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FOR THE PEOPLE
FOR EDVCATION
FOR SCIENCE
LIBRARY
OF
THE AMERICAN MUSEUM
OF
NATURAL HISTORY
Verhandlungen
der
Ornithologischen Gesellschaft in Bayern
Band XIII
S<\Ax\a{^['V^.-hC)
Im Auftrage der Gesellschaft
herausgegebeu
C. E. Hellmayr
Generalsekretär der Gesellschaft.
-c8d-
Mncheii 1917-1918
Im Buchhandel zu beziehen durch die Verlagsbuchhandlung
Qustav Fischer in Jena
J,)ie piiizeliicn Hefte de.« XIII. Baiides wurden au.sgegeben :
Heft 1 (p. 1-124, V— XII) am 2.5. Februar 1917
Heit 2 (p. 125—208, XIII— XN'IIIi am 20. September 1917
Heft 3 p. 209-322, XIX~-XXIV) am 25. Mai 1918
Heft 4 (p. 323— 370, 1— IV, XXV— XXXllj am 25. November 1918.
Hof- und Universitäts-Buchdruckerei von Juuge & Sohu.
^^^]'^ löhaltöver/eichoits de« XIII. Baades. III
18 J
1918
Inhaltsverzeichnis des XIII. Bandes.
< )rigiiialauf Sätze. .^„ita
Bötticher, H. von, EntgegnuDg . , ,...,..,. 120
Domaniewski, .T. von, Sitto. mropaea homeyeri Hart. lUid verwandte Formen 174
Gebhardt, E., Fichtelgebirgsbeobflcbtungen 1914 158
Gengier, ,1.. Materialien zur bayerischen Ornithologie VIII. /weite Abteilung 3
Hellmayr, C. E., Drei Beiträge zur Nomenklatur der Vögel Europas ... 87
Besohreilniug von sechs neuen ueotropi8chen Vogelformeu, neb.st einer
Bemerkung über Ampelion cinctus (Tsch.) I0t>
— Zur Nomenklatur zweier paläarktischer Krähen 181
— Miacellanea Ornithologica II -. 188
- Miscellanea Ornithologica III .... ^ ... 302
Hoffmann, B., Ornithologisches aus Pl'routen 61
— Noch einmal die Baumläufergesänge 346
Laubmann, A., Beiträge zur Avifauna des Elbsee.s bei Aitrang im Algäu . 24
— Ein neuer Name für Alcedo grandis Blyth .105
— Eine neue Habenkrähe aus Japan 201
— Die geographische Variation des Formeukrei.ses Corviis cornLv . . 211
— Zum Vorkommen der Felsenschwalbe (Riparia rupestris nipestris
(Scop.)) am Falkeuptein bei Pfronten 221
— Nachruf an Christian Daniel Erdt 36B
Mayhoff, H. (f), Zum Schwingengeräuseh der (Schellente (Glaueionetta c.
dangula (L.)) 35j
Sachtleben, H., Ein älterer Name für Carduelis caniceps urientalis (Eversm.) 349
Schlegel, R., Ein Beitrag zur Ornis des westlichen Rußland 325
Schmitt, C. und H. Stadler, Die Rufe der Mauersegler 152
Analyse der Baumläufergesänge 289
Stadler, H., Vom Zug der Mauersegler {Micropus apus apus (L.)) im Main-
tal 1916 74
Stadler, H. und C. Schmitt, Die Kufe der Mauersegler 152
-— Analyse der Baumläufergesäuge 289
Stechow, E., Ornithölogischc Beobachtungen aus Bad Nauheim .... 53
Stresemann, E., Beobachtungen über die Höhe des Seglerfluges .... 50
— Über gemischte Vogelschwärrae 127
IV luhalt.svuizoichni.s des Xiil. Baiidcs. I ^ ,, '
L Ges. Bay.
Seite
Stresemann, K.. Die Verwendbarkeit des Entfernungsmessers zur Ermittelung
der Flughöhe 171
— Drei Jahre Ornithologie zwischen Verdun und Beifort 245
— Ein Beitrag zur Kenntnis der Brutvögel der Voralpen 337
— Nachruf an Hugo Mayhoff 360
Suukel, W., Ornithologische Beobachtungen aus Flandern ] 910/1(5 . . . 225
Öchriftenschau (Keferatej 122, 203, 318
Hesse, Zur Oruis der Mark Brandenburg 122
Heydcr, Ornis Saxonica 123
Kleinschraidt, Ornis Germanica 203
Mayhoff und Scheicher, Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger
Teiche 190Ü-1914 320
Rendle, Die Vögel in der Umgebung des Walddorfes Affaltern
(Schwaben; 318
Bies, Die Vögel Bambergs und seiner Umgebung 124
Strohl, Conrad Geßner's „Waldrapp" 320
Zimmer, Anleitung zur Beobachtung der A^'ogelwelt 206
Sitzungsberichte {Juli 1915— Juni 1918) V
Mitgliederverzeichnis 1918 XXIX
Verhandlungen
der
Ornithologischen Gesellschaft in Bayern
Band XIII
Heft I
Inhalt:
Seite
J. Gengier, Materialien zur bayerischen Ornithologie VIII 3
A. Laubmann, Beiträge zur Avifauna des Eibsees bei Aitrang im Algäu . 24
Erwin Stresemano, Beobachtungen über die Höhe des Seglerfluges ... 50
E. Stechow, Ornithologische Beobachtungen aus Bad Nauheim 53
B. Hoffinann, Ornithologisches aus Pfronten 61
H. Stadler, Vom Zug der Mauersegler (ilfitroj^tts apus apus (L.)) im Maintal 1916 74
C. E. Hellmayr, Drei Beiträge zur Nomenklatur der Vögel Europas ... 87
A. Laubmann, Ein neuer Name für Alceclo grandis Blyth 105
C. E. Hellmayr, Beschreibung von sechs neuen neotropischen Vogelformen,
nebst einer Bemerkung über Ampeliou cinctus (Tsch.) 106
Hans V. Boetticher, Entgegnung 120
Schriftenschau 122
Sitzungsberichte (Juli 1915— Juni 1916) V
Ausgegeben am 25. Februar 1917,
München 1917
Im Buchhandel zu beziehen durch die Verlagsbuchhandlung
Gustav Fischer in Jena
K. B. Hof- und Uuiv.-Buchdruckeiei von Junue & Sohn, Erlanaen.
Materialien zur bayerischen Ornithologie Vlll.
Achter Beobachtungsbericht aus den Jahren 1911, 1912, 1913 und 1914').
Zusammengestellt und herausgegeben von
Dr. J. Gengier.
2. Abteilung.
Die Finken und Tauben.
Gern hätte ich einen größeren Teil des in meinen Händen befind-
lichen Materials ausgearbeitet, aber es war mir ganz unmöglich. Mein
alter Beruf, den ich seit Beginn des Krieges wieder aufnehmen mußte,
nahm mich so stark in Anspruch, daß ich nur den vorliegenden kleineu
Teil anfertigen konnte.
Eine Neuerung ist diesmal insofern eingetreten, als die Zusammen-
stellung nicht mehr rein alphabetisch, sondern, wenn ich mich so aus-
drücken darf, mehr geographisch erfolgt ist. Auf diese Weise treten
auch zugleich die Lücken in unserem Beobachternetz deutlicher hervor
und können so vielleicht später schneller ausgefüllt werden.
Dadurch fällt auch das große Verzeichnis der Beobachtungsorte
weg, da ja durch die Angabe des Kreises bei jedem Orte dessen Lage
leicht zu finden ist.
Die Namen der Beobachter sind dieselben wie im letzten Bericht.
Ich verweise daher auf p. 13 der Verh. d. Orn. Ges. in Bayern Bd. XII.
Fringillidd e, die Finken.
1. Coccothranstes coccothraustes coccothraiistes (T^),
Kirschkernbeißer.
igil. Unterfranken: Br. Lohr. Beob. AschafPenburg 17. I.
Mittelfranken: Br. Artelshofen, Erlangen, Nürnberg. Beob. Eiters-
dorf 4. IX., Engelthal 10. IX. Niederbayern: Br. Pfarrkirchen.
>) Die erste Abteilung, welche in dieser Zeitschrift Bd. XII, Heft 1, Mai
1914, p. 13—40, erschien, umfaßte nur Beobachtungsmaterial aus den Jahren
1911 — 1913. Der Vollständigkeit wegen wurden in der vorhegenden Fortsetzung
des Berichtes auch die seither eingelaufenen Daten aus dem Jahre 1914 mit
verwertet. — Ked.
l*
4 Gengier: Materialien. fVerh. Orn.
L Ges. Bay.
Beob. Rabensteiu 20. V., 10. XII., Saldennu. Schwaben: Beob. Jett-
ingeu 15. XI. Rheinpfalz: Beob. Leimen 11. III. — Zunahme: Er-
langen, Nürnberg. — 1912. Unterfranken: Br. Aschaffenburg, Burg-
lauer. Mittelfranken: Br. Erlangen, Gunzenhauseu, Nürnberg. Ober-
franken: Beob. Roßdorf X. 2 St, Niederbayern: Beob, Äletten
3. II., 15. III. je 1 St. Oberbayern: Beob. Hoheuaschau Winter
1 P, Schwaben: Beob. Affaltern 30.1., 27. IIL, Obergünzburg VIII.
— 1913- Mittelfranken: Br. Erlangen. Beob. Erlenstegen 9. II.,
Nürnberg I.I., 28.11. 10 St., IIL, Weigelshof G. IV. 40-50 St. d., 6, VIL
10 St. Oberfranken: . Memmelsdorf 6, IV. 2 St., Roßdorf 26. XL
2 St. Niederbayern: Br. Pfarrkirchen. Oberbayern: Br. München.
— 1914. ünterfrankeu: Br. Würzburg. Beob. Amorbach 1 1 , IIL W.,
Weckbach 16. IL Mittel franken: Br. Erlangen, Nürnberg, Ober-
franken: Beob, Eggolsheim 4. IL, Gosberg 21. L, Roßdorf 30, XL
Ober bay er n: Br. Grünwald, München, Beob. Andechs 2. VIII,
2, Chloris chloris cllloris (L.), Grünfink, Grünling,
1911. Uuterfr anken: Br. Lohr, Schollbrunn. Mittel franken :
Br. Baudenbach, Brück, Eichstätt, Erlangen, Fürth, Hartmannshof,
Nürnberg. Oberfranken: Br, Streitberg. Oberpfalz: Br. Bach-
hausen, Hirschau, Neumarkt, Niederbayern: Br. Metten, Pfarrkirchen,
Riedelsbach. Oberbayern: Br. Langenbruck. Rh e in p falz: Br.
Leimen. — 1912. Ünterfrankeu: Br, Amorbach. Mit tel fr anken :
Br. Almoshof, Beerbach, Bubeureuth, Cadolzburg, Darabach, Erlangen,
Fürth, Gebersdorf, Georgensgmünd, Heroldsberg, Herrnhütte, Ilersbruck,
Hilpoltstein, Hüttenbach, Kleiureuth h, V., Lauf, Mögeldorf, Neumühle,
Neunhof b. L., Nürnberg, Oberbürg, Oberndorf, Röckingeu, Rückers-
dorf, Rupprechtstegen, Schnelldorf, Schweinau, Simmeisdorf, Spardorf,
Thon, Tullnau, Weigelshof, Weihershof, Wetzendorf. 0 borfranken:
Br. Egloffstein, Hetzles, Kemnathen, Pommer, Pretzfeld, Roßdorf,
Streitberg, Trägenweis, Weidach, Weidensees. Oberpfalz: Br. Pullen-
ried, Regensburg. Niederbayern: Br. Achdorf, Bayrischhäusl, Egg-
mühl, Eisenstein, Landshut, Metten, Neuhütte, Plattling, Zwiesel. Ober-
bayern: Br. Erding, Gars, Hohenaschau, Moosburg. Beob. Fraucn-
chiemsee Winter. Schwaben: Br. Affaltern, Warching, Rheiupfalz:
Br. Bergzabern. — Zunahme: Pullenried. — IQIS- Unterfranken :
Br. Amorbach, Bnrglauer, Kreuzberg. Mittelfranken: Br, Ansbach,
Behringersdorf, Brück, Erlangen, Fürth, Haimendorf, Hedersdorf, Herolds-
berg, Hersbruck, Kalchreuth, Lauf, Lichtenau, Nürnberg, Oberndorf,
Rathsberg, Röthenbach b, L,, Schweinau, Sieglitzhof, Stein a. R., "^IVies-
dorf zalilr., Unterbürg, Zirndorf. Oberfranken: Br, Banz, Burgstall,
Ebermannstadt, Gräfenberg, Memmelsdorf, Ncunkirclien, Pretzfeld, Roß-
dorf, Staffelstein, Streitberg, Weißennohe, Oberpfalz: Br. Hatzenreuth,
Pullenried (Zunahme), Sulzbach. Nieder bay er n : Br. Bayrischhäusl,
Eisenstein, Mamming, Metten. W.G. '^Fann. Oberbayern: Br. Berchtes-
^Y^' ^' Gengier: Materialien. 5
gadeu, Dachau, Langeubruck, München, Ruhpolding, Teisendorf. Beob.
Gars 22. VIIL, Murnau 6. VIII., Tölz 8. VIII., Traunstein 18. VIII.
Schwaben: Br. Affaltern, Kaufbeuren, Neuburg a.D. Rh e in p falz:
Beob. Bergzabern 11., 12. I. massenhaft. — 1914. Unter franken:
Br, Amorbach, Kitzingen, Marktbreit, Marktsteft, Ochsenfurt, Veitahöch-
heira, Würzburg. Mittelfranken: Br. Altdorf, Baiersdorf, Brück,
Bubenreuth, Dietersheim, Erlangen, Fürth, Georgensgmünd^ Hersbruck,
Nürnberg, St. Johann, Schauerheim, Sieglitzhof, Unterbürg, Wilherms-
dorf. Oberfranken: Br. Alexandersbad, Banz, Bayreuth, Berneck,
Eremitage, Fantasie, Greifensteiu, Hausen, Hof, Hollfeld, Honings, Kirchen-
lamitz, Markt Redwitz, Münchberg, Neuhaus b. A., Niederlamitz, Raben-
stein, Reinersreuth, Rollwenzelei, Roßdorf, Stafifelstein, Tröstau, Unners-
dorf, Unteraufseß, Wunsiedel. Niederbayern: Br. Metten. Ober-
bayern: Br. Andechs, Argeisried, Berchtesgaden, Dachau, Ebenhauseu,
Erching, Isnianiug, Königsee, Leuggries, Mittenwald, München, Pasing,
Pullach, Rottach, Schönau, Seesliaupt, Tegernsee, Unterföhring, Wolf-
ratshausen. Schwaben: Br, Affaltern, Liuden. Rbeinpfalz: Br. Börr-
stadt, Hochspeyer, Homburg.
3. Card'uelis carduelis cardtielis (L,), Stieglitz,
1911. Unterfranken: Br. Burglauer, Dorgeudorf, Lohr s, zahlr.,
Partensteiu St. Beob. Gailbach 17, I., 4. X.^ Schweinheim 17.1., 4. X.
M ittelf r au keu : Br. Artelshofeu, Atzeisberg, Baiersdorf, Baudeubach
spärl., Brück, Butteudorf, Eichstätt zahlr., Eitersdorf, Erlangen s. zahlr.,
Fürth, Heroldsberg, Hohenstadt, Königshof, Nürnberg, Schwabach zahlr.,
Schweinau. Beob. Hartmaunshof Herbst s, zahlr,, Rohensaas 3. IX.,
Traishöchstädt 3. IX., Welkenbach 1. X,, Ziegelstein 11. XI, Ober-
franken: Br, Büchenbach, Großenseebach, Heroldsberg, Kersbach,
Mechelwind, Muggendorf, Neuhaus, Streitberg. Beob. Gerlas 26. IX. Fl.,
Kairliudach I. X., Kleiuueuses 3. IX., Lappach 3. IX. Oberpfalz: Br,
Bachhausen, Neumarkt spärl,, zahlr. D. Niederbayern: Br, Metten
zahlr., Herbst Fl, —20 St,, Pfarrkirchen zahlr, Beob, Riedelsbach 3, IV.
Oberbayeru: Br, Erching zahlr. St., Langenbruck St. Schwaben:
Br. Affaltern, auch Herbst u. Winter, Lindau, — 1912. Unterfranken:
Br. Amorbach, Aschaffenburg, Bad Kissingen, Burglauer, Neuhaus, Beob.
Amorbach 16, IX. 50 St. d., Burglauor 31.1,, 29. XH. d. Mittel-
franken: Br. Almoshof, Ansbach, Beerbach, Boxdorf, Brück, Buben-
reuth, Buckenhof, Cadolzburg, Dambach, Dehnberg, Dietersdorf, Ebeu-
see, Erlangen, Erlenstegen, Eschenau, Etzelsdorf, Fürth, Gebersdorf,
Georgensgmünd häuf., Gleißhammer, Großgründlach, Großreuth b. Schw,,
Großreuth h, V,, Günthersbühl, Haimendorf, Heroldsberg, Hersbruck,
Hilpoltstein, Höfen, Höflas^ Hohenstein, Hüttenbach, Käswasser, Kalch-
reuth^ Kleiugrüudlach, Kleinreuth b. Schw., Kleinreuth h. V., Kronach,
Leyh, Mauhof, Marienberg, Mögeldorf, Neuhof, Neumühle, Neunhof b. L,,
Neuses, Nürnberg, Oberbürg, Oberndorf, Rathaberg, Reichenschwand,
fi Gengier: Materialien. I ^ ,, '
L CfGS. Bay.
Röckiugeu, Scliöuberg, Schwabacb, Schweiuau, Sieglitzhof, Siramelberg,
Simmeisdorf, Simonsbofeu, Tauchersreutb, Teuueulohe, Thou, Triesdorf,
Tulluau, Ulseubeini, Utteureutb, Veilbof, Vorra, Weiber, Weibersbof,
Weißenburg i.B., Zerzabelsbof, Zirudorf. Oberfraukeu: Br. Behriugers-
mlible, Betzensteiu, Diepoldsdorf, Ebermaunstadt, Eckeureutb, Egloff-
stein, Forclibeim, Gasseidorf, Gosberg, Gi'äfenberg, Großengsec, Hetzen-
dorf, Hetzles, Höcbstädt, Horlacb, Hüll, Igelsdorf, Ittliug, Kemuathen,
Kersbacb, Küblenfels, Leupoldstein, Merguers, Mostviel, Neubaus a. P.,
Ottenberg, Pegnitz, Pretzfeld, Reutb, Roßdorf, Spies, Stierberg, Streit-
berg, Tucbersfeld, Weidacb, Wannbacb, Weideusees, Wiesentbau. Beob.
Roßdorf 27. X. gr. Fl. d. Oberpfalz: Br. Hagelstadt, Königstein,
Lebenbammertbal, Neukircben b. S., Neuraarkt, Prüfeuing, Pruppacb,
Regensburg, Weiher. Niederbayern: Br. Achdorf, Edeustetten häuf.,
Eisenstein spärl., Laudshut, Metten nicht s. häuf., Michaelsbuch häuf.,
Plattliug, Rabenstein. Oberbayeru: B. Hohenaschau häuf., Moos-
burg, München. Beob. Biscbofswiesen 6. X. gr. Fl. S. d. Schwaben:
Br. Affaltern nicht seit., Kaufbeuren, Warching. Beob. Affalteru Auf.
X. Fl. Fl. Rheinpfalz: Br. Bergzabern. — 1913. Un terfraukeu:
Br, Amorbach, Bischofsbeim, Brandtal, Burglaner, Frickenhausen, Groß-
langbeim, Hausen^ Hohe Rhön, Kreuzberg, Mellrichstadt, Neuhaus, Neu-
stadt a. S., Streutal. Mittelfranken: Br. Altdorf, Altenberg, Ansbach^
Aspertshofen, Baiersdorf, Bernhof, Boxdorf, Breitenlohe, Brück, Buben-
reuth, Buckenhof, Cadolzburg, Diepersdorf, Dietershofen, Dollnstein,
Eitersdorf, Entenberg, Erlangen, Escheubach, Fürth, Gersdorf, Haimeu-
dorf, Hammer, Hedersdorf, Heroldsberg, Hersbruck, Heßbach, Heuch-
ling^ Hormersdorf, Käswasser, Kalchreuth, Klingenhof, Kraftshof, Kronach^
Kühnhofen, Lichtenau, Merkendorf, Möhrendorf, Muggenhof, Nürnberg,
Oberhaidelbach, Oberndorf, Ottensoos, Pötzling, Raschbach, Riegelsteiu,
Rockenbrunn, Sachsen, Schafhof, Schattenhof, Scheerau, Schnaittach,
Schwabach, Schwadermühle, Scbweinau, Sirameisdorf, Spardorf, Stein,
Steiuensittenbach, Tennenlohe, Thalheim, Triesdorf zahlr., Unterachtal,
Unterbürg, Unterhaidelbach, Unterreichenbach, Weiher, Wöltendorf zahlr.
Beob. Dehnberg 26. IX. Ober franken: Br. Alterlaugen, Banz s. zahlr.,
Diepoltsdorf, Dormitz, Ebensfeld, Ebermanustadt, Forchheim, Gasseidorf,
Glosberg, Göring, Gräfcuberg, Ilallstadt, Memmelsdorf, Mitwitz, Muggen-
dorf, Neukenroth, Neunkirchen a. Br., Piuzberg, Plecb, Poxdorf, Roß-
dorf häuf., Staffelstein zahlr., Stadtsteiuach, Streitberg, Uunersdorf zahlr.,
Wohlmuthshüll. Beob. Hesseiberg 5. X., Jägersburg 12. X., Krausen-
bechhofen 5. X., Neuhaus 5. X. Oberpfalz: Br. Berching, Bärtel zahlr.,
Neunkirchen b. S., Obermaiushof, Plankstetteu , Poppberg, Sulzbacb.
Niederbayern: Br. Langenbruck, Mamming, Pfarrkirchen häuf., Zwiesel.
Oberbayern: Br. Dachau, Farchant, Feldwies, Garmisch, Haag, München,
Murnau, Thalkirchen, Tölz, Traubiug. Schwaben: Br. Affaltern nicht
seit., Biberbach, Neuburg a. D. zahlr., Stockheim. Rheiupfalz: Br.
Bergzabern, Speyer. — 1914. Unterfranken: Br. Aniorbach, Hausen,
Kitzingen, Marktbreit, Ochsenfurt, Segnitz, Sulzfeld, Würzburg. Mittel-
-^^^^' ^' Gengier: Materialien. 7
1917 J ^ *
fraukeu: Br. Altdorf, Baiersdorf, Bubeureuth, Buckeuhof, Cadolzburg,
Dietersheim, Üombühl, Engelthal, Erlangen, Feucht, Fürth, Georgeus-
gmüud, Haaghof, Ileufenfeld, Hersbruck, Holzhausen^ Lauf, Neustadt
a. A., Nürnberg, Ochenbruck, Schauerheim, Stadeln, Steinbach, Tennen-
lohe, Treuchtliugen, Utteureuth, Weiher, Weißeuburg i. B., Wilherms-
dorf, Zerzabelshof. Ober franken: Br. Aisch^ Alexandersbad, Banz,
Bayreuth, Berneck, Eremitage, Fantasie, Igelsdorf, Klebheim, Krausen-
bechhofen, Nankeudorf, Neuhaus, Oesdorf, Pegnitz, Rollwenzelei, Eoß-
dorf, Staffelsteiu, Unnersdorf, Weppersdorf, Wunsiedel. Oberpfalz:
Br. Berchiiig, Bürtel zahlr. Niederbayern: Br. Metten (beob.: Frißt
Schwarzwurzelsamen). Oberbayern: Br. Allach, Andechs, Bockhorn,
Dachau, Gmünd, Herrschiug, Ismaning, Mitteuwald, München, Nymphen-
burg, Obergries, Pasing, Schleißheim, Weßling. Schwaben: Br. Affaltern,
Kaufbeureu , Kimratshofen, Linden. Rheinpfalz: Br. Homburg,
Langmeil.
4. Acanthis cannahina cannabina (L.), Bluthänfling.
igii. Unterfrauken: Br. Lohr. Mittelfranken: Br. Artels-
hofeu, Baiersdorf, Eitersdorf, Erlangen. Beob. Rothenburg o. T. 4. III.,
Schweinau Herbst d. Ober franken: Br. Mohrhof, Pinzberg, Beob.
Buch 1. X. Fl., Gerlas 8. X Fl. Niederbayern: Beob. Pfarrkirchen
Winter. Schwaben: Br. Affaltern häuf., fehlt I., IL — 1912. Unter-
franken: Br. Hammelburg. Mittel franken: Br. Brück, Eitersdorf,
Erlangen, Kraftshof, Lohe, Neumühle, Nürnberg, Triesdorf häuf., Zer-
zabelshof. Ober franken: Br. Gasseidorf, Herzogenaurach, Hetzles,
Kersbach, Pommer, Poxdorf, Wohlmuthshüll. Oberpfalz: Br. Batz-
hausen. Niederbayern: Br. Bayrischhäusl. Schwaben: Br. Affaltern
häuf,, auch Winter. Rheinpfalz: Br. Bergzabern. — IQIS- Unter-
franken: Br. Bischofsheim, Brendtal, Frickenhausen, Hohe Rhön,
Kreuzberg, Mellrichstadt, Neustadt a. S., Streutal. Mittelfranken:
Br. Baiersdorf, Boxdorf, Brück, Buckenhof, Eitersdorf, Erlangen 17. I.
bis 3. XII. d., Gersdorf, Kraftshof, Kronach, Lobe, Marienberg, Poppen-
reuth, Renzenhof, Schallershof, Weikershof. Oberfranken: Br. Bam-
berg, Banz, Büchenbach, Göriug, Hausen, Kersbach, Roßdorf, StaflFel-
stein, Streitberg. Beob. Gerlas 3. X. d. Niederbayern: Br. Eisenstein.
Oberbayern: Br. Allach. Schwaben: Br. Affaltern häuf, im W.
Rheinpfalz: Br. Bergzabern. Zunahme: Bergzabern. — 1914. Unter-
franken: Br. Amorbach, Marktbreit, Sulzfeld, Veitshöchheim, Würz-
burg. Mittelfranken: Br. Baiersdorf, Brück, Bubenreuth, Eitersdorf,
Erlangen, Fürth, Linden, Möhrendorf, Neustadt a. A., Nürnberg, Obern-
dorf, Unterbürg. Ober franken: Br. Banz, Goldmühl, Hesseiberg,
Kirchenlamitz, Marktredwitz, Röhrach, Roßdorf. Ob erpfalz: Br.
Buchberg. Oberbayern: Br. Andechs, Erching, Hechendorf, Ismaning,
München. Schwaben: Br. Affaltern. Rheinpfalz: Br. Börrstadt,
Göllheim, Hochspeyer, Homburg, Schifferstadt.
ö Gengier: Materialieu. I ^ ",,
" L Ges. Bay.
5. AcnntJiis flavirostris flavivostris (L.), Berghänfliug^).
igii. Oberbayeru: Beob. Bischofswicsen Mitte X. im Latten-
gebirge.
6. Acanthis linarla linaria (L.), Leiufink, Birkeuzeisig.
igii. Mittelfranken: Beob. Kronach 19.1. mehrere Reguitz. —
1913, Mittelfrankeu: Beob. Kraftshof 15, XI., Nürnberg 3. XII.
80 St. Stadtpark. — 1914. Mittelfrankeu: Beob. Erlangen 2., 23. I.
u. 15. II. kl. Fl. Fl., Georgensgraimd I., Ncugroßreuth 1. II. 20 St.,
Nürnberg I., IL, III. Fl. Fl.
7. S2)imiS spinus (L..), Erlenzeisig.
1911. Unt er franken: Beob. Baudenbach, Lohr s. häuf. Mittel-
franken: Beob. Artelshofen, Buttendorf zahlr,, Erlangen 16. III.,
8. X., Fürth 14. I., 1. II. Oberfranken: Beob. Kersbach 3. XIL
Niederbayern: Beob. Langeubruck, Metten häuf., Riedelsbach 3. IV.,
Schlachtenbach. Schwaben: Beob. Affalteru spärl. 8. X. — 1912.
Uuterfranke u: Beob. Aniorbach 16. IV., Aschaffenburg, Burglauer
zahlr. W. Mittelfranken: Beob. Dutzendteich 17. XL 100 St., Er-
langen 18. I. kl. Fl., Georgensgmünd, Marienberg 17. XL, Morsbrunn
28. IV. 1 P., Nürnberg 27. X. 60 St., 3. XL 2 St., Rittersbach 21. XIL,
Röckingen. Oberfranken: Br. Bischofsgrün. Beob. Roßdorf viele.
Schwaben: Beob. Affaltern 11., 17. X. Rheinpfalz: Beob. Berg-
zabern. — 1913. Uuterfranken: Beob. Burglauer zahlr. 1). Mittel-
frankeu: Beob. Dutzeudteich 24. IIL 6 St., Erlangen 18. XII. kl. Fl.,
Nürnberg 9. IL kl. Fl., 13. IL 20 St., 17. IL ö"?, 3. XIL, Valznerweiher
16.11. lOSt. cf$, Ziegelstein 30. III. kl. Fl. Oberfranken: Beob.
Roßdorf 16.x., 18., 28. XII. Fl. Fl. Niederbayern: Br. Laugen-
bruck. Schwaben: Beob. Affaltern 7. IL, 15., 27. X., 6. XL, Kim-
ratshofen 23. IV. Rheinpfalz: Beob. Bergzabern häuf. W. — 1914.
Mittelfrankeu: Beob. Erlangen 11., 12. L, 22.11., Nürnberg 4. bis
30. III. IP., 10. IV. 20 St. Oberfranken: Br. Bischofsgrün, Gold-
mühl, Waldstein. Beob. Gaisfeld 29. XII. 140 St., Roiidorf 1. XL FL
Oberbayern: Beob. Andechs, Wallberg 9. V. Niederbayern: Beob.
Metten 2. L 100 St. Schwaben: Beob. Affaltern 7., 8. X. gr. Fl.
8. Seriniis eanariiis germanicifs Laubm., Girlitz.
1911. Unter franken: Br. Lohr s. häuf., Miltenberg 18. IV.
Mittelfranken: Br. Brück, Erlangen 18. IV,, Hersbruck, Nürnberg
21. IV., Schwabach. Zunahme: Nürnberg. Oberpfalz: Br. Neumarkt
(Zunahme). Niederbayern: Br. Bodeumais 19. IV., Grafenan, Langen-
^) Belegstück fehlt. Höchstwahrscheinlich handelt es sich nicht um den
Berghänfling, sondern um den Alpenleinfink {Acanthis linaria cabaret
[P. L. S. Müll.|), der in den benachbarten Gebirgen (Steinernes Meer, Unters-
berg) stellenweise häufig ist. — Red.
^^^^' 1' I Gengier: Materialien. 9
1917 J
brück, Pfarrkirchen. Rheinpfalz: Br. Kaltenbach 16. IV. — 1912.
ünterfranken: Br. Bad Kissingen, Karlstadt, Würzburg 30. III.
Mittelfranken: Behringersdorf, Buckenhof, Ebensee, Erlangen 27. III.,
Bubenreuth 31. III., Erlenstegen, Fürth, Georgensgmünd spärl., Gleiß-
hammer, Grünthal, Herrnhütte, Mögeldorf, Nürnberg 29. III., Rathsberg,
Röthenbach b. L., Schafhof^ Schmausenbuck, Schwabach, Stein, Weigels-
hof, Zerzabelshof. Oberfranken: Br. Bamberg. Beob. Roßdorf IX.
Oberpfalz: Br. Regensburg, Riuuenbruun. Niederbayern: Br.
Bodeumais, Eisenstein s. spärl., Grafenau, Zwiesel. Oberbayern:
Beob. München 7. IX. Schwaben: Br. Augsburg 15. IV., Göggingen.
Rheinpfalz: Br. Bergzabern, Speyer 15. III. — 1913. Ünterfranken:
Br. Würzburg 6. IV. Mittelfranken: Br. Ansbach I.V., Behringers-
dorf, Dutzendteich, Ebensee, Erlangen 23. III., Erlenstegen 5. III.,
Fischbach 2. III., Fürth, Grünthal, Hammer, Hersbruck, Lauf, Mögel-
dorf, Muggcnhof, Nürnberg 28. III., Pommelsbrunn, Röthenbach b. L.,
Rückersdorf, Schwabach, Schwaig, Schweinau, Schweinsdorf 24. III.,
Sieglitzhof, Stein a. R., Utteureuth, Weigelshof, Zerzabelshof, Ziegel-
stein. Ober franken: Br. Neunkirchen, Roßdorf. Oberpfalz: Br.
Sulzbach. Niederbay eru: Br. Bodenmais 28. IV., Langeubruck.
Schwaben: Br, Augsburg, Rheiupfalz: Br. Bergzabern 24. III. —
1914. ünterfranken: Br. Kitzingeu, Mai-ktbreit, Marktsteft, Ochsen-
furt, Sulzfeld, Veitshöchheim, Würzburg, Zell. Mittelfranken: Br.
Buckenhof, Erlangen 11. III., Erleustegen 9. III., Fröschau, Fürth,
Georgensgmüurl, Hersbruck, Lauf, Nürnberg 9. IV., Ochenbruck, Utteu-
reuth. Ober franken: Br. Bamberg, Bayreuth, Bug, Kramershof,
Roßdorf. Oberbayern: Br. München, Tegernsee.
9. Pyrrhtila pyrrhula pyrrhula (L.), Großer Gimpel.
1914. Mittelfranken: Beob. Erlangen 21.1. kl. Fl, cTj, $ Über-
zahl., 23. I. Fl., 1 cT singt.
10. PyrrJitila pyrrhula europaea Vieill. Kleiner Gimpel.
1911. Unterfrauken: Br, Lohr. s. häuf,, Mainbullau, Mittel-
franken: Br, Artelshofen, Baudenbach seit., Buttendorf, Erlangen,
Schwabach. Beob. Fürth 14. I., 5. II. Vestener W., Nürnberg häuf.
Oberpfalz: Br, Neumarkt seit. Beob, Hirschau nicht seit. Nieder-
bayern: Br. Pfarrkirchen seit. Beob. Haidemühle häuf,, Metten 7.11.,
Schachtenbach spärl. Oberbayeru: Br. Langeubruck. Beob, Meilen-
berg Herbst s. viele. Sehwaben: Beob. Affaltern häuf. 20. V., 23. VI.
je 1 P. (vernichten die Knospen der Johannisbeeren), Biesseuhofen 9. II.,
12. IIL, Kaufbeuren 21., 26. XIL Rheinpfalz: Beob. 5.— 15. IIL,
3., 28. VIIL, 25. XIL — 1912. Unterfranken: Br. Aschaffenburg,
Bad Kissingen, Weilbach, Beob. Amorbach 1. X. 30 St., W^atterbach
1, III, Mittelfranken: Br. Erlangen, Georgensgmünd, Nürnberg,
Schwabach. Beob. Beerbach Winter, Erlenstegeu 26. IIL, Röckiugen
Winter, Ulsenheim 1, X. Fl. Fl, 5. X. sehr viele. Oberfranken:
-lO Geui'ler: Materialion. I " '
^^ *= L ^^es. Bay.
Br. Behriiigcrsmülile, Ittliug, Leupoldsteiii; Otteuberg, KcipertsgeseD,
Trägeuweis. Beob. Roßdorf I. — III. Oberpfalz: Br. Regeusburg.
Niedorbayern: Br. Eiseusteiu, Lndwigsthal, Neuwaldhaus, Rachel,
Zwicselau^ Zwiesler-Waldliaiis. Oberbayeru: Br. Hoheuascliau. Beob.
Ruhpoldiug 27. Vlll. Schwaben: Beob. Affaltern 28. V., 22. VI.,
19., 23. VII. u. streichend. Rhein pfalz: Br. Bergzaberu. — 1913.
Uu tcrfraukeu : Br. Bnrglauer, Hohe Rhön, Kreuzberg, Lohr. Mittel-
frank eu: Br. Dutzendteich, Erlangen, Erlenstegeu, Haidberg, Nürn-
berg, Schmausenbuck^ Schwabach, Zerzabelshof. Beob. Eiclistätt 16. III.
2cf 2$, Kraftshof 15. XL 50 St., Mögeldorf 16. II. s. cT- Ober-
frankeu: Br. Bamberg, Berneck, Bischofsgrün, Neuukirchen, Roßdorf.
Beob. Presseck 25, XI. viele, XII. sehr viele. Ni ed erbay e r u: Br.
Arberhütte, Pjisenstein. Oberbayeru: Br. Langeubruck. Beob. Andechs
Winter, Ilochkopf 1. VI. 1 P., München 3. IL 1 P., Obergraiuau 7. VIIL,
Ruhpolding 10.— 21. VIIL häuf., Tölz 30. III. Schwaben : Beob. Affaltern
häuf. I). — 1914- Unterfranken: Br. Würzburg. Beob. Amorbach
Winter. Mittelfrauken: Br. Erlangen. Beob. Dutzendteich L, Erleu-
stegen IL, Georgensgmünd L, Nürnberg L, IL, III. Oberfranken:
Beob. Oberaufseß 13. IV. 1 F., Roßdorf. Oberbayern: Br. Glashütte,
Kreuth, München, Wallberg, Wolfratshausen. Beob. Andechs Winter.
Schwaben: Beob. Affaltern (Knospenfresser).
11. Loücia curvirostra curvirosfra L., Fichteukreuzschnabel.
1911. Unterfranken: Beob. Lohr 6. VI. Mittelfrauken: Beob.
Erlangen 25. VI. 10 St., 28. VL mehrere cTcT, 28. VIIL kl. FL Nieder-
bayer u: Beob. Metten D., Schachtenbach spärl. Oberbayern: Beob.
Erchiug sehr zahlr., oft Fl. v. 40 — 60 St. (verzehren Blattläuse).
Schwaben: Beob. Affaltern seit., 6. VL 20 St., 23. VL kl. Fl., 11. IX.
5 St., Kaufbeureu 20., 21. VL — 1912. Mittelfranken: Beob. Erlangen
30. V. kl. Fl., 13. VI. 8 St. Oberfranken: Beob. Roßdorf V.— IX.
Fl. Fl. Niederbayern: Br. Bayrischhäusl, Eisenstein, Regeuhütte.
Beob. Neuwaldhaus VII., VIIL Schwaben: Beob. Affaltern 29. IIL,
12. VI. d. — 1913. Oberfranken: Beob. Roßdorf V.— VIIL, IX., X.
Niederbayern: Beob. Eisenstein 13. VIIL, Regenhütte 14. VIIL
Rheinpfalz: Beob. Bergzabern 1. VII. Fl. — I9I4' Mittelfranken:
Beob. Erlangen 21. V. Reichswald. Ober franken: Beob. Roßdorf
IIL — X., VIIL bes. viele. Oberbayern: Beob. Andechs X., XII.,
Köuigsee 30. VII. viele Malerwinkel, Kreuth 9. V. Schwaben: Beob.
Affaltern 7. VI. viele, Freihaldeu Mitte VI. viele, Kaufbeureu IX., X.
FL Fl. Rheinpfalz: Beob. Bergzabern Mitte VI. viele.
12. FringiUa coelebs coelehs L., Buchfink.
1911. Unterfrankeu : Br. Baudenbach, Bingert, Burglauer, Dorgeu-
dorf, Irtenberg, Lohr, Maiubullau, Schollbrunu. Mittelfrauken: Br.
Adlitz, Artelshofen, Atzeisberg, Baiersdorf, Brück, Bubenreuth, Buch,
Dachsbach, Eichstätt, Eitersdorf, Erlangen, Fürth, Großgrüudlach, Haag-
■^^^^' ^' Gengier: Materialien. Hl
1917 J
liof, Happurg, Hartmanusbof, Heroldsberg, Kleiugründlacli, Krouach,
Markt Erlbach, Nürnberg, Rathsberg, Scbauerheim, Schnecken bot",
Scbwabacb, Spardorf, Traisböchstätt, Wacbenhofen, Weißenburg i. B.
Oberfrauken: Br. Bräuuingsbof, Burk, Decbsendorf, Ebermannstadt,
Effoltricb, Forchbeim, Gerlas, Großenseebacb, Hausen, Heßdorf, Hessel-
berg, Honings, Mecbelwind, Muggeudorf, Naukendorf, Neunkirchen a. B.,
Oberlindach, Piuzberg, Poxdorf, Pretzfeld, Sintraanu, Streitberg, Welkeu-
bach, Wiukelhof. Oberpfalz: Br. Bachhausen, Hirschau, Neumarkt.
N iederbayeru : Br.Kelheim, Metten, Metteubucli, Pfarrkirchen, Schachten-
bach, Scheuereck, Oberbayeru: Br, Kreuth, Langeubruck. Schwaben:
Br. Affaltern , Buchen berg, Nördlingeu, Rbeinpfalz: Leimen. —
1912. Uu terfraukeu : Br. Amorbacb, Aschaflfenburg, Bad Kissingen, Burg-
lauer, Parkhaus Sylvan, Steinach, Watterbach, Würzburg. Mittelfrankeu :
Br. Alfalter, Almoshof, Alteufurt, Alte Veste, Ansbach, Atzeisberg,
Baiersdorf, Beerbach, Bebringersdorf, Bernlohe, Bislobe, Boxdorf, Brück,
Brunn, Bubeureuth, Buch, Buckenhof, Cadolzburg, Dambach, Dehuberg,
Dietersdorf, Ebensee, Egersdorf, Eitersdorf, Erlangen, Erleustegeu, Fisch-
bach, Fischbrunn, Frauenaurach, Fürth, Gebersdorf, Georgensgmünd, Geras-
mühle, Gleißhammer, Großgeschaidt, Großgründlach, Großreuth b. Scbw.,
Großreuth h, V,, Grüutbal, Günthersbühl, Haimeudorf, Heroldsberg,
Herrnhütte, Hersbruck, Heucbliug, Hilpoltstein, Höfen, Hohenstein, Hub,
Hütteubach, Huudsmühle, Kalcbreuth, Kleingründlach, Kleinreutb b. V.,
Kleinseebach, Königsraühle, Kraftshof, Krouach, Lauf, Laufamholz, Lohe,
Manhof, Marienberg, Marlofifstein, Mögeldorf, Möbrendorf, Moritzberg,
Müblbof, Neuhof, Neumühle, Neunhof b. L., Neuses, Neustadt a. A.,
Nürnberg, Nuschelberg, Oberbürg, Oberferrieden, Oberndorf, Ocbeubruck,
Ondeuberg, Pomraelsbruuu, Poppeureuth, Rathsberg, Reutles, Röckiugeu,
Röthenbach b. L,, Röthenbach b. Schw,, Roth, Rückersdorf, St, Jobst,
Schafhof, Schallershof, Schmausenbuck , Schnepfenreuth , Schöuberg,
Schwaig, Schwarzenbruck, Schweiuau, Sieglitzhof, Simmeiberg, Simmels-
dorf, Simonshofen, Spardorf, Speikern, Stadeln, Tauchersreuth, Tenneu-
lobe, Thon, Triesdorf, Tiillnau, Utteureuth , Veilhof, Weigelshof,
Weihershof, Weißenburg i, B., Wendelstein, Zerzabelsbof, Ziegelstein,
Zirndorf. Ober franken: Br. Apfelbach, Baad, Bäreuthal, Bamberg,
Betzenstein, Böseubirkig, Broun, Büchenbach, Decbsendorf, Diepoldsdorf,
Dormitz, Ebermannstadt, Eckeureutb, Egloffstein, Forchbeim, Gasseidorf,
Geiselböhe, Gößweinstein, Gosberg, Gräfenberg, Hausen, Herzogenaurach,
Hetzendorf, Hetzles, Höchstädt, Horlach, Hüll, Tgelsdorf, Ittliug, Kappel,
Keranatben, Kersbach, Kircbehrenbach, Kolmreuth, Kühlenfels, Leupold-
stein , Lützeldorf, Mergners, Neraschenreuth, Neuhaus a. P., Neuu-
kirchen a. Br., Oberacbtel, Oberailsfeld, Ottenberg, Ottenhof, Peguitz,
Pinzberg, Poramer, Poxdorf, Pretzfeld, Rabeneck, Rabeustein, Reiperts-
gesen, Roßdorf, St. Helena, Schoßaritz, Schweintbal, Serlbach, Spieß,
Stierberg, Streitberg, Trägeuweis, Tscbini, Tüchersfeld, Untertrubach,
Unterzaunsbacb, Weidach, Waiganz, Wannbach, Weidensees, Weidenhüll,
Winkelhof, Wiesenthau, Woblrauthsbüll, Wolfsberg. Oberpfalz: Br.
12 Gcn£>;lcr: Materialien. I
Ürn.
Bay.
Bärnhof, Batzbauscu, Hirscbbach, Ilirschlach, Köuigstein, Leheiihammer-
tal, Lunkem-eutb, Neidsteiu, Neukircliou b. S., Neutras, Postbauer,
Regüusburg, Kotbeubruck, Sackdilling. Nieder bay er n: Er. Acbdorf,
Bayriscbbänsl, Brennes, Eisenstein, Eisensteinermühle, Frauenan, Gott-
frieding, Gundlkofen, Iliuterstciuliütto, Laudshut, J^iclitentlial, Ludwigs-
thal, Metteu, Neuhütte, Neuwaldhaus, Regen. Kegeuhütte, Schwarzental,
Spiegelau, Steinbutte, Triefeuried. Oberbayern: Br. Audeclis, Frauen-
chiemsee, Fritz am Sand, Fuchsau, Gars, llaßlberg, llobenaschau, Kirch-
berg, Kreuth, Laubau, Moosburg, Mühlbauer, München, Keichenhall,
Rubpolding, Traunstein. Schwaben: Br. Affaltern, Biberbach. Rhein -
pfalz: Br. Bergzabern, — 1913- Un terfr au keu : Br. Amorbacii, Bad
Neuhaus, Bischof'sheira, Brandtal, Burgbiuer, Friekenhausen, Hohe Rhön,
Kreuzberg, Mellrichstadt, Neustadt a. S., Salzburg, Steiubach, Streutal,
Wattenbach. Mittelfranken: Br. Ansbach, Atzeisberg, Baiersdorf,
Ballmaunshof, Bebriugersdorf, Bernhot', Birnthon, Boxdorf, Brück, Buben-
reuth, Buckcuhof, Cadolzburg, Üambach, Dehnborg, Diepersdorf, Diepolts-
dorf, Dollnstein, Doos, Ellen bach, Eitersdorf, EugeUhal, Eutenberg,
Erlangen, Erleustegen, Eschenau, Escheubach, Feucht, Fischbacb, Forth,
Fuchsmülile, Fürth, Gammersfeld, Gebersdorf, Gerbersdorf, Haimeudorf,
Hammer, Iledersdorf, Heiligenmühle, Heufeufeld, Heroldsherg, Hersbruck,
Heuchling, Hilpoltstein, Hohenstadt, Hubraersbcrg, Hütteubach, Kalch-
reuth, Klingenhof, Kraftshof, Kübuhofen, Lauf, Laufamliolz, Leinburg,
Lichtenau, Lochhof, Malmsbach, Manliof, Merkendorf, Mittelbürg, Möhren-
dorf, Muggenhof, Netzstall, Neuhof, Neunhof, Netises, Nürnberg, Ober-
haidelbach, Oberudorf, Oedenburg, Offenbausen, Otteusoos, Raitersaich,
Raschbach, Rathsberg, Reuzeuhof, Rockenbruuu, Rötheubach b. L., RoU-
hofeu, Rückersdorf, Sachsen, Schallershof, Schatten hof, Scheerau,
Schnaittach, Schwabach, Schwaig, Schweiuau, Sieglitzhof, Simmeisdorf,
Spardorf, Stein a. R., Steinach, Steinensitteubach, Teuneulobe, Triesdorf,
Unterbürg, Unterfarrubach, Uuterhaidelbach, Uuterreichenbach, Wacben-
bofen, Weigelshof, Weiher, Weißenburg i, B., Wellerstadt, Wellheim,
Wetzendorf, Wolkersdorf, Ziegelstein. Oberfraukeu: Br. Alterlangen,
Banz, Büchenbach, Butteuheim, Doos, Ebermannstadt, Ebing, Eggolsheim,
Forchheim, Gassoldorf, Gerlas, Gosberg, Gräfenberg, Ilallstadt, Hirschaid,
Igelsdorf, Kersbach, Kleiusendelbacb, Köttensdorf, Kosbach, Kunigunden-
ruh, Memmelsdorf, Neuhaus, Neunkirclien a. Br., Peulendorf, Fiuzbcrg,
Plech, Pretzfeld, Riegelsteiu, Roßdorf, Rüsselbach, Scheßlitz, Schloßaritz,
Spieß, Stafifelstein, Straß-Giech, Streitberg, Strullendorf, Uunersdorf,
Untertrubach. Weiseuuohe, Wiesenthau, Wiukelhof, Zapfeudorf. Ober-
pfalz: Br. Beilugries, Berchiug, Bürtel, Etzelwang, Hatzenreuth, Kauer-
hof, Neidstein, Neunkircheu b, S., Obermainshof, Peilstein, Poppberg,
Sulzbach. Nieder bayern: Br. Arber, .\rberbütte. Arbersee, Bäumen-
heim, Bayriscbbänsl, Eisen steinermühlo, Grafhütte, Ludwigsthal, Metten,
Ncuwaldhaus, Pfarrkirchen, Regenhütto, Steinbutte, Theresienthal, Zwiesel.
Oberbayern: Br. Aibling, Allach, Alteuau, Berchtesgadeu, Berggeist,
Bockhorn, Brand, Dachau, Eibsee, Farchant; Freilassing, Garraisch,
^^^^' ^' I Gengier: Materialien. 13
1917 J
Grafenaschau, Grafing, Großweil, Grüuthal, Gstadt, Haag, Hintersee,
Ingolstadt, Königsee, Langeubruck, München, Murnau, Oberammergau,
Obergrainau, Oed, Partenkircben, Polin, Prien, Ramsaii, Reichenhall,
Rießersee, Ruhpolding, Schlehdorf, Schleißheim, Siegsdorf', Teisendorf,
Thalkirchen, Traunstein, Tölz, Wernleiteu, Zwergern. Schwaben: Br.
Affaltern, Elleubrunn, Rennertshofen, Seehof, Treidelheim. Rheinpfalz:
Br. Bei'gzabern. — 1914- U nter fran keu : Br. Amorbach, Frickenhausen,
Kitzingen, Marktbreit, Markt Bibart, Marktsteft, Ochsenfurt, Segnitz,
Sulzfeld, Veitshöchheim, Weilbach, Winterhausen, Würzburg, Zell.
Mittelfranken: Br. Artelshofen, Aspertshofen, Atzeisberg, Baiersdorf,
Birnthou, Bräuningshof, Brück, Bubenreuth, Buckenhof, Cadolzburg,
Dietershofen, Ebersbach, Eitersdorf, Engelthal, Erlangen, Feucht, Fisch-
bach, Fürth, Gauchsmühle, Haaghof, Henfenfeld, Hersbruck, Hoizhausen,
Kirchensittenbach, Kleedorf, Linden, Markt Erlbach, Mögeldorf, Möhren-
dorf, Neustadt a. A., Nürnberg, Ocheubruck, Prackenfels, Rathsberg,
Rumraelsburg, Rupprechtstegen, Schauerheim, Schuiegling, Sieglitzhof,
Siglitzberg, Stadeln, Steiubach, Tenneulohe, Ungelstetten, Unterwald-
dachsbach, Uttenreuth, Wilhermsdorf. Ober franken: Br. Aisch,
Alexandersbad, Banz, Bayreuth, Berueck, Bischofsgrün, Büchenbach,
Butten heim, Decbsendorf, Doos, Effeltrich, Epprechtstein, Eremitage,
Fantasie, Gasseidorf, Goldmühl, Greifenstein, Hausen, Hetzles, Hirschaid,
Hof, Ilollfeld, Houings, Karches, Kirchenlamitz, Klebheim, Kösseine,
Krausenbechhofen, Langenloh, Luisenbiu'g, Marktred witz, Münchberg,
Muggendorf, Nankendorf, Neuhaus, Neuhaus b. A., Neumühle b. G.,
Neunkirchen a. Br., Niederlamitz, Nußhardt, Oberaufseß, Ochsenkopf,
Oesdorf, Plankenfels, Poppenwind, Poxdorf, Rabeneck, Röhrenhof, Rötteu-
bach, Rollwenzelei, Roßdorf, Schneeberg, Schönhof, Silberhaus, StafPel-
steiu, Traindorf, Tröstau, Unnersdorf, Unteraufseß, Unterleinleiter, Veil-
broun, Waischenfeld, Waldstein, Wappersdorf, Wolfsfels, Wunsiedel,
Zell. Ober pfalz: Br. Buchberg. Nieder bayern: Br. Metten, Pfarr-
kirchen, Schwarzenthai. Ober bayern: Br. Andechs, Berchtesgaden,
Bernried, Bockhorn, Dachau, Erching, Gauting, Glashütte, Hechendorf,
Höllriegelskreuth, Ismauing, Kochel, Königsee, Kreuth, Krünn, Mitten-
wald, Nymphenburg, Pasiug, Planegg, Pullach, Salzberg, Schäftlarn,
Schönau, Seeshanpt, Tutzing, Uuterföhring, Unterstein, Urfeld, W^allberg,
Walchensee, Wallgau, Wolfratshauseu. Schwaben: Br. Affaltern.
Rheinpfalz: Br. Bergzabern, Frankenthal, Hochspeyer, Hinterweiden-
thal, Schiff'erstadt, Speyer.
13. Fringilla montifringilla L., Bergfink.
1911. Mittel fran keu: Beob. Buttendorf W., Eichstätt W., Er-
langen 11. I., Nürnberg W. Niederbayern: Beob. Neuschöuau 5.1V.
1000 St., Riedelsbach o. IV. Fl. Ob er bayern: Beob. Feldraoching
12. IIL Schwaben: Aff'altern 6.I. — 27. III., 16. X.— 1. XII. FL Fl.
—2000 St., Kaufbeuren Ende XII. Rheinpfalz: Beob. Bad Dürk-
heim 5. IIL, Leimen 1. III. — 1912. Unterfranken : Beob. Parkhaus
14 Gengier: Materialien. fVerh. Orn.
^ L Ges. Bay.
Sylvau Auf. III. Mittelfranken: Beob. Erlangen 3. IL einige cJ^cT,
5. II. 1 g, Nürnberg 10. IL, Röckingen, Triesdorf, Ulsenheim 3. X.
Oberfranken: Beob. Tschirn 5.III.— 16.IIL 800— 1000 St. Nieder-
bayern: Beob. Mainbnrg wenige. Oberbayern: Beob. Audechs 21. II.
spärl., Bischofswiesen 22. X. gr. Fl., G Wochen da., Frauonchiem8ee
I. viele, Großhesselohe 24. XL 8— 10 000 St. in Fl. d., Hohenaschau.
Schwaben: Beob. Affaltern 13.1. 100 St., 22., 29. 1 , 20.11. 150 St.,
23. IV. 1 cT, 10. X., 19. X., Döringen G. II. Rheinpfalz: Beob.
Bergzabern 8. X. augek. — IQIS- Mittolf ranken : Beob. Kraftshof
15. XL Oberfraukeu: Beob. Gerlas 3. X. 150 St., 27, X. 100 St.,
II. XIL 150 St., Roßdorf 28. XIL Fl. N i e d er b a y er n : Beob.
Fiusterau 23. III. gr. Fl. FI., 7. IV. gr. Fl. Fl., Pfarrkirchen III.
Ober b ayern: Beob. Großhesselohe, Langenbruck 23. XIL, RuhpoldingW.
Schwaben: Beob. Affaltern 2. IL, 30. IIL, 7. X., 11. X., 26. XL,
Kaiifbeuren 14. IX. Rheinpfalz: Beob. Bergzabern nur vereinzelt,
weil keine Bucheln. — I9I4- Mittelfran keu : Beob. Berolzheim
16. IIL, Brück 28. IL Fl., Erlangen 1. I. kl. Fl., 19. IIL, Erlenstegeu
15. IL, Georgensgmüud L, Mögeldorf 11. L, Nürnberg 6. I. — 15. IIL,
Unterbürg 8. 15. IL Nieder bayeru: Beob. Metten 30. I. 4 St.,
Tann 14. III. Oberbayern: Beob. Ingolstadt 10. I. Fl. Schwaben:
Beob. Affaltern 9. L— 19. IIL, 5. X.— 10. XIL Rheinpfalz: Beob.
Bergzabern I.
14. MontifrinffiUa nivalis nivalis (L.), Schneefiuk.
1912. Oberbayern: Beob. Bischofswieseu, an der SO-Seite des
Untersbergs. Schwaben: Beob. am Gufel 2000 m, au der Höfats,
2200 m Höhe.
15. Petronia petronia petronia (L.), Steinsperling.
1913. Unterfrauken: Br. Salzburg; 8. VI. 10— 12 St.. 25.— 26. VII.
3 — 4 P., 2 Nester besetzt, in einem Flaumjunge, in einem flügge juv.
16. Passer domesticus (lofnesticns (L.), Ilaussperling.
1912. Unterfrankcu: Fehlt am Kreuzberg.
17. Passer niontanns niontaniis (L.), Feldsperling.
1911. Unterfranken: Br. Lohr häuf. Mittelfranken: Br.
Artelshofen, Baudenbach, Brück, Eichstätt häuf., Erlangen häuf., Groß-
grüudlach, Großhabersdorf häuf., Uuterwalddachsbach. Beob. Dachsbach
3. IX., Nürnberg 13. XL, Rückersdorf 27. IX., Vach. Oberfranken:
Br. Honings, Krauseubechhofeu, Neunkirchen a. Br., Streitberg. Ober-
pfalz: Br. Bachhauson, Hirschau. N iederbay e ru : Br. Metten häuf.
Oberbayeru: Br. Langenbruck. Schwaben: Br. Affaltern häuf.,
Linden. — 1912. Unter franken : Br. Aschaffenburg. Mittelfrauken:
Br. Almoshof, Beerbach, Bebriugersdorf, Brück, Bubeureuth, Buckenhof,
Dutzendteich, Ebensce, Eberhardshof, Erlangen, Erlenstogen, Fischbach,
-^^^■^' ^'1 Geagler: Materialien. 15
1917 J
Frau enaur ach, FUrth, Georgen sgmünd, Gleißhammer, Großreuth b. Schw.,
Großreuth h. V., Heroldsberg, Käswasser, Kalchreuth, Kleinreuth b. Schw.,
Kleinreuth h. V., Kraftshof, Laufamholz, Lohe, Marienberg, Mögeldorf,
Mühlhof, Neuhof, Neumühle, Neunhof b. L., Nürnberg, Oberbürg, Oedeu-
berg, Poppeureuth, Röckingen, Röthenbach b. Schw., Ronhof, Simmel-
berg, Simonshofen, Steinacb, TauchersreiUh, Thon, Triesdorf, Wetzeu-
dorf, Zerzabelshof, Zirndorf. Beob. Spitalhof 17. III., Ziegelstein 21. IV.
Ober franken: Br. Büchenbach, Ebermannstadt, Gosberg, Herzogen-
aurach, Hetzles, Kappel, Kemnathen, Kersbach, Peguitz, Pommer, Pox-
dorf, Pretzfeld, Reuth, Roßdorf, Wohlrauthshüll. Oberpfalz: Br.
Frankenhof, Lunkeureuth, Neudorf, Obertraubliug. Niederbayern:
Br. Arber, Bayrischhäusl, Eisenstein, Ludwigsthal, Metten, Neufahrn,
Neuhütte, Neuwaldhaus, Radidorf, Regenhütte. Oberbayern: Br.
Moosburg. Schwaben: Br. AflPaltern. Rheinpfalz: Br. Bergzabern.
— 1913. ünterfr anke n : Br. Amorbach, Bischofsheim, Frickenhausen,
Mellrichstadt, Neustadt a. S. Mittel franken: Br. Altenberg, Brauns-
bach, Eitersdorf, Erlangen, Fürth, Haimendorf, Hedersdorf, Heroldsberg,
Hersbruck, Hubmersberg, Kühnhofen, Leiuburg, Lichtenau, Merkendorf,
Oberndorf, Pötzling, Pommelsbrunn, Rathsberg, Renzenhof, Röthen-
bach b. L., Simmeisdorf, Spardorf, Stein a. R., Tennenlohe, Triesdorf,
Uifenheim, Unterhaidelbach, Wattenbach, Weigelshof, Wetzendorf. Ober-
frauken: Br. Alterlangen, Banz, Brand, Forchheim, Gasseidorf, Gräfen-
berg, Kersbach, Kosbach, Krausen bechhofen, Poppenwind, Roßdorf, See
hof, Unnersdorf. Oberpfalz: Br. Etzelwang. Niederbayern: Br
Eisenstein, Metten, Natternberg, Neuhausen, Tann. Oberbayeru: Br
Andechs, Laugenbruck, Schleißheira. Schwaben: Br. Aflfaltern, Kauf-
beureu. Rheinpfalz: Br, Bergzabern. — 1914. Un terfran ken: Br
Marktsteft, Veitshöchheim, Würzburg. Mittelfranken: Br. Baiers
dorf. Brück, Bubenreuth, Dintersheim, Erlangen, Erlenstegen, Fürth
Hersbruck, Kleinseebach, Linden, Markt Erlbach, Möhrendorf, Nürnberg
Oberndorf, Rummelsberg, Schauerheim. Ober franken: Br. Banz
Bayreuth, Berneck, Fantasie, Hausen, Hollfeld, Honings, Krausenbech-
hofen, Neuhaus, Neunkirchen a. Br., Rabenstein, Roßdorf, Unnersdorf,
Unterwimmelbach. Nieder bayern: Br. Pfarrkirchen. Beob. Metten
I., II., X. Oberbayern: Br. Allach, Erching, Königsee, Mittenwald,
München, Nympheuburg, Tattenhauseu. Schwaben: Br. Affaltern.
Rheinpfalz: Br. Albisheim, Enkenbach, Göllheim, Hochspeyer, Lang-
meil, Marnheim.
18. Etnheriza calandra calandra L., Grauammer.
1911. Unter franken : Br. Lohr zieral. häuf. Mittelfran ke u :
Br. Baiersdorf, Brück 23. III., Bubenreuth, Eichstätt häuf., Eitersdorf,
Erlangen, Möhrendorf, Oberndorf. Beob. Dachsbach 3. IX. Ober-
franken: Br. Büchenbach, Forchheim, Kersbach, KrauseubechhofeU;,
Mohrhof. Nied er bayern: Br. Pfarrkirclien spärl. Schwaben: Beob.
Linden. — 1912. Unterfranken: Br. Schollbrunn 24. III. Mittel-
16 Gengier: Materialien. f^f'^'x?"'
L Ges. Bay.
franken: Br. Berolzheim, Braunsbach, Brück, Bubenreuth, Buekenhof,
Dambach häuf., Eitersdorf, Emskirchen, Erlangen 27. III., Großgrüud-
lach, Kriegenbrunn, Möhrendorf, NeumUhle 17. II., Neustadt a. A.,
Schallershof, Sugenheim, Ulsenheim, Wellerstadt, Zirudorf häuf. Ober-
franken: Br. Büchenbach, Herzogenaurach, Kersbach 28. III., Poxdorf.
Niederbayern: Br. Metten häuf. Oberbayeru: Br. Hohenaschau.
Rlieinpfalz: Br. Bergzabern. — IQIS- U n t er frank en : Br. Neu-
stadt a. S., Rheiufeld, Stroutal vereinz. ]\[itt el f ran ken : Brück 30. III.,
Eltcrsdorf, Erlangen, Mögeldorf, Möhrendorf, Neumühle 30. III., Oberu-
dorf, Schallershof 30. III., Schnepfenreuth. Oberfranken: Br. Bamberg
(Ellerbachtal), Kersbach, Meramelsdorf, Poxdorf 31. III., Koßdorf häuf.,
Scheßlitz. Rheinpfalz: Br. Speyer 21. III. — 1914. Unterfranken:
Br. Fr icken hausen, Marktbreit, Marktsteft, Sulzfeld. Mittelf ranken:
Br. Baiersdorf, Brück, Dintersheira, Erlangen 2. IV., Fürth, Kleinsee-
bach, Schallershof 2. IV., Schauerheim, Stadeln, Tenueulohe, Wetzen-
dorf. Oberfrankeu: Br. Adelsdorf, Büchenbach, Krausenbechhofen,
Münchberg, Neuhaus, Poxdorf, Roßdorf, St. Johann, Staffelstein, Unners-
dorf, Weppersdorf. Oberbayern: Br. Ismaning. Schwaben: Br.
Freihalden, Lauingen.
19. Einheri^a citrinella sylvestris Brehm, Goldammer.
Wird aus allen Kreisen Bayerns als Brutvogel, vielfach auch als
Standvogel gemeldet.
20. Ilmheriza hortiilana L., Gartenammer.
igii. Oberfranken: Beob. Gasseidorf 23.1V. 1 P. Schwaben:
Beob. Augsburg 2. u. 5. V. 1 P., Göggiugen 5. V. s. cf , Inningeu 5. V
1 P. — 1912. Mi t telfran ken : Beob. Nürnberg, Frühjahr d. Schwaben:
Augsburg 2. V. 2 s. cfcf. — IQIS- Oberfranken: Br. Bamberg.
Rheinpfalz: Beob. Bergzabern. — 1914. Unterfranken: Br. Markt-
breit, Segnitz. Oberfranken: Br. Bamberg, Zentbaclihofen. Beob.
Egloffstein 21. V. 1 St. Rheinpfalz: Bad Dürkheim, V (Belegstücke;
Mus. München).
21. Eiiiheri^a cia via L., Zippammer.
1914. Unter frank e n : Br. Lohr 1 P. (Belegstück fehlt).
22. Emheriza civilis Hrliis L., Zaunammer,
igir. Rheinpfalz: Br. Bergzabern. — 1912. Rheinpfalz: Br.
Bergzabern 4 — 5 P. — IQIS- Rheinpfalz: Br. Bergzabern 6 — 7 P.,
3. III. angek. — 1914. Rhe iupf alz : Br. Bergzabern 7 P. auf d. Nord-
seite, einige P. auf d. Südseite. (Belegstück; Coli. Gengier).
23. JE7}iheri^a schoenicliis schoeiiiclus L., Rohrammer.
1911. Unterfrank en : Br. Lohr. Mittelfranken: Br. Erlangen,
Schwand. Beob. Fürth 12. III. Regnitz. Oberfrauken: Br. Dechsen-
dorf, Hesselberg^ Kersbach, Poppen wind. Nied erbay ern : Br. Pfarr-
XIII
191
'^ ' I Gengler: Materialien. j^7
kircheu. Oberbayern: Beob. Feldmocbing 12. u. 19. III. Schwaben:
Br. Augsburg. — 1912. Uuterfranken : Br. Aschaffeuburg, Stadt-
prozelten. Mittelfrau keu: Br. Erlangen, Mögeldorf, Schallershof,
Wellerstadt, Ziegelstein. Oberfranken: Br. Hausen. Beob. Kersbach
18. III., Poxdorf 3. IV. Oberpfalz: Br. Kallmünz. Niederbayern:
Beob. Metten 11. IV. 5 8t. Donau. Schwaben: Br. Augsburg, Gög-
gingeii. Beob. Affaltern 23. X. $. — 1913. Mi tt elfranken : Br.
Baiersdoi'f. Ober franken: Br. Poxdorf. Niederbayern: Br. Pfarr-
kirchen. Rheinpfalz: Beob. Bergzabern 11. III. — 1914- Mittel-
fi'anken: Br. Baiersdorf. Beob. Eitersdorf 31. III. Ob er franken:
Br. Weppersdorf. Beob. Krausenbechhofen 5. IV., Neuhaus 5. IV.,
Poppeuwind 5. IV., Untergrashof 10. VII. N ieder bayer u : Br. Pfarr-
kirchen 29. III. Oberbayern: Beob. Freising 3. IV. viele Isarauon,
München lU. IV. viele Isarauen.
24. Flectvophenadc nivalis nivalis (L.), Schneeammer.
1911. Oberfrauken: Beob. Tschirn 5. XI. cT j"v., 15. u. 28. XII.
15 St. — 1912. Oberfranken: Beob. Tschirn 3. I. 50 St.
Col u ni h i d a e, die Taul)eii.
1. Coltimba palninbus palnmhus L., Ringeltaube.
1911. Uuterfranken: Br. Amorbach 2. III., Baudenbach, Daschen-
dorf 2. III., Garitz 23. II., Gefäll 3. III., Gramschatz 4. III.— 25. IX,
Gräfendorf 10. III., Guttenberg 25. III., Hausen 1. IL, Heinrichs-
thal 2. III.— 28. X., Hohnhausen 8. III., Irtenberg 6. III., Karlstadt
25. II., Kreuzberg, Laufach 22. IL, Leutershausen 28. IIL, Lohr häuf.,
MainbuUau 1. IIL, Madenhausen 3. IIL— 5. X., Marktsteinach 8. IIL,
Miltenberg 13. IIL, Mellrichstadt 24. IIL, Oberbach 22. IIL— 19. X.,
Partenstein 3. IIL, Rohrbruun 19. IL, Reckendorf 20. IIL, Schön-
derling 4. IIL, Stadtprozelten, Steiuach a. S. 11. III. — 14. XL, Wiesen
1. IIL— 20. X., Wasserlosen 3. IIL— 9. X., WaldaschafF 24. IIL Zu-
nahme: Kreuzberg. Mittelfranken: Br. Altdorf 7. III. — 17. X.,
Alte Veste 8. IIL— 2. X., Artelshofen, Atzeisberg, Baiersdorf, Bauden-
bach häuf., Breitenfurt 17. IIL, Colmberg 7. IIL, Dörndorf 6. IIL,
Dollnstein 17. IIL, Erlangen, Heideck 7. IIL, Ipsheira 21. IIL, Neun-
stetten 7. IIL— 21. XII., Obermässing 20. III. - 11. X., Rothenburg 0. T.
22. IL, Solnhofen 6. IIL Abnahme: Großhabersdorf, Obermässing.
Oberfrankeu: Br. Altenhof 5. IIL, Brücklas 10. IIL — 25. IX.,
Buch a. F. 29. IIL, Buttendorf, Bad Stehen 3. IIL, Effeltrich, Fisch-
steiu 25. IL, Fasanerie 2. IIL, Furtliammer 21. IIL, Gleisenau 27. IIL,
Häusellohe 20. IIL, Kehlbach 2. IIL, Langeubach 23. IL, Löhlitz
10. IIL— 11. X., Louiseuburg 12. IIL— 17. X., Langenau 24. IIL,
Rabeusteiu, Roßdorf 3. IIL— 16. X., Reuth 8. IIL, Räumlas 23. IIL,
Strullendorf 28. IL— 13. X., Seibelsdurf 11. III., Wilhelmsthal 18. IIL,
Whikelhof 30. IIL— 2G. IX., Zeyern 3. IIL Beob. Joditz 20. VIIL,
2
18 Gengier: Materialieu. f^^^^- ^'■"•
j_ Ges. Bay.
Zunahme: Roßdorf. Oberpfalz: Br. Beratzhauseu 23, II., Biberbach
7. ni.— 11. X., Etsdorf 7. III., Etzenricht 1. IV., Falkeuberg 1. III.,
Freudenberg 1. III., Freihöls 7. III., Frankenreuth 18. III., Hammer-
treveseu 9. III., Hirschau häuf., Hoheuthan 9. III., Lebenhan 5. III.,
Münchsgrün 16. III.— 10. XI., Nenmarkt 28. IL, Neuöd 9. IIL bis
11. X., Nittenau 10. HL, Neuhaua a. W. N. 27. IIL- 25. X., Ober-
bibrach 27. IIL -12. X., Pirkensee 3. IIL— 2. X., Prunn 5. IIL, Plöß-
berg C. IIL, Perlhütte 11. IIL, Pullenried 14. IIL, Rodenzenreutli 30. III,
Sackdilling 3. IIL, Seligenporteu 4. IIL, Sinzing 27. IIL, Teublitz
5. IIL, Tirschenreuth 10. IIL, Weiherhammer 7. IIL, Wondreb 9. IIL
Abnahme: Etsdorf, Neuhaus a. W. N. Niederbayern: Br. Arnstorf
2. IIL, Dingoltiug 1. IV.— 20. X., Dösingried, Hals 30. IIL— 10. X.,
Irlbruun 8. IIL, Landshut 21. IL— 2. XL, Patriching 27. HL Ober-
bayern: Br. Ammerlaud 11. HL, Andechs 13, IIL, Berg 18. HL,
Bad Reicheuhall 26. IIL, Bischofswieseu 30. IIL, Endorf 8. HL— 21, X..
Egmating 28. HL, Freisiug 25. IL, Inzell 20. HL, Langenbruck
15. IIL— 13. IX., Liuderhof 2. IV.— 8. X., Meilenberg 6. IIL, Pürten
22. IIL, Ried 18. IIL, Sauerlach 1. HL, Seeshaupt 16. IIL, Steiu-
gaden 20 IIL, Thalhausen 21. II. — 6. X,, Unterammergau 25. HL
Nicht beob. Kreuth. Schwaben: Br. Affaltern 6.111,-22. X., Augs-
burg 30. HL, Birkach 25. IL, Bergen 9. IIL, Dettenschwang 25. IIL,
Echenbrunu 4. HL, Frankenhofen 3. IIL— 31. X., Gabelbach 24 IL,
Göggingen 2. IV. — 8, X., Haselbach 9. IIL, Illertissen, Kaufbeuren
23. IL— 24. X., Krumbach 18. IIL— 14. X., Kimratshofen 2. HL,
Linden 2. IIL, Lindau 23, IIL, Nördlingen 11. IIL, Oberschönegg
14, IIL, ObergUnzbnrg 23. IIL, Roßhaupten 17. HL, Routin 20. IIL,
Staufen 21. IL, Stoflfenried 9. IIL, Sulzschueid 16. HL, Thierhaupten
27. IL— 6. X., Wemdiug 9. IIL, Warchiug 14. IIL— 1. X. Über-
wintert: Affalter n. Rheinpfalz: Br. Berg a. Rh. 26. IL— 26. X.,
Bingert 15, IIL— 26. X., Dernbach 17. IL, Daufenberg 24. IL, Gers-
bach 27. IL, Glan-Müuchweiler 27. HL, Grafenthalerhof, Helfersberg
22. IL, Heltersberg 22. IL, Hageubach 28. IL— 30. X., Johanniskreuz
3. IIL, Leiraersheim 23. IL — 4. X., Leimen 9. IIL, Mechterslieim
21. IL, Merzalbeu 1, IIL, Taubensuhl 8. IIL— 15. X., Westheim
28. IL — 1912. Unter franken: Br. Amorbach 11. HL, Aschaffenburg,
Aub 2, X., Bischofsheim 28. IL, Boxbrunn 13. HL, üörnbach 19. IL,
Garitz 22. IL, Gramschatz 22. IL — 12. X., Gramschatzer Wald 26. IL bis
27. X., Heinrichsthal 29. IL— 10. X., Hohnhausen 1. IIL, Kirchzeil
19. n., Kirchschönbach 6. IIL, Madenhausen 29. IL— 30. IX., Neu-
hütten 18. IIL, Neidhof, Oberbach 12, 111,-22. X., Reckendorf 1. IIL,
Reichartshausen, Schollbrunn 26. IL, Wiesen 28. IL, Wasserlosen 8, III. bis
17. X., Waldasohaff 12. HL, Würzburg 28. II. Mittel franken :
Br. Alte Veste 27. IL— 9. X., Atzelsborg, Breitenfurt 6. HL, Colm-
berg 28. 11,-14. IX., Dörndorf 29. IL, Dollnstein 2. HL, Erlangen
26. IIL, Großhabersdorf 9. HL— 12. X., Ipsheim 10. HL, Marieuberg,
Mögeldorf, Neuebersb.ach 7. IIL, Pappenhoim 3. HI. — 13. X,, Pomraek-
^^^^' ^' I Gengier: Materialien. 19
1917 J
bruun, Röckiugen, Rupprechtstegeu, Solnhofeu 5. III. — 16. X., Schwabach,
Triesdorf häuf., Ulseuheim, Vorra, Wellheim 10. III., Wallsdorf, Ziegel-
stein. Abnahme: Großhabersdorf. Oberfraukeu: Br. BrUcklas 1. III. bis
12. XII., Eckenreuth, Ficlitelberg 27. II., Fleckl 18. III., Furthammer
16. III.— 16. X., Haid 1. III.— 8. X., Hausen, Heroldsbach, Kehlbach
26. II.— 10. IX., Kosbach 29. II., Kleiutettau 25. III., Löhlitz 26. II. bis
15. IX., Louiseuburg 2. III. — 24. X., Neuhaus, Oberachtel, Eäumles
25. II., Reuth 27. IL, Roßdorf 27. IL— (j. X., Seibelsdorf 29. IL,
Scheßlitz 1. III., Streitberg 22. IIL, Tschirn 12. IIL, Beob. Sigritzau
30. VIL 20 St. Zunahme: Roßdorf. Oberpfalz: Br. Beratzhausen
2. IIL— 17. X., Etzenricht 22. IIL, Falkenberg 4. IIL, Freihöls, 7. IIL,
Freudenberg 7. IIL, Hammertreveseu 7. IIL, Hessenreuth 9. IIL, Hirsch-
bach, Krottensee 18. III., Neuöd 5. IIL— 18. X., Neumarkt Obpf.
6. IIL, Neubau 8. IIL, Neudorf 8. IIL, Neuhaus a. W.N. 27. III. bis
12. X., Oberbibrach 1. IIL, Plößberg 29. IL, Parsberg 6. IIL, Pirkeu-
see 7. IIL — 27. X., Pullenried, Rodenzenreuth 12. IL, Sulzbürg 26. IL,
Seligenporten 7. IIL— 17. IX., Sinzing 27. IIL— 2. X., Wondreb 11. IIL,
Wernersreuth. Abnahme: Pullenried. Niederbayern: Br. Arnstorf
4. IIL, Dingolfing 20. III.— 2. X., Griesbach 5. IIL, Hals 10. IIL,
Irlbrunu 23. IL, Landshut 23. IL— 2. X., Metten häuf., Patriching
3. IIL, Uttobrunn häuf., Zwaesler- Waldhaus 29. I. Oberbayern:
Br. Andechs 10. IIL, Bischofswiesen, Erletsbach 25. IL, Egmating
4. IIL, Endorf 5. IIL— 19. X., Inzell 26. IIL, Kösching 22. II. bis
27. IX., Laugenbruck 4. IIL, Ried 9. IIL, Ruhpoldiug 31. IIL, Sauer-
lach 27. IL, Thalbausen 25. IL, Unterammergau häuf. Beob. Inzell
21. IX. 6 FL FI. NO.—SW. d., Rothenfeld 18. IX. Schwaben: Br.
Aeschach 26. IL, Affaltern 7. IIL— 30. IX., Augsburg 27. IL, Hasel-
bach 2. IIL, Illertissen 23. IL, Kimratshofen 26. IL, Kaufbeuren
3. IIL— 15. X., Oberreituau 11. IIL— 20. IX., StoflPenried 29. IL bis
18. XL, Sonderdorf 14. IIL, Thierhaupten 28. IIL— 12. IX., Vilgerts-
hofen 4. IIL— 13. X., Warcliing 27. IL— 8. X., W>.mding 28. IL bis
20. IX. Beob. Kimratshofen 23. IX. 50 St. d., Weicht 8. IV. Rhein-
pfalz: Br. Biugert 1. IIL— 30. IX., Beckenhof 27. IIL, Bergzabern,
Daufenberg 2. IIL, Grafenthalerhof 25. IL— 4. X., Homburg 27. IL,
Hördt 6. IIL, Heltersberg 15. IIL, Iggelbach 25. IIL, Lemberg 27. IL,
Meisertal 9. IIL— 15. XL, Taubensuhl 26. IL Überwintert: Daufen-
berg, Homburg. Abnahme: Lemberg. — IQIS- Unter franken: Br.
Amorbach 6. IIL, Aub, Bischofsheim 25. IL, Euerdorf 25. IL— 23. X.,
Guttenberg 23. IL, Heinrichsthal 24. IL— 30. XL, Hohnhausen 7. HL,
Hohe Röhn, Madenhausen 6. IIL— 13. X., Mainbullau 10. IIL, Mell-
richstadt 20. IIL, Neuhütten 12. IIL, Oberbach 22. L, Prölsdort
9. IIL — 15. X., Reckendorf 4. III., Thüngen 16. IL, Wiesen 9. IL bis
20. X., W^asserlosen 22.11—20. X., Waldaschaff 24. IL Beob.Reueu-
thal 26. IX. 4 St. Mittel franken: Br. Alte Veste 12. IIL— 2. X.,
Ansbach 24. IL, Dörndorf 1. IIL, Colmberg 6. III.— 11. X., Erlangen,
Großbabersdorf 7. IIL— 16. X., Hofstetten 20. IL, Heroldsberg, Heuch-
9*
FVerh
20 Gengier: Materialien. I
Orn.
Bav.
liug, Ipsheim 3. III., Kraftshof 20. II., Leutershausen 1, III., Neii-
ebersbach 11. III.— 2. X., Obermässing 4. III.— 19. X., Pfünz 22.11.,
Pappenheim 28. II. — 16. VIII., Piischeldorf, Rückersdorf 3. III., Rockeii-
bruun, Solnliofen 25. II. — 20. VIII., Simmeisdorf. Beob. Otteusoos
7. IV. 1 St., Thalhüim 21. IX. Oberfrankeu: Br. Brücklas 7. III.
bis 8. X., Freusdorf 3. III., Furthammer 2G. III.— 21. X., Gerlas
12. III.— 11. X., Großvicbtach 13. III., Geuser 18. III., Kleiutettau
15. III., Löhlitz 26. II.— 15. IX., Luisen burg 10. III., Nagel 27. III.,
Plech, Reuth 23. IL, Roßdorf 3. III.— 6. X., Rothenkirchen 10. HL,
Räumles 17. IIL, Stehen 27. L, Seßlach 8. IL, Straßdorf 5. HL,
Streitborg 7. IIL, Seibelsdorf 11. IIL, Tschirn 13. IIL — 16. X., Winkel-
hof 25. IL Beob. Krausenbechhofeu 5. X., Neudorf 1. X. gr. Fl. Fl.,
Neuhaus 5. X. 1 St., Wiukelhof 3.-14. IV. 150 — 200 St. in Fl.
beisammen, Oberpfalz: Br. Flossenbürg 17. IIL, Freihöls 18. IIL,
Hessenreuth 16. IIL, Lutzmannsteiu 26. IL— 20. X., Lengenfeld
12. IIL— 14. X,, Neuöd 26. IL— 9. X., Neuhaus a. W. N. 7. IV. bis
5. X., Paulushofen 5. IIL — 23. X., Parsberg 7. IIL, Pressath 11. IIL,
Pullenried, Seligenporten 25,11., Sulzbürg 6. IIL, Sinziug 15. III. bis
16. IX,, Rodenzenreuth 10. IL Beob, Poppberg 21, IX. Abnahme:
Pullenried. Nieder bayern: Br, Arnstorf 6. IIL — 8, X., Dingolfing
12. IIL — 1, XL, Duschlberg 6. IIL, Ergoldsbach 2. IIL, Hals 6. III.
bis 10, IX,, Krumbach 13. III. Oberbayoru: Br. Allach, Andechs,
Bischüfswieseu 15. HL, Egmating 4. IIL, Endorf 11. HL— IG. X,,
Friedring 12. IL, Hohenzell 14. IL, Igen 14. HL— 15. IX., luzell
16. IIL— 28. X., Langenbruck 3. 111,-19. X., Liuderhof, Reichenhall
24. IV.— 31. X., Ruhpolding, Seeshaupt 5. IIL, Schleißheim 15. IIL,
Tölz 27. IIL, Zwergern. Beob. Eudorf: Trinken Solenwasser, Schwaben:
Br. Affaltoru 5. HL— 2."». IX., Deiuhausen 7. IL — 27. X., Irlbrunn
21. IL, Kaufbeuren 27. IL — 26. X., Kimratshofen 17. IIL, Obergünz-
burg 12. IIL, Sontheim 17. IL, Thierhaupten 27. IL, Warching 11. IL
bis 6, XL Beob. Affalteru 18. VIII, 7, St, unter Flug von C, corone.
Rheinpfalz: Br. Beckenhof 9. L, Clauseu 14. HL, Dansenberg 4. IL,
Dernbach 3. IIL— 14. XIL, Heltersberg 10. IL, Hördt 12, IL, Iggel-
bach 8, IL, Joiianniskreuz 5, HL, Lambsbacherhof 8. IL, Leimersheim
27. IL — 3. X., Taubensuhl 2. IL Überwintert: Clauseu. — 1914.
Unterfrau ken: Br. Amorbach 27. IL, Aub 25. IL— 23. X., Bischofs-
heim 16. IIL, Bütthardt 26, HL, Guttenberg2. IV„ Heinrichsthal 12.111.
bis 30. X., Mellrichstadt 24. IIL, Oberbach 3, III.— 24. X., Volkers
11. HL, Wasserlosen 9. IIL— 1. X., Weilbach 8, IIL M ittelf ranken:
Br. Dörndorf 11. HL, Haaghof, Holzhausen, Markt Erlbach, Pappen-
heim 16. IIL, Schmausenbuck 18. HL, Solnhofen 17, III., Uffenheim
23. IL, Unterwalddachsbach. Beob. Kraftshof IL, Steiubach 21. VI.
Oberfranken: Br. Aisch, Altenhof 2. IIL. Brücklas 19. IIL, Frens-
dorf 5. IIL — 9. IX., Furthammer 27, IIL— 17. X., Gleisenau 19, IIL,
Löhlitz 21. IIL, Nagel 8. III.— 7, X., Neuhaus, Neudorf, Heßdorf
22. IIL, Oberwimmelbach, Roßdorf 6. IIL— 23. X., Röhrach, Seibolds-
^^^^> ^' Gengier: Materialien. 21
1917 J
dorf 21. III., Zeyeru 21. III. Beob. Schneeberg 2. IX. 30 St. Ober-
pfalz: Br. Freihöls 15. III., Flossenbürg 18. III., Hessenreutb 24. III.,
Neubans a. W. N. 5. IV. — 15. X., Seligenporteu 7. III., Rodeuzen-
veutb 10. II. Niederbayern: Br. Dingolfing 30. III., Duschlbei-g
10. III. — 2. X., Hals 27. III., Metten, Pfarrkirchen. Oberbayern;
Br. Andechs 11. III., Bischofswieseu 23. III., Endorf 10. IV.— 12. X.,
Linderhof 2. IV., VValcheusee 8. IV. Beob. Argeisried 20. VI., Erching
7. VI., Ismaning 7., 27. VI., München 2. V., Planegg 21. V. Schwaben:
Br. Affaltern 8. III.— 1. X., Bobing 22. IL— 18. X., Kaufbeuren
9. IIL— 14. X., Kimratshofen 1. IV. Beob. Freihalden 21. XL 1 P.
Rheinpfalz: Br. Taubeusuhl 16. IL
2. Coltimba oenas oenas L., Hohltaube.
igir. Uuterfraukeu: Br. Dorgendorf 23. III., Gramschatz 4. IIL,
Guttcnberg 8. HL, Garitz 11. IIL, Hohnhausen 1. IIL, Höchberg 15. IIL,
Irteuberg 7. IIL, Karlstadt 26. IL, Lohr häuf., Madenhausen 28. IL,
Rohrbrunn 19. IL, Reckendorf 3. IIL, Schollbruun 4. IIL, Wiesen 4. IIL,
Würzburg 9. IIL, Waldaschaflf 19. III. Mittelfranken: Br. Breiteu-
furt 6. IIL, Bernlohe 19. IIL, Colmberg 2. IIL, Dörndorf 6. III.,
üautenwinden 9. III. — 21. IX., Eichstätt seit., Leutershausen 24. IIL,
Überdachstetten 14. III. Nicht beob. Erlangen. Oberfranken: Br.
Altenhof 3. IIL— 20. X., Bamberg 6. IIL, Brücklas 7. IIL— 5. X., Bad
Stehen 29. IIL, Fischstein 9. IIL, Fleckl, Gleisenau 8. IIL, Gerlas
27. IIL— 4. X., Grötschenreuth, Heroldsbach 11. HL, Kosbach 6. IIL,
Löhlitz 8. IIL, Neudorf 6. IIL, Roßdorf 5. IIL, Seibelsdorf 23. IIL,
Winkelhof 25. IL— 12. X. sehr zahlr. auf 1000 ha Fläche 90—100 P.,
Zeyern 10. III. Beob. Louisenburg 7. IV. Abnahme: Roßdorf. Ober-
pfalz: Br. Biberbach 4. HI., Bachhausen, Flossenburg 23. IIL, Frei-
höls 24. IIL, Neuhaus a. W.N., Oberbibrach 23. IIL, Pressath 18. IIL,
Siuzing 3. IIL— 16. X., Seligenporteu 8. IIL, Teublitz 5. HL, Wiesau
1. IV., Wondreb 21. IIL Niederbayern: Br. Bischofsreut 15. IIL
(nach der Brut verschwinden sie im Juli, kehren September wieder),
Freyung 18. III., Hals 11. IIL— 15. VIIL, Krumbach 6. IIL, Ludwigs-
thal 18. HL, Oberried 23. IIL, Rabenstein 25. IIL, Scheuereck 9. IIL,
Schachtenbach 28. IIL , Stoflfenried 9. III. Nicht beob. Dingolfing.
Abnahme: Hals. Oberbayern: Br. Bockhorn 8. IIL, Egmating 21. IIL,
Langen brück 14. IIL, Rott a. I. 20. III. Schwaben: Br. Aflfaltern
(in Schwarzspechthöhlen), Bergen 8. IIL, Kaufbeuren 8. IIL, Kimrats-
hofen 28. IL, Haselbach 8. IIL, Staufen 9. IIL, Wemding. Rhein-
pfalz: Br. Berg a. Rh. 6. IIL, Dernbach 23. II., Frankenstein 10. IIL
bis 27. VIIL, Hagenbach 13. III. — 25. X., Hahnbrunner Forsthaus,
Kaiteubach, Lauterecken 22. IL, Lambsbacherhof 20. IIL, Ludwigs-
winkel 23. IL, Taubensuhl 26. IL, Westheim 8. IIL Beob. Leimers-
hoim 25. IV, Nicht beob. Bingert. — 1912. Unt er franke n : Br. Amor-
bach 18. IIL, Aschaffenburg, Dorgendorf 1. IIL, Gefäll 24. IL, Grara-
schatz 27. IL, Gutteuberg 29. IL, Hausen, Hohnhausen 29. IL, Mellrich-
22 GeDgler: Materialien. fVerh. Oru.
L Ges. Bay.
Stadt 9.111., Madeuhausen 23. IIL, Neuhütten 3. III., Reckendorf 9. III.,
Schollbrunn 27.11., Waldaschaff 1. IL, Watterbach 5. III. Mittel-
franken: Br. Bernlohe 3. III., Breitenfurt 29. IL, Colmberg 21. IL
bis 18. IX., üörndorf4. IIL, Großhabersdorf 11. IIL— 23. IX., Herolds-
berg, Leutershausen 1. IIL, Röckingen seit., Triesdorf, Ulseuheim, Well-
heim 3. IIL, Ziegelstein. Abnahme: Großhabersdorf. Oberfranken:
Br. Brücklas 29. IL — 15. IX., Gerlas 5. IIL — 21. IX., Grötschenreuth
15. IIL, Membach, Nagel 13. IIL— 10. X., Oesdorf 26. IL, Roßdorf
6. IIL— 15. IX., Seibelsdorf 29. IL, Streitberg 22. IIL, Stierberg,
Winkelhof 27. II Zunahme: Roßdorf, Winkclhof. Oberpfalz: Br.
Beratzhausen 2. HL, Freihöls 7. IIL, Hammertrevesen 13. IIL, Neuhaus
a.W.N.27. IIL, Pullenried, Sinzing 7. IIL— 6. X., Seligenporten 14. IIL,
Tirschenreuth 1. IIL, Wernersreuth 30. IIL, Woudreb 7. III. Abnahme:
Neuhaus a. W.N., Pullenried. Nieder bayern : Br. Hals, Rabenstein
27. IL, Scheuereck 2. III. Oberbayern: Br. Egmating 29. IL, Laugeu-
bruck 21. IIL Abnahme: Langeubruck. Schwaben: Br. Affaltern
8. IIL, Haselbach 8. IIL, Kaufbeuren 25. IL, Oberstaufen 27. IL,
Wemding 11. IIL— 16. IX. Rheinpfalz: Br. Beckenhof 15. HL, Berg-
zabern, Hahnbrunner Forsthaus 9. IIL, Lambsbacherhof 8. IIL, Lem-
berg, Rumbach 23. IL — 5. X., Taubensuhl 1. III. Abnahme: Lemberg.
— 1913. ünterfrauken: Br. Aub 12. IIL, Heinrichsthal 12. IIL,
Madenhausen 22. IIL, Mellrichstadt 22. IIL, Kreuzberg (Buchenwald),
Neuhütten 5. HI., Reckendorf 15. IIL, Waldaschaff 8. IIL, Würzburg
11. IIL Beob. Watterbach 6. IX. 18 St. Mittelfranken: Br. Colm-
berg 25. IL— I.X., Dörndorf 1. IIL, Großhabersdorf 12. IIL— 24. X.,
Hofstetten 9. HL, Heroldsberg, Neuebersbach 4. IIL, Obermässing,
Pfünz 28. IL, Schöubrunu 25. IL, üffenheim. Zunahme: Obermässing.
Ober franken: Br. Grötschenreuth 25. IIL, Kosbach 6. IIL, Neudorf
14. IIL, Rotheukirchen 12. IIL, Reuth 13. IIL, Roßdorf 27. IL bis
15. IX., Streitberg 12. IIL, Seibelsdorf 14. IIL, Wiukelhof 23. IL Beob.
Tschirn 26. IX. 1 Fl. juv. Zunahme: Roßdorf. Oberpfalz: Br. Frei-
höls 13. IIL, Lengenfeld 13. IIL— 10. X., Neuenhammer 16. IIL,
Sinzing 3. IIL — 14. IX., Woudreb 5. IIL Niederbayern: Br. Arnstorf
7. IIL, Bodenmais 11. IIL, Finsterau, Hals 13. IIL, Krumbach 13. IIL,
Irlbruun 12. IL, Pfarrkirchen spärl., Rabenstein 6. IIL Oberbayern:
Br. Egmating 10. IIL, Langenbruck 7. III. Schwaben: Br. Affaltern
16. IIL, Haselbacb 11. IIL, Oberstaufen 25. IL, Kaufbeuren. Rhein-
pfalz: Br. Dernbach, Hahnbrunner Forsthaus, Lambsbacherhof 2. IIL,
Taubensuhl 8,111. Beob. Leimersheim VIII. bis Ende IX. gr. Fl. Fl. —
1914. Unterfranken: ßr. Guttenberg 24. IL, Höchberg 28. IL, Hohn-
hausen 23.IL, Mellrichstadt 21. IIL, Oberbach 11, III— 29. IX., Volkers
I. IIL Mittel franken: Br. Döndorf 11. IIL, Kalchreuth 10. IIL bis
5. XL , Neuebersbach 25. IL , Pappenheim 9. IIL, Wellheim 2. IIL
Oberfrauken: Br. Gerlas 19. IIL, Gleisenau 9. IIL, Kosbach 25.11.,
Löhlitz 12. IIL, Roßdorf 25. IL— 5. X., Seibelsdorf 30. IIL, Tscbirn
II. IIL Oberpfalz: Br. Seligenporten 24, IIL, Woudreb 10. IIL
' ^' j Gengier: Materialien. 23
Niederbayern: Br. Hals 23. III., Tauu. Oberbayeru: Beob. Isma-
ning 27. VI. Schwaben: Br. Affalteru 14. III., Freihalden 2. III.,
Kaufbeureu 27. II. — 5. XI., Kiraratshofen 1. IV. Rheinpfalz: Br.
Beckenhof 26. II.
3. Streptopelia turtiir turttir (L.), Turteltaube.
igil. Unterfranken: Br. Euerdorf 17. V., Schollbrunu 4. V.,
Schweinfurt, Wiesen 1. V. Oberpfalz: Br. Hirschau seit. Ober-
bayeru: Br. Langeubruck. Schwaben: Br. Kempten. Rheinpfalz:
Br. Dernbach 2. V., Biugert 1. V., Hagenbach 29. IV., Mechtersheim
20. IV. — 1912. Unterfranken: Br. Aschaffenburg, Partenstein,
Reichartshausen 13. V., Schollbrunn 24. IV. Obe rfranken: Als Br.
neu augesiedelt Winkelhof, Oberpfalz: Br. Pullenried 2 P., Regens-
burg häuf. Schwaben: Br, Uuteregg 28. V. Beob. Baisweil 12, X.
Rheinpfalz: Br. Bergzabern häuf. — IQIS- Unterfranken: Br.
Amorsbrunn, Wiesen 2. V. Mittelfranken: Br, Obermässing. Ober-
franken: Br. Bad Stehen 2. VI. Beob, Roßdorf 20, IX, 2 St, Ober-
bayern: Beob. Langenbruck d, Rheinpfalz: Br. Bergzabern. —
1914. Oberfranken: Beob. Roßdorf 24. IX. 2 St. Oberbayeru:
28. IV.
24 Laubmann: Beiträge zur Avifauua des Elbsoes. I ^* ' ^""
|_ Ges. Bay.
Beiträge zur Avifauna des Eibsees bei Aitrang
im Algäu.
Von
A. Laubmann (München).
Beim Durchblättern älterer Tagebuchnotizen fand ich eine so
große Anzahl von Aufzeichnungen ornithologischen Inhalts über
die Gegend am Eibsee bei Aitrang im Algäu, daß ich glaube mit
Recht annehmen zu können, eine Zusammenfassung all dieser
Notizen in einer kleineu Abhandlung über die Avifauna genannten
Gebietes dürfte nicht gänzlich des allgemeinen Interesses entbehren.
Ich mache zunächst'einige kurze Angaben über die geographi-
schen Verhältnisse des in Frage stehenden Geländes. Ungefähr
auf halber Strecke der Bahnlinie München — Lindau in der Mitte
zwischen den Stationen Kaufbeuren und Kempten liegt der statt-
liche Marktflecken Aitrang, von dem aus der Eibsee, oder wie
er hier in der Gegend auch genannt wird, Aitranger See, in einer
schwachen halben Stunde zu erreichen ist. Nach der Durchquerung
des Ortes wendet sich die Straße nach Süden und führt ungefähr
20 Minuten lang zwischen saftigen Wiesen und wogenden Korn-
feldern hindurch bis an den Fuß einer mäßig hohen bewaldeten
Anhöhe, nach deren Ersteigung sich vor dem Blicke des Wanderers
die blinkende Fläche des Sees ausdehnt, in der sich die hohen
Häupter der ca. 40 km weiter südlich liegenden Algäuer Alpen
spiegeln. Von dieser Stelle aus kann man das ganze Beobachtungs-
gebiet gut überblicken. Von Osten und Südosten treten mit Fichten,
Tannen, einzelnen Föhren, Buchen und Eichen bestandene Höhen-
züge bis an den See heran, der hier vom teilweise kiesigen Ufer
aus sich nicht allzu rasch vertieft. Im Südwesten und Westen
aber geht der See allmählich in Sumpf- und Moorgelände über.
Man könnte auch ebenso richtig behaupten, es wachse das Moor-
land auf dieser Seite in den See hinein. Denn tatsächlich ist es
hier schwer, das Ende des einen oder den Beginn des andern
genau anzugeben. Denn was dem schauenden Auge noch als
Moorgelände gelten kann, das erweist sich dem tastenden Fuß als
schwimmendes Land, das als ungefähr meterdicke _ Schicht dem
hier 3 — 10 m tiefen See aufgelagert ist. Und dieser Übergang vom
Land zum Wasser wird dadurch noch täuschender, daß einzelne
Birken und niedere Knickföhren dies schwimmende Land bis an
den Wasserrand hin bewachsen. Man kann aber, wenn man die
^'-^^> '' \ Laubmann: Beiträge zur Avifauna des Eibsees. 95
1917 J
aufängliche Scheu vor dem schwankenden Grund verloren hat und
wenn man die nötige Vorsicht nicht außer acht läßt, am Rande
des Wassers rings um den See gehen; doch ist dies nur zur Hoch-
sommerzeit, in den trockensten Monaten des Jahres möglich. Sonst
aber und namentlich im Frühling nach der Schneeschmelze bildet
der See eine große, hellschimmernde Wasserfläche, die dann das
ganze, im Sommer so köstlich blühende und duftende Seemoos
überschwemmt hat. Auf dieser Ostseite ist demgemäß der Boden
des Sees auch stark verschlammt und versumpft und selbst mit
sehr langen Ruderstangen läßt sich nur selten fester Grund er-
reichen. Schilfwälder und weithin mit weißen und gelben See-
rosen überdeckte Wasserflächen bilden hier den Übergang vom
freien Wasser zum schwimmenden Land und dieses wiederum geht
dann ganz allmählich in festes Gelände über, auf dem Birken und
Krüppelföhren sich angesiedelt haben und kümmerlich ihr Leben
fristen. Als Zwischenglied zwischen dem eben beschriebenen
Moosgelände und der Waldzone können die alten schon lange
außer Betrieb stehenden Torfstiche betrachtet werden, die schon
lange Zeit brach liegen und mit ihren Dickungen aus Föhren,
Weiden und Erlen und mit ihren stillen, heimlichen Wassertümpeln
einen herrlichen Unterschlupf für die Kleinvogelwelt bilden. Alles
in allem ist das ganze Gelände so recht ein Gebiet, wie es uns
Hermann Löns in seinen zahlreichen Erzählungen so trefflich zu
schildern gewußt hat.
Der eigentliche See mag eine ungefähre Längenausdehnung
von 1 km haben, an seiner breitesten Stelle mißt er ca. 700 m,
eine Wasserfläche, die im Frühjahr- oder Herbststurra schon einen
recht imposanten Eindruck machen kann, wenn sich die schäumen-
den Kämme der Wellen überstürzen und die ächzenden und
stöhnenden Tannen ringsum ihr rauschendes Lied singen.
Durchströmt wird der See von dem Eibbach, der sich aus
vereinzelten Moosgräben und Quellbächen sammelt und nach seinem
Austritt aus dem See nach kurzem Lauf in die Kirnach einmündet,
die ihre Wasser durch die AVertach mit dem Flußgebiet des Lech
vereinigt. Außerdem speisen den See noch eine Anzahl größerer
oder kleinerer unterirdisch einmündender Quellen. Die Tempe-
ratur des Wassers ist in den Sommermonaten eine ziemlich hohe,
das moorige Wasser ist sehr weich und angenehm zum Baden.
Im Winter gefriert der See vollkommen zu — man kann dann
ruhig über das Eis gehen oder mit Holzschlitten fahren^) — und
infolge der verhältnismäßig ziemlich hohen Lage, — ca. 740 m
über dem Meeresspiegel, — herrscheu bis weit in das Frühjahr
hinein sehr niedrige Temperaturen vor. So waren Schneestürme
im April und Mai nichts seltenes und selbst im Juni mußte noch
») In strengen Wintern ist der See auch mit Pferdefuhrwerk zu befahren.
26 Laubnianu : Beiträge zur Avifauua des Eibsees. 1 ^ " ^
|_ Ges. Bay.
mit solchen Wetterstürzen gerechnet werden. Daß solche Witte-
rungsverhältnisse natürlich auch bis zu einem gewissen Grade die
Vogelwelt beeinflussen, ist klar und leicht einzusehen. So war im
allgemeinen die Brutperiode bei den meisten Arten um einige
Wochen hinter der Brutzeit der gleichen Art in wärmeren Lagen zurück.
Wir haben also hier auf einem verhältnismäßig kleinen Raum
eine große Anzahl der verschiedenartigsten Geländeformationen
und auch noch andere Faktoren vereinigt, die dem ornithologischeu
Bild der Landschaft ihr Gepräge verleihen. Gestaltet sich der
See mit seinen Schilfwäldern und unterschlupfreichen Ufern als
ein Tummelplatz für Enten oder sonstiges Wassergeflügel, das
hier durch den Fischreichtum des Sees hinreichende Nahrung findet,
so treffen wir in dem nassen Moosgebiet vor allem die Bekassine
in größerer Zahl an. Das trockene Moorgelände bewohnt neben
dem ewigiammernden Kiebitz der große Brachvogel in einigen
Paaren. In den alten Torfstichen tummelt sich die große Schar
der Kleinvogelwelt und Meisen, Spechte und Rabenkrähen leiten
uns hinüber zur Hochwaldzone, wo von der höchsten Tanne die
Drossel ihr herrliches Lied in den Morgen- und Abendstunden er-
schallen läßt. Und da wo die Waldwiese sich wieder hinunter-
zieht zum See, wo einzelne Birken stehen und der Wachholder
grünt, da ertönt im ersten Frühjahr das Minnelied des Birk-
hahnes. Gegen das Dorf hinaus aber, dort wo das Kulturland sich
auszudehnen beginnt, jubelt die Lerche im Blau des Himmels und
bewohnt der Star die ihm von Menschenhand an Stadel und Heu-
schober angebrachten Nistkästen.
In dem folgenden systematischen Teile konnte ich im ganzen
91 Arten als von mir beobachtet anführen. Natürlich kann und
will diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit machen;
denn einmal war ich immer nur kurze Zeit, meist nur einen,
höchstens einige Tage hintereinander im Gebiet anwesend, und
dann galt mein Aufenthalt meist anderen als ornithologischeu
Zwecken. Immerhin ergab sich ein ziemlich lückenloses Bild über
die Avifauua dieses Waldseegebietes, das mit wenig Ausnahmen
und Verschiebungen im ganzen voralpinen Bayern wohl das gleiche
sein dürfte.
Was letzten Endes noch die Nomenklatur betrifft, die in der
vorliegenden Arbeit zur Anwendung kam, so möchte ich betonen,
daß ich wie früher so auch hier auf dem Standpunkt peinlichster
Durchführung des Prioritätsgesetzes stehe und im übrigen ver-
weise ich auf den von der Ornith. Gesellschaft in Bayern heraus-
gegebenen „Nomenciator der Vögel Bayerns"^), der alles weitere
Wissenswerte über dies Kapitel enthält.
1) C. E. Hellmayr und A. Laubmaun, Nomenciator der Vögel Bayerns.
Im Auftrage der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern herausgegeben von
C. E. Hellmayr. München. 1916. 8". 68 pp.
' ' I Laubmann: Beiträge zur Avifauna des Eibsees. 27
1917 J
Systematischer Teil.
1. Corvus corone corone L. — Rabenkrähe.
Wie wohl überall so gehört auch am Eibsee die Rabenkrähe
zu den gewöhnlichsten Erscheinungen. In der Hochwaldregion
fand ich auch hin und wieder ein Nest. Besonders häufig ist der
„Rabe", wie die Rabenkrähe bei uns schlechtweg genannt wird,
im Seemoos zu sehen gewesen, wo er im Verein mit anderen Ge-
nossen sehr eifrig auf der Suche nach den Gelegen der im Moos
brütenden Vogelarten war. Und dabei war es von hohem Interesse,
einer solchen Gesellschaft zuzusehen und zu beobachten, welche
Mittel in Anwendung gebracht wurden, um die brütenden Vögel
zum Verlassen des Nestes und damit zur Preisgabe der Eier zu^
veranlassen. Manchmal konnte ich diese Allesfresser in des Wortes
weitester Bedeutung auch beobachten, wie sie sich abmühten, die
kleinen, nach Überschwemmungen in den Moostümpeln zurück-
gebliebenen Jungfischchen zu erhaschen. Auch die vom Fischer
zum Trocknen aufgehängten Fischreusen werden von den Raben-
krähen eifrigst nach Fischresten oder den darin hängengeblie-
benen Laichschnüren gefangener Fische — besonders die Birsch-
linge setzen ihren Laich in Massen in den Reusenab — ab-
gesucht. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf ein Moment
aufmerksam machen, dem ich gerade am Eibsee zu often Malen
begegnet bin. Es handelt sich um das Vorkommen von Vögeln
in Fischreusen. Daß in die im AVasser an den Ufern aufge-
stellten Reusen und Netze gelegentlich Enten und andere Tauch-
vögel gelangen, um dann auf jämmerliche Weise zu ersticken,
dürfte schon allgemein bekannt sein. Aber auch eine große An-
zahl von Kleinvögeln, die die zum Trocknen aufgestellten Reusen
nach Nahrung absuchen, schlüpfen bei dieser Beschäftigung eben-
falls durch die Öff'nungen in das Innere, können sich aus dem Ge-
fängnis nicht mehr befreien und kommen dann jammervoll ums
Leben. In seiner Arbeit „Vögel in Fischnetzen" gibt H. Krohn^)
als Grund für das häufige Vorkommen von insektenfressenden
Kleinvögeln folgendes an: ,,Die Netze strömten widerliche Dünste
aus, da der niedrige Wasserstand ein sauberes Auswaschen des
Grabenschlammes nicht zugelassen hatte und Pflanzenteile, sowie
Schnecken und andere Wassertiere, die in den Maschen leicht
hängen bleiben, durch Sonnenbrand schnell in Verwesung über-
gegangen waren. Diese Rückstände hatten sofort ein ganzes
Fliegenheer herbeigelockt, dem wiederum die genannten Kleinvögel
gefolgt waren. Beim Umschwirren der Reusen waren sie in deren
Inneres geraten, wo sie sich zutode flatterten." Mir wurde vom
Fischer eine ganze Anzahl Arten namhaft gemacht, die schon in
1) Vgl. Ornith. Monatsschrift 41, 1916 p. 185—188.
Og Laubiuaun : Beiträge zur Avifauna des Eibsees. i
"' L Ges. Bay.
den Reusen auf diese Weise gefunden worden sind. Ich selbst
fand außer Bachstelzen und Rohi-ammeni gelegeutlicli auch Stare
und einmal Reste eines Zaunkönigs, meist jüngere Exemplare, die
entweder schon tot oder doch im Zustand völliger Ermattung waren.
Von größeren Vögeln sind nicht selten Enten oder Taucher, und
einiiial nach Aussage des Fischers Franz Anton Martin eine
Rohrdommel auf diese Weise erbeutet worden. Ich habe dies
Exemplar in der Wohnung des Fischers in Aitrang in ausgestopftem
Zustand selbst gesehen. Merkwürdigerweise wurden weder von
mir noch von dem genannten Fischer jemals Rabenkrähen in den
Reusen gefunden, obwohl gerade diese Vögel zu den eifrigsten
Reusenabsuchern gerechnet werden müssen.
Im Winter halten sich die Rabenkrähen mehr in der Nähe
der Ortschaft auf, um von dem Überfluß des Bauernhofes zu profi-
tieren. Auch erinnere ich mich noch, nach einem überaus starken
Hagelschlag im Juni 1911 Rabenkrähen von den Hagelkörnern
erschlagen gefunden zu haben.
Die Nebelkrähe habe ich auch in sehr strengen Wintern nicht
beobachten können; ebensowenig kam mir der Kolkrabe, Corvus
corax corax L., zu Gesicht, obwohl diese Art an anderen Orten
ziemlich weit in die voralpine Region hinein vorkommt.
2. Corvus frugUegiis fmnUegus L. — Saatkrähe.
Die Saatkrähe kam im Gebiet weit seltener zur Beobachtung
als die Rabenkrähe. Als Brutvogel habe ich sie überhaupt nicht
angetroffen. Dagegen befindet sich eine ziemlich ausgedehnte Brut-
kolonie in einem Tannenhochholz in der Nähe von Buchloe in
Schwaben. Die auf den den Wald umgebenden Feldern nach
Nahrung suchenden Vögel zeigen dem aufmerksamen Beobachter
ganz von selbst den Platz der Kolonie durch das ewige Hin- und
Wiederfliegen an, namentlich in der Zeit, in welcher sich die aus-
gekrochenen Jungen noch im Neste befinden. Durch diesen Um-
stand kann man den Platz der Kolonie auch schon vom Eisen-
bahnzug aus ziemlich sicher erkennen. Derselbe liegt zwischen
den Stationen Buchloe und Beckstetten in Richtung Lindau rechter
Hand der Bahnlinie.
3. Coloeiis 7nouednla spermoJotfiis (Vieill.). — Dohle.
Die Dohle brütet in einigen Paaren auf dem Kirchturme
von Aitrang, besucht von hier aus die Felder rings um das Dorf
und kommt bei ihren Streifereien gelegentlich, wenn auch nicht
häufig, an den Eibsee. Anscheinend sagt ihr der moorige Charakter
des Geländes weniger zu. Am Eibbach dagegen, sowie an der
die Aitranger Fluren durchrinnenden Kirnach ist die Dohle nicht
selten anzutreffen. Es ist ein besonders hübscher Anblick, von
der eingangs erwähnten Anhöhe aus, von der man auch einen
' ' I Laubmann: Beiträge zur Avifanna des Eibsees. 29
1917 J
vollkommen freien Rückblick auf die ganze Ortschaft hat, die
Dohlen bei ihren Flugklinsten und Spielen um den Kirchturm be-
obachten zu können.
4. JHca pica iHca (L.). — Elster.
Die Elster ist im Gebiet keineswegs so häufig wie etwa am
Starnberger See, wo sie zu den häufigeren Erscheinungen zu zählen
ist. Im Mai 1910 fand ich in einem Fichtenstangenholz ein Nest
mit fünf Eiern. Als ich nach Verlauf einer Woche wieder an die
Stelle kam und nach dem Nest sehen wollte, lagen die Eier bis
auf zwei Stück zerschlagen am Boden. Die zwei im Nest zurück-
gebliebenen erwiesen sich bei der Untersuchung als schon ziemlich
weit bebrütet. Aus dem Zustand des Nestes zu schließen, war das
Gelege jedenfalls einem Eichhörnchen zum Opfer gefallen. Wie
ich schon bemerkt habe, ist die E^lster von allen Rabenvögeln
relativ am seltensten im Gebiet. Hie und da traf ich sie noch in
den Dickungen der alten Dorfstiche an oder in der Nähe der Ort-
schaft in den Weiden- und Erlenbüschen an den Ufern der Kirnach,
namentlich zur Winterszeit.
5. Garrnliis glandariiis glandarius (L.). — Eichelhäher.
Weit häufiger als die vorgenannte Art ist der Eichelhäher.
Er ist sowohl Brutvogel als auch Strichvogel im Beobachtungs-
gelände. Besonders auffallend bemerkbar macht er sich im Herbst,
wenn er in kleinen Schwärmen vereint mit lautem Geschrei das
Revier durchstreift.
Von anderen Rabenvögeln käme für unser Gebiet noch der
Tannenhäher, Nucifraga caryocaiactes caryocatactes (L.), in Frage.
Merkwürdigerweise habe ich ihn jedoch nicht ein einziges Mal kon-
statieren können, obwohl diese Art in dem ca. 20 km nördlicher
liegenden, also weiter vom Gebirge entfernten Kaufbeuren im
Herbst zur Haselnußreife fast regelmäßig erscheint. Auch von dem
gelegentlichen Auftreten der langschnäbeligen Form aus Sibirien,
Nucifraga caryocatactes macrorhynchos Brehm, ist mir nichts be-
kannt geworden. Ich glaube aber nicht fehl zu gehen, wenn ich
den dickschnäbeligen Tannenhäher, der ja schon in den Vorbergen
zur Brut schreitet, zu den Arten zähle, die bei einer intensiveren
Beobachtung im Gebiet, als es mir möglich war, für das Elbsee-
gelände als gelegentlicher Gast noch nachgewiesen werden dürften.
6. Sturnns vulgaris vtdgaris L. — Star.
Wie wohl überall in unserem Heimatlande, so gehört auch
hier der Star zu den gewöhnlichen Erscheinungen. In dem einen
Jahr zahlreicher als in andei-en, brütet er mit großer Vorliebe in
den vielen Nistkästen, die von der Landbevölkerung für ihn an
den Stadeln und Heuschobern angebracht werden. Im Herbst
nächtigt er in großen Scharen in den Rohrdickichten des See-
30 Laubmann : Beiträge zur Avifauna des Eibsees. I ^®™' ^™-
L Ges. Bay.
mooses. Einzelne Stücke konnte ich in Aitrang den ganzen Winter
liindurcli beobachten. Doch dürfte es sich bei diesen Exemplaren
wohl eher um Zuwanderer aus weiter nördlich gelegenen Brut-
orten handeln, als um solche, die in Aitrang selbst brüten oder
erbrütet wurden. An warmen Tagen Ende Januar oder zu An-
fang Februar konnte man im Orte schon allenthalben singende
Stare beobachten.
7. Oriolus oriolns orioliis (L.). — Pirol.
Den Pirol hörte und sah ich regelmäßig in den Frühjahrs-
monaten, meist im Mai, in einigen Exemplaren. Ob er aber im
Gebiet auch zur Brut schreitet, ist mir nicht möglich anzugeben.
Für sehr wahrscheinlich halte ich es aber kaum, da dem an lichte
Buchen- und Eichenwaldungen gewohnten Vogel das durch die
vorherrschenden Fichtenwaldungen verdüsterte Gelände schwerlich
zusagen dürfte.
8. Chloris cJiloris chlori8 (L.). — Grünfink.
Dieser Fink, der in den Anlagen und Gärten Münchens zu
den weitaus gemeinsten Vogelarten zu rechnen ist, ist im Aitranger
Gebiet bei weitem nicht so häufig anzutreffen. Man findet ihn
fast nur in den Gartenanlagen bei den Bauernanwesen, weiter
draußen in den Waldungen begegnet man ihm beinahe gar nicht.
Höchstens in den Herbstmonaten streicht er weiter umher und
kommt dann auch bis an die Ufer des Sees.
9. CaiHluelis cardtielis cavdtielis (L.). — Distelfink.
Ungleich häufiger als die vorige Art ist der Distelfink oder
Stieglitz. Ich konnte manchmal, namentlich zur Zeit der Reife
der Walddistel ganze Schwärme dieser bunten Vögelchen auf den
Baumschlägen beobachten, wo jede einzelne Distel nach Samen
abgesucht wurde. Brütend habe ich diese Art im Gelände am See
nicht gefunden. In den Bauernobstgärten nicht seltener Brutvogel.
10. Spinus spiniis (L.). — Zeisig.
Der Zeisig gehört zu den häufigen Erscheinungen. Er
schreitet im Beobachtungsgebiet wohl auch zur Brut. In den Früh-
jahrsmonaten waren die Zeisige in den Fichtenwaldungen ziemlich
zahlreich. Im Herbst waren sie mit den Stieglitzschwärmen ver-
gesellschaftet und ebenso wie diese häufig auf den Distelfeldern
alter Baumschläge anzutreffen. Während des Zuges im Frühjahr
konnte ich an zwei aufeinander folgenden Tagen den Zug über
den See sehr schön beobachten. Es flog immer ein Vogel hinter
dem anderen mit lautem Lockruf über den See. Alle halbe bis
ganze Minute kam einer geflogen, um dann im nahen Tannen-
dickicht zu verschwinden. Die Zugrichtung ging von West nach Ost.
' ' I Laubraann: Beiträge zur Avifauna des Eibsees. 3i
1917 J
11. Pyrrhula pyrrhtila europaea Vieill. — Gimpel.
Während ich den Gimpel im Gebiet um den Maisinger See')
bei Pöcking als häufigen Brutvogel konstatieren konnte, der für
die genannte Gegend mit zu den charakteristischen Erscheinungen
zu zählen ist, muß der Gimpel im Aitranger Gebiet als selten an-
geführt werden. In den Sommermonaten kam er mir überhaupt
nicht zu Gesicht, hören konnte ich ihn nur dann und wann und nur
im Winter habe ich ihn hie und da in einzelnen P^xemplaren be-
obachten können.
12. Fringilla coelehs coelehs L. — Buchfink.
Der Buchfink ist einer der gemeinsten Brutvögel, den man
sowohl draußen im Fichtenhochwald als auch in den Obstgärten
des Dorfes überall sehen und hören kann. Ich erinnere mich eines
schönen Vorfrühlingstages im Monat Februai-, an dem neben dem
Trillern der Feldlerchen und dem Jubilieren der Stare auch das
helle Schmettern des Buchfinken zu hören war. Nester fand ich
zu wiederholten Malen sowohl auf alten Apfel- oder Birnbäumen
in nächster Nähe des Dorfes als auch draußen im Wald auf Weiß-
dorngesträuch. Eine beliebte Nahrung bietet sich dem Buchfinken
und all seinen Verwandten in den Samenbüscheln der Ulmen, die
auch von den Eichhörnchen gerne genommen werden.
13. JPasser domesticus doinesticus (L.). — Haussperling.
Der Hausspatz ist in seinem Vorkommen so sehr an den
Menschen gebunden, daß er am häufigsten nur im Orte selbst ge-
troffen wird. Im Herbst findet man ihn auch in großen Scharen
auf den abgeernteten Feldern beim Auflesen verlorener Ähren.
Am Eibsee selbst habe ich ihn nur ganz selten angetroffen und
dann immer nur in der unmittelbaren Nähe der Seehütte, also
wieder in der Nähe menschlicher Siedelung.
14. Passer niontanus montanus (L.). — Feldsperling.
Im Gegensatz zu der vorigen Art ist der Feldsperling im
Dorfe nur selten zu beobachten gewesen. Meist fand ich ihn in
der Umgebung der Heustadel und Strohschober, wo er auch häufig
die für den Star bestimmten Nistkästchen als Wiege für seine
zahlreiche Nachkommenschaft einrichtete,
15. Eniherixa citrinella sylvestris Brehm. — Goldammer,
Der Goldammer ist in zahlreichen Paaren vertreten. Besonders
häufig findet er sich in den zerstreut liegenden Feldgehölzen, in
den Gebüschen, die sich den Moosgräben entlang hinziehen oder
auch in den alten ehemaligen Torfstichen. Sein Nest habe ich
zu wiederholten Malen gefunden und' zwar sowohl auf dem Boden
') Vgl. Verb. Ornitb. Gesellscbaft Bayern XU, 4, 1916, p. 245.
32 Laubmanu: Beiträge zur Avifauna des Eibsees. I ^^ ' ™*
L Ges. Bay.
selbst unter niederen Büschen oder hinter großen Grasboscheu,
am Rande von Gräben, oder auch ca. 1 m über dem Boden auf
einem niederen Tannenbäumchen mitten in einer Schonung. Das
einfache und doch so überaus stimmungsvolle Liedchen paßt so
gut zu der einsamen, weltversunkenen Melancholie des Moorgeländes,
daß ich es nicht missen möchte und oftmals lieber gehört habe als
das schönste Lied der Singdrossel.
16. Emberiza schoenivitis scJioenicHfs L. — Rohrammer.
Im Juni 1910 fand ich ein totes, wohl in einer Fischreuse
zugrunde gegangenes Exemplar dieser Art in der Schiffhütte am
Eibsee. Der Rohrammer ist nicht gerade häufig, immerhin brütet
er aber in einigen Paaren zwischen den Moorkufen in den Schilf-
feldern in der Umgebung der Schiffhütte wie auch im Seemoos.
Doch ist er am Eibsee bei weitem nicht so häufig wie z. B. am
Maisinger See, wo der Rohrammer wohl zu den gemeinsten Brut-
vögeln gerechnet werden kann.
17. Galeridn cristata cristata (L.). — Haubenlerche.
Von dem Brutvorkommen der Haubenlerche im Beobachtungs-
gebiet ist mir nichts bekannt geworden. Zahlreich triftet man diese
Art lediglich in den Wintermonaten, wo sie auf den Straßen der
Ortschaft gemeinsam mit den Sperlingen nach Nahrung sucht. Mit
Frühjahrsbeginn sind sie dann meist verschwunden.
18. Alauda arvensis arvensis L. — Feldlerche.
Die Feldlerche gehört zu den gemeinen Brutvögeln des Ge-
bietes und ist zugleich Charaktervogel in der Zone des Kultur-
landes. In den mehr bewaldeten Lagen und in den moorigen
Strichen des Beobachtungsgebietes fehlt sie gänzlich. Man hört an
schönen, warmen Tagen im Februar schon ihr Lied. Am 23. April
1909 fand ich in einem Saatfeld ein Gelege mit drei Eiern, also
war das Weibchen noch mitten im Legen. Noch im Oktober habe
ich Lerchen singen hören.
19. AntJitis trivialis trivialis (L.). — Baumpieper.
Von den Piepern kam am Eibsee nur diese eine Art zur Be-
obachtung; diese aber allerdings in verhältnismäßig häufiger Zahl.
An schönen Abenden konnte man in den Tannenschonungen in den
Frühjahrsmonaten überall sein Liedchen hören und durch seinen
charakteristischen Balzflug machte sich der Vogel selbst leicht
kenntlich. Der Baumpieper läßt sein Liedchen ziemlich lang in
den Sommer hinein hören. Im Beobachtungsgebiet ist der Baum-
pieper Brutvogel; sein Nest habe ich aber trotz eifrigen Suchens
an allen geeignet erscheinenden Plätzen wie Waldschläge, oder
Wegränder, nicht finden können.
' ' I Laubmann: Beiträge zur Avifauna des Eibsees. 33
20. Motacilla alba alba L. — Weiße Bachstelze.
Die weiße Bachstelze war Mitbewohnerin unserer Schiffhütte
am Eibsee. Dort konnte ich sie jedes Jahr beim Brüten beob-
achten. Das Nest stand unter den Dachbalken an einer vom Boden
aus nicht zu überblickenden Stelle. Ein anderes Pärchen, dessen
Nest ich jedoch nicht auffinden konnte, ließ sich regelmäßig am
Steg über den Eibbach sehen, ein drittes fand ich an der Schneide-
mühle am Zusammenfluß des Eibbaches und der Kirnach und zahl-
reiche Exemplare endlich beobachtete ich an der Kirnach selbst.
In den Herbstmonaten ließ sich auch ein gewisser Zug dieser Bach-
stelzenart in west-östlicher Richtung über den See hin wahrnehmen.
21. Motacilla cinerea, cinerea Tunst. — Gebirgsbachstelze.
Bei weitem nicht so oft wie die weiße Bachstelze kam die
Gebirgsbachstelze zur Beobachtung. Am See selbst habe ich diese
Art nicht ein einziges mal finden können. Ich begegnete ihr in
einigen Exemplaren nur an der Kirnach. Wahrscheinlich haben
die Vögelchen hier an den überhängenden Ufern auch gebrütet.
Die Gebirgsbachstelze scheint kleinere, raschfließende Bäche und
Flüsse ruhigen Seen und Teichen entschieden vorzuziehen.
Die Schafstelze oder gelbe Bachstelze, Motacilla flava flava L.,
habe ich nicht beobachtet, trotzdem das Seemoos mit seinen feuchten
Wiesen das passende Gelände für diese Art darstellen dürfte.
22. Certhia familiaris niacrodactyla Brehm. — Wald-
baumläufer.
Baumläufer kamen mir nicht selten zu Gesicht, wenn ich
am Rande eines Fichtenhochholzes auf den Rehbock wartete. Da
konnte ich mich oft lange Zeit an ihrem munteren Treiben ergötzen
und ihnen bei der gar emsig betriebenen Nahrungssuche zusehen.
23. CerfJiia hrachydactyla brachydactyla Brehm. —
Gartenbaumläufer.
Diese Art traf ich mit Sicherheit nur einmal an und zwar in
einem Pärchen an der großen, wohl einige Jahrhunderte alten Dorf-
linde in Aitrang, wo die Vögelchen sich in einer durch Blitzschlag
entstandenen Rindenklüftung ihr Nest eingerichtet hatten. Sonst
halte ich es in den meisten Fällen kaum für möglich, die Art-
zugehörigkeit des Baumläufers lediglich nach Beobachtungen mit
dem bloßen Auge oder auch durch das Fernglas sicher bestimmen
zu wollen. Die Vögelchen sind so klein, dabei so behend, daß es
meiner Ansicht nach gar nicht möglich ist, die strukturellen Unter-
schiede in Krallenbildung oder Färbung erkennen zu können. Da-
her sind alle Angaben über das Vorkommen der einen oder andern
Form ohne Belegexemplare mit einer gewissen Vorsicht und Be-
schränkung aufzunehmen. Einige Anhaltspunkte in der Bestim-
mung der beiden Arten geben ja die Plätze der Beobachtung, da
[\^Gro Orii
(les. Bay.
mau den Waldbauraläufer wohl meist im Hochwald, den Garten-
baumläufer dagegen mehr in Obstgärten oder in Alleen antrifft.
Doch können auch dabei manchmal Verwechslungen vorkommen.
24. Sitta euro2)(tea caesia Wolf. — Kleiber.
Die Spechtmeise gehört zu den ßrutvögeln des Gebietes. Sie
ist verhältnismäßig häufig in den Obstgärten des Dorfes, wo sie
sehr gern in den dort aufgehängten Meisenkästen zur Brut schreitet.
Seltener fand ich den Kleiber in den Fichten Waldungen am See.
25. JParus major major L. — Kohlmeise.
Von allen Meisen ist diese Art am häufigsten vertreten. Sie
brütet zahlreich im Gebiet und findet sich sowohl in den Bauern-
gärten der Ortschaft als auch draußen im Walde an allen ihr nur
einigermaßen zusagenden Stellen.
26. Parus caertileus caeruJens L. — Blaumeise.
Etwas weniger häufig wie die vorhergebende Art, kommt die
Blaumeise immerhin noch zahlreich zur Beobachtung. Wie alle
Meisen, so tritt auch die Blaumeise im Winter viel auffälliger in
Erscheinung, was neben der winterlichen Stille in der Natur auch
darin seinen Grund hat, daß in den genannten Monaten gerade
die Meisen sich in Schwärmen zusammenfinden, und in ganzen
Scharen das Gebiet durchstreifen, wobei ihre glockenhellen Lock-
rufe schon von weitem hörbar sind.
27. Partis ater ater L. — Tannenmeise.
Neben der Kohlmeise wohl die häufigste Meise in den Tannen-
waldungen, die nur deshalb nicht so oft bemerkt wird, weil sie
sich meist in den Wipfeln der höchsten Tannen umhertreibt. Die
Tannenmeise beteiligt sich meinen Wahrnehmungen nach am
wenigsten an den winterlichen Streifereien. Brutvogel im ganzen
Beobachtungsgebiet.
28. Partis cristattis fuitratus Brehm. — Haubenmeise.
Die Haubenmeise ließ sich von allen Meisenarten am seltensten
beobachten, obwohl das Gebiet auch ihren Ansprüchen gerecht
werden dürfte. In den Wintermonaten sah ich diese Art in den
Meisenschwärmen manchmal zahlreicher vertreten als die Tannen-
meise.
29. Parus paltistris coninitmis Baldenst. — Nonnenmeise.
Die glanzköpfige Sumpfmeise gehört zu den häufigeren Brut-
vögeln, die als Aufenthaltsort die alten Torfstiche mit ihren ge-
heimnisvollen Dickungen zu lieben scheint. Nirgends habe ich
diese Art häufiger gefunden als im sogen. „Alten Moos", einem
weitausgedehnten alten, nicht mehr im Betrieb stehenden Torf-
stich am Nordende des Sees. Mit den schwarzköpfigen Sumpf-
l ' I Laubmann: Beitrage zur Avifauna des Eibsees. 35
raeisen verhält es sich ebenso wie mit den Baumläufern. Man
kann die Artzugehörigkeit des einzelnen Individuums meist erst
dann einwandfrei feststellen, wenn man den Vogel in der Hand
hat. Auf Entfernungen hin einen Glanzkopf von der mattköpfigen
Art unterscheiden zu wollen, halte ich schlechterdings für un-
möglich.
Ob die mattköpfige Sumpfmeise, wohl Parus atricapülus sub-
montanus Kleinschm. und Tschusi ^), im Gebiet vorkommt, entzieht
sich meiner Beobachtung. Farns atricapülus submo7ita?ius wurde
von Kleinschmidt und Tschusi nach Exemplaren von Gmunden
in Oberösterreich beschrieben als Form, deren Verbreitungsgebiet
zwischen den Gebieten von Pai'us atricapülus salicarius Brehm'-^)
und Parus atricapillus monta?ius Baldenstein^) in der Mitte liegt.
Nachdem nach Angabe beider Autoren Stücke aus Oberbayern und
aus der Umgebung von München zu der Form submontanus gehören,
so müssen ohne Zweifel auch allenfallsige Exemplare aus der Um-
gebung des Eibseegebietes dazu gerechnet werden. Und daß die
Mattkoptmeise im Beobachtungsgebiet überhaupt auftritt, daran
zweifle ich ebensowenig, wie ich andererseits fest davon überzeugt
bin, Mattkopfmeisen unter meinen Beobachtungen bei den Glanz-
kopfsumpfmeisen gebucht zu haben.
30, Aeffithalos caiidciHis enrojjaeiis (Herm.). — Schwanzmeise.
Brutvogel im Gebiet. Die Schwanzmeisen machen den größten
Bestandteil der winterlichen Meiseoschwärme aus. Man trifft sie
sowohl im Tannenhochholz als auch in den Dickungen der alten
Torfstiche ziemlich häufig.
31. Megultis regulus regtiliis (L.) — Wintergoldhähnchen.
Das gelbköpfige oder Wintergoldhähnchen gehört zu den
häufigen Erscheinungen, die man das ganze Jahr hindurch an allen
geeigneten Stellen beobachten kann. Besonders zahlreich war das
Goldhähnchen in einem Fichtenstangenholz auf dem westlichen
Seeufer. Hier konnte man diese kleinen Federbällchen fast regel-
mäßig in ihrem lustigen Tun und Treiben beobachten.
Ob das Sommergoldhähnchen oder wie Kleinschmidt es nennt,
das Augenstrichgoldhähnchen im Eibseegebiet vorkommt, kann ich
mit Sicherheit nicht angeben. Anzunehmen ist es aber sehr wohl;
doch ist es ohne Belegexemplar kaum möglich, nur mit dem Fern-
glas beide Arten auseinander zu halten. Nach den Angaben Voigts
(Exkursionsbuch zum Studium der Vogelstimmen, 1913 p. 88 — 91)
sollen sich beide Arten in ihrem Liedchen unterscheiden lassen.
Und zwar sollen bei dem Lied des Sommergoldhähnchens die
') Falco 1913, No. 2, p. 33.
2) Brehm, Handb. Naturg. Vög. Deutschi. 1831 p. 465: Thüringen.
") Bälden stein. Neue Alpina TI, 1827 p. 31: Graubünden.
3*
36 Laubmaon: Beiträge zur Avifauna des Eibsees. I , '
[_ Ges. Bay.
Hebungen, die das* Liedchen des gelbköpfigen Goldhähnchens so
lustig machen, fehlen. Wer ein gutes, musikalisches Gehör hat,
der mag sich wohl darnach richten können. Für den gewöhnlichen
Sterblichen bleibt es wohl am sichersten, Belegexemplare beider
Arten sich zu verschaöen.
In den Wintermonaten schließt sich das gelbköpfige Hähnchen
häufig den verschiedenen Meisen an, und dann kann man zu dieser
Zeit oft einen ganzen Vogelzug unter Anführung des großen Bunt-
spechtes, das Waldrevier durchstreifen sehen.
32. Laniifs collurio coUurio L. — Rotrückiger Würger.
Nach den von mir gemachten Beobachtungen wird die Sippe
der Würger in unserem Gebiet nur von dem rotrückigen Würger
oder Neuntöter vertreten; eine andere Art als diese habe ich all
die Jahre hindurch niemals zu Gesicht bekommen. Auch Lanius
collurio collurio L. ist durchaus nicht häufig. So kenne ich in
dem ganzen Beobachtungsgebiet nur eine einzige Stelle, an der
ich diesem Würger mehrmals begegnet bin. Es war dies im „Alten
Moos", einem schon seit langen Jahren außer Betrieb gesetzten
Torfstich, einem Gelände, das mit seinem dichten Gebüsch, seinen
heimlichen Moostümpeln und seiner ungestörten Ruhe so recht dem
Bedürfnis dieser Vogelart entsprochen haben mag. Von der sonst
allenthalben in dem Gebiet am See sehr zahlreich herumstreichen-
den Dorfjugend wurde das „Alte Moos" wegen der dort etwas
zahlreicher als sonst auftretenden Kreuzottern fast durchweg ge-
mieden. An besagtem Platze habe ich den Würger zu wieder-
holten Malen angetroffen und auch hie und da einmal den weib-
lichen Vogel mit dem Fernglas beobachten können. An anderen
Orten, wie z. B. in den Moosgegenden in der Umgebung von
München ist der rotrückige Würger lange nicht so selten. An
Dornen autgespießte Insekten oder sonstige Nahrungsreste habe
ich niemals finden können.
33. Bombycilla (jarvultis (ßarruHis (L.). — Seidenschwanz.
Diesen nordischen Wintergast habe ich im Gebiet zwar nicht
selbst angetroffen, doch sah ich bei dem seinerzeitigen Besitzer
des Sees, dem Ökonomen Martin in Aitrang ein ausgestopftes
Exemplar, das im Winter 1909 aus einem Schwärm von ca. 20 Vögeln
herausgeschossen worden war. Nach Aussage des glücklichen
Schützen sind die Vögel auf einer alten Weide am Eibbach ge-
sessen, gar nicht scheu gewesen und auf den Schuß hin in den nahen
Tannenhochwald geflogen. Am andern Tage waren sie verschwunden.
34. Pkylfoscojnis collyhita eoJlyhita (Vieill.) — Weiden-
laubvogel.
Von allen Laubvogelarten am häufigsten ist der Weidenlaub-
vogel, dessen harmloses Liedchen man vom ersten Frühjahr au
^ ' ' J Laubmann: Beiträge zur Avifauna den Eibsees.
37
bis hoch in den Sommer hinein fast zu jeder Tageszeit vernehmen
konnte. Der Weidenlaubvogel, der dem Fitislaubvogel zum Ver-
wechseln ähnlich sieht, unterscheidet sich von demselben meist
durch seine dunklen Beine. Ein noch sichereres Unterscheidungs-
merkmal besteht in den sechs außen verengten Schwingenfahnen
des Weidenlaubvogels gegenüber den fünf Verengungen beim Fitis.
Der Weidenlaubvogel ist Brutvogel im Gebiet.
35. Phylloscoinis trochilus trochiltis (L,). — Fitislaubvogel.
Diese Art ist lange nicht so häufig wie die vorige. Doch hört
man allenthalben ihr an den Finkenschlag erinnerndes Liedchen.
Dagegen erinnere ich mich nicht, den Berglaubvogel, Phyllos-
copus honelli bonelli (Vieill.), im Gebiet gehört zu haben. Und
doch wäre das Vorkommen dieser Art auch zur Brutzeit sehr wahr-
scheinlich, da er von Füssen und Oberstdorf bereits als Brutvogel
bekannt ist.
36. Sylvia hippolais liippolais (L.). — Gartengrasmücke.
Die Gartengrasmücke ist meinen Aufzeichnungen nach Brut-
vogel im Gebiet. Doch ist sie bei weitem nicht so häufig wie die
folgende Art.
37. Sylvia atricapilla atricapilla (L.)- — Mönchsgrasmücke.
Häufiger Brutvogel. Ich fand am 29. April 1910 bereits ein
Nest mit zwei Eiern. Das Schwarzplättchen bevorzugt als Aufent-
haltsort die Dickungen in den alten Torfstichen, so z. B. das „Alte
Moos". Weniger häufig ist sie in den Tannenwaldungen.
38. Ttit'dus x>ilaris L. — Wachholderdrossel.
Im Frühjahr und Herbst auf dem Durchzug in den Auwaldungen
und Torfstichen um den Eibsee in großen, lautlärmenden Schwärmen
zu beobachten. Da ich einzelne Paare den ganzen Sommer über
beobachten konnte, so halte ich ein Brüten dieser Drossel im Ge-
biet für sehr wahrscheinlich.
39. Turdiis mtisicus L, Weindrossel.
Meinen Aufzeichnungen nach beobachtete ich im „Alten Moos"
am 5. April 1910 einen kleinen Flug von ca. 15 Stück dieser Art.
Die Weindrossel kommt bei uns nur auf dem Zug durch. Ein
Brüten in unserem Gebiet konnte bis heute noch nicht nachgewiesen
werden.
40. Turdtis philomelos philomelos Brehm. — Singdrossel.
Von allen Drosseln ist die Singdrossel im Gebiet am häufigsten ;
man kann ihr herrliches Lied schon in den letzten Februartagen,
wenn das Wetter nicht gar zu schlimm ist, hören. Natürlich
handelt es sich bei solch früh angekommenen Exemplaren noch
nicht um die Brutvögel, sondern um Durcbzügler, deren Brut-
38 Laubniann: Beiträge zur Avifauna des Eibsees. I ^ '^
L Cres. Bay.
gebiete in weiter nördlich gelegenen Gegenden zu suchen sind.
Im Beobachtungsgebiet ist die Singdrossel sogar zahlreicher ver-
treten als die Amsel.
41. Planest iciis ^neriila inernla (L.). — Amsel.
Wie ich schon bei der Besprechung der Singdrossel angeführt
habe, kommt die Amsel im Gebiet weniger häufig vor als diese.
Im Gebiet noch ganz Waldvogel, brütet sie im Tannenhochwald
in einzelnen Paaren. So oft ich an schönen Frühjahr- und Sommer-
abenden Gelegenheit hatte, im Beobachtungsgebiet dem Amsellied
zu lauschen, hatte ich immer den Eindruck, als sei das Lied der
Amsel in der Waldeinsamkeit am weltvergessenen See noch viel,
viel stimmungsvoller, geraütansprechender als im Gewirr der lär-
menden Großstadt.
42. Phoenictirus phoenicurus phoenictiriis (L.). —
Gartenrotschwanz.
Ein Pärchen nistete alljährlich unter dem Dach der Seehütte.
Mau sieht die munteren Vögelchen fast überall im Gebiet, nur hat
es den Anschein, als zögen sie mehr oifenes Gelände dem ge-
schlossenen Tannenhochwald vor.
43. Phoenicurus oehruros gibraltariensis (Gm.) —
Hausrotschwanz.
Wie die vorige Art, so gehört auch der Hausrotschwanz zu
den häufigen Brutvögeln; nur findet sich die letztere Art zahl-
reicher in der unmittelbaren Umgebung der Ortschaft als draußen
im Wald- und Seegebiet.
44. Erithacus rtibectiJa riibectila (L.) — Rotkehlchen.
Wie wohl überall bei uns, kommt das Rotkehlchen auch im
Gebiet um den Eibsee in überaus großer Anzahl vor. Und zwar
fand ich es häufiger in den alten Torfstichen und in den Birken-
und Erlendickungeu mit ihren verborgenen Wassertümpeln, weniger
zahlreich im geschlossenen Tannenwald.
45. Troglodytea troglodytes tvoglodytes (L.). — Zaunkönig.
Auch diese Art gehört zu den häufigen Brutvögeln. Ich fand
ein altes, nicht mehr bewohntes Nest im Gebälk des Steges über
den unteren Eibbach. Besonders häufig war der kleine Zwerg im
Buschwerk am Eibsee oder in den alten, großen Reisighaufen, die
am Seeufer angeschwemmt worden waren. Auch in den dichten
Knickföhrenbüschen in den alten Torfstichen war der Zaunkönig
regelmäßig zu sehen oder doch wenigstens war sein lautes zerr,
zerr zu hören. Einmal besuchte mich ein solches Federbällchen
in einem aus Tannen- und Föhrenzweigen zusammengestellten
Schirm während der Spielhahnbalz.
XIII
1917
■ ' I Laubraanu: Beiträge zur Avifauna des Eibsees. 89
46. Cincliis cinclus nieridionalis Brehm. — Wasseramsel.
Die Wasseramsel — es handelt sich in unserem Gebiet bereits
um die Form meridio)ialis — ist nicht häufig, aber auch nicht
gerade selten. Am See selbst trifft man sie niemals, sondern nur
hie und da am unteren Eibbache, da wo der Bachgrund kiesig
und steinig zu werden anfängt, oder noch häufiger an der Kirn ach.
Hier habe ich sie auch in den Wintermonaten beobachten können.
Sicherlich schreitet die Wasseramsel hier auch zur Brut. Nest
habe ich jedoch keines auffinden können. Die Wasseramsel gehört
meiner Ansicht nach zu den Vogelarten, die gemeinhin für viel
seltener gehalten werden^ als sie tatsächlich sind. Nur dadurch,
daß sie durch ihre Lebensweise weniger auffallend wirken, ent-
gehen sie mehr dem Beobachter und werden meist nur durch
irgend einen Zufall entdeckt. Dem Kundigen verrät sie sich viel
öfter durch ihr auch im Winter zum Vortrag gebrachtes Liedchen
oder durch ihren Lock- und Angstruf, der etwa wie das zerr des
Zaunkönigs klingt, nur etwas weniger scharf abgetönt.
47. Hirundo rustica rustica L. — Hausschwalbe.
Die Haus- oder Stallschwalbe findet sich naturgemäß nur in
der Ortschaft als Brutvogel; sie kommt aber gelegentlich ihrer
Nahrungsflüge gar nicht selten bis an den Eibsee.
48. Delichon iirhica urhica (L.) — Mehlschwalbe.
Auch die Mehlschwalbe brütet, wenn auch viel weniger zahl-
reich, in xiitrang. Auch sie erscheint nur ganz zufällig am Eibsee.
49. Micropus apxis aptis (L.). — Mauersegler.
Der Mauersegler, der in einigen Paaren am Kirchturm von
Aitrang brütet, kommt gelegentlich seiner weithin unternommenen
Nahrungsflüge auch in das Eibseegebiet. Im August konnte ich
diese Art öfter in kleineren Schwärmen über dem See beobachten.
Anscheinend handelte es sich hierbei um Exemplare, die auf dem
Durchzug waren.
50. JJpupa epops epops L. — Wiedehopf.
Dem Wiedehopf bin ich am Eibsee nur ein einziges Mal be-
gegnet. Als ich am 7. Juni 1910 von Aitrang her an den See
kam und mich der Seehütte näherte, gewahrte ich auf einer ziem-
lich feuchten Wiese einen größeren, gelbbräunlichen Vogel, der
mir in seinem ganzen Benehmen fremd vorkam. Durch das Fern-
glas betrachtet, erwies sich derselbe als ein Wiedehopf. Als ich
mein Gewehr mit leichtem Schrot versehen wollte, wurde der
Vogel auf mich aufmerksam und flog auf eine alte, sehr hohe
Tanne; ich versuchte noch rasch den Schuß, hatte aber leider
keinen Erfolg dabei. Seither habe ich nie mehr Exemplare dieser
Art im Gebiet gesehen, obwohl nach Aussage von Ortsangesessenen
40 Laubmann: Beiträge zur Avifauna des Eibsees. 1
L Ges. Bay.
Wiedehopfe auch brütend angetroffen worden sind. Meiner Ansicht
nach dürfte das ganze (jrelände dem AViedehopf kaum besonders
zusagen; höchstens eine ringsum von Wäldern eiugeschlossene,
nicht allzu große Jungviehalpe käme als Hauptnahrungsplatz in
Frage.
51. Alceäo atthis ispida L. — Eisvogel.
Dieses Juwel unserer Avifauna, auf das ich immer ganz be-
sonders geachtet habe, konnte ich am Aitranger See kein einziges
Mal beobachten. Dagegen traf ich den Eisvogel in einigen Exem-
plaren an der Kirnach und einmal auch am unteren Lauf des Eib-
baches vor dessen Einmündung in die Kirnach, ungefähr in der
gleichen Region, in der ich auch die Wasseramsel getroffen habe.
Daß der Eisvogel trotz des bedeutenden Fischreichtums am Eib-
see nicht angetroffen wurde, hängt wohl damit zusammen, daß
weit und breit sich keine passenden Brutplätze für unseren Vogel
finden. Die von mir beobachteten Exemplare mögen wohl aus-
nahmslos auf dem Strich gewesen sein. An anderen Orten, wie
z. B. an der Wei'tach bei Kaufbeuren, gehört er keineswegs zu
den seltenen Erscheinungen. Allerdings bietet ihm das Gelände
hier auch in ungleich größerem Maße Gelegenheit zur Anlage hoch-
wassergeschützter Niströhren.
52. Ficus viridis 2>^'netoru}n (Brehm). — Grünspecht.
Der Grünspecht gehört zu unseren häufigen Spechtarten. Be-
sonders oft konnte ich ihn vom Spielhahnschirm aus beobachten,
wenn er sich auf den Mooswiesen mit dem Ausrauben von Ameisen-
haufen beschäftigte. Schon in den ersten Frühlingsmonaten, manch-
mal schon zu Ende Februar, hört man seinen weithin schallenden
Ruf durch den Wald klingen und noch im Spätsommer belebt er
mit seiner klangvollen Stimme das Gelände.
Den Grauspecht, Picus canus canus Gm., der sich durch seine
Stimme schon vom Grünspecht unterscheiden läßt — beim Grau-
specht fallen die Tonreihen nach unten ab, während sie im Rufe
des Grünspechtes die gleiche Höhe einhalten — , habe ich im Be-
obachtungsgebiet nicht angetroften.
53. Dryohates major j)i'*^^torii'ni (Brehm). — Großer
Buntspecht.
Der große Buntspecht ist gar nicht selten im Gebiet, nament-
lich im Tannenhochwald trifft man ihn häufig an. So fand ich in
dem sogen. „Gemeindeholz", einem Stangenholzbestand nordwest-
lich vom See, in einer alten Föhre zwei Bruthöhlen übereinander,
von denen die untere, ca. 3 m über dem Boden, bewohnt war.
Ich habe oft die alten und jungen Vögel am Stamme beobachtet.
Ich wurde auf den Nistplatz gelegentlich der Bockpirsche dadurch
aufmerksam, daß der alte Vogel laut kreischend vor mir her von
' ' I Laubmaun: Beiträge zur Avifauna des Eibsees. 4[
1917 J
Ast zu Ast flog und mich auf diese Weise bis zum Nistbaum selbst
führte, obwohl doch gerade das Gegenteil in seiner Absicht ge-
legen haben dürfte. Auch spätere Besuche am Nest verliefen fast
nie ohne diese sonderbare Art der Begrüßung, Ebenso verfolgte
mich der Vogel auch, wenn ich den Nistplatz wieder verließ. Kam
ich einmal an den Nistbaum heran, ohne in der oben angegebenen
Art und Weise von den alten V^ögeln empfangen worden zu sein,
dann befanden sich beide mit den Jungen entweder in der Nest-
höhle oder sie waren auf Nahrungssuche aus, was sich in kurzer
Zeit konstatieren ließ, indem sie nach einigen Minuten meist mit
Futter angeflogen kamen.
54. Dryohates 'minor hovtorwm (Brehm). — Zwergspecht.
Den Zwergspecht habe ich in dem Gelände um den See nicht
wahrgenommen; dagegen begegnete ich ihm zu wiederholten Malen
in den Obstgärten der Bauernhöfe.
55. Dryocopiis rtiartius martitis (L.). — Schwarzspecht.
Wenn auch nicht gerade häufig, so ist der Schwarzspecht doch
keineswegs zu den seltenen Arten zu rechnen. Als Brutvogel
konnte ich ihn in dem engeren Beobachtungsgebiet zwar nicht fest-
stellen, doch schreitet er in den umliegenden größeren zusammen-
hängenden Waldungen ohne Zweifel zur Brut. Jedenfalls ist der
Schwarzspecht bei uns im südlichen Bayern keineswegs die seltene
Erscheinung, für die er gemeiniglich angesehen wird.
56. Ciictilus camoriis canorus L. — Kuckuck.
Der Kuckuck gehört zu den häufigen Erscheinungen, d. h.,
man hört ihn viel öfter als man ihn zu Gesicht bekommt. Doch
ist es nicht allzu schwer, namentlich in den ersten Frühjahrs-
monaten, bevor die Paarungszeit und die Zeit der Eiablage be-
gonnen hat, ihn bei seinem Umherstreifen zu beobachten. Wie
am Maisinger See^), so habe ich ihn auch hier sehr oft in der
Nähe der Rohrwaldungen gesehen und auch aus dem Schilf Rufe
gehört, die ich dem Kuckucksweibchen zuschreiben möchte^). Es
war ein Trillern ähnlich dem des Zwergtauchers, Podiceps rufi-
collis ruficollis (Fall.), doch am Ende nicht abfallend, sondern die
Lautreihe nach aufwärts gebogen. In der Zeit der geschlechtlichen
Erregung ruft der Kuckuck an Stelle des zweisilbigen kük-kük
auch öfters in dreisilbiger Anordnung, wobei der Ton auf der
zweiten Silbe ruht: kük-kük-kiik. Eier habe ich noch nicht ge-
') Vgl. Verh. Ornith. Gesellsch. Bayern 12, 1916 p. 252.'
") Für die Eiablage kann hier eigentlich nur das Nest des Rohramraers in
Betracht kommen, da ich die vom Kuckuck sonst so bevorzugten Rohrsänger am
Eibsee merkwürdigerweise überhaupt nicht angetroffen habe.
42 Laubmann: Beiträge zur Avifauua des Eibsees. | \f ' '"'
^ies. Bav.
rve
fanden, obwolil ich alle von mir getroffenen Singvogelnester gerade
nach dieser Richtung hin genau durchsucht hatte.
57. Asio ofus otus (L.). — Waldohreule.
Die Waldohreule ist Brutvogel im Beobachtungsgebiet und an
Tndividuenzahl auch ungleich häufiger als die Sunipfohreule. Nament-
lich abends nach P^inbruch der Dämmerung konnte man diese Eulen
häufig an den Waldrändern beim Mäusefang beobachten.
58. Asio flaiHmeiis ßainrneus (Pontopp.). — Sumpfohreule.
Wie ich schon bei der vorigen Art hervorgehoben habe, ist
die Sumpfohreule bei weitem seltener. Doch gehört auch sie zu
den Brutvögeln des Gebietes. Ich fand im Frühjahr 1910 im See-
moos, durch eine niedrige Knickföhre gedeckt, ein Nest mit zwei
Eiern. Zahlreicher tritt diese Art in den Spätherbstmonaten auf,
wo sie dann bei Gelegenheit der Fasanenjagd in den Mooswiesen
häufig aufgegangen wird. Bei diesen Exemplaren handelt es sich
aber keineswegs um einheimische Stücke, sondern vielmehr um
Durchzügler aus weiter nördlich gelegenen Brutbezirken ^).
59. Falco S'ubbuteo siibbuteo L. — Baumfalke.
Diese Art führe ich lediglich nach einem Exemplar an, das
ich in Aitrang in Privatbesitz ausgestopft gesehen habe, und das
augeblich am Eibsee erlegt worden sein soll.
60. Falco tinnunculiis tinminctilus L. — Turmfalke.
Wie fast überall, so kommt auch im Eibseegelände der Turm-
falke gelegentlich vor. Horst habe ich keinen gefunden, doch
sollen laut Angabe von angrenzenden Jagdherrn in der weiteren
Umgebung des Beobachtungsgebietes drei Horste bekannt ge-
worden sein.
61. Buteo buteo buteo (L.). — Mäusebussard.
Der Bussard brütet am Eibsee in zwei Paaren, doch kommen
gelegentlich noch andere Exemplare aus der Nachbarschaft in das
Gflände, sodaß zeitenweise 6 — 8 Stück in den Wolken über dem
See kreisend beobachtet werden konnten.
62. Astur gentilis f/entilis (L.). — Habicht.
Der Habicht ist keine sehr häufige Erscheinung. Ich habe
ihn nur einige Male angetroffen, als Brutvogel habe ich ihn am
Eibsee nie konstatieren können. Am 8. Oktober 1910 beobachtete
ich einen Habicht, wie er von ca. 10 Rabenkrähen verfolgt, über
den See und das Seemoos hinwegflog.
') Steinkauz, Waldkauz und Schleiereule, welch letztere auf dem Kirchturm
von Aitrang gebrütet haben soll, sind mir persönlich nie zu Gesicht gekommen.
Doch wurden Stein- und Waldkauz in nächster Nähe meines Beobachtungs-
gebietes bei der Station Günzach als Brutvögel angetroffen und glaube ich auch,
sie für das Gelände am Eibsee sicher noch als Brutvögel feststellen zu können.
' ' i Laubmann: Beiträere zur Avifauna des Eibsees. 43
1917 J
63. Accipiter nisus nisiis (L.). — Sperber.
Im Gegensatz zu der vorigen Art gehört der Sperber zu den
Brutvögeln des Seegebietes. Auf einer alleinstehenden, hohen Tanne
war einige Jahre hintereinander ein Horst, in dem die Sperber
ihre Jungen großzogen. Meist waren es zwei bis drei. In einem
Jahre fand ich die Reste von zwei Eiern am Fuße der Tanne
zerschlagen, es befanden sich aber zu gleicher Zeit noch zwei Junge
im Nest. Wenn flügge Junge im Nest waren, konnte man die
alten Vögel jeden Tag bei der Fütterung beobachten. Besonders
gern machten die alten Vögel zu dieser Zeit auf die im Röhricht
hausenden Kleinvögel Jagd.
64. Ciconia ciconia ciconia (L.). — Weißer Storch.
In früheren Jahren brüteten die Störche auf dem Dach der
Kirche zu Aitrang. Ich selbst habe sie jedoch brütend nicht mehr
angetrolfen. Die Störche kamen aber in jedem Frühjahr auf dem
Zuge durch den Ort, besuchten wohl auch das Kirchendach, trieben
sich ein bis mehrere Tage in der Gegend herum, ohne sich aber
zum Bleiben entschließen zu können. Einmal traf ich auch einen
Storch in den feuchten Wiesen am Seemoos an und konnte ihn
bei der Nahrungssuche längere Zeit beobachten.
Auch in Kaufbeuren war der Storch eine lange Reihe von
Jahren hindurch Brutvogel, Hier stand das Nest auf einem nicht
mehr benützten Kamin auf dem Dache des ehemaligen Rathauses.
Als aber der Kamin infolge Baufälligkeit abgebrochen werden
mußte, nahmen die Störche in dem kommenden Jahre das ihnen
als Neststütze gebotene Rad nicht mehr an, sondern verschwanden
ganz aus der Gegend.
Ein weiteres, noch heute im Gebrauch stehendes Nest befindet
sich in dem schon mehrfach erwähnten Orte Buchloe auf einem
hohen, die ganze Ortschaft überragenden Dache.
65. Ardea cinerea cinerea L. — Fischreiher.
Der Fischreiher gehört im Eibseegebiet nur zu den gelegent-
lichen Gästen. Er erscheint jedes Jahr in den E'rühjahr- und
Herbstmonaten in einigen Exemplaren am See. So konnte ich ein-
mal sechs Stück zu gleicher Zeit beobachten. Meist trieben, sich
die Reiher im Seemoos herum, wo sie an den in den kleinen Über-
schwemmungstümpeln zurückgebliebenen Fischchen willkommene
Nahrung fanden. Abends bäumten sie meist auf einer einzeln-
stehenden hohen Fichte auf. Dabei waren sie aber furchtbar scheu,
so daß es mir nie gelang bis auf Schußweite heranzukommen.
Es ist eigentlich schade, daß die Fischreiher aus unserem
Gebiet immer mehr verschwinden; denn der Vogel paßt so herr-
lich in das einsame, weltverlorene Sumpfgelände. Ein herrlicher
Anblick war es zum Beispiel, wenn ein Reiher mit seinen schweren,
44 LaubmaiMi: Beiträge zur Avifauna des Ell^sees. 1 ^ ' ^^'
|_ Ges. Bay.
langsamen, aber doch fördernden F^lügelscbläj^en im Glanz der
Abendsonne über den See flog, nm den Schlafplatz aufzusuchen.
Mir ist im südlichen Bayern als einziger Brutplatz eine Kolonie
bekannt, die sich in dem kgl. (iehege beim Aumeister unweit
München befindet. Hier genießen die Vögel genügend Schutz, um
alljährlich ihre Brut hochzubringen.
Vor etwa 30—40 Jahren soll sich eine andere Kolonie im
sogen. „Rieder-Lohe", einem Hocbwald an der Wertach bei Kauf-
beuren befunden haben. Heute ist davon aber nichts mehr zu
sehen und auch der Fischreiher selbst gehört in genanntem Ge-
lände zu den seltensten Erscheinungen.
66. Botaiirtis stellaris stellnris (L.). — Rohrdommel,
Auch die Rohrdommel gehört zu den gelegentlichen Erschei-
nungen am Eibsee. Ich selbst habe sie jedoch weder gesehen
noch gehört, glaube auch nicht, daß sie im Gebiet zur Brut
schreitet, da hierzu der Rohrwald zu wenig umfangreich sein
dürfte. In Aitrang sah ich bei dem Fischer Franz Anton Martin
ein ausgestopftes Exemplar, das sich in einer Fischreuse gefangen
hatte; es war noch lebend gefunden worden, einige Zeit am Leben
erhalten, dann jedoch, offenbar an Nahrungsmangel eingegangen.
Die Zwergrohrdommel, Ixohrychus minutus (L.), soll eben-
falls schon am Eibsee vorgekommen sein; doch fehlen hierüber
leider weitere Anhaltspunkte.
67. Cygnus spec. — Schwan.
Über den Schwan finde ich in meinen Aufzeichnungen nur
diese eine Notiz: „Am 3. Januar 1910 in Aitrang drei Exemplare
ziemlich hoch ziehen gesehen. Flugrichtung: Süd-West-Nord-Ost."
Ob es sich hier um den Höckerschwan, Cijgmis olor (Gm.) oder
um Cygmis cijfjnus (L.), den Singschwan handelt, kann nicht an-
gegeben werden.
68. Anas x*latyrhynchos platyrhynchos L. — Wildente.
Die Wildente gehört zu den ganz gewöhnlichen Brutvögeln.
Sie nistet sowohl im Seemoos, w^ie auch abseits vom Wasser, in
den ehemaligen Torfstichen. Zur Winterszeit findet sie sich in
große Schwärme vereint an den kleinen, offenen Wasserstellen des
Eibbaches ein. Manchmal bedeckten Scharen bis zu hundert und
mehr Stück den See. Dabei war es aber kaum möglich, auf Schuß-
nähe an die Enten heranzukommen.
69 Nettion crecca cvvrvn (L.). — Krickente.
Neben der Wildente kommt die Krickente noch als Brutvogel
im Seegebiet vor, ist aber bei weitem nicht so zahlreich vertreten
wie jene.
'_ ' j Laubinann: Beiträge zur Avifauna des Eibsees. 45
70. Nyrova ferina ferina (L.). — Tafelente.
Die Tafelente habe ich ein einziges Mal am Eibsee gefunden
und zwar im März 1911 in einigen Exemplaren. Sonst konnte
ich diese Tauchente nie beobachten. Die damals konstatierten
Stücke befanden sich auf dem Zuge und wurden späterhin am See
nicht mehr gesehen.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich eine von mir in Verh. Ornith.
Gesellschaft in Bayern 12, 1916 p. 256 geraachte Bemerkung: „Wie
ich aus den in unseren Materialien zur bayerischen Ornithologie
niedergelegten Notizen entnehmen kann, wurde die Tafelente meist
in den Monaten Januar bis März und dann wieder im Spätherbst
bei uns beobachtet. Nachweise darüber, daß sie auch zur Brut
schreite, konnte ich nicht finden. Um so interessanter mag das
Brutvorkommen der Tafelente am Maisinger See sein" Vi, dahin
richtigstellen, daß ich mit dem Satze: „Nachweise darüber, daß
sie auch zur Brut schreite, konnte ich nicht finden", nicht das
Brutvorkommen der Tafelente in Bayern überhaupt, sondern ledig-
lich im südlichen Bayern in der näheren Umgebung des seiner-
zeitigen Beobachtungsgebietes gemeint habe. Es ist mir selbst-
verständlich nicht unbekannt, daß die Tafelente im nördlichen
Bayern an verschiedenen Plätzen als Brutvogel vorgekommen ist
und noch heute vorkommt. Vgl. Parrot, Jaeckel und andere
a. a. 0. Übrigens habe ich auch heuei" wieder die Tafelente
brütend am Maisinger See angetroffen.
71. Podiceps cristcttus eristatus (L.). — Haubentaucher.
Den Haubentaucher habe ich am Eibsee nur ein einziges Mal
angetroffen und zwar im Sommer 1910 in zwei Exemplaren. Eines
Morgens sah ich beim Absuchen des Sees die beiden auffallenden
Vögel mitten im freien Wasser. Ich machte sogleich den Kahn
los, um am Uferrand mich langsam den beiden Tauchern zu nähern.
Bald hatten mich die Vögel entdeckt und suchten nun vor mir
das bergende Schilf zu erreichen. Da ich ihnen zuvorkam, machten
sie wieder kehrt und schwammen tauchend wieder gegen die Mitte
des Sees zu. Ich trieb sie auf diese Weise wohl zwei Stunden
lang vor mir her, ohne auf Schußnähe herankommen zu können.
Endlich hoben sich beide Vögel schwerfällig in die Luft um schließ-
lich mit auffallender Schnelligkeit nach Südosten zu verschwinden.
Vermutlich ließen sie sich auf einem anderen der vielen in der
Nähe befindlichen Seen oder Teiche wieder nieder. Am Eibsee
habe ich Haubentaucher später niemals mehr beobachtet.
72. Podiceps ruficollis rnficollis (Pall.). — Zwergsteißfuß.
In den dichten Rohrwaldungen des Sees oder in den Dickungen
von Wasserrosen und Binsen im unteren oder oberen Eibbach war
') Laub mann, Ornithologische Beobachtungen aus dem Gebiet des Mai-
singer Sees; Verh. Ornith. Gesellsch. Bayern, Bd. 12, 191G p. 242— 261.
46 Laubraann : Beiträge zur Avifauna des Eibsees. 1 • ^ •
L Ges. Bay.
der kleine Taucher gar nicht selten. Weniger häufig sah man ihn
auf dem freien Wasser des Sees selbst. Im Frühjahr belebt er
durch seine trillernden Rufe das Gelände in eigentümlicher Weise.
Der Zwergtaucher bleibt auch die kalte Jahreszeit über im Ge-
lände; er hält sich dann aber mehr an den eisfreien Bächen und
Flüssen auf. So habe ich ihn häufig an der Kirnach und im
unteren Laufe des Eibbaches getroften. Auch an der Wertach
ist er um diese Zeit gar nicht selten.
73. Pluvialis aiyricarins (L.), — Goldregenpfeifer.
Dem Goldregenpfeifer bin ich im Frühjahr und in den Herbst-
monaten regelmäßig im Seemoos begegnet. Meist waren es ziem-
lich große Schwärme, die sich auf dem Zuge hier herumtrieben.
74. Vanelliis vanellus (L.). — Kiebitz.
Im Seemoos, da wo das Moor in Wiesen übergeht, ist der Haupt-
tummelplatz für die drei bis vier Paare Kiebitze, die jedes Jahr
im Eibseegebiet zur Brut schreiten. Die Kiebitze waren fast die
ersten Ankömmlinge im Frühjahr, sie kamen meist noch vor den
Lerchen, um die Mitte Februar an. War dann das Wetter noch-
mals recht schlecht und kalt, dann hatten die schmucken Gesellen
oft noch recht schlechte Tage. Es mußte aber schon sehr kalt
werden und andauernd schneien, um sie zu veranlassen, nochmals
fortzuziehen. Meist begannen sie schon ziemlich frühzeitig mit
dem Brüten. Die Kiebitze gehörten am Eibsee zu den Yogelarten,
denen die Rabenkrähen am meisten zusetzen. Man konnte sie
daher oft beobachten, wie sie schaukelnden Fluges mit jämmer-
lichem Geschrei die Krähen über den ganzen See hin verfolgten.
Nach der Brutzeit, etwa Mitte bis Ende Juni schon, waren die
Kiebitze mit einem Male verschwunden.
75. Pavoncella inignax (L.). — Kampfläufer.
Der Kampfläufer gehört nicht zu den Brutvögeln, doch trifft
man ihn jeden Herbst in großen Scharen an. Dabei handelt es
sich um Exemplare, die sich auf dem Zuge befinden. Merkwürdiger-
weise erwiesen sich alle am See oder in der näheren oder weiteren
Umgebung desselben erlegten Stücke als junge Männchen. Ob
beim Kampfläufer die Geschlechter getrennt ziehen?
76. Totamis totanus totamis (L.). — Rotschenkel.
Den Rotschenkel fand ich in einem Pärchen brütend. Die
Vögel brüteten in einer Mooswiese in der Nähe eines Entenschirmes
am Ausfluß des Eibbaches aus dem See. Schon von weitem konnte
man die hübschen Gestalten bemerken, wenn sie beim Anflug zum
Nest regelmäßig auf dem Gerüst des Schirmes aufbäumten und
erst vorsichtig Umschau hielten, bevor sie sich dem Nest näherten.
Viel zahlreicher als am Eibsee habe ich den Rotschenkel auf den
'^ ' I Laubmann: Beiträge zur Avifauna des Eibsees.
1917
47
großen oberbayerischen Mooren angetroffen. So ist er im Ascli-
heimer Moos, unweit München, ein gar nicht seltener ßrutvogel.
77. Tringa ocvophiis ocrojyJius L. — Waldwasserläufer.
Der Waldwasserläufer wurde in einem einzigen Exemplar
angetroffen, das im Herbst zur Bekassinenjagd am Eibsee erlegt
wurde. Gleich den Bekassinen stand der Vogel im seichten Wasser
zwischen Sumpfgrasbüscheln und Röhricht erst kurz vor dem Hund
auf. Es war dies das einzige Exemplar, das angetroffen wurde.
Den Bruchwasserläufer, Totanus glareola (L.), habe ich merk-
würdigerweise nie beobachten können.
78. Kuwienius arqtiata arquata (L.). — Brachvogel.
Der große Brachvogel, dieser herrliche Charaktervogel unserer
Mooslandschaften, brütet am Eibsee in zwei bis drei Paaren. Um
das für gewöhnlich im Röhrricht verborgen lebende Sumpfgeflügel
besser beobachten zu können, hatte ich mir am Rande eines großen
Schilffeldes mit Ausblick auf das Wasser sowie auf eine von
Schilf umschlossene Moorwiese aus Binsen und Rohr einen Unter-
schlupf gebaut, von dem aus ich oft dem Treiben des Brachvogels
zugesehen habe. Unter anderem konnte ich auch einmal dem Be-
gattungsakt zusehen, wobei es komisch anmutete, wie relativ un-
beholfen der Vogel durch seine langen Beine erscheint.
An hellen Mondnächten konnte man den melancholischen
Flötenruf fast die ganze Nacht hindurch hören. Wenn man den
Vögeln, die sonst außerordentlich scheu und vorsichtig waren, zur
Brutzeit oder namentlich zu der Zeit, in der die Jungen schon
ausgekrochen waren, nahe kam, dann vergaßen sie alle Scheu
und stießen auf Mensch oder Hund mit der größten Heftigkeit und
unter lautem Geschrei herab. Ähnlich war es auch, wenn der
Fuchs seine Raubzüge gelegentlich bis ins Moos auszudehnen ver-
suchte. Dann hatten ihn bald die immer wachsamen Krähen und
Kiebitze entdeckt und dann gelang es oftmals den vereinten Kräften
der Vogelwelt, den gemeinsamen Feind aus dem Brutrevier zu
vertreiben.
79. Gallinago gallinayo gallinago (L.). — Bekassine.
Auch die Bekassine brütet auf den Mooswiesen und zwischen
den Schilfboschen des Seemooses. Doch hält sich die Zahl der
Brutpaare immer in sehr bescheidenen Grenzen. Viel zahlreicher
erscheint die Bekassine dagegen im Herbst, wenn der Zug beginnt.
Dann liegen sie zu Hunderten im Röhricht, um nach einigen Tagen
plötzlich alle zu verschwinden. Dann kommen eines Tages wieder
neue Scharen, bis endlich der Zug seinem Ende zuneigt und nur
noch ganz vereinzelt ein Stück zu sehen ist.
48 Laubmanu : Beiträge zur Avifauua des Eibsees. 1 V®^^- ö*""-
L Ges. Bay.
80. Scoloj}ao(i vustieola rusticola L. *) — Waldschnepfe.
Die Waldschnepfe habe ich brütend nicht angetroffen. Doch
erscheint sie regelmäßig auf dem Frühjahrszug- in unserem Gebiet.
Ihre Brutgebiete scheinen noch weiter südlich höher in den Vor-
bergen zu liegen. Im Herbst habe ich sie fast nie angetroffen.
81. Larns vuHbiindus L. — Lachmöve.
Die Lachmöve habe ich während meiner ganzen Beobachtungs-
zeit nur zweimal wahrgenommen. Einmal traf ich im Juli ein Exem-
plar am See, das andere Mal im Mai drei Stücke. Auf diese beiden
Fälle beschränkt sich nach meinen Beobachtungen das Vorkommen
dieses an anderen Seen Südbayerns so häufigen Vogels. Gebrütet
hat die Lachmöve auch in früheren Jahren noch niemals am
Eibsee.
82. Creoc er ex (L.). — Wachtelkönig.
Der Wachtelkönig ist ein Bewohner der weit ausgedehnten
Moorwiesen an jenen Stellen, wo sie in trockenes Gelände über-
gehen. Hier kann man ihn immer in einigen Exemplaren schnarren
hören. Doch möchte ich bemerken, daß ich ihn nicht jedes Jahr
beobachten konnte. Manchmal fehlte er gänzlich. Das Jahr
darauf war er dann wieder zahlreicher vertreten.
83. Hallus aquaticus aquaticAis L. — Wasserralle.
Der Wasserralle, deren Leben sich eigentlich fast immer im
dichten Röhricht abspielt, bin ich nur selten begegnet. Verhältnis
mäßig oft habe ich sie von meinem Beobachtungsschirm aus gesehen.
Sonst kam sie eigentlich nur bei der Durchstreifung des Seemooses
bei Gelegenheit der Bekassinenjagd zur Beobachtung. Sicherlich
gehört sie zu den Brutvögeln des Gebietes.
84. Gallimdct chloropus chloropiis (L.). — Grünfüßiges
Teichhuhn.
Auch das grünfüßige Teichhuhn gehört zu den Arten, die im
Verhältnis zu ihrem Vorkommen relativ selten zur Beobachtung
kamen. Das Teichhuhn brütet im Röhricht des Seemooses in
einigen Paaren. Am öftesten kam es mir dann zu Gesicht, wenn
ich im Kahn in das Schilfdickicht fuhr und mich bis Einbruch der
Dunkelheit dortselbst ruhig verhielt. Beim Beginn der Dämmerung
verließ dann das Teichhuhn das schützende Röhricht, um sich
auf den Blanken des Sees zu tummeln.
^) Harter t beschrieb die Waldschnepfe von den Liu-kiu Inseln als eigene
Form unter dem Namen Scolopux rusticola mira (vgl. Bull. B. O. C. 3G, 1910
p. tJ4), woraus sieh die oben angewandte ternüre Benennung erklärt.
' ' I Laubmann: Beiträge zur Avifauna des Eibsees.
49
85. Fulica atra atra L. — Bläßhuhn.
Bei der gleichen Gelegenheit traf man auch mit dem Bläß-
huhn zusammen. Das Bläßhuhn war noch seltener als das grün-
füßige Teichhuhu. Brütend habe ich diese Art niemals getroffen.
86. Columha palwmhxis pcdiimbus L. — Ringeltaube.
Häufiger Brutvogel. Ich fand einmal in einem Fichtenstaugen-
holz ein Nest in H()he von 2,50 m. Dasselbe bestand aus einigen
locker übereinander geschichteten Ästchen, die mit Moos und Streu
bedeckt waren. Das ganze Nest stand auf einer Art Gabel. Eier
enthielt es keine.
87. Colunihci oenas oenas L. — Hohltaube.
Die Hohltaube brütet auch am Eibsee, ist aber in ihrem Vor-
kommen viel beschränkter. Sie scheint die Laubholzbestände den
Tannenwaldungen vorzuziehen. Ihr gleichmäßiger Riih-Ruh-
Euh-Ri\f hat mit dem Gurren der Ringeltaube gar nichts gemein
88. Perdix perdioc pevdix (L.). — Rebhuhn.
Auf den Feldern der Kulturzone kommt auch das Rebhuhn in
einigen Ketten vor, ohne besondere Bedeutung zu gewinnen. Im „Alten
Moos", dem schon mehrfach besprochenen alten Torfstich, war auch
immer ein Flug von acht bis zehn Hühnern anzutreffen. Die Rebhühner
bevorzugten diesen Platz wohl wegen seiner besonderen Ungestörtheit.
89. Cottimix eoturnix cotumix (L.). — Wachtel.
Die Wachtel traf ich nicht jedes Jahr an. Zuweilen brütete
sie in zwei oder mehr Paaren, das andere Jahr fehlte sie voll-
kommen im Gelände. In den moosigen Wiesen um den See kam
sie überhaupt nicht vor, sondern war nur in der Kulturzone um
die Ortschaft Aitrang anzutreffen.
90. Tetrao nrognllns urogallus L. — Auerhuhn.
Das Auerhuhn gehört im Elbseegelände nicht zu den Brut-
vögeln. Sein Brutgebiet beginnt erst weiter südlich in den Vor-
bergen. Doch kommen gelegentlich auch am See Exemplare
vor, die aus irgendwelchen Gründen aus ihrem Bratbezirk ver-
strichen sind. So ist es keine Seltenheit, Auerhennen gelegentlich
der Spielhahnbalz am Balzplatz des kleinen Hahnes anzutreffen.
Auerhähne kommen seltner als die Hennen zur Beobachtung.
Rackelwild wurde noch niemals angetroffen.
91. Lyrurus tetrix juniperorxi'in (Brehm). — Birkhuhn.
Häufiger Bi'utvogel im Gelände. Das Birkhuhn kommt ver-
hältnismäßig sehr zahlreich vor und brütet auch auf den Mooren
rings um den See in ziemlicher Anzahl. Im Winter trifft man es
truppweise auf den Birken des Seemooses, wo es sich an den
Birkenkeimen gütlich tut. Im Frühjahre zur Balzzeit konnte man
auf den Balzplätzen ein bis sechs Hahnen versammelt finden.
50 Stresemann: Beobachtungen über die Höhe des Seglerfluges. 1 • ^^'O-
|_ Ges. Bay.
Beobachtungen über die Höhe des Seglerfluges,
Von
Erwin Stresemann.
Verläßliche Angaben über die Höhe, welche die Vögel während
des Zuges innehalten oder bei gelegentlichen Flugspielen erreichen,
sind auf Grund von Erdbeobachtungen nur dann zu erwarten, wenn
die Flughöhe sich unter 100 m hält oder diese Grenze nicht wesent-
lich übersteigt. Im andern Fall ist der am Boden befindliche
Beobachter, falls er den Vogel überhaupt noch wahrzunehmen
imstande ist, ganz auf vage Schätzung angewiesen und wird, wie
V. Lucanus an den Gätke'schen Hypothesen über die Höhe des
Vogelzuges nachgewiesen hat, meist geneigt sein, den vertikalen
Abstand bedeutend zu hoch zu veranschlagen.
Versuche, welche v. Lucanus mit Hilfe einer Luftschiffer-
abteilung in der Weise angestellt hat, daß in Flugsteliung ausge-
stopfte Vögel an einer 10 m langen Schnur mit einem Fesselballon
hochgelassen wurden, haben ergeben, daß einem übernormalen un-
bewaffneten Auge bereits in 200 m eine Drossel nur noch als Punkt
erscht^int, daß ihm in 250 m ein Leinfink, in 300 m eine Drossel
verschwindet; als Sichtbarkeitsgrenze des Sperbers wurde 850 m,
als die der Saatkrähe 1000 m festgestellt^).
Wir sind daher auf die gelegentlichen Beobachtungen der
Luftschiffer angewiesen, wenn es sich darum handelt, zuverlässige
Daten über die von den Vögeln aus verschiedenem Anlaß einge-
nommenen größeren Höhen zu erhalten. Das auf diese Weise
bisher gewonnene Material muß noch dürftig genannt werden.
v. Lucanus hat es 1912 wie folgt zusammengestellt:
„Nach Aussage der Luftschiffer ist auf den Ballonfahrten
die Grenze des Vogelflugs im allgemeinen in einer Höhe von
400 m überschritten. Über 1000 m sind nur ganz selten Vögel
angetroffen worden, einmal eine Lerche in 1900 m Höhe, ein an-
deres Mal ein großer Raubvogel, anscheinend ein Adler, den
Hergesell aus 3000 m Höhe unterhalb des Ballons dem Gebirge
zufliegen sah. Letzterer Fall ist zugleich die größte Höhe, in
der bisher ein Vogel von den Luftschiffern festgestellt wurde.
0 F. V. Lucanus, Journ. f. Ornith 1911, p. 524—526; idem. Über die
Höhe des Vogelzuges auf Grund aeronautischer Experimente. Sitzungsber.
Ges. Naturf. Freunde Berlin 1912, p. 333—345.
XIII,
1917
' I Stresemann: Beobachtungen über die Höhe des Seglerfluges. 5i
Nach Süring ist die größte Höhe, in der auf 100 wissen-
schaftlichen Fahrten Vögel gesehen wurden, 1400 Meter, und zwar
handelt es sich um einen Flug Krähen" ^).
Meine im April 1916 erfolgte Abkommandierung zu einer
Feld- Luftschitfer- Abteilung im Westen begrüßte ich mit der
Erwartung, hierdurch zu mannigfachen Beobachtuugen über die
Höhe des Vogelflugs Gelegenheit zu finden. Diese Hotfnungen
erfüllten sich jedoch bis heute, im Zeiträume eines Viertel-
jahres, nur in sehr bescheidenem Umfange. Die Schuld daran
messe ich in erster Linie dem Umstand zu, daß die Erschei-
nung des Fesselballons auf die meisten Vögel schreckhaft
wirkt oder sie doch wenigstens (wie z. B. die in dieser Gegend
häufigen Mäusebussarde) veranlaßt, sich bei ihren Flugspielen in
weiter Entfernung davon zu halten. Über den Eindruck, den der
Ballon auf die am Boden lebenden Vögel macht, notierte ich mir
unterm 21. Juni: „Im allgemeinen kümmern sich die Vögel nicht
um den aufsteigenden Ballon. Doch bemerkte ich, daß vor einigen
Tagen, als letzterer nach vieltägiger Pause plötzlich rasch hoch-
gelassen wurde und im böigen Winde hin- und herfuhr, die im
Umkreis sitzenden Grasmücken und Hausrötel sogleich ängstlich
zu warnen begannen und sich sehr erregt im dichtesten Gebüsch
verbargen."
In Höhen über 200 m bin ich bisher nur dem Mauersegler
[Micropus apus apus (L.)) begegnet. Ich gebe meine Tagebuch-
aufzeichnung wieder:
„21. 6. Ein klarer Tag. Gegen 12 Uhr mittags, während
ich mit dem Ballon in 840 m Höhe stehe, erblicke ich etwa 100 m
seitlich unter mir (also in + 750 m Höhe über dem Boden)
zwei Mauersegler, die anscheinend Insekten jagen. Windstärke in
dieser Zone 4 — 6 ms."
„25. 6. Windstille, klarer Himmel. Gegen 10 Uhr vorm.
bemerke ich beim Einholen, als der Ballon sich noch in 560 m
Höhe befindet, einen Mauersegler etwa 50 m über dem Ballon."
Zu diesen Angaben ist ergänzend zu bemerken, daß sich der
Aufstiegsplatz in flachwelligeni, bewaldetem Gelände befindet.
Zweimal konnte ich also Mauersegler in Höhen zwischen
600 und 750 m feststellen. Da die Sichtbarkeitsgrenze der um
etwas größeren Drossel bei 300 m liegt, ergibt sich, daß die Vögel
vom Boden aus ohne Benutzung eines Fernglases nicht hätten
bemerkt werden können.
Eine befriedigende Antwort auf die Frage, was die Segler
veranlaßt, gelegentlich so bedeutende Höhen außerhalb der Zug-
zeit aufzusuchen, ist schwer zu geben. Obwohl sie sich dort län-
•) Vgl. auch: v. Lucanus, Die Höhe des Vogelzuges auf Grund aeronau-
tischer Beobachtungen; Joum. f. Ornitb. 1902, p. 1.
4*
52 Stresemaun : Beobachtungen über die Höhe des ßegleifluges. 1 ^^ " ^"'
|_ Ges. Bay.
gere Zeit, im ruhigen Segelflng große Kreise beschreibend und
dann und wann mit tiefem Flügelschlag rudernd, aufzuhalten
schienen und sich schließlich meiner Beobachtung nur durch Weg-
fliegen in horizontaler Richtung entzogen, bin ich doch nicht zu
der Anuahme geneigt, daß sie dort oben nach Insekten suchten.
Durch vertikale Luftströmungen mögen zwar vielfach Insekten in
sehr bedeutende Höhen emporgeführt werden, aber eine Jagd auf
diese Irrlinge dürfte für einen Segler wenig lohnend sein. Meine
Ansicht ist vielmehr, daß es sich um eine spielerische Flugleistung
handelt (analog dem Kreisen des Mäusebussards in erstaunlichen
Höhen), die mit der Nalirungssuche in keinerlei Zusammenhang
steht.
' ' j Stechow: Omithologische Beobachtungea aus Bad Nauheim.
191'
Ornithologische Beobachtungen aus Bad Nauheim.
Von
Dr. E. Stechow (Müuchen).
Im Spätherbst 1913 uud wiederum von Anfaug April bis Mitte
Mai 1914 weilte ich längere Zeit, jedesmal fast sechs Wochen, in
Bad Nauheim am Taunus, beide Male also während der Haupt-
vogelzugzeit. Schon in den ersten Tagen meines Aufenthaltes,
sowohl im Herbst wie in der Brutzeit des Frühjahrs, bemerkte
ich, daß hier eine erstaunliche Artenzahl nicht nur als Durchzügler
vorüberkommen, sondern auch ständige Brutvögel sind. Ohne die
zweifelhaften Arten wie Rotkopf würger und Uferschwalbe, deren
Vorkommen von anderer Seite angegeben wird, erreichen die
Beobachtungen die stattliche Zahl von SSBrutvögeln auf einem
Areal, das nicht viel größer als 1 Quadratkilometer ist!
Es ist von Interesse, den Ursachen nachzugehen, durch welche
hier ein so reiches Vogelleben zur Entfaltung gelangt. Offenbar
ist es nur die außerordentlich mannigfaltige Gestaltung der Land-
schaft, die das möglich macht. Nauheim liegt, wie bekannt, am
Ostabhang des Taunus, am Fuße des „die Höhe" genannten
Bergrückens. Wir haben hier die Ebene mit ihren Kornfeldern
und Wiesen, den Abhang mit seinen ausgedehnten Obstgärten und
Parkanlagen und die Bergeshöhe mit ihren weiten Laub-, Nadel-
und gemischten Wäldern, mit zalilreichen eingesprengten Scho-
nungen wie auch alten Überständern. Vor allem aber ist es der
Park mit seinen schönen Gruppen, alten Bäumen, Büschen und
Rasenflächen, wie auch seinen ausgedehnten Neuanlagen, der, ganz
abgesehen von der Mannigfaltigkeit der Landschaft, wie jeder
Park in sich selbst so viel Abwechslung enthält, daß die ver-
schiedensten Arten hier Nahrungsmöglichkeiten und Nistgelegen-
heiten finden. Man wird überhaupt ganz allgemein die Beobachtung
machen, daß große Parke wegen der Vielgestaltigkeit ihrer Vege-
tation immer weit mehr Arten beherbergen als eine eintönige
Feldlandschaft, ein gleichmäßiger Wald, ein weites Wiesengelände
oder irgendein anderes Gebiet, dessen Flora auf weite Strecken
hin keine Abwechslung aufweist.
Ein ornithologisch interessantes Gebiet ist auch der jenseits
der Bahn gelegene „Goldsteinpark", der im Wesentlichen aus einem
großen Dorndickicht, einer Anpflanzung verschiedener Dornsträucher,
54 Stechow: Oruithologische Beobachtuugen aus Bad Nauheim. 1
Verh. Oru.
Ges. Bay.
besteht, die das Reisig für die Nauheimer Salinen liefern. Er
bildet, wegen des vorzüglichen Schutzes vor allem Raubzeug, den
Lieblingsaufenthalt verschiedener Vogelarten, besonders der Dorn-
grasmücke, des Rotrückigen Würgers, sowie der Nachtigall.
Auch das für jedes Gebiet, in dem eine zahlreiche Fauna vor-
kommen soll, unentbehrliche Wasser fehlt in Nauheim nicht, und
zwar in stehender wie in fließender Form. Ein großer Teich mit
zwei Inseln, auf denen zahlreiche Vögel (unter anderen der Eis-
vogel) nisten und auf denen sie durch den Menschen nie gestört
werden, bildet eine Zierde des Parkes. Daneben fließt die Usa
in raschem Laufe vorbei, oberhalb des Ortes von Schilf eingefaßt,
der ein beliebter Aufenthalt der Rohrsänger ist, im Orte selbst
mehrfach durch Wehre gestaut, so daß kleine Wasserfälle entstehen,
an denen man Gebirgsbachstelze, Eisvogel u. a. antriff't.
Eine Ruine fehlt auch nicht, so daß die in altem Gemäuer
nistenden Arten. Dohlen und Eulen, ebenfalls Nistgelegenheit finden,
während Turmfalken drüben in dem neuen Wasserturm im Goldstein-
park horsten. Auch die großen alten Bäume des Parkes mit zahl-
losen alten Spechthöhlen geben den Höhlenbrütern reichliche
Wohnung.
Sind schon die natürlichen Bedingungen besonders günstig,
so ist auch von selten der Parkverwaltung, die einem staatlichen
Forstbeamten untersteht, ein Übriges geschehen, um die Nist-
gelegenheiten noch künstlich zu vermehren : über lOÜO der bekannten
Berlepsch'schen Nisthöhlen sind im Park und im Wald aufgehängt
worden ; ebenso werden durch zahlreiche Futterplätze und Tränken
viele Vögel bereits im Winter angelockt, die sich dann auch
während der Brutzeit dort aufhalten. Bei der in den letzten Jahren
erfolgten beträchtlichen Vergrößerung der Parkanlagen ist ferner
absichtlich darauf Bedacht genommen, möglichst solche Bäume und
Beerensträucher anzupflanzen, die im Winter eine willkommene
Nahrung bieten, wie Eheresche, Holunder u. a. Viele Zugvögel
werden hierdurch im Spätherbst zum Rasten veranlaßt und gelangen
so zur Beobachtung, die sonst unbemerkt darüber hinweg geflogen
wären.
Noch einen großen Vorteil für oruithologische Beobachtungen
genießt Nauheim : es liegt an einer Vogelzugstraße oder wenigstens
an der verbindenden Brücke zweier wichtiger Straßen, nämlich
der Verbindung zwischen der Weserstraße und der Rhein-Rhone-
straße, welch letztere bekanntlich die wichtigste Mitteleuropas ist.
Der Zug folgt ja im allgemeinen den Flußläufen. Da nun die
Weser das deutsche Mittelgebiige nicht durchbricht, wie der Rhein
es tut, so können die Vögel beim Herbstzuge der Weser nur bis
zu ihrem Oberlauf folgen, müssen dann nach Südwesten abbiegen
und erreichen im Maingebiet die Rhein-Rhonestraße. Der etwa
60 km im Durchmesser haltende Gebirgsstock des Vogelsberges
xin
19
If 1 1
' ' j Stechou-: ürnithologische Beobachtungeo aus Bad Nauheim. 55
wird hierbei südöstlich über Fulda, oder nordwestlich durch die
fruchtbare Wetterau umflogen, und hier, an der Pforte zwischen
Taunus und Vogelsberg, liegt eben Nauheim. Schon seit alter
Zeit ist der besondere Vogelreichtum dieser ganzen Berglandschaft
bekannt und berühmt gewesen und hat diesem Gebiet den Namen
„Vogelsberg" eingetragen.
Ich gehe nun zur Besprechung der einzelnen Arten über.
Von Drosseln wurde die Amsel {Planesticus merula merula (L.)),
die Singdrossel [Tur das phüomelos philo melos Br.), beide in sehr
großer Individuenzahl, selten ferner die Misteldrossel {Turdus
viscivorus viscivorus L.) und die Wachholderdro ssel [Turdus
pilaris L.) beobachtet. Obwohl die Amsel außerordentlich zahlreich
auftritt, sind Fälle von Nestraub an kleineren Singvöüfeln nach
langjährigen Beobachtungen des Forstverwalters, des seither leider
in den Karpathenkämpfen gefallenen Forstassessors Richard K ern,
hier nie bemerkt worden. Das ist beachtenswert, denn bei dem
großen Vogelreichtum müßte es hier eher und öfter beobachtet
werden als an anderen Orten. Dagegen soll die Amsel die Nachti-
gall verdrängt haben, die früher im alten Park zahlreich vorkam,
sich jetzt aber nach den amselarmen Dorndickichten des „Gold-
steinparkes" zurückgezogen hat und auch dort nicht mehr häufig ist.
Eine solche V'erdrängung der Nachtigall durch die Amsel wäre
wohl möglich; durch diese Angaben allein scheint sie mir aber
noch nicht bewiesen: bei dem Rückgang der Nachtigall können
auch noch andere Ursachen mitgewirkt haben. — Ganz besonders
bemerkenswert ist das Vorkommen der Wachholderdrossel {Tiir-
dus pilaris L.) als Brutvogel in den Wäldern des Taunus. Schon
Walter erwähnt sie 1887 als Brutvogel aus dem Vogelsberg.
Diese Brutstätten im Taunus gehören wohl zu den westlichsten
regelmäßigen Brutorten und sind weiteren Beobachtungen sehr zu
empfehlen.
Wenig nördlich von Nauheim, an der Straße nach Wetzlar,
wurde der Graue Steinschmätzer {Oenantlie oenanthe grisea (Br.)),
auf den Wiesen der Braunkehlige Wiesenschmätzer {Saxicola
rubetra ruhetra (L.)) beobachtet.
Von der Nachtigall [Luscinia megarhynchos megarhynchos
(Br.)) war schon die Rede ; mir will es scheinen, daß an ihrem
Verschwinden oder Rückgang der Mensch mehr schuld ist als
die Amsel. Rotkehlchen {Erithacus ruhecula rubecula{h.)) sind
sehr zahlreich und erfüllen den alten Park mit ihrem zarten
Gesang, der besonders in der Stille der Abenddämmerung lange
und feierlich ertönt. Gartenrotschwanz [Phoenicurus phoeni-
cums phoenicurus (L.)) und Hausrotschwanz ( Phoenicurus
ochruros gibraltariensis (Gm.)) sind ebenfalls zahlreich; besonders
der erstere nistet an vielen Stellen im Park. Der Hausrotschwanz
ist an den Gebäuden und Schuppen überall zu finden.
56 Stechovv: Ornithologische Boobachtuugen aus Bad Nauheim, j f* "„ ^'^*
|_ Ges. Bay.
Auch die Hecken braun eile {Primella modidaris ^nodularis
(L.)) ist Brutvogel.
Alle vier Grasmückeuarteu [Sylvia atricapilla atricainlla
(L.), S. hippolais hippolais (L.), S. communis communis Lath.,
S. curruca curruca (L.)) finden sich allenthalben als Brutvögel, am
häufigsten wohl die Mönchsgrasmücke in den Bäumen des alteu
Parkes. Auch der Gartenspötter {Hypolais icterina (Vieill.)),
dessen Ankunft am 6. Mai festgestellt wurde, ist nicht selten.
Sehr häufig sind die Laubvögel, der Weidenlaubvogel [Fhyllo-
scopus colhjbita collybita (Vieill.)) wohl der häufigste, nicht viel
seltener der Fitis (Phylloscopus trochilus trochilus (L.)), den man
aus allen Hecken und Büschen, besonders in den Neuen Anlagen,
hören kann; aber auch der sonst nicht alltägliche Waldlaub-
vogel {Phylloscopus sihikitrix sihilatrix (Bechst.)), der vom 25. April
an oft gesehen und gehört wurde, findet sich häufiger, als man ihn
sonst auzutreffen pflegt, im Laub-Hochwald, dem sog. Frauen wald, und
zwar nicht an den Rändern, sondern mehr im Innern, wo sich in der
Stille des Waldes die charakteristische Stimme leicht bemerkbar macht.
Von Rohrsängern sind Drossel-, Teich -, Schilf- und Sumpf-
rohrsänger {Äcrocephalus arundiyiaceus arundinacens (L.), A. stre-
perus strepenis (Vieill.), A. schoenobaoius (L.), A. palustris (Bechst.))
als Brutvögel vorhanden; der Teichrohrsänger wurde am 20. April
zum ersten Male bemerkt, war aber vermutlich schon einige Tage
vorher da.
Der Zaunkönig {Trogloclytes troylodytes troglodytes (L.)) ist
zahlreich, besonders in den an Unterholz reichen aufwärts führenden
Schluchten, dem sog. „Donnersgraben"; auch waren sie ständig in
unmittelbarster Nähe der Usa zu treften, z. T. an den belebtesten Stellen.
Von Meisen und Verwandten wurden das Gemeine Gold-
hähnchen [Regulus regulus regulus (L.)), Kohlmeise {Parus
major major \j.)^ Blaumeise {P caerulciis caeruleiis h.), Taunen-
meise (P. ater ater L.), Sumpf meise {P. iMlustris communis
Bald.), Haubenmeise [P. cristatus mitratus Br.) und Schwan z-
meise {Aegithalos caudatus europaeus (Herm.)) beobachtet, alle
zahlreich, besonders Kohl-, Blau- und Sumpfmeise, auch das Gold-
hähnchen; von der Schwanzmeise weit überwiegend Exemplare
mit dunklen Augenstreifen. Das Vorkommen der Weiden meise
(P. atricapillus rhenanus Kleinschm.) konnte mit Sicherheit nicht
festgestellt werden.
Der Kleiber {Sitta europaea caesia Wolfj ist wie überall häutig,
auch der Baumläufer [Certhia sp.); jedoch konnte von diesem
letzteren nicht festgestellt werden, welche Form.
Alle drei Bachstelzen [MotaciUa alba alba L., M. cinerea
cinerea Tunst., M flava flava L.) wurden vielfach brütend beobachtet.
Bemerkenswert ist, daß die Gebirgsbachstelze, die sonst nicht eben
häufig und ziemlich menschenscheu ist, hier an mehreren belebten
Äill, 1, I Stechow: Ornithologische Beobachtungen aus Bad Nauheim. 57
Stelleu brütete, so an dem oberen Wehr, ferner sogar in einem
Lorbeer im Haupt-Restaurant nahe bei der Musik, wo jeden Tag
ein dichtes Menschengedränge war! Der Baumpieper {Anthus
trivialis trivicdis (L.)) ist sehr häufig: sein charakteristisches Lied
hörte man besonders an den Waldrändern bei den Neuen Anlagen
in halber Berghöhe, aber auch unten an der Usa in unmittel-
barer Nähe der Villeu. Der Wiesen piep er [Anthus prateiisis (L.))
kommt vor, ist aber als Brutvogel sehr selten.
Die Feldlerche {Alauda arvensis arvensis L.) ist sehr häufig,
weniger die Haubenlerche [Galerida cristata cristata (L.)). Ein
interessauter Brutvogel ist die Heidelerche {Lullula arborea
arborea (L.)), die weit entfernt vom Ort an einsamen Schonungen
im Walde oben als Brutvogel vorkommt, was wegen ihrer Seltenheit
recht bemerkenswert ist.
Die Grauammer {Emberixa calcmdra calandra h.) ist selten,
die Goldammer (Efnberixa citrmella sylvestris Br.) sehr häufig,
die Rohrammer [Emberixa schoeniclus sehoeniclus h.) sehr selten
und nur wenige Male in den nicht ausgedehnten Rohrbeständeu
beobachtet, die sich längs der Usa hinziehen.
Der Buchfink {Frmgilla coelebs coelebs L.) ist sehr häufig
und überall im Park seit vielen Jahren halb zahm; der Blut-
hänfling (Acanthis cannabina cminnbina (L.)) zahlreich, sein
hübscher Gesang mit Vorliebe von Fichtengipfeln aus vorgetragen;
der Girlitz {Seri?ius canarius germanicus Laubm.) nicht selten,
gewöhnlich auf Telegraphendrähten sitzend beobachtet; der Zeisig
{Spinus spinus (L.)) besonders im Herbst in großen Flügen auf
den Erlen, die die Ufer der Usa auf weite Strecken einsäumen;
der Stieglitz {Carduelis carduelis carduelis ih.)) und der Grün-
ling (Chloris chloris chloris (L.)) nicht selten; der Kernbeißer
[Coccothr allstes coccothr allstes coccothraiistes (L.)) in den Obstgärten
und Anlagen; Haus- und Feldsperling (Passer domesticus do-
mesticus (L.) und P. montanus montanns (L.)) reichlich vertreten;
die kleinere Form des Dompfaffen {Pyrrhula pyrrhula europaea
Vieill.) nicht selten.
[Von älteren Autoren wird das Vorkommen des Steinsperlings
{Peironia petronia ptetronia (L.)) in dieser Gegend behauptet (s.
Naumann-Hennicke Bd. III p. 378—379). Ich habe von ihm weder
selbst etwas gesehen, noch von anderer Seite etwas gehört. Da
Muschelkalkfelsen, au die sein Vorkommen gebunden scheint, in
dieser ganzen Gegend vollständig fehlen, so möchte ich mit Be-
stimmtheit annehmen, daß es sich bei diesen alten Angaben um
eine Verwechslung mit einem anderen Vogel handelt.]
Der Star (Sturmis vulgaris vulgaris L.) ist zahlreich;
beachtenswert ist, daß er hier nicht nur wie sonst in Nisthöhlen,
sondern in großer Zahl in den natürlichen Spechthöhlen sowohl
im Park wie im Hochwald brütend angetroffen wird, im Park
58 Stechow: Ornithologische Beobachtungen aus Bad JSauheim. 1 ^ " '
|_ Ges. Bay.
besonders in alten Weiden. Der Pirol [Oriolus oriolus oriolus
(L.)) ist nicht selten.
Von Corviden sind Eichelhäher {Garrulus ()landarius gla?i-
darius (L.)) und Rabenkrähe {Corvns corone corone L.) im Walde
überall zu finden; die Dohle {Coloens monedula spermologus (Vieill.j)
nistet in der Ruine, einem alten Wasserturm im Park.
Von Würgerarten ist der Neun tot er [Lantus collurio collurio
L.) zahlreich, besonders in den Dorndickichten des Goldsteinparks,
der Große Raub würg er (L. exciibitor exeubitor L.) selten. Auch
der Rot köpf (L. Senator Senator L.) soll vorkommen, was nicht
unwahrscheinlich ist, da er an verschiedenen Punkten des nahen
Maintales auftritt; ich selbst habe ihn nicht gesellen, ihn daher
auch nicht in die oben genannte Zahl von 88 Arten mit eingerechnet.
Von Fliegenschnäppern ist der Grane (Muscicajm flcedula
ficedula (L.)) nicht selten; ich sah ihn zuerst am 25. April. Der sonst
nicht überall vorkommende Trauerfliegenschnäpper [31. hypo-
leiicahypoleuca (Pall.) ' ist sehr häufig. Seine Ankunft wurde in allen
Einzelheiten in der Frühe des 20. April beobachtet. Am vorher-
gehenden Abend w^ar noch nicht einer zu sehen oder zu hören.
In der Morgendämmerung des 20. April um 4 Uhr, 1 Stunde vor
Sonnenaufgang, hörte man plötzlich überall ihre charakteristische
Stimme, ihr lautes „tatü-tatü-tatü", und erkannte die unruhigen
Vögelchen, die sich allenthalben im Gezweig und besonders vor
den Nisthöhlen in aufgeregter Weise herumtrieben. Ihre Unruhe
war außerordentlich; man merkte sofort, daß sie noch nicht heimisch
waren. Ihre Menge war sehr groß, sie waren an diesem einen
Morgen vollkommen dominierend in der Vogelwelt. Schon am
nächsten Tage war ihre Zahl beträchtlich geringer; immerhin
blieb etwa jede 5. Nisthöhle von ihnen besetzt. Wären sie am
Abend des 19. schon da gewesen, selbst nur in geringer Zahl, so
wären sie durch ihre Stimme unmöglich verborgen geblieben.
Sie müssen also in derselben Nacht angekommen sein und ihren
Zug in der Nacht zurückgelegt haben. — Nach Angaben der Forst-
verwaltung ist auch der Zwergfliegenschnäpper [Erythrosterna
parva parva (Bechst.)) in den Buchenw^aldungen wiederholt in der
Brutzeit beobachtet worden, so daß sein Vorkommen als Brutvogel
als gesichert gelten darf, ein sehr interessanter Fundort dieses
sonst mehr östlichen Vogels.
Von Schwalben sind sowohl Haus- als Rauchschwalbe
{Delichon urbica urbica (L.) und Hirnndo rustica rustica L.) Brut-
vögel. Die erste Rauchschwalbe sah ich am 12. April. Auch die
Uferschwalbe [Biparia riparia riparia (L.)) ist gelegentlich über
dem großen Teich beobachtet worden; doch befindet sich keine
Uferschwalbenkolonie in der näheren Umgebung von Nauheim.
Der Mauersegler {Microjms apus apus (L.)) ist gemein; der
erste erschien am 29. April. Die Nachtschwalbe [Caprimulgus
' ' I Stechow: Oruithologische Beobaclitungen aus Bad Nauheim. 59
europaeus europaeus L.) findet sich oben etwas abseits von dem
verkehrsreichen Park, mehr nach den Wäldern zu.
Der Steinkauz [Carine noctua noctua (8cop.)) ist Brutvo^el,
ebenso der Waldkauz {Strix aluco aliico L.). Einen Waldkauz-
horst mitten im Park unmittelbar an der Usa konnte ich längere
Zeit beobachten. Er befand sich in dem Astloch einer alten
starken Weide etwa 10 Meter über dem Boden und enthielt drei
Junge. Das 1. erschien am 25. April außerhalb der Höhle, das
2. am 29., das 3. am 30. Sie schrieen tagsüber viel; die Alte
kam aber erst in der Abenddämmerung zum Füttern; ich entdeckte
sie tagsüber in den Kronen der Nachbarbäume schlafend und stets
in der Nähe des Horstes, nicht mehr als 50 Meter von ihm entfernt.
Den Eisvogel [Alcedo atthis ispida L.) konnte man täglich
au dem großen Teich beobachten, wo er seit vielen Jahren auf
der einen Insel gebrütet hat ; ebenso an verschiedenen Stellen der Usa,
wo er, besonders an den Wehren, seiner Jagd oblag. Der Teich ent-
hält eine große Zahl kleiner Fische, die für den Angelsport dort
eingesetzt worden sind, so daß ihm hier der Tisch reich gedeckt ist.
Der Wiedehopf [Upupa epops epops L.) ist, wie überall in
Deutschland, recht selten geworden, ist aber immer noch Brut-
vogei in abgelegenen Teilen des Waldes, besonders in der Nähe
eines einsamen moorigen Teiches, hier vielleicht mehr wegen der
Einsamkeit als wegen der moorigen Beschaffenheit der Gegend.
Der Ki^ckuck (Cuculus canorus canorus L.) ist zahlreich;
seine Ankunft erfolgte am 20. April.
Von unseren einheimischen Spechten vermißte ich bei meinen
Beobachtungen nur den Schwarzspecht. Den Großen Buntspecht
[Dryobates major pmetorum (Br.)) sah ich wiederholt an seinen
Baumhöhlen im Laubwald auf dem „Johannisberg", ebenso den
Mittelspecht (Dryobates meclius medius (L.)). Der Kleinspecht
{Dryobates minor hortorum (Br.)) hatte seine Höhlen in alten
Weiden unten am Ufer des Teiches unmittelbar am Hauptweg.
Recht häufig war der Grünspecht [Picus viridis pinetorum (Br.)),
doch fehlte auch der Grauspecht [Picus canus canns Gm.) nicht,
beide Arten leicht an der Stimme unterscheidbar, indem das Lachen
des Grauspechtes eine Cadenz der Tonfolge darstellt, das des Grün-
spechtes dagegen nicht. Der zahlreichste von allen Piciden aber
war der Wendehals {Jynx torquilla torquilla L.), der viele Nist-
höhlen bewohnte, teilweise unmittelbar an den belebtesten Wegen
bei den Badehäusern. Ich muß hier auf einen besonderen Irrtum
hinweisen, der sich in fast allen Werken findet (z. B. auch bei
Friderich, Naturgesch. der deutschen Vögel, 5. Aufl. p. 338, 1905)
der Wendehals soll nämlich erst Ende April, ,.nicht leicht vor
dem 20. April", bei uns eintreffen. Nach meinen langjährigen
Beobachtungen aber kommt er weit früher, nämlich schon
Ende März oder in den ersten Apriltagen. In Nauheim
BO Stechow: üriiitliulogischc Beobachtungen aus Bucl Nauheim. I p d "
war er am 12. April, dem Tage meiner Ankunft, allenthalben,
hatte seine Nisthöhlen längst bezogen und sich häuslich einge-
richtet, und machte an diesem Datum durchaus nicht den unsteten
Eindruck, als ob er erst eben angelangt wäre, wie ich ihn bei
dem gerade angekommenen Trauerfliegeuschnäpper so gut beob-
achten konnte. Hier in Nauheim war er sicherlich schon in
den ersten Apriltagen da. Ebenso habe ich ihn früher
im Eibtal, in der Nähe von Dresden, wo er nicht selten
ist, bereits Ende ^lärz beobachtet, offenbar am Tage seines
Kommens: voll Unrast untersuchte er da alle Baumhühlen, beson-
ders Spechthöhlen, in einem großen, sehr alten Nußbaum und ver-
sch wan d dann wieder. Seine Ankunft in Deutschland d ü r f e n
wir also durchschnittlich um den 1. April, und nicht
erst auf Ende April ansetzen.
Daß bei einem so reichen Vogelleben wie in Nauheim auch
die Raubvögel nicht fehlen, ist selbstverständlich. Der Sperber
{Accipitcr >iisus nisus [L.)) war oft zu beobachten; besonders gern
jagte er in den Dorndickichten des Goldsteinparkes; mit der
größten Gewandtheit stieß er durch das Gestrüpp, oft kaum einen
Meter an einer sitzenden oder gehenden Person vorbei. Mäuse-
bussard {Biiteo buteo biiteo (L.)) und Turmfalk {Falco Hnmui-
chIus thiwoieidus L.) sah man mehr auf den umliegenden Feldern,
wo sie der Mäusejagd oblagen. Der Bussard horstete oben im
Wald, der Turmfalk an dem neuen Wasserturm im Goldsteinpark.
Beide waren in zahlreichen Exemplaren zu sehen, wohl herbeigelockt
durch die damals gerade auf den Feldern herrschende Mäuseplage.
Von Tauben ist die Ringeltaube {Columba palumhus pa-
lumbiis L.) häufig. Es kommen aber auch Hohl taube {Columba
oenas ocnas L.) und Turteltaube [Streptopelia turtnr turtiir (L.))
als Brutvögel vor. Beides ist bemerkenswert, da die Hohltaube
in Deutschland selten geworden ist, während die südliche Turtel-
taube überhaupt nur an wenigen Stellen bei uns brütet.
Von Feldhühnern finden sich Rebhuhn {Ferdix perdix perdix
(L.)), Jagdfasan {Phasianus colchiciis colchicus h.) und Riugfasan
(Phasianus colchicus var. torquatus).
Beobachtungen über Sumpf- und Wasservögel wurden nicht
gemacht.
Sicher ließe sich die Zahl der in Nauheim vorkommenden
Vögel noch sehr erheblich vermehren, besonders wenn man alle
die Durchzügler und Wintervögel noch mit aufnehmen wollte.
Hier handelte es sich nur um die Brutvögel. Es ist aber auch
schon aus dem Gesagten unschwer zu erkennen, daß sich eine
ungewöhnlich reiche Fauna hier auf engem Räume zusammenfindet
und daß dieses wohl mit der abwechslungsvollen Bodengestaltung
in ursächlichem Zusammenhange steht.
Älll, 1, I Hnffmami; Omitholoffisches ans Pfronten. fii
1917 _| "-^
Ornithologisches ans Pfronten.
Von
Prof. T)r. B. Hoffmann (Dvesdon).
Da Pfronten nicht zu den Orten geliört, in denen ständige
Beobachter ihre Aufmerksamkeit der Vog-elwelt widmen, so darf
ich vielleicht nachstehend einige Beobachtung-en mitteilen, die ich
während eines kurzen Erholungsaufenthalts Mitte Juli bis Mitte
August 1916 in Pfronten gemacht habe^). Zwar können meine
Angaben keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, aber schon
die eine sehr interessante Feststellung, die ich am Schlüsse meiner
Arbeit bringen werde, dürfte die Veröffentlichung des Aufsatzes
rechtfertigen.
Pfronten, das eigentlich aus 13 mehr oder weniger vonein-
ander entfernten Dörfern besteht, liegt im Algäu am Fuße der
Alpen — „ad frontes Alpium", wie es schon 750 genannt wird — ,
im Mittel 870 m hoch, da wo die von Westen kommende Vils sich
mit der kleinen, von Norden kommenden Faulen Ach vereinigt.
Die Vils tritt dann ins Gebirge mit südlicher Kichtung ein, be-
schreibt einen Bogen und ergießt sich ostwärts fließend in den
Lech, der bald darauf bei Füssen das Gebirge wieder verläßt. Es
werden auf diese Weise ein paar Vorberge rückwärts umflossen
und vom Hauptmassiv getrennt: der bei Pfronten gelegene 1276 m
hohe Falkenstein und der Höhenrücken des Salober, der sich nach
Füssen zu erstreckt.
Die einzelnen Dörfer sind durchsetzt von kleinen Gemüse-
und Obstgärten und in weitem Umkreis umgeben von fetten, mit
viel Bärenklaustauden geschmückten Wiesen, zwischen die sich nur
vereinzelte kleine Felder einschieben. Hier und da finden wir
Hecken und Gebüsche, stärker entwickeltes Strauchwerk an der
Vils entlang, an der sich auch die sogen, oberen und unteren
Weidachanlagen hinziehen; die Lücken zwischen dem Durcheinander
von Sträuchern und Bäumen füllen hier Hecken von Brombeeren,
Himbeeren, wilden Rosen u. s. w. aus, oder es schießen hochsteng-
liche Kräuter, vor allem verschiedene Arten von Disteln, Dolden-
gewächsen — darunter die so überaus starke und hohe Brustwurz
*) In dem Aufsatz „Materialien zur bayerischen Ornithologie VIII", in den
Verhandlungen der Ornith. Gesellsch. in Bayern, Bd. XII, sind 842 bayerische
Orte genannt, aus denen Notizen über die im Aufsatz behandelten Arten ein-
gegangen sind, aber Pfronten fehlt darunter.
1 Vcrli Orn
HO Hoffmann: Ornithologisches aus Pfronten. I ^ *t^ '
^^"■^ L ^^^- "^y-
[Angelica silrestris L.) — und Eisenhut empor, denen sich an
lichteren Stellen vielfach die Stränze [Astrantia) zugesellt. Auf
geschlossenen, vorwiegend hochstämmigen und gemischten Wald
stoßen wir erst an den Hängen der Berge. Nur in den Torfmooren
stehen, wenn auch mehr oder weniger zerstreut, einzelne Bäume
oder Baumgruppen (Birken, Erlen, Tannen u. s. w\). Die Be-
herrscherinnen der ganzen Umgegend von Pfronten bleiben aber
die Wiesen.
Nach dieser kurzen Schilderung der Landschaft w^oUen wir
zur Vogelwelt übergehen. In den Dörfern sind natürlich die
Schwalben noch stark vertreten, wennschon ihre Abnahme den
Bewohnern aufgefallen ist. Die Mehlschwalben übertreffen an
Zahl die Rauchschwalben. Turmschwalben habe ich nur
3—4 gezählt. Am 23, Juli kreisten sie noch abends V^ö Uhr über
Pfronten-Berg, am andern Tag waren sie verschwunden; ich habe
in den folgenden Wochen keine einzige wieder zu Gesicht be-
kommen^). In den Gärten, an den Bahnböschungen u. s. w. stieß
ich vor allem auf Stieglitze, die sich durch ihre bunte Färbung,
ihr munteres, oft aber recht unruhiges Wesen und durch den herr-
lichen, zu Zeiten ununterbrochenen Gesang sehr bemerkbar machten.
Sie räumten unter den Distelköpfen tüchtig auf. Es dauerte nicht
lange, bis ein großer Kopf ausgefressen war. Zahlreiche Junge
wurden von den Alten J
o-efüttert, sie riefen meist ^.
t '
' i
p • *'•*;;
i:;! oder b' a
u ,
züved züvedved zvidvid zvidvidvid
welche Rufe auch übergingen in zviedvidvid oder zwietwied und
ähnliche.
Relativ häufig waren ferner die Grauen Fliegenschnäpper.
Ein Paar nistete z. B. auf einem etwas vorspringenden Balken
unter dem Dache an der Giebelseite eines Hauses. Seltener, als
ich erwartet hatte, waren dagegen Hänflinge und Buchfinken,
Es hängt dies vielleicht mit der selir großen Zahl der oft weit
^) Ich darf hier vielleicht über den Abzug der Turmschwalben im
Jahre 1915 aus Hindelang berichten, das ja auch im Algüu, nicht sehr weit von
Pfronten gelegen ist. Am 23. Juli war ich auf dem nahen Oberjoch, als von
Westen ein schweres Unwetter heraufzog. Gegen 5 Uhr erschienen von Hinde-
lang her die wenigen Turmschwalben des Tals. Sie blieben in beträchtlicher
Höhe über dem Oberjoch; ich war begierig zu sehen, wohin sie sich im Hinblick
auf das immer näher kommende Unwetter wenden würden. Da tauchten von
andern Seiten noch weitere Schwärme auf, so daß die Zahl der Individuen bald
auf ungefähr 40 — 50 anstieg. Das Kreisen dauerte fort. Schon zuckten die
ersten Blitze auf und schwere Wassermassen gingen in großer Nähe nieder. Da
— nach ungefähr 20 Minuten — zog der Schwärm ab; aber nicht direkt süd-
wärts übers Gebirge, sondern er wandte sich ost-süd-östlich ins Hochtal, das
über Schrattwald ins Lechtal führt, dem die Schwalben wahrscheinlich strom-
aufwärts gefolgt sind. Vom 24. Juli an Inn ich keiner Turmschwalbe mehr
begegnet.
XIII
191
'_ ' j Hoffmaiin: Ürnithologisches aus Pfronfon. ßg
herum wildernden Katzen zusammen. Eines Tages erzählte man
mir in der ßäslemühle, wo ich oft verkehrte, daß eine Katze in
zwei Tagen drei Vögel herbeigebracht habe : Eine Amsel, eine Kohl-
meise und einen Vogel unbekannter Art ; ich selbst mußte mit an-
sehen, wie eine Katze eine Rauchschwalbe zerfleischte. Daß der
Star in jener Gegend nicht fehlte, schien mir selbstverständlich;
das bewiesen auch die zahlreichen Nistkästen auf den Bäumen
und an den Häusern, Und doch habe ich während meines ganzen
Aufenthalts in Pfronten keinen einzigen ytar gesehen. Auf ver-
schiedenseitiges Anfragen erfuhr ich, daß die Stare in der Regel
in großen Mengen und dabei so zeitig ankommen, daß viele von
ihnen zugrunde gehen. Sie ziehen in Pfronten die erste Brut
auf und verschwinden dann. Niemand wußte natürlich wohin? —
Auch das „warum" war ein Rätsel. Im Herbst kommen die Stare
scharenweise zurück, allerdings nur, um sich zur v/eiten Reise zu
rüsten. Vielleicht liegt die Ursache des Abwanderns der Stare
darin, daß während der Sommerzeit in dortiger Gegend die Er-
nährung, insbesondere der Jungen zweiter Brut, sehr in Frage ge-
stellt wird. Das Gras auf den zum Teil sehr fruchtbaren Wiesen
wird sehr hoch und dicht ; außerdem ist es stark mit krautartigen
Pflanzen, vor allem mit dem schon genannten Bärenklau [Heracleiim
Sphondylium L.) gemischt, dessen sehr verästelte Stengel und
Blütenstände das Zu- und Abfliegen der Stare sehr erschweren;
noch schwerer wird ihnen, bis zum Erdboden zu gelangen, dem
sie doch mit Vorliebe ihre Nahrung entnehmen. Dazu kommt, daß
die Wiesen erst Ende Juli und in der ersten Hälfte des August
gemäht werden. Deshalb suchen möglicherweise die Stare während
dieser ganzen Zeit Stätten mit günstigeren Ernährungsmöglich-
keiten auf.
Nur vereinzelt traf ich die Grünlinge, die damals ebenso
ihre Jungen groß zogen, wie die überaus häufigen Hausrot-
schwänzchen. Diese hatten nicht nur in den Schuppen und
Scheunen und an den Häusern der Menschen ihre Nester gebaut,
sondern vor allem auch in den Heustadeln auf den Wiesen der
Berglehnen. Von allen Seiten tönte mir ihr Warnruf fiedeck oder
fidsekdsek u. s. w. entgegen. Die Jungen riefen, so lange sie noch
klein waren, sehr zart ds(i)rs, ds(i)rs, später vernahm ich von
ihnen schon fidsk oder firzk.
Durch die Hausrötel wird unser Blick hinaus auf die weiten
Wiesenflächen gelenkt. Hier spielte natürlich das Braunkehlchen,
das vom Volke „ Feldspatz ^ genannt wird, die Hauptrolle. Aller-
orts stieß ich auf Alte und Junge. Die letzteren ließen sehr weiche
b{i)rs b(i)rs hören, 24
indes die Alten mit ^ru— rl^iij^^i
W-\?-^'— lockten.
djöb dzek. .
PVerh Orii
(54. Hoffmaun: Ornithologisehos ans Pfronten. I
|_ Ges. Bay.
Auf den Feldern stiegen noch vereinzelte Fei die rohen
singend empor, wälirend ^^
ein paar ^^'achteln ihr
überall gleiches und doch fezzf •-*-*-'?— =ig_g^g-l=z u. s. w. an-
iinmer wieder gern ge- Tr~iS' ^ Ö" u> stimmten,
hürtes ^ Pikwiwik ^
Daß derUokhimmer in den Feldgehölzen und ;;n den Land-
straßen nicht fehlte, bedarf eigentli(;h keiner Erwähnung-; ich konnte
wiech'r einmal feststellen, daß das einfache Liedchen manchmal
in recht verschiedener Höhenlage gesungen wird. Auch etwas
suX/tbf t. 'v' -^'-^ ^^^ "-
r^ ^^c r<^i,i fTfffT -^- von uur m Hachsen ver-
r-resane: des bold- i i '. i ' i p , .. , ,^ , ,
• A^.,^.\+. ^-^^'" horten Goldammern
ammers wieder mit: i ,
riefen. In der Uuigegend von Pfronten hatten
^* 1 die Goldammerliedchen oft die von Stadler ver-
r f r. !* r r cJ zeichnete Gestalt. Andere Goldammern ließen
nur die Tonkette in ziemlich stark ansteigender
Weise hörtm, was Stadler auch im Maintal beobachtet hat; hier
bei uns in Sachsen kommt das verhältnismäßig selten vor. Neben
dem Goldammer war in den Hecken der rotrückige Würger
sehr häufig. Während die Alten meist täk . . warnten, bettelten
die Jungen sehr kläglich dsie, dsäh, dsiähd. Zu meiner Freude
hörte ich auch einmal ein altes Männchen sehr schön singen. Es
saß inmitten der Jungen auf einem Strauch und musizierte diesen
etwas vor. Die Stimme war nicht sehr kräftig, aber tonschön;
das lautliche Element trat mehr zurück. Bestimmte Motive w^aren
kaum zu erkennen; der Gesang ging fast immer lückenlos weiter,
auf und ab, im Plauderton ohne Zeichen irgendwelcher Erregung.
Leider stand ich dem Sänger so nahe, daß ich nicht w^agte, behufs
Aufzeichnung des Gesangs mein P)Uch hervorzunehmen; und aus dem
Gedächtnis noch etwas zu Papier zu bringen, war um so schwere]-,
als ich während der kurzen Zeit wenige]- die Einzelheiten als das
Ganze ins Ohr gefaßt hatte.
Zwischen den zerstreut stehenden Bäumen und Sträuchern der
Torfmoore trieben sich Elstern herum und ein paar Rudel von
Krammets vögeln mit zahlreichen Jungen. In einem Schwann,
auf den ich bei meiner Rückkehr vom Kögel-Weiher stieß, be-
obachtete ich ungefähr 15 junge Vögel. Ich erwähne dies, weil
das Brüten der Krammetsvögel in Bayern recht vereinzelt zu er-
folgen scheint*).
') Siehe Jäckcl, „Die Vögel Baj'erns" p. 17^) inid Laubmaun, ..Ornith.
Beobachtungen aus dem Gebiete des Maisinger Sees'- in den Verhandlungen der
Ornith. Gesellsch. in Bayern, Bd. XII p. 200, wo von der Wacholderdrossel be-
merkt wird, daß, sie als ßrutvogel nicht anzuführen ist ['furdus ijilaris brütet
an zahlreichen Örtlichkeiten in Oberbayern, Schwaben etc. — Red.]
' ' I Hoffmann: Ornithologisches aus Pfronten.
65
Im Torfmoor bei Pfronten hörte ich auch einmal einen großen
Buntspecht. Ich hatte ihn kaum mit dem Fernglas entdeckt,
da schoß ein Sperber, der sich hier oft herumtrieb, auf ihn los.
Unter lauten Flügelschlägen entspann sich ein kurzes Gefecht, aus
dem der Buntspecht mit heiler Haut davon kam. Der Sperber
mußte wieder abstreichen, nachdem der Buntspecht unter sehr auf-
geregten Rufen das Weite gesucht und gefunden hatte. Ein
anderer größerer Vogel, den ich mehrmals im Torfstich antraf, war
der Eichelhäher, der im weiteren Umkreis von Pfronten recht
vereinzelt vertreten war. Am Rande des Torflagers vernahm ich
kurz nach meiner Ankunft noch ein paarmal den Gesang eines
Baumpiepers. Sperlinge sind mir natürlich vielfach in den Weg
gekommen; immer aber waren es Haussperlinge. Die sonst in
Baj^ern so häufigen Feldsperlinge scheinen bei Pfronten zu fehlen.
Treten wir nun an die dichteren Gebüsche, die reihenweise
nicht selten Feld- oder Gemarkungsgrenzen bilden, so begegnen
wir vor allem der Dorn-, der Zaun- und der Gartengra-
smücke ^). Sehr häufig ist von ihnen das Müllerchen oder das
Weißkehlchen. Auch die Gartengrasmücke ist verbreitet. Ich
habe sie noch einmal sehr kräftig und mehrere Male schwächer
singen hören. Sie ist wohl der beliebteste Sänger jener Gegend
und führt dort den etwas plebejischen Namen „ Zeilspatz "^j. In
größeren Gebüschen — mehr außerhalb der Ortschaften — traf ich
ein paar Amseln. Noch seltner scheint hier die Zippe zu sein;
ich habe auf meinen vielen Wanderungen im Laufe von fünf Wochen
nur zwei Stück zu sehen bekommen.
Ein recht gemeiner Vogel ist dagegen die Rabenkrähe, die
man überall truppweise antrifft. Doch nächtigen die kleinen
Scharen gemeinsam — so viel ich feststellen konnte — in einem
kleinen Walde bei Zell, nordöstlich von Pfronten. Jeden Abend
kamen Scharen von 20 — 50 Stück aus den verschiedensten Rich-
tungen, sogar weit aus den Bergen heraus, um jener Stätte zu-
zusteuern. Von Einheimischen wurde mir versichert, daß die Zahl
der Rabenkrähen seit Kriegsbeginn sehr zugenommen habe(?).
Im Buschwerk, das sich an den Bächen entlang zieht, sowie
in andern lockern Gehölzen waren die bekannteren Arten der
Meisen, die Kohl-, Tannen-, Sumpf-, Blau- und Hauben-
meise vertreten, letztere jedoch nur dort, wo es nicht an ein
paar Nadelbäumen fehlte. Dazu gesellten sich noch eine Weiden -
^) Betreffs dieser Silbentrennung sei bemerkt, daß der deutsche Gattungs-
name zusammenhängt mit grau (die Hauptfarbe der betr. Vögel) und mit smiegen
bezw. schmiegen. Die in Rede stehenden Arten tragen den Vorderkörper etwas
gesenkt und „schmiegen" sich auf diese Weise gleichsam den Asten und Zweigen
an. Hiernach ist es ganz sinnlos, das Wort wie bisher mit Schluß-s zu schreiben,
bezw. Gras-mücke abzuteilen,
-) Man nennt die linienhaft verlaufenden Strauchanpfianz.ungen ..Zeilen",
[Vcrli OrD
und zahlreiche Schwanzraeiseii. Erstere ließ vorwiegend ihr
sisidsah-dsahd hören. Die dsahd liegen verhältnismäßig sehr tief, so
daß dies auch vom Laien leicht bemerkt wird ; sehr oft ist der zuge-
hörige Ton gl, einmal habe ich sogar e^ aufgeschrieben. Die
Schwanzmeisen streiften wie gewöhnlich in größeren Schwärmen
umher, ich zählte 12 bis 25 Stück in den einzelnen Verbänden.
Alle waren völlig weißköpfig. Fortwährend drangen aus ihrer
Mitte die reizenden zarten
2*^" -Rnle. „ ^* Ode,- '*
0-t
oder ^z:iriz;zizi=i=|=: die ^=L,^-^=fii t^ ^
,^r,\^ai'a inz L_ — _, — 1 — _,> — ! — üolien ^
dsirrr dsüüü . . . dsisisi
Im Tale der Dürren Ach kam mir einmal die durch ihren
braunen Oberkopf aus-
gezeichnete Alpen-
meise^) zu Gesicht.
Sie war in großer '^ . '""^j^^^j. hören, und verschwand.
Eile, ließ ein paarmal "" " ' ^
In lichten gemischten Be- i6._,_ selten lag der
ständen trieben sich ebenso wie Htt?^zzi?^=i= Ton tiefer, nur
in den Bergwäldern die Dom- W^^EzS^-E ^^ S^'^'^' verein-
pfaffen in großer Zahl herum; ^. .., ,...,.., ' zelten Fällen
• . 1 .. .^ • 1 -1 liub hubhub , , • \ \
meist horte ich von ihnen habe ich hg ge-
hört. Dagegen war oft ein zartes r beigemischt, das dem Ruf
einen etwas harten Klang gab: hrüb, hrüb u. s. w. Mit besonderer
Vorliebe hingen sich die Dompfaften an die hohen Stengel der
Stränzen, die natürlich unter der schweren Last bis auf den Erd-
boden niedergedrückt wurden. Die reifenden Blütenköpfe dieser
Pflanze schienen Lieblingskost der Dompfaffen zu sein.
In einem kleinen Wäldchen scheuchte ich gegen Mitte August
ein Pirol Weibchen auf; sonst habe ich von dieser Art nichts be-
merkt. Großes Interesse meinerseits nahm eine Familie von
Erlenzeisigen in Anspruch, die nach den ersten Augusttagen
täglich eine größere Baumgruppe vor meinem Zimmer besuchte,
um dort über die Früchte einiger Birken herzufallen. Der kleine
Schwärm zählte acht junge Vögel, deren ^^ ^
Rufe mich um so mehr fesselten, als sie n,» ---^--^^ -
sicherlich den Anstoß zur Benennung der A:~^— :^zgi±^— J^gzi
ganzen Gattung gegeben haben: Außeror- (m -i^*-—^ — -g^*~7—
dentlich häufig und lebhaft riefen die Jungen "^ ziä-vij ^7 '
') Die echte Alpenmeise, Parus atricapillus montnnus Balclenst. ist für
Bayern noch nicht nachgewiesen. Im bayrischen Bergland ifommt nach unserer
heutigen Kenntnis überhaupt nur ein Vertreter der Weidennieise, nämlich P. a.
sxibmoutanus Tschusi und Klschra. vor. — Red.
xm
19
' ' I Hoffmann: Ornithologisches aus Pfronten. ß^
im Übereifer sogar zäsig, manclinial auch die ziä oder die vij
allein. Der Zusammenhang- mit „Zeisig" ist so klar, daß es keines
Wortes weiter bedarf. Die Alten waren dagegen sehr still und
warnten in der Regel nur ein paarmal mit sehr kurzen viddi oder
vüsi, oder ließen ganz leise Lautgruppen hören, die mehr Geräusche
statt deutliche Silben und Töne waren und deshalb nicht sicher
erfaßt werden konnten.
Und nun gehen wir einmal an die Gewässer. An den kleinen
Rinnsalen und Bächlein, welche die Wiesen durclirieseln und über
letzteren selbst beobachten wir verschiedene Familien der Weißen
Bachstelze, während an , welcher Ruf der
den eigentlichen Gebirgs- ^^i*.* ^ • ^ ^» äußeren Form
bächen ein paar vereinzelte **^^5 ^1 nach dem des
Gebirgsstelzen hausen. ^^^ ^ ^ "^j^ Waldbaumläufers
Eine solche rief mit Vorliebe ' recht ähnlich
sieht, von dem er sich aber sofort durch den härteren und lauteren
Anschlag der einzelnen Töne sowie durch das langsamere Tempo
unterscheidet. An den rauschenden Bächen in den Waldtälern,
aber ebenso an den oftneren Mühlgraben und Wehren stoßen wir
oft auf AVasseramseln. An einer Stelle der Dürren Ach glaube
ich einen Eisvogel kurz vor seinem Verschwinden erkannt zu
haben, doch versehe ich diese Angabe selbst mit einem kleinen
Fragezeichen. An derselben Stelle erfreute mich ein paar Tage
lang gleich anfangs ein Sumpfrohr Sänger mit seinem herrlichen
Gesang, den er besonders in der Mittagszeit, in der die warmen
Sonnenstrahlen auch seine Brust durchglühen mochten, anzustimmen
pflegte. Sehr schön brachte er auf- und absteigende Perltouren
zu Gehör; auch andere Motive aus fast reinen Pfeiftönen kehrten
immer wieder.
Den Seen und Weihern habe ich natürlich ebenfalls Besuche
abgestattet. Recht dürftig sah es am Kögel- Weiher ausM; ich konnte
nur ein paar Bläßhühner entdecken und hörte, als ich schon im
Weggehen war, einen über das Wasser hinstreichenden Vogel
tjitititi rufen. Wahrscheinlich war es ein Flußuferläufer. Aus
dem nahen Wald kamen ein paar Ringeltauben ans Wasser zur
Tränke, sonst sah ich hier nur noch Rabenkrähen und Elstern.
Am Zeller Weiher traten zu den Bläßhühnern eine kleine Zahl
Stockenten. Es wird eben hier wie dort von Berechtigten und
Unberechtigten zu viel weggeknallt ohne Ansehen der Art und
ohne Ansehen von Alter und Geschlecht. In Sachsen ist's übrigens
ebenso, und besonders jetzt im Kriege wird unter mehr oder
weniger nichtigen Vorwänden unter der Vogelwelt in einer Weise
') Er liegt ungefähr l^o Wegstunden nördlich von Pfronten; der Zeller
Weiher ist an der Westseite der Kuine Hohenfreyberg gelegen, während sich der
Weißensee am Nordfuße des Salober breit hinzieht.
66
Hoffmann: Ornithologisches aus Pfronten. I "
|_ Ges. Bay.
aufgeräumt — ich denke da u. a. auch an manche Drosselarten — ,
daß es wohl lange dauern wird, ehe die Lücken wieder aufge-
füllt sein werden.
Etwas ergebnisreicher war ein Ausflug an den Weißensee, an
dessen flachem Nordufer viel Schilf steht. Neben Bläßen, Stock-
enten und einem Flußüberläufer sah ich hier vier Familien von
Haubentauchern. Während die Alten ihre tiefen Rufe nur
ganz vereinzelt einmal hören ließen, schrien die Jungen in viel
höherer Lage fast unaufhörlich wij . . . ., wejwij ., wiibibibib, wä-
wiwij u. ähnl.; an anderer Stelle ließ sich ein Teichrohrsänger
hören. Damit wären eigentlich die Wasservögel im Gebiet von
Pfronten schon erledigt; nur eines Fischreihers muß ich noch
gedenken, der eines Morgens ungefähr 4—5 Meter über dem Erd-
boden von Norden nach Süden an der Dürren Ach entlang über
die Wiesen hinstrich, am Eingang ins Gebirge einen kurzen Halt
machte und dann wieder rückwärts flog. Wo er beheimatet war.
konnte ich nicht feststellen.
In den verschiedenen Waldgebieten warnten Zaunkönige
mit ihrem zickzirrizick, und die Jungen antworteten mit hohen siesd
oder gar schon mit trrrrr. Rotkehlchen, an Zahl recht gering,
vom Volke „Rotkropf" genannt, warnten in ähnlicher Weise, aber
die Jungen riefen leise und sehr hoch z(i), manchmal mit d
oder b am Ende. Der ^g u. s.w., aber nicht
Schwarzspecht stimmte :Qz — — [-71— — — iz mehr die ab-
alle seine drei Rufe an, ^^t?=t^3^J^^ steigende Ton-
der Grünspecht da- *^ ^ . kette. Gold-
gegen rief schon seine S^S^g igagag hähnchen lock-
ten mit hohen zarten zizizi oder sisisrie jg
u. s. w., blieben mir aber so fern, daß ich -^ — ^-l-^-x-^-«--?-^—
die Art (oder die Arten?) nicht sicher fe— b?:i^i;<=^i^=^P—
bestimmen konnte. In kleinen Scharen auf- u--u
tretende Kreuzschnäbel meldeten sich mit Ji • • •
Eichelhäher schrien ihr heiseres chrähk u. s. w., Kleiber über-
stürzten sich förmlich mit ihren tüttütt-, tüttüttütt-Rufen. Ganz
still verhielten sich die Ringeltauben. Die Baumläufer schienen
nach den verschiedenen Lockrufen, die ich zu hören bekam, in
beiden Arten vertreten zu sein.
Über die Wipfel der Bäume aber zogen Turmfalken, Habichte
und Bussarde dahin. Von letzterem hörte ich einmal, daß er
seinen Ruf nicht nur über eine Quarte, sondern über eine Septime
herabzog (d — e). An anderer Stelle vernahm ich von einem
größeren Raubvogel Die Art konnte ich
aus den hohen Lüften _^ 16^^— .,-^-~-^_ leider wegen des dich-
fast ganz reine, laute ^Ejz^— "^pz^=^=; ten Gezweigs über mir
Pfeiftöne, wie sie ein ^ Erz — nicht erkennen. Am
Mensch pfeift: Fuße der Berglehnen
' ' I Hoffmann: Ornithologisches aus Pfronten. 69
stieß ich mehrmals auf Tannen häher. Einen traf ich am Erd-
boden an. Er rief ein paar Überraschungstöne zik, zäk, zäk mit
wechselnder Zusammenstellung-, ging aber gleich darauf, eiligst ab-
fliegend, in die brrrk-Rufe über. E^ür das Auge sind die Tannen-
häher bekanntlich sehr leicht an dem weißen Band kenntlich, das
über den schwarzen vSchwanz kurz vor seinem Ende wegzieht.
Neben all diesen Vögeln lenkten verschiedene Laub vögel immer
wieder meine Aufmerksamkeit durch ihren Gesang auf sich. Noch
recht rege war vor allem der Weidenlaubvogel, der in seinen
gewöhnlichen Gesang sehr oft die grt-grt-Strophe einflocht. Seltner
hörte und sah ich den Fitislaubvogel, der mit den Tönen schon
recht sparsam umging. Vom Waldschwirrvogel habe ich nirgends
etwas gemerkt. Er scheint durch den Berglaubvogel ersetzt
zu werden, den ich verhältnismäßig häufig antraf; aber schon Ende
Juli ließ sein Singen sehr nach. Meist sah ich ihn an unteren
Berglehnen, die mit gemischten, nicht lückenlos zusammenstehenden
Bäumen und Sträuchern bedeckt waren. Man erkennt ihn ja leicht
an der nicht gelblichen, 24^..-- -^ wobei die einzelnen
sondern licht-grauweißen -g-— — ^-— ^-~— ^- Töne — insbeson-
Unterseite des Körpers fc~^~^"^~L^^S^ dere aber der erste
und am Gesang. Ge- *^ t^iviTT'^^ . — etwas hart an-
wöhnlich vernahm ich wi i i . . . . . geschlagen wurden.
Manchmal klang ein leises j mit, oder das Liedchen lautete über-
haupt tjijijijiji. Am meisten erinnerte mich das Liedchen an das
Ende des Waldschwirrvogelliedes, nur ist es etwas lockerer als
dieses. An die Haubenmeise, wie A. Voigt angiebt, habe ich
beim Verhören der Berglaubsänger nie gedacht. Sehr charakteristisch
und sehr häufig fast ununterbrochen zu vernehmen ist der Lockruf.
Er ist meist zweisilbig und zweitönig und klingt im allgemeinen
oder doijb ; zuweilen dehnt er sich aus zu
dojib
oder düijib. Das d tritt sehr deutlich hervor und wird manch-
mal sogar etwas hervorgestoßen. Seltner habe ich am Anfang
ein h vernommen. Auf dem Salober ließ einmal ein Berglaubsänger
eine Reihe von dsjed hören, langsamer und etwas gebundener
als den gewöhnlichen Gesang, mit dem sie übrigens, oft in ver-
kürzter Form abwechselte ^). Die Jungen jener Familie hingen an
die dojib-Rufe, die etwas heiser klangen, die Silbe viss, einfach
') Vgl. Schelcher, „Ornith. Ausflüge in die Umgebung von Freiburg (i. ßr.)
und in die Süd-Vogesen" in Bd. XII dieser Zeitschrift, wo der Verfasser sagt:
„Einmal hörte ich ein ^T singen, das auf die sibilator-ähnliche Strophe eine Reihe
von etwa acht gleichen Tönen folgen ließ, doch nicht so schmetternd, in tieferer
Tonlage und langsamerem Tempo."
70 Hoffraann: Ornithologisches aus Pfronten. j ^^ ' *"'
oder verdoppelt an. Andere stimmliche Äußerungen habe ich
während meines Aufenthalts in Pfronten von den Berglaubvögeln
nicht vernommen. Als echter Waldvogel begegnete mir auch jt^ier
die ]M ö n c h s g r a s m ü c k e. Ich traf ein cT oberhalb der Fallmühle
im Tal der Dürren Ach, ein paar mit Jungen in den unteren,
waldartigen Weidachanlagen, ein cT am Falkenstein und schließlich
ein cT in Hohenschwangau, das ich hier nur wegen der nach-
stehenden Bemerkungen erwähne. Es ist mir nämlich schon früher
aufgefallen und diesmal wieder bestätigt worden, daß Plattmönche
im Alpengebiet in der Regel etwas anders singen als nördlichere
Vertreter. Zuerst fiel mir dies vor mehreren Jahren ^q
in Versam, auf der Südseite des Flimser Berg-
sturzgebiets auf. Hier hörte ich mehrmals früh-
morgens einen Vogel, der nach kurzer melodischer ~ •. -1 • .
Einleitung mit einem recht kräftigen, tonvollen ^ ® • '^
abschloß. Ich konnte an den A^ogel nicht heran, um ihn zu bestimmen,
und versah deshalb die Niederschrift mit einem Fragezeichen. Bei
späteren Alpenreisen kam ich dahinter, daß solche Liedschlüsse
von Plattmönchen her- ^ß oder mit etwas ganz
rühren, die bei uns -a— |#. #_, — Ähnlichem. Wie schon
ihren Gesang doch ^-[^=u^9— angedeutet, sangen die
meist abschließen mit W-^^^^ — Plattmönche aus dem
Pfrontner Gebiet bezw. von Hohenschwangau in der zuerst ange-
führten Weise. Von den jungen Plattmönchen vernahm ich mehr-
mals dsielek oder dschielek, manchmal unter Hinzufügung von
tak ., tak . . .
Von den umliegenden Bergen ist für mich der Falkenstein
ornithologisch am bedeutungsvollsten gewesen, brachte er mir doch
eine äußerst frohe Überraschung. Es gibt in Bayern wohl über
20 Falkensteine, ein Beweis, wie stark sie früher von Falken be-
setzt gewesen sein mögen. Der in Rede stehende Falkenstein
liegt ostseits in einem Bogen des Vilstales. Von Norden bezw.
von Nordwesten her steigt er allmählich an, so daß die Straße, die
König Ludwig II. bis zum Gipfel hat bauen lassen, diesen von
Nordwesten her leicht in ein paar Kehren erreicht. Von Süden
erhebt sich der Falkenstein steil empor. Besonders die oberste Kalk-
steinkuppe zeigt den Steilabfall nach Süden in auffälligster Weise.
Nach Osten schließt sich an den Falkenstein, nur wenig abgesetzt,
der Salober an, auf dessen Kamme die von Süden heraufkommende
deutsch-österreichische Grenze verläuft, so daß der Falkenstein
nicht weit von dieser entfernt ist. Als ich den Berg zum ersten
Male besuchte, wanderte ich die erwähnte Straße hinauf und zu-
rück, so daß ich die Steilseite des Berges nur wenig zu Gesicht
bekam; ich fand bei dieser Gelegenheit am Gipfel nur den Wasser-
pieper, der sich mit seinen recht hart angeschlagenen, in der
Tonhöhe nur wenig schwankenden W^arnrufen — einmal zählte ich
'^ ' I Hoffraann: Ornithologisches aus Pfronten. 71
in der Minute 70 solcher fast metronomartig sich folgender Rufe
— sehr bemerkbar machte.
Bei einem zweiten Besuch des Falkensteins schlug ich beim
Abstieg den auf der Südseite steil abwärts führenden und beim
Bahnhof Pfronten-Steinach auf die Talsohle der Vils mündenden
Pfad ein. Hier kommt man unmittelbar an der Steilwand des
Gipfels vorüber. Sie ist stark zerfressen und weist einen nahezu
lotrecht verlaufenden tiefen, vorn breiten Einschnitt auf, in dem
man ein Muttergottesbild aufgestellt hat und der den Namen Lourdes-
Grotte führt.
Ich war nur wenige Schritte abwärts gestiegen und hatte mich
der Grotte genähert, da sah ich plötzlich über die steilen Berg-
wiesen, über die Bäume hin, dann wieder um die Kalksteinklippen
herum oder draußen in freieren Luftregionen Vögel fliegen von
schwalbenähnlicher Gestalt, am meisten noch an Uferschwalben er-
innernd, aber größer. Die Farbe war vorwiegend bräunlichgrau.
Die Flügel waren stark zugespitzt wie bei den Turmseglern, und
auch etwas sichelartig gekrümmt. Mit großer Geschwindigkeit
jagten die Vögel hier und dorthin, schössen sogar ein paarmal
nahe über meinem Haupte dahin, führten allerhand Steil-, Sturz-
und Schwebeflüge aus, schon glaubte ich sie sicher bestimmt zu
haben — — dann noch ein Blick nach ihnen durchs Zeißglas —
und selbst der leiseste Zweifel war geschwunden, es waren Felsen-
schwalben [Riparia rupestris (Scop.)), die bisher in Deutschland
noch nicht sicher nachgewiesen waren.
Jäckel spricht (1. c. Seite 209) von einem „einzigen Exem-
plar", aus der Oberpfalz, das aber „schon stark von Fäulnis er-
griffen" war, als es 1812 in die Hände eines Kenners kam. Dieses
Exemplar konnte auch ein verirrtes oder verschlagenes Tier ge-
wesen sein. Nach Versicherungen eines Vogelfängers soll die
Felsenschwalbe in der Nähe vonEichstädt „vor langen Jahren" in zwei
oder drei Paaren gebrütet haben; das ist alles, was vom Vorkommen
der Felsenschwalbe in Deutschland bekannt war. Reichenow
läßt deshalb in seinem Buche „Die Kennzeichen der Vögel Deutsch-
lands", wiewohl er darin u. a. auch die Gäste mit aufführt, die
Felsenschwalbe ganz weg, und in seinem Werke „Die Vögel"
(1914), II. Band, Seite 244 nennt er als die Gebiete, vfoPtyorioprogne
rupeshis (Scop.) vorkommt, nur Südeuropa, Nordafrika u. s. w.
Durch meine Beobachtungen am Falkenstein bei Pfronten ist sie
nun sicher für Deutschland nachgewiesen, vor allem auch als Brut-
vogel. Es mochten ungefähr 10—12 Stück sein, die dort die Felsen
umflogen und dabei so oft meinen Blicken entschwanden, daß ich
die Zahl nicht genauer festzustellen vermochte. Sehr bald er-
kannte ich die Jungen, teils an der Färbung, teils an der Stimme,
teils daran, daß sie oft und lange Zeit auf. irgendeinem vor-
springenden Punkte der Steilwand ausruhten. Äußerst schwer war
r R
die Beobachtung der fliegenden Vögel diirclis Glas, da man ihnen
nie folgen konnte; ich mußte es sogar bald gänzlich aufgeben.
Vielleicht aber darf ich trotzdem noch etwas von meinen Fest-
stellungen hier mitteilen, wenn sie auch teilweise nur zur Be-
stätigung von Bekanntem dienen.
Die Färbung der alten Vögel erwies sich oben als bräunlich-
grau, unterseits vorn als weißgrau, das nach hinten zu einen zarten
gelbbräunlichen Anflug erkennen ließ ; dieser ging weiter rückwärts
in einen bräunlichen Ton über. Dei- Schwanz war am dunkelsten. Um
so mehr hob sich hier die Reihe auffallend großer ovaler weißer Flecke
ab, welche die Innenfahnen mit Ausnahme derjenigen der mittelsten
zwei Federn schmückten. Ich habe die Flecke nur bei gespreiztem
Schwänze gesehen, nicht aber bei geschlossenem. Der Schwanz
erschien mir nur schwach ausgeschnitten. Die Flügel überragten
ihn, aber nicht um 2,5 cm, wie Naumann angibt, sondern allem
Anschein nach nur um etwa 1,6 cm. Die Flügel erschienen von
unten gesehen recht hell; um so mehr setzten sich davon die
dunklen unteren Flügeldeckfedern ab. Weitere Angaben über das
Äußere der Felsenschwalbe habe ich schon oben gemacht. Nun
noch etwas zur Stimme unseres Vogels. Wie bei der Ufer- und
der Turmschwalbe waren auch hier die lautlichen Äußerungen
mehr oder weniger einfacher Art. Oft verhielten sich die Felsen-
schwalben — meine diesbezüglichen Beobachtungen habe ich
am 4. August bei schönem, wenn auch windigem Wetter ge-
macht — lange Zeit schweigsam. Am meisten vernahm ich ver-
hältnismäßig einfache, aber recht tonstarke Rufe. Sie klangen
lautlich wie dsji, dsjie oder dsjie; letztere Form war sehr häufig:
24^^^ 24^^ —
tf— Bei etwas tieferer Lage des Rufes schrieb A^ '^y— -
, — — • ich auf: \)^ A.ii;7~*
dsjie usjiu,
was noch schöner klang. Daneben verzeichnete ich noch dj(i)rrrr,
bj(i)rrr, djrrrrdjrrrr, die r sehr zart. In 24-
besonderen Fällen aber kam es zu einer
Steigerung der tonlichen Aussprache.
So wurde der erste Ruf deutlich zwei-, ^ ...,.,... , ., .^ ....
drei- oder gar viersilbig: ^^^ ^''^''^' ds.dsidsj.e
Ferner hörte ich noch, z. B. bei gegenseitigem Jagen:
^— •-•— •-•-Jts-S^^*^"^^^^=*-»— 5-5—
dji . . . djük jiersik sisijesid
Die Jungen riefen d(s)Tg, dsje, dsji(g) oder dsji(rk). — - ^ —
XIII
1917
' ' I Hoffmann: Ornithologisches aus Pfronten. 73
Das ist alles, was ich im Laufe mehieier Stunden aus der
Kehle der Felsenschwalben vernommen habe. Ein Nest habe ich
leider nicht zu sehen bekommen; jedenfalls befanden sich solche
in der großen Felsspalte, wohin sich die Jungen noch oft zurück-
zogen. Sie war aber derartig zerklüftet und mit Gesteinswülsten
und Vertiefungen, ja sogar mit kleinen Höhlungen versehen, daß
die Nester leicht verborgen blieben. Die Tiefe meines Stand-
punktes erhöhte natürlich die Schwierigkeit des Auffindens eines
Nestes der Felsenschwalbe. Ein nochmaliger Besuch des Falken-
steins und seiner interessanten Bewohner wurde leider durch die
Ungunst der Witterung unmöglich gemacht.
Zum Schlüsse möchte ich dem Wunsche und der Hoöhung
Ausdruck geben, daß die vielleicht im Entstehen begriifene Dauer-
kolonie von Felsenschwalben — die einzige auf deutschem Boden
— erhalten bleiben möge und daß nicht Raritätensammler und
Vogelfänger ihr sehr rasch wieder den Garaus machen.
74 Stadler: Vom Zug der Mauersegler im Maintal 1910. [Verh. Üru.
|_ Ges. Bay.
Vom Zug der Mauersegler (Micropus apus apus [L.])
im Maintal 1916.
Von
H. Stadler (Lulir).
Turmschwalben brüten in und bei Lohr an vielen Stellen, In
der Stadt selbst etwa 30 Paare in Mauerlüchern eines alten Waclit-
turms und des Kircliturms der katholisclien Pfarrkirche, einige in
dem Spitzdach dieser Kirche; ein oder zwei Paare in Fensternischen
des obersten Stockwerks vom Gasthaus Luitpold ; fünf Paare hinter
volutenartigen AVandvorsprüngen der steinernen Mainbrücke, auf
deren Südseite.
In den benachbarten Ortschaften brüten sie verschiedentlich.
Mainabwärts unter dem Turmdach der Kirche von PÜochsbach
(4 — 6 Paare), in Neustadt in den beiden Türmen der alten roma-
nischen Kirche, in Rothenfels und Bergrothenfels in Türmen und
altem Gemäuer der Burg (2 — 3 Paare), in Hafenlohr etwa 20 Paare.
Mainaufwärts in Steinbach im Hutten'schen Schloß, in Langen-
prozelten und in Gemünden auf Türmen. Im Spessart: im Dorf
Partenstein einige im Turm der katholischen Kirche, ferner mehrere
Paare mitten in der großen Mehlschwalbenkolonie des dortigen
Eisenbahnviadukts, auf der Nordseite; in Neuhütten, Rothenbuch,
Weibersbrunn, Heinrichstal in den Kirchtürmen ; östlich von Rothen-
buch in alten Eichen der Abteilung Seepfad, mitten im Hoch-
wald. Auf der Fränkischen Hochebene (im „Frankenland")
in Wiesenfeld und in Waldzell. In der Vorderrhön in Gräfen-
dorf 1 — 2 Paare unter dem Dach des Bahnhofsgebäudes.
Die Gesamtzahl der ßrutvögel unseres Gebiets wird 130 Paare
kaum übersteigen.
Die Zahl der durchziehenden Segler ist Legion. Wenn
jemand Neigung und Zeit hätte, während der Zugsperiode den
ganzen Tag unterwegs zu sein, so würde er Tausende und Aber-
tausende mit dem Auge erkennen, Zehntausende in unerreichbaren
Höhen rufend mit dem Ohr feststellen können. Eine derartige
Vollständigkeit zu erreichen, war uns nicht möglich; wir können
nur Ausschnitte geben.. Trotzdem bietet unser Beobachtungs-
material einen guten Überblick über das Kommen und Gehen
dieser merkwürdigen Tiere. Professor Ries hat in Bamberg wie
XIII, 1, Stadler: Vom Zug der Mauersegler im Maintal 1916. 75
seit einem Jahrzehnt auch 1916 den Vogelzug wieder beobachtet
und mir seine lehrreichen Ergebnisse freundlichst zur Verfügung
gestellt.
Von den regelmäßigen allerersten Durchzüglern um Mitte
April — dem Vortrab — wurde hier in Lohr 1916 nichts beob-
achtet. Hier tauchten die ersten Seglertrupps am 21. IV. auf.
An diesem Tag, gegen 7 Uhr abends, trafen größere Partien auf
dem Turm der Pfarrkirche ein. Am Morgen des 22. hatte sich
ihre Zahl sichtlich vermehrt; sie umflogen nun auch den Wacht-
turm und lärmten durch das ganze Städtchen. Im Lauf des Tags
aber wurden um die Türme nur mehr einzelne gesehen. In den
nächsten Tagen wurde es dann wieder ziemlich still von Mauer-
schwalben. Am 23. IV. trieben sich einige wenige am Wachtturm
und zwei über der oberen Stadt (früh ^2^ Uhr) umher und nur
für kurze Zeit. Auch am 24. und 25. IV. erschienen nur
vereinzelte. Am 25. IV. zeigten sich die ersten im Dorf
Pflochsbach.
Aber am Morgen des 27. IV. ertönte wieder vielstimmiges
Geschrei über der ganzen Stadt: die Brutvögel waren ange-
kommen! Vermutlich waren immer noch durchziehende reichlich
darunter, und die andern waren nicht unsere Brutvögel alle;
kleinere Schübe werden noch nachträglich einpassiert sein. Die
ungeheure Beweglichkeit dieses fliegenden Volks macht es zur
Unmöglichkeit, ihren genauen Census aufzustellen. Um 10 oder
20 mehr oder weniger verzählt sich da auch ein gewissenhafter
Beobachter. Jedenfalls tummelten sich vom 26. und 27. IV. ab
Segler zu jeder Stunde des Tags über der Stadt, um die Türme,
hier hoch in der Luft, dort die Gassen in Dächerhöhe durcheilend,
und erfüllten mit ihrem fröhlich-aufdringlichen Schrillen die sonst
so ruhigen Straßen des Städtchens.
In Bamberg wurden die ersten durchziehenden Segler am
21. und 23. IV. 1916 gesehen; die Ansiedelung begann dort 26.
und 27. IV. und schien am 28. IV. beendet zu sein. In der
dritten Aprildekade hat Eies auch auf der schwäbischen Hoch-
ebene den Seglerzug beobachtet. „Etwa vom 21. IV. an bis zum
28. IV.% schreibt Ries, „hörte ich den Schrei der durchziehenden
Segler, wenn ich einsam über die Felder ging, sehr oft am Tag,
manchmal alle Viertelstunde, ohne die Vögel zu sehen. Sie zogen
offenbar hoch, und nur hie und da scheint einer tiefer herunter-
gegangen zu sein. Dieser Durchzug wird von den Beobachtern
leider ganz ignoriert, weil sie ihn nicht kennen. Ich hörte dann
und sah am 28. IV. abends zahlreiche in Memmingen um die
Türme kreisen. Auch in Türkheim sah ich am 23. IV. einen
toten Mauersegler liegen."
In Gräfendorf wurden die ersten Segler gesehen am 28. IV.
von Förster Brock.
[Verh Oru
Ges. Bay.
Den ganzen Mai liindmeli fiogen und sclirion unsere Seglei-
in Lolir um ihre beiden Wobntürme wie immer. Die Regen- und
Kälteperiode, die mit dem 25. Mai einsetzte, vermochte sie nicht
zu beirren. Immer trieben 50—60 Paare über der Stadt ihr
AVesen mit dem hitzigen Ungestüm ihrer Rasse. Am 26. :Mai
zogen am Main bei Pflochsbach 1 6 Stück durch, flußaufwärts (nach
Norden) streichend.
Wir schrieben Juni, aber das naßkalte Wetter hielt an. Der
Barometer stand unausgesetzt tief, die Temperatur ging bis auf
10" herunter, es regnete Tag für Tag, — es war eine Zeit, die
uns auf dem Lande in guter Erinnerung bleiben wird: drei Wochen
Regen im Mai und Juni — was soll aus der Ernte werden! Eine
Mißernte jetzt, in der Zeit dei- Absperrung aller Zufuhr durch den
Feind — das bedeutete unsere Vernichtung.
Noch immer flogen die Mauerschwalben.
Am 6. VI. abwechselnd Regen und Sonne. Durchschnittliche
Tageswärme lA^. Am 7. VI. regnet es den ganzen Tag und die
ganze Nacht hindurch, wie im April, auch am Vormittag des
8. VI. Noch war es untertags leidlich warm, aber die Nächte
begannen nun kühl zu werden. 9. VI.: vormittags strömender
Regen, dann wieder Sonne. Nun begannen auch die Tage kalt
zu werden. Erst am 9. VI. zeigte sich die erste Reaktion der
Segler auf Regen und Kälte: zwar für Lohr sind unsere Beob-
achtungen gerade vom 6. — S.Juni zufällig nicht genügend genau;
aber in Bamberg, dessen Vogelzug eine beinahe lächerliche Über-
einstimmung der Daten und gleichzeitigen Vorkommen mit dem
Zug unsres Maintals zeigt, beobachtete Ries: „Vom 6. — 8. VI.
waren die Segler dort schon sehr vereinzelt. 9. und 10. VI. zogen
Segler deutlich durch, in großen Scharen, mit Mehlschwalben zu-
sammen auf dem Wasser der Regnitz Futter suchend; an den
gewohnten Plätzen zeigte sich nichts." Auch über Lohr ging der
Rückzug. Am 9. VI. hatte sich an dem einen der Seglertürme
hier die Zahl der Mauerschwalben auf einmal vermehrt. Junge
konnten es nicht sein: es war also fremder Zuzug eingetroffen —
durchziehend hielten sie, nach der Gewohnheit der Art, um einen
Seglerturm kurze Rast.
10. VI. Die Nacht war kalt, der Himmel bedeckt; früh ist
es kalt und neblig — ein trüber, häßlicher Oktobertag. Von
10 Uhr ab regnet es in Strömen, stundenlang. — Der Barometer
steigt langsam von 48 auf 53; Lufttemperatur -[-14". Verhalten
der Segler: Am Main, wo bisher nur einzelne Segler (Brutvögel)
jagten, treibt sich, genau wie auf der Regnitz bei Bamberg, auf
einmal eine Schar von 50 Stück umher!
11. VI. (Pfingstsonntag). Abwechselnd Regenschauer und
Sonne — wie an einem Apriltag. Der Barometer steigt auf 56,
^^^^' ^' I Stadler: Vom Zug der Mauersegler im Maintal 1916. 77
1917 J o 6
die Temperatur vorübergehend bis auf 20" C. Nicht ein Segler
in der Stadt.
In Bamberg beobachtet Ries am 11. VI.: früh 6 Uhr^) zogen
zwei kolossale Scharen von Seglern durch — sie kreisten stumm
eine Weile hoch in der Luft und eilten dann weiter in SW.-
Richtung!
12. VI. Früh ist es kalt, der Himmel bedeckt. Nachmittags
wärmer. Der Luftdruck sinkt.
13. VI. Es regnet nahezu während des ganzen Tags, gegen
Abend hört der Regen auf, aber es ist nun naßkalt (10° C.) und
windig (TF.-Wind). 50 Segler am Main, 2 km unterhalb Lohr,
früh von 6 — 10 Uhr; abends ^2^ Uhr sind dort höchstens noch 5,
etwas oberhalb nochmals 2 Stück. — Am Wachtturm werden
nachmittags insgesamt 5 Segler gesehen, statt der sonstigen 50 — 60!
Also einzelne Brutvögel sind zurückgeblieben; die Hauptmenge
der Segler ist abgezogen; fremde ziehen weiterhin durch, den
freien Main zu vorübergehendem Aufenthalt benutzend.
14. VI. Die Nacht zu heute war kühl; es regnet immerzu
— den ganzen Tag hindurch abwechselnd Regen und Sonne wie
im April. Abends aufklärend, aber kalt. Der Barometer ist gestern
auf 46 zurückgegangen. Tagestemperatur 10". Am Main ziehen
nachmittags einige 20 Segler durch. Am Wachtturm sind, bei
genauer Beobachtung während des ganzen Tags, 2 Segler zu be-
obachten. Nachmittags V26 Uhr einige über den Mainwiesen;
abends 8^2 Uhr, in beginnender Dämmerung, segeln noch 2 Paare
über den südlichen Gärten dei- Stadt auf und ab, wie große Fleder-
mäuse lautlos der Insektenjagd obliegend.
Bamberg 12. — 14. VI. : sehr selten zeigte sich ein Segler.
15. VI. Tagsüber kalt; Regen, nichts als Regen; morgens
erst NNO., dann NW. -|-10° C. Luftdruck steigt an, von 46
auf 50. Über der Stadt fliegen 3 Stück ; auf den Mainwiesen öst-
lich Lohr jagen 5 oder 6, an einer anderen Stelle daneben 3;
2 km unterhalb 2 oder 3 ; ein sehr matter Segler wird im Wacht-
turm aufgelesen. Mittags ^1^12 Uhr: 20 — 25 Segler fliegen auf
einmal um den Wachtturm; sie schwärmen dort etwa V4 Stunde
lang hin und her, dann ziehen sie weiter, genau nach SW. Am
Main 10 Segler. Abends ist am Wachtturm, um den sonst Dutzende
schreiend tollten, nicht einer zu sehen; an der Spitze des Kirch-
turmdaches fliegt an zwei verschiedenen Stellen je einer ein.
16. VI. Früh starker NW., abwechselnd Sonne und Bewöl-
kung, kalt. Nachmittags warm, wolkenlos, windstill. Der Abend
und die Nacht sind kühl. 2 Segler über dem Buchenberg am
Nachmittag.
*) Alle Stundenzahlen sind solche „mitteleuropäischer", nicht „sommer-
licher" Zeit.
Ges. Bay.
Untertags konnte ich selbst nicht 1 Stück an den Türmen
von Lohr beobachten; der Tunnwächter, der eigens auf Segler
achtete, sah jedoch einzehie umherfliegen. Abends 8 Uhr: 10 segeln
um den Wachtturm, aber keiner fliegt in eins der vielen Brut-
löcher. Ein direktes Fortziehen wurde nicht beobachtet.
17. VI. Früh neblig und kalt. Dann Sonne, warm und wind-
still den ganzen Tag; der Barometer steigt bis 56. Früh 8 Uhr
10 Segler am Wachtturm; .i über der Stadt. — Mittags 12 Uhr:
20—30 Segler schreien um den Turm der Pfarrkirche, einige 10—15
umschwärmen den Wachtturm, zahlreiche fliegen in die Mauer-
löcher ein. — Nachmittag: Beständig schreien Segler über der
Stadt, wie früher. Abends 7—8 Uhr: Mindestens 30 Segler am
Wachtturm, sich jagend und einfliegend in die Mauerlöcher. Noch
abends 9^^ Uhr (alter Zeit), in heller Sternennacht, segeln 2
schrillend über meinem Haus.
Also: Die Segler sind zurückgekehrt — wahrscheinlich voll-
zählig.
Vom 17. ab bleibt das Wetter warm, der Barometer geht
nochmals zurück bis zum 19. VI., dann steigt er und bleibt, mit
einigen Schwankungen, hoch; seitdem wimmelt es wieder von
Seglern über der Stadt.
Der Turmwächter berichtet: „17., 18. und 19. VI.: „Nur
wenige fliegen (gemeint ist jedenfalls untertags oder gerade zur
Zeit der kurzen Beobachtung!!). Auch am 20. VI. untertags nichts,
aber am Abend des 20. VI. waren es auf einmal 50 — 60 Stück,
und seitdem sind es so viele geblieben."
Bamberg (Ries): ,,üie früheren Massen von Seglern sind erst
wieder seit 25. VI. da."
Diese Beobachttmgen entrollen uns also für den Seglerztig
vom April bis Juni folgendes merkwürdige Bild:
Die Brutvögel kamen 1916 etwas vor dem normalen Terminan.
Das Wetter war bis 24. V. im ganzen warm und sonnig.
Vom 25. V. ab setzte eine Regenperiode ein; das Wetter wurde
immer schlechter und hielt so an bis zum 16. VI.; am 16. VI.
hörte das Regnen auf, vom 17. ab wurde das Wetter warm und
blieb so.
Die Segler antworteten auf den Wettersturz ziemlich prompt.
Zwar hielt sie in Lohr während der ersten Regentage die Liebe
zu den Jungen noch fest; aber in Bamberg verschwanden fast alle
bereits am 6. VI. Vom 9. VI. ab beginnt dann die allgemeine
Flucht nach dem Süden und Westen. Zuerst wandern die nörd-
lichen und nordöstlichen Scharen zurück. Am 11. VI. ziehen un-
geheure Flüge über Bamberg durch; etwa von diesem Tag ab er-
faßt auch unsere heimischen Brutvögel die allgemeine Panik. Auf
einmal sind Stadt und Dörfer leer; nur einzelne Vögel halten
durch, auch den schlimmsten Entbehrungen Trotz bietend. Der
XIII, 1, Stadler: Vom Zug der Mauersegler im Maintal 1916. 79
Rückzug dauert fort bis 16. VI. einschließlich. Am 17. VI. treffen
im Lauf des Vormittags unsere Brutvögel, wenigstens eine große
Zahl von ihnen, wieder ein, und bald lärmt wieder tagaus tagein
das alte Heer um seine Wohntürme! Es scheint jedoch, daß
Nachzügler immer noch am Brutort bei uns wieder eintreffen.
In Bamberg sind sie wirklich zahlreich, so massenhaft wie vorher,
erst wieder ab 25. VI.
Man hat mir entgegengehalten, daß während des Regens die
Segler sich einfach in ihren Nistlöchern verschlüpft hätten und
dadurch unsichtbar geworden seien. Dieser Einwand beweist nur,
wie irrig manche Anschauungen auch der Ornithologen von Fach
über den Vogelzug sind. Wenn die hiesigen Brutvögel sich ver-
krochen haben — warum fliegen dann einzelne Brutvögel dennoch
immerzu umher ? Warum blieben die hiesigen Brutsegler, fein ver-
steckt, in ihren Wohntürmen hier — aber am freien Main, V2 Stunde
vom Nest entfernt, tummelten sich während zweier Stunden 50 Segler ?
Diese 50 Stück waren V2 Tag später nicht mehr dort. Zu gleicher
Zeit flogen an den Wohntürmen 1 oder 2 — die sich nicht nur
nicht verkrochen in ihren Mauerlöchern, sondern sie gradezu
ängstlich mieden. Einige andere jedoch flogen in ihrem Wohn-
turm aus und ein. Wie soll man diese Widersprüche lösen außer
mit der Annahme eines überstürzten, von widrigen Umständen
diktierten Rückzugs?
Wir haben aber auch den Zug direkt beobachtet: So am 15. VI.:
Einige 20 erscheinen plötzlich an dem vorher völlig vereinsamten
Wachtturm, V* Stunde später ziehen sie nach SW. — und
kommen nicht wieder! DerTurmbleibtleerund stumm wie zuvor!
Nein: Die Segler zogen vorübergehend ab!
Das unerträgliche Wetter veranlaßte sie zu einem vorzeitigen
Rückzug; damit nicht der ganze Stamm zugrunde gehe, leitete
sie ein weiser Instinkt, lieber die Brut im Stich zu lassen und
sich selbst, die fortpflanzungsfähigen Tiere, ihrem Volk
zu erhalten. Hunderttausende mögen so im Juni aus ihren nörd-
lichen und östlichen Wohngebieten nach Süden und Westen zu-
rückgewandert sein.
Die später einsetzende Besserung von Barometerstand, Luft-
wärme und -trockenheit ließ die Segler wieder umkehren — so
bald, daß sie bei uns ihre Nestjungen wohl größtenteils noch
lebend angetroften haben dürften und weiter füttern konnten. Die
freilich erst 2 Wochen danach zurückgekommen sind — deren
Brut war inzwischen verhungert. Aber in der Natur ist es so
wie es in der hohen Politik zur Zeit schwerster Gefahr wenigstens
sein müßte: wo es sich um Sein oder Nichtsein handelt, muß
etwas gewagt werden.
Es ist auch nicht das erste Mal, daß dieser Rückzug beob-
achtet wurde! Ries hat das scharenweise Zurückeilen der Mauer-
80 Stadler: Vom Zug der Mauersegler im Maintal 191G. 1 r r
segier in Bamberg beobachtet mitten in der Einzugszeit — wenn
Ende April plötzlich schlechtes Wetter einsetzte, zogen auf einmal
Massen von Seglern durch nach SW.l In diesen Verhandlungen
Bd. X, 1909. p. 51—58 und p. 78—84 schildert Ries anschaulich
den Hinzug und zeitweiligen Rückzug der Segler (und Schwalben)
während der Frühjahrswandernng.
Während des End dritteis Juni und der ersten Dekade des
Juli nun fliegen und schreien die hier brütenden Segler tagaus
tagein ; auch die umliegenden Dörfer beleben sie mit ihrem rasen-
den Getümmel. Gleichzeitig aber geht der zweite Hinzug (ost-
und nordwärts) weiter: am Main, wo Brutvögel nur vereinzelt jagen
und in den vergangenen 2 Wochen überhaupt kaum gesehen
wurden, erscheinen ganze Gesellschaften. 19. VI.: 20 Segler ober-
halb Rodenbach; 15 Stück zwischen Neustadt und Rodenbach.
20. VI.: Etwa 40 Stück oberhalb Neustadt; etwa 30 oberhalb
Rodenbach.
21. VI.: Etwa 50 Segler oberhalb Neustadt; etwa 50 Stück
oberhalb Rodenbach.
22. VI.: Gräfendorf: 5 Uhr abends tollen 18 Segler, in zwei
Gesellschaften von 3 und 15 Stück, schrillend, einander hitzig ver-
folgend, über dem Tal der Fränkischen Saale. Um ^2^ Ubr abends
sind sie noch immer da. Am 23. VI. eilen mehrere über dem
Bahnhof von Gräfendorf hin und her; 1 oder 2 segeln ebendort
über dem Wiesental. Das sind jedenfalls die wenigen Brutvögel
hier (1 oder 2 Paare); die gestrigen waren durchziehende Tiere
auf dem Hinzug — vielleicht weit östlich oder nördlich wohnende.
23. VI.: So viele am Wachtturm schreien — über dem Main
ist nicht einer zu beobachten.
24. VI.: Abends ^Iß Uhr. Um den Wachtturm segeln und
flattern lärmend vielleicht 100 Mauerschwalben, einzelne flattern
auffällig; ihre Flügel sind breiter als die der anderen: junge Vögel
sind ausgeflogen.
25. VI. morgens: Um die Türme der Stadt tummeln sich je
50—60 Segler, darunter einzelne Junge, die sich sehr auffällig in
der Nähe der Türme halten.
26. VI.: Früh Regen, warm. Nachmittag aufklärendes Wetter,
leicht kühl. Zahlreiche Segler um den Turm, aber nicht so viele
wie an den letzten Tagen; keine Jungen zu sehen.
26. VI.— 3. VII: An den Türmen und über der ganzen Stadt
lärmen die einheimischen Segler; sausen durch die engen Gassen
mit Geschrei; stundenweise am Brutort selbst nur einzeln; die
Hauptmasse ist auf der Insektenjagd verstreut über das Gebiet.
Es ist immer dieselbe große Schar.
29. VI., auf einer Streife durch die Reste der Spessart-
urwälder des Böhmigbergs östlich von Rothenbuch (Abteilung See-
XIII
191
' ' I Stadler: Vom Zug der Mauersegler im Maintal 1916. 8t
pfad): viele Segler treiben sich über und zwischen den 400jährigen
Eichen umher — Brutvögel in diesen altehrwürdigen Beständen.
— Einige 10—20 im Dorf Rothenbuch (Brutvögel).
2. VII.: Brutvögel in Neuhütten beobachtet. Über Lohr ist
das Geschrei toller denn je — entweder sind zum zweitenmal hin-
ziehende Segler durchgekommen und verweilen hier einen Tag, oder
es sind die Jungen der heimischen Brut, die den Chor verstärken.
3. VIL: Einige 40 tummeln sich zeitweilig über der Stadt.
Der Schwärm der über der Stadt tollenden Segler ist sichtlich
kleiner geworden und bleibt so bis zur endgültigen Abreise! Ist
eine Partie bereits abgezogen?
7. VII., früh 10 Uhr: Um den Wachtturm fliegen einige
30 Stück schrillend und gellend. Auffallend ist heute: Zahlreiche
braune Segler hängen sich an den Eingang zweier Nistlöcher auf
der Westseite des Turmes, ruhen hier einige Augenblicke; dann
lassen sie sich fallen — man hat den Eindruck, ein geschlossener
Fallschirm entfalte sich, und sie fliegen wieder. Ein einziges Mal
schlüpft eine Mauerschw^albe in eins der Löcher hinein. Diese
Segler sind braun, jedoch in der Gestalt von den andern nicht zu
unterscheiden. Es sind junge Vögel, die Flugübungen abhalten,
noch unsicher sind und schneller ermüden.
8. und 10. VIL: Viele schrillen über Lohr; kleine und größere
Gesellschaften und einzelne immerzu über der Stadt und um die
Türme, vom Morgen bis in tiefe Dämmerung hinein.
11. VIL: Den ganzen Tag volKühren Seglerscharen einen
heillosen Lärm über der Stadt und um den Wachtturm ; noch nie-
mals waren sie so toll in den verflossenen Wochen. Abends toben
einige 30 um den Wachtturm; man hört sie auf V2 Stunde Wegs
schon schreien. — Die Frau des Turmwächters beobachtet kleine
Seglergesellschaften, an denen ihr auffiel, daß sie nicht often
segelten, sondern in geordneten Zügen flogen. — Partenstein: Etwa
30 Stück schwirren an der Nordwand des großen Viadukts, fliegen
dicht an den massenhaften Mehlschwalbennestern entlang, setzen
sich häufig auf ein bestimmtes Schwalbennest oder auf eine Leiste
unterhalb der Nester, besonders gern auf ein Nest neben dem
Ostschenkel des westlichen Viaduktbogens ; sie verweilen an den
Nestern nur 1 — 2 Sekunden; niemals fliegen sie ein in ein Nest:
es sind die jungen Vögel, die hier in ausgesiedelten Schwalben-
nestern erbrütet worden waren.
12. VIL: Vormittags segeln um den Wachtturm kleine Par-
tien von Mauerschwalben. Von Mittag ab, bis in den Abend
hinein, herrscht beängstigende Stille: nirgends ertönt ein Schrei,
nirgends segelt eine der großen Schwalben; jedoch zeigen sich
vorübergehend 4—5 Stück am Wachtturm. Abends V28 Uhr bis
in die tiefe Dämmerung hinein lärmen wieder zahlreiche Mauer-
segler über der Stadt.
6
[Verh ürn
r "p /
13. VII.: Den ganzen Tag über ist niclit ein Segler zu sehen
oder zu hören über der Stadt oder an den Türmen. Erst spät
abends (9 Uhr) schrillen einige über der oberen Stadt.
Auch in den folgenden Tagen bleiben die bisherigen Scharen
von Seglern verschwunden — die Brutvögel sind also in der Nacht
zum 12. Juli abgezogen; was vom 12. Juli ab noch erscheint, ist
alles Durchzug.
14. VII. Mih 8 Uhr. 2 oder 3 schrillen über der oberen Stadt:
„sehen kann ich sie nicht; wo die Schreie ertönen, sind nur Rauch-
schwalben, die heute ungemein hoch fliegen." Es sind aber doch
Segler: Junge, die viel flattern, sehr wenig segeln und beständig
den Schwanz spreiten. — Nachmittags : Immerzu hoch in der Luft
einzelne Seglerschreie. Abends 6— '/2Ö Uhr: Das Schreien der
Segler nimmt zu. Über der Stadt fliegen auf und ab, um den
Wacht- und Kirchturm als Wendepunkt, 36—40 Segler. Ein ein-
ziges Mal fliegen 2, einander verfolgend, in der Höhe der Dach-
haube des Wachtturms; sonst halten sie sich alle ungewöhnlich
hoch, in IV2- 2mal Turmhöhe; Trüppchen von 6—8—10 Stück
halten zusammen; eine andere größere Schar von wechselnd
20—25—30 Stück hält ebenfalls zusammen und fliegt, bald eng
zusammengedrängt, bald weit auseinander gezogen, hoch über der
Stadt von IF. nach 0. und wieder zurück. — Alle diese Vögel
flattern wie Hausschwalben und spreizen den Schwanz wie diese:
segelnd sieht man nur selten eins der Tiere. Also wie am Morgen:
Junge Turmschwalben auf dem Durchzug.
Der 15. VII. ist ein glänzender Beobachtungstag für Segler-
zug. Früh Sonne und Abkühlung, nachmittags warm, bei mäßigem
Westwind hie und da Strichregen, zunehmende Bewölkung, schließ-
lich abends schwerlastende Gewitterstimmung. Es herrscht große
Stille. Vormittags rufen einige kurze Zeit über der oberen Stadt;
sonst ist über dem Ort den ganzen Tag alles stumm. Nach-
mittags 5V2 Uhr: 9 km unterhalb Lohr (mainabwärts), südöstlich
von Erlach, erscheinen über dem Buschwald der Abteilung Farrn-
schlag 9 — 10 Segler, in lockerem Verband; sie fliegen niedrig (in
10— 15 m Höhe); segelnd und flatterndrücken sie langsam genau
ostwärts, über den Bergwald des Westrands der Fränkischen
Hochebene; nach 2 Minuten sind sie über dem Wald im Osten
verschwunden, Sie sind völlig stumm. — Abends 6 Uhr: Bei
Neustadt (gegenüber von Erlach) fliegen 5 oder 6 Segler in Turm-
hohe auf und ab ; sie scheinen jedoch die Türme der dort stehen-
den romanischen Kirche zu meiden. 72'^^ V28 Uhr: den Main
aufwärts fahrend begegne ich 6 Seglern, die niedrig, in 10 m Höhe
und tiefer, über dem Main fliegen; dicht hinter ihnen (nördlich)
ein zweiter Flug von 9 Stück, Sie rücken langsam südwärts, dem
Lauf des Flusses folgend; hie und da ertönt ein Schrei. — Hinter
diesen erscheinen in der nächsten V2 Stunde weitere 8—9 Trupps
XIII, 1, I Stadler: Vom Zug der Mauersegler im Maintal 1916. 83
von je 10 — 15 Stück; alle ziehen langsam, tief fliegend, main-
abwärts nach Süden.
Wir erleben also an diesem Tage das seltene Schauspiel, daß
eine Schar Segler noch auf dem Hinzug begriffen ist: ohne Rück-
sicht auf den Verlauf von Fluß oder Gebirgszügen in genau öst-
licher Richtung streichend; und daß kleine Scharen anderer Segler
auf dem Rückzug im Maintal südwärts wandern; ein merkwürdiger Zu-
fall, solche sich kreuzende Züge derselben Vogelart, beide in kleinen
Trupps und tief ziehend, fast zur gleichen Stunde zu beobachten!
16. VII.: Über dem Wachtturm kreuzen in bedeutender Höhe etwa
20—30 Segler auf und ab, lange Zeit. Dann verschwinden sie westwärts.
17. VII.: Den ganzen Tag über rührt sich nichts. Abends
7V2— 8V2 Uhr: Segler schrillen über der Stadt. Etwa 10 Stück
fliegen, sehr hoch, zuweilen sich in 2 Abteilungen trennend, über der
oberen Stadt auf und nieder; sie meiden den Wachtturm. Das Wetter
ist früh trüb, von Mittag ab sonnig und warm; leichter Westwind.
18. VII.: Morgens 7—8 Uhr, bei hellem warmem Wetter
— nur der Himmel ist leicht bedeckt — schrillt eine Anzahl Segler
über der oberen Stadt, in der gewöhnlichen Höhe sich tummelnd,
zuweilen bis auf die Häuser herabgehend und die Gassen durch-
eilend. — Früh ^2^ — 9 Uhr: 30—40 Stück kreisen schreiend um
den Wachtturm. Ihre Zahl nimmt dann ab; um IOV4 Uhr sinds
noch einige 15 Vögel, die sich öfters an der Turmwand nieder-
lassen. Mittags und nachmittags: Noch immer schreien einige
über der oberen Stadt. Abends 8 Uhr: Zahlreiche Segler lärmen
um den Wachtturm und über der oberen Stadt.
Bergrothenfels West: 5 Uhr abends eilen 3 Segler reißenden
Flugs nordostwärts, über geschlossnem Buchen- und Eichenwald
streichend. 7 Uhr abends: 20 Segler überfliegen dieselbe Stelle
nordwärts; sie halten sich sehr hoch.
19. VII.: Es ist sonnig und warm. Nachmittags leichte Be-
wölkung. Früh 7 Uhr segeln 8 — 10 Stück um den Wachtturm.
Gleich darauf sind sie verschwunden. Den ganzen Tag über kein
Segler mehr bis ^jß Uhr abends. Auf einmal schrillen 20 — 25 Stück
um den Wachtturm. Um 8 Uhr hat sich ihre Anzahl bereits ver-
mindert. Um 97^ Uhr fliegen Segler, weit verstreut, um die
Türme von Lohr und die Stadt aufwärts 2 -j- 2 -]- 2 -|- 2 hinter-
einander. Sie fliegen zumeist in etwa 2mal Wachtturmhöhe —
jedenfalls so hoch, daß sie sich vom Hintergrund des grau be-
wölkten Abendhimmels nur schlecht abheben. Jedoch kommen
sie nicht so selten auch tiefer herab. ^29 Uhr abends: Einige
schrillen über und unter der Mainbrücke.
20. VII.: Sonne, leicht kühl, windstill. Von früh 7 Uhr bis
gegen Mittag schreien beständig einige Segler über der Stadt. Von
V27— 9Uhr segeln etwa 20 um den Wachtturm ; zuerst 20 in einem
einzigen Flug, später verteilen sie sich in kleine Trupps. Um
8i Stadler: Vom Zug der Mauersegler im Maintal 1916. 1 J^^ ' "'"
° ° 1^ Qes. Bay.
9 Uhr sind sie dort verschwunden. Über der oberen Stadt ver-
weilen sie noch bis Mittag-. Also vermutlich langsamer Zug west-
wärts. — Bergrothenfels : 1 Segler nordwärts fliegend.
21. VII.: Strahlende Sonne, früh leichter Westwind, nach-
mittags windstill. B^rüh 6V2— 9 Uhr schrillen einige über der
oberen Stadt. Dann höre ich keine mehr. Auch um den Wacht-
turm wurden den ganzen Tag keine beobachtet.
22. VII.: Früh dichter Nebel, der von 7 Uhr ab in schönen
großen Wolken heruntergeht. Dann Sonne, heiß. Früh G'/iUhr:
Ein einzelner Segler ruft im dichten Nebel an der Mainbrücke.
Einige früh 8 und 10 Uhr um den Wachtturm. Mittags 11^4 Uhr:
Um den Wachtturm ist alles stumm. Aber 10 Minuten später
schreien dort erst 2 oder 3, dann viele; sie fliegen tief, bis herunter
zwischen die benachbarten Gassen, und jagen sich unter gellendem
Geschrei. Gleich drauf schreien sie über dem Frauenkloster,
100 m nördlich; dann wieder in der Gegend des Wachtturms. Ich
seh sie nun aber nicht mehr — sie halten sich jetzt offenbar sehr
hoch, es waren mehr als 50 Stück. — Bergrothenfels: Etwa
60 Segler fliegen hoch in der Luft auf und ab, meist zu zweien,
in lockerem Verband. Dann eilen sie weiter, in kleinen Gruppen
von 3 — 5 Stück, in der Richtung NO.
23. VII. : Sonnig und warm; windstill. Früh 8 — 10 Uhr:
einige schreien über der oberen Stadt, ^/^ll Uhr: mehrere um den
Wachtturm, nur kurze Zeit. Abends 6 — ^j^l Uhr: Etwa 15—20
über der oberen Stadt. Abends 7 Uhr: 1 oder 2 um den Turm.
Der Turm Wächter beobachtet untertags einen Schwärm von 30—60
Stück, die den Turm umkreisen.
24. VII.: Vormittags warm und windstill, vorübergehende Be-
wölkung. Früh 7—8 Uhr: Nichts. 8V2 Uhr: 2 oder 3 schrillen
um den Turm. 10 V* Uhr: 3 -|- 2 fliegen schreiend um die
Kirche im Dorf Neuhütten. — Nachmittags kräftiger Nordwind;
warm bleibend. Der Turmwächter beobachtet einen Schwärm von
50 — 60 Stück; sie setzten sich viel, wohl ermüdet von der Reise,
an die Mauerlöcher des Turmes. Abends wieder sonnig und klar.
Abends V.8 Uhr: 15— 20 Segler um den Wachtturm; um ^jß Uhr
sind nur noch wenige dort.
25./ 26. VII.: Das Wetter ist heiß und windstill. Von Seglern
nichts beobachtet,
27. VII.: Heiß, sonnig, windstill. Einmal über der Mitte der
Stadt Seglerschreie.
28. VIL: Heiß, sonnig. Abends ^Iß Uhr schrillt einer über
dem Dorf Sendelbach (östlich gegenüber von Lohr). Bei Berg-
rothenfels erscheint für einige Augenblicke eine Schar Segler,
außerordentlich hoch fliegend.
29. VIL: Früh Nebel. Dann Sonne und heiß. Nachmittags
drohende Gewitter. Dann wieder schön; Ostwind. Früh ^/^lO Uhr:
' 'I .Stadler: Vom Zug der Mauersegler im Maintal 1916, 85
3 Segler fliegen dicht über den Dächern der Grabengasse in Lohr,
einer schrillt,
30, VII.: Sonne und heiß. Gegen Abend ruft 1 oder 2, nur
Imal, über der oberen Stadt.
2, Vin.: Früh Nebel. Dann sonnig und heiß. Untertags
2mal Schreie von Seglern über der Stadt.
3. VIII. : Sonne, heiß, fast windstill. Abends Va^ Uhr: 10— 15 Stück
fliegen um den Wachtturm; gleich darauf sind sie verschwunden.
Das Wetter blieb die folgenden Tage gleichmäßig sonnig und heiß.
Mauersegler wurden von da ab hier zunächst nicht mehr beobachtet.
In Waldzell flogen vom 15.— 24. Juli täglich 3 — 4 Turm-
schwalben um die Kirche — vermutlich Brutvögel (der Beob-
achter — Wehner — weilte erst vom 15. VII. ab in diesem Dorf).
Nach dem 2. August wurden sie nicht mehr gesehen. — In Gräfen-
dorf brütete ein einziges Paar Segler im Bahnhof gebäude. Die
Familie (1 Paar mit angeblich 4 Jungen) wurde dort letztmals
angetroffen am 23. VII. Am 28. VII. wurde in Gräfendorf noch-
mal ein einzelner Segler gesehen (Mitteilung von Gustav Brock).
In Ochsenfurt wurde der letzte Segler beobachtet von Gucken-
berger am 28. VII.
Aus Bamberg berichtet Ries: „Im Aischtal sah ich am 9. VII.
in Willersdorf die einheimischen Segler die Kirche umfliegen. Als
ich am 16. VII. wieder hinaus kam, war alles leer. — In Bam-
berg selbst notierte ich den Abzug der Segler für die Nacht vom
13. auf den 14. VII., hatte aber auch schon ein paar Tage vor-
dem gezweifelt, ob nicht der Abzug erfolgt sei. Unumstößlich
sicher ist jedenfalls, daß alle nach der Nacht zum 14. VII. beob-
achteten Segler nur Durchzügler waren. Sie erscheinen immer
erst im Lauf des Vormittags gegen 6—7 Uhr, zuweilen auch später
noch und fliegen dann in kleinen dicken Ballen manchmal. Wenn
Sie darauf achten, hören Sie tagsüber hie und da Schreie von
solchen Seglern, die gerade durch die Landschaft huschen. Oft
hört man nur den Schrei und sieht sie gar nicht; gegen Abend
erscheinen sie dann zahlreicher am Durchzug."
Im Enddrittel August kamen in Lohr nochmals Segler durch.
22. VIII., abends 6V2 — "^ Ubr (es ist sonnig, im ganzen kühl,
mäßiger Westwind): einige 20 Segler fliegen stumm, etwa in Turm-
höhe, über der Haltestelle Lohr.
23. VIIL: Es ist ziemlich kühl, Sonne. Abends 6— '/JUhr:
Über dem Rechtenbacher Tal westlich von Lohr, in Höhe der
ersten Walkmühle dort, tummeln sich etwa 20 Segler, stumm von
S. nach N. und wieder zurück kreisend.
26. VIIL: Warm, Westwind, abwechselnd Gewitterregen und
Sonne. x\bends TVa Uhr huschen einige 10 über die Stadt, west-
wärts steuernd. Sie sind nur einen Augenblick in der Nähe des
Wachtturms sichtbar.
86 Stadler: Vom Zug der Mauersegler im Maintal 191ü. rVerh. Orn.
L Ges. Bay.
Ries hat im August den Seglerzug in Bayrisch-Schwaben
weiter beobachtet. Seine Feststelhmgen bilden eine willkommene
Ergänzung der hiesigen Beobachtungen. Schwaben liegt südsüdöst-
lich von unserem Gebiet. Viele der Vögel, die dort gesehen oder
gehört wurden, sind gewiß auf ihrer Wanderung nach Süden unser
Maintal hinabgezogen. Ries schrieb mir unterm 18. VIII.: „Am
31. VII. sah ich in Augsburg noch einen Schwärm Segler am
Lech durchziehen, gegen Süden (nur ganz kurze Zeit), etwa 4 Uhr
nachmittags ; am 4. VIII. ein paarmal vormittags zwischen 8 — 9 Uhr
den schrillen Schrei der Mauersegler gehört bei Dillingen an der
Donau, am 7. VIII. vormittags 8 Uhr bei hellem, sonnigem, wolken-
losem Himmel im Günztal. In meiner Heimat Zaiertshofen die
scharfen Schreie der Segler ein paar Augenblicke lang gehört;
1 Stück sah ich reißend schnell nachkommen in NS.- (genau süd-
licher Richtung), x^m 17. VIII. habe ich bei Türkheim wieder
den Schrei gehört (vormittags); übrigens habe ich diesen Termin:
18. VIII. bei Pfronten (am Fuß der Algäuer Alpen) etwa 1911
oder 1912 auch beobachtet, bei Bernried am Starnberger See 1912
(14. VIII.)." - Unterm 31. August: „Am 15. VIII. wurde bei
Schamhaupten unfern Riedenburg (Altmühltal) noch ein Apus ver-
unglückt aufgefunden, der frühestens am 14. VIII. verendet sein
konnte, denn er war noch ganz frisch."
Auch diese für die gewöhnliche Auffassung späten Daten sind
aber noch keineswegs die wirklich letzten. Am 8. IX., 7^4 Uhr
abends, eilen 10 Segler über die Stadt nach Westen — sie flitzen
förmlicch durch das Gesichtsfeld, so stürmisch ist ihr Flug. Am
9. IX., früh zwischen 6—7 Uhr, kreisen 4 Stück längere Zeit über
dem Fischertor in Lohr bis in die Nähe des Wachtturms. Sie
sind völlig stumm.
In jedem Jahr lesen wir gelegentliche Angaben in den Fach-
zeitschriften, daß einzelne Mauersegler noch Ende September, ja
noch im Oktober beobachtet worden sind bei uns. Diese vor-
schriftswidrige Verschiebung findet eine Erklärung in unserer
auf p. 82 und 84 mitgeteilten Beobachtung: daß noch in der
zweiten Hälfte des Juli Segler ostwärts und nordwärts zogen. An-
genommen, das Brutgeschäft des Seglers beansprucht eine Zeit
von 5 — 6 Wochen — dann werden diese Spätlinge auf ihrem Rück-
zug in Deutschland nicht vor Mitte oder Ende September wieder
erscheinen.
Es müßte eine lohnende Aufgabe tiergeographischer Forschung
sein, festzustellen, wo die Brutbezirke dieser so spät ziehenden
Segler liegen — und überhaupt Verteilung und Brutzeiten dieser
Art in ihrem europäischen Wohngebiet zu studieren, das von
Südspanien bis Drontheim, von England bis tief ins Innere Ruß-
lands reicht.
' ' I Hellmayr: Drei Beiträge zur Nomenklatur der Vögel Europas. 87
1917
Drei Beiträge zur Nomenklatur der Vögel Europas.
Eine kritische Würdigung.
Von
C. E. Hellmayr.
1. A List of British Birds compiled by a Committee of the
British Ornithologists' Union. Secoud and revised Edition.
London. 1915. 8». XXII + 430pp.
Die revidierte Neuauflage der im Jahre 1883 erschienenen
offiziellen Liste der Britischen Vögel präsentiert sich in ganz neuem
Gewände und stellt eine den Anforderungen moderner Wissenschaft
durchaus entsprechende, vortreffliche Leistung dar. Mit besonderer
Freude ist zu konstatieren, daß der mit der Abfassung des Werkes
betraute Ausschuß den konservativen Standpunkt, der so lange ein
störendes Hindernis für die Einigung in der Nomenklaturfrage bildete,
verlassen und sich den Grundsätzen der Internationalen Nomen
klaturregeln hinsichtlich des Ausgangspunktes der Wissenschaft
liehen Literatur (Linne's Systema Naturae, ed. 10, 1758), der An
nähme von Tautonymen und der ternären Benennung für die sogen
„Subspecies" angeschlossen hat. Als Ergebnis dieser fortschritt
liehen Wandlung können wir eine weitgehende Übereinstimmung
mit der Nomenklatur der American Check -List, der von Hartert,
Witherby u. a. verfaßten „Handlist" und unseres Verzeichnisses
der bayrischen Vögel feststellen. Was man noch vor wenigen
Jahren nicht zu hoffen gewagt hätte, ist also eine Tatsache ge-
worden, die umso größere Beachtung verdient, als die verschie-
denen Bearbeiter unabhängig von einander durch Befolgung der
Intern. Nomenklaturregeln in den wesentlichsten Punkten zu den-
selben Resultaten gelangten. Dieses erfreuliche Zusammenfinden
wird nicht verfehlen, jener kleinen Zahl ornithologischer Systema-
tiker, die der Herrschaft der Willkür das Wort reden, eine ernste
Enttäuschung zu bereiten.
Aus der Einleitung erfahren wir, daß im ganzen 475 Vogel-
formen für die britischen Inseln nachgewiesen sind. Sie verteilen
sich auf die einzelnen Kategorien wie folgt: 188 Brutvögel, 46 Winter-
gaste. 30 Durchzügler, 61 gelegentliche Besucher, 149 seltene Gäste,
1 (Alca impennis, Riesenalk) ausgestorben. Den Hauptteil des
stattlichen Bandes nimmt das Verzeichnis der britischen Vögel ein.
88 Hellmavr: Drei Beiträge zur Nomenklatur der Vögel Europas. 1 ^ '
|_ Ges. Bay.
geordnet nach dem von Sharpe in der „Handlist of Birds" ange-
wandten System, jedoch in umgrekehrter (absteigender) Folge.
Die Einteilung ist ebenso übersichtlich wie praktisch. Auf die
Überschriften der höheren Gruppen (Subklasse, Ordnung, Familie)
folgt der Gattungsname mit Hinweis auf die Originalbeschreibung
und Angabe der Genotype. In der Synonymie der einzelnen Spezies
und Subspezies ist gleichfalls die Originalbeschreibung, unter An-
führung der terra typica, zitiert, außerdem sind Hinweise auf die
alte B.O. U.List und einige gebräuchliche Handbücher beigefügt.
Verbreitung sowie Art und Weise des Vorkommens auf den briti-
schen Inseln und auf dem Kontinent sind kurz, aber erschöpfend
dargestellt; die verwandten Formen, die in Nachbargebieten leben,
sind nur vorübergehend erwähnt. Appendix I behandelt in ganz
gleicher Weise jene Arten, deren Vorkommen auf den Inseln nicht
zweifelsfrei belegt ist. Von besonderer Wichtigkeit ist Appendix III
(p. 356 — 401), in welchem die Veränderungen gegenüber der in
der ersten Ausgabe von 1883 angewandten Nomenklatur begründet,
und die Genotypen der einzelnen Gattungen gemäß dem auf dem
Zoologenkongreß in Boston 1907 beschlossenen Verfahren (§ 30 der
Intern. N.-Regeln) ermittelt sind. Dieses Kapitel stellt eine gediegene,
von großer Sachkenntnis und Gewissenhaftigkeit zeugende Arbeit
dar. Nur in wenigen Fällen, z. B. Ampelis, Tringa, Charadriua^
haben wir Veranlassung, von den Schlußfolgerungen der Verfasser
abzuweichen, die sich hier augenscheinlich von opportunistischen
Gesichtspunkten leiten ließen. Nicht gutheißen können wir die
binäre Benennung der sogen, „typischen" Subspezies (Nominatform)
im Gegensatz zu den später abgespaltenen Formen, die durchweg
ternär bezeichnet sind.
Als augenscheinliches Zugeständnis an widerstrebende Ele-
mente unter den englischen Ornithologen finden wir in Appendix II
(p. 355) eine Liste von 13 „Nomina Conservanda" : neun Spezies-
und vier Genusnamen, die ohne Rücksicht auf die Intern. N.-Regeln,
nach dem auct. plur. Prinzip gewählt sind. Nach dem Beschluß
des 9. Intern. Zool. -Kongresses in Monaco (1913) ist nur die Intern.
Nomenklaturkommission berechtigt, in Ausnahmefällen die Auf-
hebung des Prioritätsgesetzes zu bewilligen. Weder Gesellschaften
noch Einzelpersonen sind befugt, auf eigene Rechnung vorzugehen.
Es ist für jeden Einsichtigen klar, daß wir sonst mit einer Fülle
verschiedener Listen von „Nomina conservanda" beglückt würden,
was zu unausdenkbarem Chaos führen müßte. Infolgedessen ist
jedes derartige eigenmächtige Vorgehen entschieden zu verwerfen.
Im vorliegenden Falle ist schwer zu verstehen, nach welchen Ge-
sichtspunkten die Auswahl der „Nomina conservanda" getroffen
wurde. So wollen die Verf. der B.O. U.List die Gattungsnamen
Äccentor (statt Prunella), Nyctala (für den Rauhfußkauz), Grus
(statt Megalornis) und Oestrelata (statt Pterodroma) im bisherigen
'^ ' 1 Hellmayr: Drei Beiträge zur Nomenklatur der Vögel Europas.
Sinne beibehalten wissen; andererseits haben sie gegen die Be-
griffsveränderung von Saxicola (für die Wiesenschmätzer) nichts
einzuwenden.
Die Namen Sterna tschegrava und Motacilla pleschcmka werden
verworfen, weil Lepechin in seiner Abhandluug die binäre Nomen-
klatur nicht strenge durchgeführt habe. Der Einwand läßt sich
unseres Erachtens nicht aufrechterhalten, schon wegen der Kon-
sequenz, die sich aus dieser Anschauung für die zahlreichen von
Lesson im Traite d' Ornithologie vorgeschlagenen Namen ergäbe.
Im übrigen verdient die technische Behandlung nomenklatorischer
Fragen alles Lob und kann für derartige Studien als Vorbild
dienen.
2. Reichenow, A. und E. Hesse, Neue Namenliste der Vögel
Deutschlands. In: Journ. f. Ornith. 64, Nr. 3, Juli 1916,
p. 325—371; 1. c. Nr. 4, Okt. 1916, p. 611—612.
Die Schrift, welche eine Namenliste der (415) für Deutsch-
land nachgewiesenen Vogelarten enthält, geht von der — wie wir
oben gesehen haben — hinfälligen Annahme aus, daß eine einheit-
liche Nomenklatur der Tierformen durch Befolgung der Intern.
N.-Regeln nicht erreicht werden könne. Deshalb fordern die Verf.
nichts Geringeres als das Aufgeben jeglicher Gesetze und Vor-
schriften ^). Die bereits bei Besprechung der B. 0. U. List als un-
zulässig gerügte Aufstellung von sogen. „Nomina Conservanda" ist
in der Arbeit in großem Stil betrieben. Glücklicherweise steht
nicht zu befürchten, daß das schlimme Beispiel zahlreiche Gefolg-
schaft findet, da wohl kaum mehr als ein halbes Dutzend Faunisten,
sicher aber kein einziger Systematiker unter den deutschen Ornitho-
logen die einzigartige Nomenklatur annehmen dürfte. Nomenklato-
rische Untersuchungen erfordern ein hohes Maß von Sorgfalt und
vollständige Beherrschung der einschlägigen Literatur. Leider
treffen beide Voraussetzungen bei der uns beschäftigenden Arbeit
nicht zu. Obwohl die Verf. ihren Behauptungen eine sehr be-
stimmte Form zu geben pflegen, enthält die Schrift zahlreiche Irr-
tümer und Flüchtigkeiten, die nicht unwiderlegt bleiben dürfen.
Eine Eigenart der Veröffentlichung ist das vollständige Fehlen
von Fundorten bei den Zitaten der Originalbeschreibung. Biblio-
graphische Nachweise für die Gattungsnamen suchen wir darin
ebenso vergeblich wie die so überaus wichtigen Angaben über die
Genotypen und die zu ihrer Ermittlung angewendete Methode. Wir
wollen die strittigen Punkte der Reihe nach durchgehen, was
') Ihr Hauptargunieut ist die augenblickliche Zerrissenheit Europas. Es
bedarf wohl nicht der ausdrücklichen Betonung, daß die beständigem Wechsel
unterworfene Gruppierung der Staaten auf der politischen Schaubühne nicht als
Auegangspunkt für Abmachungen zwecks internationaler Verständigung in
Wissenschaf thchen Fragen dienen kann.
[Ve
G
erh. Oru.
es. Bay.
unseren Lesern, die sicli im Besitze des „Nomenciators" befinden,
willkommen sein wird, da nicht jedermann über die literarischen
Hilfsmittel verfügt, um sich ein eigenes Urteil zu bilden.
Nr. 7, 8, 9^). — Augenscheinlich nach Stejneger (Proc. U.S.
Mus. 5, p. 42) nennen Reichenow und Hesse die Seetaucher Urina-
tor. Gemäß den neuen Bestimmungen für die Festsetzung der
Genotypen (§ 30) ist dieser Name durch Colymhiis Linne 1758 zu
ersetzen, da Gray 1855 als Genotype G. ardicus, eine der ursprüng-
lich in der Gattung enthaltenen Arten gewählt hatte. Siehe „Nomen-
clator" p. 50.
Nr. 10 — 14. — Der Gattungsname Colymhus für die Steiß-
füße ist durch Podiceps Lath. 1787 zu ersetzen. Auch in diesem
Falle haben die Verf. die aus dem neuen § 30 der Intern. N.-Regeln
sich ergebende Konsequenz übersehen. Siehe „Nomenciator" p. 50.
Nr. 14. — Statt CoUjmbiis imjrimns muß es heißen Podiceps
ruficollis (Fall.). Die Einwendungen gegen die Gültigkeit der von
Pallas im Anhang zu Vroeg's Catalogue eingeführten Namen können
nicht anerkannt werden. Oort's Argumente sind bereits von Stone
(Auk 29, 1912, p. 205— 208) so schlagend entkräftet worden, daß
wir seinen Ausführungen nichts hinzuzufügen haben ^).
Nr. 37. Gelochelidon nilotica.
Wie im „Nomenciator" p. 29, Note 1) ausgeführt ist, weist die
Beschreibung bei Gmelin verschiedene Widersprüche auf, welche
verbieten, den Namen auf die Lachseeschwalbe zu beziehen. Des-
halb ist die nächstjüngere Bezeichnung S. anglica Mont. vorzuziehen.
Nr. 38. Sterna caspia.
Gegen die Zulässigkeit des im „Nomenciator" (p. 35) ange-
nommenen Speziesnamen tschegj-ava ist von den amerikanischen
Ornithologen geltend gemacht worden, daß Lepechin die binäre
Nomenklatur nicht strenge durchgeführt hätte. Obwohl dies zu-
trifft, sehen wir keinen Grund, jene Lepechin'schen Namen, die
binär gebildet sind^ abzulehnen ; andernfalls müßten auch die zahl-
reichen Namen aus Lesson's Traite d'Ornithologie, worin die latei-
nische Benennung nicht konsequent befolgt ist, verworfen werden.
Sorgfältige Einsichtnahme in den 14. Band der „Novi Commentarii"
lehrt uns ferner, daß Reichenow's Zweifel betreffend die Schreib-
weise des Wortes tschegrava unbegründet sind. Das ü steht
zweifellos an Stelle eines v, wie aus anderen in derselben Ab-
handlung vorkommenden Worten (niüea, aüis etc.) klar erhellt.
^) Die Zahlen beziehen eich auf die fortlaufende Nummer der „Namen-
liste".
*) Vgl. auch C. B. Grant (Ibis, 1915, p. 263—264), der mit Recht her-
vorhebt, daß man im Falle der Verwerfung der Pallas'schen Namen auch Lichteu-
stein's Verkaufskatalog (Cat. rer. nat. rariss. 1793) und H. Lichtenstein's „Preis-
verzeichnisse'' außer acht lassen müßte.
' ' I Hellmayr: Drei Beiträge zur Nomenklatur der Vögel Europas. Ol
Nr. 39. Sterna cantiaca Gm. 1789.
Natürlich muß dieser Name dem älteren St. sandvicensis Lath.
1787 weichen.
Nr. 42. Sterna macrura Naum. 1819.
Es ist natürlich völlig gleichgültig, welchen deutschen
Trivialnamen die Art führt. Der Vorwand für die Beibehaltung
der Naumann'schen Bezeichnung an Stelle des viel älteren Namens
S. paradisaea Brunn. 1764 ist somit hinfällig.
Nr. 44. Hydrochelidon hybrida Pall.
Statt H. Uucopareia Temm. 1820 gebraucht, weil Pallas' Zoo-
graphia Rosso-Asiatica angeblich 1811 erschienen sei, eine Behaup-
tung, für die der Beweis noch aussteht. Selbst wenn Lichtensteiu
ein Exemplar des Werkes lange vor dessen Ausgabe zur Verfügung
hatte (cfr. Orn. Monatsber. 1916, p. 41), so ist damit noch nicht
gesagt, daß das Buch damals wirklich veröffentlicht, d. h. im Buch-
handel erhältlich war.
Nr. 70. Anas boschas L. 1758, p. 127.
Der im „Nomenciator" p.23 angenommene Name A.platyrhynchos
L. 1758, p. 125 hat Seitenpriorität und ist daher an Stelle des
obigen zu gebrauchen.
Nr. 78. Casarca casarca (L.) 1768.
Der Einwand gegen Pallas' Namen in Vroeg's Catalogue kann
nicht als gültig anerkannt werden (siehe unter Nr. 14). Der Rost-
ente kommt daher die ältere Bezeichnung A. ferruginea Pall. 1764
zu, wie im „Nomenciator" (p. 34) angegeben ist, wo aus Versehen
die Seitenzahl (p. 5) weggelassen wurde.
Nr. 96—102.
Die Vereinigung der Gattungen Eudromias, Charadrius und
Pluvialis erscheint nicht zweckmäßig. Außerdem sind brauchbare
strukturelle Merkmale für ihre Abgrenzung vorhanden.
Nr. 101. Charadrius dubius Scop.
Die paläarktische Form des Flußregenpfeifers ist wegen
kleineren, schwächeren Schnabels als C. dubius curonicus Gm, zu
sondern. Siehe „Nomenciator-' p. 26.
Nr. 109. Calidris arenaria (L.) 1766 ist durch den älteren
Namen Calidris alba (Pall.) 1764 zu ersetzen, da die Verwerfung
der Pallas'schen Bezeichnungen nicht statthaft ist (siehe unter
Nr. 14).
Nr. 110. Limicola platyrincha (Temm.) 1815.
Die Verf. haben übersehen, daß der Sumpfläufer schon 1763
von Pontoppidan als Scolopax falcinellus beschrieben worden ist,
welchem Namen das Zeitvorrecht zukommt.
92 Hellmayr: Drei Beiträge zur Nomenklatur der Vögel Europas. p^'^ r '"
Nr. 111. Trinya canutus L.
Die generische Sonderung des isländischen Strandläufers als
Canutus ist durchaus gerechtfertigt.
Nr. 112-117.
vSelbst wenn die Trennung der Gattungen Pelid)ia, Pisohia und
Arqiiatella nicht befürwortet wird, kann der Gattungsname Tringa
unter keinen Umständen für die Strandläufer verwendet werden.
Nach Gutachten 16 der Intern. Nomenklaturkommission ist durch
Tautonomie Tringa ocrophns, der Waldwasserläufer, die Genotype
von Tringa (siehe „Nomenciator" p. 52), wozu Helodromas Synonym
wird. Eine eigenmächtige Übertragung auf eine andere Arten-
gruppe, wie es Apstein und Reichenow wollen, ist nach den gelten-
den Nomenklaturregeln unstatthaft.
Nr. 118. Tringoides hypoleucos (L.).
Der Gattungsname Tri?igoides Bouaparte^) muß dem viel
älteren Actitis lUiger 1811, Genotype: Tringa Hypoleucos Linn.
(siehe „Nomenciator" p. 52) weichen. Die Verf. der „Namenliste"
haben augenscheinlich übersehen^ daß die zwei Namen gleich-
bedeutend sind.
Nr. 121. Totanus maculatus (Tunst.) 1771.
Zu ersetzen durch Totanuß enjihropus (Pall.) 1764 aus dem
unter Nr. 14 angegebenen Grunde. Ebensowenig ist die in der
List of Brit. Birds befürwortete Beibehaltung des Namens T fuscus
(Linn.) 1766 nee 1758 zulässig.
Nr. 124. Totanus ochropus L.
Die generische Trennung des Waldwasserläufers und seines
nearktischen Verwandten T. macularia L. ist durchaus gerecht-
fertigt. Unter Nr. 112—117 ist ausgeführt, daß dieser Gruppe
der Genusname Tringa zukommt. Die Änderung des Wortes
ocrophus in ochropus beruht auf der willkürlichen Hypothese eines
Druckfehlers und ist daher unstatthaft.
Nr. 139. Grus grus (L.).
Wie im „Nomenciator" p. 54 ausgeführt ist, wurde der Gattungs-
name Grus von Pallas 1766 für den Trompetervogel aufgestellt
und kann deshalb für den Kranich keine Verwendung finden. Die
Aufhebung des Prioritätsgesetzes in einzelnen Fällen steht nur
der Intern. Nomenklaturkommission, nicht aber jedem beliebigen
Schriftsteller zu.
1) Saggio distrib. met. Auim. Vertebr. 1831, p. 58 (uoni, uov. für „Actitis
Boie", Isis, 1822, 1, p. 560; Type durch Monotypie: Actitis hypokucus =. Tringa
Hypoleucos Linn.)
XIII
19]
'_ ' I Hellmayr: Drei Beiträge zur Nomenklatur der Vögel Europas. 93
Nr. 142 — 144. Ortygometra,
Die Behauptung, daß Ortygometra und Porxana gleichaltrig
sind, entspringt ungenügender Kenntnis der Literatur. Die „Ana-
lyse d'une nouv. Ornith.", worin Porxana aufgestellt wurde, er-
schien bekanntlich im April 1816, wogegen Leach's Syst. Cata-
logue, in w^elchem das Genus Ortygometra eingeführt ist, nach der
„30. August 1816" datierten Vorrede frühestens im September ver-
öffentlicht wurde. Porxana gebührt daher nach den Regeln der
Vorrang; der Name ist überdies heute allgemein in Gebrauch.
Nr. 151. Phoenicopterus roseus Pall. „1811".
Es ist nicht erwiesen, daß die ,,Zoographia Rosso-Asiatica"
vor dem Jahre 1827 publiziert worden ist (siehe unter Nr. 44).
Daher ist der im „Nomenciator" gewählte Name P. antiquorum
Brehm 1824 bis auf weiteres vorzuziehen.
Nr. 154. Ardetta minuta (L.).
Die Verwerfung des älteren Genusnamens Ixoh-ychus Billb.
1828, der überdies heute allgemeine Annahme gefunden hat, ent-
behrt jeder Begründung und ist gemäß den Intern. N.-Regeln un-
zulässig.
Nr. 158, 159. Herodias alba (L.) und H. garzetta (L.)
Verf. sagen : ^Egretta alba in der , Handlist' zu verwerfen, weil
der Gattungsname Herodias älter als Egretta ist". Diese Behaup-
tung beruht auf einem unerklärlichen Irrtum. Wie aus dem
„Nomenciator" p. 47 zu ersehen, ^w.vA% Herodias von Boie 1822,
Egretta aber von Forster bereits 1817 begründet. Überdies er-
scheint die generische Trennung des Silber- und Seidenreihers an-
gebracht.
Nr. 166. LyrurtLs tetrix (L.).
Die deutschen Birkhühner sind von der skandinavischen Form
verschieden und als L. tetrix juniperm^um (Brehm) zu trennen,
wie aus dem „Nomenciator" (p. 33) ersichtlich ist^).
Nr. 172. Ttirtur turtur (L.).
Der in der Namenliste gewählte Gattungsname kann für die
Turteltaube keine Verwendung finden, da er bereits 1783 von
Boddaert in anderem Sinne gebraucht wurde. Siehe „Nomenciator"
p. 54, Fußnote 2.
Nr. 173. Vultur monaehus (L.).
Der Gattungsname Vidtur ist ganz irrtümlich für den Mönchs-
geier beibehalten. Da die Art bei der Aufstellung der Gattung
Vultur in derselben nicht enthalten war, kann sie nach der Fassung
') Cfr. Lönnberg, Orn. Monatsber. 12, 1904, p. 105—106.
[Vcrli Oru
Ges. Bay.
des neuen § 30 dei- Tntern. N.-Reg'eln als Genotype nicht in Frage
kommen, was von den Verfassern der „Namenliste" übersehen
worden ist. Der Mönchsgeier hat daher die Bezeichnung Aegypms
zu tragen, wie im „Nomenciator'' (p. 46) dargelegt ist.
Nr. 179. Astur palmnbarius (L.) Syst. Nat. 10, 1758, p. 91.
Zu ersetzen durch A. gentilis (L.), 1. c. p. 89, welcher Name
Seitenpriorität besitzt. tJber die Hiehergehörigkeit des Falco
qentilis kann nicht der geringste Zweifel herrschen, wie Lönnberg
(Journ. f. Orn. 54, 1906, p. 528) ausgeführt hat.
Nr. 190. Aquila maculata (Gm.) 1788.
Wie im „Nomenciator" (p. 19, Fußnote) nachgewiesen wurde,
ist Falco maculatus Gmelin durch Tuustall präokkupiert. Der
früheste verfügbare Speziesname für den Schelladler ist Aquila
clanga Fall. 1827.
Nr. 203. Falco regulus Fall. 1773.
Dieser Name muß dem älteren -P^. aesalon Tunst. 1771 weichen.
Reichenow und Hesse haben übersehen, daß gemäß Gutachten 38
der Intern. Nomenklaturkommission diejenigen der Tunstall'schen
Speziesbezeichuungen, die in binärer Form gebraucht und durch
die Hinweise auf Pennant oder Brisson identifizierbar sind, nomen-
klatorische Gültigkeit besitzen. Durch diesen Entscheid wird auch
Kleinschmidt's ^) Einwurf, der mit den ,,Opinions-' gleichfalls nicht
vertraut zu sein scheint, hinfällig.
Nr. 211—213.
Für Lapplandskauz, Uraleule und Waldkauz steht in der
„Namenliste" fälschlich Syriiium Sav. 1809. Dieser Name ist zu-
gunsten von Strix Linn. 1758 zu verwerfen. Reichenow's Ver-
such, letzteren Gattungsnamen auf die Schleiereule zu deuten, be-
ruht auf einer irrtümlichen Auslegung der Intern. N.-Regeln (siehe
„Nomenciator" p. 45, Fußnote 1).
Nr. 216, 217.
Die Namen Aeyolius Kaup und Athene Boie betrachten wir
als präokkupiert durch Aegolia Billb., bezw. Athena Hübner. Wir
befinden uns mit dieser Anschauung in Übereinstimmung mit dem
Nomenklaturausschuß der American Ornithologists' Union.
Nr. 219.
In der „Namenliste" steht für die Schleiereule fälschlich Strix.
Der richtige Name ist Tyto (siehe „Noraenclator" p. 45). Vgl. auch
unter Nr. 211—213.
') Berajah : Falco Peregrinus, p. 5, 45.
'^ ' I Hellmayr: Drei Beiträge zur Nomenklatur der Vögel Europas. 95
Nr. 224-230.
Verf. brechen für die Beibehaltung- des Namens Dendocopos
Koch neben" Bendrocopus Vieill. eine Lanze. Da indessen sämt-
liche ornithologische Systematiker der Welt diese Namen für gleich-
lautend erachten und die Buntspechte Dryobates nennen, kann
diesem Vorschlag nicht stattgegeben werden,
Nr. 235. Alcedo ispida L.
Der richtige Name unseres Eisvogels lautet Alcedo atthis ispida
L., wie Laubmann (Verhandl. Orn. Ges. Bav. 12, Heft 4, Mai 1916,
p. 238—241) dargelegt hat.
Nr. 240, 241.
Der älteste Name für die Segler ist Micropus Wolf 1810,
wie im Nomenciator (p. 42) angegeben ist. ßeichenow und Hesse
wählen Cypsclus Illiger 1811, in der irrigen Annahme, daß jedem
beliebigen Autor das Recht zustehe, das Prioritätsgesetz aufzu-
heben. Dieser unzulässige Standpunkt ist zurückzuweisen. Übrigens
müßten die Verf. der „Namenliste" nach Analogie von Dendro-
copos die Segler Aims nennen, da Apstein's Behauptung bezüglich
des Vorkommens dieses Namens in generischem Sinne bei Schäffer
(1764) sich als unzutreffend erwies.
Nr. 247. Miiscicapa atricapilla L. 1766.
Zu ersetzen durch M. %j9oZez<ca (Fall) 1764, da die Einwürfe
gegen die „Adumbratunciula" nicht stichhaltig sind. Siehe unter
Nr. 14.
Nr. 258. Lycos monedula spermologus (Vieill.).
Mit wenig Glück begibt sich hier der Bearbeiter (Hesse) auf
das Gebiet der „ornithologischen Totengräberei", indem er ver-
sucht, den seit bald hundert Jahren eingebürgerten Gattungsnamen
Coloeus Kaup 1829 durch die unbekannte Bezeichnung Z?/cos Boie
zu verdrängen^). Wir sind in der Lage festzustellen, daß diese
unerwünschte Änderung unzulässig ist. In „Isis" 21, 1828, p. 360,
Note 1, sagt Boie in einer Anmerkung zur Gattung Corvus Lin.
Tem.: „Auch Hr. Temminck pl. col. texte hat sich neuerdings über
die Notwendigkeit, die eigentlichen Krähen generisch abzusondern,
im Gegensatz der bei der Herausgabe des Manuel im Jahre 1820
aufgestellten Prinzipien ausgesprochen. Unter denselben dürften
aber auch die Dohlen {Lycos) eine besondere sehr gut zu cha-
rakterisierende Gruppe bilden." Sonst nichts, keine Gattungsmerk-
') In diesem Zusammenhang sei an eine Äußerung Keichenow's (Orn.
Monatsber. 9, 1901, p. 24) erinnert. Es heißt dort: „Alle Systematiker sind z.B.
darüber einig, daß Namen wie Lycos, Cypstlics, Starnu, (jannabina snnguinea
u.s. w. keine Berechtigung mehr haben, vielmehr durch Cu/aeus. Apns,
bezw. Mirro27as, Perdtx, Acanthis cnnnahinn zu ersetzen sind."
96 Hellmayr: Drei Beiträge zur Nomenklatur der Vogel Europas. | ®^ " ' '
|_ Ges. Bay.
male, keine Genotype. Lycos ist also nur in Verbindung mit
einem Trivialnamen publiziert und somit nach „Opinion" 48 der
Intern. Nomenklaturkommission ein nomen nudum, d. h. ohne
nomenklatorische Gültigkeit. Auch im Jahre 1829 ist Lycos Boie
(in Ersch & Gruber, Allgem. Encycl. Wissensch. & Künste 19,
1829, p. 392) nomen nudum, da wieder keine Spezies, ja nicht
einmal ein Vulgärname beigefügt ist. Ebenso verhält es sich mit
Ä[o?wduIa Brehm (Isis 21, 1828, p. 1273), der folgendermaßen in
die Literatur eingeführt wird: ,,II. S. Dohle. MoneckdaBv. 1. Die
Turmdohle, M. tiirrium, 2. die Baumdolile, M. arborea, 3. die nor-
dische Dohle, M. septentrioncdis.^'- Da alle drei Arten nomina
nuda sind, ist auch der Gattungsname als solcher zu betrachten.
(Siehe „Opinion-' 48.) Als ältester gültiger Genusname der Dohle
verbleibt somit Coloeus Kaup 1829, wie im „ Nomenciator " p. 35
angegeben.
Nr. 262. Nucifraga caryocatactes maculata (Koch).
Ohne die strittige Frage der Unterscheidbarkeit der alpen-
bewohnenden Tannenhäher untersuchen zu wollen, sei hier nur
hervorgehoben, daß der Koch'sche Speziesname keineswegs auf die
Brutform unserer Berge bezogen werden kann. Koch's Caryo-
catactes maculcdus stellt lediglich eine Neubenennung von Coi-viis
Caryocatactes L. dar, weil er Linne's Speziesnamen zur Gattung
{Caryocatactes) erhob. Ganz ebenso verfuhr Koch beim Eichel-
häher, Girlitz und Zeisig. Die von ihm beigefügte Synonymie läßt
in allen diesen E'ällen gar keinen Zweifel an seiner Absicht, nur
Tautony me zu vermeiden, bestehen. Caryocatactes maculatus Koch
bleibt also als Synonym bei N. c. caryocatactes (L.), ex Schweden.
Nr. 281. Äcanthis linaria rufescens (Vieill.).
Es ist schwer verständlich, was Hesse veranlaßt, den Namen
caharet P. L. S. Müll, für den Alpenleinzeisig zu verwerfen. Wer
nur einigermaßen mit der älteren ornithologischen Literatur ver-
traut ist, weiß, daß man bei der Deutung der Speziesnamen MüUer's,
der ein ausgesprochener Kompilator — und noch dazu farben-
blind! — war, immer auf seine Quellen zurückgreifen muß. Frin-
gilla caharet gründet sich auf Buffon und Daubenton's PI. eul.
485 fig. 2, die unzweifelhaft den Alpenleinfink darstellt. Überdies
ist „Cabaret" der heute noch in Frankreich gebräuchliche Vulgär-
name dieses Vogels. Es besteht somit durchaus keine Veran-
lassung, von der im „Nomenciator" befolgten Benennung abzu-
weichen.
Nr. 283. Chrysomitris.
Ohne Erklärung gebraucht der Bearbeiter für die Zeisige den
Gattungsnamen Chrysomitris Boie 1828, obwohl Koch schon 1816
für dieselbe Art das Genus Spinus aufgestellt hat. Selbstver-
ständlich ist der letztere Name als der viel ältere allein zulässig.
' 1, I Hellmayr: Drei Beiträge zur Nomenklatur der Vögel Europas. 97
Nr. 284. Chrysomitris citrinella (L.).
Wie im „Nomenciator" p. 3, 36 ausgeführt wurde, ist der
Zitronenzeisig generisch als Chloroptila zu trennen.
Nr. 292. Loxia curvirostra pytyopsittacus Borkh.
Im Lichte unserer heutigen Kenntnis und Auffassung vom
Wesen der „geographischen Form" (= Subspezies) ist es ganz und
gar unrichtig, den Kieferukreuzschnabel als Lokalrasse des Fichten-
kreuzschnabels zu bezeichnen. Beide Arten brüten in weiten
Länderstrecken nebeneinander!
Nr. 295. Passerina nivalis (L.).
Ein böser Fehler ist Hesse mit Bezug auf den Genusnamen
der Schneeammer passiert. Im Jahre 1916 bedient sich Verf.
noch des Eliminationsverfahrens zur Ermittlung der Genotype, ob-
wohl diese Methode durch die neue Fassung des § 30 der Intern.
N.-Regeln (cfr. Proc. 7. Intern. Zool. Congr. Boston 1907, p. 37) schon
seit einem Jahrzehnt ausgeschaltet ist! Selbstverständlich fallen
damit alle Schlußfolgerungen Hesse's als unbegründet dahin. Da
Gray (1840) Tanagra cyanea L. als Genotype von Passerina fixierte,
tritt dieser Name an Stelle von Cyanospiza, während die Schnee-
ammer Plectrophenax Stejn. zu heißen hat, wie im „Nomenciator"
p. 5, 38 zu lesen ist. Es ist erstaunlich, daß Hesse auch die be-
züglichen Stellen Inder neuen „Check List of North American Birds"
(1910) übersehen haben sollte.
Nr. 320. Motacilla hoarula L.
Reichenow zitiert (p. 361): ,., Motacilla boarula L. Mantissa
PI. 1767, 527" und fügt hinzu: „In der ,Handlist' ist als Zeit der
Urbeschreibung fälschlich das Jahr 1771 genannt, die erste Aus-
gabe der M. PI. erschien 1767." Diese Behauptung beruht auf
reiner Phantasie. Die Mantissa Plantar um, Holmiae, 1767
besteht, abgesehen von zwei (unpaginierten) Seiten Index, aus
Textp. 1 —142 und enthält keinerlei Beschreibung irgend-
eines Tieres, wie schon Seidlitz^) nachgewiesen hat. Die Mant.
Plant, altera, Holmiae, 1771, ist durchaus keine Neuausgabe,
sondern lediglich die Fortsetzung der Mantissa von 1767. Der Text
beginnt mit p. 143 und endet mit p. 584. Nur in der Mant. PI.
altera, 1771, findet sich auf p. 527 der Name M. boarula bei
Linne. Diese Beschreibung bezieht sich in der Tat auf die Ge-
birgsstelze. Scopoli, dessen „Annus" Linne den Namen entlehnte,
beschrieb jedoch 1769 unter M. hoarula die Schafstelze, wie wir
im „Nomenciator" (p. 6, Note 2) dargetan haben, und Linne hatte
kein Recht, ihn auf eine andere Art zu übertragen. Mithin bleibt
M. hoarula Scop. 1769 als Synonym bei M. flava flava L. 1758,
') Zoolog. Anzeiger 19, Nr. 503, 1896, p. 230-231.
98 Hellmayr: Drei Beiträge zur Nomenklatur der Vögel Europas, j "
wogegen die Gebirgsstelze die BezeichnuDg M. c. cinerea Tunst.
1771 erhält. M. hocmila Linne 1771 (nicht 1767, wie Reichenow
fälschlich angibt) nee Scopoli 1769 mag der Vollständigkeit wegen
in der Synonymie von M. cinerea geführt werden.
Der vorliegende Fall ist ein typisches Beispiel für die Leicht-
fertigkeit, mit der manche Autoren Schriften zitieren, die sie gar
nicht kennen.
Nr. 322. Bndytes borealis (Sund.) 1842.
AVie Lönnberg (Journ. f. Ornith. 54, 1906, p. 631) ausgeführt
hat, muß diese Bezeichnung dem von Billberg 1828 gegebenen
Namen thunbergi weichen. (Siehe „Nomenciator" p. 6.) Die Verf.
der Namenliste enthalten sich jeder Begründung ihrer abweichenden
Benennung.
Nr. 337. Sitta caesia Wolf.
Nr. 338. Sitta caesia sordida Reichen.
Nr. 339. Sitta europaea L.
Die Darstellung, die Reichenow von der geographischen
Variation der Spechtmeise gibt, ist unzutreffend, vor allem läßt
sich die versuchte Deutung der S. europaea homeyeri als eine
Bastardform von S. e. europaea und S. e. caesia durchaus nicht
aufrecht erhalten. Die sorgfältige Untersuchung von 32 ost-
preußischen Kleibern (also topotypischen homeyeri) hat uns von
der Beständigkeit dieser gut kenntlichen, wenn auch etwas variablen
Lokalform überzeugt. Dagegen ist eine Aufteilung der mittel-,
west- und süddeutschen Kleiber in zwei Formen nicht durchführ-
bar. Augenscheinlich ist Reichenow durch unzulängliches Material
oder ungenügende Beachtung der Geschlechtsunterschiede irre-
geleitet worden. Ebenso verkehrt ist es, die ockerbäuchigen Kleiber
von europaea spezifisch zu trennen. An anderer Stelle gedenken
wir den Gegenstand ausführlich zu behandeln.
Nr. 347. Parus saUcarius Brehm.
Nr. 348. Parus saUcarius rhe^ianus Klschm.
Nr. 349. Parus montariiis borealis Selys.
Die obige Benennung der Weidenmeisen wird heute jedem Kenner
dieser Vögel ein bedenkliches Kopfschütteln abnötigen. Da die
Verf. der Namenliste jede Begründung unterlassen, brauchen auch
wir uns nicht aufzuhalten und verweisen nur auf unseren „Nomen-
clator" (p. 8), wo die dem heutigen Stande der Wissenschaft ent-
sprechende Benennung zu finden ist. P. a. submontanus suchen
wir in der Namenliste vergebens.
Nr. 352, 353. Aegithalos caudatus (L.), A. eurojKieus Herrn.
Es ist schwer verständlich, auf Grund welcher Tatsachen
diese häufig kaum unterscheidbaren Rassen spezifisch getrennt
XIII 1 T
' ' I Hellraayr: Drei Beitrage zur Nomenklatur der Vögel Europas. 99
werden. Auch hier fehlt jede Erklärung für diese eigenartige
Behandlung.
Nr. 356, 357. Accentor modularis (L.), Ä. collaris (Scop.).
Die „Namenliste" nennt die Braunellen irrtümlich Accentor,
was um so auffallender ist, als noch kürzlich einer der Verf. ^) für sie
ganz richtig Prunella gebrauchte. Acce?itor Bechst. ist jedoch ein
Synonym von Cinclus Borkh. und kann für die Braunellen nicht
Verwendung finden. Siehe „Nomenciator" p. 42, Fußnote 1.
Nr. 359. Sylvia borin (Bodd.) 1783.
Der älteste Name für die Gartengrasmücke ist Sylvia hip-
polais (L.) 1758. Siehe „Nomenciator" p. 11.
Nr. 371. Phylloscopus superciliosus (Gm.),
Motacilla snperciliosa Gmelin 1789 ist durch M. superciliosa
Boddaert 1783 präokkupiert. Der Goldhähnchenlaubsänger erhält
daher den Namen Phylloscopus y^^^me^ jjraemmm(Math.&Iredale) 1915.
Nr. 374. Hippolais icterina (Vieill.).
Hypolais Kaup 1829 hat Priorität über Hippolais Brehm 1831.
Siehe „Nomenciator" p. 40.
Nr. 384. Turdus musicus L.
In neuerer Zeit wird die Singdrossel fast allgemein Turdus
philomelos Brehm genannt, seit Kleinschmidt ^) den Nachweis führte,
daß Linnaeus (Syst. Nat. 10, I, 1758, p. 169) als T. musicus die
Weindrossel beschrieben hat. Der Name ist begründet auf Fauna
Suecica, ed. 1746, n° 189. Die dort gegebene Diagnose und Be-
schreibung („alis subtus ferrugineis, linea supra oculos albicante")
beziehen sich ohne Zweifel auf die Weindrossel, und es fällt durch-
aus nicht ins Gewicht, wenn ein Teil der beigefügten Zitate und
das Biologische auf die Singdrossel weisen. Nach den Intern.
N.-Regeln ist die spätere Übertragung des Namens musicus auf
die Singdrossel durch Linnaeus (Sj'st. Nat. 12, I, 1766, p. 292),
auf die sich Reichenow (Orn. Monatsber. 24, 1916, p. 75) beruft,
nicht zulässig. Kleinschmidt's Darlegung besteht also vollständig
zu recht und von einer Widerlegung durch Reichenow kann keine
Rede sein. Die Singdrossel heißt mithin T. philomelos Brehm, die
Weindrossel T. musicus L.
Nr. 385. Turdus iliacus L. 1758.
Dies ist ein Gemisch von Sing-, Wein- und Misteldrossel und
kann nicht angewandt werden. Der richtige Name der Weindrossel
ist T. musicus L. Siehe untei' Nr. 384.
1) Eeicheuow, Die Vögel II, 1914, p. 542.
-) Journ. f. Ornith. 51, 1903, p. 461.
PVerh Orn
JOO Hellmayr: Drei Beiträge zur Nomenklatur der Vögel Europas, j vt /
Nr. 397. Oeocichla varia (Fall.).
Zu ersetzen durch Oeocichla aurea (Holl.) 1825, aus dem unter
Nr. 44 namhaft gemachten Grunde.
Nr. 400. Mofiticola cyanus (Linn.) 1766.
Zu ersetzen durch M. soUtaria (Linn.) 1758 (vgl. „Nomen-
clator^' p. 34), welcher Name durchaus nicht ,.strittig" ist. Alle
von Linnaeus zitierten Bücherstellen beziehen sich auf die euro-
päische Form der Blaumerle. Willughby und Rains beschreiben
beide Geschlechter, Olina gibt eine gute Abbildung des Weibchens,
und Edwards stellt das alte Männchen sehr kenntlich dar. Der
Umstand, daß frühere Autoren den Namen auf die ostsibirisch-
japanische Form irrtümlich deuteten, fällt natürlich nicht ins Ge-
wicht.
Nr. 401—403. Saxicola (Steinschmätzer).
Die Steinschmätzer sind in der „Namenliste" irrtümlich Saxicola
genannt. Wie im „Nomenciator" (p. 41) dargetan ist, wird unter
den geltenden Intern. N.-Regeln Motacüla ruhicola L. = Pratin-
cola ruhicola auct. vet. durch nachträgliche Bestimmung- (Swainson
1827) die Genotype von Saxicola Bechst. 1802, der somit an Stelle
der jüngeren Bezeichnung Pratincola Koch 1816 zu treten hat,
während für die Steinschmätzer der Genusname Oenanthe Vieill.
1816 verfügbar ist.
Nr. 404, 405. Pratincola (Wiesenschmätzer).
Wie aus dem Vorhergehenden erhellt, ist dieser Name durch
Saxicola zu ersetzen.
Nr. 406. Citiclus aquaticus Bechst.
In diesem Abschnitt bedarf mehr als eine Angabe der Be-
richtigung. Vor allem sei festgestellt, daß in Deutschland min-
destens drei Lokalformen der Wasseramsel beheimatet sind: C.
cinclus cinchis, in Ostpreußen, C. cinclus meclius, in Mitteldeutsch-
land (genaue Grenzen vorerst nicht zu ermitteln), und C. cinclus
meridionalis, im bayrischen Alpengebiet. Die letztgenannte Form
ist in der „Namen liste" vergessen.
Unter C. aquaticus (binär!) verstehen die Bearbeiter augen-
scheinlich die mitteldeutsche Form, als deren ältesten, gültigen
Namen wir im „Nomenciator" (p. 14, Note 1) C. cinclus medius
Brehm 1831 festgestellt haben. Reichenow und Hesse zitieren
als Originalbeschreibung von C.«<7Ma?'zc?^5„Bechstein,Orn.Taschenb.I,
1802, p. 206", tatsächlich ist der Speziesname (in der Kombination
Accentor aquaticus) schon 1797 in den Getreu. Abbild, naturhist.
Gegenst. veröffentlicht worden. In beiden Fällen handelt es sich
nur um eine Neubenennung von Sturnus Cinclus Linn, 1758, ebenso
wie bei Cinchis hydrophilus Borkhausen (Deutsche Fauna T, 1797,
' ' j Hellmayr: Drei Beiträge zur Nomenklatur der Vögel Europas. 101
p. 300), wie aus den jeweils beigefügten Synonymen hervorgeht. Die
Verf. der „N'amenliste" beliaupten: „Hartert (Vög. pal. Faun. p. 788)
nahm irrtümlich an, daß der Name Accentor erst 1797 geschaffen
sei", und erzählen uns dann, daß das II. Hundert von Bechstein's
Werk 1796 veröftentlicht worden sei. Diese Behauptung ist un-
richtig. Bechstein's „Getreue Abbildungen naturhistorischer Gegen-
stände" wurde in 80 Heften zu je zehn Tafeln nebst begleitendem
Text ausgegeben. Wir waren in der glücklichen Lage, ein Exem-
plar dieses seltenen Werkes zu benutzen, in welchem die grauen
Originalumschläge der einzelnen Hefte erhalten sind. Dabei ergab
sich, daß die Beschreibung von Accentor aquaticus im 3. Hefte
des IL Hunderts enthalten ist; der Umschlag des 3. Heftes trägt
den Aufdruck: „Nürnberg, 1797". Überdies vermochte der treff-
liche Literaturkenner C. W. Richmond in Washington nach den
Referaten in der „Allgemeinen Literaturzeitung" festzustellen, daß
des II. Hunderts drittes Heft frühestens im September des ge-
nannten Jahres erschienen ist. Wir haben also triftige Gründe
für die Annahme, daß Cmclus Borkh. [Deutsche Fauna I, 1797,
p. 300, dessen Vorrede „April 1797" datiert ist] vorher veröffent-
licht wurde. Accentor Bechst. Sept. 1797 bleibt somit als Synonym
bei anclus Borkh. 1797.
Tringa Merula Schäfier (Mus. Ornith. 1789, p. 52) ist ja sicher
der erste einer deutschen Wasseramsel gegebene Name. Nomen-
klatorisch läßt sich gegen die binär gebildeten Namen Schäffer's
wohl nichts einwenden. Indessen ist mangels jeglicher Fundorts-
bezeichnung nicht festzustellen, auf welche der in Bayern vor-
kommenden Formen die kurze Beschreibung, die auf einen Vogel
mit rotbrauner Vorderbrust hinweist, zu beziehen ist. Nach der
Einleitung zu Schäffer's Elementa Ornith. 1771 [p. 1] spricht die
Wahrscheinlichkeit für die Herkunft des Typus aus der Gegend
um Regensburg, aber wir wissen nicht, welche Cinclus-¥ovm. in
der Oberpfalz vorkommt, und deshalb erscheint es angebracht, den
Namen — wenigstens vorerst — als unsicher zu verwerfen.
Nr. 408. Erithacus titys „(L.) 1758".
Motacilla Titijs Linn. (Syst. Nat. 10, 1, 1758, p. 187) wurde von
Linnaeus selbst in der zwölften Ausgabe seines „Systema Naturae",
1766, als Weibchen des Gartenrotschwanzes, Phoenicurus p. phoeni-
citrus (Linn.) identifiziert (vgl. Kleinschmidt, Journ. f. Orn. 51,
1903, p. 353-4). Die von Reichenow (Orn. Monatsber. 12, 1904,
p. 2—3) dagegen erhobenen Einwände sind von Kleinschmidt (ebenda
p. 44 — 46) widerlegt worden. Der richtige Name des Hausrot-
schwanzes ist daher Phoenicurus ochruros gibraltariensis (Gm.).
Siehe „Nomenciator" p. 13.
102 Hellraayr: Drei Heiträge zur Nomenklatur der Vögel Europas. I ^^ '^
Nr. 414. EritJiacus luscinia „(Linn.) 1758".
Zu ersetzen durch Luscinia m. megarhynchos Brehra. Vgl.
„Nomenciator" p. 13. Siehe unter Nr. 415.
Nr. 415. Erithacus philomela (Bechst.) 1795.
Der Sprosser erhält den älteren Namen Luscinia l. luscinia
(Linn.) 1758, wie Kleinschmidt (Journ. f. Orn. 51, 1903, p. 320)
nachgewiesen hat. Die von Reichenow (Orn. Monatsber. 12, 1904,
p, 1_2) geltend gemachten Einwände wurden von Kleinschmidt
(ebenda p. 43—44) entkräftet. Trotzdem steht in der „Namenliste"
die Nachtigall fälschlich als E. luscinia, was hiermit berichtigt sei.
Wie der Leser aus dem Vorstehenden ersehen kann, entspricht
die neue „Namenliste" keineswegs den Anforderungen, die man
heutzutage an derartige Veröffentlichungen zu stellen berechtigt
ist. Gegenüber den von unleugbarem Erfolg begleiteten Bestrebungen
weiter ornithologischer Kreise^) bedeutet die Arbeit einen be-
dauerlichen Rückschritt, zumal die Aussichtslosigkeit solcher ver-
einzelter Hemmungsversuche gegen die herrschende Bewegung durch
das Beispiel der Australischen Ornithologen-Gesellschaft^) ad oculos
demonstriert wurde. Hoffen wir, daß die Deutsche Ornitbologische
Gesellschaft ihrem exotischen Schwesterverein in ebenso kurzer
Zeit mit einer nach zeitgemäßen Prinzipien aufgestellten neuen
„Namenliste" nachfolgen möge.
8. Studer, Th. und G. von Burg. Verzeichnis der Schweizerischen
Vögel und ihrer Verbreitungsgebiete. Neu bearbeitet auf
Grund des Kataloges der in der Schweiz beobachteten Vögel
mit Fragenschema der schweizerischen Kommission. Bern
1915. 8°. 92 pg., mit einer Karte. [Preis 3 Fr. 50.]
Die Neuauflage des zum erstenmal 1892 erschienenen Ver-
zeichnisses unterscheidet sich in mehreren Punkten sehr wesentlich
von seinem Vorgänger. An Stelle des veralteten Homeyer'schen
Systems wurde die von Sharpe in der „Handlist" befolgte Klassi-
fikation gewählt. Die Verbreitungsangaben konnten auf Grund des
mittlerweile eingelaufenen umfangreichen Beobachtungsmaterials
erheblich erweitert und genauer präzisiert werden. Schließlich er-
forderte die Nomenklatur eine durchgreifende Umarbeitung. Eine
^) Wir verweisen hier auf die Tätigkeit des von der Tntern. N. -Kommission ein-
gesetzten Spezialausschusses für die ornitbologische Nomenklatur, der nach mehr-
jähriger, mühevoller Arbeit eine Liste von 102 Gattungsnamen eingereicht hat,
die als „Nomina Conservanda'^ dem nächsten Int. Zoologen-Kongreß zur Billigung
unterbreitet werden sollen. (Vgl. Opinion 67, April 1916.)
^) Die „Australian Ornithologists' Union" gab 1913 eine nach ähnlichen,
veralteten Grundsätzen entworfene „Check List" der australischen Vögel heraus.
Aber schon drei Jahre später beschloß der Vorstand eine neue VeröffentlicJiung,
die sich den Bestimmungen der Intern. Nomenklaturregeln anschließen soU.
Alll, 1, I jjeii^^ayr: Drei Beiträge zur Nomenklatur der Vögel Europas. 103
allgemeine Beschreibung des Beobaclitungsfeldes geht dem eigent-
lichen Verzeichnis voraus, welches in Tabellenform eine sehr über-
sichtliche Darstellung der in der Schweiz heimischen Vögel bietet.
Neben der lateinischen Bezeichnung und den Vulgärnamen in den
vier Schweizer Sprachen ist bei jeder Spezies Art und Häufigkeit
des Vorkommens angegeben, wozu sich in der letzten Rubrik
spezielle Daten betreffs vertikaler Verbreitung, Wohnplätze etc.
gesellen. Außer einer Anzahl nicht vollwertig gezählten umfaßt
die Liste die Namen von 360 Arten, deren Ansprüche auf das
Schweizer Bürgerrecht die Verf. für erwiesen betrachten. Die
Nomenklatur ist, trotz etlicher Fortschritte gegenüber der ersten
Auflage, nichts weniger als vorbildlich. Nach eigenem Geständnis
ist sie ein Gemisch, z. T. entlehnt der „List of British Birds",
z. T. der unter den gültigen Nomenklaturgesetzen ganz unzulässigen,
jeder Berechtigung entbehrenden Apstein'schen Liste von „Nomina
Conservanda". Aber selbst hier gingen Studer und Burg vielfach
ihre eigenen Wege, so daß wir mit der Annahme nicht weit fehl-
gehen dürften, daß bei der Auswahl der Namen in erster Linie
der persönliche Geschmack der Verfasser ausschlaggebend war.
Den Schluß der Schrift bildet ein „Aberrationen" betitelter Abschnitt,
auf den wir noch kurz eingehen müssen. So erfreulich es ist, wenn
das vielfach noch arg verkannte moderne Studium der geographischen
Variation neue Freunde sich erwirbt, so verwerflich ist das übereifrige
(um nicht zu sagen voreilige) Aufstellen vermuteter Lokalformen,
ohne daß genügendes Vergleichsmaterial aus anderen Gegenden heran-
gezogen wurde. Beim Durchblättern der vorliegenden Abhand-
lung begegnen wir fünf neuen Namen : Spinus citrinella intermedia
(p. 86), Passer domesticus i^ufescens (p. 86), P. d. pulcher (p. 87),
vom Südfuß des Jura, Lanius collurio fasciatus (p. 89) und Tiirdus
torquatus jurassicus [nomen nudum] (p. 89). Die angeführten Merk-
male sind nicht geeignet, das Bestehen örtlich begrenzter Lokal-
rassen wahrscheinlich zu machen, auch sind die Bedingungen für
die Entwicklung solcher kaum gegeben. Spiegelwürger finden sich
neben normal gefärbten Individuen in der Münchener Gegend und
bilden ohne Zweifel nur zufällige Abänderungen, denen irgendwelche
geographische Bedeutung nicht zukommt. Spinus citrinella inter-
media ist natürlich lediglich ein Synonym von S. citrinella, die ja
aus den Alpen beschrieben wurde. Die korsische Form ist durch-
aus nicht intensiver gelb auf dem Bauche, wie die Verf. annehmen,
sondern ihr Unterscheidungsmerkmal liegt in dem braunen (statt
grünen) Mantel. Die Bemerkungen bei Haubenmeise, Buchfink etc.
lassen erkennen, daß die Verf. bei ihren Vergleichen die jahres-
zeitlichen Verschiedenheiten nicht genügend beachtet haben. Ein-
zelne Angaben über Vorkommen gewisser Formen, wie bei den
Sumpf- und Schwanzmeisen, lassen uns befürchten, daß das unter-
suchte Material für die Entscheidung der betreffenden Frage un-
104 Hellmayr: Drei Beiträge zur Nomenklatur der Vögel Europas. 1 f'
zureichend war. Bei derartigen, so überaus nahe verwandten
Formen ist die Untersuchung einer genügenden Serie gut präpa-
rierter Belegstücke das einzige Mittel, sich Gewißheit zu ver-
schaffen; bloße Beobachtung im Freien ist wertlos. Mit diesen
Ausstellungen wollen wir den Wert der Schrift durchaus nicht
herabsetzen. Wir möchten nur wünschen, daß bei einer künftigen
Neubearbeitung den Erfordernissen der ornithologischen Systematik
nach der technischen Seite hin in weitergehendem Maße Rechnung
getragen würde. Das Buch wird dadurch sicher nicht verlieren.
Eine willkommene Beigabeist die ornithologische Karte der Schweiz,
die zum Verständnis des Textes wesentlich beitragen dürfte.
' ' I Laubmanu: Ein neuer Name für Alcedo grandis ßlyth. 105
1917
Ein neuer Name für Alcedo grandis Blyth.
Von
A. Laubmann (München).
In Systema naturae I, 1788, p. 458 beschrieb Gmelin unter
dem Namen Alcedo grandis einen Vogel, dem er folgende Beschrei-
bung beifügte:
„A. cupreo-aurea, subtus ferruginea, capite artubusque viridi-
aureis, pedibus scansoriis. Pall. spicil. 6, p. 10.
Great Jacamar. Lath, syn. I, 2, p. 605, n. 2.
Magnitudo pici viridis; rostrum tetraedrum, planilaterum, nari-
bus nudis; digiti anteriores flssi; cauda cuneiformis, corpore
longior."
Diese Diagnose bezieht sich auf einen Angehörigen der Familie
der GalbuUdaej nämlich auf Jacamerops grandis (Gmel.) = Jacame-
rops aurea (P. L. S. Müller) 1776.
Durch diesen Alcedo grandis Gmelin 1788 ist der Name Alcedo
grandis als präokkupiert zu betrachten, den Blyth im Journ.
Asiatic Soc. Bengal 14, 1845, p. 190 einer Eisvogelart aus Sikhim
beigelegt hat. Da für die Blyth' sehe Form kein anderer Name
zur Verfügung steht, ergibt sich die Notwendigkeit, einen neuen
Namen zu schaffen und schlage ich als künftige Benennung
Alcedo Hercules nom. nov.
vor.
Alcedo hercules ist die größte aller Arten der Gattung Alcedo.
Sie steht den Formen der Alcedo atthis-GruT^j^e sehr nahe, unter-
scheidet sich aber von unserem Eisvogel, Alcedo atthis ispida L. ^)
schon auf den ersten Blick sowohl durch die bedeutendere Größe
als auch durch die mehr ins Schwärzliche ziehende Färbung
der Rückenpartien. Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt
sich von Sikhim und Bhutan ostwärts bis zu den Dafla Hills und
bis nach Assam. Da das Verbreitungsgebiet somit zum Teil in
das Gebiet von Alcedo atthis hengalensis Gm. übergreift, kann
Alcedo hercules trotz manchei'lei Ähnlichkeit in systematischer
und biologischer Hinsicht doch nicht als geographische Form von
Alcedo atthis aufgefaßt werden, sondern es ergibt sich die Not-
wendigkeit, Alcedo hercules als selbständige Art zu betrachten.
») Vgl. Laubmann, Verh. Ornith. Ges. Bayern XII, 4, 1916, p. 238.
lOG Hellmayr: Sechö neue neotropische Vögel. 1 ®' '
|_ Ges. Bay.
Beschreibung von sechs neuen neotropischen
Vogelformen, nebst einer Bemerkung über
Ampelion cinctus (Tsch.).
Von
C. E. Hellmayr.
Im Verlauf meiner Studien über d'Orbiguy's Typen, die sich
gegenwärtig ihrem Abschlüsse nähern, ergaben sich mehrere un-
beschriebene Formen, die ich in den nachstehenden Zeilen bekannt
mache. Ferner fügte ich die Diagnose eines der Zoologischen
Sammlung zugegangenen Formicariiden und einige Worte über
einen ungenügend bekannten Schmuckvogel bei.
Ateleodacnis speeiosa ama^omim n. subsp.
TJacnis analis (nee Lafresnaye & d'Orbigny) Sclater & Salvin,
Proc. Zool. Soc. Lond. 1866, p. 179; 1. c. 1873, p. 259 (Upper
Ucayali, O.-Peru); Sclater, Cat. Birds Brit. Mus. 11, 1886, p.25
(Bogota; Ucayali, 0. -Peru; Maranura, S. O.-Peru; Cayenne(?));
Berlepsch, Journ. f. Ornith. 37, 1889, p. 294 (Tarapoto.
NO.-Peru).
cT ad. — Ähnlich A. speeiosa speeiosa (Teram.) ^), aus dem
östlichen und inneren Brasilien, aber Unterseite viel dunkler, tief
blangrau bis indigoblau, mit sehr wenig oder gar keiner weißlichen
Mischung in der Analgegend; Kopfseiten gesättigt indigoblau statt
bläulichgrau, und Oberseite durchschnittlich dunkler indigoblau.
AI. 54— 59V2; caud. 40—41; rostr. 10— 11 mm.
Ty])e im Museum H. von Berlepsch (jetzt im Senckenbergischen
Naturhistorischen Museum zu Frankfurt): cT ad. Tarapoto, NO.-
Peru, Februar 13, 1885. Gustav Garlepp coli. Nr. 99.
Hah. Oberes Amazonasgebiet vom südlichen Peru (Pinto-
bamba, Maranura im Tale von Santa Ana [Urubamba]) durch die
östliche Waldregion (Ucayali, Tarapoto) nördlich bis an die Ost-
abhänge der kolumbischen Anden (Bogotd-coll.).
Obs. — A. s. amaxonum ist die dunkle westliche Form, die
mau bisher als Dacnis analis bezeichnet hatte. Der im Pariser
') Sylvia speeiosa Temininck, Rec. PI. col., livr. 49, pl. 293 fig. 2 (1824.
— Rio de Janeiro).
' ' I Hellraayr: Sechs ueue ueotropische Vögel. 107
Museum aufbewahrte Typus der D. analis Lafr. & Orb.^) von
Chiquitos in Ostbolivia und andere Stücke aus demselben Land-
strich (Quebrada onda) in den Sammlungen zu München und Frank-
furt stimmen jedoch vollständig- mit einer Serie aus O.-Brazil
(Bahia, Rio) überein. D. analis wird mithin ein Synonym von
D. speciosa, wogegen die dunkle amazonische Repräsentativform
einen neuen Namen erhalten muß. Von D. s. amaxonum unter-
suchte ich alte crc/ aus Pintobamba (Tal von Santa Ana, S.O-Peru;
Castelnau & Deville coli, im Pariser Museum), Tarapoto (Fluß-
gebiet des Huallaga), vom oberen Ucayali, und mehrere aus Bogota,
welch letztere am extremsten gefärbt sind. Ob die von manchen
Autoren dazu gestellten Vögel aus N.-Brazil (Rio Branco, Tapajoz,
Tocantins und Cayenne) wirklich hierher gehören oder nicht viel-
mehr eine weitere geographische Lokalrasse darstellen, vermag
ich aus Mangel an Material nicht zu entscheiden.
Zum Schluß mag noch bemerkt werden, daß keines der von
Sclater (1. c. p. 26) bei „D. analis'-'' zitierten Synonyme auf diese
Art Bezug hat. Dacnis modesta Gab. ist ohne Zweifel auf ein
Weibchen von Dacnis angelica arcangelica Bonap. begründet, wie
Graf Berlepsch (Jouru. f. Orn. 37, 1889, p. 295) ausgeführt hat,
während Helinai[di] brevipennis Giraud, wenn überhaupt auf eine
Dacnis- Art, nur auf das Weibchen von Ä. s. speciosa sich be-
ziehen kann.
Cyanolyca viridicyafia cyanolaenia n. subsp.
Cyanodtta viridicyanea (errore) Sclater, Proc. Zool. Soc. Lond.
1873, p. 185; Sclater & Salvin, 1. c. p. 780 (Huasampilla,
Dept. Cuzco, SO.-Peru).
Adult. — Ähnlich der C. viridicyana viridicyana (Lafr. &
Orb.)2) aus Bolivia, jedoch leicht durch merklich stärkeren, auch
etwas längeren Schnabel und die tiefblaue Färbung der Kehle und
Gurgelmitte zu unterscheiden. Ferner sind Hinterkopf^ Nacken
und Halsseiten viel entschiedener blau, mit etwas violettem Tone,
und die übrige Körperfärbung zeigt gleichfalls einen ausgesprochen
cyanblauen statt grünlichblauen Ton.
d^cfad. — AI. 132-135; caud. 158—165; rostr. 28 mm.
Type im Zoologischen Museum, München: Nr. 13.361 d^ ad.
Chuhuasi, 15 engl. Meilen nördlich von Ollachea bei Macusanai,
alt. 7000 engl. Fuß, Anden von Carabaya, S.O.-Peru, Mai 1, 1910.
H. & C. Watkins coli. Nr. 217.
Hab. — S.O.-Peru: Anden von Carabaya (Huasampilla, Chu-
huasi, Macusanai etc.).
') Syn. Av. II iu: Mag. Zool. cl. II, p. 21 (1838. — Chiquitos, O.-Bolivia;
descr. (^ ad.).
^) Garrulus viridi-cyamis Lafresaaye & d'Orbigny, Syn. Av. 11 in: Mag.
Zool. cl. II, p. 9 (1838. — Yungas, rep. Boliviana).
103 Hellmayr: Sechs neue neotiopische Vögel.
fVerh Orn.
|_ Ges. Bay.
Obs. — Sechs Vögel aus S.O. -Peru weichen von füntzebn
bolivianischen Stücken der echten C. v. viridieyana auf den ersten
Blick durch die tiefblaue, gegen das Schwarz der Bartgegeud und
Kopfseiten scharf abgesetzte Färbung der Kehle und Gurgel ab,
wogegen diese Teile bei der typischen Form schwarz, mit schwachem,
matt grünlichblauen Anflug erscheinen. Außerdem ist die Gefieder-
färbung ober- und unterseits bei der hier beschriebenen Form viel
reiner und intensiver blau, ohne die für C. viridieyana charakte-
ristische grünliche Beimischung, was sich namentlich auf Hinter-
kopf, Nacken und Halsseiten bemerkbar macht. Der Schnabel ist
bei C. c. cyanolaema entschieden stärker, Flügel und Schwanz
dagegen sind durchschnittlich etwas kürzer. Ein Vogel aus
Huasampilla im Museum Berlepsch, von 0. Salvin als „C viridi-
cyayica^^ bezeichnet, stimmt mit dem Typus von C. v. cyanolaema
überein. C. v. cyanolaema vermittelt in gewissem Sinne den Über-
gang zu C. jolyaea (Bonap.) ^) aus Zentral- und N.-Peru, welche
sich jedoch durch bedeutendere Größe (al. 147 mm), noch inten-
siveres Blau des Gefieders und die eigenartig blaugraue Kehl-
färbung kennzeichnet. Wahrscheinlich ist C. jolyaea ein weiteres
Glied des Formenkreises der G. viridicyaiia, doch wage ich die
Frage nach dem einzigen von mir untersuchten Männchen nicht
zu entscheiden.
Molothrns hadius holiviantis ii. subsp.
Icterus hadius^ Lafresnaye & d'Orbigny, Syn. Av. II in: Mag. Zool.
1838, cl. II, p. 7 (part. : Cochabamba & Sicasica, Bolivia).
Molothrns badius, Sclater & Salvin, Proc. Zool. Soc. Lond. 1879,
p. 608 (Tilotilo, prov. Yungas; Cochabamba, Sicasica [ex
d'Orbigny]).
Ädult. — In der Färbung übereinstimmend mit M. badius
badius (Vieill.)^), nur mit etwas mehr bräunlichem Tone auf der
Oberseite, aber auf den ersten Blick durch viel längere Flügel
und Schwanz, sowie durch dickeren, längeren Schnabel unter-
d^cTad. — AI. 99—101; caud. 79V2— 83; rostr. 19mm.
5 ad. — AI. 95V2; caud. 77; rostr. 19 mm.
Type im Museum d'Histoire Naturelle, Paris (Balgsammlung):
(cf)ad. (irrtümlich als „$" bezeichnet), Chuquisaca, Bolivia, August 16,
1846. Castelnau & Deville coli. Nr. 641.
Hab. — Andengebiet des nördlichen und zentralen Bolivia in
den Provinzen Yungas (Tilotilo), Sicasica, Cochabamba, Sucre
(Chuquisaca) und Mizque (Valle Grande).
') Cyanoeitta Jolyaea Bonaparte, Journ. f. Ornith. T, p. 47 (1853. — ex
Amer. rnerid.).
") Agelaius hadius Vieillot, Nouv. Dict. d'Hist. Nat., nouv. ^d., 34, p. 535
(1819. — ex Azara Nr. 63 : Paraguay et Rio de la Plata).
XIII
1917
•■•]
Hellmayr: Bech8 neue neotropische Vögel. 109
Ohs. — Vier alte Vögel (drei cfd", ein $) und ein unaus-
gefärbtes Exemplar aus Bolivia unterscheiden sich von einem
Dutzend Bälge des echten M. h. haclins aus Paraguay, Argen -
tinien (Chaco und Buenos Ayres), Uruguay (Malclonado) uncTRio
Grande do Sul (Jaguaräo) ^) so auffaltend durch beträchtlichere
GroEe, daß ihre subspezifische Abtrennung geboten erscheint. Selbst
das unreife Stück aus Valle Grande ist noch erheblich größer als
die cfcT ad. der südlichen Form. In der Färbung vermag ich bis
auf etwas mehr bräunliche Tönung der Oberseite bei M. b. boli-
vianus zwischen den beiden Rassen keinen nennenswerten Unter-
schied aufzufinden.
M. b. bolivimius scheint die typische Form im Hochlande von
Bolivia zu vertreten. Die südliche Grenze seines Verbreitungs-
gebietes bleibt noch festzustellen. Möglicherweise gehören die
aus den gebirgigen, nordwestlichen Bezirken Argentiniens (Tucu-
män, Salta) unter dem Namen M. badiiis aufgeführten Vögel auch
zu der hier abgetrennten, größeren Form.
ffAnijyelion'* cincttis (Tschudi).
Im Jahre 1843 beschrieb Tschudi einen in den Wäldern von
Pangoa in Peru entdeckten Cotingiden als Ampelis cincta, der
später auch in W.- Ecuador und Colombia gefunden wurde. Sclater^
welcher erstmals das Kleid des alten cf bekannt machte, stellte
die Art in die Gattung Ampelion, worin ihm alle späteren Schrift-
steller gefolgt sind, bis Ridgway, veranlaßt durch ihre struk-
turellen Eigentümlichkeiten, sie im Jahre 1905 zum Vertreter
eines besonderen Genus erhob, dem er die Bezeichnung Stictornis^)
beilegte. Lange vorher hatte indessen der verdiente Jules Verre-
aux ein angeblich vom „Rio Napo" in O.-Ecuador stammendes
cf ad. als Ämpelioides^) flavitorques beschrieben und abgebildet,
das ich im Pariser Museum zu untersuchen Gelegenheit hatte.
Dieser Name ist merkwürdigerweise in der Literatur vollständig
übersehen worden, obwohl Newton^) die Arbeit Verreaux's in der
ornithologischen Schriftenschau über das Jahr 1867 seinerzeit ge-
bührend erwähnt und auf die Identität der angeblichen Novität
^) Für M. hadius hadius ermittle ich folgende Größenverhältnisse:
DreicTcTad., Paraguay . . . al. 90 — 92; caud. 72'/2— 76; rostr. l?'/^— 18 mm.
Zwei^'d'a^-; Chaco Argentino al. 88»/,, 90; caud. 75'/», 76'/,; rostr. I6V2, n^U_xüVü.
Zweicfd^ad., Buenos Ayres al. 9OV2, 91 ; caud. 70, 74; ' rostr. 17^2 mm]
Ein (^f ad., Rio Grande do Sul al. 90' /j; caud. 74; rostr. 18 mm.
Ein rf ad., Uruguay al. 92; caud. 71; ro.str. ]8\'2 mm.
Drei$§ ad., Paraguay &Chaco al. 81'/2-85; caud. 70—72; rostr. lö'/«— 17 mm.
2) Stictornis Ridgway, Proc. Biol. Soc. Wash. 18, 1905, p. 209 (Type:
Ampelis eincta Tschudi).
, ^) Ampelioides Verreaux, Nouv. Arch. Mus. III, 1867, Bull. p. 5 (Sp. un.:
Ampelioides flavitorques Verr.).
*) Ibis (n. ä.) IV, 1868, p. 222.
i [{) Hellmayr: Sechs neue neotropische Vögel. 1 > er . um.
L Cles. Bay.
mit Amj)elio}t cinclus (Tsch.) hingewiesen hatte. Einen hr)chst
überflüssigen Beitrag zur Synonymie lieferte endlich Reichenow
durch Schaifung des Gattungsnamens Ampekia^) für die uns be-
schäftigende Art.
Leider muß auch der Speziesname dieses charakteristischen
Vogels eine Änderung erfahren, da Ampelis ciucta Tschudi durch
Ampelis cincla KuhP) 1820 präokknpiert ist. Die älteste ver-
fügbare Bezeichnung ist C. tschudii Gray. Wir geben nachstehend
die Synonymie dieses Schmuckvogels, der somit zu heißen hat:
Anipelioides tschudii (Gray).
Ampelis cincta (nee KuhP)) Tschudi, Archiv f. Naturg. 9, I, p. 385
(1843. — „in sylvis Pangoae', Peru; descr. orig. 5); idem,
Faun Peru., Aves, 1846, p. 136 (Montanas des mittleren Peru).
Cotinga Tschudii Gray, Genera Birds I, p. 279 (Dec. 1846. — nom.
nov. pro Ampelis cincta Tschudi).
A}npelio(n) cinctiis Sclater, P. Z. S. Lond. 23, 1855, p. 152 pl. CIV
(fig.cf jr., $) (Bogota); idem, P. Z. S. 28, 1860, p. 67 (Palla-
tanga, W.-Ecuador); idem, 1. c. p. 89 (Nanegal, W.-Ecuador);
idem, Cat. Coli. Amer. Birds 1862, p. 255 (Pallatanga, Bogota);
Sclater & Salvin, P. Z. S. 1879, p. 520 (Frontino, Antioquia) ;
Taczanowski, Ornith. Perou II, 1884, p. 380 (descr. spec. typ.
ex Peruvia et specim. ex Ecuador et Bogota in coli. Sclater);
Sclater, Cat. Birds Brit. Mus. 14, 1888, p. 375 (monogr.);
Goodfellow & Hamilton, Ibis, 1901, p. 714 (Santo Domingo,
* W.-Ecuador); Menegaux, Miss. Serv. geogr. mes. d'un Are
Merid. Equ., 9, 1911, p. B64(Gualea, W.-Ecuador; descr.?).
A7n2)elioides flavitorques Verreaux, Nouv. Arch. Mus. III, Bull.,
p. 5 pl. II flg. 1 (1867. — descr. cf ad., „Rio Napo", Ecuador;
type in Mus. Paris).
Hab. — Peru: Pangoa (Tschudi); W.-Ecuador: Pallatanga,
Nanegal, Santo Domingo, Intac, Gualea; Colombia (Bogotä-coll.;
Frontino, Antioquia).
Obs. — A. tschudii ist verhältnismäßig häufig in W.-Ecuador,
woher wir ein halbes Dutzend Exemplare in verschiedenen Museen
untersucht haben. T. K. Salmon erbeutete ihn in Antioquia (Fron-
tino) und auch in Bogota-Sammlungen findet man die Art nicht
gerade selten. Zwei cfcT aus Bogota unterscheiden sich von
denen aus W.-Ecuador lediglich durch etwas längere Flügel (101
bis 102 statt 96— 98 mm) und mit Ausnahme der äußersten Spitze
ganz hornweißlichen Unterschnabel. Der Oberkopf ist glänzend
schwarz wie bei Stücken aus Gualea und S*" Domingo. Das von
') Ampeleia Reichenow, .Tourn. f. Ornith. 61, 1913, p. 555 (Type: Ampe-
Hon cinctum (Tsch.)).
*) Ampelis cincta Kiihl, Buff. et Daubent. Fig. Av. colorat. Nom. System,
p. 4 (1820. ~ ex Daubenton, Tl. enl. 188: „Cotinga du Brasil").
^ ' j Hellmayr: Sechs neue neotropische Vögel. \\\
Sclater (1. c. pl. CIV) abgebildete Individuum mit gelber Flecken-
reilie längs der Sclieitelmitte war jedenfalls ein nicht völlig aus-
gefärbter Vogel. Ein mir vorliegendes junges cf aus Bogota zeigt
in der Tat die Federn des Oberkopfes düster olivgrün, jede mit
einem schmalen, an der Spitze tropfenförmig erweiterten, beider-
seits schwärzlich eingefaßten, blaßgelben Schaftstreifen oder Längs-
fleck geziert; ferner tragen die großen Oberflügeldecken einen
schwarzen Subapical- und einen hellgelben Spitzenfleck, während
sie im Alterskleide — wenigstens auf der sichtbaren Partie der
Außenfahne — einfarbig gelblicholivgrün gefärbt sind. Verreaux's
Fundortsangabe „Rio Napo" bedarf der Bestätigung, da Ä. tschudii
sonst nur auf der Westseite der Anden in Ecuador angetroifen
worden ist. In Peru wurde der Vogel seit Tschudi's Zeiten nicht
mehr gefunden, obwohl die Avifauna dieses Landes dank den
Forschungen der polnischen Reisenden relativ gut bekannt ge-
worden ist. Taczanowski's ausführliche Beschreibung des im Neu-
chäteler Museum aufbewahrten Typus von A. cinda (C. tschudii)
entspricht sehr gut den $$ aus Ecuador, immerhin erscheint die
sorgfältige Nachprüfung des Tschudi'schen Originals geboten.
Philydor ocJirogaster n. sp,
Philydor subfulvus (nee Sclater) Sclater & Salvin, Proc. Zool. Soc.
Lond. 1873, p. 185(Cosnipata, S.O. -Peru); Taczanowski, Ornith.
P6rou II, 1884, p. 152 (part.: Cosnipata); Sclater, Cat. Birds
Brit. Mus. 15, 1890, p. 101 (part.: descr. et spec. ex Cosni-
pata); Berlepsch & Stolzmann, Proc. Zool. Soc. Lond. 1896,
p. 375 (La (Gloria, Chanchamayo, Z.-Peru); iidem, Ornis, 13,
II, Sept. 1906, p. 114 (Huaynapata, S.O.-Peru).
cf ad. — Oberkopf und Vorderrücken düster oliv, leicht bräun-
lich getönt, die Federn des ersteren mit verloschenen, hellen Schaft-
strichen; Mittel- und Hinterrücken lebhafter, mehr röstlichbraun;
Bürzel und Oberschwanzdecken gleich dem Schwänze tief rostrot.
Flügeldecken, Tertiären und Außenfahne der Schwingen hell
röstlichbraun, Schulterrand entschieden zimtrostbraun, Innenfahne
der Schwingen matt schwärzlich ; Afterflügelfedern und Handdecken
dunkelbraun, außen zimtbraun gesäumt. Zügel rahmgelblich, mit
kurzen, dunklen Federspitzen; ein scharf abgesetzter, bis ans Ende
der Ohrdecken reichender, breiter Superciliarstreif lebhaft ocker-
rostgelb; Ohrgegend düster oliv, mit rahmfarbigen Schaftstreifen;
Wangen, Bartgegend, Halsseiten und Kehle ockerrostgelb; übrige
Unterseite etwas matter, auf den Weichen und Unterschwanz-
decken in einen ockerbräunlichen Ton übergehend; Achselfedern
und Unterflügeldecken lebhaft orangerostgelb ; breiter Innensaum
der Schwingen hell rostfarbig. Oberschnabel dunkel hornbraun,
Unterschnabel gelbweiß, an den Schneiden blaß hornbraun.
AI. 95; caud. 77: rostr. 17^2 mm.
1J2 Hellmayr: Sechs neue neotropische Vögel. i ' °*
I_ Ges. Bay.
§ ad. — In allen Verhältnissen viel kleiner ; die Färbung
matter, namentlich das Rostrot des Bürzels weniger ausgedehnt
und etwas bräunlich vermischt.
Type im Zoologischen Museum, München: Nr. 11.1107 (/ ad.
Chanciiamayo, Prov. Juniu, Zentral-Pern, alt. 1200 m, August 1909.
C. 0. Schunke coli.
Hah. — Die heißen Bergwälder im zentralen und südöstlichen
Peru (La Gloria, Chanchamayo, Junin; Cosnipata, Huaynapata,
Marcapata) und nordwestlichen Bolivia (Songo).
Obs. — Diese gut gekennzeichnete Philifdor-kvi steht dem
bekannten P. enjtUrocercus (Pelz.) ^), der mir in zwölf Exemplaren
aus x\mazonien und Französisch Guiana vorliegt, am nächsten,
unterscheidet sich jedoch leicht durch viel lebhafteren, ockergelben
(statt ralimfarbigen oder weißlichen) Superciliarstreifen, vorwiegend
ockerröstliche Kopf- und Halsseiten, lebhaft ockerröstlichgelbe (statt
schmutzig oder graulich rahmweiße) Unterseite, viel intensiver
orangerostgelbe Achselfedern, Unterflügeldecken und Schwingen-
innensäume, endlich durch viel mehr röstlichbraune Flügel. Sie
war den Ornithologen bereits seit langer Zeit bekannt, aber stets
mit P. suhfulvus Sei. identifiziert und von Sclater unter diesem
Namen im „Catalogue of Birds" gut beschrieben w^orden. P. suh-
fulvus Scl.^), auf einen von Fräser bei Gualaquiza in 0. -Ecuador
gesammelten jungen Vogel in schlechtem Erhaltungszustande be-
gründet, wurde ursprünglich ganz richtig gekennzeichnet. Erst
später verwiesen Sclater & Salvin (1. c. 1873, p. 185) einen von
Whitely bei Cosnipata im südöstlichen Peru erbeuteten Vogel mit
rostrotem Bürzel zu derselben Art, worin ihnen alle Autoren ge-
folgt sind. Das Studium einer Serie aus O.-Ecuador in den Museen
von Tring und Turin läßt indessen nicht den geringsten Zweifel
bestehen, daß der Typus von P suhfulvus lediglich ein junger
Vogel des bekannten P. ruficaudatus (Lafr. & Orb.)^) ist, während
die hier als P. ochrogaster getrennten Vögel aus Peru spezifisch
durchaus verschieden sind. P. ruficaudatus, der in Amazonien
weit verbreitet ist, fehlt jegliches Rostrot auf Bürzel und Ober-
schwanzdecken, nur ganz junge Stücke zeigen bisweilen an den
letzteren schmale rostrote Säume.
Von P. ochrogaster liegen mir außer dem Typus ein junges cT
aus Chanchamayo, ein Pärchen aus Cuzco, Marcapata, und ein un-
reifes cT aus Songo, W.-Bolivia, die drei letzteren aus der Samm-
lung Berlepsch, zur Untersuchung vor. Ferner habe ich das Stück
^) Annhates erythrocercus Pelzeln, Sitzungsber. Akad. VViss. Wien, math.-
natitrw. Kl., 34, p. 105 (1859.— „Brasilia", sc. ßarra do Rio Negro [=MaBäos],
N.-Brazil).
-) Proc. Zool. Soc. Lond. 1861, p. 377 (1861. — Gualaquiza, O.-Ecuador).
^) Andbatus ruficaudatus Lafresnaye & d'Orbigny, Syn. Av. II in : Mag.
Zool. cl. TI, p. 15 (1838. — Yuracares, rep. Bolivianaj.
' ' I Hellmayr: Sechs neue neotropische Vögel. li3
aus Cosnipata im British Museum verglichen. Bis auf gering-
fügige Abweichungen, die sich aus dem verschiedenen Alters-
stadium erklären, stimmen die sechs Vögel gut miteinander über-
ein. Das Jugendkleid kennzeichnet sich durch breiteren Brauen-
streifen, intensivere Färbung aller ockergelben Teile des Gefieders
und ausgesprochen röstlichbraunen Rücken, entspricht also durch-
aus den bezüglichen Verhältnissen bei den verwandten Arten.
P. ochrogaster ist möglicherweise der westliche Vertreter des
P. erythrocercus, mit dem er die Proportionen und den allgemeinen
Färbungstj'^pus teilt. Inwieweit diese Vermutung zutrifft, läßt
sicli heute mit Sicherheit nicht beantworten, da wir über die
Grenzen der Verbreitungsgebiete der zwei Arten zu unvollkommen
unterrichtet sind.
Siptornis berlepschi n. sp.
cf ad. — Oberkopf und Rücken düster erdbraun, auf dem Scheitel
in einen leicht röstlichen, auf der Stirn in einen matteren, mehr
graubraunen Ton übergehend; Bürzel und Oberschwanzdecken,
scharf abgesetzt gegen die Rückenfärbung, lebhaft zimtrot, die
längsten Deckfedern an der Innenfahne rußschwärzlich gesäumt.
Kleine Oberflügeldecken röstlich erdbraun; mittlere und große
Flügeldecken dunkelbraun, mit ziemlich breiten, mattröstlichbraunen
Säumen; Schwingen matt schwärzlichbrauu, die fünf äußeren Hand-
schwingen an der Außenfahne ganz schmal fahlbräunlich gerandet;
die übrigen Hand- und die Armschwingen (mit Ausnahme der
Tertiären) an der Basis der Außenfahne lebhaft rostrotbraun
gefärbt, wodurch ein großer, rotbrauner Spiegelfleck auf dem
Flügel entsteht, auch die Endhälfte der Außenfahne breit röstlich-
braun gesäumt; Tertiären schwarzbraun, ringsum deutlich röstlich-
braun eingefaßt. Die zwei äußersten Schwanzfedernpaare einfarbig
hell zimtrot; das dritte Paar (von außen gerechnet) zeigt die ganze
Außenfahne sowie die Basis und einen keilförmigen Spitzenfleck
der Innenfahne zimtrot, die mittlere Partie der letzteren schwärz-
lich; das nächstfolgende Paar schwarz, nur ein mehr oder minder
entwickelter, an der Wurzel die ganze Fahnenbreite einnehmen-
der Saum längs der Außenfahne zimtrotbraun; die zwei mittelsten
Steuerfedernpaare ganz schwarz. Zügel und ein schmaler bis
oberhalb dem Auge fortgesetzter Streif rahmweiß, die E'ederspitzen,
namentlich vor dem Auge schwärzlich ; ein breiter Postocularstreif
trüb aschgrau; Ohrgegend schwärzlichbraun, einen deutlichen
dunklen Fleck bildend; Halsseiten aschbraungrau; Backen- und
Bartgegend rahmweiß, mit feinen, dunklen Federsäumchen. Unter-
seite rahmweiß; kein andersfarbiger Kehlfleck; auf der Mitte der
Vorderkehle findet sich an der Basis einiger Federn gerade noch
ein schwacher, gelbröstlicher Schein angedeutet, wogegen die schwarze
Wurzel der sich ventralwärts anschließenden Federn der Unter-
8
1J4 Hellmayr: i^echs neue neotropische Viigel. I ^^ ' "^'
|_ Ges. Bay.
kehle ein wenig tlurclischimmert; Weichen und Unterschwanz-
decken gelbbraun. Achselfedern und Unterflügeldecken fahlrost-
rot, schmaler Innensaura der Schwingen fahlrostfarbig. Ober-
schnabel dunkel hornbraun, untere Mandibel blaßgelb mit horn-
brauner Spitze.
AI. 69-691/2; caud. 70-74; rostr. Wj^—lb^l^mm.
Type im Zoologischen Museum, München: Nr. 16.583 cf ad.
Chicani, N. Bolivia, September 6, 1893. Gustav Garlepp coli.
Nr. 155.
Hab. — N. Bolivia, Dept. La Paz: Chicani, am Ostabhang
der Kordillere, im Quellgebiet des Rio Beni.
Obs. — Diese neue Siptornis, von welcher mir außer dem
Typus drei weitere alte cfcf von der gleichen Lokalität aus dem
Mus. H. von Berlepsch vorliegen, gehört in die Gruppe vou S. d'or-
bignyi (Reichb.) M und 8. arequipae (Sei. & Salv.)^), hat aber
viel kräftigeren, dickeren Schnabel und weicht von beiden außer-
dem durch den Mangel des zimt- oder orangerostroten Kehlflecks,
die gleichmäßig zimtrote Färbung der zwei äußeren Steuerfedern-
paare, weniger Rotbraun auf der Schulter und durch wesentlich
blassere, hellgelbbraune (statt zimtbraune) Weichen und Unter-
schwanzdecken ab. Weitere Kennzeichen gegenüber S. d' orhignyi,
aus Central Bolivia, sind die düsterer braune Oberseite, die ge-
ringere Entwicklung der rotbraunen Säume auf Flügeldecken und
Tertiären, endlich die mehr weißliche, weniger rahmgelblich über-
') Bathmidura D' Orbignyi Keichenbach, Handb. spec. Oruith., Sittinae,
p. 163 (1853. — Dom. uov. pro SynaUaxis humicola (nee Kittlitz)
d'Orbigny, Voyage, Ois., p. 245 pl. 17 fig. 2: type ex Palca, prov.
Ayupaya, C. Bolivia; cfr. M^negaux & Hellmayr, M^m. Soc. Hist. Nat.
Autun 19, 19Ü6, p. 79).
Reichenbach hat die Art aus Autopsie gar nicht gekannt (sie fehlt
einer freundlichen Mitteilung Dr. Jacobi's zufolge auch heute noch dem Dres-
dener Museum) , sondern entwarf seine Diagnose lediglich nach d' Orbigny's
Beschreibung und Abbildung. Außer einer 6'. humicola Kittl. ex Valparaiso be-
sitzt das Pariser Museum, wie wir a. a. O. mitgeteilt haben, zwei Exemplare:
einen Balg aus Cochabamba, der vermutlich zu S. arequipae gehört, und einen
montierten alten Vogel aus Palca, Ayupaya. d' Orbigny's Beschreibung könnte
sich hinsichtlich der Bchwanzzeichnung ebenso gut auf das eine wie auf das
andere Stück beziehen, allein die von ihm erwähnten breiten, rotbraunen Säume
auf den Oberflügeldecken und Tertiären und der rotbraune Kehlfleck kommen
nur dem Palca- Vogel zu, der zudem sicher als Vorlage der Tafel gedient hatte,
die Reichenbach in erster Linie B. d'orhignyi benannte. Von den übrigen
in der ,Voyage' namhaft gemachten Fundorten sind keine Belegstücke vorhanden.
In Corrientes (Argentina) kommt die Art überhaupt nicht vor. Die Angabe be-
ruht ohne Zweifel auf einer Verwechslung mit S. baeri Berl. oder S. sordida
flaviyulariti (Gould), welche d'Orbigny dort beobachtet haben mag und in den
später bei Palca etc. gesammelten Individuen wieder zu erkennen glaubte. Unter
diesen Umständen fixierten wir Falca, C. Bolivia, als terra typica von B. d'or-
hignyi.
-) SynaUaxis arequipae Sclater & Salvin, Proc. Zool. Boc. Lond. 1869,
p. 417 (18G9. — „in vicin. urbis Arequipae, Peruv. occid.").
' ' I Hellmayr: Sechs neue neotiopische Vögel. 115
laufene Uuterseite. Von S. areqidpae unterscheidet sie vor allem
der Besitz eines ausgedehnten, lebhaft rostrotbraunen Flecks an
der Wurzel der Arm- und inneren Handschwingen sowie die zirat-
rote Färbung der Außenfahne und des Spitzenteils der Innenfahne
des drittäußersten Steuerfedernpaares, welches bei S. arequipae ein-
farbig schwarz erscheint. Letztere Art ist auch größer, hat ins-
besondere merklich längeren Schwanz.
Über die Verbreitung von 8. herlepschi wissen wir nur, daß
der verstorbene Reisende Gustav Garlepp im September 1893 vier
alte cTcT bei Chicani, in N. Bolivia, am östlichen Abhang der Anden-
kette im Quellgebiet des Rio Beni gesammelt hat.
S. arequipae (Sei. & Salv.) bewohnt die Küstenkordillere von
S.W. Peru (Arequipa) und N.W. Bolivia (Sajama). Ihr Hauptmerk-
mal gegenüber S. d' orbicpiyi und 8. herlepschi besteht in dem
völligen Mangel des rotbraunen Flügelspiegels, indem die Schwingen
bis an die Wurzel hinab gleichmäßig schwärzlich gefärbt sind und
nur die innersten Armschwingen einen schmalen, fahlerdbraunen
Saum erkennen lassen. Auch die großen Flügeldecken sind ganz
schwärzlichbraun, bis auf einen feinen, blaßbräunlichen Außen-
rand. Die Schwanzzeichnung ist ebenfalls verschieden: das äußerste
Steuerfedernpaar ganz oder teilweise zimtrot ; das nächstfolgende
nur auf der Außenfahne und höchstens noch au der äußersten
Wurzel der Innenfahne zimtrot, sonst schwarz; die übrigen Steuer-
federn einfarbig schwarz. Die ganze Kehlmitte ist eingenommen
von einem großen, lebhaft orangerostroten Fleck, dessen Federn
seidenartig glänzende, weiße Spitzen tragen. Ich habe mehrere
alte cTcT aus Sajama in den Museen Berlepsch und München unter-
sucht, die sehr gut der Originalbeschreibung von 8. arequipae ent-
sprechen. Obwohl ich noch keine Gelegenheit hatte, sie mit den
Typen im British Museum zu vergleichen, zweifle ich schon aus
geographischen Erwägungen nicht an ihrer Identität. Weniger
gewiß bin ich, ob auch die Bewohner der Westseite der Cor-
dillera Real (La Paz) und der Gegend von Cochabamba hieher zu
rechnen sind, da mir nur einige weibliche, bezw. jüngere Vögel
in stark abgetragenem Kleide vorliegen. Auch ihnen fehlt der
rotbraune Spiegelfleck auf dem Flügel, sie sind aber kleiner und
diiferieren etwas in der Färbung. Weiteres Material, vor allem
von alten cfcT, ist zur endgültigen Klärung ihrer systematischen
Stellung erforderlich ^).
8. (Torhignyi d'orbignyi (Reichb.) bewohnt das Hochland von
Zentral- Bolivia (Palca, "Chuquisaca, Valle Grande) und verbreitet
sich südwärts bis Jujuy, N.W. Argentina. Vier alte d^cT aus Jujuy
') Was die neuerdings beschriebene Siptornis orbignii neglecta Cory (Field
Mus. Nat. Hist, Publ. 190, Aug. 1916, p. 340: Macate, Dept. Ancachs, W.Peru)
wohl sein möchte, vermag ich angesichts der unklaren Kennzeichnung nicht zu
sagen. Vermutlich handelt es sich um eine ganz verschiedene Art!
8*
116 Hellraavr: Sechs neue neotropische Vögel. I ^^ '..^
L Ges. Bay.
(Tilcara, Jacoraita) vermag ich nicht von den Bolivianern zn
unterscheiden, wobei allerdings zu bemerken ist, daß der Tj-pus
aus Palca das einzige, vollständig ausgefärbte, bolivianische
Stück ist, das mir vorlag. Charakteristisch für diese Form sind die
vorwiegend zimtrotbraun gefärbten Oberflügeldecken und Tertiär-
schwingen. Die Armschwingen sind an der Basishälfte lebhaft
zimtrotbraun, wodurch ein großer Flügelspiegel entsteht; die Kehle
trägt wie bei S. arequipae einen scharf abgesetzten, ausgedehnten
orangerostroten Fleck. Der Schwanz ist folgendermaßen gefärbt:
äußerstes Steuerfedernpaar auf Außenfjihne und Wurzel der Innen-
fahne zimtrot, Rest schwärzlich; nächstes Paar nur an der Wurzel
der Innen- und den zwei basalen Dritteln der Außenfahne rot-
braun; die drei nächsten Paare nur an der von den Unterschwanz-
decken verborgenen Basis rotbraun, sonst schwarz; mittleres Paar
ganz schwarz.
Wie weit sich das Verbreitungsgebiet dieser Form südwärts
in Argentinien erstreckt, läßt sich vorläufig nicht feststellen , da
sie wiederholt mit 8. haeri Berl. und anderen Arten verwechselt
worden ist. Keinesfalls kann ich mich jedoch mit der Auffassung
P. L. Sclater's einverstanden erklären, der Synallaxis crassirostris
Leybold ^) als Synonym zu 8. d'orbigniji stellt. Ein von Bur-
meister 2) bei Mendoza gesammeltes $ ad, des Hallenser Museums
unterscheidet sich von acht 8. cVorUgnyi aus Bolivia und Jujny
durch einfarbig zimtrostbraunes äußerstes Steuerfedernpaar, weitere
Ausdehnung dieser Färbung auf den zwei folgenden Paaren, und
dadurch, daß das Zimtrot auf die Oberschwanzdecken beschränkt
und nicht auch über den Bürzel ausgedehnt ist. Sonst gleicht
der Vogel seinem nördlichen Verwandten, mit dem er namentlich
den Besitz des Kehlflecks und des rotbraunen Flügelspiegels teilt.
Auf Grund der erwähnten Abweichung möchte ich — wenigstens
vorläufig — die Mendoza- Vögel als besondere Form, 8. cVorbiymji
crassirostris (Leyb.) ansprechen. Ihre geographische Verbreitung
darzulegen, bleibt weiteren Forschungen anheimgestellt.
Jedenfalls unterliegt es nicht dem geringsten Zweifel, daß
die von G. Garlepp bei Chicani in N. Bolivia gesammelte 8iptornis-
Art von den bisher beschriebenen durchaus verschieden ist, wenn
auch bei Vertiefung unserer Kenntnis alle in den vorhergehenden
Zeilen besprochenen Formen sich möglicherweise als Angehörige
eines Formenkreises ausweisen möchten. Ich widme sie dem
') Synallaxis crassirostris (Landbeck MS.) Leybold, Journ. f. Oraith. 13,
p. 401 (Nov. 1865. — „halbwegs vou den Häusern von Melocoton gegen den
Fluß Tunuyan", Prov. Mendoza).
*) Synallaxis humicola (errorel) Burmeister, Journ. f. Ornith. 8, 18G0,
p. 250 (Mendoza); idem, Reise La PI. Staat. II, 1861, p. 468 (Mendoza). —Der
gleichfalls genannte Fundort „Parana" bezieht sich wahrscheinlich auf S. sordida
Üavigularis (Gould). Das Halle Museum besitzt kein Exemplar aus Parana.
' ' I Hellmayr: Sechs neue neotropißche Vogel. 117
Meister nnter den deutschen Ornithologen Graf Hans von Ber-
lepsch, meinem unvergeßliclien Lehrer und Freunde.
GrallivrU'ula nana olivascens n. subsp.
Ädidt. — Ähnlich Grallaricula nana nana (Lafr.) ^), aus Co-
lombia und West- Venezuela (Anden von Merida), aber mit kürzeren
Flügeln und schmälerem dünneren Schnabel. Der Rücken, die
Oberflügeldecken und Außensäume der Schwingen sind sehr viel
matter und blasser, hellgrünlich oliv, und entbehren völlig des
ausgesprochen braunen oder röstlichbraunen Tones, der bei der
typischen Form vorherrscht; das Grau des Oberkopfes ist heller,
was indessen nur beim Vergleich von Serien auffällt.
cTd'ad. — al. 68—71; caud. 33—38; rostr. 14— 15 mm.
$$ ad. - al. 67—70; caud 34—36; rostr. I3V2— 14 mm.
Ty2)e im Zoologischen Museum, München: Nr. 15.1700 cf ad.
Galipan, Cerro del Avila, alt. 2000 m, N. Venezuela, Dezember 15,
1913. S. M. Klages coli. Nr. 2191.
Hab. — Nord- Venezuela, Dept. Federal: Cerro del xAvila, Süd-
hänge des Berges in Höhen von 6000—6500 engl. Fuß.
Obs. — Schon vor zehn Jahren fand ich unter den von Lev-
raud in der Gebirgskette von Caracas gesammelten Vögeln des
Pariser Museums ein ausgefärbtes Exemplar, dessen abweichendes
Aussehen mir sofort auffiel. Aber erst vor Kurzem erhielt ich
durch S. M. Klages ein Dutzend schöner Bälge, alle an den Süd-
abhängen des Avila, eines Berggipfels in der Nachbarschaft der
Silla von Caracas, zwischen Oktober 1913 und Januar 1914 ge-
sammelt, welche die Beständigkeit der Form der nordvenezuelani-
schen Küstengebirge dartun und ihre Abtrennung rechtfertigen.
In der Allgemeinfärbung schließt sich O. nana olivascens an
die typische Form an, unterscheidet sich aber unschwer durch
ganz andere, hell olivgrünliche (statt warm olivbraune oder röstlich-
braune) Oberseite, kürzere Flügel und schwächeren Schnabel. Die
individuelle Variation bewegt sich bei beiden Formen ungefähr
innerhalb denselben Grenzen. Die Intensität des Ockerrostgelb
auf der Unterseite entspricht dem Durchschnitt der Serie aus den
Anden von Merida; der weiße Gurgelfleck ist bald deutlich aus-
geprägt, bald kaum vorhanden; ähnliche Schwankungen zeigen
die Entwicklung der schwärzlichen Säume an den Federn der
Vorderbrust; die Ausdehnung der weißen Bauchmitte wechselt
ebenfalls bei verschiedenen Individuen. Das Schiefergrau des
Scheitels und Nackens ist in der Regel lichter als bei G. n. nana,
wenn auch einzelne Stücke hierin nicht immer zu unterscheiden
sind. Zügel, Wangen-, Bartgegend und Kehle sind auf intensiv
1) Grallaria nana Lafresnaye, Rev. Zool. 5, p.334 (1842. — „in Colombiä'S
sc. San ta-F^-de- Bogota).
[|<5 Hellmayr: Sechs neue neotropische Vögel. I ^^ • '-'in-
L Ges. Bay.
ockergelbem Grunde reichlicli schwärzlich gespi'enkelt oder ge-
fleckt. Alte Vögel besitzen schwärzlichen Oberschnabel, während
die untere Mandibel hornweißlich, nur an den Schneiderändern
und der Spitze dunkelbraun gefärbt ist.
Ein junger Vogel, teilweise noch im flaumigen Nestkleid, hat
gleich einer jungen G. n. nana aus Merida ganz wachsgelben
Unterschnabel, w^eicht aber von letzterer schon durch die Rücken-
färbung ab.
Zwischen alten Vögeln männlichen und weiblichen Geschlechts
besteht bei G. n. olivascens ebensowenig Unterschied wie bei ihren
Verwandten.
G. nana nana (Lafr.) scheint in ihrer Verbreitung auf die
nördlichen Teile Colombias und die angrenzenden Gebirgsgegenden
des westlichen Venezuela beschränkt zu sein. Ich untersuchte
drei Bogota-Bälge und zehn Exemplare aus den Anden von Merida
(El Escorial, El Valle, Culata). Zwei der Bogota-Stücke sind auf-
fallend dunkel, das dritte stimmt aber durchaus mit der Merida-
serie überein, die übrigens in der Färbung der Ober- und Unter-
seite einigermaßen variiert. Vorläufig möchte ich daher die colom-
bischen und west-venezuelanischen Vögel vereinigen, zumal die
sogenannten Bogotä-Bälge ohnedies keine vollwertigen Studien-
objekte abgeben.
Eine dritte Form dieser Gruppe ist G. nana cumanensis
Hart.^), aus den Anden von Bermudez, N.O.Venezuela. Sie unter-
scheidet sich von ihren Verwandten durch viel dunklere, mehr
zimtrote Färbung auf Zügel, Backen, Kehle, Vorderbrust und
Seiten, weitere Ausdehnung der weißen Zone auf der Bauchmitte,
vollständigen Mangel der schwärzlichen Sprenkelung an Backen
und Kehle, viel größeren und schärfer abgesetzten, reinweißen
Gurgelfleck, kürzeren Schwanz und breiteren Schnabel. Der Rücken
und die Oberflügeldecken sind ausgesprochen olivenbraun, genau
wie bei G. nana nana, aus Merida. Ich untersuchte ein Pärchen
aus Los Palmales, darunter den Typus, und ein $ aus Rincon de
S. Antonio, gesammelt von Caracciolo, im Tring Museum.
Die Verbreitung der drei Formen ist somit wie folgt:
a) Grallaricula nana nana (Lafr.).
Östliche Andenkette von Colombia (Bogota)'^) ostwärts bis
zu den Anden von M6rida (El Escorial, Valle, Culata) in
West-Venezuela.
') Grallaricula cumanensis Hartert, Bull. B. O. C. 11, p. 37 (1900. -Los
Palmales and Rincon de S. Antonio, Andes of Cumana, State Bermudez, N. E.
Venezuela).
^) Vermutlich gehören auch die von Sclater&Balvin (P. Z. S. Lond. 1879,
p. 527) aus Santa Elena, Antioquia, aufgeführten Exemplare dazu.
^ ' I Hellmayr: Sechs neue neotropische Vögel. \[\}
h) Grallaricula nana olivascens Hellm.
N, Venezuela, Dept. Federal: Südhänge des Cerro del Avila,
unweit Caracas, in Höhen von ca. 1800 — 2000 m.
c) Orallaricula nana cumanensis Hart.
N.O. Venezuela, Staat Bermudez: Andenkette von Cumana
(Los Palmales, Rincon de S. Antonio)^).
Maße der untersuchten Exemplare:
Dreialte Vögel (ohne
Geschlechtsangabe),
Bogota, {0. nana al. caud. rostr.
nana) 69, 72, 72; 36, 36, 37; 13 V2, 14, 14 mm.
Sechs alte cTcf, An-
den von Merida
{0. 71. nana) . . .70,71,72(ter),75; 35, 36 (bis),
37, 38, 39; ISVa— 14 mm.
Sechs alte cTcT, Cerro
del Avila, N. Vene-
zuela {G. n. oli-
vascens) 68(bis),68V2(bis), 33, 34 (bis),
69,71; 36(bis),37,38; 14— 15 mm.
Ein altes cT, Los Pal-
males , Bermudez,
N.O. Venezuela (ö.
n. cumanensis).
Type 68; 31; 15 mm.
Zwei alte $$, Anden
von Merida [O. n.
nana) 69, 72; 33, 34; 13^4, 14 mm.
Vier alte 5$, Cerro
del kV\\di.{G.n. oli-
vascens) 67, 70(ter);34(bis),36(bis); 13V2-14mm.
Zwei alte $$, Bermu-
dez, N.O.Venezuela
{G. n. cumanensis) 64, 67; 28, 28; 15 mm.
*) Balvin (Ibis, 1885, p. 430) erwähnt ein von H. Whitely am Kukenam-
gebirge, Brit. Guiana, in einer Höhe von 1660 m erbeutetes Weibchen s. n. G.
nana. Ohne Nachuntersuchung läßt sich nicht feststellen, welcher Form dieser
Vogel angehört. Möglicherweise handelt es sich um G. n. cumanensis oder um
eine besondere, noch unbeschriebene Lokalrasse, keinesfalls aber um G. n. nana.
120 Boetticher: Entgegnuug. fVerh. Oni.
L Ges. Bay.
Entgegnung.
In seiner Arbeit über die Formen von Corvus coronoides^)
nnterziebt Stresemann meine Untersuchungen über den Zusammen-
hang zwischen Klima und Körpergröße der homöothermen Tiere'^)
einer ungewöhnlich scharfen Kritik. Er wirft ihr Mangel an
Sachkenntnis, Vertiefung und Kritik der Literatur vor und fordert
so eine Entgegnung heraus.
Dem aufmerksamen Leser meiner Schriften konnte es nicht
entgehen, daß eine ihrer Hauptaufgaben darin bestand, möglichst
viele und namentlich durch die Angaben namhafter Forscher, — wenn
auch unbewußt und ungewollt, — in der Literatur bereits bekannt
gewordene Beispiele für die Richtigkeit der Bergmann'schen Theorie
zusammenzustellen. Eine bis ins Kleinste durchgeführte Nach-
prüfung dieser aus der ernsten Fachliteratur stammenden Angaben
konnte nicht zur Aufgabe der Arbeit gemacht werden. Trotzdem
wurden diese, soweit möglich, nachgeprüft, besonders in zweifel-
haften und auch in wenig deutlichen Fällen. Und zAvar geschah
es selbstverständlich in der Weise, daß möglichst viele Exem-
plare herangezogen und die Extrem- sowie Durchschnittsmaße in
Rechnung gebracht wurden. Die einzelneu gefundenen Werte alle
anzuführen, verbot der Umfang der Schrift von selbst! Ich will
dahingestellt sein lassen, ob ich auf die Maximal- und Minimal-
maße nicht noch mehr Gewicht hätte legen sollen als auf die
Mittelwerte. Jedenfalls aber bin ich mir nicht bewußt, hierbei
irgendwelche Tatsachen tendenziös gefärbt zu haben,
wie es mir Stresemann vorwirft.
Ferner finde ich bei Stresemann den Vorwurf, daß ich mich
nicht auf ein engbegrenztes Gebiet beschränkt habe. Gewiß
hätte ich mich in diesem Falle mehr „vertiefen" können, hätte
die Maße aller zugänglichen Stücke genau angeben, die klima-
tischen Verhältnisse ihrer Wohngebiete genau beschreiben können.
Aber es wäre mir wohl schwerlich gelungen, die Gesetzmäßigkeit
der Erscheinung dem „skeptischen Fachmann" überzeugend vor
Augen zu führen! Ich hätte nur zeigen können, daß ein bestimmtes
Gebiet ein kälteres Klima hat und größere Tierforraen birgt als
^) Verhandl. Ornith. Ges. Bayern, Bd. XII, Heft 4, 1916, p. 277—304.
2) Zool. Jahrbücher, Abt. f. Systematik, Bd. 40, 1915, p. 1—56.
XIII
191
'^ ' I \ Boetticher: Entgegoung. j^21
ein anderes. Das kann aber auch ganz zufällig so zusammen-
treffen. Daß aber wirklich ein innerer Zusammenhang zwischen
dem Klima und der Größe warmblütiger Tiere besteht und daß
die fragliche Erscheinung eine allgemein vorkommende, wenn auch
oft durch andere ersetzte oder verdeckte funktionelle Anpassung
an das Klima darstellt, das konnte ich nur durch Heranziehen
von- Beispielen aus möglichst vielen, verschiedenen Ordnungen der
beiden Tierklassen und aus möglichst vielen, verschiedenen geo-
graphischen Gebieten erreichen. Natürlich konnte ich nicht alle
Arten mit genauen Maßen bringen, das würde den Rahmen der
Arbeit überschritten haben. Aber auch hierbei haben mir
tendenziöse Entstellungen völlig fern gelegen. —
Mit meiner Meßmethode ist Stresemann ganz und gar nicht
zufrieden. Ich stimme mit ihm darin überein and habe es in
meiner größeren Schrift ausdrücklich hervorgehoben, daß
man im vorliegenden F'all eigentlich nur die Gewichte heranziehen
dürfte, und zwar die Gewichte der in völlig normalem Futterzu-
stand befindlichen Tiere minus Magen- und Darminhalt. Ein noch
besseres Bild würde die Herausrechnuug des Körpervolumens (aus-
gedrückt in Kubikzentimetern) oder der Körperoberfläche (ausge-
drückt in Quadratzentimetern) der ebenfalls im normalen Futter-
zustand befindlichen und ganz kahl gerupften Vögel bieten. Aber
all' das ist, wie auch Stresemann zugibt, einfach aus dem Grunde
unmöglich, weil unsere Sammlungen nur Bälge besitzen!
Ich nahm meine Zuflucht zur „absoluten Körperlänge", obwohl
ich sehr wohl wußte, daß das nicht einwandfrei ist, was ich eben-
falls ausdrücklich betont habe. Aber schließlich ist das
Schrumpf- und Dehnungsvermögen auch der elastischen Vogelhaut
begrenzt. Stark deformierten Vögeln sieht es auch der Anfänger
bald an, und diese wurden, wie ebenfalls ausdrücklich be-
tont, ganz außer acht gelassen. Die anderen an den Bälgen
gefundeneu Maße wurden alle nur in Verbindung mit den in
der Literatur gefundenen, in der Regel am Vogel im Fleisch ge-
wonnenen Maßen verwandt. Mithin wurden die Fehlerquellen auf
ein Minimum reduziert.
Auch Stresemanns Methode ist nicht einwandfrei. Er gibt
selber zu, daß die Flügellänge und die Körpergröße bei ver-
schiedenen Formen nicht in demselben Verhältnis zueinander
stehen. Man kann nicht immer sagen, daß der mehr langflügelige
Vogel auch der größere ist. Die Länge der Flügel kann ja auch
eine klimatische Anpassung sein, z. B. an starke Winde, wie auch
andrerseits die Verkümmerung der Flügel eine Anpassung an
starken Windreichtum sein kann, wie bei vielen insularen und
alpinen Insektenformen. Aber sie sagt uns nichts darüber, ob die
Größe des Körpers in irgendeinem Zusammenhang mit den Tem-
peraturverhältnissen des Wohngebietes steht, — Daß bei der
1 09 Boetticher: Entgeguung. — Schriftenschan. 1 • ^r .
L CtBS. Bay.
Gruppe des Corvus coronoides und den anderen Formen, welche
Stresemann hierzu rechnet, überall die Körpergröße und die Flügel-
länge in demselben Verhältnis stehen, ist re-iner Zufall. Aller-
dings ein sehr erfreulicher Zufall, denn er ermöglichte es, daß
Stresemann mit seiner Meßmethode an dieser Gruppe die Berg-
mann'sche Theorie einwandfrei bestätigen konnte. Und das ist
für mich trotz der harten Stresemann'schen Kritik doch eine
schöne Genugtuung. Denn die vornehmste Aufgabe meiner Schriften
war die, dazu beizutragen, um die Bei'gmann'sche Theorie vor
dem ungerechten Schicksal völliger Vergessenheit zu bewahren
und andere Forscher, besonders die durch hervorragende Sach-
kenntnisse ausgezeichneten Spezialisten anzuregen, die von mir an-
gedeuteten Beispiele nachzuprüfen, zu vervollkommnen und neue
hinzuzufügen. Hans von Boetticher.
Schriftenschau ^).
E. Hesse, Zur Ornis der Mark Brandenburg; Jouru. für Ornith. 64,
1916, p. 605—611.
Die vorliegende Arbeit bildet den Abschluß einer Keihe von Abhandlungen
des als Erforscher der Vogelwelt der Marie Brandenburg rühmlichst belcanuteu
Verfassers. Durch die am 1. Juli 1916 erfolgte Übersiedelung Hesse's nach
Leipzig haben die mit so unermüdlichem Eifer durchgeführten, aber auch durch
schöne Erfolge belohnten Exkursionen in die an Seen, Sümpfen und Mooren so
überaus reiche nähere und weitere Umgebung Berlins vorerst leider ein Ende ge-
funden, und es bleibt nur zu hoffen, daß Hesse sich nunmehr mit der gleichen
Liebe und Freude der Durchforschung der Avifauna seines neuen Wohnsitzes
widmen möge.
Die Abhandlung bringt lediglich einige kurze Ergänzungen zu früheren
Arbeiten über den gleichen Gegenstand. So finden wir hier eine genaue Zu-
sammenstellung aller von Hesse entdeckten Brutplätze des Colymbus nigricans
Scop.-). Die Blaurake, Coracias garrulus L., kann erfreulicherweise noch immer
zu den Brutvögeln gerechnet werden. Auch Museieapa parva Bechst. '), der
Zwergfliegenschnäpper, ist in den großen Wald beständen nicht seltener Brutvogel,
und überall da zu finden, wo die Rotbuche in dichterem Bestände auftritt.
Am 28. Mai 1916 gelang es Hesse, im „Forst Chorin" den Flußschwirl,
Locustelln fluviatilis Wolf, für das Gebiet erstmals nachzuweisen. Damit ist
nun für die Mark Brandenburg der Nachweis des Vorkommens aller drei deutschen
Schwirlarten, nämlich Nachtigallschwirl, Locustella luscinioides (Savi), Heu-
schreckensänger, Locuntella naevia naevia (Bodd.), und endlich Flußschwirl,
Locustella ßuviatilis (Wolf), einwandfrei erbracht. Es ist dies wohl einer der
*) Verfasser von Aufsätzen in weniger verbreiteten Zeitschriften werden um
Einsendung von Sonderabdrücken zwecks Besprechung in dieser Eubrik ersucht.
^) = Fodiceps ruficoUis ruficollis (Fall.).
') = Erythrosterna parva parva (Bechst.).
^ill'1'1 Schriftenechau. 12-^
1917 J
schönsten Erfolge, der Hesse während seiner langen Beobachtungszeit be-
schieden war.
Schließlich sei noch der Anregung des Autors zu einer systematisch durch-
geführten zoologischen Landeserforschung gedacht, die sich ähnlich wie die geo-
logische Landesuntersuehung über das ganze Deutsche Reich erstrecken sollte.
Es wäre dies wohl der einzige Weg, eine wissenschaftlich auch wirklich verwert-
bare Grundlage für die zoologische Erforschung unseres Vaterlandes zu schaffen.
Doch kostet ein so weitausgedehntes Unternehmen leider Geld, sehr viel Geld,
und ob für einen solchen idealen Zweck die nächste Zukunft das notwendige
Geld anzuwenden geneigt ist, erscheint mir zum mindesten als äußerst zweifel-
haft. Wir werden wohl auch in Zukunft bei der Erforschung unseres Landes
auf die Kräfte Einzelner angewiesen sein, vielleicht sogar in noch größerem Maße
als bisher, und gerade darum gebührt E. Hesse für seine mustergültigen Leistungen
bei der ornithologischen Erschließung der Mark Brandenburg unser wärmster,
aufrichtigster Dank. — A. L.
R. Hey der, Ornis Saxonica. Ein Beitrag zur Kenntnis der Vogel weit
des Königreichs Sachsen; Journ für Ornith. 64, 1916, p. 165—228;
p. 277-324; p. 429-488.
Die mit äußerster Sorgfalt und Sachkenntnis zusammengestellte Abhand-
lung gliedert sich in folgende drei Abschnitte : I. Die geschichtliche Entwicklung
der Vogelkunde im Königreich Sachsen. IL Die ornithologische Literatur des
Königreichs Sachsen. IIL Die geographische Verbreitung der Vögel im König-
reich Sachsen. Daran schließt sich noch ein Schlußwort und ein Nachtrag von
der Hand H. Mayhoff's über „eine genauere Prüfung der Brutbelege des Wald-
wasserläufers".
Der Verfasser greift bis auf das Jahr 1800 zurück und konnte als erstes für die
Ornis des Königreichs Sachsen in Betracht kommende Werk Chr. Ludwig's „Initia
Faunae Saxonicae" aus dem Jahre 1810/11 ermitteln. Das den zweiten Teil der
Arbeit bildende Literaturverzeichnis umfaßt mit 415 Nummern den Zeitraum von
1800—1915. Es enthält das gesamte dem Autor bekannt gewordene Schrifttum,
soweit es positive Angaben über die Vogelwelt des Königreichs enthält und in
Zeitschriften und Werken wissenschaftlicher Tendenz zu finden ist. Fast alle
angeführten Arbeiten wurden vom Autor persönlich eingesehen.
Der dritte, bei weitem umfangreichste Abschnitt befaßt sich mit der geo-
graphischen Verbreitung der Vögel im Königreich Sachsen. Nach einer kurzen
Betrachtung über die geographisch-geologischen Verhältnisse des erforschten Ge-
bietes und nach einem kurzen Hinweis auf die in der Arbeit angewandte Nomen-
klatur — der Autor wählte als Grundlage Reichenow's „Kennzeichen der Vögel
Deutschlands" aus dem Jahre 1902! — beginnt der Verfasser schließlich mit
der Aufzählung aller bis heute im Königreich Sachsen beobachteten Vogelarten.
Wie wir dem Schlußwort des Verfassers entnehmen können, kamen im ganzen
302 Arten zur Beobachtung, was dem im Jahre 1892 erschienenen „Verzeichnis
der bis jetzt im Königreich Sachsen beobachteten Vögel" von Meyer und Helm
gegenüber ein Mehr von 25 Spezies und Subspezies bedeutet. Von den ge-
nannten 302 Arten können 142 als regelmäßige Brutvögel betrachtet werden,
18 sind nur unregelmäßige Brüter, weitere 10 haben früher im Gebiet gebrütet,
können aber heute nicht mehr als solche in Rechnung gestellt werden; es sind
dies: Graugans, Waldstorch, Fischreiher, Steinadler, Fischadler, Milan, Gabel-
weihe, Uhu, Kolkrabe und Steinrötel. Besonders erwähnt mag hier noch die
vom Autor veranstaltete Umfrage nach dem Brutvorkomraen des Auerwildes in
den im Gebirge liegenden Staatsforstrevieren werden, als deren Resultat sich die
Tatsache ergab, daß gegenwärtig das Auerhuhn noch in einem großen Teil der
höheren Gebirgslagen vorkommt, wenn auch eine Abwanderung in die entlegeneren
Gebirgsteile unverkennbar wahrzunehmen ist.
Nach der Anschauung des Autors ist der zoogeographische Charakter des Ge-.
bietes ein rein zentraleuropäischer, dem sogar jener leise Einschlag östlicher Ele-
12 i Schriftenschau. fVerh. Orn.
L<"^es. Bay.
mente fehlt, wie ihu das Nachbargebiet von Preußisch-Schlesien schon aufzu-
weisen hat. Schließlich mag noch dem Vorkommen von Alpenringamsel und
Tannenhäher in den Waldgebirgen als noch vorhandenen Spuren einer „Relikten-
Ornis" Erwähnung getan werden. — A. L.
A. Ries, Die Vögel Bambergs und seinei* Umgebung; 22. und
23. Bericht der Naturforschenden Gesellschaft Bamberg, 1915, p 331—426.
Die Arbeit des als Lokalfaunisten rühmlichst bekannten Verfassers bedeutet
einen äußerst wertvollen Beitrag zur Ornithologie unseres engeren Vaterlandes.
Der Verfasser, als gewissenhafter und sorgfältiger Beobachter bewährt, schildert
an der Hand seiner sich über den zehnjährigen Zeitraum von 1903 — 1914 er-
streckenden Beobachtungen den derzeitigen Vogelbestand der Bamberger Land-
schaft nach Vorkommen, Lebensweise und Zug der in Betracht kommenden
Arten, zu dem Zwecke, „dem Einheimischen einen verlässigen Wegweiser für
jede Jahreszeit durch den reichen Vogelbestand des Gebietes zu bieten".
Als im Bamberger Gebiet vorkommend werden 202 Arten aufgeführt.
Von interessanteren Brutvögeln seien hier besonders angeführt: Passer petronius (L.)
der Steinsperling; Lanius minor Gm., der schwarzstirnige Würger; Lanma
neuator L., rotköpfiger Würger; Muscicapa parva parva Bechst., der Zwerg-
fliegenschnäpper („soll noch in einigen Paaren in den Buchenwäldern um Ebrach
brüten"); Bubo hubo bubo {h.),\ih.xi; Glaucidium passerinum, {\..), der Sperlings-
kauz (?).
Von seltener vorkommenden Arten seien noch erwähnt: Panurus hi-
armicus (L.); Chrysomitris citrinella (L); ^^Passerina'^^ nivalis (L ); Merops
apiaster L. ; Nyctea nyctea (L.) ; Surnia ulula (L.); SyrrJtaptes paradoxus
(Pallas); Phoenicopterus roseusTaW.; Pelecanus onoer otalus h.; Uria lornvia (h.).
Es sei mir erlaubt, hier auf einen Irrtum aufmerksam zu machen, der dem
Verfasser unterlaufen ist. Ries ist der Ansicht, in der Bamberger Landschaft
kämen zwei Formen der Schwanzmeisen vor, nämlich die rein weißköpfige Form,
Aegithalos caudatus caudatiis (L.) und die am Kopf mehr oder minder schwarz-
gestreifte Forui Aegithalos caudatus europaeus (Herrn.). Nach den Beobachtungen
des Verfassers sollen sich auch beide Formen untereinander paaren. In Wirk-
lichkeit handelt es sich hierbei aber nicht um Repräsentanten zweier verschiedener
Formen, sondern um Angehörige einer und derselben Form, nämlich Aegithalos
caudatus europaeus (Herrn.). Dabei laufen rein weißköpfige und streifenköpfige
Individuen nebeneinander her, wie zwei Phasen — ähnlich der roten und grauen
Form beim Waldkauz — unabhängig von Alter und Geschlecht. Daß die bei
uns vorkommenden weißköpfigen Exemplare tatsächlich nicht mit Aegithalos
caudatus caudatus (L.) aus dem Norden und Osten zusammenfallen, läßt sich
einwandfrei durch einen Vergleich einheimischer Stücke mit solchen aus Schweden
feststellen. So rein silberweiße Köpfe wie bei den nordischen Exemplaren kommen
bei unsern Schwanzmeisen niemals vor. Auch die häufig vertretene Ansicht,
Aegithalos caudatus roseus (Blyth) käme bei uns gelegentlich vor, ist irrtüm-
lich, denn diese Form ist lediglich auf die britischen Inseln') beschränkt. Die
bei uns vorkommenden Schwanzmeisen, sowohl rein weißköpfige Individuen wie
auch solche mit schwarzen Streifen an den Kopfseiten, sind alles Angehörige
einer und derselben Form, nämlich von Aegithalos caudatus europaeus (Herm.).
— A. L.
') Möglicherweise gehören die Bewohner des westlichen Frankreich auch
dazu. In den nordöstlichen Departements, z. B. in der Woevre, lebt aber schon
A. caudatus europaeus (Herrn.), wie eine Serie im Münchener Museum aus-
weist. — Red.
Verhandlungen
der
Ornithologischen Gesellschaft in Bayern
Band XIII
Heft 2
Inhalt:
Seite
Erwin Stresemann, Über gemischte Vogelschwärme 127
H. Stadler und C. Schmitt, Die Rufe der Mauersegler 152
Erwin Gebiiardt, Fichtelgebirgsbeobachtungen 1914 158
Erwin Stresemann, Die Verwendbarkeit des Entfernungsmessers zur Ermitte-
lung der Flughöhe 171
Janusz von Domaniewsl<i, Süta europaea homeyeri Hart, und verwandte Formen 174
C. E. Hellmayr, Zur NomenJjlatur zweier paläarktischer Krähen .... 181
C. E. Hellmayr, Miscellanea Ornithologica II 188
A. Laubmann, Eine neue Rabenkrähe aus Japan 201
Schriftenschau 203
Sitzungsberichte (Oktober 1916— Juni 1917) XIII
Ausgegeben am 20. September 1917.
MihiclKMi 1917
Im Bm-hhandel zu beziehen nurch die Verlagsbmhhandliing
Qustav Fischer in Jena
K. B. Hof- und Uiiiv.-Buchdruckciei vf)n Junge & Sohn. Erlangen.
^'^^^' '^' I Streseraann: Ü))er gemischte Vogelschwärme. 127
1917 J
Über gemischte Vogelschwärme.
Von
Erwin Stresemann.
Der Trieb zum Zusammenschluß mehrerer Individuen zu einem
Verbände ist in der Vogelwelt sehr weit verbreitet.
Seine einfachste Form ist wohl der Familienverband, der bei
einigen Arten noch lange über die Zeit hinaus bestehen bleibt,
während welcher die jungen Tiere der Wartung und Führung ihrer
Eltern bedürfen, und sich erst dann auflöst, wenn der Nachwuchs
geschlechtsreif geworden ist und zur Fortpflanzung schreiten will.
Viele Arten haben die Geselligkeit weiter entwickelt; bei
ihnen vereinigen sich außerhalb der Brutzeit mehrere Familien
und ungepaart gebliebene Vögel zu Schwärmen, die oft nach
Hunderten und Tausenden zählen und eng zusammenhalten, fast
als wären sie Teile eines Organismus. Beispiele hierfür finden
wir unzählige unter den Vögeln aller Breiten, von den Tropen
bis in den hohen Norden, unter den Stand- wie den Strich- und
Zugvögeln.
Bei diesen Verbänden gleichartiger Individuen läßt sich der
Vorteil, den die Art aus der Geselligkeit zieht, meist unschwer
erkennen. Im Familienverband werden den jungen Vögeln die
Erfahrungen der Alten zugute kommen, wenn sie deren Beispiel
in allem folgen. Vogelarten, welche die Bäume zur Zeit ihrer
Blüte aufsuchen, wie die Honigfresser (Meliphagiden) und Pinsel-
zungenpapageien (Loriiden), und diejenigen, die sie zur Frucht-
reife befallen (Stare, Fruchttauben u. a.), ziehen zweifellos aus der
Geselligkeit Nutzen, denn es gehört oft viel Erfahrung dazu, den
Standort solcher Bäume aufzufinden, und wenn diese Erfahrungen
sich nicht durch geselliges Leben verbreiteten und vererbten,
würde mancher reich ausgestattete Futterplatz nicht liinlänglich
ausgenutzt werden ^ ). Die Verwertung der Erfahrungen Einzelner
*) Auch diejenigen Arten, deren Nahrung nicht an beßtimmte Orte gebunden
ist, leben gesellig, falls dieselbe dort, wo sie auftritt, sich in Masse findet. So
erscheinen beispielsweise die Seeschwalben (Sterna) vielfach in Scha,ren ; aber sie
halten sich nicht eng zusammen, wie die Frucht-, Blüten- und Samenfresser,
welche ja nur einem Führer nachzufliegen brauchen, der über die Lage des un-
verrückbaren Futterplatzes Bescheid weiß. Vielmehr verteilen sie sich zur Suche
128 Stresemann: Über gemischte Vogelsch wärme. 1 ^* • v^rn.
L Ges. Bay.
durch eine große Anzahl Artgenossen ist offenbar auch der
wesentlichste Vorteil der Ansammlungen zur Zugzeit. Wir dürfen
dieses Moment als das primäre auffassen, aus dem sich allmählich
ein Instinkt, der Geselligkeitstrieb dieser Arten, entwickelte.
In den folgenden Zeilen soll nun untersucht werden, ob für
die Bildung der gemischten Vogelschwärme, oder wie ich sie der
Kürze halber nennen will, der Vogel gesellschaften oder
Misch seh wärme, gleiche Ursachen angenommen werden können.
Dieselben sind häufig aus Angehörigen nahe verwandter
Spezies zusammengesetzt, welche die gleiche Geschmacksrichtung,
die gleichen Lebensgewohnheiten haben und sich gegenseitig bei
der Nahrungssuche in ganz der nämlichen Weise unterstützen
können wie die Individuen derselben Art. Solche geselligen Arten
gewöhnen sich derart zusammen, daß die Verschiedenheit der Rufe,
der Färbung, der Größe und die sexuelle Gleichgültigkeit außerhalb
der Brutzeit viel von ihrer Bedeutung verliert, und schließen sich
einander so eng an, daß ein Unkundiger gar oft versucht sein
wird, sie für gleichartig zu halten.
Einfache Misch seh wärme. Die Fälle, in denen die Ge-
meinsamkeit des Nahrungserwerbs Heterogenes zusammenfügt, seien
als einfache Mischschwärme bezeichnet. Sie sind besonders häufig
in der einförmigen Gj-assteppe und dem mit Getreide bebauten
Kulturland. Zu ihrer Bildung vereinigen sich bei uns im Winter
Feldsperlinge, Goldammern und Grünlinge, in den Tropen vor allem
die Webervögel (Ploceiden); so kann man auf Bali Amandava
amandava mit Munia maja, in Perak Mum'a maja mit Miinia
atricapüla im gleichen Fluge finden. In schneereichen Wintern
begleiten oft Zeisige die Leinfinkenschwärme, welche aus Norden
zu uns kamen, von Birke zu Birke, von Wäldchen zu Wäldchen,
und ebenso untrennbar gesellen sich häufig Bergfinken den
streichenden Buchfinkentrupps bei.
In den immergrünen Wäldern des indoaustralischen Archipels,
die 50 reich an Bäumen mit fleischigen Früchten sind, hausen
über eine ■weite Meeresfläche: jeder Vogel späht unausgesetzt unter sich nach
Fischen, und wenn er einen geAvalirt, stürzt er sich phmip wie ein Stein auf
ilin ins Wasser hinab. Die anderen haljen ihre Kameraden, obwohl sie selbst
den AVogen unter sich ihre Aufmerksamkeit zuwandten, doch nicht aus dem
Auge gelassen und strömen von allen Seiten eiligst herbei, sobald sie einen der
Ihrigen in die Tiefe stoßen sahen. Denn sie wissen aus Erfahrung, daß man
die kleinen pelagischcn Fische (wie Ammodytes) gewöhnlich nicht einzeln findet,
sondern daß sie in großen Schwärmen leben, und daß dort, wo einer ihrer Ge-
nossen sich Beute fischte, für sie alle etwas zu holen ist. Die berufsmäßigen
Seeschwalbenjäger auf Helgoland machen sich das zunutze, indem sie vom
Boot aus zwei mit den Schwingenspitzen zusammengeknotete Seeschwalben- oder
Mövenflügel in hohem Bogen fortschleudern, sobald sie einige Secschwalben er-
blicken, und durch diese List bald einen ganzen Schwärm dieser immer hungrigen
Vögel um sich versammeln.
XIII 2 T
jgj^'y ' j Stresemann: über gemischte Vogelschwärme. J29
zahlreiche Vogelarten, die sich vorwiegend auf diese Nahrung
spezialisiert haben, in besonderem Maße die Fruchttauben {Trero-
nidne). Inmitten der Gebirgswaldungen der Insel Bali fand ich die
prächtige Taube Ftilinopiis jm-phijreiis (Temm.) stets unter den
Flügen von F. alhocinctus Wall., welche sich täglich auf gewissen,
weit im Urwald verstreuten Ficus-BmmeA\ voller reifer Früchte
einstellten. Beide Arten, die sich am auffälligsten durch die
Färbung des Kopfes unterscheiden (denn er ist bei jener schijn
rosenfarben, bei dieser weiß), hielten so treu zusammen, daß man
sie nach ihrem Gebahren für Männchen und Weibchen der gleichen
Art hätte halten können.
Wie die Leinfinken und (bei Mangel an Erlen) die Zeisige
im Winter den Genuß der Birkeusamen, gewisse Ftilinojnis- Arten
denjenigen von Feigen bevorzugen und die gemeinsame Geschmacks-
richtung zwei Arten für einen großen Teil des Jahres zusammen-
führt, so haben die meisten der mir im Leben bekannt gewordenen
Dicaeum- Ai'ten die Eigenschaft miteinander gemein, daß sie sich
mit besonderer V^orliebe an den von Ameisen bewohnten Knollen
des eigenartigen Epiphyten Myrmecodia zu schaffen machen, der
über den Archipel weit verbreitet ist und sich an den Ästen -vieler
Baumarten (besonders häufig auf Gebirgskasnarinen) findet. Was
sie eigentlich dort suchen, ist noch nicht bekannt. Ich habe nun
auf Bali Dicaeum sanguinoleritum und D. flammemn gemeinsam
beim Besuch der Myrmecodia-KxioWQW umherstreichen sehen.
Die oft nach Hunderten zählenden Saatkrähenschwärme, welche
den Winter im lothringischen Grenzgebiet verbringen, werden sehr
häufig von großen Starenversammlungen begleitet; ja ich kann
mich nicht entsinnen, während dreier Kriegswinter jemals einen
Starenflug beobachtet zu haben, ohne daß eine Schar Saatkrähen
in unmittelbarster Nähe gewesen wäre. Bald neben, bald mitten
unter den Saatkrähen durchsuchen die Stare die Schollen der Äcker
nach Nahrung. Erhebt sich aus irgend einem Anlaß der Krähen-
flug, so folgen die Stare seinem Beispiele sogleich, mischen sich
selbst im Fluge unter die vielmals größeren Schwarzröcke und
lassen sich erst dort wieder nieder, wo diese einzufallen belieben;
selbst die Schlafplätze teilen sie mit ihnen. Dieses enge Zu-
sammenhalten währt von Anfang November bis Ende Februar i).
Ins Gebiet der einfachen Mischschwärme gehört wohl auch
jenes seltsam erscheinende Zusammenleben eines Papageien mit
einem kleinen Sänger, von dem Mc Lean^) aus Neu-Seeland be-
richtet. Es handelt sich um einen Plattschwanzsittich {Cya-
norhamphus) und das zur Familie der Pariden zählende Weiß-
') In der gleichen Weise schließen sich die Stare gern an Pliige von Wach-
holderd rossein, Misteldrosseln, Dohlen oder Kiebitzen an.
') J. C, Mc Lean, Fiold-Notes on some of the Bushbirds ol' New Zealand;
Ibis 1907, p. 524.
9
130 Streseraann: Über gemischte Vogelschwärme. 1
|_ r.es. Bay.
küpfclien {Clitonyx alhicapilla = Certhipar'Ks albicilla), welche
beide im Winter mit Vorliebe von den Samen des Tawari- Baumes
{Ixerba hrexioides) leben und sich wohl deswegen zusammenschließen.
„Im Juni und den folgenden Monaten", schreibt Mc Lean, „konnte man
diese Züge fast täglich beobachten. Eine wie große Anhänglich-
keit die Gelbstirnpapageien zu den Weißköpfchen besitzen, konnte
ich einstmals bemerken, als ich in der Absicht, ein Stück zu er-
langen, die Gesellschaft in heftige Verwirrung brachte, indem ich
auf einen Papageien in einer hohen Buche [Nothofagus] schoß.
Die Vögel flohen nach allen Richtungen, aber die Weißköpfchen
sammelten sich schnell wieder auf einer Buche und setzten ihren
Strich fort. Dann mischten sich die Papageien unter sie, und alle
zogen miteinander weiter. Bald darauf konnte man die Weiß-
köpfchen umkehren und auf dem gleichen Wege von Baum zu
Baum zurückkommen sehen. Dies schreckte die Papageien nicht
ab; sie kehrten mit jenen um, und so kamen sie alle auf mich zu
und zogen vorüber. Wenn irgend eine Aufregung in diese Ge-
sellschaft kommt, so verweilen die Papageien plappernd in den
Wipfeln, bis der Lärm sich legt und die Schar weiterzieht."
Zusammengesetzte Misch sc hw arme. Die Beispiele des
vorigen Kapitels unterschieden sich nur darin von den monotonen
Schwärmen, daß Individuen verschiedener Arten sich zu ein-
ander gesellen, um sich durch diese Lebensweise das Auffinden
der gemeinsamen Nahrung zu erleichtern. Im Gegensatz dazu
stehen nun die zusammengesetzten Mischschwärme, bei denen die
gegenseitige Unterstützung im Aufsuchen der Nahrung in den
Hintergrund tritt und vorwiegend andere Beweggründe die Schwarm-
bildung verursachen.
Wenn wir bei uns im Spätherbst oder Winter auf Brachland
oder aus dem Gestrüpp der Halden einen der oft vielhundert-
köpfigen Fringillidenschwärme aufjagen, so haben wir zuweilen
schon einen solchen zusammengesetzten Misch seh warm vor uns.
Wir können dann bemerken, daß er sich aus Hänflingen, Stieg-
litzen, Grünlingen, Goldammern und Feldsperliugen rekrutiert.
Fassen wir das Treiben dieser bunten Gesellschaft schärfer ins
Auge, so werden wir gewahren, daß keineswegs alle Arten sich
der Suche nach der gleichen Nahrung zuwenden; denn während
die Stieglitze sich auf den Köpfen der Disteln niederlassen und
deren Samen herauspicken, suchen die anderen Arten am Boden,
zwischen Gras und Halmen, nach allerhand Unkrautsamen. Ob-
wohl also die Interessen dieser bunten Schar nicht die gleichen
sind, hält sie doch zusammen.
In solcher Jahreszeit werden wir meist eine gute Strecke
weit über Felder und Fluren wandern können, ohne einen einzelnen
Vogel zu bemerken; was hier zu Hause ist, hat sich eben zu
einem großen Schwärme vereinigt.
XIII 2~\
' ' I Stresemann: Über gemischte Vogelschwärme. 131
D-as eigentliche Gebiet der zusammengesetzten Vogelgesell-
scliaften aber ist der Wald, jene Vegetation, in der im Gegensatz
zur monotonen Gras- und Kultursteppe eine Fülle verschieden-
artigster Nährstoffe in bunter Abwechslung sich drängt, wo In-
sektenfressern, Blütenbesuchern, Fruchtfressern und Körnerfresseru
oft am gleichen Baume der Tisch gedeckt ist.
Aus unseren Breiten sind diese die Waldungen durchstreifenden
Vogelgesellschaften als Meisensch wärme bekannt, weil die
Meisenarten stets das stärkste Kontingent dazu stellen. Über ihre
Zusammensetzung und ihr Gebaren in der Jahreszeit, wo die Brut-
periode vorüber ist und die Zugvögel unsere Wälder noch nicht
verlassen haben, gibt der folgende Auszug aus meinem Tagebuch
ein bezeichnendes Bild. Es wird darin versucht, die Begegnung mit
einem solchen Schwann im sumpfigen Waldgebiet zwischen Avri-
court und Balny, an den Quellen der Avre (eines Zuflusses der
Somme) zu schildern.
„28. August 1916. ... Jch habe den Rand des T.-Waldes
noch nicht ganz erreicht, als mir aus einer kurzen dichten Hecke
am Wege munteres Meisengezwitscher entgegentönt. Im Gezweig
wimmelt es von kleinen Vögeln, und immer neue kommen vom
Waldrand herbeigeflogen und gesellen sich zu den anderen : ein
Kleiuvogelschwarm, ganz wie auf den Molukken. Selbst das
Landschaftsbild hält den Vergleich mit Seran gut aus: die weite
braune Grasfläche entspricht dem Allang-allang, und der dicke
Sumpfwald mit seinen unzähligen Mücken und Bremsen, seiner
grünen ündurchdriuglichkeit, den gestürzten, überwucherten Baum-
riesen und kaum auffindbaren Fußpfaden, die sich unter Schling-
gewächs und Astgewirr durch die Wildnis bohren — dieser Wald
gleicht ganz dem Rembu, dem sekundären Buschwald Serans, und
ich würde nicht erstaunt sein, hier plötzlich von Landblutegeln
angefallen zu werden oder eine gleißende Chalcophaps über den
Weg huschen zu sehen.
In jenem Schwann fällt natüidich zunächst die laute und dreiste
Kohlmeise auf, dann bemerke ich einige Blaumeisen, plötzlich
elektrisiert mich ein lange gesuchter Ruf: zet zet da da, das muß
eine Weidenmeise (Parus atricapilhis rhetiamis Kleinschm.) sein!
Und richtig, da taucht auch schon der kleine graue Vogel mit der
schwarzen Platte und den leuchtend weißen Wangen zwischen
den Blättern auf, bald auch ein zweiter, ein dritter . . . Auch
einige Schwanzmeisen sind in dem Schwärm . . . B^rner fliegen
mit den Meisen etwa 10 Fitis- und Weidenlaubsänger. Im ganzen
mögen es gegen 40 Vögel sein.
Am Nachmittag mit Teschin in den D.-Wald, Weidenmeisen
zu suchen. 2 Stunden lang irre ich vergebens durch die feucht-
heiße Wildnis, ohne einer einzigen Meise zu begegnen: die typische
Leere des Urwaldes."
9*
132 Stresemann : Über gemischte Vogelschwärme. 1 ^^ " °'
L Ges. Bay.
,.29. August. Ich reite kurz nach 7 Uhr morgens zum
T.-Wald, um den Weidenmeiseu aufs neue nachzuspüren. Meine
Annahme, daß in den frühen Morgenstunden die Vogelschwärme
beweglicher seien und sich durch lärmendes Wesen rascher ver-
raten als am Nachmittag (wie ich es in den Tropen beobachtet
habe), trügt nicht: ich bin kaum in die Wildnis eingetaucht, als
ich vielstimmige Rufe in geringe)' Ferne vernehme, und ihnen
nachgehend stoße ich auf eine große Lichtung, mit Salweiden-
büschen, Dickicht junger Erlen und halbwüclisigen Birken be-
standen, wo ein über 100 Köpfe zählender K lein vogelsch warm im
ersten Sonnenlicht flötend, zirpend, zeternd nach Nahrung sucht.
Ich hefte mich ihm an, begleite ihn fast zwei Stunden lang durch
Dick und Dünn; ganz laugsam bewegt er sich im AValde fort.
Das Hauptkontingent stellen Blaumeisen , dann Fitis- und
Weidenlaubsänger (beide Arten singen noch), Kohlmeisen, einzelne
Nonnenmeisen [Parus palustris Jongirostris Kleinschm.), einige
Schwarzplättchen {Si/lvia atricapilla), eine Anzahl (etwa 15) Schwanz-
meisen, sogar eine Heckenbraunelle; und ein Garteubaumläufer
{Certhia b. hrncliydachijla Brehm) begleitet, mit dem Schwärm von
Stamm zu Stamm fliegend, treulich die bunte Gesellschaft.
Jede Art durchstöbert den Teil der Vegetation, der ihren
Lebensbedingungen entspricht: die Nonnen- und Schwanzmeisen
meist die Kronen der Bäume und das obere Gezweig der Sträucher,
die Blaumeisen das Dürrholz : die Kohlmeisen sieht und hört man
bald oben, bald unten; die Schwarzplättchen suchen die beeren-
tragenden Büsche ab. Im dicksten Dickicht, in den schwarzen
Schatten der Erlenbüsche und Salweidenbestände aber schlüpfen
die Weidenmeisen ... es mögen 2 Paare sein . . . Schließlich
gebe ich, nachdem ich noch 2 sehr stark streifenköpfige Schwanz-
nieisen geschossen habe, die Verfolgung auf, durclmäßt vom hohen
regenfeuchten Ried, zerfetzt von den Brombeei-ranken, die Büsche
und gestürzte Stämme dicht umspinnen.
Nach einer halben Stunde kehre ich an die Stelle zurück,
wo ich den Schwärm verließ; kein einziger Vogel ist mehr zu
sehen noch zu hciren, und es will mir nicht mehr gelingen, die
Spur der Gesellschaft wieder aufzufinden."
Dem Reisenden, der die tropischen Urwälder der alten oder
neuen Welt jagend durchforscht, werden die Vogelgeseljschaften
bald eine .so vertraute Erscheinung, daß er sie als selbstverständ-
lich hinnimmt. Das ist wohl der Grund, weshalb ihrer in den
faunistischen Berichten so selten Erwähnung getan wird.
Ohne davon Kenntnis zu haben, daß bereits aus anderen
tropischen Waldgebieten Beschreibungen derartiger Schwärme vor-
lagen, faßte ich meine im indoaustralischen Archipel gemachten
^ ' "' J ötresoiuanii : Über gemischte Vogelschvvärnie. i33
Beobachtungen bei einer früheren Gelegenheit^) zu folgender
kurzen Schilderung zusammen:
,,Eiue beträchtliche Anzahl kleiner Vogelarten, insbesondere
solche, die vorzugsweise in den beiden mittleren Waldregionen
heimisch sind, werden kaum jemals einzeln oder nur mit ihres-
gleichen, sondern fast regelmäßig in lockerem Wanderbund mit
zahlreichen anderen Spezies gesehen, so etwa, wie wir es zur
Winterszeit an der Mehrzahl unserer deutschen Meisen, den Klei-
bern und Buntspechten zu beobachten gewöhnt sind. Es scheint
mir dies einer der bemerkenswertesten Züge indoaustralischen
Vogellebens zu sein, den ich zu meiner Verwunderung nirgends
erwähnt finde. Ich machte die Wahrnehmung zuerst im Gebirge
von Perak und fand später auf allen von mir besuchten Inseln
des Archipels, Bali, Seran und Buru, vollkommen die gleiche Er-
scheinung vor . . . Man kann stundenlang durch den Urwald
wandern,' ohne einen kleinen Vogel zu gewahren oder selbst zu
vernehmen; plötzlich jedoch dringt der Klang vieler feiner Stimmen
ans Ohr, und wenn man ihm nachgeht, kann man gewiß sein,
einen dieser großen Trupps vorzufinden, der gemächlich von Baum
zu Baum, von Strauch zu Strauch zieht und dem Schützen die
günstigste Gelegenheit bietet, seine Auswahl mit Bedacht zu treffen
und in kurzer Zeit größere Beute zu machen, als er au einem
Tage präparieren kann. Denn meist lassen sich die Vögel, sind
sie einmal zu derartigen Gesellschaften vereint, durch einige Schüsse
nicht im Durchsuchen der Blätter und Zweige stören. Mehrfach
hatte ich auf Bali sowohl wie auf Seran und Buru Gelegenheit,
festzustellen, daß diese Schwärme einen ganz bestimmten tages-
periodischen Kreislauf bei ihren Wanderungen einhalten; ja der-
selbe vollzieht sich vielfach mit solch strenger Gesetzmäßigkeit,
daß ich meine Jagdausflüge danach richten uud gewiß sein konnte,
einen Schwärm, dem ich einmal an einer bestimmten Stelle des
Urwaldes begegnet war, von nun ab täglich zur gleichen Stunde
am selben Orte wieder anzutreffen."
Nicht wenig erstaunt war ich, kürzlich eine Beschreibung
entsprechender Vogelgesellschaften im Urwald am Tapajoz (einem
rechten Zufluß des ^Amazonas) aus der gewandten Feder Dr.
Emilia Snethlages zu finden, welche bis in die Einzelheiten mit
meinen im malayischen Archipel gemachten Beobachtungen über-
einstimmt^):
„Für die Jagd schien zunächst der Festlandsurwald [am
Tapajoz] verlockender, da er neben einer großen Mannigfaltigkeit
von Vögeln auch Säugetiere, vor allem Aften, nicht nur beherbergte,
') Beiträge zur Kenntnis der Avifaiina von Buru; Novitates Zoo-
log icae XXI, 1914, p. 374—375.
*) E. Snethlage, Ornithologisches vom Tapajoz und Tocantins; Journ. f.
Ornith. 1908, p. 495.
134 ötresemann : Über gemischte Vogelsch wärme. I
|_ Ges, Bay.
sondern auch zu Gesicht kommen ließ. Ornithologisch war sein
wichtigstes Merkmal das Auftreten zahlreicher Dendi'ocolaptiden-
schwärrae, die man ebensogut Formicariidensch wärme nennen
könnte, denn letztere Familie, insbesondere Mynnothcri(Ia, Thaiin/o-
phihis, Thainnoiimnes-AYten, sind an ihrer Zusammensetzung nume-
risch oft stärker beteiligt, als die allerdings durch Größe und
Benehmen auffallenderen Dendrocolaptiden . . . Von anderen
Vögeln, die ich aus Dendrocolaptidenschwärmen erhielt, nenne
ich Pachysjjlvia muscicapina griseifrons Snethl., Granatellus
pelxelni Sei., Tachyphonus cristatus (Gm.), Myiobüis harhatns
(Gm.\ Attila spadiceus (Gm,), Picumnus horbae Pelz., selbstver-
ständlich sämtlich Insektenfresser,
Vogelschwärme dieser Art macheu sich durch ihren Lärm
schon auf gewisse Entfernungen bemerkbar: an den Stämmen
klettern und pochen spechtartig die größeren, steifschwänzigen
Dendrocolaptiden, im Gezweig klopfen und picken, im Wesen an
unsere Meisen erinnernd, Xenops und F?cuinn?is, dazwischen ver-
nimmt man fortwährend Zwitschern und Flattern zahlreicher anderer
Vögel in Baumkronen und Gebüsch des Unterholzes. So bewegt
sich der Zug langsam, anscheinend in einer bestimmten Richtung,
die von den großen Dendrocolaptiden angegeben wird, durch den
Wald. Gewöhnlich sind die Vögel so in ihre Beschäftigung ver-
tieft, daß man beobachtend oder gar schießend längere Zeit unter
ihnen verweilen kann, ohne beachtet zu werdeu, bis sich bei
längerer Verfolgung der Schwärm gewöhnlich in einzelne Gruppen
auflöst. Neben großen Schwärmen, wie die eben geschilderten,
trifft man auch auf kleinere, oder auf solche, in denen die großen
Dendrocolaptiden fehlen, während ich Mi/rmotke>-nla-Artei\ in jeder
in geschlossenem Zuge den Wald durchstreifenden Vogelgesell-
schaft getroffen habe."
Lange zuvor hat der bekannte Reisende Bates derartige
Wahrnehmungen im Waldgebiet am oberen Amazonas mit folgen-
den anschaulichen Worten geschildert^):
„Wer als Neuling die Wälder am oberen Amazonas betritt,
wird sich zunächst über die geringe Vogelzahl verwundern Es
geschah häufig, daß ich auf einem Streifzug durch die üppigsten
und abwechslungsreichsten Teile der Wälder während des ganzen
Tages nicht einem einzigen Vogel begegnete. Gleichw^ohl ist das
Gebiet von vielen hundert Arten bewohnt, von welchen in Wirk-
lichkeit viele überaus häufig und einige durch ihr prächtiges Ge-
fieder auffällig sind. Der Grund ihrer scheinbaren Seltenheit ist
in der Eintönigkeit und Dichtigkeit des ungeheuren Urwaldes zu
suchen, der ihren Aufenthaltsort bildet. Die Vögel dieses Ge-
*) H. W. Bates, The Naturalist on the River Amazons. (London 18615)
II, p. 333—336.
XIII 2 "I
'_ ' I tStresemann : über gemischte Vogelschwäinie. j[35
bietes leben gesellig-, wenigstens zu der Jahreszeit, wo sie am
bequemsten gefunden werden; aber die fruclitfressenden Arten
kann man nur antreffen, wenn gewisse wildwachsende Früchte
reif sind, und den genauen Standort dieser Bäume zu kennen er-
for<lert eine monateiange Erfahrung. Man sollte nicht erwarten,
daß die insektenfressenden Vögel gleichfalls gesellig leben; den-
noch ist dies der Fall. Eine Unzahl verschiedener Arten, die zu
vielen Familien gehören, vereinigen sich auf der Jagd oder Futter-
suciie. Es ist recht merkwürdig, wie diese verbündeten Scharen
von Insektenjägern zu Werke gehen, und der Gegenstand ver-
dient einige Bemerkungen.
Wenn man längs der schmalen Fußpfade, welche in der Um-
gebung von Häusern oder Dörfern durch den Wald geschlagen
sind, der Jagd nachgeht, kann man mehrere Tage zubringen, ohne
viele Vögel zu gewahren. Aber dann und wann wimmeln die
angrenzenden Büsche und Bäume förmlich davon. Das sind
Schwärme, vermutlich aus hunderten von Vögeln bestehend, welche
alle mit der größten Lebhaftigkeit umherziehen — Spechte und
Dendrocolaptiden (von Arten an, welche nicht größer als ein Sper-
ling sind, bis zu solchen von Krähengröße) klettern an den Baum-
stämmen empor, Tangaren, Formicariiden, Kolibris, Fliegenschnäpper
und Capiioniden flattern um Blätter und niedere Zweige. Der
geschäftige Haufe verliert keine Zeit, und wenn sie auch ihre
Bewegungen im gegenseitigen Einvernehmen ausführen, so ist doch
jeder Vogel für sich beschäftigt, indem er Rinde oder Laub oder
Gezweig durchsucht; die Capitoniden besuchen jedes lehmige Ter-
mitennest an den Bäumen, welche in der Marschrichtung liegen.
Nach wenigen Minuten ist der Schwärm vorüber, und der Wald-
weg liegt verlassen und still da wie zuvor. Mit der Zeit wurde
ich mit dieser Gewohnheit der Vögel in den Waldungen bei Ega
so vertraut, daß ich gewöhnlich den Schwärm verbündeter Maro-
deure finden konnte, wenn ich es wünschte. Es hatte den An-
schein, als bewohnte nur immer einer dieser. Schwärme je einen
kleinen Bezirk, und da er mit Vorliebe einen beschränkten Wald-
strich von sekundärem Wuchs durchquerte, so pflegte ich auf
verschiedenen Pfaden mein Glück zu versuchen, bis ich auf ihn
stieß" 1).
Auch aus Südostafrika wird das Auftreten solcher Schwärme
bezeugt. So schreibt Marshall'-^):
„Eine Erscheinung, die jedem Beobachter auffallen muß, ist die,
daß man oft mehrere Meilen durch günstig erscheinendes Gelände
wandern kann und dennoch kaum einen Vogel bemerkt; dann
aber stößt man plötzlich auf einen Trupp, aus Drongos, Meisen,
') Dieselbe Taktik habe ich au vielen Orten verfolgt. Vgl. unten p. 146.
*) Marshall, Notes on Mashonaland Birds; Ibis 1900, p. 222.
136 fc^tresemann : Über gemischte Vogelschwärrae. I ^®'*^- ^^°'
L Ges. Bay.
kleinen Würgern, Fliegenschnäppern, Grasmücken nnd Ammern
zusammengesetzt, welche auf beschränktem Raum mehr oder weniger
zusammenhalten."
Swynnerton beobachtete das Gleiche in Süd-Rhodesia, „be-
sonders in den mit lichtem Busch bestandenen Gebieten". „Jede
Gesellschaft hat ihren eigenen Bezirk im Wald oder in der Obst-
gartensteppe („wooded pasture"), den sie täglich systematisch ab-
treibt: ein solcher ist im Gebiet von Chirinda meiner Schätzung
nach 100 bis 200 Morgen groß, weit größer noch in dem weniger
dicht bewaldeten Gelände" ^).
Schließlich sei noch eine Angabe aus der Literatur angeführt,
die sich auf Neu-Seeland bezieht. Diese Inselgruppe ist arm an
kleinen Waldvögeln, und die Vogelgesellschaften setzen sich daher
dort nur aus wenigen Arten zusammen. Mc Lean bemerkt in
seiner bereits früher zitierten Schrift auf p. 532, daß auf der
Nordinsel der Sittich Cymiorhamphns aurtceps beständig die winter-
lichen Schwärme des kleinen Weißköpfchens {Certhipanis alhi-
cilla) begleite. „Neben diesen Papageien fanden sich Brillenvögel
{Zosterops caeriilesccns), Fächerschwänze {Rhipidura flahellifcra)
und Sylviiden [Pseudogerygone macleani) — die eine oder andere,
oder auch alle diese Arten — zuweilen in ihrem Gefolge. Die
Weißköpfchen halten sich gern an der Spitze des Zuges in den
niederen Wipfeln und jagen methodisch unter rauhen Rufen; über
ihnen, in den höchsten Kronen der Bäume, halten ein paar [samen-
fressende!] Papageien die Wacht, zaghaft und leise schwätzend;
ein paar Brillenvögel heften sich den Weißköpfchen dicht an die
Fersen; ein Fächerschwanz oder zwei fliegen sorglos umher,
während eine einzelne Fseudogerygone stumm hinter aufgescheuchten
Insekten her ist. So war die Zusammensetzung dieser Schwärme
bei den meisten Gelegenheiten, und bei schönem Wetter zogen
derartige Flüge mit großer Regelmäßigkeit etwa eine Stunde nach
Sonnenaufgang au unsei-em Lager vorbei."
Die Berichte über das Vogelleben in den großen Wäldern
Mitteleuropas, des malayischen Archipels, Neu-Seelands, Brasiliens
und Südostafrikas stimmen also in den Grundzügen auf das ge-
naueste überein: Die meisten kleineren Vogelarten schlagen sich
(außerhalb der Brutzeit) zu großen gemischten Gesellschaften zu-
sammen, von denen jede ein beschränktes Areal durchstreift und
täglich in ihm angetroffen werden kann. Der Wald erscheint
zunächst sehr vogelarm, bis man in der Schwarmbildung den
Grund dafür erkannt hat, daß weite Strecken fast ganz des Vogel-
lebens beraubt sind. An der Bildung der umherziehenden Schwärme
beteiligen sich vorwiegend Insektenfresser.
>) C. M. F. Swynnerton, Mixed Bhd-parties; Ibis 1915, p. 352.
XITI 2 1
*' ' I Stresemaun: Über gemischte Vogelschwärme. 137
Das Phänomen wird sich zweifellos für alle Waldgebiete der
Erde nachweisen lassen.
Zusammensetzung der Vogelgesellschaften in Wäl-
dern. — Während im offenen Gelänile die Vogelgesellschaften
meist nur aus wenigen Arten bestehen, zufolge dem auf weite
Strecken einförmigen Pflanzenwuchs, finden sich in den Waldungen
und der angrenzenden Buschvegetation ihrer weit mehr zusammen.
Dort sind es die Körnerfresser, hier dagegen die Insektenfresser,
welche den Hauptanteil dazu liefern.
Im holarktischen Faun enge biet zählen zu den Seh warm-
vögeln die meisten Pariden, Reguliden, Sittiden und Certhiiden,
sowie ein Teil der Sylviiden u. a. Die Spechte der Gattung
Dryohates können nur bedingt zu ihnen gerechnet werden.
Einer der artenreichsten Schwärme, die ich bisher in Mittel-
europa aufzeichnete, ist der auf p. 132 geschilderte gewesen.
Unter ihm fand ich 10 Spezies, nämlich von Pariden: Kohlmeise,
Blaumeise, Nonnenmeise, Weidenmeise, Schwanzmeise; von Certhi-
iden: Gartenbaumläufer; von Sylviiden: Fitislaubsänger, Weiden-
laubsänger, Schwarzplättchen; von Timeliiden: Heckenbraunelle.
Die unendlich mannigfaltigeren Tropenwälder beherbergen in
ihrem grünen Däramer weit mehr gesellige Arten. An der Zu-
sammensetzung der umherstreichenden Scharen sind im Ama-
zonas-Gebiethauptsächlich Formicariiden {Myrmotherula, Thomno-
pMhis, Thamiiomanes u. a. Gattungen), sowie Dendrocolaptiden
neben einzelnen Vertretern anderer Familien {Tanagridae, Trochi-
lidae, Capito7iidae, Picidae) beteiligt. Die Mitglieder der durch
den ostafrikanischen Busch ziehenden Gesellschaften hat
Swynnerton (1. c.) namhaft gemacht; Muscicapiden, Pycnonotiden
und Laniiden stellen dazu einen erheblichen Prozentsatz. Im
indoaustralischen Archipel sind es vorwiegend Muscicapiden,
Laniiden, Sylviiden, Zosteropiden und Meliphagiden neben einzelnen
Arten der Pycnonotiden, Campophagideh, Dicruriden, Dicaeiden,
Pariden, Sittiden, Timeliiden u. a.
In gebirgigen Gegenden ist natürlich für jede Höhenstufe eine
gewisse Zusammensetzung der Gesellschaften bezeichnend. Am
artenreichsten werden diese in mittlei-en Lagen sein, also dort,
wo Gebirgsvögel und solche der Tiefebene sich gelegentlich zu-
sammenfinden. So konnte ich unter den Schwärmen der Hoch-
ebene von Manusela (Mittel-Seran) in 800 m bis zu 15 Arten ver-
einigt finden, und zwar: CaTiipoiJhagidae: Edolisoma ceraniense
(Bp.); Pycnonotidae: Criniger ri'/7Zw^5 Hombr. & Jacq.; Mifsci-
rapidae: Erythromyias burnensis ceramensis Graut, Myiagra
galeata seranensis Stres., Monarcha trivirgatus 7iigrimentum Gray,
Rhipidura dedemi v. Gort, Rhipidura rufiventris cinerea Wall.;
Laniidae: Pachyeephala griseonofa Gray, Parhyrcphala pecto-
j 38 Streseniann : Über gciiiischto Vogclschwärmc.
rVeih. Olli.
L Ges. Bay.
ralis nlfurorum Stres. ; SiflriUlae: Pht/Uoscop/is (jiulinnctfii rera-
mcnsis (Grant) : ZosferopkJae: Oreosferops ^talkcri (Grant),
Zosterops stalkeri Gi'aiit; Dlcaeifhie : Dicaeum vidneratuiii.
Wall.; IHcruriclne: Dicrunis hotteutoüiis luaiiiunetcti Stres.;
Ploceiclae: Krythrura trichroa pinaiae 'i>ivQ'$,. Die meisten Indi-
viduBD gehörten hierbei den beiden Blnpidura-kvinw und den
Zosteropiden an.
Im Küstengebiet sind auf Seran wie auch auf anderen Inseln
die Schwärme nicht nur weit individuenärmei-, sondern auch arteu-
ärmer; in der höheren Gebirgsregion nimmt der Individuenreich-
tum gegenüber den Mittellagen vielfach noch zu, während die
Artenzahl geringer wird, bis wir in der höchsten Zone fast ganz
monotone Schwärme finden (so auf Seran solche von FkfjUoscopiis
(jiuUaiiettii ceramensis (Grant) oder von Oreosierops piiiaiae Stres.).
Bei der folgenden Übersicht, in der die geselligen Arten nach
Familien angeordnet sind, fuße ich im wesentlichen auf eigenen
Erfahrungen und beschränke mich daher mit geringen Ausnahmen
auf die Ornis Europas und des indoanstralischen Gebietes.
Varldiie» Alle Arten der Gattung Parus scheinen in ge-
mischten Gesellschaften gefunden zu werden; nicht nnr die im
holarktischen Gebiet (Europa, Asien bis zum Himalaya, Nord-
amerika) lebenden, sondern auch die ins Bereich der Tropen vor-
geschobenen. Lehrreich ist folgendes Beispiel: Parus major
dnereus Vieill., eine unserer Kohlmeise in Zeichnung, Wesen und
Stimme sehr ähnliche Form, verbreitet sich von der Waldgrenze
im Himalaya über Hinterindien und die Gebii'gs- und Küstenwälder
der Sundainseln bis Sumba, reicht also von der Grenze des ewigen
Schnees bis in den äquatorischen Tropenwald. Ihr Gebaren ist
überall das Gleiche. Stoliczka^) traf sie am NW.-Himalaya sehr
häufig zwischen 1300 und 4000 m (4000 and 12000 feet), in großer
Zahl während der Morgenstunden umherstreifend, meist vergesell-
schaftet mit Gryptolopha xantkoschistoSj Muscicapida superciliaris,
Sitta himalayensis und anderen Arten. Auf Bali, wo sie die ein-
zige Meisenart und von der Küste bis hinauf zu 2200 m häufig
ist, lebt sie gerade so gesellig; man findet sie dort in Scharen,
vermischt mit Campophagiden: Pericrocotus flamnieus exsul Wall.,
Muscicapiden : Muscicapida }7ielanoleuca ivestermanni Sharpe, Cidici-
capa ceylonensis (Swains.), Gryptolopha gramndceps (Verr.); Lani-
iden : Hemipus obscurus (Horsf.); Sylviiden: Phylloscopiis trin'r-
gatus Strickl. ; Zosteropiden : Zosterops pcdpehrosa neglecta Seeb.,
Oreosterops javardca elongata Stres. ; Dicruriden : Dicriirus cine-
raceus (Horsf.) und Dicrurus ater longus Bp.
Ebenso leben die meisten anderen Gattungen dieser Familie
gesellig [Aegühalos, Remixa u. a.).
') F. Stoliczka, Ornithological Observation s in the Hutley valley, NW.-
Himalaya; Journal. Asiat. Soc. Bengal II, No. 1, 1868, p. 52.
XIII 2 ~\
' ' I Streseniann: Über gemischte Vogelschwärrae. 139
Uli j
liegiilidae: Sehr gesellig wie die Meisen.
Certhlklae, Sittidae : Gesellig mit Ausnahme der am
Gestein kletternden Arten {TicJwdronia, Sitta neumayer). Die
niedliche Spechtmeise Poecilositta axiirea (Less.) fand ich im Tal
des Lobo Tamong (Gebirge von Perak) in Gesellschaft von Musci-
capula melanoleuca westermanni Sharps {Muscicapidae)^ Phyller-
gates cucullatus (Temm.) {Timeliidae), Aethopyga ivrmji Sharpe
{Nectariniidae) und anderen Arten.
Laniidae: Die waldbewohnenden Würger der Tropen ge-
sellen sich fast sämtlich anderen Insektenfressern bei. Dies gilt
von der speziesreichen Gattung Pachycephala^ von Hemipus und
vielen afrikanischen Genera.
3lHScieapidae : Sehr viele tropische und subtropische
Fliegenschnäpper-Gattungen beteiligen sich an den Mischschwärmen.
Es würde zu weit führen, auch nur die wesentlichsten aufzuführen.
Die Vogelgesellschaften des indonesischen Küsten waldes kann man
vielfach als Muscicapidensch wärme bezeichnen. Gewisse Ausnahmen
sind bemerkenswert: so ist die an das Vorhandensein von Wasser-
flächen (Küste, Flüsse, Seen) gebundene Rhipidura tricolor wohl
die einzige Art ihrer Gattung, die ungesellig ist.
Sylviidae: Unter den europäisch-asiatischen Vertretern der
Familie werden die das Gestrüpp bewohnenden Grasmücken
(Sylvia) wohl nicht allzu häufig unter Vogelgesellschaften be-
troffen^). Dagegen schließen sich den Schwärmen außerhalb der
Brutzeit einige waldbewohnende Arten regelmäßig an, so die
Mehrzahl der Laubsänger [Phylloscopus). Von Juli bis September
kann man das in unseren Breiten beim Weidenlaubsänger [Ph.
coUybita) und Fitislaubsänger [Ph. trochiliis) beobachten. In den
gleichen Monaten sucht auch der Berglaubsänger [Ph. bonelli) die
Gesellschaft von Meisen 2). Am Baikalsee sah Dybowski Ph.
proregidiis (Fall.) mit Scharen von Meisen umherziehen. Wenn
der im nördlichen Asien beheimatete Ph. horealis (Blas.) im Spät-
herbst auf den Inseln des malayischen Archipels in kleinen Trupps
eintrifft, um dort im Küstenwald den Winter zu verbringen, so
mischt er sich alsbald unter die Schwärme tropischer Waldvögel.
Alle mir bekannt gewordenen tropischen Arten dieser Gattung
(Ph. trivirgatus Strickl., Ph. ceramensis (Grant), Ph. everetti. (Hart.))
suchen in demselben Maße die Geselligkeit.
Timeliidae: Diese recht künstliche Familie ist im west-
lichen Teil des indoaustralischeu Gebietes mit vielen waldbewolinen-
den Gattungen und Arten vertreten, von denen ein Teil gesellig
ist. In den mittleren Gebirgslagen Peraks (so am Lobo Tamong,
*) Vergl. den oben, p. 132, für Sylvia atricapilla erwähnten Fall. O. v.
Wettstein traf auch Sylvia curruca zuweilen unter dem Gefolge der Meisen an.
^) V. Wettstein, Die Ornis des Gschnitztales bei Steiuach; Orn. Jahrb. 23,
1912, p. 183.
140 StresemaiDi: Über gomissclite Vogelschwüinie. 1 ^^ '
L ('CS. Bay.
lOOU ni) kann man geradezu von Timeliideusch wärmen sprechen,
denn einige Arten der E'aniilie, insbesondere Alcippc peraccitsis
Sliarpe und Siva sordidior Sliarpe, überwiegen in den Gesell-
schaften oft erheblich. Ganz ähnlichen Gesellschaften begegnet
man offenbar im südlichen China, denn Rickett und La Touche^)
fanden in den großen Wäldern der Provinz Fokien Liotlirix lutea
zusammen mit Stachyridopsis i'uficeps^ Alcippe b?-im7iea und Trocha-
lopteron cinereiceps. Sie erwähnen ferner, daß man dort Alcippe
hueti meist in Gesellschaft anderer kleiner Vögel trefte, wie
Stachyridopsis ruficeps und PomatorJdiuis strididus. Doch scheinen
die meisten Gattungen das ganze Jahr über einzeln oder in kleinen
ungemischten Verbänden zu leben, meist im Gebüsch und niederen
Gestrüpp verborgen.
Pycnoiiotidae : Die meisten Arten, welche die indoaustra-
lische Region bevölkern, leben im offenen Buschland oder lichten
Wald und bilden dort monotone oder nur aus Pycnonotiden be-
stehende Trupps. Im üppigen Urwald sind nur relativ wenige
Arten zu Hause, so diejenigen der Gattung Chloropsis, die man
unter Vogelgesellschaften finden kann. Auf den Molukken dringen
die Criniger-FoYme.n sehr häufig bis tief in das dichte Waldland
ein und mischen sich dann stets unter Vogelschwärme.
Cmnpophaifulae. Von Stachelbürzlern wird man die
Edoliso) HCl- Arten meist unter Vogelschwärmen zu suchen haben.
Die entzückenden Pericrocotus-Formen pflegen sich zu vielköpfigen
Trupps zusammenzuscharen, denen sehr häufig andere Vögel Ge-
folgschaft leisten, wie etwa unsere Waldsänger den Schwanz-
meisen. Oraucalus und Lalage gesellen sich nur zu ihresgleichen.
Dicriiridae. Die Drongos, welche ihre Streifzüge bis ins
Waldinnere ausdehnen oder dort heimisch sind, heften sich ge-
wöhnlich den Vogelgesellschaften an und fallen dann sogleich durch
ihre alle Genossen überragende Größe auf. Die Lebensweise der
indoaustralischen und der afrikanischen Drongos stimmt in diesem
Punkte überein.
Zoster opidae: Alle Arten, besonders aber die kleinen der
Gattung Zostcrops, stehen an Geselligkeit unseren Meisen nicht
nach.
3Ieliphagi(lf(e: Von den großen Arten [Philenioii n. a.) ab-
gesehen, welche solitär oder im Farailienverband leben, trifft man
die Honigfresser außerhalb der Brutzeit meist in vielköpfigen
Schwärmen an, die sich nicht selten den Muscicapidengesellschaften
anschließen.
Nectariniidae: Die waldbewohnenden Gattungen {Arach-
nothtra, Äethopijga u. a.) werden vielfach vom Strom der Vogel-
gesellschaften mitgerissen.
') C. B. Rickett aiid .T. I). de La Touche, Additional Observations on tlie
Birds of the Provmce of Fohkien; Ibis 1897, p. 600—607.
XIII 2 I
'^ ' I Streseraaun : Über gemischte Vogelschwärme. 141
Ploceiflac: Mau begegnet den Webern fast ausschließlich
im offeueu Grasland. Das erste Exemplar von Krijihnim tricliroa
pinaiae Stres. schoß ich jedoch von eiuem Baum mitten im Ur-
wald des Zentralgebirgshanges herab, als ich wahllos einen der
unzähligen im Zweiggewirr beschäftigten kleinen Vögel uneist
Zosteropiden und Muscicapiden) aufs Korn genommen hatte.
JPlridae: Die kleineren waldbewohuenden Spechte sieht man
bei uns (im Winter) wie im indonesischen Faunengebiet und in
Südamerika vielfach von vielerlei kleinen Vögeln begleitet. Be-
zeichnend scheint dabei zu sein, was Naumann bei der Besprechung
von Bryohates medius sagt: „Sonderbar ist, daß Meisen, Goldhähn-
chen, Kleiber und Baumläufer eine solche Anhänglichkeit verraten,
daß im Winter selten ein Mittelspecht allein und ohne mehrere
von diesen Vögeln im Gefolge zu haben herumstreicht; sie ziehen
ihm nach, obgleich ihm an ihrer Gesellschaft nichts zu liegen
scheint.-'
Besondere biologische Wahrnehmungen. — Die Misch-
schwärme des Waldgeländes macheu sich in den ersten Morgen-
stunden am meisten bemerkbar, zumal kurz nach Sonnenaufgang.
Dann sind sie nicht nur am beweglichsten, sondern auch am
lärmendsten. Nach der Mittagsstunde, vornehmlich bei großer
Hitze oder trübem Wetter, versinken die Individuen in einen Zu-
stand matter Trägheit, und man kann dann zuweilen mitten durch den
Schwärm hindurchwandern, ohne ihn recht zu bemerken. P]rst
gegen den Eintritt der Abenddämmerung hin wird die Gesellschaft
wieder aktiver. Vögel, die von anderen getrennt leben, sind ganz
den gleichen Schwankungen ihrer Lebhaftigkeit innerhalb des
Tages unterworfen; indessen redet diese Tatsache erst dann eine
eindringliche Sprache, wenn die Vögel in bunter Menge auftreten.
Den Vogelgesellschaften strömen die geselligen Arten sofort
nach Beendigung des Brutgeschäftes zu. Vielfach warten sie nicht
einmal die Zeit ab, bis ihr Nachwuchs selbständig zu fressen ge-
lernt hat. Man kann dann ganz junge Vögelchen unter den
Schwärmen sehen, die ihre liebe Not haben, mitzukommen, und
denen die Eltern noch geschäftig Futter zutragen, dabei jedoch
stets besorgt, den Anschluß an die große Masse nicht zu verlieren.
Diese Arten lernen also von frühester Jugend an, sich in die
Vogelgesellschaften einzufügen.
Eine gegenseitige Verständigung der miteinander umherziehen-
den Individuen verschiedener Arten erfolgt vornehmlich durch die
oft sehi- leisen, in kurzen Pausen geäußerten Verständigungs-
laute, welche den engen Zusammenhalt des Haufens sichern
sollen und keine besondere Gemütserregung ausdrücken. Sie sind
bei Arten, die sich im System nahe stehen, vielfach annähernd
die gleichen. So erfordert es einige Erfahrung, um einen Unter-
i42 Stresemann : Über genaischte Vogelschwärme. 1 ^^ '
L Ges. Bay.
schied in dem leisen, dünnen s'it der beiden Goldhäbichen, der
Blaumeise, Kohlmeise, Tannenmeise, des Kleibers und Waldbaum-
läufers herauszuhören. Bleiben diese Laute einmal ohne x\ntwort,
so wird der vereinsamte Vogel seinen lauteren Signalruf er-
tönen lassen, der oft auch bei Individuen anderer Arten einen
entsprechenden Ruf auslöst und dem Versprengten den Weg weist.
Hiervon ist in vielen Fällen zu unterscheiden der Lockruf, auf
den meist nur Vögel der gleichen Art reagieren. Warn- und
Schrecklaute werden von allen Angeliörigen eines Schwarmes
sofort richtig aufgefaßt.
Es gilt für die meisten Arten, daß ein Teil ihrer Gesangs-
periode in die Zeit fällt, zu welcher sie gesellig leben, und der
Lärm, den die Gesellschaften ausführen, erinnert daher oft, zumal
in den Tropen, an ein übendes und stimmendes Orchester.
Man wird bemerken, daß die Gesellschaften sehr häufig aus
einer losen Zusamraenfügung mehrerer monotoner Schwärme be-
stehen, die sich bei einem geringfügigen Anlaß wieder von ein-
ander trennen können. Die gegenseitige Zuneigung gleichartiger
Individuen bleibt eben stets weit größer als zu anderen Arten.
Selbst das eheliche Band wird durch geselliges Leben nicht ge-
lockert, und es hält oft nicht schwer, unter dem Haufen ein zu-
sammengehöriges Paar nach seinem Betragen herauszufinden. Ein
Schwärm, den man durch beständige Verfolgung ängstigt, wird
sich schließlich, wenigstens für kurze Zeit, in Gruppen auflösen,
die vielfach auch seinen Elementen entsprechen. So kann man
es bei uns erreichen, daß sich die Meisenschwärme wieder säuber-
lich in kleine Gesellschaften scheiden, in denen die Arten unter
sich sind, die also beispielsweise nur aus Schwanzmeisen oder nur
aus Goldhähnchen u. s. w. bestehen.
Geselligkeitstrieb und Bruttrieb. — Zur Zeit der
höchsten Entwicklung der Keimdrüsen sondern sich bekanntlich
die Vögel — soweit sie nicht Koloniebrüter sind — paarweis ab,
um sich dem Nestbau, dem Brüten und der Sorge für die Nach-
kommenschaft zu widmen. Die Sexualität übertäubt dann den Ge-
selligkeitstrieb.
Falls alle Arten, die einen gemischten Schwärm zusammen-
setzen, im ersten Lebensjahre geschlechtsreif würden (was wohl
bei den Passeres fast durchweg der Fall ist) und ihre Brutzeit in
die gleiche Jahreszeit fiele, so würde sich daraus die Auflösung
der Gesellschaften in einzelne Paare für diesen Zeitraum ergeben.
Für das holarktische Faunengebiet (und wohl für alle Zonen
mit einem stark ausgeprägten Wechsel der Jahreszeiten) trifft dies
tatsächlich zu. Während des Frühlings und des Frühsommers
finden wir bei uns keine Mischsch wärme. Die Arten, welche sich
außerhalb der Brutzeit zu einem Haufen zusammenballten, verteilen
VTTT O ~\ -
•^^ ' ' I Streseraann: Über gemischte Vogelschwärme. 143
lyi t j
sich während derselben gewissermaßen gleichmäßig über den be-
wohnbaren Raum und erzeugen dadurch den Eindruck, daß er von
einem weit reicheren Vogelleben erfüllt sei.
Die Zeit der Bildung und Wiederauflösung der „Meisen-
schwärme" setzt im Norden des holarktiscben Gebietes später ein
als im Süden. Für das mittlere Europa kann als Regel ange-
nommen werden, daß dieselben sich gegen Anfang Juli, auch wohl
schon Mitte Juni^) zu formieren beginnen, bis zum August Zuwachs
erbalten (der bald durch Abgang der Zugvögel ausgeglichen wird)
und in den ersten Märztagen sich auflösen. Nach dem 15. März
findet man meist keine Spur mehr von ihnen. Sie bestehen dem-
nach 8 — 9 Monate lang.
Anders scheinen die Verhältnisse in den Tropenwäldern zu
liegen. Mein Aufenthalt in den Urwäldern des indoaustralischen
Faunengebietes währte vom September 1910 bis April 1912, wo-
von ich 12 aufeinanderfolgende Monate im Monsunwald (Seran und
Buru) verbrachte; während dieses ganzen Zeitraumes fand ich ge-
mischte Vogelschwärme. Lägen auch noch keine anderen Be-
weise dafür vor, daß in diesen äquatorialen Inselgebieten trotz
des (übrigens nicht allzu schroffen) Wechsels von Regen- und
Trockenzeit in allen Monaten Brüten gemacht werden — die Per-
manenz der Vogelgesellschaften allein würde schon zu dieser
Schlußfolgerung berechtigen.
Dies ist jedoch keinesfalls so auszulegen, daß man dort Eier
derselben Art zu jeder Jahreszeit finden könnte. Vielmehr darf
als Norm betrachtet werden, daß auf der gleichen Insel alle Paare
derselben Spezies etwa im selben Jahresabschnitt zur Fortpflanzung
schreiten-). Darauf deuten Mauserbefunde mit der gleichen Be-
stimmtheit hin wie Untersuchungen der Geschlechtsdrüsen und die
Tatsache, daß ich zu gewissen Monaten kürzlich ausgeflogene Junge
der gleichen Art gemein fand (z. B. solche von Dicaeum vulneratum
im Juni, von Dendrohiastes hyperythra alifiirus im Februar und
März), während diese Altersstadien zu anderen Monaten fehlten.
Die Permanenz der Vogelgesellschaften im indoaustralischen
Archipel beweist vielmehr lediglich, daß es dort keine Frühlings-
zeit in unserem Sinne gibt, sondern selbst nahe Verwandte zu
verschiedenen Jahreszeiten brüten^). Von diesem Gesichtspunkte
^) So beobachtete Geyr von Schweppenburg in der Mark bereits am
20. Juni einen Schwärm, aus Kohl-, Tannen-, Hauben-, Blau-, Nonnen- und
Weidenmeisen, Baumläufern, Goldhähnchen und Laubsängern bestehend. (Orn.
Mouatsber. 18, 1910, p. 161.)
^) Hiervon scheint Aplonis metalUcus {Sturnidae) eine Ausnahme zu
machen.
3) Von der am besten durchforschten Insel Java liegt hierzu einiges lehr-
reiche Beobachtungsmaterial vor, das freilich noch recht dürftig genannt werden
muß. Wir verdanken es dem Forschungseifer Bernstein's (cf. Jouru. f. Ornith.
1859, 1860, 1861) und Bartels' (ibid. 1903, 1906), welche beide im Westteil
144 Streseraann: Über gemischte Vogelschwärme. I ^' ' ' '
L Ges. Bay.
aus verspricht die genaue Beobachtung der tropischen Vogelgesell-
schafteu wertvolle Aufschlüsse über die Brutzeiten der einzelnen
Arten, welche — wie jeder Reisende bestätigen wird — in den
Urwaldgebieten so überaus schwer durch Nestfunde festgestellt
werden können. In welcher Weise dies möglich sein dürfte, sei
durch folgende Beispiele erläutert:
Muscicapula melanoleuca ivestermanni^ die ich im September
und Oktober im Gebirge von Perak, sowie im Januar auf Bali
stets unter Vogelschwärmen fand, lebte im Juni, Juli und August
auf Seran völlig ungesellig. Auf etwa ein Dutzend einzelner
Männchen, die sich sehen ließen, kam nur ein einziges Weibchen,
und die Vögel veränderten ihren Aufenthaltsort so wenig, daß ich
sie regelmäßig auf dem gleichen Baum oder seiner nächsten Um-
gebung wahrnahm. Diese Beobachtungen lassen darauf schließen,
daß die Art auf Seran von Juni bis August brütete.
Auf der gleichen Insel bekam ich von dem reizenden Meli-
phagiden Myxomela ival-oloensis elisahetliae Oort während des Juni
und Juli nur alte Männchen zu Gesicht, die sich einzeln an Blüten
im Walde zu schaifen machten ; die Weibchen brüteten vermutlich
und entfernten sich nicht weit vom Nest. Von der nahe ver-
wandten Myxomela iv. imkoloensis Forbes dagegen zeigten sich
von Januar bis März unverraauserte Jungvögel, solche in der
ersten Mauser und Alte häufig unter den Vogelgesellschaften Buru's :
die Brutzeit war vorüber!
Was veranlaßt die Vögel zur Bildung solcher Ge-
sellschaften? — Diese Frage drängt sich jedem auf, der dem
Phänomen seine Aufmerksamkeit zugewandt hat. Sie ist bereits
in verschiedenartiger Weise beantwortet worden.
Wer solche Scharen nur aus Europa kennt und ihrer auch
wohl nur nach dem Laubabfall — wo sie am leichtesten bemeikt
werden — gewahr geworden ist, wird veileitet werden, in ihrer
Bildung eine Reaktion auf die winterliche Futterknappheit zu er-
blicken. So meint Newton^), daß die Annahme der Gewohnheit,
der Insel ansässig waren. Dort weht der regenbringende NW.-Monsun von
Oktober bis April. Einen allgemeinen Einfluß auf die Brutzeit der Vögel scheint
er nicht auszuüben, denn es wurden die Eier gefunden: Von Gencichla andro-
meclae im Dezember und Januar, von Fnoepyga lepida gegen Ende und vVnfang
des Jahres, von Alcedo meninting im Januar, von Fericrocotn.s pereffrinus und
Myiophoneus cyaneus im Februar, von Scolopax saturata und Geocichla hors-
fieldi im März, von Passer montanus malaccensis im April, von Microhierax
fringillarius im Mai, von Otus lempiji im Juli, von Erytliromyias dumetoria
im August, von Cettia montana im September. Von einigen Arten konnte
Bernstein nachweisen, daß 'sie mehrere Braten hintereinander machen, die teils
auf die „nasse", teils auf die „trockene" Jahreszeit entfallen: so währt die Fort-
pflanznngsperiode von Favus major cinereus von Februar bis September, von
Prinia famüiaris vom März bis zum August.
') A. Xewton, A Dictionary of Birds. London 1893. Part. II, p. 554.
XIII 2 1
' ' I .Stresemann : Über gemischte Vogelschwärme. 145
sicli ZU Flügen zusammenzuscharen, wie wir es bei den Meisen
sehen, das Auffinden der Nahrung außerordentlich erleichtere.
„Eine einzelne Meise, welche allein umherstreift, würde wohl einen
ganzen Tag lang jagen, ohne genug zu finden; wenn jedoch ein
Dutzend zu demselben Zweck sich vereinigt, so wird der Ort, wo
das Putter untergebracht ist, schwerlich ihrer Aufmerksamkeit
entgehen, und wenn es entdeckt ist, so genügen ein paar Lock-
töne des glücklichen Finders, um die ganze Gesellschaft zur Teil-
nahme am Schmaus zu versammeln. Wer einen Trupp Meisen
beobachtet — und sei es auch nur für einige Minuten — muß zu
diesem Schluß gelangen."
Dieser Meinung schließt sich Pycraft^) an. „Die umher-
schweifenden Schwauzmeisentrupps, welche unseren Wäldern wäh-
rend der Herbst- und Wintermonate einen solchen Reiz verleihen,
werden jedenfalls hauptsächlich durch die gemeinsame Not zu-
sammengehalten. Die Entdeckung von Insektennahrung ist zu
dieser Jahreszeit eine schwierige Aufgabe, und wenn ein jedes
Individuum dabei auf sich allein angewiesen wäre, würden viele
verhungern."
Nach allem früher Gesagten bedarf es wohl keiner längeren
Erörterung mehr, daß diese Ansicht unhaltbar ist. Sie vermag nicht
einmal die Bildung monotoner Insektenfressertrupps zu erklären,
geschweige denn die Zusammenrottung verschiedener insektivorer
Arten plausibel zu machen. Wer einen Schwanzmeisentrupp im
Walde genau beobachtet, wird bemerken, daß meist jeder Vogel
für sich mit der Nahrungssuche voll beschäftigt ist, ohne sich um
das zu kümmern, was sein Nachbar treibt. Denn Insekten leben
allenthalben im Walde verborgen, und wo eines gefunden wurde,
braucht darum noch kein zweites in der Nähe zu sein. Völlig
entkräftet wii-d Newton's Erklärungsversuch zudem durch die Tat-
sache, daß ganz analoge Schwärme die Tropenwälder durchziehen,
in denen doch zu keiner Jahreszeit Mangel an Insektennahrung
herrscht.
Im Gebiet der Tropen wird man sich nach anderen Beweg-
gründen umsehen, welche die Vögel des Waldes zur Schwarm-
bildung veranlassen könnten. Ich selbst habe früher 2), ohne mich
auf die Frage näher einzulassen, bemerkt, daß die Erscheinung
der Vogelgesellschaften bei dem naiven Beobachter den Eindruck
hervorrufe, „als fürchteten sich die kleinen Vögel, allein im grenzen-
losen düsteren Urwald zu leben". Marshall (1. c. p. 222) hat den
angedeuteten Gedanken sich zu eigen gemacht und näher ausge-
führt. „Ich für meine Person hege keinen Zweifel, daß die Er-
scheinung der großen Anzahl von Raubvögeln zugeschrieben werden
') Pycraft, A History of Birds. London 1910, p. ISO.
*) Nov. Zool. 21, 1914, p. 374.
10
146 Streseraana : Über gemischte Vogelschwärme. I ei . rn.
L Ges. Bay.
muß, welche hier [im Mashonaland] vorkommen; die kleineren Vögel
halten es daher für ratsam, sich zum Schutze zu vereinigen, wo-
bei die Drongos eine Art Leibwache bilden."
Zu dem gleichen Schlüsse gelangt Bates, wenn er sagt: ,.Die
einfachste Erklärung scheint die zu sein: daß die Vögel durch
den Selbsterhaltungstrieb dazu gebracht werden, sich zu Schwärmen
zu vereinigen, und daß sie es tun, um weniger leicht ein Opfei'
der Habichte, Schlangen und anderer Feinde zu werden, als es
der Fall sein würde, wenn sie allein nach Nahrung suchten."
Gewiß hat diese Theorie viel Bestechendes. Man kann, wie
bereits erwähnt, beobachten, daß die Schreck- und Warnlaute einer
Art, die unter Mischschwärmen lebt, von jeder anderen Art der
Gesellschaft richtig gedeutet werden, auch wenn deren eigene ent-
sprechende Rufe einen gänzlich abweichenden Klang und Rhythmus
besitzen. Ja so eng ist der Kontakt der Individuen eines Schwarmes,
daß schon allein das Benehmen des Stückes, welches die Gefahr
zuerst bemerkte, den übrigen zur Warnung dienen kann.
In den großen ungepflegten Laub Waldungen der Woevre-Ebene
vor Verdun stellte ich während des Oktober und November den
Meisenschwärmen nach, um aus ihnen Weidenmeisen, Schwanz-
meisen und Gartenbaumläufer zu schießen. Besonders häufig be-
suchte ich einen langgestreckten Wald, den zwei oder drei große
Meisenschwärme ständig durchzogen. Während der ersten Tage
gelang es mir ohne Mühe, mich durch das dichte knackende Unter-
holz bis an den Schwärm hindurchzudrücken und doi't in Ruhe
meine Beute auszuwählen. Aber schon bald hatten mich die Vögel
als Feind erkannt, und sobald einer von ihnen nun das ver-
räterische Brechen der Zweige hörte oder meine Gestalt erblickte,
erschallten — meist von selten einer Schwanz- oder Weidenmeise
— einige kurze laute Warnrufe, und die bis dahin außerordentlich
langsam sich fortbewegende, weit verstreute Gesellschaft ver-
schwand eiligst. So sah ich mich denn fortab genötigt, den Scharen
aufzulauern. Ein Netz von parallelen Pfaden ist durch diese Sumpf-
waldungen geschlagen, auf denen man rasch und lautlos vorwärts-
kommen kann. Auf diesen Längs- und Querwegen durcheilte ich
dann den Wald so lange, bis ich irgendwo die Stimme einer Kohl-
meise hörte (denn diese Art besitzt unter solchen Meisenschwärmen
den durchdringendsten Lockruf), stellte vorsichtig mit dem Ohr
die Richtung fest, in welcher die Gesellschaft sich vorwärts be-
wegte, und erwartete sie in ihrer Marschrichtung, dicht an einen
Stamm geschmiegt. Zuweilen hatte ich dabei Glück und blieb so
lange unentdeckt, bis ich den gewünschten Schuß abgegeben hatte;
oft aber wurde ich von einem aus der Bande vorzeitig bemerkt,
und dann mußte ich es nicht selten erleben, den ganzen Schwärm,
ohne daß ein Warnruf ertönt war, allmählich umkehi'en und in
der Richtung wieder vei-sch winden zu sehen, aus der er gekommen
' "' j Stresemaim: Über gemischte Vogelschwärme. 147
war. Das Benehmen des einen entsetzt zurückfliegenden Gesellen
hatte die ganze Scliar beeinflußt. Solches ist mir auch im Urwald
mehrfach begegnet.
Das Beispiel legt den Vorteil des geselligen Lebens dar, wenn
es gilt, vor Feinden auf der Hut zu sein. Ein einzelner Vogel
oder einige wenige hätten geringere Aussicht gehabt, die Gefahr
so bald zu bemerken. Besonderen Schutz vor Überraschungen
wird nun den Vogelschwärmen das Bündnis mit Arten gewähren,
die von Natur argwöhnisch und vorsichtig sind und dadurch zu
Anführern der übrigen Schar werden. Im Walde mögen die
Drongos dazu zu rechnen sein; aber ihre Funktion als „Leib-
wache" ist schwerlich die, Angriife auf den Schwärm abzuwehren,
wie Marshall vermutete, als vielmehr die Warnung ihrer harm-
loseren Gesellen vor drohender Gefahr.
Besonders klar kommt die Tatsache, daß gewisse Arten die
Rolle des Anführers und Wächters regelmäßig übernehmen, bei
den Vogelgesellschaften zum Ausdruck, welche sich im Spätsommer
und Herbst am Strand der Nordseeküste einfinden. Da sieht man
Stiandläufer verschiedener Arten, dazwischen Sanderlinge und
Steinwälzer, in engem Zusammenhalt von Bucht zu Bucht fliegen
und den Auswurf des Meeres durchsuchen. Es ist nicht schwer,
sich einem solchen Flug, selbst ungedeckt, bis auf Schußweite zu
nähern; wenn jedoch ein einzelner Goldregenpfeifer [Fluvialis
apricarms) oder Kiebitzregenpfeifer [Sqnatarola squatarola) sich
ihm angeschlossen hat, dann ist, meist alle Mühe vergeblich; denn
diese äußerst vorsichtigen Vögel lassen sich nicht so leicht über-
listen und veranlassen den ganzen Schwärm durch ihr Beispiel zu
rechtzeitiger Flucht.
Es ist jedoch auf der anderen Seite zu bedenken, daß eine
große Vogelansammlung, die ja stets ihre Gegenwai-t durch viel-
stimmiges Lärmen auf größeie Entfernung verrät, die Feinde an-
locken muß und diese, besonders die gefiederten, hier mehr Aus-
sicht auf Beute haben, als wenn sie einzelnen Vögeln nachstellten.
Im Urwald der malayischen Halbinsel und auf Bali sind mir die
gefräßigen Spitzhörnchen {Titpaia) zuweilen recht unwillkommene
Konkurrenten geworden, wenn ich einem Vogelschwarm auflauerte.
Auf weite Strecken habe ich diese Tierchen im Walde nicht be-
merkt; aber wenn eine Vogelgesellschaft nahte, waren sie plötzlich
da, wie aus den Bäumen gewachsen, und huschten in größter Er-
regung von einem Ast auf den andern, um sich einen der kleinen
Vögel zu fangen.
Die Vorteile, welche aus der Geselligkeit für die Führung
des Lebenskampfes erwachsen, dürften die Nachteile nur wenig
überwiegen.
Kürzlich hat nun Swynnerton (1. c. p. 346 — 354) eine eigen-
artige Theorie entwickelt. Er sagt: „Ich habe während der
148 Stresemaun: Über gemischte Vogelsch wärme.
rVerh. Oni.
L Ges. Bay.
letzten Jahre [im Gazaland | viel Zeit auf die Begleitung und ge-
naue Beobachtung solchei" Schwärme verwandt und bin zu der
Überzeugung geführt worden — gewiß in Übereinstimmung mit
zahlreichen anderen Beobachtern — , daß ihre hauptsächlichste
B'unktion zusammenwirkendes Jagen (cooi)ei"ative hunting) ist. Sie
sind wahrscheinlich Treibjagden (drives) . . . Geselligkeit bei
einer Art ist ja ursprünglich das Ergebnis ganz anderer Faktoren
als des Bedürfnisses nach zusammenwirkender Insektenjagd, wie
aus den Flügen körnerfressender Vögel hervorgeht: aber man
kann bemerken, daß die Mitglieder von Verbänden aller möglicher
Insektenfresser großenteils einander in den Schnabel arbeiten."
Swynnerton läßt dann eine Anzahl interessanter, detaillierter
Wahrnehmungen folgen, welche die letztere Bemerkung veran-
schaulichen. Von dem sich vorwärts bewegenden Schwärm werden
allerlei Insekten aufgescheucht, große und kleine, und jedes findet
seinen besonderen Liebhaber. Entfällt einem der in den Wipfeln
schlüpfenden Vögel eine Kerfe, so wird sie gewiß von den Ge-
sellen aufgenommen, welche tiefer unten suchen, und umgekehrt
treiben die das Gras und Gestrüpp abstreifenden Vögel geflügelte
Insekten hoch, welche von gewissen anderen Arten im Fluge er-
hascht werden.
Mögen auch die angezogenen Beobachtungen durchaus ein-
wandfrei sein: die Bildung der Vogelgesellschaften wird durch
diese Theorie nicht erklärt, ja es wird nicht einmal ihre Zweck-
mäßigkeit überzeugend dargetan. Denn es ist durchaus nicht
glaubhaft, daß bei einer großen Konkurrenz ein Insektenfresser
seinen Hunger leichter stillen kann, als wenn er allein jagt.
Überdies dürften die Fälle, wo wirklich einmal ein Vogel dem
anderen „in den Schnabel arbeitet", doch verschwindend selten
sein. Und schließlich: wenn wirklich „cooperative hunting' die
Vögel veranlaßte, sich zusammenzuscharen, was hätten bei solchem
Treiben die Baumkletterer (Spechte, Dendrocolaptiden, Baumläufer,
Kleiber) und Blütenbesucher (Melipliagiden, Nectariniiden, Trochil-
iden) wohl für sich zu erwarten, ganz abgesehen davon, daß sich
auch Körnerfresser und Fruchtfresser nicht selten den Scharen der
lusektenjäger anschließen ?
Richtiger als Swynnerton, richtiger auch als Marshall und
Newton scheinen mir die wilden Indianer am oberen Amazonas
mit dem Instinkt des Naturmenschen das Pi-oblem erfaßt zu haben.
Von ihrer Ansicht erzählt uns Bates: „Die Indianer haben diese
gemischten jagenden Schwärme beachtet, scheinen jedoch nicht
bemerkt zu haben, daß sie mit der Suche nach Insekten be-
schäftigt sind. Sie haben ihren Wissensdurst nach Art der halb-
zivilisierten Völker durch eine Theorie befriedigt, welche zu einer
Sage entartete. Die sich vorwärts bewegenden Scharen, so be-
haupten sie nämlich, würden durch einen kleinen grauen Vogel
^ Q '„ ' I Stresemann: Über gemischte Vogelschwärme. 149
IUI ( J
namens Papd-uird geführt, der alle übrigen fasziniert und zu
einem beschwerlichen Tanz durch das Dickicht verleitet." Das
ist freilich Hnmbug, denn der Fapd-mrd besteht nur in der
Phantasie dieses Volksstammes; und dennoch birgt sich, wie Bates
sehr richtig hervorhebt „ein Schimmer von Wahrheit in dieser
Erklärung; denn man kann zuweilen bemerken, daß verstreute
Vögel, welchen der Haufe auf seiner Marschlinie begegnet, von
ihm mit fortgerissen werden, und ab und zu findet man rein
fruchtfressende Vögel mit den übrigen vermischt, gerade als wären
sie von einer Art Irrwisch verführt worden".
Wie der Geist des Naturmenschen die Krankheit, deren Wesen
er ja nicht zu begreifen vermag, personifiziert und ihr Menschen-
oder Tiergestalt verleiht, so ist auch der Papd-uird als eine
Schöpfung des Bedürfnisses nach konkreter Vorstellung zu deuten.
Er ist die Personifikation des Geselligkeitstriebes,
dessen mächtigem Bann sich nur wenige Vogelarten ganz ent-
ziehen können ; er ist es, von dem sich die meisten Insektenfresser
blindlings führen lassen, durch Dick und Dünn, wochenlang,
monatelang, bis ihm ein noch gewaltigerer Gegner entsteht: der
Bruttrieb.
Wir haben den Geselligkeitstrieb schon früher als die Ur-
sache der Schwarmbildung kennen gelernt, als von den mono-
tonen Schwärmen und den einfachen Mischsch wärmen die Rede
war. Dort lag der arterhaltende Nutzen, der zur Entstehung des
Triebes Anlaß gab, klar zutage: es war teils der Schutz, den
das Beispiel der alten, erfahrenen Vögel den Jungen gewährte,
teils die gegenseitige Untei'stützung im Aufsuchen der gemein-
samen Nahrung.
Beides kann, wie wir sahen, für die bunten Scharen der
Waldvögel nicht in Betracht kommen. Hier versagt jeder Ver-
such, Nützlichkeitsgründe ausfindig zu machen, hier ist es etwas
unseren Begriffen Unfaßliches, dem die Vogelgesellschaften ihr
Bestehen verdanken nicht die gemeinsame Not, noch das Be-
dürfnis nach gegenseitigem Schutz, noch auch der aus gemein-
samen Jagen entspringende Vorteil: es ist die faszinierende
Wirkung der Masse.
Ein Familienverband mag den Kern bilden, um den sich der
Schwärm zu scharen beginnt, bis ihrer Dutzende, ja hundert und
mehr geworden sind, ohne Ansehung der Art und Gewohnheit.
Einem Magneten ist solch ein Schwärm vergleichbar, dessen Kraft
sich durch ständigen Zuwachs mehrt, bis alles, was in seinem
Bereich liegt, ihm angeheftet ist.
Die suggestive Gewalt, welche von der Masse eines sich fort-
bewegenden Seh warmes ausgeht, kann wohl nicht deutlicher er-
wiesen werden als durch folgendes kleine Erlebnis:
150 ötresemanii: Über gemischte Vogclschwäniie. 1
|_ Ges. ßay.
Weun ich von meinem Lager aus, das ich im balinesischen
Gebirgswald am B'uße des Gunung Bratan aufgeschlagen hatte,
einige Minuten bergan stieg, so gelangte ich an einen umgestürzten
Baumriesen, in dessen totem Astgewirr ich regelmäßig das gleiche
muntere Vogelpärchen beschäftigt fand. Es waren Schneider-
vögel {Phi/llcrgates eucullatus (Temm.)). Sie hatten sicii den
Platz zum dauernden Wohnsitz und offenbar auch zum Nestbau
erkoren und entfernten sich nie außer Sichtweite von ihm. Eines
Tages rastete ich wieder in seiner Nähe, als ein großer Vogel-
schwarm lärmend sich nahte. Das Pht/Uerc/ates-V'da.Y, das sich bis
dahin lautlos verhalten hatte, wurde nun sogleich von großer Er-
regung ergriffen; voller Unruhe flog es von einem Bäumchen zum
andern, und das Männchen beeilte sich, seinen wunderschönen
Gesang in den Wald zu pfeifen, immer und immer wieder. Die
Gesellschaft kam heran, alle umliegenden Bäume, Lianen und
Sträucher wimmelten von Vögeln, und als sie langsam weiter-
zogen, da gab es auch für die beiden Schneidervögel kein Halten
mehr; sie mischten sich unter den Schwärm und ließen sich von
ihm entführen. An diesem Tage sind sie nicht zu ihrem Ast-
dickicht zurückgekehrt.
Wer je entsprechendes beobachten konnte — und ich habe
dazu bei vielen solitär lebenden Arten wiederholt Gelegenheit ge-
habt — , dem drängt sich die Erkenntnis auf, daß jede Erklärung
der Vogelgesellschaften des Waldes künstlich ist, die auf Nützlich-
keitsgründen fußt.
Die munteren Buben von Manusela, die mir, nur mit einem
Strick um den Bauch bekleidet, zuweilen folgten, wenn ich im
Walde allerhand Getier sammeln wollte, wußten sehr gut, was die
kleinen Vögel anlockt. Wenn sich irgendwo aus dem grünen
Wirrnis ihre feinen Stimmen vernehmen ließen, dann rissen sie
dünne Blätter ab und wußten sie so anzublasen, daß es klang, als
zirpte und pfiffe da eine ganze Vogelgesellschaft durcheinandei-.
Der Erfolg ließ gewöhnlich nicht auf sich warten; denn der vor-
überziehende Schwärm wurde tatsächlich verleitet, herbeizueilen!
Zusanimeiifassuiig.
Die Vogelschwärme lassen sich unter drei Kategorien ein-
ordnen :
1. Die monotonen (nur aus Individuen einer Art bestehenden)
Schwärme.
2. Die einfachen Mischschwärme, die von Angehörigen ver-
wandter Spezies mit gleicher Geschmacksrichtung und gleichen
Lebensgewohnheiten gebildet werden.
8. Die zusammengesetzten Mischschwärme, in denen sich
vielerlei Aj1>en mit teilweise durchaus abweichenden biologischen
' ' I J^trcscniann: Über gemischte Vogelsch wärme. 151
Eigenarten vereinigen, und die vor allem für die Wälder be-
zeichnend sind.
Gegenseitige Unterstützung beim Aufsuchen der Nahrung und
die durch das Zusammenleben bedingte Verwertung der Erfahrungen
Anderer kann als ausreichende Erklärung für das Zustandekommen
der unter 1. und 2. fallenden Schwärme angesehen werden. Die
Ursache für die Bildung der zusammengesetzten Mischschwärme
muß jedoch in anderen Faktoren gesucht werden. Es ist in den
vorstehenden Zeilen versucht worden darzulegen, daß als solcher
nur der suggestive Einfluß namhaft gemacht werden kann, den
die Vereinigung vieler Individuen (die Masse) auf die meisten in
Wäldern lebenden kleinen Vogelarten ausübt.
Die Wälder aller Zonen werden von solchen Gesellschaften
durchzogen, die bei uns als Meisenschwärme, in Nordbrasilien als
Formicariidensch wärme bekannt sind und die mau im indoaustra-
lischen Gebiet bald Timeliiden-, bald Muscicapidenschwärme taufen
könnte. Die meisten Familien der Passeres sind darunter vertreten,
insonderheit die insektenfressenden, zuweilen jedoch auch reine
Körner- oder Fruchtfresser.
Während ihrer Brutperiode scheiden die geselligen Arten aus
dem großen Verbände aus. Das hat in Gebieten mit scharfem
jahreszeitlichem Klimawechsel eine zeitweilige völlige Auflösung
der Schwärme zur Folge. In der äquatorialen Region dagegen
scheinen die Gesellschaften ohne Unterbrechung zu bestehen, da
dort ihre Mitglieder nicht alle zur gleichen Zeit zur Brut schreiten.
[TT _,L| /^fr*
Ges. Bay.
Die Rufe der Mauersegler.
Von
H. Stadler und C. Schmitt.
Jedermann kennt das Rufen der Mauersegler: ein hohes,
schrilles oder gellendes sii und sirrrr, das von den sich jagenden
Vögeln bis zum Überdruß oft ausgestoßen wird. Vom frühen
Morgen bis in die tiefe Dämmerung hinein ertönt dieses Geschrei
über dem Häusermeer der Großstädte nicht weniger als über den
kleinen Nestern und Dörfern — wenn sie nur Türme oder hohe
alte Bauten mit Dachluken, Mauerlöchern und Nischen besitzen.
Auch nachts hört man das sirrrr nicht so selten von Seglern, die
an den Fenstern noch vorübersausen, oder von ihren nächtlichen
Schlafplätzen herab. Auch Schlafende, im Käfig von uns beob-
achtet, rufen träumend ihr sii.
Es sind vier verschiedene Rufe, die man von fliegenden Seglern
vernimmt:
am häufigsten von allen ein Ruf, der etwa wie sirrr klingt;
ein ganz kurzes — ;
ein etwas längeres sii;
ein Sri.
Alle vier Rufarten werden gleichmäßig im Streckenflug heraus-
geschrien; die Bedeutung des einen wie des andern scheint so
gleich zu sein wie ihr Klang, ihre B^-Stärke, ihre Schärfe und ihre
Tonhöhe, die zwischen e.^ und bg (am gewöhnlichsten wohl zwischen
fg und giSg) hin- und hergeht.
Das - ist ein hoher Achtelton, der gern gereiht wird —
also r-H
1 1 '
4 ^ ^
Das Sri ist ein einfacher Laut, der sich mit Notenzeichen
wiedergeben läßt als
rr
-K
XIII, 2,
1917
I Stadler und Schmitt: Die Kufe der Mauersegler. 153
Das sl(i) läßt sicli mit Pfeifchen aus dem Orgelregister Sali-
zional ziemlich klanggetreu nachahmen; es ist zu schreiben bald als
f » , bald als p^ ; solcher Eufe werden häufig mehrere hinter-
einander gebracht; die Intervalle der 2 Töne liegen einen Viertei-
bis einen halben Ton auseinander. Wenn zwei Segler sich jagen,
klingen diese sii-Rufe: f L f t f f f • • d. h. der hinter dem
ic
ersten schreiende Vogel ruft etwas tiefer und kürzer.
Das sirrr klingt auf die Entfernung als ein etwas länger aus-
gehaltener Ton, der in einen abwärts ziehenden und leiser werden-
den Roller übergeht, von der Form: Ff^^ ; zuweilen — nicht
eben häufig nach unseren Beobachtungen — geht dem i ein Ton, bald
länger, bald kürzer, als Auftakt voraus: f ff^ oder • f -fC^ •
Ihre Tonhöhe wechselt von Tier zu Tier und je nach Stimmung.
Von ein und derselben Turmschwalbe gereiht ändern mehrere
solcher aufeinanderfolgenden Rufe ihre Höhe nicht; wenn jedoch
zwei Vögel sich jagen, so entsteht regelmäßig das Notenbild:
.->. -^ ;:^N. '->x (der erste Ruf ist o ^ -^ p
p^ p^ yr ^ j°2' "''' ""«"- ff if \f^ t^
(der zweite Ruf ist höher). Die Stimmlage des einen Seglers
ist höher, die des anderen tiefer. Hoch- und Tiefton wechseln oft
fast taktg:emäß ab. Hiebei / --, ^ -^ ^^ »
können die 2 Töne hin-
sichtlich ihrer Länge oder
hinsichtlich ihrer Stärke
verschieden sein, z. B. :
Sie folgen sich manchmal so schnell, daß man meint, es sei der
gleiche Vogel, der rufe:
L54 Stadler und 8chmitt: Die liiife der Mauersegler. 1 ^ • '"•
L Ges. Bay.
Es sind das Duette primitivster Art, zweifellos Weclisel-
rufe von cT und 5. Dieselben Zwiegespräche eignen vernnitlicli
zahlreichen Vogelarten; uns sind sie allerdings bisher nur noch
von Gebirgstelzen, Kleibern, Steinkauz und Waldkauz bekannt;
bei diesen beiden Eulenarten sind sie ungemein charakteristisch.
Zuweilen folgt auf den Roller ein harter, tiefer Ton, in der
Weise: l^p^t, auch mit Vorschlägen LP-f^ • Der Schlußton
r\
kann ganz scharf abgesetzt sein, in der Form: | /^ T/ ; so hörten
wirs am 24. V. 1915 auf der Ehrenburg, als uns Freund Fenk zu
den dortigen Steinsperlingen führte.
Die Rufe 1—1 werden häufig in allerlei Varianten vereinigt.
So beobachtet man oft Rufe wie diese
I^I^l
Da man
die sirrr-Rufe gewöhnlich auf einige Entfernung vernimmt, so er-
scheinen sie als eindeutige und einfache musikalische Figuren.
Immerhin findet ein geschärftes Ohr auch schon auf größere Distanz
heraus, daß es mit dem Roller der Rufe eine besondere Be-
wandtnis haben müsse. Gelegentlich tut uns aber ein Segler den
Gefallen, sein sirrrr uns unmittelbar in die Ohren zu schreien:
nun ändert sich das Bild. Dann zeigt sich folgendes. Der Ruf
ist zweistimmig. Ein hohes, langgezogenes i erklingt fast während
des ganzen Rufes durch," langsam leiser und leiser werdend. Einen
Achtelton lang tönt dieses i für sich allein; dann setzt der Roller
ein: erst leise, von der Länge eines Achteltons, selbst aus aller-
nächster Nähe kaum hörbar und nur zitternd (vibrierend) ; fast plötzlich
wird er laut, erklingt im crescendo, verändert seine Klang-
farbe und schwingt (schwirrt) sehr stark — ein metallisches
grobes Schnarren; zugleich zieht er , n
abwärts; klingt noch, wenn der obere J- J — '^^""^ ^ ''
Ton schon ausgeklungen hat; auf dieser Ixt^^f^^---
letzten Strecke wird er rasch wieder l ^ K- >
leiser. Es ergibt sich so das unerwartet p
verzwickte Notenbild: '
') In den bisherigen Notenbeispielen haben wir einfachere Formeln — den
Höreindruck auf größere Entfernung — angewendet, um das Bild nicht zu sehr
zu verwirren.
XIII, ^
1917
Stadler und Schmitt: Die Rufe der Mauersegler. 155
Solch verwickelter Bau eines Vogelmotivs ist nichts Ungewöhn-
liches. So muß man beispielsweise das Trielgeschrei schreiben:
oder d^js
l l '>^^r-r-r-r-r-^f^r-rt^t^
•/■
Freilich läßt der Eindruck, den das Dickfußgeschrei macht, von
vornherein auf etwas musikalisch Ungewöhnliches raten!
Es ist recht schwierig, diesen, wie wir sehen, so komplizierten
Seglerruf vollständig und in jeder Teilstrecke seines Verlaufs
gleichmäßig sicher aufzufangen. Am sichersten ist es uns gelungen
auf der Mainbrücke in Lohr beim Radfahren. Die Segler, die
hinter mehreren Vorsprüngen der südlichen Brückenwand nisten,
sausen dort, unbekümmert um die ihnen vertrauten Fuhrwerke
und vorbeikommenden Menschen, in Kopfhöhe des Beobachters auf
und ab. Von hinten anfliegend holt zuweilen ein Segler den Rad-
fahrer ein, und beide fliegen und fahren Seit' an Seite für einen
Augenblick mit gleicher Geschwindigkeit zusammen: wenn der
Vogel in diesem Moment schrillt, kann man dem Ruf in allen
seinen Einzelheiten im wahren Sinn des Wortes folgen.
Die Seglerrufe scheinen geographisch nicht verschieden zu
sein. Wir haben Brutvögel verhört von Hamburg bis Hochsavoyen;
und hören die Hinziehenden und Zurückwandernden rufen von
Mitte April bis Ende September — neben Scharen, die bereits
Anfang Juli südwärts reisen, solche, die noch Ende Juli nordwärts
eilen — also Segiersippen, deren Wohngebiete über das halbe
nördliche und östliche Europa verteilt sein müssen: ihre Rufe sind
stets die gleichen.
Über Laute des brütenden Seglerweibchens lesen wir
in der „Gef. Welt" 1916, p. 317 (Hans Maurer): „Kurze Zeit nach
der Ankunft muß schon die Brut beginnen, denn ich sah um diese
Zeit immer nur einen der Vögel ein- und ausfliegen, während der
andere im Nest saß und Töne von sich gab, welche dem von den
Jungen beim Füttern ausgestoßenen Gepiepse nicht unähnlich
klangen. Auch des Abends bei vorgeschrittener Dämmerung, wenn
einer der Segler in der Nähe noch der Jagd auf Insekten oblag,
konnte man aus dem Nest diese Töne hören. Sie wurden auch
noch ausgestoßen, wenn der zweite Vogel im Nest Platz genommen
hatte, so daß man wohl mit Sicherheit annehmen kann, daß das
Weibchen mit diesen Tönen das Männchen um Futter anbettelt
und während des Fütterns durch das Männchen das Gepiepse fort-
setzt. Dieses Geschrei resp. Gepiepse habe ich öfters kurz nach
der Ankunft der Segler bemerkt und beobachtet, so daß es ganz
ausgeschlossen erscheint, daß es von Jungen herrühren könnte."
156
Stadler und Schmitt: Die Rufe der Mauersegler.
Verh. Oni.
Ges. Bay.
Nestjiinge der Mauerscliwalben haben wir bisher nicht ver-
hören können. Dagegen werden uns alljährlich verunglückte
flügge Junge gebracht, denen wir allerlei ablauschen konnten.
Manche freilich sind vollkommen stumm. Andere wieder er-
heben, beunruhigt, ein gellendes Geschrei:
^
^him
Hh]
eine Tonreihe, die langsam absinkt. Andere, dieselbe Rufreihe im
mf hervorstoßend, hängen zuweilen p-Töne vom Eindruck bit bit bit an :
,"^
^f,r, -n ;7 .■> A ,^ />
^^'^^hhiii
HUv
^ MUt4ä
Futter heischende Junge betteln mit sehr langen Rollerlauten:
erst im p, wenn sie aber bald stürmischer bitten, werden die Töne
höher und lauter, und die Roller zu 32tel-Touren — werden schlot-
ternd wie die Angstrufe (das Killern) des Waldkauzes, der jungen
Waldohreulen, oder so vieler junger Raubvögel. Die Tonhöhe
dieser Roller ist ungeheuer: 6 gestrichenes h, also ganz nahe der
Hörgrenze. —
Ruhig dasitzend lassen die flüggen Jungen schlotternde Unter-
haltungslaute im pp hören, Tongebilde wie:
uiiJ^uiiJ'LuiJ '"'•"'•
Kranke Junge bringen unaufhörlich wimmernde^Rufreihen
wenn die ÄrmstenMn Schmerzen leise jammerten:
wie
m^yny^--'-
in der Tonhöhe +'^5? zwischen hinein auch tiefer, in Cj, z. B.:
HiifliMy>j2jly><'-s-t
XIII, 2,
1917
Stadler und Schmitt: Die Rufe der Mauersegler.
157
Unter jedem dieser Töne klingi ein helles metallisches Geräusch
mit. Oder sie wimmern:
ÜJ^LÜ^iU^Lü
um f^ herum.
Einmal wurde uns ein erwachsener Mauersegler gebracht, der
von Hagelschlossen betäubt aufgefunden worden war. Als er, von
seiner Betäubung erwacht, in die Hand genommen wurde, fauchte er:
^
f-
etwa „fffsiiii"
Das Fauchen geht unmerklich über in das siii; es klingt noch
einen Augenblick unter dem siii fort. Seine Tonhöhe haben wir
nicht bestimmt. Dieses Fauchen war uns vorher vom Turmsegler
nicht bekannt. Nach unsern bisherigen Beobachtungen fauchen
sonst noch Meisen, junge Wendehälse im Nest, junge Kuckucke,
Nachtschwalben, Eulen, Reiher, Auerhahn, Gänse.
158 Gebhaidt; Fichtelgebirgsbeobachtuugen 1914. rVerh. Oru.
|_ Cies. Bay.
Fichtelgebirgsbeobachtungen 1914.
Von
Erwin Gebhardt (Nürnberg).
Meinen langjährigen Wunsch, die alte Markgrafenstadt Bayreuth
und das nahe Fichtelgebirge kennen zu lernen, konnte ich endlich
im Frühjahr 1914 zur Ausführung bringen. Am Abend des 8. Juni
in Bayreuth eingetrolfen, widmete ich den folgenden Tag der Stadt
selbst sowie der eine Stunde westlich davon gelegenen „Fantasie"
und fuhr am Spätnachmittag noch nach dem reizend gelegenen
Berneck. Von dort führte mich am nächsten Morgen mein Weg
das tiefeingeschniitene Tal des weißen Mains entlang über Gold-
mühl, Röhrenhof und Bischofsgrüii auf den Ochsenkopf, dann nach
Karches hinunter und wieder auf den Schneeberg, um endlich dem
langsam abfallenden Gebirgskamm über Nußhardt (Nossert), See-
hügel (Seehaus), Platte und Silberhaus nach Tröstau zu folgen,
wo ich die Bahnlinie nach Wuusiedel erreichte. Von diesem Mittel-
punkt des Fichtelgebirges ging es am folgenden Tage, dem 6. Juni,
über die mit hübschen Anlagen, besonders Fichtenpflanzungen, ge-
schmückte Katharinenhöhe nach Alexaudersbad, dann durch das
einzigartige Felsgewirr der Luisenburg und über den Burgstein
zum aussichtsreichen Kösseinegipfel, um von dort auf endlosem
Wege zum gewerbereichen Markt Redwitz und damit zum Abendzug
nach Hof zu gelangen. Nach kurzem Besuch des anmutig am
Saalehang gelegenen Stadtparks „Theresienstein^' fuhr ich am fol-
genden Tage von Hof über Oberkotzau und Martinlamitz nach
Bahnhof Kircheulamitz und wanderte über Niederlarnitz, Kirchen-
lamitz, den Epprechtstein und den Wolfstein zum (großen) Wald-
stein. Von diesem Nordpfeiler des Fichtelgebirgs über Zell nach
Reinersreuth hinabgestiegen, erreichte ich von dort mit der Eisen-
bahn bald die Weberstadt Münchberg und abends noch Bayreuth.
Der 8. Juni als letzter Reisetag war dann wieder der schönen
Wagnerstadt und der ^/^ St. östlich davon gelegenen „Eremitage"
gewidmet, zu der eine prachtvolle Allee über die durch Jean Paul
bekannte Rollwenzelei führt.
Die Umgebung Bayreuths ist landschaftlich sehr abwechs-
lungsreicli und bietet mit ihren üppigen Wiesen und Feldern, den
schön bewaldeten Anhöhen, den Tälern des roten Mains und mehrerer
dort einmündenden Bäche sowie einer Anzahl von Weihern alle
XIII/2, I Gebhardt: Fichtelgebirgsbeobachtungen 1914. 159
Vorbedingungen zur Entfaltung einer reichen Vogelwelt. Beson-
ders günstige Verhältnisse findet diese im schattigen und wasser-
reichen Bayreuther Hofgarten, im romantischen alten Friedhof und
in den Parken der beiden markgräflichen Lustschlösser Fantasie
und Eremitage. Der Pai'k von Fantasie zeigt mehr Waldcharakter
mit Vorherrschen der Rotbuche, während Eremitage mit seinen
Wasserkünsten, Tempelbauten, künstlichen Bergen, Hainbuchen-
hecken und uralten Baumrieseii ganz das Beispiel eines Rokoko-
parkes ist.
Was die von mir durchwanderten Teile des Fichtelgebirges
betrifft, so herrscht bei Berneck das Laubholz vor und bis Röhren-
hof begleitet noch ein Wiesenstreifen den weißen Main, dann aber
verdrängt der Nadelwald alles andere. Bei Markt Redwitz, zwischen
Rupprechtssteiu und Waldstein und bei Alexandersbad findet sich
Föhrenwald, und den Waldstein bedeckt als einzigen Fichtelgebirgs-
berg die Rotbuche. Sonst herrscht auf der Gebirgskette ausschließ-
lich die Fichte, nur höchst selten einmal von Tanne oder Eberesche
(Vogelbeerbaum) unterbrochen. Auch ist der Umtrieb dieser Fichten-
waldungen ein verhältnismäßig kurzer, so daß man nur selten stär-
keren als mannsdicken Stämmen begegnet. Dies alles trägt zu
einer gewissen Einförmigkeit der Fichtelgebirgswaldungen bei, die
sich auch in der Zusammensetzung der Vogelwelt widerspiegelt.
Die von mir durchwanderten Ortschaften sind — mit Ausnahme
der beiden einsamen AVald Wirtshäuser Karches und Silberhaus —
natürlich alle von B^eldern und Wiesen umgeben, die bei Tröstan
und Reinersreuth stellenweise stark versumpft sind. Bayreuth,
Berneck, Wunsiedel, Alexandersbad, Hof und Münchberg besitzen
schöne und ausgedehnte Anlagen. Was die Höhenlage betrifft, so
liegt Bayreuth 345 m, Wunsiedel 600 m, Hof 500 m und Münch-
berg 550 m hoch, während der Ochsenkopf 1024 m, der Schnee-
berg 1053 m, die Kösseine 940 m und der Waldstein 880 m er-
reichen; dabei ist auch immer die nördliche Lage dieses rauhen
Landstrichs zu berücksichtigen.
Ich konnte nur wenige, teilweise durch Regenwetter beein-
trächtigte Tage in dem beschriebenen Gebiete verweilen. Da aber
mein Besuch in die Brutzeit fällt und ich meine ganze Aufmerk-
samkeit der Vogelwelt widmete, so dürfte mir doch nicht viel ent-
gangen sein. Was mich vor allem zur Veröffentlichung dieser
bescheidenen Beobachtungen veranlaßt, ist das fast völlige Fehlen
von Arbeiten über die Vogelwelt des nordöstlichen Oberfranken.
Auch glaube ich einige für das ehemalige Kurfürstentum Ba3a'euth
neue Vogelarten (Girlitz, Haubenlerche und Sumpfrohrsänger) dort
festgestellt zu haben. Sollten diese Zeilen jemand veranlassen, die
Vogel weit dieses bei den Geologen so berühmten Gebietes zu
durchforschen, so würde damit der Hauptzweck meiner Arbeit ei"-
reicht sein. Auch dem Vogelkundigen wird das schöne Fichtel-
160 Gebhardt: Fichtelgebirgsbeobachtungen 1914. PVerh. Om.
L Ges. Bay,
gebirge keine Enttäusclmng bereiten. Nachstehende Aufzählung
mag ihm ein ungefähres Bild von der Zusammensetzung der dor-
tigen Vogelwelt geben.
1. Cor Vit s corone corone L.
Ein Schwärm von 10 Rabenkrähen kam n^.ir kurz hinter
Bischofsgrün, einzelne Stücke bei Alexandersbad, Bayreuth, Eremi-
tage, Fantasie, Goldmühl, Kirchenlamitz, Markt Redwitz, Martin-
lamitz, Niederlamitz und Wunsiedel zu Gesicht.
Saatkrähe, Nebelkrähe und Dohle konnte ich nicht feststellen.
Größere Raubvögel begegneten mir überhaupt nicht.
2. Gamilus glandariiis glandaritis (L.).
Nur vor Bischofsgrün und am Epprechtstein traf ich einzelne
Eichelhäher.
Die Elster scheint im Fichtelgebirge zu fehlen.
3. Sturmis vulgaris vulgaris L.
Der Star ist Brutvogel in Bayreuth, Berneck, Bischofsgrün
(zwei flügge Junge gesehen), Eremitage, Fantasie, Goldmühl, Hof,
Kirchenlamitz, Markt Redwitz, Martinlamitz, Münchberg, Nieder-
lamitz, Oberkotzau, Reinersreuth, Rollwenzelei, Tröstau, Wunsiedel
und Zell, also nahezu in allen Ortschaften, die nicht mitten im
Gebirge liegen.
4. Orioltis orioltis orioliis (L.).
Den Pirol, der ja bergiges Gelände vermeidet, konnte ich nur
im Park von Eremitage feststellen.
5. Chloris chlor is chloris (L.).
Der Grünling findet sich als gewöhnlicher Brutvogel in allen
Ortschaften mit größeren Gärten, so in Alexandersbad, Bayreuth
(Hofgarten, alter Friedhof), Berneck, Eremitage, F'antasie, Hof
(„Theresienstein" zahlr.), Kirchenlamitz, Markt Redwitz, Münch-
berg, Niederlamitz, Reinersreuth, Rollwenzelei, Tröstau und Wun-
siedel (zahlr.).
6. Carduelis earduelis carduells (L.).
Seltener als der Grünling ist der Stieglitz, den ich in Alexanders-
bad, Bayreuth (Hofgarten, alter Friedhof, Gärten am Bahnhof),
Berneck,, Eremitage, Fantasie, Rollwenzelei und Wunsiedel beob-
achtete; auch bei Bischofsgrün sah ich von fern einen Trupp Vögel,
die mir Stieglitze zu sein schienen.
7. Acanthis eannahina cannahhia (D.).
Hänflinge zeigten sich bei Kirchenlamitz, Markt Redwitz und
Reinersreuth.
XIII,^2, Gebhardt: Fichtelgebirgsbeobachtungeu 1914. 161
8. Spinus spinus (L.).
Den muntern Erlzeisig hoffte ich häufiger anzutreffen. Kurz
vor Bischüfsgrüu sangen mehrere Zeisige in hohen Fichten und
auf dem Waldsteingipfel ließ sich ein einzelnes cf auf ganz kurze
Entfernung ruhig betrachten.
Auch als Stubenvogel sieht man den Zeisig sehr häufig im
Eichtelgebirg,
Gimpel und Kreuzschnabel kamen mir auf meiner Wanderung
nicht zu Gesicht, nur am Waldstein hörte ich Gimpellockrufe, hatte
aber keine Zeit, ihnen weiter nachzugehen.
9. Serintis canarius gerwianlcus Laubm.
Dem Girlitz als einer vordringenden Vogelart habe ich überall
meine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Singende cfcf beob-
achtete ich in Bayreuth im Hofgarten, im alten Friedhof und in
Gärten beim Gaswerk, hinter dem Hofgarten und bei der Kreis-
oberrealschule. Auch in Bayreuth — Altstadt, einem auch Alten-
stadt genannten 1 km südwestlich von Bayreuth gelegenen Vororte,
sang ein einzelnes cT- Viel mehr als ein Dutzend Paare dürften
in Bayreuth kaum nisten, davon die meisten im alten Friedhof.
An anderen Orten wie Hof, Markt Redwitz, Wunsiedel usw. konnte
ich trotz aller Bemühungen keine Girlitze entdecken, auffallender-
weise aber auch nicht in den so nah bei Bayreuth gelegenen Parken
von Eremitage und Fantasie, wo die Vögel die günstigsten Lebens-
bedingungen finden würden.
10. Frinffilla coelehs coelehs L.
In fast sämtlichen von mir besuchten Ortschaften traf ich den
Buchfink, und auch, wo ich ihn bei meinem schnellen Durchwandern
zufällig nicht sah, dürfte er Brutvogel sein. Der Fink bewohnt
aber auch in außerordentlicher Menge das ganze Gebirge bis auf
die höchsten Spitzen. Es fällt sehr auf, diesen „Körnerfresser"
so zahlreich an Örtlichkeiteu anzutreffen, deren Pflanzenkleid aus-
schließlich aus hochstämmigen Fichten, aus Schw^arzbeeren (Vac-
cinium myrtillus L.), Moosen und Flechten besteht. In Bayreuth
und in Bischofsgrün waren die Jungen gerade ausgeflogen. Der
Gesang der Fichtelgebirgsvögel ist kein hervorragender; am Ep-
prechtstein brachte ein Stück die merkwürdige Strophe: zizizi
istderistderzi.
11. Passer doniestic/iis domesticiis (L.).
Der Haussperling kommt in Bayreuth, Berneck, Bischofsgrün,
Eremitage, Goldmühl, Hof, Kirchenlamitz, Markt Redwitz, Martin-
lamitz, Münchberg, Niederlamitz, Oberkotzau, Reiuersreuth, RoU-
wenzelei, Wunsiedel und Zell vor. In den höher gelegenen Ort-
schaften tritt er nur spärlich auf oder verschwindet ganz.
11
162 Gebhardt: Fichtelgebirgsbeobachtuito-en 191-1. TVerh. Orii.
[ Ges. Bay.
12. Passer montanns monfanus (L.).
Der kleine Feldsperling brütet in Bayreuth (bei der Lehrer-
bildungsanstalt und im Hofgarten, wo er die für Meisen aufgehängten
Nisthöhlen besetzt hat), in Berneck und in Fantasie.
13. J^jinheriza calandra ealandra L.
Nur bei Münchberg hörte ich das eigenartige Lied des Grau-
ammers, obwohl auch an anderen Plätzen für ihn geeignete Oit-
lichkeiten gewesen wären.
14. Etnherisia eitrinella sylvestris Brehm.
Wie überall, so ist der Goldammer auch in dem von mir be-
suchten Gebiete ein häufiger Vogel, der sowohl Gärten als Wiesen
als auch junge Waldschläge bewohnt. Ich konnte ihn bei Alexanders-
bad, Bayreuth (Hofgarten, alter Friedhof), Berneck, Bischofsgrün,
Eremitage, Fantasie, Goldmühl, Hof, Kirchenlamitz, Markt Redwitz,
Niederlamitz, Oberkotzau, Tröstau, Wunsiedel und Zell, sowie am
Epprechtstein, der Kösseine und dem Waldstein feststellen.
15. Galerida eristnta rrisfata (L.).
Haubenlerchen gab es nur in Bayreuth bei der alten Kaserne,
bei der Oberrealschule und beim Langerweiher. An anderen Orten,
wie z. B. Markt Redwitz, wo auch Sandboden nicht fehlt, suchte
ich die geeigneten Plätze vergeblich nach dem Vogel ab.
16. Ltillula arborea arhorea (L.).
Den lieblichen Gesang der Heidelerche vei-nahm ich nur bei
Alexandersbad und am Epprechtstein.
17. Alauda arvertsis arvensis L.
Wo Felder und Wiesen sind, wie bei Alexandersbad, Bischofs-
grün, Eremitage, Kirchenlamitz, Markt Redwitz, Niederlamitz,
Reinersreuth, Tröstau, Wunsiedel und Zell, da fehlt auch die Feld-
lerche nicht.
18. Anthns trivialis tririalfs (Ij.).
Wie alle Gebirgsgegenden, so besiedelt der Baumpieper auch
das Fichtelgebirge in Menge. Singende cfcT ließen sich bei Alexanders-
bad, Berneck, Bischofsgrün, Fantasie, Goldmühl, Markt Redwitz
und Wunsiedel, am Burgstein, Epprechtstein, Nußhardt, Ochseukopf,
Schueeberg, Waldstein und an der Kösseine hören. Besonders
zahlreich war der Vogel am Ochsenkopf. Am Nußhardt sang ein
Baumpieper die Schlußstrophe ist ist ist ... . vom Boden aus.
Die Vögel der höheren Gebirgslagen sangen noch lebhaft, als die
der Ebene schon ziemlich verstummt waren.
19. Anthtis 2>rrffen,s'i.s' (L.).
Ein einziges Mal, am Glasenweiher bei Bayreuth, kam mir
der Wiesenpieper zu Gesicht. Auf den vielen üppigen Wiesen des
XTTT ? ~\
IQ 7 I Gebharrlt: Fichtelgebirgsbeobachtungen 1914. 163
Gebiets hoffte ich diesen Vogel, sowie Braunkehlchen und Grau-
ammer, viel häufiger anzutreffen.
20. Motacilla cinerea cinerea Tunst.
Die Gebirgsstelze kommt alszahlreicher Brutvogel bei Alexanders-
bad, ßerneck, Bischofsgrün, Eremitage, Fantasie, Goldmühl, Karches,
Röhrenhof, Silberhaus, Tröstau und Wunsiedel vor. Auf dem Ep-
prechtstein und dem Wolfstein begnügt sie sich mit trüben Wasser-
ansammlungen in den dortigen Steinbrüchen. Bei Goldmühl hatten
die Vögel schon flügge Junge. — Eisvogel und Wasseramsel, die
im Fichtelgebirge häufig sein sollen, konnte ich trotz alles Auf-
passens nirgends bemerken : bei Goldmühl sollen 2 Paare Eisvögel
brüten, wie mir ein dortiger Vogelliebhaber erzählte.
21. Motacilla alba alba L.
Die Bachstelze findet sich bei Bayreuth (im Hofgarten, am
roten Main und am Langerweiher), Berneck, Bischofsgrün, Fan-
tasie, Kirchenlamitz und Zell. Auf dem Wolfstein bewohnt sie die
gleiche Örtlichkeit wie die Gebirgsstelze. Gegen diesen Vogel
tritt sie im Gebirge entschieden zurück. Flügge Junge sah ich
in BajTeuth und Berneck. — Für dieSchafstelze dürfte das Gebiet
zu bergig sein.
22. Certhia brarhydaetyla brachydactyla, Brehm.
Der Gartenbaumläufer ist Brutvogel in Alexandersbad, Bay-
reuth (Hofgarten), Berneck, Eremitage, Fantasie und RoUwenzelei.
Besonders häufig war sein Liedchen im Park von Fantasie zu
hören. — Auch der Waldbaumläufer dürfte im Fichtelgebirge (z. B.
bei Bischofsgrün und Karches) vorkommen, doch war zur Zeit meines
Besuches der Gesang wohl schon verstummt.
23. Sitta eavopaea caesia Wolf.
Als ein seltenei' Vogel begegnete mir der Kleiber nur in
Eremitage, Fantasie und auf dem Waldstein. In Eremitage fütterte
er gerade ein flügges Junge und auf dem Waldsteingipfel sah ich
ihn in einen hohlen Buchenast schlüpfen.
24. Parus major major L.
In Alexandersbad, Bayreuth (Hofgarten usw.), Berneck, Er-
emitage, Fantasie, Goldmühl, Hof, Markt Redwitz und Wunsiedel
war die Kohlmeise ein gewöhnlicher Gartenvogel, der meist schon
flügge Junge fühi'te. Nur bei der Luisenburg hatte sie — wohl
verführt durch die günstige Nistgelegenheit — in einer im Fichten-
hochwald angebrachten Berlepsch'schen Nisthöhle gebrütet und füt-
terte dort bei meinem Hinkommen gerade ihre Jungen.
164 Gebhardt: Fichtelgebirgsbeobachtuugen 1914.
fVerh. Orn
|_ Ges. ßay.
25. Parns raernleifs caeruletis L.
Die Blaumeise koiiute ich nur in Bayreuth — Altstadt, Berueck,
Eremitage, Fantasie und Hof feststellen.
26. I*arns ater ater L.
Die häufigste Meise und wohl die zahlreichste Vogelart in den
Fichtelgehirgswaldungen überhaupt ist die Tannenmeise. Bei
Alexandersbad, Bischofsgrün, Fantasie, Markt Redwitz, Rtihrenhof
und Silberhaus, am Burgstein, Epprechtstein, der Kösseine, der
Luisenburg und dem Waldstein war das muntere Zwitschern dieses
Vögelchens überall zu vernehmen.
27. Partis ('vistatus niitratus ßrehm.
Die Haubenmeise bevölkerte Föhrenwald bei Alexandersbad,
am Epprechtstein und bei Fantasie.
28. I*arus palttstris conminnw Baldenst.
Sumpfmeisen zeigten sich in Gärten von Berueck, Fantasie,
Goldmühl und Hof. — Schwanzmeisen kamen mir nirgends zu
Gesicht.
29. I'avus atricapilltis salirarius Brehm.
In meinen Aufschreibungen finde ich bei der Katharinenhöhe
bei Wunsiedel ein Paar Sumpfmeisen mit flüggen Jungen erwähnt,
die gedehnt nasal däh, däh lockten ^). Es besteht für mich kein
Zweifel, daß es sich hier um die Weidenmeise handelt, die ich
seitdem auch in der weiteren Umgebung Nürnbergs (Gnadenberg,
Neumarkt i. Opf.) kennen gelernt habe. Wenn Parus atricapillus
salicarms Brehm auch noch nicht durch Belegstück für Bayern
nachgewiesen ist, so glaube ich doch die bei "Wunsiedel beobach-
teten Vögel zu dieser Art, die ja nach Stücken aus Renthendorf
im nahen Thüringen beschrieben ist, ziehen zu müssen^).
1) Neuerdings hat auch C. Linduer (Falco 11, Nr. 2, Dez. 1915, p. 22)
die ^V^eidenmeise in der Gegend von Wunsiedel festgestellt. — C. E. H.
^) Sorgfältige Untersuchung oberfränkischer Stücke erscheint dringend ge-
boten. Sieben April- Vögel aus der Gegend von Viechtach im Bayer. Wald unter-
scheiden sich weder in der Größe noch in der Färbung von einer großen Suite
oberbayerischer Stücke aus derselben Jahreszeit und sind unbedingt zu F. a. suh-
montanus zu stellen. Wie sich diese Form zum eigentlichen F. a. salicarius ver-
hält, läßt sich heute nicht mit Sicherheit beantworten. Zwei alte Vögel aus
Altenburg, die ich dank dem Entgegenkommen des Herrn Hildebrandt un-
längst zu untersuchen in der Lage war, scheinen dem F. a. rhenunus Klschui.
aus der Rheingegend und dem nordöstlichen Frankreich näher zu stehen als dem
F. a. submontanus, Avas indessen auf Zufall l)ei-uhen mag. Die Berechtigung
der Form submontanus wie auch des neuerdings abgetrennten F. a. natorpi
Klschm. aus Schlesien wird sich erst beurteilen lassen, wenn eine ausreichende Serie
frischer Bälge des F. a. salicarius aus Thüringen zur Verfügung steht. Die
aus der Brehm 'sehen Sammlung stammenden, infolge Alters fuchsig gewordenen
Exemplare sind für Vergleichungszwecke nahezu wertlos. — C. E. H.
■^^P' ''^' GebharcU: Fichtelgebirgsbeobachtungen 1914. 165
30. Mer/nlus regiilus reyulus (L.).
31. Regtilus ignivapillus if/nicapillus (Tenim.).
Beide Arten — an ihrem Gesang leicht unterscheidbar — sind
eine gewöhnliche Erscheinung im Fichtelgebirge, ohne daß in bezug
auf Höhenlage und Standort nennenswerte Unterschiede festzu-
stellen wären, doch überwiegt das Wintergoldhähnchen entschieden
an Zahl. Ich hörte Wintergoldhähnchen bei Bischofsgrün, Markt
Redwitz, Röhrenhof, Silberhaus und Wunsiedel (Katharinenhöhe),
auf dem Burgstein, dem Epprechtstein, der Kösseine, der Luisen-
burg und dem Waldstein, Sommergoldhähnchen hingegen bei
Alexandersbad, Bischofsgrün, Karches, Röhrenhof und Silberhaus,
auf der Kösseine, dem Ochsenkopf und dem Waldstein. Besonders
zahlreich war das Sommergoldhähnchen kurz vor Bischofsgrün und
bei den Weißmainfelsen unweit Karches,
32. Lantus collurio collurio L.
Nur ein einziges Mal, kurz vor Markt Redwitz, begegnete mir
der Neuntöter, der ja überhaupt die letzten Jahre überall recht
selten geworden ist.
33. Muscicaxxi ficedida ficedida (L.).
Den grauen Fliegenschnäpper sah ich in Gärten von Alexanders-
bad, Bayreuth (Hofgarten, alter Friedhof, Gärten an der Kanal-
straße), Bernec]k, Eremitage, Goldmühl und Hof. Bei Fantasie traf
ich ihn — wie schon vor Jahren bei Nürnberg — an zwei Stellen
mitten im Föhrenhochwald.
34. Phylloscopns collyhita collybita (Vieill.).
Des Weidenlaubsängers munteres Zilpzalp erklang bei Alexan-
dersbad, Bayreuth (Hofgarten), Berneck, Bischofsgrün, Eremitage,
Fantasie, Markt Redwitz und Wunsiedel (Katharinenhöhe zahlr.),
am Epprechtstein, der Kösseine (zahlr.) und dem Waldstein.
35. Phylloscojyus trochilus trochilus (L.).
Der Fitis, der junge Föhrenschläge über alles liebt, ließ seinen
lieblichen Gesang in Bayreuth (Gärten am Bahnhof), bei Berneck,
Eremitage, Fantasie (zahlr.), Karches, Markt Redwitz, Münchberg,
Tröstau und AVunsiedel, am Epprechtstein (zahlr.), der Luisenburg
und dem Waldstein vernehmen.
36. Phylloscojms sihilatrix sibilatrix (Bechst.).
Der Waldlaubsänger bewohnt als dort zahlreicher Vogel Buchen-
bestände in den Parken von Eremitage und Fantasie und auf dem
Waldsteingipfel. Der Gesang der Fantasievögel klang schon recht
stümperhaft.
166 üebhardt: Fichtclgebirgsbeobachtiingon 1914. 1 ^
Veih. Olli.
tgs. Bay.
87, Acroc€2yhalus italnsfris (Bechst.)
Mehrere herrlieh singende Sumpfrohrsängei- fand ich zu meiner
Überraschung am Mistelbach gleich unterhalb des alten Friedhofs
in Bayreuth. Das Bachufer ist dort von einigen alten Weiden und
spärlichem Gebüsch eingefaßt.
38. Hypolais uterina (Vieill.).
Der Gartenspötter ist ein zahlreicher Brutvogel in den An-
lagen und Gärten von Alexandersbad, Baj^reuth (Hofgarten, alter
Friedhof, Gärten beim Justizgebäude), Berneck, Eremitage, Fan-
tasie, Hof (Theresienstein), Kirchenlamitz, Münchberg, Oberkotzau,
Reinersreuth, Wunsiedel und Zell. Im alten Friedhof von Bayreuth
traf ich am 4. Juni eben flügge Junge.
39. Sylvia hippolais Jiijyj^olais (L.).
Die Gartengrasmücke ist nicht nur die häufigste der Gras-
mücken, sondern einer der zahlreichsten Vögel des Gebiets über-
haupt. An den meisten Örtlichkeiten ließen mehrere cTcT zugleich
ihren lebhaften Gesang vernehmen und so fehlte sie nicht in
Alexandersbad, Bayreuth (Hofgarten, alter Friedhof), Berneck,
Eremitage, Fantasie, Goldmühl, Hof, Karches, Markt Redvvitz,
Münchberg, Röhrenhof und Wunsiedel, sowie am Epprechtstein und
Waldstein.
40. Sylvia atricapiUa afrirapilla (L.).
Schwarzplättchen begegneten mir nur am weißen Main zwischen
Röhrenhof und Bischofsgrün, der einzigen Strecke, die ihren Lebens-
bedingungen (Wasser, Schatten und dichtes Gebüsch) zu entsprechen
scheint.
41. Sylvia cornmiinis coni/intmis Lath.
Dorngrasmücken traf ich — meist am Wasser — bei Alexauders-
bad, Bayreuth (am roten Main in der Au und am Langerweiher),
Berneck, Eremitage, Fantasie, Kirchenlamitz, Tröstau und Zell.
42. Sylvia riirrtica ctwruca (L.).
Die Zaungrasmücke kommt in Bayreuth (Hofgarten, alter Fiied-
hof, Gärten bei der Luitpoldschule), Berneck, Eremitage und an
der Kösseine vor.
43. Tnrdus inscivortts viscivovus L.
Die Misteldrossel ist die zahlreichste Drosselart im Fichtel-
gebirge, wo mau überall ihren vollen, etwas eintönigen Gesang
hören kann, so bei Bischofsgrün, Röhrenhof und Silberhaus, am
Epprechtstein, der Kösseine, dem Ochsenkopf, der Platte, dem
Wolfstein und dem Waldstein. Sie fehlte aljer auch nicht im
ebenen Föhrenwalde bei Fantasie und Markt Redwitz. Bei Fan-
tasie traf ich ^\\ggQ Junge und bei Röhrenhof kam ein solches auf
^^^^' "' Gebhardt : Fichtelgebirgsbeobachtungeu 1914. J 67
wenige Schritte an mich und die dortigen Häuser heran. — Die
Wachhülderdrossel kommt angeblich am „Hochberg" bei Goldmühl
vor, wie mir ein dortiger Vogelliebhaber versicherte.
44. Turdtrs philomelos philomelos Brehm.
Sehr zahlreich traf ich auch die Singdrossel an, so bei Berneck,
Bischofsgrün, Goldmühl, Markt Redwitz, Silberhaus und Wunsiedel,
am Epprechtstein, der Kösseine, dem Ochsenkopf und dem Wald-
stein, Bei Silberhaus ließen auf kurzer Strecke sechs cTcT ihren
herrlichen Gesang erschallen. Auf der Katharinenhöhe bei Wun-
siedel sah ich flügge Junge.
45. Planesticus nierula fiiertda (L.).
Als gewöhnlicher Gartenvogel brütet die Amsel in Alexauders-
bad, Bayreuth, Berneck, Bischofsgrün, Eremitage, Fantasie, Hof,
Münchberg und Wunsiedel. Das eigentliche Gebirge meidet sie
und wird dort durch Singdrossel und Misteldrossel vertreten; Silber-
haus (700 m) war dort der einzige Punkt, wo ich eine Amsel hörte.
46. Saxicola riibefra rubetra (L.j.
Braunkehlchen stellte ich in Bayreuth (am Mistelbach oberhalb
der Ruckleinsniühle und beim alten Friedhof, sowie am Glasen-
weiher), Bischofsgrün (1 Paar), Fantasie und Niederlamitz fest. —
Schwarzkehlchen begegneten mir nicht. Dagegen glaube ich einen
Steinschmätzer in einer Ziegeleilehmgrube oberhalb der Ruckleins-
mühle gesehen zu haben; doch war die Entfernung zu groß für
eine sichere Bestimmung. Die zahlreichen Granittrümmerhalden
des E'ichtelgebirges würden jedenfalls auch vom Steinschmätzer
zahlreich bewohnt werden, wenn sie nicht durchwegs mit schattigem
Fichtenhochwald bestanden wären.
47. Phoenif'iirus phoenicuriis phoenieurus (L.).
Der schöne Gartenrotschwanz nistet in Bayreuth (Hofgarten),
Berneck, Eremitage und Fantasie, in den Steinbrüchen am Ep-
prechtstein und auf der Kösseine, wo ich ihn gleich unterhalb des
Gipfels (940 m) auf einem Holzstoß sitzen sah.
48. Phoenieurus oehruros gibraltariensis (Gm.).
Der Hausrotschwanz bewohnt als zahlreicher Brutvogel Alexan-
dersbad, Bayreuth, Berneck, Bischofsgrün, Eremitage, Fantasie,
Goldmühl, Hof, Kirchenlamitz, Münchberg, Niederlamitz, Röhren-
hof, Rollwenzelei, Wunsiedel und Zell. In den Steinbrüchen
auf dem Epprechtstein und im alten Friedhof von Bayreuth sah
ich eben Mg^e Junge.
49. Erithaeus rubecula riibecnla (L.).
Wie nicht anders zu erwarten, ist das Rotkehlchen in großer
Menge über das ganze Gebiet verbreitet. Ich beobachtete es in
168 Gebhardt: Fichtelgebirgsbeobachtungen 1914. ^'^^'^- ^^'"•
L Ges. Bay.
Bayreuth (Hofgarten), bei Berneck, Biscbofsgrün, in Eremitage und
Fantasie, bei Karches, Röhrenbof und Silberhaus; ferner am Burg-
stein, der Kösseine, der Luisenburg, dem Ochsenkopf, dem Wald-
stein und dem Wolfstein. Besonders zahlreich war der Vogel bei
Karches sowie zwischen Röhrenhof und Bischofsgrün, wo es viele
schönsingende Wipfelsänger gab.
50. JPrtineUa modtilaris modiilaris (L.).
Im ebenen Franken ein seltener Vogel, der erst die letzten
Jahre mit dem vermehrten Anbau der Fichte zuzunehmen scheint,
kann man die Heckenbraunelle im Fichtelgebirge so recht kennen
lernen. Jungfichtenpflanzungen auf bergigem Gelände bieten ihr
dort die erwünschte Nistgelegenheit. Braunellen traf ich bei
Bischofsgrün und Röhren hof, am Eppr echtstein, der Kösseine. der
Luisenburg, dem Ochsenkopf, dem Schneeberg und dem Waldstein.
Besonders zahlreich war der Vogel in einem etwa mannshohen,
aus Fichten und Föhren gemischten Bestand am Epprechtstein.
Sein ziemlich klangloser Gesang hat mich eigentlich enttäuscht.
51. Troglodytes troglodytes trogloiJytes (L.).
Dem Zaunkönig bietet das Fichtelgebirge in den Zwischen-
räumen der zahlreichen Granitfelsen reiche Nistgelegenheit. Er
findet sich bei Alexandersbad, in Bayreuth (Hofgarten, alter Fried-
hof), bei Berneck, Bischofsgrün, Eremitage, Goldmühl, Röhrenhof
und Wunsiedel, am Epprechtstein, der Kösseine, der Luisenburg,
dem Ochsenkopf, dem Waldstein und dem Wolfstein.
52. Hirundo fustica rtisticfi L.
Die Rauchschwalbe besiedelt das Gebiet verhältnismät^ig spär-
lich und brütet in Alexandersbad, Bayreuth (am Röhrensee), Berneck,
Goldmühl, Hof, Markt Redwitz, Münchberg, Niedei-lamitz, Reiuers-
reuth, Wunsiedel und Zell.
53. Delichon urhica urbica (L.).
Die in Gebirgsgegenden gewöhnlich häufigere Mehlschwalbe
fand ich nur in Alexandersbad, Bayreuth (am Glasen weih er), Fan-
tasie, Niederlamitz, Tröstau und Zell.
54. Micropus apus apus (L.).
Der Mauersegler ist ein zahlreicher Brutvogel in Bayreuth,
Berneck, Bischofsgrün, Hof, Markt Redwitz, Münchberg, Nieder-
lamitz, Oberkotzau, Reinersreuth und Tröstau.
55. Ctirulus cffnorus canorns L.
Der Kuckuck war überall recht häufig und oft riefen zwei Kuckucke
zu gleicher Zeit. Am Waldstein rief ein Stück: Käckuckuck. Bei
■^^^^' ^' Gebhardt: FichtelgebirgsbeobachtuDgen 1914. 169
Bischofsgrün, Fantasie, Kirchenlamitz, Silberhaus und Wunsiedel,
am Epprechtstein, der Kösseine, Luisenburg, Platte und dem Wald-
stein hörte ich Kuckucke. In Goldmühl erzählte mir ein Vogel-
liebliaber, daß er dort einen jungen Kuckuck in einem Zauukönignest
gefunden habe. Da der biedere Mann aber den Kuckuck zu den
Raubvögeln zählte, habe er ihn schnell „rausgeräumt", d. h. um-
gebracht.
56. Picus viridis 2^'i'^^ctoruin (Brehm).
Aus eingangs erwähnten Gründen finden sich Spechte in den
Fichtelgebii'gswaldungen nur selten und so konnte ich auch den
sonst so häufigen Grünspecht nur bei Berneck, Fantasie und Markt
Redwitz feststellen. — Unverkennbare Schwarzspechtspuren be-
merkte ich an Bäumen am Epprechtstein und am Ochsenkopf, doch
war keiner der Vögel zu sehen oder zu hören.
57. JJryobates major lylnetoruni (Brehm).
Nur ein einziges Mal, am Epprechtstein, begegnete mir der
große Buntspecht.
58. Anas platyrhynchos platyrhynclios L.
Als ich mich vorsichtig auf dem Bauciie an den Rand des
Glasen weihers bei Bayreuth geschlichen hatte, sah ich darin zu
meiner Freude zwei Stockentenweibchen mit zusammen etwa 20
halbgroßen Jungen herumschwimmen, die aber bei meinem Anblick
schleunigst ins Schilf flüchteten.
59. Podiceps ruflcollis rtiftcollis (Pall.)
Trillernde und tauchende Zwergtaucher belebten zwei Weiher
bei Tröstau; auch im Glasenweiher bei Bayreuth schien mir der
Vogel vorzukommen, doch konnte ich ihn dort nicht sicher fest-
stellen.
60. Vanellus vanellus (L.).
Kiebitze scheuchte ich mehrmals auf einer sumpfigen Wiese
zwischen Zell und Reinersreuth auf. Auch auf den zahlreichen
Fichtelgebirgsmooren, die ich leider nicht besuchen konnte, soll
der Vogel zahlreich sein.
61. Ftilica atra atra L.
Bläßhühner schwammen in Teichen bei Alexandersbad, Bay-
reuth und Tröstau umher.
Im Südosten von Bayreutli, zwischen dem Frankengut und der
Haltestelle Kreuzstein, finden sich zwei vom Sendelbach durchflos-
sene, von üppigen Wiesen umgebene, stark verschilfte Weiher: der
Langerweiher und der Glasenweiher. Ersterer ist in zwei Hälften
170 Gebhardt: Fichtelgebirgsbcobachtungen 1!)11.
fVerh. Olli.
[_ Gey. Bay.
geteilt, deren nördliche als Garnisonsschwimmanstalt dient; der
etwas höher gelegene Glasenweiher ist vou alten Weidenbäunien
dicht umgeben. Im Langerweiher vergnügten sich ein Paar Bläli-
hühner mit sechs halbwüchsigen Jungen und auch im Glasenweiher
sah ich außer den Stockenten drei alte und ein junges ßläßhuhn.
Hoffentlich bleibt dieses so nah bei der Stadt gelegene Idyll noch
recht lange ungestört.
Dies ist alles, was ich während meinei- kurzen Wanderung
sicher feststellen konnte. Ein längerer Aufenthalt in dem schönen
Baj^-euth und dem Fichtelgebirge düifte die Zahl der von mir
beobachteten Arten unschwer vermehren lassen und wird wohl
niemand gereuen.
XTTI 2 ~\
' ' I Stresemann : Entfenmngsiuesser zur Ermittelung der Flughöhe. 171
Die Verwendbarkeit des Entfernungsmessers zur
Ermittelung der Flughöhe.
Von
Erwin Stresemann.
Im vorhergehenden Heft dieser Zeitschrift (Verh. 0. G. Bd. XIII,
p. 50) habe ich betont, daß die Höhe des Vogelfluges, sobald der-
selbe den vertikalen Abstand von etwa 100 m übersteigt, durch
Beobachtungen von der Erde aus nicht mit einiger Sicherheit fest-
gestellt werden könne. „Wir sind", so hob ich hervor, „auf die
gelegentlichen Beobachtungen der Luftschiffer angewiesen, wenn
es sich darum handelt, zuverlässige Daten über die von den Vögeln
aus verschiedenem Anlaß eingenommenen größeren Höhen zu er-
halten."
Diese Bemerkung bedarf einer Berichtigung.
Die ungeahnte Entwicklung, welche die Luftwaffe während
des Krieges erfahren hat, hat auch den Ausbau und die rasche
Vervollkommnung des Abwehrdienstes zur Folge gehabt. Hierin
fällt eine wichtige Aufgabe dem Entfernungsmesser zu, mit dessen
Hilfe es möglich ist, die Entfernung des Luftzieles vom Abwehr-
geschütz festzustellen. Die Konstruktion des zur Zeit gebräuch-
lichsten, des monokularen Entfernungsmessers beruht auf dem
Prinzip, daß der Winkel gemessen wird, in dem zwei von einer
kurzen Basis ausgehende Sehlinien sich im Ziele schneiden. Aus
der so ermittelten Entfernung und dem Geländewinkel (der durch
die Horizontale und die durchs Ziel laufende Sehlinie gebildet
wird) ergibt sich die Höhe des Zieles. AVenn c die Entfernung,
a der Geländewinkel, h der vertikale Abstand des Zieles von der
Horizontalen ist, so gilt die Formel:
h = c-sin. a
Der Geländewinkel kann unmittelbar am Entfernungsmesser
selbst abgelesen werden, indem man an letzterem ein Pendel und
einen Kreisbogen mit Gradeinteilung anbringt. Eine Tabelle oder
ein Diagramm mit Eintragung der Gradzahlen und Entfernungs-
zahlen ermöglicht die rasche Ermittelung der Höhe.
Zur Feststellung der Flughöhe größerer Vögel ist dieses In-
strument äußerst geeignet. Dem Luftschiffer wird nur der Zufall
172 Streseinann: Enlfeiuungsme.s8er zur Ermittelung der Flughöhe. 1 ^' ' '"'
einmal in größerer Höhe Vögel in den Weg führen; er wird ihre
Flughöhe auch nur dann mit einiger Genauigkeit feststellen können,
wenn das Beobachtungsobjekt in nicht zu großer seitlicher und in
höchstens 100 — 200 m betragender vertikaler Entfernung an ihm
vorüberfliegt. Gewöhnlich (jedoch nicht immer!) werden die Vögel,
besonders die größeren, es vermeiden, sich in eine solche Nähe
des Ballons zu begeben und gegebenenfalls ihre Flugrichtung
ändern. Ich bemerkte bereits früher (1. c. p. 51), „daß die Er-
scheinung des Fesselballons auf die meisten Vögel schreckhaft
wirkt oder sie doch wenigstens (wie z. B. die Mäusebussarde) ver-
anlaßt, sich bei ihren Flugspielen in weiter Entfernung davon zu
halten". Mit Hilfe des leicht tragbaren und an jedem beliebigen
Punkt anfstellbaren Entfernungsmessers dagegen ist es möglich,
die Flughöhe eines selbst viele Kilometer entfernten Vogels auf
etwa 100 m genau einznmessen. Dieser Umstand begünstigt seine
praktische Verwendbarkeit im Dienste der Ornithologie in hohem
Maße.
Der Entfernungsmesser ermöglicht jedoch nicht allein die
Messung der Flughöhe, sondern auch die der Fluggeschwindigkeit
eines geradlinig vorwärtsstrebenden Luftzieles. Sie wird dadurch
ermittelt, daß man 2 Punkte der B'lugbahn (A u. B) einmißt und
mit Hilfe eines Richtkreises, um den der P^ntfernungsmesser dreh-
bar angebracht wird, den Winkel festgestellt, unter dem sich die
Sehlinien zu A u. B im Entfernungsmesser schneiden. Der zurück-
gelegte Weg entspricht dann der dritten Seite eines Dreiecks,
von dem 2 Seiten (die Zielentfernungen) und der eingeschlossene
Winkel bekannt sind.
Aus Weg und Zeit ergibt sich die scheinbare Fluggeschwindig-
keit, d. i. die Schnelligkeit der Verschiebung gegen die Erde.
Um die aktive Fluggeschwindigkeit des Vogels berechnen zu
können, ist es notwendig, die Stärke der Luftströmung, in welcher
sich der Vogel bewegt, und deren Richtung zu kennen.
Bei dem Interesse, welches der Flug der Vögel und seine
Abhängigkeit von meteorologischen Bedingungen beanspruchen
darf, erscheint es wünschenswert, daß der Entfernungsmesser
künftig auch in den Dienst der Ornithologie gestellt wird. Die
Beobachtungsanstalten des Vogelzuges, wie Rossitten und Helgo-
land, würden mit seiner Hilfe ihre Tätigkeit um ein neues und
anregendes Gebiet erweitern können.
Die rasche und genaue Bedienung des Gerätes erfordert eine
gewisse Übung; die Schwierigkeit der Messung wächst mit der
Beweglichkeit und Kleinheit des Objekts. Vögel bis hinab zur
Größe einer Krähe sind nicht schwer zu fassen, falls ihre Flug-
bahn von der geraden Linie nicht wesentlich abweicht. Dem
Geübten gelingt es jedoch auch, einen enge Spiralen beschreiben-
den Raubvogel einzumessen. Da die Entfernungsmesser mit einem
XIII 2 1
'^ ' I Stresemanu: Entfernungsmesser zur Ermittelung der Flughöhe. ^73
stark annähernden Linsensystem ausgestattet sind, so bilden selbst
bedeutende, mehrere Kilometer betragende Entfernungen für die
Messung kein Hindernis.
Seit kurzem habe ich Gelegenheit, die Verwendbarkeit des
geschilderten Gerätes gegen Vögel zu erproben. Die Flughöhe
kreisender Bussarde stellte ich in mehreren Fällen als 300 bezw.
400 m fest; der Vogel schwebte dabei einmal in einer Entfernung
von 4 km und war mit bloßem Auge nur noch als Punkt erkenn-
bar; dennoch war eine zuverlässige Messung möglich^). Andere
lohnende Objekte haben sich mir in dem kurzen Zeitraum nicht
dargeboten. Ein Unteroffizier, der den Dienst am Entfernungs-
messer versieht, gab mir jedoch an, er habe im vergangenen April
wiederholt ein Storchenpaar unweit Mülhausen beobachtet, wie es
vom Nest sich in große Höhen aufschraubte, um sich dann rasch
ins Dollertal herabzulassen, und in einem Falle die erreichte Höhe
über dem Tal als 1200 m Ijestimmt.
') Manchmal schrauben sich die Mäusebussarde jedoch zu weit beträcht-
licheren Höhen auf. Ein Luftschiffer-Offizier erzählte mir, sein Ballon sei ein-
mal im Oberelsaß in 1100 m Höhe von 2 Bussarden umflogen worden; und ein
Flieger ist seiner Versicherung nach eines Tages 1800 m über dem Rheintal bei
Neu-Breisach einem „Habicht" begegnet, womit aller Wahrscheinlichkeit nach ein
Bussard sjemeint war.
174 Dom&me^ski: Sil.tatuinpa(u( /iniiiei/eri K&\t.\n\dVcrv>'am\te. I
L Ges.
Orii.
Bay.
Sitta europaea homeyeri Hart, und verwandte
Formen.
Von
Janusz von Domaniewski (Warschau).
Im Sommer 1913, während meiner ornithologischen Forschungen
im Kreise Pinsk, widmete ich meine besondere Aufmerksamkeit
den Kleibern jener Gegend. Ich kam unmittelbar aus dem König-
reich Polen und bemerkte sofort, daß die Vögel von Pinsk sich
von den Kleibern, die ich dort angetrotfen hatte, ganz deutlich
durch die blassere Färbung der Unterseite unterschieden. Nach
Warschau zurückgekehrt, untersuchte ich das im Museum der
Grafen Branicki vorhandene Material aus Polesien, Wolhynien,
Podolien, dem Königreich Polen und Galizien, welches zu-
sammen mit meinem eigenen mich davon überzeugte, daß die
Kleiber des Königreichs Polen und Galiziens einer Form, die der
östlichen anschließenden Provinzen einer zweiten, deutlich ver-
schiedenen angehören. Die letztere beschrieb ich als besondere
Unterart und nannte sie Sitta europaea sxtolcmani. Damals machte
ich darauf aufmerksam, daß Hart er t uuter Sitta cnropaea homeyeri
wahrscheinlich beide Formen vereinigt hatte. Zu diesem Schlüsse
führten mich die Angaben dieses Autors über die geographische
Verbreitung der S. e. homeyeri: „Russische Ostseeprovinzen, Ost-
preußen, Polen (Serie aus der Krim nicht untersucht'^), (Die Vögel
der paläarkt. Fauna. Bd. I, p. 330). Ungefähr dasselbe sagt
Hellraayr: „Westliches Rußland (Livland, Kurland, Polen), Ost-
preußen, nach Seebohm auch in der Krim, wohl überhaupt im
südwestlichen Rußland" ') {Paridac, Sittidae und Certhiidae, p. 177).
Um die Aufmerksamkeit der russischen Ornithologen auf die in-
teressante Frage der Verbreitung und die verschiedenen geo-
graphischen Formen des Kleibers zu lenken, veröifentlichte ich
^) Erklärend sei hier bemerkt, daß Hartert und Hellraayr ausschließlich
ostpreußische Stücke aus eigener Anschauung kannten. Wenn diese Autoren
die Verbreitung der S. e. hnmeyeri — wie wir heute wissen, irrtümlich — auf
Polen , Kurland und Livland ausdehnten , so geschah dies nach Angaben in der
Literatur, namentlich bei Taczanovvski und Seebohm, die auf die genannte Form
zu weisen schienen. — C. E. H.
' "' I Dornaniewski : Sitta eniopaea //o»/e?/e;-/ Hart, und Verwandte. 175
den Artikel auch in russischer Sprache (Messager Ornithologique,
Moskau 1915, Nr. 2).
Obwohl icli in meinen beiden Arbeiten darauf hinwies, daß
die Greuzen zwischen Sitta europaea homeyeri und Sitta eurojmea
sztolcmnni einerseits und Sitta europaea sxtolana/fd und Sitta euro-
paea europaea andererseits nicht scharf geschieden sind, schien
es mir doch geboten, die beiden Formen zu trennen.
In der letzten Zeit schrieb über die geographische Verbrei-
tung und »Systematik des Kleibers Prof. A. Reichenow, welcher
in dieser Frage einen völlig anderen Standpunkt einnimmt.
Da ich mit der Beweisführung dieses Gelehrten nicht ein-
verstanden bin, fühle ich mich gezwungen, noch einmal in dieser
Sache das Wort zu ergreifen. In Nr. 9 „Orn. Monatsb." 1916
schreibt Reichenow folgendes:
Sitta caesia sordida Rchw.
„Diese norddeutsche Kleiberform ist bisher verkannt worden
und mit S. caesia irrtümlich zusammen geworfen. Wie in der
Urbeschreibung (Journ. f. Orn. 1907, 312) bemerkt, unterscheidet
diese F'orm sich von der typisclien S. caesia durch eine blasser
und unrein ockergelblich gefärbte Unterseite, während der Ton
der Unterseite bei der typischen S. caesia lebhaft und rein ocker-
gelb bis hellzimtfarben ist und in den Farbenton von S. caucasica
übergeht. 5. caesia ist über Ungarn, Rumänien und Niederöster-
reich und über das westliche Deutschland verbreitet, S. caesia
sordida über Ostdeutschland, Mark, Mecklenburg, Pommern,
Schlesien, West- und Ostpreußen und Posen bis Westrußland.
Nach Westen geht die Form sordida in die Färbung der typischen
caesia über, nach Osten wii'd sie blasser und geht in S europaea
über, dereu Verbreitung in Ostpreußen und Westrußland beginnt.
Solche Übergangsformen mit blasser, isabellfarbener Unterseite
sind S. homeyeri genannt worden.
,,Aus Bialowies liegen mir4crcr und 3 $$ vor, gesammelt am
15., 17., 19. und 21. XI. und 7. XII., ferner ^ g von Koutschizy
bei Pinsk vom 29. XII. Die Vögel zeigen zum Teil den gleichen
Ton der Unterseite wie mitteldeutsche Vögel, zum Teil sind sie
blasser (Form homeyeri). Zu bemerken ist ausdrücklich, daß die
5$ unterseits nicht blasser gefärbt sind als die cfcf- Von beiden
Geschlechtern sind sowohl dunkler wie blasser gefärbte Stücke
vorhanden.
,T Sitta europaea L.
1 cT aus Bialowies vom 23. XI. Der Bauch ist schwach
rahmfarben verwaschen, was auch bei skandinavischen Vögeln
vorkommt. Da der Vogel im Winter erlegt ist, so könnte es sich
wohl um einen Strichvogel handeln.
Herr B\)rstrat Escherich schickte mir aber ein altes g und
ein junges $ vom 8. V., wodurch der Beweis erbracht ist, daß
17G Domaniewski : Sitta europaea homeyeri Hart, und Verwandte.
rVerh.brn.
|_ Ges. Bay.
8. europaea neben S. c. sordida in Bialowies brütet. ITerner
liegen Beweise dafür vor. daß beide Formen sich miteinander
paaren, woraus dann die Übergänge (homeijerl) entstehen mögen.
Darauf will ich an anderer Stelle näher eingehen."
Ungefähr dasselbe schreibt Reichenow im „Jouru. f. Ornith."
Heft 3, Jahrg. 191G, p, 3(33: „In OstpreuLsen und im westlichen
Rußland (Gegend von Bialowiesh und Pinsk) kommen Kleiber
mit i-ein weißer oder fast weißer Unterseite voi', die von der ty[)i-
schen S. europaea nicht zu unterscheiden sind, andererseits Vögel,
die durchaus mit S. caesia sordida .übereinstimmen und endlich
Stücke mit bald stärker, bald schwächer ockergelblich ver-
waschener Unterseite. Solche Vögel hat man als S. europaea
homeyeri [Seeb.] Hart. (S. caesia homeyeri [Seeb.] Hart. Ibis,
1892, 364) bezeichnet. Bei dem Abändern der Lebhaftigkeit des
ockergelblichen Tones der Unterseite kann man aber nicht wohl
von einer besonderen Form sprechen, vielmehr handelt es sich
anscheinend um Übergänge, die durch Vermischung von S. europaea
und 8. caesia sordida in den Grenzgebieten ihrer Verbreitung ent-
stehen.''
Zuletzt („Orn. Monatsber. 1917, p. 55) kommt Reichenow
noch einmal auf die Sache zurück und behauptet ungefähr das-
selbe, nur mit dem Unterschied, daß er nur einen Teil von Ost-
preußen als Brutgebiet von 8. sordida bezeichnet. Aus obigen
Anführungen geht also hervor: 1. Reichenow will die Form,
welche Hartert 8itta europaea homeyeri nennt, nicht anerkennen,
2. unterscheidet auch die Form nicht, welche ich 8itta europaea
sxtolcmani nenne; 3. betrachtet den Kleiber, welcher in Ostdeutsch-
land (Mark Brandenburg, Pommern, Mecklenburg, Schlesien,
Westpreußen, Ostpreußen, Posen) und in Polen lebt, als eine be-
sondere Form, die er 8. caesia sordida nennt; 4. trennt die jetzt
allgemein als eine Ai-t angenommene *S'. europaea L. in zwei
Arten: 8. europaea L. und Sitta caesia Wolf, ohne näher auszu-
führen, warum er das tut.
Keiner dieser Auffassungen vermag ich mich anzuschließen,
und werde versuchen, meinen abweichenden Standpunkt zu be-
gründen.
Zunächst, was die 8. caesia sordida Rchw. anbetritft: Un-
längst schickte mir Reichenow ein Exemplar der 8. sordida
(Bromberg 10. IX. 03, ö" coli. K. Kothe). Beim Vergleich dieses
Vogels mit Vögeln aus dem Königreich Polen machen sich gewisse
Unterschiede bemerkbar, und zwar: Bei gleich kräftigem, ocker-
gelblichem Tone der Unterseite hat dei- Vogel aus Bromberg noch
einen leisen schmutzig grauen Anflug auf der Unterseite, was
ich bei den Vögeln aus dem Königreich Polen und
Galizien nie beobachtet habe. Wenn wirklich alle Vögel
aus Brandenburg, Mecklenburg, Pommern, Schlesien und West-
XIII 2 ~\
'^ ' I Domaniewski : Süta europaea homeyeri Hart, und Verwandte. 177
preußen dem Vogel, welchen ich vor mir habe, hierin gleichen,
müßte man sie allerdings als eine besondere Form unterscheiden.
Nebenbei füge ich hinzu, daß Hartert die von Reichenow aus
Norddeutschland beschriebene sordida mit S. caesia zusammenfaßt.
Wenn Sitta sordida in ganz Ostpreußen nistet, so ist der Name sor-
dida nomenklatorisch nur ein Synonym zu Sitta homeyeri Hart.
Wenn aber sordida wegen des schmutzigen Anfluges auf der Unter-
seite sich als eine besondere Form erweisen sollte, so kann man sie
keinesfalls mit der Form, die das Königreich Polen und Galizien be-
wohnt und eine rein ockergelbe Unterseite hat, zusammenwerfen.
Was das Königreich Polen und Galizien anbetrifft, so brütet in diesen
beiden Ländern ebenso wie in Ostpreußen (wenigstens in dessen
westlichem Teil) eine sehr deutlich unterscheidbare Form, die
nach dem Recht der Priorität Sitta europaea homeyeri Hart, ge-
nannt werden muß. Zwar erkennt Reichenow die Form homeyeri
nicht an und betrachtet die von Hartert beschriebenen und so
genannten Vögel als Übergangsexemplare oder Bastarde. Seine
Anschauung ist aber irrig. Bastarde treten nur an der Grenze
der Brutgebiete zweier Formen auf. Als Bastarde aber alle Vögel,
die in einem so riesigen Gebiet wie: Ostpreußen, Lithauen,
Polesien, Wolbynien, Podolien, Baltische Provinzen, östliches
und wahrscheinlich auch südliches Rußland, billten, zu betrachten,
erscheint mir etwas gewagt.
Nun zu Sitta europaea sxtolcmani: Als ich die Selbständigkeit
dieser Form begründete, hatte ich keine Kleiber von Ostpreußen
zur Verfügung, wohl aber Exemplare aus der Gegend von Ciecha-
now, also unweit der Grenze des westlichen Teils von Ostpreußen.
Als Vergleichsobjekt diente mir ferner die Abbildung von S. e.
homeyeri in der neuen Ausgabe von Naumann (Bd. II, T. 23, Fig.3),
von welcher meine männlichen Kleiber aus Polesien sich durch
viel blassere Färbung unterscheiden. Um die Sache verständlicher
zu machen, gebe ich nochmals kurze Beschreibungen der Unter-
seite der verschiedenen Formen der Sitta europaea.
Sitta europaea caesia Wolf.
(Die Beschreibung auf Grund französischer Vögel.)
cT. Die ganze Unterseite, ausgenommen die weiße Kehle und
Wangen, ist lebhaft ockergelb.
Abb.: cf Neuausgabe des Naumann Bd. II, Taf. 23, Fig. 1.
Sitta europaea Tioineyeri Hart. ^)
(Die Beschreibung auf Grund der Vögel aus dem Königreich
Polen und aus Galizien.)
cT. Die Unterseite ist ockergelb, aber viel blasser als bei
S. e. caesia. Das Ockergelb ist am lebhaftesten auf dem Bauche,
auf der Brust ist es viel blasser.
') Dies dürfte nicht die echte -6'. e. homeyeri, sondern jene Form sein,
welche Kleinschmidt kürzlich (Falco 13, Nr. 2, Mai 1917, p. 21) nach schlesischeu
12
TVerh. Otii.
I_ Ges. Bay.
178 Domaniewski: Sitta enropaea homeyerl Hart, und Venvandte
g. Dem Männchen ähnlich, aber etwas lebhafter gefärbt.
Abb. cT Neuausgabe des Naumann Bd. II, Taf. 2.'^, Fig. 3.
Sitta enropaea sr^tolr^nani Do man.
(Die Beschreibung auf Grund der Vögel aus Polesien, W'olhynien,
und Podolien.)
cf. Die Unterseite ist viel blasser gefärbt, als bei S. e. homeiieri,
aber nie so weiß wie bei S. e. enropaea Linn. Die Kehle un(l
Brust sind weiß, der Bauch weiß mit rahmfarbenem oder mit
blaß ockergelbem Anflug, aber stets blasser als bei S. e. }w»/ct/eri.
$. Dem Mäunchen ähnlich, nur die Farbe der Unterseite viel
lebhafter.
Sitta eitrojHiea euvoj)aea Linn.
(Die Beschreibung auf Grund schwedischer Vögel.)
cT. Die ganze Unterseite rein weiß.
g. Dem Männchen ähnlich, nur auf der Unterseite, und zwar
auf dem Bauche, mit ockergelblichem Auflug.
Abb.: cf Neuausgabe des Naumann Bd. IL Taf. 23, Fig. 4.
Reichenow erwähnt meine S. e. sxtolemani gar nicht, was
einigermaßen begreiflich ist. Wenu Ä homeijeri ein Bastard
zwischen S. sordida und S. enropaea ist, so ist für S. sxtolcnHtni
kein Platz mehr.
S. e. sxtolemani beschrieb ich auf Grund der Exemplare von
den Provinzen Polesien, Wolhynien und Podolien. Jetzt veimute
ich aber, daß diese Form auch in den westlichen Teilen von Ost-
preußen vorkommen könnte. Auf diesen Gedanken bringen mich
unter anderem die Worte von Reichenow: ,. Wie eingangs er-
wähnt, zeigen die fahlbäuchigen Kleiber ebenso wie sie im Süden
und Westen ihres Verbreitungsgebietes durch dunklere Unterseite
in die westlich-südliche Form caesia übergehen, nach ihrer öst-
lichen Verbreitungsgrenze hin eine allmälilich blasser werdende
Unterseite und gehen so in die weißbäuchige Form S. enropaea
über. Von sordida liegen mir Vögel in typischer B'ärbung östlich
bis Losgehnen (Kr, Friedland) und Reußwalde (Kr, Orteisburg),
also bis zum 21 " ö. L. vor, von Losgehnen aber auch ein Stück
mit rahmfarbener Unterseite (Form Iwweyeri). Einen typischen
weißbäuchigen Kleiber S. enropaea dagegen konnte ich von Gum-
binnen untersuchen, welche Art dann weiter östlich in Kurland
die herrschende wird." (Orn. Monatsber. 1917, p. 56.) Diese
Stücken [<S.| reichenoivi genannt hat. Wenigstens entspricht die Variationsbreite
einer von R. Scheicher in Ostgalizien gesammelten schönen Serie der dort ge-
gebenen Charakteristik, indem die dunkelsten Exemplare nicht von caesia, die
hellsten kaum von Iwmeyeri (aus Ostpreußen) zu unterscheiden sind. Das
Thema der geographischen Variation des Kleibers befindet sich heute in einem
derartigen Stadium, daß nur eine monographische Studie an dei- Hand sehr um-
fassenden Materials das Wirrsal von Xamen und widerstreitenden .\nsicliten zu
klären imstande sein wird. — C. E. H.
XIII 2 ~\
' 'I Domaniewski: S'üta europaea homeyeri Hart und VetvfSindte. 17Q
1917 J X ^ xtu
Worte deuten klar darauf liiri; daß in Ostpreußen zwei Formen
vorkommen: eine dunklere im Osten, die andere, blassere im Westen.
Dasselbe folgt auch aus den folgenden Worten von Tischler:
„Manche alte cTcf zeigen im Frühjahr fast reinweiße Unterseite,
so die unter Nr. 7 und 8 aufgeführten, von Hartert gesammelten
Vögel. Sie stehen nach W. ßlasius der schwedischen S. eiiropaea
enropaea sehr nahe, haben aber doch wohl einen etwas stärkeren
rahmfarb'enen Anflug auf der Unterseite als die meisten schwedi-
schen Exemplare, von denen aber eins aus Stockholm ((/: 30. Novbr.
1851) sehr nahekommt. Derartige Stücke als S. europaea europaea
aufzuführen, halte ich nicht für angängig; ich glaube nicht, daß
schwedische Kleiber nach Ostpreußen gelangen. Wie Szielaszko
mir schrieb, beobachtete er im Februar 1911 in seinem Garten
in Nordenburg dreimal einen Kleiber mit weißer Unterseite, wohl
auch nur ein besonders altes cT von 8. e. homeyeri. Sehr weiß
unterseiis ist auch ein cf vom 25. April 1896 aus Schreitlaugken;
es besitzt nur einen leichten gelblichen Anflug. Häufiger noch
wie zu 8. e. europaea scheinen die ostpreußischen Kleiber zu
8. e. caesia zu neigen; ja es wird vielfach, so auch vou Hartert
und Reiche uow, angenommen, daß 8. e. caesia in Ostpreußen
vorkomme. Hartert nennt 8. e. homeyeri eine „im östlichen
Ostpreußen vorkommende Form", und in der Tat scheinen im
westlichen Ostpreußen Kleiber mit gelblicher Unterseite häufiger
zu sein als im Osten." (F. Tischler, „Die Vögel der Provinz Ost-
preußen" 1914, p. 278.)
Keinesfalls aber kann ich mich mit Reich enow's Ansicht
einverstanden erklären, daß in Ostpreußen die Form 8. europaea
ez^roj^ae« vorkommt ; diese Kleiber aus Ostpreußen, welche R e i c h e n o w
und Tischler erwähnen, gehören wohl derselben Form an,
welche ich unter dem Namen Sitta sxtolcmani beschrieben habe.
Jetzt noch einige Worte über die Verbreitung der 8itta europaea
sxtolcmani im Osten. Hartert (I.e.) und Hellmayr (I.e.) führen
für die baltischen Provinzen 8. e. homeyeri an^). Baron Loudon-
Lisden jedoch erwähnt in seinem „Vorläufiges Verzeichnis der
Vögel der russischen Ostseeprovinzen: Estland, Livland und Kur-
land (St. Petersburg Ann. Mus. zool. XIV. 1909, p. 200) für diese
Provinzen 8. europaea. Ich weiß nicht, ob Baron Loudon-
Lisden 8. e. homeyeri anerkennt; aber die Tatsache, daß er die
Kleiber der bezeichneten Gebiete der typischen blassen Form
8. e. europaea zuzählt, während Hartert und Hellmayr sie zu
8. e. homeyeri rechnen, scheint zu beweisen, daß dort wirklich
8. e. sxtolcmani brütet, wenigstens in Kurland und Livland. Für
*) Was ein Irrtum Avar, zu dem wir aus Mangel an IVIateriul verleitet
wurden. Sechs Kleiber aus Livland (Lisden) und Lithaucn (Wilna, Smorgon),
welche ich seither untersuchen konnte, gehören unzweifelhaft zu 8. e. europaea.
— C. E. H.
12*
180 l)oa.vAuievfski: Sitta europaea Jiomeyeri Halt, und Vcrwaudte. 1 ^' • ^"i-
|_ Ges. Bay.
das Gouvernement Pskov führt 8arudny (St. Petersburg, Mem.
Ac. Sc. 1910, VlII. Serie. Vol. XXV, Nr. 2, p. 145) Ä'. homeijeri
an. Es ist aber ohne Zweifel auch dieselbe Form, welche ich
später S. sxiolcniani nannte. Zu dieser Form gehöi'en wahrschein-
lich außer den litthauischen Kleibern auch die Kleiber, welche
die westlichen und südlichen Provinzen von Rußland bewohnen.
Ein Exemplar aus dem Gouvernement Poltawa, welches sich im
Zoologischen Museum der Wai'schauer Universität befindet, gehört
auch zu dieser Form. Kleiber mit einem rostbi-aunen Anflug auf
der Unterseite von der Provinz Charkow erwähnt Somow (Faune
ornith. d. gonv. Kharkow", Kharkow 1897, p. 103).
Noch eine Bemerkung bezüglich der Nomenklatur.
Oben habe ich schon gesagt, daß Hartert unter seiner Sitta
homeyeri zwei Formen vermischte. Eine von diesen habe ich
später als Sitta sxtolcmani beschrieben. Um die Sache zu fixieren,
schlage ich vor, die westliche dunklere Form, welche im neuen
Naumann abgebildet ist, Sitta europaea homeyeri Hart, zu nennen,
die östliche hellere Sitta europaea sxtolcmani.
Was Sitta sordida anbetrifft, so ist dieser Name wahrschein-
lich nur Synonym von S. homeyeri. Es ist aber möglich, daß die
östlichen Teile von Deutschland eine Form bewohnt, die sich
von Sitta homeyeri durch eine „unreine" Unterseite unterscheidet.
In diesem Falle muß diese Form Sitta europaea sordida Reh w. heißen.
Nun noch betreffs der Trennung des europäischen Kleibers
in zwei Arten. Wie ich oben bemerkte, erkläi-e ich mich damit
nicht einverstanden und glaube, daß der größere Teil der heutigen
Ornithologen derselben Ansicht ist. Wenn in benachbarten Ge-
bieten brütende Formen sich geographisch vermischen, unmerkbar
im Sinne des taxonomischen Begriffes der Art und Unterart, ist
es geboten, sie als Unterarten einer Art zu betrachten. Nur wenn
zwei Formen, ob nahe, ob weit verwandt, auf demselben Gebiete
nebeneinander brüten, müssen wir sie als zwei Arten betrachten.
Bei den europäischen Kleibern kommt derartiges nicht vor. Hier
sieht man es sehr deutlich, wie in der Richtung von Westen
gegen Osten und Norden die dunkleren Formen den blasseren
stufenweise Platz machen: Nach Sitta europaea caesia kommt
Sitta europaea homeyeri, dann folgt Sitta europaea sxtolcmani^
endlich Sitta europaea europaea.
Reichenow wurde wahrscheinlich irregeführt durch die Vögel
von Bialowiesch (siehe oben), auf Grund welcher er zu der An-
nahme gelangte, daß dort Sitta europaea neben Sitta sordida
brütet. Meiner Meinung nach sind die Vögel, welche Reichenow
vor sich hatte, nur die äußersten Grenzstücke individueller Ver-
änderlichkeit einer und derselben Form.
Warschau, 30. TV. 1917.
'^■'' I Hellmayr: Zur Nomenklatur zweier paläark tischer Krähen. ;j^8|
191^
Zur Nomenklatur zweier paläarktischer Krähen.
Von
C. E. Hellmayr.
1. Was ist Corvus corone Liiiii. 1758?
lii (lei- Zeitschrift „Falco" 13, Nr. 1, 1917, p. 8 stellt Klein-
schmidt, ohne weitere Begründung, die Behauptung auf: „Die
Rabenkiähe darf nicht mehr Corvus corone heißen, denn unter
diesem Namen beschrieb Linne deutlich und unzweifelhaft eine
junge Saatkrähe/'
Sehen wir uns die Frage näher an, wie es sich damit verhält.
Die Diagnose bei Linnaeus (Syst. Nat. 10, I, 1758, p. 105) lautet
wörtlich :
[Corvus] Corone
„C. atro-caerulescens, cauda rotundata: rectricibus acutis.
Cornix. Raj. av. 39 Nr. 2. Alb. av. 2. p. 20 t. 21.
Habitat in Europa."
Wir sehen also, Linnaeus hat im Gegensatz zu Kolkrabe, Saat-
und Nebelkrähe, die alle in der Fauna Suecica von 1746 behandelt
wurden, worauf der schwedische Autor in den genannten Fällen
verweist, den Vogel ans Autopsie gar nicht gekannt, sondern
gründete die Diagnose auf seine beiden Quellen Rajus und Albin.
Raius (Syn. meth. Av. et Pisc. 1713, p. 39) sagt bei „Corvini
generis Aves" sub A.2: „Cornix. The common or Carrion Crow.
KoQwvr]. Haec Carnivora est, et morticinis plerumque vescitur,
quorum tamen inopiä etiam sata depopulatur. Corvo [i. e. Corvus
corax. — C. E. H.] dimidio minor, alias ei perquam similis est."
Also eine unmißdeutbare Kennzeichnung der Rabenkrähe, die
auch heute noch in England ,.Carrion-Crow" heißt ^).
Linne's zweiter Gewährsmann Albin (Nat. Hist. of Birds II,
1738, p.20pl. 21) gibt unter der Überschrift ,,The common or Carrion
Crow, Cornix" gleichfalls eine durchaus zweifelsfreie Beschreibung
der Rabenkrähe. Die beigefügte Abbildung — im Kolorit aller-
^) Sub A. 3 folgt dann eine klare Charakteristik der Saatkrähe als „Cornix
fruqiUga, The Rook", worin das gesellschaftliche Brüten , der purpurfarbige
Stahlglanz des Gefieders, die nackte Schnabelbasis etc. hervorgehoben sind.
Raius unterschied also sehr wohl zwischen Raben- und Saatkrähe.
182 Hellmayr: Zur Noiucnklatui' zweier palüarktischer Krähen. 1 '
L Ges. Bay.
dings nichtssagend — zeigt deutlich den dicken, kurzen, klobigen
Schnabel dieser Art. Albin fährt fort: „This Bird delights to feed
upon Carrion, that is the Carcasses of dead Animals when the}'
begin to putrify . . ." Weiter heißt es: »."They build on high
Trees, and lay four to five Eggs at a Time . . ." ').
Beide Quellen des Altmeisters Linnaeus beziehen sich also
durchaus einwandfrei auf die Rabenkrähe, mithin auch der darauf
begründete Name Corrns corone. Den Speziesnamen corone ent-
nahm Linnaeus überdies dem Werke von Raius, Soweit die Tatsachen.
Wie gelangt angesichts dieser Sachlage Kleinschmidt zu ab-
weichender Ansicht? Die Aufklärung bringt uns der in „Falco"
13, Nr. 3, Juni 1917, p. 17 — 21 erschienene Aufsatz mit dem an-
spruchsvollen Titel „Beweis, daß Linne's ,Corvus corone' tatsäch-
lich eine junge Saatkrähe und nicht eine Rabenkrähe war".
Nach Abdruck der an der bisherigen Deutung festhaltenden
Zuschriften Reichenow's und des Schreibers dieser Zeilen''^) gibt
Kleinschmidt ohne weiteres zu, daß Raius und Albin die Raben-
krähe beschreiben.
Er vertritt jedoch die Ansicht, daß der Name Corvus corone
gar nicht auf diese (allein namhaft gemachten) Quellen, sondern
auf einen (von Linnaeus 1758 allerdings nicht erwähnten) Vogel
begründet sei. Seine Hypothese stützt er: 1. auf das Wort „atro-
caerulescens', das auf die Rabenkrähe nicht passe; 2. auf den
Umstand, daß Linnaeus drei Jahre später in der Fauna Suecica,
ed. altera, 1761, unter dem Namen C. corone eine junge Saat-
krähe aus dem nördlichen Schweden beschrieben habe; 3, auf
den Gleichlaut der Diagnosen im Syst. Nat. 1758 und in der Fauna
Suec. 1761.
Obwohl Kleinschmidt seinen Standpunkt in sehr apodiktischer
Form vertritt, wollen wir die Stichhaltigkeit dieser Einwände der
Reihe nach prüfen.
1. Das Wort „atro-caerulescens" kann nicht in die Wagschale
fallen in Anbetracht dessen, daß Linnaeus die ihm zweifellos aus
^) Auf der nächsten Seite (p. 21) ist „The Rook, Corvus frugilego" be-
handelt, wo es heißt: ,,Tn the old ones of this Sort the Feathers about the
Eoot of the Bill as far as the Eyes are woru off, by often thrusting the Bill
into the Ground, to fetch out Worms and other Insects; so that the Flesh
thereabouts is bare, and appears of a whitish Colour, by which Note it is to
be distinguished from the common Crow. It differs also from the Crows,
secondly, in that it is somewhat bigger: thirdly in the purple Splendour or
Gloss of its Feathers. Fourthly, in that it is gregarious, both flying and
breeding in Companies ..." Auf Tafel 22 ist eine alte Saatkrähe mit
nacktem Gesicht und (im Vergleich zu der auf Tafel 21 abgebildeten Rabenkrähe)
schlankerem, länglicherem Schnabel dargestellt.
") Die Veröffentlichung dieser Zuschrift, deren Fassung für weitere Kreise
kaum verständlich ist, erfolgte trotz meinem wiederholten Einspruch. Der per-
sönliche Charakter brieflicher Mitteilungen wurde uns schon als Kindern von
unserer Gouvernante eingeprägt.
" ' ' I Hellmayr: Zur Nomenklatur zweier paläark tischer Kräheo. 183
1917 J ^ ^ .
Autopsie bekannte, prächtig purpur- oder blauviolett
glänzende Saatkrähe in der Fauna Suec. (Ausgabe 1746, p. 24,
Nr. 70; Ausgabe 1761, p. 29, Nr. 87) sowohl wie im Syst. Nat.
(ed. 10, 1758, p. 105) kurzweg als „ater" bezeichnet. Kleinschmidt
irrt also in der Annahme, Linnaeus habe die Farbenbezeichnungen
bei den Rabenarten mit besonderer Sorgfalt und Überlegung ge-
wählt^). Übrigens entspricht der Ausdruck „atro-caerulescens"
recht gut dem Bilde der Rabenkrähe bei Albin (schwarz mit
bläulichen Flügelsäumen), wie auch der Satz „rectricibus acutis"
offensichtlich dieser Tafel entnommen ist, die in der Tat im Ver-
gleich zu dem auf Tafel 20 dargestellten Kolkraben merklich
schmälere, etwas zugespitzte Steuerfedern aufweist.
2. Kleinschmidt verwendet ganz unnütze Mühe auf die Dar-
legung, daß der Zusatz in der Fauna Suec. 1761, p. 29 sich auf
eine junge Saatkrähe aus Schweden beziehe. Das ist eine alte,
längst festgestellte Tatsache 2), die natürlich auch mir bekannt
war, als ich brieflich meine Bedenken gegen seine Umdeutung
geltend machte.
3. Der Gleichlaut der Diagnose in der Fauna Suec. 1761
mit der ursprünglich im Syst. Nat. 1758 gegebenen ist ohne Be-
deutuDg, weil dieselbe wörtliche Übereinstimmung auch bei den
übrigen Raben und vielen anderen Arten besteht, was Kleinschmidt
entgangen zu sein scheint. Linnaeus hat bei den in der Fauna
Suec. behandelten Vogelarten ganz einfach aus Bequemlichkeit die
alten Diagnosen aus der Editio decima des Syst. Nat. unverändert
übernommen !
Die zwölfte Ausgabe dieses Buches vom Jahre 1766 fällt
natürlich für die Beurteilung des G. corone L. 1758 gar nicht ins
Gewicht. Kleinschraidt begeht hier denselben Fehler, den er
seinerzeit Reichenow im Falle Turdus musicus L. 1766 nee 1758
mit Recht zum Vorwurf machte.
Zusammenfassimg.
Aus dem Vorstehenden erhellt:
1. Linnaeus gründete 1758, was allein ausschlaggebend ist
den Namen Corvus corone, ohne die Art aus eigener Anschauung
zu kennen, auf Rains und Albin, welche beide klar und deutlich
die Rabenkrähe kennzeichnen.
') Linne's Uuzuverlässigkeit hinsichtlich der Wiedergabe von Färbungs-
merkmalen, namentlich bei solchen Arten, die ihm nur aus anderen Schrift-
stellern bekannt waren, ist jedem Ornithologen geläufig. Als Beispiel sei nur
auf Pancs erythrocephalus L. 1758 hingewiesen.
») Sagt doch schon Nilsson (Ornith. Suec. I, 1817, p. 80): „Corvus corone
Linn. in Fauna Suec. p. 29 Nr. 86, plumis ad rostrum detritis, vix alius est quam
Corvus frugilegus !"
184 Hellmayr: Zur NomeDklatur zweier paläark tischer Krähen. I ^®^"' ^*"-
L Ges. Bay.
2. In der Fauna Suec. 1761 wiederholt er Diagnose und Zitate
unverändert, identifiziert aber, wie der neu angefüg-te Zusatz lehrt,
eine in der Zwischenzeit von Adlerheim in Schweden erbeutete
junge Saatkrähe irrtümlich mit der von den zwei obgeuannten
Schriftstellern als „Carrion Crow" beschriebenen und von ihm
C. coro7ie genannten Art.
3. Den Beweis, daß dieser junge Vogel Linnaeus
bereits bei Abfassung der 10. Ausgabe des Systema
Naturae 1758 vorgelegen hat, vermochte Kleinschmidt
nicht zu erbringen. Dies ist bloß eine willkürliche Vermu-
tung, die aus den veröffentlichten Schriften des schwedischen
Zoologen nicht hervorgeht.
Für die Beurteilung eines wissenschaftlichen Namens ist nach
den Int. N.R. einzig maßgebend, was der betreffende Autor bei
dessen erster Einführung in die Literatur wirklich tat und
nicht, was er möglicherweise beabsichtigt haben
mochte. Jegliche subjektive Auslegung ist unzulässig, weil
unsere Nomenklatur sonst Gefahr läuft, den sicheren Boden der Tat-
sachen zu verlieren, und allen Möglichkeiten der Spekulation freie
Bahn geöffnet wird. Eine nachträgliche Begriffsveränderung eines
einmal gegebenen Namen steht nach den Int. Nomenklaturregeln
nicht einmal dem eigenen Schöpfer desselben zu.
Auf den vorliegenden Fall angewendet, ergeben diese Grund-
sätze die Beibehaltung des Namens Corvus corone L. 1758
für den Formenkreis der Rabenkrähe, wozu der von
Kleinschmidt mit rührender Fürsorge eiligst geschaffene Terminus
Corvus Trivialis als Synonym tritt ^). Terra typica von C. corone
ist England.
Auf den polemischen Ton des Kleinschmidt'schen Artikels
einzugehen, lehnen wir entschieden ab, da unseres Erachtens eine
ernsthafte Diskussion auf sachliches Gebiet beschränkt bleiben
muß. Im übrigen glauben wir dargetan zu haben, daß auch eine
in den bestimmtesten Ausdrücken gehaltene Behauptung unter
Umständen der Nachprüfung wert ist, und daß in den schwierigen
Nomeuklaturfi-agen selbst einen so sorgfältigen Forscher wie
Kleinschmidt leicht ein Trugschluß irreleiten kann.
2. Coloeus iiionedula soemnierhigii (Fisch.) vs.
C. fit. collaris (Drumm.).
In seiner kleinen Arbeit ,.List of Birds observed to winter
in Macedonia duiing a two months' Shooting Excursion in the
') Hätte Kleinschmidt seine Behauptung mit Erfolg zu begründen ver-
mocht, so hätten wir selbstredend nicht einen Augenblick gezögert, daraus die
Konsequenz zu ziehen und die Saatkrähe C. corone zu nennen. Der genannte
Autor scheint sich in Nomenklaturfragen übrigens zur ,, Umkehr" entschlossen
zu haben, wie die Benennung des Sprossers und der Weindrossel in seiner ,,Ornis
Germanica" andeutet.
' ' I Hellmayr: Zur Nomenklatur zweier paläarktischer Krähen. 185
Interior during the winter of 1845— 46" M stellte H. M. Drummond
eine neue Dohlenart auf, die sich von dem gewöhnlichen Coloeus
monedula durch licht silbergrauen Hinterkopf und den Besitz
einer breiten, weißen Querbinde jederseits auf der Halsseite^)
unterschied, und nannte sie (p. 11) C[orvus\ collm'is. Sie sei sehr
zahlreich in allen Städten und Dörfern Mazedoniens, ebenso in
Thessalien, auch einmal in Albanien zur Beobachtung gekommen.
Wie sich in der Folge ergab, besitzt diese abweichende Form im
östlichen und südöstlichen Europa eine weite Verbreitung, wo sie
unsere heimische Dohle, C. monedula spermologus (Vieill.) vertritt.
Gelegentlich der Durchsicht einiger älterer naturwissenschaft-
licher Zeitschriften fand ich ganz zufällig, daß diese Dohlenform
schon viele Jahre vorher als verschieden erkannt und beschrieben
worden war. Im ersten Bande der „Memoires de la Societe Im-
periale des Naturalistes de Moscou" aus dem Jahre 1811 ver-
öffentlichte G. Fischer einen kleinen Artikel über die Krähen
und Dohlen der Umgebung von Moskau^), den er folgendermaßen
einleitet: „Parmi les Corneilles qui voltigent en quantite sur
Moscou pendant l'liiver, il y en a surtout une espece qui a attire
mon attention; c'est une Corneille ä scapulaire ou ä collier, ou ä
ruban lateral, mais qui se distingue de Celles que d'autres natura-
listes ont observees." Fischer weist namentlich auf den von
Levaillant*) beschriebenen Schildraben aus Südafrika (= Corvus
scapulatus Daud.) hin, erörtert seine Färbungsmerkmale und fährt
dann dergestalt fort:
[p. 2] „Les corneilles ä collier de la Russie, que nous appelle-
rons la Corneille de Soemmering, en l'honneur du grand anatomiste
et physiologiste de ce nom, est plus petit que le choucas, avec
lequel il conserve sans doute la plus grande analogie par sa forme
et par son genre de vie. Sa longueur depuis le beut du bec
jusqu'ä Celle de la queue n'a pas tout-ä-fait douze pouces, et
jusqu'ä celui des ongles onze pouces trois lignes. Son bec est
fort et pointu et a, ä la pointe, une legere incision qui le rend
dentelee [sie]
„Le sommet de la tete est d'un noir de velour changeant en
violet. L'occiput et la partie superieure du cou est d'un gris
cendre comme dans le choucas ordinaire, mais les cötes du cou
sont ceintures par un large ruban blanc qui se perd par
derriere en un capuchon grisätre. Le dos, le croupiou, les couver-
tures du dessus des alles et de la queue sont d'un noir luisant
') Ann Mag. Nat. Hist. 18, 1846, p. 10-15.
-) „ . . . differs in having the hinder part of the head of a light silvery
grey, and a large white crescented patch on each side of the neck . . . . "
') Notice sur le Choucas de la Russie; Mem. Soc. Imp. Natur. Moscou I,
1811, p. 1—4, pl. l.
*) Hist. Nat. Ois. d'Afrique II, p. 14, pl. 53.
l^;t) Hellraayr: Zur NonieiiklaUir zweier i>aläarkti.scher Kraben. 1 ^ <^''^- * >'"•
[_ (los. Hay.
tiraiit tres-peu snr le violet. Le cou et le ventre sont d'im iioir
grisätre ou meine uoirs flambes de gris. Les grandes plumes de l'aile,
les plumes de la qiieue sont d'nn noir [p. 3] plus clair en bas,
tirant en haut sur le vert. La troisieme penne de l'aile est la
l)lus longue; Celles de la queue, au nonibre de douze, sont arron-
dies et d'une loiigueur presque egale. Les deux intermediaires
sont taut soit peu plus longues.
„L'iris est blanchätre passant quelquefois au bleu-grisätre.
Le bec, les pieds et les ongles sont noiis.
„Ils restent en liiver et en ete daus ces contrees, niais ils
entrent en plus grande quantite en ville pendant l'liiver. Ils
niclient comme les choucas ordinaires dans les tours les plus ele-
vees, meine quelquefois daus les maisons basses des paysans. Ils
pondent quatre oeufs.
rQuoique le choucas de la Russie que je viens de decrire,
ait beaucoup de rapport avec le choucas proprement dit, il est
cependant constamment decore de cette tache blanche,
ou de ce ruban blaue des deux cötes, qui forme quelquefois
un Collier entier comme dans les choucas habitant la Suisse. 11
est constamment plus petit. Cette decoration constante, et sa
grandeur me fönt persister dansmon opinion de considerer le choucas
de la Russie comme une espece differente du choucas commun, corviis
monedida, L,, et ä laquelle parait appartenir l'espece ä collier de
la Suisse. On peut le reconnoitre par la phrase suivante:
Corviis Soemmeringü, niger, rostro apice dentato, occipite
incano, collo fascia laterali alba.
„Comme synonymes de variete lui appartiennent:
Monedula torqimta. Charlet. Exercit. p. 75, Nr. 7, Ono-
masticon, p. 68, Nr. 7.
Monedula altera Aldrovandi Aves. Tom. I, p. 775.
Aliud Monedulae genus. Jonston, Aves, p. 26, T. XVI.
Helvetian Daiv des Anglais.
Le Choucas ä collier. Brisson, Ornithol. Tom. II, p. 27.
[p. 4] Corvus monedula torqtfata. Bechstein's Vögel Deutsch-
lands, Leipzig 1793, 8. Tom. 2. p. 424.^'
Fischer gedenkt dann einer weißen (albinistischen) Dohle,
die alljährlich auf einem Landgut des Herrn Piaton Petrovitsch
de Bekettow zui- Brut schreitet. Daraufhin bespricht er gewisse
Abweichungen der russischen Nebelkrähen und fährt fort:
„Je donne ici une figure du Choucas de Soemmeriug, laquelle,
ayant ete faite d'apres un exemplaire empaille de notre Museum,
ne rend pas assez la nature et le port de ces animaux. Le gra-
veur, par ses traits croissants, a en outre peche contre la Situa-
tion naturelle des plumes."
XIII 2 ~\
' ' I Hellraayr: Zur Nomenklatur zweier paläarktischer Krähen. 187
Zum Schlüsse bemerkt Fischer, daß „M. le Conseiller de Cour
et Dr. Meyer ä Offenbach' seiner Auffassung von der spezifischen
Verschiedenheit der russischen Dohle beistimme.
Die vorstehende Beschreibung läßt nicht den geringsten Zweifel
an der Identität des C. soemmeringii mit der heute allgemein
Coloeus }noned'ula coUaris genannten, in Ost- und SO. -Europa weit
verbreiteten Dohlenform bestehen. Die Abbildung auf Tafel 1 ist
allerdings herzlich schlecht, zeigt aber deutlich den charakteristi-
schen weißen Fleck auf den Halsseiten. Was die von Fischer
zitierten Bücherstellen betriift, die alle auf einen in der Gegend
von Zug erbeuteten Vogel mit weißem Halsring zurückgehen, so
dürfte es sich dabei wohl sicher um eine (vielleicht albinistische?)
Varietät der gewöhnlichen Schweizer Dohle handeln.
Die östliche Dohle erhält somit den Namen
Coloeus monedula soeynmeringii (Fischer).
Corvus Soemmeri'iKjii G. Fischer, Mem. Soc. Imp. Natur. Moscou I,
p. 3, pl. I (1811. — Moskau, Rußland).
C[orvus] collaris Drummond, Ann. Mag, Nat. Hist. 18, p. 11 (1846. —
Macedonien etc.)
Die Zoologische Sammlung besitzt eine große Serie dieser
Form aus W.-Rußlaud (Smorgon), S.-Ungarn, Rumänien, Maze-
donien, Krim, Kaukasien etc., ohne daß es mir möglich gewesen
wäre, zwischen Exemplaren von verschiedenen Fundorten bestän-
dige Unterschiede aufzufinden.
188 Hellmayr: Mii^cellaiiea Ornitholugica 11.
[Vcih. Olli.
Ges. Bay.
Miscellanea Ornithologica 11').
Von
C. E. Hellmayr.
\. Zwei neue iieotropisclie Tracheoplioiieii.
Ilypolophus hevnardi caja/nun^cde ii. snbsp.
Tlianniophilas nibinuchalis (nee Sclater) Taczanowski, Proc. Zool,
fcJoc. Lond. 1880, p. 201 (Callacate); idem, Orn. Perou, II, 1884,
p. 14 (part.: Callacate, Guadalupa, Paucal).
Adult. — Ähnlich H. h. beniardi (Less.)^), aus S.W.-Ecuador,
aber merklich größer; Rücken viel dunkler, intensiv rostrotbraun
(statt matt röstlichbraun); Außensäume der großen Oberfliigeldecken
und Schwingen viel lebhafter ziratrösllich braun. Die cfcT unter-
scheiden sich ferner durch viel geringere F^ntwickiung der weißen
Fleckung des Oberkopfes, welche auf wenige Schaftstriche am
vordersten Stirnrand beschränkt ist, und die Reduktion der weißen
Mischung auf Backen, Bartgegend und Vorderkehle.
cfcf AI. 86-88; caud. 68-70; i-ostr. 22— 237^ mm.
?? AI. 82V2, 85; caud. 68, 72; rostr. 20 V3, 21 V3 mm.
Type im Zoologischen Museum, München: Nr. 16. 808. cT ad.
Tembladera, auf dem Wege von Pacasmayo nach San Pablo,
Dept. Cajamarca, N.-Peru, alt. 1200 engl. Fuß, Juni 7, 1895.
0. T. Baron coli.
Hab. — West- und Ostseite der Küstenkordillere im nörd-
lichen Peru in den Depts. Cajamarca (Tembladera, Callacate) und
Libertad (Trujillo, Guadalupa, Paucal).
') Siehe diese „Verhandlungen" XII, Heft 2, Febr. 1915, p. 119—126.
''■) Thamnophüus Bernnrdi (Abeille Ms.) Lesson, Echo du Mond. Sav. 11,
Xr. 15, col. 348 (Aug. 1844. — „aux alentours de Gayaquil" [sie], i e.
Guayaquil, S.W.-Ecuador; descr. $); idem, Oeuvr. compl. Buffon (^d.
L^vöque), vol. 20 | - Descr. Maramif. etOis.], 1847, p. 299 (Guayaquil). —
Dieser Name hat um viele Jahre die Priorität über Thamnophüus albinu-
chalis Sclater [Proc. Zool. Soc. Lond. 23, April 1855, p. 18: „in rep. Equa-
toriana, Guyaquil et insula Puna. Mus. Brit."; descr. (J'$], dessen Originale,
je ein Pärchen aus Guayaquil (coli. Kellett-Wood) und von der Insel Puna (coli.
G. Barclay), sich im British Museum befinden. Auf meine briefliche Mitteilung
hin haben bereits Brabourne & Chubb (Birds of S -America I, 1912, p. 191) diese
Namensändei'ung vorgenommen, ohne indessen die früheste Veröffentlichung zu
zitieren.
■^ '^"' I Hellmayr: Miscellanea Ornithologica II. 489
Obs. — Diese neue Form liegt mir in einer Suite von acht
Exemplaren vor. Sechs cTcf und ein $ wurden von 0. T. Baron bei
Tembladera und Trujillo am Westabhang der Küstenkordillere im
Januar, Mai und Juni 1895, ein Weibchen von J. Stolzmann in
Oallacate, am Ostabhang derselben Gebirgskette, im April 1879
gesammelt. Vom typischen //. b. bernardi untersuchte ich 7 cTcT
4 $$ von Guayaquil und der Insel Puua, einschließlich der Typen
von T. albimichalis, ferner ein 5 ad. aus Tumbez, N.W.-Peru, das
in jeder Hinsicht mit jenen aus W.-Ecuador übereinstimmt.
Das auffallendste Kennzeichen der Bewohner der westlichen
Andenkette von Peru liegt in der viel dunkleren, intensiv rost-
rotbrauuen (statt matt röstlicherdbraunen) Rückenfärbung und
den viel lebhafter ziratröstlichbraunen Säumen der großen Ober-
flügeldecken und der Schwungfedern. Ferner zeigen die cfcf nur
am vorderen Stirnrande einige winzige, weißliche Fleckchen, wogegen
bei H. b. bernardi die ganze Stirn bis in Augenhöhe grob weiß oder
rahmfarbig gefleckt ist; die weiße Mischung auf den Kopfseiten
und der Kehle ist auf ein Minimum reduziert. Endlich hat H. b.
cajamarcae merklich längere Flügel und Schwanz, während in der
Schnabelstärke zwischen den beiden Formen kein Unterschied
besteht.
Das $ aus Oallacate (Ostseite der Küstenkordillere) stimmt
bis auf etwas hellere Bauchmitte mit jenem aus Tembladera über-
ein. Dagegen gehört ein von Stolzmann bei Tumbez, in der
sandigen Küstenzone des nordwestlichen Peru am Gestade des
Golfes von Guayaquil erbeutetes Weibchen des Wiener Museums
unzweifelhaft zur blassen, typischen Form.
Die Verbreitung der zwei Formen ist wie folgt:
a) Hypolophus bernardi bernardi (Less.)^).
Das trockene Küstengebiet am Golf von Guayaquil in S.W.-
Ecuador (Guayaquil; Puna-Insel) und N.W.-Peru (Tumbez) '■^).
Sieben cTcT, Guayaquil, Puna-Insel
al. 80—84; caud. 63—67: rostr. 21—23 mm.
Vier $$, Guayaquil, Puna-Insel
al. 78—82; caud. 61—64; rostr. 20—22 mm.
Ein $, Tumbez
al. 82 ; caud. 63 ; rostr. 20 mm.
') Man könnte versucht sein, H. bernardi dem Formenkreise von U. cana-
densis (Linn.) anzugliedern, mit dem er gewiß nahe verwandt ist. Indessen
sprechen verschiedene Einzelheiten, vor allem die sehr abweichende Färbung des
Weibchens (teilweise schwarzer Oberkopf, ziratrote, statt schwarze Oberschwanz-
deeken und Steuerfedern etc.) gegen eine solche Auffassung. Die Frage scheint
uns noch nicht spruchreif zu sein
'•') Das von Cabanis & Heine (Mus. Hein. II, 1859, p. 16) behauptete Vor-
kommen der Art in „Neu Granada" beruht wohl auf einer unrichtigen Fund-
ortsangabe, sofern das erwähnte (j" jnv. überhaupt hiei'her gehört.
190 Hellmavr: Miscellanea Ornithologica II. fVerh. Orn.
|_ Ges. Bay.
b) Hypolophus ber?iardi cajamarrae Hellm.
Küstenkordillere (West- und Ostseite) des nördlichen Peru in
den Dept. Cajamarca (Tembladera, Callacate) und Libertad (Tru-
jillo, Guadalupa, Paucal [= Nancho]).
Fünf cTcT, Tembladera, Trujillo
al. 86-88; caud. 68—70; rostr. 22— 28V2 mm,
Ein $, Tembladera
al. 85; caud. 72: rostr. 20^/3 mm.
Ein $, Callacate
al. 82V2' caud. 68; rostr. 21^/3 mm.
Sittasomtis f/riseie(i2nlhfs reiseri 11. siibsp.
Sittasomus erithacus susbp.?, Reiser, Denkscbr. math.-naturw. Kl.
Akad. Wiss. Wien 76, 1910, p. 68 (Piauhy: Gegend von
Paranaguä).
Sittasomus erithacus chapadeyisis (nee Ridgway) Reiser, 1. c. p. 68
(Faz. Taboa am Rio Preto, N.W.-Babia).
Adult. — Am nächsten verwandt mit S. g. griseicapillus
(Vieill.)^) aus Mattogrosso, O.-Bolivia, Argentinien und N.-Paraguaj'^,
aber leicht unterschieden durch geringere Größe, schwächeren
Schnabel, ausgesprochen fahl bräunliche (statt olivgraue oder grün-
lich olivenfarbige) F'ärbung des Hinterkopfes und Mantels, lebhaft
zimtröstlichbraun überlaufene Stirn und Scheitel, endlich durch röst-
lichbraune (statt olivenfarbige) Kopfseiten, warm röstlich-rahmbraune
(statt schmutzig „buffy greyish") Unterseite mit entschieden
zimtröstlichen Weichen. Ferner ist das Zimtrot von Flügel und
Schwanz merklich heller.
cTcT. — AI. 72V2— 74V2; caud. 77—78; rostr. 13— ISV^ mm.
§5. — AI. 64, 65; caud. 68, 70; rostr. I2V2— 13 mm.
Type im k. k. Naturhistorischen Hofmuseum, Wien: Nr. — .
cf ad. Pedrinha an der Westseite des See's von Paranaguä, S.-Piauhv,
N.O.-Brazil, Mai 21, 1903. Santarius coli. Nr. 764.
Hab, — N.O.-Brazil, im südlichen Piauhy (Paranaguä; Tinoko
nächst Buriti, See von Missäo bei Paranaguä; Pedrinha am See
*) Bendrocopus griseicapillus Y'xeiWoi, Nouv. Diet. d' Hist. Nat., nouv. ed.,
2(5, p. 119 (1818. — ex Azara Nr. 244: Paraguay) ist ein viel älterer Name für
Sittasomus chapadensis Ridgw. (Proe. U.S. Mus 14, 1892, p. 509: Chapada,
Mattogrosso, S.W.-Brazil). Vieillot's Beschreibung ist gekürzt und zum TeU irre-
führend, namentlich der Passus: „un gris pale est repandu sur toute la tete, le
cou, et le dessus du corps"; wogegen wir bei Azara in Sonninis französischer
Ausgabe, der eine unraißdeutbare Kennzeichnung des Vogels gibt, ganz richtig
lesen: „le dessous du corps". Ein (^ ad. aus Concepcion, N.-Paraguay, E.
Weiske, im Münchener Museum, stimmt bis auf etwas mehr rahmgelbliche
Mittellinie des Abdomens in der Tat mit Topotypen des S. chapadensis aus
Chapada überein. Da D. griseicapillus Vieill. auch älter ist als Dendrocolaptes
sylviellus Temm. 1821 und Z). erithacus Licht. 1822, hat er als Saunnelname
für die ganze Forraengruppe in Kraft zu treten,
^^^^>^> I Hellmayr: Miscellanea Ornithologica II. 191
von Paranaguä) und nordwestlichen Bahia (Pazenda Taboa am
Rio Preto).
Obs. — Sechs Bälge dieser scharf gekennzeichneten Form, die
den Anhängern der alten Schule als ausgezeichnete „Spezies" gelten
dürfte, darunter zwei cj^cf ad., 1 $ ad. und drei jüngere Individuen
wurden von dem Ornithologen der Wiener Expedition nach N.O.-
Brasilien, Othmar Reiser im südlichen Piauhy und in der Nord-
westecke des Staates Bahia gesammelt. Sie steht dem *S'. g. grisei-
capülus, aus dem südwestlichen Brasilien (Mattogrosso) und nörd-
lichen Paraguay am nächsten und teilt mit ihm den Besitz einer
zimtrötlichen Subapicalzone an den Federn des Vorder- und Mittel-
rückens, wodurch beide sehr auffallend von dem im südöstlichen
Waldgebiet heimischen 8. griseicapillus sylvielliis (Temm.) ab-
weichen. Die auffallendsten Kennzeichen des 8. griseicapillus
reiseri sind der zimtröstlichbraune Anflug des Vorderkopfes und
die intensiv röstlich rahmbraune Unterseite mit den zimtröstlichen
Weichen, während bei der typischen Form der ganze Oberkopf
gleichmäßig bräunlich- oder graulich-oliv und die Unterseite
schmutzig rahmgraulich gefärbt erscheint. Der Gesamtton des
Hinterkopfes und Mantels ist bei der neuen Form entschiedener
bräunlich, das Zimtrot der Schwingen und Steuerfedern durch-
schnittlich heller; die Kopfseiten sind fahl röstlichbraun statt
olivenfarbig, was besonders an der Ohrgegend auffällt; endlich die
Flügel merklich kürzer*), der Schnabel in der Regel schwächer.
Die Variation der sechs Exemplare beschränkt sich in der
Hauptsache auf die Intensität der Unterseite, die bald heller,
bald dunkler rahmröstlichbraun erscheint. Weibchen und jüngere
Vögel zeigen, wie bei den verwandten Formen, beträchtlich ge-
ringere Dimensionen und an den zimtroten Bürzel- und Ober-
schwanzdeckfedern feine, helle Spitzenränder. Reiser hielt den
Vogel vom Rio Preto, N.W. -Bahia, für subspezifisch verschieden
von den Stücken aus S. Piauhy. Obwohl das ziemlich schlecht
erhaltene Exemplar unausgefärbt und überdies im Federwechsel
begriffen ist, scheint mir seine Zugehörigkeit zu. 8. g. reiseri durch-
aus nicht zweifelhaft; denn einige eben hervorsprießende frische
Federn auf Vorderscheitel und Vorderbrust weisen deutlich die
für unsere Form charakteristische Färbung auf. Gleichwohl halte
ich die Untersuchung einer Serie guter Bälge vom Rio Preto
für geboten.
8. grisekapilhis reiseri, den ich meinem lieben Freunde Othmar
Reiser in aufrichtiger Wertschätzung widme, vertritt die typische
^) 8. griseicapillus griseicapillus (= chapadensis aucl.) zeigt folgende
(i rußen Verhältnisse :
Hiehzehn cTcf *l 78—82, einmal TO; caud. 77—85; rostr. l2'/.2— 14','2 mm.
^'eun $^ al. 70—75; caud. 70-79; rostr. 12'/»— 14 mm.
192 Hellmayr: Misccilanea Ornithologica II. fVerh. Orn.
|_ Ges. Bay.
Form augenscheinlich in den trockenen Campo-Distrikten des nord-
östlichen Brasilien.
Durch diese Neuentdeckung' erhöht sich die Zahl der aus
Brasilien bekannten SlttasoiHus-Fovmen auf fünf. Ihre Verbreitung
sei im Nachstehenden kurz skizziert.
a) S. griseicapilhis aniaxonus Lafi". ^).
Amazonisclies Waldgebiet, vom Tocantins und Britisch Guiana
westwärts bis zu den Ostabliängen der Anden in Elcuador und
Peru, südlich bis in das Quellgebiet des Rio Beni. Prov. Yungas,
N.-Bolivia.
b) S. griseicapillus rciseri Hellm.
N.O.-Brasilien: Piauhy, N.W.-Bahia.
c) S. griseicapillus griseicapillus (Vieill.).
S.W.-Brasilien: Mattogrosso (Chapada, Engenho do Pari, Eng.
do Gama, Urucüm, Pan de Azucar); O.-Bolivia (Santa Cruz de la
Sierra, Chiquitos); N.-Paraguay (Colouia Risso, Rio Apa; Villa
Concepcion); N.W.-Argentinien, von Jujuy und Tucumän ostwärts
bis an den Paranä in die Prov. Santa Fe (Ocarapo).
d) *S'. griseicapillus sylviellus (Temm.)^).
Süd-Paraguay (Tebicuari, Sapucay, Villa Rica); N.O.- Argen-
tinien: Misiones (S. Javier, Posadas); und das südöstl. Brasilien, von
Espirito Santo, Rio de Janeiro und S.-Goyaz bis Rio Grande
do Sul.
e) S. griseicapillus oUvaceus Wied^).
Waldgebiet des südlichen Bahia.
VI. Über einige Coerebiden-Typeii.
Im „Museum Heineanum", I, 1850, p. 96 stellte J. Cabanis
eine Anzahl neuer Arten der Gattung Arbelorldna \= Cgauerpes
unserer Tage] auf. Da die beigefügten Diagnosen außerordentlich
kurz gehalten sind und spezielle Maliangaben durchweg fehlen,
herrschte hinsichtlich der Deutung dieser Namen beträchtliche
Unsicherheit, die ich im Verlaufe meiner Studien über die neo-
tropische Vogelwelt wiederholt störend empfunden hatte. Küi-z-
lich bot sich mir durch die Güte des Herrn Amtsrates F. Heine,
dem ich hier den schuldigen Dank für sein Entgegenkommen aus-
sprechen möchte, die willkommene Gelegenheit, alle Exemplare,
die Cabanis vorgelegen hatten, selbst nachzuprüfen und mit den
großen Serien in der Münchener Zoologischen Sammlung eingehend
zu vergleichen. Eie Ergebnisse dieser Untersuchung sollen im
Folgenden weiteren Kreisen zugänglich gemacht werden.
') Sittasomus amazonus Lafresnaye, Rev. Mag. Zool. (2) II, p. 090 (1850.
— „Haut.-Amazone", coli. Castelnaii).
2) Cfr. M^n^iux et Hellmayr, Mem. Soc. d'Hist. NaI. Auluii 19, 19(H;,
p. 95.
') Cfr. Hellmavr, Nov. Zool. 15, 1908, p. G3, sub Nr. lOf).
l
^^^^'„^' Hellraayr: Miscellanea Oruithologica II. 193
1. Arhelorhma brevipes Gab. Mus. Hein. I, 1850, p. 96: c^ ad.
ex „Porto Cabeiro"; := Cyanerpes cyaiiea cijanea (Liim.)^), mit
falschem Fundort!
Nr. 2481. Arhelorhina brevipes Gab. cf ad. Porto Cabello.
Polly. — AI. 63; caud. 3772 ; tars. 12; rostr. [13] mm.
Nach Cabanis unterscheidet sich diese Form von A. cyanca
nur durch etwas kleinere Statur und merklich kürzere Tarsen.
Der Typus, ein vollkommen ausgefärbtes cT in fertigem Hochzeits-
kleide, gehört keineswegs zu der großen, langschnäbligen Form
der venezuelanischen Küstengebirge, wie Oberholser^) angenommen
hatte, und stammt ganz gewiß nicht aus Puerto Cabello. Meine
früher ausgesprochene Vermutung^), daß die Lokalität von A.
brevipes unzuverlässig sein dürfte, erweist sich als durchaus zu-
treifend.
Ich vermag in dem Vogel nichts anderes als ein schwach-
schnäbliges Exemplar der typischen C. c. cyanea zu erblicken,
die mir in einer zahlreichen Suite aus Gayenne, Surinam, Bahia,
Trinidad, und dem Caura-Distrikt vorliegt. Flügel- und Schwanz-
länge entsprechen völlig einem cf aus Bahia; der Tarsus ist
keineswegs schwächer oder kürzer als bei einigen unserer
Vögel aus Gayenne und Trinidad. Die blaue Kopfplatte ist durch-
aus nicht weiß lieh blau wie bei C. c. eximia, aus N.-Venezuela,
sondern schön himmelblau wie bei Stücken aus Bahia etc. Nicht
zu leugnen ist, daß dei* Typus schwächeren (an der Wurzel
dünneren) Schnabel besitzt als die Mehrzahl unserer Bälge der
typischen C. c. cyanea, obwohl ein cf ad. aus Saint- Jean-du-Maroni,
Gayenne, unserer Sammlung hierin dem Vogel des Musei Heineani
gleicht. [Der Schnabel scheint nicht kürzer gewesen zu sein, doch
ist seine ursprüngliche Länge nicht mehr festzustellen, da die
Spitze beider Mandibeln abgebrochen ist.] Angesichts der be-
trächtlichen Variation, der die Schnabellänge und -stärke bei In-
dividuen von einer und derselben Lokalität unterworfen ist*),
vermag ich dieser Abweichung keine Bedeutung beizumessen. Die
Präparationsweise des Typus von A. brevipes ist total verschieden
von jener der Originale der folgenden Art. Jedenfalls ist der
Vogel nicht bei Puei'to Gabello erlegt worden. Diese Stadt diente
früher als Ausfuhrhafen für die Produkte des nördlichen Venezuela,
und so mag auch der Balg aus dem Innern dieses Landes, viel-
leicht von den Ufern des Orinoko dorthin gebracht worden sein,
') Certhia cyanea Linnaeiis, Syst. Xat. 12, I, p. 188 (1766. — es Edwards,
Brisson etc. — Surinam bestimmt als Terra tvpica (ex Edwards), auct. Hell-
mayr, Nov. Zool. 13, 1906, p. 9).
*) Auk, 16, 1899, p. 33.
') Nov. Zool. 13, 1906, p. 10.
*) In einer Herie von sechs alten (^(f aus dem Miuengebiet von Britisch
Guiana schwankt die Schnabellänge zwischen If) und 18 mm.
194 Hellmayr: Miscellauoa Ornithologica II. FVerh. Orn.
|_ Ges. Bay.
von wo er dann seinen Weg nach Europa fand. Solches war
sicherlich auch mit dem gleichfalls „Porto Cabello" etikeltieiten
Typus der Sicalis colunihiana Gab. der Fall.
2. Ärhclorhina eximia Cab. 1. c. p. 96: cf' ad. ex „Poilo
Cabello''; = Cijancrpes cymiea eximia (Cab.).
Nr. 2482. Arbclorlnna eximia Cab. cf. Polly. I^)ito Cabello. —
AI. 66; caud. 40; r. 20 mm.
Nr. 2483. A. eximia Cab. ö". Porto Cabello. —
AI. 66 V-,; caud. 89; r. 20 mm.
Die Typen, zwei völlig ausgefärbte alte cTcf. stimmen in
Größe und E'ärbung durchaus mit den von Klages im Tale von
San Esteban (Hinterland von Puerto Cabello) gesammelten Stücken
und anderen aus dem Gebirgsstocke von Cumanä und von der
Paria Halbinsel (Yacua) überein. Es handelt sich in der Tat um
die große, langschnäblige Form mit helll weißlich)blauem Scheitel,
die an der ganzen Nordküste Venezuela's von Bermudez bis un-
weit Merida (Ejido) vorkommt. Bereits RichmondM hatte den
Namen eximia ganz zutreffend auf sie bezogen, und ich selbst habe
in meiner Abhandlung „On the Birds of the Island of Trinidad" '')
die Kennzeichen und Verbreitung der C. cyanea eximia (Cab.) des
Längeren erörtert, worauf hiermit verwiesen sei.
3. Arhelorhina longirostristris [err. typogr. | Cabanis, 1. c. p. 96 :
cT juv., 5 ex „Caraccas";= Cyanerpes caerulea irijulatis {Bonsi[).),
mit falschem Fundort!
Nr. 2491. Arhelorhina longirostris Cab. cf juv. Polly. Caraccas. —
AI. 59; c. 30; r. 22 mm.
Nr. 2492. A. longirostris Cab. cT juv. Polly. Caraccas. —
AI. 57; c. 30; r. 21 V2 mm.
Nr. 2494. A. longirostris Cab. g [ad.] Polly. Caraccas. —
AI. 59; c. 30 V2; r. 2OV2 mm.
Nr. 2493. A. longirostris Cab. g |imm.] Polly. Caraccas. —
AI. 56; c. 28; r. 21 mm.
Nr. 2495. A, longirostris Cab. $ [imm.] Polly. Caraccas. —
AI. 543/4; c. 28; r. 21^2 mm.
Diese fünf Exemplare tragen das grüne Kleid des Weibchens
mit hellrostfarbiger Kehle und Zügelgegend etc. Nr. 2491 ist
sicher ein junges cT im Federwechsel, da es bereits einige samt-
schwarze innere große Oberflügeldecken und Armschwingen trägt,
überdies auf Bürzel und Oberkopf einzelne blaue, auf der Kehle
ein paar schwarze Federn hervorsprießen. Ni-. 2492, von Cabanis
als cf juv. bezeichnet, unterscheidet sich in nichts von den weib-
lichen Individuen. Dagegen scheinen Nr. 2493 und 2495, nach
') Proc. U.S. Mus. 18, 189Ü, p. G79.
*) Nov. Zool. 13, 1906, p. 9-10.
^^^^'^> j Hellniayr: Miscellanea Ornithologica II. 195
der zerschlissen-flaumigen Struktur der Oberseitenbefiedernng zu
schließen, jüngere Vögel zu sein.
Diese fünf Bälge, welche als Typen von A. longirostris zu
gelten haben, können unmöglich in Caracas erlegt worden sein;
denn nach Stärke und Länge des Schnabels, stimmen sie voll-
ständig mit der auf Trinidad beschränkten C. caerulea
trinitatis (Bonap.) über ein, die in unserer Sammlung durch eine
von Klages und Andre erbeutete, große Serie vertreten ist.
Der langschnäbeligste Vogel, Nr. 2491, hat völlig so langen
und dicken Schnabel wie unser starkschnäbeligstes Weibchen aus
Caparo, Trinidad (Nr. 12. 1663), während Nr. 2494, das den kürzesten
Schnabel besitzt, hierin einem Weibchen aus Aripo, Trinidad (Nr.
12. 1661) gleicht.
Auch Flügel- und Schwanzlänge decken sich bei den zwei
Serien nahezu vollständig:
Typen A. longirostris
al. 543/,— 59; c. 28— 3OV2; r. 2OV2-2IV2 mm.
Sechs Weibchen aus Trinidad
al. 55-58; c. 27V2— 29; r. 20^2—22 mm.
Dagegen ergeben sich für 6'. c. caerulea folgende Werte:
Zwei Weibchen aus Cayenne
al. 54, 55; c. 26, 27; r. 18 mm.
Sechs Weibchen aus Cumana
al. 54— 56V2; c. 27—29; r. 17—18^3 mm.
Zwei Weibchen aus S. Esteban
al. 55, 56 V2; c. 27; r. 18 V2 mm.
Die Kehle ist bei den Typen etwas beschmutzt und verblichen,
erscheint daher heller rostfarbig als bei unseren frischen Bälgen
aus Trinidad; sie ist aber immer noch etwas dunkler als bei der
Serie der C. c. caerulea aus Cayenne, Brit. Guiana und N.-Venezuela.
Die Entwicklung des rostfarbigen Bartstriches und die Tönung
der Streifen auf der Unterseite weist dieselbe Variation auf wie
bei den Weibchen der verwandten Formen.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der vom Naturalien-
händler Polly angegebene Fundort Caracas irrtümlich ist, und die
Typen der A. longirostris Csib. tatsächlich aus Trinidad stammen,
eine Vermutung, der ich schon früher^) Ausdruck gegeben habe.
Die langschnäbelige Trinidad-Form, deren Merkmale an anderer
Stelle ^) ausführlich erörtert wurden, hat somit anstatt C. c. trini-
tatis (Bonap.) 1854 die ältere Bezeichnung C, caerulea longi-
rostris (Cab.) zu tragen^).
1) Nov. Zool 13, 1906, p. 8.
*) Es verdient erwähnt zu werden, daß schon Finsch (P. Z. B. Lond. 1870,
p. 561) den Namen longirostris auf die Trinidad-Form bezogen hatte.
13*
\
IQß Hellmayr: IMiscellaiiea ()rnitholüe;ica II. je.
^^" ^ ° L Ges. Bay.
4. Arbelorhma hrevirostris Gab. 1. c. p. 96: cT ad. ex „Porto
Cabello"; = Cyancrpes nitida (Hartl.), mit falschem Fundort!
Nr. 2496. Arhelorliina hrevirostris Gab. cT- PoUy. Porto Gabello. —
AI. 50; caiid. 28; rostr. 11^/^ mm.
Die Auflösung- dieser Art ist bisher nicht geglückt, obwohl
Gabanis ^) alle wesentlichen Merkmale der C. nitida gegenüber der
bekannten C. caeniha treffend hervorgehoben hatte. Der Mangel ge-
nauer Maßangaben und die unrichtige Fundortsbezeichnung verfühiten
alle Autoren, u. a. auch Oberholser^) und den Schreiber dieser
Zeilen^), A. brerirostris für eine individuelle Abweichung von
C. caerulea zu halten. Die Untersuchung der Type, eines völlig
ausgefärbten alten cT, ermöglichte es, ihre absolute Identität mit
C. nitida festzustellen. Verglichen mit einem cT ad. vom oberen
Amazonas und einem anderen aus Nicare, Gaura, 0. -Venezuela, zeigt
der Vogel des Musei Heineani nicht die geringste Abweichung:
vor allem besitzt er ebenso kurzen, wenig gebogenen Schnabel,
dieselbe rein blaue Nuance des Kleingefieders — wogegen es bei
C. caerulea entschieden violett getönt ist — , und ebenso weit über
die Gurgel hinab und hier sanft abgerundeten schwarzen Kehlfleck.
Wie bei unserem Nicare- Vogel ti'agen die mattschwarzen Achsel-
federn breite dunkelgrüne Spitzen, und ebensolche Subapicalliecken
stehen an den Interscapular- und Schulterfedern. Diese grünen
Abzeichen fehlen dem c/' vom oberen Amazonas vollständig.
Der Fundort „Porto Cabello" ist natürlich auch in diesem
Falle falsch; denn C. nitida bewohnt lediglich das amazonische
Waldgebiet, vom östlichen Golombia (Bogota) und Venezuela
(Suapure und Nicare, Gaura-Distrikt) südwärts durch das nord-
westliche Brasilien (Rio Negro, Teffe, R. Javarri) bis ins nördliche
Peru (Pebas, Lamas, Ghamicuros, Xeberos). Dem Namen Hart-
laub's*) gebürt die Priorität.
Im „Traife d'Ornithologie-', Lief. 4, Sept. 1830, p. 803 be-
schrieb R. P. Lesson einen angeblichen Blütenpicker als Dicae/nn
aterrimum mit den Worten: „plumage en entier noir mat, brnn
sur les alles et la queue. Patrie?". Pucheran^) unterzog den
Typus einer kritischen Nachprüfung und bezeichnete die west-
indische Insel St. Thomas als vermutliche Heimat der Art, Aus
seinen Bemerkungen ging zur Genüge hervor, daß es sich um eine
*) „Ist in allen Dimensionen kleiner als A. caenilea; der Schnabel ist an f-
fallend kurz; die blaue Färbung ist weniger violett; das Schwarz der Kehle er-
streckt sich w'eiter nach der Brust hinab."
^) Auk 16, 1899, p. 34.
ä) Nov. Zool. 13, 1906, p. 8.
*) Coereba nitida Hartlaub, Rev. Zool. 10, j). S4 (1847. — „du nord du
P&'ou", coli. Bremen Museum; dcscr. (/' ad.)
') Eev. Zool. 9, 1846, p. 135.
XIII, -, j Hollmayr: Miscellanea Oruithologica IL 197
der auf den kleinen Antillen lieimischeu schwarzen Coereba- Arten
handle, und Ridgway^) stellte den Namen Dicaeum aterrimum
mit Fragezeichen zu C. atrata (Lawr.), aus St. Vincent. Bei Ge-
legenheit eines mehrwöchigen Aufenthalts in Paris im Frühjahr
1914 habe ich den Typus mit Exemplaren der C. atrata (Lawr.),
aus S. Vincent, C. ivellsi Cory, aus Grenada, und C. laiirae Lowe,
von den Testigos-Inseln sorgfältig verglichen. Er ist noch ziem-
lich gut erhalten, obwohl seit vielen Jahren in den Galerien auf-
gestellt, nur fehlt ihm die äußerste Spitze des Oberschnabels.
Seine Etikette lautet:
„Nr. 10410. de St. Thomas, echange ä M. F. Prevost, 1824.
Certhiola aterrima (Less ) Type." — AI. 57; caud. 36; rostr.
[etwas defekt] 12 mm.
In der Größe stimmt der Typus durchaus mit unseren Exem-
plaren aus Grenada (C. wellsi) überein, wogegen Stücke aus St. Vincent
[C. atrata) merklich beträchtlichere Maße aufweisen. Es ist augen-
scheinlich ein altes ausgefärbtes cT; denn obwohl etwas verstaubt,
läßt das Gefieder doch die dem männlichen Geschlecht zukommende
schwarze (_Trundfärbung, namentlich auf Kehle und Scheitel, noch
gut erkennen. Wie bei einem unserer cTcf aus Grenada (Nr. 09.
2181) zeigen Brust und Vorderbauch einen zwar schwachen, aber
immer noch deutlichen, olivenfarbigen Schimmer, der sich außer-
dem auf dem Bürzel vorfindet. Der Rictus erscheint am Typus
gelb und war im Leben wohl aufgetrieben, wie es bei Nr. 09.
2183, 5 ad , aus Grenada, unserer Sammlung der Fall ist.
Jedenfalls gehört der Typus von I). aterrimum zu derselben
Form wie unsere Vögel aus Grenada. Die Fundortangabe St. Thomas
dürfte auf Irrtum beruhen. Die schwarze Art von Grenada heißt
demnach fortan:
Coereha aterrima (Less.) 2).
Dicaeum aterrimum Lesson, Traite d'Orn., livr. 4, p. 303
(Sept. 1830. — loc. ign.); Pucheran, Rev. Zool. 9, 1846, p. 135
(crit.; „St. Thomas").
Certhiola ivellsi Cory, Auk, 6, p. 219 (1889. — Grenada,
coli. J. G. Wells).
Hab. — Kleine Antilleninsel Grenada.
Maße:
Zwei cTcTad. Grenada (C. aterrima)
al. 59, 60; c. 38, 38V2; r. IBVa, 1^ mm.
>) Bull. U.S. Mus., Nr. 50, Part II, 1902, p. 423.
^) Clark (Auk 23, 1906, p. 392—395) hält die schwarzen Coereba-kxim
von Grenada und St. Vincent lediglich für Melanismen der gelbbäuchigen ('.
saccharina (Lawr.) 1878, wogegen Lowe (Ibis (9) VI, 1912, p. 523 — 526) ernst-
hafte Bedenken geltend gemacht hat. Welche Ansicht auch immer die richtige
sein mag, D. aterrimum Less. bleibt der älteste Name, der irgend einem Mitgliede
der auf den kleinen Antillen verbreiteten Formengruppe beigelegt wurde.
198 Hellmayr: Miscellanea Ornithologica II. I ^f "t.
L Ges. Bay.
Zwei 55 ad. Grenada (C aterrima)
al. 57, 59; c. 34, 37; r. 13 mm.
Drei cTcTad. St. Vincent iC. atrata)
al. 62—64; c. 40—42; r. 14— löVa mm.
Ein 5 ad. St. Vincent (C. atrata)
al. 57; c. 35; r. W'i^ m.
VII. SjTioiiyinisches und Nomcnklatorisclies.
Calliste melanotis Sclater^) ist präokkupiert durch Aglaüi
viekmotis Swainson''^), da beide in dieselbe Gattung gehören, die
heute den Namen Tangara Briss. 1760 führt. Wir nennen die
von Sclater beschriebene und abgebildete Art Tanijara Jntleyi
zu Ehren ihres Entdeckers, dessen Verdienste um die neotropische
Ornis unvergänglich bleiben werden. Als Typus gilt uns der im
Britisch Museum befindliche alte Vogel von den Ufern des Rio
Napo im östlichen Ecuador. Diese schöne Prachttangare verbreitet
sich vom zentralen Peru (Chanchamayo) nordwärts bis ins östliche
Colombia (Bogota), Möglicherweise ist sie nur der nördliche Ver-
treter der in den bolivianischen Yungas heimischen T. cyanotis
(Sei.), von der sie sich indessen leicht durch die ganz schwarze
Färbung der Wangen- und Ohrgegend und den Mangel der blauen
Postfrontalbinde unterscheidet. —
Lahtris Reicheuow^) 1906 muß dem viel älteren Namen
Celalfjca G. R. Gi'ay 1870*) weichen, der als Subgenus für
dieselbe Himalayanische Häherart, C. lanceolatiis, aufgestellt worden
ist. —
Leptopogon erythrops Sclater^) wurde viele Jahre vorher von
Lafresnaye als Tgtrmmda rußpecfits^), gleichfalls nach einem
Bogota-Balg, beschrieben. Die vorzügliche Kennzeichnung des
französischen Ornithologen läßt nicht den geringsten Zweifel an
der Identität der zwei Arten bestehen. Die Art muß demnach
Le2)topof/on ruftpectus (Lafr.) heißen. Ihre Verbreitung ist
auf Colombia (Bogota, Antioquia) und das östliche Ecuador ( Machay,
Mapoto, San Jose) beschränkt. —
Leptopogon rufipediis Tacz.'), aus Peru, erfordert dement-
sprechend eine Neubenennung und mag als Leptoiwgon tacza-
1) Ibis (3) VI, p. 408 pl. XII fig. 1 (1876. — Eio Napo, O.-Ecuador).
-) Anim. in Menageries p. 355 (Jan. 1838. — Peru); ^ Tangara schrankii
(Spix) 1825 ?. .
') Journ. f. Ornith. 54, 1906, p. 478 (Genotype durch Monotypie: Garrulus
lanceolutus Vig.).
*) Celah/ca („Kaup 1854" Ms.) Gray, Hand-List Genera & Spec. Birds II,
1870, p. 3 (Genotype durch Monotypie: Garrulus Inncenlntus Vig.).
«) Proc. Zool. Sog. Lond. 1862, p. 111 (1862. — Bogota, Colombia).
") Rev. Zool. 9, p. 207 (1846. — „Colombia" = Bogota).
') Ornith. P^rou II. p 249 (1884. — Ropaybamba, C-Peru; Ray-urmana,
N.-Peru).
^^^''/"^'l Hellmayr: Miscellanea Ornithologica IL 199
noivsJHi bezeichnet, werden. In ihrem Vorkommen scheint diese
Form auf das zentrale (Ropaybamba, Marayuioc) und nördliche
Peru (Ray-urmana) beschränkt zu sein. L. tacxanoivskii steht dem
L. rufipectus (Lafr.) [= erijthrops Sei.] wohl am ncächsten, unter-
scheidet sich aber leicht durch die aschgrauliche Kehle, deren
Federn nur an der Spitze gelblichweiß überlaufen sind, die
schmutzig- olivgrünliche, röstlicligelbbraun überlaufene Gurgel und
Vorderbrust, die weißlichen statt rostgelben Zügel und Kopfseiten
mit schwärzlicher Mischung, den weißlichen statt rostgelben
Stirnrand, schwärzlicheren Vorderscheitel u. s. w. Wie bei L.
rufipectus fehlt ein deutlicher schwärzlicher Fleck auf den hinteren
Ohrdecken, der den übrigen xlngehörigen der Gattung eigentüm-
lich ist. Ich untersuchte ein dem Branicki Museum in Warschau
gehörendes cT ad. dieses seltenen Tyranniden, das von J. Kali-
nowski am 24. Oktober 1892 bei Maraynioc, C.-Peru gesammelt
worden ist. —
Ampelis viridis d'Orb. & Lafr. ^) ist präokkupiert durch Ämpelis
vmV/*s Tullberg^). Wie ich bei einer anderen Gelegenheit^) ausge-
führt habe, sind die von Sclater^) sub Nr. 1 — 3 behandelten Spezies
der Gattung „Pipreola^^ (rectius Euchlornis) geographische Ver-
treter eines einzigen Formenkreises, als dessen ältester gültiger
Name, infolge Ausscheidens von A. viridis, die nächst jüngere Be-
zeichnung A. riefferii Boiss. 1840 einzutreten hat. Für A. viridis
d'Orb. & Lafr. nee TuUberg schlage ich den Namen Euchlornis
riefferii signata vor. Diese gut gekennzeichnete Form kenne
ich aus Autopsie bisher nur von den heißen Bergwäldern (Yungas)
des nördlichen Bolivia. —
Ampelis elegans Tschudi^) ist gleichfalls vorweggenommen
durch Ampelis elegcms "VwWo^vg^) und mag Euchlornis imlchra
genannt werden. Dieser schöne Schmuckvogel ist bisher nur für
Nord- und Zentral-Peru nachgewiesen. —
Philydor albigularis Salvin & Godman"^) ist präokkupiert durch
Philydor cdbogularis Spix^), ein Synonym von Automolus leucoph-
thalnms (Wied) 1821. Da kein weiterer Name zur Verfügung
steht, möge die guianische Art die neue Bezeichnung Automolus
roraimae erhalten. Im Färbungstypus zeigt diese Art, von der
*) Syn. Av. I in: Mag. Zool. ei. II, p. 40 (1837. — Yungas in Bolivia;
descr. §).
*) Ampelis cujus novas species venia exp. facult. med. Upsal praeside C. P.
Thunberg p p. Otto Friedr. TuUberg. Upsala, 1823, p. 4 (Brasilia ; coli. Westin).
— Für eine Abschrift dieser seltenen Dissertationssehrift bin ich Herrn Dr.
C. W. Richmond in Washington zu lebhaftem Danke verpflichtet.
=>) Verhandl. Orn. Gesellsch. Bay. 12, Heft 3, Juli 1915, p. 207—208.
*) Cat. B. Brit. Mus. 14, 1888, p. 377—378.
«) Archiv f. Naturg. 9, I, p. 385 (1843. — „ad flumen Tullumayo", Peru).
«) Loc. cit. p. 2 (1823. — Brasilien; coU. Westin).
') Ibis (5) II, p. 450 (1884. — Roraima, Brit. Guiana).
*) Av. Bras. I, p. 74 pl. 74 (1824. — Rio Verde, s.w. Minas Geraes).
[V,
erh. Orn.
Ges. Bay.
ich mehrere Exemplare beiderlei Geschlechtes aus dem Roraima-
Gebirge untersuchen konnte, ^roße Übereinstimmung mit der Gruppe
des A. paUidigularis Lawr , besonders hinsichtlich der scharf ab-
gegrenzten rahmgelblichen Kehle und des Kolorits der Flügel-
unterseite; sie unterscheidet sich aber leicht durch intensiv rost-
braune (statt fahl erdbraune) Oberseite, viel mehr rostbraune Flügel,
lebhaft röstlichbraune (statt fahl rahmbranne) Unterseite, den Besitz
scharf ausgeprägter, langer weißer Supercilien, sowie durch schwarz-
braune (statt dunkelbi'aun, fahl röstlich gestrichelte) Ohrgegend.
Der Schnabel ist sehr viel schmäler und schwächer, apicalwärts
stärker seitlich zusammengedrückt, und der Flügel verhältnismäßig
kürzer als bei A. palUdigularis und dem Typus generis A. leucoph-
thalnms (Wied), welch letzterer überdies mehr zugespitzte Steuer-
federn aufweist. —
Accipiter (juttatus auct. muss ebenfalls neu benannt werden.
Sparvius guttatus Vieillot^), den man allgemein auf eine in
N.W.-Argentinien und Bolivia heimische Sperberart gedeutet hatte,
gründet sich lediglich auf Azara's Nr. 24. Der spanische Forscher
beschreibt einen von ihm in Paraguay erlegten Raubvogel im
Jugendkleide, der möglicherweise, wie Bertoni^) annimmt, zu
Accipiter pileatus (Temm.) 1823 gehört haben mochte, aber unter
keinen Umständen zu A. guttatus auct. gezogen werden kann, da
diese Art in Paraguay gar nicht voi'kommt, sondei-n auf das nord-
westliche Argentinien und die östlichen Teile Bolivias beschränkt
ist. Wir nennen daher die von Sclater & Salvin ^) s. n. Accipiter
guttatus beschriebene und abgebildete Art Accipiter gnttifer
und le^.en den im Norwich Museum befindlichen alten Vogel aus
Bolivia als Typus zugrunde. —
Ckauuasatradorii Chubb & Brabourne*), aus Argentinien, Para-
guay und dem südlichen Brasilien, erhielt viele Jahre früher durch
Oken den Namen Chajn torquata^), der gemäß dem Prioritäts-
gesetz in Kraft zu treten hat, wie schon Richmond") ausführte,
was die Verfasser der „Birds of South America-' otfensichtlich
übersehen haben. Der richtige Name der südlichen Chauua-Art
hat daher Chauua torquata (Ol^en) zu lauten. —
») Nouv. Dict. d'Hist. Nat., nouv. ed., 10, p. 327 (1817. — ex Azaia
Nr. 24: Paraguay).
^) Anal. Soc. Cient. Arg. 75, 1913, p. 79, Note 1; idem, Fauna Parag.,
1914, p 42, Fußnote.
') Exotic Ornithology, livr. IJ, 1869, p. 169 pl. 8.5 (= adult ex Bolivia;
speciraen in Mus. Norwich).
*) Birds of South America I, p. 53 (Dec. 1912. — nom nov. im Falamedea
cristata (ncc Linnaeus) Swainson, Classif. Birds II, Juli 1837, p. 351 |noni. nov.
für Pnlamedea chavaria (nee Liimaeus) Temniinck, Rec. PI. col., livr. 37, 1823,
pl. 219: BresilJ). ■
«) Oken, Lehrbuch Naturg. 3, II, p. 639 (err. „939") (1816. — ex „Le
Chaja", Azara Nr. 341 : Paraguay).
«) Proc. U.S. Mus. 35, 1908, p. 597, Fußnote b.
'"'1 Laubmann: Eine neue Rabenkrähe aus Japan. 201
1917 I *
Eine neue Rabenkrähe aus Japan.
Von
A. Laubmann (München).
Cofvns corone interjtosittis subsp. iiov.
Die Rabenki-älie aus Japan steht in der Mitte zwischen Corviis
üoroiic corone L. und Corvus corone orientalis Eversmaun ^) aus
Zentralasien. Die Krähen von Japan stimmen in der Größe im
wesentlichen mit unserer einheimischen Krähe überein, haben aber
einen viel längeren Schnabel als die Exemplare der typischen F'orm.
Von Corrifs corone orientalis unterscheiden sich die Japaner da-
gegen durch ihre geringere Größe, die hier sowohl im Flügelmaß
als auch im Schnabel zum Ausdruck gebracht ist. Möglicherweise
mag bei Corrus corone interpositus im Gegensatze zu den beiden
anderen Formen ein leicht violett getönter Schimmer im Gefieder-
glanz vorherrschen.
Type im Zoologischen Museum, München: Nr. A. 8 cT ad.
Misaki, Isl. Hondo, Japan, Oktober 31, 1904, F.Doflein coli.
Hab. — Verbreitet ist die neue Form über Japan, die Kurilen-
Inseln im Norden Japans und anscheinend auch über Ostchina.
Obs. — Es war mir schon seinerzeit bei der Bearbeitung des
von Prof, Merzbacher im Thian-Schan gesammelten Materials die
Tatsache aufgefallen, daß die Rabenkrähen aus Japan nicht wohl
mit der Form orientalis aus Zentralasien vereinigt werden können,
da japanische Stücke nie die enorme Größe zentralasiatischer
Krähen erreichen. Es lagen mir aber damals zu wenig Stücke
der orientalis-F orm vor, um zu einem definitiven Urteil zu ge-
langen. Inzwischen hat sich unser Material beträchtlich vermehrt,
und die mir nunmehr zur Verfügung stehende Serie an japanischen,
chinesischen und zentralasiatischen Exemplaren läßt keinen Zweifel
an der Richtigkeit meiner damaligen Annahme mehr bestehen.
Die japanischen Krähen sind entschieden kleiner, und zwar tritt
diese Kleinheit nicht nur im Flügel, sondern auch im Schnabel
und in der Tarsuslänge hervor. Ich messe bei 8 Stücken von
Japan, den Kurilen und China eine Flügellänge von 305—341 mm,
während die Vögel aus dem Thian-Schan, Kaschmir und Ost-
turkestan eine solche von 341 — 370 mm aufweisen. Ähnliche Er-
*) Eversmann, Addenda ad Pallas Zoogr., fasc. II, p. 7 (1841.
fluvium Narym, ultra oppidum Buchtarma.")
202 Laubnianii: Eine neue Rabenkrähe aus Japan. 1 ^ ^^'^- ^'""•
L Ges. Bay.
gebnisse erhalten wir bei einem Vergleich der Schnabelmaße. Ich
fand bei Corvus coro)ie intcrpositus Schnäbel von 48—56 mm
gegenüber 55—59 mm bei Corvus corone orientalis. Dabei liegt
der Unterschied im Schnabel weniger in der Länge als vielmehr
in der ganzen Formung; der Schnabel der japanischen Stücke ist
aber im wesentlichen länger als bei unserer typischen Rabenkrähe,
bei der ich im Durchschnitt eine Schnabellänge von 50 mm ge-
funden habe.
Parrot ist in seiner Arbeit ,,Ziir Systematik der paläarktischen
Corviden" in den Zool. Jahrbüchern, Abt. Syst. Biol. und Geogr.
d. Tiere, Bd. 23, Heft 2, 1906, soweit gegangen, sogar die Form
orientalis zu negieren und alle Krähen Asiens und Japans mit
unserer europäischen Rabenkrähe zu vereinigen. Ich glaube aber,
daß es heute nicht mehr angängig erscheint, eine so gut charak-
teiisierte Form, wie sie die zentralasiatischen Kraben darstellen,
einfach zu verneinen. Ich halte es sogar im Gegensatz zu Parrot's
Ansicht für unbedingt notwendig, außerdem nocli die ostasiatische
Form auf Grund ihrer deutlich hei-vortretenden Unterschiede als
eigene Form abzutrennen. Und zwar gehören zu dieser neuen
B'orm, nach dem mir vorliegenden Jilaterial zu schließen, nicht nur
die Vügel von Hondo, sondern auch die Bewohner der nördlich
davon gelegenen Kurilen. Hierher zu rechnen ist ferner ein Vogel
aus Ostchiua, Kiau-tschou, mit einei' Flügellänge von 328 mm.
Wir haben also heute im ganzen drei Formen der Rabenkrähe
zu unterscheiden:
a) Corvus corone corone L.
Corvus Corone Linnaeus, Syst. Nat. 10, I; p. 105 (1758.
— „Eui'opa"; terra typica: England).
Verbreitung: Ein großer Teil Europas, in Deutschland vor-
wiegend westlich der Elbe.
b) Corvus coj'one orientalis Eversmann.
Corvus orientalis Eversmann, Add. Fall. Zoogr., fasc. II,
p. 7 (1841. — „circa fluvium Narym, ultra oppidum
Buchtarma.")
Verbreitung: Thian-Schan; Kaschmir; Ost-Turkestan.
c) Corvus corone mterpositus Laubm.
Verbreitung: Japan, Hondo; Kurilen; Ostchina, Kiau-tschou.
Untei'suchtes Material : 4 ö'd' aus Japan, Hondo von F. Doflein
und C. Haberer gesammelt; 3 cTcT von der Kurilen-Insel Iturup, von
(J. Haberer; 1 Exemplar von Ostchina, Kiau-tschou, v. Vallentini
coli, im Museum München.
-^^^^' ^' Schriftenschau. 203
1917 J '^^^
Schriftenschau ^).
O. Kleinschmidt, Ornis germanica. Beilage zu Falco. Halle a./S. 8".
10 pp. Mai 1917.
Die Ungunst der Zeitläufte, die Arbeiten systematisch-faunistischen Inhalts
aus Mangel an der Möglichkeit, das notwendige Vergleichsmaterial zu beschaffen,
fast vollständig unterbunden hat, hat auf der anderen Seite das Interesse für
nomenklatorische Fragen wieder mehr in den Vordergrund wissenschaftlicher
Erörterung gerückt. So sei hier nur kurz erinnert an die von der British Orni-
thologists' Union neu herausgegebene „List of British Birds" -), an Reichenow und
Hesse's „Neue Naraenliste der Vögel Deutschlands" ■'), an das „Verzeichnis der
schweizerischen Vögel" *) von Studer und v. Burg, und schließlich noch an den
von der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern herausgegebenen ,, Nomenciator
der Vögel Bayerns" ^). Eine kritische Würdigung der drei zuerst genannten Ab-
handlungen findet sich aus C. E. Hellmavr's Feder in den Verhandlungen unserer
Gesellschaft Band XIII, 1, 1917, p. 87—104.
Neuerdings hat nun O. Kleinschmidt in seiner ,, Ornis germanica" eine
weitere Namenliste der deutschen Vögel der Öffentlichkeit übergeben, auf die
im nachfolgenden etwas näher eingegangen werden soll. Stehen die Herausgeber
des Nomenciator der Vögel Bayerns voll und ganz auf dem Standpunkt der
striktesten Anwendung der Internationalen Nomenklaturregeln, so haben schon
Reichenow und Hesse die willkürlichsten Abweichungen und Umgehungen dieser
Kegeln in ihrer Namenliste zu verteidigen gesucht, während nun völlig Klein-
schmidt in seiner Ornis germanica einerseits die Internationalen Nomenklatur-
regeln zur Anwendung gebracht wissen will, anderseits aber unter Einführung
zum Teil völlig neuer Namen einer gänzlichen Umstürzung jeglicher herrschenden
Regel nach seiner eigensten, persönhchsten Anschauung das Wort redet.
Somit haben wir in Deutschland allein nicht weniger als drei verschiedene
Namenlisten, während sich die Ornithologen fast der ganzen übrigen Welt immer
mehr in der Anwendung der Internationalen Nomenklaturregeln zusammenfinden.
Angesichts dieser Tatsache wirkt es höchst eigentümlich, wenn gerade diejenigen
Autoren, die sich immer wieder eigenwillig von der großen Allgemeinheit ab-
sondern wollen, dieses ihr Vorgehen damit entschuldigen, daß eine internationale
Verständigung in Fragen der Nomenklatur ja doch nie erzielt werden würde.
M Verfasser von Aufsätzen in weniger verbreiteten Zeitschriften werden
um Einsendung von Sonderabdrücken zwecks Besprechung in dieser Rubrik
ersucht.
") A List of British Birds compiled by a Committee of the British Or-
nithologists' Union. Second and revised Edition. London 1915. 8".
^) Reichenow und Hesse, Neue Naraenhste der Vögel Deutschlands. Journ.
f. Ornith. 64, 1916, p. 325—371, 611—012.
*) Studer und v. Burg, Verzeichnis der schweizerischen Vögel und ihrer
Verbreitungsgebiete. Neu bearbeitet auf Grund des Kataloges der in der Schweiz
beobachteten Vögel mit Fragenschema der schweizerischen Kommission. Bern
1915. 8".
') Noraenclator der Vögel Bayerns von C. E. Hellmayr und A. Laubmaun.
Im Auftrage der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern herausgegeben von
C. E. Hellmayr. München 1916.
204 «chrillcns<.hau. ["Verh.Orn.
|_ Ges. Bay.
Oder glauben die Herausgeber dieser nach rein persönlichem Geschmack zu-
sammengestellten Namenlisten wirklich, daß die wissenschaftlichen Ornithologen
der übrigen Welt den in langer Arbeit mühsam errungenen, aber unbestreitbaren
Erfolg der Internationalen Nomenklatnrkomraission preisgeben würden, um den
von ihnen gemachten willkürlichen Vorschlägen zu folgen?
Wollten wir uns heute von der Befolgung der Internationalen Nomen-
klaturregeln lossagen, ich fürchte, wir müßten diesen Schritt nach der Rückkehr
geordneter, glücklicherer Zeiten bitter bereuen. Unsere Arbeiten würden völlig
des internationalen Interesses entbehren und dennoch hätten wir im eigenen
Lande noch nicht einmal eine einheitliche Nomenklatur; denn von Reichenow-
Hesse bis zu Kleinschmidt ist mindestens so weit, wie von diesem bis zu den
Internationalen Nomenklaturregeln. Ich meine, wir wollen doch für die Zukunft
arbeiten und nicht aus momentanen Bequemlichkeitsrücksichten oder gar poli-
tischen Motiven in unseren wissenschaftlichen Bestrebungen nicht nur stehen
bleiben, sondern sogar rückwärts schreiten. Ein sicherer, für die Zukunft zu
erwartender Vorteil wiegt kleine Nachteile in der Gegenwart doch wohl völlig auf.
Ergibt sich somit eigentlich die Zwecklosigkeit der Publikation solcher von
den Internationalen Noraenklaturregeln abweichenden Namenlisten ganz von selbst,
so mag es doch eines gewissen Interesses nicht entbehren, die von Kleinschmidt
angewandte Methode einer Kritik zu unterziehen.
Hiebei wirkt der vollständige Mangel irgendwelcher Einführung in die
Materie äußerst störend. Der Autor hüllt sich bezüglich der von ihm einge-
schlagenen Wege in absolutes Schweigen und nur ganz allmählich kann der
wissenschaftlich Erfahrene die Gründe erraten, die Kleinschmidt zu diesem oder
jenem Schritte vielleicht bewogen haben'). Und doch ist auch Kleinschmidt in
nomenklatorischeu, Fragen keineswegs unfehlbar-), so daß auch ihm eine Be-
gründung seiner Änderungen schlechterdings nicht erspart werden kann.
In geradezu lakonischer Kürze werden die im Text zur Anwendung kommen-
den Abkürzungen erklärt: ,,pp. = prope bei noch unbenannten oder sehr wenig
verschiedenen Formen. — p.u. = pro usu bei Verwerfung älterer Namen. —
?? rr Zweifel betreffend Selbständigkeit der Realgattuug, Zugehörigkeit der
Rasse, Namengebung, Unterscheidbarkeit (Berechtigung), Bestimmung oder Vor-
kommen." Der erste Punkt mag angehen. Was die pro-usu-Namen betrifft, so
wäre meiner Ansicht nach eine Begründung der Verwerfung des bisher gebräuch-
lichen Namens am Platze gewesen. Auch wäre wohl in den meisten Fällen ein
anderer Name zur Verfügung gestanden, der die Neuaufstellung einer Bezeich-
nung erübrigt hätte. Die reichlich vorhandenen Fragezeichen endlich machen
die Lektüre keineswegs amüsant, auch nicht für den Wissenschaftler. Dem
Nichtornithologen oder Anfänger aber werden sie so viel Kopfzerbrechen machen,
daß er die Arbeit bald zur Seite legen wird. Und das ist gut so, da dadurch
unsere Wissenschaft von einer heillosen Verwirrung bewahrt bleibt.
Kleinschmidt will die verwandtschaftlichen Beziehungen der einzelnen Vogel-
arten schon in ihrem Namen zum Ausdruck gebracht wissen und glaubt dies
am besten durch die Einführung sogenannter „Realgattungsnaraen" zu erreichen.
Ich will hier nicht weiter auf die Notwendigkeit oder Unnotwendigkeit dieser
vielfach neuen Namen eingehen, auch möchte ich an dieser Stelle den leidigen
Streit um die verschiedene Anwendung der teruären Benennungen nicht von
') Kleinschmidt begründet dies Verhalten an anderem Ort mit der Ver-
teuerung des Papiers und Langweiligkeit nomenklatorischer Auseinandersetzungen,
zwei Gründe, denen wir mit dem besten Willen nicht folgen können. In neuester
Zeit dürften die ,, langweiligen" Nomenklaturabhandlungen unter den im ,,Falco"
erschienenen Arbeiten weitaus die interessantesten gewesen sein.
*) Ich erinnere hier nur an Kleinschmidt's Auslegung von Corvns corone L.
1758. Der von Kleinschraidt erbrachte „Beweis" in Falco 13, 3, 1917, p. 17 — 21
ist keineswegs stichhaltig.
■^^^^' ^' I Schriftenschau. 905
1917 J ^^'^
Dcuem aufrühren, sondern ich überlasse es der Kritik eines vorurteilsfreien Lesers,
zu unterscheiden, ob die Verwandtschaft der Vogelarten und Formen nicht
ebenso einwandfrei zum Ausdruck gebracht wird durch die Anwendung der
ternären Nomenklatur, wie dieselbe im ,, Nomenciator" gehandhabt worden ist,
auch ohne Einführung einer so großen Zahl neuer Namen, wie sie Kleinschmidt
zur Erreichung des gleichen Zieles für notwendig findet.
Kleinschmidt ist ja überhaupt gerne bereit, neue Namen zu machen. So
finden wir in seiner Liste neben den neuen Realgattungsnamen, die uns hier
nicht weiter interessieren, auch nomenklatorisch zu berücksichtigende Neu-
beuennungen.
Nr. ()8. 1. excolhirio für Lantus collurio cullario L., obwohl ungefähr ein
Dutzend sicherer Ersatznamen im Falle der Verwerfung des (wirklich
etwas unsicheren, vgl. Hartert, Vög. pal. Fauna, p. 439) Namens collurio
verfügbar sind!
Nr. 85. 1. exiliacus für Turdus musicus L. 1758 (iliacus auctorum!), obwohl
auch für die Weindrossel etwa ein halbes Dutzend Ersatznamen vorrätig
gewesen wären.
Nr. 160. 3. silesiacus als Namen für den schlesischen Zwergspecht. Unbe-
schadet der Notwendigkeit der subspezifischen Abtrennung, auf die ich
ohne Material nicht näher eingehen kann, möchte ich die Frage aufwerfen,
ob die Diagnose ,, zwischen 2 und 4, Schlesien" genügt, den Namen nicht
als nomen nudum zu betrachten.
Nr. 193. Praedo nomen novum genericum für JButeo Lac. Die von dem Autor
versuchte ,, Vereinfachung" des Systems durch das Zusammenlegen von
mehreren Gattungen unter einen Begriff dürfte besonders im vorliegenden
Fall etwas zu weit gegangen sein.
In der Annahme älterer ßassennamen ist der Autor sehr vorsichtig und
verwirft solche sogleich, wenn ihnen nur irgendwie ein Schein der Unsicherheit
anhaftet. So nennt er z. B.
den Brachpieper Anthus moaellanua Gm. statt A. campestris L.,
die Trauerbachstelze Motacilla yarellii Gould statt M. luguhris Temm.,
die Nonuenmeise Farus fruticeti Wallengr. statt P. palustris L.
und verwirft den nicht ganz zweifelfreien Namen collurio (siehe oben), sowie
auch die Taubennamen (vgl. Nr. 226—228).
Andererseits behält er jedoch den mindestens ebenso ungewissen Namen
Acrocephalus aquaticus in der Form ^^tyjjo-aqiiaticus'-'- für den Binsenrohr-
sänger bei. Wie erklärt er wohl diese Inkonsequenz?
Interesse erweckt Kleinschmidt's vollständige Wandlung in Fragen der
Nomenklatur! Während der Autor früher einer rücksichtslosen Durchführung
der Priorität das Wort redete, ist er neuerdings dem Einfluß der rückschritt-
lichen Ornithologengruppe, die sich die Rettung „alteingebürgerter Namen'-' zum
Ziel gesetzt hat, erlegen und hat sich zur „Umkehr" entschlossen. So nennt
Kleinschmidt
den Sprosser (81. 1) Erühacus xiJiilomela statt lusciuia^),
die Orpheusgrasmücke (99. 1) Sylvia typo-orjjhea statt S. hortensis,
die Weindrossel (85. 1) Tiirdus exiliacus statt T. musicus^),
den Zwergspecht (160. 1) Dryohates xiipra statt minor,
die Sumpfohreule (176. 1) accipitrinus L. statt ßammeus Pont.
Die Priorität, die nach des Autors Angabe zur Festlegung der Rassen-
namen von Linnaeus 1758 ab angewandt werden soll, finden wir nicht immer
strikte durchgeführt. So werden die Pallas'schen Namen aus den „Adumbra-
') Kleinschmidt desavouiert in diesen beiden Fällen seine frühere An-
schauuns: !
206 Schriftenschau. fVerh.Orn.
|_ Ges. Bay.
tiuDcula", 1764, die heute von der überwiegenden Mehrzahl aller Oruithologeu
angenommen werden, ohne nähere Begründung einfach ignoriert. Auch die
Tunstall'schen Namen, die nach „Opinion 38" der Internationalen Nomenklatur-
komraissiou zulässig sind, verwirft Kleinschmidt Das Urteil von 12 Zoologen
aller Länder scheint in dieser Frage indessen gewichtiger als Kloinschinidt's per-
sönliche Meinung, ganz abgesehen davon, daß die Entscheidungen der Inter-
nationalen Nomenklaturkomniission nur vom Zooingenkongresse einer Revision
unterzogen werden können.
Schließlich mag noch auf zwei direkte Fehler in der Nomenklatur hinge-
wiesen werden. So gebraucht Kleinschmidt unter Nr. 28. 2 den Namen A'»;-
beriza luteola Sparrm. Der Name wird aber zu Unrecht für diesen Annner
verwendet. Schon Sundevall (Vet. Akad. Handl. II, Nr. 3, 1857, p. 14) hat
nachgewiesen, daß das Original zu einer südamerikanischen Sicalis- Avt gehört.
Prof. Lönuberg hat uns nach Prüfung des Typus mitgeteilt, daß diese Auffassung
durchaus zutreffend ist. Der in Frage stehende Ammer hat also die Bezeich-
ming Emberiza icterica Eversm. zu erhalten.
Kleinschmidt nennt den Goldhähnchenlaubvogel Phylloscopus supercüiostis
(Gm.). Dabei hat der Autor aber übersehen, daß Motacilla superciliosa Gmelin
1789 durch Motacilla superciliosa Boddaert 1783 präokkupiert ist. Der richtige
für die Art zu gebrauchende Name ist Phylloscopus humei praemium (Math. &
Ired.) (cfr. Hellmayr, Verh. Ornith. Ges. 13, I, 1917, p. 99).
Wir vermissen in der Liste jeden Hinweis auf die Ringdrossel, obwohl die
Alpenform Turdus torquntus alpestris (Brehm) in den deutschen Gebirgen ein
weit verbreiteter Brutvogel, und der nordische T. t. torquatus L. auf dem
Durchzuge regelmäßig bei uns anzutreffen ist.
Zum Schluß kommend, mag noch darauf hingewiesen werden, wie inkon-
sequent Kleinschmidt bei der Aufstellung oder Anerkennung subspezifischer
Formen verfährt. So hat der Autor den tatsächlich sehr gut kenntlichen Serinus
canarius germanicus Laubm. in seiner Ornis germanica nicht anerkannt, obwohl
die Unterschiede bei dieser Form viel besser ausgeprägt sind, als z. B. bei ge-
wissen Formen der Weidenmeise, wo sich Kleinschmidt schon sehr der Benennung
von Individuen zu nähern scheint.
Ob Kleinschmidt's Vorgehen, die deutschen Formen fast sämtlich von den
schwedischen zu trennen, in allen Fällen ein berechtigtes ist, bedarf jedenfalls
noch sehr der Nachprüfung. Ebenso dürfte eine Zerteilung der deutschen Formen
in eine westdeutsche, rheinische und eine ostdeutsche Rasse manchmal etwas
allzu gewagt erscheinen. Eine genauere eingehende Nachprüfung der einzelnen
Fälle bleibt jedenfalls einer späteren Zeit vorbehalten, da die Beschaffung aus-
reichenden Materials zurzeit unmöglich geworden ist. — A. L.
C. Zimmer, Anleitung zur Beobachtung der Vogelwelt. Mit zahl-
reichen Abbildungen im Text und auf 8 Tafeln. Zweite Auflage. Leipzig
(Quelle u. Meyer) 1917. 8». 140 pp. [In Leinenband 1.2.5 Mk.J
Der Umstand, daß schon in wenigen Jahren sich das Bedürfnis nach einer
Neuauflage geltend machte, ist wohl die beste Empfehlung für die Brauchbar-
keit des Werkeheus, das in der Tat eine Lücke unserer Literatur ausfüllt
und dem gedachten Zwecke, zur praktischen Beobachtung der Vogelwelt im
Freien anzuleiten, in hervorragendem Maße gerecht wird. Schon beim Blättern
gewinnt man den Eindruck, daß das Buch nicht zu jenen gehört, die an düsteren
Wintertagen am Schreibtisch zusammengeschrieben werden, sondern daß Verf.
aus eigener Erfahrung spricht und das, was er in gedrängter Kürze seinen
Lesern bietet, auf Exkursionen und Streifzügen durch Wald und Flur selbst wahr-
genommen und erprobt hat. In der Einleitung weist Zimmer auf die krasse
Unwissenheit weiter Kreise hinsichtlich der Kenntnis unserer einheimischen Vögel
hin luid bezeichnet mit vollem Recht solche Lücken als Mängel der allgemeinen
Bildung. Nachdem in den einleitenden Kapiteln die literarischen und optischen
^"^' ^'1 Schriftenschau. 207
1917 J
Hilfsmittel sowie Zweck und Ziele oiiiithologischer Ausflüge kurz behandelt sind,
schildert Verf. das Vogellcbcn im Kreisläufe des Jahres in ebenso übersichtlicher
wie lehrreicher Darstellung. Leben und Treiben zur Brut- und Zugzeit und in
den Wintermouaten, Brutgeschäft, Balz, Ötimmlaute und sonstige biologische
Eigentümlichkeiten finden in diesem Abschnitte eine ihrer Bedeutung ent-
sprechende Berücksichtigung und sind durch zahlreiche Naturaufnahmen erläutert.
Ein weiteres Kapitel ist den Mitteln, das Beobachten zu erleichtern, gewidmet,
worin Gefangenhalten und die vogelschützerischcn Einrichtungen wie Nistkästen,
Futterhäuser, Eutterglockeu etc. kurz erörtert werden. Wichtige Anweisungen
weiß Verf. aus seiner beruflichen Erfahrung als Museumsbeamter für das An-
legen von Sammlungen, die Aufbewahrung und Etikettierung von Museums-
objekten, das Führen von Katalogen etc. mitzuteilen. Besonders hingewiesen
sei noch auf den Abschnitt: ,,Was kann man am Vogel beobachten?", der dem
Anfänger manchen willkommenen Wink für die Art seiner ornithologischen Be-
tätigung bieten dürfte. Das empfehlenswerte Büchlein schliefet mit einer kurzen
Anleitung zu Vogelbeobachtungen im Auslande und auf Reisen. — C. E. H.
Verhandlungen
der
Ornithologischen Gesellschaft in Bayern
Band XIII
Heft 3
Inhalt:
Seite
A. Laubmann, Die geographische Variation des Formenlfreises Corvus cornix 211
A. Laubmann, Zum Vorkommen der Felsenschwalbe {Biparia rupestris
rupestris (Scop.)) am Falkenstein bei Pfronten 221
Werner Sunkel, Ornithologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16 . . 225
E. Stresemann, Drei Jahre Ornithologie zwischen Verdun und Beifort . . 245
H. Stadler und C. Schmitt, Analyse der Baumläufergesänge 289
C. E. Hellmayr, Miscellanea Ornithologica III 302
Schriftenschau 318
Sitzungsberichte (Oktober 1917— Februar 1918) XIX
Ausgegeben am 25. Mai 1918.
Mttiiclien 1918
Im Büchhandel zu beziehen durch die Verlagsbuchhandlung
Gustav Fischer in Jena
K. B. Hof- und Universitätsbuchdruckerei von Junge & Sohn in Erlangen.
XIII 3 ~\
' ■ ' I Laubmann: Geogr. Variation des Formen kreises Corvus cornix. 211
1918 ^
Die geographische Variation des Formenkreises
Corvus f'ornioc.
Von
A. Laubmann (Müuchen).
I. Vorbemerkungen.
Die morphologische Kenntnis der Arten und Formen kann
nicht als Endziel der ornithologischen Forschung betrachtet werden,
sondern lediglich als unentbehrliches Rüstzeug zu methodischer
Untersuchung der Spezifikation. Mit diesen oder ähnlichen Worten
beginnt E. Stresemann die Vorbemerkungen zu seiner vortreff-
lichen Arbeit „Über die Formen der Gruppe Corvus coronoides
Vig. &. Horsf."^). Und aus ungefähr den gleichen Erwägungen
heraus habe ich in der nachfolgenden Abhandlung den Versuch
gemacht, die Verbreitung und geographische Variation einer anderen
Gruppe aus der Familie der Gorviden eingehender Untersuchung
zu unterwerfen.
Die Kollektivart ^) Corvus cornix^) ist zuletzt im Jahre 1903
von E. Hart er t in ihrer Gesamtheit durchforscht worden bei der
1) Verh. Ornith. Ges. Bayern 12, 4, 1916, p. 277—304.
^) Ich folge in der Anwendung dieses Ausdruckes dem Vorgehen von
E. Stresemann in der oben zitierten Abhandlung. Kollektivart besagt das
gleiche, was Kleinschmidt unter dem Begriff Formenkreis oder Eealgattung
ausgedrückt wissen will.
^) In Falco 13,4, 1917, p. 33—36; 42—43, hat Kleinschmidt darzutun
versucht, daß es sich bei der Raben- und Nebelkrähe um Angehörige ein und
desselben Formenkreises handelt. Ohne die Möglichkeit einer solchen tatsäch-
lichen Verwandtschaft von vornherein zu verwerfen, möchte ich doch auf die
große Schwierigkeit einer befriedigenden Lösung dieser Frage hinweisen, die
darin liegt, daß die Verbreitung der östlichen Formen in ihren geographischen
Grenzen heute noch eine höchst ungeklärte ist. Nur das Studium eines sehr
großen Materials aus dem ganzen Verbreitungsgebiet beider Krähenforraen könnte
hier den gewünschten Aufschluß geben. Solange dieses in dem hierzu nötigen
Umfang noch nicht vorliegt, halte ich es für richtig, die beiden Formenkreise
noch nicht miteinander zu vermengen. Wahrscheinlichkeitsgründe dürfen bei
der Lösung solch tiefgreifender Probleme nicht maßgebend sein. Sollte sich
nach späterer Untersuchung Kleinschmidt's Annahme als richtig erweisen, so
wäre (Jorvus corone, der Seitenpriorität vor cornix hat, als Sammelname für den
Formenkreis zu verwenden.
14-
212 Laubmann: Geogr. Variation des Formeiikreises Corvus cornix
tVerh. Olli.
Ges. Bay.
Abfassung der Corviden für die 1. Lieferung- seines inzwischen
fast zum Abschluß gelangten Werkes: „Die Vögel der paläarkti-
schen Fauna". Seit diesem nunmehr fast 15 Jahre zurückliegen-
den Zeitpunkt ist jedoch die Forschung unaufhaltsam weiter-
geschritten, neues umfangreiches Material gelangte in unsere
Sammlungen und Museen, und so manche Frage, die seinerzeit aus
diesem oder jenem Grunde nicht gelöst werden konnte, hat in-
zwischen ihre Beantwortung gefunden. Gerade das Nebelkrähen-
material des Müuchener Museums hat sich in den letzten Jahren
ganz enorm vergrößert und fast aus dem ganzen Verbreitungs-
gebiet der Gruppe sind uns Exemplare zugegangen, so daß sich bei
einer eingehenden Durchsichtung des gesamten aus 97 Bälgen be-
stehenden Materiales sehr wesentliche Abweichungen gegenüber
den früheren Anschauungen über die geographische Variation
unserer Gruppe ergeben haben, die den Gegenstand der folgenden
Darlegungen bilden sollen.
Zunächst noch ein paar Worte über die von mir zur Anwen-
dung gebrachte Nomenklatur. Wie in meinen früheren Arbeiten,
so habe ich mich auch hier in der striktesten Weise an die Regeln
der Internationalen Nomenklaturkommission gehalten. Nur wenn
alle wirklich wissenschaftlich arbeitenden Ornithologen ausnahms-
los diesen Regeln in allen Punkten gewissenhaft folgen, kann m. E.
die so heiß erstrebte Einheitlichkeit in der Nomenklatur erzielt
werden. Namenlisten, wie sie in jüngster Zeit von Reichenow
und Hesse, oder von Kleinschmidt veröffentlicht worden sind,
bringen uns nicht nur nicht vorwärts, sondern bedeuten sogar
einen außerordentlich bedauerlichen Rückschritt^). Der Einwand,
der von einer gewissen Seite gegen die durch die Anwendung des
Prioritätsgesetzes von Fall zu Fall notwendig werdenden Namens-
änderungen erhoben wird, nämlich der, daß einerseits dadurch das
Gedächtnis zu sehr überlastet und anderseits dem Laien der klare
Überblick über das au sich schon große Naraensgewirr noch mehr
erschwert werde, ist meiner Anschauung nach hinfällig; denn dem
mitten in der Materie stehenden Forscher dürften die notwendigen
Namensänderungen kaum nennenswerte Gedächtnisschwierigkeiten
bereiten und für den Laien, der den Vogel ja doch meistens nur
bei seinem Trivialnamen nennt, dürften solche rein wissenschaft-
lichen Abänderungen meist ohne Belang sein. Derjenige Laie aber,
der sich ernster und eingehender mit unserer Wissenschaft be-
fassen möchte, wird eben auch die hierzu nötige Vorbildung — und
zu dieser gehört meines Ermessens auch die genaue Kenntnis der
Internationalen Nomenklaturregeln und ihrer Handhabung — mit-
bringen müssen.
») Siehe Eeichenow und Hesse, Journ. f. Ornith. 64, 1916, p. 32.5— 371;
Kleinschraidt, Falco, Beilage, Mai 1917: ürnis germanica, p. 1 — 10.
XIII 3 1
^ ' 'I Laubmann : Gcogr. Variation des Formenkreises Corvws coJ•w^■a,■. 213
1918 J
Bezüglich der Anwendung der ternären Nomenklatur herrschen
heute, wie dies von Stresemann in seiner eingangs erwähnten
Arbeit sehr schön dargelegt wurde, zwei gegensätzliche Rich-
tungen^). Ohne an dieser Stelle nochmals auf Gründe und Gegen-
gründe näher eingehen zu wollen, möchte ich nur bemerken, daß
ich in vorliegender Arbeit alle diejenigen Arten oder Formen,
„die sich zwanglos aus gemeinsamer Wurzel ableiten lassen oder
sich geographisch vertreten", als Subspezies einer und derselben
Gruppe bezeichnet und dabei in konsequenter Weise auch die
typische oder Nominatform ternär benannt habe. Es scheint mir
nämlich dies die einzige Möglichkeit zu sein, schon durch die
Nomenklatur die völlig gleiche Verwandtschaftsstufe aller zu einer
Kollektivart gehörenden E'ormen in charakteristischer Art und
Weise zum Ausdruck zu bringen.
Schließlich führe ich die Kollektivart, den Formenkreis oder
das, was Kleinschmidt neuerdings in seiner „Ornis germanica"
Realgattung nennt, in unserem speziellen Falle unter dem Namen
Co?'vus co)mix schlechthin an. Ich glaube, daß diese Bezeichnung
im Gegensatz zu der Art-Bezeichnung Corvus cornix coniix L. aus
Schweden deutlich genug unterschieden ist, und sehe keinesfalls
eine zwingende Notwendigkeit ein, die von Kleinschmidt ein-
geführte Bezeichnung Corvus trivialis in Gebrauch zu nehmen. Es
ist mir überhaupt unverständlich, wie von der gleichen Seite in
dem einen Fall gegen Namensänderungen protestiert werden kann,
die sich aus der strikten Durchführung des Prioritätsgesetzes er-
geben, während andererseits die gleichen Herrn nicht zögern, die
Literatur mit neuen, mir wenigstens völlig überflüssig erscheinen-
den Namen zu belasten.
Das Material, das die Grundlage zu meinen Untersuchungen
bildete, befindet sich im Zoologischen Museum zu München. Vier Exem-
plare der cyprischen Form der Nebelkrähe wurden mir vom Museum
Budapest in freundlichster Weise zum Vergleich überlassen. Es
mag mir an dieser Stelle gestattet sein, Herrn Dr. G. v. Horväth,
Direktor des Ungarischen National -Museums, hierfür meinen er-
gebensten Dank zum Ausdruck zu bringen. Gleichfalls großen
Dank schulde ich meinem verehrten Lehrer und Freund C. E. Hell-
raayr, München, für die Anregung und stets gern gewährte
Unterstützung bei Ausarbeitung des Folgenden.
II. Verlbreitimg und Variation.
Die Verbreitung der gesamten Gruppe erstreckt sich über
einen sehr beträchtlichen Teil des paläarktischen Faunengebietes.
So begegnen wir der Nebelkrähe als Brutvogel von Skandinavien
^) Vgl. Stresemann, Verh. Orn. Ges. Bayern, 12, 4, 1916, p. 277—278.
214 Laubmann: Geogr. Variation des Formenkreises Corvus cornix. | * *^' • ^''^•
Ges. Bay.
['
an durch Dänemark, das ostelbische Deutschland, das europäische
Rußland, Österreich-Ungarn, Italien mit den Inseln Korsika, Sar-
dinien und Sizilien, über die ganze Balkanhalbinsel, die Krim und
den Kaukasus bis tief nach Asien hinein. Von Skandinavien aus
dehnt sich die Verbreitung westwärts bis zu den E'aeroer-Inseln
und von da über die Hebriden bis nach Schottland und Irland aus.
Im Osten müssen als Brutbezirke noch Westsibirien, Turkestan,
Afghanistan, Kleinasien, Syrien, Mesopotamien, die Gegenden um
den persischen Golf und Ägypten erwähnt w^erden. Bei Gelegen-
heit des winterlichen Umherstreichens werden diese Grenzen je-
doch noch sehr weit überschritten. Es bleiben dann oft auch
einzelne Exemplare in den Winterherbergeu zurück, schreiten selbst
zur Brut oder verbastardieren sich mit Exemplaren der Raben-
krähen. So kennen wir eine große Anzahl von Bastarden zwischen
Corvus cornix cornix L. und Corvus corone corone L. Aber auch
Kreuzungsprodukte zwischen anderen Subspezies sind bekannt. So
besitzt z. B. unser Museum einen Bastard zwischen Corvus cornix
sharpii Gates und Corvus corone orientalis Eversmann.
Daß mit einer so weit ausgedehnten Verbreitung auch die
geographische Variation Hand in Hand geht, war eine sichere
Voraussetzung. Und in der Tat sehen wir schon bei einer ober-
flächlichen Betrachtung des vor uns ausgebreiteten Materiales, daß
sich je nach der geographischen Lage der Brutheimat sehr tief-
greifende Unterschiede in der Färbung der grauen Gefiederpartien
entwickelt haben ^).
Aber nicht nur Pärbungscharaktere sind es, die es uns er-
möglichen, die ganze Gruppe in geographisch umschriebene Formen
zu zerlegen, ein Blick auf die gewonnenen Schnabel- und Flügel-
maße läßt uns auch hierin, wenn auch nicht gerade sehr in die
Augen fallende, so doch immerhin konstante Schwankungen er-
kennen, die für die einzelnen Formen charakteristisch genannt
w^erden können. Dabei mag gleich an dieser Stelle auf die Tat-
sache hingewiesen werden, daß hinsichtlich der Größenschwankungen
1) Kleinschmidt (Falco 13, 2, 1917, p. 10) glaubte, in der grauen Fär-
bung der Unterflügeldeckfedern am Handgelenk „ein extrem östliches Kenn-
zeichen" gefunden zu haben. Wie eingehende Untersuchung des mir vorliegen-
den Materiales nach diesem Gesichtspunkte hin ergeben hat, handelt es sich in
diesem Falle um kein konstantes Trennungsmerkmal, sondern vielmehr um eine rein
individuelle Variation, der keinerlei Bedeutung bei der Sonderung in Subspezies
beigemessen werden kann. So konnte ich einheimische Brutexemplare aus
Sachsen mit grauen Unterflügeldecken bemerken , Wcährend z. B. die Exemplare
der Insel Cypern fast schwarze Unterflügeldeckfedern besaßen. Ähnliche Ver-
hältnisse waren bei den Formen valacJms und sharpii zu konstatieren. Es
kann also keineswegs von einem konstanten Merkmal gesprochen werden, viel-
mehr handelt es sich tatsächlich nur um „individuelles Variieren", welche Mög-
lichkeit ja auch Kleinschmidt bereits in Rechnung stellte.
'^"*' j Laubmann: Geogr. Variation des Formcükreises CortJ«<5 eorma;. 215
191b J '^
sich zwischen den beiden Geschlechtern keinerlei Unterschiede er-
geben haben. Man kann also aus den relativ größeren oder kleineren
Flügel- und Schnabelmaßen keine Schlüsse auf das Geschlecht des
Vogels ziehen.
Jedenfalls stellen die Schwankungen in der Gefiederfärbung
dasjenige Unterscheidungsmerkmal dar, auf das in unserem Falle
bei der Abtrennung der geographischen Formen das Hauptgewicht
gelegt werden muß, wenn auch im einen oder andern Falle die
Größenverhältnisse von nicht ganz zu unterschätzender Bedeu-
tung sind.
Wenn wir von Norden ausgehen, so finden wir das relativ
reinste Grau bei den mir von den Faeroer vorliegenden Vögeln.
Leider besitze ich kein typisches Vergleichsmaterial aus Schweden,
so daß es mir zurzeit nicht möglich ist, die Frage nach der Form-
zugehörigkeit der Faeroervögel endgültig zu entscheiden. Ich
verweise hier auf meine an anderem Orte^) gemachten Ausfüh-
rungen zu diesem Punkte. Ich habe dort schon auf die Möglichkeit
hingewiesen, daß die Faeroervögel mit den schwedischen Stücken zu-
sammenfallen, also unter dem Namen Corvus cornix cornix L. zu
vereinigen wären, im Gegensatz zu einer nicht mehr so intensiv
bläulichgrau gefärbten Form, die Deutschland bewohnen würde
und zu der dann auch die Vögel aus Rußland (Petersburg, Smorgon,
Rutelischki,Pinsk,Galizien, Nord-Ungarn und Siebenbürgen) zu zählen
wären. Unsicher bleibt in diesem Falle noch die Formzugehörig-
keit der englischen Nebelkrähen. Da ihre Einwanderung nach den
britischen Inseln wahrscheinlich auf dem Weg über die Faeroer
von Skandinavien aus vor sich gegangen sein mag, so läge es
nahe, sie mit diesen Vögeln zusammen unter Corvus cornix cornix L.
zu vereinigen. Das einzige mir aus England vorliegende Exemplar
gehört jedoch unbedingt viel eher zu der mitteleuropäischen Form
als zu der nordischen. Allerdings stammt dieser Vogel aus Kent,
Südengland, aus dem Monat März und könnte angenommen werden,
daß es sich in diesem Falle um einen vom europäischen Festland
eingewanderten Vogel handelt. Für die mitteleuropäische Form
käme als nächstältester Name Corvus cornix suhcornix Brehm 1831
in Betracht. Zu eben derselben F'orm gehört auch die Nebel-
krähe, die wir auf dem italienischen Festland als Brutvogel an-
treffen. Auf den beiden Inseln Sardinien und Korsika dagegen
ändern die Brutvögel dahin ab, daß sie, abgesehen von ihrer etwas
geringeren Körpergröße, in der Färbungsnuance der grauen Ge-
iiederpartien auf Ober- und Unterseite einen bräunlichen Schimmer
aufweisen, den wir sonst bei keiner anderen Festlandsform an-
*) Vgl. Laubmann, Zool. Jahrbücher, Abt. Syst., Biol., Geogr. d. Tiere,
Bd. 39, I, 1915, p. 58—60.
■^iC Laubniann: Gcogr. Variation des Fornienkreises CorvM* eonw'a;. 1 ^' ' '°"
L tles. Bay.
treffen. Klein Schmidt hat diese Form mit dem Namen sardonius
belegt. Als terra typica hat Sardinien zu gelten, doch stimmen
die Vögel von der Insel Korsika völlig mit diesen überein. Daß
die Nebelkrähen übrigens auf Korsika zur Brut schreiten, beweist
ein mir vorliegender puUus aus dem Monat Juli.
Wesentlich anders liegen die Verhältnisse, wenn wir uns
nun weiter nach Südosten hinwenden. Hier treffen wir schon
in Bosnien und der Herzegowina auf Exemplare, die sich von den
bei uns vorkommenden Vögeln durch viel hellergraue Färbung
sehr merklich unterscheiden. Diese Exemplare gleichen hierin
schon völlig Stücken aus Rumänien, für die v. Tschusi den eigenen
Namen valachus aufgestellt hat. Nach den Ergebnissen meiner
Untersuchungen hat die Tschusi'sche Form jedoch eine viel größere
Verbreitung, als gemeinhin angenommen wurde. So gehören zu
ihr nicht nur die Balkanvögel überhaupt, sondern wir finden An-
gehörige dieser Form auch in der Krim, im Kaukasus bis in das
Kaspigebiet um Lenkoran und schließlich auch in Mesopotamien
und Ägypten. Über diese Exemplare schrieb Hartert in „Die
Vögel der paläarktischen E'auna", p. 11: „Einige Schwierigkeit
bieten die in Ägypten (und Syrien) brütenden Nebelkrähen. Sie
sind meist nicht von C. c. sharpii zu unterscheiden, aber zu-
weilen etwas dunkler. Die Untersuchung größeren frisch ver-
mauserten Materials ist nötig, zu entscheiden, ob man sie von
C. c. sharpii trennen kann, was ich vorläufig nicht wage." Die
von mir vorgenommene sorgfältige Vergleichung hat nun ergeben, daß
die Vögel aus Ägypten ebensowohl wie die aus Mesopotamien
(nördliches Gebiet) mit sharpii nichts zu tun haben, sondern un-
bedingt noch mit valachus vereinigt werden müssen. Auch in geo-
graphischer Hinsicht ist diese Verbreitung verständlicher. Denn
wenn man die Vögel aus Ägypten mit sharpii zusammenwerfen
w^oUte, müßten notgedrungen auch die Exemplare von Nordmeso-
potamien und dem Kaukasus hinzugerechnet werden, was jedoch
den Tatsachen entgegen wäre. Auch durch die im südlichen Meso-
potamien und in den Gegenden um den persischen Golf heimische
Form C c. capellanus Sei. würde dann das Verbreitungsgebiet von
sharpii in einer kaum denkbaren Weise zweigeteilt.
Corcus cornix sharpii ist vielmehr auf die östlichsten Teile
des ganzen Verbreitungsgebietes beschränkt. Sie stellt die weit-
aus am reinsten hellgrau gefärbte Form dar, abgesehen von der
schon fast rahmweißen Corrus cornix capellanus aus Süd-Mesopo-
tamien und dem persischen Golf, die ich bei meinen Betrachtungen
leider nicht weiter berücksichtigen konnte, da mir hiervon kein
Material zur Verfügung stand.
Nun bleibt uns noch eine zweite Inselform zur Besprechung
übrig, Corvus cornix palleseens Mad. von Cypern. Auf dieser Insel
XIII 3 I
' 'I Laubmann : Geogr. Variation des Formenkreises CorüMS cornia;. 217
1918 J
hat sich eine Lokalrasse herausgebildet, die im gewissen Sinne
als Mittelglied zwischen den Formen valachus und sharpii an-
gesehen werden kann. Die Vögel von Cypern weisen gegenüber
valachus eine etw^as hellere, mehr ins rahmbräunliche gehende
Tönung der grauen Farbpartien auf, erreichen kaum in einzelnen
Exemplaren die helle Färbung der Form sharpii, deren größere
Maße außerdem von der Inselform niemals erreicht werden. Wir
haben also hier bis zu einem gewissen Grade eine äußerst in-
teressante Konvergenzerscheinung zwischen den beiden Inselformen
von Sardinien — Korsika und Cypern vor uns, indem beide Formen
durch relative Kleinheit und durch das Auftreten bräunlicher
Tingierung (im einen Falle etwas heller, im andern etwas dunkler
färbend) auffallen V).
Zusammenfassend ergibt sich also als Bild der Variationsent-
wicklung bei Corviis cornix ein allmähliches Hellerwerden, fort-
schreitend von Nordwesten nach Südosten, unter Abspaltung zweier
insularer Formen, bei denen in auffallender Weise bräunliche Töne
den grauen untermischt sind.
III, Systematischer Teil.
Corvus cornioc cornix L.
Corvus cornix Linnaeus, Syst. Nat. 30, I, p. 105 (1758. — „Europa"; terra
typica nach dem ersten Zitat, Fauna Suecica: Schweden).
Corvus suhcornix Chr. L. Brehm, Handbuch Vögel Deutschi., p. 168 (1881. —
„Sie wohnt und brütet im nordöstlichen Deutschland, namentlich in der
Nähe von Ahlsdorf").
Corvus cinereus Chr. L. Brehm, Handbuch Vögel Deutschi., p. 169 (1831. —
„Im Winter in Mitteldeutschland").
Kopf, Vorderhals und Kropf, Flügel, Schnabel und Schwanz
schwarz gefärbt, sonstige Gefiederpartien schön sattgrau. Ge-
schlechter nicht verschieden. Exemplare von den E^aeroer Inseln
Aveisen die am reinsten getönten grauen Gefiederpartien auf und
dürften wahrscheinlich mit den Schweden zusammen die Linnaeische
Form Corvus cornix cornix repräsentieren, während die übrigen
zu dieser Form gezählten Exemplare unter dem Namen Corvus
cornix suhcornix Brehm zusammengezogen werden müßten. Zwei
Wintervögel ans Bayern und ein solcher aus Tirol stimmen völlig
mit deutschen Brutvögeln aus dem Elbegebiet überein. Ebenso
gleicht den deutschen Vögeln das Stück aus Cremona, Italien; mit
den korsischen Stücken hat es gar nichts gemein, einmal ist es
entschieden größer (a. 315; r. 50) und schließlich läßt es auch die
^) Die Beimischung bräunlicher Töne kann auch bei andern Formen, so
namentlich bei valachus auftreten, wird aber niemals so auffallend wie bei den
insularen Formen,
218 Laubmann: Geogr. Variation des Formenkreises C'orutt* corwio:. 1 ®^ ' ^"'
[_ Ges. Bay.
bräunliche Tingieruiig der Korsen vermissen. Ein Vogel aus Kent
kann ebenfalls nicht von deutschen Stücken unterschieden werden.
Schließlich mag noch bemerkt sein, daß 9 russische P^xemplare
(2 aus St. Petersburg, 1 aus Smorgon, 4 aus Rutelischki und 2 aus
Pinsk) völlig mit den deutschen Stücken zusammenfallen, dagegen
mit den Faeroer Vögeln weniger gut übereinstimmen.
Flügellänge^):
Faeroer Inseln: 305; 306,5; 308; 314; 317; 320.
Deutschland: 293; 302; 302; 303; 306; 308; 310; 310; 311; 312;
314; 315; 315; 320: 320; 321; 321; 322; 325; 330; 331; 332.
Bayern: 291; 328.
Tirol: 332.
Italien: 315.
England: 317.
Ungarn: 293; 300; 305; 305; 318; 322.
Rußland: 307; 311; 312; 318; 318; 322; 328; 328; 338.
Galizien: 312.
Schnabellänge:
Faeroer Inseln: 46,5; 48; 48,5; 49; 53; 54.
Deutschland: 44; 45; 45; 45; 46; 46; 46; 47; 48; 48; 49; 49;
50; 50; 50; 50; 50; 51; 51; 54; 54; 54.
Bayern: 42; 49.
Tirol: 53.
Italien: 50.
England: 51.
Ungarn: 47; 48; 48; 51; 52; 53.
Rußland: 43; 44; 45; 48; 48; 50; 52; 53; 54.
Galizien: 50.
Verbreitung: Skandinavien ;, Dänemark ; Rußland und Polen;
Deutschland; Bayern; Italien; Österreich; Ungarn; Galizien;
Faeroer; Hebriden; Schottland; Irland; England.
Corvtis f'ornix sarclonitis Kleinschm.
Corvus sardonius Kleinschmidt, Orn. Monatsber., 11, p. 92 (19U3. —
Sardinien).
Ähnlich Corrus cornix cornix L., im Durchschnitt etwas ge-
ringer in den Maßen, was namentlich am Flügel auffällt. Die
grauen Töne leicht bräunlich überdunkelt.
Flügellänge:
Korsika: 296; 301; 301; 307; 311.
^) Alle Maße verstehen sich in Millimetern!
XITI S ~\
' 'I Laubmann: Geoüir. Variation des Formenkreiscs C'ojtms con«'«. 219
1918 J
Schnabellänge:
Korsika: 45; 48; 50; 50; 52.
Verbreitung: Korsika und Sardiuien.
Corvtis cornioc valachus Tschusi,
Corvus cwnix valachus Tschusi, Orn. Jahrbucli 15, p. 121 (1904. — Rumänien,
Masin).
Corvus cornix balcanicus Rzehak, Orn. Monatsber. 14, p. 189 (1906. —
Serbien) ').
Cornix cornix L. var. christophi Alpheraki, Mon. Orn. 1, p. 164 (1910. —
Gebiet östlich des Asow'schen Meeres)-).
Von Corvus cornix cornix L. unterschieden durch viel heller
graue Tönung des Gefieders. Hierher gehören auch die Stücke
aus Bosnien und der Herzegowina. Für sich betrachtet, erscheint
ein Exemplar aus der Krim etwas dunkler, in der Reihe mit
Rumäniern und Stücken aus dem Kaukasus verschwindet dieser
Eindruck jedoch vollkommen. Kaukasische Stücke lassen sich von
rumänischen nicht unterscheiden. Die beiden Exemplare aus Meso-
potamien wurden von Weigold^) als zu sharpii gehörend be-
stimmt, doch unterscheiden sich beide von den Thian-Schanvögeln
als typischen sharpii durch grauere Unterseite und geringere
Größe. Die beiden Vögel gehören unbedingt zu valachus Tschusi.
Mit den beiden Mesopotamiern stimmt ein von Dingler am 12. IV.
14 bei El Merg bei Cairo erbeutetes Exemplar unserer Sammlung
so vollkommen überein, daß dasselbe ebenfalls nicht von valachus
getrennt werden kann.
Flügelgröße:
Bosnien, Herzegowina: 298; 804; 309; 318; 323.
Rumänien: 290: 295; 298; 298; 310; 311; 322; 330.
Krim: 301.
Kaukasus: 305; 305; 312; 317; 318; 321; 321.
Kaspigebiet: 303.
Mesopotamien: 310; 311.
Ägypten : 310.
Schnabellänge:
Bosnien, Herzegowina: 49; 50; 51; 52; 53.
Rumänien: 46; 47; 47; 48; 48; 50; 51; 52.
Krim: 47.
Kaukasus: 48; 48; 49; 51; 51; 51; 53.
^) Ein reines Synonym von C. c. valachus. Der Autor stellte die Form
nur nach Beobachtungen im Freien auf!
-) Beschreibung einer crythristischen Varietät!
') Vgl. Wcigold, Journ. f. Ornith. 60, 1912, p. 295— 296,
■
Ges. Bay.
Kaspigebiet: 54.
Mesopotamien: 52; 53.
Ägypten: 48.
Verbreitung: Bosnien und Herzegowina: Rumänien; Balkan-
lialbinsel; Krim; Kaukasus; Kaspigebiet; Mesopotamien; Syrien;
Ägypten.
Cort)us cornix paUescens Mad.
Corvus pallescens Madaräsz, Orn. Monatsber. 12, p. 28 (1904. — Cypern).
Die grauen Töne sehr hell, mit feiner rahmbräunlicher Tingie-
ruug. Von valachus deutlich unterscheidbar; sharpii ähnlicher,
aber kleiner in den Maßen.
Plügellänge:
Cypern: 291; 297; 300; 305.
Schnabellänge:
Cypern: 48; 49; 49; 50.
Verbreitung: Insel Cypern.
Corvus cornix sharpii Oates.
Corvus sharpn Oates, Fauna Brit. Ind. Birds I, p. 20 (1889. — „Siberia,
Turkestan , Afghanistan, and a portion of India" ; terra typica: West-
sibirien).
Ähnlich pallescens von Cypern; doch ohne den rahmbräunlichen
Anflug. Sehr helle Form. Ziemlich groß.
Flügellänge:
Thian-Schan: 315; 320.
Schnabellänge:
Thian-Schan: 48; 50.
Verbreitung: Westsibirien; Turkestan; Thian-Schan.
Corvus cornix capeUamis Sei.
Corvus capellanus Sclater, Proc. Zool. Soc. London p. 694 (187(). — Türkisch-
Arabien ; am persischen Golf).
Sehr große Form. Die bei den andern Formen grauen Ge-
flederpartien sind hier ralim- bis milchweiß.
Flügellänge^): 335; 350.
Verbreitung: Gegenden um den persischen Golf.
') Nach Hartert. Keine Exemplare untersucht!
XTTT S ~\
' 'I Laubuiann: Die Felseuschwalbe am Falkenstein bei Pfrouteu. 221
1918
Zum Vorkommen der Felsenschwalbe {Biparin
ru2Jestris rupestris (Scop.)) am Falkenstein bei Pfronten.
Von
A. Laubmann (Münclien).
In einer interessanten Arbeit „Ornithologisclies aus Pfronten" ^)
berichtet B. Hoff mann über die ihm gelungene Entdeckung
einer Brutkolonie der Felsen schwalbe [Riparia rtqjestris rupestris
(Scop.)) in den Südhängen des Falkensteins bei Pfronten im Al-
gäu im August 1916. Da es sich hier um den ersten wirklich
sicheren Brutnachweis dieser Schwalbenart auf deutschem Boden
handelt, so sei es mir gestattet, im folgenden die von mir im
Sommer 1917 an der gleichen Stelle gemachten Beobachtungen
bekannt zu geben.
„Das einzige Exemplar, welches der Felsenschwalbe das deutsche
Bürgerrecht erworben hat, erhielt Prof. Dr. Wolf zu Nürnberg
aus der Oberpfalz, schon stark von Fäulnis ergrilfen, am 21. August
1812" schreibt Ja ekel in seiner „Systematischen Übersicht der
Vögel Bayerns", 1891, p. 209, und bemerkt weiter: „Nach der
bestimmten Versicherung eines sehr erfahrenen Vogelfängers
und Dieners am ehemaligen Herzoglich Leuchtenberg'schen Natu-
ralienkabinett zu Eichstätt, der die Uferschwalbe und ihr Brut-
geschäft aus Erfahrung kannte, diese und die Felsenschwalbe in
der Sammlung täglich vor Augen hatte und Naumann's^) Natur-
geschichte der Vögel Deutschlands fleißig las, hat die Felsen-
schwalbe vor langen Jahren bei Eichstätt in zwei bis drei Paaren
gebrütet, und zwar an der Landershofener Straße in den Felsen
des Altmühltales, wo er öfters Nester ausgenommen habe. Diese
Schwalbe sei ihm und seinen Kameraden unter dem Namen Stein-
schwalbe bekannt gewesen; den Cypselus apus hätten sie Mauer-
schwalbe genannt. Da die Felsenschwalbe das Tiroler Inntal be-
wohnt, so hielt es Graf von d er M ü h 1 e für sehr wahrscheinlich, daß
sie auch die näherlieffenden Flußtäler besucht."
') Diese Verhandlungen XIII, 1, 1917, p. 61—73.
-) Nauni ann, Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, VI, 1833, p. 96, 98.
[Verh
Ges.
Orn.
Jacke l's erste Angabe von dem Vorkommen der Felsen-
schwalbe basiert auf einer Bemerkung von Wolf in dem zweiten
Hefte des 3. Jahrgangs der Annalen der Wetterauischen Gesell-
schaft aus dem Jahre 1814 auf Seite 354. Von hier aus hat die
Nachricht von dem Vorkommen der Felsenschwalbe in der Ober-
pfalz Eingang gefunden in die Werke Gloger's^) und Nau-
mann's^) und auch Ja ekel tut derselben Erwähnung in seiner
Arbeit „Materialien zur bayerischen Ornithologie"^).
In der Münchener Zoologischen Sammlung, in der sich ja die
Sammlungen des Herzogs von Leuchtenberg befinden, existieren
weder Elxemplare noch Eier dieser Art, deren Herkunft auf deut-
schem Boden gelegen wäre, und somit kann die Richtigkeit der
Angabe jenes „Vogelfängers und Dieners", deren Jäckel 1. c.
Erwähnung tat, heute nicht mehr nachgewiesen werden. Da in
der neueren Zeit die Felsenschwalbe in Deutschland nicht mehr
angetroffen worden ist, so ist jenes „schon stark von Fäulnis er-
griffene" Exemplar, das in die Hände Wolfs gelangte, tatsächlich
das einzige, das das Vorkommen der Art in Deutschland be-
wiesen hat.
Um so interessanter und wichtiger ist daher die Hoff man n'sche
Neuauffindung der Art als Brutvogel auf deutschem Boden.
Nach diesem kurzen historischen Überblick lasse ich nunmehr die
von mir gemachten Beobachtungen folgen.
Am 24. Mai 1917, einem prachtvoll schönen Frühlingstag,
besuchten wir, meine F'rau und ich, von Kaufbeuren aus über
Weizern-Hopferau den Falkenstein bei Pfronten. Die Exkursion
galt in erster Linie ornithologischen Zwecken und zwar sollten
neben den Felsenschwalben vor allem der Berglaubvogel [Phyllos-
copus hontlli honelli (Vieill.)) und der Wasserpieper {A)ithus spino-
letta spinoletta (L.)) beobachtet werden. Den Wasserpieper, den
Hoff mann am Gipfel des Berges zahlreich angetroffen hat, haben
wir diesmal gar nicht gefunden. Über die beiden andren Arten
lasse ich am besten die Aufzeichnungen aus meinem Tagebuch im
Wortlaut folgen:
„Kurz hinter dem kleinen Weiler Benken, da wo am Nord-
hang der eigentliche Aufstieg zum Falkensteiu beginnt, stehen
auf den ziemlich steil ansteigenden Hängen vereinzelte, sehr schöne,
große Fichten und Tannen. Hier ist das Gelände, in welchem
wir zum erstenmal den Berglaubvogel gehört und gesehen
haben. Sein Lied ist ein einfacher, nicht zu verkennender Schwirrer
oder Triller, dem des Waldlaubvogels ähnlich, aber ohne die für
') G loger, Vollständiges Handbuch der Naturgeschichte der Vögel Europas
mit besonderer Rücksicht auf Deutschland, I, Breslau 1834, p. 409, 410.
-) Vgl. Naumann, 1. c. Bd. VI, 1833, p. 90, 98.
*) Jäckel, Abhandl. Zool. -Mineral. Verein zu Regensburg, 1, 1849, p. 93.
XTTT S ~\
' 'I Laubmaun: Die Felsenschwalbe am Falkenstein bei Pfronten. 223
1918 J ^^
diesen charakteristische Einleitung. Der Berglaubvogel ist hier
geradezu sehr häufig. Er scheint aber lichtere, mit Laubbäumen,
namentlich Buchen, untermischte Hänge geschlossenen Fichten-
anhäufungen entschieden vorzuziehen. Wir trafen ihn den ganzen
Aufstieg entlang, hörten ihn noch oben auf dem Gipfel (1277 m),
ferner auf dem Salober, einem vom Falkensteinmassiv aus südöst-
lich streichenden Höhenzug, in den Abhängen gegen die Salober-
Alpe und den Alat-See und selbst noch nahe bei Füßen in dem
Badeort Fauleubach ^).
In den eben genannten Abhängen gegen den Alat-See hin-
unter, die dicht mit Buchen bestanden sind, trafen wir neben dem
Berglaubvogel auch den Waldlaubvogel {Phylloscopus sibilatrix
siUlah'ix (Bechst,)) an. Hier bot sich uns eine herrliche Gelegen-
heit, das Lied beider Arten miteinander zu vergleichen. Die
Strophen stimmen fast völlig überein, nur hat der Waldlaubvogel
eine kurze Einleitung zu seinem Schwirrer, der dem Berglaub-
vogel fehlt. Hoffmann hat den Waldlaubvogel auf der Pfrontener
Seite gar nicht angetroffen.
Der andere Hauptpunkt, dem die Exkursion galt, war die von
Hoffmann im Sommer 1916 entdeckte Kolonie der Felsen schwalbe.
Die Kolonie, wenn bei den höchstens zwei Brutpaaren, die wir
feststellen konnten, überhaupt von einer solchen gesprochen werden
kann, befindet sich augenscheinlich in der gegen Süden in das
Vilstal abfallenden Steilwand unmittelbar unterhalb des Gipfels in
nächster Nähe der sogen. „Lourdesgrotte", Wir konnten im
ganzen nur zwei Vögel konstatieren; auch wir bemerkten den
einen Vogel, gerade wie Hoffmann, zuerst über dem weit unten
liegenden Wald hinfliegend, wobei er durch sein von der Sonne
beschienenes braunes Gefieder einem vom Wind erfaßten, hin und
her gewirbelten braunen Buchenblatt glich. Der Vogel erinnert
in seinem Flugbild in ,, gleicher Weise an Schwalbe und Segler,
und hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Flug der Fledermäuse
oder dem Gaukeln großer Schmetterlinge. Von irgendwelchen
Rufen haben wir bei der großen Entfernung nichts vernehmen
können.
Da das Gelege durchschnittlich aus fünf Eiern besteht und man
vielleicht annehmen kann, daß die beiden von uns beobachteten
M Während ich den Waldlaubvogel in der Umgebung von Kaufbeuren nie
beobachtet habe, traf ich den Berglaubvogel an verschiedenen Stellen an. So
hörte ich diese Art am 31. Mai 1917 am „Hölzle" mitten in der Stadt; am
10. Juni 1917 an der gleichen Stelle; am 22. Juni 1917 abends an der sogen.
Weinhalde bei Hirschzeil an einem Westabhang mit einzelneu Föhren und
Fichten. Am 27. Juni 1917 im Anstaltspark an der Straße nach Leinau; am
12. Juli abends gegen G Uhr an der Weinhakle; am G. August 1917 hörte ich
ein Exemplar in meinem Garten schwirren, wohl ein Vogel auf dem Zuge.
224 Laubmann: Die Felsenschwalbe am Falkenstein bei Pfronten. I
L G
erh. Orn.
Ges. Bay.
Vögel die Männchen von zwei Weibchen waren, die dem Briit-
geschäft oblagen, so wäre es möglich im Juli oder August, zu der
Zeit also, in welcher Hoffmann am Platze war, auch diesmal
wieder 10 — 12 Exemplare anzutreffen."
So weit meine Eintragungen. Eine nochmalige, im Sommer
geplante Tour auf den Falkenstein kam leider nicht mehr zur Aus-
führung und somit bleibt es späteren Beobachtungen vorbehalten,
weitere Angaben über das Schicksal dieser für unser Vaterland
so seltenen Voorelart zu machen.
XIII, 3, j guu^ei: Ornithologische BeobachtuDgen aus Flandern 1915/16. 225
Ornithologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16.
Von
Werner Sunkel.
„Kriegsbeobachtungen" sind der Inhalt dieser meiner kleinen
Arbeit und deshalb brauche ich nicht erst um Entschuldigung zu
bitten, daß die folgenden Zeilen keine abgeschlossene Avifauna
darstellen, sondern ihrem Charakter als „Kriegsbeobachtungen"
entsprechend nur ornithologische Momentaufnahmen sind, aufge-
nommen im Krieg, bei dem militärischen Alltagsdienst, dem Posten-
stehen im Schützengraben, auf dem Marsche von und aus der
Stellung, oft inmitten widrigster Umstände, bei schlechtem Wetter,
bei Artilleriebeschießung, beim Frülijahrssturm 1915 auf Lange-
mark und St. Julien, aber auch in mancher schönen Stunde der
Erholung „hinten" in den Ruhequartieren. Das Gebundensein an
einen bestimmten Ort war für mich, besonders so lange ich
„Musketier" war, das Haupthindernis einer planmäßigen ornitho-
logischen Beobachtung. Ich kam mit meinem Truppenteil immer
nur an dieselben Orte und konnte so dazwischen oder abseits
liegendes Gelände, das gewiß manches für mich Interessante ge-
boten hätte, nicht nach Vögeln durchsuchen. Ein Vorzug der
„Kriegsbeobachtungen" ist die Muße, mit der ich oft ornithologi-
sche Einzelheiten in Stellung oderRahequartier beobachten konnte:
Vogelzüge (Starenzug!), einige Brutbeobachtungen. Letzere wären
mir wohl noch im weitgehenderen Maße gelungen, wenn ich
nicht 1915 und 1916 die Frühlings- und ersten Sommermonate in
Deutschland verlebt hätte. Brutvorkommnisse kann ich also wenig
mitteilen. Belegexemplare habe ich auch nicht sammeln können,
da ich damals noch keine Gelegenheit zum Jagen hatte, und an
Gelegen habe ich auch nur wenig Ende April 1916 gesammelt. —
Nur ganz sichere Beobachtungen sind hier aufgeführt, etwas frag-
liche weggelassen oder ausdrücklich als solche gekennzeichnet.
Mein Beobachtungsgebiet sind die deutschen Stellungen des
Ypernbogens vor und nach den Aprilangriffen 1915 (in dieser Ar-
beit bezeichne ich mit ..Ypernstellung" die deutsche Stellung
ungefähr zwischen Wieltje und Pilkem), ferner das dazu gehörige
Hintergelände von St. Julien mit dem zerschossenen Feldgehölz,
15
22G Sunkel : Ornithologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16. \^^^^' ^''°-
L Ges. Bay.
genannt „Granatwäldchen", und Langemark, ferner Poelcapelle,
der Hochwald von Houthoulst, die Orte Westroosebeke, Ostnieuw-
kerke, Hooglede, Roulers, Rumbeke, Staden, Gits, Thourout, Be-
veren, Osiende und für das Frühjahr 1916 dazu noch der linke
Teil des Ypernbogens, die Stellungen bei Zonuebeke, Umgebung
von Paschendaele, Waterdamhoek (dabei das „Jägerlager", kleines
Truppenlager mit zerschossenem Feldgehölz (nur Buschwald) und
der Polygonenwald (Buschwald und Kiefern), Morslede und scliließ-
lich Gent. Charakteristisch für die ziemlich ebene und nur bei
Westroosebeke, Hooglede, Paschendaele hügelige Gegend sind die
endlosen windschiefen Schwarzpappel- und Eichenalleen, die ein-
zelnen Fermen mit ihren Strohdächern, die an Obstgärten reichen
Dörfer, die meist auch einen größeren zu einem Gut oder dem
Geistlichen gehörenden Park aufweisen, die kleinen lichten Feld-
gehölze mit überwiegendem Buschwald und die hohen Dornhecken
zwischen den Feldern. Auf den Wiesen stehen an zahlreichen
sumpfigen Stellen Kopfweiden und einzelne Birken, ebenso um die
Tümpel, die man bei fast jeder Ferme findet. Größere Gewässer
(außer den Kanälen bei Gent) habe ich nicht besuchen können,
die flandrische Küste kenne ich auch nur von einem Tagesausflug
nach Ostende.
1, Teil.
1. Luscinia tneyarhynchos tnegarhynchos Brehm. —
Nachtigall.
Die Nachtigall habe ich zwar selbst nur wenigemal beobachtet,
doch daran sind die ftir meine Beobachtung sowohl 1915 wie 1916
ausfallenden Frühlings- und Sommermonate schuld und man wird
wohl die Nachtigall zu den häufigsten Singvögeln Flanderns rechnen
können. Die vielen kleinen Feldgehölze mit dichtem Unterholz
und manchem unzugänglichem Morast sind ideale Nachtigallreviere.
Die Verwendung des Namen „Nachtigall" für Fermen und Ort-
schaften, wie man sie mehrfach in West-Flandern findet, spricht
auch für die allgemeine Verbreitung und Volkstümlichkeit des
Vogels, von dessen Häufigkeit im Mai und Juui mir Kameraden
erzählten, die den Frühling in Flandern verlebten. Ich selbst
beobachtete die Nachtigall dort dreimal.
1. St. Julien 1915. Nacht vom 1. zum 2. Mai. Im sogen.
„Granatwäldchen", das wir wenige Tage zuvor erstürmt hatten
und das jetzt nur noch ein Gewirr von halbergrüutem Gebüsch
und umgeschossenen Bäumen war, sangen nach Mitternacht drei oder
mehr Nachtigallen; indem nahen Schützengraben hörten wir zwischen
dem Maschinengewehr- und Granatfeuer ihre Lieder. Auch am
folgenden Abend, wo ich verwundet wurde, hörte ich dort Luscinia
wieder singen.
XIII, 3,1 gun]jel: Ornithologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16. 227
2. „Jägerlager" 1916. 28. April, in dichtem Feldgehölz,
2 h. p. m, eine ziemlich schwach singende Nachtigall, läßt mich
auf wenige Meter herankommen.
3. Dendermonde 1916. 30. April. Auf Bahnstation vom Zug
aus eine in einem Pappelgehölz singen hören.
2. Erithaciis rubecula rubectila (L.)^). — Rotkehlchen.
Allerorts häufig während des ganzen Jahres, auch im Dez.,
Jan., Febr. singend. Hooglede, Poelcapelle, Westroosebeke, Hout-
houlst, St. Julien, Gent, Ostnieuwkerke, Thourout, Langemark,
Ypernstellung, Granatwäldchen, Sleyhage, Beveren, Jägerlager,
Zonnebeke.
Poecapelle 1915. 23. II. singend, abends im Schützengraben
vor Unterstand, ebenso am 18. III. 15 und 26. II. 16 bei Schnee-
wetter. — Besonders zahlreich beobachtet bei Westroosebeke
14. IX. 15 („in allen Hecken und Gärten singend^') und Ende III.
und Anfang IV. 1916 bei Zonnebeke. — 1915. 3. XII. bei Ypern-
stellung in einem Zichorienfeld.
3. Phoenicurus ochruros gibraltarien.sis (Gm.). —
Hausrotschwanz.
Roulers 1915: 13. IV. singend.
Gent 1916: 1. IX. 1 Stück bei Fabrikgebäude an der Lys
vor der Stadt.
Ostnieuwkerke 1916. 12. IX. : 1 Stück morgens auf Kirche
singend.
4. Phoenicurus plioenictiriis phocnicurus (L.). —
Gartenr otsch wanz.
Hooglede 1915: 19. und 20. IV. singend.
Gent 1915: 17. VII.
5. Oenanthe oenanthe grisea ißi^hm). — Steinschmätzer.
Waterdarahoek 1916: 30. IV. 1 Paar.
6. Saocicola rubetra rubetra (L.). — Braunkehl chen.
Jägerlager 1916: 28. IV. mehrere, singend.
Westroosebeke 1916: 9. IX. 1 Stück.
7. Saocicola torqnata rubicola (L.). — Schwarzkehlchen.
Dendermonde 1915: 11. VII. 1 Stück am Bahndamm.
') Neuerdings als E. rubecula monnardi Kleins. (Falco 12, Nr. 1, 1916,
p. 14) getrennt. Bälge aus dem Dept. Ardennea, die wir Herrn Sunkel ver-
danken, und eine Suite aus der Rheinpfalz bestätigen die vermuteten Ab-
weichungen nicht. — Eed.
15*
228 Sunkel: Omithologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16. rVer^- Orn.
|_ Ges. Bay.
8. Turdtis philonielos philomelos Brelim. — Singdrossel.
Häufiger Bewohner der Feldgehölze (Poelcapelle, Westroose-
beke, Jägerlager, Zonnebeke) und größeren Gärten und Parks
(Gent, Beveren, Ostnieuwkerke). Erster Gesang 22. IL 16. —
Brutbeobachtungen aus dem Jägerlager 1916. Alle Nester in
kleinem Buschwäldchen, das durch Reisiggewinnung (zwecks Hürden-
bau) stark gelichtet. 1. Nest in umgestürzter Eiche, V2 ^^^ hoch,
hauptsächlich aus Grashalmen, mit Mulm ausgekleidet. 12. IV.
nachmittags und 13. IV. vormittags Vogel streicht beim Nahen
von 3 hellen, spärlich punktierten Eiern. — 14. IV. die 3 Eier
für Sammlung entnommen. — 15. IV. Leeres Nest hat sich mit
Regenwasser gefüllt. — 2. Nest. 27. IV. in der Nähe des ersten Nestes,
in Hecke, 1 m hoch, gut ausgestrichenes Erdnest, vielleicht von
Bewohnern des 1. Nestes gebaut. 28. IV. und 29. IV. Vogel fliegt
ab. — 3. Nest: 27. IV. im Wäldchen, ^/^ m hoch: 1 Ei; 28. IV.:
2 Eier. — 4. Nest: 28. IV. im Wäldchen, in gestürzter Lärche,
ca. 30 cm hoch: 5 Eier (in meiner Sammlung) — 5. Nest: 28. IV.
in einem anderen größeren Wäldchen: 4 Klier. — 27. IV: 1 Ei
auf Boden im Wäldchen ohne Nest bei Jägerlager. —
9. JPlanesticiis merula tnerula (L.). — Amsel.
Allerorts noch häufiger als Singdros.^el. Im Winter sieht man
nur cTcT, die in der Nähe unserer Stellungen bei Schneewetter
auch in die Schützengräben kamen und dort nach etwas Genieß-
barem suchten. Sonst finden sie in den vielen dichten Hecken
und den immergrünen Sträuchern der Gärten ihre Nahrung.
Erster Gesang 1915: 2. IIL
1916: 1. IIL, also recht spät. Anfangs ist der
Gesang merklich schlechter als in Deutschland, erst von Mitte März
an wird er etwas besser. Auch bei stürmischen Wetter, wie es in
Flandern häufig ist, singen sie wenig oder schlecht. Männchen
trifft man Mitte März überall zahlreich an, z. B. im Pfarrgarten
von Beveren am 12. III. 6 cTcT, dagegen noch keine $$, die in der
zweiten Hälfte des März erscheinen. 1915 notierte ich die ersten
$2 am 31. III. Die Amseln leben mehr in den Hecken, die in
Flandern oft sehr hoch und breit sind als in Feldgehölzen und
halten sich weniger eng an Ortschaften. In Gent beobachtete ich
sie zwar auch in den Stadtanlagen, doch ist die Amsel auch da
nicht so zum Straßenpflaster- und Hausdachvogel geworden wie bei
uns die Stadtamsel. — Bei Paschendaele sah ich Amseln Trauben-
beeren in den Weinspalieren zerschossener Häuser fressen (23. IX.
1915).
Hooglede, Pilkem, Roulers, Gent, Westroosebeke, St. Julien,
Ostnieuwkerke, Houthoulst, Paschendaele, Ypernstellung, Granat-
wäldchen, Beveren, Jägerlager, Zonnebeke, Kerselaere.
XIII, 3,1 gunkel: Ornithologisclie Beobachtungen aus Flandern 1915/16. 229
Brutbeobachtuui^en: Alte Nester fand ich beim Jägerlager
öfters in den einzelnen Lärchen, die umgehauen im Laubbusch-
wald lagen. Die Nester saßen dann auf dem nun wagerecht
liegenden Stamm auf und zwischen den nun aufwärts gerichteten
Haui)tästen. — 1916: Jägerlager 28. IV. Im Wäldchen Nest mit
3 frisch geschlüpften Jungen.
10. Tiirdus viseivorus viscivorus L. — Misteldrossel.
Häufig in Feldgehölzen, Baumgruppen im Feld und an Land-
straßen ; hat sich in ihrer Verbreitung vollkommen vom Nadel-
wald freigemacht und ist für die Feldgehölze mit einigen höheren
Laubbäumen in Flandern geradezu Charaktervogel. Auch im Winter
zu beobachten, z. B. 1916 St. Julien 6. I. ca. 20 Stück. — Erster
Gesang am 29. 1. 1916 (^Granatwäldchen). Sie zeigen sich auch oft
auf freiem Feld und setzten sich auf die Stangen des Feldtelephons.
Brutbeobachtung: 1916: Jägerlager. 27. IV. Nest in Lärche,
ca. 3 m hoch, Umgebung spärlicher Busch wald; grobes Reisignest
mit eingebautem Erdnest, 2 Eier, ganz gefleckt, länglich gestreckt
und zugespitzt (l Ei in meiner Sammlung).
11. Tnrdus pilaris L. — Wachholderdrossel.
1915: Poelcapelle. 6. IV. mittags fliegen ca. 50 Stück nach
W. über unsere Stellung. — 17. IV.: 1 Stück.
1915: Hooglede. 17. XL: 40—50 Stück.
1916: Ostnieuwkerke, aufwiese mit Pappeln am 13.1. mehrere,
19. I. 50 Stück, 21. 1. ca. 40 Stück zusammen mit Weindrosseln,
ebenso am 22.. 25., 26. I.
1916 : Ypernstellung 26. II. (vorhergehende Nacht : neuer Schnee-
fall, Frost, Gelände verschneit). 8^"— 9^*^ h. a. m. 14 Flüge in
losen Zügen zu 80—200 Stück nach S. und SSW. 5°*^ p. m. noch-
mals ca. 50 Stück, die bei jedem Artillerieschuß erschrecken und
so im Zickzack nsLch SW. fliegen; scheinen an Krieg nicht gewöhnt
zu sein. Habe die übrige Tageszeit am 26. II. nicht beobachtet,
kann daher nicht sagen, wie viel Drosseln im ganzen südwärts
durchzogen.
1916: Beveren 12. III. in Pappeln an Landstraße 16 Stück,
am 15. III. 3, am 16. IIL ca. 20 Stück.
12. Turdus mtisieiis L. — Weindrossel.
Wie vorige Art wohl nur Wintergast.
1916: Ostnieuwkerke. 21. — 27.1., meist zusammen mit JJ^7rtm,
auf Wiesen mit Pappeln und nahem Gebüsch; singen zwitschernd
und lassen neben dem üblichen „srie" ein (nasales) „nga" hören
(anscheinend Warnungsruf; sitzen beim Singen alle mit Kopf gegen
Wind).
230 Sunkel : Ornithologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16. \^^^^- 0"^"-
|_ Ges. ßay.
1916: Westroosebeke. 20. III. auf Obstbäumen vor Wald bei
altem Gehöft 5 Stück.
13. Phylloscoinis trochilus trochiltis (L.). —
Fitislaubsänger.
Häufigster Laubsänger, z. B. in kleinem Wäldchen vom Jäger-
lager am 26. IV. ca. 6 Stück, singend. — Houthoulst 1915: 22. IV.
häufiger als ^ilpzalp. — Erste Beobachtung: 1915 Roulers 14. IV.,
1916 Jägerlager 11. IV. — Außerdem beobachtet: Hooglede, Lange-
mark, Zonnebeke, Thourout, Gent.
14. PhyUoscoptis collyhita collyhita (Vieill.). —
Weidenlaubsänger.
Meist nur einzeln oder zu zweien.
Erste Beobachtung 1916 Westroosebeke: 20. III., im Feldgehölz,
1 Stück singend. Letzte Beobachtung 1915 Ostnieuwkerke: 30.IX.
Außerdem: Houthoulst, Jägerlager, Gent.
15. Sylvia hippolais hijrpolais (L.). — Garten grasmücke.
1915: Ostnieuwkerke: 25. VIII.
1916: Jägerlager. 28. IV.: 1 Stück singt.
16. Sylvia communis conimunisLRÜi. — Dorngrasmücke.
1915: 12.— 24. VIL mehrfach bei Gent.
1916: Jägerlager. 27., 28. IV. mehrere, singend.
17. Sylvia curruca ciirruca(\i.). — Zaun grasmücke.
1916: Jägerlager. 26. und 27. IV: 1 Stück, singend.
18. Hypolais icterina (Vieill.). — Gartenspötter.
1915: Gent und seine nächste Umgebung, auch innerhalb der
Stadtanlagen 13., 18., 26. VII.
19. Prunella modtilaris modiilaris (L.). —
Heckeubraunelle.
Allerorten sehr häufig, auch den ganzen Winter über singend.
Ständiger Bewohner der Dorfgärteu. Man sieht sie im Frühjahr
auch auf den niedrigen Dächern sitzen und singen. In Beveren
sang 1916 am 12. III. noch abends 9^" Uhr 1 Braunelle. — Im
Frühjahr erhöht sich ihr Bestand.
Brutbeobachtung: 1916. Jägerlager. 27. IV. Erstes Nest in
Hecke, V2 '"i hoch, gut gebaut mitHälmchen, Moos; 4 ungefleckte
Eier (in meiner Sammlung).
27. IV. 16. Zweites Nest im Wäldchen, ähnlich erstem Nest;
Moos, Hähnchen, Haare: 1 Ei. Am 28. IV, morgens 2 Eier. 29. IV.
2 p. m.: 3 Eier; Vogel fliegt vom Nest ab.
Ostnieuwkerke, Hooglede, Langeraark, Roulers, St. Julien,
Poelcapelle, Westroosebeke, Beveren, Zonnebeke.
XIII, 3, I gmjjjgi; Ornithologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16. 231
20. Troglodytes troglodytes troglodytes{L.). — Zaunkönig.
Überall, aber immer nur einzeln zu beobachten, daher bei
weitem nicht so häufig wie Rotkehlchen und Braunelle. In Gent
auch in den Stadtanlagen.
Hooglede, Roulers. Poelcapelle, Westroosebeke, Houtholst, Ost-
nieuwkerke, Langemark, St. Julien, Bever^n, Zonnebeke, Jäger-
lager, Gent.
21. Megulus ignicapillus ignicapillus (Temm.). —
Sommergoldhähnchen.
Nicht häufig beobachtet. Ende Oktober bis 4. November 1915
einige im Lazarettgarten von Ostnieuwkerke, wo sie sich auch in
Apfelbäumen und Birken aufhielten. —
(Über Regulus regulus regulus (L.) habe ich keine genauen
Beobachtungen gemacht, ist aber sicher, der Landschaft entsprechend,
nicht häufig.)
22. Parus major major L. — Kohlmeise.
Häufigste Meisenart, überall spärlich vertreten. Größere Ge-
sellschaften wie bei uns zur Strichzeit fand ich in Flandern nicht,
nur einzeln oder in Familien.
Erster Gesang 1916 Ostnieuwkerke 23. I. — Am 10. VIL
1915 in Gärten nö. Gent noch fiiigge juv. fütternd. —
Brutbeobachtung: 1916. Jägerlager. 28. IV. Bei zerschossenem
Gehöft in altem Pumpenstock Nest mit 2 Eiern; abends sitzt
Vogel darauf und zischt (mit Taschenlampe beleuchtet).
23. JParus caeruleus caeruleus L. — Blaumeise.
Seltener als vorige. Hooglede, Poelcapelle, Houthoulst, Ost-
nieuwkerke, Westroosebeke, Jägerlager, Beveren, Gent.
24. JPartis palustris longirostris Klschm.
Rheinische Nonnenmeise.
1915: Ostnieuwkerke. 21.-24. VIIL
25. Aegithalos catidatus europaeus (Herrn.) ^) —
Schwanzmeise.
1915: Heusdem (bei Gent), 15. VHL: 2 Stück.
26. Certhia hraehydactyla brachydactyla Brehm. —
Baumläufer.
1915: 16. VIII. in Parks nördlich Gent.
8. IX. Houthoulst.
') Belgische Sehwanzmeisen bedürfen dringend der Untersuchung; mög-
licherweise stehen sie A. caudatus roseus (Blyth) aus Großbritannien näher. Die
Form aus NO.-Frankreich, welche man als A. caudatus expugnatus Bacm. &
Kleins. (Falco 12, Nr. 3, Aug. 1916, p. 10) unterschieden hat, ist augenscheinlich
232 Bunkel: Ornithologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16. 1 ^'
|_ Ges.
h. Orn.
Bay.
Da keine Belet^exemplare vorhanden sind, ist eine Artfest-
stellung nicht möglich ^).
27. Motacilla alba alba L.^). — Weiße Bachstelze.
Häufigste Stelzenart, auch im Winter zu beobachten (Dez.
1915, Jan., Febr. 1916). — Hooglede, Poelcapelle, Westroosebeke,
Ostnieuwkerke, Roulers, vSt. Julien, Houthoulst, Langemark, Ypern-
stellung, Morslede, Zonnebeke, Jägerlager, Beveren, Gent.
28. Motacilla cinerea cinerea Tunst. — Bergstelze.
Immer nur einzeln oder zu zweien beobachtet; regelmäßig bei
Ostnieuwkerke am Bach (1915: X., XL, XIL — 1916: L, IIL,
IX.), außerdem mehrfach bei Poelcapelle und einmal bei Roulers.
29. llotacilla flamt flava L. — Schaf stelze.
1915: St. Julien (1. V.); Gent (16.-29. VIL, 1., 12. VIII.);
Thourout (28. VIII.), Ypernstellung (10. IX.).
1916: Zonnebeke: 21. IV. 1 Stück,
23. IV. 2 „ ,
24. IV. mehrere, wohl durchziehend, einzeln
oder zu 2, nach N. und 0.
St. Julien (5., 6., 7. IX\ Westroosebeke (9. IX.), Ost-
nieuwkerke (12. IX.), immer einzeln.
30. Anthtis pratensis (L.). — Wiesen piepe r.
In den tiefliegenden Wiesenlandschaften bei Ypern häufig,
nur vereinzelt dagegen auf dem etwas hügeligen und trockeneren
Gelände von Westroosebeke, Hooglede, Morslede, Jägerlager. Ein-
zelne während des ganzen Jahres, im Februar und März Zug
(z. B. 1915: Poelcapelle 10. III. mehrere ziehende Schwärme, je
60—80 Stück). — Nachdem ich am 22. II. 1916 bei der Ypern-
stellung schon 10—15 Stück gesehen hatte, trat Schneewetter ein
und am 26. IL streiften sie nach neuem nächtlichen Schneefall
einzeln umher, am folgenden Tag sah ich wieder Trupps. Am
8. III. 1916 suchten sie bei Schnee im schneefreien Bach das Ge-
nist ab. — Im April werden sie häufiger, anscheinend kommen
dann erst die Brutvögel in ihre Brutgebiete und in beiden Jahren
von A. c. europaeus nicht zu trennen. Wir verdanken den Herren E. Strese-
mann, W. Sunkel und H. Müller eine prächtige Reihe, die den Gegenstend einer
besonderen Studie bilden soll. — Red.
^) Alle Baumläufer aus N. -Frankreich, Belgien und Holland, die wir bisher
untersuchen konnten, gehören zu C. b. hrachyductyla. Unterschiede gegenüber
mittel- und süddeutschen Stücken vermögen wir nicht festzustellen. — Red.
-) Motacilla alba orduenna Kleins. (Falco 12, Nr. 1, Juni 1916, p. 14),
auf drei (I) Stücke begründet. Die Beständigkeit dieser Form bedarf der Be-
stätigung durch eine größere Serie. — Red.
XIII, 3, Sunkel: Ornithologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16. 233
hörte ich sie Ende April zahlreich singen und konnte ihre Balz-
flüge beobachten (1915 Ypernstellung bei St. Julien, 1916 Stellung
bei Zonnebeke). Im Dezember 1915 konnte ich in der Ypernstel-
lung lebhaften Zug beobachten, besonders am 6. und 19. XII.
Nicht in großen Flügen, sondern einzeln oder in kleinen Trupps
zogen sie im Herbst.
St. Julien, Poelcapelle, Ostnieuwkerke, Westroosebeke, Lange-
mark, Hooglede, Roulers, Rumbeke, Morslede, Zonnebeke, Jäger-
lager, Ypernstellung, Beveren, Gent, zwischen Thourout und Ost-
ende.
31. Anthus trivialis trivialis (L.). — Baumpieper.
Die beiden Pieperarten ergänzen und vertreten sich ziemlich
in ihrer Verbreitung. Der Baumpieper ist in dem hügeligen Ge-
lände häufiger, z. B. Jägerlager.
Erste Beobachtung:
1915: Poelcapelle 17., 18. IV. singend.
Hooglede 19. IV.
Houthoulst 22. IV.
1916: Jägerlager 26. IV. 1 Stück, singend.
27. IV. 2—3 Stück.
28. IV. mehrere, singend.
Letzte Beobachtungen:
1915: Houthoulst 8. IX.
Ostnieuwkerke 19. IX.
1916: Ostnieuwkerke 6., 7. IX.
Bei Gent beobachtete ich ihn Juli 1915.
32. Galerida cristata cristata (L.). — Haubenlerche.
Überall, ziemlich häufig. Während des ganzen Jahres. Liebt
sehr die öden Strecken und trockenen Plätze bei Feldbahnen,
Pionierparks, Barakenlagern, Artilleriestellungen, neu angelegten
Exerzierplätzen ; aber auch wie bei uns auf Landstraßen. Bei
Gent sah ich sie auf den dünenartigen Sandflächen am Industrie-
hafen und auf dem Flugplatz.
Hooglode, Roulers, Ostnieuwkerke, Westroosebeke, Langemark,
Poelcapelle, St. Julien, Paschendaele, Ypernstellung, Jägerlager,
Zonnebeke, Gent, Beveren.
33. Alauda arvensis arvensis L. — Feldlerche.
Häufig, Im Winter begegnet man nur einzelnen oder kleinen
Trupps. Das Gros der Brutvögel scheint erst im März zu kommen.
Erster Gesang 1916: Ypernstellung 14. II.
Letzter Gesang 1915: „ 12. X.
Ende April 1915 stiegen viele Feldlerchen dicht neben un-
seren Gräben aus dem Grase singend empor, ohne sich um uns zu
234 Sunkel: Ornithologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16. T'^erh. Orn.
[_ Ges. Bay.
bekümmern. Man konnte sie da aus fast greifbarer Nabe neben sich
aufsteigen sehen. Das heftige beiderseitige Artilleriefeuer störte
sie nicht in ihrem Treiben und zu Dutzenden hingen sie zwischen
unserem und dem feindlichen Graben singend in der Luft.
Hooglede, Roulers, Ostnieuvvkerke, Westroosebeke, Langemark,
Poelcapelle, St. Julien, Paschendaele, Ypernstellung, Jägerlager,
Morslede, Zonnebeke, Beveren, Gent.
34. Lullnla arhorea arhorea (L.). — Heidelerche.
Nicht oft beobachtet.
1915: Poelcapelle 24. IL 1 singt.
„ 6. IIL morgens einzelne.
Langemark 8., 10., 30. IX.; 2., 5. X.
35. Bniheriza schoeniclKS schoenicltis L. — Rohrammer.
1915: Gent, Weg nach St. Denis 13. VIL
36. Emheriza citrlnella sylvestris Bvehm. — Goldammer.
Überall, aber nicht gerade häufig.
Erster Gesang 1915: 18. IL — 1916: 22. IL
Letzter Gesang 1915: 11. X.
Größere Flüge, wie man sie bei uns im Winter zu sehen ge-
wohnt ist, begegnete ich in Flandern nicht, nur bei Schneefall
(26. IL 16) trieben sie sich in Trupps bis zu 20 Stück umher.
Auch in den Ortschaften sind sie nicht so typische Wintergäste
wie in deutschen Dörfern.
Hooglede, Roulers, Rumbeke, Ostnieuwkerke, Poelcapelle,
St. Julien, Ypernstellung, Granatwäldchen, Jägerlager, Westroose-
beke, Morslede, Zonnebeke, zwischen Thourout und Ostende, Gent.
37. Acanthis rannabina rannabina (L.). — Bluthänfling.
Überall, besonders aber in dem trockenen hügeligen Gelände,
z. B. Jägerlager, wo ich Ende IIL und noch am U. IV. geschlos-
senen Trupps neben bereits paarweise umherfliegenden Stücken be-
gegnete. — Am 10. XII. 1915 bei Langemark großer Schwann,
zusammen mit Buchfinken, sonst im Winter in kleinen Trupps
(Familien).
Hooglede, Roulers, Ostnieuwkerke, Westroosebeke, Poelcapelle,
Langemark, St. Julien, Zonnebeke, Jägerlager, Gent.
38. FringlUa ^nontifringilla L. — Bergfink.
1915: Poelcapelle 26. IL mehrere.
39. Fringilla coelebs coelebs L. — Buchfink.
Ich hatte erwartet, den Buchfinken häufiger anzutreffen. Er
tritt zwar überall auf, doch nicht in der Menge wie z. B. in
deutschen Mittelgebirgen. Größeren Schw^ärmen begegnete ich
XlJl, ö, I guQJjel: Ornitholosisclie Beobachtungen aus Flandern 1915/16. 235
1918 J
nur Poelcapelle 27. II. 1915, Langemark 10. XII. 1915 und 2. IL
1916. Sonst nur Trupps und einzeln während des ganzen Jahres.
In Gent auch in den Stadtanlagen. Erster Gesang 1915: Poel-
capelle 17. III. „studiert-', 20. III. singt guten weichen Roller.
1916: Westroosebeke 20. IIL, also recht spät.
Im Jägerlager, wo ich an den betreffenden Tagen von an-
deren Arten so viele Individuen fand, notierte ich über Bucli-
fiuk nur:
„1916: Jägerlager 15. IV.: 1 Stück singt; ich hatte längere
Zeit keinen gehört. — 26. IV.: 1—2 Stück singend."
Das überwiegen des Buschwaldes mag mit ein Grund für
sein einzelnes Auftreten sein. — Als Käfigvogel ist er sehr beliebt
(ebenso wie der Hänfling) und ich fand ihn oft bei Liebhabern in
Roulers und Thourout, wo auch noch Wettsingen mit z. T. blinden
Finken veranstaltet werden.
Hooglede, Roulers, Rumbeke, Ostnieuwkerke, Westroosebeke,
Poelcapelle, Langemark, Houthoulst, Ypernstellung, St. Julien,
Zonnebeke, Jägerlager, Polygonenwald, Beveren, Gent.
40. Chloris cliloris cJiloris (L.). — Grünfink.
Überall einzeln anzutreffen; im Winter seltener, Ende März
Zuzug.
Hooglede, Roulers, Ostnieuwkerke, Poelcapelle, Langemark,
St. Julien, Morslede, Zonnebeke, Jägerlager; Gent (auch in den
Stadtanlagen).
41. Passer domestictis cloniesticus (L.). — Haussperling.
Nicht nur in den Ortschaften, sondern auch bei den Schützen-
gräben findet man den Hausspatz. An der Front bewohnt er die
zerschossenen Dörfer und Fermen, wo ihm eine Fülle — aller-
dings gefährlicher — Nistgelegenheiten zur Verfügung steht. Auch
baut er nicht selten freie Baumnester, die sehr umfangreich sind und
recht unordentlich aussehen, so 1915, 13. April in Roulers in Pappeln,
1916, 26. April in Morslede in Birnbaum. Alte Hausschwalben-
nester w^erden auch benutzt oder in die Strohdächer der Bauern-
häuser das Nest gebaut. Beim Jägerlager übernachtete ein großer
Schwärm in der Hecke bei einem zerschossenen Gehöft, das ihnen
gewiß früher Unterkunft bot. — Leider habe ich keine Haus-
sperlinge gesammelt, was zur Feststellung der Maße von Inter-
esse wäre (Kleinschmidt's Form ,,hostilis^^).
42. Passer niontanus montamis (L.). — Feldsperling.
Überall, besonders in den Pappelalleen, aber auch in den
großen Hecken und selbst im geschlossenen Wald (1915 Houthoulst,
22. IV.). Oft zusammen mit Haussperlingen, vor allem in der
Nähe der Schützengräben. Bei Poelcapelle sah ich sie in die
236 Sunkel: Ornithologische Beobachtuugen aus Flandern 1915/16. 1 ^' • Uro.
L Ges. Bay.
Schußlöcher kriechen, die Granatsplitter in die dicken Pappel-
stämme gerissen hatten. — Auffallend war mir, welch hinfälligen
Eindruck die Feldsperlinge am 9. III. 1916 bei Sclineewetter
machten. Sie saßen mit aufgeblasenem Gefieder traurig in den
Hecken und schienen das Wintei-wetter gar nicht gewöhnt zu sein.
Hooglede, Ostnieuwkerke, Westroosebeke; Poelcapelle, Hout-
houlst, Ypernstellung, Zonnebeke, Jägerlager, Rumbeke, Gent.
43. Stnrnus inilgaris vulgaris L. — Star.
Die Starbeobachtungen lasse ich etwas gekürzt nach meiner
Tagebuchzusammenstellung folgen :
1915. Februar. Bei Hooglede und Poelcapelle vom Beginn
der Beobachtung (8. IL) ab in Schwärmen und Trupps; 9. IT.,
16., 20. IL singend; 19. IL 200—300 Stück. März. Poelcapelle
2. III. großer Schwärm; 5. III. einzelne; 8. III. Trupps. Ab
Mitte März regelrechter Zug und zwar nach zwei Richtungen,
morgens nach NNW., abends nach NO.
Poelcapelle 15. III. T^» a. m. 2 Züge, je 200—300 Stück,
nach NNW.
15. III. abends. 1 großer Schwärm, 500 Stück, nach NO.
17., 18. III morgens nach NW. ziehende Züge (fast entgegen-
gesetzte Richtung der gleichzeitigen Corvus frugilegus-ZWge). —
19. III. (nach milden Tagen kälter, neuer Schneefall) einzelne Stare.
Hooglede 21., 22., 24., 26., 30. IIL singend.
Roulers, singend am 11., 14.— 16., 20. IV. Rumbeke 12.
IV. — Ostnieuwkerke 15. IV. bauen. Hooglede 19., 20. IV. —
Poelcapelle 21. IV. — Houthoulst (im Wald) 22. IV. — Im April
keine Zugbeobachtung mehr.
Ende Juli und Anfang August in der Umgebung von Gent
kleine Trupps (5. VIII. Meirelbeke bei weidenden Kühen ca. 20 Stück).
— Ende August zahlreich zwischen Thourout und Ostende.
September, Oktober einzelne und in Trupps bei Thourout, Ost-
nieuwJkerke, Langemark, Ypernstellung. Ab Anfang Oktober regel-
rechter Zug.
Ypernstellung 6. X. abends mehrere große Schwärme (Hunderte)
in breiter Front nach 0. — Ostnieuwkerke abends großer Schwärm
nach 0.
November und Dezember einzelne und kleine Trupps in den
Dörfern, auch singend.
Westroosebeke, 26. XL Bei Schneegestöber ein großer zu
Hunderten zählender Schwärm von mehreren Kilometer Breite nach
W. ziehend.
1916. Januar einzeln und kleine Trupps, auch singend.
Februar. Poelcapelle 6. IL Schwärm von ca. 300 Stück;
7. IL kleine Schwärme ; 8. IL in der Morgendämmerung ein breiter
XIII, 3, j gmjjjgi; Ornithologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16. 237
Schwärm uach NNW. — 15. II. 8 a. m. Schwärm von 200 Stück niedrig
nach NW.^ die lan<^e Linie ballt sich wegen des Sturmwindes oft
zusammen; einzelne kleine Trupps folgen. — 16. IL 8 a. m. mehrere
zu einigen Hunderten zählende Schwärme in Höhe der Wipfel der
Alleepappeln in breiter Front, schneller Flug nach NNW. Trupps
von 20, 30, 50 Stück dazwischen. — 17.11. ein anscheinend über-
winternder Schwärm von ca. 50 Stück. Flug und Benehmen ganz
anders als bei den hastigen Durchzüglern der Morgenstunden,
sitzen auch einzeln oder zu kleinen Trupps auf Kirchturm und
Häusern und singen. Ob flandrische Brutvögel, also Standvögel?
Ich möchte es annehmen. Der Ringversuch müßte die Frage
klären! — 18.11. großer umherstreichender Schwärm von 700 — 800
Stück auf Wiese und hoben Bäumen, ebenso am 20. IL Etwa auf
der Reise rastende Durchzügler oder aber Strichvögel? — 20. II.
5 p. m. mehrere, in Abständen von 5 — 10 Minuten sich folgende
Flüge von 100—200 Stück nach NO.] dazwischen kleine Trupps.
Richtung anders als bei den Morgenzüglern und Flug
langsamer. — 21. IL 6 p. m. Schwärm von 300 nach NO. —
22. IL 8 a. m. riesiger, zu Tausenden zählender Schwärm nach
NW. — 22. IL 6 p. m 600 nach NO. — 23. IL 8-9 a. m.
2 Flüge wie am 22. IL nach NW. — 24. IL 7 a. m. 500 nach
NW.— 25. IL 9 a. m. 1 Schwann uach NNW.— 26. IL (Schnee-
wetter) nur 3 Stück.
März. Poelcapelle 11. III. 6 p. m. mehrere kleine Trupps
nach ONO.
Sonst allenthalben einzelne und kleine singende Trupps: Ost-
nieuwkerke, Poelcapelle, Westroosebeke (18. III. „meist zu zwei
fliegend"), Beveren, Paschendaele, Jägerlager, Morslede (30. III.
Niststoife tragend).
Brutbeobachtung: 1916. Jägerlager. 30. III. 2 Stare bauen
bei zerschossenem Gehöft in Kopfweide auf kleiner heckenumstan-
dener Wiese ihr Nest in Baumloch ca. 1 m hoch über der Erde. —
31. III. Die beiden Stare übernachten in Hecke bei dieser Weide
zusammen mit großem Haussperlingsschwarm. — 11. IV. Jäger-
lager mehrere Stare, einer am Kopfweidennest. — 13. IV. 2 Stare
schlüpfen aus nnd ein, suchen Futter auf Wiese. — 27. IV. im
Nest 4 Eier, eins zerbrochen (3 in meiner Sammlung). — Wo-
möglich hatten die Stare früher in dem Gehöft genistet und mußten
nun mit dem niedrigen Weidenloch vorlieb nehmen.
1916: September. Trupps bei St. Julien, Ostnieuwkerke, West-
roosebeke.
Ich habe die Starbeobachtungen etwas ausführlicher mitgeteilt,
da mir besonders die merkwürdigen Zugverhältnisse bei Shirnus, die
sonderbaren Untei'schiede in Richtung und Schnelligkeit auffielen,
ohne jedoch bis jetzt eine genügende Erklärung für diese Erschei-
238 Sunkel: Oruithologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16. I^erh. Orn.
I_ Ges. Bay.
nungen gefunden zu haben. So habe ich mich denn auch darauf
beschränkt, die Beobachtungen hier niederzulegen und nur einige
Fragen kurz aufzuwerfen.
2. Teil.
Das in der Einleitung zum 1. Teil Gesagte gilt auch für das
folgende, vor allem hinsichtlich der Schwierigkeiten, die sich einer
planmäßigen Beobachtung und faunistischen Durchforschung hindernd
in den Weg stellten. Dieser Teil ist, da ich mich auch hier auf
ganz sichere Wahrnehmungen beschränke, noch knapper ausge-
fallen. Das Beobachtuugsgebiet deckt sich natürlich mit dem
im ersten Teil beschriebenen Landstrich. Benachbarte Gegenden
wie das Überschwemmungsgebiet bei Dixmuiden und Nieuwport
sollen, wie ich kürzlich von einem württemberger Oberstabsarzt
erfuhr, viel vogelreicher sein ; der betreffende Herr, der länger im
dortigen Frontabschnitt war, erzählte von großen Entenflügen,
vielen Wasserhühnern, Bekassinen und Wildfasanen, Fischreihern
und anderen Reiherarten.
44. Garruins ghindariiis glandariiis (L.). — Eichelhäher.
Weit seltener als die Elster, entzieht sich durch sein scheues
Wesen auch möglichst der Beobachtung. Nur in Ostnieuwkerke
(VIII., IX., X. 15) waren sie der vielen Bucheckern im Lazarett-
garten zuliebe etwas dreister (am 21. X. ca. 20 Stück im Garten).
Auch in Beveren sah ich am 12. III. 16 zwei im großen vogel-
reichen Pfarrgarten. — Sonst beobachtet Houthoulst (IV., IX. 15),
Langemark (IV. 15), Granatwäldchen (X. 15, IL, III. 16), Jäger-
lager (IIL, IV. 16).
45. Pica plca pica (L.). — Elster.
Allerorts sehr häufig, oft unmittelbar bei oder in Ortschaften,
Vermehrt sich sehr stark, da sie anscheinend gar nicht verfolgt
wird. Ihre Nester fand ich vor allen in den hohen Pappeln, wo
sie im Frühjahr und Winter bei kahlem Gezweig weithin sichtbar
sind. Bei dem engen Nebeneinanderwohnen der Paare kommt es
oft zu Reibereien und großen Balgereien, an denen dann meist
ein ganzer Klub Anteil hat. Anfang März sah ich sie an ihren
Nestern bauen. Das Elsternest gehört wie die windschiefe Allee-
pappel, die es trägt, zu dem typischen Landschaftsbild Flanderns.
Von der Stellung bei Zonnebeke aus konnte ich mit dem Scheren-
fernrohr auch die „feindlichen" Elsternester in der Allee von Ypern
nach St. Jean beobachten. — Häufig an allen Orten unseres Front-
abschnittes sowie bei Roulers, Beveren, Thourout, Ostende, Gent.
XIII, 3, Sunkel: Ornithologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16. 239
46. Coloeus monedtila sj:>erf}iologus (VieilL). — Dohle.
Im Frühjahr mit fnigüegtis AmchyAehend, z. B. 1916 am 9. III.,
Richtung- nach NO. — Briitvogel iu Roulers (13. IV. 15 tragen
Baustoffe auf Kirchturm). Sonst in Roulers beobachtet IV., IX.
1915, III., IV. 1916, sind hier wenig scheu und kommen sogar anf
den belebten Exerzierplatz. — Schwärme sieht man im Frühjahr
und Herbst gelegentlich überall, regelmäßig umschwärmen sie dann
auch die Kirchtürme der Dörfer Hooglede (II., IIL, XI. 15), Poel-
capelle (IL, IIL, XL 15), Ostnieuwkerke (X., XL, XIL 15, L,
IIL 16), Beveren (IIL 16). In Ostende traf ich sie VIU. 1915
am Bahnhof und an der Kirche und in Gent bevölkerten sie (VII.
15) den Beffroi-Turm, in dessen Nischen und Mauerlöchern sie ver-
mutlich auch nisten.
47. Corvus corone corone L. — Rabenkrähe.
Nur spärlich beobachtet, VIIL 1915 bei Gent, IIL, 1916 bei
Zonnebeke und Paschendaele.
48. Corvus cornix cornioc L. — Nebel krähe.
Wohl nirgends Brutvogel. In kleinen Trupps bis zu 20 Stück
oder einzeln unter Rabkrähen im L, IL, III. (letzte 1915 am
26. IIL bei Westroosebeke, 1916 am 30. IIL bei Jägerlager), XL
(1915 ab 8. XL), XII. Sie sitzen meist recht stumpfsinnig auf den
Feldern und Wiesen, besonders aber auf den Pappeln bei sumpfigen
Bachläufen. — Hooglede, Ostnieuwkerke, Poelcapelle, Beveren.
49. Corvus frugilegus fruffilegus L. — Saatkrähe.
Überwinternd und durchziehend, oft zusammen mit Dohlen.
Lebhafter Zug besonders im IIL, Zugrichtung NO. Regelmäßig
zu beobachten L, IL, III. (1915 bis 26. IIL, 1916 bis 9. HL), X.
(1915 ab 11. X. Durchzug nach IF.), XL, XIL — Hooglede, Ost-
nieuwkerke, Westroosebeke, Ypernstellung.
50. Lantus excubitor excubitor (L.). — Raabwürger.
1915: 2. und 10. XIL je 1 Stück bei Langemark.
1916: 27. IIL (in Baumhecke) und 11. IV. je 1 Stück bei
Jägerlager.
51. Muscicapa ficedtild ficediila (L.). —
Grauer Fliegenfänger.
1915: Stadtanlagenund Umgebung von Gent (18., 21., 31. Vn.,
5., 12. VIIL).
52. Muscicapa hypoleuca hypoleiica (Pall.). —
Trauerfliegenf änger.
1915: Ostnieuwkerke 26. VIIL und Gits 13. IX. je 1 Stück.
91-0 Bunkel: Ornithologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16. I ^^ ' '^^'
[_ Ges. Bay.
53. Hirundo rustiea rustica L. — Rauchschwalbe.
1915: Poelcapelle 18. IV., Hooglode 19. IV. je 1 Stück. —
Langemark 24. IV. mehrere. — St. Julien 27., 28. IV., 1. V.
mehrere.
Gent (VII., Vm.) nicht seltener Brutvogel. — Thourout 12. IX.
Ypernstellung 1.— 6. X. einzelne; 11. X. 1 Stück.
1916: Zonnebeke 16., 17., 23. IV. einzelne.— Morslede 26. IV.
zahlreich. — Jägerlager 27., 28. IV., scharen sich am 28. IV. in
der Dämmerung zusammen zu Blügen bis zu 100 Stück; 30. IV.
zusammen mit folgender Art in Viehställen.
Gent (VIII., IX.).
St. Julien. In einem Betonunterstand fand ich am 5. IX. ein
diesjähriges Nest am Eingang in Kopf höhe. Um die dort unter-
gebrachten Infanteristen und die dort befindliche Fernsprechstation
sollen sich die Schwalben beim Großziehen ihrer Brut gar nicht
gekümmert haben, wie mir erzählt wurde. Ferner entdeckte ich
viele Nester dieser Art in den Ruinen der zerschossenen Fermen
bei unseren Schützengräben.
In Ostnieuwkerke und Westroosebeke zahlreich.
54. Delichon nrhica urhica (L.). — Hausschwalbe.
Seltener als vorige.
1915: Poelcapelle 18. IV: 1 Stück.
Gent, VII., VIII, nicht selten. Thourout 12. IX. — Ost-
nieuwkerke 19. IX. — Ypernstellung 1., 5. X. einzeln.
1916: Jägerlager, 28. IV. Haussperling baut in Hausschwalben-
nesteru. Hausschwalben bis jetzt nicht gesehen. In Gehöft bei
Jägerlager erste am 30. IV. — Gent VIII., IX. — Poelcapelle,
Westroosebeke, Ostnieuwkerke IX. — Ostnieuwkerke 9. IX. in
Nest noch juv.
55. Micropus apus ainis (L.). — Mauersegler.
1915: St. Julien 28. IV.: 1 Stück.
Gent 12., 21., 30. VII., Weniger zahlreich als in deutschen
Städten. 1. — 6. VIII. in der Stadt noch einzelne, am 10. VIII.:
1 Stück.
1916: Jägerlager 29. IV. a. m. 3 Stück. - Roulers 30. IV.
Gent. 31. VIII. in der Stadt einzeln; 1. IX. an der Lys 12 Stück,
am 2. IX. einzeln.
Ostnieuwkerke 3. IX. einzeln.
56. Alcedo atthis ispida L. — Eisvogel.
1915: Langemark 8. IX. 1 Stück fliegt dicht an uns vor-
bei, ruft.
Ostnieuwkerke 17. IX. an kleinem Bach, der durch Wiesen an
Wald vorbeiüießt, 1 Stück. (Im Bach sind kleine Fische.)
XIII, 3, Sunkel: Ornithologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16. 241
1918 J
1916: Beveren 12.111. 1 Stück im Pfarrgarten, wenig scheu.
1915: Houthoulst 22. IV. wohl Brutvogel.
57. Picus viridis pinetoruni (Brehm). — Grünspecht.
Öfters, aber immer nur einzeln beobachtet.
1915: Poelcapelle 8. IV., Houthoulst 22. IV., Gent 12. VIII.
(Gentbrugge), Granatwäldchen 2. X.
1916: Westroosebeke 20. III., 11. IX., Jägerlager 30., 31. IIL,
15. IV.
58. Cuculiis canorus canorus L. — Kuckuck.
1916: Jägerlager 26. IV., ruft (Kameraden wollen schon ein
paar Tage vorher einen gehört haben); 27. IV. 2 — 3 Stück; 23. IV.
mehrere.
59. Carine noctua noctua (Scop.). — Steinkauz.
Häufig. Machte sich uns vor allem bemerkbar, wenn wir vorne
in Stellung lagen und nachts Posten standen. Wir hörten sie
dann allenthalben rufen. Wie bei uns zuhause lieben sie auch in
Flandern sehr die alten Kopfweiden im Wiesengelände. Im Früh-
jahr rufen sie sehr viel und locken sich gegenseitig mit gedehnten
„guk" -Rufen.
Poelcapelle IL, IIL, IV. 1915, IL 1916. — Ypernstellung IX.,
X.1915, IL1916. — OstnieuwkerkeIX. 1915, IX. 1916 (im Garten
von Bauerngehöft). — Beveren, wo ich auch einen ausgestopften
Kauz sah, IIL 1916.
60. Tyto alba guttata (Brehm). — Schleierkauz.
1916: Beveren (12. IIL). Eine Schleiereule im Fenster eines
Ausstopfers.
Westroosebeke 17. III. Abends ruft ein Kauz auf dem Haus-
boden eines hohen Gebäudes der Hauptstraße.
61. Falco tififiuncultis tinnuncultis L. — Turmfalk.
Nicht selten, aber meist einzeln oder zu zweit, auch im
Winter.
Poelcapelle, St. Julien,Langemark, Ypernstellung, Westroosebeke,
Ostnieuwkerke, Paschendaele, Zonnebeke; Jägerlager 26. IV. 1916
3 Stück fliegen um Pappelgruppe, in der mehrere P?'m-Nester; ein
Falk wird von Elster verfolgt; 28. IV.: 2 Stück. — Also meist
in der Nähe der Front beobachtet, was vielleicht mit der leider
überreichlichen Fülle der dort hausenden Nagetiere zusammen-
hängt.
16
242 Sunkel: Ornitliologische Beobachtungen aus Flandern 1915/lG. 1 ^^^^' ^'""•
|_ Ges. Bay.
62. Accipiter nisus nistis (L.)^)- — Sperber.
1916: Im Frühjahr viermal je 1 Stück, Ypernstellung 8. IL,
Westroosebeke 18. III., Jägerlager 28. III., Zonnebeke 16. IV. —
[Falco peregrimis pereffvinus Tunst. — Wanderfalk.
1916: Zonnebeke 2. IV. 1 Stück, nicht genau erkannt.]
63. Perdix perdioc x>^v'dix (L.). — Rebhuhn.
Häufig, besonders an der Front, wo verwilderte Äcker, Wiesen,
Zichorienfelder, verfallene Gräben ihnen Deckung und Nahrung
bieten. Auch bei bewohnten Schützengräben und im Gelände
zwischen unserem und dem feindlichen Graben. Ich erinnere mich
noch lebhaft des Schreckens, den uns auf einer Patrouille ein Volk
vor unseren Füßen autburrender Rebhühner einflößte. — Poel-
capelle, St. Julien, Langemark, Ypernstellung, Zonnebeke, Jäger-
lager.
64. Phasianus colchictis L. — Kupferfasan.
1915: Pilkem im September 8—10 vStück.
1916: Jägerlager 13. IV. in größerem Wäldchen 1 ö^.
[Cottirnix eoturnix eoturnix (L.). — Wachtel.
1915: Gent. Im Käfig an einem Fenster hängen sehen.]
65. Columha palunihus paltitnhtis L. — Ringeltaube.
Öfters gesehen, doch nie in so großen Scharen wie später
z. B. in den französischen Ardennen.
1915: Gent (VIIL, IX.) auf dem Flugplatz und in Gehölzen
bei der Stadt; Houthoulst (IX.), Ostnieuwkerke (X.).
1916: Grauatwäldchen 8. IL und Westroosebeke 20. III. je
2 Stück; Jägerlager zweite Hälfte des IV., fast täglich 4 — 8 Stück;
Westroosebeke 9., 12. IX. mehrere.
66. Columba oenas oenas L. — Hohltaube.
1916: Ostnieuwkerke 7. IX. 1 Stück.
67. Streptopelia ttirtiir turtur (L.). — Turteltaube.
1915: Gent 17. VIL 1 Stück auf Flugplatz. — 21. VIL auf
dem Weg nach Näzareth.
1916: Jägerlager 28. IV. 2 Stück in einem Wäldchen.
^) Kleinsc'hmidt (Falco 13, Nr. 2, Mai 1917, p. 24) nennt den französischen
Sperber Accipiter nisus yalliae. Der Wert dieser Form wird sich erst nach
ihrer Begründung, die der Autor in Aussicht stellt, beurteilen lassen. — Red.
XIII, 3, Sunkel: Ornithologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16. 243
68. Ardea cinerea cinerea (L.), — Fischreiher.
1915: Poelcapelle 5. IV. 1 Stück nach N. fliegend; Houthoulst
22. IV. 2—3 Stück; Langemark 24. IV. 1 Stück.
[Gent 25. VII. abends flogen vier ziemlich dunkle Reiher über
die Stadt, spec. ?]
Pilkem 11. IX.; Ypernstellung 5. X., Hooglede 16. XI. je
1 Stück.
1916: Ostnieuwkerke 7. und 8. I. fliegt 1 Stück nach den
Wiesen bei Hooglede. — Poelcapelle 9. III.
[Soll bei Dixmuiden sehr häufig sein. Ich vermute sein Brüten
im Houthoulst-Wald.]
69. Gallimila chloroptis cliloropus (L). —
Teichhuhn.
Relativ häufig und oft nahe bei Ortschaften, Schützengräben
und Batteriestellungen.
1915: Langemark 10. IX. auf kleinem Teich unmittelbar
neben einem Pionierpark 1 Stück.
1916: St. Julien Tümpel am Ausgang des Dorfes am 22. III.
abends gehört, am folgenden Tag 2 Stück gesehen, suchen sich
in Ufervegetation (Weidicht, Hecke) zu verbergen.
Jägerlager, auf sumpfigem Tümpel zwischen Wäldchen und
Wiese (Weidicht, viel Sumpfdotterblumen) am 13. IV. und 27. IV
1 Stück, am 28. IV. 2 Stück gesehen; auch Spuren im Schlamm.
Ostnieuwkerke, Weg nach Sleyhage, in kleinem Tümpel, 20 m
von der Straße, 6. IX. 1 Stück. — Am nächsten Tag in der
Nähe 1 Stück auf frischgepflügtem Acker.
70. Megalornis grus grus (L.). — Kranich.
1916: St. Julien 19. III. abends ein Zug von 20 Stück nach
NNO.
71. Scolopa/jc rwsticola rusticola L. — Waldschnepfe.
1915: Houthoulst-Wald bei Langemark am 22. IV. morgens
zweimal zwei Waldschnepfen.
72. Gallinago gallinago gallinago (L.) — Bekassine.
1915: Im März bei Poelcapelle nachts aus ziehenden Vogel-
scharen „kätsch" rufende Bekassinen gehört.
[Westroosebeke 26. XL Schneegestöber, ein Zug fliegt hoch
nach 8. Bei der Höhe und dem Schnee nicht genau feststellen
können.]
1916: Bevereu. Im März 1 Stück ausgestopft im Fenster
stehen sehen. — Zonnebeke 24. IV. zwei sich jagende Bekassinen
fliegen über Stellung hin und her.
16^^
244 Sunkel: Ornithologische Beobachtungen aus Flandern 1915/16. \^^^^- ^™-
|_ Ges. Bay.
73. Niimenins arquaUi arquata (L.). — Brachvogel.
1915: Westroosebeke 26. IX. 1 Stück nach S.
1916: Beveren bei Ausstopfer im Ebenster 1 Stück.
74. Actitis hupoleiicos (L.). — Flußuferläufer.
1915: Gent 4. VIII. an der Lys rufen hören, scheinbar mehrere.
75. Vanellus vanelUis (L.). — Kiebitz.
1915: Poelcapelle 17. III. 9 a. m. 2 Stück, nach N. — Gent
5. VIII. gehört (bei Meirelbeke); Thonront-Ostende 30. VIII.
mehrere; Hooglede 29. XI. 3 Stück auf Wiesen.
1916: Ostnieuwkerke 23. I. 1 Stück; Ypernstellung 10. II.
1 Stück, 24. II. (Frost, mittags wärmer) ca. 50 Stück nach S. —
Beveren (12. III.) ausgestopft im Fenster. Westroosebeke 22. III.
p. m. 40 Stück nach N. — Gent 1. IX. auf Wiesen an der Lys ein
Schwärm. Das ist alles, was ich an Kiebitzen in Flandern sichtete,
für eine Gegend mit so vielen Wiesen recht wenig. In der Nähe
der Front vermißte ich ihn fast ganz, der Kriegslärm scheint dem
Vogel nicht zu behagen.
76. Lat'us argentattis avgentatus Pontopp. — Silber möve.
1915: Ostende 30. III., am Strand vereinzelt.
77. Larus ridihiindus L. — Lachmöve^).
1915: Gent 25. VII. Gegend vom Industriehafen. — 31. VII.
1915, 18. VIII. 1916 in der Stadt an der Lys je 1 Stück.
1916: Beveren. Bei Ausstopfer ein Balg der Lachmöve.
Champagne, den 14. Mai 1917.
^) Erwähnt sei noch, daß eine in Fronburg (Franken) beringte Lachiuöve
bei Gent erlegt wurde, wie mir Herr E. Gebhardt mitteilt.
XIII 3 I
^^' ' I Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. 245
1918 J
Drei Jahre Ornithologie zwischen Verdun und Beifort.
Von
E. Stresemann.
Vorbemerkungen.
Die ornithologische Literatur über das nördliche Frankreich
ist von deutscher Seite durch die Arbeiten mehrerer Feldzugs-
teilnehmer (Gengler, Bacmeister, L. Schuster, Heyder, Scheicher,
Böker, Sunkel, Franz u. a.) beträchtlich vermehrt worden, und
einige Gebiete, über die bis dahin keine oder nur dürftige Nach-
richten vorlagen, dürfen jetzt als gut durchforscht gelten. Alle
diese Schriften behandeln jedoch Teile der Westfront, welche west-
lich der Linie Verdun-Diedenhofen liegen; über das Vogelleben des
Frontgebietes dagegen, das sich links dieser Linie bis zur Schweizer
Grenze erstreckt, ist während des Krieges noch nichts Beacht-
liches veröffentlicht worden. Hier verläuft die Front, wie bekannt,
nahe der Landesgrenze teils auf französischem, teils auf deutschem
Gebiet. Über die Strecken, die sie durchschneidet, wissen wir
aus früheren Zeiten ornithologisch wenig mehr als über die vor-
erwähnten nordfranzösischen Landesteile.
Die Beiträge, welche ich mit den folgenden Zeilen bringen
kann, sind den Umständen gemäß bescheiden. Ich beobachtete in
vier getrennten Gebieten:
1. dem mittleren Teil der Woevre-Ebene, im unmittel-
baren Anschluß nach links an das Beobachtungsgebiet R. Heyder's,
begrenzt durch die Verbindungslinien der Orte Amel — Abaucourt—
Blanzee— Buzy — Fleville — Norroy-le-Sec— Bouligny— Amel, welche
u. a. das Städtchen Etain einschließen. Da ich mich hier nur vom
22. X. 16 bis 7. I. 17 aufhielt, kamen wenige Arten zur Be-
obachtung. Zur Charakteristik der Landschaft sei gesagt, daß es
sich um das weite, von flachen Hügeln leicht gewellte Vorland
der Cötes Lorraines handelt. Gegenüber dem Acker- und im
Herbst oft weithin überschwemmten Weideland treten die Wälder
stark zurück. Diese tragen fast alle die gleichen Merkmale: es
sind bald kleine, bald auch recht ausgedehnte, völlig ungepflegte
Laubwaldungen, die von trüben Gräben stagnierenden Wassers
946 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. I ^ .„ '
L Ges. Bay.
durchzogen werden; auf dem zur kalten Jahreszeit morastigen
Boden wachsen Hainbuchen, Eichen und Weiden wild durchein-
ander und bilden ein fast undurchdringliches Dickicht von Büschen
und Stäramchen, zumal wenn sich im Unterholz noch der Weiß-
dorn dazugesellt. Ältere, hohe Bäume, meist Eichen, sind oft nur
spärlich dazwischen eingestreut und haben nur an wenigen Stellen
das Unterholz im Zaum gehalten. Nadelhölzer fehlen überall.
2. dem südöstlichen Zipfel Deutsch-Lothringens und
dem daran südlich angrenzenden besetzten franzö-
sischen Gebiet, zwischen den Verbindungslinien Avricourt —
GondrexoD — Domevre — nördl. Badonviller— Angomont — Foret de
Bousson — St, Quirin — Heming — Rixingen — Aviicourt. Einige
Fahrten und Ritte führten mich darüber hinaus bis Mulsach, Langd
und Saarburg. In diesem Gebiet verbrachte ich lange Zeit:
22. IX. 14-29. VII. 16, 9. I. 17—25. IV. 17, und ich glaube,
die Brutvögel desselben nahezu vollzählig festgestellt zu haben,
abgesehen von denen der großen Weiher. Denn sie konnte ich
leider nur ein paarmal im Winter flüchtig besuchen, so sehr es
mich auch zur Zug- und Brutzeit dorthin lockte. Haben doch am
Gunderchinger Weiher 1896 sogar 4 Paare des Purpurreihers ge-
horstet (Döderlein 1896, p. 2).
Das umgrenzte Gebiet zerfällt nach der Natur des Landes
in zwei scharf unterschiedene Teile, einen größeren, westlich der
Linie Badonviller — Val— Cirey — St. Quirin, welcher der lothringi-
schen Hochebene zuzurechnen ist, und einen kleineren östlichen,
der den Westfuß der mittleren Vogesen bildet. Ersterer erinnert
ein wenig an die Landschaft der Woevre-Ebene, indem auch hier
Laubwälder jeder Größe von welligem Acker- und Weideland ein-
geschlossen werden; aber die Feuchtigkeit des Bodens ist weit
geringer, Weideland tritt gegenüber einer entwickelten Felderwirt-
schaft sehr zurück, und die Laubwälder bieten fast nirgends den
Anblick so trostloser Verwilderung, wie sie in der Woevre die
Regel bildete. Sie sind besonders auf deutschem Boden durch-
forstet, und an vielen Stellen ist neuerdings Nadelholz (Fichten
oder Kiefern) angepflanzt worden. Nahe der bezeichneten Grenze
gehen die gemischten Laubwaldungen vielerorts in einen hoch-
stämmigen Buchenwald über, in dem das Unterholz ganz fehlt
oder nur schwach entwickelt ist. Für die Gestaltung des Vogel-
lebens ist es von Wichtigkeit, daß zwischen den Feldern und an
den Wegen vielerorts Dornhecken stehen. Weinbau wird nur an
einem sonnigen Hang südlich Blämont und bei Fremouille ge-
trieben. Fast jedes der zahlreichen Dörfer ist von großen Pflaumen-
gärten umschlossen, da die Bevölkerung dem Genuß von Zwetschgen-
schnaps sehr ergeben ist. Parkartige Anlagen dagegen finden sich
nur bei Cirey und Blämont.
XIII, 3, I Stresemann : Zwischen Verdun und Beifort. 247""
Fast unvermittelt erhebt sich aus dieser Ebene der Vogesen-
fuß. Bis zu seinem Saum hat das Gebirge die mächtigen Tannen-
wälder vorgeschoben, die seinen niederschlagsreichen Westhang
größtenteils bedecken; nur selten machen sie dort reinen Buchen-
wäldern Platz, aber gern vermischen sich in den tieferen Lagen
die Tannen mit Buchen und Eichen. In diesem mächtigen Wald-
land fehlen (vom Dörfchen St. Sauveur abgesehen) geschlossene
Ansiedlungen; nur Sägemühlen, Forsthäusern und Kohlenmeilern
begegnet man in den steil eingeschnittenen Bachtälern bis weit
ins Gebirge hinein. Von geschlagenen Blößen hat vielerorts der
Besenginster Besitz ergriffen.
3. dem Waldland der mittleren Vogesen zwischen dem
Oberlauf der Leber und Breusch, westlich bis zur Linie Saal —
Lusse — Markirch. Hier wohnte ich vom 17. V. 17 — 1. IX. 17 vom
Wald umgeben in 700 m Höhe am Fuße des Climont(= Weinberg)
und hatte leider nur selten Gelegenheit, meine Wanderungen über
die nähere Umgebung dieses Berges auszudehnen. In diesem Ge-
birgsausschnitt erheben sich die Vogesen nur an wenigen Stellen
etwas über 1000 m; Tannen und Buchenstände wechseln mitein-
ander ab, sich vielfach zu Mischwäldern vereinigend, doch über-
wiegt in den höheren Lagen und am Westhang des Gebirges der
Tannenforst bedeutend. Hier und da sind auch Fichten ange-
pflanzt. Auf heißen Blößen und kahlen Berglehnen wuchert Brom-
beere und Besenginster, Wiesen und Äcker finden sich nur in
den breiten Tälern und auf einigen Hochflächen, so bei den 700 m
hoch gelegenen Climonthöfen und dem wenig niedrigeren „Hang".
Matten und Latschenbestände fehlen.
4. den Hoch vogesen zwischen den Tälern der Lauch und
Fecht, insbesondere der Umgebung des 1268 m hohen Kleinen
Beleben (= Kahlen Wasen), unter dessen Gipfel mein Quartier
vom 5.— 19. IX. 16 lag. Da in diesem interessantesten Abschnitt
der Vogesen in neuerer Zeit nur R. Scheicher beobachtet hat und
auch dieser nur während kurzer Tagesausflüge, wäre bei längerem
Aufenthalt vieles Wichtige festzustellen gewesen, und ich nahm
mit ganz besonderem Bedauern von dem herrlichen Bergland nach
14 Tagen wieder Abschied. Kurznarbige Matten überziehen von
etwa 1000 — 1100 m ab die steinigen Bergrücken und gehen an
manchen Stellen unmittelbar, an anderen durch Vermittelung einer
Latschenzone in den großen Tannen- oder (seltener) Bucheniorst über.
In allen vier Gebieten wurden, soweit die Umstände das er-
laubten und es für die Klärung systematischer Fragen notwendig
erschien, Bälge gesammelt. Ihre vergleichende Untersuchung muß
ich auf spätere Zeit verschieben. Die Systematik soll daher in
der vorliegenden Arbeit nur gelegentlich gestreift werden. Die
biologischen Wahrnehmungen aus den vier Beobachtungsgebieten
248 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. ^^^^' ^™'
L Ges. Bay.
habe ich unter drei Schlagwörtern angeführt: Woevre = l,
Lothringen = 2, Vogesen = 3 und 4. Die bei Metz während
eines Urlaubstages gesehenen Vögel stellte ich zu „Lothringen",
Beobachtungen in der Rheinebene bei Barr (12.— 25. IX. 17) und
Schlettstadt zu „Vogesen".
1. Corims c. cornix L. — Nebelkrähe.
Lothringen: Ab und zu eine oder einige in den Winter-
monaten, gewöhnlich auf den B^eldern unter Saatkrähen, mit denen
sie zu wandern scheinen. 1914: 13. XL 3 mit 17 Saatkrähen
bei Folkringen, 24. XL 1 daselbst unter 30 Saatkrähen, 6. XIL
5 bei Igney mit 4 Rabenkrähen, 1 am Sablon-Wald mit 6 Raben-
krähen. 1915: 8. IIL 3 unter > 100 Saatkrähen bei Cirey, 6. IIL
2 bei Petitmont unter 50 Saatkrähen. 1917: 3. I. 1 bei Ibingen
mit 3 Saatkrähen.
2. Corvus c. co7mix X Corvus c. corone.
Lothringen: Eine recht schmutzig graue Krähe, offenbar
Rackelkrähe, am 1. L und 5. L 15 unter demselben Saatkrähen-
schwarm bei Ibingen.
3. Corvus c. corone L. — Rabenkrähe.
Lothringen: Brütet als ziemlich häufiger Standvogel ver-
streut in den Waldungen und Feldgehölzen. Auch außerhalb der
Brutzeit sah ich sie meist nur paarweis oder in kleinen Gesell-
schaften von höchstens 10 Stück; nie beobachtete ich große
Scharen, oder gar gewaltige Schwärme, wie sie u. a. Gengier
(1916, p. 398) für SO. -Belgien anführt. Derartige Ansammlungen
scheinen auch in der Pfalz nicht beobachtet zu werden. Unter
Saatkrähen mischen sie sich nach meinen Beobachtungen nur
selten. Ein auffälliger Zuzug während des Winters war nicht zu
bemerken. Mitte März sieht man sie gewöhnlich schon in Paaren;
am 18. III. 16 arbeiteten 2 bei Lörchingen bereits am Nest,
doch sah ich auch noch am 27. III. 15 zwei Flüge von 5 und
10 Stück bei Petitmont. Ende X. 15 besuchten mehrere Tag
für Tag einen großen Wallnußbaum neben unseren Geschützen
und holten sich dort zu unserem großen Ärger die schönsten Nüsse
weg. — Vogesen: Sie fehlt auch in den höheren Lagen als
Brutvogel nicht, ist dort aber sehr viel seltener als in der Ebene.
Im Sommer 1917 brachte ein Paar am Climont (700 m) Junge auf.
Im Oktober 1916 sah ich einzelne an den kahlen Matten des
nördl. Steinbergs bei 1200 m.
4. Corvus f. frugilegus L. — Saatkrähe.
Die Saatkrähe ist weder im Elsaß noch in Lothringen Brut-
vogel; die entgegenstehenden Angaben Rörig's sind wohl mit Sicher-
XIII, d, I Streseraann : Zwischen Verdun und Beifort. 249
1918 J ^^^
heit auf eine Verwechslung mit der Rabenkrähe zurückzuführen.
Sie wird nach d'Hamonville auch in den französischen Departe-
ments Meuse, Moselle, Meurthe und Vosges nur zur Zugzeit an-
getroffen. Dann aber kommt sie in gewaltigen Massen durch, und
große Mengen verbleiben den Winter über auf den Feldern, vor-
nehmlich denen der südlothringischen Hochebene, weit weniger
zahlreich in der Woevre-Ebene, was vielleicht mit der zur Kriegs-
zeit geringeren dortigen Feldbestellung im Zusammenhang steht.
Ihre Ankunft bemerkte ich in SO. -Lothringen 1914 am 12. XI.,
1915 am 30. X., in der Woevre 1916 am 31. X.; die letzten
durchziehenden Schwärme sah ich in Lothringen 1915 am 18. III.,
1916 am 18. III. (nur ein Schwärm von 50 Stück verblieb bei
Petitmont bis zum 27. III.), 1917 am 13. III. Die ersten Gäste
pflegen nicht im Gebiet zu verweilen, sondern weiter nach 8. zu
ziehen; ebenso währt im März der starke Durchzug nach N. noch
tagelang, wenn die Felder von den Wintergästen schon völlig
entblößt sind. Die überhin ziehenden Schwärme zählten meist
50 — 100, oft auch noch weniger Köpfe, während sich die über-
winternden Saatkrähen oft allmählich zu weit größeren Scharen,
die 1000 Köpfe übersteigen können, zusammenscharten^). Es fiel
mir auf, daß die überhin fliegenden Durchzügler in breiter Front
zu ziehen pflegen^), während die längste Ausdehnung der zur
Winterzeit streichenden Schwärme in der B'lugrichtung liegt:
es fliegt hier also ein Vogel dem andern nach. Die überwintern-
den Scharen streichen wohl ziemlich weit — wenn auch meist
innerhalb gewisser Gebietsgrenzen — umher, gewöhnen sich aber
bald an bestimmte Schlafplätze in den Wäldern, zu denen sie
wochenlang allnächtlich zurückkehren. Doch findet auch mitten
im Winter, besonders bei Witterungswechsel, oft eine Verschiebung
des Bestandes statt. Bei reichlichem Schneefall räumten die
Saatkrähen vom 18. I. bis 3. II. 15 das Gebiet im weiten Um-
kreis von Hattingen, während die Rabenkrähen verblieben, und
kehrten erst mit Einsetzen der Schneeschmelze dorthin zurück.
Der Abzug nach N. setzt um die Mitte des Februar ein.
5. Colocus monedula spermologus (Vieill.) — Dohle.
Lothringen: Die Dohle ist hier als Brutvogel nur von
Metz bekannt geworden, wo sie teilweise den Winter über bleibt;
ich sah einige am 27. XII. 16 über der Stadt. Auf dem Durch-
zug stellte ich sie nur wenige Male fest: 13. XII. 14 40 unter
Staren; 5. IL 15 20 unter Saatkrähen; 20. IL 15 einige unter
Saatkrähen ; 15. III. 15 einige, 16. IL 16 20 mit Saatkrähen nach
N. durchziehend.
^) Vgl. hierzu Bertram, V.O.G.B. V, 1904, p. 431, auf dessen aufmerksame
Beobachtungen an überwinternden und ziehenden Saatkrähen besonders hin-
gewiesen sei.
250 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. TVerh. Orn.
L Ges. Bay.
6. Pica p. pica (L.) — Elster.
Woevre: Sehr häufig. — Lothringen. Als Standvogel
fast ebenso zahlreich wie in der Woevre-Ebene; manchmal sah
ich im Winter bis 7a\ fünf beisammen. Am 4. XII. 14 zählte ich
auf dem Wege von Mulsach nach Hattingen 15 Stück.
[Nucifraga c. caryocatactes (L.) — Tannenhäher.
Lothringen: Der einzige Brutnachweis stammt aus der
Nachbarschaft meines Beobachtungsgebietes, aus der Umgebung
von Alberscli Weiler, wo am 3. VIL 1896 ein halbflügges Junges er-
legt wurde, das ich im Straßburger Zool. Museum sah. (Vgl.
Döderlein 1896, p. 3.) Mir ist die Art nicht vorgekommen. —
Vogesen. Trotz aufmerksamen Suchens habe ich den Vogel in
den großen Tannenfürsten des Berglandes zwischen Lebertal und
Breuschtal nicht gefunden.]
7. Oarrulus g. glandarius (L.) — Eichelhäher.
Lothringen und Woevre: Häufig in allen Gehölzen. —
Vogesen. Ziemlich häufig in den Buchen Waldungen zwischen
Leber- und Breuschtal.
8. Sturnus v. imlgaris L. — Star.
Nur wenige Paare brüteteh in dem von mir besuchten Teil
Lothringens Der Star fehlte in den Gärten und der Umgebung
der meisten Ortschaften; einige hatten ein, höchstens zwei Brut-
paare. Zwei solche Paare, welche Nistkästen am Waldrand bei
Blämont bezogen, erschienen dort zusammen am 11. IL 17. Von
Anfang Juli ab sah ich gelegentlich Alte und Junge in Schwärmen
bis zu 50 Stück die Kirschbäume plündern. Sie verschwanden
spätestens im Lauf des September und Oktober; an ihrer Statt
stellten sich Ende X. die ersten Fremdlinge aus nördlicheren
Gegenden ein, deren Zahl rasch gewaltig anschwoll, und die z. T.
langsam durchzogen, z. T. auch sich den ganzen Wintei- über
sehen ließen. Hir Ab- und Durchzug setzte gewöhnlich Anfang II,
ein und hielt bis Ende IL an; als Ausnahme sah ich noch am
29. III. 17 einen Schwärm von 50 bei Harboney. 1914 er-
schienen die ersten am 21. X.: Flüge von 19 und von 40; am
11. XL war bereits ein Schwärm von 100, am 13. XL ein solcher
von 400—500 da. Von da ab waren bis Anfang II. täglich Staren-
flüge auf den Ackern zu sehen, deren Kopfzahl unvermittelt zwischen
5 und 100 zu schwanken pflegte und nur einmal, am 6. XIL,
nochmals 300 überstieg. Sie schienen also, obwohl sie sich fast
stets mit den im Gebiet verbleibenden Saatkräh ensch wärmen ver-
gesellschafteten, in der Regel nicht wie diese einem Bezirk treu
zu sein, sondern über weite Strecken Landes zu streichen und
täglich ihren Aufenthalt zu wechseln. Die Rückzugsbewegung
■^^^^' ^' I Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. 251
1918 J
machte sich zuerst am 5. IL 15 bemerkbar, als 200 Stück plötz-
lich unter lüOO Saatkrähen bei Hattingen einfielen. Ihnen folgten
kleinere Schwärme, und den Schluß bildeten 60, die am 25. IL
mit 10 Saatkrähen bei Hattingen durchzogen. 1915 erschienen
die ersten in Lothringen am 28. X.; die Art überwinterte wie im
Vorjahr, In der Woevre, wo ich 1916 die ersten am 30. X.
sah, traten sie auf dem Durchzug bis Mitte XL in weit größeren
Mengen als- in Lothringen auf; man konnte in dieser Zeit Tausende
beisammen sehen. 1917 waren bis Mitte I. in der weiteren Um-
gebung Blämouts stets einige Flüge zu sehen; aber bei Einsetzen
der strengen Kälteperiode verschwanden sie sämtlich aus der
Gegend und kehrten erst nach knapp vier Wochen zurück*).
9. Oriolus 0. oriolus (L.) — Pirol.
Lothringen: Ziemlich seltener Brutvogel. Ich vermochte
im Sommer nur fünf Paare in Parks und Laub Waldungen fest-
zustellen. 1915 erschienen die ersten, wohl Durchzügler, am
28. IV. — Vogesen: Im Gebirge nicht beobachtet.
10. Coccothraustes c. coccothraustes (L.) — Kirschkernbeißer.
Lothringen: Ein Standvogel, der verstreut in den Parks,
Laub- und Mischwaldungen brütet und dessen Bestand im Herbst
und Winter durch Zuzügler beträchtlich vermehrt wird. Diese
Vögel streichen dann in Trupps, die häufig etwa 20 Köpfe stark
sind, von X. bis Anfang IV. in den Laub- und Nadelwäldern um-
her. Mitte IV. sondern sie sich zu Paaren ab, von denen der
größte Teil bis Ende des Monats verschwindet. — Woevre: Ende
Oktober und im November konnte ich kleine Trupps in allen
Wäldern finden. — Vogesen: Im Gebirge fehlte die Art zur
Brutzeit.
11. Chloris eh. chloris (L.) — Grünling.
Lothringen: Während der Brutzeit traf ich den Grünling
nur in wenigen Paaren in Gärten und Parks an. Dagegen be-
gegnete ich ihm nicht selten im Winter (XL, XIL, IL, III.) ein-
zeln oder zu mehreren im Anschluß an andere Körnerfresser. Aus-
nahmsweise stieß ich auf bedeutendere Ansammlungen, die min-
destens zum allergrößten Teil aus Zuzüglern bestanden. 26. XL 16
20 Stück bei Val, 27. IL 15 100 Stück bei Cirey. Die meisten
sah ich am 4. XII. 14 bei Mulsach unter einem mehrere Hundert
Köpfe starken Fringillidenschwarm, der zu etwa 60% aus Grün-
*) Sehr lehrreich ist ein Vergleich dieser Daten mit der trefflichen Arbeit
von Dr. Ries „Die Züge des Staren in der Bamberger Landschaft (etc.)",
V.O.G.B. XI, p. 147-156, woraus sich ein sehr allmähliches Vorrücken im Herbst
und Frühjahr zu ergeben scheint.
252 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. fVerh. Orn.
L Ges. Bay.
lingen bestand. — Woevre. 22. XI. 16 einige an der Amblemont-
Ferme,
12. Carduelis c. carduelis (L.) — Stieglitz.
Lothringen: Übertriift als Gartenvogel zur Brutzeit den
Hänfling und Grünling an Häufigkeit. Im September schlägt er
sich gern zu Flügen zusammen, die uie die Kopfzahl der großen
Hanf lingssch wärme erreichen, und die ich von IX. bis Mitte IV.
in unverminderter Häufigkeit zu jeder Zeit antraf. Dann sondert
er sich wieder paarweis ab, doch begegnete ich auch noch am
30. IV. einem Flug von 10 Stück bei Val. — Woevre: Schwärme
zeichnete ich am 30. X., 7. XII. und 10. XII. auf. — Vogesen.
Das Gebirge bietet dem Stieglitz nur an wenigen Stellen, wo von
Obstgärten umgebene menschliche Ansiedlungen bestehen, günstige
Brutbedingungen. Bei den Climonthöfen (700 m) traf ich ihn nur
einmal am 30. V. Der große, aus etwa 100 Stieglitzen zusammen-
gesetzte Schwärm, den ich vom 8.— 13. IX. 16 auf den Matten am
kleinen Beleben zwischen 1000 — 1100 m sah, bestand zweifellos
aus Vögeln, die aus der Ebene nur heraufgestrichen waren, um
die hier besonders dicht stehenden Disteln zu plündern.
13, Äcanthis c. carwabina (L.) — Hänfling.
Lothringen: Der Hänfling findet in den hier häufigen
dichten Weißdornhecken günstige Nistgelegenheiten. Besonders
zahlreich war er zur Brutzeit in der Umgebung von Blämout.
Von Anfang XL bis Ende IL streifen Scharen, die öfters etwa
100 Köpfe erreichen, im offenen Land umher. — Woevre: Die
streichenden Hänflingsschwärme, die ich hier sah, waren, wie die
Stieglitzflüge, oft weit größer als in Lothringen. Am 7. XII. lag
auf den Brachen bei Hermeville ein mehr als 500 Vögel zählen-
der Fringillidenschwarm, der fast durchweg aus Hänflingen be-
stand, neben denen ich einige Stieglitze, Feldsperlinge, Gold-
ammern, Buchfinken und Grünlinge bemerkte. — Vogesen: Zur
Brutzeit hielten sich mehrere Paare, die später mit ihren Jungen
erschienen, in den Gärten der Climonthöfe (700 m) neben den
Zitronfinken auf.
14. Äcanthis linaria caharet (P. L. S. Müller). — Alpenleinfink.
Schon die älteren lothringischen Ornithologen (Holandre,
Godron) unterschieden nach dem Vorbild Vieillot's zwischen zwei
Leinfinkenformen, der nordischen und der alpinen. So sagt
Godron (p. 369), ^Linaria horealis'-'- sei selten und ziehe zuweilen
im Herbst und fast immer in größeren Flügen durch, während
„Linaria rufescens^ nach ihm seltener Herbstdurchzügler ist.
Ausführlicher und offenbar zutreffender läßt sich d'Hamonville
(p. 279—280) aus, der L. horealis in dem von ihm behandelten
■^■^^■'■' ^' Stresemann : Zwischen Verdun und Beifort. 253
1918 J
Gebiet selten und als unregelmäßigen Durchzügler im November
vorkommen läßt, wo er bald in kleinen Trupps, bald in beträcht-
lichen Belügen erscheine, von L. rufescens dagegen folgendes an-
gibt: „Erscheint im November, um den Winter bei uns zu ver-
bringen, falls er nicht zu hart ist, und im März wieder abzu-
ziehen. Er zieht fast regelmäßig in kleinen Flügen durch, die
sich gern unter Zeisige und Stieglitze mischen, ist jedoch niemals
häufig. Man kann beobachten, daß in den Jahren, in denen ein
Durchzug von L. horealis stattfindet, L. rufescens weniger zahl-
reich ist^)." Ich selbst hatte während dreier Winter in Lothringen
nur einmal eine Begegnung mit Leinfinken : am 18. III. 17 traf
ich zwei am Rand eines Birkenwäldchens bei Blämont, die lange
vor mir am Boden hüpften, wobei ich ihre Färbung genau be-
trachten konnte. Der eine Vogel war ziemlich hell und hatte eine
weißliche Brustmitte, war offenbar ein cf des Vorjahres, während
der andere so dunkel und bräunlich war, wie ich es nie beim
nordischen Leinfinken gesehen habe. Daß der Alpenleinfink
im Winter gelegentlich weit nach Westen und Nord-
westen streicht, ist mehrfach durch Belegexemplare aus Belgien,
Luxemburg und NO.-Frankreich bestätigt worden, so erst kürzlich
durch Gengier (1916, p. 400). Auch in der Pfalz darf man ihn
erwarten. Dieselbe sonderbare Zugrichtung wie diese Stücke des
Alpenleinfinken schlagen viele Wasserpieper ein.
15. Spinus sjnnus (L.) — Zeisig.
Ein Gast, der im Oktober erscheint, in ganz kleinen Flügen
mindestens einen Teil des Winters in Nadelholz- oder Erlen-
beständen verbringt und das lothringische Gebiet nach den Be-
richten aller Autoren im März wieder zu verlassen pflegt. An
den verschiedensten Stellen traf ich ihn in Lothringen 1914 am
10., 23. X.; 3., 5. XI; 8., 18., 25. XII; 1915 am 17., 23., 27. lU.;
13., 15., 16., 18., 19., 20., 22., 27. IV.; 24., 25. X.; 4. XL; 1.,
6. XIL; 1916 am 5. L; 28. IIL; in der Wo e vre am 11. und 13.
XL 16. Nicht beobachtet wurde er also von mir zwischen An-
fang I. und Mitte III. Die auffälligen Aprilbeobachtungen be-
ziehen sich auf kleine Flüge an drei getrennten Stellen am Rand
des Vogesenwaldes zwischen Val und Badonviller. Sie gaben mir
zu der Erwartung Anlaß, daß die Zeisige hier zur Fortpflanzung
schreiten würden ; aber nach dem 27. IV. blieben sie verschwunden.
Daß die Art gelegentlich in den großen Nadelwäldern der Vogesen
brütet, ist um so wahrscheinlicher, als sie R. Scheicher erst kürz-
lich durch einen Nestfund in Freiburg i. B. erstmalig als Brutvogel
Badens nachgewiesen hat und sie außerdem zweimal im Mai in
der Umgebung dieser Stadt antraf (Scheicher p. 57).
'} Vgl. Degland & Gerbe I p. 298.
■
Ges. Bay.
16. Chloroptila c. citrmella (L.) — Zitronfink.
Vogesen: Wie gering die Kenntnis der Vogesenornis bis
vor Kurzem war, geht wohl daraas hervor, daß d'Hamonville
(p. 278) noch 1895 über das Vorkommen des Zitronfinken nichts
anderes anzuführen weiß als die aus den 90 er Jahren stammende
Angabe Mougel und Lomont's, er brüte in den hohen Vogesen,
jedoch sehr selten ^). Scheicher (p. 57) traf zur Brutzeit ein Paar
am Lauchensee und mehrere Paare in der Umgebung des Schlucht-
passes und folgert aus seinen Beobachtungen, daß der Vogel in
den Vogesen vielleicht nicht ganz so häufig sei wie im Schwarz-
wald. Ich begegnete ihm jedoch so oft, daß ich ihn als einen
sehr zahlreichen Brutvogel des Wasgenwaldes bezeichnen darf.
In der nächsten Umgebung der Climonthöfe (700 m) nisteten 1917
nach niedriger Schätzung 30 Paare ; ich fand die Art in den
Mittleren Vogesen ferner im Juni 1917 am Bucheckerich (800 m)
und überaus zahlreich im B. de Chena östlich Wisembach (700 m).
In den Südvogesen traf ich sie im September 1916 an der Stein-
mauer (1256 m) und überall in der Umgebung des Kleinen
Beleben zwischen 1000 und 1200 m an. Wo ich in höheren Lagen
nach ihr suchte, habe ich sie selten vermißt und bin überzeugt,
daß sie selbst am Nordabfall der Mittleren Vogesen noch gefunden
werden wird^). Denn der Zitronfink bindet sich, wie sein Nisten
am Climont beweist, keineswegs an die Nachbarschaft von Matten,
und es ist schwer zu erkennen, welche ökologischen Bedingungen
eigentlich seine Vertikalverbreitung nach unten begrenzen. Zum
Bau seines Nestes scheint er den Saum von Tannenforsten aus-
zuwählen, die an offene Wiesenflächen oder Matten angrenzen.
Ein Nest, zu welchem ich wegen der Höhe des Baumes nicht ge-
langen konnte, an dem ich jedoch vom Fenster unseres Kasino-
raumes aus die Vögel wochenlang täglich beobachtete, war in
einen der obersten Äste einer alten, ein wenig vor dem ge-
schlossenen Waldrande stehenden Tanne eingebaut. Aus den
Wipfeln anderer, etwas hinterm Waldsaum stehender Tannen hörte
ich mehrfach das Betteln der Jungen im Nest. Es findet an-
scheinend nur eine Brut statt. Ein am 19. V. geschossenes $
hatte ein nahezu legereifes Ei im Oviduct. Am 13. VI. sah ich
in den Gärten der Climonthöfe die ersten, seit etwa vier Tagen
flüggen Jungen, denen bald weitere Familien folgten; aber selbst
am 6. VIII. ließen sich dort noch ausgewachsene Junge füttern.
Die Nahrung besteht vornehmlich in Unkraut- und Gemüsesamen,
die sie sich aus den Gärten und Wiesen holen. Dort halten sie
') Bereits der alte Gesner weiß, daß die y,Citrinella"- im Elsaß vorkommt.
*) 1910 soll die Art sogar in der Pfalz bei Dürkheira gebrütet haben
(V.O.G.B. XI, p. 40), aber diese Angabe erscheint wenig glaubhaft.
' ' ' I Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. 255
sich den größten Teil des Tages auf. Wenn das Gras der Wiesen
in Blüte steht, sieht man sie weniger als zuvor, denn dann suchen
sie lautlos zwischen den hohen Halmen nach Nahrung. Daneben
eroäbren sie sich zur Zeit der Obstblüte vornehmlich von den
Antheren des Apfels, die den Kropf Erlegter zuweilen als weiß-
liche käsige Masse ganz ausfüllten. Wo in der Nähe des Tannen-
waldes Apfelbäume in Blüte standen, durfte man daher auf den
häufigen Besuch dieser Vögelchen rechnen. Den Forst suchten
sie bei den Climonthöfen nur zur Nachtruhe auf oder um zum
Nest zu fliegen. Sobald die Jungen flügge sind, werden sie von
den Eltern in die Gärten und Wiesen geführt. Der Zitronflnk ist
gegen seinesgleichen sehr verträglich und lebt auch zur Brutzeit
gesellig, während welcher die kleinen, bis zu 7 Stück zählenden
Schwärme meist aus cTcf bestanden, welche für ihre brütenden 5$
oder den Nachwuchs Nahrung herbeiholten. Sobald die Jungen
ausgeflogen sind, bleiben bis zu deren Selbständigkeit die Familien
beisammen. Im August beginnen sich dann mehrere Familien zu
gemeinsamen Streifzügen zu vereinigen. Solche Trupps, deren
Zahl sich besonders leicht feststellen ließ, wenn sich die Vögelchen
nebeneinander auf den Drähten der Starkstromleitung nieder-
gelassen hatten, bestanden Mitte September am Kl. Belchen zu-
weilen aus 15 — 25 Stück, größtenteils natürlich Jungen. Den Ge-
sang hat Scheicher sehr zutreffend mit dem des Stieglitzes und
Girlitzes verglichen; ich fand, daß er große Ähnlichkeit mit dem
klirrenden Liedchen der letzteren Art habe, jedoch weniger ein-
förmig sei. Dieser anspruchslose Gesang, den ich vom Mai bis
in den August hörte, wird vom cf mit unverdrossenem Fleiß un-
gezählte Male vorgetragen, sobald es sich in den Ästen eines
Baumes niedergelassen hat; aber nicht genug damit — auch im
Fluge gibt es ihn zum besten. Ich hörte diesen Fluggesang selbst
von cTcf vortragen, die gleich darauf ihre Jungen fütterten, sei
es, daß sie sich von den bewaldeten Hängen des Climontrückens
steil in die Obstbäume hinabstüzten oder von einem Baum zum
nächsten flogen. Dabei wird unter Senkung der stark ge-
spreizten Schwingen der Flug gehemmt. Mit seinem langen Schwanz
erinnert der Vogel dann an einen singenden Baumpieper.
17. Serinus canaria germanicus Laubm. — Girlitz.
Lothringen: Der Girlitz, der Buchoz 1771 nur als seltener
Durchzügler Lothringens bekannt war und noch zu Holandre's
Zeiten (1826) als seltener Brutvogel der Metzer Gegend gelten
mußte, wo er jetzt sehr verbreitet ist (Paquet p. 83), scheint bei
seinem hier vermutlich südlich gerichteten Vordringen (ein cT von
Blämont stimmt mit der E^rm germanicus überein) noch nicht von
allen Teilen des Landes Besitz ergriffen zu haben. Wenigstens
256 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. fVerh. Orn.
L Ges. Bay.
fehlte er nach v. Besserer noch 1895 in der Gegend von Duß
(Dieuze). In meinem Beobachtungsgebiet brütete er im Garten-
'land ziemlich zahlreich, besonders in der Umgebung von Blämont.
Die ersten Ankömmlinge irn Gebiet waren meist Durchzügler.
1915 erschienen solche in Val erstmalig am 12. IV., 1917 in Blä-
mont am 16. IV. (3 c^cf), 1916 hingegen traf bereits am 21. III.
1 cf in Val ein, dem am 31. III. zwei weitere folgten. Am 19.
IV. 15 sah ich als größte Ansammlung während des Frühjahrs-
durchzuges 8 Stück beisammen. Im Herbst beobachtete ich den
letzten am 16. X. 14 in Fremonville. — Vogesen: Die Art
scheint von der Rheinebene aus, wo sie häufig ist und ich am
9. VII. 17 sehr viele in Schlettstadt, am 23. IX. 17 2 in Barr
fand, den breiten Wiesentälern aufwärts gefolgt zu sein. Mehrere
cTd^ sangen am 29. V. 17 in den Gärten von Markirch. Im
Münstertal war der Girlitz schon anfangs der 30er Jahre des ver-
gangenen Jahrhunderts häufig (Landbeck 1834 p. 29)^).
18. Pyrrhula pyrrhula eiiropaea Vieill. — Gimpel.
Lothringen: Brutvogel im Tannen- und Mischwald des
Vogesenfußes (Umgebung von Val und Lassenborn, B, de Quimont,
Türcksteiner Wald) wo ich im Mai, Juni und Juli Alte, später
auch bettelnde Junge häufig und an zahlreichen Stellen fand. Im
Herbst und Winter streichen sie in kleinen Trupps weit umher
und sind dann in den Gärten und Feldgehölzen eine vertraute Er-
scheinung. Noch Mitte April kann man sie in solchen Gesell-
schaften weit vom Brutort erblicken. Am 14. XI. 14 machte ich
die Beobachtung, daß ein Flug von 7 Gimpeln im Laubwald bei
Folkringen sich einem großen streichenden Meisenschwarm ange-
schlossen hatte, ohne sich jedoch an dessen Bewegungen streng
zu binden. — Woevre: X., XL, u. XII. einzeln oder in kleinen
Flügen im Laubwald bei Aix und bei der Amblemont-Ferme. —
Vogesen: In den ungeheuren Nadelwäldern des Gebirges darf
der Gimpel als häufiger Brutvogel gelten, den man dort nirgends
vermissen wird. Im Wald des Climontgipfels stellte ich mehr als
acht Brutpaare fest, deren cTcT im Mai und Juni sofort herbeieilten,
wenn ich ihren Lockpfiff nachahmte, später jedoch nicht mehr
darauf zeichneten. Im September waren Familien im Kammwald
der weiteren Umgebung des Kleinen Belchen bei 1100 m häufig.
Die Gimpel sitzen im Sommer gern zu mehreren im Tannen-
hochwald zwischen feinen Gräsern und Sauerklee; so lange sie
^) Herr Dr. Laubniann hat mich gebeten, bei dieser Gelegenheit ein Ver-
sehen in seiner Arbeit in V.O.G. B. XI, p. li)2, richtig zu stellen. Er gibt dort
an, Gesner habe den Girlitz aus den Vogesen gekannt. Gesner spricht jedoch
von einem Vocetius nwnn genannten Berg, heute Bözberg, im östl. Schweizer Jura.
XIII, 3,1 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. 257
1918 J
dort nach Nahrung- suchen, locken sie nicht, sondern verständigen
sich untereinander durch kaum hörbare, aber sehr bezeichnende
Wispertöne.
19. Loxia c. curvirostra L. — Fichtenkreuzschnabel.
Vogesen: Ich sah und hörte den Vogel hier zwischen Mai
und September nur einmal, am 5. VII. in den Tannen an den
Climonthöfen, wo ein Stück zu kurzer Rast einfiel.
20. Frmgilla c. coelehs L. — Buchfink.
Lothringen: In allen Wäldern und E'eldgehölzen ein häufiger
Brutvogel. Schon in den letzten Tagen des September bemerkt
man kleine Ansammlungen, die sich gewiß z. T. bereits aus Durch-
züglern zusammensetzen. Der Hauptdurchzug scheint im Oktober
und November zu erfolgen. Aber auch im Dezember und Januar
sieht man regelmäßig und an vielen Stellen, bald kleinere, bald
größere Flüge, die oft aus 60 — 80 Buchfinken bestehen und viel-
fach durch Bergfinken noch vergrößert werden. Dies sind offen-
bar Überwinternde, die ich manchmal viele Tage lang im gleichen
Obstgarten sehen konnte und unter denen ich nur selten einmal 1 oder
2 $$ wahrnahm. Anfang bis Mitte Februar beginnt sich der Früh-
jahrsdurchzug bemerkbar zu machen, der E'lüge bis zu etwa 100
Stück durchs Land führt und bis in die erste Aprilwoche an-
dauert. Unter ihnen nimmt erst Ende Februar die Zahl der $$
merklich zu. Den ersten vollständigen Schlag hörte ich 1915 am
20. IL, 1916 am 21. IL
21. Frmgilla montifringilla L. — Bergfink.
Lothringen: Ein häufiger Durchzügler und Wintergast, der
im Oktober ankommt. 1914 sah ich die ersten am 5. X., 1915
am 16. X. Sie erschienen zunächst einzeln oder zu wenigen unter
Buchfinken; 1914 nahm erst im Dezember, 1915 Ende XI. ihre
Zahl zu, und Flüge von 15 — 20 kamen dann mehrfach zur Be-
obachtung. Bei plötzlichem Schneefall stellte sich am 26. XL 15
in den Obstgärten von Val ein sehr großer Schwärm ein, nach
niedriger Schätzung aus 800—1000 Bergfinken bestehend. Die
Pflaumenbäume, auf denen die Vögel sich niederließen, waren so
völlig von ihnen bedeckt, daß kaum noch ein Plätzchen auf einem
Zweig freiblieb. Dieser Schwärm blieb bis zum 28. XL da, ver-
schwand mit einsetzendem Tauwetter wieder und erschien mit
dem neuen Schnee am 22. XII. abermals. Am 31. XII. war die
Zahl der Vögel auf 300 zusammengeschmolzen. Am seltensten
notierte ich die Art im Januar. Mitte Februar beginnen sie
wieder durchzuziehen, in der Regel unter Buchfinken, wenn sie
zu wenigen sind, nur mit Ihresgleichen dagegen, wenn es ihrer
17
258 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. I ^ V.
*' L Ges. Bay.
viele sind. Größere Flüge traf ich 1915 am 24. u. 25. II. (100
Stück), 15. u. 16. III. (100 St.), 1916 am 9. IL (80 St.), 23. II.
(100 St.), 1917 am 14. IL (30 St.). Die letzten bemerkte ich 1915
am 3. IV., 1916 am 21. IIL, 1917 am 8. IV. (Flug- von 20 St.).
— Woevre: Wenige zwischen 29. X. u. 4. XIL (7 Beobachtungen),
Von zahlreichen Seiten ist angegeben worden, daß die Berg-
finken im Winter 1915/16 in vielen Gegenden Deutschlands und
der Schweiz fast ganz ausblieben. Die hierauf bezügliche Lite-
ratur stellte Hennemann in Ornith. Monatsber. 1916 p. 152 zu-
sammen. Gleichzeitig wurde bekannt, daß die Art im betreffenden
Winter in ungewöhnlich großer Zahl in Südschweden verblieben
sei (Granvik, J. f. 0. 1916 p. 371, 1917 p. 190). Dem gegenüber
verdient betont zu werden, daß der Bergfink in dem betreffenden
Zeitraum in SO.-Lothringen keineswegs spärlicher auftrat als im
vorangehenden und folgenden Winter.
22. Passer d. domesticiis (L.). — Haussperling.
Gemeiner Standvogel, den ich nur in der Nachbarschaft kleiner
Vogesenansiedlungen (so der Climonthöfe) vermißte.
23. Passer m. montanus (L.). — Feldsperling.
Lothringen: Den Feldsperling fand ich zur Brutzeit spär-
lich, von November bis Januar dagegen mehrfach in Schwärmen
von etwa 80 Stück.
24. Emberixa c. calandra L. — Grauammer.
Lothringen: Obwohl das Gelände vielerorts für den Grau-
ammer geeignet erscheint, begegnete ich im Sommer nur zweimal
singenden cfcT: am 5. VII. 15 bei Folkringen und am 6. VII. 15
bei Verdenal. Im nahen Gebiet von Duß (Dieuze) fand ihn
V. Besserer überall. Überwinternde waren zu kleinen Schwärmen
geschart: Bei St. Georg hielten sich 1914 an Misthaufen und auf
Sturzäckern am 13. XII 17 + 10, am 22. XII. 8, am 25. XIL
10 Stück auf.— Woevre: Je ein kleiner Trupp am 4. und 8. XL
bei Bouligny und Affleville.
25. Emberiza citrinella sylvestris Brehm. — Goldammer.
Lothringen: In den zahlreichen, die Felder einsäumenden
Hecken ein gemeiner Brutvogel, der nach der Brutzeit in kleinen
Gesellschaften umherstreift und sich im Winter mit Buchfinken
und Feldsperlingen herumtreibt. Bei Schneefall und strenger Kälte
(so im Januar 1917) wachsen die Schwärme in der Nachbarschaft
offener Feldscheunen auf Hunderte von Goldammern an. Noch im
April, so am 24. IV. 17 bei Blämont, konnte ich lose Gesellschaften
bis zu 20 Stück treffen. Erstes vollständiges Lied 1915 am 12.11,
1916 am 23. IL
XIII, 3
1918
' j Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. 259
26. Etnberiza ctrlus cirlus L. — Zaunamraer.
Lothringen: Der Zaunammer wurde, soviel mir bekannt ist,
bisher im Dep. Meurthe & Moselle noch nicht als Brutvogel nach-
gewiesen; auch für Deutsch-Lothringen fehlt noch immer der Be-
weis seines Nistens, wenn es auch als sehr wahrscheinlich gelten
muß, daß er bei Metz zur Portpflanzung schreitet (Holandre 1836
p. 100, 1851 p. 104; Gengier 1910 p. 242). Ich wurde am 9. VIL 15
in einem Pflaumengarten am Ostausgang von Blämont durch den
leisen Lockruf auf ein cT aufmerksam, das bald mit Futter im
Schnabel davonflog. Am Nachmittag begegnete ich dem $, und
am nächsten Tag sah ich das cT am Eisenbahneinschnitt in einem
Schlehenbusch ein bereits flügges Junges füttern. Von Januar bis
25. IV. 17 führte mich der Krieg abermals nach Blämont, aber so-
viel ich auch die Gärten der Stadt und die Weinberge bei Barbas
nach dem Zaunammer absuchte, nie sah ich die Art hier wieder.
In England überwintert sie; nach zahlreichen Kriegsbeobachtuugen
(siehe u. a. Gengier 1916 p, 402, Bacmeister Oru, Monatsber. 1917
p. 83, L. Schuster p. 162) tut sie das auch — mindestens zum
großen Teil — in SO. -Belgien und Nordfrankreich, und in Deutsch-
Lothringen fand sie Gengier als erster im Winter bei Metz (Gengier
1910 p. 242). Ich traf am 6. XII. 14 am Bahndamm dicht beim
Bahnhof Deutsch- Elfringen einen B^lug von 3 cfcT und 2 $5 an.
Bei Dürkheim in der Pfalz, wo der Zaanammer brütet, sah Bertram
1 Stück noch am 15. XL 03 (V.O.G.B. V, p...361) und 1 Paar am
24. XII. Oi) (ibid VII, p. 217), so daß sein Überwintern auch hier
sehr wahrscheinlich ist.
27. Emberixa seh. schoeniclus (L.). — Rohrammer.
Lothringen: Gewiß brütet dieser Vogel im Rohrgürtel der
zahlreichen großen und kleinen Weiher der südlothringischen Hoch-
ebene, doch konnte_ ich diese Wasserflächen nur gelegentlich im
Winter besuchen. Überwinternde sah und hörte ich am 13. XII. 14
im Schilf des Gr. Fradeweihers bei St. Georg, am 18. XII. und
22, XII. 14 in einer Fichtenschonung des Rixinger Waldes (6 Stück),
am 12. 1. 17 am Weiher von Gunderchingen (1 Stück). Ein c^, das
sich am 17. II. 17 bei warmer Witterung am Rand eines Wäldchens
bei Blämont einstellte, befand sich bereits auf dem Frühjahrs-
durchzug ^). — Woevre: Vom 4. XII. 16 bis 5.1.17 sah ich
regelmäßig 1 oder 2 Rohrammern in den verwilderten Gärten der
vom Eixbach durchflossenen Ortschaft Hermeville.
28. Galerida c. cristata (L.). — Haubenlerche.
Die Haubenlerche, die nach Paquet (p. 25) erst seit 25 Jahren
bei Metz zum häufigen Standvogel geworden war und dort zu
Holandre's Zeiten (1836 p. 93) noch sehr vereinzelt auftrat, hat
17*
260 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. fVerh. Orn.
L Ges. Bay.
den von mir besuchten großen Zipfel des Landes noch immer
nicht besiedelt. Weder sommers noch winters bin ich ihr je
begegnet. Dagegen gehörte sie nach v. Besserer (p. 12) schon
1895 zu den gemeinsten Vögeln der Umgebung von Duß, welche
der Haubenlerche die gleichen Daseinsbedingungen bieten dürfte:
gewiß eine sehr auffällige Tatsache, welche eine äußerst langsame
Ausbreitung beweist. — Vogesen: Im Gebirge fehlt die Art
natürlich; aber auch in der elsässischen Rheinebene hat sie sich
noch nicht überall angesiedelt. Am 9. VIII. 17 sah ich 1 Paar
bei Schlettstadt, aber auf meinen Ritten in die Umgebung von
Barr vermißte ich sie im September 1917 völlig. In Straßburg
ist sie Brutvogel (Döderlein 1896 p. 2).
29. Lullula a. arborea (L.). — Heidelerche.
Lothringen: Zur Brutzeit sangen einzelne au vielen Orten,
so bei Val, Bremenil, Blämont, Autrepierre, Repaix. Ende Juni
1915 ließen sie ihr Lied fast nur noch in hellen Mondnächten
hören. Vom Herbstdurchzug habe ich wenig bemerken können.
Noch am 15. XI. 14 hielt sich ein Flug von 7 Stück auf feuchten
Wiesen bei Rixingen auf. 1915 stellte ich die ersten am 20. IL,
1916 am 28. IL, nach strengem Winter 1917 jedoch erst am 12. III.
fest. Der Hauptdurchzug erfolgte 1915 von der ersten bis zur
letzten Märzdekade, 1917 begann er 14 Tage später. Sie jubeln
dann bei schönem Wetter allerorts, in oft erstaunlicher Menge,
über der erwachenden Flur, ziehen jedoch teilweise auch in ge-
schlossenen Flügen rasch durch (so am 14. III. 17 25 Stück bei
Halloville). Schon Anfang April nimmt man fast nur noch die
Brutvögel wahr. — Vogesen: Zur Brutzeit sangen regelmäßig
einige in der Umgebung der Climonthöfe; die ausgedehnten Ginster-
hänge boten ihnen dort vorzügliche Nistgelegenheiten.
30. Älauda a. arvensis L. — Feldlerche.
Lothringen: Ein gewöhnlicher Brutvogel des bebauten Landes.
Während in den beiden vorangehenden Wintern in allen Monaten
einzelne auf den Feldern zu finden waren, vermißte ich sie An-
fang Februar 1917 bei strenger Kälte vollkommen. Der Durchzug
scheint in der Regel spät im Jahre aufzuhören und sehr zeitig
wieder einzusetzen. Noch am 24. XL 14 stellte sich ein Flug
von 15 bei Elfringen ein, 1915 begann die Rückwanderung an-
scheinend bereits am 27. I. In dem größten Flug, den ich sah,
zählte ich 18 Stück (17. IL 15). Erster Gesang 1915 am 5. IL
1917 verspätete sich Rückwanderung und Gesang um mehr als
14 Tage, — Woevre: Den ganzen November und Dezember hin-
*) L. Schuster (p. 1G3) sah 1916 bei Verdun die erste Rohrammer am 20. II.
xiri 3 ~\
' ' I Stresemann : Zwischen Verdun und Beifort. 261
1918 J
durch beobachtet. Am 10. XII. 16 auf den Brachen der nächsten
Umgebung der Amblemont-Ferme noch 25 Stück.
31. Änthus t. triviales (L.). — Baumpieper.
Lothringen: Sehr häufig zur Brutzeit an den Rändern der
Wälder und Feldgehölze. Die ersten hörte ich 1915 am 8. IV.,
1916 am 20. IV., 1917 am 19. IV. Ihnen folgte die Hauptmasse
innerhalb der nächsten Tage. — Vogesen: Auf trockenen Lich-
tungen und an Waldrändern des Gebirges zwischen Leber- und
Breuschtal im Sommer sehr zahlreich, auch noch am Grenzkamm
oberhalb des Lußhofes bei + 1000 m.
32. Anthus p. pratensis (L.). — Wiesenpieper.
Lothringen: Den Wiesenpieper zählt v. Besserer zu den
Brutvögeln der Gegend von Duß, leider ohne nähere Angaben zu
machen. Alle anderen lothringischen Beobachter kennen ihn nur
als Durchzügler, ebenso d'Hamonville. Auch ich habe ihn nie zur
Brutzeit gesehen, fand ihn jedoch stets zur Zugzeit: im Frühjahr
6. III.— 16. IV. 15, 14. III.— 18. IV. 16, 13. III.— 22. IV. 17, im
Herbst: 21. und 28. X. 14, 16. und 24. X. 15, 28. XL 15. Auf
dem Frühjahrsdurchzug trat er mehrfach in Flügen von 20 bis
30 Stück aut, — Woevre: Einzelne an verschiedenen Stellen am
3., 4., 10. und 11. XL; 12. XL Trupp von 10 bei der Amblemont-
Ferme, 4. XII. 1 bei Hermeville. — Vogesen: Scheicher (p. 62)
wies den Wiesenpieper als äußerst häufigen Brutvogel des Vogesen-
kammes zwischen Gr. Beleben und Weißem See nach. Vom 4. bis
19. IX. 16 traf ich sehr viele auf den Matten in der Umgebung
des Kl. Beleben zwischen 1000 und 1100 m; mit Wasserpiepern
vermischt, pflegten dort bei stürmischer Witterung Dutzende hinter
den hohen dichten Wegmasken Schutz zu suchen.
33. Änthus s. spinoletta (L.). — Wasserpieper.
Lothringen: Nur einmal, am 8. IL 17, an der Weißen Saar
oberhalb Niederhof 1 Stück bemerkt. — Woevre: Bei Kälte und
leichter Schneedecke fand ich am 2. und 3. XII. 16 den ersten
in Hermeville, am 4. XII. war 1 Paar da, das ich am 6. XII.
schoß, am nächsten Tage zählte ich mehr als 8, am 19. XII. 1,
am 20. XII. 2, am 31. XII. 1; am 2. I. 17 waren es wiederum
mehrere. — Vogesen: Scheicher begegnete auf seinen Wande-
rungen durch die Südvogesen dem Wasserpieper nur zweimal zur
Brutzeit in je einem Paar, doch ist er dort gewiß weit häufiger,
als hiernach angenommen werden mußte. Im September 1916
fand ich ihn in großer Zahl auf den Matten am Kl. Beleben ver-
sammelt und dort vielerorts in noch größerer Masse als den Wiesen-
pieper. Dagegen vermißte ich die Art von Mai bis August voll-
2ß2 Stresemannn: Zwischen Verdun und ßelfort. 1 ^^ ' ^^'
"^^^ |_ Ges. Bay.
kommen auf dem Kamm der Mittleren Vogesen zwischen Leber-
nnd Breuschtal, auch auf dem Hoclifeld.
Die Wasserpieper der Vogesen scheinen z. T. vor dem
Schnee und Futtermangel nach Westen und Nordwesten aus-
zuweichen und ihre Streifen über NO.-Frankreich bis nach Belgien,
über Lothringen in die Pfalz und bis in die untere Rheinebene
auszudehnen. Le Roi und Geyr v. Schweppenburg bezeichneten
eine solche, streckenweis sogar fast genau nördlich gerichtete
Winterwanderung als wenig wahrscheinlich, aber sie besitzt eine
Parallele in den winterlichen Streifzügen des Alpenleinflnken. Sie
wird außerdem nahezu zur Gewißheit, wenn man die bisherigen
Winterbeobachtungen aneinanderreiht, die als fortlaufende Kette
von den Vogesen nach dem unteren Rheintal führen.
34. Motacilla c. cinerea Tunst. — Gebirgsbachstelze.
Lothringen: Brutvogel an den Gebirgsbächen, so der Vezouse
oberhalb Val und der weißen Saar oberhalb Niederhof. Im Winter
zu allen Zeiten an Rinnsalen und auf quellenden Wiesen der lothr.
Hochebene, dann meist einzeln, selten in Paaren. Im März nimmt
ihre Zahl ein wenig zu. — Wo e vre: 4. XL 16 2 bei Haroncourt,
3. XIL 16—2. L 17 1 am Eixbach in Hermeville. — Vogesen:
Einzelne Paare an den Wasserläufen zwischen Leber- und Breusch-
tal. 11. IX. 16 1 Stück am Kl. Beleben in 1100 m Höhe.
35. Motacilla a. alba L. — Weiße Bachstelze.
Lothringen: Verstreuter Brutvogel, der nur in geringer Zahl
durchzieht. Das erste Paar sah ich 1915 am 9. IIL, 1916 am
15. III. (Brutpaar bei Bremenil), eine einzelne 1917 am 16. III.
Durchzügler 1916 und 1917 um den 20. liL — Vogesen: An
den Climonthöfen brachten 1916 2 Paare je 4 Junge auf; eine dieser
Brüten entschlüpfte dem Ei um den 27. V. und konnte beringt
werden.
36. CerÜiia famiUaris macrodactyla Brehm. — Waldbaumläufer.
Die Verbreitung der beiden Baumläuferarten ist ein sehr an-
ziehendes Kapitel, auf das ich später ausführlich einzugehen ge-
denke. Von der Westfront ist der Waldbaumläufer bisher noch
nicht bekannt geworden, und es scheint jetzt festzustehen, daß er
in Holland und Belgien als Brutvogel vollkommen fehlt und in
Frankreich nur an der gebirgigen Ostgrenze vorkommt, etwa so-
weit, als die Tanne waldbildend auftritt; hier wurde er am West-
abfall der Vogesen, in den Savoyer Alpen und den Basses-Alpes
gefunden, dürfte jedoch im ganzen franz. Alpengebiet vorkommen
und auch den Jura, die Cevennen und die benachbarten Gebirgs-
züge bewohnen. Auch in Deutsch-Lothringen ist er wahrschein-
lich auf die Vogesen und vielleicht noch die Gegend von St. Avold
XIII, 3, Stresemann : Zwischen Verdun und Beifort. 263
1918 J "^
und Metz beschränkt^) und scheint links des Rheines sonst nur
noch in der Hardt, dem Pfälzer Wald und Pfälzer Reigland, sowie im
Hunsrück und der Eitel Brutvogel zu sein. Der Zufall wollte es, daß
ich mehr als zwei Jahre in einem Gebiet zubrachte, in dem
unsere beiden Baumläuferarten fast ohne Übergangs-
zone aufeinanderstoßen; dies ist der Westfuß der Vogesen
zwischen Badonviller und Alberschweiler. Die Grenze folgt hier
etwa den Verbindungslinien der Orte Badonviller — Bremenil— Val
— Cirey — Les-Harcholins — Lassenborn— St. Quirin — Alberschweiler.
Ustlich derselben steigt meist unvermittelt das Gebirge aus der
Hochebene an; auf eine Misch waldzone von vielerorts geringer
Breite folgt hier der ungeheure Tannenwald, der sich bis zum
Kamm hinaufzieht und auch auf elsässischera Boden ein gutes
Stück hinabreicht, oft von Fichtenbeständen abgelöst oder mit
Buchen durchsetzt. Dieser Tannenwald bildet den größten Teil
des Waldbestandes der Mittleren und Süd -Vogesen; er ist die
rechte Heimat des Waldbaumläufers, der in ihm sehr häufig ist.
Westlich der bezeichneten Linie beginnt die flachwellige lothringische
Hochebene, ehemals wohl fast ganz von Laubwald bedeckt, der
noch jetzt stellenweise, so vor allem südwestl. Saarburg und als
Parroywald, große Flächen bedeckt, meist jedoch durch die weit
fortgeschrittene Bebauung in viele größere und kleinere Wälder,
Wäldchen und Feldgehölze zertrennt w^orden ist. Es sind an manchen
Orten reine Buchenbestände, meist jedoch gemischte Laubwälder,
in denen neben der das Unterholz bildenden Hainbuche die Eiche
und Buche vorherrscht: hier wohnt der Gartenbaumläufer. In der
Grenzzone kann man nun zwar beobachten, daß der Waldbaum-
läufer zur Brutzeit den monotonen Buchenwald nicht nur besucht,
sondern sogar in ihm brütet (westlich des B. de Quimont, B. Haut
de Cappel östlich Cirey, an der Schützenhöhe östlich des Climont),
und daß er im Mischwald fast häufiger die dicken Flechtenüber-
züge der Eichenrinde als die Ritzen der schlanken Tannenstämme
durchsucht (Türksteiner W., B. de Quimont); dennoch breitet
er sich nicht im Laubwaldgebiet aus, sondern bleibt stets
in nächster Nähe des Tannen- oder Fichtenwaldes — aus einem
noch verborgenen Grund ^). Umgekehrt hörte ich einmal den Ge-
sang des Gartenbaumläufers im reinen Tannenforst (bei Lusse
22. VIII. 17), aber es war im letzten Ausläufer des Vogesen waldes,
und nie wird man ihm in dessen Inneren begegnen.
') Clevisch's Angabe (p. 83), er komme, wenn auch seltener als der Garten-
baumläufer, bei Metz vor, konnte durch Gengier nicht bestätigt werden, ist je-
doch nicht unwahrscheinlich, da der St, Quentin auch mit Tannenwald be-
standen ist.
') Dies gilt nicht für das nördliche und östliche Verbreitungsgebiet der
Art, worauf später noch zurückzukommen sein wird.
264 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. 1
cih. Orn,
Ges. Bay.
Bereits 1895, als die Unterscheidung der beiden Baumläufer-
arten in Deutschland noch sehr im Argen lag, hat d' Hamonville
(p. 266) ihre Verbreitung in den Vogesen und ihrem westlichen
Vorland ganz richtig gekennzeichnet, indem er für ^.Certhia fami-
liaris L." angab, sie sei ziemlich verbreitet in den hohen Bergen
der Vogesen, während er „C. b?'ach2/dactyla Brehm'-^ einen gemeinen
Standvogel der Gehölze und Gärten nannte^).
Im Herbst und Winter, oft auch schon von Mitte Juli ab,
streicht der Waldbaumläufer gern mit Meisen und deren Gesell-
schaftern umher, scheint sich aber auch auf diesen Streifen in der
Regel nicht weit von seinem sommerlichen Wohngebiet zu ent-
fernen, denn ich stellte ihn außerhalb desselben nur einmal bei
Schnee und strenger Kälte am 24. I. 17 in einem von mir scharf
kontrollierten Wäldchen bei Blämont fest, etwa 10 km westlich
der Grenzlinie.
Im April sah ich Liebesspiele, wobei sich die Gatten am Stamm
einer Tanne mit großer Ausdauer neckend umflatterten. Die Ei-
ablage scheint meist im Mai, auch ein wenig früher und später
zu erfolgen. Im Ovar und Oviduct eines am 17. V. 17 am Climont
geschossenen 5 fand ich noch mehrere Eier in verschiedenen Stadien
der Entwicklung, wogegen ein zwei Tage später dort erlegtes be-
reits alle Eier abgelegt hatte. Am 11. VI. 15 fütterte ein Alter
im B. de Quimont 2 Junge, deren Großgefieder schon ausgewachsen
war. Eine Familie mit ausgewachsenen Jungen, die noch bettelnd
den Alten folgten, streifte am 25. VII. 16 durch den Wald bei
Les Harcholins.
Auch da, wo der Wald von dieser Art dicht besiedelt ist, be-
sitzt zur Fortpflanzungszeit jedes Pärchen sein eigenes kleines
Revier, in dem es keinen Fremdling duldet. Am Weg, der um
den Climontrücken führt, hausten im Mai und Juni 1917 mindestens
7 Paare in einem gegenseitigen Abstand von 200—300 m.
Seinen Gesang läßt das cf von den ersten schönen Tagen des
Spätwinters an bis zum Beginn der Mauser hören. 1916 vernahm
ich ihn schon am 16. IL Nach Mitte Juni läßt der Sangeseifer
merklich nach, und im Juli hörte ich nur selten eine kurze, matte
Strophe. Nach beendetem Gefiederwechsel machen sie im Sep-
tember nochmals Ansätze zum Gesang und selbst im Oktober hörte
ich sie singen, aber nie mit dem Eifer und der Klangstärke des
brünstigen Vogels. Im April und Mai, auch wohl noch Anfang
Juni, hört man manchmal ein cT, das von einer wahren Gesangs-
wut ergriffen ist. Gelingt es, seiner ansichtig zu werden, so sieht
man es in der Wipfelregion der hohen Tannen an einem Stamm
') Die meisten französischen Ornithologen unterscheiden seit dem Erscheinen
von Degland & Gerbe's vorzüglichem Werk (1867) sauber zwischen beiden Arten.
XIII, 3, I Streseraann: Zwischen Verduo und Beifort. 265
1918 J
sitzen, rasch sein Liedchen vorbringen und dann sofort unter
feinem ivit ivit einem Nachbarwipfel zufliegen, wo es sofort von
neuem zu singen anhebt, um gleich wieder weiterzufliegen. Das
wiederholt sich manchmal wohl 10 Minuten lang und länger, und
in dieser Zeit, in der es in Etappen eine gute Strecke Waldes
durchmißt, kann man 15 — 20 mal sein Liedchen hören. Es scheint
dies eine Form der Balz zu sein. Nie sucht der Vogel dabei nach
Nahrung; sobald er dazu übergeht, verstummt sein Gesang, und
man hört nur dann und wann noch ein sU von ihm.
Die bisherigen Versuche schriftlicher Wiedergabe des Wald-
baumläufergesanges hat kürzlich W. Hagen in einer vortrefflichen
kleinen Schrift zusammengestellt und ihnen seine eigenen Beob-
achtungen angefügt (J. f. 0. 1917, II, p. 73-80). Da ich allem
aufs vollste zustimmen kann, was dieser Gewährsmann über die
Biologie der btr-iden Certhia-Arteu angibt, kann ich mich hier kurz
fassen. Das Lied, das seiner Klangfarbe nach treffend mit dem
der Blaumeise, der Braunelle und des Zaunkönigs verglichen wurde
und mich auch an die Strophe des Wintergoldhähnchens gemahnte,
erfährt sehr viel größere Variation als das des Gartenbaumläufers.
Selten hört man 2 cfcf ganz denselben Gesang vortragen, und
selbst die Individuen bleiben ihrem Typus nicht immer treu. Ferner
scheint die Art zur Dialektbildung zu neigen, denn die von mir
in den Vogesen verhörten Strophen zeigen wohl einigermaßen den
Charakter der Lieder, welche Hagen bei Lübeck, Hammling und
Schulz bei Posen, Parrot in Oberbayern aufzeichneten, sind aber
vollkommen von jenen verschieden, die Prof. Hoffmann im östlichen
Sachsen vernahm. Dennoch ist es unzweifelhaft, daß dieser vor-
zügliche Vogelstimmenforscher den Waldbaumläufer vor sich hatte.
Die Vogesenbaumläufer schließen, wie fast überall, ihr Lied-
chen meist mit einer langen Perltour, der ein helles üit oder oit
angehängt wird. Bei Voigt lautet diese Verbindung xirrrrrroi,
bei Hammling und Scholz xitwrrtiroit. Ich schrieb sie anfangs
sirrrüif, später xirrrüaüit und sirrrüüüit, eine leichte Variante
sisirrrtüüüit. Diesem Sclilußsatz gehen durch kurze Pausen ge-
trennte Gesangsteile voran, die der Vogesenbaumläufer meist wieder-
holt, und vor die er dann oft noch ein seinem Lockruf gleiches
helles sit oder sz" setzt, z.B.: zitüi zitüi xirrrüaüä oder: sit situa
sit situa xirrrüaüit oder : si züata xüata (xilata) sirrrüüüit. Aber
diese Wiederholung bildet keine feste Regel: sit sit xirrrüa sit
xirrrüaüt oder sit sit xirrrüa xitüa xirrrüaüit. Auch die Schluß-
tour wird zuweilen fortgelassen oder doch nicht ausgesungen: sit
sit xirrrüa sit sit xitTrüa; u. s. w.
Die sonstigen Stimmäußerungen des Waldbaumläufers hat
Hagen bereits nahezu erschöpfend behandelt und die Unterschiede
gegenüber den Lauten der anderen Art sehr klar hervorgehoben.
266 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. FVerh. Orn.
L Ges. Bay.
Ich will seinen Ausführunj^en nur noch hinzufügen, daß unser
Vogel, wenn er von einem Stamm zum andern fliegt, fast regel-
mäßig in rascher Folge ganz feine, kurze, scharfe Rufe ausstößt,
die man ivit ivit schreiben kann und zu anderer Gelegenheit nicht
von ihm vernimmt. Ganz wie den Gartenbaumläufer hört man
auch ihn zur sangesarmen Zeit des Jahres seltener und schwächer
locken, ja oft gibt er dann auf lange Zeit keinen anderen Laut
von sich als ein kaum hörbares goldhähnclienartiges Wispern.
Der Waldbaumläufer beklettert Stämme, Äste und Zweige in
derselben Weise wie die kurzkrallige Art. Einmal sah ich zu
meinem Erstaunen, wie einer an der lebensgroßen Sandsteinflgur
eines Heiligen, die am Wege stand, lauge herumrutschte und die
Falten des Gewandes durchsuchte. Um sich putzen zu können,
setzte sich ein anderer in eine Astgabel.
37. Certhia b. brackydactyla Brehni. — Garteubaumläufer.
Westlich der bei der vorigen Art angegebenen Grenzlinie
Badonviller — St. Quirin findet man den Gartenbaumläufer längs
der ganzen Westfront bis zum Meere, wo nur immer Wälder,
Feldgehölze und Parks stehen. In Lothringen, der Woevre und
in den Sumpfwäldern an der oberen Avre bei Roye war er gleich
häutig.
Am Westrand der Vogesen traf ich ihn südlich der oben ge-
nannten Orte am 22. VIII. 17 bei Lusse östlich St. Die wieder,
wo gleichfalls der Vogesenwald seine unterste Grenze erreicht und
in das breite, fruchtbare Wiesental der Fave, eines Zuflusses der
Meurthe, ausläuft. In der Rheinebene dürfte er zur Brutzeit die
einzige Baumläuferart sein. Am 23. IX. 17 hörte ich welche im
Stadtpark und in den Gärten von Barr locken.
Die Gesangszeit ist etwa die gleiche wie bei der vorigen Art.
Das erste Lied vernahm ich 1915 am 20. IL, 1917 am 14, IL,
aber häufig und inbrünstig ertönt die Weise wie beim Waldbaum-
läufer erst von Anfang oder Mitte März ab. Selbst Ende August
sangen sie noch laut und eifrig im Park des Schlosses von Avri-
court (Oise), obwohl sie stark mauserten. Im Herbst hört man
die Strophe nur ausnahmsweise einmal bei besonders sonnigem,
warmem AVetter (12. XL 16).
Der Lockruf kann dem Erfahrenen nur selten einmal zu kurzen
Zweifeln Anlaß geben, welche Baumläuferart er vor sich hat. Be-
sonders kennzeichnend für die kurzkrallige Art ist eine häufige
Form, wobei die den Ruf bildenden Töne in melodischem Wechsel
der Höhe stehen. Solche Rufe klingen dann wie zit xit tut tut
tut tut zit und ähnlich. Vielleicht kommen sie nur den cTcf ^w,
die sie in der Erregung oft dem Gesang voraussetzen; jedenfalls
erwies sich ein Vogel, dessen flötendei- Lockruf sich während
XIII, 3, ötresemann : Zwischen Verdun und Beifort. 267
1918 J
zweier Tage stets auf annähernd gleicher Tonhöhe hielt, bei der
Sektion wie vermutet als g (Blämont 8. IV. 17). Im übrigen
kann ich auch hier auf Hagens Darstellung verweisen.
38. Sitta europaea caesia Wolf. — Kleiber.
Lothringen: Der Kleiber ist in den Laubwäldern verbreitet,
aber nicht häufig. Im Vogesenwald begegnete ich ihm nur im
Winter. — Vogesen: Nur einige Male zur Brutzeit im Buchen-
wald bei den Climonthöfen gehört. — Woevre: XI. und XII.
einige in den Wäldern, nicht häufig.
39. Parus m. major L. — Kohlmeise.
Lothringen: Zur Strichzeit (Mitte Juli bis Anfang März)
unter den Meisenschwärmen im Laubwald gewöhnlich die häufigste,
im Misch- und Nadelwald nächst der Schwanzmeise die seltenste
Art. — Woevre: Anfang November nicht nur unter Meisen-
schwärmen, sondern auch in kleinen selbständigen Trupps, die
viele Kilometer weit über offene Strecken zu anderen Wäldern
flogen; das sind vermutlich Durchzügler. — Vogesen: Brutvogel
an den Climonthöfen (in rissiger Hauswand) ; im September unter
Meisenschwärmen bis 1100 m.
40. Farns c. caeruleus L. — Blaumeise.
Lothringen: Im Laubwald recht häufig, im Mischwald selten.
Bei strenger Kälte zeigten sich im Januar 1917 auffällig viele
unter den Meisenschwärmen. Ein Teil scheint durchzuziehen oder
wieder abzuwandern, denn am 19. III. 17 hing in den Erlen bei
Blämont noch immer ein Trupp von 8 Blaumeisen, während sich
die Brutvögel schon seit wenigstens einer Woche zu Paaren ab-
gesondert hatten. — Woevre: Die häufigste Meise in allen Wäldern
nächst der Kohlmeise. — Vogesen: Fehlte vollkommen in der
weiteren Umgebung der Climonthöfe.
41. Parus a. ater L. — Tannenmeise.
Lothringen: Ein gemeiner Brutvogel des Nadelwaldes am
Vogesenhang, auch im Fichtenwäldchen bei Schi. Türckheim westl.
Blämont nistend. Erschien im Winter mehrfach in Laubwäldern
im Gefolge anderer Meisen. — Woevre: XL und XII. einige
unter Meisenschwärmen im Wald bei Aix und der Amblemont-
Ferme. — Vogesen: Gemein im Tannen- und Fichtenwald bis
zum Kamme. Am Climont wurden am 19. V. ein bereits ausge-
wachsener Jungvogel gefüttert. Tags darauf fütterte im gleichen
Wald ein Paar seine ausgeflogenen Jungen.
42. Parus cristatus mitratus Brehm. — Haubenmeise.
Lothringen: Im Nadelwald des Vogesenfußes weitaus die
häufigste Meise; in der kalten Jahreszeit verläßt sie zuweilen ihr
268 Stresemann: Zwischen Verdun UDd Beifort. fVerh. Orn.
L Ges. Bay.
Brutgebiet und schließt sich den Meisenscharen an, welche den
kahlen Laubwald durchstreifen. Sogar am 1. X. höi'te ich sie
bereits mitten im Buchenwald. — Vogesen: In den Nadelwäldern
zwischen Leber- und Breuschtal schien mir ihre Zahl gerinoer als
die der Tannenmeise zu sein ; arn Climont war das bestimmt der
Fall. Zwischen Fecht- und Lauchtal bis zum Kamm hinauf häufig.
43. Favus palustris longwostris Kleinschm. — Nonnenmeise.
Lothringen: In dem Gebiet, das der Waldbaumläufer be-
wohnt, ist auch die Nonnenmeise zu Hause und zwar häufig, be-
sonders in gemischten Beständen; dort gibt es keine Weiden-
meisen. Sie hält sich jedoch nicht an die für den Waldbaum-
läufer angegebene Grenzlinie, sondern überschreitet sie einige
Kilometer nach Westen, wo sie dann in Buchen- und gemischten
Laubwäldern vorkommt und noch im B. de Blämont häufig ist.
Im Winter streicht sie, wenn auch selten, durch den Brutbezirk
der Weidenmeise. Je eine traf ich noch am 13. III. 17 im B.
des Haies bei Halloville und am 16. III. 17 im B. des Pretres
bei Verdenal; vielleicht brütet sie auch vereinzelt dort neben der
häufigeren Weidenraeise; im allgemeinen aber schließen
sich beide Arten aus. In Deutsch-Lothringen traf ich am
11. I. 17 einige im Volmer Holz bei Langd, also weit entfernt
vom Vogesenrand, nnter anderen Meisen; ob sie dort brütet und
neben ihr die Weidenmeise vorkommt, ist mir unbekannt. In den
Moselanlagen von Metz sah ich 3 Nonneumeisen am 27. XII. 16;
dort traf Gengier die Weidenmeise nur auf dem Strich im März
und Herbst an. In der Woevre dagegen habe ich überall nur
die Weidenmeise gefunden. Für den übrigen Teil des besetzten
Gebietes weisen alle Angaben auf ein bedeutendes Überwiegen
des Mattkopfs hin. Im südöstlichen Zipfel Belgiens kamen Gengier
Nonnenmeisen nur im März zu Gesicht; sie verschwanden im
April wieder vollkommen aus der Gegend; vom südlich angrenzen-
den französischen Gebiet kennt er nur die Weidenmeise. In den
Argonnen und der Champagne heri-scht nach Bacmeister und
Sunkel die letztere Art bedeutend vor. In den Sumpfwäldern
südlich Avricourt (Oise) begegnete ich im August 1916 überall
der Weidenmeise; die Nonnenmeise sah ich in jener Gegend fast
nur in den Obstgärten von Avricourt. Gengier (Orn. Monatsber.
1917 p. 9) erwähnt aus den Monaten April bis August für Belgien
und das Dep. du Nord nur den Mattkopf. Von Holland endlich
haben wir durch Snouckaert van Schauburg (Orn. Jahrb. 1906
p. 206) erfahren, daß dort in der Provinz Süd-Holland nur die
Weidenmeise, in der Provinz Utrecht nur die Nonnenmeise vor-
kommt, in Limburg und Gelderland jedoch beide nebeneinander
leben. — Vogesen: Zwischen Leber- und Breuschtal überall ziem-
XIII, 3, Btresemann : Zwischen Verdun und Beifort. 269
1918 J
lieh häufig, besouders an den Rändern von Misch- und Laub-
waldungen, die an Wiesen und Gärten grenzen; dort nisteten
mehrere Paare in der Umgebung der Climonthöfe. Im Sept. 1916
sah ich sie unter Meisenschwärmen unweit des Kl, Beleben bis zu
1100 m, im Sept. 1917 in der Umgebung von Barr in Gärten.
44. Parus atricapillus rhenmiiis Kleinschm. — Weidenmeise.
Lothringen: Die einzige Graumeisenart, die im weiteren
Umkreis von Blämont heimisch ist und dort in fast allen Wäldern,
Wäldehen und Feldgehölzen und im Dickicht an der Vezouse
brüten dürfte. Leider verließ ich die Gegend Ende April 1917,
so daß sich meine Hoffnung, Nester zu finden, nicht erfüllte. Ich
sah Weidenmeisen, meist Paare oder einzelne (nie mehr als vier
beisammen) von Januar bis April 1917 im B. de Trion bei Blämont
und in den Gärten dieser Stadt, ferner im Januar im B. des
Pretres bei Domevre und im Fichtenwald bei Schi. Türkheim,
Mitte März bis April im Weidicht bei Nonhigny, im Gestrüpp
zwischen B. des Haies und B. des Chiens, im Park des Schlosses
von Grand Seille und dem B. de Vilvaucourt bei Barbas. Von
Anfang März an hielten sie sich von anderen Meisen getrennt,
mit denen sie zuvor vielfach gemeinsam umherstreiften, und ge-
wöhnlich w^ar dann das Paar beisammen. — Wo e vre: Nur diese
Graumeise fand ich hier vom 24. X. 16 bis Auf. I. 17. Ich ver-
mißte sie in keinem Walde, in dem ich nach ihr suchte: B. Penard,
B. de Rouvres, de Gondrecourt, de Hennemont, Waldstreifen
zwischen Affleville und Norroy-le-Sec sowie bei der Amblemont-
Ferme. Meist streifte sie in losem Verband mit anderen Meisen
umher, zuweilen hielten auch 5 oder 6 zusammen, ohne sich
anderen Arten anzuschließen. — Vogesen: Im Gebirge bin ich
nie einer Weidenmeise begegnet; sie dürfte hier ganz fehlen.
Dagegen tritt sie zweifellos in den Auwaldungen der Rheinebene
sowohl auf elsässischer wie badischer Seite auf und ist bisher nur
unerkannt geblieben. G. von Burg hat die Art gelegentlich eines
Jagdausfluges in den Sundgau bei Ensesheim gefunden (Orn.
Monatsschr. 1909, p. 202—203). Bertram kannte sie als häufige
Erscheinung der pfälzischen Rheinstrecke von Wörth bis Ludwigs-
hafen (V.O.G.B. V, p. 376; ibid. IX, p. 143).
In neuester Zeit hat Bacmeister (J. f. 0. 1917, II, p. 1 — 4)
Vortreffliches über die Biologie der nordfranzösischen Weidenmeise
geschrieben, so daß die volle Wiedergabe der Aufzeichnungen, die
ich mir hierüber machte, viele Wiederholungen bringen würde.
Zu den Angaben dieses Autors über ihre Stimme will ich daher
nur hinzufügen, daß die däh rMÄ-Rufe vielfach nicht auf gleicher
Tonhöhe liegen, sondern, besonders wenn sie in der Aufregung
fünf-, sechsmal und öfter wiederholt werden, regellos auf- und
270 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. fVerh. Orn.
|_ Ges. Bay.
niedersteigen, als schnappe dem Vügelchen die Stimme über.
Wenn sie sich scharf verfolgt wissen, warnen sie nicht mehr durch
däh f/ä'Ä-Riife, sondern lassen dann nur noch ein scharfes xit oder
xit xit hören, derselbe Laut, der meist dem ersten däh voraus-
gesetzt wird. Schlüpfen eiuige gemeinsam durch den Busch, ohne
beunruhigt zu werden, dann hört man von ihnen keinen anderen
Ton, als ein leises, goldhähnchenartiges Wispern si si, das durch-
aus unauffällig und nur aus großer Nähe vernehmbar ist.
Den Gesang lernte ich durch 3 verschiedene cTcT am 18. III.
und 3. u. 4. IV. kenneu. Jedes sang auf seine besondere Art.
Im unteren Teil einer großen Erle, die sich über den Vacon-Bach
beugte, munter von Zweig zu Zweig hüpfend, reihte die erste mit
gesträubten Kehlfedern unermüdlich eine Strophe an die andere :
xijä xijü xijä xijä xijä xijä^ auch wohl zuweilen abfallend zu
xüjä xüjä oder tiefer einsetzend xüjä xüjä xüjä . . . Diese Töne
waren so rein und flötend, daß es mir fast wie ein Bruchstück
des Heidelerchengesanges klang. Die zweite sang in den höchsten
Zweigen einer alten Buche, oft ihren Sitzplatz wechselnd, immer
wieder diese Weise; djü djü djü djü xji. Der Schluß der Strophe
war also stets durch einen hohen kecken Ton angegeben, der wie
ein Ausrufungszeichen wirkte. Die di'itte flog munter und rast-
los von einem Baumwipfel zum andern und pfiff auf jedem während
kurzen Verweilens: djü djü djü djü djü. Ganz so beschreibt
Bertram (1. c.) den Gesang pfälzischer, Natorp (Orn. Monatsschr.
1905 p. 257) den schlesischer Weidenmeisen. Bacmeister dagegen
hörte sie anders singen, denn er schreibt die Pfeiflaute huit-hidt
oder wuit und vergleicht sie mit denen des Fitis- und des Weiden-
laubsängers.
45. Aegithalos caudatus europaeus (Herm.). — Schwanzmeise.
Lothringen: Zur Brutzeit sah ich hier und da Paare in
Laubwäldern und Feldgehölzen, Die im Herbst und Winter über-
all umherstreifenden Flüge lösen sich schon vor Mitte März wieder
in Paare auf. — Woevre: Von Oktober bis Dezember durch-
zogen regelmäßig Flüge den Wald bei Aix und der Amblemont-
Ferme. — Vogesen: Zwischen Leber- und Breuschtal habe ich
im Sommer keine Schwanzmeise gesehen. In den Südvogesen traf
ich einmal im September einen Trupp im Mischwald am Dornsil
bei 850 m ; höher hinauf scheint die Art nicht gern zu gehen.
46. Regulus r. regulus (L.). — Wintergoldhähnchen.
Lothringen: In den Nadel- und Mischwaldungen des Vogesen-
fußes zu jeder Jahreszeit gemein; brütet jedoch auch in der Ebene,
wo nur immer sich Fichten in einiger Zahl zwischen das Laub-
holz eingesprengt finden, so im Park des Schlosses St. Marie bei
^^^^' •'^' Stresemann: Zwischen Verdun und ßelfort. 271
1918 J
Blämont. — Woevre: Von Ende Oktober bis Jahresschluß waren
kleine Trupps — meist im Gefolge der Meisen — recht häufig
in allen Wäldern, obwohl mir im weiten Umkreis kein Nadelholz-
bestand bekannt geworden ist. — Vogesen: Im Nadelwald über-
all häufig.
47. Regulus i. ignicapilliis (Temm.). — Sommergoldhähnchen.
Lothringen: Ein häufiger Brutvogel der Misch- und Nadel-
waldungen des Vogesenhanges, der mir dort an manchen Stellen
in größerer, au anderen in geringerer Zahl vorzukommen schien
als sein neben ihm lebender Verwandter. 1915 erschienen die
ersten am 25. III., 1916 am 12. III., 1917 am 4. IV. Von da ab
wuchs täglich ihre Zahl, der Hauptdurchzug jedoch setzte erst
eine Woche später ein und währte 1915 bis Mitte April, 1916 bis
Anfang April, 1917 bis ins letzte Aprildrittel. Dann über-
schwemmen sie an günstigen Zugtagen alle Waldstücke, auch den
reinen Laubwald, und kommen bis in die Obstgärten der Dörfer.
— Vogesen: In allen Nadelwäldern. Am Climont häufiger als
R. regulus; im Gebiet des Kl. Beleben bis zu 1100 m hinauf.
48. Lanius e. excubitor L. — Raubwürger.
Lothringen: Von Oktober bis März sah ich alljährlich ein-
zelne auf freier Flur. Am 25. I. 17 verfolgte einer bei scharfem
F'rost und hohem Schnee eine Blaumeise durch den Laubwald,
sie entkam ihm jedoch durch rasche Wendungen und einen
Zickzackflug durch Dick und Dünn. Von einem anderen, den
ich vom 14. I. bis 25. III. 16 fast täglich an derselben Stelle
bei Petitmont traf und der sehr vertraut war, vernahm ich zum
erstenmal am 26. IL einen Gesang. Er setzte sich aus un-
schönen krähenden Lauten mit häufiger Einflechtung eines an
Wachtelschlag und Rebhuhnschrei erinnernden Motives zusammen.
Derselbe gluckste ein paar Tage später in den sonderbarsten
Tönen, deren einige mit Amselsang eine entfernte Ähnlichkeit
hatten. Ein Raubwürger, der mich am 18. III. 17 bei Halloville
auf freiem Feld überflog, rief währenddem in längeren Abständen
7näjj was täuschend wie das mäh eines fernen Lammes klang. Dies
ist wohl kein Spottlaut, sondern gehört zu den der Art eigenen
Rufen, denn Pfarrer Rendle in Affaltern hörte einen am 19. 11.
und 13. m. 10 gleichfalls meh rufen (V.O.G.B. XI, p. 77). —
Woevre: 9. XI. 2 bei Norroy-le-Sec.
49. Lanius c. coUurio L. — Rotrückenwürger.
Lothringen: Im offenen, von Hecken durchzogenen Land
überall, aber spärlich brütend. — Vogesen: Ein Paar nistete 1917
in den Feldhecken bei den Climonthöfen.
272 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. fVerli.Orn.
L Ges. Bay.
50. Muscicapa s. striata (Pall.). — Grauer Fliegenschnäpper.
Lothringen: Am 5. VII. 15 sah ich einige Familien in der
Umgebung von Blämont, am 5. V. 17 2 Stück (Durchzügler?) in
den Obstgärten von Ibingen. Am Gebirgsfuß fehlte die Art. —
Vogesen: Sehr spärlich im Waldgebirge. Im Mischwald hinter
dem B. de Chena bei Wisembach, in etwa 700 m Höhe, hatte ein
Paar sein Nest tief in den durch einen Granatvolltreffer in Manns-
höhe zersplitterten, aber noch aufrechtstehenden Stamm einer alten
Tanne eingebaut, und die spitzigen, auseinanderstrebenden Holz-
splitter starrten wie Speere um die Einflugsöffnung — eine vor-
züglich gesicherte „künstliche Bruthöhle"!
51. Ficedida h. hypoleuca (Fall.). — Trauerfliegenschnäpper.
Lothringen: Je ein durchziehendes cT am 27. IV. 15 bei
Val und am 23. IV. 17 bei Blämont, Es ist auftallend, daß die
schönen Buchenwälder der Ebene und des Gebirges keine Fliegen-
schnäpperart beherbergen.
52. Ficedula alhicolUs (Temm.). — Halsbandfliegenschnäpper.
Lothringen: Ein cT hielt sich am 25. IV. 17 in den Obst-
gärten von Blämont auf.
53. Phylloscojms c. colli/bita (Vieill.). — Weidenlaubsänger.
Lothringen: Ziemlich häufiger Brutvogel, aber entschieden
vom Fitis an Zahl übertroffen, was auch v. Besserer für Duß,
Paquet für Metz, d'Hamonville für sein französisches Beobachtungs-
gebiet angeben. Der erste sang 1915 am 22. III., 1916 am 16. III.,
1917 dagegen kamen sie erst am 7. IV. an. Den letzten Gesang
hörte ich 1914 am 10. X., 1915 am 3. X. — Vogesen: Zur
Brutzeit in der Umgebung des Climont, besonders in jungen Nadel-
holzbeständen häufig.
54. PhyUoscopus t. trochilus (L.). — Fitislaubsänger.
Lothringen: Überall sehr häufig. Ankunft 1915 14. IV.,
1916 2. IV., 1917 19. IV. — Vogesen: Wie voriger häufig am
Climont.
[PhyUoscopus h. bonelli (Vieill.). — Berglaubsänger.
Wider Erwarten traf ich den Berglaubsänger weder in der
Ebene noch in den Mittelvogesen. Daß er in den Vogesen brüte,
bleibt nach wie vor bloße Vermutung (vgl. Scheicher p. 66—67).]
55. PhyUoscopus s. sihilatrix (Bechst.) — Waldlaubsänger.
Lothringen: Der Waldlaubsänger fehlt als häufiger Brut-
vogel keinem Laubwald, in dem Buchen stehen. Den ersten, die
ich 1915 am 22. IV., 1916 am 29. IV. hörte, folgte die Haupt-
XIII, 3, I Streaemana: Zwischen Verdun und Beifort. 273
1918 J
masse sehr bald nach. — Vogesen: Häufig in allen Buchen- nnd
Misch Waldungen zwischen Leber- und Breuschtal bis über 1000 m.
56. Acrocephalns a. arundinaceiis (L,). — Drosselrohrsänger.
Lothringen: Am 15. VII. 15 hörte ich einen im Röhricht
am Albe-Ufer bei Domevre singen.
57. Acrocephahis palustris (Sechst.). — Sumpfrohrsänger.
Lothringen: Ein Durchzügler sang am 17. V. 15 im Ge-
büsch eines Wiesengrundes unweit Bremenil.
58. Hypolais uterina (Vieill). — Gartenspötter.
Lothringen: Zur Brutzeit nur je 1 cT iß einem Garten von
Cirey und einem Park bei Blämont gehört. Die Art ist also, wohl
infolge des fast völligen Fehlens von Parks und alten Aulagen,
selten im Gebiet. Bei Duß fehlt sie nach v. Besserer als Brut-
vogel ganz.
59. Sylvia h. hippolais (L.). — Gartengrasmücke.
Lothringen: Gemein im Gestrüpp an Waldrändern des
Vogesenfußes. 1915 erster Gesang am 27. IV.
60. Sylvia a. atricapilla (L.). — Mönchsgrasmücke.
Lothringen: Sehr häufiger Brutvogel am Laubwaldrand; in
der Umgebung von Blämont die häufigste Grasmücke. Ankunft
der ersten 1916 19. IV. (1 cT), 1917 23. IV. (1 $). Ende April
sind die meisten zurückgekehrt.
61. Sylvia c. communis Lath. — Dorngrasmücke.
Lothringen: Überall im Gestrüpp recht zahlreich. 1915
sangen die ersten am 28. IV., 1916 am 24. IV. — Vogesen:
Sehr viele brüteten im Besenginster, der einen Teil der Hänge
zwischen Climonthöfeu und ürbeis bedeckt.
62. Sylvia c. curruca (L.). — Zaungrasmücke.
Lothringen: Am 25. IV. 17 sangen 2 durchziehende cfcT
fleißig in dichten Hecken bei Blämont, ließen auch viel das an
Mäusepfiff erinnernde Zirpen hören. Sonst nicht beobachtet.
63. Turdus pilaris L. — Wachholderdrossel.
Lothringen: Regelmäßiger Wintergast im offenen Land, der
sich gern an Orataegus-B.QQk.%\\ einstellt. Früheste Beobachtung
27. XI. 15. Im Dezember, Januar und Februar streifen sie meist
in Schwärmen bis zu 40 Stück umher. Im März sah ich sie nur
noch ausnahmsweise: 14. III. 16 ein Schwärm von mehr als 300
Durchziehenden bei Fremonville, unter ihnen viele Rotdrosseln,
29. III. 17 eine bei Barbas; 1. IV. 17 eine bei Blämont. Noch
18
274 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. fVerh. Orn.
I_ Ges. Bay.
am 25. IV. 15 überflog eine laut seh ackernd Val in beträchtlicher
Höhe, mit Richtung nach NO. — Woevre: 12. XI. 16 fliegt die
erste in 150 — 200 m Höhe über die Amblemont-Ferme ; 14. XI.
dort 2, 22. XI. einige, 24. XI. Durchzug von 50. Von da ab
regelmäßig einige oder Trupps bis 25 Stück.
64. Turdus v. viscivoi'us L. — Misteldrossel.
Lothringen: Brutvogel, der zumal in den Mischwaldungen
am Vogesenfuß nicht selten ist und hier (im B. de Quimont) auch
den ganzen Winter 1915/16 über in mehreren Exemplaren zu
finden war. 1915 sangen die Misteldrosseln dort vom 2. III. ab,
1916 am 13. IL und dann erst wieder am 27. IL Die Hauptmasse
erschien in diesen beiden Jahren Anfang März. — Woevre:
Vereinzelte im Wald bei der Amblemont-Ferme am 22. XL 16. —
Vogesen: In den Mischwaldungen zwischen Leber- und Breusch-
tal Brutvogel von geringer Häufigkeit. 4 soeben ausgeflogene
Junge ließen sich am 27, V. 17 am Climont noch greifen (2 davon
beringt). Im September 1916 mehrfach kleine durchziehende Flüge
am Rand des Nadelwaldes unweit des Kl. Beleben zwischen
1000 — 1100 m, am 17. IX. 16 ein auf den Matten verstreuter
Schwärm von über 100 Stück.
65. Turdus jyh. philomelos Brehm. — Singdrossel.
Lothringen: Ein ziemlich häufiger Brutvogel aller Wälder;
auch im Mischwald zahlreicher als die Misteldrossel. Die erste
sang 1915 am 3. IIL, 1916 am 15. IIL, 1917 sah ich schon am
12. IIL 2 Stück, hörte die Art aber erst tags darauf singen. Die
meisten kamen auch 1915 erst nach Mitte März an. — Vogesen:
Brütete verstreut in den Waldungen zwischen Leber- und Breusch-
tal. Mitte IX. 16 hielten sich im Tannen- und Fichtenhochwald
des Beichengebietes bei 1100 m an mehreren Stellen kleine durch-
ziehende Trupps auf.
66. Turdus musicus L. — Rotdrossel.
Lothringen: Regelmäßig auf dem Durchzug; im Herbst 1914
vom 27. X.-18. XL, 1915 vom 26. X.-24. XL, im Frühjahr
1915 vom 10. IIL— 25. IIL, 1916 vom 14. IIL— 30. IIL, 1917
vom 17. III. — 25. III. bemerkt. Je eine Versprengte trieb sich
noch herum am 25. IV. 16 auf einem Acker bei Val und am 23.
IV. 17 im Weidicht bei Blämont (5 mit wenig vergrößertem Eier-
stock). Von der Spitze einer Eiche herab lockte am 25. III. 17
eine laut und in größeren Abständen guck, göck, göck, göck] dies
ähnelte dem Ruf des großen Buntspechtes so sehr, daß ich mich
zunächst täuschen ließ uud den Urheber der Töne am Baumstamm
suchte. Abfliegend rief sie dann laut gjik, gjök, schök, schök. Es
YTTT ^ ~l
' ' Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. 275
1918 J
war das erste Mal, daß ich solche Laute von unserer Art hörte.
— Woevre: Durchziehende am 29. X., 1. und 3. XI. 16.
\Turdus torqiiatus alpestris (Brehm). — Alpenringdrossel.
Vielleicht nistet die Ringdrossel nur auf dem Kamm der Süd-
vogesen, denn in den Mittelvogesen sah ich mich vergeblich nach
ihr um, selbst auf dem 1229 m hohen, mit Latschen bedeckten
Gipfel des Bressoir bemerkte ich sie zur Brutzeit nicht; allerdings
war mein Besuch dieses Berges ein sehr flüchtiger. In den Süd-
vogesen vermißte ich sie im September 1916 am Kl. Belchen, den
beiden Steinbergen, der Steinmauer und dem Hilsenfirst.]
67. Planesticus m. merida (L.). — Amsel.
Lothringen: Zur Brutzeit führt die Amsel im Dickicht an
Waldrändern ein sehr verstecktes Leben. Im Winter bleiben nur
einige cTcT, meist alte, da, die den Wald verlassen und sich an
beerentrageuden Feldhecken aufhalten. In der Umgebung von
Hattingen konnte ich am 27. XII. 14 an solchen Orten 10 cTcf
zählen. Lediglich am 20. XL 14 und im Januar 1917 sah ich
1 g. 1915 und 1916 nahm die Zahl der Amseln erst um Mitte
März auffällig zu; sie besiedelten dann wieder den Wald. —
Woevre: Von Mitte XL bis Ende XII. sah ich nur cTcT- — Vo-
gesen: Verstreuter Brutvogel in den Wäldern zwischen Leber-
und Breuschtal; dort begegnete ich ihm im Sommer noch höher
als 1000 m.
68. Oenanthe oenanthe grisea (Brehm). — Steinschmätzer.
Lothringen: Nur auf dem Durchzug. 13. IV. 16 einer bei
Heming, 25. IV. 16 ein Paar bei Val.
69. Saxicola r. ruhetra (L.). — Braunkehlchen.
Lothringen: In den breiten Wiesentälern, so in dem der
Vezouse unterhalb Val, im Tal der Weißen Saar und bei Schi.
Chatillon Brutvogel, stellenweise ziemlich häufig. Die ersten
flüggen Jungen sah ich am 29. VI, 15 bei Fremonville. 1917 er-
schien bei Blämont das erste, durchziehende cT am 19. IV. —
Vogesen: 2 Paare brüteten 1917 an den Climen thöfen.
70. Saxicola torquata riihicola (L.). — Schwarzkehlchen.
Lothringen: Zur Brutzeit habe ich nur ein Paar bemerkt,
das sich Anfang Juli 1915 über verwildertem Gartenland bei
Blämont aufhielt und dort Junge zu haben schien. Ein cT be-
obachtete ich ferner vom 13. — 16. IV. 16 beim Gehöft les Salieres.
Ein weiteres cT berührte am 1. IV. 17 Blämont auf dem Durchzug.
71. Phoenicnrus jjh. phoeniciirus (L.\ — Gartenrotschwanz.
Lothringen: Als Brutvogel traf ich diese Art nur 1916 in
einem Obstgarten von Deutsch-Harcholins. Am 25. IV. 17 hielt
18*
276 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. fVerh. Om,
|_ Ges. Bay.
sich ein cT, offenbar Durchzügler, bei Blämont auf. — Vogesen:
An den Climonthöfen nistete 1917 ein Paar, dessen cT seinen Ge-
sang mit großer Vorliebe durch eine vorzügliche Nachahmung des
Gartenbaumläuferliedes einleitete, der es zuweilen noch eine kurze
Grasmückeustrophe anhängte. Schon 1909 hörte ich bei Zirl (Tirol)
einen Gartenrotschwanz den Gesang von Certhia brachydadyla
nachahmen (Orn. Monatsschr. 1910, p. 119). Das Auffälligste ist
jedoch, daß der in den Vogesen brütende Rotschwanz das Lied
eines Vogels vortrug, der dort nirgends vorkommt. Man muß daher
annehmen, daß er einen früheren Sommer im Brutgebiet des
Gartenbaumläufers verbracht hat.
72. Phoenicurus ochruros gihraltariensis (Gm.). — Hausrotschwanz.
Lothringen: Sehr zahlreicher Brutvogel in den Ortschaften;
schwarze cTcT waren bei weitem in der Überzahl; das ist aber
wahrscheinlich nicht alle Jahre so. Die ersten zeigten sich 1915
am 18. IIL, 1916 am 16. IIL, und am 20. IIL waren in beiden
Jahren die meisten eingetroffen. 1917 sah ich bei Blämont schon
am 12. IIL ein graues Stück, dann mehrere Tage keines; am
17. III. ein schwarzes cf> am 19. III. einige. Starker Durchzug
setzte in diesem Jahre aber erst Mitte April ein. Im Herbst
notierte ich das letzte cf in Val am 26. X. 15. — Vogesen:
2 Paare (cTc^ schwarz mit weißem Flügelspiegel) brüteten in den
Gehöften der Gemeinde Climont.
73. Erithacus r. ruhecula (L.). — Rotkehlchen.
Lothringen: Zur Brutzeit zahlreich im Unterholz aller
Wälder. Bis Mitte Oktober sind fast alle abgezogen; im Winter
sah ich nur je eines am 20. XIL 15 bei Bremenil und während
einer Frostperiode vom 28. I. — 11. IL 17 bei Blämont. 1915
waren schon am 7. III. einige zurückgekehrt, 1916 am 1. IIL,
1917 am 16. III. In allen drei Jahren lagen die Tage des Haupt-
durchzngs um den 20. III. ; dann wimmelte es zuweilen von Rot-
kehlchen in allen Wäldern, Hecken und Gärten. — Woevre:
Scheint hier häufiger zu überwintern als am Vogesenfuß. 80. X.
eines im Wald bei Aix, 11. XL ein anderes im Wald bei der
Amblemont-Ferme, 7. XII. 2 in den Gärten von Hermeville. —
Vogesen: Häufiger Brutvogel aller Wälder, am Climont bis auf
den Gipfel hinauf. Im September 1916 hausten viele im Busch-
werk am Strohberg (1150 m).
74. Prunella m. moduJaris (L.). — Heckenbraunelle.
Lothringen: Häufiger Brutvogel am Vogesenfuß in Fichten-
schonungen und im Ginstergestrüpp. Im Winter traf ich nur ein-
mal eine: am 27. I. 17 in einem Garten bei Blämont. Ihre Rück-
kehr verrieten sie mir durch Gesang 1915 am 16, IIL, 1916 am
XIII, 3,1 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. 277
1918 J
25. III., 1917 am 24. III.; in der letzten Märzwoche findet ein
lebhafter Durchzug statt. — Woevre: Die Heckenbraunelle über-
wintert hier fraglos häufiger als in der Nähe der Vogesen. In
den völlig verwilderten, zerschossenen Obstgärten von Hermeville
traf ich vom 3. XII. 16 — 5. I. 17 manchmal nur 1, an manchen
Tagen jedoch bis 5 Stück an. Ein weiteres hielt sich im Dez.
1916 ständig am Waldrand bei der Amblemont-Ferme auf. —
Vogesen: Recht häufiger Brutvogel im Ginstergestrüpp und in
Fichtenschonungen, selbst auf dem Climontgipfel.
Von Überwinternden hörte ich niemals den klirrenden, seiden-
schwanzartigen Lockruf, der zur Brutzeit der gewöhnlichste Laut
ist; vielmehr in der Regel (und zwar sehr oft) ein scharfes, lautes
xiht (meist mit durchklingendem rY). Noch am 24. III. 17 ließen
in den Gärten von Blämont Durchzügler diesen Ruf ertönen und
vollführten damit, da es ihrer viele waren, die sich aus allen
Hecken zuriefen und antworteten, zeitweise beträchtlichen Lärm;
an diesem Tage erklang der klirrende Ruf noch nicht. Eine, die
ich am 12. XII. 16 längere Zeit verfolgte, stieß, wenn sie über
dürre Gräser und Gesträuch hurtig einem anderen Versteck zueilte,
im Fluge meist ein scharfes xitxüt zitxüt zit aus, das Naumann
(er schreibt es titü titü) wohl richtig als Angstruf gedeutet hat.
75. Troglodytes t. troglodytes (L.). — Zaunkönig.
Lothringen und Vogesen: Häufiger Standvogel.
76. Cinclus cinclus tschusii Kleinschm. & Hilgert. —
Wasserschmätzer.
Lothringen: Ein Paar traf ich am 21. V. 15 und 19. VI. 15
an der Vezouse oberhalb Val, dort wo sie noch als schäumender
Waldbach dahineilt; ein weiteres auf deutschem Boden am 21. V. 16
an der Weißen Saar oberhalb des Gehöftes La Breheux. Von
November bis Januar waren fast regelmäßig eine oder mehr an
der Vezouse zwischen Val und Cirey zu finden.
77. Hirundo r. rustica L. — Rauchschwalbe.
Lothringen: Als Brutvogel in den Dörfern am Vogesenrand
weniger zahlreich als die Mehlschwalbe. Je ein Vorläufer erschien
am 5. IV. 15 über Val und am 30. III. 16 bei La Boulaie; die
nächsten folgten 1915 erst am 18. IV., 1916 am 20. IV., und auch
diese waren noch Durchzügler. 1917 zogen die zwei ersten am
24. IV. über Blämont hin. — Vogesen: Im Gebirge nur selten
bemerkt. Einige Durchzügler überfiogen den Nördl. Steinberg
(1200 m) am 17. IX. 16.
*) Vgl. hierzu die Zusammenstellung der Heckenbraunellenrufe durch H.
Stadler in Orn. Monatsber, 1917 p. 72—75.
278 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. fVerh. Orn.
|_ Ges. Bay.
78. Delichon u. urbiea (L.). — Mehlschwalbe.
Lothringen: In allen Ortschaften in größerer Anzahl nistend ;
Ankunft in der ersten Maiwoche. Am 25. VII. 15 saßen gegen
200 auf Gesims und Dach des Stadthauses von Cirey. Noch am
2. X. 15 überflogen 2 Stück Bremenil. — Vogesen: Als Brutvogel
mehrerer Ortschaften der Vogesentäler festgestellt. Am 17. IX. 16
sah ich viele, gewiß Durchziigler, zwischen Kl. Reichen und Nürdl.
Steinberg; am 23. IX. 17 sammelte sich eine beträchtliche Anzahl
am Kirchturm von Gertweiler bei Barr.
Mehrfach, besonders bei starker Wolkenbildung und nahenden
Gewittern, sah ich zur Brutzeit eine Schar Mehlschwalben über
dem Gipfel des Climont jagen, der mit seinen 966 m als scharfer
Keil hoch über das Land ragt; die nächsten Brutplätze (Lubine
und Roggensbach) liegen etwa 600 m tiefer. Da ich entsprechend
auf den Inseln des malayischen Archipels Salaugane {CoUocalia)
regelmäßig über den höchsten Berggipfeln (bis zu 3000 m empor)
der Jagd obliegen sah, so muß wohl geschlossen werden, daß sich
geflügelte Insekten gern auf und über Berggipfeln ansammeln. —
Bei einem Aufstieg mit dem Ballon am 20. VIII. 17 sichtete ich
bei Windstille und starker Bewölkung viele Mehlschwalben
zwischen 400 und 600 m, die, z. T. dicht unter der Wolkendecke,
unverkennbar nach Insekten jagten. Bei zunehmender Gewitter-
neiofung gingen sie rasch tiefer, einige stürzten sich förmlich aus
den Wolken herab, und ehe sie vollends abzogen, umspielten sie
noch eine kurze Zeit das Ballonkabel. Daß sie sich zuweilen in
noch höhere Luftschichten begeben, stellte vierzehn Tage vorher
ein Beobachter unseres Nachbarballons fest, der 700 m über Alt-
weier, also 1700 m über N.N., eine große Anzahl Mehlschwalben sah.
79. Micropus a. apns (L.). — Mauersegler.
Lothring en: Brutvogel in Val (im Pfarrhaus), Cirey, Fremon-
ville, Blämont, Repaix und vielleicht noch anderen Ortschaften des
Gebietes. 1915 zogen am 27. IV. 7 Uhr vorm. mehrere stumm
über Val nach jY. ; am 29. IV. waren die Brutvögel da. 1916 er-
schienen letztere schon am 27. IV. — Abzug: 25. VII. 15 nirgends
mehr Segler, auch in Elfringen und Saarburg nicht; 1916 dagegen
sah ich sie noch am 29. VIL in Cirey (und am 8. VIII. über
St. Quentiu). — Vogesen: Am 26. VIL 17 zogen bei Windstille
und fast unbewölktem Himmel 12.30 Uhr nachm. 11 Mauersegler
nach S. schweigend am Ballon vorüber, als ich mich mit ihm in
730 m Höhe befand; sie zogen also bei Tage '^). Diese erstaunliche
Flughöhe erreichen sie auch während gelegentlicher Flugspiele.
0 Vgl. hierüber die Bemerkungen von v. Besserer, Hennemann, L. Schuster
in Orn. Monatsschr. 1905.
■^^^^'^' Stresemann: Zwischen Verdun uud Beifort. 279
1918 J
Ich habe zwei derartige Beobachtungen bereits in dieser Zeitschrift
bekanntgegeben (Bd. XIII p. 50—52) und kann jetzt eine weitere
hinzufügen: am 16. VI. 17 sah ein Beobachter meines Ballons,
als dieser 810 m über dem Erdanker stand, 2 etwa 50 ra über dem
Ballon kreisende Mauersegler.
80. Caprimulgus eu. europaeus L. — Nachtschwalbe.
Lothringen: Im Mai und Juni 1916 beobachtete ich ein-
zelne bei Val, Les Harcholins und Lassenborn. Wahrscheinlich
kein seltener Brutvogel.
81. Alcedo atthis ispida L. — Eisvogel.
Lothringen: Nur außerhalb der Brutzeit bemerkt: 7. IV. 15
und 10. X. 15-3. IIL 16 einer an der Vezouse bei Val, 26. XL 14
2 im Schilfgürtel des Rixinger Weihers. — Woevre: 5. XIL 16
einer am Eixbach bei Hermeville.
82. Cuculus c. canorus L. — Kuckuck.
Lothringen: Häufig in allen Laubwäldern. Je ein Vor-
läufer erschien 1915 und 1916 schon im März. 1915 notierte ich
mir leider das Datum nicht, da ich im Hinblick auf die Jahres-
zeit überzeugt war, daß nur sehr geschickte menschliche Nach-
ahmung in Frage kommen könne; es war um den 20. III. bei
Br^menil. 1916 rief einer am 19. III. 12 mal im B. de Barbonhaie
bei Val. Seit dem 12. IIL herrschte ungewöhnlich warme Witte-
rung.
Märzdaten sind gerade für Elsaß-Lothringen mehrfach be-
kannt geworden, v. Berg (1895 u. 1898) teilt 15 Beobachtungen
aus diesem Monat mit, die sich auf die Jahre 1887, 1893, 1894,
1895, 1896 und 1897 verteilen. Die frühesten glaubwürdigen sind:
17. IIL 95 bei Murbach (O.-E.), 20. IIL 96 bei Niederlaucheu
(O.-E.), 24. III. 96 bei Schönburg (U.-E.), 25. IIL 97 bei Wolf-
ganzen (O.-E.) und Straßburg (Ü.-E.), 26. IIL 93 bei St. Ulrich
(O.-E.), 26. IIL 96 bei Brischbach (U.-E.), 27. IIL 95 bei Drusen-
heim (U.-E.) und Sufiflenheira (U.-E.), 27. IIL 96 bei Habsheim
(O.-E.). V. Nathusius hörte bei Diedenhofen den ersten 1896 am
29. IIL, 1897 am 24. IIL (Deutsche Jägerzeitung 27, p. 14 und
29, p. 9)^). Die früheste sichere Beobachtung in der Pfalz gelang
Bertram am 22. III. 08 (V.O.G.B. IX, 1908, p. 14). In SO.-Belgien
sah und hörte Gengier (1916 p. 409) einen am 24. IIL 15. Ge-
wiß mit Unrecht hat Parrot (IL Jahresber. Orn. Ver. München,
p. 317) solche Märzdaten, die auch aus Bayern vorliegen, mit
großer Skepsis betrachtet. Aus einer Häufung von Märzdaten,
») L. Scholz hörte 1917 im Oberelsaß den ersten am 26. III. (Gef. Welt
1917 p. 182).
280 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. Verh. Orn.
L Ges. Bay.
wie sie aus Elsaß-Lothringen z. B. für 1895 (4 Beob.) und 1896
(6 Beob.) vorliegen, darf sogar geschlossen werden, daß es sich
in manchen Jahren nicht um vereinzelte Vorläufer, sondern um
eine schwache Besiedlungswelle handelt, die sich bereits in der
letzten Märzdekade über Frankreich bis in die linksrheinischen
deutschen Gebiete ergießt, den Rhein aber in diesem Monat nur
sehr selten zu überfluten scheint.
Der nächste Kuckucksruf erscholl 1915 am 16. IV., aber erst
vom 24. IV. ab konnte man unseren Vogel an vielen Stellen hören.
1916 vernahm ich den nächsten am 23. IV. (am 24. IV. mehrere),
1917 den ersten am 25. IV. — Vogesen: In allen Laubwaldungen
zwischen Leber- und Breuschtal.
83. Picus viridis jpinetorum (Brehm). — Grünspecht.
Lothringen: Das Gebiet ist von allen Spechten, so auch
vom Grünspecht, in auffällig geringer Zahl besiedelt, obwohl die
Laubwaldungen ihnen viele geeignete Bruthöhlen bieten dürften. —
Vogesen: Ein Paar war den Sommer über im Buchenwald un-
weit der Climonthöfe zu hören.
84. Dryobates major pinetorum (Brehm). — Großer Buntspecht.
Lothringen: Gleich dem Grünspecht nur an wenigen Orten,
im Laubwald und in Obstgärten, angetroffen. Einer schnurrte in
einem Wäldchen bei Blämont schon am 21. I. 17 bei strenger
Kälte. — Woevre: Im B. de Rouvres. — Vogesen: Hier bin
ich nie einem Buntspecht begegnet.
85. Dryobates m. mediiis (L.). — Mittelspecht.
Lothringen: 11.1.17 zog einer untei" einem Meisenschwarm
durch Volmer Holz bei Langd.
86. Dryocopus m. martius (L.). — Schwarzspecht.
Lothringen: Noch immer bewohnt der Schwarzspecht das
„an Cirey angrenzende Bergland", für das ihn d'Hamonville 1895
anführte. Von Mai bis Juli 1916 konnte ich fast täglich seineu
Ruf im Mischwald zwischen les Harcholins und Schloß Chatillon
hören, und dort hat er gewiß seine Bruthöhle gehabt. Auch im
Okt. 1915 rief er in diesem Revier. In den großen Tannen-
forsten bei St. Sauveur und la Boulaie hörte ich seine Stimme
vom 16. IX.— 22. X. 15 und am 30. III. 16. Sogar im Grand
Bois bei Chazelles, einem Laubwald der Ebene, in dem sich nur
ganz wenige Koniferen eingesprengt finden, verriet sich einer durch
Rufe am 17. III. 17. — Vogesen: Im Mai und Juni oft (wohl
stets den gleichen) in der Umgebung des Climont gehört und ge-
sehen. Ferner rief einer am 4. IV. 17 im B. devant les Hereaux
nördl. Markirch.
XIII, 3, I Stresemann : Zwischen Verdiin und Beifort. 281
1918 J
87. Jynx t. torquilla L. — Wendehals.
Lothringen: 1915 und 1916 war ein Paar zur Brutzeit in
den Obstgärten Vals zu hören. 1915 vernahm ich den Ruf erst-
malig am 19. IV.
88. Asio 0. otus (L.). — Waldohreule.
Lothringen: Im Misch- und besonders im Nadelwald des
Vogesenfußes gewiß ein häufiger Brutvogel, wenn man auch dort
seine Stimme weit seltener vernimmt als die des Waldkauzes.
Die Art nistet ebenso im Laubwald der Ebene* ein Junges aus
dem B. des Pretres bei Verdenal sah ich Anfang Juli 1915.
v. Besserer (p. 8) vermochte die Waldohreule wiederholt durch
Nachahmen einer Maus ganz nahe heranzulocken. Eine andere,
sehr eigenartige Methode lernte ich durch Herrn Veterinär Klügel
kennen. Ich gebe meine Tagebuchaufzeichnungen des 4. I. 16
wieder: „Bei einbrechender Dämmerung biegen wir in den alten
Tannenforst unterhalb St. Sauveur ein; Klügel will mir einmal
seine Eulen vorführen, von denen er schon viel erzählt hat. Wir
setzen uns im Walde an der Straße Norroy— La Boulaie an und
warten bis ^Iß Uhr; es herrscht ein unsicheres Zwielicht. Nun
nimmt Klügel einen langen, weichen Grashalm, klemmt ihn zwischen
die nebeneinander gelegten, schwach gekrümmten Daumen, so daß
er von den Ballen und Endphalangen festgehalten wird und da-
zwischen ein Spalt freibleibt, und bläst ihn in Stößen von wechseln-
der Stärke an: der langgezogene, schaurig klagende Paarungs-
ruf des Waldkauzes schallt laut durch die abendliche Stille:
huhuu huhuhuhuu. Fast im gleichen Augenblick, wie auf einen
Zauberscblag, umgaukeln uns geisterhaft 5 oder 6 Eulen, die ich,
wie alle folgenden, für Waldkäuze halte. Noch ein paar Mal läßt
Klügel seinen Lockruf ertönen, immer klagender, schriller — und
gleich sind wir von einem großen Schwärm umgeben: von allen
Seiten nahen die gespenstischen Vögel durch das Waldesdunkel
unserem Versteck, als zöge der unwiderstehliche Gesang der
Sirenen sie an. Ihre Zahl zu schätzen ist schwer, da nie alle
gleichzeitig sichtbar sind: aber es mögen mehr als 40 sein. Die
Wiederholungen des kläglichen Heulens, das Klügel geschickt zu
variieren weiß, machen sie vollends toll. In engen Kreisen flattern
und schweben sie, als graue Schatten erscheinend, durch die
kleine Lichtung über uns, lassen sich mit fast über dem Rücken
zusammengeschlagenen Flügeln aus Wipfelhöhe bis dicht über
unsere Köpfe herabfallen, weichen gewandt einander aus, ver-
schwinden für Augenblicke hinter den Baumkronen und sind gleich
darauf wieder da — gleich einem großen Schwärm riesenhafter
tanzender Mücken. Kein Geräusch ist bei alledem zu hören; nur
dann und wann schlägt eine gegen die Telephondrähte, die längs
282 Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. 1 ^^ ' ™*
L Cfßs. Bay.
der Straße gespannt sind. Keine einzige macht den Versuch, in
den Bäumen zu fußen. Nachdem wir uns eine Weile an dem
seltsamen Schauspiel ergötzt haben, gibt Klügel einen Schuß ab,
ohne in der Dunkelheit zu treffen. Doch lassen sich die Eulen
dadurch kaum beirren. Erst ein zweiter und dritter Schuß ver-
grämt sie nach und nach. Wir versuchen dann unser Glück an
einer anderen Stelle, 6 Uhr abends, bei nahezu völliger Dunkel-
heit, und da hole ich eine aus der Luft herunter. Ich traue
meinen Augen kaum : kein Waldkauz ist's, sondern eine Waldohr-
eule! Offenbar haben alle dieser Art angehört." 5. I. 16: „Nach
Einbruch der Dunkelheit locken wir auf den Feldern zwischen
Parux und Petitraont unter einer freistehenden Baumgruppe Eulen
auf die gestrige Weise: einige eilen herbei, in etwa Meterhöhe
über den Wiesen dahinstreichend und sich erst unmittelbar vor
uns in größere Höhe erhebend. Ich schieße eine: wieder eine
Waldohreule. Eine andere, die in der Nähe aufbäumt, ist von der-
selben Art." An anderen Stellen, so in der Nähe von Bremenil,
habe ich dieses unterhaltende Spiel noch im März und April mit
vollstem Erfolge wiederholt; aber die Eulen erschienen nie in
solchen Mengen wie am 4. I., wo wir uns offenbar in der Nähe
einer großen Versammlung Überwinternder aufgestellt hatten. Die
beiden Erlegten erwiesen sich als cT und 5; beide hatten genau
die gleiche Flügellänge: 297 mm. — Der Waldkauz scheint auf
diese Nachahmung seines Paarungsrufes nicht zu zeichnen. In
der Umgebung der Climonthöfe, wo allabendlich Waldkäuze riefen,
Waldohreulen dagegen zu fehlen schienen, kam in der zweiten
Maihälfte 1917 nicht eine einzige Eule auf mein Blasen hin herbei.
— Wo e vre: Eine traf ich im Nov. 1916 im Wald bei der
Amblemont-Ferme.
89. Strix a. aluco L. — Waldkauz.
Lothringen: Ihre Rufe hörte ich im B. de Bläraont und
regelmäßig an vielen Stellen des Misch- und Nadelwaldes am
Vogesenfuß. — Vogesen: Eine größere Anzahl rief an stillen
Abenden in den Wäldern beim Climont.
90. Falco columharius aesalou Tunst. — Merlin.
Lothringen: Am 1. I. 16 erschien unweit Bremenil ein
Merlin, von einer Rabenkrähe hartnäckig angegriffen und verfolgt.
V. Besserer führt diese Art nicht an; doch ist der ,.Baumfalke",
den er am 27. XL 93 sah, gewiß nichts anderes gewesen als ein
Merlin.
91. Falco t. tinnunculus L. — Turmfalke.
Lothringen: Im Sommer nur bei Blämont gesehen, wo sich
im Juli 1915 1 Paar beständig im Umkreis der hochragenden
■^^^^'^' Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. 283
1918 J ^ "^
Burgruine aufhielt. Überwintert vereinzelt: 5. XI. 14 1 bei Barbas,
23. XL 14 1 bei Rixingen, 1. XII. 14 1 bei Lördiingen, 11. I. 17
1 bei Langd, 12. I, 17 3 einzelne zwischen Langd und Ibingen,
25. I. 17 1 bei Blämont. Im Frühjahr: 18. III. 17 1 am Clair
Bois. — Vogesen: Im September 1916 waren öfters zwei Turm-
falken an den kahlen steinigen Hängen des nördlichen Steinbergs
(1200 m) zu sehen.
92. Buteo b. buteo (L.). — Mäusebussard.
Lothringen: Jeden Sommer waren einige Paare im Gebiet
zu sehen. Im Winter zeigte ihre Zahl keine auffällige Verände-
rung. — Woevre: 16. XI. 1 bei Mouaville, 5. XII. 1 bei Herme-
ville. Unter, zwei im Dezember 1916 bei Rouvres geschossenen
gehörte einer der hellen Phase mit rahmfarbener Unterseite an. —
Vogesen: Ein Paar den ganzen Sommer über am Climont, ein
anderes über Lubine.
93. Circus c. cyaneus (L.). — Kornweihe.
Lothringen: Die Kornweihe scheint sich in 2 Paaren im
Gebiet fortgepflanzt zu haben. Über den weiten Wiesen der Albe-
niederung, welche bei Chazelles die eigene von der feindlichen
Stellung trennt, konnte ich mich als Artilleriebeobachter im Juni
und Juli 1915 oft an dem Anblick eines Paares erfreuen. Ein
zweites war in den gleichen Monaten in der Vezouse-Senke zwischen
Fremonville und Haute -Seille zu sehen. In Deutsch-Lothringen
fand sie bisher nur Clevisch (p. 82) brütend. Einige Male begegnete
ich der Art im Winter: am 27. XL 14 stieg eine aus dem Schilf
des Rixinger Weihers auf und strich niedrig über den See hin ;
bei ihrem Erscheinen verschwand ein Haubentaucher blitzschnell
unter Wasser. 5. XII. 14 sah ich eine über den Feldern bei
Mulsach, 13. und 18. XII. 14 eine weitere überm Großen Frade-
Weiher bei St. Georg. Unter diesen Wintervögeln befand sich
kein graues cT.
94. Accipiter n. nisus (L.). — Sperber.
Lothringen: Nur im Herbst und Winter gesehen: 23. XL
und 2. Xn. 14; 19. IX., 1. XL, 24. XL und 6. XII. 15.
95. Milvus m. migrans (Bodd.). — Schwarzer Milan.
Lothringen: Am 3. VIII. 15 kreisten zwei über Hattingen.
V. Besserer traf die Art auch bei Duß den Sommer über.
96. Perfiis a. apivorus (L.). — Wespenbussard.
Lothringen: Bei Val sah ich einen am 20. VI. 15; er dürfte
in der Nähe gebrütet haben. Bei Duß horstet der Wespenbussard
nach V. Besserer ziemlich häufig.
284 Stresemann : Zwischen Verdun und Beifort, 1 ^^^^- ^'^^'
* L Ges. Bay.
97. Ciconia c. ciconia (L.). — Weißer Storch.
Lothringeu: Schon frühzeitig ist der Storch in Lothringen
ausgerottet worden. Holandre vermag 1836 nur anzugeben, daß
er Durchzügler im Moseldepartement sei. Spätere Autoren wissen
von Versuchen zu berichten, sich nahe der elsässischen Grenze
wieder anzusiedeln. 1862 nennt ihn Godron (p. 377) einen Brut-
vogel Pfalzburgs. d'Hamonville (p. 330) behauptet noch 1895,
daß sich dort 1 Paar fortpflanze, scheint sich dabei jedoch ledig-
lich auf Godron zu stützen, denn v. Berg sagt im gleichen Jahr
ausdrücklich, daß der Storch seit 1884 nicht mehr in Lothringen
brüte. Auch heute steht in Pfalzburg kein Nest, wie ich mich
Ende März 1916 selbst überzeugte. 1889 hat der Storch Brut-
versuche in Bitsch und einem Nachbarort gemacht, ist aber bald
wieder abgezogen (Kieffer 1901, p. 6). Seitdem hat mau nichts
mehr von lothringischen Brutstörchen gehört. Um so erfreulicher
ist es, daß 1915 und 1916 1 Paar inmitten der Stadt Saarburg
Junge aufgebracht hat. Ich selbst hatte leider keine Gelegenheit,
mir das Nest anzuschauen, erfuhr jedoch diese Tatsache von mehreren
Seiten. Wahrscheinlich ' hat der Storch dieses Nest schon seit
vielen Jahren bezogen, denn Dr. Parrot sah ihn schon im Jahre
1899 vom Zuge aus bei Saarburg und vermutete „sein dortiges
Brüten (II. Jahresber. Orn. Vereins München, p. 10). Über Bremenil
erschienen am 4. III. 16 1, am 14. III. 16 3 Durchzügler.
98. Anser sp. — Wildgans.
Lothringen: 28.11 15 Flug von 25, 21. IIL 16 Flug von
über 100 Stück am Vogesenrand bei Bremenil nach N. überhin.
Bei d'Hamonville lesen wir (p. 278), daß alle herbstlichen Gänse-
züge, die durch Lothringen kommen, nur ein Ziel haben: den
Stock weiher, dem sie alle zuströmen, und wo sie zwischen dem 1.
und 5. Oktober ankommen, um ihn erst zu verlassen, wenn er zu-
gefroren ist. Alljährlich sollen so Hunderte von Gänsen sich dort
zusammenfinden. Diese Angaben bedürfen sehr der Nachprüfung.
Nicht ein einziger Schwimmvogel war auf dem vollkommen offenen
Wasserspiegel zu sehen, als ich den Stockweiher am 9. I. 17 be-
suchte; die gleiche Enttäuschung erlebte ich tags darauf auf dem
Weiher von Gunderchingen. — Woevre: Veterinär Klügel beob-
achtete am 23. XII. 16 einen Flug von 15 Gänsen, die niedrig
über Bechamp zogen.
99. A7ias p. platyrhijnclios L. — Stockente.
Lothringen: Im Winter waren regelmäßig einige auf kleinen
Fischteichen bei Cirey anzutreffen. Ferner sah ich 6 am 16. XL 14
auf dem Weiher von Hattingen, 15 lagen am 23. XI. 14 auf dem
Eis des völlig zugefrorenen Weihers von Folkringen, und mehrere
XIII, 3, Stresemann : Zwischen Verdun und Beifort. 285
1918 J
bemerkte ich am 13. XII. 14 auf dem Großen Frade- Weiher bei
St. Georg.
100. Nyroca fuligula (L.). — Reiherente.
Lothringen: Auf dem Ostzipfel des Weihers von Gun-
derchingen sah ich am 13. und 18. XII. 14 2 Reiherenten, am
22. XII. 14 mehrere cTcT und $$.
101. Olaucionetta c. clangula (L.). — Schellente.
Lothringen: Ein cT ad. hielt sich am 22. und noch am
25. XII. 14 auf dem Weiher von Gunderchingen auf.
102. Podiceps c. crisiatus (L.). — Haubentaucher.
Lothringen: 27. XL 14 einer auf dem Rixinger Weiher.
103. Podiceps r. ruficollis (Pall.). — Zwergtaucher.
Lothringen: 18. XIL 14 2, 25. XIL 14 3 Stück auf dem
Weiher von Gunderchingen. 27. XIL 16 1 im Schilf der Flußarme
in den Metzer Moselanlagen.
104. Vanellus vanellus (L.). — Kiebitz.
Lothringen: 21. XI. 14 ein Flug von 15 Stück auf den
Wiesen bei Rixingen.
105. Scolopax r. rusticola L. — Waldschnepfe.
Woevre: Ende X. und 2. XL mehrere in den Wäldern bei
Affleville und Aix.
106, Larus ridibundus L. — Lachmöve.
Lothringen: Von Mitte XL bis Mitte I. keine an den Weihern
gesehen, dagegen 27. XII. 16 eine ansehnliche Schar auf der über-
schwemmten Metzer Wiese.
107. Megalornis g. grus (L.). — Kranich.
Woevre: Ende X. 16 sah Veterinär Klügel mehrere Tage
lang einen Flug von 5 auf den unter Wasser stehenden Wiesen
bei Affleville.
108. Oallinula eh. chloropus (L.). — Grünfüßiges Teichhuhn.
Lothringen: 1. XIL 15 1 an der Vezouse bei Val, 27. XII. 16
1 im Schilf der Moselarme bei Metz.
109. Fidica a. atra L, — Bläßhuhn.
Lothringen: 1914: 20. XL auf einem Teich bei Hablutz 2;
23. XL auf dem Eis des völlig zugefrorenen Weihers von Folk-
286 Stresemann : Zwischen Verdun und Beifort. TVerh. Orn.
|_ Ges. Bay.
ringen 1; 26. XI. auf dem stellenweise noch offenen Weiher von
Eixiügen 14, 27. XI. daselbst 4; 9. XII. auf dem Weiher von
Gunderchingen 5, 13. XII. daselbst 27, 18. XII. daselbst 20, 22. XII.
daselbst 15; 13. XII. auf dem Großen Frade-Weiher bei St. Georg 20.
— 1917: 9., 10. und 12. I. keine auf dem eisfreien Stockweiher
und dem Gunderchinger Weiher.
110. Columha p. palamhus L. — Ringeltaube.
Lothringen: Nicht häufig, jedoch in den meisten Wäldern
einzelne Brutpaare. Ankunft: 1915 gurrten die ersten im B. de
Quimont am 15. III., 1916 hörte ich dort die erste am 16. III, —
Durchzug: 30. X. 14 3 einzelne über den B. de Blämont hin;
18. III. 16 10 bei Val nach NO. Überhin, 14. III. 17 8 bei Hallo-
ville nach NW. überhin; 25. IV. 17 gegen 30 in einem kleinen
Feldgehölz bei Blämont. — Wo e vre: 5. XL 16 Flug von 8 im
B. de Rouvres. — Vogesen: Wenige Paare brüteten in der
weiteren Umgebung des Climont.
111. Columha o. oefias L. — Hohltaube.
Lothringen: Brutvogel an mehreren Stellen des Vogesen-
fußes im Buchen- und Mischwald. Am 21. V. 16 strichen mehrere
bei der Ruine Türkstein aus Bruthöhlen in alten Buchen ab. Von
den im B. de Quimont und B. de la Haie St. Pierre nistenden
Paaren hörte ich zum erstenmal Rufe 1915 am 27. IIL, 1916 am
21. III. Die volle Besiedlung schien 1915 erst Mitte April erreicht
worden zu sein.
112. Streptopelia t. turtiir (L.), — Turteltaube.
Lothringen: Nur dreimal bemerkt: 8. VIL 15 eine im Park
von Schloß Türkheim bei Blämont, 13. VII. 15 eine bei Fremon-
ville, 4. VI. 16 Gurren in einem Laubwäldchen bei Val.
113. Pliasianus colchicus L. — Jagdfasan.
Lothringen: Fasane waren in der Umgebung von Val und
Schloß Chatillou ziemlich zahlreich und wurden oft geschossen.
Wahrscheinlich sind sie dort vom Besitzer des Schlosses Chatillon
erst seit jüngerer Zeit gehegt worden, denn d'Hamonville weiß
1895 noch nichts von ihrem dortigen Vorkommen.
114, Perdix p. perdix (L.). — Rebhuhn.
In Lothringen und der Woevre gleich häufiger Standvogel.
115. Coturnix c. coturnix (L.). — Wachtel,
Lothringen: Zur Brutzeit hörte ich Wachtelschlag in den
Vezouse wiesen bei Val, bei Bertrambois, bei Verdenal und in den
YTTT Q \
Q « I Stresemann: Zwischen Verdun und Beifort. 287
Albewiesen bei Chazelles. Noch am 4. X. 15 schoß Veterinär
Klügel eine bei Val.
116. Tetrao u. urogallus L. — Auerhuhn.
Lothringen: Überall, aber spärlich in den Nadelwäldern des
Vogesenfußes.
117. Lyrurus tetrix juniperorum Brehm. — Birkhuhn.
Lothringen: Nach Döderlein (1898 p. 66) ist das Birkwild
früher Standvogel in den Vogesen gewesen, jedoch ausgerottet und
erst neuerdings wieder mit Erfolg künstlich eingebürgert worden.
Nachkommen solcher ausgesetzten Stücke sind jedenfalls die Birk-
hähne gewesen, die von Offizieren meiner Division wiederholt in
den Waldungen bei Schloß Chatillon gesehen wurden.
118. Bonasa b. bonasia (L.). — Haselhuhn.
Lothringen: In den Nadel- und Mischwaldungen des Vogesen-
fußes nicht gerade selten. — Vogesen: Im Sommer 1917 mehr-
fach in den Waldungen der Umgebung des CUmont gesehen;
3 Stück am 8. IX. 16 im Wachholderdickicht des Strohberges.
Literatur.
1895 Frhr. von Berg, Ornithologische Beobachtungen aus Elsaß-Lothringen
1885—1892. Ornis VIIJ, Heft 3, p. 252—322.
1898 Ders., Ornithologische Beobachtungen aus Elsaß-Lothringen für 1893 — 1897.
Ornis IX, p. 329-411.
1895 Frhr. von Besserer, Ornis der Umgebung von Dieuze in Lothringen.
Ornis VIII, Heft 1, p. 1—32.
1771 J.-P. Buchoz, Aldrovandus Lotharingiae. Nancy et Paris.
1901 A. Clevisch, Beiträge zur Avifauna von Lothringen. IL Jahresber.
Orn. Vereins München für 1899—1900, p. 80—88.
1867 Degland & Gerbe, Ornithologie europ^enne. Paris.
1896 L. Döderlein, Beobachtungen über einige im Elsaß lebende Tiere.
Mitth. Philom. Gesellsch. Els.-Lothr., 4. Jahrg., IL Heft, p. 1—3.
1898 Ders., Die Tierwelt von Elsaß-Lothringen, In: Das Reichsland Elsaß-
Lothringen. Landes- und Ortsbeschreibung. Herausgg. vom Statistischen
Bureau des Ministeriums für Elsaß-Lothringen. I. Teil. Straßburg
1898-1901.
1910 J. Gen gl er, Ornithologische Beobachtungen in und um Metz. Natur
und Offenbarung (Münster i. W.) Vol. 56, p. 228—242, 266—284,
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1916 Ders., Kriegsbeobachtungen aus Belgien und Frankreich. Journ. f. Orn.
LXIV, p. 398-412.
1862 D. A. Godron, Zoologie de la Lorraine. Mem. de l'Acad. de Stanislas.
Nancy.
1895 Baron L. d'Hamonville, Les Oiseaux de la Lorraine. M^m. Soc.
Zool. de France VIII, p. 244 - 344.
1917 R. Heyder, Einige Gelegenhcitsbeobachtungen an der Vogelwelt der
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p. 121—128.
288 Stresemann : Zwischen Verdun und Beifort.
[Verh. Orn.
Ges. Bay.
1836 J. Holandre, Faune du d^partement de la Moselle. Metz (zuerst er-
schienen im Almanach du departement de la Moselle, Metz 1825
und 1826).
1851 Ders. , Catalogue des animaux vert^br^s, observes et recueillis dans le
d^partement de la Moselle. Bull, de la Soc. d'Hist. Nat. du dep. de la
Moselle, 6feme cahier, Metz 1849/50, p. 87—132.
1901 J.-J Kieffer, Observations ornithologiques. Bull, Soc. d'Hist. Nat. de
Metz (2) IX, p. 1—8.
1834 L. Land b eck. Systematische Aufzählung der Vögel Württembergs.
Correspondenz-Blatt des Kgl. Württemb. Landwirthsch. Vereins 1835.
1899 R. Paquet (Neree Qu^pat), Ornithologie du Val de Metz. Paris et Metz.
1914 R. Scheicher, Ornithologische Ausflüge in die Umgebung von Freiburg
(i. Br.) und in die Südvogesen. V.O.G.B. XII, p. 53—86.
1917 L. Schuster, Über das Vorkommen der Ammern in Nordostfrankreich.
Orn. Monatsber. XXV, p. 160- 1Ü3.
XTII 3 I
' ' I Stadler und Schmitt: Bauniläufergesänge. 289
Analyse der Baumläufergesänge.
Von
H. Stadler und C. Schmitt (Lohr).
A. Grartenbaumläufer {Cevthia brachydnctyla
hvavhydactyla Brehm).
Dem angehenden Vogelstimmenbeobachter ist die Analj'^se des
Gesangs dieses Baumläufers sehr anzuraten. Der Vogel ist ein
gutes Beobachtungsobjekt, besonders im ersten Frühling. Da tönt
sein Gesang fast ununterbrochen. Wir haben ihn die einfache
Strophe ohne jede Veränderung schon 50 mal hintereinander vor-
tragen hören. Sein Gesang ist so schmetternd, daß die anderen
ohnehin in dieser Zeit wenig sangeslustigen Vögel den Knirps
nicht unterkriegen.
Da die Strophe sich neben ihrer fast völligen Unveränderlich-
keit außerdem noch durch ihre Kürze auszeichnet, fast überall,
auch in unmittelbarer Nähe von menschlichen Wohnungen zu
hören ist, unserem natürlichen rhythmischen Gefühl sehr
naheliegt und nur gute Tone enthält, haben wir sie ein-
mal, als wir sie viele Male hintereinander singen hörten, zum
Gegenstand folgenden Lehrgesprächs gemacht.
I. Rhythmus.
1. Wie viel Töne enthält der GesangV
Sieben,
2. Unterscheiden sich diese 7 Töne bezüglich ihrer Länge?
Ja, es sind schnellere und langsamere Töne vorhanden.
3. Wo stehen die schnelleren?
In der Mitte der Strophe.
4. Wo die langsameren?
Am Anfang und am Schluß.
5. Wie viel langsamere Töne sind zu unterscheiden?
Zwei und einer.
ß. Wie viel Töne erscheinen als kurze?
Vier.
7. Welche Notenwerte entsprechen diesen schnelleren Tönen ?
Sechzehntel.
19
I \^prli Orii
290 Stadler und Schmitt: Baumläufergesänge. I
|_ Ges. ßay.
8. Welche Notenwerte entsprechen den zwei langsameren
Anfangstönen und dem Schlußton?
Achtel.
9. Nun sollt ihr mit Noten, die in gleicher Höhe (also auf
einer Linie) stehen, den Gesang des Baumläufers notieren!
IL Die Melodie.
10. Nun aclitet darauf, ob die Töne wirklich alle in gleicher
Höhe stehen?
Nein.
IL Wie viele Hochtöne sind vorhanden?
Zwei.
12. Wo stehen diese?
In der Nähe des Anfangs und am Schluß.
13. Wo steht der tiefste Ton?
Bei den Sechzehntelnoten.
14. Der wievielste Ton ist er in der Gesamtreihe?
Der fünfte.
15. Achtet auf das Steigen und Fallen der Melodie!
16. Zeichnet mit einer Linie die Bewegung der Melodie!
17. Setzt nun die Noten ein!
^m^
Wie nennt man Tonfiguren von der Art dieser Sechzehntel-
bewegung in der Musik?
Doppelschlag.
in. Metrik.
18. Nun wollen wir die am stärksten betonten Noten fest-
stellen.
Die 2. und die letzte Note werden am stärksten betont.
19. Ihr wißt vom Gesangunterricht, daß vor dem Ton, der am
stärksten akzentuiert wird, der Taktstrich zu setzen ist. Setzt ihn !
20. Nun seht ihr, daß eine Änderung unserer Schreibweise
eintreten muß.
Welche?
^i\m\l ■''■''■
XIII, 3, I Stadler und Schmitt: Baumläufergesänge. 291
der letzte Ton darf nicht mit der Sechzehntelgruppe verbunden
werden.
21. Jetzt sollt ihr die Taktbezeichnung einsetzen.
s/s Takt.
IV. Die Tonhöhe.
22. Die 2 Hochtöne sind mit der Vogelpfeife zu bestimmen.
Sie sind 5 gestrichnes g.
23. Bestimmt den Anfangstou, der etwas tiefer liegt.
Er ist 5 gestrichnes f.
24. Sucht nun den Tiefton der Sechzehntelgruppe zu be-
stimmen ?
Er ist e^.
25. Tonumfang?
Die Terz e^—g^.
26. Wieviele Töne liegen zwischen dem Hoch- und Tiefton?
Zwei.
27. Entsprechen die Intervalle also den unseren?
In dieser Vogelstrophe ja.
V. Vortragsweise.
28. Achtet auf Bindungen!
Die Sechzehntelgruppe ist mit dem letzten Ton gebunden;
die zwei ersten Töne werden mehr stakkatiert gebracht.
29. Tonstärke?
Forte.
30. Tempo?
Die zwei ersten Töne und der Schlußton sind schnelle
Achtel. Die Länge der Strophe beträgt ein und eine halbe Se-
kunde. Wir haben also etwa das Tempo Allegretto.
VI. Phonetik.
31. Welches ist der lautliche (phonetische) Eindruck — der
Text des Lieds?
Der Text ist mit unseren menschlichen Sprachlauten sehr
schwierig wiederzugeben. Vielleicht könnte man sagen, die Baum-
, ^ , , , , ^ . di d, di d, ^^ ,. • i
läuferstrophe höre sich an etwa wie : 1 — ueu -i. Das Lied-
^ s s s s
chen stellt ein wenn auch liliputanisches Musikstück dar —
Töne lassen sich aber mit Vokalen und Konsonanten nur höchst
unvollkommen nachahmen. Daher läßt sich das Liedlein, das so-
gut wie nicht nachgesprochen werden kann, auf einem geeigneten
Instrument vorzüglich spielen, nämlich auf Orgelpfeifchen aus dem
Register Salizional. Damit kommen wir zu der
19*
292 Stadler und Schmitt: Baumläufergesänge. fVerh. Orn.
|_ Ges. Bay.
VII. Klangfarbe.
32. Diese ist im ersten Ton und in den zwei Hochtöuen
scharf, metallisch, in der Sechzehntelfigur etwas stumpfer.
VIII. Die endgültige Schreibung
ist demnach 33
•*r y*"
mit den darunter zu setzenden Silben -i -i -i üeü -i
s s s s
Hier brach das Lehrgespräch ab — ohne das Thema erschöpft
zu haben. Es fehlt noch eine Besprechung der Varianten und
Dialekte, sowie des einschlägigen Schrifttums.
IX. Varianten und Dialekte.
Die Strophe des Gartenbaumläufers wird individuell sehr selten
abgeändert. Wir haben Brutvögel verhört in Süd-, Mittel- und
Norddeutschland, bei Amsterdam, im Böhmischen Erzgebirge, am
Langen- und Genfersee; wir hören jeden B'rühling und in jedem
Herbst Durchziehende singen im Main- und im Regnitztal — der
Gesang ist bei allen gleich bis in die kleinsten Einzelheiten hinein
— gebaut nach ein und demselben Schema, eben dem, das unsere
Schreibung zeigt. Nur der erste Ton wird bisweilen etwas tiefer
gebracht, und die Zahl der abwärts ziehenden Stakkatesechzehntel
ist hie und da — jedoch selten — vermindert, so daß Notenbilder
entstehen wie diese:
k k ^t. ^c; Si ^UL & «^^ ±£ eto A-
Ein einziges Mal hörten wir noch eine andere Abweichung,
am 25. V. 1915 im Ungeheuren Grund bei Friedrichrode:
^IPüxT'
Das letzte Sechzehntel war ein kleines Rollercheu. Diese
Variante sang der Vogel oft, ebenso oft aber auch die gewöhnliche
Strophe.
XIII, 3,
1918
Stadler und Schmitt: Baumläufergesänge.
293
Besonders auffallend erschien uns immer das starre Festhalten
all' der vielen von uns verhörten Einzeltiere an der absoluten
Tonhöhe f^ g^ e^ g^\
Wenn man jedoch die Certhien südlicher Gegenden verhört,
ändert sich das Bild etwas. In Tessin singen zahlreiche Garten-
bauraläufer wie unsere; da es jedoch Mitte April war zur Zeit
unserer Beobachtungen, so vermuten wir mit gutem Grund, daß
wir nördliche Tiere vor uns hatten, die nur durchzogen. Andere
Brachydactylae, nämlich am Langensee, die wir für die dortigen
Brutvögel halten möchten, unterscheiden sich im Gesang von
unsern Baumläufern recht ohrenfällig. So sang ein Gartenbaum-
läufer am 18. IV. 1914 östlich von Tenero (bei Locarno), in der
Krone einer Weide auf Wiesenland:
— stets dieses kleine Lied.
Am 9. IV. 1914 sang einer in Locarno, im Pappel-Erlen-Hain
am See:
. «,
Diesen beiden Strophenarten ist gemeinsam, daß das Kern-
stück verkürzt ist (daß ihre Sechzehntel reduziert sind auf zwei),
daß der letzte Hochton höher ist als der zweite — einmal um
eine kleine Sekunde, einmal um eine (nicht immer genaue) Quart,
und daß dem Schluß abwärts gerichtete Achtelfiguren angehängt
sind in der Tonhöhe der Sechzehntel des Mittelstücks.
Ein anderer sang geradezu einen Übergang zwischen unserem
gewohnten Lied und der Langensee-Lokalform.
fi
294
Stadler und Schmidt: Baumläufergesäage.
[Verh. Orn.
Ges. Bay.
Das ist ein sehr wenig variiertes Liedchen unsrer einheimischen
Vögel mit Wiederholung des Tonpaars des Strophenschhisses und
Weghissung des Auftakts.
Am 15. Juni 1914 weilten wir in Le Petit Bornand, einem
Dorf Hochsavoyens. In einem Obstgarten, am Aufstieg zu dem
Hochplateau der Cenise, sang ein Baumläufer viele Male die Strophe:
e.7''s
Man sieht: das Liedchen hat die größte Ähnlichkeit mit der
gewöhnlichen Cer^Äm-Strophe, jedoch die Tonhöhe weicht auf-
fallend ab. Der Auftakt ist Cg, der erste akzentuierte Ton ist
fi?5, das Mittelstück liegt zwischen g^, und e^\ das überraschendste
aber ist der Schlußton. Dieser ist ungeheuer hoch, weit draußen
über f/g? der höchsten Pfeife, die wir damals bei uns hatten.
Wir hatten den bestimmten Eindruck, die nächst höhere Oktav von
5^5, also sechsgestrichnes (/, zu hören.
Klang, Vortrag, Tempo, Tonstärke dieser verschiedenen süd-
lichen Varianten waren genau die unsrer deutschen Vögel. Da
wir die Sänger nur flüchtig sehen konnten, so muß zunächst dahin-
gestellt bleiben, ob wir hier einen Baumläufer-Dialekt oder die
Strophen einer geographischen Form (etwa von C. hrachydactyla
uUramontana Hart.?) vor uns hatten.
X. Schrifttum.
Über das Lied des Gartenbaumläufers ist bereits eine kleine
Literatur vorhanden, und es verlohnt sich, sie zu besprechen.
Naumann, Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas
(Neuausgabe) Bd. 2, 1905, p. 326, sagt: ,,. . . Gesang . . ., welcher
. . . einförmig und schlecht genannt zu werden verdient, indem
er nur aus einer Strophe besteht und sich etwa durch die Silben
Jichtititirroititerih oder Tititititiwüiti versinnlichen läßt."
C. E. Hellmayr, Paridae, Sittidae,' Certhiidae, in:
Tiereich, Lief. 18, 1903, p. 208: [Sein Gesang] „unterscheidet
sich von der nächsten Art [C famiUaris] . . ., besonders . . .
durch biologische Merkmale wie Stimme, Aufenthalt u. s.w. . . ."
E. Hartert, Die Vögel in paläarktischen Fauna,
Bd. 1, 1905, p. 318; „Stimme von der von C. familiaris ganz ver-
schieden . . ., auch der Gesang ist lauter und härter."
' ' j Stadler und Schmitt: ßaumläufergesänge. 295
C. Gr. Fridericli, Naturgeschichte der deutschen
Vögel, 5. Aufl. bearbeitet von Alexander Bau, 1905, p. 148:
„Einen kurzen Gesang, der einen heiteren Charakter hat, läßt das
Männchen im B'^rühjahr hören, ungefähr wie: „bibibibiboiteritih"."
Otto Kleinschmidt, Die Singvögel der Heimat, 1913,
p. 82: „Gesang individuell verschieden, doch im Klangbild ähnlich,
etwa ditt deh di leh lih, im Klettern (anscheinend seltener im
Sitzen?)."
In den „Verhandlungen der Ornithol. Gesellschaft
in Bayern ist unter „Materialien zur bayerischen Ornithologie"
der Baumläufergesang mehrfach mit Silben notiert als: si siri si
oder si si siri si.
Mit diesen sehr allgemein gehaltenen Urteilen oder Silben-
schreibungen ist nicht viel anzufangen: sie vernachlässigen voll-
ständig die Tonhöhe und vor allem den Rhythmus und die Melodie-
linie, das wesentliche und wichtigste an jedem Gesang. Man muß
aber den genannten Autoren zugute halten, daß sie in ihren
systematischen Werken genauere Gesangsanalysen auch gar
nicht geben wollen.
In der Spezial- Literatur ist der Gesang der C. h. brachy-
dactyla behandelt worden von Voigt, Hesse, Kr über, den
Verfassern, Fenk, Hoffmann.
Alwin Voigt, Exkursionsbuch zum Studium der
Vogelstimmen, 6. Aufl. 1913, schreibt (p. 107): „. . . sein
kurzes, aber charakteristisches Liedchen ... — — . ^*— (ti tit
irriti N.) oder """*•" pfeift's da bald hier, bald dort; zeitweise
hörte ich regelmäßig diese kurzen Strophen, andere Male eine
um 2 oder 3 Töne längere, z. B. """""'•."■_, die gestreckten
Töne von demselben Klange, wie die oben beschriebenen auffällig
klaren Titi, wenn auch etwas kürzer gehalten, der zweite und
vorletzte als Höhepunkte betont. Als große Seltenheit beobachtete
ich, daß ein kleiner Baumläufer beständig die Schlußfigur ver-
doppelte, also titi tiaritiariti."
Voigt's Schreibungen kommen der unsrigen sehr nah. — — . ^'—
zeigt zwei längere Anfangstöne, den Schlußton in der Höhe des
zweiten Tons, und 3 — 4 schnellere Töne in der Mitte, deren erster
tiefer liegt als der zweite „gestreckte" Ton. Abweichend von
unsrer Notierung ist in diesem Notenbild Voigt's: die Töne der
Einleitung liegen auf der gleichen Tonstufe, der letzte Ton der
schnelleren Tonfigur ist der Hochton der Strophe. — Seine
zweite und dritte Schreibung decken sich fast vollkommen mit der
unsrigen. In """■*." setzt er, ganz wie wir, den Anfangston
29<) Stadler und Schmitt: Bauraläufergesänge. rVeih. Orn.
|_ Ges. Bay.
tiefer als den zweiten Ton, den Schlußton in gleiche Höhe mit dem
zweiten Ton, und bereits den ersten Ton des Mittelstücks tiefer als
den Hochton. Im Mittelstück hört er nur drei Töne, was wir nicht als
Regel bezeichnen möchten. Bei der Schnelligkeit, mit der diese
Figur gebracht wird, kann eben leicht ein Hörfehler mit unter-
laufen. Seine dritte Schreibung -» -, -^ *#^ *-— bringt als ersten
Ton der Strophe den Lockton, setzt den vorletzten Ton etwas
höher als den andern Hochton und läßt den abwärtsziehenden
kleinen Lauf in der Lage des ersten Hochtons beginnen. Als
Abschluß der Strophe erscheint noch ein tiefer Ton, tiefer als der
erste Tiefton. Es wäre das ein Seitenstück zu unsern Beobach-
tungen am Langensee.
Was uns an Voigt's Notierungen auffällt, ist, daß der Baum-
läufergesang so variieren soll. Was wir an deutschen Certhien
haben singen hören, hat uns hundertmal bewiesen, daß nicht leicht
an einem Strophentypus so starr und gleichmäßig festgehalten wird
wie an dem der hrachydactyla.
E. Hesse, Zum Gesang von Certkia, in: Ornithol.
Monatsber. 1907, Nr. 3, p. 37 ff. Hesse unternimmt hier zum
erstenmal, die Verschiedenheit der Gesänge unsrer beiden Baum-
läuferarten mit schematischen Schreibungen vor Augen zu führen.
„Von dem eigentlichen Liedchen sind nun zwei Typen zu unter-
scheiden, einer, der eine Reihe trillerartige Töne aufweist [C.
familiaris\ und ein solcher, der derartige Töne entbehrt, [C.
brackydactjjla]. Dieser letztere . . . bildet eine ganz charakte-
ristische Tonfigur. Li seiner Vollendung besteht dieses Liedchen
aus acht Tönen; von selbigen liegen die ersten fünf gewöhnlich
abwechselnd einen halben bis ganzen Ton auseinander, wobei der
dritte die tiefste Lage hat, daran schließt sich ein etwas in die
Höhe gezogener Ton, dem endlich nocli zwei folgen, von denen
der Schlußton meist wieder einen halben Ton herabfällt; ich möchte
es mit den Silben „tititutitiroiti" wiedergeben, die zweite, vierte
und siebente Silbe gewöhnlich etwas stärker betont und hervor-
gehoben, Ton 6 und 7 beinahe verschmolzen, das Ganze gebunden
und lückenlos vorgetragen; in Zeichenschrift: Fig. L ^-^^^^^m.^^/^'m
Die Tonhöhe, bis zu welcher der höchste Ton, also der
siebente, emporsteigt, ist individuell schwankend, was schon früher
Voigt festgestellt hat, das Intervall kann „zwischen Sekunde und
Sexte variieren." Von diesem Schema hört man nun kleine Ab-
weichungen, indem z. B. die ersten beiden Töne gleich hoch,
manchmal auch ein wenig abgehackt sein können, oder der vierte
Ton ganz wegfallen kann, so daß das Liedchen dann nur aus sieben
Tönen besteht, wie es Voigt . . . darstellt ; kanstant bleibt jedoch
-^^■'^^' ^' I Stadler und Schmitt: Baumläufergesänge. 297
1918 J
die sich in obenerwähntem Intervall bewegende Schlußfigur der
letzten vier Töne. Naumann schreibt u. a. „Tititititiwüiti", das
stimmt in der Silbenzahl (8) mit meiner Angabe, nur ist die dritte
Silbe als tiefste nicht besonders gekennzeichnet und anstatt „ro"
steht in der sechsten „wü"."
Mit dieser Transkription und Beschreibung können wir uns
nicht vollsändig einverstanden erklären. Es ist gewiß nicht die
Regel, daß die ersten fünf Töne abwechselnd, so wie Hesse's
Fig. 1 es zeigt, einen halben bis ganzen Ton auseinanderliegen,
oder daß der dritte die tiefste Lage hat. Die Höhe des höchsten
Tons bezw. der beiden Hochtöne haben wir nur im Süden etwas
schwankend angetroffen. Akzentuierung des vierten Tons ist uns bis-
her noch nicht vorgekommen. Ton 6 ist an Ton 7 nicht inniger
gebunden als an Ton 5. Eine Sext als Intervall der hrachijdactijla-
Strophe müssen wir als eine ungemeine Seltenheit bezeichnen.
Wir möchten bezweifeln, daß ein achter tieferer Schlußton im
Liedchen unsrer einheimischen Baumläufer die Regel bilde. Vor
allem läßt Hesse's Melodielinie die so sehr charakteristische
Gliederung des Mittelstücks vermissen, und seine Beschreibung
enthält über den Rhythmus kaum eine Andeutung.
P. Kr über, Über den Gesang von Certhia famüiaris L.
und Certhia hrachydactyla Br. (Ornithol. Monatsschr. 35, 1910,
Nr. 3) schreibt auf p. 157: „. . . das kurze, prägnante Motiv
seines Paarungsrufes. Er besteht . . . aus einer kurzen Reihe
halb zwitschernder, halb pfeifender Laute, die sich statt durch
„ti ti ti" auch ebensogut auch „zi zi zi" wiedergeben lassen . . .
Darauf folgt ein kurzes, trillerndes, nach unten gezogenes
zierrro und dann ein nach oben gezogener i-Laut, der auf der
Höhe betont wird, und dem fast immer ein etwas tieferer
Schlußton folgt . . . Dieses Liedchen . . . wird . . . nie ver-
doppelt; auch sind die Veränderungen nur unbedeutender Art,
so daß der Kern des Motivs stets unverändert bleibt."
Krubers Beschreibung läßt den Rhythmus ziemlich gut er-
kennen. Sein Ausdruck „trillernd^' könnte vielleicht zu Miß-
verständnissen führen. Das Wesen des Trillers besteht darin,
daß zwei nicht ganz nah beieinander liegende Töne schnell ab-
wechselnd nach einander gebracht werden. Die Sechzehntelfigur
des Mittelstücks ist aber nichts weniger als ein Triller. Die
Wahrnehmung, daß dem letzten Hochton fast immer noch ein etwas
tieferer Schlußton folgt, ist bemerkenswert. K. hat im Riesen-
gebirg beobachtet. Da wir selbst das bisher niemals gehört haben
bei den süd- und mitteldeutschen sowie holländischen und Genfer
Brutvögeln, so scheint ein tieferer Schlußtou vielleicht als
Dialekt den mehr östlich wohnenden Gartenbaumläufern eigen-
tümlich zu sein.
298
Stadler und Schmitt: Baumläufergeeänge.
[Verh. Orn.
Ges. Bay.
Wir selbst haben in „Studien über Vogels timmeu" Journal
f. Ornithol. 1913, Aprilheft), und in „Studien über Vogel-
stimmen nach neuen Gesichtspunkten" (Ardea 1914, p. 40
und 41) Schreibungen der brach i/daetyla-Stvo^he gebracht. „Vom
Waldbaumläufer" — es soll heißen: vom Gartenb aumläufer —
sagten wir (a. a. 0.) „hört sich das taktmäßige, scharf klingende
kurze Liedchen so an:
[/"
1.
2.
Nr. 2 ist ein abnorm verkürztes Lied. Strophe 1 ist fast
genau die von uns p. 292 geschriebene Form; jedoch ist sie etwas
zu hoch angesetzt. Ein Hörfehler veranlaßte uns damals, den
zweiten Ton als Viertelnote zu schreiben. So verschob sich die
Taktbezeichnung. Dieser zweite ist aber in Wahrheit ein Achtel,
weshalb wir heut Ys^akt notieren.
In der „Ardea" 1914 haben wir auf p. 40 die Strophe des
Gartenbaumläufers und des Schwarzkehlchens geschrieben.
a b
Baumläufer Schwarzkehlchen
Die Beschreibung auf p. 41 lautet: „Die auf der vorigen Seite
stehenden Strophen vom Gartenbaumläufer . . . a, und vom schwarz-
kehligen Wiesenschmätzer {Saxicola torquata rubicola [L.]) b,
zeigen große Ähnlichkeit. An einem Auftakt bei b, einem Vor-
schlag bei a schließt sich der am stärksten akzentuierte Hochton
an. Zu dem am Schluß stehenden etwas weniger betonten Hoch-
ton führt eine Notenfigur, die in der Musik den Namen Mordent
führt (oo). In der Strophe des Schwarzkehlchens zeichnet sich
diese Mordent aus durch große Klangarmut, daher sind die Noten-
köpfe durchstrichen ... — er hört sich an wie eine heisere
Baumläuferstrophe. — Lage, Tonspannuug und Tonstärke der
XIII, 3, j Stadler und Schmitt: Baumläufergesänge. 299
beiden Arten sind jedoch konstant verschieden — Baumläufer (j^
bis etwa e^ und forte, Schwarzkehlchen Cg bis d^ und nif ..."
Was uns heut an dieser Schreibung {a) nicht gefällt, ist die
Bewertung des Auftakts als Vorschlags, die Stakkatierung der
Sechzehntel und das Fehlen des Bindebogens vom ersten Sech-
zehntel zum Schlußton. Das Laufen des Bogens über der ganzen
Strophe besagt, daß diese als Phrase angesehen werden kann
(Phrasierungsbogen). Die Schwierigkeit, schnell ablaufende Ge-
sänge in sehr hoher Tonlage genau zu erfassen, macht es be-
greiflich, daß uns kleine Fehler unterliefen, solang wir noch nicht
die Übung und Sicherheit von heute hatten.
Reinhold Fenk: Zum Gesang von Certhia (Ornithol.
Monatsber. 23, 1915, Nr. 11, p. 70ff.): „. . . der Gesang ... des
Gartenbaumläufers . . . sechs- bis sieben silbig, selten achtsilbig
(wenn man nicht anstatt der vorletzten hinaufziehenden beiden
Töne deren drei bis vier hört) habe ich mir gemeinhin mit
„titidatitterih" (titi ri(i)iti, tititerriti und ähnlich) bezw. „titida-
ul
ditteritih (titidatiteri(i)iti)" notiert und zwar finde ich sowohl das
Hesse'sche Schema . . ., als auch in anderen Fällen die Alwin
Voigt'sche . . . durchaus zutreffend, wobei noch zu bemerken ist,
daß das sonst recht taktgemäße Liedchen bei verschiedenen Vögeln
doch etwas verschieden klingt, ja es sogar von einzelnen Baum-
läufern verschieden moduliert wird, so u. a. von einem Stück, das
am 28. Mai 1914 bei Erfurt meist ,,didideldittittih (dididelditterih)"
sang, mehrmals aber auch zweimal aufbog, so daß es wie
, di^\lel^^del^^^" (Silbe 3 und 5 kurze Nachschläge der betonten
2 und 4) anhörte."
Diese umständliche Beschreibung schweigt sich über die Haupt-
sache: Rhythmus, Melodielinie, Tonhöhe vollkommen aus. Unbe-
greiflich ist uns außerdem, wie Fenk das di^Mel^^del^^^" ^^^
Variante der Strophe - 1 f • o ? t^ ansehen kann. Dieses
„di^^el^Mel^^^^^"? das bisher noch niemand beschrieben hat oder
auch nur erwähnt zu haben scheint, wird von unsern unterfränki-
schen Gartenbaumläufern oft gebracht; es hat mit der gewöhn-
lichen Strophe nicht das mindeste zu tun und ist gar keine Strophe,
sondern eine Rufreihe, in der die Locktöne abwechselnd in zwei
verschiedenen Lagen gebracht werden. Sie läßt sich sehr schön
in Noten wiedergeben und mit Salizionalpfeifchen nachpfeifen.
300 Stadler und Schmitt: Baumläufergesänge. 1
L Ges. Bay.
> >^ >
■^it?j-^^P^?I^r^-»-ri'
D. li.: Zwei stakkatierte Töne, die um eine kleine Sekunde,
eine kleine Terz, eine Quart auseinanderliegen, werden schnell
gereiht. Als Tonhöhen haben wir festgestellt f^—d^, e^ cs^, fis ^
cis^. Klanglich sind es die schönen metallischen Lockrufe des
Vogels.
W. Schmidt beschreibt in den Ornithol. Monatsber. 1910,
p. 91/92 als Gesang von C. famiUaris den von hrachydaetyla, mit
den Zeichen von Hesse und zahlreichen Silbennotierungen, die
sämtlich lediglich Hörvarianten ein und derselben Strophen-
gattung sind.
Werner Hagen (Zur Biologie und Faunistik unserer
Cer^Äm-Arten, Journ. f. Ornithol. Bd. 65, 1907, Festschrift für
Reichenow) sagt auf p. 76: „Es ist ein „kurzes", „taktmäßiges",
„stereotypes" Liedchen, das aus klaren, hellen Pfiffen besteht und
laut und scharf akzentuiert vorgetragen wird. . . . Modulationen
fand ich recht selten . . . Ich notierte folgende Typen: „ditriti,
tititroiti, titidüiti, titatiträiti, titiroiti, tititiroiti, tititiwiti, titätitriiti,
ditititriiti, tititidrüiti, diditridi, zizitütetriiti." — Die Kennzeich-
nung als kurz, taktmäßig und stereotyp ist richtig; die Silben-
schreibungen bringen nichts weiter als Schwankungen des Hör-
eindrucks und lassen jede Angabe über Rhythmus, Tonspannung,
Melodielinie vermissen.
Bernhard Hoffmann: Beitrag zur Kenntnis von Certhia
famiUaris L. = C. mncrodactyla Brehm (Oi-nithol. Monatsschr.
1916, Nr. 2, p. 82 ff.) bringt die Strophe von C. hrachydaetyla mit
Notenzeichen ohne Linien, in Klischees,
auf p. 82 \J y I U ^^ ,,,f p. ^lU U ^ ^^
Er wiederholt dieselbe Schreibweise in einer Studie: „Die
verschiedenen Methoden der Darstellung von Vogelstimmen" (Journ.
XIII, 3,1 Stadler und Schmitt: Baumläufergesänge. 301
1918
f. Oruithol. 65, 1917, Heft 1). Hier führt er die Bauraläuferstroplie
als Beispiel der Phrasierung im Vogelgesaog auf und sagt (p. 72):
„Im einfachen Liedclien des Hausbanmläufers L-4 '^ ^ <^
werden die ersten zwei Töne meist gebunden {legato), die oächsten
zwei mehr gestoßen (staccato), die folgenden zwei Töne aber wieder
sehr gebunden vorgetragen, welche Vortragsweisen bekanntlich
durch Bogen, bezw. durch Punkte dargestellt werden, die man
über die betreffenden Noten setzt."
Der Vergleich mit unsrer Schreibweise ei'gibt das gemein-
schaftliche: zwei Töne iu Achtelbewegung am Anfang; ihnen folgen
vier Sechzehntel, auf diese ein einzelner Schlußton. Ergibt den
Unterschied: die völlige Außerachtlassung der so eindringlich her-
vortretenden Änderungen in der Melodieführung — der charakte-
ristischen Melodielinie; in beiden Notenbildern ist der so auffallende
Wechsel der Tonhöhe kaum angedeutet; nach dem unterlegten
Text müßten in der Schreibung p. 82 die Töne, die den Silben
reu entsprechen, tiefer gesetzt werden — hier steckt ein Wider-
spruch zwischen „Text und Melodie".
Die Schreibungen Hoffmann's sind nach unsi-er Meinung zum
mindesten unvollständig. Die von ihm verhörten Gartenbaum-
läufer haben nicht anders gesungen als unsere, und er sagt selbst
auf p. 82, daß „der bekannte Ruf von C. hrnchydactyla zizi
zizireuizi . . ., wie allgemein bekannt ist, nur ganz geringe
Schwankungen zeigt". Es wäre höchst sonderbar, wenn gerade
seine Vögel auf Melodie nicht viel gegeben hätten. Wir hätten
von H. auch gern etwas über die Tonhöhe der Baumläuferstrophen
gehört. Nach unsrer Meinung dürfte der Stimmen forscher über
dieses ebenso interessante wie wichtige Moment nicht still-
schweigend hinweggehn. Die Bestimmung der Tonhöhe gelingt
zudem bei einiger Übung leicht, wenn man ein geeignetes In-
strumentarium verwendet: als solches hat sich uns ein Satz von
Orgelpfeifchen (Register Salizional) von der Tonlage y^ bis d^
vorzüglich bewährt, und wir haben dieses Verfahren in drei Ab-
handlungen empfohlen, die den Spezialforschern bekannt sind
(Journ. f. Ornithol. 1913, p. 383— 394; Ardea 1914, p.32ff.; British
Birds 8, 1914, p. 2—8). Hoffmann selbst empfiehlt solche Zinn-
pfeifchen auf p. 85/86 seiner Arbeit im Journ. für Ornithol. 1917.
302 HeUmayr: Miacellauea Ornithologica III. fVerh. Orn.
|_ Ges. Bay.
Miscellanea Ornithologica IIP).
Von
C. E. Hellmayr.
VIII. Die Formen von Rhodinocichla rosea (Less.).
Unlängst hat sich E. Hartert ^) mit den geographischen Rassen
dieser eigenartigen Vogelform, die, im System vielfach umher-
geworfen, nach den neuesten anatomischen Untersuchungen H. L.
Clark's ^) als aberrante Tangare anzusehen sein dürfte, in gewohnt
gründlicher Weise beschäftigt und eine kurze Übersicht ihrer
Kennzeichen gegeben. Während wir seiner Begrenzung und An-
ordnung der vier Formen durchaus beistimmen, vermögen wir der
versuchten Deutung des Lesson'schen Furnarius roseiis nicht zu
folgen. Diese Art wurde von Lesson in der im September 1832
erschienenen, zweiten Lieferung seiner „Illustrations de Zoologie"*)
nach einem männlichen Exemplar beschrieben und abgebildet (Taf. 5).
Als Fundort wird im Text „le Bresil et le district peu connu de
San-Jose" bezeichnet, was natürlich ein Irrtum war, da dieser
schöne Vogel auf südamerikanischen Boden nur im nördlichen
Venezuela und in Colombia vorkommt. Hartert (1. c.) behauptet
nun: „Lafresnaye ^) in his critical notes on types in the Paris
Museum showed that the type did not come from Brazil, but from
Colombia", und bezieht infolgedessen den Namen roseus auf die
in Bogota-Sammlungen vorkommende F'orm. Der soeben zitierte
Satz Hartert's beruht auf einem unerklärlichen Mißverständnis.
Lafresnaye spricht in der angezogenen Arbeit weder vom Typus
des F. roseus (der sich übrigens gar nicht im Museum d'Histoire
Naturelle befindet) noch von anderen Typen des Pariser Museums;
sondern er erörtert mehrere in seiner Privatsammlung befindliche
Exemplare, wobei er der Vermutung Ausdruck gibt, daß Lesson's
Fundort „San Jose, Bresil" falsch und das richtige Habitat
') Siehe diese „Verhandlungen" XIII, Heft 2, Septbr. 1917, p. 188—200.
'-) Novit. Zool. 23, 1906, p. 229.
") Auk, 30, 1913, p. 11—15.
*) Bezüglich der Erscheinungsdaten des Werkes siehe Mathews, Nov. Zool.
18, 1911, p. 12.
») Rev. Zool. 8. 1845, p. 10—11.
-^^^^'^' I Hellmayr: Miscellauea Ornithologica IIT. 303
„Colombie" sein möchte, aus welch letzterem Lande er seine
Stücke erhalten habe. Für die Ermittlung der Herkunft des
Originals von F. roseus ist Lafresnaye's Artikel mithin völlig
bedeutungslos. Das im Kolorit nichtssagende Bild und die wie
üblich pompös gehaltene Beschreibung bei Lesson könnten sich
ebensogut auf eine der südamerikanischen Formen wie auf B. rosea
eximia beziehen und nützen uns gleichfalls recht wenig für die
Klärung der Frage. Trotzdem unterliegt es unseres Erachtens
kaum irgendwelchem Zweifel, daß der Typus aus N.-Venezuela
stammte und der von Hartert R. rosea imlpina (Hartl.) genannten
Form angehörte. Dafür ist neben der Erwägung, daß zur Zeit
der Veröffentlichung der Tafel von Furnarius roseus Colombia eine
völlige Terra incognita war^), noch ein anderer gewichtiger Um-
stand bestimmend. Lesson gibt nämlich denselben Fundort „le
Bresil, le district de San-Jose" für den Kolibri Saucerottea tobaci
feliciae (Less.)"'^) an, welcher nachgewiesenermaßen nur das nörd-
liche Littorale Venezuelas, von Bermudez bis Carabobo,
bewohnt. Wir dürfen daher mit hohem Grade von Wahrschein-
lichkeit annehmen, daß Furnarius roseus und Ornisynya feliciae
dem Beschreiber aus derselben Quelle zugegangen sind, und da
die letztgenannte Art auf das nördliche Venezuela beschränkt ist,
dürfte auch die Herkunft des ersteren aus dieser Gegend ziemlich
sicher sein. In Berücksichtigung dieser Sachlage haben Hell-
mayr & Seilern 3) für F. roseus N.-Venezuela*) als terra typica
fixiert, was Hartert offensichtlich entgangen ist. Turdus vulpinus
Hartl. betrachten wir daher als Synonym von F. roseus, wogegen
die Bogota-Form eine Neubenennung erheischt.
Die Kennzeichen und Verbreitung der vier Formen seien
nochmals kurz zusammengefaßt.
a) Rhodinocichla rosea rosea (Less.).
Furnarius roseus Lesson, Illustr. Zool., livr. 2, pl. 5 (^ cf ad.)
(Sept. 1832. — „il provient du Bresil, et du district peu
connu de San-Jose", errore; Caracas^ N.-Venezuela, fixiert
als terra typica, auct. Hellmayr & Seilern 1912).
Turdus vulpimis Hartlaub, Rev. Mag. Zool. (2)1, p. 276 (1849. ~
Caracas; = $ ad.).
') Die Bogota-Sammlungen begannen erst gegen Ende der 30er Jahre des
vorigen Jahrhunderts auf dem Pariser Federnraarkt zu erscheinen.
^) Ornismya Feliciae Lesson, Rev. Zool. 3, 1840, p. 72.
=■) Archiv für Naturgeschichte 75, A., Heft 5, Sept. 1912, p. 45, 139, Fuß-
note 8.
*) Wir spezifizieren hiemit als näheren Fundort Caracas, woher damals
zahlreiche Vogelarten nach Europa gelangten.
304 Hellmayr: Miscellanea Oruithologica III. fVerh. Oro.
|_ Ges. Bay,
Hah. — Littorale von Venezuela, in den Staaten Bermudez
(Caripe), Dept. Federal (Caracas, La Guaira, S. Julian), Carabobo
(San Esteban), Lara (Tocuyo) und Merida (Ejido).
Char. — cT' ad. Ähnelt in der ausgesprochen (rein) schiefer-
grauen Oberseite der nordmexikanischen R. r. schistacea, unter-
scheidet sich jedoch durch geringere Größe, merklich schwächeren,
wenn auch nicht immer kürzeren Schnabel, dunkler^) rosenrote
Unterseite und intensiver schiefergraue Körperseiten. Von der
Bogota-Form unschwer durch wesentlich kürzere Flügel, merklich
hellere, schiefergraue Oberseite und Weichen zu sondern.
2 ad. Oberseite ziemlich hell schiefergrau, etwas oliv getrübt;
Supraloralstreif und Unterseite zimtgelbbraun; Körperseiten schiefei*-
grau, die Weichen stark olivbräunlich überwaschen.
Fünf c/cT ad. . . . al. 81-84; caud. 83—88; rostr. 19— 2OV2 mm
Zwei 22 •'^tl. . . . al. 77, 79; caud. 77; rostr. 20 mm.
b) RhodinocicJila rosea harterti 11. sul}Si).
Hah. — Zentral-Colombia: Bogotä-District.
Type im Zoologischen Museum, München: Nr. 09. 10(57. cf ad.
Bogotä-coU. ex Mus. Dalmas.
Char. — cf ad. Ähnlich R. r. rosea, aber bei gleicher Schwanz-
und Schnabellänge durch merklich längere Flügel und wesentlich
dunklere, schwärzlichschiefergraue oder rußschwärzliche Färbung
der Oberseite und Körperseiten unterschieden. Überdies sind die
schiefergrauen Säume auf den Oberflügeldecken und Schwingen
schmäler, dunkler und weniger abgehoben.
5 ad. Oberseite entschieden dunkler, schwärzlicher grau als bei
R. r. rosea und ohne den olivenfarbigen Anflug, der sich nur auf
den Oberschwanzdeckfedern angedeutet findet. Supraloralstreif
und Unterseite viel tiefer zimtbraun, Körperseiten gleichfalls
dunkler schiefergrau, mit weniger bräunlicher Mischung. Kopf-
seiten wohl tiefer rußschwärzlich.
Sechs c/cTad. al.86— 89; caud.SöV^— 88V2; i'ostr. 19\/.,— 21 mm.
Vier $$ad. al.79— 82; caud. 80—82; rostr. 18 1/2-!^) V2 mm.
Obs. — Durch die dunklere Färbung der Oberseite und Körper-
seiten sowie durch die Reduktion der grauen Säume auf den Flügeln
vermittelt diese Form den (Jbergang zur zentralamerikanischen
R. r. eximia, gleicht aber in der schlanken, schwachen Bildung
des Schnabels der typischen R. r. rosea aus Venezuela.
Ich widme sie dem bewährten Forscher E. Hartert, dessen
kritische Arbeitsmethode zur Vertiefung des ornithologischen
Studiums in weiten Kreisen angeregt und in erster Linie zu dem
unleugbaren Aufschwung beigetragen hat, dessen sich die Pflege
') Nicht heller, wie Hartert lapaii colami schreibt.
^^^^' ^'1 Hellmayr: Miscellauea Oruithologica III. 305
1918 J
unserer Wissenschaft seit einem Jahrzehnt auf unserem Kontinent
zn erfreuen hat.
c) Rhodinociclüa rosea eximia Ridgw.
Bull. U.S. Mus. Nr. 50, Part 2, p. 770 (1902. — „Isthmus of
Panama and north to southern Costa Rica" ; terra typica nicht
näher bezeichnet).
Hab. — Südliches Zentral-Amerika, von Panama (Lion Hill)
durch Veragua (Santa Fe, Calovevora, Chitra, Mina de Chorcha)
und Chiriqui (David, Bugaba, Boquete) bis ins südwestliche Costa
Rica (El General, Terraba, Boruca, Buenos Aires).
Char. — cT ^^- Von 7^. r. harterti sofort unterschieden durch
sehr viel dickeren und höheren (wenngleich nicht konstant längeren)
Schnabel, noch dunklere, schieferschwarze Oberseite, mehr schwärz-
liche Körperseiten und weitgehende Reduktion der grauen Säume
auf den Flügeln, die nur auf den großen Oberflügeldecken durch
ganz feine, düster graue Kanten angedeutet sind.
$ ad. Sehr ähnlich dem von R. r. harterti^ aber oberseits
dunkler, und der Schnabel sehr viel stärker.
ViercfcTad. al. 83—88; caud. 85—89; rostr. 20^2— 23 mm.
Ein $ad. al. [mausernd]; caud. [mausernd]; rostr. 22mm.
d) Rhoclinocichla rosea schistacea Ridgw.
Rhodmociclila rosea ß. schistacea Ridgway, Proc. U.S. Mus., I,
p. 247 (Dez. 1878. — Sierra Madre of Colima; Rio Mazatlan,
W.-Mexico).
Hab. — W.-Mexiko in den Staaten Sinaloa (Mazatlan), Jalisco,
Colima und Tepic.
Char. — cT ad. Sehr verschieden von der geographisch be-
nachbarten R. r. eximia durch liellschiefergraue (statt schiefer-
schwarze) Oberteile, Hals- und Körperseiten, längere Flügel und
Schwanz, und lichtrosenfarbige (statt tief rosenrote) Unterseite,
[g ad. mir unbekannt].
Ein cT ad al 89; caud. 91; rostr. 21^3 mm.
IX. Ein neuer Tyrannide aus Bolivia.
Leptopogon sttperciliaris albuliventer n. subsj).
Leptopocjon superciliaris (nee Tschudi) Sclater und Salvin,
P. Z. S. 1879; p. 613 (Carguarani, Yungas, Bolivia); Allen, Bull.
Amer. Mus. N. H. II, 1889, p. 85 (Yungas).
Leptopogon superciliaris subsp., Berlepsch & Stolzmann, Ornis,
13, II, Sept. 1906, p. 113 (Huaynapata, Marcapata, S.O.-Peru).
20
306 Hellmayr: Miscellanea Ornithologica III. fVerh. Orn.
Adidt. — Ähnlich L. s. superciliaris Tschudi^), aus Zentral-
und Nord-Peru, aber leicht durch fast rein weiße (statt rost- bis
ockergelbe) Flügelbinden und viel hellere Unterseite zu unter-
scheiden. Die Kehle ist mehr weißlich, ohne die geringste gelb-
liche Beimischung; die Vorderbrust auf hellgraulichem Grunde nur
blaßgelblich überlaufen (statt schwefelgelb mit starkem, olivgrün-
lichen Anflug); der übrige Unterkörper ganz blaß („naples") gelb
oder gelblich weiß, statt lebhaft schwefelgelb ; die Achselfedern und
Unterflügeldecken gelblichweiß, statt rahmfarbig oder röstlichgelb.
cfc^ad. — AI. 69—72; caud. 64—68; rostr. 12—13^3 mm.
5 ad. — AI. 67; caud. 64; rostr. 12*/g mm.
Tijpe im Zoologischen Museum, München: Nr. 15. 1266 cfad.
Quebrada onda, Yungas von Cochabamba, Bolivia, Juni 20, 1892.
Gustav Garlepp coli. Nr. 1833.
Ilah. — Bergwälder des nördlichen Bolivia, Yungas von La
Paz (Carguarani, Cillutincara, Chaco, Songo etc.) und Cochabamba
(Quebrada onda), und des südlichen Peru (Dept. Cuzco, Marcapata).
Obs. — Diese durch die helle Unterseite scharf gekenn-
zeichnete Form liegt mir in einei- Serie von zehn Exemplaren aus
den Museen München und Frankfurt vor. Ich hatte sie schon
bei einer früheren Gelegenheit^) besprochen, aber damals durch
ein unbegreifliches Versehen mit dem typischen L. s. siq^erciUaris
identifiziert. L. superciliaris wurde von Tschudi sehr undeutlich
beschrieben, und das im ornithologischen Teile der „Fauna
Peruana" auf Tafel 10, Fig. 2, gegebene Bild könnte w'ohl auf
die hier neu benannte Form bezogen werden. Allein der Typus
stammt nach Tschudi aus den Vorwäldern des mittleren Peru,
und wir wissen, daß dieser Reisende, außer im Küstengebiete von
Lima, nur in der Montana von Vitoc und bei Jauja, Dept. Junin,
gesammelt hat. Ein von mir untersuchtes altes cf aus La Merced,
Chanchamayo, Dept. iJunin, das man somit als topotypischen
L. superciliaris betrachten darf, stimmt in der Allgemeinfärbung,
namentlich in dem tiefgelben Unterkörper und olivgrünlichen
Vorderhals durchaus mit Stücken aus N.-Peru (Huamboj, O.-Ecuador
und Colombia überein, und ist auf den ersten Blick von den Be-
wohnern S.O.-Peru's und Bolivia's zu unterscheiden. Die Flügel-
binden sind beim Vogel aus La Merced hell rostgelb, bei jenem
aus Huambo dagegen tief ockerrostgelb, dabei etwa doppelt so breit.
Bei sieben Bogota-Vögeln schwankt die Färbung der Flügelbinden
zwischen lebhaft Ockerröstlich (fast so dunkel wie beim Huambo-
*) Leptopogon superciliaris Tschudi, Arch. f. Nalurg. 10, I, p. 275 (1844.
— Peru; später, in der Faun. Peru. Aves, 1846, p. HJl, gab der Autor „die
Vorwälder des mittleren Peru" als Heimat an, womit zweifellos die Montana
von Vitoc gemeint ist, welche wir somit als terra typica festsetzen).
^) Proc. Zool. 8oc. Lond. 1911, p. 1132.
YTTT ^ T
^^' ' Hellmayr: Miscellanea Ornithologica III. 307
Exemplar) und hell Primelgelb. Das hellste Extrem gleicht in
dieser Hinsicht dem neuerdings abgesonderten L. stipercüiaris
venezuelensis Hart. & Goods.^), aus N.- Venezuela und Trinidad.
Zwischen den wenigen Stücken aus N.- und C. -Peru und der Serie
aus Colombia (Bogota; Novita, Chocö) vermag ich keinerlei be-
ständige Abweichung festzustellen, weshalb mir die Unterscheid-
barkeit des L. poliocephalus Gab. & Heine^) höchst fraglich er-
scheint. Die in W.-Ecuador heimische Form hat ebenso lebhaft
gefärbte Unterseite wie die Vögel aus Colombia und zeigt dieselbe
Variation im Tone der Flügelbinden. Die wenigen untersuchten
Stücke scheinen jedoch weniger weiße Mischung auf Stirn und
Kopfseiten, und etwas schwärzlicheren Oberkopf zu besitzen; da-
gegen finde ich die behauptete geringere Größe nicht bestätigt.
Das geringe Material, das ich vergleichen konnte, ist nicht aus-
reichend, um über die Validität der west-ecuadorianischen Form,
die L. siiperciliaris transandiniis Berl. & TaczJ) heißen müßte,
ein endgültiges Urteil zu fällen.
Fünf alte Vögel aus N.-Bolivia haben ausnahmslos weiße, nur
in einem Falle ganz blaßgelblich getönte Flügelbinden, wogegen
diese bei zwei jüngeren Exemplaren ähnlich wie bei einem unserer
Bogota rahmröstlichgelb gefärbt sind. Die Unterseite aber ist
bei allen sieben Bälgen so blaß wie oben beschrieben. Zwei cfcT
und ein g, alle ausgefärbt, aus Marcapata, S.O.-Peru, besitzen
gleich den jüngeren Individuen aus Bolivia rahmgelbe Flügelbinden,
doch scheint die Unterseite durchschnittlich wohl etwas stärker
gelblich überlaufen. Nach so geringem Material läßt sich natür-
lich nicht entscheiden, ob es sich hier um eine individuelle Ab-
weichung oder ein schwaches Hinneigen zu den gelbbäuchigeu
Formen aus den weiter nördlich gelegenen Gebieten handelt.
X. Bomerkungen über den Typus von Pitta ai^golensis
Vieill. und die äthiopischen JPUta-^Qvnx^w.
Die erste Nachricht vom Vorkommen einer Prachtdrossel in
Afrika verdanken wir Sonnini*), der einen von dem Eeisenden
Perrein im damaligen Königreich Angola gesammelten Vogel als
„La Breve d' Augole" beschrieb, ohne jedoch der als „esp^ce uou-
velle" erkannten Art eine wissenschaftlich gültige, d. h. lateinische
Bezeichnung beizulegen. Erst Vieillot-"^), der lediglich Sonnini's
1) Nov. Zool. 24, Nr. 2, p. 413 (1917. — Cumbre de Valencia, Carabobo,
N. -Venezuela).
0 Mus. Hein. II, p. f);') (18.Ö9. — „Neu Granada"; = Bogota).
^) Proc. Zool. Soc. Lond. 1883, p. 553 (1883. — Chimbo, S. W.-Ecuador).
*) Nouv. Dict. d'Hist. Nat. III, 1803, p. 477.
=) Nouv. Dict. d'Hist. Nat., nouv. ^d., IV, 1810, p. 35G.
20*
308 Hellmayr: MisceUanea Ornithologica III. FVerh. Oru.
|_ Ges. Bay.
Darstellung in etwas gekürzter Fassung wiedergab, benannte sie
Pitta an(/olensis, ein Name, der jahrzehntelang für alle afrikanischen
Prachtdrosseln in Gebrauch blieb, obwohl Fräser^) schon 1843
aus Sierra Leone eine zweite Art als Pittn pnlili aufgestellt hatte.
Das Original von P. augoJensis gelangte später ins Pariser Äluseum.
0. des Murs^) gab davon eine in mancher Hinsicht unzutreft'ende
farbige Abbildung. Das Jahr 1901 brachte uns zwei Neuentdeckungen
aus der Gruppe der Prachtdrosseln, indem Reichenow ^) Pitta
lomjijjennis, Madaräsz ■*) die durch grüne Brustfärbung auffallend
abweichende P. reichenoivi bekannt machte.
Finsch ^), der eine Prachtdrossel von Borna, Mündungsgebiet
des Kongo, im Leydener Museum ganz richtig als P. angolensis
identifiziert hatte, erklärte P. Jongipennis für synonym mit Vieillot's
Art. Dieser Auffassung widersprach Reich enow^) und äußerte die
Vermutung, daß vielmehr P. reichenoivi mit P. angolensis zusammen-
fallen dürfte. Angesichts dieser gegensätzlichen Meinungen erschien
die Nachprüfung des Typus unerläßlich, da nur auf diesem Wege
eine endgültige Klärung der Frage, auf welche Form P. angolensis
zu beziehen sei, erzielt werden konnte. Als ich im September 1905
zum Zwecke von Typenstudien auf längere Zeit nach Paris über-
siedelte, entlieh ich die afrikanische Pittn-Serm des Tring Museums,
die ich schon vorher zusammen mit dem Material in London durch-
gearbeitet hatte, um sie im Museum d'Histoire Naturelle mit dem
Original von P. angolensis zu vergleichen. Die sorgfältige Unter-
suchung ergab, daß P. angolensis weder mit P, longipennis noch
mit P. rcichenowi identisch ist, sondern eine besondere Form bildet,
dessen Verbreitung augenscheinlich auf das Mündungsgebiet des
Kongo und die nördlichen Teile von Angola (Loanda) beschränkt ist.
Pitta angolensis Vieill.
La Breve d' Angole Sonnini, Nouv. Dict. d'Hist. Nat., III, 1803,
p. 477 („ . . . trouve dans le royaume d'Angole, par Per-
rein . . .").
Pitta angole7isis Vieillot, Nouv. Dict. d'Hist. Nat., nouv. ed., IV,
p. 356 (1816. — „dans le royaume d'Angole"); idem, Tabl.
enc. meth., Ornith., II, livr. 91, 1822, p. 685 („dans le royaume
d'Angole"); Des Murs, Iconogr. ornith., livr. 8, 1847, pl. 46
1) Proc. Zool. Soe. Loud. 10, „1842", p. 190 (Febr. 1843. — Port Lokkoh,
Sierra Leone).
*) Iconographie ornith., Hvr. 8, 1847, pl. 46.
') Ornith. Monatsber. 9, p. 117 (1901. — Ipiaua bei Langenburg, Nord-
küste des Niassa-Sees).
*) Ebenda p. 133 (1901. — „mittlerer Kongo")-
') Not. Leyd. Mas. 23, Nr. 4, Mai 1903, p. 20G-210.
") V<">gel Afrikas II, p. 722.
'^^^^'^' I Hellmayr: Miscellanea Ornithologica III. 309
(Abbildiiug des im Pariser Museum befindlichen Typus ^);
Sliarpe & Bouvier, Bull. Soc. Zool. France I, 1876, p. 45
(Landana); Reichenow, Journ. f. Ornith. 25, 1877, p. 21
(Chinchoxo); Finsch, Not. Leyd. Mus. 23, Nr. 4, 1903, p. 206
(Boma), 208 (part., excl. syn. P. longipennis).
Hab. — Mündungsgebiet des Kongo: Cabinda (Landana [Petit],
Chinchoxo [Falkenstein]), Boma (Hubrecht); Angola (Perrein),
Distr. Loanda: Golungo Alto, Canhoca (Ansorge).
Nr. 1. Mus. Paris, adult (gestopft): „Nr. 3229. Pitta aiigolensis
Vieill. Type de Vieillot. Type de la planche 46 de M. Des
Murs. Rapporte de la Cöte d'Angola, par Perrein et acquis
a Rodriguez de Bordeau[x] en Tan 12." — AI. 120; caud.
46; tars. 32V2; rostr. 21 mm.
Nr. 2. Mus. Tring: „d"" ad. „Golungo Alto (Angola), Jan. 6, 1904.
Ansorge coli. Nr. 9." — AI. 120; caud. 46; tars. 33; rostr.
21 mm.
Nr. 3. Mus. Tring: „cf" ad. „Canhoca (Angola), November 13,
1903. Ansorge coli. Nr. 1109^'. — AI. 119; caud. 43; tars.
35; rostr. 21 mm.
Nr. 4. Mus. Tring: „$" ad. „Canhoca (Angola), Nov. 13, 1903.
Ansorge coli. Nr. 1110". — AI. 123; caud. 44; tars. 34;
rostr. 2P/4 mm.
Der Typus ist zweifellos identisch mit den Angola- Vögeln des
Tring Museums. Er gleicht in Größe und Färbung vollständig
dem cf ad. aus Golungo Alto bis auf einige durch Verbleichen be-
wirkte, geringfügige Abweichungen: so erscheinen Kehle und Unter-
schwanzdecken fast weiß (statt lebhaft rosenrot), der Schnabel
braun (statt schwarz), und das Rot des Bauches ist auf einen
kleinen, rosa Fleck zusammengeschrumpft^}.
') Des Murs (p. 6 des Textes zu Tafel 46) sagt ausdrücklich: „La figure
que nous donnous de grandeur naturelle est faite d'apres l'iudividu type de
la description et de la diagnose de Vieillot, Type conserve pr^cieusement dans
la coUection du Museum d'Histoire Naturelle de Paris, avec cette note : ,,Rap-
portee par Perrein, qui en fit don ä un sieur Kodrigues de Bordeaux, et acquise
de ce dernier en 1804." ßeichenow's Bemerkung (Vögel Afr. II, p. 722), die
„Iconographie" lasse es zweifelhaft, ob die Figur nach dem Typus angefertigt
ist, erscheint daher völlig unverständlich. Des Murs (Text p. 2) druckt Sonnini's
Beschreibung von 1803 wörtlich ab, schreibt sie aber irrtümlich Vieillot zu, unter
Beifügung des falschen Zitates „Nouv. Dict. Hist. Nat. deux. ed. IV (1803),
p. 356", was später von Finsch (Not. Leyd. Mus. 23, p. 208) kritiklos nach-
geschrieben wurde.
^) Bei oberflächlicher Betrachtung könnte die geringe Ausdehnung des
Abdominalflecks zur Identifizierung des Typus mit der orientalischen Pitta
hrachyura verleiten. Natürlich weicht er von der eben genannten Art auf den
ersten Blick durch die schwarzen, blau gespitzten, mittleren und oberen Ober-
flügeldecken, welche bei P. brachyura gleich dem Rücken einfarbig olivengras-
grün sind, sowie durch den Mangel der blauen Spitzenflecken an den Steuer-
federn ab.
310 Hellmavr: Miscellauea Oniithologica. 1 ^^^^' ^*""*
L Ges. Bay.
Die Acliselfedern und Uuterflügeldecken siud bei allen vier
Exemplaren ganz schwarz [höchstens zeigen sich an den letzteren
gegen den Flügelrand hin ein paar zerstreute, weiße Fleckchen];
die Spitzenflecken an den großen und den äußeren Federn der
mittleren Oberflügeldeckenreihe sind merklich dunkler ultramarin-
blau als die himmelblauen Enden der kleinen und der inneren
mittleren Deckfedern. Vorderhals und Brust des Typus sind
genau wie bei den Vögeln des Tring Museums einfarbig
braungelb, ohne Spur grünlichen Tones. Die Darstellung bei
Des Murs, welche blaßgrünliche Hinterbrust aufweist, ist mithin
durchaus verfehlt. Der Brauenstreif ist stets gleichmäßig ocker-
rahragelb gefärbt.
Der von Finscli (1. c.) beschriebene Vogel aus Boma scheint
den von mir untersuchten Exemplaren zu gleichen. Auch Finsch
erwähnt die schwarze Färbung der Uuterflügeldecken und gibt
übereinstimmende Flügel- (120) und Schwanzmaße (44 mm) an.
Nach demselben Autor ist die von Falkenstein bei Chinchoxo in
Cabinda erbeutete Päta ein jüngerer Vogel mit nur 110 mm
Flügellänge,
P. angolensis teilt mit P. pulih die schwarzen Unterflügel-
decken, hat aber viel längere Flügel, einfarbigen Brauenstreifen
und viel dunkler blaue Spitzenflecken auf den äußeren Oberflügel-
decken. Von P. longi]}ennis ist sie unschwer an der geringeren
Größe und den fast oder ganz einfarbig schwarzen Unterflügeldecken
zu unterscheiden.
Pitta piiUh Fräs.
Diese Art, deren Kennzeichen Sharpe^) und Finsch ^) genügend
erörtert haben, verbreitet sich über einen großen Teil Westafrikas
von Sierra Leone (Port Lokko) bis in die Küstendistrikte von
Kamerun (Victoria, Wuri, Bipindi, Jaunde, Efulen).
Das von Bates am 19. Februar 1904 bei Efulen, 40 engl.
Meilen landeinwärts von Groß Batanga, erbeutete alte Weibchen^)
gleicht in jeder Hinsicht der Serie aus Liberia, Goldküste etc.,
mit der ich es verglichen habe. Achselfedern und Unterflügel-
decken siud tiefschwarz, alle Oberflügeldecken mit hell himmel-
blauen Spitzenflecken geziert, der Brauenstreif ist entschieden
zweifarbig u. s. w^ Es mißt: al. 105; caud. 43; tars. Sl^/j; rostr.
20 mm.
Pitta lomjipennis Reich.
Pitta longipennis Reichenow, Ornith. Monatsber. 9, p. 117 (1901. —
IpianabeiLangenburg, Nordküste des Niassa-Sees, südlichstes
1) Ibis, 1903, p. 92-93, s. n. P. angolensis.
^) Not. Leyd. Mus. 23, p. 211—12.
^) Ibis, 1904, p. 621.
XIII, 3, I Hellniayr: Miscellanea Ornithologica III. 311
D.O.-Afrika); Sharpe, Bull. B. O.G. 12, 1902, p. 49 (Salisbury,
Rhodesia); idem, Ibis 1903, p. 91—93, pl. IV Fig. 2 (Ab-
bildung des Expl. aus Salisbury); Swynnertou, Ibis, 1908,
p. 107 (Gazaland, Rhodesia); Sclater, Ibis, 1911, p. 437 (Tam-
barara, Gorongoza-Berge, Port. O.-Afrika); Grote, Journ. f.
Ornith. 60, 1912, p. 529 (Mikindaui, südöstl. D.O.-Afrika).
Pitta angolensis (nee Vieillot) Alexander, Ibis, 1899, p. 555 (Zumbo,
Zambesi-Mündung) ; Roberts, Ann. Transvaal Mus. IV, Nr. 4,
Aug. 1914, p. 171 (Pietersburg und Potchefstroom, N.-Trans-
vaal).
Hab. — Südlichstes D.O.-Afrika (Ipiana bei Langenburg, Nord-
küste des Niassa-Sees; Mikindani); Portugiesisch O.-Afrika (Zumbo,
Zambesi-Mündung; Tambarara, Gorongoza-Berge); Rhodesia: Gaza-
land (Kurumadzi, Mount Pene), Salisbury ; Nord-Transvaal (Pieters-
burg, Potchefstroom).
Nr. 1. British Museum: „$'• ad. „Salisbury, Rhodesia, 5000 Fuß,
November 22, 1900. 3. Ff. Darling coli." — AI. 133; caud.
48; tars. 40 '/2; rostr. 23 mm.
Dieser Vogel ähnelt in der Allgemeinfärbung der Serie von
F. angolensis im Tring Museum, ist aber viel größer und besitzt
sehr viel längere Tarsen. Die Brust ist rahmgelbbraun wie bei
P. angolensis und durchaus verschieden von dem Grün der P.
reichenoivi; die Abzeichen auf den Flügeln sind genau wie bei
P. angolensis gefärbt, d. h. uilblau auf den inneren, dunkler, ultra-
marinblau auf den äußeren Oberflügeldecken. Der Rücken ist
ebenso hellgrün wie bei dem cf des P. angolensis aus Golungo
Alto, der Brauenstreif gleichfalls einfarbig rahmgelb, aber wohl
heller im Tone. Während bei P. angolensis und P pulih die
Unterflügeldecken und Achselfedern ganz oder nahezu einfarbig
schwarz erscheinen, sind sie bei dem Vogel aus Salisbury an der
Spitzen hälfte rein weiß, nur an der Basis mattschwärzlich.
Der Schnabel ist schwarz wie bei den Verwandten.
Die Verschiedenheit des Salisbury- Vogels von P. angolensis
steht außer Zweifel, wünschenswert wäre jedoch seine Vergleichung
mit Stücken aus D.O.-Afrika, welche nach Neumann (in litt.)
kürzere Flügel (Typus ex Ipiana 129, Mikindani 128 mm), aber
längeren Schwanz (Typus 50, Mikindani 51 mm) besitzen. Bei
beiden ist das Geschlecht leider unbekannt. Der Mikindani- Vogel
hat dem gleichen Gewährsmanne zufolge weniger Weiß an den
Unterflügeldecken als der Typus.
Neuerdings wurde P. longipennis durch ein von C. B. Grant
bei Tambarara (Gorongoza-Berge) erbeutetes Belegstück für Portu-
giesisch O.-Afrika sicher nachgewiesen, nachdem bereits der ver-
storbene Boyd Alexander und Swynnertou die Lockrufe von Pracht-
drosseln in jenen Distrikten gehört hatten. Die Exemplare des
312 Hellmayr: ]\riscellanea Ornithologica III. rVeih. Cid.
L Ges. Bay.
Pretoria Museum aus Pietersburg und Pofcchefstroom im nördlichen
Transvaal, welche Roberts s. n. P. angolensis aufführt, gehören
zweifellos auch zu P. longipennis.
NB. Ganz zweifelhaft bleibt es, welche Pitta die Gegenden
im Norden und Westen des Victoria Nyanza bewohnt.
1. Christy^) berichtet, er hätte ein Exemplar der grünbrüstigen
P. reichenoivi [die sonst nur vom Mittellauf des Kongo und süd-
lichen Kamerun bekannt ist] im Chagwe- (= Kiagwe] Urwald er-
legt. Der Erlegungsort dieses Vogels ist im Ibis, 1909, p. 692,
näher präzisiert als: Jinja, 15 engl. Meilen westlich der Ripon-
Fälle, Uganda.
2. Fast genau von derselben Örtlichkeit, nämlich für den Mabira-
Urwald (siehe Ibis, 1916, pl. IV), westlich Jinja, führt van Someren^)
ein cT der ocker brüstigen P. longipennis, erlegt am 5. Juni
1913, auf.
3. Endlich gehört nach Neumanu (in litt.) das von Doggett
bei Mulema, Landschaft Ankole, westl. vom Victoria Nyanza ge-
sammelte defekte Exemplar, das Ogilvie-Grant^) P. angolensis
nannte, nicht zu P. longipennis, sondern wahrscheinlich zu der-
selben (noch unbenannten) Form aus Kondoa mit zweifach gefäi'btem
Augenbrauenstreifen, die weiter unten zu besprechen sein wird.
Nach Neumann hat der Ankole- Vogel gelbbraune (= puHh und
longipennis), nicht bläulichgrüne Brust wie P. reichenoivi.
Durch Nachprüfung der Exemplare kann allein die Frage ent-
schieden werden, ob im Nordwesten des Victoria Nyanza wirklich
zwei Pitia-Formen nebeneinander vorkommen, was sehr unwahr-
scheinlich ist.
Pitta sp.
Pitta angolensis (nee Vieillot) Neumann, Journ. f. Ornith. 1896,
p. 250 (Kondoa, Ussagara, D.O.-Afrika); (V) Graut, Ibis, 1905,
p. 202 (Mulema, Uganda).
Nr. 1. Mus. Paris: ,.cf" ad. „Nr. 3229 A. cT Afrique Orientale par
M. Bloyet. Condoa. 18 avril 1882. Cat. gen. 1883. Nr. 306."
— AI. 123; caud. 46; tars. 34V2; r. 2IV2 mm.
Nr. 2. Mus. Paris : „d^" imm. „Nr. 3229 B. d". Condoa, 28 avril 1882.
Bloyet". — AI. 120; caud. 45; tars. 33^/5; rostr. 21 mm.
Hab. — Inneres D.O.-Afrika, Ussagara: Kondoa (Bloyet); (?)
Uganda Protektorat: Mulema, Ankole, w. des Victoria Nyanza.
Die zwei von Bloyet erbeuteten Vögel gehören durchaus nicht
zu P. longipennis; sie unterscheiden sich von dem Salisbury-Stück,
mit dem ich sie verglichen habe, durch viel kürzere Flügel und
1) Bull. B. O. C. 23, 1908, p. 49.
*) Ibis, 1916, p. 372.
') Ibis, 1905, p. 202.
^^^^' ^'1 Hellmayr: Miscellanea Ornithologica III. 313
Tarsen, kleineren Schnabel und vollständigen Mangel von Weiß
auf den Unterflügeldecken. Diese sind beim cf ad. (Nr. 1) tief-
schwarz, beim cf imm. viel heller, rauchgraubrann, stets ohne die
geringste Spur weißer Spitzen. Die äußeren Oberflügeldecken tragen
dunkle, ultramarinblaue, die inneren hell nilblaue Spitzeuflecken,
mithin wie bei P. angolensis. Vorderhals und Brust sind bei beiden
Exemplaren rein ockergelbbraun, d. h. total verschieden von dem
Grün der P. reichenoivi.
Am nächsten stehen die Kondoa-Vögel wohl der P. angole?isis
aus Angola (Typus und Ansorge's Serie), und unterscheiden sich
nur durch matter olivgrünen Rücken (was indessen zum Teil auf
Ausbleichen der gestopften Präparate zurückzuführen sein möchte)
und durch die viel hellere Färbung der unteren Partie des Brauen-
streifens, wodurch, ähnlich wie bei P. pulih., ein deutliches zwei-
faches Supercilium zustande kommt. Nach Neumann's brieflicher
Mitteilung scheint der von Doggett in Mulema, Uganda, erbeutete
Vogel ähnlich gefärbt zu sein.
Weiteres Material dieser zweifelhaften Form ist zu unter-
suchen.
Pitto, reichenoivi Madarasz.
P. reichenoivi Madarasz, Ornith. Monatsber. 9, p. 133 (1901. —
„am mittleren Kongo"); Sharpe, Ibis, 1903, p. 92 pl. IV Fig. 1
(Abb. des Typus); idem, Ibis, 1904, p. 621 (Ja-Fluß, S.-Kamerun);
idem, Ibis, 1905, p. 467 (Ja-Fluß); Bates, Ibis, 1911, p.518
(Bitye, Ja-Fluß; Brutgeschäft, Eier beschr.).
Nr. 1. Brit. Museum: „Nr. 317. cT. River Ja, Dezember 29, 1903.
Bates coli." — AI. 123; caud. 48; tars. 38; rostr. 23 mm.
Nr. 2. Brit. Museum: „Nr. 641. g. River Ja, Juni 7, 1904. Bates
coli." — AI. 116; caud. 43; tars. 35; rostr. 21 mm.
Nr. 3. Brit. Museum: „Nr. 314. g. River Ja, Dez. 28, 1903. Bates
coli." — AI. 118; caud. 44; tars. 33V2; rostr. 21 mm.
Hah. — Kongostaat: „mittlerer Kongo" (Torday); S.-Kamerun,
Flußgebiet des Ja [= Dscha], Bitye (Bates).
Das d" hat den ganzen Vorderhals sowie die Brust tief seiden-
artig grün, die Federn tragen nur feine, gelbliche Spitzenfransen.
Bei den gg ist die Brustfärbung wohl trüber und blasser, mit
etwas mehr gelblichgrünem Tone, aber immer noch völlig ver-
schieden von dem Ockergelbbraun der P. angolensis, P. longifennis^
P. pulih etc. Die Zeichnung der Oberflügeldecken wie bei ango-
lensis, also die äußeren mit ultramarinblauen, die inneren mit
himmel- oder nilblauen Spitzenflecken. Rücken stets dunkler, mehr
stahlgrün, als bei angolensis und pulih. Die Kehle ist nur ganz
schwach rosa überlaufen.
Die drei Bälge vom Ja unterscheiden sich von allen anderen
afrikanischen Prachtdrosselarten dadurch, daß die rosaweiße Kehle
314 Hellmayr: Miscellaoea Ornithologica III. fVerh. ürn.
|_ Ges. Bay.
von der grünen Brust durch ein deutliches, schwarzes Gurgel-
band — durch die vorscheinenden Wurzelteile der Biedern ge-
bildet — getrennt ist. Achselfedern und Unterflügeldecken ein-
farbig tiefschwarz.
P. reichenowi, die am schärfsten gekennzeichnete der afrika-
nischen Piitas, vertritt die im Küstengebiete heimische P. pulih
in den inneren, zum Flußsystem des Kongo gehörenden Distrikten
Kameruns ^). Der einzige sichere Fundort ist Bitye am Oberlaufe
des Ja [Dscha], wo Bates nebst fünf Vögeln auch Nest und Eier
sammelte. Die genaue Herkunft des Typus, der vom „mittleren
Kongo'' stammen soll, ist nicht bekannt. Möglicherweise gehörte
das von Böhm am Lufua-Fluß, westl. des Tanganjika geschossene
Exemplar 2), das verloren gegangen ist, in P. reichenowi. Christy^)
führt, wie oben (p. 312) erwähnt, diese Art für den Chagwe-
Urwald, Uganda, auf, die Bestimmung bedarf indessen der Nach-
prüfung.
Trotz ihrer Lückenhaftigkeit glaubte ich die vorstehenden
Aufzeichnungen als bescheidenen Beitrag zu unserer noch recht
unvollständigen Kenntnis der äthiopischen Prachtdrosseln nicht
länger zurückhalten zu sollen. Ich hatte immer gehofft, diese kleine
Studie durch Nachprüfung der strittigen Exemplare im British
Museum abzurunden, ein Vorhaben, das infolge der gewaltigen
Weltkrisis, die wir durchmachen, zunächst nicht zur Ausführung
gelangen kann. Die Klarstellung der Form P. angolensis dürfte
jedoch die Veröffentlichung dieser Notizen wohl rechtfertigen. Ich
unterlasse es, mich über die verwandtschaftlichen Beziehungen der
behandelten „Arten" zu äußern, wenn ich auch überzeugt bin, daß
weitere Forschungen ihre Zusammengehörigkeit in einen einzigen
Formenkreis erweisen werden.
XI. Zwei neue Spechtformen aus Britisch Gruiana.
Chlororierpes ruhiginostis gitianae ii. subsp.
Chloronerpes riihiginosus (nee Swainson") Cabanis in: Schomburgk,
Reisen Brit. Guiana III, 1848, p. 715 (Brit. Guiana) ; Salvin,
Ibis, 1886, p. 59 (Bartica Grove, Merume Mts., Roraima).
Adult. — Am nächsten verwandt mit C. ruhiginostis trinitntis
Ridgw.*), aus Trinidad und dem nordöstlichen Venezuela (Bermudez),
aber viel größer, mit bedeutend längerem und stärkerem Schnabel;
Vorderbrust viel weniger bräunlich überlaufen; roter Superciliar-
1) Siehe Bates, Ibis, 1908, p. 558 pl. XI.
*) P. angolensis Matschie, Journ. f. Orüith. 35, 1887, p. 152.
ä) Bull. B. 0. C. 23, 1908, p. 49.
♦) Proc. Biol. Soc. Wash. 24, p. 32 (1911. — Princestown, Trinidad).
XIII, 3
1918
' I Hellmayr: Miscellanea Ornithologica III. 315
streifen beim d" schmäler und oberhalb demi Auge deutlicher unter-
brochen.
Fünf c/d' ad. — AI. 118V2-132; caud.80— 90; rostr. 25-26 mm.
Di-ei 52 ad. — AI. 119-126; caud.75V2— 80; rostr. 24-26 mm.
Type im Zoologischen Museum, München: Nr. 14. 178. d" ad.
Yuruani River, Quellfluß des Caroni,-Terr. Yuruani, S.O.-Venezuela,
2700 engl. Fuß, Mai 21, 1883. H. Whitely jr. coli.
Hah. — Britisch Guiana (Bartica Grove, Merume-Berge,
Roraima), und die angrenzenden Teile von Venezuela (Rio Yuruani,
Terr. Yuruani).
Obs, — Die Vögel von Britisch Guiana bilden ohne Zweifel eine
besondere Form, die in gewisser Hinsicht zwischen C. r. trinitatis
und C. r. ruhiginosus (Sws.) ^) die Mitte hält. Die Allgemeinfärbung,
vor allem den gleichmäßig „golden olive" gefärbten Rücken und Bürzel
(letzterer keineswegs hellgrün und gelblich gebändert wie bei C. r.
rubiginosus) sowie die olivschwärzliche Bänderung von Gurgel und
Vorderbrust teilt die neue Form mit 0. r. trinitatis. Allein der
bräunliche Anflug auf dem Vorderhals ist kaum oder nur schwach
angedeutet, die Kehle merklich breiter schwarz gestrichelt, die
dunkle Bänderung auf den seitlichen Steuerfedern in der Regel
verloschen. Bei den cTd" ist ferner der rote Braueustreifen ent-
schieden schmäler und in der Gegend oberhalb dem Auge auf eine
weitere Strecke hin unterbrochen. Das auffallendste Merkmal des
G. r. guianae liegt aber In seiner gewaltigen Größe und dem viel
kräftigeren, längeren Schnabel^). Vom typischen C. r. rubiginosus,
aus dem nordwestlichen Venezuela (Caracas, Cumbre de Valencia),
der mir in einer Serie von zwanzig Exemplaren vorliegt, unter-
scheidet sich der guianische Vertreter durch noch bedeutendere
Größe, Mangel der gelben Bänderung des Bürzels, lebhafter goldige
Oberseite, dunkler gelbe Unterteile mit viel mehr schwärzlicher
Bänderung und andere Charaktere.
Veniliornis kirkii nionfieola n. subsp.
Chloro7ierpes kirkii (errore) Salvin, Ibis, 1886, p. 58 (Roraima,
Brit. Guiana).
Adiilt. — Ähnlich V. Jdrkii continentaUs Hellm., von der Nord-
küste Venezuelas (Bermudez— San Esteban, Carabobo) und unter-
') JPicus rubiginosus Swainson, Zool. lUustr. 1, Part 1, Nr. 3, pl. 14
(Dez. 1820. — „from the Spanish Main", coli. E. Falkener; als terra typica
haben wir Caracas, N.-Venezuela zu betrachten. Meine frühere Annahme (cfr.
Nov. Zool. 13, 1906, p. 38), daß der Typus aus Cumana, Staat Bermudez,
N.O. -Venezuela, gekommen sein dürfte, beruhte auf einem offensichtlichen Irrtum,
wie ich an anderer Stelle darlegen werde.)
'^) Die Größen Verhältnisse von G. r. trinitatis sind wie folgt:
14 d'rr- — AI. 99—108; caud. 60—68; rostr. 21—23 mm.
7 ??. — AI. 100—109; caud. 60—68; rostr. 20i/.,— 22 mm.
I VgfIi Om
316 Hellmayr: Miscellanea Omithologica 111. I p r
seits mit ebenso schmaler dunkler Querbäuderung, aber sofort durch
sehr viel längere Flügel zu unterscheiden, worin diese Spechtform
selbst den typischen V. kirkiikirkii (Malh.), aus Tobago und Trinidad,
noch weit übertrifft.
?$ ad. — AI. 98, 100, 103; caud. 63, 65, 68 ; rostr. 19V2, 207^, 21 mm.
Type im British Museum: $ ad. Roraima, Brit. Guiana,
5000 engl. Fuß, September 4, 1883. H. Whitely jr. coli.
Hah. — Roraima-Gebirge in Britisch Guiana, in Höhen von
1200—1600 m.
Obs. — Die hiemit abgetrennte Form steht unter obigem
Namen schon seit mehr als einem Jahrzehnt in meinem Manuskript,
doch hatte ich die Veröffentlichung bisher unterlassen, da es mir
wünschenswert erschien, vorerst eine größere Serie des echten F.
k. kirkii zur Vergleichung heranzuziehen. Durch die Sammeltätig-
keit des Herrn S. M. Klages erhielt ich eine schöne Serie aus
Trinidad und Tobago, so daß mir mit dem im Tring Museum auf-
bewahrten Material insgesamt 25 Exemplare von beiden Inseln
vorlagen. Von V. kirkii continentalis konnte ich seit ihrer Bekannt-
machung ein weiteres Pärchen aus Puerto Cabello untersuchen,
welches die Kennzeichen dieser Spechtform durchaus bestätigt.
Die drei alten Weibchen vom Roraima im British Museum — zwei
derselben wurden von H. Whitely jr. am 28. August, bezw. 4. Sep-
tember 1883 gesammelt, das dritte stammt von der Expedition der
Herren Quelch und Mc Connell — teilen mit V. k. continentalis
die schmale, dunkle Bänderung der Unterseite, zeichnen sich jedoch
durch außerordentlich lange Flügel und etwas längeren Schwanz
aus, wogegen der Schnabel nur wenig stärker ist, jedenfalls hinter
den Maßen von V. k. kirkii zurückbleibt.
Wir haben mithin drei Formen zu unterscheiden:
a) F. kirkii kirkii (Malh.)^) Tobago und Trinidad.
Unterseite breit dunkel gebändert. Schnabel stark und kräftig.
8 cTcT ad. Tobago — AI. 88—91; caud. 58—63; rostr. 21—23 mm.
8 d^ ad. Trinidad — AI. 90—92; caud. 59-64; rostr. 21—23 mm.
3 $5 ad. Tobago —AI. 88— 99; caud. 61— 62; rostr. 20— 22 mm.
5 ?? ad. Trinidad — AI. 90— 91 V2; caud. 59—61 ; rostr. 20—21 mm.
b) F. kirkii continentalis Hellm.'^) Nordküste Venezuelas von
Bermudez bis Carabobo.
Unterseite schmal dunkel gebändert. Schnabel schlank und
schwach.
1 cT ad. Puerto Cabello —
AI. 8472; caud. 56; rostr. 19^2 '^^'
•) Picus (Chloropicus) Kirkii Malherbe, Rev. Zool. 8, p. 400 (1845. —
Tobago, J. Kirk coli).
*) Nov. Zool. 13, p. 39 (1906. — Caripö, Bermudez, N.O.-Venezuela).
■^^^^'■^' Hellmayr: Miscellanea Ornithologica III. 317
2 $$ ad. Bermudez (Caripe) —
AI. 82,83; caud. 56, 60; rostr. I8V3, 19 mm.
1 2 ^^- Carabobo (S. Esteban) —
AI. 81; caud. 56; rostr. 18 mm.
c) V. kirkii monticola Hellm. Roraima-Gebirge in Britisch Guiana.
Unterseits schmal dunkel gebändert. Flügel sehr lang, Schnabel
verhältnismäßig schwach.
3 22 ^^' Roi'aima —
AI. 98, 100, 103; caud. 64, 65, 68; rostr. 19, 203/,, 21 mm.
Von dem im nordwestlichen Südamerika (Colombia und W.-
Ecuador) heimischen T'^. hirkn cecilii (Malh.) unterscheiden sich die
vorgenannten drei Formen auf den ersten Blick durch den Besitz
scharf abgesetzter, hellgelber (zuweilen blutrötlich umrandeter)
Spitzenflecken oder Schaftstriche auf den kleinen und mittleren
Oberflügeldecken.
318 Schrifteuschaii. TVerh.Orn.
|_ Ges. Bay.
Schriftenschau ^).
M. Rendle, Die Vöprel in der Umgebung des Walddorfes Affaltern
(Sehwaben); Die Gefiederte Welt, 46, 1917, p. 316—317, 325—327,
331—333, 339—341, 347—349, 356—357, 363—365, 370-371, 379—381,
388—390, 395—398, 403—406, 410—413.
Die Arbeit bedeutet eioen äußerst erfreulichen Beitrag zur Ornithologie
Bayerns. Der Autor, der sich durch seine mannigfachen Arbeiten auf biologischem
und faunistischem Gebiete in der Ornithologie schon einen guten Namen ge-
macht hat, schildert in eingehender Weise die Vogelwelt des Walddorfes Affaltern,
einer kleinen in den sog. Holzwinkeln etwa fünf Stunden von Augsburg ent-
fernt liegenden Gemeinde des Regierungsbezirkes Schwaben und Neuburg, nach
eigenen sorgfältigen Aufzeichnungen, die während der Jahre 1902 — 1917 gemacht
worden sind. In der Nomenklatur folgt der Verfasser den im ,,Noraenclator
der Vögel Bayerns"'-) niedergelegten Auffassungen.
Es konnten für das in Frage stehende Gebiet im ganzen 114 Arten nach-
gewiesen werden, von denen 65 als Brutvögel gelten dürfen. Von diesen Brut-
vögeln sind 33 Arten Stand- oder Strichvögel, 32 dagegen Zugvögel. Außerdem
konnten 19 regelmäßige Durchzügler und Wintergäste, 17 unregelmäßig erschei-
nende Durchzügler, 24 Ausnahmeerscheinungen, darunter 13 einmalige Gäste
augeführt werden.
Auf folgendes mag noch besonders hingewiesen sein: Farns palustris
communis Baldenst., die Nonnenmeise, ist weitaus die seltenste Meise im Beob-
achtungsgebiet, während sie anderwärts, in offenem, mehr parkartigem Gelände
zu den häufigsten Erscheinungen gezählt werden kann. Parus atricapillus
ÄMÖwiowianMÄ Kleinschmidt und Tschusi wurde nur ein einziges Mal, am 21. Ja-
nuar 1904 an einem Sumpfgraben aus nächster Nähe beobachtet.
Auch bei Rendle begegnen wir der irrtümlichen Auffassung, daß bei uns
zwei „Arten" der Schwanzmeise vorkommen, eine östliche weißköpfige und eine
westliche mit dunkelstreifigem Kopf. Ich habe schon an anderer Stelle bei Be-
sprechung der Arbeit von A. Ries über „Die Vögel Bambergs und seiner Um-
gebung"') auf diesen immer wieder auftretenden Irrtum aufmerksam gemacht
und verweise hier, um ^Viederholungen zu vermeiden, auf meine dortigen Aus-
führungen*).
') Verfasser von Aufsätzen in weniger verbreiteten Zeitschriften werden
um Einsendung von Sonderabdrücken zwecks Besprechung in dieser Rubrik
ersucht.
^) C. E. Hellmayr und A. Laubmann, Nomenciator der Vögel Bayerns,
im Auftrage der Ornith. Gesellschaft in Bayern herausgegeben von C. E. Hell-
mayr. München 1916.
') 22. und 23. Bericht der Naturforschenden Gesellschaft Bamberg, 1915,
p. 331—426.
*) Verh. Orn. Ges. Bayern 13,1, 1917, p. 124.
^^^^' ^'1 Schriftenschau. 319
1918 J
Lanius Senator Senator L., der Rotkopf-Würger, besuchte in früheren
Jahren das Gelände auf dem Frühjahrszug, wurde aber seit 1912 nicht mehr
beobachtet.
Die Wachholderdrossel, Turdus pilaris L., konnte, wie auch an anderen
Orten unseres engereu Vaterlandes, so auch in der Umgebung von Affaltern
als Brutvogel festgestellt werden.
Bezüglich der Anschauung des Autors, daß Oenanthe oenantJie grisea (Brehm)
im Regierungsbezirk Schwaben als Brutvogel nicht bekannt sei, mag bemerkt
sein, daß der Steinschmätzer in den Gebirgen des Kreises als Brutvogel keines-
wegs selten auftritt.
Während Saxicola ruhetra ruhetra (L.) zu den häufigen Erscheinungen
gehört, wurde das Schwarzkehlcheu, Saxicola torquata rubicola (L.) nur zwei-
mal, im Juli und Oktober, gesichtet. Rendle schreibt bezüglich des Vorkommens
dieser Art in Schwaben : ,, Dieser Vogel läßt sich in bayerisch Schwaben in der
Regel nur auf dem Durchzuge sehen." Hierzu möchte ich noch folgendes an-
führen: In der Zool. Sammlung München befindet sich ein (^ dieser Art vom
12. Mai 1909 aus der Umgebung von Kaufbeuren. J. F. Leu ^) schreibt über
die Art: „Sehr selten auf dem Durchzug; ebenso im Kamlachtale und bei Mem-
mingen." Landbeck') bemerkt: ,, Selten und nur auf der Wanderung im Kanne-
tale." Bei Wiedemann ') finden wir folgende auf unseren Gegenstand bezügliche
Stelle : „Das Schwarzkehlcheu . . . erscheint in Schwaben meist nur im März und
September auf dem Durchzuge. Es gelang mir nur einmal, nämlich im Juni
1886, ein brütendes Pärchen bei Inningen unweit Augsburg zu beobachten."
Koch*) macht ebenso wie Jäckel') nur einige allgemeine Bemerkungen. Da-
gegen finden sich in den „Materialien zur bayerischen Ornithologie" folgende
auf unsere Art bezügliche Stellen: II, 1901, p. 93: „Kaufbeuren, selten und nur
auf dem Durchzuge (Büchner)." IV, 1904, p, 213 wird ein (j' am 21. Mai auf
einer Wiese am Lech bei Füssen beobachtet von Dr. Gengier. Am 23. Mai 1903
wieder ein (^ auf einer anderen Wiese im Norden der Stadt. Für das Jahr
1904 finden sich an gleicher Stelle eine Reihe von Beobachtungen, aus denen
auf ein Brüten der Art bei Füssen geschlossen werden kann. VI, 1909, p. 149:
„Am 28. April bei Kaufbeuren beobachtet (Erdt.)." VII, 1912, p. 94: „Im Jahre
1909 Brutvogel bei Hindelang (Dr. Gengier)." Nach diesen Angaben zu schließen
dürfte das Brutvorkommen dieser Art in Schwaben doch ein weiteres sein, als
allgemein angenommen zu werden scheint.
Von Interesse sind die Bemerkungen über die starke Abnahme des Habichts.
Gleichfalls merkwürdig dürfte das regelmäßige alljährliche Erscheinen der
Flußseeschwalbe in den ersten Frühlingsmonaten am Dorfbache sein.
Endlich mag noch erwähnt werden, daß auch Rendle die interessante Be-
obachtung machte, daß sich in den letzten Jahren der Bestand an Wachteln in
bedeutendem Umfang vergrößert hat, eine Beobachtung, die auch aus anderen
Gebieten gemeldet worden ist. So habe ich auch heuer in der Umgebung von
Kaufbeuren viel mehr Wachtelschlag gehört wie all die Jahre vorher. Ob diese
Zunahme, wie Rendle meint, auf eine durch den Krieg herabgeminderte Ab-
schußmöglichkeit in den Winterquartieren der Wachtel zurückgeführt werden
kann, mag dahingestellt bleiben.
Alles in allem bildet die Arbeit einen wertvollen Beitrag zur Erforschung
der Avifauna unseres Heimatlandes und bleibt zu hoffen, daß dem trefflichen
Beispiel eine zahlreiche Nachfolge beschieden wäre. — A. L.
^) J. F. Leu, Die im Regierungsbezirke Schwaben und Neuburg vor-
kommenden Vögel. Augsburg 1855, p. 7.
*) Naumannia, 1855, p. 80.
') 30. Jahresber. naturw. Ver. Schwaben und Neuburg, 1890, p. 124.
*) Syst. Bair. Zool. I, 181G, p. 192.
») Syst. Übers. Vög. Bayerns, 1891, p. 197.
320 Schiiftenschau. FVerh.Om.
L Gres. Bay.
H. Mayhoff und R. Scheicher, Beobachtungen im Gebiete der
Moritzburger Teiche 1906—1914 ; Ornithologische Monatsschrift,
hrg. vorn Deutschen Verein zum Schutze der Vogelwelt e. V. Bd. 40,
1915, p. 268—280, 289— 300, 323—340, 364-379, 385—395 mit zwei
Schwarztafeln.
Das Beobachtungsgebiet, das von den beiden Autoren ') auf insgesamt
69 Exkursionen besucht worden ist, liegt „zwischen 51" 15' und 51" 8' N. B.
und 31" 18' und 31" 25' 0. L. auf einer nordwärts leicht geneigten Syeuit-
rumpffläche von 168 — 184 m Meereshöhe. Seine Grenzen sind gegeben durch
den Ort Dippelsdorf im S.W., die beiden \Valdteiche, das Gut Cunertswalde
und den Ort Bärnsdorf im O., das N.O.-Ufer des Großteiches, den Frauen- und
den Mittelteich und das W.-Ufer des Dippelsdorfer Teiches. In einem Umfange
von 20 km umschließt es 7 größere und 8 kleinere Teiche, zwischen denen
großenteils sich Waldbestände hinziehen: vorwiegend mittlerer Kiefern-, seltener
Fichten- und Mischwald in parkartiger Ausbildung mit großen Rasenflächen."
Nach einer ins Detail gehenden Beschreibung der einzelnen Teiche nach
Größe vuid Flora gehen die Autoren zu der genauen Beschreibung der ornitho-
logischen Verhältnisse über. Es werden im ganzen 151 Arten als im Gebiet
beobachtet angegeben, von denen nicht weniger als 95 als Brutvögel aufzuführen
sind. Die Lokalornis des eigentlichen Teichgeländes wird von nachstehenden
Arten gebildet, von denen heute noch folgende Arten als Brutvögel zu gelten
haben: Colymhus nigricans'^), nigricollis, griseigena, cristatus; Larus ridi-
bundus ; Nyroca nyroca, ferina; Anas hoscas% crecca*), querquedula^) ; Spa-
tula clypeata; Vanellus vanellus ; Charadrius duhius ; Totanus totanus; GalU-
nago gallinago; Ballus aquaticus; Crex crex; Gallinula chloropus; Fulica
atra ; Ardetta minuta^) ; Emberiza schoeniclus ; Biidytes flavus'') ; Acroccpha-
liis streperus, arundinaceus, während Hydrochelidon nigra und Nyroca fuli-
gula früher ebenfalls dort gebrütet haben, heute aber als Brutvögel aus dem
Gebiet verschwunden sind. Die Verbreitung der Zwergrohrdommel, der Rohr-
ammer und der beiden Rohrsängerarten ist eng mit dem Auftreten von Annedo
phragmites verknüpft, die anderen Vogelarten sind ziemlich wahllos über das
Gelände zerstreut.
An diese allgemeinen Erörterungen reihen sich noch sehr interessante Be-
merkungen über Zugsbeobachtungen an, wobei die das Gelände durchziehenden
Ai'ten je nach ihrem Erscheinen auf dem Frühjahrs- oder Herbstzug getrennt
angeführt werden.
Zum Schluß der äußerst sorgfältigen Abhandlung, die einen wertvollen
Beitrag zur Ornithologie Sachsens wie Deutschlands überhaupt darstellt, findet
sich noch ein eingehendes Literaturverzeichnis, auf das noch besonders hinge-
wiesen sein mag. — A. L.
J. Strohl, Conrad Gessner's „Waldrapp". Versuch einer Ergänzung
und textkritischen Ordnung des vorhandenen Materials; Vierteljahrsschrift
der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich. 62, Jahrgang, 1. u. 2. Heft,
1917, p. 501—538.
Wie aus der Einleitung der äußerst verdienstvollen Abhandlung zu ent-
nehmen ist, verfolgte der Autor den Zweck, das „Waldrapp-Problem aus der
*) Leider haben wir den Tod des einen der Autoren, Hugo Mayhoff, zu
beklagen.
-) =: Podiceps ruficollis ruficollis (Pall.).
•') =: Anas platyrliynchos platyrhynchos L.
■*) =: Nettion crecca crecca (L.).
■'■') =r Querquedula querquedula (L.).
*) = Ixobrychus minutus (L.).
■') := Motacilla flava flava L.
^"J'g^'J Schriftenschau. 321
Zoologischen Spezialliteratur, in der es bis jetzt fast ausschließlich erörtert wurde,
herauszurücken und in einen weitereu Gesichtskreis hineinzustellen." Nach _einer
in die Details gehenden Besprechung der älteren Literatur gibt Strohl eine Über-
sicht über die Gegenden des Vorkommens des „Waldrapp", als welche Zürich,
die Nordostecke der Schweiz, das Donautal bei Kehlheim und Passau, Inns-
bruck, Salzburg und Graz angeführt werden. Das Resultat der ganzen Abhand-
lung gipfelt in den Worten: ,,Auf das frühere Vorkommen eines Ibis in den
Alpen darf nach dem Vorausgegangenen mit größter Wahrscheinlichkeit ge-
schlossen und angenommen werden, daß die alten Beschreibungen des „Wald-
rapp" zum guten Teil damit in Verbindung stehen." Gibt uns die Abhandlung
auch nicht viel Neues, so hat sie doch unstreitig das sehr große Verdienst, ein-
mal in übersichtlicher Weise alles bisher Bekannte zusammengestellt, geklärt
und gesichtet zu haben und durch die am Schluß der Arbeit zusammengestellten
Fragen hat der Verfasser den klaren Weg gewiesen, auf welchem weiter gear-
beitet werden muß, wenn eine erfreuliche Lösung des ganzen Problems ange-
strebt werden soll. Ein von Herrn Gustav Schneider (Basel) dem Autor zur
Verfügung gestellter Bericht über die Biologie des Schopfibisses bildet einen
Anhang zur vorbesprocheuen Arbeit. Zum Schluß sei noch auf das die gesamte
in Frage stehende Literatur umfassende Verzeichnis aufmerksam gemacht. — A. L.
21
Verhandlungen
der
Ornithologischen Geseilschaft in Bayern
Band XIII
Heft 4
1 11 k alt:
Seit«
R. Schiegel, Eiu Beitrag zur Oruis des westliclieo Rußland 325
E. Stresemann, Ein Beitrag zur Kenntnis der Brutvögel der Voralpen . . 337
B. Hoffmann, Noch einmal die „Baumläufergesänge" 346
H. Sachtleben, Ein älterer Name ii\r Carduelis caniceps orientalis (Eveisva.) 349
H. Mayhoff, Zum SchwingengeräUvSch der .Schellente 351
E. Stresemann, Nachruf an Hugo Mayhoff 360
A. Laubmann, Nachruf an C. D. Erdt 363
Index 367
Sitzungsberichte (iVIärz— Juni 1918) XXV
Mitgliederverzeichnis . , XXIX
Ausgegeben am 25. November 1918.
Miuicheii 1918
Im Buchhandel zu beziehen durch die Verlagsbuchhandlung
Gustav Fischer in Jena
Hof- und Universitäts-Buchdiuckeiei von Junge & Sohn.
XIII. 4, I Schlegel: Beitrag znr Ornis von W.-Rußland. 325
1918 J
Ein Beitrag zur Ornis des westlichen Rufsland.
Von
R. Schlegel (Leipzig).
Den zahlreichen Veröffentlichungen über die Ornis des west-
lichen Rußland, welche uns die letzten Jahre aus der Feder der
an verschiedenen Abschnitten der Ostfront wirkenden Ornithologen
beschert haben, vermag ich dank der Unterstützung zweier Freunde
einen weiteren Beitrag zuzufügen. Das in nachfolgenden Zeilen
zur Besprechung gelangende, in meiner Privatsammlung aufbewahrte
Material stammt aus zwei Quellen.
Herr Förster Wilhelm Rüdiger übersandte eine ansehnliche
Zahl Vögel aus Dolsk, einem Dörfchen in den Pripjet-Sümpfen,
BO km südlich von Iwauowo, Gouvernement Wolhynieu.
Herr Oberförster Bahr ließ mir zahlreiche Sendungen zugehen
aus Gorodischtsche, einem Orte im nordwestlichen Zipfel des
Gouvernement Minsk, an der Straße Baranowits('hi-^^'alewka, 18 km
nördlich des Städtchens Stolo witsch!.
Den beiden Spendern möchte ich auch an dieser Stelle meinen
herzlichsten Dank aussprechen. Trotz der weiten Entfernung kamen
die im Fleisch abgesandten Tiere meist noch recht brauchbar in
meine Hände und lieferten mir in guten Bälgen wertvolles Ver-
gleichsmaterial. Wenn auch meine eigenen Studien die jeweils
von anderer Seite gewonnenen Resultate meist nur bestätigen
konnten, so halte ich es doch nicht für überflüssig, meine persön-
lichen Eindrücke von dem untersuchten Material liier wieder-
zugeben.
1, Corviis cornix cortiix L. liegt in zwei Exemplaren aus dem
Pripjetgebiet vor.
2. Kucifraga caryocatacies caryocatactes (L.). In der Dezember-
sitzung 1916 der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft hebt
Reicheuow hervor, daß es interessant sei zu erfahren, welche
Tanneuhäherform in Bialowies brüte. Da ich jedenfalls zu recht
annehme, zwei aus Gorodischtsche erhaltene vStarkschuäbel als
Brutvögel aufzufassen, gebe ich nachstehend Schnäbel- und Fittich-
maße beider Vögel, wobei ich mich an die Erörterungen und Fest-
stellungen der klassisclien Kleinsclimidtschen Berajah-Monograidiie
326 Schlegel: Beitrag zur Ornis von W.-Rußland. FVerh. Orn.
L Ges. Bay.
halte. Hinsichtlich der Schnäbel erscheinen sie, mit meinen vier Rachel-
nnd drei Harzexemplaren verglichen, als auffällig starkschnäblig,
besonders im ersten Stücke.
Schnabellänge von Stirnbefiederung an:
Polen 48 mm Rachel: 45 mm Harz: 45 mm
43V2 „ 43 „ 44 ,
42 „ 43V2 „
4IV2 «
Schnabelbreite an der Vereinigungsstelle der Unterkieferäste:
Polen: 14 mm Rachel: 11mm Harz: 13^2 mni
13 „ 11 „ I2V2 .
10 „ 14 „
11 «
Schnabelumfang an der Vereinigung der Unterkieferäste.
Polen: 45mm Rachel: 41^2"^"^ Harz: 39mm
42 „ 37^ „ 42 „
o5 /j „ 4o 5,
39 „
Fittichlänge :
Polen: 186 mm Rachel: 183 mm Harz: 181mm
181 ,. 181 „ 176 „
175 , 183 ,
17 .
3. Nucifraga caryocatactes macrorhynckos Brehm. Da die vor-
jährige Tannenhäherinvasion naturgemäß sich auch über Polen ver-
breitete, liegt auch ein Exemplar dieser Form von dort vor. Wie
aus den Kleinschmidt'schen Resultaten hervorgeht, ist die Schwanz-
binde bei ad. und med. Exemplaren in einer Breite von 18 — 30 mm
schwankend. Die Breite der Binde meines Exemplars beträgt nur
21 mm (vom weißen Schaft an gemessen) und geht insofern nicht
über die Breite der Binde mehrerer meiner Starkschnäbel hinaus.
Wenn man dieses Stück mit dem dünnschnäbligsten meiner Exem-
plare vergleicht, könnte man versucht sein, es als Bastardform an-
zusprechen. Dagegen aber spricht die Variationsweite der Schnabel-
stärke, die Kleinschmidt mit 9,5 — 11 mm registriert. Am häufigsten
kommt 11 mm vor. Bei meinem Exemplar beträgt sie nur 10 mm.
4. Oriohis oriolus oriolus (L.) liegt in einem Weibchen vom
Pripjet vor.
5. Chloris chloris chloris (L.). Zwei Männchen wurden aus dem
Pripjetgebiet eingesendet.
6. Carduel'is carduelis carduelis (L.) liegt in einem Weibchen
aus Gorodischtsche vor, das mir bei einem Vergleiche mit hiesigen
^^^^' ^' !=>chlegel : Beitrag zur Onus von W.-Rußland. 3^7
1918 J ^ '^
Weibchen auffällig stark wüchsig erschien, so daß ich anfänglich
volgensis But. vor mir zu haben meinte. Nach nochmaliger ein-
gehender Durchsicht der Hesse'schen Untersuchungsresultate (cf.
Orn. Monatsber. 1915, p. 17 — 22) mußte ich die vorgefaßte Meinung
dahin korrigieren, daß bei einem Flügelmaße von nur 76 mm car-
duelis vorliegt. Ein nach Abschluß der Arbeit noch erhaltenes
Weibchen, das hinsichtlich seiner Größe ganz den Eindruck eines
hiesigen Exemplars macht, mißt 80 mm.
7. Spinus spinns (L.) erhielt ich in einem Männchen vom
Pripjet.
8. Acanthis cannabina cannabina (L.) liegt in zwei Männchen
vom Pripjet vor.
9. Acanthis linaria linaria (L.) ging mir in 2 Männchen und
1 Weibchen aus dem Pripjetgebiet und 3 Männchen und 3 Weib-
chen aus Gorodischtsche zu. Ei'stere stammen vom Januar 1916,
letztere vom November 1917.
10. Pyrrhula pijrrhida pijrrhula (L.). Die vorliegenden 9 cTcT
und 6 5$ mit 8,9 — 9,5 mm Flügelraaß gehören naturgemäß sämt-
lich zur großen Form. Bemerkenswert erscheint mir, daß bei den
vorhandenen $$ das schöne Hellgrau des Nackens und Oberrückens
sich mehr oder weniger nach dem Unterrücken zu ausdehnt; wo
eine düstere, bräunliche Färbung vorherrscht, die infolgedessen
dann mehr oder minder zurückweicht. Ein $ ist infolge der stark
vorherrschenden schönen Hellgraufärbung besonders schön zu nennen.
Wir hören von Naumann, daß er so das ältere Weibchen charak-
terisiert.
11. Passer domesticus domesticus (L.). Gengier hebt hervor,
daß, je weiter nach Osten, bei alten Männchen das Rotbraun an
Kopf und Nacken mehr hervortritt. Mir liegen 8 cTd" aus dem
Pripjetgebiet vor, an denen ich nach eingehendem Vergleiche mit
einer umfangreichen mitteldeutschen Serie diese Merkmale nicht
bestätigt finden kann. Unter 6 $$ aus gleicher Gegend befindet
sich ein prächtiges hahnenfedriges Stück, das sich bei etwas röt-
licheren Kopfseiten, die an männliche Färbung erinnern, besonders
durch einen stark ausgeprägten schwarzen Kehlfleck auszeichnet,
der bis zur Oberbrust herabreicht.
12. Passer montanus montanns (L.) liegt in 2 55 vom Prip-
jet vor.
13. Emberixa calandra colandra L. Kleinschmidt bemerkt
zu den Grauammern des Ostens, daß sie grau oder frisch, gelbgrau
seien, die des Westens brauner und dunkler. Auch Stolz fällt an
einem Exemplare die hellgraue Gesamtfärbung gegenüber östlichen
deutschen Exemplaren auf. Gengier hebt als Unterscheidungs-
merkmal die lebhaftere Färbung, besonders die sandgelb über-
laufene der Seiten, Kehle und 0))erbrust hervor. Mir liegen vom
30,S Schlegel: l'>eitrag zur Oniis von W'.-TvuHIaml. j ^ ^''■"■
|_ Ges.
Oiu.
Bav.
Pripjetgebiet fünf Stücke vom 16. 1. — 28. V. vor, die ich mit 11,
meist Leipziger Exemplaren vergleichen kann. Bei einigem Ent-
gegenkommen kann ich behaupten, daß Kleiuschmidt's Angaben auch
für mein Sammelmaterial für ein besonders geübtes Auge zutreffen,
namentlich dann, wenn man beim Vergleich die Bälge mit den
Seiten aneinanderlegt. Auffällig kommt der schöne bräunlichgelbe
Ton bei zwei Bernburger Exemplaren vom 3. 1. und 18. III. zum Vor-
schein gegenüber zwei östlichen Exemplaren vom Iß. 1. und 81. III.,
die gegen diese deutschen Stücke schon wie stark verschossen und
verblichen aussehen. Sechs Leipziger Maibälge erscheinen seit-
wärts etwas dunkler als zwei östliche Exemplare vom April und
Mai, während dies für vier weitere Leipziger Stücke nicht zutrifft.
Gerade beim Grauammer - - im Herbstkleide ein Gilbammer — ,
an dem man das Verbleichen der zarten gelblichen Gefiedertönung
mit vorrückender Jahreszeit besonders instruktiv verfolgen kann,
dürfte es angebracht sein, Stücke aus vei-schiedenen Gegenden
immer nur nach gleichen Erlegungsdaten zu vergleichen.
14. Emberixa citrinella citrinelln L. Bevor ich zur Kritik
der mir vorliegenden Goldammern — zehn aus der Pripjetgegend,
einer aus Gorodischtsche — übergehe, mögen mir einige allgemeine
Bemerkungen gestattet sein. Unser Goldammernspezialist Gengier
schreibt eine Anzahl seiner gesammelten östlichen Stücke der
nordischen Form cltr'iiidla L. zu, eine andere der Form erythro-
yenys Brehm. Graf v. Zedlitz bestimmt sein Material als cryfhro-
genys und ein Exemplar von Kielce als citrinella. Reichenow ver-
weist die Bialowiesexemplare ebenfalls zu citrinella. Stolz benennt
ein cf von Lomza sylvestris Brehm. Harter t erkennt die Form
sylvestris Brehm nicht an, und ebenso äußert Laubmann Bedenken
hinsichtlich der Trennung in sylvestris und romaniensis Gengier
(Ornis F'aröensis). Unumstritten bleibt erytkroyenys, die Martert
als Form mit helleren Säumen und hellerem Allgemeindruck charak-
terisiert. Auch Laubmaun a. a. 0. hält dieses Kennzeichen ,.viel
mehr graue Töne aufweisendes Gefieder-' aufrecht. Gengier scheint
dieser grauen Überpuderung ebenfalls noch insofern bestimmende
Bedeutung beizumessen, indem er bei Unterscheidung der mit
erythroyenys gleichgefärbten französischen Vögeln andeutet, daß
diese doch nicht dahin zu ziehen seien, da ihnen die feine weiße
t^berpuderung, die ganz feinen weißen Federspitzen des Winter-
kleides fehlen (cf. Orn. Jahrb. 1914). Hesse legt das Hauptgewicht
bei dieser Form auf das reinere und lebhaftere Gelb der Unter-
seite, welcher Ansicht sich auch Reichenow (Ornithol. Monatsber.)
und Geugler lOrnithol. Jahrb. 1914 und 16) anschließen. Letzt-
genannter Autor kommt in seiner letzten speziellen Goldammer-
arbeit (Ornith. Jahrb. 1914) zu dem Resultat, citrinella und syl-
vestris hinsichtlich des gelben Farbtons der Grup[)e mit dunkler,
^fqf R^' vSchlegel : Beitrag zur Oiuis vou W.-Rußlaiid. 329
romaniensis und en/ihrogenys der Gruppe mit heller Allgemein-
färbung zuzuweisen. Wintervögel aus dem Gouvernement Kaluga
gleichen nach Gengier Turkestanern (also erythrogenys. — Verf.),
Brutvögel von dort citrinella, aber mit hellerem und reinerem Gelb
der Unterseite. Ebenso verhält sich ein Vogel aus Livland. Wenn
nun aber das hellere und reinere Gelb der Unterseite gerade
charakteristisch für erythrogenys ist, so müssen die zuletzt auf-
geführten Vögel doch auch erythrogenys sein oder ihnen wenigstens
sehr nahe kommen. Gengier fährt fort: „Es ist also das, was
Hartert von den helleren Vögeln des Ostens sagt, vollkommen zu-
treifend, nur glaube ich, daß die russischen Vögel doch nicht in
ihrer Gesamtheit zur Form erythrogenys gezogen werden können.
Nur große Serien zur Brutzeit erlegter Exemplare schaffen hier
unumstößliche Klarheit. Denn Wintervögel sind stets unsichere
Beweisstücke. Auch Formen, die keine ausgesprochenen Zugvögel
sind, kommen oft während des Winters weit herum und bringen
dadurch den Forscher nicht selten in Zwiespalt und Verlegenheit."
Gengier scheidet hier nicht scharf in den Fragen: 1. Zu welcher
Form sind russische Wintervögel zu ziehen. 2. Welcher Form ge-
hören russische Brutvögel bestimmter Gebiete an? Wenn sich
erythrogeiigs und eitrinelki im Ton des Gelb gut uuterscheidbar
zeigen, dann muß sich auch an russischen Wintervögeln stets der
Nachweis führen lassen, welcher Form sie zugehören, auch wenn
sie uns keine Klarheit darüber lassen, wo sie als Brutvögel be-
heimatet sind. Ich glaubte die angezogene Stelle aus dem Grunde
anführen zu müssen, um zu zeigen, daß bei der Unsicherheit unserer
Goldaramernformen auch eine sichere Fixierung von Goldammern
unter Umständen ungemein schwierig sein kann und der Auffassung
des Systematikers weiten Spielraum läßt, was gewiß auch Gengier
andeuten will, wenn er sagt: „Ich bin der Überzeugung jetzt ge-
worden, daß mit Hilfe dieses Mittels — Intensität des Gelb —
eine richtige Gruppierung der Emberixa citrinella-F ovmew allein
mit der Zeit zu bewerkstelligen sein wird." Es ist hier nicht der
Zweck, sich in Erwägungen darüber zu ergehen, wie ich mich auf
Grund meines Ammernmaterials zu den erwähnten Formen persön-
lich stelle. Bei einer Bearbeitung meiner sächsischen Goldammern,
von denen mir nun eine reichhaltige Serie zur Veifügung steht
und die bisher nur aus Zeitmangel unterblieb^ werde ich eingehender
auf die Goldammerfrage zurückkommen müssen. An diesem Ort
soll nur in Kürze dargetan werden, wie sich hinsichtlich der Färbung
meine östlichen Stücke zu dieser oder jener der angeführten Formen
verhalten. Von einer Angabe der Flügelmaße (nach Gengier
citrinella 91—95, sylvestris 90 — 95, romaniensis 93, erythrogenys
91 — 95 mm) sehe ich ab, da sie meines Erachtens eine spezifische
Differenz nicht bedeuten und daher diagnostischen Wert nicht be-
330 Schk'gcl: JJoilnig zur üniis vuii W.-Hulilaua. p i'ili. Orn.
L (-"CS. Bay.
sitzeu. Vier meiner russisclieu Bälge Vuni November uud Januar
zeigen ein schönes leuchtendes Gelb auf der Unterseite und melir
oder minder stark gestrichelte oder gefleckte Kehlzeichnung. Drei
davon zeigen ein ausge})rägtes grünes Brustband; das 4. Exemplar
zeigt es nur schwach, dafür aber am auffälligsten und breitesten
darunter das rote, das bei einem 2. Stück noch deutlich vorhanden
ist. beim B. schon wesentlich zurücktritt und beim 4. kaum an-
gedeutet erscheint. Vier Stücke vom März zeigen die Gelbfärbung
stufenweise blasser, und ein Stück ist <iLs gelbweiLi zu bezeichnen.
Sollte hierbei nicht schon Ausbleichung in Frage kommen? Kehl-
zeichnung ist bei einem Stück fehlend, bei den anderen Exemplaren
äußerst schwach vorhanden. Grünes und rotes Brustband ist bei
allen da. Ein 9. Exemplar endlich ist infolge seiner trüben, un-
reinen Unterseite wegen und infolge des Zurücktretens des
schmutzigen, stumpfen Gelbes wohl zu sf//restris zu ziehen. Ebenso
ist graue Bepuderung in wechselnder Stärke allenthalben vorhanden,
doch nicht so stark wie bei zwei tui'kestanischen crytlnogcniis und
bei den ]\Lärzvögeln bereits in mehr oder minder starker Ab-
nutzung. Alle die angeführten Chai-akteristica wiederholen sich
bei Leipziger- und Racliel-Hrut- und WinteiTögeln, und nach vieler
Arbeit und Mühe, die ich es mich auch kosten ließ, lege ich das
Material insofern unbefriedigt beiseite in der Überzeugung, daß ich
hinsichtlich der Klassifikation zu sicheren Ergebnissen nicht ge-
langen konnte, obwohl mir ein Vergleichsmaterial von ca. 100 Exem-
plaren vorlag.
15. E»ihcn':a xclioenivlKs schoenirhis \i. sandte Herr Rüdiger
in zwei Häuten ein, die sich von hiesigen Stücken nicht unter-
scheiden.
16. PlcairoijliciKtx iiinilis i/ira//s (L.). Herr Oberförster Bahr
sandte ein prachtvolles, ausgefärbtes Männchen vom 25. XL aus
Gorodischtsche ein.
17. Galcrid(( oi^ytaUt cristiita (L.K Heichenow und Kleinschmidt
geben sechs, resp. acht östl. Haubenlerchen zu besonderen Be-
merkungen keine Veranlassung. Stolz ergeht sich in Vermutungen
über ev. geringfügige Schnabelunterschiede, Avähreud Gengier und
Graf V. Zedlitz in ihnen schon Anklänge an toniirosiris Bi-. finden
wollen. Mir liegen aus dem Pripjetgebiet vier Exemplare vom
November bis März vor, die ich mit zehn iiiesigen Exemplaren
vergleichen kann. Hinsichtlich der sandfarbenen Unterseite ist ein
östliches Exemplar heller als meine Leipziger Stücke aus gleichem
Monat, während ein Exemplar sich von ihnen nicht unterscheidet.
Die deutschen Exemplare vom Februar und ]\Iärz wage ich nicht
zu Vergleichen liernnzuziehen, da sich schon eine gewisse Aus-
bleicluing und Abnutzung der Gclieder bemerkbar macht. Der
dunklere All^emeineindruck der Oberseite dieser beiden Stücke
^\^^'>'^' Schlegel: Beitrag zur ( »niis von \V.-KußlaiKl. 331
rührt eutscliieden von der stärkeren Abnutzung- der hellen Feder-
ränder und, der damit mehr sichtbar werdenden dunklen Mittel-
färbung der Federn her, wie dies auch an einem hiesigen Exem-
plar vom Juni deutlich erkennbar ist. Von einem deutlich hellereu
Nacken, den Graf v. Zedlitz hervorhebt, lassen meine Vögel nichts
erkennen. Im allgemeinen ist die dunkle Zeichnung des Brust-
baudes meiner östlichen Stücke schwächer vorhanden, ähnlich
schwach aber auch bei einem meiner hiesigen Exemplare. Hin-
sichtlich der Schnabelplastik ist ein Exemplar — drei unterscheiden
sich von hiesigen Stücken in dieser Hinsicht nicht — mit 22 mm
Länge entschieden zu temiirostris Brehm zu ziehen. Hartert notiert
als Maximum von cHsiata 19,9 mm.
18. Anthus trivinlis fririnlis (L.) ist in einem Exemplar vom
Pripjet vorhanden.
19. Anthu.s pratensis (li.) liegt ebenfalls in einem Stück vom
Pripjet vor.
20. Motacilla flavfi flava L. Zwei Stücke vom Pripjet sind
hinsichtlich ihrer Kopffärbung typische flava.
21. Farns itiajor major L. Geugler hebt die besondere Rein-
heit der Gefiederfarben östlicher Stücke hervor. Ich kann mich
hinsichtlich anderer Arten seinem Urteile nur anschließen. Man
ist oft einfach entzückt über die Sauberkeit der Kleider. Unsere
Kohlmeise liegt in drei Exemplaren vom Pripjet und einem Exem-
plar aus Gorodischtsche vor, die sich liinsichtlich der Färbung von
hiesigen Stücken mit der Neigung der Unterseite, bald blasser,
bald intensiver in Erscheinung zu treten, nicht unterscheiden.
22. Parus eaeruleus naeraleus L. liegt in drei Exemplaren von
Gorodischtsche und zwei aus der Pripjetgegend vor. Drei Exem-
plare davon zeigen eine wohltuend wirkende Reinheit der Farben,
und das Gelb der Unterseite ist etwas intensiver und leuchtender
im Ton, so daß hiesige Exemplare dagegen etwas stumpffarbiger
und abgeblaßter erscheinen. Bei einem Exemplar ist der schwarz-
blaue Fleck an der Unterseite stark entwickelt und ausgedehnt.
23. Parus ater ater L. liegt in zwei Exemplaren aus Goro-
dischtsche vor. Ich muß Hartert beipflichten, wenn er anführt,
daß nordöstliche Stücke auf der Oberseite am reinsten grau gegen-
über deutschen Stücken erscheinen; ersteren fehlt der schwach-
olivenfarbene Ton im Grau. Auch die Seitenteile der östlichen
Stücke sind milder im Ton und weniger kontrastierend gegenüber
der Färbung der Brustgegend.
24. Parus cristatus cristatus L. liegt in drei Exemplaren vom
Pripjet und einem Exemplar aus Gorodischtsche vor. Meine Exem-
plare zeigen die Kontraste der Oberseite gegenüber mUratus Brehm
nicht so ganz auffällig, wie sie die Tafel Kleinsclimidt's im Neuen
532 Schlegel: Beitrag zur Ornis von W.-Rußland. fVerh. ürn.
|_ Ges. Bay.
Naumann darstellt. Die lebhaftere und ausgedehntere Seitenfärbung
unserer mitraius fällt gegen cristatus gut in die Augen.
25. Parus palustris palustris L. liegt in vier Exemplaren vom
Pripjet und acht Stücken aus Gorodischtsche vor. Herr Pfarrer
Kleiuschmidt hatte die Liebenswürdigkeit^ die Richtigkeit meiner
Bestimmung dieser und der folgenden Art nachzuprüfen.
26. Parus atricapillus borealis Selys liegt in zwei typischen
Exemplaren von Gorodischtsche vor.
27. Aegithalos caudatus caudatus (L.), in zwei Exemplaren
aus Gorodischtsche vorliegend, zeigt die von Hartert angegebenen
Unterschiede weißköpfigen europaeus gegenüber in gut erkennbarer
Weise.
28. Regulus reguliis regulus (L.) sandte Herr Rüdiger in zwei
Exemplaren vom Pripjet ein.
29. Certhia familiaris familiaris L. liegt in einem hellrückigen
typischen Exemplar vom Pripjet vor, während ein zweites Exem-
plar von Gorodischtsche meinen sächsischen, anhaltischen, märkischen
und bayerischen Exemplaren recht nahe steht. Ich sammle eifrigst
familiär is-MulBvml^ um die Meinungen der Herreu Schalow (Orn.
Monatsber. 1917, p. 45) und Reichenow (J. f. 0. 1917, p. 228)
nachprüfen zu können, daß im Königreich Sachsen macrodactgla Br.
nicht vertreten sein soll, und werde bei dieser Gelegenheit näher
auf mein sächsisches, deutsches und östliches /«wz7mm-Material
zurückkommen. Trotz ungenügenden Materials und infolgedessen
nur oberflächlicher Prüfung kann ich mich, wenn auch unverbind-
lich, schon heute der Einsicht nicht verschließen, daß wenigstens
unsere Leipziger familiaris der Form C. familiaris familiaris in
ihrer typischen Hellfärbung nicht zuzuweisen sind.
BO. Sitta europaea sxtolcmani Doman. Da es im Widerstreite
dei" Meinungen und Ansichten betreffs der Berechtigung oder Nicht-
berechtigung und hinsichtlich der Variationsw^eite der Formen
sordida, homeyeri und .sxtolcmani sowie hinsichtlich ihrer Wohn-
gebiete gegenwärtig ganz unmöglich ist, ein klares Urteil zu ge-
winnen, sandte ich auch mein gesamtes östliches Kleibermaterial
an Herrn Pfarrer Kleinschmidt mit der Bitte um sein Urteil. Dies
schien mir auch nach dem Umstände geboten, da mir homegeri ex
loco typico sowie sxtolcmani nicht zur Verfügung standen. Herr
Kleinschmidt bestimmte meine sechs Exemplare vom Pripjet sowie
zehn von Gorodischtsche sämtlich als sxtolcmani Doman. trotz ganz
erheblicher Variationsweite der Bauchfärbung.
31. Lanius excuhitor exciibitor L. liegt in einem Exemplar aus
Gorodischtsche vom 18. III. vor, dessen Kleingefieder noch nicht
völlig vermausert ist.
32. Lanius excuhitor major Gmelin ist ebenfalls in einem Stück
von Gorodischtsche vorhanden und steht noch in der Mauser des
XIII, 4, Schlegel: Beitrag zur Ornls von W.-Rußland. 338
1918 J
Kleingefieders. Infolge der kaum erkennbaren muscheligen Zeich-
nung der Unterseite ist er als ein älteres Exemplar anzusprechen.
33. Laniiis rollurio coUurio L. Mau kann Graf v. Zedlitz
beipflichten, wenn er von östlichen Vögeln sagt, daß das Braun
der Oberseite etwas dunkler ist. Dies trifft auch für meine drei
Pripjetmännchen beim Vergleich mit hiesigen Stücken zu. Besonders
bei einem Stück ist das Braun ein schön gesättigtes und dunkles;
das zweite kommt ihm diesbezüglich annähernd gleich, während
ein drittes abgeblaßter erscheint.
34. Muscicaim striata striata (Fall.) liegt in einem Exemplare
vom Pripjet vor. Dasselbe gilt von je einem Weibchen von
35. Muscicava hypoleuca hypoleuca (Fall.) und
36. Erythrosterna parva parva (Bechst.).
37. Phylloscopus sibilatrix sibilatrix (Bechst.) erhielt ich in
einem Exemplar vom Pripjet.
38. Sylvia nisoria nisoria (Bechst.) wurde in einem Männchen
vom Pripjet eingesendet.
39. Planesticus merida merula (L.). Aus der Pripjetgegend
liegt ein mehrjähriges, rein gelbschnäbliges Männchen vom 7. IV.
vor. Freund Bahr schreibt mir aus Gorodischtsche, daß er die
Amsel in allen Färbungsphasen häufig im Dohnenstiege gefangen
habe.
40. Saxicola rubetra riihctra (L.) liegt in einem Männchen vom
7. V. aus dem Fripjetgebiet vor.
41. Piciis canus riridicanus Bechst. Vom Grauspecht liegen
Männchen und Weibchen vom 7. und 14. IV. aus dem Fripjetgebiet
vor, mit denen ich sieben deutsche Exemplare meiner Sammlung ver-
gleichen kann. Wenn ich meine östlichen Stücke der deutschen
Form viridicaniis zuordne, so folge ich damit dem Beispiele
Reichenow's (Ornith. Mouatsber. 16, p. 130). Wie aus je einem
weiblichen Jugend- und Übergangskleide meiner Sammlung hervor-
geht, scheint der mehr oder minder ausgeprägte grünliche Anflug
der Unterseite sowie das Grün der Oberseite weder einen ge-
schlechtlichen noch einen Altersunterschied zu bedeuten. Gewiß
spielt hierbei neben der Ausbleichung mit vorrückender Jahreszeit
eine gewisse Variationsweite eine gewichtige Rolle. Mein Pripjet-
männchen gleicht in seinem grauen, nur schwachgrünlich an-
gehauchten Ton der Unterseite ganz einem Männchen aus dem
Rachelgebiet. Beim Weibchen tritt der grüne Ton der Unterseite
schon weit augenfälliger auf. Das Grün der weiblichen Oberseite
kommt an Stärke dem des Männchens von ebendaher und dem
zweier Weibchen im Jugend- und Übergangskleide gleich, während
sich zwei weitere deutsche Weibchen durch auffällig graue Rücken-
befiederung — sie sind nur ganz schwach grün angehaucht — vom
Pripjetweibchen auffällig unterscheiden. Ich würde diese Er-
334 Sohlcgel: Beitm}r zur Onus von W.-HuHland. jVerli. Oni.
L Ges. Bay.
scheinuiig" einer Ausbleicliuug zugescliriebeii haben, zumal ein Weib-
chen vom 7. VI. heiTührt, wenn nicht da.s zweite Stück vom 28. IX.
in tViscii vermauserter, tadelloser Betiederung vorläge. Diese Auf-
fälligkeit glaubte ich besonders aus dem Grunde nicht ganz ver-
schweigen zu dürfen, da man der wechselnden Intensität des
grünen Farbtons bei Aufstellung verschiedener Grauspechtformen
besonderen diagnostischen \\^ert beigemessen zu haben scheint. Es
wird angeblacht sein, bei Untersuchungen von Grauspechtmaterial
hinsichtlich seiner Zugehörigkeit immer nui' Stücke aus gleichei-
Jahreszeit^ am vorteilhaftesten abei' immei- nur im frisch vermauserten
Gefieder zu vergleichen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß bei Be-
rücksichtigung dieser Forderung und Untersuchung größerer Reihen
diese oder jene Subtilform aus der stattlichen Reihe der Grau-
spechtformen ad acta gelegt werden könnte. Ob ich meine öst-
lichen Grauspechte der b^rm cdiius Gm. oder besser der Form
mridicamis Bechst. zuschreiben soll, darüber fällt mir die Ent-
scheidung schwer, und ich überlasse es besser dem geneigten Leser
selbst, sich ein Urteil darüber zu bilden auch hinsichtlich der Frage
selbst, ob rhidicu)iui> überhaupt Berechtigung hat, als Form auf-
recht erhalten zu werden; die Meinungen sind ja geteilte. Die
Schnabelborsten sowohl meiner deutsciien als auch meiner östlichen
Stücke siud am Grunde grau, nach dem Ende hin schwarz ver-
laufend, die Unterschnabelbaseu grünlichgelb. Auch die Angaben
Hesse's: ,.Kritische Untersuchungen über Picideu etc." glaubte ich
berücksichtigen zu müssen und erwähne diesbezüglich, dall es mir
vorkommt, als seien Kopf- und Halsseiten meiner östlichen Stücke
einen schwachen Schein dunkler, linde aber dieses Charakteristicum
der nördlichen Form als außerordentlich wenig in die Augen fallend.
Das Gelb der Bürzelgegend erscheint mir bei den östlichen und
deutschen Stücken völlig gleich. Somit wäre man wohl berechtigt,
meine Ostläuder riridicauu.s zu nennen. Um noch Kleinschmidt
gerecht zu werden, welcher geneigt ist anzunehmen, bei nordischem
Material etwas kürzere Schnäbel gefunden zu haben, gebe ich nach-
stehend noch die Schnabelmaße adulter Stücke au, einmal gemessen
ab Basis, in Klammer die Maße vom Nasenloch an, wie Klein-
schmidt tut. Östliche Stücke: Weibchen 38 (29); Männchen 40
(30) mm. Deutsche Stücke: Weibchen 37 (29), 38(29); Männchen
37 (29), 37 (30), 40 (31) mm. Hinsichtlich der Schnabelmaße
würden meine östlichen Grauspechte also auch zur Form viridicanus
hinneigen. Kleinschmidt maß vom Nasenloch 24^2 — 26 mm. Nach
Hartert'schen Angaben, Culmen: 39 — 44 mm, erscheinen meine ge-
fundenen Dimensionen etwas gering.
42. Dnjohatrft major major (L.) liegt in der hübschen Serie
von neun Männchen und einem ^\'eibchen aus Gorodischtsche und
einem Männchen vom Pripjet vor. Hinsichtlich der auffälligen Tal-
Xirr, 4,1 Schlegel : Beitrag zur Oruis Ton W.-Rußland. 335
1918 J » »
Sache des vorherrschenden männlichen Geschlechts teilte mir Herr
Oberförster Bahr freundlichst mit, daß er diese unausgesucht er-
legt und nicht bloß auf Männchen gefahndet habe. Da ich micli
besonders bemühte, die Bälge dieses Materials den natürlichen
Größen der Vögel im Fleisch entsprechend natürlich wiederherzu-
stellen, bemerkt man beim Vergleich auf den ersten Blick, wie
gut wahrnehmbar sich die nordische Form schon hinsichtlich der
Größe von unsenn deutschen pmefortün (Brehm) unterscheidet.
Hinsichtlich der Zugehörigkeit polnischen Materials sind die Mei-
nungen der Bearbeiter Reicheuow, Kleinschraidt, Domaniewski, Stolz,
von Zedlitz übereinstiinmend, während Gengier seine östlichen
Stücke auf Grund ihrer geringen Flügelmaße (132--133 mm) un-
bedingt zu pinetoruni gestellt wissen will. Ein reines Weiß der
Unterseite kann ich bei meinen Stücken in keinem Falle konsta-
tieren, vielmehr ist dieses immer bald mehr, bald weniger, nament-
lich an der Oberbrust, bräunlicli überflogen, wie dies auch deutsche
Stücke zeigen. Vorteilhaft aber unterscheiden sie sich von den
deutschen Genossen hinsichtlich der Reinheit ihrer Farben, was
jedenfalls auch Dobbrick andeuten will, wenn er schreibt: „Sämt-
liche Stücke waren auf der Unterseite sehr hell" (Orn. Monatsber.
1917, p. 19). Die deutschen Banmbewohner tragen auf ihrem Ge-
wände recht deutlich die Visitenkarten des Landes der Industrie
und Schornsteine zur Schau. Die Schnäbel, auffällig robuster als
der von pinetonim, von der Wurzel an gemessen, und Flügel
meiner Stücke weisen nachstehend notierte Maße auf: 32, 140;
30, 142; 3OV2, 142; 32, 137; HOV2, ^^^'^ '^^'U^ 139; 30, 141;
3OV2 14'^; '^^^ 139; 30, 138 mm. Reichenow mißt 25—26,5 und
137_141 mm, Hartert 27,5-33 und 138—143 mm, Stolz 28—29
und 138—140 mm, von Zedlitz 136—142 mm, an anderer Stelle
ca. 25 und 145 mm (Orn. Monatsber. 1915, p. 64). Wenn man
den Flügelmaßen allein bestimmende Bedeutung beimessen will,
dann hat Stolz recht; wenn nach seiner Auffassung manche Stücke
zu pinetonim hinneigen, für welche Hartert 131 — 138 mm notiert.
43. Dryohates leticntos leucoto.'i (Bechst.). Mit Eingang eines
])rächtigen Männchens dieser Art aus Gorodischtsche wurde ich
insofern aufs angenehmste überrascht, als damit ein überaus stark-
wüchsiges und starkschnäbliges Exemplar in meine Hände ge-
langte, was auch durch die unten verzeichneten Maße gut zum
Ausdruck kommt. Infolge dieser Merkmale, die beim Vergleich
mit meiner stattlichen Reihe deutscher Elsternspechte ohne weiteres
augenfällig sichtbar erscbienen, war ich ursprünglich der Meinung,
daß berechtigter Grund vorliege, die östlichen Stücke subspezifisch
zu trennen, wobei ich annahm, daß der Bechstein'sche Typus aus
Schlesien mit meinen Mittelgebirjrlern übereinstimme. Um mich
jedoch einem berechtigten Vorwurfe, daß es gewagt und übereilt
336 Schlegel: Beitrag zur Ornis von W.-Rußlaua. fVerh. Orn.
|_ Ges. Bay.
sei, auf Grund eines Einzelexemplars eine Trennung vorzunehmen,
nicbt auszusetzen, bat ich meinen verehrten B^reund Bahr, mir
möglichst weiteres Material diesei" Art zugängig" zu machen. Das
geschah denn auch in einem zweiten (weiblichen) Stück, das mich
insofern enttäuschte, als beim Vergleich mit deutschen Stücken
sich hinsichtlich Größe und Schnabelplastik nicht von diesen unter-
schied. Vielleicht achten die Herren, denen ebenfalls Weißrücken-
spechtmaterial aus dem Osten und Norden vorliegt, weiter auf
Größe und Schnabelverhältnisse dieser Art und vergleichen sie mit
dem gefundenen Maße meiner adulten deutschen Stücke, da ein so
hübsches Vergleichsmaterial vielleicht nicht immer vorliegen dürfte.
Polen
Öchn.
V. d.
Sehn ab
elbreite
Flügel
Wurzel an
a. d.
Stirn :
cT
42
mm
16
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44. JJryohates rnl)wr iniiior (L.) liegt in einem Männchen aus
Gorodischtsche vor. Da auch eine sichere Untei'scheidung der
Formen ininor, pipra^ hortoruin. silesiacus, iransitivus und hac-
meisten schwierig sein kann, besonders wenn die Variationsweiten
ineinanderfließen und man nicht über genügendes Vergleich smateriai
verfügt, sandte ich auch dieses Stück nebst vier weiteren Stücken
meiner Sammlung au Kleinschmidt zur Begutachtung. Er teilte
mir in liebenswürdigster Weise mit, daß typ. minor vorliege.
45. Cuculus canorus canorus L.,
46. Coturnix cotumix cotiirnix (L.) und
47. Ixobrychns minutus (L.) liegen in je einem Exemplare
vom Pripjet vor.
XIII, 4, Btresemann: Brutvögel der Voralpen. 33t
Ein Beitrag zur Kenntnis der Brutvögel der Voralpen.
Von
Erwin Stresemann.
Die bayerischen Alpen bieten dem Ornithologen ein dankbares
Feld der Tätigkeit. Über Verbreitnng nnd Lebensweise der Alpen-
vögel wissen wir noch immer nicht viel, nnd jede Exkursion bringt
neues an den Tag.
Vom 3. — 7. Mai 1918 hielt ich mich im Gebiet zwischen Kochel-
und Walchensee auf. Der erste Nachmittag war der Beobachtung
der Vögel gewidmet, die der Kochelsee angezogen hatte. Vom
Boot aus bemerkte ich 2 Paare Haubentaucher und 4 Paare
Krickenten, die offenbar im Schilf ihr Nest hatten. Nur einmal
kam mir ein Bläßhuhn zu Gesicht. Gegen 60 Lachmöven,
die am schilfbestandenen Ufer östlich Schleedorf ihr Wesen
trieben (einmal zählte ich 46 Stück, die beisammen saßen) und eine
Flußseeschwalbe befanden sich trotz der vorgeschrittenen Jahres-
zeit offenbar auf dem Strich oder Zug, denn ihrem Gebahren nach
gedachten sie niclit, hier zur Fortpflanzung zu schreiten.
Während der folgenden Tage wohnte ich mit eintägiger Unter-
brechung im Dorf Walchensee und unternahm mehrere Boot-
fahrten über den gleichnamigen See (Spiegel 808 m ü. N. N.). Die
fast völlige Abwesenheit von Schilf macht es erklärlich, daß hier
Haubentaucher, Bläßhühner und Krickenten zur Brutzeit fehlen.
Dagegen sah ich mehrfach Stocke rpel, und nach Angabe eines
Försters sollen alljährlich 2—3 Brüten dieser Art aufkommen. Drei
sehr dunkle Tauchenten mit weißem Flügelspiegel, die ich am
5. Mai auf dem See wahrnahm, erhoben sich so frühzeitig zu
hurtigem Flug, daß sich ihre Artzugehörigkeit nicht mit Sicherheit
feststellen ließ. Jede Fahrt wurde durch eingehende Beobachtung
von Gänsesägern reich belohnt, worüber unten nähere Angaben
folgen sollen. Hin und wieder strich eine einzelne Lachmöve
über die weite Wasserfläche.
Die von Primeln und Enzian buntgefleckten Matten hinterm
Dorf Walchensee (820 m) waren von vielen Braunkehlchen be-
lebt, die hier ihr Nest anlegen mochten. Am 5. i\rai vernahm ich
22
3B8 Ötreseinaim: BnUviigel der Voralncn. 1 ^^^^'^- ^-^''"•
"^ L <^^ee. Bay.
zum ersteumal die Strophe des Berglaubsängers im Mischwald
unfern des Sees, aus dem auch öfters der Ruf eines Schwarz-
spechtes erscholl.
Recht lohnend war die Besteigung des Her zogstand es auf
dem vom Dorf Walchensee emporführendeu Pfad (5. — 6. Mai). Im
hochstämmigen Nadelwald (Tannen und Fichten) unter 1300 m
lebten Gimpel, Waldbaumläufer. Tannen- und Hauben-
meisen, beide Goldhähnchenarten, Dreizehenspecht. An
der oberen Waldgrenze, bei 1300 m, wo ein Kieferngürtel in den
Latschenbestand übergeht, der sich am Steilhang bis zum Kamm
emporzieht, begegnete ich einem Pärchen Mattkopfm eisen.
Zwischen Herzogstandhaus (1575 m) und Gipfel des Herzogstandes
(1757 m) wimmelte es in den Latschen von Hecken braun eilen;
Hausrötel sangen in den Felsen unter der höchsten Bergspitze,
ein Turmfalk strich überhin. Am andern Morgen bemerkte ich
in den Latschen beim Unterkunftshaus, welche aus tiefer Schnee-
decke ragten, 6 — 8 Ringdrosseln, die bis 9 Uhr vorm. fleißig
sangen, wie sie es schon am Vorabend von 6 Uhr an bis nach
Sonnenuntergang getan hatten. Auf einem aperen Mattenstreifen
stellten sich Wasserpieper (mindestens zwei Paare) ein; mehr-
fachvernahm ich den rauhen Ruf der Mattkopfm eise, und wieder
übertönte alles Vogelkonzert das Lied und der Lockruf vieler
Heckenbraunellen. Auffällig schien mir das Vorkommen zweier
Buchfinken cTcT und einer Singdrossel cT hier oben über der
Waldgrenze, die anscheinend ihr Nest in die Tratschen gebaut hatten.
Beim Abstieg zum Doi'f Walchensee stellte ich wiederum Vertreter
der schon am Vortage bemerkten Arten fest, und dazu noch — ein
wenig oberhalb der am Seeufer entlang führenden Straße — in
den Wipfeln einiger zwischen das Nadelholz eingesprengten alten
Buchen einen Zwergfliegenschnäpper.
Beuierkungeii zu einzelnen Arten.
Phoenicurus ochruros gibraltariensis (Gm.).
Die Frage, ob der männliche Hausrotschwanz im Gebirge ein
anderes Kleid trägt als in der Ebene, darf nach neueren Unter-
suchungen, insbesondere denen Kleinschmidt's,als entschieden gelten.
Das graue „camV-Kleid" ist danach die häufigste Tracht des jungen
Männchens zwischen erster und zweiter Herbstmauser, gleich-
gültig, ob der Vogel in den Bergen oder im Niederland
lebt. Immerhin mögen Angaben über die Färbung der im Ge-
birge bemerkten Brutvögel von Wert sein. Im Dorf Walchensee
(820 ml brütete ein Paar, dessen cT 'b'^s scliwai'ze Alterskleid mit
xm, 4,1
191« J
ytreseniaiin : Bnitvöj^el der Vorulpeii. 3'3Ü
weißem Flügelspiegel trug. An der oberen Waldgrenze am Süd-
haug des Herzogstandes beobachtete ich am 5. Mai in 1300 m
Höhe ein c{ von gleicher Färbung. Die cfcf zweier Paare dagegen,
die sich ständig in nächster Nähe des Herzogstandhauses (1575 m)
hielten, befanden sich im cairii -Kleid. In diesem Zusammenhang
sei erwähnt, daß ich unter mehr als 20 Hausröteln, die ich Ende
Oktober 1917 im Gebirge oberhalb Tolmein (Küstenland) zwischen
1000 und 1400 m antraf, mit einer einzigen Ausnahme nur graue
Stücke bemerkte. Offenbar waren es fast durchweg junge Vögel.
PriineUa ni. modularis (L.).
Daß die Heckenbraunelle einer der gemeinsten, wenn nicht gar
der häufigste Brutvogel der Latschenregion ist, ist eine
vielleicht noch zu wenig bekannte Tatsache. Wo ich auch in den
bayerischen Alpen während der Brutzeit durchs Knieholz wandern
mochte: fast stets tönte mir aus ihm das einfache Liedchen der
Heckenbraunelle entgegen. Am Herzogstand waren es zwischen
1500 und 1750 m mindestens 15 singende c/cT, oberhalb der Funten-
seehütte bemerkte ich mehrere im Juni 1909 und Mai 1910 zwischen
1650 und 1700 m, ebenso im Zugspitzgebiet unterhalb der Kuorr-
hütte bei etwa 2000 m^). In der gleichen Weise sind die Latschen
auch auf dem Kamm des Riesengebirges, des Schwarzwaldes und
der Südvogesen von Heckenbraunellen ziemlich dicht besiedelt.
Parus africapillu.'^ fnihmoiitanus Kleinschm. & Tschusi.
Das Vorkommen von Mattkopfmeisen in den bayerischen Alpen
oberhalb der Waldgrenze hat wohl als erster Dr. Parrot fest-
gestellt, der am 21. August 1903 ein Stück in den Latschen auf
dem Hirschberg bei Tegernsee sah^). Später wurden solche Meisen
durch Dr. Schnorr v. Carolsfeld im August auch auf dem Krotten-
kopf bei Partenkirchen ^) und in den Latschen des Kamppengipfels
bei Tegernsee *) in größerer Zahl festgestellt, während ich ein Paar
am 17. Mai 1910 in den Arven am Funtensee (Steinernes Meer) in
1800 m Höhe, anscheinend in der Nähe der Bruthöhle, beobachtete^)
und R. Scheicher die kvt im Juli 1914 am Heimgarten fand. So
durfte man unbedenklich annehmen, daß Mattkopfmeisen auf allen
Bergen der bayerischen Alpen leben, deren Gipfel Latschenbestände
tragen. Das Auffinden der Art am Herzogstand bestätigt die
Richtigkeit dieser Vermutung.
') Auch auf dem Plateau der Benediktemvaud (1500—1800 ui) ist die
Heckenbraunelle geradezu ein Charaktervogel der ausgedehnten Latschenbestände.
fl P TT
'*) V. 6. G. B. V, 1905, p. 197.
») V. 0. G. B. X, 1911, p. 125.
*) V. O. G. B. IX. 1909, p. 50.
*) V. O. G. B. XI, Heft 1. 1912, p, 86.
22*
340 ^ Stresemann : ßrutvögel der Voralpen. fVerh. Orn.
L Ges. Bay.
Aber nicht allein auf den Berggipfeln, auch in der bayerischen
Hochebene und in den tiefeingeschnittenen Alpentälern brüten Matt-
kopfmeisen, wenn auch anscheinend sehr vereinzelt. So sah
Dr. Gengier ein Stück am 22. Mai 1903 im Gebüsch am Lech bei
Füssen ^). Dr. Parrot beobachtete derartige Meisen öfters bei Graf-
rath nördlich des Ammersees in lichtem Fichtenwald und erlegte
Stücke am 25. April 1897 und 1. Mai 1898, also zur Brutzeit 2).
Schließlich wurde ein Paar am 5. Mai 1918 durch Herrn Lankes
an der Isar oberhalb Wolfratshausen festgestellt und einer der
beiden Vögel als Beleg gesammelt^).
Wie verhalten sich nun die in der Ebene brütenden Vögel
zu den Bergbewohnern? Gehören sie zwei verschiedenen Formen
an, deren jede an eng umschriebene ökologische Bedingungen ge-
bunden ist, oder nistet dieselbe Form sowohl an der oberen Wald-
grenze wie in den Waldungen des Flachlandes?
Die Herausgeber der „Materialien zur bayerischen Ornitho-
logie" vertraten bisher die ersterwähnte Anschauung. Parrot
nannte 1901 die Vögel von Grafrath Farus {atricapiUus) salicarms,
ebenso später das Exemplar von Füssen, während er im Gegen-
satz dazu die Meise vom Hirschberggipfel zu Parus atricapiUus
monimius stellte. In Zukunft figurierten dann alle Mattköpfe von
den Bergen als montanus, solche aus der Ebene als saUcarius.
Diese Auffassung erweist sich indes als irrig. Stücke vom
Untersberg bei Berchtesgaden lassen sich nicht von dem Vogel
unterscheiden, der im Mai 1918 bei Wolfratshausen geschossen
wurde. Eine Serie von Wiutervögeln aus der oberbayerischen
Hochebene — mindestens zum größten Teil Stücke, die vor dem
Schnee aus den Bergen ins Niederlaud geflüchtet waren — stimmen
sowohl untereinander wie mit den vorgenannten völlig überein.
Unter ihnen befindet sich kein Exemplar, das der Größe nach zur
Form Parus atricapUlus montanus gestellt werden könnte. Sie
sind merklich kleiner und gleichen in den Maßen offenbar P. c.
salicarms^ von dem sie sich nur durch die weniger bräunliche
Eückenfärbung unerheblich zu unterscheiden scheinen. Für alle
oberbayerischen Mattköpfe, welcher Herkunft auch,
kommt daher der Name Parus atrieapillus suhmontanus
Kleinschm. & Tschusi in Betracht, eine Form, deren Areal von
den Autoren zutreffend umschrieben wurde mit der Bemerkung,
daß es zwischen den Verbreitungsgebieten von P. a. montamis und
>) V. O. G. B. V, 1905, p. 197.
2) II. Jahresb. O. V. M., p. 158 Anm. — Am 17. Mai 1918 besuchte ich
die von Parrot bezeichneten Waldungen bei Grafrath, fand jedoch dort nur Parus
palustris communis vor.
^) Herr Lankes traf die Weidenmeise in demselben Gebiete seither mehrfach,
u, a. am 22. Juni 1918 ein Paar mit sechs flüggen Jungen an. — Red.
' ' I Streseraann: ßrutvögel der Voralpen. 341
P. a. salicariiis liege. Die geographische Abgrenzung nach Süden
ist noch nicht hinreichend geklärt; die Tiroler Alpen (Gschnitztal,
Innsbruck) beherbergen bereits den großen P. a. montayius, der
dann in den schweizerischen und französischen Alpen wiederkehrt.
Vermutlich bildet das Inntal in seinem ost-westlichen Verlauf die
scharfe Trennungslinie ^). Ebenso bleibt noch festzustellen, wie
weit P. a. suhmontanus nach Norden reicht. Stücke vom Fuß des
bayerischen Waldes (Viechtach) stimmen mit oberbaj^erischen völlig
überein 2), und das gleiche wird vermutlich mit den „Bergvögeln"
dieses Gebirges der Fall sein, welche Gengier, durch ihren Aufent-
halt in der oberen Region veranlaßt, zu P. a. montanus gestellt
hat 3).
Daß P. a. siibmouianus unter so sehr verschiedenen ökolo-
gischen Bedingungen zur Fortpflanzung schreitet, wie sie die Nadel-
wälder und Flußgehölze des Flachlandes einerseits, die obere Wald-
grenze andererseits gewähren, erscheint zunächst befremdend, zu-
mal da er in einer breiten Vertikalzone völlig zu fehlen scheint,
sein Areal also unterbrochen ist. Das gleiche ist jedoch, um nur
ein Beispiel zu erwähnen, beim Steinschmätzer {Oenanihe^ oencmthe
grisea) der Fall, welcher zum Wohnort sowohl steinige Äcker und
Brachen der Tiefebene wie die Steinwüsten der Alpen an der Grenze
des Firnschnees erwählt, ohne doch darum in zwei „Standorts-
formen" zu zerfallen.
Zur Anlage des Nestes erwählen die „Bergvögel" anscheinend
Baumhöhlen, welche sie an der oberen Waldgrenze vorfinden. Ge-
rade diese Zone ist ja besonders reich an abgestorbenen, von Drei-
zehenspechten bearbeiteten Stämmen*). Sowohl das Paar vom
Funtensee, wie die drei von mir an verschiedenen Stellen des
Herzogstandrückens beobachteten Paare hielten sich nicht in den
Latschen, sondern in den angrenzenden Nadelbäumen auf. Sie
scheinen erst später, wenn die Jungen ausgeflogen sind, weit in
den Latschenbeständen umherzustreichen, um bei den ersten herbst-
lichen Schneefällen in die Ebene herabzukommen ^). Dann treten
sie an der Isar oberhalb Münchens in großer Zahl auf. Im März
verschwinden sie dort wieder.
') Größenübergäüge zwischen P.a. montanus und P. a. suhmontanus sind
aus dem Grenzgebiet noch nicht bekannt geworden.
*) Hellraavr, V. O. G. B. XIII, 2, 1917, p. 164 Anm. 2.
=>) V. 0. G. B. XI, 3, 1913, p. 199.
..*) Nach Baldenstein nistet P. a. montanus in Graubünden in hohlen Bäumen
und Asten, besonders aber in faulenden Baum stocken, wo sie öfters die Höhlung
mit dem Schnabel aushacken.
") Baldenstein bemerkt, daß die Alpenmeisen ihr Brutgebiet nur bei hohem
Schnee und großer Kälte verlassen. „Sie streichen dann in andere Gegenden,
nicht in unseren Tälern umher."
342 Stresornaiiii : Bnitvögel der Voralpen
rVerh. Orn.
[_ (tes. Bay.
Die eingehendste Beobachtung gestattete ein Paar, dem ich
am 5. ]\Iai beim Aufstieg zum Herzogstand begegnete. In etwa
1300 m Höhe kreuzt der Pfad einen gegen 200 m breiten Kiefer-
wald, der sich an der Südseite des Berges vielleicht 300 m hoch
emporzieht. Er setzt sich nur aus alten Bäumen von Pinus sil-
rcsfris L. zusammen, welche hier am steilen Hang einen lichten
Hain bilden. Dicht oberhalb der Fundstelle löst sich der Kiefern-
wald auf und macht allmählich den Latschen (Pinus monianus
Mill.) Platz. An anderen Vogelarten bemerkte ich hier Tannen-
und Haubenmeise. Hausrotel und Gartenrötel, Dreizehenspecht.
So lange ich das Meisenpaar beobachtete, war es damit be-
schäftigt, die Nadelbüschel der Kiefern zu durchsuchen \). Dann
und wann ließ es ein wenig lautes und sehr heiseres däh düh
hören, merklich i'auher als der Lockruf der rheinischen Weiden-
meise (P. a. rheuamis). Gerade so klang auch der liOckruf der
übrigen von mir am Herzogstand verhörten Stücke. Demnach
scheint diese Stimmäußerung mit derjenigen der Alpenmeise [P. u.
niontanns) übereinzustimmen, welche wie ^^gräli (iriih, etwas rauher
als däh däh^ klingt 2). Zuweilen wurde dieser Ruf durch vor-
gesetztes leises sd (wie bei der rheinischen Weidenmeise) zu stl
däh däh oder s/fsit däh däh verlängert. Nach einiger Zeit ließ
das cT mehrmals seinen Gesang hören. Dieser wich deutlich von
den Liedern ab, die ich von P. a. rhet/(n//i.s kenne, insbesondere
dadurch, daß die Töne in kürzeren Pausen einander folgten und heiserer
klangen. Kaum eine Strophe glich übrigens völlig der anderen.
ich notierte mir : xij xij zij {:.ij) dpi djü djii ^ —
und ({i^ djl (jj/i ^ijii (ij((_ Einmal fütterte das cT sein $, wobei
letzteres eine rasche Folge fast perlender Laute, wie pittittittittitt
von sich gab. Dann wieder zeterten beide im Umherschlüpfen leise
und i-asch, etwa wie dji djä djä.
Parus palustris coiiDitiDiis Baldenst.
Dies ist in der Ebene die weitaus überwiegende Art. Im
bayerischen Gebirge scheint sie nicht hoch über die Talsohle auf-
zusteigen. Am Kochel- und Walchensee (an letzterem bis 850 m)
traf ich zahlreiche Paare im Mischwald, besonders au dessen Rändern,
und in ungepflegten Fichtenschonungen, in welche sich Gebüsch
eingestreut findet. Im reinen Nadelwald vermißt man sie (wenig-
stens zur Brutzeit) vollkommen.
Ceriliia /ahiiliaris inacrodücl.ijla Brehm.
Nur diese Baumläuferai't bekam ich von Kochel aufwärts zu
Gehör. Häufig war sie — ganz wie in den Vogesen — nur an
') Iin östlicbeii Schleisien lebt die WeideiniH'ise fast nur im Kieferwald
(Xatorp, Orn. Msehrift :iO. 1905, p. 250).
-) Hartert, Vögel d. pal. I'^auna p. 380, mieh Beubachtuugeu im Eugadiu.
■ ' j Stresemaiin: Brutvögcl der Voralpeii. 343
den Rändern des Hochwaldes, in welchem alte Tannen und Fichten
vorherrschen, tiefer im Wald fehlte sie dagegen fast ganz. Hinterm
Dorf Walchensee traf ich am Waldrand etwa alle 300 m ein Paar.
Die c/'cf sangen wenig fleißig ; ihre Strophe wich dadurch von der
üblichen Sangesweise der Vogesenbaumläufer ab, daß eine Wieder-
holung der Tongruppen, welche der Schlußstrophe voraufgehen,
unterblieb.
Erythrosterna p. parva (L.).
Die bisherigen Nachweise des Zwergfliegenschnäppers in Bayern
hat unlängst R. Scheicher übersichtlich zusammengestellt^). Danach
wurde das Vögelchen am Fuß der bayerischen Alpen bisher bei
Berchtesgaden, Reichenhall, Kreuth, Garmisch und Füssen gefunden'^).
Der Walchensee liegt etwa in der Mitte zwischen Garmisch und
Kreuth. So verdichten sich die Fundplätze immer mehr, und wenn
erst einmal die bayerischen Alpen häufiger als bisher von Orni-
thologen besucht sein werden, wird sich vermutlich ergeben, daß
ErytJirosterna keinem dei' tieferliegenden Täler, deren Lehnen unter
ihrem Baumbestand auch Buchen in größerer Zahl aufweisen,
ganz fehlt.
Wie bei Wildbad Kreuth, wo ich die Art im Sommer 1909
und 1910 kennen lernte, waren es am Walchensee alte Buchen,
am steilen Hang zwischen Fichten und Tannen eingestreut, in
denen der Vogel seinen Verbleib hielt, und die Höhe über dem
Meere, etwa 850 m, entsprach genau derjenigen der früheren Fund-
stelle^). Seinen Aufenthalt teilte der Zwergfliegenschnäpper hier
mit Waldlaubsängern. Es Avar ein rotbrüstiges Männchen, das
sehr fleißig sang {xlip xlip xlip xlip djil djü djü und ähn-
lich). Das frühe Datum (6. Mai)*) läßt die Möglichkeit zu, daß es
sich um einen Durchzügler handelte; dagegen sprach jedoch das
Betragen des Vogels wie auch die Lage der Fundstelle.
Picoides tridactylus alpinus Brehm.
Obwohl bereits Jäckel^) zahlreiche Fundstellen des Dreizeheu-
spechts in den Algäuer und Oberbayerischen Alpen anzuführen
') Über das Vorkommen des Zvvergiliegenschnäppers im Königreich Bayern;
V. Ü. G. B. XII, 2, 1915, p. 103—108.
^) Seither wurden als neue Fundplätze Aschau und Marquartstein durch
,T. Michel (Orn. Jahrb. 25, 1915, p. 184) bekannt gegeben. Am 29. Mai 1918
traf ich ein singendes J in einem wenig mit Nadelholz untermischten steilen
Buchenhang eine Stunde oberhalb Kochel auf dem Wege zur Jachenau, etwa
900 m ü. d. M. In demselben Bestände schwirrte auch der Waldlaub vogel. —
C. E. H.
') Bei Reifheiihall brütet der Zwergfüegenschnäpper nur wenig über 400 m,
bei Hinterriß 930 m hoch.
*) J. Michel (Orn. Jahrb. XVIII, 1907, p. 3 Aum. ) stellte während 14 Jahren
die Ankunft von Erythrosterna im böhmischen Eibtal nicht vor dem 7. Mai fest,
') Systematische Übersicht der Vögel Bayerns, p. 86—87.
344 Stresemani) : BruLvögel der Voralpen. j Verh. Oru.
L Gee. Bay.
weil.s, ist uuseie Kenntuis über Aufenthalt, Häufigkeit und Stimme
dieses Vogels doch gering geblieben. Daß er von den Vorbergen
ab in allen Waldgebieten der bayerischen Alpen, soweit diese vor-
wiegend mit Nadelholz bestanden sind, häufig ist, scheint gewiß zu
sein, aber durch sein stilles, zurückgezogenes Wesen entzieht er
sich wohl gewöhnlich der Beobachtung. Er verrät sich ofteubar
viel seltener durch die Stimme als etwa der Große Buntspecht,
und wäre ich nicht durch das unermüdliche Trommeln der Männ-
chen, das sie nur zur Paarungszeit ertönen lassen, auf ihn auf-
merksam geworden, so wäre mir das Vorkommen vielleicht ganz
entgangen. So aber gelang es mir festzustellen, daß der Drei-
zehenspecbt das Herzogstandgebiet recht dicht besiedelt hat^). Dem
entspricht vollkommen die Angabe des Forstaufsehers Wihr, wel-
cher den Dreizehenspecht die häufigste vSpechtart des Leoganger
Gebietes nennt. ..In den höhereu Lagen, wo die Bartflechte
die Bäume überwuchert, sucht man ihn nirgends vergeblich"^).
Ich habe während dreier Tage in einem schmalen Gebiets-
streifen mehr als 8 (^'(^ schnurren gehört, vom unmittelbar an die
Ortschaft Walchensee (820 m) angrenzenden Nadelwald bis zur
oberen Grenze des geschlossenen Waldes am Herzogstand (1300
bis 1400 mV Daß das weithin schallende H'rommeln durch Vögel
dieser Art hervorgerufen wurde, vermochte ich erst nach langen
Mühen festzustellen, denn die Urheber wußten sich stets geschickt
meinen Blicken zu entziehen. Erfolg hatte ich erst, als ich mich
darauf verlegte, durch rasch wiederholtes Klopfen gegen Baum-
stämme das Signal nachzuahmen. Die Männchen beantworteten
dies zwar nur durch erneutes Schnurren, aber in drei Fällen kamen
nun die in der Nähe befindlichen Weibchen neugierig herbeigeflogen
und boten sich am Nachbarstamm aus nächster Nähe meinen Blicken
dar^). Eines rief dabei, verwundert nach mir äugend, sehr leise
tschörk, ein knirschender Laut. Im übrigen vernahm ich nur noch
von einem $ einen kräftigen Lockruf f/öd; ähnlich dem des Großen
Buntspechtes. Ein cf ^ah icli beim Absuchen der Baumrinde ein
gutes Stück Kopf-oben den Stamm hinabrutschen. Die Bruthöhle
befindet sich nach Wihr stets in Nadelbäumen, was mit dem Auf-
enthalt der von mir gesehenen Stücke dieses Spechtes übereinstimmt.
Spuren seiner Tätigkeit sind im ganzen Bergwald überaus häufig.
Mergjis iii. merganser L.
Daß der Gäusesäger am Walchensee brüte, ist eine seit dem
Jahre 1890 bekannte Tatsache, über die ich bereits früher einmal
') Ob noch andere Buntspechtarten dort brüten, scheint fi-agiieh ; insbesondere
o'ilt dies für den Großen Buntspecht (Dryohates major pinetorum).
-) V. O. G. B. IX, 1909, p. 118.
') Auch Wihr (1. c.) hat herausgefunden, dal) sich der Drelzehenspecht
durch Klopfen leicht locken läßt.
^^"' ' I Stresemann: Brutvögel der Voralmn. 345
1918 J
ausführlich berichtet habe'). Erfreulich ist es, daß die Zahl der
Brutpaare nicht abzunehmen, sondern eher im Anwachsen begriffen
zu sein scheint. Nach Forstmeister Münch nisteten in den 90er
Jahren 6—8 Paare am See 2), und zufolge meiner Schätzung und
der des Försters im Forsthaus Einsiedler waren es heuer (1918)
zweifellos mehr als 7 Paare. Bei der beträchtlichen Ausdehnung
des Sees ist eine genaue Feststellung nicht möglich; einen ge-
wissen Anhalt gewährt es jedoch, daß ich einmal, am 7. Mai, in
der Walchenseer Bucht 5 d^cT und 2 $$ beisammen schwimmen
sah — ohne Zweifel nur ein Bruchteil der Seebewohner.
Daß die Gänsesäger — obwohl sie allen E'ischern am See
sehr verhaßt sind — sich hier dennoch als Brutvögel behaupten
können, verdanken sie einmal der Schonung, welche ihnen das
F'orstpersonal in einsichtiger Weise angedeihen läßt, dann aber
auch (und wohl hauptsächlich) ihrer sehr versteckten Nistweise.
Sie brüten nämlich nicht in den Bäumen am Seeufer,
sondern weit abseits im Bergwald an so unzugänglichen
Stellen, daß noch keiner der beiden Förster je ein Nest gefunden
hat und auch ich vergeblich danach suchte. Der im Forsthaus
Einsiedler stationierte Förster hat. wie er mir erzählte, zur Brut-
zeit fast täglich beobachten können, wie einige Säger abends in
den Wald, der den Rücken am Südrand der Obernauer Bucht be-
deckt, einfallen, um morgens wieder zum See zurückzukehren. In
diesem Forst scheinen die meisten Nester zu stehen. Das Gelände
fällt hier äußerst steil, meist 60^ — 70^ stellenweise sogar in senk-
rechten Felswänden gegen den See ab, Tannen, Fichten und ver-
einzelte Buchen bilden in gewaltigen Exemplaren die dichte Wald-
bedeckung dieses 100—150 m hohen Hanges, in dessen oberer
Region sich die Bruthöhlen zu befinden scheinen. Die Jungen
müßten dann, um aufs Wasser zu gelangen, eine halsbrecherische
Rutschfahrt den Steilhang hinab unternehmen. Es wäre gewiß
eine dankbare Aufgabe, den Vorgang zu beobachten.
Unter ähnlichen Bedingungen scheint der Gänsesäger an der
oberen Isar zwischen Wallgau und Vorder-Riß, also dicht südlich
des Walchensees, zu brüten, wo der genannte Förster auch heuer
wieder im April und Anfang Mai mehrere Stücke sah. Nach ihrem
dortigen Vorkommen heißt die Art im Volksmund der Walchen-
seer Gegend „Isar-Ente". Noch in den 90er Jahren nistete sie
auch in der nächsten Umgebung Münchens (Neufahrn und Surheim
an der Isar, Nymphenburger See); heute scheint sie dort ver-
schwunden zu sein.
1) Orn. Mber. XVIII, 1910, p. ;i;'.-3r..
») V. O. G. B. V, 1905, p. 184.
.H46 HoK»n*uu : n.uniläufergesänge. fVcrh. Oin.
L Ges. Bay.
Noch einmal die „Baumläufergesänge".
Von
B. HofFmann (Dresden).
In einem Aufsatz „Analyse der Baumläufergesänge - Bd. Xill,
Heft 3 dieser Zeitschrift besprechen die Herren Stadler und
Schmitt auch meine Darstellung des Gesanges von C. brackydactyla,
wie ich sie ganz beiläufig und nur als Skizze oder Schema in ein,
bezw. zwei trüheren Autsätzen gegeben habe. Leider kann ich die
Besprechung nicht stillschweigend übergehen. Der Hauptvorwurf,
den ich unter Ausdruck meines aufrichtigen Bedauerns gegen die
Verfasser erheben muß, ist der, daß sie meine Notenbilder völlig
entstellt wiedergeben, so daß — wenn nicht die Verfasser selbst,
— so doch die Leser ihres Aufsatzes ein ganz falsches Bild von
meiner Darstellung erhalten. Stadler und Schmitt urteilen über
meine Schreibweise des C. brach //dacti/kf -Gesängen im Vergleich
mit der ihrigen (1. c. p. 301): ,. Ergibt den Unterschied: Die völlige
Außerachtlassung der so eindringlich hervortretenden Änderungen
in der Melodieführung — der chai'akteristischen Melodielinie;
nach dem unteidegten Text müßten in der Schreibung p. 82
die Töne, die den Silben reu entsprechen, tiefer gesetzt werden —
hier steckt ein Widerspruch zwischen ..Text und Melodie." Und
nun setzen Stadler und Schmitt den fraglichen Ton — in Wirk-
lichkeit handelt es sich nämlich um eine Silbe und einen Ton —
in ihrer Wiedergabe meines Notenbildes wesentlich höiier als den
vorhergehenden, während er im Original tiefer steht als der vor-
hergehende. Ich gebe zu, daß die Tieferstellung nicht gerade
aufdringlich wirkt; um so deutlicher springt sie aber im andern
Notenbild meines Aufsatzes in die Augen, das von Stadler und
Schmitt in ähnlich entstellter Weise abgedruckt wird, so daß die
Sache hier noch viel auffälliger ist. Auch in meinem dritten, zu
einem andern Aufsatz gehörigen Notenbild habe ich den frag-
lichen 5. Ton deutlieh tiefer gestellt als den vorhergehenden. In
allen drei Notenbildern steht ferner der 6. Ton höher als der 5.
und 4., während der 7. (letzte) Ton wieder etwas absinkt^). Daß
') Wie es iiueh in der Aufzeichnung von Voigt der Fall ist.
flT, 4.1
[Ol« J
YfTT
^'^'*' I Hoffuuiim: Biuunläufergesänge. 347
ich die Unterschiede in der Hüheustelluug — und besonders den
zwischen dem 4. und 5. Ton nicht noch melir zum Ausdruck gebracht
habe und kaum bringen konnte, hat seinen Grund darin, daß die ganze
kleine Melodie^ wie auch Stadler und Schmitt selbst darlegen^),
nicht einmal zwei ganze Tonstufen umfaßt und der Abstand zwischen
dem 4. und 5. Ton kaum mehr als ^'g Ton beträgt. Keinesfalls kann
hiernach behauptet werden, daß ich die „eindringlich hervortretende
Änderung in der Melodieführung" völlig außer acht gelassen
hätte. Und der Wechsel der Tönhöhe der letzten drei Töne ist
nach meiner Meinung neben der Kürze, der deutlich ausgeprägten
Rhythmik und der lautlichen Unterlage des Liedchens das am
wenigsten Veränderliche und deshalb Kennzeichnendste im Gesang
von C. brachydadtjla. Stadler und Schmitt könnten trotzdem noch
darauf hinweisen^), daß ich den 2. Ton des Liedchens mit den be-
nachbarten Tönen auf gleiche Stufe gestellt habe, während sie
ihn etwas höher rücken. Doch habe ich während meiner Jahr-
zehnte umfassenden Beobachtung des brackydactyla-Ge8a.Y\gs ge-
funden, daß wenn der Vogel nicht sehr erregt ist — also meist
außer der Paarungszeit — , die kleine Hebung des 2. Tones oft
wegbleibt, ja daß sogar eine absteigende Folge der ersten Töne
wahrgenommen werden kann: ich könnte hierfür mehrere Beispiele
aus meinen Aufzeichnungen anführen. Deshalb hielt ich es für
richtig, bei einem Schema des Gesangs von C. bmehydactyla
die goldne .Mittelstralie zu wählen und die ersten Töne auf gleiche
Stufe zu stellen. Jedenfalls dürfte die Wendung bei Stadler und
Schmitt ,,die Schreibung Hoffmann's ist nach unsrer Meinung zum
mindesten unvollständig" zu weitgehend sein und zwar um so
mehr, als mir seinerzeit nichts fernei' lag, als eine Analyse oder
Monographie der Baumläufergesänge zu schreiben, lautete doch
auch der Titel der in Betracht kommenden kleinen Arbeit deutlich
genug: Beitrag zur Kenntn is von Certhia macrodactyla^ u.s. w.
Mit Rücksicht hierauf darf ich wohl auch den mehr oder weniger
deutlich ausgesprochenen Vorwurf zurückweisen, daß ich über die
Tonhöhe nichts gesagt habe: ..Der Stimmforscher dürfte über
dieses ebenso interessante wie wichtige Moment nicht still-
schweigend hinweggehen." Mir kam es in dem betreuenden Aufsatz
nur darauf an, auf die ohne weiteres in die Ohren fallenden
Unterschiede in den Gesängen der beiden Certhia- Arien hinzu-
weisen, um dadurch ihre Artverschiedenheit auch für weniger
musikalische Ornithologeu möglichst klar und deutlich und in ein-
fachster Weise darzulegen. Alles für diesen Zweck Nebensäch-
liche mußte logischerweise wegbleiben.
') 1. c. p. 293.
-) BLshor haben sie es nieht u'etiui.
348 HoffmauD: Bauniläufergesängc. 1
Verb. Orn.
Ges. Bay.
Nach alledem kann ich mich leider des Eindrucks nicht er-
wehren, daß Stadler und Schmitt die Grenzen, welche strenge
Sachlichkeit jeder Kritik auferlegt, kaum inne gehalten haben,
was um so eigenartiger berührt, als die genannten Verfasser in
ihrem Aufsatz eigne falsche Auffassungen betreffs des brachy-
f/rtc^/y/rt-Liedchens, die sie in früheren Arbeiten ausgesprochen
haben, widerrufen. Da sollte man andern gegenüber doch etwas
nachsichtiger sein, um so mehr, als gerade auf dem Gebiete des
Vogelgesanges aus objektiven und subjektiven Gründen leicht ein-
mal verschiedene Auffassungen möglich sind, ohne daß man dem
einen oder dem andern Beobachter einen Vorwurf machen und
seine Auffassung ohne weiteres als falsch bezeichnen kann. Be-
treffs der Verwertbarkeit der Salizionalpfeifen kommen mir doch
immer wieder kleine Bedenken. Ihr Stimmcharakter bezw. die
Zusammensetzung ihrer Töne aus Haupt-, Ober- und Untertönen
weicht doch zu sehr von den entsprechenden Verhältnissen bei
den Vogelstimmen ab, daß ein Vergleich wenigstens in manchen
Fällen manche Schwierigkeit bietet. Doch da komme ich auf
Fragen, die vielleicht einmal bei andrer Gelegenheit eingehender
erörtert werden können.
Deshalb will ich zum Schlul.) nur noch meiue Stellung gegen-
über dem Vogelgesang kurz darlegen. Ich belausche ihn vor
allem als empfindender Kunst- und Naturfreund, sowie als Ornitholog,
dem es bezüglich des Gesanges unsrer Vögel hauptsächlich dar-
auf ankommt, die kennzeiclmenden bezw. artunterscheidenden
Merkmale der Gesänge festzulegen, besonders aucli mit Rücksicht
darauf, daß viele Oi'nithologen gar nicht oder nur wenig musika-
lisch veranlagt sind. Das Seziermesser oder besser gesagt das
Mikrophon nehme ich erst in zweiter Linie in die Hand und
zwar mit um so größerer Vorsicht, als ich weiß, daß man beim
Zergliedern von so feinen Gebilden, wie es die Vogelliedchen
sind, leicht zu einer falschen Auffassung kommen kann^).
') Näheres hierüber in meinem demnächst hei B. G. Teubner, Leipzig,
erscheinenden Buche „Führer durch unsrc Vogehvelt".
18 J
■4>XTT
' *' I vSachtleben : Älterer Name für Carduelis orientalts. 340
1918
Ein älterer Name für Carduelis caniceps orientalis
(Eversm.),
Von
H. Sachtleben (München).
Im Jahre 1841 beschrieb Eversmann (Addenda ad Pallas.
Zoogr. fasc. II, p. 9) die größere Form des grauköpfigen Stieglitzes
als Frinfßlla orientalis. Seine Beschreibung basiert auf Pallas
(Zoographia Rosso-Asiatica, toiii.II, p. 16, 1811) „Descr. Varietatis
in apricis ad Jeniseam vulgatissimae".
Nun hat aber bereits 1833 Gloger (Abändern der Vögel,
p. 153) auf Grund der Pallas'schen Beschreibung und eines Exem-
plars im Berliner Museum dieser Form von Carduelis caniceps
Vig. den Namen Fringilla suhidata gegeben:
„54. (39) Der Distel-Zeisig. Fringilla carduelis L.
Verliert nach Pallas in der barabinskischen Steppe das
Schwarze des Kopfes allmählich in bloße Punkte^); und am
Jenisei soll somit der Kopf immer dem Rücken gleich gefärbt
werden. {Frinf/illasufnilafa Illig.) Diese sollen übrigens den
unsrigen auch in allen Lebens- und Sittenverhältnissen durchaus
gleichen 2), und die reinsten, vollkommensten Übergänge bilden.
(Das Rothe bleibt.)"
1834 gibt Gloger nochmals (Vollst. Handb. Naturg. Vög. Eur.,
I. Teil, p. 342, Anm. 69) eine etwas ausführlichere Beschreibung
des sibirischen grauköpfigen Stieglitzes unter Anführung desselben
Namens: Fr. subulata Illig. Auch hier erörtert er wieder Pallas
Ansicht, daß diese Distelfinken nur eine ,.klimatische Abänderung"
*) Man darf wohl annehmen, daß diese von Pallas beobachteten Stücke
Bastarde zwischen der sibirischen Form des schwarzköpfigen Stieglitzes {Car-
duelis carduelis major Tacz.) und grauköpfigen Stieglitzen gewesen sind, die ja
am Jenissei und in der Gegend von Tomsk nicht selten sind. — Verf.
*) [Anm. bei Gloger, 1. c. p. 143, unten.] „Pallas läßt sie daher durchaus
nur für Varietät gelten. Erst Illiger wollte sie nach dem Exemplar im Berliner
Museum, welches auch etwas größer ist, als Art aufstellen. Ich habe nur dieses,
nicht die Übergänge, welche Pallas ausdrücklich nennt, gesehen.-'
35(J Sachtlchpii : Älleipr Nanio tiir C'inliK'h'x ori'ulali
[Verh. Olli.
Ges. Bay.
seien, glaubt dieser Meinung- beitreten zu müssen und fügt oinen
zweiten Namen hinzu : Passer rardudis, var. jemscensis P. ^).
Weiter schreibt rr in derselben Anmerkung: ..Derselbe Vogel,
wie in Sibirien, kommt einzeln noch auf dem Himalaya vor ( Car-
duelis caniceps Gould) ; nur scheint er hier etwas dunkler.-' Hier-
aus geht deutlich hervor, dals mit FriixjiUa suJnüata die sibirische
Form des grauköpfigen Stieglitzes gemeint ist.
Denselben Namen führt auch Lichtenstein (Nomenciator Avium,
1854, p.46: ..Curduclis sidndntru Sibirien") für die beiden Stücke
des Berliner Museums an. Eines derselben hat wohl lUiger und
damit auch Gloger bei seiner Beschreibung zugrunde gelegen.
Desgleichen beschreibt auch Cabanis (Ersch und Gruber, AU-
gem. Enc^'clopädie der Wissenschaften und Künste, T. Sect. 50. Teil.
Leipzig 1849, p. 217) den sibirischen grauköpfigen Stieglitz als
Cnrduelis suhulatus.
Da der Name FrUiijUla suhidata bisher nicht vergeben ist,
hat er vor Fringilla orirnfnlis Eversm. die Priorität, Diese Form
muß daher heißen:
Cardnelis cfrnireiys stihtflata ((xloger).
\CrirdueUs faniceps Yigors, Proc. Committee Sei. & Corresp. Zool.
Soc. London, I. „18B0— 31", p. 28 (Febr. 1831. — Himalaja.)!
Fringilla sahnlata Gloger (ex Illiger ]\I,S.) Abändern der Vögel
p. 153 (1833 — am Jenissei).
Passer carduelis, var. jeniseeusisV., Gloger. Vollst. Handb. Naturg.
Vögel Eur. I. Teil, p. 342, Anm. 69 (1834 — Jenissei).
Fringilla orientalis Eversmann, Addenda ad Pall. Zoogr. fasc. II,
p. 9 (1841 — terra typica ex Pallas, Zoogr. IT. p. 16: ad
Jeniseam).
') Bei Pallas, 1. c. p. 16, kommt dieser Name nicht vor. Derselbe schreibt
lediglich: ,,Descr. Varietatis in apricis ad Jeniseam vulgatissimae". Ein Analogon
zu dieser doppelten Namengebung Gloger's findet sich I. c. p. 378, Aniu., wo
er den sibirischen Kleiber S. europaeo, var. nihirica P., S. aralensis Lcht. ;
uralscher Kleiber' benennt.
' ' I Mavhoff: Schwii}a,'eufferäiisch der Schellente. H51
1018 \ ^
Zum Schwingengeräusch der Schellente (Glaucionetta
c. clangula (L.)).
Von
H. Mayhoff (f).
Die durch Namoann u.a. wohlbekannten „Flugtöne", die von
verschiedenen Entenarten zu vernehmen sind, erreichen bei der
Tauchentengattung (lanißda auct. ^) die größte Stärke. Durch
E. Hesse ist (Journ. f. Orn. 1907, dann 1908, 1909, 1910, 1911)
die Frage genauer gefaßt worden, inwieweit hierbei Alter und
Geschlecht der Vögel von Bedeutung sind, und die Untersuchung
an Hand eines umfangreichen Materials angeregt worden. Allgemein
besteht nach wie vor Naumann's Angabe durchaus zu Recht, daß
dies Schwingengeräuscli bei alten cT'c^ am stärksten ist. Zur
sicheren Entscheidung, ob es den $$ gänzlich fehle oder doch in
schwäclierem Maße zukomme, glaube ich mehrjährige Freibeob-
achtungen der Scliellente sowohl als Wintergast wie als Brutvogel
(November bis Februar, z. T. Mai) an der Elbe und (März bis
Oktober) auf dem Moritzburger und andern ostsächsischen Teich-
gewässern zusammenfassend vorlegen zu dürfen.
15. III. 1.5 2cr'cf'2$$ Zßchonia ö'cT' klingeln laut. Em 9
fliegt mit deutlichem Klin-
geln über mich hinweg.
19. XII. 15 1$ Gauernitz $ fliegt stromauf,Klingeln
eben gehört, schwach.
2Ö.XII.15 4cf(^ 8 99 „ Tauwetter Geräusch deutlich sowohl
-f-S". von den 4 allein fliegenden
Windstill, cf (^ wie dann vom ganzen
Trupp und auch von 4 ge-
schlossen fliegenden J? ge-
hört; 1 einzelnes 5 fliegt
klanglos.
^) \yährend man bis vor kurzem die Schellente mit ihren isländischen und
nordamerikanischen Verwandten in der Gattung Clangula zusammenfaßte, wird
heute die nearktische Art (C. albeola) generisch als Charitonetta gesondert. Der
älteste gültige Gattungsname für die zwei anderen Vertreter ist Glaucionetta,
wogegen Clangula Leach au Stelle von Harelda ^teph. 1824 tritt. — Eed.
352
21.1.16
Mayhoff: Schwingengeräusch der Schellente.
tVerh. Om.
Ges. Bay.
2 cTcT Riederer
1 S'iuv. 5$$ Waldteioh
Tauwetter.
27.1.10 '^cTc/g??
l.II.lü h^(^ I Großteu'h
lcf*)12$$
1:^.11. 16 {\(^'^ 10 99
Frost.
Starker W.
Frost. Wind
still.
Schnee.
24.11.16 9cfd'' 13 99 Gauernitz Schnee. SO.
29.11.10'. 4cfd' 1'^?$
2.III.16 2crd''-^99
7. III. 16 2cfcfl9 Schloßteirh
:J0.III.16 4cfcf 4 99
8.IV.16 Irf 1 9 I r'
1 !^ 1 Gauernitz
1 c/ 19 Schloßteich
\ (^ 19 Frauenteich
1 c^ klingelt deutUch ent-
lang einer Flugstrecke von
kaum 10 m.
2 cTcT ^ ?$ zusammen
klingeln schwach : Geräusch
ist großenteils verweht. 6 $^
allein fliegen klanglos.
Bei zweimaligem Kreisen
des ganzen Trupps lautes
(auf mehr als 100 m deut-
liches) auf und abschwellen-
des Klingeln.
In 7maligem Vorbeiflug
aller 16 prächtiges Geläut;
als ein einzelnes Paar sich
vom Verbände löst, höreich
das ziemlich weit voran-
fliegende 9 fast gar nicht,
erst das J sehr stark. Als
5 Jcf einmal ziemlich weit
voraus sind, ist das Klingeln
des zahlenmäßig überlegenen
Endes des Zuges (1 ^T»
10 99) doch Avesentlich
schwächer.
Fliegen truppweis und
einzebi vorüber , vorzugs-
weise die JJ. Dabei khngelt
2 mal 1 einzelnes cS' lauter
als 8 gleichzeitig fliegende
99-
2 (^c^, dann 1 einzelnes $
kungeln während kaum 10 m
weiten Stromauffliegens
deutlich.
Starker Wind. 2 $$ stromauf, völlig
klanglos; von 1 9 undeut-
liches, von 2 Paaren starkes
Geläut.
Frost. Sehr
starker NNO.
WindstUl.
Starker Wind.
Alles Fluggeräusch ver-
weht.
2 cf cf klingeln sehr laut.
cf cf klingelt laut, cf 9
schwächer, doch deutlich.
cf cf läuten stark, 99 ""■
deutlich: viel verweht.
-) (^ z= Müiinchoii im Übergangsgoficdor.
Xltl
1918
.4,1
8 J
Mayhotf: Schwingengeräusch der Schellente.
353
16. IV. 16
19. IV. 16
21. IV. 16
27. IV. 16
2 cT '^ $
Fischerteich
Alten teich
11.V.16
21.V.I6
] $ SchloÖteich
?> 9 Deutschbase-
litzer Groß-
teich
dd'c^ 2 $9 Döbraer Mit-
telteich
1 (^ 1 $ DöbnierGroß-
teich
2 cTcT 19 Schloßteich
1 9 Mittelteich
20. VII. 16 1 cf 2 iuvv. Großteich
15. IX. 16 9 Vögel:
cT? 1—2 $9 Köckritzteich
iuvv.
I c^cf läuten stark; Flug-
" " Igeräusch der $9- ^* die
Paare stete gleichzeitig hoch-
gehen und über Uiptelhöhe
des Kiefernwaldes umher-
fliegen, nicht scharf unter-
scheidbar.
5 fliegt mit starkem Ge-
räusch aus etwa 4 m Höhe
vom Aßt einer Eiche ab,
fällt leider alsbald auf dem
kaum 25 m entfernten Teiche
dicht am l'fer ein.
Starker Ost. Kein Flüggeräusch trotz
scheinbar günstigem Winde.
\ Wie 16. IV.. 19. IV. 16:
(cTcr läuten stark; Flugge-
/räusch der $5 nicht scharf
Itrennbai-.
Dr. ßäßler, A. Kümraler
hören während langen Hin-
streichens deutliches Klin-
geln.
Während kurzen , ganz
niedrigen Hin Streichens lei-
ses Klingeln, das offenbar
dem (^' zuzuschi'ciben ist.
Zielien in einer Schleife
Mäßiger West, voj- dem Winde vorüber :
\vährend des ganzen Fluges
deutliches obschon ziemlieh
schwaches Läuten.
28. IX. 16 1?
3 iuvr.
Starker West.
Läuten großenteils ver-
weht, aber als die Vögel auf
knapp 20 m niedrig mit dem
Winde vor mir vorbeifliegen,
deutlich hörbar : freilich
recht rauh — kein ausge-
glichenes Geläut — schon
beim Hochgehen zeigten sich
die Jungvögel in schleppen-
dem Flattern no<'h niei klich
unbeholfen.
Die Beobachtungen wurden derart gemacht, daß Alters- und
öeschlechtszugehörigkeit der vorbeifliegenden Vögel vom Ufer aus
mittels B-fachen Zeiß-Feldstecheis auf L5— 200 m festgestellt, wenn
möglich dann nach dem Einfallen feinere Merkmale (der Gefieder-
zeichnung, Irisfärbung) mittels 1.6-fachen Zeiß-Prismen-Monoculars
nachgeprüft wurden. Die Schwierigkeit, zu einem sichern Ergebnis
zu kommen, lag meist darin, daß die Vögel zu eng znsammenh alten;
23
354 Mayhoff: Schwingengeräusch der Schellente. 1
L G
erh. Orn.
Ges. Bay.
zumal einzelnschwimmenden $g sich soweit zu nähern und sie in
solcher Richtung zum Auffliegen zu bringen, daß nicht die Flug-
töne eines benachbart hochgehenden cf die Beobachtung trüben,
gelingt verhältnismäßig nur ausnahmsweise. Nicht zu unterschätzen
sind ferner die atmosphärischen Verhältnisse: während die E^'lug-
töne bei trockener Luft, hartem Frost selbst auf große Entfernung
sehr scharf und klar zu vernehmen sind und dann auch stärkerer
Wind die der alten cfcT kaum beeinträchtigt, können sie — auch
nach meinen früheren Beobachtungen (Orn. Monatsschr. 1915, p. 281)
ist mir dies ganz zweifellos — bei querweheudem Winde und
feuchter Witterung sehr wohl völlig verweht oder durch Wind-
fänge, wie sie vorspringende Waldecken bilden, ausgelöscht werden.
Bezüglich der Klangstärke möchte ich die eine Beobachtung
vom 30. März hervorheben, bei der ich am windstillen Nachmittage
die Flugtöne eines cT auf gut 100 m deutlich vom Propellersausen
eines in etwa gleicher Höhe überhinfliegenden Zeppelinluftschiffs
unterscheiden konnte.
Aus den hier mitgeteilten Daten dürfte aber jedenfalls mit
hinreichender Gewißlieit einleuchten, daß die gg Flugtöne hervor-
zubringen imstande sind. Unter den 155 fliegende Scliellenten um-
fassenden Einzelfällen sind neben 53, die das Klingeln der cTcf'
bestätigen, doch immerhin 14, in denen ein weibliches Fluggeräusch,
wenngleich es niemals auch nur die halbe Klangstärke des männ-
lichen erreichte, deutlich wahrgenommen werden konnte. Schien
es in 12 Fällen ganz zu vermissen zu sein, so bleiben diese rein
negativen Fälle doch insofern nicht sämtlich beweiskräftig, als sie
in der Mehrzahl sich durch die der Beobachtung ungünstigen Wind-
verhältnisse erklären lassen: 27. I. 16, 2.111. 16 flogen die Vögel
auf dem Strom unterhalb der bewaldeten Gauernitzer Insel auf,
die im Falle sie nach der freien Stromseite hochgingen, als voll-
kommener Schallfang wirken mußte. Diese negativen Fälle für
anfechtbar zu halten, möchte die Beobachtung vom 7. III. 16 ge-
nügen — und ihr ließen sich eine große Reihe gleichartiger aus
den Jahren 1909 — 16 anfügen, deren einzelne Aufführung obige
Übersicht unnötig belastet hätte — bei der selbst von den lebhaft
umherfliegenden cTcT jenseits einer gewissen Entfernung bei starkem
Winde keine B'lugtöne mehr vernehmbar waren. Daß den alten
gg die Flugtöne zukommen, möchte ich auf Grund der Schwingen-
gestalt, die ich an einem Material von 54 Bälgen prüfte, sogar
mit aller Bestimmtheit behaupten. Leider gelang es während der
Brutzeit, als die Schellentenmütter ihre Jungen führten oder recht
häufig in geduckter Haltung sichernd sehr nahe dem Ufer umher-
schwammen, nur ein einziges Mal (am 21. IV.) ein solches zweifel-
loses g fliegend zu beobachten; aber die Winterbeobachtungen
lassen sich doch keineswegs dahin deuten, daß die läutenden braun-
XIII, 4, I Mayhoff: Schwingengeraiisch der Schellente. 355
köpfigen Vögel sämtlich jimge cfcf gewesen seien. Dafür ist die
Zahl der Brauuköpfe innerhalb der Trupps — 73 gegen 50 alte
d'cf — zu hoch, dann handelte es sich 15. III. 15, 8. TV. 16, 16. IV. 16
um zweifellos gepaarte Vögel.
Junge cfcT inti ersten Winterkleide sind mit Sicherheit von
den 5$ natürlich nur während des Schwimmens zu unterscheiden,
an der etwas größeren Ausdehnung des Weiß auf Oberflügel und
Schulter, dem dichteren Kopfgefieder, allenfalls andeutungsweisen
Balzbewegungen — 13. I. 16, 16. I. 16 konnte ich mittels des
starken Glases je ein solches inmitten des schwimmenden Trupps
immer wieder ausmachen; daß der am 21. V. 16 von Dr. Bäßler
und A. Kümmler während des Fluges beobachtete Vogel noch ein
derart unverfärbt gebliebenes cT gewesen sei, ist wohl fast aus-
zuschließen, cf cT im Übergangsldeide mit noch vorwiegend grauen
Tragfedern und braunem Kopf, aber bereits wohlausgefiedertem
Blendfleck, begegneten mir am 9. IV. 15, 2. V. 15, 1. IL 16, 8. IV. 16;
nur der letzte dieser 4 Vögel war wiederholt zum Auffliegen zu
bringen: seine Flugtöne waren an Klangstärke nicht von denen
des gleichzeitig hochgehenden 5 zu unterscheiden.
Jungen $5 mögen die Flugtöne fehlen, bezw. sie mögen so
schwach sein, daß sie vor der ersten E'rühjahrsmauser nur unter
den günstigsten atmosphärischen und räumlichen Bedingungen hör-
bar sind. Damit Avären sowohl die durchweg negativen Befunde
Dr. Hesse's (Journ. f. Orn. 1908, p. 30; 1909, p. 4, 326), da sie
sämtlich in der Zeit von Anfang Oktober bis Anfang (7.) April
beobachtet wurden, gut vereinbar, wie auch meine Herbst- bezw.
Spätsommerbeobachtungen nicht dagegen sprächen : 15. und 28. IX. 16
hatte ich im Trupp erwiesenermaßen Imonatige Jungvögel vor mir,
deren Entwicklung ich von frühem Dunenstadium bis zum Sprossen
der Schwingenkiele hatte verfolgen können: 28. IX. war bei den
dreien die Iris bereits verfärbt und nur der heile Vorderhals unter-
schied sie von dem mit ihnen schwimmenden 5 — wenn beidemal
beim Abfliegen des ganzen Trupps Flugtöne von mehreren Vögeln,
nicht nur vom alten $ ausgingen, so konnten sie oftenbar von
jungen cTc/ herrühren.
Besonders bemerkenswert ist die Beobaclituug vom 20. VII. 16,
insofern als es sich um ein cT im frisch ausgeflederten Sommer-
kleide handelt, dessen sichere Unterscheidung vom weiblichen Kleide
an freischwimmenden Schellenten als besonders schwierig gelten
muß : die Geschlechter halten seil Beginn der Brutzeit sich derart
getrennt, daß ein unmittelbarer Vergleich ihrer Merkmale wohl in
den seltensten Fällen gelingt; insbesondere die c/cT verbringen
diese ihre Hauptmauserperiode so versteckt, daß mir in meinem
verhältnismäßig engen Beobachtungsbezirk von den wenigen daselbst
sich autlialtenden nie eins mit Mauserspuren zu Gesicht kam, wie
23*
356 Mayhoff : Schwingengeräusch der Schellente. [Verh. Om.
L Ges. Bay.
sie die Stock-, Löffel- und Tafelerpel während derselben Zeit viel-
fach zeigten. In diesem Fall war am Geschlecht kein Zweifel
möglich : der Vogel stieß, nachdem er längere Zeit neben den
2 Jungvögeln gebadet hatte, mehrmals den charakteristischen
Knirschlaut ,.kignä" der Männchen aus.
Das untersuchte Balgmaterial (in den Sammlungen Mus. Koenig,
Bonn, Stadt. Mus. Mainz, Mus. Senckenberg F'rankfurt a. M., Kgl.
Zool. Mus. Dresden, Coli. Kleinschmidt) umfaßte
1 ' cTcf I Q 7.^ \
2 d^cf 1 $ iüV. > Olaucionettac, clangula < ^ \Olaucionettaislandica
19 $2 I
2 (^(^ \
n Charito7ietta nlbeola.
Allen Herren, deren Liebenswürdigkeit mir die Einsichtnahme
gestattete, insbesondere Herrn Prof. Koenig und Herrn Pastor
Kleinschmidt, möchte ich auch hier meinen herzlichen Dank aus-
sprechen.
Die Untersuchung an getrocknetem Balgmaterial kann in diesem
Fall ja nicht die Beweiskraft in Anspruch nehmen wie diejenige
frisch erlegter Stücke oder in gespreizter Lage präparierter P'lügel ;
es dürfte aber kaum zu rechtfertigen sein, eigens zum vorliegenden
Zweck eine so große Anzahl der prächtigen Vögel zu opfern.
Des alten Naumann Angaben über die Fingerung der ersten
Handschwingen möchte ich schärfer dahin fassen, daß die Ein-
schnürung vornehmlich der Innenfahnen zu beachten ist. Sie ist
an der B. und 4. Handschwinge zwar mit hinreichender Deutlich-
keit wahrzunehmen, aber doch so wenig scharf im Vergleich zu
der auffälligen Einschnürung beider Fahnen au den ersten beiden
Handschw'ingen ausgeprägt, daß als kennzeichnendes Gattungs-
merkmal und charakteristische Tonquelle doch nur die Fingerung
der ersten 2 Handschwingen (Prim. I, II) gelten kann. Hier ist
in der Tat ein meist recht scharfer Unterschied zwischen den Ge-
schlechtern vorhanden: alte cTc^ im Prachtkleid zeigen die Fingerung
so stark, daß die Spitzen der 1. und 2. knapp V2 ^^ ^^^i^ ^^^^
wie der rückwärtige Teil der Fahnen und mit kräftigem Einschnitt
absetzen; bei alten 55 ist der Verlauf der Einschnürung niemals
so eckig, verstreiclit in sanfterem Bogen; die Breitenabnahme be-
trägt etwa Vs' ^^^' Umriß nähert sich demjenigen der 8. und
4. Schwinge, s. p. 357.
Zwischen den braunköpfigen Jüngern cTc^ und alten $5 einen
durchgreifenden Unterschied in der Schwiugenfingerung zu finden,
war nach dem untersuchten Material nicht möglich, unter diesen
wie jenen waren Stücke anzutreffen, die nahezu die Schwingen-
XIII, 4,
1918
Mayhoff: Schwingengeräusch der Schellente.
357
umrisse alter cTc/" erreichten, andererseits solche, bei denen die
Einschnürung an allen 4 oder wenigstens den 3 ersten Schwingen
fast gleichförmig seicht verlief. Sicher determinierte 55 vom ersten
Herbst lagen mir nicht vor; 2 mutmaßliche solche (coli. Koenig,
Bonn), im November auf dem Stettiner Half gesammelt, der grauen
Kehlfärbung nach unzweifelhafte Jungvögel, zeigten allerdings die
Fingerung in so verschwindend geringem Maße ausgeprägt, daß
sie die oben ausgesprochene Folgerung auf das Fehlen der Flug-
töne begründen würden.
d^
Mit Olaucionetta c. clangida stimmt O. islandica, soweit ich
nach dem Material der Dresdener Sammlung beurteilen konnte,
in der scharfen Ausprägung der Fingerung überein. Bei Chari-
tonetta alheola ist die Einschnürung kaum viel stärker als bei
Nyroca f. ferina und N. nyroca und Mergellus albellus, so daß die
von der Büffelente hervorgebrachten Flugtöne schwerlich sehr hör-
bar sein können und diese kleine Art unzweifelhaft durch ihre
Schwingenmerkmale die primitivste Stellung in der Gruppe der
Schellenten einnimmt.
Es fragt sich, in welcher Weise die Einschnürung beim Wachs-
tum der Feder entsteht. Es läge nahe, da sie beim alten cf soviel
stärker entwickelt ist, sie als ein sekundäres Geschlechtsmerkmal
zu deuten, das sich mit zunehmendem Alter der Feder durch Ab-
nutzung herausbildet. Dienen nämlich die Flugtöne des c/' ähnlich
dem Meckern der Bekassine, dem Wuchtein der Kiebitze und Weihen
in ausgesprochener Weise der Balz, so müßte beim alten (^ infolge
stärkster Beanspruchung am ehesten eine mechanische Abnutzung
des Federfahnenrandes eintreten. Daß die Flugtöne für das ge-
sellige Leben der Schellenten von Bedeutung sind, läßt sich nicht
bezweifeln. Man braucht nur an herrlichen Wintertagen beobachtet
zu haben, wie sich die Belüge beim Klange dieses Geläuts zusammen-
linden, versprengte Vögel dem läutenden Trupp nacheilen oder im
Frühjahr die Gatten eines Schellentenpaars auch bei starkem Winde
aus weiten Abständen einander immer wieder in raschem Fluge
einholen, um die Überzeugung zu gewinnen, daß die Flugtöne die
Rolle eines Signals spielen. Sie stehen offensichtlich mit der hohen
358 ]\Iaylioff: Schwiiigeugeriiiiseh der Öchelleute.
FVcrh. Üru.
L Ges. Bay.
Fluggewiuidtheit dieser Art in äbiilicli engem Zusainmeiiliaug- wie
die hocheutwickelte Ausbildung der Lockrufe bei hervorragenden
Fliegern (Toicmus, Trivya auct., Charadrius). Aber als eigentliche
Balzlaute werden sie doch nur in einzelnen Fällen aufgefaßt
werden kcinnen. Wiederliolt beobachtete ich im Februar 1916, wie
das eine oder andere cf in besonders raschem Fluge hinter einem
5 dahersauste, dann mit ruckartiger Durchstreckung des ganzen
Körpers zum Gleitfluge überging, um dicht hinter dem verfolgten
Vogel einzufallen oder ihm in neuem Aufstieg nachzujagen : dann
lag es allerdings nahe, das in der trockenen Winterluft besonders
harte Schwingengeräusch als der Einschüchterung bezw. Erregung
dienend zu deuten, zumal die geschlechtliche Erregung des treibenden
Vogels in der krampfartigen Spreizung der Haudschwingen zum
Ausdruck zu kommen schien. Da solche Flüge während der Winter-
balz vom cf gewiß weit r>fter ausgeführt werden, als es sie im
Freileben zu beobachten gelingt, ließe sich sehr wohl annehmen,
daß die Schwingenfahnen des cf selbst während einer j\Iauserperiode
eine hinreichende Abnutzung erfahren, um ihren scharfrandigen
Umriß zu gewinnen : indes ist doch als wesentlich wahrscheinlicher
zu erachten, dal.> die Fingerung bereits beim Hervorbrechen der
Federfahne aus dem Kiel augelegt ist und als fester Artcharakter
vererbt wird. Otfeubar wird die präformierte Bruch-, d. h. in
diesem Fall die Abrißstelle zwischen Kielzylinder und Fahue in
jeder folgenden Federgeneration näher der ha,rten Kielspitze ge-
legt, rückt medianwärts, bis der scharf umrissene Schwingeurand
des alten Vogels in seiner typischen Form entsteht. Daß auch die
bereits entfaltete Federfahne dauernder Abnutzung unterliegt,
kommt für die ontogenetische Herausbildung dieser Form sicher
erst in zweiter Linie in Frage.
Zusammengefaßt seien Beobachtungs- und LJntersuchungsergeb-
nis in wenigen Sätzen :
1 . Die Flugtöue sind jederzeit am stärksten bei alten Männchen.
2. Sie sind von alten Weibchen wie von jüngeren Männchen
deutlich hörbar.
8. Sie fehlen jungen Weibchen bis zur ersten Frühjahrs-
mauser (V).
4. Ausschlaggebend für die Klangstärke ist allein die Ge-
staltung der ersten beiden Handschwingen.
5. Diese typische Gestaltung des Fahnenrandes (Fingerung)
ist wie bei den andern Gattungen mit hartstrahligen verengten
Schwingen {Circus, Piciis) beim Hervorbrechen der Fahue
aus dem Kiel vorgebildet; nachträgliche mechanische Ab-
nutzung spielt daneben eine untergeordnete R(dle.
XIII, 4, J Mavhoff: Schwingengeräusch der Schellente. 359
1918 J
6. Die aufeinanderfolgenden, aus der Papille hervorgehenden
Schwingengenerationen wiederholen während der Onto-
genese die phylogenetischen Stadien des Schwingenrandes.
7. Die Flügeltöne sind am stärksten hörbar bei trockener
Witterung und hartem Frost.
8. Als „Balzmusik" spielen sie keine nennenswerte Rolle,
wohl aber als Verständigungsmittel (Signale) über größere
Strecken.
360 StresemaD» : Hugo Mavhoff t. ry.^*^^ ,?'°*
Hugo Mayhoff.
Ein Nachnif von E, Stresemann.
Mit Hugo Mayhulf. der um 11. Juli 1917 durcli den Tod von
einem schweren Leiden erlöst wurde, hat die Ornithologie einen
begeisterten Jünger verloren, auf dessen wissenschaftliche Lauf-
bahn alle, die ihm näher standen, schon frühzeitig grofse Hoff-
nungen gesetzt hatten.
(jeboren am BO. Januar 1888 als Sohn des damaligen Rektors
des Leipziger Nikolaigymnasiums und bekannten Plininsforschers
Karl Mayhoff, hatte er von seinem Vater philologische Neigungen
geerbt, die ihn sclxin als Tertianer dazu trieben, sich mit orien-
talischen Sprachen, insbesondere dem Altägyptischen, zu beschäf-
tigen, und in den Schulheften des Dreizehnjährigen sind ganze
Seiten mit sauber gezeichneten Hieroglyphen angefüllt. Später
fand er reiche Befriedigung im Studium des Hebi'äischen und
Arabischen.
Die früh erwachende Freude an der Natur brachte ihn je-
doch bald von seinem Vorsatz ab, Orientalist zu werden. Immer
mehr steigerte sich in Mayhoff das Verlangen, in den Formen-
schatz der Lebewelt einzudringen und seine rastlose Begier nach
Wissensfülle auf diesem Gebiet zu stillen. Ein Gedächtnis, das
im Fluge aufnahm und dem das Erfaßte nicht wieder entglitt,
gab ihm die Möglichkeit, sich bald für sein Alter ungewöhnliche
Kenntnisse zu erwerben. So wagte er sich schon mit 15 Jahren
an die Aufgabe, die umfangreiche zoologische Sammlung des Vitz-
thum'schen Gymnasiums zu Dresden, an dem er seine Gymnasial-
zeit verbrachte, neu zu ordnen, damit dei' Anregung eines Lehrers
folgend, des als Ornithologen bekannten Dr. 0. Koepert. Nament-
lich Avar es die Vogelsammlung, deren Bestimmung Mühe und
GenuB zugleich bereiten mußte; setzte sie sich doch größtenteils
aus außereuropäischen Arten, besonders Südamerikanern, zusammen,
von denen Hunderte in den ersten Jahrzehnten des vergangenen
• lahrhunderts der Schule geschenkt worden waren. In monate-
langer Arbeit entstand damals mit den primitivsten Hilfsmitteln —
denn zum Vergleich stand nur die Schausammluug des Dresdener
' 'I Btresemaiin: Hugo Mayhoff f- 361
zoologischen Museums, an Literatur nur Hartert's Katalog der
Vogelsammlung des Senckenbergischen Museums (!) und Reichenow's
,, Vögel der zoologischen Gärten" zur Verfügung — ein „kritischer"
Katalog der Schulsammlung. Ich, der ich noch Tertianer war,
durfte ihm dabei helfen, und bei dieser Tätigkeit wurden wir beide
zu Ornithologen und zugleich zu Freunden.
Damals glaubte Mayhoff, den Beruf zum Systematiker in sich
zu fühlen ; aber je öfter uns gemeinsame Exkui'sionen in die Um-
gebung Dresdens führten, um so entschiedener wandte sich sein
empfindsamer Geist dem Studium des lebenden Vogels inmitten
seiner natürlichen Umgebung zu. Ein dämmernder Morgen am
Eande einer stillen Waldwiese, das bunte Vogelkonzert im Röhricht
der Teiche erzählte ihm mehr als alle Bücher. So wurde er
zum „Vogelschützler", der es nur selten noch über sich gewinnen
konnte, ein Vogelleben der Wissenschaft zu opfern, Ein seltenes,
seltsames Verstehen der Tierseele trieb ihn dazu, von dem
seine «Beobachtungen an einem jungen Waldkauz" ein beredtes
Zeugnis ablegen.
Nach Absolvierung des Gymnasiums (^1907) wandte sich May-
hoff zunächst dem Studium der Medizin an der Universität Jena
zu, widmete sich aber nach dem Physikum in Marburg ganz der
Zoologie und bewahrte sich dabei seine alte Vorliebe für Wirbel-
tiere. Seine Dissertationsschrift „Über die Augenwanderuug der
Pleurouectideu", auf die er jahrelange Mühe verwandt hatte, ist
unvollendet geblieben, denn mitten in angestrengter Geistesarbeit
überfiel den Hochbegabten jene schwere Erkrankung, die seinem
Leben ein so frühes Ende setzen sollte.
Während seiner Studienjahre hat Mayhotf, so oft es ihm die
Zeit erlaubte, bei seinen gefiederten Freunden in Feld und Buseh,
auf Teich und Meer Erholung gesucht. In viele Teile Deutsch-
lands führten ihn seine ausgedehnten Fußwanderungen, so in den
Schwarzwald, das Riesengebirge, den bayerischen Wald. Auf
Helgoland, wo er im Jahre 1910 während einiger Wochen
Dr. Weigold vertrat, und in Südwestnorwegen lernte er die Vogel-
welt des Meeres und des Nordens kennen. Viel Zeit und Mühe
hat er während einiger Jahre vor allem dem Aufsuchen des Stein-
sperlings in seinen mitteldeutschen Brutbezirken geopfert, und was
er darüber veröffentlichte, wird dauernden Wert behalten. Seine
zahlreichsten und erfolgreichsten Streifen aber unternahm er in die
Umgebung seiner Vaterstadt Dresden, insbesondere während der
Jahre 19Lö und 1916. In jener Zeit ließ er kaum eine Woche
vergehen, ohne zwei oder drei Tage ganz der Beobachtung zu
widmen, die insbesondere dem Vogelleben auf den Teichen und
Flüssen galt. Nicht allein die sächsische Faunistik, auch die
Kenntnis der Biologie mancher in Deutschland seltenen Brutvögel
362 Ötresemann: Hugo Mayhüff f. fVerb. Gm.
L Ges. Bay.
und nordischen Durchzügler ist durch seine Aufzeichnungen aus
diesem Zeitraum nicht unerheblich gefördert Avorden. Sie sollen
veröffentlicht werden, sobald die Verhältnisse es erlauben.
Wieder fallen in diesen Tagen die zierlichen nordischen
Tringen und Totaniden am Schlammufer der Moritzburger Teiche
ein, wieder erscheinen dort die schmucken Gestalten der Tauch-
enten und Säger zu kurzer Rast. Aber Hugo Mayhoft, dessen ge-
schulter Blick und scharfes Gehör jeden der fremden Gäste mit
erstaunlicher Sicherheit im bunten Gewimmel erkannte, er, der
mit peinlicher Sorgfalt ihre Lebensäußerungen aufzeichnete, ist
nicht mehr.
Einen grünen Zweig auf sein Grab!
Yeröffentliclmiigeii Hugo Mayhoffs,
1911 H. Mayhoff, Iluscicapa parva als Brutvogel im Baverisehen Wald.
Verh. Orn. Ges. Bayern X, p. 149—153.
1911 — Neue Nestbeobachtungen am Steinsperling. Orn. Mschrift XXXVI,
p. 72—86.
1911 — Der Gimpel als Gartenbnitvogel. Ibid. p. 191—192.
1912 — Aus Südwestuorwee;en. Ein Reisetagebuch. Orn. Mschrift XXXVII,
p. 193—208, 225-237.
1912 — Über das „monomorphe" Chiasnia opticum der Pleuronectiden. Zool.
Anz. XXXIX, p. 78—86.
1913 — und E. Scheicher, Eaubmöven in Sachsen. Orn. MschriftXXXVIII,
p. 327.
1914 — Zur Ontogenese des Kopfes der Plattfische. Zool. Anz. XLIII,
p. 389—404.
1914 — Schwimmende Taube. Orn. Mschrift XXXIX, p. 518—519.
1915 — An Niststätten des deutschen Steinsperlings {Petronia petronia iJetronia
(L.)). Verh. Orn. Ges. Bayern XII, Heft 2, p. 109—118.
1915 — LeiicistischeAbänderuns; der Schwung- und Steuerfedern. Orn.Mber. 23.
p. 55—59.
1915 — undR.Scheleher, Beobachtungen im Gebiete der Moritzburger Teiche
1906—1914. Orn. Mschrift XL, p. 268-.306, 323—340, 364—395.
1915 — Gimpeibruten. Gefiederte Welt, 44, p. 98—100.
1916 — Seeadler auf dem Herbstdurchzug im sächs. Elbtal. Orn. Mber. 24,
p. 43 — 44.
1916 — Zwei Fälle eigenartiger Abänderung der Lebensgewohnheiten in der
Gefangenschaft. Orn. Mschr. XLI p. 150—152.
1916 — Nachtrag zu: E. Heyder, Ein Beitrag zur Kenntnis der Vogelwclt
des Kgr. Sachsen. .Tourn. f. Ornith. 64, p. 488.
19r( — Beobachtungen an einem jungen Waldkauz. Gefiederte Welt, 46,
p. 164—166, 178—180, 187—188.
1918 — Zum Schwhigengeräusch der Schellente (Glaucionetta c. clangulo,
iL.)). Verh. Orn. Ges. Bayern XIII, Heft 4, p. 351—359.
^^^^' '^' Laiibiuiiim : Nachruf m C. D. Erdt. 363
1918 J
Christian Daniel Erdt.
Eiu Nachruf.
Von
Dr. Alfred Laubmann (München).
Am 30. April 1918 st^rb zu Kaufbeuren im Algäii an den
Folgen einer schweren Mag-enerkrankung Präparator Christian
Daniel P]rdt im fast vollendeten siebzigsten Lebensjahr. Der
unerbittliche Tod hat hier eine empfindliche Lücke in die Reihe
der ba\^erischen Vogelfreunde gerissen und insbesondere die orni-
thologische Erforschung des Regierungsbezirkes Schwaben und Neu-
burg verliert in dem Heimgegangenen einen ihrer besten Förderer.
Ein begeisterter Freund der Vogelwelt hat Erdt ein gut Teil seiner
Zeit und Kraft der eingehenden Durchforschung der Avifauna
seiner engeren Heimat, der näheren und weiteren Umgebung Kauf-
beurenS; gewidmet und eomit mag es als gerechtfertigt erscheinen,
wenn ich es unternehme, dem dahingegangenen Freund einige Worte
des Dankes zu widmen.
Christian Daniel Erdt war am 2. April 1849 zu Kaufbeuren
als Sohn einer seit mehr als zweihundert Jahren angesessenen
Bürgerfamilie geboren, besuchte dortselbst die Volksschule und
kam hernach, wie es in der damaligen Zeit allgemein üblich war,
auf die Gewerbeschule am gleichen Orte. Hier mag es gewesen
sein, wo in dem Knaben die Liebe zur Natur und ihren Geschöpfen
erwachte. Andreas Buchner, der selbst als Ornithologe tätig ge-
wesene Rektor an der Gewerbeschule, wußte den lebhaften Sinn
des Knaben auf die ihn umgebende Tierwelt zu lenken und auf
Wanderungen durch Wald und Feld, durch Flur und Au machte
der kundige Lelirei- den jungen gelehrigen Schüler auf so mancherlei
Vorgänge in dem Leben und Weben der heimischen Vogelwelt
aufmerksam. Weitere Anregung und Begeisterung mag Erdt da-
mals auch daraus erwachsen sein, daß Buchner ein kleines zoolo-
gisches Naturalienkabinett ins Leben rief, was zur damaligen Zeit
für die kleine Stadt immerhin ein Ereignis gewesen sein mag.
Buchner war es auch, der Erdt aufmunterte, einen Versuch mit
dem Präparieren und Ausstopfen von Vögeln und kleineu Säuge-
364 Laubniaun : Nachruf an C. D. Erdt. | ''^^■^- ^'■"•
Ges. Bav.
Lg
tieren zu machen, und so können wir mit einigem Recht behaupten,
(laß das Jahr an der Gewerbeschule für Erdt's spätere Entwicklung
in naturwissenschaftlicher Hinsicht von grundlegender Bedeutung
gewesen ist. Die gemeinsame Liebe zur Vogel weit verband denn
auch Rektor und Schüler über die Schulzeit hinaus, beide wurden
Freunde und beide können heute mit Recht als Gründer und Er-
halter der kleinen zoologischen Sammlung gelten, die nunmehr in
den Räumen der Kgl. Realschule zu Kaufbeuren ihre Aufstellung
gefunden hat.
Die folgenden Jahre linden wir Erdt auf der Wanderschaft,
in Nördlingen in der Lehre, um das Kürschnerhandwei-k zu er-
lernen, und später in Freil)urg, Osnabrück und Hamburg als Ge-
selle. Von der Wanderschaft heimgekehrt trat Erdt dann in das
väterliche Kürschnergeschäft ein und benützte hier die ihm ver-
bleibende freie Zeit, um seine Fertigkeit im Präparieren und Mon-
tieren von Vögeln und kleinen Säugetieren noch mehr zu vervoll-
kommnen. Diese friedliche Tätigkeit fand eine rauhe Unterbrechung
durch den Krieg der Jahre 1870/7L En\t zog mit dem 1. Jäger-
Bataillon ins Feld, kämpfte die Schlachten von Beaumont, Bazeilles
und Sedan mit, nahm an der Belagerung von Paris teil und kehrte
erst nach Ablauf eines mehrjährigen Okknpationsaufenthaltes in der
Umgebung von Sedan wieder in die Heimat zurück. Sowohl die
Wanderjahre wie auch diese unfreiwillig in Frankreich zugebrachte
Zeit haben Erdt's Blick für das Leben geweitet und waren ihm
von großem Nutzen für seine ganze spätere Lebensauffassung. Daß
Erdt während dieser Zeit, so gut es ihm ging, auch ornithologisch
tätig war. bedaif wohl kaum der Erwähnung. Ich denke noch
gerne mancher Plauderstunde mit Erdt in seinem freundlichen
Arbeitsraum oder auf so mancher Beobachtungstour, wenn er auf
seine ornithologischen Erlebnisse im schönen Frankreich zu
sprechen kam.
Nach seiner Rückkehr aus dem Felde widmete sich Erdt mit
immer größerem Eifer der Kunde des Präi)arierens und erlangte
im Laufe der Jahre eine solche Fertigkeit im Montieren von Vögeln,
daß sich sein Ruf weit über die engeren Grenzen seines Vater-
landes hinaus ausdehnte.
Gerade diese Tätigkeit Erdt's als Präparator war es aber
auch, die es ihm ermöglicht hat, über alle häufigeren oder selte-
neren Erscheinungen in der Vogel weit der engeren und weiteren
Umgebung seiner Vaterstadt auf das genaueste orientiert zu sein.
Aus dem ganzen Kreise erhielt er Nachricht über das Auftreten
der verschiedensten Vögel, alle möglichen Exemplare wurden ihm
zur Präparation überschickt und so war er über alle merkwürdigen
Vorkommnisse last stets auf dem Laufenden gehalten. Durch
diesen Umstand gewannen alle seine Aufzeichnungen, die er Inter"
XIII, 4,
1918
' I Laiibmann: Nachruf an C. D. Erdt. 3(55
essenten stets gerne zur Verfügung stellte, einen hohen Grad von
Wert für die Erforschung der Avifauna des Regierungsbezirkes von
Schwaben und Neuburg sowie für Bayern überhaupt.
Erdt war selbst nicht publizistisch tätig und so ist es ge-
kommen, daß ein großer Teil seines tiefen und vielseitigen Wissens
mit ihm ins Grab gesunken ist. Doch finden wir viele seiner Be-
obachtungen in dem Werkchen von Andreas Wiedemann über „Die
Vögel des Regierungs-Bezirkes Schwaben und Neuburg" ^) nieder-
gelegt. Wie ich aus dem mir von seinen Angehörigen in freundlicher
Weise zur Verfügung gestellten ornithologischen Briefwechsel ent-
nehmen konnte, hat Erdt seine Jahresaufzeichnungen regelmäßig
an Wiedemann nach Augsburg gesandt, mit dem ihn auch engere
Freundschaft verbunden hatte. Weiterhin fand Erdt's vielseitiges
Beobachtungsmaterial auch bei der von Prof. Blasius besorgten
Herausgabe von J. A. Jäckel's Werk „Systematische Übersicht der
Vögel Bayerns" 2) die weitgehendste Berücksichtigung. Endlich
bat Erdt viel Interessantes und speziell für die Avifauna Kauf-
beurens und des mittleren Schwabens Wichtiges in den „Materialien
zur bayerischen Ornithologie" 3) für die Jahre 1901—1913 nieder-
gelegt. Erdt war vom Jahre 1901 — 1914 auch Mitglied der Orni-
thologischen Gesellschaft in Bayern, mit deren Gründer und lang-
jährigem ersten Vorsitzenden Dr. Carl Parrot er auch befreundet war.
Eine große Anzahl von Karten und Briefen von der Hand Parrot's
an Erdt geben beredtes Zeugnis für den regen ornithologischen
Verkehr, in dem beide bis zu Parrot's unerwartet frühem Tode ge-
standen waren.
Auch mit Prof. Dr. A. Ries, Bamberg, stand Erdt in regem
wissenschaftlichen Verkehr.
Mich selbst verband mit Erdt langjährige Freundschaft. Schon
als Schuljunge stand ich staunenden Blickes vor dem P^enster zu
Erdt's freundlichem Arbeitsraum, um dem geschäftigen Manne bei
der Präparation dieses oder jenes Vogels zuzuschauen und war
glücklich, wenn ich mit ihm in die Trockenräume hinaufsteigen
durfte, um all die vielen dort aufbewahrten Vögel, unter denen
sich auch manche buntschillernden Exoten befanden, zu besichtigen.
') Andreas Wiedemann, Die Vögel des Eegierungsbezirkes Schwaben und
Neuburg; in: 30. .Jaln-esbericht de» Naturwissenschaftliohen Vereins zu Augs-
burg 1890.
^) Andreas Johannes Jäckel, Systematische Übersicht der Vögel Bayerns
mit Rücksicht auf das örtliche und quautitatire Vorkommen der Vögel, ihre
Lebensweise, ihren Zug und ihre Abänderungen. Herausgegeben von Prof. Dr.
Rudolf Blasius. München und Leipzig 1891.
') Materiaüen zur bayerischen Ornithologie 2(1899- 1900); 3(1901—1902);
4 (1903—1904); 5 (1905-1906); 6 (1907—1908); 7(1909—1910); 8(1911, 1912
—1913) erschienen in dem 2. und 3 Jahresbericht des Ornith. Ver. Münchiu
sowie in Band 5, 7, 9, 11 und 12 der Verh. Ornith. Gesellsch. Bayern.
nßG Laul)manii: Nachruf an C. D. Erdi. l^f'^'J^^""
Und als mir dann nach Jahren aus den Träumen der Jugend der
Beruf erwuchs, da wurde mir Erdt zum Freund und Lehrmeister,
der mich mit viel Geschick in die Praxis unserer schönen Wissen-
schaft einzuführen verstand. Ich denke noch gerne so mancher
gemeinsam unternommener Exkursion, sei es um der Vogelwelt
im allgemeinen nachzuspüren, sei es gewesen, um irgend eiue
seltenere Art ausfindig zu machen. Da zogen wir dann hinaus in
aller Morgenfrühe bei noch sternbedecktem Himmel, der „ Halb-
insel'', einem von Wertach- Altwassern umzogenen Auwaldgelände
entgegen, einem Gebiet, das durch seine reiche und vielseitige
Vogelwelt Erdt ganz besonders ans Herz gewachsen war. Hier
lauschten wir dann dem Morgenkonzert der Vogel weit und meistei--
lich wußte mich Erdt in die Feinlieiten der Vogelbeobachtung ein-
zuführen. Hier schwelgten wir in dem Vogeldorado unserer Heimat
und begeisterten uns an der gegenseitigen Freude. Und wenn
dann die Sonne immer höher rückte, und vor des Tages Mühen
die Vogelkehlen verstummten, dann hatte ich meist neben viel
Neuem, das ich auf ornithologischem Gebiet gelernt iiatte, auch so
manchen tieferen Blick in die weite und freie Leliensauffassung
des prächtigen Mannes getan.
Nun ist Erdt gestorben und mit seinem Tode ist die ornitho-
logische Erforschung Schwabens bis zu einem gewissen Grade an
einem stagnierenden Punkte angelangt, da nun mit einem Male
all die vielen Fäden, die in Erdt's Hause zusammenliefen, dui-cli-
gerisseu sind. Wie von einer schlimmen Vorahnung getrieben,
habe ich noch im vergangenen Sommer 19.17 so manche Stunde
mit Erdt zusammengesessen, um möglichst viel von ihm über die
Avifauna der Umgebung Kaufbeurens zu erfahren und heute nach
seinem Hingange betrachte ich es als sein Vermächtnis, alles das,
was er mir damals noch übermittelt hat, über Ankunft und Abzug
der Vögel im Frühjahr und Herbst, über Brutvorkommen, Zu- und
Abnahme, seltene Erscheinungen und dgl. mehr, zusammenzufassen,
um es bei gelegener Zeit den Fachgenossen vorzulegen.
Bayerische, speziell schwäbische Ornithologie wird nicht ge-
trieben werden können, ohne die grundlegenden Beobachtungen
und Forschnngen Erdt's in weitestgehendem Maße mit in den
Kreis des Berücksichtigenswerten zu ziehen. Neben J. F. Leu.
J. A. Jäckel, J. Büchele, Chr. L. Landbeck und A. Wiedemann
wird auch Erdt in Zukunft als Erforscher der schwäbischen Avi-
fauna zu nennen sein und uns Spätergeborenen mag die Pflicht
obliegen, auf den von diesen Männern zusammengetragenen Gi'und-
lagen die ornithologische Erforschung unseres schönen Heimatlandes
Aveiterzuführen.
XIII
1918
.4,-1
8 I
Schüler: Iudex.
367
Index.
Zusammengestellt vou F. W. Schuler.
(Neue Spezies- und Subspezies-Namen sind durch fetten Druck kenntlich gemacht.)
Accentor 88, 99, 101.
Actitis 92.
Adlerbussard XIII.
Aegithalos 138.
Aegolia 94.
Aegolius 94.
Aegypius 94.
aesalon, Falco 94.
— Falco colnmbarius 282.
Aethopyga 140.
affinis, Criniger 137.
alba, Calidris 91.
— Egretta 93.
— Herodias 93.
— Motacilla a. 33, 56, 67, 163, 232.
262.
albellus, Mergeil us 357.
albeola, Charitonetta 357.
albicapilla, Clitonyx 1.30.
albicilla, Certhiparus 130, 136.
albicollis, Ficedula 272.
albidiventer, Leptopogon superciharis
305.
albigularis, Philydor 199.
albinuchalis, Thamnophilus 188.
albocinctus, Ptilinopus 129.
alfurorum, Pachycephala pectoralis 137.
alifurus, Dendrobiastes hyperythra 143.
Alpenbraunelle XX.
Alpenmeise 66.
Alpensegler VI.
alpestris, Turdus torquatus 275.
alpinus, Picoides tridactylus 343.
altera, Monedula 186.
aluco, ytrix a. 59, 282.
amandava, Amandava 128.
aii.'azonum, Ateleodacnis speciosa 106.
amazonus, Sittasomus griseicapilhis 192.
Ammern 136.
Ampeleia 110.
Ampelis 88.
Amsel 65.
analis, Dacnis 106.
androraedae, Geocichla 144.
angUca, Sterna 90.
angolensis, Pitta 307, 308, 311, 312,
313, 314.
Anser, spec. 284.
antiquorum, Phoenicopterus 93.
apiaster, Merops 124.
apivorus, Pernis a. 283.
apricarius, Pluvialis 46, 147.
Apus 95.
apus, Micropus a. 39, 51, 58, 62, 74,
168, 240, 278.
aquaticus, Accentor 100, 101.
— Ciuclus 100.
— Rallus a. 48, 320.
Arachnothera 140.
Arbelorhina 192.
arborea, Lullula a. 57, 162, 234, 260.
— Monedula 96.
arcangelica, Dacnis angelica 107.
arcticus, Colymbus 90.
arduenna, Motacilla alba 232.
arenaria, Calidris 91.
arequipae, Siptornis 114, 115. 116.
— Synallaxis 114.
argentatus, Larus a. 244.
arquata, Numenius a. 47, 244.
Arquatella 92.
arundinaceus, Acrocephalus a. 56, 273,
320.
arvensis, Alauda a. 32, 57, 64, 162,
233, 260.
ater, Parus a. 34, 56, 65, 164, 267,
,331, VII.
aterrima, Certhiola iCoereba) 197.
H68
Schnler: tiulex.
Verh. Olli.
Ges. Bav.
aterrimura, Dicaeum lOfi.
Athena 94.
Athene 94.
atra. Fulica a. 49, 67, 1G9, 285, 320, VI.
atrata, Coereba 197.
atiicapilla, Svlvia a. 37, 56, 71,'-132,
139, 166, 273.
— Munia 128.
— Muscicapa 9ö.
aurea, Geocichia 100.
— Jacamerops 105.
auilceps, Cyanorhamphus 136.
azurea, Poecilo.siUa 139.
Bachstelze, weiße 67.
badius, Agelaiu.s 108.
— Icterus 108.
— Molothrus b. 108.
baeri, Synallaxis 114, 116.
balcanicus, Corvus corüix 219.
barbatus, Mviobius 134.
Baumläufer 68, 141, 143, 148.
Baumpieper 05.
bengalensis, AIcedo atthis 105.
Bergfink 128.
Berglaubvogel 69, 338. VI, VlI, IX,
XVIII.
berlepschi, Siptornis 113.
bernardi, Hypolophus b. 189.
Bernardi, Tbaranophilus 188.
biarmicu.s, Panurus 124.
Bläßhuhn 67, 68, 337.
Blaumeise 65, 132, 137, 142, 143.
boarula, Motacilla 97.
boliviauu.s, Molothrus badius 108.
bonaeia, Bouasa b. 287.
bonelli, Phvlloscopus b. 69, 139. 222,
272, VI."
boi'bae, Picumuus 134.
borealis, Budytes 98.
— Liuaria 252.
— Parus atricapillus 332.
— Parus raontanus 98.
— Phylloscopus 1 39.
boriu, Sylvia 99.
boschas, Anas 91 , 320.
brachydactyla, Certhia b. 33, 132, 163,
231, 232, 264, 266, 289, 346, XVI,
XX.
brachyura, Pitta 300.
Braunkehlchen 63, 337.
Brehmii, Calamoherpe XX.
brevipennis, Helinai[aJ 107.
brevipes, Arbelorhiua 193.
brevirostris, Arbelorhina 196.
Bnllenvögel 136.
brunnea, Alcippe 140.
bubo, Bubo b. 124.
Buchfink 62. 128, 338.
Buntspecht, großer 65.
Bu.s.'^nnl 68, 173.
bnteo, Butco b. 42, 60, 68, 283, \l.
oabaret, Acanthis linaria 252.
Fringilla 96.
caerulea, Cyanerpes 196.
caerulescens, Zosterops ]3().
caeruleus, Parus <•. 31, 5(i, 65, 164,
231, 267, 331.
caesia, Sitta 98.
— Sitta europaea :>4. 56, (i8, 98,
163. 177, 267.
cairii, Phoenicurus ochruros 338.
cajaiiiarcae, Hypolophus bernardi 188.
calandra. Emberiza c. 15,57, 162. 258,
327.
Campophagiden 137, 138, 14(».
canadensis, Hypolophu.^i 189.
caniceps, Carduelis 350.
cannabina, Acanthis c. 7, 57, 62, 95,
160, 234, 252, 327.
canorus, Cuculus c. -11, 59, 168, 241,
279, 336.
cantiaca, Sterna 91 .
canus, Picus c. .59.
canutus, Tringa 92.
capellauus, ('orvus cornix 216, 220.
Capitoniden 135, 137.
carduelis, Carduelis c. 5, 30. 57, 62,
160, 252, 326.
carvocatactes, Corvus 96.
— Nucifraga c. 69, 96, 250,
325, VI.
casarca, Casarca 91.
caspia, 8terna 90.
caucasica, Sitta 175.
caudatus, Aegithalos 98, 124, ,332.
cecilii, Yeniliornis kirkii 317.
Celalyca 198.
ceramensc, Edolisoma 13 <.
ceramensis, Erythrorayias buruensis 137.
Phylloscopus giulianettii
138, 139.
Certhia, spec. 56.
Certbiiden 137, 139.
ceylonensis, Culicicapa 138.
chapadensis. Sittasomus erithacu.s 190.
Charadrius 88, 91.
chavaria, Palamedea 200.
chloris, Chloris c 4, 30, 57, 63, 160,
235. 251, 326.
Chloropsie 140.
XIII, 4,
1018
*]
Schiller : Index.
369
Chloroptila 97.
chloropus, Galliiuila c.48, 243, 285, 320.
christophi, Corvus eoraix var. 219.
chrysaetoR, Aquila c. VI.
Chrysomitris 96.
cia, Emberiza c. 16, VI.
ciconia, Ciconia c. 43, 284.
Cinclus 99, 101.
cinclus, Cinclus c. 100.
— Sturnus 100.
eincta, Ampelis 110.
cinctus, Anipeliou 109, 110.
cineraceus, Dicrurus 138.
cinerea, Ardea c. 43, 68, 243.
— Motacilla c. 33, 56, 66, 98,
163, 232, 262.
— Rhipidura rufiventris 137.
cinereiceps, Trochalopteron 140.
cinereus, Corvus 217.
— Parus major 138, 144.
cirlus, Emberiza c. 16, 259, XIX,
XXIV.
citrinella, Chloroptila c. 254.
— Chrysomitris 97, 124.
— Emberiza c. 328.
clanga, Aquila 94.
clangula, Glaucionetta c. 285, 351.
clypeata, Spatula 320.
coccothraustes, Coccothraustes c. 3, 57,
251.
coelebs, Fringilla c ]0, 31, 57, 62,
161, 234, 257.
Colaeus 95.
colchicus, Phasianus c. 60, 242, 286.
collaris, Accentor 99.
coUaris, Corvus 185, 187.
coUurio, Lanius c. 36, 58, 64, 165,
271, 333.
collybita, PhyUoscopus c. 36, 56, 69,
139, 165, 230, 272.
Coloeus 95, 96.
columbiana, Sicalis 194.
Colymbus 90.
communis, Parus palustris 34, 56, 65,
164, 318, 340, 342.
— Svlvia c. 56, 65, 166, 230,
' 273.
continentalis, Veullionis kirkii 315, 316.
corax, Corvus c. VI.
cornix, Corvus c. 211, 217, 239, 248, 325.
— Corvus c. X Corvus c. coroue 248.
corone, Corvus c. 27, 58, 65, 160, 181,
201, 202, 211, 239, 248.
— Corvus c. X Corvus c. cornix 248.
coroDoides, Corvus 120, 211.
corsa, Certhia familiaris XXII.
ooturnix, Coturnix c. 49, 64, 242, 286,
336.
crassirostris, Synallaxis 116.
— Synallaxis d'orbignyi 116.
crecca, Nettion c. 44, 320.
crex, Crex 48, 320.
Ci i^iger 140.
cristata, Galerida c. 32, 57, 162, 233
259, 330.
— Palamedea 200.
cristatus, Parus c. 331.
— Podiceps c. 45, 68, 285, .320,
VI.
— Tachyphonus 134.
cucuUatus, Phyllergates 139, 150.
cumauensis, Grallaricula nana 118, 119.
curonicus, Charadrius dubius 91.
curruca, Sylvia e. 56, 65, 139, 166,
230, 273.
curvirostra, Loxia e. 10, 68, 257.
cyanea, Certhia 193.
— Cyanerpes c. 193.
— Tanagra 97.
Cyanerpes 192.
cyaneus, Circus c. 283.
— Myiophoneus 144.
cyanolaema, Cyanolyca viridicvanea
107, 108.
Cyanorhamphus 129.
Cyanospiza 97.
eyauus, Monticola 100.
Cygnus, spec. 44.
cygnus, Cygnus 44.
Cypselus 95.
dedemi, Rhipidura 137.
Dendrocolaptiden 134, 13,5, 137, 148.
Dendrocopos(us) 95.
Dicaeiden 137, 138.
Dicaeum 129.
Dicruriden 137, 138, 140.
Dohle 129.
domesticus, Passer d. 14, 31, 57, 65,
101, 235, 258, .327.
Dompfaffe 66.
d'Orbignvi, Bathmidura 114.
d'orbignyi, Siptornis d'o. 114, 115, 116.
Dorngrasmücke 65.
Dreizehenspecht 338.
Drongo 135.
Dryobates 95, 137.
dubius, Charadrius 91, 320.
dumetoria, Erythromvias 144.
Edolisoma 140.
Eichelhäher 65, 68.
24
370
Schuler: Index.
Verh. Orn.
Ges. Bav.
Eisvogel 67.
elegans, Ampelis 199.
elisabethae, Mj'zomela wakoloensis 144.
elongata, Oreosterops javanica 138.
Elster 64.
epops, Upupa e. 39, 59.
erithacus, Dendrocolaptes 190.
— SittasoDQUS 190.
Erlenzeisig 66.
erythrocercus, Philydor 112, 113.
erythrogenys, Emberiza citrinella 328.
erythrops, Leptopogon 198, 199.
erythropus, Totanus 92.
Euchiornis 199.
Eudromias 91.
europaea, Pyrrhulap. 9, 31,57, 66, 256.
— Sitta 98, 175.
europaeus, Aegithalos 98.
— Aegithalos caudatus 35, 56,
66, 124, 231, 270, XIV.
— Capriraulgus e. 59, 279.
everetti, Phylloscopus 139.
excubitor, Lanius e. 58, 239, 271, 332.
eximia, Arbelorhina 194.
— Cyanerpes cyanea 193, 194.
— Rhodinocichla rosea 304, 305.
expugnatus, Aegithalos caudatus 231.
exsul, Pericrocotus flamraeus 138.
Fächerschwänze 136.
falcinellus, Scolopax 91.
familiaris, Certhia, 265, 332, XX.
— Prinia 144.
fasciata, IMotaeilla X.
fasciatus, Lanius coUurio 103.
Feldlerche 64.
Feldsperling 128, 130.
feliciae, Saucerottea tobaci (Ornismya
Feliciae) 303.
Felsenschwalbe 71, XVIII.
ferina, Nyroca f. 45, 320, 357.
ferruginea, Casarca 91.
ficedula, Muscicapa f. 58, 62, 165,239.
Fischreiher 68.
Fitislaubvogel 69, 131, 132, 137.
flabellifera, Ehipidura 136.
flammeus, Asio f. 42.
flammeum, Dicaeum 129.
flava, Motacilla f. 56, 97, 232, 320,
331, VII.
flavigularis, Synallaxis sordida 114.
flavirostris, Acanthis f. 8.
flavitorques, Ampelioides 109, 110.
Fliegenschnäpper 135, 136.
— grauer 62.
Flußseeichwalbo 337.
Flußuferläufer 67.
fluviatilis, Locustella 122.
Formicariiden 134, 135, 137, 151.
fringiliarius, Microhierax 144,
Fringilliden 130.
frugilega, Cornix 181.
frugilegus, Corvus f. 28, 236, 239, 248.
fuligula, Nyroca 285, 320.
fusca, Oidemia VII.
fuscus, Totanus 92,
Cüänsesäger 337.
galliae, Accipiter nisus 242.
gallinago, Gallinago g. 47, 243, 320.
garrulus, Bombycilla g. 36.
— Coracias 122.
Gartenbaumläufer 137, 146.
Gartengrasmücke 65.
garzetta, Herodias 93.
Gebirgsstelze 67.
gentilis, Astur g. 42, 68, 94.
— Falco 94.
germanicus, Serinus canarius 8, 57,
161, 255.
gibraltariensis, Phoenicurus ochruros
38, 55, 63, 101, 167, 227, 276, 338.
Gimpel 161, 338.
Girlitz 159, XIX.
glandarius, Garrulus g. 29, 58, 65, 68,
160, 238, 250.
Goldammer 64, 128, 130.
Goldhähnchen 68, 141, 142, 143, 338.
Goldregenpfeifer 147.
grammiceps, Cryptolopha 138.
grandis, Alcedo 105.
— Jacamerops 105.
Grasmücken 136, XVIII.
Graucalus 140.
grisea, Oenanthe o. 55, 227, 275, 319.
griseicapillus, Dendrocopus 190.
— Sittasomus g. 191.
griseifrous,Pachysylviamuscicapinal34.
griseigena. Podiceps g. 320.
griseonota, Pachycephala 137.
Grünling 63, 128, 130.
Grünspecht 68.
grus, Grus 88, 92.
— Megalornis g. 243, 285.
guianae, Chloronerpes rubiginosus 314.
guttata, Tyto alba 241.
guttatus, Accipiter 200.
— Sparvius 200.
guttifer, Accipiter 200.
Habicht 68.
Hänfling 62, 130.
XIII, 4,
1918
Schuler: Index.
371
harterti, RhocUnocichla rosea 304, 305.
Haubenlerche 159.
Haubenmeise 65, 143, 338.
Haubentaucher, 68, 337, VI, VII.
Hausrotschwauz 63, 338.
Haussperling 65,
Heckenbraunelle 132, 137, 338.
Helodromus 92.
Hemipus 139.
herciilos, Alcedo 105.
himalavensis, öitta 138,
hippolais, Sylvia h. 37, 56, 65, 99, 166,
230, 273/
homeyeri, Sitta europaea 98, 174, 177.
horsfieldi, Geocichla 144.
hortensis, Sylvia XIII.
hortoruin, Dryobates minor 41, 59.
hortulana. Emberiza 16.
hueti, Alcippe 140.
humicola, Synallaxis 114,
hybrida, Hydrochelidon 91.
hydrophilus, Cinclus 100.
hypoleuca, Ficedula h. 272.
— Museicapa h. .58, 95, 239,
333.
hypoleucos, Actitis 67, 92, 244.
— Tringa 92.
— Tringoides 92.
icterina, Hypolais 56,99,166,230,273,
ignicapillus, Regulus i. 165, 231, 271.
iliacus, Turdus 99,
impennis, Alca 87,
intermedia, Spinus citrinella 103.
interpositus, Corvus corone 201, 202.
islandica, Glaucionetta 356.
ispida, Alcedo 95.
— Alcedo atthis 40, 59, 95, 105.
240, 279.
Ixobrychus 93.
jenisseensis, Passer carduelis var. 350.
jolyaca, Cyanocitta 108.
juniperorum, Lyrurus tetrix 49, 93, 287.
Kiebitz 129.
Kiebitzregeupfeifer 147.
kirkii, Picus (Chloropicus) 316.
— Veniliornis k. 316.
Kleiber 68, 141, 142, 148.
Kohlmeise 65, 132, 137, 142, 143, 146.
Kolibri 135.
Kolkrabe VI, XIX.
Kramraetsvogel 64.
Kreuzschnabel 68.
Krickente 337, VII.
Lrachmöve 337, VII, XIV, XVII.
Lalage 140.
Laletris 198.
lanceolatus, Celalyca 198.
— Garrulus 198.
Laniiden 137, 138, 139.
Lapplandskauz 94.
Laubsänger 143.
laurae, Coereba 197.
Leinfink 128, 129.
lempiji, Otus 144.
lepida, Pnoepyga 144,
leucopareia, Hydrochelidon 91.
leucophthalmus, Automolus 199.
leucotos, Dryobates 1. 335.
linaria, Acanthis 1. 8, 327.
lomvia, Uria 124.
longipennis, Pitta .308, 310, 311, 312,
313.
longirostra, Motacilla X.
longirostris, Arbelorhiua 194.
— Cyanerpes caerulea 195.
— Parus palustris 132, 231,
268.
longu.s, Dicrurus ater 138.
luscinia, Erithacus 102.
— Luscinia 1. 102.
luscinioides, Locustella 122.
lutea, Liothrix 140.
lutleyi, Tangara 198.
Lycos 95.
inacleani, Pseudogerygone 136.
macrodactvla, Certhia familiaris 33, 67,
262, 332, 342, 347, XXI.
macrorhvnchos, Nueifraga carvocatactes
326.
macrura, Sterna 91.
raacularia, Totanus 92.
raaculata, Aquila 94.
— Nueifraga caryocatactes 96.
maculatus, Caryocatactes 96.
Falco 94.
— Totanus 92.
maja, Muuia 128.
major, Carduelis c. 349.
— Dryobates m. 334.
— Lanius excubitor 332.
— Parus m. 34, 56, 65, 163, 231.
267, 331.
malaccen,sis, Passer montanus 144.
manumeten, Dicrurus hottentotus 138.
martius, Dryocopus m. 41, 68, 280.
Mattkopfmeisen 338.
Mauersegler 152.
media, Gallinago VII.
24*
372
Schuler : Index.
Verh. Om.
Ges. Bav.
medius, Cinclus c. 67, 100.
— Dryobates m. 59, 141, 280.
Megalornis 88.
megarhvnchos, Luscinia m. 55, 102, 226.
Mehlschwalbe 62, VI.
Meisen 131, 135, 141, 146, 151.
melba, Micropus m. VI.
melanotis, Aglaia 198.
— Calliste 198.
Meliphagiden 137, 140, 148.
meninting, Alcedo 144.
inerganser, Mergiis m. 344.
meridionalis, Cinclus c. 39, 100.
merula, Plauesticus m. 38, 55, 65, 167,
228, 275, 833.
— Tringa 101.
metallicus, Aplouis 143.
Micropus 95.
migrans, Milvus m. 283.
minor, iDryobates m. 336.
— Lanius 124.
minuta, Ai'detta 93, 320.
minutus, Ixobrychus 320, 336.
mira, Scolopax rusticola 48.
Misteldrossel 129.
mitratus, Parus cristatus 34, 56, 65,
164, 267, 331.
modesta, Dacnis 107.
modularis, Accentor 99.
— Prunella ra. 56, 168, 230,
276, 339.
Mönchsgrasraücke 70.
monachus, Vultur 93.
Monedula 96.
monuardi, Erithacus rubecula 227.
montana, Cettia 144.
montanus, Parus atricapiUus 35, 66, 340.
— Passer ra. 14, 31, 57, 162,
235, 258, 327.
monticola, Vcniliornis kirkii 315, 317.
montifriugilla, Fringilla 13, 234, 257.
Muscicapiden 137, 138, 139, 141, 151.
musicus, Turdus 37, 99, 229,.274.
Myrmotherula 134, 137.
naevia, Locustella n. 122.
nana, Grallaricula n. 117, 118, 119.
natorpi, Parus atricapülus 164.
Nectariniidae 139, 140, 148.
neglecta, Siptornis orbignii 115.
— Zosterops palpebrosa 138.
neumayer, Sitta 139.
nigra, Hydrochelidon 320.
nigricans, Colymbus 90, 122, 320.
nigricoUis, Podiceps n. 320.
nigrimentura, Monarcha trivirgatus 137. I
nilotica, Gelochelidon 90.
nisoria, Sylvia n. 333.
nisus, Accipiter n. 43, 60, 65, 242, 283.
nitida, Coereba 196.
— Cyanerpes 196.
nivalis, Montifringilla n. 14.
— Passerina 97, 124.
— Plectrophenax n. 17. 124, 330.
noctua, Carine n. 59, 241.
Nonnenmeise 132, 137, 143.
Nyctala 88.
uyctea, Nyctea 124.
nyroca, Nyroca 320, 357.
obscurus, Hemipus 138.
ochrogaster, Philydor 111.
ochropus, Totanus 92.
ocrophus, Tringa o. 47, 92.
oenas, Columba o. 21, 49, 60. 242, 286.
Oestrelata 88.
olivaceus, Sittasomus griseicapillus 192.
olivascens, Grallaricula nana 117.
olor, Cygnus 44.
onocrotalus, Pelecanus 124.
Orientalis, Carduelis caniceps 349.
— Corvus corone 201, 202, 214.
— Fringilla 349, 350.
oriolus, Oriolus o. 30, 58, 66, 160, 251,
326.
orphea, Sylvia XIII.
Ortygometra 93.
otus, Asio 0. 42, 281.
Pachycephala 139.
pallescens, Corvus cornix 216, 220.
pallidigularis, Automolus 200.
palumbarius. Astur 94.
palumbus, Columba p. 17, 49, 60, 67,
242, 286.
palustris, Acrocephalus 56, 67, 166, 273.
— Parus p. 332.
Papä-uirä 149.
paradoxus, Syrrhaptes 124.
Pariden 137, 138.
parva, Erythrosterna p. 58, 122, 124,
333, 343.
— Muscicapa 122, 124.
Passeres 142, 151.
Passerina 97.
passerinum, Glaucidium 124.
Pelidna 92.
pelzelni, Granatellus 134.
peraceusis, Alcippe 140.
Perdix 95.
perdix, Perdix p. 49, 60, 2l2, 286.
XIII, 4,"|
1918 J
Schuler: Index.
373
peregrinus, Falco 94, 242.
— Pericrocotus 144.
Pericrocotus 140.
petronia, Petronia p. 14, .57, 124.
Philemon 140.
philomela, Erithacus 102.
philomelos, Turdus p. 37, 55, 65, 99,
167, 228, 274.
phoeuiciuiis, Phoenicurus p. 38, 55,
101, 167, 227, 275.
Phyllüscopus 139.
pica, Pica p. 29, 64, 238, 250.
Piciden 137, 141.
Picumnus 134.
pilaris, Turdus 37, 55, 64, 229, 273.
pileatus, Accipiter 200.
pinaiae, Erythrura trichroa 138, 141.
— Oreosterops 138.
pinetorum, Dryobates major 40, 59, 65,
169, 280, 335.
— Picus viridis 40, 59, 68, 169,
241, 280.
Pipreola 1'J9.
Pirol 66.
Pisobia 92.
Pitta spec. 312.
pityopsittacus, Loxia curvirostra 97.
platyrincha, Limicola 91.
platyrhynchos, Anas p. 44, 67, 91, 169,
284, 320.
Plectrophenax 97.
pleschanka, Motacilla 89.
Ploceidae 138, 141.
Pluvialis 91.
Podiceps 90.
poliocephalus, Leptopogon 307.
porphyreus, Ptilinopus 129.
Porzana 93.
praemium, Phylloscopus humei 99.
pratensis, Anthus 57, 162, 232, 261,
331.
Pratincola 100.
proregulus, Phylloscopus 139.
Pruuella 88, 99.
Pseudogerygonc 136.
Pterodroma 88.
Ptilinopus 129.
pugnax, Pavoncella 46.
pulcher, Passer domesticus 103.
pulcbra, Euchlornis 199.
pulih, Pitta 308, 310, 311, 312, 313.
Pycnonotidcn 137, 140.
pyrrhula, Pyrrhula p. 9, 327.
querquedula, Querquedula 320.
Rabenkrähe 65.
Rauchschwalbe 62, VI.
Reguliden 137, 139.
Regulus spec. 68.
regulus, Falco 94.
— Regulus r. 35, 56, 165, 270,
332.
reichenowi, Pitta 308, 311, 312, 313,
314.
— Sitta 178.
reiseri, Sittasoraus griseicapillus 190.
Remiza 138.
rhenanus, Parus atrieapillus 56, 131,
164, 269, 342, XV, XVIII.
— Parus salicarius 98.
Rhipidura 138.
ridibundus, Larus 48, 244, 285, 320.
riefferii, Ampelis 199.
Ringdrossel 338.
Ringeltaube 67, 68.
riparia, Riparia r. 58.
romaniensis, Emberiza 328.
roraimae, Automolus 199.
rosea, Rhodinocichla r. 302, 304.
roseus, Aegithalos caudatus 124, 231.
— Furnarius 302.
— Phoenicopterus 93, 124.
Rotkehlchen 68.
rubecula, Erithacus r. 38, 55, 68, 167,
227, 276.
rubetra, Saxicola r. 55, 63, 167, 227,
275, 319, 333.
rubicola, Motacilla 100.
— Pratincola 100.
— Saxicola torquata 227, 275,
319.
rubiginosus, Chloronerpes r. 315.
— Picus 315.
rufescens, Acanthis linaria 96.
— Linaria 252.
— Passer domesticus 103.
ruficaudatus, Philydor 112.
ruficeps, Stachyridopsis 140.
ruficoUis, Podiceps r. 41, 45, 90, 122,
169, 285, 320.
rufipectus, Leptopogon 198, 199.
— Tyrannula 198.
rupestris, Ptyonoprogne 71.
— Riparia r. 71, 221.
rustica, Hirundo r. 39, 58, 62, 168,
240, 277, VI.
rusticola, Scolopax r. 48, 243, 285.
Saatkrähe 129.
saccharina, Coereba 197.
salicarius, Parus 98, XVIII.
374
Schiller: Index.
fVeih. Orn.
L Ges. Bay.
salicarius, Parus atricapillus 3.'5, 1Ö4,
340.
salvadorii, Chauua 2(X).
Öanderling 1 i".
sandvicensis, 8terua 91.
sanguinea, Canuabina Ofi.
sanguinolentum, Dieaeum 129.
sardoniiis, Corvus cornix 21(3, 218.
saturata, Scolopax 140.
Saxicola 89, 100.
.schifetacea, RhodiiHicichla losea r5U.j.
Bclinatterentc VfL
.^choeniclui», Emberizu seh. Hi, 32, 57,
234, 259, 320, 330.
schoenobaenus, Acrocephahi.s öü.
schrankii, Tangara 198.
Schwalben XVIII.
Schwauzmeise (Ui, 131, 132, 137, 14ö,
146, 318.
Schwarzplätteheu 132, 137.
Schwaizspecht 68, v538.
Senator, Laniu.s 124.
— Lauius .s. 58, 319.
.septentrioualis, Monediila 9t').
seranensis, Myiagra galeata 137.
.sharpii, Coivu.s cornix 214, 216, 220.
sibilatrix, Phylloscopus s. 56, 69, 165,
223, 272, 333.
siguata, Euchlornis rieffcrii 199.
Singdrossel 338.
Sittiden 137, 139.
soemmeringii, Coloeusaionedula 184, 187.
solitaria, Monticola 100.
sordida, Sitta caesia 98, 175.
sordidior, Siva 140.
Spechte 135, 148.
speciosa, Ateleodacnis speciosa 106.
— Dacuis 107.
— Sylvia 106.
Sperber 65.
sperniologus, Coloeus mouedula 28, 58.
239, 249.
— Lycos monedula 95.
.spinoletta, Aiilhus s. 70, 222, 261.
Spinus 96.
spinus, Spinus 8. 30, 57, W), 161, 253,
327.
squatarola, Squatarola 147.
stalkeri, Oreosterops 138.
— Zosterops 138.
Star 63, 129.
Starna 95.
Steinadler VI.
Steinschmätzer XX.
Steinwälzer 147.
stellaris, Botaurus s. 44.
Sterua 127.
Stictornis 109.
Stieglitz 62, 130.
Stockente 67, 68, 337, VIL
Strandläufer 147.
streperus, Acrocephalus s. 56, 68, 320.
striata, Muscicapa s. 272, 383.
stridulus, Poraatorhinus 140.
Strix 94.
Sturmmövo VII.
subalata, Fringilla 349.
subbuteo, Falco s. 42.
•subcornix, Corvus cornix 215, 217.
subfulvu.«, l'hilydor 11 i, 112.
subniontanus, Parus atricapillus 35, 65,
98, 164, 318, 339, VI, XVlIl.
subiilata, Carduclis caniceps 350.
Sunipl'ineise 65.
Sumpfrohrsänger 67, 159.
superciliaris, Leptopogou 305, 306.
— Muscicapula 138.
siiperciliosa, Motacilla 99.
superciliosus, Phylloscopus 99.
sylvestris, Eraberiza citrinella 16, .»l.,
57, 64, 162, 234, 258, 328.
Sylvia 139.
sylviellus, Deudrocolaptes 190.
— Sittasomiis griseicapillus 191.
Sylviiden 136, 137, 138, 139.
Syrniuni 94.
sztolcmani, Sitta europaea 174, 332.
iaczanowskii, Lcptopogon 198.
Taugaren 135, 137, 198.
Taunenhäher m. VI, XIX.
Tannenmeise 65. 142, 143, 338.
Tauchente 337.
Teichrohrsänger 68.
teuuirostris, Galerida cristata 33(>.
tetrix, Lyrurus 93.
Thamnomanes 134, 137.
Thamnophilus 134, 137.
thunbergi, Motacilla 98.
Tichodroma 139.
Timeliiden 137, 139, 151.
tinnunculus, Falco t. 42, 60, 68, 241,
282.
titvs, Erithacus 101.
— Motacilla 101.
torquata, Chaja 200.
— Chauna 200.
— Corvus monedula ]86.
— Monedula 186.
torquatus, Phasianus colchicus var. 60.
torquilla, Jynx t. 59, 281.
totanus, Totanus t. 46, 320.
xm,4,'
1918
Schuler: Index.
375
transandinus, Leptopogon superciliaris
307.
Treronidae 129.
tricolor, Rhipidura 139.
Trioga 88, 92.
trinitatis, Chloronerpes rubiginosus 314,
315.
— Cyanerpes caerulea 194.
trivialis, Anthus t. 32, 57, 65, 162, 233,
261, 331.
— Corvus 184, 213.
trivirgatus, Phylloscopus 138, 139.
Trochiliden 137, 148.
trochilus, Phylloscopus t. 37, 56, 69,
139, 165, 230, 272.
troglodytes, Troglodytes t. 38, 56, 68,
168, 231, 277.
tschegrava, Stern a 89, 90.
tschudii, Ampelioides 110.
— Cotinga 110.
tschusii, Cinclus c. 277.
Turmfalk 68, 338.
Turmschwalbe 62.
turrium, Monedula 96.
turtur, Streptopelia t. 23, 60, 242, 286.
— Turtur 93.
Tyto 94.
ulula, Surnia 124.
Uraleule 94.
urbica, Delichon u. 39, 58, 62, 168,
240, 278, VI.
urogallus, Tetrao u. 49, 287.
valachus, Corvus cornix 214, 216, 217,
219.
vanelliis, Vanellus 46, 169, 244, 285,
320.
varia, Geocichla 100.
venezuelensis, Leptopogou superciliaris
307.
viridicauus, Picus canus 333.
viridicyaua, Cyanolyca v. 107.
viridicyanea, Cyanocitta 107.
viridi-cyanus, Garrulus 107.
viridis, Ampelis 199.
viscivorus, Turdus v. 55, 166, 229, 274.
volgensis, Carduelis c. 327.
vulgaris, Sturnus v. 29, 57, 63, 160,
236, 250.
vulneratum, Dicaeum 138, 143.
vulpinus, Turdus 303.
^Wacholderdrossel 64, 129, 167.
Wachtel 319.
wakoloensis, Myzomela w. 144.
Waldbaumläufer 67, 142, 163, 338.
Waldkauz 94.
Waldrapp 320.
Waldschwirrvogel 69.
Wasseramsel 67.
Wasserhuhn VI.
Wasserpieper 70, 338, XX.
Wasserschmätzer VI.
Webervögel 128.
Weidenlaubvogel 69, 131, 132, 137.
Weidenmeise 65, 137, 143, 146, XVIII,
XXIV.
Weißköpfchen (Certhiparus albicilla)
130, 136.
wellsi, Coereba (Certhiola) 197.
westermanni, Muscicapula melanoleuca
138, 139, 144.
wrayi, Aethopyga 139.
Würger 136.
— rotrückiger 64.
xanthoschistos, Cryptolopha 138.
Xenops 134.
Zaungrasmücke 65.
Zaunkönig 68.
Zeisig 128, 129.
Zippamxner VI.
Zippe 65.
Zosteropiden 137, 138, 140, 141.
Zwergfüegenschnäpper 338.
376 bchulcr: hulox.
L Ges. Bay.
Errata.
Lies:
p. VI Zeile 13 von uuten über dem Strich Brutvogel statt Brutvogol.
p. XIX Zeile 14 von unten Gaschott statt Gaschudt.
p. 107 Zeile 7 von oben A. s. amazonum statt D. s. amazomim.
p, 108 Zeile 11 von oben C. r. cyanolaema statt C. c. cyanolaema.
— Zeile 18 von oben violettblaue statt blaugraue,
p. 172 Zeile 23 von oben feststellt statt festgestellt,
p. 190 Zeile 12 von oben subsp. statt susbp.
p. 232 Zeile 2 unter dem Strich Gegenstand statt Gegenstend.
p. 294 Kopfsehrift Schmitt statt Schmidt.
XIII
191
'^ ' \ E Schnorr v. Carolsfeld: Sitzungsberichte.
Sitzungsberichte.
Bearbeitet von E. Schnorr von Carolsfeld.
Ausserordentliche Mitgliederversammlung am 2. Juli 1915.
Anwesend die Herren: Frhr. v. Besserer, Bamberger, Dultz,
Hellmayr, Lankes, Laubmann, Müller, Pischiuger, v. Schnorr,
S t e c h 0 w.
Tagesordnung: Neiiwahl des Kassenwarts.
Der Vorsitzende Frhr. v. Besserer stellt die satzungsgemäß voll-
zogene Einberufung der außerordentlichen Mitgliederversammlung fest,
die durch die Einziehung des bisherigen Kassenwarts der Gesellschaft,
Herrn W. K 1 e e m a n n zum Militärdienst veranlaßt wurde. Nach Dar-
stellung der Sachlage durch den Generalsekretär wurde H. Klee mann
auf Antrag der Vorstandschaft durch einstimmigen Beschluß der Ver-
sammlung seines Amtes enthoben und an seiner Stelle Herr A. Dultz
interimistisch zum Kassenwart gewählt. Als Ersatz für den in den Vor-
stand tretenden Herrn Dultz wurde Herr Pischinger in den Ausschuß
berufen. Sodann wurde über die zu ergreifenden Maßnahmen in der
Kegreßfrage beraten und die Vorstandschaft ermächtigt, alle erforderlichen
Schritte einzuleiten, um Herrn Kleemann zur Herausgabe des noch in
seinen Händen befindlichen Barbestandes des Vereinsvermögens zu ver-
anlassen^). E. V. Schnorr.
Sitzung am 1. Oktober 1915.
Anwesend die Herren: Frhr. v. Besserer, Hellmayr, Heu-
bach, Laubmann, Oertel, v. Schnorr, Sachtleben (als Gast).
Vom Bayer. V. V.: die Herren Eckart, Engel, Oberhuber,
Schmaderer, Sigl, Zierer.
Entschuldigt: Herr Dultz (verreist).
Vorsitzender Fr h r. v. Besserer begrüßt nach den Ferien die An-
wesenden und streift kurz die Weltlage unter warmen Worten des Ge-
denkens an unsere kämpfenden Heere. — Von einer Wiederholung der
Beringungsversuche sei angesichts der durch den Krieg bewirkten Sperre
gegen die Nachbarländer abgesehen worden. Von Rossitten wird
mitgeteilt, daß Möve 21767 südlich Taberna (in Valencia) geschossen
wurde. Herr Hellmayr übermittelt Mitteilungen der Herren Stadler-
Lohr (Maintal und Spessart), Gebhardt-Nürnberg (betreffs Rufe von
') Herr W. Klee mann ist dieser Aufforderung trotz wiederholten Mah-
nungen bisher nicht nachgekommen, — Red.
I
VI E. Schnorr v. Carolsfekl: Sitzungsberichte.
PVerh. Orn.
|_ Ges. Ray.
Parus atricapillus subsp., wahrscheinlich suhmontaniis, in Marquart-
stein) und Gen gier, der im P""elde Bälge gesammelt hat, z.B. auch
eine Serie von Nebelkrähen. Nach einigen geschäftlichen Bemerkungen
macht Vorsitzender seine angekündigten Mitteilungen über Ornitho-
logische Beobachtungen in Bad Tölz. Aus der eingehenden
Schilderung der dort vom Vortr. beobachteten Arten ist hervorzuheben :
Zahlreiche Bussarde, 11. 9. Zug in wachsender Zahl. Auf der Spitze
des Zwiesel zwei Kolkraben. Mehi'ere Tannenhäher. Kolonien von
Meblschwalben, 14 — 15 Nester an einem Gebäude. Berglaubvogel weder
auf Zwiesel, noch Bioraberg.
In der folgenden Bespreclinng heben Herr Oertel und Vortr. noch-
mals den von letzterem beobachteten Zug nach Süden und das Überfliegen
der Alpen hervor. Auch schlechte Flieger (Wasserhühner, Haubentaucher)
seien in 1500 — 1800 Meter Höhe beobachtet worden. Vortr. und Herr
Hellmayr betonen, daß Rauch- und Meblschwalben sich immer getrennt
halten. Dann wird von Herrn Hellmayr die Literatur besprochen.
E. V. Schnorr.
Sitzung am 5. November 1915.
Anwesend die Herren: Frhr. v. Besserer, Bamberger, Dultz,
M. Gutraann (als Gast), Hellmayr, Laukes, Müller, Oertel, Pi-
schinger, Sachtlebeu, v. Schnorr,
Vom Bayer. V.V. : die Herren Engel, Flach, Schmaderer , Sigl.
Vorsitzender macht einige Mitteilungen betreffs der Mitgliederliste.
Eingetreten: Frau Elsie Reiche nberger und Herr Sachtleben,
ausgetreten: Frl. Schneider und Herr Ren die. Nach einer Zu-
schrift von Fi sc her -Augsburg sei die Sammlung Ziegler für das
Augsburger Naturhistorische Museum erworben worden. In einem der
älteren Jahrgänge des „Journals für Ornith." fand Herr Hellmayr,
daß die Zippammer schon Anfangs der 80 er Jahre bei Bad Dürkheim
als Brutvogol beobachtet worden sei. Herr Hellmayr spricht sodann
über „Ornithologische Beobachtungen aus der Ostschweiz", die er während
eines 6 wöchentlichen Aufenthaltes (20. Juli bis Anfang September) auf
einer Reise von Rorschach quer durch das Alpsteingebiet an den Walleu-
see und in die Glarner Alpen anstellen konnte: auf dem Säntisgipfel
viele Alpensegler; der Berglaubvogel kommt bis auf die Talsohle; Tannen-
häher und Wasserschmätzer in mäßiger Zahl; zwei Steinadler unweit
Linthal beobachtet etc.
Vortr. gibt ein Handbuch des Gebietes herum und empfiehlt es den
Anwesenden zum Besuch.
Vorsitzender bespricht ausführlich die Abhandlung unseres Mitgliedes
A. Ries über die Vogelwelt der Gegend von Bamberg, die einen außer-
ordentlich wertvollen Beitrag zur Ornis Bavarica darstelle^). Herr
') Vgl. diese „Verhandlungen", XIII, p. 124.
'_ ' I E. Schnorr v. Carolsfeld: Sitzungsberichte. VII
Pischiuger legt eine Reihe ausgezeicLuet schöner Photographien aus
freier Wildbaliu vor, die einer seiner frühereu Schüler, caud. rer. nat.
Lutz aufgenommen hatte. Herr Hellmayr bespricht zum Schluß die
neue Literatur, E. v. Schnorr.
Sitzung am 3. Dezember 1915.
Anwesend die Herren: Frhr. v. Besserer, Dultz, Hellmayr,
Lankes, Laixbmann, Pischinger, Sachtleben, Lutz (als Gast).
Vom Bayer. V.V. die Herren: Dirnaichner, Eckart, Engel,
Oberhuber, Zierer.
Entschuldigt: Herr v. Schnorr.
Nach Begrüßung durch den Vorsitzenden Herrn v. Besserer gibt
Herr Hellmayr den Eiulauf bekannt: Kartengruß von Herrn Strese-
mann aus dem Feld, Zuschrift von Dr. Stadler- Lohr, der im No-
vember am Main festgestellt hat: Sturmmöve, Lachmöven im Winter-
kleid, Schnatterenten, Krickente unter Stockenten, am 20. Oktober
Gallinago media, Berglaubsänger als Durchzügler, Oidemia fusca und
Haubentaucher. Das Durchziehen des Berglaubsängers am Main hält
Herr Hellmayr für iinwahrscheinlich. In einer Zuschrift ersucht der
Bayer. Vogelliebhaber- Verein um Unterstützung gegen die Wiederein-
führung des Dohuenstieges. Die Gesellschaft schließt sich im wesent-
lichen dieser Kundgebung an. Herr Laubmanu berichtet über die
Verbreitung und die Unterarten von Motacilla flava L. Herr Hell-
mayr trägt sodann vor über die geographische Variation von
Parus aier L, Bei beiden Berichten Vorweisung von Vertretern der
geschilderten Subspezies. Herr Lutz zeigt eine größere Zahl ausge-
zeichnet gelungener Freiaufuahmen von Vögeln (Möve, Fasan, Meisen,
Zaunkönig, Rotschenkel) und Wild (Riih, Hase, Wildschwein) vor. Vor-
sitzender dankt Herrn Lutz für seine Vorweisung. H. Sachtleben.
Mitgliederversammlung am 8. Januar 1916.
Anwesend die Herren: Frhr. v. Besserer, Dultz, Fischer
(Augsburg), Hellmayr, Heubach, Lankes, Müller, Oertel,
Pischinger, Sachtleben, v. Schnorr, Schuler (Bayreuth).
Vom Bayer. V.V. : Herr Engel.
Vorsitzender Herr v. Besserer begrüßt die Anwesenden und be-
richtet nach Verlesung der Protokolle durch die Herren v. Schnorr und
Sacht leben über den Mitgliederstand. Das Andenken des verstorbenen
Ehrenmitgliedes Grafen v. Berlepsch wird durch Erheben von den
Sitzen geehrt. Herr v. Schnorr berichtet über die stattgehabten Ver-
sammlungen. Vorsitzender erstattet den Jahresbericht. Infolge der
kriegerischen Ereignisse mußte Einiges zurückstehen, so die Beringuugs-
versuche. Ein Gutachten Avurde an die Schweizerische Ornithol. Gesell-
schaft (Vors. Heß in Bern) abgegeben: über Schutz des Bodenseegebietes,
besonders gegen Abschuß der Haubentaucher, Säger u. a. Weiterhin
1"=
VIII E. Schuorr v. Carolsfeld: Sitzungsberichte. i ^'
|_ Ges.
Ürn.
Bay.
spricht Vorsitzender über die Veröffeutlichungen der Gesellschaft und die
erhaltenen Zuwendungen (vom Landrat von Oberbayern 200 Mk., vom
Ministerium des Innern 200 Mk., dem der Finanzen 100 Mk.). Er
spricht auch an dieser Stelle Dank für das Wohlwollen der genannten
Stellen aus. Von den Herren Graf v. Mirbach und Baum gar tner
richtet Vorsitzender Grüße aus. Herr Dultz gibt seinen Recheiiscliafts-
bericht als Kassenwart. Auf Grund der Revision durch die Herren
Heubach und Lankes wird ihm Entlastung erteilt. Herr Hellmayr
berichtet über den Stand der Bibliothek. Die Gesellschaft steht mit
128 Vereinen, Gesellschaften und Museen in Schriftenaustausch. Herr
Hellmayr erstattet hierauf kurzen Bericht über die Angelegenheit des
früheren Kassenwarts Kleemann, der geschrieben habe, er werde zur
Regelung der Sache in Urlaub hieher kommen^). Die Wahl der Vor-
standschaft ergibt Wiederwahl der bisherigen Mitglieder. In den Aus-
schuß werden an Stelle der ausscheidenden Herren Dultz und Ren die
die Herren Pischinger und Ries (Bamberg) gewählt, als Revisoren
für nächstes Jahr die Herren Lankes und Oertel. Auf Anregung
des Herrn Dultz wird beschlossen, die Kasse zinstragender (als offenes
Depot mit ^/^jährlicher Kündigung) anzulegen. Nach den üblichen
Dankeserstattungen schließt Vorsitzender die Versammlung um 10^/^ Uhr.
E. V. Schnorr.
Sitzung am 4. Februar 1916.
Anwesend die Herren: Frhr. v. Besserer, Dultz, Hellmayr,
Laubmann, Oertel, Pischinger, Sachtleben, v. Schnorr,
Vom Bayer. V.V. : die Herren Engel, Schmaderer, Sigl, Zierer.
Nach Eröffnung der Sitzung durch den Vorsitzenden Herrn v. Bes-
serer spricht Herr Laubmann über die Nomenklatur unseres
Eisvogels^) und erläutert dann an der Hand entsprechender Bälge die
außereuropäischen Formen, ihr jeweiliges Verbreitungsgebiet und ihre
Unterscheidungsmerkmale.
Herr Hellmayr bespricht wie gewöhnlich die eingelaufene Literatur.
E. V. Schuorr.
Sitzung am 3. März 1916.
Anwesend die Herren: Frhr. v. Besserer, Gutmann (als Gast)
Hellmayr, Heubach, Lankes, Müller, Pischinger, Sacht
leben, v. Schnorr.
Vom Bayer. V.V. : die Herren Eckart, Engel.
Vorsitzender teilt mit, daß das Ministerium des Innern für 1916
200 Mk. bewilligt habe und dankt für die Zuwendung. Herr Hell-
mayr hält seinen angekündigten Vortrag über die Familie der
Schmuck vögel. Vortragender erläutert eingehend die einzelnen Gat-
^) Dies ist nicht erfolgt. — Red.
') Vgl. diese „Verhandlungen", XII, 1916, p. 238—241.
■^^^^* ^' E. Schnorr v. Carolsfeld: Sitzungsberichte. IX
tungen und Arten nach ihren Merkmalen, ihren biologischen Eigen-
schaften (Stimme, Nahrung, Balzsj)ielj Nestbau, Brutgescliäft u. ?. w.)
und ihr jeweiliges Verbreitungsgebiet. An zahlreichen herumgegebeneu
Bälgen veranschaulicht Vortragender die Vertreter dieser prächtig gefärbten
Vogelgruppe. Sodann teilt Herr Müller noch einige biologische Be-
obachtungen über dieselbe mit. Insbesondere habe er einmal auf eiuemFicus-
Baum (einem sogen. Vogelbaum), der auf sieben Pfahlwurzeln ruht, dessen
Stamm in 12 — 15 Meter Höhe beginnt und der selbst 40—50 Meter
hoch ist, reiches Vogelleben beobachtet (30 — 40 Arten: Spechte, Pfeffer-
fresser, Icteriden, Pipridcu, Formicariiden, sowie Cotinga cayana). Herr
Hellmayr bespricht die eingelaufene Literatur. E. v. Schnorr.
Sitzung am 7. April 1916.
AuAveseud die Herren: Frhr. v. Besserer, Frhr. v. Bibra,
Dultz, Gutmaun (als Gast), Hellmayr, Heubach, Laubmaun,
Pischinger, Sachtleben, v. Schnorr, Stechow.
Vom Bayei'. V.V.: die Herren Engel, Viegelmaun, Schma-
derer, Sigl.
Entschuldigt: die Herren Müller und Oertel.
Vorsitzender Herr v. Besserer teilt mit, daß unser Mitglied Herr
Labonte gefallen sei und bittet sich zu Ehren desselben von den Sitzen
zu erheben. Herr Hellmayr teilt mit, daß die Sammlung des
y Grafen v. Berlepsch (50 000 Bälge) vom Senckenbergischen Museum
in Frankfurt a. M. erworben worden sei. Die Mittel seien der Gesell-
schaft von einer Reihe opferwilliger Bürger zur Verfügung gestellt
worden. Somit ist die Sammlung hocherfreulicherweise in Deutschland
verblieben. Hierauf spricht Herr Stechow über die Vogelwelt
von Bad Nauheim. Vortragender beobachtete dort im Herbst 1913
(Ende Oktober bis Ende November) und im Frühjahr 1914 (11. April bis
12. Mai). Er schildert in anschaulicher Weise die landschaftlichen Ver-
hältnisse von Nauheim und die vorkommenden Vogelarten, und gibt ferner
eine Reihe wertvoller, biologischer Einzelheiten *). In der folgenden Aus-
sprache bemerkt Herr v. Besserer, daß die Amsel bei uns durch Füttern
mit Fleisch ihre Lebensweise geändert habe und dadurch ein Schädling ge-
worden sei. Auch er habe in den Lechauen einmal (22. April 1899) das
massenhafte, nur einen Tag währende Auftreten des Trauerfliegenschnäppers
beobachtet. Herr Hellmayr erwähnt, daß auch in diesem Fi-ühjahr
einzelne Zugvögel im hessischen Mittelgebirge früher als in der bayerischen
Hochebene eintrafen. Die Neueiuwanderung und Ausbreitung des Girlitz
sei eine Mythe. Es sei erwiesen, daß die westdeutschen Vögel eine gut
umschriebene Lokalforra bilden, er müsse also seit Jahrtausenden ein-
gesessen sein. Herr Hellmayr bespricht am Schlüsse die eingelaufene
Literatur. Zu den Ausführungen von Hesse über Calamoherpe Brehmn
*) Vgl. diese „Verhandlungen'', Bd. XIII, p. ö3 — üO.
E. Öchuorr v. CarolsfcKl : Sitzunffsbeiichte.
fVerh. Oru.
[ Ges. J'ay.
bemerkt Herr Hellinayr, daß bisher allen Autoroii eutgangeu sei, daß
Bechsteiu schon einige Jahre vor der Publikation seiner Motacilla
fasciata 1795 denselben Vogel in der Zeitschrift ..Der Naturforscher",
27. Stück, ] 793, p. 43 als Mot. longirostra beschrieben habe, welcher
Name zwar von Cassin in seinen ,.Fasti ornithologiae" (Proc. Ac.
N. Sei. Philad. 1866, p. 38) erwähnt, aber sonst in der oruithologischcu
Literatur nirgends verüeichuet sei. E. v. Schnorr.
Sitzung am 5. Mai 1916.
Anwesend die Herren: Frhr. v. Bibra, Dultz, Hellmayr, Heu-
bach, Müller, Oertel, Sachtleben.
Vom Bayer. V.-V. : die Herren Eckart, Engel, Schmaderer,
Viegelraann, Zier er.
Der stellvertretende Vorsitzende Herr Müller erteilt Herrn v. Bibra
das Wort zu seinem Vortrage über die Vogelwelt von Witten berg
und Umgebung. Vortragender gibt einen Überblick über den Land-
schaftscharakter der Gegend, die durch die Wendung der Elbe nach
Westen zwei ganz verschiedene Formationen aufweise: auf dem nördlichen
Ufer märkischer Sand, dürftige Bodenbewachsung („Busch"), viel unbe-
bautes Land (,.Heide"), auf dem südlichen Ufer fi'uchtbarer Boden,
Wiesen, hohe Bäume, Altwässer, Seeu. Auf dem nördlichen Ufer, wo gegen
die Elbe hin durch einige Bächlein die Vegetation etwas reicher sich ge-
staltet, war der Beobachtuugspuukt des Vortragenden. Er schildert den durch
die Abwechslung in der Landschaft be'^ingten Reichtum der Ornis ein-
gehend. Nach Mitteilung einiger Beobachtungen von Mitgliedern (Schuler-
Bayreuth: 21. April die ersten Mauersegler: 24 April Wendehals:
Oertel: zwei Wendehälse in den Isaraueu ; Steinschmätzer auf der Rad-
rennbahn in Milbertshofen, im Moos auf Torfhaufen häufig; Zierer:
Durchzug von Ortolanen bei Karlsfeld) bespricht Herr Hellmayr die
eingelaufene Literatur. H. Sachtlebeu.
Sitzung am 2. Juni 1916.
Anwesend die Herreu: Frhr. v. Besserer, Frhr. v. Bibra,
Dultz, Hellmayr, Laukes, Müller, Oertel, Pischinger, Sacht -
leben, v. Schnorr.
Vom Bayer. V.V.: die Herren Eckart, Engel, Viegelmaun,
Schmaderer, Sigl.
Entschuldigt: Herr Laubmann.
Herr Hellmayr gibt ein Schreiben von Herrn Gebhardt (Nürn-
berg) bekannt, in dem von der diesjährigen Beringung von 300 Lacli-
möven ai den Frohburger Teichen und einigen Ringeltauben, sowie von
acht jungen Kohlmeisen (in seinem Garten), ferner von einer neuen
Mövenkolonie im Kriegenloher Stockweiher berichtet wird. Sodann spricht
Herr Hellmayr über die Verbreitung des Berglaubsängers im
südlichen Deutschland. Sein Verbreitungsgebiet ist das Berg- und
^^^^'■^' E. SchuoiT V. Caiolsfeld: Sitzungeberichte. XI
Hügelland Mittel- und Südeuropas. Er ist außerordentlich häufig in
den Alpenläudern, iu Bayern regelmäßig im Gebirge und Vorland. Vor-
tragender führt die Einzelbeobachtungen und deren Gewährsmänner an. Die
Daten sind recht zahlreich xmd stammen von den verschiedensten Plätzen
Süddeutschlauds und Österreichs. Er streift die Zugs- und Überwinterung«-
daten und die Lebensweise und erörtert unter Vorweisung von Bälgen
die morphologischen Kennzeichen der vier Laubsäugerarten. In der
Aussprache äußern sich die Herren Lankes und v. Schnorr über den
Gesang des Berglaubvogels, der an den von Sylvia curruca erinnere.
Herr Oertel bemerkt über die Ernährung der Vögel: Laubvögel,
Grasmücken, Spötter, neuerdings auch Finken, Meisen und Spatzen
(Hafermaugel!) rütteln vor den Blättern, um die Flor- und Kamelhals-
fliege, Larven von Marienkäfern und Schwebefliegeu zu fangen, welche
sich alle von Blattläusen nähren. Überhandnehmen der letzteren und Ent-
laubung der Bäume seien die Folgen. Zu dieser Frage nehmen noch mehi-ere
Herren das Wort. Herr Hellmayr gibt hierauf die eingelaufene Lite-
ratur bekannt. E. v. Schnorr,
^^'^'^' I E. Schnorr v. Carolsfeld: Sitzungsberichte. XIII
Sitzungsberichte.
Bearbeitet von E. Schnorr von Carolsfeld.
Sitzung am 6. Oktober 1916.
Anwesend die Herreu: Frhr. v. Besserer, Dultz, Hellmayr,
Heubach, Laukes, Müller, Pischinger, Sachtleben.
Vom Bayer. V.-V. die Herren: Engel^ Flach, Sigl, Zierer.
Entschuldigt: Herr v. Schnorr.
Vorsitzender Herr v. Besserer begrüßt die Anwesenden nach
den Ferien. Die Akademie der Wissenschaften habe 300 Mk., der Land-
rat von Oberbayern 200 Mk. an Beiträgen bewilligt. Als neue Mit-
glieder werden aufgenommen die Herren: Konrad Sc herz er (Nürnberg),
Karl Osthelder (München). Herr Hellmayr verliest die während
der Ferien eingelaufenen Mitteilungen. Oberbürgermeister Geib (Berlin-
Friedenaul habe das Vorkommen von Sylvia hortensis [= orphea auct.]
auf bayeriseijem Boden (zwischen Neuburg a. Rh. und Hagenbach,
S.O. -Pfalz) am 11. und 12. Juni 1914 durch Beobachtung eines singen-
den cf festgestellt^), Prof. Hoffmann (Dresden) eine Brutkolonie der
Felsenschwalbe am Falkenstein bei Pfronten entdeckt. Auf Anfrage
des k. Bezirk.samts Lindau wegen Schnitt des Bodenseeschilfes hat die
Gesellschaft begutachtet, daß gegen einmaligen Schnitt in diesem Jahr
nichts einzuwenden sei. Gymn. -Assistent K, Lang hat in Steinbach, O.B.,
ein g juv. des Adlerbussards erlegt. Leider scheiterte die Erwerbung
des Exemplars für die zoolog. Staatssammlung. Hierauf spricht Frhr.
V. Besserer über Ornit hol ogis dies aus der Gegend von Erding
und Bad Tölz. Im Beobachtungsgebiet Erding hat Vortr. 60 Arten,
in dem von Tölz 80 Arten festgestellt. Zahlreiche interessante Einzel-
beobachtungeu über Brutplätze. — Sodann berichtet Herr Hellmayr
über Beobachtungen in der Nordostschweiz. Das Beobachtungs-
gebiet war das Oberland von St. Gallen, namentlich das obere Toggeu-
burg. Auch das städt. Museum und Heimatmuseum in St. Gallen Avurden
besucht. Herr Hellmayr bespricht eudlich die neu eingelaufene
Literatur. H. Sacht leben.
») Siehe „Gef. Welt" 54, 1916, p. 279.
XIV E. Schuorr v. Carolsfekl : Sitzungsberichte. 1 ^ '
[_ Ges.
Orn
Bav.
Sitzung am 3. November 1916.
Anwesend die Herren: Frbr. v. Bibra, Dultz, Hellniayr, llcu-
bach, Lankes, Laubmann, Müller, Oertel, Pischinger, Sacht-
leben, V. Schnorr.
Vom Bayer. V.-V. die Herren: Engel, Flach, Schmaderer,
Viegelmanu, Zierer.
Entschuldigt: Frhr. v. Besserer.
Der stellvertretende Vorsitzende Herr Müller teilt mit, daß Herr
Max Gutmann (München) sich zur Aufnahme in die Gesellschaft ge-
meldet habe. Gegen die Aufnahme wird keine Erinnerung erhoben.
Bei Genf wurde 17. Juni 1914 Lachmöve E 22 018 von einem Jäger
erlegt. Herr Hellmayr macht die traurige Mitteilung, daß einer der
tüchtigsten deutschen Ornithologeu, Otto Le Roi, in Ungarn gefallen
sei. Neben zahlreichen ornithologischen Abhandlungen habe der Ver-
storbene auch wertvolle Arbeiten über Libellen veröffentlicht. Von
Herrn Stresemann sind einige Briefe mit oi*nithologischem Inhalt
(Zitronenzeisige in den Vogesen, Weidenmeise in der Woevre-Ebene u. a.)
eingelaufen. Hierauf spricht Herr Laubmann über die Eisvögel der
Gattung Alcedo. Europa beherbergt nur eine Art, in Amerika fehlt die
Gattung. Vortr. legt die Bälge der einzelnen Formen unter ver-
gleichender Besprechung vor. — Dann sjjricht Herr Hellmayr über
die Lebensweise von Vögeln in England. Nach einigen ein-
leiteuden Mitteilungen über das Tring-Museum und den Tring-Park be-
spricht Vortr. vergleichend die Färbung lujd Lebensweise verschiedener
Arten bei uns und in England, unter Vorweisung der entsprechenden
Bälge. Hierauf legt derselbe die eingelaufene Literatur vor.
E. V. Schnorr.
Sitzung am 1. Dezember 1916.
AnAvesend die Herren: Frhr. v. Besserer, Gutmann, Hell-
mayr, Oertel, Sachtleben, Stechow.
Vom Bayer. V.-V. die Herren: Eckart, Engel, Flach, Sclima-
derer, Sigl, Viegelraann, Zierer.
Entschuldigt: Herr Dultz, Laubraann, v. Schnorr.
Vorsitzender Herr v. Besserer gibt bekannt, daß unser Mitglied
Herr Lehrer Bertram gestorben sei, und fordert die Anwesenden auf,
sich zu Ehren des Geschiedenen von den Sitzen zu erheben. Vors.
teilt ferner mit, daß nach einer Zuschrift des Grafen Törring eine
1914 am Wörthsee erbrütete und beringte Lachmöve in der Schweiz
erlegt worden sei. Herr Hellmayr vergleicht hierauf, anknüpfend an
einen Artikel von Bacraeister und Kleinschmidt im „Falco" die
nordfranzösische Schwanzmeise mit unserer eiuheiniisclien Form {Aegi-
thalos candatns eiiropaeus (Herm.)). Im Gegensatz zu den beiden ge-
nannten Verfassern kam Hellmayr zu dem Ergebnis, daß kein beständiger
Unterschied zwischen der nordfranzösischen und der mitteleuropäischen
Schwanzmeise bestehe. Vors. verliest Briefe Herrn Stresemaun's, in
■^^^^' ^' E. Schnorr v. Carolsfeld : Sitzungsberichte. XV
1917 J *
denen dieser über die vorgewiesenen nordfranzösischen Schwauzmeiseu
und deren Erlegung berichtet. Nach einigen Worten über Kl ein -
schmidt's Abtrennung der Weidenmeise aus Oberbayern und Oberöster-
reich voa der mitteldeutschen legt Herr Hellmayr die eingelaufene
Literatur vor. H. Sacbtleben.
Sitzung am 5. Januar 1917.
Anwesend die Herren: Frhr. v. Besserer, Dultz, Hellmayr,
Laukes, Laubmaun, Lutz, Müller, Oertel, Osthelder, Pi-
schiuger, Sachtleben, v. Schnorr.
Vom Bayer. V.-V. die Herren: Dirnaichuer, Engel, Sigl,
Zierer.
Vorsitzender Herr v. Besserer begrüßt die neuen Mitglieder
Herren Lutz und Osthelder. Herr Hellmayr macht nähere Mittei-
lungen über den im Felde erkrankten und nach mehrmonatlichem Leiden
in Kaiserslautern verstorbenen Herrn Bertram. Sein Tod bedeutet
einen schweren Verlust für unsere Gemeinde. Ein hervorragend ge-
schulter Feld-Ornitholog, war Bertram über 15 Jahre für die Gesellschaft
tätig und hat wesentlich zur Erforschung der Pfälzer Ornis beigetragen.
Es ist bedauerlich, daß sein Vorhaben, zusammenfassend über die Ornls
der Pfalz zu schreiben, nicht mehr zur Ausführung kam. Von seinen
Einzelabhandlungen ist zu nennen eine Zusammenstellung über die Ver-
breitung der Nachtigall in der Pfalz. — Briefe aus dem Feld von den
Herren Stresemanu und Suukel. — Im Anschluß au eine Anfrage
des Herrn Laukes über die Unterschiede der Weidenmeise bei München
und der Form rhenanus findet angeregter Meinungsaustausch, insbesondere
über Vorkommen und Lebensweise der Glanz- und Mattkopfmeise, über
die Frage einer süddeutschen Mittelform sowiu andere Einzelbeobach-
tungen statt. Dann gibt Herr Hellmayr die eingelaufene Literatur
herum. E. v. Schnorr.
Mitgliederversammlung am 2. Februar 1917.
Anwesend die Herren: Frhr. v. Besserer, Dultz, Eckart,
Gutmann, Hellmayr, Lankes, Laubmaun, Müller, Oertel,
Pischinger, v. Schnorr.
Entschuldigt: die Herren Sachtleben und Schuler.
Vorsitzender Herr v. Besserer eröffnet 8^/2 Uhr die Versammlung,
übermittelt Grüße von Herrn Dr. Gen gier und erstattet dann den üb-
lichen Jahresbericht. Zum ehrenden Gedächtnis der im Dienste des
Vaterlandes gestorbenen Mitglieder Herren Bertram und Labonte
erheben sich die Anwesenden von den Sitzen. Vors. dankt den Herren,
die im abgelaufenen Vereinsjahr fördernd und anregend gewirkt haben,
insbesondere auch den Herren Laubmaun und Hellmayr für die
wichtige Veröffentlichung des „Nomeuclator der Vögel Bayerns". Brief-
liche Mitteilungen trafeu ein von den Herren Stresemaun,
Scheicher, Gengier, Stadler. Au Zuwendungen erhielt die Gesell-
XVI E. Schnorr v. Carolsfeld: Sitzungsberichte. rVerh.Oni.
L Ges. Bay.
Schaft 200 Mk. vom Ministerium des luuern, 200 Mk. vom Laudrat
von Oberbayern, 100 Mk. vom Ministerium der Finanzen (Forstabteiluug),
300 Mk. von der K. B. Akademie der Wissenschaften. Vors. berichtet
endlich über die staltgehabten Sitzungen, Herr Hellmayr über den
Stand der Bibliothek. Herr Dultz erstattet den Rechnungsbericht. Zu-
folge Prüfung desselben durch die Herren 0er tel und Lankes wird
Herrn Dultz Entlastung erteilt. Herr Dultz bespricht den Voranschlag
für 1917, woran sich die Besprechung einiger weiterer Punkte betreffs
der Verwaltung schließt. Die Wahl der Vorstandschaft ergibt Wieder-
wahl der bisherigen Funktionäre. Als Ersatzmitglieder für die aus dem
Ausscliuß ausscheidenden Herren Sc hui er und Stechow werden die
Herren Graf v. Mirbach-Gelderu und Lankes gewählt, zu Revi-
soren die Herren Oertel und Gutmann. Der ehemalige Kassenwart
Herr Wilhelm Kleemann wird durch einstimmigen Beschluß der
Versammlung nach § 9, Abs. 2 der Satzungen aus der Gesellschaft
ausgeschlossen. — Nach den üblichen Dankesbezeugungen schließt Vor-
sitzender die Vorsammlung gegen 10 Uhr. E. v. Schnorr.
Sitzung am 2. März 1917.
Anwesend die Herren: Frhr. v. Besserer, Dultz, Hellmayr,
Heubach, Lankes, Laubmann, Müller, Oertel, Osthelder,
Pischinger, v. Schnorr, Stresemann,
Vom Bayer. V.-V. die Herren: Engel, Sigl, Zier er.
Vorsitzender Herr v. Besserer begrüßt den vom Felde beurlaubten
Herrn Stresemann und erteilt Herrn Hellmayr das Wort zu seinem
Vortrage über Unsere Baumläufer. In demselben bespricht Vortr.
unter Vorweisung einer großen Reihe von Bälgen die geographische
Variation mit Rücksicht auf die beiden bekannten Arten von Certhia.
In der folgenden angeregten Aussprache erwähnt Vors., daß bei uns der
Waldbaumläufer auch im Herbst, zur Zeit der Hirsch- und Gemsbrunst,
seine Stimme hören lasse. Herr Hellmayr fügt hinzu, daß im Gebirge
bis hoch liinauf der Waldbaumlänfer der einzige Vertreter seines Ge-
schlechtes sei. Herr Stresemann berichtet über einige biologische Merk-
male und hebt hervor, daß er C. famiUaris erst durch den Krieg kennen
gelernt habe, da in Sachsen fast ausschließlich ('. brachijdactyln vor-
komme. An seine Ausführungen knüpft Vortr. Bemerkungen über die
Verbreitung der Baumläufer in Bayern und erläutert an der Hand einer
von ihm angefertigten Übersichtskarte die gesamten Besiedelungsverhält-
nisse der beiden Arten. Herr Dultz, der die Gesellschaft zu dieser
Sitzung in seinem Geschäftslokal empfangen und bewirtet hat, wofür
ihm Vors. verbindlichst dankt, bringt zum Schluß an die Anwesenden
das Werk des verstorbeneu Geologen W.Knebel über Island zur Ver-
teilung. E. v. Schnorr.
■^^^^' '^' I E. Schnorr v. Carolsfeld: Sitzungsberichte. XVII
1917 J
Sitzung am 13. April 1917.
Anwesend die Herren: Frhr. v. Besserer, Bachmanu, Frhr.
V. Bibra, Dultz, Hellniayr, Heubach, Laukes, Laubmanu,
Osthelder, Sachlleben, v. Schnorr.
Vom Bayer. V.-V. die Herren: Eckart, Engel, Schmaderer,
Sigl, Viegelmaun.
Nach Eröffnung der Sitzung durch den Vorsitzenden Fr hm.
V. Besserer teilt Herr Hellmayr mit, daß laut Karte von Herrn
V. Schilcher Lachmöve 20397 bei Dietramszell am 19. März aus einem
Flug von ca. 250 Stück geschossen wurde. Herr Thienemaun teilt
mit, daß diese im Sommer 1913 in der Mövenkolonie Hiddeusee beringt
worden ist. Vor 14 Tagen wurde unweit des Bahnhofs Giesing ein
..Eisvogel" gefangen, der sich als Lachmöve Nr. 9103 entpuppte. Der
Vogel, der durch Schrotschuß verletzt war, wurde im Hof der Akademie
freigelassen, später aber dem Zoolog. Garten überwiesen. Nach Thiene-
mann war er am 9. Juli 1912 bei Rossitten (Ostpreußen) als Üuneu-
junges beringt worden, Vors. bemerkt^ es sei von Interesse, daß die
nordischen Möven auch bei uns durchkommen und ohne Schaden 5 Jahre
den Ring tragen. Herr Laubmann hält seinen angekündigten Vortrag
über die Häher, in welchem er unter Vorweisung zahlreicher Bälge
die geographische Verbreitung, die Farben- und Formeuuuterschiede der
einzelnen Formen erläutert. Hierauf bespricht Herr Hellmayr die ein-
gelaufene Literatur. E. v. Schnorr.
Sitzung am 4. Mai 1917.
Anwesend die Herreu: Frhr. v. Besserer, Bachmann, Frhr.
v. Bibra, Dultz, Hellmayr, Heubach, Laubmanu, Lutz, Müller,
Oertel, Pischinger, Sachtleben, v. Schnorr.
Vom Bayer. V.-V. die Herren: Engel, Sigl, Zierer.
Vorsitzender Frhr. v. Bessserer dankt Herrn Dultz für ein
interessantes, altes Buch (Jahrb. der Zoolog. Gesellschaft in Amsterdam),
welches derselbe der Bibliothek der Gesellschaft geschenkt hat, und gibt
Herrn Hellmayr das Wort zu seinem angekündigten Vortrage über
Geschichte der Ornithologie. Vortr. schildert eingehend und
lebensvoll die Entwicklung der oruithologischen Wissenschaft und würdigt
insbesondere den Anteil, den die einzelnen Völker im Wechsel der
Zeiten an dieser Entwicklung genommen haben, sowie den Einfluß, der
einzelnen namhaften und hervorragenden Vertretern der Ornithologie
zukommt. Zum Schluß gibt Vortr. einen Überblick über Alter und
Umfang der bedeuteudsteu oruithologischen Sammlungen. Nachdem
Vors. dem Vortr. für seine interessanten Ausführungen herzlichsten
Dank ausgesprochen hat, gibt Herr Hellmayr noch die neueste Lite-
ratur herum. E. v. Schnorr.
XVIII E. Schnorr v. Carolsfeld: Sitzungsberichte. fVerh-Orn.
L Ges. Bay.
Sitzung am 1. Juni 1917.
Anwesend die Herren: Frhr. v. Bibra, Dultz, Hellraayr,
Lankes, Lutz, Müller, Pischinger, Sachtlebeu, v. Schnorr.
Vom Bayer. V.-V. die Herreu: Eugel, Scbmaderer, Sigl, Zier er.
Entschuldigt: Frhr. v. Besserer, Laubmanu.
Der stellvertretende Vorsitzende Herr Müller erfüllt die traurige
Pflicht, die Anwesenden von dem Ableben unseres korrespondierenden
Mitgliedes P. Emmeram Heindl O.S.B. in Andechs, im Alter von
62 Jahren, in Kenntnis zu setzen. Der Verstorbene war ein warmer
Freund unserer Wissenschaft und hat sich um die Erforschung der
bayerischen Ornis außerordentlich verdient gemacht. Herr HeUmayr
teilt mit, daß Herr Laubmann kürzlich am Pfronteuer Falkenstein die
Felsenschwalben (s. Sitzung vom 6. Oktober 1916) wieder beobachtet
und dort auch den Berglaubvogel sehr zahlreich angetroffen habe. Hei*r
Laub mann plane einen Ausflug nach Wörishofen, wo der Zwergfliegeu-
schnäpper vorkommen soll. Herr v. Besserer sendet Grüße aus Tölz
uud hebt hervor, daß die behauptete Abnahme der Grasmücken und
Schwalben dort nicht zu bemerken sei. Ferner berichtet Herr HeU-
mayr über vergleichende Studien, die er kürzlich an Weidenmeiseu
vorgenommen habe. Es lägen nunmehr schöne Serien aus dem oberen
Isartal, dem bayerischen Wald, den Vogesen und der Woevre-Ebeue
vor, welche genügendes Material zur Klärung der Beziehungen zwischen
der bayerischen und der westeuropäischen Form darböten. Nach zwei
Altenburger Exemplaren aus der Sammlung des Herrn H. Hildebrandt
zu urteilen, scheine die thüringische Form [salicarius) dem westliclien
rhenanns näher zu stehen, wogegen die bayerische wohl als besondere
Form {submontanus) abzutrennen sei. Ferner bringt Herr Hellmayr
weiteres Material (s. Sitzung vom März) über die beiden Certhia zur
Kenntnis. — Herr v. Bibra verliest einen Abschnitt aus Boel sehe's
Tierbuch über den „fliegenden Hund-', woran sich eine längere Aus-
sprache über die Theorie des Fliegens des Archaeopteryx, fliegenden
Eichhorns, Drachens u. s. w. anknüpft. Herr Lutz legt schöne Auf-
nahmen aus freier Natur von brütenden, fütternden u. s. w. Vögeln und
Nestjungen vor (Rotschenkel, Lachmöve, Grünling, Goldammer, Mistel-
drossel, Buchfink). Herr Hellmayr gibt die eingelaufene Literatur
herum. E. v. Schnorr.
^^^^' "•' I E. Schnorr v. Carolsfeld: Sitzungsberichte. XIX
1918 J
Sitzungsberichte.
Bearbeitet von E. Schnorr von Carolsfeld.
Sitzung am 5. Oktober 1917.
Anwesend die Herren: Frhr. v. Besserer, Dnltz, M. Gut-
manu, Hellmayr, Heubach, Lankes, Lutz, Osthelder, Sacht-
leben, V. Schnorr,
Vom Bayer, V.-V. die Herren: Ballabenu, Eckart, Engel,
Sigl, Zierer.
Vorsitzender Herr v. Besserer gibt zu Beginn der Sitzung be-
kannt, daß die Gesellschaft durch das im Juli erfolgte Ableben ihres
Mitgliedes Hugo Mayhoff (Dresden) einen schweren Verlust erlitten
habe. Die hervorragende Beobachtungsgabe des Verstorbenen und die
außerordentliche Sorgfalt, die alle seine Veröflfentlichungen auszeichnet,
lassen den vorzeitigen Tod dieses strebsamen, zu großen Hoffnungen
berechtigenden jungen Forschers nur um so tiefer beklagen. Die An-
wesenden ehren das Andenken des so früh Geschiedenen durch Erheben
von den Sitzen. Herr v. Besserer setzt die Anwesenden davon in
Kenntnis, daß der Landrat von Oberbayeru die Bestrebungen der Ge-
sellschaft durch Zuwendung eines Beitrages von 200 Mk. unterstützt
habe, und bringt dafür den Dank der Vorstaudschaft zum Ausdruck.
Der Gymnasiast Gaschudt, ein eifriger Beobachter unserer einheimischen
Vogelwelt, hat gelegentlich eines Frühjahrsaufenthaltes in der Rhein-
pfalz, wie Herr Hellmayr mitteilt, die Z&unammer [Emberiza e. ci7-his)
bei den Orten Dürckheim, Deidesheim und Forst wiederholt beobachtet.
Damit sei die weitere Verbreitung dieser Ammer — die erstmals von
Herrn F. Zumstein in Bad Dürckheim mit Sicherheit festgestellt
wurde — im Pfälzer Lande wohl genügend erwiesen. Nach einigen
kleineren Mitteilungen berichtet Herr Hellmayr über Gelegenheits-
beobachtuugen bei seinem im übrigen ausschließlich alpinen Zwecken
gewidmeten Aufenthalt in Oberstdorf (Algäu). Der Tannenhäher wurde
nur in wenigen Exemplaren, der Kolkrabe dagegen auf jeder Bergtour
in einem oder zwei Paaren augetroffen. Am 20. Jiili verhörte Vortr.
einen singenden Girlitz im Parke des Hotel Luitpold. Er hebt hervor,
daß infolge Mangels an Material immer noch nicht festgestellt sei, welcher
XX E. Schnorr v. Carolsfeld: Sitzungsberichte. fVerh-Orn.
|_ Ges. Bay.
Form der iu Oberbayeru und Schwaben sporadisch vorkommende Girlitz
augehöre. Steiuschmätzer und Alpeubraunellen kamen wiederholt zur
Beobachtung, außerordentlich häufig auf den Hochwiesen sei der Wasser-
pieper. Den Zitrouzeisig hat Herr Hellmayr trotz besonderer Auf-
merksamkeit nicht angetroffen. Zum Schluß erfolgt die übliche Be-
sprechung der neu eingelaufeneu Literatur. E. v. Schnorr.
Sitzung am 2. November 1917.
Anwesend die Herren: Frhr. v. Besserer, Dultz, M. Gut-
mann, Hellmayr, Heubach, Lankes, Laubmaun, Lutz, 0er tel,
Sachtleben, v. Schnorr.
Vom Bayer. V.-V. die Herren: Eugel^ Seh mader er, Zier er.
Vorsitzender Herr v. Besserer eröffnet die Sitzung mit der Mit-
teilung, daß unser Mitglied Herr Toni Stadler im vergangenen Sommer
verschieden ist. Die Anwesenden ehren das Andenken au den Ver-
storbeneu durch Erheben von den Sitzen. Für die Bewilligung einer
Subvention von 100 Mk. diu'ch die Ministerial-Forstabteilung des k. Fi-
nanzministeriums spricht der Vorsitzende deu gebührendeu Dank der
Gesellschaft aus. Auf die Teilnahme an der Hundertjahrfeier der
Senckenbergiscüen Naturforscheuden Gesellschaft iu Frankfurt (Main)
müsse die Orn. Gesellschaft mit Rücksicht auf die schwierigen Verkehrs-
verhältnisse leider verzichten. Herr Hellmayr weist bei Vorlage der
Literatur auf eine Neuerwerbung der Vereinsbibliothek, das „Verzeichnis
der iu Mähreu vorkommenden Vögel" von A. Müller, Brunn 1830,
hin. Die seltene Schrift, in welcher erstmals eine Zusammenstellung
der mährischen Vögel versucht wird, enthält die Originalbeschreibung
von Calamokerpe Brehmii, jener merkwürdigen Aberration des Teich-
rohrsängers, mit der sich neuerdings Schal ow und Hesse eingehend
beschäftigt haben. Ferner lenkt Herr Hellmayr bei Vorweisung der
Festschrift zu Antou Reich enow's 70. Geburtstage die Aufmerksam-
keit der Anwesenden auf W. Hagen's Beitrag zur Biologie und Fau-
nistik unserer Cer//m-Arten, in welchem neben einer kritischen Be-
sprechung der einschlägigen Literatur die Gesänge der beiden Baumläufer
treffend charakterisiert seien. Ref. könne dem Verfasser nur vollinlialt-
lich darin beistimmen, daß eine Verwechslung der Strophen für jeden,
der sie sich einmal eingeprägt habe, einfach ausgeschlossen sei. Auch
die verschiedene Tonlage des Lockrufes biete bei einiger Übuug einen
durchaus zuverlässigen Anhaltspunkt, um die Art mit Sicherheit anzu-
sprechen. Wenn Hagen eine Verschiedenheit der Aufenthaltsorte für
Garten- und Waldbaumläufer bestreite, so mag dies für die Lübecker
Gegend zutreffen. Auf Grund seiner-, in anderen Gegenden Deutsch-
lands angestellten eigenen Beobachtungen müsse Ref. jedoch daran fest-
halten, daß der Garten baumläufcr (0. hrachydactyla) Anlagen und lichte
Gehölze, der Waldbaumläufer (C. familiaris) dagegen den geschlossenen
XIII, 3,1 g Schnorr v. Carolsfeld : Sitzungsberichte. XXI
1918 J ^
Hochwald vorziehe. So habe er in Hessen auf den Pappelu bei Gerten-
bach im Werratal und auf den Obstbäumen au der Straße gegen das
Gut Hübeutbal nur den Garten baumläufer angetroflfeu, wogegen im Tannen-
hoch walde hinter der Försterei von Berlepsch der Waldbaumläufer zu
Hause war. Ähnlich verhalte es sich in der hiesigen Gegend. In
den ausgedehnten Forsten um München lebe nur C. familiaris, in den
Anlagen der Stadt, im Nymphenburger Park sowie in den städtischen
Isarauen hinwider ö. hrachycladyla. Im Herbst und Winter stricben
die Vögel umher und dauu treffe man zuweilen beide in demselben
„Meisenschwarme'', Geradezu drollig sei es, wenn Hagen auf Grund von
je drei Exemplaren ohne Geschlechtsangabe versuche, die durch Unter-
suchung eines gewaltigen Materials gewonnenen Resultate der Syste-
matiker über die morphologischen Unterschiede der zwei Baumläuferarten
in Zweifel zu ziehen. Es sei jedem Kenner geläufig, daß bei beiden
Arten die Männchen merklich längere Schnäbel besitzen als die Weib-
chen, und man gelange natürlich zu ganz falschen Schlußfolgerungen,
wenn man cTcf der kurzschuäbeligen C. familiaris mit Jg der lang-
schnäbeligen G. hrachydactyla vergleiche. Die Größenunterschiede er-
hellen aus der Gegenüberstellung der Maße, die Ref. einem Bruchteile
des in der Sammlung des Zoologischen Museums befindlichen Materials
der zwei Baumläuferarten entnommen habe.
G. familiaris macrodadyla Brehm.
28 cTcT ad. Flügel 63—68; Schnabel 15— 16'7^, einmal 14,
zweimal 14*/2 mm.
19 55 ad. Flügel 60—63; Schnabel 13—14 mm.
G. brachydactyla hrachydactyla Brehm.
14 cTcT ad. Flügel 62—651/3; Schnabel 17— I8V2, einmal
163/
mm.
8 55 ad. Flügel 59—63; Schnabel 15—16 mm.
Bezüglich der zwei anerkannten deutschen Formen des Waldbaum-
läufers bemerkte Herr Hellmayr, daß sie infolge der bedeutenden
individuellen Variation sehr schwer und überhaupt nur an der Hand
großer Serien aus der Brutzeit befriedigend abzugrenzen seien. Ein-
zelne Stücke könnten für die Frage, ob ein bestimmtes Gebiet diese
oder jene Form beherberge, nicht beweisend sein. So seien z. B. manche
zur Brutzeit in Oberbayern erlegte Waldbaumläufer durchaus nicht von
genuinen familiaris aus Schweden und den baltisclien Provinzen zu
unterscheiden! Ob die typische faDiiliaris westwärts wirklich bis au
die Elbe sich verbreite, wie behauptet worden ist, scheine dem Ref.
mithin noch des Beweises zu bedürfen. Vögel von Torgau an der Elbe
vermöge er jedenfalls nicht von macrodactyla aus Thüringen, Franken pp.
zu trennen.
XXII E. Schnorr v. Carolsfeld: Sitzungsberichte.
[Verh.Ürn.
Ges. Bay.
Ref, nahm ferner Gelegenheit, auf die verwandtschaftlichen Be-
ziehungen des korsischen Baumläufers einzugehen. Reicli en o w ^) habe
kürzlich die Auffassung vertreten, daß C. familiaris corsa gar kein Wald-
baumläufer, sondern eine besondere Art sei, die zwisclien C. familiaris
und G. brachydadyla mitten inne stehe. Abgesehen davon, daß die An-
nahme einer zwei Formenkreise verbindenden „Zwischenform'' von vorn-
herein sehr wenig Wahrscheinlichkeit für sich habe, ergebe der sorg-
fältige Vergleich von einem halben Dutzend Bälgen aus Korsika, daß
C. f. corsa nach Färbungscharakter, Stirnzeichnuug, Proportionen etc.
ein ultratypisches Mitglied der famüiaris-Gvuppe sei. Reichenow sei
augenscheinlich durch den gelegentlich auftretenden dunklen Fleck am
Unterflügel und die beträchtliche Schnabellänge getäuscht worden, welch
letztere jedoch im richtigen Verhältnis zu den sonstigen Riesendimen-
sionen dieser Inselform stehe. Der dunkle Fleck auf den Uuterhand-
decken trete auch zuweilen bei den zentralasiatischen Formen des W^ald-
baumläufers auf und könne somit als ausschlaggebendes Merkmal der
Gruppe des Gartenbaumläufers nicht betraclitet werden.
Sitzung am 7. Dezember 1917.
Anwesend die Herren: Bach mann, Frhr. v. Besserer, Frhr.
V. Bibra, Dultz, Hellmayr, Heubach, Laukes, Laubraanu,
Lutz, Oertel, Osthelder, Sachtleben, v. Schnorr, Stechow.
Vom Bayer. V.-V. die Herren: Ballabene, Dirnaichner,
J]ckart, Engel, Flach, Sigl, Zierer.
Vorsitzender Frhr. v. Besserer eröffnet 8*/.^ Uhr die Sitzung
und teilt mit, daß zwei neue Mitglieder, Herr Lehrer Richard Schi e gel
in Leipzig, und Herr Förster Wilhelm Rüdiger in Forsthaus Eisen-
hammer bei Steinbusch, Kreis Arnswalde (Neumarkt), angemeldet sind.
Gegen deren Aufnahme besteht keine Erinnerung. Er erteilt sodann
Herrn Lankes das Wort zu seinem angekündigten Vortrage: Beiträge
zur Vogelfauna von Ascholding, Isartal. Vortragender hat auf
diesem, durch befreundete Jagdbesitzer ihm zugänglichen Gebiete um-
fassende Beobachtungen angestellt und in Aufzeichnungen niedergelegt.
Eine Fülle von biologischen Einzelheiten bereichern die wertvollen,
systematischen Feststellungen des Vortragenden. — Herr Ilellniayr
legt die eingelaufene Literatur vor. E. v. Schnorr.
Mitgliederversammlung am 4. Januar 1918.
Anwesend die Herren: Frhr. v. Besserer, Dultz, Eckart,
Hellmayr, Ileubach, Lankes, Laubmanu, Lutz, Oertel,
Sachtleben, v. Schnorr, Stechow.
Vorsitzender Herr v. Besserer begrüßt die Anwesenden mit guten
Wünschen für das Neue Jahr. Schriftführer Herr v. Schnorr berichtet
M Journ. f. Ornith. 65, 1917, p. 97.
XIII, 3, p. Schnorr v. Carolsfeld: Sitzungsberichte. XXIII
1918 J
über den Mitgliederstand. Vorsitzender erstattet den Jahresbericht,
spricht zunächst über die stattgehabten (8) Sitzungen im verflossenen
Jahre und dankt jenen Herren, die durch Vorträge und Vorweisungen
dazu beigetragen haben, sie anregend zu gestalten. Eiu Gutachten ist
von der Gesellschaft erstattet worden, nämlich über die Freigabe der
Jagdansübung im Schutzstreifen Lindau, welches dahin lautet, daß unter
den jetzigen Umständen den Jagdpächtern nicht zu verwehren sei, jagd-
bares Wassergeflügel zu erlegen. — Von unseren Vex'liandlungen wurde
Baud XIII, Heft 1 und 2 veröffentlicht. An Zuwendungen erhielt die
Gesellschaft vom Ministerium des Innern 200 Mk., vom Finanzmini-
sterium (Forstabteilung) 100 Mk., vom Landrat von Oberbayern 200 Mk.,
von der Akademie der Wissenschaften 400 Mk. Vors. spricht auch au
dieser Stelle den Dank der Gesellschaft aus. Herr Hellmayr berichtet
über die Bibliothek: für den Schriftenaustausch seien zwei neue Korre-
spondenten, die naturwiss. Gesellsch. Chemnitz und die oruithol. Station
Salzburg gewonnen worden. Naumann's „Vogelsteller" und Tscheiner's
„Vogelfänger" wurden der Bibliothek von Dr. Armin Süsseugut
(München) geschenkt; Herrn Dultz verdankt die Gesellschaft neben
anderen Gaben das Jahrbuch der Ges. Naturae artis Magistra (Amsterdam),
und Bechstein, Gemeinnützige Naturgeschichte der Vögel, 2. Ausg. —
Herr Dultz erstattet den Rechenschaftsbericht; es wird ihm mit Dank
Entlastung erteilt. Er kommt dann auf den Vorschlag zurück, den
Jahresbeitrag auf 10 Mk. zu erhöhen. Hieran schließt sich eine aus-
führliche Besprechung über die geeignetsten Mittel und Wege zu einer
Erweiterung des Mitgliederstaudes und Wirkungskreises der Gesellschaft.
Der Antrag auf Erhöhung des Beitrages wird durch Abstimmung ange-
nommen. Auf Antrag des Herrn Oertel wird von der Versammlung
die Bildung einer fachmännischen Kommission für Vogelschutz beschlossen.
Die k. b. Ministerien des Innern und der Finanzen sollen durch ein
Schreiben von der Bereitwilligkeit der Gesellschaft verständigt werden,
in Zukunft alle den Schutz der Vögel betreffenden Angelegenheiten einer
sorgfältigen Prüfung und Begutachtung zu unterziehen. Als Mitglieder
der Kommission werden die Herren Oertel, Eckart und Laubmann
gewählt. Die Wahl der Vorstaudschaft ergibt Wiederwahl der bisherigen
Funktionäre. Zu Ausscliußmitgliedern werden für die ausscheidenden
Herren Ries und Pisc hinger neu gewählt die Herren: Kill ermann
(Regensburg) und Heubach (München), als Revisoren die Herren
Sachtlebeu und Steciiow. Herr Lau k es dankt zum Schluß der
Vorstandschaft. Schluß lO^a Uhr.
E, V. Schnorr.
XXIV E. Schuorr v. Carolsfeld: Bitzuugsberichte. fVerh. Orn.
L Ges. Bay.
Sitzung am 1. Februar 1918.
Anwesend die Herren: Frhr. v. Besserer, Frlir. v, Blhra,
Gutmaun, Hellmayr, Lankes, Lutz, Müller, Oertel, Ost-
helder, Sachtleben, v. Schuorr, Stechow.
Vom Bayer. V.-V. die Herreu: Bai laben e, Eckart, Engel,
Flach, Schmaderer, Sigl, Viegelmauu,
Entschuldigt die Herren: Dultz und Laubmann.
Einer Zuschrift von Herrn Ries ist zu entnehmeu, daß bei Bam-
berg eine Großtrappe erlegt worden sei. Wie Herr Zu raste in (Bad
Dürckheim) mitteilt, hat er die Zauuammer [Emheriza chius) auch bei
Üeidesheim augetrofieu. Als ueue Mitglieder wurden die Herreu Balla-
bene und Darmstädter aufgenommen. — Auf Anregung des Herrn
Lankes findet eine längere Aussprache über das Vorkommen der
VVeidenmeise im bayerischen Gebirgsvorland statt. Im oberen Isartal
bei Wolfratshausen sei sie zur Brutzeit nicht anzutreffen. Herr Lankes
weist auf die auffallende Minderzahl vieler Vogelarten im diesjährigen
Winter hin | er hält das Fehlen geeigneter Sämereien für die Ursache.
Herrn Hellmayr's Anfrage, ob durch den vorjährigen strengen Winter
in hiesiger Gegend die Vogelwelt ähnliche Einbußen erlitten habe, wie
sie für England uud Nordfraukreich festgestellt worden seien, wird ver-
neint. Zum Schlüsse erörtert Herr Hellmayr die neu eingelaufene
ornithologische Literatur. E. v. Schnorr.
XIII, 4,1 j. Schnorr v. Carolsfekl: Sitzungsberichte. XXV
1918 J
Sitzungsberichte.
Bearbeitet von E, Schnorr von Carolsfekl.
Sitzimg am 1. März 1918.
Anwesend die Herreu: Frhr. v. Besserer, Ballabeue, Darin -
staedter, D ultz , M. Gut m auu , Hellmayr, Heubach, Lankes,
Lutz, Oertel, Osthelder. Sachtleben, v. Schnorr, Stechow,
Stresemaun.
Vom Bayer. V.-V. : Fr. Eckart, Fr. Unter berger, die Herreu:
Eckart, Engel, Flach, Schmaderer, Sigl, Zierer.
Vorsitzender Herr v. Besserer begrüßt die zahlreich erschienenen
Mitglieder und Gäste und erteilt sodann Herrn Stechow das Wort
zu seinem angekündigten Vortrage über den
Urwald von Bjelowjesh.
Vortragender hat das Gebiet im Winter 1915/16 besucht und erläutert
seine Eindrücke und Ergebnisse an einer großen Zahl schöner und
lehrreicher Lichtbilder, worunter einige das Jagdschloß des Zaren dar-
stellen und andere zeigen, welch' gründliche Zerstörungen die abziehen-
den Truppen in den Dörfern augerichtet liaben. Vortragender bespricht
den vorhandenen Wildbestand und die Vogel weit. Der Wildstaud wies
früher ein solches Mißverhältnis auf, daß Entartung des Schalenwildes
unausbleiblich war. Der Bestand der Wisente wurde infolge des Krieges
stark reduziert, durch Wilderer Avurden viele Stücke erlegt, bezw. gingen
an den erlitteneu Schußwuuden ein, wie der Fund zalilreiclier Skelette
beweist. Von den Vögeln sind hervorzuheben : Misteldrossel, Rotkehl-
chen, Sprosser, Kleiber (östl.Form), Hakengimpel (im Winter), Karmin-
gimpel (Sommer), Kolkrabe sehr zahlreich. Die Sumpfohreueule sieht
man häufig auf Pferdekoppoln, zahlreich vertreten sind die Spechte, ge-
mein der Weißrückenspecht. Insgesamt hat der Vortragende 58 Arten
festgestellt. — Die Wisente sind seit Urzeiten bodenstäudig, nicht eiu-
XXVI E. Schuorr v. Carolsfeld: Sitzuugsberiehte. fVerh.Oi-u.
L Ges. Bay.
geführt. Der Auerochs ist im Blute des Hausriudes noch fortlebend. —
Vortragender zeigt weiterhin Lichtbilder, die sehr gut gelungene Augeublicks-
aufnahmen des Wisent aus unmittelbarer Nähe darstellen, insbesondere
eine, die die eigenartige Seitenansicht des Tieres zeigt, da es ausnahms-
weise den Vortragenden bei seinem Näherkommen nicht vernommen
hatte; ferner alte Abbildungen, die in Bild und Beschreibung den Unter-
schied zwischen Ur und Wisent erklären, die oft verwechselt worden
seien. Vorsitzender dankt dem Vortragenden für seine wertvollen Aus-
führungen, ebenso Herrn Lutz für die Bereitstellung des Lichtbild-
apparates. Herr Hellmayr spricht im Anschluß an den Vortrag über
die Vertreter der Vogelwelt des Urwaldes, insbesondere die dort hei-
mische Spechtmeise. Zahlreiche Vertreter der anziehenden Ornis wurden
in Bälgen vorgelegt, E. v. Schuorr.
Sitzung am 5. Aprii 1918.
Anwesend die Herren: Darmstaedter, Dultz, Hellmayr,
Lankes, Lutz, Oertel, Sachtlcben, v. Schuorr.
Vom Bayer. V.-V. die Herren: Engel, Zier er.
Entschuldigt: Frhr. v. Besserer.
Au Stelle des verhinderten Vorsitzendeu Herrn v. Besserer über-
uirarat Herr von Schnorr den Vorsitz, teilt mit, daß unser Mitglied
Frhr. v. Malseu in den letzten Kämpfen im Westen gefallen sei und
fordert die Anwesenden auf, sich zu Ehreii des Geschiedenen von den
Sitzen zu erheben. Von der Min. -Forst-Abt. seien 100 Mk. bewilligt
worden, wofür Vorsitzender auch an dieser Stelle den Dank der Ge-
sellschaft ausspricht. Hierauf gibt Herr Hellmayr bekannt, daß
unser Mitglied Sunkel abermals verwundet worden sei. Herr Hell-
mayr hatte Besuch von Dr. Stadler, der in den Niederungen von
Friaul Cettia cettn in großer Anzahl angetroffen habe. Derselbe ver-
liest einige Mitteilungen aus einem Brief des Herrn Müller aus Ma-
zedonien. — Herr Oertel teilt mit, daß die 4 Rieseureiher im zool.
Garten eingegangen seien. — Zum Schlüsse bespricht Herr Hellmayr
die eingelaufene Literatur. E. v. Schnorr.
Sitzung am 3. Mai 1918.
Anwesend die Herreu: Frhr. v. Besserer^ Ballabeue, Darm-
staedter, Dultz, M. Gutmann, Hellmayr, Heubach, Lankes,
Lutz, S a c h 1 1 eb e n , v. S c h u o r r.
Vom Bayer. V.-V. die Herren: Dirnai ebner, Engel,. Schma«
derer, Sigl, Zier er.
Vorsitzender eröffnet gegen 9 Uhr die Sitzung und gibt bekannt;
daß eine Mitteilung des bayerischen Laudesausschusses für Natui'pflege
Xlir, 4, ^ SchuoiT V. Ciuolsfeld : Sitzuugsberichte. XXVII
1918 J
eingelaufeu ist mit der Nachricht vou dem Ablebeu des verdieuten Vor-
sitzenden Herrn Prof. Dr. Rothpletz. Herr Hellmayr bemerkt, es
sei vou mehreren Mitgliedern die Anregung gegebeu worden, au Stelle
der Juni-Sitzung eine Exkursion zu unternehmen, und befürwortet diesen
Vorschlag. Es wird beschlossen, den Ausflug auf Anfang Juni anzu-
setzen. Sodann hält Herr Hellmayr seinen angekündigten Vortrag
über: Die Familie der Manakine oder Piprid en. Dieselbe stellt
im tropischen Amerika eine Gruppe der Sperlingsvögel dar. mit redu-
ziertem Singmnskelapparat, Scliuabel kurz, dick, Einbuchtung vor der
Spitze der oberen Mandibel, Nasenlöcher rund oder eiförmig, aber nie-
mals mit Borsten bedeckt. Bei den meisten Arten sind die Geschlechter
verschieden gefärbt, bei anderen kaum zu unterscheiden. Die Familie um-
faßt 20Gattungen mid zirka 100 P^rmeu, ihre Verbreitung erstreckt sich vom
südlichen Mexiko bis Paraguay. Über die Lebensweise ist wenig bekannt.
Die Vögel leben im Unterholz des Urwaldes, am Rand und in der
Nähe von Waldbächen. Die Nahrung besteht vorzugsweise aus Beeren
und Früchten. Die Stimme, ein kurzer, leiser Pfiff oder schnalzender
Ton, ist selten zu hören. Die Vögel sind schlechte Flieger und nicht
imstande, grüße Räume zu überfliegen, weshalb breite Flüsse für sie
unüberschreitbare Barrieren bilden. Über das Brutgeschäft weiß man
wenig; nur vou 2 — 3 Arten sind die Nester bekannt. Das Nest ist
seicht und kunstlos gebaut, und enthält stets zwei Eier. An biologischen
Eigenheiten sind die absonderlichen Tänze der Cldroxipliia caudata zur
Fortpflanzuugszeit liervorzuheben. Vortragender verbreitete sich ausführ-
lich über die artenreichen Gattungen der eigentlichen Manakine [Pipra)
und Mönchsmanakine [Manacus), deren meist farbenprächtige Vertreter
er in zahlreichen Bälgen den Anwesenden vorlegt. Am Schlüsse er-
folgt die übliche Besprechung und Vorlage der neuen ornithologischeu
Literatur. E. v. Schnorr.
Exkursion am 5. Juni 1918.
Beteiligt Frau Hell mayr, Frau Heu b ach und die Herren: Hell-
mayr, Heubach, Lankes, Lutz, Sachtleben, v. Schnorr.
Vom Bayer. V.-V. die Herren: Eckart und Zier er.
Die Teilnehmer fuhren 7 Uhr 20 früh vom Hauptbahuhof München
ab uud trafeu sich am Bahnhof Freising, Von da aus wurde, vom
herrlichsten Wetter begünstigt, der Marsch in die Isarauen stromabwärts
bis unterhalb Rudlfiug angetreten. Es kamen insgesamt 46 Vogelarteu
in dem landschaftlich schönen und oruithologisch lehrreichen Gebiet
zur Beobachtuug. Hervorzuheben sind besonders Teich- uud Sumpf-
rohrsänger, von welch letzterem u. a. ein unermüdlicher, saugesreicher
Spötter belauscht wurde. Bei Rudlting traf mau mehrere Uferschwalben-
kolouieu. Eiuige Fischreiher wurden gesichtet, ferner kam ein seine
XXVIII E. SchuoiT V. Carolsfekl: Sitziuigsbericlite. rVerb.Oni.
L Ges. Bay.
Jungen ftitterudee Paar Kaubwürgev zur Beobachtung. Verschiedene
jagdbare Vögel (Rebhuhn, Fasan, Stock- und Krickente, Ringeltaube)
und Raubvögel (Turmfalke) vervollständigten neben den Sing- und
Wasservogelarten das Bild einer reichhaltigen Ornis.
Gegen Abend wurde von Marzliug aus die Heimfahrt angetreten.
Als neues Mitglied ist angemeldet Herr Karl Görnit^z, stud. rer.
nat. in Erfurt. E. v. Schnorr.
^I^I' ^> 1 Mitoliederverzeichnis. XXIX
1918 J
Mitgliederverzeichnis 1918.
Vorstandschaft. (München.)
Vorsitzender: Freiherr L. von Besser er-Thalf'in gen.
Stellvertr. Vorsitzender: L. Müller.
Generalsekretär: C. E. Hellmayr.
Stellvertr. Sekretär: A, Laubmann.
Schriftführer: E. Schnorr von Carolsfeld.
Kassenwart: A. Dnltz.
«
Ausschuß.
J. Gengier (ex officio).
S. Killerraann (1918—19).
W. Heubach (1918 — 19).
A. Graf von Mir bach- Geldern (1917—18),
K. Lankes (1917—18).
Ehrenmitglieder.
I. K. H. Prinzessin The res e von Bayern, München. igo5.
Harte rt, Ernst, Dr., Zoological Museum, Tring, England. igoS.
Reichenow, Anton, Prof., Berlin N., Invalidenstraße 43. igoi.
Reiser, Othmar, Sarajevo, Bosn. Herzegow. Laudesmuseum. 1907.
Salvadori, Conte Tommaso, Turin, Museo di Zoologia, Italien. 1914.
Schalow, Herman, Prof., Berlin — Grunewald, Hohenzollerndaram 50.
igoo.
Tschusi zu Schmidliof fe n, Viktor Ritter von, Villa Tännenhof,
Hallein, Salzburg. 1899.
Korrespondierende Mitglieder.
Burg, Gustav von, Prof, Olteu, Schweiz. igir.
Chernel von Chernelhdza, Stephan, Güns, Ungarn, igog.
Koelsch, Dr. Adolf, Kilchberg bei Zürich, Schweiz. igio.
Poll, lldefons^ Prof., 0. S. B., Kloster Metten, Bayern, ^9H'
XXX Miti^liorlorvoiwiclini.s. rVerh.Orn.
I_ fres. Bay.
Ordentliche Mitglieder.
Jagflscluitzvei'eiu Münclieii, Aiienstr. 110. 1900.
-■•'•Bayerischer Yogelliebhabervereiii. Münclien (Herr S. Eugel, Münclioii,
Baaderstr. 5/ III). 19 11.
„Pollichia", Naturwisseuscli. Vorciu der Klieinpfalz, Dlirklieini. 1907.
Zoologiscbes Institut derLaiidwirtscliaftHclieii IIochscluile,lIo]ieiilipiin. 1905.
„^--Herr Bacbmauu, Alfred, Müncbeii. Mandlstr. Ic/III. ig02.
„ Balß, Heinrieb, Dr., Müucbeu, Herzogstr. (i3/I r. ig 10.
,, Baer, William, Tliaraudt, Kgl. Forstakademie. 1915.
„ Ballabeiie (L. II,), Müncben, Tberesieustr. 14, Garteubaus. 1918.
„ Bamberger, Guido, Müiicben, Boscbetsriederstr. 16/1. 1910.
„ Barlow, Riebard, Dr. med., Prof., Müucben, Karlstr. 20/TI. 1899.
„ Barlow, Willy, Dr., Müucbeu, Briennerstr. 45. IQIS-
-J^ ,, Bauer, Alois, Pfarrer, Burglauer, Uuterfrauken. 19 12.
„ Bergmillcr, F., München, Keuslinstr. 9. 19 12.
„ Besserer-Tbalf ingeu, Ludwig Freiherr von. Oberstleutnant,
Müncben, Von der Tannstr. 7. 1897.
„ Bibra, Friedrich Freiherr von, Hauptmann a. 1)., München,
Agnesstr. 4/o. 1902.
,, Braun, Hans, Notar, Krumbach, Schwaben. 1904-
^ Buturliu, Sergius A., Wesenberg, Kstblaud, Rußland. 1909.
„ Clevisch, Anton. Dr. med. vet., Köln-Ebrenfeld, Eichendorff-
straße 16/1. 1898.
„ Darm Städter, Dr. Erust. München, Arcisstr. 28. 1918.
„ Dultz, Alfred, München, Laudwehrstr. 6. 19 it.
„ Eckardt, Dr. Wilh. Rieh.. Essen, Hausabaus 88/90. 1918.
>«- „ Eckel, Wilhelm, Roggeuburg, Post Wcißcnboru, Bayern. 1899.
„ Eisenhofer. Dr. med., Bezirksjirzt, Mühldorf am lun. 1901.
„ Escherich, Karl, Prof. Dr., München, Forstl. Versuchsanstalt,
Amalienstr. 1897.
-\- ,, Fischer, Auton, Augsburg, Vogelmauer G. 141/c. 1900.
„ Flessa, Wilhelm, Hofrat, Kulmbach. 1904.
„ Ga Schott. Otto, München, Thierscbplatz 4/III. 1918.
"^ „ Gebhardt, Erwin, Nürnberg, Sulzbacherstr. 54. 1914-
„ Gebsattel, Hermann Freiherr von, General. Bamberg, Obere
Karolinenstr. 7. 1913-
„ Gelderu-Egmont, Rainer Graf von, Schloß Thurnstein bei
Pfarrkirchen (Niederbayern). 1903-
,, Gengier, J., Dr. med,, Erlangen, Nürnbergerstr. 16/1. 1897.
„ Goyr von Schweppenburg, Haus Freiherr von, Müddersheim
bei Düren, Rheinprovinz. I905-
„ Görnitz, Karl, Erfurt, Domstraße 4, 1918,
„ Gott Schalk, Paul, Götheu, Anhalt, Marktstr. 4, 1913-
„ Greppin, I;.. Dr. med.. Heilanstalt Hosegg bei Solntburn, Scliweiz.
1902.
^^^^' ^'1 Mitgliederverzeichnis. XXXI
1918 J ^
Herr Gröbbels, F., Dr., München, Krankenhaus r. d. Isar. 1908
„ Gutmann, Max, München, Bayerstr. 5/1. igi6
Gutmann, Sigmund, Kommerzienrat, München. Franz Joseph-
straße 26/1. 1913
Haenel, C, Forstmeister, Bamberg, Markusplatz 6. 19 12
Ha in dl, Klemens, Fabrikbesitzer, Augsburg. 189g
HeckjL., Prof., Berlin W, 62. Kurfürstendamm, Zool. Garten. 190g
Heerwagen, Heinrich, Dr., Nürnberg, Friedrichstr. 12/III. 1906
Hellmayr_, C. E., München, Witteisbacherstraße 2/III. 1903
Hertwig, Richard von. Prof., Geheirarat, München, Schackstr. 2
1898
Heubach, Walter, München, Franz Josephstr. 44/H r. 1913
Hoffmann, Richard, Dr., Würzburg, Friedenstr. 21. 1904
Ibrahim Ali Bey, Dr. med., Kairo, rue Abdine, Haret el Achy
1902
Junge, Hermann, Erlangen^ Bruckerstr. 8/10. IQOQ
Killermann, Sebastian, Dr., Prof., Regensburg A. 162/in. 1904
Kleinschm idt , Otto, Dederstadt, Prov. Sachsen. 1917
Koepert, 0., Prof., Dresden-A., Krenkelstr. 17. 19 14
Lankes, Karl, München, Auenstr. 10/11. 1900
Laubmann, Alfred, Dr., München, Aeußere Priuzregentenstr. 14/1
1907
Lauterborn, Robert, Dr., Prof., Liidwigshafen, Luisenstr. 2. 1900
Leisewitz, Wilhelm, Dr., Prof., München, Irschenhauserstr. 4/1
1904
Lutz, Eugen, München, Lipowskystr. 14/1. 1916
Martini, Adolf, Fabrikbesitzer, München, luustr. 2. 1903
Martini, Klemens, Kommerzienrat, Augsburg. 1899
Martini, Ludwig, Fabrikbesitzer, Haunstetten. IQ02
Merzbftcher, Gottfried, Dr., Prof., München, Möhlstr. 25. 1906
M i r b a c h - G e 1 d e r n - E g m 0 n t , Alfons Graf A'on , Reichsrat
Schloß Roggenburg, Post Weißenhorn, Bayern. 1897
Moy, Max Graf von, Exz., München, Gabelsbergerstr. 13. 1903
Müller-Mainz, Lorenz, Prof., München, Kratzerstr. 16. 1902
Münch, Georg, Forstmeister, Dorf Kreuth. 1905
Nieder reuth er. Gg., Forstmeister, Blieskastel, Rheinpfalz. 1901
Ober heiser, H. C., Washington, D. C, Biological Survey, U. S
Department of Agriculture, U. S. A. 1913
Oertel, Ernst, München, Frühlingstr. 30. 1899
Osthelder, Karl, München, Kaulbachstr. 31/11. 1916
Otting, Friedr. Graf von, München, Von der Tannstr. 7. 1910
Parrot, Otto, München, Pestalozzistr. 50/III. 1897
Pischinger, Arnold, Prof. Dr., Passau, K. Gymnasium. 1903
Pocci, Franz Graf von, Schloß Ammerland, Oberbayern. 1899
Ponebsek, Dr. Janko, K. K. Finauzrat, Laibach (Krain). igi6
XXXII Mitgliedcrver/eichnis. fVerh. Oni.
|_ Ges, Bay.
Herr Ratlijeus, Karl, Dr., Geographisclies Seminar des Kolonial-
institutes, Hamburg. igio.
Frau Reichenberger, Else, New York, Broarl Str. 20, c./o. L. M.
Prince & Co. 1915-
Herr Ried er er, Eduard, Freiherr von Paar zu Schönau, Schönau,
Niederbayeru. 1908.
„ Ries, Alois, Dr., Prof., Bamberg, Kunigundeudamm 9. 1902.
„ Rosen, Kurt Freiherr von, Dr., München, Neuhauserstr. 51. 1912.
„ Rouget, Jacques H., Bar-sur-Seine, Frankreicli. 1910.
,, Rüdiger, Wilhelm, Forsthaus Eisenhammer bei Steinbach, Kreis
Arnswalde, Neumark. IQI?-
,. „ Sachtlebeu, Hans, Dr., Gauting, Waldpromenade 44. 1916.
„ Seh 6 idt er, Franz, Forstassessor, München, Amalienstr.67/III. 19 11.
„ Scheicher. Raimund, Dresden, Resideuzstr. 17. 1913
„ Scherzer, Kourad, Nürnberg, Am Maxfeld 77/1. 1916.
„ Schiebel, Guido, Dr., Freistadt, Ober-Oesterreich, Gymnasium.
1906.
„ Schilcher, Hubert von, Dietramszell bei Holzkirchen. 1897.
„ Schlegel, Richard, Leipzig, Oststraße 56. I9i7-
„ S.chloesscr, Karl, Dr., Prof., München, Sonnenstr. 12. igoo.
,, Schnorr von Carolsfeld, Ernst, Dr. med., München, '\^^}lf-
ratshauserstr. 88, 1904.
„ Schuler, F. W., Bayreuth, Bürgerreutherstr. 39. 1897.
Frau Schusser, Marie, Aura-Sinngrund, U.-Franken. 1909.
Herr Schwangart, Fritz, Dr., Prof., Tharaudt,Kgl. Forstakademie. 1905.
„ Schwarz, Ernst, Dr., Frankfurt, Merianstr. 39. 19 12.
„ Seilern, Josef Graf von, Groß-Luckow, Bez. Holleschau, Mähreu.
1911.
„ Stadler, Hans, Dr. med., Lohr a. M. 1907.
„ Stechow, Eberhard, Dr., München, Adalbertstr. 94/1. 1911.
-4- „ Stresemann, Erwin, München, Rückertstr. 7/1. 1909.
,, Sunkel, Werner, Marburg i. IL, Frankfurterstr. 55. 1914-
„ Tisch er, Benedict, Augsburg, Ludwigstr. D. 71. 19 14-
Frau Törring, Sopliie Grätin von, kgl. Ilolioit, München. Karolincn-
platz 4. 1908.
Herr Voigt, Alwin, Prof. Dr., Leipzig, Auenstr. 28. ig 10.
„ Voit, Richard, Forstmeister, S.iuerlach. 19 13-
„ Wuth, Ernst August, Dr. med., Münclien, Prinzregentenstr. IIa.
1906.
„ Zimmer, Karl, Dr., Prof., München, Neuhauserstr. 51, Zoologi-
sche Sammlung. ig 12.
„ Zugmayer, Erich, Dr., München, Germaniastr. 7, igo8.
Ausgegeben am 25. Feljruui' 191 i.
Verhandlungen
der
Ornithoiogischen Geseilschaft inBayern
Band XIII
Heft I
Im Auftrage der Gesellschaft
heraiisü'eiielu'
C. E. Hellmayr
Kustos der (U'nithologischen Abteilung- der Zoologisclieti .Staatssainiulnag,
Generalsekretär der fiesellschaft
cp
München 1917
Jm Buchhandel zu beziehen durch die Veilagsbuchhaiidiuii!i
Gustav Fischer In Jena.
Alle Mitteilungeu, Anzeigen von Wohuungsänderungen, Beobacb-
tungsberichte und Tauschsendiiugen sind erbeten an die
„Ornithologische Gesellschaft in Bayern"
Zoologische Sammlung
München,
Neuhauserstr. 51,
alle Einzahlungen tiu den Kassenwart der Gesellschaft Herrn
Alfred Dultz, München, Landwehrstrasse 6.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
raMoiogie der cephaiopoden v^ %:\tir''i^z^^'"'^^^Ti
100 Figuren im Text. (VII, 281S.gr. S".)]91G Preis: S Mark, geb. 9 Mark 20 Pfg.
Inhalt: Einleitung. Die Lebensweise uer lebenden Dibranchii.ten. 1. Allgemeine
Vorbemerkungen. 2. Die Bewegungsart der lebenden Dibranchiaten. 3. Die Futtertiere
und Feinde der lebenden Dibranchiaten. 4. Der Aufenthaltsort der lebenden Dibranchiaten.
5. Die Körperformen der lebenden Dibranchiaten. 6. Das EinzeUeben und das Leben
in Schwärmen. — Die Lebensweise der fossilen Dibranchiaten. 1. Die bisherigen Hypo-
thesen über die Lebensweise der Belemniten. 2. Die Morphologie der Rostralbildungen
bei den verschiedenen Dibranchiatenstämmen. 3. Wird das Gewicht des Belemniten-
rostrums durch den Gasbehälter des Phragmokons ausgeglichen? 4. Die Ermittlung
der Lebensweise der fossilen Dibranchiaten. 5. Die Rekonstruktion des Belemnitentieres.
— Die phylogenetische Bedeutung der Armzahl der Dibranchiaten. 1. Die bisherigen An-
sichten über die phylogenetische Stellung der Belemniteji. 2. Bisherige Angaben über
die Armzahl der fossilen Dibranchiaten. 3. Die Armzahl der Belemniten. 4. Die onto-
genetische Entwicklung der Arme bei den lebenden Dibranchiaten.
Diu lIGIIIqIIIu OuP TI6rPll||8IOIO0lu. praktische Übungen an Universitäten
und höheren Schulen sowie zum Selbststudium für Zoologen und Mediziner. Von
bi*. Walter Stempell, o". ö. Professor der Zoologie, vergleichenden Anatomie
und vergleichenden Physiologie, Direktor des Zoolog. Instituts der Westfälischen
Wilhelms-Universität zu Münster i. W., und Dr. Albert Koch, Assistent am
Zoologischen Institut der Westfäl. Wilhelms-üniversität zu Münster i. W. Mit
360 Abbildungen im Text. (XXIV, 577 S. gr. S".) 1916.
Preis: 16 Mark, geb. 17 Mark 50 Pfg.
Inhalt: Allgemeine jJvaktische Ratschläge für die Abhaltung und Organisation
von physiologischen Kursen, über Materialbeschaffung etc. — A. 1. Kapitel. Protozoa:
Bewegung auf Reizreaktion der ciliaten und flagellaten Infusorien (exklusive Lichtreize).
— B. 2. Kapitel. Protozoa: Reaktion auf Lichtreize und Stoffwechsel. — C. 3. Kapitel:
Protozoa: Bewegung, Reizreaktiou, Schalenbau und Nahrungsaufnahme der Sarcodinen,
Bewegung dei" Gregarinen, Fortpflanzung und Befruchtung der Protozoen. — D. 4. Ka-
pitel. Stoffliche Zusammensetzung und Stoffwechsel der Protozoen und Metazoen : Kohle-
hydrate. — E. 5. Kapitel. Stoffliche Zusammensetzung und Stoffwechsel der Protozoen
und Metazoen: Fette und Eiweißkörper, — F. G. Kapitel. Stoffwechsel der Metazoen:
Stoffaufnahme durch Nahrung, Verdauimg der Eiweißkörper, Fermente. — G. 7. Ka-
pitel. Stoffwechsel der Metazoen : Stofftransport (Körperflüssigkeit, Blut). — H. 8. Ka-
pitel. Stoffwechsel der Metazoen : Stofftransport (Blutbewegung), — I. 9. Kapitel. Stoff-
wechsel der Metazoen: Stoffausnutzung und Energieumsatz (Atmung, Gärung, Tempera-
turregulation, Salzstoffwechsel etc.). — K. 10. Kapitel. Stoffwechsel der Metazoen:
Stoffabscheidung (Exkretion, Sekretion, Vitalfärbung, Defäkation, Stützsubstanzen etc.).
— L. 11. Kapitel. Produktion mechanischer Energie (Bewegung) und elektrischer Energie
bei Metazoen (inkl. passive Bewegungsapparate). — M. 12. Kapitel, ReizreaktioJi der
Metazoen : Nervennetze, zentrales und peripheres Nervensystem (inkl. chromatische Funk-
tion, Nesselkapseln etc.). — N. 13. Kapitel. Reizreaktion der Metazoen: Reaktion auf
optische Reize. — Ö. 14. Kapitel. Reizreaktion der Metazoen: Reaktion auf optische
Reize (Fortsetzung), thermische, chemische und mechanische Reize. — P. 15. Kapitel.
Tonproduktion, Lichtproduktion und Fortpflanzung der Metazoen. — Physikalisches
und chemisches Schlagwörterverzeichnis. — Verzeichnis der zoologischen Namen mit
systematischen Nachweisen. — Alphabetische Liste der Versuchstiere mit Angabe der
Versuchsnummern. — Notiz über Vorlesungsversuche. — Nachträge und Berichtigungen.
— Sachregister.
Der Farbensinn und FonnensinPerBien^ ^a^.!^?*^.^ s^
am Zoologisehen Institut München. Mit 12 Abbildungen im Text und 5 Tafeln.
(Abdruck aus „Zoologische Jahrbücher-'. Abteilung für allgemeine Zoologie und
Physiologie. Bd. 35.) 1915. Preis: 13 Mark.
Inhalt: Einleitung. 1. Nachweis des Farbensmnes. — 2. Beschaffenheit des Farl)en-
sinnes. — 3. Der Farbensinn der Biene und die Blumenfarben, a) Die Blumenfarben
im allgemeinen, b) Der „Farbenwechsel" der Blüten, „Kontrastfarben" und ,,Saftmale"-.
e) Die ;, Lieblings färben" der Bienen. — 4. Der Formensinn der Biene und seine Be-
deutung beim Blumenbesuch. — 5. Mißglückte Dressur versuche mit unnatürlichen Formen ;
ein Beitrag zur Psychologie der Biene. — 6. Biologische Notizen. — 7. Die praktische
Bedeutung eines farbigen Anstriches der Bienenstöcke; Versuche über die Orientierung
der Bienen bei der Heimkehr in den Stock, a) Historisches, b) Eigene Versuche, c) Rat-
schläge für den Imkei*. — Zusammen fassung, — Anhang : Versuchsprotokolle zu Kapitel 1 u. 2^
— Literaturverznchnis. — Erklärun«;dor Ahliildunueii. - Antorenregister. — Sachregister
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
Die Asseln oder isopoden Deulschiands. ^^'i^^^!^]2^l;
(VI, 9(3 S. gr. 8".) Hilf). Preis: 2 Mark 80 Pfu
Inhalt: Einleitung. — Übersicht der Gattungen. — Die in Deutschland und ii
den deutschen Meeresteilen gefundenen Arten. — Über die geographische Verbreitun.:
der Asseln in Deutschhind und die Art ihres Vorkommens. Übersicht der deutsche':
Asseln nach der Art ihres Vorkommens. — Die wichtigste Literatur über die Assel i
Deutschlands. — Namenregister.
nun AmOiCOnlnillD Kine biologische, tierpsvchologische und retlexbiologischi
UGl HIIIGIoillllUwIl. Untersuchung. Von Dr Franz Doflein, o. Professor de
Zoologie an der Universität Freiburii i. Br, Mit 10 Tafeln und 43 Al)l)ildungei
im Text. (VI, 138 8. gr. 8".) 191ü. ' Preis: 9 Mark.
, In halt: Einleitung. 1. Vorkommen des Ameisenlöwen. — II. Bau des Ameisenlöwen.
a) Äußere Morphologie, b) Färbung und Zeichnung. — III. Das Verhalten des Ameisen-
löwen in freier Natur. — IV. Das Verhalten des Ameisenlöwen unter experimentellen Be-
dingungen. — 1 Das Totstellen. 2. Die Bereitschaftsstellung. 3 Die Umdrehreaktion.
4. Die VVauderbeAvegungen. ö. Das Einbohren in den Sand. (i. Der Bau der Band-
trichter. 7. Der Ameisenfang — V. Sinnesorgane und Sinnesreaktionen des Ameisen-
löwen. 1. Bau und Funktion der Augen. 2. Die Lichtsinnesreaktionen. 3. Temperatui-
sinn und Thermotaxis. 4. Interferenz von Phototaxis und Thermotaxis 5. Der Tasi
sinn und seine Organe, a) Die Binneshaare der Körperoberfläche, b) Die Erscheinungcj
der Tangorezeption. (5. Thigmotaxis. 7. Chemische Sinne. — VI. Die wichtigsten Reflexe
des Ameisenlöwen. - VII. Die Reizbarkeit des Ameisenlöwen. — VIII. Abrifs der Lebens-
geschlehte des Ameisenlöwen. — IX. Abschlufs und Ergebnisse. — Literaturverzeichnis
— Erklärung der Tafeln.
TiPPnhllQinlnniQPhPQ PPSlIltillllin ^ "^^ Anweisung für praktische Kurse un
lluiPliyOlulUyiObllCO ri dnilnUlll. \orlesungsversuche an Universitäten unn
höheren Schulen, sowie ein Leitfaden der Experimentalphysiologie für Zoologen
Mediziner und Lehrer höherer Lehranstalten. Von Hubert Erhard, Dr. phil
Privatdozent für Zoologie an der Universität Gießen. Mit 83 Abbildungen in
Text. (XXVI, 127 S. gr. 8"'.) 191(). Preis: 4 Mark 40 Pfg., geb. 5 Mark GOPfK-
Ijihalt: Vorwoit. — Benutzte zusuinmenfassende Werke. — Praktische Winke.
— Kurs I. Die physikalischen Eigenschaften der lebendigen Substanz. — Kurs II. Die
chemischen Eigenschaften der lebendigen Substanz. A. Synthese einer organischen Ver-
i)indung aus anorganischen Bestandteilen. B. Die anorganischen Stützsubstanzen.
— Kurs III. C. Die Fette. D. Die Kohlehydrate. — Kiurs IV. E. Das Eiweiß.
Kurs V. Der Stoffwechsel. A. Allgemeine Stoffwechselfragen. B. Die Milch. C. Innere
Sekretion. — Kurs VI. D. Das Blut. — Kur.'^; VII. E. Die Atmung. — Kurs VIII
F. Die Exkretion. Energieumsatz und Energieauslösung. A. Produktion von Wärmi
Elektrizität und Gift. B. Regeneration. — Kurs IX. C. Muskelphysiologie und Bi
wegungslehre. — Kurs X. Die Nerven physiologie. — Kurs XI. Sinnesphysiologie. Tasi
sinn. — Kurs XII. Temperatursinn. Schmerzsinn. — Kurs XIII. Geruchsinn. Gi
schmacksinn. — Kurs XIV. Gesichtssinn. 1. Teil. — Kurs XV.. Gesichtssinn. 2. Teil
Das werden der Organismen. ^i^Z!^''^:^ 's^c^';^,^^.
Direktor des anatomisch-biologischen Instituts der l'niversität Berlin. Mit 11 f) Al>
bildnngen im Text. (XII, 710"^S. gr.8".) lOKi.
Preis: 18 Mark 50 Pfg., geb. 20 Mari
Inhalt: I. Kapitel: Die älteren Zeugungstheorien. — II. Kapitel: Die Stellung
<ler Biologie zur vitahstischen und mechanistischen Lehre vom Leben. — III. Kapitel
Die Lehre von der Artzelle als Grundlage für das Werden der Organismen. — IV. K;:
pitel: Die allgemeinen Prinzipien, nach denen aus den Artzellen die vielzelligen Organismei
entstehen. V. Kapitel : Die Umwertimg des biogenetischen Grundgesetzes. — VI. K:i
pitel: Die Erhaltung des Lebensprozesses durch die Generationsfolge. — VII. Kapitel
Das System der Organismen. — VIII. und IX. Kapitel: Die Frage nach der Konstan-
der Arten. — X. und XL Kapitel: Die Stellung der Organismen im Mechanismus d(
Natur. — XII. Kapitel: Das Problem der Vererbung. — XIII. Kapitel: Der gegeii
wärtige Stand des Vererbungsproblems. — XIV. Kapitel: Lamarckisraus und Darwinis-
mus. — XV. Kapitel: Kritik der Selektions- und Zufallstheorie. — XVI. Kapitel
Zusammenfassung und Nachwort. — vSachregister.
K.B.Hof- und Univers.-Buchdruokerel Junge & Sohn, Erlangen
Ausgegeben am 20. September 1917.
Verhandlungen
der
OrnithologischenGesellschaftinBayern
Band XIII
Heft 2
Im Auftrage der Gesellschaft
herausgegeben
C. E. Hellmayr
Generalsekretär der Gesellschaft.
3Iüiiehoii 1917
Im Buchhaiidel zu beziehen durch die Verlagsbuclilüindlniig
Gustav Fischer in Jena.
in— Bgi»
Alle Mitteilungen, Anzeigen von Wolinmigsänderuugeu, Beobach-
tuugsberichte und Tauschseudnngen sind erbeten an die
„Ornithologische Gesellschaft in Bayern"
Zoologische Sammlung
München,
Neuhauserstr. 51,
alle Einzahlungen an den Kassenwart der Gesellschaft Herrn
Alfred Dultz, München, Landwehrstrasse 6.
Ausgegeben am 25. Mai 1918.
<^' ■ •> ^ _ ;:;.., :: : _: _____
Verhandlungen
der
OrnithologischenGeselischaft inBayern
Band XIII
Heft 3
Im Auftrage der Gesellschaft
herausueiiebeu
C. E. Hellmayr
Generalsekretär der Gesellschaft.
Mttnclieu 1918
r»i Ktiehhandel zu beziehen durch die Verlagsbuchhandluiii
Gustav Fischer in Jena.
Z. XI.
Alle Mitteiliiiigeu, Anzeigen von Wohuungsäuderuugeu, Beobacb-
tungsbericbte und Tauscbsendungen sind erbeten an die
„Ornithologische Gesellschaft in Bayern"
Zoologische Sammlung
München,
Neuhauserstr. 51,
alle Einzahhmgen an den Kassenwart der Gesellschaft Herrn
Alfred Dultz, München, Landwehrstrasse 6.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
Ich erhebe in gleicher Weise wie der grössere Teil
der ivissenscJicfftlichen Verlag shuehhandlungen amf meine
his ^um 31. Dezember 1916 erschienenen T erlag swerUe
mit Ausnahme der Zeit seh triften einen Kriegst euertings-
zuschlag von 20'^/^ auf die Ladenpreise, wie sie in den
Katalogen und meinen Verlagsanzeigen genannt sind.
Der vermittelnde ßortimentsbuchhändler hat das Jiecht,
tveitere /07o i'om Ladenpreis aufzuschlagen.
Soeben erschien:
Der Flug der insehien und der Uögei l"e°i„'hr;rrr . iz
fossor an der Univensilät München. Mit 18 Abbildungen im Text und 5 Tafeln.
(70 S. gr. 8'\) 1918. Preis: 4 Mark 50 Pfg.
Die Fort.schritte auf dem Gebiete der Flugtechnik und die Vertiefung unserer
Kenntnis des Vogelfluges haben sich wechselseitig in hohem Maße gefördert. Dem
Flug der Insekten dagegen wurde bisher nur wenig Beachtung geschenkt. Die
vorliegende Schritt stellt eine grundlegende Untersuchung des Insektenfluges dar, in
welcher der prinzipielle Gegensatz der Hugweise dieser Tiere gegenüber der der
großen Vögel und J'lugapparate dargetan wird. Durch eine einfache Methode, die
den Einfluß der Flügelbewegung auf die umgebende Luft erkennen läßt, erfahren
unsere Vorstellungen über das Fliegen eine wertvolle Bereicherung. In einem An-
hang wird das Schweben der Tagschmetterliuge näher analysiert. Die Schrift ist
allgemeinverständlich gehalten und wird den Zoologen, den Ornithologen und Ento-
mologen ebenso interessieren und anregen wie den Physiologen, den Flugtechniker und
den Flieger.
Die Hiiinenopieren Mitteleuropas. ^TSiauors^r ^r,
analytisch bearbeitet von Prof. Dr. O. Schmiedeknecht, ßlaukenburg.
Mitl20 Abbildungen im Text. (VII, 804 S. gr. 8".,) 1907. Preis: 20 Mark.
Verf. hat hier sämtliche in Mitteleuropa vorkommenden Familien und Gattungen
der Hymenopteren analytisch bearbeitet, z. T. die Tabellen auch auf ganz Europa
ausgedehnt. Die akuleaten Hymenopteren sind sämtlich auch nach ihren Arten
behandelt, ebenso die Ichueumoniden und eine Reihe anderer Gruppen.
PraKiiHum der insehlenhunde ;"%'r%rÄ";'"sSe'sr
Mit 201 Abbildungen im Text. (VIII, 194 S. gr. 8".) 1918. Preis: 7 Mark.
Das Werk ist eine Einführung in die lusektenbiologie auf der Grundlage
praktischer mikroskopischer Untersuchungen. Es behandelt in erster Linie solche
Erscheinungen, die für den naturgeschichtlichen Unterricht in der Schule in Betracht
kommen. Eis ist daher für die Lehrerschaft ein außerordentlich wertvolles Hilfs-
mittel zur Vorbereitung und Vertiefung des Unterrichtes. Für Fortbildungskurse
und für die in den Studienplau der Biologen aufzunehmenden praktischen L'ebungen
bietet das Werk eine geeignete Grundlage. Darüber hinaus wendet er sich an den
großen Kreis der Insektenfreunde und Tnsektenkundigen: er will ihnen Anleitung
geben, wie sie ihre Liebhaberei zu einem wir-sonschaftlich vertieften und genuß-
reichen Studium ausgestalten können.
Diu LlumuDlQ Oui IluPPIIIISlOlOOlu. praktische Uebungen an Universitäten
und höheren Schulen sowie zum Selbststudium für Zoologen und Mediziner.
Von Dr. Walter Stempel!, o. ö. Professor der Zoologie, vergleichenden
Anatomie und vergleichenden Physiologie, Direktor des Zoologischen Instituts
der Westf. WilhelmsUuivcrsität zu Münster i. W. und Dr. Albert Koch,
As.sistent am Zoologischen Institut der Westfälischen Wilhelms Universität zu
Münster i. W. Mit 8(iO Abbildungen im Text (XXIV, 7ö7 S. gr. 8".) 191(;.
Preis: 1(5 Mark, geb. 18 Mark.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
Leiiiaden lür das mlMiopisGh - zoologische Prahiuni.
Von Dr. Walter Stempeil, Professor der Zoologie und vergleichenden
Anatomie an der Wesifälisclien VVilhelms-Univer.sität zu Müne^ter i. W. Mit
•71 Abbildungen im Text. (IV, 84 S. gr. 8".) 1911. Preis: 2 Mark 80 Pfg.
UuBr Il6n rlUfl flßP v0y6l. Prosektor der Anatomie zu Freilnirg i. Br.
Ein Beitrag zur Erkenntnis der mechanischen und biologischen Probleme der
aotiven Locon;otion. (Separatabdruck aus der Jenaischen Zeitschrift f. Natur-
wissensch. Bd. XIX, N. F. XII.) 1S85. Prei.s: 7 Mark.
OOP iöPiiniBslnWhres Biiilnfl leizi.1^
lagiMi der Tierpsychologie. Von Dr. Heinrich Ernst Ziegler, Prof. der
Zoologie a. d. Technischen Hochschule in Stuttgart, der Tierärztlichen Hoch-
schule in Stuttgart und der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenhoim
(früher Professor an den Universitäten Ereiburg i. Br. und Jena). Zweite,
verbesserte und vermehrte Auflage. Mit einem Anhang: Die Ge-
hirne der Bienen und Amei.sen. .Mit 16 Abbildungen im Text und
2 Tafeln. 1910. Preis: 3 Mark.
Inhalt: Einleitung. — 1. Die Tierpsychologie im Altertum. —2. Der Instinkt-
begriff der Kirchenlchre. — ;>. Die Gegner der kirchlichea Lehre vom Instinkt. —
4. Der vitalistische Instinktbegriff. — .'>. Darwin. — (3. Die Lamarckisten. — 7. Die
neuere Tierpsychologie. — 8. Die Unterschiede der iustinktiven und der verstandes-
inäßigeu Handlungen. — 9. Die Frage des Bewußtseins und des Gefühls. — 10. Die
histologische Grundlage. — 11. Die Unterschiede der Tierseele und der Menschen-
seele. — Anhang: Die Gehirne der Bienen und Ameisen
Die eepaüiiiigiep Deuiscnianiis ^:::^:^f^s:;!rt^
des Deutschen Reiches bisher aufgefundenen Orthopteren-Arten ( Dermaptera,
Oothecaria, Saltatoria). Von Dr. Friedrich Zacher, ständigem Mitarbeiter
an der Kaiserlichen Biologischen Anstalt für Land- vind Forstwirtschaft. .Alit
einer Verbreitungskarte. (VII, 288 S. gr. 8".) 1917. Preis: 10 Mark.
Inhalt: Vorwort. — Allgemeine Einleitung. — 1 . Vorarbeiten älterer Forscher,
2. Der Artbegriff, seine ideale und praktische Definition, Veränderlichkeit und Ver-
erbung bei den Geradflüglern, Bedeutung der Kurzflüglichkeit. Die Anzahl der
deutschen Orthopteren-Arten. 4. Die Areale der deutschen Orthopteren-Arten und
die Einteilung Deutschlands in faunistische Gebiete. 5. Die Herkunft der deutschen
■Orthopteren tau na. Diskontinuierliche Verbreitung: Vorposten oder Relikt? ti. Ver-
breitungshcmnuiisse. Abhängigkeit von Klima, Boden und Pflanzen wuchs. Lebens-
gemeinschaften. 7. Beziehungen der Geradflügler zum Menschen. Verschleppung
durch den Handel. Schädliche Arten. Hausbewohner. 8. Das Auftreten der Gerad-
flügler im Kreislauf des Jahres. — Verzeichnis der Arten, ihrer Synonyma und ihrer
Fundorte. — Nachträge. — Tabellari-sche üebersicht über die geographische Ver-
breitung der deutschen Geradflügler-Arten. — Tabellarische Üebersicht über die
Verteilung der deutschen Geradflügler auf die ökologischen Formationen. — Ver-
zeichnis der Arbeiten über deutsche Geradflügler. — Alphabetisches Verzeichnis der
Gattungs- und Artnamen und ihrer Synonyma. — Verbreitungskarte.
zooiooisciies WöPiepicil/ ^rr «ra^^ ^
tomischer, entwicklungsgeschichtlicher und naturphilosophischer VVerke. Ver-
fallt von Prof. Dr. E. Bressiau in Straßburg i. E. und Prof. Dr. H. E. Zieqler
in Stuttgart unter Mitwirkung von Piof. Dr. E. Eichier in Stuttgart, Prof. Dr.
E. Fraas in Stuttgart, Prof. Dr. K. Lampert in Stuttgart, Dr. Heinrich Schmidt
in Jena und Dr. J. Wilhelm in Berlin. Revidiert und herausgegebeji von Prof.
Dr. H. E. Ziegler in Stuttgart. Zweite, vermehrte und verbesserte
Auflauf. Mit .')•).') Al)bildungen im Te.\t. (XX f, 7;]7 S. gr. O».) 1912.
Preis: 18 Mark, geb. 19 IMark .V» Pfg.
Die zweite Auflage enthält über 5500 Artikel.
Aus der Heimat. 1908, Heft .'>:
Wer sich eingehender mit zoologischen Studien abgeben, ja, wer auch nur eines
•der vielen naturphilosophischen Werke der Neuzeit mit Nutzen lesen will, braucht
ein solches Wörterbuch unbedingt.
Ausgegeben am 25. November 1918.
Verhandlungen
der
OrnithologischenGeseilschaftinBayern
Band XIII
Heft 4
Im Auftrage der Gesellschaft
hei'uiisticu'L'lten
C. E. Hellmayr
Generalsekretär der Gesellschaft.
München 1918
Im Buchhandel zu beziehen durch die Verlagsbuchhandlung
Gustav Fischer in Jena.
Z. XI.
.Vlle Mitteilungen, Anzeigen vom Wohnuiigsänderuugeu. Beobach-
tnugsberichte und Tauschseiulungen sind erbeten an die
„Ornithologische Gesellschaft in Bayern"
Zoologische Sammlung
München,
Neuhauserstr. 51,
alle Einzahlungen an den Kassenwart der Gesellschaft Herrn
Alfred Dultz, München, Landwehrstrasse 6.
Verlag von Gustav Fischer in Jena^
Die Raumorientierung der Ameisen und das Orientierungs-
problem im allgemeinen. SSlU^'d^'SSr^^^lL^^^t;
Miicmc. \'oii Dr. intHj. Radolf Brnn. Mit .'>] .MihilduDjuen im Toxt.
1914. (VITI, 2M 8. gr. 8".) .. Preis: (i Mark.
Inhalt: Einleitung: Kurze X-borsicht über die Literatur und die ver-
schiedenen Thwrien der Rauniorieutierniiü, bei den Ameisen, l'ber Eauniorien-
tierung bei anderen Tieren (Insekten, Viigel, Säuger. .Mcn^^eh).
I. Allgemeiner Teil: Die psyehophysiologisclien (i i-undlagen^
der Orientierung im [l'i'i'iiP- 1- Vorbemerkungen zur Term inologie.
A. Muemisehe (psychologische) Terminologie. 1>. Thysiologiscth-biologisehc Ter-
minologie. — 2. l'ber Uaumorientierung im allgemeinen. A. Die
statische (propriozeptive) Orientierung. I?. Die dynamisc-he (exterozeptive) Orien-
■tieriing. — ;). Die p.sy cho-physiologischen Grundlagen der l\aum-
orientierung bei den A mei.sen. A. j)ie sinnesphysiologischen ( Irundlagen.
r>. Die mneinisehen (Jrundlagen.
II. Spezieller Teil: lleobaehtungen und Experimente. A. Die
Orientierung auf (Jer ueli.sl'äh rten. 1. Kritische IJemerkiingen ülter das
sogenannte „Polarisationsphänomen". 2. Experimentelles. ?>. Zusammenfassung
der Ergcbni.sse über die Orientierung auf Oerucli.sfährten. — F>. Die Orien-
tierung auf A nieisenstraCieii. — (J. Die Orientierung auf Durch-
gangsstrecken. — D. Die Orientieru)ig auf Eiuzelwandcrung.
1. Kritische VorbeuKirkungen. 2. Experimentelles. — E.Zusammenfassung
sämtlicher Ergebnisse. — Sachregister.
In tier vorliegenden Monographie ist d(>r V'eisuch gemacht, das verwickelte'
Problem der Uaumorientierung l)ei den Ameisen auf eine festere theoretische^
IJasis zu stellen und auf Grund einer großen Zaiil eigener Beobachtungen und
unter kritischer .Sichtung der umfangreichen Literatur zusammenhängend darzu-
stellen. Wenn somit die sorgfältige Bearbeitung eines Tatsachenmaterials von
JöO Einzelversuclien nach teilweise ganz neuen j)hysiologischen Methoden im>
speziellen Teile des Werkes hauptsächlich den Physiologen angeht, so ist die all-
gemeine Erörterung der mnemischen (»rundlagen der Orientierung im Paum in
gleicher Weise auch für den Bioloiicn und Zoologen bestimmt.
Der Farbensinn und Formensinn der Bienen. Frii^hriw'
dozent und Assistent am Zooh)gischen Institut München. Mit 12 Ab-
bildungen im Text un*d ö Tafeln. (Öonder-Abdruck aus „Zoologische
Jahrbücher'-. Abteiluuij: für allgemeine Zoolo&ie und Physiologie. Bd. So.)
1914. ' " ■ Preis: l?, Mark.
Inhalt: Einleitung. 1. Xachweis des Farbensinnes. — 2. Beschaffenheit
des Farben.sinnes. — ;>. l>er Farbensinn der Biene und die Blumenfarben, a) Dic'
Blumenfarben im allgemeinen, b) Der „Farbenwechsel" der Blüten, ,, Kontrast-
farben" und „Saftmale", c) Die „Liebling-sfarben" <ler Bienen. — 4. Der Formen-
sinn der Biene und .seine Bedeutung beim Bluraenbesuch. — .'). Mißglückte
Dressurvensuche mit unnatürlichen Formen; ein Beitrag zur Psychologie der
Biene. — (». Biologische Xotizen. — 7. Die praktische Bedeutung eines farbigen
An.striches der BienensKicke; Versuche über dic Orientierung der Biejien hii der
Heimkehr in den Stock, a) Historisches, b) Eigene Versuche et Katschläge für den
Imker. — Zusammenfassung. — Anhang: Versuchsprotokolle zu Kapitel 1 und 2.
— Literaturverzeichnis. Erklärung der Ai)bildungen. Autorenregister. Saeliregister.
Die Fortpflanzung, die Schwangerschaft und das Gebären
rlon Qänno'fiapQ ''^'"^ zooloiiische Feld Vorlesung für meine im Felde
UCI OdUgBUtJItJ. stehenden Schüler. Von Prof. Dr. F. Doflein
in Freiburg i. Br.. Mit 2') Abbild, im Text (04 S. gr. 8"). 11)17. Preis: l.öo Mk.
DieGeradlügler Deutschlands ':;^E^:'^:^Z':;:^^
des Deutscheu Reiches bisher aufgefimdenen Orthopteren-Arten iDermaptera,
Oothecaria, Saltatoria). Von Dr. Friedrich Zaclier, ständigem Mit-
arbeiter an der Kaiserlichen IJiolosri.schon Anstalt für Land- und Forstwirt-
schaft. Mit einer Verbreitinigskarte. ( VII, 2SSS. gr. 8".) 1917. Preis: 10:\[k.
^*ll=^?a.°Hl!£y £ii£her in Jena.
Neuerscheinungen,
Zur Widerlegung von Darwins Zufallstheorie durch das Gesetz
in der Entwicklung
von
,, , , Oskar Hertwig
IXrcktor -Ics Miialoniiscl.-IjiologischcM. Ii.sfitnts ,hr TnivcTsiliii JJn-lin.
Zweite vermehrte und verbesserte Auflage.
Mit 11,) Al)I)iJdunt;(.n im Text. (Will. (iRO s. .,._ s".i mix.
J'm.s: 24 ]\IIc.. od,, o^^ -\j|^
^.; v;i;i^;;;:!,:jj:r.,s.i;-uS:s:r:;:; i!,^*' ^"£'i,t^ '«•■"?-
b. IJie t Tilge, nach der Konstanz der Aifen <) Die Fr-i<.P n.,/.I, .i.. r-- 7
der Arten. 10. Die Stel'nno- ,|,... n.- ;. " ' :.. v/ 'f :^.';'-'^' nach .lor Konstanz.
2 iw"d 'o'" Stellnn, dcr().,ani.nen in> M;,:haniyn;u. ^ N m r H D
VeÄ,. lVln"'l?" "" Meeh.uHsmus der Natur. 12. Das Problem der
r\SchSto\],'r n ^^^ W"«art,f,c .^tand des A'ererl>ung..proble.ns. 14. Si
v.cscucite dei Deszendenztheorien. Lamarckisnuis und Darwi li^nins !■•> ITriMt
<lor .Kelektions- und Znfallstheorie. IC. Zn.amnienfaJJ/ v 'l™ ±^^
Vererbung und Auslese
Grundriß der Gesellschaftsbiologie und der Lehre vom Rassedienst.
Für Rassehygieniker, Bevölkeruugspolitikor, Ärzte, Anthropoloueu So/iolotre.,
Krz,el,er. Knnn.alisten.. höhere Verwaltungsbeamt;. und jXS' teetS,
(Tol)i]dcte aller Stände
von
Br. Wilhelm Schallmayer.
Dritte, durchweg umgearbeitete und vermehrte Auflage
(XVI, Ö3G S. gr. 8".) 19IS.
J'rcis: I.^) Mk., geb. 1!) Mk.
dienstlehlif ''Thr}'"rr- ^'^^^«t-^^V^S»-!^"^'""^^ ^'"^1 Hilfst issei> schatten der Rwse-
Grun^^^^^^^^^^ J- «^"Ptteil. Die Avissenschaftlichen
2 S lohVe v-i% '^x^''^'^"'*'''- ,- ^- ^^'^ biologische Entwicklungslehre.
LlScJ 4 W.n„^-\XT^""F ""^1 ^^'-^^i'^Wlität. .^CDie menschlich^! Erb-
?". V ikern mT ^1 ' V l^^f^^ienst nötig ist. 5. Niedergang und Aussterben
lebLde Kn n , 1 >';tartungsproblem. (). Betrachtun|en über die iUtestc
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