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Full text of "Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel"

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FOR  THE   PEOPLE 

j  FOR  EDVCATION 
FOR  SCIENCE 

LIBRARY 

or 

THE  AMERICAN  MUSEUM 

OF 

NATURAL  HISTORY 

/Bound  aV 
U.M.N.H. 


Verhandlungen 


der 


Naturfi  ^sehenden  Gesellschaft 

in  Basel. 


Band  XXXIII 

1921 22 

Mit  8  Tafeln  und  1  Textfigur. 


Basel 

G  cor»  &  Cie.,  Verlag 
HI22 


3/-'^/6&7-C»-t^r.  if 


Buchdruekerei  Emil   Birkhäuser  &  Cie. 


Inhalt. 


Seite 
(■colonie.      H .     Deecke.      Der     paläogeographisohe     Charakter     des 

germanischen  Muschelkalk-Binnenmeeres 1 

Itotunik.     A.  -  Becherer,    E.  Steiger    und    (I.  Lettau.     Die  Flora 

des  Naturschutzreservates  an  der  Rheinhalde  oberhalb  Base!      .    .      127 
A.  Binz.      Ergänzungen   zur  Flora   von  Basel.     2.  Heft 256 

Zoologie.   Josef  Schweizer.    Beitrag  zur  Kenntnis  der  terrestrischen 

Milbenfauna  der  Schweiz 23 

l'aiiii'Oiitologic.     Carl  Renz.     Neue   griechische    Trias-Ammoniten      218 

Astronomie.     Paul    Sarasin.      Über     die     blaue    Randsichel     bei 

partiellen   Mondfinsternissen       113 

Bericht  über  das  Basler  Naturhistorische   Museum  für    das  Jahr   1921    von 

H.  G.  Stehlin 281 

Bericht  über  das  Basler  Museum    für  Völkerkunde    für  das  Jahr   1921    von 

Fritz  Sarasin 309 

Dr.  J.  M.  Ziegler  sehe  Kartensammlung.    Dreiundvierzigster   Bericht,   1921. 

Von  ('.  Chr.  Bernoulli 332 

Chronik  der   Gesellschaft  1921  22 335 

Jahresrechnung  der  Gesellschaft   1921  22 338 

2.  Nachtrag  zum   Mitgliederverzeichnis  von    1921 340 


Verzeichnis  der  Tafeln. 


Tafel   I  —  IV  zu  Josef  Schweizer: 

Beitrag  zur  Kenntnis  der  terrestrischen  Milben- 
fauna der  Schweiz. 


Tafel  V  zu  A.  Becherer,  E.  Steiger  und  G.  Lettau  : 

Die  Flora  des  Naturschutzreservates  an   der 
lihcinhalde  oberhalb   Basel. 


Tafel   VI— VIII  zu  Carl   Renz  : 

Neue  griechische  Trias-Ammoniten. 


Bemerkung  der  Redaktion. 


Wenn  der  vorliegende  Band  XXXIII  der  „Verhandlungen" 
an  Text  und  Illustration  den  letzten  Jahrgängen  nicht  nach- 
steht, sondern  sie  eher  noch  etwas  übertrifft,  so  ist  dies  nur 
dadurch  möglich  geworden,  dass  verschiedene  Autoren  nennens- 
werte Beiträge  an  die  Kosten  von  Druck  und  Tafeln  geleistet 
oder  dieselben  ganz  übernommen  haben.  Es  sei  deshalb  nicht 
versäumt,  an  dieser  Stelle  den  betreffenden  Mitgliedern  namens 
der  Gesellschaft  bestens  zu  danken. 

Was  den  Inhalt  der  einzelnen  Abhandlungen  betrifft,  so 
sind  hiefür  die  Verfasser  allein  verantwortlich. 

Basel,  im  Oktober  1922. 

A.  Buxtorf, 

z.  Zt.  Redaktor  der  „Verhandlungen". 


Der  paläogeographische  Charakter  des  germanischen 
Muschelkalk-Binnenmeeres. 


Von 

W.   Deecke 


Die  germanische  Triassee  ist  mit  ihren  Gesamteigentümlich- 
keiten als  Binnenmeer,  soweit  ich  weiss,  bisher  nicht  behandelt. 
Wohl  halten  wir  treffliche  Darstellungen  dieser  Triasfacies,  lialien 
sorgfältige  Bearbeitungen  ihrer  Faunen  in  den  verschiedenen 
Landstrichen  Mitteleuropas,  ebenso  Vergleiche  der  ausser-  und 
inneralpinen  Versteinerungen.  Alter  es  fehlt  eine  Bearbeitung 
des  Ganzen  von  hydrographischen,  faunistischen  und  tektonischen 
Gesichtspunkten  her,  wobei  die  geologischen  und  paläontologischen 
Tatsachen  als  Ausgangspunkte  dienen,  um  uns  den  Gesamt- 
charakter dieses  Ingressionsmeeres  klar  vorzuführen.  Natürlich 
existieren  viele  Einzelbemerkungen,  und  über  vieles  herrscht 
völlige  Übereinstimmung.  Z.  B.  gab  E.  Vraas  eine  gute  Darstel- 
lung der  Gesamttrias  vor  etwa  20  Jahren,  in  welcher  vor  allem 
der  Keuper  paläogeographisch  aufgefasst  wurde;  vom  Muschelkalk 
habe  ich  nirgends  eine  älmliche  Darstellung  gefunden,  mindestens 
keine  solche,  wie  ich  sie  hier  vorlege  und  welche  wegen  der  Be- 
deutung dieses  Formationsgliedes  für  die  Geologie  Deutschlands 
sicher  ein  allgemeines  Interesse  besitzt.  Der  referierende  Auf- 
satz von  Tornquist,  Die  Binnenmeerfacies  der  Trias  (Geol.  Rund- 
-ehau,   Bd.  III,  H.  2,  1912)  verfolgt  andere  Ziele. 

Das  Muschelkalkmeer  breitete  sich  ziemlich  plötzlich  in 
Mitteleuropa  auf  einem  Gebiete  aus,  das  bisher  ein  abgeschlossenes 
nur  mit  Sandmassen  sieh  zufüllendes  Becken  war.  Eine  lang- 
-aine,  andauernde  Senkung,  die  niemals  rasch  bedeutende  Tiefe 
bewirkte,  hatte  südlich  der  Britisch-Skandinavischen  und  westlieh 
der  Russischen  Masse  eine  Eindellung  erzeugt,  in  die  wahrschein- 
lich vim  Norden  her  so  bedeutende  Sand-  und  untergeordnete 
Tonmassen  hineingeschüttet  wurden,  dass  sie  die  Senkung  aus- 
glichen.  Das  Becken  war  von  Wasser  erfüllt,  nicht  eine  Wüste, 
wie  zwei  Jahrzehnte  lang  behauptet  wurde.  Sein  Südrand  lag 
nicht  fest,  sondern  verschob  sich  im  Laufe  der  Buntsandsteinzeit 

i 


2  W.   Deecke. 

immer  weiter  nach  Süden  und  Südosten,  so  dass  die  höheren  Sand- 
steinstufen  in  Vogesen  und  Schwarzwald  übergreifen.  Zugleich 
tauchte  eine  bisher  m  ich  vorhandene  Halbinsel  oder  Insel,  die 
Rheinische  Masse  nebst  dem  Hohen  Venn,  unter  den  Seespiegel. 
während  die  Ardennen  über  Wasser  blieben  und  vielleicht  als 
Ansatzpunkt  einer  nach  dem  französischen  Zentralplateau  west- 
lich vom  Pariser  Becken  durchziehenden  Barre  als  Westrand 
des   Buntsandsteins  dienten. 

Im  grossen  und  ganzen  hatten  wir  also  eine  weite  Mulde. 
die  den  Nordrand  des  varistischen  karbonischen  Gebirges  als 
Bogen  umzog,  so  wie  die  Adria  an  der  Aussenseite  des  Appenins 
liegt;  sie  bestand  aber  aus  zwei  Teilen,  einem  deutlich  herzyni- 
schen,  welcher  etwa  in  der  Richtimg  der  oberen  Oder  und  unteren 
Elbe  bis  über  Helgoland  hinaus  lief,  und  einem  zweiten  rheinischen 
Abseimitte,  der  von  Besançon  zur  Rheinmündung  reichte  und 
wahrscheinlich  bis  nach  England,  wo  beide  Teile  sich  vereinigten. 
Beide  Abschnitte  traten  während  des  mittleren  und  oberen  Bunt- 
sandsteins nördlich  der  Doubs — Donaulinie  in  Süddeutschland  mit- 
einander in  breite  Verbindung.  Der  Kern  der  varistischen  Faltung 
(die  Gegend  Plateau  central-Mittelschweiz — Böhmer  Masse)  blieb 
Festland  und  trug  auf  seiner  Süd-  und  Südostseite,  d.  h.  in  den 
Ostalpen  und  in  der  Lombardei  die  Flachwasserstrandseen,  denen 
die  alpinen  Werfener  Schichten  und  der  Servino  ihre  lagunäre 
Entstehung  verdanken.  Dieses  Becken  besass,  wenn  wir  von 
einem  selbständigeren  englischen  Zipfel  längs  des  Ostrandes  der 
Masse  von  Wales  absehen,  die  Gestalt  eines  gleichschenkligen  Drei- 
ecks, dessen  Basis  doppelt  so  lang  war,  wie  jede  der  beiden  anderen 
Seiten  und  dessen  Spitzen  bei  Besançon,  York  und  Tarnowitz 
lagen.  Es  mass  also  etwa  500000  qkm  Fläche,  wobei  die  Inseln 
mitgerechnet,  aber  manche  randlichen  Teile  ausgeschaltet  sind. 
Es  kommt  ja  auf  eine  genaue  Zahl,  welche  wir  gar  nicht  mehr 
festzustellen  vermögen,  hier  nicht  an,  sondern  nur  auf  eine  all- 
gemeine Grössenordnung.  Vergleichen  wir  damit  die  heutigen 
europäischen  Binnenmeere,  so  hat: 

Ostsee 416000  qkm 

Schwarzes  Meer  mit  Asowischem  Meer  .    .   460000  qkm 
Caspi-See 4400011  qkm 

Es  war  also  diese  mitteleuropäische  Buntsandsteinsee  nicht 
wesentlich  grösser  als  eines  der  heutigen  europäischen  Binnen- 
meere. 

Neben  diesem  bestand  noch  ein  zweites  Becken  in  Südwest- 
europa,   welches    das    jetzige    Meeresstück    zwischen     Sardinien. 


Muschelkalk-  Binnenmeer.  •'! 

Spanien  und  Algier  nebst  dem  Ebrotal  umfasste.  Nennen  wir  es 
das  Sardo-spanische  ;  es  hatte  ungefähr  dieselbe  Fläche  wie  das 
germanische.  Indessen  lassen  sich  seine  Ränder  noch  weniger 
scharf  festlegen.  Beide  standen  so  zueinander,  wie  heule  Caspi 
und  Pontos,  d.  h.  sie  waren  zeitweise  durch  schnulle  Landengen 
voneinander  getrennt.  Heide  haben  anfangs  gleichartige,  oft 
-ehr  mächtige,  aus  roten  Sandsteinen  bestehende  Sedimente 
um  Einlagerungen  von  Landpflanzen  und  mit  gelegentlich  sali- 
naren  Ausscheidungen:  nur  erreicht  in  dem  südliehen  See  die 
Oicke  der  Schichten  niemals  die  hohen  Beträge  wie  im  Norden. 
Das  offenere  Meer.  d.  h.  die  nach  Südeuropa  eindringende  Tethys, 
halien  wir  in  Kleinäsien,  in  Rumänien,  Ungarn,  Mazedonien  und 
Si/.ilien  konstatiert  und  kennen  in  den  Alpen  die  Litoralbildungen 
dieses  sich  in  der  Tria.-  immer  weiter  nach  Westen  vorschiebenden 
Gürtelmeeres.  Während  des  Buntsandsteins  war  es  wohl  von 
den  beiden  Binnenbecken  durch  einen  Bogen  von  Böhmen  über 
Plateau  central — Korsika — Sardinien  Tunis  getrennt.  Indessen 
scheint  bisweilen  schon  die  See  eingebrochen  zu  sein,  vor  allem 
in  der  Zeit  des  oberen  Buntsandsteins,  da  wir  an  vielen  Stellen 
Mvophorien-  und  Gervillienbänke  darin  bei  uns  finden,  bei  Sulz- 
bad  im  Elsas-  marine  Krebse,  Limulus  und  Beneckeia  Buchi 
mit  Voltzia  heterophylla  zusammen  beobachten,  ebenso  wie 
Frech  aus  schlesischem  Sandstein  denselben  Ammoniten  abbildete. 

Auch  im  mittleren  Sandstein  haben  wir  Gervillien ,  und 
Estherien  bankweise,  wobei  die  Frage  offen  bleibt,  ob  nicht  nur 
Wind  oder  andere  Vermittler  solche  Keime  vertragen  haben. 
Im  obersten  Sandstein  deuten  dagegen  die  Linguliden,  Mvo- 
phorien und  Krebse  auf  eine  wirkliche  Meeresverbindung  hin. 
Man  täte  vielleicht  besser,  diese  Bänke  trotz  der  Buntsandstein- 
facies  schon  zum  Muschelkalk  zu  ziehen.  Das  ist  aber  eine  Prin- 
zipienfrage, ob  die  petrographische  Facies  oder  der  Fossilinhalt 
massgebend  sein  soll.1) 

Eine  verstärkte  tektonische  Bewegung  erschloss  nun  zunächst 
das  nördliche  Becken  der  marinen  Tierwelt  durch  Pforten,  welche. 
wie  wir  bestimmt  wissen,  in  Oberschlesien  lagen.  Durch  sie  ergoss 
-ich  das  Wa-ser  in  die  erneut  vertiefte  Senke  und  erfüllte  sie  bis 
zum  äussersten  Hand.  In  einem  dünnen,  1 — 2  m  dicken  Schicht- 
packet ändert  sich  der  gesamte  Gesteinscharakter,  da  an  Stelle 
der  Sandmassen  und  roten  Tone  die  kalkigen  oder  dolomitischen. 

')  Lagen  mit  Schizodus,  aber  vom  Charakter  des  unteren  Buntsandsteins 
rechnet  man  in  der  Pfalz  jetzt  zum   oberen  Zechstein,    früher    wegen   des  Au 
sehens  zur  untersten  Trias.  Den  Macrocephalushorizont  stellt  man  in  Schwallen 
immer  noch   in  den    braunen   Jura   wegen  seiner  Eisenoolithe  usw. 


4  W.     Decke. 

frisch  blaugrauen,  verwittert  rotgelben  Gesteine  irrten.  Es  ist 
eines  der  allerbesten  Beispiele  für  eine  marine  Transgression  auf 
weite  Fläche,  und  es  niuss  diese  erfolgt  sein  in  ein  etwas  unter 
dem  Meeresspiegel  liegendes  Becken,  weil  die  untersten  Wellen- 
kalkbänke  konkordant  auf  dem  Röt  lagern.  Wir  haben  also  den 
Fall  des  Caspi,  der  auch  unter  dem  Seespiegel  steht,  der  von  Sand- 
ufern im  Norden  und  Osten  eingefasst  ist,  dessen  bis  Zaritzin 
reichende  nördliche  Umrandung  bei  einem  Einbruch  des  Mittel - 
meerwasser  vollaufen  würde.  Über  Strand  und  Flussmündungs- 
schutt,  über  Salz-Gipspfannen  würde  sich  das  neue  marine  Sedi- 
ment legen,  und  zwar  so  gleichartig,  dass  auf  sehr  weite  Flächen 
eine  völlige  Konkordanz  der  verschiedenartigen  Bildungen  ein- 
träte. Wir  wären  dann  nicht  in  der  Lage,  iiu  Gebiete  der  unter- 
sten Wolga  die  Transgression  anders  zu  konstatieren,  als  an  dem 
Gesteinswechsel  und  an  der  marinen  Fauna.  Seine  allgemeinen  Sedi- 
mentationsbedingungen waren  gegenüber  der  vorhergehenden  Zeit 
nur  insofern  geändert,  dass  die  Sandzufuhr  bis  in  die  Mitte  des 
Beckens  aufhörte  und  auf  den  Rand  (Luxemburg,  Nordvogesen. 
England)  beschränkt  blieb,  der  rasche  Wechsel  der  Schichtung, 
die  zeitweilige  Trockenlegung  mit  Ausscheidung  von  Gips  und 
Salz  blieben  in  den  westlichen  Gebieten,  also  vielleicht  überhaupt 
in  der  Nähe  des  Westrandes,  bestehen.  Wir  haben  nämlich  vom 
<  Idenwald  bis  Basel  dünne  Rauchwackenbänke  im  unteren  Wellen- 
dolomit, die  sich  genetisch  von  denen  des  Röt  nicht  unterscheiden. 
Die  Hauptsenkung  geschah  am  kräftigsten  im  Osten,  vielleicht 
auf  iler  hercynischenElbe  —  Oderlinie  und  erreichte  dort  bedeutende 
Beträge,  da  wir  den  unteren  Muschelkalk  in  Oberschlesien  rund 
100  m,  bei  Rüdersdorf  150  m  mächtig  sehen.  Die  reine  Kalk- 
bildung ist  am  bedeutendsten  auf  der  Linie  Tarnowitz — Rüders- 
dorf und  nimmt  nach  Südwesten  und  Westen  zugunsten  der 
Mergelschichten  mit  dolomitischen  Einschaltungen  ab,  ohne  dass 
die  Mäehtigkeiten  erheblich  sinken  (bei  Jena  113  m,  bei  Würz- 
burg rund  100  m,  in  Schwaben  rund  90  m)  ;  erst  iu  der  Pfalz  und 
in  der  Eifel  kommen  wir  zugleich  mit  der  Muschelsandsteinfacics 
an  den  Rand  der  weiten  Pfanne.  Die  Ausdehnung  der  Wellen- 
kalksee  scheint  im  Westen  und  Südwesten  nicht  wesentlich  über 
den  Rahmen  des  Buntsandsteinareales  hinaus  gegangen  und  ihr 
Boden  recht  eben  gewesen  zu  sein.  Wir  haben  Wellenkalk  bisher 
nicht  im  Schweizer  Jura  und  Rhonegebiet  und  beobachten  im 
südlichen  Baden,  in  den  Vogesen,  in  der  Pfälzer  Hardt  und  in 
Luxemburg  eine  starke  Beimischung  von  Muskovit,  die  ganz 
an  die  gleiche  Erscheinung  in  den  Plattensandsteinen  erinnert 
und   deren   Rekurrenz  darstellt.  -  -  Im   Sardo-spanisehen  Becken 


Muschelkalk-Binnenmeer.  5 

wird  nur  aus  Sardinien  von  Tornquist  eine  Lage  unter  dem  Nodosus- 
kalk  erwähnt,  wi'lche  Gesteine  vom  Habitus  des  germanischen 
Untermuschelkalkes  hat  und  Lima  lineata  führt.  Eine  Ver- 
bindung dieses  isolierten  Vorkommens  mit  Süddeutschland  ist 
nicht  nachgewiesen  und  könnte  nach  unseren  bisherigen  Kennt- 
nissen nicht  über  die  Schweizeralpen,  sondern  nur  über  das 
Rhonetal  vermutel  werden.  Es  fehlen  aber  auf  Sardinien  die 
übrigen  Wellenkalkgruppen.  - 

Das  bezeichnendste  Merkmal  der  Wellenkalksee  ist  die  uns 
plötzlich  erscheinende  Verbreitung  einer  marinen  Fauna  über  die 
ganze  Fläche,  einer  Fauna  von  einheitlichem  Charakter,  mit 
zahllosen  Individuen  verhältnismässig  weniger  Arten.  Es  macht 
den  Eindruck,  als  ob  das  einströmende  Wasser  Keime  mit- 
gerissen und  rasch  überall  hin  verbreitet  habe.  Dabei  kamen 
in  erster  Linie  die  Eier  und  Larven  der  in  der  flachen 
Littoralzone  lebenden  und  von  Osten  her  eingewanderten  Tier- 
formen in  Betracht,  d.  h.  solche  Arten,  welche  auf  seichtem. 
schlammigem  Untergrunde  fortzukommen  vermochten.  Wir  wer- 
den von  diese]-  Tierwanderung  gleich  ausführlicher  sprechen. 
Vorher  möchte  ich  einige  Analoga  solcher  Einbrüche  mit  Ver- 
breitung mariner  Keime  anführen. 

Am  Ende  des  Pliocäns  muss  durch  den  Bosporus  das  Mittel- 
meerwasser  sich  den  Zutritt  zum  Schwarzen  Meer  geschaffen 
haben.  Wir  sehen,  dass  ein  Teil  der  mediterranen  Fauna  das 
neue  Gebiet  rasch  erobert,  aber  wegen  der  eigenartigen  Gestalt 
de-  Pontos  auf  den  Ufersaum  beschränkt  bleibt.  Unwirtliche, 
mit  Schwefelwasserstoff  geschwängerte  Tiefen  besass  das  Wellen- 
kalkmeer  nicht  und  konnte  sich  daher  ganz  bevölkern:  ferner 
war  das  Wellenkalkbecken  kein  Süsswasserbecken  gewesen,  wie 
das  Schwarze  Meer,  und  der  Salzgehalt  vielleicht  beinahe  normal. 

Ein  zweiter,  diesem  noch  ähnlicherer  Vorgang  war  der  Ein- 
luuch  des  Litorinameeres  der  Postglacialzeit  in  das  Ostseebecken. 
Die  Süsswasser-Ancylus-See  wurde  durch  Einstrom  des  Xordsee- 
wassers  umgestaltet.  Die  Pforten  lagen  in  Holstein  bei  der  Elbe- 
und  Travemündung  und  waren  breiter  als  die  heutigen  Strassen 
des  Sundes  und  der  Belte.  Es  verbreitete  sich  eine  geringe  Anzahl 
der  Nordseeformen  bis  in  die  nördlichsten  Zipfel  der  Bottnischen 
W  ick.  und  zwar  entsprechend  der  Wellenkalkfauna  nur  wenige 
Arten  mu  sehr  vielen  Individuen,  so  dass  wir  Gründe  mit  Oar- 
dium  edule,  Scrobicularia  piperita,  Litorina  litorea, 
Mya  arenaria  usw.  wahrnehmen,  die  sich  etwa  den  Myophorien, 
Gervillien  und  Limenpflastern  im  Wellendolomit  vergleichen 
lassen,     [•'einer  waren,   wie  noch  heute  bei  Kiel,  in  der  Nähe  der 


6  W.   Deecke. 

Pforten,  infolge  des  lebhafteren  Salzwassereinstromes  die  marinen 
Arten  der  Litorinasee  zahlreicher  und  die  einzelnen  Individuen 
grösser  und  dickschaliger:  nur  die  in  Gotland  oder  bei  Hapa- 
randa  zu  sammelnden  Typen  sind  kleiner  und  gleichen  den  jetzt 
an  der  Westseite  Rügens  lebenden  Tieren.  In  ähnlicher  Weise 
erfolgte  im  Ostseebecken  schon  im  mittleren  Diluvium  ein  Ein- 
bruch des  Nordseewassers  und  brachte  die  Eemfauna  mit  Car- 
dium  edule,  Cyprina  islandica.  Rotalia  Beccariae  usw. 
bis  Hiddensö  und  Danzig,  während  die  nördliche  Ostseerinne 
mit  Inlandeis  gefüllt  blieb,  das  bald  darauf  wieder  vorstiess. 
Wollen  wir  eine  Parallele  dieser  quartären  Ingressionen  mit  dem 
Wellenkalkmeere  ziehen,  so  liesse  sich  die  Eemphase  -  -  mutatis 
mutandis  --  mit  dem  Rötmeerstadium  vergleichen,  dessen  Tiere 
auch  wieder  verdrängt  wurden  und  nicht  überall  im  Buntsand- 
steinbecken sich  ansiedelten,  die  Litorinaphase  etwa  der  eigent- 
lichen Wellenkalksee.  Denn  auch  von  deren  schlesischen  Pforten 
an  ist  bis  Rüdersdorf  und  Thüringen  das  Tierleben  reicher,  als 
weiter  entfernt  z.  B.  in  Süddeutschland;  aber  völlige  Überein- 
stimmung beider  Erscheinungen  herrscht  insofern  nicht,  als  die 
Beimischung  von  Süsswasser  im  germanischen  Muschelkalk- 
becken immer  untergeordnet  blieb. 

An  der  schlesischen  Pforte  beobachten  wir  eine  Menge  von 
Schnecken,  Brachiopoden,  Fischen  und  Sauriern,  die  dem  west- 
deutschen Wellenkalke  fehlen,  ferner  die  Kalkalgen,  denen  augen- 
scheinlich das  Binnenwasser  wenig  zusagte.  Sofort  allgemein 
wurden  verbreitet  Lima  lineata,  Lima  striata,  die  „Mya- 
cites",  Gervillia  socialis  var.  funieularis,  Myophorien. 
Pecten  discites,  Linguliden  und  Dadocrinus  gracilis. 
Später,  im  mittleren  Wellendolomit,  kommen  wieder  Beneckeia 
Buchi,  mit  ihm  Terebratula  Ecki,  drittens  in  etwas  höheren 
Bänken  Terebratula  vulgaris.  Erst  im  Wellenmergel  erscheinen 
die  langhäusigen  Gastropoden  häufiger,  stellen  sich  langschwänzige 
Krebse  ein  und  dazu  die  Mixosaurier.  Das  Wandern  aller  dieser 
Tiere  nach  Westen  mag  eine  Folge  des  Salzwasserstromes  gewesen 
sein,  der  sich  in  dem  Becken  zu  einer  kreisförmigen  Drift  ent- 
wickelt haben  wird,  und  zwar  unter  Einfluss  ("istlicher  Winde. 
Heute  beobachten  wir,  wie  die  herrschenden  Westwinde  des  süd- 
lichen Ostseebeckens  das  salzigere  Wasser  der  dänischen  Strassen 
nach  Osten  treiben,  und  auch  die  rasche  Einwanderung  der 
Litorinafauna  wurde  zweifellos  begünstigt  durch  solche  West- 
winde. Im  Wellenkalkmeer  lagen  die  allgemeinen  hydrographi- 
schen Bedingungen  ähnlich,  indem  eine  von  Südosten  eindringende 
Strömung  wahrscheinlich    östlichen    Winden   unterlag  und   daher 


Muschelkalk-  Binnenmeer.  7 

nach  Westen  und  Südwesten  abgedrängt  wurde.  In  Russland 
bestand  damals  ein  ausgedehntes  Festland,  im  .Süden  von  Europa 
und  im  Norden  von  Afrika  entwickelte  sich  das  Gürtelmeer  mit 
seiner  von  Ostasien  herkommenden  Warmwasserströmung.  Daher 
ist  das  russische  Land  wahrscheinlich  vorzugsweise  ein  Hochdruck- 
_ •  ■  i - 1 . ■  t  gewesen,  von  dem.  wie  in  der  Gegenwart,  kontinentale,  d.  h. 
östliche  Winde  ausgingen.  Diese  Ostwinde  werden  die  Gegend  von 
Polen,  Schlesien,  Ungarn  beherrscht  baben,  wie  noch  heute,  und 
mussten  das  Wasser  in  die  germanische  Wellenkalkmulde  hinein- 
treihen.  Wir  beobachten,  dass  im  Pontos  diese  Ostwinde  eine 
Dritt  hervorrufen,  welche  von  der  Krim  am  Ufer  entlang  nach 
dem  Bosporus  läuft  und  dort  umbiegt,  so  dass  sie  an  der  klein- 
asiatischen  Küste  ostwärts  gerichtet  ist  und  bei  Trapezunt  quer 
über  das  Meer  nach  Norden  zurückgeht.  Für  das  Wellenkalkmeer 
gilt  das  gleiche.  Denn  auch  sie  stiess  im  Westen  auf  Festland 
und  muss  mm  umgekehrl  sein.  Diese  Umkehr  ist  aber  auf  der 
nördlichen  Halbkugel  immer  im  Sinne  einer  Rechtsdrehung,  so 
dass  die  Wasser  nordöstlich  abgelenkt  wurden.  Die  Breccien- 
struktur  der  Schaumkalkbänke,  die  vielen  Fliess-  und  Wellen- 
spuren.  die  zahllosen  zusammengefegten  (  >i  liicularis-Sehalen  im 
oberen  Wellenkalk  des  Odenwaldes  deuten  auf  solche  von  Osten 
kommende  Strömung  oder  Wellenwirkung  hin.  Dazu  möchte  ich 
auch  die  Verbreitung  von  Gervillien,  Myophorien  und  Linguliden 
im  obersten   Buntsandsteine  von   Elsass  und  Baden  zählen. 

Als  nun  das  Meer  dauernd  von  dem  weiten  Gebiet  Besitz 
ergriff,  stellte  sich  ein  Beharrungszustand  dieser  Art  ein.  Da- 
raus wird  uns  die  plötzliche  Aussaat  der  Keime  über  das  Ge- 
samtgebiet verständlich,  daher  versuchen  im  untersten  Wellen- 
dnlnmit  deich  so  viele  Tiere  heimisch  zu  werden,  welche  sich 
zum  Teil  nachher  nicht  dauernd  halten,  z.  B.  Terebratula 
Ecki  und  Dadocrinus  gracilis.  Ich  glaube,  dass  viele  der 
Beneckeien  verschwemmte  leere  Schalen  waren,  desgleichen  die 
einzelnen  Ptychites-Individuen,  welchen  wir  von  Rüdersdorf  über 
Thüringen  bis  Heidelberg  in  etwas  verschiedenen  Horizonten  des 
Wellenkalkes  begegnen.  Sie  geben  uns  gleichsam  die  Hauptdrift 
an,  gerade  so  wie  manche  Crinoiden.  WTir  haben  im  Westen  im 
Tiefsten  Wellendolomit  einzelne  dünne  Dadocrinusbänke,  meist 
:  ui  zerfallende  Stiel-  und  Armglieder,  kaum  Kronen;  höchst 
selten  zeigt  sich  Encrinus  aculeatus,  der  im  Osten  häufiger 
ist,  und  zwar  im  mittleren  und  oberen  Wellenkalk,  in  Thüringen 
im  oberen  Horizonte  liegt,  indem  er  in  Südwestdeutschland  ganz 
fehlt,  wenn  wir  nicht  die  isolierten  Stielglieder  des  Schaumkalkes 
auf  diese  und  andere  Arten  (Encr.   Brahlii,  Carnalli)  zurück- 


8  \V.   Deecke. 

rühren  wollen.  In  dem  Falle  wäre  die  Verschwemmung  von  Osten 
her  nicht  abzuweisen,  sogar  ein  trefflicher  Beleg  für  die  oben 
behauptete  Meeresströmung.  In  Thüringen  und  bei  Rüdersdorf 
haben  wir  nämlich  Rasen  von  Encrinus  Carnalli  und  E. 
Brahlii  in  höheren  Schichten  -  alles  das  deutet  darauf,  dass 
vielleicht  einige  der  westdeutschen  Crinoidenhorizonte  nur  aus 
Treibmassen  weiter  östlich  gewachsener  Rasen  hervorgingen. 
Ganz  sicher  ist  dies  im  Schaumkalk  des  Odenwaldes  der  Fall. 
wo  nie  ein  ganzes  Exemplar  vorgekommen  ist  und  auch  die  bei- 
gesellten Pentacrinusglieder  immer  verstreut  erscheinen,  beide 
Crinoiden  aussen  lern  mit  aufgearbeiteten  Mergelstücken  zusammen- 
liegen, also  die  starke.  Bewegung  des  Wassers  sichersteht.  In  der 
Ostsee  fehlen  heute  Seeigel,  dagegen  gehen  Seesterne  mit  dem 
salzigen  Einstrom  bis  nach  Vorpommern.  Ebenso  haben  wir 
im  Wellendolomit  Süddeutschlands  zwar  Ophiuren,  aber  keine 
Cidariten.  Die  Gervillien  bleiben  anfangs  klein,  gleichsame  Küm- 
merformen, Lima  striata,  tritt  ebenfalls  klein  und  dünnschalig 
im  untersten  Wellendolomit  auf,  um  dann  zunächst  wieder  zu 
verschwinden.  Reichhaltige]'  ist  die  Fauna  erst  im  Wellenmergel. 
in  welchem  die  Myophorien,  Homomyen,  Undularien  usw.  zu 
grösseren  Individuen  werden.  Auch  Terebratula  Ecki  er- 
scheint gegenüber  der  hoher  liegenden  Ter.  vulgaris  als  ver- 
kümmert. Die  südwestdeutschen  Wellenkalkformen  gleichen  also 
biologisch  den  Typen  der  Litorinasee  nördlich  der  Aalandsinseln 
und  lebten  wie  diese  weiter  weg  von  den  Pforten.  Auffallend  ist 
die  Menge  von  winzigen  Schnecken  in  der  gesamten  marinen 
deutschen  Trias,  von  denen  ich  annehmen  möchte,  dass  sie  meistens 
auf  Tangen  sassen  und  daher  in  einzelnen  Schichten  so  massen- 
haft und  lokal  beschränkt  erscheinen.  Sie  wären  den  Hydrobien 
und  Neritinen  der  Ostsee  zu  parallelisieren,  von  welchen  man 
an  manchen  Stellen  bei  einem  Dredgezug  viele  Hunderte  auf 
einmal  erbeutet.  Besonders  die  pseudo-oolithischen  Schaumkalke 
stecken  voll  davon  und  stellen  einen  Schneckensand  dar,  wie 
ich  ihn  durch  Abschlämmen  des  Schlickes  im  Greifswalder  Bodden 
auf    Seegrasgründen    oft   erhielt. 

Wie  die  Seehunde  und  Tümmler  von  der  Nordsee  in  das 
Baltikum  und  die  Delphine  in  den  Pontos.  so  wanderten  die 
Mixosaurier  in  die  Binnensee  des  unteren  Muschelkalkes  und 
kamen  auch  etwas  später,  d.  h.  erst  im  eigentlichen  süd- 
deutschen Wellenmergel  vor;  genau  so  machen  es  die  Macruren 
unter  den  Krebsen.  Die  langhäusigen  Schnecken  und  Nati- 
copsis  hatten  zwar  gleich  anfangs  einen  weiten  Verstoss  ge- 
macht,    verschwanden    dann    aber,    um    erst    in    der    mittleren 


Muschelkalk-Binnenmeer.  9 

Serie  zeitweilig  allgemein  häufig  zu  werden.  Die  Besamung 
erfolgt  eben  eine  Zeitlang  immer  wieder  ?..  B.  mit  Terebratula 
vulgaris,  Spiriferina  hirsuta  und  Sp.  Eragilis,  wahrend 
manche  nahverwandte  Arten  (Sp.  Mentzeli,  Rhynchonella 
decurtata)  nicht  nach  Westen  vordrangen,  sondern  immer  (auch 
in  Spanien,  in  den  Südalpen)  auf  die  Ränder  des  offenen  Meeres 
beschränkt  blieben. 

Die  Lebensbedingungen  müssen  damals  rasch  und  auf  weiti 
Strecken  in  dem  flachen  Meere  gewechselt  haben.  Dies  gehl 
aus  den  Dolomitlagen.  Rauchwackenbänken.  den  eingeschalteten 
.Mergeln,  ja  dunklen  blätterigen  Tonen  hervor.  Bald  haben  wir 
last  nur  die  kleinen  Crinoidenstielglieder  in  spätigen  Kalken. 
bald  nur  aufeinander  gepackte  Schalen  von  Pecten  discites 
oder  dicht  beieinander  liegende  Terebratula  vulgaris  in 
schwarzen  dünnschiefrigen  Mergeln.  Lagen,  welche  auf  100  km 
Entfernung  dieselbe  stratigraphische  Stellung  bewahren  und 
dabei  kaum  ihren  Possilinhalt  ändern,  höchstens  fossilleer  werden. 
Die  Bestreuung  des  ganzen  Beckens  mit  Keimen  geschah  stets 
von  Osten  her.  Was  nicht  für  den  Boden  passte,  ging  ein,  das 
andere  entwickelte  sich  in  Tausenden  von  Individuen  nach  Art 
d'er  Cardiensande  in  der  heutigen  Ostsee  und  den  Scrobicularia- 
schichten  in  der  Litorinazeit.  Dahin  gehören  im  Wellendolomil 
die  Eckilagen.  die  Bänke  mit  Myophoria  cardissoides.  die 
stratigraphisch  .  so  wichtigen  Spiriferinenhorizonte,  die  letzten 
meist  etwas  härtere,  also  kalkigere  Gesteine,  unter  und  über 
denen  man  vergeblich  nach  diesem  Fossil  sucht,  in  denen  aber 
regelmässig  die  austerartigen  Terquemien  sich  einstellen. 

Betrachten  wir  diese  Fauna  als  Ganzes,  so  herrschen  dem 
Schlammgrunde  gemäss  Formen  vor,  die  entweder  wie  die  Mya- 
citen,  Anoplophoren,  Homomyen  in  demselben  eingebettet  leben 
oder  Monomyarier.  denen  wir  einen  Byssus  zuschreiben  dürfen, 
womit  sie  sich  in  dem  Schlick  befestigten  (Lima.  Myalina, 
Gervillia,  Pecten).  Dazu  kommen  Lingula,  Terebratula. 
Spiriferina,  ebenfalls  alle  mit  eingegrabenem  Stiel.  Eine  Aus- 
nahme machen  allein  die  Myophorien,  welche  ich  übrigens  eben- 
falls für  Bewohner  schlammiger  Gründe  halte,  wie  die  Trigonien, 
die  ja  schliesslich  verlängerte  Siphonen  und  daher  eine  nach 
hinten  ausgezogene  Schale  besitzen  (Trig.  praelonga  im  Cal- 
lovien,  Trig.  aliformis  im  Gault).  Hier  ist  ferner  Dentalium 
torquatum  zu  nennen,  das  gleich  in  den  untersten  Wellen- 
dolomiten bankweise  erscheint,  um  darauf  zu  verschwinden  und 
dann  bald  hier,  bald  dort  sich  wieder  zahlreich  einzufinden.  In 
dies«    Gesellschaft    passen  Ophiuren   und  garneelenartige   Krebse, 


10  \Y.    Deecke. 

sowie  Anneliden  gut  hinein.  Beachtenswert  ist  die  Seltenheit 
von  Fischen  und  Nothosauriern  im  Westen  Deutschlands,  wäh- 
ii 'inl  in  Schlesien  und  Rüdersdorf  es  lagenweise  von  Knochen 
wimmelt  und  viele  Gattungen  dort  vorkommen.  Nur  der  tiefste 
Wellendolomit  hat  eine  Art  Bonebed  mit  Ganoidschuppen  und 
Saurierresten,  gleichsam  als  sei  ein  Schwärm  mitgerissen  oder 
versuchsweise  eingebrochen  und  dann  zugrunde  gegangen.  Auch 
heute  halten  sich  an  den  Pforten  von  Binnenmeeren  gern  viel 
Fische  auf,  z.  B.  die  Heringe  im  Sund,  im  Belt.  sogar  im  Kaiser- 
Wilhelmskanal,  und  ihnen  folgen  Seehunde  und  Delphine;  am 
Bosporus  ist  der  Tunfischfang  seit  dem  Altertum  berühmt;  im 
finnischen  Meerbusen  haben  wir  die  Menge  von  Cor  ego  nus. 
bei  den  Engen  der  Aalandsinseln  die  dichten  Scharen  der  Strörn- 
minge.  Ich  denke  mir.  dass  die  Nothosauriden  Überschlesiens 
und  Rüdersdorfs  diesen  Fischen  folgten  und  in  deren  Zuggebiet 
lebten,  woraus  sich  ihre  Seltenheit  in  Süddeutschland  zur  Wellen- 
kalkzeit  zwangslos  erklärt.')  Häufiger  sind  sie  in  deren  mitt- 
leren und  oberen  Schichten  (oberer  Muschelsandstein  der  Pfalz 
oder  die  badischen  Spirif erinabänke) .  Es  ist  sehr  wohl  möglich, 
dass  das  berühmte  Rhaetbonebed  von  Stuttgart  auch  an  einer 
solchen  Strasse,  einer  Einbruchspforte  der  See  entstand,  wo  sich 
kleine  Haifische  (Acrodus),  Hybodonten  und  Saurichthys. 
Lepidotus  und  Dapedius  in  Zügen  und  Schaaren  drängten. 
Diesen  Tieren  folgten  Nothosauriden  und  Stegocephalen.  Deren 
Knochen  wurden  schliesslich  zusammengeschwemmt  und  mit 
aufgearbeiteten  anderen  Knochen  sedimentiert.  Analoga  bietet 
das  ob  er  schwäbische  marine  Miocän  mit  den  zahllosen  Haifisch- 
zähnen,  Rochenkauplatten,  wobei  auch  Knochen  von  Landtieren 
miteingebettet  wurden,  so  dass  an  manchen  Stellen  Rhinoceroten-, 
Hirsch,-  Tapir-,  Schweinereste  mit  den  La  m  na-  und  Noti- 
d  a  n  u s-Zähnen  zusammeuliegen. 

Der  Schlick  des  Wellenkalkmeeres  war  stark  bituminös,  was 
auf  abgestorbenes  Plankton  oder  Algenrasen  deutet:  alle  frischen 
Wellenkalkgesteine  sind  blaugrau  und  riechen  beim  Anschlagen 
nach  Erdöl. 

Seit  dem  Schaumkalk  geht  im  Westen  dies  Wellenkalkmeer 
seinem  Ende  entgegen.  Warum?  ist  nicht  völlig  klar;  vielleicht 
verengerten  sich  die  Pforten  im  Osten,  aber  ganz  ge- 
schlossen wurden  sie  erst  in  der  Zeit  nach  der  Anhydritgruppe. 
Die    Orbicularisregion    hat    im    Westen    eine    ganz    verarmte 


x)  Nicht  alle  Knochen  im  süddeutschen  Wellenkalk  gehören  den  Notho- 
sauriern an;  im  Wellendolomit  haben  wir  auch  Labyrinthodonten.  im  Wellen- 
kalk  Mixosaurier,  auch  Saurichthys   erscheint  hier  und  da. 


Muschelkalk-Binnenmeer.  1  I 

Fauna,  welche  in  der  Zusammensetzung  etwa  der  Rötfauna  ent- 
spricht; im  Osten  bleibt  sie  noch  mannigfaltiger,  wenn  auch 
einförmiger  geworden.  Im  Westen  haben  wir  nur  Myophorien, 
Gervillien,  Spirorbis,  einen  Wurm,  dessen  Röhren  vielleicht  auf 
\|"rn  äassen,  wie  heute  diese  Schalen  massenhaft  die  Nordsee- 
Fucus  bedecken,  ferner  das  Dentalium,  bisweilen  eine  letzte 
Lima.  Bald  beginnt,  wie  im  Rot,  die  Gipsausscheidung;  indessen 
treten  über  den  ersten  Gipsbändern  noch  einzelne  Fossillagen  auf, 
d.  h.  es  hat  nochmals  Erneuerung  dies  Salzwassers  stattgefunden 
oder  Strömungen  Italien  anderswo  herstammende  Schalen  aus- 
gestreut. Die  See  muss  im  obersten  Wellenkalk  im  Westen  sehr 
flach  gewesen  sein,  da  Wellenfurchen,  Fliesspuren,  zusammen- 
geschwemmte Museheihaufen  und  auf  den  Schichtflächen  ver- 
streute Einzelklappen  allgemein  verbreitet  sind. 

Die  Art  der  Salz-  und  Anhydritausscheidung  im  mittleren 
Muschelkalk  ist  nicht  ganz  sicher  ermittelt.  Wir  wissen,  dass 
sie  nach  Osten  abnimmt,  in  Thüringen  zwar  noch  existiert,  bei 
Rüdersdorf  und  Oberschlesien  fehlt;  dafür  breitet  sie  sieh  im 
Bereiche  der  alpinen  varistischen  Schwelle  nach  Südwesten  aus. 
Ich  halte  auch  die  nordalpinen  Salz-  und  Gipsschichten  für  An- 
hydritgruppe,  und  wir  finden  diese  Salzmassen  bis  Salins  im 
Jura,  ja  noch  weiter  südlich  bis  ans  Plateau  de  la  Serre.  Die 
vindelicische  Schwelle  und  ihr  nördliches  Vorland  sanken,  ein- 
fach als  Fortsetzung  der  vom  Buntsandstein  her  bekannten, 
-leichartigen,  von  NW.  nach  SO.  vorschreitenden  Einmuldung. 
Daher  zogen  sich  die  schweren  salzigen  Wasser  in  diese  breite 
Rinne  hinein  und  schieden  dort  in  der  Tiefe  ihren  überschüssigen 
Salzgehalt  aus.  Von  einer  irirklichen  Trockenlegung  ist  an  der 
Basis  der  süddeutschen  Anhydritgruppe  und  überhaupt  innerhall» 
derselben  nichts  zu  beobachten.  Der  Gips  und  das  Salz  ruhen 
konkordant  auf  dem  Orbicularismergel,  und  zwar  wieder  auf 
weite  Entfernung  hin  ganz  gleichartig.  Von  Basel  bis  zum  unteren 
Neckar  haben  wir  nämlich  das  Steinsalz  an  der  Basis,  darüber 
das  Calciumsulfat,  dann  Tone  mit  Salz  und  Gips,  schliesslich 
helle  plattige  Dolomite,  das  Ganze  fast  90  m  dick.  Abgesperrt 
war  flieses  Binnenmeer:  sonst  hätte  es  seinen  Salzgehalt  nicht 
so  angereichert,  mindestens  muss  die  Verdunstung  den  Zufluss 
üben  lullen  haben. 

Dies  führe  ich  wieder  auf  trockene  östliche  Winde  zu- 
rück, die,  aus  dem  russischen  Land  kommend,  die  Feuchtig- 
keit aufnahmen  und  das  Salzwasser  konzentrierten.  In  der  Nähe 
i  blesischen  Pforten  blich  das  Wasser  normaler,  obwohl 
auch    längs    der   Oder  —  Elbelinie    Dolomitausscheidung    begann. 


12  W.   Deecke. 

hu  Westen  aber  herrschte  Verdunstung  vor,  so  das*  wir  an- 
nähernd den  Zustand  haben,  den  heute  Caspi  und  Karabugas 
zeigen.  Es  ist  daher  möglich,  dass  etwa  vom  Taunus  nach  dem 
Erzgebirge  eine  niedrige,  subaquatische  Barre  bestand,  die  das 
Gesamtbecken  in  zwei  Abschnitte  zerlegte  und  damit  die  in  dem 
unteren  Teile  der  Anhydritgruppe  enthaltenen  süddeutschen 
•Salze  entstehen  liess,  wie  heute  die  70  km  lange,  niedrige  Sand- 
zone den  Karabugas  absperrt.  Die  mitteltriadische  Schwelle 
hätte  eine  Länge  von  rund  230  km  gehabt.  Südlich  derselben 
haben  wir  tatsächlich  erst  die  Hauptmasse  der  salinaren  Sedi- 
mente. Es  mag  sich  um  eine  leichte,  in  varistischer  Richtung 
erfolgte  Wellung,  eine  Nachwirkung  der  karbonischen  Gebirgs- 
bildung  gehandelt  haben.  Wir  beobachteten  ja  in  Mitteleuropa 
immer  wieder  ein  Aufsteigen  des  fränkischen  Streifens,  wenn  im 
Süden  eine  Einmuldung  erfolgt;  z.  B.  am  Ende  der  Jurazeit, 
als  sich  die  helvetische  Kreide  entwickelte,  und  im  Miocän,  als 
das    Meer  den  Xordfuss  der  Alpen  umilutete. 

in  der  Anhydritgruppe  wurden  in  Lothringen,  in  der 
Eitel,  in  Thüringen,  Rüdersdorf  und  Oberschlesien  Corbuliden, 
Linguliden,  Myophorien,  Estherien  und  viele  Fischtrümmer  ge- 
funden, an  Menge  nach  Osten  zunehmend,  indem  bei  Rüders- 
dorf Myoph.  vulgaris  direkt  Bänke  bildet.  Die  Tiefenachse 
der  Salzregion  läuft  von  Macon  am  Plateau  central  nach  Weimar, 
also  varistisch.  Nordwestlich  der  genannten  Achse  haben  wir 
im  mittleren  Muschelkalke  von  Lothringen  und  im  Odenwald 
spärliche  Fossilien,  die  südöstlich  ganz  fehlen  und  beweisen. 
dass  gegen  Norden  hin  da,s  organische  Leben  im  Binnensee 
nicht  völlig  erlosch,  wie  ja  aach  in  Thüringen  einige  Fossilien 
auftreten.  Von  einem  wirklichen  Eindampfen  analog  den  Zech- 
steinsalzen, bei  denen  schliesslich  die  Mutterlaugen  auskristal- 
lierten,  darf  demnach  keine  Rede  sein.  Aus  der  Niedrigkeit  der 
Barre  ergibt  sich,  dass  die  bei  Rüdersdorf  und  in  Schlesien  vor- 
siehgehende  Dolomitbildung  in  der  oberen  Anhydritgruppe  selbst 
die  südwestdeutschen  Gebiete  ergriff,  nachdem  der  überschüssige 
Gehalt  an  Chloriden  und  Sulfaten  aus  dem  Wasser  beseitigt  war 
und  ein  Dauerzustand  sich  hergestellt  hatte.  Damals  müssen  die 
schlesischen  Pforten  ganz  geschlossen  gewesen  sein,  wodurch 
eben  jener  Dauerzustand  eintrat.  Bei  Berlin  misst  der  mittlere 
Muschelkalk  immer  noch  60  in.  also  fast  ebensoviel,  wenn  nicht 
nicht  etwas  mehr,  als  in  Südwestdeutschland  ohne  die  Salz- 
und  Gipseinschaltungen.  Dort  hielt  sich  auch  ein  verarmtes 
Tierleben,  welches  an  dasjenige  des  oberen  Buntsandsteins  mit 
den    Estherien.    Gervillien    und    Myophorien    erinnert,    wozu    als 


Muschelkalk-  Kinnen  nui  t.  l:; 

unterschied  die  vielen  Haifische  treten.  Das  Binnenmeer  schwand 
also  nicht:  es  blieb,  und  zwar  im  alten  Umfange,  bestehen  und 
batte  nur  seinen  Salzgehalt  und  damit  Fauna  und  Sedimenthatur 
geändert.  Mir  bat  keine  andere  Deutung  der  Anhydritgruppe 
esagt,  weil  es  ganz,  und  gar  an  wirklich  abgegrenzten  Salz- 
pfannen fehh . 

Als  da-  Meer  im  Hauptmuschelkalk  wiederkam,  vollzieh! 
sich  dies  ohne  ausgesprochene  Diskordanz,  gleichsam,  als  wenn 
ein  nicht  wesentlich  tieferliegendes  Becken  durch  Schwinden  einer 
niedrigen  Barre  dem  Meere  angegliedert  wäre.  Die  neuen  Pforten 
öffneten  sich  aber  diesmal  im  Süden,  entweder  im  Gebiet 
der  Alpen  oder  im  Bereich  des  Rhonetales,  d.  h.  von  dem  zweiten, 
dem  spanischen  Binnensee  her. 

Auf  diese  Ansicht  bin  ich  dadurch  gekommen,  dass  im  Osten 
bei  Rüdersdorf  und  in  Oberschlesien  der  Hauptmuschelkalk  so 
kümmerlich  entwickelt  ist.  während  er  in  Süddeutschland  ins- 
gesamt rund  100  m  misst.  Die  beiden  Gebiete  haben  gegenüber 
dem  Wellenkalk  ihre  Rollen  vertauscht.  War  früher  die  mächtigere 
Kalksteinserie  an  die  östliche  Pforte  geknüpft,  so  haben  wir  eine 
gewisse  Berechtigung  .das  jüngere  Eingangstor  auch  in  der  Nähe 
der  neuen  Hauptkalksteine  zu  suchen,  d.  h.  im  Südwesten.  Damit 
stimmt,  dass  sich  im  süddeutschen Trochitenkalk  Retzia  trigo- 
nella,  in  Lothringen  Gyroporellen  einstellen,  dass  in  den  tiefsten 
Kieseloolithen  der  Schwarzwaldgegend  Kieselspongien,  kleine 
alpine  (?)  Schnecken  und  ein  Arcestes  beobachtet  sind,  dass  bei 
Donaueschingen  im  Hauptmüschelkalk  Korallen,  obgleich  nur 
selten,  sich  angesiedelt  haben  und  dass  im  Trochitenkalk  des 
Kraichgaus  allerlei  Forarmniferen  liegen.  Auf  die  letzten  Tier- 
formen der  südwestdeutsehen  unteren,  dicken  Kalkbänke  führe 
ich  den  einst  vorhandenen  Glaukonit  zurück,  der  in  manchen 
Lagen  noch  nachweisbar  ist  und  seinerseits  auf  rein  marines  Wasser. 
also  Nähe  der  Eingangstore  hinweist,  somit  gut  in  das  Gesamtbild 
hineinpasst. 

Die  Parallele  zu  Oberschlesien  während  des  Wellenkalkes 
ist  also  im  Trochitenkalk  Süddeutschlands  klar  vorhanden, 
nämlich  das  Wiederauftauchen  der  Retzien,  der  Kalkalgen,  ein- 
zelner fremder  Ammoniten.  Dazu  kommen  dann  an  Stelle  der 
Dadocrinus  die  Encrinus  liliiformis — Bänke,  in  denen 
ausserdem  viele  Nothosauridenknochen  stecken.  Wieder  findet 
sich  sofort  Lima  striata  ein.  Wir  beobachten  ähnliches  im 
sardo-spanischen  Becken,  nämlich  Diploporen,  Ceratites  Mün- 
äteri  und  Protrachyceras  longobardicum  im  sardischen 
Muschelkalk,  in   welchem   ebenfalls   Bänke  mit   Encrinus    lilii- 


14  W.    Deecke. 

formis  und  Lima  striata  sich  zeigen.  Im  Gegensatz  zu  Lima 
lineata  scheint  L.  striata  salzigeres  Wasser  geliebt  zu  haben: 
denn  sie  tritt  im  untersten  Wellendolomit  in  SW.  Deutschland 
auf,  in  der  Spiriferinabank  unter  der  Orbicularis-Region  und  dann 
endgültig  allgemein  und  mit  stattlicheren  Individuen  im  Haupt- 
muschelkalk; sie  ist  ferner  in  dem  sardo-spanischen  Becken  häufiger 
als  die  andere  Art,  was  auf  den  Zustrom  aus  der  offenen  See  sich 
ebenso  erklären  würde. 

Ging  die  Senke  der  vindelicischen  Schwelle  weiter,  so  kann 
ein  erster  Einstrom  über  diese  Barre  von  Süden  her  erfolgt  sein; 
denn  Retzia  trigonella  zeigt  sich  sowohl  in  der  Klippentrias  der 
Schweiz  zusammen  mit  Siphoneen  als  auch  im  transgredierenden 
Muschelkalk  am  Luganer  See  und  in  Piémont.  Dies  Niedergehen 
der  alpinen  Triasbarre  und  eine  entsprechende  Vertiefung  dei 
nördlichen  vorgelagerten  Mulde  erklärt  das  weite  Übergreifen  des 
Hauptmuschelkalkes  im  Schweizer  Jura  und  seine  Ausbreitung 
nach  Südwesten  gegen  das  Plateau  central  und  gegen  das  mittlere 
Rhonetal.  Es  war  diese  Senke  abermals  varistisch  orientiert. 
und  eine  schärfere  Ausbildung  derselben  gerade  im  Südwesten 
musste  das  deutsche  Becken  mit  dem  sardo-spanischen  in  Verbin- 
dung Illingen.  Von  dort  her  wanderten  die  meisten  Meerestiere 
in  das  germanische  Becken  wieder  ein,  falls  man  nicht  eine  Strasse 
nördlich  von  Schottland  annimmt,  die  ganz  hypothetisch  ist. 
Einzelne  in  der  mittleren  Abteilung  des  östlichen  Abschnitts  er- 
halten gebliebene  Arten  z.  B.,  Myoph.  vulgaris,  mögen  sich 
auch  von  dort  aus  erneut  ausgebreitet  haben;  freilich  sind  dies 
nach  unseren  bisherigen  Kenntnissen  nur  sehr  wenige  Spezies. 
Im  spanisch-sardinischen  Gebiete  haben  wir  die  deutsche  Muschel- 
kalkfauna mit  Hoernesia  socialis,  Myophoria  vulgaris, 
Encrinus  liliiformis,  Nautilus  bidorsatus  und  nodosen 
Ceratiten,  also  eine  Litoralfauna  der  nach  Westen  langsam 
vorrückenden  offenen  See.  Korsika  hat  alpine  Facies,  Sardinien, 
die  Balearen  und  manche  Teile  Kataloniens  besitzen  alpinen  Ein- 
schlag durch  Auftreten  von  Gyroporellen,  Daonellen,  Protrachy- 
ceraten,  Cassianellen  usw. 

Aus  den  ostalpinen  und  helvetischen  Meeresteilen  wird  die 
deutsche  Hauptmuschelkalkfauna  kaum  herzuleiten  sein,  weil  alle 
Formen  darin  fehlen.  Aber  aus  einem  solchen  Litoralbezirk, 
wie  er  damals  im  westlichen  Mittelmeer  bestand,  lässt  sich 
die  Reihe  schön  ableiten.  Dabei  ist  anzunehmen,  dass  in  dem 
wieder  erschlossenen  germanischen  Becken  gerade  die  Typen 
üppig  gediehen,  welche  durch  die  freie  See  im  südlichen  mehr 
und  mehr  verdrängt  wurden.    Nach  den  Tornquisf sehen  Arbeiten 


Muschelkalk-  Binnenmeer.  15 

1 1 : 1 1  t . •  1 1  wir  am  Rande  der  Tethys  eine  Gruppe  vonAmmoniten,  die 
sich  dem  Cer.  nodosus  sehr  nähern,  nämlich  in  Asien  Cer. 
subrobustus.  in  der  Pohrudsrha  (.'er.  subnodosus,  im  Vi- 
centin  Cer.  Münsteri,  in  Sardinien  C.  cf.  evolutus,  in  N<>. 
Spanien  Cer.  nodosus.  In  Ligurien  kommt  auch  Retzia  trigo- 
nella  mit  Encrinus  liliiformis  vor,  auf  den  Balearen  haben 
wir  Daonellenlagen,  welche  nach  Tornquist  Dann,  franconica 
enthalten,  also  dieselbe  Form,  welche  in  der  Nahe  der  Terebr. 
cycloides-Bank  bei  Würzburg  und  Coburg  vereinzelt  in  einem 
Kalkschiefer  beobachtet  wurde.  Terebratula  cycloides  ist 
auch  eine  westdeutsche  Form,  die  nicht  weit  nach  Osten  geht  und 
besonders  vom  <  »denwald  bis  Thüringen  einen  bestimmten  Horizont 
charakterisiert,  also  im  Hauptmuschelkalk  die  Rolle  der  gleich 
grossen  Terebr.  Ecki  übernommen  hatte. 

Tornquist  meint,  dass  südlich  von  Grenoble  las  Korsika  ein 
Eindringen  der  Tethys  in  die  spanische  See  erfolgte;  ausgeschlossen 
ist  dies  nicht,  aber  es  kann  die  Pforte  auch  bei  den  Balearen  ge- 
legen haben.  Ahnlich  äussert  sich  Wurm,  der  mit  Arthaber  annimmt . 
es  habe  im  südlichen  Mittelmeer  eine  Verbindung  der  Tethys 
mit  dem  sardo-spanischen  Muschelkalkmeer  bestanden  und  über 
Toulon  sei  eine  solche  auch  mit  dem  germanischen  Binnensee  er- 
folgt. Er  lehnt  die  Tornquist'sche  Meinung  einer  Strasse  von  der 
Lombardei  über  Grenoble  ins  Rhonetal  und  nach  Norden  hin  ab, 
weil  in  der  Basse  Provence  der  Muschelkalk  durchaus  in  der  deut- 
schen Facies  entwickelt  sei,  und  hat  damit  wohl  Recht.  Jedenfalls 
scheint  die  Mehrzahl  unserer  Hauptmuschelkalkformen  von  Süd- 
westen eingewandert  zu  sein.  Dann  brauchen  aber  die  Schichten 
im  westlichen  Mittelmeer  und  bei  uns  nicht  völlig  gleichaltrig  zu 
sein,  wenn  darin  dieselben  Arten  vorkommen.  In  SW. -Europa 
waren  die  Tiere  wahrscheinlich  schon  etwas  vorher  heimisch,  ehe 
sie  in  das  germanische  Becken  gelangten.  Dies  erklärt  auch  die 
bisher  schwierige  Frage,  warum  der  deutsche  Nodosuskalk  ersl 
den  unteren  YVengener  Schichten  gleichaltrig  sein  soll.  Daonella 
franconica  in  der  Cycloides-Region  bei  Würzburg  kommt  auf 
den  Balearen  mit  Protrachyceras  Curionii  vor,  einem  Ammo- 
niten  der  Reitzi  Schichten.  Zwei  andere  Arten  gleichen  Alters 
Ci  ràtites  Münsteri  und  Protrachyceras  longobardicum) 
naben  wir  auf  Sardinien  mit  Hörnesia  socialis,  Lima  striata, 
Terebratula  vulgaris  zusammen.  Ceratites  Münsteri  ist 
eine  der  deutschen  Nodosenarten  über  dem  Trochitenkalk.  An- 
dern oberen  Rüdersdorfer  Schaumkalk  beschrieb  Jäkel  einen  Cer. 
trinodosus  und  meinte  damals  schon,  dass  der  alpine  obere 
Muschelkalk,  der  durch  diesen   Ammoniten  bezeichnet  wird,  noch 


16  W.   Deecke. 

dem  obersten  deutschen  Wellenkalk  parallelisiert  werden  müsse.  Die 
Anhydritgruppe  und  der  germanische  Hauptmuschelkalk  gehören 
dann  in  den  unteren  alpinen  Keuper.  Ceratites  antecedens, 
der  tiefer  und  hei  Freudenstadt  an  der  Grenze  von  Wellendolomit 
und  Wellenmergel  liegt,  soll  eine  Parallelform  von  Oer.  binodosus 
sein.  Beide  Ammoniten  wären  in  der  germanischen  Trias  typische 
Vertreter  der  von  Newmayr  ,, unvermittelt  auftretend"  genannten 
Cephalopoden  und  deshalb  als  Leitformen  brauchbar. 

Die  tektonische  Phase,  welche  die  schlesische  Pforte  verengte, 
das  süddeutsche  Becken  vertiefte,  fällt  also  zusammen  mit  der 
Transgression  der  Tethys  nach  Westen  über  den  Corner  »See  hinaus- 
mit  dem  Einsetzen  der  mächtigen  Dolomite  in  den  lombardischen 
Alpen  und  wurde  dort  gefolgt  von  den  Eruptionen,  welche  die 
„piatra  verde"  lieferten.  Sind  die  Hauptmuschelkalkschichten 
jünger  als  der  alpine  Muschelkalk,  wäre  es  möglich,  dass  sich  die 
im  offenen  Meere  verdrängten  Ceratiten  als  Relikte  in  die  Binnen- 
meere  gerettet  haben  und  dort  eine  Art  selbständiger  Entwicklung 
erlangten.  Deshalb  wird  es  kaum  angehen,  die  einzelnen  Muschel- 
kalkhorizonte Deutschlands  mit  den  alpinen  Schichten  genau  zu 
parallelisieren.  Dasselbe  betonten  schon  Frech- Philippi  in  der 
Lethaea  und  meinten,  dass  der  deutsche  Nodosenkalk  dem  Kom- 
plex zwischen  Buchensteiner  und  Wengener  Schichten  oder  sogar 
noch  höheren  Schichten  gleichaltrig  zu  setzen  wäre.  Diese  Binnen- 
meer-Entfaltung der  Ceratiten  entspricht  etwa  der  Umwandlung  der 
Cardien  und  der  Congerien  in  dem  abgesperrten  oder  anfangs  nur 
noch  durch  enge  Kanäle  mit  der  offenen  See  verbundenen  Pon- 
tischen  osteuropäischen  Meere.  Man  könnte  auch  an  die  Paludinen 
Slavoniens  denken,  welche  ebenfalls  in  solchem  Becken  stark 
knotig  werden  und  Analoga  zu  Cer.  nodosus  und  Cer.  spino- 
sus  wären. 

Die  durch  Strömungen  wie  im  Wellenkalkmeer  immer  neu 
erfolgte  Besamung  ergibt  sich  aus  den  Bänken  mit  Ter.  eye loi des, 
Daonella  franconica,  aus  den  Pemphix- Schichten  und  den 
auch  über  dem  Trochitenkalk  in  Süddeutschland  immer  wieder 
einsetzenden  Lagen  mit  grossen  Encriniten,  welche  den  Eindruck 
von  eingeschwemmten  Fremdlingen  machen  und  nicht  wie  im 
Trochitenkalk  wirklich  rasenbildend  erscheinen,  so  dass  sie  bio- 
logisch den  Schaumkalklagen  entsprechen  würden.  '  Am  Mte.  S. 
Giusta  auf  Sardinien  erscheint  Encrinus  liliiformis  in  Schich- 
ten, die  Tornquist  in  den  Nodosenkalk  setzt.  Zu  solchen  Einwan- 
derern gehören  Cerat.  semipartitus  und  Trigonodus  Sand- 
bergeri  in  den  obersten  Muschelkalkhorizonten;  für  Trigonodus 
haben  wir  alpine  Verwandte,  aber  nicht  für  den  Ammoniten.    In 


Muschelkalk-Binnenmeer.  I  * 

Südwestdeutschland  ist  oben  der  Glaukonitkalk  wieder  bezeich- 
uend  als  Beweis  für  starken  Salzwassereinstrom,  eine  Bildung,  die 
je  weiter  muh  N  \\  .  fehlt.  Mit  diesem  vergesellschaftet  sieh  im 
schwäbischen  Becken  das  massenhafte  Auftreten  einer  auch  alpinen 
Kalkalge,  des  Sphärocodium,  welche  genau  so  gewiss  aus 
der  Tethys  herstammt  wie  die  Gyroporellen,  nur  auf  weitere 
Flächen  zu  echter  Rasenentwicklung  gelangt. 

Wir  halien  uns  die  Strasse  im  Rhonetal  recht  schmal  nach  Art. 
de-  Bosporus  oder  der  Enge  von  Gibraltar  vorzustellen.  Wir 
keimen  ihre  Lage  nicht  genau,  weil  in  der  Tiefenlinie  zwischen  der 
Basse  Provence  und  der  Gegend  von  Lyon  Aufschlüsse  fehlen. 
Wo  wir  alicr  am  Rande  im  Süden  hei  Toulon  und  im  Norden  am 
Morvan  die  Trias  sehen,  haben  wir  unten  sandig-conglomeratische 
(  iesteine,  welche  las  in  das  Niveau  mit  Cer.  nodosus  hinaufreichen. 
Hang  betont  in  seinem  „Traité  de  Géologie",  dass  das  Alter  der 
unter  diesem  marinen  Fossilhorizont  liegenden  Schichten  zweifel- 
haft sei.  und  auch  ich  bin  der  Ansicht,  dass  keineswegs  Bunt- 
sandstein  vorhanden  sein  mus>.  wenn  wir  dort  irgendwo  in  der  unte- 
ren Trias  klastische  Sedimente  beobachten.  Selbst  das  Vorkommen 
von  Voltzia  heterophylla  beweist  nichts,  weil  solche  Pflanzen 
recht  langlebig  sind  z.  B.  Glyptostrobus  europäus  in  Oligocän 
und  Miocän  oder  Taxodium  distichum  vom  Miocän  bis  zur 
(Jcgcnwart.  Zu  solcher  .Ansicht  über  Voltzia  heterophylla  ge- 
langte ebenfalls  Wurm  nach  deren  Auftreten  bei  Montserrat,  in 
Katalonien.  Ausserdem  kommt  Encrinus  liliiformis  in  der 
l'iovence  in  Sandsteinen  vor,  gerade  so,  wie  am  Ardennenrande 
bei  Diekirch  (Luxemburg)  die  Muschelkalkarten  mit  conglomera- 
tischen  Kalksandsteinen  verknüpft  sind.  Diese  litoralen  Gesteine 
und  das  Übergreifen  der  Lettenkohle  über  den  Granit  bei  Valence 
lassen  die  Rhonestrasse  als  ein  Äquivalent  von  Sund  oder  Bospo- 
rus vermuten. 

Als  -ich  diese  enge  Pforte  auf  tat,  war  die  germanische  See  ein 
ühersalzenes  Wasser;  daher  geschah  zunächst  ein  Austausch,  und 
es  wird  eine  nicht  unbedeutende  Zeit  gedauert  haben,  bis  der 
Ausgleich  erreicht  war.  Diese  Zeit  ist  nach  meiner  Ansicht  die 
Entstehungsperiode  der  Plattigen  Dolomite  in  der  Anhydrit- 
gruppe. Während  dieser  kann  aher  in  Sardinien  und  in  der  sardo- 
spanischen  Provinz  die  Hauptmuschelkalkfauna  schon  gelebt 
haben;  denn  im  Mittelmeer  war  die  marine  Tierwelt  während  des 
mittleren  und  oberen  Pliocäns  auch  schon  vorhanden,  die  im 
Quartär  durch  den  Bosporus  in  das  Schwarze  Meer  einwanderte. 
Wir  sehen  in  Süddeutschland,  wie  sich  über  der  Anhydritgruppe 
zunächst  in  den  Kieseloolithen  nur  eine  Kümmerfauna  ansiedelt 

2 


18  W.   Deecke. 

mit  vielen  kleinen  .Sehnecken,  kleinen  Musehein  usw..  weil  das 
Wasser  noch  zu  salzig  war;  darauf  erst  wandert  die  Hauptmasse 
ein  und  vermehrt  sich  gewaltig.  Es  gab  dort  ja  keine  Konkurrenten, 
keinen  Kampf  um  den  Platz.  Abermals  zeigen  sich  vorherrschend 
fest  geheftete  (Encrinus,  Gervillia,  Lima,  Pecten,  Tere- 
bratula,  Ostrea)  oder  im  Schlamm  sitzende  Formen  (Den- 
tal i  u  m ,  M  y  o  p  h  o  r  i  a) .  Abgesehen  von  wenigen  eingeschwemmten 
Stücken  (Arcestes?)  erscheinen  die  Ammoniten  erst  später  reich- 
lich, nämlich  im  oberen  Trochitenkalk  und  Nodosenhorizont.  Da- 
gegen sind  in  Süddeutschland  im  unteren  Hauptmuschelkalk  auf 
einmal  dieNothosauriden  reichlich  vorhanden,  verbreiten  sich  nun 
an  den  Rändern  entlang  über  das  ganze  Becken  und  gelangen  an 
der  NW-Ecke  der  Böhmischen  Insel  zu  reicher  Blüte  (Bayreuth). 
Dass  sie  in  den  litoralen  Gebieten  der  alpinen  Trias  lebten,  also 
von  dort  durch  die  Rhonestrasse  einziehen  konnten,  wissen  wir  aus 
den  Funden  von  Perledo  am  Corner  See.  Da  es  aber  in  der  ger- 
manischen See  damals  wenig  Fische  gab,  haben  wir  allgemeiner 
verbreitet  nur  die  Placodus,  die  sich  von  Muscheln,  Crinoiden 
oder  Terebrateln  nährten,  wozu  sie  durch  ihre  Pflasterzähne  be- 
sonders befähigt  waren.  Die  geringe  Zahl  von  Fischschuppen  und 
Zähnen  in  dem  süddeutschen  oberen  Muschelkalk  ist  auffallend.  Nur 
die  obersten  Bänke  der  Odenwaklabdachung  und  in  Franken  sind 
reich  und  liefern  eine  Art  Bonebed,  in  welchem  Saurierreste  nie  fehlen. 

Bemerkenswert  ist,  dass  wir  in  Deutschland  in  diesen 
Schichten  die  Gattungen  Astarte,  Nucula,  Leda,  Opis, 
Cardita,  ferner  die  Arcaceen  so  spärlich  und  immer  in 
kümmerlichen  Individuen  antreffen. 

Betrachten  wir  den  Einstrom  des  Nordseewassers  durch  den 
Sund  in  die  Ostsee,  so  lässt  sich  derselbe  bis  Rügen  glatt  nachweisen. 
So  ähnlich  stelle  ich  mir  die  Strömung  vor,  welche  durch  die 
Rhonestrasse  etwa  nordöstlich  gerichtet  bis  an  die  Untiefen  der 
Böhmischen  Masse  ging,  so  dass  wir  über  den  Kraichgau  nach 
Franken  die  deutlichste  Einwirkung  des  offenen  Meeres  haben. 
Dies  blieb  später  bestehen,  weshalb  in  der  fränkischen  Letten- 
kohle ein  Temnocheilus  und  im  Gipskeuper  des  Kraichgaus 
und  bei  Würzburg  Myophoria  Raibliana  erscheinen,  im  Aargau 
bei  Gansingen  die  nach  diesem  Orte  benannte  Bank  im  mittleren 
Keuper  das  typische  Fossil  der  Raibler  Schichten,  die  Myo- 
phoria Whatlyae  umschliesst.  Auch  das  Auftreten  von  Ger- 
villia exilis,  der  Leitform  des  Hauptdolomits  im  Keuper- 
dolomit  des  Morvan  weist  auf  Wanderungen  alpiner  Arten  längs 
des  Rhonetales  nach  Norden  hin. 

Zu  Beginn  des  Hauptmuschelkalkes  müssen  wir  in  dieser 
Strasse  zwei  Strömungen  annehmen,  eine  salzige,  untere  aussehende 


Muschelkalk-  Binnenmeer,  1 9 

und  eine  obere  eingehende,  welche  das  normale  Meerwasser  und 
damit  die  organischen  Keime  und  viel  treibende  Reste  zuführte. 
So  erkläre  ich  mir  die  im  süddeutschen  Hauptmuschelkalk  auf- 
tretenden, vielleicht  als  leere  Gehäuse  eingeschwemmten,  ver- 
einzelt vorkommenden  alpinen  Ammoniten,  entsprechend  den  im 
Wellenkalk  von  Osten  her  verbreiteten  einzelnen  Ptychiten. 
Im  unteren  Muschelkalk  dauert  es  eine  gewisse  Zeit,  bis  die  Be- 
neckeien  allgemein  im  germanischen  Becken  sich  einstellen;  genau 
SO  sind  (  leratiten  im  oberen  Muschelkalk  reichlich  erst  von  der  Mitte 
des  Trochitenkalkes  oder  gar  erst  über  diesem  vorhanden.  Die 
Macruren  liegen  zahlreicher  erst  im  Wellenmergel,  Pemphix 
Sueurii  demgemäss  über  dem  Trochit eukal k;  in  beiden  Fällen 
"ebt  eine  Blüte  der  Muscheln  und  Terebrateln  voran.  Wie  schon 
früher  macht  Spiriferina  den  Versuch,  heimisch  zu  werden,  taucht 
daher  in  der  Mitte  in  wenigen  Bänken  auf  und  verschwindet  wieder. 

Wurm  hält  auch  den  sardo-spanischen  Muschelkalk  für  ein 
Binnenmeer  mit  enger  östlicher,  im  südlichen  Mittelmeer  gelegener 
Pforte.  Wir  können  eigentlich  das  hier  angewandte  Prinzip  auch  auf 
diesen  zweiten  triadischen  Binnensee  anwenden  und  mit  Wurm 
dadurch  den  alpinen  Einschlag  auf  den  Balearen  und  in  Kata- 
lonien erklären.  Die  Richtung  des  Salzwassers  wäre  gegen  NW.,  also 
hercynisch  gerichtet  gewesen,  wie  noch  heute  das  Ebrotal  verläuft. 
Wir  hätten  damit  eine  Parallele  zu  der  Wellenkalkströmung  von 
Oberschlesien  nach  Rüdersdorf  und  abermals  Einschwemmungen 
leerer  Ammonitengehäuse;  solche  Driften  hätten  die  lokale  Ver- 
breitung alpiner  Formen  mit  M vophoriopsis,  Cassianella, 
Megalodon,  Spiriferina  Mentzeli  erzeugt.  Diese  Wanderungen 
so  im  einzelnen  zu  verfolgen,  wie  in  der  germanischen  Trias,  hindert 
einerseits  die  heutige  Meeresbedeckung,  anderseits  die  noch  immer 
lückenhafte  Kenntnis  der  iberischen  Trias.  Wie  Retzia  trigo- 
nella  und  Spiriferina  hirsuta  im  schlesischen  Wellengebirge 
liegen  und  in  Suddeutschland  bis  in  den  Hauptmuschelkalk  reichen, 
50  kommt  Spirif.  Mentzeli  in  Katalonien  noch  in  den  Schichten 
vor,  welche   Wurm  mit  den  Nodosusschichten  parallelisiert. 

Für  Tierwanderungen  in  horizontaler  und  vertikaler  Richtung 
bietet  also  die  mittlere  Trias  mehrere  hübsche  Beispiele.  Das  sardo- 
spanische  Becken  wäre  gleichsam  ein  vergrössertes  Mar rnara- Meer 
gewesen;  die  südmediterrane  Pforte  hätte  die  Funktion  der  Darda- 
nellen, die  Phonestrasse  die  des  Bosporus  gehabt.  In  diesem  riesi- 
gen Zwischenbecken  lebte  eine  Litoral-  und  Seichtwasserfauna, 
die  in  das   deutsche  sich  entsalzende  Pinnenmeer  eindrang. 

In  der  Zeitspanne  des  obersten  Muschelkalkes  und  in  der  Letten- 
kohle müssen  wir  innerhalb  der  vindelizischen  Barre  wieder  ein  Auf- 
steigen  vermuten.    Im  .Schwarzwalde  ist  der  untere  Keuper  dünn; 


20  \V.    Deecke. 

Lettenkohlensandsteine,  die  Estherienschichten,  <  lio  Bonebeds,  die 
Landpflanzen,  die  Labyrinthodonten  deuten  ein  Sumpfgelände  in 
Süddeutschland  an,  das  freilich  vor  allem  im  Grenzdolomit  noch 
einmal  eine  weitgreifende  Bedeckung  mit  Salzwasser  erfuhr. 
Dagegen  schein*  im  Nordosten  des  germanischen  Beckens  tieferes 
Wasser  bestanden  zu  haben,  und  durch  ein  Vorgreifen  des  Strandes 
gegen  die  skandinavische  .Masse  sieh  schon  damals  die  spätere 
dortige  Rhättransgression  anzukündigen.  In  diesem  Horizont 
wiederholen  die  Myophorien  (M.  pes  anseris  und  Struck- 
in a  uni)  die  Erscheinung  einer  plötzlichen  Verbreitung  über  weite 
Teile  des  neubelebten  Meeresbeckens  und  gleichen  darin  durchaus 
den  Wellenkalkformen.  Als  alpiner  Gast  stellt  sich  Trigonodus 
Sandbergeri  ein,  welcher  ebenfalls  vom  Oberrhein  bis  zur  Ostsee 
vorkommt.  In  Vorpommern  dürfte  schon  der  Trigonodusdolomit 
in  sandigei-  Facies  übergegriffen  haben,  und  es  scheint  die  her- 
cynische  Oder-Elbe-Linie  abermals  von  Bedeutung  geworden  zu 
sein,  womit  stimmt,  dass  das  Rhät  längs  eines  so  gerichteten 
Streifens  in  Schonen  das  Grundgebirge  bedeckt.  Deshalb  sei 
darauf  hingewiesen,  dass  die  Verbreitung  der  Trias  von  den  Bale- 
aren  durch  das  Ebrogebiet  nach  Nordwesten  ebenfalls  ausgeprägt 
hereyniseh  orientiert  ;st  und  ein  Vordringen  der  alpinen  Facies 
in  dieser  Richtung  zeigt.  Denselben  Charakter  besitzt  die  Trans- 
gression des  Keupers  von  Lothringen  nach  dem  südwestlichen 
England  und  seine  Uferlinie  an  den  Ardennen.  Ja,  man  darf  die 
Aufwölbung  von  Südwestdeutschland  in  der  Lettenkohle  auch  in 
dies  Schema  hineinziehen,  da  die  für  die  Lettenkohle  charakte- 
ristischen Sümpfe  vom  Odenwald  noch  50  km  gegen  SO.  bis 
Gaildorf  und  darüber  hinaus  sich  ausbreiteten.  Nichts  hindert, 
im  südlichen  Schwarzwald  eine  gleichgerichtete  Schwelle  anzu- 
nehmen, die  später  sogar  noch  höher  aufstieg. 

Durch  solche  zum  varistischen  System  quer  verlaufenden  Be- 
wegungen wurde  die  Rhonestrasse  erst  zeitweilig  und  schliesslich 
ganz  ungangbar,  so  dass  die  Gips-  und  Salzpfannen  des  germani- 
schen Keupers  entstanden.  Wie  im  mittleren  Muschelkalk  geschah 
< lie  Ausscheidung  der  salinaren  Keupermassen  unter  Wasser  und 
in  Löchern,  in  denen  sich  die  gesättigten  Solen  anreicherten. 
Sonst  wäre  die  hangende  mächtige  Tonablagerung  des  mittleren 
Keupers,  die  ja  bis  200  m  messen  kann,  einfach  unerklärlich.  Die 
tektonischen  Bewegungen  in  der  Keuperzeit  schufen  Löcher  und 
Einsenkungen,  welche  langsam  erst  mit  chemischen,  darauf  mit 
tonigen  Sedimenten  zugefüllt  wurden.  Ausserdem  spielten  Wasser- 
persetzungen in  diesem  abgeschlossenen  Becken  eine  grosse  Rolle, 
bis  schliesslich  vom  Schilfsandstein  an  eine  von  der  Axe  des  Böhmer 
und  Thüringer  Waldes  ausgehende  Hebung  nach  SW.  fortschrei- 


Muschelkalk-Binnenmeer.  - 1 

tende  Trockenlegung  und  Ausfüllung  schufen  und  ein  terrestrischer 
Sumpf  sich  immer  weiter  westwärts  ausbreitete.  Verbinden  wir 
die  Stellen  der  mächtigen,  dem  Keuper  eingeschalteten  Salz- 
und  Gipsausscheidungen,  nämlich  Franken-Kraichgau  -Lothrin- 
gen miteinander,  so  erhalten  wir  wieder  eine  südlich  des  rheinischen 
Schiefergebirges  laufende  zaristische  Linie  als  Hauptaxe  dieser 
Keupereindellung  in  Süddeutschland.  Mit  anderen  Worten,  wir 
sehen  abermals  die  karbonische  Struktur  des  Untergrundes  hervor- 
treten. In  dieser  Richtung  greift,  der  Keuper  a"fu  Nordrande  des 
Plateau  rentrai  über,  wie  einst  die  Anhydritgruppe  in  der  südlicheren 
vindelizischen  Zone.  Überhaupt  ist  die  Verbreitung  des  Keupers 
von  der  unteren  Weichsel  bis  nach  Valencia  in  Spanien  im  grossen 
and  ganzen  varistisch  beeinflusst. 

Seit  der  grossen  tertiären  Alpenfaltung  beobachten  wir  ein 
wiederholtes  Auf  und  Ab  in  deren  nördlichem  Vorlande  bis  nach 
Skandinavien  hinein:  das  mitteloligoi  änc  norddeutsche  Meer,  die 
zentraleuropäische  Hebung  im  Miocän.  die  haltische  Senkung  im 
Mitteldiluvium  (Eiszeit),  die  süddeutsche  Hebung  im  Oberdilu- 
vium, die  skandinavische  Yoldia-Ancylussee,  das  Litorina-Meer 
sind  derartige  Phasen.  Vor  den  kleinasiatischen  kaukasischen 
Falten  liegen  heute  die  beiden  Löcher  der  osteuropäischen  Binnen- 
meere. Gerade  so  stellt  sich  die  germanische  Triassee  und  ihre 
wechselnde  Gestalt  als  eine  Nachwirkung  t\v^  karbonischen  Falten- 
wurfs und  der  vorzugsweise  permischen  hereynischen  Bruchbildung 
dar.  Beide  tektonischen  Systeme  halte  ich  für  uralt,  aber  während 
des  Paläozoikums  in  Mitteleuropa  besonders  belebt,  so  dass  sie 
sich  erst  nach  längerer  Zeil  gegenseitig  ausgeglichen  hatten. 
Im  allgemeinen  haben  wir  ein  Niedergehen  des  Landes  erst  im 
Zechstein,  dann  in  der  Trias,  endlich  im  Lias  und  Dogger,  unter- 
brochen von  lokalen  Hebungen,  die  das  Becken  vorübergehend  ab- 
sperren; nämlich  im  oberen  Zechstein  bis  oberen  Huntsandstein, 
in  der  Anhydritgruppe  und  im  Keuper.  Im  untersten  Dogger 
-cheint  das  Maximum  der  Senkung  erreicht  zu  sein.  Dann  steigl 
umgekehrt  die  herzynische  Oolithzone  (Jura — Lothringen— Ar- 
dennenrand — England)  auf  und  teilt  das  Meeresbecken  in  zwei 
Teile.  Im  oberen  Jura  hebt  sich  der  im  Muschelkalk  gesunkene 
Streifen  Plateau  central — Sehwarzwald  Erzgebirge  wieder,  wäh- 
rend der  damit  parallele  Hannover— Pommern — Kurland  absinkt 
und  die  baltische  .Jurastrasse  liefert.  Wahrend  der  Juraformation 
gewinnt,  die  Bewegung  von  SO.  nach  NW.  und  von  SW.  nach 
NO.  den  Charakter  einer  weiten  Faltenwellung  ;  in  dem  Zechstein 
und  der  Trias  besitzt  sie  mein-  den  einer  Lochbildung.  Durch 
Milche  allerdings  ausgedehnte  Lochentstehung'  erhält  der  ger- 
manische Keuper  seinen  Charakter  gerade  wie  der  Caspi-See  und 


22  W.   Deecke. 

kam  sein  Niveau  unter  den  Meeresspiegel,  so  dass  der  Lias  weithin 
als  Meer  trau sgr edierte.  Ein  solches  Loch  war  eigentlich  schon  das 
Buntsandsteinareal,  dessen  Tiefe  Cassel  mit  rund  1000  in  gleich- 
sam den  Mittelpunkt  bildet  und  andererseits  einen  Vorläufer  des 
Lias-Loches  bei  Göttingen,  also  des  Leinegrabens,  darstellt. 

Wie  jetzt  die  Kaukasusfalten  nach  der  Krim  zu  schräg  zwischen 
Caspi  und  Pontos  durchziehen,  so  schieden  Barren  das  germanische 
und  sardo-spanische  Binnenmeer  anfangs  voneinander  und  waren 
Nachwirkungen  der  karbonischen  Faltungsperiode.  Karabugas 
und  Aralsee  stellen  uns  rezente  Analoga  der  Anhydritgruppe-  und 
oberen  Keuperbildungen  dar,  das  Asow'sche  Meer  besitzt  die  Facies 
des  Schonen'schen  Rhäts  mit  einer  Brackwasserfauna  und  bedeu- 
tendem fluviatilem  Einschlag.  Caspi  und  Pontos  befinden  sich  an 
der  Scharungsstelle  der  europäischen  und  asiatischen  tertiären 
Falten;  germanisches  und  sardo-spanisches  Becken  lagen  im  Be- 
reich des  Zusammentreffens  von  varistischen  und  armorikanischen 
karbonischen  Faltenzügen.  Die  dänischen  Strassen  des  Quartärs 
und  Bosporus  mit  Dardanellen  müssen  mit  der  schlesischen  und 
Rhonepforte  funktionell  verglichen  werden,  ausserdem  scheinen 
die  letzten  ebenso  mit  tektonischen  Linien  zusammenzuhängen, 
wie  Sund  und  Kattegat  mit  dem  schonen'schen  Bruchsystem  und 
die  holsteinischen  Quartärstrasse  mit  dem  hercynischen  Bau  des 
I  'nterelbgebietes.  Die  Süduferlinie  in  der  Ostsee  wird  von  Lübeck 
lus  Danzig  durch  einen  Wechsel  von  hercynischen  und  varistischen 
Strecken  bestimmt,  das  Gebiet  von  Smaland  bis  Gotland  ist  in 
gleicher  Weise  durch  den  in  Vestergötland,  Vetternsee,  Kalmar- 
sung,  Oeland  vorwaltenden  NNO. -Bruchspaltenzug  beherrscht. 
Beides  wären  Analoga  zu  dem  von  mir  hier  betonten  Einflüsse 
einer  älteren  Tektonik  auf  die  Form  der  deutschen  Triassee.  Schliess- 
lich ein  letzter  gemeinsamer  Zug:  weder  am  Pontus,  noch  am  Caspi. 
noch  an  der  Ostsee  haben  wir  mit  diesen  Löchern  genetisch  ver- 
bundene vulkanische  Erscheinungen,  und  auch  im  deutschen  Trias- 
binnenmeer  fehlen  sie  absolut.  Nur  in  dem  Bereich'  der  sich  stetig 
erweiternden  Tethys  haben  wir  in  Spanien  die  dem  Keuper  ange- 
hörigen  Ophite,  welche  durchaus  zu  den  Melaphyren,  Augitpor- 
phyriten  und  Dioritporphyriten  der  Südalpen  passen  und  in  ihrer 
Gesamtheit  eine  vulkanische  Zone  darstellen,  deren  Länge,  All- 
gemeinheit und  Förderung  unterschätzt  zu  werden  pflegt. 

So  gewinnt  die  deutsche  Muschelkalksee  allgemeinere  Bedeu- 
tung und  fügt  sich  zwanglos  in  den  tektonischen  Rahmen  und 
in  die  Morphologie  Europas  und  im  besonderen  seiner  Binnen- 
meere ein. 

Manuskript  eingegangen   14.  Februar   1921. 


Beitrag  zur  Kenntnis  der  terrestrischen  Milbenfauna 
der  Schweiz. 

Mit   4  Tafeln  (I—  IV). 


Von 
Josef  Schweizer. 


Inhaltsverzeichnis. 

Seit« 

Einleitung 23 

Si  stematik: 

l'nt.  Oid.  Gamasoidea 26 

Ixodoidea 52 

Oribatoidea 53 

Thrombidoidea 76 

Sarcoptoidea 92 

Liste  der  in  der  Schweiz  gefundenen  Acariden  mit  Angabe  ihrer  geographischen 

Verbreitung 9" 

Zusammenfassung  der  Resultate 104 

Literaturverzeichnis 108 

Figurenerklärung 111 

Einleitung. 

Die  Wassermilbenfauna  der  Schweiz  ist  durch  die  Arbeiten 
vi.iii  ( '.  Walter  im  Zoologischen  Institut  der  Universität  in  Basel 
sehi  gut  erforscht  und  bekannt  gemacht  worden.  Die  gewonnenen 
Resultate,  sowohl  in  taunistiseher  als  auch  in  tiergeographischer 
Beziehung,  liessen  <  lie  Bearbeitung  der  übrigen  Unterordnungen 
der  Acariden  als  wünschenswert  erscheinen,  um  so  mehr,  als 
dieselben  für  die  Schweiz  noch  gar  nicht  erforscht  worden  sind. 
Die  Beiträge  von  Haller  (29 — 34)  über  terrestrische  Milben 
blieben  für  die  schweizerische  Faunistik  ohne  Bedeutung,  da 
-ii-  mehr  allgemeiner,  biologischer  und  entwicklungsgeschicht- 
licher Natur  waren.  Dass  die  individuell-  und  artenreiche  Tier- 
gruppe in  Eaunistischen  Arbeiten  stets  vernachlässigt  wurde,  ist 
reiflich,  da  die  Bestimmung  dieser  kleinen  Arthropoden  eine 
vollständige  Spezialisierung  verlangt,  und  die  dazu  notwendige 
Literatur  -ehr  zerstreut  und  in  der  Schweiz  nur  teilweise  erhält- 
lich war.  Bäbler  (1)  ist  der  einzige,  welcher  für  sein  (Jnter- 
suchungsgebiet  in  der  mvalen  Zone  der  Schweizeralpen  eine  Liste 


L'4  Josef   Schweizer. 

von  2:i  von  Trägardh  (Upsala)  sicher  bestimmten  Arten, 
sowie  5  neuen  Spezies  und  2  neuen  Varietäten,  die  aber  bis  heute 
noch  nicht  beschrieben  wurden,  gibt.  Die  Zahl  der  bis  zu  meiner 
Arbeit  für  die  Schweiz  bekannten,  sichern  Arten  betrug  31. 

Die  Aufgabe  der  vorliegenden  Arbeit  besteht  nun  darin, 
eine  systematische  Übersicht  der  in  der  Schweiz  gefundenen  Aca- 
riden  (ausschliesslich  die  Hydracariden)  zu  geben,  die  als  Grund- 
lage zu  weiteren  Untersuchungen  über  diese  Gruppe  dienen  möge. 
Verfolgt  man  die  Arbeiten  von  Berlese.  Michael  und  Oude- 
mans,  so  begreift  man.  dass  die  von  mir  aufgestellte  Liste  keinen 
Anspruch  auf  Vollständigkeit  machen  darf,  da  es  jahrelanges, 
systematisches  Sammeln  braucht,  um  einigermassen  ein  voll- 
ständiges Bild  dieser  Mikrofauna  zu  erhalten.  Meine  Feststellungen 
umfassen  hauptsächlich  die  Unterordnungen  der  Gamasoidea, 
Oribatoidea  und  Thrombidoidea;  die  Sarcoptoidea  wurden  nur 
gelegentlich  gesammelt,  während  die  Phytoptoidea  vollständig 
vernachlässigt   wurden. 

Die  Arbeit  wurde  im  Zoologischen  Institut  der  Uni- 
versität Basel  in  den  Jahren  1017 — 1919  ausgeführt.  Ich  bin 
meinem  hochverehrten  Lehrer,  Herrn  Professor  Dr.  F.  Zschokke, 
der  mich  auf  diese  interessante  Tiergruppe  aufmerksam  machte, 
herzlich  dankbar.  Es  sei  mir  auch  erlaubt,  ihm  für  seine  wohl- 
wollende Aufmerksamkeit,  die  wertvollen  Ratschläge,  die  alle 
Schwierigkeiten,  die  sich  meinen  Untersuchungen  entgegenstellten, 
überwinden  halfen,  und  mit  denen  er  das  Gedeihen  der  Arbeit 
in  hohem  Masse  förderte,  meinen  innigsten  Dank  auszusprechen. 

Das  Material,  das  der  Bearbeitung  zugrunde  liegt,  stammt 
für  die  niedrigem  Gebiete  der  Schweiz  (im  Folgenden  als  Mittel- 
land bezeichnet)  zum  grössten  Teil  aus  der  engern  Umgebung 
von  Basel  und  von  Diessenhofen  (Kt.  Thurgau)  und  wurde  von 
mir  selber  gesammelt.  Aus  dem  Jura,  namentlich  dem  Hauen- 
steingebiet.  wurden  grössere  Materialproben,  wie  Moos,  Laub, 
morsches  Holz.  Humus  mit  dem  Berlese- Apparat  ausgesiebt. 
Eine  grössere  Moossendung  aus  dem  Jouxtai  stellte  mir  Herr 
Prof.  Blanc  in  Lausanne  zur  Verfügung.  Zahlreiche  und  sehr 
wertvolle  alpine  Acaridensammlungen,  ohne  die  die  vorliegende 
Arbeit  nicht  hätte  zum  Abschlüsse  gebracht  werden  können, 
verdanke  ich  meinem  Freunde  Herrn  Dr.  Eduard  Handschin 
aus  Liestal.  Er  überliess  mir  nicht  nur  seine  in  den  Sommer- 
monaten 1916  und  1917  in  den  Berner  Alpen  (besonders  im  Finster  - 
aarhorn massiv)  systematisch  gesammelten  Acariden,  sondern  ver- 
schaffte mir  auch  solche  aus  den  Waadtländer  und  Walliser 
Kalkalpen  (Col  de  Chaude,  Pas  de  Cheville  usw.)  und  dem  Rhone- 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  25 

tal.*)  Ebenso  überschickte  er  nur  grössere  Moosproben  aus  dem 
schweizerischen  Nationalpark  (su  von  Stragliavita,  aus  dem  Val 
del  Aqua,  Val  Nüglia),  welche  mit  dem  Berlese-Apparal  aus- 
gesiebl  wurden  und  in  erster  Linie  zum  Sammeln  von  Oollembolen 
bestimmt  waren.  Leider  konnte  eine  grössere  Sammlung  aus  der 
montanen  Region  der  Engadiner  Alpen  wegen  Zeitmangel  oichl 
verarbeitet  werden. 

Ferner  ist  es  mir  eine  angenehme  Pflicht,  folgenden  Herren. 
die  mich  durch  Mitteilungen,  Zustellen  von  Material  oder  Über- 
senden von  mir  unzugänglicher  Literatur  in  meiner  Arbeit  in 
freundlicher  Weise  unterstützt  haben,  zu  danken:  Dr.  C.  Walter. 
Dr.  R.  Menzel.  Dr.  A.  P.  Chappuis,  Dr.  IL  Kreis.  Dr.  L. 
Borner.  Dr.  IL  Hunziker  in  Hasel.  Dr.  J.  Carl  in  Genf, 
Prof.  Dr.  Blanc  in  Lausanne.  IL  Läuchli  in  Rom.  Dr.  Th. 
Steck,  Dr.  Ch.  Fernere.  Dr.  IL  Stäger  in  Bern.  Dr.  S.  Thor 
in  Drammen  (Norwegen)  und  Dr.  A.  C.  Oudemans  in  Arnhem 
(Holland).  Dank  gebührt  an  dieser  Stelle  auch  Herrn  Prof.  I>r. 
A.  Buxtorf,  der  mir  bei  der  Drucklegung  dieser  Arbeit  mil 
Rat  und  Tat  behilflich  war. 

Speziell  danken  möchte  ich  Herrn  Professor  Dr.  Antonio 
Berlese  in  Florenz,  der  mir  in  sehr  liebenswürdiger  und  uneigen- 
nütziger Weise  sein  grosses  Werk:  Acori,  Myriopoda  et  Scorpiones 
huscusque  in  Italia  reperta,  Patavii,  Fluren! nie  1882 — 18112.  ab- 
trat und  mir  alle  seine  bis  heute  publizierten  Arbeiten,  die  für 
meine  Untersuchungen  nötig  waren,  schenkte.  Ohne  seine  Freund- 
lichkeit wäre  die  vorliegende  Arbeit   nichi    möglich  gewesen. 

Da  das  untersuchte  Material  von  etwa  350  verschiedenen 
Fundorten  stammt  und  die  Zahl  der  in  den  einzelnen  Moosproben 
mit  dem  Berlese-Apparat  erbeuteten  Acariden  oft  mehrere  Tausend 
beträgt,  so  suchte  ich  mir  eine  einfachere,  als  die  von  Michael 
angegebene  Aufhellungsmethode.  Die  Milben  wurden  auf  einem 
Objektträger  in  Milchsäure  unter  Deckglas  gebracht  und,  je  nach 
der  Stärke  des  Chitinskelettes,  die  Flüssigkeit  nur  erwärmt  oder 
bis  zum  Sieden  erhitzt.  Bei  diesem  Verfahren  tritt  nicht  nur 
eine  rasi-he  Aufhellung  der  Tiere  ein.  sondern  es  wird  auch  meistens 
eine  Streckung  der  Gliedmassen  verursacht  ;  ebenso  wird  ein 
Auflösen  des  Körperinhaltes  bewirkt,  der.  namentlich  bei  Throm- 
bidien.  mit  Leichtigkeit  ausgedrückt  werden  kann.  Die  Tiere 
wurden  in  Glycerin  untersucht.  Für  Dauerpräparate  verwendete 
ich  als  Einschlussmitte]  Glyceringelatine. 


*i  Betreff  näherer  Fundortsbeschreibungen  verweise  ich  auf  die  Arbeit: 
Uandschin  Ed.,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  wirbellosen  terrestrischen  Xivalfauna 
der  schweizerischen  Hochgebirge.     Verlag  Lüdin  &  Co.,   Liestal   1919. 


26  Josef  Schweizer. 

Der  Einfachheit  halber  erlaubte  ich  mir  die  am  häufigsten 
wiederkehrenden  Namen  der  Donatoren  nur  mit  dem  Anfangs- 
buchstaben anzugeben.  So  sind  die  Funde  von  Herrn  Dr.  Ed. 
TIandschin  mit  (H.),  von  Herrn  Dr.  C.  Walter  mit  (W.).  von 
Herrn  Dr.  J.  Carl  mit  (C.)  und  von  Herrn  Prof.  Dr.  Blanc  mil 
(B.)  bezeichnet. 

Ordnung  Acarina. 
Unt.  Ord.  Gamasoidea. 
Fam.   Gamasididae. 
1.  Gamasus  (Gamasus)  fimetorum  Berl. 

Fundorte:  Mittelland:  In  Mist,  moderndem  Holz,  unter  Baumrinde  und  unter 
Steinen,    vom    Juni  — November.       Basel    (Birsmündung),    Diessenhofen. 
Lausanne  (H.). 
Alpen.-  Schubs,  unter  Steinen,  1  J,  VIII.  05  (C).  -  Murtera,  2500  m,  11.  VIII.  IS, 

1  ?  (H.). 

Verbreitung:  Italien,  Corfu,  Deutschland.  Irland. 

Mandibeln  und  Epistom  des  Exemplare*  von  Murtera  stim- 
men mit  den  Abbildungen  der  italienischen  Form  von  Berlese 
überein  (16,  tav.  XI,  fig.  IIb;  tav.  XIV,  fig.  25a). 

2.  Gamasus  (Gamasus)  consanguineus  Oudem.  et  Voigts. 

Fundorte:   Mittelland:  Birsfelden,  in  Komposterde,  3  $$,   15.  IX.   16. 

Alpen:  Murtera,  2500  m,  1  <?,  11.  VIII.  18  (H.).  -  Stragliavita,  2700  m,  1  <J. 
in  Moospolster,  14.  VII.  19  (H.).  -  Val  Nüglia,  2250  m,  2  <J<J,  30.  VII.  19, 
in  feuchtem  Moospolster  (H.).  —  Alp  Stavel-chod.  1900  m,  1  S<  unter 
Brettern  einer  Alphütte,  25.  VII.   19  (H.). 

Verbreitung:  Deutschland  (Bremen). 

Die  Exemplare  der  Alpen  sind  erheblich  grösser  als  der 
Typus  von  Berlese  (£  900  X  500  //),  nämlich:  çj  vom  Straglia- 
vita 1025  X  600  //  (die  Masszahlen  für  die  Gamasoidea  beziehen 
sich  nur  auf  die  Länge  <U^  Abdomens  und  für  die  Breite  auf  die 
Mitte  desselben),  S  vom  Val  Xüglia  1110  X  570»  und  1155  X  570//, 
cJ   von   Stavel-chod  1185  X  690  /«. 

:!.  Gamasus  (Gamasus)  lunaris  Berl. 

Fundorte:  Miitelland:  Birsfelden,  in  Pflanzenmist,  SS  «nd  ??,   LI.   IX.   16.   - 
Basel  (Xiederholz),  in  Moos,  das  teilweise  in  Wasser  untergetaucht  war, 
SS  und  ??,  6.  VI.   19. 

Verbreitung:  In  ganz  Italien  und  wahrscheinlich  ganz  Europa. 
4.  Gamasus  (Gamasus)  coleoptratorum  (L.)  Latr. 

Adulte    Formen    beider    Geschlechter   vom   Mai  — Oktober,    namentlich   in 
Pflanzenulis  t. 

Verbreitung:  Gemein  und  weitverbreitet,  in  Europa. 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  27 

.">.  Gamasus  (Gamasus)  handschini  sp.  nov. 
(Fig.   1  a— f,  Fig.  2  a— d.) 

Fundort:  Alpen:  Trübtensee,  2500  tu.  24.  VII.  16,  unter  Steinen,  3  <?<J,  1  Ç  (H.). 
Diese  Spezies  kommt  Garn.  Garn,  coleoptratorum  am  nächsten. 

Männchen  (Fig.  1  a— f). 

Länge  1500  ;>.  Breite  840  p,  Bein  I  1500  fi,  Bein  IV  1650  n. 

Farbe  dunkel  strohgelb,  Gestalt  (Fig.  la)  länglich,  zylinder- 
förmig, hinterer  Rand  des  Abdomens  ein  wenig  zugespitzt,  schwach 
geschultert.  Rückenschilder  deutlicher  getrennt  als  bei  Gamasus 
coleoptratorum,  Trennungslinie  ebenfalls  in  der  Mitte  leicht  nach 
hinten  gebogen;  ziemlich  dicht,  mit  einfachen,  länglichen  Haaren 

tzt. 

Zweites  Bein  (Fig.  11»)  ähnlich  wie  bei  der  verwandten  Art, 
nur  ist  der  Processus  ascellare  daumenförmig,  der  Processus 
gemialis  und  tibialis  schlank  und  konisch. 

Da-  Epistom  (Fig.  lc  u.  d)  besteht  aus  einem  schwach 
iiitinisierten.  medianem  Zahn,  der  an  der  Basis  so  breit  wie 
lang  ist.  und  zwei  kleinem,  schwach  einwärts  gebogenen  Seiten- 
zähnen. Der  Mittelzahn  hängt  meistens  nach  unten  und  so  er- 
scheint  das  Epistom  nur  zweizähnig  (Fig.  1  d).  Die  Mandibeln 
Fig.  1  e)  sind  kräftig  ausgebildet.  Die  obere  Lade  ist  länger  als 
die  untere  und  ist  distal  schräg  abgestutzt.  Bewegliche  Lade 
vorn  mit  starkem  Hacken,  in  der  vordem  Hälfte  mit  stumpfem, 
nach  hinten  gerichtetem  Zahn.  In  der  Mitte  ein  grosses,  ovales 
Foramen,  dessen  vorderer  Teil  von  einem  flachen,  gewölbtem 
Chitinzapfen  daumenartig  überragt  wird. 

W'ei  bchen  (Fig.  2  a — d). 

Länge   L700  /<.   Breite  930  />. 

Farbe   und    liesta.lt    (Fig.   2a)    ähnlich    wie    beim   Männchen, 

nur  decken  die   Rückenschilder  das  Abdomen  nicht  vollständig. 

Trennungsfurche    gerade    und    breiter,    hinterer    Abdominalrand 

bgerundet.    Behaarung  und  Beinlängen,  sowie  Epistom  (Fig.  2c) 

erinnert  ebenfalls  an  das  Männchen. 

Die  Mandibeln  (Fig.  2b)  sind  nicht  so  kräftig  entwickelt. 
Der  hintere  Rand  des  Sternums  mit  einer  mittleren  und  zwei 
seitlichen  Einbuchtungen;  den  letzteren  zwei  sind  Metasternalia 
vorgelagert.  Epigynium  (Fig.  2d)  mit  scharfer,  stark  chitini- 
sierter  Spitze  lateral  und  an  der  Basis  abgerundet.  Paragynia 
dreieckig,  innere  Schenkel  fast  bis  zur  Basis  des  Epigyniums 
reichend. 


28  Josef  Schweizer. 

6.  Gamasus  (Eugamasus)  cornutus  <l.   R.  Can. 

Fundorte:  Mittelland:  An  18  verschiedenen  Fundorten,  meistens  in  Waldmoos, 
vom  Juli— November;   Basel,   Diessenhofen,   Kreuzungen  (am  Seeufer  in 
Moos  an  der  Quaimauer),  Romanshorn. 
Jura:  Thierstein,  Liestal  (H.),  Jorat  (H.),  Sennweid  (Hauensteingebiet,  800  m 

über  Meer). 
Alpen:  Frenière-Bex,  VI.    ls  (H.).  La   Drosa,    1950  m,   li».   VII.    19  (H.). 

Verbreitung:  Italien  (bis  •2(100  m  über  .Meer).  (  isterreich,  Deutsch- 
land, Holland.  Eine  Varietät  in  Höhlen  von  Frankreich 
(Trägardb  . 

7.  Gamasus  (Eugamasus)  loricatus  (Wankel). 

1!I12  Eug.  niveus  (Wankel)  Trägardb  (96,  p.  .">3(i  -544.  tav.  19,  fig. 
26—37,  ?,  $). 

1913  Eug.  loricatus  Oudm.  (71,   p.    114-127.  fig.  20—52). 
Fundorte:  MitteUand:  Diessenhofen,  in  Pflanzenmulm  um  einen  Pappelstamm 
herum,  etwa  20  cm  tief,  7   $  J,  4  ??,  23.  VII.    17. 
Alpen:  Stavel-chod,  1900  in.  unter  Brettern  einer  Alphütte,  2  <J<J,  2  $$,  2 
25.  VII.   19  (H.). 

Verbreitung:  Österreich  (Wankel  isiilj   ?  Deutschland,   ?  Eng- 
land,    Frankreich     (von    Trägardb     in     17     verschiedenen 
Dohlen  nachgewiesen),  Holland. 
Die    Exemplare    des    Mittellandes    fand    ich    in    Gesellschaft 

von   Garn.    Eng.    magnus.     Alle    Exemplare   sind    kleiner,    als   die 

von  Trägardh  und  Oudemans  angegebenen   Grössen,  nämlich 

j1  1275  X  765  (jl,  2  1290—1350  X  750  //. 

8.  Gamasus  (Eugamasus)  zschokkei  sp.  nov. 

Fundort:  Alpen:  Stragliavita,  2700  m.  in  niederm  Moospolster  auf  Urgestein 
aufliegend.  5  $$,  6  ??,   14.   VII.    19  (H.). 

Diese  Art  steht  Garn.  Eng.  kraepelini  nahe,  ist  jedoch  grösser. 

Männchen  (Fig.  3  a. — e). 

Länge  910—1050  /.i,  Breite  490—550  u. 

Gestalt  wie  Garn.  Eug.  kraepelini.  schwach  geschultert, 
Rückenhaare  ziemlich  lang,  kräftig  und  namentlich  auf  dem 
hintern   Rückenschild  zahlreich   (Fig.  3a). 

Zweites  Beinpaar  (Fig.  3b)  kräftig,  ähnlich  wie  bei  Garn. 
Eug.  furcatus  oder  Garn.  Garn,  kempersi,  Processus  ascellare 
sphärisch  bis  schwach  daumenförrnig,  Tarsus  ebenfalls  mit  langen. 
stachelartigen  Borsten  versehen. 

Mandibeln  (Fig.  3c)  ähnlich  denjenigen  von  Garn.  Eug.  troues- 
sorti,  nur  noch  stärker  ausgebildet  und  die  unbewegliche  Lade 
mit  abgerundeter,  distaler  Spitze  und  im  proximalen  Teil  mit 
einem   kräftigen  Haar. 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  -'■' 

Epistom  (Fig.  3e)  mil  wenig  nach  voro  gewölbtem  medianem 
Teil,  der  \Ton  zwei  lateralen  laubblattähnlichen  Spitzen  über- 
ragt  wird. 

Weibchen.    (Fig.    la     il). 

Li  il-.     1:2:1(1  n.   Breite  660  ,». 

Ha  sich  in  derselben  Moosprobe  von  dieser  Familie  mir 
Gamasus  consanguineus,  Perg.  crassipes  und  Perg.  noster  vor- 
fanden und  zudem  die  vorliegenden  weiblichen  Exemplare  (Fig.  4a) 
in  Form,  Farbe  und  Behaarung  den  üben  beschriebenen  Männ- 
chen gleichen,so  vermute  ich,  dass  es  die  zugehörigen  Weibehen  seien. 

Die  Mandibeln  (Fig.  lb)  kommen  ebenfalls  wie  beim  c?. 
denjenigen  von  Eng.  trouessarti  nahe,  nur  sind  bei  der  obern  Lade 
zwischen  den  hintern  zwei  grossen  Zähnen,  zwei  Zähnchen  ein- 
geschoben. 

Das  Epistom  (Fig.  tc)  i-t  dreistachelig,  mittlerer  »Stachel 
nur  halb  so  lang  wie  die  seitlichen.  Bei  einem  Exemplar  sind 
die  lateralen  Stacheln  distal  schwach  eingeschnitten. 

Epigynium  (4d)  schmal,  mit  schwach  abgerundeter  Basis  und 
scharfer  Spitze.     Die  Seitenriinder  sind  wellenförmig,   ohne  Ecken. 

9.  Gamasus  (Eugamasus)   magnus  Krämer. 

Fundorte:  Mütelland:  Diessenhofen,  in  altem,  reinem  Kuhmist,  der  für  Topf- 
pflanzungen bestimmt  war.  bis  40  cm  tief  im  Boden,  6  cîcî,  1  v>  2.  X.  16; 
in  Moos,  1  <J,  16.  VII.  17;  unter  feuchtem  Holz,  1  (?,  21.  VII.  17;  unter 
Steinen,    1  ?,   23.  VII.   17.  Romanshorn,   unter  feuchtem   Holz.    1  $, 

IS.  IV.   17. 
Jura:  Mariastein,  unter  Steinen,   2  ??,   7.   VI.    17.    —    Liestal,  unter  Rinde. 
1    ;.  29.  IX.  18  (H.).   -  Benmvil,  800  m,  in  feuchtem  Moos.  1  Ç,  das  sich 
mehr  der  Varietät  monticola  nähert,  lfi.  VI.   19. 

Verbreitung:  Deutschland,  Holland,  Frankreich.  Irland,  Nord- 
italien. Eine  Varietät  wurde  von  Trägardh  aus  Höhlen 
von   Frankreich  beschrieben. 

10.  Gamasus  ({Eugamasus)  furcatus  G.  R.  Can. 

Fundorte:  Alpen:  La  Drosa,  1900  m,  in  Moos,  2  <JtJ,  3  ÇÇ,  VII.  19  (H.).   - 
Val  del  Aqua.  2100  m,  in  dichtem  Moospolster  einer  Quelle,   1  (J,  2  $$, 
19.  VII.  (H.).  -  Val  Nüglia,  2250  in.  in  feuchtem  Moos,  1  ?,  30.  VII.  19  (H.). 

Verbreitung:  Italien,  Österreich,   Frankreich,  Norwegen. 

11.  Gamasus  (Ambly gamasus)  tiberinus  G.  Et.  ('an. 

Fundorte:  Hittelland:  Basel  (Bruderholz)  unter  Steinen,  2  Ja-  15.  X.  16.  —, 
Diessenhofen,  in  altem  Kuhmist,  in  Gesellschaft  von  Garn.  Eng.  magnus, 
1  3,  2.   X.   16. 

Verbreitung:  Italien. 

Die  Länge  der  Männchen  beträgt  750  /«,  die  Breite  300  /<; 
sie  sind  also  kleiner  als  Berlese  angibt.    Der  Rücken  ist  bei  der 


30  Josef  Schweizer. 

Trennungsfurche  ein  wenig  eingeschnürt.   Das  1.  Palpenglied  ist 
bewaffnet  wie    bei  dorn.  Perg.  hamatus  var.  gracilis.    Beweglicher 

Finger  der  Mandibel  mit  zwei  Zähnen,  einem  grossen  in  der  Mitte 
und  einem  kleineren  im  vordem  Drittel  der  Lade. 

12.  Gamasus  ( Amblygamasus)  septentrionales  Oudm. 

Fundorte:  Mittelland:  Basel,  in  Moos  und  Laub,  4  (Jo.  1  2,  29.  V.  17.  —  Diessen- 
hofen,  in  Moos  und  morschem  Holz,  1  ?,  30.  VII.  17;  1  2,  1.  X.   18. 
Romanshorn,  unter  feuchtem  Holz,  4  22,  1.  XI.   18. 
Jura:  Kaltbrunnental,  in  Buchenlaub,  4  (JcJ,  7  22,  2  <J;J,  19.  VI.  17.  —  Joux- 
tai, in  Baummoss,  2  22-  IX.  18  (B.).  —  Bennwil,  800  m,  in  Buohenlaub, 
1   <?,   1  2.   16-  VI.   19.    -   Liestal,   10  ÇÇ  (H). 
Verbreitung:  Norwegen,  Deutsehland,  Holland,  England,  Irland. 
Es  handelt  sich  bei  meinen  Funden  sowohl  um  die  Haupt- 
art, als  auch  um  die  Varietäten  germanicus  und  norvégiens,  welch 
letztere   weniger  häufig  ist.    Wenn  ich   dieselben  nicht  getrennt 
aufführe,  so  geschieht  dies,  weil  das  $  von  Bennwil  eine  Grösse 
von  1500  X  750  /«  ($  1600  x  750  /<)   aufweist,  und  weil  der  be- 
wegliche Finger  der  Mandibel  wie  bei  germanicus,  der  unbeweglich 
wie  bei  norvégiens  ausgebildet  ist. 

13.  Garnasus  (Pergamasus)  parvulus  Berl. 

Fundorte:  Mittelland:  In  Moos,  seltener  unter  Steinen,  von  Mai— Juli,  Basel, 
Diessenhofen,  Trogen  (H.). 
Jura:   Kellenköpfli  (Hauensteingebiet),  1100  m,  in  Moos,  18.  V.  19.  —  Senn- 
weid,  800  m,  18.  V.  19.   -   Schauenburger  Fluh,  24.  V.  19.   —  Bennwil. 
800  m,  in  Moos,  VI.  19. 
Alpen:  Val  Nüglia,  2250  m,  in  feuchtem  Moospolster,  30.  VII.   19  (H.).    - 
La  Drosa,   1900  m,  in  Moos,  VII.   19  (H.). 
Verbreitung:  Italien,  bis  2000  m  über  Meer,  Irland. 

18a.  Gamasus  (Pergamasus)  parvulus  var.  dilatellus  Berl. 
Fundorte:  Alpen:  Freruere-Bex,  in  Moos  (H.). 
Verbreitung:  Italien  (Apenninen),  in  Moos. 

14.  Gamasus  (Pergamasus)   misellus  Berl. 

Fundort:   Mittel/and:   Basel   (Niederholz),   in  Moos,   das  teilweise   von  Wassei 

bespült  wurde,  6.  VI.   19,  <J    480  X  270  /*,  2  510  x  285  /<. 
Verbreitung:  Norditalien. 

15.  Gamasus  (Pergamasus)   runcatellus  Berl. 

Fundorte:  Mittelland:  Meistens  in  Moos,  seltener  unter  Rinde  oder  unter  Steinen, 
vom  Mai  — Oktober,  an  über  20  verschiedenen  Fundorten. 
Jura:  Jorat,  1  <J,  2  22.  VI.  18  (H.).  -  Jouxtai,  IX.  18  (B.).  -  Kellenköpfli. 

1100  m,   18.  V.   19.   -   Bennwil,  800  m,  VI.   19. 
Alpen:  La  Drosa,  1900  m,  VII.  19  (H.).  -  Val  del  Aqua,  2100  m,  4  22,  VII.  19. 
(H.).  -  Freniere-Bex,  VI.  18  (H.).  -  Vallée  de  la  Verestière,  VI.  18,  2  <?<J, 
4  22  (H). 
Verbreitung:  Italien,  Deutschland,  Irland  (Cläre  Island). 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  .'il 

16.  Gamasus  (Pergamasus)  la/iponirus  Trägärdh. 

Fundorte:  Mitteüand:  Diessenhofen,  in  -Moos  auf  einem  morschen  Pappel- 
stnink  am  Rheinufer,  1  ?,  21.  VII.  19;  in  Moos,  1  <?,  3  $$,  23.  VII.  19; 
in  Pflanzenmist.   1    $,   1   ?,  3.   X.   lli. 

Verbreitung:   Scbwedisch-Lappland  (Sarekgebirge),  Irland. 

Diese,  in  der  engern  Umgebung  von  Diessenhofen  erbeuteten 
Exemplare  möchte  ich  mit  der  von  Trägärdh  1910  (95,  p.  t08 
bis  III)  beschriebenen  Spezies  identifizieren,  obwohl  noch  einige 
Unterschiede  vorhanden  sind.  Das  Epistom  entspricht  mehr 
Fig.  61,  von  Trägärdh,  jedoch  ist  der  Mittelzahn  spitzig,  also 
distal  nicht  abgerundet,  mit  scharfen  seitlichen  Ecken  kurz  über 
der  Basis.  Die  beiden  Lateralzähnchen  scheinen  stärker  ent- 
wickelt zu  sein  als  beim  Typus,  und  ihre  Spitzen  sind  unter  einem 
Winkel  von  ca.  45°  seitlich  gerichtet.  Das  1.  Palpenglied  nähert 
sich  eher  demjenigen  von  Garn.  Per*/,  runcatellus,  erscheint  also 
mehr  konisch  als  zylindrisch.  Die  obere  Lade  der  Mandibel  be- 
sitzt auf  der  Innen-  und  Aussenseite  je  ein  Zahn,  die  um  halbe 
Zahnbreite   unter   sich  nach   vorn   oder   hinten   verschoben   sind. 

17.  Gamasus  (Pergamasus)  hamatus  (Koch). 

Fundorte:  Mittelland:  Basel  (Hardtwald),  in  Moos,  1  Ç,  7.  XI.   17. 

Jura:  Kellenköpfli,  1041  m  und  1100  m,  je  1  '.,:,  IS.  V.  19.  -  Schauenburger 
Fluh,  in  Moos,  24.  V.  19.  -  Bennwil,  800  m,  in  feuchtem  Moos,  1  & 
16.  VI.   19. 

Verbreitung:   (tanz  Italien,  Deutschland. 
18.  Gamasus  (Pergamasus)   runciger  Berl.  var.  armatus  Halb. 

Fundort:    Jura:    Schauenburger    Fluh,    in    morschem    Wurzelgeflecht,    2    <$<$, 

24.   V.   19. 
Verbreitung:  Norwegen,  Holland.   Irland,   Deutschland. 

19.  Gamasus  (Pergamasus)  probsti  Oudm. 

(Fig.  5  a— c). 
Fundorte:  Berner  Alpen:  Konkordia,  2850  m,  unter  Steinen,  1  $,  4.  VIII.  16  (H.). 
—   Galensattel,  3200  m.  unter  Steinen,   1   3,  26.  VII.   16  (H.). 

Verbreitung:  Schweiz.  Schilthorngebiet  (Berner  Alpen),  2400  m 
bis  2800  m,  in  faulenden  Blättern  (Oudemans). 
Da  Oudemans  (75,  p.  208)  eine  ausführliche  Beschreibung 
mit  genauen  Abbildungen  des  Weibchens  dieser  Spezies  gibt, 
so  konnte  ich'  mein  weibliches  Exemplar  leicht  identifizieren, 
das  auch  aus  den  Berner  Alpen  (Finsteraarhornmassiv)  stammt. 
Da.  da-  von  Herrn  Dr.  Handschin  auf  dem  (îa.lensattel  gefundene 
Gamasidenmännchen  inbezug  auf  Farbe,  Gestalt,  Behaarung, 
Beinlängen,  Struktur  soforl  an  obiges  Weibchen  erinnert,  so 
möchte    ich    dasselbe    als    das    /.ngehunnc    Männchen    betrachten. 


:!2  Josef  Schweizer. 

Mä  nnchen. 

Länge   1000  ,,,   Breite  600  n  (Ç   1050  x  600  //). 

Länge  dos  1.  Beines  1050  ».  des  4.   Beines  975  //. 

Abdomen  länglich,  eiförmig,  nicht  oder  nur  wenig  geschul- 
tert, die  Schulterlinie  erscheint  in  ihrem  vordem  Teil  ein  wenig 
eingeschnürt,  um  dann  in  einem  stumpfen  Winkel  in  die  schwach 
gebogene  Vertexlinie  überzugehen.  Zweites  Bein  (Fig.  5a)  kräftig 
mit  grossem,  daumenförmigen,  gebogenem  Calcar  femuralis,  fast 
wie  bei  Ga»i.  Perg.  runcatellus;  Processus  ascellaris  stark,  eben- 
falls gegen  die  Femur  gebogen;  Processus  genualis  und  tibialis 
konisch,  mit  breiter  Basis  und  stumpfer  Spitze,  gut  ausgebildet. 

Mandibel  (Fig.  5b)  sein-  stark  gebaut,  namentlich  die  obere 
Lade,  deren  proximale  Hälfte  einen  grossen,  plumpen  Zahn  trägt, 
wahrend  der  distale  Teil  von  5  rundlichen,  kleinen  Zähnen  besetzt 
ist.  Ihc  bewegliche  Lade  erscheint  im  Verhältnis  zur  obern  schwäch- 
lich, ist  mit  zwei  nicht  scharf  begrenzten  Zähnen  bewaffnet  und 
endigt  mit  einem  schwach  gebogenen,  aber  kräftigen  Haken. 
Das  Epistom  (Fig.  5c)  besteht  aus  drei  langen  Stacheln,  die  von 
einer  schmalen  Basis  entspringen  und  von  denen  der  mittlere, 
die  seitlichen,  schräg  auswärts  strahlenden,  nur  um  Weniges 
überragt.  Das  1.  Palpenglied  ist  mit  zwei  starken  Borsten  ver- 
schen, viiii  denen  die  distale  schwach  gefiedert  ist. 

■20.  Gamasus  (Pergamasus)  alpestris  Berl. 

Fundorte:   Mittelland:  Romanshom,  unter  Baumrinde,  2.  IV.   17. 

Jura:   Hinteregg   (Waidenburg).   1041   in,  2  £<$,  in  Moos,  V.    19.    —   Kellen- 
köpfli,  1100  m.  18.  V.  19.  -  Jouxtai,  3  ??,  in  Moos,  IX.  18  (B.). 

Verbreitung:  Italien  (Cansiglio). 

21.  Gamasus  (Pergamasus)  quisquiliarum  G.  R.  Can. 

Fundorte:   Mittelland:  Namentlich  unter  feuchtem  Holz.    Diessenhofen,  X.  16, 
unter  Steinen.   1  <J,  1  $,  21.  VII.   17.   -  Basel,  in  Moos,  X.   17. 
Alpen:  Säntis,  25(10  in.  2. VIII.  06  (C). 

Verbreitung:  Italien.  Norwegen. 

22.  Gamasus  (Pergamasus)  crassipes  (L.)  Latr. 

Vmi  dieser  gemeinen  Milbe  habe  ich  etwa  80  verschiedene  Fundorte  aus  der 
Nord-,  West-  und  Südschweiz  verzeichnet.  Man  findet  sie  meistens  in  Moos, 
aber  auch  in  Laub,  unter  Steinen,  Holz,  modernden  Pflanzenresten  usw.  Die 
Varietät  longicornis  scheint  an  Häufigkeit  zu  überwiegen.  Um  die  vertikale 
Verbreitung  zu  zeigen,  mögen  einige  Fundorte  aus  dem  Jura  und  den  Alpen 
genügen. 

Jura:  Kellenköpfli,  1100  m.  18.  V.  19.  —  Säustelle  (nördl.  Passwang),  1041  m, 

3  cîcJ,  8  ?9.   18.  V.   19.   - 
Alpen:  Col  de  Chaude,  1901»  m.  unter  Steinen,  VII.  18  (H.).  —  Pas  de  Cheville, 
2700  m.  8.  VII.   18  (H.).    -   Marangun,  2500  m,  in  Büschen  von  Carex 
firma  an  einem  Schneefeld,  1  (J,  5  $?,  3  £«.  9.  VIII.  18  (H.).  -  Sesvenna, 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  .'!.'! 

2500  m,  in  Moos,  '  ;.  ?  und  ,  9.  VIII.  18  (H.).  Stragliavita,  2700  m, 
in  Moos.  j-J  und  ...  14.  VII.  19  (H.).  La  Drosa,  1900  m  in  Moos, 
VII.  19.  (H.).  Hotel  Fuorn.  1800  m.  I  J,  VII.  19  (H.).  Piz  Terza, 
2600  m,  in  einer  Schneeinsel,  31.   VII.    19  (H.). 

Verbreitung:  Ganz  Europa,  Varietät  longicornis  nördliches 
Europa. 

i!:l.  Gamasus  l  Pergamasus)   noster  Berl. 

Fundorte:  Alpen:  Santis.  2500  in.  :i  ....  2.  VIII.  Oli  (C),  Felsenmeer,  2750  bis 
:î(M)(i  m,  auf  Urgestein,  I  ..  10.  VIII.  05  (C).  Muttier,  2800  3000m, 
I  .  22.  VIII.  06  (C).  -  Stragliavita.  2700  m.  in  niederm  Moospolster 
auf  Urgestein  aufliegend,  :?  $$,  7  ??,  14.  VII.  19  <H.).  -  F.  del  Botsch, 
2700  m.  unter  Steinen  an  Schneefeld.  21.   VIT.   19  (H.). 

Verbreitung:   Italien  (Trentino). 

24.  Gamasus  (Pergamasus)   theseus  Berl. 

Fundort:  Alpen:  Lugano,   1     ,'.  5.    IV.    17  (H.). 

Verbreitung:  Norditalien. 

25.  Gamasus  (Pergamasus)  decipiens  Berl. 

Fundort:    Walliser  Alpe»:  Tas  de  Cheville,  2700  in.  8.  VII.   18  (H.). 

Verbreitung:  Italien  (Tirano). 

26.  Gamasus  (Ologamasus)  calcaratus  Koch. 

Fundorte:  Mittelland:  Basel,  in  Laub,  12.  VI.  17.  -  Diessenhofen,  in  Moos, 
Vll.    19. 

Verbreitung:   Weitverbreitet  in  Europa. 

27.  Gamasus  (Ologamasus)  pollicipatus  Berl. 

Fundorte:    Mittelland:  in  Moos.   Diessenhofen,   Trogen   (H.),    Kastenloch   (H.), 
Jura:  Bennwil,  800  m,  in  Buchenlaub,   16.   VI.    19. 

Verbreitung  :  Euro]  m . 

27a.  Gamasus  (Ologamasus)  pollicipatus  v&r.  pseudoperforatus  Berl. 

Fundorte:   Mittelland:  Basel  (Niederholz),  in  Moos,  $$  und  ÇÇ,  6.  VI.   19. 

Sehönenbuch,  unter  Steinen,  3.  VI.   17.   —  La  Rosiaz  (Lausanne),  2  $£, 
IV.    18  (H.).    -    Obenvil,   unter  feuchtem   Eichenholz,   15.   X.    16. 
Jura:  Schauenburger  Fluh,    j;  und   JÇ,  24.  V.   19. 

Walliser  Alp,,,:  l'as  de  Cheville,  2700  m,  8.  VIL  18  (H.).  -  Gorge  de  Nozon, 
in   Moos,  4.   V.    18  (H.).    —   F'renière-Bex,  ziemlich  häufig,  VI.    18  (H.). 

Verbreitung:  Europa. 

28.  Gamasus  (Ologamasus)   inoratus  Berl. 

Fundort:   In  Moos  am  Rheinufer  bei  Diessenhofen. 
Verbreitung:   Wahrscheinlich  ganz  Europa. 


34  Josef  Schweizer. 

29.    Gamasoides  fimetarium  (G.   K.  Can.)  Berl. 

Zwei  Nymphen  fand  ich  im  Juli  im  Moos  eines  Buchenwaldes  bei  Diessen- 
hofen,  die  mit  der  Abbildung  von  Iphidosoma  fimetarium  Berlese  (2  Fase.  69.  .5) 
übereinstimmen. 

Verbreitung:   Italien,   Frankreich. 

30.  Gamasellus  faltiger  G.  R.  Can. 

Fundorte:    MitteUand:   Basel   (Niederholz),   in   Moos,   am   Ufer   eines   Baches, 
6.  V.   19. 
Jura:  Jouxtai,  in  Baummoos,  etwa  20  Exemplare.  IX.   18  (B.).   —   Kellen- 
köpfli,  1041  m  und  1100  m,  in  Moos,  18.  V.  19.   -   Schauenburger  Fluh, 
in  Wurzelgeflecht  und  Humuserde,  24.  V.   19. 
Walliser  Alpen:  Pas  de  Cheville,  2700  m,  8.  VII.   18  (H.). 

Verbreitung:  Italien. 

31.  Gamasellus  spiricornis  (G.  R.  Can.)   Berl. 
Fundort:  Alpen:  Stragliavita,  2700  m,  in  niederm  Moospolster.  1  <J,  4  ÇÇ,  14.  VII. 
19  (H.). 

Verbreitung:  Italien,  Schwedisch-Lappland  (Sarekgebirge). 

Das  Männchen  misst  700  X  400  /<,  das  Epistom  ist  wie  Fig.  08 
bei  Trägärdh  (95,  p.  425)  ausgebildet.  Die  4  Weibchen  messen 
nur  510  X  225  /i,  525  X  255  //,  540  x  240  /ti  und  540  X  225  ». 
sind  also  kleiner  als  das  Männchen.  Das  weibliche  Epistom  nähert 
sich  mehr  der  Abbildung  von  Berlese  (2,  Fase.  68,  9),  jedoch 
mit  längerem  Medianstachel.  Rückenschilder  netzartig  skulp- 
tiert,  vorderer  Schild  mit  ungefähr  12  ziemlich  langen  Haaren 
besetzt,  wovon  die  beiden  Schulter-  und  Vertexhaare  keulen- 
förmig und  leicht  behaart  sind.  Hinterer  Rückenschild  zählt 
etwa  14  Paar  Haare  gleicher  Konstitution,  am  hintern  Rande 
ebenfalls  1  Paar  keulenförmige  und  leicht  gefiederte  Haare,  ähn- 
lich gebaut  wie  bei  Gamasellus  faltiger. 

32.  Gamasellus  captator  Berl. 
Syn.  C  ijrtolaelaps  captator  Berl. 
Fundorte:   Villeneuve,  unter  Baumrinde,  20.  V.   18  (H.).    —   Basel,  an  Treib- 
holz der  Birs,  IX.   17. 

Verbreitung:  Italien. 

33.  Gamasellus  (Digumasellus)  perpusillus  Berl. 

10,  p.  234;   II,  tav.  XIX,  fig.  37. 

Fundort:    Basel   (Niederholz),   in   Moos,   am   Ufer  eines   Baches,    1    $,    Grösse 
250  x  100  /x,  1  $,  Grösse  273  x  105  /x. 

Epistom  wie  bei  Cyrtolaelaps,  ein  ungeteilter  Medianstachel 
und  zwei  seitliche,  distal  mit  drei  ungleich  grossen  Zähnen  endigend. 
Verbreitung:  Italien  (Tridentino). 


Terrestrische  Milbeniauna  der  Schweiz.  :!•"> 

34.  Gamasellus  (Protolaelaps)  murcronatus  (!.   IL  ('an. 

Ktlti  Gamaseüus  brevispinosus  Trat;. 
1912  Protolaelaps  brevispinosus  Trag. 
Fundort:   Hohle  von  Cabris  bei  .St.   Immer,  unter  Steinen  (C'h.). 

Ich  besitze  nur  zwei  Nymphen,  die  mit  der  Abbildung   von 
Trägardh  (95,  p.  422.  fig.  90 — 97)  übereinstimmen. 
Verbreitung:  Italien.     Frankreich     (in     Höhlen),     Schwediseh- 
Lappland. 

35.  Gamasellus  (Protolaelaps)  aster  Berl.  1918. 

(Fig.  ßa-d,  Fig.  7  a-c.) 

Fundort:  Grotte  du  Chemin  de  fer  (Gorge  de  l'Areuse),  Neucbâtel,  in  Detritus 
von  Fledermäusen,  1  0".  1  ?.  3  $$,  V.  19  (Ch.). 
Ich  möchte  meine  Exemplare  mit1  der  von  Berlese,  191S 
2:!.  p.  137)  beschriebenen  Spezies  identifizieren.  Sie  stimmen 
mit  der  Beschreibung  überein,  nur  scheinen  mir  das  Epistom 
und  das  zweite  männliche  Bein  zu  differieren.  Da  Berlese  keine 
Abbildung  gibt,  so  lässt  sich  die  Bestimmung  nicht  genau  fest- 
stellen. Ventri-Analschild  des  Ç  ist  trapezförmig;  Länge  des- 
selben  350  fi,  grosse  vordere  Parallelseite  245  /u,  hintere  kleine 
Parallelseite  146  /<,  im  hintern  Drittel  mit  1  Paar  langen,  im 
vordem  Drittel  mit  1  Paar  kurzen  Haaren  versehen.  Ebenso 
stehen  links  und  rechts  der  Afteröffnung  zwei  kleinere  Haare, 
die  aber  gegenüber  der  Grösse  der  übrigen  Ilaare  unscheinbar 
sind.  Länge  der  grössern.  gefiederten  Abdominalborsten  80  /'. 
Verbreitung:  Sardinien,  in  Nestern  der  Fledermaus. 

36.  Gamasolaelaps  aurantiacus  Berl. 

Fundorte:  MüteUand:  Diessenhofen,  unter  feuchtem  Holz  und  in  Moos  am 
Rheinbord,  VII.   17.   —  Mariastein,  unter  Steinen,  VI.   17. 

Verbreitung:  Nordsibirien,  Norddeutschland,  Irland. 
37.  Cyrtolaelaps  nemorensis  (C.  L.  Koch). 

Fundorte:  Mittelland:  Meistens  in  Moos,  weniger  in  Laub  oder  unter  Baum- 
rinde, vom  Mai  — Oktober,  von  etwa  30  verschiedenen  Fundorten  ver- 
zeichnet. 

Jura:  Kaltbrunnental,  in  Moos,  VI.  17.  —  Jouxtai,  in  Baummoos,  IX.  18  (B. ). 
Schauenburger  Fluh,  in  Wurzelgeflecht,  24.  V.  19.  —  Bennwil,  800  m, 
in  feuchtem  Moos,   16.  VI.   19.   -   Kellenköpfli,   1100  m.   18.  V.   19. 

Alpen:  Vierecker,  2450  m  (M.).  -  La  Drosa,  1900  in.  VI.  19  (H.).  —  Val 
Xüglia,  2250  m,  VI.  19  (H.).  -  Gäbris  10.  V.  18  (H.).  -  Zernez,  unter 
Steinen  an  einer  Quelle.  11.  VII.  19  (H).  —  Villeneuve,  unter  Baumrinde 
einer  Salix.  20.  V.  18  (EL).  -  Jorat,  in  Baummoos,  VI.  18  (H.).  —  Pas 
de  Cheville,  2700  m  (H.). 

Verbreitung:   Wahrscheinlich  allgemein   verbreitet  in   Europa, 

gefunden  in    Deutsehland,  Holland,    Irland,    Italien. 


36  Josef  Schweizer. 

38.  Cyrtolaelaps  remis  (Krämer). 

Ist  im  Mittelland  meistens  in  Gesellschaft  der  vorhergehenden  Spezies 
gefunden  worden. 

Fundorte:    Juni:    Sennweid    (Rehhag),    800    m,    in    morschem    Baumstrunk. 
18.  V.  19.  -   Kellenköpfli.  1100  m,  in  Moospolster,  18.  V.  19.  -  Jouxtai. 
IX.   18  (B.). 
Alpen:  Salvatore  (Tessin)  (H.).  —  Gäbris,  in  Moos.  10.  V.  18  (H.).  —  Frenière- 
Bex  (H.).    -   La  Drosa,   1900  m,  in  Moos.  VII.   19  (H.). 

Verbreitung:  Weitverbreitet  in  Europa. 

39.  Cyrtolaelaps  transisalae  Oudm. 

Fundorte:    Jura:    Bennwil,    in   feuchtem,    angeschwemmten    Buehenlauh. 
16.   VII.   19. 
Alpen:  Quellen  bei  Tenna  (Rheinquellen,  Kt.  Graubünden),  ca.  1900  m  (\V.). 
-   Vallée  de  la  Tinière,  unter  Baumrinde,  19.  V.  18  (H.).   —  Villeneuve, 
unter  Baumrinde  (H.).  —  Frenière-Bex,  in  Moos,  VI.  18,  10  Exemplare  (H.). 

Verbreitung:  Holland,  Frankreich  (Pyrenäen),  Irland,  Deutsch- 
land (in  Quellen  vom  Keller-  und  Ratzeburgersee),  Schweden 
(bei   Svarthäll). 

KL  Cyrtolaelaps  kochi  Trag. 

Da  mir  die  Beschreibung  von  Cyrtolaelaps  herculeanus  Berl. 
nicht  bekannt  ist,  so  möchte  ich  vorläufig  meine  Exemplare  als 
die  von  Träger dh  beschriebene  Spezies  ansehen,  obwohl  sie 
alle  grösser  sind. 

Fundorte:    Mittelland:  Diessenhofen  (Schaarenwald),   in   Moos,   Länge   1500  p., 
VII.    17.    -   Trogen,  in  Moos,  Länge   1350  /j,   VI.    18  (H.). 
Alpen:  Val  del   Aqua,  2100  m,  im  Moos  einer   Quelle,  5  Exemplare,  deren 
Grösse  1200-1275  u  beträgt,  17.  VII.  19  (H.).  -  Piz  Soër,  2800-2900  m, 
Länge  1350  u  (C). 

Verbreitung:  Sibirien,  Novaja  Semlja,  Grönland.  Schwedisch- 
Lappland,   Irland. 

41.   Pachylaelaps  pectinifer  (G.  R.  Can.). 

Fundorte:  Mittelland:  Diessenhofen,  in  altem  Kuhmist,  1  $,  X.  16;  unter  Steinen. 
1    S,   21.    VII.    17;   in   Moos.    1    ?. 
Jura:   Schauenburger  Fluh,  in  Wurzelgeflecht,   1  S,  24.   V.    19.    —    Bennwil. 
800  m,  in  feuchtem  Moos.   1   Ç,   16.  VI.   19. 

Verbreitung:   Italien,  Frankreich,  Nordafrika. 

IIa.   Pachylaelaps  pectinifer  (G.  R.  Can.)  var.   magnus  Haibert. 

Fundort:   Mittelland:   Diessenhofen,  in  Moos. 

Haibert  (37,  p.  63)  beschreibt  unter  diesem  Namen  ein  Weib- 
chen,  das  1280  X  793  /«  misst.  Mein  in  Waldmoos  bei"  Diessen- 
hofen im  Juli  erbeutetes  Exemplar  könnte  das  zugehörige  Männ- 
chen sein.     Länge   1170  ,«,   Breite  825  p,   zweites   Beinpaar  und 


Terrestrische  .Milbenfauna  der  Schweiz.  37 

Palpen  sind  bewaffnet  wie  bei  P.  pectinifer  var.  siculus;  die  Corni- 
euli  labiali  gleichen  denjenigen  von  P.  strigifer  var.  siculuœ  (2. 
Fase.  64,  5).  Die  Mandibelladen  mit  je  einem  Zahn;  der  An- 
hängsel der  beweglichen  Lade  ist  :î12— 4mal  so  lang  als  die- 
selbe.  Epistom  wie  bei  P.  pectinifer.  nur  sind  die  einzelnen 
Fransen  distal  nochmals  tief  eingeschnitten. 
Verbreitung:   Irland.    '.'Italien.    ?  Frankreich,    ?  Tunis. 

12.    Pachylaelaps  laeuchli  sp.  nov. 

(Fig.  8a— dl. 
Fundort:    Mittelland:   Hasel  (Niederholz),  in  Moospolster,   teilweise   ms   Wasser 
eines  stark  {liessenden    Baches  eingetaucht,    1    j,    VI.    19. 

Ich  besitze  nur  ein  einziges,  männliches  Exemplar,  das  aber 
-ein   gut  erhalten  ist.     Länge  75(1  u.  Breite  525  u. 

Habitus  (Fig.  8a)  von  Pachylaelaps  (Onchodelus)  reticulatus 
Berlese  (15,  p.  452,  tav.  XIX.  fig.  173  u.  171;  tav.  XX.  fig.  173d), 
unterscheidet  sieh  jedoch  durch  andere  Bewaffnung  '\r<  2.  Beines 
Fig.  8b)  und  durch  andere  Ausbildung  des  Epistoms  (Fig.  8d), 
was  am  besten  aus  beiliegenden  Abbildungen  ersichtlich  ist.  Die 
obere  Lade  der  Mandibel  ist  nur  einzähnig,  der  Anhängsel  des 
beweglichen  Fingers  ist   breitlappig.   (Fig.  8  c.) 

Gen.   Macrocheies  La.tr.  1 S2'.». 
(2:!.  p.  145.) 

13.   Macrocheles  (Géholaspis)  longispinosus  (Kramer). 

Sj  n.   Holostaspis  longi&pinosue  i  Krämer)  Berl. 

Fundorte:  Mittelland:  Basel  (Niederholz),  im  Pflanzengeiiist  eines  Wasser- 
tiimpels,  ti  ,  ..  ti.  VI.  19.  —  Biel.  in  Moos.  lä.  X.  16.  —  Diessenhofen,  in 
Waldmoos.  I  _.  19.  VII.  17;  in  Pflanzenmulm,  23.  VII.  17.  -  Vallée  du 
Klon,  7.  VI.  18. 
Jura:  Beimwil.  800  tn,  in  Moospolster,  am  Ufer  eines  Wassergrabens,  5  ÇÇ, 
16.   VI.    19. 

Verbreitung:    Deutschland,   Holland,  Italien.   Irland. 

I  I.   Macrocheles  (Geholaspis)   mandibularis   Berl. 
(Fig.  9a-c.) 
Fundorte:    Mittelland:    Basel  (Niederholz),  in  feuchtem  Moos,    1  $,  6.  VI.    19. 
Jura:   Bennwil,  800  m,  in  feuchtem   Moos,  3  ?$,  16.  VI.   19.    —   .Jouxtai,   m 

Baummoos.   IN.    18  (B.). 
Alpen:   l'as  de  cheville.  2700  in.  8.  VII.   18  (H.). 

Verbreitung:    Italien    (Cansiglio,    in    Waldmoos),    Deutschland 

m    Quellen   vom    Dieksee.   2.    IV.    l'.i   und    Etatzeburgersee, 

I.   X.    19  . 

La    Berlese  zu  seiner   Beschreibung  keine  Abbildung  gibt, 

ein  sich  nur  mit  einer  kurzen  Diagnose  begnügt,  möchte  ich 


38  Josef  Schweizer. 

drei  Figuren  beifügen.  Der  mittlere  Lappen  am  distalen  Ende 
de*  Epistoms  konnte  nur  an  einem  Exemplar  beobachtet  werden. 
Grösse  780  X  420  /«. 

45.  Macrocheies  (Geholaspis)  longulus  Beil. 

Fundort:    Walliser  Alpen:  Frenière-Bex,  in  Moos  (H.). 
Verbreitung:  Italien,  Frankreich,   Irland,   Holland. 

46.  Macrocheies  (Geholaspis)   alpinus   Berl. 
Fundort:  Engadiner  Alpen:  La  Drosa,   1900  m,  in  Moos,  1  2.  VII.   10  (H.). 
Verbreitung:  Italien  (Toscana). 

47.  Macrocheies  (Coprholaspis)   pisentii  Beil. 

Fundorte:  Mittelland  :  Basel,  im  Pflanzenmist,  1  Ç,  15.  IX.  10;  unter  Holz. 
28.  V.  17,  1  2;  unter  Steinen,  1  2,  23.  VI.  17.  -  Eglisau.  unter  Holz.  VIII.7, 
1  2.  —  Diessenhofen.  in  morschem  Holz,  1  2,  VII.  17.  —  Lausanne,  in  Moos. 
V.   18  (H.). 

Jura:  Kellenköpfli,   1100  m,  in  Moos,   18.  V.   19. 

Alpen:  Gorge  de  Nozon  1  ,-$,  4.  V.  18  (H.).  —  Sägitalsee,  unter  Steinen. 
16.  VII.  09  (W.).  -  Murtera,  2500  m,  11.  VIII.  18  (H.).  -  Tavrü.  2500  m, 
in  Gemsenkot,  12.  VIII.  18  (H.).  —  Laschadura,  2700  m,  unter  Steinen 
an  Schneetälchen,   14.  VII.   19  (H.). 

Verbreitung:  Italien,  Deutschland  (Keller-  und   Seientersee). 

48.  Macrocheies  (Nothrholaspis)  tridentinus  (G.  R.  Can.)  Berl. 

Fundorte:  Mittelland:  Basel  unter  Steinen,   1   2,   15.   IX.   16;  in  Bohnenlauh, 
1  2,  10.  X.  17  ;  in  Moos,  6.  VI.  19.  -  Diessenhofen,  in  Moos,  2  22,  22.  VII.  17  ; 
in  Moos,  1  £,  4  22,  23.  VII.  17;  in  Moos,  1  J,  1  5  ;  in  Grünfutterabfällen 
eines  Kaninchenstalles  sehr  häufig. 
Jura:  Sennweid  (Rehhag),  800  m,  in  morschem  Baumstrunk,    1  2,  18.  V.  19. 
Bennwil,  800  m,  in  feuchtem  Buchenlaub,  VI.  19.  —  Schauenburger  Fluh, 
in  Humus,  24.  V.   19. 
Alpen:  Val  Nüglia,  2250  in,  in  feuchtem,  dichtem  Moospolster,   1  Ç,   Länge 
1200  /(,  30.  VII.   19  (H.).   -  Murtera,  2600  m,  30.  VII.   19  (H.). 

Verbreitung:  Von   Schwedisch-Lappland  bis  Italien. 

49.  Macrocheies  (Nothrholaspis)  terreus  (Can.  et  Fanz.)   Berl. 

Fundorte:  Mittelland:  Basel,  in  Mist,  2  $2,  IX.  16.   —  Diessenhofen,  in  einem 
Feldmausnest.   —   Romanshorn,   10  22,  an  Geotrupes,  5.  X.   16. 
Jura:  Jouxtai,  in  Baummoos,  IX.   18  (B.). 

Alpen:  Pas  de  Cheville,  2700  m,  8.  7.   18  (H.). 

Verbreitung:   Italien,  Holland.  Irland. 

50.  Macrocheies  (Nothrholaspis)   montivagus  Berl. 

Fundort:  Jura:  Bennwil,  800  m,  in  feuchtem  Moos,   16.  VI.   19. 
Verbreitung:  Italien,  Deutschland  (Keller-  und  Seientersee). 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  39 

51.   Macrocheles  (Noihrholaspis)  aciculatus  Berl. 
1918  Berlese  (23.  p.  169.) 

Fundort:  Jura:  Bennwil,  in  Moos,  am  Rande  eines  Wassergrabens,  nur  ein 
einziges,  weibliches  Exemplar.  Länge  960  X  480  /i.  6.   VI.   19. 

Verbreitung:   Frankreich  (in  Moos). 

■">2.   Macrocheles  (Macrocheles)   marginatus  (Herrn.)  Berl. 

Fundorte:  Mittelland:  Basel,  in  Mist.  2  22,  Länge  1500  //.  X.  16;  unter  einem 
Papier,  das  einen  menschlichen  Detritus  bedeckte,  über  100  Exemplare, 
ausschliesslich  Weibehen,  1.  XL  16.  -  Diessenhofen,  in  Mist,  2  99. 
2.  X.  16:  in  feuchtem  Holz,  6.  X.  16:  in  Pflanzenmulm.  1  9,  X.  16:  an 
Pilzen,  I  ..  20.  VN.  17;  in  Laub,  1  2.  20.  VIT.  17;  und  Steinen,  2  ??, 
21.   VII.   17. 

Verbreitung:   Deutschland,  Holland,  Frankreich,  Italien. 
•Vi.   Macrocheles  (Macrocheles)  vagabundus  Berl. 

Fundort:  \tittelland:  Basel,  in  faulendem  Laub  (Komposthaufen),  1  ,-]■  und 
zahlreiche  92,   VI.   17. 

Verbreitung:   Italien.  Holland. 

Fam.   Laelaptidae. 
54.   Laelaps  (Laelaps)  agilis  ('.  L.  "Koch. 

Fundort:  Mittelland:  Diessenhofen,  in  einem  Feldmausnest,  1  $,  2  99,  und 
zahlreiche       ,  6.  X.  16. 

Verbrei  t  u  ng:  Europa. 

.">.">.  Laelaps  (Laelaps)  echidninus  Berl. 

Fundorte:   Mittelland:  Lausanne,  auf  Mus  arvicola  ziemlich  häufig. 

Alpin:  Marangun,  2500  m.  I  2,  in  Carexbüschen  an  Schneefeld,  9.  IX.  18  (H.). 

\  erbrei  tung:   Italien. 

■">(>.  Laelaps  (Laelaspis)  astronomicus  (Koch)  Berl. 

Fundort:   Mittelland:  Basel,  an  Pflanzengenist  der  Birs,   1  2,  19.  IX.   17. 

Verbrei  t  u  ng:  Italien. 

57.   Laelaps  (Eulaelaps)  stabularis  (C.  L.  Koch)  Berl. 

Fundorte:  In  Kehrricht,  in  einem  Feldmausnest,  aus  einem  Kaninchenstall, 
_'cmein. 

Verbrei  t  ung:  Europa. 

58.  Laelaps  (Eulaelaps)  miles  Berl. 

Fundort:    Mitfelhn«! :  Basel,   in   Moos,   14.   VII.    17. 

Verbreitung:   Italien. 


40  Josef  Schweizer. 

59.  Laelaps  (Eulaelaps)  aculeifer  Can. 

Fundorte:    Mittelland:   Basel   (Niederholz),   in   Moos   und   Pflanzengenist  eines 
Wassergrabens,  VI.   19. 
Alpen:  Villeneuve,  unter  Baumrinde.  24.   V.    18  (H.). 

Verbreitung:   Italien. 

60.  Laelaps  (Cosmolaelaps)  ornatus  Berl. 

Fundort:  Mittelland:  Basel,  Universitätsgarten,  unter  der  Kinde  von  morschem 
Sanibucus  niger. 

Verbreitung:   Italien  (myrmecophil). 

61.   Laelaps  (Cosmolaelaps)  cuneifer  Midi. 

Fundort:   Alpen:    Lugano,   VI.    17   (H.). 

Verbreitung:   Gemein  in  Ameisenhaufen.  Europa.  Amerika,. 
62.  Laelaps  (Cosmolaelaps)   vacuus  Mich.  var.  ensiger  Berl. 

Fundort:  Jura:   Bennwil,  800  m,  in  feuchtem  Moos,  2  $?,   16.  VI.    19. 

Verbreitung:   Italien. 

63.  Laelaps  (Hypoaspis)   tumidulus  C.  L.  Koch. 

Fundorte:  Mittelland:  Diessenhofen,  in  feuchtem  Moos  eines  Quellbaches, 
2  ?$,  22.  Vit.  17.  -  Basel,  an  Treibholz  der  Birs,  19.  IX.  17;  Niederholz, 
in  feuchtem  Moos  am  Ufer  eines  Baches,  1  Ç,  fi.  VI.  19.  —Trogen,  in  Moos, 
V.   IS  (H.).     -    La  Rosiaz,  1  ?,  26.  IV.   18  (H.). 

Jura:  Senmveid  (Rehhag).  800  m,  in  Moos,   19.  V.   19. 

Alpen:  Villeneuve,  am  Seeufer,  in  Laub  und  Mulm,  20.  :ï.  18  (H.).  —  Val 
Nüglia,  2250  m,  in  feuchtem  Moos,   1  ?,  30.   VU.    19  (H.). 

Verbreitung:  Europa. 

64.   Laelaps  (Hypoaspis)   acutus  Mich. 
Fundort:   Engadiner  Alpen:  La  Drosa,   1900  m.  in  Moos,  VII.    19  (H.). 
Verbreitung:  Österreich,  Irland. 

65.  Laelaps  (Hypoaspis)  elega?itulus  Berl. 

Fundort:  Mittelland:  Basel  (Niederholz),  im  Pflanzengenist  eines  Wassergrabens, 
2  $?,  6.  VI.    19. 

Verbreitung:   Italien  (myrmecophil),  selten. 

66.  Laelaps  (Hyoaspis)  ovatulus  Haibert. 

Fundort:    Walliser  Alpen:  Frenière-Bex,  in  Moos,   1   £,  VI.    18  (H.). 

Verbreitung:  Irland  (Cläre  Island)   Survey. 


Ferrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  II 

67.   Laelaps  (AndrolaelapsJ  karawaieici  Berl. 
Fundort:  Engadiner  Alpen:  Val  Niiglia,  2250  m,  in  Moos,  VII.   lü  (H.). 
\  erbreitu  ag:   Russland. 

Ich  besitze  einige  Exemplare,  die  ich  als  zu  dieser  Spe:  ie 
gehörend  bestimmen  möchte,  obwohl  der  Analschild  fasl  recht- 
eckig und  grösser  ist  (120  X  105  ju).  Es  sind  keine  Schultern 
vorhanden;  der  vordere  Drittel  des  Rückens  ist  ziemlich  konisch 
geformt.  Die  Rückenhaare  sind  kurz,  alier  kräftig  entwickelt. 
Epistom  mit  drei  einfachen,  gleichgrossen  Stacheln.  Tarsus  150,«, 
Tibia   70/«,   Körpergrösse  465 — 510  x  225 — 240,». 

68.  Seius  togatus  K. 

Fundorte:    Mittelland:    La   Rosiaz    (Lausanne),    auf    Polyporus,    1      .    Grösse 
750       400  jx;  1  O,  Grösse  855  x  600  //,  27.  V.    18  (EL). 
Walliser  Alpen:   Villeneuve,  unter  Baumrinde,   1   _t.  20.   V.    IS  (H.). 

Verbreil  uni;  :   1  >eu1  schland. 

69.  Seiulus  levis  Oudm.  et   Voigts. 

Fundorte:  Mittelland:  Basel,  an  Treibholz  der  Birs,  mehrere  Exemplare,  IX.  17. 
Niederholz,  im  Pflanzengenist  eines  Wassergrabens,  <>.   VI.    19. 

Verbreitung:   Deutschland  (Bremen),  Irland,  in  Waldmoos  und 
Sphagnum. 

Tu.   Amblyseius  obtusus  (K.)   Berl. 
1914,  Berlese,   13.  p.  144. 

Fundort:   Mittelland:  Diessenhofen,  in  Moos,  um  einen  morschen  Pappelstrunlt 
am  Rheinufer,  23.  VII.   17. 

Verbreitung:  Italien,  Deutschland. 

70a.  Amblyseius  obtusus  var.  alpinus  nov. 
(Fig.    10.) 
Fundort:  Engadiner  Alpen:  La  Drosa,  1900  m,  in  Moospolster,  1  , ,  VII.  19  (H.). 
Farbe  strohgelb,  ist  A.  obtusus  var.  tuscus  Berl.  (13,  p.  144, 
tav.  IV.  fig.  57)  sehr  ahnlieh,  unterscheidet  sieh  von  ihr  nur  durch 
5i Te  Schlankheit  und  die  Kleinheit  der  hintern  Abdominal- 
A.  35,   P.   ">:i  /(,  L.  abgebrochen,  werden  aber  höchstens 
die    Grösse   der    P.-Borsten   erreichen;    Schulterl><>rsten    ebenfalls 
sehr  klein.    Körpergrösse  350  x  180//. 

71.  Ameroseius  hirsutus  (C.  L.Koch)  Kerl. 

Fundorte:   Mittelland:  Diessenhofen,  in   Moos  am  Rheinufer,   23.    VII.    17. 

Basel,    in    Bohnenlaub  sehr   häufig,   an    Kohlwurzeln;   an    Treibholz   der 
Birs,   X.    17. 


42  .Tosef  Schweizer. 

Jura:  Bennwil,  in  feuchtem  Buchenlaub,  2  ÇÇ,   16.  VI.    19. 

Verbreitung:  Deutschland,  Italien,  Irland. 

72.  Ameroseius  pseudocorneta  sp.  nov. 
Fig.  11  a,  b,  c. 

Fundorte:    Mittelland:  La   Rosiaz   (Lausanne),   an   Polyporus,   27.    I\'.    18.    — 
Vallée  du  Flon  (Lausanne),   in  Moos,  7.   VI.    18  (H.). 

Länge  525  ji,  Breite  375  u. 

Steht  Ameroseius  hirsutus  nahe,  nur  ist  der  Rückenschild 
ohne  Skulpturen  und  die  borstenartigen  Haare  sind  kleiner.  Die 
Ventralseite  erinnert  an  Hoploseius  cometa  Berlese  (13,  tav.  III. 
l'ig.  49a),  mit  dem  grossen,  deutlich  skulptierten  Analschild  und 
den  zwischen  ihm  und  dem  Genitalschild  eingelagerten  vier 
schmalen,  länglichen  Schildchen.  Die  bewegliche  Lade  der  Man- 
dibel  besitzt  in  der  vordem  Hälfte  zwei  Zähnchen,  von  denen  das 
distale  nach  vorn,  der  proximale  nach  hinten  gerichtet  ist:  die 
dliere  Lade  ist  im  mittleren  Drittel  mit  drei  scharf  differenzierten, 
nach  unten  gerichteten,  spitzigen  Zähnchen  bewaffnet.  Die 
beiden  Scheitelhaare  sind  einfach,  nicht  blattartig  und  relativ 
klein. 

73.  Eviphis  ostrinus  (C.  L.  Koch). 

Fundorte:    Mittelland:    Diessenhofen.    in   Pflanzenmist,    unter   feuchtem   Holz, 
an  Pilzen,   in  Moos,  im  Juli.    —   Basel,  in  feuchtem  Moos,  VI.    19. 
Jura:   Bennwil,   in  feuchtem  Moos,   6.   VI.    16. 

Verbreitung:   Ganz  Europa. 

74.  Eviphis  iiaUeri  G.  R.  Can. 
Fundort:  Engadiner  Alpen:  Murtera,  2500  m.   11.   VIII.   18  (H.). 
Verbreitung:  Italien. 

75.  Lasioseius  (Lasioseius)  glaber  Berl. 

1917,  Red.   VII.  p.  33. 

Fundort:  Mittelland:  Basel  (Niederholz),  in  Moos,  am  Ufer  eines  Baches,  1  rj, 
Grösse  510  x  360  /«;  2  ??,  Grösse  690  x  480  //,  6.  VI.   19. 

Verbreitung:  Italien,  Niederland,  eine  Varietät  in  Schwedisch- 
Lappland. 

7(3.   Lasioseius   (Lasioseius)   corniger  Berl. 
Am  selben  Fundort  wie  L.   L.  (/laber,  Berl. 
Verbreitung:  Italien. 

77.  Lasioseius  (Lasioseius)  italiens  Berl. 

Fundort:  Mittelland:  Basel  (Niederholz),  im  Pflanzengenist  eines  Wassergrabens, 
6.  VI.   19. 


Terrestrische   Milbenfauna  (Ici'   Schweiz..  43 

'Verbreitung:  Nord-Italien,  Irland. 

7s.  Lasioseius  (Lasioseius)  serratus  (Haibert)   Berl. 
(Fig.   12a-o.) 

Fundortr:  Mittelland:  Basel  (Niederholz),  am  selben  Fundort  wie  L.  L.  iluliciis, 
Berl.    1    ..  6.   VT.    19. 
Enijnilimr    11  iihi:  Val  Nüglia,  2250  in,  in  dichtem  Moospolster  einer  Quelle, 

1  (J.  1   ?,  30.  VII.  19  (H.).   -*Val  del  Aqua,  2100  m,  in  der  Quellflur  mit 
reicher  Moospolsterbewachsung,  8   i;.  3    ..   1   :J,   17.  VII.   19  (H.). 

Verbreitung:  Irland  (Cläre  Island),  in  Sphagnum,  180  m  über 
Meer,  im  Oktober. 

Wie  Haibert  (87).  su  fand  auch  ich  diese  Spezies  nur  in 
von  Wasser  bespülten  Moospolstern.  Da  bis  jetzt  das  Männchen 
unbekannt  war.  so  möge  eine  kurze  Beschreibung  desselben  ge- 
-cl.cn  werden.  Grösse  des  $  330  X  180  jli,  Bein  I  360  //,  Tibia 
88  //,  Tarsus  84  ,«.   I   Länge  450  u,   Breite  300  u. 

Farbe  strohgelb,  Gestalt  wie  beim  Weibchen.  Rückenschild 
mit  borstenartigen  Ilaarm  besetzt.  Ventralseite  schwach  und 
unbestimmt  ehitinisiert.  Das  Sternum  scheint  vom  Ventro- 
Analschild  durch  eine  Linie  zwischen  den  Coxae  IV  getrennt 
zu  sein.  Die  verwachsenen  Pedal-Peritremaschilder  sind  schmal 
und  reichen  last  bis  zur  Mitte  des  Bauchschildes,  vom  Peritrema 
an  nach  hinten  schwach  einwärts  gebogen.  Die  untere  Mandibel- 
lade  kurz  vor  der  Mitte  mit  einem  grössern,  aufrechtstehenden 
spitzigen  Zahn  und  einem  kleinem  beim  Endhaken:  obere  Lade 
nur  einzähnig.  mit  einem  kompliziert  nach  vorwärts  und  rück- 
wärts verschlungenem,  stark  chitinisiertem,  kompaktem  Gebilde 
als  Anhängsel,  das  grösser  und  kräftiger  als  die  beiden  Mandibel- 
laden  zusammen  ist.   (Fig.   12c). 

79.  Lasioseius  (Lasioseius)  tenuipes  (Haibert)  Berl. 

(Fig.  13a-d.) 

Fu  ndorte:  Mittelland:  Basel  (Niederholz),  im  Pflanzengenist  eines  Wassergrabens, 

2  (?(J,  6  $?,  6.  VI.   19. 

Alpen:  Alpbach  am  Hasliberg,  1500  in,  in  Moos,  das  von  Wasser  bespült 
wurde.  VIII.  lfi  (W.).  -  Davos,  1560  m,  Anstaltsquelle:  Temperatur 
des  Wassers  5,4°  C,  7  $5.  14.  XI.  15;  1  ?,  13.  I.  lfi;  1  Ç,  Temperatur  5°  <': 
I      ,  31.  VII.   1918,  30  cm  unter  Wasser  (W.). 

Verbreitung:    Irland    (Cläre   Island),   nur  ein   Exemplar,   unter 
Steinen  eines  Bergbaches  (Mai);  Deutschland  (in  holsteini- 
schen   Quellen   an    16   verschiedenen    Fundorten.     Material 
Thienemann). 
Ilalbcit  (37,  p.  78,  Fig.  24a — e)  gibt  auch  für  diese  Spezies 

nur  eine  Beschreibung  <\t->  Weibchens,  da  das  Männchen  von  ihm 


44  Josef  Schweizer. 

nicht  erbeutet  wurde.  Ich  vermute  nun.  dass  die  vorn  selben" 
Fundort  stammenden  männlichen  Tiere,  die  durch  ihre  Gestalt 
und  Farbe  sofort  an  obige  Spezies  erinnern,  derselben  angehören. 
£  510  x  330  ,«;  V  690  X  480  ,».  Gestalt  breit-oval,  Farbe  gelblich- 
bräunlich. Rückenschild  wie  beim  '+'  deutlich  netzartig  skulpiert, 
marginal  mit  ziemlich  zahlreichen  borstenartigen  Haaren  besetzt 
(Fig.  13a).  Vorderer  Rand  leicht  eingeknickt,  ähnlich  wie  es 
Haibert  (36,  Fig.  24a)  heim  Weibchen  andeutet.  Ventralseite 
mit  grossem  Ventro-Analschild,  der  die  ganze  hintere  Hälfte  der 
Ventralseite  bedeckl  und  nach  vorn  bis  zur  vordem  Höhe  der 
Coxae  IV  reicht,  ebenfalls  mit  netzartiger  Skulptur,  jedoch  mit 
spärlicher  Behaarung,  Sternalschild  gross,  glatt,  mit  vier  Paar 
schwachen  Haaren  und  drei  Paar  halbmondähnlichen,  kaum  sicht- 
baren Chitingebilden,  deren  konkave  Seite  bei  den  beiden  vordem 
Paaren  nach  vorn,  heim  hintern  Paar  den  Coxae  III  zugewendet 
ist.  Pedalschilder  nicht  deutlich  entwickelt,  um  so  sichtbarer 
sind  die  Peritremaschilder  ausgebildet,  die  weit  nach  hinten  ver- 
längert sind  und  Fast  die  seitlichen  Ecken  des  Ventro-Analschildes 
erreichen. 

Die  Mandibeln  sind  mittelmässig  stark;  bewegliche  Lade  mit 
wohlentwickeltem  Endhaken,  einem  kleineren  Zahn  im  vordem 
Viertel  und  einem  Anhängsel,  der  nur  um  Weniges  die  Grösse 
der  Lade  übertrifft.  Feste  Lade,  ähnlich  gebaut,  nur  mit  3  gleich- 
grossen  Zähnchen  im  vordem  Viertel,  die  auf  derselben  ein  wenig 
erhöhten  Hasis  aufsitzen.  Coxae  I — IV  sind  am  innern,  obern 
Rand  ebenfalls  mit  einer  zahnartigen,  spitzigen  Erhöhung,  wie 
Haibert   sie  heim  Weibchen  zeichnet,  versehen. 

Sil.  Lasioseius  (ZercoseiusJ  remiger  (Krämer)  Berl. 

Fundort:    Basier  Jura:   Schauenburger  Fluh,   in   Humus  und   Wurzelgeflecht, 
1    f,  24.  V.    19. 

Verbreitung:  Deutschland,  unter  abgefallenem  Laub;  Irland. 

Fam.   Celaenopsidak. 

81.  Celaenopsis  cuspidata  (Krämer). 
Fundort:   Mittelland:  Diessenhofen,  in  Moos  am  Rheinufer,  2   -j.j.   19.  VIT.  17. 
Verbreitung:   Deutschland.    Italien,    bland. 

Kam.  Zerconidae. 
S2.  Zercon  triangularis  V.  L.  Koch. 

Fundorte:   Mittelland:  Diessenhofen,  in  Moos,  VII.    17. 
.Iura:    Kellenköpfli,    1100m,   in   Moos,   V.    19. 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  45 

Alpen.  Frenière-Bex,  in  Moos.  V.  18  (H.).  Saillon,  in  Moos.  2  ..  +  .  -(>.  V.  18 
(H.i.  Gorge  de  Xozon.  ;  ;  und  ?$,  in  Moos.  4.  V.  18  (H.i.  Pischa- 
hörn,  2500  in. 

Verbreitung:   Deutschland,   Italien,   Irland. 

82a.   '/.i'rrnii  triangularis  v.u.  caudatus  Berl, 

Fundorte:   Mittelland:  Basel  (Niederholz),  in  feuchtem  Moos. 

Jura:  Jouxtai,  in  Moos,  1  ,.  IX.  18  (B.).  -  Kellenköpfli,  1041  m  und  1100  m, 
in  Moos.  \'.   19.         Schauenburger  Fluh,  in  Wurzelgef  locht,  24.  \'.   19. 

Stragliavita,  l'Tihi  m.  in  Moos.  14.  VII.  19  (H.i.        Val  Nüglia,  22:>o  m, 
in   Moos,    VII.    1!"  lH.1. 

Verbreitung:  Frankreich,  in  Moos,  2000  m  über  Moor. 

82b.  Zenon  tniintfidaris  var.  echinatus  imv. 

(Fig.  14.) 

Fftndort:  Engadiner  Alpin:  La  Drosa,  in  Waldmoos,  1$,  1900  m,  VII.   19  (H.i. 

Weibchen. 

Länge  :jött  /<.  grö.-ste   Breite  280  //. 

Diese  Varietät  unterscheidet  sich  von  Z.  triang.  var.  caudatus 
durch  geringere  Grösse  und  durch  das  hinten  nicht  abgerundete 
Abdomen.  Die  beiden  hintersten  Borstenhaare  am  Rande  des 
Abdomens  liegen  weiter  auseinander  und  sind  grösser  und  kräftiger 
entwickelt.  Stärker  ausgebildet  ist  auch  die  Gruppe  von  Borsten 
vor  den  vier  nierenförmigen  Chitinhöckern,  die  sich  eher  mit 
der  Abbildung  von  Gamasus  serratus  Krämer  (41,  tav.  V,  fig.  1) 
vergleichen  lassen.  Auffallend  ist  die  zurückgebildete  Borste,  die 
sich  je  links  und  rechts  der  äusserten  Chitinhöcker  findet  und  die 
die  gleiche  Basis  wie  die  übrigen  Borsten  aufweist,  auf  der  aber 
ein  kugeliges  Chitingebilde  sitzt. 

Trotz  des  Arten-  und  Individuenreichtums  der  Moosprobe 
fand  sich  nur  ein  ein  einziges  Exemplar  vor  in  Gesellschaft  von 
Z.  perforatulus  und  trigonus. 

8:J>.  Zercon  perforatulus  Berl. 

Fundorte:  Jura:  Jouxtai,  in  Baummoos,  18.  IX.  (B.).   —   Sennweid  (Rehhag), 
800  m,  in  Moos.  18.  V.  19.   —  Bennwil,  800  in.  in  feuchtem  Buchenlaub, 
lfi   Exemplare.    16.    VI.    19. 
llpen:  La  Drosa,   1900  m,   in  Waldmoos,  ziemlich  häufig,   VI.    19  (H.).    - 
Val  del  Aqua,  2100  in.  in  Moos,  10  Exemplare,   19.  VIT.    19  (H.). 

Verbreitung:  Italien  (Tridentino,  Cansiglio). 

s  |.  Aniini  trigonus   Berl. 

Fundorte:    Mittelland:    Hasel    (Niederholz),    im    Pflanzengenist   eines    Wasser- 
grabens, VI.   19. 


46  Josef   Schweizer. 

Jura:  Jouxtai,  in  Moos,  IX.  18  (B.).  —  Bennwil,  800  m.  VI.  19.  —  Schauen- 

burger  Fluh,  in  Wurzelgeflecht.  VI.   10. 
Alpen:  La  Drosa,  1900  m,  in  Moos,  VII.   19  (H.). 
Verbreitung:  Italien  (Cansiglio,   Belluno). 

85.  Zercon  ornatus  Beil. 

Fundort:  Jura:  Jouxtai,  in  Baummoos,   IX.   18  (B.) 

Verbreitung:  Italien  (Florenz),  Schwedisch-Lappland. 
86.  Zercon  bicomis  (C.  et  F.)  Berl. 

Fundort:    Mittelland:  Basel  (Niederholz),  in  feuchtem  Moos,  2  2$,  6.   VI.    Ht. 
Verbreitung:  Italien,  in  Moos. 

87.  Epicrius  geomelricus  C.  et  F. 

(Fig.   15  a  u.   b.) 

Fundorte:   Mittelland:  Diessenhofen,  Schlattingerwald,  in  .Moos.   1   2,  VII.    17. 
Jura:  Jouxtai,  in  Moos.   1  2,  IX.  00  (B.). 
Alpen:  Frenière-Bex,  in  Moos,  3  $<$  und  5  $2. 

Verbreitung:  Italien,  Deutschland,  Holland,  England,  Irland. 

Meine  Exemplare  differieren  mit  den  Abbildungen  von  Bei- 
lese (2,  Fase.  30,  8)  inbezug  auf  die  Schilder  der  Ventralseite. 
Sie  sind  aber  auch  unter  sich  verschieden,  indem  die  beiden 
Weibchen  aus  dem  Mittelland  und  dem  Jura  zwischen  dem 
Genitoventral-  und  dem  Analschild  3  bzw.  4  kleinere  Schildchen 
aufweisen,  die  den  weiblichen  Individuen  der  Alpen  fehlen.  Grösse 
aller  Weibchen  510  X  285  //,. 

Das  Weibchen  des  Mittellandes  hat  zwei  mit  je  einem  Haar 
gezierte  Jugularschildchen  zwischen  den  Coxae  II.  Der  Sternal- 
schild  reicht  von  der  Mitte  der  Coxae  II  bis  zur  Mitte  der  Coxae  III, 
und  ist  49  //  lang  und  70  /<  breit,  mit  schwach  konkavem,  hintern 
Rand.  Er  trägt  nur  zwei  Paar  Haare,  das  dritte  Paar  befindet 
sich  ausserhalb  des  Sternums,  doch  sehr  nahe  am  Hinterrand 
desselben.  Der  Genitoventralsrhild  ist  gross,  birnförmig;  seine 
Länge  beträgt  193  //  und  seine  grösste  Breite  114  /li.  Seine  Ge- 
stalt erinnert  an  Laelaps  euneifer.  Er  erreicht,  seine  grösste  Breite 
hinter  den  Coxae  IV  und  ist  nur  mit  zwei  Paar  marginalen  Haaren 
versehen.  Der  Analschild  ist  rechteckig  bis  oval.  Der  After  be- 
findet sich  in  der  vordem  Hälfte,  ist  beidseitig  und  hinten  von 
einem  einzelnen  Haar  begleitet.  Zwischen  Genito-ventral-  und 
Analschild  sind  3  Schildchen  eingelagert,  von  denen  sich  zwei 
kleinere  auf  der  linken  Seite  befinden  und  je  mit  einem  Haar 
versehen  sind;  dazu  kommt  ein  einzelnes,  grösseres,  mit  zwei 
Haaren  besetztes  Schildchen,  auf  der  rechten  Seite.    Das  grössere 


Teilest  lischt-  Milbenfauna  der  Schweiz.  4i 

Schildchen  ist  wahrscheinlich  sekundär  ans  zwei  ursprünglichen 
verwachsen. 

Das  Weibchen  aus  dein  Jura  unterscheidet  sieh  von  dem 
obigen  nur  durch  das  Vorhandensein  von  4  Schildehen  zwischen 
dem  Genitoventralschild  und  dem  Analschild,  von  denen  jedes 
em   Haar  trägt. 

Den  Weibchen  aus  den  Alpen  fehlen  diese  4  Schildchen; 
an  ihrer  Stelle  finden  sich  nur  zwei  einzelne  Haare.  Im  übrigen 
sind  sie  gleich  beschaffen,  wie  die  aus  dem  Mittellande. 

Den  Weibchen  aus  den  Alpen  fehlen  diese  4  Schildchen;  an 
ihrer  Stelle  finden  sich  nur  zwei  einzelne  Haare.  Im  übrigen  sind 
sie  gleich  beschaffen,   wie  die  aus  dem  Mittellande. 

Bei  den  Männchen  sind  ebenfalls  mit  einem  Haar  versehene 
Jugularschilder  vorhanden.  Das  Sternum  spitzt  sich  nach  hinten 
nicht  zu,  wie  die  Figur  von  Berlese  angibt,  sondern  der  Hand 
läuft  zunächst  parallel  den  Coxae  IV  bis  hinter  deren  Mitte,  wo 
es  die  breiteste  Ausdehnung  erreicht,  tun  dann  mit  scharfer  Ecke 
nach  hinten  umzubiegen  und  halbkreisförmig  abzuschliessen. 
Der  ganze  Sternalschild  ist  mit  4  Paar  von  fast  randständigen 
Haaren  besetzt,  von  denen  sich  das  1.  Paar  in  der  Nähe  des 
vordem  Kandes,  das  2.  und  3.  Paar  kurz  vor  und  hinter  der  Ge- 
schlechtsöffnung,  welche  zwischen  den  Coxae  III  liegt  und  das 
4.  Paar  hinter  den  Coxae  IV  befindet. 

88.  Epicrius  menzeli  spec.  nov. 
(Fig.   16  a  u.  b.) 

Fundort:    Basier  Jura:   Bennwil,   in  feuchtem    Buchenlaub  in   einem   Wasser- 
graben, 3  <?<J,   1  ?,  16.  VI.   19. 

Männchen. 

Länge  630  p,  Breite  420  fi  (Fig.  16a). 

Habitus  von  E.  geometricus,  unterscheidet  sich  von  ihm  nur 
durch  seine  Grösse  und  das  Vorhandensein  eines  grossen,  trapez- 
förmigen Ventroanalschildes,  dessen  Länge  245  //  und  grösste 
Breite  210  /<  beträgt.  Der  Schild  ist  netzartig  skulptiert  und  mit 
15  Borsten  besetzt.  Das  Sternum  reicht  nur  bis  hinter  den  Rand 
der  Coxae  IV,  trägt  4  Paar  Borsten  und  ist  vom  hintern  Schild 
deutlich  durch  eine  nackte  Furche  getrennt.  Die  Genitalöffnung 
liegt  zwischen  den  Coxae  III. 

Wei  beben. 
Lange  750  /i,   Breite  450  /«  (Fig.  16  b). 
Farbe   und    Gestalt   ebenfalls    wie   bei   E.    geometricus.     Die 
Ventralseite   ist   ähnlich   entwickelt   wie   bei   dem    Weibchen   aus 


4  s  Josef  Schweizer. 

den  Alpen,  auch  ohne  tue  4  Schildchen,  an  deren  Stelle  sich  jedoch 
7  einzelne  Haare  vorfinden.  Die  3  Haare  des  Analschildes  stehen 
hinter  «1er  Aiteröffnung. 

Kam.  Uropodidae. 
(23,  p.  9.) 

Tribus  Polyaspidini. 

89.   Trachytes  aegrota  Koch. 

Fundorte:  Jura:   Sennweid  (Rehhag),   800  m,  in  Moos  an   morschem   Baum- 
strunk, 18.  V.  19.  —  Kellenköpfli,  1100  m,  in  Moos,  18.  V.  19.  -  Schauen- 
burger  Fluh,  in  Moos  an  morschem  Baumstrunk,  24.  V.   19.   —   Bennwil, 
in  feuchtem  Moos,  16.  VI.  19.  -  Jouxtai,  in  Baummoos,  8       .4     :  (B.). 
Alpen:  La  Drosa,  1900  m,  in  Moos,  3  ÇÇ,  VII.  19  (H.). 

V  er  h  r  e  itung.:  Wahrscheinlich  ganz  Europa. 

90.   Trachytes  infirmus  (Berl.). 

Fn  ndort:  Basier  Jura:  Sennweid,  in  morschem  Baumstrunk,  1  cJ,  3  jj,  18.  V.  19. 
Schauenburger  Fluh,  in  morschem   Baumstrunk,  V.    19.     -    Bennwil, 
in  feuchtem  Moos,  1  Ç,   1   &   16.  VI.   19. 

Verbreitung:   Italien. 

91.   Uroseius  acuminatus  (K.).  Berl. 

Wird   von  Haller  für  die   Schweiz  verzeichnet. 

Verbreitung:  Deutschland.  Italien. 

'.»2.   Uroseius  hunzïkeri  spec.  nov. 

(Fig.   17  a  u.   b.) 

Fundort:  Mittelland:  Basel,  im  Sarginhalt  menschlicher  Leichen,  bei  Exhuma- 
tionen  gesammelt  von  Herrn  Physikus  Dr.  Hunziker.  1917:  1  <J,  1  Ç 
und  10  ÇÇ;   13.  III.   1919:   1  ?,  3  Ç«. 

Mégnin  (44)  gibt  eine  kurze  Neubeschreibung  und  die  Ab- 
bildungen vom  a,  Ç  und  <5  eines  Trachynotus  cadaverinus,  die  er 
an  der  vertrockneten  Leiche  eines  menschlichen  Fötus  gefunden 
hat.  Ich  kann  aber  meine  Exemplare  nicht  mit  der  genannten 
Art  identifizieren,  da  sie  mit  den  allerdings  ungenauen  Abbil- 
dungen Mégnin  s  nicht  übereinstimmen,  und  die  Beschreibung, 
die  dieser  Autor  gibt,  sehr  kurz  ist.  Zudem  differieren  die  Mass- 
angaben. 

Mégnin:  $  650  X  500  /x,  $  1100  X  800  fi,  Ç  850  X  600  //. 
Meine  Ex.:  <$  850  x  425  u,  ?     900  X  600  //.  «  750  X  375  //. 

Männchen  (Fig.  17a). 
Blassgelblich,     länglich-oval     mit    vorspringendem     Scheitel. 
Rückenschild   schwach    chitinisiert,   median   mit   zwei  schwachen 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  19 

Chitinleisten,  die  ^  i  <  •  1 1  sekundär  teilweise  verzweigen.  Haare  des 
Schildes  klein  und  spärlich.  Der  nackte  Teil  des  Rückens  ist 
mit  kleinen  and  grossen  Stacheln  besetzt,  die  aber  nicht  die 
Grösse  von  Uroseius  acuminatus  erreichen,  und  auf  Chitinhöckern 
sitzen.  Hinter  dein  Rückenschild  ist  ein  Paar  kräftige,  gefiederte 
Haare,  die  fast  doppelt  su  gross  sind  als  die  grössern  Lateral- 
borsten. Vertex  mit  starken  Chitinhöckern,  die  distal  verdickte, 
pinselförmige  Haare  tragen.  Mandibel,  Beine.  Ventralseite  wie 
bei    U.   «en  m  imitas. 

Weibchen  (Fig.  17h). 

Facies  wie  Uroseius  tzcuminatus,  nur  scheint  die  Genital- 
öffnung  grösser  zu  sein.  Rückenschild  kleiner  als  heim  Männ- 
chen, ebenfalls  mit  schwächlichen  Haaren  geziert.  Die  grossem 
Haare  des  nackten  Teiles  des  Rückens  sind  pinselartig  und  stehen 
auf  kleinen  Chitinschildchen,  die  meistens  noch  durch  das  Vor- 
handensein von  zwei  Poren  auffallen.    Vertex  wie  beim  Männchen. 

Nymphe. 

Zitronenförmig,  Afterbildung  wie  bei  Trachynotus  cadave- 
rinus  Meg.  Vertex  ähnlich  wie  bei  den  adulten  Formen.  Rücken 
wird  vom  Schild  nicht  vollständig  bedeckt.  Die  Ventralseite 
weist  ein  Sternum,  ein  Ventro-Analschild,  zwei  Peritremaschilder 
und  zwei  grosse  Metapodialschilder  auf. 

Tribus  Prodinychini. 

93.  Dinychus  tetraphyllus  Berl. 

Fundorte:  Mittelland:  Diessenhofen,  in  Moos,  1  <J,  8.  IX.  17.         Romanshorn, 

unter  Holz,  IX.   17.   -   Basel  (Niederholz),  in  Moos,  6.  VI.   19. 
Jura:  Sennweid  (Rehhag),  in  Moos,   18.   V.   19.   —    Schauenburger  Fluh,   in 

Wurzelgeflecht,  24.  V.   19.   -   Bennwil,  in  Moos,   1  3,   16.  VI.   19. 
Alpen:  Frenière-Bex.  in  Moos,  VI.  18  (H.).   —  Col  de  Chaude,  unter  Steinen. 

]   ,.  19.  V.  18  (H.).  -  Val  Xüglia,  2250  m,  in  feuchtem  Moos,  11  (J<J,  10       . 

20.  VII.   19  (H.). 

Verbreitung:  Italien,  Schwedisch-Lappland,  Irland,  Deutschland. 
94.  Dinychus  inermis  (Koch)  Berl. 

Fundort:    Juni:    Schauenburger    Fluh,    in    Huraus    und    Wurzelgeflecht    eines 
morschen  Baumstrunkes,   1   <$,  6  $,  24.  V.   19. 

Verbreitung:  Deutsehland.  Italien. 


50  Josei  Schweizer. 

Tribus   Trachyuropodini. 

'.).">.   Trachyuropoda  (Dinychura)  alpina  sp.  nov. 

Fig.  18. 

Fundort:  Engadiner  Alpen:  Lischanna,  2700  m,  unter  Steinen,  auf  Murmeltier- 
kot,   1  <?,  15.  VIII.   18  (H.). 

Auf  den  ersten  Blick  glaubt  man  Trachyuropoda  rackei, 
Oudm.  (72,  p.  98—106)  vor  sich  zu  haben,  doch  sind  bei  genauem 
Vergleich  Unterschiede  vorhanden,  die  die  Aufstellung  einer 
neuen  Art    wohl  rechtfertigen. 

Grösse  des  Männchens  900  X  675  fi. 

Farbe  schmutzig-kastanienbraun,  Gestall  breit-oval,  Vertex 
kaum  vorstehend.  Rückenschild  keine  oder  nur  wenige  Grüb- 
chen, dagegen  ähnlich  wie  bei  Haluropoda  interropta  Haibert 
(37,  p.  88,  pl.  VII,  28a)  im  vordem  und  hintern  Drittel  mil  je 
einer  Gruppe  heller  Flecken.  Vier  Längsreihen  kleiner,  starker 
Haare  und  am  Hinterrande  zwei  längere,  zylinderförmige,  schwach 
gefiederte  Haare,  die  aber  weiter  auseinander  stehen  als  bei 
T.  rackei.  Vertexhaare  länger  als  alle  übrigen  Haare,  zylindrisch, 
von  der  Mitte  an  schräg  auswärts  gerichtet,  distal  sehwach  ge- 
franst. Das  Posterior  inbezug  auf  Form  und  Skulptur  gleich  wie 
bei  der  verwandten  Art,  jedoch  sind  auch  hier  die  beiden  Haare 
randständig  und  weiter  auseinanderstehend.  Das  Marginale  ist 
ebenso  deutlich  skulptiert  wie  das  Posterior  und  weist  am  untern 
Rande  eine  Reihe  starker,  zylindrischer  Haare  auf,  die  sich  auch 
nach  hinten  auf  dem  nackten  Rückenteil  fortsetzt.  Genital- 
öffnung zwischen  Coxae  IV,  von  4  Haaren  umgeben.  Epistom 
ist    als    langer    Dolch    mit    gezähnten    Seitenrändern    entwickelt. 

Femur,  Genu  und  Tibia  des  zweiten  Beinpaares  mit  kräftigen 
Stacheln,  Tarsus  im  vordem  Drittel,  ventral  einen  nach  vorn 
gerichteten,  spitzige]]  Stachel,  distal  drei  kräftige,  stumpfe  Dornen. 

96.   Trachyuropoda  (Urojanetia)  coccinea  (Mich.)   Berl. 

Fundort:  Engadiner  Alpen:  Hotel  Fuorn,  1800  m,  unter  Steinen  am  Ufer  eines 
Baches,  16.  VII.   19,   1   i.  Grösse  810  x  Ô70  //  (H.). 

V e r b  r ei t ung  :  Europa.. 

97.   Trachyuropoda  (Urojanetia)  laminosa  (C.  et  B.)   Berl. 

Fundort:  Engadiner  Alpen:  Zernez,  unter  Steinen.    1  £,  Grösse  900    ■    630  ». 
11.  VII.   19  (H.). 

Verbreitung:  Italien,   Ungarn,  Frankreich,  Luxemburg. 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  .">l 

98.   Discopoma  pulcherrima   Berl. 

Fundort:    Basler  Juni:   Bennwil,  800  m.   in   feuchtem   Moos,    I      .    VI.    1!». 

Schauenburger  Fhih.  in  morschem  Baumstrunk,  1   j.  -  j?!j  und  zahlreiche 
.  25.   V.   19. 

Verbreitung:   Italien,   Irland. 

Meine   Exemplare  stimmen  mit  der  Abbildung  von  Berlese 
t,lü.    tav.    VII,    fig.    10)    überein,    sind    aber   grösser,    nämlich 
900       690  ».  ?  870  x  630  ».    :   780  x  600  ». 

Tribus  Urodinyehini. 

99.  Urodinychus  karawaiewi  Berl. 

Fundort:  Basler  Jura:  Sennweid  (Rehhag),  im  Moos  an  einem  morschen  Baum- 
strunk,   1    =.    LS.   V.   19.         Bennwil.  in  feuchtem  Moos,   1  $,   16.  VI.    19. 

Verbreitung:  Russland,  m  Ameisennest,  unter  faulendem  Holz. 

100.  Urodinychus  ovalis   Kramer. 

Fundort:   Mittelland:  Diessenhofen,  in  faulendem  Holz,  2  ocJ,  1  $,  8.  IX.   17. 
Verbreitung:   Deutschland,   Frankreich,   Italien. 

101.  Urodinychus  subterranus  sp.  nov. 

(Fig.    19a,   I).  c.) 
Fundort:   Mittelland:  Basel,  an  Kohlwurzeln,   1    ..   IX.    l.s. 

Habitus  von  Urodinychus  ovalis,  jedoch  Grosse  von  var. 
thoriawus. 

Wei  bchen. 

Länge  900  ».   Breite  750  ». 

Farbe  hellbraun,  nur  der  hintere  Teil  des  Rückenschilde.-, 
mit  dem  Mar^iual-ventralschild  verwachsen,  Rand  ganzrandig, 
nichl  wellenförmig  oder  gezähnt.  In  der  vordem  Hälfte  des 
Rückenschildes,  lateral  je  8  rosettenartige,  schwache  Skulpturen. 
Der  ganze  Rückenschild  ist  mit  hellen  Flecken  bestreut,  welche 
wahrscheinlich  Ansatzstellen  von  Ilaaren  waren,  worauf  die  im 
hinten]  Viertel  vorhandenen,  relatif  grossen,  distal  verdickten 
Haare  deuten.  Auf  der  Ventralseite  fällt  die  Verschiebung  der 
Fussgruben  in  die  vordere  Körperhälfte  auf:  ebenso  auffallend 
nach  vorn  verschoben  ist  «lie  Afteröffnung,  die  in  der  Mitte  der 
hintern  Hälfte  angebrachl  ist.  Genitalschild  von  ähnlicher  Ge- 
ätal!  wir  bei  U.  karawaiewi,  jedoch  kleiner.  Er  beginnl  vor  der 
Coxae  IV  und  reicht  mit  seiner  scharfen  Spitze  bis  zur  Höhe 
■  les  Vorderrandes  der  Coxae  II.  Die  ganze  Ventralfläche  is1  von 
kleinen,    stumpfen,    kegelförmigen    C!hitinhöckern    besetzt.     Peri- 


52  Josef  Schweizer. 

trema  schwach  wellenförmig;  bei  den  Coxae  III  endigend.    Epi- 
stom  lang,  dolchförmig,  mit  gezackten  Seitenrändern. 

102.   Urodinychus  (Leiodinychus)  krameri  (G.   Et.  Can.)   Berl. 
Fundort:  Mittelland:  Schweizerhall,  unter  feuchtem   Hol/..  VII.   17. 
Verbreitung:  Europa. 

Tribus  Uropodini. 
103.   Uropoda  obscura  (C.  L.  Koch)   Berl. 

Fundort:  In  Pflanzengenist,  unter  feuchtem  Holz,  unter  Steinen,  allgemein 
im  Mittelland. 

Verbreitung:  Kosmopolitisch  (Berl es e). 

104.   Uroplitella  parado.ru  (C.  ei    B.)   Berl. 

Fundorte:  Mittelland:  Eglisau,  unter  Holz.  2  <J<J,  I  ,.  VIII.  17.  Diessen- 
hofen.  in  Tannennadeln.   1  (J,  VII.   17. 

Verbreitung:  Kosmopolitisch. 

105.  Cyllibano  cassideus  (Herrn.)   R.   R.  Can. 

Fundorte:  Mittelland:  Vom  Mai  — September,  in   Basel.   Diessenhofen,  Trogen, 
Lausanne  etc. 
■Jura:  Bennwil,  in  Moos,  ziemlieh   häufig,   VI.    19.  Schauenburger   Fluh. 

V.   19.   —   Sennweid,  in  Moos,  V.   19. 

Verbreit  u n g  :  Kosmopolitisch. 

106.  Cyllibano  vegetans  (Duges). 

Fundort:   Mittelland:  Basel,  im   Garten  unter  Kürbissen.    IX.    lli. 

Verbreitung:  Europa,  weitverbreitet. 

Fam.  Labidostommatidae. 
107.  Labidostomma  lutea  (Kramer)   G.   R.  Can. 

Fundorte:  Mittelland:  Diessenhofen.  in  Moos,  ziemlich  häufig,  an  verschiedenen 
Fundorten,  VII.  17.  —  Lausanne,  in  Moos.  IV.  18  (H.).         Basel,  in  Moos. 
—   Jorat,  in  Moos,  3  Exemplare. 
Jura:  Schauenburger  Fluh.  V.   19.        ' 
Alpen:  Gorge  de  Nozon,  V.   LS  (H.). 

Verbreitung:  Ganz  Italien,  Deutschland,  Holland,  England. 

Unt.  Ord.  Ixodoidea. 

Fam.   Ixodidea. 

108.  Ixodes  ricinus  (L.). 

Fundorte:  Larven  fanden  sich  auf  Mus  urricola  (H.),  Nymphen  in  dürrem 
Pappellaub  und  Pflanzenmulm,  adulte  Formen  an  Reh  und  Jagdhund, 
auch  auf  Lacerla  viridis. 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  53 

Verbreitung:    Europa,    Kaukasus,    Kleinasion.    Japan,    China, 
Algier,  Mardere,  Vereinigte  Staaten. 

Unt.  Ord.  Oribatoidea. 

l'Ail.   Oribatidae. 

109.   Pelops  fuligineus  C.  !..  Koch. 

Fundorte:  Mittelland:  Basel,  in  .Mous  und  Pflanzengenist\dei'  Birs.  —   Diessen- 
hofen.   Lausanne  (H.). 
Alpen:  Frenière-Bex  (H.).   -   Sesvenna,  2500  m.  9.   VIII.    18  (H.). 
Verbreitung:  Europa,  weitverbreitet. 

HO.   Pelops  acromius  (Herrn.): 

Fundorte:  Mittelland:  In  Moos,  La  Rosiaz  (H.).    -  Jorat,  VI.  18  (H.).  —  Lau- 
sanne- (H.). 
Jura:  Schauenburger  Fluh. 

Alpen:   Frenière-Bex  (H.).         Val  de!   Aqua,  2100  m,    19.   VII.    lit  (H.).    - 
Santis.  2500  m  (C.). 

Verbreitung:  Weitverbreitel   in  Europa. 

111.   Pelops  uraceus  C.  !..  Koch. 

Fundort:   Mittelland:   Basel,  an  Treibholz  der  Birs. 

Verbreitung:   Deutschland,   Schweiz,   Italien. 

L12.   Pelops  phaenotus  C.  L.  Koch. 

Fundort:   Mittelland:   Diessenhofen,  in  Moos. 
Jura:   Bennwil. 

Verbreitung:   Deutschland,    Italien,   England. 
113.  Oribata  edwardsi  Nie. 

Fundorte:    Mittelland:   Basel   (Niederholz),  in  Moos,  6.   VI.    19.  Lausanne, 

in   Moos  (H.).         Vallée  du   Flon,  7.   VI.   18. 
Jura:  Kaltbrunnental,  in  Moos,  19.  VT.  17.  —  Jouxtai,  IX.  18  (B.).  —  Senn- 

weid,   V.    19.         Bennwil.  (i.  VI.   19. 
Al/itn     <:.)iL'e  de  Xozon,  V.   18  (H.).   —   Konkordia.  2850  m.  unter  Steinen, 

VIII.  16.  -  Stragliavita,  2700  m.  in  niederm  Moospolster,  16.  VII.  19  (H.). 

Verbreitung:    Finnland,    Schweden,    Deutschland,    Frankreich, 
Italien.   England. 

III.  Oribata  fusripes  C.  !..  Koch. 

Fundorte:    Mittelland:    Meistens   in    Moos,   seltener   unter    Steinen.    --    Diessen- 
hofen, VII.  17.       Trogen,  VI.  18  (H.).  -  Jorat,  VI.  IS.       Saillon,  V.  ls  (  Hj. 
Jura:  Schauenburger  Fluh.  V.   1!». 


54  Josef  Schweizer. 

Upin:  Gäbris,  10.  V.  18  (H.).  —  Col  de  Chaude,  1900  m,  unter  Steinen. 
19.  V.  US  (H.).  -  Faulberg.  2800  m,  26.  VII.  17  (H.).  -  Kranzberg,  2650  m. 
VII.  17  (H.).  -  Sesvenna.  2500  m,  9.  VIII.  18  (H.).  -  La  Drosa,  1900  m. 
24.  VII.   19  (H.).   -  Val  Nüglia,  2250  m.  30.  VII.   19  (H.). 

Verbreitung:    Finnland.    Deutschland,    England,    Nordamerika, 
115.  Oribata  globula  Nicolet. 

Fundorte:   Im  ganzen   Mittelland   verbreitet,   vom   April  — September,   ziemlich 
häufig  in  Moos  und  Coniferennadeln. 
.Iura:   Sennweid,  V.    19.    •-    Bennwil.   VI.    19.  ziemlich  häufig. 

Verbreitung:  Weitverbreitet,   von  Finnland  bis  Algier. 

116.  Oribata  gracilis  Mich. 
(Fig.  20.) 

Fundorte:  Mittelland:  Lausanne.  Park  Mon  Kepos.  1  Exemplar,  V.  IS  (H.).  — 
Jura:  Schauenburger   Fluh.   V.   19,   1  Exemplar. 

Verbreitung:  England.   Italien.    Selten. 

Die  beiden  mir  zur  Verfügung  stehenden  Exemplare  haben 
die  gracile  Gestalt. wie  sie  die  Abbildung  von  Berlese  (2,  Fase.  74,  6) 
wiedergibt.  Während  aber  das  Exemplar  von  Lausanne  sehwach 
keulenförmige,  pseudostigmatische  Organe  besitzt  (45,  L,  tav.  III, 
fig.  9),  sind  dieselben  des  Exemplarès  aus  dem  Jura  zylindrisch, 
distal  zugespitzt.  Bei  beiden  Individuen  sind  die  Pseudostigmata- 
organe  kurzbehaart.  Am  hintern  Rand  des  Abdomens  sind  links 
und  rechts,  auf  kleinen  Chitinschildchen  aufsitzend,  je  4  kleine, 
borstenartige  Ilaare  angebracht,    Grösse  480  x  300  it. 

117.  Oribata  gracilis  var.  minor  nov. 
(Fig.  21.) 
Fundort:  Jura:  Schauenburger  Fluh,  in  Gesellschaft  der  Hauptart.  1  Exemplar. 
Gestalt  und  Farbe  der  Hauptart,  nur  weniger  elegantes  Aus- 
sehen; ebenso  Lamellen  und  Lamellarhaare,  nur  fehlt  die  Trans- 
lamelle. Pseudostigmen  ragen  nur  wenig  unter  dem  Vorderrand 
îles  Progasters  hervor:  pseudostigmatische  Organe  keulenförmig, 
mit  dünnem,  langem  Stiel  und  fein  behaartem  Ende.  Rücken 
fein  punktiert,  im  vordem  Drittel  mit  1  Paar,  im  zweiten  Drittel 
mit  2  Paar  und  im  letzten  Drittel  wieder  mit  1  Paar  kleinen, 
einfachen   Haaren.     Grösse  375x245  //. 

118.  Oribata  lapidaria  II.    Lucas. 

Fundorte:   M  Mettant/ :  Diessenhofen.  in  Moos. 
Jura:  Schauenburger  Fluh.  Bennwil. 
Alpen:  Vallée  du  Flon  (H.). 


Terrestrische   Milbenfauna  der  Schweiz,  55 

Verbreitung:   Finnland  bis  Algier. 

11'.).  Oribata  mollicoma  C.  L.  Koch. 

Fundorte:  Jura:  Jouxtai,  in   Baummoos,   IX.  IS  (B.). 
Alpen:  Frenière-Bex,  in  Moos  (H.). 

Verbreitung:     Finnland,     Schwedisch-Lappland,     Deutschland, 
England,   Schottland,   Wand. 

120.  Oribata  orbicularis  C.  L.  Koch. 

Fundorte:  Mittelland    I  Hessenhofen,  inMoos;  Trogen,  in  Baummoos,  10.  V.  18  (H.). 
Vallée  du   Flon  (H.). 
Alpen:  Frenière-Bex  (H.).   —  Vallée  de  la  Vuachère,  VI.   lîS  (H.).    -   Säntis, 
2500  m  (C).    -   Kranzberg,  2800  ,,,.  unter  Steinen.  27.   Vil.   17  (H.). 

Verbreitung:   Finnland  bis   Italien. 

121.  Sphaerozetes  (Trichoribates)  princispalis  Berl. 

i  13.  p.  129.  triv.  II.  fig.  23.) 

Fundort:  Alpen    Saillon  (Wallis),  unter  Steinen.  7  Exemplare.  26.  V.  IS  (II. i. 
(  [rosse  975       780  p. 

Verbreitung:   Italien  (Padola,  Cadore),  in  Moos. 

Die  Exemplare  bestimmte  ich  zuerst  als  die  ans  Sibirien 
bekannte  Oribata  oblonga  !..  Koch,  da  die  Lamellen,  die  Lamell- 
und  Interlamellhaare  gleich  wie  l>ei  der  sibirischen  Art  beschaffen 
sind  und  das  Abdomen  jene  helleren  Flecken  aufweist,  auf  die 
Trägardh  (94,  p.  15,  Kg.  11 — 18)  aufmerksam  macht.  Nur 
die  grössere  Körperbreite  und  die  geographische  Verbreitung  der 
von  mir  gefundenen  Tiere  bewogen  mich,  sie  mit  der  S.  T.  princi- 
palis  zu  identifizieren., 

122.  Sphaerozetes  (Tectoribates)   undulatvs  Heil. 

Fig.   22. 

I  13.   p.  129.  tav.  II.  fig.  24.) 

Fundort:    Alpin      Stragliavita.    2700  m,  in  niederm  Moospolster   auf    Urgestein 
aufliegend,  5   Exemplare,   14.   VII.   19  iH.i. 

Verbreitung:    Italien,  2:3(10  m .  in  Moos.    Selten. 

Vier  von  den  Fünf  erbeuteten  Exemplaren  sind  dunkel- 
kaffeebraun  und  lassen  deshalb  nur  die  Behaarung  des  Rückens 
erkennen,  wie  sie  Berlese  eingezeichnet  bat.  während  ein  Indi- 
viduum durch  hellgelbe  Körperfarbe  ausgezeichnet  ist  und  die 
wirkliche  Behaarung  des  Abdomens  mit  Leichtigkeit  erkennen 
lässt.  Im  vordem  und  mittlem  Drittel  befindet  sich  eine  Quer- 
reihe von  je  1  zylinderförmigen,  geraden  Haaren,  im  hintern  1  >rittel 
und  am  Ende  de-  Abdomen-  sind  nur  je  zwei  Haare  vorhanden. 


56  Josef  Schweizer. 

Zwischen  der  1.  und  2.,  und  2.  und  3.  Reihe  liegen  lateral  je  zwei 
kleine,  ritzenartige  Gebilde,  die  von  einer  Chitinleiste  umgeben 
sind. 

(  >h  es  sich  hei  dem  heller  gefärbten  Exemplar  um  ein  jüngeres 
Entwicklungsstadium  oder  um  Geschlechtsdimorphismus  handelt, 
kann  ich  nicht  entscheiden.    Länge  630 — 675  //.  Breite  360 — 420  ». 

123.  Oribata  piriformis  Nie. 

Fundorte:  Alpen:  Frenière-Bex,  in  Moos,  VI.   18  (H.).         ha  Drosa,   1900  m. 
in  Moos.  VII.   19  (H.). 

Verbrei  tung:  Europa. 

124.  Oribata  punctum   ('.  L.  Koch. 
Fundort:  Alpen:  Lugano,   1  Ç,  mit  7  Eiern,  in  Moos.  5.  IV.   17  (H.). 

Verbreitung:   Deutschland,  Italien.   Schweden. 


125.  Oribata  setosa  0.  L.  Kocl 


Fundorte:  Mittelland:  Basel,  an  Gras,  VI.  17.  —  Eglisau,  unter  Holz.  VII.  17.  — 
Diessenhofen.  an  Gras,  VII.  17.  —  Trogen,  in  Moos,  V.  IS  (H.).  Lau- 
sanne, in  Moos,  häufig,  V.  18  (H.). 
Alpen:  Co)  de  Chaude,  1900  m,  unter  Steinen  (H.).  —  Konkordia,  2850  m, 
26.  VII.  17  (H.).  -  Faulberg,  2800  m  (H.).  -  Ewig-Schneehorn,  3200  m 
(H.).  Felsenmeer,  2750-3000  m,   VIII.  05  (C).   —   Davos,   1560  ni. 

in  der  Anstaltsquelle,  Temperatur  des  Wassers  5,4°  C,  3  Exemplare. 
26.  X.  15  und  13.  I.  16  (W.).  -  Schills,  VIII.  05  (C).  -  Marangun.  2500  m, 
zahlreich  in  C'arex  firma-Jiiiachen  an  Schneefeld,  9.  VIII.  18  (H.i. 
La  Drosa,  1900  m,  in  Moos,  VII.  19  (H.).  -  Val  Nüglia,  2250  m,  in  feuch- 
tem Moos.  30.  VII.  19,  ziemlich  zahlreich  (H.).  -  Val  del  Aqua.  2100  in. 
in  Moos.    13  Exemplare,   19.  VII.   19  (H.). 

Verbreitung:  Weitverbreitet  in  Europa,  reicht  bis  in  die  Arktis 
(Franz- Joseph- Archipel,  Spitzbergen). 

126.  Oribata  sphagni  Mich. 

Fundorte:    Mittelland:   Basel   (Niederholz),   in   Moos,   das   teilweise   in   Wassei 
untergetaucht  war,  VI.   19. 
Alpen:  Ritom-See(Gotthard),   1800  m  (B.).  Jöri-See,   1950  m  (K.). 
Verbreitung:  England   (in  Sphagnum),   Deutschland. 

127.  Oribata  ovalis  ('.  L.  Koch. 

Fundorte:  Im  Mittelland  und  .lurn  gemein  und  häufig.        Kellenköpfli,  in  Moos, 
1041   und    1 100  m. 
Alpen:  Col  de  Chaude,   1900  m,  19.  V.  18  (H.).   -   Pas  de  Cheville,  2700  m, 
8.  VII.  18  (H.).  -  La  Drosa.  1900  m.  VIL  19  (H.).  -  Val  Nüglia,  2250  m, 
30.  VIL   19  (H.). 

Verbreitung:  Weitverbreitet  und  gemein  in  Europa. 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  57 

L28.  Oribata  pallidula  C.  L.  Koch. 

Fundort:  Alpin:  Zernez,  unter  Steinen,   11.  7.   19  (H.). 

Verbreitung:   Deutschland,   Frankreich,   Italien. 
129.  Oribata  quadricornuta  Mich. 

Fundorte:  In  abgefallenen  Coniferennadeln.  in  faulendem  Holz,  dürrem  Laub, 
in  Moos,  weitverbreitet  und  oft  zahlreich,   Mittelland  und  Jura. 

Verbreitung:  Pinnland,  Deutschland,  Holland,  Italien*.'.  Algier. 
England. 

Die  Lamellen  besitzen  lateral  die  zwei  typischen  Zacken. 
wie  sie  Herlese  für  ".  superbulus  (1904  Red.  II.  p.  29,  luv.  II. 
ög.  50)  angibt. 

130.  Oribata  tecta  Mich.  var.  alpina  nov. 

(Fig.  23.) 

Fundorte:  Alpen:  Faulberg,  2800  in.  unter  Steinen.  26.  VII.  18  (H.).         Jöri- 

See.  2550  tn  (Kreis).         Val  Xüglia,  2250  m.  in  .Moos.  VII.   1!»  (H.). 

Verbreitung  «1er  Hauptart:   England. 

Grösse    150   ■    320  ». 

I  nterscheidet  sich  von  der  Hauptarl  durch  bedeutendere 
Grösse  und  Behaarung  des  Abdomens,  welche  jedoch  nicht  mit 
sichtbar  ist.  Die  Lamellen  berühren  sich  an  ihrer  Basis,  von 
welcher  Stelle  aus  die  Lamellhaare  zu  entspringen  scheinen. 
Die  [nterlamellhaare  sind  kräftig,  einfach,  schwach  gebogen  und 
reichen  über  das  Rostrum  hinaus.  Im  vordem  und  hintern  Teil 
des  Abdomens  je  ein  Paar  hellere,  kreisrunde,  siebartige  Gebilde. 

131.  Oribata  conjunetus  spec.  nov. 

Fig.  24. 

Fandorte:  .1//»//  Frenière-Bex,  in  Moos,  1  Exemplar,  VI.  18  (H.).  —  Val  de] 
Aqua.  2100  m,  in  Moos.  1  Exemplar,  VII.  19  (H.).  -  La  Drosa,  1900  in. 
in  Moos.   VII.    19  <H.). 

Farbe  dunkel-kastanienbraun,  Gestalt  breit-oval,  nach  vom 
konisch,  nach  hinten  halbkreisförmig  abgeschlossen.  Cephalo- 
thoracallamellen  horizontal,  scheinen  verwachsen  zu  sein  und 
bedecken  das  ganze  Rostrum.  Pseudostigmatische  Organe  lang. 
keulenförmig,  reichen  bis  zum  vordem  Drittel  At^  Céphalothorax. 
[nterlamellhaare  klein,  kaum  sichtbar.  Pteromorphae  nach  vorn 
gerichtet,  abgerundet.  Abdomen  glatt,  schwach  behaart  und  mit 
helleren,  siebartigen  Grübchen.  Das  1.  Beinpaar  erreicht  den 
Hinterrand  des  Abdomens  nicht.    Länge  390     120//.   Breite  300  «. 


58  Josef  Schweizer. 

132.  Oribata  integer  Berl. 
(13.  p.  123.) 
Fundorte:   Mittelland:  Basel,  an  Waldgras.  I Messende >fen. 

Alpen:  Niouc  (Kt.  Graubünden)  (C). 
Verbreitung:  Mittel-  und  Norditalien. 

133.  Oribata  longvplumus  Berl. 

(13.   p.  122.) 
Fundorte:   Mittelland:  Diessenhofen,  in  Moos,  dürrem  Laub. 

Jura:  Schauenburger   Fluh. 

Alpen:   Felsenmeer,  2750-    3000  m.  unter  Urgestein,   10.   VIII.  05  (('.). 
Verbreitung:   Italien,  Holland. 

Berlese  gibt  als  Norm  für  die  Länge  685  /(  und  für  die  Breite 
520  ii  an.    Meine  Exemplare  messen  675 — 750  x  490 — 550  fi. 

133a.  Oribata  longiplumug  var.  myrmophilus  Berl. 

Kundort:  Alpen:  Val  Nüglia,  2250  m.  unter  Steinen.  9.  VII.  10  (H.).  -  Grösse 
690       525  ,u. 

Verbreitung:  Italien  (Cansiglio),  in  Ameisennestern  (Lasius 
umbratus) . 

184.  Oribata  tenuiclavus  Berl. 
Fundort:  Jura:   Bennwil,  in  feuchtem  Moos,  an   Bachrand,   VI.   1!*. 
Verbreitung:    Italien,  nicht  häufig,  in  Moos,  auch  unterirdisch 
in  Humus. 

135.  Oribata  obvia  Berl. 

(  13.  p.  119.  tav.  I,  fig.  1.) 
Fundort:  Diessenhofen,  in  Moos  am  Rheinufer,  VII.   17.     -   Grösse  800  /i. 
Verbreitung:  Europa,   Südafrika. 

136.  Oribata  nervosa  Berl. 

(13.   p.  127,  tav.  I.  fig.  15.) 
Fundort:    Diessenhofen,  in  Waldmoos,  VII.   17. 
Verbrei  t  ung:   Europa. 

137.  Oribata  cuspidata  Mich. 

Fundorte:  Mittelland:  Hauptsächlich  in  Moos,  weniger  an  abgefallenen  Coni- 
ferennadeln  oder  an  Pilzen.  Diessenhofen.  Trogen  (H.).  -  Lausanne, 
Vallée  du   Flon  (H.). 

Jura:   Jouxtai  (B.).    --    Bennwil,   Sennweid,   Kcllenköpfli,    1041-1100  m. 

Alpen:  Frenière-Bex.  Pas  de  Cheville,  2700  m  (H.). 

Verbreitung:  Finnland,   Deutschland,  Schweden,   Italien. 


Terrestrische   Milbenfauna  der  Schweiz.  59 

138.  Oribata  dorsalis  (C.  L.  Koch). 

Fundorte:   Mittelland:   Basel.  Trogen  (H.). 
Jura:  Jouxtai  (B.). 
/4ipen:Moriote, 6. VI.  16,  Lugano, Salvatore  (H.).      Gäbrisi  H.).      Vulpera(H.). 

Verbreitung:   Europa,   Brasilien,   Paraguay. 
189.  Oribata  lucasi  Nie. 

Kundorte:    In    .Moos,   unter   Steinen,    unter    Holz   von   verschiedenen   Fundorten 
der  Ost-,  Nord-  und  Westschweiz. 
Alpen:  Tavrü,  2000  m,  in  Pferdekot.  12.  VIII.  IS  (H.).        Kranzberg,  2800  m, 
unter   Steinen.    17.    \I1.    17    lH.). 

Verbreitung:   Algier,  England,  Frankreich. 

140.  Oribata  parmelia  Mich. 

Fundorte:   Mittelland:   Hasel.  6.  VI.   19.         Jorat  (H.). 
Alpen:  Stragliavita,  27oii  m,    16.   VII.    19  (H.). 

Verbreitu ng:   England. 

III.  Oribata  pseudofusiger  spec.  uov. 

(Fig.  25.) 

Fundorte:   Millilliunl:   Diessenhofen,  in  Baummoos. 

Jura:  Jouxtai,  in  Baummoos,  IX.  18  (B.).  —  Schauenburger  Fluh,  in  Baum- 
moos,  V.    19.  Kellenköpfli.    1041   m,  in   Baummoos,   V.   19. 

Steht  O.  fiisiger  sehr  nahe,  ist  jedoch  einkrallig.  Kastanien- 
luaiui.  Abdomen  länglich  schildförmig,  spärlich  behaart.  Die 
('ephalothoracallainellen  Ins  zum  vordem  Viertel  des  Céphalo- 
thorax reichend,  scheinen  in  der  Mitte  am  höchsten  zn  sein  und 
sind  durch  eine  deutliche  Translamelle  miteinander  verbunden. 
Lamellen  mit  stumpfer  Spitze,  die  ein  einfaches  Lamellhaar 
trägt.  Interlamellhaare  klein  und  zart,  ragen  nur  wenig  unter 
dem  Progaster  hervor,  und  stehen  am  Ende  der  die  Pseudo- 
stigmen  bildenden  Chitinleiste.  Pseudostigmatische  Organe  sind 
lang,  bestehen  aus  dünnen  Pedunkeln  und  spindelförmigen  Köpf- 
chen, die  einwärts  gebogen  sind  und  bis  zur  Translamella  reichen. 
Die  Heine  sind  kurz  und  besitzen  nur  eine  Kralle.  Länge  300  fi, 
Breite   ISO  ». 

142.  (trilxita  carh  spec.  nov. 
i  Fig.  26  a  n.   Il  i 
Fundort:  La  Drosa,  1900  m,  in  Mi»>-  und  Flechten,  l   Exemplar,  VII.  19  (II.). 
Länge  :J»!in  ».   Breite  270  ». 

Im  Habitus  erinnert  diese  Spezies  sehr  an  Oribata  sarekensis 
Trägardh   (95,   p.  504,   Eig.  259),   unterscheide!   sich  alier  von   ihr 


60  Josef  Schweizer. 

durch  die  einkralligen  Tarsen  und  die  spindelförmigen,  einwär-ts- 
gebogenen  Pseudostigmalorgane.  Dunkel-kastanienbraun,  Cephalo- 
thoracallamellen  fast  bis  zum  vordem  Ende  des  Rostrums  reichend, 
mit  zweizackiger  Spitze  und  wohlentwickelter  Translamella.  Die 
Lamellenhaare  entspringen  in  der  Mitte  der  beiden  Zacken,  von 
denen  die  äussere  mehr  zurücktretend  (Fig.  26b).  die  innere  mehr 
vorspringend  ist.  sind  einfach  und  schwach  einwärts  gebogen; 
I  >ie  Interlamellhaare  sind  einfach,  schräg  aufwärts  gerichtet  und 
von  mittlerer  Grösse.  Abdomen  glatt,  Pteromorphae  kaum  vor- 
wärts gerichtet,  abgerundet.  Die  Beine  sind  kurz,  das  1.  Bein- 
paar erreicht  kaum  die  Höhe  der  Rostrumspitze,  das  4.  Beinpaar 
die  vordere  Seite  der  Analplatte.    Einkrallig. 

Subfamilie  Serrariinae. 
143.  Serrarius  microcephalus  (Nie). 

Fundort:  In  .Moos,  im  Park  Mon  Repos,  Lausanne,  V.   18  (H.). 
Verbreitung:  England,  Frankreich,  Deutschland.    ?  Italien. 

Subfamilie  Zetorchestinae. 
144.  Zetorchestes  micronychus  (Berl.)  Can. 

Fundorte:    Mittelland:   La  Rosiaz,   Waldtälchen,   bei  Lausanne,  in   Moos  (H.). 
Jura:  Jouxta],  in  Baummoos,  IX.   18  (B. ). 

Verbreitung:  Algier,   Italien,  Schweiz. 

Subfamilie  Notaspidinae. 
145.  Scutovertex  caelatus  Berl. 

Fundorte:   Mittelland:  Jorat,  in  Baummoos.  VI.   18  (H.). 

Alpen:  La  Drosa,    1900  m,  in  Moos,  ziemlieh  zahlreich.   VII.    19  (H.). 

Verbreitung:  Norditalien. 

146.  Scutovertex  sculpta*  Mich. 

Fundorte:    Mittelland:   Basel,  an  Treibholz  der  Birs,   IX.    17.  Lausanne,   in 

Moos.    12.   V.   18  (H.). 

Verbreitung:  Deutschland,  England.  Algier.   Schottland. 

147.  Tectocepheus  velatus  (Mich.)  Berl. 

Fundorte:    Mittelland:    Basel    (Niederholz,    im    Pflanzengenist    eines    Wasser- 
grabens, l>.   VI.   19.    —   Diessenhofen,  in  Moos. 
Alpin:  Jöri-See,  2500  m  (Kreis).  —  Stragliavita,  2700  m,  in  Moos.  16.  VII.  19 
(H.).         La   Drosa.   1000  m,  in  Moos,  VII.  19  (H.). 


Terrestrische   Milhenfauna  der   Schweiz,  (il 

Verbreitung:  Ostgrönland,  Schwedisch-Lappland,  England,  Hol- 
land, [talien. 

148.  Cepheus  nivalis  spec.  nov. 

(Fig.  27a-g.) 

Fundorte:  Alpen:  Galenstock,  3300  in  (H.).  —  Ewig-Schneehorn,  3100  ni  (H.). 

Triibtensee,  2500  ni  (H.).         Mt.  Baseglia,  2300  m  (Nationalpark)  (H.). 

Länge  900    -945  ,u,  Breite  525—600  ,«. 

Vorliegende  Art  scheint  mit  Cepheus  ocellatus  Mich,  nahe 
verwandt  zu  sein.  Farbe  dunkel,  fast  schwarzbraun.  Abdomen 
kreisförmig,  vorn  geradlinig  abgestutzt,  mit  starken,  von  vorn 
nach  hinten  verlaufenden  Chitinleisten  überzogen  (Fig.  27b). 
Die  Fehler  zwischen  den  Rillen,  die  sich  sekundär  verzweigen. 
oder  auch  durch  Querrillen  verbunden  sind,  zeigen  bei  stärkerer 
\  ergrösserung  rundliche  Grübchen,  deren  Ränder  weniger  stark 
chitinisiert  sind.  Céphalothorax  gross,  mehr  als  \'^  der  ganzen 
Körperlänge.  Lamellen  breit,  schwach  koloriert,  deutlich  skulp- 
tiert,  distal  abgerundet,  nehmen  nach  vorn  an  Breite  zu  (Fig.  27c). 
Interlamellhaare  klein,  kaum  sichtbar,  liegen  an  der  Basis  der 
Pseudostigmen  :  letztere  sind  klein,  aber  kräftig  entwickelt,  mit 
starkem  Chitinrand  als  obern  Abschluss  (Fig.  27 d).  Die  Pseudo- 
stigmalorgane  mit  feinem  zartem  Stielchen  und  keulenförmigem. 
struppig  behaartem  Köpfchen,  reichen  kaum  aus  dem  becher- 
artigen Gebilde  heraus.  Der  mediane  Teil  des  Abdomens  auf  der 
Ventralseite  wird  fast  vollständig  von  den  beiden  grossen  Genital- 
nnd  Analschildern,  die  sich  gegenseitig  fast  berühren,  beansprucht: 
Struktur  gleich  wie  Dorsalseite.  Beinlängen  ähnlich  wie  bei 
C.  ocellatus;  Fémur,  Genu,  Tibia  und  Tarsus  auf  der  Aussen- 
seite  mit  starken  Chitinschildern  bewaffnet  (Fig.  27e).  Alle 
Exemplare  waren  von  der  Nymphenhaut  bedeckt. 

149.  Cepheus  bifidatus  Nie. 

Fundorte:    Mittelland:    In    Moos,    Diessenhofen,    Trogen   (H.).    Lausanne   (H.), 

Vallée  du  Flon.  7.   VI.   18  (H.). 
Jura:  Sennweid,  Schauen burger  Fluh,   Bennwil,  ziemlich  zahlreich. 
Alpen:  Frenière-Bex,  VI.  18,  1  '~4  und  einige  adulte  Formen  (H.).    -  La  Drosa, 

1900  m,  VII.   19  (H.). 

Verbreitung:  Finnland,  Holland.   Frankreich,  England. 

150.  Cepheus  tegeoeranus  (Herrn.). 

Fundorte:   Mittelland:  Basel,  Diessenhofen,  Lausanne  (H.). 

Jura:  Schauenburger  Fluh. 
Verbreitung:  Finnland   bis  Algier. 


62  Josef  Schweizer. 

151.  Cepheus  latus  Nie. 

Fundorte:  Mittelland:  In  Moos,  weniger  an  Pilzen;  Diessenhofen  (Länge  1100  ft). 
■Iura:  Jouxtai  (B.).    —   Schauenburger  Fluh  (Länge   1200  /<).    —    Bennwil. 

Verbreitung:   Finnland   bis  Italien. 

152.    Tegeocranus  cepheiformis  Nie. 

Fundort:   An   Pilzen  im   Juli.    Diessenhofen. 

Verbreitung:  England,   Frankreich,   Deutschland. 

153.  Tegeocranus  dentatus  Mich. 

Fundorte:  In  Moos,  Diessenhofen. 
Alpen:  Frenière-Bex  (H.). 

Verbreitung:  Englan <  1 . 

154.  Tegeocranus  hericius  Mich. 

Fundorte:  In  Baummoos,  Jorat,  1  £,  VI.  18  (H.).    —   Imago  und  Nymphen  in 
Baummoos.  Jouxtai.  IX.   IS  (B.). 

Verbreitung:  Englan <  1 . 

155.  Carabodes  coriaceus  C.   L.  Koch. 

Fundorte:  Mittelland:  Diessenhofen,  an  Eierpilzen. 

Jura:  Jouxtai,  in  Moos,  IX.    18  (B.).    —    Schauenburger  Fluh,   V.    19. 
Alpen:  Fontana,  20ÜÜ  m,  an  Polyporus,  18.  8.  18  (H.).  -  La  Drosa,  1900  m. 
in  Moos,   VII.   19  (H.). 

Verbreitung:    Algier.     Italien.    England,    Irland,    Deutsehland, 
Holland.   Finnland. 

156.  Carabodes  elongatus  (Midi.). 

Fundort:  Mittelland:  Jorat,  in  Baummoos.    1   Exemplar  (H.). 
Verbreitung:    Algier.    Italien.    England.    Irland:    var.    subaretica 
in  Schwedisch-Lappland. 

157.  Carabodes  marginatus  (Mich.). 

Fundorte:   Mittelland:  In  Moospolstern,  vom  April— September,  Gäbris,  Jorat, 
Lausanne  (H.). 
Jura:  Jouxtai    (B.).  Kellenköpfli,    1041      1100    m,    Sennweid,    Schauen- 

burger Hub. 
Alpen:  Val  Nüglia,  2250  m  (H.). 

Verbreitung:    Algier,    Italien,    England.    Irland.    Deutschland, 
Finnland. 

158.  Carabodes  labyrinthicus  (Mich.). 

Fundort:  Alpen:  La  Drosa,   1900  m,  in  Moos.   VII.    19  (H.). 
Verbreitung:  England,  Irland. 


[Terrestrische  Milbenfauna  der  Schwei;  63 

l.v.i.   Lim  unis  coriacinus  (C.  L.  Koch). 

Fundorte:   Mittelland:  lu  Moos,   Diessenhofen. 

Juni:  Kellenköpfli,   1041   in.   Sennweid,   Schauenburger   Fluh,   Bennwil. 
Alpen:  Lugano,  IV.  17  (H.).   -   La   Drosa,   1900  m.   VII.  19,   in   Moos,   ziem- 
lieh zahlreich  (H.). 

Verbreitung:   Finnland   bis  Algier. 

160.  Liacarus  globosus  (Berl.). 

Fundorte:  Mittelland:  Basel  (Niederholz),  in  .Moos  .VI.   18.         Diessenhofen,  in 
Gras,   VII.    17. 
Alpen:  Gentilione  (Tessin)  (H.|. 
Verbreitung:   Deutschland,  Italien.  Finnland. 

161.  Liacarus  intens  (Gerv.). 

Fundorte:   Mitlelland:   Diessenhofen,  in  Moos.  VII.    17. 

Alpin     Gorge  de  Xozon,  V.   18  (H.). 
Verbreitung:  Frankreich.   Italien,  Holland. 

162.  Liacarus  ovatus  (C.  L.  Koch). 

Fundorte:  Jura:  Jouxtai,  in  Moos  (B.).     -    Kellenköpfli,   1041      L100  m. 

Alpfii:   La   Drosa,    1900m,   VII.    19  (H.). 
Verbreitung:    Deutschland,    Frankreich.   England.    Irland,    Hol- 
land.   Italien. 

163.   Notaspis  similis  Mich. 

Fundorte:   Mittelland:   Diessenhofen.  in  Moos.    —   Basel  (Xiederholz),  in  Moos. 
.Iura:   Sennweid.   in  Moos. 
Alpen     Ritom-See,  2500  m,  in   Wasser  (Borner). 

Verbreitung:  England,  Finnland,  Holland,  Irland. 

164.   Notaspis  plantivaga  (Berl.). 

Fundorte   Mittelland:  Basel  (Niederholz),  in  Moos.   —  Trogen  (H.). 

Alpen:  Frenière-Bex  (H.).         Pas  de  Cheville,  2700  m,  s.  VIL   18  (H.).  - 

Si    ■.rima.   2500  m.    9.    VIII.    ls   (H.). 

Verbrei  t  ung  :   Italien. 

165.  Notaspis  exilis  Nie. 

Fundot  le:    Mitteltand:  Jorat  (H.). 
Jura     Jouxtai  (B.). 

Alpen     Frenière-Bex   (H.).  Stragliavita",   2700   m.    17.    VIL    19  (H.). 

La  Drosa.  1900m,  24.  VII.  19:  IL).       Val  del  Aqua,  2000  m,  19.  VII.  19  (H.). 

Verbreitung:    Italien.    England,    Irland,    Frankreich,    Holland, 
I  leutschland,  Sibirien,   Nbwaja-Semlja. 


04  Josef  Schweizer. 

165a.   Notaspis  exilis  Nie,  var.   maculata  nov. 

(Fig.  28.) 
Fundort:  Mittelland:  Basel  (Breite),  unter  Steinen.  1  Exemplar.  VI.  IT. 

Grösse  495  x  225  //. 

Farbe  grünlichbraun,  Gestalt  wie  N.  similis,  nur  wenig 
I ueiter,  Lamellen  wie  bei  N.  exilis.  Pseudostigmen  ragen  nur  wenig 
nn.ter  dem  Progaster  hervor.  Pseudostigmalorgane  auf  langen, 
dünnen  Pedunkeln  und  keulenförmigen,  kurz  behaarten  Köpf- 
chen. Abdomen  schwach  chitinisiert,  mit  unregelmässigen,  nackten 
Stellen  seitlich  und  auf  dem  hintern  Teil,  und  mit  3  Paar  runden, 
siebplattenartigen  Gebilden,  die  von  einem  Chitinring  umgeben 
sind.  Vor  dem  vordersten  Ring  ein  schräg  nach  der  Mitte  des 
Abdomens  gerichtetes,  scharf  begrenztes,  spaltenartiges,  offenbar 
ilen  siebplattenartigen  Bildungen  analoges  Gebilde.  Abdomen 
spärlich  behaart. 

1(56.   Notas  pis  tibialis  Nie. 

Fundorte:    Mittelland:   In   Moos,    an    Holz,    abgefallenen   Coniferennadeln,   oft 
zahlreich.  Basel,  Diessenhofen. 
Jura:  Kellenköpfli,   1100  m. 

Alpen:  Frenière-Bex,  Lugano   (H.).    -      Säntis,   2500   m   (('.).      -    La   Drosa, 
1900  m  (H.). 

Verbreitung:     England,     Frankreich.     Deutschland.     Finnland, 
Schwedisch-Lappland,  Italien. 

167.  Notaspis  hepatica  (('.  L.  Koch). 

Fundorte:   Mittelland:  La  Rosiaz  (Lausanne),  in  Moos,  0.   V.    IS  (H.). 
Alpen:  La  Drosa,   1900  m,  in  Moos,  VII.   19  (H.). 

Verbreitung:   Deutschland.   Italien. 

168.  Notaspis  oblonga  (C.  L.  Koch). 

Fundorte:  Mittelland:  In  Moos,  meistens  in  grösserer  Anzahl.  Jorat,  VI.  IS  (H.). 

—  Diessenhofen. 

Jura:  Jouxtai  (B.).  -  Kellenköpfli.  1041-  1100  m.  V.  19.        Sennweid,  V.  19. 

—  Sehauenburger  Fluh.  V.   19. 

Alpen:  Frenière-Bex,  V.  18.  -  Pas  de  Cheville,  2700  m,  8.  VII.  IS.        Straglia- 
vita,  2700  m,  VII.    19  (H.). 

Verbreitung:  Finnland  bis   Italien. 

169.   Notaspis  serrula   Mich. 
Fundort:  Jura:  Jouxtai,  in  Baummoos,  :i  Exemplare.   IX.   IS  (B.). 
V  e  r  b  reit  u  n  g  :   England . 

170.  Notaspis  lucarum  (C.  L.  Koch). 

Fundorte:  Mittelland:  Basel,  unter  Steinen  und  morschem  Holz,  V.   19,  zahl- 
reich.  —   Diessenhofen.  in  Moos.    -     Lausanne,  an  Bebmauern  (H.). 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  65 

Jura:  Liestal,  an  Granitblock  herumlaufend,  zahlreich,  Ende  September  (H.). 
Alpen:  Konkordia,  2sôo  m  H.i. 

Verbreitung:  Spitzbergen  bis  Italien. 

Im  Gegensatz  zu  den  meisten  Oribatiden,  die  lichtscheu 
sind,  fand  sich  diese  Spezies  an  dem  Sonnenlichte  ausgesetzten 
Gegenständen,  munter  umherlaufend. 

171.  Notaspis  lanceolata  Mich. 

Kundort»-:   Mittelland:  Basel  (Niederholz),  in  Moos.  6.   VI.    19. 
■Iura:  Schauenburger  Fluh,  in  Humus.  24.  V.  19. 

Verbreitung:   England,   Sehottland.   Irland.   Holland. 

172.  Notaspis  pectinata  Mich. 

Fundorte:   Mütelland:  Trogen,  in  Moos.   10.   V.   18  (H.). 

Jura:  Sermweid  (Rehhag),  in  Moos,  18.  V.  lit.       Schauenburger  Fluh,  24.  V.  1!'. 
Alpen:  Fienière-Bex,  in  Moos,  IV.   18  (H.). 

Verbreitung:  England,    ?  Italien. 

17:1.  Notaspis  microptera  (Berl.). 

Fundorte:  Mittelland:  Diessenhofen. 
■Jura:  Jouxtai  (B.). 
Alpin:  Salvatore  (Kt.  Tessin),  Frenière-Bex  (H.). 

Verbreitung:   Italien. 

174.  Notaspis  furcillata  Nordensk. 
(Fig.  29.) 

Kundorte:    Mittelland:    Diessenhofen,   in   dürren   Fichtennadeln,    unter    Steinen, 
in  Moos,  an  4  verschiedenen  Fundorten,   VII.   17. 

Verbreitung:  Finnland  (mirmecophil). 

Wahrscheinlich  gehören  die  von  mir  gefundenen  Exemplare 
zu  dieser  Spezies,  obwohl  sie  kleiner  sind  (Länge  57(1 — 600  /'. 
Breite  345 — 375  ,«)  und  die  Lamellenhaare  nicht  über  das  Rostrum 
hinausreichen.  Die  Lamellen  scheinen  kräftiger  entwickelt  zu 
->  m  und  die  Interlamellhaare  sind  schwach  behaart.  Die  Pseudo- 
stigmen  ragen  unter  dem  Progaster  hervor  und  lassen  ihre  becher- 
hinnijc  dc-talt  leicht  erkennen.  Die  Pseudostigmalorgane  be- 
sitzen einen  langen,  dünnen  Stiel  und  keulenförmige  Köpfchen. 
die  schwach  behaart  sind.  Gestalt  ähnlich  wie  bei  Cultroribula 
bicultrata,  Berl.  (11.   Fig.  67). 

175.  Notaspis  brauni  Sellnick. 

(81.  p.  26,  Fig.  1.) 
Kundort:   Alpen:   La   Drosa.   in   Moos,    19(1(1  m   (H.). 


66  Joaef  Schweizer. 

Verbreitung:  Deutschland  (Ostpreussen). 

Länge  300  /i.  erscheint  nicht  so  schlank  wie  der  Typus,  hin- 
terer Rand  des  Abdomens  mehr  abgerundet,  Haare  kürzer.  La- 
mellen, Lamellar-  und  Interlamellarhaare,  sowie  Pseudostiginal- 
organe  stimmen  mit  der  Abbildung  von  Sellnick  überein. 

176.  Hydrozetes  confervae  (Schrank)  Oudm. 

(Syn.  Notaspia  ktcustris,  Mich.   1917,  Red.  XII.  p.  343.) 

Fundorte:  Mittelland:  Basel  (Niederholz),  in  Moos,  das  teilweise  in  Wassei 
untergetaucht  war,  VI.  19,  im  Pflanzengenist  eines  Wassergrabens.  Nein 
häufig,  VI.   19. 

Jura:  Bennwil,  in  Moos,  am  Rande  eines  Bächleins,  V7.   19. 

Alpen:  Ritom-See,  1800  m,  ziemlich  häufig,  in  Wasser  (Borner).  —  Jöri-Sei  . 
2500  m,  in  Wasser  (Kreis). 

Verbreitung:  Europa,  in  Süsswasser  (Chinglia). 
177.  Ceratoppia  bipilis  (Herrn.)  Berl. 

(Syn.  Notaspia  bipilis  Herrn.) 

Fundorte:  Mittelstand  :  Basel,  unter  Holz.  19.  IV.  19.  —  Diessenhofen.  an  Gras, 
an  abgefallenen  Tannennadeln,  VII.   17.   —   Lausanne,  in  Moos  (H.). 

■hirii:  Jouxtai,  IX.  18  (B.).  —  Sennweid,  Bennwil,  Kellenküpfli,  1100  m.  im 
Mai  und  Juni. 

Alpen:  Gäbris,  in  Moos  (H.).  —  Frenière-Bex,  in  Moos,  V.  18  (H.).  —  Ras 
de  Cheville,  2700  m,  8.  VII.  18  (H.).  -  Livigno,  im  Wasser  des  Spöhls, 
2(i.  VII.  18  (W.).  -  Scarl,  unter  Brettern,  9.  VIII.  18  (H.).  -  Mt.  Tavrü, 
8.  VII.  17  (H.).  -  La  Drosa,  1900  m,  VII.  19  (H.).  -Val  del  Aqua,  2100m(H.  | 

Verbreitung:  Schweden,  England,  Irland,  Deutschland,  Italien. 

Sibirien,  Ostgrönland,  Nowaja-Semlja. 

Die  Grösse  dieser  Spezies  scheint  sehr  variabel  zu  sein. 
.Michael  gibt  als  Normallänge  650  //  an.  Die  Länge  der  Koch- 
schen  Typen  aus  Sibirien  und  Novaja  Semlja  beträgt  756  li.  Die 
Exemplare  Kulczynski's  aus  Spitzbergen  und  die  von  Trä- 
gärdh  aus  Schwedisch-Lappland  weisen  eine  Länge  von  800  jx 
auf.  Berlese  beschreibt  eine  neue  Spezies  (1008,  17,  p.  7;  1910. 
11 ,  tav.  XXI,  fig.  90)  C.  herculeana  mit  900  x  580  ii  als  Grössenmass. 

Meine  Exemplare  differieren  sehr  in  ihren  Grossen  Verhält- 
nissen, und  zwar  in  der  Länge  von  500 — 930  //.  Von  20  Indi- 
viduen ein  und  desselben  Fundortes  (Scarl)  messen  die  extremen 
Längen  655  //  und  930  /*  und  die  entsprechenden  Breiten  455  // 
und  600  //.  Dass  die  Grössenverliältnisse  bei  dieser  Spezies  als 
Artmerkmal  aufgefasst  werden  können,  möchte  ich  daher  be- 
zweifeln. 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  67 

Subfamilie  Damaeinae. 
178.  Amerus  troisi  (Berl.). 

Fundort:  Jura:  Schauenburger  Fluh,  ein  einziges  Exemplar,  in  Moos  und  Holz 
eines  morschen  Baumstrunkes,  24.  V.   19,  Grösse  1000  x  585  //. 

Verbreitung:  Italien,  Algier. 

179.  Daumens  auritus  C.  L.  Koch. 

Fundorte:  Mittelland:  Diessenhofen,  in  Moos  und  an  abgefallenen  Fichtennadeln. 
Jura:  Kellenköpfli.  1100  m. 

Verbreitung:  England,  Deutschland. 

ISO.   Damaeus  berlesi  Mich. 

Fundort:  Alpen:  Frenière-Bex,  in  Moos   (H.).    —   Länge  525  /(.  4.   Bein  1200  /;. 

Verbreitung:  Italien. 

181.  Damaeus  clavipes  (Herrn.). 

Fundorte:  Häufig  in  Moos,  an  Pilzen,  weniger  unter  Steinen. 

Mittelland:  Basel,  Diessenhofen,  Gais,  Trogen  (H.). 

Jura:  Liestal  (H.).   —   Schauenburger  Fluh,  Bennwil. 

Alpen:  Frenière-Bex  (H.).  —  Gorge  de  Xozon  (H.).  —  Trübtensee,  2850  m.  - 
Finsteraarhornhütte,  3237  m  (H.).   -   Rotloch,  3000  m  (H.).   -  Felsen- 
meer,  2750-3000   m   (G).    --    Champatsch,   2925   m,   zahlreich   (H.).    - 
Lischanna- Gipfel,  3100  m,  Piz  Soër,  2800-2900  m,  sehr  zahlreich  (H.).  - 
Rotspitz,  2500  m,  sehr  häufig  (G).   —   La  Drosa,  1900  m  (H.) 

Verbreitung:  Weitverbreitet,  von  Finnland  bis  Nordafrika. 
182.  Damaeus  genicidatus  (C.  L.  Koch). 

Fundorte:  Mittelland:  In  Moos  und  an  Pilzen,  Basel,  Diessenhofen,  Trogen  (H.).  — 
Lausanne  (H.). 
Jura:  Keilenköpf li.   1041  in.  Schauenburger  Fluh.   Bennwil. 
Alpen:   Frenière-Bex,  zahlreich  (H.).   —  La  Drosa,   1900  m  (H.). 

Verbreitung:  (nach  Michael)  Belgien,  England,  Frankreich, 
Deutschland,  Italien.  Holland.  Schweden,  Schweiz.  Port 
•  üarence  (Vega- Expedition). 

188.  Damaeus  tecticola  Mich. 

Fundorte:  Alpen:  Sesvenna,  2500  m,  Wald  ^egci  Tablasot,  9.  VIII.  18  (H.).  - 
Stragliavita.  270(1  m.  in  niederm  Moospolster.  It.  VII.  19  (H.).  -  La 
Drosa,   1900m,  in  feuchtem   Moos.   VII.    19  (H.). 

Verbreitung:  England.   Italien. 

Die  Haare  im  vordem  Teil  des  Abdomens  sind  lang  und 
kräftig,  leicht  nach  rückwärts  gebogen  und  werden  allmählich 
nach  hinten  kleiner  und  schwächer. 


68  Josef  Schweizer. 

184.  Damaeus  verticillipes  Nie. 

Fundort:   Mittelland:  In  Moos,  Basel. 

Jura:  Jouxtai  (B.).    -   Kellenköpfli   1041  — 1100  m. 

Alpen:  Frenière-Bex  (H.).   -   Gäbris  (H.).   -  La  Drosa.   1900  m  (H.). 

Verbreitung:  England.  Frankreich'?,  Deutschland. 

Alle  meine  Exemplare  sind  grösser  als  der  Typus  (3(50  //), 
nämlich  390 — 525  //.  Sie  kommen  also  der  Grösse  von  D.  globipes 
(Can.  und  Beil.)  nahe,  doch  besitzen  alle  die  dornenartigen  Fort- 
sätze zwischen  Bein  1+2  und  Bein  3  -\  t,  die  für  obige  Spezies 
typisch  sind. 

185.  Damaeus  femoratus  <'.  L.  Koch. 
(Fig.  :!ita  ii.  b.) 

Fuudort:  Mittelland:  Diessenhofen,  im  Schaarenwald.  •">  Kxemplare,  in  Moos. 
Ende  Juli. 

Verbreitung:  Algier,  Italien,  Deutschland. 

Da  mir  nur  die  Abbildung  von  Berlese  (2,  Fase.  III.  6) 
zum  Vergleich  zur  Verfügung  steht,  so  möchte  ich  meine  Exem- 
plare, trotz  einigen  Abweichungen,  vorderhand  als  diese  Spezies 
betrachten.  Grössen  660x375  //;  690x420  /t;  750x420  /<  (Typus 
1000  //).  Lange  der  Beine  des  grössten  Exemplares  I.  700  //, 
II.  575  fji,  III.  630  /«,  IV.  1000  fi.  Tibia  I  am  distalen  Ende, 
dorsal  ein  Fortsatz,  der  ein  kleines  und  ein  grosses  Haar  trägt. 
Die  Pseudüstignialorgane  sind  nicht  fadenförmig,  sondern  spindel- 
förmig mit  behaarten  Köpfchen,  das  von  einem  langen,  dünnen 
Stiel  getragen  wird. 

Die  Pseudostigmen  sind  becherförmig,  mit  niederm  Rand, 
und  durch  eine  zusammengesetzte,  nach  vorn  bis  zur  Mitte  des 
Rostrums  vorspringende  bogenförmige  Chitinleiste  verbunden. 
Dornfortsatz  zwischen  Bein  III  und  IV  nicht  vorhanden.  Der 
ganze  Körper  ist  von  der  Nymphenhaut  überzogen. 

186.  Dameosoina  denticulatum  (G.  R.  Can.)  Paoli. 

Fundort:  Mittelland:  Basel,  an  Sägespänen  und  Baumrindeabfällen  aus  dem 
Sarge  einer  menschlichen  Leiche,  die  am  13.  III.  1919  exhumiert  wurde 
(Hunziker).  —  Basel.  Universitätsgarten,  in  dürrem  Laub.  —  Diessen- 
hofen. unter  Holz. 

Verbreitung:  In  Moos,  ausgetrocknetem  Laub,  unter  Baum- 
rinde, in  Italien,  England.  Deutschland.  Insel  Corcyra. 
An  ganz  wenig  Material  des  Sarginhaltes  fanden  sich  etwa  50 
lebende  Exemplare  dieser  Spezies  in  Gesellschaft  zweier,  von 
mir  als  Dameosoina  fasdatum  Paoli  bestimmten  Milben,  ferner 
begleitet  von   Croseius  hunzikeri  Schweizer  (1  <$,  2  ^?),  Serrator 


Terrestrische  Milbeiifauna  der  Schweiz.  69 

neorophagus,  Histiostoma  feronianum  und  von  einer  Anzahl  Wander- 
larven. Ich  verdanke  diese  seltenen  Funde  Herrn  Priv.-Doz. 
Dr.  II.  Ilun/.iker.  Stadtphysikus in  Basel,  der  alle  Ausgrabungen 
auch  vom  zoologischen  und  botanischen  Standpunkte  aus  unter- 
sucht, nl.  diese  Acariden  mit  den  als  Sargpolsterung  verwendeten 
Sägespänen  und  Etindenabfällen,  oder  an  Blumen,  die  als  Toten- 
schmuck dienten,  also  auf  passivem  Wege,  in  den  Sarg  und  mit 
diesem  in  das  1,80  m  tiefe  Grab  gelangten,  oder  ob  die  Tiere 
angelockt  durch  den  Leichengeruch,  aktiv  in  die  Erdtiefe  vor- 
drangen, kann  ich  nicht  entscheiden.  In  einer  Materialprobe 
v  < «in  Jahre  1917  fand  sich  nur  Uroseius  hunzikeri  Schweizer  vor. 
Während  drei  Wochen  brachte  ich  das  ganze  Material,  dem 
ich  einen  feuchten  Wattepausch  zusetzte,  im  Dunkeln  unter 
Glas.  Alle  Individuen  waren  nach  dieser  Zeil  noch  munter,  ob- 
wohl keine  weitere  Feuchtigkeit  zugesetzt  wurde.  Der  Watte- 
pausch war  ziemlich  glatt  geworden,  da  die  Ligninfasern  offenbar 
den  Milben  als  Nahrung  dienten.  Diese  Art  Ernährung  scheint 
den  Wanderlarven  nicht  behagt  zu  haben,  denn  sie  hefteten  sich 
alle  an  die  schneller  laufenden  Oribatiden,  um  wahrscheinlich  auf 
diese  Art  den  Ort  leichter  wechseln  zu  können,  während  die  lang- 
same Gamaside  nicht   besetzt   wurde. 

187.  Dameosoma  fasciatum   Paoli. 
(Fig.  31.) 

Fundorte:    Mittelland:    Basel,  im   Sarginhalt  einer  exhumierten  menschlichen 
Leiche,   13.    III.   19  (Hunziker). 
Alpen:  Tamangur  (Nationalpark),  unter   Steinen.    18.   VIII.    18  (H.).    —    Val 
Nüglia,  2250  m,  in  Moos  (H.). 

Verbreitung:  In  Moos  und   Humus,  Italien. 

Grösse  360x180  /j. 

Im  proximalen  Teil  des  Rostrums  3  Paar  rundliche  Schild- 
chen, ähnlich  wie  bei  D.  inseluptum.  Die  Behaarung  des  Ab- 
domens scheinl  reichlicher  zu  sein.  Interlamellhaare  kurz,  nach 
vorn  gerichtet.  Die  Lamellenhaare  seh,. inen  bei  den  dem  Grab 
entstammenden  Individuen  auf  lamellenartigen  Gebilden  zu 
sitzen.  > 

188.   Dameosoma  inscuVptum  Paoli. 
Fundorte:  Jura:  In  Moos,  Jouxtai  (B.).    -  Schauenburger  Fluh.   —   Bennwil. 
Verbreitung:   In  Moos.   Italien. 

L89.  Dameosoma  splendens  (C.L.Koch)  Paoli. 

Fundorte:  Jura:  In  Moos.   Kellenköpfli,   1041     1100  m. 
Alpen     Gäbris. 


70  Josef   Schweizer. 

Verbreitung:    England,    Deutschland,    Italien,    Algier,    Nord- 
amerika (Florida). 

190.  Dameosoma  tricarinatum  Paoli. 

Fundorte:  Mittelland:  In  Moos.  Basel  (Niederholz). 

Jura:  Sennweid.  Bennwil.  Kellenköpfli.   1100  m. 

Alpen:  La  Drosa.   1900  m  (H.). 
Verbreitung:    In   Moos,    Italien,    England.    Deutschland,   Nord- 
amerika. 

191.  Dameosoma  biearinatum  Paoli. 

Fundorte:  Jura:  Sennweid,  Schauenburger  Fluh. 

Alpen:  La  Drosa,  24.  VII.  19  (H.). 
Verbreitung:  In  Moos,  Italien. 

192.  Dameosoma  falcatum  Paoli. 

Fundorte:  Jura:  Jouxtai  (B.).    —   Kellenköpfli   1100  m. 

Alpen:  La  Drosa,  1900  m  (H.). 
Verbreitung:  In  Moos,  Italien. 

193.  Dameosoma  corrugatum  Beil. 

Fundorte:   Mitteilend:   Basel   (Niederholz),   in   Moos   und   Pflanzengenist   einen 
Wassergrabens.  VI.   19. 
Juni:  .Schauenburger  Fluh,  in  Humus  und  Wurzelgeflecht.    --   Kellenköpfli. 
1100  m,  in  Moos. 

Verbreitung:    Häufig    in    Moos,    dürren    Blättern,    Humus,    in 
Italien,  Nordamerika  (Columbien,  Florida). 

194.  Dameosoma  confine  Pauli. 

Fundorte:   Mittelland:  Basel  (Niederholz). 
Jura:  Bennwil. 

Verbreitung:  In  Moos.  Italien. 

195.  Dameosoma  quadricarinatum  (Mich.)  Berl. 

Fundorte:  Jura:  In  Moos,  Jouxtai  (B.).   —  Kellenköpfli.  1041   und   IHM»  in.   - 
Sennweid.    —   Schauenburger  Fluh. 

Verbreitung:  In  Moos,  England.   Italien.   Nordamerika. 

196.  Scutobelba  trigona  (Mich.)  Pauli. 

Fundorte:  Jura:  In  Moos,  Jouxtai  (B.).  —  Kellenköpfli.  1041  und  1100  m.  - 
Sennweid.    —   Schauenburger   Fluh. 

Verbreitung:  In  Moos.  England,   Italien  (sehr  häufig). 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  71 

I  '*7.  Scutobelba  corniger  (Berl.)   Paoli. 

Fundorte:    MitteUand:   Basel  i  Niederholz  i. 

Jura:  Kellenköpfli,   1100  m.         Schauenburger  Fluh.         Bennwil. 

Alpen:  La   Drosa,   1900  m  (H.). 
Verbreitung:   Sehr   häufig   in   Moos,   Humus,   faulendem    Laub 
usw.  in   Italien.  Nordamerika  (Columbien). 

An  denselben  Fundorten  fanden  sich  auch  einige  Exemplare 
or,  die  durch  ihre  Kleinheit  und  eine  andere  Ausbildung  der 
Pseudostigmalorgane  auffielen,  während  die  Skulptur  des  Céphalo- 
thorax vollständig  dem  Typus  gleicht.  Grösse  175 — 193  />  lang, 
'.|si  a  breit  und  die  Pseudostigmalorgane  wie  bei  Dameosoma 
vpiens  entwickelt.  Möglicherweise  könnte  es  sich  hier  um 
1  îeschlechtsdimorphismùs  handeln. 

Subfamilie  Nothrinae. 
198.  Hermannia  nuire. m  (C.L.Koch). 

Fundorte:   Mittelland:   In  Moos,  Diessenhofen,  Trogen  (H.).         .Torat  (H.). 
Jura:  Jouxtai  (B.).    -   Kellenköpfli,   1041  —  1100m. 

Alpen:  Frenière-Bex.  Saillon,  Gorge  de  Nozon,  Pas  de  Cheville.  2700  m.  Gäbris, 
Sesvenna.  2500  m,  La  Drosa.   1900  m  (H.). 

Verbreitung:    Deutschland,   Holland.  Frankreich,   England,    Ir- 
land. Schweden. 

199.  Hermannia  grandis  Berlese  1910. 

Fundort:    In   Moos.    Kastenloch   bei  Trogen,    1   adulte   Form  und   1    Nymphe, 
10.   V.    LS  (H.). 

Verbreitung:  Italien  (Agro  romano). 

Mein  adultes  Tier  übertrifft  den  Typus  von  Berlese  (18. 
]  i.  :38lh  an  Grösse.  Länge  1300  /ti,  Breite  775  /<,  Nymphe  960  X  600  /, . 
Habitus  wie  H.  convexa.  Pseudodistigmatische  Organe  sind  bei 
■  1er  Nymphe  und  heim  Imago  gleich  entwickelt,  nämlich  zylin- 
drisch, wie  bei  H.  piceae  (2  Fase.  33,  6). 

200.  Hermanniella  granulata  (Nie.)   Berl. 

Fundorte:  Jura:  Schauenburger  Fluh,  im  Holz,  eines  morschen  Baumstrunkes, 
24.   V.    19. 

Verbreitung:  Algier,  England.   Frankreich. 

201.  Nanhermannia  minus  (Nie.)   Berl. 

Fundorte:   MitteUand:  Trogen,  in  Moos  (H.). 

Jura.    Sennweid  (Rehhag),  ziemlieh  häufig.    —    Bennwil. 

Verbreitung:  Finnland  las   Italien. 


72  Josef  Schweizer. 

202.  Neoliodes  concentricus  (Say). 

Fundort:   Mittelland :  Diessenhofen,  in  abgefallenen,  dürren  Fichtennadeln. 
Verbreitung:  Algier.   Italien,   Deutschland,   Schweden. 

2o:î.   Neoliodes  theleoproetiis  (Herrn.) 

Fundorte:  Juki:  Schauenburger  Fluh,  in   Humus. 
Alpen:    Frenière-Bex.  in   Moos  (H.). 

VerWreit  ung:  Deutschland,  Italien.  Schweiz.  Paraguay,  ?  Penn- 
sylvanien. 

201.  Cymbaeremaus  cymba  (Nie.). 

Fundorte:  Mittelland:  Basel,  an  Treibholz  der  Birs,  IX.  17.  —  Lausanne  (H.).  - 
Vallée  du  Flon  (H.). 
Alpen:  Sesvenna.  2000  m  (H.).   —   La  Drosa,   1900  m,  •'!   Exemplare  (H.). 

Verbreitung:  England,  Frankreich,   ?  Italien,  Holland. 
205.  Noihrus  biverrucatus  ('.  L.  Koch. 

Fundorte:  Jura:  Jouxtai  (B.). 

Alpen:  Stragliavita,  2700  m,  VII.  19  (H.).  -  La  Drosa.  1900  m,  VII.  19  (H.). 

Verbreitung:    England,    Deutschland,    ?  Frankreich,    ?  Italien, 
Schweden. 

206.  Noihrus  horridus  (Herrn.). 

Fundorte:   Alpen:   Galensattel,  3200  in,  4  Exemplare,  unter  Steinen  (H.).    - 
Stragliavita,  2700  m,  in  Moos,  VII.   19  (H.).    -   Val  del  Aqua,  2100  m. 
in  Moos.  VII.   19  (H.).   —   Jöri-See,  in  Wasser  (Kreis). 

Verbreitung:  Algier,  England.  Deutsehland,  Finnland,  Schweiz. 
Eine  Varietät  borealis  Thor,  in   Sibirien,   Spitzbergen,   Ost- 
(  irünland.  West- Grönland,  Arktisch-Lappland. 
Die   Unterschiede,   die   Trägardh  für   die   Varietät    borealis 

angibt,   finden   sich   auch    hei   meinen   Exemplaren,   die   alle   aus 

den  Alpen  stammen:  aber  auch  die  typischen  Artmerkmale  sind 

vorhanden. 

207.  Noihrus  invenustus  Mich. 

Fundort:  Jura:  Schauenburger  Fluh,  in  Humus  und  Wurzelgeflecht. 
Verbreitung:  England. 

20S.  Noihrus  palustris  *'.  L.  Koch. 

Fundorte:   Mittel/und:  Basel,  in  Moos.    -   Lausanne,  in  Moos  (H.). 

dum:   Nennweid,  in  Moos  an  einem  morschen  Baumstrunk.     -    Bennwil,  in 
.Moos,  am   Rande  eines  Bächleins,  ziemlich  haufit:. 

Verbreitung:  England.   Frankreich.    Deutschland.   Italien,  Hol- 
land,  Schweden.    ?  New  York. 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  73 

209.   Nothrus  sylvestris  Nie. 

Fundorte:  Jura:  Neuenburgersee,  in  28  m  Wassertiefe  i\\'.).  Gaiser-ßiet, 
an  Sphagnum  (H.). 

Verbreitung:  Finnland   bis  Algier. 

210.   Nothrus  (Uronothrus)  segnis  (Herrn.)   Berl. 
1913   Berlese    12.  p.  98.) 

Fundorte:  Alpe»:  Frenière-Bex,  in  Moos  (H.).  Bitom-See,  1800  m.  im  Wasser 
(Borner).  —  La  Drosa.  1900  m,  in  feuchtem  Moospolster,  ziemlich  zahl- 
reich (H.). 

Verbreitung:  Weitverbreitet  in  Europa,  von  Finnland  bis 
[talien. 

211.  Xotlinix  (Heminothrus)  targionii  Berl. 

(1913  Berlese   12.  p.  98.) 

Fundorte:   MiUelland:  Basel  (Niederholz),  in  Moos,  am  Ufer  eines  Baches  und 
im  Pflanzengenist  eines  Wassergrabens,  massenhaft,  ti.  VI.  lü.      Trogen  (H.). 
Alpen:  Gorge  de  Nozon,   in   Moos  (H.). 

Verbreitung:  England:   Italien. 

■2)-2.   Platynoihrus  palliatus  (K.)   Berl. 

Syn.  Nothrus  bistriatus  K. 
Ih  iiiiiiiiniii  bislriata  (Nie.)  Mich.   Berl.  Bed.   IX,  p.  99. 

Fundorte:  Mittelland:  Diessenhofen,  in  Moos  und  an  Pilzen.         Basel  (Nieder- 
holz), im    Pflanzengenist   eines   Wassergrabens,  sehr  zahlreich,  (i.   VI.    li». 
Jura:  Jouxtai  (B.).   —   Bennwil. 

Alpen:  Frenière-Bex,  in  Moos,  häufig  (H.).        Bitom-See,  1800  in.  in  Wassi  i 
(Borner).  Davos,    in    der    Anstaltsquelle,    Wassertemperatur    7"    ( '. 

20.  V.  16  (W.). 

Verbreitung:  Imago  terrestrisch  in  Moos,  Nymphe  amphi- 
biotisch  in  Landmoos  oder  Sphagnum;  Frankreich,  Deutsch- 
land, Italien. 

213.   Platynoihrus  punetatus  (K.)   Berl. 

Fundorte:  Alpen:  In  Moospolster,  im  Juli,  La  Drosa.  lune  m,  Val  del  Aqua, 
2100  m.    -   Val  Niiglia,  2250  m  (H.). 

Verbreitung:  Novaja-Semlja,  Bären-Insel,  -bin  Mayen,  West- 
grönland,  Schwedisch-Lappland. 

Ich  möchte  ineine  Exemplare,  die  in  den  drei  Moosproben 
aus  dem  Nationalpark  ziemlich  zahlreich  gefunden  wurden,  mit 
obiger  Spezies  identifizieren,  obwohl  sie  ein  wenig  grösser  sind 
als  der  Typus.  Trägardh  (95,  p.  524)  gibt  als  Grösse  720  •  lim  //  : 
ich  ermittelte  als  Länge  751)  -800  u  und  als  Breite  400  150  u. 
Das    Habitusbild    entspricht    allerdings    Nothrus   pelifer   (p.    5:32. 


74  Josef   Schweizer. 

Fig.  316);  aber  Tarsus   II.   Palpen,   Mandibeln  nähern  sich   eher 
den  Zeichnungen  300 — 305  von  Trägard h. 

214.  Malaconothrus  globiger  Trüg. 
(1910  Trägärdh  95.  p.  537.) 

Fundort:  Aljien:  Val  Nüglia,  2250  m,  einige  Exemplare  in  nassem  Moospolster 
(H.).   -   Länge  375-400  //.  Breite  180-195  //. 

Verbreitung:  Schwediseh-Lappland  (Sarekgebirge). 
215.  Malaconothrus  sphagnicola  Trag. 

Fundorte:    Mittelland:   Basel   (Niederholz),  in   Moos,   das   zum   Teil  in  Wasser 
untergetaucht   war.   VI.    19. 
Alpen:  Ritom-See,  1800  m.  in  Wasser,  ziemlich  zahlreich  (Borner).   —  Jöri- 
See,  2500  m,  in  Wasser  (Kreis).   —   Hinterburgsee  (W.). 

Verbreitung:  Schwediseh-Lappland. 

Länge    meiner    Exemplare    540 — 700   //,    Breite    330 — 40(1   /< 
(Typus  540—580/0- 

210.  Lohmannia  (Eulohmannia)  ribagai  Berl.  1910. 
Svn.  Arthronothrus  biunguiculatus  Trag.  1910  (95.  p.  544). 
1910  Berlese   II.  p.  223.  tav.  XX.  Fig.  51. 

Fundorte:    Mitielland:    Vallée    du    Flon    (Lausanne),    in    Moos.    1    Exemplar. 
7.  VI.   18  (H.). 
■Iura:  Kellenköpfli.    1100  m,  in  dichtem   Moospolster,  an  einem   Kalkfelsen. 
2  Exemplare.   18.  V.   19  (Grösse  600  x  210  /<). 

Verbreitung:   Italien,   in   .Moos   (Tridentino).    Schwediseh-Lapp- 
land, im  Neste  von  Bombus  nivalis. 

217.   Brachychthonius  brevis  (Mich.)  Berl. 

Fundorte:  Alpen:  In  Moos,  im  Juli,  La  Drosa.  1900  m.        Val  del  Aqua.  2100  m. 
Verbreitung':  Italien.  England.  Schottland.  Irland,  Schwediseh- 
Lappland. 

218.  Cosmochihonius  (Cosmochihonius)   lanatus  (Mich.),  Berl. 

Fundort:  Jura:  Kellenköpfli.   1041   m.  in    Baummoos.   V.    19. 

V  e  i-  breit  un  g  :  Engla  nd. 

219.  Hypochthonius  rufulus  C.  L.  Koch. 

Fundorte:  Mittelland:  In  Moos.  Mai  — Oktober.  Basel.  Diessenhofen.  Trogen  (H.). 
—   Lausanne  (H.). 
Jura:  Sennweid.  Schauenburger  Fluh. 
Verbreitung:  Finnland  bis  Italien. 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  75 

22(i.    Tripochtkonius  trichosus  spec.  nov. 
(Fig.  32.) 

Fundort:  Mittelland:  Base!  (Niederholz),  im  Pflanzengenist  eines  Wassergrabens, 
V.   19. 

Diese  Spezies  fand  sich  in  Gesellschaft  von  Malaconoihrus 
sphagnicola,  war  jedoch  nicht  so  zahlreich.  Sic  steh!  Tripochtho- 
nius  longisetus,   Berl.  sehr  nahe  (1904.  8.  p.  27.  tav.  II.  fig.    14). 

Länge  540  //.   Breite  30(1  ». 

Pseudostigmalorgane  wie  l>ei  T.  hmtjisetiis.  Die  Interlamell- 
haare  sind  bedeutend  länger  (ca.  110  //),  nach  hinten  schräg  aus- 
wärt.- gerichtet.  Abdominalhaare  einfach,  ziemlich  lang  (70  »i. 
Rostrum  und  Abdomen  fein  punktiert,  letzteres  im  hintern  Drittel 
am  breitesten,  mit  welligen  Einbuchtungen,  halbkreisförmig  ab- 
gerundet.    Beine  ähnlich  proportioniert  wie  bei  verwandter  Art. 

Subfamilie  Phtlvracarinae. 
221.  Hoploderma  magnum  (Nie). 

Kundin  le:   Mittdland:  In  Moos,   Diessenhofen,  Trogen  (H.). 
Jura:  Jouxtai  (B.).    —   Bennwil.    -     Kellenköpfli.   1100  in. 
Alpen:   Frenière-Bex  (H.). 

Verbreitung:   Deutschland,   Holland.   Prankreich,   England,    Ir- 
land. 

222.  Hoploderma  dasypus  (Ant.   Duges). 

Fundorte:    Mittelland:   Basel  (Niederholz).   --  Trogen  (H.).         Lausanne  (H.). 

Jura:  Liestal  (H.). 

Alpen:  (iorge    de    Xozon    (H.).    -■    Villeneuve,     unter    Baumrinde    (H.). 
Frenière-Bex  (H.).     -  Pas  de  Cheville.    2700  m,  8.  VII.  18  (H.).    -  Fon- 
tane 2000  m.  an  Polyporus,  VIII.   18  (H.). 

Verbreitung:   Finnland  bis  Algier. 

223.  Hoploderma  globosum  (C.  L.  Koch). 

Fundorte:  M  ittelland:  In  Moos,  Basel.  Diessenhofen.  Lausanne  (H.).       Jorat(H.). 
Jura:  Sennweid.         Bennwil. 

Alpt  n  .  Gorge  deNozon(H.).        Frenière-Bex  (H.).  —  Scarl,  unter  Brettern  (H.). 
La   Prosa.   1900  m.  Val  del  Aqua,  2100  m. 

Verbreitung:    Deutschland,    Italien,   Niederland. 

224.  Hoploderma  striculum  (C.  L.  Koch). 

Fundort:  ■Iura:  Sennweid.  in  Moos. 

Verbreitung:   England,   Frankreich,   Deutschland. 


76  Josef  Schweizer. 

22.").   Phfhiracarus  arduus  (C.  L.  Koch). 

Fundorte:  MitteUand:  Lausanne,  in  Moos.  V.  18  (H.).  —  Basel,  Universitäts- 
garten,  unter  Rinde. 

Verbreitung:  Finnland,  Deutschland,  Holland.  England,  Irland. 

Unt.  Ord.  Thrombidoidea. 

Fam.   Tarsonemidae. 
226.  Pediculopsis  graminum  (E.  Reuter). 

Fundort:  Alpen:  Für  die  Umgebung  von  Landquart  nachgewiesen  von  Tho- 
mann,   1908. 

Verbreitung:  Finnland,  Schweden,  Dänemark,  Deutschland. 
(Als  Parasit  auf  vielen  Wiesengräsern  und  unsern  Getreide- 
arten.   Verursacher  der  Weissährigkeit.) 

Fam.   FupodidaE. 
227.  Ereynetes  limacum  (Sehr.)  G.  Can. 

Fundort:  Mittelland:  Unter  feuchtem  Holz  und  an  Schnecken,  Basel,  Diessen- 
hofen. 

Verbreitung:  Europa. 

22S.  Ereynetes  polymitus  (Koch)  Berl. 
Fundort:   Mittelland:   Unter  Steinen.  Basel. 
V e r b r e i  t u n g  :   Ganz  Europa . 

229.  Linopodes  motatorius  (Linné)  1758. 

Fundorte:    Häufig  unter   Steinen,   unter   Brettern  usw..  gemein   im    Mittelland 
und  Jura. 
Alpen:  Stragliavita,  2700  m   (H.). 
Verbreitung:   Ganz  Europa. 

230.  Eupodes  vnriegatus  C.  L.  Koch. 

Fundorte:  Mittelland:  Unter  Steinen,  in  Moos,  Basel,  Diessenhofen,  Lugano  (H.). 
Verbreitung:  Deutschland,  Italien,  England. 

231.  Rhagidia  terricola  (C.  1/.  Koch). 

Syn.   Norneria  gigas. 

Fundorte:   Weit  verbreitet   im   Mittelland   und   Jura;   meistens  unter   Steinen, 
unter  feuchtem  Holz,  weniger  in  Moos. 
Ylpen:  IV.  Dreieck,  2760m,  28.  VII.  17  (H.).  -  Kranzberg,  2800  m, 27.  VII.  IT 
(H.).  -  Kleines  Siedelhorn,  2624  m,  24.  VII.  16  (H.).  -  Faulberg,  2980  m. 
26.  VII.  17  (H.).  Finsteraarhorn-Hütte.  3237  m.  3.  VII.  16  (H.). 

Oberaarjoeh.  3300  m,  2.  VIII.  16  (H.).    -  Ewig- Schneehorn- Grat,  3100  ra, 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  1  • 

30.  VII.   10  (H.).   -   Galensattel,  3200  m.  26.   VII.    16  (H.).        Trübten- 

see.  2500  m.   24.  VII.  16  (H.).  Gerstenhorn,  2600  m.   9.  VIII.  16  (H.i. 

-  Höhhorn,  2795  m,  9.  VIII.  16  (H.).  -  Lischanna-Aufstieg.  2700  ni  (C.) 

-    Felsenmeer,  2750— 3000  m,  10.  VIII.  05  (C).     ■  Muttier,  2800     3000m, 

22.  VIII.  06  (C).  -  Piz  Soër,  2800-29OO  ,„.  22.  VIII.  06  (C). 

Verbreitung:  Europa. 

232.   Penthaleus  ovatus  C.  L.  Koch. 

Fundorte:  Mittelland:  Unter  Steinen,  Basel.  Diessenhofen. 
Juni:  Kaltbrunnental. 

Alpen:  Faulberg.  2800  m.  26.  VII.  17  (H.).  -  Säntis.  2500  m.  2.  VIII.  06  (< 
-  Piz  Soër,  2800-2900  m,  8.  VII.  05  (C). 

Verbreitung:  Deutschland,   Italien,  England,    Irland. 

233.  Penthaleus  egregius  Berl. 

Aus  der  Sammlung  von  Bäbler  wurde  von  Trägardh  ein 
Penthaleus  als  speo.  nov.  bezeichnet.  Offenbar  handelt  es  sich 
bei  den  Funden  von  Handschin  um  dieselbe  Art.  Ich  möchte 
sie  vorderhand  unter  dieser  Spezies  aufführen,  obwohl  sie  kleiner 
(600x390  //)  und  mit  langen  Haaren  versehen  ist. 

Fundorte:  Alpen:  Kranzberg.  2800  m,  27.  VII.  17  (H.).  -  Konkordia,  2850  m, 
25.  VI.  17  (H.).  -  Felsenmeer.  2750—3000  m.  10.  VIII.  05  (0.).  -  Piz 
Soër,  2800-2900  m,  8.  VII.  05  (C). 

Verbreitung:  Italien. 

284.   Penthaleus  haematopus  (G.  R.  Can.). 

Fundorte:   Mittelland:  Muttenz,  in  Moos,  28.  I.   18.    -   Lausanne  (H.). 

Alpen:    Schollberg- Gipfel    (Partium),     2500    m,    Gorge   de    Nozon   (H.).    - 
-M->venna,   2000  m,   9.    VIII.    18   (H.).    --    Sürsass-Alp   (Niunc),   2200  m. 
20.  VIII.   18  (H.). 

Verbreitung:  Italien,  Deutschland,   Grönland. 

Fam.  Bdellidae. 

Betreffend  die  Systematik  dieser  Familie  folgte  ich  dem  Vor- 
schlage von  Sig.  Thor  (84,  85,  p.  69:  89,  p.  28). 

285.  Cyta  latirostris  (Herrn.  1804)  Heyden  1826. 

Fundorte:    Mittelland:   Diessenhofen,   in  Moos.    --    Basel,    in    Quelltümpel. 
Vallée  du   Flon,  in  Moos. 
Alpen:  Hohen  Kasten,  unter  Steinen  (H.).   —  Saillon,  in  Moos  (H.).  —  Unter 
Steinen:  Konkordia,  2850  m,  4.  VIII.  16,  25.  VI.  17  (H.).  -  Kranzberg, 
2650  m.  27.  VII.  17  (H.).       Faulberg,  2980  m,  26.  VII.  17  (H.).  -  Finster- 
aarhom-Hütte.  3227  m.  :!.  VII.  16  (H.).  -  Aelpligletscher,  2500  m,  7.  VI.  16 
(H.).    -      Lischanna- Gletscher,   Aufstieg.   3000   m,   29.    VII.    17   (H.).    - 
Felsenmeer.   2750-3000   m.    10.    VIII.   05   (('.).     -    Champâtseh.   2850  m 


7S  Josef   Schweizer. 

und  2925  m,  3.  VIII.  06  (C).  ~  Mot  Tavrü.  8.  VII.  17  (H.).  -  Straglia- 
vita,  2700  m.  in  Moospolster,  16.   VII.   19  (H.). 

Verbreitung  (nach  Sig.  Thor):  Grönland,  Sibirien,  arktische 
Inseln,  Norwegen,  Schweden,  Finnland,  Deutschland,  Frank- 
reich, Italien,   Südamerika. 

236.  Bdella  longicornis  (L.  1758)   Sig.  Thor  1903. 
Syn.  Bd.   vulgaris  (Herrn.)  Koch. 

Fundorte:  Häufig,  besonders  in  Moos,  unter  Steinen,  weitverbreitet  im  Mittel- 
land und  Jura.  Von  Interesse  mögen  die  Fundortsangaben  aus  den 
Alpen  sein:  Col  de  Chaude,  1900  m,  19.  V.  18  (H.).  -  IV.  Dreieck,  2760  m. 
28.  VIL  17  (H.).  -  Konkordia,  2850  m,  4.  VIII.  16  und  25.  VI.  17  (H.).  - 
Kranzberg,  2650  und  2800  m,  27.  VIL  17  (H.).  -  Rotloch,  3000  m  (H.).  - 
Triibtensee,  2500  m,  24.  VIL  16  (H.).  —  Désorhom.  2500  m  (H.).  -  Ewig- 
.Schneehorn,  3000  m  (H.).  -  Galenstock.  3300  m.  26.  VII.  16  (H.).  - 
Pischahorn,  2900  m  (  Jegen).  -  Rotspitz  (Partnuntal).  2500  m,  4.  VIII.  0.3 
(C).  —  Weberiishöhle  (W.).  —  Lischanna.  Aufstieg.  2700  m.  Lischanna- 
Gletscher,  3000m,  29.  VIL  17  (H.).  -  Lischanna- Gipfel,  3100  m.  24.  VIII. 06 
(C).  -  Champatsch,  2850  ni  und  2925  m.  3.  VIII.  06  (C).  -  Minschun. 
2900  m  und  3070  m  (G).  -  Muttler,  2800-3000  m,  22.  VIII.  06  (C). 
Piz  Soër,  2800-2900  m,  8.  VIL  05  (C).  -  Mot  Tavrü,  8.  VIL  17  (H.).  - 
Stragliavita,  2700  m.  in  Moos.  16.  VIL  19  (H.).  -  La  Drosa.  1900  m 
VIL   19  (H.). 

Verbreitung:  Sibirien,  Novaja-Semlja,  Spitzbergen,  Bering- 
Insel,  Jan-Mayen,  Grönland,  Schweden,  Niederland,  Eng- 
land, Frankreich,  Deutschland,  Österreich,  Schweiz,  Italien. 
Amerika. 

237.  Scirus  longirostris  Herrn.  1804. 
Syn.   Bdella  longirostris  (Herrn.)  (Berl.  2.  Fase.  45.  6.) 

Fundorte:   Nicht  häufig,   in  Moos.   Laub.   Gras,   unter   Steinen  und   Brettern. 
in  Pflanzengenist. 
Mittelland:  Basel.  Diessenhofen,  Gais  (H.). 
■Jura:  Liestal  (H.). 
Alpen:  Val  del  Aqua,  2100  m   (H.). 
Verbreitung:  Norwegen,  Bering-Insel,  Schweden,  Deutschland. 
?  Niederland,  Frankreich,  Schweiz,  Italien,  Amerika. 

288.  Sei  ins  virgulatus  (('an.  et  Franz.)   Sig.  Thor. 

Fundorte:  Alpen:  Mariote  (Tessin),  6.  IV.  16  (H.).  —  Frenière-Bex,  in  Moos  (H). 
Verbreitung:  Norwegen  (sehr  selten),  Italien. 

Diese  Art  scheint  auch  in  der  Schweiz  sehr  selten  zu  sein. 
Ein  Exemplar  erhielt  ich  aus  dem  Allgäu  (Bayern)  von  Herrn 
Dr.   Walter  in   Basel. 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  79 

239.  Biscirus  silvaticus  (Kramer)  Sig.  Thor  1913. 

(89,  p.  28.) 

Fundorte:   Mittelland:   Basel,  unter  Steinen,  an  einigen   Fundorten. 
Jura:   Liestal.  unter  Rinde  (H.). 
Alpen:  Saillon  (H.).   —  Konkordia,  2850  in.  4.   VIII.    16  (H.). 

Verln-eit uni;:  Norwegen  (selten),   Deutschland,   Frankreich. 

240.  Molgus  capillatus  (Kramer)   Sig.  Thor  1904. 

Syn.  Bdella  capillata  Kram. 

Fundorte:    Mittelland:   Diessenhofen.   in    Gras,    unter   der   Rinde   eines    Apfel- 
baumes.        Kreuzungen,  in  Moos  an  der   Quaimauer  des  Bodensees. 
Alpen:  IV.  Dreieck,  2760  m,  28.  VII.  17  (H.).  -  Konkordia,  2850  m.  4.  VIII.  16 
(H.).  -  Kleines  Siedelhorn,  2624  in.  24.  VII.  16  (H.).  -  Desorhorn,  2500  m 
(H.).  Gerstenhorn,  2600  m.  9.   VIII.    16  (H.).    -    Höhhorn,  2756   m, 

H.  VIII.  16  (H.).  -  Säntis,  2500  m,  2.  VIII.  06  (G).  -  Lischanna-Aufstieg, 
2700  m.  29.  VII.  17  (H.).  -  Ldschanna- Gipfel,  3100  m,  19.  VIII.  05  und 
24.  VIII.  06  (G).  -  Champatsch,  2850  und  2925  m,  8.  VIII.  06  (G).  - 
Felsenmeer.  2750-3000  m.  10.  VIII.  05  (G).  -  Muttler,  2800-300(1  ni. 
22.  VIII.  06  (G).  l'i/.  Soër,  2800-2900  m,  22.  VIII.  06  (G).  -  Rot- 
spitz,  2000-2600  m,  4.   VIII.  05  (('.). 

Verbreitung:  Norwegen,  Deutschland,  Italien,  England,  Frank- 
reich, Schweiz,   ?  Sibirien.    ?  Novaja-Semlja. 

Fam.  Raphignathidae. 

241.  Cryptognatus  lagena  Krämer. 
Fundorte:  Jura:  In  Moos,  Jouxtai  (B.).   —   Kellenköpfli.   1100  m. 
Verbreitung:  Deutschland,  Italien,  Irland. 

242.  Raphignatus  piger  (Seh.)  Berl. 

Fundort:  Jura:  In  Moos.  Rebberg  Muttenz.   I   Exemplar,  28.  I.    18. 
V  e  r  b  reit  u  n  g  :   Euro]  »a. 

243.  Raphignathus  patrius  Berl. 

Fundorte:    Mittelland:    Basel    (Niederholz),    in    Moos,    am    Ufer    eines    rasch- 
fliessenden  Baches  und  im  Pflanzengenist  eines  Wassergrabens.   —  Vallée 
du  Flon,  in  Moos  (H.). 
Alpen:    Gotthard,   in    Quellen,   zahlreich    (W.).      •    Val   Xüglia,    2250   m,   in 
dichtem  Moospolster  einer  Quelle,  massenhaft,  30.  VII.   19  (H.). 

Verbreitung:   Italien.    Eine  Varietät  brevipalpe  in   Schwedisch- 
Lappland. 

244.  Caligonus  longimanus  K. 

Fundort:   In   Moos,  Kellenköpfli,   1041  m.    18.   V.   19. 

Verbreitung:  Deutschland,   Italien. 


so  .loset'  Schweizer. 

245.  Stigmaeus  elongatulus  Berl. 

Fundort:  In  Moos.  Kellenköpfli.   1100  m.   V.   19. 

V erb  r  e  i  t. u  n  g  :  Italien. 

246.  Neophyllobius  elegant  Berl. 
Fundort:  Schauenburger  Fluh,  in   Humus  und  Wurzelgeflecht. 
Verbreit  ung:  Italien. 

247.   Tetranychus  telarius  (L.)   Duges. 

Fundorte:  Mittelland:  Romanshorn,  unter  feuchtem  Holz.   —  Basel,  an  dürrem 
Bolinenlaub.  sehr  häufig,  im  Oktober. 
Alpen:  Davoser-See.  im  Plankton,  in  5  m  Wassertiefe,  1  Exemplar  (Schmass- 
mann). 

Verbreitung:  Europa. 

2  IS.  Bryobia  praetiosa  C.  L.  Koch. 

Fundorte:  Mittelland:  In  Moos,  an  Pilzen  und  feuchtem  Holz,  unter  Steinen.  — 
Basel.  Trogen   (H.).    -     Basel,  in    Quellwasser.      -    Vallée  du   Flon  (H.). 

■Iura:  Cabris,  Höhle  bei  St.   Imicr  (Chappuis). 

Alpen:  Pas  de  Cheville.  2700  m.  8.  VII.  IS  (H.).   -  Gäbris  (H.).     -  Säntis, 
2500  m,  2.  VIII.  06  (G).    -   Davos,  Anstaltquelle.   1560  m,  Temperatur 
des  Wassers  5.4°  C  (W.).    -   Kranzberg,  2800  m,  22.   VIL    17   (H.).    - 
Grüneck,  2800  ni,  28.  VII.  17  (H.).  -  Champatsch-Gipfel,  2995  m  (G).  - 
Fras.  2300  m  (H.). 

Verbreitung:  Sibirien.  Novaja-Semlja,  Bären-Insel.  Ostgrön- 
land, Schweden.  Niederland.  Deutschland,  Italien.  Kerguelen 
i  Antarktis). 

Familie  Erythraeidae. 

24ft.  Actineda  vitis  (Schrank)  Berl. 

Fundorte:  Mittelland:  Meistens  an  Pflanzen,  aber  auch  unter  Steinen.  Diessen- 
hofen.  Basel.  Vessy  (bei  Genf),  auf  einer  Wiese  mit  dem  Kätscher  zahl- 
reich erbeutet.  22.'  VI.   19  (H.). 
Alpen:  IV.  Dreieck.  2760  m.  28.  VII.   17  (H.). 

Verbreitung:  Europa,   Südamerika. 

250.  Eryihraeus  hercules  Berl.  var.   nivalis  nov. 

Fundort:  Alpen:  IV.  Dreieck,  2760  m.  2765  m.  2780  m,  2800  in,  28.  VII.  17  (H.). 
-  Konkordia,  2950  m,  VII.  17.  25  (H.).  -  Kranzberg.  2800  m,  27.  VII.  17 
(H.).  -  Rotloch.  Umgebung.  3000  m,  4.  VIII.  16  (H.).  -  Schild  Rarer- 
tepp. 2800  m.   14.   VII.    14  (.legen). 

Verbreitung:  Beide  Hauptarten  in  Italien. 

Diese    Varietät    steht    zwischen    Eryihraeus   hercules   und    E. 
sabulosus.    Palpe  wie  bei  der  letztern,  Anhängsel  aber  schlanker 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  81 

wie  l>ei  der  erstem  Art.  Die  Tarsen  sind  gegliedert  wie  bei  E. 
hercules,  gleich  ist  auch  die  Behaarung  der  Beine.  Körperhaare 
stark,  borstenartig,  bis  225  11  lang.    Länge  1  125     1500  ». 

251.  Törythraeus  sabulosus  Berl. 
Fundort:  Alpen:  Sür  En  d'Ardez,  20.  VIII.   16  (H.). 
Verbreit  ung:  Italien. 

252.  Erythraeus  venustissimus  Berl. 

Fundort:  Alpen:  Piz  Soer,  2800-29(1(1  m.  s.   VII.  05  (Cl. 

Verbreitung:  Italien. 

Fam.  Cunaxidàe  Su..  Thor.   1902. 
(87.  p.  389.) 

253.  Ca  nu. m  taurus  (Kramer)    1881. 

Fundort:   Basel,  in  dürrem  Laub,  in   Gras,  nur  je   1    Exemplar. 

\  erbreitung:  Norwegen,  in  Laub  und  (Iras,  Deutschland.  Italien. 

251.   Eupalus  croceus  Koch   1838. 

Fundort:    Alpen:   Davos,    Anstaltsquelle,    1560   m,    Wassertemperatur   5,5°   <  '. 
26.  X.    15,  1  Exemplar;  Id.  VII.  1916,  1  Larve,  Wassertemperatur  6,5"  ('  (W.) 

Verbreitung:    Deutschland.    Italien.    Norwegen,    im    Heuabfall, 
in   Gras  und  Laub. 

Fam.  Cheyletidae  Krämer   1X77. 
255.  Cheyletiis  eruditus  (Sehrank)    1781. 

Fundort:    Hasel,  in   Kleie,   Heu   und   Stroh. 

Verbreitung:  Europa. 

Fam.  Rhyncholophidàe. 

256.  Rhyncholophits  miniatus  (Herrn.)   Berl. 

Fundorte:   Meistens  unter  Steinen,  aber  auch  an  Holz  und  in  Moos. 
Mittelland:  Basel,  an  Treibholz  der  Birs.    —    Diessenhofen. 
■Iura:  Schauenburger  Fluh. 

Alpen:  Saillon  (H.).  —  Chèxbres,  im  Wasser  eines  Brunnentroges  (W.). 
Col  de  Chaude.  1900  m  (H.).  -  IV.  Dreieck,  2760  m,  28.  VIIL  17  (H.). 
(irüneck,2800m,28.  VIL  17  (H.).  Finsteraarhornhütte,  3287  m,  3.  VIL  16 
(H.).  Tablasot.  2200  m.  8.  VIII.  18  (H.).  -  Hohen  Kasten  (H.). 
Säntis,  2500  m.  2.  VIII.  06  (('.).  Rotepitz,  2500  m  (Partnuntal)  (C). 
Felsenmeer  (Minschun),  2750—3000  m.   10.   VIII.  05  (C). 

Verbreitung:  Von  Grönland,  Sibirien  Ins  Italien. 


S2  .l..sct   Schweizer. 

257.   Rhyncholophus  unidentatus  Trag. 

Fundorte:   Mittelland:  Basel,  unter  Steinen;  an  einer  Gartenmauer,  unzählig. 

VI.   17. 

Alpen:  Quellwasser  bei  Tenna  (Graubünden)  ca.  1500  m.  30.  VII.  18  (W.).  - 

Füllv  (Wallis),  in  dürrem  Laub  eines  Kastanienhains,  unzählig,  26.  V.  18  (H.  |. 

IV.  Dreieck,  2760  m,  28.  VII.  17  (H.).  -  Kranzberg,  2800  m,  27.  VII.  17 

(H.).   -  Faulberg,  2950  m,  26.  VII.  17  (H.).   -  Finsteraarhom,  3237  m, 

3.  VII.  16  (H.).  -  Grüneck,  2800  m,  28.  VII.  17  (H.).  -  Desorhom,  2500  m, 
22.  VII.  16  (H.).  -  Höhhorn,  2756  m,  9.  VIII.  16  (H.).  -  Lischanna- 
Aufstieg.  2700  m,  29.  VII.  17  (H.).  -  Piz  Soer,  2800-2900  ra,  8.  VII.  05  (G). 

Verbreitung:   West-  und  Ostgrönland,  Schweizer  Alpen. 

Trägardh  bezeichnet  diese  .Spezies  als  die  einzige  rein 
arktische  Form,  die  bis  jetzt  in  den  Alpen  gefunden  worden  sei 
(95,  p.  577).  Interessant  sind  meine  Funde  im  Juni,  wo  die 
Tierchen  in  unzähliger  Menge,  sowohl  bei  der  stärksten  Mittags- 
hitze, als  auch  noch  kurz  vor  Sonnenuntergang  an  einer  etwa 
100  m  langen  und  5  m  hohen,  nach  Süden  exponierten  Garten- 
mauer munter  herumliefen.  Im  Gras  oder  am  Boden  am  Fusse 
der  Mauer  waren  nur  einige  Exemplare  zu  finden.  Auch  die  Funde 
von  Handschin  im  gefallenen  Laube  des  nur  in  warmen,  ge- 
schützten Lagen  gedeihenden,  zahmen  Kastanienbaumes  lassen 
eher  auf  eine  wärmeliebende  Art  schliessen. 

258.  Bhyncholophus  regalis  C.  L.  Koch. 

Fundorte:  Alpen:  Villeneuve,  unter  Baumrinde  (H.).  —  Bamalp.  2000  m  (Kt. 
Unterwaiden,  Eder).  -  IV.  Dreieck.  2800  m,  28.  VII.  17  (H.).  -  Grüneck. 
2800  m,  28.  VII.  17  (H.).  -  Höhhorn,  2756  m  (H.).   -  Rotloch.  3000  m. 

4.  VIII.  16  (H.).  -  Pisehahorn,  2900  m,  12.  VIL  14  (  Jegen).  -  Lischanna- 
Grat,  19.  VIII.  05  und  24.  VIII.  (tfi  (('.).  -  Lischanna-Gipfel,  3100  m. 
19.  VIII.  05  (C).  -  Felsenrneer,  2750  m  und  3000  m,  10.  VIII.  05  (C).  - 
Champatsch- Gipfel,  2925  m,  8.  VIII.  06  (C).  -  Rotspitz,  2000-2600  m, 
4.  VIII.  05  (G).  —  Pontresina  (G).  —  Schollenberg-Gipfel.  —  Vierecker, 
2800  rn  (Menzel).  -  Foraz  d.  Nüglia,  2500  m.  29.  VII.  19  (H.).  -  Trup- 
schum,   1800  m,  8.   VII.   19  (H.). 

Verbreitung:  Weitverbreitet  in  Europa. 

An  einem  Exemplar  vom  Rotloch,  3000  m.  fanden  sieh  zwei 
verschiedene  Trombidiidae-Larven,  die  ich  als  Achorolophus 
ignotus,  Oudm.  (3  Stück)  und  Brochartia  Kuyperi,  Oudm.  (1  Stück) 
bestimmte. 

259.   Rhyncholophus  plumipes  Lucas. 

Fundorte:  Alpen:  (Nach  Haller)  Siders,  ziemlich  häufig  an  drei  Stellen  (alte 
Ruine,  Abhänge  des  Klosters  und  Rhoneuferhügel  oberhalb   Glarey). 
Martigny,   am   Tour   de   la   Batia-Hügel    (Frey- Gessner).  Branson- 

Follaterre,   16.  V.   1921  (H.). 

Verbreitung:  Algier,  Andalusien.  Corfu,  sehr  zahlreich,  Schweiz 
(Kt.  Wallis). 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  83 

Die  obigen  Fundortsangaben  stammen  von  Conservator 
Frey-Gessner  in  Genf,  der  die  Milben  Ende  der  siebziger  Jahre 
gefunden  hat.  Nach  seinen  Angaben  sind  die  Tierchen  am  Tage 
meist  unter  oder  an  Steinen  und  halten  sieh  auf  kurzrasigem, 
trockenem  Wiesen-  und  Ackerboden  auf.  Haller  gibt  eine  Be- 
schreibung und  Abbildung  (34,  p.  6,  Fig.  2)  dieser,  sowohl  wegen 
ihrer  geographischen  Verbreitung,  als  auch  durch  die  sehr  langen. 
buschigen  Hinterbeine  interessanten  Milbe.  -  Herr  Privatdozent 
Dr.  Ed.  Ilandschiu  erbeutete  an  Pfingsten  dieses  Jahres  zwei 
Exemplare  in  der  Nähe  obiger  Fundorte. 

260.  Rhyncholophus  phalangoides  (De  Geer). 

Fundorte:  Alpen:  Rotspitz.  Alpenrosenregion  (C).  —  SJalvatore  (Tessin)  (H.).  — 
Schaf berg- Gipfel  (Menzel).  —  Tablasot,  2200  m,  unter  Steinen,  8.  VIII.  18 
(H.).  —  Lisehanna,  2700  m,  unter  Steinen  in  .Murmeltierkot.  15.  VIII.  IS 
(H.).   -  Vulpera.   10.  VIII.   18  (H.).   -   Sampuoir,  20.  VIII.   18  (H.).   - 
Zernez  (H.).  -  Mt.  Baseglia.  1800  m  (H.).  -  Hotel  Fuorn,  1800  m  (H.). 

Verbreitung:   Weitverbreitet  in  Europa. 

261.  Rhyncholophus  globiger  Berl. 

Fundorte:  Mittelland:  Vessy  (Genf),  an  Gras,  mit  dem  Kutscher  7  Exemplare 
erbeutet,  22.  VI.  19  (H.).   -   Grösstes  Exemplar  3000  x  1350  u. 
Alpen:  Puscblav,  Talsohle,  unter  Steinen,  30.  VIII.  06.  (C). 
Verbreitung:   Italien.   Norwegen. 

262.   Rhyncholophus  Vertex  Krämer. 

Fundorte:  In  Moos,  unter  Holz  und   Steinen. 
Mittelland:  Basel,  Diessenhofen. 
Juni:  Sennweid  (Rehhag). 
Alpen:  Lugano  (H.).   —   Schills  (H.).   -   IV.   Dreieck.  2760  (H.). 

Verbreitung:     Italien,     Deutschland.     Norwegen,     Schwedisch- 
Lappland,   Grönland,   Sibirien? 

263.  Rhyncholophus  trimaculatus  l  Herrn.)  K. 

Fundort  :  Jura:  Liestal,  unter  Steinen,  im  April,  massenhaft  in  einem  ehemaligen 
Rebberge,  um  einen  Ameisenhaufen  herum  (II.). 

Verbreitung:  Ganz  Europa. 

261.  Sniarix  expalpis  (Herrn.)    Koch. 

Fundorte:   Mittelland:  Basel,  in  Moos,   1  totes   Exemplar. 

Alpen:  La  Rosiaz,  Tablasot,  2200  m,  unter  Steinen  (H.).  —  Gorge  de  Nozon, 
in  Moos  ill.i.  —  Vierecker.  2450  m  (M.).  F.  di  II  Botsch,  2700  m,  unter 
Steinen  an  Schneefeld  (H.).  —  Im  Wasser  eines  Brunnentroges.  Weberiis 
höhle,  Partum)  (M.l.  --  1  Larve  in  untergetauchtem  Moospolster  eines 
in  den   Partnunsee  mündenden   Baches,  ca.    1900  m  (W.).         Quellbäche 


K4  Josef  Schweizer. 

am  Melchsee-Köpfli,  2000  m,  in  Moospolster,  Wassertemperatur  2-3°  C 
(W.).  —  Quelle  am  Tilisuma-See,  2150  m  (W.)-  —  Quelle  am  Fusse  des 
Boni  (Melchtal),   1900  m.  Wassertemperatur  8-10°  C  (W.). 

Verbreitung:  Europa. 

Haibert  bezeichnet  diese  interessante  Milbe  als  ausgesprochen 
aquatil  und  glaubt,  dass  sie  namentlich  Sphagnumteiche  bevor- 
zuge. Die  obigen  Funde  zeigen,  dass  die  Tiere  sich  auch  in  Quellen 
mit  niederen  Temperaturen  aufhalten,  und  dass  sie  vertikal  bis 
zu  den  Schneefeldern  emporsteigen. 

Ein  von  Dr.  Walter  aus  dem  Allgäu  erbeutetes  Exemplar 
besitzt  eine  Grösse  von  3200x1500/;. 

Fam.   Hoplopidae. 

265.  Caeculus  echinipes  Duf. 

Fundorte:  (Sämtliche  von  Handschin.) 

Alpen:  Unter  Steinen,  IV.  Dreieck,  2700  m,  2780  m,  28.  VIII.  17.  -  Kon- 
kordia, 2950  m,  25.  VI.  19.  -  Kranzberg,  2800  m,  27.  VII.  19.  -  Grün- 
eck, 2800  m.  27.  VII.  17.  -  Rotloch.  3000  m,  4.  VIII.  16.  -  Hohhörner. 
2756  m,  9.  VIII.   16. 

Engadiner- Dolomiten:  Marangun,  2500  m,  9.  VIII.  18.  —  Mäschauns,  2430  m. 
VII.  19.  -  Val  del  Aqua,  2200-2500  m,  17.  VII.  19.  -  Ofenstrasse,  ca. 
1600  m,  1  Exemplar  im   Gras.   13.  VII.   19. 

Verbreitung:  Ganz  Italien,  Sizilien,  Algier,  Frankreich.  Die 
Gattung  kommt  nördlich  der  Alpen  nicht  vor. 
Diese,  meistens  unter  Steinen  und  in  der  Erde  sich  aufhaltende 
Milbe  scheint  in  den  Alpen  allgemein  verbreitet  zu  sein.  Selten 
findet  man  sie  einzeln  ;  meistens  sind  mehrere  Exemplare  beisammen. 
Die  Bestachelung  der  Beine  ist  eine  doppelte,  was  aus  der  Abbil- 
dung von  B  er  lese  (2,  Fase.  50,  3)  nicht  ersichtlich  ist.  Analog 
den  Stacheln  der  beiden  vordem  Beinpaare,  die  horizontal  nach 
innen  gerichtet,  verlaufen  rechtwinklig  zu  ihnen,  gleichgebaute 
Stacheln,  die  aber  nach  unten  gerichtet  sind.  Sie  sind  auf  der 
äussern  Unterseite  der  einzelnen  Beinglieder  inseriert  und  von 
oben  nicht  sichtbar.  Die  einzelnen  Rückenschilder  scheinen  in 
Form,  Grösse  und  Anzahl  variabel  zu  sein.  Durchschnittliche 
Grösse  2600  x  1000  ,,. 

Fam.  Thrombidiidae. 
(19.  p.  1-291.) 

266.   Tanaupodes  passimpilosus  Berl. 
Fundorte:  Alpen:  Salvatore  (Tessin)  (H.).  -  Col  de  Chaude  (Wallis),  1900  m  (H.). 
Verbreitung:  Italien  (Umbria,  Bevagna). 


terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  85 

267.   DiplothniHibium  lomf>  palpe  Bcrl. 

Fundorte:  Mittelland:  Diessenhofen,  in  Moos  um  einen  morschen  Pappelstrunk 
am  Rheinufer.   —   Oberwil,  in  Moos. 
Jura:  Bennwil,  800  m.  in  Moos  am  Vier  eines  Bächleins,  1(>.  VI.   19. 

Verbreitung:  Italien  (Vallombrosa,  Val  d'Aosta),  in  Moos  hoher 
Berge,  nicht  häufig.    Deutschland  (Ratzeburgersee,  3.  X.  19, 
Material   Thieneniann). 
Meine  Exemplare  sind  kleiner  als  die  Typen    von    Berlese. 
Länge    1000—1350   ».    Tarsus   I  350x130  ,».' 

268.  Diplothrombium  longipes  spec.  nov. 
(Fig.  :«a.  b,  c.) 

Fundort:    Mittelland:   Ich  fand   10  Exemplare  in  einer  Handvoll  Moos,    das  an 
einem  kleinern   Baumstrunk   wuchs,    15.   X.    17,   Wald  zwischen   Oberwil 
und  Benken  (Baselland). 
Alpen:  (Jorge  de  Nozon,  in  Moos  (H.).   —   Beim  Aussieben  des  Mooses  stellten 
sich  diese  Tierehen   tot. 

Länge  1500—300(1//.  Breite  1200— 1650//,  Tarsus  I  830x220». 
Tibia  730  ».    Länge  des  1.  Beines  3200  p,  des  4.  Beines  4000  ,«. 

Die  Art  unterscheidet  sich  von  I).  eximium  hauptsächlich 
durch  die  langen  Beine  und  die  Behaarung  des  Körpers.  Abdomen 
dunkelsehwarzrot,  Beine  und  Rostrum  rötlicher.  Ilaare  des  Ab- 
domen- auf  etwa  2(1  »  hohen  zylinderförmigen  Tuberkeln  sitzend, 
sind  stachelartig  entwickelt,  fast  rechtwinklig  umgebogen  und 
erreichen  eine  Länge  von  etwa  60  ».  Haare  der  Beine  dünner, 
aber  fast  doppelt  so  lang;  sie  sind  direkt  auf  der  Haue  inseriert. 
Körpergestalt,  Palpen,  Crista  wie  bei  D.  eximium,  die  ich  durch 
Herrn  Dr.  Walter  aus  dem  Allgäu  besitze. 
Verbreitung:  Deutschland  (in  Quellen  vom  Keller-.  Diek-, 
Selenter-  und   Ratzeburgersee,  Rügen). 

269.   Diplothrombium  walteri  spec.  nov. 

(Fig.  34  a -f.) 

Fundort:    Alpen:    Nur   ein   einziges    Exemplar,   aus   Moos   vom    Val   de!    Aqua 
(Nationalpark),  2100  m,  19.  VII.  19  (H.). 

Länge  mit  der  Nase  .">70  n.  ohne  Nase  525  ».  Schulterbreite 
375  ».  Länge  des  1.  Beines  600  ,».  Tarsus  I  175x88  //,  Tibia  8S  »  : 
Länge  des  1.  Beines  630  ,».  Farbe  hellrot,  Abdomen  herzförmig, 
stark  geschultert.  Crista  (Fig.  34a)  als  einfache  Chitinleiste  ent- 
wickelt, die  vorn  in  eine  Nase  ausläuft.  Die  beiden  Sinnesfelder 
sind  nur  durch  zwei  Sinneshaare  angedeutet,  von  denen  das 
vordere  einlach,  borstenartig  ist,  während  das  hintere  (Fig.  3  Mo 
bläschenförmig,  mit  dünnem   Stiel  und  kugeligem   Köpfchen  ver- 


86  Josef  Schweizer. 

sehen  ist;  die  Augen  sind  kurz  gestielt.  Kürperhaare  (Fig.  34c) 
einfach,  auf  halbkugelförmigen  Tuberkeln  aufsitzend.  Beine 
kräftig,  mit  einfachen  Haaren  ohne  Tuberkeln.  Viertes  Palpen- 
glied  (Fig.  34d+e)  mit  einem  kleinern  Dorn  auf  der  Aussen- 
seite,  Palpenanhängsel  distal  mit  zwei  starken,  gleichgrossen, 
dornenähnlichen  Borsten. 

Diese  neue  Art  nimmt  inbezug  auf  die  bläschenartige  Aus- 
bildung der  Sinneshaare  unter  den  Thrombidien  eine  isolierte 
Stellung  ein:  anderseits  bildet  sie  wegen  der  Beschaffenheit  der 
Crista  einen  Übergang  zwischen  Di/plothrombium  und  Eothrombinm. 

270.   Podofhrombium  bicolor  (Herrn.). 

Fundorte:  Jura:  Liestal  (H.). 

Alpen:  Aelpli- Gletscher,  2500  m.  7.  VI.  16  (H.).  --  Trübtensee.  2500  m. 
24.  VII.  16  (H.).  -  Konkordia.  2850  m.  4.  VIII.  16  (H.).  Val  Ftur. 
2500-2600  m  (H.). 

Verbreitung:  Zentraleuropa. 

271.  Podoihrombium  bland  spec.  nov. 
(Fig.  35  a— d.) 
Fundort:  Jura:  Jouxtai,  in  Bauniiuoos.  IX.   18  (B.). 

Länge  mit  Rostrum  690  //,  ohne  Rostrum  510  //,  Schulter- 
breite 360  n.  Länge  des  1.  Beines  800  fi,  Tarsus  I  196x70  /t. 
Tibia  140  /«.    Länge  des  4.  Beines  760  //. 

Kommt  hinsichtlich  der  Beingliederverhältnisse  und  der 
Palpen  der  Art  P.  montanum  am  nächsten,  erreicht  hingegen 
kaum  die  Hälfte  ihrer  Körpergrösse.  Farbe  gelblichrötlich.  Ab- 
domen länglichherzförmig,  gut  geschultert.  Die  Körperhaare 
(Fig.  35 d)  sind  einfach  und  stehen  auf  halbkugeligen  Erhöhungen, 
ziemlich  dicht  beisammen  und  erreichen  eine  Länge  von  ca.  50  //. 
Genitalfeld  mit  nur  zwei  Paar  Haftscheiben.  Beine  kräftig  ent- 
wickelt. Tarsus  (Fig.  35c)  spindelförmig,  distal  zugespitzt,  nicht 
dreimal  so  lang  als  breit,  doch  länger  als  die  Tibia.  Palpen  (Fig.  35  a 
u.  b)  kräftig.  Rücken  des  vierten  Gliedes  mit  starken  Dornen 
besetzt,  Innenseite  mit  drei  kräftigen  Borsten,  die  alle  viel  robuster 
entwickelt  sind  als  die  übrigen  Palpenhaare. 

272.  Podothrombium  strandi  Berl. 

Fundorte:  Alpen:  Hohen  Kasten.  1797  m  (H.).  -  Piz  Murtèr,  28.38  m,  31.  VII.  19 

(H.). 

Verbreitung:  N  orwegen . 

Je  nur  1  Exemplar,  die  dieser  Spezies  am  nächsten  kommen. 
Grösse  1700x1200  //.  Tarsus  1  375x95  //.  Tibia  I  390  />. 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  87 

278.   Podothrominum  filipes  (Koch). 

Fundorte:  Alpen:  Hotel  Fuorn,  1800  m,  unter  Steinen,  16.  VII.  I!»  (H.).  — 
Trupsehum,   1800m    unter  Steinen,  8.   VII.    10  iH.i. 

Verbreitung:  Deutschland,  Norwegen. 
Exemplar  von  Fuorn: 
Grösse  1320x750  //:  Tarsus  I  495x105  //.  Tib.    I   555  // 

Exemplar  von  Trupsehum: 

1425x810  //:  Tarsus   I   .-)10xl22  //.        ..        600  /u 

271.   Euihrombidium  frigidum  Beil. 

Fundort:   Alpen:  Champlong,  in  Mist.  22.   VIII.    19  (H.). 

\  erbrei  t  ung:  Norwegen. 

Drei  Exemplare  vom  selben  Fundort,  die  aber  in  ihrer  Körper- 
grösse    sehr   differieren,    inbezug    ihrer   Tarsen-    und   Tibiamasse 
indessen  unter  sich   und  dem  Typus  von   Berlese  nahe  stehen. 
Länge  Breite  Tarsus  I  Tibia   I 

Typus  2600//  1450  n  840x120//  290// 

|  2600  //  1200//  365x112//  306// 

Ahine  Exemplare  1950//  1050//  350x112 /<  280// 

|  180(1  fx  '.I7Ö  //  333x116  //  274  // 

Hieraus  ist  ersichtlich,  dass  die  Grössenverhältnisse  der 
Tarsen  und  der  Tibia  bei  einer  Spezies  konstanter  sind  als  die 
Körpergrösse,  die  zu  sehr  von  der  Nahrungsaufnahme  abhängig 
ist.  Dieselbe  Beobachtung  machte  ich  auch  bei  Diplothrombium 
longipes  Schweizer.  Die  systematische  Verwendung  der  Bein- 
gliederverhältnisse  durch  Berlese,  der  Oudemans  keinen  grossen 
Wert  beilegt,  halte  ich  für  sehr  glücklich. 

275.   Microtrombidium  pvsillum  (Herrn.). 

Fundorte:  Alpin:  Frutt  iKt.  Unterwaiden,  Edcr).  —  Davos.  Anstaltsquelle. 
1560  m.  Wassertemperatur  5,5°  ('.  21.  IX.  15  1  adulte  Form  7.  14.  Wasser- 
temperatur 4,5°  C.  1  Larve  (W.).  Val  del  Aqua,  2100  m,  im  Moospolster 
einer   Quelle,  19.   VII.   19  (IL).   -   Val  Cluoza.   1860  m  (W.). 

\  er  breitung:   Deutschland. 

Auffallend  ist  bei  einem  Exemplar  aus  der  Davoser  Anstalts- 
quelle, dass  der  Palpenanhängsel  mit  einem  110  //  und  einem 
90  //  langem  Haar,  die  beide  am  distalen  Ende  des  Anhängsels 
inseriert  und  wie  die  übrigen  Anhängselhaare  gefiedert  sind,  ver- 
sehen ist.  Dies  fällt  um  so  mehr  auf,  weil  das  längere  Haar  den 
Palpenanhängsel  um  das  Vierfache  an  Grösse  übertrifft.  Ausser- 
dem ist  am  4.  Palpenglied,  ähnlich  wie  bei  Mierotr.  geographicum, 
auf  der  Aussenseite  ein  Dorn  inseriert.    Grösse  dieses  Exemplares 


88  .loset  Schweizer. 

1200x810   ».   Tarsus    I    175x105   ».   Tibia    116   ».   Körperhaare 

in     60  ii. 

275a.   Microtrombidium  pusillum   (Herrn.)   var.   minor,  nov. 

(Fig.  36.) 

Fundorte:  Mittelland:  Diessenhofen,  im  .Moos  eines  Moränehügels,  VII.  07. 
Alpen:  Kastenloch  (H.).    -    Val  del  Aqua.  21011  m.  in  Moos.  VII.    19  (H.), 

Länge  4—450  //.   Breite  285  //. 

Bedeutend  kleiner  als  die  Hauptart  und  mit  nur  zwei  Paar 
Genitalnäpfen.  Möglicherweise  handelt  es  sich  um  zwei  verschie- 
dene Varietäten,  da  die  Tarsen  des  Tierchens  vom  Val  del  Aqua 
anders  proportioniert  sind,  als  diejenigen  Exemplare  von  den 
beiden  ersten  Fundorten.  Exemplar  aus  Diessenhofen  und  Kasten- 
loch: Tarsus  I  (Fig.  36)  105x53  »,  Tibia  I  53  ».  Gestall  ähnlich 
wie  bei  Micr.  pusillum  var.  columbianum  oder  var.  balzani  .  Körper- 
haare 2(1  ii. 

Exemplar  aus  Val  del  Aqua:  Tarsus  I  98>  19  ,».  Tibia  I,  4'.)  » 
Körperhaare  25  ,». 

270.  Microtrombidium  sucidum  (Koch)   var.  norvegicum   Beil. 

Fundorte:   Alpen:   Meistens  unter  Steinen.    Konkordia.  2850  m,  4.   VIII.    16; 
2950  in.  25.   V.   17  (H.).   -  Aelpli- Gletscher,  2500  m,  7.  VI.   16  (H.).   - 
Ritom-See,  1800  in.  in  Wasser  (Borner).   —   Schild  (JJarertepp)  (Jegen). 

Säntis.  250(1  m,  2.  VIII.  06  (('.).  -  Lischanna,  2700  m.  15.  VIII.  18  (H.). 

Fräs.  2300  m  (H.).  -  Sür  En  d' Aidez.  20.  VIII.  16.  -  Forcola  di  Livin- 
mio.  2090  in,  27.  VII.  10.  in  Quellwasser  (W.).  -  Macun,  8.  VIII.  18  (W.i. 
F.  del  Botsch,  2700  m,  unter  Steinen  an  Schneefeld,  21.  VII.   19.  (H.). - 

Mt.  Baseglia,  1800  m.  12.  VIII.  19  (H.).  -  Mt.  La  Schera,  2500  m., 
unter  Steinen  an  Schneefeld  (H.).  —  Piz  Terza,  2600  m.  unter  Steinen 
in  einer  Sehneeinsel.  31.  VII.  19  (H.).  -  Val  Ftior.  2500-2600  m  und 
2800  m  an  Schnee,  19.  VII.  19  (H.).  -  Murtér,  2600  in.  30.  VII.  19  (H.l. 

Stavelchod,  2600  m,  an  Schnee. 

Verbreitung  der  Art  und   Varietät:   Norwegen. 

Wie  in  Norwegen,  so  scheint  diese  Spezies  auch  in  den  Alpen 
gemein  zu  sein,  [m  Mittelland  und  Jura  wurde  sie  bis  jetzt  noch 
nicht  gefunden.  Da  sie  sich  meistens  in  der  nivalen  Zone  auf- 
hält und  hier  häufig  in  der  Nähe  der  Schneefelder  oder  in  Sehnee- 
inseln zu  finden  ist.  so  möchte  ich  ihren  nördlichen  Ursprung 
nicht  bezweifeln  und  sie  als  Glazialrelikt  aufgefasst  wissen.  Die 
Körperlänge   meiner   Exemplare   variiert   zwischen    1000 — 1500   ii. 

277.   Microtrombidium  feroeiforme  (Trüg.). 

(Fig.  37  a.  b,  c.) 
Fundort:   Mittelland:  Basel  (Lange  Erlen),  unter  Steinen.  4.   IV.   18  (W.). 

Verbreitung:    Ägypten,    in    Termitennest    in    der    Gegend    des 

weissen    Nils. 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  89 

[eh  besitze  mir  ein  einziges  Exemplar,  das  ich  mit  dieser  Art 

identifizieren  möchte,  da  die  Körpergrösse.  dir  (lestait  und  Grösse 
von  Tarsus  I  Fig.  37  a)  und  Tibia  des  1.  Beinpaares,  sowie  die  Palpen 
Fig.  37b,  c)  mit  den  Abbildungen  von  Berlese  übereinstimmen. 
Nur  die  Struktur  der  Körperhaare,  die  ebenfalls  20—25  /«  lang 
sind,  scheint  zu  differieren,  indem  der  Kiel  kräftiger  und  die 
Fieder  nicht  so  lang  sind  wie  bei  der  typischen  Art.  Länge  1500  u. 
Tarsus   I  245x88  )>.  Tibia  I  158  fi.  ' 

278.  Microtrombidium  quadrispinum  Berl. 

Fundort:   Alpen:  Zernez,  unter  Steinen,   11.   VII.    19  (H.). 
Verbreitung:  Norwegen . 

Zwei  Exemplare,  die  dieser  Spezies  am  nächsten  kommen, 
obwohl  sie  um  etwa  ein  Viertel  grösser  sind  als  der  Typus. 
Grösse  2100>  1400  //.  Tarsus  1  350x140  u,  Tibia  I  2(53  ,«.'  Von 
den  vier  Dornen  des  4.  Palpengliedes  ist  der  zweitvorderste 
schwächer  entwickelt  als  die  übrigen.  Auf  der  Innenseite  des- 
selben Palpengliedes  stehen  im  mittleren  Teile  etwa  9  stark  aus- 
gebildete, dornenähnliche  Borsten,  die  anregelmässig  angeordnel 
sind.     Körperhaare  35  u  lang. 

27!i.   Microtrombidium  simulans  Berl. 

Fundort:    Alpen:  AI bula- Quelle,  2050   m,   Wassertemperatur,    1,5°  -2,5°  (',   in 
Moos,   VIII.  09  (W.). 

Verbreitung:  Norwegen. 

Grösse  2  Km  ■  1350  fi.  Tarsus  I  375  ;  150  u,  Tibia  I  225  //. 
Körperhaare  50  //.  Wie  die  obige  Art,  so  ist  auch  dieses  einzige 
Exemplar,  das  ich  besitze,  grösser  als  der  Typus.  Die  Haare  des 
Abdomens  sind  schlanker  und  mehr  spindelförmig.  Oudemans 
fassl  diese  An  als  Svnonim  auf  von  Micr.  sylnitiriuii,  ('.  L.  Koch 
(72,  p.  123). 

27!ia.   Microtroinbidium  simulans  Berl.  var.  minoi    nov. 
(Fig.  38  a -d.) 

Fundort:  Mittelland    Basel  (Niederholz),  im  Pflanzengenist  eines  Wassergrabens, 
VI.    I!».    I    Exemplar. 

Grösse  *~>~>  ■   150  u.    Tarsus   1    182x77  //,  Tibia  105  /<. 

'deicht  inbezug  auf  Palpen-  und  Haarbau  der  Hauptart, 
unterscheide!  sich  aber  von  ihr  durch  die  Kleinheil  (Typus 
200(1  ■  1300  ,m  und  durch  das  Vorhandensein  von  nur  zwei  Paar 
<  teschlechtsnäpfen. 


90  Josef  Schweizer. 

2791).  Microtrombidium  simulans  var.  parvulus  nov. 
(Fig.  39  a  -d.) 
Fundort:    Miüelland:  Basel,  an  Treibholz  der  Birs,   IX.   17.   1   Exemplar. 
Grösse  450x300  /i.    Tarsus  I  125x53  //,  Tibia  73  (t. 
Unterscheidet  sich   von  der  vorhergehenden   Varietät  durch 
die  sehr  geringe  Körpergrösse.    Auch  ist  der   Schaft  der  Haare 
nicht  spindelförmig,  sondern  stabförmig  und  mit  längeren  Seiten- 
fiedern  versehen.    Ebenfalls  nur  zwei  Paar  Genitalnäpfe. 

280.   Microtrombidium  berlesei  spec.  nov. 

(Fig.  40a,  b,  o.) 

Fundort:  Mittelland:  Diessenhofen,  in  Moos  und  dürrem  Laub  am  Fusse  einer 
Pappel,  je  ein  Exemplar,  23.  VII.   17. 

Grösse  600x390  //.  Tarsus  I  150x84  //,  Tibia  70  it.  Lauge 
von  Bein  I  450  //,  von  Bein  IV  300  //. 

Farbe  rötlich-gelblich,  Abdomen  eiförmig,  durch  leichte  Ein- 
schnürung am  hintern  Teil  des  Rostrums  schwach  geschultert, 
dicht  mit  zweierlei  Haaren  (Fig.  40  a)  besetzt.  Grössere  Haare 
55  jli  lang,  Basis  gefiedert,  erweitern  sich  distal  kelchartig,  mit 
einem  kräftigen,  langen,  nach  hinten  gerichteten  und  zwei  kürzern, 
vordem  Zähnen;  dazwischen  mehrere  feine,  spitzige  Dörnchen. 
Die  kürzern  Haare  messen  35  fi,  besitzen  distal  sich  verjüngende 
Mittelstämmchen,  deren  Spitze  sich  ungleich  verzweigt  und  die 
mit  starken  Seitenästchen  versehen  sind.  Tarsus  I  (Fig.  40b) 
relativ  kräftig  ausgebildet.  Palpen  ähnlich  gestaltet  wie  bei 
Micr.  italicum.  Genitalfeld  (Fig.  40c)  mit  nur  zwei  Paar  Saug- 
näpfen. 

Merkwürdig  ist  bei  diesen  neuen  kleinen  Formen,  wie  bei 
Micr.  pusillum  var.  minor,  Micr.  simulans  var.  minor  und  var. 
parvulus,  Micr.  berlesei.  dass  statt  drei  Paar  nur  zwei  Paar  Genital- 
näpfe auftreten,  was,  wie  Trägärdh  (94,  p.  53)  bemerkt,  bei 
keiner    bis    jetzt    bekannten    Trombidium-Art     vorkommen    soll. 

281.  Microtrombidium  (Enemothrombium)  bifoliosum  Can. 

Fundorte:  Alpen:  Val  Nüglia,  2250  m.  in  feuchtem  Moos.  30.  VII.  19,  5  Exem- 
plare (H.).  -  Val  del  Aqua,  in  feuchtem  Moos,  19.  VII.  19.  1  Exemplar  (H.). 

Verbreitung:  Italien,  Deutschland. 
282.  Microtrombidium  (Enemothrombium)  densipapillum  Berl. 

Fundorte:  Alpen:  C4orge  de  Nozon,  in  Moos,  4.  V.  18  (H.).  —  Perif  (National- 
park), auf  einer  Wiese.  17.  VII.  19  (H.).  Frutt  (Engelberg),  unter 
Steinen,  31.  VI.   17  (H.). 

Verbreitung:  Italien.   Schweiz  (Theodul,   Berlesei. 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  9] 

Länge  2000—3000  ,«.  Tarsus  1  420—525x120—140  fi,  ist 
in  der  Mitte  leicht  eingebogen  und  nähert  sich  also  in  der  Form 
eher  der  Varietät  boréale.  Viertes  Palpenglied  mit  zwei  Stacheln 
auf  der  Aussenseite,  von  denen  der  hintere  schwach  ausgebildet  ist. 

283.  Microthrondn u m   (Enemothrombium)  subrasum   Berl. 
Fundort:   Mittelland:  Diessenhofen  (Bleiche),  unter  Steinen.  VII.   17. 
Verbreitung:    Italien    (Vallombrosa),    Deutschland    (Marburg), 

England,  Irland. 

284.  Sericoihrombium  holosericeum  (L.)   Berl. 

Fundort:   Mittelland:  Diessenhofen.  Romanshorn,   Liestal. 
Verbreitung  :  Europa . 

Tarsus  I  750x180  ».  Tibia  I  570  (i,  nahen  sich  also  dies- 
bezüglich mehr  der  italienischen   Form. 

285.  Sericoihrombium  scharlatinum  Berl. 

Fundort:   MitteUand:  Ouchy  (H.). 

Jura:  Liestal  (H.). 

Alpen:  Partium    (W.).  Schafberg-Gipfel,    2500    in    (M.).    -■    Laschadura, 

2600  2700  m.  unter  Steinen  eines  Schneetälchens,  14.  VII.  1!)  (H.).  - 
Zwischen  Val  Botseh  und  Stavel-chod,  unter  Steinen  eines  Wassertümpels. 
VII.  19  (H.l.  Mt,  Baseglia,  1S00  m  und  2300  m.  unter  Steinen,  17.  VII.  19 
(H.).  -  Alp  la  Sehera.  unter  Brettern.  18.  VII.  19  (H.).  -  Champ  long. 
22.  VUE.  19  I  H.).  -  Val  Ftior.  2500-2600  in.  unter  Steinen.  19.  VII.  19(H.). 
-  F.  del  Val  Botseh,  Aufstieg.  2500  m.  22.  VII.  19  (H.).  -  Murtaröl, 
2400  m.  5.   VUE.   19  (H.). 

Verbreitung:   Ganz  Europa. 

286.   Trombidium  megalochrium   Berl.   v&r.  ticini  qov. 

Fundort:   Alpen:  Lugano  (H.). 

Verbreitung   der   Hauptart:   Italien   (Tarvisini,   Campomolino). 

Grösse  1350x825  //.  Tarsus  T  480x120  //.  Tibia  I  250  ,/. 
l.;inge  des  1.  Picincs  1650  m.  des  4.  Beines  1400  u. 

Unterscheidel  sich  von  der  Hauptart  nur  durch  grössere 
Haare,  die  eine  Länge  von  50 — 53  //,  erreichen  (Typus  15 — 18  //) 
und  schwach  gebogen  sind.  Der  Mittelschail  ist  nicht  spindel- 
förmig, sondern  mehr  konisch,  schwächer  entwickelt,  hingegen 
mit   langem   Seitenfiedern. 

287.  Allofhrombium  fuliginosum  (Herrn.). 

Fundorte:   Mittelland:   Hasel. 
■Iura  :    Liestal   I  H.). 
Alpen:  Lugano  (H.).   —   Xiouc  (Kt.   Graubünden)  (•'.). 

Verbreitung:  Mittel-  und  Nordeuropa. 


02  Josef  Schweizer. 

Unt.  Ord.  Sarcoptoidea. 

Fam.  Tyroglyphidae. 
288.  Histiostoma  ferroriarum  (Duf.). 

Fundorte:  Mittelland:  Basel,  im  Sarginhalt  einer  menschlichen  Leiche.  2  Imago 
und  ca.  20  Wanderlarven  (Hunziker). 
Alpen:  Villeneuve,  unter  Baumrinde  (H.).   —   Gentilione  (Kt.  Tessin)  (H.). 
Laschadura,  2600— 2700  m,  unter  Steinen  eines  Schneetälchens. 

Verbreitung:  Europa,  an  verwesenden  Pilzen  und  unter  Baum- 
rinde. 

28!).  Aleurobius  farinae  (Geer). 

Fundort:    Im   Mark   von   SarrAucus   tiir/er   (Stäger),   in   Kehrricht,    Mehl   usw. 
V  e  r  b  r  ei  tun  g  :  Wali  rscheinlicl  i  kosmopolitisch . 

290.   Tyroglyphus  longior  Gerv. 

Fundorte:  Mittelland:  Diessenhofen. 

Alpe»:  Säntis.  2500  m  (C).  —  Davoser-See,  im  Wasser  1  ,j  (Schmassmann). 

Verbreitu Dg:   Europa. 

291.    Tyroglyphus  Statins  Fum.  et  Rob. 

Fundorte:  Mittelland:  Genfersee,  in  30  m  Seetiefe,  12  Exemplare  (Prof.  Yung). 
-  Lausanne,  in  Stabheuschreckenkulturen  des  zool.  Institutes,  unzählig!  H.  i. 

Verbreitung:    Italien,    Spanien,   auf  getrockneten   Canthariden. 

Obwohl  gewisse  Unterschiede  vorhanden  sind,  möchte  ich 
meine  Exemplare  vorderhand  mit  dieser  Art  identifizieren.  Die 
innere  Längsreihe  der  Rückenborsten  ist  auf  dem  ganzen  Rücken- 
felde  vorhanden.  Das  3.  und  4.  Borstenpaar  ist  bedeutend  länger 
als  die  beiden  vordem  I'iiare.  erreicht  aber  an  Grösse  nur  die 
halbe  Körperlänge.  Die  beiden  Haftnäpfe  des  4.  männlichen  Bein- 
paares  teilen,  ähnlich  wie  hei  T.  krameri  den  allerdings  etwas 
schlankeren  Tarsus  in  drei   ungefähr  gleiche  Teile. 

Grösse  der  Männchen  420—435x180  //. 

Grösse  der  Weibchen    165 — 525x180  //. 

Nach  Fumouze  und  Robin  soll  die  Verhältniszahl  von 
Männchen  zu  Weibchen  1  :  50 — 100  betragen.  Bei  dem  sehr 
zahlreichen  Material  aus  Lausanne  konstatierte  ich.  dass  un- 
gefähr auf  5  Weibchen  1   Männchen  kam. 

292.   Tyroglyphus  -svVo  (L.). 

Fundort:   An  allen  Nahrungsmitteln. 

Verbreitung:  Euro] >a. 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  93 

293.  Glycyphagus  plumiger  (('.  L.  Koch). 

Fundort:   Mittelland:  Basel,  im  Wasser  eines  22  in  tiefen   Sodbrunnens. 

Verbreitung:  Frankreich.   Italien.   Deutschland  in  Heuabfällen. 
294.  Glycyphagus  domesticus  (Geer). 

Fundorte:    Mittelland:   Basel,   im   Terrarium   einer   Stabheuschreckenkultur   im 
Zoologisehen  Institut  (Port mann). 
Alpen:  Davoser-See,  in  5  m  Wassertiefe.  2  $2  (Schmassmann).    -  Vulpera. 
1350  m,  unter  Steinen  (H.). 

Verbreitung:  Europa. 


Liste  der  in  der  Schweiz  gefundenen  Acariden  und  mit  Angabe 
ihrer  geographischen  Verbreitung. 

In  der  nachfolgenden  Tabelle  wird  versucht,  die  Verbreitung 
der  Acariden  innerhalb  des  Fntersuchungsgebiete.s  und  in  den 
angrenzenden  tiergeographischen  Regionen  übersichtlich  dar- 
zustellen. 

Wohl  ist  unsere  Kenntnis  dieser  Tiergruppe  für  grosse  Gebiete 
der  paläarktischen  und  arktischen  Region  eine  sehr  lückenhafte, 
und  die  ans  dieser  Zusammenstellung  gezogenen  tiergeographischen 
Schlii -sc  könnten  als  verfrüht  betrachtet  werden.  Ich  möchte 
alier  nochmals,  wie  in  der  Einleitung  betonen,  dass  die  ganze 
Arbeit  nur  als  Anfang  und  als  Grundlage  für  weitere  Untersuchun- 
gen betrachtet  werden  möge. 

Für  das  alpine  Gebiet  wurden  folgende  3  Höhenstufen  unter- 
schieden: 

1.   Kultur-   bis  Coniferenregion. 

Sie  umfasst  die  Hügel-  und  Laubwaldregion  und  erstreckt 
.-ich  bis  zur  nbern  Baumgrenze  (Xordschweiz  bis  1800  m,  Tessin 
bis   L900  m.  Wallis  und  Engadin  bis  2250  m). 

2.   Untere  alpine   Region. 

Sie  reicht  von  der  obern  Baum-  bis  zur  Schneegrenze  (bis 
2500  m). 

3.   Nivale    Region. 

Sie  erstreckt    sich    von   der   Schneegrenze  an  aufwärts. 

Die  Rubrik  der  „Mittelländischen  Unterregion"  ent- 
halt hauptsächlich  die  Funde  aus  Italien,  welches  Land  hinsicht- 
lich der  terrestrischen  .Milbenfauna,  dank  den  Arbeiten  von  Ber- 
lese.   wohl   am   besten  erforscht    sein   dürfte. 


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102 


Josef  Schweizer. 


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Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz. 


103 


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.loset  Schweizer. 


1  >ic  nur  aus  der  Literatur  bekannten  Vorkommen  von  AcarideD 
aus  England.  Irland,  Frankreich,  Holland,  Deutsch- 
land, Schweden,  Finnland,  Österreich  und  Russland 
wurden  in  die  Rubrik  der  ..Europäischen  ünterregion"  ein- 
getragen. 

In  der  Rubrik  der  „Nordisch-alpinen  Gebiete"  wurden 
jene  Funde  verzeichnet,  »lie  wir  Trägardh  aus  dem  Sarek- 
gebirge  verdanken.  Dabei  wurde  die  Birkenzone,  die  unserer 
('oniferenregion,  die  Grauweidenzone,  die  unserer  untern  alpinen 
Region  und  die  Flechtenzone,  die  unserer  Xivalregion  entspricht, 
zusammengezogen.  Audi  die  Funde  aus  Norwegen  wurden  hier 
eingetragen. 


Zusammenfassung  der  Resultate. 

Die  Gesamtzahl  der  bis  jetzt  in  der  Schweiz  gefundenen 
Acariden  beträgt  304,  wovon  für  das  untersuchte  Gebiet  31  Arten 
bereits  bekannt  waren.  273  Spezies  und  Varietäten  hingegen  erst 
durch  diese  Untersuchungen  nachgewiesen  wurden.  Neu  für  die 
Wissenschaft  sind  17  Spezies  und  1(1  Varietäten,  ebenso  4  Gaina- 
sidenmännchen. 

Die  304  Spezies  verteilen  sich  in  folgender  Weise  auf  die  ver- 
schiedenen  I  Unterordnungen: 

Gamasoidea 113 

Ixodoidea 1 

Oribatoidea 1 1S 

Thrombidoidea     ....  65 

Sarcoptcridea 7 

Die  Verbreitung  in  den  verschiedenen  Abschnitten  des  Ex- 
kursionsgebietes mag  durch  die  folgende  Zusammenstellung  veran- 
schaulicht werden: 


Mittelland 

.Iura 

Alpen 

77 

I 

82 

44 

liti 

55 

7.'! 

Oribatoidea    .    .    . 

Thrombidoidea 

Xi 

1'4 

46 

3 

Total.    .    . 

2<  ii  i 

134 

177 

Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz. 


i 1 15 


Die   vertikale   Verbreitung    in   den   Alpen   ist    aus   der   u 


folgenden  Tabelle  ersichtlich: 


Kultur- 
Coniferen-     untere  alpine        Aivale 

[légion              K,'-1°"              Kt>'"m 

17 
26 
23 

1 

67 

Thromhidoidea      40                      15 

Total    ...             151                       58 

Tiergeographisch  können  die  schweizerischen  Acariden  in 
5  Gruppen  eingeteilt  werden: 

Die  1.  Gruppe  umfassl  diejenigen  Arten,  welche  ausser  in 
der  Schweiz  auch  im  ganzen  paläarktischen  and  arktischen  Gebiet, 
horizontal  und  vertikal,  weitgehend  verbreitet,  oder  durch  Varie- 
täten vertreten  sind.  Sie  zählt  161  Arten,  das  sind  •">:>",,  der  Ge- 
samtzahl, nämlich  54  Gamasiden,  I  Ixodide,  33  Thrombidien, 
liT  Oribatiden  und  6  Sarcoptiden. 

Die  2.  Gruppe  umfasst  diejenigen  Arten,  die  der  Schweiz 
und  der  mittelländischen  Uhterregion  eigen  sind,  also  als  südliche 
Einwanderer  betrachtet  werden  können.  Hieher  rechne  ich  59 
Alten,  das  sind  19%,  nämlich  27  Gamasiden,  13  Thrombidien, 
is  Oribatiden  und  1  Sarcoptide.  Hievon  sind  folgende  11  Arten 
ausser  für  die  Schweiz,  nur  für  Norditalien  oder  nur  für  das  alpine 
Frankreich  nachgewiesen  und  deren  Hauptverbreitungsgebiet 
wahrscheinlich  die  Alpen  sind: 

1.  Gamasus  (Perg.J   misellus. 

2.  Gamasus  (Perg.)   noster. 

3.  Gamasus  f  l'erg.)  iheseus. 

4.  Gamasus  (Perg.)  decipiens. 

.">.  Macrocheies  (Géhol.)   mandibulams. 

6.  Macrocheles  (Géhol.)  alpinus. 

7.  Zercon  triangularis  var.  caudatus. 
s.  Zercon  perforatulus. 

!l.  Zercon  trigonus 

10.  Sphaerozetes  (Trichoribates)  principalis. 

11.  Sphaerozetes  (  Tectoribates)   undulatus. 

12.  Scutovertex  caelatus. 

I>ie  nachfolgenden  I  1  Alien,  die  der  mittelländischen  Unterregion 

gehören,  sind  bis  jetzt   nur  für  die  Alpen,  nicht   aber  für  das 

schweizerische  Mittelland  oder  für  den  .Iura,  nachgewiesen  wurden: 


106  Josef  Schweizer. 

1.  Gamasus  (Perg.J  parvulus  var.  dilatellus, 

2.  Eviphis  hallen. 

3.  Penthaleus  egregiiis. 

1.  Erythraeus  hercules  var.  iiinilis. 
ö.  .,  sabulosus. 

6.  .,  venvstissinms. 

7.  Rhyncholophus  plumipes. 

8.  Caeculus  echinipes. 

9.  Microtrombidium  (Enemotr.)  densipapillum. 

10.  Trombidium  megalochrium  var.  ticini. 

11.  Tanaupodes  passimpilosus. 

12.  Oribata  longi/plumus  var.  myrmophilus. 

13.  Damaeus  berlesei. 

14.  Tyroglyphus    siculus    (Lausanne    an    Stabheuschrecken- 

kulturen). 

Interessant  ist  ferner  das  Vorhandensein  von  Amenis  troisi, 
welche  Art  bis  jetzt  nur  für  Algier  und  Italien  bekannt  war.  Sie 
scheint  zwar  äusserst  selten  zu  sein,  denn  ich  fand  sie.  trotz  ihrer 
relativ  beträchtlichen  Körpergrösse  und  ihrer  charakteristischen 
Gestalt,  nur  ein  einzigesmal  und  nur  ein  einziges  Exemplar  im 
Basler  Jura. 

Eine  ähnliche  geographische  Verbreitung  weist  Rhyncholophus 
plumipes  auf.  Das  Vorkommen  dieser  Art  scheint  nur  auf  die 
Umgebung  von  Martigny  im  Wallis  beschränkt  zu  sein.  Ende 
der  siebziger  Jahre  von  Frey-Gessner  in  jener  Gegend  ziemlich 
häufig  konstatiert,  wurde  sie  im  Mai  1021  von  Herrn  Privatdozeut 
Dr.  Ed.  Handschin  von  Liestal  in  zwei  Exemplaren  bei  Branson- 
Follaterre  wieder  gefunden.  Die,  durch  ihre  Grösse,  namentlich 
durch  ihre  buschig  behaarten  Tarsen  des  4.  Beinpaares  auffallende 
Milbe,  kennt  man  nur  für  südlichere  Gegenden,  nämlich  Algier. 
Andalusien  und  Korfu. 

Ebenso  merkwürdig  wäre  das  Vorkommen  von  Microtrom- 
bidium ferociforme  in  der  Umgebung  von  Basel.  (Lange  Erlen.) 
Diese  Art  ist  nur  in  Ägypten,  in  der  Gegend  des  weissen  Xil  nach- 
gewiesen worden.  Da  mir  nur  ein  einziges  Exemplar  und  zudem 
kein  Vergleichsmaterial  zur  Verfügung  steht,  so  möchte  ich  diese 
Determination   vorderhand  mit   Reserve  aufgefasst  wissen. 

Auf  die  Verbreitung  von  Caeculus  echinipes.  welche  Gattung 
unter  den  Thrombidien  eine  isolierte  Stellung  einnimmt,  hat 
schon  Trägardh  aufmerksam  gemacht.  Sie  erstreckt  sich  aber 
ganz  Italien.  Sizilien,  Algier  und  das  alpine  Frankreich,  scheint 
in  den  Alpen,   namentlich   der  nivalen  Zone  allgemein   verbreitet 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  M>7 

zu  sein,  kommt  aber  nördlich  der  Alpen  nirgends  vor.  Auch  diese 
Art  fallt  durch  die  Grösse  und  durch  die  kräftige  Bestachelung 
der  zwei  vordem  Beinpaare  auf  und  könnte  heim  Sammeln  nur 
durch  Zufall  entgangen  sein. 

Die  3.  Gruppe  umfasst  diejenigen  Arten,  welche  der  Schweiz 
und  der  europäischen  Unterregion  angehören  und  deren  Einwande- 
rung in  das  untersuchte  Gebiet  von  Norden,  Osten  oder  Westen 
erfolgt  sein  muss.  Sie  zählt  49  Arten  oder  16°,ü.  nämlich  19  Gama- 
-iden.  •">  Thromhidien  und  24  Oribatiden. 

Die  4.  Gruppe  umfasst  die  nordisch-alpinen  Elemente,  die 
gleichzeitig  im  hohen  Norden  und  im  Hochgebirge  vorkommen, 
im  Zwischenraum  aber  fehlen  und  als  Überreste  einer  glacialen 
Mischfauna  aufgefasst  werden  können.  Als  solche  betrachte  ich 
'.>  Arten,  nämlich  6  Thromhidien  und  3  Oribatiden. 

Rhyncholophus  unidentatus. 

Podofhrombium  strandi. 

Eutrombiwm  frigidum. 

Microtrombidium  sucidum   var.   norvégiens. 

Microtrombidium  quadrispinum. 

Microtrombidium  simulans. 

Platynothrus  punetatus. 

Malaconoihrus  sphagnicola. 

Malaconoihrus  globiger. 

I»ie   "y.  Gruppe  umfasst  die  neubeschriebenen  Arten,  deren 

Herkunft    fraglich    ist.    Ob   es   sich    hier   um   autochthone  Formen 

■  ■der    um    Emigranten    handelt,    müssen    spätere  Untersuchungen 

eigen.    Sie  zählt  Kl  Gamasiden,  9  Thromhidien  und  S  Oribatiden. 

Neu  fur  die  Wissenschaft   sind: 

1.  Gamasus  (Gamasus)  handschini  Schweizer. 

2.  Gamasus  (Eugamasus)  zschokkei  Schweizer. 

3.  Gamasus  (Pergamasus)  probsti  Oudms.  (Männchen.) 

4.  Pachylaelaps  pectinifer  var.  magnus  Haibert  (Männchen), 
ö.   Pachylaelaps  laeuchli  Schweizer. 

ti.  Amblyseius  obtusus  vor.  alpinus  Schweizer. 

7.  Ameroseius  pseudocometa  Schweizer. 

s.  Lasioseius  (Lasioseius)  serratus  Haibert  (Männchen). 

9.  Lasioseius  (Lasioseius)   tenuipes  Haibert  (Männchen). 

10.  Zercon  triangularis  var.  echinatus  Schweizer. 

11.  Epierais  menzeli  Schweizer. 

12.  Uroseius  hunzikeri  Schweizer. 

1:!.    1  Hieb  i)iiropo<]n    f  Dinije)inraj    alpina   Schweizer. 
Kl.  Urodinychus  subterranus  Schweizer. 


les  .loset  Schweizer. 

lö.  Oribata  gracilis  var.  minor  Schweizer. 

16.  Oribata  tecta  var.  alpina  Schweizer. 

17.  Oribata  conjuncta   Schweizer. 

18.  Oribata  pseudofusiger  Schweizer. 

19.  Oribata  carli   Schweizer. 

20.  Cepheus  nivalis  Schweizer. 

21.  Notaspis  exilis  var.   mur/data   Schweizer. 

22.  Tripochthonius  trichosus  Schweizer. 

23.  Erythraeus  hercules  var.   nivalis  Schweizer. 

24.  Diplofhrombium  longipes  Schweizer. 

25.  Diploikrombium   walteri  Schweizer. 

26.  Diploihrombium  bland  Schweizer. 

27.  Microtrombidium  pusillum  (Herrn.)  var.  minor.  Schweizer. 

28.  Microtrombidium  simulons  Berl.  var.  minor.  Schweizer. 
2'.).    Microtrombidium  simulans  Berl.  var.  parvulus  Schweizer. 

30.  Microtrombidium  berlesei   Schweizer. 

31.  Trombidium   megalochrium   var.  ticini  Schweizer. 


Literatur-Verzeichnis. 

1.  Bäbler,    E.     Die   wirbellose,   terrestrische   Fauna   der   nivalen    Region.     Rev. 

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Patavii,  Floren  tiae,"  1882-1892. 
:!.         ibid..  Ordo  Mesostigmata  (Gamasidae),   1882—1892. 

4.  -    ibid..  Ordo  Prostiginata  (Thrombidiidae),   1882-1893. 

.5.  -    Ibid..  Ordo  Cryptostigmata  (Oribatidae),  1882  -1S9H. 

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7.  —   Acari  nuovi.  Manipulus  II.     Redia  I,   1903. 

8.  —    Aeari  nuovi.  Manipulus  III.    Redia  II,   1904. 

9.  Acari  nuovi.  Manipulus  IV.    Redia  II,   1905. 

10.  —   Acari  nuovi,  Manipulus  V.     Redia  II,   1905. 

11.  -   Acari  nuovi.  Manipoli  V— VI.    Redia  VI,   1910. 

12.  -    Acari  nuovi.  Manipoli  VII— VIII.    Redia   IX.   1913. 

13.  —   Acari  nuovi.  Manipulus  IX.    Redia  X.    1914. 

14.  Diagnosi  di  aleune  nuovi'  specie  de   Acari  italiani,    mirmecofili   e   liberi. 
Zool.  Anz.  Bd.  XXVII,    1903. 

15.  —   Acari  mirmecofili.    Redia  I.   1904. 

Hi.         Monografia  del  genere  Gamasus  Latr.    Redia  III.   1906. 
17.   —    Elenco  di  generi  e  specie  nuovi.     Redia  V,    1908. 
In.    —    Lista  di  nuove  specie.    Redia  VI,   1910. 

19.  Thrombidiidae.    Prospetto  dei   generi  e  delle  specie   finora   noti.     Redia 
VIII.   1912. 

20.  —  Centuria  prima  di  Acari  nuovi.    Redia  XII,   1917. 

21.  —   Centuria  seconda  di  Acari  nuovi.    Redia  XII,   1917. 

22.  —   Centuria  terza  di  Acari  nuovi.    Redia   XII,   1917. 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  109 

2.3.   Heile«.  A.   Centuria  quarts  di  Acari  nuovi.     Redia   XIII,   1918. 

24.  Intorno  agli    l'ropodidae.     Kedia   XIII.    Hl  IN. 

25.  Berlese,  .1.  et  Leonardi,  G.,  Acari  sudamericani.     Zool.  An/..  Bd.  XXV.  1901. 

26.  Bonnet,  .1.    Gamasides  cavernicoles.   Anh.  zool.  Exp.  Gén.  Tome  VIII,  1911. 

27.  Caneslrini,  G.   und   Kramer,   1'.    Demodicidae  und  Sarcoptidae.    Das  Tier- 

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28.  Chinaglia,  Leopolde    Revisione  del  gen.  Hydrozetes  Berl.    Redia  XII.  1917. 

29.  Hauer,  G.    Acarinologisches   I    ':  Arch.   Naturg.   1880. 

30.  Acarinologisches  II    '.'  Ibid. 

31.  -   Die  Milben  als  Parasiten  der  Wirbellosen.    Arch.  Naturgeseh.   1880. 

:>2.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Milbenfauna  Württembergs.  Xaturw.  Jahres- 
berichte XXXVII 1.   1SS2. 

33.   --   Beschreibung  einiger  neuer  Milben.  Arch.  Naturgeseh.  Jahrg.  50,  Bd.  T,  I8S4. 

'M.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  schweizerischen  Milbenfauna.  Vierteljahresschr. 
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4:i.         Über  Gamasiden.    Arch.   Xaturgesch.  LXVIII,   1882. 

44.   Mègnin,    V.     La    Faune  des  cadavres.     Encyclopédie  scientifique  des   Aide- 
Mémoire.    Paris  1894. 
40.   Michael,  A.  D.    British  Oribatidae.    Ray.  Soc.  London  1883-1887. 

46.  —   Oribatidae.    Das  Tierreich.    3.   Lief.  Acarina.  Berlin   1898. 

47.  Munie:,  H.    Acariens  observés  en  Fiance  (première  liste).    Hev.  Biol.  du  Nord 

de  la  France.  III,   1890. 

48.  Neumann,   !..  '■'.     [xodidae.    Das  Tierreich.    26.   Lief.  Acarina.  Berlin  1911. 
19.   tfordenskjöld,  E.    Zur  Kenntnis  der  Oribatidenfauna  Finnlands.    Acta  Soc. 

pro  Fauna  et  Flora  Fennica.  XXI.   1901. 
50.  Oudemans,  A.  C.    Notes  on  Acari.    I81  série.    Tijdschr.  v.  Entom.  XXXIX, 

1897. 
öl.  Further   notes   on    Acari.     2'1   série.     Tijdschr.    v.    Entom.    X  LI  II,    1900. 

52.         Xotes  on  Acari.    3rd  série.    Tijdschr.  Nederl.   Dicrk.  Ver.  VII  (2).   1901. 
ö.'i.         Notes  on  Acari.    4«'  série.    Tijdschr.  Xederl.  Dierk.  Ver.  VII  (2).   1903. 

54.  Xotes  on  Acari.    5"'  série.    Tijdschr.   v.   Entom.    XLV,    1903. 

55.  —   Notes  on  Acari.    6"'  série.    Tijdschr.  v.  Entom.  XLVI,   1903. 

56.  Notes  on  Acari.    7'"  série.    Tijdschr.  Xederl.  Dierk  Ver.  VIII  (2).   19(12. 

57.  Notes  on  Acari.    8">  série.    Tijdschr.  Nederl.  Dierk  Ver.   VIII  (2).   Ulli:;. 

58.  —   Acariden   von   Borknin   und  Wangeroog.   „Notes   on  Acari."   IX.    Serie. 

Abh.   Xat.   7er.    Bremen  XVIII,   1904. 

59.  Notes  mu   les  Acariens.    Xe  série.  Parasitidae.  Tbrombidiidae  et  Oriba- 
tidae d'Italie.    Mém.   Soc.  Zool.  France  XVI,  1904. 

60.  -     Notes  on  Acari.     11"'  série.    Tijdschr.  v.  Entom.   XLVI,    1904. 

61.  -     Notes  on  Acari.    12'»  série.    Tijdschr.  Xederl.  Dierk.  Ver.  VIII  (2),  1905. 

62.  -    Notes   mi    Acari.      13th   série.     Tijdschr.    v.    Entom.    XLVII.    1905, 


110  Josef  Schweizer. 

63.  Oudemans,  A.  G.  und    Voigts,    H.     Notes  on   Acari.     14m   série.     Tijdschr. 

v.   Entom.  XLVIII,  1905. 

64.  -   Notes  on  Acari.    15'"  série.    Tijdschr.  v.  Entom.   LI,  1908. 

65.  -  List  of  Dutch  Acari.    First  Part,    Tijdschr.  v.  Entom.  XXXIX.   1896. 

66.  -  New  List  of  Dutch  Acari.   First  Part,   Tijdschr.  v.  Entom.  XLIII,  1900. 

67.  —    Bemerkungen  über  Sanremeser  Acari.    Tijdschr.  v.  Entom.  XLIII.  1901'. 

68.  —   New  List  of  Dutch  Acari.    Second  Part.   Tijdschr.  v.  Entom.  XLV,  1902. 

69.  —   Die  bis  jetzt  bekannten  Larven  von  Thrombidiidae  und  Erythraeidae  etc. 

Zool.  Jahrbücher.  Suppl.-Bd.  14,   Heft   1,   1912. 

70.  —   Suctoriologisch.es  aus  Maulwurfsnestern.    Tijdschr.  v.  Entom.  LVI,  1913. 

71.  —   Acarologisches  aus  Maulwurfsnestern.    Arch.  Naturgesch.,  Jahrg.  79  A. 

Heft  8,  1913. 

72.  —   Acarologisches  aus  Mauhvurfsnestern.    Arch.  Naturgesch.,  Jahrg.  79  A, 

Heft  9,  1913. 

73.  -      Acarologisches  aus  Mauhvurfsnestern.    Arch.  Naturgesch.,  Jahrg.  79  A. 

Heft  10,   1913. 

74.  —   Beschrijoing  van  een  weinig  bekende  en  drie  nieuwe  soorten  van  Anoetus. 

Tijdschr.  v.  Entom.  LVII,   1914. 

75.  -     Notizen   über  Acari.     XXI.    Reihe   (Parasitidae).     Tijdschr.   v.   Entom. 

LVIII,   1915. 

76.  —    Notizen   über   Acari.     XXII.    Reihe   (Parasitidae).     Arch.    Naturgesch.. 

Jahrg.  81   A,  Heft  1,   1915. 
76a  —   Notizen  über  Acari.   26.  Reihe  (Oribatoidea).   Archiv  i.  Naturgesch.  1917. 

77.  Oudemans,  A.  ('.  und  Voigts,  H.   Zur  Kenntnis  der  Milbenfauna  von  Bremen. 

Abh.  Nat.  Ver.  Bremen,  XVIII,  1904. 

78.  Paoli,  G.    Monografia  del  genere  Dameosoma  Berl.  et  generi  affini.    Redia 

V,   1908. 

79.  Poppe,  8.  A.    Nachtrag  zur  Milbenfauna  der  Umgegend  Bremens  (mit  Bei- 

trägen von  Dr.  A.  C.  Oudemans).    Abh.  Nat.  Ver.  Bremen,  XIX,  1909. 

80.  Roder,   E.     Eine  schädliche,  neue   Uropoda-Art.     Acta   Soc.   pro  Fauna  e 

Flora  Fennica,  27,  No.  5,   1905. 

81.  Sellnicl;   M.    Die  Tardigraden  und   Oribatiden  der  ostpreussischen  Moos- 

rasen.    Sehr.   d.    Phys. -Ökonom.    (!es.   Königsberg   XLIX.    1908. 
S2.  Siij.   Thor.    Forste  undersögelse  af  Norges  Thrombidiidae.    C'hra.  Vidensk. 
Selsk.  Forh.   1900,  No.  2. 

83.  —   Forste  undersögelse  af  Norges  Rhyncholophidae.    Chra.  Vidensk.  Selsk. 

Forh.   1900,  No.  3. 

84.  —  Zur   Systematik  der  Acaridenfamilie   Bdellidae.    Verh.   d.   K.   K.   zool. 

bot,   Ges.  Wien,   1902. 

85.  -   Norwegische  Bdellidae  I.    Zool.  Anz.  Bd.  XXVIII,  No.  3,   1904. 

86.  -   Norwegische  Bdellidae  II.    Zool.  Anz.  Bd.  XXIX,  No.  7,  1905. 

86a   —   Über  die  Acarina  der  russischen  Polarexpedition   1900—1903.    Peters- 
burg 1908. 

87.  —   Verzeichnis    der     in     Norwegen    gefundenen    Eupodidae.     Zool.     Anz. 

Bd.  XXXIX.  No.  516,   1912. 

88.  —   Norwegische  Anystidae  I.    Norwegische  C'unaxidae  und  Cheyletidae  I. 

Zool.  Anz.  Bd.  XXXIX.  No.   11/12,  1912. 

89.  —   Biscirus  gen.  nov.    Eine  neue  Bdelliden- Gattung  und  zwei  neue  Unter- 

gattungen.   Zool.  Anz.  Bd.  XLII,  No.  1,   1913. 

90.  Trägardh,  ./.    Beiträge   zur  Fauna  der  Bären- Insel.    Königl.  So.  Vet.  Akad. 

Handl.  XXVI,   1900. 


Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz.  1 1 1 

91.  Trâgàrdh,  ./.  Revision  der  von  Thorel]  aus  Grönland,  Spitzbergen  und 
der  Bären-Insel,  und  von  L.  Koch  aus  Sibirien  und  Novaja  Semlja 
beschriebenen  Acariden.    Zool.  Anz.   XXV.   1901. 

;t2.  Zur  Kenntnis  der  litoralen  Arten  der  Gattung  Bdella  Latr.  Königl.  So. 
Vet.   Akad.  Handl.  XXVII.   1902. 

93.  Beiträge  zur  Kenntnis  der  schwedischen  Acariden-Fauna  I.  Königl.  So. 
Vet.  Akad.  Handl.  XXVII.   1902. 

94.  —   Monographie  der  arktischen  Acariden.     Fauna  Arctica   [V,    1  !» »4. 

95.  —   Acariden  aus  dem  Sarekgebirge.    Naturw.   Unters,  d.   Sarekgebirges  in 

Schwedisch- Lappland  IV,  Zoologie,   1910. 

96.  —  Biospeologica  XXII.    Acari  (lst  série).    Arch.  zool.  Exp.  Gén.  \'I1I  (5), 

1912. 
!>7.    Vitzthum.    Neue  myrmecophile  Milben.    Zool.  Anz.  Bd.  50,  1919. 

98.  Voigts,   II.     Verzeichnis  der  in  der   nähern   Umgebung  von   Göttingen   ge 

sammelten  Milben.    Zool.  Anz.    Bd.  XXV.   1902. 

99.  Wasmann,  E.    Über  einige   myrmecophile   Acariden    I.   Zool.  Anz.  Xo.  531 

1897. 
100.   —   Über  einige  myrmecophile  Acariden  II.    Zool.  Anz.   Xo.  541,   1897. 

Zoologische  Anstalt  der  Universität  Basel,  Januar   1920. 


Fig'urenerklärung\ 
Tafel    I 

Fig.   1.     Gamasus    (Garn.)    handschini    Schweizer,    q.    la   dorsales    Habitusbild; 

lb  zweites  Bein:   le-   d   Epistom;   le  Mandibel;   lf  Corniculus  labialis. 
Fig.  2.     Gamasus    (Gam.)    handschini    Schweizer.    Ç.     2a   dorsales    Habitusbild; 

2b  Mandibel;  2c  Epistom;  2d  Genitalschild. 
Fig.  .'!      Gamasus  (Eng.)   zschokkei  Schweizer,  <y.    3a  Dorsalansicht;  3b  zweites 

Bern;  3c  Mandibel;  3d  Corniculus  labialis;  3e  Epistom. 
Fig.  4.     Gamasus  (Eug.)  zschokkei  Schweizer,  <j>.   4a  Dorsalansicht;  4b  Mandibel  ; 

4c   Epistom;  4d   Genitalschild. 
Fig.  5.     Gamasus    (Perg.)   probsti   Oudem.   <J.     5a   zweites    Bein;   51>   Mandibel; 

5  c  Epistom. 
Fig.  6.     Gamasellus  (Protolaelaps)  aster  Berl.    j.    (ia  Ventralansicht;  6b  zweites 

Bein;  6c  Mandibel;  lid    Epistom. 
Fi>_r.  7.     Gamasellus  ( Protolaelaps)  aster  Berl.   ?.   7a  Dorsalansicht;  7b  Mandibel; 

7  c   Epistom. 
Fig.   B.     Pachylaelaps    laewMi    Schweizer,    $.     8a    ventrales    Habitusbild;     8b 

zweites  Bein;    8c  Mandibel;    8d  Epistom. 
9.     Macrocheies    (Geholaspis)     mandibularis     Berl.     9a     Dorsalansicht;    9b 

Mandibel;     9c    Epistom. 

Tafel    II. 

Fig.   10.  Amblyseius  obtusus  vax.  alpinus  Schweizer.  Ventralansicht. 

Fig.    II.   Aiiifrn-ieiii-i  psaitloroiiiptii   Schweizer.     IIa   Dorsalansicht;     IIb  Ventral 

ansieht;     11c  Mandibel. 
Fiu.    12.   I.ti.<i<isi-in$    f Litxioseius)    serratus    (Halb.)    Berl.     J,    12a    Dorsalansicht; 

12b  Ventralansicht;    12c  Mandibel. 


I  12  Josef  Schweizer. 

Fig.  13.  Lasioseins  (Lus.)  linni/ips  (Halb.  )  j.  13a  Dorsalansicht;  13  b  Ventral- 
ansicht;    13c  Mandibel;     13d   Epistom. 

Fig.   14.  Zercon  triangularis  var.  echinatus  Schweizer.  Dorsalansicht. 

Kin.   15.  Epicrius  geometricus  C.  et  F.   15a  2;  15b  3;  Ventralansicht. 

Fig.   16.  Epicrius  menzeli  Schweizer.    16a  (J;  16b  2;  Ventralansicht. 

Fig.   17.   Uroseius  hunzikeri  Schweizer.     17a  £;    17b  2;  Dorsalansicht. 

Fig.    18.   Trachyuropoda  (Dinychura)  alpina  Schweizer  (J.    Dorsalansicht. 

Fig.  lit.  Urodinychus  svhlerranus  Schweizer.  2.  19a  Dorsalansieht;  19b  V'entral- 
ansicht;   19c   .Mandibel. 

Tafel   III. 
Fig.  20.  Oribata  gracüis  Mich. 
Fig.  21.  Oribata  gracüis  var.  minor  Schweizer. 
Fig.  22.  Sphaerozetes  (Tectoribates)  undulatus  Berl. 
Fig.  23.  Oribata  tecfa  Mich.  var.  alpina  Schweizer. 
Fig.  24.  Oribata  conjuncta   Schweizer. 
Fig.  25.  Oribata  pseudofusiger  Schweizer. 
Kit;.  26.  Oribata  carli  Schweizer. 
Fig.  27.  Cepheus  nivalis  Schweizer.   27a  dorsales  Habitusbild;   27  b  Hautstruktur; 

27c    Lamelle;     27 d    Pseiidostigmata;     27 e    4.    Bein;      27 f    Palpe;     27g 

Mandibel. 
Fig.  28.  Notaspis  ezilis  Nie.  var.  maculatus  Schweizer. 
Fig.  29.  Notaspis  furcillata   Nordensk. 
Fig.  30.   Damaeus  femoratus  C.   L.   Koch.    30a  Céphalothorax;    30b     Tibia  und 

Tarsus  des  1.   Beines. 
Fig.  31.   Dameosoma  fasciatum  Paoli. 
Fig.   32.    Tripochthonius  trichosus  Schweizer. 

Tafel  IV. 
Fig.  33.   Diplothrornbium  Umgipes  Schweizer.    33a  Crista:    33b  Tibia  und  Tarsus 

des  1.  Beines;    33c  Körperhaare. 
Fig.  34.  Diplothrornbium    walteri    Schweizer.     34a   Crista;    34b    Sinneshaar;   34c 

Abdominalhaare;    34d    Palpe.    Innenseite;    34e    distale    Palpenglieder 

Aussenseite;  34  f  Tibia  und  Tarsus  des   1.   Beines. 
Fig.  35.    Podothrombium  bland  Schweizer.    35a  Palpe.  Aussenseite;    35b  distale 

Palpenglieder,  Innenseite;    35c  Tibia  und  Tarsus  des   1.   Beines;    35 d 

Körperhaare. 
Fig.  36.   Microtrombium  pmillum  (Herrn.)  var.  minor  Schweizer.  Tibia  und  Tarsus 

des  1.  Beines. 
Fig.  37.   Microtrombium  feroeiforme  (Trag.)    37a  Tibia  und  Tarsus  des  1.  Beines; 

37b     distale     Palpenglieder.     Innenseite;     37c     distale     Palpenglieder, 

Aussenseite. 
Fig.  38.   Microtrombidium  simulons  Berl.   var.  minor  Schweizer.    38a  Tibia  und 

Tarsus  des  1.  Beines;  38b  distale  Palpenglieder.  Innenseite;  38c  distale 

Palpenglieder,   Aussenseite;    38d   Körperhaare. 
Fig.  39.   Microtrombium    simulons    Berl.    var.    parvulus    Schweizer.     39a    Tibia 

und  Tarsus  des   1.   Beines;  39b  distale  Palpenglieder,  Innenseite;    39c 

distale  Palpenglieder,   Aussenseite;    39d  Körperhaare. 
Fit:.  40.  Microtrombidium  berlesei  Schweizer.    40a  Körperhaare;  40b  Tibia  und 

Tarsus  des  1.  Beines;  40c  Geschlechtsöffnung. 

Manuskript  eingegangen  30.  Oktober  1921. 


,  ,    terrestrische  Mill**nt"auna  der  Schweiz 


Verhandlungen  der  S'aturf.  GesetlseUAft  m  K<»sH 
D.l   XXXlll   Tafel  I 


■'  Schweizer  de] 


<it'.i|.Ii   AlWI  W  V»pnrpmniii|»i" 


Schweizerische    Acariden 


i  Tafel  M 


I  ^jmH/ftr  Terrestrische  Mllbenfaunu  der  Schweiz 


Verhandlungen  «1er  Xnturf.  Gesellschaft  inBasel 
D.l   XXX11I  Tafel  II 


■'  Schweizer, del. 


Graph  Anul  W  Wm/iTmiwi  Bin 


Schweizerische   Ac ariden 

(  Tafel    n.l 


I  Schweizer  rerrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz 


Verhandlungen  der  V.imi  Gesellschaft  inBaael 
Bd    XXXIII  Tafel  III 


1  ^  hwetzer  del 


llfnph   AnilWVtiiKTiIHIilillwl 


Schweizerische   Acariden 

(  Tnrel   UN 


r   Terrestrische  Milbenfauna  der  Schweiz 


Vrrhiuidhimjen  dev  Kahirr  Ciesellsrlmfl  in  Basel 
B<i    \WIII  T„M  |\ 


■'  &  tiweizer  del 


Schweizerische   Acariden 

(  Tafel  IV  I 


Ot*aph   \»*t  w  WsaMrmani 


Ueber  die  blaue  Randsichel  bei  partiellen  Mondfinsternissen. 


Von 
Paul  Sarasin. 


Die  partielle  Mondfinsternis  vom  16.  Oktober  1921  war 
ausserordentlich  klar  sichtbar,  so  das*  es  einen  besonderen  Gennss 
ährte,  sich  hinzusetzen  und  dieselbe  mit  einem  Zeiss'schen 
Prismenglas  behaglich  zu  beobachten.  Als  um  Mitternacht  die 
von  der  Sonne  noch  beschienene  weisse  Kalotte  des  Mondes  ihre 
g<  ringste  Ausdehnimg  erreicht  hatte,  erschien  der  von  der  Sonne 
nicht  beschienene  Körper  unseres  Trabanten  in  der  schon  den  Alten 
bekannten  dunkelroten  Kupferfarbe  mit  einem  Stich  ins  Orange, 
der  Widerschein  der  von  den  Sonnenstrahlen  reflektorisch  erleuch- 
teten  Erdatmosphäre,  die  offenbar  für  einen  auf  dem  Monde 
befindlich  gedachten  Beobachter  in  der  Färbung  eines  glühenden 
Abendrotes  erstrahlte,  glühend  genug,  um  die  Oberfläche  des 
Mondes  in  ein  sattes  rotes  Licht  zu  tauchen;  denn  die  Sonnen- 
strahlen,  welche  die  Atmosphäre  horizontal  durchscheinen  -  und 
nur  solche  kommen  bei  einer  Mondfinsternis  in  Betracht  —  färben 
die  unteren,  mit  Wasserdampf  beladenen  Schichten  derselben  rot 
bis  zu  orange  und  gelb  hin,  die  Erscheinung  der  Morgen-  und  Abend- 
röte, für  i leren  Erklärung  mehrere  Theorien  aufgestellt  worden 
sind,  und  dieses  Feuerrot  gelangt  infolge  der  Refraktion  durch  die 
Atmosphäre  auf  den  Mond.  Was  jedoch  am  meisten  meine  Auf- 
merksamkeit auf  sich  zog,  das  war  eine  dem  Innenrande  der  weissen 
Sichel,  der  von  der  Sonne  beschienenen  Kalotte  also,  entlang 
ziehende  blaue  Umrahmung,  eine  im  duftigsten  Blau  erstrahlende, 
zwischen  dem  roten  Körper  und  der  weissen  Sichel  sich  hinziehende 
blaue  Sichel,  wie  ich  diese  Erscheinung  nennen  will.  Sie  ist 
als  solche  ebenfalls  bekannt,  wenn  auch  nicht  so  allgemein  wie  die 
rote  P'arbe  des  verfinsterten  Mondes,  und  sie  ist  zweifellos  eine 
reale  Erscheinung  und  nicht  etwa  die  Folge  einer  chromatischen 
Aberration  der  Linsen  des  Instrumentes. 

Ich  machte  mir  nun  meine  Gedanken  darüber,  was  wohl  die 
Natur  der  blauen  Sichel  sein  könnte,  die  auch  dadurch  gekenn- 
zeichnet schien,  dass  das  Blau,  soweit  es  gerade  den  Rand  der 

8 


114  Paul  Sarasin. 

weissen  Sichel  bildet,  am  intensivsten  erstrahlte,  während  es  sich 
nach  dem  Rot  hin  in  allmählicher  Abschwächung  verlor,  und  da 
fiel  mir  besonders  das  eigentlich  als  duftig  zu  bezeichnende  Wesen 
des  Phänomens  auf,  es  erschien  wie  ein  in  gewisser  Entfernung 
über  der  Oberfläche  des  Mondkörpers  schwebender  blauer  Schleier, 
und  als  ich  nach  einer  Erscheinung  suchte,  die  sich  damit  könnte 
vergleichen  lassen,  kam  mir  allein  das  Blau  des  Himmels  zu  Sinne, 
und  damit  fiel  mir  mit  einem  Mal  der  Gedanke  zu  :  sollte  nicht  diese 
blaue  Sichel  die  von  hinten  her  schräg  beleuchtete  Atmosphäre 
des  Mondes  sein,  das  Himmelblau  des  Mondes,  vom  grellen  Lichte 
der  beschienenen  Oberfläche  desselben  horizontal  getroffen  und 
dadurch  auf  dem  roten  Grunde  des  verdunkelten  Mondkörpers  zum 
blauen  Aufleuchten  gebracht?  Denn  gerade  dadurch,  dass  das 
Licht  diese  hypothetische  Atmosphäre  horizontal  oder  allgemeiner 
ausgedrückt,  in  schräger  Richtung  durchdringt,  würde  eine  mög- 
lichst grosse  Mächtigkeit  dieser,  ja  zweifellos  äusserst  dünnen  Luft- 
masse durchschienen,  und  es  würde  dadurch  ein  etwaig  vorhandenes 
zartestes  Himmelblau,  das  bei  Betrachtung  senkrecht  von  oben  her 
unsichtbar  bleibt,  durch  Verstärkung  zur  Wahrnehmung  gelangen. 

Als  ich  mich  nun  in  der  Literatur,  soweit  sie  mir  auffindbar 
und  zugänglich  war,  Rats  erholen  wollte,  war  ich  überrascht,  dieses 
Phänomen  fast  völlig  übergangen  zu  finden;  so  z.  B.  beschreiben 
Beer  und  Mädler  genau  die  Röte  des  verfinsterten  Mondes,  sagen 
aber  kein  Wort  von  der  blauen  Sichel  (2,  p.  139  ff.)  und  auf  einer 
farbigen  Abbildung  einer  partiellen  Mondfinsternis,  die  der  Ver- 
fasser J.  Müller  als  ,,eine  möglichst  treue  Darstellung"  bezeichnet 
(11,  p.  188,  Atlas  Tab.  13),  findet  sich  die  blaue  Sichel  auch  nicht 
einmal  angedeutet,  insofern  die  weisse  Sichel  dem  Rot  unmittel- 
bar anliegend  gemalt  erscheint.  Nasmyth  und  Carpenter  (12), 
welche  die  Existenz  einer  Atmosphäre  auf  dem  Mond  bestreiten, 
schreiben:  „Wenn  er  eine  Atmosphäre  hätte,  so  dürften  wir  er- 
warten, dass  der  auf  den  Mond  geworfene  Erdschatten  während 
einer  Mondfinsternis  von  einer  Art  heller  Zone  oder  einem  Hute 
umgeben  wäre.  Wir  brauchen  kaum  zu  sagen,  dass  eine  solche 
Erscheinung  sich  niemals  gezeigt  hat."  Da  endlich  auch  in  Neir- 
comb-Engelmanns  populärer  Astronomie,  deren  fünfte  Auflage, 
bearbeitet  von  Kempf,  1914  erschienen  ist  (14),  bei  der  Beschreibung 
von  Mondfinsternissen  die  blaue  Sichel  nicht  erwähnt  wird,  so 
darf  wohl  geschlossen  werden,  dass  diesem  Phänomen  bisher  nur 
geringe  Aufmerksamkeit  geschenkt  worden  ist. 

In  Mädler*  populärer  Astronomie  (9,  p.  177)  findet  sich  in- 
dessen doch  folgende  kurze  Angabe  darüber:  „Wenn  die  totale 
Finsternis  herannaht,  so  zeigt  sich  schon  überall  Roth,  nur  nach 


Blavu-  Randsichel  bei  partiellen  Mondfinsternissen.  115 

der  Seite  des  letzten  Lichtes  zu  bemerkt,  man  ein  Graublau." 
Und  er  fährt  fort:  „Bricht  endlich  an  der  Ostseite  der  erste  Sonnen- 
strahl wieder  hervor,  so  zeigen  sich  die  Phänomene  in  umgekehrter 
Ordnung.  Bei  totalen  Mondfinsternissen  kommen  gewöhnlich  die 
gerade  an  der  Ostseite  liegenden  Spitzen  des  hohen  Randgebirges 
d'Alembert  zuerst  an  die  Reihe.  Ein  zartes  blaues  Licht  zeigt 
sich  auf  diesen  Hochgipfeln  und  verbreitet  sich  von  ihnen  in  die 
umliegenden  Täler." 

Es  ist  möglich,  dass  dieses  blaue  Licht  durch  direkte  horizon- 
tale Sonnenbestrahlung  der  Mondatmosphäre  kurz  vor  dem  Weg- 
gehen des  Erdschattens  hervorgerufen  wird;  dann  würde  das  Blau 
auf  dem  dunkeln  Hintergründe  des  Nachthimmels,  bei  gleichzeitiger 
Abbiendung  der  beschienenen  Mondoberfläche  durch  den  Erd- 
schatten, sichtbar.  Mädler  sagt  dazu:  „man  ist  geneigt,  es  schon 
für  direktes  Sonnenlicht  zu  halten  und  das  Ende  der  totalen  Finster- 
nis zu  notieren,  überzeugt  sich  aber  zwei  oder  drei  Minuten  später, 
dass  man  sich  getäuscht  habe."  Auf  diese  Feststellung  des  zarten 
blauen  Lichtes  auf  dem  d'Alembert- Gebirge  werde  ich  unten 
zurückkommen. 

Eingehender  hat  sich  J.  F.  J.  Schmidt  (16,  p.  35)  mit  dem  bei 
den  Mondfinsternissen  hervortretenden  farbigen  Phänomen  be- 
schäftigt; er  lässt  sich  darüber  folgendermassen  vernehmen: 
„Gegen  das  Centrum  des  Erdschattens  nimmt  die  Dunkelheit  er- 
heblich zu.  Die  Ränder  des  Halbschattens  sind  licht  bräunlich, 
ganz  verwaschen  und  in  grossen  Finsternissen,  namentlich  kurz  vor 
dem  Anfange  und  gleich  nach  dem  Ende  der  Totalität,  von  sehr 
schöner  himmelblauer  Farbe  umflossen.  Dass  die  Strahlen- 
brechung der  Erdatmosphäre  die  Hauptsache  dieser  Erscheinung1) 
sei,  wie  schon  in  älteren  Zeiten  vermutet  wurde,  ist  nicht  zu  bezwei- 
feln, indessen  ist  eine  durchaus  genügende  Erklärung  aller  Varia- 
tionen der  Farbe  noch  nicht  gefunden."  Er  fügt  bei:  „eine  grossi1 
Mondfinsternis  gehört  zu  den  schönsten  Phänomenen  des  Himmels; 
seit  man  erkannt  hat,  dass  sie  zu  rein  astronomischen  Zwecken 
ungeeignet  sei,  hat  man  sie  ungeachtet  des  erheblichen  physi- 
kalischen Interesses  ganz  vernachlässigt." 

In  der  Angabe  von  Schmidt:  „kurz  vor  dem  Anfang  und  gleich 
nach  dem  Ende  der  Totalität"  erinnere  ich,  dass  hiemit  die  weisse 
Sichel  gemeint  ist;  der  Moment  kurz  vor  der  Totalität  und  gleich 
nach  ihrem  Ende  entspricht  einer  partiellen  Mondfinsternis. 

Ich  schalte  hier  ein,  dass  es  Erwähnungen  von  Mondfinster- 
nissen natürlich  in  Menge  gibt;  so  schreibt  A.  Danjon  (3):    „j'ai 


M  Gemeint  ist  die  Gesamtfärbung  des  verdunkelten  Mondkörpers. 


116  Paul  Sarasin. 

formé  un  catalogue  d'environ  150  éclipses  dont  la  description 
physique  précise  a  été  conservée  et  dont  les  plus  anciennes  remon- 
tent à  Tycho  Brahé." 

Lange  Zeit  galt  der  Satz  als  feststehend,  dass  dem  Monde  jede 
Spur  einer  Atmosphäre  fehle;  bei  Betrachtung  des  Mondrandes 
erscheinen  die  Schatten  der  Unebenheiten  dieses  Himmelskörpers, 
seiner  Gebirgsketten,  Ringgebirge  und  Vulkane,  von  ungemilderter 
Schwärze;  keine  Dunsthülle  legt  sich  über  die  grellen  Lichter  und 
harten  Schatten  und  bei  Sternbedeckungen  vermisste  man,  wenig- 
stens längere  Zeit,  jede  Refraktion  des  Lichtes. 

Hierüber  haben  aber  die  Anschauungen  eine  Änderung  er- 
fahren. So  fand  Airy  doch  eine  horizontale  Refraktion  des  Lichtes 
bei  einer  Sternbedeckung  mit  dem  allerdings  sehr  kleinen  Betrag 
von  1  Bogensekunde  (13,  p.  17);  nach  andern  Forschern  aber  ge- 
langte  man  bis  zu  einer  Bedeckungsretardierung  von  5 — 10  Zeit- 
sekunden  (13,  p.  18).  Ich  zitiere  dafür  nur  die  folgenden  Sätze 
ausNeison:  „alle  Astronomen,  welche  viel  Zeit  und  Aufmerksamkeit 
auf  die  detaillierte  Prüfung  der  Mondoberfläche  verwandt  haben, 
erkannten  mehr  oder  weniger  dieselben  Anzeichen  der  Existenz 
einer  feinen  Mondatmosphäre."  (13,  p.  14.)  „Diese  Atmosphäre 
ist  alier  durchaus  nicht  unbedeutend,  und  ihre  Masse  ist  im  Ver- 
hältnis zu  der  ihres  Planeten  nur  wenig  geringer  als  ein  Viertel  von 
derjenigen  der  Erdatmosphäre  und  muss  selbst  für  eine  einzelne 
Quadratmeile  auf  der  Oberfläche  auf  Millionen  von  Tonnen  ge- 
schätzt werden"  (13,  p.  20).  „Gegenwärtig  kann  mit  einiger 
Wahrscheinlichkeit  angenommen  werden,  dass  die  Mondatmosphäre 
etwa  ein  Drei-  bis  Vierhundertstel  der  Dichte  unserer  Erdatmo- 
sphäre besitzt  und  fähig  ist,  fast  ebenso  mächtige  Wirkung  auf  die 
Oberfläche  des  Mondes  auszuüben,  als  die  der  Erde  bei  uns,  dass 
sie  ferner  in  ähnlichem  Verhältnis  zur  Masse  des  Mondes  steht, 
wie  die  Erdatmosphäre  zur  Masse  der  Erde  und  dass  sie  endlich 
hinreicht,  die  Bildungen  der  Mondoberfläche  merklich  zu  modi- 
fizieren." 

In  jedem  Fall  aber  ist  die  Mondatmosphäre  von  äusserster 
Dünne,  und  deshalb  bleibt  sie  vollständig  unerkennbar,  wenn  wir, 
wie  dies  bei  allen  Mondbeobachtungen,  vom  ersten  bis  zum  dritten 
Viertel  gerechnet,  der  Fall  ist,  mehr  oder  weniger  senkrecht  auf 
sie  hinabblicken.  Der  hypothetische  blaue  Schleier  muss  so  äusserst 
zart  sein,  dass  er  auf  der  beschienenen  Oberfläche  des  Mondes 
ganz  unerkennbar  bleibt;  ist  ja  docb  das  Mondlicht  so  blendend 
hell,  dass  es,  wenn  tagsüber  vom  Halbmond  herabstrahlend,  sogar 
das  Himmelsblau  der  irdischen  Atmosphäre  überblendet  und  ent- 
färbt, ja  eigentlich  durchschlägt.  Nun  fehlt  es  aber  bei  den  Mond- 


Blaue  Randsichel  bei  partiellen  Mondfinsternissen.  117 

phasen  nicht  an  einer  Analogie  zu  den  Verfinsterungen,  und  zwar 
tritt  uns  dieselbe  zur  Zeit  entgegen,  wenn  der  Mond  kurz  vor  und 
nach  dem  Verschwinden  als  Neumond  die  erste  feine  Sichel  zeigt. 
In  diesem  Falle  lässl  sich  bekanntlich  die  von  der  Sonne  nichl 
beschienene  Mondoberfläche  an  einer  grauen  Anfärbung  erkennen. 
der  Widerschein,  der  von  der  Sonne  beleuchteten  Erdoberfläche, 
wie  Leonardo  da  Vinci  zuerst  erkannt  hat.  Im  Falle  nun,  dass  bei 
einer  partiellen  Mondfinsternis  die  Klaue  Sichel  wirklieh  das.  von 
der  beschienenen  Oberfläche  von  hinten  her  gewissermassen  er- 
weckte, für  uns  erkennbar  gemachte  lunare  Himmelsblau  darstellt, 
so  wäre  wenigstens  der  Versuch  berechtigt,  nach  Spuren  derselben 
Erscheinung  auch  bei  der  ersten,  resp.  letzten  Mondsichel  zu  suchen. 
Allerdings  ist  ja  zu  dieser  Zeit  der  Mond  noch  der  Sonne  scheinbar 
nahegerückt,  und  deshalb  dürfte  das  ziemlich  lebhafte  Dämmer- 
licht unserer  Atmosphäre  solche  /.arte  Erscheinungen  wie  die 
lilaue  Sichel  zur  Verflüchtigung  bringen.  Dennoch  gehen  wir  hier 
nicht  ganz  leer  ans.  Der  Selenograph  J.  H.  Schröter,  der  mit  grosser 
Ausdauer  sich  der  Erforschung  des  Mondes  hingegeben  hatte, 
fand  nämlich  zu  seiner  grössten  Überraschung  an  den  beiden 
Spitzen  der  Mondsichel  eine  Erscheinung,  die  er  mit  voller  Über- 
zeugung auf  eine  Atmosphäre  des  Mondes  deutete.  Ich  will  ihn 
darüber  selber  reden  lassen  (17,  2,  p.  30'.»):  ,,12  Stunden  nach  dem 
Neumond  am  24ten  Februar  17Ü2  zeigte  sich  unmittelbar  an  den 
beiden  Hörnerspitzen  der  Rand  der  dunklen  Halbkugel  übet  eine 
Raumminute  weit  in  einem  äusserst  matten  graulichen  Lichte, 
das  sich  östlich  mit  der  sehr  matten  dämmernden  Farbe  des  Him- 
mels vermischte."  „Völlig  entschieden  und  gewiss  war  es  kein 
Sonnenlicht,  wodurch  die  Mondoberfläche  selbst  unmittelbar  er- 
leuchtet wurde,  und  so  konnte  es  auch  nichts  anderes  als  Sonnen- 
licht sein,  welches  von  dem  Dunstkreise  des  Mondes  als  ein  äusserst 
matter,  je  weiterhin  desto  matter  abfallender  Lichtschimmer 
reflektiert  wurde."  (1.  c.  p.  404.)  ..Dieses  matt  dämmernde  Licht 
war  eine  wahre  Dämmerung  oder  das  Licht,  welches  die  von  der 
Sonne  erleuchtete  Atmosphäre  des  Mondes  in  der  von  der  Sonne 
abgekehrten  dunklen  Halbkugel  oder  Nachtseite  reflektiert,  eine 
Monddämmerung." 

Auf  seiner  Tafel  65.  Fig.  1  und  2  gibt  er  zwei  Skizzen  von 
diesem  Dämmerungsscheine  an  den  Spitzen  der  beiden  Mondhörner, 
die  sie 4i  wie  Querschnitte  durch  eine,  der  besonnten  Mondsichel 
entlang  ziehende,  in  dieser  ihrer  hypothetischen  Ausdehnung  freilich 
nicht  sichtbare,  Dämmerungssichel  ausnehmen;  denn  als  solche 
fasse  ich  das  Schröter'sche  Phänomen  auf.    Die  blaue  Farbe  sowohl 

ab   die   Fläche  der   Sichel   werden    wegen   der  Morgen  läimiienmg  der 


118  Paul  Sarasin. 

irdischen  Atmosphäre  vermutlich  unsichtbar.  Es  wird  ferner 
diese  hypothetische  Atmosphäre  des  Mondes  in  diesem  Falle  kurz 
vor  und  nach  Neumond  vod  dem  Sonnenlicht  direkt  von  vorneher 
bestrahlt  und  nicht,  wie  bei  der  Mondfinsternis,  durch  den  Wider- 
schein der  besonnten  Mondkalotte  von  hinten  her;  aber  darin  liegt 
keine  Schweirigkeit;  denn  auch  der  Widerschein  der  besonnten 
Mondoberfläche  ist  so  blendend  hell,  dass  das  Mondlicht,  besonders 
wenn  vom  Vollmond  herabstrahlend,  sogar  noch  auf  der  Erde 
selbst,  in  so  grosser  Entfernung  von  der  Lichtquelle  also,  das  tellu- 
rische Himmelsblau  in  der  Nacht  sichtbar  zu  machen,  gewisser- 
massen  zu  erwecken  vermag. 

Spätere  Beobachter  haben  die  Schröter'sche  Monddämmerung 
nicht  bestritten,  auch  Beer'  und  Mädler  nicht,  die  allerdings  be- 
kannten: „das  Schröter'sche  Phänomen  von  dem  grauen  Erdlichte 
mit  einiger  Sicherheit  zu  unterscheiden  ist  uns  wenigstens  nie 
gelungen"  (2,  p.  133).  Neison  schreibt  darüber  (13,  p.  21):  ,,die 
hauptsächlichste  von  Schröter  gesehene  und  von  ihm  als  unwider- 
legbarer Beweis  der  Existenz  einer  Mondatmosphäre  betrachtete 
Erscheinung  war  das  Dämmerlicht  an  den  Hörnern  der  Mondsichel, 
und  seine  Beobachtungen  desselben  sind  von  Gruithuisen  und 
andern  bestätigt  worden." 

Es  fehlt  aber  auch  nicht  an  andern,  in  der  Literatur  verzeich- 
neten Beobachtungen,  welche  die  Möglichkeit  der  Existenz  nicht 
nur  einer  Atmosphäre  auf  dem  Monde,  sondern  auch  eines  lunaren 
Himmelsblau  begründen  könnten;  so  berichten  Beer  und  Mädler 
(2,  p.  153):  „Zuweilen  haben  wir  eine  wahre,  obwohl  schwache, 
Anderimg  der  Farbe  wahrgenommen,  wenn  ein  Ringgebirg  beleuch- 
tet zu  weiden  anfing,  während  rings  umher  noch  Nacht  war, 
nämlich  einen  bläulichen  Schimmer,  der  jedoch  sehr  bald 
in  ein  mattes  und  hiemächst  in  ein  stärkeres  Gelb  überging.  So 
erschienen  uns  am  26.  März  1833  zwei  Tage  vor  der  ersten  Quad- 
ratur die  Ringgebirge  Plinius  A,  Arago  und  Sabine,  durch  welche 
die  Lichtgrenze  lief,  schön  blassblau,  auch  der  Schatten  der 
westlich  vorliegenden  Bergadern  warf  einen  zwar  deutlich  schwarz- 
grauen, aber  etwas  bläulich  schimmernden  Schatten  bis  an 
die  Lichtgrenze."  Eine  entsprechende  Beobachtung  machte  Mädler 
am  23.  Juli  1833,  „wo  Aristillus,  Autolycus  und  der  Westrand  des 
Archimedes  in  einem  ähnlichen  Blassblau  erschienen,  aber  weder 
der  benachbarte  Apennin,  noch  irgend  ein  anderes  in  der  Lichtgrenze 
liegendes  Mondgebilde  dergleichen  wahrnehmen  liess.  Die  bemerk- 
ten Erscheinungen  haben  sich  nur  beim  Aufgang  der  Sonne  über 
einer  Mondlandschaft  sowie  bei  Einschnitten  am  dunkeln  Rande 
gezeigt.     Alles   scheint    darauf    hinauszugehen,    dass    ein    völliger 


Blaue  Randsiohel  lu-i  partiellen  Mondfinsternissen.  11!> 

Mangel  der  Atmosphäre  nicht  anzunehmen  sei.  Es  ist  möglich, 
dass  diese  schwache  Atmosphäre  sich  jeweilen  durch  lokale  Ur- 
sachen einigermassen  trübt   und  verdichtet."    (1.  e.  p.  153.)    Man 

sieht,  Mäiller  war  äusserst  nahe  daran,  den  von  ihm  beobachteten 
blauen  Schimmer  auf   Ringgebirgen  als  lunares   Himmelsblau  zu 

deuten:  aber  er  verfolgte  diesen  Pfad  nicht  weiter,  und  er  spricht 
.-ich  in  seiner  später  erschienenen  populären  Astronomie  doch 
entschieden  dahin  aus  (9,  p.  167):  ..ein  blauer  Himmel  ist  auf 
dem  Monde  nicht  möglich;  wir  müssen  aus  allen  Umständen  schlies- 
sen,  das-  auch  der  Taghimmel  dort  schwarz  sei.  Unser  Rlau  isi 
nicht  die  Farbe  des  Äthers  im  Weltenraume,  sondern  unserer  Luft, 
die  dem  Monde  fehlt." 

•/.  /•'.  ■/.  Schmidt  schreibt  (16.  p.  41)  :  ..man  bemerkt  in  seltenen 
Fällen  dicht  an  der  Phase  um  einzelne  von  der  Sonne  beleuchtete 
Berggipfel  ein  blaues  Licht  von  geringer  Ausdehnung,  zumeist 
aber  an  sehr  hellen  Punkten,  ohne  etwas  ahnliches  an  benachbarten 
Bergen  zu  entdecken.  Mädler  z.  B.  sah  die  Erscheinung  an  den 
Etinggebirgen  Archimedes,  Aristillus  und  Autolycus;  ich  dagegen 
u.  a.  am  Westwall  des  Clavius,  des  Maurolycus  und  am  westlichen 
Fusse  de.-^  Pico,  während  er  seihst  genau  in  der  Lichtgrenze  lag." 

Zu  diesen  Beobachtungen  schreibt  Nelson  (13,  p.  21):  „Beer 
und  Mädler  erwähnen  verschiedene  Umstände,  welche  sie  als  Be- 
weis für  die  Existenz  einer  lunaren  Atmosphäre  betrachteten,  und 
Ix  -i  inders  ,in, >n  blauen,  vorübergehenden  Schein  an  Kraterwänden 
bei  Sonnenaufgang,  der  schnell  verschwindet  und  gänzlich  lokal 
erscheint.  Diese  Erscheinung  ist  auch  von  späteren  Beobachtern 
-eschen  worden.  Bisweilen  erscheint  von  zwei  benachbarten 
(  »bjekten  in  ähnlicher  Lage  und  von  gleicher  Helligkeit  und  Gestalt 
das  eine  schwach  und  dunkel  und  von  einer  bläulichen  Farbe  um- 
geben,  während  das  andere  scharf,  klar  und  farblos  ist." 

Warum  das  Blau  gerade  über  Ringgebirgen  sichtbar  wird, 
während  man  es  auf  den  anderen  Schattenstellen  vermisst,  muss 
seinen' besonderen  Grund  haben;  ich  erinnere  aber  zunächst  daran, 
d;e--  der  Mond  kein  vollständig  starrer  und  ausgebrannter  Körper 
ist.  wie  man  früher  glaubte;  vulkanische  Ausbrüche  sind  mindestens 
wahrscheinlich  gemacht;  gewisse  Beobachtungen  führten  H.  J. 
Klein  '13,  p.  419)  zu  dem  Satze,  „dass  die  Mondoberfläche  noch 
heute  der  Schauplatz  gewaltiger  Vorgänge  ist,  hinter  denen  die 
gegenwärtige  vulkanische  Tätigkeit  der  Erde  weit  zurückbleibt." 
Sollte  aber  dem  so  sein,  dann  könnte  man  vielleicht  vermuten, 
dass  iler  von  solchen  Eruptionen  in  höhere  Schichten  der  Atmo- 
sphäre emporgetragene  vulkanische  Staub  die  blaue  Farbe  der 
Atmosphäre  lokal  verstärken  würde,  wozu  ich  den  Satz  von  Schmidt 


120  Paul  Sarasin. 

heranziehe  (16,  p.  27),  wonach  „man  in  seltenen  Fällen  am  Rande 
des  Schattens  in  Kratertiefen  einen  verwachsenen,  bräunlich  grauen 
Saum  bemerkt,"  und  Mädler  dachte,  wie  schon  erwähnt,  an  die 
Trübung  und  Verdichtung  der  Atmosphäre  auf  Ringgebirgen  durch 
lokale  Ursachen. 

Indessen,  so  wichtig  auch  diese  vulkanologischen  Beobach- 
tungen an  und  für  sich  sind,  so  befriedigt  doch  der  Versuch,  sie  als 
Erklärung  des  bläulichen  Schimmers  auf  Ringgebirgen  heranzu- 
ziehen, keineswegs;  denn  fürs  erste  hat  sich  die  Anzahl  der  Ring- 
gebirge,  auf  denen  das  bläuliche  Licht  beobachtet  wurde,  bereits 
auf  zehn  erhöht,  worauf  ich  noch  zurückkommen  werde,  und  es 
besteht  kein  Anhaltspunkt  dafür,  einer  so  namhaften  Anzahl 
lunarer  Vulkangebirge  Eruptionstätigkeit  zuschreiben  zu  dürfen. 
Fürs  zweite  wissen  wir  nichts  davon,  dass  das  Himmelsblau  durch 
emporgetragenen  vulkanischen  Staub  zu  stärkerem  Leuchten  ge- 
bracht würde  in  der  Art,  wie  derselbe  beim  Ausbruch  des  Krakatau 
im  Jahre  1883  die  feurigen  Dämmerungsfarben  hervorgerufen  hat. 
Ich  möchte  darum,  wie  bei  der  blauen  Sichel,  der  folgenden  Ver- 
mutung den  Vorzug  geben:  Angenommen,  es  würden  die  Beob- 
achtungen zur  Zeit  angestellt,  wenn  der  Halbmond  dem  Unter- 
gange  zuneigt,  so  wird  der  Blick  bei  Betrachtung  der  amLichtrande 
stellenden  Ringgebirge  senkrecht  auf  die  Aussenabhänge  derselben 
fallen,  da  diese  bei  den  Mondgebirgen  äusserst  steil  sind1)-  Etwaig 
vorhandenes  atmosphärisches  Blau  wird  also  an  diesen  Stellen 
wegen  der  Dünne  der  Atmosphäre  unerkennbar  bleiben.  Anders 
beim  Blick  auf  das  Innere  der  Ringgebirge:  da  diese  letzteren 
schalen-  oder  beckenförmige  Gebilde  darstellen,  so  wird  die  über 
ihnen  ruhende  Atmosphäre  von  den  Sonnenstrahlen  horizontal 
getroffen  und,  da  zugleich  der  Boden  des  Ringgebirgbeckens  im 
Dunkeln  bleibt,  so  kann  das  Himmelsblau  sichtbar  werden,  das 
an  anderen  Stellen,  sowohl  auf  Ebenen  wie  an  Gebirgsketten, 
von  der  reflektierten  Sonnenbestrahlung  der  Mondoberfläche 
überblendet  würde.  Dieser  Erklärungsversuch  würde  mit  der 
Auffassung  zusammenstimmen,  die  ich  mir  vom  Zustandekommen 
der  blauen  Sichel  bei  Mondfinsternissen  gebildet  habe;  in  beiden 
Fällen  würde  es  sich  demgemäss  um  horizontale  Durchscheinung 
der  Atmosphäre  auf  dunklem  Grunde  handeln.  Der  Unterschied 
wäre  allein  der,  dass.  wie  schon  angedeutet,  bei  den  Mondfinster- 


')  Wie  ich  vermuten  möchte,  kommt  diese  Steilheit  daher,  weil  die 
Schwerkraft  auf  dem  Monde  nur  '/o  von  derjenigen  auf  der  Erde  beträgt  und 
mithin  Schottermassen  an  Gebirgshalden  sieh  wegen  der  relativen  Leichtigkeit 
der  Gesteinsfragmente  höher  und  steiler  auftürmen  werden  als  an  irdischen 
Gebirgen. 


Blaue  Ramlsiehel  bei  partiellen  Mondfinsternissen.  121 

oissen  das  blaue  Licht  durch  den  zurückstrahlenden  Lichtschein 
der  besonnten  Mondoberfläche  zustande  käme,  auf  den  Ring- 
gebirgen aber  das  direkte  Sonnenlicht  als  bewirkende  Ursache 
in  Betracht  fiele. 

Die  oben  wiedergegebene  Vermutung  von  Schmidt,  es  müsse 
sieh  bei  Mondfinsternissen  auch  das  blaue  Licht,  ebenso  wie  das 
rote,  durch  die  Strahlenbrechung  der  Erdatmosphäre  erklären 
lassen,  erscheint  angesichts  der  Tatsache,  dass  dasselbe  Blau  an 
ganz  zerstreuten,  aber  wohlamschriebenen  Orten  der  nicht  ver- 
finsterten Mondoberfläche  auftritt,  unhaltbar;  dieses  Himmels- 
blau gehört  vielmehr  ganz  gewiss  dem  Monde  an,  da  es  ja  nicht 
durch  die  Strahlenbrechung  der  irdischen  Atmosphäre  hervor- 
gerufen sein  kann.  Schmidt  stand  völlig  im  Banne  von  Bessel, 
der.  weil  er  eine  Refraktion  hei  Sternbedeckungen  soviel  wie 
ganz  vermisste.  dem  Monde  nur  eine  äusserst  geringe  Spur  einer 
Atmosphäre  zusprach,  und  er  zweifelt  deshalb  auch  an  der  Realität 
des  von  ihm  selbst  bestätigten  Klauen  Lichtes  auf  gewissen  Ring- 
Liehirgen  und  denkt  an  die  Möglichkeit  chromatischer  Aberration 
suoar  liei  achromatischen  Linsensystemen.  ..Es  ist",  schreibt  er, 
„bei  diesen  Beobachtungen  die  höchste  Vorsicht  unerlässlich, 
da  selbst  achromatische  Fernrohre  ersten  Ranges  glänzende  Ring- 
gebirge wie  Aristarch  und  Tycho  und  auch  andere  helle  Objekte 
wie  z.  B.  weisse  Sterne  erster  Grösse,  mit  blauem  Hing  umgeben 
darstellen."  Alter  es  handelt  sich  bei  den  beschriebenen  blauen 
Lichtern  durchaus  nicht  um  farbige  Säume  die  ja  genau  kreis- 
förmig sind  und  geübte  Beobachter  unmöglich  irreführen  können. 

Man  erkennt,  dass  Schmidt  sich  mit  der  Erklärung  der  auf 
dem  Mond  beobachteten  blauen  Farbe  abmühte,  die  er  alier  nicht 
linden  konnte  und  darum  einmal  als  Strahlenbrechung  der  irdi- 
schen Atmosphäre,  das  andere  Mal  als  chromatische  Aberration 
der  Instrumente  deutete;  er  suchte  also  diese  blauen  Phänomene 
vom  Monde  selbst  wegzubringen,  und  so  trennte  er  auch  die 
beiden  Erscheinungen  der  blauen  Sichel  und  der  blauen  Schalten 
voneinander,  die  «loch  beide  unter  denselben  Gesichtspunkt  zu 
rücken  sind. 

In  einer  in  der  Nature  (1)  erschienenen  Notiz  über  die  Farben 
des  Erdschattens  auf  dem  Monde  bei  der  letzten  Mondfinsternis 
wird  folgendes  ausgeführt:  „Besonders  interessant  war  die  ver- 
schiedene Färbung  des  Schatten-.  Der  äussere  Teil  desselben 
war  bläulichgrau  oder  schiefergrau,  der  innere  entschieden  rötlich. 
Es  ist  nicht  schwer,  eine  Erklärung  dafür  zu  geben:  das  Licht, 
welches  an  den  äusseren  Teil  gelangte,  bedurfte  nur  eines  ge- 
ringen  Betrages   von   Refraktion   und   durchzog  die   höheren   Re- 


122  Paul  Narasin. 

gionen  der  Erdatmosphäre,  wo  es  nur  geringe  Absorption  erlitt, 
während  das  in  der  Nähe  des  Mittelpunktes  des  Schattens  starke 
Refraktion  erfuhr  und  nahe  an  der  Erdoberfläche  die  Atmo- 
sphäre durchstrahlt  haben  muss,  so  dass  nur  die  langen,  roten 
Wellen  hindurchgelangen  konnten.'"  Der  Berichterstatter  teilt 
also  die  Auffassung  von  Schmidt,  dass  es  sich  bei  dem  blauen 
Phänomen  um  eine  Strahlenbrechung  in  der  Erdatmosphäre 
handle,  und  zwar  in  ihrem  oberen  Teile.  Dazu  bemerke  ich  das 
Folgende:  Das  fragliche  Licht  war  nicht  blaugrau  oder  schiefer- 
grau,  sondern  von  entschiedener  Himmelsbläue,  und  zwar,  wie 
betont,  am  lebhaftesten  gerade  am  Rande  der  weissen  Mond- 
sichel, um  von  hier  aus  nach  dem  Roten  hin  allmählich  abzu- 
flauen und  zu  verschwinden.  Würde  es  eine  Folge  der  Strahlen- 
brechung der  Erdatmosphäre  sein,  so  müsste  sich  die  Sache 
gerade  umgekehrt  verhalten  :  das  blaue  Licht  müsste  gegen  die 
weisse  Sichel  hin  allmählich  abflauen,  gegen  das  Rot  hin  aber 
sich  verstärken.  Auch  lässt  sich  die  blaue  Farbe  nicht  durch 
Strahlenbrechung  des  Sonnenlichtes  in  der  oberen  Region  der 
Erdatmosphäre  erklären;  denn  dieses,  wenn  es  überhaupt  von 
der  oberen  Erdatmosphäre  nach  dem  Monde  zu  gebrochen  wird, 
muss  sich  als  weisses  Licht  zeigen,  das  dann  einen  grauen  Halb- 
schatten um  das  Rot  hervorrufen  wird.  Dass  es  alier  als  weisses 
Licht  von  der  tellurischen  Atmosphäre  gebrochen  würde,  geht 
schon  aus  dem  Umstände  hervor,  dass  ja  sogar  die  weissen  Strahlen 
ilcs  Mondlichtes  das  irdische  Himmelsblau  als  solche  durchdringen, 
wie  schon  oben  bemerkt,  wie  viel  eher  also  die  der  Sonne  selbst. 
Aus  zwei  weiteren  Berichten,  die  über  die  Mondfinsternis 
vom  26.  Oktober  erschienen  sind  (5;  6),  entnehme  ich,  dass  die 
kritische  Zone  zwischen  der  hellen  Sichel  und  der  rotgefärbten 
Mondoberfläche  ebenfalls  als  graublau  gesehen  wurde,  und  schon 
Mädler  (9,  S.  177)  bezeichnete  sie  als  graublau;  aber  ich  muss 
darauf  beharren,  dass  der  äusserste  Rand  der  blauen  Sichel,  der 
der  weissen  anliegt,  von  entschieden  ungetrübtem  hellem  Himmel- 
blau war,  wie  sie  denn  auch  schon  Schmidt  ..sehr  schön  himmel- 
blau" nannte  (siehe  oben  S.  llö)  ;  von  da  an  flaut  das  Blau  nach 
dem  grauen  Halbschatten  zu  in  bläulichgrau  ab.  Und  hier  schliesse 
ich  an,  dass  Herr  W.  Mörikofer,  Assistent  am  Meteorologischen 
Institut,  in  einem  Zeitungsartikel  vom  18.  Oktober  1921  über  die 
Mondfinsternis  u.  a.  schreibt  (10)  :  „Ein  fesselndes  Bild  boten 
die  wechselnden  Färbungen  des  verdunkelten  Mondes;  während 
der  Zeit  der  stärksten  Verfinsterung  war  der  obere  Teil  der  Scheibe 
von  einem  milden,  kupferroten  Schein  übergössen,  der  gegen  die 
helle  Sichel  hin  von  einem  bläulichen  Schimmer  umsäumt  war", 


Blaue  Randsichel  bei   partiellen  Mondfinsternissen.  121! 

and  in  t'iiu-r  handschriftlichen  Aufzeichnung,  die  er  mir  freund- 
lichst zur  Einsicht  gegeben  hat,  wird  'las  fragliche  Licht  recht 
bezeichnend  als  „bläulich  schimmernd  wie  Fluoreszenz"  be- 
schrieben. 

Zum  Vergleich  mit  der  graublauen  Zone  wurde  auch  das 
Grau  der  von  der  beschienenen  Efde  erhellten  dunklen  Mond- 
oberfläche kurz  vor  und  nach  Neumond  herangezogen,  was  natür- 
lich nur  auf  die  Farbe  Bezug  hat,  übrigens  nicht  genau  zutrifft, 
da  dein  (hau  des  besichelten  Neumondes  kein  Blau  beigemischt 
ist.  Das  Graublau,  bezw.  das  reine  Blau  bei  Mondfinsternissen 
ist  eben  etwa-  vollständig  anderes  als  das  Grau  kurz  vor  und 
nach  Neumond,  da  ja  bei  diesem  die  Erde  dem  Monde  ihre  Tages-, 
bei  der  Verfinsterung  des  Mondes  aber  ihre  Nachtseite  zukehrt. 
Das  blaue  Licht  bedarf  eben  einer  besonderen  Erklärung,  und 
ich  musste  nicht  ohne  Verwunderung  erkennen,  dass  die  Frage 
nach  seiner  Entstehung  gar  nie  ernstlich  aufgeworfen  und  somit 
erwogen  worden  ist.  während  der  graue  Schimmer  des  letzten 
und  ersten  Mondes  seine  völlig  befriedigende  Erklärung  gefunden 
hat.  Wie  aber  schon  angedeutet,  ist  es  recht  wohl  möglich,  dass 
der  graue  Halbschatten  um  das  rote  Zentralfeld  seine  Entstehung 
einer  Strahlenbrechung  in  den  oberen  .Schichten  der  irdischen 
Atmosphäre  verdankt,  das  Blau  aber  gehört  dem  Monde  an  und 
mischt  sich,  nach  der  beschatteten  Oberfläche  hin  allmählich 
\  ei  schwindend,   mit   dem   Grau  des   Halbschattens   zu   Graublau. 

Von  Bedeutung  ist  noch  die  Angabe  von  Fabry  (5),  dass  der 
Krater  des  Tycho  am  Rand  der  weissen  Sichel  grau  bläu  lie  h  er- 
schien. Es  fällt  diese  Beobachtung  mit  den  oben  angeführten 
Erwähnungen  blauer  Schatten  auf  Ringgebirgen  und  Vulkanen 
am  Rande  der  beschriebenen  Mondoberfläche  zusammen;  und 
«la  ist  es  nun.  wie  schon  bemerkt,  von  besonderer  Bedeutung. 
dass,  wo  >olche  bläuliche  Lichter  auf  dem  Monde  gesehen  wurden. 
es  immer,  mit  der  einzigen  Ausnahme  des  d'Alembertgebirges, 
Ringgebirge  am  Rande  der  beschienenen  Mondoberfläche  betraf. 
So  -alien.  um  zu  rekapitulieren,  Beer  und  Mädler  einen  bläulichen 
Schimmer  auf  Plinius  A.  Arago  und  Sabine.  Mädler  ferner  auf 
Aristülus,  Autolycus  und  Archimedes.  Freilich  sah  er,  wie  be- 
merkt, auch  ein  zartes  Blau  auf  d'Alembert;  aber  obschon  dieser 
ein  Kettengebirge  darstellt,  so  erhebt  er  sich  doch  hart  am  öst- 
lichen Rande  der  gewaltigen  Wallebene  des  Riccioli,  eines  Ring- 
gebirges, „dessen  Inneres  zum  Teil  eine  der  dunkelsten  Stellen 
de.  Mondoberfläche  ist"  (13,  S.  228).  Schmidt  bemerkte  das 
blaue  Licht  auf  Clavius,  Maurolycus  und  Pico,  und  dazu  kommt 
nun   die  neue   Beobachtung  am  Tycho,   welche  um  so  mehr   be- 


124  Paul   Sarasin. 

stätigenden  Charakter  hat,  als  der  Autor  die  früheren  ent- 
sprechenden Angaben  offenbar  nicht  kannte,  da  er  sie  sonst  ge- 
wiss herangezogen  hätte.  Der  bläuliche  Schimmer  ist  also,  wie 
oben  schon  erwähnt,  bis  jetzt  auf  nicht  weniger  als  zehn  Ring- 
gebirgen von  verschiedenen  Beobachtern  festgestellt,  eine  optische 
Täuschung,  wie  Schmidt  vermutet  hat,  ist  somit  ausgeschlossen, 
und  es  erscheint  darum  soviel  als  gewiss,  dass  bei  genauer  Unter- 
suchung des  Randes  der  beschriebenen  Mondoberfläche  die  Bi- 
obachtungsreihe  sich  vermeinen  und  man  also  auch,  ohne  ein 
Verfinsterung  abwarten  zu  müssen,  die  Frage,  ob  es  sich  dabei 
um  «las  atmosphärische  Blau  des  Mondes  handeln  könnte,  wird 
der  Untersuchung  unterwerfen  "können. 

Noch  erinnere  ich  daran,  dass  das  bei  der  Mondfinsternis 
beobachtete  blaue  Licht  auf  dem  Tycho  nicht,  wie  in  den  ent- 
sprechenden anderen  namhaft  gemachten  Fällen,  einer  direkten 
Sonnenbestrahlung  seine  Entstehung  verdankt,  sondern  der 
indirekten  der  besonnten  Mondoberfläche,  und  es  schlägt  so 
eine  Brücke  von  der  indirekt  beschienenen  blauen  Sichel  zu  dein 
durch  direkte  Sonnenbestrahlung  hervorgerufenen  Blau  auf  den 
anderen  erwähnten  Ringgebirgen;  denn  da  einerseits  das  blaue 
Licht  auf  den  Kinggebirgen  nur  dem  Monde  selbst  angehören 
kann  und  andererseits  das  bei  der  letzten  Verfinsterung  auf  dem 
Tycho  beobachtete  seine  Entstehung  derselben  Ursache  verdanken 
muss.  wie  die  blaue  Sichel,  so  ist  die  Folgerung  berechtigt,  dass 
auch  das  blaue  Licht  der  letzteren  dem  Monde  selbst  angehört, 
und  die  Auffassung,  dass  dieses  Blau  atmosphärisches  Blau  des 
Mondes  sei,  umfasst  gemeinsam  alle  die  erwähnten  blauen  Er- 
scheinungen. 

Xoch  ein  Wort  über  die  blaue  Sichel.  Schmidt  berichtel 
(16,  Anm.  zu  p.  55):  „am  81.  Mai  1844  schien  mir  der  total  ver- 
finsterte Mond  stellenweis  neben  dem  blauen  Lichte  auch  Spuren 
einer  grünlichen  Färbung  zu  haben".  Gerade  diese  Beobachtung 
würde  auch  zur  Stütze  meiner'  Auffassung,  dass  in  der  blauen 
Sichel  das  Himmelsblau  des  Mondes  für  uns  sichtbar  werde, 
heranzuziehen  sein;  denn  ..es  erscheinen  grünliche  Farbentöne  da. 
wo  das  Gelb  des  Abendhimmels  in  das  Himmelsblau  übergeht" 
(Meyer  Konv.  Lex.  Dämmerung),  und  so  würde  also  bei  solchen 
Mondfinsternissen,  wo  die  Farbe  der  von  der  irdischen  Atmo- 
sphäre gebrochenen  Lichtstrahlen  sich  zu  Orange  und  Gelb  hin 
erhöht,  die  blaue  Farbe  der  Mondatmosphäre  mit  eben  jener 
orange-gelben  Bestrahlung  zu  grünlichem  Farbenton  sich  mischen. 

Ich  fand  zufällig  in  der  Literatur,  dass  auch  J.  F.  W.  HerscJiel 
(7)   bei   der  Mondfinsternis   vom   26.    Dezember   1833   den    Rand 


Blaue  Randsichel  lui  partiellen  Mondfinsternissen.  125 

Mondes  beim  Wegschwindeo  des  Erdschattens  von  blass 
blaugrüner  Färbung  sah.  wörtlich:  „at  going  off  of  the  éclipse 
the  moon  changea   to  a   pale  bluish  green  at  the  edges".     Und 

hier   ist    anzufügen,    dass   ein   Beobachter   der   Verfinsterung   vom 
26.   Oktober  die  kritische  Zone  als  grünlichgrau  beschrieben  hat 

5  .  wörtlich:  ,,la  région  éclipsée  est  rouge  cuivrée,  la  région  oppo- 
sée au  contraire  gris  verdâtre".  Darauf  wird  künftig  im  beson- 
deren zu  achten  sein. 

Schmidt  spricht  als  Endergebnis  seiner  Betrachtungen  den 
>atz  aus:  ..Es  bleibt  für  uns  der  Mond  ein  Körper  ohne  eine 
Spur  von  einer  Atmosphäre,  welche  durch  überzeugende  Beob- 
htungen  nachgewiesen  werden  kann,  nachdem  man  gefunden 
hat,  dass  keine  atmosphärische  Trübung  und  Niederschlag  als 
Wolken  und  Schnee  auf  dem  Monde  von  der  Erde  aus  zu  ent- 
decken ist."  Demgegenüber  schreibt  der  Verfasse)  des  trefflichen 
Artikels  über  den  Mond  in  Meyer's  Konv.  Lex.  1904:  ..es  ist  sicher. 
dass  die  Mondatmosphäre,  wenn  eine  solche  existiert,  nur  eine 
-  ihr  geringe  Dichte  besitzen  kann,  dass  also  auch  beträchtliche 
Ansammlungen  von  Wasser  auf  dem  Monde  nicht  existieren 
können,  weil  dieses  verdunsten  und  in  die  Atmosphäre  übergehen 
würde.  Dagegen  würde  das  Vorkommen  von  Eis  auf  dem 
Munde  möglich  sein".  Ferner  hat  W.  H.  Pickering  (15)  in  einer 
soeben  erschienen  Abhandlung  auf  den  Vulkanen  Conon,  Ari- 
stillus,  Eratosthenes  und  Copernicus  Veränderungen  an  den 
weissen  Flecken  festgestellt,  die  er  demgemäss  für  Schneefelder. 
eventuell  für  Reif  oder  für  Wolken  anspricht,  und  er  trägt  sogar 
kein  Bedenken,  gewisse  dunkle,  in  vierzehntägigen  Perioden  er- 
scheinende und  verschwindende  Streifen  auf  die  Existenz  einer 
allerdings  eigentümlichen  Vegetation  zu  beziehen.  Er  schreibt 
dazu:  „we  find  hère  a  living  world,  lying  at  our  verv  doors, 
whose  life  is  wholly  unlike  anything  found  upon  our  own  planet, 

-  a  world  which  the  astronomical  profession  in  gênerai,  for  the 
last  fifty  years,  has  utterly  and  systematically  neglected  and 
ignored". 

Da  ich  meine  Beobachtungen  nur  mit  einem  Zeis.s'schen 
Binokular  von  sechsfacher  Vergrösserung  angestellt  habe,  wird 
man  es  schwer  verständlich  finden,  dass  ich  mich  damit  hervor- 
wage und  dass  ich  das  machtvolle  Wort  des  grossen  Newton: 
hypothèses  non  fingo  nicht  auch  mir  selbst  zum  Prinzip  mache; 
aber  die  Auffassung  von  der  Natur  der  blauen  Sichel  ist  mir  erst 
während  der  Beobachtung  zu  Sinne  gekommen,  als  es  zu  spät 
war,  um  ein  starkes  Teleskop  in  Dienst  zu  ziehen;  vielleicht  wird 
indessen  ein  künftiger  Beobachter  Anlass  nehmen,  das  erwähnte 


126  Paul  Sarasin. 

Phänomen  einer  Untersuchung  mit  starkem  Instrumente  zu 
unterwerfen;  vielleicht  gelingt  es  auch,  den  blauen  Bogenstreifen 
auf  etwa  vorhandene  Polarisation  zu  prüfen,  womit  seine  Natur 
als  Himmelsblau  nachweisbar  würde,  und  man  wird  dann  aus 
seiner  Breite  auch  einen  Schluss  auf  die  Mächtigkeit  der  Mond- 
atmosphäre ziehen  können;  denn  je  breiter  er  erscheint,  um  so 
höher  muss  die  Atmosphäre  sein. 

Literatur. 

1.  Anonymus  über  die  Mondfinsternis  vom   16.   Oktober   1921.   Nature.    1921. 
p.  207. 

2.  Beer,    W.   und   J.    H.    Mädler.    Der  Mond.    Berlin.    1837. 

3.  Dan  Jon,  A.  Sur  une  relation  entre  l'éclairement  de  la  lune  éclipsée  et  l'activité 
solaire.   Compt.   rend.   Ac.   se:   Paris.    1920,   p.    1127. 

4.  --   Etude  photométrique  de  l'éclipsé  de  Lune.  Compt.  rend.  Ac.  se.  Paris 
1921.  p.  686. 

5.  Fabri/,  L.   Observations  de  l'éclipsé  de  Lune  du   16  octobre   1921.  Compt. 
rend.  Ac.  se.  Paris.  1921,  p.  687. 

6.  Guillaume,  J.  et  H.  Grouiller.  Observations  pendant  l'éclipsé  de  Lune  du  16 
octobre   1921.  Compt.  rend.  Ac.  se.   Paris,   1921,  p.   708. 

7.  Herschel.  J.  F.  W.  Briefliche  Mitteilung  über  die  Mondfinsternis  vom  26.  De- 
zember 1833.  Astronomische  Nachrichten  No.  281. 

8.  Lebœuf,  A.  Observations  de  l'éclipsé  partielle  de  Lune  du    16  octobre  1921. 
Compt.  rend.  Ac.  sc.  Paris,   1921,  p.  686. 

9.  Mädler,  J.   H.  Populäre  Astronomie.  Berlin.   1852. 

10.  Mörikojer,  W.  Die  Mondfinsternis  vom  16.  Oktober  1921.  Basler  Nachrichten 
vom    18.    Oktober    1921. 

11.  Müller,  J.    Lehrbuch  der  kosmischen  Physik.   Braunschweig,   1875. 

12.  Nasmyth,  J.  und  J.  Carpenter.  Der  Mond.  Deutsche  Ausgabe  von  H.  J.  Klein. 
Leipzig,   1876. 

13.  Neiso?i,  E.  Der  Mond,  Deutsche  Ausgabe  von  H.  J.  Klein.  Braunschweig,  1878. 

14.  Netvcomb  —  Engelmann.  Populäre  Astronomie,  Fünfte  Auflage  von  P.  Kempf. 
Leipzig   und    Berlin,    1914. 

15.  Pickering,  W.H.  Seasonal  changes  oecurring  incertain  lunar  craters.  Monthly 
notices  of  the  Royal  Astronomical  Society.  81.   1921.  p.  490. 

16.  Schmidt,  J.  F.   j\  Der  Mond.   Leipzig,   1856. 

17.  Schröter,  J.  H.  Selenographische  Fragmente.   Göttingen.   1.   1791;  2,   1802. 

Manuskript  eingegangen  8.  Januar  1922. 


Die  Flora  des  Naturschutzreservates  an  der  Rheinhalde 
oberhalb   Basel. 

Von 

A.   Becherer,  E.  Steiger  und  G.  Lettau. 

Mit  .einer  Tafel  (V). 


Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

Einleitung.    (A.   Becherer) 127  —  128 

I.  Topographisches.  Die  Rheinhalde  als  Naturschutzreservat.  (A.  B.)   129—131 
II.  Die  Flechten  der  Rheinhalde.    (G.  Lettau) 131-134 

III.  Die  Laubmoose  der  Rheinhalde.    (E.   Steiger) 134—151 

A.  Übersicht  über  die  verschiedenen  Moosassoziationen 137 

B.  Verzeichnis    der    im  Reservatgebiet    an    der  Rheinhalde    vor- 
kommenden Laubmoose 146 

IV.  Die  Gefässpflanzen  der  Rheinhalde.    (A.  B.) 152-208 

A.  Pteridophyta 153 

B.  Gymnospermae 155 

(  '.  Monocotyledones 156 

D.  Dicotylédones 166 

V.  Die  Vegetation  der  Rheinhalde.    (A.  B.) 208-215 

Literaturverzeichnis 215  —  217 

Einleitung. 

Von  A.   Becherer. 

Der  Naturschutz  hat  sieh  in  manchen  Ländern  damit  be- 
gnügt, Reservate  zu  schaffen,  ohne  zu  wissen,  welches  der  genaue 
Pflanzen-  und  Tierbestand  war,  so  dass  man  sich  auch  über  die 
Veränderungen,  die  in  der  Folge  eingetreten  sein  mochten,  keine 
Rechenschaft  geben  konnte.  Erfreulicherweise  ist  man  in  der 
Schweiz  in  diesen  Fehler  nicht  verfallen.  Wenigstens  hat  in 
unserm  ..Nationalpark"  im  Unterengadin  sehr  bald  und  in  gross- 
zügiger Weise  die  wissenschaftliche  Erforschung  eingesetzt.  Ein 
ganzer  Stab  von  Beobachtern  steht  im  Dienste  dieser  Aufgabe. 

Aber  auch  unsre  kleinern,  über  das  Land  zerstreuten  Re- 
servate sollten  nach  und  nach,  wenigstens  nach  der  botanischen 
und   zoologischen    Seite  hin,   untersucht  werden.    Die  vorliegende 


1 2s  A.   Becherer.    E.   Steiger.    G.   Lettau. 

Arbeil  möchte  in  dieser  Richtung  einen  ersten,  botanischen  Bei- 
trag liefern.  Im  Jahre  1917  wurde  mir  durch  Vermittlung  meines 
Lehrers  Prof.  Dr.  G.  Senn  von  Herrn  Dr.  Paul  Sarasin,  dem 
Präsidenten  der  Schweizerischen  Naturschutzkommission,  der 
Auftrag  zuteil,  das  vor  einigen  Jahren  geschaffene  kleine  Re- 
servat an  der  Rheinhalde  oberhalb  Basel  botanisch  zu  be- 
arbeiten. Es  sollte  insbesondere  der  gegenwärtige  Pflanzen- 
bestand genau  festgestellt  werden. 

Noch  im  selben  Jahre  habe  ich  mich  an  die  Ausführung  dieser 
Aufgabe  gemacht  und  in  den  folgenden  Jahren  1918 — 1921  meine 
Untersuchungen  fortgesetzt  und  zu  Ende  geführt.  Die  Bestim- 
mung des  Pflanzenmaterials,  soweit  solches  gesammelt  werden 
musste,  erfolgte,  wie  überhaupt  die  Ausführung  der  ganzen  Arbeit, 
in  der  Botanischen  Anstalt  Basel.  Ich  möchte  auch  an  dieser 
Stelle  Herrn  Prof.  Dr.  G.  Senn  für  das  rege  Interesse,  das  er 
meiner  Arbeit  entgegengebracht  hat.  aufs  beste  danken.  Vor 
allem  bin  ich  ihm,  wie  auch  Herrn  Dr.  A.  Binz,  für  die  Erlaubnis 
zur  Benützung  unseres  Institutsherbars  sehr  verbunden.  Bei 
den  Bestimmungen  haben  mich  ferner  mehrere  Spezialisten  unter- 
stützt.   Ihre  Namen  findet  man  weiter  unten  (S.  152)  aufgeführt. 

In  sehr  verdankenswerter  Weise  haben  es  die  Herren  Dr. 
E.  Steiger  (Basel)  und  Dr.  G.  Lettau  (Lörrach)  übernommen, 
zwei  Kryptogamen- Gruppen  des  Reservates,  nämlich  dieser  die 
Flechten,  jener  die  Laubmoose,  zu  bearbeiten.  Ihre  Beiträge 
bilden  eine  wertvolle  Ergänzung  zu  meinen  lediglich  die  höheren 
Pflanzen  berücksichtigen! len  Erhebungen. 

Im  folgenden  soll  nun,  nach  einem  kurzen,  über  das  Gebiet 
allgemein  orientierenden  Abschnitt,  die  Flora  unsres  Reservates 
behandelt  werden,  und  zwar,  nach  der  Stellung  der  einzelnen 
Gruppen  im  System,  zuerst  die  Flechten,  dann  die  Laubmoose 
und  schliesslich  die  Gefässpflanzen.  War  für  den  Bearbeiter  der 
Moose  die  Form  des  Vegetationsbildes  die  gegebene  und  konnte 
bei  dieser  Abteilung  die  systematische  Liste  sehr  wohl  in  gekürzter, 
tabellarischer  Form  mitgeteilt  werden,  so  kam  für  die  Darstellung 
der  höheren  Pflanzen  aus  verschiedenen  Gründen  in  erster  Linie 
die  systematisch-kritische  Liste  (Florenliste)  in  Betracht.  Doch 
sollen,  in  einem  Schlussabschnitt,  auch  die  Pflanzengesellschaften 
unsres  Reservates,  wenigstens  in  grossen  Zügen,  soweit  es  der 
zur  Verfügung  stehende  Raum  zuliess,  geschildert   werden. 

Botanisches  Institut  der  Universität  Basel. 
1.   Juli  1921. 


Flora  des  NTaturschutzreservates  Rheinhalde.  129 

I.  Topographisches.    Die  Rheinhalde  als  Naturschutzreservat. 

Von   A.   Becherer. 

Die  „Rheinhalde"  besteht  aus  dem  etwas  über  1  km 
langen  rechtsseitigen  Uferstreifen  am  Rhein  oberhalb  Basel, 
/.wischen  «1er  Eisenbahnbrücke  und  der  Landesgrenze  beim  Grenz- 
acher  Hörn.  Sie  bildel  den  Steilabsturz  der  Schottermassen  der 
Niederterrasse  gegen  den  Rheinstrom.  Diese  Schotter  sind  viel- 
fach zu  felsartiger  Nagelfluh  verfestigt.  Sonst  zeigl  der  Boden 
meist  sandig-kiesige  Beschaffenheit.  Die  Bildung  von  Humus 
ist   erschwert. 

Die  Halde  wird  ungefähr  in  ihrer  Mitte,  bei  der  sog.  „Bier- 
burg" (ehem.  Brauerei),  von  dem  zur  Birsfelder  Fähre  führenden 
Treppenweg  durchschnitten-.  Ausserdem  durchkreuzen  sie  mehrere 
kleine  Fusspfade,  die  Zugänge  zu  den  sog.  Salmenwagen  der  Fischer. 
An  zwei    Stellen  sind  ferner  Schuttabladeplätze  eingerichtet. 

Nach  Süden  exponiert  und  starker  Trockenheil  unterworfen, 
ist  die  Rheinhalde  von  einer  xero-  und  thermophilen,  felsen- 
h  ei  deähnlichen  Pflanzengesellschafl  besiedelt.  Dies  gilt  insbe- 
sondere für  den  rauheren  und  steileren  untern  'Feil  der  Halde, 
von  der  Führe  rheinabwärts  bis  zur  Eisenbahnbrücke,  während 
der  obere  Teil,  gegen  das  „Hörnli"  zu.  in  der  Hauptsache  ein 
kleine-  Gehölz  darstellt,  in  dem  die  offenen  Partien  zurücktreten. 

An  einigen  Stellen  fallen  die  Nagelfluhfelsen  senkrecht  oder 
gar  überhängend  ins  Wasser  ab.  Solche  Orte  können  nur  bei 
sehr  niederm  Wasserstand  übersehen  werden. 

Oben,  nahe  der  von  Ahornen  und  Platanen1)  beschatteten 
Grenzacherstrasse,  bilden  an  zahlreichen  Orten  hübsche  kleine 
Terrassen  den  obern  Rand  des  Absturzes.  Es  sind  die  bevorzugten 
Plätze  einer  zwerghaften,  vergänglichen  Frühlingsflora:  Erophila 
verna,  Saxifraga  tridactylites,  Cerastium  semidecandrum  und  andere 
Arten   zieren,  mei-t   scharenweise,  diese  Gesimschen. 

Die  Abhänge  sind,  soweit  sie  von  Buschwerk  und  Bäumen 
frei  sind,  teils  von  einer  offenen,  den  humusarmen  Boden  sparsam 
besiedelnden  Vegetation  bedeckt,  teils  sind  an  ihnen  kleinere 
Rasen,  meist  mit  Agropyron  intermedium.  Bromus  erectus  oder 
Brachypodium   pinnatum   als    Leitarten,   zur   Ausbildung  gelangt. 

An  manchen  Stellen,  vor  allem  am  Ufer,  treffen  wir  Halb- 
höhlen.  Sie  weisen  aussei-  zahlreichen  Moosen  namentlich  Farne  auf. 

Durch  das  häufige  Abrutschen  von  Sand  und  Kies  in  den 
Rhein   verliert   bedauerlicherweise  die  Halde  im   Laufe  der  Jahr- 

1     Alf,    l'upinlofilaliinus,   .1.   platmioides,    Plalanus  acerifolia. 

9 


130  A.  Becherer.    E.   Steiger,    G.  Lettau. 

zehnte  und  Jahrhunderte  mehr  und  mehr  an  Boden.  Das  heutige 
Fehlen  einiger  früher  vorkommender  Pflanzenarten  ist  wohl, 
wenigstens  teilweise,  eine  Folge  dieses  natürlichen  Zerstörungs- 
werkes. 

Die  Meereshöhe  beträgt  an  der  Strasse  bei  der  Landesgrenze 
268  m,  am  Ufer  bei  der  Eisenbahnbrüeke  ca.  254  m. 

Diese  Rheinhalde  ist  den  Basler  Botanikern  als  reiche  Fund- 
stelle bemerkenswerter  Pflanzenarten  schon  lange  bekannt  ge- 
wesen. Schon  Caspar  Bauhin  nennt  1622  in  seinem  „Catalogus 
plantarum  circa  Basileam  sponte  nascentium",  bekanntlich  der 
ersten  Basler  Flora  und  ältesten  schweizerischen  Lokalflora  über- 
haupt, bei  drei  Pflanzen  unsere  Rheinhalde  als  Habitat  und  in 
seinem  Herbar  noch  bei  einer  vierten.  Es  sind  dies  :  A  ndropogon 
Ischaemon,  Festuca  ovina,  Scrophularia  canina  und  Isatis  tinctoria. 
Alle  diese  vier  Arten  sind  heute,  drei  Jahrhunderte  später,  noch 
reichlich  vorhanden.  Von  ihnen  ist  besonders  Andropoyon  für  die 
Rheinhalde  typisch.  Aber  auch  Scrophularia  canina  und  Isatis 
tinctoria,  ein  alter,  jetzt  völlig  eingebürgerter  Kulturflüchtling, 
sind  für  das  Rheinufer  charakteristische  Stromtalpflanzen.  Festuca 
ovina  ist  freilich  allgemein  verbreitet. 

Auch  Werner  de  La  Chenal,  der  in  der  zweiten  Hälfte 
des  18.  Jahrhunderts  um  Basel  botanisierte,  hat  die  Rheinhalde 
wohl  gekannt. 

Weiter  haben  unser  jetziges  Reservat  besucht,  nach  Alis  weis 
der  Herbarien  und  nach  den  Floren  :  nach  Bauhin  neben  La  Chenal 
Job.  Rud.  Staehelin,  dann,  in  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahr- 
hunderts, Carl  Friedr.  Hagenbach  und  seine  Mitarbeiter 
Pfr.  Münch,  Labram  und  Rud.  Preiswerk,  zu  gleicher  Zeit 
auch  etwa  Pfr.  Uebelin;  später  die  verschiedenen  Bernoulli. 
Christ,  Courvoisier,  Schneider  usw. 

Nachdem  so  der  floristische  Reichtum  der  Rheinhalde  ge- 
nügend dokumentiert  war,  zugleich  aber  auch  in  neuerer  Zeit 
ernste  Befürchtungen  laut  wurden,  es  möchte  das  in  der  Nähe 
der  Stadt  und  unmittelbar  an  einer  belebten  Landstrasse  gelegene, 
jedermann  zugängliche  Gebiet  auf  die  Dauer  mehr  und  mehr 
Schaden  nehmen,  war  es  wohl  gerechtfertigt,  unsre  Uferhalde  zu 
einem  kleinen  Reservat  zu  gestalten,  wie  es  im  Jahre  1913  dank 
den  Bemühungen  der  Schweizerischen  Naturschutzkommission 
und  dem  Entgegenkommen  unsrer  Regierung  gelungen  ist.  Der 
Wert  der  Reservation  liegt  vor  allem  in  der  Erhältung  eines 
Stückes  unsrer  wilden  Flora  und  insbesondere  ihres  trocken- 
und  wärmeliebenden  oder  xerothermen  Teiles,  der  ja  in  der  heu- 
tigen   Zeit   ganz    besonders    der    Vernichtung    durch    die    Kultur 


Flora  des  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  131 

anheimfällt,  Unsre  Rheinhalde  stellt  ferner  eine  noch  aatürliche 
Uferstrecke  îles  Rheins  dar.  Sie  mag,  nachdem  unsre  Rheinufer 
in  der  Stadt  läntrst  überbaut  sind,  als  Typus  dienen  für  das  steile 
Rheinbord,  wie  wir  es  oberhalb  Basel  ausgeprägt  finden. 

Auch  in  faunistischer  Hinsicht  zeichnet  sich  das  Reservat 
aus.  Es  beherbergt  die  südliche  Lacerta  viridis,  ferner  mehrere 
xerotherme  Crustaceen,  Spinnen  und  Schnecken  (vgl.  Hub  er 
1918).  Am  Wasser  ist  nach  Aussage  der  Fischer  mehrmals  der 
Fischotter  gespürt  worden.  In  den  mit  Gebüsch  bewachsenen 
Teilen  der  Halde  hält  sich  neben  zahlreichen  andern  Vögeln  die 
Nachtigall  auf. 

In  den  Jahren  1918  und  1919  wurde  das  an  die  Landesgrenze 
st ossende  Stück  der  Halde  militärisch  gesperrt  und  so  der  Schutz 
wenigstens  eines  Teiles  des  Reservates  bedeutend  verstärkt.  Auch 
wurde  damals  (1918)  an  der  Strasse  nahe  der  Grenze  eine  Baracke 
errichtet,  die  den  jeweilen  den  Grenzdienst  versehenden  Truppen 
als  Unterkunft  diente.  Durch  mehrere  in  der  Umgebung  dieser 
Hütte,  meist  vorübergehend,  aufgetretene  Pflanzenarten  hat 
unsre  Rheinhalde-Flora  eine  kleine  Bereicherung  erfahren. 

II.  Die  Flechten  der  Rheinhalde. 

Von  G.  Lettdii. 

Die  Rheinhalde  ist  ein  Standort,  der  schon  wegen  seiner 
unmittelbar  an  die  Grosstadt  angrenzenden  Lage  für  die  Ent- 
wickelung  der  Flechten  im  ganzen  nicht  günstig  ist.  Wie  bekannt, 
sind  in  erster  Linie  die  rindenbewohnenden  Flechten  zum  grössten 
Teil  gegen  den  Kohlenrauch  und  sonstige  Einwirkungen  der 
städtischen  Luft  sehr  empfindlich,  in  wesentlich  geringerem  Masse 
allerdings  viele  Steinbewohner. 

Daher  finden  wir  an  den  südlich-exponierten,  meist  sonnigen, 
hier  und  da  aber  auch  überschatteten  Nagelfluhfelsen  eine 
Florula  cal  ci  cola,  die  zwar  nicht  reichhaltig  genannt  werden 
kann,  aber  doch  eine  ziemliche  Anzahl  der  für  diese  Unterlage 
charakteristischen  Arten  enthält.  Im  übrigen  fällt  es  auf,  dass 
die  Facies  der  hier  beobachteten  Formen  starke  Anklänge  an 
diejenige  der  Mauern,  Zement-  und  Mörtelwände  und  ähnlicher 
vom  Menschen  geschaffener  Standorte  aufweist,  wie  sie  sich  überall 
innerhalb  und  in  der  Nachbarschaft  der  kleineren  Orte  unserer 
Gegend,  und  teilweise  bis  mitten  ins  Zentrum  der  Stadt  Basel 
hinein  vorfindet.  Das  mag  zum  grossen  Teile  damit  zusammen- 
hängen, dass  chemisch  und  physikalisch  die  Nagelfluhwände  eine 
besonders    grosse    Verwandtschaft    mit    den    genannten    Unter- 


132  A.   Becherer,    E.   Steiger,    G.   Lettau. 

lagen  erkennen  lassen;  zum  andern  Teile  mag  auch  die  Lage  des 
Standortes,  in  unmittelbarer  Nahe  der  vorbeiführenden  belebten 
Landstrasse  und  der  Stadt,  jenen  nitrophilen  resp.  koniophilen 
Liehenen  die  Ansiedelung  erleichtern.  -  Hygrophile  Flechten, 
wie  z.  B.  Gyalecta  cupularis  (Ehrh.)  V,.  Fr.,  Bacidia  fuscoviridis 
(Ami)  und  gewisse  Verrucariaceen.  scheinen  wegen  der  trockenen, 
sonnigen    Lage  ganz  zu  fehlen. 

Ebenso  fehlen  die  meisten  Charakterflechten  der  benach- 
barten .Jurakalkleisen,  wie  z.  B.  Verrucaria  murina  Ach.  und 
parmigera  Stnr.,  Opegrapha  saxicola  Ach..  Lecidea  immersä  (Web.) 
Kbr.  und  lurida  (Sw.)  Ach..  Solorina  saccata  (L.)  Ach..  Caloplaca 
(Gasparrinia)   aurantia  (Pers.)   und    cirrhochroa   (Ach.)    Th.  Fr% 

Die  Florula  der  Rindenbewohner  ist  durchaus  ärmlich,  quanti- 
tativ und  noch  mehr  qualitativ.  Da  der  Standort  wohl  schon 
sehr  hinge  seine  Verbindung  mit  dem  Hochwald  verloren  hat, 
und  wegen  der  Trockenheit  seiner  Lage,  fehlen  fast  alle  für  den 
eigentlichen  Wald  charakteristischen  und  schattenliebenden  Arten. 
-  Eine  gewisse  beschränkte  Zahl  von  Laub-  und  Krustenflechten 
bekleidet  in  erster  Linie  die  längs  der  Landstrasse  gepflanzten 
höhern  und  altern  Bäume  (nieist  Ahorne)  und  siedelt  nur  hier 
und  da.  und  meist  in  dürftigen  Exemplaren,  auf  die  meist  Jüngern 
Bäume  der  eigentlichen  Halde  über.  Nur  die  an  einigen  Orten 
vorkommenden  alten  Pappeln  und  Robinien  an  der  Halde  selbst 
gestatten  einigen  der  in  unserer  Gegend  häufigeren  Kleinflechten 
auf  ihrer  rissigen  Rinde  ein  etwas  reichlicheres  Wachstum. 

Verzeichnis  der  im  Reservatgebiet  an  der  Rheinhalde 
vorkommenden  Flechten. 

(st.  =  steril). 

1.  Auf  Nagelfluh-Gestein. 

Staurothele  amphiboloides  (Nyl.)   A.  Zahlbr. 
Verrucaria  fuscella  Turn. 

„  interrupta  (Anzi)  Stur. 

nigrescens  Pers.  in  verschiedenen  Formen. 
rupestris  Schrad. 
Allarthonia  lapidicola  (Tayl.)  A.  Zahlbr. 
Catillaria  aihallina  (Hepp)  Hellh. 
Lecidea  enteroleuca  Ach. 
Protoblastenia  rupestris  (Scop.)  Stnr. 
Acarospora  Heppii  (Naeg.J   Kbr. 

Biatorella  (Sarcogyne)   pruinosa  (Sin.)   Mudd.  u.  /.   nuda  Nyl. 
Collema   multifidum  (Scop.)   Schaer.   rar.  granulijerum  Nyl.  st. 


'     Kl. na    des    Vil  uisrlmt/iVMi  \  atl'-;    1 1  lii-itilialc  le.  133 

Placynthium  nigrum  (Huds.)  S.  Gray. 
Lecania  erysibe  (Ach.)    Th.  Fr. 
I. numnti  (Aspicilia)  contorta  (Ach.  Hue). 
(Eu-Lec.)  crenulata  Nyl. 

dispersa  (Pers.)  Ach. 
Hageni  Ach.  subsp.   umbrina  (Ehr.)   Arn. 
[subfusca  rar.]  campestris  Schurr. 
(  Placodium)  saxicola  (l'oll.)  Ach. 
Blastenia  teicholyta  (DC).   Nyl.  st.  spärlich   an    Felsen,  etwas 

reichlicher  an  Zement   bei  der  Fähre. 
Caloplaea  (En-Cal.)  aurantiaca  (Lghtf.)    Th.  Fr.,  spärlich. 

citri  hu  (Hoff.)  Th.  Fr.  häufig  an  den 
Felsen,  öfters  auch  mit  Apothecien.  Ebenso 
;ni  steinernen  Stufen  und  an  Zement  bei 
der  Fähre. 

luden  (Mass.  Arn.)  und  f.  aestimabilis  Arn. 
pyracea  I  Ich.)    Th.  Fr. 
„  variabilis  (Pers.)    Th.  Fr. 

(Gasparrinia)  decipiens  (Arn.)  st.  auf  Zemenl  bei  der 
Fähre. 
pusilla  (Mass.). 
Rhinodina   Bischoffii  (Hepii)   Kbr. 
immersa  (Kbr.). 

2.  Auf  Nagelflubfels    und  Erdboden   zwischen  Moosen. 

Cladonia  pyxidata  (L.)  Ach.  f.  neglecta  (Flk.)   Mass.  st. 
Leptogium  lacerum  (Sw.)  S.  Gray  und  var.  pulvinatum  Hojj.  st. 

plicatile  (Ach.)   Nyl.  st. 
Physma  chalazanum  (Ach.)  Arn. 
Peltigera  rufescens  (Sm.)   Hoff.  st. 

:!.  Aul  Rinde  (und  Hol/.). 

Normandina  pulehella  (Borr.)  Leight.  st.  auf  alten  Robinien. 
Op'egrapha  varia  ssp.  diaphora  (Ach.)   Nyl.    An  alten   Pappeln 

und  Robinien. 
Bacidia  (Weitenwebera)   Naegelü  (Hepp)   A.  Zahlbr.    Ebenso. 
Lernten  olivacea  Hoff.    Häufig  auf  Kinde  älterer   Bäume. 
Candelariella   xanthostigma   (Pers.)    st.   an   alten    Pappeln   und 

Robinien. 
Lecania  cyrtella  (Ach.)  <>lir.    An  Pappeln. 
Lecanora  (Eu-L.)  angulosa  Ach.    Strassenbäume. 

Hageni  Ach.    An  Pappeln. 

sambuci  (Pers.)  Nyl.  An  Pappeln  u.  Robinien. 


134  A.   Becherer,    E.   Steiger.    G.  Lettau. 

Lecanora  (Ku-L.)  [subfusca    ssp.]    allophana    (Ach.)     Ami, 

Strassenbäume. 
Phlyctis  argena  (Ach.)  Kbr.  st.  an  Strasseubäumen. 
Candelaria  concolor  (Dicks.)  Wain.  st.  An  Strasseubäumen,  aucli 

an  Pappeln  und  Ulmen  der  Halde. 
Formel ia  caperata  (L.)  Ach.  st.    Strassenbäume;  wenig  auch  an 
Robinien. 

dubia  (Wulf.)  Schaer.  st.   Strassenbäume. 
subaurifera  Nyl.  st.  Strassenbäume. 
sulcata  (Tayl.J  st.   Strassenbäume. 
,,         verruculifera  (Nyl.)  st.  Strassenbäume. 
Evernia  prunastri  (L.)  Ach.  st.    Spärlich  an  Strassenbäumen. 
Bamalina  pollinaria  Ach.  st.   Nur  spurweise  an  Strassenbäumen. 
Caloplaca  dtrinella  (F.  Fr.).    An  Pappeln. 
Xanthoria  lychnea  (Ach.)  DC.  st.    An  Strassenbäumen. 

parietina  (L.)   Th.  Fr.    An  Strassenbäumen.  spärlich 
auch  an  Pappeln  und  Robinien  der  Halde. 
Buellia  myriocarpa  (DC.)  Mudd.  An  Strassenbäumen,  Pappeln. 

Robinien. 
Physcia  agglutinata  (Flk.)  Nyl.  st.    An  Pappeln,  Ahornen. 

ascendens  Bitter,  st.    An  Strassenbäumen,  auch  Ulmen 
der   Halde  usw. 

farrea   Wain.  f.  pityrea   Wain.  u.  alphiphora   Ach.  st. 
Strassenbäume. 

pulverulenta  (Hoff.)   Nyl.    Strassenbäume. 
virella  Ach.  st.    Strassenbäume,  Ulmen  usw. 
Lepraria  aeruginosa    Seltner,    st.      Am     Grunde     verschiedener 
Bäume. 
flava  Ach.  st.    An  Strassenbäumen. 

III.  Die  Laubmoose  der  Rheinhalde. 

Von    E.  Steiger. 

Die  Laubmoosflora  des  Reservats  bildet  einen  ver- 
schwindend kleinen  Teil  im  langen  Verlauf  der  Moosflora  an  den 
Ufern  des  Hochrheins,  mit  deren  Natur  sie  übereinstimmt,  ohne 
einiger  Eigentümlichkeiten  zu  entbehren.  Sie  dürfte  trotz  der 
Nähe  der  Stadt  bei  der  Interesselosigkeit  des  Publikums  an  ihren 
kleinen  Objekten  weniger  als  die  Phanerogamenflora  von  ihrem 
ursprünglichen  Charakter  verloren  haben.  Doch  droht  auch 
ihrem  Bestände  durch  das  beständige  Abrutschen  der  Kies- 
massen in  den  Rhein  und  die  dadurch  bewirkte  Dezimierung 
des  Terrains  mancher  Verlust;   diese   Gefahr  besteht  gerade  für 


Flora  des  Naturschutzreservates   Rheirihalde.  13.r> 

eines  der  interessantesten  Moose,  den  Didymodon  cordatus,  der 
sieh  nur  in  den  dem  Strom  zunächst  liegenden  Kieswänden  findet. 
Die  Durchsuchung  des  Gebietes  ergab  die  Anwesenheit 
von  86  Arten,  die  43  Genera  angehören;  dieser  Formensehatz 
wird  noch  vermehrt  durch  12  gut  bestimmte  Varietäten.  Hervor- 
zuheben ist  hierbei  die  starke  Vertretung  der  Familie  der  Tricho- 
stomeen  durch  die  Gattungen  Didymodon,  Trichostomum,  Barbitla, 
Tortella,  und  der  Pottieen  durch  Tortula  und  Syntrichia,  wogegen 
die  humusliebenden  Gattungen  Dicranum,  Mnium,  Poiytrichum 
durch  gänzliches  Fernbleiben  auffallen.  Ebenso  fehlen  die  grossen 
Hypnen:  kein  einziges  Stengelchen  von  den  sonst  doch  so  ubi- 
quitären  Hypnum  iriquekrum  oder  splendens  war  aufzutreiben. 
H.  cupressiforme  ist  hier  nur  in  massiger  Menge  vorhanden.  Der 
Mangel  an  diesen,  meist  durch  stattliche  Pflanzen  repräsentierten 
Gattungen,  erzeugt  den  Eindruck  einer  gewissen  Dürftigkeit  des 
Mooskleides:  letztere  wird  auch  durch  den  Umstand  hervor- 
gerufen, dass  manche  Arten  nur  in  spärlicher  Tndividuenzahl 
vorhanden  sind.  Es  wird  deshalb  in  der  Artenliste  sowohl  über 
die  Häufigkeit  als  über  die  Menge  des  vorhandenen  Materials 
Auskunft  gegeben.  Weitere  Anhaltspunkte  über  den  bryologischen 
Charakter  der  Halde  liefert  das  Feuchtigkeitsbedürfnis  der  ein- 
zelnen Arten.  Sehen  wir  ab  von  den  Baum-  und  Flussmoosen,  so 
I 'leiben  für  die  eigentliche  Halde  56  landbewohnende  Arten. 
Von   diesen  sind  : 

26  xerophil, 

16  mesophil. 

10  meso-xerophil, 

1   hygrophil  (Pleuridium  nitidum), 

1    hydrophil  (Eucladium), 

1  sciaphil  (Fissidens  taxifolius), 

1  mesophil-sciaphil  (Encalypta  streptocarpa). 
56. 

Aus   diesen   Angaben   erhellt,   dass   die   Moosflora  der   Halde 
ein   vorwiegend   xerophiles    Gepräge   aufweist. 

Hinsichtlich  der   Beziehungen  zwischen   Substrat   und   Moos- 
bedeckung herrschen  an  der  Halde  folgende  Verhältnisse: 

Von  67  erdbewohnenden  Arten  (wieder  die  bäum-   und  t'luss- 
bewohnenden  unberücksichtigt  gelassen)  sind: 
indifferent  28  Arten 
kalkliebend  26       „ 
kalkbevorzugend   10       ,,     . 


136  A.  Bechern.    E.   Steiger,    G.   Lettau. 

Diesen  allen  stehen  nur  3  Arten  von  mehr  oder  weniger 
calcifugem  Charakter  gegenüber.  Unter  diesen  ist  das  bezeich- 
nendste Brachythecium  albicans,  stellt  doch  Limprecht  in  seinen 
Diagnosen  geradezu  die  Kieselpflanze  B.  albicans  der  Kalk- 
pflanze B.  glareosum  gegenüber.  Amann  bezeichnet  B.  albicans 
als  calcifuge  tolérant;  hier  kommen  beide  Arten  miteinander 
vor,  und  für  beide  erwies  sich  der  Bodm  carbonathaltig  !  Die 
beiden  andern  in  diese  Gruppe  gehörenden  Arten  sind:  Ambly- 
stegium  varium  (calcifuge  tolérant)  und  Ceratodon  (calcifuge  pré- 
férant); auch  ihr  Boden  zetgte  hier  Kalkcarbonat  an.  -  Wie 
ganz  anders  stellen  sich  die  Kalkliebenden  ein,  die  mit  26  deci- 
dierten  und  10  vorwiegend  calciphilen  Arten  aufrücken.  Der 
Boden  der  Rheinhalde  zeigt  also  eine  chemische  Zusammensetzung, 
welche  die  Besiedelung  durch  kalkliebende  Arten  in  hohem  Masse 
begünstigte.  Dieses  Resultat  war  nun  durchaus  nicht  von  vorn- 
herein zu  erwarten;  denn  dem  Besucher  der  Halde  lallen  vor 
allem  die  zahlreichen  und  oft  grossen  Gerolle  vom  Charakter 
der  Silikatgesteine  in  die  Augen.  Wenn  nun  trotzdem  die  calci- 
philen Arten  vorwiegen,  so  ergibt  sich,  dass  diese  nicht  unbeträcht- 
liche Masse  der  Silikatgesteine  sich  völlig  passiv  verhält  und  auf 
die  Zusammensetzung  der  Moosflora  fast  gar  keinen  Einfluss  aus- 
zuüben vermag.  Dagegen  wird  bei  der  leichten  Löslichkeil  des 
Kalkkarbonats  der  Krume  überallhin  Kalk  zugeführt,  daher  den 
zahlreichen  Moosarten,  für  welche  das  Vorhandensein  dieses 
Stoffes  eine  Lebensbedingung  bedeutet,  die  Ansiedelung  so  sehr 
erleichtert    wurde. 


Gehen  wir  nun  über  zur  Betrachtung  der  Pflanzenvereine. 
welche,  durch  die  gleichen  Lebensbedingungen  veranlasst,  gemein- 
same Standorte  aufsuchen! 

In  ökologischer  Hinsicht  werden  wir  unterscheiden:  die 
Flora  der  nie  vom  Strom  benetzten  Halde  von  der  hygro-  und 
hydrophilen  Flora,  welche  die  Litoralzone,  d.  h.  den  je  nach  dem 
Wasserstande  ±  hoch  benetzten  Fuss  der  Halde  und  den  Strom 
selbst   bewohnt. 

Von  den  Assoziationen  an  der  Halde  werden  wir  diejenigen 
auf  den  Nagelfluhbänken,  den  kiesig-sandigen  Ablagerungen, 
den  Terrassen  und  den  Ruderalplätzen  gesondert  betrachten; 
diesen  Standorten  der  offenen  Heide  diejenigen  im  schattigen 
Gehölz  folgen  lassen  und  schliesslich  die  Gesellschaft  der  baum- 
bewohnenden Arten  einreihen. 


Flora  des  NaturschutzEes<  rvaics  lîheiiihaklc.  137 

A.  Übersicht  über  die  verschiedenen  Moosassoziationen. 
1.   Assoziation  auf  den   felsarliueii   Xagclfluhbänken. 

In  der  Verkittung  der  Geschiebe  lassen  sich  alle  Abstufungen 
verfolgen  vom  lockeren  Kies  l>is  zu  felshartem  Gestein.  Au!' 
letzterem  ist  Encalypta  streptocarpa  mil  ihren  stattlichen  Blatt- 
rosetten über  die  ganze  Halde  verbreitet;  neben  ihr  lallt  Pottia 
lanceolata  durch  ihr  rötliches  Peristom  auf.  während  die  zier- 
lichen Fiedern  «les  Homalofhecium  sericeum  über  das  matte  Ge- 
stein einen  seidenen  Glanz  verbreiten.  An  weniger  belichteten 
Stellen  zieht  Anomodon  viticulosus  seine  langen  Stolonen,  aus 
denen  er  in  dichter  Reihe  gelbgrüne  Aste  emporsendet.  Nur  an 
der  Nagelfluh  „beim  Hörnli"  zeigten  sieh  Chrysohypnum  chryso- 
phyllum  und  Sommerfeltii;  erstere,  an  sonnigen  Felsen  im  .Iura. 
häufig,  letztere,  mehr  schattenliebend,  ziemlich  selten  an  einigen 
- 1 •■llt'ii  des  Oberrheins  wiederkehrend. 

Nicht  selten  sieht  man  .-teil  abfallende  Nagelfluh  durch  eine 
überhängende  Bank  überdacht,  wodurch  höhlenartige  Nischen 
sieh  bilden.  An  solchen  Stellen  wuchert  in  dicken,  meergrünen 
Polstern  Eueladium  uerticillatum,  im  Juli  stellenweise  üppigst 
Erachtend.  Obgleich  am  Gestein  äusserlich  gar  keine  Feuchtig- 
keit wahrzunehmen  ist.  kann  mit  der  Hand  doch  reichlich  Wasser 
aus  den  Mooskissen  gepressi  werden.  Es  scheint,  als  seien  es 
die  durch  die  Kiesmassen  streichenden  Sickerwasser,  welche 
diesem  Moose,  das  sonst  die  Tuffstellen  vom  Wasser  berieselter 
Felsen  aufsucht,  die  Feuchtigkeit  zuführen  und  uns  so  Kunde 
geben  von  den  Lösungsmitteln,  die  Ihm  der  Bildung  der  Nagel- 
fluh die  chemischen   Umsetzungen   bewirken  helfen. 

Der  Lieblingsplatz  -des  Gymnostomum  calcareum  ist  der 
/.. ■mein  oder  wenigstens  die  Vertiefung  zwischen  den  einzelnen 
Gerollen,  wo  seine  nur  wenig  millimeterlangen  Stämmchen  dicht 
chlossen  einen  malachitgrünen  Überzug  bilden,  liier  in  der 
Südlage  irai  ich  Gymnostomum  calcareum  nur  steril,  in  der  Nord- 
lage am  Rheinufer  hei  Augsl  und  weiter  ostwärts  dicht  mit  den 
firnissglänzenden  Kapseln  besetzt. 

Wohl  die  interessanteste  Erscheinung  auf  der  Nagelfluh 
hietet  ans  Didymodon  cordatus  an  den  Wänden,  die  unterhalb 
der  Fähre  als  kleiner  Felszirkus  sich  erliehen. 

Die  seltene  Pflanze  weist  hier  alle  für  diese  Species  typischen 
Merkmale  auf.1) 


',  Meli.     Vmann:   Nouvelles  additions   et    rectifie.    .'<   la   Flore  'les  i e  , 

de  la  Suisse  m   Bull.  d.  I.   Soc.  vaud.  «I    sciences  natur.     1920  pag.  86. 


138  A.    Becherer,     E.   Steiger,    G.   Lettau. 

Wo  der  Fels  leicht  mit  Sand  bedeckt  ist,  stellt  sieh  überall 
Hymenostomum  microstomum  ein;  neben  ihm  verrät  sich  durch 
ihre  glockig  aufgeblasene  Haube  Encalypta  vulgaris;  viel  schmäch- 
tiger als  ihre  stattliche  Schwester  streptocarpa,  liebt  sie  die  warmen 
Täler  und  erinnerte  mich  an  ihr  Vorkommen  auf  der  Felsenheide 
des  Wallis,  wo  sie  sich  bei  Tourbillon  in  die  Vertiefungen  des 
heissen  Felsbodens  flüchtet. 

Als  Bewohner  der  Nagelfluh  sind  noch  zu  erwähnen  Tortella 
tortuosa,  Schistidium  apocarpum,  Tortula  muralis,  Orthotrichum 
anomalum;  anderwärts  massenhaft  auftretend,  kommen  diese 
Arten  hier  aber  nur  in  unbedeutender  Menge  vor. 

2.  Assoziation  auf   den  kiesiusandiyen  Stellen. 

Für  diese  Standortsform  ist  vor  allem  Amblystegium  varium 
bezeichnend,  ferner  Eurynchium  praelongum,  beide,  wie  der  Ubi- 
quist  Barbula  unguiculata,  über  die  ganze  Halde  zerstreut.  Brachy- 
thecium  salebrosum  kriecht  hie  und  da  an  buschigen  Stellen; 
indes  Bryum  pendulum  und  B.  caespiticium,  auch  Barbula  fallax 
akzessorisch  auftreten;  ebenso  Camptotheciwm  lutescens  und  Cera- 
todon  purpureus.  Da  letzterer  wie  auch  das  überall  wuchernde 
sterile  Bryutn  capillwe  meist  an  Stellen  auftritt,  wo  Abfallstoffe 
den  Boden  verunreinigen,  vermögen  diese  2  Arten,  allzu  sehr 
an  die  Nähe  der  Stadt  erinnernd,  dem  Moosbild  einen  gewissen 
profanen  Einschlag  zu  geben. 

3.  Assoziation  auf  den  Terrassen. 

Betreten  wir  von  der  Strasse  lier  die  Halde,  so  sehen  wir 
ihren  oberen  Rand  von  Rasen  eingenommen;  steigen  wir  aber 
einige  Schritte  tiefer,  so  kommen  wir  auf  völlig  flache,  horizontal 
der  Böschung  entlang  laufende  Stellen,  die  „Terrassen".  Sie 
bilden  das  Dach  von  Kiesbänken,  die  gegen  den  Rhein  steil  ab- 
fallen; ihre  Breite  schwankt  zwischen  einem  und  mehreren  Metern. 
Nach  der  Strasse  zu  sind  sie  oft  von  Strauchwerk  umsäumt,  nach 
der  Rheinseite  durch  den  Steilabsturz  begrenzt.  Ihre  Oberfläche, 
dem  Fuss  einen  ±  weichen  Teppich  bietend,  fällt  durch  die  wie 
geschoren  aussehende  kurze  Bewachsung  auf.  Diese  wird  in  ihrer 
Mehrheit  durch  Moose  gebildet,  denen  hie  und  da  dem  Boden 
flach  angepresste  Blattrosetten  von  Echium,  Erodium,  Potentilla 
venia,  Sedum  usw.  eingestreut  sind,  während  ihr  im  Frühling 
die  ephemeren  Gebilde  der  Eraphila,  des  Cerastium  semidecandrum 
und  der  Saxifraga  tridaetylites  entspriessen. 

Der  Moosrasen  dieser  Terrassen  stellt  die  für  die  Halde 
charakteristischste  Formation  dar.    An  ihr  nehmen  ausschliesslich 


Flora  des  Xaturschutzreservates  Rheinhalde.  139 

Xerophyten  teil.  Bei  trockenem  Wetter  erscheint  seine  Farbe 
dunkel,  werden  doch  grosse  Räume  von  den  düstern  Rasen  der 
Syntrichia  montana  und  der  Tortella  inclinata  eingenommen. 
Die  Masehen  zwischen  diesen  zwei  Barbula-Arten  füllt  eine  dritte: 
Streblotrichum  convolutum.  Aber  noch  ist  der  Reichtum  der 
Barbula-Formen  nicht  erschöpft,  denn  hie  und  da  sind  noch  die 
fast  haarfeinen  Stengelchen  der  Barbula  gracilis  eingestreut: 
auch  B.  fallax  und  B.  reflexa  treten  vereinzelt  auf,  und  schliess- 
lich zeigte  sich  auf  der  sonnigen  Heide  beim  „Hörnli"  noch 
Barbula  Hornschuchiana  in  einigen  gelbgrünen  Raschen. 

Das  sonst  in  schwellend  grünem  Gewand  auftretende  Genus 
Brachyihecium  hat  in  diese  Gesellschaft  die  Arten  albicans  und 
glareosum  entsandt,  die  in  ihrem  Habitus  und  ökologischen  Ver- 
halten sich  an  Barbula  gracilis  anschliessen. 

B.  glareosum  tritt  hier  in  einer  Form  auf.  die  dem  albicans 
ähnlich,  in  nichts  mehr  an  die  saftigen  Pflanzen  erinnert,  die  wir 
von  dieser  Art  im  Schatten  der  Kalkgesteine  zu  sehen  gewohnt  sind. 

Als  weitere  xerophile  Elemente  beteiligen  sich  am  Moos- 
teppich der  Terrassen:  Thuidium  abietinum  und  das  saftlose 
Cylindrofhecium  concinnum. 

Das  Genus  Bryum  ist  in  diesem  Pflanzenvereine  durch  die 
therrnophile  Species  torquescens  vertreten,  die  sich  durch  die 
spiralige  Einrollung  der  Blätter  allzu  intensiver  Bestrahlung  zu 
entziehen   vermag. 

In  ähnlicher  Weise  können  als  Schul /.mittel  für  unsere  Helio- 
philen  der  Terrasse  gelten:  die  für  Barbula  gracilis  und  Brachy- 
thecium albicans  beschriebene  Blattstellung;  für  Syntrichia  montana 
und  Tortella  der  Einrollungsmodus  ihrer  Blätter:  für  erstere  auch 
das  lange  Glashaar  an  der  Blattspitze;  für  Cylindrofhecium  das 
dichte  Blattnetz  seiner  englinearen  Zellen:  für  Thuidium  die  reiche 
Au-stattung  der  Zelloberflächen  durch  Papillen;  im  übrigen  aber 
dürfte  die  Hauptwaffe  noch  viel  mehr  als  im  anatomischen  Bau 
in  der  chemischen  Beschaffenheit  der  Gewebe  gegeben  sein. 

Es  ist  wohl  überflüssig,  zu  bemerken,  dass  etliche  Arten 
dieser  Formation  auch  auf  Nagelfluhfelsen  übergehen.  Streblo- 
triclnun  reicht  bis  zur  Uferlinie  hinab,  wo  ich  sie  in  der  Wasser- 
nähe die  bisher  wenig  bekannte  vor.  uliginosa  Limpr.  (mit  abge- 
rundeter Blattspitze)  bilden  sah. 

4.   Assoziation  auf  Kuderalplätzen,   Gartenerde  ete. 

Es  i.-t  »hon  angedeutet  worden,  wie  wenig  die  Halde  zur 
Erzeugung  fetter  Erde  geeignet  ist  ;  immerhin  geben  der  Staub 
und    Detritus    der    Strasse    hie    und    da    Anlass    zur    Bildung   von 


Un  A.   Becherer,    E.   Steiges,    G.  Lettau. 

Ruderalplätzen,  den  einzigen  Ortlichkeiten,  wo  cleistocarpe  Meiose 
an  der  Halde  vorkommen.  So  hat  sieh  Phascum  cuspidatum 
abseits  der  Strasse  und  auf  Gartenerde  in  der  Nähe  des  Zoll- 
häuschens eingefunden. 

Pleuridium  nitidum  konnte  ich  auf  einem  Murgang-ähnlichen 
Streifen  herabgeflossener  Schlammerde  beobachten. 

Dem  kundigen  Auge  meines  Freundes  Dr.  J.  Amann  in 
Lausanne  war  es  vorbehalten,  in  'lern  ohnehin  schon  kleinen 
Pröbchen  das  Pleuridium  auch  die  Anwesenheit  des  Hi/meno- 
stomum  squarrosum  festzustellen;  dadurch  wurde  der  Schweizer 
Moosflora  ein  neuer  Bürger  zugeführt,  da  die  auch  anderwärts 
seltene  Pflanze  in  der  Schweiz  bisher  unbekannt  war.1)  --  Dieser 
Assoziation  gehören  auch  einige  Trupps  Pottia  intermedia  an, 
die  sieh  die  Erdansammlungen  unterhalb  der  Strasse  nutzbar 
machten. 

5.  Assoziationen  im   Gehölz. 

Die  von  sengender  Sonne  ausgetrocknete  Halde  verlassend. 
treten  wir  in  das  kleine  Gehölz,  das  sich  oberhalb  der  Fähre 
hinzieht.  Im  Schatten  seiner  Laubkronen  sind  Luft  und  Boden 
etwas  feuchter;  allein  keine  Schicht  abgefallener  Blätter  hat 
einen  richtigen  Waldboden  erzeugt,  wie  denn  Waldmoose  auch 
hier  fehlen. 

In  solcher  Umgebung  haben  uns  natürlich  die  Xerophyten 
verlassen  und  sind  durch  dünnlaubige  Moose  mesophiler  oder 
sciaphiler  Natur  ersetzt. 

So  wuchern  überall  sterile  Rasen  des  Bryum  capillare,  die 
auch  auf  Baumwurzeln  übergehen. 

Fissidens  taxifolius  treibt  in  der  feuchten  Erde  seine  palni- 
I  ila  tt  art  igen  Wedel. 

Brachyihecium  rutabulum  wird  häufiger;  am  bodenfeuchten 
Gerolle  haftet  Brachyihecium  populeum;  auf  abgefallener  toter 
Rinde  vereinigen  sich  Bryum  capillare,  Didymodon  rubellus, 
Brachyihecium  sàlebrosum  und  Amblystegium  serpens  zu  grossen 
grünen  Polstern.  Rhynchostegium  murale  hat  sieh  auf  verkittetem 
Kies  niedergelassen. 

Auf  einem  vom  nahen  Hornfels  hierher  verirrten  Fragment 
Muschelkalk  lebt  die  wärmebedürftige,  aber  etwas  lichtscheue 
Khynchostegiella  tenella;  auch  Amblystegium  varium  stellt  sich 
wieder  ein. 


4)  Amann  )oc.  cit.   jiaL'.   82 


Flora  des  Naturschutzreservates   Rheinhalde.  141 

6.  Assoziation  der  baumbewohnenden  Moose. 

Unter  den  baumbewohnenden  Moosen  nimmt  Pylaisia  poly- 
anthd  eine  führende  Rolle  ein,  da  sie  kaum  einem  Stamm  der 
über  die  Halde  zerstreuten  Schwarzpappeln  fehlt;  sie  fruktifiziert 
stets  reichlich;  öfters  wird  sie  begleitel  von  Hypnum  cupressiforme. 
Beiden  Arten  gesellt  sich  oft  Amblystegium  serpens  bei.  Wo  die 
Pappeln  freistehen,  ist  die  Moosbekleidung  auf  diese  '■'>  Arten  be 
schränkt,  abgesehen  von  Bryum  capillare  an  ihrem  Fuss. 

Reicher  gestalte!  sich  das  Moosleben  in  dem  schon  erwähnten 
Gehölz;  da  gesellen  sieh  hinzu:  die  mattgrüne  Leskea  polycarpa, 
Anomodon  attenuatus  und  viticulosus  ;  auf  Ulmusrinde  das  seiden- 
glänzende Plagioihecium  denticulatum,  ferner  das  ihm  ähnelnde 
Brach  ythecium  rutabulum  var.  plumulosum  und  die  saftiggrüne 
var.  robustum  dieser  Species.  Selbst  das  sonsl  nur  steinbewohnende 
Bhynchostegium   murale  sab  ich  am   Ufer  auf  Rinde  übergehen. 

Eine  am  Wasser  -teilende  alte  Salix  alba  seigt,  wie  fein  die 
Moose  auf  die  leisen  Veränderungen  des  Standorts  reagieren; 
denn  am  selben  Stamm  hat  sich  auf  der  Schattenseite  eine  Kolonie 
von  Plagiotheci-um  Roeseanum  var.  orihocladum  festgesetzt,  wäh- 
rend die  dem  offenen  Kaum  über  dem  Rheine  zugekehrte  Seite 
viiii  den  xerischen Orthotrichwn affine  und  Leucodon  sciuroides  ein- 
genommen  wird. 

7.  Assoziation  auf  den  Alleebäumen. 

Eine  Alice  längs  der  Strasse  angepflanzter  Ahorne  markiert 
genau  die  oberste  Grenze  des  Reservats.  Ihrer  freien  Lage  ent- 
sprechend, kehren  Orthotrichum  affine  und  Leucodon  wieder. 
Neben  ".  affine  tritt  0.  diaphanum  häufig  auf.  während  eine 
dritte  Art:  ".  obtusifolium  nur  in  ganz  wenigen  kümmerlichen 
Exemplaren,  wohl  den  ersten  Pionieren  der  Besiedelung,  nach- 
zuweisen war. 

In  den  Kitzen  der  Korke  verbergen  sieh  die  zarte  Syntrichia 
papulosa  und  die  S.  laevipila  in  ihrer  seltenen  var.  pagorum  Milde. 

I>ie  Brutkörper  dieser  letztern  stimmen  genau  überein  mit 
der  Abbildung,  welche  Limpricht  der  Beschreibung  seiner 
Tortula  pagorum  Milde  beifügt. 

H.   Assoziation  der   l'lutmoose  im   Rhein. 

Wir  nähern  uns  dem  Strome  selbsl  und  damit  denjenigen 
Moosen,    deren    Lei. en    -ich    in    und    am    Wasser   abspielt. 

Durch  gemeinsame  Lehcn-aH  charakterisiert  sich  unter  diesen 
zunächst   die  Gruppe  der  Flutmoose,  für  welche  der  Strom  so 


142  A.   Beoherer,    E.   Steiger.    G.   Lettau. 

recht  eigentlich  die  Heimat  bildet.  Ausgerüstet  mit  langen, 
zähen,  aber  biegsamen  Stengeln,  die  leicht  den  Strömungen  des 
Flusses  nachgeben  sind  sie  trefflich  den  Anforderungen  angepasst, 
welche  die  Zugkraft  des  fliessenden  Wassers  an  sie  stellt.  Der 
anatomische  Bau  des  Stengels  weist  dementsprechend  bei  allen 
übereinstimmend  weite,  dünne  Innenzellen,  fehlenden  Zentral- 
strang und  sehr  stark  verdickte,  kleine  Rindenzellen  auf. 

In  diese  Gruppe  gehören  vor  allem  die  zwei  CincUdotus- 
arten,  die  in  schwarzgrünen  Büscheln  überall  vom  Gestein  her- 
unterhangen; von  ihnen  hält  sich  C.  riparius  mehr  am  Ufer, 
während  C.  aquaticus  die  Kiesbänke  bis  mitten  in  den  Rhein 
hinaus  überzieht;  dass  nämlich  tatsächlich  das  Strombett  in  seiner 
ganzen  Breite  vonMoosen  bewachsen  werden  kann,  war  im  Winter 
1921  deutlich  bei  Rheinfelden  zu  beobachten,  wo  die  schwärz- 
lichen Rasen  dieses  Cinclidotus  sich  ununterbrochen  von  einem 
Ufer  zum  andern  über  die  Kalkriffe  hinziehen. 

An  reissenden  Stellen  fand  ich  den  C.  aquaticus  in  einer 
prächtigen  Flutform  von  40  cm  Länge.  Von  äusserst  schlankem 
Wuchs  könnte  sie  als  form,  gracilis  bezeichnet  werden,  da  sie  sich 
durch  ihre  feinen,  schmalen,  deutlich  sichelförmig  gekrümmten 
Blätter  von  der  breiterblättrigen,  häufigeren  /.  typica  unterscheidet. 

Am  Ufer  taucht  in  schlaffen  Strähnen  Amblystegium  riparium 
ins  Wasser;  oder  es  fluten  darin  die  wirren  Massen  des  A.  irri- 
guum.  Ersteres  hält  sich  eng  an  die  mittlere  Rheinhöhe,  da  es 
weder  ins  eigentliche  Strombett  geht,  noch  an  der  Halde  sich  in 
grössere  Höhe  hinaufzieht. 

An  den  Konglomeratblöcken  im  Rhein  haften  Brach •ythecium 
rivulare  in  seiner  Flutform  rar.  cataractarum  Sauter,  Hygro- 
hypnum  palustre  var.  subsphaericarpon,  Fontinalis  antipyretica, 
seltener  die  schmalblättrige  F.  gracilis. 

Hier  wachsen  auch  die  grossen,  dunkelgrünen  Wedel  des 
Pachyfissidens  grandijrons.  Den  bisher  genannten  Flutmoosen 
gegenüber  zeigt  er  aber  insofern  ein  anderes  Verhalten,  als  seine 
Sprosse,  obgleich  im  Bau  des  Stammes  übereinstimmend,  der 
Strömung  eine  gewisse  Starrheit  entgegensetzen.  Dieser  statt- 
liche Repräsentant  der  Fissidenten  bildet  eine  für  den  Rhein 
und  seine  Nebenflüsse  charakteristische  Erscheinung,  da  er  im 
deutsch-österreichischen  Florengebiete  aus  andern  Flussläufen 
nicht  bekannt  geworden  ist. 

9.  Assoziation    der  Litoralzone. 

Den  exquisiten  Strombewohnern  gegenüber  führen  die  Moose 
der  Litoralzone  eine  mehr  amphibische  Lebensweise.    Als  Strand- 


Flora  dos  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  14.'! 

Unie  im  ökologischen  Sinne  möchte  ich  diejenige  obere  Grenze 
an  der  Halde  bezeichnen,  über  welche  hinaus  gewisse  an  die 
Wassernähe  gebundene  Arten  nicht  mehr  fortkommen.  Alle 
Arten  dieser  Assoziation  bewohnen  Bänke  verkitteten  Gerölls 
am  untersten  Fuss  der  Halde,  wo  sie  den  Niveauschwankungen 
des  Stromes  sehr  ausgesetzt  sind. 

Unterwaschene  Wandstellen  sind  ausgekleidet  von  Fissidens 
crassipes  oder  F.  rufulus,  letzterer  auch  im  eigentlichen  Rheinbett. 

Trichostomum  crispulum  und  TV.  mutabile  rar.  cylindricum 
bilden  dichte,  gelbgrüne  Polster.  Wenn  diese  2  Arten  anderswo 
als  Felsbewohner  auftreten,  so  sind  sie  hier  durchaus  auf  die 
Lit  oral  zone  beschränkt,  wie  ich  sie  auch  an  andern  Stellen  des 
Hochrheins  nie  die  unmittelbare  Nähe  des  Stromes  verlassen  sah. 

Hier  auf  diesen,  je  nach  dem  Wasserstande  bald  unterge- 
tauchten, bald  trockengelegten  Bänken  ist  der  Ort.  wo  das  Genus 
Bryum  sich  breitmacht. 

So  vor  allem  Bryum  turbinatum,  sowohl  in  /.  typica  als  auch, 
und  zwar  vorwiegend,  in  der  rar.  riparium  Amann,  die  in  Smaragd - 
srünen  Polstern  das  Gestein  weithin  überzieht.1) 

Die  var.  gracilescens  Br.  eur.  des  B.  turbinatum  spiegelt  deut- 
lich den  raschen  Wechsel  in  der  Natur  des  Standortes.  An  vom 
Wasser  verlassenen  Stellen  erscheinen  nämlich  die  Sprosse  dieses 
Bryum  stark  verlängert,  ihre  Blätter  weit  auseinander  gerückt. 
breiter  und  von  zarter  Textur;  solch  gänzlich  veränderte  Pflanzen 
erinnern  an  B.  Duvalii  und  nur  die  an  der  Stengelbasis  noch 
erhaltene,  dicht  anliegende  Beblätterung  lässt  ihren  Zusammen- 
hang mit  B.  turbinatum  erkennen. 

Auch  von  B.  argenteum  fand  ich  Formen,  die  durch  die  Be- 
rührung mit  dem  Strom  eine  Umbildung  erfahren;  sie  sind  von 
Amann2)  als  rar.  cuspidatum  beschrieben.  Diesen  Anpassungs- 
erscheinungen ist  auch  das  Auftreten  der  var.  patula  von  Funaria 
hygrometrica  zuzurechnen. 

Mit  dem  Auffinden  des  Bryum  Geheebii  an  der  Halde  ist  der 
dritte  Standort  dieser  für  das  Rhein-Aaregebiet  endemischen 
Art  bekannt  geworden,  da  dasselbe  bisher  nur  von  der  Aare  bei 
Brugg  und  vom  Rheinfall  bekannt  war. 

An  der  Scheidelinie  zwischen  Halde  und  Rheinbett  zeigen 
sich  dürftig  an  den  wenigen  grasigen  Stellen  Amblystegium  fili- 
cinum,  Acrocladium  cuspidatum  und  an  feuchtem  Gestein:  Chryso- 
hypnum  protensum. 


1  /  Näheres  über    diese,  früher    mit    II.  ijeiiiiiiijxirum    de    Xot.   verwechselte 
Form,   siehe  in  Amann  loc.  cit.  pag.  98  u.  f. 
2)  Loc.  cit.  pag.   101. 


144  A.  Becherer,    E.  Steiger,    (i.   Lettau. 

10.   Schattenliebende  Assoziation  an  der  Rückwand  der  „Lachsenfalle" 

beim  llörnli. 

In  der  Uferzone  befindet  sich  auch  die  „Lachsenfalle"  beim 
Hörnli,  ein  glacisartiger  Einbau  in  den  Rhein;  die  Rückwand 
desselben,  aus  Muschelkalkblöcken  und  Rundholz  aufgebaut, 
läuft  mit  der  Halde  parallel'  su  dass  der  wenige  Meter  breite 
Raum  zwischen  Wand  und  Halde  einen  Graben  bildet,  der  bei 
Hochwasser  gefüllt  ist,  bei  Tiefstand  aber  trocken  liegt.  An  dieser 
Wand  rückt  nun  das  Genus  Milium  plötzlich  mit  4  Arten,  nämlich 
serratum,  undulatum,  affine  und  stellare  (alle  in  geringer  Menge), 
auf.  Didymodon  rubellus  erscheint  in  seiner  Schattenform  Dar. 
viridis  Schlieph.  Eurynchium  crassinervium,  Hypnum  Molluscum, 
Fissidens  deeipiens  gesellen  sich  bei  :  also  eine  beträchtliche  sciaphile 
Gesellschaft,  die  an  der  Halde  gänzlich  fehlt.  Woher  nun  dieses 
plötzlich  so  geänderte  Bild?  Die  Antwort  ist  einfach:  diese  Wand 
ist  der  einzige  Ort  unseres  Gebietes  mit  Nordlage;  sie  gehört 
überhaupt  nicht  zur  Halde,  sondern  stellt  sich  zu  ihr  durch  ihre 
dem  Lichteinfall  gänzlich  abgekehrte  Lage  in  grellsten  Gegensatz. 

Ans  feuchte  Holzwerk  der  Nordseite  der  Lachsenfalle 
geschmiegt,  erschienen  Limnobium,  Fontinalis  und  Amblystegium 
riparium  einander  zum  Verwechseln  ähnlich:  so  stark  vermochte 
das  gemeinsame  Milieu  diese  verschiedenen  Wesen  in  die  gleiche 
äussere  Erscheinung  zu  zwingen. 


Der  pflanzengeographische   Charakter 
der  Laubmoosflora  an  der  Rheinhalde  wird  durch  die  Verbreitung 
einiger  ihrer  eigentümlichsten  Arten  gekennzeichnet. 

Als  solche  Leitmoose  möchte  ich  Didymodon  cordatus,  Bar- 
bula  gracilis  und  B.  Hornschuchiana,  Bryum  torquescens  und 
Brachythecium  albicans  hervorheben,  da  ihr  Vorkommen  an 
klimatisch  deutlich  bestimmtes   Gelände  gebunden  erscheint. 

Didymodon  cordatus,  eine  espèce  thermophile  méridionale, 
bewohnt  die  Zone  des  Weinstocks  im  Rhonebecken,  wo  er  von 
Lausanne,  Villeneuve,  Roche,  Yvorne,  Aigle  und  Sion  bekannt 
ist.  Es  tritt  weiter  auf  an  sonnigen  Felsen  am  Brienzer  See  bei 
Niederwvl,  am  Zürichsee  bei  Männedorf,  um  endlich  wieder  im 
Churer  Becken  bei  Chur,  Zizers,  Maienfeld  und  Jenins  zu  er- 
scheinen, wie  auch  im  Tessin  an  Kalkfelsen  des  S.  Salvatore. 

Barbula  gracilis  ist  an  verschiedenen  Stellen  der  Linie  Genf- 
Folaterres  beobachtet;  dann  an  zwei  Stellen  im  Neuenburger 
Jura,  bei  Bern,  Winterthur  und  am  Zürichsee. 


Flora  des  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  14."> 

Bryum  torquescens,  ein  südlicher  Typus,  findet  sich  in  der 
Schweiz  vorzugsweise  an  geschütztem  Lagen  am  Genfersee,  bei 
Lausanne  und  bei  Martigny. 

Barbuht  Hornschuchiana   wird   von   Amann   als  eine   für  die 

Schweiz  seltene  Art  bezeichnet  ;  sie  hesit/.t  Standorte  bei  Orsières, 
Lausanne,  Genf,  dann  bei  Zürich.  Meilen.  Rheinsfelden,  Zun  und 
Lugano,  schliesst  sich  also  den  genannten  in  der  Art  ihrer  Ver- 
breitung an. 

Ebenso  Brachythecium  albicans,  das,  abgesehen  von  einigen 
Fundstellen  im  Alpengebiet,  von  Lausanne,  St.  Sulpice,  Haute- 
rive  in  Freiburg,  Burgdori  (das  bekanntlich  das  xerische  Alyssum 
montanum  besitzt),  ■  Beatenberg,  Klosters  und  Bellinzona  an- 
gegeben wird. 

Suchen  wir  unter  den  Phanerogamen  nach  Arten,  die  eine 
ahnliche  Verbreitung  wie  diese  Moose  aufweisen,  so  sei  Potentilla 
canescens  angeführt,  die  sich  im  Rheintal  bei  Konstanz,  Eglisau 
und  Laufenburg  einstellt  und  im  Wallis  und  Unterengadin  wieder- 
kehrt. Diese  Pflanze  wird  nun  von  Christ  als  pontisches 
Element  bezeichnet.  Wir  sehen  also:  die  Wege,  welchen  unsere 
Moose  folgen,  stimmen  überein  mit  den  Verbreitungslinien,  welche 
christ  als  die  Einwanderungsbahnen  pontischer  Arten  beschreibt, 
die  er  als  dem  warmen  Föhrenklima  angepasst  bezeichnet.  Die 
Stationen  des  Didymodon  cordatus  im  weiteren  Osten  dürften 
diese  Auffassung  unterstützen,  kehrt  doch  die  Pflanze  wieder 
in  den  Talgebieten  der  Donau  (bei  Wien),  der  Mur  (bei  Leoben 
und   Graz)  und  der  Save  (bei  Neumarkt). 

Tortuhi  muntana,  Tortella  inclinata,  Encalypta  vulgaris,  Pottia 
lanceolata  stimmen  in  ihrem  Verhalten  mit  den  angeführten  Arten, 
bei  denen  die  xerischen  Kolonien  in  der  Schweiz  noch  einzeln 
konnten  nachgewiesen  werden,  überein;  sie  erscheinen  nur  weniger 
prägnant,  weil  sie  allgemeiner  verbreitet  sind;  ebenso  Thuidium 
und  Cylindrothedum,  die  überall  auftreten,  wo  im  Gelände  aride 
Stellen  sich  finden. 

Wir  können  unsere  Betrachtungen  etwa  in  folgendes  Re- 
sultat  zusammenfassen:  Die  Laubmoosflora  der  offenen  Flur  der 
<  rrenzacher  Halde  entspricht  in  ihrem  ökologischen  Verhalten 
der  Phanerogamenflora;  denn  wie  diese  in  der  unmittelbar  an 
das  Reservat  anstossenden  Rebenkultur,  einem  verwilderten 
Feigenbusch,  der  Alsine  Jacquini,  dann  schwächer  in  Isatis,  der 
Irtemisia  carwpestris  und  Centaura  rhenana  fias  milde  Klima  des 
warmen  Flusstales  zum  Ausdruck  bringen,  so  offenbart  diesen 
1  harakter  nicht  minder  unsere  Trichostomeenheide,  die  auf  ihrem 
engen  Räume  so  zahlreiche  xerische  Elemente  zu  vereinigen  vermag. 

10 


146  A.   Becherer,    E.   Steiger.    G.  Lettau. 

B.  Verzeichnis  der  im  Reservatgebiet  an  der  Rheinhalde 
vorkommenden  Laubmoose. 

Vj  bedeutet:  zahlreiche  Standorte  mj  bedeutet:  reichliche  Menge 

V3  ..  mehrere  „  m2  ,,  massige 

V3  ,,  ganz  vereinzelte  Stand-      m3  ,.  spärliche        „ 

orte  st  ,.  steril 

c.  fr.       .,  mit  Früchten 

Trib.  Cleistocarpae. 

Farn.  Phascaceae. 

Phascum  cus-pidatum  Schreb. 

Auf  Gartenerde  und  Ruderalplätzen.     V2.    M2.    c.  fr. 

Farn.  Bruchiaceae. 

Pleurulium   nitidum  Hedw. 

Auf  Schlammerde.     V3.    M3.    st. 

Trib.    Stegocarpae. 

S u b t r i b.  Acroearpae. 

Farn.  Weisiaceae. 

Hymenostomum  squarrosum  Bryol.  germ. 

Auf  Schlammerde.     V3.    M3.    st. 
H.  microstomum  Hedw. 

An  sandigen  Stellen  der  Nagelfluh.     Vj.    Mj.    c.  fr. 
Gymnostömum  calcareum   Bryol.  germ. 

Auf  Nagelfluh.     V2.    M2.    st. 
Eucladium  verticillatum  L. 

Auf  Nagelfluh.     V2.    M2.    c.  fr. 

Farn.  F  issidentaceae. 

Fissideus  crassipes  Wils. 

An  überflutetem  Gestein.     V2.      M2.    st. 
—  var.  curtus  R.  Ruihe, 

An  feuchtem  Gebälk.     V3.    M3.    c.  fr. 
F.  rufulus  Bryol.  cur. 

Auf  Nagelfluh  im  Rhein.     V2 .3.    M  2.  st. 
F.  decipiens  de  Not. 

Schattige  Mauer.     V3.    M3. 
F.  taxifolius  L. 

Auf  Erde  im  Gehölz.     V2.    M2. 


Flora  des  Naturschutzreservates   Rheinhalde.  1-1, 

Pachyfissidens  grandifrons  Brid. 

Nur  untergetauchl   an  Nagelfluh   im   Rhein.     V2.    M2.    st. 

/•'</  m.  Ditrichaceae. 

i  ',  ratodon  purpureum  L. 

An  sandigen  und  wüsten  Stellen  der  Halde.    V2.    M2.   c.  fr. 

Farn.  Pottiaceae. 

Pottia  intermedia   Turn. 

Auf  Erde.     Y,.    Ms.    c.  fr. 
P.  lanceolata  Hedir. 

Auf  Nagelfluh.     V,.    M2.    c.  fr. 
Uidymodon  rubellus  Hoff)». 

Auf  Erde  und   Steinen.     Y2.    M2.    c.  fr. 

/.  viridis  Schlieph. 

Schattige  Stelle  an  der  Lachsenfalle.     V3.    M3. 
I>.  cordatus  Jur. 

Auf  sandiger  Nagelfluh.     V3.    M2.    st. 
Trichostomum  crispulum  Bruch. 

Auf  Nagelfluh  der  Litoralzone.     V2.    .M2.    st. 
V.  mutabile  Bruch,  rar.  cylindricum  Schimp. 

Wie  vorige.     Y2_3.    M2.    st. 
TintcHu  inclinata  Hedw.  fil. 

Auf  sonniger  Heide:  Terrassen.     V2.    Ma.    st. 
V.  tortuosa  L. 

Auf  Nagelfluh.     V2.    M2.    st. 
Barhula  unguiculata  Huds. 

Auf  feuchter  .sandiger  Erde.     Y,.    M,.    c.  fr. 
B.  />///«.(■  Hedw. 

An  kiesigen  Stellen.     V2.    M2.    c.  fr. 
B.  reflexa  Brid. 

Auf  Nagelfluh,  vereinzelt  auf  den  Terrassen.     V2.    M2.    st. 
B.  Hornschuchiana  Schult:. 

Auf   Heide.      Y3.    M3.    st. 
B.  gracilis  Schleich. 

Auf  sonniger  Heide:  Terrassen.     V2_3.    M3.    st. 
Strchlntrichioii  connAuUim   Hedw. 

Auf  kiesiger  Erde:  vorwiegend  auf  den  Terrassen,  aber  auch 
in  andern  Formationen.     \\.    Mv    st. 
rar.  uliginosa  lÄm/pr. 

An  überfluteten  Stellen  in  der  Uferzone.     V3.    M3.    st. 
Tortula  muralis  L. 

An   Mauern.     V2.    M,.    c.   fr. 


148  A.  Becherer,    E.  Steiger,    G.   Lettau. 

Syntrichia  papulosa  Brid. 

Auf  der  Rinde  der  Ahorne  an  der  Strasse.     V,_3.    M2.    st. 
S.  laevipila  Brid.  var.  pagorum  Milde. 

Wie  vorige.     V3_3.    M2.    st. 
S.  montana  Nees. 

Auf  sonniger  Heide  und  Nagelfluh:  Terrassen.     V2.  M2.  st. 

F  a  m .  G  r  i  m  m  i  aceae. 

Cinclidotus  riparius  Host. 

Im  Rhein  an  überflutetem  Gestein.     V2.    M2.    st. 
C.  aquaticus  Jacq. 

Wie  vorige.     V2.    Mj_2.    st. 
—  var.  gracilis  mihi. 

Stempel    verlängert,    bis    40    cm    lang!      Pflanze    äusserst 
schlank.    Blätter  deutlich  sichelförmig,  schmäler  als  bei  der 
Normalform.     Flutform    der    Stellen    mit    stärkerer    Strömung 
im  tiefern  Rhein. 
Schisfiili  h  m  apocarpum  L. 

An  Nagelfluh.     V2.    M2.    c.  fr. 

F  a  m.  0  r  thot  r  i  c  h  a  ceae. 

Orihotrichum  anomalum  Hedw. 

Auf  Nagelfluh.     V3.    M3.    c.  fr. 
0.  il ia pliant* m  Gmel. 

Auf  der  Rinde  der  Ahorne  an  der  Strasse.     \\.    Mx.    c.  fr. 
0.  affine  S  ehr  ad. 

Auf  Ahorn  und  Salix.     \\.    Mj.    c.  fr. 
0.  obtusifolium  Schrad. 

Auf  Ahorn  an  der  Strasse.     V3.    M3.    st. 

Farn.  Encal yptaceae. 

Encalypta  vulgaris  Hedw. 

Auf  sandiger  Nagelfluh.     V2.    M2.    c.  fr. 
F.  streptocarpa  Hedw. 

Auf  Nagelfluh.     Vx.    M1(    st. 

F  am.  F 'un  a  ri  aceae. 

Funaiia  hygrometrica  L. 

Auf  Erde.     V2.    M2.    c.  fr. 
var.  patula  Bri/ol.  eur. 

An  überschwemmten  Stellen  der  Litoralzone.    V3.  M3.  c.  fr. 


Flora  des  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  lût 

h' a  m.  Bryaceae. 

Bryum  pendulum  Hum. 

An  sandigen  Stellen.     V2.    M;,.    c.  fr. 
/>'.  turbinatum  Hedio. 
f.  typica.    Auf  Nagelfluh  in  der  Litoralzone.    V2.    M2.    st. 
rar.  gradlescens  Schimp. 

An  vom  Wasser  verlassenen  Stellen  am  Ufer.     V3.  M3.  st. 
rar.  riparium  Amann.1) 

Dem  B.  gemmiparum  de  Not.  sehr  ähnlich.    Auf  Nagelfluh 
des   Tiers.     Y,.    Mv    st. 
/>'.  caespiticium  L. 

An  sandigen  Stellen  der  Halde.     V2.    M2. 
B.  Geheebii  ('.  M. 

Auf  Nagelfluh  am   Ufer.     V3.    M3.    st. 

/»'.    iinifiitriini    L. 

Auf  Erde  und   Gestein.     V,.    M,.    c.  fr. 
cor.  cuspidatum  A  mann.    loc.  cit.  pag.  101. 

Wasserform  im  Niveau  des  Rheins. 
/;.  torquescens  Bryol.  cur. 

An  sonnigen  Stellen  der  Terrassen.     Vs.    M3.    c.  fr. 
B.  capillare  L. 

Auf  Erde  und  am  Fuss  der  Bäume.     \\.    M,.    st. 

I-'iiiii.  Mniaceae. 

Milium  serratum  Schrad. 

Mauer  der  Lachsenfalle.     Y3.    M3.    c.  fr. 
M.    h nil uliit um    L. 

Schattige  Stelle  an  der  Lachsenfalle.     V3.    M3.    st. 
M.  affine  Ultimi. 

Wie  vorige.     V3.    M:1.    st. 
M.  stellare  Reich. 

Wie  vorige.     V3.    M3.    st. 

Trib.  Pleurocarpae. 

F  a  m.   I'u  ii  1 1  h  al  m  car. 

Fontinalis  antipyretica  L. 

An    Steinen   im    Rhein.      Y2.     M2.    st. 
rar.    Iti.rti    Mililr. 

Auf  feuchtem  Gebälk.     V:i.    M3.    st. 

i)  Nouvell.  additions  et   rectif.  à  la  flou-  d.  .Mousses  cl.  I.  Suisse  in  Bullet, 
d.  I.   Soc.   vaud.  îles  scienc.  oatur.    1020. 


150  A.    Becherer,    E.  Steiger.    G.   Lettau. 

F.  gracilis  Lindb. 

An  reissenden  Stellen.     V;!.    M3.    st. 

Fam.  Cryphaeaceae. 

Leitcodon  sei  moitiés  L. 

An  Salix  und  Acer.     V2.    M2.    st. 

Fam.  Leskeaceae. 

Leskea  polycarpa  Fhrh. 

Auf  Fraxinus  und   Populus  nigra.     V2.    M2.    c.  fr. 
Anomodon  viticulosus  L. 

An  Rinde  und   Gestein.     V2.    M2.    st. 

A.  attenuatus  Schreb. 

Auf  Rinde.     V2.    M2.    st. 
Thuidium  abietinum  L. 

Auf  den  Terrassen.     V2.    M2.    st. 

Fam.  Hypnaceae. 

Pylaisia  polyantha  Schreb. 

Auf  Populus  nigra.     Y1.    M1#    e.  fr. 
Cylindrothecium  orthocarpum  La  Pyl.  (C.  eoneinnum  de  Xot.) 

Auf  den  Terrassen.     V2.    M2.    st. 
Homalotheciwm  sericeum  L. 

Auf  Nagelfluh  und  Baumrinde.     V2.    M2.    st. 
Camptothecium  lutescens  H  mis. 

Kiesige  Stellen.     V2..3.    M.2_3    st. 
Brachythecium  albicans  Neck. 

Sonnige  Stellen  der  Terrassen.     V3.    M3.    st. 

B.  glareosum  Br.  eur. 

Auf  Heiden.     V2.    M,.    st. 
/>'.  salebrosum  Hoff»/. 

An   Baumwurzeln  und  im  Gebüsch.     V2.    M2.    c.  fr. 
B.  rutabulum  L. 

Auf  Erde  und  am   Fusse  der  Bäume.     V2.    M2.    c.   fr. 
rar.  plumulosum  Bryol.  eur.      \T2.    M2.    st. 
rar.   robustum   Bryol.  car.      V2.    M2.    st. 
B.   rirnlare   Bryol.  eur.   rar.  cataractarum  Saut. 

Auf  überfluteter  Nagelfluh  im  Rhein.     V2.    M2.    st. 
B.  populeuin  Hedw. 

Auf  bodenfeuchten  Bäumen.     V2.    M2.    st. 
Eurynchium  crassinervium  Tayl. 

Schattige  Mauer  hei  der  Lachsenfalle.     V3.    M3.    st. 


Flora  des  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  Loi 

E.  praelongum  L. 

Ah 1 1  sandiger  Erde.     Y,.    M,,    st. 
Bhynchostegiella  tenella  Dicks. 

Auf  Kalksteinfragmenl   im  Gebüsch.     V:t.    M.,,    c.  fr. 
Tthynchostegium   murale  Hedw. 

Auf  Nagelfluh.     Y,.    M,. 
Plagiothedum   Roeseanum  Hampe. 

Ain   Fusse  von  Salix  alba.     Vs.    M.,,    st. 
/'.  denticulatum  L. 

Auf  ülmus.     \,.    M,,    -t. 
Amblystegium  serpens  L. 

Auf  Rinde  von  Populus  und  Hedera.     \ ',.    M,,    c.  fr. 
rar.  tenue  Schrad.     V2.    M2. 
A.    nm  il  m   Herlw. 

An  sandigen  Orten  im  Gebüsch.     Y,.    M,,    c.  IV. 

A,    ri  fini  i  ii  m   L. 

An     Steinen     und     Wurzeln     des     Ufers.     Y,.    M,,    st. 
par.  elongatum  Bryol.  cur.    An  feuchtem  Holz.     V3.    M3.    st. 
.-/.  irr  ii/ii  h  m   Wils. 

An  Steinen  im  Rhein.     V2_3.    M2. 
A.  filicinum  L. 

Grasige  Stellen  am  Ufer.    V3.    M3.    st. 
Chrysohypnum  Somrnerfeltii  Myrin. 

Auf  beschatteter  Nagelfluh.     V3.    M2.    c.  Er. 
C.  chrysophyllum   Brid. 

Auf  Nagelfluh.     V3.    M3.    st. 
C  protensum   Brid. 

An  feuchtem   Gestein  am   Ufer.     Y,.    M:!. 
(  'tenidium  molluscum  Hedw. 

Mnuer  bei  der  Lachsenfalle.     V3.    M2. 
Drepanium  cupressiforme  L. 

Auf  Rinde,  nur  wenig  auf  Nagelfluh.     V2.    M2.    st. 
Hygrohypnum  palustre  L. 

Auf  überfluteter  Nagelfluh  im   Rhein.     \ ,.    M2.    st. 
Acrocladium  empidatum  L. 

Am  grasigen  I  Ifer.     V2  3.    M3. 

Herr  Dr.  J.  Amann,  Verfasser  «1er  „Moosflora  der  Schweiz". 
hatte  die  Güte,  meine  Bestimmungen  der  Moose  zu  revidieren, 
wofür  ihm   an   dieser   Stelle   der   beste    Dank   ausgesprochen   sei. 


152  A.   Becherer,    E.   Steiger.    (1.   Lettau. 

IV.  Die  Gefässpflanzen  der  Rbeinhalde. 

Von  A.   Becherer. 

Die  nachfolgende  Liste  führt  in  systematischer  Anordnung 
alle  von  mir  im  Reservat  (Halde  und  Ufer)  beobachteten  Arten 
von  Gefässpflanzen  auf.  Ausserdem  enthält  sie  von  mir  nicht 
bestätigte  Angaben  anderer,  früherer  Beobachter.  Von  einigen 
dieser  älteren  Vorkommnisse  ist  freilich  nicht  sicher,  ob  sie  sich 
auf  das  jetzige  Reservat  am  Rhein  beziehen.  Ich  glaubte  indessen 
diese  unsichern  Angaben  ebenfalls  aufnehmen  zu  sollen,  habe  sie 
jedoch  mit    ?  kenntlich  gemacht. 

Die  Häufigkeit  der  von  mir  nachgewiesenen  Arten  habe  ich 
im  allgemeinen  mit  Ausdrücken  wie  „mehrfach",  ..im  obern  Teil" 
angegeben  und.  mit  Rücksicht  auf  den  geringen  Umfang  des  Ge- 
bietes, verzichtet,   die  einzelnen   Standorte  näher  zu   bezeichnen. 

Bei  polymorphen  Arten  ist  bemerkt,  in  welchen  Formen  sie 
im  Reservat  vertreten  sind.  Gelegentlich  folgen  Notizen  phäno- 
logischer  Natur,  öfters  Hinweise  auf  Literatur  oder  Herbarien, 
besonders  bei  Arten,  deren  Vorkommen  an  der  Rheinhalde  schon 
unsern  ältesten  Floristen  (f.  Bauhin,  La  Chenal.  Hagen- 
bach) bekannt  gewesen  ist.1) 

Bei  der  Bestimmung  schwieriger  Genera  und  Species  hatte 
ich  mich  der  Hilfe  einer  Reihe  von  Spezialisten  zu  erfreuen.  So 
bin  ich  folgenden  Herren  für  ihre  freundlichen  Bestimmungen  oder 
Revisionen  zu  grossem  Dank  verpflichtet:  P.  Aellen  in  Basel 
(Chenopodiiim) ,  Dr.  E.  Baumann  in  Zürich  (einige  Wasser- 
pflanzen), Dr.  J.  Briquet  in  Genf  (einige  Labiaten  und  Rubiaceen) , 
Dr.  IL  Gains  in  Zürich-München  (Erophila),  F.  Käser  in  Zürich 
(Hieradurn),  Prof.  Dr.  R.  Keller  in  Winterthur  (Bubus  sect. 
Eubatus,  Bosa),  Walo  Koch  in  Zürich  (Carex  grex  muricata), 
Dr.  F.  v.  Tavel  in  Bern  (Asplenium  Buta  muraria),  Prof.  Dr. 
A.  Thellung  in  Zürich  (besonders  Ruderal-  und  Adventiv- 
pflanzen), Prof.  Dr.  E.  Wilczek  in  Lausanne  (Equisetum)  und 
C.  IL  Zahn  in  Karlsruhe  (Hieracium).  Ausserdem  verdanke  ich 
dem  Botanischen  Museum  der  Universität  Zürich  (Vorsteher: 
Prof.  Dr.  Hans   Schinz)  einige  Bestimmungen. 

Durch  Überlassung  von  Herbarmaterial  zu  Vergleichszwecken 
halien  mich  ferner  verpflichtet  die  Herren  Dr.  A.  Bin/,  und 
P.  Aellen  in  Basel. 


x)  Bei  einigen  ruderalen  Vorkommnissen,  für  die  schon  ältere  Angaben 
existieren  (z.  B.  Leonurus  Cardiaca),  hat  natürlich  die  Nennung  der  alten  Quelle 
nicht  den  Sinn,  als  hätten  sieh  die  Pflanzen  bis  heute  erhalten:  in  diesen  Fällen 
entsprechen  meine  Funde  vielmehr  neueren  Verschleppungen. 


Flora  des  Naturscmitzresérvates  Kheinhalde.  Iô:i 

In  'In-  systematischen  Anordnung  und  Nomenklatur  der 
•  inzelnen  Arten  folge  ich,  mit  wenigen  Abweichungen,  der  ..Flora 
der  Schweiz"  von  Schinz  und  Keller,  [I.Teil,  3.  AufL  (1914). 

Die  Ausdrücke  „oberer"  und  „unterer  Teil"  beziehen  sich 
auf  die  durch  den  Fähreweg  gegebene  Zweiteilung  '1rs  Gebietes, 
ebenso  „oberer"  und  ..unterer  Schuttplatz".  Dir  „Insel"  („Lach- 
senfalle" Steigers,  ein  Einbau  in  den  Rhein)  liegt  ganz  oben,  nahe 
der    Landesgrenze. 

Angewendete  Abkürzungen  sind:  Res.  =  Reservat,  EBB 
=  Eisenbahnbrücke,  Herb.  helv.  =  Herbarium  helveticum  der 
Basier  Botanischen  Anstalt. 

Bei  zahlreichen  der  für  das  Reservat  verzeichneten  Arten  gebe  ich.  wie  ich 
hoffe  zum  Vorteil  der  Liste,  im  Anschluss  an  ihr  Vorkommen  an  der  Rheinhalde 
Bemerkungen  über  ihre  sonstige  Verbreitung  um  Basel  und  besonders  im 
Rheintal  oberhalb  Basel.  Wenn  in  Abschnitt  I  die  Pflanzenwelt  unsres  Re- 
servates als  charakteristisch  für  das  steile  Rheinufer,  wie  es  von  Basel  aufwärts 
ausgebildet  ist.  bezeichnet  wurde,  so  soll  dies  nun  hier  an  Beispielen  gezeigt  werden. 
Es  konnte  sich  indessen  nicht  darum  handeln,  alle,  also  auch  die  bereits  in  der 
Literatur  verzeichneten  Vorkommnisse  anzuführen.  Dies  hätte  den  Umfang  der 
vorliegenden  Arbeit  viel  zu  sehr  vergrössert.  Dagegen  sollen  hier  mehrere  be- 
merkenswerte, von  mir  in  jüngster  Zeit  angestellte  Beobachtungen  verwertet 
werden:  im  übrigen  muss  stets  auf  die  einschlägigen  Floren  und  sonstigen  floristi- 
schen   Arbeiten  (s.   Literaturverzeichnis)  verwiesen  werden. 

Ebenso  schien  mir  bei  manchen  Arten  eine  Bemerkung  am  Platz  zu  sein 
über  ihr  Vorkommen  in  und  um  Basel  (manche  der  im  Reservat  nachge- 
wiesenen Arten  konnten  bei  uns  überhaupt  als  weiter  verbreitet  festgestellt 
»erden),  oder  über  das  Auftreten  von  Varietäten,  über  die  Natur  der  Stand- 
orte usw. 

Bei  den  Standortsangaben  aus  der  Basler  Gegend  sind  übrigens  ausser  meinen 
eigenen  Beobachtungen  auch  Funde  anderer  verweilet,  so  vor  allein  der  Herren 
Dr.  H.  Christ  in  Riehen,  P.  Aellen.  Dr.  A.  Binz  und  W.  Weber  in  Basel  und 
M.  Gyhr  in  Xeu-Allschwil.  All  den  Genannten  möchte  ich  auch  an  dieser  Stelle 
meinen  besten  Dank  aussprechen  für  die  mir  in  zuvorkommender  Weise  mit- 
geteilten Notizen.  Weitere  Angaben  sind  unserm  Institutsherbar  entnommen. 
Ferner  verdanke  ich  Herrn  Walo  Koch  in  Zürich  mehrere  Mitteilungen  aus  dem 
aargauischen  und  badischen  Rheingebiet. 

Alle  Angaben,  bei  denen  kein  Beobachter  genannt  ist.  stammen  von  mir. 
Nur  selten  stellt   für  Eigenbeobachtung  das  Zeichen!. 

Liste  der  im  Reservatgebiet  an  der  Rheinhalde 
nachgewiesenen  Gefässpflanzen. 

\.  Pteridophyta. 

Cystopteris  fragilis  (L.J   Berrih.  ssp.  fragilis  (L.)  Milde 

I  ferfelsen.  Mehrfach,  spärlich.  In  den  Formen:  ]  Hr.  dentata 
(Dickson)  Hooker  (nur  als  Jugendform),  '"/.  pinnatipartita  Koch  /. 
cynapiifolia  Koch  (grosse  Schattenform)  and  f.  anthriseifolia  Koch. 


154  A.   Becherer,    E.   Steiger.    G.   Lettan. 

Dryopteris  Bobertiana  (Hoffm.)  Christensen 

(Jferfelsen.    An  2  Stellen.    Schon  Hagenbach  Herb.  1833. 

Am  Rhein  oberhalb  Basel  vielfach.  Linkes  Ufer  z.  B.  :  Birsfelden,  Rhein- 
feklen-Ryburg,  Mumpf— Stein—  Sisseln-Laufenburg.  Rechtes:  Oberhalb  Badisch- 
Rheinfelden,  Wallbach-Säckingen,  Murg-Kleinlaufenburg.  Auch  an  Mauern  in 
der  Stadt:  z.  B.  Uferbord  St.  Albanrheinweg,  Pelikan  weg. 

/).  Fili.r   «ms   (L.)    Schott 

Uferfelsen  und  -mauern.  Mehrfach,  vereinzelt.  Kleine,  zur 
var.  crenata  (Milde)   Briq.  gehörende  Form. 

Auch  sonst  in  und  um  die  Stadt  öfters  an  Mauern,  z.  B.  bei  der  Schwimmschule. 

/).  lobata  (Hudson)  Seh.  u.   Th. 

Unter  Felsen  am  Ufer.  Mehrfach.  Ausser  der  typischen  Form 
auch  Jugendformen  (f.   Plukenetii  [Loisel.]). 

Sonst  im  Wald:  charakteristisch  für  bewaldete  Stellen  am  linken  Rheinufer 
von  Basel  aufwärts,  z.  B.  Hard,  Äugst,  Rheinfelden.  Stein-Sisseln.  Laufenburg  usw. 
Ahnlich  Rheinhalde  bei  Kleinlaufenburg. 

Asplenium   Trichomanes  L. 

Felsen  und  Mauern.  Mehrfach.  Auch  eine  zur.  var.  lobato- 
crenatum  Leu»,  n.  DC.  (cf.  Uhrist  1900  S.  92)  gehörende  Form: 
Fiedern  gekerbt-gezähnt  bis  lappig  eingeschnitten,  die  untern 
I  irait  keilig-rautenförmig.1) 

.1.  Dtride  Hudson 

Uferfelsen.  An  2  Stellen,  spärlich.  In  der  gewöhnlichen 
Form  (f.  typicum  Luerssen). 

A.  Adiantum  nigrum  L.  ssp.  nigrum  (Lam.)  Heufler 

Uferfelsen,  spärlich.  Wenig  geteilte,  zur  var.  lancifolium 
(Mönch)  Heufler  gehörende  Form. 

A.  B-uta  muraria  L. 

Felsen  und  Mauern.  Häutig,  besonders  am  Ufer.  Sehr  formen- 
reich. Herr  Dr.  F.  v.  Tavel  (Bern)  hatte  die  Freundlichkeit, 
einige  Proben  meines  Materials  zu  bestimmen.  Danach  kommen 
folgende  Formen  im  Gebiet  vor  (Gruppierung  und  Benennung 
nach  Christ    1903): 

Var.  Brunfelsii  Heufler.  häufig.  Dazu  lus.  microphyllum 
(saisondimorph).  -  Var.  calcareum  Becker.  Klein,  mit  wenigen 
ungeteilten  oder  3-zähligen  Abschnitten  (aber  doch  wohl  nicht 
blosse  Jugendform).  -  Vor.  leptophyllum  Wallr.  Schattenform, 
vereinzelt  unter  der  var.  subtenuifolium.  -  Var.  ellipticum  Christ. 
\'<ir.  zoliense  Kit.  Schattenform,  stark  zu  monströsen  Bildungen 
neigend.     Iliezu    Kümmerformen    (lus.    microphyllum).  Var. 

v)  Eine  sehr  ähnliche  Pflanze  liegt  im  Herb.  helv.  aus  der  W'aadt  (La vaux, 
leg.  Favrat). 


Flora  des  Naturschutzreservates    Rheinhalde.  155 

subtenuifolium  Christ,  nirhr  selten.  Auch  als  lus.  macrophyllum 
(Schattenform  mit  abnormer  Vergrösserung  einzelner  Abschnitte 
oder  ganzer  Blätter). 

Nach  Herrn  Dr.  v.  Tavel  (in  litt.)  ist  auffällig,  wie  die  Wedel 
mancher  der  im  Res.  gesammelten  Pflanzen  in  die  Breite  gehen. 
Es  liegen  dann  Formen  vor.  wie  sie  in  der  Schweiz  dem  Vierwald- 
stättersee-  (cf.  v.  Tavel  1910  S.  262)  und  Zürichseebecken  eigen- 
tümlich sind. 

Etjuisetum  arvense  L.1) 

Ufer,  z.T.  im  Gebüsch.  Mehrfach.  In  folgenden  Formen: 
Var.  agreste  Klinge,  auch  als  subvar.  compactum  Klinge:  rar. 
ramulosum  Eupr.,  seltener,  mit  den  subvar.  ascendens  Klinge  und 
decumbens  G.  F.   11'.  Mener. 

/'.'.  hie  mille   L. 

Ufer.  An  2  Stellen.  In  den  Formen:  Var.  genuinum  A.  Br. 
a.  var.  Moorei  (Newman)  Ascherson. 

Am  Rhein  oberhalb  Basel  weitverbreitet.  Am  linken  Ufer  von  Birsfelden 
bis  Laufenburg  an  vielen  Stellen  (vgl.  auch  Binz.  Lüscher  Flora),  auch  ramu- 
löse  Können  (lus.  polystachyum  Müde)  2) ;  Koblenz— Rietheim,  Zurzach- Rekingen 
(auch  in  Ackern!).  Kaiserstuhl.  Rechtes  Ufer:  Grenzach  (mehrfach,  schon  Cour- 
voisier  Herb.  1882).  Warmbach.  Niederschwörstadt-Wallbach,  Wallbach-Säckingen 

Linder.  !,  auch  ramulöse  Formen),  Obersäckingen-Murg  (mehrfach)  -Klein- 
laufenburg, Hauenstein-Albbruck,  häufig  an  der  Albmündung,  Albbruck— Dogern- 
Waldshut- Fahrhaus. 

It.   Gymnospcrmae. 

Taxus  baccata  L. 

An  2  Stellen  im  untern  Teil,  Gebüsch  und   Felsen. 

Thuja  Orientalin   L. 

An   1    Stelle  im  untern  Teil.   Felsen. 


')  Die  Formen  von  Equiselum  bestimmt  oder  revidiert  von  Prof.  Dr. 
E.   Wilczek  (Lausanne). 

-)  Zwischen  Stein  und  Sisseln  sammelte  ich  eine  kritische  Pflanze  mit 
schwächeren  Stengeln  und  bleibenden  Scheidezähnen,  die  nach  Dr.  E.  Bau- 
mann  in  Zürich  die  Kombination  E.  hiemale>  ■  variegatum  darstellt,  also  zum 
Formenkreis  des  E.  trachyodon  A.  Br.  gehört!  Wie  mir  die  Herren  Baumann  und 
Walo  Koch  mitteilen,  ist  E.  trachyodon,  und  zwar  in  typischer  Ausprägung,  nach 
dir  Revision  der  Herbarien  der  E.  T.  H.  Zürich  durch  Dr.  (;.  Samuelsson  (Up- 
sala)  und  nach  einem  neueren  Funde  von  Herrn  Koch  auch  von  andern  Stellen 
am  Rhein  zwischen  Basel  und  Schaffhausen  nachgewiesen.  Von  diesen  Vor- 
kommnissen möge  hier  nur  soviel  mitgeteilt  werden:  es  gehört  zu  E.  trachyodon 
auch  eine  ehemals  von  Dr.  W.  ßernoulli  am  Rhein  bei  der  Klyheckinsel  bei  Hasel 
g<  sammelte  Pflanze  (Herb.  Zürich  u.  Basel;  identisch  mit  Exemplaren  von  Karls 
ruhe'i:  ebenso  gehört  hierher  die  bereits  mehrmals  umstrittene,  von  Lüschei 
bei  Kelsenau- Koblenz  gesammelte  Pflanze,  die  Lüscher  selbst  für  E.  hiemale 
variegatum  zu  halten  geneigt  war. 


156  A.   Becherer,    E.  Steiger,    <■.   Lettau. 

Auch  sonst  bei  uns  da  und  dort  an  Mauern  verschleppt,  z.  B.  Pelikanweg 
Basel. 

C.  Monocotyledones. 

Potamogeton  perfoliatus  L.1) 

Im  Rhein.  Mehrfach.  Ausser  dem  Typus  auch  in  den  Formen 
cordatolanceolatus   M.    u.   K.   u.   densifolius   Meyer. 

Im    Rhein   auch   z.    B.:    Augst^Rheinfelden-Beuggerboden,   Mumpf-Stein- 

Sisseln;  Wyhlen.  Herthen,  Badisch-Rheinfelden,  Beuggen. 

/'.  crispas   L. 

Im  Rhein.  Mehrfach,  im  obern  Teil  reichlich;  im  Schlamm 
auch  die  /.  serrulatus  (Schrader)   Ttchb. 

Im  Rhein  auch  z.  B.:  Wyhlen,  Warmbach;  Rheinfelden-Beuggerboden 
(J.  Kunz.    !);   Rietheim  (Koch  u.    !  ). 

Die  /.  serrulatus  (sterile  Winterform  resp.  Jugend-  oder  Tiefwasserform) 
um  Basel  auch:  Lange  Erlen.  Gräben  beim  Spitalmattgut  Riehen,  Tümpel  am 
Rhein  zwischen  Äugst  und  Rheinfelden;  Gräben  Lörrach— Brombach  (Dr.  Lettau). 
Schon  Hagenbach  (1821  S.  162)  kennt  diese,  keineswegs  seltene  Form  („foliis 
planis,  longioribus")  und  hält  sie  richtig  für  eine  .Jugendform  (Loc:  Schützenmatt  - 
weiher.  bei  Äugst). 

P.  pectinatus  L. 

Im  Rhein.  Im  uliern  Teil  mehrfach,  in  grossen  Rasen.  An- 
scheinend nur  in  der  Dar.  vulgaris  Cham.  u.  Schlecht. 

Im  Rhein  an  vielen  .Stellen:  Birsfelden,  Äugst.  Rheinfelden.  Ryburg,  Mumpf- 
Stein-Sisseln;  unterhalb  Zurzach  (Koch  u.  !),  Kaiserstuhl ;  Grenzach,  Wyhlen. 
Herthen.  Warmbach.  Badisch-Rheinfelden,  Beuggen.  Riedmatt. 

/'.  densus  L. 

Im  Rhein.  1919  1  verschwemmtes  Exemplar.  In  der  rar. 
laxus  Opiz  f.  sérratus  (L.)  Ascherson. 

Zannichellia  palustris  L. 

Im  Rhein.  Mehrfach,  im  obern  und  untern  Teil.  Mächtige 
Hasen  im  fliessenden  Wasser,  auch  spärlich  im  Ufersand.  In  der 
rar.  genuina  Ascherson. 

Auch  im  Rhein  zwischen  der  Eisenbahnbrücke  und  dem  Schaffhauser 
Rheinweg. 

Elodea  canadensis  Michaux 

Im  Rhein.  Ein  grösserer  Bestand  alljährlich  im  obern  Teil, 
sonst  vereinzelte  Pflanzen. 

Fehlte  noch  zu  Hagenbachs  Zeiten  der  Basier  Flora.   Jetzt  um  Basel  vielfach. 

.  I  ndropogon   Ischaemon  L. 

Halde,  Terrassen.  Vielfach  und  häufig.  Beim  alten  Zollhaus 
auch  am  Rand  der  'lie  Strasse  begrenzenden  Wiesen.    Bis  Ende 


')  Einige   Potamogetonen   hat  Herr  Dr.   E.   Baumann  (Zürich)  freundlich 
revidiert. 


Flora  des  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  I">7 

Oktober  blühend.    Schon  C.  Bauhin   1622  S.  11:  in  via   versus 
Crentzachum  ad  Rhenum.     (Vgl.  Tafel  V,   Fig.  2.) 

Am  Rhein  auch  bei  Grenzach  und  Wyhlen.  mehrfach:  Rheinhalde  Wann- 
bach-Badisch-Rheinfelden. 

Panicum  sanguinale  L. 

Schutt.  Uferkies.  Mehrfach.  In  der  rar.  vulgare  (Schröder) 
Doli;  auch  eine  hohe,  kräftige  Form  (f.  esculentum  [Gaudin  \Goiran). 

P.  Ischaemum  Schreber 

Rheinkies  unterhalb  der  Fähre  1921.  1  Stock.  In  der  var. 
typicum  (A.  u.  (1.). 

I'.  »ni luteum    L. 

Schutt,  Uferkies.    Mehrfach.    In  der  var.  contractu  ni  Alef. 

/'.  Crus  c/alli  L. 

uferkies,  an  2  Stellen.  In  den  var.  longisetum  Doli  u.  brevise- 
l:iin  Doli;  ferner  von  var.  brevisetum  auffallend  kleine,  nieder- 
liegende Formen  (zu  /.  pauciflorum   A.   u.  (!.). 

Setaria  glauca  (L.)   R.  it.  S. 

Auf  8ehutt  ob  der  EBB.  1918  ferner  an  1  Stelle  im  Uferkies. 

N.  italien  (L.)  R.  ii.  S.  ssp.  viridis  (L.)   Thell.    (S.  viridis  ssp.  eu- 
viridis  Briq.!) 

Halde,  Terrassen,  an  den  Wegen.  Vielfach.  In  der  var.  recli- 
iiata  (Vill.J  Volkart  (meist  stark  ausgeprägt);  auch  rot  über- 
laufene Formen  (/.  Weinmannii  \R.  u.  S.]). 

Phalaris  arundinacea  L. 

Am  Ufer.    Mehrfach,  besonders  im  obern  Teil. 

J'h.  canariensis  L. 

Oberer  Schuttplatz  1918.  ferner  1918  u.  1919  je  an  1  Stelle 
im  Uferkies. 

Anihoxanthum  odoratum  L. 

Grasplätze,  mehrfach.  Rand  der  Strasse,  Halde.  Ufer.  In 
den  Formen:  Var.  typicum  Beck,  rar.  glabratum  Celak.  subvar. 
vulgatum  .1.  u.  G.  n.  subvar.  wmbrosum  Holle 

l'hh'inu   paniciilatiim    Hudson 

'?  Res.:  „Rheinhalde  gegen  Hörnli":  Lüscher  in  Binz  (1901 
S.  24  u.  später).  Von  mir  (und  andern)  nie  gesehen.  Vielleicht 
Verwechslung  mit  der  folgenden  Art.1) 

'i   Meine  Anfrage  an   Lüscher  (März   1919)   blieb   unbeantwortet. 


158  A.  Becherer,    E.   Steiger,    G.  Lettau. 

Ph.  phleoides  (L.)  Simonkai 

Halde,  Terrassen,  vielfach  und  reichlich.    Formen:  Vers.  var. 
angustifolium   (Beck)   u.   vers.   rar.   latifolium   (Beck),  ferner  rar. 
interruption  (Zabel)  u.  rar.  blepJiam/ies  (A.  u.  G.)  (diese  Form 
stark  ausgeprägt  mehrfach,  auch  Binz  Herb.  1904).    Schon  C.   R. 
Preiswerk  Herb.  1818,  G.  Bernoulli  Herb. 

Am  Rhein  oberhalb  Basel  auch:  Grenzach-Wyhlen-Herthen  vielfach,  bei 
Herthen  auch  stark  rot  überlaufene  Pflanzen  (  =  /.  purpurascens  TheU.  u.  Zimmern*,  i. 
zugleich  nir.  blepha rodes. 

I'li.  pratense  L. 

Grasplätze  am  Ufer.  Mehrfach.  In  der  var.  typicum  Beck, 
doch  auch  mit  kurzer  Ahrenrispe. 

Alopecurus  myosuroides  Hudson 

Ufer,  im  Sand  und  Kies.    1018  an  2  Stellen. 
Auch    sonst   im    Rheinbett,    so    mehrfach    unterhalb    der    Wiesenmündung. 
Schon  Hagenbach  (1821   S.  42)  sagt:  etiam  in  sabulosis  Rheni. 

Agrostis  Spica  venu  L. 

Oberer  Schuttplatz,  ferner  mehrfach  an  den  Wegen,  auch  an 
Grasplätzen  und  im  Gebüsch. 

A.  alba  L. 

Grasplätze,  Gebüsche.  Vielfach.  Am  Ufer  meist  hohe  Formen: 
var.  major  Gaudin,  durchweg  in  der  svirvar.  süratica  (Host)  Gaudin  : 
am  Wasser  ferner  die  var.  prorepens  (Koch)  Ascherson.  Längs  der 
Strasse  und  an  der  Halde  meist  die  var.  genuina  (Schur)  A.  u.  G., 
in  den  subrar.  flavida  (Schur)  A.  u.  G.  u.  decumbens  Gaudin. 

Die  var.  major  auch  sonst  um  Basel  vorherrschend  in  der  unbegrannten 
Form  (stibvar.  süratica). 

A.  tennis  Sibth. 

An  1  Stelle  im  untern  Teil,  Grasplatz.  In  der  var.  genuina 
(Schur). 

Calamagrostis  Epigeios  (L.)   Both 

Im  obern  Teil  an  1  Stelle  am  Ufer.    Spärlich. 

Am  Rhein  oberhalb  Basel  an  vielen  Stellen,  so:  Birsfelden-Rothaus  mehr- 
fach, R yburg-W allbach ,  Sisseln-Laufenburg ;  unterhalb  Zurzach  (Koch  u.  !  ). 
Zurzach-Rekingen;  Grenzach,  Wyhlen,  Niederschwörstadt-Wallbach-Säckingen; 
unterhalb  Kadelburg. 

C.  Pseudoph  rag  mites  (Haller)   Bau  mg. 

Im  untern  Teil  an  1  Stelle  am  Ufer.    1   Stock. 


Flora  des  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  l">it 

Huhns  la  mit  us  L. 

Grasplätze,  auch  im  Uferkies.  Mehrfach.  In  den  Formen 
(±  ausgeprägt):  Var.  coloratus  Rchb.  (=  Typus)  n.var.albovirens 
Rchb. 

H.  mollis  L. 

Gehüsehe.    Im  uliorn  Teil  an  einigen  Stellen. 

Deschampsia  caespitosa  (L.J   Pal. 

Ufer.  Mehrfach,  besonders  im  obern  Teil.  In  der  rar.  genuina 
(Rchb.)   Volkart. 

Trisetum  flavescens  (L.J  Pal.  ssp.  pratense  (Pers.J  A.  u.  G. 

Grasplätze.  Mehrfach.  In  den  Formen:  Var.  glabratum 
Ascherson  u.  var.  villosum  Fielt  subvar.  lutescens  (Rchb.)  Ascherson. 
Arena  fatua  L.  s.  1. 

Ssp.  fatua  (L.)  TheU.:  Ufer  ob  Wer  EBB  1920.  In  der  var. 
glabrata  Peter »i . 

Ssp.  sativa  (L.)  TheU.:  Ob  der  EBB,  oberer  Schuttplatz. 
Formen:  Var. diffusa  Neilr. subvar.  mutica  Alef.  u.  subvar.  arisiata 
Krause. 

A.  pubescens  Hudson 

Grasplätze,  besonders  längs  der  Strasse.  Auch  ±  rar.  flaves- 
cens Gander. 

A.  sterilis  L.  ssp.  byzantina  (C.  Koch)    TheU. 

Rheinkies  oberhalb  der  EBB  1920.  Auch  var.  biaristata 
(Rachel)    TheU. 

Arrhenatherum  elatius  (L.)   M.  it.  K. 

Grasplätze,  vielfach.  Ferner  im  Uferkies.  In  der  gewöhn- 
lichen Form  (rar.  vulgare  Fries). 

Cynodon  Dactylon  (L.)   Peru. 

Ödland.  Wege,  mehrfach:  ob  der  EBB  an  2  Stellen,  Weg  zum 
untern  Schuttplatz,  bei  der  Fähre  an  2  Stellen.  (Auch  in  der 
Nähe  des  Res.  am  Beginn  d.  äusseren  Grenzacherstrasse.) 

Koeleria  cristata  (L.)  Peru. 

Halde,  Terrassen.  Vielfach  und  häufig.  Meist  leidlich  typische 
ssp.  gracilis  (Pers.)  A.  u.  G.;  auch  Annäherungsformen  an  rar. 
pseudocristata  (Domin).    Schon  Fr.  Bernoulli  Herb. 

Mehr  oder  weniger  typische  ssp.  gracilis  um  Basel  und  im  Rheingebiet 
auch:  Einst  beim  Aeschentor  (R.  Preiswerk  Herb.  1844),  an  der  Birs  zwischen 
St.  Jakob  und  Neue  Welt  (Binz.  Aellen),  Reinaeher  Heide  (Lüscher,  Weber.  !), 
an  der  Birs  bei  Dornach  (Binz).    Hornfelsen  und  Dinkelberg  Grenzach-Wyhlen. 


160  A.  Becherer,    E.   Steiger.    G.  Lettau. 

Rheinhalde  Grenzach,  Wyhlen.  Herthen,  Warmbach.  Badiseh-Rheinfelden; 
Oflingen;  Fahrhaus  Waldshut  mehrfach;  Thiengen.  Kadelburg-Dangstetten, 
D.-Rheinheim,  Hohenthengen  und  Umgebung.  Augst-Rheinfelden  an  der  Bahn- 
linie (Lüscher  1918  S.  185.  !).  l'nterhalb  Basel  in  der  Rheinebene  und  auf  den 
angrenzenden  Hügeln  verbreitet. 

Meli ca  nutans' L. 

Gebüsche.    Mehrfach,  besonders  im  obern  Teil. 
Briza  media  L. 

Grasplatz  auf  der  Insel.    In  der  var.  typica  A.  u.  G. 
Dactylis  glomerata  L. 

Grasplätze,  Gebüsche.  Vielfach.  In  den  Formen  (^  aus- 
geprägt) :   Var.  typica  Posp.  u.  rar.  pendula  Du  mort. 

Cynosurus  cristatus  L. 

Grasplatz  auf  der   Insel. 
Poa  compressa  L. 

Ufermauern  und  Gebüsch  an  je  1  Stelle  im  untern  Teil.  1918 
auch  1  Exemplar  im  Rheinkies.  In  der  rar.  typica  Beck  (auch 
vers,  subrar.  umbrosa  Beck). 

P.  bulbosa  L. 

Halde  und  Terrassen.  Vielfach,  auch  im  Gebüsch.  Meist  in 
der  ririparen  Form.  Schon  R.  Preiswerk  Herb.  1827:  am  Rhein 
gegen  Grenzach. 

Im  Rheingebiet  oberhalb  Basel  vielfach:  Am  Rhein  bei  Grenzach,  Wyhlen. 
Herthen-Warmbach-Badisch-Rheinfelden,  Beuggen-Riedmatt  ;  beim  Bahnhof 
Brennet;  Kleinlaufenburg  (Lüscher,  !).  Hauenstein.  Albbruck,  Dogern,  unter- 
halb Kadelburg;  Felsenheide  bei  Hohenthengen  (Lüscher  1918  S.   188.   !  ). 

P.  annua  L. 

Grasplätze,  Wege,  Uferkies.   Vielfach.    In  der  rar.  typica  Beck. 

P.  nemoralis  L. 

Gebüsche,  im  Humus  von  Baumstrünken,  Uferkies.  Vielfach. 
In  der  var.  vulgaris  (Gandin)  M.  u.  K.,  auch  als  subrar.  tenella 
Rchb. 

P.  palustris  L. 

Ufer.  Im  untern  und  obern  Teil,  mehrfach.  In  der  var. 
effusa  (Rchb.)  A.  u.  G.  und  (selten)  var.  glabra  (Doli)  Ascherson. 

Am  Rhein  oberhalb  Basel  auch:  Birsfeldhof-Fährehof-Hard-Grenzacher 
Fähre,  Augst-Rheinfelden.  Ryburg- Wallbach,  Mumpf-Stein-Sisseln- Laufenburg: 
Rietheim,  Zurzach  (Koch  u.  !  ),  Zurzach-Rekingen.  Kaiserstuhl;  Grenzach, 
Albmündung,  Kadelburg.  Vorherrschend  die  var.  effusa.  die  rar.  glabra  z.  B.  am 
Rhein  beim  Waldhaus. 


Flora  des  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  Itil 

P.  trivialis  L. 

Grasplätze.  Verbreitet,  besonders  am  Ufer  (hier  bis  1,4  m 
hoch).  Ferner  auf  Schult  und  im  Rheinkies.  In  der  rar.  vulgaris 
1,'rhh..  auch  als  /'.  stricta  DHU. 

P.  praU  nsis  L. 

Grasplätze.  Vielfach  und  häufig.  Formen:  Var.  vulgaris 
(GaudinJ  Doli,  so  an  feuchteren  Orten:  var.  angustifolia  (L.)  Sm., 
so  an  den  trockenen,  sonnigen  Stellen,  auch  als  subvar.  collina  Schur 
(kleine  Form,  auf  den  Terrassen);  mehrfach  in  der  /'.  colmata  Weihe 
ampl. 

■  ria  fluitans  (L.)   R.  Br.  s.  1. 

Im  obern  Teil  an  1  Stelle  am  Ufer.  In  der  ssp.  eu-fluitans 
Hacket. 

Vulpia  Myurös  (L.J  Gmelin 

Oberer    Schuttplatz    1919.     Schon   C.  R.  Preiswerk    Herb. 

|s|:ï:   Rheinufer  gegen  Grenzach. 

Etuderalpflanze,  in  und  um  Basel  vielfach.  Schon  Hagenbach  (1821  X.  91) 
-  ■  i  _  1  :   satis  frequens. 

/'•  stUCÜ   nrnia    L. 

Nach  meinen  Beobachtungen  nur  in  der  mj>.  duriuscula  (L.) 
Koch.  Halde  und  Terrassen,  häufig.  Schon*1.  Bauhin  1622  S.7: 
ad  ripam  Rheni   versus  Crentzachum. 

Meisl  m  hohen,  kräftigen  Formen:  Var.  crassifolia  (Gaudin) 
Hackel  u.  vers.  var.  trachyphylla  Hackel,  ferner  eine  zwischen 
var.  gradlior  Hackel  u.  var.  crassifolia  stehende  Form  (det.  Bot. 
Mus.   Univ.  Zürich). 

/•'.  rubra  L. 

Grasplätze'.    Mehrfach.    In  der  var.  genuina  Hackel. 
!■' .  gigantea  ( L.j    1'///. 

Ufer.    An  mehreren  Stellen.    In  der  rar.  typica   A.  n.  <!. 
/•'.  elatior  L. 

Ssp.  pratensis  (Hudson)  Hackel:  Grasplätze,  Uferkies.  Mehr- 
lach.   In  den  rar.  genuina  Hackel  u.  subspicata  G.  F.  W.  Meyer. 

Ssp.  arundinacea  (Schreber)  Hackel:  Ufer.  Mehrfach.  Formen: 
Var.  genuina  Hackel  u.  vers.  var.  strictior  Hackel,  ferner  schmal- 
blättrige, gegen  ssp.  pratensis  neigende  Pflanzen. 
Brom/us  ramosus  Hudson 

Gebüsch  bei  der  Fähre,  eine  grössere  Gruppe.  In  der  var. 
serotinus  (Ascherson)  Hackel  u.   Briq. 

ii 


162  A.  Becherer,    E.   Steiger,    <  !.   Lettau; 

B.  erectus  Hudson  ssp.  eu-erectus  A.  u.  G. 

Grasplätze.  Häufig.  Längs  der  Strasse,  Halde,  Ufer.  Formen: 
Var.  typicus  A.  u.  G.,  mit  den  subvar.  villosus  (M.  it.  K.)  A.  u.G.  a. 
glabriflorus  Borbàs;  öfters  mit  (z.T.  stark)  behaarten  Blattscheiden. 
Ferner  eine  Annäherungsform  an  rar.  longiflorus  (Willd.)  Pari. 

B.  sterilis  L. 

Grasplätze,  Gebüsche,  Schutt,  Rheinkies.    Häufig. 
B.  tectorum  L. 

?  Res.:  La  Chenal  Herb.:  in  saxosis  ad  ripam  Rheni  versus 
Grentzach;  auch  übergegangen  in  Haller  (1768  II  8.238):  ad 
ripam  Rheni  prope  Crenzach.  Von  mir  vergeblich  gesucht,  jetzt 
im  Res.  sicher  nicht  vorhanden. 

B.  seealinus  L. 

Auf  Schutt  ob  der  EBB  1918,  1  Exemplar.  In  der  var.  elon- 
gatus  (Gandin)  A.  u.  G. 

Auch  im  Rheinkies  unterhalb  der  EBB  1918,  in  einer  zur  ssp.  Billotii 
(F.  Schultz)  A.  u.  O.  gehörenden  Form. 

B.  hordeaceus  L. 

Grasplätze,  Uferkies.  Mehrfach.  Nur  in  der  var.  typicus 
Beck,  an  sehr  trockenen  Stellen  auch  als  /.  nanus  (Weigel)  A.  u.  G. 

B.  squarrosus  L. 

Im  Rheinkies  oberhalb  der  EBB  1918.  In  der  typischen  Form. 

Schon  Hagenbach  (1821  S.  99)  gibt  diese  Pflanze  für  das 
Basler  Gebiet  an  und  merkwürdigerweise  auch  für  die  Gegend  des 
jetzigen  Reservates:  ad  Rheni  ripam  versus  Crenzach,  auct. 
F.  Ne  es,  nach  der  Beschreibung  die  var.  villosus  (Suter)  Koch 
(fehlt  im  Herbar).  Die  weitern  Hagenbach'schen  Standorte  sind: 
inter  segetes  prope  Crenzach  und  Wyl  (Typus).  Im  Herbar  1  Exem- 
plar von  Grenzach. 

Um  Basel  neuerdings  verschleppt  auch:  Wolfbahnhof  1919;  Bad.  Güter- 
bahnhof (Aellen  1917,  1919,  !  1919). 

Brach  y  podium  pinnatum  (L.)   Pal. 

Grasplätze,  Gebüsche.  Vielfach  und  reichlich.  In  der  gewöhn- 
lichen Form  (var.  pubescens  Bchb.). 

B.  silvaticum  (Hudson)   B.  u.  S. 

Gebüsche.    Mehrfach. 
Lolium  temulentum  L. 

Unterer  und  oberer  Schuttplatz  1918.  Au  beiden  Orten  in 
der  var.  macrochaeton  A.  Br. 


Flora  des  Naturschutzreservates  Rheiahalde.  163 

/..  perenne  L. 

Grasplätze,  Schutt,  Rheinkies.    Vielfach. 
/,.  multiflorum  Lam.  rar.  perennans  A.  u.  (1. 

Grasplätze,  Uferkies.  Mehrfach.  In  der  subvar.  longiarlstatum 
A.  ii.  (!.  (auch  mit  verzweigter  Ähre:  monstr.  ramosum  (ins*.). 

Agropyron  caninum  (L.)  Pal. 

Gebüsche  am  Ufer.  Mehrfach  im  obern  Teil,  im  untern  nur 
an  1  Stelle.  In  der  var.  typicum  (A.  u.  (1.)  Volkart  (auch  etwas  rot 
überlaufene  Exemplare). 

A.  repens  (L.)  Pal. 

Grasplätze.  Gebüsche,  Schutt,  Uferkies.  Häufig.  In  folgenden 
Formen:  Var.  vulgare  (Doli)  Volkart,  sehr  verschiedenartig;  rar. 
aristaium  (Doli)  Volkart,  mit  längeren  und  kürzeren  Grannen; 
var.  glaueum  (I)<">ll)  Volkart,  blaugrüne,  zur  folgenden  Art  über- 
leitende Formen. 

Die  Blattscheiden  sind  nicht  nur  bei  der  rar.  caesium  (Bolle)  behaart,  son- 
dern öfters  auch  bei  der  typischen  Form;  so  stark  bei  einer  Pflanze  vom  Rhein- 
ufer bei  Kleinhüningen. 

A.  intermedium  (Host)  Pal.  rar.  arenosum  (Spenner)   Thell.1) 

Halde  und  Ufer.  Vielfach.  Öfters  grössere  Bestände  bildend. 
Schon  La  Chenal  Herb.  :  versus  Grentzach,  Christ  Herb.  1848 usw. 
(Vgl.  Tafel  V,  Fig.  1.) 

Eine  Pflanze,  über  deren  systematische  Stellung  ich  noch 
keineswegs  im  klaren  bin.  Extrem  xerophile  Formen  (stark 
glauke,  mit  eingerollten,  stechenden  Blattspreiten)  wird  man  leicht 
von  A.  repens  unterscheiden;  anderseits  finden  sich  vielfach  Pflan- 
zen, die  zu  hohen  Formen  von  A.  repens  übergehen.  Ob  es  sich 
hier  um  Bastarde  handelt,  oder  aber,  was  ich  eher  glauben  möchte, 
um  Rassen  eines  einzigen  grossen,  fluktuierenden  Formenkreises, 
werden  natürlich  nur  Kulturversuche  zu  zeigen  vermögen.  Auch 
wird  man  zur  Vergleichung  mit  unserer  Pflanze,  abgesehen  von 
den  ausserschweizerischen  Formen,  die  Pflanzen  des  Wallis,  des 
Tessin,  des  Unter-Engadin  heranzuziehen  haben,  was  mir  nur  in 
beschränktem  Masse  möglich  gewesen  ist. 

l'm  die  Stadt  auch:  Uferstrasse  (approx.),  schon  Hagenbach  (1834  S.  480): 
prope  Cliben;  ehemals  auch  zwischen  Riehen-  und  Bläsitor  (Hagenbach  1821 
8.  119).  Riehen  (Christ,  Berichte  Schweiz.  Bot.  Ges.  XX1V/XXV  [1916],  164). 
Rheinvorland  bei  Kleinhüningen  von  der  Wiesenmündung  bis  zur  Grenze  (schon 
Hagenbach  1821  S.  118).  bis  vor  kurzem  in  Menge,  jetzt  vernichtet  (Rhein- 
hafenbau). Unterhalb  Basel  in  Baden:  Rheinufer  und  -Vorland  Kleinhüningen- 
Märkt  (Binz  1915  S.  182,  Aellen,   !)  -Istein-Kleinkems-Rheinweiler  (soweit  Ge- 

»)  Berichte  Schweiz.  Bot.  Ges.  XXIV/XXV  (1916),   164;   hier  Synonymie. 


H'4  A.  Becherer.    IC.   Steiger.    <;.   Lettau. 

biet  begangen)  vielfach  und  in  Menge;  für  Markt  schon  von  Hagenbaeh  (1821 
S.  118)  angegeben.  Isteiner  Reben  und  Felsen.  Elsass:  Hiiningen  (W.  Bernoulli 
Herb..  Binz),  Neudorf  (Binz).  Neudorfer  Heide  (Aellen,  !,  sehr  typisch),  Neudorf- 
Rosenau  (Gyhr);  wohl  auch  im  Elsass  weiter  verbreitet. 

Am  Rhein  oberhalb  Basel:  Linkes  Ufer:  Ob  der  Birsfelder  Fähre  und 
bei  der  Au  (approx.);  Augst-Rheinfelden  (Hagenbach  1821  8.  188,  auch  Rhein- 
insel), bei  der  „Wanzenau"  (Augarten)  nahe  Rheinfelden  (J.  A.  Müller  1818 
sec.  Lüscher  1918  S.  194),  in  dieser  Gegend  jetzt  verschwunden  (Stauung!); 
Rheinhalde  bei  Stein,  reichlich;  Rheinufer  ob  Sisseln  (approx.);  Laufenburg- 
Rheinsulz  (J.  A.  Müller  1834  sec.  Lüscher  1.  c).  Rechtes  Ufer:  Grenzach  (schon 
Binz  Herb.  1890).  Wyhlen,  vielfach;  Rheinhalde  Warmbach-Badisch-Rheinfelden 
und  oberhalb  Badisch-Rheinfelden;  Wallbach-Säckingen;  Hauenstein;  Albbruck. 

Triticum  aestivum  L.  s.  1.  ssp.  Spelta  (L.)  Tliell. 
Oberer  Schuttplatz  1021.  1   Exemplar. 

Seeale  céréale  L.  ssp.  eu-cereale  (A.  u.  G.) 

Auf  Schutt,  im  Rheinkies.  Mehrfach.  Ausser  der  typischen 
Form  auch  rar.  triflorum  DHU. 

Hordeum  vulgare  L.  s.  1.  ssp.  distichum  (L.)   Thell. 

Unterer  Schuttplatz  1919.  Gebüsch  hei  der  Fahre  192(1.  um 
die  Soldatenhütte  1920. 

H.  murinum  L.  ssp.  eu-murinum  Briq. 

Grasplätze,  Wege,  auch  auf  Schutt  und  im  Uferkies.  Mehrfach 
In  den  /.  intermedium  Beck  u.  intercedens  Thell.  ') 

(  'arex  muricata  L.2) 

Grasplätze.    Halde  und  Ufer.    Mehrfach. 

(  '.  divulsa  Stohes 

Grasplätze.  Mehrfach.  In  den  ssp.  Chaberti  (F.  Schultz)  A. 
ii.  G.  u.  Leersii  (F.  Schultz)   W.  Koch. 

C.  digitata  L. 

An  1   Stehe  im  untern  Teil.    Reichlich. 

C.  diversicolor  Crantz  (C.  flacca  Schreber) 

Halde,  Ufer.  An  3  Stellen,  spärlich.  In  der  rar.  eu-glauca 
(A.  u.  G.). 

('.  acutiformis  Ehrh. 

Im  obern  Teil  an  1  Stelle  am  Ufer.  Gruppe  von  ca.  15  Exem- 
plaren. 


r)  Nach  der  neueren   Gliederung   von   Thellung   in:    Allg.    bot.   Zeitschr. 
XXIV/XXV.  1918/19  (1920).  6. 

2)  Diese  und  die  folgende  Art  bestimmt  von  Herrn  Walo  Koch  (Zürich). 


Flora  des  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  165 

Juncus  bufonius  L. 

Im  Rheinsand  an  1  Stelle  im  obéra  Teil.  In  der  gewöhnlichen 
Form:  var.  laxus  Celak.  (=  var.  genuinus  Coutinho  sec.  Briquet 
1910  S.  250.) 

■J.  ni  pi  h  us   Vill.  rar.  fusco-ater  (Schieber)   Bchb. 

Ufer.    Im  obéra  Teil,  an  2  Stellen. 

Am  Rhein  oberhalb  Ba.sel  auch:  Birsfelden;  unterhalb  Warmbach,  hier 
auch  in  der  svbvar.  grandiflorus  Beyer,  mit  J.  articulatus  und  Hybriden;  Beuggen- 
Niederschwörstadt;  Sisseln-Laufenburg;  Rietheim,  mehrfach  (Koch  u.  !); 
Kadelbui  e 

•/.  articulatus  L. 

Ufer.  Im  obern  und  untern  Teil.  Mehrfach.  In  der  Rasse 
eu-lampocarpus  (A.  it.  (j.J  :  ausser  der  typischen  Form  auch  sub- 
rar.  pallidiflorus  (A.  u.  G.J,  ferner  vers,  var,  congestus  (A.  u.'G.). 

Luzula  campestris  (L.)  Lam.  u.  DC.  ssp.  vulgaris  (Gaudin)  A.  u.  G. 
Grasplatz  auf  der  Insel,  spärlich.   In  der  /.  genuina  Ascherson. 

Allium  Scorodoprasum  L.  rar.  lypicum   Regel 

Gebüsche,  Grasplätze.  Mehrfach.  Bis  1  m  hoch.  Auch 
f.  mviparum   Hegel.    (Auch  unterhalb  der  EBB.) 

A  .  rot  u  ml  u  m    L. 

'?  Res.:  „Ad  aggerem  Rhenum  spectantem  versus  Grenzach": 
Hagenbach  1843  S.  62  u.  almlieh  auf  einer  Etikette  im  Herb, 
(bei  Exemplaren  von  Istein).    Belege  leiden. 

A.  vineale  L. 

Halde  bei  der  Fähre  und  an  2  Stellen  im  untern  Teil.  Nur 
in  der  var.  compactum  (Thuill.)  Ascherson  (auch  vivipar). 

Die  var.  compactum  um  Basel  vorherrschend.  Die  var.  typicum  A.  ».  0. 
/..  B.  bei  Allschwil,  südlich  ..vordere  Allmend". 

A.  sphaerocephalum  L. 

■?  Res.:  „Ad  ripam  Rheni  sinistram  (sie!)  versus  Grenzach": 
Hagenbach  1843  S.  (il  u.  auf  einer  Etikette  im  Herbar.  Belege 
fehlen.  Auch  übergegangen  in  Doli  (1857  S.  353).  -letzt  sicher 
nicht   vorhanden. 

.!.  Sihni'iiiipiiislilil    L. 

Ufer.  Im  untern  und  obern  Teil  je  1  Gruppe.  Im  Augusl  und 
September  ein  2.  Mal  blühend.  Kleine  Form  (zu  rar.  schoeno- 
prasioides  \Fr.]  Briq.). 

Am    Rhein   oberhalb   Basel   vielfach,   z.   B.    Birsfelden-Grenzacher   Führe; 
Mumpf— Stein-Sisseln-Laufenburg.    (  irenzach,  Rheinfelden,   Beuggen-Riedmatt- 


1 66  A.   Becherer,    E.  Steiger.    G.   Lettau. 

Sohwörstadt- Wallbach-Säckingen,  Murg-Kleinlaufenburg,  Hauenstein-Albbruck- 
Dogern.  oberhalb  Waldshut,  Rheininsel  bei  Rheinheini.  Öfters  blassrosa  oder 
(z.  B.  bei  Birsfelden,  Beuggen,  Schwörstadt  usw.)  reinweiss  blühend.  Auch 
grosse  Formen  (zu  var.  alpinum  Lam.  u.  DC),  so  eine  Pflanze  von  Sisseln:  Stengel 
bis  53  cm  hoch,  im  mittleren  Teil  (gepresst)  ca.  3  mm  dick.  Köpfe  bis  4.7  em  im 
Durchmesser. 

A.  oleraceum  L. 

Grasplätze,  Gebüsche.  Mehrfach.  \u  der  var.  angustifolium 
Koch. 

Ornifhogalum  iimbellatum  L. 

In  einem  Grasplatz  im  obern  Teil,  um  1913  (Aellen).  Jetzt 
nicht  mehr  vorhanden. 

Muscari  racemosum  (L.)  Lam.  u.  DC. 

Grasplatz  nahe  der  Strasse  im  untern  Teil. 

Asparagus  officinalis  L. 

Halde,  Ufer.  Mehrfach,  z.  T.  in  sehr  hohen  Exemplaren. 
-In  der  gewöhnlichen  Form  (var.  campester  Gren.  u.  Godr.).  (Auch 
unterhalb  der  EBB.) 

Am  Rhein  oberhalb  Basel  auch  bei  Birsfelden.  Grenzaeh-Wyhlen.  oberhalb 
Murg.  Kadelburg.  Rietheim.  In  und  um  Basel  häufig  verschleppt  auf  Schutt- 
plätzen. Bahnhöfen  usw. 

Polygonatum  multiflorum  (L.)  AU. 

Gebüsche.    Im  obern  Teil,  mehrfach. 
Iris  germanica  L. 

„Rheinhalde  gegen  das  Ilörnli"  :  \V.  Bernoulli  Herb.  1856. 
Jetzt  nicht  mehr  vorhanden. 

Am  Rhein  bei  Basel  einst  auch  ..bei  der  Baar"  (Hagenbach  1821  S.  28). 

Orchis  masculus  L. 

v    Im  obern  Teil  nahe  der  Grenze,  im  April  l'.U8  1  junger  Stock. 
S]  läter  verschwunden. 

I).  Dicotylédones. 

Salix  alba  L. 

Ufer.  Im  obern  Teil  10  meist  recht  grosse  Bäume,  im  untern 
Teil  nur  kleine  Sträucher. 

S.  purpurea  L. 

Ufer.  Mehrfach.  An  1  Stelle  ferner  an. der  Halde.  Z.T.  nur 
ganz  kleine  Exemplare.  Ausser  der  typischen  Form  auch  rar. 
styligera  Wimmer. 


Flora  des  Naturschutzreservates  Bheinhalde.  167 

S.  nigricans  Sm. 

Rheinkies  unterhalb  der  Fähre  1921,  1   kleines  Exemplar. 

S.  purpurea   X   viminalis 

Ufer  im  obern  Teil  heim  Galgen  „zum  Rheinsalm".  Ursprüng- 
lich wohl  angepflanzt. 

Populus  tremula  L. 

„Rheinhalde  Basel-Hörnli" :  A.  Buxtorf  1894  im  Herb, 
helv.    Jetzt  nicht  mehr  vorhanden. 

/'.  nigra  L. 

Var.  genuina  Wesmael:  Halde  und  besonders  Ufer.  Mehrfach. 
reichlich  im  obern  Teil.     (Vgl.  Tafel  V,  Fig.  1.) 

I ~<ir.  italica  Duroi:  Halde  und   Ufer.    Mehrfach. 

Juglans  regia  L. 

Gebüsche.  Halde  und  Ufer.  Mehrfach.  Kleine  und  grosse 
(blühende)  Bäume. 

'  'orylus  AveUana  L. 

Gebüsche.  Mehrfach,  besonders  im  obern  Teil.  Nach  den 
Früchten  zu  rar.  oblonga  Andersson. 

<  'arpinus  Betulus  L. 

Bei  der  Fähre  und  gegen  die  Grenze,  3  Bäume.  In  der  gewöhn- 
lichen Form  (var.  serrata  Beck). 

Alnus  incana  (L.)  Mönch 

Ufer.  Im  untern  Teil  1  Baum,  in  der  var.  vulgaris  Spach. 
Ferner  im  untern  Teil  an  2  Stellen  junge  Exemplare,  mit  A.  gluti- 
nosa,  nach  den  Laubblättern  in  verschiedenen  Formen  (so  stark 
vcrkahlend:  zu   rar.  glabrescens  Celak.). 

A.  glutinosa  (L.)  Gärtner 

Ufer.  Blühende  Bäume  im  obern  Teil  an  2  Stellen.  Im  untern 
Teil  ferner  junge  Pflanzen.    In  der  var.  vulgaris  Spach. 

Quercus  Bobin-  L. 

Gebüsche.  Ilaide  und  Ufer.  Mehrfach,  z.  T.  nur  kleine  Exem- 
plare. Nach  den  Laubblättern  nur  in  der  typischen  Form  (rar. 
typica  Beck). 

Ulmus  campestris  L.  em.  Hudson 

Gebüsche.  Halde  und  Ufer.  Vielfach,  junge  und  alte  Exem- 
plare.   Auch  sehr  kleinblättrig.    Öfters  mit  Cecidien. 


168  A.  Becherer,    E.   Steiger.    G.   Lettau. 

Nach  den  Blüten  und  Früchten  ziehe  ich  einen  Teil  der  im 
Res.  vorkommenden  Pflanzen  zu  U.  campestris  Hudson.  Andere, 
nicht  blühende  Exemplare  gehören  möglicherweise  zu  U.  scabra 
Miller  (=  U.  montana  With.). 

Die  Verbreitung  von  U.  campestris  und  U.  scabra  im  Gebiet,  der  Basler 
Flora  ist  noch  näher  festzustellen. 

Ficus  Carica  L. 

Im  untern  Teil  an  je  1   Stelle  an  der  Halde1)  und  am  Ufer. 

H  ii  m  ni  us  Lu  pul  us  L. 

Gebüsche.    Mehrfach,  im  untern  und  obern  Teil. 

Urtica  dioeca  L. 

Wege,  Gebüsche,  Uferkies.    Vielfach.    In  der  var.  typica  Posp. 

Rumex  conglomeratus  Murray 
Ufer.    Mehrfach. 

R.  sanguineus  L. 

An  1  Stelle  im  obern  Teil  am  Ufer.  Form:  Zwischen  var. 
genuinus  Koch  u.  rar.  viridis  (Sibth.)  Sm. 

R.  crispus  L. 

Grasplätze.  Schutt,  Uferkies.    Mehrfach. 

R.  obtusifolius  L. 

Grasplatze,  Schutt,  Uferkies.  Mehrfach.    Form:  Tac.  agrestis 
Fr.,  auch  als  /.  purpureus  (Polret)   Peterm. 

R.  Acetosa  L. 

Grasplätze,  besonders  am  Ufer.  Mehrfach.  In  der  var.  pra- 
tensis (Miller)   Wallr. 

Polygonum  avicularê  L. 

Grasplätze,  Mauern,  Schutt,  Uferkies.  Häufig.  In  folgenden 
Formen:  Var.  triviale  Rchb.,  rar.  erectum  (Roth)  Hayne,  (cf.) 
var.  eximium  (Lindm.)  A.  u.  G.  u.  var.  procumbens  (Gilib.)  Hniiiie. 

P.  Persicaria  L. 

Ufer,  im  Sand  und  Kies.  Mehrfach.  In  der  var.  agreste  (Fr.) 
Meisner. 

P.  lapaihifolium  L.  ein.  Koch 

Schuttplätze,  Ufer.  Mehrfach.  Ausser  dem  Typus  auch  var. 
incannm   (Schmidt)    Koch   u.  rar.  nodosum  (Pers.)  (Iren.  u.  Godr. 

1)  Hier  zuerst  (1916)  entdeckt  von  Dr.  Auerbach  (Grenzach). 


Flora  des  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  169 

lui  Basel  sehr  formenreich.  Öfters  an  1  Standort  mehrere  Formen,  so: 
Sumpfgraben  St.  Louis-Burgfelden  (Eis.)  1918:  var.  ovation  Nélir.,  vers.  rar. 
latum  Gremli  u.  vers.  rar.  incanum;  Birsbett  St.  Jakob— Neue  Welt  1918: 
rar.  incanum  u.  vers.  rar.  punctatum;  Rheinufer  unterhalb  der  Wiesenmündung 
1918:  Typus  u.  rar.  incanum;  Ruchfeld  1918:  Typus,  rar.  incanum  u.  eine  zur 
rar.  Britüntjeri  (Opiz)   Bert  gehörende  Form. 

P.  dubium  st, 'in  (P.  mite  auct.) 

Ufer.  Mehrfach.  Auch  rar.  ambiguum  Thell.  (det.  Bot.  Mus. 
Univ.  Zürich). 

P.  Hydropiper  L. 

Ufer.    Mehrfach.    In  der  rar.  vulgare  Meisner. 

/'.  (  'onvolvulus  L. 

Längs  der  Strasse,  Schutt,   Uferkies.    Mehrfach. 
P.  dubium  x  Persicaria 

An  1    Stelle  am   Ufer  ob  der  EBB  (det.  A.  Thellung). 

I'.  euspidatum  Sieb.   it.  Zurr. 

Unterer  Schuttplatz  1919,   1    Stock. 

Beta  vulgaris  L.  ssp.  vulgaris  (L.J    Thell. 

Unterer  Schuttplatz  1918.    In  der  var.  rapacea  Koch. 

Chenopodium  polyspermum  L.1) 

Halde,  Ufer.  Mehrfach.  In  den  var.  acutifolium  (Sm.)  Gaudirt 
u.  obtusifolium  (Imidin.  Schon  Hagenbach  1843  S.  48:  ad  aggerem 
Rheni  secus  viam  Grenzacensem. 

Gh.  Vulvaria  L. 

Im   Rheinsand   beim  untern   Schuttplatz   1918,   1    Exemplar. 

Gh.  album  L. 

Halde  und  Ufer.  Vielfach.  Wege,  Schutt,  Rheinkies.  In  der 
ssp.  eu-album  Ludung,  mit  folgenden,  nach  der  Gestalt  des  Blüten- 
standes unterschiedenen  Formen:  /.  spieatum  (Koch),  f.  glomerulo- 
sutn  (Bchb.)  a.  f.  cymigerum  (Koch);  ferner,  nach  der  Blattform: 
var.  praeacutum  Beck,  dazu  /.  oblongum  Neilr.,  u.  var.  pseudo- 
polyspermum  Beck. 

Ch.  striatum  (Krasan)   Murr 

Im  untern  Teil   BUH  u.   1919  an  je   I    Stelle  am  Ufer. 


i)  Die   von    mir   im    lies,    gesammelten    <  'In  Hn/miHni    hat    Herr    I'.    Aellen 
■  Basel)   revidiert. 


170  A.   ßeclieter.    E.   Steiger,    U.   Lettau. 

.{tripler  hortense  L.  • 

Im  untern  Teil  1918  an  1  Stelle  am  Ufer.  In  der  /.  typicum, 
Beck. 

A.  patulum  L. 

Wege,  Schutt,  Rheinkies.  Mehrfach.  Auch  ausgeprägte  var. 
hastifolium   Beck,  ferner  eine  schmalblättrige  Form. 

Amarantus  retroflexus  L. 

Abhang  ob  der  EBB,  Weg  zum  untern  Schuttplatz,  ferner 
mehrfach  im  Rheinkies.  In  der  rar.  genuinus  Thell..  auch  mit  etwas 
rötlichem  Stengel. 

A.  Hindus  L.  rar.  ascendens  (Loisel.)   Thell. 

Auf  Schutt  am  Ufer.  Mehrfach.  In  den  subvar.  procumbens 
(Spenner)   Rouy  u.  major  (Hagenb.)   Thell. 

A.  hybridus  L.  ssp.  cruentus  (L.)    Thell.  var.  paniculatus  (Uline 
u.  Bray)   Thell. 

Auf  Schutt  am  Ufer  ob  der  EBB.    Reirhlirh. 
Tetragonia  e.rpanm  Murray 

Oberer  Schuttplatz  1921. 
Silène  vulgaris  (Mönch)  Garcke  ssp.  vulgaris  (Gaudin) 

Halde,  Ufer.  Mehrfach.  In  der  var.  latifolia  (Miller)  Seh. 
u.  K. 

S.  nutans  L. 

Halde.    Häufig.    Auch  in  der  var.  rubens  (Test)   Rohrb. 
Melandrium  album  (Miller)  Garcke 

Abhänge,   Ufer.    Mehrfach. 
Tunica  proliféra  (L.)  Scop.  ssp.  eu-prolifera  Rriq. 

Abhänge,  Terrassen.    Häufig. 

Dianthus  Armeria  L. 

?  Res.:  „Versus  Orenzach":  Ilagenbach  1821  S.  396.  Jetzt 
im  Res.  nicht  vorhanden,  aber  vielleicht  früher  an  der  Rheinhalde. 

D.  Carthusianorum  L.  ssp.  eu-Carihusianorum  Williams  em.  Hegi 
Halde,  Terrassen.    Vielfach.    In  der  gewöhnlichen  Form  (var. 
genuinus  Godron).  doch  auch  gross  (bis  55  cm).    Die  letzten  Blüten 
bis  Mitte  Oktober. 

Saponaria  officinalis  L. 

Abhänge  und  besonders  am  Ufer.    Vielfach. 


Flora  dos  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  171 

Stellaria  aquatica  (F..)  Neu/). 

Im  obéra  Teil  im  Ufergebüsch  mehrfach.  Ausserdem  verein- 
zelt im  Flusskies. 

St.  media  (L.)   Vill.  ssp.  typica  (Beck)   Béguinot 

Grasplätze.  Schutt.  Uferkies.  Vielfach.  In  der  var.  tricho- 
calyx  Tnuitr. 

Nach  meinen  Beobachtungen  um   Hasel  nur  in  der  var.  Iriclwcalyz   Trautv. 

i  mit   behaarten  Kelchblättern). 

St.  uliginosa  Murray 

Im  obéra  Teil  im  Uferkies  l'.HS.  1  Stuck.  Angeschwemmt. 
Cerastium  glomeratum  Thuill. 

Grasplätze,  Wegränder.  Uferkies.  Mehrfach.  Nur  die  drüsige 
Rasse:  var.  subviscosum  (Bchh.)  Briq.,  wie  überhaupt  im  Basler 
(îeliiet.  Ausser  dem  Typus  (f.  corollinum  [Fenzl],  Kronblätter  von 
mittlerer  Länge)  auch  die  /.  apetalum  auct. 

Die  /.   apetalum   z.   B.   auch:    Uferbord   St.    Johannrheinweg,   Uferstrasse. 

C.  brachypetalum  Desp. 

Halde  im  obern  Teil.  Mehrfach.  Reichdrüsig  (rar.  tauricum 
[Sprengel]  Kerner). 

Im  Rheingebiet  oberhalb  Basel  vielfach:  Grenzach- Wyhlen-Herthen- 
Warmbach-Bad.-Rheinfelden-Beuggen.  Riedmatt-Schwörstadt,  Obersäckingen- 
Murg,  Kleinlaufen  bürg— Luttingen-Stadenhausen.  Hauenstein- Albbruck-Dogern. 
Fährhaus  Waldshut.  an  der  Wutach  gegen  Thiengen.  Rheinheim-Dangstetten , 
i  »bcrlauchringen-Bechtersbohl,  Griessen;  Augst-Rheinfelden,  Möhlin-Zeiningen. 
W'allbach,  Stein,  Laufenburg;  Ryburg,  Möhlin  (Koch). 

C.  semidecandrum  L. 

Halde,  Terrassen.  Mehrfach,  an  1  Stelle  reichlich.  Kleine 
und  grosse  Exemplare.  Schon  Binz  Herb.  1907  u.  Flora  (1911 
S.  Ulli. 

Im  Rheintal  von  Basel  aufwärts  vielfach:  Grenzach  und  Wyhlen  mehrfach. 
Brennet,  Kleinlaufenburg,  Hauenstein.  Albbruck  und  Dogern  mehrfach,  Rhein- 
halde beim  Fahrhaus  Waldshut.  Kadelburg.  Rheinheim-Dangstetten;  Rhein- 
halde Mumpf- Stein,  am  Rhein  bei  Sisseln. 

(  '.  caespitosum  (lilib. 

Halde,  Ufer.  Mehrfach.  Drüsenlos  (Basse  eucaespitosum  A. 
h.  G.J,  wie  wohl  ausschliesslich  bei  uns. 

C.  arvense  L.  ssp.  commune  Gandin 

Halde    Mehrfach.    In  einer  zur  var.  angustifolium  Fenzl  ge- 
hörenden Form. 
Sagina  procumbens  L. 

Im  Rheinsand  im  obéra  Teil   l'.MS,  spärlich. 


172  A.   Becherer,    E.  Steiger,    <■.   Lettau. 

Minuartia  fasciculata  (L.)  Hiern 

Abhang  im  untern  Teil.  Kleine  Gruppe.  Schon  R.  Staehelin 
(Hagenbach  1821  S.  413  u.  1843  S.  85),  Uebelin  Herb.  1835, 
Christ   (Schneider  1880  S-.  88).  A.  Buxtorf  Herb.  1896.1) 

M.  tenuifolia  (L.)  Hiern 

An  1  Stelle  im  untern  Teil,  Terrasse.  In  der  gewöhnlichen 
Form  (rar.  Vaillantiana  \DG.]).  (Auch  Grenzacherstrasse  bei  der 
Landesgrenze.) 

Auch  am  Rhein  bei  Grenzach  (schon  Courvoisier  Herb.).  Wyhlen.  Herthen; 
Birsfelden,  Augst-Rheinfelden. 

Hagenbach  (1821  S.  412  u.  1843  S.  84)  gibt  auch  drüsige  Formen  aus 
der  Basler  Gegend  an.    Ich  habe  solche  noch  nicht  gesehen. 

Arenaria  serpyllifolia  L. 

Abhänge,  Mauern,  Felsen,  Wegränder,  Rheinkies.  Häufig. 
Meist  als  ssp.  eu-serpyllifolia  Briq.  rar.  scabra  Fenzl  (die  typische 
Form),  seltener  Annäherungsformen  an  ssp.  leptoclados  (Guss.) 
Rouy  u.  Fouc. 

Moehringia  trinervia  (L.)  Clairv. 

An  1  Stelle  im  obern  Teil,  Gebüsch.    In  der  typischen  Form. 

Herniaria  glabra  L. 

Im  untern  Teil  an  2  Stellen,  an  der  einen  reichlich.  In  der 
var.  typica  Beck.    Schon  Binz  (Flora  1901   u.  später). 

Del  plii  ni  lim  Ajacis  L. 

Abhang  nahe  ob  der  EBB  1919,  1   Exemplar. 
(  'lematis    Vitalba  L. 

Gebüsche,  Hecken.  Häufig.  An  Robinia,  Ulmus,  Fraxinus, 
Prunus  spinosa  usw.  Nach  der  Blattform  in  den  (oft  am  selben 
Individuum  wechselnden!)  f.  taurica  (Besser),  cordata  Royle  u. 
integrata  DG. 

Ranunculus  Ficaria  L. 

Grasplätze.  Gebüsche.    Mehrfach. 
/>'.  bulbosus  L. 

Grasplätze  am  Ufer  und  an  mehreren  Stellen  an  der  Halde. 
In  der  typischen  Form  (rar.  bulbifer  [Jord.)  Briq.). 

R.  repens  L. 

Ufer.   Mehrfach.   Ferner  auf  Schutt.    In  der  var.  typicus  Beck. 

')  In  mehreren  Floren  wird  unser  Standort  irrtümlich  als  im  badischen 
Gebiet  befindlich  aufgeführt. 


Flora  des  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  17.". 

R.  (teer  L. 

Vier.    Mehrfach,  auch  auf  der  [nsel. 
/'.  fluitans  Latn.1) 

Im  Rhein.  1918  im  untern  Teil  1  blühendes  Exemplar.  Im 
obern  Teil  alljährlich  reichlich,  doch  nur  steril,  auch  die  Landform 
(f.  terrestris  Godron). 

Im  Rhein  auch,  ausser  an  den  bekannten  Stellen  (ef.  Lüscher  1918  S.  li. 
207):  Unterhalb  Rheinfelden  (Koch);  Ryburg,  Sisseln;  unterhalb  Warmbach, 
oberhalb  Badisch-Rheinfelden,  Beuggen. 

!!.  aquatilis  /..' 

Im  Rhein.  1919  im  untern  Teil  1  verschwemmtes  blühendes 
Exemplar.    In  der  var.  heleoptylus  (A.-T.)   Beck. 

Im  Rhein  auch:  Unterhalb  der  Wiesenmündung  (1918  1  Exemplar);  oh  den 
„Rheinhäusern"  Grenzach;  Augst-Rheinfelden  mehrfach.  Beuggerboden.  In  im 
Heimenholz,  Möhlin-Wallbach. 

R.  flaccidus  Pers.  rar.  paucistamineus  (Tausch) 

Rhein  und  Ufer.  Mehrfach,  im  obern  und  untern  Teil  (auch 
unterhalb  der  EBB).  Ausser  der  gewöhnlichen  Form  (im  Wasser) 
auch  die  /'.  terrestris  (Gren.  u.  Goär.),  im  Sand. 

Die  /.  tn-nxtris  scheint  um  Basel  nicht  selten:  Rheinufer  bei  Birsfelden. 
bei  der  Au.  Grenzach,  Mumpf-Stein,  Markt;  Tümpel  bei  Stein  (approx.);  Gräben 
im  Wiesental  bei  Schopfheim  und  Maulburg;  Weiher  in  Burgfelden;  Seewencr 
Weiher. 

Thalictrum  aquilegiifolium  L. 

Ufer,  im  Gebüsch.  Im  obern  Teil  an  1  Stelle  reichlieh,  ferner 
spärlich  im  untern  Teil. 

Am  Rhein  auch,  ausser  an  den  bekannten  Stellen:  Bei  der  Birsfelder  Fähre, 
i lothaus.  Schweizerhalle,  Augst-Rheinfelden.  Baden:  Unterhalb  Kleinhüningen 
(früher  auch  innerhalb  der  Grenze:  Prof.  A.  Buxtorf);  Horn-Grenzach— Wyhlen, 
Rheinfelden,  Beuggen-Riedmatt-Niederschwörstadt- Wehramündung- Wallbach- 
Säckingen,  Murg.  Hauenstein— Albbruck-Dogern-Waldshut,  Fahrhaus- Wutach- 
mündung, Kadelburg.  K.— Rheinheim. 

Th.  // a  rinn    L. 

'.'  Res.:  „In  aggere  ad  Rheni  ripam  inter  urbem  et  Hörnlein": 
Hagenbach  1834  S.  59.    Beleg  fehlt. 

Berberis  vulgaris  L. 

Abhänge,  Felsen,  Gebüsche.    Vielfach. 

Papaver  somniferum  L. 

Strassenbord,   Halde.   Schuttplätze.     1918—20  an 
In  der  ssp.  eu-somniferum   Briq. 


')  Material  z.  T.   revidiert   von  Dr.  E.  Baumann  (Zürich). 


174  A.  Becherer,    E.  Steiger.    G.  Lettau. 

P.  Rhoeas  L. 

Uferkies,  Schuttplätze,  Grasplätze  an  der  Halde.  Mehrfach. 
Ausser  dem  Typus  (rar.  genuinum  Elkan)  auch  die  rar.  Pryorii 
Dru  ce. 

P.  dubium  L. 

Abhänge,  Terrassen.  Mehrfach.  1918  ferner  im  Uferkies. 
Schon  Courvoisier  Herb.  1882.  Unsere  Pflanze  (mit  wenig 
geteilten  Laubblättern  und  keulenförmiger,  am  Grunde  ±  ver- 
jüngter Kapsel)  ist  am  besten  zur  var.  Lecoquii  (Lamotte)  Fedde 
zu  stellen. 

Im  Rheingebiet  oberhalb  Basel  vielfach,  z.  B.  :  Badisch-Rhehifeklen,  Wall- 
bach-Säckingen, Stein,  Laufenburg.  Hauenstein,  Fahrhaus  Waldshut,  Rekingen 
(Aarg.),  Rekingen-Lienheim,  Küssaberg,  Griessen,  Hohenthengen. 

Eschscholtzia  Douglasii  (Hooker  u.  Arnott)   Walpers1) 

Verschleppt.  Mehrfach:  Bord  der  Grenzacherstrasse  1918. 2) 
oberer  Schuttplatz  am  Rhein  1918;  ferner  1919  1  Stock  auf  dem 
Weg  zum  untern  Schuttplatz,  durch  den  breitern  Cupularrand  sich 
etwas  der  E.  crocea  Bentham  nähernd  (Thellung). 

Die  im  Res.  beobachteten  Exemplare  stammen  wohl  aus 
einer  Gärtnerei  an  der  benachbarten  Niederholzstrasse,  wo  die 
Pflanze  in  Menge  kultiviert  wird  und  auch  verwildert. 

Chelidonium  majus  L. 

Gebüsche.  Schuttplätze.    Vielfach. 

Fumaria  officinalis  L. 

Grasplätze,  Gebüsche,  Uferkies.    Mehrfach. 

Lepidium  campestre  (L.)  R.  Br. 

Halde,  Ufer.    1918—20  an  3  Stellen.    In  der  /.  typicum  Posp. 

L.  Draba  L.  ssp.  eu-Draba  Thell. 

Beim  Fähreweg.    Reichlich.    In  der  var.  genuinum,  Thell. 

In  den  benachbarten  Reben  beim  Grenzacherhorn  (Bad.) 
erstmals  im  Jahre  1842  für  unser  Gebiet  nachgewiesen  (Fr.  Ber- 
noulli  im  Herb.  helv.  u.  in  Ilagenbach  1843  S.  129). 

L.  sativum,  L.  ssp.  eu-sativum,  Thell. 

Oberer  Schuttplatz  1921.    In  der  var.  typicum  Thell. 

L.  densiflorum  Sc-Ivrader 

1918  1  Exemplar  im  untern  Teil,  Uferkies. 

!)  Z.  T.  bestimmt  von  Prof.   Dr.  A.  Thellung  (Zürich). 
2)  Dieser  Fund  schon  publiziert  in:  Thellung   1919  S.  734. 


Flora  des  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  175 

L.  ruderale  L. 

Mehrfach:  Uferkies,  Abhänge  ob  der  EBB,  oberer  Schuttplatz. 

Iberis  amara  L. 

Strassenbord  beim  alten  Zollhaus  1!)18,  1  Exemplar.  Gross- 
blütig  ff.  niniiKiria  Hort.).  Wohl  verschleppt  aus  einer  Gärtnerei 
an  der  Niederholzstrasse  (wie  Eschscholtzia). 

Auch  sonst   um  Basel  öfters  verschleppt,  z.  B.  Wolfbahnhof  1915. 

Thlaspi  arvense  L. 

Uferkies,    Schutt.    Mehrfach. 

Th.  perfoliatum  L. 

Grasplätze,  Gebüsche.  Halde  vielfach,  ferner  im  Uferkies. 
Auch  Kümmerformen  ff.  simplicissimum  DC).  Schon  Ende 
Februar  blühend; 

Am  Rhein  oberhalb  Basel  häufig,  z.  B.  Warmbaeh-Rheinfelden,  Wallbaeh- 
Säckingen. 

AUtaria  offidnalis  Andrz. 

Gebüsche.  Uferkies.    Mehrfach. 

Sisymbrium  altissimum  L. 

1918  am  Ufer  im  obern  Teil  an  2  Stellen,  je  1  Exemplar. 

S.  officinale  (L.)  Scop. 

Wege,  Schutt,  Gebüsche,  Uferkies.  Vielfach.  Nur  in  der 
var.  typicum  Abromeii. 

Die  var.  leiocarfmm  DC.  scheint  um  Basel  (wie  überhaupt  in  unsern  Gegenden) 
sehr  selten:  Wolfbahnhof  (Weber  1916,  Berichte  Schweiz.  Bot.  Ges.  XXVI/XXIX 
[1920],  205),  Birsfelden  (Aellen  1921). 

Isatis  tincloria  L. 

Halde,  Ufer.  Mehrfach.  Schon  C.  Bauhin  Herb.  :  ad  ripas 
Rheni  Krentzachum;  La  Chenal  Herb.:  ad  ripam  rheni  provenit 
versus  Crenzach;  W.  Bernoulli  Herb.  1865  usw. 

Unsere  Pflanze  gehört  zur  var.  vulgaris  Koch  (em.),  und  zwar, 
nach  der  Behaarung  der  Laubblätter,  zur  /.  sylvestris  (Duby).  Doch 
fanden  sich  auch  ziemlich  stark  (borstig)  behaarte,  monströse 
Exemplare. 

Eruca  vesicaria  (L.J   Cav.  em.   Thell. 

Abhang  beim  obern  Schuttplatz  1920.  In  der  ssp.  sativa 
(Miller)  Thell.  var.  vesicaria  (L.)  Cosson,  mit  gelben  Blüten  (teste 
A.  Thcllung). 


I7(i  A.   Becherer.    E.   Steiger,    G.   Lettau. 

Sinapis  arvensis  L.  (Brassica  arvensis  Scheele) 

Schutt,  Grasplätze,  Rheinkies.  Halde  und  Ufer,  mehrfach. 
Formen:  Subvar.  genuina  Godron  (pro  var.)  /.  leiocarpa  Gaudin 
u.  /.  media  Acloque:  subvar.  Schkuhriana  (Rclib.)  Thell.  f.  glabra 
(Godron)    Thell. 

Diplotaxis  m  midis  (L.)   DC. 

Oberhalb  (und  auch  unterhalb)  der  EBB.  Schutt.  Mauern, 
Rheinkies. 

Im  Rheingebiet  oberhalb  Basel  vielfach:  Am  Rhein  bei  der  Au;  Grenzach 
mehrfach.  Wyhlen.  Säckingen,  Bahnhöfe  Kleinlaufenburg,  Albbruck  und  Dogern. 
am  Rhein  bei  Kadelburg.  K.-Rheinheim;  Schwaderloch.  Zurzach. 

Erucastrum  gallicum  (Willd.)  0.  E.  Schulz  (E.  Pollichü  Seh.  u.  Sp.) 
Ufer.    Mehrfach. 

Brassica  nigra  (L.)   Koch 

Kies  und  Grasplätze  am  Ufer.  Mehrfach,  besonders  im  obern 
Teil.    Z.  T.  sehr  hohe  Exemplare. 

Am  Rhein  oberhalb  Basel  vielfach:  Birsfelden— Waldhaus,  Grenzach,  Möhlin- 
Wallbach.  Mumpf-Stein.  unterhalb  Sisseln  und  am  Ufer  der  Sisseln  nahe  der 
Mündung,  bei  der  Murger  Fähre. 

B.  Eapa  L. 

Ufer,   Schuttplätze.    Mehrfach. 

B.  Napus  L. 

Unterer  Schuttplatz  1919. 

Baphanus  Baphanistrum  L.  em.  Caruel 

Ssp.  segetum  (Bannig.)  Clavaud:  Halde  und  Ufer.  Mehrfach. 
In  der  subvar.  arvensis  (Rchb.)   Thell.  f.  albus  (Schübl.  u.  Mail.). 

Ssp.  sativus  (L.)  Domin:  Ufer,  auf  Schutt  im  Gebüsch  und 
an  der  Halde.    Mehrfach. 

Barbaraea  vulgaris  R.  Br. 

Ufer.    Mehrfach,  besonders  im  obern  Teil. 
Armoracia  lapathifolia  Gilib.  (Cochlearia  Armoracia  L.) 

Von  mir  im  Res.  bis  jetzt  noch  nicht  beobachtet.  Sonst  am  Rhein  vorüber- 
gehend vielfach,  z.   B.   bei  Birsfelden,   Säckingen,  Murg.  Luttingen,  Rheinheim. 

Boripq  islandica  ((Jeder)  Seh.  u.   Th. 

Ufer,  im  Kies  und  Sand.    Mehrfach. 

Am  Rhein  vielfach,  z.  B.  auch  bei  Birsfelden,  Schweizerhalle,  Niederschwör- 
stadt, Säckingen.  Um  Basel  überall,  ausser  am  Wasser  auch  sehr  häufig  an 
trockenen  Standorten,  auf  Schutt  und  Ödland. 


Flora  des  Naturschutzreservates   Rheinhalde.  17 1 

/,'.  sylvestris  (I..)   Besser 

Am  Ufer:  ob  der  Führe,  eine  grössere  Gruppe;  bei  der  EBB. 
spärlich-. 

Am  Rhein  auch  in  der  Stadt:  St.  Johann-.  Schaffhauser  und  Unterer 
Rheinweg,  und  unterhalb  der  Wiesenmündung  (hier  z.  T.  mit  R.  proatrata);  ferner 
von  Basel  aufwärts:  Möhlin.  Wallbach,  Mumpf  (hier  mit  R.  amphibia);  Schwör- 
stadt-Wehramündung.  Murg,  Waldshut.  In  und  um  Basel  ausserdem  vielfach 
an  trockenen  Orten,  auf  Bahnhöfen,  an  Wegrändern  usw.,  und  ebenso  da  und 
dort  im  Rheintal:  Rheinfelden.  an  der  Strasse  nach  Äugst  und  Bahnhof;  Badisch- 
Rheinfelden;  Möhlin  am  Rand  des  Ryburger  Hölzli;  Waldshut  Bahnhof  und 
St  Tassenrand. 

Z.  T.  Formen,  die  ich  von  R.  prostrata  (rar.  stenocarpa)  j.  terrestris  nicht 
trennen  kann.  Es  gehen  wohl  beide  Arten  ineinander  über  (und  ebenso  gibt  es 
wohl  -  nicht  hybride  —  Zwischenformen  R.  prostrata-amphibia'.),  und  der  Satz 
Baumanns  (1911  S.  337).  dass  R.  prostrata.  im  Gegensatz  zu  R.  silvestris,  stets 
an  die  Nähe  des  Wassers  gebunden  sei  und  nie  als  Ruderalpflanze  auftrete,  gilt 
wohl  auch  nicht  allgemein:  ich  sah  Exemplare  vom  Wiesendamm  Basel  (auf 
Schutt.  leg.  Weber  1915),  die  sich  durch  ihre  Laubblätter  zweifellos  als  zu  R.  pro- 
atrata gehörend  ausweisen  (aliq.   vers.  f.  riparia!). 

Nasturtium  officinale  R.  Br.  (  Roripa  Nasturtium  aquaticum  Hayek) 

Im  Rhein  und  im  Sand  und  Kies  am  Ufer.  Mehrfach,  doch 
meist  vereinzelt. 

Auch  sonst  am  Rhein,  z.  B.  bei  Birsfelden.  hier  1918  sehr  kleine  Exemplare 
(zu  rar.  microphyllum  [Bönningh.]). 

Cardamine  impatiens  L. 

Im  obern  Teil  an  1  Stelle  am  Ufer.  Reichlich  (ca.  100  Exem- 
plare).   In  der  /.  apetala  (Gilib.)  0.  E.  Schuh. 

Am  Rhein  und  im  Rheintal  auch:  Rheinufer  Birsfelder  Fähre- Waldhaus 
und  bei  der  Au;  Hard  bei  der  Au  in  Menge;  Möhliner  Forst;  Rheinufer  Stein- 
Sisseln  (Linder,  !)  und  Sisseln-Laufenburg;  Gneisfelsen  Etzgen-Schwaderloch; 
Rheinufer  Koblenz-Rietheim  und  Zurzach-Rekingen;  Nurren  gegen  Mellikon 
und  beim  Steinbruch  Mellikon.  Baden:  Rheinufer  Säckingen-Murg  und  in  Menge 
bei  der  Albmündung;  oberhalb  Kleinlaufenburg  (Koch). 

C.  iiirsuta  L.  ssp.  eu-hirsuta  Briq. 

Grasplätze,  Schutt,  Rheinkies,  auch  im  Gebüsch.  Vielfach. 
Schon   Mitte  Februar  in  Blüte. 

Lunaria  annua  L. 

Verschleppt  im  untern  Teil  1919,  wenige  Exemplare.  Schon 
1918  von   Dr.  Binz  gesammelt  (B.  1915  S.  210). 

Capsella  Bursa  pastoris  (L.)  Medikus  ssp.  eu-Bursa  Briq. 

Wege,  Grasplätze,  Schutt,  L'ferkies.  Vielfach.  In  den  Formen 
integrifolia  DC,    sinuata  Schlerhtend.    u.   pinnatifida  Schlechtend. 

12 


178  A.  Becherer,    E.   Steige)',    (i.   Lettau. 

Draba  muralis  L. 

Halde,  Terrassen,  auch  im  Gebüsch.  Mehrfach,  meist  trupp- 
weise. Kleine  bis  sehr  kleine  Exemplare,  aber  auch  grosse,  mit 
bis  35  cm  langem  Fruchtstand. 

Am  Rhein  oberhalb  Basel  auch  noch  bei  Grenzach  (schon  La  Chenal  Herb.), 
Wyhlen  und  Herthen. 

Erophila  rerna  (L.)   E.  Meyer 

Halde,  Terrassen.  Vielfach  und  reichlich.  Schon  in  der 
2.  Februar-Woche  blühend.  Nach  freundlicher  Bestimmung  von 
Dr.  H.  Garns  (Zürich-München)  in  folgenden  Formen: 

Ssp.  praecox  (Steven)  rar.  praecox  (DC.)  f.  praecox  (DC), 
ferner  eine  der  ssp.  glabrescens  rar.  medioxima  (Jord.)  nahestehende 
Form  (Haare  grösstenteils  einfach);  /.  brachycarpa  (Jord.),  ferner 
Zwischenformen  zwischen  var.  praecox  f.  brachycarpa  und  der 
pontischen  rar.  spathulata  (Lang).  —  Ssp.  majuscula  (Jord.), 
dazu  (prob.)  var.  brevifolia  (Jord.)  (leg.  E.  Steiger).  —  Ssp.  glabres- 
cens (Jord.  em.  Rouy  u.  Fouc.)  rar.  minuscula  (Sudre)  (leg.  E. 
Steiger). 

Arabidopsis  Thaliana  (L.)   Heynh. 

Grasplätze,  Terrassen.  Gebüsche,  Ufer.  Häufig.  Auch  kleine 
(Kümmer-)Formen:  /.  pusüla  (Petit)  Briq.,  ferner  grosse,  mastige 
Exemplare.    Selten  im  Spätsommer  ein  2.  Mal  blühend. 

Turritis  glabra  L. 

..Am  Rheinufer  gegen  Grenzacherhorn" :  Schneider  1880 
S.  66.    Jetzt  im  Res.  nicht  mehr  vorhanden. 

Am  Rhein  oberhalb  Basel  mehrfach:  Grenzach.  Wyhlen,  Warmbaeh, 
Badisch-Rheinfelden.  Wallbach-Säckingen.  Murg-Kleinlaufenburg;  oberhalb  Birs- 
felden;  Etzgen-Schwaderloch. 

Erysimum  cheiranihoides  L. 

1918  an  3  Stellen  am  Ufer.     Spärlich. 

Alyssum  Alyssoides  L. 

Halde,  Terrassen.  Mehrfach.  Schon  Hagenbach  Herb.: 
ad  aggerem  Rheni  juxta  viam  Grenzacensem. 

Hesperis  matronalis  L. 

Unterer  Schuttplatz  1918. 
Reseda  lutea  L. 

Abhänge,  Ufer.    Mehrfach. 


Flora  des  Naturschutzreservatea  Rluinhalde.  1 7!» 

Sedum  spurium  M.  Bieb. 

Mauern,  Felsen.   Mehrfach.1)    1918  ferner  im  Rheinkies  ober- 
halb der  EBB. 

Auch  an  Mauern  am  Rhein  zwischen  EBB  und  Schaffhausei  Rheinweg. 
S.  albuni   L. 

Terrassen.  Abhänge,  Mauern.    Häufig. 
S.  'irre  L. 

Abhänge,  Felsköpfe.    Mehrfach. 
8.  mite  (lilib. 

Halde,  Terrassen.    Mehrfach,  häufiger  als  S.  acre. 

Saxijraga    tridactylites   L.    (ampl.)    ssp.   eu-tridactylites   Engler   it. 
Irmscher 

Abhänge,  Terrassen,  Felsköpfe.  Mehrfach.  In  der  var.  genui- 
na  Enyler  n.  Irmscher. 

Ribes  Grossularia  L.  rar.  uva  crispa  (L.J  Sm. 

Gebüsche.    Mehrfach,  besonders  im  obern  Teil. 
Am  Rhein    oberhalb   Basel    vielfach,    z.  B.   Birsfelden.    Hard,     Grenzach, 
Herthen. 

Pyrus  Malus  L.  ssp.  pumila  (Miller)   A.   u.  G. 

Gebüsch  nahe  '1er  Strasse  bei  dei  Bierburg,  I  kleiner  Baum. 
P.  communis  L. 

1   Bäumchen  im  untern  Teil.    In  der  var.  Pijraster  L.-) 
Crataegus  monogyna  Jacq. 

Gebüsche,  Hecken.    Vielfach.    Auch   ±  inzise  Formen. 

Nach  meinen  Beobachtungen  ist  C.  monogyna  um  Basel  häufiger  als  C.  oiij- 
acantha,  wie  dies  vielfach  auch  für  andere  Gegenden  und  Länder  angegeben  wird 
(z.  B.  Wallis.  Tessin,  Brandenburg).  [Gegenteilige  Angaben  finden  sich  z.  B. 
bei  Gradmann  (1900).  Baumann  (1911).  Kelhofer  (1920).] 

H  ab  us  idaeiis  L. 

An  1   Stelle  im  untern  Teil.  Hecke. 
R.  bifrons   Vest3) 

Gebüsche,  Hecken.    Mehrfach. 


')  Zuerst  von  Dr.  A.  Binz  festgestellt  (1917). 

2)  Im  Sinne  Schneiders  (Handbuch  I  S.  661   [1906]). 

3)  Die  Riibi  der  Sektion  Eubatus  bestimmt  von  Prof.  Dr.  R.  Keller  (Winter- 
thur). 


180  A.  Becherer,  E.  Steiger,  G.  Lettau. 

R.  caesius  L. 

Gebüsche,  Hecken.  Häufig.  Auch  als  /.  armatus  Focke,  fer- 
ner f.  armatus  vers.  /.  glandulosus  Focke. 

R.  bifrons  X  caesius 

Gebüsche.    Mehrfach. 

In  Kellers  ..Übersicht-  (1911)  S.  255)  für  Basel  noch  nicht 
angegeben. 

Fragaria  vesca  L. 

Halde,   Ufer.    Mehrfach. 
Potentilla  sterüis  (L.)  Garcke 

An  1    Stelle  im  untern  Teil,  Gebüsch. 
P.  argentea  L. 

Halde,  Terrassen.  Mehrfach.  Gelegentlich  bis  Mitte  Oktober 
blühend.  Ausser  der  normalen  Form  auch  .zur  var.  angustiseeta 
Sauter  u.  var.  tenuiloba  (Jord.)  Schwarz  gehörende  Formen. 

Im  Rheingebiet,  oberhalb  Basel  auch:  Grenzach,  Wyhlen,  Badisch-Rhein- 
felden.  Wallbach.  Säckingen.  Kleinlaufenburg,  Luttingen,  Hauenstein.  Albbruck, 
Kiesenbach;  PJieinhalde  bei  Stein. 

P.  verna  L. 

Halde,  Terrassen.  Vielfach.  Im  Spätsommer  oft  nochmals 
blühend,  so  1920  noch  am  15.  November.  1921  am  16.  Januar 
einzelne  Blüten.  Formen:  Var.  typica  Th.  Wolf,  ferner  der  var. 
incisa   Tausch  sehr  nahestehende  Formen. 

P.  reptans  L. 

Halde  und  Ufer.    Mehrfach.    In  der  var.  typica  A.  u.  G. 
Geum  urbanum  L. 

Strassenbord,  Gebüsche,  Ufer.    Vielfach. 
Füipendula  Ulmaria  (L.)  Maxim. 

1  fer.    Mehrfach.    In  der  var.  denudata  (Hayne)   Beck. 
Alchemilla  arvensis  (L.)  Scop. 

1919  an  2  Stellen:  Weg  zum  untern  Schuttplatz  und  Strassen- 
bord ob  der  Bierburg. 

Sanguisorba  minor  Scop.  ssp.  dictyocarpa  (Spach)   Briq. 
Halde,  Terrassen.    Mehrfach. 


Flora  des  Xaturschutzreservates  Rheinhalde.  181 

Rosa  ccmina  L.1) 

Gebüsche,  Hecken.  Mehrfach.  In  den  Formen:  Var.  lute- 
tiana  (Leman)  Baker  u.  rar.  dumalis  (Beckstein)  Baker,  diese  auch 
m  einer  der  f.  eriostyla  (Rip.  u.  Dêségl.)  E.  Keller  sehr  nahe  stehen- 
den Form. 

R.  dumetorum   Thuill. 

Gebüsche.  An  2  Stellen.  Nicht  blühend,  deshalb  Var.  nieht 
bestimmbar. 

'.'  R.  eglanteria  L. 

Gebüsch  im  obern  Teil  nahe  der  Strasse.  Nicht  blühend,  des- 
halb Bestimmung  unsicher  (in  Betracht  kommt  auch  R.  micrantha 
Sm.J. 

Prunus  spinosa  L. 

Gebüsche,  Hecken.  Vielfach.  In  der  var.  typica  C.  K.  Schneider 
,.  praecox  Wimmer  u.  Grab. 

P.  domestica  L.  ssp.  insititia  (L.)  C.  K.  Schneider 

1  Banni  an  der  Strasse  nahe  der  Grenze,  ferner  1  Strauch  am 
Rhein  unterhalb  der  Fähre. 

P.  arm  m    !.. 

Gebüsche.  Vielfach.  Halde  und  Ufer.  Schon  Labrain 
Herb.  1837. 

P.  Mahaleb  L. 

Abhänge.    Mehrfach,  im  obern  und  untern  Teil. 

Laburnum  anagyroides  Medikus 

Unterer  und  oberer  Schuttplatz  BUT,  19.  (Ferner  FUS  unter- 
halb der  EBB.)    Keimpflanzen. 

Auch  sonst  um  Basel  öfters  verschleppt  (junge  Pflanzen),  z.  B.  Batterieweg 
1917. 

Ononis  repens  L. 

Wegrand  im  untern  Teil.  In  der  rar.  »litis  (Spenner)  Seh. 
u.  K. 

Medicago  falcata  L. 

Abhang  nahe  der  Grenze.     In  der  rar.  typica   Posp. 

M .  sativa  L. 

Auf  Schutt  ob  der  EBB.  ferner  am  Ufer  und  an  der  Halde 
nahe  der  Grenze. 


')   Die  wenigen  Rosen  revidiert  von  Prof.   Dr.   1!.   Keller. 


1S2  A.  Becherer,  E.  Steiger.  G.  Lettau. 

X  M.  varia  Martyn 

Abhang  nahe  der  Grenze,  mit  M.  falcata  u.  sativa.  Blüten- 
farbe: zuerst  violett,  dann  grünlich  bis  gelblich  (nicht  umgekehrt!). 

..1/.  lupulina  L. 

Grasplätze,  Schutt,  Uferkies.  Vielfach.  Auch  mit  drüsen- 
haariger Frucht. 

Drüsige  Formen  (rar.  glandulosa  M.  u.  K.,  /.  adenophora  el  glandulosa 
jft.  Keller)  um  Basel  häufig,  z.  B.  :  Bad.  Güterbahnhof.  Reservat  St.  Jakob. 
Reinacher  Heide,  Oberwil-Allschwil,  am  Rhein  bei  Grenzach. 

M.  minima  (L.)   Desr. 

Halde,  Terrassen.  Häufig.  Ausser  der  typischen  Form  auch 
Annäherungen  an  rar.  mollissima  (Roth)  Koch.  Bis  Mitte  Oktober 
blühend.  Schon  C.  R.  Preiswerk  Herb.  1827,  Courvoisier  Herb. 
1863. 

Im  Rheintal  oberhalb  Basel  auch:  Grenzach-Wvhlen-Herthen,  Badisch- 
Rheinf  eklen. 

M.  hispida  Gärtner 

Im  Rheinsand  und  auf  Schutt  beim  untern  Schuttplatz,  Uli 8 
bis  1920  mehrfach.  Formen:  Var.  denticulata  (Willd.)  Burnat, 
ferner  Zwischenform  zwischen  dieser  und  var.  apiculata  (Willd.) 
Burnat. 

Meli  lot  us  albus  Desr. 

Abhänge.    Mehrfach  im  obern  Teil. 

M.  officinalis  (L.)  Lam. 

Ufer.    Mehrfach.    In  der  var.  typicus  Pnsp. 

M.  sulcatus  Desf.  rar.  genuinus  (Iren.  u.  Godr. 

Weg  zum  untern  Schuttplatz  (und  Rheinsand  unterhalb  der 
EBB)   19181);   Strassenbord   beim  alten  Zollhaus  191'.». 

Trifolium  pratense  L.  ssp.  eu-pratense  A.   u.  G. 

Grasplätze,  Uferkies.  Mehrfach.  In  den  var.  spontaneum 
Willi;,  u.  sativum  Schreber.  Auch  als  monstr.  parviflorum  Babington. 

Die  monstr.  parviflorum  um  Basel  vielfach:  Uferbord  8t.  Albanrheinweg. 
Wolfbahnhof,  beim  Landauerhof.  Augst-Rheinfelden.  Therwil,  Dorf  Blauen: 
Birsfelden,  St.  Louis  (Weber). 

T.  repens  L.  var.  typicum  A.  u.  G. 

Grasplätze.  Mehrfach.  Halde  und  Ufer.  Nur  in  der  normalen 
(weiss   blühenden)   Form. 


l)  Teste   A.  Thellung   (Zürich);   diese   Funde  schon  publiziert    in:    Thel- 
lung   1919.   S.  756. 


Flora  des  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  ls:; 

Die  rötlieh  blühende  Form  (f.  roseum  Peterm.)  scheint  stark  ausgeprägt 
am  Basel  ziemlich  selten  zu  sein;  so  Grenzach-Wyhlen. 

T.  dubium  Sibth. 

Halde,  Terrassen.  Mehrfach.  Ferner  an  1  Stelle  am  Ufer. 
T.  patens  Schreber 

Rheinkies  oberhalb  der  EBB  1921,  1    Stock. 
T.  campestre  Schreber  (T.  procumbens  L.) 

Abhänge,  Terrassen.  Vielfach.  In  der  var.  winux  (Koch) 
Gremli. 

V.  angustifolium  F.. 

Unterer  Scbuttplatz  1921,  1  Exemplar.  Kleine,  gedrungene 
Form  (zu  rar.  intermedium  [Guss.]  Gib.  u.  Belli). 

Lotus  ornithopodioides  L. 

unterer  Schuttplatz  Uli'.).  21. 

In  der  Schweiz  auch  in  Zürich  verschleppt  beobachtet  (Thellung  1919 
S.  739.) 

Robinia  Pseudacacia  L. 

Halde.    Vielfach.    Kleine  und  grosse  Exemplare. 
(  'oronilla  Emerus  L. 

Ufer.    Mehrfach.    Schon  Courvoisier  Herb.  1881. 

Auch  am  gegenüberhegenden  Ufer  von  Birsfelden  bis  zur  Grenzacher  F'ähre. 
Am  rechten  Ufer  ferner  bei  Badisch-Rheinfelden.  Riedmatt-Niederschwör.stadt. 
Wallbach-Säckingen  (hier  schon  Linder  1905  S.  48).  Obersäckingen-Murg. 

C.  varia  L. 

Abhänge.    Mehrfach.    In  der  var.  typica  Beck. 
('.  scorpioides  (L.)  Koch 

Im    Rheinsand    oberhalb    (und    unterhalb)    der    EBB    1918, 

reichlich. 

Vida  hirsuta  (L.)  S.  F.  Gray 

Hecken  im  obern  Teil,  ferner  an  1  Stelle  f Grasplatz)  im  untern 
Teil.  In  der  gewöhnliehen  Form:  var.  eriocarpa  ((Iren.  it.  Godr.) 
Höh,,.    Schon  A.  Buxtorf  Herb.  1803. 

1  '.  tetrasperma  (L.)  Mönch 

Rheinkies  oberhalb  (und  unterhalb)  der  EBB  1918;  Strassen- 
bord  im  obern  Teil  1919  (Kümmerform,  zweisamig).  In  der  var. 
leiocarpa  (Gren.  //.  Godr.)   Bouy. 

V.  Cracca  L.  ssp.  vulgaris  Gnu/Im 
Gebüsche  am   Ufer.     Mehrfach. 


181  A.  Becherer,  E.  Steiger.  G.  Lettau. 

V.  saepium  L. 

Im  obern  Teil  an  2   Stellen  am   Ufer.    In  der  var.   vulgaris 

(Imidin. 

V.  sativa  L. 

[Ssp.  obovata  (Her.)  Gaudin:  unterhalb  der  EBB  im  Rheinkies  1918.] 

Ssp.  cordata  (Wulfen)  A.  u.  G.  :  Halde,  Terrassen.  Mehrfach.1. 
Mit  ssp.  angustifolia  und  Übergangsformen.  Steht  der  ssp.  angusti- 
folia  näher  als  der  ssp.  obovata  und  wäre  deshalb  wohl  besser 
jener  als  Var.  unterzuordnen  (ssp.  angustifolia  var.  cordata  Briq.J. 

Auch  nahe  am  Rhein  bei  Herthen,  identisch  mit  der  Pflanze  des  Res. 

Ssp.  angustifolia  (L.)  Gaudin:  Halde.  Terrassen.  Vielfach.  In 
der  var.  segetalis  (Ser.)  Koch.    Schon  W.  Bernoulli  Herb. 

Am  rechten  Rheinufer  von  Basel  bis  Waldshut  an  vielen  Stellen.  Auf  der 
linken  Rheinseite  weniger  häufig:  Äugst— Rheinfelden,  Rheinhalde  Mumpf— Stein. 

Pisum  sativum  L.  ssp.  hortense  (Neilr.)   A.   u.  G. 
Rhemkies,   Schutt,    Mehrfach. 

Lathyrus  pratensis  L. 

An  1   Stelle  im  untern  Teil  am  Ufer.    In  der  var.  glaberrimus 

Schur. 

Phaseolus  vulgaris  L. 

Auf  Schutt  am  Ufer.  Mehrfach.  In  der  var.  communis  Ascher- 
son. 

Géranium  pyrenaicum   Burin. 

Strassenrand,  Halde.  Ufer.    Vielfach. 
G.  col  umhin  um  L. 

Fähre/weg  und  mehrfach  Gebüsche  im  obern  Teil. 

G.  dissectiim   L. 

Uferkies  ob  der  EBB  1018.  Eine  oberwärts  auffallend  stark 
borstige  Form. 

G.  rotundifolium  L. 

Abhänge,  Ufer.  Häufig.  Vom  April  bis  Mitte  Oktober  blühend. 
Auch  am  Rhein  bei  Grenzach.  Wyhlen.  Herthen,  Badisch-Rheinfelden. 

G.  pusillum   Burm. 

Grasplätze.    Mehrfach. 
G.  molle  L. 

Grasplätze.    Vielfach. 

')  Teste  Bot,  Mus.   Univ.  Zürich. 


Flora  des  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  185 

G.  Robertiiinit»)  L.  ssp.  eu-Robertianum  .1.  it.  G. 

Grasplätze,  Gebüsche.  Uferkies.    Vielfach. 
Erodium  eicidarium  (L.)  L'Hér. 

Abhänge,  Ufer.  Vielfach.  In  der  rar.  triviale  Trautv.;  dazu: 
subvar.  chaerophyllum  (!>('. )  und  mehrfach  /.  praecox  (DC.J. 

Oxalis  stricta  L. 

Auf  Schutt  und  Ödland.    Mehrfach. 
Linum  usitatissimum  L. 

1  Hl 8  im  Rheinkies  im  obéra  Teil,  '2.  Stöcke. 

Auch  sonst  um  Basel  häufig  verschleppt. 

Ailantus  altissima  (Miller)  Swingle  (A.  Cacodendron  Seh.  u.  Th.)1) 
Im  Rheinsand  ob  der  EBB  11*17,  unterer  Schuttplatz  1919. 

Keimpflanzen. 

Auch  sonst  in  und  um  die  Stadt  öfters  verschleppt  (junge  Pflanzen),  z.  B. 

Bad.  Güterbahnhof.  Schanzenstrasse. 

Mercurialis  annua  L. 

Halde.  Ufer.  Mehrfach.  In  der  gewöhnlichen  Form  (f.  ciliata 
[Presl]  Fax  u.  K.  Hoffrn.). 

Schon  zu  Hagenbach's  Zeiten  um  Basel  ..vulgatissima"  (H.  1834  S.  471). 
Euphorbia  stricta  L. 

Gebüsche,  Uferkies,  »Schutt.    Mehrfach. 
/.'.  Helioscopia  L. 

Oberer  Schuttplatz  an  2  Stellen.  Weg  zum  untern  Schuttplatz. 
E.  Cyparissias  L. 

Abhänge.  Häufig.  Öfters  infizierte  Exemplare.  In  frühen 
.Jahren  schon  Ende  Februar  mit  jungen  Infloreszenzen.  Gelegent- 
lich im  Herbst  zum  2.  Mal  blühend. 

E.  exigua  L. 

An  1   Stelle  im  untern  Teil  auf  Ödland. 
E.  Peplus  L. 

Auf  Schutt.    Mehrfach. 
Evonymus  europaeus  L. 

Gebüsche.    Vielfach.    Halde  und   Ufer. 
E.  latifolius  (L.)   Miller 

Abhang  ob  der  Fähre  im  Gebüsch  1919,  1  blühendes  Sträuchlein. 

')  Über  die  Nomenklatur  dieser  Art  vergl.  Schinz  und  Thellung  in 
Vierteljahrsschr.   Xaturf.   Ges.  Zürich  LXV1  (1921).  293. 


1 S6  A.   Becherer.  E.  Steiger,  G.  Lettau. 

.leer  Pseudoplatanus  L. 

Kultiviert  an  der  Strasse  (mit  platanoides),  ferner  vielfach 
kleine  und  grosse  Exemplare  an  der  Halde.  In  der  rar.  typicum 
l'n.r  subvar.  quinquelobum  (Gilib.)  Schwerin  (der  bei  uns  häufigsten 
Form). 

A.  platanoides  L. 

Mit  A.  Pseudoplatanus  längs  der  Strasse  gepflanzt,  ausserdem 
zahlreiche  Sträucher  und  auch  grössere  (blühende)  Bäume  an  der 
Halde.  Nach  der  Farbe  der  austreibenden  Laubblätter  verschie- 
dene (zur  var.  typicum  Pax  gehörende)  Formen:  etwa  subvar. 
■nibelliim  Schwerin  (gerötet)  u.  subvar.  pratinwm  Schwerin  (ganz 
hellgrün). 

A.  campestre  L. 

Halde  und  Ufer.  Mehrfach.  In  den  Formen:  Ssp.  leiocarpum 
(Opiz)  Pax,  1  Vorkommnis,  in  der  rar.  normale  Schwerin;  ssp. 
hebecarpum  (DC.)  Pax,  die  uhrigen  Vorkommnisse,  in  der  var. 
lobatum  Par.  doch  z.  T.  Blätter  etwas  spitzlappig. 

Nach  meinen  Beobachtungen  (1919)  um  Basel  überall  in  der  ssp.  hebe- 
carpum  (die  ssp.  leiocarpum  ausser  ander  Rheinhalde  bis  jetzt  nirgends  gesehen!). 
Die  meisten  Exemplare  gehören  nach  der  Blattform  zur  rar.  lobatum  Pax  (Normal- 
form), doch  sind  auch  spitzlappige  Formen  (rar.  acutilobum  Pax)  nicht  selten 
(Annäherungen  sind  häufig),  z.  ß.  Res.  St.  Jakob.  Pfeffingen,  Soyhieres,  auch: 
Isteiner  Klotz  (Dekan  Lang  1835,  im  Herb.  Hagenbach).  In  der  Behaarung 
der  Laubblätter  sehr  wechselnd:  Var.  lobatum  Pax  f.  affine  Opiz,  wenig  behaart 
bis  verkahlend.  häufig;  /.  molle  Opiz.  dicht  weichhaarig,  so  stark  ausgeprägt 
bei  Allschwil.  angenähert  z.  B.  bei  Neue  Welt;  analog:  rar.  acutilobum  Pax  f. 
glabrescens,  foliis  sparse  pilosis  vel  glabreseentibus.  z.  B.  Res.  St.  Jakob;  /. 
pubescens,  foliis  dense  pubeseentibus,  so  die  Pflanze  vom  Isteiner  Klotz  (Lang), 
angenähert  die  Probe  von   Soyhieres. 

A.  Negundo  L. 

2  Bäume  hei  der  Bierburg. 

Aesculus  Hippocastanum  L. 

1    Baum  an  der  Strasse,  ferner  an  3  Stellen  an  der  Halde. 

Impatiens  Noli  längere  L. 

An  3  Stellen  am  Ufer,  vereinzelt. 

1.  parviflora  DC, 

Gebüsch  bei  der  Bierburg.  Ferner  l'.HH  an  2  Stellen  im 
Rheinsand. 

Die  Kolonie  bei  der  Bierburg  stammt  wohl  vom  gegenüberliegenden  Ufer, 
wo  die  Pflanze  beim  Birsfeldhof  seit  20  Jahren  (H.  Hunziker)  vorkommt.  Auch 
sonst  am  Rhein:  tirenzaeh;  vorübergehend  ferner  an  der  l'ferstrasse  Basel  (1918) 
und  zwischen  Äugst  und  Rheinfelden  (Gyhr   1920). 


Flora  des  Xaturschutzreservates  Rheinhalde.  187 

Ehamnus  caihartica  L. 

Gebüsche.    Im  obern  Teil  an  '2  Stellen. 
Parthenocissus  quinquefolia  (L.)    Planchon 

Abhänge,  Felsköpfe.  Gebüsche.    Vielfach. 

Tilm  cordata  Miller 

3  Bäume  an  der  Strasse  im  untern  Teil,  ferner  mehrfach  an 
der  Halde  und  am  Ufer.  In  den  var.  typica  Heck  u.  asymmetra 
Borbâs,  sowie  Übergangsformen  (wechselnd  am  selben  Zweig!). 
Audi  klein-  und  grossblättrig.  Ferner  nach  den  Laubblättern 
zweifelhafte,  zu   T.  intermedia  DC.  gehörende  Formen. 

Am  Rhein  oberhalb  Basel  weitverbreitet.  Am  linken  Ufer  z.  B. :  Birsfelden, 
Hard.  .Schweizerhalle.  Äugst.  Rheinfelden,  Möblin,  beim  Fährhaus  Etzgcn; 
ebenso  überall  am  rechten  Ufer. 

T.  platyphyllos  Scop. 

An  1  Stelle  am  Ufer  im  untern  Teil.  Stockaussehläge  eines 
jetzt  zerstörten  Baums.  In  einer  stark  verkahlenden  Form  (cf. 
ssp.  pseudorubra  C.  K.  Schneider).   Ursprünglich  wohl  angepflanzt. 

Mulm  neglecta  Wallr. 

Schutt,   Uferkies.    Mehrfach. 

Hypericum  perforatum  L. 

Abhänge,  Terrassen.  Gebüsche.  Vielfach.  Formen:  Var- 
vulgare  Neilr'.,  ferner  an  trockenen,  sonnigen  Orten  mehrfach  var- 
microphyllum  DC.  (z.  T.  sein-  ausgeprägt,  z.  T.  nur  angenähert), 
ausserdem  eine  wenigblütige  Form  (zugleich  vers.  var.  angusti- 
folium  DC). 

Formen  mit  reduzierten  Laubblättern  (var.  microphyllum  DC.  var. 
angu&tijolium  IX'.)  um  Basel  auch  sonst  nicht  selten  (öfters  nur  angenähert). 
/..  B.:  Rheinhafen,  Rheinhalde  Grenzach-Wyhlen.  Eimeldingen;  Ruchfeld  (Ab- 
derhalden); Riehen  (Dr.  Christ);  Pratteln  (Christ   185.-).   !   1919). 

Helianihemum  nummulari/um  (L.)   Miller 

Abhänge,  Terrassen.  Vielfach.  In  der  Grösse,  Form  und  Be- 
haarung der  Laubblätter  sehr  variabel.  Am  häufigsten  ssp.  ovatum 
(Viv.)  f.  lanceolatum  (Willi;.),  auch  fast  ganz  kahl,  ferner  mit 
grossen,  dunkelgrünen  Laubblättern;  seltener  schmalblättrige 
Formen  (f.  angustifolium  \  Willi;.},  resp.  Annäherungen  an  diese), 
ferner  mehrfach  ssp.  nummularium  (L.).  mit  unterseits  ;  stark 
graufilzigen  Laubblättern. 

Viola  odorata  !.. 

Gebüsche.  Grasplätze.  Mehrfach,  besonders  im  obern  Teil. 
Auch  in  der  /.  lilacina  (Bossm.)    Wiesb. 


188  A.  Becherer,  E.  Steiger,   G.  Lettau. 

V.  sylvestris  Lam.em.  Rchb.  ssp.  Beichenbachiana  (Jord.)  J.  Broun 

Gebüsche.    An  :>  Stellen.    Spärlich. 
T".  tricolor  L.  ssp.  arvensis  (Munit)/) 

Rheinkies  im  untern  Teil  V.llK.  Strassenbord  oberhalb  der 
Bierburg  1919. 

Lythrwn  Halicar  ia  L. 

Am  Ufer  im  obern  Teil.    Mehrfach. 

Epilobium  hirsutum  L. 

Ufer.  Mehrfach.  Formen:  Var.  vulgare  Hausskn.,  ferner 
starke  Annäherung  an  rar.  villosum  Hausskn. 

E.  parviflorum  Schreber 

Ufér  im  untern  Teil.    Mehrfach. 

E.  montanum  L. 

An  1    Stelle  im  obern  Teil,  Gebüsch. 

In  der  Stadt  öfters  Trocken-  (f.  apricum  Hausskn.)  und  zugleich  Zwerg- 
formen (f.  minus  Hausskn.).  so  an  den  Mauern  am  Rhein,  mit  E.  parviflorum. 
roseum,  tetragonum  und  gelegentlich  selbst  hirsutum. 

E.  roseum  Schreber 

Ufer  im  untern  Teil  an  '2  Stellen,  unterer  Schuttplatz. 

E.  tetragonum  L. 

Ufer.    Mehrfach  im  untern  Teil,  ferner  ob  der  Führe. 

Oenothera  biennis  L. 

Ufer.    Mehrfach.    Vereinzelt. 

Schon  vor  100  Jahren  um  Basel  „civis  vulgaris"  (Ilagen- 
bach 1821    S.  356). 

Myriophyllum  spicatum  L. 

Im  Rhein.  Mehrfach,  doch  vereinzelt  (verschwemmte  Exem- 
plare). 

Im  Rhein  auch  (cf.  auch  Lüscher  1918  S.  61):  Beim  Waldhaus,  oberhalb 
Äugst;  unterhalb  ..Augarten"  bei  Rheinfelden  (Koch);  bei  Rietheim  (Koch  u.  !); 
Herthen-Warmbaeh,  Badiseh-Rheinfelden-Beuggen. 

Hedera  Hélix  L. 

Häufig.  An  Bäumen  (Populus,  Robinia  usw.),  Felsen;  Mauern, 
auf  dem  Erdboden. 

Chaerophyllum  temulum  L. 

Vielfach.  Mauern.  Rheinkies,  Grasplätze  und  besonders 
(  rebüschc. 


Flora  des   Xaturschutzreservates  Rheinhalde.  189 

Chaerefolium  silvestre  (L.)    Seh.  u.   Th.    ssp.    eusilvestre    (Briq.) 
Seh.  u.   Th. 

Grasplätze.  Mehrfach.  In  der  vor.  genuinum  (dien.  u.  Godr.) 
Seh.  ».  Th. 

Torilis  Anthriscus  (L.)  Gmelin 

Gebüsche,  Grasplätze.    Vielfach. 

T.  arvensis  (Hudson)   Link 

Abhänge,  Gebüsche.  Vielfach.  Meist  hohe,  zur/,  anthriseoides 
(DC.J  gehörende  Pflanzen  (bis  1,15  m  hoch!),  seltener  kleine,  aber 
meist  (wie  die  hohen  Formen)  nur  oberwärts  verzweigte  Exem- 
plare. 

Blüht  früher  als  T.  Anthriscus  und  nicht  umgekehrt,  wie 
fast  in  allen  Floren  angegeben  wird!1)  An  der  Rheinhalde  lässt 
sich  dies  -ehr  schön  beobachten:  an  Stellen,  wo  beide  Arten  zu- 
-animen  vorkommen,  steht  T.  arvensis  in  voller  Blüte  und  z.T. 
schon  in  Frucht,  wenn  T.  Anthriscus  erst  junge  Infloreszenzen 
oder  doch  nur  vereinzelte  Blüten  zeigt,  su  1919  Mitte  Juli  (ganz 
ähnlich  an  der  Rheinhalde  Warmbach-Rheinfelden). 

In  und  um  Basel  vielfach:  Uferbord  St.  Johann-  und  St.  Albanrheinweg. 
Wolf-,  St.  Johann-  und  Bad.  Güterbahnhof.  Rand  der  Grenzacherstrasse  bei 
der  Eisenbahn  und  Geleiseareal  bei  der  EBB.  Leimgrubenweg.  Wiesendamm,  Res. 
St.  Jakob,  Binningen-St.  Margarethen;  Rheinhafen  (Aellen.  Berichte  Schweiz. 
Bot.  Ges.  XX  IV  XXV  [1916],  221).  Areal  des  alten  Bad.  Bahnhofs  (Aellen,  1.  c,  !); 
St.  Jakob  (Dr.  Binz.  Gyhr).  Dreispitz  (Gyhr);  gegen  Reinach  (Hagenbach  Herb. 
1845).  Im  Rheingebiet  oberhalb  Basel:  Strassenrand  Grenzacher  Hörn.  Rhein- 
halde bei  Grenzach.  Wyhlen  und  Warmbach-Rheinfelden.  Unterhalb  Basel 
auch  bei  Efringen  und  zwischen  Kleinkems  und  Rheinweiler. 

Meist  grosse2),  nur  oberwärts  verzweigte  Formen  (zu  /.  anthriseoides); 
typische  /.  divaricata  (DC.)  scheint  um  Basel  viel  seltener  (z.  B.  Hüningen. 
Herb.  Hagenbach  1834). 

Coriandrum  sativum  L. 

Unterer  Schuttplatz  1018. 

Bupleurum  falcatum  L.  ssp.  eufalcatum  H.  Wolfj 

Halde.    An  mehreren  Stellen.    In  der  rar.  elongatum  Briq. 
Am  rechten  Rheinufer  auch  bei  Grenzach,  Wyhlen  und  Herthen. 

Carum  Carvi  L. 

Grasplatz  nahe  der  Strasse  im  untern  Teil. 


')  Xur  die  Ackerform  von  T.  arvensis  blüht  spät  (allenfalls  später  als 
T.  Anthriscus).  Um  Basel  ist  die  in  Hecken,  an  Wegrändern,  Mauern  usw.  vor- 
kommende Form  viel  häufiger  (siehe  die  unten  folgenden  Angaben);  sie  wird 
jedoch   wegen   ihrer  grossen  Ähnlichkeit  mit  T.   Anthriscus  leicht  übersehen. 

2)  Auf  magerem  Boden  indes  nicht  selten   10  cm  hohe  Zwergformen. 


190  A.  Becherer,  E.  Steiger,  G.  Lettau. 

Pimpinella  major  (L.)   Hudson 

Grasplätze  am  Ufer  an  2  Stellen. 
P.  saxifraga  L. 

Grasplätze.    Mehrfach.    Ufer  und  Halde. 
Aegopodium  Podagraria  L. 

Gebüsche.    Vielfach. 
Aethusa  Cynapium  L. 

Abhang  ob  der  EBB.  unterer  und  oberer  Schuttplatz,  Gras- 
platz auf  der  Insel.  In  den  rar.  agrestis  Wallr.,  domestica  Waür. 
u.  elata  Frivaldsky. 

Angelica  sylvestris  L. 

Gebüsche,  feuchte  Grasplätze.    Mehrfach  am  Ufer. 
Pastinaca  sativa  L.  ssp.  eusativa  Briq. 

Ufer.    Mehrfach. 
Heracleum  Sphondylium  L.  ssp.  eusphondylium  Briq. 

Ufer.  Mehrfach.  In  der  rar.  latifolium  Gaudin.  Auch  mit 
rötlichen  Blüten. 

Damit*  Carola  L. 

Grasplätze,  Uferkies.    Mehrfach. 
Cornus  mas  L. 

Im  untern  Teil  an  zwei  Stellen. 
C.  sanguinea  L. 

Gebüsche.    Häufig. 
Primula  veris  L.  ein.  Hudson 

Grasplatz  auf  der  Insel.    Spärlich. 
Lysimachia  vulgaris  L. 

Ufer.    Mehrfach. 
L.  Nunimularia  L. 

An  1   Stelle  im  obern  Teil,  Ufer. 

L.  punctata  L. 

Rheinhalde  gegen  Grenzach,  1848:  Christ  (Herb.  helv.  u. 
Binz  Flora  1901  u.  05). 

Anagallis  arrensis  L. 

Ssp.  phoenicea  (Scop.)  Seh.  u.  K.  :  Schutt,  Wegränder.  Mehr- 
fach. 


Flora  des  Xaturschutzreseivates  Kheinhalde.  19] 

Ssp.  femina  (Miller)  Sch.  u.  Th.:  Bei  der  Soldatenhütte  und 
an  1   .Stelle  im  untern  Teil. 

Fraxinus  excelsior  L. 

Halde  und  Ufer.    Mehrfach.   Auch  grössere,  blühende  Bäume. 

F.  Ornus  L. 

An   1    Stelle  im  untern  Teil.  Abhang.    Blüht. 

Syringa  vulgaris  L. 

Abhang  bei  der  Bierburg. 
Ldgustrum  vulgare  L. 

Gebüsche.    Häufig. 
Centaurium  umbellatum  Güib. 

Ufer  im  obern  Teil.    Spärlich. 
Vinca  minor  L. 

Gebüsch  im  obern  Teil  nahe  der  Grenze. 

Vincetoxicum  officinale  Mönch 

Gebüsche,  Grashalden.  Mehrfach.  Auch  eine  hohe,  laxe, 
windende  Form. 

Convolvulus  saepium  L. 

Gebüsche.  Hecken.    Mehrfach. 

C.  arvensis  L. 

Halde  und   Ufer.    Mehrfach. 

Cuscuta  europaea  L. 

Rheinhalde  gegen  Grenzach:  G.  Müller  (Herb.  1899.  auf 
Urtica  dioeca1),  u.  Binz  Flora).    Jetzt  verschwunden. 

Cynoglossum  officinale  L. 

'?  Res.:  ..Gegen  Grenzach":  Dr.  Fr.  Bernoulli  im  Herb. 
lielv.  Jetzt  im  Res.  nicht  vorhanden,  aber  vielleicht  früher  an 
der   Rhcinlialde. 

Synvphytum  officinale  L. 

Im  obern  Teil  am  Ufer  1  Stock.    In  der  rar.  purpureum  Pens. 

Lycopsis  arvensis  L. 

Oberer    Schuttplatz    1919.     Schon    Hagenbach    Herb.:    ad 
erem   Rheni  juxta  viam  Grenzacensem. 

')  Nach  freundlicher  Mitteilung  von  Herrn  Konservator  Dr.  Jos.  Braun- 
Blanquct  (Zürich). 


192  A.  Becherer.  E.  Steiger,  G.  Lettau. 

Myosotis  scorpioides  L.  cm.  Hill 

Vier.    Mehrfach,  unterer  und  oberer  Teil. 

M.  lutea  (Car.)   Peru.  rar.  versicolor  (Pers.)    Thell. 

,,Ad  Rheni  ripam  acclivam  versus  Grenzach":  Hagenbach 
1813  S.  31  u.  Herb.  Wohl  ruderales  Vorkommnis.  Jetzt  nicht 
mehr  vorhanden. 

.1/.  pyrenaica  Pourret  ssp.  silvatica  (Hoffm.)  (M.  silvatica  Hoffm.. 
M.  pyrenaica  y  silvatica  Fiori) 

Abhang  nahe  der  Grenze.    Auch  rötlich  und  weiss  blühend. 
Auch  sonst  in  und  um  Basel  nicht  selten  auf  Schutt  und  Ödland  verschleppt. 

M.  orrensis  (L.)  Hill 

Grasplätze,  Uferkies.    Vielfach. 
M.  colli  na  Hoffm. 

An  2  Stellen,  Abhang.  Schon  Labram  im  Herb.  Plagenbach: 
ad  Rheni  clivum  versus  Grenzach. 

Im  Rheingebiet  oberhalb  Basel  vielfach:  Grenzach,  Wyhlen,  Herthen. 
Murg-Kleinlaufenburg,  Albbruck,  unterhalb  Dogern,  D.-Waldshut.  Fahrhaus- 
Thiengen,  Rheinheim-Dangstetten,  Grieesen;  Möhlin-Wallbach  (Koch). 

I'jIuiuh   vulgare  L. 

Halde.  Ufer.    Mehrfach. 
Verbena  offirinalis  L. 

Strassenrand,   Schutt,  Uferkies.    Mehrfach. 
Ajuga  gener ensis  L. 

Grasplätze.  Mehrfach.  In  der  var.  grossidens  Briq.  (±  aus- 
geprägt). 

Teucrium  Chamaedrys  L. 

Abhänge,  Terrassen.  Vielfach.  Auch  hell  (weisslich)  blühend 
und  recht  stark  behaart. 

Glechoma  hederaceum  L. 

Grasplätze,   Gebüsche.    Mehrfach. 

(kileopsis   Tetrahit  L. 

Gebüsche,  Ufer.  Mehrfach.  In  der  var.  silrestris  Schtechtend. 
(±  ausgeprägt). 

Lamiiim  purpureum  L. 

Gebüsche,   Schutt,  Rheinkies.    Vielfach. 


Flora  des  Naturschutzreservates   Rheinhalde.  193 

/..  maculatum  L. 

Grasplätze,  Gebüsche.  Vielfach.  In  der  rar.  nemorale  Rchb. 
Auch  rosa  blühend. 

Leonurus  Gardiaca  L. 

Unterer  Schuttplatz,  1918—21.  Schon  Hagenbach  1834 
S.  K'ii:  ad  viam  versus  Grenzach,  u.  Preiswerk  Herb.:  ad  ripas 
Rheni  inter  Grenzach  et   Basileam. 

Ballota  nigra  L. 

Gebüsche.  Ufer.    Mehrfach.    In  der  ssp.  nigra  (L.)  Briq. 

Nach  meinen  Beobachtungen  und  nach  Herbarbelegen  Anderer  um  Basel 
allenthalben  in  der  ssp.  nigra.  Merkwürdigerweise  soll  nach  Doli  (1859  S.  689) 
in  Baden  die  rar.  a  vulgaris,  mit  ..allmählich  zugespitzten"  Kelehzähnen  (also 
=  ssp.  ruderalis  [Sw.]  Briq.).  ..gemein"  sein,  während  die  rar.  ß  foetida  (=  ssp. 
nigra)  nur  von  wenigen  Stellen  angegeben  wird.  Die  neueren  badischen  Kloren 
sagen  nichts  über  diesen  Punkt. 

Stachys  silvaticus  L. 

Gebüsche  im  obern  Teil.    Mehrfach. 

St.  armuus  L. 

1918  an   1    Stelle  im  untern  Teil   der  Halde. 

St.  rechts  L.  ssp.  retins  (L.)   Briq. 

Abhänge,  Terrassen.  Häufig.  Ausser  der  gewöhnlichen  Form 
(rar.  major  Ten.)  auch  schmalblättrig:  rar.  stenophyllus  Briq. 
i/.  T.  nur  angenähert).1) 

Salvia  offidnalis  L. 

Im  untern  Teil  der  Halde  an  '2  Stellen.    Audi  rosa  blühend. 

S.  pratensis  L. 

Abhänge,  Terrassen.    Mehrfach. 

Melissa  offidnalis  L. 

Gebüsch  am  Ufer  ob  der  EBB.  Reichlich.  Eine  zur  rar. 
foliosa  (Opiz)   Briq.  gehörende  Form. 

Satureia  Acinos  (L.)  Scheele 

Abhänge,  Terrassen.  Mehrfach.  In  .1er  gewöhnlichen  Form 
(rar.  elliptica   Briq.). 

Schon  Hagenbach  (1834  S.  106)  sagt  richtig  auch:  „ad  vias"  und  „in 
collibus  apricis".  Findet  sich  um  Basel  ausser  auf  Ackern  sehr  häufig  an  ähn- 
lichen Standorten  wie  die  Rheinhalde,  z.  B.  St.  Jakob-Neue  Welt,  Neudorfer 
Heide.  I'elsenheide  Istein-Kleinkems  (hier  auch  eine  hohe,  schlaffe,  grossblättrige 

')   Einige  Proben  meines  Materials  hat   Dr.   .1.    Briquet  (Genf)  revidiert. 

13 


194  A.  Becherer,  E.  Steiger,  G.  Lettau. 

Form),  ebenso  auf  Felsfluren  im  Jura.    In  und  um  die  Stadt  ferner  vielfach  auf 
Schuttplätzen  und  Bahnhöfen. 

Origanum   vulgare  L. 

Abhänge,  Terrassen.  Häufig.  Form:  Var.  glabrescens  Beck. 
auch  als  /.  virescens  Cur.  u.  St. -Lauer. 

Die  var.  puberulum   Beck  scheint  um  Basel  zu  fehlen. 

Thymus  Serpyllum  L. 

Abhänge,  Terrassen.  Vielfach.  In  den  Formen  (det.  J.  Bri- 
quet): Ssp.  ovatus  (Miller)  Briq.  var.  ovatus  (Miller)  Briq.  u. 
ssp.  subcitratus  (SchreberJ  Briq.  var.  subcitratus  (Schreber)  Briq. 
Ferner  zahlreiche  Übergangsf  ormen  zwischen  diesen  beiden, 
nach  der  Form  der  Infloreszenzen  getrennten  Gruppen.  Auch  . 
Pflanzen,  deren  Laubblätter  dick,  .steiflich  und  etwas  verbogen 
sind  und  eine  ziemlich  stark  entwickelte  Nervatur  besitzen. 

Lycopus  europaeus  L. 

An  2  Stellen  am  Ufer.    In  der  var.  pubescens  Bentham. 
Mentha  aquatica  L.1) 

An  1  Stelle  im  obern  Teil,  Ufer.  Form:  Var.  major  Sole, 
etwas  gegen  var.  capitata  (Opiz)   Briq.  neigend. 

M.  spicata  L.  ein.  Hudson 

Ufer  ob  der  Fähre.    In  der  var.  piperella  (Le],  u.  Court.). 
M.  longifolia  (L.)   Hudson 

Ufer.  Mehrfach.  Formen:  Var.  oblongifolia  (Wimmer  u. 
Grab.)  Briq.,  f.  debilior;  var.  grandis  Briq.;  var.  gibbosidens  Briq., 
forma. 

Lydum  halimifolium  Miller 

Längs  der  Strasse  im  obern  Teil,  ferner  an  2  Stellen  (Halde 
und  Ufer)  im  untern  Teil.  Schon  Schneider  (1880  S.  212). 
Courvoisier  Herb.  1882  usw. 

Auch  am  Rhein  zwischen  EBB  und  Schaffhauserrheinweg. 

Hyoscyamus  niger  L. 

Unterer  Schuttplatz  1919.  1  Exemplar.  In  der  var.  pallidum 
(Kit.)   Bchb. 

Solanum  Dulcamara  L. 

Ufer.    Mehrfach. 
S.  nigrum  L.  em.  Miller 

^rar.  vulgare  L.  :  Strassenbord,  Schutt.  Uferkies.    Vielfach. 

')  Die  Formen  von  Mentha  bestimmt  von  Dr.  J.  Briquet  (Genf). 


Flora  des  Xaturschutzreservates  l'.heinhalde.  195 

Var.  humile  (Bernh.):  Auf  Schutl  oberhalb  der  EBB;  subvar. 
chlorocarpum  (Spenner):   Rheinkies  im  obern  Teil   1921. 

S.  tuberosum  L. 

Aul'  Schutt.    Mehrfach. 

S.  /-//'  opersicum  L. 

Schutt,   üferkies.    Mehrfach. 

Verbascum  thapsiforme  Schröder 

Abhänge,  Ufer.    Mehrfach.    Blüht  bis  Ende  Oktober. 

V.  Lychnitis  L. 

Abhänge.    Mehrfach.    Nur  in  der  rar.  album  (Miller)   Schrader. 
Um  Basel  ist  (wie  anderwärts)  die   Varietät   häufiger  als  die  gelbblühende 
Xormalform.  was  schon   Hagenbach  (1843  S.   38)  richtig  bemerkt. 

V.  pulverulentum    Vill. 

Unterer  Schuttplatz   1920. 

1. nun  m  Gymbalaria  (L.)   Miller 

Mauern,  Felsköpfe.  Vielfach.  Ferner  mehrfach  im  Uferkies.1) 
Blütezeit:   Ende   Februar  bis  Mitte   November  (Extreme). 

Im  Rheintal  oberhalb  Basel  vielfach  :  Am  Rhein  beim  Waldhaus  und  ob 
der  Saline  Schweizerhalle;  Warmbach,  Badiseh-Rheinfelden.  Beuggen,  Säckingen, 
Kleinlaufenburg,  Hauenstein,  Waldshut.  Thiengen. 

/..  vulgaris  Miller  ssp.  euvulgaris  •/.  Brunn 
An   1    stelle  im  Uferkies  1918,  spärlich. 

/..  minor  (L.)  Des  f. 

Mehrfach  am  Ufer  im  Kies  und  Sand,  1919  auch  im  hohen  Gras. 

Scrophularia  nodosa  L. 

Ufer.    Mehrfach,    vereinzelt. 

S.  i uni  nu   L. 

Abhänge,  Ufer.  Vielfach.  Schon  ('.  Bauhin  (1622  S.  68):  in 
ripa  Rheni  versus  Crentzachum,  und  nach  diesem  11  aller  (17(is  1 
>.  142):  ad   Rhenum  versu,-  (.'renzach.    In  der  oar.  genuina  Bouy. 

I  eronica    Inagallis  aquatica  L.  ssp.  Anagallis  aquatica  (L.) 

Ufer.  Mehrfach.  Auch  eine  Form  mit  drüsiger  Infloreszenz 
(f.  anagallidiformis  \  Bor.)  Beck),  zugleich  Landform. 

1  .  Beccabùnga  L. 

Ufer.    Im  Kies  und  Sand.    Mehrfach. 


'i   v'  hon  Hagenbach  (1834  S.  123)  sagt:  etiam  in  glareosis  ad  Rheni  ripai 


190  A.   Becherer,  E.  Steiger,   G.   Lettau. 

T".  Chamaedrys  L. 

Grasplatz  bei  der  Bierburg. 
T'.  arvensis  L. 

Abhänge,  Tornissen.  Vielfach.  Grasplätze,  Gebüsche.  Auch 
eine  grosse  (fast    tO  cm  hohe),  verbogene,  lockerblütige  Form. 

V.  Tournefortii  Gmelin 

Grasplätze,   Uferkies.    Vielfach. 
V.  politn  Fries 

Gras]  ilätze.    Mehrfach. 
V.  hederifolia  L. 

Grasplätze,   Gebüsche,  Schutt.    Häufig. 

ffliinanthus  Alectorolophus  (Scop.)   Pollich 

1918  im  obern  Teil  am  Ufer,  1  Exemplar.  Subspecies  un- 
bestimmbar (Früchte  fehlen).  • 

Rh.  Crista  galli  L. 

1  i >  1 8  am  Ufer  ob  der  Fähre,  1  Exemplar. 
Fli.  spec. 

1918  am  Ufer  im  untern  Teil  1  zwar  blühende,  alier  doch  noch 
wenig  entwickelte  (und  deshalb  schwer  bestimmbare)  Pflanze  der 
major-  oder  angustifolius- Gruppe.  Nach  Thellung  (in  litt.)  ziem- 
lich identisch  mit  einer  von  ihm  am  Rhein  bei  Bernau  (Aarg.) 
gesammelten,  von  Sterneck  als  Rh.  subalpinus  bestimmten 
Pflanze. 

Orobanche  alba  Stephan 

..Rheinhalde  gegen  Grenzach":  Bernoulli  in  Binz  Flora 
(1901  u.  05).    Scheint  jetzt  verschwunden. 

0.  vulgaris  Poiret 

Abhänge.    Mehrfach.    Auf  Galium  Mollugo. 

0.  Teucrii  Holandre 

Halde  und  Ufer.  An  3  Stellen.  Auf  Teucrium  (Jhamaedrys. 
Schon  Hagenbach  (1843  S.  200)  :  an  der  Rheinhalde  versus 
Hörnlein. 

O.  barbata  Poiret 

Uferkies  im  untern  Teil  1919,  1  Exemplar. 

Plantago  media  L. 

Strassenrand,  Ufer.    Mehrfach. 


Flora  des  Naturschutzreservates  Kheinhalde.  197 

P.  major  L. 

Strassenrand,  Halde,  Ufer. 

/'.  lanceolata  L. 

Grasplätze.     Mehrfach.     Strassenrand,    Halde,    Ufer.     Auch 

•  ine  stark  behaarte  Form,  ferner  lus.  polystachya.  Ausserdem 
ssp.  altissima  (L.)  Rouy:  im  Uferkies  1918,  21,  bei  der  Soldaten- 
hütte  1919  (hier  auch  lies,  distaehya). 

Asperula  cynanchica  L.  ssp.  cynanchica  (L.)    Beck 

Abhänge,  Terrassen.  Vielfach.  Formen:  Var.  vulgaris  Rchb., 
auch  in  einer  sehr  diffusen  Form.  Ferner:  Var.  rupicola  (Juni.) 
Car.  h.  St.-Lager,  mit  grösseren  und  intensiv  rötlichen  Korollen. 
Nach  Briquel  (in  sched.)  hierher  gehörend,  obwohl  die  var. 
rupicola  sonst  fine  alpine  Rasse  i-t  und  kaum  unter  1000  m  herab- 
steigt. ,,Cette  jolie  race  alpine  es1  fori  bien  caractérisée  par  la 
grandeur  île  sa  corolle,  et  a  une  valeur  systématique  très  supé- 
rieure aux  formes  que  l'un  a  cherché  à  distinguer  à  l'intérieur 
delà  var.  a  [=  vulgaris  Rchb.]"  (Briquet  et  Cavillier  1915 
S.  L75). 

Galium  Aparine  L. 

Gebüsche,  Heiken.  Grasplätze,  Schutt.    Vielfach.    In  der  ssp. 

•  n-  Iparine  Briq.  u.  Cavill.  mr.  verum  Wimmer  u.Orab. 

(',.  palustre  L. 

An  feuchten  Grasplätzen  am  Ufer,  mehrfach.  Formen:  Var. 
vulgare  Uechtr.  und  schwache  Annäherungen  an  var.  lanceolatum 
Uechtr.  Ferner  mehrfach  an  den  Uferfelsen  (hart  über  dem  Wasser) 
dichtrasige,  kleinblättrige,  sterile  Pflanzen  (zu  /.  caespitosum 
G.  Meyer),  eine  ähnliche  Form  auch  selten  im  Uferkies. 

G.  Mollugo  !.. 

Halde.   Ufer.    Vielfach.    In  folgenden   Formen:1) 

Ssp.  rliiiiim  (Thuill.)  Lange  (Gebüsche,  Hecken,  Grasplätze): 

Var.elatum  (Thuill.)   IX'.:   Subvar.  eriocaulon  (Opiz)  Briq. 

n.  Cdiill.:  subvar.  procurrens  Briq.  u.  Cavill.,  las  1,8  m  lang;  ferner 

eine  I  bergangsform  eriocaulon  — >  procurrens. 

Var.  dumetorum  (Jord.)  H.  Braun:  Subvar.  trichoderma  Briq. 

//.  Cavill.;  subvar.  levicaule  H.  Braun. 

Ferner  mehrfach   zwischen    var.   elatum   u.    var.   dumetorum 

stehende  Formen. 

M  Herr  Dr.  J.  Briquet  (Genf)  liait,  die  Freundlichkeit,  das  von  mir  ge- 
sammelte Material  zu  bestimmen.  Gruppierung  and  Nomenklatur  nach  Briquet 
h.  Ca\  illier  I  1915  S.  127 ff.). 


198  A.   Becherer,  E.  Steiger,  (i.  Lettau. 

Ssp.  erectum   (Hudson)    Lange  ampl.   (Abhänge,   Uferfelsen): 
]'ar.   erectum    (Hudson)    Ascherson:   Subvar.   calvescens   Briq. 

h.  Cavill.,  auch  eine  kurzblättrige   Form;  ferner  eine  übei'gangs- 

form  zu  subvar.  hirtifolium  H.  Braun. 

G.  verum  L. 

Abhänge,  Terrassen.   Mehrfach.    In  der  ssp.  verum  (L.)  Hayek. 

Sarnbucus  nigra  L. 

Gebüsche.    Vielfach.    Halde  und   Ufer. 

Viburnum  Lantana  L. 

Gebüsche.  Vielfach.  Öfters  mit  infizierten  Laubblättern 
i  l'areiicliymgallen  von  Oliaofmi/luis  Solmsii  Kieffer). 

T".  Opulus  L. 

Gebüsche.    An  '2  Stellen  am   Ufer  im  obern  Teil. 

Lonicera  Caprifolium  L. 

1    Strauch  im  obern  Teil  am  Ufer. 

Auch  am  gegenüberliegenden  Ufer  unterhalb  der  Birsfelder  Fähre. 

L.  Xylosteum  L. 

Gebüsche,  Hecken.    Vielfach,    in  der  rar.  typica  Beck. 

Symphoricarpus  racemosus  Midi  nur 

Gebüsche  an  der  Strasse  im  obern  Teil.    Reichlich. 

Valeriana  officinalis  L.  ssp.  eu-officinalis  Briq.  h.  Cavill. 

Abhänge  und  besonders  Ufer.  Vielfach.  In  den  Formen: 
Var.  tenuifolia  Vahl,  mit  subvar.  minor  (Koch)  Briq.  u.  Cavill. 
u.  subvar.  media  (Koch)  Briq.  u.  Cavill.;  rar.  latifolia  Vahl. 

Valerianella  olitoria  (L.)   Pollich 
Grasplätze,  Qdlànd.    Mehrfach. 

V.  carinata  Loisel. 

Grasplätze.    Mehrfach. 

V.  riniosn  Bastard 

Bei  der  Soldatenhütte  1920,  1  Exemplar.  In  der  var.  leio- 
carpa   Ttchb. 

Dipsacus  silvester  Hudson 

Abhänge,   Ufer.    Mehrfach. 

<  'ueurbita  Pepo  L. 

Auf  Kompost  oberhalb  der  EBB,  an  2  Stellen. 


Flora  des  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  199 

um  dioeca  -Juni. 

Gebüsche,  Hecken.    Mehrfach. 

Campanula  rotundifolia  L. 

Abhänge,  Uferfelsen.  Mehrfach.  Formen:  Vor.  reniformis 
(Pers.)  Beck;  rar.  confertifolia  Beuter  (teste  Bot.  Mus.  Univ. 
Zürich);  vor.  Hostii  (Baumg.)   Beck. 

I  .  Rapunculus  L. 

An  1  Stelle  im  untern  Teil.  Abhang.    In  der  mr.  hirta  Peterm. 

<  .  persidfolia  L. 

Rheinhalde:  Binz  (in  Sarasin  1915  S.  125).  Nach  freundlicher 
Mitteilung  von   Dr.  B.  früher  häufig.    -Fetzt    verschwunden. 

Am  Rhein  oberhalb  Basel  vielfach. 

('.  Trafhelium  L. 

An   1   Stelle  im  obern  Teil,  Gebüsch. 

Eupatorium  cannabinum  L. 

Mehrfach  am  Ufer.  Vereinzelt.  In  der  typischen  Form  (mr. 
partitum  tyeilr.). 

1  igo   Virgaurea  L. 

Gebüsche.  Vielfach,  besonders  im  obern  Teil.  In  der  ssp. 
eu-Virgaurea  Briq.  u.  Cavill.  (Rasse  der  Ebene  und  niedern  Berge) 
var.  vulgaris  (Lam.)  DC.  Nicht-  oder  wenigästige  Formen,  aber 
Gesamtblütenstand  gleichwohl  i  stark  ändernd  (teils  ±  kurz, 
dichl  eiförmig,  teil-  verlängert,  unterbrochen,  ±  schlank):  nach 
den   Laubblättern  mir  mittlere  Form. 

S\  serotina  Aiton 

Ufer.    Mehrfach,   im  obern  und   untern  Teil. 

Am  Rhein  oberhalb  Basel  bis  ins  Schaffhauser  Gebiet  (und  weiter)  überall, 
oft«  i-  m  Menge.  Hierher  auch  die  Angaben  von  <S'.  canadensis  />.  :  Murg  (Linder 
1905  S.  44).  Wallbach  und  Laufenburg  (Lüscher  1918  S.  80,  auet.  Bruhin  resp. 
\.  Hl. .sein.  Vereinzelte  Stucke  auch  am  Rhein  in  Hasel  (St.  Alban-,  Schafihauser- 
i  heinweg  l. 

/•'■  Uis  përeni  lis  L. 

Grasplätze,  Gebüsche,  Uferkies.    Mehrfach. 

Erigeron   iiiiiiiiiis  (L.)    Pers. 

All     I     Stelle    am     [Ter    im    (iliel'll    Teil. 

/•.'.  canadensis  1^. 

Abhänge,  Ufer.    Vielfach.    Zwergformen  bis  -ehr  hoch. 


200  A.  Becherer.  E.  Steiger,  G.  Lettau. 

Inula  squarrosa  (L.)   Beruh. 
AMiangc   I'l'er.    Mehrfach. 

Pulicaria  dysenterica  (L.)   Bemli. 

An  einer  feuchten  Stelle  am  Ufer  im  obern  Teil. 
Anihemis  tinctoria  L.  ssp.  eu-tinctoria  Briq.  u.  Cavill. 

'?  Res.:  „Ad  Rhenum  circa  Grenzach":  Hagenbach  (is:;i 
S.  :J40).  Jetzt  nicht  mehr  vorhanden,  weder  im  Res.  noch  sonst 
bei   Grenzach. 

Achillea  Millefolium  L.  ssp.  Mülefolium  (L.)  Fiori  u.  Pool.  em. 

Ufer.  Halde.    Mehrfach.    In  der  rar.  vulgaris  Neilr. 
Matricaria  Chamomüla  L. 

Strassenbord,   Uferkies.    Mehrfach. 

Auch  sonst  um  Basel  ausser  auf  Ackern  vielfach  verschleppt. 

Chrysanthemum  maritimum  (L.)  Pers.  rar.  agreste  (Knaf)  Bedien, 
(Ch.  inodorum  L.) 

Uferkies  im  obern  Teil  1918,   1    Exemplar. 

Ch.  Leucanthemum  L. 

Halde,  Ufer.    Mehrfach.    In  der  ssp.  triviale  Gaudin. 

Ch.  Parthenium  (L.)   Beruh. 
Auf  Schutt.    Mehrfach. 

Tanacetum  vulgare  L. 

Uferkies.    An  2  Stellen. 

Artemisia  vulgaris  L. 

Abhänge,  Ufer.    Mehrfach. 

A.  Absinthium  L. 

Ufer  ob  der  EBB  1920,  1    Stock. 

A.  campestris  L. 

Halde.  Terrassen.  Mehrfach  und  reichlich.  In  der  gewöhn- 
lichen Form  (rar.  genuina  Gren.  //.  Godr.).  Schon  La.  Chenal 
Herb.:  abunde  repperi  ad  dextram  viae  versus  Crenzäch  juxta 
Rhenum.  Hag'enbach  Flora  (1834  S.  306)  n.  Herb.  usw. 

Tussilago  Farfara  L. 

An  1  Stelle  am  Ufer  im  obern  Teil. 

Senecio  vulgaris  L. 

Grasplätze,  Wegränder.  Schutt.   Rheinkies.    Vielfach. 


Flora  (1rs  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  201 

>'.  ris,  vs  h  s   ].. 

Halde  beim  alten  Zollhaus,  1  grosser  Stock. 
S.  Jacobaea  L. 

Abhänge,  Ufer.    Mehrfach.    Z.  T.  sehi   gross  (bis  1,8  m). 

Helianthus  annuus  L.1) 

Abhänge,  Ufer.  1918 — 20  mehrfach,  meist  vereinzelt.  Z.T. 
Kümmerformen. 

//.  strumosus  L. 

Unterer  Schuttplatz  litis  ff.,  in  der  var.  mollis  (Willd.)  Tom  %j 
a.  Gray;  ferner  1919  bei  der  Gärtnerei,  =  in  der  typischen  Form. 

Calendula  officinalis  L.  ssp.  arvensis  (L.)  Fiori 

Rheinhalde:  Aellen  1912  (Berichte  Schweiz.  Bot.  Ges.  XXIII 
1914],    130    u.    Binz    \'.Ur,    s.   217).     Ausgesät!     Samenmaterial 
stammte  aus  dem  Vogesenvorland.    Jetzt  erloschen. 

Arctium   minus  (Hill)   Beruh. 

Unterer  Schuttplatz  an  2  Stellen,  feiner  heim  alten  Zollhaus. 
(  'nullius  crispus  L. 

Weg  zum  tintern  Schuttplatz,  ferner  an  2  Stellen   am    Ufer. 

Cirsium  lanceolatum  (L.)   Hill 

Ufer  oberhalb  der  EBB.    In  der  var.  vulgare  Nägeli. 

<  .  arvense  (L.)  Scop. 

Strassenrand,  Halde.  Uferkies.  Mehrfach.  Formen:  Var.  mite 
Wimmer  ».  Grab.,  rar.  horridum  Wimmer  u.  Grab.  u.  vers.  rar. 
incanum  (Fischer)  Ledeb. 

Filzige  Formen  scheinen  um  Basel  nicht  selten,  so  1919  auf  dem  Wolf- 
bahnhof  var.  incanum  (Fischer)  Ledeb.  u.  var.  argenteum  (Vest)  Fiori  (mit  var. 
mite  [auch  als  f.  integrifolium  Wimmer  u.  Grab.]  u.  var.  horridum);  Wegrand 
st.  Jakob-Neue  Welt,  var.  uni,  nie  um. 

C.  oleraceum  (L.J  Scop. 
Ufer  ob  der  Fähre. 

Centaurea  Jacea  !.. 

Grasplatz  auf  der  Insel,  in  der  ssp.  eu-Jacea  Gugler  var.  semi- 
pectinata  (Gremli)  Gugler  (z.T.  als  f.  recurvata  Gugler).  Ferner 
mehrfach  am  Rand  der  Strasse,  Annäherungsformen  an  ssp. 
angustifolia  (Schrank)  Gugler  („ssp.  jungens"    Gugler;  nach  der 

')  Die  Heliantkus-Arten  bestimmt  oder  revidiert  von  Prot.  Dr.  A.  Thel- 
lung  (Zürich). 


202  A.    Becherer.  E.  Steiger.   G.   Lettan. 

Gugler'schen   Einteilung  als  rar.  efimbriata  a.  rar.   variisquama 
Gugler). 

(  in  Basel  sehr  foimenreicli.  Sjieziell  sind  Formen  mit  teilweise  gekämmten 
Anhängseln  (semipectinata-'Reïhe  Gugler's)  recht  verbreitet.  Ich  gebe  im  folgenden 
einige  Daten  über  die  Formen  unseres  Gebietes1),  verzichte  jedoch  fast  ganz  auf 
die  Benennung  der  Formen  nach  der  Gugler'schen  Einteilung  (1907).  da  die 
Formenkreise  dieses  Autors,  wie  neuerdings  Hayek  (1918)  dargetan  bat.  durch- 
aus nicht  einheitlich  sind. 

Ssp.  eu-Jacea  Gugler: 

Semipectinat:  Z.  B.  Wolfbahnhof.  Bad.  Güterbahnhof.  Neu-Allschwil, 
Liestal  (Aellen);  Schützenmatte,  Bruderholz.  ..Käsacker"  am  bad.  Blauen2)  (Binz). 

Vers.  ssp.  angustifolia  (Schrank)  Gugler: 

Epectinat:  St.  Jakob  an  der  Strasse  nach  Muttenz,  Blauen-Dittingen; 
St.  Johann-.  Wolf-  und  bad.  Güterbahnhof.  Lössfelsen  bei  Binningen  (Aellen); 
Michelfelden  (Binz):  gegen  Burgfelden  (Fr.  Bernoulli  Herb.);  Hauenstein  bei 
Waidenburg  (Christ   Herb.). 

Semipectinat:  Rheinufer  bei  Grenzach;  Hochwald-Seewen ;  Wolfbahnhof3), 
Bad.  Güterbahnhof"),  St.  Louis.  Neudorf  (Aellen);  Burgfelden.  Bourrignon  (Binz); 
Riehen  (Dr?  Christ). 

Ssp.  angustifolia   (Schrank)  Gugler: 

Verbreitet  in  der  elsassisch-badischen  Rheinebene  und  im  angrenzenden 
Hügelland  von  Basel  abwärts.  So  im  Hügelland  im  Elsass  z.  B.  häufig  in  der 
(  legend  Hegenheim- Wenzweiler- Volkensberg,  in  Baden  z.  B.  vielfach  im  Gebiet 
Binzen-Fischingen-Efringen- Winters weiler;  in  der  Ebene  z.  B.  bei  Hüningen. 
Neudorf,  Markt.  Istein-Kleinkems  usw.  Um  die  Stadt  innerhalb  der  Landes- 
grenze besonders  auf  dem  Bruderholz  und  um  Allschwil  (Lössgebiete ! ).  Im  Jura: 
Blauen  (Dr.  Binz).  Gegend  von  Lützel  (Pleigne.  Lützel,  Bourrignon).  Delsberger 
Birken  (Domont). 

Epectinat:  Z.  B.  Wolfbahnhof,  Burgfelden;  Bad.  Güterbahnhof.  Lössrain 
bei  Binningen.  Neudorf  (Aellen);  Bruderholz  (Christ.  Binz);  Münchenstein  (Binz,  !); 
Hofstetten  (Binz);  St.  Jakob,  an  der  Wiese  1836.  Eimeldingen— Fischingen  1834 
(  Herb.  Hagen baeh ). 

Semipectinat:  Reinacher  Heide.  Rheinhalde  bei  Wvhlen.  Wenzweiler.  Atten- 
schweiler;  Bruderholz,  Hüningen,  Rixheim,  Niedereggenen  (Binz);  München- 
stein (Binz.  !  );  Burgfelden  (Aellen,  !  );  Neudorf  (  Binz.  Aellen.  !  );  St.  Louis  (W.  Ber- 
noulli   1881). 

Unsere  angustifolia-Foimen  gehören  teils  zur  westlichen  var.  approximata 
Cht  h.)  Hayek,  teils  zur  östlichen  var.  pannonica  (Heu/fei)  Gugler  (1904)  --  nach 
Hayek  (1918)  scheiden  sich  in  unsrer  Gegend  (Rheingebiet)  diese  beiden  geo- 
graphischen Rassen  —,  möglicherweise  auch  zu  der  nach  Hayek  seltenen. 
westeuropäischen  var.  serotina  (Bor.)  Hayek. 

C.  Stoebe  L.  .s.s/j.  rhenana  (Bar.)  Seh.  //.   'I'h. 

Abhänge,  Terrassen.  Vielfach.  Z.  T.  sehr  gross.  Blüht  bis 
Ende  Oktober.   Schon   E.  Groh  IST.)  S.  2(17  (sub:  ('.  paniculata). 

1)  Für  Überlassung  von  Herbarmaterial  danke  ich  den  Herren  Dr.  A.  Binz 
und   P.  Aellen  auch  hier  aufs  beste.    (Dasselbe  gilt  für  C.   Stoebe.) 

2)  Hierher  die  Angabe  von  C.  pratensis  Thuill.  in  der  Basler  Flora  von 
Binz  (1901-1911). 

;)  Hier  auch  fast  omnipectinate  Formen. 


Flora  des  Xaturschutzresei  vates   Kheinhalde.  203 

l'm  Basel  auch  bei  Neue  Welt  beim  Wasserfall  1916.  Im  Rheintal  auf- 
wärts:  Hornfelsen,  am  Rhein  bei  Grenzach. 

Nachdem  neuerdings  Braun-Blanquet  I  1918  S.  30f.  sep.,  1919  S.  61  3ep.) 
über  die  Siuehe-Vormen  Graubündens  berichtet  hat.  mögen  hier  einige  Bemer- 
kungen folgen  über  unsere  Basier-  und  Rheintalpflanze,  die  ja  die  hiesigen 
Floristen  ächon  mehrfach  früher  beschäftigt  hat  (Hagenbach  1834  S.  345, 
1843   S.   I78f.  u.   1847   S.   1l'4;  Manch   1856  S.    I20ff'.). 

1.  Pappus. 

Bei  sämtlichen  Pflanzen  wurde  ein  Pappus  konstatiert.1)  Er  ist  in  der  Regel 
halb  so  lang  als  die  Frucht,  seltener  kürzer  (etwa  '  ;.  so  bei  Exemplaren  von 
I.    ipoldshöhe,   leL'.    Binz)  oder  länger. 

2.  Fransen   (der  Anhängsel). 

Zahl:  Meist  6—8,  doch  auch  mehr  (bis  !)  bei  der  Pflanze  von  Neue  Welt, 
10   bei   Pflanzen   von    St.   Louis  und  der  Xeudorfer   Heide). 

Form:  Sowohl  kleine,  kurze  (+ dreieckige),  als  auch  lange,  feine,  ge- 
wundene. 

Farbe:     Schwarz— braun — gelblich  weisslich,    oft    ineinander    übergehend. 

:>.  Anhängsel. 

Grösse:  Wechselt  sehr.  Oft  autfallend  klein  (so  meist  bei  den  kleinköpfigen 
Exemplaren,  s.  unten),  oft  gross  und  dann  (wenn  zugleich  mit  schwarzbraunem 
Fleck)  der   var.    Mureti  der  ssp.   maculosa   des   Unter-Engadin  sehr  nahestehend 

in  ausgeprägt  bei  einem  Exemplar  „supra  vallo  Leonhardino",  Herb.  Hagen- 

Form:    Bald    mehr   dreieckig-rundlich,    der    Fleck    halbmondförmig,    bald 

I  dreieckig;  spitz,  der  Fleck  einen  .scharfen,  wenig  herablaufendcn  Keil 
bildend  (seltener  an  den  Rändern  der  Hüllblätter  weit  herablaufend  und  dann 

die   Xerven  der  Hüllblätter  etwas  gefärbt). 

Farbe  des  Flecks:  Meist  dunkel-  bis  schwarzbraun  (im  letztem  Fall  sich 

i    von  den   Hüllblättern  abhebend.   Hülle  dadurch  sehr  lebhaft  geseheckt). 

auch  heller  braun  bis  bräunlich-gelb  (und  dann  Hülle  mehr  gleichfarbig, 
äo     fters  bei  kleinköpfigen  Exemplaren). 

4.  Nerven  '1er  Hüllblätter. 

.Meist  deutlich  (der  Mittelnerv  oft  stark  erhallen)  nervig,  undeutlich  öfters 
bei  kleinköpfigen  Exemplaren.  Zahl  der  Xerven  meist  5.  bei  grossköpfigen 
Formen  jedoch  bis  (>  und  7. 

5.  Grossi    und  Form  der  Köpfe. 
Grösse:    Sehr   veränderlich.    2  Formen: 

a)  Hülle  der    blühenden  und  verblühenden  Köpfe  (gepresst  )  meist  über    1  cm 
bi     l  .ö  cm  i  breit  und 

b)  Hülle  meist  unter   1  cm   (meist  0,4     0.7  mm)  breit. 
Zwischen  diesen  beiden  Extremen   Mittelformen. 

Form:  a)  Köpfe  meist  kugelig-eiförmig  (die  verblühten  breit-schüsselförmig) 
seltener  b)  länglich-eiförmig,  etwas  gestreckt  (so  bei  kleinköpfigen  Exemplaren 
mit    hellerem    und   kleinerem   Anhängselfleck). 

Nach    Gugler  stellt    die   Fonn    b)   die  östliche  ssp.    micranfhos    (Qmelin) 

C.    Biebereteinii    DC.)  dar.     Solche    Exemplare    unserer   Gegend    (St.    Louis. 

leg.  Aellen  u.   !   1918)  sind  mit  einem  als  t  '.   Biebersteinii  bezeichneten  Exemplar 


')   Unsere    Pflanzen   gehören   also   nach   dem    Vorhandensein   eines    Pappus 
zur  er/r.  genuina  Gugler  <  1  !•<  »7  s.  166). 


204  A.  Becherer,  E.  Steiger,  G.  Lettau. 

der  Exsikkaten  von   R.  F.   Hohenacker  aus  t'iskaukasien   (gesammelt  im   Jahre 
1842)  völlig  identisch!1) 

6.  Farbe  der  Blüten. 

Abändernd   von   hellrot  bis  blassrosa.  seltene]'  reinweiss. 

7.  Verzweigung  des  Hauptstengels  und  Form  des  Oesamtbliitenstandes. 
2  Extreme: 

a)  Aste  des  Hauptstengels  meist  abstehend,  spreizend,  an  den  Enden  mit 
wenigen  (meist  grossen)  Köpfen,  Koptstand  daher  offen,  sparrig.  locker-  und 
armköpfig.    (Pflanze  meist  hoch,  bis  über   1  m.) 

b)  Aste  des  Hauptstengels  aufsteigend  bis  aufrecht  anliegend,  mit  zahl- 
reicheren bis  sehr  vielen  (stets  kleineren)  Köpfen.  Kopfstand  daher  geschlossen. 
zusammengezogen-gedrängt.  dicht-  und  reich-  (bis  über  200- !)  köpfig.  (Pflanze 
oft  eis   niedrig.) 

Klein-  und  öfters  zugleich  reichköpfige  Formen  finden  sieh  um  Basel 
mehrfach.    So  nach  unsern  Herbarien: 

Wiesenufer  bei  Kleinhüningen.  Klein  (8,5  und  13.5  cm  hoch),  etwas  buschig. 
St.  Johannbahnhof  (Aellen.  !).  Ebenfalls  klein  und  buschig,  mit  aufrechten 
Asten.  -  Leopoldshöhe  und  Xeudorf  (Dr.  Binz).  Klein-  und  reichköpfig.  - 
Hüningen:  1.  Herb.  Hagenbach:  Neben  grösseren  auch  kleine  (13—10  cm 
hohe)  Exemplare  mit  kleineren  Köpfen  („capitulis  dimiduo  brevioribus  aberrat"); 
2.  Herb.  R.  Preiswerk:  1  Exemplar  mit  sehr  vielen  (über  200)  und  kleinen  Köpfen 
(..panieula  conferta  ramis  numerosis  aseendentibus  nee  divaricatis"). 

Auch  in  seiner  Flora  (1843  S.  178f. )  stellt  Hagenbach  der  gewöhnlichen 
Form  (a  major)  die  Meinlcöpfige  entgegen:  />'  minor,  .,1  —  3'  alta.  capitulis  saepe 
plus  duplo  minoribus,  ovato-oblongis  .  .  .  ciliis  utplurimum  albidis"  und  ßß 
„panieula  contractu  d-ensissima,  capitulis  numerosis  parvis".  Vm  letzterer  Form 
bemerkt  er  noch:  digna  quae  ulterius  examinetur! 

Hypochoeris  radicata  L. 

Bälde,  Ufer.    Mehrfach. 

Lapsana  communis  L. 

Gebüsche,  Wege,  Ufer.  Mehrfach.  In  der  var.  pubescens 
(Hörnern.)  Fiori  it.  Paol.  Ferner  var.  hirta  Guss.:  unterer  Schutt- 
platz in  Menge  (und   Schuttplatz  unterhalb  der  EBB). 

Um  Basel  überall  in  der  var.  pubescens.  Die  var.  hirta  auch:  Schuttplatz 
Ruchfeld  und  wohl  sonst  noch  ruderal. 

Leontodon  autumnalis  L. 

Grasplätze.  Mehrfach.  Formen:  Var.  typicus  Fiori  u.  Paol. 
f.  integratus  (BHq.J  u.  /.  runcinatus  (Briq.J. 


')  Auch  eine  von  Dr.  Binz  bei  Leopoldshöhe  gesammelte  Form  kommt 
dieser  Hohenacker'schen  ('.  Biebersteinii  sehr  nahe.  Nach  Gugler  (1907  S.  U>4) 
bildet  die  deutsehe  Pflanze  nie  Annäherungen  an  die  ssp.  mieranthos  (  ?  ).  Von 
den  beiden  im  Herbarium  generale  der  Basler  Botanischen  Anstalt  liegenden 
Hohenacker'schen  Biebersleinii-Exemplaven  besitzt  übrigens  nur  das  eine  kleinere 
und  etwas  langliehe  Köpfe,  das  andere  ist  von  einer  unsrer  typischen  rhenana- 
l'flanzen  nicht  verschieden. 


Flora  des  Xaturschutzieseivates  Rheinhalde.  203 

L.  hispidus  L. 

Ufer  im  untern  Teil.  Spärlich.  In  der  rar.  miliaris  (Koch) 
Bischoff. 

Vieris  hieracioides  L. 

Grasplatz  auf  «1er  Insel.    In  der  gewöhnlichen  Form. 
Tragopogon  porrifolius  F..  ssp.  sativus  (Gater.)  •/.  Braun 

Ad  aggerem  acelivum  ad  Rheni  ripam  infra  dem  Grenzacher- 
horn.  Forsan  ex  horto  quondam  emigrata":  Hagenbach  L834 
S.2  11  u.  ähnlich  Herbar.  Auch  Uebelin  Herb.  Jetzt  verschwun- 
den. 

Chondrilla  juncea  L. 

'.'  Res.:  Am  Rhein  gegen  Grenzach:  Groh  1819  S.  2G7. 
Hagenbach  1834  S.  250  usw.  Jetzt  nicht  mehr  vorhanden, 
weder  im   Res.  noch  ausserhalb  im  badischen   Gebiet. 

Taraxacum  officinale  Weber  ssp.  vulgare  (Lam.)  Seh.  u.  K. 
Grasplätze.    Mehrfach.    Halde  und  Ufer. 

Sonchus  oleraceus  L.  em.  Gouan 

Wüste  Plätze,  Wege,  Rheinkies.  Mehrfach.  Ausser  der 
gewöhnlichen  Purin  (rar.  triangularis  Wallr.)  auch  rar.  integri- 
folius  Wallr.,  ferner,  auf  Schutt,  rar.  lacer  (Willi.)  Wallr. 

S.  asper  (L.)  HUI 

Kies  und  Schutt  am  Ufer.  Mehrfach.  In  der  rar.  inermis 
Bischoff. 

Lactuca  sativa  L. 

Rheinkies  ob  der  EBB  1021.  1   Exemplar. 

/..  Serriola  L. 

Abhänge,  Ufer.  Mehrfach.  In  grösserer  Zahl  im  untern  Teil 
ob  der  ERB.     In  der  rar.  typica   Rouy. 

(  'repis  foetida  L. 

Abhang  im  untern  Teil,  var.  glandulosa  (Guss.)  Bischoff; 
Strassenbord  bei  der  Bierburg,  var.  vulgaris  Bischoff. 

Die  var.  glandulosa  scheint  bei  uns  nicht  selten;  z.  B.  auch  am  Rheinuier 
in  der  Stadt. 

(  '.  setosa  Haller 

Grasplätze.    1920  an  3  Stellen  beobachtet. 

In  den  benachbarten  Reben  beim  „Hörn"  1766  von  La  Chenal 
erstmals  für  unser  Gebiet  nachgewiesen  (Hagenbach  1834  S.  277, 
1838  8.  231   usw.). 


.loi;  A.  Becherer,  E.  Steiger.   G.  Lettau. 

C.  vesicaria  L.  ssp.  taraxacifolia  (Thuill.)    Thell. 

Uferkies  ob  der  Fähre. 
C.  biennis  L. 

Grasplätze.  Mehrfach.  In  der  var.  runcinata  Koch  u.  var. 
lacera  Wimmer  u.  Grab. 

C.  capülaris  (L.)   Walk. 

Strassenrand,  Abhänge.    Mehrfach. 
Hieracium  Pilosella  L.r) 

Abhang  nahe  der  Grenze.  Form:  Ssp.  vulgare  (Tausch)  N.  P. 
a  genuinum  N.  P.  1  subpilosum  N.  P. 

H.  flor-entinum  All. 

Ufer  ob  der  Fähre.  In  der  ssp.  floccipedunculum  N.  P.,  doch 
eine  vom  Typus  etwas  abweichende  Form.  Ferner:  Ssp.  anadenium 
N.  P.:  Rheinhalde  beim  Hörnli,  Binz  Herb.  1894  (Binz  1905 
S.  347,  1910  S.  141).  Vielleicht  beziehen  sich  ebenfalls  auf  unser 
Gebiet  die  Herbarbelege  von  ssp.  obscurum  (Bchb.)  u.  ssp.  praeal- 
tum  fVill.):  Fr.  Bernoulli,  ..gegen  Grenzach". 

H.  setigerum   Tausch  (—  echioides  >  Pilosella) 

Abhang  nahe  der  Grenze.  Einige  Stöcke.  Form:  Ssp.  setigerum 
(Tausch)  N.  P.  a  genuinum  N.  P.  2  angustum  N.  P.  (Nach  freund- 
licher Bestimmung  von   Herrn  C.  H.  Zahn,  Karlsruhe.) 

Zwischenform  zwischen  dem  östlichen  (böhmisch-mährisch- 
ungarischen) H.  echioides  Lumn.  und  H.  Pilosella  L.  (jenem  näher 
stehend),  ausgezeichnet  durch  la.x  rispigen  Kopfstand,  abstehend 
borstliche  Behaarung,  mittelgrossen,  wenigblättrigen,  ^  phyllo- 
poden  oder  hypophyllopoden  Stengel,  flockige  (oberseits  sehr  wenig 
oder  gar  nicht,  Unterseite  reich  flockige  bis  leicht  filzige)  Laub- 
blätter. 

Wie  H.  auriculoides  Lang  (=  Bauhini-echioides)  und  andere 
Deszendenten  des  H.  echioides  nicht  nur  im  .Verbreitungsgebiet 
der  Stammart,  sondern  weit  darüber  hinausgebend,  bis  zum  Rhein, 
nach  Thüringen  und  der  Mark,  in  abweichender  Form  sogar  bis 
Schweden  und  Petersburg  ausstrahlend,  auch  im  Altai  und  in 
Makedonien. 

Im  Rheingelnet  bis  jetzt  nur  von  Mainz  und  aus  der  Bay- 
rischen Pfalz  bekannt.  Unsere  Form  stimmt  nach  Zahn  (in  litt.) 
überein  mit  der  zwischen  Neustadt  und  Dürkheim  (Pfalz)  vor- 
kommenden Pflanze. 


1)  Die  von    mir  im   Res.  gesammelten    Formen   von  Hieracium   sind   (mit 
Ausnahme  von  H.  setigerum)  von  Herrn  F.  Käser  in  Zürich  bestimmt  worden. 


Flora  des  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  2o7 

aussei  H.  setigerum  finden  sich  von  Abkömmlingen  der  pontischen,  steppen- 
hewohnenden  Gruppe  der  Echinina,  als  deren  typischer  Vertreter  H.  echioides 
anzusehen  ist.  in  unsrer  Gegend  noch:  //.  fallax  Willd.  (  echioides  cymosum): 
Rufach1);  H.  calodon  Tausch  (=  echioides  -  florentinum):  Rufach;  //.  auri- 
culoid&t  Lang  (H.  pannonicum  N.  /'..  —echioides  Bauhini):  Grenzach-Wyhlen, 
Col  mar. 

H.  vulgatum  Fries 

Halde.  Ufer.  Mehrfach.  Formen:  Ssp.  Lachenalii  (Gmel.) 
a  Lachenalii  (Gmel.)  u.  ssp.  acuminatum  (Jord.J. 

H.  divisum  Jordan  (  -  vulgatum-murorum) 

Gebüsche.  Mehrfach.  Formen:  Ssp.  Pollichiae  (Sch.-Bip.) 
1  normale  Zahn  h  submaculatum  Zahn  u.  ssp.  onosmotrichum  Zahn. 

H.  sabaudum   !.. 

Im  obéra  Tril  an  der  Rückwand  der  „Lachsenfalle".  Reichlich. 
Bis  in  den  November  blühend.  Form  :  Ssp.  vagum  (Jord.),  zwischen 
a  genuinum  Zahn  u.  i  rigidicaule  (Jord.),  diesem  näher. 

Ausserhalb  unserer  Grenzen  lallen  die  Vorkommnisse  folgen- 
der, in  der  Literatur  (Schneider  1880.  Bin/.  1901-  11,  Thellung 
191!),  Hei  lierer  1921 1  von  der  ( iren/aeherstrasse  oder  vom  Rhein- 
ul'er  bei  der  Eisenbahnbrücke  angegebener  Arten:  Setaria  retli- 
cillata  (Ti.)  Pal,  ssp.  eu-verticillata  Briq.,  Fumaria  officinalis  L. 
ssp.  Wirtgeni  (Koch)  Hegi.  Chaerefôlium  Cerefolium  (L.)  Seh.  u. 
Th.,  '  Marrubium  vulgare  L.,  Calceolaria  scabiosifolia  Sims.  Calli- 
stephus  chinensis  (L.)  Nees,  Matricaria  suaveolensf  Pursh)  Buclienau 
and   Rudbecl  m  bicolor  Nutt. 

Statistisches.  Lassen  wir  einige,  in  der  voranstehenden 
Liste  mit  '?  aufgeführte  Arten  ausser  Betracht,  so  ergibt  sieh  für 
die  im  Réservai  nachgewiesenen  Gefässpflanzen  die  Gesamtzahl 
von  185  Arten  (inkl.  3  Bastarde).  Darunter  sind  11  Arten,  die 
von  mii-  nicht  beobachte!  wurden  sind,  die  aber,  nach  den  Her- 
barien und  Floren  zu  schliessen,  offenbar  früher  an  der  Rheinhalde 
vorkamen.  z.  T.  freilich  nur  vorübergehend.  1  >iese,  jet  ,-t  erloschenen 
Arten  sind:  Ornithogalum  umbellatum,  Iris  germanica,  Populus 
tremula,    Turritis  glabra,   Lysimachia  punctata,  Cuscuta  europaea, 


')  Anmerkung  während  des  Druckes:  Xach  einem  neueren  Funde 
(1918)  von  A.  Schnyder,  ehem.  Bahnhofvorstund  in  Buchs  (Rh.),  auf  den  mich 
die  Herren  F.  Käser  und  A.  Schnyder  freundlichst  aufmerksam  machen,  kommt 
IL  fallax  (und  Zwar  dessen  •«/<.  iliirisfhtiit  X.  /'..  (lit.  Zahn  Iül'l'i  auch  bei  Rhein- 
felden  vor,  geht  also  rheinaufwärt  s  noch  weiter  als  II.  setigerum  und  aurieuloides. 


208  A.  Becherer,  E.  Steiger,  G.   Lettau. 

Myosotis  lutea,  Orobanche  alba,  Campanula  persicifolia,  Calendula 
arvensis  und    Tragopogon  porrifolius. 

Auf  die  einzelnen  Abteilungen  verteilen  sich  die  185  Arten  wie 
folgt  : 

Pteridophyta  10 

Gymnospermae  2 

Monocotyledones  88 

Dicotylédones  3*5 

Total     485. 

An  erster  Stelle  stehen,  mit  63  Arten,  die  Gramineen.  Dann 
folgen  mit  53  die  Compositen,  mit  34  die  Cruciferen.  Weiter: 
Leguminosen  30.  Rosaceen  23.  Lalnaten  "21.  Caryophyllaceen  20, 
Scrophulariaceen  18  Arten  usw. 

Das  starke  Hervortreten  der  Cruciferen  (31  Arten)  könnte 
auffallen.  Indes  ist  darauf  hinzuweisen,  dass,  wie  aus  unsrer 
Liste  genügend  hervorgehen  dürfte,  die  Flora  unsres  kleinen 
Gebietes  ausser  den  autoehthonen  auch  recht  viele  fremde  Bestand- 
teile enthält:  Schutt-  und  Wegrandpflanzen,  Ackerunkräuter, 
Besiedler  junger  Flussalluvionen  usw.  Nun  sind  eben  gerade  die 
Cruciferen  eine  Familie,  die,  wie  keine  zweite  bei  uns,  eine  sehr 
grosse  Zahl  von  Pflanzen  der  genannten  Kategorien  stellt. 

Dass  einige  anderwärts  reich  vertretene  Familien,  wie  die 
Cyperaceen  und  Orchidaceen,  in  unserem  Reservat  nur  sehr  wenige 
Arten  aufweisen,  ist  durch  die  Natur  des  Standortes  bedingt  und 
ohne  weiteres  verständlich. 


V.  Die  Vegetation  der  Rheinhalde. 

Von   A.   Becherer. 

Bei  einer  Schilderung  der  Pflanzengesellschaften  unseres 
Reservates  werden  wir  unterscheiden  zwischen  der  Vegetation 
der  eigentlichen  Halde  und  der  Ufervegetation  einschliess- 
lich der  wenigen  Wasserpflanzen  des  Rheins. 

A.  Die  Vegetation  der  eigentlichen  Halde. 

1.  Unter  den  Pflanzengesellschaften  der  eigentlichen  Halde 
nimmt  die  xerische  Flur  der  offenen  Abhänge  und  Felsen 
die  allererste  Stelle  ein.  Sie  bestimmt  den  Charakter  des  ganzen 
Reservates.  Ihr  gehören  die  meisten  der  für  die  Rheinhalde  typi- 
schen Pflanzenarten  an. 


Flora  des  Naturschutzreservates  Klirinhalde. 


L'll'.l 


An  den  A  bhä  ngen  finden 

«leren  Arten  genannt): 

Arnim]  m  mi  m   Isehaemon 

Phlemn  phleoides 

Koeleria  cristata  ssp.  gracilis 

Eestuca  ovina  ssp.  duriuscula 

Bromus  erectus 

Brachypodium  pinnatum 

Agropyron  intermedium  var. 
arenosum 

Allium   Scorodoprasum  u. 
vineale 

Ficus  carica  (verschleppl 

Silène  nutans 

Tuniea  proliféra 

Dianthus  Carthusianorum 

Cerastium    brachypetalum    u. 
arvense 

Minuartia  fasciculata 

Papaver  dubium 

Isaiis  tinctoria  (alter  Kultur- 
flüchtling) 

I  Iraba  muralis 

Alyssum  Alyssoides 

Medicago  minima 

Trifolium  campestre 


sieh  (es  seien  nur  die  bezeichnen- 

Vicia    sativa    ssp.    angustifolia   u. 

ssp.  cordata 
Euphorbia  Cyparissias 
Hypericum  perforatum 
I  [elianthemum  nummularium 
Torilis  arvensis 
Bupleurum  falcatum 
Vincetoxieum  officinale 
Myosotis  collina 
Echium  vulgare 
Teucrium  Chamaedrys 
Stachys  rectus 
Salvia  officinalis  (verschleppt  oder 

Kulturrelikt) 
Scrophularia  canina 
<  Irobanche- Arten 
Asperula  cynanchica 
Galium  Mollugo  u.  verum 
Inula  squarrosa 
Artemisia  campestris 
Senecio  Jacobaea 
Centaurea  Stoebe  ssp. 

rhenana 
1  [ieracium  setigerum. 


Vornehmlich  an  die  Terrassen   halten  sieh: 


<  îerastium  semidecandrum 
Minuartia  tenuifolia 
Herniaria  glabra 
Erophila  venia 


Saxifraga  tridactylites 

l'utentilla    aru'entea  u.   venia, 
Erodium  cicutarium 
Veronica-Arten. 


Bromus  erectus,   Agropyron    intermedium   und    Brachypodium 
pinnatum  bilden  an  mehreren  Stellen  Bestünde,  d.  h.  kleinere  zu- 

menhängende  Rasen,  die  mil  der  offenen  Vegetation  ab- 
wechseln. Vor  allem  sind  die  blaugrünen  Trockenrasen  des  Agro- 
pyron hervorzuheben.  Diese  Agropyron-Assoziation,  soziologisch 
eine  Untergruppe  der  Bromus  erectus-Assoziation,  is1  charak- 
teristisch für  die  Rheinebene  und  Hügelzone  unterhalb  Basel. 
Ihre  S]  m  ren  la --en  .-ich  indessen  auch  noch  rechl  weit  rheinaufwärts, 
über  Basel  und  unser  Reservat  hinaus,  nachweisen  (vgl.  Floren- 
liste,  S.  164). 

14 


210  A.  Becherer,  E.  Steiger,  G.  Lettau. 

Zu  diesen  Arten  kommen  als  xerophile  Holzpflanzen:  Berberis 
vulgaris,  der  Sauerdorn.  Dann  die  beiden  Xerothermen  des  Birs- 
tais: Prunus  Mdhaleb  und  Coronilla  Emerus.  Weiter  die  südliche, 
schon  im  Tessin  wilde  Manna-Esche,  Fraxinus  Ornus,  die,  offenbar 
einmal  an  unsere  ihr  zusagende  Halde  verschleppt  oder  angepflanzt, 
im  Mai  ihre  grossen  weissen  Blütenstände  entfaltet. 

I>ie  Nagelfluhfelsen  besiedeln  ausser  zahlreichen  Moosen 
vor  allem  4  Sedum- Arten:  album,  acre,  mite  und  das  verwilderte 
spurium;  ferner  die  gleichfalls  nicht  indigène,  für  unsere.  Weinbau- 
gegenden so  charakteristische  Linaria  Cymbalaria.  Auch  einige 
Farne  sind  hier  zu  nennen.  Sie  sind  meist  auf  die  Uferfelsen  be- 
schränkt: so  beherbergt  eine  Stelle  nahe  am  Wasser  im  untern 
Teil  des  Reservates 4  Asplenien  (Trichomanes,  viride,  Ruta  muraria, 
Adiantum  nigrum),  3  Dryopteris  (Robertiana,  Filix  mas,  lobata) 
und  Cystopteris  fragilis. 

Die  Vegetation  der  offenen  Abhänge  zeigt  das  Bild  der  Felsen  - 
heide  im  kleinen.  Unter  Felsenheide  („Steppenheide"  Grad- 
mann's1)  versteht  man  bekanntlich  eine  aus  Xerophyten  beste- 
hende Pflanzengesellschaft  trockener  und  heisser,  vorab  felsiger 
Standorte,  der  geschlossener  Wuchs  und  einheitliche  Wuchs- 
formen abgehen  und  die  ausserdem  in  floristischer  Hinsicht  durch 
bestimmte,  immer  wiederkehrende  Pflanzenarten  (Leitpflanzen) 
ausgezeichnet  ist.  An  unsrer  Rheinhalde  sind  alle  diese  Bedingun- 
gen erfüllt: 

Sehen  wir  ab  von  den  kleineren  zusammenhängenden  Rasen- 
bildungen, so  handelt  es  sich  bei  der  xerischen  Flur  des  Reser- 
vates im  ganzen  um  eine  offene,  den  Boden  lückenhaft  be- 
deckende Vegetation. 

In  bezug  auf  die  Wuchsform  herrschen  grosse  Verschieden- 
heiten. Kleine,  wenige  cm  hohe  Pflänzchen  stehen  neben  höch- 
st engeligen  Stauden,  spärlich  vorhandene  Einzelpflanzen  wechseln 
ab  mit  borst-  oder  polsterartig  auftretenden  Typen  usw. 

Doch  zeigen  alle  Bewohner  der  Halde  deutliche  Anpassung 
an  die  an  ihrem  Standort  häufig  eintretenden  Trockenperioden. 
Von  solchen  Schutzeinrichtungen  gegen  zu  grosse  Transpiration 
nenne  ich:  intensive  Behaarung  (z.  B.  Cerastium  braehypetalum, 
Alyssurn  Alyssoides,  Potentilla  argentea,  Medicago  minima),  Aus- 
bildung von  Wachsüberzügen  (Agropyron  intermedium) ,  Aus- 
bildung von  Rollblättern  (z.  B.  Koeleria  cristata  ssp.  gracilis,  Poa 
pratensis  rar.  angustifolia) ,  Mikrophyllie  (z.  B.  Hypericum  perfo- 
ratum  var.  microphyllum) ,  weitverzweigtes  Wurzelsystem  (Agro- 


')  Gradmann  1900. 


Flora  de«  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  211 

pyron),    Verholzung   der   oberirdischen    Sprosse   (Artemisia   cam- 
pestris),  wasserspeichernde  Organe  (Sedum- Arten). 

Die  meisten  Arten  der  xerischen  Flur  unsres  Reservates  sind 
perennierende  Stauden.  Die  wenigen  Annuellen,  die  hierher 
gehöien.  sind  Frühjahrspflanzen,  Mühen  und  fruchten  während 
der  ziemlich  niederschlagsreichen  Zeit  des  Frühlings  schnell  hinter- 
einander, und  ihre  reichlich  produzierten  Samen  vermögen  die 
heissen  Sommertage  zu  überdauern.  Sie  treten  meist  in  ganzen 
Scharen  auf,  so  die  formenreiche  Erophila  venia,  Saxifraga  trirfuc- 
tylites,    Veronica   arvensis,   später  Cerastium  semidecandrum  u.  a. 

Damit  Indien  wir  bereits  eine  weitere  Eigentümlichkeit  der 
Felsenheide  gestreift,  nämlich  die  wechselnden  Aspekte.  Nichts 
Reizvolleres  als  das  sich  stetig  ändernde  Vegetationsbild  in  unserm 
Reservat  im  Laufe  der  Jahreszeiten  zu  verfolgen! 

Ende  Februar  oder  Anfang  März,  wenn  im  Gebüsch  der 
Ilaseistrauch  stäubt,  erscheinen  die  zierlichen  Miniaturrasen  der 
schon  genannten  Erophila  und  Saxifraga  tridaetylites,  der  ersten 
Vorboten  des  Frühlings.  Bald  folgen  mehrere  Feromca-Arten,  von 
der  dritten  Märzwoche  an  entfaltet  das  Frühlingsfingerkraut  seine 
ersten  goldgelben  Blüten,  und  überall  erscheinen  truppweise  kleine, 
weisse  Cruciferen:  erst  Cardamine  hirsuta  und  Thlaspi  perfoliatum, 
dann  Draba  muralis  und  Hungerformen  von  Arabidopsis. 

Mitte  April  folgen  an  der  Halde  Euphorbia  Cyparissias,  Cera- 
stium braehypetalum,  spärlich  und  nicht  an  vielen  Stellen  Alyssum 
Alyssoides,  schon  vereinzelt  Géranium  rotundifolium,  und  bereits 
zeigen  sich  überall  die  Horste  der  Poa  bulbosa. 

Im  Mai  kommen  hinzu  Arenaria  serpyllifolia,  Minuartia 
tenuifolia,  kleine  Trifolien,  Medicago  minima,  und  bald  folgt, 
mehr  und  mehr  dominierend,  der  Schwärm  der  Gräser:  zuerst  die 
Poa-,  Festuca-  und  Bromits-Arten,  dann  die  Koeleria.  Reichlich 
Mühen  Cerastium  arvense  und  Silène  nutans. 

Anders  im  Juni.  Die  zierliche  Frühjahrsflora  ist  verschwunden, 
es  beginnen  die  Fettkräuter  zu  blühen,  Stachys  reclus  und  Helian- 
themum  nummularium,  etwa  auch  mit  brennendem  Rot  ein  Dian- 
thus,  die  Müsse  Tunica,  Teucrium  Chamaedrys,  von  Gräsern  Phleum 
phleoides  und  überall  das  blaugrüne  Agmpyron. 

Im  Juli  fallen  auf  das  Rosa  von  Origanum  und  Asperula 
eynanchica,  das  Gelb  VOnGaliuni  verum  und  Hypericum  perforafum. 
das  Blau  von  Campanula  rotundifolia. 

Im  Augusl  stehen  in  voller  Blüte  der  Thymian  und  überall  das 
zierliche    Bartgras   (Andropogon    Ischaemon) .     Noch    blühen   die 


212  A.  Becherer,  E.  Steiger,  G.  Lettau. 

Seilen,  die  (  'uni  pu  mihi  und  Inula  squarrosa,  zum  zweitenmal  etwa 
auch  Potentilla  verna,  und  erst  jetzt  entfaltet  su  recht  die  statt- 
liche Centaurea  rhenana  ihre  weiten   Blütenstände. 

Im  September  aber  erst,  und  oft  bis  spät  in  den  Oktober 
hinein,  sehen  wir  mit  dem  letzten  Andropogon  und  dem  letzten 
Helianthemum  Artemisia  nunpestris  in  voller  Blüte. 

Endlieh  sei  bemerkt,  dass  von  den  „Leit pflanzen  der 
Steppenheide'"  Eichler,  Gradmann  und  Meigen's  (1914) 
wenigstens  5  Arten  an  unsrer  Rheinhalde  vertreten  sind:  Phleum 
phleoides,  Minuartia  fasciculata,  Orobanche  vulgaris,  0.  Teucrii 
und  Centaurea  Stoebe  ssp.  rhenana.  Reicher  an  typischen  Felsen- 
heidepflanzen sind  bekanntlich  die  xerisch  begünstigteren  Stellen 
des  Rheingebietes  unterhalb  Basel  (z.  B.  Istein,  Kaiserstuhl). 

2.  Die  kleinen  Grasplätze,  die  längs  des  Strassenrandes  aus- 
gebildet sind  und  alljährlich  Ende  Mai  gemäht  werden,  bieten 
wenig  Interesse.  Es  sind  künstliche  Frischwiesen,  mit  unsern 
gewöhnlichen  Wiesengräsern  und  Stauden:  Poa  pratensis,  P.  trivi- 
ales, Arrhenafherum,  Arena  pubescens,  Trisetum  flavescens,  Dac- 
tylis,  Chaerefolium  silvestre,  Carum  usw.  Sie  gehen  übrigens  mit 
abnehmender  Bodenfeuchtigkeit  meist  in  die  Trockenrasen  des 
Bromus  erectus  über, 

3.  Die  Flora  der  Gehölzpartien.  Von  den  59  Bäumen  und 
Sträuchern,  die  an  der  Rheinhalde  und  am  Rheinufer  gegen  das 
Flörnli  vorkommen,  sind  ein  Drittel,  nämlich  19,  verwildert  oder 
angepflanzt.  So  überall  Robinia,  Populus  italica,  Juglans,  Acer 
Pseudoplatanus  und  platanoides,  vereinzelt  Negundo,  Aesculus 
Hippocashiuum,  Pyrus  Malus  und  communis.  Cornus  mas,  Syringa 
und  manche  andere,  auch  Taxus  und  selbst  ein  kleiner  Evonymus 
latifolius. 

Versuchen  wir,  nach  Alizug  dieser  fremden  Elemente  die  mit 
Gebüsch  bedeckten  Teile  unseres  Reservates  kurz  zu  charakteri- 
sieren. 

Von  Uferbäumen  sind  zu  nennen:  Salix  alba,  im  obern  Teil 
in  starken  Bannten;  dann  Alnus  incana  und  glutinosa,  wie  überall 
am  Rhein. 

Sowohl  am  Ufer  wie  an  der  Halde  finden  sich:  Populus  nigra 
in  zahlreichen,  sehr  schönen  Exemplaren;  Tilia  cordata,  VI  ums 
campestris,  Quercus  Robur,  Fraxinus  excelsior  in  mehreren,  reich- 
lich fruchtenden  Bäumen. 

Sodann  viele  Sträucher:  Acer  campestre,  ffliamnus  cathar- 
tica,  Yiburnuni  Lantana,  seltener  Opulus,  Corylus,  Evonymus  euro- 
paeus,    Sambucus    nigra,    Lonicera- Arten,     Crataegus     monogyna, 


Flora  «los  Naturschutzreservates   Rheinhalde.  213 

einige  Rosen  usw.  Staphylea,  su  gemein  am  linken  Ufer,  suchen 
wir  vergebens. 

Von  Lianen  treten  auf  (  'lematis,  Humulus,  Bryonia  und  Parihe- 
nocissus. 

Eigentliche  Waldpflanzen  dürfen  wir  nicht  erwarten.  Ver- 
einzelt nur  finden  sich  Unmut*  ramosus,  Brachypodium  silvaticum, 
Agropyron  caninum,  Polygonatum  multiflorum  und  Potentilla 
sterilis,  reichlicher  Melica  nutans  und  Poa  nemoralis.  Sonst  ist 
die  Flora  meist  eine  gemeine  Heckenflora  mit  viel  Chelidonium 
majus,  Geum  urbanum,  Chaerophyllum  temulum,  Torilis  Anihris- 
cus  u.a.:  überall  erscheint  das  klimmende  Galium  Aparine,  viel- 
fach Stachys  silvaticus,  Vicia  Cracca,  hohe  Gräser  wie  Dactylis 
und  Poa  trivialis. 

4.  Zum  Pflanzenkleid  unsrer  Halde  gehört  feiner  die  Florula, 
die  sieh  an  den  beiden  ob  dem  Wasser  errichteten  Schuttablade- 
plätzen und  längs  den  zu  diesen  führenden  Wegen  angesiedelt  hat. 
Sic  musste  mit  in  die  Liste  aufgenommen  werden,  obwohl  sie 
natürlich  (gleich  wie  ein  Teil  der  Uferflora)  für  den  Naturschutz 
nicht  in  Frage  kommt.  Neben  gewöhnlicheren  Pflanzen  haben 
diese  Ruderalstandorte  auch  mehrere  .seltenere  Arten  geliefert 
(/..  IL  Knnii  vesicaria  ssp.  sativa,  Lotus  orniihopodioides) . 

B.  Die  Ufervegetation  (inkl.  Wasserpflanzen). 

Die  Uferflora  ist  in  unserm  Reservat  dürftig  entwickelt. 
Lie  relativ  leihe  Zahl  von  Uferpflanzen  --  von  4S.">  Arten  unsrer 
Liste  Liehiiren  IT.»  Arten  (d.  h.  24,5%)  ausschliesslich  der  Zone 
.un  Wasser  an  —  rührt  lediglich  daher,  da.ss  das  Hauptkontingent 
an  diese  Zahl  die  unbeständig  auftretenden,  akzessorischen 
Arten  stellen:  Kiesbewohner,  verschleppte  Ruderal-  und  Adventiv- 
pflanzen, Ackerunkräuter  und  Kulturpflanzen,  die  sich  mit  Vor- 
liebe  an  den  hei  Niederwasser  trocken  liegenden  kiesigen  und  san- 
digen Stellen  einfinden.  Diesen  Bestandteilen  gegenüber  tritt  die 
eigentliche,  autochthone  Uferflora  zurück. 

Vielfach  am  Ufer  findet  sich  Agrostis  alba,  in  z.T.  grossen, 
hei  Hochwasser  überschwemmten  Beständen.  Ausser  dieser 
mehrfach  Juncus  articulatus,  seltener  alpinus,  ferner  Poa  palustris, 
Deschampsia  caespitosa,  Phalaris  arundinacea,  2  Calamagrostis- 
Arten  und  andere  Gräser,  Allittm  Schoenoprasum,  Myosotis  scor- 
pioides,  Galium  palustre  usw. 

Da  wu  im  obern  Teil  das  Ufer  sich  etwas  verflacht,  überrascht 
un-  im  Gebüsch  in  grösserer  Zahl  die  zierliche  Cardamine  impatiens. 


214  A.  Becherer,  E.  Steiger,  G.  Lettau. 

Ebenfalls  am  buschigen  Ufer  finden  sich,  mehrfach,  Thalictrum 
aquilegiifolium  und  Equisetum  hiemale. 

Besonders  artenreich  ist  sodann,  wie  bereits  angedeutet,  die 
Kies-  und  Sandflora.  Ihre  höchste  Entwicklung  erlangt  diese 
Florida  in  Jahren,  wo  die  Schneeschmelze  sehr  spät  einsetzt  und 
infolgedessen  der  winterliche  Tiefstand  des  Rheins  recht  lange, 
bis  in  den  Frühling,  andauert.  In  dieser  Hinsicht  erwies  sich  das 
Jahr  1918  als  günstig.  Die  damalige  Frühlings-Uferflora  war  sehr 
ergiebig  und  wurde  von  der  alljährlichen  Spätsommer-  und  llerbst- 
flora,  die  sieb  mit  sinkendem  Wasserspiegel  im  August  und  Sep- 
tember entwickelt,  nie  erreicht. 

Das  Gros  der  Kies-  und  Sandflora  setzt  sieh  aus  gewöhnlichen 
Arten  zusammen.  Bemerkenswertere  sind:  Bromus  squarrosus, 
Chenopodiwm  Vulvaria,  Gh.  striatum,  Atriplex  hortense,  Lepidium 
densiflorum,  Sisymbrium  altissimum,  Trifolium  patens,  Impatiens 
parviflora,  Stellaria  uliginosa  (wohl  aus  dem  Schwarzwald  stam- 
mend!). 

Im  Rhein  selbst  finden  sich,  wie  natürlich  im  fliessenden 
Wasser,  nur  wenige  Phanerogamen  :  mehrere  unsrer  gemeinen 
Potamogetonen,  Zannichellia,  JjJlodea,  Banunculus  fluitans,  R.  aqua- 
tilis  (nur  verschwemmt),  R.  flaccidus,  Myriophyllum  spicatum 
( verschwemmt).  In  grösserer  Anzahl  trifft  man  einige  der  genann- 
ten Arten  jedes  Jahr  an  einer  Stelle  nicht  weit  von  der  Landes- 
grenze. 

Zannichellia,  Ranunculus  fluitans  und  R.  flaccidus  iiflden 
sich  nicht  selten  auch  im   Sand  in  gedrungenen  Landformen. 

C.  Allgemeiner  Vegetationscharakter.    Pflanzeng-eographisches. 

Aus  unsrer  Liste  und  den  vorstehenden  Ausführungen  erhellt, 
dass  in  der  Flora  unsres  kleinen  Reservates  die  xerothermen 
Bestandteile  die  Hauptrolle  spielen  und  dass  diesen  gegenüber 
die  mesophilen  Gehölzbegleiter  und  die  hygrophilen  Uferpflanzen 
entschieden  zurücktreten.  Andropogon,  Phleum  phleoides,  Agro- 
pyron  intermedia  m .  Minuartia  fasciculata,  Centaurea  rhenana  kenn- 
zeichnen zur  Genüge  die  bevorzugte  Lage  der  Halde:  es  ist  das 
Bild  der  Felsenheide,  das  sich  uns  bietet,  wie  wir  es,  in  weit  stär- 
kerer Ausprägung  freilich,  so  vielfach  im  Rheingebiet  unterhalb 
Basel  treffen. 

Das  vorwiegend  xerische  und  thermische  Gepräge  unsrer 
Reservat-Flora  ergibt  sich  ja  auch  aus  der  Zusammensetzung  der 
niederen  Pflanzenwelt  der  Rheinhalde.  Steiger  hat  auf  das 
starke  Hervortreten  typisch  xerophiler  Arten  in  der  Laubmoos- 


Flora  des  Naturschutzreservates  Rheinhalde.  215 

flora  des  Reservates  hingewiesen  (z.  B.  Didymodon  cordatus,  Bar- 
bula  gradlis,  B.  Homschuchiana  usw.).  Auch  die  Flechtenflorula 
weist  nach  Le t tau  vorwiegend  xerophile  Formen  auf  von  freilich 
weniger  extremem  Charakter. 

Ihre  xerische  Phaneroganienflora  hat  die  Rheinhalde  vor 
allem  aus  dem  Oberrheingebiet  (im  Sinne  Lauterborn's1) 
empfangen,  einige  wenige  Arten  (Prunus  Mahaleb,  Coronilla 
Emerus!)  aber  auch  aus  dem  Jura.-) 

Von  Basel  rheinaufwärts  lässt  sich  unsre  Rheinhalde-Flora 
rechl  weil  verfolgen,  wie  ich  an  anderer  Stelle  im  einzelnen  zeigen 
werde.  Die  sonnigen,  südexponierten  I  'fersteilen  am  Rhein  hei  YVyh- 
len,  Herthen,  Bad.-Rheinfelden  und  Säckingen  beherbergen  eine 
ganz  ähnliche  (wenn  auch  —  da  mehrere  rhénane  Arten  zurück- 
bleiben —  ärmere)  Flora  wie  unsre  Basier  Halde,  ebenso  die  Steil- 
halde bei  Stein.  Ja,  einzelne  Arten:  Poa  bulbosa,  Ceraslium  semi- 
decandrum  u.  a.  sind  im  Rheintal  oberhalb  Basel  an  zahlreichen 
Stillen  bis  über  Waldshut  und  weiter  vorhanden  und  verbinden  so 
die  beiden  xerischen  Gebiete  Basels  und  Schaffhausens. 

Dass  sieh  zahlreiche  ursprünglich  nicht  einheimische  Bestand- 
teile der  xerischen  (und  auch  der  übrigen)  Flora  unsres  Reservates 
beigesellt  haben,  darauf  ist  schon  mehrfach  hingewiesen  worden. 
Das  anthropochore  Element  spielt  tatsächlich  eine  sehr  grosse 
Rolle  in  der  Zusammensetzung  unsrer  Rheinhalde-Flora,  wie  erst 
die  genaue  Untersuchung  gezeigt  hat.  Zweifellos  hat  sich  die  Flora 
unsres  Gebietes  infolge  dieses  Zuzuges  an  fremden,  anthropochoren 
Alten  im  Laufe  der  Jahrhunderte  nicht  wenig  verändert.  Unsre 
bestrenommierten  ..natürlichen"  Pflanzenlokalitäten  erweisen  .-ich 
so  keineswegs,  wie  oft  angenommen  wird,  als  „unberührte"  Gebiete, 
was  bei  Erörterung  gewisser  florengeschichtlicher  Fragen  von 
Bedeutung  ist. 

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Suppl.-Band  I.    Stuttgart. 


M  Lauterborn  1916  S.  10  sep. 

2)  Auf  die   Verbreitung  und   Geschichte  dieser   Florenelemente    kann    hier 
nicht  näher  eingetreten  weiden. 


216  A.  Becherer,  E.  Steiger,  G.  Lettau. 

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die  neueren  Hefte:  XXIV/XXV  (1916)  u.  XXVI/XXIX  (1920).    Zürich. 

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Basels.   -  Verh.  Naturf.  Ges.  Basel.  Bd.  XXI. 

1915  Ergänzungen    zur   Flora    von    Basel.    -  -    Verh.    Naturf.    Ges.    Basel, 

Bd.  XXVI. 
—     Siehe  auch  Sarasin. 

1918—21   Braun- Blanquet,    ./..    Schedae    ad    Floram    raeticam    exsiccatam. 

Lief.  1—4  (soweit  erschienen).    Jahresber.  Naturf.  Ges.  Graubünd..  LVIII. 
1917/18  (1918),  LIX,   1918  19  (1919)  u.  LX,  1919/21  (1920,  1921). 

1910-13  Briquet.  ./.,  Prodrome  de  la  Flore  corse.   -  T.  I  (1910)  u.  II1  (1913) 
(soweit  erschienen).    Genève,  Bâle,  Lyon. 
Briquet  et   <  'avillier:  siehe  Burnut. 

1915  Burnat,  E..  Flore  des  Alpes  Maritimes.  —  Vol.  V,  2e  partie.  Par  J.  Briquet 
et  F.  Cavillier.    Genève.  Bâle.  Lyon. 

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1903  (]'.  H.),  Die  Varietäten  und  Verwandten  des  Asplemum  Ruta  mura- 

ria  L.   —   Hedwigia.  Bd.  XLII. 

1857-62  Doli, ./.  (  'Ä.,Flora  des  Grossherzogthums  Baden.  -  Bd.  I  (1857).  II  (1859) 
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1905—14  Eichler,  ./..  Gradmann,  B.  u,  Meigen,  W.,  Ergebnisse  der  pflanzen- 
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Mitt.  d.  Bad.  Landesver.  f.  Naturk.  u.  Natursch.  Hefte  I  (1905).  II  (1906), 
III  (19(17),  IV  (1909).  V  (1912)  u.  VI  (1914)  (soweit  erschienen).    Stuttgart. 

1853     Godet,  Ch..  Flore  du  Jura.   -  Neuchâtel.    (Mit  Suppl.   1869.) 

1900  Gradmann,  R.,  Das  Pflanzenleben  der  Schwäbischen  Alb  mit  Berück- 
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oder  Botan.  Zeitung.  Jahrg.  IL  Bd.   1.    Regensburg. 

1907  Gugler,  W,,  Die  Centaureen  des  Ungarischen  Nationalmuseums.  —  Ann. 
hist.-nat.  Mus.  nat.   Hungar.,  VI,     1908. 

1821-43  Hagenbach,  V.  F..  Tentamen  Florae  Basileensis.  -  Vol.  I  (1*21), 
II  (1834)  u.   Suppl.  (1843).    Basel. 

1838  Vortrag  bei  Überreichung  seines  kritischen  Auszuges  aus  dem  Supple- 

mente zu  seiner  Flora  Basileensis.  —  Verh.  Schweiz.  Naturf.  Ges.,  23.  Jahres- 
versammlung. 

1847  Nachtrag   zur   Flora   basileensis.    --    Ber.   Verh.    Naturf.    Ges.   Basel. 

Bd.  VII. 

1768  Huiler,  A.,  Historia  stirpium  indigenarum  Helvetiae  inchoata.  —  T.  I-  III. 
Bern. 

1918  Hayek,  A.  v.,  Kritische  Studien  über  den  Formenkreis  der  Centaurea 
Jacea  L.  s.  1.   —   Verh.  zool.-bot.   Ges.  Wien,  Bd.  LXVIII. 

1906  —  21  Hegi.  G..  Illustrierte  Flora  von  Mittel-Europa.  —  München.  (Soweit 
erschienen.  ) 


Becherer,  Steiger,  Lettau 
Fl.ua  des   Naturschutzreservates  Rheinhalde. 


Verhandl.  der  Naturf.  <J<s.   in  Basel 
Bd.  XXXIII.   Tafel  V. 


>> 


-1       *M 

Phot.  M.  Birkhäuser,  5.  Nov.  1921. 

Fig.   1.     Partie  der  Rheinhalde,   Blick  rheinaufwärts  gegen  das  fförnli. 

Populus  nigra  am   Ufer, 

links   Bestände   von  Agropyron  intermedinm  var.  arenosum. 


Fig.  2.     Blick  auf  den   Rhein  und  das  linke   Ufer  bei   Birsfelden. 

Im   Vordergrund  der  obere  Rand  der  Rheinhalde  mit    Bestand  von  Andro- 

pogon  Ischaemon;  eingestreut:  Tunica  proliféra,  Helianthemum  nummularium, 

festuca  ovina   ssp.  duriitscula. 


Flora  des  Xaturschutzreservates   Rheinhalde.  -17 

1918  Huber,  A..  Die  wärmeliebende  Tierwelt  der  weitern  Umgebung   Basels. 
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1918  Liischi   .  IL.  Flora  des  Kantons  Aargau.         Aarau. 

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L909,  14  Schinz,  II.  u.  Keller,  /.'..  Flora  der  Schweiz.  Aufl.  3.  I.  Exkursions- 
flora (1909),    II.   Kritische  Flora  (1914).    Zürich. 

1904  12  Schneider,  <'.  K..  Illustriertes  Handbuch  der  Laubholzkunde.  —  Bd.  I 
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1880     Schneider,  F.,  Taschenbuch  der  Flora  von  Basel.     -   Basel. 

1910  Tavel,  F.  v.,  Die  Mutationen  von  Asplenium  Ruta  muraria  L.  —  Verh. 
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1919  TheUung,  .1..  Beiträge  zur  Adventivflora  der  Schweiz  (III).  —  Viertel- 
jahrs-.In.   Naturf.   «  !<  3.  Zürich,   Bd.  LXIV. 

Manuskript  eingegangen  2.  November  1921. 
Als   .Separatabzug  ausgegeben  am   20.   März    1922. 


Neue  griechische  Trias-Ammoniten. 

Von 
Carl   Renz. 

Mit  drei  Tafeln  (VI -VIII)  und  einer  Textfigur. 


Inhaltsübersicht. 

Einleitung 218 

I.  Trinodosusseliichten  bezw.  Bulogkalk-Äquivalente  beim  Asklepieion  usw.  220 

IL  Wengenerkalke  beim  Asklepieion 221 

III.  Unterkarnische  Kalke  beim  Asklepieion  und  bei  Hagios  Andreas   .  221 

Paläontologische  Bearbeitung ' 224 

Ptychites 224 

Proarcestes 230 

Arcestes 235 

Joannites 236 

Romanites 244 

Monophyllites 247 

Protëites 247 

Halilucites 250 

Anolcites 252 

Sirenites 254 

Erklärung  der  Tafeln 254 

Einleitung-. 

Seit  dem  Erscheinen  meiner  Monographie1)  der  griechischen 
Triascephalopoden  halte  ich  an  den  von  mir  entdeckten  Fund- 
stätten der  Argolis  und  der  Insel  Hydra  weiteres  Material 
zusammengebracht,  das  hier  beschrieben  werden  soll. 

Der  paläontologischen  Bearbeitung  sei  ein  kurzer  Rückblick 
über  die  Art  des  Vorkommens  und  der  stratigraphischen  Ver- 
hältnisse vorausgeschickt. 

Die  beiden  cephalopodenführenden  Triasaufschlüsse  bei 
Hagios  Andreas  und  beim  Hieron  von  Epidauros  (Askle- 

x)  Carl  Renz,  Die  mesozoischen  Faunen  Griechenlands.  I.  Teil.  Die 
triadischen  Faunen  der  Argolis.  Palaeontographica  1910.  Bd.  58.  S.  1—104. 
Nachträge  finden  sich  bei  Carl  Benz,  Zeitschrift  d.  deutsch,  geol.  Ges.  1912. 
Bd.  64.  S.  530-583  und  Carl  Renz,  Centralblatt  für  Min.  usw.  1911.  S.296-297. 


Neue  griechische  Trias-Ammoniten.  219 

l'M'iun)  in  der  Argolis  hellen  sieli  unter  den  sonstigen,  weit 
verbreiteten  triadischen  Bildungen  von  Hellas  sowohl  durch 
die  Mannigfaltigkeit  ihrer  Ammoneenfaunen,  wie  durch  die  an 
die  reichsten  Fossillinsen  der  Ostalpen  erinnernde  Anhäufung 
zahlloser  Cephalopoden  hervor.  Beim  Asklepieion  erscheint  am 
Ostfuss  des  Hügels  Theokafta  in  roter,  manganführender  Kalk- 
fazies eine  vom  Trinodosus-  bis  zum  obersten  unterkarnischen 
Horizont  reichende  ununterbrochene  Folge  von  Ammoneenzonen, 
während  die  lithologisch  abweichenden,  grauen  bis  rötlichgrauen, 
kieselhaltigen  Kalke  von  Hagios  Andreas  in  einzelnen  Lagern 
eine  erstaunliche  Fülle  von  unterkarnischen  Ammoniten  lieferten. 
Auf  der  Insel  Hydra,  im  argolischen  Archipel,  treten  gleich- 
falls rote  triadische  Cephalopodenkalke  in  der  für  Bosnien  und 
Dalmatien  bezeichnenden  Entwicklung  der  Bulogkalke  auf. 

Die  formenreiche  argolische  Ammonitenwelt  umfasst  daher 
bei  gleichbleibender  Fazies  in  ihrer  grössten  Spannweite  die 
Trinodosusschichten,  die  gesamten  ladinischen  Zonen,  sowie  die 
unterkarnischen  Äquivalente  und  gewinnt  durch  ihre  beim 
Asklepieion  beobachtete  Kontinuität  angesichts  der  Lücken- 
haftigkeit der  alpinen  Entwicklung  eine  über  den  Rahmen  der 
griechischen  Trias  hinausragende  allgemeine  Bedeutung. 

In  faunistischer  Hinsicht  sind  die  Triasauf  Sammlungen  der  Ar- 
golis alpin  entwickelt:  die  wenigen,  durch  die  fortschreitende 
Unter.-uchung  in  anderen  Gebieten  immer  mehr  verschwindenden 
Lokalarten  und  die  auf  den  Osten  (Anatolien,  Indien)  oder  die 
Dobrudscha  weisenden  Typen  treten  zurück,  wenn  auch  hier 
durch  meine  neueren  Funde  und  die  inzwischen  von  Arthaber 
und  Simionescu  beschriebenen  bithynischen  und  rumänischen 
Faunen  weitere  Fäden  geknüpft  wurden. 

Diese  Übereinstimmung  zwischen  der  griechischen  und  alpinen 
Entwicklung  erstreckt  sich  gleicherweise  auf  den  Jura;  im  Tessiner 
Öberlias  ist  mir  erst  kürzlich  durch  den  Nachweis  einiger  seltener, 
bisher  nur  auf  Hellas  beschränkter  Ammonitentypen  eine  weitere 
Verstärkung  der  Faunengemeinschaft  gelungen1). 

Fin  so  auffallender  wirkt  die  ungemein  vielseitige  Mischung 
von  indopazifischen  und  mediterranen  Cephalopodenformen  in 
der  Untertrias  des  nördlicheren  Albaniens. 


1)  Carl    Benz,    Einige   Tessiner   Oberlias-Ammoniten.     Eclogae    Geolog. 
Helv.     Vol.   XVII.  Nr.  2,   1922.   S.    137-1  (Mi  inkl.   Taf.  VI   und   VII. 


220  Carl  Renz. 

I.  Trinodosusschichten  bezw.  Bulogkalk-Äquivalente  beim 
Asklepieion,  sowie  Bulogkalke  auf  der  Insel  Hydra. 

Die  neuen  Aufsammlungen  erweitern  meine  früheren  Listen 
der  Angehörigen  dieses  Alters  durch  eine  Reihe  bezeichnender 
Typen. 

Zusammen  hiermit  wären  von  schon  bekannten  Arten  aus 
den  Trinodosusschichten  des  Asklepieions  anzuführen: 
Ceratitestrinodosus  Mojs.,  Balatonites  (  Iudicarites)  arietiformis  Mojs., 
Beiflingites  fortis  Mojs.,  Norites  gondola  Mojs..  Ptychites  progressus 
.Mojs..  Ptychites  domatus  Hauer,  Ptychites  Oppeli  Mojs.,  Ptychites 
flexuosus  Mojs..  Ptychites  Suttneri  Mojs.,  Ptychites  opulentus 
Mojs.,  Ptychites  gibbus  Ben.,  Ptychites  Studeri  Hauer,  Ptychites 
Stachei  Mojs.,  Ptychites  evolvens  Mojs..  Ptychites  Pauli  Mojs., 
Stund  Sansovinii  Mojs.,  Gymnites  Palmai  -Mojs.,  Gymnites  ob- 
liquus  Mojs.,  Gymnites  Humboldti  Mojs.,  Gymnites  inetdtus  Beyr., 
Monophyllites  Suessi  Mojs.,  Monophyllites  sphaerophyllus  Hauer, 
Proarcestes  extralabiatus  Mojs.,  Proarcestes  Eschen  Mojs.,  Proarcestes 
Bramantei  Mojs.,  Procladiscites  Brancoi  Mojs.,  Sageceras  Walteri 
Mojs.,  Syringoceras  carolinum  Mojs.,  Orthoceras  campanile  Mojs., 

sowie  die  Bulogarten:  Proteïtes  decrescens  Hauer,  Proteïtes 
labiatus  Hauer,  Ptychites  seroplicatus  Hauer,  Gymnites  bosnensis 
Hauer.  Gymnites  falcatus  flauer,  Proarcestes  quadrilabiatus  Hauer. 

Ptychites  cfr.  subdiscoïdalis  Martelli  wurde  lose  aufgesammelt 
(Theokafta  beim  Asklepieion),  so  dass  es  zweifelhaft  bleibt,  ob 
sieh  diese  montenegrinische  Art  in  der  Argolis  den  Buchensteiner- 
fcypen  beigesellt  oder  schon  der  Wengenerfauna  angehört. 

Von  besonders  schön  erhaltenen  Exemplaren  des  hinzu- 
gekommenen Materials  der  Trinodosusschichten  wurde  auch  hier 
nochmals  ein  Ptychites  opulentus  Mojs.  abgebildet. 

Neu  sind  aus  den  Trinodosusschichten  beim  Askle- 
pieion:  Ptychites  Pauli  Mojs.  rar.  moreana  Renz.  Anolcites 
nov.  spec.  ind.  und  aus  den  Bulogkalken  Hydras:  Proteïtes 
Thaleiae  Renz,  Proarcestes  Irenae  Renz,  bezw.  aus  deren  Äqui- 
valenten beim  Asklepieion:  Ptychites  Plusiae  Renz.  Ptychites 
globus  Hauer  rar.  epidaureusis  Renz.  Halilucites  ornatus  Hauer 
Dar.  Penthesileiae  Renz  und  Hungarites  Mojsisovicsi  Roth  var. 
Theokaftae  Renz  (letzterer  ein  Buchen&teiner  Typ). 

Die  Bulogkalke  Hydras  lieferten  ausserdem  einige  weitere 
Arten  als  Ergänzung  meiner  früheren  Bestimmungen,  nämlich: 
Proarcestes  extralabiatus  Mojs.  (Ilagia  Irene,  zwischen  Chora  und 
Hagia  Triada), 


Win-  griechische  Trias   ^(Timonil  sn  221 

Proarcestes  Escheri  Mojs.  (Tsingribucht,  zwischen  Chora  und  Hagia 

Triada), 
Proarcestes  Bramantei  Mojs.,  (Tsingribucht,  Hagia  Irene,  zwischen 

(  !hora  und   Eagia  Triada  i, 
Proarcestes  cfr.  ventricosus  Hauer  i  zwischen  (  ihora  und  HagiaTriada  . 
Proarrestes  rfr.  aihlnis   Ihuirr  iTsiiigrilnu-ht), 
Proarcestes    cfr.    carinatus    Hauer    (zwischen    Chora    und    Hagia 

Tri;n  In  |, 
Ptychites  eusomus  Beyr.  (Tsingribucht), 
Ptychites  seroplicatus  Hauer  (Tsingribucht), 
Ptychites  dontianus  Hauer  (Tsingribucht), 
Gymnites  obliquus  Mojs.  (Hagia   [rene), 
Paragymnites  ex.  äff.  subclausi  Hauer  (Hagia  Irene), 
Proteites  dalmatinus  Salopek  (Tsingribucht), 
Hungarites  Boeckhi  Hauer  (zwischen  Chora  und  Hagia  Triada). 

II.  Wengenerkalke  beim  Asklepieion. 

Die  Ausbeute  an  Wengenerarten  war  später  weniger  aus- 
giebig, als  bei  den  ersten  Aufsammlungen.  Ich  nenne  nur  folgende 
Typen  dieses  Alters: 

Protrachyceras  Archelaus  Laube,  Protrachyceras  longobardicum 
Mojs.,  Sturia  semiarata  Mojs.,  Monophyllites  argolicus  Renz, 
Monophyllites  wengensis  Klipst.,  Proarcestes  esinensis  Mojs., 
Proarcestes  subtridentinus  Mojs.,  Proarcestes  Boeckhi  Mojs.,  Pro- 
arcestes pannonicus  Mojs.,  sowie  die  neuen  Arien  bezw.  Varie- 
täten: Proarcestes  Arethusae  Renz  und  Proarcestes  subtridentinus 
Mojs.  rar.  Artemisiae  Renz. 

Reine  Cassianerarten  habe  ich  neuerdings  nicht  mehr 
erhalten,  su  dass  sieh  die  eindeutige  Cassianerfauna  nach  wie 
vor  nur  auf  die  drei  bereits  angegebenen  Arien  beläuft,  d.  h. 
Trachyceras  Aon  Münster.  Eremites  orientalis  Mojs.  und  Mono- 
phyllites  wengensis  Klipst.   mut.  Aonis  Mojs.  einend.   Renz. 

III.  Unterkarnische  Kalke  beim  Asklepieion  und  bei  Hagios 

Andreas. 

l'ni  so  reichhaltiger  sind  dagegen  wieder  die  Sammlungs- 
ergebnisse  aus  den  Kalken  mit  Lobites  ellipticus  von  Hagios 
Andreas  und  aus  den  unterkarnischen  Äquivalenten  beim 
Hieron    von    Epidauros    (Asklepieion). 

Individuell  besonders  häufig  erscheinen  wieder  die  arcestoïden 
Formen,   namentlich    Proarcestes  Gaytani,    Proarcestes  bicarinatus 


222  Carl  Renz. 

nebst  seiner  rar.  ausseana,  sowie  Joannites  cymbiformis  und 
Joannites  Klipsteini  mit  ihren  zugehörigen  Varietäten.  Danehen 
fanden  sich  aber  auch  einige  in  der  Argolis  bisher  noch  unbekannte 
Typen,  wie  der  hier  neu  beschriebene  Joannites  Helenae  Renz, 
der  indische  Joannites  Kossmati  Diener  mit  verringerter  Suturen- 
zahl  und  Varietäten  des  Joannites  Klipsteini  Mojs.  Dazu  kommen 
einige  evolute  Arcestenkerne. 

Von    schon    bekannten    Arten    seien    zitiert    bezw. 
wiederholt: 

Lobites  ellipticus  Hauer  (Hagios  Andreas  und  Asklepieion), 
Lobites  ellipticus  Hauer  rar.  complanata  Renz  (Asklepieion,  Hagios 

Andreas), 
Lobites  transitoriiis  Mojs.  (Hagios  Andreas), 
Lobites  Schloenbachi  Mojs.  (Hagios  Andreas), 
Lobites  Philippü  Mojs.  (Hagios  Andreas). 
Lobites  Karreri  Mojs.  (Hagios  Andreas), 
Arrestes  evolutus  Mojs.  (Asklepieion), 

Proareestes  bicarinatus  Münster  (Hagios  Andreas,  Asklepieion), 
Proareestes  bicarinatus  Münster  rar.  ausseana  Mojs.  emend.  Renz 

(Hagios  Andreas,  Asklepieion), 
Proareestes  Gaytani  Klipst.  (Asklepieion), 
Joannites    Klipsteini    Mojs.    nebst    Varietäten    (Hagios    Andreas, 

Asklepieion), 
Joannites    cymbiformis    Wulf,    mit    Varietäten    (Hagios    Andreas, 

Asklepieion), 
Joannites  Kossmati  Diener  (Hagios  Andreas,  Asklepieion), 
Joannites  Salteri  Mojs.  (Hagios  Andreas), 
Joannites  diff issus  Hauer  (Hagios  Andreas,  Asklepieion), 
Joannites    diffissus    Hauer    rar.    subdiffissa    Mojs.    emend.    Renz 

(Hagios  Andreas,  Asklepieion), 
Joannites  Joannis  Austriae  Klipst.  (Hagios  Andreas). 
Ptomanites  Siniiunescui  Kittl   (Hagios  Andreas,  Asklepieion), 
Monophyllites  Simonyi  Hauer  (Hagios  Andreas,  Asklepieion), 
Megaphyllites  Jarbas  Münster  (Hagios  Andreas,  Asklepieion), 
Sageceras  Haidingeri  Hauer  (Asklepieion), 
Ceratites  Kernen  Mojs.  (Asklepieion), 
Celtites  laevidorsatus  Hauer  (Hagios  Andreas), 
Celtit.es  Eniilii  Mojs.   (Hagios  Andreas,  Asklepieion), 
Dittmarites  Ferdinandi  Mojs.  (Asklepieion), 
Protrachyceras  Yalentini  Mojs.  (Hagios  Andreas,  Asklepieion). 
Protrachyceras  Catharinae  Mojs.  (Hagios  Andreas,  Asklepieion), 
Protrachyceras  furcatum  Münster  (Asklepieion), 
Trachyceras  aonoides  Mojs.  (Asklepieion), 


Neue  griechische  Trias-Ammoniten.  223 

Trachyceras  aonoides  Mojs.   vor.  fissinodosa   Mojs.   (Asklepieion), 

Trachyceras  Hecubae  Mojs.  (Asklepieion), 

Sirenites  Junonis  Mojs.  (Hagios  Andreas,  Asklepieion), 

Sirenites  striatofalcatus  Hauer  (Hagios  Andreas), 

Pinacoceras  ( Pompeckjites)  Layeri  Mojs.  (Asklepieion), 

Syringoceras  altius  Mojs.  (Hagios  Andreas,  Asklepieion), 

Atractites  ausseanus  Mojs.  (Asklepieion). 

Neue   Arten   und   Varietäten   vertreten: 
Joannites  Helenae  Renz  (Hagios  Andreas). 
■Ina unités  Klipsteini  Mojs.   var.   aegaeica   Renz   (Hagios   Andreas. 

Asklepieion), 
Anolcites  Alogomandrae  Renz  n.  sp.  ex.  äff.  Carnerü,  Mojs.  (Hagios 

Andreas), 
Asklepioceras  spec.  nul.  (Hagios  Andreas). 

Abgebildet  und    beschrieben   wurden   ausserdem: 
Joannites  Klipsteini  Mojs.   var.  graeca   Renz  (Hagios  Andreas), 
Joannites  Kossmati  Diener  (Hagios  Andreas,   Asklepieion), 
Arcestes  spei-,  ind.  (Asklepieion,  Hagios  Andreas), 
Romanites  Simionescui  Kittl  (Hagios  Andreas,  Asklepieion). 


Die  hier  beschriebenen  neuen  Varietäten  schliessen  sich  an 
bekannte  alpine  oder  bosnische  Arten  an.  Das  gleiche  Verwandt- 
schaftsverhältnis gilt   für   die   neuen    Spezies. 

Protestes  Thaleiae  Renz  gehört  zu  der  Proteïtengruppe  der 
Bulogkalke,  Ptychites  Plusiae  Renz  in  den  Formenkreis  des 
bosnischen  Ptychites  pusillus  Hauer.  Der  unterkarnische  Anol- 
cites Alogomandrae  Renz  steht  dem  gleichalten  Hallstätter  Anol- 
cites Carnerü  Mojs.  nahe. 

Bei  den  hier  beschriebenen  Arcestinenkernen  lassen  sich  in 
Anbetracht  der  Unkenntnis  der  Wohnkammerentwicklung  keine 
absolut  sicheren  Entscheidungen  treffen,  doch  besitzt  Proarcestes 
In/nie  Renz  zweifellos  alpinen  bezw.   bosnischen   Charakter. 

Joannites  Helenae  Renz,  ein  zurzeit  isolierter  Joannitentyp, 
übertrifft  hinsichtlich  der  Vermehrung  der  Varices  noch  die  var. 
finir, -n  Renz  des  Joannites  Klipsteini.  Die  Joanniten  mit  ver- 
minderter Suturenzahl  der  Gruppe  des  Joannites  Kossmati  Diener 
wUren  bisher  nur  aus  den  ladinischen  Bildungen  Indiens,  sowie  der 
Dobmdscha  (  •/.  Stefanescui  Kittl)  bekannt  und  verstärken  mil 
einigen  weiteren  Exemplaren  des  Humanités  Simionescui  Kittl 
den  ostrumänischen  bezw.  anatolischen  und  indischen  Einschlag 
in   den  jüngeren   Triasfaunen   der   Argolis.     Die    Romaniten   und 


224  Carl  Renz. 

der  vorher  nur  auf  die  Argolis  beschränkte  Monophyllites  ar- 
golicus  Renz  sind  ausserdem  der  griechischen  und  indonesischen 
(timoresischen)  Trias  gemeinsam. 

Von  dem  von  mir  als  subgenus  der  Gattung  Arpadites  Mojs. 
aufgestellten  Asklepioceras  Renz  liegt  noch  ein  weiteres,  spezifisch 
nicht  näher  bestimmbares  Windungsbruchstück  vor.  das  ver- 
mutlich eine  neue  Art  repräsentiert.  Inzwischen  wurde  der 
argolische  Asklepioceras  Helenae  Renz  von  Arthaber  auch  in 
der  Trias  von  Anatolien  nachgewiesen. 

Lobiten  mit  kapuzenartiger  Wohnkammerausbildung  (Grup- 
pen der  L.  moniles  und  Naso?ies)  wurden  bisher  in  der  Argolis 
noch  nicht  ermittelt,  doch  ist  anzunehmen,  da.ss  manche  Kerne 
meiner  Sammlung  auch  hierzu  gehören. 

Die  nachstehend  beschriebene  Ammonitensuite  befindet  sich 
in  der  Privatsammlung  des  Verfassers. 

Palaeontologische  Bearbeitung. 

Ptychites  Mojsisovics. 

Ptychites  Pauli  Mojs.  var.  moreana  Renz  (nov.  var.  ). 

Taf.  VI.   Fig.   1   und   la. 

Zum  Vergleich  sei  zunächst  die   Synonymik  des   Ptychites   Pauli   Mojs 
(nur  figürliche  Darstellungen)  angeführt: 
188'2.   Ptychites    Pauli    Mojsisovics.      Die    Cephalopoden    der    mediterranen 

Triasprovinz  S.  251.  Taf.  62,  Fig.  2. 
1913.  Ptychites    Pauli    J.    Simionescu.     Studii    geologice    si    paleontologice 

din  Dobrogea  VI.  Fauna  ammonitolor  triasici  delà  Hagighiol.  Academia 

Romanä  No.  ;i4.   S.  70.  Taf.  4,  Fig.    1.  Textfig.  72. 
1915.  Ptychites    Pauli    Arthaber.      Die    Trias    von     Bithynien     (Anatolien). 

Beiträge     zur     l'alaeuntolugie     und     (ieul.     Osten'. -Ungarns     und     des 

Orients.    Bd.  27.  S.  144.  Taf.  1  :i,  Fig.  2. 

Von  diesem  zwischen  Ptychites  Pauli  Mojs.  und  Ptychites 
seroplicatus  Hauer  stehenden  Ptychitentyp  verfüge  ich  über  ein 
ausgezeichnet  erhaltenes,  auf  Taf.  VI,  Fig.  1  und  la  wieder- 
gegebenes Exemplar. 

Es  schliesst  sich  mit  seinen  langsam  anwachsenden,  an- 
nähernd dachförmigen  Umgängen,  seinem  weiten,  napfartigen, 
tief  eingesenkten  Nabel,  in  dem  sich  6  innere  Windungen  zählen 
lassen,  vollkommen  dem   Ptychites  Pauli  Mojs.  an. 

Die  bithynische  Spielart  Arthabers  ist  etwas  breitwüchsiger. 

Die  verschwommene  .Seitenskulptur  des  durchweg  gekam- 
merten  griechischen  Stückes  besteht  aus  schwachen  Falten  von 
unregelmässiger  Anordnung  und  Plastik,  die  beim  Umbilicalrand 
beginnen,  auf  der  Flankenmitte  am  meisten  hervortreten  und 
gegen  die  Externseite  wieder  verlöschen.  Sie  schwingen  in  ihrem 


Neue  griechische  Trias-Ainmoniten.  l'l'."' 

Verlauf  im  Gegensatz  zu  der  ebenmässigeren  Faltung  des  /'.  Pauli 
oach  rückwärts,  ebenso  wie  die  gleichgerichteten  feinen  Anwachs- 
streifen der  Schalenoberfläche. 

In  der  Schalenplastik  ähnelt  daher  die  neue  Varietäl  viel 
mehr  der  Wohnkammerskulptur  des  Ptychites  seroplicatus  Hauer, 
der  sich  aber  durch  .-einen  mehr  ovalen  Windungsquerschnitt 
hiervon  unterscheidet  (Fr.  Hauer:  Cephalopoden  ans  der  Trias 
von  Bosnien.  Denkschr.  Akad.  Wiss.  Wien,  Bd.  59,  S.  285,  Taf.  12, 
Fig.  2a,  b:  Taf.  13,  Fig.  la— c). 

Die  Suturen  stimmen  in  ihrer  Grundanlage  mit  der  Mojsisovics- 
schen  Lobendarstellung  des  Ptychites  Pauli  überein,  sind  aber 
wohl  in  Anbetracht  ihrer  äusserst  günstigen  Überlieferung  im 
einzelnen  etwas  reicher  gegliedert.  Ausserdem  sind  die  Loben 
meines  grossen  Exemplairs  auf  einer  Windungspartie  freigelegt, 
die  hei  der  kleineren,  durchaus  gekammerten  alpinen  Form  nicht 
mehr  vorhanden  ist.  Die  tiefe  dimero'ide  Spaltung  des  zweiten 
Lateralsattels  bleibt  dagegen  weit  weniger  ausgesprochen.  Der 
erste  Auxiliarsattel  ist  deutlich  zweigeteilt  und  der  zweite,  un- 
symmetrisch entwickelte  Auxiliarlobus,  der  innenseitig  schon 
an  den  Ümbilicalrand  fällt,  noch  schräger  gestellt,  als  dies  bei 
dem  Ersten  bereits  der  Fall  ist.  Auf  der  Nabelwand  werden  bis 
zur  Naht  ein  zweigeteilter  Sattel  und  dann  unter  Absinken  der 
Suturglieder  als  Xahtlobus  zusammengefasst  ein  weiterer  Lobus, 
ein  kleiner  ungeteilter  Sattel  und  ein  nurmehr  zweigezackter 
kleiner,  schmaler  Lobus  sichtbar,  und  zwar  ebenfalls  unter 
schräger  Orientierung  der  einzelnen   Secundärglieder. 

Die  Suturen  des  anatolischen  Ptychites  Pauli  von  Arthaber 
zeigen  -ich  in  ihrer  Zerfransung  wesentlich  feiner;  die  Loben 
sind  im  allgemeinen  auch  viel  schmaler,  wodurch  sie  zwischen 
den  breiten  Sattelstämmen  schlauchartig  wirken. 

Lie  Lobatur  des  Ptychites  seroplicatus  Hauer  wird  ebenfalls 
ähnlich,  besonders  in  der  Entwicklung  des  Externsattels.  Der 
erste  Lateralsattel  ist  weniger  einschneidend  zerschlitzt  und  er- 
scheint daher  in  seinem  Stamm  massiger.  Auch  hier  bildet  sich 
der  zweite  Lateralsattel  tiefer  dhneroïd  aus;  die  schräge  Stel- 
lung  und  Gestaltung  der  beiden  folgenden  Hilfsloben  stimmt 
wieder  sein'  gut  überein,  ebenso  wie  der  dazwischen  liegende 
S.iitel.  Die  Fortsetzung  der  Sutur  auf  die  Umbilicalwand  macht 
dagegen  bei  der  Hauer'schen  Darstellung  einen  unsicheren  Ein- 
druck. 

Die  Zwischenstellung  meines  griechischen  Originales  zwischen 
den  beiden  zur  Gruppe  des  Ptychites  Pauli  gehörigen  Ptychitentyp&n 
und   die  sonstigen   angeführten   Abweichungen   veranlassen   mich, 

15 


■22ti  Carl  Henz. 

die  argolische  Form  als  Varietät  —  var.  moreana  Renz  —  des 
Ptychites  Pauli  zu  betrachten. 

Der  ebenfalls  ähnliche  Ptychites  domatus  Hauer  ist  wesent- 
lich breiter  und  niedermündiger;  seine  Schale  bleibt  nahezu 
glatt.  Da  sich  Ptychites  domatus  ausserdem  durch  die  Persistenz 
seiner  Jugendform  auszeichnet,  ist  es  ausgeschlossen,  dass  grössere 
Exemplare   dieser  Art  mit  der  neuen   Varietät  übereinstimmen. 

Der  indische  Ptychites  impletus  Oppel  zeigt  ein  noch  aus- 
gesprocheneres Breitenwachstum  und  eine  noch  geringere  Win- 
dungshöhe als  Ptychites  domatus. 

Von  weiteren  östlichen  Typen  ähnelt  die  rar.  moreana  dagegen, 
abgesehen  von  suturellen  Differenzierungen,  in  der  Einrollung 
und  Skulptur  dem  sonst  gedrungeneren  Ptychites  Brückneri  Diener 
aus  der  Trias  von  Kaschmir  (C.  Diener:  Triassic  Faunae  of 
Kashmir.  Palaeontologia  Indica.  New  Séries  Vol.  V.  Mein. 
No.  1.    Calcutta  1913.    Taf.  6.  Fig.  la— c). 

Der  süddalmatinische  Ptychites  contractus  Salopek  ist  in- 
voluter  und  kräftiger  skulpturiert,  ausserdem  bestehen  erheb- 
liche Unterschiede  in  der  Gliederung  der  Sättel  und  in  der 
Ausbildung  der  Auxiliar région. 

Vorkommen  des  Ptychites  Pauli  Mojs.  var.  moreana  Renz: 
In  den  roten  Trinodosuskalken  am  Ostfuss  des  Hügels  Theokafta 
beim  Hieron  von  Epidauros  (Asklepieion). 

Ptychites  Plusiae  Renz  (nov.  spec). 

Taf.  VI,  Fig.  3  und  3a. 

Vgl.  1910.  Ptychites  pusillus  Hauer  var.  C.  Renz.  Die  mesozoischen  Faunen 
Griechenlands.  I.  Die  triadischen  Faunen  der  Argolis.  Palaeonto- 
graphica  Bd.  58.  S.  36.  Taf.  I,  Fig.  1,  la,  3,  3a. 

In  meinem  neuen  Material  befindet  sieb  ein  Angehöriger 
der  in  der  Palaeontographica  (loc.  cit.)  mit  mehreren  Gliedern 
dargestellten  Yariutionsserie  des  Ptychites  pusillus  Hauer,  der 
in  seiner  äusseren  Gestalt  den  dort  als  Abarten  des  P.  pusillus 
beschriebenen  Formen  nahekommt.  Obwohl  bis  ans  Ende  ge- 
hämmert, übertrifft  das  Stück  alle  bereits  vom  Asklepieion 
abgebildeten  Originale  dieses  Formenkreises  an  Grösse. 

Der  auf  Taf.  VI,  Fig.  3  und  3  a  dargestellte,  prächtige  Ptychit 
-  teils  Steinkern,  teils  Schalenexemplar  mit  deutlicher  Runzel- 
schicht -  -  zeigt  bei  seinen  vielen  Windungen  den  treppenartig 
scharf  abgestuften,  weiten  Nabel  und  lässt  zugleich  auch  das 
Lobenbild  in  vollster  Klarheit  hervortreten.  Die  Runzelwellen 
der    Schalenoberfläche    orientieren    sich    im    allgemeinen    parallel 


Neue  griechische  Trias-Ammoniten.  l'i'. 

den  Windungsradien;  sonst  bleiben  Schale  und  Steinkern  durchaus 
skulpturlos. 

Die  Lobengestaltung  ähnelt  zwar  der  von  Hauer  gegebenen 
Abbildung  der  Sutur  des  Ptychites  pusillus  (vergl.  F.  Hauer: 
Beiträge  zur  Kenntnis  der  Cephalopoden  aus  der  Trias  von 
Bosnien.  I.  Denkschr.  Akad.  Wiss.  Wien  [math.-nat.  Cl.]  1892. 
Bd.  59.  Tat".  13,  Fig.  3c),  doch  stuft  sich  das  Abfallen  der  Lateral- 
sattelhöhen gegen  die  Umbilicalkante  zu  nicht  gleichmässig  ab, 
wie  bei  der  Hauer'schen  Lobenzeichnung,  sondern  lässt  eine 
leichte  konvexe  Vorbiegung  der  Sutur  nach  der  Mitte  und  von 
da  unter  Schrägst ellung  der  folgenden  Suturelemente  ein  stärkeres 
Zurückweichen  nabelwärts  erkennen.  Es  handelt  sich  hierbei 
allerdings  nicht  um  einen  ausgesprochenen  Suspensivlobus ;  die 
Teilung  in  Auxiliarelemente  liebt  sich  noch  deutlich  ab.  Ob- 
wohl dieses  Herabhängen  der  Suturglieder  in  der  Auxiliar- 
region  an  die  Gymnitenlobatur  erinnert,  bleiben  aber  die  Extern- 
sättel rein  ptyehitisch.  Die  Krümmung  der  Suturenkurve  schwankt 
bei  den  einzelnen  Reihen. 

Der  zweite  Lateralsattel  und  erste  Auxiliarsattel  sind  aus- 
gesprochener dimeroïd,  als  bei  P.  pusillus.  Die  paarige  Teilung 
der  entsprechenden  Sättel  kehrt  auch  bei  den  in  der  gleichen 
Gruppe  stehenden  Ptychiten,  P.  patens  Hauer  und  P.  seroplicatus 
Hauer,  wieder. 

Abgesehen  von  den  wenig  entwickelten,  durch  einen  Siphonal- 
hoeker  geteilten  Externloben  und  den  winzigen  Externsätteln 
befinden  sich  halbseitig  5  Loben  auf  der  Aussenfläche  der  Um- 
gänge. Der  fünfte  Seitensattel,  d.  h.  dritte  Auxiliarsattel  fällt  auf 
die  Nabelkante.  Auf  derUmbilicalwand  wird  vor  der  Naht  noch  ein 
weiterer  Hilfslobus  sichtbar,  mit  gleicher  Verpackung,  wie  der 
vorhergehende  Auxiliarlobus. 

In  Anbetracht  der  angegebenen  Eigentümlichkeit  der  Loben- 
anlage  halte  ich  es  für  gerechtfertigt,  das  vorliegende  Original 
(Taf.  6,  Fig.  3,  3a)  als  selbständige  Spezies  —  Ptychites  Phisiae 
Renz  --  neben   Ptychites  pusillus  Hauer  zu  stellen. 

Die  Angliederung  der  in  der  Palaeontographica  Bd.  •">*, 
Tat'.  I.  Fig.  1.  la  und  3,  3a  dargestellten  Übergangsformen  an 
die  neue  Art  könnte  natürlich  nur  unter  der  Voraussetzung  er- 
folgen, dass  sie  auch  in  der  Lobatur  dem  hier  auf  Taf.  VI,  Fig.  '■'< 
und  3a,  abgebildeten  Typus  i\i-^  I'ti/chites  Plusiae  Renz  gleichen. 
Bei  der  als  var.  evoluta  des  Ptychites  pusillus  beschriebenen 
Varietät  (Palaeontographica  Bd.  58,  Tut'.  1.  Fig.  6,  6a)  ist  die 
Suturlinie  ebenfalls  noch  ungenügend  bekannt;  bei  Überein- 
stimmung würde  sie  gleicherweise  der  neuen  Art  anzureihen  sein. 


228  Carl  Renz. 

In  der  Argolis  tritt  Ptychites  Plusiae  zusammen  mit  den 
verschiedenen,  bisher  nur  nach  der  äusseren  Gestalt  zu  beur- 
teilenden Übergangsformen  zu  Ptychites  pusillus  in  den  roten, 
manganhaltigen  Cephalopodenkalken  beim  Hieron  von  Epi- 
dauros  (Asklepieion)  auf,  woher  auch  das  hier  abgebildete  Original 
stammt.  Der  typische  Ptychites  pusillus  Hauer  kehrt  nach  meinen 
Bestimmungen  auch  in  den  Bulogkalken  Hydras  wieder. 

Die  indischen  Malletiamis-Typen  besitzen  in  der  Schalen- 
form eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  Ptychites  Plusiae,  doch  unter- 
scheiden sie  sich  durch  ihre  Suturentwicklung  und  ßkulpturierung. 

Vorkommen  des  Ptychites  Plusiae  Renz:  In  den  roten 
Trinodosuskalken  bezw.  Bulogkalkäquivalenten  am  Ostfuss  des 
Hügels  Theokafta  gegenüber  vom  Hieron  von  Epidauros 
(Asklepieion). 

Ptychites  ct'r.  subdiscoïdalis  Martelli. 

1906.  Ptychites  subdiscoïdalis  A.  Martelli.  Contributo  al  Muschelkalk 
superiore  del  Montenegro.  Palaeontographia  italica.  Bd.  12,  S.  141. 
Tat.  6,  Fig.  5  a,  5  b. 

Ein  am  Ostfuss  des  Hügels  Theokafta  beim  Asklepieion 
lose  aufgefundenes,  kleineres  Ptychitenexemplar  passt  in  den 
Involutionsverhältnissen,  im  Windungsquerschnitt  und  in  der 
Faltenskulptur  der  Flanken  zu  dem  grösseren  Original  des  monte- 
negrinischen Ptychites  subdiscoïdalis  Martelli,  so  dass  es  wohl 
hiermit  verglichen  werden  kann,  wenn  sich  auch  die  Loben  nicht 
vollständig  freilegen  Hessen.  Die  Schalenoberfläche  ist  radial 
gerunzelt,  gegen  die  Externseite  mit  leichter  Rückwärtsschwingung 
der  Runzeln,  d.  h.  gleichlaufend  mit  den  Radialfalten. 

Da  das  manganbeschlagene  griechische  Stück  nicht  aus  an- 
stehendem Fels  stammt  und  die  Art  in  Montenegro  aus  einer 
Wengener-  und  Bulogelemente  enthaltenden  Mischfauna,  also  ver- 
mutlich aus  einem  Grenzniveau  gegen  die  Buchensteinerschichten, 
vorliegt,  bleibt  sein  zonales  Alter  auch  in  der  Argolis  zweifelhaft. 

Ptychites  ijluliiis  Hauer  var.  epidaurensis  Renz  (nov.  var.  ). 

Tat.  VIII,  Fig.  2  und  2a. 

Zum  Vergleich  sei  auf  die  bisherigen  Abbildungen  des   Ptychites  globus 
Hauer  verwiesen: 
Vgl.  1892.  Ptychites    (?)   globus    Hauer.     Cephalopoden   aus   der   Trias   von 

Bosnien.    Denksohr.  Akad.  Wiss.  Wien  Bd.  59.  S.  287.  Tat.   15. 

Fig.  2a— c. 


Neue  griechische  Trias   immoniten.  i!J!i 

Vgl.  1895.  Ptychites  globus  ^rthaber.  Die  Cephalopoden  der  Reiflinger 
Kalke.  Beiträge  zur  Palaeontol.  u.  Geol.  Österreich-Ungarns 
und  des  Orients.    Bd.  1U.  S.  99.  Tat'.  8,  Fig.  8a     c. 

Die  neue  Varietät  stellt  eine  Mittelform  zwischen  Ptychites 
globus  Hauer  und  Ptychites  progressas  Mojs.  dar.  Sie  erreicht 
nicht  das  extreme  Breitenwachstum  der  Stücke  des  P.  globus 
vnn  Hauer  oder  Arthaber  und  gleicht  in  ihrem  Q.uerprofil  mehr 
einem  von  Mojsisovics  (Tai'.  67,  Fig.  6)  dargestellten  Kern  des 
Ptychites  progressas  Mojs.  (Cephalopoden  der  mediterranen  Trias- 
provinz).  Ptychites  progressas  Mojs.  is1  ebenfalls  mit  mehreren 
typischen  Exemplaren  in  meinen  Aufsammlungen  vom  Askle- 
pieion  vertreten  (Trinodosusschichten). 

Anderseits  bleiben  aber  Schale  und  Steinkern  der  neuen 
Varietät  vollkommen  skulpturfrei  und  entbehren  der  Einschnü- 
rungen und  faltigen  Seitenwülste  des  Ptychites  progressas  Mojs. 
Die  glatte  Schale  trägt  oberflächlich  eine  Runzelschicht. 

Die  Lobatur  weist  eine  vollständige  Übereinstimmung  mit 
der  von  Arthaber  gegebenen  Lobenzeichnung  des  Ptychites  globus 
auf. 

Vorkommen:  In  den  roten  Trinodosuskalken  bezw.  Bulog- 
kalkaequivalenten  beim  Hieron  von  Epidauros  (Asklepieion),  Ost- 
fuss  des   Hügels  Theokafta. 

Ptychites  opulentus  Mojsisovics. 

Tat'.  VIII.  Fig.  3   u.  3a. 

Der  hier  abgebildete,  hervorragend  erhaltene  Ptvchitenkern 
schliessl  sich  in  der  Lobatur  den  alpinen  Originalen  an;  auf  der 
Nabelwand  erscheinen  unter  Absinken  als  einfache  Zacken  noch 
4  winzige  Hilfsloben  nach  Art  der  entsprechenden  Lobenpartie 
bei  Ptychites  cochleatus  Oppel.  Bei  Mojsisovics  ist  die  Fortsetzung 
der  Suturlinie  auf  die  Nabelwand  nicht  mehr  angegeben. 

In  der  Form  steht  das  dargestellte  griechische  Original 
zwischen  den  Figuren  2  und  4  von  Mojsisovics  (Mediterrane 
Triasprovinz,  Tai'.  73),  doch  wird  der  Übergang  der  Flanken  zum 
Umbilicaltrichter  kantiger.  Diese  Abweichung  gegenüber  den 
Querschnitten  der  Mojsisovics'schen  <  >riginale  geht  auch  teilweise 
auf  eine  mechanische  Deformation  zurück,  indem  die  Flanken- 
wölbung der   vorderen  Windungshälfte  etwas  eingedrückt  ist. 

Vorkommen:  In  den  mtcn  Trinodosuskalken  beim  Hieron 
von  Epidauros  (Asklepieion),  Ostfuss  des  Hügels  Theokafta. 


230  Carl  Renz. 

Proarcestes  Mojsisovics  (Subgen.  von  Arcestes). 
Proarcestes  Irenae  Ilenz  (nov.  spec). 

Taf.  VIII.  Fig.  5.  5a,  51.. 

Die  neue  Art  aus  den  Bulogkalken  der  Insel  Hydra  hält  in 
ihrer  Gestalt  und  in  ihrem  inneren  Schalenbau  die  Mitte  /.wischen 
Proarcestes  Eschen  Mojs.  und  Proarcestes  Bramantei  Mojs. 

In  ihrer  globosen  Form  mit  dem  breitgewölbten  Rücken 
schliesst  sie  sich  eng  an  die  Umrisse  des  Proarcestes  Eschen  Mojs. 
an.  Ihr  Windungsquerschnitt  passt  gut  zu  dem  des  alpinen 
Stückes  von  Mojsisovics  auf  seiner  Taf.  46,  Fig.  8b  (E.  Mojsi- 
sovics: Die  Cephalopoden  der  mediterranen  Triasprovinz.  Ab- 
handl.  d.  Österr.  geol.  R.  A.  Wien  1882.    Bd.  10). 

Das  Arthaber' sehe  Exemplar1)  des  P.  Escher i  aus  der  Trias 
von  Bithynien  wirkt  noch  etwas  gedrungener.  Beide  Gehäuse 
erreichen  ihre  grösste  Dicke  in  der  Umbilicalregion. 

Der  Hauptunterschied  gegenüber  Proarcestes  Escheri  und 
P.  Bramantei  liegt  jedoch  bei  meiner  neuen  Art  in  der  Zahl  und- 
Anordnung  der  inneren  Schalenleisten,  bezw.  ihrer  Eindrücke 
auf  dem  Steinkern.  Diese  Steinkernfurchen  werden  bei  Pro- 
arcestes Bramantei  sowohl  auf  den  inneren  Umgängen,  wie  auf 
der  Wohnkammer  beobachtet,  während  sie  bei  Proarcestes  Escheri 
auf  den  inneren  Windungen  und  dem  grössten  Teil  der  Wohn- 
kammer fehlen.  Erst  auf  dem  vordersten  Teil  der  Wohnkammer 
erwachsener  Exemplare  treten  hier  nach  Mojsisovics  zwei  un- 
mittelbar aufeinander  folgende,  durch  grosse  Breite  und  Tiefe 
hervorgehobene,  fast  geradlinig  verlaufende  Steinkernfurchen  nul. 

Mein  vollständig  gekammertes  hydriotisches  Steinkern- 
exemplar ist  von  innen  her  vollkommen  glatt.  Erst  gegen  Ende 
der  vorliegenden  äusseren  Windung  erscheint  eine  nach  radialem 
Beginn  am  Umbilicalrand  mit  ausgesprochenem  Knick  nach 
vorn  gerichtete  und  weiterhin  annähernd  geradlinig  verlaufende 
Auskehlung  von  grosser  Schärfe  und  Tiefe. 

Da  mein  hydriotisches  Stück  schon  ziemlich  erhebliche 
Dimensionen  aufweist,  kann  man  wohl  annehmen,  dass  sich  diese 
einzige  Steinkernfurche  schon  in  der  Nähe  der  Wohnkammer 
befindet  und  dass  der  Unterschied  der  neuen  Art  gegenüber 
dem  Proarcestes  Escheri  in  erster  Linie  darauf  beruht,  dass  bei 
ihr   die   Entwicklung   der   Varices   schon    etwas   vorher   einsetzt, 


')  Die  Trias  von  Bithynien  (Anatolien).  Beiträge  zur  Palaeontologie 
und  Geologie  Österreich-Ungarns  und  des  Orients.  Wien  1914.  Bd.  27. 
S.  170.  Taf.  15,  Fig.  6. 


Xeue  griechische  Trias-Ammoniten.  2.'S1 

so  dass  die  erste  innere  Wulsl  noch  dem  gekammerten  Schalen- 
tcil  zufällt.  Ausserdem  weicht  die  Biegung  der  einzigen  Stein- 
kernfurche etwas  von  dem  gewöhnlichen  Verlauf  der  Varices 
bei  /'.  Escheri  ab.  Das  beiMojsisovics  (loc.  cit.)Taf.  46,  Fig.  '•*  ab- 
gebildete kleinere  Exemplar  des  Proarcestes  Escheri  scheint  in 
'lieser  Beziehung  ähnlicher  zu  sein. 

Hinsichtlich  der  Entwicklung  der  Varices  sei  noch  auf  Pro- 
bes bilabiatus  Hauer  (F.  Hauer:  Beiträge  zur  Kenntnis  der 
Cephalopoden  aus  der  Trias  von  Bosnien.  1.  Denkschr.  Akad. 
Wiss.  Wien.  Bd.  59,  8.  278.  Taf.  10,  Fig.  la— c)  verwiesen, 
doch  liegen  bei  dieser,  auch  in  der  Gehäusefonn  verschiedenen 
Art.  die  beiden  vorhandenen  Furchen  ebenfalls  auf  der  Wohn- 
kammer, bezw.  deren  Anfang. 

Ferner  kommt  zum  Vergleich  Proarcestes  quadrilabiatus 
Hauer  in  Betracht  (F.  Hauer:  Die  Cephalopoden  des  bosnischen 
Muschelkalkes  von  Han  Bulog  bei  Sarajevo.  Denkschr.  Akad. 
Wiss.   Wien  1887.    Bd.  Ô4.   S.  2(1.  Taf.  4,   Fig.  2a.  b.). 

Das  Original  der  letzteren  Art  Hauer's  ist  ein  Wohnkammer- 
individuum. Während  die  drei  vordersten  Varices  in  unregel- 
mässigen Aliständen  auf  der  Wolmkammer  angeordnet  sind, 
gehört  die  innerste  der  vier  auf  den  letzten  Umgang  fallenden 
1'uichcn  noch  in  den  Bereich  des  gekammerten  Schalenteiles, 
falls  dies  überhaupt  die  letzte  Furche  nach  innen  zu  wäre  und 
die  Varices  auf  den  inneren  Windungen  des  Proarcestes  quaäri- 
labiatus  fehlen  sollten,  so  könnte  diese  Hauer'sche  Spezies  bei 
etwa  vorhandener  Lobengleichheit  der  hier  dargestellten  hydrio- 
tischen  Proarcestenart  sehr  nahe  kommen,  zumal  auch  in  der  Aus- 
bildung der  Steinkernfurchen. 

Die  Lobenzeichnung  des  griechischen  Originales  (Taf.  VIII, 
Fig.  5b)  lehnt  sich  in  ihrem  allgemeinen  Bau  an  jene  der  Pro- 
arcesten  der  Bramanteigruppe  an. 

Die  Suturenreihen  stehen  auf  dem  ganzen  gekammerten 
hydriotischen  Stück  äusserst  gedrängt,  so  dass  die  tiefsten  seit- 
lichen Lobenspitzen  zumeist  noch,  namentlich  auf  der  Innen- 
seite, die  äussersten  Seitenblätter  der  Sattelköpfe  der  rück- 
wärtigen Reihe  berühren.  Das  tiefste  Mittelglied  der  Loben- 
zackung  reicht  daher  noch  ziemlich  in  die  Ausbuchtung  des 
jeweils  korrespondierenden  Lobus  der  vorhergehenden  Reihe 
hinein,  wie  umgekehrt  die  äussersten  Sattelblätter  noch  in  den 
Stamm  der  nächstfolgenden  Sattelreihen  eingreifen. 

Ferner  weicht  die  Einzelanlage  der  Sattelblätter  der  gleich- 
falls   stark    zerschlitzten  Suturen   von    der   etwas    mehr   svmme- 


232  Carl  Renz. 

Irischen  und  feingliederigeren  Verästelung  bei  P.  Eschen  leicht 
ab  und  ist  etwas  mehr  alternierend.  In  dieser  Hinsicht  erinnert 
die  Lobatur  an  die  des  P.  pannonicus  und  auch  mancher  Han 
Bulog-Proarcesten,  wie  Proarcestes  ventricosus  Hauer,  um  so  mehr, 
als  sie  bereits  von  einer  grösseren  Windungspartie  abgenommen 
wurde  (F.  Hauer:  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Cephalopoden 
aus  der  Trias  von  Bosnien.  I.  Denkschr.  Akad.  Wiss.  Wien  1892. 
Bd.  59,  Tai.  8,  Fig.  3.).  Leider  sind  die  Loben  des  bereits  zum 
Vergleich  herangezogenen  Proarcestes  quadrilabiatus  Hauer  nicht 
abgebildet. 

In  dem  mehr  einseitigen  Bau  der  Fxternloben  gleicht  die 
neue  Art  aber  wieder  vollkommen  dem  Proarcestes  Escheri,  sowie 
den  Proarcesten  der  Archelausschichten. 

Die  sekundären  Siphonalsättel  sind  äusserst  kräftig  ent- 
wickelt, und  zwar  noch  stärker,  als  bei  P.  Escheri,  und  P.  Bra- 
mantei.  Der  Externsattel  ist  der  höchste;  von  ihm  ab  geht  die 
Höhenabstufung  leicht  abfallend  und  regelmässig  bis  zum  ersten 
Auxiliarsattel,  worauf  das  Absinken  der  übrigen  Suturelemente 
bis  zum  Umbilicalrand  etwas  rascher  erfolgt.  Auf  den  Flanken 
werden  7  Loben  gezählt  inkl.  Externlobus. 

Infolge  einer  leichten  Deformation  sind  die  Umgänge  meines 
abgebildeten  Exemplares  gegenüber  der  zentralen  Umbilicalachse 
etwas  verschoben. 

Vorkommen  des  Proarcestes  Irenae  Renz:  In  den  roten 
Bulogkalken  von  Hagia  Irene  auf  der  Insel  Hydra.  Anzahl 
der  Stücke:  1. 


l'roarepstes  Arethusae  Itrnz  (nov.  spec). 

Tai'.  VI,  Fig.  4  und  4a. 

Dieser  abnorm  gestaltete  Proarcestenkern  der  Wengener- 
kalke  des  Asklepieions  gehört  zu  den  im  Wachstum  aberranten 
Arcestinen,  deren  Umgänge  sich  nicht  in  regelmässigen  Spiralen 
aufwickeln. 

Der  eine  vorliegende,  vollständig  gekammerte,  stark  globose 
Kern  zeigt  in  seiner  Seitenansicht  eine  elliptische  Gestalt,  die 
auch  besonders  deutlich  im  Umriss  des  mit  steilem  Abfall  tief 
eingesenkten  Nabels  zum  Ausdruck  kommt. 

Die  Schale  schwillt  an  beiden  Enden  der  Umbilicalellipse 
in  der  Verlängerung  ihrer  Hauptachse  allmählich  zu  zwei  präg- 
nanten Höckern  an,  zwischen  denen  sich  an  den  Schmalseiten 
der    Ellipse    zwei    diametrale,    tiefe    Depressionen    im    Umbilical- 


Neue  griechische  Trias-Ammoniten.  2XÎ 

rand  einkerben,  wie  das  die  Vorderansicht  auf  Tuf.  VI,   Fig.  4a. 
deutlich  veranschaulicht. 

Die  beiden  gegenüberliegenden  Eindrücke  der  Nabelkante 
setzen  sieh  jedoch  nicht  als  transversale  Einfurchungen  auf  den 
Flanken  fort. 

Sonsl  i.-t  das  Gehäuse  äusserst  niedermündig.  Von  der 
Medianlinie  fallen  die  Flanken  beiderseits  in  gleichmässiger 
flacher  Rundung  zum  Umbilicalrand  ab. 

Von  Labialwülsten  oder  Steinkernfurchen  ist  an  dem  meist 
mich  mit  Schale  versehenen  Exemplar  nichts  zu  bemerken. 

Die  Schalenoberfläche  ist  gerunzelt,  wobei  die  Richtung 
der  linearen   Runzelstreifen  etwa   radial  verläuft. 

Die  Suturen,  die  dicht  gedrängt  stehen,  konnten  nur  un- 
genügend freigelegt  werden:  die  Lobenform  entspricht,  soweit 
sie  sichtbar  wird,  dem  Normalschema  der  Arcestes-Proarcestes- 
gruppe. 

In  der  Ausbildung  der  Seitenplastik  erinnert  die  neue  Art 
an  die  stark  eingeschnürten  Joanniten  vom  Habitus  des  Joannites 
diffissus  Hauer  (J.  diffissus  1  lauer.  ■/.  Salteri  Mojs.,  •/.  proavus 
Diener),  doch  besitzl  sie,  wie  gesagt,  keine  seitlichen  Kontrak- 
tionen. 

Dem  Joannites  diffissus  formenähnliche  Arcestinen  scheinen 
jedoch  in  der  Trias  des  nordwestlichen  Himalaya  aufzutreten. 
F.  Stoliczka  beschreibt  in  den  Memoirs  of  fche  geological  survey 
of  India  (Calcutta  186Ü).  Bd.  5,  S.  53, Tat'.  5,  Fig.  4  einen  derartigen 
Typ  (leider  sind  nur  die  Loben  abgebildet),  der  in  der  äusseren 
Erscheinung  mit  dem  alpinen  Joannites  diffissus  identisch  sein 
soll,  nur  seien  die  zwei  gegenüberliegenden  Furchen  „indicating 
stages  of  growth,  not  so  strongly  marked  in  most  of  the  spéci- 
mens, but  they  are  seen  dieappearing  towards  the  middle  of 
the  back  in  exactly  the  same  way  as  mentioned  by  Hauer." 

Darnach  wäre  es  möglich,  dass  dem  Proarcestes  Arethusae 
ähnliche  Arcestinen  in  der  indischen  Trias  vorkommen. 

Leider  bleibt  die  Charakteristik  der  griechischen  Art  un- 
vollkommen, da  die  Wohnkammerentwicklung  nicht  bekannt  ist. 

Vorkommen  des  Proarcestes  Aretliusae  Renz:  luden  rolen, 
manganführenden  Wengenerkalken  am  Ostfuss  des  Hügels  Theo- 
kafta   beim   Hieron  von  Epidauros  (Asklepieion). 


234  Cari  Renz. 

Proarcestes  subtridentinus  Mojs.   var.   Artemisiae   Renz  (nov.   var.). 
Taf.  VII,  Fig.  3  und  3a. 

Die  auf  Tai.  VII,  Fig.  3,  3a  dargestellte,  relativ  schlanke,  voll- 
ständig gekammerte  Proarcestenform  entspricht  in  ihrer  Ge- 
stalt einei  von  A.  Tommasi  als  var.  carnica  abgebildeten  Varietät 
des  Proarcestes  esinensis  Mojs.  (A.  Tommasi:  La  fauna  dei  cal- 
cari  rossi  e  grigi  del  Monte  Clapsavon  nella  Carnia  occidentale. 
Palaeontographia  italica  Bd.  5,  Taf.  5,  Fig.  3,  3a.).  Auf  der  von 
der  Schale  befreiten  Rückseite  besitzt  mein  Original  zwei  Stein- 
kernfurchen, im  Verlauf  und  der  Anordnung  analog  dem  kar- 
nischen  Vergleichsstück,  aber  auch  einem  von  E.  Mojsisovics 
gezeichneten  inneren  Kern  des  Proarcestes  subtridentinus  (E.  Mojsi- 
sovics, Cephalopoden  der  mediterranen  Triasprovinz,  Taf.  44, 
Fig.  3).  Die  Kerne  des  Proarcestes  subtridentinus  sind  aber  wesent- 
lich breitwüchsiger. 

Auch  die  von  Mojsisovics  (Ebenda  Taf.  43,  Fig.  1)  abgebildete 
schlankere  Abart  erscheint  weit  hochmündiger. 

Anderseits  stimmt  die  abgebildete  Schalenansicht  meines 
griechischen  Exemplaires  sowohl  in  der  Ausbildung  der  gleich- 
laufenden feinen  Anwachsstreifen,  wie  in  dem  plastischen  Hervor- 
treten der  externen  Wülste  wiederum  mit  Proarcestes  subtriden- 
tinus überein  (im  Lichtbild  zu  schwach  heraustretend). 

Infolge  seiner  schmäleren  Form  und  des  frühzeitigen  Auftretens 
der  Externwülste  wurde  das  hellenische  Original  als  Varietät 
—   var.    Artemisiae   Renz  von    Proarcestes   subtridentinus   ab- 

getrennt. Die  Loben  stimmen,  soweit  sie  auf  der  Rückseite 
kenntlich  werden,  mit  dem  Normaltypus  überein. 

Als  ähnlich  kämen  noch  die  jüngeren  Arcestes  Moeschi  Mojs. 
und  A.  Mojsisovicsi  Hauer  in  Betracht.  Die  Externwülste  er- 
scheinen bei  diesen  Arten  jedoch,  ebenso  wie  bei  Proarcestes 
subtridentinus,  nur  auf  dem  Konvexteil  der  Wohnkammer;  sie 
sind  noch  mehr  erhaben  und  stehen  namentlich  bei  der  ersteren 
Spezies  auch  enger. 

Vorkommen  des  Proarcestes  subtridentinus  Mojs.  rar.  Arte- 
misiae Renz:  In  den  roten,  manganführenden  Wengenerkalken 
(Lager  mit  Protrachyceras  Archelaus)  am  Ostfuss  des  Hügels 
Theokafta  beim  Hieron  von  Epidauros  (Asklepieion). 


Neue  griechische  Trias-Ammoniten.  :?.'!."> 

Arcestes  Suess. 
Arcestes  spec.  im!. 

Tat.   VI.    Fig.   6   und    lia. 

Aus  den  Kalken  mit  Lobites  ellipticus  von  Hagios  Andreas 
und  beim  Asklepieion  liegen  mir  einige  weitgenabelte  Arcestinen- 
kerne  von  ziemlicher  Grosse  vor,  von  denen  ich  hier  ein  Stück 
abbilde,  da  derartige  Typen  bisher  aus  der  griechischen  Trias 
noch  unbekannt  waren. 

Die  Artdiagnose  von  inneren  Arcestenwindungen  ist  in  An- 
betracht der  aussehlaggehenden  Rolle,  die  die  Entwicklung  der 
vollständigen  Wohnkammer  für  den  Art-  und  Gattungsbegriff 
spielt,  immer  eine  heikle  Sache.  Es  sei  hier  auf  eine  diesbezüg- 
liche ausführliche  Betrachtung  von  C.  Diener  verwiesen.1) 

Dazu  kommt,  dass  die  Bestimmung  der  drei,  mir  von  den 
I 'eiden  Fundorten  der  Argolis  vorliegenden  Stücke  auch  durch 
ihre  Erhaltung  wesentlich  erschwert  wird.  Sie  haben  nämlich, 
obwohl  aus  dem  Gesteinsinneren  herausgearbeitet,  sämtlich 
eine  stark  zerfressene  Oberfläche,  die  von  der  sonstigen  aus- 
gezeichneten Überlief  erung  der  argolischen  Cephalopoden  absticht. 

Unter  den  im  Alter  konvenierenden  Arcestentypen  kommt 
zum  Vergleich  zunächst  ein  vi  m  Arthaber  aus  der  anatolischen 
Trias  als  Arcestes  cfr.  Richihoféni  Mojs.  dargestellter  Steinkern 
in  Betracht  (Beiträge  zur  Paläontol.  u.  Geol.  österr-. Ungarns 
u.  d.  Orients  1914.  Bd.  37.  Taf.  17.  Fig.  IIa  u.  b).  Arthaber 
weist  bereits  darauf  hin,  dass  sein  bithynisches  Stück  erheblich 
weitnabeliger  sei,  als  der  Hallstätter  Typus  des  Arcestes  Richt- 
hofeni.  Dabei  schwankt  die  Nabelweite  auch  unter  meinen  drei 
griechischen  Kernen  selbst;  der  breiteste  und  involuteste  unter- 
scheidet sich  nicht  mehr  viel  von  dem  Arthaber'schen  Exem- 
plar; der  evoluteste  ist  das  auf  Taf.  6,  Fig.  6  und  6a  abge- 
bildete Original,  dem  gegenüber  das  anatolische  Vergleichs- 
stück schon  wesentlich  gedrungener  und  engnabeliger  erscheint. 
Doch  stimmt  auch  der  Verlauf  der  schwachen  Varices,  vi  m 
denen  bei  meinem  Original  noch  eine  kenntlich  wird,  überein. 
Das  Original  ist  übrigens  das  einzige  unter  meinen  griechischen 
Stücken,  hei  dem  sich  noch  eine  schwache  Steinkernfurche  wahr- 
nehmen lässt.  In  den  Triasbildungen  der  Dobrudscha  treten 
nach  der  Bearbeitung  von  J.   Simionescu  gleichfalls  als  Arcestes 

')  Carl  Diener,  Neue  Ammonoidea  leiostraca  aus  den  Hallstätter  Kalken 
des  Salzkammergutes.  Denkschr.  Akad.  \\ Iss.  Wien  (math.-nat.  Kl.).  1919. 
(id.  97.    S.  2-5. 


236  Carl  Renz. 

cfr.  Richihofeni  abgebildete  Arcesten  auf  (Fauna  ammonitolor 
triasici  delà  Hagighiol,  S.  42.  Taf.  9,  Fig.  10a  u.  b).  die  der  gleich- 
bezeichneten anatolischen  Form  Arthabers  nahestehen.  Eine 
weitere  Art  der  Dobrudscha,  Arrestes  (Anisarcestes)  Mrazeci 
Simionescu,  wird  im  mittleren  Wachstumsstadium  meinen  Stückin 
in  der  Einrollung  recht  ähnlich,  bleibt  aber  flacher  (loc.  cit. 
Taf.  9,  Fig.  7  und  Textfig.  32;  vergl.  ferner  Taf.  4,  Fig.  6;  Taf.  7 
Fig.  2,  Textfig.  31.  S.  41). 

Unter  den  jüngeren  Arcestinen  kennt  man  ebenfalls  gleich- 
geformte innere  Gehäuse. 

So  passt  z.  B.  das  auf  Taf.  VI.  Fig.  6  und  6a  wiedergegebene 
griechische  Original  in  seiner  Gestalt  zu  einem  von  E.  Mojsi- 
sovics  dargestellten  Kern  des  Arcestes  oligosarcus  Mojs.  (Das 
Gebirge  umHallstatt.  Tat  44,  Fig.  1.).  Da  wir  bei  den  griechischen 
Steinkernen  die  Ausbildungsart  der  Wohnkammern  nicht  kennen, 
bleibt  dieser  letztere  Vergleich,  abgesehen  von  dem  Altersunter- 
schied, problematisch. 

Während  der  bithynische  Arcestes  cfr.  Richihofeni  sehr  tief 
und  fein  gegliederte  Loben  vom  regulären  Modus  der  Arcestes- 
Proarcesfesgruppe  aufweist,  wirkt  die  Suturführung  der  griechi- 
schen Exemplare  einfacher.  Exklusive  Externlobus  stehen  auf 
dem  halben  Umgang  der  griechischen  Stücke  vier  Loben,  zu 
denen  am  Nabelabfall  noch  ein  fünfter  hinzutritt. 

Die  Lobatur  ähnelt  stark  den  Suturen  des  oben  zitierten 
rumänischen  Arcestes  (Anisarcestes)  Mrazeci  Simionescu  und 
nähert  sich  in  ihrem  einfachen  Bau  schon  sehr  der  Lobenentwick- 
lung  des  Arcestes  (Sphingites)   Meyeri  Mojs. 

Ein  weiterer  evoluter  Arcestes  meiner  Sammlung  aus  den 
Aono'idesschichten  des  Asklepieions  ist  Arcestes  evolutus  Mojs., 
den  ich  schon  früher  in  der  Palaeontographica  Bd.  58,  S.  69, 
Taf.  VI,  Fig.  7  abgebildet  hatte. 

Vorkommen:  In  den  roten,  unterkarnischen  Kalken  am 
Ostfuss  des  Hügels  Theokafta  beim  Hieron  von  Epidauros  (Askle- 
pieion),  sowie  in  den  Kieselkalken  mit  Lobites  eUipticus  bei  Hagios 
Andreas. 

Joannites  Mojsisovics. 

Joamiites  Klipsteini  Mojs.  var.  graeca  Renz. 

Tai.  VI,   Fig.  5  und  5a. 

1910.  Joannites  Klipsteini  Mojs.  var.  graeca  Renz.  Die  mesozoischen  Faunen 
Griechenlands.  I.  Teil.  "Die  triadischen  Faunen  der  Argolis.  Pa- 
laeontographica Bd.  58.  S.  88.  Taf.  6,  Fig.  6. 


Neue  griechische  Trias-Ammoniten.  J:!7 

Das  auf  Taf.  VI,  Fig.  -~>.  5a  abgebildete,  durchaus  gekammerte 
Innenwindungsexemplar  besitzl  die  äussere  Gestall  des  Joannites 
Klipsteini  Mojs.  Anstatt  der  Maximalzahl  der  sechs,  bisher  bei 
J.  Klipsteini  beobachteten  Varices,  besitzl  es  jedoch  trotz  seiner 
geringen  Grösse  bereits  7  schmale  und  wenig  eingetiefte  Steiri- 
kernfurchen,  die  in  regelmässigen  Abständen  mit  leichter  kon- 
kaver Biegung  nach  vorwärts  schwingen.  Die  Varices  fliessen 
auf  dein  Rücken  ebenso  flach  unter  geringer  Verbreiterung  zu- 
sammen und  stimmen  in  ihrem  Verlauf  vollkommen  mit  der 
Furchenanlage  der  nir.  graeca  des  •/.  Klipsteini  überein.  Von 
letzterer  Varietät  lau'  bisher  ein  in  der  üben  zitierten  Abhand- 
lung dargestelltes  Wohnkammerexemplar  mit  8  oder  wahrschein- 
lich '■'  Furchen  vor.  Auf  der  Wohnkammer  wird  die  Breite  der 
von  den  Furchen  abgeteilten  Segmentfelder  etwas  variabel. 

Trotzdem  sieht  man  wohl  kaum  fehl,  da-  hier  (Taf.  VI,  Fig.  5, 
5a)  wiederuegebene  Exemplar  als  Kern  der  var.  graeca  des  Joan- 
nites Klipsteini  zu  betrachten. 

Die  Suturen  stimmen  mit  der  üblichen  Ausbildung  der 
Loben  des  J.  Klipsteini  überein.  Man  zählt  ohne  Externlobus 
8  Suturelemente  auf  der  Seitenfläche. 

Ausserlich  betrachtet,  bietet  die  Varietät  ein  ausgezeichnetes 
Konvergenzbeispiel  zu  dem  obeiiiassischen  Phylloceras  Nilssoni 
Hebert  bezw.  zu  dessen  furehenreicheren  Abarten. 

Vorkommen  des  Joannites  Klipsteini  Mojs.  var.  graeca 
Renz:  In  den  Kieselkalken  mit  Lobites  ellipticus  bei  Hagios  Andreas. 

Joannites  Helenae  Renz  (nov.  spec). 

Taf.  VII.    Fi;,'.  1    und    la. 

Die  in  einem  Vertreter  vorliegende  neue  Art  geht  mit  der 
Yarices-IIöchstzahl  noch  über  die  rar.  graera  Renz  des  Joannites 
Klipsteini  hinaus  (vergl.  Carl  Renz:  Die  mesozoischen  Faunen 
Griechenlands,  I.  Teil.  Die  triadischen  Faunen  der  Argolis. 
Palaeontographica,  Bd.  58,  S.  88,  Taf.  6,  Fig.  <>  und  fliese 
Abhandlung,  Taf.  VI,  Fig.  5,  5a). 

Ebenso  wie  bei  dem  in  der  Palaeontographica  dargestellten 
i  >riginal  der  var.  graeca  des  J.  Klipsteini  bleibt  der  letzte  Um- 
gang des  auf  Taf.  VII,  Fig.  1  und  la  wiedergegebenen  Steinkern- 
exemplares  fast  ausschliesslich  der  Wohnkammer  vorbehalten. 
Am  hinteren  Ende  der  letzten  Windung  werden  noch  2  Suturen- 
reihen   bemerkbar. 

Die  Suturen  entsprechen  in  ihrem  allgemeinen  Bau  und 
vor^ebogenen  Verlauf  der  Lobatur  des  Joannites  Klipsteini 
Mojs.  s.  str.    Die  suturelle  Einzelgliederung  ist    nichl    soweit    sror- 


238  Carl  Renz. 

geschritten,  wie  bei  der  Lobenzeichnung  des  J.  Joannis  Austriae 
und  J.  cymbiformis  von  Mojsisovics  (Das  Gebirge  um  Hallstatt, 
Taf.  56,  Fig.  4  u.  5);  ausserdem  erreicht  der  Siphonalhöcker 
kaum  die  Höhe  der  Cymbiformis-LiobeduT.  Vor  der  Wohnkammer 
werden  9  Suturglieder  gezählt  inklusive  Externlobus. 

Auf  dem  letzten  Umgang  des  Joannites  Helenae  befinden  sich 
12,  nur  in  der  Externregion  entwickelte,  nach  vorwärts  ge- 
schwungene Steinkernfurchen  als  Abdrücke  von  nach  unten 
verkürzten  inneren  Schalenwülsten.  Die  zentral  verkümmerten, 
schmalen  Varices  verbreitern  sich  bei  ihrem  konvexen  Verlauf 
über  den  Rücken  meist  etwas  unter  Verflachung  nach  rück- 
wärts und  verlieren  sich  auslaufend  nach  dem  Nabel  zu;  sie 
reichen  auf  dem  grösseren,  äusseren  Teil  der  Wohnkammer 
nicht  einmal  bis  zur  Flankenmitte.  Die  Umbilicalzone  bleibt  in 
weitem  Umfang  glatt. 

Nach  der  vorhergehenden  Windung  zu  werden  die  Varices- 
stummel  länger.  Die  letzte,  den  Rücken  vor  dem  Wohnkammer- 
boden  überspannende  Furche  läuft  schon  näher  gegen  den  Um- 
bilicalrand  bin  aus  und  geht  hier  auf  halber  Seitenhöhe  infolge 
der  konvexen  Biegung  der  Suturen  auf  den  gekammerten  Teil 
über. 

In  Anbetracht  dieser  am  Anfang  der  Schlusswindung  ver- 
längerten Entwicklung  der  Steinkernfurchen  erscheint  es  nicht 
ausgeschlossen,  dass  die  Furchen  auf  den  Innenumgängen  bis 
zur  Urnbilicalkante  durchziehen.  Auf  der  Wohnkammer  halten 
die  nur  auf  die  Externregion  beschränkten,  rudimentären,  inneren 
Schalenverdickungen  ziemlich  unregelmässige  Abstände  unter- 
einander ein.  In  ähnlicher  Weise  sind  auch  die  von  den  Furchen 
abgeteilten  Segmentfelder  auf  der  Wohnkammer  der  var.  graeca 
des  Joannites  Klipsteini  Mojs.  veränderlich. 

Die  neue  Art  ist  ferner  engnabeliger,  als  die  verglichene 
Varietät  und  auch  Joannites  Klipsteini  selbst.  Mit  dem  typischen 
J.  Klipsteini  Mojs.  hat  sie  sonst  die  flache  Form  gemeinsam. 

Abgesehen  von  den  Relikten  der  inneren  Schalenleisten 
erinnert  Joannites  Helenae  hinsichtlich  seiner  dickscheiben- 
förmigen äusseren  Gestalt  mit  dem  ziemlich  kantig  abgesetzten, 
stumpf  gerundeten  Externteil  und  seinem  engen  Nabel  auch 
an  Romanites  Simionescui  Kittl.  Leider  ist  auf  dem  äusseren 
Umgang  keine  Spur  von  Schale  mehr  vorhanden.  Die'  Schale 
der  inneren  Windungen  konnte  aber  ohne  Gefährdung  des  Uni- 
kums nicht  blossgelegt  werden,  so  dass  mir  über  die  Beschaffen- 
heit der  Schalenoberfläche  nichts  bekannt  ist. 


Nene  griechische  Trias-Ammoniten.  239 

Unter  ähnlichen  alteren  Arten  wäre  aoch  auf  •/.  bathyolcus 
Boeckh  aus  der  Zone  des  Trachyceras  Reitzi  zu  verweisen,  der 
ebenfalls  eine  schlanke  Statur  und  zahlreiche  Einschnürungen 
besitzt.  Die  hier  auf  der  Wohnkammer  bis  zum  Umbilicalrand 
durchlaufenden  8  Steinkernfurchen  erreichen  jedoch,  abgesehen 
yen  ihrer  grösseren  Tiefe  und  Breite,  keinesfalls  die  bei  Joannites 
Helenae  festgestellte  Furchen-Maximalzahl. 

Vorkommen  des  Joannites  Helenae  Renz:  In  den  unter- 
karnischen.  kieselhaltigen  Kalken  mit  habites  ellipticus  vonHagios 
Andreas  in  der  Argolis. 

Joannites  Klipsteini  Mojs.  var.  aegacica  Renz  (nov.  var.). 
Taf.  VIII,  Fig.  1,   la. 

Diese  Varietät  besitzt  die  schlanke  Form  des  Typus,  wird 
jedoch  bei  flachem  Abfall  der  Flanken  in  der  Umbilicalregion 
dicker  und  erscheint  dadurch  im  Querschnitt  mehr  spindelförmig. 
Die  fünf,  mit  leicht  konkaver  Biegung  nach  vorwärts  geschwun- 
genen Steinkernfurchen  sind  auf  dem  Taf.  VIII,  Fig.  1,  la  ab- 
gebildeten Umgang,  der  bis  kurz  vor  seinem  vorderen  Abbruch 
gekümmert  ist,  wie  auch  bei  gleiehgeformten,  grösseren,  geküm- 
merten Exemplaren  meiner  Sammlung  in  ungleichen  Abständen 
verteilt.  Vier  Furchen  stehen  sich  annähernd  diametral  gegen- 
iiber,  und  zwar  je  zwei  korrespondierende  Furchen  in  leichter 
S-Krümmung.  Die  fünfte  halbiert  etwa  das  vorderste  Segment- 
feld, individuell  unter  mehr  oder  minderer  Annäherung  an  die 
Schlussfurche. 

Unter  Beibehaltung  des  im  letzten  Quadranten  eingetretenen 
Abstandsverhältnisses  der  Furchen  wird  der  folgende  der  Wohn- 
kammer angehörende  Fmgang  durch  fünf  oder  sechs  zu  dreien 
korrespondierende  Furchen  geteilt  werden.  Eine  solche  Furchen- 
anlage findet  sich  bei  gleichgestalteten  Wohnkammerindividuen 
meiner  Sammlung.  Bei  den  Wohnkammerexemplaren  erscheint 
die  Nabelweite  etwas  verengert. 

Die  Umbilicalöffnung  ist  mit  einer  mehr  kantig  abgesetzten 
Nabelwand  eng  wie  bei  J.  Klipsteini  und  die  Lobatur  mit  acht 
Suturelementen  inkl.  Externlobus  in  ihrer  Struktur  der  des  Typus 
entsprechend.  Der  neunte  Lobus  wird  durch  den  Umbilicalrand 
halbiert. 

Die  var.  aegaeica  steht  etwa  im  gleichen  Formenverhältnis 
zu  •/.    Klipstei/ni,   wie  die   rar.  gothica   Renz  zu  ./.  cymbiformis. 

Eine  wciteie  Zunahme  des  Dickenwachstums  führt  zu  <  le- 
häusen    von   der  äusseren    Gestalt    des   ./.    Klipsteini   Mojs.    var. 


24(1  Carl  Renz. 

orientalis  Renz.  Die  rar.  orientalis  wurde  seinerzeit  von  mir 
aufgestellt,  da  bei  den  sonst  gleichförmigen  Joannitenarten, 
•/.  Alimanestianoi  Kitt!  und  J.  Deschmanni  Mojs.  (incertae  sedis), 
die  Anzahl  der  Suturelemente  und  die  Furchenanlage  noch  un- 
genügend bekannt  sind.  Nachdem  jetzt  auf  Grund  von  neuerem 
Material  auch  weitere  Joannitentvpen  der  Dobrudscha,  wie 
J.  Kossmati  Diener  (=  J.  Stefanescui  Kittl).  in  der  Argolis  ver- 
treten sind,  darf  wohl  angenommen  werden,  dass  J.  Alimanestianoi 
Kittl  ebenfalls  in  der  griechischen  Trias  wiederkehrt.  Vermut- 
lich gehören  J.  Alimanestianoi  Kittl,  J.  Deschmanni  Mojs.  und 
meine  rar.  orientalis  des  J.  Klipsteini  ein  und  derselben  Art  an 
oder  sind  nur  durch  Varietätenunterschiede  gekennzeichnet. 
Die  Entscheidung  hierüber  kann  alier  nur  an  Hand  von  weiterem, 
besserem  Material  aus  den  alpinen  und  rumänischen  Fundgegenden 
getroffen  werden. 

In  der  Gestalt  zeigt  die  var.  aegaeica  Renz  auch  einige  Ähn- 
lichkeit mit  Joannites  styriacus  Mojs.,  der  durch  seine  in  sehr 
ungleichen  Abständen  angeordneten,  vier  Steinkernfurchen  auf 
der  Schlusswindung  auffällt.  Eine  im  Prinzip  gleichartige  Furchen- 
kombination weist  wiederum  der  sonst  im  ganzen  wesentlich 
breitwüchsigere  Joannites  deranicus  Arthaber  aus  der  bithynischen 
Trias  auf. 

Vorkommen  des  Joannites  Klipsteini  Mojs.  rar.  aegaeica 
Renz:  In  den  Kieselkalken  mit  Lobites  ellipticus  bei  Hagios 
Andreas,  sowie  in  den  unterkarnischen  Äquivalenten  der  roten 
Cephalopodenkalke  am  (  »stfuss  des  Hügels  Theokafta  beim  Hieron 
von  Epidauros  (Asklepieion). 


•Joannites  Kossmati  Diener. 

Tat.  VII,  Fig.  4,  4a,  6,  6a  und  7. 

1908.  Joannites  Kossmati  Diener.  Ladinic,  carnio  and  noric  faunae  of 
Spiti.  Palaeontol.  Indira,  ser.  XV.  Himal.  Foss.  Vol.  V.  Pt.  3.  S.  40. 
Tai.  V,  Fig.  7. 

1908.  Joannites  Stefanescui  E.  Kittl.  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Trias- 
bildungen der  nordöstlichen  Dobrudscha.  Denkschr.  Akad.  Wiss. 
Wien.  Bd.  81.   S.  504.  Tat.  3,  Fig.  3. 

1909.  Joannites  Kossmati  Diener.  The  Fauna  of  the  Traumatocrinus  Limes- 
tone of  Painkhanda.  Mein,  of  the  Geolog,  survev  of  India.  Palaeont. 
Indica.    Séries  XV.  Vol.  VI.    Mem.  No.  2.  S.  9.  '  Taf.  II,  Fig.  3. 

1910.  Joannites  Joannis  Austriae  Klipst.  var.  hellenica  Renz.  Die  meso- 
zoischen Faunen  Griechenlands.  I.  Teil.  Die  triadischen  Faunen  der 
Argolis.    Palaeontographica  Bd.  58.    S.  85.  Taf.  7,  Fig.  2  und  2a. 


Neue  griechische  Trias-Ammoniten.  241 

1910.   Joannites  Joannis  Austriae  Klipst.  var.  hellenica  Renz.  Stratigraphische 

Untersuchungen     im     griechischen     Mesozoikum     und     Pal; ikum. 

Jahrb.  ö  ■ I.   R     \.   Bd.  60.  Heft  3.  Taf.  22,  Fig.  6  und  6a 

1913.  Joannites    Stefanescui    J.    Simionescu.     Studii    geologice   si   paleonto- 

logice  «Im  Dobrogea.  VI.  Fauna  ammonitolor   triasici    delà   Hagighiol. 

Akademia    Romanä  (Publ.  fundul.  Yasile  Adamachi).     Bukarest    L913. 

No.  34.  S.  H  una  89.  Taf   I.  Fig.   t:  Taf.  7.  Fig.  I  :  Taf.  8,  Fig.  5a,  b; 

Text  fit,-.   :i:i.   :S4,  35. 

Neben  dem  subglobosen  Joannites  cymbiformis  Wall',  und 
seiner  Variationsserie  mit  8 — 9  Suturelementen  auf  der  Seiten- 
fläche erscheinen  in  der  Argolis  auch  gleichalte,  formenähnliche 
Joanniten  mit   nur  sechs   Suturgliedern  (exkl.  Externloben). 

Das  zuersl  beschriebene  und  abgebildete  Original  dieser 
subglobosen  Joannitengruppe  mil  verminderter  Suturenzahl  ist 
Joannites  Kossmati  Diener  aus  den  ladinischen  Bildungen  Indiens 
(Carl  Diener:  Ladinic,  carnic  and  noric  faunae  of  Spiti.  Memoirs 
nt  the  geol.  survev  of  India.  Pakeontologia  indica.  Serie  1">. 
Bd.  5,  Mem.  No.  '.\  [Calcutta  1908],  S.  40,  Taf.  ...  Fig.  7a-  c), 
da-   al-  Typus  der  Art   zu  gelten  hat. 

Später  bildete  ('.  Diener  noch  ein  zweites  Exemplar  aus 
den  Traumatocrinuskalken  Indiens  ab. 

Weitere  gleichgestaltete  Typen  dieser  an  Suturelementen 
ärmeren  Joanniten  wurden  in  den  Cassianer-Aonoidesschichten 
der  Dobrudscha  von  E.  Kittl  und  .1.  Simionescu  nachgewiesen 
und  als  Joannites  Stefanescui  Kittl  beschrieben.  Die  Aufstellung 
de-  Joannites  Stefanescui  Kittl  erfolgte  etwa  gleichzeitig  mit  der 
des  Joannites  Kossmati  Diener,  doch  reicht  das  Original  Kittls 
infolge  seiner  schlechten  Erhaltung  zu  einer  erschöpfenden  Spezies- 
charakterisierung nicht   aus. 

In  meinem  reichhaltigen  Joannitenmaterial  von  Ilagins 
Andreas  (Argolis)  finden  sich  nun  ebenfalls  relativ  häufig  gleich- 
geformte, suhglohose  Joannitengehäuse  mit  nur  sechs  Seiten- 
sätteln, die  dem  Jon  imites  Kossmati  Diener  anzuschliessen  sind. 
Schon  früher  hatte  ich  zwei  derartige  Exemplare  als  Joannites 
Joanni*  Austritte  Klipst.  var.  hellenica  Renz  abgebildet,  die  da- 
mals wegen  der  ici luziert en  Zahl  ihrer  Suturglieder  und  der  un- 
regelmässigen Anordnung  ihrer  Varices  als  Abarten  des  •/.  Joannis 
Austritte  betrachte!   wurden  (vergl.  obige  Synonymenliste). 

Aus  neuem  Material  sollen  hier  uoch  einige  weitere  der- 
artige Typen  mit  verringerter  Lobenzahl  dargestellt   werden. 

Das  auf  Taf.  VII,  Fig.  6  und  6a  abgebildete  Original  von 
Cymbiformiss tatur  is1  etwas  schmalwüchsiger,  als  die  indischen 
Modelle  Diener.-.  Es  tragt  ebenso  wie  die  Originale  Dieners 
neben  dem  Externlobus  sechs  weitere,  gleichgebaute  hohen  bezw. 

16 


242  Cari  Renz. 

Sättel  auf  der  Seitenfläche  und  auf  dem  vollständig  gekaramerten 
Umgang  zwei  Furchen,  die  jedoch  nicht  wie  bei  Juan  inte*  Joannis 
Austritte  Klipst.  diametral  angeordnet  sind,  sondern  in  einem 
stumpfen  Winkelabstand  von  zirka  125°  aneinanderrücken. 

In  der  Anordnung  und  Ausbildung  der  Furchen  entspricht 
daher  dieses  Original  den  Typen  Dieners.  Bei  dem  Exemplar 
von  Spiti  ist  die  vordere  Furche  nur  etwas  verwischt,  während 
bei  jenem  der  Traumatocrinuskalke  beide  Furchen  deutlich 
hervortreten. 

Das  von  J.  Simionescu  auf  Taf.  4,  Fig.  4  (loc.  cit.)  als  Joannites 
Stefanescui  =  J.  Kossmati  reproduzierte  .Stück  scheint  die  gleiche 
Furchenanlage  zu  besitzen. 

Vermutlich  liegt  der  Abbruch  der  äusseren  Windung  bei 
dem  auf  Taf.  VIL  Fig.  6  und  6a  wiedergegebenen  Original  un- 
mittelbar oder  nicht  weit  hinter  der  folgenden  dritten  Furche,- 
so  dass  hier  bereits  eine  Dreiteilung  des  Umganges  nach  Art 
des  Joannites  cymbiformis  zu  erwarten  sein  dürfte.  Solche  drei- 
geteilte Exemplare,  deren  Gehäuseform  und  Suturführung  voll- 
kommen mit  J.  Kossmati  übereinstimmt,  finden  sich  gleich- 
falls in  meiner  Sammlung. 

Wäre  bei  dem  auf  Taf.  VII,  Fig.  6  abgebildeten  Stück  jedoch 
noch  die  vorhergehende  Einschnürung  blossgelegt,  so  würde 
man  wahrscheinlich  ein  Furchenbild  erhalten,  das  der  Darstellung 
auf  Taf.  VU,  Fig.  7  schon  nahekommt.  Das  betreffende  Original 
mit  teilweise  erhaltener  Wohnkammer  ist  etwas  kleiner  und 
macht  seinerseits  in  der  Anordnung  der  vorhandenen  drei  inneren 
Schalenleisten  einen  weiteren  Schritt  nach  dem  früher  von  mir 
als  Joannites  Joannis  Austriae  Klipst.  var.  heUenica  Renz  wieder- 
holt reproduzierten  Typ.  Eine  der  Furchenstellung  dieser  var. 
heUenica  =  J.  Kossmati  entsprechende  Furchenverteilung  zeigt 
ein  von  J.  Simionescu  loc.  cit.  S.  45,  Textfig.  34  abgebildetes 
Exemplar  des  J.  Stefanescui  =  J .  Kossmati. 

Die  beiden  inneren  Varices  stehen  sich  bei  dem  Original 
der  Fig.  7  auf  Taf.  VII,  wie  bei  den  früheren  Originalen  der 
var.  heUenica  Renz,  noch  fast  diametral  gegenüber,  so  dass  man 
bei  einer  minimalen  Verkürzung  der  äusseren  Umgänge  dieser 
Typen  zu  Formen  mit  zwei,  mehr  oder  minder  transversalen 
Furchen  gelangt.  Ein  solches  Stück  mit  nur  zwei  Steinkernrinnen 
zeigen  die  Fig.  4  und  4a  auf  Taf.  VII.  Hinsichtlich  der  Orien- 
tierung der  Varices  sind  diese  letzteren  Typen  als  äusserliche 
Konvergenzformen  mit  den  dickeren  Abarten  des  Joannites 
Joannis  Austriae  leicht  zu  verwechseln  und  ohne  Kenntnis  '1er 
Lobatur  kaum  auseinanderzuhalten. 


Neue  griechische  Trias-Ammoniten.  24:î 

Die  kleineren  griechischen  Stücke  des  •/.  Kossmati  gleichen 
in  der  Gehäusefbrm  dem  indischen  Typus,  sowie  auch  den  rumä- 
nischen Exemplaren. 

Die  ziemlich  breiten  und  tiefen,  leicht  nach  vorn  gewandten, 
in  der  Regel  fast  geraden  und  auf  dem  Externteil  nur  ganz  flach 
konvexen  Varices  stimmen  bei  den  griechischen  Typen  mit  der 
Furchenbildung  bei  •/.  Kossmati  überein.  Bisweilen  macht  sich 
individuell  eine  leicht  konkave  bis  konvexe  Beugung  bemerkbar, 
dir  aber  teilweise  auch  weniger  durch  Krümmung,  als  durch  Ver- 
änderungen in  der  Furchenbreite  zustande  kommt. 

Die  Furchen  unterscheiden  sich  daher  in  ihrem  Verlauf  er- 
heblich   vim    den    stark   gebogenen    Varices    des    J.    cymbiformis. 

Abgesehen  von  den  Wachstumsvariationen  in  der  Windungs- 
breite und  Mündungshöhe  besitzen  alle  diese  hier  dargestellten 
und  zitierten  Originale  ausser  dem  Externlobus  sechs  Sutur- 
elemente  auf  der  Aussenseite.  Diese  zahlenmäßige  Reduktion 
der  Seitensuturelemente  ist  das  unterscheidende  Hauptmerkmal 
gegenüber  allen  bisher  bekannten,  äusserlich  ähnliehen,  alpinen 
Joanniten.1) 

In  den  kieselhaltigen  Kalken  mit  Lobites  ellipticus  bei  Ilagins 
Andrea-  dürfte  daher  neben  der  Gruppe  dr^  typischen  •/.  cymbi- 
formis eine  in  der  äusseren  Gestalt  annähernd  parallele  Wachs- 
tumsreihe mit  verminderten  Lateralsuturelementen  einhergehen, 
bei  der  die  periodische  Wiederkehr  der  in  ihrem  Verlauf  modifi- 
zierten Varices  in  unregelmässigeren  Abständen  erfolgt,  so  dass 
es  sich  bei  dieser  wechselnden  Furchenanlage  um  die  Entwick- 
lungsformen ein  und  derselben  Art  und  nicht  um  Varietäten 
handelt.  Hierbei  treten  auch  Furchenkombinationen  ein,  die 
der  Dreiteilung  der  Ctyrabï/ormïs-Furchung  nahe  kommen  oder 
damit   üliereinstimmen. 

Solche  sonst  gleichsut illicite  und  -gestaltete  Typen  finden 
sich,  wie  oben  bemerkt,  ebenfalls  in  meinem   Material. 

Diese  Stücke  ähneln  einer  von  Arthaber  aus  der  anatulischen 
Trias  als  Joannites  trilabiatus  Mojs.  var.  anatoliea  Arth.  be- 
schriebenen Form  (Trias  von  Bithynien.  Beiträge  zur  Paläontol. 
und  Geol.  Österr.-Ungarns  u.  d.  Orients.  Bd.  27,  S.  165,  Taf.  1"), 
Fig.  8  u.  4.). 

Nach  Arthaber  ist  die  Erhaltung  der  Sutur  seiner  Dar.  ana- 
toliea undeutlich  und  nu  lit  ohne  combinierende  Ergänzung  darstell- 
bar. Nach  der  Lobenzeichnune Arthabera  sind  auf  der  Seitenfläche 


\  Doch   dürfte   sich    die    Kossmatigruppe    bei    näherem    Zusehen   auch 
an    den  alpinen  Lokalitäten  vorfinden. 


244  Carl  Ren/. 

seiner  rar.  anatolica  ohne  Externlobus  anscheinend  sieben  Seiten- 
suturelemente  vorhanden.  Bei  sutureller  Zahlengleichheit  würde  ich 
die  rar.  anatolica  Arth.  gleichfalls  zu  den  Varietäten  des  J.  Koss- 
mati rechnen.  Sie  wird  in  der  Umbilicalregion  etwas  dicker, 
und  zwar  noch  ausgesprochener,  als  das  in  der  Palaeontographica 
Bd.  58,  Taf.  7,  Fig.  2,  2a  von  mir  abgebildete  Original  der  rar. 
hellenica  =  J.  Kossmati. 

Joannites  trilabiatus  Mojs.  aus  den  Reitzischichten  dos  Ba- 
kony  mit  gleichfalls  sechs  Lateralloben  bleibt  wesentlich  schlanker; 
der  Furchenübergang  über  den  Mücken  ist  hier  ganz  intensiv 
vorgebogen. 

Bei  Joannites  tridentinus  Mojs.  aus  den  Wengenerschichten 
wird  der  Furchen  verlauf  ähnlicher,  doch  erreicht  auch  diese 
Art  bei  weitem  nicht  das  Dickenwachstum  der  griechischen  For- 
men. Sie  besitzt  nach  der  Darstellung  eines  Exemplares  aus  dem 
Bakony  von  F.  Frech  sechs  Seitensättel  (Neue  Trias-Cephalo- 
poden  des  Bakony.    Taf.  8,  Fig.  1.). 

Vorkommen  des  Joannites  Kossmati  Diener:  In  den  kiesel- 
haltigen Kalken  mit  Lobites  ellipticus  bei  Hagios  Andreas,  sowie 
in  den  gleichalten,  roten  Kalken  am  Asklepieion.  Es  wurde 
schon  öfters  darauf  hingewiesen,  dass,  in  Anbetracht  einer  Anzahl 
gemeinsamer  Typen  mit  den  Cassianerschichten,  das  cephalo- 
podenführende  Niveau  von  Hagios  Andreas  auch  noch  am  Cassianer- 
horizont  teilnehmen  könnte. 


Romanites  Kittl. 
Romanites  Simioneseui   Kittl. 

Taf.  VII,  Fig.  2  und  2a. 

1907.  Cladiscites  striatulus  P.  Frech  (non  Münster).    Neues  Jahrb.  für  Min. 

etc.   1907.   S.  13.  Taf.  2,  Fig.  la   (non  1  b). 

1908.  Romanites  Simioneseui  E.  Kittl.  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Trias- 
bildungen der  nordöstlichen  Dobrudscha.  Denkschr.  Akad.  Wiss. 
Wien  (math.  nat.  Kl.)  1908.  Bd.  81.  S.  501.  Taf.  2,  Fig.  7  u.  8,  sowie 
Textfigur  7  auf  S.  502. 

1910.  Joannites  (Romanites)  Simioneseui  C.  Renz.  Die  mesozoischen  Faunen 
Griechenlands.  I.  Teil.  Die  triadischen  Faunen  der  Argolis.  Pa- 
laeontographica Bd.  58.   S.  90. 

191 3.  Romanites  Simioneseui  J.  Simionescu.  S'tudii  geologice  si  paleonto- 
logice  diu  Dobrogea  VI.  Fauna  ammonitolor  triasici  delà  Hagighiol. 
Academia  Romanä  No.  34.  S.52  u.  92.  Taf.  7,  Fig.  3,  4,  7.  Textfig. 
46,    17.  4S. 

1914.  Romanites  Simioneseui  Arthaber.  Die  Trias  von  Bithynien  (Anatolien). 
Beiträge  zur  Palaeontologie  und  Geologie  Österreich-Ungarns  und 
des  Orients.    Bd.  27.  S.  169.  Taf.  17    Fig.  9a— c. 


Neue  griechische  Trias-Ammoniten.  l'4."> 

1915.  Romanites  cf.  Simionescui  0.  Wolter.  l>ie  Ammoniten  und  Nauti- 
liden  der  ladinischen  und  anisischen  Trias  von  Timor.  Palaeontologié 
von  Timor.   Stuttgart  1915.   Liefg.  V.  Al.li.  LO.  S.  1  L3.  Tal.  91,  Fig.la,  b. 

In  meiner  in  der  vorstehenden  Synonymenliste  zitierten 
Arbeit  hatte  ich  den  spiralgest reiften,  sieh  atteh  in  seiner  eckigen, 
seitlich  abgeplatteten  Gestalt  an  die  Cladisciten  anschliessenden 
Romanites  mit  Jocmraifes-Lobatur  als  Subgenus  unter  die  Gattung 
Joannites  gestellt,  während  E.  Kittl  Bomanites  als  selbständige 
Gattung  tinter  die  Joannitiden  einreihte. 

Ich  ging  von  der  Voraussetzung  aus,  dass  ebenso  wie  bei 
den  paläozoischen  Arten  und  anderen  Triasammoniten  die  Spiral- 
skulptur der  Schale  nicht  als  ausschlaggebendes  Gattungsmerkmal 
dienen  kann,  sondern  die  Systematik  sieh  vor  allem  auf  die 
Eigenart  der  Lobatur  stützen   muss. 

Seit  Abschluss  meiner  Bearbeitung  in  der  Palaeontographica 
hatte  ich  von  den  beiden  von  mir  entdeckten  triadischen  Cephalo- 
podenvorkommen  der  Argolis  weiteres  Romanitenmaterial  zu- 
sammengebracht. Da  ich  den  Bomanites  Simionescui  Kittl  aus 
der  Argolis  bisher  mir  beschrieben,  aber  mich  nicht  abgebildet 
hatte,  so  sei  jetzt  mit  einem  neu  hinzugekommenen,  hesser 
erhaltenen  Stück  die  Abbildung  nachgeholt. 

Das  auf  Taf.  VII,  Fig.  2  und  2a  dargestellte  Original  ans 
den  Kalken  mit  Lobites  ellipticus  bei  Hagios  Andreas  gleicht 
in  seiner  dick  scheibenförmigen,  engnabeligen  Gestalt,  in  der 
Spiralstreifung  der  teilweise  erhaltenen  Schalenoberfläche  und 
in  seiner  konvexen  Suturführung  den  rumänischen  Exemplaren 
von  E.  Kittl,  sowie  der  von  Arthaber  gegebenen  Abbildung 
eines  Stockes  aus  der  Trias  von  Bithynien,  doch  wirken  sowohl 
die  betreffende  rumänische,  wie  namentlich  die  bithvnische  Form 
eine  Idee  schlanker.  Diese  Wirkung  wird  bei  dem  hellenischen 
i  Iriginal  durch  ein  etwas  stärkeres,  nach  dem  flachgerundeten 
Externteil  jedoch  gleichmässig  ausstrahlendes  Dickenwachstum 
der  Umbilicalregion  bedingt. 

Mein  hier  allgebildeter  griechischer  Romanites  nähert  sich 
daher  in  diesem  Punkt  schon  etwas  einer  von  0.  Weiter  reprodu- 
zierten, aber  noch  wesentlich  niedermündigeren  und  im  ganzen 
dickeren  Abart  aus  der  Trias  von  Timor,  doch  besitze  ich  mich 
ein  kleineres  Stück  von  Hagios  Andreas,  das  dem  Typus  der 
Dobrudscha  nach  den  Abbildungen  von  E.  Kittl,  sowie  den 
kleinen  Individuen  von  J.  Simionescu  vollkommen  entspricht. 
Das   gleiche   gilt    für  ein   grösseres    Exemplar   vom   Asklepieion. 

E.  Kittl  erwähnt,  dass  auch  in  der  Dobrudscha  ueben  den 
typischen   Exemplaren  im  ganzen  oder  nur  in   der   Nabelregion 


246  Carl  Renz. 

dickere  Spielarten  vorkommen.  Tatsächlich  finden  sich  in  dem 
späteren  rumänischen  Abbildungsmaterial  von  J.  Simionescu 
(loc.  cit.)  Formen,  denen  mein  hier  auf  Taf.  VII,  Fig.  2  und  2a 
illustriertes  Stück  der  Argolis  angeschlossen  werden  kann. 

Die  Lobatur  meines  Originales  hat  an  der  von  Natur  frei- 
liegenden Stelle  leider  durch  Korrosion  schon  etwas  gelitten; 
doch  wollte  ich  durch  weiteres  Absprengen  der  Schalenschicht 
die  Spiralskulptur  der  Schalenoberfläche  nicht  verlieren,  zumal 
die  Diagnose  meines  Stückes  als  Romanites  Simionescui  Kittl 
auch  hinsichtlich  der  Lobenentwicklung  zu  keinem  Zweilei  An- 
lass  gibt. 

In  der  bogenförmigen  Schwingung  ihrer  Suturen  gegenüber 
deren  in  der  Regel  geradlinigem  Verlauf  bei  den  Cladisciten  und 
in  der  Anzahl  der  Suturglieder  stimmen  meine  griechischen 
Exemplare  mit  dem  rumänischen  Typus  von  Kittl  überein.  Die 
Zahl  der  Hilfselemente  schwankt  nach  den  bisherigen  Abbildungen. 
So  zeichnet  sich  der  bithynische  Romanites  Arthabers  durch 
eine  Überzahl  von  Auxiliaren  aus,  so  dass  sich  auch  bei  den 
Romaniten,  wie  bei  den  Joanniten  ( J.  cymbiformis  -  -  J.  Koss- 
mati),  zwei  äusserlich  gleichartige  Gruppen  mit  verschiedener 
Suturenzahl  auseinanderhalten  lassen  dürften.  Bevor  man  zu 
einer  nomenklatorischen  Abtrennung  schreitet,  erscheint  es  jedoch 
wünschenswert,  ein  grösseres  Material  zu  überblicken. 

In  der  Argolis  gehört  der  in  der  Dobrudscha  und  auch  in 
Bithynien  häufiger  vorkommende  Romanites  zu  den  Seltenheiten 
und  findet  sich  hier  im  Verein  mit  der  Fauna  des  Lobites  ellipticus 
in  den  grauen,  kieselhaltigen  Kalken  von  Hagios  Andreas.  Ausser- 
dem wurde  die  Art  in  den  roten,  manganführenden  Kalken  beim 
Hieron  von  Epidauros  (Asklepieion)  nachgewiesen  (Ostfuss  des 
Theokafta). 

Das  letztere  Exemplar  vom  Asklepieion  stammt  aus  einem 
losen  Block.  Da  die  roten,  manganhaltigen  Cephalopodenkalke 
hier  lückenlos  von  den  Trinodosus-  bis  zu  den  Aonoidesschichten 
durchlaufen,  wäre  es  immerhin  möglich,  dass  Romanites  Simionescu  i 
im  Hinblick  auf  seine  Faunengemeinschaft  in  der  Dobrudscha 
und  in  Bithynien  auch  in  der  Argolis  erstmals  in  ladinischen 
Schichten  auftritt  und  hier  noch  in  das  karnische  Niveau  hinein- 
reicht. Auch  die  durch  Lobites  ellipticus  gekennzeichnete,  nicht 
durchgängige  Fauna  von  Hagios  Andreas  enthält  mehrere  Arten, 
die  den  Cassianer-  und  hämischen  Schichten  gemeinsam  sind, 
so  dass  bei  den  dortigen  cephalopodenführenden  Einlagerungen 
immerhin  z.  T.  auch  noch  Cassianer- Altersäquivalente  inbegriffen 
sein  könnten,  wie  ich  schon  mehrmals  betont  habe. 


Neu*    j'i'    bische  Trias-Ammoniten.  247 

Bemerkens  weit  ist  jedenfalls  auch  das  Auftreten  der  Roma- 
niten  im  Muschelkalk  von  Timor  (Schichten  mit  Sturia  mongolica). 

Bei  einer  kritischen  Nachprüfung  des  alpinen  bezw.  kar- 
pathischen  Cladiscitenmaterials  dürften  die  Romaniten  vermut- 
lich auch  in  den  Alpen  und  der  Bukowina  nichl  fehlen,  wenn 
auch  zu  beachten  bleibt,  dass  Romanites  anscheinend  in  dem 
griechischen  Abbild  der  Hallstätter-Faunen  bereits  nur  sein 
sporadisch  vorkommt . 

Monophyllites  Mojsisovics. 
Monophyllites  argolieus  Renz  einend.   Renz. 

L909.   Monophyllites    wengensis    Klipst.    var.    argolica    Ren/.     Ht  iules    strate 

graphiques  el  paléontologiques  sur  le  Lias  et  le  Trias  en  Grèce.    Bull. 

soc.  géol.  de  France.    Série    1.   (1909).     Bd.  9.   s.  269,  Tal'.  10.  Fig.    L. 
1910.  Monophyllites  wengensis  Klipst.  var.  argolica  Renz.    Die  mesozoischen 

Faunen  Griechenlands.   I.  Die  triadischen  Faunen  der  Argolis.   Palaeon- 

tographica   Bd.  58.    S.  44.  Tat'.  3,  Fig.  3— 3b. 
1910.   Monophyllites  wengensis   Klipst.  var.  argolica   Ren/.    Stratigraphische 

Untersuchungen     im     griechischen     Mesozoikum     und     Palaeozoikum. 

Jahrb.  der  österr.  geol.   R.  A.  Bd.  60.   S.  529. 
,11110.   Monophyllites    wengensis    Klipst.    var.    argolica    O.    Weiter.     Die    Am- 

moniten    und    Nautiliden     der   ladinischen    und   anisischen    Trias    von 

Timor.     Palaeontologie    von   Timor.    Lieferg.  V.   Abhandl.   X.   S.   97. 

Taf.  86,  Fig.  la,  b;  Textfig.  6. 

Monophyllites  argolieus  Renz,  den  ich  anfangs  als  rar.  argolica 
Renz  '\>-  Monophyllites  wengensis  Klipst.  bezeichnet  hatte,  liegl 
in  einem  weiteren,  jedoch  im  Verhältnis  zum  ersten  <  »riginal, 
kleineren  Exemplar  vor.  Dieser  Monophyllitentyp  wurde 
inzwischen  auch  in  fier  ladinischen  Trias  von  Timor  gefunden. 
Da  er  mit  seinen  konstanten  Artmerkmalen,  wie  seinen  zahl- 
reichen, als  kräftig  ausgeprägte  Querfalten  auch  auf  den  Aussen- 
wirkungen hervortretenden  Anwachsrippen  eine  weltweite  Ver- 
breitung erlangt,  erseheint  die  Umwandlung  der  Varietät  in  eine 
selbständige  Art  gerechtfertigt. 

Vorkommen  des  Monophyllites  argolieus  Renz:  In  den 
i'.tcn,  manganhaltigen  Wengenerkalken  (Lauer  mit  Protrai-hiiirmn 
.li-i-helaus)  am  Ostfuss  des  Hügels  Theokafta  beim  Hieron  von 
E] ddaüros  (Asklepieion). 

Proteïtes  Hauer  (Proteusites). 
Proteïtes  Thaleiac  Renz  (nov.  spec). 

Taf.   VIII,   Fig.  4  und   4a. 

Das   eine    vorliegende    Stück   aus   den    hydrio tischen    Bulog- 

kalken  i-t   vollständig  gekammert.     Die  Scheidewände  der  Kam- 


248  Carl  Benz. 

mern  halten  einen  weiten  Abstand  voneinander.  Die  Loben- 
zeichnung  ist  ceratitenartig  mit  ganzrandigen  Sätteln  und  am 
Grunde  feingezähnten  Loben.  Die  Nabelkante  trifft  auf  den 
vierten  Sattel.  Der  in  der  Medianlinie  durch  einen  mittelhohen 
Siphona.lhücker  gespaltene  Externlobus  wird  etwa  gleich  tief, 
wie  der  erste  Seitenlobus.  In  ihrem  Zähnungsmodus  gleicht 
die  Lobenbasis  der  des  ProteUes  robustus  Hauer  und  ProteUes 
retrorsopliratus  Hauer,  die  Höhe  der  an  sieb  schmäleren  Sattel- 
blätter stuft  sich  aber  gleichmässiger  ab;  eine  die  Scheitel  der 
Sättel  berührende  Verbindungslinie  würde  mit  dem  Windungs- 
radius zusammenfallen.  Eine  derartige  gleichmässige  Höhen- 
abstufung  der  Suturelemente  kehrt  auch  bei  der  Lobenlinic  des 
ProteUes  Kellneri  Hauer  wieder,  doch  ist  hier  anderseits  die 
Lobenzähnung  etwas  stärker  entwickelt. 

In  der  Gestalt  des  Gehäuses  gleicht  das  griechische  Stück, 
abgesehen  von  einer  etwas  grösseren  Involubilität  und  geringerer 
Windungshöhe,  den  von  Hauer  auf  seiner  Taf.  VIII,  Fig.  3a  und  b 
abgebildeten  Umrissen  eines  inneren  Kernes  des  ProteUes  Kellneri 
(F.  Hauer:  Die  Cephalopoden  des  bosnischen  Muschelkalkes  von 
Dan  Bulog  bei  Sarajevo.  Denkschr.  Akad.  Wiss.  Wien  1887. 
Bd.  54). 

Da  die  Evolution  und  Mündungshöhe,  wie  das  ein  noch 
kleinerer,  von  Hauer  (Ebenda  Taf.  VIII,  Fig.  4a  und  b)  dar- 
gestellter innerer  Kern  zeigt,  mit  dem  Wachstum  zunimmt  und 
mein  hydriotisches  Exemplar  in  der  Grösse  zwischen  diesen  beiden 
zum  Vergleich  herangezogenen  Kernen  des  ProteUes  Kellneri 
sieht,  kann  angenommen  werden,  dass  sich  die  neue  griechische 
Art  in  ihrer  Schalengestalt  vollkommen  dem  ProteUes  Kellneri 
anschliesst.  Die  elliptische  Form  meines  griechischen  Stückes 
ist  keine  Wachstumserscheinung,  sondern  wurde  jedenfalls  durch 
mechanischen  Druck  verursacht. 

Zum  Unterschied  von  ProteUes  Kellneri  bleibt  der  vorliegende 
Kern  auf  den  ersten  Blick  skulpturlos  und  besitzt  keine  Furchen 
und  Labialwülste  oder  knotige  Faltenrippen.  Die  auf  der  Photo- 
graphie (Taf.  VIII,  Fig.  4)  zwischen  der  letzten  und  vorletzten 
Lobenlinie  wahrnehmbare  leichte  Depression  beruht  auf  Korrosion. 

Nur  bei  schief  einfallendem  Licht  gewahrt  man  auf  der 
vorderen  Hälfte  des  äusseren  Steinkernumganges  ganz  leichte 
faltige  Streifen,  die  am  Umbilicalrand  beginnen  und  etwa  radial 
über  Flanken  und  Bücken  hinweggehen  nach  Art  der  verstärkten 
Berippung  des  ProteUes  multiplicatus  Hauer  (F.  Hauer:  Bei- 
träge zur  Kenntnis  der  Cephalopoden  aus  der  Trias  von  Bosnien. 
I.  Denkschr.  Akad.  Wiss.  Wien.  Bd.  59,  Taf.  VI,  Fig.  5a  u.  b.). 


Nein-  griechische  Trias-Ammoniten.  24!) 

Da  die  Schale  des  Proteïtes  multiplicatus  bei  ihrem  Fortwachsen 
ähnliche  Entwicklungsstadien  durchläuft,  wie  die  des  Proteïtes  Kell- 
neri,  wäre  es  immerhin  möglich,  dass  das  hydriotiscbe  Stück 
einem  Kern  des  Proteïtes  multiplicatus  gleicht. 

Eine  ausgesprochenere  Skulptur  dürfte  ferner  den  inneren 
Steinkernwindungen  des  Proteïtes  retrorsoplicatus  Hauer  fehlen. 
der  auch,  wie  bemerkt,  in  der  Ausbildung  «1er  Suturen  eine  grössere 
Ähnlichkeit  aufweist.  Jedenfalls  erscheint  die  abgerundete  Nabel- 
kante der  drei  bis  vier  inneren  Windungen  glatt. 

Die  Hauer"  sehen  Vergleichsstücke  sind  beschalte  Wohn- 
kammerexemplare, infolgedessen  lässl  sich  über  die  Skulptur 
der  inneren  Windungen  und  namentlich  auch  über  deren  Stein- 
kernplastik nicht-  sagen .  umsomehr,  als  bei  diesen  Protesten 
nach  der  Hauer'schen Darstellung  Involution.  Gestalt  und  Skulptur 
während  des  Wachstums  stark  variieren. 

Bei  einem  von  M.  Salopek  abgebildeten  Proteïtes  retrorso- 
plicatus  Hauer  aus  der  süddalmatinischen  mittleren  Trias  mit 
teilweise  erhaltener  Wohnkammer  erscheint  nach  innen  zu  die 
l di i.---.  ].  —  t .  Windung  ebenfalls  glatt.  Dieser  Autor  bemerkt 
auch  ausdrücklich,  dass  die  Schale  anfänglich  glatt  ist,  dass 
sich  aber  der  Nabel  durch  regelmässige  Egredienz  der  Windungen 
auszeichnel  (Abhandl.  d.  österr.  geol.  R.  A.  Bd.  16  [1911], 
Hefl   3,  S.   16.  Täf.  III.  Fig.  5). 

I  >luie  genaue  Kenntnis  der  Kerne  der  zum  Vergleich  heran- 
gezogenen Hauer'schen  Proteïten-Spezies  lässt  sieh  daher  keine 
Entscheidung  treffen,  ob  und  inwieweit  die  betreffenden  Arten 
im  gleichen  Wachstumsstadium  der  neu  aufgestellten  griechischen 
Art  ähnlieh   werden. 

Vorkommen  des  Proteïtes  Thaleiae  Etenz:  In  den  roten 
Bulogkalken  der  Tsingribucht  (Bucht  von  II.  Nikolaos)  auf 
der  Insel   Hydra.    Anzahl  der  Stücke:  1. 

Proteïtes  dalmatinus  Salopek. 

1911.  Proteïtes  dalmatinus   M.   Salopek.     Über  die  Cephalopodenfaunen  der 
mittleren    Trias    von    Süddalmatien   und    Montenegro.     Abhandl.    der 
terr.  geol.  B.  A.  Bd.  l(i.    Heft  :!.  s.  IG.  Taf.  3,  Fig.  3a  und  b. 

Obwohl  die  Lobatur  nicht  Ereiliegt,  passt  ein  in  den  roten 
Cephalopodenkalken  der  Tsingribucht  (Bucht  von  H.  Nikolaos), 
auf  der  In-el  Hydra  gesam Ites  Stuck  nach  Skulptur  und  Ge- 
stalt -o  vortrefflich  zu  der  süddalmatinischen  Form,  dass  ich 
es  hiermit  vereinigen  zu  können  glaube,  umsomehr,  als  die 
Protesten  in  den  Bulogkalken  des  gleichen  hydriotischen  Fund- 
ortes  zu  den   häufigeren  Typen   gehören. 


250  Cari  Renz. 

Halilucites  Diener  (Untergattung  von  Hungaritea  Mojs.). 

Halilucites  ornalus     Hauer  var.  Penthesileiae  Hcnz  (nov.   var.  h 

Taf.  VI,  Fig.  2. 

Der  evolute  und  flache  Hungarit  hat  seine  nächsten  Ver- 
wandten im  bosnischen  Muschelkalk  und  gleicht  hierunter  in 
seiner  Form,  Kielanlage  und  Art  der  Berippung  am  meisten  dem 
Halilucites  ornatus  Hauer  (Cephalopoden  aus  der  Trias  von 
Bosnien.  Denkschr.  Akad.  Wiss.  Wien  1896.  Bd.  63,  Taf.  12. 
Fig.  12—14). 

Die  nach  vorwärts  gewandten,  srhneidigen  und  dichtstehenden 
Puppen  überqueren  die  kaum  gewölbten  Flanken  ziemlich  gerad- 
linig, schwellen  an  deren  Aussenrand  zu  einer  leichten,  aber 
scharf  knotigen  Erhöhung  an  und  sind  von  da  ah  entlang  den 
schmalen  Rinnen,  die  den  erhabenen  Kiel  beiderseits  begleiten. 
mit  intensivem  Bug  nach  vorn  ausgezogen. 

Die  direkt  vom  Umbilicalrand  ausgehenden  Rippen  tragen 
bei  ihrem  Beginn  gleichfalls  schwache  Knötchen.  Dazwischen 
schieben  sich  ohne  bemerkbare  Gabelung  sonst  gleichartig  aus- 
gebildete und  verlaufende  Schaltrippen  ein,  die  aber  erst  in 
einiger  und  untereinander  wechselnder  Entfernung  vom  Um- 
bilicalrand entspringen,  wobei  es  jedoch  nicht  mehr  zu  An- 
schwellungen kommt.  Auf  dem  vorliegenden  letzten  Umgang 
sind  am  Aussenrand  infolge  Vermehrung  durch  Insertion  etwa 
36  Rippen  zu  zählen,  gegen  zirka  31  an  der  Nabelkante. 

Die  Varietät  unterscheidet  sich  daher  von  dem  gleichgrossen 
bosnischen  Original  Hauers  durch  die  vermehrte  Anzahl  ihrer 
enger  gestellten  Rippen  und  durch  die  geringere  Zahl  ihrer  Schalt- 
rippen, die  bei  Letzterem  25  bezw.  18  betragen.  Die  Schale  ist 
mit  ganz  zarten  Anwachsstreifen  versehen,  die,  in  Verlängerung 
der  zu  beiden  Seiten  der  Kielrinnen  nach  vorn  ausgezogenen 
Rippen,  die  Furchen  und  den  kräftigen  Kiel  mit  äusserst  scharfem 
Vorwärtsschwung  übersetzen . 

Die  Lobatur  ist  bei  dem  vollständig  gekammerten  griechischen 
Original  nur  auf  der  abgeriebenen  Rückseite  verwischt  bloss- 
gelegt,  dürfte  aber  der  des  bosnischen  Typus  entsprechen,  jeden- 
falls stimmt  sie  in  ihrer  Grundanlage  damit  überein. 

Halilucites  ornatus  Hauer  var.  Penthesileiae  Renz  ist  bis 
jetzt  der  erste  Halilucites  aus  der  griechischen  Trias,  nachdem 
eine  anlässlich  dieser  Beschreibung  vorgenommene  Überprüfuno 
ergeben  hat,  dass  ein  von  F.  Frech  als  Hungarites  (Iudicarites) 
arietiformis    Hauer    bestimmtes    Stück    meiner    Aufsammlungen 


Neue  griechische  Trias  Ammoniten.  '2~>  1 

keinesfalls  hierher  gehört.  Das  betreffende  Exemplar  wurde  in 
der  Zeitschr.  d.  deutsch.  Geol.  Ges.  Bd.  58  [1906],  S.  3S6.  im 
Neuen  Jahrb.  für  Min.  etc.  1907,  Taf.  I.  Fig.  4  und  in  der  Palae- 
ontographica  Bd.  58,  S.  34.  Textfig.  3  abgebildet.  Es  ist  viel 
kleiner,  als  das  Bauer'sche  Original  des  Halilucites  arietiformis 
und  besitzt  keine  Schaltrippen,  die  bei  dem  bosnischen  Stück 
sowohl  auf  den  Innenwindungen,  wie  auf  dem  äusseren  Umgang 
auftreten.  Wie  schon  Arthaber  richtig  vermutet  hat  (Beiträge  zur 
Paläontologie  und  Geologie  Österr.-Ungarns  und  des  Orients, 
Bd.  l!7.  s.  129),  gehört  das  fragliche  griechische  Exemplar  zur 
Gruppe  der  arietiformen  Balatnniten  und  kann  bei  nicht  zu  eng 
gespannter  Variationsbreite  der  Art  mit  Balatonites  (Iudicarites) 
arietiformis  Mojs.  vereinigt   werden. 

Von  echten  Hungariten  liegen  nach  den  bisherigen  Bestim- 
mungen aus  den  roten  Kniken  beim  Asklepieion  vor:  Hungarites 
costosus  Mojs.  und  Hungarites  Mojsisovicsi  Roth.  Bei  dem  in 
meiner  Monographie1)  in  der  Palaeontographica  Bd.  58.  Taf.  I, 
Fig.  5  and  5a  als  Hungarites  Mojsisovicsi  Ruth  reproduzierten 
Exemplar  tritt  die  Lateralornamentierung  plastischer  hervor,  als 
bei  den  Originaltypen.  Es  besitzt  auch  breitere  Windungen2) 
und  bilde!  eine  Mittelform  zwischen  Hungarites  Mojsisovicsi 
und  Hungarites  costosus  (nach  den  Abbildungen  von  Mojsisovics). 
liifi)le,ed''s-en  ist  -.nie  Abtrennung  als  Varietäl  doch  einer  zu 
weiten  Fassung  des  Artbegriffes  vorzuziehen;  ich  bezeichne  daher 
das  heireffende  Original  als  Hungarites  Mojsisovicsi  Ruth  var. 
I  heokaftae  Renz. 

Vorkommen  des  Halilucites  ornatus  Planer  var.  Penthesileiae 
Renz:    In    den    roten    Trinodosuskalken    bezw.     Bulogkalkäqui- 


'i  Eine  weitere  Abbildung  findet  sich  bei  Carl  Renz,  Stratigraphische 
Untersuchungen  im  griechischen  Mesozoikum  und  Palaeozoikum  Jahrb. 
oesterr    geol.   Et.  A.  Bd    60  (1910).   Taf.  20,   Fig.  5. 

-i  In  der  Windungsbreite  gleicht  mein  Original  mein-  dem  Hungarites 
Boeckhi  Hauer  (Denksehr.  Akad.  Wiss.  Wien.  Bd.  63.  Tat.  10,  Fig  I  6), 
doch  ist  das  Exemplar  Hauers  wesentlich  feiner  und  enger  berippt,  auch 
sind  ein-  Planken  mehr  gewölbt.  F.  Frech  zieht  allerdings  den  H.  Boeckh\ 
Hauer  ebenfalls  zu  H.  Mojsisovicsi  Roth  (Neue  Cephalopoden  aus  den 
Buchensteiner:  etc.  Schichten  des  südl.  Bakony,  Resultate  der  wissenschaft- 
lichen Erforschung  des  Balatonsees  I.  Bd.  1.  '1'.  Pal.  Anh.  S.  L0),  da  die 
skulpturellen  Unterschiede  auf  Steinkern-  oder  Schalenerhaltung  beruhen 
sollen.  Die  teilweise  erhaltene  Schale  meiner  var.  Theokaftae  zeigt  aber, 
ebenso  wie  die  Steinkernoberflä  he,  weitergestelltere  und  kräftigere,  knoten- 
lose Rippen. 

mit  // ungai  iti  s   Boeckhi  Hauer  übereinstimmender  Hungarit   kommt 
dagegen  m  den  Bulogkalken  Hydras  vor  (zwischen  Chora  und  Hagia  Triada). 


252  Carl  Renz. 

valenten   am    Ostfuss   des   Hügels   Theokafta   beim    Hieron   von 
Epidauros  (Asklej  lieion). 

Anolcites  Mojsisovics. 
Anoleites  nov.  spec.  ind. 

Taf.  VII,  Fig.  S  und  Textfig.  1. 

Nach  seiner  äusseren  Gestalt,  Flankenskulptur  und  Lobatur 
gehört  das  eine  vorliegende  Stück  aus  den  Trinodosussclrichten 
îles  Asklepieions  zu  Anolcites. 

Es  handelt  sieh  um  ein  evolutes,  flach  scheibenförmiges 
Gehäuse  mit  schmalem,  abgeplattetem  Rücken. 

Die  Lateralornamentieruno'  setzt  sich  aus  ziemlich  eng- 
gestellten  Rippen  zusammen,  die  am  Umbilicalrand  ohne  Knoten- 
entwicklung in  undeutlichem  Zusammenlaufen  zu  zweien  oder 
dreien  beginnen,  sich  dann  unter  Verstärkung  auf  der  Flanken- 
mitte mehr  oder  minder  radial  orientieren  und  gegen  den  oberen 
Flankenrand  hin  eine  leise  Vorwärtsschwingung  erleiden.    An  den 


Textfigur  1.  Anolcites  nov.  spec.   Ind.  (natürl.  Grösse) 
aus   den    roten    Trinodosuskalken    beim    Hieron    von    Epidauros    (Asklepieion). 

(liieren  Seitenkanten  macht  sich  eine  leichte  Knotung  der  Rippen 
bemerkbar.  Hiernach  laufen  die  vorwärts  gerichteten  Rippen 
auf  dem  flachen  Rücken  weiter,  wobei  sie  unter  Alternation  auf 
der  Rückenmedianlinie  zusammenstossen  und  ineinanderfliessen. 
Hierdurch  bildet  sich  auf  dem  Rücken  die  in  Fig.  8  (Taf.  VII) 
vergrössert  dargestellte  wulstige  Zickzacklinie. 

Die  Lobatur  besteht  aus  einem  Externlobus  und  zwei  Lateral - 
elementen  von  Anolcites-Gepiäge.  Die  Sättel  sind  breit  und 
flachgerundet,  die  Loben  im  Verhältnis  hierzu  schmal.  Der 
eiste  Seitenlobus  lässt  an  seiner  Basis  eine  dreifache  Ver- 
zückung erkennen,  der  zweite  Laterallobus  scheint  nur  ein- 
lach zugespitzt  zu  sein.  Der  durch  einen  kurzen  Median- 
sattel geteilte  Externlobus  wird  etwa,  doppelt  so  breit,  wie  der 


Neue  griechische  Trias-Ammoniten.  253 

erste    Laterallobus    und    erreichl    auch    etwa    dessen    Tiefe.     Die 
Umbilicalkante   schneidet    den   zweiten    Seitensatte]   im    Scheitel. 

Auf  Grund  der  skulpturellen  Ausbildung  seines  Externteiles 
ist  der  vorliegende  Anolcites  als  neue  Art  zu  betrachten,  doch 
unterlasse  ich  in  Anbetrachl  seiner  unvollkommenen  Erhaltung 
die  Wahl  eines  neuen  Speziesnamens. 

Vorkommen:  In  den  roten  Trinodosuskalken  am  Osfcfuss 
des  Hügels  Theokafta  gegenüber  vom  Hieron  von  Epidauros 
(Asklepieion  . 

Anolcites  Alogomandrae  Renz  nov.  spec.  ex.  äff.  Carnerii   Ylojsisovies. 

Taf.  VII.  Fig.  5. 

Ein  noch  teilweise  beschälter  Anolcites  aus  den  Kalken  mit 
Lobites  elliptieus  zeigt  unter  den  gleichalten  Anolciten  noch  die 
meiste  Ähnlichkeit  mit  Anolcites  Carnerii  Mojs.  (Die  Cephalo- 
poden  der  Hallstätter  Kalke  II.    s.  (JOS,  Taf.  162,  Fig.  17a-  -c.). 

Ebenso  wie  bei  Anolcites  Carnerii  Mojs.  tritt  auch  hei  der 
neuen  Art  dir  Flankenskulptur  auf  den  Innenwindungen  stärker 
hervor  und  schwächt  sich  auf  dem  äusseren  Umgang  ab.  Die 
Skulptur  der  Inneüwindungen  prägt  sich  aber  hei  meinem  Stürk 
unter  weiterer  Stellung  der  Rippen  noch  kräftiger  aus,  als  hei 
Anolcites  Carnerii  und  gleicht  in  dieser  inneren  Windungspartie 
mehr  der  Berippung  des  im  gleichen  Horizont  auftretenden 
Anolcites  Teltschenensis  Hauer1),  hei  dem  sich  aber  die  Skulptur 
umgekehrt  auf  der  Aussenwindung  noch  verstärkt. 

Die  Entwicklung  der  Rückenskulptur  bleibt  hei  meinem 
griechischen  Original  und  dem  alpinen  Anolcites  Carnerii  dieselbe, 
ebenso  die  seitliche  Ansicht  des  weitgenabelten  Gehäuses,  doch 
werden  die  Umgänge  meines  nur  wenig  grösseren  Exemplares 
etwas  breiter,  ausserdem  rückt  ihre  grösste  Dicke  gegen  den  Um- 
bilicalrand.  Etwa  die  Hälfte  des  äusseren  Umganges  des  grie- 
chischen Originales  fällt  der  Wohnkammer  zu. 

Die  Loben  richten  sich  nach  dem  Allgemeintypus  der  Gruppe. 

Vorkommen  <\i-^  Anolcites  Alogomandrae  Ken/.:  In  den 
kieselführenden  Kalken  mit  Lobites  elliptieus  am  Abhang  des 
Alogomandra  bei  Hagios  Andreas  in  der  Argolis. 


1 1  Nach  ilfii  Abbildungen  von  Hauer  und  Mojsisovics,  sowie  den  in  Wien 
direkt   verglichenen   Stücken. 


254  Carl  Renz. 

SireDites  Mojsisovics. 
Sirenites  striatofalcatus  Hauer. 

1S47.  Ammonites  striatofalcatus  Hauer.  Neue  Cephalopoden  aus  dem  roten 
Marmor  von  Aussee  S.  273.    Taf.  9,  Fig.  7  —  9. 

1893.  Sirenites  striatofalcatus  Mojsisovics.  Die  Cephalopoden  der  Hall- 
stätter  Kalke  IL  Abhandl.  österr.  geol.  R.  A.  Wien  1893.  Bd.  6.  S.  741. 
Taf.  164,  Fig.  1-3. 

In  meiner  Sammlung  befindet  sich  zwar  nur  ein  Bruchstück 

dieser  Art,  das  aber  trotz  seiner  fragmentären  Erhaltung  in 
seiner  Ornamentierung  so  gut  zu  dem  in  Fig.  3  von  Mojsisovics 
dargestellten  Original  passt,  dass  es  ohne  Vorbehalt  dazu  gestellt 
werden  kann.  Die  in  den  Alpen  aus  den  Aonoidesschichten  be- 
kannte Spezies  erseheint  auch  in  der  Argolis  in  den  unterkarnischen 
Kalken  von   Ilaeios  Andreas. 


Die  palaeontologische  Bearbeitung  wurde  in  der  geologisch-palaeonto- 
logischen  Anstalt  der  Universität  Basel  ausgeführt. 

Für  die  mir  gewährte  Gastfreundschaft  möchte  ich  Herrn  Prof.  Dr.  A. 
Buxtorf  auch  an  dieser  Stelle  herzlichst  danken.  In  gleicher  Weise  danke  ich 
Herrn  Prof.  Dr.  ('.  Schmidt,  der  mir  seine  Bibliothek  mit  grösster  Zuvor- 
kommenheit zur  Verfügung  stellte. 

Durch  das  freundliche  Entgegenkommen  von  Herrn  Prof.  Dr.  C.  Diener 
war  es  mir  möglich,  einige  meiner  Stücke  im  palaeontologischen  Institut 
der  Universität  Wien  zu  bestimmen,  wobei  mich  auch  Herr  Prof.  Dr.  G. 
v.  Arthaber  durch  Literatur  unterstützte.  Beiden  Herren  spreche  ich  auch 
hier  meinen  besten  Dank  aus. 

Manuskript   eingegangen   25.  Juli   1922. 


Erklärung  der  Tafeln  (VI.  VII  u.  VIII). 

Soweit  nichts  bemerkt,  entsprechen  sämtliche  Fiauren  der  natürlichen   Grösse 

der  Originale. 

Tafel  VI. 

Fig.  1   u.   la.    Ptychitee   Pauli  Mojs.   cor.   moreana  Renz.  aus  den  roten  Trino- 

dosuskalken    beim    Hieron    von    Epidauros    (Asklepieioa)    in    der 

Argolis.     S.  224. 
Fig.  2.  Halilucites  ornatus  Hauer  vor.  Penthesileiae  Renz.  aus  den  Bulog- 

kalkäquivalenten     beim     Hieron     von     Epidauros     (Asklepieioa). 

S.  250. 
Fig.  3  u.  3a.    Ptychites   Phisiae  Renz.  aus  den  Trinodosuskalken   bezw.    Bulog- 

kalkäquivalenten     beim     Hieron     von     Epidauros     (Asklepieion). 

S.  22n. 


CARL  RENZ:  Neue  griechische 
Trias-Ammoniten. 


Verh.  (1.  Naturf.  des.  in  Basel 
Band  XXXIII,  Ta  f.  VI. 


.fflOBENlUS'A.8  BA3EL 


CARL  REXZ:  Neue  griechische 
Trias-Ammoniten. 


Verh.  (I.  Naturf.  Ges.  in  Rasel 
Rand  XXXIII,  Taf.  VII. 


.1 


CARL  REXZ:   N'eue  griechische 
Trias-  Ammoniten. 


Verh.  (1.  Naturf.  Ges.  in  Hasel 
Rand  XXXIII,  Taf.  VIII. 


.ffl   BEN     ■  "..  0  BAS1 


1 

u. 

la. 

Fig. 

2 

m. 

2  a. 

Fi  g . 

3 

u. 

3  a. 

Fig. 

4 

u. 

4  a. 

Neue  grii  ihische  Trias-Ammoniten.  255 

Kg.  4  u.  4.i.  Proarcestes  Arethusat  Renz,  aus  den  roten  Wengenerkalken  (Zone 
des  Protrachyceras  irchelaus)  beim  Hieron  von  Epidauros  (Askle- 
pieion!.    S.  232. 

Kg.  ."i  u.  5a.  Joannites  Klipsteint  Mojs.  var.  graeca  Renz,  aus  den  unter- 
karnischen  Kalken  mit  Lobites  ellipticus  bei  Hagios  Andreas 
in  der  Argolis.    S.  236. 

Fig.  6  u.  6a.  Arcesi  rpec.  ind.  aus  den  un terkarnischen  roten  Kalken  (Aonoides- 
sehichten)  beim   Hieron  von   Epidauros   (Asklepieion).     S.  235. 

Tafel    VII. 

Joannites  Helenen    lien/.,   aus  den    Kalken    mit    Lobites  ellipticus 

bei   Hagios  Andreas.    S.  237. 

Romanites  Simionescui    Kütl.  aus  den    Kalken   mit   Lobites  ellip- 

ticus   bei   Hagios   Andreas.     Fig.   2   um   mehr  als    '3   vergrössert. 

S.  244. 

Proarcestes    wbtridentinus    Mojs.    var.    Artemisiat    Ken?,,   aus   den 

Wengenerkalken  beim  Hieron  von  Epidauros  (Asklepieion).  8.234. 

Joannites  Kossmati  Diener,  ans  den  Kalken  mit  Lobites  ellipticus 

bei  Hagios  Andreas.     S.  240. 

Fig.  5.  Anolcites  Alogomandrae   Renz,  ans  den   Kalken  mit   Lobites  ellip- 

ticus  bei   Hagios  Andreas.    Über    '  :,   vergrössert.    S.  253. 

Fig.  <>  u.  lia.  Joannites  Kossmati  Diener,  aus  den  Kalken  mit  Lobites  ellipticus 
bei  Hagios  Andreas.     S.  24n. 

Fig.  7.  .1, „u, ,<iii  s  Kossmati  Diener,  aus  den   Kalken  mit  Lobites  ellipticus 

bei    Hagios  Andreas.     S.  240. 

Fig.  8.  Anolcites   nov.    spec.    ind.    aus   den    roten   Trinodosuskalken   beim 

Hieron    von    Epidauros   i  Asklepieion».     Rüekenansicht,   stark   ver- 
doppelt.   Vergl.  Textfigur   1.     S.  252. 

Tafel    VIII. 

Pig,  |  u.  la.  .In«  u  mil*  Klipsteini  Mojs.  var.  aegaeica  Ken/.,  aus  den  Kalken 
mit  Lobites  ellipticus  bei  Hagios  Andreas.    S.  239. 

Fi'/.  2  u.  2a.  Ptychites  globus  Hauer  var.  epidaurensis  Ken/.,  aus  den  roten 
Trinodosuskalken  bezw.  Bulogkalk-Acquivaletiten  beim  Hieron  von 
Epidauros  (Asklepieion).  S.  2l's. 

Fig.  3  u.  3a.  Ptychites  opulentus  .Mojs..  aus  den  roten  Trinodosuskalken  heim 
Hieron  von  Epidauros  (Asklepieion).     S.  229. 

Fig.  4  u.  4a.  Proteïtes  Thaleiae  Ken/,,  aus  den  roten  Bulogkalken  der  Tsingri- 
bucht    (Bucht    viin    11.    Nikolaos)    auf    der    Insel     Hydra.      S.    247. 

I  _  ;,.  5a  u.  öh.  Proarcestes  Irenat  Ken/,  aus  den  roten  Bulogkalken  von 
Hagia  Irene  auf  der  Insel  Hydra.  Loben-Fig.  öh  etwa  verdrei- 
facht.   S.  23it. 


Ergänzungen  zur  Flora  von  Basel. 

II.  Teil. 


Von 
A.  Binz. 


Seit  dem  Erscheinen  meiner  „Ergänzungen  zur  Flora  von 
Rasd"1)  sind  wieder  zahlreiche  floristische  Beobachtungen  in 
unserem  Gebiete  gemacht  worden.  Meine  Aufzeichnungen  haben 
sich  in  den  sieben  Jahren  1915 — 1'.*21  so  sehr  gehäuft,  dass  sein  m 
aus  diesem  Grunde  eine  Veröffentlichung  angezeigt  erscheint. 

Ausser  einer  Reihe  eigener  Beobachtungen  verwerte  ich  auch 
die  Mitteilungen,  die  mir  von  Freunden  und  Fachgenossen  in 
aneigennütziger  Weise  zur  Verfügung  gestellt  wurden.  Herr 
E.  Suter  hat  speziell  in  der  Gegend  von  Waidenburg  botanisiert 
und  mir  Material  und  Notizen  mit  der  ausdrücklichen  Ermächti- 
gung zur  Publikation  übergeben.  Ebenso  verdanke  ich  Herrn 
Dr.  F.  Heinis  einige  Angaben  aus  dem  Gebiet  des  Kantons  Basel- 
Land.  Für  briefliche  Mitteilungen  bin  ich  zu  Dank  verpflichtet 
den  IUI.  Dr.  E.  Baiuiiberger,  Dr.  med.  Ed.  Butignot-Delsberg, 
J.  Bowgron-Pruntrut,  Prof.  Dr.  A.  Buxtorf,  J.  ÜTw^-Rheinielden, 
Herrn.  Lüschevf,  Th.  Profesf-Reigoldswil,  Dr.  med.  B.  Probst- 
l.angeiidorf  l>.  Suluthurn.  Dr.  A.  Srhlotferer-VivUmvg  i.  Br.. 
I>r.  W.  Vischer,  Fr.  Zimmermarni-Oftersheim,  Baden.  Direkte 
Mitteilungen  erhielt  ich  von  den  HH.  P.  Aellen,  A.  Becherer, 
M.  Gyhr,  A.  Huber,  Dr.  H.  Kreis.  Dr.  med.  G.  Leitew-Lörrach. 
Dr.  F.  Leuthardt-IAestal,  E.  Mer:  und  W.  Weber,  die  ihr  ge- 
sammeltes   Material    teilweise    durch    mich    kontrollieren    Hessen. 

Leider  ist  es  mir  nicht  mehr  möglich,  wie  es  ursprünglich 
meine  Absicht  war,  ein  Gesamtbild  der  Fortsehritte  des  Basler 
Floristik  zu  gehen,  da  manches  schon  an  anderer  Stelle  publizier! 
wurde  und  es  mir  widerstrebt,  diese  Angaben  nochmals  drucken 
zu  lassen.  Nur  wo  es  der  Zusammenhang  unumgänglich  nötig 
erscheinen  Hess,  wurde  schon  Veröffentlichtes  wiederholt. 


M  Verhandl.  der  Naturf.  Ges.  in  Basel.    Bd.  XXVI.  S.  176-221,  Basel  1915. 


Ergänzung  zur  Flora  vmi    Hasel.  257 

Die  Adventivpflanzen,  auch  die  von  meinen  ehemaligen 
Schülern  mit  besonderem  Fleiss  zusammengetragenen,  wurden 
die  meisten  durch  Herrn  Dr.  A.  TJiellung  in  Zürich  verifiziert 
oder  bestimmt.  Es  sei  ihm  auch  an  «lieser  Stelle  für  seine  Be- 
mühungen  der  wärmste  Dank  ausgesprochen.  Die  Adventivfunde 
sind  übrigens  zum  grössten  Teil  an  anderen  Stellen  schon  ver- 
öffentlicht, allerdings  leider  nirgends  in  vollständiger  Zusammen- 
stellung. Mir  ist  nur  noch  eine  ärmliche  Nachlese  von  Angaben 
übrig  geblieben,  die  aber  hier  doch  der  Vollständigkeit  halber  noch 
beigefügt  sind,  versehen  mit  einem  Sternchen  (*).  Im  übrigen 
sei  auf  die  betreffende  Literatur  verwiesen. 

Es  bedeutet  : 

Herb.  heh-.  Bn*.  =  Herbarium  helveticum  der  Basler  Universitätssammlung. 


!  =  Eigene  Beobachtung. 

1  =  AeUen,  P. 

2  =  Baumherger,  Dr.  E. 

3  =  Bechern- .  A. 

4  =  Bowrquin,  J. 

5  =  Butignot,  Dr.  med.  E. 

6  =  Buxlorf,  Prof.  Dr.  A. 

7  =  Gyhr,  M. 

8  =  Heinis,    Hr.  F. 

9  =  Huhfr.    A. 

10  =  Kreis,  in.  H. 


11  =  Kunz,  .). 

12  =  Lettau,   Dr.  G. 

13  =  Leuthardt,  Dr.  F. 

14  =  Lascher,  Herrn,  f 

15  =  Merz.   E. 

16  =  Probst.  Th. 

17  =  Probst,   Dr.  med.  F.. 

18  =  Schlatterer,  Dr.  A. 

19  =  Saler,  E.,  Arzt 

20  =  Weber,  W. 

21  =  Zimmermann,  Fr. 


Literaturnach«  eise  : 

22  =  1915.     Bin:.  A.    Ergänzungen  zur  Flora  von  Basel.    Verhandl.  der  Naturf. 

Ges.   in    Basel.     Bd.  XXVI. 

23  =  1916.    Heini*.  Dr.  Fr.    ("her  das  Vorkommen  der  Heidel-  und  Preiselbeere 

im  Basler  Jura.  Tätigkeitsber.  der  Naturf.  Ges.  Basel-Land,  1911  —  16. 

24  =  1918.    Lüscher,  Herrn.    Flora  des  Kantons  Aargau. 

25  =  1919.     Charpie,  A.    Quelques  mots  sur  la  flore  de  la  Cluse  de  Court.  Actes 

Soc.  juras.  d'Emulation.  XXIII.  p.  32—40. 

26  =  1921.    Becherer,  A.    Beiträge  zur  Flora  des  Rheintals  zwischen   Basel  und 

Schaffhausen.    Verhandl.  der  Naturf.   Ges.  in  Basel.   Bd.  XXXI!. 
Becherer  und  Gyhr,    Weitere  Beiträge  zur  Basier  Flora.   —  Lörrach. 

27  =  Mitteilungen  des  badischen   Landesvereins  für  Naturkunde  und   Naturschutz 

in  Freiburg  i.  Br. 
über  die   Adventivflora  der  letzten   Jahre  geben  folgende    Publikationen 
Aufschluss: 

1916.     Aellen,   Paul.    Beiträge  zur  Basler  Adventivflora.    AIL'.    Botan.   Zeitschr. 
von    \.  Kneueker.    22.  Jahrg.,   S.  67—73. 
Berichte  'in-  Schweiz.  Botan.  Ges.    lieft  XXIV— XXV,  S.  148  ff. 

1919.  Thellung,  A.     Beiträge    zur    Adventivflora    der    Schweiz    (III).     Viertel 
jahrsschr.  der  Naturf.  Ges.  Zürich,  LXIV,  S.  684  —  815. 

1920.  I'mb  ■  >.  /.'.    Zweiter  B'-iti-ag  zur  Adventiv-  und  Kudcralflora  von  Solothurn 
und   l.  rngeb.    .Mitteil,  der  Naturf.  Ges.  Solothurn. 

Berichte  de>   Schweiz.  Botan.  Ces..  Heft  XXVI     XXIX.  S.  161  ff. 

Dryopteris    Phegopteris    C.    Christens.,    Waldweg    westl.    vom 

Kanzeli  südl.    Rheinfelden  und   „Finsterer   Graben"   im    Frauen- 

I  bei  Olsberg,  L917,  erster  Nachweis  im  betr.  Gebiel  (!,  vergl. 

auch   21   u.   20).   mit    Dnopteris    Unnaeana. 

17 


258  A.   Binz. 

Dr.  Oreopteris  Maxon,  Bad:1)  Im  Röttelerwald  oberhalb 
Haagen,  400  m.  1920  (12). 

Dr.  austriaca  (Jacq.J  H.  Woynar  ssp.  düatata  (Hoffm.)  Seh. 

it.  Thell.  Besonders  häufig  im  Beigwald,  findet  sieh  auch  in 
tieferen  Lagen,  so  um  ..Mühlerain"  bei  Allschwil  (7).  Vergl.  auch 
26,  wo  ausserdem  mehrere  Angaben  über  ssp.  spinulosa. 

Dr.  Lonchitis  0.  Kuntze,  Bad:  Schwärze  hei  Oberweiler 
(Badenweiler),   1903  (21). 

Dr.  setifera  (Forsk.)  H.  Woynar,  Bad:  Wolfschlucht  bei 
Kandern.   1900—1914  (21). 

Dr.  austriaca  x  Filix  mos,  im  Wald  über  Court  im  Berner- 
jura,  ,,sous  le  Pré  Richard",  1906  (!). 

Blechnum  Spicant  8m.  Frauenwald  hei  Olsberg,  1917  (11. 
briefl.  mit  Beleg;  vergl  auch  26).    Möhliner  Korst  (3) 

Asplenium  fontanum  Beruh.  Am  Tiersteingrat  oh  Büsserach, 
Kt.  Soi.,  1918  (entdeckt  von  9),  an  derselben  Stelle  auch  eine 
der  rar.  angustatiini  Ascit,  nahestehende  Form  (!),  diese  mehr 
an  sonnigen  Stellen,  der  Typus  in  schattiger  Felsspalte  (!). 
Ferner  auf  dem  Grat  des  Zingelberges  oh  Zullwil,  1918  (A.  Binz 
fil.)  und  Portenfluh  über  Nunningen,  1921  (!).  Basier  Jura: 
Felsschlucht  westl.  unter  Gross  Dietisberg,  1920  (!)  und  am 
Felsgrat  hinter  der  Ruine  Homburg  bei  Bückten,  1921  (!);  am 
Waldenburger  Schlossberg  die  rar.  laciniatum  Stansf.,  1918 
(A.  Binz  fil.).  Fuss  der  Felsen  vom  Kluserroggen  und  Sonnen- 
wirbel  (7). 

A.  Adiantum  nigrum  L.  Martinsfluh  ob  der  Einsiedelei 
St.  Verena.  Kt.   Sol.  (M.  Brosi  nach  17). 

A.  germanicum  Weis,  Bad:  Fahl  hinter  Todtnau  im  Wiesen- 
tal, 1897  (21). 

Eupteris  aquilina  Newm.  (Pteridium  aquilinum  Kuli»)  ist 
auch  im  Jura  nicht  selten:  Hofstetterköpfli  (!).  Blauenkette  an 
verschiedenen  Stellen  (!).  Ob  Tuggingen  gegen  Oberäsch  (!).  Am 
„Bürenweg"  bei  Hochwald  und  Waldwege  westl.  über  Büren  (!). 
Hutzmannwald  ob  Tuggingen  (!).  Falkenfluh  (!).  Eichenberg  (!). 
Beim  „Baslerbrünneli"  am  Eingang  ins  Pelzmühletal  (!).  Baholz 
bei  Wenslingen  (!).    Alphöhe-Roggen  ob  Ober-Buchsiten  (!)  u.  a. 

Allosoms  crispiis  Röhl.  Bad:  Am  Nordabhang  des  Belchen 
bei  ca.  1300  m,  1920  (12). 

Equisetum  hiemale  L.  Gemeindematt  bei  Ziefen,  1920  (13). 
Birsufer  hinter  Grellingen  (6).  Kaltbrunnental  (!).  Am  ,, Stollen- 
rain" gegen  den  Kastelbach  bei  Grellingen,  Kt.  Bern  (!).    Nieder-1 


1)  Bad:  =  Baden.     Eis:  =  Elsass.     Soi.  =  .Solothurn. 


Ergänzung  zur  Flora  von   Basel.  259 

wil  bei  Günsberg  und  Oberdörferklus,  Kt.  Soi.  (17.  Korrektur  der 
Angabe  in  22.  Seite  \~{J>.  Bad:  Waldweg  zwischen  Brombach 
und    Langenau    nördlich    vom    „Fabrikwehr"    (!). 

B.  nimn.<i*si))iii))i  Desf.  Auf  der  [nsel  Burgkastell  b.  Rhein- 
felden  erloschen  (11). 

B.  variegatum  Schleich.    Rossemaison  bei   Delsberg  (5). 

Lycopodium  clavatum  L.  Frauenwald  bei  Olsberg,  1917 
(11,  vergl.  auch  24  u.  26). 

L.  annotinum  L.  Unterer  Helfenberg,  Kt.  SoL,  bei  P.  '••36, 
1902  (!).  Am  „Bännli"  ob  Wahlen,  Kt.  Bern,  unter  den  Felsen 
ülier  der  Strasse  nach  Grindel,  auf  bewaldeter,  moosiger  Trümmer- 
halde,  1920  (!). 

L.  inundatum  L.  Nach  Gerh.  Zimmermann  im  Feldberg- 
gebiei  verbreitet  (vergl.  22,  Seite  180).  Dr.  .4.  Schlatterer  be- 
streite! diese  Angabe:  es  sollen  nach  ihm  nur  3  Standorte  sein: 
Feldseemoor,  Scheibenlechtenmoos  und  Rinken  (18). 

L.  Selago  L.    Basenmatt,  Ostgrat,  wieder  beobachtet  1020  (!). 

/  axus  baccata  L.  Flühe  und  Bergwälder  s-ö  von  Ober-Diegten 
gegen  Dietisberg  (!).  „Fuchslöcher"  am  Dürrenberg  bei  Waiden- 
burg (19).  Auf  dem  ganzen  Grat  vom  Waldenburger  Schlossberg 
bis  zur  Lauehfluli.  z.  T.  prachtvolle,  alte  Exemplare  (!).  Flue- 
matt  ob  Station  Liesberg  (7).  Grindeler  Stierenberg  (!).  Wald- 
schlucht ob  „Unter  Buchen"  am  Weg  vom  Neuhüsli  nach  dem 
Beinwilberg  (!). 

Typha  latifolia  L.  Alte  Huppergrube  bei  Lausen  (13).  Tümpel 
rechts  der  Birs  südl.  von  Laufen  (  !).  Bad:  Feuerweiher  bei  Karsau, 
wird  nach  und  nach  zugeschüttet  (!).    Istein  (10). 

Potamogeton  crispus  L.  Nirgends  selten,  besonders  im  Gebiet 
des  Rheines,  der  Wiese  u.  a. 

Zanichellia  palustris  L.  In  einem  Fabrikkanal  bei  Liestal  (13). 
Bad:  Wiesengräben  zwischen  Lörrach  und  Brombach  (12). 

Alisma  Plantago  aquatica  L.  var.  lanceolata  Schultz.  Bad: 
Alte  Rheinarme  bei  Istein  (10). 

Butomus  umbellatus  L.  Bad:  Unterhalb  Istein,  1920  (10, 
vergl.  auch  26). 

Andropogon  Ischaemon  L.  Wegrand  Birsfelden-Muttenz,  1'. •!.">. 
mil  Eryngium  campestre  (1).  Schänzli-Neue  Welt  (7).  Bad:  Woll- 
bach (21). 

*Phalaris  paradoxa  L.    Birsfelden,   1916  (20). 

*Anihoxanihum  aristatum  Boiss.  Bad:  In  einem  Kleeacker 
bei  Wollbach,  1908  (21). 


260  A.  Binz. 

*Panicum  capillare  L.  Basel:  Grenzacherstrasse,  1918  (!). 
Ruchfeld,  1916  (20). 

Setaria  panicea  Sch.  u.  Thell.  (S.  verticillata  R.  u.  S.).  Basel: 
Lysbüchel,  Birsfelden,  1915  (20). 

S.   ambigua  Guss.    Bad:  Bei  Lörrach,  rechts  der  Wiese,  gegen  ' 
Weih  1921  (!) 

S.  viridis.  P.  B.  rar.  major  Posp.  St.  Jakob,  1915  und  Neu- 
Allschwil.  1916  (20). 

S.  italica  E.  u.  S.  rar  maxima  Alef.  Rucbield,  1920  (!).  Var. 
möharia  Alef.  subvar.  praecox  Alef.  kult.  bei  Witterswil,  Kt.  Soi., 
als  Futtergras.  1919  (!);  subvar.  mitis  Alef.  Ruchfeld.  1915  (20). 

Cynodon  Dactylon  Pers.  Tu  und  bei  Basel  als  Ruderalpflanze 
in  den  letzten  Jahren  wieder  an  verschiedenen  Stellen  beobachtet 
(1,  3,  20).    Bad:  Bei  Wollbach,  1908  (21). 

Alopecurus  myosuroides  Huds.  Tritt  auch  als  Ruderalpflanze 
auf;  so  auf  dem  Güterbahnhof  Wolf.  1914  (!).  Auf  Schutt  bei 
Birsfelden,  1915  (20). 

*Phlenm  subulatum  A.  u.  G.    St.  .Johannbahnhof.  1916  (20). 

Sieglingia  decumbens  Beruh.  Jura:  ,, Platte"  am  Blauen  ob 
Ettingen  (!). 

Koeleria  cristata  Pers.  ssp.  gracilis  (Pers.)  A.  u.  G.  Birs- 
gelände  von  St.  Jakob  bis  Neue  Welt  und  bei  Dornach  (!).  Rei- 
nacherheide,  hier  auch  rar.  pse  udoer  istata  (Domin)  Sch.  u.  K.  (!). 

*Eragrostris  pilosa  P.  B.  Basel:  Bad.  Bahnhof  bei  den  Güter- 
hallen, 1917  (!).    Bad:  Bahnhof  Wollbach,  1912  (21). 

Poa  annua  L.  rar.  aquatica  A.  u.  G.  Bad:  Graben  hinter 
der  Säge  von  Steinen  i.  Wiesental,  1921   (!). 

P.  palustris  L.    Bei  Basel  auch  als  Ruderalpflanze. 

P.  laxa  Hänke,  Wurde  1918  im  Schwarzwald  am  Beleben, 
am  alten,  für  erloschen  gehaltenen  Standort,  wieder  aufgefunden 
(18);  schon  1886  (21). 

Bromus  inermis  Leysser,  Um  Basel  als  Ruderalpflanze  jähr- 
lich zu  beobachten.    Ruchfeld  1919  (!). 

Br.  hordeaeeus  L.  rar.  leptostaehys  Beck,  An  der  Dachsfelder- 
strasse  in  Basel  (!). 

Br.  arvensis  L.  An  der  Strasse  St.  Jakob-Muttenz,  1919  (!). 
Batterieweg  am  Bruderholz,  1919  (!). 

*Br.  villosus  Forsk.    Bei  der  Saline  Ryburg,   RH 6  (20). 

*Br.  macrostaehys  Desf.  Lagerhäuser  des  bad.  Bahnhofes 
Basel,  1918  (1).    Schutt  bei  Kleinhüningen,  1916  (20). 

*Br.  unioloides  H.  B.  K.  Schuttplatz  Grenzacherstrasse- 
S<  hwarzwaldallee,    1916    (!).     Am    Batterieweg.    1920   (!).     Areal 


Ergänzung  zur  Flora   \<n\   Hasel.  261 

des  alten  bad.  Bahnhofes  f.  parviflorus  (Kinns)  Aellen  u.  Thellung, 
1913  (!). 

*Hayncddia  villosa  (L.)  Schur.  Schuttplatz  bei  der  Irren- 
anstalt,  1915  (20).    Güterbahnhof  Wolf,  wieder  1919  (!). 

*Triticum  aestivum  L.  ssp.  durum  (De.sf.)  Seh.  u.  K.  Güter- 
bahnhof Wolf,  1915  (1,  20).  Ahoi-  bad.  Bahnhof,  1915  (1).  Birs- 
felden  und  Irrenanstalt,  1915  (20). 

*Tr.  cylindricum  ('.  P.  u.  G.    Birsfelden,  1915  (20). 

Tr.  dicoecum  L.  Selten  kult.  in  Basel-Land,  so  bei  Waiden- 
burg, 1917  u.  1918  (13);  bei  Bretzwil  nach  Aussage  der  Land- 
leute seil  1880  nicht  mehr,  jedoch  wieder  1918  (Mitteil,  von 
Dr.  W.  Vischer). 

*Hordeum  murinum  L.  s.<j>.  leporinum  (Link)  A.  u.  (1.  Am 
Rheinhafen  Basel.  1915  (1).    Güterbahnhof  Wolf  (20). 

*H.  murinum  Huds.    Güterbahnhof  Wolf,   1916  (20). 

Lolium  remotum  Schrank,  Auf  Schutt  hei  Birsfelden  und 
zwischen   St.  Jakob  und  Neue  Welt.    1915  il.  20). 

L.  temulentum  L.  rar.  macrochaeton  A.  Br.  Güterbahnhof 
Wolf.  1915  (1).  Birsfelden,  1915  (20).  Var.  leptochaeton  A.  Br. 
Birsfelden.  wieder  1915  (1).    Ruchfeld,  1921   (!) 

Cyperus  flavescens  L.  Bad:  Helgisberg  bei  Wollbach,  1876 
bis   1920  (21).    Bei   Steinen,  wieder  1921    (!). 

C.  /us, -u.<  L.    Bad:  Helgisberg  bei   Wollbach  (21). 

Carex  pulicaris  L.  Bad:  Hirsmatl  bei  Wollbach,  1876 — 1920 
(21). 

C.  hemorosa  Eebent.  In  unserem  Gebiel  hfg.  Bisher  als 
('.  oulpina  L.  bezeichnet.  (Festgestelll  durch  Dr.  G.  Samuelsson- 
Upsala,  1921.)  •'.  nemorosa  hat  breitere  Blätter.  Die  Frucht 
(Fruchtschlauch)  ist  hell  gelbgrün,  glänzend,  auf  der  Innenseite 
am  Grunde  deutlich  nervig  (bei  ('.  vulpinà  braun,  fast  matt, 
etwas  papillös,  nervehlos).  Hieher  gehören  alle  Exemplare  aus 
unserem  Gebiet,  die  in  den  Herbarien  der  botan.  Anstalt  Basel 
enthalten  sind.    Auch  mein  Herb,  enthält  keine  C.  vulpina. 

C.  pilosa  Scop.  Si_rgernwäldehen  bei  Flumental.  Kt.  Solo- 
tlmrn.  1916  (M.  Brosi  nach  17).  --  Die  Angabe  Osenbach  im  Eis. 
i22  vnn  Krause  widerrufen.  Bad:  In  der  Wolfschlucht  (., Bälden 
zw.   Hanunerstein  u.   Kandern")  schon  1876  und  bis  1920  (21). 

C.  sempervirens  Vill.  Weissenstein,  1921  (7.  schon  Friche- 
Joset,   Synopsis  de  la  Flore  du  Jura,  1856,  S.  334). 

C.  Hostiana  /"".  (C.  fulva  Good.)  Im  Jura  nicht  selten;  an 
füllenden  Stellen  neu  nachgewiesen  :  Yorhollen  .im  Blauen  ob 
Hofstetten(î).  Uli  Ariesheim  gegen  Rengersmatt  (7,  !).  Schlangen- 
bergli  hinter  dem  Dornacher  Schloss  (!).    Feuchte  Waldwiese  über 


262  „     A.  Binz. 

„Steinbrunnen"  bei  Oberäsch  (!).  Auch  in  der  Ebene  bei  Olsberg 
und  Rheinfelden  (24,  7). 

('.  paru  L.  rar.  Uetlica  (Sut.)  A.  u.  G.  Bad:  Hirsmattwald 
bei  Wollbach,  1876—1920  (21).  —  Ssp.  Oederi  ,1.  u.  G.  (  >b  Röschenz 
an  der  Kahlstrasse  über  ,.<  Iberer  Amelgersten",  Kt.  Bern,  1918  (!). 
Über  dem  Wasserberg  ob  Bärschwil  (3). 

*Juncus  tenuis  Willd.  Erster  Nachweis  für  den  Jura  unseres 
Gebietes:  Birstal,  auf  dem  schattigen  Fussweg  vom  „Kessiloch" 
(Mündung  des  Kaltbrunnentales)  nach  Grellingen,  rechts  der 
Bahnlinie,  Juni  1021  (!).  Wurde  mir  zur  Bestimmung  vorgelegt 
(von  7)  ans  dem  Frauenwald  bei  Olsberg,  wo  er  dann  an  mehreren 
Stellen  konstatiert  wurde  (7).  Lange  Erlen,  links  der  Wiese, 
gegen  Riehen.  1919  (15).  Bad  :  Auf  einem  Waldweg  zwischen  Schopf- 
heim und  Langenau,  1917  (12,  wieder  beobachtel  1921  !).  Ausser- 
dem im  Eis.  bei  Thann  (Issler  in  Lit.).  Im  Gebiet  bleibend  ein- 
gebürgert. 

huzula  sudetica  DG.  Waldmoor  bei  Aeaule  im  Schwarzwald 
(!.  vergl.  22).  Die  Bestimmung  wurde  1921  von  Dr.  G.  Samuelsson 
bestätigt.  Im  Herb.  helv.  Bas.  auch  vom  Nonnmatt weiher  und 
Feldberg;    Neunachweis  erwünscht. 

Gagea  arvensis  L.    Bei  Reinach  ,,in  den  Lachen".   1918  (!). 

Allium  Scorodoprasum  L.  Bei  Bottmingen  (!).  Im  Lang- 
acker /.wischen  Füllinsdorf  und  Arisdorf  (19). 

A.  sphaerocephalum  L.    An  Felsen  hei  der  Ruine  Pfeffingen, 

1919  (7,  !). 

IAlium  Martagon  L.  Bad:  Um  Lörrach  häufig  (12),  Baden- 
weiler (21). 

Tulipa    silvestris   L.     Bad:    Weinberge    bei   Haltingen    (21). 

*Asparagus  officinalis  L.  Im  Birstal  oberhalb  der  Station 
Liesberg,   1916  (!). 

Polygonatum  verticillatum  All.    ..An  der  Riese"  über  Sissach. 

1920  (!)'.' 

P.  officinale  AH.  Rheinböschung  oberhalb  Rheinfelden 
zwischen  Grossgrüt-  und   Pferichgraben  (!). 

Leucojum  rennt  »i  L.  In  fast  allen  Tälern  des  Schwarzwaldes, 
z.  T.  in  grossen  Mengen  (18). 

Galanthus  nivalis  L.  Blüht  oft  schon  im  Januar,  so  am  16.  Ja- 
nuar 1916  bei  Farisberg  ob  Baisthal  (!);  soll  nach  Aussage  der 
Bewohner  von  Balsthal  auch  am  Oberberg  daselbst  vorkommen. 
Bei  nachträglichem  Einschneien  verharren  die  Blüten  wochen- 
lang unter  dem  Schnee,  um  nach  der  Befreiung  ruhig  weiterzu- 
blühen.  Bad:  Albtal,  links  vom  Fluss,  im  Wald  zwischen  Strasse 
und   Fluss,    zwischen   Hohenfelshotel   und    der   Kraftzentrale   der 


Ergänzung  zur  Flora  von   Basel.  l'ü:: 

Papierfabrik  Albbruck,  l'.U  1.  Es  bleibl  noch  festzustellen,  ob 
die  Pflanze  hier  wirklieh  wild  vorkommt.  Bei  meinem  Besuch 
im  März  l'.U  1  isl  es  mir  uichl  gelungen,  die  Stelle  zu  linden. 
Ich  erhielt  wiederholl  Exemplare  von  dorl  durch  meinen  dama- 
ligen   Schüler  E.   Hockenjos. 

Ndrcissus  poeticus  L.  Beim  Hof  Kapf,  Gemeinde  Bennwil, 
Basel-Land,  1921  und  früher  (Mitteil.  v.  Sohn  des  Eigentümers). 

Tamus  communis  L.  Windenberg  bei  Oberdorf  im  Basier 
Jura,  1920  (!).  Zwischen  Himmelried  und  Hof  Eigen,  Kt.  Solo- 
thurn  i  !  i. 

*Sisyrinchium  angustifolium  Mill.  Bahndamm  gegen  den 
Otterbach,   Basel-Stadt,  1919  (15). 

Ophrys  museifera  Hm!*.  „Hämmerli"  südl.  vom  Dorf  Blauen, 
Kt.  Hern.  1916  (3).  Waldwiese  bei  Oberäsch  (!).  Magerwiese  beim 
„Basierbrünneli"  am  Eingang  ins  Pelzmühletal,  1918  (!). 

0.  apifera  Huds.  Westl.  vom  Dorf  Zullwil,  gegenüber  der 
Säge.  Kt.  Solothurn,  mit  Anacamptis,  1921  (!).  Eine  der  var. 
Trollii  Hegetschw.  nahestehende  Form  an  der  Westseite  des  Hom- 
berges  ob  Grellingen  (Dr.   W.   Brenner). 

0.  sphecodes  Mill.  (0.  aranifera  Huds.).  Föhrenwald  unter- 
halb Nenzlingen  (20).  Weide  bei  Hersberg,  Basel-Land,  1921 
(Schüler  1'.  Lendorff). 

".  Arachnites  Murr.  Magerwiesen  östl.  über  Ober-Tiefental, 
Gemeinde  Hochwald,  Kt.  Solothurn  (!).  Auf  der  Eteinacherheide 
auch  die  nir.  grandiflora  Löhr,  (!). 

Orchis  purpureus  Huds.  Bad:  Burghole  bei  Xelienau  (Egerten) 
!..   Wollbach,   1876     1920  (21,   vergl.  auch  22.  S.  85). 

0.  ustulatus  !..    Burghole   bei  Nebenau  b.   Wollbach  (21). 

0.  coriophorus  L.    Bad:  Bei  .Manchen.  1883—1888  (21). 

'/.  incarnatus  L.    Bad:   Blansinger  Weiher  (12  und  18). 

Aceras  anihropophora  />'.  Br.  Bad:  Auggen  (21,  vergl.  auch 
27.   1920,  Seite  110). 

Piatanthera  chlorantha  Rchb.  Bad:  Hombergwald  bei  Lör- 
rach i  12). 

Helleborine  purpurata  Druce  (Epipactis  sessilifolia  Peterm.) 
ist  nach  Aurèle  Graber  als  Unterarl  von  H.  latifolia  .111.  aufzu- 
fassen. Mehrere  nach  den  Herbarien  revidierte  Funde,  die  y.u 
11.  purpurata  gesteM  wurden,  haben  sich  als  Zwischenformen 
erwiesen  //.  latifolia-purpurata:  Wald  /.wischen  Oberkall  und 
Bölchen,  1902  (!),  Föhrenwald  bei  ölten.  L897  (!);  tneher  gehörl 
-m-  Pflanze  von  Liestal,  1916  (leg.  Dr.  II.  Christ,  als  Epipactis 
rubiginosa  x  sessilifolia,  im  Herb.  helv.  Bas.)  und  vom  Neu- 
häuslein, Kt.  Soi.,  1  s  17  (leg.  •■.  Bernoulli,  im  Herb.  helv.  Bas.). 


264  A.   Hinz. 

Als  typische  H.  purpurata  haben  sich  hingegen  erwiesen  die 
Exemplare  von  Hägendorf,  1907  (17)  und  Vorberg  bei  Oberdorf.. 
Kt.  Soi.,  1902  (17).  Neuere,  eventuell  noch  zu  verifizierende 
Funde:  Arboldswil,  am  Waldrand  bei  Haglenmatt,  1918  (19)  und 
Gerstel  und  Gemeindematt  bei  Waidenburg,  1919  (19). 

H.  microphylla  Seh.  u.  Th.  var.  canescens  (Irm.J.  Schloss- 
berg  bei  Dornach,  zuerst  1920  gefunden  von  Schüler  P.  Rohr  (!). 
Bad:  „Homburg"  nordöstl.  über  Lörrach,  unter  alten  Buchen,  1920 
(12),  wieder  1921  (!). 

Spirantfies  spiralis  C.  Koch  (Sp.  autumnalis  Rieh.).  Schlangen- 
bergli  ob  Dornach  und  Bergmattenhof  ob  Tittingen  am  Blauen, 
1919  (Schülerfunde).   Schafmatt  ob  Zeglingen,  Kt.  Basel-Land  (14). 

Salix  triandra  L.    Tenniken-Diegten  (!). 

<S'.  piirpurea  x  viminalis.    Bei  Breitenbach  (10). 

Populus  alba  L.    Birsgelände  bei  Ariesheim   (7). 

Quercus  pubescens  Willd.  An  gewissen  Stellen  unseres  Jura 
in  allen  möglichen  Formen  gemischt  auftretend.  So  z.  B.  am 
Gobenrain  bei  Ariesheim  die  rar.  typica  Posp.  f.  Virgiliana  (Ten.) 
u.  /.  subvelutina  (Schur.),  sowie  rar.  pinnatifida  Spenn.  und  Über- 
gangsformen  (!).  Letztere  Var.  auch  an  Felsen  bei  Baisthal  (2) 
und  sicher  au  manchen  anderen  Stellen. 

Q.  pubescens  X  sessiliflora.  Gobenrain  bei  Ariesheim  (!). 
Felsen  bei  Balsthal  (2). 

]'i*cum  album  L.  rar.  Abietis  Beck,  Auf  Abies  alba  am  Eichen- 
berg westl.  von  Seewen,  1918  (!)  und  im  ,, Gemeindewald"  ob 
Pfeffingen  am  Eggberg,  1918  (!). 

Thesium  pyrenaicum  Pourr.  (Th.  pratense  Ehrh.).  Die  Stand- 
ortsangaben für  den  Jura  zahlreich  (versch.  Beobachter).  Bad: 
Bei  Badenweiler  und  Britzingen  (21). 

Th.  bavarum  Schrank  (Th.  montanum  Ehrh.).  Bei  Oensingen 
auch  in  der  Klus  am  Fusse  der  Ilesselbergf eisen  (3). 

Aristolochia  Clematüis  L.  In  Aesch,  1916  (!).  Breitenbach, 
1917  (Schülerfund). 

Rumc.r  arifolius  All.  Raimeux  (3).  Im  höheren  Jura  häufig  (!). 

*R.  pulcher  L.    Wolfbahnhof  Basel,  1916  (20). 

E.  alpinus  L.  Mehrere  Exemplare  in  den  Wiesen  bei  „Unter 
Buchen"  südöstl.  über  Neuhüsli,  Gemeinde  Beinwil,  Kt.  Soi., 
700  m,  1919  (!). 

Polygonum  amphibium  L.  Die  Landform  in  Dörfern  und  deren 
Umgebung  nicht  selten,  so  Nieder- Schöntal,  Arisdorf,  Therwil  (!). 
Bad:  Ist  ein  (10). 


Ergänzung  zur  Flora  von  Basel.  265 

P.  Hydropiper  !..  Bad:  Säckingersee  (!)  und  häufig  im 
Wiesental,  so  bei  Steinen  u.  zwischen  Thumringen  u.  Lörrach  (!). 

*P.  cuspidatum  Sich.  u.  Zurr.    Ruchfeld,  wieder  192]   (!). 

*P.  patulum  M.  Bieb.    Ruchfeld,   L916  (20),  wieder  1921   (!). 

*Polycnemum  arvense  L.  ssp.  majus  Briq.  Bundesbahnhof 
Basel,  bei  den  Güterhallen,  1915  (20). 

Chenopodium  Vulvaria  L.  Basel:  Bahnhof  Wolf  und  St.  Jo- 
hann, sowie  Birsfelden,   1915—1916  (20). 

*Ch.  hircinum  Schrad.    Bad.  Bahnhof.  Güterhallen,  1917  (!). 

*Ch.  glaucum  L.  Untere  Rheinweg  Basel,  wieder  1915  (20). 
An  der  Rosentalstrasse,  1921   (!). 

*Ch.  leptophyllum  Nutt.  Bad.  Bahnhof,  Güterhallen,  L917  (!). 
Ruchfeld.  1921  (!).  Rheinfelden,  an  der  Strasse  gegen  Mägden, 
1917  (!). 

*Atriplex  hortense  L.  Ruchfeld,  kult.,  1916  (!),  verwildert 
1921  (!).  Bad:  kult.  bei  Lörrach,  1921  (!).  Verwildert  nördl.  von 
Irlzlingen.   1921    (!). 

*Atriplex  hastatum  L.  Saline  Rheinfelden,  noch  1921  (!). 
Bahnhof  Waidenburg,   BUS  (19). 

*Amarantus  retroflexus  L.  rar.  Delilei  Thell.  St.  Johann- 
und  Wolf-Bahnhof   Basel,   L916  (20).    Birsfelden,  1915  (20). 

*A.  ulhii*  L.  In  und  um  Basel  auf  Schuttplätzen  und  Bahn- 
höfen jährlich  anzutreffen.  Bahnhof  Ölten.  191'.)  (!).  Bad:  Bahn- 
körper bei   Erringen,  1921  (!). 

*A.  quitensis  H.   B.  K.    Rosentalstrasse  Basel.   1921    (12.   !). 

Portulaca  oleracea  L.    Bad:  Bahnkörper  hei  Erringen,  1921  (!). 

Montia  fontana  L.  <>m.  Ascii.  (M.  minor  (Intel.).  Basel:  Aul' 
dem  Bruderholz  in  einem  Lössacker  (7)  ein  einziges  Exemplar 
im  Juni  1920,  das  mir  zur  Bestimmung  vorgelegt  wurde.  Später 
bis  jetzt  vergeblich  gesucht. 

Silène  <i<illirn  L.    Ruchfeld,   L917  (3). 

*jS.  dichotoma  Ehrh.    In  einem  Kleeacker  bei  Wollbach,  1907 

,21:. 

Dianihus  gratianopolitanus  Vill.  fl>.  caesius  Stu.J.  Felsen  am 
Kuenisberggrat  in  der  Blauenkette  ob  Nenzlingen,  Kt.  Bern, 
1919  (!). 

Stellaria  uliginosa  Murr.  Feuchte  Waldstellen  auf  dem  Bruder- 
holz (3,  8,   !).    Im  Gebiel   der  Wiese  überall. 

Cerastium  semidecandrium  L.  Am  Brüglingerweg,  1919 — 1921 
(7,  !). 

('.  pumilum  Citri.  (('.  glutinosum  Fr.).  Herr  AI/r.  Keller  hat 
1917  da-  Material  de-  Herb.  helv.  litis,  sowie  das  meinige  revidiert 
und  festgestellt,  dass  Ina  uns  fast  ausschliesslich  die  Ssp.  obscurv/m 


266  A.  Binz. 

fChaub.)  S, -li.  h.  K.  vertreten  ist  (vergl.  auch  26).  Auch  an  der 
Bahnlinie  Müttanz-Pratteln,  1!)21  (!).  Auf  der  Reinacherheide 
auch  Annäherungsformen  zur  Ssp.  pallens  (Schultz)  Seh.  u.  K.  (!). 

Spergularia  campestris  Asch.  (Sp.  rubra  Presl.)  Waldschlag 
zwischen  Muttenz  und  Schweizerhall,  1921   (!). 

Trollius  europaeus  L.  Im  Birstal  schon  ol>  Tuçùinucn.  1(10  m(  !). 

Aconitum   Napellus  L.    Reichlich  am  Lauchberg  (!). 

Anemone  Pulsatüla  L.  Wurde  am  Stockenrain  bei  Ilellikon 
1917  wieder  konstatiert. 

A.  remuneuloides  L.  Im  Birstal  auch  zwischen  Choindez  und 
Roches,  1920  (1).  Eine  Zusammenstellung  aller  Angaben  ergibt 
eine  fast  lückenlose  Verbreitung  im  ganzen  Birstal  unseres  Ge- 
bietes. 

Banunculus  flaccidus  Pers.  (R.  trichophyllus  Chaix).  Eine 
auffallend  grossblütige  Form  (Kronblätter  frisch  gemessen  10  mm), 
bei  Oberwil,  Basel-Land,  1915  (!). 

R.  aconitifolius  L.  Ein  Stock  am  rechten  Birsufer  zwischen 
dem   Steg  bei  Neue  Welt  und  St.  Jakob,  BUT  (9).  Vergl  auch  26. 

R.  lanuginosus  L.  Fuchslöcher  am  Dürrenberg  ob  Waiden- 
burg (19).  Lauchberg  unter  der  Geissfluh  (!).  In  den  höheren 
Teilen  des  Jura  häufig.  Audi  in  der  Gegend  von  Dornach  und 
Gempen  wieder  an  verschiedenen  Stellen  beobachtet  (7,   !). 

*R.  saräous  Crantz,    St.   Johannbahnhof  Basel.  1916  (20). 

Thalictrum  aquilegifolium  L.  Rheinufer  bei  Birsfelden  (3), 
bei  der  „Au",   Gemeinde  Muttenz  (!)  und   heim  Rothaus  (3). 

Th.   minus  L.    „Duftbach"   westl.   von  Büren.  Kt.   Soi.   (!). 

Th.  Bauhini  Crantz,  Rheinhalde  zwischen  Birsfelderhof  und 
Hard,  1919  (3). 

*Glaucium  corniculatum  Curt.    Birsfelden,  1016  (20). 

Corydalis  lutea  DC.  Basel,  Rheinmauern  hinter  den  Häusern 
der  Augustinergasse   (Mitteilung  eines  Anwohners). 

Fumaria  Vaillantü  Loisel.  Ruderal  auf  dem  Wolfbahnhof, 
1915  (3).  Oberfeld  bei  Hofstetten  (!).  Reigoldswil  (16).  Läufel- 
fingen (7). 

*Lepidium  virginicum  L.  Basel:  Güterhallen  des  bad.  Bahn- 
hofes, 1917  (!).  Elsässerrheinweg,  1920  (!).  Münchenstein,  1016 
bis  1017  (!). 

*L.  densiflorum  Schrad.  Basel:  Güterhallen  des  bad.  Bahn- 
hofes, 1917  (!). 

L.  perfoliatum  L.    Birsfelden  und  Kleinhüningen,  1016  (20). 

Coronopus  procumbens  Gilib.  Frenkendorf  immer  noch.  1921 
(19).    Lampenberg,  1017  (1!)).    Arboldswil,  1918  (10). 


Ergänzung  zur  Flora  von   Basel.  267 

*Sisymbrium  altissimum  !..  Rheinhafen,  L915  (!).  Bahnhof- 
areal VValdenburg,   1918  (19). 

*S.  erysimoides  Des/,  (det.  A.  Thellung).  Birsfelden,  L916  (20). 

*Diplotaxis  erucoides  DC.  St.  Jakob— Neue  Welt,  wieder 
1917  (!). 

*Barbaraea  intermedia  />'<</'.  Hörnli,  gegen  Bettingen,  Basel- 
Stadt,  -2.  Mai   1916  (!  . 

*Bapistrum  perenne  All.  Wiesendamm  Kleinhüningen,  1915  (!). 

*R.  rugosum  .111.  ssp.  orientale  Ttouy  //.  Fouc.  Wiesendamm 
und   Wolfbahnhof  Basel,   1915—1916  (20). 

Roripa  islandica  Seh.  u.  Thell.  rar.  ereeta  Brügger.  Aul'  Schutt 
am   Wiesendamm  Kleinhüningen,   1915  (!,). 

R.  silvestris  Besser.  Alte  Reinacherstrasse,  Ruchfeld,  All- 
schwiler  Weiher,   Rheinfelden  (7). 

Cardamine  amara  L.  Zwischen  Flühen  und  Rotberg  (!); 
Zullwil-Mühle,  Neuhüsli,   Bogental  (!). 

(  muri  mu  sativa  (L.J  Crantz  rar.  sublinieola  Zinger.  Ruch- 
Eeld,  1902  (!);  var.  subsilvestris  Thell.  Birsfelden,  1894  (!,  m  der 
Flora   vmi  Basel  als  C.  microcarpa). 

C.  Alyssum  Thell.  (C.  dentata  Fers.).  Bruderholz  und  Ziefen 
i  !.  in  der  Flora  von  Basel  unter  C.  sativa). 

C.  pilosa  Zinger,  Steiniger  Acker  am  Waldrand  zwischen 
Münchenstein  und   Kunzenhof,  1909  (!). 

Vogelia  paniculata  (L.)  Hörnern.  Acker  nördl.  von  Therwil 
gegen  „Mühlematt",  1919  (!);  Getreidefeld  in  den  „Weiden- 
matten" bei  Ariesheim,  1918  (!). 

Arabis  Turrita  L.  Rheinmauern  bei  der  Pfalz  (schon  1841 
Miiinli.  i.  Herb.  C.  F.  Hagenbach,  vergl.  Hagenbach,  Suppl.  1843 
und  22  . 

A.  arenosa  Scop.  An  Felsen  beim  Wasserfall  unter  Witwald 
wieder  konstatiert,  19201  !  I.  *F.albiflora  Rchb.  Bei  den  Lagerhäusern 
des  liad.  Bahnhofes,  1917  (!);  Gleisanlagen  am  Dreispitz,  1920 
(!);   Bahnhof   Wulf.   1915  (20). 

Erysimum  cheiranihoides  L.  Bei  Oberwil  im  Leimental,  reich 
verzweigte,  bis  80  cm  hohe  Exemplare,  1920  (!).  Frenkendorf 
und  am   Dielenberg  bei  Oberdorf,   Basel-Land  (19). 

*Bunias  Orientalis  L.  Reinach,  1916  (!).  Auch  wieder  hei 
Aesch  (!). 

*Chorispora  tenella  DC    üferstrasse  Basel,  1916  (20). 

Sedum  Telephi/um  !..  ssp.  purpureum  Seh.  u.  K.  Bei  Muttenz 
auch  in  der  Hard  an  der  Bahnlinie  (!) .  Bei  Büren.  Kt.  Sol.,  L918(!). 
Beim  Hof  Stollen  südl.  vom  Pelzmühletal,  1920  (6). 


268  A.  Binz. 

S.  spurium  M.  Rieb.  Aesch,  gegen  Angenstein  (!).  Rhein- 
halde  gegen  Grenzach,  1917  (!).  Bahnüberführung  bei  Frenken- 
dorf  (19).    Trimbach  (17). 

S.  dasyphyllum  L.  Zwischen  Zunzgen  und  Tenniken  immer 
noch,  spärlich  an  Felsbändern  links  der  Strasse,  1920  (!).  Bad: 
Egerten  (Wollbach).  187G— 1914  (21). 

Saxifraga  caespitosa  L.  ssp.  rosacea  (Mönch)  Thell.  (S.  deci- 
piens  Ehrh.)  Verwildert  an  der  Kirchhofmauer  von  Kienberg, 
Kt.  Soi..  1918  (!). 

Chrysosplenium  altemifolium  L.  An  einem  Waldbach  der 
Obern  Ahnend  bei  Therwil  seit  Jahren  reichlich  (!). 

Cotoneastei  tomentosa  Lindl.    Bad:  Oberberg  bei  Grenzach  (!). 

Pyrits  communis  L.  rar.  Achras  Wallr.  Hammerrain  hinter 
Erschwil,  Kt.   Soi.  (!). 

P.  Malus  L.  ssp.  silvestris  (Mill.)  Asch.  Am  Dielenberg  bei 
Oberdorf.  Basel-Land  (!).    Beinwilberg.  Kt,   Soi.  (!). 

Sorbus  Aria  Crantz  rar.  longifolia  Pers.  Thiersteingrat  ob 
Büsserach,  Kt.  Soi.,  1918  (!). 

S.  Aria  x  aueuparia.    Bei  Reigoldswil,  1915  (16). 

Fragaria  viridis  Duchesne,  Münchenstein:  altes,  linkes  Birs- 
bord  bei  ..Heiligholz'-  (!).    Im  ..Einschlag"  bei  Reinach  (!). 

Potentilla  heptaphylla  L.  (P.  rubens  Crantz).  Bad:  Stein- 
acker hei  Auggen  (21). 

Geum  rivale  X  urbanum.  Wurde  mir  von  Schüler  P.  Lehn- 
dorff  vorgelegt:  Mühlebritsche  zwischen  Lausen  und  Hingen,  1921. 

Alchemilla  Hoppeana  D.  T.  rar.  alpigena  A.  it.  G.  Reichlich 
am  Passwang  und  der  Wasserfalle,  191!)  (8). 

A.  vulgaris  L.  ssp.  alpestris  Camus.  Dilitschfluh  in  der  Weissen- 
steinkette  (9). 

Bosa  pendulina  L.  rar.  levis  R.  Keller,  Rehhag  ob  Waiden- 
burg (19),  rar.  setosa  R.  Keller,  Dielenberg  bei  Oberdorf  (19). 

R.  spinosissima  L.  rar.  spinosissima  (Koch)  Nr//,  u.  K.  Fels- 
schutt der  Roggenl'luh  (7). 

R.  Jundzillii  Bess.  var.  typica  R.  Keller.  Dornachberg,  an 
Felsen  über  der  Strasse  nach  Hochwald,  Kt.   Soi.,  1919  (!). 

R.  micrantha  Sm.  var.  typica  Christ  und  var.  permixta  Christ, 
am  Dielenberg  bei  Oberdorf.  1919,  (19). 

R.  agrestis  Sari  rar.  typica  R.  Keller  am  Dielenberg  b.  Ober- 
dorf, 1917  (19). 

R.  dumetorum  Thuill.  rar.  trichoneura  Christ,  am  Gerstel  b. 
Waldenburg,  1918  (19). 

R.  pendulina  x  tomentosa  (R.  spinulifolia  Dem.).  Südgipfel 
der  Portenfluh  ob  Nunningen,  Kt,  Soi.,  1921  (!). 


Ergänzung  zur  Flora  von  Basel.  269 

Genista  sagittalis  L.  Am  Bruderholz  auch  am  Waldrand 
nördl.  unter  I'.  825,  Gemeinde  Münchenstein  (!  ).  Bad:  Otterbach- 
Weil,   L921    (!). 

G.  anglica  L.  Bad:  Heideck  und  Schneckenkopf  bei  Schönau 
im  Wiesental  (IS.  yergl.  auch  27.   L920,  Seite  111). 

■-■^>tliti»inii.<  scoparius  Koch,  H;ul:  Hat  sieb  aeu  angesiedelt 
bei  Weil,  in  der  Kiesgrube  südl.  der  Bahnlinie  nach  Leopoldshöhe 
östl.  „Kuhstelleboden",  zahlreiche  Büsche,   1921   (!). 

Medicago  falcato  L.  Südhang  des  Wartenberges  (!).  Pfef- 
finger  Schlossberg  |  !). 

M.  varia  Mart.  Auch  im  Birstal  an  verschiedenen  Stellen. 
Ferner  bei  Frenkendorf  (19). 

*M.  hispida  Gärtn.  rar.  denticulata  Burnat.  St.  Johannbahn- 
hof, 1915  (1). 

*Melilotus  indievs  All.  Basel:  Pruntruterstrasse  und  Batterie- 
weg (!).  Ackerränder  auf  dem  Bruderholz.  1920  (!).  An  der 
Strasse  Neue  Welt-Muttenz,  1919  (!).  Rheinfelden-Magden, 
1917  (!). 

*M.  sulcatus  Desf.  Wolfbahnhof  Basel,  1916  (20).  Ruchfeld, 
1916  (20),  wieder  1917  (1.  3,  !). 

Trifolium  fragiferum  L.  „Mühlematt"  nördl.  Therwil  (!). 
Arboldswil,  Niederdorf— Bennwil  und  Sörzach  hei  Niederdorf,  Kt. 
Basel-Land  (19).    Bad:  Bei  Wollbach  (21). 

Tr.  rubens  L.  Eine  Kolonie  am  Südrand  des  Adlerwaldes 
bei   Frenkendorf,  1921   (19,  !).  , 

*Tr.  patens  Schreber.  St.  Johannbahnhof,  1915  und  Wolf- 
bahnhof, 1916  (20). 

Coronilla  coronata  h.  (C.  montana  Scop.J.  Bei  Arisdorf  z.  B. 
am  Domberg  (!).  Gobenrain  bei  Ariesheim  (!).  Thürnerfluh  (!). 
Ilurnholz  südl.  Rümlingen  (!). 

*Vicia  Ervilia  Wühl.    Ruchfeld,   1921   (!). 

V.  si  Im!  im  L.  Bei  Waidenburg  auch  an  der  Frenke  oberhalb 
der  Papiermühle  (19). 

*V.  lutea  L.    Wolfbahnhof  Basel  und  Reinach,  1916  (20). 

*V.  pannonica  Crantz  rar.  purpurascens  Ser.  Basel:  am  Batte- 
rieweg (!).  Frenkendorf  (19).  Bei  Reinach,  wieder  1918  (!);  hier 
auch  der  Typus,  1916  (3). 

*V.  biihynicq  L.    St.  Johannbahnhof  Basel,  1910  (20). 

Lathyrus  tuberosus  L.    Ettingen  Schlatthof  (!). 

/,.  vernus  Bemh.  f.  albiflorus  (Rchb.)  Wdhlf.  Am  Mont  Moron 
über  Souboz,  1906  (4).  Seither  in  Kultur  (im  Garten)  konstanl 
geblieben. 


270  A.  Binz. 

L.  latifolius  L.  dürfte  füglich  als  Bestandteil  der  Basler  Flora 
aufgenommen  werden.  Vergl.  Hagenbach,  Tentamen  Florae  Bas., 
Vol.  II,  1834,  Seite  208  und  Suppl.  1843,  Seite  145  bis  146. 
Im  Herb  helv.  Bas.  auch:  Weilerwäldehen  1830  (Preiswerk),  vor 
dem  Steinentor,  ohne  Datum  (Uebelin),  bei  Bilstein,  1847  (Preis- 
werk). -  Ferner  bei  Soyhières  im  Birstal,  1910  (!).  Bad:  Istein- 
Kleinkems,   1920  (12  u.  18). 

Pisum  sativum  L.  ssp.  arvense  (L.)  A.  u.  G.  Unter  Getreide 
bei  Reinach.  IUI 6  (!);  ebenso  ,.la  grosse  Fin"  bei  Soyhières  im 
Berner  Jura.  (!). 

Géranium  rotundifolium  L.  ist  im  Weichbild  der  Stadt  als 
Ruderalpflanze  häufig  geworden,  so  z.  B.  auch  zwischen  den 
Geleisen  der  Strassenbahn  nach  Riehen  (!). 

G.  phaeum  L.    Bad:  Auch  bei  Auggen  (21). 

G.  palustre  L.  Waldweg  Grien-Sörzach  bei  Niederdorf,  Basel- 
Land  (19). 

G.  sanguineum  L.    Tecknau-Wenslingen,  1919  (Max  Geiger). 

Oxalis  corniculata  L.    Neubad,  1918  (10). 

Linum  tenuifolium  L.  Sonnige,  felsige  Hänge  südl.  von 
Bückten,  1921   (!). 

Polygala  Chamaebuxus  L.  Basler  Jura:  Windenberg  bei 
Oberdorf,  1920  (G.  Senn,  !).  Bei  Balsthal  auch  gegen  Farisberg  (!), 
hier  1916  schon  Mitte  Januar  vereinzelt  in  Blüte. 

P.  vulgaris  L.  ssp.  vulgaris  (L.)  Seh.  u.  K.  Trockene  Wald- 
wiese bei  Helgenmatt,  Gemeinde  Breitenbach,  1919  (!). 

Callitriche  stagnalis  Scop.  Bad:  In  der  Wiese  zwischen  Thurn- 
ringen  und  Lörrach  massenhaft,  1921   (!). 

Buxus  sempervirens  L.  Im  Dinkelberggebiet  auch  auf  Basler 
Boden,  direkt  südl.  über  Bettingen  (!).  --  Unter  St.  Romai  bei 
Lauwil,  wahrscheinlich  eingebürgert  (Mitteil,  von  Dr.  W.  Vischer). 

Hex  Aquifolium  L.  rar.  senescens  Gaudin,  Rehhag  ob  Waiden- 
burg (!).  Felsgrat  des  Petit  Raimeux  ob  Roches,  900 — 1000  in, 
reichlich  f notifizierend,  1921   (!). 

Staphylea  pinnata  L.  In  der  Hard  noch  reichlich  in  dem  Wald- 
stück bei  P.  262  südöstl.  der  Au  und  am  Waldrand  südwestl. 
vom  Rothaus,   Gemeinde  Muttenz  (!). 

Acer  platanoide^  L.  Gegen  Spitzenbühl  und  Rohrberg  ob 
Station  Liesberg  (!).  Forêt  de  Mettemberg  (!)  und  sicher  an 
vielen  anderen  Stellen  im  Jura. 

A.  Opalus  MM.  Zusammenstellung  aller  Standorte  des 
untern  Birsgebietes  :  Einige  Exemplare  im  Durchbruch  südl. 
Bellerive,  1910  (!).  Südseite  des  Fringeli  oberhalb  „La  Provi- 
dence", 1895  (Heyer).    Passhöhe  am  Fringeli,  ein  Baum  auf  der 


Ergänzung  zur  Flora  von   Rasel.  271 

Südseite  bei  700  m  ca.,  L916  (!).  Beim  Ober-Fringeli,  1916  (!). 
Wald  östl.  viiin  Hof  Misteli,  mehrere  Bäume,  darunter  ein  statt- 
liches Exemplar,  1916  (!).  Landsberg  ob  Bärschwil,  mehrere 
hohe  Baume.  1899  entdeckl  (!).  Bannfluh  ob  Wahlen,  1920  (!). 
Östl.  vom  Schloss  Thierstein  ob  Büsserach,  am  untern  Wald- 
rand '1rs  „Lindenberg"  und  am  Gratweg,  hier  ein  stattliches, 
fruktifizierendes  Exemplar  und  viel  Jungwuchs,  1918  (!).  Am 
Dornachberg  ob  der  zweiten  Kehre  der  Strasse  nach  Hochwald. 
180  m.  '■'<  ausgewachsene  Baume  und  Nachwuchs.  1915  (!).  Wald- 
rand östl.  vom  Dornacher  Schloss,  L899  (entdeckl  von  (J.  Müller), 
ein  strauchartiges  Exemplar  (!).  Am  Gobenrain  hei  Ariesheim, 
•  ■m  kräftiger  Baum  und  mehrere  junge  Exemplare,  letztere  auf 
dem  Kamm  gegen  Rengersmatt,  1915  (!).  Zahlreiche  Exemplare 
..Im  Gstüd"  östl.  hinter  Ariesheim,  l>is  560  m  ca.,  1914  (fest- 
gestellt von  A".  Htm  »irrt.  Hier  hat  schon  Herrn.  Lüscher,  1900, 
nach  einer  .spateren  brieflichen  Mitteilung  ein  junges  Exemplar 
gefunden;  er  konnte  mir  aber  die  Stelle  nicht  mehr  genau  be- 
zeichnen; er  schlich:  ..auf  dem  Ausläufer  östl.  von  Birseck,  ni 
fallor". 

Die  grossen  Bäume  auf  dem  Landsberg  entwickeln  reichlich 
Früchte  in  einer  Höhe  vi  m  l'A)  m.  Der  Jungwuchs,  der  da  und 
dort  an  den  genannten  Standorten  nachgewiesen  werden  kann. 
beweist,  dass  das  heutige  Klima  der  Ausbreitung  des  interessanten 
Vertreters  einer  mehr  südlichen  Flora  vollauf  genügt.  Weiter 
östlich  hat  der  Baum  noch  einige  Standorte  in  den  Südketten 
de-   Aargauer   Jura    (  vergl.   21). 

*  Impatiens  parviflora  /><'.  Basel,  immernoch  in  den  Gärten 
am  Aeschengraben  und  an  der  Nauenstrassé.  Im  Kirschgarten, 
11*17  (6,  !).  Am  Bruderholzweg.  Ostrand  des  Bruderholzes  beim 
Fleischbach,  1918  (!).    Beim  Wolfgottesacker,   1919  (KU. 

Vitis  vinifera  L.  Verwildert  hei  Grellingen  (schon  Schneider, 
1880)  unter  den   Felsen  westl.  vom  ..Felsenacker",  1921    (!). 

Mahn  moschata  L.  Niederdorf  Basel-Land  (19).  Brislach  (!)). 
Bad:   Bahndamm    Istein.   1921    (!). 

*M.  parviflora  L.    Birsfelden,  1916  (20). 

*M.  pus, IIa   With.    Birsfelden,   mir,  (20). 

*Hibiscus   Trionum  L.    Bei  St.   Jakob,  wieder  1915  (20). 

Hypericum  pvlchrum  L.  Bad:  Scheideck  ob  Kandern-Hägel1 
berg,  an   verschiedenen  Stellen.  1!)21   (!). 

Helianthemum  nummularium  (L.)  Müller  ssp.  nummularium 
(L.)  Seh.  n.  K.  f.  discolor  (Rehb.)  Jauchen.  An  sonnigen,  warmen 
Stellen  unseres  Gebietes  häufig;  /..  B.  Bad:  Grenzach,  Rhein- 
halde oberhalb  der  Fähre,  1899  (!)  und  Isteiner  Klotz,  L900  (!). 


272  A.  Binz. 

Eis:  Rheinufer  unterhalb  Hüningen,  1899  (!).  An  denselben 
Stellen  zum  Teil  auch  ssp.  ovatum  (Viv.)  Seh.  u.  K.,  f.  angusti- 
folium   (Willk.)  Seh.  //.  A".  und  /.  lanceolatum  (Willk.)  Seh.  u.  K. 

Viola  mirabilis  L.  Gressgrütgraben  oberhalb  Rheiufelden, 
1921  (!).  Unter  Gebüsch  bei  der  Kastelmatt  südl.  Grellingen, 
1917  (!). 

Thymelaea  Passerina  Coss.  et  Germ.  Bad:  Auf  dem  Höhen- 
zug zwischen  Manchen  und  Auggen,  1884  (21). 

Daphne  alpina  L.  Am  Waldenburger  Schlossberg,  1920  (!). 
Am  Felsgrat  des  Petit  Raimeux  bis  gegen  P.  1080  m  zahlreiche 
Sträuchlein,  1921  (!).    Vergl.  auch  25." 

Epilohium  tetragonum  L.  ssp.  Lamyi  (F.  Schutt:)  Seh.  u.  K. 
oberhalb  Riburg  (!). 

Oenothera  laciniata  Hill.  Beim  Neubad,  1918  (N.  Abderhalden). 

Eryngium  campestre  L.  In  der  bad.  Rheinebene  unterhalb 
Basel  an  sonnigen,  steinigen  Stellen  häufig,  so  bei  Markt,  Hal- 
tingen, Eimeldingen  (!.  vergl.  auch  26). 

Chaerefoliurn  silvestre  Seit.  u.  Th.  ssp.  nitidum  Seh.  u.  Th. 
(Anthriscus  nitida  (laiche).  Basler  Jura:  Rappenloch  (Aubach) 
hinter  Bretzwil,  1919  (!);  Schüsselrain  und  Schlucht  am  Walli- 
bach  ob  dem  „Weidli",  Gemeinde  Bennwil,  1920  (!);  Lauch- 
berg unter  der  Geissfluh,  1920  (!).  Kt.  Solothurn:  Waldschlucht 
ob  Kienberg  gegen  den  untern  Seimhof.  1918  (!). 

Scandix  Pecten  veneris  L.  Als  Ruderalpflanze  bei  Basel 
überall;  ausserdem  in  der  eis.  Rheinebene  allgemein  verbreitet. 

Torilis  arvensis  Link.  In  und  um  Basel  wieder  an  ver- 
schiedenen Stellen. 

*Caucalis  dflueoides  L.  car.  muricata  Gr.  Godr.  Ruchfeld  bei 
Basel  schon  1902  und  1903  (!). 

*Buplenrum  lancifolium  Hörnern.  Bahnhof  Wulf  und  Birs- 
felden,  1916  (20).    Lysbüchel,  1918  (7). 

B.  ranuneuloides  L.    Klus  von  Court,  1906  (25). 

Bunium  Bulbocastanum  L.  In  Getreidefeldern  bei  Nunniugen, 
Kt.  Soi.,  1921  (!).   Ruderal  auf  dem  Bahnhof  Wolf  Basel,  1918  (1). 

Peucedannm  rarci/nl i nm  Vill.  Bei  Hochwald  an  verschiedenen 
Stellen,  z.  B.  „Am  Bürenweg"  und  „Schabziger",  sowie  am 
..Eichenberg-  (!).    Bei  Oberäsch.  1916  (!). 

P.  Oreoselinum  Mönch,  Nunningen-Rodris,   1919   (  !). 

Heracleum  alpinum  L.  Weil  nach  Norden  vorgeschobener 
Standort:  Hirnikopf,  nahe  beim  Gipfel,  1020  m,  Kt,  Soi.,  1921  (!)'. 
Noch  nördlicher  bei  Waidenburg  Wil-Windenberg,  640 — 650  m  (19). 

H.  Sphondyliiim  L.  ssp.  montanum  (Schleich.)  Briq.  Klus 
von  Court  (25). 


Ergänzung  zur  Flora  von  Basel.  27:; 

Laserpitium  latifolium  /..  Ein  grosses,  blühendes  Exemplar 
auf  dem  Bahnkörper  des  Bundesbahnhofes  Hasel.   1M2I   (!). 

Pyrola  rotundifolia  L.  Lenzberg  bei  Aesch,  1916  (!).  Wald- 
saum bei  „Unterbord"  ob  Nunningen,  1921  (!)  und  Zingelen  über 
Vorder-Beinwilberg,  Kt.  Soi.,  1919  (!).  -  Gemeindemattbrünnli 
bei  Waidenburg,   L919  (19). 

P.  minor  L.  Grossholz  bei  Ormalingen,  Basel-Land,  1919 
(Mas  Geiger).  Beinwil,  Kt.  So].:  Waldstelle  am  Felsriegel  zwischen 
Nieder-Rattis   und    Unter-Kratten,   mit   P.  secunda    I...    L920   (!). 

Monotropa  Hypopitys  L.  var.  hirsuta  Roth.  Ahnend  (Wald) 
bei  Therwil,  1920  (!). 

Arctostaphylos  Uva  ursi  Spreng.  Bei  Gänsbrunnen  auch  am 
Dillitsch,  L920  (!).  Massenhaft  am  Felsgrat  des  Petit  Pvaimeux 
ob  Roches,  192]   i  !  . 

Vaccinium  Vitis  Idaea  L.  Durch  den  Fund  am  Vogelberg- 
kamm, 1919  (7,  humose  Stille,  unter  V.  Myrtillus)  ist  das  Vor- 
kommen in  def  Passwangkette  von  neuem  konstatiert  winden 
(vergl.  2:!.  S.  69).  Beinwil,  Kt.  Soi.:  Waldstelle  am  Felsriegel 
zwischen   Nieder-Rattis  und  Unter-Kratten,  75(1  m.  1920  (!). 

Primula  Auricula  L.  Weit  nach  Norden  vorgeschobener 
Standort:  Felsen  beim  Wasserfall  unter  Witwald,  Gemeinde  Es- 
tinnen. Basel-Land  (!). 

Pr.  elatioi        veris.     Kastelmatt    hinter    Grellingen,    1919   (!). 

Androsace  lactea  L.  In  den  Klüsen  schon  bei  700  m,  so  in  der 
Klus  vini  Court  (25).    Ebenso  in  der  Galerie  du  Pichoux  bei  Under- 

Velier    I  !  i. 

Centunculus  minimus  L.  Äcker  ob  Therwil:  „Hochfeld",  „in 
den  Löchern"  etc.,  1918  (!). 

Blackstonia  perfoliata  Huds.  „Rüti"  westlich  vom  Dorfe 
Blauen.    L916  (!). 

Gentiana  Crvciata  L.  Reinacherheide,  schon  1902  (!,  vergl.  26). 

G.  asclepiadea  !..  In  der  Passwangkette  auch  im  Bogental, 
1918  (8)  und  in  der  Felsschlucht,  die  sich  von  hier  nach  dem  Ulmel 
hinaufzieht,   1919  (!). 

Polemonium   coeruleum    !..     Bei    Lausen.    11I21    (P.  Lendorff.) 

*Lappula  echinata  Gilib.    Binningen,   1920  (!). 

lAthospermum  purpureo-coeruleum  L.  Im  Birsgebiet,  z.  B. 
auch  im  Wald  am  Dornachberg  über  Tiefental  (!)  und  /.wischen 
Aesch  und  Grellingen  im  Mückenbergwald  (!).  Wird  auch  an- 
gegeben für  die  Hard  bei  Birsfelden  und  die  Elsässerhard,  doch 
bedürfen  letztere  Angaben  noch  der  Bestätigung. 

IS 


274  A.  Binz. 

*PhaieIia  tanaeetifoliii  Benth.  Bei  Neu-Miirichenstein.  1918 
(Schülerfund).    Bei  Rheinfelden,  1921   (Dr.  K.  Fuchs). 

Teucrium  montanum  L.  Bad:  Felsen  bei  Hach  oberhalb 
Müllheim.  188:3—88  (21). 

Scutellaria  galericulata  L.    Reinacherhof-Bruderholz,  1918  (9). 

Galeopsis  Ladanum  L.  ssp.  angustifolia  (Ehrh.)  Gaud.  In 
unserem  Gebiet  vorwiegend  var.  Kernen  Briq.  z.  B.  Ruchfeld, 
Reinacherheide,  Münchenstein.  Dornach,  Arlesheim.  Kastelhöhe 
ob  Grellingen  (!).  Bad:  Haltingen  (!).  Eis:  Hardäcker  hei  Klein- 
Landau  (!).  Sicher  allgemein  verbreitet.  Bei  Reinach  auch  var. 
arenaria  Gr.  Godr.  (det.  Briq.) -im  Herb.  helv.  Bas.,  1846  (Ber- 
noulli). 

G.  dubia  Leers.  Ruderal  auf  dem  St.  Johannbahnhof,  1915  (1). 

Leonurus  Cardiaca  L.  Uferstrasse  Basel,  1916  (29).  Birs- 
felden,  1915  (N.  Abderhalden). 

Stachys  germanica  L.    Eis:   St.  Ludwig  (7  u.a.). 

St.paluster  x  silvaticus.    Bad:  bei  Rütteln,  1921  (!). 

Salvia   verticillata  L.    Im  Birstal   bei  Zwingen,  1918  (!). 

Satureia  hortensis  L.  Ruderal  am  Wiesendamm.  1915  (!); 
(  uiterhallen  des  badischen  Bahnhofes.  1917  (!).  Binningen, 
1920  (!).  Ruchfeld,  St.  Jakob-Neue  Welt  und  Heiligholz  bei 
Münchenstein,  1918  (9h 

Thymus  Serpyllum  L.  ssp.  Serpyllum  Briq.  rar.  spathulatus 
Briq.  Im  Herb.  Hagenbach  von  der  Rheininsel  bei  Neuenburg 
(leg.  Lang). 

Mentha  piperita  L.  rar.  officinalis  Sole,  Kleinhüningen,  nahe 
der  Wiesenmündung,  1920  (!). 

M.  spicataL.  ein.  Huds.  var.  piperella  (Lej.  u.  Court.)  Seh.  u.  K. 
Beim  Dorfe  Pleigne  im  Berner  Jura.  1916  (!). 

Lycium  halimifolium  MM.  Am  Felsen  unter  dem  Schloss 
Angenstein,  verwildert. 

Atropa  Belladonna  L.  Am  Blauen,  z.  B.  ob  Mariastein  (9). 
Birshaldenberg  bei  Laufen  (!). 

Solanum  nigrum  L.  ein.  Miller  rar.  chlorocarpum  (Spenner). 
Auf  Schuttstellen  bei  Basel  hie  und  da:  Friedmatt,  hei  der  Gas- 
fabrik, Ruchfeld,  St,  Jakob-Neue  Welt.  1915—16  (20). 

Datnra  Stramonium   L.    Bei  Mägden,  1917  (!). 

Linaria  Cymbalaria  MM.    Schloss  und  Felsen  Angenstein  (!). 

L.  repens  (L.)  Miller.  Basel,  Bahnkörper  beim  Erdbeer- 
graben,  1918  (!).    Bahnhof  Aesch,   1921    (!). 

Scrophularia  alata  Gilib.  rar.  Neesii  (Wirtg.J.  Bad:  bei 
Rütteln  (!).    Im  ganzen  Gebiet  verbreitel   (vergl.  auch  26). 


Ergänzung  zur  Flora  von  Basel.  275 

Veronica   prostrata    L.     Südlich    über   Tuggingen,    Kt.  Bern, 

1917  (!). 

Digitalis  ambigua  Murr.  „In  der  Au",  Gemeinde  München- 
stein, vereinzeil  und  im  Reinacherwald  immer  noch  zahlreich  (!). 

Erinus  alpinus  L.  Falkenfluh  unter  dem  Signal  P.  659  ob 
Tuggingen,  1918  (!). 

Melampyrum  eristatum  L.  Bei  Ariesheim  auch  am  Goben- 
rain,  1915  (!)  und  zwar  wie  auch  am  Dornacher  Schlossberg  rar. 
eristatum    Beauverd   subvar.    typicum    Beauverd. 

Euphrasia  salisburgensis Funk. Schartenfluh,  1918  (!).  Schloss- 
berg ob  Waidenburg  (19). 

/■.'.  nemorosa  H.  Mart.  Berner  Jura:  ..Le  Cerneux"  bei  Bourri- 
gnon,  1916  (!).  auf  Weiden  amRaimeux  überall  von  1000 — 1300  m, 
sowohl  westlich  von  „Raimeux"  als  nördlich  unter  dem  Signal 
über  Rebeuvelier,  1921   (!). 

E.  stricto  Host.  Unbebaute  Stelle  bei  .Mariaslein,  links  der 
Strasse  nach  Metzerlen,  1919  (!).  Die  Angabe  „Raimeux"  in  Binz, 
Flora  viin  Basel,  1911.  ist  zu  streichen. 

/•.'.  serotina  Lara.  Feuchte  Stellen  im  Jura:  Ettingen,  gegen 
Tschäpperli,  1917 — 21  (!).   Büren,  an  der  Strasse  gegen  Lupsingen, 

1918  (!).    Im  Bödeli  bei  Seewen  (10).    Bei   Rebeuvelier,  1921  (!). 
Utricularia  vulgaris  L.   Bei  Rheinfelden  erloschen  (11.  Mitteil. 

Mm  1919  . 

*Orobanche  crenata  Forsk.  Güterbahnhof  Wolf,  1918  (1), 
wieder    1919      '.   . 

0.    reticulata    Wallr.     Vorder    Schellenberg   bei    Waidenburg, 

1919  (19). 

Lathraea  Squamaria  L.    Pelzmühletal  (6).    Soyhieres  (5). 

Plantago  lanceolata  L.  rar.  sphaerostaehya  Wimm.  u.  droh. 
St.  Johannbahnhof,  1915(20).  Fis:  Unterhalb  Burgfelden,  1913(1). 
*Ssp.  altissima  (L.)  Rouy.  Schutt  bei  der  Irrenanstalt,  1915  (20). 
Erdbeergraben,  1915  (!).    Bad:  Kleeacker  Lei  Wollbach,  1879(21). 

*PI.  indica  L.  Bad.  Bahnhof  Güterhallen,   1917  (!). 

Sherardia  arvensis  L.  var.  hirsuto  Baguet.  Ruderal  auf  dem 
Geliert,  1915  und  Ruchfeld,   1916  (20). 

Asperula  arvensis  L.    Ruchfeld  wieder  191.")  (20).  1921  (!). 

*À.  glauca  Bess.  Bei  Zwingen.  1916  21  wieder  (!).  An  der 
Barmlinie  Mün<henstein-Arleslieiin  an  mehreren   Stellen  (!). 

Galium  verum  L.  ssp.  praecox  (Lang)  Petrak.  Allschwil- 
Oberwil  (!). 

G.  pumilum  Murr.  var.  hirtellum  Briq.  Hintere  Egg~Kellen- 
köpfli   ob   Waidenburg,    1919  (19).     Felsen   bei   Chatillon   (!)   und 


276  A.  Binz. 

sicher  an  vielen  anderen  Stellen  unseres  Jura,  wie  auch  rar.  pubes- 
cens. 

G.  Mollugo  X  verum.    Hochrüti  über  Ölten  (!). 

Valeriana  officinalis  L.  rar.  tenuifolia  Vahl.  Um  Waidenburg 
häufig,  auch  zwischen  Oberdorf  und  Bennwil  (19). 

Campanula  persicifolia  L.  Audi  am  Bahndamm  zwischen 
Äugst  und  Rheinfelden  (!). 

Eupatorium  cannabinum  L.  Unter  der  Normalform  eine 
solche  mit  ganzrandigen  Teilblättern,  /.  edentulum  Binz  f.  nov.,  am 
Blauen  ob  Ettingen,  am  Weg  zur  Platte,  Kt.  Baselland.  1017  (!). 

Gnaphalium  silvaticum  L.  rar.  citrinum  Gaud.  Hard  bei 
Muttenz,  1887  (!). 

Gn.  norvegicum  Gunn.    Bad:  im  ganzen  Feldberggebiet  (18). 

*Xanihium  spinosum  L.  Strassenrand  am  ..Baselweg",  bei 
P.  289,  Gemeinde  Muttenz,  1919  (!). 

*Ambrosia  trifida  L.  rar.  integrifolia  Torr.  u.  (hau.  Lager- 
häuser bad.  Bahnhof,  1917  (!). 

*Iva  xanthiifolia  Nutt.    Birs'felden,  1918  (1). 

*Guizotia  abyssinica  Cass.  Wird  immer  wieder  da  und  dort 
beobachtet;  z.  B.  Uferstrasse,  1921  (G.  Müller).  Ruchfeld,  wieder 
1920  (!). 

*Galinsoga  parviflora  Car.    Tierheim  Basel,  1917 — 18  (9). 

*Hemizonia  pungens  Torr,  et  Gray.    Ruchfeld,  1919  (!). 

* Anthémis  tinetoria  L.    Uferstrasse  Basel,  191(5  (20). 

Achillea  Ptarmica  L.  In  einem  Graben  „Unter  dem  langen 
Hag"  bei  Aesch,  mit  Iris  Pseudacorus,  Sparganium  ramosum, 
Alisma  Plantago  aquatica,  Stachys  palustris,   1918  (!). 

^Chrysanthemum  segetum  L.    St.  Johannbahnhof,   1915  (20). 

Tanacetum  vulgare  L.    Geliert.  1916—17  (9). 

*Artemisia  Absynthium  L.  Ruchfeld,  1915—16  (20.  !).  Heilig- 
holz bei  Münchenstein,  1918  (9).    Birsfèlden,  1915  (1). 

Carlina  acaulis  L.  Bei  Ober-Dornach  an  der  Strasse  nach 
Hochwald  schon  bei  860  m  (!). 

Arctium  happa  L.    Auch  bei  Pratteln,  1915  (1). 

Cirsium  acaule  L.  Bad:  Helgisberg  bei  Wollbach,  1876 — 1914 
(21). 

C.  oleraceum  x  palustre.  Wallibach  Weidli  bei  Bennwil,  1917 
(19).    Neunbrunnenwald  bei  Waidenburg,  1919  (19). 

Centaurea  Jacea  L.  ssp.  angustifolia  (Schrank)  Gugler,  Altes. 
linkes  Birsbord  bei  Münchenstein  und  zwar  rar.  intégra  und  Dar. 
semifimbriata  Gugler.  1918  (!).    Am  Blauen  ob  Ettingen,  1918  (!). 

*C.  dubia  Sut.    St.  Johannrheinweg.  1920  (!). 

*C.  »lelitensis  L.     Bahnhof   Grellingen.   1916  (20). 


Ergänzung  zur  Flora  von   Basel.  l'77 

Picris  echioides  L.  Bei  Basel  immer  wieder  au  verschiedenen 
Stellen,  so  am  Bruderholz,  1916  (!),  Münchenstein,  jenseits  der 
Birs,  1916  (!).  Ferner  oberhalb  der  Kirche  St.  Peter  bei  Nieder- 
dorf, 1918  (19).  Am  Löhrenberg  bei  'Filterten  und  beim  Friedhof 
Waidenburg,  1919  (19). 

Taraxacum  officinale  Weber  ssp.  paludosum  (Scop.)  Seh.  u. 
K.  An  feuchten  Stellen  im  Jura  auf  Weiden  etc.  wohl  airgends 
fehlend.  Wasserberg  ob  Bärschwil,  1919  (!).  Bei  Diegten  am  Weg 
gegen  Wüstmatt,  1920  (!).  (Über  ssp.  levigatum  und  obliquum 
siehe  unter  Bemerkungen.) 

Lactuca  Serriola  L.  rar.  integrata  (Gr.  Godr.)  Seh.  u.  K.  Kly- 
lieek,  auf  Schutt  an  neu  angelegten  Strassen.   1901   (!). 

CrptH  blaüarioides  Vill.  Bad:  Sirnitz,  auf  Wiesen,  1899  (21). 

Hieracium  Pilosella  L.  ssp.  subvirescens  N.  P.  (det.  II.  Zahn). 
Bad:  Murg,  an  <lcr  Strasse  nach  Harpolingen,  1912  (!). 

H.  Schultesii  /•'.  Schultz  ssp.  megalophyllum  N.  P.  Bad:  bei 
Murg,  an  der  Stras.-e  nach  Harpolingen.  1912  (!)  und  zwar  /.  pleio- 
trichum  N.  /'.  und  f.  oligotrichum,  N.  P.  (det.  Zahn).  Ssp.  Schultesii 
/•'.  Schulte.    Bei   Murg,   1911    (19,  vergl.  22.   S.  201). 

Bemerkungen  und  Berichtigungen. 

Asplenium   fontanum    Beruh.     Hofstetterköpfli   (Probst,  Th., 

gl.  22.   S.  179).    Wurde  von  mir  seither  wiederholt   vergeblich 

m  ht.  obschon  mir  die  Stelle  vom  Entdecker  genau  bezeichnet 

wurde.     Auch   die   anderen   Teile   des   Berges,   Felsen   und   Wald, 

iben  hei  gründlicher  Absuchung  kein  Resultat.   Das  Vorkommen 

bedarf  erneuter  Bestätigung. 

Alisma  gramineum  Gmel.  Die  Annähe  Grenchen  und  Altreu 
22.  S.  180)  bezieht  sich  auf  eine  Form  von  A.  Plantagoaquatica(14). 

Triticum  repens  !..  vor.  glaueum  Doli  (22,  S.  182)  =  Agro- 
pyron  intermedium  (Hast)  /'.  II.  rar.  arenosum  (Spenner)  Thell. 
(s.  Ber.  d.  Schweiz,  bot.  Ges.,  1916,  S.  104 — 65).  Hieher  gehören 
auch  die  Pflanzen  von  [stein,  Neuenburg;  Ilüningen  im  Eis.,  von 
der  Rheinhalde  bei  Grenzach.  Ausserdem  kommen  stark  blau- 
grüne Formen  von  A.  repens  vor,  so  am  Rhein  bei  Grenzach,  an 
der  Südostecke  des  Jakobsbergerholzes  am  Bruderbolz,  hier 
speziell  rar.  aristatum  (I)öllj    Volkart,  und  anderwärts  im  Gebiet. 

Carry  pilosa  Scop.  Es  ist  auffallend,  dass  die  Angabe  von 
Doli.  Rheinische  Flora  1843,  S.  152  (vergl.  26)  und  Flora  des  Grh. 
Baden.  18ö~.  S.  2(i(i.  wonach  die  Pflanze  von Zeyher  auf  dem  Grenz- 
acherhorn  gefunden  wurde,  nicht  auch  von  C.  F.  Hagenbach  er- 
wähnt wird,  der  andere  Angaben  Zeyhers,  mit  dem  er  in  Verkehr 
stand,  aufgenommen  hat.     Im  Herb.   Hagenbach  ist   kein   Beleg 


278  A.  Binz. 

für  diesen  Fund  vorhanden.  Zeyher  hat  Basel  im  Jahre  1804  ver- 
lassen; er  kam  als  Gartendirektor  nach  Rehwetzingen.  Sein  grosses 
Herbar  ist  im  Besitz  der  badischen  Landessammlung  für  Natur- 
kunde in  Karlsruhe.  Der  Verwalter,  Herr  A.  Kneueker  hat  auf 
meine  Veranlassung  hin  im  Zeyherschen  Herbar  nachgesehen, 
fand  aber  vom  C.  pilosa  nur  2  Exemplare  ohne  Standortangabe. 
Somit  bleibt  mein  Nachweis  (Nicht  „Binz.  Christ"  wie  in  26  ge- 
schrieben wird.  Herr  Dr.  Christ  wurde  von  mir  später  an  den  Ort 
geführt.)  am  Ausserberg  bei  Riehen  immerhin  wertvoll.  Die  Stelle 
liegt  im  Gebiet   des     Kantons  Basel-Stadt. 

Polycnemum  arvense  L.  ssp.  majus  Briq.  (vergl.  22,  S.  208) 
Sisseln  (Lüscher)  ist  unrichtig.  Es  soll  heissen  Siselen  im  Kt.  Bern 
(14)  und  liegt  nicht  in  unserem  Gebiet. 

Banunculus  aquatüis  L.  Die  Angabe  „Weiher  bei  Station 
Soyhières  im  Birstal  (Dr.  A.  Kündig  in  Binz.  Flora)  ist  jedenfalls 
unrichtig.    Es  findet  sich  dort  nur  R.  flaccidus  Pers.  (3,    !). 

R.  reptans  L.  Am  Rheinufer  bei  Grenzach,  Labram  in  Hagen- 
bach, Suppl.  1843.  S.  102  als  Varietät  von  R.  Flammula  wird  in 
26  mit  der  Bemerkung  „typisch"  versehen.  Diese  Bestätigung 
genügt  aber  nicht,  denn  der  betreffende  Herbarbogen,  der  aller- 
dings typische  Exemplare  von  R.  reptans  enthält,  hat  3  Etiketten. 
Eine  mit  der  obigen  Angabe,  eine  „prope  Michelfelden"  und  eine 
weitere  mit  diversen  Angaben.  Es  kann  nun  nicht  mehr  festgestellt 
werden,  von  wo  die  Exemplare  stammen. 

Die  für  Neudorf  angegebene  Cardamine  amara  X  pratensis 
(Aellen  in  22,  S.  192)  ist  nach  Revision  durch  Thellung  nur  C. 
pratensis.  Die  für  Zwingen  im  Birstal  von  mir  angegebene  C.  amara 
X  pratensis  (Flora,  1911,  S.  124)  ist  C.  amara  L.  rar.  erubescens 
Peterm.  (vergl.  Ber.  Schweiz,  bot.  Ges.  1916,  S.  195). 

Rosa  spinosissima  X  tomentosa.  Ingelsteinfluh,  1912  (!)  ist  in 
22  unrichtig  als  R.  alpina  X  tomentosa  angegeben. 

Viola  rupestris  Schmidt  (F.  arenaria  DC).  Als  Neufund  (1900) 
von  Linder-Hopf  in  die  Flora  von  Binz  (I.  Aufl.  1901.  S.  329)  auf- 
genommen, wurde  schon  von  Hagenbach  (Suppl.,  1843,  S.  44) 
unter  dem  Namen  F.  canina  L.  rar.  sabulosa  Rchb.  erwähnt. 
Belegexempl.  im  Herb.  helv.  Bas.,  leg.  Fischer. 

Daphne  Cneorum  L.  Die  Angabe  ,,Stürmenkopf"'  (Flora  von 
Basel)  ist  zu  streichen  (vergl.  22,  S.  196). 

Epilobium  adnatum  Gris.  Bahn  (Pb.  in  22,  S.  197)  gehört  nicht 
in  unser  Gebiet;  gemeint  ist  Bahn  am  Buchberg  (17). 

Ammi  majus  L.  Eis:  Bei  Bartenheim  (A.  u.  \Y.  in  22,  S.  213) 
ist  Falcaria  vulgaris  (vergl.  26,  S.  192).  Letztere  ist  in  Getreide- 
feldern im  Eis.  nicht  selten. 


Ergänzung  zur   Flora  von   Basel.  279 

Levisticum  officinale  Koch.  Eis:  Bei  St.  Ludwig  (Weber  in  22) 
isl   Petroselinum  sativum  Hoffm. 

Myosotis  caespitosa  Schult:.  I  >ie  Angabe  „Steinenstadter  Rhein- 
insel" (Flora  1911,  S.  226)  gehört  zu  M.  scorpioides  L.  cm.  Hill. 
ssp.  caespititia  (LK'.J   E.   IIa  um.  (M.  Rehsteineri  Wartm.) 

Veronica  acinifolia  L.  Die  von  Bernoulli  stammende  Angabe 
„Leopoldshöhe"  ist,  wenn  nicht  Neunachweis  erfolgt,  zu  streichen. 
Die  betreffenden  Belegexemplare  im  Herb.  helv.  Bas.  gehören  zu 
T'.  arvensis. 

Kentranthus  angustifolius  DC.  „Weissenstein"  zu  streichen. 
Das  einzige  sieher  konstatierte  Vorkommen  auf  der  Südseite  des 
Weissenstein:  „Wengistein  bei  Solothurn"  ist  nach  17  erloschen. 
Hingegen  bleibt  die  Angabe  ..Küschgraben"  südlich  Gänsbrunnen 
bestehn. 

Initia  britannica  L.  Bei  Michelfelden  (vergl.  Hagenbach, 
Tentamen  FI.  bas.  II,  S.  329—30  und  Suppl.  S.  176).  Diese  An- 
gabe erschien  mir  immer  zweifelhaft,  da  ich  in  den  feuchten  Wiesen 
von  Michelfelden  bis  zum  Löchli  im  Elsass  wohl  Buphthalmum 
salicifolium  seit  Jahren  reichlich  antraf,  nach  Imila  britannica 
alier  stets  vergeblich  suchte.  Ich  untersuchte  nun  die  Beleg- 
exemplare des  Hagenbachschen  Herbars  und  konstatierte  auch  hier 
Buphthalmum  salicifolium.  Das  Ergebnis  ist  publiziert  in  den  Ber. 
der  Schweiz,  bot.  Ges.,  1920,  S.  XXXIII  (Mitteil,  in  der  Frühjahrs- 
versamml.  l'.tl'.h.  Wird  in  26  nochmals  publiziert,  merkwürdiger- 
weise ohne  Zitat. 

.  Ichillea  nobilis  L.  St.  Johannbahnhof  (Weber  in  22)  ist  zu  strei- 
chen. Es  ist  A.  ligustica  All.  (s.  Thellung,  Adventivflora  III,  1919, 
S.  807). 

Calendula  arvensis  L.  Rheinhalde  gegen  Grenzach  (Aellen 
in  22,  S.  217).  Wurde  von  Prof.  A.  Buxtorf  seinerzeit  dort  aus- 
gesät.   Stammpflanze  im  Elsass  (6). 

Cc/itniuca  pseudophrjigin  C.  A.  Mey.  „Am  Feldberg"  zu 
streichen  (vergl.  27.  1920,  S .  112). 

Hypochoeris  glabra  L.  Die  Angaben  ,,An  der  Wiese"  und 
„Haltingen"  stammen  von  Dr.  W.  Bernoulli  nach  Herbarpflanzen 
von  Fr.  Bernoulli.  Die  Exemplare  gehören  aber,  wie  ich  durch 
genaue  Prüfung  feststellen  konnte,  zu  H.  radicata  L.  Auch  die 
Angabe  „Leopoldshöhe"  ist  zu  streichen:  es  handell  sieh  auch  hier 
nur  um   II.  radicata1). 


')  Xaih  gütiger  Mitteil,  von  Herrn  Dr.  E.  Rubel,  in  dessen  Besitz  die  betreffen- 
den Herbarexeinplare  jetzt  sind;  ich  verdanke  ihm  hiemit  seine  diesbezügliche 
Bemühung. 


280  A.  Binz. 

H.  maculata  L.  Nicht  am  Feldberg  (Neuberger,  Mitteil, 
vom  16.  April  1912). 

Taraxacum  officinale  Weber.  Was  für  die  Basler  Flora  bisher 
unter  T.  levigution  angegeben  wurde,  ist  zum  Teil  ssp.  obliquant 
(Fries)  Seh.  u.  K.  Die  Verbreitung  der  beiden  Unterarten  ist  im 
Gebiet  noch  genauer  festzustellen.  Aus  meinem  Herbarium  ent- 
nehme ich:  ssp.  levigatum  (Willd.)  Seh.  u.  K.  Reinacherheide. 
1912  (!).  Blauenweide,  1912  (!).  Bad:  Isteiner  Klotz,  1891  (!); 
von  da  auch  im  Herb.  Hagenbach,  1841  (Lang).  — ssp.  obliquum 
(Fries)  Seh.  u.  K.  Hofstedterköpfli,  1908— 12~(!).  Bad:  Isteiner 
Klotz,  1890  (!).  Eis:  Damm  zwischen  Hüningen  und  Neudorf, 
1890  (!).  —  Nicht  sicher  bestimmbar,  da  keine  reifen  Früchte 
vorhanden:  Himmelried-Grellingen,  1900  (!).  Bad:  Vögisheim, 
1890  (!).    Eis:  Rosenau,  1897  (!). 

Hieracien.  Herr  Herrn.  Zahn  in  Karlsruhe,  der  auf  meine 
Veranlassung  hin  die  Hieracien  aus  den  älteren  Teilen  des  Herb, 
helv.  Bas.  (C.  F.  Hagenbach,  R.  Preiswerk  u.  a.)  nebst  einigen 
von  mir  in  neuer  Zeit  gesammelte  revidiert  hat,  verdanke  ich  auch 
an  dieser  Stelle  seine  mühevolle  Arbeit.  Die  Ergebnisse  sind  an 
anderer  Stelle  publiziert  worden  (vergl.   26). 

Das  Herb.  helv.  Bas.,  das  von  mir  in  den  Jahren  1913 — 1920 
vollständig  aufgearbeitet  wurde,  ist  nun  für  Studienzwecke  zu- 
gänglich. So  ist  es  heute  möglich,  ältere  Angaben,  soweit  sie 
durch  Herbarmaterial  belegt  sind,  nachzuprüfen.  Einzelnes  ist 
im  Laufe  der  Zeit  freilich  verloren  gegangen  oder  früher  durch 
unrichtige  Behandlung  unbrauchbar  geworden,  während  ander- 
seits zahlreiche  wertvolle  Belegstücke  erhalten  geblieben  sind. 
(Vergl.  auch  Binz,  die  Herbarien  der  botan.  Anstalt  Basel,  diese 
Verhandl.,  Bd.  XIX.  1908,  S.  137—151.)  Die  Sammlung  zählte 
nach  Fertigstellung  im  Juni  1920  im  ganzen  25,734  Nummern, 
die  sich  nach  den  Sammlern  folgenderinassen  verteilen:  C.  F.  Hagen- 
baoh  3106,  J.  J.  Uebelin  417,  R.  Preiswerk  1954,  L.  G.  Courvoisier 
1647,  W.  Bernoulli  14.119.  IL  Christ  345,  J.  Linder-Hopf  2136, 
A.  Buxtorf  1328,   Diverse  682. 

Die  älteren  Herbarien,  speziell  dasjenige  von  C.  Bauhin, 
angelegt  1577 — 1624  und  dasjenige  von  W.  de  Lachenal,  angelegt 
am  Ende  des  18.  Jahrhunderts,  werden  separat  aufbewahrt. 

Manuskript  eingegangen  12.   Januar  1922. 


Bericht  über  das  Basler  Naturhistorische  Museum 
für  das  Jahr  1921. 

Von 
H.  G.  Stehlin. 


- 


Das  Naturhistorische  Museum  ist  im  Oktober  1821  im  Falken- 
steinerhof  eröffnet  wurden;  es  hat  also  vergangenen  Herbst  sein 
hundertstes  Jahr  vollendet.  Wir  haben  darauf  verzichtet,  die 
Öffentlichkeit  auf  dieses  Ereignis  aufmerksam  zu  machen:  infolge 
der  unglücklichen  Wendung,  welche  die  Museumsbauangelegenheit 
genommen  hat,  waren  wir  nicht  in  der  Lage  gewesen,  dem  Publi- 
kum, wie  es  sich  bei  solchem  Anlass  gebührt,  irgend  einen  erheb- 
liehen Fortschritt  in  unserer  Schaustellung  vorzuführen.  Aber 
ganz  klanglos  durfte  das  Jahr  1921  oicht  vorbeigehen.  Im  An- 
schluss  an  unsere  diesjährige  Schlussitzung  haben  wir  das  Jubi- 
läum im  engern  Kreise  unserer  Mitarbeiter  gefeiert.  Wir  hatten 
die  Ehre  und  das  Vergnügen,  bei  diesem  intimen  Festchen  zwei 
hochgeschätzte  Gäste  in  unserer  Mitte  zu  begrüssen,  den  Rektor 
unserer  Universität,  Herrn  Prof.  (i.  Senn,  als  Vertreter  der  Regenz, 
welche  seinerzeit  das  Naturhistorische  Museum  gegründet  hat, 
und  Herrn  Prof.  J.  Wackernagel  als  Präsidenten  des  freiwilligen 
Museumsvereines,  der  seit  mehr  als  sieben  Jahrzehnten  so  überaus 
viel  zur  Entwicklung  unserer  Anstalt  beigetragen  hat. 

Zu  Anfang  «les  Berichtsjahres  hat  Herr  Dr.  Theodor  Engel- 
mann den  Wunsch  ausgesprochen,  das  Amt  eines  Kassierers, 
welche-  ii  seit  dem  Tode  von  Ratsherr  Fritz  Müller  im  Sommer 
1895,  also  während  reichlich  25  Jahren,  versehen  hat,  nieder- 
zulegen. Wir  durften  unserem  ältesten  Mitgliede  diese  Entlastung 
nicht  verweigern  und  entsprachen  seinem  Wunsche  mit  wärmstem 
Dank  für  die  geleisteten  Dienste.  Wir  freuen  uns,  dass  Herr 
Dr.  Engelmann  bereit  ist,  sich  nach  wie  vor  der  Verwaltung  des 
mineralogischen  Kabinetts  zu  widmen. 

Da  die  Kommission  das  Kassiererami  dem  Custos,  Herrn 
Dr.  Rou.r  zu  übertrafen  wünschte,  musstcn  wir  eine  Revision 
unserer  Museumsordnung  vornehmen,  welche  bisher  vorschrieb, 
dass  dieses  Amt  von  einem  Kommissionsmitgliede  versehen  werde. 


2S2  H.  G.  Stehlin. 

Die  aus  dem  Jahre  1 81  tS  stammende  Ordnung  war  ohnehin  in 
vielen  Punkten  veraltet,  und  in  noch  höherem  Masse  traf  dies 
für  die  SpezialOrdnungen  für  die  wissenschaftlichen  Hilfskräfte 
und  für  die  technischen  Angestellten  zu,  welche  deshalb  in  die 
Revision  miteinbezogen  wurden.  Alle  drei  Ordnungen  sind, 
nachdem  sie  von  den  nach  Gesetz  zuständigen  Behörden  genehmigt 
waren,  gedruckt  worden.  Schliesslich  haben  wir  auch  noch  eine 
neue  Ordnung  für  die  Benutzung  unserer  Bibliothek  aufgestellt. 

Am  29.  Mai  feierte  unser  ältester  Mitarbeiter,  Herr  Hans 
Sulger,  seinen  achtzigsten  Geburtstag.  Wir  haben  ihm  bei  dieser 
Gelegenheit  in  einer  Adresse  unseren  Dank  für  seine  sich  nun 
über  45  Jahre  erstreckende  treue  Fürsorge  für  die  entomologische 
Sammlung  ausgesprochen.  An  dem  im  Eingang  erwähnten  Fest- 
chen konnten  wir  unser  ältestes  Kommissionsmitglied,  Herrn 
Dr.  Th.  Engelmann,  zu  seinem  siebzigsten  Geburtstage  beglück- 
wünschen, und  bei  dem  gleichen  Anlasse  wurde  auch  des  Um- 
standes  gedacht,  dass  es  25  Jahre  her  sind,  seitdem  sich  die 
Herren  Drs.  Paul  und  Fritz  Sarasin,  sehr  zum  Vorteil  aller  hie- 
sigen Bestrebungen  auf  naturwissenschaftlichem  Gebiet  und 
speziell  des  Naturhistorischen  Museums,  in  ihrer  Vaterstadt 
niedergelassen  haben. 

Seitdem  für  uns  die  Aussicht,  den  zweiten  Stock  des  Museums 
an  der  Augustinergasse  beziehen  zu  können,  in  unbestimmte 
Ferne  gerückt  ist,  haben  wir  alle  unsere  lange  gehegten  Schau- 
stellungspläne begraben  müssen.  Es  kann  heute  keine  Frage 
mehr  sein,  dass  sich  das  Naturhistorische  Museum  noch  auf  eine 
längere  Reihe  von  Jahren  hinaus  mit  seinen  bisherigen  Sälen 
behelfen  muss.  Um  dem  Publikum  gleichwohl  etwas  Neues  zu 
bieten,  hat  die  Kommission  eine  bedeutende  Umgestaltung  der 
Schaustellung  innerhalb  des  bisherigen  Rahmens  in  Aussicht 
genommen.  Diese  Umgestaltung,  die  selbstverständlich  viele 
Vorbereitungen  erfordert,  wird  ein  Haupttraktandum  des  kom- 
menden Jahres  bilden  und  soll  auf  den  Zeitpunkt  realisiert  werden, 
da  der  frühere,  jetzt  vom  Kupferstichkabinett  benützte  ethno- 
graphische Saal  für  uns  disponibel  und  instand  gestellt  sein  wird. 

Die  schon  letztes  Jahr  eingetroffene  Schneide-  und  Schleif- 
maschine der  geologischen  Abteilung  ist  im  Berichtsjahre  an  die 
elektrische  Kraftleitung  angeschlossen  und  die  Laboratoriums- 
einrichtung ist  durch  eine  gleichfalls  elektrisch  angetriebene 
Drehbank  mit  Säge-  und  Schleifsteineinrichtung  ergänzt  worden. 
Ferner  ist  die  elektrische  Beleuchtungsanlage  im  weissen  Bären 
ergänzt  worden.  Wir  verdanken  dem  Staate  ausserdem  ausser- 
ordentliche Zuschüsse  von  je  Fr.  500. —  für  kleine  Installations- 


Basler  Naturhistorisches  Museum,  Jahresbericht   1921.  283 

bedürfnisse    und    für    Montierungen    in    der    osteologischen    Ab- 
fceilung,  sowie  zwei  Schränke  für  die  geologische  Abteilung. 

Unsere  regulären  Kredite  von  Seiten  des  Staates,  des  frei- 
willigen Museumsvereins  und  der  Gemeinnützigen  Gesellschaft 
sind  dieselben  geblieben  wie  im  Vorjahre.  Der  freiwillige  Museums- 
verein hat  uns  ausserdem  durch  einen  ausserordentlichen  Beitrag 
von  Fr.  2000. —  an  den  Ankauf  des  im  letzten  Berichte  erwähnten 
Gorillas  und  durch  einen  (antieipando  pro  1022  gewährten)  von 
Fr.  1500. —  an  die  Erwerbung  einer  Sammlung  von  Säugetier- 
fossilien aus  dem  oberen  Miocän  der  Insel  Samos  verpflichtet. 
Die  Gesellschaft  für  chemische  Industrie  hatte  die  Gewogenheit, 
uns  diverse  Chemikalien  für  photographisehe  Zwecke  kostenfrei 
zu  überlassen  und  die  Direktion  der  Thonwarenfabrik  Allschwil 
hat  uns  in  dankenswerter  Liberalität  wiederholt  mit  Modellier- 
thon  verseilen. 

Zoologische  Sammlung. 

a)   Wirbeltiere. 

(Bericht  des  Vorstehers,  Dr.  Fritz  Sarasin.) 

Säugetiere.  Herr  Dr.  P.  A.  Chappuis,  der  im  verflossenen 
Jahre,  begleitet  von  Herrn  Dr.  A.  David,  eine  Reise  nach  dem 
ägyptischen  Sudan  unternommen  hatte,  brachte  unserem  Museum 
eine  Reihe  von  Säugetieren  als  Geschenk  nach  Hause;  von  den 
4  für  unsere  Sammlung  neuen  Arten  mögen  die  stattliche  Pferde- 
antilope, Hippotragus  equinus  bakeri  Ileugl.,  und  die  seltene 
Gazella  albonotata  Rotsch.  erwähnt  sein.  Aus  Syrien  verdanken 
wir  Herrn  Dr.  E.  Graeter,  der  unser  Museum  sein  m  öfters  mit 
wertvollen  Zusendungen  bedacht  hat,  eine  Serie  kleiner  Säuge- 
tiere, von  denen  4  Arten  und  die  Gattung  Cricetulus  bisher  nicht 
vertreten  gewesen  waren;  aus  Gabun  2  Arten,  worunter  eine 
für  uns  neue  Fledermaus.  Herrn  Missionar  Ch.  Herr  mann;  Säuge- 
tiere unserer  näheren  Umgebung  den  Herren  W.  Schindelholz 
und  •/.  Stuber;  endlich  Arten  verschiedener  Herkunft,  meist 
Alten  und  Halbaffen,  der  Direktion  unseres  Zoologischen  Gartens. 
Sehr  einträglich  erwies  sich  ein  von  Herrn  Dr.  Roux  eingeleiteter 
Tauschverkehr  mit  dem  Naturhistorisehen  Museum  von  Cam- 
bridge, Mass.,  indem  wir  auf  diesem  Wege  8  für  uns  neue  Gat- 
tungen  amerikanischer  Nagetiere  und  Insektivoren  erhallen 
konnten.  Das  weitaus  interessanteste  Stück  darunter  ist  ein 
Vertreter  der  Gattung  Aplodontia.  die  eine  eigene  Familie  der 
Nagetiere,   die   Aplodontiden   oder   Biberhörnchen,   repräsentiert. 


l>s4  H.  G.  Stehlin. 

Unter  den  Ankäufen  seien  drei  seltene  Säugetiere  aufgeführt: 
der  Klippschliefer  des  Ruwenzori- Gebirges,  Procavia  ruwenzorii 
Neum.,  ein  kleines  borneensisches  Raubtier,  Helictis  everetti  Ths., 
und  das  sibirische  Murmeltier,  Marmota  bobac  Pall.  Von  Herrn 
Custos  Dr.  E.  Pfizenmayer  in  Stuttgart  konnten  eine  Anzahl 
Mammutreste,  Hautstücke  mit  Haaren  und  isolierte  Haarproben, 
erworben  werden;  sie  stammen  teils  von  einer  Mammutleiche, 
die  im  Frühjahr  1900  unweit  Werchojansk,  Jakutskgebiet,  ge- 
funden, teils  von  einer  solchen,  die  1901  an  der  Beresowska, 
Nordost-Sibirien,  von  den  Herren  0.  Herz  und  E.  Pfizenmayer 
geborgen  worden  ist.  Wenn  einmal  der  durch  seine  an  vielen 
Körperstellen  konservierte  Jugendbehaarung  ausgezeichnete  Elé- 
phant „Kumbuk"  aufgestellt  sein  wird,  sollen  zum  Vergleich  die 
Mammuthaare  daneben  ihren  Platz  finden. 

Der  Gesamtzuwachs  der  Säugetierabteilung  betrug  10  Genera 
und  21  Arten.  Zum  Schlüsse  verdanken  wir  noch  lebhaft  einen 
Beitrag  des  Freiwilligen  Museumsvereins  in  der  Höhe  von  2000  Fr. 
an  den  Ankauf  des  im  letzten  Jahresbericht  erwähnten  Gorillas. 

Vögel.  Als  Vorbereitung  für  die  in  Aussicht  genommene 
Ausstellung  der  schweizerischen  Fauna  sind,  wie  schon  in  den 
letzten  Jahren,  wieder  eine  Anzahl  einheimischer  Vögel  mit  ihren 
Nestern  gruppenweise  montiert  worden.  Demselben  Zwecke 
diente  der  Ankauf  einer  Reihe  uns  fehlender  oder  nur  schlecht 
vertretener  schweizerischerArten  mit  sicherem  Herkunftsnachweis 
aus  der  Sammlung  C.  Daut  in  Bern  und  der  einer  Gruppe  von 
Alpenkrähen  aus  Graubünden.  Unter  den  Geschenken  schweize- 
rischer Arten  war  besonders  willkommen  eine  Reihe  von  Bastard- 
formen zwischen  Corvus  cornix  und  corone,  die  uns  Herr  Dr. 
L.  Greppin  mit  einigen  anderen  Seltenheiten  von  Rosegg,  Kanton 
Solothurn,  zukommen  liess.  Weitere  einheimische  Arten  und 
Nester  verdanken  wir  den  Herren  cand.phil.  E.  Aellen,  H.  Jungch- 
Reirihardt,   II".  Schindelholz,  E.  Wirz  und  F.  Zimmermann. 

Unter  den  Geschenken  ausländischer  Provenienz  ist  wieder 
in  erster  Linie  die  ornithologische  Ausbeute  der  Expedition  des 
Herrn  Dr.  P.  A.  Chappuis  in  den  ägyptischen  Sudan  zu  erwähnen, 
35  Arten  umfassend,  wovon  10  für  uns  neu  waren,  darunter  eine 
Trappengattung  Lissotis  melanogaster  (Rüpp.).  Aus  annähernd 
derselben  Gegend  stammt  eine  von  Herrn  A.  Low  uns  zum  Kauf 
angebotene  Sammlung,  die  seinerzeit  von  Herrn  Dr.  A.  David 
angelegt  worden  war,  19  Spezies,  von  denen  nur  noch  2  nicht 
vertreten  gewesen  sind.  Wie  alljährlich,  übersandte  uns  der 
Zoologische  Garten  umfangreiches  Material  von  Vogelleichen,  die 
5  für  uns  neue  Arten  ergaben.    Unter  den  Ankäufen  erwähnen 


Basler  Naturhistorisches  Museum.  Jahresbericht   1921.  285 

wir  noch  eine  Vogelserie  von  den  Kanarischen  [nseln,  ferner  sehr 
schöne  nordeuropäische  marine  Formen,  Enten,  Alken  und  Möven, 
endlich  Arten  aus  Sud-  und  Zentral-Amerika,  Madagaskar,  Arn 
und  Bornéo.  Besonders  erwünscht  war  es,  dass  die  bisher  nicht 
vertretene  Familie  der  amerikanischen  Sonnenrallen  durch  den 
Ankauf  von  Eurypyga  helias  (Pall.)  repräsentierl  werden  konnte, 
wonach  jetzt  nur  noch  '2  Familien  fehlen.  Die  17ö  Nummern 
des  diesjährigen  Eingangs  brachten  unserer  Vogelsammlung  einen 
Zuwachs  von  9  neuen   Gattungen  und  38  neuen  Arien. 

Reptilien  und  Amphibien.  Diese1  Abteilung  hat  im  Berichts- 
jahre um  8  neue  Arten  zugenommen,  von  denen  wir  7.  und 
zwar  lauter  amerikanische,  dem  Tauschverkehr  mit  dem  Natur- 
bistorischen Museum  in  San  Francisco  verdanken,  die  achte. 
eine  syrische,  einer  Sammlung  von  Kl  Species,  die  Herr  Dr. 
/-.'</.  Graeter  für  uns  in  Aleppo  angelegt  hatte  Die  sudanische 
Aushcutc  des  Herrn  Dr.  P.  A.  Chappuis,  9  Arien  umfassend, 
enthielt  keine,  die  nicht  schon  wäre  in  unserer  Sammlung  vertreten 
gewesen.  Weitere  bereits  vorhandene  Species  sind  uns  durch 
Herrn  Dr.  A.  Gansser,  Herrn  R.  Gräber  und  die  Direktion  t\i^ 
Zoologischen  Gartens  zugekommen. 

Fische.  Herr  Dr.  P.  A.  ('happai*  hat  uns  von  seiner  Reise 
:!()  Arten  aus  dem  Xil  und  seinen  Zuflüssen  mitgebracht,  worunter 
sich  9  für  uns  neue  und  ein  noch  nicht  vertretenes  Genus  befanden. 
Drei  weitere  neue  Genera  und  s  neue  Species  von  den  Neuen 
Hebriden  mal  den  Santa  Cruz-Inseln  waren  in  einer  von  Herrn 
Prof.  /■'.  Speiser  in  den  genannten  Gebieten  für  uns  angelegten 
Sammlung  von  18  Arten  enthalten.  Durch  Tausch  mit  Herrn 
Prof.  Werner  in  Wien  sind  2  weitere  für  uns  neue  südamerikanische 
Gattungen  hinzugekommen.  Petromyzon  planeri  Bl.  aus  dem 
Stadtbach  in  Aarau  sandte  Herr  R.  Graber  ein. 

Die  im  Berichtsjahr  in  der  Aliteilung  der  Wirbeltiere  aus- 
geführten Arbeiten  bestanden  in  der  Bestimmung  der  eingelaufenen 
Säugetiere,  Kriechtiere  und  Fische  durch  Herrn  Dr.  •/.  Eoux 
und  der  Vögel  durch  den  Vorsteher.  Ausserdem  begann  Herr 
Dr.  Umi.i  mit  der  Anlage  eines  historischen  Katalogs  der  Rep- 
tilien und  Amphibien  nach  dem  Muster  <\r<  für  die  Vögel  bereits 
be  tehenden.  Sammlungskisten  wurden  ö  versandt,  und  zwar 
2  nach  Ost-Afrika,  je  eine  nach  den  Seychellen,  Xossi  Bé  und 
Süd-Madagaskar. 

Durch  Herrn  F.  Zimmermann  wurden  2  Säugetiere  und 
62  Vögel  montiert,  weiter  'M  Bälge  präparierl  und  16  Gruppen 
einheimischer  Arien  zusammengestellt;  eine  Mäusegruppe  und 
die  oh,. ii  erwähnte  Aplodontia  sind  durch  Herrn  E.  Huhn-  auf- 
gestellt  worden. 


286  H.  G.  Stehlin. 

b)  Wirbellose  Tiere. 
(Bericht  des  Vorstehers,  Prof.  F.  Zschokke.) 

Der  Vermehrung  der  Sammlung  durch  Geschenke.  Ankäufe 
und  Tausch  ist  aus  den  unten  folgenden  Listen  zu  ersehen.  An- 
gekauft wurde  auch,  um  einem  dringenden  Bedürfnis  entgegen- 
zukommen, ein  weiteres  <  Ibjektiv  für  das  in  der  Abteilung  benutzte 
Binokularmikroskop. 

Herr  Dr.  Roux  hat  die  Bearbeitung  des  Crustaceenmaterials 
aus  Neu-Caledonien  in  Angriff  genommen,  die  Skorpione  neu  kata- 
logisiert und  einen  Zettelkatalog  der  Holothurien  angelegt.  Die 
Bestimmung  einiger  Holothurien  verdanken  wir  Herrn  Prof. 
Ch.  Vaney  in  Lyon. 

An  der  Insektensammlung  hat  sich  Herr  H.  Sulger  in  gewohnter 
Weise  betätigt.  Herr  Dr.  A.  Huber  hat  die  vor  drei  Jahren  be- 
gonnene Neuordnung  und  Katalogisierung  der  Orthopteren  mit 
der  Einreihung  der  Grylliden  zu  Ende  geführt  und  zugleich  auch 
eine  geordnete  Dublettensammlung  für  diese  Gruppe  angelegt. 
Er  ist  darauf  zu  der  Durcharbeitung  und  Katalogisierung  der 
Trichopteren  übergegangen.  Herr  Dr.  Lehmann  in  Frankfurt 
hatte  die  Freundlichkeit,  eine  Anzahl  Hemipteren  zu  bestimmen. 
Die  Sammlungen  Biggenbach  und  Courvoisier  sind  Vorschrift  s- 
gemäss  durchgesehen  worden.  Am  26.  November  war  die  letztere 
für  das  Publikum  zur  Schau  gestellt;  ca.  60  Personen  haben  von 
dieser  Gelegenheit  Gebrauch  gemacht. 

Herr  Dr.  W.  Bigler  hat  die  Bearbeitung  der  Juliden,  Poly- 
desmiden  und  Glomeriden  Graubündens,  namentlich  des  National- 
parkes,  abgeschlossen  und  bereitet  eine  Darstellung  seiner  Krgeb- 
nisse  vor. 

Herr  Dr.  G.  Bollinger  hat  die  Molluskensammlung  Schnitter 
(s.  Bericht  für  1920)  vollends  eingeordnet  und  katalogisiert  und 
die  von  den  Herren  F.  Sarasin  und  J.  Roux  in  Neu-Caledonien 
und  auf  deu  Loyalty-Inseln  gesammelten  schönen  und  wertvollen 
Molluskenserien  gesichtet  und  geordnet. 

Im  Hinblick  auf  die  hoffentlich  in  nicht  allzu  weiter  Ferne 
liegende  Möglichkeit  einer  Schaustellung  Hessen  wir  durch  Herrn 
A.  Zuberbühler  eine  Anzahl  Zeichnungen  mikroskopischer  Wirbel- 
loser unserer  Umgebung  herstellen. 

An  Herrn  Dr.  C.  Willemse  in  Eygelshoven  (Holland)  wurden 
die  Acridier  und  Locusten  aus  Neu-Caledonien  zur  Bearbeitung 
ausgeliehen,  an  Herrn  Prof.  T.  Ohdner  in  Stockholm  zwei  Cotypen 
von  Gonodactyhis  ectypus  F.Müller. 


Basier  Naturhistorisches  Museum,  Jahresbericht   1921.  -S7 

Herr  Dr.  Roux  hat  im  Berichtsjahre  eine  Arbeil  über  Krebse 
von  Neu-Guinea  veröffentlicht  (Nova  Guinea  Vol.  XIII.  Livr.  4). 
Unsern  um  die  Abteilung  verdienten  Mitarbeitern,  den  Herren 
Roux,  Sulger,  Huber.  Bollinger,  Huiler  sei  für  ihre  hingebende 
Tätigkeil  unser  bester  Dank  ausgesprochen. 

Osteologische  Sammlung. 

(Bericht  des  Vorstehers,  Dr.  H.  G.  Stehlin. 

Vermehrung.  Aus  dem  bedeutenden  Jahreszuwachs  der  osteo- 
logischen  Sammlung,  der  in  den  unten  folgenden  Geschenk-, 
Ankauf-  und  Tauschlisten  aufgeführt  wird,  heben  wir  folgendes 
hervor. 

In  Egerkingen  sind  vergangenen  Herbst  die  Nachforschungen 
wieder  aufgenommen  wurden,  aber  mit  nur  spärlichem  Erfolg. 
Ein  annehmbares  Verhältnis  zwischen  Kostenaufwand  und  Er- 
gebnis ist  gegenwärtig  bei  solchen  Ausgrabungen  nur  noch  zu  er- 
zielen, wenn  sie  durch  ausserordentliche  Glücksfalle  begünstigl 
werden. 

Eine  sehr  wertvolle  Ergänzung  unserer  Oligocaenmaterialien 
brachte  uns  der  Ankauf  einer  grösseren  Fossilienseric  von  Paulhiac 
(Lot  und  Garonne),  welche  dann  von  Herrn  Dr.  Helbing  durch 
.  igene  Aufsammlungen  noch  ergänzt  wurde.  Die  Fundschicht  von 
Paulhiac  liegt  im  unteren  Aquitanien  der  aquitanischen  Beckens, 
dessen  Fauna  bisher  wegen  Kümmerlichkeit  der  Dokumentation 
nicht  in  befriedigender  Weise  festgestellt  werden  konnte.  Unsere 
Sammlung  enthält  nun  neben  einigen  Reptil-  und  Vogelarten, 
'■'>')  Säugetierarten  von  dieser  wichtigen  Lokalität.  Ein  durch 
Quetschung  etwas  deformierter,  aber  in  den  charakteristischen 
Teilen  gut  erhaltener  Schädel  von  Diceratherium  pleuroceros  Duv. 
ist  das  bemerkenswerteste  Stück  dieser  Serie. 

Der  Ankauf  einer  deutschen  Privatsammlung  ist  namentlich 
unsern  Vindobonienserieu  zugut  gekommen,  in  denen  nun  auch  das 
süddeutsche  Fundgebiet  dieses  Niveaus  recht  gut  repräsentiert  ist. 
Eine  äusserst  wertvolle  Ergänzung  hat  auch  unsere  Pontiendokumen- 
tation  erfahren,  indem  wir.  mit  Hilfe  eine-  verdankenswerten  Zu- 
schusses von  -eilen  des  freiwilligen  Museums  Vereins,  eine  weitere 
I  o  iheii  uni  \  un  Samos  (vergl.  Bericht  für  1912)  erwerben  konnten. 
Dieselbe  enthält  u.  a.  Schädel  von  Aceratherium  incisivum  Kaup, 
Samotherium  boissieri  Major  i  J  und  Ç)  Ictitherium  sp.,  Hyaena 
eximia  Et.  u.  W.,  Hyaenarctos  atticus  Dames  und  Pliohyrax 
Kruppi    Orb.;   die   beiden   letztgenannten    Stinke  sind    wohl   die 


288  H.  G.  Stehlin. 

vollständigsten  bis  jetzt  bekannten  Belege  dieser  seltenen  und 
merkwürdigen  Tierarten. 

Unsere  Materialien  aus  dem  Oberpliocaen  von  Senèze  sind 
durch  einen  Eckzahn  von  Machaerodus  crenatidens  Fabr.  ergänzt 
worden,  welche  Spezies  bisher  an  dieser  reichen  Fundstelle  noch 
nicht  nachgewiesen  war.  Dank  den  stetsfort  mit  gleicher  Hin- 
gebung fortgesetzten  Bemühungen  von  Herrn  Pfarrer  H.  Iselin 
in  Florenz,  hat  auch  die  Val  d'Arno- Serie  wieder  wertvollen  Zu- 
wachs erhalten,  aus  dem  ein  zerquetschter  aber  im  Gebiss  schön 
erhaltener  Schädel  nebst  diversen  Skeletteilen  von  Hyaena  robusta 
Weith.  und  eine  Mandibel  von  Lepus  sp.  hervorzuheben  sind. 

Tauschsendungen  der  Museen  von  Weimar  und  Mainz  haben 
uns  interessante  und  auf  anderem  Wege  nicht  erhältliche  Mate- 
rialien aus  dem  ältesten  Pleistocaen  von  Süssenborn  und  von 
Mosbach  gebracht,  insbesondere  eine  Anzahl  guter  Zähne  des 
Elephas  trogontherii  Pohlig,  den  wir  bisher  in  unserer  Sammlung 
sehr  vermisst  haben. 

Ebenfalls  auf  dem  Tauschwege  konnten  der  Sammlung  eine 
Anzahl  charakteristische  Belegstücke  von  Myotragus  balearicus 
Bäte  aus  dem  Pleistocaen  von  Mallorca  zugeführt  werden,  einer 
durch  ihr  abnormes  Incisivgebiss,  ihre  Kurzbeinigkeit  und  eine 
Reihe  weiterer  Spezialitäten  merkwürdigen  goralartigen  Wieder- 
käuerform, deren  Entdeckung  vor  etwa  10  Jahren  grosse -Sensation 
erregt  hat. 

Die  Sammlung  recenter  Osteologica  hat  u.  a.  durch  einen 
von  Herrn  Dr.  Roux  in  die  Wege  geleiteten  Tausch  Schädel  von 
einer  Anzahl  sonst  schwer  erhältlicher  nordamerikanischer  Mikro- 
mammalier  erhalten,  die  uns  im  Hinblick  auf  das  Studium 
unserer  Tertiärfaunen  ganz  besonders  willkommen  sind. 

Verwaltung  und  Benutzung.  Der  letztes  Jahr  installierte 
Entfettungsapparat  ist  intensiv  benutzt  worden,  da  aus  früheren 
Jahren  in  bezug  auf  Entfettung  sehr  vieles  nachzuholen  ist.  Als 
Entfettungsmittel  verwenden  wir  jetzt  anstatt  des  traditionellen 
Benzins,  auf  das  unser  Apparat  berechnet  ist,  Trichloraethylen, 
im  Handel  kurz  „Tri"  genannt,  das  den  schätzenswerten  Vorzug 
besitzt,  nicht  explosiv,  ja.  nicht  einmal  entzündbar  zu  sein.  Der 
veränderte  Betrieb  erfordert  noch  einige  Abänderungen  am 
Apparat. 

Ein  empfindlicher  Mangel  unseres  Laboratoriumsbetriebes 
war  es  bisher,  dass  keiner  unserer  technischen  Gehilfen  sich  auf 
die  Herstellung  feinerer  Gipsabgüsse  verstand.  Herr  Dr.  Helhimi 
hat  sich  nun  während  seiner  Herbstferien  durch  den  Modelleur 
des   Landesmuseums  in  die   Geheimnisse  dieser  Kunst   einführen 


Basier  Naturhistorisch.es  Museum,  Jahresbericht   1921.  l'n'.i 

lassen  und  hat  nachher  seinerseits  Präparator  Huber  instruiert, 
der  bald  zu  ziemlich  befriedigenden  Resultaten  gelangte  und  zweifel- 
los aacb  einiger  weiterer  Übung  die  Technik  vollständig  beherrschen 
wird.  Der  Direktion  des  Landesmuseums  sind  wir  für  das  freund- 
liche Entgegenkommen,  das  sie  uns  bei  dieser  Gelegenheit  gezeigl 
hat,  vielen  Dank  schuldig.  Am  Ausbau  der  Handsammlung  ist 
weitergearbeitet  und  mit  der  Montierung  mittelgrosser  Objekte 
ist  fortgefahren  wurden.  Präparator  Huber  hat  zahlreiche  Fossilien 
präpariert,  u.a.  einen  beträchtlichen  Teil  der  1912—1915  auf- 
gesammelten Materialien  von  Kuerkingen,  die  besondere  Sorgfalt 
erheischen. 

Die  Herren  Drs.  Helbing  und  Schaub  haben  uns  durch  ihre 
cht  tue  Mitwirkung  wieder  zu  grossem   Dank   verpflichtet. 

Die  Sammlung  ist  im  Berichtsjahre  benutzt  worden  von 
Herrn  Dr.  Haupt  in  Darmstadt  und  von  Herrn  Prof.  F.  von  Huene 
in  Tübingen.  Herr  von  Huene  hat  auch  eine  neue  Notiz  über  unsern 
Sclerosaurus  armatus  Meyer  (olim  Labyrinthodon  Rütimeyeri 
Wiedersh.)  aus  dem  Buntsandstein  von  Riehen  veröffentlicht, 
in  der  die  Ansieht  begründet  wird,  dieses  Tier  stehe  der  Stamm- 
gruppe der  Schildkröten  nahe  (F.  von  Huene,  Sclerosaurus  und 
-eine  Beziehungen  zu  andern  Cotylosauriern  und  zu  den  Schild- 
kröten; Zeitschr.  für  induktive  Abstammungs-  und  Vererbungs- 
lehre XXIY  1920.) 

Die  Sitzungen  der  neubegründeten  schweizerischen  palaeonto- 
logischen  Gesellschaft  geben  jetzt  alljährlich  zu  allerhand  kleinern 
Mitteilungen  Aula--.  An  der  diesjährigen  Jahresversammlung  in 
Sehaffhausen  haben  —  durchweg  auf  <  trund  von  Materialien  unserer 
Sammlung  —  vorgetragen: 

S.  Schaub:  Über  einen  fossilen  (»oral  (Nemorhoedus)  aus  dem 
Oberpliocaen  der  Auvergne. 

H.  Helbing:  Über  einen  eigenartigen  Felidentypus  aus  dem 
<  ili.gocaen. 

H.  G.  Stehlin:  Säugetierpalaeontologische  Bemerkungen  zur 
Gliederung  der  oligocaenen  Molasse. 

H.  G.  Stehlin:  Über  Sicista  spec.  im  schweizerischen  Pleisto- 
caen. 

(Verhandl.  der  Schweizer.  Naturforsch.  Gesellsch.  Schaff- 
hausen 1921,  p.  132  ff.  -  Eclogae  geologicae  helvetiae  XVI 
1921,  p.  552  ff. 


m 


290  H.  G.  Stehlin. 

Geologische  Sammlung. 
A.  Mesozoisch-jurassische  (ausseralpine)  Abteilung. 

(Bericht  des  Vorstehers,  Dr.  Eil.  Greppin.) 

Die  mesozoisch-jurassische  Abteilung  verzeichnete  im  Berichts- 
jahre einen  Zuwachs  von  ca.  800  Fossilien  (148  Katalognummern), 
der  zum  kleineren  Teil  von  Ankäufen  herrührt,  zum  grössern  Teil 
von  Geschenken  der  Herren  Dr.  E.  Baumberger,  Dr.  L.  Braun, 
Prof.  A.  Buxtorf,  Dr.  R.  Eiber,  Präparator E.  Huber,  Dr.  W.  T.  Keller, 
Kuhfuss,  Dr.  E.  Lehner.  A.  Nünlist,  P.  Petitclerc,  Dr.  S.  Schau b, 
Direktor  G.  Schneider,  cand.  geol.  P.  Staehelm,  Dr.  H.  G.  Stehlin, 
Dr.  A.  Tobler.F.  Wegel,  cand.  geol.  AI  fr.  Waibel,  Dr.  K.  Wiedenmayer, 
Fr.  Woltersdorf,  F.  Zimmermann.  (Vergl.  die  Ankaufs-  und  Ge- 
schenklisten.) 

Einige  der  bemerkenswertesten  Bereicherungen  seien  be- 
sonders  hervorgehoben. 

Eine  von  Präparator  Huber  aus  der  Basis  des  Lias  im  Asp- 
wald ausgehobene  Platte  enthält  neben  Hunderten  von  Belem- 
niten  (B.  compressus  Schi,  und  B.  clavatus  Schi.)  eine  Menge 
wohlerhaltene,  mit  beiden  Schalen  versehene  Exemplare  der  sonst 
bei  uns  nicht  häufigen  Oardinia  elliptica  Ag. 

Unsere  Materialien  aus  dem  unteren  Dogger  des  Hauenstein- 
basistunnels  sind  durch  Herrn  Direktor  67.  Schneider  in  sehr  will- 
kommener Weise  ergänzt  worden,  insbesondere  für  die  Sowerbvi- 
schichten. 

Die  Fauna  aus  den  Humphriesischichten  von  Stetten,  welche 
durch  Herrn  Präparator  Huber  neuen  Zuwachs  erhalten  hat,  um- 
fasst  jetzt  107  Arten.  Cosmoceras  sedgwicki  Petitclerc  aus  dem 
Callovien,  von  dem  uns  Herr  Dr.  Lehner  ein  sehr  schönes  Exemplar 
geschenkt  hat,  ist  für  die  Sammlung  neu. 

Die  Fauna  der  interessanten  Oxfordlokalität  von  Herznach 
umfasst  nach  Herrn  Dr.  Rollier  70  Arten;  davon  sind  dank  dem 
diesjährigen  Zuwachs  jetzt   60  in   unserer   Sammlung  vertreten. 

Der  durch  die  Geldspende  eines  Gönners  ermöglichte  Ankauf 
aus  der  Sammlung  Nünlist  hat  uns  Belegstücke  einiger  Korallen- 
und  Echinidenarten  des  Rauracien  von  besonders  vollkommener 
Erhaltung  eingebracht.  Herrn  Wiedenmayer  verdanken  wir  nicht 
weniger  als  78  Korallen  und  12  Seeigel  desselben  Horizontes, 
unter  letztern  eine  wahrscheinlich  neue  Hhmitesart  ;  Herrn  Wolters- 
dorf  unter  anderm  einige  seltene  Ammonitenarten  des  Argovien. 

Von  der  Sequanfundst.elle  beim  Hofbergli  befinden  sich  unter 
den  von  Herrn  Wiedenmayer  geschenkten  Materialien  gute  Beleg- 


Basler  Naturhistorisches  Museum.  Jahresbericht    [921.  291 

Stücke  von  13  Korallenarten  und  eine  für  uns  neue  Zweischaler- 
art,  Area  consoriensis  Cott.  Unser  Belegmaterial  von  einer  anderen 
Fundstelle,  bei  Mellikon,  ist  durch,  eine  umfassende,  von  der 
Direktion  der  schweizerischen  Sodafabrik  in  Zurzach  für  uns  ver- 
anstaltete Aufsammlung  und  durch  Geschenke  von  Herrn  Direktor 
Schneider  erweitert  worden,  es  umfassl  aber  gegenwärtig  noch 
nicht  alle  7(>.  durch  eleu  Vorsteher  identifizierten  Arten  der  dor- 
tigen Fauna.  Die  Fundschichf  eehörl  zum  Randinien  Rolliers, 
einem  faciell  stark  an  Quenstedts  weissen  Jura,  ß  anklingenden 
chronologischen  Aequivalent  der  aargauischen  Bimammatus-  und 
Wangenerschichten. 

Zu  Vergleiehszwecken  sehr  willkommen  war  uns  die  von 
Herrn  Petitclerc  geschenkte  Serie  von  Oppelien  und  Perisphincten 
aus  dem  untern  Kimmeridgien  von  Crussol  (Ardèche). 

Die  Belegsammlungen  zur  geologischen  Aufnahme  der  Sieg- 
friedblätter unserer  weiteren  Umgebung  sind  namentlich  durch 
die  Geschenke  der  Herren  Dr.  R.  Eiber.  W.  T.  Keller  und  E.  Lehner 
sehr  namhaft  ergänzt  worden. 

B.  Mesozoisch-cretacische  (ausseralpine)  Abteilung. 

(Bericht  des  Vorstehers,   Dr.  E.  Baumberger.) 

1  »ie  Sammlung  ha1  durch  Herrn  PeitfciefcTurritellauchauxiana 
aus  dem  Turonien  erhalten.  In  der  im  Berichtsjahre  erschienenen 
Arbeil  von  Herrn  J.  H.  Baschong,  Beiträge  zur  Kenntnis  der 
Bryozoenhorizonte  der  untern  Kreide  des  westschweizerischen  und 
französischen  Jura  (Abhandlungen  der  Schweizer,  palaeontolog. 
Gesellsch.  XLV  1921)  sind  unsere  Bestände  in  reichem  Masse  zu 
Rate  gezogen.  I  her  die  Bearbeitung  einer  Kreidefauna  von 
Sumatra   durch  den  Vorsteher,  siehe  aussereuropäische  Aliteilung. 

C.  Tertiäre  und  quartäre  (ausseralpine)  Abteilung. 

(Bericht  des  Vorstehers,   Dr.   E.    Baumberger.) 

Die  Tertiärsammlung  ist  mit  einer  langen  in  der  Geschenk- 
liste aufgeführten  Reihe  von  Geschenken  bedacht  wurden  durch  die 
Herren  Direktor  Dübi,  Erzmeister  Theiler,  Dr.  S.  Schaub,  Prof. 
.1.  Buxtorf,  I  >r.  .!.  Helbing,  Dr.  Oes,  Lehrer  Schaffner,  cand.  phil. 
Ldniger,  Dr.  B.  Koch,  Dr.  H.G.  Stéhlin,  Dr.  /•'.  Leuthardt,  Direktor 
Schneider,  Dr.  K .  Wiedenmay'er  und  den  Vorsteher. 

Wir  heben  als  Rarität  besonders  hervor  die  von  Herrn  Direk- 
tor Dübi  geschenkten  Überreste  einer  Krabbe  aus  den   ätampischen 


292  H.  G.  Stehlin. 

Mergeln  von  Delsberg.  Die  von  Herrn  Dr.  Schaub  geschenkten 
Mollusken  von  Thalfingen  und  Eggingen  sind  sehr  willkommen, 
da  das  wegen  facieller  Analogien  für  uns  wichtige  schwäbische 
Tertiär  in  der  Sammlung  erst  lückenhaft  vertreten  ist.  Für  die 
Quartärsammlung  ist  eine  Suite  von  Lösschnecken  aus  eiüer 
Spaltfüllung  im  Muschelkalk  von  Wyhlen  erworben  worden. 

In  den  Ordnungs-  und  Bestimmungsarbeiten  wurde  der  Vor- 
steher wie  bisher  unterstützt  durch  Herrn  cand.  phil.  H.  Liniger. 
Herr  Dr.  Wenz  in  Frankfurt  hatte  die  Gefälligkeit,  eine  grössere 
Anzahl  von  Fossilien  der  Handsammlung  zu  bestimmen. 

Der  Vorsteher  hat  die  im  letzten  Bericht  erwähnten  Inter- 
suchungen  über  die  Fauna  der  Ralligschichten  fortgesetzt  und 
namentlich  auch  die  Beziehungen  dieser  Fauna  zu  derjenigen  des 
Cerithienkalkes  des  Delsbergerbeckens  verfolgt.  Herr  Dr.  G. 
BoUinger  hat  eine  Arbeit  über  die  im  Bericht  für  1D1S  erwähnten 
Mollusken  aus  den  Schieferkohleletten  von  Dürnten  veröffentlicht. 
(G.  BoUinger,  Mollusken  aus  der  Schieferkohle  von  Dürnten. 
Festschrift  für  Zschokke  1920.) 

Schliesslich  sei  erwähnt,  dass  die  Tertiär-  und  Quartär- 
sammlungen recht  oft  von  Studierenden  und  Freunden  der  Geologie 
zu  Rate  gezogen  wurden. 

D.  Phytopalaeontologische  Abteilung. 

(Bericht  des  Vorstehers,  Dr.  E.   Bn  umher  g  er.) 

Die  Abteilung  hat  Geschenke  von  der  Firma  J.  R.  Geigy 
A.-G.,  von  Herrn  Dr.  E.  Paravicini  und  von  Herrn  Dr.  H.  G. 
Stehlin  erhalten.  Herr  Dr.  Oe.v,  der  dieselbe  verwaltet,  hat  die  im 
vorigen  Bericht  erwähnten  Pflanzenreste  aus  der  Molasse  im  Klein- 
hüninger  Rheinhafen  näher  untersucht  :  er  hat.  vi  m  einigen  unsiehern 
Gräsern  abgesehen,  14  Arten  feststellen  können,  wovon  12  sich 
mit  in  der  Literatur  beschriebenen  identifizieren  lassen. 

E.  Alpin-sedimentäre  Abteilung. 

(Bericht  des  Vorstehers,  Prof.  A.  Jlit.rtorf.) 

Die  alpin-sedimentäre  Aliteilung  hat  im  Berichtsjahr  zahl- 
reiche in  der  Geschenkliste  aufgeführte  Geschenke  erhalten  von 
den  Herren  Direktor  G.Sc/meider,  cand.  phil.  IL  Liniger,  Dr.  L.  Von- 
derschmitt.  cand.  phil.  Alf.  Senn,  cand.  phil.  Paul  Satter  und  dem 
Vorsteher.  In  den  Ordnüngsarbeiten  ist  der  letztere  unterstützt 
worden  von  den  Herren  Dr.  B.  Koch,  Dr.  L.  Vonderschmitt  und 
cand.  phil.  Max  BirMiäuser.    Materialien  der  Sammlung  sind  zu 


Basier  Naturhistorisches  Museum,  Jahresbericht  1921.  2!>:> 

Studienzwecken   ausgeliehen    worden   an    die    HH.  Dr.  Ed.  Gerber 
und  cand.  phil.  H.  Hitber. 

F.  Petrographische  Abteilung. 

(Berieht  des  Vorstehers,  Prof.  C.  Schmidt.) 

Die  Gesteinsammlung  ist  durch  Aufsammlungen  der  HH.  Prof. 
Preiswerk  (Verzascatal  und  Gegend  von  Vergeletto),  Dr.  0.  Wilhelm 
(Gegend  von  Andeer,  Rheinwald-Avers,  Maloja),  Prof.  C.  Schmidt 
und  cand.  geol.  P.  Kelterborn  (Val  Calanca)  vermehrt  worden; 
ferner  durch  diverse  ausserschweizerische  Belegstücke,  geschenkt 
von  den  HH.  Prof.  Preiswerk,  I>r.  .1.  Werenfels,  Dr.  0.  Wilhelm, 
cand.  phil.  P.  Kelterborn  und  Dr.  Fr.  Weber  und  dem  Vorsteher 
(siehe  Geschenkliste). 

Der  Lagerstättensammlung  sind  von  den  „Vereinigten  Schweize- 
rischen Rheinsalinen"  ca.  70  typische  Bohrproben  von  den  im 
•  Iidire  1H21  ausgeführten  Bohrungen  hei  Wildlingen  (Kt.  Schaff- 
hausen) und  bei  Bramois  (Kt.  Wallis)  überlassen  worden.  Die 
gesamten  Bohrproben  und  Bohrkernstücke  aus  allen  Bohrungen 
der  „Vereinigten  schweizerischen  Rheinsalinen"  und  der  „Schweize- 
rischen Kohlenbohrgesellschaft"  seit  1902,  im  ganzen  7614  m, 
sind  in  ca.  67(10  Proben  auf  105  Tragbrettern  systematisch  geord- 
net im  Parterrezimmer  des  kleinen  Rollerhofes  untergebracht. 

Ergänzungen  zu  der  Sammlung  schweizerischer  Kohlen  and 
Erze  wurden  geschenkt  vom  Vorsteher,  Proben  ausserschweize- 
rischer  Lagerstätten  von  den  HH.  Prof.  Preiswerk,  l>r.  L.  Braun, 
Dr.  W.  Hotz,  dem  Vorsteher  und  namentlich  von  Herrn  H.  Iselin- 
Eeiter  (s.  Geschenkliste).  Herr  Dr.  0.  Gutzwiller  hat  der  Samm- 
lung das  Belegmaterial  zu  seiner  Dissertation  über  Erdölvorkommen 
in  der  Gegend  von  Merfete  am  Marmarameer  übergeben.  (O.  Gutz- 
willer, Beiträge  zur  Geologie  der  Umgebung  von  Merfete  am 
Marmarameere.    Dissert.    Basel  1921.) 

G    Aussereuropäische  (bisher  Indische)  Abteilung. 

(Bericht  des  Vorstehers,  Dr.  A.  Tobler.) 

Die  Abteilung  hat  im  Berichtsjahre  Geschenke  von  den  Uli. 
Dr.  .1/.  Mühlberg,  Dr.  0.  Herbordt,  Dr.  F.  Sarasin,  Dr.  W.Hotz, 
Dr.  H.  Kugler,  Prof.  .1/.  Reinhard,  Dr.  M.  Blumenthal,  Dr.  P. 
F.  Mueller-Carlsson  erhalten,  welche  in  der  Geschenkliste  aufge- 
führt  sind. 

Unsere  Bestände  haben  in  neuerer  Zeil  so  namhafte  Erweite- 
rung erfahren,  dass  die  1918  gegebene  Inhaltsübersicht  ihre  Gültig- 


294  H.  G.  Stehlin. 

keit  eingebüsst  hat.  Die  Abteilung  umfasst  gegenwärtig  folgende 
Unterabteilungen:  1.  Kleinasien  und  Syrien,  2.  Vorderindien  und 
Himalayaländer,  3.  Hinterindien  und  Malakkahalbinsel,  4.  Sumatra 
und  Banka-Billitonzug,  4.  Java  und  Madura,  G.  kleine  Sundainseln, 
und  Timorarchipel,  7.  Bornéo,  8.  Celebes  und  Molukken,  9.  Océa- 
nien und  Japan,  10.  Amerika,  11.  Afrika,  12.  Allgemeine  Geologie. 

Mit  Hilfe  der  nun  an  die  elektrische  Leitung  angeschlossenen 
und  nach  Anbringung  von  mancherlei  Verbesserungen  in  Betrieb 
gesetzten  Schleif-  und  Schneidmaschine  sind  viele  Dünnschliffe 
und  Anschliffe  von  Gesteinen  hergestellt  worden.  Herr  W.  Bis 
hat  auf  seine  Kosten  62  Dünnschliffe  von  krystallinen  Gesteinen 
von  Kellang  und  Manipa  herstellen  lassen,  wofür  wir  ihm  zu  Dank 
verpflichtet  sind. 

Die  neuen  Eingänge  wurden  etiquettiert,  eingeordnet  und 
katalogisiert.  Die  Unterabteilungen  Bornéo,  Celebes  und  Molukken 
wurden  von  Herrn  Dr.  W.  Hots  besorgt. 

Die  Foraminiferenbestände  der  Sammlung  sind  von  Herrn 
Ingénieur  civil  des  mines  H.  Goblot  von  Angers,  von  Herrn  Ch. 
Hilgers  von  Batavia  und  von  Herrn  Dr.  F.  Buess  von  Wens- 
lingen,  die  sich  alle  drei  zu  Auslandreisen  anschickten,  studiert 
worden.  Zu  Studienzwecken  wurden  84  Korallen  an  Herrn  Prof. 
Gerth  in  Leiden  und  131  jungtertiäre  Pflanzenreste  aus  Djambi 
und  Palembang  an  Herrn  Dr.  B.  Krauset  in  Frankfurt  ausgeliehen. 

Im  Berichtsjahre  sind  folgende  Arbeiten,  zu  denen  das  Beleg- 
material  in   unserer    Sammlung   liegt,    erschienen: 

H.  Preiswerk,  The  Oil  Region  of  the  northern  Punjab,  Geol. 
Mag.  LVIII,  N068I,  1021,  p.  8— 21,  74—80,  124—130.' 

W.  Hot:,  Vulkanbilder  aus  dem  Idjengebirge  (Ost-Java), 
Eclogae  geol.  Helv.  XVI,  2,  1921. 

H.  Kugler,  Geologie  des  Sangir-Batangharigebietes,  Beiträge 
zur  Geologie  und  Palaeontologie  von  Sumatra,  unter  Mitwirkung 
von  Fachgenossen  herausgegeben  von  Aug.  Tobler,  Xo  1.  Die  im 
Druck  gekürzten  Gesteinsdiagnosen  zu  dieser  Arbeit  sind  in  aus- 
führlicher Redaktion  in  unserem  Archiv  deponiert. 

L.  Butten,  Over  den  ouderdom  der  tertiaire,  oliehoudende 
afzettingen  van Klias- Schiereiland  en  Poeloe  Laboean.  NW-Borneo; 
Kon.  Akad.  van  Wetenschappen  te  Amsterdam  1921. 

F.  M.  Hünerwadel,  die  Eruptivgesteine  von  Nord-Mittel- 
sumbawa,  Buchdruckerei  E.  Birkhäuser  &  Cie. 

F.  Drescher,  Eruptivgesteine  der  Insel  Flores,  Stein,  G.  Mehr. 

Auch  Herr  Drescher  hat  die  ausführliche  Redaktion  seiner 
Gesteinsdiacnosen  unserm  Archiv  übergeben. 


Baslei  Naturhistorisches  Museum,  Jahresberichl    1921.  l".i.~> 

Die  Dissertationen  der  Herren  •/.  .1/.  van  Vlerk  über  forarnini- 
ferenführende  Tertiärgesteine  von  Sumbawa  und  von  .1/.  Romang 
über  den  Zinnerzdistrikt  von  Kinta  nähern  'sich  ihrem  Abschluss. 

Im  Druck  befinden  sieh  des  Vorstehers  Geologie  von  Djambi, 
die  Arbeiten  von  Herrn  1  >r.  Krause!  über  Tertiärhölzer  von  Sumal  i  a, 
von  Herrn  0.  K.  Meyer  über  die  permocarbonischen  Brachiopoden 
von  Djambi,  von  Herrn  Frech  f  und  0.  E.  Meyer  über  jurassische 
Zweischaler  ans  Djambi.  Herr  Dr.  Baumberger  ha1  seine  Unter- 
suchungen über  die  Fauna  der  untercretacischen  Mattschiefer  von 
Djambi  zu  Ende  geführt  und  an  der  Jahresversammlung  der  schwei- 
zerischen palaeontologischen  Gesellschaft  eine  kurze  Mitteilung 
über  die  Resultate  derselben  gemacht:  Über  die  Yalangienfauna 
von  Pobungo  auf  Sumatra.  Eclogae  geol.  Helv.  XVI,  5,  1922. 

Mineralogische  Sammlung. 

(Bericht  des  Vorstehers,  Dr.  Tit.  Engelmann.) 
Für  die  mineralogische  Sammlung  sind  im  Berichtsjahre  eine 
grosse  Bergkrystallgruppe  aus  dem  Binnental  (sog.  Binnental- 
habitus)  und  eine  grössere  Suite  von  Flusspathen  inigekauft  worden, 
worunter  schöne  tiefrote  vom  Galenstoek,  rot  und  blaue  vom 
Bächligletscher,  ähnliche  --  mit  Anatas  aus  dem  Triftgebiet, 
grüne  von  Giebelbach  hei  Viesch,  hellgrüne  von  der  Oltschenalp 
bei  Brienz,  blaugrüne  vom  Sentis,  sowie  diverse  von  ausser- 
schweizerischen  Fundorten. 

Bibliothek. 

(Bericht  des  Vorstehers,  Dr.   //.  G.  Stehlin.) 

Die  Leitung  der  Universitätsbibliothek  hat  im  Laufe  des 
Berichtsjahres  die  Hand  zu  einer  beträchtlichen  Vermehrung 
unseres  standigen  Depositums  geboten,  wofür  wir  ihr  auch  an 
diesei  Stelle  unseren  besten  Dank  aussprechen. 

Die  Katalogisierung  des  Zuwachses  ist  wie  früher  von  Frau 
Dr.  Schaub  besorg!  worden.  Der  gegenwärtig  unerledigte  Posten 
i-t   nicht   sehr  bedeutend. 

Geschenke  sind  eingegangen  von  den  IUI.  Prof.  Buxtorf, 
Dr.  Ed.  Greppin,  Dr.  Helbing,  eand.  phil.  Heusser,  Frau  Müller- 
Mechel,   Herrn    Dr.  Schaub  und  dem    l'orstelier. 


Wir  sagen  allen  denjenigen  unseren  wärmsten  Hank,  welche 
im  Berichtsjahre  durch  Geschenke  oder  sonstwie  das  Natur- 
historische  Museum  gefördert  Indien  und  empfehlen  dasselbe  dem 
Wohlwollen  der  Behörden  und  der  Bürgerschaft   Basels. 


296  H.  G.  Stehlin. 

Verzeichnis  des  Zuwachses  des  Naturhistorischen  Museums 
im  Jahre  1921. 

Zoologische  Sammlung. 

Säugetiere. 

a)  Geschenke. 

Herr  Dr.  P.  A.  Chappuis,  Basel:  7  Arten  aus  dem  ägyptischen 
Sudan,  darunter  für  uns  neu  Hippotragus  equinus  bakeri 
Heugl.,  Gazella  albonotata  Rotsch.,  Nyctinomus  aegyptiacus 
E.  Geoffr.,  Lavia  frons  affinis  A.  u.  \Y. 
,,  Dr.  Ed.  Graeter,  Basel:  9  Arten  aus  Aleppu,  Syrien,  neu 
für  uns  Cricetulus  phaeus  Pall.,  Erinaceus  auritus  Gin., 
Meriones  tristrami  Th.  und  Microtus  guentheri  D.  u.  A. 
,,      Th.  Haas,   Basel:   Beitrag  von   Fr.   200. —   an   den  Ankauf 

eines  Gorilla. 
,,      Missionar  Gh.  Herrmann,  Gabun:  2  Arten  aus  dem  Gabun, 

neu  für  uns  Hipposideros  fuliginosus  (Temm.). 
Tit.  Freiwilliger  Museumsverein,  Basel:  Beitrag  von  Fr.  2000. — 

an  den  Ankauf  eines  Gorilla. 
Herr  W.  Schindelholz,  Basel:  Hausmarder,  Basel. 
,,      J.  Stuber,  Basel:  Mäuse  und  Insektivoren  der  Gegend  von 

Basel. 
Tit.  Zoologischer   Garten,   Direktion:   6   Arten,    meist   Affen   und 
Halbaffen. 

b)    Tausch. 

Mit  dem  Naturbistorischen  Museum  in  Cambridge,  Mass..  U.  S.  A. 
10  Arten  nordamerikanischer  Nager  und  Insektivoren,  für 
uns  neu  : 

Scapanus  orarius  True,  Parascalops  breweri  Bachm., 
Blarina  floridana  Merr.,  Rheithrodontomys  longicaudus 
Baird,  Zygodontomys  seorsus  Bangs,  Dicrostonyx  sp., 
Zapus  hudsonius  Zimm.,  Cynomys  socialis  Rafin.,  Aplo- 
dontia  rufa  Rafin. 

c)   Ankäufe. 

Haut-  und  Haarreste  eines  Mammut  (Dr.  E.  Pfizenmayer,  Stutt- 
gart); Marmota  bobac  Pall.,  Sibirien,  Helictis  everetti  Ths., 
Bornéo,  undProcaviaruwenzoriiNeum.,  Afrika  (G.Schneider). 


Baslei  Naturhistorisches  Museum,  Jahresbericht  1921.  2'M 

Vögel. 
a)  Geschenke. 

Herr  cand.  phil.  E.  A  eilen,  Basel:  2  einheimische  Arten. 

Dr.  P.  A.  Chappuis,  Basel:  Ornithologische  Ausheilte  seiner 

Reise  in  den  ägyptischen   Sudan.  85  Arten,   wovon    10  für 

uns  neu:  neue  Gattung  Lissotis. 
„      Dr.  L.  Greppin,  Solothurn:  Bastarde  von  Corvus  cornix  L. 

und    Corvus    corone    L.,    ö    Vogelarten,    alle    von    Rusegg, 

Kanton  Solothurn. 

H.  Jungck-Beinhardt,  Basel:  Schleiereule  von  Basel. 

W.  Schindelholz,  Basel:  Nester  einheimischer  Arten:  Hasel- 
huhn, geschossen  im  Zoologischen  Garten. 

K.   Wir;,  Basel:  2  einheimische  Arten. 
„      F.  Zimmermann.   Basel:  3  einheimische  Arten. 
Tit.  Zoologischer    Garten,    Direktion,    Basel:    :i2    Arten,    wovon 

für    uns    neu    2    Gattungen,     Ptemistes    und    Vultur,    und 

5  Arten. 

b)  Ankäufe. 

Gruppe  der  Alpenkrähe,  Graubünden  (G.  Schneider);  13  seltene 
einheimische  Arten  mit  sicherer  Provenienz  (C.  Daut,  Bern): 
5  südamerikanische  Arten.  .">  für  uns  neu  (Wagner,  Tübingen); 
13  Arten  aus  Süd-  und  Zentral-Amerika,  Madagaskar. 
Arn.  Bornéo,  9  für  uns  neu  (Fritsche,  Bremen  und  Bolle, 
Berlin):  19  nordostafrikanische  Arten,  wovon  2  für  uns  neu 
(A.  Low);  6  Arten  und  Varietäten  der  Kanarischen  [nseln, 
alle  für  uns  neu  (R.  von  Tschusi);  7  nordeuropäische  Arten 
(H.  Larsen).  Die  bisher  in  der  Sammlung  nicht  ver- 
tretenen Genera  sind  Eurypyga,  Anodorhynchus,  Bolbo- 
rhynchus,  Dromaeocercus,  Mixornis  und  Tricholestes. 

Reptilien  und  Amphibien. 
a)  Geschenke. 

Herr  Dr.  P.  A.  Chappuis,  Basel:  7  Reptilien-  und  2  Amphibien- 
arten  aus   dein   ägyptischen    Sudan. 

Dr.  .1.  Gansser,   Basel:  Ausgestopftes   Exemplar  von   Uro- 
mastix  acanthinurus  Bell.  Tripolis. 
,,      F'.  Graber,   Basel:  2  südeuropäische  Amphibienarten. 
,,      Dr.  E<l.  Graeter,  Basel:  in  Reptilienarten  (neu  für  uns  Contia 
[»ersiea      Vnd.i)   und    1   Aiiipliiliienarten  aus  Aleppo,   Syrien. 


298  H.  G.  Stehlin. 

Tit.  Zoologischer  Garten,  Direktion,  Basel:  G  Reptilienarten  ver- 
schiedener  Herkunft. 

b)    Tausch. 

Mit  dem  Naturhistorischen  Museum  in  San  Francisco: 

5  für  uns  neue  Reptilienarten  aus  Kalifornien,  Sceloporus 
zosteromus  Cope,  Ctenosaura  hemilopha  Cope,  Phrynosoma 
blainvillii  (Gray),  Uma  notata  Cope,  Cnemidophorus  hypery- 
tlirus  Cope:  eine  für  uns  neue  Reptilienart  aus  Formosa, 
Tachydromus  stejnegeri  Van  Den.  ;  2  für  uns  neue  Amphibien- 
arten aus  Nord- Amerika,  Amblystoma  macrodactylum  Baird 
und  Autodax  iecanus  Cope. 

Fische. 
aj  Geschenke. 

Herr  Dr.  P.  A.  Chappuis,  Basel:  30  Arten  aus  dem  Sudan,  Nil 
und  Nebenflüssen,  '•>  Arten  für  uns  neu  und  die  Gattung 
Nannaetliiops. 

,,  B.  Graber,  Basel:  Petromyzon  planeri  Bl.  aus  dem  Stadt- 
bach in  Aarau. 

,,  Prof.  Dr.  F.  Speiser,  Basel  :  13  Arten  von  den  Neuen  Hebriden 
und  Santa  Cruz-Inseln,  8  Spezies  und  3  Genera,  Paragly- 
phiodon,  Tylosurus  und  Gymnomuraena  neu  für  uns. 

b)    Tauseh. 

Mit  Herrn  Prof.   Werner  in  Wien: 

4  südamerikanische  Arten,  2  Arten  und  2  Gattungen,  Neno- 
cara  und  Bunocephalus  neu  für  die  Sammlung. 

Wirbellose  Tiere. 
a)  Geschenke. 

Herr  Dr.  TP.  Bigler,  Basel:  5  Arten  Diplopoden  aus  dem  Engadin 
und  aus  den  Pyrenäen. 

Dr.  P.  A.  Chappuis,  Basel:  2  Molluskenarten  und  2  Gar- 
neelenarten  vom  Weissen  Nil. 

Dr.  Ed.  Graeter,  Basel:  3  Arten  Skorpione  und  eine  Süss- 
wasserkrabbe  von  Aleppo  (Syrien). 
Dr.  Ed.  Greppin,  Basel:  Ein  Korallenstock. 
,.      Dr.  F.  Krebs,  Basel:  Diverse  Lepidopteren  und  Coleopteren 
aus  Bali  (Kamerun). 


Basler  Naturhistorisches  Museum,  Jahresbericht   1921.  299 

Herr  cand.    phil.    H.    IAniger,    Basel:    Schweizerische    Odonaten 
und  Coleopteren. 
Dr.  Max  Mühlberg,  Aarau:  Mollusken  aus  Ost-Borneo. 

Herren  Dr.  Fr.  Sarasin  und  Dr.  ■/.  Emir,  Basel:  Mollusken  aus 
Neu-Caledonien  und  von  den  Loyal ty- Inseln,  75  Arten, 
wovon  57  neu  für  die  Sammlung;  darunter  die  Typen  zweier 
neuer  Arten:  Physa  sarasini  Dautz.  und  Rhytida  rouxi 
Dautz. 

Frl.  /■'.  Zahler,   Basel:  Coleoptere  aus  Brasilien. 

b)  Ankäufe. 

Cicaden  und  Wespen  von  Sumatra.,  lleusehreeken  au.-  Ostasien 
(alle  für  uns  neu),  Hymenoptern  diverser  Provenienz. 

<■)    Tausch. 

Naturhistorisches  Museuni  in  Mailand:  7  Arten  Krebse  aus  dem 
Stillen  Ocean  (1  Gattung  und  5  Arten  für  uns  neu)  und 
ein  blinder  Höhlenkrebs,  Typhlocaris  lethae  Par.  aus  der 
Cyrenäica   (für  uns  neue  Gattung). 

Osteologische  Sammlung. 

a)  Geschenke. 

Herr  Alf.  Bay,  Bipp:  2  Schädel  von  Coccothraustes  coccothraustes 
L.,  Schädel  von  Loxia  curvirostra  L. 
Alf.  Brogli,  Vitznau:  Ca'daver  von  Alcedo  ispida  L. 
Mar.    Gathala,    Argeliès    (Aude):    Säugetierreste    aus    dem 
Pontien  von  Montredon  und  aus  den  Höhlen  von  Bize  und 
Minerve. 

Dr.  P.  A.  Chappuis,  Basel:  Skelett  von  Lavia  frons  affinis 
And.  u.  W.,  Schädel  und  Skeletteile  von  Hyaena  crocuta  L., 
Schädel  von  Hippotragus  equinus  bakeri  Heugl.,  Schädel 
eines  noch  unbestimmten  Muriden,  2  Schädel  von  Varanus 
niloticus  I...  Skeletteile  von  Eupodotis  arabs  L. 

„  Dr.  Ed.  Graeter,  Basel:  Schädel  von  Ermaceus  auritus  Gm., 
von  Meriones  tristrami  Ths.,  von  Cricetulus  phaeus  Ball., 
Microtus  guentheri  Danf.  u.  Alst..  Mus  musculus  gentilis  Br. 

,,  Carl  Eger-Bürglin,  Riehen:  Humérus  von  Rhinocéros  ticho- 
rhinus  aus  dem  Löss  beim  Wenken. 

.,  C.  Forster-Cooper,  Cambridge  (England):  Abgüsse  oligo- 
caener  Anthracotheridenreste  aus  Beludschistan. 


300  H.  G.  Stehlin. 

Herr  Dr.  Cl.  Gaillard,  Lyon:    Abgüsse  von  Zahnreihen  miocaener 

Carnivoren. 

Dr.  Ed.  Greppin,  Basel  :  Cadaver  von  Felis  ocreata  dorn.  Briss. 
„  Dr.  L.  Greppin,  Solothurn:  Cadaver  von  Picus  canus  Gm. 
„      Dr.  0.  Gutzwiller,  Barcelona:   Schädel  von  Crocodilus  spec. 

aus  dem  Oligocaen  von  Tarrega  (Catalonien). 

Edouard    Harlé,    Bordeaux:    Abguss    einer    Zahnreihe    von 

Macacus    tolosanus  Harlé    aus    dem  Pleistocaen  von  Mont- 

saunès. 
,,      Dr.    0.    Haupt.    Darmstadt:    Abguss    einer    Zahnreihe    von 

Propalaeotherium  Rollinati  St.  aus  dem  Eocaen  von  Messel. 
.,      Dr.  H.  Helbing,  Basel:  Oligocaene  Säugetierreste  von  Paul- 

hiac    (Lot  et    Garonne)   und   andern   Lokalitäten   des  fran- 
zösischen   Südwestens.     Cadaver    von    Regulus    ignicapillus 

Terani.  und  Scolopax  rusticola  L. 
.,      G.  A.  Herzog,  Basel:  Schädel  von  Felis  uncia  tigris  L.,  Felis 

leopardus  pardus  L. 
.,      Präparator  E.  Huber,  Basel:  Säugetierreste  aus  der  keltischen 

Station  auf  dem  Münsterplatz  (Andlauerhof). 
.,      Dr.    Kälin,    Wollerau:    Hasenschädel    aus    Seekreide    von 

Freienbach  (Kt.  Schwyz). 

Alt-Lehrer  Kulm,  Oberbuchsiten  :   Säugetierreste  von  Eger- 

kingen. 
,,      Präparator  H.  Larsen,  Genf:  Schädel  von  Leucocyon  lago- 

pus  L. 

eand.  med.  E.  von  Mandach,  Schaffhausen:  Skeletteile  von 

Lemmus  lemmus  L. 
Tit.  Freiwilliger    Musen  ms  rar  in:    Beitrag    von    Fr.    1500. —    an 

den    Ankauf    einer    Serie    von  Säugetierfossilien    aus    dem 

Pontien  von  Samos. 
Herr  Bob.  Pf  ister,  Pontresina:  Cadaver  von  Buteo  buteo  L.  und 

Turtur  turtur  L. 
,,      Dr.  S.  Schaub,    Basel:    Schädel   und  Skeletteile   von  Pernis 

apivorus  L. 
Herren  Dr.  S.  Schaub  und  Dr.  H.  Helbing,  Basel:  Säugetierreste 

aus  der  Höhle  beim  Vogelberg  am  Passwang. 
Herr  W.    Schindelholz,    Reinach:    Schädel    und    Skeletteile    von 

Felis    ocreata    dorn.    Briss.,    von    Mêles    mêles    L..    Schädel 

von  Mustela  foina  L. 
Herren  Prof.  C.  Schmidt,  A.  Buxtorf,  Dr.  W.  Bernoulli,  E.  Ritter, 

R.  Eiber,  P.  Christ,  Direktor  G.  Schneider,  Dr.  A.  Gausser, 

Reptilien-    und    Fischreste    aus    der    mittleren    Trias    von 

Meride  (Tessin). 


Basier  Naturhistorisches  Museum,  Jahresbericht   1921.  301 

Herr  Direktor  Georg  Schneider,  Hasel:  Eocaene  Säugetierreste  von 
Obergösgen,  oligocaene  von  Rickenbach. 
Präparator  Gust.  Schneider,  Basel:  Skeletteile  von  Strepsi- 
ceros  strepsiceros  Pall.,  Cephalophus  leucochilus  Graj 
Canis  lupus  L.,  Anomalurus  beecrofti  Fraser,  Cervus  elaphus 
1...  Leptoptilus  javanicus  Horsf.,  Nemorhcedus  sumatrensis 
Shaw. 

•/.  Stuber,  Basel:  Zwei  Kadaver  von  Meriones  shawi  albipes 
Lat. 

Präparator  B.  A.  Zollikofer,  St.  Gallen:  Skelett  von  Car- 
duelis  carduelis  L.,  Schädel  und  Extremitäten  von  Ursus 
Helarctos)  malayanus  Raffl.,  juv.  Schädel  von  Mêles  meles 
L.,  juv..  Schädel  von  Sus  scrofa  L.,  Schädel  von  Nyctipi- 
theeus  sp.,  von  Erionetta  spectabilis  L..  von  Argus  giganteus. 
Tit.  Zoolog.  Garten,  Direktion,  Basel:  Kadaver  von  Limnotragus 
gratus  Sei.  u.  Ths.,  Oryx  leueoryx  Pall.,  Capra  hircus  L.  var. 
Bison  bison  I...  Myocastor  coypus  Mol.,  Dasyprocta  aguti  L., 
Vulpes  vulpes  I-..  Mustela  foina  L..  Mêles  mêles  L.,  Ursas 
aretos  1..  juv.,  Lemur  macaco  L..  Cynomolgus  üascicularis 
Raffl..  Testudo  gigantea  Seh..  Ara  ararauna  I...  Mareca 
penelope  I...  Uuerquedula  querquedula  I...  Fuligula  fuligula 
L.,  Fulica  atra  L.,  Crex  crex  L..  Vultur  monachus  L.,  Rhea 
americana  L..  Perdix  perdix  L..  Motacilla  boarula  L.. 
Spinus  spinus  L.,  Pternistes  vulgaris  I...  Luscinia  luscinia  I... 
Acanthis  cannabina  L.,  Pyrrhula  pyrrhula  L.,  Parus  coeru- 
leus  L..  Loxia  curvirostra  L. 

I>/   Ankäufe. 

Eocaene  Säugetierreste  von  Egerkingen,  Frohnstetten  ;  eocaene 
und  oligocaene  aus  den  Phosphoriten  des  Quercy;  oligo- 
caene  vi  m  Paulhiac  (Loi  et  (iaronne),  aus  der  Gegend  von 
St.  Gérand-le-Puy  (Allier),  aus  der  Gegend  von  Ulm;  mio- 
caene  von  Artenay  (Loiret),  von  Steinheim,  Georgensgmünd, 
Engelswies  und  diversen  weiteren  deutsehen  Lokalitäten, 
von  Charmoille  hei  Pruntrut,  von  Samos;  pliocaene  von 
Senèze  (Haute-Loire)  und  von  Val  d'Arno  superiore;  pleisto- 
caene  von  einigen  süddeutschen  Fundorten  und  aus  der 
Niederterrasse  von  Grenzach  (Mammuthbackenzahn).  Ske- 
lette vnii  Stema  macrura  I...  Arenaria  interpres  1,.,  Hiero- 
falco  candicans  Gm.,  Tetrao  parvirostris  Bp.,  Haliaetus 
alhieilla  1...  Aquila  bifasciata  Gray,  Lutra  lutra  1...  Spalax 
microphthalmus  <!.,  Spalax  hungaricus  Nehr.,  Mesocricetus 


302  H.  G.  Stehlin. 

newtoni  Nehr.,  Psammomys  obesus  Cr.,  Gerbillus  im  liens  H., 
Vespertilio  daubentoni  Leisl.,  Acoinys  dimidiatus  Rüpp., 
Acodon  arenicola  Wat.,  Schädel  von  Helictis  everetti  Ths., 
Procavia  ruwenzorii  Neum.,  Lutra  canadensis  Kerr. 

c)    Tausch. 

Naturhistorisches    Museum    in    Mainz:    Säugetierreste    aus    dem 

Pleistocaen  von  Mosbach. 
Naturhistorisches    Museum    in    Weimar:    Säugetierreste    aus    dem 

Pleistocaen  von  Süssenborn. 
Herr    Direktor   Georg   Schneider,    Basel:    Säugetierreste    aus    dem 

oberen  Ludien  von  Obergösgen  und  aus  dem  oberen  Lutétien 

von  Egerkingen. 
Miss  Dor.   Bäte,   London:   Reste  von  Myotragus  balearicus  Bäte 

aus  dem  Pleistocaen  von  Mallorca. 
Museum  of  Com  par.  Zoology,  Cambridge,  Mass.  U.  S.  A.  :  Schädel 

von  10  für  die  Sammlung  neuen  Nagern  und  Insektivoren 

(s.  Zool.  Abt.). 

Geologische  Abteilung. 

a)  Geschenke. 

Herr  Dr.  E.  Baumberger,  Basel:  Mergel  mit  Helix  Renevieri  von 
Belch  bei  Büren  (Kt.  Solothurn);  Proben  aus  den  Erz- 
gruben von  Delsberg;  eisenreiche  Schlacken  von  Coreelles 
und  Binzberg  westlich  Gänsbrunnen;  Fossilien  aus  der 
Huppergrube  Bornfeld  bei  Rickenbach. 

Herren  Dr.  E.  Baumberger  und  Dr.  S.  Schaub,  Basel:  Gerolle  aus 
dem  Vindobonien  von  Crémines. 

Herr  Dr.  M.  Blumenthal,  Mené  Grande  (Venezuela)  :  Foramini- 
ferenführende  Tertiärgesteine  aus  der  Serrania  de  Tujello 
(Venezuela). 
„  Dr.  L.  Braun,  Basel:  Phosphorit  des  Gault  von  Rethel 
(Ardennen);  Gesteinsproben  aus  den  Posidonomyenschiefern 
von  Böttstein  (Kt.  Aargau). 
,,  Prof.  A.  Buxtorf,  Basel:  Fossilserien  und  Handstücke  aus 
der  südalpinen  Trias  des  Comersees  (Umgebung  von  Esino 
und  Griante)  :  Fossilserien  aus  der  untern  Trias  des  'San 
Giorgio  (Luganersee)  ;  Fossilien  aus  dem  Lias  der  Breggia- 
schlucht  bei  Mendrisio;  .Jaspisknollen  und  Stuferzproben  aus 
dem  Altingerstollen  bei  Schliengen  (Baden). 


Basier  Naturhistorisches  Museum,  Jahresbericht   1921.  303 

Herren  Prof.    A.    Buxtorf  und    Dr.    Ed.   Greppin,    Basel:    Beleg- 
stücke zu  Blatt  Riehen. 
„    Direktor  Dübi  und   Erzmeister  Ch.    Theiler,    Rondez:   Bohr- 
proben von  Prés  roses  bei  Delsberg;  Krabbe  aus  den  Stampien- 
mergeln  von   Delsberg. 
Herr  Dr.    B.   Eiber.    Basel:  Belegmaterial  zu  seinen  geologischen 
Aufnahmen    in    der    Raimeux-    und    Velleratkette.  (Vgl.  die 
Publikation:  B.  Eiber:  Geologie  der  Raimeux-  und  der  Vellerat- 
kette im  Gebiete  der  Durchbruchtäler  vmi  Birs  und   Gabiai 
(Berner    Jura).     Verh.    Naturf.   Ges.  in   Basel,    Bd.   XXXI!. 
1920—21. 

Tit.  J.  B.  Geigy  A.-G.,  Basel:  Stammstücke  von  Sigillaria  aus 

amerikanischer  Steinkohle. 
Herr  Dr.  Ed.  Greppin,  Basel:  Arietites  stellaris  Sow.  von  Pratteln. 

„  Dr.  0.  dut: tc Hier,  Barcelona:  Belegstücke  zu  „Beiträge  zur 
Geologie  der  Umgebung  von  Merfete  am  Marmarameere." 
Dissertation   Basel  1921). 

I>r.    0.    Herhort.    Basel:    Gesteinssuite    von    den    Molluken- 
In.seln  Batjan.   Kasiroeta  und  Mandjoli. 
Dr.  H.  Helbing,  Basel:  Fossilien  aus  dem  untern  Aquitanien 
von  Paulhiac. 

Dr.  W.  Hotz.  Basel:  Phosphate  von  Logrosân,  Prov.  Caceres 
(Spanien);  Billitonitprobe ;  Gesteinsproben  aus  Trias,  Jura, 
und  Tertiär  von  -panisch  und  französisch  Marokko. 

,,  Präparator  E.  Huber,  Basel:  Fossilien  aus  dem  Lias  und 
Bajocien  der  Umgebung  von   Basel. 

//.  Iselin-Beiter,  Basel:  Golderzkonglomerate,  Krokydolith 
von  Blue  Ground,  Süd-Afrika  (70  Stück);  Bleierz  von 
Missouri   1 1  F.  S.  A.)   usw. 

.,  Dr.  II*.  T.  Killer.  Basel:  Belegmaterial  zu  seiner  geologischen 
Aufnahme  der  Blätter  Courrendlin,  Soyhières  und  Burg. 
\  gl.  die  demnächst  erscheinende  Arbeit:  W.  T.  Keller: 
Geolog.  Beschreibung  des  Kettenjura  zwischen  Delsbergcr- 
becken  und  Oberrheinischer  Tiefebene.  en1  halten  auf  den 
Siegfriedblättern  Burg  (6),  Soyhières  (93)  und  Courrendlin 
95).     Ecl.  -.öl.  Helv..  F.d.   XVII,  1922.) 

,,  Dr.  B.  Koch,  Basel:  Süsswasserkalkproben  und  Fossilien 
von   Holstein  und  Bennwil. 

„  Dr.  H.  Kugler,  zur  Zeit  Trinidad:  Fossilführende  Oligocaen- 
iind  Miocaengesteine  von  Trinidad  (mit  Karten-  und  Profil- 
skizzen). 

,,      Kuhfuss,    Basel:    Hin  schönes  Exemplar  von  Stephanocera 
Blagdeni  von  Ariesheim. 


304  H.  G.  Stehlin. 

Herr  Dr.  E.  Lehner,  zurzeit  Trinidad:  Belegmaterial  zu  seiner 
geologischen  Aufnahme  von  Blatt  Bretzwil.  (Vgl.  die  Pu- 
blikation: E.  Lehner:  Geologie  der  Umgebung  von  Bretzwil 
im  nordschweizerischen  Juragebirge.  Beiträge  z.  geol.  Karte 
der  Schweiz,  Neue  Folge,  47.  Lieferung,   1920.) 

,,  Dr.  Fr.  Leuthardt,  Liestal:  Proben  von  Erraticum  aus  der 
Grundmoräne  von   Lausen. 

,,      cand.   phil.   H.   Liniger,    Basel:   Fossilien   aus   dem   Pontien 
von  Charmoille  (Ajoie). 
Herren  cand.  phil.  H.  Liniger  und  Dr.  L.   Vonder  Schmitt,    Basel: 

Fossilion  aus  dem  Oxfordien  vom  Mont  Bonvin  (Wallis). 
Herr  Dr.  M.  Mühlberg,  Aarau:  Kreidegesteine  und  -fossilien  aus 
Syrien;  Korallen  und   Mollusken  aus  dem  jüngeren  Tertiär 
von  Ost-Borneo. 

,,  Dr.  P.  F.  Müller -Carlsson,  Basel:  Foraminiferenführende 
Gesteine  aus  den  Staaten  Vera-Cruz  und  Tamaulipas  (Mexiko). 

,,  A.  Nünlist,  Balsthal:  Ctenostreon  lorioli  aus  dem  Rauracien 
des  Berner  Jura. 

Dr.  A.  Oes,  Basel:  Ostrea  callifera  von  Pfeffingen. 
Dr.  E.  Paravicini,  Basel:  Triashölzer  aus  Arizona. 

,,  Petitclerc,  Vesoul:  Turritella  uchauxiana  d'Orb.  aus  dem 
Turonien  von  Uchaux  (Vaucluse)  ;  Fossilsuite  aus  dem 
Kimmeridgien  von  Crussol  (Ardèche). 

,,  Prof.  H.  Preiswerk,  Basel:  Erze  aus  Münstertal  und  Schau- 
insland; Gesteine  aus  Onsernone  und  Verzasca;  Basalte  und 
Kontaktstücke  von  der  blauen  Kuppe  bei  Göttingen. 

„  Prof.  M.  Reinhard,  Genf:  Foraminiferenführende  Tertiär- 
gesteine von  La  Palma  am  Maracaïbosee  (Venezuela). 

,,  Dr.  F.  Sarasin,  Basel:  Gesteinsproben  aus  Neu-Caledonien 
und  von  den  Loyalty-Inseln  (81  Nummern). 

,,  Lehrer  Schaffner,  Anwil:  Gastropoden  aus  dem  Vindobonien 
von  Anwil. 

,,  Dr.  S.  Schaub,  Basel:  Fossilien  aus  dem  unteren  Dogger 
der  Umgebung  von  Boll;  Limnaea  longiscata  aus  dem 
Sannoisien  von  Diegten;  Eisenerz  vom  Eselsberg  bei  Ulm; 
Fossilien  und  Gesteinsproben  von  Thalfingen,  ührlingen, 
Haslaeh  und  Steinheim. 
Herren  Dr.  <S'.  Schaub  und  Dr.  H.  Helbing,  Basel:  Unioniden  aus 
dem  Vindobonien  von  Stein  a.  Rh.;  Fossilien  aus  dem 
oberen  Aquitanien  von  Montaigu  und  Trezelles  (Allier). 
Herr  Prof.  C.  Schmidt,  Basel:  Gesteine  aus  der  Gegend  von  Darm- 
stadt ;  Braunkohle  und  Beauxit  aus  Hessen  ;  Dacit  und  Mela- 
phyr  von  Esterei  (Süd-Frankreich)  usw. 


Basler  Nfaturbistoriscb.es  Mus i.  Jahresbericht    1921.  305 

Herren  Prof.  C.  Schmidt  und  cand.  phil.  /'.  Kelterborn,  Basel: 
(  testeine  aus  dem  Calancathal. 

Herr  Direktor  G.  Schneider,  Basel:  Fossilien  aus  dem  Aptien  des 
Luitere  Zug  bei  Dallenwil  (Nidwaiden);  Unioniden  und 
Palmenblatt  aus  dem  Stampien  von  Rickenbach;  zahl- 
reiche Fossilsuiten  aus  verschiedenen  geologischen  Hori- 
zonten des  schweizerischen  Jura  und  des  Auslandes, 
cand.  phil.  Alfr.  Senn,  Basel:  Fossilien  des  mittleren  Lias 
vom  Ferdenpass  beim  Lötschberg  (Wallis). 
cand.  geol.  Peter  Staehelin,  Basel:  Belegstücke  zu  Blatl 
Weissenstein. 

Dr.  //.  G.  Stehlin,  Basel:   Fossilien  aus  den  Birmensdorfer- 
sehichten  von  Egerkingen  :  diverse  Tertiärfossilien, 
cand.  phil.   P.  Sutter,   Basel:   Handstücke  aus  den  Waadt- 
länder-  und  Freiburgeralpen. 

Dr.   A.    Tabler.    Basel:    Belegstück   zu   Blatt  Therwil:    Sep- 
tarien  aus  einem  Sodbrunnen  in  Oberwil. 

Ungenannt:    Fr.  100. —  zum   Ankauf  von    Rauracienfossilien  aus 

der  Sammlung  Nünlist. 
Tit.    Vereinigte   Schweizer.    Bheinsalinen:    Bohrproben    von    Wil- 
dlingen und  Bramois. 

Herren  Dr.  L.  Vonderschmitt  und  Prof.  .1.  Buxtorf,  Hasel:  Fora- 
miniferen  aus  dem  Schlierenflyscb  (Obwalden). 

Herr  Dr.  /•'.  Weber,  Zurich  (z.  Z.  Weggis) :  Disthen-  und  Beryll- 
gesteine aus  dem  Bergeil;  Erzstücke  von  Nadiis  (Grau« 
bänden). 

F.  Wegel,  Basel:  Fossilien  aus  dein  Callovien  von  Blumberg 
Randen). 
„      cand.  geol.  Alfr.  Waibel,   Basel:   Belegstücke   zu  Blatt  Läu- 
felfingen. 

Herren  Dr.  A.  Werenfels,  Dr.  0.  Wilhelm,  cand.  phil.  P.  Kelter- 
born, Basel:  Gesteinsproben  aus  dem  Schwarzwald  und 
i  Idenwald. 

Herr   Dr.  K.  Wiedenmayer,  Basel:  Fossilsuiten  aus  verschiedenen 
Malmschichten   i\<^    Berner,    Basler   und    Solothurner   .Iura. 
Gastropoden  aus  dem   Lutétien  von  Aesch. 
Dr.  0.   Wilhelm,  Basel:    Gesteine   aus    Schanis   und    Avers- 
Maloja   1 1  traubünden). 

F.   Woltersdorf,  Basel:  Fossilien  aus  dem   Dogger  und  Mahn 
des   Basler  und   Berner  Jura. 

/•'.   Zimmermann,    Basel:    Fo    ilien    aus    dem    Oxfordien    dei 
Umgebung   von  Zunzgen. 

20 


306  H.  G.  Stehlin. 

b)  Anhiiufe. 
Fossilien  aus  dein  Kimmeridgien  von  Crêt  d'Anneau  im  Val  de 
Travers;  aus  dem  Oxfordie»  der  Vaches  noires  bei  Houlgate, 
Calvados;  aus  dem  Oxfordien  von  Herznach,  Aargau;  aus 
dem  Korallenkalk  der  Caquerelle,  Berner  Jura;  aus  dem 
Tertiär  vom  Nebelberg  bei  Nunningen,  von  der  Brochnen 
Fluh  bei  Waidenburg,  von  Gebweiler;  aus  dem  Löss  von 
Wyhlen;  Erzstufe  (Gold)  aus  Siebenbürgen;  Sammlung  von 
Dr.  W.  Grenouillet. 

Mineralogische  Sammlung. 

Anhäufe. 
Bergkrystallgruppe  aus  dem  Binnenthal.    Suite  von  Flussspaten 
von  schweizerischen  und  ausserschweizerischen  Fundstellen. 


Beilage  zum  Bericht  über  das  Naturhistorische  Museum 
für  das  Jahr  1921. 

Notizen  aus  der  aussereuropäiscken  (bisher  indischen)  Abteilung  der  geologischen 

Sammlung 
von  Dr.  .4.   Tobkr. 

Einige  Resultate,  die  sich  aus  der  Untersuchung  von  Materia- 
lien der  aussei'europäisehen  Abteilung  ergeben  haben  und  die  viel- 
leicht auf  allgemeineres  Interesse  Anspruch  erheben  können,  mögen 
im  folgenden  als  vorläufige  Mitteilungen  bekanntgegeben   werden. 

Malakka.  Die  Bearbeitung  der  Sammlung  Pannekock  van 
Bheden  aus  dem  Zinnerzdistrikt  Kinta  (Halbinsel  Malakka),  aus- 
geführt von  Herrn  cand.  phil.  Markus  Romang  im  Miueralogisch- 
petrographischen  Institut  der  Universität,  hat  zur  Erkenntnis  ge- 
führt, dass  die  Entstehung  der  Zinnerzlagerstätten  von  Kinta  mit 
Granitintrusionen  zusammenhängt.  Der  zinnerzbringende  Granit  ist 
umgeben  von  einer  Kontakthülle,  die  im  innern  Teil  aus  Horn- 
felsen,  im  äussern  Teil  aus  Kalksteinen  besteht.  Dieses  Resultat 
steht  im  Gegensatz  zur  Auffassung  von  J.  A.  Scrivenor,  wonach 
die  Kalksteine  den  innern,  und  die  Hornfelse  den  äussern  Teil  der 
Kontakthülle  bilden  sollten. 

Aus  dem  Studium  unserer  Sammlung  ergibt  sieb  folgende 
Klassifikation  der  primären  Zinnerzvorkommen  von  Kinta: 

A)  Endogene:  1.  Greisen,  2.  Zwitter. 

B)  Exogene:  1.  An  Hornfelse  und  Kalksteine  geknüpfte 
Kontaktlagerstätten,  2.  an  Kalksteine  geknüpfte  apomagmatische 
Lagerstätten. 


Basler  Naturhistorisches  Museum,  Jahresbericht    1921.  30' 

Borneo.  Von  Herrn  Dr.  H.  Tschopp  sind  dir  Diagnosen  der 
Eruptn  gesteine  von  Britisch  Borneo  («Sammlungen  A  iethammer  und 
Hotz),  eingelaufen.  Die  mannigfachen  Gesteinstypen  gehören  den 
Familien  der  Diorite,  Gabbros  und  Peridotite  an,  die  auch  durch 
ihre  Vulkanite,  wie  Porphyrit,  Dacit,  Andesit,  Diabas,  Melaphyr 
usw.,  vertreten  sind.  Mit  den  Eruptivgesteinen  sind  vorzügliche 
Kontakt  bildungen  (Andalusit-  und  Cordierithornfels,  Marmor 
usw.)  verknüpft.  Besonders  hervorzuheben  wäre  noch  das  Auf- 
treten von  Nephrit  und  von  Dunitserpentin. 

Eine  deutliehe  Sonderstellung  nimmt  ein  granatreiches 
Zwischenglied  zwischen  Pyroxenit  und  Peridotit  ein.  Es  ist  ein 
Granathornblendepyroxen-Peridotit,  der  sich  nicht  in  eine  der 
bekannten  Typengruppen  einreihen  lässt.  Dasselbe  dunkelgrüne 
Intrusivgestein  mit  einem  konstanten  Gehalt  an  blutroten  Granat- 
körnern ist  bisher  bloss  aus  dem  Ostarm  von  Celebes  signalisiert 
worden  (W.Hotz,  Vorläufige  Mitteilung  über  geologische  Beob- 
achtungen in  Ost-Celebes.  Zeit  sehr.  d.  deutsch.  Geol.  Ges.,  Bei.  65, 
Jahrg.  1913,  Monatsbericht  Nr.  6,  p.  333). 

Océanien.  Die  uns  kürzlich  überwiesenen  Materialien  von  Neu- 
Caledonien  und  den  Loyaltviuseln  umfassen  die  Belegstücke  zu 
den  zahlreichen  geologischen  Notizen,  die  im  Werke  ,,Neu-Cale- 
donien  und  dieLoyaltyinseln"  von  Fritz  S 'arasin,  Basel  1917,  Verlag 
von  Georg  &  Co.,  eingestreut  sind. 

Von  Xeu-Caledonien  sind  folgende  Formationen  vertreten: 
Krvstalline  Schiefer  (Tiouakafluss,  Ml.  Ignambi);  kontaktmeta- 
morphe  Sedimente  unbestimmten  Alters,  Hornfelse  und  Marmore 
(Oubatche,  Diahotfluss.  Mt.  Tchalabel);  Serpentin  und  damit  ver- 
knüpfte Nickel-.  Eisen-  und  Chromerze  (Plaine  des  Lacs, 
Mt.  Humboldt.  Gegend  von  Kanala  usw.);  Trias  (Hienghene, 
Neramündung  bei  Bourail)  ;  Kreide  in  ueritischer  Facies  (Mergel- 
kalkstein, zum  Teil  limonitisch,  mit  Bivalven  und  Gastropoden 
von  Muindou  und  Donibéa.)  ;  Kreide  in  lia.thyalerFa.cies  (grauer 
neocomartiger  Kalkstein  und  roter,  couches-rouges-artiger  Mergel- 
kalk, beide  globigerinenführend,  vom  Pic  von  Koné)  :  Eocän 
-Kalkstein  mit  Nummuliten  und  Orthophragminen  des  Lutétien 
von  Ouaoué)  ;  Miocän  (Kalkstein,  anscheinend  ujie'el'allet ,  mit 
Uveolinella,  Sorites,  kleinen  Nummulitiden  usw.,  vom  Plateau 
von   Yaté  und  Touaourou). 

Die  Loyalty- Inseln,  Mare,  Lifou  und  Ouvéa,  sind  aus  nicht- 
gefalteten Kalksedimenten  von  mioeänem  Alter  aulgebaul  ;  der 
gefaltete  Untergrund  mit  Einschluss  der  alttertiären  Orthophrag- 
minasebichten  is1  nicht  sichtbar.  Die  in  der  Sammlung  reichlich 
vertretenen  Kalksedimente  sind  zum  Teil  braungelber  Mergelkalk, 
zum   Teil    weisser   Riffkalk.     Der     Mergelkalk    ist     meist     steril; 


308  H.  G.  Stehlin. 

zur  Seltenheit  kommen  Fossilien,  kleine  Foraminiferen  und  kleine 
Gastropoden  nesterweise  darin  vor.  Erist  in  einem  Brunnenschacht 
bei  Pénélo  auf  Mare  bis  unter  das  Meeresniveau  festgestellt;  an 
andern  Orten,  z.  B.  bei  Nêtché,  Rhô  und  La  Roche  erhebt  er  sich 
bis  80  m  ü.  M.  Als  gleichaltrige  Bildung  erscheint  der  weitverbreitet  e 
weisse  Riffkalk.  Die  Grenzfläche  zwischen  Mergel-  und  Riffkalk 
ist  haarscharf  und  ganz  unregelmässig;  der  Riffkalk  bildet  oft  ganz 
isolierte  Einschlüsse  im  Mergelkalk  in  ('.estait  von  Korallen-  und 
Lithothamnienstöcken.  Im  Riffkalk  liegen  neben  den  Korallen 
und  Lithothamnien  häufig  kleine  Nummulitinen,  Orbitoliten  (So- 
rites)  usw.:  viel  seltener  erscheinen  ganz  kleine  Nephrolepidinen. 

Auf  Mare  sind  von  Sarasin  an  mehrern  Stellen  Durchbrüche 
von  Extrusivgestein  beobachtet  worden.  Nach  Bestimmungen, 
ausgeführt  im  Mineralogisch-petrographischen  Institut,  handelt  es 
sich  um  diabasartigen  Olivinbasalt  bei  Raoua,  um  ophitischen, 
primär  rutilführenden  Olivinbasalt  bei  La  Roche  und  um  porphyr- 
ischen, iddmgsitführenden  Olivinbasalt  beiPéoraoua  (siehe  Fig.  130 
des  S  ara.  si  n  'sehen  Buches).  In  enger  Verknüpfung  mit  den  Extrusiva 
finden  sich  marmorisierte  Kalksteine.  Bei  Péoraoua  bestehen  sie 
zum  grossen  Teil  aus  knollenförmigen  Lithothanmien  und  sind 
reichlich  von  Manganoxydschnüren  und  -nestern  durchsetzt. 
Infolgedessen  nehmen  sie  schwarzgefleckte,  gelegentlich  einheitlich 
schwarze  Färbung  an.  Die  Verteilung  des  Erzes  im  Kalkstein  ist 
offenbar  durch  die  Metamorphose,  des  Gesteins  bedingt.1) 

Amerika.  Die  Untersuchung  von  schwarzgrauem  Mergelkalk 
von  San  Fernando  auf  Trinidad  (Sendung  Kugler)  und  von  eben- 
solchem Gestein  von  La  Palma  am  Maracaibosee  in  Venezuela 
(Sendung  Reinhard)  ergab,  dass  oligoeäne  (oder  obereoeäne?) 
Bildungen  vorliegen,  die  durch  das  Zusammenvorkommen  von 
Lepidocyclinen  und  Orthophragminen  charakterisiert  sind.  Dieses 
Zusammenvorkommen  scheint  in  Amerika  eine  weitverbreitete 
Erscheinung  zu  sein,  während  es  bekanntlich  in  Ost-Indien  niemals 
beobachtet  worden  ist  (vergl.  H.  Douvillé,  Les  Orbitoides  de  l'île 
de  la  Trinité.  Comptes  rendus  des  séances  de  l'Académie  des 
sciences  1. 161,  p.  90,  92,1915  und  1. 164,  p.  843,  847,  1917)  und 
J.  A.  Cushman,  The  american  species  of  Orthophragmina  and 
Lepidocyclina  U.  S.   G.  S.  Prof.  Paper  V25.  1920. 

1)  Vgl.   .4.   Lacroix.  Sur    l'existence    de    roches    volcaniques    aux    iles 

Loyalty,  note  présentée  par  M.  le  colonel  Azéma.  C.R.S.  des  séances  de  la 
Sec  géol.  de  Fiance.  1  !> I S.  p.  24.  Die  Autoren  kannten  offenbar  das  Werk 
Sarasins  nicht.  Dieses  ist  1917  auch  in  französischer  Sprache  (Paris.  Ch.  Fisch- 
bacher &  Cie.)  erschienen.  P.  226  der  deutseben.  p.  2.'Ï4  der  französischen 
Ausgabe  ist  das  Vorkommen  von  olivinreichem  Basalt  an  drei  Stellen  von 
Mare  signalisiert. 

Manuskript  eingegangen  3.  Januar  1922. 


Bericht  über  das  Basler  Museum  für  Völkerkunde 
für  das  Jahr  1921. 


Von 
Fritz  Sarasin. 


Aus  dem  im  letzton  Jahresbericht  erwähnten,  von  den  Be- 
hörden uns  gewährten  Mobiliarkredil  von  Fr.  25,000. —  sind  dieses 
Jahr  die  nötigen  neuen  Schranke  und  Pultkasten  angefertigt  und 
aufgestellt  wurden.  Es  hat  dies  in  fasl  .'dien  Allteilungen  zu  sehr 
zeitraubenden  Yersehiebungen  und  Umordnungen  der  Samm- 
lungen geführt.  Im  Saal  des  malayischen  Archipels  sind  in  einem 
neuen  Doppelschrank  die  javanischen  Marionetten,  Schattenspiel- 
figuren und  die  bei  solchen  Aufführungen  zur  Verwendung  kom- 
menden Musikinstrumente  zur  Ausstellung  gelangt,  Sammlungen, 
die  wir  im  wesentlichen  den  Herren  Drs.  P.  Wir?  und  W.  Hotz 
\  erdanken.  Auch  die  vom  letztern  uns  geschenkte  Serie  von  Stoff- 
mustern zur  Illustration  der  Battiktechnik  konnte  nun  sichtbar 
gemachl  werden.  Im  ersten  Stock  erlaubte  das  neue  Mobiliar,  im 
melanesischen  Saal  die  Sammlung  aus  Holländisch  Neu-Guinea, 
die  uns  Herr  Dr.  P.  Wir:  mitgebrachl  hat,  in  einer  ihrer  hohen 
Bedeutuni:  entsprechenden  Weise  zur  Darstellung  zu  bringen. 
Der  daran  anstossende,  Polynesien  und  Amerika,  enthaltende  Saal 
musste  fast  in  toto  verändert  werden,  da  hier  in  einer  ganzen 
Reihe  neuer  Schränke  und  Pulte  die  südamerikanische  Schenkung 
des  Herrn  Dr.  E.  Hassler  eingereiht  weiden  musste.  Im  zweiten 
Stockwerk  konnte  mit  Hilfe  eines  neuen  5  Meter-Doppelschrankes 
die  bereits  arg  ins  Gedräng  geratene  afrikanische  Sammlung 
übersichtlicher  aufgestellt  werden.  Zugleich  hat  die  Abteilung 
der  Polarvölker,  die  in  den  letzten  Jahren  manchen  Zuwachs  er- 
halten hatte,  mehr  Raum  erhalten.  Es  sind  hier  auch  zwei  Spezial- 
Sammlungen zusammengestellt  worden,  die  eine  von  Puppen  und 
sonstigem  Spielzeug  Afrikas  und  der  Polarvölker,  die  andere  zur  De- 
monstration der  mannigfachen  Verwendung  der  Birkenrinde  bei 
den  Bewohnern  des  hohen  Nordens.  In  dem  «1er  altarabischen 
Architektur  gewidmeten  Räume  enthält,  eine  neue  Pultschrank- 
reihe  ägyptische,  arabische  und  kleinasiatische  Altertümer.    End- 


310  Fritz  Sarasin. 

lieh  sind  in  der  europäischen  Abteilung  eine  Anzahl  bereits  be- 
stehender Sehränke  mit  grossen  Spiegelglastüren  versehen  worden, 
um  darin  die  grotesken  Masken  aus  dem  Lötschental  und  ver- 
wandte Dinge  zur  Ausstellung  zu  bringen. 

Eine  sehr  grosse  Veränderung  hat  auch  unsere  Bibliothek 
erfahren,  indem  uns  aus  dem  hochherzigen  Legat  des  Herrn  Prof. 
Julius  Kollmann  sei.  mehrere  Tausend  Bücher  und  Broschüren 
zugefallen  sind.  Der  mühevollen  Ordnung  und  Einreihung  in  die 
alten  Bestände,  sowie  der  Ergänzung  des  Kollmann' sehen  Zettel- 
katalogs hat  sich  Herr  Prof.  Felix  Speiser  unterzogen,  wofür  ihm 
auch  an  dieser  Stelle  der  beste  Dank  gesagt  sei. 

Das  Interesse  des  Publikums  zeigte  sich  in  einem  sehr  leb- 
haften Besuche  unseres  Museums.  Spezielle  Führungen  sind  durch 
die  Herren  Hoffmann-Krayer,  Roux,  Bütimeyer  und  Speiser  ver- 
anstaltet worden.  Sehr  eifrig  sind  auch  von  Mal-  und  Zeichen- 
klassen  die  Sammlungen  benützt  worden.  An  verschiedene  Aus- 
stellungen wurden   Gegenstände  vorübergehend  ausgeliehen. 

Im  Bestand  unserer  Kommission  ist  keine  Änderung  ein- 
getreten, wie  auch  die  regulären  Beiträge  des  Staates,  des  Museums- 
vereius  und  der  Gemeinnützigen  Gesellschaft  dieselben  geblieben 
sind  wie  im  Vorjahre.  Ausserdem. verdanken  wir  dem  freiwilligen 
Museumsverein  aufs  beste  die  Überweisung  der  zweiten  Rate 
im  Betrage  von  Fr.  2570  an  den  Ankauf  der  japanischen  Buddha- 
Statuen. 

Bevor  wir  zu  den  Berichten  der  einzelnen  Abteilungen  über- 
gehen, empfehlen  wir,  wie  alljährlich,  unsere  Anstalt  aufs  wärmste 
der  Fürsorge  der  hohen  Behörden  und  dem  Wohlwollen  unserer 
Basler  Bürgerschaft. 

Afrika. 

(Bericht  des  Vorstehers,  Prof.  Leop.  Bütimeyer.) 

Die  afrikanische  Sammlung  weist  mit  913  Nummern  den 
grössten  Jahreszuwachs  auf  seit  ihrem  Bestehen,  dank  nament- 
lich der  694  Nummern  umfassenden,  schon  im  letzten  Berichte 
erwähnten  Schenkung  des  Herrn  Dr.  C.  Forcart.  Es  sind  dies  zwar 
meist  nur  kleinere  und  kleinste  Objekte,  die  aber  doch  vielfach 
grosses  Interesse  bieten.  Viele  darunter  helfen  unsere  beschei- 
denen altägyptischen  Bestände  zu  vermehren;  ein  besonderes 
Interesse  bietet  aber  eine  für  uns  neue  Gruppe,  das  ägyptisch- 
arabische Mittelalter  repräsentierend,  die  sich  ziemlieh  direkt 
anschliesst  an  die  letztes  Jahr  aufgeführten  Objekte  aus  römisch- 
byzantinisch-koptischer    Zeit     aus    der     bekannten    Forrer'schen 


Basier  Museum  für  Völkerkunde,  Jahresbericht    1921.  311 

Achmim- Sammlung  in  Strassburg.  Diese  Schenkung  Forcart  gibt 
un-  daher  <  Ibjekte,  die  aus  fünf  Jahrtausenden  ägyptischer  Ge- 
schichte  und  Kultur  stammen.  Die  grosse  Mehrzahl  derselben 
sind  Fundstücke  aus  den  fast  unerschöpflichen  Ruinen  und 
Scherbenhügeln    von    Fostat,    der   Vorläuferin    des    alten    Kairo. 

Aus  altägyptischer  Zeit  sind  aus  dieser  Kollektion  vor  allein 
hervorzuheben  zwei  in  schöner  Arbeit  in  weissem  Kalkstein 
skulptierte,  wohl  aus  einer  Grabkammer  herausgehauene  Grab- 
platten. Die  eine  stellt  in  Relief  ein  Opfer  dar  und  stammt  nach 
dem  Urteil  von  Prof.  Naville,  der  die  grosse  Güte  hatte,  uns  die 
Stücke  zu  begutachten,  aus  der  IV.  Dynastie,  der  Periode  des 
Pyramidenerbauers  Chefren,  die  andere  gibt  den  Namen  des 
„Ka",  Doppelgänger  des  Königs  Pepi,  VI.  Dynastie,  in  schönen 
Hieroglyphen.  Eine  steinerne  Opferplatte  mit  Lotosblumen, 
Broten  und  Figuren  soll  der  XII.  Dynastie  angehören.  Weitere 
altägyptische  Objekte  sind  eine  steinerne  Farbenschale,  eine 
Anzahl  Uschebtis  („Ewigkeitstagelöhner")  aus  Fayence,  eine 
Menge  von  heiligen  Horusaugen  in  Stein.  Fayence,  Glas  und  Thon, 
verschiedene  Amulette,  worunter  ein  Skarabäus  in  Gold  und 
eine  Kröte  in  Amethyst,  eine  Anzahl  kleiner  grüner  Fayence- 
ügürchen  wie  ein  Ptah-Embryo,  Gott  alles  Anfangs,  die 
Thueris,  Göttin  der  Nilüberschwemmungen,  als  Fruchtbarkeit 3- 
äymbol,  Isis  in  verschiedenen  Darstellungen,  sowie  der  hässlich- 
groteske  Gott  Bes,  der  Gott  der  Ehe  und  Enthindung,  ferner 
Tierfiguren,  verschiedene  Medaillons,  Bronzehandgriff  eines  Si- 
strum  usw. 

Eine  Anzahl  Figuren  aus  rotem  Thon  ans  dem  Fayum  stammen 
meist  aus  hellenistischer  Zeit.  Sie  dienten  als  <  i-rabbeigaben,  manche 
auch  als  Geschenke,  die  bei  den  Sigillarienfesten  gegeben  wurden. 
Die  15 — 30  cm  hohen  Figuren  stellen  dar:  Horus  als  Knabe,  Isis 
mit  Sistrum,  Sphinx  mit  Lämpchen,  Musikantin  mit  Tamburin, 
Isis  in  einen  Schlangenkopf  auslaufend,  Eiekate  mit  der  Fackel, 
Minerva  mit  Lampe,  Männer-  und  Frauenköpfe,  Tierköpfe,  Masken. 
Blumenvasen,  eine  davon  in  Form  eines  weiblichen  Januskopfes. 

Aus  römisch-ägyptischer  Zeit  stammen  dann  wieder  Thon- 
lämpchen,  kleine  Parfumfläschchen  aus  Glas,  ein  Bronzeköpfchen; 
aus  koptischer  Zeit  Holzkämme,  Holzlöffel,  Thonsiegel  für  Brote, 
Spielzeugtiere  aus  Thon.  Besonders  bemerkenswert  sind  6  koptische 
Puppen  aus  Knochen:  3  derselben  schenkte  der  Custode  dei 
eimeteri  Iatini  in  Cairo,  Fra  Cleofa  Steinhauser,  welche  in  ihrer 
primitiv-rohen  Gestaltung  durchaus  an  gewisse  prähistorische 
Knochenidole    de-    äsäisch-mykenischen    Kulturkreises    erinnern. 


312  Fritz  Sarasin. 

Von  besonderem  Interesse  sind  dann  wieder  eine  Anzahl 
von  Objekten  aus  dem  ägyptisch-arabischen  Mittelalter  vom 
9.  bis  etwa  16.  Jahrhundert.  Erwähnt  seien  3  Lämpchen  aus 
Speckstein.  2  in  Kahnform,  1  sternförmig;  ein  wohl  als  Pfeife 
gebrauchter  Ziegenkopf  ist  ans  Speckstein  geschnitzt.  Wir  erinnern 
uns  dabei,  dass  schon  in  minoischer  Zeit  aus  Kreta  Speckstein- 
Gefässe  sich  vorfinden  ;  ferner  altarabische  Th'onlämpchen,  die 
uns  mit  den  zahlreichen  „phönizisch"-jüdisch-römischen  Lämpchen 
unserer  Sammlung,  Grabfunden  aus  Palästina  und  Syrien,  einen 
hübschen  Überblick  über  diese  Lampenformen  im  Verlaufe  von 
etwa  zwei   Jahrtausenden  geben. 

Es  folgen  eine  Anzahl  Parfum-  und  Medizinfläschchen  aus 
verschiedenfarbigem  Glase  und  arabische  Kämme  aus  Holz  und 
Knochen.  Originell  ist  eine  altarabische  „Handgranate",  welche 
in  ihrer  Form  deutlich  die  Form  des  Granatapfels  zeigt,  der  dieser 
Handwaffe  den  Namen  gegeben  hat.  Sie  ist  aus  schwarzem  Thon 
verfertigt  und  .hat  an  der  Oberseite  im  ..Stiel"  des  Granatapfels 
einen  ins  Innere  führenden  Kanal  zur  Aufnahme  der  Zündschnur 
beim  Gebrauch.  Solche  Handgranaten  wurden  mit  Naphtha 
gefüllt  und  sollen  von  den  Arabern  zur  Zeit  der  Kreuzzüge  ver- 
wendet worden  sein.  Sie  wurden  geworfen,  wobei  sie  zerbrachen, 
und  das  „griechische  Feuer"  ihres  Inhaltes  frei  wurde  und  das 
Holzwerk  des  Feindes  anzündete.  Also  auch  hier  wieder  hat 
Ben  Akiba  mit  seinem  Spruche  recht! 

Auch  unsere  kleine  Kollektion  altarabischer  Glasgewichte  in 
Form  runder  mit  Rand  versehener  Münzen  aus  grünem,  schwarzem 
oder  irisierendem  Glas,  auch  aus  Porzellanmasse,  wurde  durch 
9  weitere  Stücke  vermehrt.  Das  eine  zeigt  in  der  Aufschrift, 
wie  uns  Herr  Ali  Bey  Bagliat,  Direktor  des  arabischen  Museums 
in  Kairo,  mitteilte,  der  die  Güte  hatte,  bei  einem  Besuche  in 
Basel  eine  Anzahl  Stücke  dieser  Sendung  zu  begutachten,  in 
der  Aufschrift  den  Namen  des  Fatimiden  -  Sultans  Hakim, 
ca.  1000  Jahre  n.  Chr.  Auch  Herr  Baghat  erklärte  diese  früher 
als  Münzen  angesehenen  Objekte  als  altarabische  Gewichte.  Ein 
grösseres  Glasgewicht  in  Form  eines  kleinen  Blockes  von  schwarz- 
grünem Glas  (5,5  :  3  cm)  stammt  nach  Baghat  ebenfalls  aus  der 
Fatimidenzeit  (11 — 12.  Jahrb.).  Andere  Glasobjekte  sind  Teile 
von  Armspangen,  Arznei-  und  Parfumfläschchen,  Scherben  alt- 
arabischer Glasgefässe;  vor  allem  seien  erwähnt  einige  Scherben 
alter,  bemalter  Moscheelampen  mit  aufgemaltem  Dekor  von  gol- 
denen, roten  und  blauen  Rankenornamenten  und  kufischen  In- 
schriften, die  ahnen  lassen,  wie  schön  diese  Glaslampen  gewesen 
sein  müssen.  Einzelne  dieser  Lampenscherben  stammen  aus  dein 
13.  Jahrhundert  (Bagliat). 


Basier  Museum  für  Völkerkunde,  Jahresbericht    1921.  313 

Einen  —  allerdings  nur  dürftigen  -  Einblick  in  die  su  hoch- 
entwickelte und  teilweise  hohe  Kunstwerte  repräsentierende  alt- 
arabische  Keramik  gewähr!   uns  eine  Anzahl  von   Gefässscherben 

Fostat,  der  alten  Mutterstadl  von  Kairo,  die  teilweise  den 
metallischen  Lüsterglanz  aufweisen,  der  sich  nach  Migeon1) 
wahrscheinlich  ursprünglich  in  Persien  und  Mesopotamien  aus- 
gebildel  hatte  und  sich  dann  über  Nordafrika  bis  nach  Spanien  aus- 
breitete. Der  Perser  Nassiri  Kossran  saut  anlässlich  eines  Be- 
suches  in  Masr  in  Ägypten  in  der  Mitte  des  XL  Jahrhunderts3): 
..<  m  y  fabrique  de  la  fayence  de  toute  espèce,  on  fait  des  bols, 
des  tasses,  des  einen«-,  on  les  décore  avec  des  couleurs  analogues 
à  celle-  de  l'étoffe  appelée  1  mu ka lamoun :  les  nuance-  changent 
selon  la  position  que  l'on  donne  au  vase".  Dieser  Stoff  boukala- 
moun  war  ein  Gewebe  von  der  Insel  Tinnis,  das  die  Farbe  wech- 
selte je  nach  der  Refraktion  des  Lichte.-. 

Aus  der  Fatimidenzeit,  10. — 12.  Jahrhundert,  stammt  nach 
Baghat  ein  grosses  Fragment  einer  Schüssel,  deren  Innenseite 
mit  metallischer  Glasur  lüstriert  ist;  dieselbe  Technik  weist  ein 
Tellerfragment  auf.  Eine  Scherbe  von  Luxuskeramik  derselben 
Epoche  zeig!  ebenfalls  ein  golden-metallisch  glänzendes  Blatt- 
ornament. 

Andere  Gefässscherben  aus  rotbraunem  Thon  mit  Malerei  in 
Form  heraldischer  Tiere  stammen  aus  der  Manielukenzeit  (13.  Ins 
1").  Jahrh.).  Von  besonderem  Interesse  ist  ein  Tellerbruchstück 
mit  dem  Stempel  des  Töpfers,  welches  nach  Baghat  als  in  Ägypten 
verfertigte  altarabische  Imitation  chinesischer  Muster  anzusehen 
ist:  daneben  finden  sich  wieder  echt  chinesische  Fayencestücke, 
„Seladon"  (chinesischer  Import  nach  Ägypten,  wohl  9. — 10.  Jahr- 
hundert i.  darunter  ein  fast  unversehrtes  kleines  Fayencefläschchen ; 
zwei  leider  nur  kleine  Gefässscherben  zeigen  auf  ihrer  Innenfläche 
einen  glänzenden,  metallisch-farbigen  Dekor  in  sog.  ,, lustre  mé- 
tallique" und  entstammen  nach  Baghat  wahrscheinlich  maurischen 
Fa linken  von  Malaga  und  Sevilla,  waren  also  maurischer  Import 
nach  Kairo  im  13.  und  14.  Jahrhundert.  Sie  geben  trotz,  ihrer 
Kleinheit  einen  Begriff  von  der  Fracht,  die  solche  Gefässe  muss 
ausgezeichnet  haben.  Einige  glasierte  und  unglasierte  ältere 
Wasserkrüge,  wohl  200  Jahre  alt,  beschliessen  diese  Sammlung, 
die,  obschon  sie  meist  nur  kleine  oft  unscheinbare  <  Ibjekte  enthalt, 
doch  des  Interessanten  vieles  bietet. 

Eine  weitere,  ausschliesslich  altägyptische  <  »bjekte  enthaltende 
Kollektion   von   9-3   Nummern    verdanken   wir  dem    Historischen 


')  Migeon.     Manuel  de  l'ait  musulman.     Paris   1907. 
-i  I.e.  p.  273 


314  Fritz  Sarasin. 

Museum  als  Depositum.  Sie  stammt  aus  dem  Legat  der  Witwe 
des  Herrn  Prof.  J.  J.  Bachofen,  der  diese  Objekte  teils  selbst  er- 
warb, teils  in  Alexandrien  kaufen  Hess.  Ob  alle  Objekte  echt  sind. 
bleibe  dahingestellt.  Es  sind  eine  Menge  Bronzestatuetten,  worunter 
über  30  Osiris-  und  9  Isisfiguren,  dann  Darstellungen  von  Tieren 
wie  Apis,  Sperber,  Ibis,  Nilpferd,  Ichneumon  usw.  in  Bronze.  Thon 
und  Stein;  auch  menschliche  Darstellungen,  sowie  einige  Uschebtis 
(Ewigkeitstaglöhner),  Horusaugen,  verschiedene  kleine  Figürchen 
und  eine  Anzahl  hohler  Bronzekolben  von  unklarer  Bedeutung 
fehlen  nicht. 

Ebenfalls  altägyptischer  Herkunft  sind  einige  Uschebtis, 
Skarabäen  und  Statuetten,  die  Herr  Dr.  Th.  Engelmann  schenkte. 

Aus  dem  modernen  Ägypten  verdanken  wir  Herrn  Gout/Ji. 
vom  Ackerbauministerium  in  Kairo,  eine  Pansflöte  aus  Schilfrohr 
und  ein  Messingarmband. 

Aus  dem  ägyptischen  Sudan  brachte  uns  Herr  Dr.  P.  A .  Chappu  is 
von  seiner  im  Frühjahr  1921  mit  Herrn  Dr.  A.  David  unter- 
nommenen zoologischen  Forschungsreise  im  Gebiete  der  Schilluk 
Dinka  und  Nuehr  33  Objekte  mit.  Vor  allem  seien  erwähnt 
aus  Nilschlamm  verfertigte  Spielzeugkühe  mit  Hirt  und  Hirten- 
bube, die  in  ihrer  ganzen  Auffassung  und  Hervorhebung  nur 
des  Typischen,  wie  hier  Gehörn  und  Buckel,  bei  Vernachlässigung 
der  übrigen  Teile  des  Tierkörpers,  sogar  des  Kopfes,  auffallend 
erinnern  an  die  primitiven  hölzernen  Spielzeugkühe  unseres 
schweizerischen  Alpenlandes.  Andere  Kinderspielzeuge  sind  ein 
20  cm  langer  Schild,  im  kleinen  ein  genaues  Abbild  der  idiotischen 
grossen  Schilde,  sowie  ein  Schiffchen.  Von  den  Xiam-Xiam 
kommt  eine  hübsch  gearbeitete  Sansa  mit  kahnförmigem  höl- 
zernen Resonanzboden,  jenes  in  Afrika  so  weitverbreitete  Musik- 
instrument, von  dem  unsere  Sammlung  schon  5  Exemplare  be- 
sitzt, in  verschiedener  Konstruktion  aus  Westafrika,  dem  Kongo 
und  dem  Maschonaland.  Ferner  sei  erwähnt  ein  riesiger  thönerner 
Kochtopf  der  Dinka,  aus  freier  Hand  geformt,  von  37,5  cm 
Durchmesser,  ein  geflochtener  Korb,  verschiedene  Kalebassen 
und  Krüge,  Amulette  und  Schmuck,  eine  Keule  und  eine  Giraffen- 
falle von  50  cm  Durchmesser,  von  gleicher  Konstruktion  wie 
Antilopenfallen  unserer  Sammlung  vom  Blauen  Nil.  Vielleicht 
prähistorisch  sind  eine  Anzahl  äusserst  roher  Topfscherben,  ein- 
zelne mit  Dekor  in  Stichmustern,  die  mit  einem  Klopfhämmerchen 
und  2  polierten  Mahlsteinen  vom  Gebel  el  Zeraf,  unweit  der  Ein- 
mündung des  Sobat  in  den  Xil,  stammen.  Dieser  Berg  ist  nach 
Angabe  des  Donators  ein  zweigipfliger,  über  die  Ebene  sich  er- 
hebender Granitkopf;  in  der  Einsenkung  sind  Höhlen,  und  auf  der 


Basler  Museum  für  Völkerkunde,  Jahresbericht    1921.  315 

Fläche  des  Felsens  sind  eine  Menge  ovaler  und  rundlicher  Schalen 
eingehauen,  deren  Bedeutung  unbekannt  ist,  offenbar  also  eigent- 
liche Schalensteine.  Die  Topfscherben  liegen  massenhaft  frei 
herum  auf  der  Oberfläche.  Das  Ganze  scheinl  eine  alte  Befesti- 
gung gewesen  zu  sein. 

Aus  Mumhko.  speziell  dein  südlichen  mittleren  Atlas,  schickte 
von  einer  offiziellen  Forschungsreise  Herr  P.  Pallary  in  Oran 
einige  Thongefässe,  welche  der  Referent  schenkte,  worunter  zwei 
Lampen  von  antiker  Form. 

Aus  dem  französischen  Sudan  erwarben  wir  eine  Anzahl 
i  (  »bjekte,  wie  einen  sehr  schönen  konischen  Helm  der  Habbe 
mit  Kanribesatz  und  ein  vierklingiges  Wurfmesser;  ans  Bamana 
stammen  ein  Holzmesser  zum  Salzschneiden,  eine  Vogelfalle, 
eine  hölzerne  Essschüssel,  aus  Likasso  Büchschen  von  Holz 
und  Leder.  Schmucksachen.  Feldhacke  und  Blashorn.  Kultische*  >b- 
jekte  sind  ein  Schwirreisen  und  Kürbisrasaeln,  die  beim  Be- 
schneidungsfest  der  Knaben  und  Mädchen  gebraucht  werden.  Von 
Kinderspielzeug  ist  da:  Pfeil  und  Bogen.  Kankan;  ein  sehr  altes 
Stück  ist  ein  Mankalaspiel  ans  einem  Männergrab. 

Aus  Togo  stammen  4  kleine  Holzidole  und  eine  Axt.  aus 
Dahome  eine  Kopfbank,  von  den  Mandingo  ein  schöner.  75  cm 
langer  Schurz  aus  Leopardenfell,  mit  hübschem  Lederdekor. 
ebenso  eine  Tasche  aus  Leopardenfell,  aus  der  Gegend  des  Tschad- 
see's  einige  Musikinstrumente,  ein  Kopfschmuck  in  Form  eines 
mit  weissen  Perlen  überzogenen  Ringes,  eine  Tabakpfeife  aus 
Antilopenhorn. 

Au-  Südnigeria  schenkte  uns  Herr  Dr.  /..  Frobenius  Gipsabgüsse 
von  3  jener  von  ihm  in  Ife  in  einer  Tiefe  von  5 — 6  m  gefundenen 
merkwürdigen  prähistorischen  Terracottaköpfe,  speziell  den  schön- 
sten, „Mia"  genannt.1)  Essind  diese  eigentümlichen,  sonst  nirgends 
von  Negern  verfertigten  Kunstwerke  wahrscheinlich  Porträtköpfe; 
einzelne  zeigen  Tätowierung  in  Form  von  über  Kopf  und  Gesicht 
herabziehenden  Längsrillen;  nach  Frobenius  sind  diese  Arbeiten 
wohl  aus  dem  ägäischen  und  sardinisch-karthagischen  Kulturkreis 
des  6.  bis  5.  vorchristlichen  Jahrhunderts  herzuleiten.  Ferner  er- 
hielten wir  vom  gleichen  Donator  .">  Glasperlen  aus  schwarzem 
Glas  aus  Bida,  jenem  Zentrum  afrikanischer  Glasarbeiten  und 
Glaskunst,  bei  denen  das  Glas  von  den  Nupe  selbst  hergestellt 
wird,  sowie  einige  Glasringe,  die  ebenfalls  in  Bida.  aber  au-,  euro- 
päischem Glase  verfertigt   wurden. 


')  L.  Frobenius.     „Und  Afrika  Bprach."     Bd.   1  i>.  .'!4l'. 


316  Fritz  Sarasin. 

Auch  Kamerun  brachte  einigen  guten  Zuwachs.  Vor  allem 
sei  erwähnt  aus  Jaunde  einer  jener  jetzt  kaum  mehr  erhältlichen 
Ahnenpfosten,  bestehend  aus  einem  2,30  m  hohen  Balken,  an  dem 
übereinander  2  sitzende  menschliche  Figuren,  zu  unterst  eine 
Gruppe  von  3  Köpfen  in  ziemlich  roher  Skulptur  ausgeschnitten 
sind,  das  Ganze  wohl  3  Ahnengenerationen  darstellend.  Aus  Bali 
stammt  eine  Holzbüchse  mit  Kerbschnittdeckel,  aus  Baraum 
eine  grosse,  54  cm  hohe  Doppelmaske,  in  Form  eines  riesigen 
Januskopfes  aus  Holz,  mit  Haut  überzogen.  Auf  jedem  der  grossen 
Köpfe  sitzt  ein  kleinerer  menschlicher  Kopf  aus  demselben  Material. 
Beiderseits  der  Janusköpfe  steht  ein  71  cm  hoher,  mit  Schlangen- 
haut überzogener  Stock,  an  dessen  oberem  Ende  ein  Grasbehang 
und  eine  nach  oben  geöffnete  Kalebasse  angebracht  sind.  Das 
ganze  Stück  ist  von  eigentümlich  phantastischer  Wirkung  und 
gehört  wohl  mit  andern  Masken  und  Idolen  unserer  Sammlung 
in  Form  von  Janusköpfen  zu  jener  Gruppe  kultischer  Darstel- 
lungen, die  nach  P.  Sarasin  ursprünglich  direkt  auf  einen  Sonnen- 
kult zurückzuführen  sind. 

Ein  Holzidol  stammt  aus  Momba,  eine  grössere  Aufsatzmaske, 
einen  Büffel-  oder  Antilopenkopf  darstellend,  gleichfalls  aus 
Kamerun.  Aus  Südkamerun  erwarben  wir  ferner  eine  originelle, 
77  cm  lange  eiserne  Tanzrassel,  aus  Bamenda  einen  Armring  aus 
Bronze  mit  schönem  Dekor,  aus  Bamandja  2  jener  Bronzegüsse,  wie 
wir  einige  aus  Bamum  haben,  der  eine  einen  menschlichen  Kopf 
i larsteilend,  über  dessen  Gesicht  als  Tätowierung  Längsrillen  ver- 
laufen, ähnlich  wie  bei  jenen  prähistorischen  Terracottaköpfen 
von  Ife.  Diese  Art  Tätowierung  ist  im  Jolagebiet  heute  noch 
gebräuchlich.1)  Die  erwähnten  Metallarbeiten  sind  wohl  mil  ähn- 
lichen aus  Togo  und  Dahome  als  letzte  Ausklänge  der  alten  Benin- 
kunst und  ihrer  Metalltechnik  einzuschätzen. 

Vorderasien. 

(Bericht  des  Vorstehers,  Prof.  Leop.  Rütimeyer.) 

Herr  Dr.  A.  Vischer,  früher  in  Urfa.  brachte  uns  eine  inte- 
ressante Hirtenkeule  mit,  die  durch  zahlreiche  Einschnitte  zu- 
gleich als  Kerbholz  diente,  wohl  zu  gewissen  Abrechnungen, 
ferner  ein  Amulett  eines  Christenkindes  mit  mohammedanischen 
Attributen  und  ein  Ei,  welches  als  Opfer  in  den  Fundamenten 
der  Stadtmauer  von  Urfa  gefunden  wurde. 


')  I.e.     Vergl.  Tafel  bei  p.  343. 


Basier  Museum  für  Völkerkunde,  Jahresbericht    1921.  311 

China-Japan. 

(Bericht  des  Votstehers,   Pfr.   Sam.    Preiswerk.) 

Nach  der  monumentalen  Bereicherung  des  vorangehenden 
Jahres  hat  das  Jahr  1921  der  Abteilung  nur  bescheidenen  Zu- 
wachs gebracht.  Zu  erwähnen  sind  nur  zwei  Zuwendungen.  Von 
Herrn  Dr.  L.  Reidhaar,  dem  alten  Freunde  unserer  Sammlung 
in  Yokohama,  erhielten  wir  zwei  japanische  Musikinstrumente, 
Gitarre  oder  Harfe  und  Zither,  sowie  acht  Stück  japanischer  Werk- 
zeuge. Die  Bibliothek  des  Kunstvereins  übergab  uns  im  Einver- 
ständnis mit  den  Erben  des  Schenkers  eine  Anzahl  japanischer 
und  chinesischer  Bilderbücher,  welche  ihr  von  Herrn  Krayer- 
Förster  waren  geschenkt  wurden. 

Vorder-  und  Hinterindien. 

(Bericht  des  Vorstehers,   Dr.   Fritz   Sarasin.) 

Die  vorderindische  Abteilung  erhielt  als  Geschenk  von  Frau 
'  arol.  Burckhardt-Sarasin  einen  alten,  ausserordentlich  schön 
gearbeiteten  Kaschmir- Shawl  und  von  Herrn  Bud.  Iselin  eine 
Anzahl  metallener  Schmuckgegenstände,  ferner  als  Depositum 
vom  Historischen  Museum  eine  Göttergruppe  aus  Bronze:  Wischnu 
umgeben   von  zwei  Frauen  und  zwei  anbetenden   kleinen  Affen; 

:  :  i  r  1 1 1 1 1 1   aus  der  Sammlung  des   verstorbenen  Prof.  Bachofen. 

Zur  Erinnerung  an  ihren  verstorbenen  Gemahl  überwies  uns 
Frau  Dr.  Paul  lutter  in  Zürich  zwei  über  1  m  hohe,  aus  Holz 
ungemein  sorgfältig  gearbeitete  siamesische  Statuetten.  Dämonen 
darstellend  mit  einer  offenbar  geraubten  Frau  auf  der  Schulter. 
Es  -nid  zweifellos  moderne  Kopien  unter  älterer  Vorbilder.  Eine 
alte  Holzstatuette,  anbetende  Figur  aus  einem  buddhistischen 
Tempel  in  Burma  und  eine  verzierte  Betelnusscheere  aus  Siam 
wurden  angekauft.    Zuwachs   1-  Nummern. 

Malayischer  Archipel. 

(Bericht  des  Vorstehers,   Dr.   Fritz  Sara  in 

3i  hon  im  letzten  Jahresbericht  haben  wir  Herrn  Dr.  IT.  Hotz 
eine  reiche  Sammlung  von  Gegenständen  aus  dem  westlichen 
Ceram  verdankt;  biezu  sind  dieses  Jahr  mich  einige  Nachträge 
eingegangen, so 2 bemalteSchamgürtelausBaumbast,  3  Stück  Gewebe 
und  2  hölzerne  Schwertgriffe.  Sehr  erwünscht  ferner  war  eine  Sendung 
unseres  Freundes  V .  Jenny  in  Makassar,  bestehend  aus  einer  Anzahl 
von  Wurfhölzern,  wie  sie  in  Süd-Celebes  zur  Vogeljagd  gebrauchi 


318  Fritz  Sarasin. 

werden,  dem  australischen  Bumerang  entsprechend.  Wir  haben 
die  beiden  schönsten,  die  am  freien  Ende  mit  einem  geschnitzten 
Ilahnenkopf  mit  hohem  Kamm  versehen  sind,  unserer  bereits 
vorhandenen  Wurfholzserie  eingereiht;  die  übrigen  werden  wir 
als  Tauschmaterial  sehr  gut  verwerten  können.  Ein  alter  Schild 
von  der  charakteristischen  Form  der  Insel  Nias  wurde  angekauft. 
Zuwachs  10  Nummern. 

Melanesien. 

(Bericht  des  Vorstehers.  Dr.  Fritz  Sarasin.) 

Der  unermüdliche,  nun  schon  wieder  ein  volles  Jahr  in  Neu- 
Guineatätige  Basler  Ethnologe,  Herr  Dr.  P.  Wirz,  hat  uns  die  Absen- 
dung von  drei  für  unser  Museum  bestimmten  Sendungen  angezeigt. 
Von  diesen  ist  bis  jetzt  nur  eine  in  unsere  Hände  gelangt,  78  Gegen- 
stände umfassend,  die  sämtlich  von  der  Nordküste  von  Hollän- 
disch Neu- Guinea,  dem  Gebiet  der  Geelvinkbai  und  des  Sentani- 
Sees  herstammen.  Die  Eingeborenen  dieser  Landstrecken  zeichnen 
sich  durch  hohe  Kunstfertigkeit  aus  und  verzieren  selbst  die  Geräte 
des  täglichen  Lebens  aufs  Geschmackvollste.  Ein  Holzhammer  z.  B., 
dessen  Klinge  nach  dem  Vorbild  eines  feinen  Steinbeils  gearbeitet 
ist,  zeigt  als  Dekoration  vier  menschliche  Doppelfiguren;  überaus 
reich  verziert  ist  ferner  eine  Reihe  von  Aufhängehaken.  Wir 
erwähnen  weiter  kunstvoll  geschnitzte  Trommeln,  Schiffsschnäbel, 
Nackenstützen,  Holzschalen,  Bambusdosen  und  Almenbilder, 
die  letzteren  zum  Teil  von  der  bekannten  Korwarform.  Zum  Tanz- 
schmuck gehören  aus  weichem  Holz  geschnitzte  Tiere,  die  auf  dem 
Kopf  getragen  werden;  es  sind  vornehmlich  Fische,  auch  Kakadus, 
eine  Eidechse  und  eine  Sau.  Von  bemerkenswerter  Schönheit 
sind  zwei  Steinbeile  mit  auffallend  langer,  prächtig  polierter 
Klinge.  Hiezu  allerhand  Hausgeräte,  wie  Spatel,  Holzgabel,  Ess- 
stäbchen,  Fischfangutensilien,  Sagoklopfer  und  anderes  mehr. 

Aus  Neu- Guinea  und  zwar  aus  dem  früher  deutschen  Teil  der 
Insel,  ist  auch  Verschiedenes  angekauft  worden,  so  eine  aufs  zier- 
lichste aus  schwarzem  Harz  mit  Einlagen  von  Conus-,  Cypraeen- 
und  Nassa-  Querscheiben,  sowie  Perlmutterstücken  gearbeitete 
Gesichtsmaske,  ein  Drehbohrer,  ein  Barnims,  gefüllt  mit  Knochen- 
geraten,  drei  alte,  reich  dekorierte  Schilde  vom  Sepikfluss  und 
Sattelberg  und  ein  Thongefäss  mit  zwei  anmodellierten  mensch- 
lichen Gesichtern,  deren  Nasenstab  durch  je  zwei  eingesteckte 
Dentalien  dargestellt  ist,  vom  Töpferfluss.  Eine  geschnitzte  und 
bemalte  Taroschaufel  von  der  Tami-Insel,  Regenkappe  und  Schürze 
erhielten  wir  im  Tausehverkehr  vom  Hamburger  Museum. 


Basier  .Museum  für  Völkerkunde,  Jahresbericht   1921.  319 

Aus  Neu-Brit annien  schenkte  Herr  Prof.  F.Speiser  einen 
sogenannten  Diwarra,d.h.  Schneckengeldhalskragen,  ein  sehr  schönes 
altes  Stück,  ferner  Steinbeil,  Matte.  Haar-  und  Armschmuck, 
aus  Neu-Irland  Armring  aus  Tridacna- Schale,  Haifischrassel  und 
Haifischfanggerät.  Ein  Speer  eines  für  uns  neuen  Typus  aus  Neu- 
Britannien  wurde  vom  Hamburger  Museum  eingetauscht. 

Admiralitätsinseln.  Aus  diesem  kunstfrohen  Gebiete 
gingen  eine  grössere  Reihe  vi  m  Olijekten  ein.  Als  Geschenk  von 
Herrn  Speiser  registrieren  wir  zwei  Brustschmucke,  Kap-Kap,  aus 
Muschelscheiben  mit  aufgelegten  Schildpattornamenten,  zwei 
Kokosnusslöffel  mit  reich  geschnitzten  Stielen,  wovon  der  eine 
ein  Krokodil  mit  einem  Mensehen  im  Rachen  darstellt.  Armschmuek. 
Kanuschnabel,  ein  grosses  rundes  Thongefäss  und  ein  Spiel, 
bestehend  aus  auf  einer  Schnur  aufgereihten  kleinen  Fischen  aus 
Holz.  Hiezu  kommen  als  Ankäufe  zwei  weitere  Löffel  mit  ge- 
schnitzten und  bemalten  Holzstielen  und  eine  ausserordentlich 
grosse  Speer-  oder  Axtklinge  aus  Obsidian. 

St.  Matthias- Gruppe.  Hieher  gehören  biossein  gewobener 
Gürtel  und  eine  Kokosnuss  in  Aufhängegeflecht. 

Salomons-Inseln.  Aus  diesem  bisher  etwas  vernachlässig- 
ten Gebiete  wurden  angekauft  ein  Kokosnusschaber  und  eine 
Ballonmütze  aus  Xord-Bougainville  der  sogenannten  Matasesén, 
Jünglingen,  die  unter  Aufsieht  Alterer  zu  den  Weihen  vorbereitet 
werden.  Nach  Parkinson  müssen  diese  Matasesén  so  lange  ab- 
geschlossen von  den  Dörfern  leben,  bis  ihre  Kopfhaare  so  stark 
gewachsen  sind,  dass  sie  in  den  Ballon  eingezwängt,  diesen  auf  dem 
Kopfe  festhalten.  Zwei  mit  menschlichen  Figuren  bemalte  Ruder. 
2  Idole,  wovon  das  eine  mit  Perlmutter  eingelegt,  Stäbchenkamm 
und  2  Körbe  aus  Rotanggefleeht  tauschten  wir  vom  Hamburger 
Museum  ein.  Geschenkt  von  Herrn  Speiser  wurden  eine  sehr 
grosse  flache,  aus  Rotang  geflochtene  und  mit  Harz  gedichtete 
Sehale.   Regenkappe  und   Schürze. 

Neu-Hebriden.  Unsere  reiche  Sammlung  von  den  Neuen 
Hebriden  ist  von  Prof.  Speiser  um  eine  weitere  Ahnenstatue  aus 
Süd-Malekula   vermehrt    worden. 

Die  australische  Abteilung,  um  flies  hier  anzuschliessen, 
hat  im  Berichtsjahr  nur  einen  Einlauf  von  2  Gegenständen,  einer 
Keule     und     eine]'     K  noehennadel,     ZU     verzeicl  inen.     Tausch     mil 

Hamburg. 

Gesanitzuwaehs    12li   .Nummern. 


320  Fritz  Sarasin. 

Polynesien  und  Mikronesien. 

(Bericht  des  Vorstehers.  Prof.  Felix  Speiser.) 

Aus  Samoa  gingen  ein  eine  Keule  und  ein  sogenanntes  Königs- 
spiel. Es  besteht  dieses  aus  einer  grossen  Kokosnuss,  die  zehn 
kleinere  aus  demselben  Material  hergestellte  Scheibchen  ver- 
schiedener Grösse  enthält,  mit  denen  gewürfelt  wird,  beides 
Geschenk  des   Vorstehers. 

Durch  Tausch  mit  dem  Museum  für  Völkerkunde  in  Hamburg 
erhielten  wir  eine  Haiangel,  ein  Steinbeil,  eine  geschnitzte  Kokos- 
nuss und  ein  Steinidol  aus  den  Marquesasinseln.  Die  Kokos- 
nuss, die  als  Behalter  für  Flüssigkeiten  dient,  zeigt  in  ihrer 
Schnitzerei  die  für  die  Marquesasinseln  typischen  Ornamente 
hohen  Kunst  Stiles,  wahrend  das  Idol,  etwa  einen  halben  Meter 
hoch,  recht  primitive  Formgel  mng  aufweist,  auch  wenn  man  die 
Schwierigkeit  der  Steinbearbeitung  in  Betracht  zieht. 

Aus  den  Stewartsinseln,  südlich  von  Neu-Seeland  ge- 
legen, schenkte  der  Vorsteher  eine  Holzschale,  die  am  Rand  mit 
Perlmutterscheibchen  eingelegt  ist.  Von  den  Herveyinseln 
gelang  es  uns.  eines  jener  kunstvoll  geschnitzten  Prunkbeile  durch 
Tausch  mit  dem  Museum  für  Völkerkunde  in  Hamburg  zu  erwerben. 
Diese  Beile  stellen  mit  ihren  durchbrochenen  Schäften  wohl  den 
Höhepunkt  polynesischer  Holzschnitzerei  dar.  Die  rein  geome- 
trischen Ornamente  leiten  sich  von  der  Darstellung  der  mensch- 
lichen Figur  ab,  und  diese  ihrerseits  ist  der  Ausdruck  des  poly- 
nesischen  Ahnenkultes.  Praktisch  können  diese  Beile  nicht  ver- 
wendet werden,  sie  sind  vielmehr,  wie  dies  in  der  Südsee  häufig 
vorkommt,  lediglich  Rangabzeichen  angesehener  Männer. 

Aus  den  Carolinen  schenkte  der  Vorsteher  drei  Knochen- 
nadeln mil  Öhren,  die  zum  Flechten  verwendet  werden,  dann  eine 
Tätowiernadel  aus  Knochen  mit  einer  fein  gezähnten  Klinge  aus 
Schildpatt,  weiter  eine  Walle,  aus  Haizähnen  bestehend,  die  in 
einen  dünnen  Strick  eingebunden  sind,  der  dann  wie  ein  Schlag- 
ring um  die  Hand  gelegt  wird,  endlich  einen  Schaber  aus  Cassis 
und  ein  Stück  Steingeld  ans  Yap.  Dieses  interessante  Stück 
besteht  aus  einer  Calcitscheibe  von  35  cm  Durchmesser  und  etwa 
5  cm  Dicke,  mit  einer  runden  Durchbohrung  in  der  Mitte.  Wie 
diese  Form  des  Geldes  entstanden  ist.  ist  noch  unklar,  und  das 
vorliegende  Stück  ist  nur  ein  kleines  Exemplar  seiner  Gattung, 
denn  es  gibt  in  Yap  Steinscheiben  von  mehr  als  einem  Meter 
Durchmesser,  deren  Wert  dann  dementsprechend  grösser  ist.  Als 
Kleingeld  dienen  daneben  kleine  Muschelscheiben.  Durch  Tausch 
mit  dem  Museum  für  Völkerkunde  in  Hamburg  erwarben  wir  eben- 


Basler  Museum  für  Völkerkunde,  Jahresbericht    1921.  '.V21 

falls  aus  den  Carolinen  drei  Holzschalen,  die  an  sieh  zwar  un- 
scheinbare Objekte  darstellen,  aber  als  letzte  Reste  eingeborener 
Erzeugnisse  aus  den  Carolinen  von  Wert  sind.  Eine  der  Schalen 
i-t  mit  einem  gut  angepassten  Deekel  versehen. 

An-  Polowal  stammt  von  der  gleichen  Quelle  ein  Speer, 
der  als  Spitze  und  an  den  Seiten  Rochenstacheln  trägt.  Die  Be- 
festigung derselben  am  Schafte  geschieht  durch  Kalkklumpen,  die 
über  die  Bim  Inno-  gestrichen  sind. 


Amerika. 

Bericht  des  Vorstehers,  Prof.  Felix  Speiser.) 

Die  Arbeit  in  der  Abteilung  Amerika  bestand  im  verflossenen 
Jahre  hauptsächlich  in  der  Aufstellung  der  Sammlung  Hassler.  die 
erfolgen  konnte,  nachdem  uns  vom  Staate  neue  Schranke  bewilligt 
wurden  sind.  Die  schönen  Federgegenstände  kommen  nun  su  gui 
zur  Wirkung,  als  dies  hinter  Glas  und  Rahmen  möglieh  ist. 

Herr  Dr.  Th.  Engelmann  schenkte  zwei  Thonköpfchen  aus 
Alt-Mexiko  und  ein  Thonidol  aus  Surinam,  Herr  Jenny-Siegrist 
einen  Regenmantel  aus  Stroh  aus  Mexiko.  Durch  Kauf  konnten 
wir  erwerben  eine  nackte  Hockermumie  aus  Alt-Peru,  ferner  eine 
Hockermumie  in  ihrer  ganzen  Ausstattung,  dem  Kleide,  dem  Reise- 
proviant, den  Geräten  des  täglichen  Gebrauches,  wie  man  sie  dem 
Toten  auf  die  Reise  ins  Jenseits  mitgab.  Es  ist  uns  nun  möglieh, 
die  peruanische  Hockerbestattung  in  guten  Beispielen  unsern 
Besuchern  vor  Augen  zu  führen.  Mit  den  Mumien  wurden  noch 
sechs  jener  hochwertigen  alt-peruanischen  Thongefässe  erworben, 
die  dem  Kunstgewerbe  Anregung  zu  geben  vermögen,  dann  noch 
einige  Knotenschnüre,  wie  sie  von  den  Inka  als  mnemotechnisches 
Hilfsmittel  gebraucht  worden  sind  und  so  einen  allerdings  recht 
bescheidenen  Ansatz  zu  einer  Schrift  darstellen. 

Von  der  normalanatomischen  Anstalt  erhielten  wir  ans  der 
Sammlung  des  Herrn  Prof.  ./.  Kollmann  eine  grosse  Thonurne, 
mit  den  Resten  zweier  menschlicher  Skelette.  Es  ist  dies  ein  Bei- 
spiel der  in  Amerika  viel  verbreiteten  Doppelbestattung,  d.h. 
jener  Bestattung,  bei  der  man  die  Knochen,  nachdem  die  Weich- 
teile verwest  sind,  an  einem  zweiten  Orte  beisetzt,  wahrscheinlich 
in  der  Vorstellung,  dass  die  Knochen  des  Toten  für  eine  Wieder- 
geburt  erhalten   werden   müssten. 


21 


322  Fritz  Sarasin. 

Europa. 

(Bericht   des  Vorstehers,  Prof.  Dr.  Ed.  Hoffmann-Krayer.) 

Das  Berichtsjahr  weist,  einen  Zuwachs  von  196  Nummern  auf, 
in  denen  freilich  nicht  mehr  eingerechnet  sind  die  noch  am  Schluss 
des  letztjährigen  Berichts  erwähnten  und  aufgezählten,  aber  erst 
in  diesem  Jahre  katalogisierten  56  Gegenstände  aus  Finnland 
(Sammlung  Konietzko),  die  von  dem  Vorsteher  geschenkt  worden 
sind.  Von  dem  übrigen  Zuwachs  schicken  wir  die  gruppenweisen 
Erwerbungen,  bezw.  Schenkungen,  voraus  und  lassen  dann  die 
vereinzelt  eingelaufenen  Gegenstände,  nach  Materien  geordnet, 
folgen. 

Die  umfangreichste  Gruppe  besteht  aus  einer  Kollektion  von 
36  Objekten,  die,  meist  dem  Hausrat  angehörend,  bei  Frau  Direktor 
A.  Spiess-BoppenJuiusen  in  Basel  erworben  wurden.  Erwähnens- 
wert sind:  Von  engerem  Hausrat:  1  geschnitztes  Löffelkästchen 
(Hessen),  4  gravierte  Zinnlöffel  (ebd.),  1  Zinnlämpchen  (ebd.). 
1  Humpen  aus  Birkenholz  (Thüringen),  Geschenk  von  Frau  Spiess, 
1  geschnitzte  Tabakpfeife  in  Form  eines  Hundes  von  Lauenen, 
namentlich  aber  2  reich  ornamentierte  und  bäurisch  bemalte 
Bauernstühle  aus  der  Schwalm  (Hessen).  Von  Keramik:  1 
Schwälmer  Bauernteller  von  1775,  1  Fayenceplatte  (Hannover), 
1  Langnauer  Napf,  1  Heimberger  Essigfass,  1  Ofenkachel  (Han- 
nover), ausserdem  3  geschenkte  Objekte.  Von  Land-,  Vieh- 
und  Milchwirtschaft:  1  Feldfässchen  aus  dem  Emmental, 
1  buntbemalter  Maulkorb  von  Lauenen,  1  geschnitzter  Melkstuhl 
vom  Hasliberg,  2  grosse  Kuhschellen  von  Sumiswald,  2  Melk- 
kübel und  1  Milchsieb  von  Lauenen  (Geschenk  von  Frau  Spiess). 
Die  Textiliengruppe  wurde  durch  einige  eigenartige  Stickereien 
und   Stoff druckereien,  meist  aus  Hessen,  vermehrt. 

Aus  der  Sammlung  von  H.  W.  Bröckelmann  in  Basel  wurde 
erworben:  eine  Bernsteinhalskette  mit  grossen  Perlen  zur  Tracht 
von  Schaumburg-Lippe,  eine  eiserne  Bratengabel  mit  Jahrzahl 
1704,  ein  Zwiebeltopf,  eine  Glasperlenstickerei,  ein  russisches 
Madonnenbild  und  eine  jüdische  Chanukkalampe. 

Wichtiger  sind  19  Objekte  aus  der  Sammlung  von  Frau 
Heusler  geb.  Hohenschild,  meist  aus  Island  und  Esthland,  weniges 
aus  Westfalen  stammend.  Es  sind  eine  Reihe  isländischer  und 
esthländischer  Trachtenstücke  (Stickereien  und  Webereien),  ein 
mit  Bronzebleeh  beschlagener,  mit  geschriebenen  und  ziselierten 
Ornamenten  reich  verzierter  Reitsattel  aus  Island,  ein  gestickter 
Teppich  ebendaher,  ein  eiserner  Herdhaken  mit  verstellbarer  Zahn- 
stange   und    eine    kupferne   Ölampel    aus    Westfalen.     Zwei    zur 


Basier  Museum  für  Völkerkunde,  Jahresbericht   1921.  .'!-':; 

esthländischen  Trachl  gehörige  Stücke:  eine  bestickte  Haube 
uml  eine  silberne  Brustagraffej  wurden  von  Frau  Heusler  geschenkt. 

In  das  altvertraute  Wallis  führt  uns  zurück  eine  Kollektion 
vorwiegend  hölzerner,  teils  von  Herrn  Prof.  Rütimeyer,  teils  vom 
Vorsteher  geschenkter  Gegenstände,  die  uns  vmi  Frl.  Marie  Maistre 
aus  Villa/.  (Val  d'Hérens)  übermittelt  wurden.  Namentlich  sind 
hier  7  mi*  Kerbschnifrt  und  teilweise  primitiven  Zeichnungen  orna- 
mentierte Holzschachteln  zu  nennen,  ferner  ein  roh  gearbeitetes 
Holzkreuz  mit  schraffiertem  Kerbschnittmuster,  ein  Holzbecher, 
ein  geschnitztes  Schäfchen,  ein  Mehlstempel,  ein  Kerzenstock  auf 
Holzsockel,  eine  Steinlampe,  ein  zweiarmiger  Kerzenhalter  und 
zwei  gewebte  Stoffmuster. 

Zwei  Gruppen  endlich  stammen  aus  Italien.  Die  eine  wurde 
durch  Herrn  Pfarrer  H.  Iselin  in  Florenz  für  uns  erworben,  die 
andere  von  Herrn  Prof.  L.  Rütimeyer  auf  seiner  Italienreise  ge- 
sammelt und  der  Abteilung  geschenkt. 

Die  Iselin'sche,  aus  der  Toscana  und  Umbrien  stammende 
Knllektion  enthält  eine  Schafseheere.  eine  eiserne  Herdkette, 
eine  Kalebasse  in  stark  gebauchter  Form,  ein  hölzernes  Wein- 
Lagel  (sogenannte  Reiseflasche)  mit  Kerbselmittornanienten,  eine 
gedrechselte  Flasche  aus  Buchsbaumholz,  eine  kleine  Gewürz- 
mühle, einen  Holzsehnittstnek  mit  heil.  Bischof,  von  Teufeln  und 
Engeln  umgeben. 

Besonders  interessan!  sind  die  von  Herrn  Prof.  Rütimeyer  aus 
Italien  mitgebrachten  Gegenstände.  Aus  dem  toscanischen  Appen- 
nin  stammt  eine  von  den  dortigen  Hirten  getragene  Überhose  aus 
Ziegenfell,  die  mit  Riemen  an  die  Beine  geschnallt  wird;  2  Sicheln, 
wovon  die  eine  gezähnt,  wurden  in  der  Toscana  und  der  l'mgebung 
von  Rom  erworben.  Die  altertümliche  Ringform  weist  ein  Brot 
aus  Velletri  auf;  eine  thönerne  Kochplatte  aus  Perugia  dient, 
rotglühend  gemacht,  zum  Backen  von  Fladenbrot.  Endlich  sei, 
zum  Aberglauben  gehörig,  ein  mit  rotem  Band  umwundenes 
Kuhhom  aus  FVascati  genannt,  das  gegen  den  bösen  Blick  innen 
an  der  Haustür  befestigt  wird,  ein  uraltes  apotropäisches  Mittel. 
I  ater  den  einzelnen,  nicht  diesen  Gruppen  angehörenden  Zu- 
wachsobjekten heben  wir  nur  die  bedeutsameren  heran.-,  indem 
wir  sie,  wie  üblich,  nach  Materien  einteilen. 

Zur  Landwirtschaft  gehört  cm  vom  Vorsteher  in  Schills 
erworbener  und  der  Sammlung  geschenkter  Dreschkolben  (pal  da 
seuder),  ähnlich  wie  die  in  der  Sammlung  bereits  vorhandenen, 
jedoch  monoxylen  Stucke  aus  der  Waadt,  dem  Wallis  und  aus 
i  »berbayern.  Nach  Aussage  des  Verkäufers  ist  der  pal  jünger 
als   der   gewöhnliche   Flegel    (scrasuoir),    eine   merkwürdige   Tat- 


324  Fiitz  Sarasin. 

sache,  die  Jaberg  in  seinem  Vortrag  „Kultur  and  Sprache  in 
Roraanisch-Bünden"  (Bern  1921)  S.  10  als  Wiedereinführung 
eines  früher  vorhandenen,  dann  aber  vervollkommneten  Gerätes 
erklärt. 

Aus  der  Jagd  und  Fischerei  sind  zu  nennen:  2  aus  Kork 
gefertigte,  bei  der  Entenjagd  in  den  südfranzösischen  Landes 
verwendete  Lock-Enten,  die  wir  Frl.  Julie  Heierli  in  Zürich  als 
Geschenk  verdanken.  Zwei  der  jetzt  verbotenen  Zackenfallen  für 
den  Lachsfang,  die  in  der  diesjährigen  Gastwirtsgewerbe  -  Aus- 
stellung zu  sehen  waren,  wurden  uns  durch  die  freundliche  Vermitt- 
lung von  Herrn  E.  Christen  von  den  Fischern  Arnold  Probst  in 
Wallbach  und  Ernst  Wunderli  in  Mumpf  geschenkt.  Eine  kunstvoll 
ornamentierte  hölzerne  Mäusefalle  erhielten  wir  von  Herrn  A.  Lang- 
bein in  Basel. 

Das  Fuhrwesen  ist  nur  durch  ein  aus  der  Sammlung  Hassler 
stammendes  paraguayanisches  Ochsenjoch  vertreten,  welches  als 
vermutlich  spanischen  Ursprungs  unserer  Abteilung  zugewiesen 
wurde. 

Von  Hausrat  seien  2  eiserne  Türschlösser  erwähnt,  deren 
eines  mit  einem  schraubenförmig  auslaufenden  Schlüssel  geöffnet 
wird.  Eine  hölzerne  Salzmühle  aus  dem  Engadin  wurde  in  Basel 
erworben,  eine  Schneidmaschine  und  Kartoffelpresse  von  Herrn 
Glatz-Bider,  6  Gebäckmodel  vom  Historischen  Museum,  2  Metall- 
spatel zum  Unterhalt  der  Kohlenglut  von  Herrn  Dr.  Aug.  Gansser 
geschenkt. 

Als  Spezimen  der  Flechttechnik,  wie  als  Trachtenstück  kann 
ein  grosser,  kunstvoll  geflochtener  Frauenstrohhut  aus  dem  Aargau 
beansprucht  werden,  den  der  Vorsteher  geschenkt  hat. 

Einen  qualitativ  beachtenswerten  Zuwachs  hat  die  Textil- 
abteilung  erfahren.  Hieher  gehörige  Geräte  sind:  ein  reich- 
gedrechselter Haspel  (erworben  im  Brockenhaus),  eine  Garnwinde 
(Geschenk  von  Herrn  J.  Lörch  in  Cham),  ein  Spulrad  (Geschenk 
von  Herrn  A.  Glatz-Bider)  und  einige  Flechtklöppel  (Geschenk 
von  Herrn  J.  Hörnlimann);  Erzeugnisse:  eine  rot  und  blau  in 
Kettenstich  gestickte  Decke  aus  Tarasp,  ein  mit  bunter  Woll- 
stickerei geschmücktes  Tuch  und  eine  ebensolche  Haube  kroa- 
tischen Ursprungs,  sowie  eine  Glasperlenstickerei  aus  Appenzell. 

Aus  dem  Gebiete  der  Keramik  seien  drei  kleine  in  Stein 
a.  Rh.  ausgegrabene,  vermutlich  mittelalterliche  Objekte  (ein 
Lämpchen,  ein  Krüglein  und  das  Fragment  einer  menschlichen 
Figur)  genannt,  die  wir  Herrn  Dr.  Th.  Engelmann  als  Geschenk 
verdanken.  Weiterhin  sind  geschenkt:  Von  Herrn  A.  Jäggi:  ein 
Schmalzhafen  mit  Inschrift   aus  Seewen:    von  Herrn  Ed.  Schaerer: 


Basier  Museum  für  Völkerkunde,  Jahresbericht    1921.  .".LT) 

eine  buntbemalte  Ofenkachel,  Neuenburgergeschirr  ?  ;  von  Herrn 
J.  Hörnlimann:  ein  Mehlhafen  und  ein  Tintenfass  aus  Stäfa. 
Erworben  wurde  in   Basel  ein  Ofenmodell   (jurassisch?). 

Die  Holzbehandlung  weist  3  interessante  Stücke  auf: 
einen  mit  stilvollem  Kerbschnitt  verzierten  Kunkelstock  aus  Mün- 
ster im  Wallis,  Geschenk  von  Herrn  Prof.  E.  A.  Stückelberg,  ein 
altertümliches  Gebäckmodel,  ebenfalls  aus  dem  Wallis  und  eine 
burleske  holzgeschnitzte  Tabakpfeife  aus  Grub  (Kt.  Appenzell 
A.-Rh.). 

Zur  Volkskunst  im  engern  Sinne  gehören  16  teilweise 
kolorierte  Zierschriftproben  aus  Langwies  (Graubünden)  und  2 
mit  Sprüchen  und  Blumen  bemalte  Ostereier  aus  Appenzell. 

Von  Spieltieren  ist  im  Berichtsjahre  nur  1  Stück  neu  hinzu- 
gekommen: eine  Holzkuh  grossen  Formats  aus  Conters  im  Prätti- 
gau,  welche  wir  von  Herrn  Dv.S.Flury  schenkweise  erhalten  haben. 

Ein  aus  Grindelwald  stammendes  Alphorn  grössten  Formats 
wurde  in  Basel  gekauft. 

Zum  Volksbrauch  lässt  sich  das  von  Herrn  Emile  Dreyfus 
geschenkte  Wanderbüchlein  eines  Schneidergesellen  rechnen,  in 
welchem  die  Ein-  und  Auswanderungen,  sowie  die  Aufenthalte  im 
Handwerksdienst   eingetragen  sind. 

Rechts-  odei-  Verfassungsbrauch  sind  die  Kerbhölzer. 
Solche  sind  uns  in  Form  von  Milchmess-Brettchen  aus  Conters  von 
Herrn  Dr.  S.  Fluni  geschenkt  werden.  Diese  enthalten  an  eiuem 
Bund  kleinere  Einzelbrettchen,  auf  denen  die  Hausmarken  der 
Kuhbesitzer  und  der  Milchertrag  ihrer  Kühe  eingeritzt  sind  und 
grössere  Brettchen  mit  der  Summe  des  Milchertrags.  Eine  auf- 
fallende Analogie  zu  den  ..Losen"  aus  dem  Lötschental  bilden  die 
12  „Kavelstäbchen"  aus  der  bayrischen  Pfalz,  die  uns  Herr 
Dr.  Alb.  Becker  in  Zweibrücken  schenkweise  Übermacht  hat. 
Es  sind  dies  ebenfalls  hose,  die  das  Hauszeichen  des  einzelnen 
Bürgers  tragen  und  zur  Verteilung  von  Gemeindeland  und  Brenn- 
holz dienen. 

Zur  Religion  übergehend,  möchten  wir  vor  allem  auf  einen 
bemalten  Menschenschädel  aufmerksam  machen,  den  wir  durch 
Tausch  Li'cçvn  Tesseln  vidi  dem  Berliner  Museum  für  Volkskunde 
erhalten  haben.  In  Oherliavern  und  dem  angrenzenden  Österreich 
winden  die  Schädel,  wenn  die  Gräber  anderweitig  besetzt  wurden, 
von  den  Angehörigen  mit  dem  Namen  des  Verstorbenen,  der 
Jahreszahl  dis  Tuiles  und  gelegentlich  auch  Ornamenten  bemalt 
und  im  Beinhaus  aufbewahrt1).    Das  vorliegende  Stück  stammt  aus 

\  gl.   Marit    Andrei  Eysn,  Volkskundliehes  1910  S.   IlTtl. 


326  Fritz  Sarasin. 

Salzburg  und  trägt  auf  grauem  Grund  von  einem  Blumenkranz 
umgeben  die  Inschrift:  „Peter  Neiredter  in  Heimreitguth  1860". 
Von  Herrn  Dr.  Th.  Engelmann  erhielten  wir  ein  Reliquienbild  mit 
dem  hl.  Antun  v.  Padua;  ein  Kreuz  mit  Reliquienpartikeln  und 

ein  Pestsegen  wurden  vom  Vorsteher  geschenkt. 

Um  einige  schöne  und  interessante  Stücke  ist  die  jüdische 
Abteilung  vermehrt  worden.  In  erster  Linie  sei  eine  reich  orna- 
mentierte Zinnplatte,  sogenannte  ,. Sederplatte",  erwähnt,  wie  sie 
am  Sederabend  des  Pessachfestes  zur  Aufnahme  der  bittern  Kräuter 
verwendet  wird.  Das  Stück  trägt  in  der  Mitte  einen  achtzackigen 
Stern,  in  dessen  Zentrum  drei  gekreuzte  Fische  eingezeichnet  sind, 
am  Rand  das  Osterlamm  und  Inschriften.  (Leihgabe  der  Israel. 
Emanzipationsstiftung).  Ein  Schächtmesser,  ein  jüdisches  Unter- 
kleid mit  den  sogenannten  Schaufäden  und  ein  Notizbüchlein 
mit  den  Aufzeichnungen  eines  Beschneiders  („Mol-Büchlein") 
wurden  durch  einen  bewahrten  Gönner  dieser  Abteilung,  Herrn 
Emile  Dreyfus  in  Genf,  geschenkt.  Seiner  Vermittlung  verdanken 
wir  auch  die  Schenkung  einer  Schekel-Münze  durch  die  Herren 
Th.  Lévi  und  Louis  Schach  in    Genf. 

Endlich  seien  noch  aus  dem  Gebiete  der  Physik  2  Sonnen- 
uhren erwähnt,  deren  eine,  aus  Schiefer,  die  übliche  Einrichtung 
zeigt.  Merkwürdiger  ist  das  zweite,  aus  einem  Sandsteinblock 
gearbeitete  Stück,  das  die  Jahreszahl  1643  trägt  und  in  der  Nähe 
von  Holderbank  (Kt.  Solothurn)  gefunden  worden  ist.  Beide 
Stücke  wurden  in  Basel  gekauft. 

Gegenstände  der  Abteilung  Europa  wurden  bei  der  Fischerei- 
ausstellung im  Juni,  der  Ausstellung  über  Schrift  im  November  und 
ausserdem  in  einem  Vortrag  von  Herrn  Dr.  Arnstein  über  Tesseln 
im  Dezember  zur  Schau  gebracht. 

Anthropologische  Sammlung. 

(Bericht  des  Vorstehers.  Dr.  Fritz  Sarasin.) 

Das  anthropologische  Kabinet  hat  einen  sehr  grossen  Zu- 
wachs dadurch  erfahren,  dass  uns  Herr  Prof.  H.  K.  Corning  fast 
die  gesamten  von  Herrn  Prof.  J.  Kollmann  sei.  gesammelten 
anthropologischen  Materialien  übergeben  hat.  Über  manche  der- 
selben liegen  Publikationen  des  Genannten  vor.  Es  sind  zunächst 
zahlreiche  Schädel  und  Skelettreste  aus  alten  Basler  Friedhöfen, 
dann  die  Ausgrabungsergebnisse  von  Gräberfeldern,  wie  des 
burgundionischen  von  Elisried,  Kanton  Bern  und  von  alemanni- 
schen bei  Basel;  weiter  einzelne  prähistorische  Funde  aus  einer 
Isteiner   Höhle,   aus   der   Wolfsschlucht   bei   Kandern,    aus   einer 


Basier  Museum  für  Völkerkunde,  Jahresbericht  1921.  :!^7 

Hehle  bei  Confignon,  von  Katzental  im  Elsass,  von  Hermance 
bei  Genf,  aus  dem  Löss  von  Wyhlen,  von  Grenchen,  Solothurn  usw. 
Von  auswärtigen  Materialien  seien  genannt  ägyptische  Mumien- 
reste, Schädel  aus  amerikanischen  Grabfeldern,  Skelettreste  der 
Guanchen  von  den  Kanarisehen  Inseln  und  ein  mumifizierter 
Berberkopf.    Hiezu  eine  Reihe  verschiedener  Haarproben. 

Weiter  sind  uns  von  einer  hiesigen  Beamtungsstelle  zahl- 
reiche Schädel  und  viele  Hunderte  von  Knochen  eingeliefert 
worden.  Bei  anthropologischen  Arbeiten  werden  diese  als  Ver- 
gleichsmaterial vortreffliche  Dienste  leisten  können.  Diese  Mm,  - 
rialien  sind  so  angeordnet  worden,  dass  die  gleichartigen  Knochen 
in  Kistchen  vereinigt  sind.  Wenn  es  sich  also  darum  handelt, 
einen  einer  fremden  Rasse  angehörigen  oder  einen  prähistorischen 
Knochen  mit  rezenten  europäischen  zu  vergleichen,  stehen  zu 
?em  Zweck  sofort  Hunderte  zur  Verfügung.  Als  Geschenk  des 
Ihrrn  Dr.  E.Schwarz  registrieren  wir  noch  einen  Schädel  der  Hall- 
stadt- oder  La  Tène-Zeit  aus  dem  Löss  hei  Allschwü,  als  Kauf 
den  eine-  rezenten  Australiers. 

Bibliothek. 

(Bericht  des  Vorstehers,  Prof.  Felix  Speiser.) 

Unsere   Bibliothek   ha),    wie  schon   eingangs  erwähnt,  einen 
wertvollen    Zuwachs    erfahren     durch    die    Übernahme    der 
unserem    Museum    legierten    Bibliothek    des   verstorbenen  Herrn 
Professor  J.  Kollmann.    Sie  enthält  etwa  viertausend  Nummern, 
hauptsächlich  Separata,  aber  auch  grosse  Serien  von  Zeitschriften, 
die   uns   bis  jetzt   gefehlt  haben  und  wertvolle  Bände  anthropo- 
logischen Inhaltes.    Dadurch  ist  unsere  bis  jetzt  etwas  bescheidene 
Bibliothek    in    anthropologischer    Hinsicht     ausserordentlich    be- 
reichert worden,  besonders,  was  zum  Teil  schwer  erreichbare  Ab- 
handlungen   anbetrifft,    die    dem    bekannten    Anthropologen   von 
-einen  Fachgenossen  aus  der  ganzen  Welt  zugesandt  worden  sind. 
Herr  Alfred  Sarasin  schenkte  uns  das  Pracht  werk  von  Luschans 
über  die  Altertümer  von   Benin.     In  jahrelanger  Arbeit    hat 
der  Verfasser  alle  die  so  hochstehenden  Kunstbronzen  Benins 
in   Abbildungen   zusammengestellt,   so  dass  sein  Werk  ein 
vollständige    Quelle    für    das    Studium    der   Beninkunst    ist. 
Herr   Professor  L.   Eiitiniei/cr  schenkte  uns  fünf   Werke. 
Herr   Professor  Ed.  Hoffmann-Krai/er  einundzwanzig,  die 
Herren  P.  und  F.  Sarasin  acht,  wovon  einige  Zeitschriften  sind. 
Durch  Tauseh  erhielten  wir  von  andern  Museen  die  Jahres- 
berichte. 


:!2s  Fritz  Sarasin. 

Photographien. 

Als  Legat  des  Herrn  Engel-Gros  gingen  ein  135  Photographien 
aus    Ost-Europa    und    dem    Balkan.    Herr    Dr.    Th.    Engelmann 

schenkte  uns  6  Bilder  aus  Siam,  Herr  P.  Staudinger  in  Berlin 
103  Photographien  von  Buschmännern,  die  von  Herrn  Seiner 
aufgenommen  worden  sind  und  ein  sehr  wertvolles  anthropo- 
logisches Material  darstellen. 


Verzeichnis  der  Geschenke  an  das  Museum  für  Völkerkunde 
im  Jahre  1921. 


Afrika. 

Herr  Dr.  P.  Chappuis,  Basel:  33  Objekte  vom  Weissen  Nil,  Spiel- 
zeugkühe der  Schilluk,  Thongefässe,  Kalebassen,  Giraffenfalle, 
Amulette,  Schmuck,  Thonscherben,  Mahlsteine. 

,,      Dr.     Th.    Engelmann,    Basel:    6    altägyptische    Uschebtis, 
Skarabäen,   Statuetten. 

,,      Dr.  L.  Frobenius,  München:  3  Gipsabgüsse  der  Terrakotta- 
köpfe von  Ife,  Glasperlen  und  Glasringe  von  Bida  (Nupe). 

,,  Dr.  C.  Forcart.  Cairo:  694  Gegenstände  aus  Altägypten,  aus 
hellenistischer,  römischer,  koptischer  Zeit  und  aus  dem 
arabischen  Mittelalter:  Grab-  und  Opferplatten  aus  Stein, 
Statuetten  und  Amulette  aus  Gold.  Stein,  Fayence,  Glas, 
Götter  und  Tierfiguren  aus  Thon  aus  hellenistischer  Zeit, 
koptische  Puppen  aus  Knochen,  Holzlöffel,  Ilolzkämme, 
Thonsiegel,  Gefässscherben  altarabischer  Keramik  und  von 
Glasgefässen  und  Moscheelampen  des  10.  bis  IG.  Jahr- 
hunderts, Specksteinlampen,  Krüge,  Glasgewichte  etc. 
Gough,  Cairo:  Pansflöte  und  Messingarmband  aus  Ägypten. 
Herr  Prof.  L.  Bütimeyer,  Basel:  6  Gefässe  und  Lämpchen 
aus  Thon,  Süd-Marokko. 

,,      Fra    Cleofa    Steinhäuser,    Cairo:    3    koptische    Puppen    aus 
Knochen. 

Beitrag  in  bar:  Herr  Rob.  Bütimeyer,  Alexandria:  Fr.  500. — . 

Vorderasien. 

Herr  Dr.  A.  Yischer,  Urfa:  1  Ilirtenkeule  als  Kerbstock,  1  Amu- 
lett, 1   Opferei. 


Basler  Museum  für  Völkerkunde,  Jahresbericht   1921.  329 

China-Japan. 

Herr  Pfarrer  P.  Christ,  Basel:  2  chinesische  Münzen. 
„      Dr.  Aug.  Gansser,    Basel:    ein   japanischer  Quirl,    2   Bündel 

chinesischer  Räucherstäbehen. 
Tit.     Bibliothek  des  Kunstvereins  Basel:  chinesische  und  japanische 

Bilder  und  Bilderbücher. 
Herr  I>r.  L.  Reidhaar,  Jokohama:  2  japanische  Musikinstrumente 

und   S   Werkzeuge. 

Vorderindien  und  Hinterindien. 

Frau  Carol.  Burckhardt-Sarasin,   Basel:   Kaschmirshawl. 

Herr   Und.  Iselin,  Basel:  6  Schmuckgegenstände. 

Tit.     Historisches   Museum.    Basel:   Yorderindische   Göttergruppe 

Leihgabe). 
Frau   Dr.  Paul  Bitter.  Zürich:  2  Holzstatuetten  aus  Siam. 

Malayischer  Archipel. 

Herr  Dr.  W.Hotz,  Basel:  7  Gegenstände  aus  West-Ceram,  Scham- 
gürtel,  Gewebe  und  Schwertgriffe. 

I".  Jenny,  Makassar:  6  celebensische  VVurfhölzer  für  Vogel- 
jagd. 

Melanesien. 

Herr  Prof.  Dr.  Felix  Speiser.  Basel:  Ahnenstatue  von  Malekula; 
Ann-  und  Brustsrlmiurk,  Holzlöffel,  Spiel.  Thongefäss  und 
Kanuschnabel  von  den  Admiralitätsinseln:  Regenkappe, 
Schürze  und  geflochtener  Teller  von  den  Salomonsinseln  ; 
Schneckengeld-Halskragen,  Haarpfeil,  Armschmuck,  Stein- 
beil, Geräte  zum  Haifischfang  von  Neu-Britannien  und  Neu- 
Irland,  Kokosnuss-Gefäss  von  St.  Matthias. 
Dr.  P.  Wirz,  zurzeit  in  Neu-Guinea:  TS  Gegenstände  von 
Holländisch  Nord-Neu- Guinea,  Geelvinkbai  und  Sentani- 
See:  Almenbilder  (Korwar)  6,  Amulette  2,  Trommeln  4, 
aus  Holz  geschnitzte  Tiere  zum  Tanz  10,  geschnitzte  Auf- 
hängehaken  7  und  Holzschalen  5,  Holzhammer.  Messer  2. 
Knochendolch,  Spatel  2,  Grabstöcke  2,  Kalkbehälter  5, 
Nackenstützen  2.  Steinbeile  2.  Keulenstein,  Sagoklopfer, 
Sagoformen  2.  Schiff schnä bei  2,  Fischfanggeräte 2,  Schmuck- 
gegenstände 10,  Körbe  und  Taschen  3,  Holzgabel,  Ess- 
stäbchen. 


330  Fritz  Sarasin. 

Polynesien  und  Mikronesien. 

Herr  Prof .  Dr.  Felix  Speiser,  Basel:  Keule  und  Königsspiel  von 
Samoa;  Holzschale,  Stewartsinseln;  Knochennadeln,  Täto- 
wiernadel, Schlagring  mit  Haifischzähnen,  Schaber  aus 
Sclmeckenschale,  Steingeldscheibe  von  den  Carolinen. 

Amerika. 

Tit.     Anatomische   Anstatt,    Basel:   Thonurne   mit    Resten    zweier 

Skelette. 
Herr  Dr.  Th.  Engelmann,    Basel:    2    Thonköpfchen,    Alt-Mexiko, 

Thonidol,  Surinam. 

Jenny-Siegrist,  Basel:  Regenmantel  aus  Mexiko. 

Europa. 

Geschenke. 

a)   An   Gegenständen. 

(Die  Zahl  der  geschenkten  Gegenstände  ist  dem  Namen  beigefügt.    Wichtigere 

Geschenke  sind  im  Bericht  eigens  aufgeführt.    Donatoren  ohne  Ortsbezeichnung 

sind  in  Basel  wohnhaft.) 

Herr  Dr.  Alb.  Becher,  Zweibrücken  (Pfalz):  12.  —  Herr  H.  W. 
Bröckelmann:  2.  -  -  Herr  Emile  Dreyfus,  Genf:  4.  —  Herr  Dr.  Th. 
Engelmann:  6.  —  Herr  Dr.  S.  Flury:  2.  —  Herr  Dr.  Aug. Gausser:  5. 

—  Herr   A.  Glatz-Bider:   3.   -  -  Fräulein  Julie  Heierli,  Zürich:  2. 

—  Frau  Prof.  Heusler,  Darmstadt:  2.  —  Historisches  Museum:  6. 

—  Herr  Prof .  E.  Hoffmann-Krayer:  59.  — Herr  J.  Hörnlimann:  3. 

—  Herr  Alb.  Jäggi:  1.  -  -  Herr  A.  Langbein:  1.  -  -  Herr  Th.  Lévi, 
Genf:  1.  —  Herr  J.  Lörch,  Cham:  4.  —  Herr  A.  Probst.  Wallbach: 
1.  —  Fräulein  Marie  Rieber:  4.  —  Herr  Prof.  L.  Bütimeyer:  17.  — 
Herr  L.  Schach,  Genf:  1.  -  -  Herr  Ed.  Schaerer:  1.  -  -  Frau  Dir.  A. 
Spiess:  10.  —  Fräulein  J.  Stadiin,  Rothkreuz:  1.  --  Strafgericht:  1. 

-Herr Prof.  E.À.  Stückelberg:  1.  —Herr  E.  Wunderli,  Mumpf:  1. 

b)  x4n  Leihgaben. 
Israelitische  Eman zipationsstiftung  :  1. 

c)   An   Beiträgen  in  bar. 

Herr  Prof.  D.  Burckhardt:  Fr.  10.  -  -  Frau  A.  Forcart- Bach- 
ofen:  Fr.  20.   -      Herr    B.  Gemuseus- Passavant:    Fr.  20.   -      Herr 


Basier  Museum  für  Völkerkunde,  Jahresbericht  1921.  331 

Dr.    K.  B.  Hoffmann:    Fr.  20.  Herr    Ad.  KrayerrBurckhardt: 

Fr.  20.  —  Herr  G.  Krayer-La  Roche:  Fr.  20.  --  Herr  .1/.  Krayer- 
irogeJ:  Fr.  20. — -Herr  Jacques  Marx:  Fr. 30.  —  Frau  .4.  Sarasin- 
VonderMühll:  Fr.  20.  -  -  Herr  E.  E.  Seiler-La  Boche:  Fr.  10.  - 
Herr   A.  Vischer-Krayer:   Fr.  20.   ■   ■   Herr  G.  Zimmerlin-Boelger: 
Fr.  10. 

Anthropologische  Sammlung. 

Tit.  Anatomische  Anstalt,  Basel:  Anthropologische  Materialien 
ans  dem  Nachlass  von  Herrn  Prof.  J.  Kollmann  sei. 

Herr  Dr.  B.Schwarz,  Basel:  Schädel  aus  dem  Löss  bei  Allschwil 
(Hallstatt  oder  La  Tène). 

Manuskript  eingegangen  5.   Januar   1922. 


Dreiundvierzigster  Bericht 

über  die 

J.  M.  Ziegler'sche  Kartensammlung 

1921. 


I.  Geschenke. 

Consulat«*  gênerai  of  Switzerland  in  Canada,  Montreal: 

Railway  map  of  the  Dominion  of  Canada.    1:2  217  600.    1920. 

8  Bl. 
Prof.  Dr.  P.  Speiser-Sarasin: 

Neuester   Universal-Atlas   f.   alte   und   neue    Erdkunde,   hg.   v. 

J.  Meyer.    1  Bd. 
C.  Jegher,  Ing.,  Dianastrasse  5,  Zürich: 

Generalkarte  d.  österr.  Kaiserstaates.    1:576  000.    21  Bl. 

Palästina.    1  Bl. 

Umgebung  von  Pest-Ofen.    1  Wr.  Zoll  =  400  Wr.  Klafter.    4  Bl. 

Umgebung  v.  Paris.    1  :  64  000.    1  Bl. 

Generalkarte  d.  Vojvodschaft  Serbien  u.  d.  Temescher  Banates. 
1  :  288  000.    12  Bl. 

Umgebungen  von  Erlau  und   Gyöngyös.    1  :  144  000.    1  Bl. 

Meerbusen  von  Triest.    1  :  144  000.    1  Bl. 

Venedig.    1  Bl. 

Krainburg.    1  :  144  000.    1   Bl. 

Tschitschenboden.    1:144  000.    1  Bl. 

Umgebung  von  Triest.    1  :  144  000.    23  Bl. 

Uzice.    1  :  300  000.    1   Bl. 

Orsova.    1  :  300  000.    1   Bl. 

Belgrad.    1  :  300  000.    1  Bl. 

Kragujevac.    1:300  000.    1  Bl. 


J.  M.  Ziegler'sche  KarU'iisammlung.  IÎ33 

Umgebung  von  Fülek  und  Pétervâsâr.    1:144000.    1   Bl. 

Plan  v.  Lübeck.    1    Bl. 

Venedig.    1  Bl. 

Umgebungen  v.  Laibach  u.  Adelsberg.    1:144000.    1   Bl. 

Budapestés  Kornyéke.    1:36  000.    1  Bl. 

II.  Anschaffungen. 

Weltkarte     in     Merkators     Projection.      1:28  000  000.      Hamburg. 

Friederichsen  1920.    1  Bl. 
Jost  .Murer.   Stadtplan  von  Zürich.    Zürich,   Froschauer,    1570.     Re- 

produktion  der  Lichtpausanstalt  Albrechl  in  Zürich  1920.  1  Bl. 
Siegfriedatlas  1  :  25  000  und  1  :  50  000.  Blatt  3,  9,  10,  83,  .s.").  90,  105, 

109,  111.  115,  117.  119,  146,  148,  200,  232,  263,  366,  373,  375, 

383,390,   100,    102,    103,   127.    111.  446,    117.    11,S.    119,    1 19  bis, 

150,   450  bis,   451,    152,    153,    175,   177.    181,  489,    193,  512,  525, 

527.    45  Bl. 
Markgrafschaft  Baden.    Deutsche  .Meilen  15  auf  1   Grad  1790.  1  Bl. 
Landgrafschaft  Breisgau.   Deutsche  Meilen  15  auf  1  Grad  1790.  1  Bl. 
Circolo  di  Svevia  diviso  ne  suoi  stau.   (15  a  1  Grad).    1781.   1  Bl. 
Land-Charte  des  Kurfürstenthums  Brandenburg,  bey  .1.  Covens  und 

Cornelius  Mortier.    1   Bl. 
Remarkable  maps  of  the  XVth  and  XVrIth  Century.    Vol.  1    -6  with 

suppl.    Amsterdam,   Fr.  Müller.    4  Bde. 
Bertarelli,    Guida    d'Italia   del  Touring  Club   italiano.    5  Bde. 
Carla  d'Italia  del  Touring  Club  Italiano.    1 — 6.    7bis-   10,    12-    15, 

17     56.    56  Bl. 
Indice  generale  délia  Carla  d'Italia  del  T.  C.   I.    1  Bd. 

Winterreliefkarte  von  Klosters.    1:50  000.    1  151. 
Maurer,  Regenkarte  fier  Schweiz.     1  Bl. 

Carte    de    France    et    des    frontières      1:200  000.      No.    36,     11,     42, 
12  bis.    17.    18,  49,  53,  54,  55,  59,  00,  bl.    13  P.l. 

Die  Kartensammlung  wurde  vom  November  an  jeweilen  au  den 
Mittwoch-  und  Freitag-Nachmittagen  von  2  1  Ihr  geöffnet.  Wir 
hoffen,  dass  einerseits  die  Reichhaltigkeit  der  Sammlung,  anderer- 
seits das  geräumige  und  helle  Lokal  die  Mitglieder  unseres  Vereins 
zu  regem  Besuche  veranlassen  werden. 


334  J.  M.  Ziegler'sche  Kartensaninilung. 

Rechnung  für  dos  Jahr  1921. 

Einnahmen. 

Aktivsaldo  voriger  Rechnung Fr.  2,063.  35 

Jahresbeiträge ,,  140.  — 

Zinsen 1,028.  15 

Fr.  3,231.50 
Ausgaben. 

Anschaffungen Fr.  801. 95 

I  lonorar ,,  15.  — 

Saldo  auf  neue  Rechnung „  2,414.  55 

Fr.  3,231.50 

Stalin. 

Kapitalanlagen1) Fr.  18,500. - 

Bar  in  Kasse 2,414.  55 

Vermögensbestand  am  31.  Dezember  1921 Fr.  20,914.  55 

,,    31.  „  1920 „    20,563.35 

Zunahme     Fr.       351.20 

Basel,  den  28.  Januar  1922. 

C.  Chr.  Bernoulli. 


Für  den  Vorstand  der  Naturf.  Gesellschaft; 
Felix  Speiser,  Bibliothekar. 


J)    Die    angelegten    Kapitalien     sind    beim     Schweizerischen    Bankverein 
deponiert. 


Chronik  der  Gesellschaft. 


Geschäftsjahr  1921     22. 

Vorstand. 

Herr  Dr.  A.  Tobler,   Präsident. 

Prof.  Th.  Niethammer,  Vizepräsident. 
Prof.  P.  Ruggli,  Sekretär. 
1  >r.  A.  Gansser,  Kassie] . 
..      Prof.  A.  Buxtorf,   Redaktor. 
Prof.  V.  Speiser,  Bibliothekar. 

Das  abgelaufene  Geschäftsjahr  darf  in  wissenschaftlicher 
Hinsicht,  wie  das  vorige,  als  ein  Jahr  normaler  Arbeit  bezeichnet 
werden.  Leider  hat  es  aber  unserer  Gesellschaft  in  persönlicher 
Einsicht  schwere  Verluste  gebracht,  indem  vier  unserer  Ehren- 
mitglieder, die  Herren  Dr.  T.  Sandmeyer  (Zürich),  Prof.  Ph.-A. 
Guye  (Genf),  Prof.  Th.  Studer  (Bern)  und  Direktor  Prof.  Dr. 
E.  Nölting  (Mülhausen)  uns  kurz  nacheinander  durch  den  Tod 
i  i it rissen  wurden.  Ausserdem  haben  wir  den  Verlust  mehrerer 
anderer  Mitglieder  zu    beklagen. 

Dem  gegenüber  steht  die  Aufnahme  von  !!•  neuen  Mit- 
gliedern, so  dass  die  Gesamtzahl  der  Mitglieder  eine  etwas  höhere 
ist   als   im    Vorjahre.  Herrn    Dr.  Fischer-Sigwart   in   Zofingen 

konnte  die  Gesellschaft  ihre  herzlichen  Glückwünsche  zu  seinem 
80.  Geburtstag  aussprechen. 

Ordentliche  Sitzungen  haben  II  stattgefunden;  daneben  fand 
noch  eine  gemeinsame  Sitzung  mit  dem  Verein  der  Hasler  Archi- 
tekten \ut'\  Ingenieure  si;itt.  Am  7.  Juni  führte  Herr  Dr.  /'.  Leut- 
hardi  eine  geologische  Exkursion  nach  Liestal  zur  Besichtigung 
der  Juraschichten  und  Gletscherablagerungen  am  Eisenbahn- 
einschnitt. Die  öffentliche  Schlussitzung  wurde  am  7.  Juli  ab- 
gehalten. 

Die  laufenden  Geschäfte  wurden  in  '■'>  Sitzungen  des  aktiven 
und  einer  Sitzung  des  erweiterten  Vorstandes  erledigt. 


336  Chronik  der   Gesellschaft  1921—22. 

Der  Vorstand  für  1922 — 1923  wurde  am  21.  Juni  wie  folgt 
bestellt  : 

Herr  Prof.  Th.  Niethammer,  Präsident,  Heuberg  !. 
Prof.  A.Vogt,  Vizepräsident,  Sommergasse  11. 
Dr.  E.  Handschin.   Sekretär,  Rheinsprung  9. 
Dr.  A.  Gausser,  Kassier,   Grellingerstrasse  77. 
„      Prof.  A.  Buxtorf,  Redaktor,   Grenzacherstrasse  94. 
„      Prof.  F.  Speiser.  Bibliothekar,  St.  Albanvorstadt  108. 

Verzeichnis  der  Sitzungen  und  Vorträge. 

1921. 

19.  Okt.     Herr  Prof.  Dr.  A.  Stall:  Über  Mutterkorn. 
2.  Nov.       ..      Dr.  .S'.  Schaub:  Die  harnsterartigen  Nagetiere  des 
Tertiärs    and    ihre    Beziehung    zu    den    lebenden 
Formen. 

16.  Nov.  ,.  Prof.  Dr.  R.  Staehelin:  Experimentelles  und  Kli- 
nisches zur  Messung  von  Blutdruck  und  Puls- 
energie. 

30.  Nov.       ,,      Dr.  P.  Sarasin:   Über   die   blaue   Randsichel   bei 
]  iartiellen  Mondfinsternissen. 
,,      A.  Becherer:    Pflanzengeographisehe    Skizzen    aus 
dem  Rhein-  und  Juragebiet  zwischen  der  Basler 
und  der  Schaf f hauser  Gegend. 

14.  Dez.        ..      Prof.   Dr.   A.  Vogt:   Einige   Demonstrationen   zur 
chromatischen  Aberration  im  Auge. 
Dr.    K.  Witschi:    Untersuchungen    über    die    Be- 
stimmung des  Geschlechts. 

1922. 

11.  Jan.     Herr  Prof.  Dr.  H.  Hassinger:  Über  Eishöhlen  und  das 

ostalpine  Höhlenphänomen. 
25.  Jan.        ,.      Dr.  F.  Leuthardt:   Glaziale  Ablagerungen  aus  der 
Umgebung  von  Liestal. 
8.  Febr.      „      Prof.    Dr.   E.  St.  Faust:   Über    Giftschlangen   und 
Schlangengifte. 
22.  Febr.      ..      Dr.  A .  Tobler:  Nachruf  an  Prof.  Th.  Studer  f,  Bern. 
„      Prof.   Dr.   H.  Preiswerk:   Der  tektonische  Mittel- 
punkt der  Alpen. 


Chronik  dir  Gesellschaft  1021—22. 


3:57 


22.  Febr.   Herr  Prof.    Dr.   C.  Schmidt:    Die   Carbonformation   auf 
der  Südseite  der  Alpen. 

15.  März       ..      Dr.    A.  Müller:    Über    Selbstzertrümmerung    von 
Harnsteinen. 
Dr.  B.Koch:  Geologisches  aus  Jugoslavien. 

26.  April      ..      Dr.  E.  Handschin:  Über  Ameisengäste  und  -para- 
siten. 

17.  Mai         „      Prof.  Fr.  Fichter:  Nachruf  an  Prof.  Ph.-A.  Guye  f, 
Genf. 

Dr.  A.  Gausser:  Die  Dasselfliege,  ihre  Schäden  und 
ihre  Bekämpfung  in  der  Schweiz. 

21.  Juni        ,.      Dr.    I'.  Kelterborn:    Geologischer    Bau    und    Erz- 
lagerstätten des  Malcantone. 
7.  Juli         ,,      (Schlussitzung)  :  Dr.  II'.  Hotz:  Land  und  Leute  in 
Britisch  Nord-Borneo. 


22 


Jahresrechnung  der  Naturforschenden  Gesellschaft 
in  Basel. 

1.  Juni  1921  bis  31.  Mai  1922. 


Einnahmen. 
Jahresbeiträge: 

36  ordentliche  pro  1921  à  Fr.  15  Fr.     540.- 

2  erhöhte  „     1921  „         44.- 

363  ordentliche     ,.     1922  „    „    15     „    5,445.- 

21  erhöhte  „    1922  „      451.- 


Fr.     6,480. 


.  I  usserordentliche  Eingänge: 

Legat  aus  dem  Trauerhause  Dr.  K.  H.-B.  „ 

Zinseingänge: 

Kapitalzinsen Fr.  2,839.05 

Konto-Korrentzinsen       ....      ,,        187.90  ,, 

Erlös  aus  Verhandlungen:  Keiner 

Verschiedenes: , 


Ausgaben. 

Kosten  von   Band  XXXII  der  Verhandlungen 
Verwaltung  der  Gesellschaftsbibliothek    .... 

Drucksachen 

Vorträge  und  Beihilfe 

Einzugs-  und  Portospesen  der  Jahresbeiträge  .  . 
Beitrag  a.  d.  Schweiz.  Bund  für  Naturschutz  pro  1 921 
Verschiedenes 

Die  Mehreinnahmen  belaufen  sich  daher  auf  .  . 
(incl.  Legat  von  Fr.  500. — ,  welches  auf  neuer 
Rechnung   dem   unantastbaren  Vermögen   zufällt) 


500.— 


3,026.95 


331.- 


fr. 

10.337.95 

Fr. 

6,129.75 

>> 

1,200.- 

J' 

912.05 

»J 

160.— 

M 

78.— 

" 

50.— 

ÎÏ 

156.65 

Fr. 

8,686.45 

)» 

1,651.50 

Fr. 

10.337.95 

Jahresrechnung  1921—22.  .'i.'i'J 

Status  des  Vermögens  per  31.  Mai  1922. 
Unantastbares   I  'ermögen: 

Nominalwerte: 

3'/2°"  Obligationen  Schweiz.  Bundesbahnen, 

1899  1902     S.Tic  A-K       .     .  Fr.  25,000.— 

4"  „  Kanton  Baselstadt  von    1910  ,,  10,000. 

Kanton    Baselland    von   11112  „  10,000. 

Kanton  Schaffhausen  v.   1015  „  10,000.— 

Schweiz.  Zentralbahn  v.  1880  „  3,000  — 
VIII.    Eidg.   Mobilisationsan- 

leihe  von    1017 „  11,000.— 

Total     Fr.  69,000.— 


4V„ 
1;  ,•/. 

-1"„ 


1  'erfügba  res   I  'erm  ögen  : 

Guthaben  bei  der  Schweizer.  Kreditanstalt,  Basel     Fr.  7,893.85 

Guthaben  auf  Postcheck-Rechnung  V/408 129.53 

Barschaft 32.93 


Total     Fr.     7,556.31 

Basel,  den  81.  Mai   1022. 

Der  Kassier: 

Dr.  A.  Gansser. 

Die   Rechnung  geprüft   und  richtig  befunden: 

Basel,  den  17.  Juni   1022. 

I  >ie  Rechnungsrevisoren 

Dr.  A.  Conzetti. 
G.  Zimmerlin-Boelger. 


2.  Nachtrag  zum  Mitgliederverzeichnis  von  1921 

(vgl.  Bd.  XXXI,  S.  310—322  und  Bd.  XXXII,  S.  301—302). 


Seit  20.  Juli  1921  sind  als  ordentliche  Mitglieder  in  die 
Gesellschaft  aufgenommen  worden  : 

1.  Herr  Ris,  W.,  Reallehrer. 

2.  ,,  Riggenbach,  L.,  Dr.  jur. 

3.  „  Elger,  F.,  Dr.  phil.,  Chemiker. 

4.  „  Bernoulli,  Eugen,  Privatdozent  Dr.  med. 

5.  ..  Smith,  J.  H.,  Reverend. 

6.  ,,  Heim,  F.,  Ingenieur. 

7.  ,,  Christ-Wackernagel. 

8.  ,,  Kelterborn,  P.,  Dr.  phil., 

9.  ,,  Mezger,  H.,  Dr.  phil. 

10.  ,,      Vischer-Simonius,  Ad. 

11.  Fräulein  Ganz,  M.,  cand.  phil. 

12.  Herr  Schweizer,  Hans. 

13.  .,  Wilhelm,  O.,  Dr.  phil. 

14.  ..  Renz,  C,  Prof.  Dr. 

15.  ,.  Tschopp.  H.,  Sekundarlehrer. 

16.  ,.  Haberbosch,  P.,  Dr.  phil. 

17.  ..  Plattner-Oswald,  E.,  Dr.  med.  vet. 

18.  .,  Treu-Bard,  Ad.,  Zahnarzt. 

19.  „  Häfely-Meyer,  E..  Dr.  Ing. 

Seit  Veröffentlichung  des  Nachtrags  zum  Mitgliederverzeichnis 
für  1920  im  Band  XXXII,  S.  301—302.  sind  folgende  ordentliche 
Mitglieder  aus  der  Gesellschaft  ausgetreten: 

1.  Herr  Schmid-Guisan,  H.,  Dr.  med. 

2.  ,.  Köchlin-Hoffmann,  A.,  Direktor. 

3.  ..  Graeter,  E.,  Dr.  phil. 

4.  ..  Schulthess.  C.  O.,  Dr.  med. 

5.  ..  Merz,  H.,  Dr.  med. 

6.  ..  Rauch.  H.  C,  Dr.  phil. 


2.   Nachtrag  zum  Mitgliederverzeichnis  von   1921. 


::tl 


Durch  Tod  hat  die  Gesellschaft  verloren: 
die  Ehrenmitglieder: 

1.  Herr  Sandmeyer,  T.,   Dr.  phil. 

2.  „      Guye,  Ph.-A..  Prof.  Dr.  phil. 

3.  ,.      Studer,  Th.,  Prof.  Dr. 

4.  ..      Nölting,  E.,  Direktor  Prof.  Dr. 

die  ordentlichen  Mitglieder: 

1.  Herr  Plüss,  B.,  Dr.  phil. 

2.  ,.      Lewandowsky,  F.,  Prof.  Dr.  med. 

3.  „      Preiswerk,  P..  Privatdozent  Dr.  med. 

4.  ,,      von  Speyr-Boelger,  A. 

5.  ,,      Bider-8tähelin.  M.,  Dr.  med. 


Uebersicht  über  den  Mitgliederbestand  am  23.  August  1922. 

Ehrenmitglieder 15 

Korrespondierende  Mitglieder  .    .       35 
i  »rdentliche  Mitglieder 407 


CT 


Uebersicht  der  Mitgliederbewegung  im  Geschäftsjahr  1921—22. 


Bestand  am 
20.  Juli  1921 

Ernennungen    Verluste  durch    Bestand  am 
Eintritte      Tod  u.  Austritt  23.  Aug.  1922 

Zu- 
nahme 

Ab- 
nahme 

Ehrenmitglieder     . 
Korresp.  Mitglieder 
Ordentl.  Mitglieder 

19 

35 

399 

4 
1!)                  11 

15 
35 

107 

8 

4 

Total   . 

453 

19              15 

457 

8 

4 

fr  5) 


Verhandlungen 


der 


Naturforschenden  (  iesellscliaft 

in  Basel. 


Band  XXXIII 

1921 22 

Mit  8  Tafeln  und  1  Textfigur. 


Basel 

Geoi-}i  &  (".  ie.,  Ve  r  I  a  g 
1922 


Verzeichnis  der  Tafeln. 


Tafel  I  —  IV  zu  Josef  Schweizer: 

Beitrag  zur  Kenntnis  der  terrestrischen  Milben- 
fauna der  Schweiz. 


Tafel  V  zu  A.  Becherer,  E.  Steiger  und  G.  Lettau: 

Die  Flora  des  Naturschutzreservates  an  der 
Bheinlialde  oberhalb  Hasel. 


Tafel  VI— VIII  zu  Carl  Renz  : 

Neue  griechische  Trias-Ammoniten. 


GEORG  &  C  .  Verlag,  Basel. 


Separat- Abdrücke 

aus  den 

Denkschriften  der  Schweiz.  Naturforschenden  Gesellschaft. 


Ergebnisse  der  wissenschaftlichen  Un- 
tersuchung des  schweizerischen  Na- 
tionalparks l  C.Schröter.  Der 
Werdegang  .l.-s  schweizer.  Na- 
tionalparks als  rotal-Reservation 
und  die  Organisation  seiner 
wissenschaftlichenUntersuchung. 
—  1.  Ernst  Bütikofer,  Die  Mollus- 
kenfauna des  schweizerischen  Na- 
tionalparks.) 1920.  VIII  u.  133  S  , 
1  Karl.-.  2  rafeln  und  2  I.-  t- 
I. il.  1er Fr.  20.— 

Grüner.  P.    Beiträge  zur  K< tnis  der 

Dämmerungserscheinungen  und 
i  '.  i  nglühns.  I.  Histor.-ehro- 
I  ebersichl  der  Schweiz, 
ichtungen  und  Veröffent- 
lichungen über  Dämmerungsfär- 
bungen und  Alpenglühen.    1921. 

245  Seiten  mit   1  färb.    r.i.  I   I 

1  Abbildung  im  Text     Fr.  45. — 

Kupfer,  Max.  Beiträge  zur  Morpho- 
logie der  weiblichen  <  ieschlechts- 
ne  bei  den  Säugetieren.  Der 
normale  Turnus  in  der  Aus-  und 
Rückbildung  gelber  Körper  am 
Ovarium  des  unträchtigen,  do- 
mestizierten Rindes  (Bos  taurus 
l,.i,  nebst  einigen  Bemerkungen 
über  das  Verhalten  der  Corpora 
lutea  bei  ti  ächtigen  l  ieren.  1920. 
130  S.,  28  färb.  Taf.,  27  Tabellen 
und  «  Textfigurer       .   Fr.  45.  — 


Quervain.  Prof.  Dr.  Alfred  de  und  Prof. 
Dr.  P.-L.  Mercanton.  Ergebnisse 
der  Schweizerischen  Grönland- 
expedition 1912—1913.  Mit  Bei- 
trägen der  Mitglieder  11.  Hoessly, 
W.  .lost,  A.  Stolberg,  K.  Gaule, 
R,  Fick  und  von  U.i  irubenmann, 
A.  Brun,  V.  Nordmann  und  dem 
K.  hau.  Meteor.  Inst.  1920.  XX  u. 

402    Seilen      mit      4    Karteutal'el- 

Beilagen,  3  Lichtdrucktafeln,  3 
Panoramatafeln  und  139  Texl- 
abbildungen (ohne  \.>.  85) 

Fr.  60.— 

Quervain,  Prof.  Dr.  A.  de  und  Ing.  E. 

Schnitter.  Das  Zungenbecken  des 
Bifertengletschers,  1920.  15  Seil  , 
1  Karle  1  :  2500,  1  Profiltafel  und 
1   Bildtafel Fr.  5.— 

Sarasin,  Fritz.  Die  steinzeitlichen  Sta- 
tionen des  Birstales  zwischen 
Basel  und  Delsberg.  (Prähistori- 
scher und  anthropologischer  Teil 
m.ii  Fritz  Sarasin;  paläontologi 
scher  Teil  von  II.  G.  Stehlin,  unter 
»"•Wirkung  v.  Th.  sin, 1er  [Aves].) 
8.  215  Seiten,  32  Tafeln  und 
20  Textfiguren     .    .    .   Fr.  25. — 

Tröndle,  Arthur.  Die  Aufnahme  von 
Salzen  in  die  Pflanzenzelle 

Fr.  10.— 


Fritz  Sarasin 
Neu-Caledonien  und  die  Loyalty-Inseln. 

Reiseerinnerungen  eine-,  Naturforschers. 

Mit  184  Abbildungen   im  Text.  8  Tafeln   in   Ileli. .;jra\  nie   und  einer  Karte. 

Geb.  Fr.  10.—. 


Inhalt. 


Seite 
W.  Deecke.     Der  paläogeographische  Charakter  des   germa- 
nischen Muschelkalk-Binnenmeeres 1 

Josef    Schweizer.     Beitrag    zur  Kenntnis    der    terrestrischen 

Milbenfauna  der  Schweiz  (mit  Tafel   I     IV)       .     .     .         23 

Paul  Sarasin.     lieber   die    blaue    Randsichel    bei     partiellen 

Mondfinsternissen .     .       113 

A.  Becherer,  E.  Steiger  und  G.  Lettau.  Die  Flora  des  Natur- 
schutzreservates an  der  Rheinhalde  oberhalb  Basel 
(mit  Tafel  V) 127 

Carl   Renz.     Neue    griechische  Trias-Ammoniten    (mit  Tafel 

VI-VIII) 218 

A.  Binz.     Ergänzungen  zur  Flora  von  Basel.     II.  Heft   .     .       256 

H.   G.  Stehlin.     Berieht    über    das    Basler   Naturhistorische 

Museum  für  das  Jahr  1921 2S1 

Fritz  Sarasin.  Bericht  über  das  Basier  Museum  für  Völker- 
kunde für  das  Jahr   1921 309 

C.  Chr.  Bernoulli.     Dr.  J.  M.  Ziegler'sche  Kartensammlung. 

Dreiundvierzigster   Bericht,   1921        332 

Chronik  der  Gesellschaft  1921/22 335 

Jahresrechnung  der  Gesellschaft  1921/22 338 

2.  Nachtrag  zum  Mitgliederverzeichnis  von  1920     ....       340 


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AMNH    LIBRARY 


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