'"sSe'sr 

Mit  201  Abbildungen  im  Text.  (VIII,  194  S.  gr.  8".)  1918.  Preis:  7  Mark. 
Das  Werk  ist  eine  Einführung  in  die  lusektenbiologie  auf  der  Grundlage 
praktischer  mikroskopischer  Untersuchungen.  Es  behandelt  in  erster  Linie  solche 
Erscheinungen,  die  für  den  naturgeschichtlichen  Unterricht  in  der  Schule  in  Betracht 
kommen.  Eis  ist  daher  für  die  Lehrerschaft  ein  außerordentlich  wertvolles  Hilfs- 
mittel zur  Vorbereitung  und  Vertiefung  des  Unterrichtes.  Für  Fortbildungskurse 
und  für  die  in  den  Studienplau  der  Biologen  aufzunehmenden  praktischen  L'ebungen 
bietet  das  Werk  eine  geeignete  Grundlage.  Darüber  hinaus  wendet  er  sich  an  den 
großen  Kreis  der  Insektenfreunde  und  Tnsektenkundigen:  er  will  ihnen  Anleitung 
geben,  wie  sie  ihre  Liebhaberei  zu  einem  wir-sonschaftlich  vertieften  und  genuß- 
reichen Studium  ausgestalten  können. 


Diu  LlumuDlQ  Oui  IluPPIIIISlOlOOlu.  praktische  Uebungen  an  Universitäten 
und  höheren  Schulen  sowie  zum  Selbststudium  für  Zoologen  und  Mediziner. 
Von  Dr.  Walter  Stempel!,  o.  ö.  Professor  der  Zoologie,  vergleichenden 
Anatomie  und  vergleichenden  Physiologie,  Direktor  des  Zoologischen  Instituts 
der  Westf.  WilhelmsUuivcrsität  zu  Münster  i.  W.  und  Dr.  Albert  Koch, 
As.sistent  am  Zoologischen  Institut  der  Westfälischen  Wilhelms  Universität  zu 
Münster  i.  W.     Mit  8(iO  Abbildungen  im  Text     (XXIV,  7ö7  S.  gr.  8".)   191(;. 

Preis:  1(5  Mark,  geb.   18  Mark. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


Leiiiaden  lür  das  mlMiopisGh  -  zoologische  Prahiuni. 

Von  Dr.  Walter  Stempeil,  Professor  der  Zoologie  und  vergleichenden 
Anatomie  an  der  Wesifälisclien  VVilhelms-Univer.sität  zu  Müne^ter  i.  W.  Mit 
•71  Abbildungen  im  Text.     (IV,  84  S.  gr.  8".)     1911.     Preis:  2  Mark  80  Pfg. 

UuBr  Il6n  rlUfl  flßP  v0y6l.  Prosektor  der  Anatomie  zu  Freilnirg  i.  Br. 
Ein  Beitrag  zur  Erkenntnis  der  mechanischen  und  biologischen  Probleme  der 
aotiven  Locon;otion.  (Separatabdruck  aus  der  Jenaischen  Zeitschrift  f.  Natur- 
wissensch.  Bd.  XIX,  N.  F.  XII.)     1S85.  Prei.s:  7  Mark. 

OOP  iöPiiniBslnWhres  Biiilnfl  leizi.1^ 

lagiMi  der  Tierpsychologie.  Von  Dr.  Heinrich  Ernst  Ziegler,  Prof.  der 
Zoologie  a.  d.  Technischen  Hochschule  in  Stuttgart,  der  Tierärztlichen  Hoch- 
schule in  Stuttgart  und  der  Landwirtschaftlichen  Hochschule  in  Hohenhoim 
(früher  Professor  an  den  Universitäten  Ereiburg  i.  Br.  und  Jena).  Zweite, 
verbesserte  und  vermehrte  Auflage.  Mit  einem  Anhang:  Die  Ge- 
hirne der  Bienen  und  Amei.sen.  .Mit  16  Abbildungen  im  Text  und 
2  Tafeln.     1910.  Preis:  3  Mark. 

Inhalt:  Einleitung.  —  1.  Die  Tierpsychologie  im  Altertum.  —2.  Der  Instinkt- 
begriff der  Kirchenlchre.  —  ;>.  Die  Gegner  der  kirchlichea  Lehre  vom  Instinkt.  — 
4.  Der  vitalistische  Instinktbegriff.  —  .'>.  Darwin.  —  (3.  Die  Lamarckisten.  —  7.  Die 
neuere  Tierpsychologie.  —  8.  Die  Unterschiede  der  iustinktiven  und  der  verstandes- 
inäßigeu  Handlungen.  —  9.  Die  Frage  des  Bewußtseins  und  des  Gefühls.  —  10.  Die 
histologische  Grundlage.  —  11.  Die  Unterschiede  der  Tierseele  und  der  Menschen- 
seele. —  Anhang:  Die  Gehirne  der  Bienen  und  Ameisen 

Die  eepaüiiiigiep  Deuiscnianiis  ^:::^:^f^s:;!rt^ 

des  Deutschen  Reiches  bisher  aufgefundenen  Orthopteren-Arten  ( Dermaptera, 
Oothecaria,  Saltatoria).  Von  Dr.  Friedrich  Zacher,  ständigem  Mitarbeiter 
an  der  Kaiserlichen  Biologischen  Anstalt  für  Land-  vind  Forstwirtschaft.  .Alit 
einer  Verbreitungskarte.     (VII,  288  S.  gr.  8".)     1917.  Preis:  10  Mark. 

Inhalt:  Vorwort.  —  Allgemeine  Einleitung.  —  1 .  Vorarbeiten  älterer  Forscher, 
2.  Der  Artbegriff,  seine  ideale  und  praktische  Definition,  Veränderlichkeit  und  Ver- 
erbung bei  den  Geradflüglern,  Bedeutung  der  Kurzflüglichkeit.  Die  Anzahl  der 
deutschen  Orthopteren-Arten.  4.  Die  Areale  der  deutschen  Orthopteren-Arten  und 
die  Einteilung  Deutschlands  in  faunistische  Gebiete.  5.  Die  Herkunft  der  deutschen 
■Orthopteren  tau  na.  Diskontinuierliche  Verbreitung:  Vorposten  oder  Relikt?  ti.  Ver- 
breitungshcmnuiisse.  Abhängigkeit  von  Klima,  Boden  und  Pflanzen  wuchs.  Lebens- 
gemeinschaften. 7.  Beziehungen  der  Geradflügler  zum  Menschen.  Verschleppung 
durch  den  Handel.  Schädliche  Arten.  Hausbewohner.  8.  Das  Auftreten  der  Gerad- 
flügler im  Kreislauf  des  Jahres.  —  Verzeichnis  der  Arten,  ihrer  Synonyma  und  ihrer 
Fundorte.  —  Nachträge.  —  Tabellari-sche  üebersicht  über  die  geographische  Ver- 
breitung der  deutschen  Geradflügler-Arten.  —  Tabellarische  Üebersicht  über  die 
Verteilung  der  deutschen  Geradflügler  auf  die  ökologischen  Formationen.  —  Ver- 
zeichnis der  Arbeiten  über  deutsche  Geradflügler.  —  Alphabetisches  Verzeichnis  der 
Gattungs-  und  Artnamen  und  ihrer  Synonyma.  —  Verbreitungskarte. 

zooiooisciies  WöPiepicil/ ^rr  «ra^^  ^ 

tomischer,  entwicklungsgeschichtlicher  und  naturphilosophischer  VVerke.  Ver- 
fallt von  Prof.  Dr.  E.  Bressiau  in  Straßburg  i.  E.  und  Prof.  Dr.  H.  E.  Zieqler 
in  Stuttgart  unter  Mitwirkung  von  Piof.  Dr.  E.  Eichier  in  Stuttgart,  Prof.  Dr. 
E.  Fraas  in  Stuttgart,  Prof.  Dr.  K.  Lampert  in  Stuttgart,  Dr.  Heinrich  Schmidt 
in  Jena  und  Dr.  J.  Wilhelm  in  Berlin.  Revidiert  und  herausgegebeji  von  Prof. 
Dr.  H.  E.  Ziegler  in  Stuttgart.  Zweite,  vermehrte  und  verbesserte 
Auflauf.     Mit   .')•).')  Al)bildungen  im  Te.\t.     (XX f,  7;]7  S.  gr.  O».)     1912. 

Preis:  18  Mark,  geb.  19  IMark  .V»  Pfg. 

Die  zweite  Auflage  enthält  über  5500  Artikel. 
Aus  der  Heimat.  1908,  Heft  .'>: 

Wer  sich  eingehender  mit  zoologischen  Studien  abgeben,  ja,  wer  auch  nur  eines 
•der  vielen  naturphilosophischen  Werke  der  Neuzeit  mit  Nutzen  lesen  will,  braucht 
ein  solches  Wörterbuch  unbedingt. 


Ausgegeben  am  25.  November  1918. 


Verhandlungen 


der 


OrnithologischenGeseilschaftinBayern 


Band  XIII 

Heft  4 

Im  Auftrage  der  Gesellschaft 

hei'uiisticu'L'lten 


C.  E.  Hellmayr 

Generalsekretär  der  Gesellschaft. 


München  1918 

Im  Buchhandel  zu  beziehen  durch  die  Verlagsbuchhandlung 
Gustav  Fischer  in  Jena. 


Z.  XI. 


.Vlle    Mitteilungen,    Anzeigen    vom    Wohnuiigsänderuugeu.    Beobach- 
tnugsberichte   und  Tauschseiulungen   sind   erbeten   an   die 

„Ornithologische  Gesellschaft  in  Bayern" 

Zoologische   Sammlung 

München, 

Neuhauserstr.  51, 
alle  Einzahlungen   an   den   Kassenwart  der  Gesellschaft   Herrn 

Alfred  Dultz,  München,  Landwehrstrasse  6. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena^ 

Die  Raumorientierung  der  Ameisen  und  das  Orientierungs- 
problem im  allgemeinen.   SSlU^'d^'SSr^^^lL^^^t; 

Miicmc.    \'oii  Dr.  intHj.  Radolf  Brnn.     Mit  .'>]  .MihilduDjuen  im  Toxt. 

1914.     (VITI,  2M  8.  gr.  8".)     ..  Preis:  (i  Mark. 

Inhalt:  Einleitung:  Kurze  X-borsicht  über  die  Literatur  und  die  ver- 
schiedenen Thwrien  der  Rauniorieutierniiü,  bei  den  Ameisen,  l'ber  Eauniorien- 
tierung  bei  anderen  Tieren  (Insekten,  Viigel,  Säuger.  .Mcn^^eh). 

I.  Allgemeiner  Teil:  Die  psyehophysiologisclien  (i  i-undlagen^ 
der  Orientierung  im  [l'i'i'iiP-  1-  Vorbemerkungen  zur  Term  inologie. 
A.  Muemisehe  (psychologische)  Terminologie.  1>.  Thysiologiscth-biologisehc  Ter- 
minologie. —  2.  l'ber  Uaumorientierung  im  allgemeinen.  A.  Die 
statische  (propriozeptive)  Orientierung.  I?.  Die  dynamisc-he  (exterozeptive)  Orien- 
■tieriing.  —  ;).  Die  p.sy cho-physiologischen  Grundlagen  der  l\aum- 
orientierung  bei  den  A  mei.sen.  A.  j)ie  sinnesphysiologischen  ( Irundlagen. 
r>.   Die  mneinisehen  (Jrundlagen. 

II.  Spezieller  Teil:  lleobaehtungen  und  Experimente.  A.  Die 
Orientierung  auf  (Jer  ueli.sl'äh  rten.  1.  Kritische  IJemerkiingen  ülter  das 
sogenannte  „Polarisationsphänomen".  2.  Experimentelles.  ?>.  Zusammenfassung 
der  Ergcbni.sse  über  die  Orientierung  auf  Oerucli.sfährten.  —  F>.  Die  Orien- 
tierung auf  A  nieisenstraCieii.  —  (J.  Die  Orientierung  auf  Durch- 
gangsstrecken. —  D.  Die  Orientieru)ig  auf  Eiuzelwandcrung. 
1.  Kritische  VorbeuKirkungen.  2.  Experimentelles.  —  E.Zusammenfassung 
sämtlicher  Ergebnisse.  —  Sachregister. 

In  tier  vorliegenden  Monographie  ist  d(>r  V'eisuch  gemacht,  das  verwickelte' 
Problem  der  Uaumorientierung  l)ei  den  Ameisen  auf  eine  festere  theoretische^ 
IJasis  zu  stellen  und  auf  Grund  einer  großen  Zaiil  eigener  Beobachtungen  und 
unter  kritischer  .Sichtung  der  umfangreichen  Literatur  zusammenhängend  darzu- 
stellen. Wenn  somit  die  sorgfältige  Bearbeitung  eines  Tatsachenmaterials  von 
JöO  Einzelversuclien  nach  teilweise  ganz  neuen  j)hysiologischen  Methoden  im> 
speziellen  Teile  des  Werkes  hauptsächlich  den  Physiologen  angeht,  so  ist  die  all- 
gemeine Erörterung  der  mnemischen  (»rundlagen  der  Orientierung  im  Paum  in 
gleicher  Weise  auch  für  den  Bioloiicn  und  Zoologen  bestimmt. 


Der  Farbensinn  und  Formensinn  der  Bienen.  Frii^hriw' 

dozent  und  Assistent  am  Zooh)gischen  Institut  München.  Mit  12  Ab- 
bildungen im  Text  un*d  ö  Tafeln.  (Öonder-Abdruck  aus  „Zoologische 
Jahrbücher'-.  Abteiluuij:  für  allgemeine  Zoolo&ie  und  Physiologie.  Bd.  So.) 
1914.  '  "  ■    Preis:  l?,  Mark. 

Inhalt:  Einleitung.  1.  Xachweis  des  Farbensinnes.  —  2.  Beschaffenheit 
des  Farben.sinnes.  —  ;>.  l>er  Farbensinn  der  Biene  und  die  Blumenfarben,  a)  Dic' 
Blumenfarben  im  allgemeinen,  b)  Der  „Farbenwechsel"  der  Blüten,  ,, Kontrast- 
farben" und  „Saftmale",  c)  Die  „Liebling-sfarben"  <ler  Bienen.  —  4.  Der  Formen- 
sinn der  Biene  und  .seine  Bedeutung  beim  Bluraenbesuch.  —  .').  Mißglückte 
Dressurvensuche  mit  unnatürlichen  Formen;  ein  Beitrag  zur  Psychologie  der 
Biene.  —  (».  Biologische  Xotizen.  —  7.  Die  praktische  Bedeutung  eines  farbigen 
An.striches  der  BienensKicke;  Versuche  über  dic  Orientierung  der  Biejien  hii  der 
Heimkehr  in  den  Stock,  a)  Historisches,  b)  Eigene  Versuche  et  Katschläge  für  den 
Imker.  —  Zusammenfassung.  —  Anhang:  Versuchsprotokolle  zu  Kapitel  1  und  2. 
—  Literaturverzeichnis.  Erklärung  der  Ai)bildungen.  Autorenregister.  Saeliregister. 

Die  Fortpflanzung,  die  Schwangerschaft  und  das  Gebären 

rlon  Qänno'fiapQ  ''^'"^  zooloiiische  Feld  Vorlesung  für  meine  im  Felde 
UCI  OdUgBUtJItJ.  stehenden  Schüler.  Von  Prof.  Dr.  F.  Doflein 
in  Freiburg  i.  Br..  Mit  2')  Abbild,  im  Text  (04  S.  gr.  8").  11)17.   Preis:  l.öo  Mk. 

DieGeradlügler  Deutschlands  ':;^E^:'^:^Z':;:^^ 

des  Deutscheu  Reiches  bisher  aufgefimdenen  Orthopteren-Arten  iDermaptera, 
Oothecaria,  Saltatoria).  Von  Dr.  Friedrich  Zaclier,  ständigem  Mit- 
arbeiter an  der  Kaiserlichen  IJiolosri.schon  Anstalt  für  Land-  und  Forstwirt- 
schaft. Mit  einer  Verbreitinigskarte.  ( VII,  2SSS.  gr.  8".)  1917.  Preis:  10:\[k. 


^*ll=^?a.°Hl!£y  £ii£her  in  Jena. 

Neuerscheinungen, 


Zur  Widerlegung  von  Darwins  Zufallstheorie  durch  das  Gesetz 
in  der  Entwicklung 


von 


,,    ,        ,  Oskar  Hertwig 

IXrcktor  -Ics  Miialoniiscl.-IjiologischcM.   Ii.sfitnts  ,hr  TnivcTsiliii    JJn-lin. 
Zweite  vermehrte  und  verbesserte  Auflage. 

Mit  11,)  Al)I)iJdunt;(.n  im  Text.     (Will.  (iRO  s.     .,._  s".i      mix. 
J'm.s:  24  ]\IIc..  od,,  o^^  -\j|^ 

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b.  IJie  t Tilge,  nach  der  Konstanz    der  Aifen      <)    Die  Fr-i<.P    n.,/.I,    .i..  r--      7 
der  Arten.     10.  Die  Stel'nno- ,|,...  n.- ;.  "  '   :..   v/ 'f  :^.';'-'^'    nach   .lor  Konstanz. 


2    iw"d     'o'"  Stellnn,  dcr().,ani.nen  in>  M;,:haniyn;u.  ^  N  m  r     H    D 
VeÄ,.        lVln"'l?"    ""  Meeh.uHsmus   der  Natur.     12.  Das    Problem    der 
r\SchSto\],'r  n  ^^^  W"«art,f,c  .^tand  des  A'ererl>ung..proble.ns.     14.  Si 

v.cscucite  dei  Deszendenztheorien.    Lamarckisnuis  und  Darwi  li^nins     !■•>  ITriMt 
<lor  .Kelektions-  und  Znfallstheorie.     IC.  Zn.amnienfaJJ/   v  'l™     ±^^ 


Vererbung  und  Auslese 

Grundriß   der  Gesellschaftsbiologie  und  der  Lehre  vom  Rassedienst. 

Für  Rassehygieniker,    Bevölkeruugspolitikor,    Ärzte,    Anthropoloueu     So/iolotre., 
Krz,el,er.    Knnn.alisten..    höhere   Verwaltungsbeamt;.    und    jXS'  teetS, 

(Tol)i]dcte  aller  Stände 
von 

Br.  Wilhelm  Schallmayer. 

Dritte,  durchweg  umgearbeitete  und  vermehrte  Auflage 

(XVI,  Ö3G  S.     gr.  8".)     19IS. 
J'rcis:   I.^)  Mk.,  geb.  1!)  Mk. 

dienstlehlif ''Thr}'"rr-  ^'^^^«t-^^V^S»-!^"^'""^^  ^'"^1  Hilfst issei> schatten  der  Rwse- 
Grun^^^^^^^^^^  J-    «^"Ptteil.      Die    Avissenschaftlichen 

2  S  lohVe  v-i%  '^x^''^'^"'*'''-  ,-  ^-  ^^'^  biologische  Entwicklungslehre. 
LlScJ  4  W.n„^-\XT^""F  ""^1  ^^'-^^i'^Wlität.  .^CDie  menschlich^!  Erb- 
?".  V  ikern  mT  ^1  '  V  l^^f^^ienst  nötig  ist.  5.  Niedergang  und  Aussterben 
lebLde  Kn    n  ,  1  >';tartungsproblem.     ().  Betrachtun|en    über   die   iUtestc 

Wer  matt     ,   er  S    Vt-  V  ^^"^   «'If  «I-pWIosophische  Problem    des  Endzieles  und 
Eassodiens  l«  «^'-^«tl^^^en  Pol.t.k    _  II.  Hauptteil.     Ziel  und  Wege  de. 
Seh  ußu-irt         T,-;:  ?•  '^«^^«^"•'^"'"^'^'^P^''^^'^'-    »•  "^^S^  der  Volkseugenik.  - 
üÄS  DruÄS""""'""  ^^  ^"••"•--?-<-  -  Sachregister.  1-  Liste 


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