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Full text of "Verhandlungen des Botanischen Vereins für die Provinz Brandenburg"

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PURCHASED 1923 FROM 
GENEVA BOTANICH GApn 
N Ani) Verzsne 


——— 


. BIBLIOTERAUR 
UE DE GENEVE 


VERHANDLUNGEN 


DES 


BOTANISCHEN VEREINS DER 
PROVINZ BRANDENBURG. 


VIERUNDZWANZIGSTER JAHRGANG. FIERSEN 
1882, nt Be 
BOTANIC a1 
IBEELRE, GARDE: 
u PILLEN AUS DEM JAHRE 1882 
BEITRÄGEN 


P. ASCHERSON, S. BERGGREN, H. BUCHHOLZ, G. EGELING, A. W. EICHLER, 

A. ENGLER, A. B. FRANK, W. FRENZEL, F. A. HAZSLINSKY, E. HEINRI- 

CHER, TH. v. HELDREICH, P. HENNINGS, E. HIPPE, O0. HÜTTIG, E. JA- 

COBASCH, E. KERBER, E. KOEHNE, P. MAGNUS, H. POTONIE, P. PRAHL, 

H. ROSS, S. SCHWENDENER, 0. v. SEEMEN, F. SPRIBILLE, H. STRAUSS, 

F. THOMAS, A. TSCHIRCH, R. v. UECHTRITZ, I. URBAN, C. WARNSTORF, 
N. WILLE, L. WITTMACK, W. ZOPF. 


MIT 4 TAFELN UND 11 HOLZSCHNITTEN. 


REDIGIRT UND HERAUSGEGEBEN 


VON 


Pror. Dr. P. ASCHERSON, Dr. E. KOEHNE, F. DIETRICH, 


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SCHRIFTFÜHRERN DES ln SERVATG,,. 
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ei 


BERLIN 1888. ....,£ de GERD 
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R. GAERTNERS OVERLAGSBUCHHANDLUNG 
(HERMANN HEYFELDER). 


DUPLICZATA 
DU CONSERV,; 


Ausgegeben: 


Heft I. (Sitzungsberichte Bogen 1—2, Abhandlungen Bogen 1—6) 
am 27. April 18832. 


Heft II. (Sitzungsberichte Bogen 3—4, 1. Hälfte, Abhandlungen 7-9, 1. Hälfte) 
am 28. September 1882. 


Heft III. (Verhandlungen Bogen A—C, Sitzungsberichte Bogen 4, 2. Hälfte, 
bis 7, Abhandlungen Bogen 9, 2. Hälfte bis 12, und Tafeln I-IV 
am 29. September 1883. 


Inhalt. 


Verhandlungen. 


Ascherson, P., Bericht über die 36. (24. Frühjahrs-) Hauptversammlung des 
Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu N en am 4. 
Juni 1882 
Wittmack, L., lest vor: nk Sinneusten, ren m am un- 
terirdischen Stengel von Convolvolus arvensis L. DE. 
— — mikroskopische und chemische Nachweisung der Verbilkdhme 
von Futtermehi mit Hafer- und Rn (mit 6 Holzschnitten 
Ss. VI-IV) .. 
— — Holzproben aus ellnieilen Allagerungen an len Gonardhahn, im 
Canton Tessin ; 
Ascherson, P., legt Wollspimen‘ (Früchte von Marpagaphytn procum- 
bens (Burch.) DC.) vor 
Ascherson, P., und Koehne, E, Bericht, über ii 37. as. Herbst-) une 
Versammlung des Bone Vereins der Provinz Brandenburg 
zu Berlin am 30. Oktober 1882 
Ascherson, P., legt von Herrn G. Ruhmer im none Kisfähehheigem Teile der 
Provinz Sesammalie seltnere Arten vor i 
Wittmack, L., legt die Zeichnung einer monströsen alkiihe vor mn 
bespricht Alph. De Candolle, Origine des plantes cultivees 
Anlage A. Statuten des Botanischen Vereins der Prov. Brandenburg, 
nach den Beschlüssen vom 30. Oktober 1882 
Anlage B. Schreiben des Herrn R. Caspary Ed 
Verzeichnis der für die Vereins-Bibliothek eingegangenen Drucksachen 
Verzeichnis der Mitglieder des Vereins . 
Anzeigen . 


Seite 


IV 


IV 


XI 


XIV 


xXVI 
XXI 
XXI 
XXIU 


XXVII 
XXIX 


. XXXVIO 


XLVI 


Sitzungsberichte. 
Bemerkung. Ueber’die mit * bezeichneten Vorträge ist in den Sitzungsberichten ‚kein Re- 


on 
us WE 


ferar gegeben. 


ara 
gtoditl isd gushlidundıe? ‚da rad -Beite 


Aufnahme neuer" Mitglieder 27." rarsiudız DOROTHEA SADTiengingesy ii 8, 95 
Ascherson, P:, legt Zw eige von Lie guskr 101% aan m if überwinterten Blättern 


GRAS 7 


n ; iSTIz ” il 3 21 
VICE Er et 2 ee 
- W ame Mitteilungen über dns Vorkommen v von Trüftelarten in Deutschland >» 


der AisthäiisäiReh Arahe an ? jmodbrea antar lied‘ (Labill,) Endl. mit" ig 
“ — bespricht R. RL ‚Flora a E. Huth, Flora vo Eu 

Bramkturt se): De ee OR us: Be 
— — ']e&t’den von jr "Hip pe Nat EN im Ker ns char NEE Koranthus‘ " 
h europaeus Jacg. vor und ‚bespricht dessen vegetativen Aufn oe 
= — jest von ©. Warnstorf im Jahre“ 1882 in, ‚der, „Provinz ha 


u nz „vor“ 


le L: vor in! besprieht deren. a 58 
— — botanische Wahrnehmungen | im "Gurorte Keen im AI: 18 5 ge 
Ic Wine das ueuerlich beobachtere Auftreten der” Potentilli intermediui‘ L. einge 

| Deutschland . De en Be 
— — 'abnorme Blütözeiteh im Heer 187 Ben LEI 
— —bBesprich! NyMars’Conspeetüs Flörae' ER A eise: IB 
— — Historisches über das Auftreten von Collomia gr culie am mein. 
Buchholz, A, zur Flörä von Eberswalde" und der Prikenitz a er ws 


Darwin, Ch., gestorben 4 vd Sei, Re TOUIE RR 

Decaishel ti} Hetorheh RS Bırsiuetl SUDI9W MOITE-DNSS 5 e 

Sucher, A. W., erklärt sich bereit Beiträge tür ei’ nano: Denkmal in. Be 
- Empfang’zu nehmen .’ .* .° 3 Ze RE ae ee 

= — über Bildungsabweichungen bei wilhitöhzapfen” ee % 

Engler.’ A.‘' über die im Kieler Hafen in dem sogenaliten „toten Grund“ IR vor- n 
kommenden -Pilzformen .° .° . ee 


Frank, A. B., über das’Hypochlorin AntPit seine Ehrstehmnasbedingungen nA 

— — (das Pflanzenphysiologische Institut der Kel Landwirtschaftlichen Hoch-" : 
schirle' " Mit'Holzsehnitt SB TIP ee. 3 

Frenzel, W."über das: Vorkömnien vol Übrilaurea TAETERE L. und Oollomia gran- 
dijiora Dougl. bei Bonn; abnorme Blütezeiten im Winter 1882/83 . . . 100 


Heinricher, E., Blütenbau von Alisma parnassijoium Bas i .:. » 2: 2.2.2... 

v. Heldreich, Th., Nachträgliches über das wilde Vorkommen der Rosskastanie 20 

——s Hennings ee B £ ee A 
Hennings, P., zeigt Bee ende aus Auen Ka chen Museum (von Th. 

v. Heldreich aus Athen) vor . . . BEN ee ee 

— — *demonstrirt die Umwandlung von Hort in Pr aeiola wa ie A 


Hippe, E., Entdeckung des Zoranthus europaeus Jaeq. im Kgr. Sachsen. . . . 4 


Hüttig, O., über die Auffindung der weissen Trüffel in Schweden . 57 
— _—_ die Trüffel auf dem Versuchsfeld der Landwirtschaftl. Akademie (Stock- 
holm) gefunden h N N) 
Jacobasch E,, lept seltenere Pflanzen der Provinz. vor 67 
— — legt Pflanzen- Missbildungen vor EN OR 
— — abnorme Blütezeiten . . 268588796 
— — mykologische. Farladhimesn ei. nah Mandl. S. 70, "ss, 97). . 156 
— --- über drei Varietäten von Picea vulgaris Lk. . . . ade 97 
Kerber, Edm., über die untere en des Eichen- una! Krefemwaldes am 
Vulkan von Colima 34 
Magnus, P., über das spontane Anfireten von ı Variation an unsern kdten 
Eichen : 83 
— — über abnorme Nenbeniilinge a Dikotylen ; 83 
— — über das monströse Auftreten submarginaler Denen an den aelern 
von Adiantum. Mit Holzschnitten S. 85, 87 : 34 
— — abnorme Blütezeiten im Winter 1882,53 . 2. 2 2 2 2 2 0 89 
Paasch, gestorben AIR ; 9 
Perring, W., legt seltene Eilenzen aus den Kol. Barenssadisn en vor. 70 
Potonie, H., über den Bau des Leitbündels der Polypodiaceen und über den 
Begriff des Leitbündels bei den Gefässkryptogamen er 
Prahl, P., neuer /soetes-Fundort in Schleswig 109 
Ross, H.. über Culturversuche mit Aununculus eplans 10: ni a nern: 

_ dieser Form . 80 
Ruhmer, G., Nachrichten von seiner Dee nach seen 93 
Schwendener, S., über das Winden der Schlingpflanzen . ee 
v. Seemen, 0., legt seltnere Pflanzen und Missbildungen aus der aan Flora vor 70 
Sonder, W., Senn : ä 9 
Spribille, F., Beitrag zur Flora 1 Br Ben re LO) 
Strauss, H., zeigt Melaleuca linearifolia aus dem Botanischen an blühend vor 56 
Tepper, O., s. Ascherson : 28 
Thomas, F., über ein stattliches Bank einer Haken Fichte i in een 101 
Tschirch,, Bi vorläufige Mitteilungen über seine Re über das 

Chlorophyll 41 
— — * weitere Mitteilungen über ds En all "Abhandl. S 124) . 51 
v. Uechtritz, R., über Potentilla intermedia L. a 76 
Urban, I., Hier zwei Zurnera-Arten, welche Damiana Beten a ia: Blüten 
Deere der Turneraceen . 1 
Westermaier, M., * über das Elnesehasmeienn 88 
Wille, N., über Onlorophn yton Rosanofuü Woron. 49 
Wittmack, L., über die FERNE der Verfälschung von Ehrpeninehl ar een 
eh ER > 4 
_ — Die Larve von Phoias Donei as arah eahtahe Deteian ; 41 
Zopf, W., * Untersuchungen über Spaltalgen 20 
_ — Er die Morphologie von Spaltpflanzen, über Me Blederine der mat 
Spirochaete und über einen neuen Schleimpilz Haplococcus reticulatus 51 


Abhandlungen. 


Egeling, G., Lichenologische Notizen zur Flora der Mark Brandenburg. Nachtrag 
zu dem Verzeichnis der bisher in der Mark Brandenburg beobachteten 


Flechten ee eh A ER A | 
Schullerus, J., Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Zuphorbia 
Lathyris L. : n : EIER, 26 
I. Historischer Weherbliek 97 
II. Die Milchsaftschläuche von Zuphor bia tray yris 35 
III. Der Milchsaft der Zuphorbia Lathyris . 53 
IV. Zusammenfassung der Resultate ii. 
Winkler, A., Ueber das Vorkommen verwachsener Eubeyonen. en Holz- 
ih S. 95 4 2 
Berggren, S., „Ueber das Prothalline an den erde von ER (Aus Lunds 
Univ. Ärsskrift XVI. vom Verf. De Hierzu Taf. I, I ‚97 
Magnus, P., Teratologische Mitteilungen . 5 Se ee 
I Weitere Mitteilungen über Pelorien von Brckideen even Taf 
Fig. I und Holzschnitt 8. 113 111 
IH. Die Ausbildung der Glieder des inneren Bein anneikes der Orchidene 
blüte in Abhängigkeit von dem Anwachsen dieser Glieder an die 
Griffelsäule. Hierzu Taf. II. Fig. 2—5 . en 
III. Ueber eine merkwürdige monströse Varietät As: an do Be, 
(Vorgetragen in der Sitzung des Bot. Vereins am 25. Juni 1880.) 
Hierzu Taf. IV ; la 
Tschirch, A., Beiträge zur ne : . 124 
Hazslinszky, F. A, Bemerkungen zu den deutschen und worsllen Gbakter an 135 
Warnstorf, C., Floristische Mitteilungen aus der Mark und Bericht über den im 
Juli d. J. im Auftrage des Vereins unternommenen Ausflug nach Wuster- 
hausen a. D., Kyritz und Neustadt a. D. a5) 
Jacobaseh, E, Doletus laet:scens . 156 


Potoni6, H., Floristische Beben aus ‚der ed, 


. 159 


wer 


LIBRARY 
nEW YoRK 
BOTANKAL 

GARDEN 


Bericht 


sechsunddreissinste (vierundzwanzigste Früjahrs-) Hanpt- Versamn- 
lung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg 


zu L 


ver umren pop on 
am 4. Juni 1882. 


Zum Sitz der diesjährigen Frühlings-Versammlung war das. an- 
mutig gelegene Neuruppin gewählt worden, ein’ Ort,. dessen: Besuch 
sehon seit Jahren geplant, nunmehr ‘aber durch die Herstellung der 
Seeundärbahn von Paulinenaue aus leicht ausführbar geworden war. 
Da die immerhin ziemlich lange Dauer der Fahrt für weitere Exeur- 
sionen in der anziehenden Gegend keine Zeit liess, so war für diese 
der der Versammlung vorausgehende Tag bestimmt worden., Ausser- 
dem aber war für den über eine Stunde 'betragenden Aufenthalt in 


 Paulinenaue ein Besuch des Lindholzes und der Selbelanger Salzstelle, 


AUG 7 - 10° n 


dieser für die märkische Flora altberühmten Localitäten in Aussicht 
senommen. Der Besitzer von Selbelang, Herr von Erxleben, hatte 
zu diesem Zwecke für den 3. und 4. Juni den. Besuch. des wegen.der 
darin angelegten Fasanerie sonst dem Publieum: verschlossenen‘. Lind- 
holzes bereitwillig gestattet und für Führung durch den Waldaufseher 
Herrn Richter, ja sogar in freigebiger Weise für Erfrischungen ge- 
sorgt. So gering nun die Entfernung vom Bahnhofe Paulinenaue zum 
Vorwerk Bienenfarm, dem ehemaligen Selbelanger Jägerhause, auch 
ist, in dessen Nähe seit Ruthes Zeiten eine der bedeutendsten Salz- 
stellen der Mark botanisch ausgebeutet wird, so erwies sich die Pause 
zwischen den beiden Zügen zu-Paulinenaue doch wenigstens für die 
am Morgen des 3. Juni von Berlin abgereiste kleine Abteilung als zu 
kurz bemessen, und dieselbe sah sich wider Willen genötigt, den 
ganzen Vormittag der Untersuchung des westlichen Teiles vom Lind- 
holze zu widmen, welche übrigens im Vergleich mit den eingehenden 
floristischen Studien früherer Jahrzehnte nichts Neues ergab. Einige 
in der Nähe des Vorwerks Bienenfarm gemachte Funde, namentlich 
das massenhafte Auftreten der sicher eingeschleppten Sherardia ür- 
vensis L. unter angesätem Raygras sind in dem Bericht des Herrn C. 
Verhandl, d«.s Bot. Vereins f. Brandenb. XXIV, A 


1 
Warnstorf (Abh. des Bot. Vereins Brandenburg 1882 S. 138 ff.) auf- 


seführt worden. 

Mit dem Mittagszuge traf dann eine grössere Anzahl Mitglieder 
von Berlin aus ein, und gemeinsam wurde die nicht uninteressante 
Weiterfahrt zurückgelegt, auf weleher man zuerst das grosse havel- 
ländische Luch durchschneidet, dann von Carwesee bis Fehrbellin die 
sandige, mässig erhöhte Fläche des Ländchens Bellin passirt, auf 
welcher Streeke das Denkmal der Schwedenschlacht von 1675 herüber- 
leuchtet, und nach Durehquerung des hier sehr schmalen Rhinluches bei 
Dammkrug die Gehänge des Diluvialplateaus und damit die Grenze 
der alten Grafschaft Ruppin erreicht. Bei Treskow leuchtet uns zu- 
erst der blaue Spiegel des langgestreckten Ruppiner Sees entgegen, 
und wenige Minuten später halten wir im Neuruppiner Bahnhofe, 
dessen nicht unbeträchtliche Entfernung vom Mittelpunkte der freund- 
lichen, weitläufig und regelmässig nach dem Brande von 1787 wieder 
aufgebauten Stadt die bereitstehenden Fuhrwerke nicht überflüssig er- 
scheinen lässt. 

Herr C. Warnstorf, welcher mit grösster Bereitwilligkeit alle 
Vorbereitungen zu der Versammlung getroffen hatte, empfing uns am 
Bahnhofe und schlug uns vor, die vom Nachmittage — es war fast 
5 Uhr geworden — noch übrigen Stunden zu einem Ausfluge nach 
dem interessantesten Punkte der Ruppiner Umgegend zu verwenden, 
ein Vorschlag, der, nachdem wir in den gastlichen Räumen des Hötel 
Bernau Quartier gefunden, sofort zur Ausführung gelangte. Selbst- 
verständlich fand diese Fahrt unter Leitung des Herrn Warnstorf statt, 
dessen langjährige Forschungen die Flora von Neuruppin — die Pha- 
nerogamen sind durch das Verdienst des noch unter uns wirkenden 
Veteranen Herrn C. L. Jahn schon vor Jahrzehnten grösstenteils be- 
kannt geworden, — zu einem klassischen Punkte für die Kenntnis der 
märkischen Kryptogamen gemacht haben. Ausserdem beteiligte sich 
noch unser dortiges Mitglied, Herr Dr. EE Neumann. Die flinken 
Rosse führten uns auf der Wittstocker Strasse an den Anlagen von 
Gentzerode vorüber an den Rand des Waldes, welcher etwa in der 
Entfernung von vier Kilometern den ganzen nördlichen Horizont der 
Stadt begrenzt. Von hier wandten wir uns rechts nach der vom Rhin 
durchströmten Seenkette herab jenseits deren das Dorf Molchow 
herüberwinkte. Die trocknen, kurzgrasigen Abhänge, an denen sich 
die Strasse entlang zieht, sind eine reiche Fundstätte von Botrychium- 
Arten, unter denen das zarte D. matricariaefolium A.Br. in schönster 
Entwicklung eingesammelt wurde. Weiterhin wandten wir uns wieder 
waldeinwärts, um den in tief eingesenkten Kesseln gelegenen, von 
schwammigem Hochmoor umgebenen Kellenseen zu Fuss einen kurzen 
Besuch abzustatten. Hier ist ein bevorzugter Standort der von Herrn 
Warnstorf besonders eingehend erforschten Sphagnum-Arten, neben 


IH 


denen auch Zedum palustre L., Scheuchzeria palustris L. und andere 
Glieder der in. unserer Heimat so gut vertretenen Hochmoorflora den 
Besuch lohnen. Der wieder bestiegene Wagen führte uns in kurzer 
Zeit nach dem reizend gelegenen Rottstiel. Das bei diesem jetzigen 
Forsthause dem Tornowsee entströmende Fliess trieb früher eine Mühle, 
die im Besitz der Familie des verstorbenen Schultz-Schultzenstein 
war, welcher verdienstvolle Gelehrte, unser langjähriges Mitglied, in 
Rottstiel das Licht der Welt erblickte. Rottstiel ist das Lieblingsziel 
der Sommer-Ausflüge der Ruppiner, und in der That liessen uns die 
wenigen Minuten, die es uns vergönnt war an den vielgewundenen 
Ufern des von waldbekränzten Hügeln umschlossenen Sees zu rasten, 
diese Wahl als vollkommen berechtigt erscheinen. Nur zu bald mahnte 
die untergegangene Sonne an die notwendige Rückkehr. Nachdem 
wir noch am steilen Seeufer einige Minuten westlich vom Forsthause 
das in unserm Gebiete nicht häufige Zycopodium Selago L. gesammelt, 
wurde der Wagen wieder bestiegen und ohne weiteren Aufenthalt die 
Stadt wieder erreicht, wo der Rest des Abends rasch in traulichem 
Gespräche verfloss. 

Die Morgenstunden des 4. Juni wurden von den meisten An- 
wesenden dem Besuche des Walles gewidmet, dieser unvergleichlichen 
Zierde der Stadt, welche mit ihrem herrlichen Baumschmuck an den 
gleich schönen Spaziergang erinnert, welchen die alten Befestigungen 
des vier Jahre früher besuchten Neu-Brandenburg gewähren. 

Inzwischen hatte der Morgenzug eine nicht unbeträchtliche An- 
zahl von Mitgliedern aus Berlin, Potsdam, Frankfurt und noch einigen 
andern Orten des Vereinsgebietes herbeigeführt, von denen einige den 
Besuch der Salzstelle in der That in der durch den Gang der Züge 
gebotenen Pause ausgeführt hatten. Um 11'/, Uhr begannen im grossen 
Saale des Hötel Bernau die wissenschaftlichen Verhandlungen, zu denen 
sich ausser den Mitgliedern eine ansehnliche Anzahl von Ruppiner 
Gästen eingefunden hatte. 


Der Vorsitzende, Herr L. Wittmack _begrüsste die Anwesenden 
und brachte ein Schreiben des Herın Landrats v. Quast zum Vortrage, 
welcher, selbst am Erscheinen verhindert, die Versammlung zum Be- 
suche der Kreisbaumschule und des Tempelgartens einlud. 


Sodann liess Herr C. Warnstorf, welcher einige in der Ruppiner 
Flora seltener vorkommende Pflanzen, wie Botrychium Lunaria (L.} 
Sw., B. matricariaefolium A.Br., Orchis militaris L. frisch ausgestellt 
hatte, getrocknete Exemplare einiger erst in diesem Frühjahr von 
ihm daselbst bemerkter Arten und Formen eirculiren und knüpfte 
daran mehrere floristische Mitteilungen. (Vgl. Abhandl. 1882 S. 138 ff.) 


A > 


IV 


Herr L. Wittmack legte vor: 

1. Samen von Abies Nordmanniana (Stev.), A. orientalis (L.) 
und Vitis vinifera, wildwachsende Form aus dem Kaukasus, alle drei 
von Herrn Garten-Inspektor Scharrer in Tiflis freundlichst übersandt. 

32. Eine merkwürdige Zwangsdrehungs-Erscheinung am 
unterirdischen Stengel von Convolvulus arvensis, den er beim 
Graben in seinem Garten gefunden. Dieser Stengel ist in seinem 
oberen Teile, etwa bis 25 cm von der Spitze abwärts, gerade, von da 
an aber in diehten Windungen schön spiralig gedreht. Die Spirale 
hat eine Höhe von 25 em, reckt man sie aber aus, so ergiebt sich 
für diesen Teil des Stengels eine Länge von 110 cm. Die Drehung 
ist unten rechts, setzt aber in der Mitte um!, und ist also im oberen 
Teile links (im Al. Braun’schen Sinn). Leider gelang es nicht, die 
Wurzel, die ausserordentlich tief steckte, ganz heraus zu bekommen, 
zumal sie mit dem Spaten abgestochen war, und es konnte nicht ermittelt 
werden, ob sich die Drehung auch auf sie fortsetzte. Eine in Gemein- 
schaft mit Herrn Prof. Frank unternommene Untersuchung anderer 
Exemplare von Convolvulus arvensis in der Nähe ergab, dass bei kei- 
nem sich solche Drehungen fanden, und es scheint die vorliegende Ab- 
normität dadurch erzeugt zu sein, dass die Spitze, welche etwa !/; m 
tief im Boden steckte, während der übrige Teil senkrecht bis fast 1 m 
tief hinabging, die harte Grasnarbe nicht durchbrechen konnte. Der 
Stengel war demnach gewissermassen an beiden Enden befestigt und 
wurde zum Ausweichen nach der Seite, d. h. zur Drehung gezwungen. 
Diese erfolgte in der Weise wie bei den Ranken von Viktis, Passiflora 
ete., wo auch eine Umsetzung der Spiralrichtung in der Mitte statt- 
findet, und wie Magnus (diese Verhandl. XX1S. 6) für Phyteuma ete. 
nachgewiesen. 

3. Haferspelzen, im unzerkleinerten und im gemahlenen Zustande, 
welche man neuerdings aus Rotterdam, anscheinend zur Verfälschung 
von Futtermehl einzuführen versuchte. — Der Vortragende hat in- 
zwischen über diesen Fall ausführlicher, in populärer Weise in der 
Deutschen Landwirtschaftl. Presse 1882 N. 54 S. 328 berichtet und 
geben wir mit Erlaubnis der Redaktion und des Verlegers‘, der uns 
freundlichst die Cliches zur Benutzung überlassen, diesen Artikel 
hier wieder: 

Vor kurzem wurden einem Mühlenbesitzer im westlichen Deutsch- 
land „Haferhülsen“ und „gemahlene Haferhülsen“ zum Preise von ea. 
5 resp. 9 M. pro 100 kg mit Sack frei Rotterdam zum Kaufe ange- 
boten, in grösseren Posten und bei Jahresabschlüssen billiger. Es 
wurde ihm dabei geschrieben: „Interessiren Sie sich für diesen Artikel, 
so kommt gern jemand von uns zu näherer Besprechung zu Ihnen. 
Selbstverständlich arbeiten wir nur mit strengster Diseretion und mit 
nur je einem Etablissement auf grössere Entfernungen.“ 


V 


Warum konnten die Herren nicht direet sagen, wozu die Hafer- 
spelzen Verwendung finden, warum sollte erst jemand zu mündlicher 
Auseinandersetzung hinkommen? — Es ist wohl anzunehmen, dass 
die Haferhülsen zu nichts anderem, als zur Verfälschung und in erster 
Reihe wohl zur Verfälschung von Futterstoffen dienen sollten. Der 
srösste Schaden würde, wie der betreffende Herr, dem wir die Proben 
verdanken, mit Recht schreibt, die Landwirtschaft treffen, indem dem 
Vieh an der Stelle von Kleie eine auch nicht den geringsten Nahrungs- 
stoff enthaltende Hülse gereicht wird. 

Es traten dem Einsender sogar noch Zweifel darüber auf, ob 
überhaupt die gemahlenen Hülsen wirklich dasselbe seien, wie die im 
unzerkleinerten Zustande übersandten, und ob die gemahlenen nicht 
Reishülsen seien, die noch weniger verdaulich sind. Hafer wird sehr 
wenig geschält, Reis dagegen in grossen Quantitäten, hauptsächlich in 
Bremen, von wo aus das Zollvereins-Inland auf Grund der zollfreien 
Einfuhr der Futtermehle mit einer solchen Menge von Futter-Surro- 
saten überschwemmt wird, dass die inländischen Graupen-Fabrikanten 
sehr darunter zu leiden haben. — Der Reis kann in den Seestädten 
ausserordentlich billig verkauft werden, da die Abfälle verhältnis- 
mässig so gute Preise finden. 

Die Furcht, dass die gemahlenen Hülsen Reisspelzen seien, hat 
sich nun zwar nicht bestätigt, aber an der Sache ändert das wenig. 
Es sind die gemahlenen Spelzen in der That dieselben, welche auch 
unzerkleinert beigegeben waren. Obwohl diese letzteren verhältnis- 
mässig klein sind, hat die genauere Untersuchung doch ergeben, dass 
sie vom gebauten Hafer herrühren, nicht etwa von wilden Haferarten 
oder dem wenig cultivirten kurzen Hafer, Avena drevis Roth, welch 
letzterer ihnen allerdings am nächsten steht, aber doch etwas kleiner ist. 

Die Probe scheint von einem sehr kleinkörnigen Hafer zu stam- 
men, vielleicht vom Fahnenhafer, denn es finden sich auch einzelne 
schwarzbraun begrannte Spelzen vor, wie sie beim Fahnen- oder 
orientalischen Hafer bekanntlich häufig sind. Die meisten Spelzen 
sind an der Spitze abgebrochen, was sich durch das Enthülsen leicht 
erklärt; sie erscheinen schon deshalb kleiner, als sie ursprünglich 
waren. 

Es gelang in einigen Fällen, noch zwischen den beiden Spelzen 
das eingeschlossene Korn zu finden, und besitzt dies ganz die charak- 
teristische dichte Behaarung des Haferkornes (Fig. 1), den mit langen 
Schildehen versehenen Keim und die zusammengesetzten Stärkekörner 
des Hafers. 

Zur Erkennung eines etwaigen Zusatzes solcher gemahlener 
Spelzen im Futtermehl lassen sich zwei Wege einschlagen, einmal 
die mikroskopische Untersuchung und zweitens das Färben der be- 
treffenden Probe mit gewissen Färbemitteln. 


VI 


I. Der sicherste Weg ist die mikroskopische Untersuchung. 

Die Haferspelzen zeigen bei der Flächenansicht auf der Aussen- 
seite (Fig. 2) sehr deutlich die langgestreckten, wellig contourirten 
Oberhautzellen (ep), wie sie auch denen der Gerste, des Weizens, des 
Roggens und mancher anderer Grasspelzen eigen sind. Zwischen den 
mittelst ihrer Zacken seitlich fest mit einander verzapften langen 


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Fig. 1. Haare des Haferkorns. 


Fig. 2. Avena sativa, Spelze von aussen. 


Oberhautzellen gewahrt man vielfach kurze, halbmondförmige oder 
etwas grössere, kreisrunde (kk), oft auch beide combinirt Es sind 
diese sog. Kurzzellen als nicht ausgebildete Haare, gewissermassen 
als die Basalzellen von Haaren aufzufassen (vergl. Fig. 6&h), und mit- 
unter findet man auch wirklich anstatt ihrer kurze Haare. Die Zell- 
wände sind stark mit Kieselerde imprägnirt und daher unverbrennlich. 
Auf der Aussenseite ist Wachs in Form feiner Stäbchen abgelagert, 


vu 


dessen Rest man nach dem Erwärmen in Form feiner Tröpfehen, na- 
mentlich auf den Kurzzellen, bemerkt. 

Unterhalb der Epidermis liegt das sog. Hypoderma (Fig. 2hp). 
Es besteht aus 5—6 Lagen schmaler, sehr langgestreckter, dieckwan- 
diger Zellen, welche mit spitzen Enden ineinander greifen, auch mit 
einzelnen, nach aussen stehenden Zacken in die Epidermiszellen sich 
einschlagen. Sie geben nebst den Oberhautzellen selber der Spelze 
die derbe Consistenz. 


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4 1. Fig. 4 Wimperhaare am 
L AfL Rande der Haferspelze. 
Fig. 3. Avena sativa L., äussere Spelze von der Innen- 
seite. ep Epidermiszellen, m Mittelschicht oder Pa- 
renchymschicht, sp Spaltöffnungen, & Gefässbündei, 
h Hülfszellen der Spaltöffnungen. 


Zwischen dieser Hypodermaschicht und der Innenseite der-Spelze 
liegt die Mittelschicht, eine Schicht lockerer, fast sternförmiger Paren- 
chymzellen, mit vielen Intercellularräumen (Fig. 3m). Ihr Bau ist an 
der reifen Spelze viel weniger deutlich, als im grünen Zustande, wo 
ihre Zellen mit, Blattgrünkörnern erfüllt sind. 

Endlich folgt die innere Epidermis (Fig. 3 ep), aus glatten, 
dünnwandigen, lang gestreckten Zellen bestehend, zwischen denen, nahe 
den Nerven (Gefässbündeln) (g), die Spaltöffnungen (sp) stehen, die, 
wie bei allen Gräsern, aus 4 Zellen, den 2 schmalen Schliesszellen 
(sp) und den breiteren sog. Hülfszellen (h) gebildet werden. Am 


vm 


Rande sind die Spelzen mit steifen Haaren bewimpert (Fig. 4), und 
diese unterscheiden sich schon durch ihre Randstellung und die Kürze 
leicht von den langen dünnen Haaren, welche das ganze Haferkorn 
bedeeken und sich auch mitunter zwischen den gemahlenen Spelzen 
finden (Fig. 1). Am leichtesten treten die wellig gezackten Zellen 
der äusseren Epidermis mit den dazwischen liegenden halbmondförmigen 
Kurzzellen (Fig. 2) hervor; sie, sowie die Gefässbündel (g) (Fig. 5) 
zeigen unwiderruflich, dass man es mit Spelzen, nicht mit Schalen 
des Korns zu thun hat, wo nie gezackte Zellen und allerhöchstens 
ein schwaches Gefässbündel an der Furchenseite auftreten. 

Ganz ähnlich wie die Haferspelzen sind übrigens auch die Gersten- 
spelzen gebaut (Fig. 5); nur sind hier die Epidermiszellen meistens 


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Fig. 5. Hordeum distichum, 
Gerstenspelze von aussen. 


kürzer und schmäler und die zwischen ihnen liegenden Kurzzellen 
infolge dessen häufiger. 


Es beträgt bei Hafer bei Gerste 
mm mm 
Die Länge der gewöhnlichen Epi- 
dermiszellen . . . ....2..2...0.100—0.143 0.043—0.085 
die Breite der gewöhnlichen Epi- 
dermiszellen . . 2 2. 2 ...2....0.017—0.029 0.014—0.020 


selten bis 0.029 
der Breiten-Durchmesser der runden : 


Kurzzellen #.7 2 2 ...12820:008=0:023: 200055 
der Breiten-Durchmesser der halb- 
mondförmigen Kurzzellen . . . bis 0.028 bis 0.020 


dies Dieke derselben: . "7m ine l bis 0.008 bis 0.006 


IX 


Die Reisspelzen unterscheiden sich auf den ersten Blick von 
Hafer- und Gerstenspelzen durch die ausserordentliche Breite und 
Kürze ihrer Epidermiszellen (Fig. 6e). Die seitlichen Fortsätze 
derselben sind weit länger als bei ersteren beiden und daher auch 
das Gefüge noch ein viel festeres. Selten findet man Kurzzellen (k), 
öfter anstatt dessen die aus ihnen hervorgegangenen, dicken, kurzen 


Fir. 6. Spelze vom Reis, Oryza sativa. 


Haare (h). Bei stärkerer Vergrösserung gewahrt man auf der Innen- 
seite Löcher (]), in welche Fortsätze, Zapfen, der darunter gelegenen, 
lang gestreckten, stark verdiekten Hypodermazellen (hp) passen, was 
die Festigkeit noch mehr erhöht. Diese Fortsätze sind hier weit 
deutlicher und reichlicher vorhanden, als bei Hafer und Gerste. Si« 
finden sich oft auf beiden Seiten der Hypodermazellen (z“), oft auch 
nur auf der Aussenseite (z und z‘). Dieselben wurden zuerst vou Franz 


x 


von Höhnel in Haberlandts „Wissenschaftl.-prakt. Untersuchungen 
auf dem Gebiete des Pflanzenbaues“, I S. 149, beschrieben, der dort 
überhaupt eine sehr genaue Darstellung des complieirten Baues der 
Reisspelze giebt, auf die wir hier verweisen müssen. — Auch über 
die Spelzen anderer Gräser werden von demselben in gedachtem Bande 
S. 162 Mitteilungen, namentlich über die Beziehungen der Epidermis 
zum Hypoderma, gemacht. 

Il. Die Prüfung mittelst Färbemittel. — In Ermangelung eines 
Mikroskops oder als Vorprüfung kann man den zweiten Weg beschreiten 
und färbende Mittel anwenden. Es beruht das Tingirungsverfahren hier 
auf dem Umstand, dass die Kleie des Weizens und des Roggens, weil 
ihr meist noch Kleberzellen oder gar noch Stärkezellen anhaften, von 
solchen Farben, die Eiweisskörper färben, wie z. B. Karmin, dunkler 
gefärbt wird als die Spelzen, und dass die anhaftenden Stärkekörner 
durch Jod blau werden. 

Das einfachste Erkennungsmittel ist: Man übergiesse die Probe 
mit alkoholischer Jodtinktur (diese wirkt energischer als die wässrige 
Lösung von Jod und Jodkalium), dann werden sich die Kleienteile 
dunkel violett blau färben, die Haferspelzen dagegen gelb. 

Dies Verfahren ist aber nicht ganz sicher, weil manche Kleien- 
teilchen, die eben keine Stärkezellen mehr an sich tragen, gelb ge- 
färbt werden, wenn auch nie so strohgelb wie die Haferspelzen. Als 
sichererer hat sich mir bis jetzt Pikro-Karmin mit nachträglicher An- 
wendung von karminsaurem Ammoniak erwiesen und ist das einfachste 
Verfahren folgendes: 

Man nimmt eine flache weisse Schale oder noch besser einen 
flachen weissen Teller, thut eine kleine Menge des verdächtigen Futter- 
mehls darauf (etwa eine Messerspitze voll) und giesst einige Tropfen 
Pikro-Karmin darüber. Nach etwa einer Viertelstunde lässt man das 
etwa überschüssige Pikro-Karmin ablaufen und giesst nun karminsaures 
Ammoniak auf die Probe. Alsdann zeigt sich Roggen- und Weizen- 
kleie schön karminrot, während die Haferspelzen strohgelb bis gold- 
gelb erscheinen, was noch deutlicher hervortritt, wenn man die Probe 
halb trocken werden lässt. Einzelne feine Schalenteile von Roggen- 
oder Weizenkleie färben sich, wenn sie ganz frei von anhaftenden 
Kleberzellen sind, auch nicht rot; sie werden aber nur ganz schwach 
gelblich gefärbt und hindern die Unterscheidung nicht. 

Karminsaures Ammoniak wird nach V. A. Poulsen „Botanische 
Mikrochemie. Deutsch von ©. Müller, Cassel 1°81“, S. 43, wie folgt 
bereitet: 

Man löst bis zur Sättigung das gewöhnliche pulverförmige Kar- 
minrot in starker Ammoniaklösung auf und dampft auf dem Wasser- 
bade bis zur Trockne ein. Das dadurch gebildete karminsaure Ammo- 
niak kann nun in Wasser gelöst werden und ist zum Gebrauche fertig. 


xl 


Pikrokarmin, genauer pikrokarminsaures Ammoniak, stellt man 
nach derselben Quelle folgendermassen dar: 

Zu einer concentrirten wässrigen Pikrinsäurelösung setzt man 
eine starke Auflösung von karminsaurem Ammoniak (siehe oben) bis 
zur Neutralisation. Nach dem Eindampfen auf */, des ursprünglichen 
Volumens, Abstehenlassen und Filtiren ist die dunkelgelbrote Flüssig- 
keit zum Gebrauch fertig. 

Es ist selbstverständlich, dass sich auch noch andere Färbungs- 
mittel anwenden iassen, doch sind die übrigen, von mir bis jetzt ge- 
prüften nicht so deutlich in der Reaction. Reine Gerstenspelzen werden 
auch gelb, doch nicht so gelb wie Haferspelzen, und wenn ihnen noch 
Kleienteile anhaften, werden diese rot. 

4. Eine Reihe llsetakalhen, sowie Rinden- und Nadelpartikelehen 
von der Gotthardbahn, die Herr Dr. Stapff, Geologe der Gotthard- 
bahn in Airolo, dem Museum der Landwirtschaftlichen Hochschule im 
December 1831 auf Veranlassung des Herrn Prof. Strasburger, 
Bonn, zur Bestimmung übersandt hatte. 

Betreffs dieser Hölzer schreibt Herr Dr. Stapff am 1. December 
1831 u. a. 

„Herr Prof. Strasburger hatte die Güte ein Holz zu untersuchen, 
welches ich Herrn Geh. Bergrat vom Ratlhı mit der Bitte zugesandt, 
eine botanische Untersuchung desselben gefälligst veranlassen zu wollen. 
Dies Holz stammt aus einer Gletscherthonablagerung, welche durch 
die Bahnbauten bei Lavorgo aufgeschlossen wurde und trägt deut- 
liche Spuren von Bearbeitung durch Menschenhand. 
Prof. Strasburger bestimmt es als eine Föhre, Pinus, ete.. ... 

„Es wäre von geologischem und ethnographischem Interesse, 
festzustellen, ob die übrigen aus dem gleichen Bahneinschnitt (Reta) 
stammenden Ueberreste von Holz, Rinde, Zapfen, gleichfalls nur der 
Föhre. (und Lärche?) angehören, und zwar der Leggföhre, Pinus 
Mughus Scop. —- Es überrascht nämlich, dass in diesen Schichten 
Reste von Baumgewächsen fehlen, welche jetzt die dortige Gegend 
charakterisiren, namentlich Buche, auch Fichte (von Kastanie und 
Nussbaum als eingeführten Gewächsen nicht zu reden). Wir hätten 
hierdurch einen Fingerweis, dass das Klima dieser Gegend (650 m ü. M.) 
zur Zeit des Gletschersees ungefähr dasselbe war, welches jetzt daselbst 
in 2000 m herrscht.“ 

„Als nahe verwandte, aber nicht aus dem Reta-Einschnitt stam- 
mende Proben füge ich noch Glimmerlehm aus Sandablagerungen von 
Airolo bei. Er hat sich gleichfalls auf dem Boden eines alten 
Gletschersees abgesetzt und ist voller schlecht erhaltener Pflanzen- 
fasern, seien es Lärchennadeln oder Grashalme, Algen oder Charen. 
Ferner ein Holzstück aus einem sandigen Lehmlager, 15—20 


Xu 


m über dem jetzigen Spiegel des Lago maggiore. Dasselbe ist post- 
glacial, in Wildbachschutt eingebettet, unter ruhigem Wasser abgesetzt.“ 

Später (am 28. December) sandte Herr Dr, Stapff noch einige 
weitere Holzfragmente aus dem Reta-Einschnitt bei Lavorgo sowie 
Ueberreste von Nadeln und Rindenschuppen (zwischen Objectträgern 
in Canadabalsam), die er aus dem Letten von da geschlämmt, und 
bemerkte, dass es ihm besonders darum zu thun sei, zu wissen, ob 
unter den Proben auch Laubhölzer vorhanden, z. B. Buche und Birke, 
ferner ob ausser gewöhnlicher Kiefer und Leggföhre nicht auch Fichte, 
Lärche und Wachholder vorkämen. Einige Nadelspitzen schienen ihm 
dem Wachholder anzugehören, die meisten seien aber paarige Kiefer- 
nadeln. — „Viele der Holzfragmente“, schreibt er weiter, auf meine 
Bemerkung, dass die Untersuchung sehr langwierig, „sind allerdings 
gequetscht und geschunden; ich glaube weil sie mit Wildbächen und 
Murgängen in den See befördert worden sind.“ 

Die übersandten Holzstückchen boten in der That z. T. ganz 
bedeutende Schwierigkeiten bei der Untersuchung dar. Zunächst waren 
es meist nur Proben von 1—2 cm Länge und ähnlicher Dicke, einige 
noch viel kleiner, dabei oft gänzlich mit Lehm durchzogen, manche 
Stücke plattgedrückt, bei vielen die Fasern verschoben, so dass es 
schwer war gute Quer-, Radial- und Tangentialschnitte zu erlangen. 
Bei zu undeutlichen Bildern brachte das Kochen in Kali- oder Na- 
tronlauge oder das Behandeln mit Salzsäure meist eine Aufhellung zu 
Stande, in andern Fällen musste zur Maceration nach Schulze ge- 
schritten werden. 

Von der Untersuchung des Glimmerlehms von Airolo wurde 
einstweilen noch Abstand genommen, teils weil die Zeit fehlte, teils 
weil wenig Pflanzenreste in der betr. Probe zu sein scheinen. 

Die Untersuchung der anderen Proben ergab 


I. Aus dem sandigen Lehmlager bei Carognolo, 15--20 m über dem 
jetzigen Spiegel des Lago maggiore (postglacial). 
Probe No. 1. Alnus sp. Erle. 


Il. Aus dem Reta-Einschnitt bei Lavorgo (Station der Gotthardbahn) 
Probe No. 2. fast versteinert, schwarzgrau wie Hornstein, hart. An 
einer beschränkten Stelle im Innern ist! ein Hohlraum, 
an dessen Umgrenzung man die Structur noch besser 
erkennt. An einer Stelle aussen haften krümelige Massen, 
wie Rindenteile. — Macerirt. — Ist Salix, Weide. Gefässe 
sehr fein, wenig auffallend. ; 
5 »„ 3. Zum Teil verzerrt und verbogen, platt gedrückt. Ist 
Pinus Cembra L., Zirbelkiefer. 
4. Pinus Mughus Scop., Krummholzkiefer. (P. Pumilio Hke., 
P. montana Mill.). 


» » 


Xu 


Probe No. 5. Borke von der Lärche, Zariw europaea Mill. 
5 » 6. Pinus Mughus Scop.? 

7. Pinus Cembra L.? 
» » 8. Zapfen von P. Mughus Scop. 
» » 9. Wurzel von Alnus sp. 
5 „ 10. Pinus Cembra L. 
5 „ 11. Pinus Cembra L. 
& el2Rfehlt: 
& »„ 13. Pinus Mughus Scop. 
» „ 14. Pinus Mughus Scop. 
5 „ 15. Pinus Mughus Scop. 
\ „ 16. (Glasplatte mit Nadel-Bruchstücken und Rindenteilchen.) 

Soweit untersucht, sind die Nadeln von Pinus. 
% „ 17. Pinus Mughus Scop. — Nur kleine Splitter vorhanden. 
Sie sind von dem Stück, an welchem Herr Dr. Stapff 
deutlich Spuren der Bearbeitung (Einkerbung) durch Men- 
schenhand gefunden hat. Derselbe hatte die Freund- 
lichkeit, 2 Photographieen dieses Holzes (von verschie- 
denen Seiten aufgenommen) zu übersenden. Nach der 
Photographie, die in nat. Grösse zu sein scheint, ist das 
Stück 15 em lang und ca. 2 em dick.') 


Wie man sieht, ist Herrn Dr. Stapffs Vermutung im allgemeinen 
bestätigt worden. Es sind hauptsächlich die beiden Prnus-Arten von 
den höheren Gebirgen, P. Mughus und P. Cembra vertreten; nur Probe 
No. 2 (Salix), No. 9 (Wurzel von Alnus) und No. 18 (Alnus) stammen 
von Laubbäumen. Die Species der Salix und auch die der Alnus liess 
sich wegen des schlechten Materials nicht bestimmen, was übrigens 
bei Weiden unmöglich sein dürfte. Ob die Alnus vielleicht A. viridis, 
die sog. Bergdrossel ist, ist möglich, aber nicht sicher. Immerhin 
darf man aber wohl aus dem Vorkommen dieser Laubholzproben in 
Gemeinschaft mit den Pinus vom hohen Gebirge annehmen, dass auch 
sie vom Gebirge stammen, und wir erhalten durch obige unscheinbare 
Holzfragmente eine neue Stütze für die Ansicht der Geologen, dass 


1) Nachträgliche Bemerkung. Inzwischen habe ich sämtliche Hölzer bei 
Herrn Dr. Stapff eingesehen. Derselbe hat No. 17 auch in der geologischen Section 
der Naturforscherversammlung zu Eisenach 18.—21. Septemb. 1882 vorgelegt. Das 
grösste Stück, das gefunden, ist No. 15; es hat 45 cm Länge, 17 cm Breite, 7 cm 
Dicke und ist platt gedrückt wie die meisten übrigen. . L. W. 

Einen dem vom Vortr. an Convolvulus beobachteten (vgl. S. IV) sehr ähnli- 
chen Fall spiraliger Windung, aber an einer Hauptwurzel erwähnt Irmisch 
(Bot. Zeit. 1861 S. 121) von Menyanthes trifoliata L. und bildet ihn Taf. IV fig. 23 
ab, mit der Bemerkung, dass er dieselbe Erscheinung auch an anderen Pflanzen 
beobachtet hane. Auch unser unvergesslicher A. Braun erwähnt in dem kurz vor 
seinem Scheidem gehaltenen Vortrage über Wurzeldrehung (Sitzber. 1877 S. 41, 42) 
um einander gewundene Wurzeln von Daucus Carota L. Red. 


XIV 


auch in jenen jetzt so milden Gegenden einst eine Eiszeit herrschte. — 
Die weitere Ausführung der hieran sich sonst noch knüpfenden Schlüsse 
möge Herrn Dr. Stapff selber überlassen bleiben, der bereits begonnen 
hat, seine Ideen zu veröffentlichen. (Zeitschrift der deutschen geolo- 
gischen Gesellschaft (1881) XXXIL S. 604 und (1882) XX XIV. S. 41 ff.) 


Herr P. Ascherson sprach sodann über Verbreitungsapparate 
der Pflanzen, wobei er die Sitzber. 1882 S. 28 ff. geschilderte Anker- 
vorrichtung des australischen Seegrases Oymodocea antarctica (Labell.) 
Endl. besonders eingehend schilderte und sehr schöne Exemplare der 
„Wollspinne“ (Harpagophyton procumbens (Burch.) DC., vergl. Sitzber. 
1877 S. 139) vorlegte, welche er von unserm Mitgliede Herrn Mellen 
in Spremberg erhalten hatte, wo diese wiederholt in der in dortigen 
Tuchfabriken verarbeiteten südafrikanischen Wolle vorgefunden wurden. 


Ferner besprach Derselbe die pflanzengeographische Ein- 
teilung Aegyptens. Der Inhalt dieses Vortrages wird anderweitig 
veröffentlicht werden. 


Inzwischen war die für das gemeinsame Mittagessen bestimmte 
Stunde herangerückt, an welchem sich ebenfalls eine beträchtliche 
Anzahl Ruppiner Honoratioren, an der Spitze der Herr Bürgermeister 
von Schulz, beteiligten. Das Mittagsmahl verlief bei der vortreff- 
lichen Bewirtung und den zahlreichen Trinksprüchen, wobei selbst- 
verständlich der Ruppiner Mitglieder und vor allem der Verdienste 
des Herrn Warnstorf dankbar gedacht wurde, in heiterster Stimmung, 
und es konnten auch die vielfach erörterten Fragen über die Zukunft 
des Vereins, dem durch die Stiftung der Deutschen Botanischen Ge- 
sellschaft jedenfalls eine eindringende Neugestaltung, wenn nicht gänz- 
liche Auflösung bevorzustehen schien, die festliche Stimmung nicht 
trüben. 

Im Laufe des Vormittags hatte sich die Witterung, welche bis 
dahin den Ausflügen mit einer in dieser Jahreszeit seltenen Gunst 
gelächelt hatte, recht drohend gestaltet, und nicht ohne Besorgnis 
konnte man den Ausflug antreten, welcher den Nachmittag aus- 
füllen sollte. Indes bewährte sich auch heut wieder das Glück, 
welches schon bei mehreren Versammlungen drohendes Missgeschick 
in glänzenden Erfolg verwandelt hat. Der Kürze der Zeit halber 
musste der Besuch der Baumschule aufgegeben werden. Um so grösse- 
ren Genuss gewährte der Besuch des jetzt dem Kreise Ruppin ge- 
hörigen „Tempelgartens,“* den die Erinnerungen an den Aufenthalt 
des Kronprinzen Friedrich, wie die durch den früheren Besitzer, Herrn 
Gentz, geschaffenen Anlagen gleich anziehend machen. Während 
der Fahrt über den See durchbrach die Sonne siegreich die schweren 


XV 


Resenwolken, welche uns schon ab und zu einige Tropfen zugesandt 
hatten. Das an der Spitze der Halbinsel zwischen dem See und der 
„Wuthenower Lanke“ gelegene Cafe Alsen bot die nach dem längeren 
Spaziergange sehr erwünschten Erfrischungen. In herrlichster Nach- 
mittagsbeleuchtung lag der blaue See zu unseren Füssen ausgebreitet, 
jenseit die ansehnliche Stadt und das hüglige Ufer bis Altruppin. Eine An- 
zahl besonders auf botanische Ausbeute begieriger Teilnehmer wurde noch 
eine Strecke südwärts am Seeufer entlang geführt, wo neben einer 
bunten Flora gewöhnlicher Diluvialpflanzen auch die seltene Potentilla 
eollina Wib. in ziemlicher Anzahl zu finden war, während am Seerande 
noch einzelne Exemplare des oben genannten, in der Ruppiner Gegend 
verbreiteten Dotrychium matricariaefolium aufgespürt wurden. 

Allen Anwesenden unerwünscht schlug die unerbittliche Trennungs- 
stunde, abermals wurde der See gekreuzt, diesmal aber an einem et- 
was weiter nach Süden gelegenen Punkt, „Norderney“, gelandet, von 
wo aus ein Spaziergang von 10 Minuten die auswärtigen Gäste zum 
Bahnhofe brachte. Hochbefriedigt trennten sich die Teilnehmer in der 
Ueberzeugung, dem Kranze schöner Erinnerungen, welche unsere Pfingst- 
versammlungen bieten, ein neues bedeutsames Blatt hinzugefügt zu 
haben. 

P. Ascherson. E. Koehne. 


Bericht 


über die 


siebennnddreissiuste (dreizehnte Herbst-) Hanpt-Versammlang 
des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg 


zu 


Berlin 
am 28. October 1882. 


Vorsitzender: Herr L. Wittmack. 


Die Entscheidung über Sein oder Nichtsein des Vereins, welche 
in dieser Versammlung bekannt gegeben werden sollte, hatte eine un- 
gewöhnlich grosse Anzahl von Mitgliedern, worunter auch mehrere 
ausserhalb Berlins wohnhafte, im Hörsaale des Botanischen Museums 
zusammengeführt. Um 4 Uhr eröffnete der Vorsitzende die Verhand- 
lungen und erteilte dem ersten Schriftführer, Herrn P. Ascherson, 
das Wort um nachfolgenden Jahresbericht zu erstatten. 

Die Zahl der ordentlichen Vereinsmitglieder betrug am 29. Oc- 
tober 1881, dem Tage der vorjährigen Herbstversammlung, 297. Neu 
eingetreten sind 10, ausgeschieden 77, sodass die Zahl am heutigen 
Tage 230 beträgt. Durch den Tod verloren wir das Mitglied Max 
Firle, stud. chem. in Karlsruhe. 

Ueber die Vermögenslage des Vereins wird Ihnen die vom Aus- 
schuss erwählte Commission Bericht erstatten. Leider haben sich die 
Finanzen des Vereins in diesem Jahre weniger günstig gestaltet, als 
im vorigen, da sich Se. Excellenz, der Minister für geistliche Unter- 
richts- und Medicinalangelegenheiten, nicht in der Lage sah, unserem 
Gesuch um eine Unterstützung, wie wir dieselbe 1881 erhielten, zu 
entsprechen. 

Neue Tauschverbindungen mit wissenschaftlichen Vereinen sind 
in diesem Jahre nicht angeknüpft worden. Die Benutzung der Biblio- 
thek fand im gleichen Masse wie im vorigen Jahre statt. Der 
Besuch der Monatssitzungen blieb fortdauernd eine reger, und be- 
teiligten sich auch auswärtige Mitglieder durch Einsendung an un- 
seren Verhandlungen. 


XVvi 


Die Pfingst-Versammlung zu Neuruppin wird bei dem nicht un- 
günstigen Wetter und befriedigendem Besuche seitens der Mitglieder 
allen Beteiligten angenehme Erinnerungen hinterlassen haben. 

Im Auftrage des Vereins sind in diesem Sommer zwei Bereisungen 
bisher noch wenig erforschter Strecken des Vereinsgebietes ausge- 
führt worden. Herr C. Warnstorf unternahm neben seinen, wie alljähr- 
lieh, fortgesetzten Forschungen in den Umgebungen von Neuruppin und 
Sommerfeld eine kürzere Excursion nach der Gegend von Neustadt 
und Wusterhausen a. d. Dosse und Kyritz. Eine mehrwöchentliche 
Untersuchungsreise nach dem Nordosten der Provinz (Kreis Friedeberg 
und Arnswalde) wurde von Herrn G. Ruhmer ausgeführt. Die Berichte 
beider Reisenden werden demnächst in den Verhandlungen des Vereins 
veröffentlicht: werden (vgl. Abhandl. 1882 S. 139 ff. und 1883). 

Das wichtigste Ereignis dieses Vereinsjahres waren unstreitig 
die tief in das Leben des Vereins eingreifenden Verhandlungen, welche 
zur Bildung der Deutschen Botanischen Gesellschaft geführt haben. 
Auf Anregung des Herrn Professor N. Pringsheim trat bald nach 
der vorjährigen Generalversammlung ein Comite von Berliner Mit- 
gliedern unseres Vereins zusammen, um über die Umwandlung unseres 
Vereins in eine ganz Deutschland umfassende Gesellschaft zu beraten. 
Es wurde allseitig anerkannt, dass unser Verein sowohl durch den 
Gegenstand seiner Thätigkeit als auch durch die Gewinnung von Mit- 
gliedern in allen Teilen Deutschlands die Grenzen eines streng pro- 
vinziellen Vereins längst überschritten habe, und dass es wünschens- 

wert sei, dieser Thätigkeit durch auch formelle Erweiterung des Ge- 
_ bietes und Hinzuführung reicherer Mittel eine weitere Ausdehnung und 
eine sicherere Grundlage zu geben. Andererseits wurde geltend gemacht, 
dass es wünschenswert sei, bei dieser Umwandlung auch die ur- 
sprünglich bei der Stiftung unseres Vereins in den Vordergrund ge- 
stellte Erforschung der Vegetation des Vereinsgebietes für die Zukunft 
sicher zu stellen. Man einigte sich schliesslich dahin, den Mitgliedern 
des Vereins das Resultat dieser Verhandlungen in Form eines Statuten- 
entwurfs der Deutschen Botanischen Gesellschaft vorzulegen und ihre 
Meinung über die Umwandlung des Botanischen Vereins der Provinz 
Brandenburg in eine Deutsche Botanische Gesellschaft einzuholen. 
Das Ergebnis dieser Befragung war, dass sich 164 ordentliche 
Mitglieder, darunter 4 bedingungsweise, für die Umwandlung, 27 
dagegen aussprachen, während 67 die Anfrage unbeantwortet liessen. 
In Folge der hierauf an sämtliche deutsche Botaniker erlassenen Auf- 
forderung erklärten mehrere Hundert derselben (worunter eine bedeutende 
Zahl Mitglieder unseres Vereins) ihren Beitritt zur Deutschen Botani- 
schen Gesellschaft, die sich am 16. und 17. September dieses Jahres 
nach definitiver Feststellung ihrer Statuten zu Eisenach constituirt 
hat. Es wurden hierbei auch eine Reihe von Bestimmungen für den 

Verhandl. des Bot. Vereins f, Brandenb. XXIV. B 


vn 


Fall des Aufgehens unseres Vereins in die Deutsche Botanische Gesellschaft 
getroffen. Nach den Bestimmungen unserer Vereinsstatuten konnte dies 
Aufgehen nur in der Form der Auflösung des Vereins und der Ueberweisung 
seines Eigentums an die Deutsche Botanische Gesellschaft stattfinden, 
ein Vorgang, über dessen Modalitäten in $ 21. unserer Statuten Be- 
stimmungen getroffen sind. In Folge der besprochenen Verhandlungen be- 
antragte mithin die Mehrzahl der Mitglieder des ursprünglichen Comites 
die Auflösung unseres Vereins, ein Antrag, zu dessen Genehmigung 
nach 8 21." die Zustimmung von °/, sämtlicher Mitglieder erforderlich 
ist. Da nach demselben Paragraphen in diesem Falle auch eine 
schriftliche Abgabe der Stimmen’ gestattet ist, so schien es zweckmässig 
eine schriftliche Abstimmung sämtlicher Mitglieder herbeizuführen. 
Diese Abstimmung hat die Ablehnung des Antrages ergeben. Eine 
Anzahl von Mitgliedern! hält, in Erwägung, dass die Sicherstellung 
der botanischen Erforschung des Vereinsgebietes in bindender Form 
dureh die Statuten der”Deutschen Botanischen Gesellschaft sich nicht 
hat ermöglichen lassen, das Fortbestehen des Vereins für wünschens- 
wert, ‚erachtet aber ein friedliches und freundliches‘ Verhältnis 
beider Vereine für in beiderseitigem Interesse geboten. ‘Sie ’'hat daher 
beantragt, um eine zweckmässige Arbeitsteilung zwischen beiden Ver- 
einen zu erreichen, die Pflege der allgemeinen Botanik 'sowie die 
monatlichen, wissenschaftlichen Sitzungen der Deutschen Botanischen 
Gesellschaft zu überlassen. Es wird Aufgabe der Versammlung sein, 
dureh Beschlussfassung über diesen Antrag die weitere "Thätigkeit 
unseres Vereins, die selbstverständlich in der bisherigen: Weise nicht 
fortgesetzt werden kann, derart zu regeln, dass beide Vereine zur 
möglichsten‘ Befriedigung ihrer ‘Mitglieder und zum‘ Vorteile der 
Wissenschaft neben einander bestehen können. 


Hierauf berichtete der Kassenführer, Herr A. Winkler, über die 
Vermögenslage des Vereins. Die Revision der Rechnungen und der 
Kasse fand am 23. Oktober d. J. durch die Herren A. W. Eichler 
und F. Dietrich statt (letzterer trat für den am Erscheinen ver- 
- hinderten Herrn A. Garcke ein); die Bücher wurden ‚als ordnungs- 
mässig geführt und sowohl mit den Belägen, als mit, dem im; vorge- 
legten Abschlusse nachgewiesenen, baar vorgelegten Soll- Bestande 
übereinstimmend gefunden. 

Die Jahresrechnung für 1881 enthält folgende Positionen: 


A. Reservefond. 
1. Einnahme. 
Bestand von 1880 (S. Verhandl. 1881 S. XIX) . 1098 M. 20 Pf. 


Zinsen für 900 M. a 41,9% : . 3 43:7, 88 9 
Einmalige Beiträge der eb anseie Ä. En sten dit 
Kuberhatu 27% 200 „ — , 


San 1342. „een 


XIX 
2. Ausgabe. 
Zuschuss zum Ankauf einer eonsolidirten Anleihe 
über 300 M. a 41° (No. 16587) . . . . 17 M. 50 Pf. 
(Die Mehrkosten beim Umtausch einer eneroie 
Märkischen Prior.-Oblig. über 300 M. (4!/,%/,) 
gegen eine consol. Anleihe über 300.M. (4'/,°/,) 
No. 113590 sind aus Privatmitteln gedeckt worden.) 


Einnahme 1342 „ 8, 
Bestand 1324 „ 58 „ 


B. Laufende Verwaltung. 
1. Einnahme. 


a. Laufende Beiträge der Mitglieder . . 2... 1149 M. 50 Pf. 
b. Rückständig gewesene ... Arsen 
e. Beihilfe vom Provinzial- keinen Ele rainz 

Brandenburg . . . 500.» — » 
d. Desgl. vom König]. Nieten der: a, 

Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten. . 600 „ -- , 
P- Ssonstige Einnähmenes14:nl .uasisasshzed, m. 1dl 01688, 148, 

Summa 2461 „ 9 „ 
2. Ausgabe. 
a. Mehrausgabe aus dem en > Verhandl. 

ABER) 15h. sdsalu A di. 22 20303211220: 5, 
BrBinickkosten sıh. arıiszA. nsesih..1sch. anmmaslarn] 244, >05), 
gerArhistisches Beilagen si darbastareriadia2.oin SullV 5, 
di: Buchbinder-Arheiten #25: 5 22%). aus „0% 1153325250, 
e. Porto und Verwaltungskosten . .. 2 202.204 „ 5, 
f. Beihilfe zu botanischen Reisen in der Provinz. 120 „ — ,„ 
8. Verschiedene Ausgaben . . . . 2... 2... Ab. lb, 


5 
Summa 2008 „ 22 „ 
Einnahme 2461 „ 5 „ 


Bestand 453 „3, 


Hierauf teilte der Vorsitzende das Ergebnis der über den Antrag 
von Wittmack und Genossen auf Auflösung des Vereins stattge- 
fundenen schriftlichen Abstimmung mit. Es wurden 230 Karten ver- 
sendet, von denen 50 nicht zurückgelangt sind. Von den 180 Ab- 
stimmenden haben sich 110 gegen den Antrag, 65 für denselben 
erklärt, 5 haben sich der Entscheidung enthalten. Eine über diesen 
Gegenstand beantragte Discussion wurde abgelehnt. 


Es folgte hierauf die Beratung des Antrags von P. Ascherson 
und Genossen auf Abänderung mehrerer Statutenparagraphen mit 
Rücksicht auf die erfolgte Bildung der Deutschen Botanischen Ge- 
sellschaft, welcher nach längerer erregter Debatte, an der sich 

B* 


XX 


ausser dem Antragsteller die Herren A. Orth, C. Rensch, N. Prings- 
heim und C. Bolle beteiligten, in folgender Fassung angenommen 
wurde: 

1. In $ 2 der Vereins-Statuten vom 2. Oktober 1875 werden die 
Worte: „das Studium der Botanik in ihrem ganzen Umfange, ins- 
besondere“ gestrichen. 

2. Der Jahresbeitrag beträgt von nun an unter Fortfall der Porto- 
beiträge 5 Mark ($ 5 der Statuten, unter Aufhebung der Beschlüsse vom 
26. Oktober 1878 und 30. Oktober 1880.) 

3. 8 14 derselben Statuten wird gestrichen. 

4. In $ 15 derselben Statuten wird statt der Worte: „Ausserdem 
hält der Verein“ gesetzt: „Der Verein hält“. 

5. In $ 15 werden die Worte: „sowie die über die monatlichen 
wissenschaftlichen Sitzungen“ gestrichen und die am 26. Oktober 1878 
und 30. Oktober 1880 zu diesem Paragraphen gefassten Beschlüsse 
ausser Kraft gesetzt. 

6. Im November und December 1882 werden in: Anschluss an 
die bisherige Praxis der Veröffentlichungen und den Beschluss der Deut- 
schen Botanischen Gesellschaft, ihre Thätigkeit erst im Januar 1883 
zu beginnen, noch wissenschaftliche Sitzungen des Vereins stattfinden. 

(Der nunmehrige Wortlaut der Statuten ist als Anlage A. 
mitgeteilt.) 


Ferner gelangte folgender Antrag des Herrn A. Orth zur Annahme: 

Für den Fall, dass die Deutsche Botanische Gesellschaft die 
Mitwirkung der Local-Vereine in den einzelnen deutschen Territorien 
in Anspruch nehmen sollte, behält sich der Verein weitere Beschluss- 
fassung vor. 


Der Vorsitzende sprach hierauf dem Vereine den von der 
Deutschen Botanischen Gesellschaft in ihrer Sitzung zu Eisenach am 
16. September 1882 für die Behufs Bildung derselben ergriffene 
Initiative votirten Dank aus. 


Die Vorstandswahlen ergaben folgendes Resultat: 


Prof. Dr. A. Garcke, Vorsitzender. 

Prof. Dr. P. Magnus, erster Stellvertreter. 

Oberlehrer Dr. E. Loew, zweiter Stellvertreter. 

Prof. Dr. P. Ascherson, erster Schriftführer. 

Oberlehrer Dr. E. Koehne, zweiter Schriftführer. 

Custos F. Dietrich, dritter Schriftführer und Bibliothekar. 
Geh. Kriegsrat a. D. A. Winkler, Kassenführer. 


XXI 


In den Ausschuss wurden gewählt die Herren: 
Prof.: Dr. A.:'W. Eiehler, 
Prof. Dr. A. B. Frank, 
Prof. Dr. L. Kny, 
Dr. F. Kurtz, i 
Prof. Dr. S. Schwendener, 
Prof. Dr. L: Wittmack. 


Herr P. Ascherson zeigte hierauf einige bemerkenswerte, von 
Herrn G. Ruhmer auf seiner Bereisung des nordöstlichsten Teiles 
der Provinz aufgefundene Arten vor: 

Juncus tenuis Willd. Promenadenweg zwischen Buchthal und 
Hertelsaue Kr. Arnswalde (von Herrn F. Paeske bestimmt). Bisher 
nur aus dem südlichen Gebiet bei Zerbst (Schneider) und Kalau (A. 
Schultz) bekannt. 

Poa-Chaisci Vill. Stadtforst bei Friedeberg. Wildwachsend 
bisher nur an der Westgrenze des Gebiets bei Neuhaldensleben ge- 
funden und an der Nordgrenze bei Strassburg U.M. angegeben; mit 
Grassaat verschleppt bei Zichtau unweit Gardelegen, Berlin, Potsdam, 
Luckau und Freienwalde. 

Gluceria nemoralis Uechtr. und Keke. Stadtforst bei Friedeberg; 
am „Kanal“ bei Marienspring unweit Marwitz, Kr. Landsberg und 
wohl weiter verbreitet. In der Provinz bisher nur bei Driesen (von 
wo sie Körnicke in Lasch’schen Exemplaren sah) 1879 von Herrn 
F. Paeske wieder aufgefunden. 

Equisetum maximum Lmk.  An.der Zanze im Friedeberger Stadt- 
forst, wie im Kreise Deutsch-Krone mit @lyceria nemoralis. 


Ferner teilte der Vortragende mit, dass Herr G. Ruhmer 
zur Wiederherstellung seiner angegriffenen Gesundheit demnächst eine 
Reise nach  Benghasi (Cyrenaica) antreten werde, auf welcher er 
umfangreiche botanische Sammlungen zu machen gedenke. [Leider 
ist der Reisende, wenige Monate nach der Rückkehr von der erfolg- 
reich durchgeführten Unternehmung, seinen Leiden erlegen]. 


Herr L. Wittmack legte die Zeichnung einer monströsen 
Mohrrübe vor, die im Original dem Museum der Landwirtschaftl. 
Hochschule von Herrn Ackersmann Christoph Lehneke in Vitzke 
bei Salzwedel zum Geschenk gemacht war. Allem Anschein nach 
handelt es sich hier um eine wohl durch zu dichten Stand, also durch 
Raummangel, veranlasste Verwachsung mehrerer Rüben. Man er- 
kennt mehr oder weniger deutlich 5 'abgeschnittene Köpfe und anstatt 
einer einzigen Hauptwurzel zeigen sich .deren 12, ja wenn man die 
Narben von 3 anscheinend abgebrochenen hinzurechnet, 15. Das 


9.411 


Exemplar gehört der grossen Varietät der sog. Pferde- oder Futter- 
möhre an, mass mit ihren gesamten Wurzeln ca. 12 cm im Durch- 
messer, am Kopfende ca. 9 cm; es hatten die einzelnen Wurzeln 
eine verschiedene Länge, die bis 26 cm stieg, ungerechnet das hier 
meist umgebogene untere Ende, welches bis 13 cm mass, so dass sich 
eine Gesamtlänge der einzelnen Wurzeln bis 39 cm ergab. Da alle 
längeren Wurzeln umgebogen, so muss man schliessen, dass dieselben 
bei ihrem Bestreben in die Tiefe zu wachsen auf ein Hindernis ge- 
stossen waren. Der Raummangel scheint es auch gewesen zu sein, 
der einige Wurzeln zwang, sich in eiwas spiraliger Richtung um die 
andern zu legen, resp. zwischen ihnen ‚hindurch zu wachsen. 
Derselbe machte ferner auf das soeben erschienene höchst 
wichtige Werk von Alphonse de Candolle, Origine des plantes 
cultivges, Paris Germer Bailliere & Co. (Bibliotheque scientifique 
internationale XLIID) 1883 aufmerksam, in welchem der mit einer 
staunenerregenden Kenntnis der Litteratur ausgerüstete Verfasser den 
Ursprung und die Geschichte der Culturpflanzen in meisterhafter 
kritischer Weise darlegt. Ganz besonders erfreut war Redner darüber, 
dass auch de Candolle seiner Ansicht zuneigt, die Gartenbohnen 
(Phaseolus vulgaris L.) seien amerikanischen Ursprungs (Sitzungsber. 
des Bot. Vereins der Prov. Brandenburg, 19. December 1879 S. 176 ff.) 


Herr Boettger zeigte Farne aus Honolulu vor. 
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. Die Mehrzahl der Ver- 


sammelten blieb noch einige Stunden im Restaurant Schulz (Potsdamer- 
Str. 20) in geselliger Vereinigung beisammen. 


Anlage A. 


statuten 


des 


Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. 
(Nach den Beschlüssen vom 30. Oktober 1882). 


$ 1. Der Verein führt den Namen: „Botanischer Verein der 
Provinz Brandenburg“. \ 

$ 2. Der Zweck des Vereins ist, die Erforschung der Flora der 
Provinz Brandenburg und der angrenzenden Länder zu fördern. 

$ 3. Der Verein besteht aus ordentlichen ($ 4), Ehren- ($ 7) und 
aus correspondirenden Mitgliedern ($ 8). Die Geschäfte des Vereins 
werden durch einen Vorstand geleitet ($ 9), dem ein Ausschuss ($ 13) 
zur Seite steht. 

$ 4. Als ordentliches Mitglied kann jede Person aufgenommen 
werden, von der zu erwarten ist, dass sie den Zwecken des Vereins 
förderlich sein werde. 

Wer Mitglied zu werden wünscht, hat sich deshalb direct oder 
durch Vermittlung eines Mitgliedes, mündlich oder schriftlich an eins 
der Vorstandsmitglieder zu wenden. Der Antrag unterliegt der Prüfung 
und Entscheidung des Vorstandes ($ 12); ergeben sich innerhalb des- 
selben gegen die Aufnahme Bedenken, so ist die Ansicht des Aus- 
schusses einzuholen; erklärt sich auch dieser gegen den Antrag, so 
silt derselbe als abgelehnt. Die erfolgte Aufnahme wird dem Nach- 
suchenden schriftlich mitgeteilt. 

$5. Jedes ordentliche Mitglied zahlt einen Jahresbeitrag von 
5 Mark. Es steht jedoch Jedem frei, durch einmalige Zahlung von 
100 Mark dieser Verpflichtung ein für allemal enthoben zu werden. 
Diese Summe ist dem zinsbar angelegten Vermögen des Vereins 
hinzuzufügen. 

Die zur jährlichen Zahlung des Beitrags verpflichteten Mitglieder 
werden vom Kassenführer zu Ende März eines jeden Jahres durch 
Cireular erinnert; neu eingetretene Mitglieder haben den vollen Bei- 
trag für das laufende Jahr zu zahlen. 

Wer mit einem Jahresbeitrag im Rückstand ist, wird im März 


XXIV 


des folgenden Jahres bei der gewöhnlichen Erinnerung zur Zahlung 
des Rückstandes aufgefordert. s 

Erfolgt auch dann die Zahlung im Laufe des Jahres nicht, dann 
gilt das Mitglied als ausgeschieden. 

Mitglieder, welche sich ausserhalb Europas befinden, sind für 
die Jahre ihrer Abwesenheit zur Zahlung des Beitrages nicht ver- 
pflichtet 

8 6. Sollte der Vorstand gegen das fernere Verbleiben eines 
Mitgliedes in dem Vereine erhebliche Bedenken hegen, so hat er in 
gemeinsamer Sitzung mit dem Ausschusse das Recht, die Ausschliessung 
des betreffenden Mitgliedes auszusprechen. 

$ 7. Zu Ehrenmitgliedern können solche Personen erwählt werden, 
welche sich durch hervorragende Leistungen in der Botanik ausge- 
zeichnet oder durch grossmütige Förderung der Zwecke des Vereins 
sich besondere Verdienste um denselben erworben haben. Der Vor- 
schlag zu ihrer Wahl muss von mindestens fünfzehn Mitgliedern 
unterzeichnet, schriftlich dem Vorstande drei Wochen vor der Herbst- 
versammlung eingereicht werden, der mit dem Ausschusse zusammen 
darüber Beschluss fasst. Die Ernennung erfolgt in der Herbstver- 
sammlung ($ 15), nachdem der Antragsteller seinen Antrag motivirt 
hat, ohne Debatte in geheimer Abstimmung durch einfache Stimmen- 
mehrheit der anwesenden abstimmenden Mitglieder. 

$ 8. Zu correspondirenden Mitglieder können solche Personen 
erwählt werden, welche Interesse für den Verein zeigen oder mit deneu 
dieser Beziehungen zu unterhalten wünscht. Vorschläge können von 
jedem Mitgliede beim Vorstande eingebracht werden, nach dessen Zu- 
stimmung über dieselben in der nächstfolgenden Haupt-Versammlung 
($ 15) mit einfacher Majorität beschlossen wird. Innerhalb Europas 
wohnende correspondirende Mitglieder können jederzeit, falls sie sich 
zur Zahlung des Beitrages bereit erklären, die ordentliche Mitglied- 
schaft ohne besonderen Beschluss des Vorstandes erwerben, 

$ 9. Der Vorstand des Vereins besteht aus: einem Vorsitzenden, 
zwei Stellvertretern desselben, einem Schriftführer, zwei Stellvertretern 
desselben, von welchen der eine zugleich Bibliothekar ist, und einem 
Kassenführer. 

$ 10. Die Walıl des Vorstandes erfolgt auf der Herbstversammlung 
mittelst Stimmzettel durch absolute Stimmenmehrheit der anwesenden 
Mitglieder. Ueber jedes Vorstandsmitglied wird besonders abgestimmt. 

Die Vorstandsmitglieder müssen in Berlin wohnhaft sein. 

& 11. Der Vorsitzende (oder im Behinderungsfalle einer seiner 
Stellvertreter) leitet nach den in parlamentarischen Versammlungen 
üblichen Regeln die Versammlungen und vertritt den Verein nach 
aussen. Zugleich beruft er die Sitzungen des Vorstandes und des 
Ausschusses, in welchen er ebenfalls den Vorsitz führt. 


AXV 


Die Schriftführer besorgen die Einladungen zu den Versammlungen 
und führen auf denselben das Protokoll, sowie die Correspondenz des 
Vereins. Sie redigiren die vom Verein herausgegebenen Verhandlungen. 

Der Bibliothekar ordnet und verwaltet die Bibliothek, sorgt für 
ihre Erhaltung und controlirt die entliehenen Werke. 

Der Kassenführer verwaltet-die Kasse des Vereins, zieht die Bei- 
träge ein, und führt die Rechnung über Einnahme und Ausgabe. 

$ 12. Der Vorstand ist nur. beschlussfähig, wenn ausser dem 
Vorsitzenden (oder einem seiner Stellvertreter) mindestens drei seiner 
Mitglieder anwesend sind. 

Der Vorstand fasst seine Beschlüsse mit einfacher Majorität; 
bei Stimmengleichheit entscheidet der Vorsitzende. 

$ 13. Der Ausschuss besteht aus sechs in Berlin wohnhaften 
Mitgliedern, welche auf der Herbstversammlung mittelst Stimmzettel 
durch absolute Stimmenmehrheit der anwesenden Mitglieder gewählt 
werden. Der Vorstand legt zu diesem Zwecke eine Vorschlagsliste 
vor, welche mindestens die doppelte Zahl der zu wählenden Per- 
sonen enthält, und in welcher die verschiedenen Richtungen, in denen 
sich die Aufgaben der Gesellschaft bewegen, möglichst zu berück- 
sichtigen sind. Die Versammlung ist an die Vorschlagsliste nicht 
gebunden. Er 

$ 14. Der Ausschuss steht in allen wichtigen Fragen dem Vor- 
stand als Beirat zur Seite. 

Derselbe wählt aus seiner Mitte mit. absoluter... Stimmen- 
mehrheit der anwesenden Mitglieder zwei Revisoren für die: Kasse; 
die Revision muss vor der Herbstversammlung. vollzogen sein; ihr 
Resultat wird auf dieser Versammlung vom Ausschuss mitgeteilt... 

8 15. Der Verein hält jährlich zwei Versammlungen ab; die 
erste an einem durch den Vorstand in Gemeinschaft mit, dem Aus- 
schusse nach freier Wahl zu bestimmenden Orte, 'in der. Regel am 
Himmelfahrtstage oder am Sonntage nach Pfingsten, event., falls beide 
Termine nicht passend erscheinen, an einem zwischen ihnen gelegenen 
Tage; das zweite Mal in Berlin am letzten Sonnabend des Oktober.. 

Die Frühjahrsversammlung, für. deren. Ort die verschiedenen 
Gegenden des Vereinsgebietes möglichst zu berücksichtigen sind, ist 
mit Ausnahme der Wahl correspondirender Mitglieder ($. 3) aus- 
schliesslich wissenschaftlichen Zwecken gewidmet und wo möglich 
mit einer Excursion zu verbinden. 

Auf der Herbstversammlung werden zunächst die Geschäfte des 
Vereins erledigt Der Vorstand erstattet den Jahresbericht, der Aus- 
schuss macht das Resultat der Kassenrevision ($ 14) bekannt, sodann 
wird die Wahl von etwa vorgeschlagenen Ehren- und correspondirenden 
Mitgliedern ($ 7 und 8), dieWahl des Vorstandes ($ 10) und des Aus- 
schusses ($ 13) vorgenommen, auch über etwa vorliegende Anträge ($ 17) 
beraten. — Hierauf folgen wissenschaftliche Mitteilungen. 


XXVl 


8 16. Der Vorstand ist in Uebereinstimmung mit dem..Aus- 
schuss berechtigt, in dringenden Fällen eine ausserordentliche Ver- 
sammlung einzuberufen. 

8 17. Anträge, welche eine Veränderung der Statuten des Ver- 
eins bezwecken, sind, von 15 Mitgliedern unterzeichnet, mindestens 
drei Wochen vor der Herbstversammlung schriftlich dem Vorstande 
einzureichen. Sie müssen in der allen Mitgliedern mindestens eine 
Woche vor der Versammlung zuzusendenden Einladung aufgeführt 
sein. Zu ihrer Genehmigung bedürfen sie der absoluten Stimmen- 
mehrheit der anwesenden Mitglieder. 

Beschlüsse können ‚in diesem Falle nur ‚gefasst werden, 2 
mindestens zwanzig Mitglieder anwesend sind. 

$ 18. Der Verein veröffentlicht alljährlich einen Band Ver- 
handlungen. “Dieselben enthalten die: Berichte über die beiden Ver- 
sammlungen, ferner wissenschaftliche Abhandlungen und Correspon- 
denzen. Die ordentlichen und die Ehrenmitglieder erhalten die Ver- 
handlungen unentgeltlich. Sollte Mangel an Raum eine Bevorzugung be- 
sonders interessanter Arbeiten in der Reihenfolge wünschenswert machen, 
oder eine Arbeit nachı Form oder Inhalt zur Veröffentlichung ungeeignet 
erscheinen, so entscheidet darüber: ein. Beschluss des vereinigten 
Vorstandes und Ausschusses ($ 11). Die Verfasser haben ein An- 
recht auf 25 Freiexemplare ihrer Veröffentlichungen. 

& 19. Die Verhandlungen können nur an diejenigen ordenkliöhent 
Mitglieder ausgegeben werden, zz ‚den entsprechenden Jahresbeitr ag 
bereits berichtigt haben. 

8 20. Aus der Bibliothek können gegen Einlieferung eines unter- 
schriebenen 'und vom Bibliothekar‘ oder einem der Vorstandsmitglieder 
gegengezeichneten Empfangsscheines Bücher‘ entliehen werden. '' Die- 
selben sind 'spätestens'nach sechs Wochen zurückzugeben ; eine‘ Ver- 
längerung dieser Frist kann nur eıfolgen, falls das Buch nicht ander- 
weitig verlangt wird. -Nach auswärts erfolgt die Verleihung auf Kosten 
und Gefahr des Entleihers. 

$ 21. Zur Beschlussfassung über die Auflösung des Vereins sind 
mindestens drei Vierteile der Stimmen sämtlicher Mitglieder , welche 
in diesem Falle "ihre Stimme auch‘ schriftlich "abgeben "können, er- 
forderlich. 

Bei ‘der Auflösung soll das Eigentum des’ Vereins einem andern 
wissenschaftlichen Verein oder Institut des Deutschen Reiches, niemals 
aber Privatpersonen zugewandt werden. 


Anlage B. 


Schreiben des Herrn R. Caspary an Herrn P. Ascherson. 


(Die Gründe, welche die Mehrzahl der Mitglieder bestimmten, 
sich für das Fortbestehen unseres Vereines zu entscheiden, können wohl 
nicht treffender ausgesprochen werden als im nachfolgenden Briefe, 
dessen Wiederabdruck an dieser Stelle daher wohl gerechtfertigt er- 
scheinen dürfte. Red.) 


Königsberg i. Pr. Königl. Botan. Garten, 
den 11. Oktober 1832. 


Hochgeehrter Herr College! 


BER} Ich muss durchaus wünschen, dass die Stiftung des 
Deutsehen Vereins für Botanik nicht die bestehenden Vereine, auch 
nieht etwa aus localen Interessen den Brandenburgischen beeinträchtige 
oder gar vernichtend auf sie wirke, sondern erhaltend und durch Zuwei- 
sung bestimmterer Aufgaben fördernd. Die Mittel des neuen Deutschen 
Vereins werden hoffentlich viel bedeutender als die jedes einzelnen 
provinziellen Vereins sein, reichen aber sicher nicht zu, mit irgend 
weleher Aussicht auf Erfolg die Untersuchung. der geographischen 
Verbreitung der Pflanzen in ganz Deutschland in die Hand zu 
nehmen. Ich spreche aus vieljähriger Erfahrung in dem Preuss. Botan. 
Verein, wohl des einzigen, der planmässig die Feststellung der in seinem 
Gebiet vorkommenden Pflanzen und deren Verbreitung seit vielen Jahren 
verfolgt. Wir haben jedes Jahr 2—3 Reisende, die von Ende April 
bis Anfang September die Untersuchung betreiben und zwar jeder in 
einem einzelnen Kreise. Die Untersuchung wird 2 Sommer für die 
Landpflanzen fortgesetzt bei 23—35 Quadratmeilen der einzelnen Kreise 
und ich untersuche danach mit meinen Mitteln die Seen. Es kostet uns 
jeder Kreis gegen 2000 Mark und die Arbeit geht langsam vorwärts. 
Berechnet man nach diesem Verhältnis die Summen und die Zeit, 
welche eine vom Deutschen Botanischen Verein etwa beabsichtigte 
Untersuchung der phytogeographischen Beschaffenheit von ganz Deutsch- 
land erfordern würde, so muss jedem einleuchten, dass der Deutsche 
Verein der Aufgabe auch mit seinen reicheren Mitteln nicht gewachsen 


XXVIN 


ist. Er wird sich mehr auf das Allgemeine und diejenigen Zweige 
der Botanik richten müssen, die weniger von örtlicher Forschung ab- 
hängig sind, d. h. auf Physiologie, Anatomie, Morphologie, Phytochemie, 
Phytophysik, Paläontologie, Geschichte der Pflanzenwelt. Aber die 
geographische Verbreitung der Pflanzen in Deutschland wird der 
Deutsche Verein nicht zu erforschen im Stande sein und wird die 
Untersuchung derselben localen Vereinen überlassen müssen; daher 
wird der Deutsche Verein weder unsern Preuss. Botan. Verein, noch 
die Botan. Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische 
Cultur, noch irgend einen andern localen Botanischen Verein, auch 
nicht den Brandenburgischen in seiner Existenz bedrohen oder über- 
flüssig machen können, sondern den örtlichen Vereinen die Phyto- 
geographie und was damit zusammenhängt überlassen müssen. Ja 
es wird die Aufgabe des Deutschen Botanischen Vereins sein, locale 
Vereine für die Feststellung der Pflanzenverbreitung überall da her- 
vorzurufen, wo sie noch nicht vorhanden sind, damit ganz Deutschland 
mit einem Netz solcher Forschungsvereine umspannt wird. Die Arbeiten 
der örtlichen Vereine könnten ja dann von dem Deutschen Verein 
in seinen Schriften gedruckt werden, wie z. B. der Preuss. Botan. 
Verein um Kosten zu ersparen seine Berichte in den Schriften der 
Phys.-Oekon. Gesellschaft zu Königsberg erscheinen lässt. Auch aus 
einem anderen Gesichtspunkte erscheint es mir nicht angemessen den 
Brandenburgischen Verein aufzulösen. Der Beitrag für den Deutschen 
Verein — 20 bez. 15 Mark, ist so hoch, dass ihn nicht alle Mitglieder des 
Brandenburgischen Vereins zahlen können. Sollen nun diese weniger 
bemittelten aber vielleicht sehr tüchtigen und eifrigen Mitglieder durch 
Auflösung des Vereins geradezu verstossen werden? Das erscheint 
mir rücksichtslos und hart, und die Folge würde sein, dass sie zu 
einem wohlfeileren Verein, der dem Deutschen gegenüber nicht in der 
besten Stimmung sein könnte, von neuem zusammentreten würden. 
Ad Dass übrigens bei einer solchen Arbeitsteilung die Grenze 
dessen, was dem Deutschen Vereine und was dem localen zukommt, 
sich nicht immer sehr scharf ziehen lassen wird, versteht sich von 
selbst, ist aber gar kein Unglück. 


Hochachtungsvoll und ergebenst 


Rob. Caspary. 


Verzeichnis 


der 


für die Vereins-Bibliothek eingegangenen Drucksachen. 


Vergl. Jahrg. XXI. S. ARXIV ff. 


Geschlossen am 31. März 1883. 


1 Periodische Schriften. 
A. Europa. 
Deutschland. 


Augsburg. Seechsundzwanzigster Bericht des naturhistorischen Ver- 
eins. 1881. : 

Bamberg. Zwölfter Bericht der naturforschenden Gesellschaft. 1882: 

Berlin. Monatsberichte der Kgl. preussischen Akademie der Wissen- 
schaften. December 13831. 

— Sitzungsberichte der Kgl. preussischen Akademie der Wissen- 
schaften. 1882, No. 1—38. 

— Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde. . Jahrg. 
1881. 1882. Ä 

— Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. . Bd. XXX. 
Heft 3, 4 (1881) Bd. XXXIV. Heft 1—3. (1882). 

— Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde. Bd. XVI. Heft 6. (1881) 
Bd. XVII. Heft 1—3 und 6 (1882). 

— Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde. : Bd. VII. No. 
8—10 (1881); Bd. IX. No. 1—7 und 10 (1882); Bd. X. No. 1 
(1883). 

— Gartenzeitung. Monatsschrift für Gärtner und Gartenfreunde. 
(1882) Heft 2—12; (1883) Heft 1—23. 

Bonn. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussi- 
schen Rheinlande und Westfalens. Jahrg. XXXVII. 2. Hälfte 
(1881); Jahrg. XXXIX. 1. Hälfte (1882). 

Bremen. Abhandlungen, herausgegeben vom naturwissenschaftlichen 
Verein zu Bremen. Bd. VII. Heft 3 (1882). 


AXX 


Breslau. Jahresberichte und Abhandlungen der schlesischen Gesell- 
schaft für vaterländische Cultur. Jahrg. LIX. (1882). 

Chemnitz. Siebenter Bericht der "naturwissenschaftlichen Gesell- 
schaft für 1878—80 (1881). 

Danzig. Sehriften der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig. 
Bd. V. Heft 1—3 (1881, 1882). 

Dresden. Sitzungsberichte und Abhandlungen der naturwissenschaft- 
lichen Gesellschaft Isis. Jahrg. 1831. 2 Hefte, Januar — December. 

Emden. Sechsundsechsigster Jahresbericht über die Wirksamkeit 
und den Zustand der naturforschenden Gesellschaft 1880/81. 

Erlangen. Sitzungsberichte der physikalisch-medieinischen Societät. 
Heft 13 (1881); Heft 14 (1882). 

Frankfurt a. M. Berichte über die Senckenbergische naturforschende 
Gesellschaft für 1881,82. 

Freiburg i. Br. Berichte über die Verhandlungen der naturfor- 
schenden Gesellschaft. Bd. VII. Heft 1 (1882). 

Gera. Jahresberichte der Gesellschaft von Freunden der Naturwissen- 
schaften. XVII. XIX. XX. 1875—77. 

Giessen. Berichte der oberhessischen Gesellschaft für Natur- und 
Heilkunde. XXI. (1882). 

Greifswald. Mitteilungen aus dem naturwissenschaftlichen Verein 
von Neu-Vorpommern und Rügen. Bd. XIII. (1832). 

Hamburg. Abhandlungen aus dem Gebiet der Naturwissenschaften, 
herausgegeben von dem naturwissenschaftlichen Verein, Bd. VI. 
2. Abteilung (1883). 

— Verhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins von Hamburg- 
Altona. Bd. VI. (1881). 

— Verhandlungen des Vereins für naturwissenschaftliche Unter- 
haltung. Bd. IV. 1877 (1879). 

Heidelberg. Verhandlungen des naturhistorischen -medicinischen 
Vereins. Neue Folge Bd. Ill. Heft 1, 2 für 1881/82. 

Kiel. Schriften des naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig- 
Holstein. Bd. IV. Heft 2 (1882). 

Königsberg i. O.-Pr. Schriften der physikalisch-ökonomischen Ge- 
sellschaft. Jahrg. XXI. 2. Hälfte (1880); XXI. 1., 2. Abteilung 
(1831). 

Landshut i. Baiern. Achter Bericht des Botanischen Vereins für 
1880/81. 

Lüneburg. Jahreshefte des naturwissenschaftlichen Vereins für das 
Fürstentum Lüneburg. VIII. 1879—82. 
Magdeburg. Jahresberichte des naturwissenschaftlichen Vereins. 

IX. X. XI. (1878—80); XI. (1881). 

Marburg. Sitzungsberichte der Gesellschaft zur Beförderung der ge- 

samten Naturwissenschaften. Jahrg. 1880/81. 


XXX 


Münster. ‚Zehnter Jahresbericht: des westfälischen Vereins für Wissen- 
schaft und: Kunst. für 1881. 

Neubrandenburg: - Archiv „des: Vereins der: Freunde der Naturge 
schichte in Mecklenburg. Jahrg. XXXV. (1881). 

Nürnberg. '' Abhandlungen der - naturhistorischen Gesellschaft. Bd. 
VII. (1881). 

Offenbach. , Bene des Offenbacher Venbins für Naturkunde. XV. 

or &VAll. (A878); 

Rheinpfalz.. ‘Jahresberichte der Pollichia, siabsınahurwissenschaft- 
liehen ' Vereins=der ‚Rheinpfalz. Dünkheim: XXXVI (1879); 
XAXVI-XRAIX. (1881). 

Sondershausen. Correspondenzblatt des botanischen Vereins „Ir- 
mischia“ für Thüringen. Jahrg IL: No. 1-7 (1882);: Jahrg. ID. 
No. 1 (1883). 

Abhandlungen des: Thüringischen botanischen _Vereins Irmisehia 
(red. v. Prof. Dr. Leimbach)' Heft:;1, 2: (1882). 

Stuttgart.  Jahreshefte des Vereins. für vaterländische Naturkunde 
in Württemberg. Jahrg. XXX VII. (1832). 

Westpreussen....Beriehte über: die: vierte Wanderversammlung des 
westpreussischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Elbing 1881 
und, über .die fünfte :zu.:Culm: 1882. 

Wiesbaden. ‚Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde. 
Jahrg. XXXHL, XXXIV. (1880/81); Jahrg. XXXV. (1882). 

Würzburg... Sitzungsberichte der physikalisch-medieiniseben Gesell- 
schaft. Jahrg. 1881. 


Oesterreich- Ungarn. 
a. Cisleithanien. 
Brünn. ‚Verhandlungen des naturforschenden Vereins. Bd. XIX. (1880). 
Graz. Mitteilungen ‚des: naturwissenschaftlichen Vereins für: Steier- 
mark. . Jahrg... 1881. 
Innsbruck. Berichte des naturwissenschaftlich- medicinischen Vereins, 
Jahrg. X1l, 1881/82. 
Klagenfurth. | Carinthia; Zeitschrift für Vaterlandskunde, Belehrung 
und Unterhaltung ete. Jahrg. LAXU. No. 1--7 und 12 (1882). 
— „Jahrbuch des naturhistorischen‘Landesmuseums von Kärnthen, Heft 
XV. (1882). 
— Kärnthner Gartenbau-Zeitung; . : Heft. 1V. (1881). 
Linz. Jahresbericht des ‘Vereins: fürı Naturkunde in: Oesterreich ob 
der Enns. X. (1882). 
Prag. Jahresbericht des naturhistorischen Vereins Lotos. Neue Folge, 
Bd. 11. (1832). 


XXXII 


Reichenberg. Mitteilungen „aus_‚dem Vereine der Naturfreunde. 


Jahrg. XII. (1882). 

Triest. Bollettino della Societä Adriatiea di seienze naturali. Vol. 
VII (1832). 

"Wien. Verhandlungen der K. K. Zoologisch--Botanischen Gesellschaft 
Bd. XXXI. (1882). 


— Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlieher 


Kenntnisse. Bd. XXI. (1882). 
— Berichte des naturwissenschaftlichen Vereins an der K. K. tech- 
nischen Hochschule. V. (1882). | 


b. Transleithanien. 


Budapest. ‚:Termeszetrajzi Füzetek.' -Bd. V. Heft 2—4 (1882). 

— Literarische Berichte aus Ungarn: über die Thätigkeit. der. ungari- 
schen Akademie der Wissenschaften und ihrer Commissionen, des 
ungarischen Nationalmuseums ete. Bd. II. (1879); Bd. IV. (1880). 

Hermannstadt. Verhandlüngen’und Mitteilungen des siebenbürgischen 
Vereins für Naturwissenschaften. Jahrg. XXXl. (1881); Jahrg. 
-„AXAI: (1882). 
Klausenburg. Erdelyi Muzeum.:- Evfolyam ‚VIII. Szam 9, 
— ‚Magyar.‘ növenytani, lapok kiadja Kanitz. A.. -Evf.; VI. ‚(1882) 
Szam 64-72; Evf. VII. (1833) Szam 73—175. 


Portugal. 
Lisboa. "Jornal’ de Scienceias mathematicas, physicas e naturaes 
publicado sob os auspicios da Academia real das Seieneias de 
'" Lisboa. No. 24-929 (1878-80). 
— Sesszo 'publica da Academia real das Seieneias de Lisboa 9. Juni 
a & 
— Memorias da Academia real das Seieneias de Lisboa Classe de 
Scieneias mathematicas, physicas e naturaes Nova Serie Tom. V. 
parte II. (1878); Tom. VI. parte I. (1881). 


Frankreich. 

Bordeaux. Actes de la Soeciete Linneenne. Vol. XAXXIV (1880); 
XXXV. (1881). 

Cherbourg. Memoires de la Societe nationale des Sciences näturelles 
et mathematiques. Tome XXI. (1879); Tom..XXIll. (1881). 

— Catalogue de la Bibliotheque de la Soeciete ete. par A le Jolis. 
2e Edition. Premiere Partie Jan. 1881. 

Lyon. ;Annales de,la Soeiete botanique. ‚Ann. X. No. 1,(1882);,, St. 
Lager Catalogue des plantes vaseulaires, de la Flore du Bassin 
du Rhöne. Derselbe, Titel und Bogen 1, 2 (1885). 


a 


DE 0 


XXX 


Italien. 


Firenze. Nuovo Giornale botanico italiano. Ed. T. Caruel. Vol. 
XIV. No. 1—4 (1882); Vol. XV. No. 1. 

Milano. Atti della soeieta italiana di”scienze naturali. Vol. XXI. 
Fase. 3. 4 (1831). 

_ Pisa. Atti della soeieta tosecana di scienze natural. Memorie Vol. 
V. Fase. 1 (1381). 
— Processi verbali. Vol. II. (1881) Maggio et Luglio (1882). 

‚Roma. Atti della R. Academia dei Lineei. Memorie della Classe 
de scienze fisiche, matematiche e naturali. Vol. VII. VII. (1880); 
Vol. IX. X. (1881). : 

— Atti della R. Academia dei Lineei. Serie terza. Transunti. Vol, 
VI. Faseie. 2—14; Vol. VII Faseie. 1—4 (1882/83). 

Venezia. Atti del Reale Istituto venetoe. Tom. VII. Disp. 1—9 
(1880/81). 

Schweiz. 

Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft. 62. 
Jahresversammlung in St. Gallen (1873—79); 64. Jahresver- 
sammlung®in Aarau (1880/81). 

Basel. Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft. Th. VI, 
Heft 1 (1882). 

Bern. Mitteilungen der naturforschenden Gesellschaft. No 1004—1029 
(1881/82). 

Chur. Jahresberichte der naturforschenden Gesellschaft Graubündtens. 
Bd. XXV. (1882). 

St. Gallen. Berichte über die Thätigkeit der St. Gallischen natur- 
wissenschaftlichen Gesellschaft. Jahrg. 1880/81 (ed. 1882). 

Lausanne. Bulletin de la Societe vaudoise des Sciences naturelles 


Vol. XVII. No. 87. 
Belgien. 


Bruxelles Bulletins de la Societe Royale de botanique de Belgique. 
Tome XX. (1881); XXL (1883). 


Niederlande. 
Nymwegen. Nederlandsch Kruidkundig Archief. Ser. I. Deel IN. 
Stuk 4 (1882). 
Luxemburg. 


Luxemburg. Publications de la Seetion historique de !’Institut Royal 
Grand-Ducal. Vol. XXXV. (1881). 


Verhandl. des Bot. Vereins f. Branienb. XXIV, % 


IXXIV 


England. 

Edinburgh. Transactions and Proceedings of the Botanical Society. 
Vol. XIV. p. Il. (1882). 

— Royal botanice Garden of Edinburgh. Report. 1873—1880, 

London. The Journal of the Linnean Society. Vol. XIX. No. 
114—121. 

— Proceedings of the Linnean Society of London. From Novbr. 
1875 to June 1880. 

— Journal of the Royal Microscopical Society. Ser. II. Vol. I. 
Part. 1—6 (1882); Vol. II. Part. I. (Febr. 1883). 


Dänemark. 
Kopenhagen. Videnskabelige Meddelelser fra den naturhistoriske 
Forening. For Aaret 1881 Hefte 1,:2. 
— Botanisk Tidsskrift udgivet af den botaniske Forening i Kjoben- 
havn. 13 Bind 1 Häfte (1882). 


Schweden. - 


Lund. Botaniska Notiser. Utgifne af C. F. 0. Nordstedt för Är 
1882 Häft 1-6; 1883 Häft 1. 2. 


BR Russland. 
Dorpat. Sitzungsberichte der Dorpater _Naturforschergesellschaft. 
- Bd. VI, Heft 1 (1882). | 

— Archiv für die Naturkunde Liv-, Est- und Kurlands. 1. Serie. 
Biologische Naturkunde. Bd. IX. No. 3—4 (1881). 

Helsingfors. Notiser ur Sällskapets pro Fauna et Flora fennica 

. Förhandlingar. Ny Serie Femte Häftet (1882). 

Jekaterinburg. Bulletin de la Societe Ouralienne d’amateurs de 
Sciences naturelles. Tome VI. livr. 2, Tome VII. livr. 1. 2 
(1881/82). | 

Moskau. Bulletin de la ,Societe ‚imperiale des naturalistes de Mos- 
cou. Tome LVI. No. 2—4 (1881). 

— Table generale et systematique des matieres contenues: dans les 
premiers 56 vol. (ann. 1829—1881) du Bulletin de la Societe im- 
periale des naturalistes de Moscou par E. Ballion (1882). 

Odessa. Neurussische Gesellschaft der Naturforscher. Tom. VII. 
No. 2 (1881). | 

St. Petersburg. Acta Horti Petropolitan.. Tom. VII. Faseiec. II. 
(1831). 

Riga. Correspondenzblatt des Naturforscher-Vereins zu Riga. Jahrg. 
XXI. (1875); XXIL (1877); XXV. (1882). 


ARıV 
B.: Asien. 
Japan. 
Yokohama. Mitteilungen der deutschen Gesellschaft, für Natur- und 
. Völkerkunde Ostasiens. Bd. II. Heft XXV. (1881); XXVI. XXVIL. 
(1882). 
a Java 
Batavia.. Annales du Jardin botanique, de ‚Buitenzorg publ. par 


Scheffer. Vol. I. (1876); ‚par Treub. Vol. I. p. 1 no Vol. 
IN. p. 1 (1882). 
C. Amerika, 
Vereinigte Staaten. 
Boston. Proceedings of the American Academy of Arts and Sciences. 
New Series Vol. VII. Part. Il. Juni 1881. 
Cambridge. Memoirs of the American Academy of Arts and Sciences. 
Vol. XI. Part. 1. (1882) » b 3 w il 
New 'York.; Annals of the ‚New ‘York Academy of Sciences. Vol. 
—_INo. 14; Vol. II. No. 1-6 (1881):, 
Philadelphia. Proceedings of the Academy of Natural Sciences of 
Philadelphia for the year 1881, Part: 1—3. 
Salem. Proceedings of the American Association for the Advan- 
cement of Science. Twenty-Ninth Meeting. 1880. 
_ Washington. Annual Reports of the Board of Regents of the Smith- 
sonian Institution etc. Jahrg, 1880. 
— Annual Report of the Commissioner of Agriculture for 1878 
and 1879. 
— Congressional Directory 1882, 


D. Australien. 


Neu-Holland. 


Adelaide. Report of the Progress and Condition of the. botanie 
Garden and Government Plantations. 1881. 


Neu-Seeland. 


Wellington. Transactions and Proceedings of the New Zealand 
Institute. ‚Vol. X111..1880, Vol. XIV. 1881. 


C* 


XXXVI/ 


11. Selbständig erschienene Schriften, Separat- 
Abzüge aus Journalen etc. 


Boissier, E.'‘Floraorientalis. ‘Vol. V. Fase.l. (EB: 

Bröndel Insektenfressende Pflanzen. Berlin. 

Buesgen. Die Entwickelung der Phycomycetensporangien. . Berlin 
(1882). 

Celakovsky, L. 'Zur Kritik der Ansichten von der Fruchtschuppe: 
der Abietineen. Prag, 1882. ’S.-A. 

Ebel, Guil. De Armeriae. genere. Geschenk des Hörn P. Magnus. 

Ficalho, Conde de. Flora dos Lusiados. DB 1880. Von! der 
Acad. real das Sciencias.. 

Franke, M. Beiträge zur Kenntnis der Wörzelsaritaliheningiez SA 
Geschenk des Herrn A.’Treichel. 

Frantzen, W. Uebersicht der geologischen Verhältnisse bei Meiningen, 
Von a Deutschen geologischen: Gesellschaft. 

Haynald, L. Castanea vulgarıs Lam. S-A. 

— Ceratophyllum pentacanthum (1831). S.-A. 

Hentig, H. Flora von Eberswalde (1882). 

Herpell, G. Präpariren der Hutpilze. Bonn 1880. S.-A. 

Huth, Dr. E. Flora von Frankfurt a. O. (1882). 

Le Jolis, A. Note sur le Myosotis sparsiflora. S.-A. 

Maderspach, L:  Magyarorszag vasercz fekhelyei. Budapest (1880). 
Von der K. Mag. Termesz. Tarsulat. 

Mehlis. Grabfunde der Steinzeit. Duerkheim (1881). Von der 
Pollichia. 

Müller, Baron F. von. Fragmenta Phytographiae Australiae. Vol. 
XI. 1878—81. BINARS ie 
Oerley, Ladislaus. Monographie der Anguilluliden. Budapest 

1880. Von der K. Mag. Termeszettudomäanyi Tarsulat. 

Potonie, H. Anatomie der Lenticellen der Marattiaceen. S.-A. 

— Die Beziehung zwischen dem Spaltöffnungssystem und dem Ste- 
reom bei den Blattstielen der Filicineen. S.-A. 

— Der Königl. Botanische Garten und das Botanische Museum zu 
Berlin (1882). S.-A. 

— Das mechanische Gewebesystem der Pflanzen. S.-A. 

— Ueber die Zusammensetzung der Leitbündel bei den Gefässkrypto- 
samen. Berlin 1883. S.-A. 

Power, F. B. On the constituents of the rhizome of Asarum cana- 
dense L. Dissertation. Strassburg (1880). Von der Kaiserl. 
Universitäts-Bibliothek. 

Prahl. Schleswigische Laubmoose. S.-A. 

Ribeiro, J. S. Historia dos Estabelecimentos scientificos litterarios 


XXXVI 


e. artistieos de. Portugal Tomo NIIT IX, (1881)) Lisboa 
Von der Acad. real das Sciencias. 

Schenzl, Dr. Guido. Beiträge zur nen Y erdmagnetischen 
Verhältnisse: in, den ‚Ländern der ungarischen Krone, Budapeai} 
(1881). Von der K.:Mag. Termez.: Tars.s-: 

Tepper, ©..:Some. Observations on the Bıbpagaflom of Opmadoee 
antarctica (1880). 

Todaro.-Hortus »botanicus: Panormitanus. Tom. Il. Fasc. IL. (1879); 
Fasc. III. (1832) Palermo. ./S.-A. ©! .o: nsenhtsidA af 

Treichel, A. ‘Ueber Klucke-und Kriwule. 'SieA: 

—- Baunseck: S.-A: | | X yıy 

— Volkstümliches aus der Ener. Ba 3 ash Issı j 

— Botanische Notizen.’ Hl. (1881) 51V. (1882)>2 S:-A. nr 

— Zoologische Mitteilungen. 1881. :8.-A.. umei! 1 

Wenzig, Th. Ueber ‚Mespilus.S.-A. | tası 

Winnacker, H. Ueber die" niedrigsten in» Rinnsteinon beobachteten 
pflanzlichen Organismen. cn nr aH 


Anmerkumg.: Wo nichts einleiten nei ist, cd die: unter, No. ar Lauteiührtn 
Schriften Geschenke..der Herren. ‚Verfasser, 


Verzeichnis der Mitglieder 


des 


Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. 


1. September 1883. 


Vorstand für 1832—83. 


Garcke, Prof. Dr. A., Vorsitzender. 

Magnus, Prof. Dr. P., Erster Stellvertreter. 

Loew. Oberlehrer Dr. E., Zweiter Stellvertreter. 
Ascherson, Prof. Dr. P., Schriftführer. 

Koehne, Oberlehrer Dr. E., Erster Stellvertreter. 
Dietrich, F., Zweiter Stellvertreter und Bibliothekar. 
Winkler, A., Geh. Kriegsrat a. D., Kassenführer. 


Ausschuss für 1882—83. 
Eichler, Prof. Dr. A. W. 
Frank, Prof. Dr. A. B. 
Kny, Prof. Dr. L. 

Kurtz, Dr. F. 
Schwendener, Prof. Dr. S. 
Wittmack, Prof. Dr. L. 


I. Ehrenmitglieder. 
Baillon, Henri, Prof. der Naturgeschichte an der medieinischen Fa- 
cultät in Paris, Rue Cuvier 12. 
Boissier, Edmond, in Genf (im Sommer Valeyres pr. Orbe). 
Castracane degli Antelminelli, Abbate Graf Francesco, in 
Rom, Piazza della Copella 50 (im Sommer in Fano, Marche). 
Celakovsky, Dr. Ladislav, Prof. der Botanik a. d. Böhmischen Uni- 
versität und Custos am Böhmischen Museum in Prag, Korngasse. 
Cohn, Dr. Ferdinand, Prof. der Botanik a. d. Universität in Breslau, 
Schweidnitzer Stadtgraben 26. 
Crepin, Francois, Direktor des Botanischen Gartens in Brüssel, Rue 
de l’Esplanade 8. 


AXXIX 


Duval-Jouve, J., Inspeeteur de l’Ecole normale primaire in Mont- 
pellier, Rue Auguste Broussonnet 1. 

Engelmann, Dr. G., Arzt in Saint-Louis (Missouri), Locuststreet 3003. 

Göppert, Dr. H. R., Geh. Medieinalrat und Prof. der Botanik, 
Direktor des Botanischen Gartens in Breslau. 

Haynald, Dr. Ludwig, Cardinal, K. K. Geh. Rat und Erzbischof in 
Kaloesa in Ungarn. 

von Heldreich, Prof. Dr. Th., Direktor. des Botanischen Gartens in 
Athen. | | 

Kerner, Dr. Anton, Ritter von Marilaun, Prof. der Botanik, Direk- 
tor des Botanischen Gartens in Wien. 

von Müller, Baron Dr. Ferd., Government’s Botanist in Melbourne 
(Australien). 

Peek, Dr. Reinhard, Cabinets-Inspektor der Naturforschenden Gesell- 
schaft in Görlitz. 

Roeper, Dr. Johannes, Prof. der Botanik in Rostock. 

Virchow, Dr. R., Geh. Medicinalrat und Prof. an der Universität 
in Berlin, Schellingstr. 10. 


Il. Ordentliche Mitglieder. 


(Die Namen der lebenslänglichen Mitglieder — vergl. $ 5 der jetzigen 
Statuten! — sind fett gedruckt.) 


1. In Berlin. 


Arndt, A., Lehrer an der Elisabethschule, S.W., Schönebergerstr. 19. 

Ascherson (l.), Dr. P., Prof. der Botanik an der Universität, zweiter 
Custos am Kgl. Botan. Museum, W., Körnerstr. 9. 

Ascherson (II.), Dr. F., erster Custos an der Universitäts-Bibliothek, 
S.W., Nostizstr. 19. 

Bachmann, Dr. F., Oberlehrer, S.W., Hallesches Ufer 25. 

Bauer, G. H., Chemiker, S.W., Alte Jakobstr. 167. 

Bernard, Dr. A., Apothekenbesitzer, C., Kurstr. 34/35. 

Bloch, O., Dr. phil., S.W., Friedrichstr. 10. 

Bolle, Dr. C., W., Leipzigerplatz 14. 

Brandt, M., stud. phil., W., Potsdamerstr. 27A. 

Charton, D., Kaufmann, C, Alexanderstr. 68. 

Dietrich, F., dritter Custos am Kgl. Bot. Museum, W., Lützowstr. 107. 

Dumas, Prof. Dr. W., (Graues Kloster), C., Neue Friedrichstr. 84. 

Eckler, G., Oberlehrer an der Königl. Central-Turn-Anstalt, S.W., 
Friedrichstr. 7. 

Eggers, E., Verlagsbuchhändler, S.W., Wilhelmstr. 122. 

Eichler (I.), Dr. A. W., Prof. der Botanik an der Universität, Direk- 


XL 


tor des Königl. Botanischen Gartens und Museums, W.,  Pots- 
damerstr. '75A, | 

Fieberg, Dr:E., Lehrer, (Friedrichs-Realgymnasium), S.O., Holsteiner 
Ufer 51. 

Fischer, F., stud. phil.’ W., Potsdamerstr. 73. 

Forkert, P., stud. phil., W., Magdeburgerstr.' 12. 

Frank, Dr. R B., Prof. det Pflanzen-Physiologie an der Landwirt- 
schaftiellen Höchsehnib; N.W., Philippstr. 8. 

Gallee, H., Lehrer, N.O., Stramaßbäfgörkte. 18. 

Gar ehe, Dr. A.,: Prof. 'der’Botanik a. d. Universität: und. erster Custbs 
am Kgl. Bot. Museum, S.W., Friedrichstr. 227. 

Geisler, C., Lehrer, N:, Gartenkht. 83. 

Han sbach, smil uk. N:, Invalidenstr. 9. as 

Henninss, P., Hiksarbertek “| Kgl. Bot. Museum, W., Potsdameritr. N 

Heyfelder, H., Buchhändler, S.W., Dessauerstr. 35. 

Hoffmann (I. ), Dr. 0., Gyinndkiallehres! W.; Blumenthalstr. 1. 

Hosemann, P. Kkuliand N.O., Neue Konieiel 25: 

Hunger, Ei, Lehrer, ‘N: 0%, Sröfseladistr 52, vom 1. October an 
Büsehingate! 6. 

Jessen, Dr. C., Prof. a.:d. Univers. Greifswald, N., u 69. 

Baumann RB Apotheken C., Spandauerstr. 76. 

Kny, Dr. Ei Prof‘ der Botanik a. d. ee ünd an der us, 
schaftlichen Hochschule, W., Keithstr. 8. 

Koehne, Dr. E., Oberlehrer, (Falk -Realgsymnasium), W., Göbenstr. 31. 

Königsberger, Alfried, Apotheker, Lützow- 22 2. 

Kramer, O., S.W., Berahrngareie. 12} 

Kruse, Dr. F,, Prof: (Wilhelms-Gymnasium), W., Wibträhbnndtt 2. 

Kuhn, Dr. M., Oberlehrer, nn Realeymnastun), N. n 
Louikenahr! 67. 

Kurtz, Dr. F., W., Königin Augustastr. 50. 

Ebinderirent H, Unweräilälssärhier , Universitätsgarten. 

Loew,Dr.E. ‚ obellehren, (Kgl. Realgymnasium), S.W., Grossbeerenstr. 1. 

Magnus, Dr. P>2kror der ne a. d. Univers., W., Blumeshof 15. 

'Marloth, Dr. R., Pharmaeeut, S., Oranienstr. 148. 

Wäre ara A., stud. phil, Teneere 120. 

Mellmann, Realschullehrer, W., Dennewitzstr. 8, II. 

Mesch, A., Buckdruckieibasier et. S., Prinzenstr. 43. 

Meyn, W. A., Lithograph, S., Wasserthorstr. 46. 

Mögelin, M., (Louisenstädt. Gymnasium), ‘C., Breitestr. 25/26. 

Moenkemeyer;:W.;.Gehilfe am:Botan. Garten, :W., Potsdamerstr: 75. 

Müller, O., Verlagsbuchhändler, .W.,. Matthäikirchstr.! 23. 

Müller, R., Apotheker, .'S., :Gneisenaustr: "107. 

Oder, 6,, Bolanzlien S.W., Linkstr.»40. 

Orth, Dr. A., Prof. an der Universität nd an der Landwirtschsie 
Hochsehule, W., Wilhelmstr. 43. 


XL] 


Paeske, F., Referendar, S.W., Besselstr. 16. 

Parreidt, H., Apothekenbesitzer, S.W., Bernburgerstr. 3: 

Berring, ‘W., Inspektor des: Königl.. Botanischen Gartens , W. Pots- 
damerstr. 75. 

Potonie, H., Assistent am: Kgl: Bot: Garten, N.W., Dorotheenstr. 42. 

Pringsheim, Prof: Dr. N.,.W.;, Bendlerstr. 31. 

Reichert, Th., Apotheker,’ S.0., Adalbertstr. ‘76. 

Reinhardt, O., stud. -phil.,''S:O., Schönhauser Allee 186. 

Rensch, C., Rektor, $.W.,: Gneisenaustr. 7. 

Retzdorff,,W., Justiz-Aetuar, S.;: Wasserthorstr.' 33. 

Rieger, P., Lehrer, S.O., Köpenickerstr. 8,,3..Eing. 

Ross, H., stud. phil., N., Schlegelstr. 3,.-vom13.-Sept. an auf Reisen. 

Roth, E., W., Potsdamexstr, 113, Villa 2, 

echep N G, Gas- Anstalt-Beamter, Waisenstr. 27 (Wohnung: ‚Man- 
teuffelstr. " 93). 

Schrader;. Dr. J., Bibliothekar. a. :D.,.W., Matthäikirchstr. 21. 

Schwendener, Di; S.,. Prof. .der Butanık und. Direktor. des, Botani- 

schen Instituts und Universitätsgartens, W., Matthäikirchstr. 28. 

von Seemen, OÖ, Rittmeister a D., S.W., Halleschestr.: 28. 

‚Siehe, ‚W., Gehilfe am: .Kgl.; Botan. ‚Garten, W.,,Potsdamerstr., 75. 

Steinberg, E., Rentier, .S.W., Nostizstr..19. 

"Strauss,-H., Msn am Botanischen Garten, W., ‚Potsdamerstr. 75. 

Sulzer, Br L., prakt... Arzt,: W., Lützowstr. .88. 

Eroschel, Dr. 1 rear W., Derftlingerstr. 20. 

Tsehire % Dr. A. Assistent san der enden een Hochschule, 
N., ann 36. 

Urban, Dr.:I.,; Custos des. König]. Bekonler Gartens, Wahn aner. 

Sr} Schöneberg, Grunewaldstr. .19\. 

Vogel, Th., Sekretair an der Kol. Bibliothek , "Wohnung: Nieder- 
Saneneen Blankenburgerstir. 5. 

Volkens, G.,;Dr..phil, .(p. Adr,H.,A. Köppe), N., Friedrichstr. 133. 

Winkler ( d), A., Geh. Kriegsrat a. D., W., Schillstr. 16. 

Wittmack, Dr. 1 Custos d. Tendwirtsohaftlichen Museums, Prof. 
a.d: De und a d. Landwirtsch. Hochschule, N., rain, 42, 

Woyte, E., Geh. Kanzlei-Sekretair im Klara een, S.W., Bern- 
ae 12. 

Wunschmann, Dr.;E., (Sophien- enasun); N., Templinerstr. :10. 


2, Im Regierungsbezirk Potsdam. 


Barnewitz, A., Lehrer (von Saldern’ Sat, BE ERDE in Branden- 
burg a. HH Kl. Gartenstr. 18. 

Bartke, R., stud. phil., Spandau, Marktstr. 4. 

Breslich, Dr. W., Gymnasiallehrer ‘in! Potsdam, Karlstr.. 5. 


Ca 


XL 


Buchholz, H., Kantor und Lehrer in Eberswalde. 

Büttner, Dr. Be Lehrer an der Ober-Realschule in Potsdam, Bu 22. 

Domadler) A., rn und Handelsgärtner; Friedrichsfelde bei Berk 

Ens, G., stud. phil., Sanssouci’ bei Potsdam. 

Graef, Dr., Apotheker, Charlottenburg, :Spandauerstr. 7. 

Grönland, Dr. J., Landwirtsehaftl 'Versuchsstation in Dahme. 

Heese, Dr. H., Potsdam, Gr.''Weinmeisterstr..49. 

Hoffmann, F., stud. phil., Charlottenburg, Kanalstr. 14. 

Jacobasch, E., Lehrer, Friedenau, Ringstr. 4 

Jacobs, Frau Gutsbesitzer Auguste, Gnewikow bei Neu-Ruppin. 

Jacobsthal, J. E., Königl: Landbaumeister und Prof. 'am A 
nikum, Wehr: Charlottenburg, Marehstr. 5. 

Krum bholz, F., Apothekenbesitzer in Potsdam. All 

Lauche, “W.; 'Rel. Garten- Inspektor im "Palaisgarten zu Sanssoii 
bei Potsdam. 

Legeler, B., Apotheker in Rathenow. 

Lehmann, Lehrä am Joachimthaschen Gymnasium in ln 
bei San 

Leidoldt, F., Apothekenbesitzer in Belzig. 

v. Liebeherr, General-Major.‚a...D.,.Havelberg. 

Matz, Dr. A., Assistenzarzt im. Garde-Husaren-Regt. in: Potsdam, 
Burgstr. 29. | 

Mende, Öbergärtner in Osdorf bei Marienfelde. 

UlRselbasl. H., Pharmaceut,  Belzig: 2 

Naturkisdoxisehlen Verein in Breiskintlncdide Hs (Adı. A: a 

Neuhaus, Pastor em. in Storkow. 

an Dr. E., Gymnasiallehrer in Neu- Ruppin. 

Pauckert, .C» A ,:Fabrikbesitzer:in Eu 

Sehmeider G., Pharmenehtf Nauen. | 

Sinogowitz, Apotheker in Charlottenburg. 

Spüeikier;ıDr.«Th;,: Prof. am! Realgymnasium:in Botedäm.C Ei 

Strübing, Prof. a. d. Cadetten-Anstalt Gross-Lichterfelde bei Berlin. 

Toepfferi, Ay: Mühlenbesitzer:in ‘Brandenburg a. H.: | 

W an) Ci Lehrer‘ in '|Neu-Ruppin, | hinter dem Ladideerekil 


nad 3. Im le Krankfurt. 


en Physiker in Luckau. 0 
Bohnstedt, Dr.ıR., Oberlehrer am Gymassium in. Luckau; 

-Buls dh! A;; ie - Lieberose. 

v. Da Fräul. Louise, in Pförten N.-L. 

‚Bireisich ke;; Wi, SchlOsseärkner in «Lübbenau. 

"Geiseker, Di: 0, Apothekenbesitzer..in: Königsberg. i..d. NehmankH 
Hagedorn Hör; M:,:Apotliekenbesitzer. in Lübben N.-L. 
‘Hering; Dr;, Malsanat in, Frankfurt.» 

Huth, Dr. E., Lehrer (Realgymnasium) zu Frankfurt, Ma 2. 


XLIN 


Klittke, Lehrer in'Massin 'bei Vietz an der Ostbahn. 
‚Mellen, Lehrer am: Realgymnasium, Spremberg. 
.Mylius, E., Apotheker in Soldin N.-M. 

Paalzow, W., Ober- Pfarrer in Frankfurt. 

Riese, H., Privatier, Spremberg. 

Rüdiger; M., Fabrikbesitzer in Frankfurt. 

Schultz, Dr. A., prakt. Arzt in Finsterwalde. 


4. Im: Regierungsbezirk Magdeburg. 
Ebeling, Lehrer, Magdeburg, Wilhelmstr. 12. 
Eichler. (l. z E., ‚Hofgärtner in Wernigerode. 
Hartwich, ‚ Apotheker in Tangermünde. 
Hülsen, R, nn in:Böhne bei Rathenow. 
Maass, G., Societäts-Sekretair zu. Altenhausen bei: Erxleben. 
Preusse, Dr., Oberlehrer in Aschersleben. 


.: ,d.. Im Regierungsbezirk Merseburg. 
Bals, pP stud. phil. in Halle, Mittelstr. 19. 
Zopt: Dr. W., Docent an, der Universität in Halle. 


6. Im Herzogtum Anhalt. 
"Preoussin g, H., Hofdecorationsmaler in Bernburg. 
Schnuse, W., Leimen in Dessau. 


7. Im übrigen Deutschland. | 
Ambronn, H., Dr. phil., Leipzig, Assistent am Botan. Institut. 
Baenitz, Dr. C. G., Lehrer in Königsberg i. Pr., Katholische Kir- 
chenstr. 5. 
Beckmann, Apotheker in ilsene ( (Provinz Hannover). 
Boeckeler, O., Apotheker in Varel (Oldenburg) 
Brehmer, Dr. W., Senator: in: Lübeck. 
Brock, Dr. di; Assistent amı'Zoologischen Institut und Privat-Doeent, 
Göttingehs) 
Buchenau, Dr. F., Prof. und Direktor der Böslschule An Bremen. 
Caspary, Dr. R., Prof. der Botanik a.:d. Universität in Königsberg i. Pr. 
Dierceke, C., Seminar-Direktor in Stade, Provinz Hannover. 
Droysen, Dr. K., Lehrer an d. Weinbausehule in Geisenheim (Reg.- 
Bez. Wiesbaden). 
Elstorpff, 'C., Kaufmann ’in Thalmühle bei Zoppot (R.-B. Danzig). 
Engler, Dr. A., Prof. der Botanik an der Universität in Kiel, Karl- 
str. 1A. 
Felsmann, med. chir. in Dittmannsdorf bei Waldenburg in Schlesien. 
Fiek; E., Apothekenbesitzer in Hirschberg (R.-B. Breslau), Bergstr. 3. 
Fisch, Dr. €., Assistent am Botanischen Institut in Erlangen. 
Frenzel, W., Lehrer an der höheren Töchterschule in Bonn, Königsstr. 10. 
Ca* 


XLIV 


v. Freyhold, Dr. E., Prof. am Gymnasium in Pforzheim (Baden). 

Fritze, R., Gutsbesitzer auf Ridultau bei Rybnik (R.-B. Oppeln). 

Geheeb, A., Apotheker in Geisa (Grossh. Sachsen-Weimar). 

Geisenheyner, L., Gymnasiallehrer in Kreuznach. 

Gerndt, Dr. L., Oberlehrer an der. Realschule in Zwickau (Königr. 
Sachsen). 

Gürke, M., cand. phil: in Görlitz, Moltkestr. 23. 

Haenlein, Dr., in Cassel (Th. Fischers Verlagsbuchhandlung). 

Haussknecht, Prof. C., in Weimar. 

Hegelmaier, Dr. F., Prof. der Botanik an der Universität in Tübingen. 

Hechel, W., Eriedrichrodt in Thüringen. 

Heideprim, P., Lehrer am Realgymnas,, Frankfurt a. M., ‚Rhöostr 51. 

Hieronymus, Prof. Dr. G., in Breslau, Elisabethstr. 1. 

Hinneberg, Dr. P., Aothlekenbeszet in Altona bei Hamburg (Adler - 
Apotheke). 

Holler, Dr. A., Kgl. Bezirks-Arzt in Memmingen (Bayer. Kr. Schwaben). 

Holtz, L., Rentier in Greifswald, Carlsplatz 8. 

Hübner, Prediger an St. Lucae in Grünhof bei Stettin. 

Jentsch, Dr. P., prakt. Arzt in Grabow a. O. 

Kabath, H., Registrator a. D. in Breslau, Schuhbrücke 27. 

Kley, H., Apotheker in Barmen, Altenmarkt 24. 

Krause, Dr. E., Assistenz-Arzt der Kgl. Marine, Kiel (d. Z.8.M. 8. 
Deutschland) 

Kuntze, Dr. O., Privatier in Leipzig, Eutritzsch 26. 

Langfeldt, J., Privatlehrer, Uk bei Bollersleben (Schleswig-Holstein). 

Leimbach, Dr. G., Prof. am Gymnasium in Sondershausen. 

Ludwig, Dr. F., Gymnasialoberlehrer in Greiz, Villa Trömel. 

Marsson, Dr. Th., Apotheker in Greifswald. 

Massute, F., stud. pharm. in Leipzig. 

Münter, Dr. J., Prof. der Botanik a. d. Universität in Greifswald. 

Pfuhl, Dr. F., Gymnasiallehrer in Posen 

Prahl, Dr. P., Kgl. Stabs- und Bataillons-Arzt beim Füs.-Bat. des 
Holstein’ schen Infanterie-Regts. No 85 in Kiel, mu zZ 87. 

'Ritschl, J., Rechtsanwalt in Stargard i. P. 

Roemer, Dr. H., Senator in Hildesheim. 

Ruthe, R., Kreistierarzt in Swinemünde. 

Sanio, Dr. C., in Lyck in Ostpreussen. 

Seharlok, J., Apotheker, Graudenz. 

Schmidt (I) ), Dr. J. A., Professor in Ham bei Aunlluoe (bei der 
Kirche). 

Sehulze d.), H., Buchhalter in Breslau, Lorenzgasse 2/3. 7 

Schulze (Il), M. Apotheker in Jena, Holzmafkösr 468 A. 

Seehaus, C., Conreetor a. D. in Stettin, Grünhof, Gartenstr. 1A. 

Seydler, F., Conrector und Inspektor der Seliger’schen Erziehungs- 
Anstalt in Braunsberg (R.-B. Königsberg). 


XLV 


Simon,:W.,:.Adr. M. Conwentz, Danzig, Schmiede-Gasse 22. 

Staritz, Lehrer in Pulsnitz, Kgr. Sachsen. 

Stoll, E., Apotheker in Herborn (R.-B. Wiesbaden). 

Strähler, A., Fürstl. Oberförster in Theerkeute bei Wronke (R.-B. 
Posen). 

Strasburger, Dr. E., Hofrat, Prof. der Botanik in Bonn. 

Thomas (1), Dr. F,,; Prof. ander Realschule in Ohrdruf (Herzogt. 
Sachsen-Coburg- Gotha). 

Treichel, A., Rittergutsbesitzer auf Hoch-Paleschken hei Alt-Kischau 
(R:-B. er 

v. Ueehtritz, Freih. R., Breslau, Klosterstr. 84. 

Kgl: Universitäts-Bibliothek in Göttingen. 

Vigener, A., Hof-Apotheker in Biebrich a. Rh. 

Wiesenthal,.P., Kaufmann, Mühlhausen in. Thüringen. 

Winnacker, H., Realschullehrer in Elberfeld, Bahnhofstr. 1 


8. Ausserhalb des Deutschen Reichs. 


Areschoug, Dr. .F. W. C., Adjunet an der Universität in Lund 
(Schweden). 

Ascherson (llL), E., Haversham- Grange. Twieckenham, London. 

Bachmann, Dr. F., Salt Arzt, d. Z. in Süd-Afrika. 

Bäumler, J. A., ati in Pre, Dürrmauththor 26. 

Borbäs, Dr. V. v., Prof. an der Staats-Oberrealschule, Docent an 
der Universität in Budapest (Ungarn), Desewfiygasse 3. 

 Dammer, U.,. Assistent am Kaiser]. Bot. Garten, St. Petersburg. 

Egeling,.G.,.d. Z, in Nordamerika. 

Hartmann, €. Gärtner, Toowoomba, (Queensland). 

Kuegler, De Marine-Stabsarzt, ,d. Z. an Bord $. M. S. Stosch in 
Japan. 

v. Möllendorff,. Dr. O., allem Consulats- -Dragoman, Tientsin, China. 

Seriba, Dr. J., Prof. in Tokio. (Japan). 

Soyaux, H., Sibange Farm am. Gabon (Adr. Consul Emil Schulze 
Don West-Africa). 

Tepper, O., Staatslehrer in Ardrossan, ‚South Australia. 

Thomas (Il), R., in Moskau, (Magazin Robert Koehler und Cp.) 

Ule, E., Privatlehrer in Joinville, Brasilien, 

Wilms, Dr. Apotheker, d. Z. in. Süd-Afrika. 


Gestorben. 
de Cesati, Baron Vincenzo, Professor der Botanik in Neapel, 'am 
13. Februar 1883. 
Deetz, Dr., Bibliothekar an'der' Kgl. Landwirtschaftl. Hochschule in 
Berlin, am 14. Juni 1883. 
Ch 


XLVI 


Ruhmer, G., Hilfsarbeiter am Kgl. Botan. Museum zu Berlin, am 

23. August 1883. 

Müller, Dr. Hermann, Professor am Realgymnasium in Lippstadt, 
am 25. August 1883. 


Die geehrten Mitglieder werden ergebenst ersucht, dem Kassen- 
führer — Geh. Kriegsrat a. D. Winkler, Berlin, W. Schill-Str. 16 — 
jedesmal eine kurze Mitteilung zu machen, sobald sie ihren Wohnort 
oder in grösseren Städten ihre Wohnung verändern. 


Sendungen an die Bibliothek des Vereins bittet man mit folgender 
Adresse zu versehen: An den Botanischen Verein der Prov. Branden- 
burg, Kgl. Botanisches Museum, Berlin W. Wilmersdorfer Weg 4-6. 


Das vom verstorbenen Herrn Dr. Stein hinterlassene Herbarium, 
das alle Arten der einheimischen Flora und ausserdem viele Freilands- 
pflanzen aus dem Berliner Botanischen Garten enthält, ist zu verkaufen 
Die Pflanzen sind sämtlich sorgfältig aufgelegt und sauber zwischen Papier 
verwahrt. Es besteht aus 54 Mappen, die in einem verschlossenen Spinde 
schön aufgestellt sind. Es kostet mit Einschluss des Spindes 150 Mark. 

Reflectanten belieben sich zu wenden an Frau Wittwe Stein in 
Berlin, Gr. Präsidentenstr. 4, woselbst auch das Herbarium in Augen- 
schein genommen werden kann. 


LAXAVII. Sitzung vom 27. Januar 1882. 


Vorsitzender: Herr L. Wittmack. 


Der Vorsitzende zeist den am 21. November v. J. zu. Hamburg 
erfolgten Tod des Dr. Otto Wilhelm Sonder .-an und widmet den 
Verdiensten dieses Botanikers um die Flora seiner Heimat (Flora 
Hamburgensis 1850), ferner um die Flora von Südafrika (die leider 
nicht vollendete Flora Capensis wurde von ihm mit Harvey gemeinsam 
bearbeitet) und die Algologie Worte ehrender Anerkennung. 

Derselbe proclamirt als neu aufgenommenes Mitglied Herrn 
Dr. Haenlein hierselbst. 


Herr. A. W. Eichler: teilte mit, dass sich ein Comite ‚gebildet 
habe, um Ad. v. Chamisso hierselbst ein Denkmal zu errichten und 
erklärte sich bereit, Beiträge für dasselbe in Empfang zu nehmen. 


Herr I. Urban sprach über zwei Turnera-Arten, welche das in 
den letzten Jahren berühmt gewordene Aphrodisiacum Damiana 
liefern, und legte die betreffenden Drogen vor. Im Vaterlande, dem 
westlichen Mexiko und südlichen Californien, wurden dieselben schon 
seit einigen Jahrhunderten zu dem angedeuteten Zwecke benutzt; : aber 
erst in dem letzten Decennium kamen sie in den Vereinigten Staaten 
von Nord-Amerika in Ruf und werden. seitdem in: der. Form von 
Extraet, Pillen etc. häufig verschrieben. Die zuerst eingeführte Droge 
wird von einem kleinen Strauche geliefert, welcher 1876. von. L. FE. 
Ward (in Virginia Medical Monthly p. 49) seine  wissenschaftliche 
Bestimmung und Benennung — Turnera aphrodisiaca — erhalten .hat. 
Derselbe scheint auf Mexiko und Süd-Californien beschränkt. zu sein 
und war in den grössern Herbarien des Kontinentes, die Vortragender 
zur Bearbeitung der Familie bei sich vereinigt hat, noch nicht ver- 
treten. Sehr nahe verwandt ist die andere Species, 7. diffusa Willd. 
(T. microphylla Desv.) Diese kommt nicht nur an den angeführten 
Loealitäten, sondern ausserdem ‚auch. .auf den Antillen und in der 
brasilianischen Provinz Bahia vor und unterscheidet sich, wenigstens 
als Droge, leicht durch die kurzwollig behaarten 1—1,3 em langen, 
03—05 cm breiten Blätter, durch die ungestielten oder fast sitzenden 

Sitz.-Ber. des Bot. Vereins f. Brandenb. XXIV. \ (1) 


2 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


Blüten und unterwärts etwas wollig behaarten Griffel von 7. aphrodi- 
siaca, deren Blätter 15—3 cm Länge, 0,;—1 cm Breite erreichen und 
im ausgewachsenen Zustande, ebenso wie die Griffel kahl und deren 
Blüten 1—2 mm lang gestielt sind. Der Vortragende verdankt die 
Drogen teils der Firma Gehe & Co. in Dresden, teils der Firma 
Parke, Davis & Co. in Detroit (Michigan). Einen ausführlichen 
Bericht, begleitet von den Analysen der beiden Arten, hat er in Rei- 
chardts Archiv der Pharmacie 220. Bd. 3. Heft (1882) gegeben. 


Darauf sprach Derselbe über den Dimorphismus bei den 
Turneraceen. Die Heterostylie in dieser Familie ist bisher ganz un- 
bekannt geblieben, trotzdem etwa °/, sämtlicher Arten dimorph sind. 
Vortr. hatte bei seiner Arbeit diesen Punkt:unausgesetzt im Auge be- 
halten, um festzustellen, wie weit die Differenzirung bei den zweierlei 
Formen geht und in welchem Verhältnisse der Mono- und Dimor- 
phismus zur Species-Abgrenzung steht. In Bezug auf die erste Frage 
teilte derselbe mit, dass er bei der brasilianischen Turnera capitata 
Camb. neben der grossen Verschiedenheit in den Längenverhältnissen 
der Geschlechtsorgane auch eine bedeutende Abweichung in der Structur 
der Griffel gefunden habe. Ausführliche Mitteilungen wird er später 
in seiner Monographie veröffentlichen. 


Herr A. W. Eichler sprach über Bildungsabweichungen 
bei Fichtenzapfen. Dieselben sind von besonderer Bedeutung durch 
die Schlüsse geworden, die man aus ihnen über die Natur der soge- 
nannten Fruchtschuppe der Abietineen gezogen hat. Für die früheren 
Autoren war letztere nur ein morphologisch einfaches Organ von Blatt- 
oder Stengelcharakter; als aber an missgebildeten (meist durchwachse- 
nen) Zapfen beobachtet wurde, wie in der Achsel der Deckschuppe eine 
Knospe aufzutreten vermag und dabei die Fruchtschuppe in blattartige 
Lappen zerteilt wird, kam die Ausicht auf, dass hier Umwandlung der 
Fruchtschuppe in einen beblätterten Spross vorliege, erstere daher die 
Natur des letzteren habe. Und zwar sollten, da in jenen Abnormitäten 
die Fruchtschuppe häufig in 2 Lappen zerlegt erschien, die beiden 
ersten oder die Vorblätter des Sprosses es sein, welche die Schuppe 
in der Hauptsache constituiren. Für Braun und Caspary sind sie 
dabei mit ihren vordern, der Deckschuppe zugekehrten Rändern ver- 
wachsen, und die Fläche, an welcher sie die Ovula tragen, entspricht 
ihrer gemeinsamen Ventralseite; für Mohl und Stenzel ist es um- 
gekehrt die der Zapfenspindel zugekehrte Seite, an welcher die Ver- 
wachsung stattfindet, und die Ovula gehören der gemeinsamen Rücken- 
fläche an. Durch Stenzels eingehende Untersuchungen schien letz- 
tere Ansicht am besten begründet. 

Indem Vortragender die Frage an gutem und reichem Material 


Sitzung vom 27. Januar 1882. B) 


von neuem studirte, kam er jedoch zu wesentlich abweichenden Resul- 
taten. Nicht Umwandlung der Fruchtschuppe zu einem Spross findet 
in den abnormen Fällen statt, sondern der Spross tritt als Neubildung 
im Winkel der Fruchschuppe auf und wirkt nun verändernd auf letz- 
tere ein. Die Veränderungen können teils als Druck-, teils als Reiz- 
wirkungen erklärt werden und hängen einigermassen von der Ausbildung 
ab, welche die Knospe erfährt. Sie kann nämlich als kaum merkliches 
Spitzchen, als gewöhnliche Knospe oder als benadelter Spross ent- 
wickelt werden. Im ersten Falle besteht dann die Veränderung oft 
nur in einer leichten Furchung auf der Innenseite der Fruchtschuppe; 
bei stärkerer Entwickelung kommt es zur Teilung der Schuppe in 2 
oder öfter noch in 3 Lappen, die allerdings den Eindruck selbständiger 
Blätter machen, aber sich in der Disposition ihrer Gefässbündel ganz 
wie einzelne Teilstücke der Schuppe verhalten. Dabei schieben sich ge- 
wöhnlich rechts und links neben der Knospe, ähnlich wie bei adossirten 
Vorblättern, zwei Kiele oder Flügel von der Fruchtschuppe aus nach hin- 
ten, welche die Knospe ganz umwachsen können; teilt sich zugleich dabei 
die Schuppe, so entsteht das Ansehen zweier nach hinten convergirender 
Vorblätter. Auch können noch anderweitige, mitunter sehr eigentümliche 
Veränderungen Platz greifen; sehr häufig geschieht es auch, dass die 
Knospe mit der Fruchtschuppe ein Stück verwächst und so auf der Innen- 
fläche der letztern zu entspringen scheint. In allen Fällen jedoch steht die - 
Knospe, wenigstens ursprünglich, zwischen Fruchtschuppe und Zapfen- 
axe, nur durch secundäre Veränderungen kann sie — was indes nur 
selten begegnet — zwischen den Lappen der Fruchtschuppe hindurch 
nach der Deckschuppe hingedrängt werden. Dadurch aber wird die 
Annahme unmöglich, dass die Fruchtschuppe aus den beiden nach 
rückwärts zusammengeschobenen Vorblättern der Knospe gebildet 
wäre; der Annahme, dass die Vorblätter auf der Vorderseite der 
Knospe verwachsen seien, widerspricht unter andern schon die 
Örientirang der Gefässbündel der Schuppe, die ihr Xylem nach aussen, 
das Phloöm nach der Zapfenaxe hin gerichtet haben. 

Die Verbildungen in den durchwachsenen Zapfen geben also 
keinen Anhalt, die Fruchtschuppe als ein zusammengesetztes Organ 
zu deuten, sie lassen sich vielmehr alle ungezwungen und natürlicher 
bei der Annahme erklären, dass diese Schuppe morphologisch einfach 
ist. Alsdann aber steht auch der, vom Vortragenden bei einer früheren 
Gelegenheit!) geäusserten, auf andere Verhältnisse gegründeten Ansicht 
nichts mehr entgegen, dass nämlich die Fruchtschuppe ein Innen- 
auswuchs der Deckschuppe sei, beide zusammen also nur ein einziges 
Blatt darstellen. Jene oben erwähnte Knospe, welche die Verbildungen 


) Ueber die weiblichen Blüten der Coniferen, Monatsbericht der Akademie 
der Wissensch. zu Berlin, November 1881, und Sitzungsber. des Botan. Vereins für 
Brandenburg, December 1881, 8. 75 ff. 


(1*) 


4 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


an der Fruchtschuppe erzeugt, ist dann nichts anderes als der Achsel- 
spross dieses, in Deck- und Fruchtschuppe gegliederten Blattes. 
Wenn dieselbe, wie es meistens der Fall, der seitlichen Vorblätter 
entbehrt und ihr erstes Blatt auf der Rückseite steht, so erklärt sich 
dies aus dem Umstande, dass die beiden von der Fruchtschuppe 
ausgehenden, durch den Druck der Knospe hervorgebrachten Kiele die 
Bildung seitlicher Blätter hindern und nur auf der Rückseite Platz 
lassen. (Eine ausführlichere Darstellung. vergl. in Sitzungsberichten der 
Akademie der Wissensch. 1882 S. 40ff. Taf. 1). 


Herr L. Wittmack sprach über die Erkennung der Ver- 
fälschuug von Roggenmehl mit Weizenmehl. Im Winter 
1880/81 ereignete sich in Folge des schlechten Erntewetters und der 
Missernte in Russland, sowie teilweise in Folge der Speculation 
der wohl noch nie dagewesene Fall, dass Roggenmehl höher im Preise 
war als Weizenmehl. Die Berliner Börse notirte!) 

Mehlpreise in Mark 
pro 100 Kilo brutto inel. Sack. 


Weizenmehl No. 0. Weizenmehl No. O0. und 1. 
| 1880 | 1881 1880 1881 
niedr. höchst. | niedr. höchst. | niedr. höchst. | niedr. höchst. 
Januar 29 30 27,50 30 Dal 29 26,50 29 
Februar 29 30 27,50 28,50 | 27 29 26,50 27,50 
März 28,50 30 27,50 28,50 | 26,50 29 26,50 27,50 
April 28 29- 27,50 29,50 | 26 28 26,50 28,50 
Roggenmehl No. 0. Roggenmehl No. 0. und 1. 
Januar 24,25 25,75 | 27,75 29,75 I 23 24,50 | 26,59 28,50 
Februar 24,25 26,25 | 28,25 29,25 | 23,25 24,75 | 27 28 
März 24 26 28 29 22,175 24,59 ı 26,50 29,75 
April 23 25 28 29,25 | 21,50 23,75 | 26,75 28,25 


Aus vorstehenden Zahlen erhellt, dass nicht allein im Allgemei- 
nen besseres Weizenmehl (No. 0) sowie geringeres (No. O und 1) billiger 
war als die entsprechende Sorte Roggenmehl, sondern dass zeitweise 
(Februar 1881) selbst die geringeren Roggenmehlsorten fast ebenso 
hoch notirt waren als die besten Weizenmehlsorten.?) 

Kein Wunder, dass da manche Müller auf den Gedanken verfielen, 
das Roggenmehl dadurch billiger zu machen, dass sie Weizenmehl 
demselben zusetzten. Dieser Gedanke war um so verlockender, als 


1) Emil Meyer, Bericht über den Getreide-, Oel- und Spiritus-Handel in Berlin 
und seine internationalen Beziehungen. Berlin, Selbstverlag. Druck von A. J. Obst 
1882 4% S. 30. 

2) Um ein billigeres Brot herzustellen machte die Dampfmühle von P. Bert- 
heim & Co. den lobenswerten Versuch aus 50 Teilen Roggenmehl, 25 Teilen Weizen- 
mehl und 25 Teilen Maismehl ein Brot zu bereiten, was auch ganz gut gelang. 


Sitzung von 27. Januar 1882. H% 


seibst durch das billigste Weizenmehl dem geringsten Roggenmehl 
noch eine angenehmere hellere Farbe, die es äusserlich dem besten 
Roggenmehl ähnlich macht, erteilt wird. Vom Standpunkte der 
National-Oekonomie lässt sich eigentlich wenig gegen eine Versetzung 
des Roggenmehls') mit Weizenmehl sagen, da beide im Nährwert 
ziemlich gleich stehen; aber vom Standpunkte des Bäckers ist die 
Sache sehr zu tadeln, da ein Roggenmehl mit Weizen versetzt, ein 
- weit trockneres Brot liefert, auch Weizenmehl sich bei der Gährung 
mittelst Sauerteigs ganz anders verhält als Roggenmehl. Abgesehen 
aber auch davon ist die Lieferung von einem Gemisch, wenn man 
reines Roggenmehl verlangt und als solches bezahlt, jedenfalls als 
Fälschung zu betrachten, und die Sachverständigen-Commision der 
Berliner Börse hatte denn auch in dieser Angelegenheit viele Streitig- 
keiten zu schlichten. Es kam noch hinzu, dass beim Terminhandel 
auch mitunter eine Verfälschung behauptet wurde, die gar nicht vor- 
handen war, nur um die Waare nicht abzunehmen. 

Von einem Mitglied der Sachverständigen-Commission wurde ich 
ersucht, Mittel anzugeben, wie man den Zusatz von Weizenmehl er- 
kennen könne und führten die in Folge hiervon unternommenen Arbeiten 
im Anschluss an meine bereits früher angestellten Untersuchungen zu 
folgenden Resultaten: 

1. Die Prüfung auf Klebergehalt, durch Auswaschen des 
Mehles, erweist sich als umständlich und nicht sicher. Allerdings 
lässt sich Roggenkleber nicht auswaschen, während Weizenkleber sich 
für gewöhnlich auswaschen lässt; indes giebt es auch manche Fälle, 
namentlich wenn das Mehl von ausgewachsenem Weizen bereitet ist, 
oder wenn es von Triticum vulgare turgidum stammt, wo der Kleber 
ebenfalls mit dem Waschwasser abläuft, nicht in der Hand oder im 
Musselin- Beutel zurückbleibt, mit einem Wort sich ebenfalls nicht 
auswaschen lässt. 

2. Die Prüfung der Stärkekörner giebt wenig Anhalt. Han- 
delte es sich um den umgekehrten Fall: Vermengung von Weizen- 
mehl mit Roggenmehl, so würde man eher einen Anhalt haben, 
denn die Maximalgrösse der Stärkekörner des Roggens ist grösser 
als die der Weizenstärkekörner (42--52 Mkm gegen 28—35 Mkm) 
und die Roggenstärke zeigt ferner häufig eine Spalte oder zwei sich 
kreuzende Spalten im Kern. Allein es kommen auch viele Roggen- 
stärkekörner vor, die nicht grösser als die Weizenstärkekörner sind, 
und die die erwähnten Spalten nicht zeigen. 

Mengt man aber Weizenmehl zu Roggenmehl, so wird allerdings 
die Zahl der mittelgrossen Stärkekörner vermehrt, die Zahl der mit 

!) Es handelt sich hier immer um gesichtetes Roggenmehl, von dem die 
Kleie ausgesichtet. 


6 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


Kernspalten versehenen vermindert, allein es ist nicht gut möglich, 
sicher daraus einen Schluss auf Verfälschung zu ziehen. 
3. Die Schale (Kleie) könnte eher einen Anhalt bieten, denn: 
bei Weizen bei Roggen 
a. die Dicke der Schale be- 
trägt im Durchschnitt . ° 43-50 Mkm 31-40 Mkm 
b. die Epidermiszellen der 
Fruchtschale (die äusse- 
ren Längszellen der Kleie) 


sind lang. . . . „. „. 116-160 „ 136-400 , 
breit: 23.188 ö 20—28 , 26-32 5, 
ihre ande im De 

schnitt dick . . alas bo A3—58 ,„ 
die poröse mare, Er sehr dicht weniger dicht 


c. die unter der Längszellen- 
schicht liegenden Quer- 
zellen der Fruchtschale 
(Gürtelzellen von mir ge- 


nannt) sind lang . . . 114-192 Mkm 72-90 Mkm 
breit 23%: RER 14-17 ,„ 11—14°, 
ihre Wandung dick SS: D,8s—87 » 33-50 ,% 


Tüpfelun [ sehr dicht weniger dicht 
ie “| sehr deutlich oft undeutlich 
d. die Kleberzellen haben 


einen längeren Durchmes- 


SEE NonH 56—72 Mkm 40—64 Mkm 
einen kürzeren Burehimas: 
SEE Von - de £ 32—40 ,„ 24—40 ,„ 


die nahezu nd 
schen Kleberzellen, welche 
die Mehrzahl bilden, haben 
einen Durchmesser von 40—48 ,„ 32-36 -., 
Hiernach geben also einmal die kürzeren, dickwandigeren und 
diehter getüpfelten Oberhautzellen des Weizens, vor allem aber seine 
weit längeren, diekwandigen Quer- oder Gürtelzellen, die in der 
Flächenansicht sehr deutlich hervortreten und deren Membran wegen der 
dichten Tüpfel rosenkranzförmig verdickt erscheint, ein sehr gutes 
Unterscheidungsmerkmal ab. Nebenbei sei bemerkt, dass, wie schon 
Kudelka!) anführte, die Querzellen beim Weizen eng aneinander- 
schliessen, während beim Roggen öfter ziemlich grosse Intercellular- 
räume sich finden, dass ferner beim Roggen die schmalen Seitenwände 
derselben stärker verdickt sind. 
!) Kudelka, Entwickelung und Bau der Frucht- und Samenschale unserer 


Cerealien. Landw. Jahrbücher von Nathusius und Thiel. IV (1875) S. 468 Taf. 
V. Fig. 10 und 14. 


Sitzung vom 27. Januar 1882, 71 


Allein im Mehl kommen bei den jetzt so ausserordentlich ver- 
vollkommneten Putzmaschinen, Siebeylindern und Beutelvorrichtungen 
sehr wenig Kleieteile und namentlich wenig von den beiden angege- 
benen Schichten vor, und daher ist das Unterscheiden nach der Kleie 
viel leichter gesagt, als gethan. Am häufigsten findet man noch ein- 
zelne Kleberzellen, die, wie aus der Tabelle erhellt, beim Weizen etwas 
‘grösser sind. 

“ 4. Als besseres Mittel zur Erkennung des Mehles haben sich mir 
die Haare erwiesen. Bekanntlich hat das Weizenkorn an der Spitze 
eine grosse Zahl aufrechter, ziemlich langer Haare, den sogen. Bart, 
während diese beim Roggenkorn in geringerer Menge und vor allen 
Dingen in viel kürzerer Form auftreten. Ehe das Korn gemahlen wird, 
wird es nun allerdings entspitzt, d. h. einerseits wird der Embryo 
entfernt, weil das in ihm enthaltene Fett die Mühlsteine oder Walzen 
verschmieren würde, andererseits die gegenüberliegende Spitze abge- 
brochen, damit die hier befindlichen Haare nicht mit ins Mehl kommen 
und damit besonders nicht der Schmutz, Staub ete., der sich leicht 
zwischen diesen Haaren ansammelt, das Mehl verunreinige. 

Trotz aller dieser Vorsichtsmassregeln und trotz der feinsten 
Beuteleylinder gelangen aber doch einzelne Haare oder wenigstens 
Teile von Haaren mit in das Mehl und diese geben ganz gute Unter- 
scheidungsmerkmale ab. 

Es beträgt nämlich: 


beim Weizen | beim Roggen 
die Länge der Haare. . . 120-742 Mkm |50—420 Mkm 
der Durchmesser der grössten 15—21 ,„ 9-17 ,„ 
derselbe an der zwiebelför- 
umsen»basis nr... Ba u 230, 
derzkleinsten. °.. 13... 2... 9-10 , el han 
an der Basis. . . Ber 14%, 11-14 , 


Noch wichtiger aber als die Länge, die bei abgebrochenen Haaren, 
wie sie meist im Mehl vorkommen, nicht immer in Betracht gezogen 
werden kann, ist die Dicke der Wand und der Durchmesser 
des Lumens in dem cylindrischen Teil des Haares. Weizen hat 
dickwandige Haare mit engem Lumen, Roggen dünnwan- 
dige Haare mit weitem Lumen. Nur bei ganz kurzen Roggen- 
haaren ist dies Verhältnis nicht so deutlich. 

Die Dicke der Wand des Haares beträgt 

beim Weizen beim Roggen 
durschnittlich" Ur en: 7 Mkm 3-—4 Mkm 
DasıEumen ist’ weit er ame. #r Li—2 , Tl 
selten bis 5 „ 

Man kann demnach schon an einem Bruchstück des Haares er- 

kennen, ob es vom Weizen oder Roggen abstammt und wenn man 


8 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


erst etwas Uebung hat, kann man das schon so zu sagen ohne Messung. 
Dabei kommt gerade bei einem Zusatz von Weizenmehl für die Er- 
kennung vorteilhaft in Betracht, dass die Weizenhaare an sich viel 
länger und meist auch die Bruchstücke viel länger sind. Ferner 
sind die Roggenhaare meist allmählich konisch ne während die 
Weizenhaare lang eylindrisch sind. 

Immerhin wird man gut thun, in gerichtlichen Fällen alle oben 
angegebenen Merkmale gemeinsam zur Hülfe zu nehmen, also nicht 
allein die Haare, sondern auch den Bau der Schale, die Stärkekörner, 
die Kleberzellen, die Menge des Klebers mit in Betracht zu ziehen. Han- 
delt es sich um schnelle Entscheidung, so ist zunächst nach den Haa- 
ren und den Querzellen zu suchen, und ich kann constatiren, dass 
Proben, die nur mit Nummern versehen, dem Museum der Landwirt- 
schaftlichen Hochschule von genanntem Sachverständigen zugeschickt 
wurden, und von denen eine aus reinem, von ihm selbst bereiteten 
Roggenmehl, die anderen aus Gemischen bestanden, richtig elassifieirt 
werden konnten. | 

Behufs leichteren Auffindens der Gewebeelemente, speciell der 
Schalenteile und der Haare, empfiehlt es sich, das Mehl entweder auf 
dem Objeetträger zu verkleistern, oder etwas Kalilauge, resp. Natron- 
lauge zuzusetzen, um die Stärke zu zerstören. Auch kann man die 
Stärke durch etwa 2',stündiges Kochen mit Salzsäure auf dem 
Wasserbade verzuckern oder die von Ch. Steenbusch!) beschriebene 
Methode (Verzuckerung mittelst Malzauszug) anwenden. Letztere bei- 
den Methoden geben, nachdem man das Wasser, welches die gelöste 
Stärke resp. den Zucker enthält, abgegossen, sämtliche Kleberzellen, 
Schalenteile, Haare etc. als Rückstand, so dass dann die Untersuchung 
vieler Partieen möglich ist, während man bei einzelnen Proben, deren 
Stärkekörner man anf dem Objectträger zerstört, öfter lange suchen 
muss, ehe man ein Haar oder dergl. charakteristische Bestandteile 
findet. 

Die von Steenbusch empfohlene Methode dürfte sich aber zum 
Auffinden der Haare nicht so gut eignen, weil mit dem Malz, selbst 
wenn sein Auszug auch durch ein doppeltes Filter geklärt wird, im- 
merhin einige der bei der Gerste ziemlich zahlreich vorhandenen Haare, 
Ja sogar, wie sich mir bei einem Versuch zeigte, selbst isolirte Epi- 
dermiszellen der Gerstenspelze mit hineinkommen und Ungeübten zu 
Irrtümern Veranlassung geben können. 

1) Zur mikroskopischen Untersuchung des Mehles. Eine Methode, wodurch 


die Gewebselemente leicht isolirt werden können (Bericht d. deutschen chemischen 
Gesellschaft XIV. S. 2449. 1881.). 


LXXXIX. Sitzung vom 24. Februar 1882. 
Vorsitzender: Herr L. Wittmack. 


Der Vorsitzende zeigte den am 8. d. M. zu Paris erfolgten Tod 
des Dr. Joseph Decaisne, Professseur de culture am Museum 
d’Histoire naturelle daselbst an, und schilderte die hervorragenden 
Verdienste, welche sich dieser Gelehrte auf den verschiedensten Gebieten 
der Pflanzenkunde erworben hat. 

Ferner erwähnte der Vorsitzende, dass Herr Geh. Sanitätsrat 
Dr. Paasch, ein eifriger Erforscher der einheimischen Flora, welcher 
über seine Studien auch unserem Vereine mitunter Mitteilungen gemacht 
hatte, am 20. d. M. nach kurzer Krankheit gestorben sei. 

Derselbe proclamirte als neu aufgenommene Mitglieder Herrn 
Verlagsbuchhändler Heyfelder hier und Herrn Pharmaceuten Mild- 
braed in Belzig. 


Herr S. Schwendener sprach über das Winden der Schling- 
pflanzen. Derselbe gedachte zunächst der bekannten (1827 er- 
schienenen) Arbeit Mohls, wonach das Winden der schlingenden 
Pflanzen, ähnlich wie das der Ranken, durch den von der Stütze aus- 
gehenden Reiz veranlasst werden soll, und ging dann auf die neueren 
Untersuchungen von Ch. Darwin und H. de Vries über, durch 
welche die Annahme einer Reizbarkeit widerlegt wurde. Zu demselben 
Ergebnis führten auch die Untersuchungen des Vortragenden. Sobald 
indessen der Reiz als krümmender Factor preisgegeben wird, ist es 
notwendig, die beim Winden thatsächlich zu Stande kommenden 
Krümmungen auf Kraftwirkungen anderer Art zurückzuführen. Das 
hat de Vries in der vorhin angedeuteten Veröffentlichung versucht, 
aber nach der Ansicht des Vortragenden in ungenügender Weise; na- 
mentlich schreibt derselbe dem Eigengewicht des Sprossgipfels und 
dem damit zusammenhängenden Drehungsmoment eine Bedeutung zu, 
die es in Wirklichkeit nicht besitzt. Die Mechanik des Windens muss 
vielmehr in folgender Weise dargestellt werden: 

1. Eine wesentliche Bedingung des Windens ist zunächst das 
Vermögen der Sprossgipfel, kreisende Nutationsbewegungen auszuführen, 
d. h. sich in regelmässiger Folge nach verschiedenen Seiten hin zu 


10 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


krümmen. Diese Krümmung ist so stark, dass dadurch halbkreis- 
förmige Bogen zu Stande kommen, deren Radius ungefähr demjenigen 
der Stütze entspricht. Dadurch erhält jeder Sprossgipfel die Fähig- 
keit, die Stütze in ähnlicher Weise zu ergreifen, wie wir etwa mit 
Daumen und Zeigefinger einen Glascylinder anfassen. Und zwar wird 
die Endknospe nicht bloss mit der Stütze in Berührung gebracht, 
sondern durch allmähliches Stärkerwerden der Krümmung mit einer 
gewissen Kraft gegen die Stütze gedrückt. 

Dieses Ergreifen der Stütze hat nun die notwendige Folge, dass 
der ältere, von der Endknospe um ca. 180° abstehende Teil des grei- 
fenden Bogens gegen die Stütze hin gezogen und daher bei andauern- 
dem Zug in dieser Richtung auch gekrümmt wird. Die Schlingpflanzen 
verhalten sich also beim Winden gewissermassen, wie der Mensch beim 
Klettern; der nutirende Gipfel dient ihnen gleichsam als Arm, mit 
dem: sie auf die andere Seite der Stütze hinübergreifen, um den eige- 
nen Körper an dieselbe heranzuziehen. 

Hätte der greifende Bogen des Sprossgipfels eine genau hori- 
zontale Lage, so wäre die Krümmung nach der Stütze hin — und 
zwar in der nämlichen horizontalen Ebene — die einzige Wirkung 
des Contactes. Da jedoch der genannte Bogen gewöhnlich mehr oder 
weniger schief steht, oft sogar steil aufgerichtet ist, so kann eine 
Krümmung nicht stattfinden, ohne dass sich gleichzeitig eine ent- 
sprechende Torsion des Stengels in einer zu den Windungen gegenläu- 
figen Richtung vollzieht. Die Contactwirkung zerfällt also, um das- 
selbe mit andern Worten zu sagen, in eine krümmende und in eine 
antidrom tordirende Componente. Daher ist denn auch das regel- 
mässige Winden mit antidromer Torsion untrennbar verknüpft. 

2. Eine zweite wesentliche Bedingung des Windens ist die Mit- 
wirkung des Geotropismus. Eliminirt man denselben, indem man die 
Pflanzen langsam um eine horizontale Axe rotiren lässt, so unterbleibt 
das Winden. Freilich wird durch diese langsame Rotation auch der 
etwaige Einfluss des Eigengewichts beseitigt; allein es lässt sich dureh 
Versuche anderer Art, bei welchen das Eigengewicht contrebalaneirt 
wird, ausser Zweifel stellen, dass dasselbe keinen entscheidenden 
Einfluss übt. 

Da der Geotropismus den schief aufstrebenden Sprossgipfel noch 
steiler aufrichtet, so bewirkt derselbe ebenfalls ein Andrücken des 
Gipfels an die Stütze und zwar unter ähnlichen Verhältnissen, wie sie 
für das Ergreifen selbst in Folge der Nutationskrümmung bestehen. 
Der Geotropismus liefert also ebenfalls eine krümmende und eine 
antidrom drehende Componente. 

3. Wenn man sich die verschiedenen Form - und Dimensions- 
verhältnisse nutirender Gipfel vergegenwärtigt, so begreift man, dass 
die einen nur um dünne Stützen, die andern dagegen um gigantische 


Sitzung vom 24. Februar 1882. r1 


Bäume zu winden im Stande sind. Es hängt dies einzig und allein 
von der Länge und Krümmung des greifenden Bogens, d. h. der obern 
nutirenden Internodien der betreffenden Pflanze ab. Eine Liane mit 
schlanken Trieben, die einen greifenden Halbkreis von 2--3 Fuss 
Radius bilden, vermag einen entsprechend dicken Baumstamm an zwei 
ungefähr opponirten Punkten zu fassen und folglich auch zu umschlingen, 
während beispielsweise eine Calystegia mit ihren viel kürzeren Trieben 
und kleinerem Krümmungsradius nur eine Stütze von ungefähr einem 
Zoll Durchmesser zu umwinden im Stande ist. Ebenso ist auf Grund 
der bezeichneten Bedingungen des Windens leicht einzusehen, dass 
ein Winden um horizontale Stützen unmöglich ist. 

4. Bezüglich der Grösse der antidromen Torsion, welche bei regel- 
mässigem Winden stets eintritt, sei hier bloss erwähnt, dass sie in 
einem bestimmten Falle etwa 400—450° pro Windung erreichte, übri- 
sens eine variable Grösse ist. Was dagegen die scheinbaren Tor- 
sionen betrifft, welche die genaue Bestimmung des wirklichen Torsi- 
onswertes erschweren können, so muss auf die einschlägige Veröffent- 
licehung des Vortragenden in den Monatsberichten der Berliner Akademie 
der Wissenschaft, Jahrgang 1881, verwiesen werden 


Herr A. B. Frank sprach über das Hypochlorin und seine 
Entstehungsbedingungen. 

Unter Hypochlorin versteht Pringsheim einen meist dunkel 
sefärbten, ölartigen Körper, welcher auf Einwirkung von Salzsäure 
oder anderen Säuren aus den Chlorophylikörnern in den Zellen sich 
abscheidet. Vortr. erklärt, dass seine Untersuchungen nicht den Zweck 
verfolgen, die geistvolle Hypothese Pringsheim s über die Function des 
Chlorophylifarbstoffes zu prüfen, wonach der letztere wie ein licht- 
dämpfender Schirm den in der Assimilationsthätigkeit begriffenen 
Chlorophylikörper vor der durch intensives Licht gesteigerten, der 
Kohlenstoffassimilation entgegenwirkenden Atmung schützt, sondern 
dass es sicb darum handele, der mit jener Hypothese nicht zusammen- 
hängenden Frage nach der Natur und der Bedeutung des Hypochlorins 
näher zu treten. Denn da man, wie Pringsheim bereits hervorgehoben, 
bei der allgemeinen Verbreitung dieses Körpers und der Umstände, 
unter denen er erscheint, in demselben möglicherweise das erste Assi- 
milationsproduct vor sich haben könnte, so muss versucht werden, 
die Bedingungen der Entstehung des Hypochlorins näher zu erforschen, 
um genaueren Aufschluss über diesen Körper zu gewinnen. Vortr. 
fasst die Ergebnisse seiner bisherigen Untersuchungen folgendermassen 
zusammen. 

1. Die Hypochlorin-Reaction steht in der innigsten 
Beziehung zum Vorkommen des Chlorophyllfarbstoffes, 
und diese Relation ist die einzig constante, während zu 


12 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


dem Vorhandensein oder Fehlen der Assimilationsbe- 
dingungen keine Beziehung besteht. Das Hypochlorin kann 
an keinem anderen Teile als an den durch den Chlorophyllfarbstoff tin- 
girten Elementen des Protoplasmakörpers erhalten werden; an diesen 
aber erscheint es allgemein, gleichgültig ob es sich um die gewöhn- 
liche Form von Chlorophylikörnern oder um anders geformte Chloro- 
phylikörper (Spirogyra) oder um sogenanntes formloses Chlorophyll 
handelt. 

Die Reaction auf Hypochlorin ist gegeben mit der ersten Spur 
der Ergrünung im jugendlichen Protoplasma. In der Terminalknospe 
von Elodea canadensis zeigt sich schwache Ergrünung bereits in den 
ganz kleinen, jungen Blättern, deren Zellen noch im Meristemzustande 
sich befinden und die bekannte Beschaffenheit meristematischer Zellen 
haben, indem das Protoplasma mit relativ grossem Zellkern noch 
keinen Saftraum abgeschieden oder die Bildung desselben eben erst 
begonnen hat. Hier tritt schon der Anfang der Chlorophylibildung 
ein, indem formlose Partien des Protoplasma schwach ergrünen; die 
Differenzirung zu Chlorophylikörnern fällt in einen viel späteren 
Entwicklungszustand. Und schon in jenem ersten Stadium, wo es 
unwahrscheinlich ıst, dass bereits Assimilation stattgefunden hat, lässt 
sich in den grünlichen Partien die Hypochlorin-Reaction hervorrufen. 

Hypochlorin wird andrerseits auch gefunden bis ans Ende der 
Existenz des Chloroplhyllfarbstoffes in der Zelle und hier auch unter 
Umständen, welche die Möglichkeit der Assimilation ausschliessen. 
Elodea stirbt in constanter Dunkelheit erst nach mehreren Wochen 
ab in Folge des Unterbleibens der Assimilation und behält auch 
während dieser Zeit normal grün gefärbte Chlorophylikörner bis kurz 
vor dem Tode des Blattes. Vortr. fand nach sechswöchentlicher Ver- 
dunkelung in solchen Chlorophylikörnern, nachdem sie die Stärke ver- 
loren hatten, unverändert Hypochlorin-Reaction. Es wäre nicht wahr- 
scheinlich, dass eine Pflanze den Hungertod stürbe, ohne dass zuvor 
das Assimilationsproduct aus den Chlorophylikörnern entleert und zur 
Verwendung gebracht worden ist. 

Hypochlorin ist auch nachweisbar, wenn Chlorophyll im kohlen- 
säurefreien Luftstrome sich gebildet und in demselben verweilt hat, 
also an der Assimilation gehindert war. Gegen den Versuch Pfeffers 
(Pflanzenphysiologie 1. S. 195), bei welchem Zunaria hygrometrica im 
Lichte ohne Kohlensäure nach mehreren Tagen immer noch ebenso 
reichlich wie zuvor Hypochlorin zeigte, lässt sich einwenden, dass das 
letztere schon vor dem Versuche in den Chlorophylikörnern gebildet 
sein konnte. Vortr. liess, indem er keimende Maissamen verwendete, 
schon die -Bildung des Chlorophylis im kohlensäurefreien Luftstrome 
am Lichte stattfinden und konnte, nachdem hier die Keimpflanzen die 


Sitzung vom 24. Februar 1882. 13 


ersten grünen Blätter gebildet hatten, in den letzteren reichlich Hy- 
pochlorin, aber keine Spur von Stärke nachweisen. 

2. Mit der Hypochlorin-Reaetion ist ausnahmslos 
eine Zerstörung des Chlorophyllfarbstoffes verbunden. 
Bei Einwirkung von Säure ist die erste Veränderung eine Verfärbung der 
Chlorophylikörner, indem an Stelle der reingrünen ein gelbgrüner oder 
gelber Farbenton tritt. Auch im grossen ist diese Zerstörung sehr 
auffallend; grüne Blätter, die man in Salzsäure legt, nehmen die gelbe 
Farbe herbstlicher Blätter an. Als zweiter Akt der Einwirkung folgt 
dann erst die Abscheidung von Hypochlorintropfen am Chlorophylikorn, 
und in dem Masse als dieselben sich bilden und vergrössern, vermin- 
dert sich auch der veränderte Farbstoff des Chlorophyllkornes, so dass 
das letztere nach mehreren Tagen, wo das Hypochlorin sich in grösster 
Menge gebildet hat, meist nur noch sehr blass gefärbt, oft völlig 
farblos ist. Es liesse sich das so erklären, dass das Chlorophyll durch 
Säure zerstört wird und dass der Farbstoff des Hypochlorins von dem 
zerstörten Chlorophyll abstammt, das reine Hypochlorin aber ein davon 
verschiedener farbloser Körper ist. Diese Auffassung scheint durch 
die Beobachtung Pringsheims motivirt, dass nach Tötung der Zellen 
durch Erwärmung keine Hypochlorin-Reaction eintritt. Indem Prings- 
heim diese Thatsache so deutet, dass das Hypochlorin ein flüchtiger 
Körper sei, der durch Erwärmen sich verflüchtigt, würden Hypoehlorin 
und Chlorophyll als disparate Dinge sich erweisen. Zu einer anderen 
Deutung aber gelangt man durch Berücksichtigung einer anderweiten 
Thatsache, dass nämlich, wenn die Zellen durch Erwärmen getötet 
sind, auf Einwirkung von Salzsäure nicht bloss die Hypochlorin-Reaetion 
unterbleibt, sondern auch der Chlorophyllfarbstoff nicht verschwindet: 
die Chlorophyilkörner behalten dann grüne oder gelbgrüne Farbe. Diese 
Thatsache ist nur ein specieller Fall einer allgemeineren Regel, näm- 
lich der: Nur wenn das lebende Chlorophyllkorn mit Säure 
in Berührung kommt, wird sein Farbstoff zerstört und 
in der Form von Hypochlorin abgeschieden; im toten 
Chlorophylikorn ist der Farbstoff durch moleculare 
Kräfte festgehalten, welche ihn der verändernden Wir- 
kung der Säure entziehen. Es ergiebt sich nämlich derselbe 
Erfolg wie beim Tode durch Erwärmung auch bei jeder anderen 
Todesursache. Vortr. sah an Zlodea, welche er durch Einfrieren im 
Wasser getötet hatte, bei Behandlung mit Salzsäure die Chlorophyll- 
körner grün bleiben, aber auch keine Hypochlorin-Reaction eintreten. 
Ferner zeigten Zlodea-Blätter, welche durch Eintrocknen bei gewöhn- 
licher Temperatur getötet worden waren, dasselbe. Endlich hat auch 
der Tod durch Verwundung denselben Erfolg, was z. B. an Elodea 
sehr eelatant hervortritt, wenn man ein abgeschnittenes lebendes Blatt 
in Salzsäure legt. Hier tritt im ganzen Blatte Entfärbung unter Bildung 


14 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


von Hypochlorin auf, aber scharf abgegrenzt davon ist die ganze quer 
durch das Blatt gehende an der Schnittstelle liegende Schicht von Zellen, 
welche durch die Operation getötet sind, indem in ihnen die Chlorophyli1- 
körner unverändert rein grün bleiben und keine Spur von Hypochlorin 
abscheiden. An Nitellen, Spirogyren, an Schnitten durch grüne Zell- 
gewebe hat Tötung durch Verwundung denselben Erfolg. Es ist nun 
nicht wahrscheinlich, dass ein Körper durch so heterogene, zum Teil 
gerade entgegengesetzte Einflüsse (Erhitzen und Abkühlen) verflüchtigt 
wird. Und dass in der That bei allen jenen Operationen von keinem 
Entweichen des Hypochlorins die Rede sein kann, wird dadurch be- 
wiesen, dass man das letztere auch dann noch aus dem Chlorophyll 
gewinnen kann. Es lässt sieh nämlich auch aus dem toten Chlorophyll- 
korn der Farbstoff durch Alkohol ausziehen. und wenn man alkoho- 
ligen Chlorophyllauszug dureh Erhitzen getöteter Pflanzenteile ver- 
dunsten lässt, so kann man an dem zurückbleibenden Chlorophyll, 
ebenso wie an dem aus lebenden Pflanzen gewonnenen, durch Einwir- 
kung von Salzsäure die Zerstörung des Farbstoffes und seine Umsetzung 
in Hypochlorin beobachten, welches sogar hier in denselben ölartigen 
Tropfen oder peitschenförmigen Fäden sich abscheidet, wie sonst an 
den Chlorophylikörnern in der Zelle. Hierauf beruht die makroche- 
mische Darstellung des Hypochlorins, mit welcher gegenwärtig der 
Assistent des Vortr. Herr Dr. Tschirch beschäftigt ist. Die künftigen 
Mitteilungen hierüber sollen auch die Frage berühren, inwieweit nun 
das Hypochlorin mit den von früheren Forschern erhaltenen und be- 
nannten Zersetzungsproducten des Chlorophylis identisch ist. 

3. Künstliche und natürliche Bedingungen der Ent- 
stehung des Hypochlorins. Nach Obigem gehören zur Abschei- 
dung von Hypochlorin aus den Chlorophylikörnern zwei Bedingungen: 
der lebende Zustand des Chlorophylikornes und Anwesenheit von Säure. 
Bezüglich der letzteren ist, wie zum Teil schon Pringsheim erwähnt 
hat, die Qualität gleichgültig. Vortr. erzielte die Hypochlorin-Reaction 
ausser mit Salzsäure auch mit Schwefelsäure, Salpetersäure, Phosphor- 
säure, Essigsäure, Milchsäure, Weinsäure, Citronensäure, Pikrinsäure, 
Salicylsäure. Auch bezüglich des Concentrationsgrades ist ein sehr 
weiter Spielraum. Salzsäure bewirkt die Reaction sowohl als concen- 
trirte Säure als auch in allen Verdünnungen bis zu "/o und Yo, die 
schon nicht mehr auf den Geschmack reagiren. Bei dem häufigen 
Vorkommen saurer Zellsäfte sind daher offenbar auch in der lebenden 
Pflanze die Bedingungen der Hypochlorinbildung gegeben; es lässt 
sich z. B. am Mesophyll von Pelargonium nachweisen, dass die chloro- 
phyllhaltigen Zellen stark sauren Zellsaft haben. Der Grund, warum 
trotzdem in den gesunden Blättern die Umwandlung des Chlorophylis 
in Hypochlorin unterbleibt, kann nur darin liegen, dass das Proto- 
plasma solcher Zellen eine neutrale oder schwach alkalische Reaction hat 


Sitzung vom 24. Februar 1882. 15 


und vermöge seiner diosmotischen Eigenschaften den Austritt der Säure 
aus dem Zellsafte verhindert. Mit dem herannahenden Tode treten aber 
Veränderungen ein, und Vortr. erklärt alles Gelbwerden der grünen 
Blätter vor dem natürlichen Tode als eine Umwandlung 
des Chlorophylis in Hypochlorin, die nur in morphologischer Hinsicht 
von der künstlichen Reaction etwas abweicht, weil hier zugleich auch 
eine Auflösung der farblosen Grundmasse der Chlorophylikörner statt- 
findet. So beider herbstlichen Entfärbung der Blätter. Wiesner 
(Die natürlichen Einrichtungen zum Schutze des Chlorophylis. Wien 
1876 S. 14), der bereits die Einwirkung der Säure des Zellsaftes als 
Ursache der Verfärbung angesprochen hat, erklärt die Erscheinung 
durch ein Verschwinden des Protoplasma aus der sich entleerenden 
Zelle, wodurch die Chlorophylikörner in den sauren Zellsaft gelangen. 
Der erste Akt der Veränderung zeigt uns aber die Chlorophylikörner, 
wenn sie bereits die durch Säurewirkung hervorgebrachte gelbe Färbung 
angenommen haben, noch mit dem Zellkern zusammen in der wand- 
ständigen Schicht des Protoplasmas, so dass hier nur an eine dem 
herrannahenden Tode vorhergehende Aenderung der diosmotischen 
Eigenschaften des lebenden Protoplasmas gedacht werden kann. Im 
nächsten Stadium verkleinern sich die gelben Chlorophylikörner bis 
um mehr als die Hälfte ihres früheren Durchmessers und lösen sich 
allmählich auch von innen aus auf, indem eine immer grösser werdende 
Vacuole in ihnen auftritt. Gleichzeitig scheiden sich nun in gewöhn- 
licher Weise Hypochlorintröpfehen an der Peripherie der Chlorophyll- 
körner ab und bleiben endlich, nachdem die letzteren sich vollständig 
aufselöst haben, in dem nun klaren Safte der Zellen allein zurück, 
wo sie dann bisweilen zu grösseren ölartigen Tropfen von gelbbrauner 
Farbe zusammenfliessen. Genau dieselben Veränderungen verfolgte Vortr. 
bei dm Gelbwerden der Blätter in Folge dauernder Ver- 
dunkelung bei Pelargonium, wo dies schon nach wenigtägiger Licht- 
entziehung eintritt. Vortr. erklärt den Satz, dass das Chlorophyll in 
der lebenden Pflanze durch Dunkelheit zerstört werde, für einen Irr- 
tum. Es bleibt hier ebenso unverändert wie eine alkoholige Chloro- 
phylllösung im Dunkeln, wenn nicht Zerstörung durch Säure eintritt. 
Letzteres geschieht aber in der lebenden Pflanze, weil das Protoplasma 
in Folge von dauernder Lichtentziehung abstirbt und dann vorher seine 
diosmotischen Eigenschaften ebenso wie vor dem herbstlichen Tode 
ändert. Die Unwirksamkeit der Dunkelheit auf das lebende Chloro- 
phyll an und für sieh ergiebt sich z. B. daraus, dass bei Pelargonium in 
den durch Verdunkelung gelbgewordenen Blättern nur im Mesophyll das 
Chlorophyll zerstört ist, in den Schliesszellen der Spaltöffnungen unver- 
ändert erhalten bleibt, ferner aus der Thatsache, dass bei vielen Pflanzen 
das Chlorophyll in eonstanter Dunkelheit überhaupt nicht zerstört wird 
und sich unverändert grün erhält bis unmittelbar vor dem Absterben 


16 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


der Blätter, was bei Zlodea z. B. oft erst nach mehrmonatlicher Ver- 
dunkelung eintritt. Das ungleiche Verhalten der Pflanzen und Pflanzen- 
teile in dieser Beziehung kann daher beruhen erstens darauf, wie bald 
in Folge dauernder Lichtentziehung im Protoplasma die normalen 
diosmotischen Eigenschaften erschüttert werden, und zweitens auf der 
Acidität des Zellsaftes. Vortr. glaubt daher, dass überhaupt das 
Gelbwerden grüner Pflanzenteile vor dem Tode, welches auch bei an- 
deren Todesursachen, wie beim Absterben in Folge von Dürre oder 
von Nahrungsmangel, oder der Einwirkung von Giften oder bei den 
durch Parasiten verursachten Krankheiten je nach Pflanzenarten in 
verschiedener Weise eintritt, ebenso zu erklären ist. 


AU. Sitzung vom 91. März 1882. 


Vorsitzender: Herr L. Wittmack. 


Der Vorsitzende proclamirte als neu aufgenommenes Mitglied 
Herrn stud. phil. A. Marquardt hier. 


Herr A. Engler sprach über die im Kieler Hafen in dem soge- 
nannten „toten Grund“ vorkommenden Pilzformen. Es ist nicht auf- 
fallend, dass in unmittelbarer Nähe der Stadt, im Bootshafen die 
Ufer durch ihre schmutzigweisse, durch das Wasser hindurchscheinende 
Färbung die Anwesenheit reichlicher Mengen von Beggiatoa verraten. 
Bei der Untersuchung erweisen sich diese Massen durchweg als Beg- 
giatoa alba (Vauch.) var. marina Cohn (B. Oerstedii Rabenh.), welche 
früher von Warming um Kopenhagen sehr verbreitet gefunden und 
von F. Cohn zuerst in einem Seewasseraquarium entdeckt wurde. 
Wenn man diese Beggiatoa stark mit Glycerin erhitzt, verschwindet 
unter Entwickelung von schwefliger Säure ein Teil der in der Zelle be- 
findlichen Körnehen, und die Querwände treten deutlich hervor; es 
erweist sich hierbei, dass der Längendurchmesser der Zellen bald 
halb so gross, bald eben so gross, als der Breitendurchmesser ist. Der 
letztere beträgt bei den im Januar gesammelten Exemplaren etwa 2 
Mkm. Die von Warming als bei Kopenhagen sehr häufig bezeichnete 
b. arachnoidea Rabenh. hat Vortr. bis jetzt noch nicht beobachtet, 
Dagegen bieten die weissen Grundmassen mitten im Hafen, in einiger 
Entfernung von der Küste einen grösseren Formenreichtum dar. Diese 
weissen Grundmassen, von den Fischern „toter Grund“ genannt, finden 
sich bisweilen in einer Tiefe von 20-30 Fuss (nach Aussage der 
Bootsleute); es sollen diese Stellen von den Fischern gemieden werden. 
Hier findet sich nun neben der Deggiatoa alba auch die schon im Jahre 
1865 von F. Cohn im Seewasseraquarium entdeckte (vgl. Hedwigia 1865 
S. 81), von Warming auch bei Kopenhagen häufig beobachtete (Videnskab. 
Meddelels. fra den naturh. Forening 1875 S. 56) Deygiatoa mirabilis 
Cohn, welche sich neben den andern Beggiatoen wahrhaft gigantisch 
ausnimmt. Der Durchmesser der Zellen beträgt 10—15 Mkm, der 
Cohn’schen Angabe von 16 Mkm fast entsprechend, während Warming 
Exemplare beobachtete, welche eine Dicke von 20-40 Mkm besassen. 

Sitz.-Ber. des Bot. Vereins f. Brandenb. XXIV. (2) 


18 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


Die im Januar gesammelten Exemplare zeigten sehr schön die ver- 
schlungenen Windungen, welche an F. Cohns Abbildung in der Hedwigia 
hervortreten. Durch Erhitzen mit Glycerin gelingt es auch hier, die 
unter gewöhnlichen Verhältnissen schwer erkennbaren Querwände 
deutlich sichtbar zu machen, und es zeigt sich, dass der Längsdureh- 
messer der Zellen 2!/,—4mal kleiner ist, als der Breitendurchmesser; 
übrigens sind die transversalen Zellwände kaum dünner als die Seitenwände. 
Mit der erwähnten weissen Grundmasse aus tieferen Stellen des Hafens 
erhielt der Vortr. durch freundliche Vermittlung seines Collegen K. 
Moebius auch lebende Krabben (Gammarus Locusta), von denen die 
eine mit Pilzfäden an den Beinen dicht besetzt war. Das Tier erhielt 
sich noch ein paar Tage lebend im Glas, schwamm trotz der die 
Bewegung etwas hindernden Fadenbüschel munter im Wasser herum 
und würde wohl noch längere Zeit fortexistirt haben, wenn ihm nicht 
die Beine behufs Herstellung von Präparaten ausgerissen worden wären. 
Auf den Borsten der Beine sitzen diehte Büschel von 1 Mkm dicken, zum 
Teil nur wenige Mkm, zum Teil aber auch bis 100Mkm langen, stellenweise 
schraubig gewundenen Fäden, die der Vortr. jetzt, nachdem ihm die 
Abhandlung von Zopf über den genetischen Zusammenhang von Spalt- 
pilzformen (Monatsber. d. K. Akad. zu Berlin, 10. März 1881) zu 
Gesicht gekommen, für Jugendzustände einer in Folgendem näher zu 
beschreibenden, auf denselben Gammarus-Beinen wachsenden Pflanze 
halten möchte. Die Fäden gleichen denen einer Beggiatoa von geringem 
Durchmesser, entbehren jedoch der Schwefelkörnchen; der Inhalt der 
übrigens nur bei sehr starker Vergrösserung deutlich erkennbaren 
Zellen ist homogen.!) Von den bisher beschriebenen Formen entspricht 
Beggiatoa minima Warming noch am meisten diesen Pflänzchen. Da 
dieselben in grosser Anzahl dicht bei einander stehen und zwischen 
den grösseren Fäden eine Menge kürzerer Stäbchen stehen, so ist es 
wahrscheinlich, dass sich dieselben aus mikrococcenartigen Keimen 
entwickelt haben, wie sie Dr. Zopf bei D. alba beobachtet hat, doch 
ist das vorläufig nur eine Vermutung Es ist ebenso nur Vermutung, 
dass mit diesen dünnen Fäden die zwischen ihnen stehenden, meist 
viel längeren und einen Querdurchmesser von 3—4 Mkm erreichenden 
Fäden in genetischem Zusammenhange stehen. Diese repräsentiren 
eine sehr charakteristische Pflanze. Die Zellwände treten scharf hervor, 
die einzelnen Zellen sind aber ausserordentlich kurz, 4—6 mal kürzer, 
als breit, am Ende des Fadens ebenso breit, wie am Grunde desselben, 
die Zellwand ist überall gleich dick, der Inhalt durchaus homogen. 
An sehr vielen Stellen des Fadens bemerkt man Septirung der Zellen 
in der Längsrichtung, und sehr oft sieht man 4 nebeneinander liegende 
isodiametrische Zellchen, die einer der gewöhnlichen Zellen entsprechen. 


1) Die folgenden Bemerkungen wurden von dem Vortr. in dem Vortrag selbst 
nicht gemacht, sondern erst nachträglich eingesendet. Engler. 


Sitzung vom 31. März 1882. 19 


Wie es scheint teilt sich allemal die Zelle erst durch eine Mittelwand, 
und die beiden Tochterzellen verhalten sich dann ebenso. Verzweigung 
wurde nicht beobachtet, wenn auch in einzelnen Fällen, wo die 20—30 
letzten Zellen eines Fadens sich in der Mitte geteilt haben, die 
Täuschung entsteht, als seien hier 2 neben einander liegende am 
Grunde vereinigte Fäden vorhanden. Nicht selten sind die septirten 
Zellen breiter, als die nicht geteilten, und so ist denn der Faden in 
einzelnen Regionen etwas angeschwollen. Da nun Dr. Zopf auch bei 
Beggiatoa alba sehr kurze scheibenförmige Zellen und Teilung derselben 
durch Längswände beobachtet hat, so stehe ich nicht an, auch diese 
auf Gammarus wachsende, bis jetzt im freiem Zustande noch nicht 
beobachtete Pflanze einstweilen zu Beggiatoa zu rechnen und nenne 
sie B. multiseptata. 

Mit dieser Beggiatoa zusammen findet sich aber noch eine sofort 
als verschieden zu erkennende Pflanze, die der Vortragende Anfangs 
für Oladothrix ansah. Auch sie bildet sehr oft nur einfache Fäden 
mit deutlich erkennbaren Scheidewänden und homogenem Zellinhalt, 
aber diese Fäden besitzen ganz entschiedenes Spitzenwachstum, der 
apicale Teil des Fadens ist schmäler und lässt die einzelnen Zellen 
weniger deutlich erkennen, die Membran der einzelnen Zellen ist an 
den Kanten stärker verdiekt, daher das Lumen der Zelle von der 
Seite gesehen nicht rechteckig, sondern oval; auch ist der Inhalt 
stärker lichtbrechend. Teilungen der Zellen durch Längswände werden 
auch hier beobachtet, aber die Längswände liegen nur selten in der 
Mitte der Mutterzellen, vielmehr wird durch dieselben eine Seitenzelle 
abgeschnitten, welche sich in der Regel etwas verschiebt, so dass sie 
seitlich zwischen der Mutterzelle und der darüber liegenden Zelle liegt. 
Dadurch ist dann auch sofort die Möglichkeit zu selbständiger Weiter- 
entwickelung dieser Zelle gegeben, wir sehen daher auch sehr oft die 
seitlich abgeschnittenen Tochterzellen sich zu kurzen Fäden entwickeln. 
Da trotz aller Mannigftaltigkeit in der Schizomyceten-Reihe durchgehend 
die Teilung der Zellen durch eine mittlere Scheidewand erfolgt, so 
kann der hier besprochene Pilz nicht zu den Schizomyceten gerechnet 
werden, er entspricht unter den Algen noch am meisten Stigeoclonium, 
wenn man davon absieht, dass die Zellen breiter als lang sind. Da 
sowohl nach der Darstellung Cohns als wie derjenigen Zopfs die Ver- 
zweigung bei Uladothrix eine unechte ist und durch Mittelspaltung der 
Zellen zu Stande kommt, kann die hier in Rede stehende Pflanze 
nicht zu Oladothrix gehören, wenn auch ihr Aussehen einigermassen 
daran erinnert, ich nenne daher diese Gattung Oladomyces und die 
Art Cl. Moebiusii da ich meinem verehrten Collegen, dem Professor 
K. Moebius das Material verdanke. 

Wie verhalten sich nun die von den erwähnten Pilzen bewohnten 
Krabben? Soviel ist zunächst sicher, dass diese Pilze nicht im aus- 

(2*) 


An 


TE ER 


30 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


gewachsenen Zustande auf die Tiere gelangt sein können, es ist viel- 
mehr anzunehmen, dass die Krabben von den Keimen der Pilze befallen 
wurden. Wie die Keime entstehen ist aber noch entwicklungsgeschichtlich 
festzustellen, wenn auch bei Deggiatoa multiseptata wahrscheinlich 
ist, dass mikrococcenartige Keime gebildet werden, wie sie Dr. Zopf 
bei B. alba beobachtete. Meine bis jetzt angestellten Versuche, voll- 
kommen intacte Krabben dadurch zu infieiren, dass ich sie mit Beggiatoa 
zusammen brachte, haben bis jetzt zu keinem Resultat geführt. Die 
Krabben werden Anfangs durch die Pilze nur wenig behelligt werden, 
da ja die Pilze nicht eindringen, es ist aber einleuchtend, dass bei 
weiterer reicher Entwicklung der Pilzfäden die Tiere in ihrer Bewegung 
gehindert werden nnd schliesslich zu Grunde gehen müssen. Der 
Vortr. beabsichtigt diese Fragen weiter zu verfolgen und wird eine 
von Abbildungen begleitete Darstellung dieser interessanten Pilzformen 
‘ in den Abhandlungen der Commission zur Untersuchung der deutschen 
Meere publiciren. 


Herr W. Zopf legte seine Untersuchungen über Spaltalgen vor, 
aus denen hervorgeht, dass gewisse Chroococcaceen in den Ent- 
wicklungsgang fädiger Phycochromaceen hineingehören. Da die Re- 
sultate bereits im Botanischen Centralblatt Band X (1882) No. 1 pu- 
blieirt wurden, überdies die Veröffentlichung der ausführlichen Arbeit 
schon demnächst erfolgen wird, so soll von einer ausführlicheren Mit- 
teilung an dieser Stelle abgesehen werden. 


Herr P. Ascherson verlas folgende Mitteilung unseres Ehren- 
mitgliedes Herrn Th. v. Heldreich in Athen: 


Nachträgliches über das wilde Vorkommen der Rosskastanie. 
(Vgl. Sitzungsber. d. Bot. Ver. d. Prov. Brandenburg. 1879, XXI. S. 139.) 


Im October vergangenen Jahres unternahm S. M. der König 
Georg eine Rundreise durch die neuen in Folge des Berliner Vertrages 
an Hellas abgetretenen Provinzen von Epirus und Thessalien. Von 
Arta (dem alten Ambraeia) führte der Weg den Hohen Reisenden das 
schöne aber noch sehr unwegsame Thal des Arachthus hinauf zur 
neuen Grenze des Reichs an den Südabhängen des Pindus bis zur 
beträchtlichen Seehöhe von circa 6000‘, oberhalb der Ortschaften 
Kalarites und Syrako. S. M. der König und sein Gefolge, bei 
welchem sich auch Herr Münter, Director der Königlichen Domänen 
befand, waren entzückt von der Pracht der herrlichen, wahrhaft gross- 
artigen Buchenwälder an den Abhängen des Pindus. Häufig wächst 
auch der Nussbaum im Arachthusthale wild. Zugleich beobachteten 
der König und Herr Münter an mehreren Stellen die Rosskastanie, 
doch immer nur in wenigen Exemplaren und ganz wie in Eurytanien 


Sitzung vom 31. März 1882. 21 


und Phthiotis an den felsigen Seitenwänden schattiger Schluchten in 
der Waldregion. 

Unabhängig von dieser Beobachtung teilte mir auch Herr Aristides 
von Hoeslin, der schon seit dem vergangenen Frühjahr als K. Griech. 
Ingenieur die Anlage neuer Strassen und Wege zwischen Kravassera, 
Arta und Kalarites leitet, ganz übereinstimmende Nachrichten über 
das von ihm beobachtete wilde Vorkommen der Rosskastanie in den 
Seitenthälern und Schluchten des oberen Arachthus-Thales mit. So 
hat sich denn nun die so lange Zeit verkannte Angabe Dr. Hawkins 
(in Sibth. et Smith Prodr. Flor. Graeec.) in glänzender Weise 
bestätigt, nachdem ich bereits im Sommer 1879 so glücklich war, die 
in den Gebirgen von Phthiotis und Eurytanien liegende aequatoriale 
Grenzlinie der Verbreitung des Baumes festzustellen. Es bleibt nun 
noch spätern Forschungen aufgespart, auch die Grenzen der Verbreitung 
nach Norden ausfindig zu machen. Ich bezweifle, dass man den Ort, 
wo Dr. Hawkins den Baum zuerst sah, ganz genau wird nachweisen 
können. Dr. Hawkins hielt sich, soviel mir bekannt, als Arzt in 
Joannina auf. Obgleich diese Stadt vom obern Arachthusthale nicht 
sehr entfernt liegt, kann Dr. Hawkins dennoch Aesculus Hippocastanım 
ebensogut anderswo gefunden haben, da nun wohl mit Bestimmtheit 
anzunehmen ist, dass unser Baum in der ganzen Waldregion des 
Pindus wächst und sich auch wahrscheinlich noch irgendwo in grösseren 
Beständen finden wird. 

Athen, den 25. Februar 1882. 


Sodann legte Herr P. Ascherson an demselben Tage von ihm 
in Schöneberg abgebrochene Zweige von Ligustrum vulgare L. vor, 
welche neben den so eben austreibenden heurigen Laubknospen noch 
eine beträchtliche Anzahl vollkommen frischer und functionsfähig ge- 
bliebener vorjähriger Blätter tragen. Dieser Strauch verhält sich mit- 
hin in milden Wintern, wie der verflossene, bei uns ähnlich, wie Vortr. 
dies wiederholt in Aegypten vom Pfirsichbaum beobachtete (vergl. 
Sitzungsber. 1874 S 100). dessen vorjährige Blätter ebenfalls bei der 
Entfaltung der neuen noch functioniren. Obwohl diese etwas mehr 
als 12 Monate dauernden Blätter nach dem Erscheinen der neuen bald 
abgeworfen werden, so muss dies Verhalten doch als ein Uebergang 
zwischen demjenigen laubwechselnder und immergrüner Holzgewächse 
angesehen werden, um so bemerkenswerter, als es zuweilen bei Formen 
sonst laubwechselnder Gehölze mit einer gewissen Beständigkeit auf- 
tritt. Vortragender erinnert hierbei an die Mitteilung eines unserer 
erfahrensten Dendrologen, des Herrn C. Bolle, welcher auch in den 
Sitzungsberichten a. a. OÖ. auf dies Verhalten des Ligusters hinge- 
wiesen, über eine in milden Wintern ihre Blätter functionsfähig er- 
haltende Form von (@uercus Oerris L. (Q. sempervirens hort.), vergl. 


22 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


Sitzungsber. 1877 S. 162, 1578 S. 42. Der genannte ausgezeichnete 
Beobachter, welcher als Schöpfer einer der grössten Gehölz-Samm- 
lungen in unserer Umgebung im Besitz reicher Erfahrungen auf dem 
erwähnten Gebiete der Biologie sich befindet, machte den Vortra- 
genden darauf aufmerksam, dass diese gelegentliche Sempervirenz na- 
mentlich an einer bestimmten Form des Ligusters beobachtet wird, 
welche als Z. “alicum Mill. (sempervirens Pieri) auch als Art beschrieben 
wurde (vgl. C. Koch, Dendrologie ll. 1. S. 273) und häufig mit grü- 
nen Früchten vorkommt. Bei der verwandten Syringa hat Herr C. 
Bolle nur einmal die Belaubung von Stockausschlägen unter einer 
reichlichen Schneedecke den Winter überdauern sehen. 

[Einige Tage nach dieser Sitzung hatte Vortr. Gelegenheit, ein 
weiteres ausgezeichnetes Beispiel derselben Erscheinung zu beobachten. 
Bei einem Besuch des Kromlauer Parks zwischen Spremberg und 
Muskau am 8. April machte der als scharfblickender Beobachter der 
ihn umgebenden Natur bereits (Sitzungsber. 18821 S. 79) genannte 
Herr Joh. Hantscho-Hano aus Schleife den Vortr. darauf auf- 
merksam, dass der dort häufig angepflanzte Oytisus capitatus Jaeg. 
noch fast alle seine Blätter vollkommen frisch erhalten hatte, während 
die diesjährigen Laubknospen in Begriff standen, sich zu entfalten. 
Dass diese Erscheinung eine in milden Wintern normale ist, geht aus 
der wendischen Bezeichnung zymsky dz&6elin (Winterklee) hervor, 
unter welcher dieser Strauch nach Herrn Hantscho in dortiger Gegend 
bekannt ist. Dieselbe Erscheinung beobachtete Herr C. Bolle nach 
gefälliger Mitteilung an dem nahe verwandten Ü. elongatus W.K.] 


Hierauf legte Herr P. Ascherson ein frisches Exemplar von 
Tuber aestivum Witt. vor, welches er erst vor kurzem durch unser 
Mitglied Herrn G. Egeling aus der Gegend von Kassel erhalten hatte. 
Da, wie aus den Mitteilungen des Vortr. in der December-Sitzung 
1880 (Sitzungsber. S. 123ff.) hervorgeht, das Vorkommen der Speise- 
trüffeln in Deutschland noch keineswegs genügend bekannt ist, so ist 
dankbar anzuerkennen, dass Herr G. Egeling über die Verbreitung 
dieser Pilze in der Umgebung von Kassel Nachforschungen angestellt 
hat, welche, grösstenteils durch die freundliche Unterstützung des 
Herrn Forstmeisters G. Th. Homburg, zu befriedigenden Aufschlüssen 
geführt haben. Der Letztgenannte hatte die Güte, dem Vortr. auf seine 
Anfrage noch weitere Mitteilungen zu machen, deren Inhalt im Wesent- 
lichen folgender ist: 

An sicheren Fundorten sind Herrn Homburg zwei Forstreviere in 
der nordwestlichen Umgebung von Kassel bekannt. 

1. Der dem Kammerherrn Baron von der Malsburg gehörige Wald 
von Escheberg, etwa 10 km von Kassel am Wege nach Zierenberg gelegen- 
Nach einer Mitteilung des erwähnten Grundbesitzers, vielleicht des 


Sitzung vom 31. März 1882. 23 


einzigen, welcher in dortiger Gegend dies köstliche Geschenk der 
Natur benutzt, finden sich die Trüffeln im Buchenhochwald auf Muschel- 
kalk (dort vielfach von Basalt durchbrochen), namentlich in humus- 
reicheren Mulden. Sie finden sich schon in etwa 60jährigen Beständen 
an den Südabhängen, an denen mehr Licht einfällt, früher als an 
anderen Expositionen. Die Quantität ist nicht sehr bedeutend; mehr 
als 4 kgr wurden nie an einem Tage gefunden. Die Pilze finden sich 
in der Regel etwa 10 cm unter der Bodenoberfläche, mitunter aber 
(und zwar von vorzüglicher Qualität) über dieselbe hervortretend. 
Ueber die Fundzeit hat Herr v. d. Malsburg eine von den sonstigen 
Beriehten sehr abweichende Angabe gemacht; nach ihm finden sich 
die Trüffeln „vom Juni an bis zum Zuwintern des Bodens, im laufen- 
den Jahre aber [ausnahmsweise] schon im Monat Februar.“ In Baden, 
Hannover, Thüringen, bei Bernburg findet die Trüffelernte stets erst 
im Herbst und Winter, frühestens von Ende September an statt und 
erreicht nach Irmisch im Februar ihr Ende. Das vorgelegte Exem- 
plar, welches Mitte März dem Boden entnommen wurde und dem 
Vortr. noch völlig frisch zukam, verdient also in jedem Fall wegen 
der ungewöhnlichen Fundzeit Beachtung; man hätte eher in diesem 
milden Winter eine frühere Zerstörung der Pilze durch Fäulnis er- 
warten sollen ais nach strenger Kälte. Das Vorkommen der Trüffeln 
bei Escheberg ist schon seit langen Jahren bekannt, ebenso 

2. im Bezirk des Kgl. Schlosses zu Wilhelmsthal, unweit der 
Eisenbahnstation Mönchehof an der Linie nach Warburg gelegen, wo 
die Trüffeln von Hofjägern für den ehemaligen kurfürstlichen Hof ge- 
sammelt wurden. Die Bodenverhältnisse sind dieselben wie bei Esche- 
berg, und dürften mit den von Irmisch aus der Gegend von Sonders- 
hausen geschilderten im Wesentlichen übereinstimmen. 

Ausser diesen beiden Fundorten nennt Herr Egeling in einer von 
ihm in der Oesterr. Botan. Zeitschrift 1881 S. 357, 358 veröffentlichten 
Notiz als Trüffel-Fundorte noch den Wald unter dem Hercules auf 
Wilhelmshöhe und die Elgershäuser Forst (S.W. von Kassel). 

Die bei Kassel gesammelten Trüffeln finden, soweit sie zum 
Verkauf kommen, in dieser Stadt selbst vollständigen Absatz. 

Vortr. benutzt diese Gelegenheit, um noch einige auf das Vor- 
kommen von Trüffeln in Norddeutschland bezügliche Thatsachen, wel- 
che seit seiner erwähnten Mitteilung im December 1880 zu seiner 
Kenntnis kamen, hier anzuschliessen. 

Zunächst sieht er sich zu seinem Bedauern genötigt, die a. a. 
0. S. 153 gemachte Angabe über das Vorkommen einer Speisetrüffel 
(T. mesentericum Nitt.?) bei Ostrometzko in Westpreussen als nicht 
hinlänglich beglaubigt zu beanstanden. Herr O. Hüttig, welchem 
Vortr. diese Angabe verdankt, hatte sich auf das Zeugnis des Herrn 


24 Botanischer Verein der Proy. Brandenburg. 


Rittergutsbesitzers v. Alvensleben auf Ostrometzko bezogen. In 
Folge dieser Angabe wandte sich unser Mitglied, Herr Prof. R. Cas- 
pary in Königsberg an Herrn v. Alvensleben, erhielt indes die Aus- 
kunft, dass ihm über das Vorkommen der Trüffel daselbst nichts 
bekannt sei.') Allerdings hatte auch Herr Prof Th. Bail in Danzig, 
welcher im Bot. Centralblatt 1831 Bd. V. S. 291 ff. die öfter erwähnte 
Mitteilung des Vortr. besprach, von diesem Vorkommen gehört, und 
ebenso unser Mitglied, Herr O. v. Seemen, welcher vor etwa 15 Jahren 
längere Zeit in Bromberg sich aufhielt. Doch kann natürlich, so 
lange nicht durch neuere Funde diese an sich nicht unwahrscheinliche 
Nachricht bestätigt worden ist, dieselbe keinen höheren Wert bean- 
spruchen als etwa die bisher immer noch nicht bestätigte Angabe 
des Vorkommens schwarzer Trüffeln in Schlesien. Immerhin fordert 
sie dazu auf, Nachsuchungen mit den geeigneten Mitteln an eben 
günstigen Localitäten zu veranstalten. 

Bail bezweifelt in einer weiteren Mitteilung (a. a. O. Bd. VI. S. 135, 
136), wie auch schon vor ihm Zobel (Corda, Icones Fungorum VI.S. 83) 
die Verschiedenheit von 7. mesentericum Vitt. und T. aestivum Vitt. haupt- 
sächlich, weil er in der mikroskopischen Structur der Fruchtschicht der 
Kulmer und der Bernburger Trüffel keinen Unterschied fand. Ref. kann 
sich, schon deshalb, weil er von 7. mesentericum nur eine von Herrn Bail 
erhaltene Probe sah, in dieser Frage kein entscheidendes Urteil erlauben, 
möchte indes doch bemerken, dass diese Probe genau mit den von 
Vittadini und Tulasne gegebenen Abbildungen hinsichtlich des Ver- 
laufs derAdern, namentlich also der „dunklen Linien“ in der Frucht- 
schicht, welche den weissen Adern genau parallel laufen, übereinstimmt; 
diese dunkeln Linien fehlen allerdings bei 7. aestivum nicht ganz, sind aber 
viel spärlicher und unregelmässiger. Den verschiedenen Geruch beider 
Formen möchte Vortr., soweit seine Erfahrungen reichen, nicht für so 
unwesentlich halten, als Bail geneigt scheint. Die Exemplare des 
T. aestivum von Bernburg, Hildesheim und Kassel zeigten frisch genau 
denselben Geruch, und ebenso fand Vortr. dies Merkmal für die beiden 
andern von ihm im frischen Zustande beobachteten 7uber-Arten, vou 
denen sofort die Rede sein wird, sehr charakteristisch; es ist nur zu 
bedauern, dass dasselbe beim Trocknen vollständig verloren geht 
und bis jetzt noch keine Methode bekannt ist, dasselbe wieder her- 
zustellen. Von den Thatsachen, welche Bail in den eitirten beiden 
Mitteilungen anführt, möchte ich hier noch erwähnen, dass Choiromyces 
maeandriformis Vitt. vom Caplan Braun 1875 bei Bischofsstein in 
Ostpreussen entdeckt wurde, sowie dass auch in Westpreussen die 
Verwechslung von Scleroderma-Arten mit Trüffeln (vgl. die Bemerkun- 

!) In einem neuerdings erhaltenen Briefe giebt Herr Director 0. Hüttig die 


Möglichkeit eines Irrtums in der Person seines Gewährsmanns zu, hält indes auf- 
recht, dass er die Mitteilung in Ostrometzko selbst erhalten habe. 


Bere ..\ 
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Br 


Sitzung vom 31. März 1882. >35 


gen von Herrn E. Jacobasch und dem Vortr. in Sitzungsber. 1881 
S. 82, 84) vielfach vorkommt, und in diesem Falle eine Vergiftung 
veranlasste, während in einem anderen dieselben Pilze, in Oel gekocht, 
ohne Schaden genossen wurden. 

Das Vorkommen der Trüffeln bei Bullenstedt unweit Bernburg 
ist dem Vortr. am 31. Oct. und 1. Nov. 1881 durch eigene Anschauung 
bekannt geworden, wobei Herr Rittergutsbesitzer Hermann Stein- 
kopf!) und seine liebenswürdige Familie ihm nicht nur ihr gastliches 
Haus öffneten, sondern durch Mitteilung ihrer Erfahrungen und durch 
von ihnen selbst veranstaltete Trüffeljagden seine Kenntnis aufs we- 
sentlichste bereicherten. Herr Steinkopf, ein noch sehr rüstiger 
achtzigjähriger Greis, kennt das Vorkommen der Trüffeln seit seiner 
Kindheit; nach seinen Mitteilungen ist in dortiger Gegend resp. bis 
zum Zusammenflusse. der Saale und Elbe schwerlich auf die Entdeckung 
weiterer Fundorte als der bereits bekannten zu rechnen, da alle ge- 
eigneten Stellen wiederholt von geübten Trüffeljägern abgesucht wurden. 
Auffällig ist z. B. das Fehlen der Trüffel in dem von Bullenstedt nur 
durch das Wipper-Flüsschen getrennten Nachbardorfe IIberstedt, obwohl 
dem Bullenstedter Park ganz ähnliche Localitäten nicht fehlen. Das 
-Hervortreten von Trüffeln über den Boden hat Herr S., wie Irmisch, 
nur in ganz vereinzelten Fällen beobachtet. Diese Pilze finden sich 
an manchen Localitäten des Parks in besonderer Anzahl, welche 
Fundorte indes im Laufe der Jahre wechseln. Sie finden sich besonders 
gern in jungem Holze, an der Grenze desselben mit den Rasenplätzen 
des Parks, nicht selten auf den letztern selbst, doch in unmittelbarer 
Nähe der Wald-Lisiere. Die Quantität ist in verschiedenen Jahren 
eine sehr verschiedene; so folgte auf die reiche Ernte des Winters 
1880,51 im verflossenen Winter eine ungemein spärliche (dasselbe 
hörte Vortr. auch von Herrn Senator Roemer in Bezug auf die 
Hildesheimer Gegend). Immerhin war das Ergebnis der in Gegenwart 
des Vortr. angestellten „Jagden“ ausreichend, um ihm volle Einsicht 
in das Verfahren und in das Vorkommen der Pilze zu gestatten. 
Man durchstreift das Revier mit dem Trüffelhunde (in diesem Falle kamen 
Pudel zur Verwendung, eine Rasse, die sich wegen ihrer Intelligenz 
besonders für diesen Zweck eignet), am besten allein, um die Auf- 
merksamkeit des Hundes nicht abzulenken. Derselbe sucht in ähnlicher 
Weise wie die Spur des Wildes; sobald er eine Trüffel wittert (ein älterer 


1) Dieser Name wird hier nicht zum ersten Male in Verbindung mit der 
vaterländischen Pflanzenwelt genannt. Der verstorbene Geh. Regierungsrat Stein- 
kopf in Frankfurt a. O., ein Bruder des genannten Herın, beteiligte sich mit 
regem Eifer an den floristischen Forschungen Bueks und Ruthes und ist in der 
Flora des letzteren als Entdecker mehrerer interessanter Vorkommnisse genannt. 
Sein reiches und gut erhaltenes Herbar ging in den Besitz des dem Vortr. nahe 
befreundeten Vereinsmitgliedes F. Hartmann und nach dessen Tode in den der 
Stadt Magdeburg über. 


26 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


erfahrener Hund wird selten durch einen andern starkriechenden 
Gegenstand, z. B. die dort häufigen Zwiebeln von Allium Scordoprasum 
L. getäuscht), schlägt er an und beginnt zu scharren; es ist dann 
zweckmässig ihn zu entfernen (wobei er mit einem Stückchen Kuchen 
etc. belohnt wird), weil die durch das Scharren beschädigten Trüffeln 
leicht verderben. Vortr. sah keine Trüffel tiefer als etwa 6-10 em 
im Boden liegen ; vielleicht werden die tiefer liegenden nicht vom 
Hunde angezeigt. Das Vorkommen mehrerer Pilze in unmittelbarer 
Nähe, das in guten Jahren nicht selten ist, wurde damals nicht be- 
obachtet. Die Entwickelung der Trüffeln zur vollen Reife, die sich 
vor Allem in der Intensität des Geruchs kundgiebt, scheint sehr schnell 
zu erfolgen, da nicht selten der Hund an einer Stelle, die er Tags 
zuvor vergeblich durchsucht, zahlreiche Trüffeln anzeigt. 

Das bemerkenswerteste Ergebnis dieser Excursion war indes das zu 
meiner Kenntnis gelangte Vorkommen zweier weiterer Tuder-Arten, welche 
von der Familie Steinkopf als braune und gelbe Trüffel nur zu 
Saucen und Ragouts benutzt, aber nicht wie die schwarze /(T. aesti- 
vum) als eigenes Gericht genossen werden. Die gelbe wurde in meiner 
Anwesenheit ausgegraben, die braune erhielt ich bald darauf in völlig 
frischem Zustande durch gütige Vermittelung des Herrn Lieutenant 
H. Daude. Vortr. hat diese beiden Arten in Gemeinschaft mit Herrn 
P. Magnus zu bestimmen versucht, und obwohl die braune Art nur 
mit grosser Wahrscheinlichkeit, die gelbe aber nicht sicher bestimmt 
werden konnte, so will Vortr. das Ergebnis doch mitteilen, da über 
das Vorkommen dieser Formen in Deutschland noch weniger bekannt 
sein dürfte als über das der schwarzen Trüffel. Vortr. ist dem ge- 
nannten verehrten Collegen, dessen ausgedehnte Sach- und Litteratur- 
Kenntnis hierbei zu seiner Verfügung gestellt wurde, zu aufrichtigem 
Dank verpflichtet. 

Die braune Trüffel ist wohl etwas kleiner als das Durchschnitts- 
mass der schwarzen, indes von derselben veränderlichen, häufig ge- 
lappten Form und von dunkel-grau-bräunlicher, nur wenig ins Röt- 
liche ziehender Farbe. Sie besitzt eine warzige Oberflächensculptur, 
doch sind die Warzen erheblich kleiner und unregelmässiger als bei 
T. aestivum und häufig an verschiedenen Stellen eines Pilzes von 
recht verschiedener Grösse. Die Asci sind so gross, dass sie auf der 
hellbraungrauen Schnittfläche, die ein reichliches Adernetz zeigt, als 
rötlichbraune Punkte mit der Loupe, resp. mit blossem Auge zu er- 
kennen sind. Die sehr grossen Sporen zeigen unter dem Mikroskop 
eine längliche Form und grobmaschige Sculptur. Sie stimmen 
vollkommen mit der Abbildung, welche in dem Tulasne’schen 
Werke von T. macrosporum Vitt. gegeben ist; auch Vittadinis eigene 
Beschreibung (Monogr. Tuberac. p. 35) und Abbildung tab. 1. Fig. 
V. würde keinen Anlass geben, an der Richtigkeit dieser Be- 


Sitzung vom 31. März 1882. 27 


stimmung zu zweifeln, bis auf den Geruch, welchen der italienische 
Monograph fortis alliaceo-aromaticus nennt. Bei der Bullenstedter 
Trüffel ist der Geruch entschieden widrig, selbst ekelhaft zu 
nennen, er erinnert wohl etwas an den des 7. aestivum, ist aber zu- 
gleich rettigartig stechend, doch wollen einige Fachgenossen auch et- 
was knoblauchähnliches herausriechen. Immerhin ist diese Trüffel als 
T. maecrosporum Vitt.? zu bezeichnen. 

Von der schwarzen und braunen Trüffel weicht die gelbe schon 
durch ihre geringe Grösse, die selten die einer Haselnuss erreicht, ab. 
Sie ist meist ziemlich regelmässig niedergedrückt kuglig, kaum gelappt, 
meist mit deutlicher basaler Vertiefung, die Oberfläche ziemlich glatt, 
hie und da undeutlich kleinwarzig; ihre Farbe ist rötlichgelb. Die 
Sehnittfläche ist rötlichgrau, fast wie die Farbe der „grauen Substanz“ 
des Gehirns. Bemerkenswert ist, dass, während die schwarze und 
braune Trüffel, die -frisch beim Schneiden eher härter erscheinen als 
die gelbe, beim Trocknen auf weniger als die Hälfte ihres ursprüng- 
lichen Volums zusammenschrumpfen, das Volumen (und die Farbe) 
der gelben beim Trocknen fast unverändert bleibt. Der Geruch ist deut- 
lich knoblauchartig, aber nicht unangenehm aromatisch. Unter dem 
Mikroskope erscheint das Gewebe dieser Trüffel ganz erfüllt von (viel 
diehter als bei den beiden anderen gestellten) Aseis, welche viel klei- 
nere, dichstachlige Sporen enthalten. Beim Vergleich der Vittadini- 
schen Abbildungen wird man bei dieser Art auf 7. nitrdum Vitt. (. 
ce. p 48, tab. II. Fig. X.) hingewiesen. Grösse, Farbe, Gestalt, das 
ziemlich weitläufige Adernetz, die Dicke der glatten, wenn auch nicht 
gerade glänzenden Peridie stimmen. Auch die Abbildung, welche 
Gorda (le. Fung. VI. tab. XV. Fig. 117) von seinem Oogaster nitidus 
(allerdings nach englischen Exemplaren) giebt, würde gut stimmen. 
Allein Vittadini rechnet diese Art zu seiner Abteilung „Spuria carnoso- 
coriacea, subcartilaginea, insipida, non esculenta“ und schreibt ihr 
speciell einen odor nauseosus und caro tenax, lapidea zu, was auf den 
frischen Pilz so wenig passt, dass schwerlich an die Identität mit 
T. nitıdum Witt. gedacht werden kann, wenn diese Art vielleicht 
auch mit 7. nitidum der englischen Mykologen identisch sein mag. 
T. rufum Pico, eine von Irmisch bei Sondershausen und von Bail in 
Westpreussen gefundene „schlechte Trüffel“, hat ebenfalls stachlige 
Sporen, weicht aber nach den Abbildungen von Vittadini und Tulasne 
durch Grösse, Gestalt und Seulptur der Peridie ab. T. excavatum Vitt., die 
gewöhnlichste „Holztrüffel“ bei Sondershausen , hat alveolirte Sporen. 
Auch T. puberulum Berkeley und Broome besitzt, wie Herr P. Magnus sich 
an von Herrn Broome gütigst mitgeteilten Proben überzeugte, alveolirte 
Sporen, was man nach dem von den Autoren in der Original-Diagnose (Ann. 
Nat. Hist. Ang. 1846) gebrauchten Ausdrucke echinulate-reticulate 
nicht erwarten sollte. Diese Art ist daher mit Unrecht von Cooke 


28 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


(Handbook of British Fungi 1871 p. 741) in die Abteilung mit stachli- 
gen Sporen (Oogaster Corda) gestellt. Diese Art unterscheidet sich 
überdies durch die dünne, durchscheinende Peridie. 

Jedenfalls verdient das Vorkommen dieser Tuber-Arten weitere 
Beachtung; sicher sind sie weiter verbreitet, als ihre geschätzteren 
Gattungsverwandten, in deren Gesellschaft sie selten fehlen dürften. 
Die „weissen“ Trüffeln, welche Herr v. Meyerinck bei Lödderitz, die 
„gelben“ und „schwarz und weissgefleckten“, welche Herr v. d, 
Malsburg bei Escheberg erwähnt, verdienen sicher genauere Nach- 
forschungen. Das Kgl. Botan. Museum besitzt eine hieher gehörige 
Form aus unserer nächsten Nähe, nämlich aus dem ehemaligen Instituts- 
garten in Schöneberg, hart an der Weichbildgrenze unserer Hauptstadt, 
wo sie im Schatten einer Rosskastanie am Juli 1534 von dem 
verstorbenen Klotzsch gesammelt wurde. Herr P. Magnus hat 
dieselbe neuerdings untersucht und gefunden, dass sie dem oben er- 
wähnten 7. macrosporum Vitt.? von Bullenstedt zwar nahe steht, aber 
namentlich durch kleinere Sporen verschieden scheint. 


Ferner berichtete Herr P. Ascherson folgendermassen über Be- 
obachtungen, welche unser Mitglied, Herr 0. Tepper über die vege- 
tative Vermehrung einer australischen Seegrasart, der 
Cymodocea antarctica (Labill.) Endl., gemacht hat. 

In seinen Species Algarım 1. p. 474 (1822) beschrieb der be- 
rühmte schwedische Algolog C. A. Agardh eine Gattung von Meerge- 
wächsen, welche er, allerdings mit Reserve, zu den Algen stellte, ob- 
wohl ihm die Aehnlichkeit der zweizeiligen Blätter mit denen einer 
Zostera nicht entgangen war. Der Name Amphibolis drückt den Zweifel 
über die systematische Stellung dieser Gattung aus, deren Zugehörig- 
keit zum Pflanzenreiche ihm sogar nicht ganz sicher schien, in welche er 
zwei Arten stellte: 4A. zosteraefolia, mit oben abgestumpften Blättern 
und meist eigentümlichen knöchernen Schuppen an der Basis, und 
A. bicornis mit oben halbmondförmig ausgeschnittenen Blättern. 
Letzteres auffallende Merkmal führte schon wenige Jahre später 
den scharfblickenden Endliecher dahin, der Agardh’schen Gattung 
ihren richtigen Platz anzuweisen, indem er sie mit einer schon 
von Labillardiere unter dem Namen Ruppia antarctica beschriebenen 
Seegras-Art, deren von Gaudichaud (Freycinet Voy. bot. p. 430 
tab. XL. f. 2) entdeckte männliche Blüten ihre Zugehörigkeit zu 
Oymodocea bewiesen, für identisch erklärt. In der That stellt A. dzeor- 
nis Ag. die erwähnte Seegras-Art in ihrem normalen Zustande dar, 
während unter dem Namen A. zosteraefolia eine niedrige, dichtbeblätterte 
Pflanze beschrieben wurde, deren oberste Blätter übrigens mitunter 
schon den für die typische Form charakteristischen Ausschnitt an 
der Spitze zeigen, während sich an der Basis des Stengels das erwähnte, 


Sitzung vom 31. März 1882, 29 


knochenartig harte und gelbliehweiss gefärbte Organ befindet. Bei 
näherer Betrachtung stellt dasselbe einen durch 4 bis nahe zur Basis 
gehende Einschnitte in ebensoviele Abschnitte geteilten Becher dar, 
dessen Segmente wiederum etwa zu ®/, ihrer Länge kammartig ein- 
geschnitten sind. Das spärliche Material, welches dem Vortr., als er 
anfıng, mit den Seegräsern sich zu beschäftigen, ‘von diesem merk- 
würdigen Gebilde vorlag, liess eine nähere Untersuchung nicht zu. 
Es lag wohl nahe, die mit dem „knöchernen“ Becher versehenen 
Pflänzchen für die Keimpflanzen der Oymodocea antaretica zu halten, 
und fand diese Annahme in der anscheinend grossen Seltenheit ihres 
Vorkommens eine Stütze, da unser Ehrenmitglied Baron F. v Mueller 
dieselbe nur ein einziges Mal, nach einem Sturme ausgeworfen, am 
Strande vorgefunden hat. (Von ihm gesammelte Exemplare wurden 
dem Kgl. Botan. Museum von dem verstorbenen Dr. Sonder mitge- 
teilt.) Die Blüten dieser an der Küste von Australien südlich vom 
Wendekreise allgemein verbreiteten Pflanze scheinen nämlich äusserst 
selten zu sein, da die männlichen bisher nur von Gaudichaud, die 
weiblichen von Mrs. Beal beobachtet wurden (vgl. Abhandl. Bot. Ver. 
Brandenb. 1876. S. 60#.) | 
Vortr. machte daher im Jahre 1880 unser Mitglied Herrn O. 
Tepper, damals in Ardrossan, auf der Halbinsel Yorke in Süd-Australien 
(jetzt in Clarendon, S. A.), auf diese Frage aufmerksam und ersuchte 
ihn, womöglich reichlicheres Material zu sammeln und so zur Lösung 
des Problems zu gelangen. Herr Tepper, der gleichzeitig auch durch 
Herrn F. v. Mueller auf die Wichtigkeit der Sache hingewiesen wurde, 
hat sich dieser Aufgabe mit Erfolg unterzogen und ist es seinen von 
intelligentem Eifer beseelten Bemühungen gelungen, in der Hauptsache 
die Bedeutung dieses merkwürdigen biologischen Vorgangs aufzuklären. 
Er hat seine Beobachtungen in zwei in der Royal Society of South 
Australia gelesenen Abhandlungen (Some observations on the Propa- 
gation of Oymodocea antarctica (Endl.) Read Dec. 7., 1880 und Further 
Observations on the Propagation of Oymodocea antarctica. Read Au- 
gust 2., 1881) niedergelegt; da indes die spätere Abhandlung die 
früheren Entwickelungs-Stadien behandelt und ferner die Darstellung 
des Beobachters in sehr störender Weise durch eine irrige morphologisch- 
biologische Auffassung beeinflusst wird, so hält Vortr. es für besser, das 
Verhalten der Pflanze zu schildern, wie es seiner Auffassung entspricht. 
Oymodocea antaretica bildet, verschieden von allen übrigen See- 
gräsern, mit Ausnahme der nahe verwandten CO. cihiata (Forsk.) Ehrb., 
ansehnlich verlängerte, reichlich verzweigte aufrechte Achsen, welche 
frei ins Wasser hinein wachsen und wie die meisten Seegräser zwei- 
zeilig alternirende Laubblätter tragen, welche am untern Teile der 
Achsen bald abfallen, an den Spitzen aber büschlig gedrängt sind. 
Die ungewöhnliche Ausrüstung mit mechanischem Gewebe, wie sie 


z 


30 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


Herr P. Magnus (Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. 1870 S. 89) an den 
Achsen und Blättern dieser beiden Arten nachgewiesen hat, erklärt sich 
dadurch, dass sieeinen ungleich stärkeren Wasserdruck auszuhalten haben 
als die der übrigen Seegräser, die entweder im Boden liegen oder nur 
wenig über dessen Oberfläche hervorragen. Bei (C. antarctica sind 
diese aufrechten Achsen sehr dünn und ibre Internodien erheblich 
gestreckt, während sie bei ©. cıliata dicker sind und aus zahlreichen 
kurzen Gliedern bestehen. Nach Teppers Beobachtungen bildet ©. 
antarctica bei Ardrossan 0.51 m hohe Dickichte, welche den grössten 
Teil des Jahres hindurch die beiden anderen in ihrer Gesellschaft 
vorkommenden Seegräser, Posidonia australis Hook. f. und Zostera 
Muelleri Irmisch weit überragen. Diese Achsen haben aber keine lange 
Lebensdauer. Gegen Ende des Winters sterben sie vollständig ab 
und werden im September und October an den Strand gespült. Da 
ihre im Boden liegenden Teile, soweit Tepper beobachtete, niemals 
Knospen bilden, so würde die Pflanze nicht auf anderem als auf 
sexuellem Wege sich fortpflanzen können, wenn nicht durch die Bildung 
der öfter erwähnten kleinen Pflanzen mit den „kammförmigen Schuppen“ 
für ihre Erhaltung gesorgt wäre. 

Die ersten Stadien ihrer Entwicklung, welche vermutlich in den 
Herbst (März, April) fallen, sind von Tepper nicht beobachtet wor- 
den. Im Juni (also in der Mitte des Winters), haben dieselben folgende 
Beschaffenheit. An der Spitze eines gewöhnlichen Sprosses, dessen 
Laubblätter in der Regel schon abgefallen sind, finden sich einige ver- 
kürzte, nach oben immer stärker in der Richtung der Blattflächen zu- 
sammengedrückte Internodien, welche die Reste ebensovieler, ohne 
Zweifel laubartiger Blätter tragen. Hierauf folgt ein becherförmiges, 
durch 4 Einschnitte fast bis zum Grunde geteiltes Blatt, in dem man 
unschwer den späteren Kammbecher erkennt, und welches man daher 
wohl als „Kammblatt“ bezeichnen darf. Die 4 Segmente des Kamm- 
blatts sind zu dieser Zeit noch ungeteilt, im frischen Zustande grün 
(später und an trockenen Exemplaren braun). Sie sind untereinander 
nicht gleich, sondern es sind 2 unter sich benachbarte a a breiter und 
zwei ebenfalls benachbarte b b schmäler. Ihre Stellung zu den vorher- 
gehenden Laubblättern (l) wird durch folgendes Schema verdeutlicht : 

1 


Ay ee N 


Et, 


Sitzung vom 31. März 1882. 31 


Da selbstverständlich die Mediane des Kammblattes dasselbe 

symmetrisch teilen muss, so geht daraus hervor, dass sie die Blatt- 
stellungsebene der vorhergehenden Laubblätter rechtwinklig schneidet, 
und da die dem Kammblatte folgenden Blätter wiederum regelmässig 
nach !/, angeordnet sind, so ist die Medianebene der Blätter des obe- 
ren Sprossteils (vom Kammblatte an) mit der des unteren rechtwink- 
lig gekreuzt. Die ursprüngliche Beschaffenheit der 4—6 dem Kamm 
blatte, welches jedenfalls nie eine Lamina besitzen kann, folgenden 
durch sehr kurze Internodien getrennten Blattorgane ist aus dem vorlie- 
genden Material nicht zu ermitteln, da sie schon in diesem Stadium völlig 
oder bis auf Reste zerstört sind, die einen Schluss auf ihre ursprüng- 
liche Form nicht gestatten. Von dem nächst folgenden Blatte findet 
man zu dieser Zeit und auch später noch einzelne Sklerenchymbündel, 
die gleichsam einen zweiten inneren, indes bis zur Basis geteilten 
Kamm darstellen; die übrigen, deren Blattnarben denen der übrigen 
Laubblätter völlig gleichen, sind vermutlich auch von derselben laub- 
artigen Beschaffenheit. Es folgt nun eine Anzahl (etwa 6—8) aus- 
gebildeter Laubblätter, von denen die unteren, wie bemerkt, den typi- 
schen Ausschnitt an der Spitze nur undeutlich oder gar nicht besitzen, 
die oberen aber völlig normal sind. In den Achseln eines oder 
zweier der nächsten (zu dieser Zeit schon abgefallenen) Blätter über 
dem Kammblatt pflegt sich ein Laubspross zu entwickeln, der, wie 
in dieser Gattung stets, mit einem 2-kieligen, adossirten Vorblatt ohne 
Lamina beginnt. Die Höhe des obern Sprossteiles vom Kammblatt 
. an beträgt etwa 0,08 m. 

Bis zum Frühling (Anfang November) geht nun keine weitere Ver- 
änderung vor, als dass das Parenehym des Kammblattes (und des nächst 
höheren Blattes) allmählich verwest und so das Sklerenchym in Form 
der „kammförmigen Schuppen“ frei hervortritt. An der oberen Grenze 
des das Kammblatt tragenden Internodiums bildet sich eine Ablösungs- 
schicht aus, und schliesslich wird der abgegliederte obere Sprossteil durch 
die Bewegungen des Wassers an dieser Stelle abgerissen und fortgetrieben. 
Eine tiefe, ovale Grube an der unteren Fläche des Kammbechers 
macht die Abgliederungsstelle sehr auffallend. 

Es ist leicht zu begreifen und auch durch Versuche nachzu- 
weisen, dass das abgelöste Sprossende, welches sich nunmehr in 
dem als Amphibolis zosteraefolia beschriebenen Zustande befindet, 
horizontal, mit der beblätterten Spitze voran, das Kammblatt aber 
hinten nachschleifend, schwimmen muss. Hierdurch kommt das 
letztere, dessen Gestalt schon auf die Function eines Ankers hin- 
weist, in die geeignete Stellung, um, an dem schlammigen Grunde 
hinschleifend, eingreifen zu können. Hat der Anker gefasst, was durch 
die Teilung in 4 Schaufeln und die kammförmige Spaltung wesentlich 
begünstigt wird, so entwickeln sich aus den untersten kurzen Interno- 
dien des zur Ruhe gekommenen Pflänzchens rasch 2—4 Nebenwurzeln, 


32 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


welche durch die Längsspalten des Kammblatts in den Boden eindringen, 
die Pflanze bleibend fixiren: und nun die weitere Entwicklung im Laufe 
des Sommers gestatten. An einem Exemplare bemerkte Vortr., dass 
der eine basale Laubspross nach unten wuchs; auf diese Weise kommt 
dann vermutlich das kriechende Rhizom zu Stande. 

Die hier mitgeteilten Thatsachen sind von Herrn Tepper, soweit 
das reichlich von ihm mitgeteilte Material die Nachuntersuchung ge- 
stattete, richtig beobachtet, beschrieben und auf den beigegebenen Ta- 
feln (pl I, V.) abgebildet worden. Auch seine Schlussfolgerungen in 
Betreff des Festankerns der jungen Pflanzen, soweit er den Vorgang 
nicht, wie die Bildung der Wurzeln, direct beobachten konnte, stimmen 
mit denen des Vortr. völlig überein. Dagegen irrt Herr Tepper nach 
der Meinung des Vortr., wenn er in der eigentümlichen Metamorphose 
des Sprossendes die Bildung einer weiblichen Blüte und das sofortige 
Keimen eines in einem Pistill entstandenen Samens sehn will. Die 
geschilderten Vorgänge geben zu dieser Deutung nicht den mindesten 
Anhalt, und verzichtet Vortr. deshalb auch auf die Anführung und 
Widerlegung der auf diese Deutung gegründeten Terminologie des Verf. 
Ebensowenig kann Vortr. auch die auf pl. V. Fig. 5 abgebildeten 
„(presumed) male organs“ als männliche Blüten gelten lassen, welche 
ja von dieser Art längst bekannt sind. Vortr. hält sie für pa- 
thologische Bildungen unseres Seegrases, welche eine eingehendere 
Untersuchung verdienen. 

Der geschilderte Vorgang ist in doppelter Hinsicht in hohem 
Grade bemerkenswert. Einmal ist dem Vortragenden kein weiteres 
Beispiel aus dem Pflanzenreiche dafür bekannt, dass sich ein so an- 
sehnlicher reich beblätterter, wieder verzweigter Sprossteill unbewur- 
zelt ablöst, gleichsam eine natürliche Stecklingsbildung ; welche, wenn 
irgend ein derartiger Vorgang, den von unserem unvergesslichen A. 
Braun eingeführten Namen der Verjüngung verdient. Es liegt 
nahe die Winterknospen des nahe verwandten Potamogeton pectinatus 
L., die „verhornten Zweige“ bei P. cerispus L. (vgl. Irmisch, Ueber 
einige Arten . . der Potameen (Abh.naturw. Ver. Halle Il. Bd. (1858)5.25, 20 
und Sitzungber. Bot. Verein Brandenb. 1878 S. 68) die Winterknospen 
von Hydrilla, Utricularia, Üeratophyllum etc. zum Vergleich heran- 
zuziehen, aber in allen diesen Fällen sind die abgelösten Sprosse 
oder Sprossteile im Stadium unentwickelter Knospen und die Wurzel- 
bildung muss der Entfaltung der Blätter vorausgehen. Bei den 
Bildungen von Stolonen (und blattbürtigen Knospen, wie bei Cardamine 
pratensis L., BPryophyllum calyeinum L., dem neuerdings von unserm 
Mitgliede A. Engler bei einer Aracee Zarnioculcas Loddigesü Dene. 
(Engler, Bot. Jahrb. I., Monatsber. des Preuss. Gartenbau-Vereins 1881 
S. 492) beschriebenen interessanten Falle) bilden sich die Wurzeln 
stets vor der Trennung vom Mutterstocke. Nebenbei sei bemerkt, 


nn. 


Sitzung vom 31. März 1882. 33 


dass diese reiche vegetative Vermehrung nach der Analogie zahlreicher 
anderer Pflanzen (Allium ascalonicum L., Armoracia ete.) die Selten- 
heit der Blüten erklärlich macht. 

Sehr merkwürdig ist‘ auch die Rolle, welche das durch Verwe- 
sung des Parenchyms freiwerdende mechanische Gewebe des Kamm- 
blattes spielt. Ausser dem gewöhnlichem Zwecke, dem Organ als festes 
Skelett zu dienen, hat dasselbe hier auch den weiteren Nutzen für 
die Pflanze, nach seiner Entblössung einen Haftapparat (grappling ap- 
paratus Tepper) darzustellen. Derselbe Vorgang findet auch an einer 
einheimischen Wasserpflanze, der Wassernuss (Trapa natans L.), statt; 
Celakovsky hat (Sitzungsber. der K. böhm. Ges. der Wiss. 4. Apr. 
1873) darauf hingewiesen, dass die Frucht dieser einjährigen Pflanze 
nicht, wie gewöhnlich angegeben, eine Nuss, sondern eine Steinfrucht 
ist, deren Steinkern erst nach längerem Verweilen im schlammigen 
Boden durch Verwesung des dünnen, lederartigen Fruchtfleisches ent- 
blösst wird. Dieser Vorgang beginnt zuerst an den ansehnlichen Kelch- 
zipfeln ; die häutigen Seitenteile verwesen und es bleibt nur das Skleren- 
chym der Mittelrippe übrig, welches einen durch rückwärts gerichtete 
Sklerenehymbündel widerhakigen Stachel darstellt. Unstreitig mit 
Recht wird diesen Kelehstacheln die Function zugeschrieben, die 
voluminöse Frucht im schlammigen Grunde zu verankern. Vielleicht 
ist auch nicht ausgeschlossen, dass die Widerhaken das Anhaften der 
Frucht an den Körper vorüberstreifender Wasserbewohner und so einen 
Transport derselben bewirken können. Hat ein Stachel einmal gefasst, so 
muss er durch die Widerhaken bei jeder Bewegung der Frucht dieselbe 
_ tiefer in den Schlamm hineintreiben, in ähnlicher Weise wie die Frucht- 
klappen von Zrodium, die Frucht von Stupa ete. durch ihre widerhakigen 
Haare beim „Selbstbegräbnis“ unterstützt werden. 


Sitz.-Ber. des Bot. Vereins f. Brandenb. XXIV (3) 


ACl. Sitzung vom 28. April 1882. 


Vorsitzender: Herr L. Wittmack. 


Der Vorsitzende widmete dem hervorragendsten Naturforscher 
unserer Zeit, dem am 19. April d. J. der Wissenschaft entrissenen 
Charles Darwin einen begeisterten Nachruf. 

Derselbe proclamirte als neu aufgenommene Mitglieder die Her- 
ren Dr. Bachmann, Stud. M. Brandt, H. Ross und Dr. Wilms. 


Herr Edm. Kerber (Gast) machte folgende Mitteilung über 
die untere Niveaugrenze des Eichen- und Kiefernwaldes 
am Vulkan von Colima.- 

Während eines mehrjährigen Aufenthalts in Colima, einer in der 
Nähe der pacifischen Küste Mexicos unter 19°12° nördl. Breite gele- 
genen Stadt, habe ich öfter Ausflüge in das Gebiet des im Norden vor- 
gelagerten Höhenzuges gemacht, auf dessen östlichem Ende sich die 
beiden Vulkane von Colima erheben. Die Entfernung der Stadt von 
dem näheren Pik beträgt in Luftlinie etwa 40 Kilometer. Die An- 
gabe Humboldts (Essai politique I. p. 259) ist zu niedrig gegriffen. 
Der Höhenzug hat im allgemeinen eine von Südwesten nach Nord- 
osten verlaufende Richtung, und zwar nimmt seine Erhebung zu in dem 
Masse, als man sich den Vulkanen nähert. Er erreicht die Maximal- 
höhe von 2500 Meter im Nordösten und fällt hier nach Osten zu steil 
ab. Hier, wo der Gebirgszug am höchsten ist, erheben sich die 
beiden Piks als Erhebungs- und Aufschüttungskegel. Der südlich ge- 
legene ist ein noch thätiger Vulkan, welcher täglich gewaltige Dampf- 
und Steinmassen aus seinem Innern hervorsendet, während der nördliche, 
der Nevado, verlöscht ist. Die Höhenangaben schwanken beträchtlich‘), 
was zum Teil vielleicht sich daraus erklärt, dass sie sich bald auf 
den Vulkan bald auf den Nevado beziehen mögen. Direete barome- 
trische Messungen sind meines Wissens überhaupt nicht gemacht wor- 


1) So giebt z. B. Humboldt (a. a. O. p. XCI) nach einer Messung von Ma- 
nuel Abad die Höhe auf 2800 m an, während er (p. 257) durch meteorologische 
Erwägungen auf eine wahrscheinliche Höhe von 3200 m geführt wird. Eine dritte 
Angabe (Mühlenpfordt, Rep. Mejico II, 396) ist 2920 m. Die Quellen, aus denen 
der Stieler'sche Atlas die Angabe „3886 m“ schöpft, kenne ich nicht. 


Sitzung vom 283. April 1882. 35 


den. Bei einer Besteigung des brennenden Vulkans am 14. bis 16. 
April 1881 konnte der Krater weder von mir noch von den beiden 
kühnsten Teilnehmern der Expedition, welche am höchsten vordrangen, 
wegen der Gefahren, die durch die herabgeworfenen Steine bereitet 
wurden, erreicht werden, so dass ich die Höhe dieses Vulkans nur 
annähernd auf 3700 m angeben kann, womit die neueren Angaben 
(3886 m) ja übereinstimmen könnten, wenn diese sich auf den höhe- 
ren Nevado beziehen. Die kürzeste Entfernung des Eruptionskegels 
von der Küste wird durch eine ungefähr von Nordost nach Südwest 
gehende, also in der Richtung des Gebirgszuges verlaufende Linie von 
ungefähr 90 km Länge gemessen. 

Bei meinen Streifzügen durch dieses Gebiet habe ich eine ge- 
wisse Verschiedenheit zwischen der Vegetation der steilen landein- 
wärts liegenden, östlichen und der seewärts gelegenen, minder rasch an- 
steigenden Abhänge dieses Gebirgszugs wahrgenommen. Die westliche 
allmähliche Abdachung zeigt nämlich im allgemeinen auf gleichem 
Niveau noch einen tropischeren Charakter als die steilere östliche 
Seite. Die Cordillere erhebt sich aus einem ausgedehnten Hochpla- 
teau, dessen mittlere Höhe am Fusse des Gebirgsstockes etwa 1600 m 
beträgt. Dies Plateau ist eine Savane, welche während der langen 7- 
bis Smonatlichen Trockenzeit verdorrt bis auf die Vegetation, welche 
die Wasserläufe und die künstlichen Bewässerungsgebiete begleitet. 
In dieser Savane gedeihen Agaveen, Opuntien und Acacien, ferner 
besonders zahlreich die Argemone mexicana und mehrere weissblühende 
Asclepias-Arten, während die scharlachrot blühende Asclepias curassa- 
vica überall an den feuchteren Standorten häufig ist. Rot und gelb 
blühende Compositen färben wegen ihrer zahllosen Verbreitung wäh- 
rend der nassen und zu Anfang der trocknen Periode die Savane ab- 
wechselnd gelb und rot. Noch am Fusse der Cordillere gedeihen 
Kaffee, Zuckerrohr und Pisang, dagegen haben die Palmen hier bereits 
aufgehört. 

Betritt man nun den vulkanischen Gebirgszug auf den südwest- 
liehen Abhängen, wo die Mesa del Cerrero und der Javalin die Grenze 
der offenen Savane bezeichnen, so gelangt man in ein Waldgebiet, 
welches an Ueppigkeit mit den Küstenwäldern wetteifert, und in wel- 
chem die Laurineen, Terebinthaceen, Anonaceen, Mimosaceen, Melastoma- 
ceen, Bignoniaceen, die strauchartigen Compositen, Arten von Solan- 
dra, Tabernaemontana, Plumeria, und wie die unzähligen subtropi- 
schen Baumformen alle heissen, gemischt mit vereinzelteren Formen 
gemässigterer Klimate, wie Eschen, Eichen, Juglandeen, einen an Ar- 
tenzahl unermesslichen Reichtum repräsentiren. Erst 3 bis 400 Meter 
höher beginnt der selbständige Eichenwald, schon mit einzelnen Na- 
delhölzern (Pinus Teocote) untermengt, bis endlich in noch grösserer 
der Kiefernwald beginnt, d. h. der Wald, in welchem die Coniferen 


(3*) 


36 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


den vorherrschenden Bestandteil ausmachen. Diese Formationen wech- 
seln überall, wo die Erhebung eine Pause macht und sich zeitweilig 
in terrassenartigen Plateaus ausruht, mit Savanengebieten ab, deren 
Physiognomie sich gegen diejenige der tiefer liegenden Savanen wenig 
seändert hat, wenn auch in dieser Höhe die Acacien und andere die 
wärmeren Klimate liebenden Gewächse allmählich an Kräftigkeit des 
Wuchses abnehmen. Die gemischten Waldbestände zu unterst, darauf 
der Eichen-, darüber der Coniferen-Wald und dazwischen hindurch 
die Savanen auf den Terrassen: das ist im allgemeinen das Vegeta- 
tionsbild auf den westlichen Abhängen unserer Gebirgskette, von der 
Mesa del Cerrero und der Barranca de San Antonio ab bis herauf zum 
höchsten Grat des Gebirgsstocks. 

Verschieden davon ist das Aussehen auf der östlichen Abdachung. 
Von dem Städtchen Tonila aus, welches die bevölkertste Ansiedlung 
auf dieser Seite des Vulkans ist, gelangt man in 5/, Stunden an 
den Fuss der bewaldeten Cordillere. Hier beginnt die Waldformation 
sogleich mit mächtigen Kieferwäldern, die zwar hier und da mit Ei- 
chen und auch tropischeren Baumformen untermischt sind, aber in 
nichts von den Coniferenwäldern der westlichen Abhänge abweichen, 
welche dort erst die dritte klimatische Stufe der Waldregion einneh- 
men. Am tiefsten zieht sich nach meinen Beobachtungen der Kiefern- 
wald bei dem Dörfehen Gachupines, welches 1550 m über dem Niveau 
des Meeres liegt. Dasselbe liegt an dem rechten Rande einer vom 
Vulkan ausgehenden Barranca. Auf dem linken Rande dieser Schlucht 
schiebt sich der fast ungemischte Coniferenwald bis an das Plateau 
herab, Weiter herauf wird der Kiefernwald an feuchteren Localitäten 
von sporadischen gemischten Waldbeständen abgelöst, in welchen be- 
sonders das Unterholz :überhand nimmt. Ich fand hier Sträucher von 
Arctostaphylos arguta Zuce., Ülethra mexicana DC., Arbutus spec- 
und Fuchsia. Savanenplateaus dagegen sind auf dieser Seite selten. 

Heller beschreibt!) einen ganz ähnlichen Gegensatz der Wald- 
formation, welcher zwischen den westlichen und östlichen Abhängen 
der zwischen den Vulkanen Orizaba und Perote sich hinziehenden Cor- 
dillere besteht. Daselbst setzt sich an den westlichen Bergseiten, Los 
Derrumbados, nach seiner Angabe die Vegetation ebenfalls nur aus 
-Coniferen ohne alles Unterholz zusammen, während die östlichen Ab- 
hänge mit Wäldern besetzt sind, deren Bestandteile den verschieden- 
sten Familien angehören. 

Ich weiss nicht, ob am Orizaba die Beschaffenheit der Erdrinde 
für diesen Contrast assgebend ist; am Colima habe ich jedenfalls 
nichts bemerkt, was auf eine verschiedene geognostische Bildung auf 
den beiden entgegengesetzten Seiten schliessen liess. Ob es mehr als 


1) Der Vulkan Orizaba und seine Umgegend bis zur Küste des mex. Meer- 
busens. (Pet. Mitt. 3. S. 372.) 


Sitzung vom 28. April 1882. 37 


Zufall ist, dass in beiden Gebieten die Abdachungen, auf welchen die 
Coniferenwälder sich bis an die Ebenen heranziehen, sich durch 
Steilheit auszeichnen (derrumbado, steil), muss ich unerörtert lassen. 
Ich glaube auch nicht, dass Temperaturverschiedenheiten diese Vegeta- 
tionsgegensätze hervorrufen. Wenigstens habe ich auffallende Wärme- 
differenzen nicht bemerkt. Vielmehr stimmt die von mir gemessene 
mittlere Tagestemperatur am 14. April (20°C. auf 2500 m Höhe), ob- 
wohl auf derjenigen Abdachung des Vulkans gemessen, welche ‚sich 
durch die geschilderte abnorme Vegetation auszeichnet, völlig mit der 
auf diesem Breitengrade theoretisch zu erwartenden überein. !) 

Der Grund der verschiedenen Vegetationsverhältnisse, welche 
wir hier besprechen, ist wahrscheinlich ein ähnlicher, wie er von Gri- 
sebach (Veget. d. Erde II, Ss. 314—337) für das ganze mexicanische 
Gebiet, welches ähnliche Differenzen zeigt, im verschiedenen Feuchtig- 
keitsgehalte der Atmosphäre gefunden wird. — Auf der pacifischen 
Abdachung der mexicanischen Anden liegen nämlich die homologen 
Regionen ganz allgemein in tieferen Niveaus als auf der östlichen 
Seite Mexicos. Die Coniferen erreichen auf der östlichen Seite (in 
der Golfzone) bei 1870 m ihre untere Grenze. Mit dieser Angabe 
Humboldts (vgl. Grisebach a. a. O. S. 321) stimmen Liebmanns Ni- 
veaumessungen (Eine pflanzengeograph. Schild. des Vulk. Orizaba, 
Bot. Z. 1844, S. 701) nur ungefähr überein. Nach Liebmann tritt 
die Nadelholzform am Orizaba mit Pinus leiophylla erst bei 2210 m 
(6800) oder vielleicht schon bei 2110 m (6500°)?) zuerst auf. Das 
Mittel aus diesen Angaben ist 2040 m. An der Westküste liegt die 
untere Nadelholzgrenze bei Mazatlan nach Seemanns Beobachtung (vgl. 
Grisebach a. a. O. S. 321) schon bei 970 m, am Vulkan von Colima 
nach meiner Messung bei 1550 m, also im Mittel auf der pacifischen 
Seite bei 1260 m. Dasselbe gilt für die übrigen Vegetationsformationen. 

Indem nun die Golfzone ihre Feuchtigkeit aus den Niederschlä- 
gen des Passats empfängt, welcher aus dem Golf von Mexico an die 
Anden prallt, hat sie im allgemeinen eine sehr viel längere ($- bis 9- 
monatliche) Regenzeit, als die pacifische Zone, welche im Regenschat- 
ten der vorgelagerten Anden liegt und ihre Feuchtigkeit aus westlichen 
Seewinden empfängt. Pflanzen, die auf der Ostseite des Landes in 
höherem Niveau noch genügende Feuchtigkeit in der Atmosphäre fin- 
den, können auf der pacifischen Seite daher in gleicher Höhe nicht 
mehr bestehen, sondern werden genötigt tiefere Regionen aufzusuchen, 


1) Die mittlere Temperatur des Septembers am. Vulkan von Toluca beträgt 
in dieser Höhe nach Humboldt ebenfalls 20%. April und September sind in diesen 
Breiten sehr ähnlich temperirte Monate, weil im Mai und Juni die Sonne im 
Zenith steht. 

2) Vgl. Liebmann a. a. 0. 8. 752. 


38 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


wo das von den Bergen herabrinnende Wasser ihnen den Mangel an 
atmosphärischer Feuchtigkeit ersetzt. 

Ich bin nun der Meinung, dass dieser über grosse Ländergebiete 
sich erstreckende Einfluss der atmosphärischen Feuchtigkeit auch in 
der nämlichen Weise in engeren Bezirken wirksam werden kann. Die 
Depression des unteren Niveaus der Coniferen an den Abhängen bei 
Gachupines und ebenso an der westlichen Abdachung der Cordillere 
des Orizaba scheint mir sehr wohl dadurch erklärt werden zu können, 
dass diese Abhänge wegen der vorliegenden Bergketten mit Bezug auf 
die Richtung der vorherrschenden Winde ärmer an Niederschlägen 
sind als die entgegengesetzten. Derartige locale Erscheinungen kön- 
nen als Miniaturnachahmungen der geschilderten grossen Phänomene an- 
gesehen werden, mit dem Unterschiede, dass bei Colima die Richtung 
der thätigen Kräfte die entgegengesetzte ist. 

Durch direete meteorologische Beobachtungen kann ich’diese An- 
sicht allerdings nicht bestätigen; wohl aber möchten einzelne andre 
botanische Thatsachen, die ich bemerkt habe, derselben als Stütze 
dienen können. 

‘ Einen auffallenden Beleg liefert die Verbreitung der Orchideen 
an den Höhenzügen des Vulkans von Colima, deren östliche Abdachung 
ungemein arm an atmosphärischen Orchideen ist, während die Gegend 
bei S. Antonio einen Ueberfluss an ihnen hat. Von den 47 Orehideen- 
Speeies, welche ich im Gebiet dieser Cordillere gefunden habe, gehört 
nur ein kleiner Bruchteil von etwa 10 Arten zur Vegetation der öst- 
lichen Seite, darunter 6 Arten), welche ich nur an diesen Abhängen 
gesehen habe. Eigentümlich ist hierbei der Umstand, dass die Erd- 
orchideen bei Gachupines relativ zahlreicher vertreten sind, als bei 
S. Antonio. Was den Individuenreichtum anbetrifit, so ist das Ver- 
hältnis zu Gunsten der westlichen Abhänge noch ein ungleich grösseres. 

Wie bekannt, bedürfen die atmosphärischen Orchideen zu ihrer 
Existenz eines ziemlich beträchtlichen Feuchtigkeitsgehaltes der Luft; 


1) Auf den Bergen bei Gachupines sah ich: Zpidendrum venosum Lindl. in 
etwa 2000 m Höhe, Barkeria Lindleyana ?, Stenorrhynchus aurantiacus L., Habenaria 
clypeata Lindl., H. lactea und eine dritte Habenaria, ausserdem nur einige wenige 
von den folgenden Arten, welche auf der Seeseite des Gebirgszuges wachsen: Phy- 
sosiphon Loddigesii Ldl., Pleurothallis longissima Ldl., Epidendrum sp. nov. (E. bilobum), 
oneidicides, polyanthum, nemorale Ldl., aurantiacum, ciliare L., radiatum ?, non chinense, 
Parkinsonianum Hook. und 3 andre Epidendren, Zaelia autumnalis, albida Läl., majalis 
Ldl., Schomburgkia tibieinis, Barkeria elegans Ldl., Cattleya eitrina, Hexadesmia sp. nov. ?, 
Maxillaria vartabilis Ldl., Odontoglossum Karwinskii, maculatum, nebulosum, Rossi Ldl., 
citrosmum, Lycaste Deppei Lodd. ?, Oncidium tigrinum, bicallosum Ldl., Cebolleta Ldl., 
hastatum Ldl., reflexum Ldl., macrantherum, diaphanum, Gongora stenoglossa, Bletia re- 
flexa, Govenia sp,, Stanhopea saccata Batem., Meiracyllium Gemma, Leochilus Knowl. 
Weste. (an nov. gen.?). Mehrere dieser Arten finden sich bereits in der Ebene, so z. 
B. Epidendrum non chinense, welches mit Vorliebe auf Crescentien sich ansiedelt, 
Ep. nemorale, Schomburgkia tibieinis U. a. 


Sitzung vom 28. April 1882. 39 


demnach kann das Vorherrschen derselben auf der westlichen Abdachung 
wohl als Kennzeichen grösserer atmosphärischer Feuchtigkeit der Luv- 
seite des Gebirgszuges angesehen werden. Das Ueberwiegen der Erd- 
orchideenarten auf der Leeseite ist durch locale Verhältnisse bedingt, 
da sie sich besonders an solchen Standorten finden, wo die Oberflä- 
chengestalt eine grössere Ansammlung von Bodenfeuchtigkeit zu be- 
dingen scheint. 

Natürlich können einzelne Thatsachen nicht den Grad von Evi- 
denz im Hinblick auf eine meteorologische Erscheinung, welche da- 
raus gefolgert werden soll, besitzen, wie eine Specialflora dieser Gegend 
oder wenigstens ein ebenso umfassendes Verzeichnis, wie es Liebmann 
aus der Vegetation des Orizaba geliefert hat. Da ich indes die öst- 
lichen Bergseiten des Vulkans von Colima nur wenige Male betreten 
habe, so muss ich mich mit der Anführung solcher vereinzelten That- 
sachen begnügen, welche mir in der erwähnten Hinsicht besonders 
aufgefallen sind. 

Vielleicht war es mehr ein individuelles Interesse, das ich an 
der sonderbaren Papaveracee, Bocconia frutescens, nahm, dass mir die 
eharakteristische Verschiedenheit in der topograpbischen Verbreitung 
dieser Art besonders in die Augen fiel. Dieses Bäumchen mit saftig 
breiartiger, tanninreicher, feuerroter Innenrinde, tiefgelappten Blättern 
und glänzend schwarzen Kapseln mit scharlachrotem Arillus gedeiht 
an den Bergwänden und auf den dürren Terrassen um S. Antonio ver- 
einzelt überall. Auf der Ostseite des Höhenzuges habe ich dagegen 
diese Pflanze stets dicht zusammengedrängt angetroffen. Hier folgt 
sie den Wasserrinnen, welche das offene Plateau durchziehen, und oft 
steht ein Bäumchen so dicht neben dem andern, wie Weiden oder 
Erlen an den Bächen des deutschen Tieflandes. Nie aber fand ich 
diese Pflanze auf dieser Seite fern von Bächen mitten in der trock- 
nen Savane. 

‘ Unter den Papaveraceen lieben viele, wie z. B. die Argemone 
mescicana, trockne Standörter; und ebenso ist die Trockenheit der Sa- 
vane kein Hindernis für das Gedeihen der Docconia, wenn auch ihr 
Vorkommen in den feuchteren Bergwäldern beweist, dass sie nicht 
an die Savanen gebunden ist. Was ihr an Bodenfeuchtigkeitin der Savane 
abgeht, ersetzt ihr auf der Seeseite die atmosphärische Feuchtigkeit, die 
indessen hinter dem Gebirge nicht mehr gross genug ist, um ihr hier 
in der trocknen Ebene die Bedingungen zum Wachstum zu gewähren. 
Dieselbe Erscheinung liefern die Begonien, welche auf den Abhängen 
bei Gachupines an den steilen Wänden feuchter Schluchten dicht zu- 
sammengedrängt stehen. Fast scheint es, als flüchteten sie sich in diese 
vereinzelten Feuchtigkeits-Oasen, in denen sie durch ihre Zahl sowohl 
als ihren Artenreichtum hervorstechen, da die meisten der neun Arten, 


40 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


welche ich an dem Höhenzuge des Vulkans von Colima gesehen habe, 
an solchen Localitäten sich finden. 

Was nun die Depression der Coniferenregion bei Gachupines 
hauptsächlich auffällig macht, ist die damit verbundene Unterdrückung 
zweier Waldformationen, welche in dem übrigen mexicanischen Gebiet 
so scharf charakterisirt sind, nämlich der gemischten Waldbestände 
und des Eichenwaldes, welche sonst unterhalb der Kiefernregion zu 
herrschen pflegen. Diese Erscheinung lässt sich wohl erklären, wenn 
man die allgemeinen klimatischen Bedingungen der Savanenformation 
ins Auge fasst. 

Warum nämlich breiten sich die durch die Depression der Kie- 
fernregion oder vielmehr durch die klimatischen Bedingungen über- 
haupt herabgedrängten Regionen der beiden unteren Waldformationen 
nicht in die Ebene aus, welche an den Coniferenwald sich anschliesst? 
Wie kommt es, dass, von den Küstenurwäldern abgesehen, die Wäl- 
der in den Tropen überhaupt nie die Ebenen bewohnen? In Mexico 
wenigstens sah ich auf meiner Reise quer durch den Continent die 
Wälder des Hochlandes stets auf die Bergwände beschränkt. 

Die tropischen Hochebenen stehen während der Regenzeit in üp- 
piger Vegetation und verdorren in den trocknen Monaten fast gänzlich, 
weil während derselben der Boden wegen der rapiden Verdunstung 
des Wassers unter dem Einfluss der Tropensonne nicht genügende Feuch- 
tigkeit bewahrt, um andre Baumformen als solche zu ernähren, deren 
Organisation für trockne Klimate geschaffen ist. Dahin gehören die 
baumartigen Liliaceen (Yxcca) und namentlich die dornigen Mimosaceen 
und Cacteen, welche trotz des glühenden Sonnenbrandes einen hohen 
Grad von Feuchtigkeit bewahren.) Alle diese Bäume bedecken nur 
zerstreut die Grasflur, selten drängen sie sich zu Gebüschen zusam- 
men, wie die Carrascos Brasiliens. Waldformationen der tropischen 
Gebirge sind dagegen stets durch das Vorherrschen immergrüner 
Formen ausgezeichnet: Laurineen, Zicus, Myrtaceen, immergrüne 
Eichen u. s. w. sind, wie es scheint, unentbehrliche Bestandteile sol- 
cher Wälder. Durch die Organisation ihrer Blätter sind zwar auch 
sie befähigt, den starken klimatischen Gegensatz der beiden Jahres- 
zeiten zu ertragen, aber ihr Vorkommen beweist, dass sie dennoch 
eines höheren Feuchtigkeitsgrades bedürfen, als er ihnen in der trocke- 
nen Savane geboten wird. Sie bilden daher waldartige Gallerien 
in der Ebene entlang den Wasseradern oder nehmen die Bergwände 
ein, an denen (die mit der Höhe zunehmende Temperaturerniedrigung 
der Luft so viel Feuchtigkeit entzieht, als sie zu ihrer Existenz ge- 


1) Die Cacteen erreichen durch die Insolation eine erstaunlich hohe Tempe- 
ratur. Frisch abgeschlagene Stämme von Cereus giganteus haben zur Mittagszeit 
eine innere Wärme von 50 bis 60% C., und trotzdem bewahren sie eine fast krautartig 
saftige Consistenz. 


Sitzung vom 28. April 1882. 41 


brauchen. Nur an den Bergwänden finden sie also wegen dieser Ele- 
vationsniederschläge überall die klimatischen Bedingungen geeignet, 
und nur hier siedeln sie sich so zahlreich an, dass sie grosse Wälder 
bilden. Stossen daher, wie bei Gachupines und den Derrumbados, die 
Nadelholzwälder direct an die Ebene, so hört mit ihnen die Waldfor- 
mation gänzlich auf, weil auf der Hochebene die Baumformen der 
Wälder nur an den Bächen gedeihen. 

Eine klimatische obere Niveaugrenze der Nadelhölzer exi- 
stirt am Vulkan von Colima nicht. Die factische Baumgrenze liegt 
bei 2500 m, wo die Cordillere ihre höchste Höhe erreicht. Hier setzt 
der Aufschüttungskegel des Vulkans auf, dessen loses, aus Steingeröll, 
Vulkansand, Asche und Lava gebildetes Material für Bäume keinen 
geeigneten Boden abgiebt. Ueberhaupt ist der Aschenkegel des Vul- 
kans fast gänzlich vegetationslos, und nur an wenigen Stellen haben 
sich einige dürftige Arctostaphylos- und Zwergweiden - Sträuchlein und 
die noch immer gedeihenden Agave-Stauden angesiedelt, zum Zeichen, 
dass die klimatische Baumgrenze auf dieser Höhe noch nicht erreicht 
ist. Ja, ein vereinsamtes Acacienstämmchen habe ich am Fusse des 
Kegels noch angetroffen. Nimmt man an, dass die Baumgrenze am 
Vulkan von Colima im Vergleich zum Orizaba in dem nämlichen Ver- 
hältnis herabgedrückt wäre, wie die untere Niveaugrenze der Nadel- 
hölzer, so könnte sie erst bei ungefähr 2300 m Meereshöhe erwartet 
werden. Dieser Berechnung ist Humboldts Angabe zu Grunde gelegt, 
wonach die Baumgrenze am Orizaba bei 12300° (4000 m) liegt. Ver- 
legt man sie mit Liebmann erst auf 13600° (4415 m), so würde auch 
die ideale Baumgrenze am Colima entsprechend höher zu denken sein. 
In beiden Fällen kann aber die factische Baumgrenze am Vulkan von 
Colima (2500 m) nicht mit dieser idealen Linie zusammenfallen, und 
dem entspricht auch der Umstand völlig, dass auf dieser Höhe die 
Bäume noch durchaus nicht den zwergartigen Charakter angenommen 
haben, den sie zeigen würden, wenn sie bereits der klimatischen Baum - 
grenze nahe wären. 


Herr L. Wittmack teilt nach der Zeitschrift der Zoologisch-Bo- 
tanischen Gesellschaft in Wien mit, dass die Larve von Phora Dauci 
auch unter den Würmern, welche menschliche Leichen verzehren, an- 
getroffen worden sei. (N. d. P.) 


Herr A. Tschirch machte einige vorläufige Mitteilungen über seine 
Untersuchungen über das Chlorophyll. 

Vortr. bat, anknüpfend an die Pringsheim’sche Hypochlorinreac- 
tion, die Säurewirkung auf das Chlorophyll, sowohl innerhalb der Pflanze 
wie makrochemisch an Chlorophyllauszügen studirt und gelangte zu 
folgenden Resultaten: 


42 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


1. Das Hypochlorin Pringsheims — sofern man darunter die 
beschriebenen grüngelben Nadeln und nicht einen, denselben zu 
Grunde liegenden, farblosen, hypothetischen Körper versteht, den 
darzustellen trotz angewandter Mühe nicht gelang, dessen Vorhan- 
densein jedoch nicht völlig ausgeschlossen ist — ist als ein 
Product der Säurewirkung auf den Chlorophyllfarb- 
stoff zu betrachten und lässt sich auch ausserhalb der Pflanze 
in den charakteristischen Krystallformen darstellen. Vortr. nennt 
dies Hypochlorin zum Unterschiede von dem möglicherweise noch 
darstellbaren farblosen Körper: «-Hypochlorin. Auf dieses beziehen 
sich die nachstehenden Bemerkungen. 

2. Das «-Hypochlorin ist identisch : 

a. mit dem Chlorophyllan Hoppe-Seylers, welches eben- 
falls ein Säureproduct des Chlorophylis ist. 

b. mit dem Niederschlage, den Filhol mittelst Salzsäure 
in Chlorophylllösungen erhielt, den er bei Dikotylen als kry- 
stallinisch, bei Monokotylen als amorph angiebt, der jedoch in 
beiden Fällen krystallinisch zu erhalten ist und ein vom Chlo- 
rophyll abweichendes spektroskopisches Verhalten zeigt. 

c. mit dem Niederschlage, der sich freiwillig beim längeren Ste- 
hen aus Chlorophylllösungen absetzt. 

3. Das Spektrum der sog. modifieirten Chlorophylle rührt von 
einer partiellen Chlorophyllanbildung in den Chlorophylllösun- 
gen her. 

4. Alle genannten Substanzen der «-Hypochlorin-Chlorophyllangruppe 
sind Oxydationsproducte des Chlorophylis und zwar nur eines Teils 
des Rohchlorophylis. 

Die Identität ergiebt sich aus den analogen Entstehungsbedin- 
gungen, aus der gleichen Krystailform, aus dem gleichen N-gehalt der 
reinen Verbindungen und dem übereinstimmenden Spektrum. Letzte- 
res markirt bekanntlich in der Chlorophyllgruppe schon die gering- 
sten chemischen Aenderungen. 

Das Spektrum aller genannten Körper zeigt folgende Absorpti- 
onsbänder bei mittlerer Dichtigkeit der Schicht.!) 

Im weniger brechbaren Teile liegen 5 Bänder: 

Band 1. von 67--64, sehr dunkel. 

Band 2. von 60. 8—59. 5, gegen D auffallend matter. 

Band 3. von 56. 5—55. 5, sehr matt. 

Band 4. von 54.—53. 

Band 5. von 51. 3—44. 3. 
ferner findet von 46 ab bis zum Ende continuirliche Endabsorption 
statt, in welcher Bänder sich nicht unterscheiden lassen. 

1) Die Angaben beziehen sich auf die Scala des Browning’schen Spektralocu- 
lars von Zeiss, — D-linie — 58,35. 


Sitzung vom 28. April 1882. 43 


Die Scala der Helligkeit der Bänder ist, vom dunkelsten begin- 
nend: 1, 4, 5, 2, 3. Band 1—4 entsprechen Chlorophylibändern, doch 
ist 2 und 4 sowohl breiter als dunkler, Band 5 ist neu und für die 
Körper der Chlorophyllangruppe, zu der eine grössere Anzahl teils be- 
kannter, teils bisher noch unbekannter Körper, auf die Vortr. an an- 
derer Stelle zurückkommt, gehören, charakteristisch. 

Vortr. nennt dies Spektrum das Chlorophyllanspektrum. 
Das «-Hypochlorin ist leicht, indem man seine Krystallisationsfä- 
higkeit dem reinen Chlorophyll gegenüber benutzt, in den von Prings- 
heim beschriebenen langen, peitschenartigen Schwänzen, Tropfen mit 
Krystallaggregaten , korkzieherartigen Fäden etc. rein zu gewin- 
nen, wenn man die mit Aether von Fett und Wachs befreiten Gras- 
blätter in Salzsäure legt und nach einigen Tagen, nachdem die Salz- 
säure abgepresst und ausgewaschen, mit siedendem Alkohol auszieht. 
Das Filtrat setzt schon beim Erkalten reichlich «-Hypochlorin ab, 
dessen Menge durch Abdestilliren der Hälfte des Alkohols weiter ver- 
mehrt werden kann. Die genannte Form ist aueh die, welche alle 
ersten Krystallisationen sowohl des Chloroplyllans, als des natürlichen 
modifieirten Chlorophylis und der oben sub b und ce genannten Nie- 
derschläge zeigen. Krystallisirt man diese Körper um, so erhält man 
in allen Fällen die gleichen schön ausgebildeten, dunkelbraunen (im 
durchfallenden Lichte grünlichen), sternförmigen Drusen; Nadeln, die 
um einen gemeinsamen Mittelpunkt nach allen Seiten gestellt sind. 
Die Peitschenform ist somit die Form, in der die Chlorophyllan- 
gruppe, wie Vortr. die genannten Körper nennt, aus unreinen Lösun- 
gen krystallisirt. 

Dass bei der Chlorophyllanbildung, die Hoppe-Seyler ohne jeden 
Zusatz einer Säure beobachtete, ebenfalls Säurewirkung im Spiele ist, 
hat Vorir. dadurch erwiesen, dass die Ausbeute an dieser Substanz 
progressiv wächst, je mehr organische Säuren im Zellsaft der Blätter 
der betreffenden angewandten Pflanze gelöst sind — die Säure wurde 
titrimetrisch mit Normalkali bestimmt; daraus erklärt sich die sehr 
verschiedene Ausbeute an Chlorophyllan, die Hoppe-Seyler bei ver- 
schiedenen Pflanzen erhielt. Thatsächlich sind dem Vortr. ausser Was- 
serpflanzen keine Pflanzen vorgekommen, deren Zellsaft nicht deutlich 
sauer reagirte. Ist die Säuremenge gering so tritt Chlorophyllanbildung 
erst bei längerem Stehen des Auszuges ein, jedoch bewirkt selbst CO, 
Chlorophyllanbildung. Von stark sauren Blättern (Aesculus, Rumez) 
sind reingrüne Auszüge bekanntlich überhaupt nicht zu erhalten, die- 
selben zeigen sofort die Eigenschaften des modifieirten Chlorophylis 
und geben schon beim Erkalten reichlich Chlorophyllan. | 

Die Bildung von «-Hypochlorin bez. Chlorophyllan 
unterbleibt vollständig wenn man alkalische Auszüge 
herstellt. 


44 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


Es ist wahrscheinlich, dass viele der beschriebenen Chlorophyll- 
modificationen einmal auf die verschieden stark modificirende Ein- 
wirkung der bei verschiedenen Pflanzen variablen Säuremenge des 
Zellsaftes auf das Chlorophyll und sodann auf die verschiedene Lös- 

lichkeit der Säuren in den angewandten Lösungsmitteln zurückzu- 
führen sind. 

Ein genaueres Studium des Chlorophylis wird daher erst durch 
Neutralisation des sauren Zellsaftes während des Ausziehens, also 
durch Zusatz von Alkalien zu dem als Extractionsmittel angewende- 
ten Medium möglich sein. 

Die Einwirkung von Alkalien auf das Chlorophyll, die dabei in 
Frage kommt, hat Vortr. ebenfalls studirt, doch sind die Arbeiten 
noch nicht zum Abschlusse gelangt. Er behält sich vor darüber in 
einer der folgenden Sitzungen zu berichten. 

Der Frage wie es kommt, dassin derlebenden Pflanze 
an den Chlorophyllkörnern, die doch oft im sauren Zellsaft 
liegen, eine «-Hypochlorinbildung nicht eintritt, ist Vortr. 
ebenfalls näher getreten. Es findet sich nämlich bei einer genaueren 
mikroskopischen Untersuchung derselben, dass jedes Chloropyll- 
korn, wie schon Nägeli und dann Pfeffer aus theoretischen Grün- 
den postulirten und ersterer auch in zwei Fällen factisch nachwies —, von 
einer farblosen Hyaloplasmaschicht (Plasmamembran) 
umgeben ist. Dieselbe ist besonders bei Wasserpflanzen sehr deut- 
lich, aber auch sonst ohne Schwierigkeit nachzuweisen. Diese Hya- 
loplasmaschicht ist im lebenden Zustande für Säuren nicht per- 
meabel, ändert aber bei eintretendem Tode ihre diosmotischen Eigen- 
schaften, und so tritt dann erst im Tode der saure Zellsaft an das 
Chlorophyll und bildet «-Hypochlorin. Thatsächlich lässt sich dann 
auch «Hypochlorinbildung, wie schon Pringsheim fand, ohne allen 
Säurezusatz in mikroskopischen Präparaten nachweisen. 

Von den drei Hauptargumenten Pringsheims, die derselbe für die 
Selbständigkeit des Hypochlorins und die Unabhängigkeit bezüglich 
seiner Abstammung vom Chlorophyll anführt, nämlich 

1. dass Hypochlorinbildung nicht an allen Chlorophyllkörnern derselben 
Zelle zu beobachten, 
2. dass sein Auftreten ein auf besondere Bildungsherde localisir- 
tes und 
3. dass an schwach belichteten Finsterkeimlingen zunächst Ergrü- 
nen und erst erheblich später Hypochlorin nachzuweisen sei, 
hat Vortr. bis jetzt, da derselbe seine Arbeit von einem anderen Ge- 
sichtspunkte aus begonnen hatte, eingehend nur die beiden ersten 
prüfen können. 

Darnach findet thatsächlich an allen Chlorophylikörnern Hypo- 

chlorinbildung statt, nur ist dieselbe insofern verschieden, als bei den 


Sitzung vom 28. April 1882. 45 


einen eine grosse Anzahl sehr kleiner Tröpfchen in den Poren des 
Plasmaschwammes, aus dem jedes Chlorophylikorn besteht, sich 
bildet, die nicht zusammenfliessen und die Hyaloplasmaschicht nicht 
durchbrechen, während bei anderen die Tröpfchen zusammenfliessen, 
die Hyaloplasmaschicht, wie man deutlich sieht, durchbrechen und 
nun ausserhalb derselben die für Spell sein Kkardltersuineiien Kry- 
stallformen annehmen. 

Was ferner die Localisation betrifft, so kann Vortr. dieselben 
nicht ganz in der angegebenen Weise beobachten. 

In dem ersten Stadium des Versuches ist thatsächlich das ganze 
Band einer Spirogyra, dessen Schwammstruktur sehr deutlich wird, mit 
kleinen Tröpfchen besät. Dieselben fliessen erst später, meist wenn die 
Schwammstruktur des Bandes verschwunden ist, zu grösseren Massen 
zusammen. Diese sitzen dann freilich oft an den Stärkeherden, doch ist 
ihr Auftreten auch sehr häufig an anderen Stellen des Bandes zu be- 
obachten. 

Auf alle diese Vorgänge hofft on. in nächster Zeit eingehen- 
der zurückkommen zu können. 


Herr P. Hennings zeigt zwei von Herrn Prof. von Heldreich 
in Athen an das Königliche Botanische Museum zu Berlin eingesandte 
Gegenstände, nämlich einer aus den dicken, verholzten Stengeln der 
Ferula-Staude hergestellten Schemel von Amorgos!) und eine aus 
Juniperus-Holz verfertigte Kanne vor. 

Derselbe demonstrirt an von ihm gesammeltem Material die 
Umwandlung von Hormidium in Prasiola. (N. d. P.) 


Herr P. Ascherson besprach zwei neu erschienene Beiträge von 
der in den letzten Jahren in erfreulicher Zunahme begriffenen Litteratur 
brandenburgischer Specialfloren (vgl. die Werke von Grantzow 
Sitzungsber. 1880 S. 121) und Hentig (a. a. O0. 1881 S. 84). Es 
handelt sich diesmal um zwei Oertlichkeiten, die in der Geschichte 
der botanischen Erforschung unserer Provinz eine hervorragende Rolle 
gespielt haben, für welche indes nach langer Pause erst jetzt wieder 
grösstenteils durch die Thätigkeit der unserem Verein angehörigen 
Verfasser eine neue Periode eifriger Forschung begonnen hat. Die 
von Dr. R. Bohnstedt als Beilage zum Programm des dortigen 
Gymnasiums herausgegebene „Flora Luccaviensis“ ist der Hauptsache 
nach ein ‚systematisch geordnetes Verzeichnis der um Luckau vor- 
kommenden Gefässpflanzen mit Angabe der Stand- und Fundorte und 
der Blütezeit. Bei den Gattungen, welche mehr als eine Art enthalten, 
sind die unterscheidenden Merkmale in gedrängtester Kürze, grössten- 


1) Vergl. von Heldreich in Verh. des Bot. Ver. Brandenb. XXIII. 1881, 
Ss. XXVI. 


46 Botanischer Verein der: Prov. Brandenburg. 


teils mit glücklichem Takt ausgewählt und redigirt, hinzugefügt. Die 
Fundorte sind mit besonderer Ausführlichkeit und Sorgfalt angegeben, 
und sind dabei sogar diejenigen speciell bezeichnet, welche in den vom 
Ref. 1879 (Abhandl. S. 100 ff.) in unserer Zeitschrift veröffentlichten 
„Beiträgen zur Flora der mittleren und westlichen Niederlausitz“ schon 
angegeben sind. Ref. hätte statt dessen lieber eine Hervorhebung der 
neuerdings bestätigten Arten und Fundorte gewünscht, welche bereits. 
von dem ersten Erforscher dieser Gegend, Rabenhorst (R.), angegeben 
wurden. Es ist wohl zu hoffen, dass noch eine beträchtliche Anzahl 
der ebenfalls mit Recht aufgenommenen, bisher nicht bestätigten An- 
gaben dieses verdienstvollen Floristen durch neue Funde wieder Gültig- 
keit erlangen werden. Unter den in obiger Veröffentlichung noch nicht 
erwähnten neuen resp. neu bestätigten Fundorten, an deren Auffindung 
auch unser Mitglied Herr Schwochow erheblichen Anteil genommen 
hat, heben wir hervor: Nigella arvensis L., zw. Wilmersdorf und Hinden- 
burg (R.); Corydallis cuva (L.) Schw. et K., Gärten von Luckau, 
doch wohl wild; Fumaria Vaillantii Loisl. (R.) Kahnsdorf; Barbarea 
strieta Andrzj., Luckau, Fresdorf; Siene gallica L. (R.), Wittmans- 
dorf;  Sedum album L., Kirchhof von Frankendorf; + Eryngium planum 
L., am Wege nach Zaako (verschleppt, aber bald wieder ausgerottet); 
Cnidium venosum Koch. (R.), Kahnsdorf; Sambucus racemosa L., zw. 
Dobrilugk und Kirchhain; Arnica montana 1L., Wanninchen, Bornsdorf 
(R.); Veronica opaca Fr. (R.), Luckau, Fresdorf; Rumex aquaticus 
L., Fresdorf beim Borchelt; Juncus filiformis L. (R.), Luckau-Fres- 
dorfer Buschwiesen ; Oladium Mariscus (L.) R.Br., Frankendorfer Moor; 
Carex tomentosa L., zw. Kahnsdorf und Frankendorf am Grenzgraben (R.). 

Die „Flora von Frankfurt a. Oder und Umgebung, zum Gebrauch’ 
in Schulen und auf Excursionen bearbeitet von Dr. Ernst Huth, 
mit 74 in den Text gedruckten Abbildungen und einer Orientirungs- 
karte“, Frankfurt a. Oder, Verlag von R. Waldmann stellt dagegen 
eine wenn auch in zweckmässiger Kürze abgefasste, doch vollständige, 
hauptsächlich für den Schulgebrauch bestimmte Flora der alten Mess- 
und Universitätsstadt dar, welche sich den floristischen Arbeiten früherer 
Jahrhunderte, mit den ältesten, welche wir aus unserem Gebiete be- 
sitzen, würdig anreiht. Verf. hat diese historischen Beziehungen der 
Frankfurter Flora in mehreren früheren sehr fleissigen und eingehenden 
Arbeiten!) so vollständig erörtert, dass er sich hier in Rücksicht auf 
den Zweck des Büchleins einer besonderen Betonung desselben ent- 
halten konnte. Die Beschreibungen und Abbildungen sind durchaus 
zweckentsprechend und die Standorte auch für pflanzengeographische 
Studien vollständig genug angegeben. Unter den vom Verf. neu er- 
forschten Localitäten ist namentlich das in die Müllroser Niederung 


1) Eine frühere Bearbeitung der Flora von Frankfurt ( Standortsverzeichnis) 
von demselben Verfasser erschien als Osterprogramm der Realschule I. Ordnung; 1880. 


Sitzung vom 28. April 1882. 47 


mündende Thal der Schlaube zu erwähnen, welches durch die Frankfurt- 
Kottbuser Eisenbahn jetzt leicht zugänglich geworden ist. Der dort 
neuerdings vom Verf. aufgefundene Standort für das in unserer Provinz 
so seltene Cypripedium Calceolus L. am Gr. Treppel-See schliesst sich 
an den vom Ref. in seiner Flora von Brandenburg angegebenen etwas 
südlicher gelegenen bei Forsthaus Siehdichum an. Auch hier ist die 
Hoffnung auszusprechen, dass noch manche der von J. N. Buek’an- 
gegebenen Seltenheiten, soweit sie wirklich Anspruch auffdas Bürger- 
recht unserer Flora haben, noch wieder aufgefunden werden möchte. 


Herr P. Ascherson legte ferner Exemplare von Loranthus euro- 
paeus Jaeg.!) vor, welche er vor kurzem unter Führung des Ent- 
deekers, Herrn Ernst Hippe, und in Gesellschaft des Herrn H. 
Degenkolb von dem erst vor zwei Jahren aufgefundenen Standorte 
bei Dohma unweit Pirna im Königreich Sachsen erhalten hatte. 

Herr Hippe schrieb dem Vortr. über seinen Fund d. d. König- 
stein, 2. März 1882 Folgendes: 

„Was den Loranthus betrifft, so glaube ich nach den von mir 
darüber gemachten Beobachtungen, dass derselbe vielleicht noch mehr- 
fach innerhalb Sachsens und umsomehr auch innerhalb Deutschlands 
vorkommen dürfte. Der Grund, dass noch kein anderweiter Standort 
davon bekannt ist, liegt jedenfalls nur in der äusserst schwierigen 
Beobachtung, weil derselbe meistenteils nur in den Wipfeln alter 
Eichen vorkommt, dort aber während des Sommers der starken 
Belaubung der Eichen halber von unten aus nicht zu schen ist; wäh- 
rend des Winters oder Frühjahrs, wo die Eichen ohne Laub sind, 
ist auch der Zoranthus entblättert und deshalb von unten aus nur bei 
genauer Beobachtung zu sehen, dass an diesen Stellen eine dichtere 
von der der Eichen verschiedene Verzweigung, welche meist bogen- 
förmig bis 1 m Länge herabhängend vorkommt, zu bemerken ist. Ich 
habe denselben am 8. April 1880 zuerst für die sächsische und die 
Flora des deutschen Reichs in einem Laubholze in der Nähe des 
Dorfes Dohma bei Pirna aufgefunden. Ich ging an diesem Tage, um 
das in der Gegend von Pirna, Rottwerndorf, Kotta, Burchardswalde 
ete. häufig vorkommende Prscum album auf Apfelbäumen zu sammeln, 
fand aber überall die tiefhängenden und mit einem Hakenstock zu 
erreichenden Büsche von Viscum nieht mehr vorhanden und dasselbe 
überall nur hoch und schwer zu erlangen.?) lch ging deshalb immer 


1) Viele Autoren, unter andern Öelakovskf in seinem auch in Bezug auf 
Nomenclatur so selbständigen und gewissenhaften Prodromus der Flora Böhmens, 
eitiren Linne als Autor dieser Art. Linne fügt indes im Appendix zu Species 
plantarum ed. II (p. 1672) selbst das Citat Jacquin Vind. 230 (ebenso wie auf der- 
selben Seite das entsprechende bei Zinum alpinum) hinzu. 

2) Herr Degenkolb machte indes in seinem Garten zu Rottwerndorf den Vortr. 


48 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


weiter und kam hierbei auch nach Dohma, wo mir von einem Bekannten 
gesagt wurde, dass in einem nahen Laubholze Sträucher von Viscum _ 
album auf Linden sehr tief vorkommen sollten. Zu meinem Leidwesen 
aber bewahrheitete sich dies nicht, Viscum war, obgleich auch hier 
häufig vorhanden, doch überall zu hoch für mich. Da ich deshalb 
jeden einzelnen Baum genau musterte, wurde ich auch auf den vor- 
handenen Eichen einer aussergewöhnlichen Verzweigung in den höchsten 
Wipfeln derselben gewahr, was ich sofort für Loranthus hielt und 
bei sofortiger Besteigung der Eiche auch bestätigt fand. Er kommt 
hier auf jüngeren Stämmen gar nicht, aber auf eirca 10 der ältesten 
und stärksten Eichen und zwar in den höchsten Wipfeln derselben in 
grossen Massen vor. Ich habe denselben im vorigen Jahre am 6. Juni 
mit den letzten Blüten und zugleich jungen Früchten, im Monat August 
aber mit vollständig entwickelten Blättern gesammelt.“ 

Die Auffindung dieses merkwürdigen Parasiten an der erwähnten 
Stelle ist überraschend, da dort die Erhebung des Erzgebirges eine 
klimatische Scheide bildet, an der zahlreiche, wie Loranthus der 
südosteuropäischen Flora angehörige Arten, welche wie dieser in 
Nordböhmen reichlich vorkommen, Halt zu machen scheinen. 

Die Verbreitung der Pflanze erfolgt jedenfalls wie bei dem ver- 
wandten Viscum durch Vögel, die sicher die beerenartigen Früchte der 
Pflanze nicht verschmähen. Doch spricht an dem Dohmaer Fundort 
kein Anzeichen dafür, dass diese Ansiedlung erst in neuerer Zeit er- 
folgt sei. Die Loranthus-Büsche zeigten dieselben beträchtlichen Di- 
mensionen wie sie Vortr. 1869 am Wachholderberge bei Teplitz wahr- 
genommen hatte. Die versteckte Lage des Fundortes macht es übri- 
gens erklärlich, dass er so lange unbekannt blieb. Das Dorf Dohma 
(nur wenige Kilometer von Rottwerndorf entfernt, wo Vortr. seit Jahren 
wiederholt im gastlichen Hause seines Freundes Degenkolb ver- 
weilte) liegt abseits von grössern Verkehrswegen, und der specielle 
Fundort ist ein kleines Feldgehölz, dessen Vorhandensein in der in- 
differenten Landschaft wenig auffällt. 

Die am 14. April gesammelten Exemplare hatten gerade ihre 
Knospen geöffnet, und gab dies dem Vortr. Veranlassung sich ihren 
Bau und den davon abhängigen vegetativen Aufbau der Pflanze näher 
anzusehn. Wie bei Viscum album L., dessen Aufbau u. a. von Eichler 
(Blütendiagramme Il. S. 552 ff.) mit gewohnter Genauigkeit geschildert 
wird, schliesst der Jahrestrieb mit dem Blütenstande ab; bei Zoranthus 
europaeus bildet derselbe (zu der angegebenen Zeit schon weit ent- 
wickelt) eine sehr lockere Aehre, deren Blüten aus den Achseln von 


auf ein kleines Exemplar von Piscum aufmerksam, dass sich an einem herabhängenden 
Zweige eines Crataegus monogynus, kaum 1,3 m über dem Boden entwickelt hatte. 
Dies der Nährpflanze halber bemerkenswerte Exemplar wurde vom Entdecker dem 
Kgl. Botan. Museum in Berlin überwiesen. 


Sitzung: vom 28. April 1882. 49 


meist 4 Paaren unscheinbarer, gegenständiger Hochblätter kommen. 
Die männlichen und weiblichen Blüten unterscheiden sich leicht auch 
geschlossen durch -das umgekehrte Grössenverhältnis des Perigons 
und des unterständigen Fruchtknotens. Die Knospen, aus denen die 
Haupttriebe des nächsten Jahres hervorgehen, stehn wie bei Vescum 
in den Achseln des dem Blütenstande vorhergehenden Laubblattpaars 
und sind schon zur Zeit der Fruchtreife, im August, von ansehnli- 
cher Grösse. Die Verzweigung ist indes nicht so regelmässig als 
bei Viscum, wo der Jahrestrieb ausser diesem Laubblattpaare nur 
noch am Erande ein Niederblattpaar besitzt. Bei Zoranthus europaeus 
beträgt die Zahl der Laubblattpaare, wie Celakovsky richtig angiebt, 
in der Regel 3, kann aber bei schwächeren Seitentrieben auf 2 und 1 
herabsinken,, ans bei sehr kräftigen Trieben (das Kgl. Botan. 
Museum besitzt solche Exemplare aus der Dobrudseha von den Ge- 
brüdern Sintenis) bis auf 7 steigen. Diesen Laubblättern, die, wie 
Celakovsky ebenfalls richtig angiebt, nicht immer genau gegenständig 
sind, gehn nun noch meist 5 Paare von Niederblättern voraus, deren 
unterste ganz die Beschaffenheit von Knospenschuppen haben, wahrend: 
die obern nur an der Spitze braun, unterwärts aber laubartig sind. 
Letztere sind am Rande dicht gewimpert, wie auch die untern Laub- 
blätter Spuren dieser Behaarung zeigen, wonach die Angabe der 
Schriftsteller, welche Zoranthus europaeus als völlig kahl bezeichnen, 
einzuschränken ist. 

Alle diese Blattorgane haben Knospen in ihren Achseln, von 
denen allerdings die der Niederblätter, deren Internodien sich nicht, 
wie die die Laubblätter trennenden, strecken, selten auszuwachsen 
scheinen. Von den Knospen aus den Achseln der Laubblätter wachsen 
öfter einige (mitunter in einem Blattpaare nur eine) gleichzeitig mit 
‚den Hauptknospen aus, während die andern ein oder mehrere Jahre 
oder auch für immer „schlafende Augen“ bleiben. Hierdurch erklärt 
sich die oben erwähnte, gegen die so regelmässige Dichotomie von 
Viscum abstechende Unregelmässigkeit der Verzweigung, die sich übri- 
gens später teilweise wieder ausgleicht, weil die schwächeren Seiten- 
triebe mit der Zeit abgestossen werden. Das Alter der Sprosse lässt sich 
einigermassen an der Farbe der Rinde erkennen, da das Kastanien- 
braun der einjährigen Triebe lebhaft gegen das Schwarzgrau der älteren 
absticht. 


Herr N. Wille (Gast) machte folgende vorläufige Mitteilung: 
Ueber Ohromophyton Rosanoffii Woron. 
In der Botanischen Zeitung 1880 hat Woronin einen Organis- 
mus, den er Chromophyton Rosanofii nennt, beschrieben. 
Ich werde erst einige Punkte aus Woronins Untersuchungen kurz 
referiren. Ich fange an mit den Schwärmsporen; diese sind eiförmig, 
Sitzungsber. des Bot. Vereins f. Brandenb. XXIV, 4 


50 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


braun und tragen eine Cilie. Sie bohren sich durch die Oberfläche des 
Wassers in ähnlicher Weise wie eine Ohytridium-Schwärmspore sich durch 
eine Zellmembran bohrt. Sie schwimmen nun auf der Oberfläche her- 
um, während nur ein kurzer Stiel im Wasser steckt. Die Zelle ist 
nun von einer Gällerthülle umgeben, und teilt sich zunächst in 2-8 
Zellen, welche in die Gallerthülle eingelagert sind; wenn mehrere 
an einander treffen, fliessen die Gallerthüllen zusammen, und wenn 
sie unter das Wasser kommen, bilden sie wieder Schwärmsporen. 
Woronin beschreibt noch eine andere Form mit kleineren, runden Zoo- 
sporen (identisch mit Chrysomonas ochracea Stein), beide Formen fasst 
er unter dem Namen Ohromophyton Rosanofi zusammen. 

Er hat auch eine ruhende Winterform in Sphagnum-Zellen beo- 
bachtet. Die Zellen haben dann eine dicke Membran, durch welche 
sie bei Anfang der neuen Vegetationsperiode austreten um sich wie 
eine Palmella zu teilen. Soweit Woronin. 

Bei einer Excursion im Grunewald mit Herrn Prof. Magnus 
und Herrn Hennings haben wir einige Conferven, Orthosiren, Spero- 
gyra und Mougeotia gesammelt; dazwischen einen braunen Palmella- 
ähnlichen Organismus, der in allen Beziehungen Chromophyton Rosa- 
nofii ähnlich war, und welchen Woronin zunächst in dem Stadium 1. 
ce. Tab. IX. Fig. 27. abgebildet hat. Hier und da fand ich einige eben 
geteilte Zellen, die eine Cilie entwickelt hatten. 

Der freischwimmenden Zoosporen sind zweierlei, kleine und runde 
oder grössere und eiförmige, mit Woronins zwei Formen also über- 
einstimmend. Nach einigem Umherschwimmen befestigen sie sich an 
einer fadenförmigen Alge mit dem vorderen eilietragenden Ende und 
umgeben sich mit einer Membran; nach hinten wird diese durch farb- 
loses Protoplasma gehoben, und zuletzt bildet sich ein Loch, ähnlicher- 
weise wie bei den Oogonien von Vaucheria und Oedogonium. Inner- 
halb des Loches treten eine oder zwei Cilien hervor und, wie man an 
kräftigeren Individuen beobachten konnte, ein roter Augenpunkt 

Der Organismus, der aus den eiförmigen Schwärmsporen ent- 
steht, hat eine umgekehrt kegelförmige Hülle und ist der von Ehren- 
berg beschriebene Flagellat Apipyxis utrieulus. Der Organismus aus 
den runden Schwärmsporen hat eine flaschenförmige Hülle und ist der 
von Stein beschriebene Flagellat Chrysopyxis bipes. 

Dass die Gattung Zpepvxis nicht für eine besondere Gattung zu 
halten ist, dass aber Zpipyxis utrieulus Ehrb. nur junge Stadien von 
Dinobryon sertularia Ehrb. sind, werde ich hier nicht auseinander- 
setzen, da diese Frage ja nur weniger Interesse hat. Es genügt der 
Nachweis, dass Chromophyton Rosanofii Woron. als selbständiger Or- 
ganismus zu streichen und als eine Palmellaform zweier Flagellaten 
aufzufassen ist. 


XOIL. Sitzung vom 30. Jun 1882. 


Vorsitzender: Herr L. Wittmack. 


Der Vorsitzende begrüsste den als Gast anwesenden Herrn 
Docenten Edward Wainio aus Helsingfors. 


Herr A. Tschirch machte weitere!) Mitteilungen über 
seine das Hypochlorin betreffenden Untersuchungen. Der 
Vortrag ist im laufenden Jahrgang der Abhandlungen des Vereins S. 
124 ff. erschienen. 


Herr W. Zopf sprach zunächst über die Morphologie von 
Spaltpflanzen. Er wies auf seine schon früher der Gesellschaft vor- 
gelegten, in Kürze bereits im Botanischen Centralblatt Jahrg. III, 1882. 
No. 2 publieirten und demnächst in ausführlicherer Darstellung erschei- 
nenden Untersuchungen über Spaltalgen hin?), welche zudem Nach- 
weis eines genetischen Zusammenhanges von chroococca- 
ceenartigen Formen einerseits und fädigen Formen andererseits 
führten, und demonstrirte im Anschluss hieran makro- und mikrosko- 
pisch weitere interessante Belege für diesen Zusammenhang. 

Es handelt sich zunächst um eine Spaltalge, die im Panke- 
flüsschen hier lebt und sich in allen den zahlreichen Culturen, die 
während eines Jahres mit dickem, stinkendem Schlamm angestellt wurden, 
nach dem Zurücktreten der anfänglichen Spaltpilzvegetation (Oladothrix, 
Beggiatoa) massenhaft entwickelte. 

Sie bildet an der ganzen belichteten Wandseite der zur Cultur 
verwandten Glasgefässe grün-bläuliche, rein grüne, grau-grünlich oder 
selbst schmutzig eitronengelbe Inseln, die später, sich vergrössernd, 
zu ausgedehnten continuirlichen Ueberzügen zusammenfliessen. Diesel- 
ben sind nur dünn, dabei schleimig, beim Abheben fadenziehend. In 
blosses Wasser eingebracht löst sich der Ueberzug vollständig auf. 

Was dieses Object in erster Linie bemerkenswert macht, das 
ist seine ausserordentliche Feinheit. Der Durchmesser der Zellen 
ist derartig gering, dass man einen der feinfädigsten Spaltpilze, nicht 


en Vgl. oben Sitzungsberichte 8. 41. 
2) Zur Morphologie der Spaltpflanzen. Mit 7 Tafeln in gross Quart. Leipzig 
bei Veit & Comp. 


4% 


52 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


aber eine Spaltalge vor sich zu haben glaubt. Ich selbst war lange 
Zeit hindurch der Meinung, es liege hier ein chromogener Spalt- 
pilz vor, bis ich durch den Umstand, dass die Pflanze stets nur 
an der belichteten Seite der Culturgefässe sich ansammelt und im 
Dunkeln nicht gedeiht, auf die Vermutung geführt wurde, dass der 
vermeintliche Spaltpilz eine Spaltalge sei. Und auch die anwesen- 
den Mitglieder (darunter. die Herren Eichler, Frank, Koehne, 
Tschirch, Wille, Wittmack) sowie die Herren Cienkowski und 
Kny vermochten kaum zu glauben, dass es sich hier um eine Alge 
handele. Allein die spektroskopische Untersuchung einer alkoholischen 
Lösung des-Farbstoffes ergab, wie sich die Herren Frank und Tsehirch 
selbst überzeugten, BUSBERDIOENENEN Chlorophyll- resp. Phy- 
kochrom-Charakter. 

Ein zweiter beachtenswerter Punkt liegt darin, dass diese Alge 
auch in ihren Entwickelungsformen durchaus gewissen Spaltpilzen, 
z. B. dem Pilz der blauen Milch (Bacterium cyanogenum Fuchs) der 
nach Neelsen Coccen-, Stäbchen- und Fadenformen erzeugt, durchaus 
entspricht. Ueberdies tritt jeder dieser drei Zustände in Schleim- 
colonieen (Zoogloeen) auf, sodass eine Fadenzoogloea, eine 
Stäbehenzoogloea und eine Goccenzoogloea existirt. (Vor- 
tragender legte diese Zustände in Präparaten vor.) Uebergänge 
von Langstäbchen zu Kurzstäbchen und von Kurzstäbehen 
zu Coccen liessen sich aneinund demselben Faden demonstriren. 
Die Vergallertung der Fadenzustände wird unter Umständen so be- 
deutend, dass die mehr oder minder parallel, mitunter aber auch 
ganz unregelmässig durcheinander gelagerten Fäden durch ziemlich 
weite Abstände getrennt sind. Das Gleiche gilt von den Einschlüssen 
der Stäbehen- und der Coccenzoogloeen. Eine deutliche Grenze 
der einzelnen Gallerthüllen gegen einander lässt sich auch mit 
Färbungsmitteln nicht sichtbar machen. Die Coccen bleiben inner- 
halb der Gallert oft längere Zeit zu torulaartigen Fäden geordnet; 
später indessen trennen sie sich. Nach dieser Trennung findet man 
sie in beständiger Zweiteilung, welche eine Vergrösserung 
der Colonieen zur Folge hat. Nach der bisherigen Spaltalgen- 
Systematik würde man solche Coccen-Zoogloeen als zur Chroocoeca- 
ceen-Gattung Aphanocapsa gehörig, die Stäbchen-Zoogloeen als eine 
Aphanothece bezeichnen. Die vorliegende Spaltalge bildet also zwei 
typische Chroococcaceenformen. Sie wurden gleichfalls demonstrirt. 
Es wäre bei der Häufigkeit, in der die Alge hier vorkommt, nicht 
ganz unmöglich, dass diese Formen bereits unter den obigen Namen 
beschrieben wären, doch geben in Bezug auf diesen Punkt die Auf- 
sammlungen, wie man sie in Herbarien findet, keinen sicheren Auf- 
schluss. In Wasser gebracht zerfliessen die Colonieen leicht in 
Folge der Quellung der Gallert. Es empfiehlt sich daher dieselben 


Sitzung vom 30. Juni 1882. 53 


in Glycerin zu beobachten. Die Einschlüsse sind unter dem Mikroskop 
stets deutlich gelblich tingirt und zeigen, auch wenn die Colonieen 
makroskopisch schön grün oder blaugrün erscheinen, kaum einen 
Stich ins Grünliche. 

Die Aehnlichkeit der G%othrix tenerrima, so mag die 
Alge heissen, mit Spaltpilzen wird noch durch den Umstand erhöht, 
dassdie Coccen, durch Zerfliessen der Gallert freigeworden, Schwärm- 
fähigkeit erlangen. Ich habe die Beobachtung nur an Goccen, nicht 
an Stäbchen gemacht. Letztere zerfielen während der Untersuchung 
immer in sich trennende Coccen. Schon Reinke giebt an, dass Me- 
rismopoedia-Zellen einen Schwärmzustand besitzen, und neuerdings haben 
Van Tieghem und Engelmann grüne Stäbchen, die sie als Bac- 
terium viride und als D. chlorinum bezeichneten, in demselben Zustande 
angetroffen, sodass man jetzt die Schwärmfähigkeit von Spalt- 
algen-Coccen und paltalsenn te äbehen als el 
betrachten darf. 

‘ Ein weiteres interessantes Beispi für den eepekisuen en 
menhang von chroococcaceenartigen Formen und. fädigen Spaltalgen- 
formen bietet das den Sirosiphoneen zugehörige Phragmonema sordi- 
dum!). Es wächst im Orchideenhause des Botanischen Gartens 
auf der Oberseite der Blätter von Ficus barbata und bildet daselbst 
schmutzig graubräunliche Ueberzüge. Parasitische Angriffskraft auf 
ihr Substrat besitzt die Alge nicht. Wie bei allen Sirosiphoneen tritt 
ächte Zweigbildung auf, im ganzen jedoch nicht häufig. 

In sehr eigentümlicher Weise erfolgt bei dem vorliegenden Ob- 
jeet die Bildung von chroococcaceenartigen Zoogloeen. Die anfangs 
cylindrischen Zellen der Fäden zeigen nämlich die Tendenz sich stark 
gegen einander abzurunden und sich auf diesem Wege: schliesslich 
gänzlich zu isoliren. Dasselbe Verhalten lassen ganze Zelleomplexe 
erkennen. So kommt es, dass die Fäden in ein- oder mehrzellige 
Fragmente zerfallen. In diesen Fragmenten gehen nun, auch oft 
schon vor der Isolirung, wiederholte Querteilungen vor sich, auf die 
Längsteilungen folgen. Dieser Process führt zur Bildung von kleinen 
Zellchen, die anfangs ihrer Entstehungsweise gemäss eckig erscheinen, 
sich später aber abrunden. Einige Zeit behalten diese coccenartigen 
Zellehen die den voraus gegangenen Teilungen entsprechende Kasens 

bei, später wird diese mehr und mehr verwischt. 

Als ein weiteres beachtenswertes Moment bleibt zu erwähnen, 
dass die Membran der Mutterzelle, aus der die Coccen durch wieder- 
holte Teilung entstanden sind, gallertartig aufquillt, und dadurch 
wird ein zoogloeenartiger Charakter herbeigeführt. Diejenigen Zoo- 
gloeen, welche aus einem einzelligen Fadenfragment hervorgingen, 


:) Vergl. Botan. Centralblatt Jahrgang III, 1882 No. 2. 


54 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


zeigen kugelige, ellipsoidische oder birnförmige Gestalt; diejenigen, 
welche von mehrzelligen Fragmenten abstammen, erscheinen lang ge- 
streckt. Erfolgt die Zoogloeenbildung noch vor vollständiger Isolirung 
der Segmente, so erkennt man den Ursprung dieser Gallertbildungen 
auf den ersten Blick.. Bei der Beobachtung ganz frei gewordener 
Zoogloeen aber könnte man vielleicht in Zweifel kommen, ob man wirklich 
Phragmonema-Zustände vor sich habe, zumal wenn zufällig fremde Chroo- 
coceaceen-Zustände zwischen dem Material vorkommen sollten. Allein 
die Beachtung zweier wichtiger Momente hilft fast in jedem 
Falle über alle Zweifel hinweg. Das eine Moment besteht darin, 
dass die Zellchen genau dieselben deutlich differenzirten bandförmigen 
Chlorophoren zeigen, welche man in den ursprünglichen Zellen des 
Phragmonema-Fadens so schön beobachten kann, nur sind die Bänder 
kürzer, bei kleineren Coccen natürlich noch kürzer, als bei grösseren. 
Das zweite Moment liegt in dem Umstande, dass die ringförmigen 
Membranreste, welche die ursprünglichen Fadenzellen in gewissem 
Zustande zeigen, auch noch an den isolirten Zoogloeen anzutreffen sind. 

Die Zellchen. der Zoogloeen wachsen, wie ich beobachtete, zu 
kurzen Stäbchen aus, die ich im ein- und zweizelligen Zustande auf- 
fand. Von letzteren. zur Fadenform ist offenbar nur ein Schritt. 

Als weiteres Beispiel dafür, dass nichtfädige Entwicke- 
lungsformen der Spaltpilze einer- und der Spaltalgen 
andererseits in morphologischer Beziehung vollständige 
Identität aufweisen können, führte der Vortragende einen 
Spaltpilz vor, dessen Coccenform -eine farblose Merismopoedia darstellt. 
(Das Objeet wurde an mikroskopischen Präparaten sowie an Mikro- 
photographieen demonstrirt, welche ein geschickter Mikrophotograph, 
Herr Dr. Paul Jeserich hier, anfertigte.) 

Die Coccen bilden rechteckige, bald mehr bald minder regel- 
mässige einschichtige Täfelchen, deren Zellenzahl, ein Multiplum von 
2, oft eine beträchtliche ist, unter Umständen 64 x 64 betragen kann. 
Die Täfelehen wurden in einem Aufguss von Schlamm aus der Panke 
erhalten und bildeten auf der Oberfläche desselben schliesslich eine 
kahmhautartige Zoogloea von absoluter Reinheit. Die Kahmhaut 
kommt dadurch zustande, dass die Colonieen bei fortgesetzter Ver- 
srösserung sich gegenseitig berühren und infolge starker Vergallertung 
ihrer Membranen mit einander verkleben. Schliesslich bleiben zwischen 
den Einzelcolonieen (wie die mikroskopischen Präparate und Mikro- 
photographieen zeigten) keinerlei Zwischenräume, so dass die Haut 
als eine ganz continuirliche erscheint. Die Zellchen lösen sich 
schliesslich, wenn dass Substrat erschöpft ist, aus dem Verbande 
und werden schwärmfähig. In frischem Pankeschlamm-Aufguss eultivirt 
wuchsen sie zu längeren Fäden aus, die anfangs in Stäbchen geteilt 
waren und später die Coccen-Gliederung zeigten. Die Coecen isoliren 


Sitzung vom 30. Juni 1882. 55 


sich sodann, werden schwärmfähig und bilden wiederum Merismopoedia- 
artige Colonieen. Der Pilz mag den Namen Bacterium merismo- 
poedioides führen. 

Der Vortragende demonstrirte sodann an mikroskopischen Prä- 
paraten die Gliederung der Sumpf-Spirochaete in Stäbchen 
und Coecen. Diese Spirochaete ist also keineswegs, wie man mit 
Cohn bisher annahm, einzellig. i 

Endlich machte der Vortragende der Gesellschaft Mitteilung über 
einen neuen, den Monadinen und speciell den Vampyrelleen 
zugehörigen niederen Schleimpilz (Haplococcus reticulatus), der 
ein ganz besonderes biologisches Interesse beansprucht, insofern er die 
Fähigkeit besitzt, sich im Körper der Schweine, und zwar in deren 
Muskeln anzusiedeln. Schweinefleich-Proben, die dem Vortragenden vor 
1'/, Jahren durch Herrn Pharmaceuten Egeling aus Torgau zuge- 
sandt wurden, zeigten den Parasiten in soleher Menge, dass jedes 
kleine Präparat Dutzende von Individuen enthielt. Nach den Angaben 
des Senders betrug die Zahl der untersuchten befallenen Schweine 30 
bis 40°, und darüber. 

Was die Organisation des Parasiten anlangt, so zeichnet sich 
dieselbe durch grosse Einfachheit aus. Zweierlei Entwickelungszu- 
stände durchläuft er: ein Sporangien- und ein Dauersporen- 
Stadium. 

Die Sporangien stellen kugelige Körper dar, deren Membran 
schwache Verdickung zeigt. Mehrere Membranstellen bleiben indessen 
. völlig verdiekungsfrei, und hier wölbt sich die zarte Haut papillenartig 
nach aussen. In dem feinkörnigen plasmatischen Inhalt tritt schliess- 
lich ein Zerklüftungsprozess ein, der zur Bildung von mehreren 
(etwa 6—15) Plasma-Portionen führt, Sie zeigen, noch im Sporangium 
liegend, amoeboide Bewegungen und schlüpfen endlich als Amoeben 
aus. Ihre Austrittsstellen entsprechen den oben genannten Papillen, 
deren Membran sich durch Vergallertung auflöst. 

Die Dauersporen stellen Kugeln oder Tetraeder mit stark ge- 
rundeten Ecken und Kanten dar. Nach Form und Seulptur lassen sie 
eine gewisse Aehnlichkeit mit manchen Farnsporen erkennen. Ihre 
stark verdickte und cuticularisirte Membran weist zierlich netzförmige 
Leisten von ziemlich grosser Regelmässigkeit auf. An der Bauchseite 
der Spore bemerkt man nur die Netzsculptur, an der Rückenseite da- 
gegen befinden sich ausserdem 3 im Scheitel zusammenstossende, den 
Kanten des Tetraeders entsprechende, lange und dicke Rippen. 

Aus dem Vorstehenden erhellt, dass der Organismus mit. den 
im Schweinefleich so häufigen Psorospermien nichts zu thun hat. 
Weitere Untersuchungen und Experimente werden zeigen, ob der 
Schmarotzer eine schädliche Wirkung auf das Wirtstier auszuüben 
vermag, und ob nicht etwa der Genuss Haplococcus-haltigen Schwei- 


56 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


nefleisches von. nachteiligem Einfluss auf den menschlichen Organis- 
mus werden kann. 


Herr: H. Strauss zeigte die selten zur Blüte gelangende und 
durch die Verzweigungsweise ihrer Staubblätter interessante Melaleuca 
linearifolia in einem blühenden Exemplare aus dem Königl. Botanischen 
Garten zu Berlin vor. (N. d. P.) 


XCH. Sitzung vom 22. September 1882. 


Vorsitzender: Herr L. Wittmack. 


Herr P. Ascherson verlas zunächst folgende Mitteilung des 
Herrn Direktor 0. Hüttig über die Auffindung der weissen 
Trüffel in Schweden, einer Art, welche auch in Deutschland, wie 
‚ihr Auftreten in Oberschlesien (vgl. Sitzungsber. 1880 S. 123) und 
bei Bischofstein in Ostpreussen (vgl. Caspary, Schriften der physikal.- 
oekon. Ges. Königsberg XVII. 1876 S. 36, XVII. 1877 S. 98; bei dem 
Citat auf S. 24 wurde die Original-Angabe übersehen) beweist, geringere 
Ansprüche an die Temperatur zu machen scheint, als die bisher bekannte 
Fundorte der schwarzen Speisetrüffeln für diese wahrscheinlich machen: 

„Die Trüffel ist in Schweden gefunden worden. Unseren 
Botanikern, die sieh in letzter Zeit viel mit dem Vorkommen der 
Trüffeln in Deutschland beschäftigt haben, diene Folgendes. zur 
Nachricht, was wir in der neuesten Nummer von „Tidning för Träd- 
gärdsodlare“ gelesen: 

Ende Juli d. J. empfingen wir von Herrn Karl Svensson, 
Gärtner auf dem Gute Stjernshof, in der Nähe der Eisenbahnstation 
gleichen Namens, ein grosses, rundes, weisses, fast schwammartiges 
Gewächs, welches durch sein Aussehen, besonders aber durch seinen 
eigentümlichen Wohlgeruch als eine Trüffel erkannt wurde. Herr 
Svensson hatte in dem Gewächs auch eine Trüffel vermutet, und 
glaubte sie für Terfezia Leonis Tul. halten zu müssen, von der man be- 
hauptet hat -— aber fälschlich —, dass sie in Schweden gefunden 
worden sei: Diese Art der Trüffel scheint jedoch Nord-Afrika eigen- 
tümlich zu sein'). 

Um uns Gewissheit zu verschaffen, zu welcher Sorte die uns 
zugeschickte Trüffel gehöre, brachten wir dieselbe zu einem der ersten 
Pilzkenner Schwedens, zu Herrn Dr. M. A. Lindblad. Dieser fand, 
dass es Ohoiromyces maeandriformis Witt. sei, welche in Deutschland 
wächst und von den Deutschen „Deutsche weisse Trüffel“ genannt 
wird. Herr Dr. Lindblad erwähnte noch, dass dieselbe in Deutschland 
9) Verfezia Leonis Tul. soll auch nicht von so grossem Wuchs sein, wie die, 
welche auf Stjernshof gefunden wurde. 

4a 


58 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


sehr gesucht, und dass sie seines Wissens in Schweden noch nieht 
gefunden worden sei. Wir wollen jedoch darauf aufmerksam machen, 
dass die Zeitungen vor einigen Jahren: berichteten, diese‘ oder' eine 
ähnliche Trüffelart wäre in Nerike gefunden worden. asN 

Der Brief, welcher der interessanten Sendung beigefügt "war, 
teilte uns mit, dass die fragliche Trüffel im Park Stjernshof ziemlich 
häufig gefunden wird. Teils wächst sie ganz unter der Erddecke, 
teils durchbricht sie aber auch letztere, sodass man die Oberfläche 
der Pflanze erkennen kann. Das Exemplar, welches uns zugesandt 
wurde, war ausserordentlich gross und schön, und wog beinahe 1), kgr. 

Dieser Fund ist nicht ganz ohne Bedeutung. Wenn diese Trüffel- 
art ziemlich häufig im ganzen Parke Stjernshof vorkommt, so kann 
sie auch an vielen andern Stellen Schwedens gefunden werden; und 
da die Trüffel eine wirkliche Delikatesse abgiebt, so könnte man ''bei 
uns, wenn man es nur verstände, die Trüffel zu finden, an'vielen 
Stellen jährlich schwedische Trüffeln ernten. Wenn auch diese’ Trüffel 
gerade nicht dieselbe Bedeutung hat, wie die im südlieheren Europa 
wachsenden schwarzen Trüffeln, so iät sie doch von hohem wen: = 
verdient es wohl, dass man sich um sie kümmert.“ 


Hierauf teilte Derselbe mit, dass in diesem Sommerin der Provinz 
Brandenburg auf Kosten des Vereins von den Mitgliedern‘ Herren 
G. Ruhmer (Kreis Friedeberg und Arnswalde vgl. Verhandl. 1882 
S. XXI und Abhandl. 1883) und C. Warnstorf (Sommerfeld, Ruppin, 
Kyritz, Wusterhausen und Neustadt a. D') botanische Untersuchungen 
ausgeführt worden sind; die Berichte derselben 'werden’‘ in 'den 
Abhandlungen demnächst veröffentlicht werden. ' Von’ der‘ Ausbeute 
des Herrn Warnstorf wurden vorgelegt: 7 Coronopus didymus 
(L.) Sm. von Sommerfeld, eine aus Amerika stammende. Wander- 
pflanze, welche an zahlreichen Punkten Europas vollständig eingebür- 
gert ist (massenhaft z. B. auf den Grasplätzen des Botanischen Gartens 
in Kew). in Deutschland aber bisher ausser an verschiedenen Küsten- 
punkten nur von Schnepfenthal in Thüringen bekannt: war, Agrimonia 
odorata Mill. von der Kyritzer Ziegelei, Zprlobium: hirsutum; X | adnatum 
und E. parviflorum X adnatum aus Sandgruben bei Altruppin.‘' Erstere 
Bastardform ist nach Haussknecht (Focke, Pflanzen-Mischlinge 
S. 158) bisher nur bei Greussen in Thüringen und bei München gefunden, 
wogegen die letztere mehrfach aus: Deutschland, ‚Ungarn ‚und. Sieben- 
bürgen bekannt ist (= E. Weissenburgense F.' Schultz, #. meixtum 
Simk., £. attenuatum Schur.) Vgl. auch Abhandl. S. 139 ft. 


Ferner legte Derselbe Aldrovandia vesiculosa L. vor, welche 
unser Mitglied Herr C. Scheppig, am: 10. September d. J. an einem 
zweiten Fundorte in der Provinz. Brandenburg, nämlich. am: sumpfigen 
West-Ufer des Paarsteiner Sees südlich vom Paarsteiner Werder auf- 


Sitzung: vom. 22. September 1882. 59 


gefunden. ‚hat. ‚Dieser, See. gehört bekanntlich zu den am besten 
untersuchten. (der Provinz, ‚in welchem durch die Forschungen von 
Hertzsch!),;A. Braun, C..L. Jahn u. a. so viele interessante 
Wasserpflanzen nachgewiesen wurden. Dass unser Pflänzchen bisher 
übersehen „wurde, erklärt ‚sich daraus, dass die Untersuchungen 
meist ‚in ı Booten. vorgenommen ‚wurden und der sumpfige, schwer 
zugängliche. Uferrand . unbeachtet blieb. Durch ein eigentümliches 
Zusammentreffen. wurde; diese. Art: nur wenige Wochen früher unter 
ganz. ähnliehen ‚Verhältnissen in Westpreussen für die Flora dieser 
Provinz ‚ven ‚unserem ‚Mitgliede Herrn. R. Caspary aufgefunden. 
Dieser! Gelehrte., ‘welcher: bereits im Jahre 1859 in einer Arbeit über 
Aldrovandia, der sorgfältigsten und eingehendsten, welche wir über 
diese - Pflanze besitzen, sich (Botan. Zeitung von v. Mohl und v. 
Schleehtendal , XVIl-. S. 146) _folgendermassen geäussert hatte: „In 
dem ‚ungeheuren Gebiet zwischen Pinsk und Caleutta wird die Pflanze 
wohl: noch ‚an. ‚vielen Orten vorhanden sein, ja vielleicht auch noch 
nördlich davon in dem wasserreichen Ost- und Westpreussen“, hatte 
die, Güte; dem Vortr. über diesen Fund, dureh welchen seine vor 23 
Jahren gemachte Voraussage sich erfüllte, Folgendes mitzuteilen: 
„Aldrovandia fand ich im knietiefen lichtgraubraunen Sumpf eines 
Sees. ‚bei. Cistochleb, im. Nordosten des Kreises Thorn, am 25. August 
1882.:: Zwei Tage zuvor wollte ich den See untersuchen, aber der 
etwa 100. Schritt breite Sumpf, der ihn umgiebt, machte es unmöglich. 
Ich, besorgte; mir ‚noch ‚einen dritten Mann (zwei und Wagen mit Boot 
führe. ich- stets mit. mir) ‘und vier Bretter, und nun konnte ich im 
Boot sitzend, von ‚den. drei Leuten bis zum Wasserspiegel gezogen 
werden... Da;,bemerkte ich, als: ich nach Utrieularia intermedia suchte, 
die.:ich, 2, Tage: zuvor..im :Sumpf am Rande gefunden hatte, plötzlich 
103) Vortr. benutzt’ diese Gelegenheit,: um’einen auch in seine Flora von Branden- 
burg‘ übergegangenen Irrtum ‚zu ‚berichtigen. Als Najas flexilis (Willd.) Rostk. und 
Schmidt im Herbst 1854 von seinem seligen Freunde Hertzsch im Paarsteiner See 
gesammelt wurde, liess man (zum &rossen Leidwesen des Entdeckers!) diese Be- 
obachtung nur als Wiederauffindung der aus derselben Gegend schon früher be- 
kannten Pflanze gelten. Man bezog sich dabei auf die Angaben von A. v. Chamisso 
(Einnaea IV. p:'502) „Exstant: in herb.' Chamissoniano specimina florae Berolinensis 
a Mundtio ;colleeta“ /und.'von v.,Schlechtendal (l. c. IX p. 522) „in der Nähe 
des Dorfes Mahlendorf;bei Angermünde, wo sie Mundt gefunden und als Zannichellia 
palustris. in seinem Herbar aufbewahrt hatte.“ Beide Angaben, die übrigens bis zu 
dem Hertzsch’schen Funde von den Schriftstellern über die märkische und deutsche 
Flora unbeachtet blieben, sind geographisch anfechtbar; die Berliner Flora würde 
sich nur, wenn man sie mit der Märkischen identificirte, bis Angermünde ausdehnen 
lassen; und Mahlendorf liegt nicht in der Nähe der genannten Stadt oder auch nur 
im gleichnamigen Kreise, sondern etwa 10 km östlich von Lychen am Ostende 
des Gr, Küstrinsees, in: welchem. der Südafrika-Reisende Mundt vermutlich diese 
Pflanze gesammelt hat. Vortr. wurde durch Ansicht des Mundt’schen Exemplares 
in dem jetzt in Besitz des Kaiserl. Botan. Gartens zu Petersburg befindlichen Cha- 
inisso’schen Herbar zur Ermittlung‘ dieses Sachverhalts veranlasst. 


Aa 


60 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


Aldrovandia zwischen Carex ampullacea, Menyanthes , Utricularia vul- 
garis und intermedia ete. schwimmend in dem Sumpfwasser. Im See 
war die Pflanze nicht, ausser in einer Bucht im Nordosten. Blüte 
oder Frucht nicht vorhanden [ebensowenig am Paarsteiner See A.]. 
An andern Orten fand ich Aldrovandia nicht, aber Carex eyperoides, 
Elatine Alsinastrum, Juncus Tenageia fand ich an vielen Orten zum 
Teil in grösster Menge; in zwei Tümpeln auch Aliısma parnassifolium 
zum ersten Mal östlich der Weichsel. Alles dies giebt der Verbreitung 
dieser Pflanzen in unseren Gegenden ein ganz anderes Aussehen.“ 
Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, dass auch an der Südgrenze 
des deutschen Reichs die Voraussage eines hervorragenden Pflanzen- 
geographen, dass Aldrovandia daselbst noch aufzufinden sei, in den 
letzten Jahren sich erfüllt hat. O. Sendtner schrieb (Vegetations- 
verhältnisse Südbayerns 1854 S. 744) Folgendes: „Aldrovandia vesi- 
culosa L. Diese seltene Pflanze ist ganz in der Nähe unseres Gebietes 
am gegenüberliegenden Bodenseeufer im Vorarlbergischen am Laagsee 
in einem kleinen Weiher im Jahre 1847 von Dr. Custer aufgefunden 
worden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie sich auch bei Lindau 
auf bayrischem Boden in einem der zahlreichen Weiher und Tümpel 
in den Mooren findet.“ Es hat gerade ein Vierteljahrhundert gedauert, 
bis Herr A. de Bary diese Pflanze in der That dort auffand. Er war 
so freundlich, dem Vortr. hierüber Folgendes mitzuteilen: „Aldrovandia 
wächst in Menge in dem (ziemlich grossen) Teiche am Wasserburger 
Bühl zwischen Lindau und Wasserburg [westlich von Lindau noch am 
bayrischen Bodenseeufer]. Dieser Teich liegt in einiger Entfernung 
vom Bodensee, und so, dass sein Wasserstand von dem des Sees 
nicht merklich beeinflusst wird. Ich fand sie dort zuerst am 9. Sept. 
1879; von Blüten weder in genanntem noch dem folgenden Jahre 
eine Spur. Der Ort ist nicht uninteressant, denn am sumpfigen Ufer 
stehen dicht bei der A. zwei Droserae (rotundifolia und longifolia) und 
mindestens zwei Utricularien (vulgaris und intermedia), also fast die 
ganze einheimische fleischfressende Gesellschaft beisammen. In vielen 
Tümpeln längs des Sees habe ich die Pflanze vergeblich gesucht.“ 
Seit der ausführlichen und kritischen Zusasmmenstellung, welche 
Herr R. Caspary (a. a. O0. S. 142—146, Nachträge a. a. 0. XX 
(1862) S. 203—205) über die Fundorte der Aldrovandıa gegeben, hat 
sich das Gebiet derselben durch neue Entdeckungen, mit Ausnahme 
der Westseite, nach allen Richtungen erweitert. Durch die beiden im 
Spätsommer d. J. neu entdeckten Fundorte gewinnt der bis dahin 
einen nach Nordwesten weit vorgeschobenen Posten bildende bei Menz, 
wo sie Herr H. Winter 1867 zuerst für unsere Provinz auffand (vgl. 
Verhandl. des Bot. Vereins der Prov. Brandenb. IX (1867) S. XVII, 


1) Nach Mitteilung unseres Mitgliedes Herrn A. Toepffer dürfte übrigens 
die Pflanze an diesem Standort kaum noch existiren, da er sie im Herbst 1880 in 


Sitzung vom 22. September 1882. 61 


Anschluss an die schon seit einem halben Jahrhundert bekannten 
Localitäten bei Pinsk in Littauen und im angrenzenden Wolhynien, 
über welche diese Zone freilich nur wenig nach Norden hinausreicht 
(Menz und Cistochleb etwas nördlich, Paarstein etwas südlich vom 
53° N. Br.). Ungleich beträchtlicher sind die Erweiterungen, die das 
Gebiet unserer Pflanze nach Süden und Osten durch die Auffindung 
derselben in Central-Afrika (Bahr-el-Rhasal, 9° N. Br., G. Schwein- 
furth 1869!) und in Australien (Rockhampton 23° S. Br. 148° ©. 
L. (Paris) F. v. Müller fragm. phyt. Austr. VI. p. 104) erfahren hat, 
da der südöstlichste bisher bekannte Fundort, zugleich derjenige, 
von wo die Pflanze zuerst bekannt geworden ist, Calcutta unter 22 
N. Br. 86° O. L. belegen ist. Schliesslich erinnert Vortr. noch daran, 
dass auch zur Biologie der Pflanze ein nicht unwichtiger Beitrag, die 
schönen Beobachtungen von B. Stein über die Reizbarkeit der Blätter, 
in unseren Verhandlungen (1873 S. XXIV--XXV]) veröffentlicht wurde. 


Herr P. Ascherson berichtete ferner, unter Vorlage zahlreicher 
Belegexemplare, über die botanischen Wahrnehmungen, welche 
er während seines mehrwöchentlichen Aufenthaltes im Gurorte 
Sehuls-Tarasp im Unter-Engadin im August d. J. gemacht 
hatte. Ungeachtet der vorgerückten Jahreszeit waren bei der bedeu- 
tenden Meereshöhe der Gegend!) noch zahlreiche Charakterpflanzen 
des Gebiets in Blüte zu finden und durch die Güte des um. die Natur- 
geschichte der Ostschweiz hoch verdienten Dr. Eduard Killias, 
weleher mit dem Vortr. mehrere höchst ergiebige Ausflüge unternahm, 
obwohl seine Zeit — als Badearzt auf der Höhe der Saison — aufs 
Höchste in Anspruch genommen war, wurde es möglich, gerade einige 
der seltensten Arten an ihren Standorten kennen zu lernen. Vortr. 
gab zuerst einen kurzen Ueberblick über die geographischen Verhält- 
nisse des Engadins, des obersten Innthales, welches von der übrigen 
Schweiz durch eine auf weite Strecken vergletscherte Alpenkette ge- 
trennt ist, die nur an drei Stellen, dem Flüela-, Albula- und Julier- 
Pass auf fahrbaren Strassen überschritten werden kann. Dies Hoch- 
thal, nebst den benachbarten, ihre Gewässer zur Adria entsendenden 
Thälern, Münsterthal und Puschlav (Poschiavo) besitzt begreiflicher 
Weise in seiner Flora eine Reihe von den östlicheren Alpen ange- 
hörigen Arten, welche der Schweizer Flora sonst fehlen. Vortr. 
erörterte die auffällige Verschiedenheit im Landschaftscharakter des 


der erheblich durch Wasserbauten veränderten Gegend vergeblich gesucht hat; zu 
Pfingsten desselben Jahres war sie von Herrn E. Koehne und den Gebrüdern 
Krause noch daselbst beobachtet worden. 

1) Nach Dr. E. Killias Buche „der Kurgast von Tarasp-Schuls“ liegt der 
Ort Unter-Schuls 1210 m, die Luciusquelle (welche in der Sohle des Innthales 
entspringt) 1167 m über dem Meeresspiegel. 


62 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


Unter-Engadins von dem (sehr viel besuchteren) Ober-Engadin. Während 
wir im»letztern seine breite, ebene; mehrfach versumpfte Thalsohle 
finden, und im: Hintergrunde der im gleichen Niveau sich weit:öffnenden 
Seitenthäler‘' die‘ grossartigsten Gletscher-Panoramen erscheinen, die 
Abhänge der Thalwände mit lichtem Arven- und Lärchenwalde be- 
deckt sind -und 'nur‘hie ‚und da (z. B. noch zwischen Samaden und 
Gelerina, wohl. an 1800 m) noch einzelne Acker-Parzellen vorkommen, 
die in der sorgfältigsten Benutzung der sonnigsten Lagen an die Wein- 
berge des unteren 'Rheinthales und in ihrem‘ geringen Umfang an die 
Getreidecultur in den ägyptischen ‘Oasen erinnern, ist der Charakter 
des Unter-Engadins durchaus ‚verschieden. . Unterhalb  Scanfs' ‘zieht 
sich die’ Thalsohle :zu einer engen Sehlucht zusammen, die nurnoch 
einmal, bei Cernetz, wo der Inn den ihm an Grösse kaum nachstehenden 
Spöl') aus weitem 'Seitenthale aufnimmt, sich in einem ebenen Thalkessel 
erweitert, in welchen in der Fortsetzung des Innthales die 'schnee- 
weisse Pyramide des Piz: Linard, des höchsten Punktes der Silvretta- 
Gruppe (3416 m) hinabschaut. ‘Von »Süs 'an, ‚wo. der Inn aus der 
N.N;O.- Richtung knieförmig nach : ©.N.O.  umbiegt, beginnt 
das: eigentliche Unter- Engadin, dessen Landschaftsbild : vor: Allem 
durch‘ die auffällige Verschiedenheit der beiden Thalseiten beherrscht 
wird. Die nach Norden exponirte "rechte& Thalseite ist bis unten 
herab’ mit Wald: bedeckt, in welchem das dunkle Grün der: Fichte mit 
dem lichten der Lärche in anmutigem Farbenspiel abwechselt; darüber 
türmen sich: die schroffen, zackigen Felspyramiden auf, wie Piz Mezdı, 
P: »Pisoe: (3178: m),  P. St. Jon: (3042 m), P.; Lischanna (3103: m) 
P: Ajutz »,der' spitze Gipfel“ (2787 m). Die letzteren vier Bergriesen 
erheben "sich unmittelbar über dem Gebiet des Doppeleurorts; | weiter 
nach: Osten »zeigt“ sich ‘der lange‘ Rücken des -P.: Lat: („der ‘breite 
Gipfel,“ 2810 m), über dessen Rücken die österreichische Grenze'zieht, 
während die Berge über Nauders in Tyrol die Thalansicht ebenso nach 
Osten’ »abschliessen wie die  Schneefelder ‘und Gletscher des: Flüela- 
Passes über ‘Süs nach Westen. "Auf dieser Thalseite liegt von ‘Ort- 
schaften nur'.die aus vereinzelten Weilern bestehende Gemeinde Tarasp, 
überragt: von ‚dem weithin leuchtenden, äusserlich‘noch wohlerhaltenen 
(wenn‘ auch "im. Innern ' verfallenden) ‚Schlosse ; ausserdem liegen nur 
zwei Aussenposten'von Gemeinden der andern Thalseite auf dem:rechten 
Ufer, deren Benennung Sür-Oen („Ueberinn“). schon anzeigt, dass diese 
Lage als exceptionell betrachtet wird: . Gänzlichlabweichend ist das An- 
sehen ‘des in sanft abgedachten Terrassen aufsteigenden linken Thalab- 
hanges, an dem sich Wiesen und Kornfelder (letztere bis zuder bedeutenden 
Höhe von fast 1700 m’ bei Fettan) hinaufziehen, 'nur hie und da von 
kleineren, selten grösseren Waldbeständen unterbrochen. Die Gipfel 

1) Ein Teil des Quellgebietes dieses Alpenstromes, das vielbesuchte Thal von 


Livigno, gehört zum Veltlin, das_einzige Stück italienischen Bodens , das’ seine’ Ge- 
wässer ins schwarze Meer 'entsendet. ’ 


Sitzung: vom 22. September 1882. 63 


dieser Thalseite, obwohl an ‚Höhe denen der entgegengesetzten kaum 
nachstehend , wieder unmittelbar über Schuls' thronende;, diesen Ort 
im Winter mit Lawinenstürzen bedrohende Piz Chiampatsch (2933 m) 
erscheinen; 'da der grüne Teppich: der Alpenweiden bis wenige: hundert 
Meter unter die felsigen Gipfel reicht, verhältnismässig unbedeutend; 
fast alle Ortschaften ‘des Thales liegen auf diesem ‚Abhange, teils in 
mässiger Höhe über der meist schluchtartigen Thalsohle, durch: welche 
der tosende und 'schäumende: Bergstrom seine. trüben Fluten in :zahl- 
reichen Windungen hinabwälzt, ‘wie: Lavin, 'Ardetz ,; ‚Schuls,;. Remüs, 
teils «in ' weite Fernsiehten beherrschenden: Lagen, hunderte.‚von 
Metern über dem Flusse, wie Guarda, Fettan,, Sins, ‚Schleins.) Die 
grossen Gletschermassen, welehe namentlich: der: im: Norden das Thal 
begrenzende  Gebirgszug trägt (Silvrettagruppe); die ‚aber auch ‚den 
südlichen nicht fehlen (die ausgedehnte Vadret Eischanna: schliesst 
sieh: unmittelbar an: den gleichnamigen Piz an), befinden sich fast; aus- 
schliesslich: an der: vom -Hauptthale abgewändten: Seite, so, dass. sie 
kaum von den: tieferen Regionen aus gesehen werden, ‘ein Umstand, 
der ‘mit dem malerischen Anblick der ewigen Eismassen’auch die kalten 
Gletseherwinde ‘fern hält, “und so 'zu "dem thermisch so bevorzugten 
Klima des ‘Unter-Engadins‘ hauptsächlich beiträgt. | Eine besondere 
Eigentümlichkeit dieser Landschaft ist‘indes das steile Gefäll- sämtlicher 
Seitenthäler‘ in ihrem untersten Laufe, "weshalb sie nicht alsı breite, 
weithin’ sichtbare’ Thalverzweigungen erscheinen, ‘sondern ihren Bach 
in’engen, klammartigen Schluchten in 'schäumenden Cascaden dem Inn 
zusenden. ‘Solcher ‚Art sind z. B.'die Mündung der: Val Tasna, welche 
die Strasse von Ardetz’ nach Schuls (und darüber die; Strasse »Ardetz- 
Fettan) :zu seinem weiten Bogen 'thalaufwärts nötigt, die Mündungs- 
klamm der. Val: Sinestra ‚bei Remüs;. die unmittelbar unter; der) Ruine 
Tsehanuff gähnt,, und die Clemgia-Schlucht, ‚durch welche: Beggnhben 
von Schuls das ansehnliche Scarl-Thal urn 

Auf die ‚sehr eomplieirte geologische ‚Beschaffenheit des Fenfains 
kann bier nieht näher eingegangen werden; es genüge die Bemerkung; 
dass ausser den eigentlichen 'Kalkgesteinen, auch -die mannichfaltigen 
Schieferformationen meist einen stark kalkhaltigen Boden liefern ;:diesehr 
verbreiteten ‘Serpentine, in denen stellenweise, z.B. ‘unter Vulpera 
Asbest an den Wegabhängen gesammelt: werden kann, entbehren der 
charakteristischen Farne (Asplenium adulterinum Milde und A. Adiantum 
nıgrum L. var. Serpentini Tausch.), die in Sachsen, Böhmen und Schlesien 
(und auch) in den ‚österreichisch-steyrischen Alpen) dies Gestein ‚dem 
Botaniker: ‚so anziehend machen. 

Der: Unterschied in: der ‚Flora der. beiden Thalseiten ist , wiöht 
minder »auffällig als die; Verschiedenheit des: Landschaftscharakters, 
Dass, die Exposition ‚der. linken Thalseite nach Süden eine erhebliche 
Elevation. der Regionengrenzen bewirkt, kann nieht befremden. ..Ent- 
sprechend dem oben erwähnten hohen Ansteigen des Ackerbaus liegt 


64 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


auch die untere Grenze der alpinen Region an den freien Abhängen 
in ungewöhnlicher Höhe. Auf dem Gipfel der Mott dels set mezdis 
(„Berg der sieben Mittage“) über Sins hatte Vortr. bei ca. 2200 m die- 
selbe noch kaum überschritten; in den letzten Tagen des August wurden 
hier als Charakterpflanzen Solidago virga aurea L. var. alpestris W.K. 
(spec.), Achyrophorus uniflorus (Vill.) Bluff et Fing., Campanula 
barbata ]., Pedicularis tuberosa L., Polygonum viviparum L., Empetrum 
nıgrum L., Salix reticulata L. und Juniperus nana Willd. gesammelt. 
Dagegen findet in den engen Thälern, namentlich an der schattigen 
Südseite, eine entsprechende Depression der Grenzen statt; im Scarl- 
thal zeigt die Vegetation bei 1100 m schon den alpinen Typus; die 
kalkliebende Alpenrose, Rhododendron hirsutum L. hat sich von der 
Mündung der Clemgia-Schlucht aus eine Strecke weit in den schattigen 
Wäldern unter Vulpera verbreitet, wo sie indes, obwohl sie reichlich blüht, 
(auch nach Dr. Killias’ Zeugnis) fast nie Früchte trägt. An den Weg- 
rändern, steinigen und kurzgrasigen Abhängen der nördlichen Thal- 
seite sind eine Anzahl unserer verbreiteten märkischen Diluvialpflanzen 
tonangebend, welche wärmeliebenden Pflanzen hier im Unter-Engadin, 
bei der Lage in den Central-Alpen, der südlichen Exposition 
und dem Zurücktreten der Gletscher zu ausnahmsweisen Höhen an- 
steigen: Aelianthemum Chamaecistus Mill., Anthyllis Vulneraria L., Aster 
Amellus L., Veronica Teuerium L., Melampyrum arvense L. (an einer 
Stelle zwischen Crusch und Remüs constant mit weissen Bracteen), 
Salvia pratensis L. (hier ein verhasstes Unkraut, dessen deutscher 
Name „Holländer“ eine doppelte Anspielung auf die blaue Uniform 
und auf den schlechten Ruf der aus niederländischen Diensten 
heimkehrenden Söldner enthält welche nicht gerade für die nützlich- 
sten Staatsbürger gelten), Drunella grandiflora Jaeg., Allium fallax 
Schult., denen man als besondere Seltenheiten der märkischen Flora 
noch Libanotis montana Crtz., Carlina acaulis L. und Allium carinatum 
L. (beide letztere hier häufig) hinzufügen könnte. Zu ihnen gesellen sich 
eine Anzahl Arten, die uns schon von dem festen Gestein der Hügel und 
niedern Gebirgslagen Mitteldeutschlands geläufig sind: Sisymbrium 
strictissimum L. (schmückt mit seinen goldnen Blütensträussen die 
buschigen Wegränder und Feldhecken) Coronilla vaginalis Scop., Hippo- 
crepis comosa L., Onobrychis vieiifolia Scop., Oirsium eriophorum (L.) 
Seop., Lactuca perennis L. (hier stets himmelblau blühend, während 
Vortr. sie bei Prag (wie auch Celakovsky im Prodr. der Flora 
Böhmens S. 207 angiebt) lila, etwa von der Farbe der Scorzonera pur- 
purea L. antraf), Teuerium montanum L.,; Melica nebrodensis Parl., 
Bromus erectus Huds. Thalictrum foetidum L. (Kalkfelsen) und Astra- 
galus Onobrychis L. reichen nördlich wenigstens bis ins mittlere bez. 
nördliche Böhmen. Von Charakterpflanzen ähnlicher Standorte, welche 
das Gebiet der Alpen nicht überschreiten, wären noch zu nennen 
Erysimum rhaeticum DC. (Ost-Schweiz und Süd-Tirol) und Plantago 


Sitzung vom 22. September 1882. 65 


serpentina Vill. (bis oberhalb Sins [ca. 1500 m] aufsteigend, übrigens 
unserer P. maritima L. sehr nahe stehend und wohl wie diese einen 
gewissen Gehalt: des’Bodens an löslichen Natriumsalzen erfordernd), 
Dianthus inodorus (L.) Kern. (silvestris Wulf.) bis in die alpine Region, 
Blumen schwach wohlriechend!), Saponaria ocimordes L., Rhamnus 
pumila L., Cotoneaster integerrimus Med. und Amelanchier vulgaris Med. 
(diese beiden Pomaceensträucher auch in Mitteldeutschland), Semper- 
vivum arachnordeum L. finden sich an sonnigen und lichten Stand- 
orten beider Thalseiten, ebenso die selbst der märkischen Flora nicht 
tremde Gentiana Oruciata L. Die steilen Felsen schmückt, wie über- 
all in den Alpen, Potentilla caulescens L. 

Die Flora des Culturlandes bietet wenig Bemerkenswertes. Von 
Getreidearten wird fast nur Roggen gebaut, der im Laufe des August 
(je rach der Höhenlage) geerntet wird. [Auffällig war dem Vortr. 
auch, dass der häufig angepflanzte Holunder (Sambucus nigra L.) Mitte 
August noch vielfach in Blüte stand. Um hier noch eine andere be- 
merkenswerte phänologische Thatsache anzuschliessen, erwähnt Vortr., 
dass er um den 20. August neben den ersten Blüten von Colchicum 
auctumnale L. auf Wiesen bei Schloss Tarasp einige Frucht-Exemplare 
vorfand, die mutmasslich im Frühjahre ihre Blüten entfaltet hatten.] 
Unter den Culturpflanzen des Unter-Engadins findet sich, wie im be- 
nachbarten Prätigau, Hanf sehr häufig gebaut. Beim Schlosse Tarasp 
kommen auf Kartoffelfeldern Fumaria Vaillantii Loisl. und Avena fatua 
L., beide in der Schweiz nicht allgemein verbreitete Arten, vor. 

Auch für die schattigen Nadelwälder (vorzugsweise auf der süd- 
lichen Thalseite) sind manche Arten charakteristisch, deren Verbreitung 
bis Mittel- und teilweise bis Norddeutschland und weiter sich erstreckt, 
wie Ranunculus nemorosus DC., Aconitum Napellus L. und A. varie- 
gatum L. (letzteres untermischt mit der den Alpen eigenen Form 
A. panniculatum Lmk.), Actaea spicata L., Myrrhis aurea (L.) All, 
Knautia silvatica (L.) Duby, Arnica montana L., Carduus defloratus L., 
Melampyrum silvaticum L. Ebenso verbreitet sind aber manche den 
Alpen eigentümliche (oder höchstens in die nächsten süddeutschen 
Gebirge übertretende) Arten, wie Atragene alpina L., Pirus Chamae- 
mespius (L.) DC., Laserpieium Panax Gouan (hirsutum Lmk., ei- 
sentlich mehr der alpinen Region angehörig, bei Fettan aber noch 
innerhalb der montanen), Lonicera alpigena L., Oirsium Erisithales (L.) 
Scop., Hieracium statieifolium NVill., Veronica latifolia L. (urticifolia. 
Jacg.), Calamintha alpina (L.) Lmk. Besonders bemerkenswert sind 
die an Formen und Individuen sehr zahlreich vertretenen Rosen, wel- 
che an Weg- und Waldrändern und in Hecken der montanen Region 
vorherrschen; Rosa alpina L!, R. rubrifoha Vill. und R. pomifera 
Herm. sind die am meisten charakteristischen Arten. Ueber einige 
kritische Formen dieser sowie auch anderer Gattungen wird wohl 

Sitz,-Ber. des Bot. Vereins f, Brandenb. XXIV. b) 


66 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


Herr Killias demnächst ausführlicher berichten. Von Arten, welche 
nicht durch die ganze Alpenkette verbreitet sind, verdienen folgende 
besondere Erwähnung: Ononis rotundifolia L., Kalkfelsschutt (Schweiz; 
Tirol), Zpiüobium Fleischer! Hochst., Schweizer und Tiroler Alpen, 
stets (wie Hieracium statieifolium) im Bachkiese und auf losem 
Geröll in sogenannten Muren, Zaserpierum Gaudini Moretti (Ost- 
Schweiz und Süd-Tirol); Dr tusa Matthioli L., an beschatteten 
Waldbächen der oberen montanen und unteren alpinen Region im 
Unter-Engadin verbreitet: (an einer Stelle unweit Fontana selbst an 
einem hölzernen Mühlgerinne bemerkt), erreicht hier die Westgrenze, 
wie auch Orobanche lucorum A.Br., die auf den Wurzeln der Berberitze 
schmarotzt, die hier, wie in den bayerischen und Salzburger Alpen 
einer der häufigsten Sträucher ist; Zasiagrostis Calamagrostis (L.) Lk. 
an steinigen sonnigen Abhängen, den nordöstlichen Alpen fehlend. 
Centaurea Mureti Jordan, eine allerdings unserer ©. rhenana Boreau 
(panniculata Jaecqg. nec Lmk.) sehr nahe stehende Form, dürfte dem 
Unter-Engadin eigentümlich sein. 

Die hier und da vorkommenden Moore (z. B. am schwarzen See 
bei Avrona) tragen den Charakter der Wiesenmoore ; die Vegetations- 
decke besteht stellenweise fast ausschliesslich aus Schoenus ferrugineus 
L.; Primula farinosa L., die dort sehr zahlreich vorkommt, war einzeln 
in zweiter Blüte. Sehr dürftig ist begreiflicher Weise die Flora der 
Gewässer. Der Inn und seine Zuflüsse entbehren wegen der zu reissen- 
den Bewegung völlig der Wasser- und fast ganz der eigentlichen 
Uferpflanzen; letztere finden sich nur an einigen kleinen stehenden 
Gewässern, von denen ein Tümpel in der Nähe von Ardetz besonders 
bemerkenswert ist, an dem sich der in der Schweiz nicht häufige Ra- 
nunculus sceleratus L., Nasturtium palusire (Leyss.) DC. und Catubrosa 
aquatica (L.) P.B. finden. 

Von besonderen Seltenheiten, die nur einzelne Fundorte bewohnen, 
hatte Vortr. folgende zu sammeln Gelegenheit: Capsella paueiflora 
Koch, an schattigen Kalkfelsen bei Fontana; ausserdem noch am 
nahen Schlosse Tarasp und in der Ruine Tschanuff, sonst in der 
Schweiz nicht beobachtet; Alsine mucronata L. (rostrata M. et K.) Schloss 
Steinsberg bei Ardetz, wo auch Astragalus depressus 1. und Polemonium 
rhaeticum Thomas (eine von P. coeruleum L. wenig verschiedene Form) 
vorkommen; Dracocephalus austriacus L., Kalkfelsen bei Ardetz; endlich 
Galium triflorum Michx., an schattigen quelligen Orten oberhalb und 
unterhalb der Tarasper Quellen, von Herrn Dr. Killias schon seit 10 
Jahren bemerkt und als ein in der Schweiz noch nicht beobachtetes 
Galium constatirt, in dem Vortr. die genannte, in Nord-Amerika ver- 
breitete, auch im Altai und Himalaya, sowie in Japan gefundene, in 
Europa bisher aber nur aus Skandinavien und dem nördlichen Russ- 
land bekannte Art erkannte. (Vgl. Magyar növenytani lapok 
1882 p. 97.) Wie diese Art unzweifelhaft als ein Relict aus der 


Sitzung vom 22. September 1882. 67 


Glaeialperiode anzusehen, so weisen die meisten der unmittelbar vor- 
her genannten Arten auf ein wärmeres Heimatgebiet; da sie meist in 
Süd-Tirol weiter verbreitet sind, so liegt es nahe, das Etschthal, welches 
nur durch den verhältnismässig niedrigen Passübergang der Malser 
Haide von dem Innthale bei Nauders getrennt ist, für den Weg ihrer 
Einwanderung zu halten, möge. dieselbe nun erst nach der Eiszeit er- 
folgt sein oder mag man diese Arten als Relieten der praeglaeialen 
wärmeren Periode betrachten. 

Sehliesslich ist noch eine von Herrn Dr. Killias erst 1882 bemerkte 
eingeschleppte Pflanze zu erwähnen, 'Rapistrwm- perenne (L.) All., wel- 
ches in einigen Riesenexemplaren: sich unmittelbar unter der Chaussee, 
der: Tarasper Trinkhalle 'gegenüber,'vorfand,' aber‘ trotz der üppigen 
vegetativen "Entwicklung "kaum eine Frucht "angesetzt hatte. Eine 
directe Verbindung mit der’ südost-europäischen Heimat dieser Pflanze, 
die ;ja auch ‘einen 'Teil' Deutschlands, 'z.' B. die uns benachbarten 
Strecken der Provinz Sachsen und Thüringens- einschliesst, kann nicht 
nachgewiesen werden, und bleibt daher’die Art und’ Weise, wie die 
Pflanze in’das ontlogene, A u Beet Wnaufgeklärt, 


Bor: RE. Badobasch legt vor: N 

1. Phacelia tanacetifohia Benth. , die dbrseibe in onabrsr 1—2 
Dutzend Exemplaren am 7. Juni‘ d. J. in’ einem 'Haferfelde bei Steglitz 
aufgefunden; 

2. Stenachis annua Nees, ‘welche zahlreich in einem Gebüsch bei 
Steglitz und in einem Exemplar’ auf einem 0, in Friedenau 
beobachtet wurde; 

3. Rapistrum' rugosum All., das, auf Schuttfeldern bei Moabit von 
dem als Gast anwesenden Herrn E. Taubert gesammelt, von dem- 
selben dem Vortr. freundlichst mitgeteilt wurde; 

4. Ohrysanthemum segetum L., von Vortr. in einem Exemplar im 
Chausseegraben zwischen Friedenau und Steglitz gefunden; 

5. Avena caryophyllea Web., in grosser ls verbreitet auf be- 
rasten Strassenanlagen bei Brand fi 

6. Festuca seiurordes Rth., mit’ der einährigen Form 'von Bromus 
mollis: L. gemischt in ee RIESEN. in ea Seäliauilicsi bei 
Friedenau ; | | 

7. Birk arvensis Dest., in einem Exemplar auf einem Feld- 
wege bei Steglitz gefunden; 

8. Hieracium praealtum: Nil, in wenigen’ Exötipläten auf eng 
begrenzter Stelle einer‘ Strasse bei Friedenau "am 7." Juni "entdeckt. 
Vielleicht ist dieser ‘Standort identisch’ mit demjenigen‘, auf welchem 
die Herren Vatke und 'Ruhmer vor dem Entstehen Friedenaus, 
also vor mehr 'als 10 Jahren, diese Pflanze („zwischen Wilmersdorf 
und Steglitz“) beobachteten. —  Vortr. macht darauf aufmerksam, 

b*+ 


68 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


dass vorliegende von Herrn Prof. Garckje für H. obscurum Rth. ‚er- 
klärte Form an genanntem Standort mit: und ohne Ausläufer vor- 
kommt. — Während von diesem Aieracium an genanntem Ort in: den 
Sommermonaten keine Spur mehr zu entdecken war. wurde dieselbe 
am 28. September in etwa 6 Exemplaren wieder üppig 'blühend an- 
getroffen. 

Ferner teilt Vortr. mit, dass ein Birnenbaum im Garten‘ des 
Herrn Rechnungsrat Hertel in Friedenau, mit schon ziemlich ent- 
wickelten Früchten zahlreich bedeckt, am 30. Juni zum. zweiten mal 
blühte. 

Ebenso waren die bereits mit reifen. Früchten geschmückten 
Bäume von Prunus Cerasus L. am Wege zwischen Steglitz und Dahlem 
am 11. Juli mit Blüten übersät. 

Ein vorgelegter blühender Zweig von Veburnum Opulus var. 
roseum L. wurde von Vortr. Mitte September in seinem Garten‘ ge- 
sammelt. (Nachträglich bemerkt derselbe, dass am 6. Oktober d. J. 
die Gartenform von Primula ofheinalis Jaeg. in seinem Garten blühte, 
wie dies nach Mitteilung des Herrn Prof. Magnus (vgl. Verhandl. des 
Bot. Vereins, 1881 S. XXIX) Herr Hofgärtner Reuter im vorigen 
Jahre ebenfalls beobachtete.) 

Sodann zeigt derselbe eine fasciirte Spargelstaude. Der ohnge- 
fähr dreiquerfingerbreite und armlange Stengel ist im untern. Teil 
spiralig, im oberen schneckenförmig gewunden und hier mit zahlreichen 
blühenden Zweigen bedeckt. (Eine ‚ähnliche Missbildung, (die. Vortr. 
dem Herrn Prof. Braun damals übergeben, beobachtete derselbe vor 
mehreren Jahren an einem Brombeerstrauche bei Eberswalde; : Hier 
war der Stengel im unteren Teile normal entwickelt und: verbreiterte 
sich erst oben plötzlich.) 

Ferner wird von ihm eine. gabelig geteilte. Myosotis arenaria 
Schrad. vorgelegt, bei welcher die eine Wickel ebenfalls faseiürt ist. 
Diese Abnormität ist offenbar durch Druck hervorgerufen, denn. die 
oben verbreiterte und 3-teilige Axe der Wickel hing auf einem Feld- 
wege über das Wagengeleis hinweg, wo sie also jedenfalls durch 
Räder vorüberfahrender Wagen berührt wurde. 

Ferner legt derselbe Blätter von Syringa vulgaris L. mit maulbeer- 
blattähnlichen Einbuchtungen vor. Zwei andere Syringa-Blätter zeigen 
sich dichotom geteilt. ‘Bei dem einen der letzteren endet die Haupt- 
rippe grannenartig, während dicht über dem Grunde derselben zwei 
andere nach beiden Seiten sich abzweigen und die Rolle der ersteren 
übernehmen. 

Ein Zweig von Po/ygonum cuspidatum Sieb. et Zuce., den Vortr. in 
seinem Garten beobachtete, hat ein Blatt, bei dem der Stiel sich oberhalb 
teilt und in 2 Hauptrippen ausläuft, um welche sich dann die Spreiten 
regelmässig ausbreiten, aber mit den gegenüberstehenden Rändern 


Sitzung vom 22. September 1882. 69 


verwachsen sind. Dieses Doppelblatt befindet sich an einem Zweige 
mit normal entwickelten Internodien und ist also nicht durch Ver- 
wachsung zweier Blätter infolge Verkürzung der Stengelglieder ent- 
standen. 

Bei zahlreich vorgelegten Blüten von Philadelphus coronarius L. 
mit in Petala umgewandelten Stamina hat Vortr. die Beobachtung ge- 
macht, dass diese Umwandelung, mit Ausnahme eines Falles, stets 
nur an den Gipfelblüten sich zeigte und zwar in folgender Weise: 
Die Kelchzipfel der überhängenden Blüte stehen zur Axe senk- und 
wagerecht, folglich bilden die Blütenblätter zur Axe ein schiefes Kreuz. 
Nun zeigte sich in Bezug auf diese Stellung, dass, wenn nur ein 
Staubblatt umgewandelt war, dies stets nach oben, in der Richtung 
der Hauptaxe, gestellt war. Das zweite entwickelte sich auf der 
entgegengesetzten Seite, war also nach unten gerichtet. Dann folgten 
in der Umwandlung die seitwärts stehenden Staubblätter. Die um- 
gewäandelten Stamina standen also stets vor den Kelchzipfeln. 
"Bei dieser Gelegenheit beobachtete Vortr. an zwei in seinem 
Garten stehenden Sträuchern von Phüadelphus coronarius L. und P. 
pubescens Lois., dass letzterer in anderer Reihenfolge aufblüht als 
ersterer. Während nämlich bei P. coronarius bekanntlich die Gipfel- 
blüte sich zuerst öffnet, ist dies bei P. pubescens umgekehrt. Es 
brechen bei dieser stets die beiden im letzten Blattwinkelpaare stehenden 
Blüten zuerst auf, dann folgen die in dem darunter und zwar von dem 
übrigen Blütenstande ziemlich entfernten Blattpaare stehenden Blüten, 
falls sie vorhanden sind (was nicht immer der Fall ist), und dann 
erst blühen die übrigen in der Reihenfolge nach oben auf. Von den 
zu oberst stehenden 3 Blüten bricht aber wiederum die Gipfelblüte 
zuerst auf. Bei einem einzigen an demselben Strauche gefundenen 
Zweige stand in jedem Blattwinkel nicht nur 1 Blüte, sondern eine 
dreiblütige Intlorescenz Von diesen blühte ebenfalls die Gipfelblüte 
zuerst auf, aber stets die der unteren zuerst und dann die in der 
Reihenfolge von unten nach oben folgenden. — Bei allen von Vortr. 
seitdem beobachteten ihm zugänglichen Philadelphus-Sträuchern ver- 
hielten sich beide Species in derselben Weise, sodass dieses Merkmal 
also zur Unterscheidung beider Species dienen kann. 

Während sonst, wie bei Philadelphus, die Staubblätter sich in 
Blütenblätter umwandeln, zeigt sich bei der uchsia das gerade Gegen- 
teil: Die Blütenblätter gehen in Staubblätter über. Die vorgelegten 
von 2 Stöcken in des Vortr. Garten gesammelten zahlreichen Blüten 
zeigen dies in vortrefflieher Weise. Die sonst obovaten Petala werden 
spatelig, langgestielt, ohrlöffelförmig (ja sind schliesslich gar nicht 
mehr von den ursprünglichen Staubblättern zu unterscheiden) und 
zeigen dann einen oder zwei häufig mit Pollen angefüllte Beutel. Es 
können an dieser Umwandelung sämtliche Blütenblätter teilnehmen, 


70 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


Bei tiner Blüte trägt sogar ein Blatt von normaler Form eine pollen- 
führende Anthere. — Einige Blüten sind dreizählig, und zwar hat die 
eine davon 3 Kelchzipfel und 3 Blumenblätter aber 5 Staubblätter; 
die andere hingegen zeigt 6 vollständig entwickelte Stamina und das 
eine von den 3 Petala ist in der Umwandelang begriffen. — Einige 
gefüllte Blüten des sogenannten „Schneewittchen“ haben ‘sämtlich 8 
vollkommene Staubblätter und eine grosse Anzahl Blütenblätter. Zwi- 
schen denselben ragen aber noch mehrere beutellose Fäden hervor. 
An den Kelchzipfeln sind, der Mittellinie derselben entlang, ebensoviele 
Blütenblätter vollständig angewachsen. 

Ein schliesslich vorgelegter Marasmius oreades Bolt. zeigt voll- 
ständig netzförmig entwickelte Lamellen, wie dies auch ein beigelegtes 
Sporenpräparat deutlich erkennen lässt. 

Ueber einen "neuen milchenden Boletus,; den Vortr. in vorigem 
und diesem Jahre genau beobachtet und al er Boletus lactescens 
nennt, ist in den Abhandlungen S. 156 Näheres mitgeteilt worden. 


_ Herr W. Perring zeigte seltnere blühende Pflanzen aus den Kg]. 
Botan. Garten vor. 


Herr ©. von Seemen lest einige von ihm in den letzten Jahren 
in der Umgegend von Berlin gesammelte Pflanzen vor und fügt fol- 
gende Mitteilungen hinzu: 

1. Blüten- und Fruchtzweige von einer im Tiergarten (Seepar k) 
stehenden Quercus RKobur X sessiliflora. Vor mehreren Jahren hatte 
bereits Herr Dr. Bolle einen derartigen Baum aufgefunden und dar- 
über in dem Verein Mitteilung gemacht. Dieser Bastard ist mithin 
für die Flora von Berlin nicht neu; trotzdem dürfte er zu den Selten- 
heiten zu zählen und darum einer Erwähnung wert sein. Der Baum, 
von welchem die vorgelegten Zweige entnommen sind, wurde im Früh- 
jahr 1881 von mir entdeekt. Er ist von mittlerer Höhe und hat 1m 
über dem ‘Boden einen Stammumfang von 65 cm. "Leider steht er''an 
einer durch den Verkehr sehr gefährdeten Stelle, sodass ihm 'eine 
lange Lebensdauer kaum zugemessen bleiben "dürfte. 2 man 

2. Ausder Allee auf dem Hippodrom Stammausschlag-Zweige 
von Tilia ulmifolia Scop., deren Blätter mehr oder minder handförmig 
gelappt sind und in dieser Form mehr den Wein- als den Linden- 
blättern ähnlich sehen. — Bei einzelnen Blättern ist ausserdem der 
Einschnitt an der Basis verwachsen, sodass das Blatt ein schildförmiges 
geworden ist und der Blattstiel in der Mitte der Blattfläche ange- 
heftet erscheint. 

Aus dem Schlosspark zu Charlottenburg: 

3. Einen Ranunculus auricomus L., dessen Blüte eine vielblättrige 


Sitzung vom 22. September 1883. 71 


Corolla hat. Eine gleiche Erscheinung wird weiterhin (S. 74) bei 

einem aus Rüdersdorf stammenden KR. dulbosus L. vorgezeigt werden. 
4. Eine Viola silvatica Fr., bei deren Blüte die sämtlichen 5 

Blumenblätter regelmässig tief eingeschnitten gezähnt sind. 

Von Wilmersdorf: 

5. Zwei Exemplare von COhenopodium Vulvaria L., welche die ab- 
norme Höhe von über 40 cm haben. 

Aus dem Grunewald: 

6. Dianthus Carthusianorum L. mit mehrfach verzweigtem Blüten- 
stande. Im Sommer 1880 fand ich einige Exemplare davon nahe dem 
Halensee und der Hundekehle, die einerseits auffallende Abweichungen 
von D. Carthusianorum und andererseits einige Merkmale von D. del- 
toides zeigten, sodass ich den Bastard von D. deltoides X Carthusia- 
norum = D. Dufftü Hausskn. vor mir zu haben glaubte. Herr Pro- 
fessor Ascherson belehrte mich jedoch dahin, dass die Pflanze nur 
eine stark verzweigte Form von D. Carthusianorum sei. In den Jahren 
1881 und 82 habe ich mich nun bemüht, dem Vorkommen dieser 
Form weiter nachzuspüren, und dabei gefunden, dass dieselbe nament- 
lich im Spätsommer und Herbst häufig vorkommt. Ich habe sie hier 
im Grunewald, in Treptow, namentlich aber sehr viel und stark ver- 
zweigt auf den Rüdersdorfer Kalkbergen, wo auch eine ganz schmal- 
blättrige Form vorkommt, gesammelt. Auch ausserhalb des hiesigen 
Gebiets habe ich sie im Königreich Sachsen bei Thallwitz im Kreise 
Wurzen gefunden. 

7. und 8. Ein Hieracium Pilosella L., welches auf einem Frucht- 
zapfen von Pinus silvestris gewachsen ist, und eines, bei welchem zwei 
Blütenstiele bis nahe zu den Blüten dergestalt mit einander verwachsen 
sind, dass die Verwachsung deutlich an der platten Form des Stiels 
und an zwei Längsfurchen zu erkennen ist. 

Bemerkung: Wie ich nachträglich in dem Jahresbericht über 
die Thätigkeit der Botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft 
für vaterländische Kultur pro 1880 (S. 188) finde, wird dort eine 
gleiche Erscheinung bei Fkeracium Pilosella erwähnt. 

9. Carex canescens L. mit Ausläufern. Eine derartige Bildung 
findet sich vielfach bei den auf sehr feuchtem, weichem Bruchboden 
wachsenden Exemplaren und scheint durch die Standorts-Verhältnisse 
erzeugt zu sein. 

10. ©. canescens L. form. laetevirens Aschs., welche 1880 in einem 
starken Busch in dem Bruch bei Pauisborn gefunden wurde. Wie 
Herr Professor Ascherson in seiner Flora der Provinz Brandenburg 
angiebt, war für diese Form bisher nur in der Uckermark bei Boitzen- 
burg ein Standort bekannt. 

11. Mehrere Exemplare von Carex disticha Huds., bei welchen 
die untersten — bei zwei Exemplaren auch die endständigen — 


12 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


Aehrehen in Folge von Gallenbildung vergrünt und stark vergrössert, 
breit eiförmig gestaltet sind. 

12. Drei Exemplare von (arex rostata With. mit rispig ver- 
zweigten  Aehrchen, eine Erscheinung, welche bei CO. facca Schreb. 
häufig vorkommt. 

Von Treptow: 

13. und 14. Geum rivale X wrbanum G.Meyer, syn. @. intermedium 
Ehrh. und  Zkerochloa odorata Wahlenb., gefunden 1880 und in den 
folgenden Jahren auf den Wiesen an der Spree und bemerkenswert des 
Standortes wegen. 

15. Potentilla intermedia L. form. canescens Ruprecht. 
Im. Juni.1880 fand ich drei Stauden von dieser Pflanze auf einer höher 
gelegenen Stelle der Spree-Wiesen an der städtischen Baumschule. Herr 
Professor Ascherson erklärte dieselbe für einen Neuling der märki- 
schen Flora: P. canescens Bess., und unter dieser Bezeichnung ging die- 
selbe auch in das hiesige Königl. Herbar über. Herr von Uechtritz 
in Breslau stellte die Bestimmung später jedoch dahin fest, dass die 
Pflanze, die P. intermedia L. form. canescens Ruprecht. mithin eine 
der osteuropäischen (russischen): Flora angehörende Pflanze sei, die 
sich in’ den letzten Jahren nach Westen hin verbreitet hat und von 
dem Herrn Dr. Heidenreich auch bei Tilsit gefunden wurde. Im 
Frühjahr 1881 war der Standort bei Treptow bereits zahlreich mit 2. 
intermedia besetzt, sodass derselbe als gesichert angesehen werden 
konnte! Ausserdem fand in demselben Jahre Herr Scheppig die 
Pflanze auch im Westen von Berlin, in der Lüneburger-Strasse. Im 
Frühjahr 1832 wurde der Treptower Standort leider durch die fortschrei- 
tenden Baumschul-Anlagen vollständig zerstört, dafür fand ich jedoch 
einen andern sehr reich besetzten auf dem Hippodrom bei Charlotten- 
burg! Die von hier stammenden Pflanzen liessen aber insofern eine 
wesentliche Abweichung von den in Treptow gewachsenen erkennen 
als sie schwächer behaart und in den Blättern dunkler gefärbt waren. 
Eine mir von dem: Herrn v. Uechtritz gütigst übermittelte Notiz be- 
stätigt diese Verschiedenheit. Die auf dem Hippodrom wachsende 2. 
intermedia L. gehört zur form. typica Ruprecht, syn. P. virescens Fries. 

16. Hypochoeris radıcata L., bemerkenswert durch den behaarten 
Stengel und die laubartigen Hochblätter. 

Von Gütchendorf bei Trebbin: 

17.—22. Apium graveolens L., Aster Tripolium L., Thrincia hirta 
Roth, Samolus Valerandi L., Triglochin martitima L. und Juneus @e- 
rardi Loisl.,. welche als charakteristische Salzpflanzen auf salzhaltigen 
Stellen. der Wiesen westlich am Gröben-See und am Nuthe-Graben 
1878. gesammelt wurden. — 

AufdenRüdersdorfer Kalkbergen, deren botanische Durch- 
forschung ich mir in den letzten Jahren zur besondern Aufgabe ge- 


Sitzung vom 22. September 1882. 73 


macht habe, konnte ich zunächst das Vorkommen sämtlicher in der 
Ascherson’schen Flora für dieses Gebiet angegebenen Pflanzen, bis auf 
eine, die Sesleria coerulea Ard., welche ich trotz wiederholten Suchens 
nicht aufgefunden habe, von neuem bestätigen. Von den selteneren 
Pflanzen lege ich namentlich: 

23.—26. Peucedanum Oervaria Cuss., Malva Alcea L. (sowohl in 
der schmal- als in der breitblättrigen Form), Siene chlorantha Ehrh., 
deren Standort leider durch die Steinbrüche immer mehr zerstört 
wird, und Adonis aestivalıs L., in diesem Sommer seit langer Zeit wieder- 
um aufgefunden, vor. 

Ausserdem wären bemerkenswert: 

27. Pulsatilla pratensis Mill., mit hell-gelbroten, rosaroten und 
rotbraunen Perigonblättern und ein Exemplar mit grünen Perigon- 
blättern, sowie 

28. P. pratensis Mill. form. patula Pritzel mit ausgebreiteten, in 
einer doppelten Reihe stehenden Perigonblättern. 

29. Von Anemone silvestris L. Exemplare, welche noch am 11. 
Oktober blühend gefunden wurden. Die A. silvestris blühte in ein- 
zelnen Exemplaren den ganzen Sommer hindurch. Im September und 
Oktober blühte sie zahlreicher, sodass ich am 11. Oktober an einer 
Stelle über 30 Exemplare sammeln konnte. Die Pflanzen waren zwar 
teilweise niedriger als bei der Frühlingsblüte, zum Teil aber von 
gleicher Höhe und durchweg mit schön ausgebildeten, grossen Blüten. 
Bei einzelnen Exemplaren befand sich neben dem frischen Blüten- 
schafte noch der abgestorbene der Frühlingsblüte, was wohl als ein 
sicherer Beweis dafür gelten darf, dass diese Herbstblüte die zweite 
Blütezeit war. Einzelne Exemplare waren vollkommen regelmässig 
zur Fruchtbildung übergegangen. 

Bemerkung: Später habe ich noch am 30. Oktober auf den 
Rüdersdorfer Kalkbergen 78 verschiedene blühende Pflanzen gesammelt, 
darunter A. silvestris in grosser Menge, Ranunculus bulbosus L., Silene 
chlorantha Ehrh., Agrostemma Güthago L., Pisum sativum L., Potentilla 
verna L., Fragaria collina Ehrh., Rosa canina L. und R. tomentosa 
Sm., Tragopogon major Jaeg. und T. pratensis L., Lithospermum ofiei- 
nale L. — (Vgl. P. Magnus in Sitzungsbericht Nov. 1882.) 

Mehrere Exemplare von Anemone silvestris L., rot blühend. 
Diese höchst interessanten Pflanzen zeigen erhebliche Abweichungen 
von der typischen Form der A. sılvestris. Blätter und Blütenschaft 
sind mehr oder minder rötlich überlaufen. Perigonblätter sind zurück- 
geschlagen und nach der Basis hin länger keilförmig verschmälert, 
purpurrot-grünlich überlaufen, bis rein dunkelpurpurrot. Staubblätter 
sind seitwärts abstehend oder ebenfalls zurückgeschlagen. Griffel sind 
dieht graufilzig und bilden ein doppelt bis vierfach so grosses Köpf- 
chen wie bei der typischen Form. Diese starke Vergrösserung des 


74 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


Fruchtblattköpfehens ist wohl mit die Ursache für die zurückgeschla- 
gene Stellung der Staub- und Perigonblätter. Die Frucht- und Staub- 
blätter sind an einzelnen Exemplaren in der Umbildung zu Perigon- 
blättern begriffen und lassen bereits schmal lanzettliche Blättchen von 
der Farbe der Perigonblätter erkennen. 

Bemerkung. Die vorliegende Pflanze ist wohl unzweifelhaft 
als eine höchst charakteristische, bisher nicht bekannte Form der 4. 
silvestris L. zu betrachten und möchte ich dieselbe meinem hochver- 
ehrten botanischen Freunde und Berater, Herrn von Uechtritz, zu 
Ehren forma Uechtritziana benennen. — 

30. Ein Exemplar von Zanunculus bulbosus L. mit 10 Blumen- 
blättern. 

31. Ein Exemplar von Viola silvatica Fr. form. pubescens. Herr 
von Uechtritz fügt dieser Bestimmung hinzu, dass, wenn sich in der 
Nähe etwa V. arenaria befände, die Pflanze wohl als eine Hybride an- 
zusehen sei. Da nun in der That die V. arenaria in unmittelbarer 
Nähe zahlreich vorhanden ist, so darf die vorliegende Pflanze wohl 
für V. silvatica X arenarıa gehalten werden. 

32. Polygala amara L. form. austriaca Koch von einem im Früh- 
Jahr 1879 von,;mir am Stienitz-See neu aufgefundenen reich besetzten 
Standorte. Unmittelbar daneben in einem Torfstich steht 

33. Senecio paluster DC. 

34. Melandryum album Grke. mit vollständig vergrünten Blüten, 
eine Erscheinung, welche bei dieser Pflanze wohl noch nicht beo- 
bachtet wurde. 

35. Malva mauritiana L., als für Rüdersdorf neu. 

36. Trifolium repens L. mit vergrünten Blütenköpfchen. — 

37. Salsola Kali L., welche Pflanze sich auf den Abhängen des 
Tiefbaues des Alvensleben-Bruchs stark verbreitet. 

38. Avena pubescens L. form. glabrescens Rehb., eine seltenere 
und in Rüdersdorf wohl noch nicht beobachtete Form. 

39. Von Botrychium Lunaria Sw., eine Reihe von Exemplaren 
mit monströsen Fruchtähren. Bei einzelnen Exemplaren ist die Aehre 
mehrfach geteilt, bei andern findet sich eine zweite kürzere Neben- 
Aehre. Ausserdem sind die Fiedern des unfruchtbaren Teiles zum 
Teil am Rande mehr oder minder tief eingeschnitten (form. subineisum 
Roeper und incisum Milde). — 


Herr P. Ascherson bemerkte, dass die neuerdings in Deutschland 
mehrfach beobachtete Potentilla intermedia schon vor einer Reihe von 
Jahren von Herrn C. L. Jahn bei Berlin gesammelt, vom Vortr. aber 
nicht beachtet worden sei, bis die Beobachtungen des Herrn v. Seemen, 
welchem das Verdienst gebührt, zuerst die richtige Bestimmung dieser 
Pflanze veranlasst zu haben, seine Aufmerksamkeit wieder auf die- 


Sitzung vom 22. September 1882. i 75 


selbe lenkten. |Nach dem Tage des v. Seemen’schen Vortrags vorge- 
nommene Ermittelungen führten zu folgendem Ergebnis: 

Herr C. L. Jahn beobachtete diese Potentilla zuerst auf dem da- 
mals erst abgesteckten Bauterrain der ehemaligen Schöneberger Wiesen 
beim jetzigen Bahnhof Bellevue, noch nicht blühend, im Frühsommer 
1874, in Gesellschaft von S7symbrium Sinapistrum Citz., Lepidium 
campestre (L.) R.Br., Lavatera thuringiaca L., Potentilla supina L., 
Roeniculum officinale All., Xanthium italicum Mor., Lappula Myosotis 
Mnch., Euphorbia virgata W.K. (letztere, wie auch die fragliche 
Potentilla und die gesperrt gedruckten Arten, noch 1882 und 1883 
von Herrn C. Scheppig an ‘demselben Fundorte beobachtet, der 
ausserdem in den letzten Jahren dort noch Bunias orientalis L., Salvia 
silvestris L., Chenopodium ambrosioides L. und Atriplex tatarıca L. an- 
traf; Potentilla intermedia L. sammelte derselbe 1882 auch bei Schöne- 
berg zwischen der Grunewaldstrasse und dem Nollendorf-Platz). Diese 
Beobachtung ist von Herrn Jahn bereits in den Sitzungsberichten 1877, 
S. 87, wo unsere Pflanze irrtümlich als P. piosa Willd. bezeichnet 
ist, erwähnt worden. Im September 1874 traf derselbe Beobachter 
-unsere Pflanze auf dem Terrain der Deutsch-Holländischen Baugesell- 
schaft an der Prenzlauer Chaussee blühend und fructifieirend, sowie 
1875 an so zahlreichen Punkten des Treptower Anlagenterrains, dass 
er sie (allerdings mit Unrecht) für Ueberbleibsel früherer Cultur hielt; 
jedenfalls beweist aber die damalige weite Verbreitung wohl, dass 
sich die Pflanze schon mehrere Jahre früher eingefunden hatte. Somit 
ist ihre erste Ansiedelung bei Berlin wohl schwerlich viel später er- 
folgt als ihr erstes Bekanntwerden in der Provinz Preussen, wo sie 
am Winterhafen bei Tilsit von Schönfeld im Juni 1870 (Heidenreich 
in Oesterr. Bot. Zeitschrift 1871 S. 166) und 1873 von Herrn R. 
CGaspary am Glaeis von Königsberg zwischen Ausfallthor und Holländer 
Baum (Sitzber. physik.-oekonom. Ges. Königsberg XXIIl. 1882 S. 26, 27) 
beide Male nur in einem Exemplare gefunden wurde. 1882 fand Letzterer 
dieselbe Pflanze zahlreich auf dem Bahnhofe in Löwenhagen (bei 
Königsberg i. Pr.) und Abromeit bei Königsberg selbst am Hol- 
steiner Damm. Ausserdem wurde diese Pflanze (nach freundlicher 
Mitteilung des Herrn H. Ross, der mir ein Belegexemplar zeigte) 
bei Greifswald 1879 (mit Bunias orientalis L.) ebenfalls nur in einem 
Stocke in der Nähe einer seitdem abgebrannten Dampfmühle von 
Hempel gefunden. 

Ob die von Kreuzpointner Flora 1876 S. 78 (vgl. unsere 
Sitzungsber. 1851 5. 61) bei den Thalkirchener Lagerhäusern unweit 
München angegebene Potentilla collina Web. nicht vielmehr unsere in- 
termedia ist, wäre noch zu untersuchen, 

Unser auch um die einheimische Flora hochverdientes Mitglied 
Herr R. Caspary nennt die Pflanze a. a. O. Potentilla digitato- 


Vom Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


flabellata: A Br: und Bouche und bemerkt: „Ueber das Verhältnis von 
P: intermedia und digitato-flabellata sind weitere Untersuchungen nötig.“ 
Diesem Satze kann man beistimmen ; doch möchte ich vielmehr, auch 
mit‘ Rücksicht‘ auf die ‚eingehenden Darstellungen von Heidenreich 
(Oesterr.. Bot. Zeitschr. 1872 S. 8b ff.) die Identität der neuerdings 
in: Deutschland eingeschleppten Pflanze mit P. intermedia L. als sicher 
und ‚die‘ mit ‘der im: Ind. sem. h. Berol. 1851: p. 14 beschrie- 
benen, angeblich aus Nordamerika stammenden‘ Gartenpflanze P. digi- 
tato- flabellata , für welche Heidenreich zuerst die Tilsiter Pflanze er- 
klärt hatte, als fraglich betrachten. Dies ist’ auch die Ansicht meines 
trefflichen Freundes R. v. Uechtritz,- der als einer der besten Kenner 
der’ schwierigen Gattung allgemein anerkannt ist. Ich kann mir 
nieht 'versagen seine briefliche Mitfeilung über diesen Gegenstand vom 
28. Mai 1883 hier einzufügen: 
„Dass die P. digitato-flabellata Heidenr. —= P. intermedia 
L. in einer üppigen Form sei, vermutete ich gleich beim ersten Lesen 
seines Artikels und habe die betreffende Bemerkung in meinem Expl. 
der Oesterr. Bot. Zeitschr. beigefügt ; ich besass nämlich ein ganz ähnliches 
Exemplar von Riga. Der Standort liess auch schon eine Einschleppu ng 
vermuten... Ich hatte. damals. nicht Zeit, Heidenreich selbst darauf 
aufmerksam zu. machen. . Derselbe hat später (Oesterr. Bot. Zeitschr. 
1872.S. 81 ff.) auf A. Brauns Mitteilungen hin die Pflanze nochmals un- 
tersucht ‚und sie richtig. für zu entermedia gehörig erkannt, die er wie ich 
von. D. inchinata. Vill. (P., canescens Bess. halte ich nicht für speeifisch 
von P. inclinata, verschieden\ gegen Ruprecht, Meinshausen'ete. 
als Art trennt. ‚Die bekleideteren Formen der intermedia: L: sehen ’aller- 
dings der inclinata,sehr ähnlich, aber Grösse und Gestalt derPetalen (mehr 
an norvegicaL. erinnernd), Nüsschen, Farbe des Laubsbestimmen mich, sie 
zu'trennen: An.P. intermedia L., die ein äusserst:polymorphes Diag ist, 
erinnernde Formen der ?. beein giebt es bei uns und in südlicheren Ge. 
genden überhaupt nicht!).. Die inclinata composita,wird von Meinshausen 
als Bastard von inclinata (die ich echt aus den Ostseeprovinzen noch nicht 
sah) und norvegeca. gedeutet, aber wer wie dieser Autor LP. Goldbachü 
Rupr., eine hübsche mittelrussische Race der heptaphylia Mill.?), für eine 
inclinata X, salisburgensis erklären kann, istwohlauch in diesem Falle nicht 
als competent zu erachten. P. visurgina Weihe (zuerst 1825 von 
Weihe auf Mauern in und um Vlotho entdeckt, später verschollen nud erst 
1) Ich fand voriges Jahr bei Gr. Stein ?. inclinata an mindestens einem Dutzend 


Standorte, doch‘ obschon sich nach dem Standorte Differenzen genug zeigten, nie 
eine Annäherung nach intermedia hin. 

2) Dieser seit Lehmann (Revisio Potentill; p- 76) ‚neuerdings für 2. inter- 
media Nestl., Koch syn. necL. in Gebrauch gekommene Name gehört nach der Original- 
beröhrab Millers und dem Vaterlande Sicilien vielmehr einer Form der. P, hirta 
L.' an. Von den sonstigen Synonymen ist P. thuringiaca Bernh. das älteste “un- 
zweifelhafte, P. Ascherson. 


Sitzung vom 22. September 1882. 77 


1880 von G. Braun auf Beekhaus’ Anregung am Standorte wieder 
mit: Erfolg. aufgesucht) wurde zuerst von Reichenb. fl. exe. (in Addend. 
N0..3849b) für P. diffusa W., dann von Steudel für P. ruthenica Willd. 
erklärt,, was dasselbe ist. Beckhaus hat bereits (10. Jahresber.. Pro- 
vinzial-Verein für ‘Wiss. Kunst pro 1881 S. 96) richtig die Vermutung 
ausgesprochen (auf Grund eines Körnicke’schen Exemplares von Peters- 
burg), ‚dass sie. zu intermedia L. gehören könne und ieh kann dies 
nach Ansicht von Exemplaren: von Vlotho‘ nur bestätigen. Dieser 
Import ist noch curioser, wie der leichter zu erklärende Berliner.“ 

Hiernaeh ist wohl nicht zu bezweifeln, dass unsere P. intermedia 
zu jener Gruppe südosteuropäischer Pflanzen ‘gehört, die neuerdings 
durch den gesteigerten Handelsverkehr ‘in Getreide, Sämereien, Vieh 
ete. in Mittel-Europa eingeschleppt worden sind, über deren Auftreten 
in unserer Provinz ich wiederholt (in ‘den Verhandlungen 1878 8. 
XXVIUI |Sisymbrium Sinapistrum], in den Sitzungsberichten 1879 S. 
114 [.Punias orientalis L.] und 119 [| Zepidium Draba L.] und 1881 8. 60 ff. 
| Atriplex. tatarica L., Corispermum huyssopifolium L.) berichtet habe und 
über ‘welche Herr R. Caspary a. a. ©. S!: 26 weitere dankenswerte 
Mitteilungen (worunter Nachricht über das Auftreten des Sarepta-Senfs, 
Sinapis juncea 1. bei Königsberg) bringt. ' Die hier besprochenen 
Eundorte sind teils, wie Bahnhöfe, Häfen, der Einschleppung aus der 
Ferne. unmittelbar zugänglich, teils sind es Plätze, wo bei vorge- 
nommenen  Aufschüttungen ‘und anderen Erdarbeiten die Zufuhr von 
Kehricht. und : Abfällen aller Art; das Auftreten derartiger Wander- 
pflanzen leicht: erklärlich macht. ‘Nur: bei Vlotho in Westfalen, wo 
das seit einem: halben Jahrhundert‘ eonstatirte Vorkommen dieser 
Pflanze eine derartige Erklärung ausschliesst, ist vielleicht eher an 
eine absichtliche Anpflanzung zu denken. 

Schliesslich. sei:noch' bemerkt, dass Adonis aestivalis L. mit der 
Form .citrinus: Hofim. neuerdings auch von Herrn 'M. Gürke bei 
Rüdersdorf und zwar am 2. Juni 1879 zwischen dem Alvensleben-Bruche 
und der Tasdorf-Herzfelder Chaussee beobachtet wurde. Im folgenden 
Jahre suchte ich diese Art an der genau bezeichneten Stelle bei verän- 
derten Culturverhältnissen vergeblich, wie denn bei Ackerpflanzen nicht 
immer völlige Beständigkeit der Fundorte erwartet werden kann.] 


Herr H. Potonie sprach über den Bau der Leitbündel der 
Polypodiaceen und über den Begriff des Leitbündels bei 
den Gefässkryptogamen, ein Kapitel, welches in einer demnächst 
im 2. Bande des von Prof. Eichler herausgegebenen Jahrbuches des 
K. Botanischen Gartens und des Botanischen Museums zu Berlin er-. 
scheinenden Abhandlung „über die Zusammensetzung der Leit- 
bündel bei den Gefässkryptogamen“ ausführlich besprochen 
wird. Wir geben hier eine kurze Inhaltsangabe der letztgenannten Arbeit. 


78 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


Es wird in einem Abschnitt „Zur Terminologie“ auf die 
Unzweekmässigkeit der Begriffe Xylem und Phloöm hingewiesen und 
gezeigt, dass man schliesslich unter Phloö&m weiter nichts verstehen 
kann als den die Siebröhren enthaltenden Teil und unter Xylem den 
die Tracheen enthaltenden Teil des Bündels, ohne mit diesen Begriffen 
eine bestimmte Umgrenzung der bezüglichen Gewebeteile zu verbinden. 

Ein weiterer Abschnitt handelt über den Begriff des Leit- 
bündels bei den Gefässkryptogamen. Unter Leitbündel wird 
hier die physiologische Einheit hoher Ordnung verstanden, deren Auf- 
gabe es ist, Wasser und Nährstoffe nach den Stellen des Verbrauchs 
und nach den Aufspeicherungsorten hin zu befördern mitsamt der 
physiologisch zu diesem System gehörigen Endodermis und der die 
Bündel häufig umgebenden localen Skeletbelege (Sklerenchymscheiden 
ete.). Wollte man den Begriff Leitbündel rein morphologisch fassen, 
so wäre man genötigt, die innerhalb der Endodermis bis zum Proto- 
phlo&m (Protoleptom) liegenden Stärke-Elemente, die sich anatomisch 
in nichts von den Stärke führenden Zellen im Innern des Bündels 
unterscheiden, als nicht zum Bündel gehörig auszuschliessen, weil die 
Entwickelungsgeschichte lehrt, dass die Zellen nicht aus dem Pro- 
cambium, sondern vielmehr aus dem Grundparenchym hervorgehen. 
Wollte man das Wort Leitbündel als einen morphologischen Begriff 
für die bezeichnete Partie beibehalten, so würde man gezwungen, für 
die physiologische Bündel-Einheit einen neuen Terminus einzuführen. 

Hierauf folgt eine Besprechung der physiologischen Ge- 
webe-Systeme, in welche sich die Leitbündel der Gefässkryptogamen 
auflösen lassen. Es sind zu unterscheiden: 

1. Das Stereom, 2. das Hydrom, 3. das Amylom; ein 
Teil des Systems 3 und das System 2 bilden zusammengenommen das 
Hadrom, 4. das Leptom, 5. die Endodermis, (6. das Cambium), 
7? das Lückenparenchym. 

1. Das Stereom ist das Skeletgewebe; bei manchen Arten 
kommen auch innerhalb der Bündel den Hydroiden (Tracheen) an- 
liegend echte Stereiden vor. 

2. Das Hydrom ist nach neueren Untersuchungen die Wasser- 
leitung oder vielleicht besser das Wasserreservoir der Bündel. 

3. Das Amylom leitet die Kohlenhydrate. Es wird nachgewiesen, 
dass sämtliche Stärkeparenchymzellen der Bündel unter einander durch 
gleichnamige Elemente inVerbindung stehen, so dass sie einSystembilden. 

Das Hadrom ist ein System höherer Ordnung und wird von 
einem Teil des Amyloms jedes Leitbündels und dem ganzen Hydrom 
gebildet. Die Amylomzellen schöpfen vermöge der osmotischen Kräfte, 
die in ihrem Inhalt wirksam sind, das Wasser aus den Gefässen, wenn 
die Gewebe des Wassers bedürfen, und füllen dieselben auch wieder. 

4, Das Leptom dient zur Leitung der Eiweissverbindungen. 


Sitzung vom 22: September 1882. 19 


Hieran schliessen sich terminologische Schemata für die 
Begriffe Xylem und Phlo&äm und für die durch Schwendener und 
seine Schule gewonnene Terminologie, und endlich wird die An- 
ordnung: der Gewebe-Systeme der Leitbündel bei den 
einzelnen Gefässkryptogamen-Familien besprochen. Wir 
heben aus letzterem nur hervor, dass der typische Bündelbau der Poly- 
podiaceen-Rhizome nicht concentrisch, sondern vielmehr bicollateral ist, 
im Centrum finden wir ein Hydrom resp. ein Hadrom, welches von Amylom- 
elementen allseitig umgeben wird. Auf diese folgen an den beiden 
gegenüber liegenden Orten der breiteren Hadromflächen je ein auf 
dem Querschnitt sichelförmiger Leptomstrang, während sich an den 
Polen des centralen Hadromstranges bis zur Endodermis ausschliesslich 
Amylom-Elemente vorfinden, welche entwickelungsgeschichtlich aus 
dem Grundparenchym hervorgehen. Auf den bicollateralen Bau mancher 
Rhizombündel hat übrigens neuerdings bereits Janezewski auf- 
merksam gemacht. 


CIV. Sitzung vom 24. November 1882. 


Vorsitzender: Herr A. Garcke. 


| Der Vorsitzende begrüsste den als Gast anwesenden Herrn Privat- 
Docenten Dr. E. Heinricher aus Graz und proclamirte als neu auf- 
genommenes Mitglied Herrn Pharmaceuten G. Schneider in Nauen. 


Herr H. Ross machte unter Vorlage zahlreicher Beleg-E xemplare 
folgende Mitteilung: Ueber Ranunculus reptans L. und A. 
Flammula L. 

Einen Teil des vorliegenden Materials habe ich bereits der 22. 
Jahresversammlung des Preussischen Botanischen Vereins in Osterode 
(vgl. Schriften der physik.-oek. Ges. Königsberg 1883 Bd. XVIV S. 81 ff.) 
vorgelegt, bin jetzt jedoch durch die freundliche Unterstützung mehrerer 
Botaniker in der angenehmen Lage eine noch vollständigere Formen- 
sammlung vorführen zu können. 

Die verschiedenen Ansichten hervorragender Floristen über den 
Artenwert von A. reptans L. und R. Flammula L. veranlassten mich 
zu näheren Beobachtungen beider Pflanzen. 

Koch beschrieb 1843 in seiner „Synopsis“ R. reptans L. als 
Form von R. Flammula L., 1846 trennte er sie dagegen und unter- 
schied sie besonders durch die Beschaffenheit und Form des Frucht- 
schnabels. v. Klinggräff macht in seiner „Flora von Preussen“ 
(1848) wohl zuerst darauf aufmerksam, dass dies Merkmal nicht zur 
Unterscheidung benutzt werden kann, da in einem Fruchtköpfchen oft 
die verschiedensten Formen vorkommen. Ferner beschreibt er meh- 
rere besonders vom Standort bedingte Varietäten, welche den Ueber- 
gang allmählich vermitteln. 

In demselben Sinne sprechen sich Fr. Buchenau!) und Ad. 
Andre&e?)in den auf diesen Gegenstand bezüglichen Abhandlungen aus. 

Der Auffassung von Uebergangsformen tritt entschieden entgegen 
Hallier?), welcher den R. reptans L. für eine durchaus constante- 
Art hält. Diese Ansicht wurde wesentlich durch seine fünfjährigen 
Culturversuche im Zimmer bestärkt. 

Im Herbst 1880 sammelte ich den typischen A. reptans L. in 


1) Abhandl. des naturwissenschaftl. Vereins zu Bremen, 5. Band, 1. Heft. 
2) 26. Jahresbericht der naturhistor. Gesellschaft zu Hannover. 
3) „Humboldt“ 1. Jahrgang, 1. Heft. 


Sitzung vom 24. November 1882. 81 


zahlreichen Exemplaren auf dem kahlen, sandigen Ufer des Jeser’- 
schen Sees zwischen Greifswald und Stralsund. Die Pflänzchen waren 
ausserordentlich zierlich, Stengel sehr zart, zwischen den wurzelnden 
Gliedern aufwärts gekrümmt; Blätter linealisch, kaum 1 mm breit, 
die Blattspreite gegen den Stiel gar nicht abgesetzt. Einzelne Pflanzen 
zeichneten sich dagegen durch 2—3 mm breite, mit deutlicher Blatt- 
spreite versehene Blätter aus, und ein Exemplar, welches in Kuhmist 
geraten war, fiel durch seine üppige Entwicklung ganz besonders auf. 
Einzelne Pflanzen hatten sich etwas weiter vom Ufer entfernt und 
waren so auf etwas bessern Boden und zwischen hohes Gras gelangt. 
Solehe Exemplare entwickelten sich zwar bedeutend kräftiger, erinnerten 
jedoch in ihrem ganzen Habitus an R. reptans L., denn die Stengel 
waren niederliegend oder aufstrebend an einzelnen Gliedern wurzelnd, 
bisweilen mit bogig gekrümmten Internodien, die Blätter bald schmäler 
oder breiter, ganzrandig oder gezähnelt. Je weiter man sich vom 
Ufer entfernte, desto stärker wurden die Exemplare und an etwas 
sumpfigen Standorten fand sich schliesslich der typische AR. Flammula L. 

Die Beschaffenheit des Fruchtschnabels berücksichtige ich gar 
nicht, da dieselben, wie ich bereits oben erwähnte und sich jeder sehr 
leicht durch eigene Beobachtungen überzeugen kann, zur Unterschei- 
dung unwesentlich ist. 

Auf dem kahlen, sandigen Ufer des Espenkruger Sees bei Danzig, 
also unter denselben Bedingungen wie am Jeser’schen See, beobach- 
tete ich ebensolche Uebergangsformen wie an dem letzteren, nur 
dass dieselben noch viel zahlreicher und deutlicher sich vorfanden. 
Neben den zartesten Exemplaren fanden sich solche mit 1-2 mm 
starken Stengeln und 4 mm breiten Blättern, deren Habitus sich aber 
nicht wesentlich verändert hatte. An diese schlossen sich sueces- 
siv immer kräftiger werdende, bald liegende oder aufstrebende, 
wurzelnde oder freie, breit- oder schmalblättrige, ein- oder vielblütige 
Formen bis zu 50 cm hohen Exemplaren von typischem A. Flammula L. 

Aelınliche Formenkreise, welche unter denselben Verhältnissen 
sich fanden, sammelte, erhielt oder sah ich ferner von zahlreichen 
See-, Teich-, oder Flussufern in Pommern, West- und Ostpreussen. 

Da solche Exemplare immer in der nächsten Umgebung des A. 
reptans L. sich finden, kann man wohl annehmen, dass sie aus Samen 
der typischen Pflanze entstanden sind und ihre äusseren Formen den 
jeweilig veränderten Lebensbedingungen anzupassen bestrebt sind. 

Ebenso wie für R. reptans L. hatte ich auch für &. Flammula L. 
Gelegenheit den Einfluss des Bodens u. s. w. zu beobachten. 

Auf der Insel Hiddensee, westlich von Rügen fand ich im Sommer 
1832 in der Haide zwischen Vitte und Neuendorf, welche fast aus- 
schliesslich von Oalluna vulgaris Salisb., und Erica Tetralix L. bedeckt 
wird, in der Nähe eines kleinen Tümpels einen auffallenden Formen- 

Sitz.-Ber. des Bot. Vereins f. Brandenb. XXIV. 6 


82 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


kreis von R. Flammula L. An einigen benachbarten moorigen Stellen, 
wo Molinia coerulea Mnch. sehr zahlreich vorkam, fanden sich zwi- 
schen dem Grase viele kräftige, aufrechte, 20—30 cm hohe Pflanzen, 
welche nur durch die schmalen, fast ganzrandigen Blätter und zwar 
zahlreiche, aber sehr kleine Blüten auffielen. Je sandiger und 
freier der Boden wurde, um so weniger kräftig hatten sich die Pflanzen 
entwickelt und schmiegten sich um so mehr dem Boden an, sodass 
dieselben am kahlen, sandigen Ufer des Teiches vollkommen nieder- 
lagen, an einzelnen Gliedern wurzelten und bisweilen sogar gekrümmte 
Internodien zeigten. Die meisten Exemplare entwickelten dabei nur 
eine kurz-gestielte kleine Blüte am Ende des dünnen Stengels, zeigten 
linealische Blätter, erreichten jedoch nicht in Bezug auf die Zartheit 
im Habitus den typischen R. reptans L. 

Solche Formen sind an ähnlichen Standorten oft recht häufig, 
ich sammelte sie ausserdem in Brandenburg und Westpreussen. Um 
diese durch blosse Beobachtung im Freien nicht allein zu entschei- 
dende Frage weiter zu fördern, veranstaltete ich Culturversuche. Von 
den im Herbste 1880 am See von Jeser gesammelten typischen Exem-. 
plaren des AR. reptans L. pflanzte ich einige in äusserst nahrhafte 
Erde und pflegte sie in grossen Kästen unter möglichst natür- 
lieben Verhältnissen im Botanischen Garten zu Greifswald. Im 
nächsten Sommer (1881) wuchsen dieselben sehr üppig und bedeckten 
den gegebenen Raum fast rasenförmig, zeigten aber anfangs nur ge- 
ringen Einfluss der Cultur. Jedoch schon gegen den Herbst begannen 
einige, ohne ihren typischen Habitus aufzugeben, sich mehr oder 
minder kräftiger zu entwickeln, was besonders durch bis 5 mm breite 
lanzettliche Blätter auffiel. Im Herbst 1882 wurzelten die jetzt viel 
stärker gewordenen Stengel nicht mehr an allen Gliedern, die Inter- 
nodien waren vielfach gerade und die Blätter noch breiter, ganzrandig, 
elliptisch-lanzettlich bis elliptisch. 

Auch von den kräftigen reptans-ähnlichen Formen am Jeser’schen 
See hatte ich einige Exemplare eingepflanzt und diese hatten sich 
bereits nach einjähriger Cultur zu typischem #. Flammula 1. ent- 
wickelt. Ein Exemplar des gewöhnlichen 2. Flammula L. hatte an 
einer schattigen, feuchten Stelle des Gartens sehr lange, schwache 
Stengel getrieben, sodass sich dieselben meistens niederlegten. Wo 
sie mit dem Boden in enge Berührung kamen, schlugen sie sehr bald 
Wurzeln, wodurch bisweilen gekrümmte Internodien entstanden. 

Dieses sind die Ergebnisse zweijähriger Culturversuche, welche 
nur durch nahrhafte Erde erzielt wurden. Ob es gelingen wird, eine 
Art in die andere überzuführen, und wie lange dieses eventuell dauern 
wird, muss vorläufig dahin gestellt bleiben. Jedoch so viel steht fest, 
dass alle zur Unterscheidung der fraglichen Arten dienenden Merkmale, 
weder für die eine noch für die andere constant sind. 


Sitzung vom 24. November 1882. 853 


Herr P. Magnus sprach über das spontane Auftreten von 
Variation an unseren einheimischen Fichen. 

Herr Hofgärtner Reuter hat auf der ihm unterstellten Pfauen- 
insel bei Potsdam einen Strauch von Quercus sessiliflora angetroften, 
der sich von den normalen Pflanzen sehr auszeichnet durch Laub- 
blätter mit längsgestreckter Spreite, von der durch tiefe Buchten von 
einander getrennte lange Seitenlappen abgehen, und sind die ganzen 
Blätter sehr lang gestielt. Das Mittelfeld der Spreite, von dem die 
Seitenlappen "abgehen, ist daher schmal und verlängert und ebenso 
sind die Seitenlappen relativ schmal und verlängert. Man kann daher 
sagen, dass das Blatt in allen Teilen — Stiel, Mittelrippe mit der 
anhaftenden Spreite und den Seitenlappen — beträchtlich verlängert 
ist, und hängt mit dieser Förderung des Wachstums in der Längsrichtung 
zusammen, dass häufig auch der Mittelteil der Spreite absolut schmäler, 
als am normalen Blatte ist. Der Endlappen und die Seitenlappen 
enden entweder abgerundet oder häufig mit pfriemlich verlängerter 
Spitze. 

Herr Hofgärtner Reuter, der diesen Strauch entdeckt hat, beab- 
sichtist diese Form dureh Absenker zu vermehren: und schlägt vor, 
sie zu Ehren des Mannes, durch dessen Lehre das’ Auftreten von Va- 
riationen ein noch viel actuelleres Interesse gewonnen’ hat, var. Dar- 
winit zu nennen, ein Vorschlag, dem sich Vortr. gerne anschliesst. 

Sehon vor mehreren Jahren hat Vortr. eine‘ Variation der nahe 
verwandten Quercus peduneuläta beobachtet, die sich nach entgegen- 
- gesetzter Richtung bewegt. 'Er fand den ’Strauch im Juli 1879 unweit 
Königsdamm bei Berlin. Während bei der ®. sessiliflora var. Darwin 
die Seitenlappen der Spreite verlängert und durch tiefe Buchten von 
einander getrennt sind, ist 'hier’die' Lappung der 'Spreite fast ganz 
verschwunden "und nur’ durch meist 'ganz flach hervorragende Aus- 
randungen angedeutet. Der Rand ist daher fast ganzrandig oder 
mehr oder weniger wellig. ‘Die Spreite hat 'oft die Breite der nor- 
malen Blattspreite, selten übertrifft sie dieselbe etwas; die Blätter 
schwächerer Sprosse zeigen oft eine schmale Spreite mit zuweilen 
etwas stärker gewelltem Rande; stets ist aber auch hier die Lappen- 
bildung ganz reducirt und erscheint nur als' vorspringende Wellung 
des Randes. 

Das spontane Auftreten dieser Variationen, die‘ sich nach ent- 
gegengesetzter Riehtung in der Ausbildung desselben Organs bewegen, 
hat ’um so 'grösseres Interesse, als es in-der grossen Gattung Quercus 
bekanntlich sowohl Arten mit stets ungeteilter Blattspreite, als solche 
mit'stets tief! gelappter Blattspreite giebt. 


Sodann: sprach; Herr P. Magnus; über anomale Narbenbildung am 
Spreitenteile des Fruchtblattes bei: Dikotylen. In diesen Sitzungsber. 
1876 5. 77 hatte Vortr. beschrieben, wie an carpellomanen Blüten 

6* 


84 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


von Papaver sommiferum L. jedes Carpell des äusseren Kreises an der 
Basis seines Rückens auf seiner rechten und linken Hälfte je eine 
Excrescenz trägt, die sich mit der des benachbarten Carpells 
zu einem schuppenartigen Anwuchse vereinigt. Wo die Ver- 
wachsung der benachbarten Carpelle unvollständig geblieben ist und 
der freie Teil ihrer Ränder daher tief herunter reicht, tritt auch an 
der basalen Schuppe eine tiefe Einfaltung in ihrer Mitte auf und liegt 
dann jede so geschiedene Hälfte der basalen Schuppe in der direeten 
Fortsetzung eines jeden der etwas zurückgeschlagenen Ränder der be- 
nachbarten Carpelle. Die Bildung dieser basalen Schuppen entspricht 
daher der marginalen Narbenbildung bei Papaver. Die Schuppen sind 
Narbenbildungen der Basis der Ränder der Fruchtblätter, doch unter- 
scheiden sie sich von den Narben durch ihre harte, nicht papillöse 
Oberfläche. 

Von ganz besonderem Interesse war es Vortr. in den Culturen 
des Herrn Dr. Lehmann in Pirna einen Stock einer Degonia anzu- 
treffen, an deren Blüten häufig auf den Flügeln des unterständigen 
Fruchtknotens Narbenbildung auftritt. Diese Narben bleiben im Gegen-. 
satze zu den normalen Griffelnarben kurz kissenförmig; sie sind mit 
Narbenpapillen dicht bedeekt und führt von ihnen ein leitendes Ge- 
webe durch den Flügel. Der Flügel ist die Mediane des einzelnen 
Fruchtblattes. Hier treten also im Gegensatze zu Papaver die Narben 
am Spreitenteile der Carpelle in deren Mediane auf, was der earinalen 
Stellung der Griffel bei den. Begoniaceen entspricht, ebenso wie der 
marginalen Narbenbildung der Fruchtblätter der Papaveraceen die 
marginale Stellung der anomalen Narbenbildung am Rande der Car- 
pellarspreite correspondirt. 


Ferner sprach Herr P. Magnus über das monströse Auftreten 
eigentümlicher submarginaler Exerescenzen an den Fiedern von Adi- 
antum. Herr Universitätsgärtner Lindemuth machte Vortr. freund- 
lichst auf einen Stock von Adiantum Farleyense Moore aufmerksam, 
der an mehreren Blättern nahe unter dem Rande der Fiedern auf 
deren Rückseite schmale zungenförmige Excrescenzen trug. Die grüne 
Blattsubstanz des Fiederchens hört mit einer unregelmässigen Linie 
auf, jenseits deren sich die Blattfläche mehr oder minder als farb- 
loses von zarten Nerven durchzogenes Häutchen fortsetzt, das mit 
unregelmässigem Rande aufhört. Die Zellen dieses hellen Teiles der 
Blattlamina enthalten. kein Chlorophyll und fehlen meist die Innen- 
zellen; wo sie vorhanden, sind sie nicht wie im grünen Teile durch 
Intercellularräume von einander getrennt; die ganze Beschaffenheit 
dieses. farblosen Randteiles gleicht sehr der Beschaffenheit des am 
normalen. fertilen Fiederchen von Adiantum zurückgeschlagenen den 
Sorus ‘tragenden Blattrandes. An der Grenze des grünen und des 


Sitzung vom 24. November 1882. 85 


schmalen hellen Teiles des Blattfiederchens treten nun auf der Unter- 
seite zahlreiche lange schmale einfache oder wenig verzweigte Zipfel 


Adiatum Farleyense Moore 


aus dem Berliner Universitätsgarten Oktober 1882. 
Mit linearen Auswüchsen unter den bleichen Randteilen steriler Blattfiedern. 


auf, die mit ihrer Fläche in der Verlängerung der Ebene der Fieder- 
spreite liegen, sodass sie bei oberflächlicher Betrachtung der Fiedern 
von unten als der vielfach eingeschnittene Rand der Fiedern erscheinen, 
wie ihn die Fiedern von A. Farleyense normal haben. Diese schmalen 
linearen Excrescenzen sind von Nerven durchzogen. Wenn man mit 
Kali aufhellt, kann man sehen, .wie die im grünen Teile der Fieder- 
spreite nach dem Blattrande verlaufenden Nerven 'sich ziemlich weit 
unter dem Abgange der linearen Exerescenzen und dem Beginn des 
farblosen Randteiles senkrecht zur Blattfläche teilen. ‘Von diesen 
Teilen der Blattnerven tritt der stärkere untere Teil in die linearen 
Exerescenzen und verzweigt sich dort nur dann, ‘wenn die Exceres- 
cenz sich verzweigt, wo dann eben Zweige der Nerven in die Aus- 
zweigungen der Exerescenz treten. Der schwächere obere Teil des 
senkrecht zur Spreite verzweigten Nerven tritt hingegen in den farb- 
losen Randteil ein, sich dort noch diehotom verzweigend. 

So weit die Beschreibung der Bildung. Es frägt sich nun, wie 
man sie deuten, wie man sie morphologisch auffassen soll. Es ist 
schon recht schwer zu entscheiden, was an der Bildung das Accesso- 


86 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


rische, das Hinzugekommene :ist., Vortr. nannte immer die linealen 
unter dem farblosen Randteile abgehenden Zipfel. die Exerescenzen; 
aber er hob schon hervor, ‚dass sie den Randzipfeln gleichen, indie 
der normale Fiedler von A. Farleyense Moore an den kräftigeren We- 
deln zerteilt ist. Vortr. fragte sich. daher, ‚ob nicht die. von ihm als 
farblose Blattrandteile ‚der.-Fiedern . bezeichneten Stellen ‚den. Ver- 
wachsungsbrücken zwischen den. durch ‚Faltung und Einbiegung nahe 
gebrachten Rändern von Buchten des Blattrandes entsprechen könnten, 
wie Vortr. die-Bildung von solchen. schwimmbhautartigen Verwachsungs- 
brücken an den: mit einander; verwachsenen Blättern: vieler Orchideen- 
blüten nachgewiesen und ‚deren, Zustandekommen erörtert, hat in.den 
Sitzungsberichten des ‚Botan.|, Vereins der. Prov., Brandenburg Jahrgang 
1880 8... 100 ff... , Aber. ‚der. Umstand, dass sie, von. Nerven . dureh- 
zogen sind, die von einer tief unter. dem Beginne der farblosen; Rand- 
teile statthabenden Teilung der nach dem Rande verlaufenden Nerven 
ihren Ursprung nehmen, muss ihre Auffassung als Verwachsungs- 
brücken zurückweisen, und müssen wir demnach die linealen hervor-- 
tretenden Zipfel als Excrescenzen der Blattfläche betrachten. 

Wem entsprechen sie nun? Haben sie noch eine besondere 
morphologische Beziehung? Das wäre nun zu untersuchen. 

A. Farleyense Moore (Gardeners’ Chroniele und Williams Select 
Ferns p. 58 e. icon. Xylogr.) ist bis jetzt, wie dem Vortr. auch der Farn- 
kenner Herr Dr. M. Kuhn auf seine Aufrage bestätigt hat, miemals 
fructifieirend gesehen worden. Es ist nach J. Smith, Historia filieum 
p- 276, eine hybride Pflanze, worauf Herr Dr. Kuhn den Vortr. freundlichst 
aufmerksam machte. Es steht dem 4. ienerum nahe, bei dem die 
Sporangien nur auf dem Rücken der Nerven sitzen, die in den zu- 
rückgeschlagenen fructificirenden Zipfel ‚eingetreten sind. Bedenken 
wir nun, dass die. farblose Blattrandpartie der monströsen Fiedern von 
A. Farleyense Moore, \,am ‚deren: Anfange:. die. pfriemenförmigen! Ex- 
crescenzen abgehen, sehr ähnlich in ihrer Beschaffenheit den zurück- 
geschlagenen .den; Sporangiennerv tragenden Blattzipfeln der normalen 
fructifieirenden Fiedern von Adiantum. ist, so. möchte. man ‚vielleicht 
die abgehenden , pfriemenförmigen ,. von; Nerven durchzogenen. ‚Exeres- 
cenzen als Ausbildung .des. Fruchtbodens: der Sori der normalen; Frucht- 
fiedern von Adriantum ansprechen... Es..wäre. dies. vielleicht ‚eine. Art 
ähnlichen Vergrünungsprocesses, wie sich in vergrünenden Carpellen die 
randständigen ‚Placenten ‚zu einem ganzen,. gesägten oder: gefiederten 
Blattrande ausbilden: nach, der, Auffassung des. Vortr., während. andere 
solche Fiedern als umgewandelte Ovula auffassen.. ‚Diese beiden Auf- 
fassungen bedingen: übrigens für den ‚Vergleich vorliegender Bildung 
keinen bedeutenden Unterschied, da Vortr. den ganzen Sorus, nicht 
das einzelne Sporangium als Analogon des Ovulums der Phanerogamen 
auffasst; siehe Beiträge zur Kenntnis; der Gattung Najas. S..40 Anm, 


Sitzung vom 24, November 1882. 87 


und anderswo. Dem widerspricht nicht, dass Vortr. diese monströsen 
Fiedern nur an einem Stocke von A. Farleyense im Berliner Universi- 
tätsgarten finden konnte, während sie an den Stöcken im Botanischen 
Garten stets fehlten. 

Nachdem Vortr. durch Herrn Lindemuth diese Bildung an A. 
Farleyense Moore im Berliner Universitätsgarten kennen gelernt hatte, 
fand er daselbst noch ein zweites Advantum mit ähnlichen Bildungen, 
nämlich einen als A. magnificum bezeichneten Stock. Dieser zeigte 
fructifieirende Fiedern, die an einem Teile ihres Randes, meistens an 
vorragenden Partien, normale Sori auf zurückgeschlagenen Randlappen 
tragen, und dazwischen, häufig an Buchten des Randes, solche mon- 
ströse Bildungen, wie die monströsen Fiedern von A. Farleyense zeigen, 
also an den Buchten einen farblosen Rand zeigen, von dessen Grenze 
am grünen Fiederteile sich pfriemenförmige Exerescenzen erheben. 


Adiantum magnificum 


aus dem Berliner Universitätsgarten Oktober 1882. 
Mit linearen Auswüchsen unter den sterilen bleichen Randteilen fertiler Blattfiedern. 


Nie erheben sich solche Excrescenzen, wo Sori normal ausgebildet sind, 
sie treten stets nur an den Randpartien auf, die keine Sori tragen, 
bei denen sich der farblose Blattrand nicht einrollt, sondern ausge- 
breitet bleibt. Dies scheint dem Vortr. einigermassen für die zweite 
ausgeführte Auffassung zu sprechen. 

Vortr. will diese Besprechung nicht schliessen, ohne darauf hin- 
zuweisen, dass diese pfriemenförmigen, von Nerven durchzogenen Ex- 
erescenzen eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Phonomen darbieten, 
das Vortr. in seinen handschriftlichen Aufzeichnungen als „heraus- 
tretende Nerven“ bezeichnet hat. Bei vielen Blättern, z. B. von 
Oroton spirale und anderen Oroton-Arten, bei den Deckblättern der In- 
florescenzen vieler Gräser, z. B. Avena, bei vielen Blättern von Statice 
Limonium und vielen anderen treten die Mittelrippen nahe unter der 


88 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


Blattspitze auf dem Rücken ‚heraus, und bleibt in der Spitze nur noch 
ein schwaches Nervennetz. Diesen heraustretenden Mittelrippen können 
die sich erhebenden, von Nerven durchzogenen, pfriemförmigen Ex- 
erescenzen der Adiantum-Blätter recht wohl verglichen werden, obwohl 
den erwähnten Blättern die heterogene Beschaffenheit der Spreite über 
den Austritt der Mittelrippe abgeht. Dieser treffende Vergleich wider- 
spricht selbstverständlich nicht der Auffassung, dass die heraustretenden 
Nerven der monströsen Adiantum-Fiedern den die Sori tragenden 
Nerven der normalen Fruchtlappen entsprechen möchten. 

Die beigegebenen Figuren hat Herr Lehramtscandidat C. Müller 
bei mir nach der Natur gezeichnet. 


Herr A. Westermaier sprach über das Hautgewebesystem. Der 
Inhalt dieses Vortrages ist in den Sitzungsber. der Kgl. Akad. der 
Wiss. 1882 S. 837 ff. mitgeteilt. 


Herr E. Jacobasch teilt mit, dass er am 17. Oktober dieses 
Jahres in einem Vorgarten in Moabit Zris germanica L. sehr zahlreich 
und üppig blühend angetroffen hat. Da nur erst die obersten Blüten 
entfaltet und zahlreiche Knospen vorhanden waren, so ist anzunehmen, 
dass erst der am 13. November eingetretene Frost diesem zu dieser 
Jahreszeit wohl äusserst selten vorkommen Blütenschmuck ein Ende 
semacht. 

In .der ersten Hälfte des November fand Vortr. häufig junge aus 
ausgefallenen Samen der Sommerernte entwickelte Exemplare vor 
Pisum sativum blühend. 

Ebenfalls in diesem Monat hlühte i in den Gärten von Friedenau 
und Schöneberg. noch Dianthus Caryophyllus 1. 

Und noch jetzt nach dem Froste, 24. November (bis 1. December) 
bemerkte Vortr. in Schöneberg Antirrhinum majus L. vollständig un- 
versehrt in schönster Blüte. 

Auch Matricaria discoidea DC. wurde vielfach den November 
hindurch noch in kräftigen Exemplarer blühend angetroffen. 

Sodann legt Vortr. eine bisher noch nicht unterschiedene Form 
von Collybia velutipes Curt. vor, die derselbe seit einigen Jahren an 
Weidenstämmen auf den Wiesen bei Schöneberg beobachtet. Dieselbe 
macht sich kenntlich durch trockenen, selbst bei feuchter Witterung 
nicht. schmierigen, dick-fleischigen, gewölbten, etwas gebuckelten, 
auf dem Scheitel bräunlich orangefarbigen, am Rande citrongelben 
Hut, durch kahlen, gelblich-weissen oder unten bräunlich angehauchten, 
vollen, nur selten erst später etwas hohl werdenden Stiel und durch 
meist ‘weissbleibende Lamellen. Ihres fleischigen Hutes und vollen 
Stieles wegen nennt Vortr. sie C. velutöpes Curt. forma solöda. Dieselbe 
kommt ‚nur in einiger Höhe über dem Erdboden an Baumstämmen, 


Sitzung vom 24. November 1882. 89 


nie am Grunde derselben oder auf der Erde selbst vor; deshalb ist 
der Fuss auch nie rübenförmig verdünnt. 

Die Unterscheidungsmerkmale zwischen dieser und der Haupt- 
form sind also folgende: 


Collybia 
velutipes Curt. forma solida E.J. 
Hut: schmierig, nicht schmierig. 
dünn, dick-Heischig, 
flach gewölbt, stark gewölbt, etwas gebuckelt, 
schmutzig-bräuniich, am Rande auf dem Scheitel bräunlich-orange- 
orangefarben bis gelb; farben, am Rande citrongelb; 
Lamellen: weiss, bräunlich- weiss bleibend; 
selb werdend; 
Stiel: ziemlich dünn, ziemlich dick, 
von Anfang an hohl, voll, selten später hohl, 
sammethaarig, kahl, 
zimmetbraun bis schwärzlich- gelblichweiss oder unten bräunlich 
braun, angehaucht, 
am Grunde rübenförmig am Grunde nicht rübenförmig 
verdünnt. verdünnt. 


Herr P. Magnus teilte mit, dass er Aubus laciniatus an mehre- 
ren Zweigen blühend im Freien an der Wand eines Gewächshauses 
im Berliner Botanischen Garten am 9. November angetroffen hat, so- 
wie dass er Pholadelphus coronarius mit beblätterten an der Spitze 
frisch auswachsenden Schossen im November im Tiergarten und in 
Vorgärten in Schöneberg beobachtet hat. Auch zeigten sich die 
Knospen von Syringa vulgaris an den genannten Stellen in Schöne- 
berg und im Tiergarten schon stark angeschwollen und aufbrechend. 
Auch Oydonia japonica zeigte in sonnig gelegenen Vorgärten wieder 
bereits aufbrechende Blütenknospen im November'). Weit bemerkens- 
werter aber sind die ausgedehnten Beobachtungen, die Herr Rittmeister 
"vw. Seemen (vgl. S. 73) in den Rüdersdorfer Kalkbergen angestellt hat. 
Herr v. Seemen traf dort am 30. Oktober 1882 in Blüte folgende Arten: 

1. Anemone silvestris lı. Diese Art hatte in einzelnen Exemplaren 
während des ganzen Sommers geblüht. Im September mehrte sich 
jedoch diese Erscheinung in dem Masse, dass am 17. September die 
blühenden Exemplare zu Hunderten zu finden waren, und zwar zeich- 
neten sich die Pflanzen sowohl in den Blättern als in den Blüten durch 
eine auffallend üppige Vegetation aus, sodass die Pflanzen in allen 
Teilen grösser erschienen, als bei den Exemplaren der ersten regel- 
mässigen Blütezeit. Noch am 30. Oktober waren an mehreren Stellen 


1) Vel. meine Ausführungen in diesen Verhandlungen 23. Jahrg. 1881 S. XXIX, 


I0 


Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


zahlreiche blühende Exemplare vorhanden, die aber nun meistens in 


allen Teilen kleinere Dimensionen zeigten. 


Auch fanden sich mehr- 


fach vollkommen ausgebildete Fruchtexemplare. 


2. Ranunculus Flammula 1. 

3. R, repens L. 

4. R. bulbosus L. 

5. R. acer L. 

6. Delphinium Oonsolida L. 

7. Turriis glabra L. 

3. Sisymbrium oficinale Scop. 

9. Helianthemum Chamaecistus Mill. 
10. Viola trieolor L. 

11. Dianthus Carthusianorum L. 


. Saponaria ofieinalis L. 

. Silene chlorantha Ehrh. 

. Melandryum album Greke. 
. Agrostemma Gihago L. 

. Cerastium triviale Lk. 

. Geranium sangwineum L., war 49. 
50. 
Hl! 
82. 
93! 
54. 
38. 
56. 
DE. 
58. 
59. 
60. 
61. 
62. 
63. 
64. 
68. 
66. 
67. 
68. 
69. 
70, 
TVaks 
72% 
13: 
74. 


in grosser Menge zu finden. 


. @. columbinum L. 

. Ononis repens L. 

. Anthyllis Vulneraria L. 

. Melıilotus ofhicinalis Desr. 
. M. albus Desr. 

. Trifolium pratense L. 

. T. repens 1. 

. T. procumbens L. 

. Coronilla varia L. 

. Ornithopus sativus Bernh. 
. Pisum sativum L. mit Blüten und 


Früchten mehrere Exemplare. 


29. Fragaria collixaEhrh. zahlreich 


mit Blüten und Früchten in den 
verschiedenen Stadien der Reife 
an derselben Pflanze. 


. Potentilla incana Fl. Wett. 
. P. verna \L. 


. Rosa canına L. f. dumetorum 


Thuill. 


. R. rubiginosa L., beide mit Blü- 


ten, die aus der fruchttragenden 
Inflorescenz des Frühlings aus- 
gesprosst sind. 


34. 
. Pastinaca sativa ].. 

. Daucus Carota L. 

. Galium verum L. 

. Valeriana ofhieinalis L. 

. Scabiosa Columbaria L. 

. Aster Amellus L. 

. Bellis perennis L. 

. Erigeron canadensis 1. 

. Bolidago Virga aurea L. 

. Helichrysum arenarium DC. 
. Achillea Millefolium L. 

. Anthemis tinctoria L. 

. 4. Cotula L. 

48. 


Pimpinella saxifraga L. 


Senecio Jacobaea L. 
Oalendula oficinalis L. 
Oirsium palustre Scop. 

©. lanceolatum Scop. 

©. acaule All. 

Cardwus nutans L. 
Oarlina vulgaris L. 
Centaurea Jacea L. 

©. Cyanus L. 

0. Scabvosa L. 

©. maculosa Lmk. 
Oichorium Intybus L. 
Leontodon hispidus L. 
Tragopogon pratensis L. 
T. orientalis L. 
Hieracium Pilosella L. 
H. boreale Fr. 

A. praealtum Nill. 
Jasione montana L. 
Anchusa ofhcinalis L. 
Echium vulgare L. 
Lithospermum ofhcinale L. 
Lappula Myosotis Mnch. 
Linaria vulgaris Mill. 
Veronica Tournefortiüi Gmel. 
Salvia pratensis L. zahlreich. 
Thymus Serpyllum L. 


Sitzung vom 24. November 1882. 91 


75. Calamintha Acinos Clairv. 78. Brunella grandiflora Jacg. 
16. Stachys recta L. 19. Armeria vulgaris Willd. 
17. Marrubium vulgare L. 

Bei der Mehrzahl dieser Arten handelt es sich um eine continuir- 
lich bis in den hohen Herbst hinein fortgesetzte Vegetation, wie sie 
bei nassen Sommern und milder und feuchter Witterung im Oktober 
sich bei uns einzustellen pflegt.. Bei andern hingegen ist durch den 
nassen und milden Nachsommer und Herbst‘ eine zweite: Vegetation 
seweckt worden, die normaler Weise erst ins kommende Frühjahr gehört, 
so bei den Aanunculus-Arten, Viola trieolor 2. ,T., wie. Vortr. "auch 
in Gärten beobachtet hat, bei Potentilla incana und verna.L., sowie bei 
Hieracium. Pilosella L. und H. praealtum L. Bei einigen: dieser For- 
men, wie z. B. Turritis glabra, Tragopogon. 2. T., Viola trieolor form. 
arvensis 2. T., Silene chlorantha, Rosa canina und rubiginosa L. handelt 
es sich um Austriebe an alten Stöcken resp. Infloreseenzen, die-nor- 
mal zu unterbleiben pflegen, wahrscheinlich weil die Winterkälte den 
erschöpften Schaft,‘ Inflorescenz, oder krautartigen Stengel: leicht 
tötet, wie Vortr. solches Aussprossen ganz ähnlich an den Inflores- 
cenzen von Teesdalea nudicaulis kennen gelernt und besprochen hat!). 
Am interessantesten ist aber das Verhalten der Anemone silvestris, bei 
der einerseits an vielen Stöcken eine continuirliche Fortsetzung: der 
Vegetation während des ganzen Sommers eingetreten, andererseits 
schon im September und Oktober ein Austreiben und Blühen der 
Schosse eingetreten ist, die bei normaler Vegetation erst im nächsten 
Frühjahre zur Entwickelung kommen würden. Diese auf sonnigem 
kalkreichen Boden auftretende Pflanze muss in nassen Sommern um 
so leichter zur Fortsetzung und Aufnahme ihrer Vegetation veran-- 
lasst werden. ; 

Ausserdem teilte Herr v. Seemen Vortr. noch ‚mit, dass er am 
10. November in Gütchendorf bei Trebbin Gnaphalium. luteo-album 
reichlich blühend antraf. 

Nachsehrift. Auf. meine Bitte. ‚sandte. mir. freundliehst. Herr 
Rittergutsbesitzer M. v. d. Borne eine Sammlung Pflanzen zu, die 
er am 29. November 1882 auf seinem Gute Berneuchen bei Neudamm 
in der Mark gesammelt hatte. Er traf folgende in Blüte: Zamium 
purpureum, L. album, Capsella  bursa pastoris, Taraxacum ofici- 
nale, Stellaria media, Bellis perennis, Ranunculus Flammula, Sonchus 
oleraceus, Benecio vernalis, 8. vulgaris, Linaria Oymbalaria, Geranium 
columbinum, Heracleum Sphondylium, Urtica urens und Poa annua, 

Ferner, sandte er frische grüne austreibende Zweige von Ülematis 
Viticella und. Rosa camına, frische grüne Blätter von Anthriscus vul- 
garis, sowie Corylus Avellana mit aufbrechender Laubknospe und 


1) S. diese Verhandlungen 23. Jahrg. 1881 8. XXX. 


92 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


Syringa vulgaris und 8. chinensis mit stark angeschwollenen Laub- 
knospen. Auch hier handelt es sich bei der Mehrzahl um eine con- 
tinuirlich bis Anfang December fortgesetzte Vegetation, während wir 
es bei Ranuneulus Flammula, Olematis Viticella, Rosa canina, Corylus 
Avellana, Syringa vulgaris und 8. chinensis mit Vegetationserscheinungen 
zu thun haben, die normal erst in der nächsten Vegetationsperiode 
im kommenden Frühjahre eintreten. 

Zu der letzteren Erscheinung vorausgeeilter Entwickelung möchte 
auch in unserer Breite gehören, dass, wie mir Herr Inspector Lauche 
freundlichst mitteilte, Jasminum nudiflorum bei ihm auf der Gärtner- 
lehranstalt in Wildpark bei Potsdam am 16. December 1882 im Freien 
in voller Blüte steht, wie das auch in früheren Jahren bei dieser Art oft 
eintrat; hingegen ist diese Art bei Herrn Dr. Bolle auf der Insel Schar- 
fenberg in diesem Jahre noch völlig in Knospen, was vielleicht da- 
mit zusammenhängt, dass dieser Stock zuletzt im Mai und Juni aus- 
nahmsweise reichlich geblüht hatte. Dagegen stehen am 17. December 
1882 auf der Insel Scharfenberg, wie mir Herr Dr. Bolle freundlichst 
mitteilt, Lonicera semperflorens, L. Periclymenum und Cornus sangwinen 
in Blüte. Bei Zonicera semperflorens handelt es sich wieder um eine 
continuirlich bis in den Herbst fortgesetzte Vegetation, während es 
sich bei L. Perichymenum und Cornus sanguwinea wieder um eine zweite 
vorauseilende Jahresvegetation handelt. 

Ferner teile ich noch mit, dass Herr Rittmeister v. Seemen 
noch viele blühende Viola tricolor auf frischen Aeckern bei Trebbin 
am 27. December 1582 angetroffen hat. Ein besonderes Interesse ge- 
währt noch, dass Zrophila verna, wie Herr Prof. Thomas beobachtet 
hat, bereits am 20. Oktober 1882 bei Ohrdruf (Herzogt. Gotha) 
auf Kieswegen im Schlossgarten in schattiger Lage in reicher Blüte 
stand und schon junge Früchte angesetzt hatte. Diese blühenden 
Pflänzchen, die Herr Prof. Thomas mit eingesandt hatte, gehören einer 
zweiten Generation an. 

Auch bei Berlin hat Herr Hunger im Januar 1883 EZ. verna 
reichlich in Blüte angetroffen. Am 3. Januar 1883 fand Herr H. Heese 
bei Potsdam »tellaria media mit offenen Blüten, die an den mitge- 
teilten Blüten stets auffallend kleine Petala tragen, ausserdem noch 
in.Blüte Zamium purpureum, Senecio vulgaris, Poa annua und Viola 
Fricolor var. arvensis, grüne frisch ausgetriebene Zweige an Nepeta 
Cataria, Sambucus vacemosa und Ribes alpinum. Bei letzteren waren 
nur die Zweigsprossen ausgetrieben, was hervorgehoben werden muss 
im Gegensatze zu dem Strauche in Nikolskoe, der in vielen Jahren, 
wie Vortr. wiederholt in diesen Berichten mitgeteilt hat, im Herbste 
bereits Blütentrauben entwickelt hat, während die zu den Blütentrau- 
ben gehörigen Laubsprosse erst im folgenden Jahre erschienen.] 


Sitzung vom 24. November 1882. 93 


Herr P. Ascherson erwähnte im Anschluss hieran, dass Herr 
G. Ruhmer, von dessen Reise durch Italien bis jetzt sehr günstige 
Nachrichten eingetroffen seien, auf der Fahrt von Berlin nach Heidel- 
berg am 10. November mehrfach Sarothammus scoparius (L.) Koch in 
Blüte gesehen habe. Bei Herrn W. Lauche blühte Jasminum nudi- 
forum schon am 15. November. 

Ferner legte Herr P. Ascherson das nunmehr abgeschlossene 
Werk von C. F. Nyman: Conspectus Florae Europaeae. Oerebroae 
1878—1882 und die erste Hälfte des 5. Bandes von Boissiers Flora 
Orientalis vor. Eine ausführliche Besprechung des letztgenannten sich 
nunmehr der Vollendung rasch nähernden Werkes hat Vortr. in der 
Botan. Zeitung 1883 Sp. 162 ff. veröffentlicht. Was das Nyman’sche 
Buch betrifft, so sind die Vorzüge dieser unerschöpflichen Fundgrube 
mit Riesenfleiss und mit umsichtiger Kritik gesammelter, wohl geord- 
neter Thatsachen, die kein Pflanzengeograph und kein Freund der 
einheimischen Flora entbehren kann, allgemein anerkannt. Bei der 
srossen Autorität, die dieses Werk mit Recht besitzt, ist aber gegen 
einzelne Missgrifte derselben um so lauter Protest zu erheben. Na- 
mentlich betrifft dies die Nomenclatur der Atröplex-Arten. Vortr. 
hatte vor 10 Jahren (App. ind. sem. hort. Berol. 1872 p. 2; Just 
botan. Jahresbericht 1873 S. 619) nach dem Befunde der Linne’schen 
Sammlung und. kritischer Erwägung der Linne’schen Schriften nach- 
gewiesen, dass die bis dahin allgemein als A. laciniata bezeichnete 
südosteuropäische Art mit der Linne’schen gleichnamigen Art nichts 
zu thun habe, vielmehr auf Grund des im Linne’schen Herbar vor- 
handenen Original-Exemplars, auf welches allein der grosse Phyto- 
graph seine Art begründet, A. tatarica L. darstelle, die man bis dahin 
irrtümlich in A. oblongifolia W.K. gesucht hatte. A. laciniata L. 
kann dagegen, wenn man diesen Namen überhaupt beibehalten will, 
nach der ursprünglichen Diagnose und dem typischen Exemplar der 
Linne’schen Sammlung nur jene nordwesteuropäische Strandpflanze 
heissen, welche später die Namen A. farınosa Du Mortier (nec Forsk.) 
und A. arenaria Woods (nec H.B.Kth.) erhalten hat. Diese vom Vortr. be- 
richtigte Nomenclatur ist seitdem von so competenten Beurteilern wie 
Garcke, Kerner, Celakovsky, Gesati, Boissier angenommen 
worden; Nyman sucht aber einen unmöglichen Mittelweg zwischen 
Wahrheit und Irrtum, indem er zwar den thatsächlichen Ermitte- 
lungen des Vortr. gerecht zu werden sucht, die alte Nomenelatur aber 
doch beibehält. A. oblongifolia W.K. heisst bei ihm „A. tatarica L. 
(auet.)“ [richtiger: A. tatarica auct. nec L.]; 4. tatarıca L. „A. laci- 
niata L. sp. p. p. [richtiger: ne minima quidem pro parte] mit dem 
Citat „A. tatarıca L. hb. (sec. Aschs.).“ 4A. laciniata L. endlich A. 
arenaria Woods mit dem Citat „A. laciniata L. sp. p. p.“ Wie un- 
logisch dies Verfahren ist, bedarf keiner weiteren Ausführung. Eben 


94 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


so wenig ist es zu entschuldigen, dass Verf. unsere europäischen Hy- 
drilleen als Udora occidentalis „Spr.“ [richtiger Koch], U.? lithuanıca 
Bess. und Anacharis Alsinastrum Bab. aufführt und die von R. Caspary 
vor einem Vierteljahrhundert auf Grund sorgfältigsten Studiums der 
Pflanzen und der Litteratur festgestellte Nomenclatur in die Synonymie 
verweist. 


XCV. Sitzung vom 29. December 1882. 


Vorsitzender: Herr A. Garcke. 


Der Vorsitzende proclamirte als neu aufgenommene Mitglieder 
Herrn stud. phil. P. Forkert hier, Herrn Apotheker Scharlok in 
Graudenz und Herrn Lehrer Langfeldt in Uk bei Bollersleben in 
Schleswig. 


Herr E. Heinricher (Gast) teilt an Blüten von Alisma parnassı- 
folium (Bassi in Linne Syst. Veg. ed. XII. 1767, syn. Echinodorus 
parnassifolius Engelm.) gemachte Beobachtungen mit. 

Die untersuchten Pflanzen stammten aus Salurn in Südtyrol. 
Die Blüten wichen vorwiegend im Androeceum von dem für die 
Gattung Alısma als typisch angesehenen Baue ab. Die Mehrzahl der- 
selben hatte keinen 6gliedrigen, äusseren Staminalwirtel, — der allen 
Gattungen der Alismaceen eigen sein soll, — sondern einen drei- 
gliedrigen, dem aber noch ein innerer dreigliedriger hinzugefügt war. 
Doch wiesen andere Blüten 7—9 Staminen, wobei dann an einzelnen 
oder an allen Punkten des äusseren Staminalkreises „Dedoublement“ 
eingetreten war. Im letzteren Falle war sonach Uebereinstimmen 
mit dem für Echinodorus parvulus angegebenen Diagramm erreicht. 

Die Carpiden entstehen in wirteliger Folge, die vorausgehende 
Trimerie fortsetzend; auch hier herrscht im äusseren Wirtel Neigung 
zum „Dedoublement.“ Die Zahl der Carpiden wurde zwischen 7—13 
schwankend gefunden. 

Der Vortragende glaubt seine Beobachtungen dahin deuten zu 
dürfen, dass „Dedoublement“ im äusseren Staminalkreis nur dann er- 
folge, wenn an der Blütenanlage die Lücke zwischen Sepalen und Pe- 
talen zur Anlage eines einzelnen Gliedes relativ zu gross werde. So 
würde für das Dedoublement (welche Bezeichnung dann allerdings 
nur für das pestgenitale Dedoublement anwendbar wäre) eine causale 
Begründung geschaffen, während das congenitale Dedoublement nur 
der ideale Ausdruck einer Vorstellung ohne causale Beziehung sei. 
Auch die Entwickelungsgeschichte der Alsma-Blüte scheint Vortra- 
gendem für diese Ansicht zu sprechen. Im speciellen Falle von Alisma 
sei die Ursache für das Dedoublement (Einschiebung neuer Glieder, 


96 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


Anlage zweier gesonderter Glieder an Stelle eines) wahrscheinlich in 
dem an der Blütenanlage, zwischen der Grösse der Sepalen und: Pe- 
talen, herrschenden Missverhältnis gegeben. In anderen Fällen führen 
blos Verkleinerung der Glieder des folgenden Wirtels oder combinirte 
Factoren dazu. — Die Thatsache der Descendenz der Formen erleidet 
nach des Vortragenden Ansicht keine Einbusse, wenn man sich selbe 
durch mechanische Bedingungen mitgeregelt vorstellt. 

Diese Vorkommnisse an Alısma parnassifolium waren der bo- 
tanischen Welt bisher nicht bekannt; dies bestätigen die Angaben sowohl 
vieler Floren, als auch dies, dass Buchenau!) und Eichler?) ihrer 
nicht erwähnen. Nur Micheli°) erwähnt die thatsächlichen. Ver- 
hältnisse, doch ganz kurz, ohne auf die interessanten Erscheinungen 
irgend einzugehen. 

Nach Micheli wäre für die Europa bewohnende Form von Alisma 
parnassifolium & minus ein dreigliedriger äusserer und innerer Stami- 
nalkreis sogar Regel. Dem Vortragenden scheint dies noch teilweise 
fraglich und er hält weitere Untersuchungen von A. parnassifolium, 
dessen Materiale den verschiedensten Standorten zu entnehmen wäre, 
für nötig‘). — 


Herr E. Jacobasch macht folgende Mitteilungen: | 

1. Dianthus Caryophyllus L., der im November Knospen. hatte, 
ist jetzt, trotz des vorangegangenen Frostes, in einem Vorgarten 
Schönebergs halb aufgeblüht. 

2. Antirrhinum majus L. steht auch nach dem Froste noch in 
Blüte. 

3. Blüten von bei Friedenau am 17. December gesammelter Co- 
lutea arborescens L. zeigen nur Fahne und Schifftehen durch den: Frost 
etwas ausgebleicht; die Flügel und die inneren Blütenteile sind aber 
unversehrt, ja der Pollen ist reichlich ausgetreten und auf der Narbe 
ausgestreut. 

4. Ein bei Friedenau gesammeltes Helichrysum arenarium DC. 
hat einen Seitenstengel getrieben, der am 17. December in Blüte stand. 

5. Die Gartenform von Viola tricolor L., aus im Juli gesäten 
Samen gezogen, blüht in Gärtnereien in Friedenau und Schöneberg, aus- 
gedehnte Beete bedeckend, so schön und üppig wie im Sommer, trotz- 
dem der vorher herrschende Frost, dem sie ungeschützt ausgesetzt 
gewesen, sie getötet zu haben schien. 

1) Index criticus Butomacearum, Alismacearum etc. in Abh. d. naturwiss. 
Ver. zu Bremen 1871. 

2) Blütendiagramme, Bd. I. 1875. 

3) In „Monographiae Phanerogamarum Prodromi nune continuatio nunc revisio, 
auctoribus A. et C. De Candolle,“ Vol. III. Paris, G. Masson 1881. 


#) Eingehender werden diese Beobachtungen im Verbande mit anderen blüten- 
‚morphologischen Untersuchungen an anderer Stelle dargelegt werden. 


Sitzung vom 29. December 1882. 97 


6. In dem Garten des Herrn Rentier Pobel in Friedenau be- 
merkte Vortr. am 17. December vor der den Stürmen ausgesetzten 
und von der niedrigstehenden Wintersonne nicht getroffenen Nord- 
seite der Villa Cheiranthus Cheiri L. blühend. Der schwache, wenige 
Tage später eintretende Frost hatte diese Blütentrauben geknieckt; die 
nachher sich wieder einstellende warme Witterung hat aber neue 
Blüten zur Entwiekelung gebracht, die von dem Besitzer, soweit sie 
von seinen Kindern nicht bereits abgepflückt waren, dem Vortr. freund- 
lichst mitgeteilt wurden. 

7. Ebenso hatte Herr Rentier Pobel die Güte, dem Vortr. zu er- 
lauben, aus seinen bis dahin reichlich blühenden Erdbeerculturen 
Belegexemplare zu entnehmen. (Nachträglich machte Herr Rentier 
Einsel in Friedenau Vortr. die Mitteilung, dass er im November in 
seinem Garten noch reife Erd- und Himbeeren gesammelt.) 

Ferner legt Vortr. aus seinem Garten am heutigen Tage ge- 
sammelte Syringa vulgaris L., Lonicera Caprifohum L. und Hedera 
Helix L. (die grossblättrige leicht durch Frostschaden leidende Form) 
mit frisch entwickelten Blättern und Trieben vor. Bei der Syringe 
hat sich von den gegenüberstehenden Knospen immer nur die eine 
entwickelt und fingerlange beblätterte Triebe hervorgebracht, während 
die andere in ihrer Winterruhe verharrt. 

Auch Pszlocybe bullacea Bull. wurde am 17. December vom Vortr. 
bei Friedenau vollständig entwickelt angetroffen und gesammelt. 

Zum Schlusse legt Vortr. drei interessante Varietäten von Preea 
vulgaris Lk. vor und bemerkt darüber Folgendes: 

Auf einer im Juli 1881 unternommenen Reise durch Rügen 
wurde ich auf dem Wege vom Heidehof auf der Schmalen Heide bis 
Neu-Mukran durch die sparrigen Zapfen einer Fichte angeregt, wei- 
tere Beobachtungen zu machen. Infolgedessen sammelte ich auf dieser 
Strecke drei verschiedene Zapfenformen, die sich schon von weitem 
kenntlich machten, und deren Träger ebenfalls im Habitus leicht zu 
unterscheiden waren. 

Nach Berlin zurückgekehrt wandte ich mich an Herrn Prof. 
Ascherson, der mich auf Untersuchungen des Herrn Prof. v. Purkyn£& 
aufmerksam machte, die dieser in der Allgemeinen Forst- und Jagd- 
zeitung und zwar in der Januar-Nummer vom Jahre 1877 veröffent- 
licht und worüber Herr Prof. Ascherson in der Sitzung vom 28. Januar 
1881 referirt. Derselbe hatte auch die Güte mir den betreffenden 
Band der obengenannten Zeitung zur Informirung zu leihen. 

Zu meiner nicht geringen Freude erkannte ich in diesen ein- 
gehenden Beschreibungen zwei der von mir gesammelten Varietäten 
wieder, nämlich die var. chlorocarpa und erythrocarpa. Ueber die 
dritte gesammelte Var. dagegen erhielt ich keine Aufklärung. Auch 
die zahlreichen von Herrn Prof. A. Braun gesammelten und jetzt 

Sitz,-Ber. des Bot. Vereins f. Brandenb. XXIV. 7 


98 Botanischer Verein der Proy. Brandenburg. 


dem hiesigen Botanischen Museum einverleibten Zapfenformen gaben 
mir keinen Aufschluss, obgleich eine derselben, aber weder mit Namen 
noch Fundort versehene, mit der meinigen übereinstimmte. Die 
übrigen gehörten sämtlich der var. chlorocarpa an. 

Die von mir auf Rügen gesammelte 3. Varietät macht sich durch 
die sehr lang geschnäbelten, welligen, sparrig abstehenden, stark ge- 
rillten, weizengelben, fast glanzlosen, bereiften Zapfenschuppen kennt- 
lich. Sie steht der var. chlorocarpa nahe, besonders durch die lang- 
geschnäbelten Nadelkissen, unterscheidet sich aber von ihr (ausser den 
Zapfen) durch sehr kurze und sehr dicht stehende, ganz meergrüne, 
länger zugespitzte Nadeln und viele andere unten angegebene Merk- 
ınale. Der Wuchs ist sehr gedrungen und überhaupt der ganze Ha- 
bitus auffallend verschieden von dem der beiden andern Varietäten. 


Ich nenne sie ihrer sparrigen Schuppen halber var. sguarrosa. 
Die unterscheidenden Merkmale der drei Varietäten sind folgende: 


var. var. var. 
chlorocarpa erythrocarpa squarrosa mihi. 
v. Purk. v. Purk. 
Zapfen: vor der Reife: 
hellgrün, dunkel-violett, weizengelb, 
glänzend. glänzend, matt, weiss bereift, 
gross, mittelgross, klein, 
an der Spitze abge- 
rundet. spitz auslaufend. zugespitzt. 
Zapfen- kurz geschnäbelt kurz geschnäbelt, lang: geschnäbelt, 
schuppen: oder abgerundet, 
anliegend, einwärts gebogen, | sparrig abstehend, 
wenig; wellig;, fast gar nicht ge- | stark gewellt, 
wellt, 
diekhäutig. holzig. dünnhäutig. 
Nadeln: lang und dick, lang und dünn, kurz und dünn, 
ziemlich stumpf, ziemlich spitz, sehr spitz, 
hell- (gelb-) grün, | meergrün, sehr meergrün, 
mit 5—6 zarten mit 4—5 deutlichen | mit 3—4 sehr be- 
bräunlichen punk- | sichtbaren weissen | merkbaren weissen 
tirten Linien. Linien. Linien. 
Nadelrippe: bräunlich. grünlich. weisslich. 
Zellen: doppelt so gross. halb so gross. sehr klein. 
Nadelkissen: lang, kurz, sehr kurz, 
lang: geschnäbelt, kurz geschnäbelt, kurz geschnäbelt, 
deshalb die Nadeln | deshalb die Nadeln | deshalb die Nadeln 
entfernter stehend, | dicht stehend, sehr dicht stehend, 
Spiralen steiler. enger, sehr eng. 
Rinde: glänzend, glanzlos. wenig glänzend. 


Sitzung vom 29. December 1882. 99 


Die der jährigen | rotbraun. graubraun. purpurbraun. 
Mriebe- 
Die der jüngsten| schwach drüsig. be- | zottig-drüsig .be- nur an den Rändern 
Iiehe.: haart. haart. der Nadelkissen 
schwach behaart. 
Triebknospen: stumpf, spitz, sehr spitz, 
rostbraun. purpurbraun. gelbbraun. 
Zweige: nicht genau oppo- opponirt. opponirt. 
nirt. | 


Der Behauptung von Purkyn&s, dass var. chlorocarpa nach links 
erweiterte Zapfenschuppen und demnach der Zapfen ;eine, rechtsläufige 
Spirale habe, während dies bei erythrocarpa. umgekehrt sei, kann ich 
nicht beistimmen. Vielmehr zeigen die an den Zweigen opponirt 
stehenden Zapfen bei allen drei Varietäten (wie auch die Nadeln an 
diesen Zweigen) entgegengesetzte Spiralen. Die Spiralstellung der 
Nadeln wechselt auch mit: jedem folgenden Jahrestriebe. Andere von 
Prof. v. Purkyn& für die ersten Varietäten angegebene in Samen und 
Blüten sich findende Unterschiede habe ich nieht beobachten®@können, 
da ich die wenigen mir zu Gebote stehenden Zapfen nicht zerstören 
wollte und Blüten nicht erhalten konnte. Ich habe mit der Veröffent- 
liehung vorstehender Mitteilungen. bis jetzt gezögert, weil ich hoffte 
auch an andern Orten den drei Varietäten wieder zu begegnen und 
so reichlicheres Material zu sammeln. Diese Hoffnung ist aber bis 
jetzt nicht in Erfüllung gegangen. Nur die beiden von Prof. v. Pur- 
- kyn& aufgestellten Varietäten habe ich auf dem diesjährigen’Weihnachts- 
markt angetroffen; dieselben sollen nach Aussage des betreffenden 
Händlers aus dem Harz stammen. Wenn ich mich jetzt zur Ver- 
öffentlichung entschliesse, so geschieht es in der Hoffnung, dadurch 
zu weiteren Beobachtungen in Bezug auf das Vorkommen dieser drei 
Varietäten Anregung zu geben. 


Herr P. Ascherson verlas folgende Mitteilung des Herrn ©. Hüttig: 

Im Decemberheft von „Tidning för Trädgärdsodlare“ liest man: „Die 
Trüffelauf dem Versuchsfeld der Landwirtschaftl. Akademie 
gefunden. Mitte Oktober .d..J. wurde. in der hiesigen Baumschule 
vom Eleven C. V. Hartman eine Trüffelart gefunden, welche von 
Prof. Wittrock als Tuder suecicum Wittr. bestimmt wurde, eine Art, 
die für unser Land und namentlich für die Gegend von Stockholm 
eigentümlich ist. Diese Art wurde zuerst im Herbst 1881 von Prof. 
Hj. Holmgren auf seiner Landstelle Kulan auf: Vermdön zwischen 
Erdbeerpflanzen entdeckt; wurde von Neuem im September d. J. in 
der Nähe vom Schloss Karlberg in losem Boden zwischen Sax ent- 
deckt. Auf dem Versuchsfeld wuchs sie in steifem Lehmboden 
zwischen jungen Linden. 

7% 


100 Botanischer ‘Verein der Prov. Brandenburg. 


Die‘ hier‘ 'besprochene: Trüffel ist bedeutend kleiner als. die in 
Södermanland gefundene sog. Stjernhof-Trüffel, in Form und Grösse 
einer kleineren‘ Kartoffel ähnlich, in: Farbe 'weissgelb. Sie wächst 
nicht bis 'an' die Erdoberfläche, sondern hält sich 4—5 Zoll unter. der- 
selben.’ 'Wahrscheinlieh: ist diese: Art in der Gegend von Stockholm 
sehr ‘verbreitet, da sie binnen‘ kurzem hier ‘an so verschiedenen ‚Stellen 
gefunden wurde.» Die im Versuchsfeld gefundenen Exemplare sind von 
Herrn‘ Hartman'''teils' ‘dem Reiehs-Museum, teils dem Museum. von 
Oerebro zu deren Sammlungen geschenkt worden. 


Ferner verlas Derselbe, unter Vorlage der besprochenen Pflan- 
zen, folgende Mitteilungen des Mitgliedes Herrn :W. Frenzel in Bonn: 

1. ‚Centaurea 'solstitialis L. Diese Pflanze ‚findet sich hier in der 
Nähe 'mehrfach'vor, “in sehr zahlreichen Exemplaren z. B. am. rechten 
Rheinufer: nieht weit von: Obercassel; aber weder in. der ‚Provinz 
Brandenburg, noeh‘'Sachsen, noch hier hatte ich sie. bisher blühend 
beobachtet: In dem’ ersten  Oktobertagen (dieses Jahres fand ich ein 
etwa 30-40 em hohes Exemplar mit zahlreichen Köpfen in schönster 
Blüte 'an''einem Orte,; wo-ich sie überhaupt nicht vermutete, nämlich 
auf "einem Ackerrainıan der | Chaussee: ‚unter der: Wolkenburg im 
Siebengebirge in.‘einerı Höhe von ea. 150 ‚m. ‚Soweit ‚ich. übersehen 
konnte, ‚war ein. zweites’ Exemplar jan ‚der Stelle nicht vorhanden. 

2:1Collomia! grandiflora  Dougl:. Diese imposante Pflanze, gehört 
seit: vielen Jahren unserer rheinischen Flora an:und scheint 'sich be- 
reits vollständig eingebürgert zu haben. Sie wurde mir im Julid.J. 
als grosser Strauss aus Bad''Neuenahr mitgebracht, ‘woselbst sie an 
der Ahr in grosser Anzahl’ wäehst.' "Die Thalbewohner ‘nennen sie; da 
sie den wissenschäftlichen Namen der Pflanze nicht kennen, „Ahrblume,“ 
und unter diesem Namen geht sie als charakteristisches Andenken an 
Neuenahr ‘in alle Weltgegenden. mit hinaus. Sie fällt ‘sofort durch 
ihre‘ grossen 'gelbrötlichen Blütenköpfe mit dem eigentümlichen Blüten- 
stande auf, und trotz der grossen Klebrigkeit der Stiele und des starken 
ganz eigentümlichen, fast unangenehmen Geruches wird sie von den 
Badegästen ‘doch mit Vorliebe gesammelt und mitgenommen. 

Im hiesigen Botanischen Garten hat sie sich mit anderem Samen 
aus Westamerika' von ‘selbst 'ausgesäet und ist schon seit mehreren 
Jahren in. das’ System eingefügt: In’ diesem Jahre hatten die ‚Exem- 
plare' nur eine Höhe‘ von 60-80) em erreicht und: waren nieht ‘zur 
Blüte ' gekommen; bei ‘den ersten Frösten Ende November: ist; sie er- 
froren. Im Ahrthale dagegen erreicht sie eine Höhe von mehr als 1 
m. mit) kräftigem) Stamme und reicher: Blütenzweigbildung; hier hat 
sie auch den Samen gereift, da sie trotz ihrer Einjährigkeit 'alljähr- 
lich wieder erscheint und ‘an Verbreitung gewinnt. 

Wie siehierher'nach dem Ahrthale gekommen’ ist, darüber: habe 
'ich nichts erfahren können. ‘Ich habe die blühende Pflanze, ausser in 


Sitzung vom 29. December 1882. 101 


den voraufgegangenen ‘Jahren im hiesigen Botanischen: Garten, hier 
sonst nirgend beobachtet. 

3. Unsere Winterflora zeigt auch in diesem Jahre wieder Rosen, 
Jasmin, Primeln, Aurikeln in schönster-Blüte, während die übrigen Spät- 
blüher Ende Nov. und im Dec. durch.’einige Male Frost bis 5% erfroren sind. 

In‘ den hiesigen ‚Blumenhandlungen: sind! in:-diesem Jahre, ausser 
Veilehen täglich frische Theerosen) Nelken und Orangenblüten zu haben, 
die sämtlich durch den Gotthardt aus Italien nach-hier:kommen. 

[Ueber das erste Auftreten’ sder Collomia: in- der, Rheinprovinz, 
vgl. Wirtgen in Verhandl. des naturh. Vereins der preuss. Rheinlande 
und Westfalens 1869 S. TIL, nach’ dessen: Angaben sie: 1854 zuerst im 
Kiese der Roer bei Düren’ von Benrath, (vgl: auch ‘Bode; Verhandl. 
des Bot. Vereins 'Brandenb. 186% S. 132): dann»-1856 im: Kiese der 
Ahr von'Caspary und Hildebrand, seit: 1859 oim!Nahebette von 
Wirtgen’und F. Schultz beobachtet: wurde. Die,von Herrn Schar- 
lok‘, welcher sieh um die Kenntnis ‘der kleistogamischen Blüten dieser 
Pflanze grosse Verdienste erworben, mitgeteilte: Meinung 'der Nahethal- 
Bewobner, dass sie durch die Verarbeitung: brasilianischer Achate im 
Oberstein 'eingeführt worden sei, erledigt sich durch den: Hinweis auf 
die nordamerikanische Heimat unserer Pflanze und: die Thatsache, dass in 
Brasilien keine Oollomia, überhaupt keine Polemoniacee, vorkommt, Ueber 
das Auftreten speciell in Neuenahr.hat schon’ der: Altmeister: C.G. 
Ehrenberg in Sitzber. der Ges. naturf.. Freunde. Berlin‘ April 1867 
S. 14 Mitteilungen gemacht. P>'Ascherson.] 


Sodann ‚brachte . Derselbe ‚folgende Mitteilung ‚ des Mileliedes 
Herrn F. Thomas in Ohrdruf zum .Vortrage: 

‚Ueber ein: stattliches. Exemplar: .einer ee Biehte 
in Thüringen. 

Eine monströse Piecea.. excelsa,,. wie, sie von -©..Benda:in din 
Sitzungsberichten des Botan.. Vereins: der: Prov.,’Brandenb. 1830: S.. 70 
aus dem Radauthale bei Harzburg beschrieben worden, '‚besitzt-auch (die 
Umgebung meines Wohnortes.. : Der Baum steht nahe: der: von: Ohrdruf 
nach Oberhof. führenden: ‚Poststrasse auf. deren Westseite, ‚etwa. 50 
Schritte von ihr entfernt. bei Kilometerstein 19,5: (unweit Louisenthal). 
Er hat eine Höhe von ca:26 m. und beit 1,3..m «über. .dem. Boden’ einen 
Umfang von 3,88 m. Die Zahl: der nach. kurzer. ‚Biegung: senkrecht 
gerichteten Seitenäste erster und »höherer Ordnung, welche von einem 
Standpunkt ostnordöstlich vom Baum aus sichtbar sind, beträgt zwölf, 
wobei allerdings zwei z. T. abgehauene Aeste mitgezählt sind, die aber 
durch ihre noch über '/,; m langen verticalen ae als gleicher Art 
gekennzeichnet sind. 

Die Verticaläste sind ungleich auf dem Umfang des Hauptstammes 
verteilt. Nach Norden ist. '/, bis: !/, des Stammumfangs bis zu be- 
deutender Höhe überhaupt ganz frei von Aesten, da die wenigen vor- 


102 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. - 


handen gewesenen, nur ganz schwachen seit langer Zeit entfernt sind. 
Auch berechtigt nichts zu der Annahme, dass sie gipfelartig aufge- 
richtet gewesen seien. Ausser einem zwei Gipfel treibenden westlichen 
Ast ist auch die Westseite jetzt ohne Nebengipfelbildung. Daher 
kommt: es, dass, bis auf die oben genannten zwei, sämtliche Vertical- 
äste von dem oben bezeichneten Standpunkt aus gezählt werden können. 

Der tiefste Nebengipfelast entspringt, so weit noch ersichtlich, 
in einer Höhe. von 2 m über dem Boden, ist aber noch 1!/, m lang 
mit dem’ Hauptstamm verwachsen. Die beiden höchsten gehen bei ca. 
7 bis 8 m über‘ dem Boden vom Hauptstamm ab, also in reichlich 
doppelt so’ grosser Höhe als an dem von Benda beschriebenen Exem- 
plar. Der höchste (nordöstliche) steigt übrigens nieht genau senk- 
recht auf, sondern zeigt eine deutlich S-förmige Biegung. 

Stärke und Höhe des Hauptstammes wird von keinem der Neben- 
gipfel erreicht. ' Die stärksten in ihrer Abbiegung noch frei sichtbaren 
Seitengipfeläste haben an ihrer Basis 30 bis 40 em Durchmesser, und 
zwar sind dieselben in der Biegung seitlich zusammengedrückt, sodass 
ihr vertikaler„Durchmesser an dieser Stelle bis fast. 1'/, mal so. gross 
ist als der horizontale. 

Den Zwischenraum zwischen dem Hauptstamm und dem untersten 
verticalen Teil des von ihm unmittelbar ausgegangenen Seitengipfel- 
astes schätzte ich in 2 Fällen (bei ca. 4 und 6 bis 7 m Höhe über 
dem Boden) auf 70 bis 80 em. Im allgemeinen lehrt der Augenschein, 
dass dieser Abstand um so grösser ist, je dünner die Aeste sind, und 
je höher sie stehen. Da er sich selbstverständlich mit dem Dicken- 
wachstum vermindern-muss;so- liegt. die Vermutung nahe, dass der 
bezeichnete Zwischenraum bei der Entstehung der Seitengipfel eine 
bestimmte, zwischen relativ engen Grenzen schwankende Grösse (un- 
gefähr O)s bis 1,ı m) hat. 

Ich möchte glauben, :dass sich alle genügend kräftigen Seiten- 
äste bis zu einer“ gewissen Höhe dieses Baumes in solcher Weise 
senkrecht aufgerichtet haben, kann aber diese Mutmassung wegen des 
sehr oft erfolgten Eingriffes der Holzhaueraxt an dem hiesigen Exemplar 
nicht erweisen, noch auch durch Vergleichung anderer Beobachtungen 
genügend prüfen, da mir keine Abbildungen zur Verfügung stehen und 
ausser der Benda’schen Mitteilung auch gar keine Litteratur über viel- 
sipflige Fichten mir bekannt ist. 


Herr A. B. Frank führte; sodann die Anwesenden durch die 
Räume des von ihm geleiteten 
Pflanzenphysiologischen Institutes der Königl. Landwirtschaftl. 

Hochschule, 
bei welcher Gelegenheit eine Reihe von Apparaten in Thätigkeit 
und eine Anzahl von Versuchen in der Weise, wie sie in den Vor- 


Sitzung vom 29. December 1881. 103 


lesungen über Pflanzenphysiologie von dem Genannten vorgeführt zu 
werden pflegen, gezeigt und erläutert wurden. 

Das pflanzenphysiologische Institut, von dessen Räumen die bei- 
gedruckte Grundrissskizze eine Vorstellung giebt, ist im Jahre 1881 
gegründet und in den damals noch disponiblen Räumen im zweiten 
Stockwerk der neugegründeten Königl. Landwirtschaftlichen Hoch- 
schule zu Berlin, Invalidenstr. 42, untergebracht worden. Dank der 
Munificenz ‘des vorgesetzten hohen Ministeriums für Landwirtschaft, 
Domänen und Forsten und der besonderen Fürsorge des Herrn Geh. 
Regierungsrates Dr. Thiel konnte dasselbe mitallen für pflanzenphysiolo- 
gische Zwecke notwendigen Räumlichkeiten und Apparaten ausreichend 
versehen werden. Es hat die Aufgabe sowohl beim Unterricht die 
nötigen Versuche und Demonstrationen zu ermöglichen, als auch Ge- 
legenheit zu geben zu Uebungen und selbständigen Arbeiten auf dem 
Gebiete ‚der ‚Pflanzenphysiologie und Pflanzenpathologie in ihren Be- 
ziehungen zu Fragen der Landwirtschaft und des Pflanzenbaues im 


Allgemeinen. 
TREPPENHAUS 


| auırorium = n 
u 


MUSEUM 


104 Botanischer Verein. der..Prov. Brandenburg. 


Es, zerfällt. in, folgende. Abteilungen; ., 
„.Chemisches. Laboratorium. ‘(a)). 
.„„Mikroskopische | Abteilung; ı(b).; 

. Physiologische Abiailhag (d), 

. Dunkelzimmer.,(h) ER 

.ı Direetorialzimmer (en 
Gewächshäuser. (fu... 8) 

\ Versuchsgarten 

.. Kellerraum. 


1. Das.Chemische, Laboratorium @) ist at allem Binsichtungken] 
für kleinere, ; chemische ‚Operationen: und: besonders’ für-odemichemi-) 
schen‘.Teil;.dex., Pflanzenphysiölogie,(Aschenanalysen;|organische2Ble- 
mentaranalysen, Darstellung küristlicher Nährstofflösungen ete:)| wohl/aus+ 
gerüstet, und.bietet im‚Ganzen.Platz für 6 Praktikanten. nNebenieinem ge- 
räumigen zweiteiligen.Digestorium, in desseneinerAbteilungder Fletseher’» 
sche Ofen,..mit! dem 50+Flammenbrenner »Platzi‘gefunden vhat>und>der 
auch zur, Aufstellung des: Schwefelwasserstoffapparatesnoch Raum genug 
bietet, ist, ‚der. Gehläsetisch angebracht; danebeni hängen’ die: Trocken ® 
kästen,. von‘ denen. der: grössere (50 em. hiohe;s40>cm tiefe; und!75 em 
breite); ‚doppelwandige;,; durch’ ein, ‚verstellbares: »Schlangenrohr'geheizt 
wird und unterjEinschaltung des Gasdruckregulators eine 'Constanz’bis 
auf 1—2° erzielen lässt. Die ‚Heizvorrichtungen: der -6ontinuirlich 
heizbaren Trockenkästen sind durch» ‚Bleirohre mit der‘ Gasleitung 
verlötet. wıaV .A 

Der unter ‚einem gegen den Infischaeht ßkeRiteten Dom be- 
findliche Verbrennungsofen.»für,.Elementaranalysen ist durch einen 
Asbestpappe-Schirm gegen den Arbeitsraums'zu’ geschützt. Durch 
diese Vorrichtung wird_es, Dank dem sehr. gutsziehenden Ventilation, 
möglich, dass die Praktikanten ‚unmittelbarohimter. dem Ofen unbe- 
lästigt durch zu grosse Hitze arbeiten‘ können:ıs Vorrichtungen zum 
Titriren mit continuirlichem Zuflusse,' zu» der .Buretie, sowie solche 
für Veraschungen, ‚Aschenanalysen, ferner: Saugpumpen, Dampfbäder 
mit constantem Niveau, und) „andere ;.zur |vollständigen: Einrichtung 
eines. chemischen „Laboratoriums gehörige; Apparate und Utensilien‘) 
sind. ‚vollzählig; ‚vorhanden. Zur. Aufnahme: der kleineren Apparate 
und Glassachen,!sowie ‚der. Chemikalien! dienen: zwei grosse ‚Schränke: 
An das chemische Laboratorium; welches, wenn darin’ gearbeitet ‘wird; 
nur: vom .Corridor: aus betreten: werden darf;; schliesst sieh’ >” 

ll. .die ‚Mikroskopische , Abteilung: (b): + Hiex:. | befinden» sich 
zwei, analytische, Wagen?) undin’eine: grosse 1»Säulentarirwage®), 
auch der Quecksilbertisch, die chemischen Wagen aufi»in®'der 


DIN DIDI 


'1) Die meisten lieferte Dr. Rob. Müncke,_Berlin, Luisenstr. 58, 
3) Die grössere von A. Rueprecht in Wien. 
3) Diese, sowie die Gewichte von’ Westphal in’Celle.“ 


Sitzung vom 29. December 1882. 105 


Mauer befestigten Consoltischen. Der durch drei grosse, gegen Norden 
gelegene Fenster erleuchtete Saal bietet neben dem Arbeitsplatze und 
Schreibtische des Assistenten für 8-10 Praktikanten Raum. Je zwei 
Arbeitsplätze besitzen ein Gestell mit 24 Reagentien für mikrochemi- 
sche Untersuchungen, jeder Platz eigene Gaszuleitung und mikro- 
chemische Lampe. In der Nähe der Mikroskopirtische befindet sich 
die Wasserzuleitung, hinter derselben eine schwarze Tafel auf Staffelei. 
Das Institut besitzt 10 Zeiss’sche, 9 Leitz’sche, 6 Wasserlein’sche 
Mikroskope für die Praktikanten, ausserdem zwei grosse Zeiss’sche 
Instrumente (Stativ: IX, mit Immersionen J und L.) Grosse Tische in 
der: Mitte:odes: Raumes‘ (nach ‘dem Muster der unten unter Ill, phy- 
siologische ; Abteilung; beschriebenen) und an den Seiten ermöglichen 
die Aufstellung ‘von Apparaten, Culturgläsern ete. und dienen zugleich 
den ‚Praktikanten, welche ‘das in einem grossen Glasschranke auf- 
gestellte, 'Physiologische‘ und .Pathologische Herbarium 
besichtigen: wollen.‘ Dies‘ Herbarium ist in 11,5 em hohen, 31 em 
breiten sund 47 cm»tiefen Pappkästen mit übergreifendem Deckel und 
allseitig‘ niederzulegenden Seiten enthalten. Die einzelnen Pflanzen 
sind mit, Papierstreifen auf Bogen von 27,5 — 43,5 cm aufgelegt, die 
zusammengehörigen Gruppen in blaue Bögen mit dem Etiquett links 
unten; zusammengelegt. Es umfasst 
A. Physiologische Objecte. 
‚B.-Pathologische Objecte. 
1. Verwundungen. 
2. Wirkungen abnormer Licht-, Feuchtigkeit-, Tempe- 
ratur-"und Bodeneinflüsse. 
.. Variationen. 
. Teratologisches. 
. Phanerogame Parasiten. 
. Parasitäre Pilze. 
. Parasitäre Tiere. 
. Krankheiten unbekannten Ursprunges. 
Besonders Abteilung 6 und 7 ist sehr reich vertreten. 

Indem gleichen Schranke hat auch eine reiche Hölzersamm- 
lung‘ von gegen 400 charakteristischen Stücken Aufstellung gefunden. 
In. derselben sind besonders die einheimischen Gehölze und die ab- 
normen: Holzbildungen sehr vollständig vertreten. 

Eine kleine Samen- und Früchtesammlung dient den praktischen 
Uebungen ‘der Landwirte als Untersuchungsmaterial, auch sind 
Vorräte, getrockneter pflanzenpathologischer Objecte zu diesem Zwecke 
vorhanden. 

Durch den Corridor (c) steht diese Abteilung mit der folgenden 
in Verbindung. 

III. Physiologische Abteilung (d). Dieselbe umfasst einen 


te on Kerirsı un t) 


106 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


grossen, durch. drei sehr breite gegen: SW. gelegene Fenster erleuch- 
teten Saal: und ‚dient hauptsächlich den Experimentaluntersuchungen. 
Sie besitzt an der Hinterwand ein geräumiges Digestorium, daneben 
mehrere Wasserzuleitungen, mit grossem Spültrog. Auch an der 
Fensterwand befindet sich Wasserzuleitung, an welcher eine Wasser- 
strahlluftpumpe angebracht ist. Zur‘ Anstellung von Experimenten 
dienen hier folgende Arten von Tischen. Erstens zwei an den Pfeilern 
der Fensterwand stehende lange Tische, welche mit mehreren Gas- 
zuleitungen von der Wand aus versehen sind. Zweitens vier in der 
Mitte des Saales in’ einer ‚Reihe freistehende, von allen Seiten zu- 
gängliche Tische: von  1,20/1,50 m Seitenlänge und 75 cm Höhe. ‘Das 
über jedem Tische befindliche Gaspendel ermöglicht nieht nur die Be- 
leuchtung ‘der Tischfläche, sondern auch mehrere Gaszuleitungen zu- 
gleich nach: beliebigen Punkten der Tischplatte. Drittens zwei lange 
Mikroskopirtische, welche je naeh‘ Bedarf an verschiedenen Stellen 
postirt' werden können. ' Viertens ein zitterfreier Tisch, welcher 
in fester eonsolartiger Einfügung nur mit der Mauer des Gebäudes an der 
Fensterwand in Verbindung steht und bei Versuchen, wo alle vom 
Fussboden ausgehenden Erschütterungen ausgeschlossen werden müssen, 
sich vollkommen bewährt hat. 

Von den hier befindlichen Instrumenten und Apparaten wurden 
demonstrirt, ev. in Thätigkeit vorgeführt: 

Ein grosser von Hans Heele, Berlin, Grüner Weg 36, gebauter 
Registrirapparat mit Trommel!), der durch eine einfache Vorrichtung 
den ungleichen Gang des Uhrwerkes kurz nach dem Aufziehen und gegen 
Ablauf desselben so gut wie ganz eliminirt. Zur ‘Demonstration 
grosser Wachstumszunahmen im Colleg dient ein grosser Zeiger’ am 
Bogen nach Sachs, zur Demonstration hoher Verdunstungsgrössen, 
schon während einer Stunde eine an einer Wage angebraehte 
Scala, über ‘welche ein langer an der Zunge der Wage befestigter 
sehr leichter Zeiger läuft. Die letztere Einrichtung zeigt, z. B. bei 
Cannabis sativa, schon während der ‘Vorlesung Ausschläge von vielen 
Graden. — Der von Albrecht in Tübingen gelieferte Klinostat hat 
einen ruhigen Gang und ist mit allen nötigen Nebenapparaten 'ver- 
sehen. — Zu Versuchen bei constanten Temperaturen dienen 
doppelwandige Zinkblechbehälter mit einem Infusorienerdemantel, die 
durch eine mikrochemische Lampe erhitzt werden. Die; Temperatur 
wird durch das mit einem Thermoregulator ‚verbundene und in 
die Erde neben den Samen eingesenkte Chloroformthermometer re- 
gulirt. Bei Anwendung des Gasdruckregulators erzielt man mit 
dieser Vorrichtung eine durch Wochen bis auf ‘05° constante Tem- 
peratur. 

1) Der Apparat wird in der Zeitschrift für Instrumentenkunde beschrieben 
werden. 


Sitzung vom 29. December 1882. 107 


Die Fenster des Raumes besitzen Vorrichtungen, um auf ihnen im 
Winter die Wasserculturen aufzustellen, die im Sommer im Kalt- 
hause (s. unten) vorgenommen zu werden pflegen. Die Gefässe dieser 
Culturen von 3!/, und 6'/, Liter Capaeität besitzen Dfach durchbohrte 
übergreifende Zinkdeckel, die genau auf die abgeschliffenen' Ränder 
des Glasgefässes aufgepasst sind und Verunreinigung der Nährlösung 
durch Staub vorzüglich vereiteln. 

Vor einem der Kenster befindet sich eine Vorrichtung zur Auf- 
stellung des grossen Heliostaten, dessen Lieht durch einen mittelst 
doppeltem Kugelgelenkes nach allen Richtungen verstellbaren grossen 
Planspiegel an jeden beliebigen Punkt des Versuchsraumes zu 
werfen ist. Ein gleichfalls horizontal und vertical verstellbarer grosser 
Spiegel (50 cm/70 em) dient bei allen Wachstumsversuchen; wo die 
heliotropischen Krümmungen ausgeschlossen werden sollen, und wird 
derselbe in allen diesen Fällen der Lichtquelle gegenüber aufgestellt. 

Eine 'Stiefel-Luftpumpe,  Spectral- und Polarisationsapparate, 
eine Anzahl Thermometer, Barometer und Hygrometer, ein Maximum- 
und Minimum-Thermometer, Nobbe’sche Keimapparate, Apparate zur De- 
monstration des Saftsteigens, der O-Ausscheidung (nach Boussingault) 
sowie der der CO,-Atmung der Pflanzen, ein Pringsheim’sches photo- 
ehemisches Mikroskop, Kästen für einseitige Beleuchtung, schiefwandige 
Glaskästen zur Demonstration des Wurzelwachstums, ‘schwarze Kapseln 
verschiedener Grösse und Construction zur: Verdunkelung ‘ ganzer 
Pflanzen oder einzelner Teile einer Pflanze, doppelwandige Glasglocken 
und parallelwandige Glaskästen zur Anfüllung mit: genau messbarer 
Sehieht farbiger Absorptionsflüssigkeiten, Vorrichtungen zu Infections- 
versuchen , bockartige Gestelle zur Aufstellung: von Pflanzen! in ver- 
schiedenen Richtungen zum Horizonte etc. vervollständigen die Aus- 
rüstung dieses Saales. 

Zu den Culturen der Wasserpflanzen dienen zwei grosse an den 
Fenstern aufgestellte Aquarien, zur Aufstellung von Topfeulturen, In- 
feetionsversuchen etc. ein etagerenartiges Gestell. 

An den Wänden sind drei grosse Glasschränke aufgestellt, in 
denen die in Glasgefässen aufbewahrten Spirituspräparate, sowie 'vo- 
luminösere Trockenpräparate sich befinden, die zur Ergänzung des 
Herbariums dienen. Sie umfassen, dem Plane des Institutes ent- 
sprechend: 

1. Physiologische Objeete, 
2. Pathologische Objecte, 
a. Teratologisches, 
b. Parasitäre Pilze, 
c. Parasitäre Tiere, 
und füllen je einen Schrank. Die Ordnung desEGanzen ist nach 
Frank, Handbuch der Pflanzenkrankheiten, vorgenommen. 


L08 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


IV. In diesen Saal eingebaut ist das durchweg, auch in den 
Möbeln schwarz. gehaltene Dunkelzimmer (h) mit doppelten Thüren 
und einem schwarzen Tuchrouleau hinter dem, durch eine, mit Leinwand 
überzogene, geschwärzte Holzjalousie verschlossenen Fenster. In der Ja- 
lousie sind an verschiebbaren Eisenscheiben die Vorrichtungen zum Ent- 
werfen eines objectiven Spectrums und die Oeffnungen zum Einlass von 
direetem Sonnenlicht zu Fluorescenzlichtbeobachtungen und anderen 
Versuchen angebracht. Eine Seite wird: durch den innen mit Blech 
ausgekleideten. Dunkelschrank eingenommen. Auch dieses Zimmer 
ist mit: Gas- ‚und Wasserzuleitung versehen und mit einem zitterfreien 
Tisch von ..der Art. des oben beschriebenen ausgestattet. Es dient zu 
solchen  Culturversuchen und phytochemischen Untersuchungen, bei 
denen. es. auf, Ausschluss von Licht ankommt. 

V..Das Direetorialzimmer (e) stösst unmittelbar an die-phy- 
siologische Abteilung. Es ist ebenfalls mit Gas- und Wasserzuleitung 
versehen ‚. enthält vollständige Einrichtung für: mikroskopische  Ar- 
beiten, sowie die Handbibliotliek des Institutes, welche die 
Aufgabe, hat, einesteils diejenige periodische Litteratur und diejenigen 
Bücher, welche bei pflanzenphysiologischen Untersuchungen stetig zur 
Hand sein. müssen, zu führen, andernteils die in der Centralbibliothek 
der Bahdirtsehaßlichen Hochsehule bezüglich des Faches der Pflanzen- 
physiologie ‚und  Pflanzenpathologie vorhandenen Lücken: auszufüllen 
Zu den Lehrmitteln kommen hier auch noch eine Anzahl von Wand- 
tafeln zur Demonstration beim Unterricht. Diese sind einesteils die 
Kny’schen Botanischen Wandtafeln, andernteils eine Anzahl für die 
Bedürfnisse des Institutes, speciell von dessen Assistenten, Dr. Tschirch 
angefertigter Zeichnungen. Ausserdem steht hier auch eine Sammlung 
von Exsiccaten von Kryptogamen, besonders Pilzen, welche aus 
dem Nachlasse der Rabenhorst’schen Sammlungen augekauft worden 
sind; unter diesen besonders erwähnenswert Rabenhorst, Herbarium 
mycologieum, Thümen, Herbarium mycologicum oeconomicum und 
Fungi austriaci, Rehm, Ascomyceten, Oudemans, Fungi Neerlandici, 
Saccardo, Mycotheca veneta, Cooke, Fungi Brittaniei und British 
Leaf-Fungi, Plowright, Sphaeriaceae Brittanicae, Körber, Lichenes 
Germaniae, ‘das Erbario erittogamico italiano, Jack, Leiner und 
Stitzenberger, Kryptogamen Badens etc. 

Vl. Die &ewächshäuser (über f und g), über dem agronomisch- 
pedologischen Institute der Hochschule gelegen, zu denen man vom 
Corridor € auf einer Treppe emporsteigt. : Sie bestehen aus einer 
kalten (g): und: einer warmen (f) Abteilung, die durch Warmwasser- 
heizung ‚erwärmt wird. Beide stehen unter einander durch eine Thür 
und. die’ kalte ausserdem durch eine grosse Thür nach vorn mit einer 
offenen Terrasse in. Verbindung; von ihr aus sind nach der Terrasse 
Sehienen gelegt, auf denen ein zur Aufnahme von Topf- und Wasser- 


Sitzung vom 29. December 1882. 109 


eulturen bestimmter Wagen mittelst einer am Triebrade befindlichen 
Kurbel ins Freie und wieder naclı dem Hause zurückgebracht werden 
kann, um die Vegetationsversuche bei günstiger Witterung im Freien 
halten zu können. Beide Abteilungen sind mit den nötigen Gewächs- 
hauseinrichtungen ausgestattet, jede enthält auch einen aus Glas- 
platten: gefertigten grossen Culturkasten ‘zu Vulturen im’ feuchten 
Raume. 

Vll. Ein Versuchsgarten im freien Lande, ‘unmittelbar "hinter 
dem Gebäude der Landwirtschaftlichen Hochschule von ca. 610 Em 
Flächenraum. Er enthält mehrere Quartiere, auf denen die für Ex- 
perimente und Untersuchungen erforderlichen Freilandpflanzen, besonders 
landwirtschaftliche Culturpflanzen, namentlich einjährige Pflanzen, 
Stauden und die meisten einheimischen Gehölze in jungen Individuen 
gezogen werden. Ausserdem dient er zu verschiedenen im freien Lande an- 
zustellenden Versuchen. Ein in der Mitte‘ befindliches Rundteil ist zur 
Aufstellung von Pflanzen, Glaskästen, Dunkelkästen, Gestellen u. s.'w. be- 
stimmt. Vier in der Peripherie um dasselbe liegende, getrennte Parcellen 
dienen zu Culturversuchen mit verschiedenen Nährstoffdüngungen. An 
einer schattigen Stelle befinden sich mehrere geräumige, in’ den Boden 
eingelassene Kästen, in welchen von Pilzen befallene Pflanzenteile unter 
natürlichen Bedingungen überwintert werden können und dabei durch 
einen Drahtnetzdeckel vor dem Verwehen durch den Wind geschützt 
sind. ‘Auch sind Quartiere vorhanden, auf denen teils lebende 'patho- 
logische-Objecte gehalten, oder Versuche mit: solchen angestellt werden, 
teils physiologische Culturversuche vorgenommen werden können. 

VUl. Ein Kellerraum im Souterrain des Gebäudes, ‘durch Gas 
erleuchtbar, enthält eine mit Deckel verschliessbare doppelwandige Eis- 
kiste, um Versuche bei künstlicher Abkühlung’ und’ bei constanten 
niederen Temperaturen 'anstellen zu können. 


Nachträglich veröffentlichen ‚wir noch. folgende drei, zu spät 
für diesen Sitzungsbericht eingegangene: briefliche Mitteilungen. 

1. Herr P. Prahl in Kiel schreibt an. Herrn’ P. Ascherson: 
Meine Jsoötes-Jagd ist im Sommer vorigen Jahres wieder einmal: mit 
Erfolg gekrönt worden; ich untersuchte: zu Anfang des August einige 
Seen bei :Cosel unweit Eckernförde und nahe "bei 'dem berühmten 
Schlei-Uebergang Missunde und ‘fand in einem derselben , dem Bull- 
See, Jsoötes lucustris in grosser Menge. Schon in einiger Entfernung 
vom ‚See, wurde ich durch die den Ufersaum stellenweise einnehmenden 
wogenden Felder von Zobelia  Dortmanna in meinen Hoffnungen), hier 
Isoetes zu finden , bestärkt. Ausser Zobelia fand ich‘ am Ufer 'noch 
Litorella lacustris wie an allen Seen, ferner'aber Pilularia 'globulvfera, 
teils auf dem Trockenen, teils im Wasser flutend, Scirpus setaceus und 
Oentunculus minimus. Unter den angetriebenen Wasserpflanzen be- 


110 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


merkte ich Myriophyllum alterniflorum und sehrzbald auch Blattreste 
von Isoötes. ‘Die nähere Untersuchung des‘ teils grobsandigen, teils 
scharfkiesigen Seegrundes lieferte mir in einer Tiefe von 2 bis zu 
10 dm zahlreiche Exemplare von Jsoötes: lacustris. Ob dieser Stand- 
ort ganz neu entdeckt ist, ist mir zweifelhaft. Ich meine vor Jahren 
einmal’ gehört zu haben, dass im Lang-See bei Cosel Zsoötes ge- 
funden sei; in diesem See habe ich die Pflanze nicht gefunden, mög- 
licher Weise könnte aber eine Verwechselung mit dem nahe gelegenen 
Bull-See: vorliegen. 

In Gesellschaft von Zsoötes fand ich”Chara aspera Deth. und 
0. fragilis Desv.; f. delicatula Ag., sowie im Lang-See Aegagropila 
holsatica Kütz. (alle drei Bestimmungen von Herrn Prof. P. Magnus 
gütigst mitgeteilt). 


2. Herr Gymnasiallehrer F. Spribille in Inowraelaw teilt Herrn 
A. Garcke folgende Notizen aus der Flora der Provinz Posen mit: 

1. Sisymbrium Loeselii L kommt nicht nur in Posen und bei Tre- 
messen (?) vor, sondern auch am Mäusethurm bei Kruschwitz, wie 
auch Szafarkiewiez in dem seiner Historya naturalna Kurs II 1866 
einverleibten Auszuge aus Ritschls Flora des Grossherzogtums Posen 
angiebt, ferner in Inowraclaw und, wie ich höre, auch in Gnesen. 

2. Dianthus caesius Sm. findet sich nicht nur bei Moschin, sondern 
auch bei Luciny (1 Meile von Schrimm), und zwar in Menge. 

3. Althaea oficinalis L. ist bei Inowraelaw häufig. Dass sie hier 
und: bei: Kruschwitz: vorkommt, wird ‘übrigens schon von Waga in 
seiner Flora polonica, Warschau 1847/48, erwähnt und als Gewährs- 
mann ein Herr Jastrzebowski genannt. 

4., Euonymus verrucosa Scop. trifft man öfter im Walde bei Wodli- 
borzyce (1!/, ‚Meile von Inowraclaw). 

5. Verbascum phoeniceum L. wächst nicht bloss bei Strelno, sondern 
auch auf einem Hügel kurz vor Koseielee (°/, Meilen von Inowraelaw). 

6. Veronica opaca Fr. kommt sowohl bei Schrimm wie ‘bei Ino- 
wraclaw vor. 

1. Orchis ustulata L., welche bei Schrimm vorkommen soll, habe 
ich dort nie’ gesehen. 

8. Anacamplis pyramidalis Rich. (bisher meines Wissens 
noch nicht in der Provinz beobachtet) wächst ziemlich zahlreich auf einer 
Wiese. nicht weit: von der Försterei Grobelka (1 Meile von Schrimm). 

9, Seirpus rufus Schrad. findet sich nicht nur bei S{onawy, son- 
dern auch bei Inowraclaw, und zwar häufig, während!ich’den beiSchrimm 
nicht selten: vorkommenden 9. compressus hier noch nicht gesehen habe. 

10. Carex 'caespiosa L. kommt nicht nur bei Bromberg und Posen 
vor, sondern auch bei Schrimm, ebenso 

11. ©. Buxbaumii Wahlenb. nicht nur bei Minikowo, sondern 
auch bei Schrimm. 


Sitzung vom 29.'Deeember 1882. 111 


12. Carex secalina Wahlenbg. meines Wissens in unserer Pro- 
vinz [und in der. ganzen norddeutschen Ebene Red.] noch nicht beo- 
bachtet) wächst in Menge auf. einer .10—15 Minuten von Inowraclaw 
entfernten Wiese (bei Jacewo). 

13. Stipa, pennata 1... (in unserer Provinz; nur um. -Bromberg: beo- 
bachtet, fand ieh auf einem Hügel, bei Nochau..('/, Meile. von Schrimm 
in..ea. 15 Exemplaren, zuletzt 1881) freilich nur noch in einem einzigen. 

14.. Bromus. asper. Murr., wächst ‚nicht nur auf. dem Annaberge 
(Ritschl in der Flora des Grossherzogt. Posen), sondern. auch bei 
Jaszkowo (etwa. 1 Meile, von. Schrimm). 

15. DB. ereetus, Huds. (weder von Ritschl .a..a.'O. noch von Marten 
in. ‚seiner Flora, Ostroviensis erwähnt) kommt ; im  Klostergarten. zu 
Schrimm vor. [Wohl, wie bei Berlin nicht selten, mit Grassamen 
ausgesät Red.] 

16. Zavatera thuringiaca L. ist. bei Schrimm' (Pfarskier Hügel) 
häufig, auch bei Koseielee «(/, Meilen: von Inowraclaw) habe ich sie 
gefunden. 


3.Herr H. Buchholz in Eberswalde schreibt anHerrnP.Ascherson: 

Ich erlaube mir, über zwei neue Pflanzen unserer Eberswalder 
Flora sowie auch über einige andere, die ich in der Westpriegnitz be- 
obachtet habe, zu berichten. 

1. Sweertia perennis L. kommt hier im Marienbruch, */, Stunde 
hinterm Eichwerder, in grosser Menge in einem Elsgebüsch, auch auf 
der freien, sehr nassen ‘Wiese vor. Im vorigen Jahre stand sie Mitte 
August in üppigster:Blüte; viele Exemplare waren 2—2!/, Fuss hoch 
und trugen nicht selten 15—20 Blüten von tief‘ dunkelblauer bis ganz 
hellblauer, fast weisslicher Färbung.  Entdeckt wurde sie von Dr. 
Kienitz, früher Docent an der hiesigen Forst-Akademie, jetzt Ober- 
förster in’ Münden und Docent an der dortigen Forst-Akademie. Die 
Stelle im Marienbruch ist in’ vielen Jahren fast unzugänglich, und 
deswegen habe ich nie gewagt, sie zu betreten, ganz abgesehen davon, 
dass man auch leicht gepfändet werden kann. Der Graswuchs auf 
der Wiese ist ein sehr kümmerlicher und.an vielen Stellen kaum des 
Mähens wert, Dessen ungeachtet wuchsen ausserhalb der Gebüsche 
wahre Prachtexemplare von Orchis militaris und Juneus obtusiflorus. 
Auch Trollius europaeus fand sich nicht selten. 

2: Orepis foetida L.: wächst in grosser Menge auf einem neuan- 
gelegten mit Lehm .beschütteten Wege nach dem Landhause. Sie 
wurde zuerst: hier, gesehen von: Herrn Prof. Brefeld.: Er beachtete 
sie weiter nicht, indem er sie beim ‘oberflächlichen Ansehen für eine 
gewöhnliche ‚Species hielt. Bald darauf ging er mit ‚mir denselben 
Weg und ich erkannte die Pflanze an dem schneeweissen Pappus und 
den unten ‚geröteten Blumenkronen als Orepis  foetida. — Agrimonia 


112 Botanischer Verein der Prov. Brandenburg. 


odorata wächst an der Chaussee nach Trampe zu vor den Leuenberger 
Wiesen, Avena pratensis hinterm Kirchhofe am Waldrande nach Sommer- 
felde zu, wo Scorzonera purpurea steht. Bei Niederfinow gleich hinter 
dem Bahnhof Geranium pyrenaicum; bei Sommerfelde im Wildpark 
v. Bethmann-Hollweg ist jetzt Stipa pennata in grosser Menge. Auf 
und am Kanonenberg bei Niederfinow findet sich, wie Ihnen bekannt 
ist, Euphrasia lutea, Seseli annuum und T’hymelaea Passerina!), bei 
Carlswork am Wege nach Niederfinow Fumaria Vaillantii, auf den 
Aeckern um Karlswerk Sherardia arvensis. Bei Hohenfinow, oben auf 
dem Berge, von hier aus links bei der Turnanstalt ist Aster Linosyris 
sehrhäufig. InderWest-Priegnitz, 1 Meile nördlich vonWilsnack, bei Grube 
und Kletzke Sherardia arvensis; am Wege von Grube nach Viesecke 
Seirpus acicularıs (am Judenkolk rechts vom Wege) viel nebst Gratiola 
ofieinalis, zwischen Gebüschen auf den Wiesen T’halictrum angusti- 
folium, flavum. Am Wege von Viesecke nach Rambow Archangelica 
ofieinalis (am Cedernbach bei der Viesecker Mühle), Idlecebrum verti- 
cillatum, Genista anglica in Gesellschaft von Juncus squarrosus, Filago 
germanica, Lonicera Periclymenum (bei Rambow sehr häufig), Avena 
orientalis war hier häufig unter A. sativa, auch bei Eberswalde. 


1) Vgl. Loew in Sitzber. 1876 S. 119 ff. Red. 


Lichenologische ‚Notizen 


Flora der Mark Brandenburg. 


Naehtrag zu dem „Verzeichnis der bisher in der Mark Brandenburg 
beobachteten Flechten“. 


(Abhandlungen des: Bot. Vereins 1878:8. 17 ff.) 
Von 
Gustav Egeling. 


Im Anschluss an mein „Verzeichnis der bisher in der Mark 
Brandenburg beobachteten Lichenen“ habe ich nachfolgend diejenigen 
Beobachtungen zusammengestellt, die mir seit Veröffentlichung desselben 
bekannt geworden sind. 

Der grösste Teil der Nachträge beruht auf eigener Beobachtung, 
doch schöpfte ich auch aus verschiedenen Sammlungen, deren Einsicht 
mir seitens der resp. Herren Besitzer gestattet wurde, reiches Material. 
Für gütige Mitteilung von Beobachtungen, die zum Teil von Belag- 
exemplaren begleitet wurden, bin ich Herrn Prof. Dr. P. Ascherson, 
Dr. C. Baenitz, E. Fiek, Dr. C. Ackermann, ganz besonders 
jedoch Herrn Dr. Arthur Schultz, B. Stein, C. Warnstorf zu 
innigem Danke verpflichtet. 

Bezüglich der Revision zweifelhafter Bestimmungen liessen mir 
besonders Herr Oberlandesgerichtsrat Dr. Arnold in München, Herr 
Apotheker Dannenberg in Fulda, Herr Dr. Arthur Minks in 
Stettin und Herr Dr. Rehm in Regensburg, sowie der berühmte Ver- 
fasser der Flechtenflora von Schlesien, Herr Stein, ihren Beistand zu 
Teil werden. Ich erfülle nur eine angenehme Pflicht, den genannten 
Herren hier nochmals öffentlich meinen Dank für ihre Unterstützung 
auszusprechen. 

Der mir zu Gebote stehende Apparat bestand in folgenden 
Sammlungen: 

1. Mein eigenes Herbar des Gebietes von ca. 1000 Nrn. 

2. Das Dufft’sche Herbar, im Besitz der Realschule zu Potsdam. 

Abhandl, des Bot. Vereins f. Brandenb. XXIV, 1 


2 G. Egeling: 


3. Das Herbarium des Herrn Dr. Arthur Schultz zu Finster- 
walde, das genannter Herr mir gütigst zur Benutzung überliess. 

.4. Das Herbar des Herrn C, Warnstorf, ebenfalls vom Besitzer 
mir in freundlichster Weise zur Verfügung gestellt. 

9. Dietrichs Herbarium florae marchicae, ebenfalls im Besitze 
der Potsdamer Realschule. 

6. Floerkes Deutschlands Lichenen in getrockneten Exemplaren. 
Ich besitze leider nur wenige Nrn. von dieser höchst wertvollen Samm- 
lung, der Rest wurde mir aus der im Besitz des Vereins für Natur- 
kunde zu Cassel befindlichen Sammlung durch gütige Vermittlung des 
Herrn Dr. Ackermann daselbst zur Einsicht überlassen. 


Der a. a. O. zusammengestellten märkischen Flechtenlitteratur 
ist noch hinzuzufügen: 

Mentzelius, Christ. Index nominum plantarum multilinguis 
et pugillus plantarum rariorum. Berolini 1682 fol. 

Rebentisch, J. Fr. Index plantarum eirca Berolinum sponte 
nascentium, Berolini 1805, 8. 

Floerke, G. H., Deutschlands Lichenen in getrockneten Exem- 
plaren. 1811 ff. 

Von allgemeinerem Interesse für die Flora sind: 

Loesel, J., Flora prussica seu Plantae in regno Prussiae sponte 
nascentes 1703. 

Wallroth, Flora eryptogamiea Germaniae 1831. 

Rabenhorst, Deutschlands Liehenen 1845. 

— — Flechten Sachsens 1370. 

In der nachstehenden Uebersicht sind folgende 8 Gattungen neu 
für die Mark: 

Nesolechia, Poetschia, Leciographa, Sarcogyne, Pachnolepia, Solo- 
rina, Ephebe, Thermutis. 

Dazu kommen 90") Gattungen des Verzeichnisses, so dass bisher 
im Ganzen 98 Gattungen in der Mark bestätigt sind. 

Von den im Verzeichnis aufgeführten 256 Arten sind folgende zu 
streichen: Usnea plicata, Oladonia endiviaefolia, Ramalina tinctoria, 
Parmelia centrifuga, Urceolaria ocellata, so dass also 251 Species bleiben ; 
dazu kommen folgende aus der heutigen Abhandlung: 

Ephebe pubescens, T'hermutis velutina, Collema glaucescens, eristatum, 
Synechoblastus flaccidus, Cladonia incrassata, Arbuscula, Ramalına 
thrausta, Solorina saccata, Parmelia perlata, revoluta, stygia, Xanthoria 
controversa, Binodina Bischofui, Rhizocarpon atroalbum, Biatorina_ glo- 
bulosa, Lecanora cateilea, polytropa, Phlyctis agelaea, Sarcogyne pruinosa, 
Poetschia talcophila, Leciographa convexa, Nesolechia thallicola, oxyspora, 


1) Zwei der dort angeführten 92 Gattungen: Obryzum und Cornicularia sind 
gestrichen, da sie mit resp. Leptogium und Cetraria vereinigt wurden. 


Lichenolog. Notizen zur Flora von Brandenburg. 3 


Oelidium grumosum, Lecidella olivacea, spilota, ochracea, tessellata, aeru- 
ginosa, erratica, Pachnolepia lobata, Callopisma variabile, Acolium 
Notarisit, Cyphelium ferrugineum, Sagedia abietina, Pyrenula leucoplaca, 
Verrucaria calciseda, papillosa, Lecidella dolosa, Arthopyrenia Fumago, 
Lecanora symmicta, Leptogium subtile, Gyalecta Flotowii, so dass nun- 
mehr 300 Arten für die Mark bestätigt sind. Nach den neuesten 
Untersuchungen von Minks!) sind noch eine Anzahl bisher zu den 
Pilzen gerechneter Arten aufzuführen, die ich, da die Untersuchungen 
noch keineswegs abgeschlossen sind, vorläufig nur anmerkungsweise 
aufführe. Triblidium calyciforme, Tympanis alnea Fr., Frangulae, 
Dermatea Padi, Orataegi, Peziza fascicularis, Sphaeria aggregata, Phaci- 
dium Ledi, Medicaginis, Oenangium fuliginosum, Durella compressa, 
conmutata, Peziza corticalis und ribesia. Dieselben sind meist in der 
Neumark von Rebentisch und Lasch gesammelt und in Raben- 
horst’s Fungi exsiccati ausgegeben. 

Was die systematische Anordnung und die Nomenclatur anbelangt, 
so habe ich mir Steins Flechten Schlesiens zum Muster genommen. 
Ich denke, dass mich kein Vorwurf treffen kann, dass ich mich in 
den Nachträgen nicht nach demselben Werke richtete, wie in der 
Haupt-Arbeit, da ja die hauptsächlichen Aenderungen in der Nomen- 
clatur liegen. 

Uebrigens bin ich nicht durchweg Stein gefolgt, sondern habe, 
wo diese abwichen, meine eigenen Anschauungen zur Geltung gebracht, 
so in Bezug auf die Stellung der Baeomyceae im System. 

Die Numerirung der Gattungen und Arten des „Verzeichnisses“ 
ist behufs leichterer Orientirung hinzugefügt. 

Die dort nicht erwähnten Genera, sowie die Species sind fett 
gedruckt und Erstere mit XCI, Letztere mit 252 anfangend numerirt. 


‚Die neuen Varietäten und Formen sind gesperrt gedruckt. 


Archilichenes. 

Ordo I. Lichenes thamnoblasti. 
A. Discocarpi. 
Usneaceae. 

Il. Usnea Dill. 


2. U, plicata (L.) Die Exemplare von dem a. a. O. als von mir 
aufgefunden bezeichneten Standorten gehören sämtlich zu der 
nachstehenden Form. Jedenfalls beruht auch die Wd.’sche An- 
gabe auf einer Verwechselung und würden nur noch die beiden 
Beobachtungen von Hl. und Schw. bleiben, die auch keineswegs 
geeignet sind, das Vorkommen dieser schönen und seltenen 
Flechte im Gebiet zu bestätigen. 


1) Symbolae licheno-mycologicae I. Cassel 1881. 
1% 


174. 


173. 


10. 


11. 


G. Egeling: 


U. barbata (L.) 

B. dasypoga Ach. 

f. flaccida B. Stein in litt. ad me. Menz bei Rheinsberg Dr. 
Winter! Ferner die im Verzeichnis S. 22 No. 2 von P. 
angegebenen Standorte. 

Eine etwas zarte Form der Usnea barbata var. dasypoga, die 
besonders im Schatten vorkommt. Abgesehen von dem Far- 
benton, der ja wechseln kann, ist diese Form von Usnea 
plicata stets durch ihren eigentümlichen Wuchs und die gerin- 
gere Rauhheit der Hauptaxe verschieden. 


LVOI. Baeomyceae Fee. 
Baeomyces Pers. 

DB. roseus Pers. B.: Jungfernheide Wd. N.-R Wt.! Luckau 
Aschs.! Finsterwalde Dr. Schultz! Dobrilugk!! Sf. Baudacher 
Heide prachtvoll fruchtend Wt.! [Torgau!!] 

ß. eoccodes Fr. Auf sandiger Erde in der Mark. Mentzel, 
Loesel. 

LVU. Sphyridium Fw. 

Sph. byssoides (L.) 

ß. carneum Flk. B.: Jungfernheide Wd. Dobrilugk!! Neu- 
mark: In sandigen Gräben des Cladower Waldes Rbt. 


Oladonieae Naeg. 
V. Stereocaulon Schreb. 

St. tomentosum Fr. 

a. campestre Kbr. P.: Baumgartenbrück Sp. N.-R.: In Kiefer- 
wäldern häufig Wt.! Finsterwalde: Bürgerheide Dr. Schultz!! 

St. inerustatum Fl. Finsterwalde Dr. Schultz!!  Treuen- 
brietzen D.! 

St. condensatum. Hffm. 

a, minus Egel. Thallus körnig-schuppig, krustenartig, Podetien 
fehlend, Früchte unmittelbar dem Thallusläppehen aufsitzend. 
P.: Wannsee!! Treuenbrietzen D.! Finsterwalde: Bürger- 
heide Dr. Schultz!! 

ß. condyloideum Nyl. Thallus kräftig, Podetien schlank, meist 
einfach, seltener verzweigt, Zweige kurz, an den Enden ästig 
geteilt. P.: Wannsee!! 1: Westend Dr. Sulzer! Schwiebus 
Wt.! Finsterwalde: Bürgerheide Dr. Schultz !! 


VI. COladonia Hffm. 
Ol. endiviaefolia Dicks. Nach genommener Einsicht der im 
Dufft’schen Herbar aufbewahrten Exemplare jener Flechte ist 
diese schöne Pflanze leider für die märkische Flora zu streichen. 


13. 


14. 


16. 


12 


BET. 


Lichenolog. Notizen zur Flora von Brandenburg. 5 


Ol. turgida Ehrh. N.-R.: Unter Moosen, bei der Neuen Mühle 

selten Wt.! 

Ol. pyscidata Ach. 

a, neglecta Fr. 

* centralis Flk. Becher aus der Mitte sprossend. N.-R.: 
Zwischen Moosen an Grabenrändern hinter dem Chaussde- 
hause nach Alt-Ruppin nicht häufig Wt.! 

"" Zopkura Ach. Becher am Rande schwammig kraus, von 
hier aus sprossend. 

##+ (uberculosa Schaer. Die beiden letzten Formen an Gra- 
benrändern zwischen Moosen u. s. w. sehr verbreitet. Sehr 
schön fand ich sie an einer alten Meilerstätte im Kiefer- 
walde bei Gross-Glinike!! P.: Brauhausberg D. 

B. symphycarpea Ehrh. Treuenbrietzen 1862 D.! 

y. chlorophaea Flk. Tr. D.! N.-R. Heideplätze Wt. P.: 
Auf einer alten Meilerstätte bei Gross-Glinike prachtvoll ent- 
wickelt!! Im Walde hinter dem Brauhausberg D. 

* brachyphylla Wallr. Kbr.S.L.G.p. 23. P.: Im Walde 
hinter dem Brauhausberg D. Prenzlau D. 

Ol. cervicornis (L.) 

ö, megaphyllina Ach. Treuenbrietzen 1862 D.! 

ß. verticillata Hffm. Finsterwalde Dr. Schultz !! 

Ol. gracilis (L.) Kbr. 

a. vulgaris Kbr. 

1. ceratostelis Wallr. 

2. proboscidea Wallr. 

ß. hybrida Ach. 

a. ceratostelis Wallr. 

b. tubaeformis Wallr. 

1. valida FIk. 

2. centralis Fik. 

3. flooripara Flk. 

4, dilacerata FIk. 

5. aspera Flk. 

6. phyllocephala Flik. 

Sämtliche Formen in Kieferwäldern sehr gemein. 

Ol. degenerans Fk. 

a, vulgaris Kbr. 

. haptotea Flk. N.-R.: In Kieferwäldern häufig Wt.! 

. euphorea Flk. N.-R.: Kieferwälder häufig Wt. 

. anomea Flk. Ueberall in Nadelwäldern. 

. trachyna Ach. N.-R.: Hinter dem Chaussöehause nach 

Alt-Ruppin Wt. 

5. phyllophora Ehrh. N.-R.: Kieferwälder Wt.! 


PN 


19: 


20. 


18. 
22. 
29. 


24. 
252. 


G. Egeling: 


6. phyllocephala Wallr: P.: Zehlendorf!! Auf einer ehema- 
ligen Meilerstelle bei Sacrow!! 

. dichotoma Flk. N.-R.: Chausseehaus Wit.! 

. virgata Ach. P.: Auf einer Meilerstelle bei Sacrow!! 

. scabrosa Flk. N.-R.: Kieferwälder Wt. Tr. D.! 

1—9 sind sämtlich bei P. sehr gut vertreten. 

. sguamulosa Schaer. N.-R.: In Kieferwaldungen Wt.! 

.sparassa Hampe. Schliesst sich als wenig proliferirende 
Form der euphorea an. N.-R.: Wt.! 

Ol, püyrea Flk. N.-R.: Wald hinter dem Chausseehause nach 
Alt-Ruppin Wt.! Prenzlau: Hindenburg Grantzow. Einige 
Exemplare einer dürftig entwickelten Oladonia von Gross-Gli- 
nike bei P.!! wurden von Herrn Dr. Rehm für „vielleicht piy- 
rea“ erklärt. 

Ol. fimbriata (L.) 

a, vulgaris Kbr. 

1. ceratostelis Wallr. 

** dendroides Flk. N.-R.: Kieferwälder Wt.! 

* contortuplicata Ach. Treuenbrietzen D.! 
##* fastigiata Ach. N.-R.: Kieferwälder selten Wt.! 
2. proboscidea Wallr. 

** denticulata Flk. N.-R.: Kieferwälder Wt.! 

* nemoxyna Rbh. P.: Jägerschiessstände D.! 
»+* Fybula Wallr. N.-R.: Kieferwälder Wt.! 

Eine Form der fimdriata von P.!! wurde von Herrn Dr. 
Rehm als „ad fibulam vergens“ bezeichnet. 

B. brevipes Khr. 

1. acuta Wallr. Mit verbogenen, pfriemenförmigen Pode- 
tien P.: D.! 

2. obtusa Wallr. Mit stumpfen Podetien und meist zusam- 
mengeballten Apothecien P.: D.! 

3. simplex Wallr. P.: D.! 

y. costata Flik. Treuenbrietzen D.! 

Ol. cariosa Flk. Finsterwalde: Bürgerheide!! [Torgau!!] 

Cl. cornuta Flk. P.: D.! Ld. Kalkfactorei; Kladower Wald Rbt. 

Ol. decorticata Flik. N.-R.: In Kieferwäldern zwischen Moosen 

oder auf blosser Erde nicht häufig Wt.! P.: Vereinzelt bei den 

Jägerschiesständen D. 

ß. ramosa Flk. Genthin: Altenplathow D.! 


MOoOomrooaßp-ı 


1 
1 


Cl. carneola Flk. Treuenbrietzen D.! 


Cl. incrassata Flik. N.-R.: Auf torfigem Heideboden beim För- 
sterhaus Wt.! Auf alten Stubben am Wehrbellin-See Wt.! 
Die Exemplare von letzterm Standorte befinden sich im Warn- 
storf’schen Herbar als COlad. sguamosa =. delicata. Nach einer 


6. 


28. 


30. 


253. 


3l. 


32. 


Liehenolog. Notizen zur Flora von Brandenburg. 71 


beigefügten Notiz von Rabenhorsts Hand hält dieser sie jedoch 
für incrassata. Ich muss letzterer Ansicht beipflichten. 

Ol. cornucopioides L. 

a. coccıifera Kbr. 

5. phyllocoma FIk. 

* Jateralıs Schaer. 

Lagerstiele seitlich sprossend, steril. In sandigen Nadel- 
wäldern. 

y. ochrocarpia Flk. Tr.: D.! 

ö. pityrea Hampe in litt. Tr.: D.! 

Ol, Floerkeana Fr. 

a, continua Wallr. Aw.: Im Karzigbruch bei Vorwerk Bonin 

Wt.! P.: Schlachtensee Sulzer! 

ßB. macrostelis Wallr. N.-R.: Bei der neuen Mühle Wt.! 

Biesenthal A.Br.! Finsterwalde: Bürgerheide in einem trocknen 

Graben unweit der Stadtförsterei Dr. Schultz!! 

Ol. digiata Flk. N.-R.: An alten Kiefern im Walde vor Wallitz 

Wt.! Potsdam dürftig!! 

* viridis Schaer. Mit grünlich bestäubten, sprossenden Stie- 
len. Zb.: P. Kr.! N.-R.: An alten Kiefern hinter Pfefferteich 
mit Diceranum montanum Wt! 

ß.drachytes Ach. P.: An einem alten Zaun aufdem Pfingstberg!! 
Cl. arbuscula Wallr. Sehr selten: N.-R.: Nur einmal im 
Walde vor Alt-Ruppin Wt. Eine hierher neigende Form sam- 
melte Herr Wt. hinter den Schwedenschanzen bei N.-R. 

Cl. macilenta L. 

a. polydactyla L. 

* corymbiformis L. N.-R.: Wald hinter dem Chaussee- 
hause an der Chaussee nach Alt-Ruppin Wt.! 

ß. filiformis Relh. Im Kladower Wald in der Neumark Rbt. 

* clavata Ach. Lagerstiele eylindrisch, einfach, bauchig 
aufgetrieben, steril. N.-R.: Im Walde hinter dem Chauss6e- 
hause nach Alt-Ruppin Wt.! 

** syncephala Wallr. Lagerstiele ganz einfach, gleich dick, 
schlanker, an der Spitze selten geteilt, meist gehäufte 
und verflossene Apothecien. N.-R.: Im Walde hinter dem 
Chausseehause nach Alt-Ruppin; links am Wege nach 
Molchow; bei der Neuen Mühle Wt.! Vor Schöneberg links 
an der Chaussee nicht selten Wt.! Herzberg Dr. Schultz. 
Sämtliche Formen sind im reichsten Masse in der Bürger- 
heide bei Finsterwalde vertreten, wo ich sie unter Führung 
des Herrn Dr. Arthur Schultz in prachtvollen Exemplaren 
sammelte. 

Ol. uncinata Hoffm. 


39. 


34. 


35. 


36. 


G. Egeling: 


a. brachiata Fr. Driesen Lasch. Vgl. Verhandl. des Botan. 
Vereins der Prov. Brandenb. V. S. XVl. 
y. furcellata Fr. Treuenbrietzen D.! 
Ol. sguamosa Hoffm. 
ß. asperella Flk. N.-R.: In Kieferwäldern hier und da Wt.! 
5, polychonia Flk. 
* ferulacea Flk. N.-R.: Hinter dem Chausseehause nach 
Alt-Ruppin rechts im Walde vor Zippelsförde dicht hinter 
dem Försterhause Wt.! Gth.: Altenplathow D. 
** gracilis Hampe. N.-R.: Hinter dem Försterhause bei 
Zippelsförde und auf Elsenstubben am Wehrbellin-See Wt.! 
3. epiphylla Hofim. Im Kladower Wald in der Neumark Rbt. 
n. attenuata Fr. Tr.: D.! 
Ol. furcata Schreb. 
a. crispata Ach. P.: Am Havelufer vor Nedlitz D.!! 
ß. racemosa Whlnbg. Treuenbrietzen D.! 
* aculeata Hampe in litt. Fast symphykarpisch und etwas 
mit Schuppen versehen. Treuenbrietzen D.! 
** fissa Flk. N.-R.: Kiefernschonung hinter der Pamminer 
Mühle Wt.! 
y. subulata L. 
* cymosa L. P.: Jägerschiessstände D.! Tr.: D.! 
Cl. pungens Sm. 
* retusa Ach. 
** flavicans Fr. Beide Formen bei N.-R. (Wt.!) und P.!! 
nicht selten. 
Ol. rangiferina (L.) 
a. vulgaris Schaer. 
1. spumosa Flk. Treuenbrietzen D.! 
2. major Rbh. Nicht selten in der Potsdamer und Finster- 
walder Flora. 
3. incrassata Schaer. Mit aufwärts verdickten Stielen und 
fast aufrechten, bräunlichschwarzen Astspitzen. 
4. erythrocraea Flk. 
3 und 4 in sandigen Kieferwäldern nicht gerade häufig. 
Bei Tr. nach D.! bei N.-R. Wt.! bei P.!! 
ß. silvatica Hofim. 
1. polycarpia Flk. Tr.: D.! Genthin: Altenplathow D.! 
2. grandis Flk. Tr.: Im Walde nach Jüterbog D.! 
3. caespitosa Rbh. Ueberall gemein, doch stets steril. 
4, tenuis Rbh. Tr.: D.! N.-R.: Im Walde links am Wege 
nach Molehow Wt.! 
5. fuscescens Flk. Tr.: D.! Genthin: Altenplathow D.! 
6. pumila Ach. Fast strohgelb, niedrig, dünn, zart, sehr 


38. 


41. 


Lichenolog. Notizen zur Flora von Brandenburg. 9 


ästig, einen rundlichen, kissenförmigen Rasen bildend 
Treuenbrietzen D.! 

7. alpestr‘s Fr. Treuenbrietzen D.! 

8. portentosa Desf. Schaer. En. erit. „Stipitibus ex albo 
stramineis, verrucoso-pulverulentis, turgidis, laceris, lJacuno- 
sisque, laxo-ramosis, ramis lateralibus, radiato-proliferis 
terminalibus corymbosis. Schaer.l.c. N.-R.: Wald hinter 
dem Chauss&ehause nach Alt-Ruppin rechts. Herbst 1868 
Wt.! 

Ol. Papillarıa (Ehrh.) Finsterwalde: Bürgerheide prachtvoll 
entwickelt Dr. Schultz!! Ueberhaupt ist dieser Wald das Eldo- 
rado des Oladoniasammlers. P.: Wannsee!! Jedenfalls häufig 
vertreten, aber da meist schwach entwickelt oft übersehen. 
Ein steter Begleiter von Stereocaulon condensatum a minus, auch 
meist in Gesellschaft von Baeomyces roseus. [Torgau, Pflückuff!!] 
Nach Baenitz (Verh. d. Bot. Ver. V.S. XVD soll Lasch eine 
Oladonia ceranovdes f. prolifera, die bisher nur aus Schleswig 
bekannt war, für die Mark gefunden haben. Unter Uladonia 
ceranoides, einem ganz veralteten Namen, versteht man zwei ganz 
verschiedene Arten Oladonia. stellata und furcata! Welche ge- 
meint, wäre nur nach Einsicht der Exemplare festzustellen, da 
‚Verf. nicht eimal den Autor angegeben hat. 


Ramalineae Fee em. 
VI. Ramalina Ach. 
R. farinacea L. An Eschen etc. nicht gerade selten. P.: D.! 
Baumgartenbrück !! 


254. R. thrausta Ach. N.-R.: An alten Pappeln nicht selten Wt. 


42. 


43. 


R. poltinaria Ach. Finsterwalde: An einer alten Scheune in 
Nellendorf Dr. Schultz! Gerswalde: auf Steinen Fiek! 

R. tinctoria Web. Ich habe in meinem Verzeichnis die An- 
gabe des Herrn Kummer „bei Zb. an Bretterwänden häufig“ 
ohne weitere Notiz wiedergegeben. Es dürfte jedoch nicht 
überflüssig sein, ausdrücklich zu erklären, dass diese An- 
gabe jedenfalls auf einem Irrtum beruht, wahrscheinlich liegt 
eine Verwechslung mit der vorhergehenden Art vor. Ich sah 
bisher noch kein Exemplar aus dem Gebiet. Ein von Herrn 
Fiek erhaltenes Exemplar von Steinen bei Gerswalde wurde 
von Herrn B. Stein für pollinaria erklärt. 

Nach Th. Fries Lich. scand. soll der Lichen tinctorius Web. 
Spicileg. florae goett. 1778 p. 241 nicht die Aamalina poly- 
morpka Ach., sondern eine eigene neue Art sein, die im Berliner 
Herbar sich befinden soll. Nach Floerke, Deutschlands Lichenen 
No. 40 soll die Pflanze zu Ochrolechia tartarea gehören. Diese 


10 


45. 


46. 


G. Egeling: 


Ansicht wird jedoch durch Webers eigene Beschreibung voll- 
ständig widerlegt. Er sagt l. c. Proximus est Licheni farinaceo?), 
imprimis a varietatibus a Dillenio t. 25 f. 63 A. und B. ete. 
etc. Auf dieser Tafel findet sich in der Ausgabe von 1741 
Ramalina farinacea. Uebrigens hat der Weber’sche Name die 
Priorität, da der Acharianische 19 Jahre jünger ist. Acharius 
veröffentlichte ihn erst in Kongl. Vetenskabl. Acad. Nya Handling. 
Tom. XVII, 1797 p. 270 und bildete sie tab. 11 f. 3 ab, während 
Weber die Art bereits 1778 publicirte. 

Durch die endständigen Soredienköpfe des kaum 1 cm hohen, 
kleine rundliche Polster bildende Lager und die völlige Glanz- 
losigkeit ist die Art von den verwandten Species zu unter- 
scheiden. 

VII. Zvernia Ach. 


E. prunastri Ach. 

a. vulgaris Kbr. Mit Früchten: An Birken hinter der Pirsch- 
heide nach Baumgartenbrück zu!! An einer alten Birke 
unweit des „bairischen Häuschens“ im Wildpark !! 

y. stictocera Ach. Spermogonien gegen die Enden der Thallus- 
Beaver schwarze Wurzeln bildend. 

* phellina Ach. Endzacken den Thalluslappen zugespitzt. 
** retusa Ach. Thalluslappen gestutzt oder eingedrückt. 
Mit der Hauptform vorwiegend an Zäunen. 

B. sorediifera Schaer. P.: Ravensberge D.! 

E. furfuracea (L.)?) Mit Früchten: N.-R.: An Kiefern vor Rott- 
stiel Wt.! 

ß. platyphylla Eg. Mit blattartig verbreiterten, verwachsenen, 
dem Substrat fest anliegenden, nicht kleiigbestäubten Lappen. 
Hat oft fast den Habitus einer Blattflechte. P.: Am Grunde 
alter Kiefern im Wildpark!! 


IX (inel. IV). Cetraria Ach. 
Ü. corniculata (Ehrh.)?) 


a. coelocaulis Fw. 

* crinita Flk. Auf trocknen sandigen Hügeln und trocknen 
Orten in Wäldern: P. Jagdschloss. Stern! ! 

3. muricata Ach. Schlanke, dichtverwebte, niedere Rasen 
bildend. N.-L.: Spremberg ce.fr.! 1850 D.! Finsterwalde: 
Bürgerheide Dr. Schultz!! Neumark Rbt. 

y. platyphylla Eg. Eine Form mit kräftigern Stämmehen, die 


1) Ramalinae farinaceae. Was man wohl kaum von Ochrolechia behaupten 


könnte! 


2) Parmelia bei Th. Fr. Scand. 
3) Cornicularia Eg. Verzeichnis. 


a. 


51. 


50. 


49. 


66. 


52. 


D4. 


Lichenolog. Notizen zur Flora von Brandenburg. 11 


der Oetraria islandica cerispa sehr nahe steht. P.: Golmer 
Berg!! Finsterwalde: Bürgerheide Dr. Schultz !! 

Ü. islandica L. 

a. plantyna Ach. In der Gegend um B., Spandauer Heide Hb. 
Dietr. Finsterwalde: Bürgerheide Dr. Schultz!! 

ß. erispa Ach. Um Berlin Schl. Finsterwalde: Bürgerheide 
Dr. Schultz!! 

y. subtubulosa Fr. Liberose: ‚Bürgerheide hinter dem weissen 
Berge unweit der Sandgrube Busch! 

©. pinastri (Scop.) B.: An Kieferstämmen nahe der Erde Schl. 
Finsterwalde: Bürgerheide Dr. Schultz! 

©. saepincola (Ehrh.) N.-R.: Am Grunde alter Fichten häufig, 
aber nur steril Wt.! Finsterwalde: Bürgerheide reichlich mit 
Früchten Dr. Schultz !! 

B. chlorophylla Humb. Um Berlin an Kieferstämmen Schl. An 
Betula alba und Pinus silvestris in der Neumark Rbt. . 

C. glauca L. N.-R.! An alten Kiefern im Walde vor Wallitz 
Wt.! Mit Früchten in einem Exemplare bei P.: Jagdschloss 
Stern an Birken von Herrn Milcke gesammelt sah ich im Hb. 
Duft. 

* ulophylla Wallr. N.-R.: An alten Kiefern hinter Pfeffer- 
teich und im Walde vor Wallitz Wt.! 

©. aleurites (Ach.) Stein.!) Wird auch von Stein, der sonst fast 
durchweg die Körber’schen Anschauungen teilt, zu Cetraria ge- 
zogen. Ihn hat hauptsächlich die Stellung alter Früchte hierzu 
veranlasst. Diese sitzen deutlich schief auf eingerollten, auf- 
gerichteten Lappen und erinnern auffallend an eine winzige 
Üetraria glauca. Diese Art bildet daher einen Uebergang von 
Oetraria zu Parmelia. Sie teilt Frucht und auch Spermogonien, 
die bei den Cetrarien und auch bei dieser Art schwarze Höcker- 
chen an den Lagerrändern mit kurzen, geraden, an beiden Enden 
verdickten Spermatien bilden, mit Cetraria und hat den deut- 
lichen Habitus einer Parmelia. 


Anaptychieae Mass. 

X. Anaptychia Kbr. 
A. ciliaris 1. 
ß. erinalis Schl. P.: An alten Buchen im Wildpark !! 

Ordo ll. Lichenes phylloblasti Khr. 
Peltigereae Montg. 
X. Peltigera Willd. em. 

P. malacea Ach. 


1) Imbricaria Eg. a. a. 0. 


12 


56. 


59. 


60. 


G. Egeling: 


# uwlophyllaFw. Lappen mit aufsteigenden, staubig-krausen 
soredientragenden Rändern. N.-R.: Wt! P.: Park von 
Glinike!! D.! Böttcherberg D.! Brauhausberg D.! Treuen- 
brietzen D.! 

B. polyphylla Fw. Mit kleinen fast schuppenförmigen, ge- 
häuften Lappen in der Mitte und grösserm Umfange. Tr.: D.! 
Um B. Flk. 

P. aphthosa (L.) Na.: Brieselang Hb. Dietr.! Aw.: Abhänge 

bei Hertelsaue Wt. Schwiebus: Buchholzer Seite des Nieschlitz- 

See’s Golenz! 

P. canina (L.) 

* membranacea Ach. P.: Auf dem Kapellenberg D.! [Tor- 
gau, an sonnigen Stellen der Schiessstände am Grossen 
Teich !!] 

#* sorediata Schaer. Mit gleichfarbigen oder aschgrauen 
Soredien auf der Oberfläche des Thallus. P.: Neuer Garten 
D.! N.-R.: Wald hinter dem Alt-Ruppiner Chaussee- 
hause D.! 

*#* Jeucorrhiza Flik. P.: D.! Tr.: D.! 1863. 

P. rufescens Hoffm. P.: Plantagenhaus!! B.: Tegeler Heide 
Hb. Dietr.! 

* spuria Flk. N.-R.: Grabenrand an der Chaussee bei der 
Turnanstalt mit pusilla. Abhänge bei Eschingers Kaffee- 
haus und am Waldrande zwischen Alt-Ruppin und der 
Neuen Mühle Wt. P.: Brauhausberg, Böttcherberg, Jäger- 
schiessstände!! Babelsberg D.! 

#”* sorediata Flk. P.: Babelsberg Reinhardt! 

P. pusilla Fw. N.-R.: Auf dem alten Kirchhof zwischen jungen, 
frischgepflanzten Birken; bei Eschingers Kaffeehaus; Graben- 
ränder an der Chaussee bei der Turnanstalt Wt.! 

P. polydactyla Hfim. P.: Bairisches Häuschen!! Tornow!! 
Nedlitz!! Neuer Garten D.! Glinike D.! N.-R.: häufig Wt.! 

6. hymenina Ach. Neu-Ruppin Wt.! 

P. venosa (L.) Na.: Brieselang Hb. Dietr.! Aw.: Abhänge am 
Raduhnsee Wt.! N.-R.: Rottstiel in einem Hohlwege, Flösser- 
srund und vor der Boltenmühle Wt.! 

P. horizontalis (L.) N.-R.! auf der Erde bei Flössergrund!! 

B. muscorum Schleich. Eine in allen Teilen kleinere Form. 
Aw.: Wt.! P.: In der Nähe der Moorlanke D.!! Baumgar- 
tenbrück !! 


XClI. Solorina Ach. 
S, saccata Ach. P.: Römerschanze Hb. Dietr.! 


63. 


62. 


64. 


65. 


256. 
251. 


69. 


[67 


74. 


68. 


Lichenolog. Notizen zur Flora von Brandenburg. 13 


Sticteae Ngl. 
XII. Sticta Ach. p. p. 

St. pulmonacea (L.) Ld.: Wt.! Na.: Brieselang Hb. Dietr. ! 
e.fr.! Aw.: an alten Buchen Wt.! 

St. scrobiculata (Scop.) [Eilenburg: Kämmereiforst!!] 

Parmelieae Hook. 
XIV. Parmelia Ach. em. 
Syn.: Imbricaria Kbr. S. (Eg. Verz.) 

Der Name Imdricaria kann der Gattung nicht bleiben, da der- 
selbe bereits durch A. L. de Jussieu 2 Jahre früher an eine 
Sapotaceen-Gattung vergeben war, als Sehreber die Gattung edirte. 
P. tiliacea (Ehrh) Mit Früchten: N.-R. An jungen Linden Wt.! 
. P.: An Eichen im Park von Glinike!! An Ulmus bei dem alten 

Schützenhaus!! Kaputh!! Dobrilusk!! Finsterwalde Dr. 

Schultz!! [Torgau: in den Anlagen auf dem Glaeis spärlich !!] 
ß. scortea Ach. B.: An Bäumen Rbt. 

P. sasxatılis (L.) 

a. leucochroa (Wallr.) N.-R.: An alten Buchen Wt.! 

P. perlata Ach. B.: An Baumrinde Rbt. Schl. 

P. revoluta Flik. Exs. n. 15. An Bäumen in.der Mark Bran- 
denburg, besonders an Erlen und Birken um B. Flk. 

P. Acetabulum Neck. Na.: Brieselang Hb. Dietr.! Finkenkrug 
Dr. Sulzer! Belzig: Brandtsheide Rbh. N.-R.: Gemein an 
verschiedenen Laubbäumen, fast immer mit Apothecien Wt.! 
Finsterwalde : Nellendorf Dr. Schultz! P.: Glindow!! [Torgau: 
Pflückuff!! Zwischen Zwethau und Döhlen!! An der Chaussee 
von Dahlen nach Torgau Rbh.] 

P. conspersa Ehrh. N.-R. Auf erratischen Blöcken häufig Wt.! 
Brb.: Steinerne Säulen beim Altan im Schlossgarten Sch. Be- 
findet sich im Hb. Dietr. ohne Standortsangabe. 

ßB. stenophylla Ach. P.: Ravensberge auf einem Stein!! 

P. centrifuga (L.) Egeling Verzeichn. Nro. 74 ist zu streichen, 
da offenbar die vorhergehende Art gemeint ist. Vgl. hierüber 
Stein a. a. O. 8.77. 

P. physodes (L.) 

ß. vittata Ach. Mit verlängerten, flachen, linealischen, schwarz 
berandeten, an den Enden erweiterten, stumpfen und etwas 
gedunsenen Lappen. An Fichten, Tannen, Birken und anderen 
Laubbäumen, Steinen, Blöcken, Felsen. P.: Baumgartenbrück !! 
B.: Sperenberg!! Um Berlin Rbt. 

y. obscurata Ach. Mit etwas gedunsenen, braunen, nackten, 
glänzenden, am Rande schwarzfaserigen Lappen. e.fr.! N.-R.: 


14 


70. 


41. 


12. 


76. 


G. Egeling: 


An alten Kiefern hinter Alt-Ruppin und bei der Neuen Mühle 

Wt. 

P. stygia L. Lager fast knorplig, blattartig, angedrückt, glatt, 
fast glänzend braunschwarz, unten mattschwarz, an den Rändern 
hellbraun, mit zahlreichen Haftfasern, mit gewölbten, fast dach- 
ziegelartigen Lappen. Spermogonien punktförmig eingesenkt, 
Früchte mit fast gleichfarbiger, flacher Scheibe und teilweise 
gezähntem Rande. Sporen: S—10 .!) lang, 6—7 « breit. Sehr 
selten! Nur auf Steinen bei Buchholz Grantzow (Hb. Dufft!). 

P. olivacea (L.) 

a. laetevirens Schaer. Neu-Ruppin Wt.! 

ß. furfuracea Schaer. Bei P. D.! 

y. saxicola Hampe. P.: Auf Steinen im Gliniker Park!! 

P. aspera Mass. Schwiebus Golenz! Neuerdings hat B. Stein 
a. a. O. S. 74 die Species wieder aufgerichtet unter dem Namen 
Parmelia aspidata Ach., der allerdings die Priorität hat. Der 
Hauptunterschied von oliwacea liegt in der Gestalt der Sporen: 
bei olWwacea sind dieselben 12—18 « lang, 6—9 u breit, bei 
aspera dagegen 6—9 « lang, 5—6 « breit. Sie gleicht an 
Wuchs, Farbe und Grösse des Lagers und der Früchte ganz der 
vorhergehenden Art, ist aber stets durch die immer vorhandenen 
kleinen glatten Warzen kenntlich, welche am Rande der Lappen 
spärlich, gegen die Mitte zahlreich auftreten und auch den Rand 
der Frucht, oft sogar das ganze Gehäuse bewohnen. Nach Th- 
Fries sind die Warzen Spermogonien. Soredien selten, gelbgrün, 
staubige Häufchen bildend.. Im Herbar färbt diese Art bei 
längerer Aufbewahrung das Papier rot. 

Bei nochmaliger genauer Prüfung der von mir s. Z. in der 
Mark, besonders in der Gegend von P. gesammelten Exemplare 
dieser Species fand ich, dass ein Teil derselben allerdings eine 
Form der vorigen Art ist, nicht aber zu aspera gehört. Es 
ist somit in meinem „Verzeichnis“ die Notiz „sehr häufig“ 
zu Streichen. | 
P. caperata (Dill.) N.-R.: An Bretterwänden sehr selten Wt.! 

Smf.: An Alnus glutinosa im Stadtbusche Wt.! Dobrilugk: 

Buchwald!! P.: Im Wildpark an Laubbäumen und Coniferen!! 

B. An Baumstämmen und grössern Steinen Rbt. 

P. difusa Web. P.: Jagdschloss Stern an Pinus silvestris!! 
Ld.: An der Rinde von Pinus silvestris Rbt. 

XV. Physcia Schreb. em.?) 

Ph. stellaris L. 

y. adscendens Fw. 


1) w = 1 Mikromillimeter = 0,001 mm. 


2) Parmelia Eg. Verz. 


79. 


81. 


83. 


259. 


Lichenolog. Notizen zur Flora von Brandenburg. 15 


1. fornicata Wallr. An Laubbäumen, namentlich sehr schön 
an Birken. 
2. tubulosa Wallr. P.: An Obstbäumen bei Stolpe!! 
Ph. pulverulenta Ach. 
a. vulgaris Kbr. 
ß. angustata Schaer. 
* venusta Ach. N.-R.: An Eichen vor dem Chausseehause 
nach Alt-Ruppin, desgleichen an Pappeln, doch häufiger 
Wt.! 
#* allochroa Ehrh. N.-R.: An Laubbäumen Wt: 
56. muscigena Ach. P.: Ueber Moosen an Pappeln beim Wild- 
park und auf blosser Erde bei Kuhforth!! 
Ph. obscura Ehrh. 
oa. orbieularis Kbr. B.: An Baumrinde Rbt. Schl. An Pappeln 
im Tiergarten 1845 D.! N.-R.: An Erlen in Anlagen nicht 
selten Wt.! 
ß, ehloantha Ach. Sp.: An Weiden ete. Wd. 
y. ulothrix Ach. B.: An Erlen Rbt. 
6. adscendens Fr. N.-R.: An Erlen in den Anlagen nicht selten 
Wt.! P.: An alten Weiden in der Lennöstrasse!! 
e. virella Ach. An Pappeln und Linden der Mittelmark Schl. 


XVI. Xanthoria Fr.) 
X. parietina (1.) 
a. platyphylla Fr. 
* nodulosa Flik. 

## cctamea Schaer. Mit doppelt eingeschnittenen, etwas con- 
caven Thalluslappen. 

ß. microphylla Fr. 

* lobulata Flk. Kleine Räschen bildend, Apotheeien zahlreich 
P.: Babelsberg!! N.-R. Wt.! 

*# aureola Ach. Gekennzeichnet durch den intensiv gelben 
Thallus, die rundlichen, verschieden gedunsenen und ge- 
falteten peripherischen Lappen, gewölbten Apothecien mit 
sranulirtem Rande. P.: Ketzin!! B.: Rüdersdorf!! 

y. polycarpa Ehrh. An Birken und Obstbäumen. 

X. controversa (Mass.) 

oa. stenophylla Wallr. P.: An alten Zäunen D.! An Platanus 
occidentalis beim neuen Garten!! 

B. pygmaea Bory.?) Aw.: An Granitblöcken hinter Schlagenthin 

Wt.! 5 


1) Physcia Eg. Verz. 


3) Physciae parietinae forma Eg. Verz. 


16 


S6. 


37. 


88. 
39. 


gl. 


I7. 


101. 


137. 


G. Egeling: 
Ordo Ill. Löchenes kryoblasti Khr. 


Pannarieae, 
XIX. Ponnaria Delis. 
P. brunnea Fw. Freienwalde Magnus! 


Lecanoreae. 
Trib. 1. Plaeodineae. 
XXI. Psoroma Ach.!) 
Ps. hypnorum Vahl. Eg. Verz. sub Pannaria. N.-R.: Auf Sand- 
boden zwischen Moosen bei der Neuen Mühle e.fr.! Wt.! 
XX. Gasparrinia Tornab.’) 
@. elegans (Lk.) P.: Werder!! 
@. murorum Hffm. 
a. vulgare Kbr. 
* fegulare Ehrh. Auf Ziegeln. Sehr kleine Rosetten mit 
sehr kleinen 05—1 mm im Durchmesser haltenden, dicht 


zusammengedrängten Früchten. 
ß. miniatum Hffm. N.-R.: Wt.! 
XXI. Placodium Hill. em. 
Pl. albescens (Hffm.) 
a. galactina Ach. P.: Schwanenbrücke, auf dem Thallus von 
Parmelia olivacea!! 


ß. deminuta Stenh. Nicht selten an Kalkmauern etc. P.: 


Sanssouci an einer alten Mauer!! Kalktuffblöcke im Gliniker 
Park!! Mauer des Ingenheim’schen Gutes!! B.: Rüdersdorfer 
Kalkberge!! Ketzin: An der Mauer der Kirche!! 


XXIV. Candelaria Mass. 


C. vulgaris (Mass.) P.: An einem Zaune der Grossen Wein- 
meisterstrasse unweit des Pfingsthauses!! Werder!! Finster- 
walde!! 
2. Eulecanoreae Stein. 
XXV. Callopisma De Not 
©. aurantiacum (Lghtf.) N.-R.: Chaussee nach Alt-Ruppin Wt.! 
ß. holocarpum Ehrh. P.: An Bretterwänden der Lennestrasse 
nach Charlottenhof!! 
©. ferruginea Huds.°) 
B. saxicolum Mass. B.: Rüdersdorf!! 


1) Eg. Verz. Pannaria vgl. bezüglich der Nomenclatur Stein a. a. O. S. 


102 und 103. 


2) Amphiloma Eg. Verz. 
3) .blastenia Eg. Verz. 


TIEREN 
la 


260. 


261. 
105. 


106. 
107. 


108. 


Lichenolog. Notizen zur Flora von Brandenburg. Gel! 


C. pyraceum Ach. Eg. Verz. sub ©. Zuteo-albo. P.: An Pappeln 
bei Zehlendorf Hffm.! 

C. variabile (Pers.)!) P.: An Mörtel einer alten Mauer in 
Sanssouci!! B.: Rüdersdorfer Kalkberge!! doch stets spärlich. 

©. cernum Hedw. P.: An Morus alba zwischen Geltow und 
Baumgartenbrück!! An Fraxinus in der Neumark Rbt. 


XXVI. Rinodina Ach. 

R. Bischoffii Hepp. B.: Rüdersdorf auf Kalksteinen !! 

R. exigua (Ach.)?) 

a. Pyrina Ach. Bei Potsdam nicht selten; an verschiedenem 
Laub- und Nadelholz z. B. Babelsberg!! Neuer Garten!! Char- 
lottenhof!! Sanssouci bei der Orangerie!! An Taxodium 
distichum in der Nähe des grünen Gitters!! An Eichen im 
Wildpark!! An alten Bretterwänden in der Neumark Rbt. 

ß. maculiformis.Hepp. P.: An einem Zaun beim Wildpark!! 

y. demössa Ach. P.: Wildpark!! 


XXVII. ZLecanora Ach. 

L. atra (Huds.) B.: An Buchenrinde und grossen Steinen stel- 
lenweise Wd. 

L. intumescens Rbt. P.: Zehlendorf an Buchen Hoffmann! 
N.-R.: Wt.! 

L. subfusca (L.) 

a. allophana Ach. P.: An einem Zaun unweit des Wildparks!! 

ß. glabrata (Ach.) 

* pinastri Schaer. N.-R.: Wt.! P.: An Fichten beim Stern 
D.! 

y. argentata Hfim. P.: An Fichten beim Stern D.! 

L. cateilea Ach. N.-R.: An alten Föhren Wt.! 

L. pallida (Schreb.) 

y. cinerella Flik. An Nadelholz nicht gerade selten. 

L. sordida (Pers.)?) P.: Park von Glinike!! Auf der Frucht- . 
scheibe schmarotzt Celidium grumosum. 

L. polytropa (Ehrh.) P.: An Sandstein im Wildpark zwischen 
Helianthemum guttatum!! 

L. varia (Ehrh.) P.: An alten Birken D.! An altem Holz um 
B. (Schl.) 

L. symmieta Ach.*) B.: An Pappeln bei Charlottenburg Hoffmann! 

L. Flotowiana Spr. 


I) Pyrenodesmia Kbr. Syst. 

2) Iimodina metabolica Eg. Verz. 

3) Zeora Eg. Verz. 

#) Lecanorae variae forma Eg. Verz. 


Abhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb. XXIV. 2 


18 


JR: 


119: 


120. 


123. 


124. 


126. 


122. 


266. 


215. 


G. Egeling: 


f. oblitterata Eg. Mit oblitterirtem Thallus, meist sind nur 
noch die Früchte übrig. B.: Rüdersdorf!! 


XXXI. Ochrolechia Mass. 
O. pallescens (]..) Kbr. 
ß. parella (L.) B.: An Baum- besonders Weidenrinde Wd. 
XXXU. Zcmadophila Ehrh. em. 
J. aeruginosa Seop. N.-R.: Auf Torfboden beim Forsthaus Wt.! 
P.: Pirschheide!! | 
XXXIU. Aspieilia Mass. 
A. calcarea (L.) : 
a. concreta Schaer. B.: Rüdersdorf!! 
4A. cinerea (L.) 
a. vulgaris Kbr. P.: Böttcherberg an erratischen Blöcken!! 
B.: Rüdersdorf!! Neumark Rbt. 


3. Gyalecteae Stein. 
AXXIV. Phialopsis Kbr. 
Ph. rubra Hffm. N.-R.: An alten Eichen bei Rottstiel Wt.! In 
der Neumark an bejahrten Eichen, Ulmen, Pyrus-Arten, der 
Schwarzpappel u. s. w., auch Moos inkrustirend (v. Fw.) 


4. Urceolarieae Stein. 
XXXV. DUrceolaria Ach. 

D, ocellata (Vill.) Das angebliche Vorkommen dieser Pflanze 
in der Mark Brandenburg beruht auf einen Irrtum. Vgl. 
Aspieilia. 

U. seruposa Ach. 

a. geophila. Auf blosser Erde, Thon- und Lehmboden liebend 
2. B. P.: Baumgartenbrück !! 

B. Zignicola. N.-R.: Wt.! 

y. corticola. P.: An alten Weiden beim Elysium!! 

6. saxicola. P.: Rampe der Gliniker Brücke!! 


XXXVI. Gyalecta Ach. 
G. Flotowii Kbr. An Rinden bejahrter Eichen in feuchten 
Waldungen im Schildberger Steinbusch bei Soldin häufig (v. Fw.) 
Pertusarieae Stein. 
XXXIX. Phlyetis Wallr. em. 
Phl. agelaea (Ach.) Zb.: An Birken P.Kr.! An Kiefern und 
Pappeln der Mittelmark (Schl.) 
LXXII. Pertusaria DC. 


P. communis DC. 


Lichenolog. Notizen zur Flora von Brandenburg. 19 


ß. variolosa Wallr. 
= jsidioidea Schaer. An alten Baumrinden nicht selten. 
217. P. leioplaca Ach. P.: An Eichen und Buchen im Wildpark!!, 
216. P. Wulfenü DC. P.: An Eichen im Wildpark!! 
ß. lutescens Hffm. P.: An einer alten Buche im Wildpark!! 


Lecideeae Stein. 
1. Biatorineae Stein. 
XLVI. Bilimbia De Not. 
261. B. trisepta (Naeg.) P.: An Pappeln der Berliner Chaussee !! 
Neuer Garten!! 
XLV.. Biatorina Mass. 
268. B. globulosa Flke. P.: An Taxodium distichum in Sanssouci!! 
XLVI. Diatora Fr. 
144. B. granulosa (Ehrh.)') P.: Heideboden bei Zehlendorf!! Pirsch- 
heide!! Smf.: Baudacher Heide Wt.! 
145. DB. fusca (Schaer.)?) N.-R.: Hohlweg zwischen Recknitz und 
Rottstiel Wt.! Potsdam D.! 
269 B. rupestris (Scop.) B.: Rüdersdorfer Kalkberge!! 
270. B. ambigua Mass. P.: Auf Carpinus Betulus auf dem Pfingst- 
berg!! 
LXXXIX. Adrothallus De Not. 
250. A. parmeliarum Smf.?) Schmarotzt auf dem Thallus von Cetraria 
islandica, Parmelia physodes, sawatilis etc. P.: Sacrower 
Heide!! Finsterwalde !! 
2. Eulecidineae Stein. 
2 . XLVIU. Diplotomma Fw. 
151. D. alboatrum Hfim. 
a. corticolum Ach. An alter Eichenrinde um B. Rbt. 
* leucolis Ach. N.-R.: An Maulbeerbäumen bei Molchow Wt. ! 
XClH. Poetschia Kbr. em. 
271. P. talcophila Kbr. P.: Auf Urceolaria scruposa bei Baum- 
sartenbrück!! 
LIN. Zhizocarpon Ram. 
A. Eurhizocarpon Stiz. em. 
169. Ih. geographicum (L.) 
a. atrovirensFr. Finsterwalde: Auf alten Dachziegeln in Nehes- 
dorf Dr. Schultz! [Torgau: An Steinen am Grossen Teich!!] 
1) BD. decolorans Eg. Verz. 
2) B. vernalis (L.) Eg. Verz. 
3) Abr. Smithü (Tul.) Eg. Verz. 
9% 


20 


272. 


234. 


134. 


G. Egeling: 
ß. lecanorinum Flik. [Torgau: Am Grossen Teich!!] 
B. Siegertia Kbr. em. 
Ih. atroalbum Arn. 


1. atroalbum Fw. P.: Muschelgrotte im Neuen Garten!! 
2. fuscumFw. [Torgau: An einer Mauer beim Grossen Teich!!] 


L. Lecidella Kbr. 

L. fuscorubens (Nyl.) B.: Rüdersdorf auf Kalksteinen!! 

L. pilularıs (Dav.)') Auf Kalksteinen: B.: Rüdersdorf!! 

L. aeruginosa (Flk.) An alten Zäunen, morschem Holzwerk 
nicht selten. 

L. olivacea Kbr. P.: An Pappelu sehr häufig. 

L. dolosa Ach. P.: An Taxodium distichum in Sanssouei!! 

L. spilota Fr. Landsberg a. W. (Fw.) 

ACH. Desolechia Mass. 

N. thallicola Mass. Auf Parmelia caperata. P.: Wildpark!! 

N. oxyspora Tul. Auf Cetraria glauca. P.: Jagdschloss Stern!! 

LI. Lecidea (Ach.) Kbr. 

L. fuscoatra (L.)?) P.: Auf Steinen in Wäldern, z. B. bei den 
Ravensbergen!! Wannsee!! [Torgau: Pflückuft!!] 

L. erratica Kbr. Nur einmal P.: auf einem Stein im Walde 
bei den Ravensbergen!! Das einzige aufgefundene Exemplar 
befindet sich im Herbar des Herrn Dr. Minks. 

L. tessellata Fw. In der Neumark an mehreren Orten (Fw.) 

L. contigua Fr. Um Berlin auf verschiedenem Gestein Schl. Rbt. 

ACV. Sarcogyne Fw. 
S. pruinosa Sm. B.: Rüdersdorfer Kalkberge in Menge!! 
Graphideae Stein. 
LX. Opegrapha Humb. 

O. herpetica (Ach.) N-R.: An der Rinde junger Ahorn- 

stämme auf dem Wall Wt.! Ld. An Buchen Rbt. 
XCV. Leciographa Mass. 

L. convexa Kbr. Auf Parmelia caesia. P.: Lustgarten, an 

der Rampe!! 
Arthonieae. 
LXIV. Arthonia Ach. 
A. vulgaris (Schaer.) N.-R.: Wallitz Wt.! 
* Swartziana Schaer. N.-R.: Wt.! 


1) L. sabuletorum Eg. Verz. 
2) Lecidea fumosa Eg. Verz. 


285. 


286. 


Lichenolog. Notizen zur Flora von Brandenburg. 21 


XCVI. Pachnolepia Mass. 


P. lobata (Mass.) Auf Thonboden und an Lehmwänden in der 
Mark nach Rbh. 


XC. (Celhidium Tul. 


C. grumosum Kbr. P.: Auf dem Thallus von Zecanora (Zeora) 
sordida. 


Calycieae. 


LXVI. Acolium Ach. 


285. 4A. Notarisii Nyl. Sehr selten! B.: An dem Zaune des Zoo- 


288. 


2OL. 


292. 


logischen Gartens, wo die Hardenberg- und Kurfürstenstrasse 
zusammenstossen B. Stein! Unterscheidet sich von dem sehr 


ähnlichen A. tigellare (192) durch die Gestalt der Sporen. 

1. A. tigillare: Sporen anfangs wasserhell dann dunkel, 
olivengrünlich und endlich dunkelrotbraun, immer nur einteilig, 
elliptisch oder an der Teilstelle leicht eingeschnürt, 8&—11 
w dick, 15—25 u lang. 

2. A. Notarisü: Sporen ebenso gefärbt, durch schräg 
auf die Querwand gerichtete Wände 4, 6, 8 und 
mehrfächerig, 10—16 « dick, 14—25 « lang. 


LXIX. COyphelium (Ach.) 
C. ferrugineum (Turn. et Borr.) B.: An einer alten Birke im 


Botanischen Garten B. Stein. 
Verrucarieae. 
XCVI. Lithoicea Mass.!) 


L. nigrescens Pers.?) Sehr gemein auf Kalk, an Mauern ete. 


LXXVIU Verrucaria Web. 
V. caleiseda DC. B.: Rüdersdorf auf Kalksteinen!! 
V. muralis Ach. 
a. vera Kbr. P.: An der Kalksteinmauer des alten Kirchhofs!! 
V. papillosa Ach. B.: Rüdersdorf (Flk.) 


Pyrenulaceae. 


LXXVl. Sagedia Ach. 
S. abietina Kbr. P.: An Juniperus virginiana in Sanssouci! 


LXXIV. Pyrenula Ach. 
P. leucoplaca (Wallr.) P.: An einer alten Eiche in Sanssouci !! 


1) Verrucaria Eg. Verz. 
2) V. fuscoatra Eg. Verz. 


293. 


294. 


238. 
234. 


235. 


296. 
237. 


240. 


297. 


29. 


244. 


G. Egeling: 


LXXX. Arthopyrenia Mass. 


A. Fumago Wallr. An den oberen Aesten verschiedener Laub- 
bäume, besonders an Linden und Pappeln in der Nieder- 
lausitz Kretschmar. 


Phyecolichenes. 
Ephebeae Mass. 
XCVIl. Ephebe Fr. 


E. pubescens (Ach.) kommt nach v. Flotow (Bot. Zeitg. 1850) 
in der Mark vor; ein genauerer Standort wird nicht angegeben. 


XCR. Thermutis Fr. 


Th. velutina Ach. Auf feuchter, schlammiger Erde. Barby: 
‘Scholler. Auf feuchter Erde um B. nach Schl. Jedenfalls 
weiter verbreitet, aber mehrfach übersehen. Hasenheide (FIk.) 


Collemeae Fr. 
LXXXII. Collema Hffm. em. 


Ü. palmatum Schaer. Auf blosser feuchter Erde. Um B. Sehl. 

O. byssinum Hffm. In Gräben, auf sandiger Erde, auch auf 
Kalksteinen. Um B. nach Schl. Auf Kalksteinen bei Rüders- 
dorf (Flk.) Auf Lehmboden vor dem Halleschen und Kot- 
buser Thore (FIk.) 

©. cheileum Ach. Der in meinen „Beiträgen“ angegebene Stand- 
ort ist zu streichen, da nach Herrn Oberlandesgerichtsrat 
Dr. Arnold die fraglichen Exemplare sterilem pulposum ange- 
hören. P.: An altem Holz vor dem Berliner Thor !! 

©. limosum Ach.!) N.-R. nach Wit. 

C. pulposum Bernh. P.: An einem Pfahl bei der Kladower 
Ziegelei!! 

©. furvum Ach. Auf blosser kalkhaltiger Erde, auch an Steinen. 
B.: Rüdersdorf!! Park von Glinike auf Kalktuff eines Was- 
serfalles !! 

C. cristatum (L.) B.: Auf der Erde zwischen Moosen Rbt. 
P.: Park von Glinike auf Kalktuff eines Wasserfalles!! 


LXXXIV. Synechoblastus Trev. 
S. flaceidus (Ach.) P.: Auf blosser Erde zwischen etwas Moos 
im Park von Glinike!! 
LAXXXV (inel. LXXXVI). Zeptogium Fr. em. 
L. lacerum Ach. 


ß. pulvinatum Schl. B.: Auf blosser Erde zwischen Moosen 
Schl. 


1) CO. glaucescens Kbr. Syst. 


245. 
246. 


248. 


299. 


132. 


300. 


199: 


211. 


181. 


Lichenolog. Notizen zur Flora von Brandenburg. 23 


L. minutissimum Flk. An altem, morschem Holz um B. Schl. 

L. lividofuscum (Flk.) B.: Auf sandiger Erde bei Spandau 
(Fik.)! Exs.: Fik., D. L. n. 80. 

L. corniculatum (Hffm.) Minks.') N.-R.: Birkenschonung vor 
Alt-Ruppin Wt.! 

ß. palmatum (Huds.) P.: Gliniker Park auf sandigem Boden 
zwischen Moosen!! 

L. subtile Schrad. Werneuchen in der Mittelmark (Flk.) 


Nachtrag. 
XLI. Psora Hall. em. 

P. ostreata Hoffm. An der Rinde von Pinus silvestris und an 
alten Zäunen, aber stets steril, in der Mittelmark nach Rbt. 
und Schl. 

LXVII. Calycium Pers. em. 

©. roseidum Flik. An der Rinde alter Eichen und Weiden 
in der Mittelmark (Schl.) 

©. hyperellum (Ach.) An der Rinde alter Eichen und Weiden 
in der Mittelmark (Schl.) | 

LXX. Ooniocybe Ach. 

C. furfuracea (L.) 

ß. fulva (L.) An grösseren Steinen der Mittelmark (Schl.) 

y. sulphurella Retz. An hohlen Baumstümpfen in der Mittel- 
mark (Schl.) 

LX1. Graphis Ad. 

G. scripta (L.) 
* pulverulenta Ach. An glatter Baumrinde, namentlich 

von Buchen in der Mittelmark (Schl.) 


) Obryzum corniculatum Eg. Verz. 


Abrothallus De Not. . 
Acarospora‘ Mass. . 
Acolium De Not. . 
Acrocordia Mass. . 
Alectoria Ach. em. 
Amphiloma (Fr.) . 
Anaptychia Kbr. { 
Arthonia (Ach.) em. . 
Arthopyrenia Mass. 
Arthothelium Mass. 
Aspieilia Mass. 
Bacidia De Not. 
Bactrospora Mass. 
Baeomyces Pers. 
Biatora Fr. em. 
Biatorina Mass. 
Bilimbia De Not. . 
Blastenia Mass. 
Bryopogon Link. em. 
Buellia De Not. em. . 
Candelaria Mass. . 
Callopisma De Not. 
Calycium Pers. . 
Catopyrenium Fw.. 
Celidiopsis Mass. . 
Celidium Tul. 
Cetraria Ach. . 
Cladonia Hffm. . 
Collema Hffm. 
Coniangium Fr. 
Coniocybe Ach. . 
Cornicularia Ach. . 
Cyphelium De Not. 
Diploicia Mass. 
Diplotomma Fw. 


Index generum.*) 


[50 


21 


19 


Eindocarpon Hedw. em. . 


Endopyrenium Fw. 
Ephebe Fr. 
Evernia Ach. 
Gasparrinia Torn. 
Gongylia Kbr. . 
Graphis Ad. em. . 
Gyalecta Ach. em. 


Icmadophila Ehrh. em. . 


Imbricaria Schreb. 
Kemmleria Kbr. 
Lecanactis Eschw. . 
Lecania Mass. . 
Lecanora Ach. em. 
Lecidea Ach. em. . 
Lecidella Kbr. 
Leciographa Mass. 
Lecothecium Trev. . 
Leptogium Fr. . 
Lithoicea Mass. 
Maronea Mass. . 


Megalospora M. et Fw.. 


Mierothelia Kbr. 
Nesolechia Mass. 
Obryzum Wallr. 
Ochrolechia Mass. . 
Opegrapha Humb. . 
Pachnolepia FIk. 
Pannaria Delis. 
Parmelia Ach. em. 
Peltigera Willd. 
Pertusaria DC. . 
Petractis Fr. em. . 
Phialopsis Kbr. 
Phlyctis Wallr. . 


*) Zugleich Index zu dem „Verzeichnis.“ 


G. Egeling: Lichenolog. Notizen zur Flora von Brandenburg. 


_ Physcia Schreb. em. . 


Poetschia Kbr. . 


Placodium Hill. em. . 


Polychidium Ach. . 
Psora Hall. em. . 
Psoroma Ach. em. 
Pyrenula Schrad. . 
Ramalıina Ach. . 


Rhaphiospora Mass. . 


Rrhizocarpon Ram. . 
Rinodina Ach. em. 
Sagedia Ach. 
Sarcogyne Ach. 


Scolkciosporum Mass. . 


Sceutula Tul. . 
Secoliga Norm... 
Solorina Ach. 


.183 14 Sphaerophorus Pers. 


19] Sphinctrina De Not. . 


.\134 16] Sphyridium Fw. . . 
[49 Stereocaulon Schreb. . 
.139| 231 Stieta Schreb. DEE 
.135 116] Synechoblastus Trev. . 
.|46 | 211 Thalloidima Mass. 

.128| 91 Thermutis Ach. . 
„42 Thrombium Wallr. 

.|41| 19] Umbilicaria Hffm. em. . 
.186| 171 Urceolaria Ach. 

.46 211 Usnea Dill. . 


20| Verrucaria Web. 


22 Xanthoria Fr. . 
.149 Zeora Fr. em. . 
2138 Zwackhia Kbr. . 


12 


2% 


[30 
50 
.142| 4 
.123| 4 


25 


Seite 
Verz,| Not, 


Die physiologische Bedeutung | 
des 
Milchsaftes von Euphorbia Lathyris L. 
Von 


Josef Schullerus. 


Inhalt: 


I. Historischer Ueberblick 
IH. Die Milchsaftschläuche der Paper En Bath yris Kl, 


1. Entstehung und Anordnung der Milchsaftschläuche im Baba i 


2. Wachstum der Milchsaftschläuche 

III. Der Milchsaft der Zuphorbia Lathyris L. 2 ! i 
1. Verhalten des Milchsaftes in verschiedenen Nlkeeshadten e 
2. Verhalten des Milchsaftes unter anomalen Bedingungen 
3. Die Stärke des Milchsaftes 
4. Die Bewegung des Milchsaftes . 

IV. Zusammenfassung der Resultate 


Seite 
27 
35 
36 
41 
53 
53 
63 
75 
78) 
91 


l. Historischer Ueberblick. 


Die verhältnismässig nur wenigen Pflanzen eigentümlichen und 
daher um so mehr auffallenden Milchsaftgefässe waren schon frühe 
Gegenstand eifriger Untersuchungen und Discussionen. Doch handelte 
es sich vorzugsweise um morphologisch-anatomische Fragen, um die 
Entstehung und Verbreitung der Milchsaftschläuche, während die Be- 
deutung des Milchsaftes selbst für den Haushalt der betreffenden Pflan- 
zen weniger in Betracht gezogen wurde und erst neuerdings zum Ge- 
senstande ernstlicher Untersuchungen geworden ist. 

C. H. Schultz!) erwarb sich das Verdienst, den wenig unter- 
suchten, viel gedeuteten Gefässen eigentümlicher Säfte die Aufmerk- 
samkeit der Forscher zuzuwenden, aber seine Ansichten fanden nichts 
weniger als allgemeine Anerkennung. Unter der Benennung der Milch- 
oder Lebenssaftgefässe „vasa latieifera“ vereinigte er als ein eigenes 
physiologisches System mit den eigentlichen Milchröhren andere Zell- 
sebilde, welche sich in den meisten Gefässpflanzen zwischen Holz- 
und Bastfaserbündeln finden und die assimilirte Nährflüssigkeit in den 
Pflanzen herumführen sollten, die sie von den Spiralgefässen als 
„Lymphe“ erhielten. „Diese Circulation des Milchsaftes ist sicherlich 
vergleichbar der Bluteirculation bei den nicht mit einem Herzen ver- 
sehenen Tieren und demjenigen Teile des Circulationssystems, wel- 
ches man bei den Tieren mit Herzen das Capillargefässsystem nennt.“ 

J. F. Meyen?) bestätigt die Verzweigungen und Anastomosen 
der Milchsaftschläuche, ebenso deren Einschnürungen und darauf fol- 
sende Anschwellungen, welche aber keineswegs durch eigene Con- 
tractilität, wie Schultz angiebt, sondern nur durch die Lage der um- 
sebenden Zellen hervorgerufen würden. Contractionen, Expansionen 
und Artieulationen wären völlig unbegründet. Doch lässt auch Meyen 
den Milchsaft sich ungehindert innerhalb seiner Gefässe bewegen 

) „Sur Ja eirculation et sur les vaisseaux laticiferes dans les plantes.“ Paris 
et Berlin 1839. 23 Tab. — 

„Die Cyelose des Lebenssaftes in den Pflanzen.“ Breslau und Bonn 1851. 
35 Taf. 

Nova acta A. N. ©. XVIILp. D. 1841. 

2) Meyen „Neues System der Pflanzenphysiologie“ 1838 B. II. S. 371 ff. 

„Die Secretionsorgane der Pflanzen“. Berlin 1837, 8. 64—65. 


29” 


28 J. Schullerus: 


und erklärt das Verschwinden desselben zu bestimmten Zeiten durch 
Verbrauch zur Ernährung‘ oder Neubildung von Geweben in gewissen 
Vegetationsstadien. 

Hugo v. Mohl') weist dagegen entschieden jene Analogie zwi- 
schen Milchsaft und Blut sowie ein beständiges, -durch innere Ur- 
sachen bewirktes Strömen des Saftes zurück. ‘Er zeigt, dass Schultz 
unter seinen Lebenssaftgefässen ganz verschiedene Elementarorgane 
vereinige, und dass die Leitung assimilirter Säfte den Siebröhren allein 
zukomme. £ 

Moldenhawer?), Treviranus?), vor allem Unger?) erkann- 
ten die Entstehung der Milchsaftgefässe aus .der Verschmelzung von 
Zellen: Zellfusionen. Ja Unger teilte sie sogar in einfache, ver- 
zweigte und netzförmige ein, während er auf der andern Seite die 
Schultz’sche Cyklose, als die kreisende Bewegung des Milchsaftes in 
seinem Gefässsysteme im Unterschiede von der im tierischen Organis- 
mus von einem pulsatorischen Organe ausgehenden Circulation, be- 
stätigte. 

Ausführlichere Versuche machte ein Ungenannter?), welcher zum 
Resultate kam, dass die Milchröhren anfänglich, noch vor der Anlage 
von Spiralgefässen, im parenchymatischen Zellgewebe als schmale In- 
tercellularräume entständen, die erst im ausgebildeten Zustande mit 
einer eigenen Haut erschienen. 

Dieser Ansicht neigen auch v. Mohl und Schleiden‘) zu. Letz- 
terer bekennt, dass ihm der Ursprung der Milchröhren, welche im aus- 
gebildeten Zustande langgestreckten, verästelten Zellen glichen, noch 
dunkel sei. Lebenssaft freilich bewege sich keiner in ihnen; für die- 
sen gebe es überhaupt kein besonderes Organ, da er das Zellgewebe 
gleichmässig durchtränke und ernähre. 

Schacht’) stellte auf Grund seiner sorgfältigen Beobachtungen 
die Behauptungen auf: Die Milchsaftgefässe sind auch fernerhin als 
Milchsaft führende Zellen zu betrachten, welche entweder einfach oder 
verzweigt sind, keine Anastomosen untereinander und mit benachbar- 

1) v. Mohl „Grundzüge der Anatomie und Physiologie der vegetabilischen 
Zelle“. Braunschweig 1851 S. 93#. 

„Vermischte Schriften botanischen Inhalts.“ Berlin 1837, Cap. 5. 

Bot. Zeitg. 1846, S. 73. 

2) „Beiträge zur Anatomie der Pflanzen.“ 1812, S. 135, 139—-141. 

3) „Physiologie der Pflanzen.“ 1835, S. 137—173. 

„Beiträge zur Physiologie.“ 1811, S. 49—51. 

+) Annalen des Wiener Museums. B. II, 1840, S. 10—11. 

„Grundzüge der Anatomie und Physiologie.“ 1846, S. 52. 

„Anatomie und Physiologie der Pflanzenzelle.“ 1855, S. 157. 

5) Bot. Zeitg. 1856, 8. 49#. 

6) „Grundzüge der wissenschaftlichen Botanik.“ 2. Aufl. 1849, B. I. S. 254. 

7) Bot. Zeitg. 1851, S. 513. — „Die Pflanzenzelle.“ 1852, S. 209, 220. Mo- 
natsber. d. k. preuss. Akad. d. Wissensch. 1856, S. 515. 


In a 


Die physiologische Bedeutung: des Milchsaftes von Buphorbia Lathyris L. 29 


ten Gefässen bilden, dem Laufe dieser folgen, oder aber sich mitein- 
ander und mit den Gefässbündeln zu einem Systeme vereinigen. Eine 
Bewegung des Milchsaftes ist nur dann bemerkbar, wenn Druck oder 
eintretendes Wasser einen Strom in ihm erzeugt, und da sie ausser- 
dem geschlossene Enden haben und selten zu einem zusammenhängen- 
den System verbunden sind, darf man sie nicht dem Adersysteme der 
Tiere vergleichen. Ihre Bedeutung für die Pflanze lässt sich zur 
Zeit noch nicht bestimmen. 

- Auch Trecul!) fand, dass sich die Milchsaftgefässe häufig un- 
mittelbar den Gefässen des Holzes anlegen und offene Verbindungen 
mit denselben zu bilden scheinen. In der Meinung, dass sich diese 
Verbindungen allgemein finden lassen würden, vermutet er, dass der 
Milchsaft, welcher aus Nährstoffen bestehe, die durch den Vegetations- 
process zu sehr desoxydirt wären, in den Holzgefässen mit Sauerstoff 
in Berührung käme, wieder oxydirt und zu fernerer Verwendung taug- 
lich werde. Dadurch erkläre sich das periodische Auftreten und Ver- 
schwinden desselben in den Gefässen. Trecul hält somit die Milch- 
saftgefässe für ein venöses, die Holzgefässe dagegen für ein arteriel- 
les System. 

Gegen Trecul wendet sich Hanstein in seiner gekrönten Preis- 
schrift: „Die Milchsaftgefässe und die verwandten Organe der Rinde. 
1564“, indem er nachweist, dass eine unmittelbare Berührung oder 
offene Verbindung der Milchsaftgefässe mit den Spiralgefässen nur in 
Ausnahmefällen vorkommen könne (bei Carıica Papaya und Vasconcella 
quercifolia), aber auch hier immer zweifelhaft sei. Hanstein sagt, um 
die Resultate seiner Beobachtungen, welche als allgemein giltig ange- 
sehen werden, im Wortlaute anzuführen:: „Aus Allem geht hervor: 

1. dass diese Schläuche, die den milchigen Saft führen, wahre 
Gefässe, d. h. Verschmelzungen von Zellen „Zellfusionen“ nach Unger 
sind. Und zwar tritt die Verschmelzung bei ihnen in grösserer Voll- 
kommenheit auf, als bei den Gefässen des Holzes, insofern man häu- 
fig die einzelnen Glieder nicht mehr unterscheiden kann. 

2. dass die Milchsaftgefässe von den Bastfasern in den meisten 
Fällen so verschieden sind, dass sie durchaus nicht als ihnen identisch 
angesehen werden können, sondern mit Recht Anspruch haben als ei- 
gentümliche Organe des Bastsystems gewürdigt zu werden. 

3. dass sie ein in sich abgeschlossenes System bilden, sich in 
der Mehrzahl der Fälle nur mit ihresgleichen verbinden und eine of- 
fene Communication mit den Gefässen des Holzes nicht nachweisen 
lassen, selbst in den seltenen Fällen nicht, wö sie mit Spiralgefässen 
) „De la prösence du latex dans les vaisseaux spiraux, r6ticules, rayes et 
ponetu6s, et de la eirculation dans les plantes.“ Ann. des sc. nat. S. IV. T. VII. 
bot. p. 289, 


30 J. Schullerus: 


unmittelbar benachbart sind, und dass sie auch keine dergleichen Ver- 
einigung mit andern Elementen der Bastschicht eingehen. 

4. dass sie gewöhnlich schon vor den Spiralgefässen, also als 
erstes Glied des parenchymatischen Systems aus dem Cambium her- 
vorgehen und ihre letzten Enden an Dicke die feinsten Spiralgefässe 
oft weit übertreffen. 

5. dass sie jedoch, mögen sie im Stengel auch vereinzelt auftre- 
ten, die Gefässbündel überall hin bis in die Blätter und Blüten hinein 
begleiten, und sich denselben in den Blättern zumal am innigsten 
anfügen. 

6. dass sie aber schliesslich doch die letzten Enden der Spiral- 
gefässe allein verlaufen lassen, stumpf und blind endigen und mehr 
Neigung zeigen, sich im Parenchym zu verlieren, als sich an die an- 
dern röhrigen Organe des Gefässbündels zu binden.“ 

Fast gleichzeitig mit Hanstein stellt Dippel!) folgende Sätze 
über die Entstehung der Milchgefässe auf: 

„1. Die Milchsaftgefässe nehmen ihren Ursprung entweder in der 
primären Rinde und dem Markparenchym der Knospenspitze und der 
jungen Blattorgane, oder sie entstehen vorzugsweise an der Peripherie 
und im Innern des jugendlichen, nur aus gestreckten Zellen bestehen- 
den Gefässbündels. Hier und da entwickeln sie sich sowohl in Mark 
und Rinde, als in dem Gefässbündel. 

2. In allen Fällen gehen dieselben aus Zellen hervor und zwar 
im ersten Falle aus den Zellen des Urparenchyms, in andern aus den 
Zellen der Cambiumschicht allein, oder aus ihnen und solchen des Ur- 
parenchyms. 

3. Die jüngsten Enden (Zellen) der Milchsaftgefässe stehen mit 
den ältern in senkrechter Richtung derart in Verbindung, dass sie 
später mit ihnen einen der Axe des betreffenden Organes mehr oder 
minder genau parallelen Gefässstrang bilden. 

4. Alle Veränderungen, welche die ursprüngliche Entstehungs- 
weise mehr oder minder zu verdecken im Stande sind, wie die Resorption 
der Querwände, das Verschmelzen der Seitenwände, endlich die Ver- 
einigung der Milchsaftgefässe desselben Gefässbündels sowohl, als der- 
jenigen der benachbarten Gefässbündel zu einem zusammenhängenden 
Netze, beruhen auf späteren, den jugendlichen Entwickelungszuständen 
nachfolgenden Umbildungen. 

5. Der Zeit nach entstehen die isolirten Milchsaftgefässe der 
Rinde und des Markes, soweit dieses von mir beobachtet wurde, schon 
vor der Umbildung der Zellen des jugendlichen Gefässbündels in Ring- 
und Spiralgefässe, während diejenigen, welche mit dem Gefässbündel 
in unmittelbarer Beziehung stehen und aus diesem letztern angehören- 
1, „Entstehung der Milchsaftgefässe und deren Stellung in dem Gefässbündel- 
system der milchenden Gewächse,. Rotterdam 1865.“ 


ed ° 


e 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Zuphorbia Lathyris L. 31 


den Cambiumzellen hervorgehen, mit der Entstehung der genannten 
Gefässe gleichen Schritt halten, soweit sich dies aus der Umbildung 
des Inhalts schliessen lässt. 

6. In den ausdauernden Wurzeln werden die Milchsaftgefässe, so 
lange die erstere noch weiter wächst, neben Bast-, Holz- und Gefäss- 
zellen periodisch in dem Cambium nachgebildet. In dem einjährigen 
Stengel, sowie da, wo dieselben nur in der primären Rinde und 
dem Marke auftreten, entstehen dieselben nur einmal während der 
Vegetationsperiode. In dem ausdauernden Stengel endlich entwickeln 
sich die fraglichen Elementarorgane, soweit sie dem Gefässbündel an- 
gehören, wie in der Wurzel fortwährend aufs neue aus dem Cambium.“ 

Die von Hartig!) erhobenen Bedenken gegen die durch Hanstein 
und Dippel auf sämtliche Milchröhren, gegliederte wie ungegliederte, 
ausgedehnte Verschmelzungstheorie erneuerte und verschärfte David?). 
Seine Untersuchungen über die Milchzellen der Gattung Zuphorbia 
liefern Ergebnisse, welche von denen genannter Forscher abweichen: 

- „1. Die Milchzellen liegen an der äussern Peripherie des Gefäss- 
bündels im Rindenparenchym; finden sich deren auch im Marke, so 
sind sie ebenso, wie diejenigen des Rindenparenchyms, welche sich 
mehr der Epidermis nähern, nur Verzweigungen der in grösserer Nähe 
des Gefässbündels verlaufenden. 

2. Ihrer typischen Anordnung nach verlaufen sie in dem zwi- 
schen je zwei übereinanderstehenden Blättern liegenden Stengelteil. 

3. Die in den Blättern befindlichen sind nur Fortsetzungen der 
im Stengel befindlichen Milchzellen. 

4. Die Milchzelien bilden sich im jugendlichen Rindenparenchym 
(Grundgewebe), gehören also nicht zum Gefässbündelsystem und kön- 
nen daher nicht mit Bastfasern identifieirt werden. 

5. Sie entstehen aus einzelnen Zellen, welche aufhören sich zu 
teilen und in die Länge wachsen, wobei sie in die Intercellularräume 
hineinwachsen und durch die Streckung des Stengels in die Länge ge- 
zogen werden. Sie sind also Zellen, nicht Zellfusionen. 

6. Anastomosen der einzelnen Milchzellen unter sich finden nicht 
statt, ebensowenig wie eine offene oder geschlossene Tüpfelverbindung 
zwischen ihnen und den umgebenden Parenchymzellen oder Holzge- 
fässen wahrzunehmen ist.“ 

Hinsichtlich der physiologischen Bedeutung der Milchzellen führt 
David einige Argumente an, welche ihm diese lediglich als Seeretions- 
organe erscheinen lassen. In den Holzgefässen von Euphorbien und 
F'ieus habe er selbst Milchsaft beobachtet; ebenso auch im Parenchym 
der Wurzeln von Euphorbia Oyparissias. Auch die Beziehung zwischen 

1) Bot. Zeitg. 1862 8. 99. 

2) „Ueber die Milchzellen der Euphorbiaceen, Moreen, Apocyneen und Ascle- 
piadeen“ Breslau 1872. 


32 J. Schullerus: 


‘ den Milchzellen und den Organen, welche assimilirte Stoffe führen, 
deutet er zu Gunsten seiner Meinung. Ob sie, was ja möglich wäre, 
zugleich zur Aufspeicherung von Reservestoffen dienten, sei nicht ge- 
nügend untersucht und noch weniger erwiesen. 

Die Entwickelungsgeschichte der Milchsaftgefässe der Euphor- 
bien klar dargelegt und damit die Entstehung der ungegliederten 
Milchröhren überhaupt zum ‘Abschlusse gebracht zu haben, ist das 
Verdienst Schmalhausens'). Seine Beobachtungen nach dieser 
Seite hin kann ich nur bestätigen. Dagegen werde ich später auf 
andere Punkte seiner Abhandlung zurückkommen, welche mit den 
Resultaten meiner Untersuchungen weniger übereinstimmen. 

Nach Schmalhausen entstehen die Milchsaftschläuche der Euphor- 
biaceen in einem sehr frühen Zustande der embryonalen Entwickelung, 
noch ehe die Kotyledonen an der Embryokugel angelegt werden. Sie 
bilden sich aus nahezu in einem Querschnitte liegenden Zellen, welche 
aufgehört haben, sich zu teilen, und zuerst durch ein besonderes Licht- 
brechungsvermögen, welches die Zellwände aufgequollen erscheinen 
lässt, vor den sie umgebenden Zellen sich auszeichnen. Zunächst deh- 
nen sich diese Urzellen der Milchsaftschläuche bedeutend nach allen 
"Richtungen, so dass sie bald schon durch ihre Grösse leicht auffallen. 
lm Laufe der weitern Entwickelung überwiegt dann das Längenwachs- 
tum; die Zellen wachsen mit ihren obern und untern Enden zwischen 
die benachbarten Zellen hinein und senden Fortsätze in die Kotyledo- 
nen wie in das hypokotyle Glied. Von jenen Urzellen stammen sämt- 
liche Milchsaftschläuche der erwachsenen Pflanze ab. Neue Milch- 
zellen entstehen später nicht mehr; das fortdauernde Spitzen- 
wachstum der schon im Embryo angelegten Milchzellen allein sorgt 
für die Verbreitung der Milchsaftschläuche in der ganzen Pflanze. 

Eingehender als alle seine Vorgänger beschäftigt sich M. E. 
Faivre?) mit der Frage nach der physiologischen Bedeutung des 
Milehsaftes. Einmal wählt er Ficus elastica, dann Morus alba (Mürier 
blane) zu Versuchsobjecten. Seine Beobachtungen an geringelten Zwei- 
gen, Wurzeln und Blättern, an ganz oder teilweise abgeschnittenen 
Blättern und Sprossen, an vollständigen Einschnitten in verschiede- 
nen Höhen, an Culturen im Dunkeln und bei Mangel an äusserer 
Feuchtigkeit lassen ihn folgende Schlüsse ziehen: 

»l. Le latex, chez le Ficus elastica, se comporte comme une seve 
elabor&e, assimilable, indispensable & Ventretien et & V’accroissement 


1) „Beiträge zur Kenntnis der Milchsaftbehälter der Pflanzen.“ M&m. de Vacad. 
imp. d. sc. de St. Pötersbourg VII. serie T. XXIV. No. 2. 

2) „Recherches sur la circulation et sur le röle du latex dans le Fieus elastica.“ 
Ann. d. sc. nat. V. serie T. VI. 1866 p. 33—51. 

„Etudes physiologiques sur le latex du Mürier blanc: röle du chyle.“ Ann. 
d. sc. nat. V. ser. T. X. 1869 p. 97—122. 


- Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Buphorbia Lathyris L. 88 


du vegetal. Prive de ce suc, le vegdtal perit, gorg& de ce liquide eo- 
lore, il se developpe avec vigueur. Plus le d&veloppement est actif 
dans une partie, plus le suc y est abondant; si ’on en diminue la 
production ou Vafflux dans un organe, la croissance y diminue dans 
les memes proportions. 

2. L’ineision annulaire pratiquee sur la tige a pour effet d’activer 
le developpement des parties superieures a lincision, et-d’y augmen- 
ter la quantite de latex; d’arr&ter le developpement des parties in- 
ferieures a lineision, si ces parties sont privees de feuilles, et de di- 
minuer la quantit@ de latex; de donner lieu, dans certaines conditions, 


a la formation d’un volumineux bourrelet. 
Les choses se passent comme si un courant de sue propre se 


portait de la tige aux extr@mites des racines, en descendant & la fois 
et par la periphörie et par le centre. 

3. L’incision annulaire ne determine pas necessairement la for- 
mation d’un bourrelet; il ne se developpe point sur les tiges en ab- 
sente de feuilles, ou si les feuilles sont peu nombreuses ou si de vi- 
Soureux rameaux y ont pris naissance. Ce dernier cas se realise, 
lorsqu’on intercepte une portion de tige entre deux incisions annulai- 
res; il nait alors des rameaux de l’aisselle des feuilles superieures. 

4. Le latex est elabore par les feuilles et sert ulterieurement 
au developpement des parties. L’ablation des feuilles arrete l’accrois- 
sement des bourgeons existants; elle determine la pousse et @volution 
hätive de bourgeons nouveaux, a linterieur desquels le suc s’elabore; 
on acquiert la preuve de cette elaboration par l’absence de latex dans 
la portion de l’axe sur laquelle est implante le. bourgeon, tandis que 
ce bourgeon renferme en abondance le suc colore. Un autre effet de 
Vablation des feuilles consiste dans la decoloration, la desassimilation 
de plus en plus marquee du liquide colore. 

5. Le latex dont le cours est descendant, eircule aussi de bas en 
haut en se portant au sommet des axes; on en acquiert la preuve en 
depouillant partiellement une tige de ses feuilles, et en vidant la por- 
tion denudee du latex qu’elle contient. Peu de temps apres l’opera- 
tion, le latex s’est de nouveau porte aux extremites. 

6. Dans ces eonditions, la decortieation annulaire ne met point 
obstacle a lascension du suc propre; il s’eleve alors en traversant 
les couches centrales.“ 

Zu ähnlichen Resultaten kommt Faivre bei seinen Untersuchun- 
gen an Morus alba, welche er mit folgenden Worten beschliesst: 

„Dans les limites de ces recherches, nous ne nous croyons au- 
torises a considerer le latex du Mürier, ni comme une simple exere- 
tion, ni coınme un residu alimentaire, puisqu’il renferme des princi- 
pes assimilables, mais comme appele & jouer dans la nutrition v&ge- 


Abhandl, des Bot. Vereins f. Brandenb. XXIV. 3 


34 J. Schullerus: 


tale un röle important et direet, encore qu’il puisse renfermer des 
prineipes exeretoires. 

Einen weitern Beweis für die nahrhafte Natur des Milchsaftes 
lieferte M. E. Faivre letzthin in einer umfangreichen Abhandlung 
„Etudes sur les laticiferes et le latex pendant l’&volution germinative 
chez l’embryon du Tragopogon porrifolius L.!) Zuerst giebt er die 
Entstehung der Milchsaftgefässe, die Bildung des Milchsaftes an und 
behandelt darauf die Einflüsse, welche verschiedene, während der Kei- 
mung wirksame Bedingungen auf das Erscheinen und Verschwinden 
des Milchsaftes ausüben: So der Einfluss des Lichtes, Wirkungen von 
abgeschlossener und freier Luft bei verschiedenen Temperaturen, Wir- 
kungen von verschiedenen Bodenarten, von Sauerstoff und Kohlensäure.?) 
Die Zusammenfassung der Resultate lautet: 

„Ces observations et ces experiences nous conduisent a voir dans 
le latex une matiere de reserve dont la constitution, en ce quelle a 
d’essentiel, offre avec celle du protoplasma d’incontestables rapports. 

La composition fondamentale du latex est, par ’abondance de 
ces matieres grasses et azotees, celle d’une substance utile a Por- 
ganisme. 

Le latex apparait dans les plantules des le debut de leur evolu- 
tion; il se constitue comme d’autres reserves, en dehors de l’action de 
la lumiere et de la presence de la chlorophylle. 

Si ’on provoque, par l’absence de lumiere, l’etiolement des plan- 
tules, elles perdent leur latex comme les plantes a reserve amylacee 
perdent cette reserve dans des conditions semblables. 

L’action des rayons jaunes favorise la production du latex comme 
elle favorise dans les grains de chlorophylle la formation de l’amidon 
ou de la graisse. 

A V’air confine et a une temperature elevee, les effets de l’etio- 
lement chlorophyllien se manifestent, et par la diminution du latex et 
par la diminition de la reserve plasmique. 

A Y’air libre et a une temperature peu elevee, il se produit une 
augmentation du protoplasme, comme il se produit dans les m&mes 
conditions une augmentation dans la reserve amylacee. 

L’action des sols, soit qu’ils activent avec exces, soit quils re- 
tardent l’evolution des plantules, amene, comme a l’egard d’une re- 
serve, soit la diminution, soit ’augmentation du latex.“ 

Faivres Untersuchungen erstrecken sich nur auf die wenigen ge- 
nannten Milchsaft führenden Pflanzen und gestatten demnach weitern 
Beobachtungen noch einen ausgedehnten Spielraum, da eine Verallge- 
meinerung der von ihm gewonnenen Resultate hinsichtlich der physio- 


!) Mem. de l’acad. d. sc. belles lettres et arts de Lyon. T. XXIII. 1878/79 


2ER ALT Se ae. d’une melange d’air et d’un dixieme d’acide earbonique.“ 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Zuphorbia Lathyris L. 35 


logischen Bedeutung des Milchsaftes einiger Pflanzen auf alle milchen- 
den Gewächse bei der ungemein variirenden Beschaffenheit des Milch- 
saftes erst auf Grund umfassender Beobachtungen möglich ist. Ein- 
mal meint Faivre, dass der Milchsaft eine wichtige und direete Rolle 
bei der Ernährung spiele (Morus alba), dann wieder, dass er sich wie 
ein Reservestoff verhalte (Tragopogon porrifolius). In jedem Falle zeigt 
er, dass derselbe als Nährstoft seine Verwendung fand, im Gegensatz 
zu andern Ansichten, welehe jenen zu einem Exeret oder Rückstand, 
Bodensatz nährender Materialien stempeln wollen. Aber er zeigt nicht, 
ob der Milchsaft auch dort verbraucht werde, wo er abgelagert wor- 
den ist, eder ob der Ort seiner Verwendung ein anderer sei, als der 
seiner Entstehung, mit andern Worten, ob die Milchsaftschläuche ein 
blos sammelndes Gewebe seien oder ein leitendes, ob ausser einer 
diosmotischen Bewegung des Milchsaftes auch eine Massenbewegung 
desselben’ innerhalb seiner Schläuche stattfinde. 

Indem ich unternehme, die physiologische Bedeutung des Milch- 
saftes von Kuphorbia Lathyris L. zu untersuchen, will ich ausser der 
Hauptfrage, ob derselbe überhaupt ein Nährstoff sei, auch prüfen, wie 
sich dieser Nährstoff verhalte, ob er Reservematerial darstelle 
oder vielmehr Bildungssaft, d. h. ob er nur zu gewissen Zeiten, 
unter besonderen Verhältnissen allenthalben verbraucht werde, oder ob 
er fortwährend und vorzugsweise nur an Wachstumsstätten Verwen- 
dung finde, wohin er aus andern Pfilanzenteilen strömen müsste. 


ll. Die Milchsaftschläuche von Euphorbia Lathyris. 

An Faivres Arbeiten anschliessend beabsichtigte ich ursprüng- 
lich dem Milchsafte allein meine Aufmerksamkeit zuzuwenden, und 
dessen Bedeutung für das Leben eines andern Vertreters der milchen- 
den Gewächse zu untersuchen. Bei den Vorarbeiten erwies sich hie- 
für Euphorbia Lathyris schon wegen ihrer grossen Samen und des 
im Embryo vollkommen entwickelten Milchröhrensystems als ein gün- 
stiges Objeet, wie die Euphorbien überhaupt durch die im Milchsafte 
enthaltene charakteristische Stärke von Anfang an bestimmtere Re- 
sultate erwarten liessen. Damit konnte ich zugleich direet an Schmal- 
hausens Beobachtungen anknüpfen, welche zum Teil auf den ersten 
Blick Misstrauen erregen müssen, so überzeugend und wahrscheinlich 
' andere seiner Angaben sind. Demnach wird sich meine Arbeit in 
ıwei Teile gliedern: in einen mehr morphologisch-anatomischen und 
einen mehr physiologischen. Aber auch ersterer Teil soll nur dazu 
dienen, den zweiten zu unterstützen und über die Bestimmung des 
Milchsaftes mehr Licht zu verbreiten. 

3*+ 


36 J. Schullerus: 


Immer stelle ich Buphorbia Lathyris in den Vordergrund und ziehe 
andere Objecte bloss zur Vergleichung heran, oder wo ich, unbescha- 
det der Charaktereigentümlichkeit jener Art, allgemeinere Punkte 
klar stellen will. Nenne ich keine bestimmte Species, so ist immer 
Euphorbia Lathyris gemeint. 


I. Entstehung und Anordnung der Milchsaftschläuche 
im Embryo von Euphorbia Lathyris. 


Nach meinen Untersuchungen über die Entstehung der Milchsaft- 
schläuche im Embryo von Euphorbiaceen (HKuph. pilosa, palustris, La- 
thyris) kann ich die Resultate von Schmalhausen nur bestätigen. Da 
ich mich nieht ausschliesslich auf die Entstehung der Milchsaftschläuche 
einlassen wollte und insbesondere nicht genug junge Samen von Zux- 
phorbia Lathyris, meinem eigentlichen Versuchsobjecte haben konnte, 
gelang es mir nicht, die Entstehung jener Schläuche aus einzelnen 
Zellen direet zu beobachten. In allen untersuchten Embryonen hatten 
sie immer bereits eine Länge von 4—6 Zellen erreicht, ohne diese 
an Weite zu übertreffen. Indessen waren auch die Kotyledonen schon 
als blattartige Gebilde an der Embryokugel zu erkennen. Das obere 
Ende dieser verlängerten Milchzellen war abgerundet und befand sich 
noch ungefähr an der Basis der Kotyledonen (es hatte sich noch kein 
Vegetationskegel vorgewölbt), während das entgegengesetzte Ende zu- 
gespitzt, keilartig zwischen die Zellreihen sich drängte und offenbar ein 
Wachstum der Milchzellen in dieser Richtung annehmen liess. Von 
einer Anlage procambialer Stränge zeigten sich in der Axe die ersten 
Andeutungen durch eben beginnende Streckung der in dieser Gegend . 
liegenden Zellen, aber die Kotyledonen stellten noch ein durchaus 
gleichartiges Gewebe dar. 

Als die Keimblätter ungefähr die Hälfte von der Längenausdeh- 
nung der Axe erlangt hatten, erhielten ihre meist hexagonalen Zellen 
eine mehr rechteckige bis ellipsoidische Form, und bestimmte Partien 
präformirten sich zu procambialen Reihen; zugleich wurde das par- 
enchymatische Gewebe lockerer, welcher Umstand die Milchzellen nun 
auch zu einem Wachstum in die Kotyledonen hinein anregte. Einzelne 
Milchsaftschläuche, aber nicht alle, erreichten bald die Spitze der 
Kotyledonen, ehe es ihnen auf der andern Seite gelungen war, bis in 
das Ende der compacteren Axe zu dringen. In diesem Stadium 
waren die Kotyledonen und die Axe gleichlang. Verzweigungen der 
Milehsaftschläuche zeigten sich in den Kotyledonen in ihren ersten 
Anfängen, welche aber immerhin schon den Namen von Verzweigun- 
gen verdienten, während in der Axe ausschliesslich nahe unter dem 
vorgewölbten Vegetationskegel kleine Erweiterungen und Aussackun- 
gen als Andeutungen solcher aufgefasst werden konnten. Das lockere 
Gewebe der Kotyledonen schien die Vermehrung und Vergrösserung 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Zuphorbia Lathyris L. 37 


der Verzweigungen sehr zu begünstigen, gleich wie sich auch die des 
Vegetationsscheitels in dessen weniger ausgedehnten Intercellularräu- 
men verbreiteten. Diese Zwischenräume fehlten dem anderen, grössten 
Teile des hypokotylen Gliedes fast ganz, und dem entsprechend bil- 
deten auch die Milchsaftschläuche keine Verzweigungen und vermoch- 
ten selbst unverästelt nur teilweise bis in die Wurzelspitze zu wachsen. 

Anastomosen zwischen den Verzweigungen konnte ich weder in 
den Kotyledonen noch in dem hypokotylen Gliede finden, obgleich sich 
in jenen die Schläuche nicht selten dieht neben einander legen. 

Da ein Embryo durch den dichten Inhalt der Zellen eine unmit- 
telbare Beobachtung nicht gestattete, musste er präparirt werden. 
Dieses geschah in der Weise, dass ich ihn nach den Kotyledonen spal- 
tete und dann abwechselnd mit Kalilösung, Essigsäure und Alkohol 
behandelte, um ihn durchsichtig zu machen; oder ich liess ihn einfach 
einige Tage in Essigsäure liegen, neutralisirte mit Kali, vertrieb durch 
Zusatz von absolutem Alkohol das etwa vorhandene Oel und die zahl- 
reichen Luftbläschen, worauf durch verdünnte Jodlösung die Umrisse 
der Zellen deutlicher gemacht wurden. 

Manchmal erlangte ich auch auf diesem Wege ein annehmbares 
Bild, aber immer boten sich die Milchsaftschläuche nur in geringer 
Zahl dar, und tiefer in dem Gewebe liegende waren nicht mit Be- 
stimmtheit als solche zu qualificiren. Wollte ich nun annähernde 
Gewissheit haben über die Anzahl der bereits gebildeten Röhren, ihre 
Verzweigungen beurteilen, so erwärmte ich das Präparat in einem 
Tropfen zur Hälfte verdünnter Kalilauge auf dem Objeetträger unter 
dem Deckglase über einer kleinen Spiritusflamme und bewirkte darauf 
durch drückendes Schieben ein Auflösen des Embryo in Zellreihen 
und einzelne grössere Zellcomplexe, auf welche Art es oft gelang, 
sehr viele Milchsaftschläuche auf weitere Strecken zu verfolgen und 
auch Verzweigungen zu constatiren. Dieses war um so leichter mög- 
lich, als die Milchröhren, durch das Erwärmen mehr gequollen, jetzt 
die anderen Zellen, namentlich die procambialen, an Breite übertrafen. 
Dieses letztere Verfahren wandte ich auch an, um mich zu überzeugen, 
dass die ganz kurzen Milchsaftschläuche auch wirklich solche wären. 
Das Erwärmen änderte zunächst nichts an der Lagerung der Elemente, 
welche bloss mehr erhellt und gequollen erschienen; ich konnte also 
die fragliche Stelle unter dem Mikroskope leicht wieder finden und 
durch leises Drücken mit der Nadel auf das Deckglas die Gebilde 
mehr oder weniger scheiden. Durch Zufall verschob ich nach dem 
Erwärmen einmal des Deckglas und siehe da, das Object hatte sich 
nach allen Regeln der Kunst geteilt und verschoben, wie man zwei 
Platten von einander schiebt, von denen die; eine an der Unterlage fest 
klebt, die andere aber an einem auf ihr liegenden Gegenstande hängen 
geblieben ist. So schön wie in diesem Falle gelang es mir später 


38 J. Schullerus: 


nicht immer, den Verlauf einiger Milchsaftschläuche in der Axe eines 
unreifen Embryo von Euph. Lathyris zu beobachten, aber nichts desto 
weniger machte ich mir im Verlaufe meiner Untersuchungen jenen 
Fingerzeig oft mit Erfolg zu Nutze. 

Mögen diese Methoden auch ihre Mängel haben, bei einiger Uebung 
jedoch gelingt es bald, sich in jeder Beziehung Klarheit über die Ent- 
stehung und weitere Entwickelung der Milchsaftschläuche im wach- 
senden Embryo zu verschaffen. Schon hier lässt sich mit völliger 
Sicherheit feststellen, dass die Milchsaftschläuche nicht durch Ver- 
schmelzung von Zellen gebildet werden, sondern durch eigenes Spit- 
zenwachstum zwischen die Zellreihen eindringen und selbst Ver- 
zweigungen bilden. Und es ist kaum anders denkbar, als dass sie 
auch je eine einzige Zelle zu ihrem Ursprung haben, wie Schmalhau- 
sen angiebt. 

Die Anordnung und der Verlauf der Milchsaftschläuche lässt sich 
an reifen Embryonen von Euph. Lathyris ohne Mühe vorzüglich studiren. 
Da die Embryonen, wie es ja allgemein bekannt ist, oft, von ihrer 
vollkommenen Ausbildung entfernt, in ihrer Entwickelung stehen blei- 
ben, ohne dass der Same dadurch immer keimungsunfähig wird, so 
fand ich bei meinen zahlreichen Untersuchungen oft sehr schön ent- 
wickelte Milchsaftschläuche, dagegen in sichtbarlich verkümmerten 
Exemplaren höchst kleine mit wenigeren Verzweigungen in den Koty- 
ledonen, wodurch gerade um so besser das weitere Schicksal der ein- 
mal angelegten Milchzellen erkannt werden kann. 

Ergiebt sich für die Entstehung der Milchsaftschläuche in den Eu- 
phorbien bei allen genannten Arten derselbe Ursprung und dieselbe 
Weiterentwickelung, so herrschen hinsichtlich der Menge, Anordnung 
und Verteilung derselben entschiedene Divergenzen. Hiernach zerfal- 
len die Euphorbien hauptsächlich in zwei Kategorien: 

1. Solche, welche sowohl in dem Rindenparenchym als auch auf 
der Innenseite der Gefässbündel, im Marke, Milchröhren besitzen und 

2. Solche, die bloss in dem Rindenparenchym Milchröhren aufweisen. 

Erstere sind zugleich dadurch charakterisirt, dass sie auch nach 
der Keimung, beziehungsweise während ihres ganzen Lebens das Mark 
behalten, dagegen diese dasselbe bald verlieren. Zu jenen gehört x. 
B. Euph. palustris, zu diesen aber Zuph. Lathyris. 

Die Anordnung und Verbreitung der Milchsaftschläuche im Em- 
bryo von Euph. Lathyrıs kennen zu lernen müssen radiale sowie tan- 
gentiale Längsschnitte, sowohl parallel den Flächen der Kotyledonen, als 
auch senkrecht auf dieselben, in Untersuchung gezogen werden. Eben- 
sowenig darf man aber die Querschnitte vernachlässigen, wie es Schmal- 
hausen gethan zu haben scheint. Zwar lässt sich kaum ein Schnitt 
unmittelbar unter dem Mikroskope betrachten, indessen die Massen 
von Reservematerial kann man leicht und ziemlich schnell entfernen: 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Euphorbia Lathyris L. 39 


Kali und Essigsäure lösen die Proteinkörner, Alkohol löst das Fett. 
Und gerade diese Menge von Stoffen trägt mauchmal dazu bei, die 
Milchsaftschläuche auf Querschnitten um so deutlicher hervortreten zu 
lassen; man hat nicht einmal nötig, dieselben möglichst dünn zu 
machen. Wenn man ein solches Object von dem ausgeflossenen In- 
halte der zerschnittenen Zellen reinigt, indem man dasselbe in Wasser 
herumschwenkt, vielleicht auch mit einem Pinsel auswäscht, so er- 
scheinen unter günstigen Umständen die Milchröhren wie Löcher in 
dem ganz undurchsichtigen Gewebe, von den turgescenten Zellen viel- 
fach eingeengt und zu drei- oder vierseitigen Prismen mit nach innen 
convexen Wänden geformt. Leistet das Wasser nicht sogleich die 
gewünschten Dienste, so greift man am besten zur Essigsäure, welche 
die frei in den Röhren liegenden Körper löst, ehe dieses in den Zel- 
len selbst möglich ist, und jetzt wird das Bild jedenfalls klar sein. 
Die Zellen haben durch diese Manipulation zugleich ihren Turgor zum 
grössten Teile verloren, und die Milchsaftschläuche ihre ursprüngliche 
Gestalt, rundlich-elliptisch, wieder angenommen. Sie sind durchsich- 
tig, wegen ihrer Weite mit den Zellen des Procambiums nicht zu ver- 
wechseln. Man mag einstellen, wie man will, stets bleibt der Durch- 
blick durch sie klar, während die anderen parenchymatischen Zellen 
oft noch Inhalt besitzen und bei tieferem oder höherem Einstellen die 
Wände der unter oder über ihnen liegenden Zellen durchscheinen lassen. 
Auf diese Weise kann man eigentlich schon an successiven 
Querschnitten allein die Anordnung der Milchsaftschläuche bestimmen, 
wenn uns diese in den Enden der Kotyledonen und in der Wurzelspitze 
“nicht im Stiche liessen. Und über Verzweigungen und Anastomosen 
müssen jedenfalls Längsschnitte entscheiden, zu deren Unterstützung 
auch das Kochen in Kali und Isolirung der Gewebeelemente dient. 
Nach diesen Methoden habe ich folgende Resultate über die An- 
ordnung und Verbreitung der Milchsaftschläuche im Embryo von Zuph. 
Lathyris gewonnen, welche von denen Schmalhausens zum Teil abweichen. 
Ein Querschnitt mitten durch die Axe zeigt, dass die Mehrzahl 
der Milchsaftschläuche regelmässig in der dritten Zellreihe von aussen 
verlaufen und zwar von einander meist durch zwei bis drei Zellreihen 
getrennt. Ist dieser Kreis von Röhren gestört, so mag man einen 
Schnitt näher an der Basis der Kotyledonen nehmen und man wird 
jetzt vielleicht finden, dass die Reihe hier vollzähliger ist. Dagegen 
erkennt man an Schnitten?gegenzdie Wurzel hin ohne Zweifel, dass die 
Schläuche immer mehr zurücktreten. Sobald die procambialen Stränge 
sich zum Wurzeleylinder vereinigen, und das Rindenparenchym auf 
Kosten des Markes an’Mächtigkeitgewinnt, verlassen die hier weniger 
zahlreichen Röhren” scheinbar ihren‘ Platz in der dritten Zellreihe. 
Indessen treten sie.dem Axencylinder nicht näher, sondern die schon 
am Embryo differenzirte Wurzelhaube allein lässt sie weiter von der 


40 J. Schullerus: 


Peripherie scheinbar mehr in das Innere des Wurzelkörpers zurücktreten, 
In der Längsrichtung verlaufen sie ganz gerade, so dass man gewöhn- 
lich einen Schlauch von seinem Anfang bis zu seinem Ende verfolgen 
kann. Endigt er aber, bevor er die Wurzelanlage erreicht hat, so 
kann man sicher sein, dass er eben nur so lang ist, wie denn die 
Querschnitte zeigen, dass die meisten Schläuche während der Entwicke- 
lung des Embryo aufhören zu wachsen, ehe sie ihr Ende in der Wurzel- 
spitze, nicht weit von den Initialzellen derselben, erreicht haben. Die 
wenigen, in der äussersten Wurzelspitze endigenden Milchsaftschläuche 
nähern sich hier häufig so sehr, dass zuweilen zwei bis drei, meist 
etwas kolbig oder blasenartig erweitert, wie es Schmalhausen treffend 
abbildet, sich berühren, aber immer nur solche, welche neben einander, 
‚nie solche, welche sich diametral gegenüber liegen, wodurch sie das 
Plerom teilweise gegen die Initialzone abschliessen würden. Doch 
auch hier entstehen keine Anastomosen, sondern die einzelnen Schläuche 
werden durch das später weiter fortgesetzte Wachstum des Würzel- 
chens einfach auseinandergeschoben und erscheinen dann auch an diesen 
Stellen an denselben Orten des Rindenparenchyms, welche sie in dem 
hypokotylen Stengelgliede einnehmen. 

Ausser jenem regelmässigen Kreise in der dritten Zellreihe treten 
die Milchsaftschläuche in nicht geringer Zahl auch zerstreut im ganzen 
Parenchym der Rinde auf, ja einzelne wagen sich sogar in die breiten 
Markstrahlen hinein, wo sie sich aber immer nahe an die Seite der 
Gefässbündel, beziehungsweise des Phlo&ms schmiegen, nie ganz auf 
deren Innenseite dringen, so dass man sagen könnte, sie gehörten 
dem Marke an. In diesem selbst findet sich keine einzige Röhre, weder 
eine, an diesem Orte aus einer Milchzelle entstandene, noch eine Ver- 
zweigung einer ausserhalb des Pleroms gelegenen. Es ist dieses leicht 
erklärlich, wenn man bedenkt, dass das Mark schon während der 
Keimung bis auf wenige Reste zu Grunde geht und sich immer nur 
in kurzer Entfernung vom Vegetationskegel eine Zeit lang erhält, 
Ebenso bilden die ursprünglich von einander isolirten, aber von einer 
continuirlichen Schutzscheide umgebenen sechs Gefässbündel später 
einen geschlossenen Ring, in dessen Xylemteilen nie Milchsaftschläuche 
anzutreffen sind, wenn sie auch oft in sehr naher Nachbarschaft die 
Stränge mechanischer Zellen begleiten. 

An Längsschnitten findet man, dass die im hypokotylen Gliede 
endigenden Schläuche immer keilförmig aufhören, von den benachbar- 
ten Zellreihen eingeengt. Verzweigungen finden sich erst in dem obe- 
ren Teile des hypokotylen Gliedes, wo das Gewebe lockerer ist. Die 
ursprünglichen, ausserhalb der procambialen Stränge liegenden Milch- 
saftschläuche treiben aus ihrem oberen, wenig erweiterten Ende seit- 
liche Aeste durch die breiten Markstrahlen in radialer Richtung gegen 
den Vegetationskegel hin. Aber auch diese Aeste entfernen sich nicht 


” 


Die physiologische Bedeutuug des Milchsaftes von Buphorbia Lathyris L. Al 


weit von den Gefässbündeln, kaum eine Zellreihe, und die meisten 
bleiben während der embryonalen Entwickelung innerhalb der Mark- 
strahlen stehen. Auf diese Weise gelangen Verzweigungen der ur- 
sprünglich angelegten Schläuche in das lockere Gewebe des Vegeta- 
tionskegels und endigen daselbst ungefähr unter der 4. bis 5. Zellreihe 
unterhalb der Epidermis. Diese Milehsaftschläuche sind es, welche 
das Milchröhrensystem in der keimenden und wachsenden Pflanze 
weiter verbreiten, da die sämtlichen ursprünglichen Schläuche des 
Periblems sich mit diesem in die Samenlappen fortsetzen. Sie ver- 
laufen also auch in diesen bloss auf der Rückseite, respective Aus- 
senseite oder Unterseite der Gefässbündel, senden aber in das an In- 
tereellularräumen reiche Mesophyll zahllose, meist nur kurze Schläuche, 
welche zum grössten Teile auf der Stufe von Erweiterungen und Aus- 
sackungen der Mutterschläuche stehen bleiben. Anfangs senkrecht 
gegen die Oberseite oder Innenseite der Kotyledonen gerichtet, verän- 
dern einige ihren Lauf und ziehen nun mit den procambialen Strän- 
sen auf deren Oberseite bis zur Spitze der Samenlappen. Alle endi- 
gen höchstens unter dem einschichtigen Pallisaden-Parenehym, und 
unmittelbar unter dessen dieht aneinander schliessenden Zellen er- 
blickt man in der Spitze der Kotyledonen die grössten und zahlreich- 
sten blasigen Erweiterungen. Diese Erscheinung erklärt sich dadurch, 
dass in dieser Richtung besonders energisches und lange dauerndes 
Wachstum stattfand, wie dieses die Entwickelung des Embryo bestä- 
tigt. Solche Schläuche lassen sich oft bis hinunter in die Axe ver- 
folgen und würden, wenn der Schnitt gleichmässig hell wäre, bis in 
die Wurzelspitze selbst gesehen werden können. In der Axe, gegen 
die Wurzel hin, war das Wachstum nicht so intensiv, das Gewebe 
compaeter, daher die Milchröhren hier auch nicht so zahlreich sind, 
selten Ausläufer haben und meist mit spitzen Enden aufhören. 
Anastomosen finden sich aber weder in der Axe noch in den 
Kotyledonen, weder an Schnitten noch bei Macerirungen, die sich auch 
sorgfältig ausführen lassen. Auch von einem Ring, der nach Schmal- 
hausen im Knoten des Embryo aus gegen einander wachsenden Fort- 
sätzen der Urzellen der Milchsaftschläuche entstehen soll, fand ich 
keine Spur, weder im Embryo noch in einer Keimpflanze, aus welcher 
er doch nicht spurlos verschwinden kann und sich hier frei präpa- 
riren lassen müsste, wenn das Gewebe nicht mehr so „zart“ ist. 


2. Wachstum der Milchsaftschläuche. 

Das Wachstum der Milehsaftschäuche steht in so naher Bezie- 
hung zur Funetion des Milchsaftes selbst, dass es manchen Wink für 
dieselbe geben dürfte. 

Das erste Wachstum der Milchröhren ist bei der Entstehung 
derselben noch im proembryonalen Stadium verfolgt worden, und es 


43 J. Schullerus: 


hat sich in Uebereinstimmung mit Schmalhausen als Resultat ergeben, 
dass das Grösserwerden der Milchsaftschläuche nicht durch Verschmel- 
zung benachbarter Zellen miteinander zu Stande kommt, son- 
dern durch Auswachsen einzelner Zellen, Urmilchzellen, 
zu Schläuchen, durch Spitzenwachstum dieser Schläuche, somit 
ein gleitendes ist, ein actives Wachstum, sofern es nicht durch das 
Wachstum der Nachbarzellen, nicht durch von diesen unmittelbar aus- 
gehenden Zug bewirkt, wohl aber durch ihren Druck eingeschränkt 
wird. Auf der andern Seite aber werde ich zeigen, dass dieses Spit- 
zenwachstum nur dann erfolgt, wenn der Milchsaft eine gewisse Con- 
sistenz erlangt hat, und nur so lange dauert, als sich der Milchsaft 
auf dieser Stufe der Vollkommenheit erhält. Und diese Volkommen- 
heit beruht sowohl auf seiner qualitativen, als auch auf seiner quanti- 
tativen Beschaffenheit, wie die eigentümlichen Wachstumserscheinun- 
gen, besonders nach Ruheperioden, lehren. 

Nach diesen ersten Wachstumserscheinungen der Milchsaftschläuche 
bei der Entwickelung des Embryo will ich nunmehr auch diejenigen 
in der keimenden Pflanze und in deren späterem Leben verfolgen mit 
besonderer Berücksichtigung der Dauer der Wachstumsfähigkeit der 
Milchsaftschläuche und sehen, ob die Schlüsse Schmalhausens gerecht- 
fertigt sind. Er sagt nämlich'), um die ganze Zusammenfassung 
desselben im Wortlaute zu geben: „Auf Grund meiner Beobachtungen 
glaube ich zu dem Schlusse berechtigt zu sein, dass die Milchsaft- 
schläuche der Euphorbien schon in sehr frühem Entwickelungszustande 
des Embryo zuerst als einzelne Zellen kenntlich werden, die dann in 
Schläuche auswachsen, welche die Keimblätter und das Wurzelende 
durchziehen, im Knoten durch Aeste mit einander in Verbin- 
dung treten und auch kurze Aeste zu dem zwischen den Keimblättern 
liegenden Vegetationspunkte aussenden, von denen beidemKeimen 
des Samens und dem weiteren Ausbilden der Pflanze 
sämtliche Milchsaftschläuche derselben hervorgehen. 
Neue Milchzellen entstehen später nicht mehr. Sämtliche 
Verzweigungen derselben sind Aeste der Urzellen im Em- 
bryo. In der Wurzel, wo die Schläuche nur selten kurze Aeste bilden 
und durch diese zuweilen auch in Verbindung mit einander treten, 
durehziehen dieselben die Hauptwurzel bis zur Spitze, bis zur Wur- 
zelhaube, ohne Aeste in die Nebenwurzeln hineinzusenden. 

Die Milchsaftschläuche der Euphorbien wären demnach vielleicht 
nicht unpassend mit intercellular wachsenden, parasitisch in dem Ge- 
webe sich verbreitenden Pilzhyphen zu vergleichen, mit dem Unter- 
schiede jedoch, dass sie nur im meristematischen Gewebe 
wachsen und sich verzweigen, bald aber die Fähigkeit, 
Seitenäste zu treiben, verlieren. 


te 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Zuphorbia Lathyris L. 43 


Zu dem schon früher von Anderen über Einzelheiten der Milch- 
saftschläuche und deren Verbreitung in den Zuphorbia-Pflanzen Ge- 
schriebenen weiss ich nichts Neues hinzuzufügen. Die Milchsaft- 
schläuche der Wurzeln scheinen bald durch den Druck 
derGewebe unkenntlich zu werden und zuGrunde zu gehen.“ 

Dass die Milchsaftschläuche von Zuph. Lathyris nur durch Aus- 
wachsen einzelner Zellen entstehen, kann ich auch nach meinen Un- 
tersuchungen bestätigen, ebenso, dass sich die Schläuche des Embryo 
durch Spitzenwachstum später durch die ganze Keimpflanze verbrei- 
ten: alle Milchröhren mithin von den Urmilchzellen abstammen und 
keine weiteren Milchzellen im Laufe der Vegetation sich bilden. Da- 
gegen habe ich die Gegenwart von Anastomosen im Embryo wie in 
der Keimpflanze entschieden in Abrede stellen müssen. Ferner will 
Schmalhausen beobachtet haben, dass die Nebenwurzeln erster Ord- 
nung bei den Keimpflanzen von Zuph. Lathyris, welche unter günsti- 
sen Umständen bereits am dritten Tage nach dem Hervorbrechen der 
Hauptwurzel, innerhalb welcher Zeit diese eine ansehnliche Grösse 
erreicht hat, zum Vorschein kommen, keine Milchsaftschläuche be- 
sitzen. Daraus zieht er den Schluss, dass die Milchsaftschläuche nur 
in ihrem Jugendzustande sich verzweigen und bald die Fähigkeit, 
Seitenäste zu treiben, verlieren. Das angebliche Fehlen der Milch- 
saftschläuche in diesen Nebenwurzeln soll zugleich seine andere Be- 
hauptung stützen, dass später neue Milchzellen nicht mehr entstehen. 

Weitere Untersuchungen über die Verzweigungsfähigkeit der 
Milchsaftschläuche finden sich nicht bei Schmalhausen. Und doch sind 
jene Angaben zu auffallend, um nicht gleich Misstrauen zu erwecken, 
und führen zu Consequenzen, deren Tragweite über die Grenzen un- 
serer Erfahrung reicht und von vornherein ohne directen experimen- 
tellen Nachweis die Haltbarkeit derselben erschüttert. 

Gesetzt, jene Angaben wären richtig, so würde uns ein Mittel 
an die Hand gegeben sein, auf die einfachste Weise zu erforschen, 
welche Bedeutung dem Milchsafte im Haushalte der Zuph. Lathyris 
zukomme, zu was für einer Pflanze sich diese ohne Milchsaft ent- 
wickeln würde: Denn nach den Behauptungen von Schmalhausen wären 
wir im Stande, eine Zuph. Lathyris ohne Milchsaftschläuche zu ziehen. 
Wir brauchten bloss der Keimpflanze, nachdem sie die Nebenwurzeln 
entwickelt, die Pfahlwurzel abzuschneiden und wir bekämen ein Wur- 
zelsystem ohne Milchsaftschläuche. Etwas später, wenn die Pflanze 
kräftiger geworden ist, vielleicht schon einige Internodien gebildet 
hat, köpfen wir sie unmittelbar unterhalb der Kotyledonen. Die Folge 
davon ist, dass am hypokotylen Gliede Adventivknospen entstehen, 
von denen sich wenigstens eine, die oberste, zu einem kräftigen Triebe 
gestaltet, der nun zur vollkommenen Pflanze auswächst. Dass die 
Keimpflanze diese Manipulationen auch wirklich erträgt, habe ich wie- 


44 J. Schullerus: 


derholt erfahren. Ja ohne unser Zuthun geht die Hauptwurzel oft 
frühzeitig zu Grunde und .die Pflanze ist allein auf die Nebenwurzeln 
erster Ordnung angewiesen, wie auf der andern Seite an üppig vegeti- 
renden Keimpflanzen am hypokotylen Gliede sowohl als auch an den 
Internodien solche Adventivknospen in Menge entstehen, wenn sie 
auch unter normalen Verhältnissen zu keiner weiteren Entwickelung 
kommen. 

Da die Milchsaftschläuche an den Stellen, wo Adventivknospen 
hervorgetreten sind, bei deren Bildung schon Wochen, ja Monate alt 
waren, konnten sie nach Schmalhausen keine Verzweigungen hinein- 
senden ; ebenso durften im jungen Sprosse keine neuen Milchzellen auftre- 
ten, um vielleicht später mit denen des hypokotylen Gliedes zu ver- 
wachsen: folglich haben wir eine Kuphorbia Lathyris gezogen, welche 
weder in den Wurzeln noch in den oberirdischen Teilen, mit Ausnahme 
des hypokotylen Gliedes Milchsaftschläuche besitzen soll. Aber ein 
Schnitt durch eine turgescente Wurzel, wie in den jungen Spross 
lässt aus beiden Teilen Milchsaft ausfliessen, und die Erfahrung zeigt 
unzweifelhaft, dass Schmalhausen seine Behauptungen: „Die Milch- 
saftschläuche verlieren bald die Fähigkeit, Seitenäste 
zu treiben,“ und „Neue Milchzellen entstehen später nicht 
mehr,“ unmöglich nebeneinander aufrecht halten kann. _That- 
sache ist, dass in den genannten Gebilden dennoch Milchsaftschläuche 
vorhanden sind, und es kann sich nur darum handeln, welcher von 
jenen beiden Sätzen zu streichen ist; ob die Milchsaftschläuche doch 
längere Zeit verzweigungsfähig bleiben, oder ob auch spä- 
ter neue Milchzellen und Milchsaftschiäuche entstehen, 
welche sich erst seeundär mit den ursprünglichen verbinden, also 
Anastomosen bilden. Einen dritten Modus giebt es nicht. 

Daher habe ich auch bloss eine Frage in Betracht zu ziehen; 
fällt die Antwort negativ aus, so ist die andere Behauptung als er- 
wiesen anzusehen. Dabei darf jedoch nicht ausser Acht gelassen wer- 
den, dass jene Behauptungen in ihrer negativen Form zwar nicht 
neben einander bestehen können, dass es aber sehr wohl möglich ist, 
dass die Milchsaftschläuche auf der einen Seite lange verzweigungs- 
fähig bleiben, während auf der andern gleichzeitig neue Milchzellen 
im meristematischen Gewebe zu Stande kommen können. 

Werfen wir zunächst einen Blick auf das Verhalten der Milch- 
saftschläuche in meristematischen Geweben, wo Zellteilungen und 
Zellstreckungen erfolgen, wo mit einem Worte Wachstum herrscht. 

Bei der embryonalen Entwickelung haben wir schon gesehen, 
dass die jungen Milchsaftschläuche mit einer gewissen Selbständig- 
keit sich in dem Gewebe verbreiten und dass daher die Vergleichung 
derselben mit Pilzhyphen eine ganz zutreffende ist. Ja diese Aehn- 
lichkeit geht noch weiter, als Schmalhausen angiebt. Wenn er sagt, 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Buphorbia Lathyris L. 45 


dass die Milchsaftschläuche nur im meristematischen Gewebe wachsen 
und sich verzweigen, so meint er damit nicht, dass das Wachstum 
jener von dem Wachstum der benachbarten Zellen abhängig sei, mit- 
hin, dass das Wachstum der Milchsaftschläuche aufhören müsse, so- 
bald im umliegenden Gewebe kein Wachstum mehr stattfinde. Dabei 
wird es im Princip gleich sein, ob das Teilungsgewebe in Dauergewebe 
übergangen ist, oder als Teilungsgewebe längere Zeit in Ruhe verharrt. 

Hätten die Milchsaftschläuche nicht ein selbständiges Spitzen- 
wachstum, so würden sie nie von ihrer Ursprungsstelle bis in die 
Wurzelspitze hineinwachsen. Ebenso sind die Kotyledonen bereits 
mehrere Zellreihen lang, ehe die Milchsaftschläuche nach dieser Rich- 
tung hinwachsen, und gleichwohl reichen sie noch vor der Reife des 
Embryo bis in die äussersten Spitzen der Kotyledonen. Die zahlrei- 


-chen Verzweigungen in den Samenlappen bilden sich gewiss zum 


grossen Teile erst, wenn das Wachstum derselben aufgehört hat. 

Noch schöner lässt sich das selbständige Spitzenwachstum der 
Milchsaftschläuche bei der Entstehung der Blätter am Vegetations- 
scheitel beobachten. Erst wenn in den Blattanlagen die Gewebediffe- 
renzirung kenntlich wird, senden die Milchsaftschläuche der Axe Ver- 
zweigungen zu jenen. Aber diese Aeste wachsen nun so rasch, dass 
sie bis zur Spitze des Blattes gelangt sind, ehe secundäre Gefässe 
gebildet worden sind. Auf gleiche Weise wachsen die Milchsaftschläuche 
erst nach der Anlage von Gefässen in die Nebenaxen hinein, wenn 
sie hier auch nie so nahe an den Vegetationskegel gelangen als an 
den Rand der Blätter und immer drei bis vier Zellreihen unter der 
Epidermis endigen. 

In allen genannten Fällen befanden sich die Milchsaftschläuche 
in einem fortwachsenden Gewebe. Aber kann man vermuten, dass 
sie schon im Embryo in vorläufig fertigem Gewebe wuchsen und sich 
verzweisten, so lässt sich dieser Umstand bei der Anlage von Achsel- 
knospen oder sogenannten Augen mit aller Sicherheit nachweisen. 

Diese Knospen sind lange angelegt und entwickeln auch schon 
das erste Blattpaar ihrer schützenden Decke, ehe Zweige von Milch- 
saftschläuchen langsam in ihr Gewebe hineinwachsen. Untersucht 
man solche ältere Knospen, so wird man finden, dass die Milchsaft- 
schläuche nicht nur in der seeundären Axe und in den grösseren 
äusseren Deckblättchen vorhanden sind, sondern dass selbst die in- 
nersten Blättchen, wo noch keine Spur von Gefässen ist, solche in 
Menge besitzen, ein Beweis, dass die Milchsaftschläuche in ruhendes 
Gewebe gedrungen sind und sich daselbst auch verzweigt haben. Für 
das Waehstum der Milchsaftschläuche ist also wachsendes Gewebe 
nicht unbedingt notwendig und wenn sie sich später nicht mehr ver- 
zweigen, so muss dieses entweder in ihrer individuellen Beschaffenheit 
liegen, oder an andern ihr Wachstum bewirkenden Ursachen. 


46 J. Schullerus: 


Weil viele Zellen in ihrer Jugend teilungsfähig sind, später aber 
durch Verdiekung ihrer Membranen kaum mehr mechanisch gestreckt 
werden können, dürfte man sich zu einem Analogieschlusse verleiten 
lassen, indem man combinirte: Die Milchsaftschläuche sind zellenar- 
tige, namentlich den Bastfasern ähnliche Gebilde; daher werden sie 
sich auch mit zunehmenden Alter verdieken und in Folge dessen die 
Fähigkeit verlieren, sich zu verzweigen. Die anatomische Untersu- 
chung aber lehrt, dass die Wandungen der Milehröhren in den un- 
tersten Teilen eines langen und alten Triebes nieht merklich verdickt 
erscheinen. Daher liegt die Vermutung nahe, dass sich die Milchsaft- 
schläuche auch so lange zu verzweigen vermögen, so lange in ihrer 
Nähe Neubildungen zu Stande kommen, so lange die Bedingungen 
gegeben sind, unter welchen allein sie überhaupt wachsen, dann aber 
auch immer wachsen, sich verästeln müssen. 

Doch untersuchen wir jetzt die Milchsaftschläuche auch in Bezug 
auf die Dauer ihres Verzweigungsvermögens, und zwar will ich zu- 
erst gerade den Fall vornehmen, welcher Schmalhausen zu der Be- 
hauptung veranlasst hat, dass die Milchsaftschläuche keine Aeste in 
die Nebenwurzeln hineinsenden. Um nicht vielleicht den Sinn seiner 
Worte anders zu deuten, führe ich die ganze Stelle wörtlich an: 

„An der Keimpflanze (von Euphorbia Lathyris) entstehen noch 
vor Entfaltung der Keimblätter, wenn das Wurzelende derselben etwa 
2 cm lang geworden ist, den vier Gefässbündelsträngen (es 
sind sechs vorhanden) des hypokotylen Teiles entsprechend, an der 
Uebergangsstelle dieses Letzteren, aus localen Wucherungen des Peri- 
cambiums vier Nebenwurzeln. An diesen hoffte ich nun für die Natur 
der Milchsaftgefässe wichtige Aufschlüsse aufzufinden. Schon in dem 
Entwickelungszustande der Nebenwurzel, wo diese nur eine polsterar- 
tige Verdiekung des Pericambiums bildet, werden die äusseren, wie 
auch die inneren Milchsaftschläuche der Hauptwurzel von dieser Zel- 
lenwucherung beeinflusst. Die in der Rinde der Wurzel befindlichen 
werden durch die Nebenwurzelanlage nach Aussen und später auch 
zur Seite gedrängt, so dass sie in ihrem Verlaufe anfangs einen kleinen, 
später einen grösseren Bogen beschreiben; sie weichen also der Ne- 
benwurzel seitlich aus und nehmen später, wenn die Nebenwurzeln schon 
ihre Gewebeschichten differenzirt haben und die äusseren Rindenschich- 
ten der Hauptwurzel zu durchbrechen sich anschicken, einen wie in 
Folge von Zerrung geschlängelten Lauf an. Von diesen Schläuchen 
konnte man es übrigens auch gar nicht erwarten, dass sie in nähere 
Beziehung zur Nebenwurzel treten würden, die inneren Schläuche 
liegen aber dem Pericambium innen an; dicht an sie anliegend 
bildet sich die Nebenwurzelanlage aus Zellen der Pericambiumschicht, 
es könnte von diesen erwartet werden, dass sie seitliche Ausbuch- 
tungen, Aeste, in die noch meristematischen Nebenwurzelanlagen hin- 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Kuphorbia Lathyris L. AT 


eintreiben würden. Dem Hervorwölben der Nebenwurzelanlagen folgen 
die anliegenden Milchsaftschläuche; sie werden zur Seite gedrängt 
und krümmen sich etwas nach Aussen. Weiter scheinen die Milch- 
saftschläuche von den Wurzeln nicht beeinflusst zu werden ; sie treiben 
keine Aeste in Letztere hinein, und überhaupt bilden sich in den Ne- 
benwurzeln von Zuphorbia gar keine Milchsaftschläuche. Dieses 
Verhalten der Milchsaftschläuche der Hauptwurzel bei der Bildung der 
Nebenwurzel erklärt sich sehr leicht, wenn man bedenkt, dass bei 
Euphorbia die Milchsaftschläuche ganz ausschliesslich im Meristem der 
Vegetationspunkte wachsen, und auch nachher weder aus dem Cam- 
bium der Gefässbündel noch sonst nachgebildet werden. Die Neben- 
wurzeln bilden sich aber innerhalb eines älteren Teiles der Wurzel, 
wo die Milchsaftschläuche nur nach Notdurft sich strecken und dehnen 
können, aber die Fähigkeit, Auszweigungen zu bilden, schon verloren 
haben. Dieser Umstand, dass die Nebenwurzeln bei Huphorbia gar 
keine Milchsaftschläuche enthalten, ist zugleich ein Beweis dafür, 
dass im Meristem der Vegetationsspitzen der Euphorbien sich nicht 
neue Milchsaftgefässe aus in Schläuche auswachsenden Zellen bilden , 
sondern dass sämtliche Milchsaftschläuche der Pflanze durch Spitzen- 
wachstum und Verzweigungen der in die Vegetationsspitzen hinein- 
ragenden Enden der Schläuche gebildet werden.“ 

Ich habe bereits oben erwähnt, das schon Schnitte in die Neben- 
wurzeln erster Ordnung von Zuph. Lathyris zeigen, dass alle diese Schlüsse 
auf falscher Basis stehen, dass alle Wurzeln bis in ihre Enden 
Milchsaftschläuche besitzen, mögen sie Zuph. Lathyris, splendens, 
palustris u. s. f. angehören. Die erste Beste giebt zu jeder Jahreszeit 
untrüglich Zeugnis, dass die Milchsaftschläuche keineswegs 
durch den Druck der Gewebe unkenntlich werden und zu 
Grunde gehen. Die Entwickelung der Nebenwurzeln am Wurzel- 
halse, meist in wechselnder Zahl (6 Gefässbündelstränge treten 
zum axilen Cylinder zusammen) hat Schmalhausen richtig beschrieben, 
ebenso das anfängliche Verhalten der äusseren Milchsaftschläu che 
(innere habe ich nicht gefunden) bei diesem Vorgange. Doch 
bleibt er bei diesen Anfangserscheinungen stehen und giebt sie als 
Endresultate, während die oberflächlichste Untersuchung in einem spä- 
teren Stadium ihn die Milchsaftschläuche hätte bemerken lassen müssen. 

Allerdings nehmen die Milchsaftschläuche an der ersten Anlage 
der Nebenwurzeln keinen Anteil und werden mechanisch bei Seite ge- 
schoben. Aber sind sie bei der Anlage von Blättern und Sprossen 
thätiger? Keineswegs! wenn sie hier auch nicht verschoben werden. 
Sie treten auch in diese erst ein, wenn die Gewebedifferenzirung be- 
gonnen hat, und das Wachstum energischer wird. Dasselbe findet 
bei der Anlage von Nebenwurzeln, wenn auch langsamer statt, was, 


48 J. Schullerus: 


wie später bei der Bewegung des Milchsaftes näher erläutert werden 
soll, seinen guten”Grund hat. 

Erst, wenn die Nebenwurzeln äusserlich kenntlich geworden sind 
oder schon eine Länge von 1-2 mm erlangt haben, findet man all- 
gemein, dass sie Milchsaftschläuche besitzen, welche bis in die äusser- 
sten Wurzelspitzen reichen, während sie auf der andern Seite mit denen 
der Axe oder Hauptwurzel ein System bilden. In wenig jüngerm, ja auch 
in dem genannten Stadium, lässt sich mit absoluter Bestimmheit erken- 
nen, dass die Milchsaftschläuche dieser Nebenwurzeln Verzweigungen 
derer in der Axe sind. Sobald die Nebenwurzel nicht mehr aussehliess- 
lich vom Perisambium aus ernährt wird, was auch an dem sich meh- 
renden Inhalte der näheren Parenchymzellen in der Wurzelrinde kon- 
statirt werden kann, erweitern sich die Milchsaftschläuche in der Nähe 
der Nebenwurzel, und bald werden oft nahe bei einander mehrere 
kleine Auswüchse sichtbar, welche rasch von mehreren Seiten in das 
locker gewordene Parenchym der Nebenwurzeln eindringen und diese 
mit Milchsaft versorgen. Doch sind diese Aeste von viel geringerer 
Weite als der Mutterstamm, entsprechend dem geringeren Umfange 
der Nebenwurzel, und man darf nieht darauf rechnen, in diesem Sta- 
dium solle die für den Milchsaft der Euphorbien charakteristische 
Stärke die Röhren mit ihrem dünnen Inhalte sogleich in die Augen 
springen lassen, worauf Schmalhausen vielleicht zu sehr gebaut. Werden 
die Wurzeln grösser, die Röhren weiter, so findet sich auch die Stärke 
ein, aber immer in geringeren Mengen als in dem Milchsafte der Axe. 

Durch die leichte Wassercultur von Huph. Lathyris ist ein Mittel _ 
gegeben, Nebenwurzeln zugleich in allen beliebigen Stadien untersuchen 
zu können, und bei zahlreichen Keimpflanzen findet man immer 
die verschiedensten Entwickelungsstufen. Schneller als durch Schnitte 
selangt man zum Ziele, wenn man Kochen in verdünnter Kalilauge 
und etwas sorgfältige Maceration anwendet. So kann man sich leicht 
überzeugen, dass die Milchsaftschläuche der Axe auch Aeste in die 
Nebenwurzeln erster Ordnung hineinschicken. Nie fand ich aber in 
den ‘Nebenwurzeln, in jüngsten wie älteren Stadien, Milchzellen oder 
Schläuche mit abgerundeten oder zugespitzten Enden, welche auf ein 
isolirtes Entstehen jener hingedeutet hätten. 

Auf gleiche Weise verhalten sich die Milchsaftschläuche bei der 
Anlage aller Wurzeln. 

Bei der Bildung von Nebenwurzeln erster Ordnung sind die Milch- 
saftschläuche kaum einige Tage alt, also noch ganz jugendlich zu 
nennen, und man wird sich nicht wundern, dass sie noch Verzweigungen 
erzeugen konnten. Dass sie diese Fähigkeit aber auch weit längere 
Zeit behalten, lehrt ihr Verhalten bei der Wurzelbildung von Steck- 
lingen von Zuph. splendens und ypalustris. Die Vermehrung ersterer 
Art durch Stecklinge ist ja allbekannt, aber auch Sprosse letzterer 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Buphorbia Lathyris L. 49 


entwickeln in Wasser gestellt noch rascher Wurzeln als jene. Obgleich 
die Milehsaftschläuche in Stecklingen von Zuph. splendens schon Jahre 
alt sind, so erfolgt doch ihre Verzweigung mit derselben Beständigkeit 
und auf dieselbe Weise, wie bei der Entstehung der Nebenwurzeln, 
und ist vielleicht noch leichter zu beobachten, weil die mütterlichen 
Milehröhren auffallender anschwellen und auch die Aeste, an ihrem 
Ursprunge wenigstens, weiter sind und in einzelnen Fällen, aber selten, 
sogar Stärkekörnehen im Milchsafte enthalten. Den Wurzeln eigene 
Milchzellen und Schläuche finden sich ebensowenig, wie in dem vori- 
gen Beispiele. 

Nach Schmalhausens Schlüssen müssten alle Euphorbien mit aus- 
dauernden Wurzeln der Milchsaftschläuche entbehren, wenn man diese 
nötigt, auf endogenem Wege Triebe hervorzubringen. Dann müsste 
eine Pflanze ohne Milchsaftschläuche entstehen und diese würden sich 
erst im Embryo des reifenden Samens finden. Aus diesem Embryo 
erhält man dann eine Pflanze mit Milchsaftschläuchen; gegen den 
"Winter sterben die oberirdischen Pflanzenteile ab, die unterirdischen 
allein bleiben übrig, in denen durch den Druck der Gewebe die Milch- 
saftschläuche unkenntlich werden und zu Grunde gehen sollen; im 
Frühjahr entsteht dann wieder eine Pflanze ohne Milchsaftschläuche, 
welche Samen mit solchen erzeugt. 

Hat jetzt die Wurzel keine Milchsaftschläuche und diese bilden 
sich erst in den Trieben? Aber dann müssten ja neue Milchsaft- 
schläuche aus neuen Urmilchzellen entstehen! Oder besitzen doch die 
Wurzeln noch Milchsaftschläuche, welche in die Knospen hineinwach- 
sen? In diesem Falle hätten die Milchsaftschläuche aber nach Jahren 
die Fähigkeit, sich zu verzweigen, nicht verloren! Thatsache ist aber 
auch hier, dass sowohl die Wurzeln als auch die jährlichen Triebe 
stets Milchsaftschläuche haben, und daher muss eine jener Behaup- 
tungen fallen. 

Zur Untersuchung des Zusammenhanges zwischen den Milechsaft- 
sefässen einer perennirenden Wurzel und denen ihrer Triebe wählte 
ich Euph. palustris. Im Frühjahre wurden einige Wurzeln in Töpfe 
gesetzt, die gebildeten Knospen abgeschnitten, so dass sich neue auf 
endogenem Wege bilden mussten. Hier begegnete ich keinen neuen 
Verhältnissen. Wie dort die Nebenwurzeln, so entstanden hier die 
Adventivknospen, und das Verhalten der Milchsaftschläuche war das- 
selbe. Erst wichen sie der Wucherung aus; aber die Knospen durch- 
brachen kaum die Rinde, so verzweigten sich auch schon die Milch- 
saftschläuche und zwar in reichlicherem Masse, als bei der Bildung 
der Nebenwurzeln. Auch waren die Röhren viel weiter und zeigten 
mehr und dunkeleren Inhalt als in jenem Falle. Ausserdem enthielt 
der Saft, je grösser der Spross wurde, je mehr sich die Aeste verlän- 
gerten, um so zahlreichere Stärkekörnchen, während diese in dem 

Abhandl, des Bot. Vereins f, Brandenb. XXIV. 4. 


50 J. Sehullerus: 


Milchsafte der Wurzeln nur spärlich vorkommen und oft auf längern 
Strecken ganz fehlen. Dagegen suchte ich auch hier vergeblich nach 
isolirten Milchzellen, und weder an Schnitten, noch durch Macerirungen 
waren je dem Sprosse eigene Milchsaftschläuche zu constatiren, mochte 
man jüngere oder ältere Knospen untersuchen, und doch wäre es in 
Folge der reichlich vorkommenden Stärke in jenen Gebilden hier 
schwerer gewesen, solche zu übersehen. Um so häufiger konnten die 
ersten Anfänge der Verzweigungen beobachtet werden, und selbst in 
älteren Stadien war dieser Process nicht zu verkennen oder mit Ana- 
stomose oder einem nachträglichen Verwachsen zu verwechseln. 

Um einen allgemeinen Schluss auf die Verzweigungsfähigkeit der 
Milchsaftschläuche bei den Euphorbien machen zu können, prüfte ich 
ihr Verhalten auch in oberirdischen Pflanzenteilen. Mehrere Keim- 
pflanzen verschiedenen Alters (1—3 Monate) von Euph. Lathyris be- 
raubte ich ihrer oberen Teile durch einen Schnitt unterhalb der Koty- 
ledonen, so dass nur das hypokotyle Glied stehen blieb. In Kurzem 
zeigten die oben erwähnten und hier schon vorhandenen Adventiv- 
knospen erneutes Wachstum, während gleichzeitig noch eine Menge 
dieser Gebilde sichtbar wurde. Natürlich fehlten auch ihnen die Milch- 
saftschläuche nicht, und es blieb mir nur übrig, zu untersuchen, wie 
und wann sie in denselben auftreten, wenn auch nach den früheren 
Beobachtungen kaum noch ein Zweifel an ihrem Ursprunge walten 
konnte. 

In Folge der exogenen Entstehungsart dieser hypokotylen Adven- 
tivsprosse sind auch für die Verzweigung der Milchsaftschläuche an- 
dere Bedingungen gegeben, als bei der Entwickelung von endogenen 
Sprossungen. Daher erscheint mir, um das Verhalten der Milchröhren 
leicht zu verstehen, eine kleine Abschweifung geboten, die Bildungs- 
weise dieser Adventivknospen näher anzugeben, um so mehr, als sie 
an sich eine Ausnahme von der allgemeinen Regel machen. Während 
nämlich die meisten adventiven Sprosse bekanntermassen endogenen 
Ursprungs sind, vom Pericambium angelegt die Rindenschichten durch- 
brechen müssen, haben wir hier den Fall, dass die Adventivknospen 
von Huph. Lathyris exogen, als Erzeugnisse des Rindenparenehyms 
gebildet werden. Ihre ganze Entwickelung lässt sich leicht verfolgen, 
indem sie im frühesten Jugendzustande sogleich als rote Wärzchen am 
hypokotylen Gliede der Keimpflanze oder auch an den älteren Inter- 
uodien bemerkbar werden. 

Die ersten Teilungen treten in der Zellreihe unter der Epidermis 
in radialer und zugleich tangentialer Richtung auf, so dass diese bald 
nach aussen gewölbt und auch selbst zu Teilungen veranlasst wird. 
Von aussen schreiten die Teilungen allmählich nach innen fort, die 
Gewebe differenziren sich, und es erfolgt der Anschluss neu gebildeter 
Gefässbündel an die der Axe. Gewöhnlich liegt die Knospe zwischen 


Die physiologische Bedeutung; des Milchsaftes von Buphorbia Lathyris L. 51 


zwei Gefässbündeln und setzt ihre Gefässe an beide an. Kaum ist das 
Wärzehen sichtbar geworden, so wird das Wachstum an dessen oberer 
und unterer Seite intensiver, und es werden die zwei ersten Blätter 
gleich den Kotyledonen an der Embryokugel angelegt. In dekussirter 
Stellung folgt das zweite und dritte Blattpaar mit ganz kurzen Inter- 
nodien, und die Knospe ist fertig. Wird der obere Teil des Stengels 
nun abgeschnitten, oder war er schon früher entfernt worden, so 
geht die Entwickelung ohne Unterbrechung weiter:, Der neue Vegeta- 
tionskegel beginnt eine bedeutende Thätigkeit, während zu gleicher 
Zeit unterhalb der primären Blätter ein ausgiebiges intercalares Län- 
gen- wie Dickenwachstum stattfindet. 

Dieser Entwickelung gemäss ist das Rindenparenchym direet an 
der Bildung der Adventivknospen beteiligt und kommt nicht erst in 
zweiter Linie in Betracht, nachdem es vorher mechanisch durchbro- 
chen worden ist. Dem entsprechend werden die Milchsaftschläuche 
nicht nach Aussen, noch nach der Seite gedrängt; dass sie aber trotz- 
dem sofort zugleich mit der ersten Anlage der Adventivknospen in 
Anspruch genommen werden, verrät ihre Form, wie ihr Inhalt, beson- 
ders die Stärke. 

Die Milchsaftschläuche werden, bevor noch ihre Nachbarzellen 
sich zu teilen beginnen, eine grössere Strecke entlang sichtbarlich er- 
weitert, in manchen Fällen aber, besonders direct unter der jungen 
Knospe zu dieken Kolben aufgetrieben, aus denen dicht nebeneinander 
oft zwei bis vier Aussackungen entspringen, die sich ihrerseits wieder 
sofort verzweigen und rasch in das Gewebe der Knospe eindringen, 
vor allen Dingen die primären Blätter erfüllend. Auf diese Weise 
kommt in solchen Sprossen ein ausgebreitetes Milchröhrensystem zu 
Stande, wie in keinem zweiten Organe dieser Pflanzenart. Bald ver- 
laufen die Schläuche gerade, bald vielfach hin und her gekrümmt, 
so dass nicht selten völlig strauchartige Gebilde entstehen. Hier wird so 
recht deutlich, dass die Erweiterungen der Milchsaftschläuche nur 
eine Folge des Druckes sind, welchen die sich anhäufenden Nährstoffe 
bewirken müssen, und dass dadurch Verzweigungen erzeugt werden. 

Beginnt nun bei der Weiterentwickelung der Adventivknospen 
das Wachstum des unterhalb der primären Blätter befindlichen Teiles 
der secundären Axe, so erhalten die Milchsaftgefässe neuen Spielraum 
und die günstigste Gelegenheit, sich noch mehr zu verbreiten. Diese 
Stelle ist denn auch der eigentliche Fundort von H-förmigen Gestalten 
in allen Stadien der Verzweigung. Ein Schlauch treibt einen Ast in 
das umliegende Gewebe; aber kaum hat er sich durch zwei bis fünf 
Zellreihen in radialer Richtung hindurchgepresst, so merkt er auch 
schon, dass es vorteilhafter und bequemer sei, tangential weiterzu- 
wachsen. Das Ende schwillt etwas an und erzeugt senkrecht zum 
Mutterstamme zwei Aeste gleich einer dichotomischen Verzweigung, 

4* 


52 J. Schullerus: 


und diese wachsen nun in entgegengesetzter Richtung zu einander fort, 
der eine nach oben, der andere nach unten, bis sie in Gewebepartien 
kommen, wo das Wachstum in radialer Richtung wieder leichter ist. 
In vielen Fällen lässt sich in noch jüngeren Stadien des Sprosses 
durch Auffinden der zwei Enden der jüngeren und kürzeren Arme die 
Entstehung einer solchen Figur durch Spitzenwachstum eines einzigen 
Astes unzweifelhaft nachweisen; oft wächst auch der Mutterstamm 
ununterbrochen radial weiter und wir haben einen viergliederigen Stern, 
ein rechtwinkeliges Kreuz mit erweitertem Knotenpunkt. Daraus, 
sowie aus dem Umstande, dass zwischen den zahllos sich kreuzenden 
und dicht an einander liegenden Röhren nie eine Verbindung sicher 
constatirt werden kann, geht hervor, dass auch in zweifelhaften Fällen 
die grösste Wahrscheinlichkeit für das Entstehen solcher Formen durch 
Spitzenwachstum eines Schlauches spricht. Und finden sich in diesen 
Jungen Sprossen keine Anastomosen, werden sie unter solchen Um- 
ständen nicht zahlreich, oder wenigstens einzeln unverkennbar, so 
kann man getrost behaupten, dass sie überhaupt der ganzen Euph. 
Lathyris fehlen oder höchstens ausnahmsweise unter eigentümlichen 
Verhältnissen möglicherweise vorkommen können. 

Die Milchsaftschläuche dieser Adventissprosse zeichnen sich 
durch ihre Weite und ausserordentliche Menge, sowie durch ihre 
schnelle Verbreitung in der ganzen Knospe innerhalb der kürzesten Zeit 
vor den Milchsaftgefässen der Nebenwurzeln und Wurzeln überhaupt 
aus, wo sie sich erst spät verästeln, nur spärliche und enge Ausläu- 
fer bilden. Damit ist nicht nur erwiesen, dass auch in oberirdischen 
Pflanzenteilen die Fähigkeit der Milchsaftschläuche sich zu verzweigen, 
lange über deren Spitzenwachstum hinausdauert, sondern auch, dass 
diese Fähigkeit mit dem Alter der Schläuche nicht schwächer wird, 
wie dieses nach der Erscheinung bei der Verzweigung in den Wurzeln 
den Anschein haben könnte, vielmehr mit der ursprünglichen Kraft 
fort besteht, sofern nicht äussere Bedingungen hindernd in den Weg 
treten. 

Nach diesen Untersuchungen ist doch sicherlich der Schluss ge- 
rechtfertigt, dass die Milchsaftschläuche längere Zeit verzweigungs- 
fähig bleiben, ja sie werden selbst die Behauptung zulassen, dass diese 
Fähigkeit derselben nicht verloren geht, so lange überhaupt ein Stoff- 
wechsel in der Pflanze stattfindet. Wohl babe ich in allen genannten 
Fällen wiederholt die ersten Anfänge von Verzweigungen beobachtet, 
aber nie habe ich neue Milchzellen oder Schläuche gefunden, welche 
nicht von den im Embryo ursprünglich angelegten abstammten. Eben- 
sowenig war es möglich, auch nur ein einziges Mal eine Anastomose 
zwischen zwei Milchröhren nachzuweisen. 

Damit bestätige ich also die Ansicht Schmalhausens, dass 
alle Milehsaftschläuche der Pflanze aus den im Embryo 


Die physiologische Bedeutung: des Milchsaftes von Zuphorbia Lathyris L. 53 


angelegten Urzellen hervorgehen, dass in der Folge 
keine neuen Michzellen mehr enstehen und sämtliche 
Verzweigungen Aeste- der Urzellen des Embryo sind, 
meine aber ebenso entschieden widerlegt zu haben, dass 
die Milchsaftschläuche bald die Fähigkeit verlieren, 
Verzweigungen zu bilden. 

Wohl wachsen und verzweigen sich die Michsaftschläuche ge- 
wöhnlich nur in meristematischen Geweben, aber aus obigen Darstel- 
lungen geht hervor, dass der Grund hievon nicht das Wachstum der 
umliegenden Zellen ist, noch in der Verzweigungsfähigkeit der Milch- 
röhren selbst liegt, sondern vielmehr in physiologischen Gesetzen ge- 
sucht werden muss und mit der Function des Milchsaftes gewiss in 
nahem Zusammenhange steht. Wenn die Milchsaftschläuche sich nach 
früheren Autoren durch ihre äussere Gestalt auch einigermassen den 
Bastzellen nähern sollten, so fällt diese Aehnlichkeit jetzt vollständig 
weg. Hinsichtlich ihrer Gestalt, wie ihres eigentümlichen Wachstums 
stehen sie ganz isolirt da, schliessen sich jedoch in ihren physikalischen 
und chemischen Eigenschaften enge an ihre Stammesgenossen, an das 
Rindenparenchym, an, bleiben unverdickt und fortbildungsfähig wie 
dieses. 


Ill. Der Milehsaft. 


1. Verhalten des Milehsaftes in verschiedenen Alters- 
stadien. 


Der Milchsaft ist bei den als milchend bekannten Gewächsen 
verschieden zusammengesetzt, und nicht einmal die Arten einer Gattung 
stimmen darin miteinander überein. Jede hat ihre qualitativen wie 
quantitativen Eigentümlichkeiten. Ja betrachtet man den Milchsaft 
eines und desselben Exemplares in mehreren Stadien seiner Entwicke- 
lung, so wird man finden, dass er auch nach dieser Seite hin seine 
Natur wechselt. Danach unterscheidet Faivre in seiner Untersuchung 
über Tragopogon porrifolius einen ursprünglichen Milchsaft (latex pri- 
mordial), welcher sich von dem später nach Bildung des Chorophylls 
auftretenden, eigentlichen Milchsafte (latex proprement dit) durch 
seine wässrige Beschaffenheit und Substanzlosigkeit unterscheidet. 
Dieser ursprüngliche Milchsaft tritt erst während der Keimung auf, 
da er im Embryo bloss als „huit taches“ vorhanden ist, und erreicht 
seine vollkommene Ausbildung nach dem Erscheinen des Chlorophylis 
und der dadurch bedingten Assimilation. Wird diese unterdrückt, so 
verharrt der Milchsaft auf seiner niederen Stufe, und es ist klar, dass 
er in diesem Zustande bei der ersten Entwickelung der Pflanze keine 
bedeutende Rolle spielen kann. Doch weist Faiyre durch eine Reihe 
von Beobachtungen nach, dass dessen spätere Modification schon durch 


54 I. Schullerus: 


ihre substantielle Beschaffenheit für seine Verwendung als Nährmate- 
rial bürge. Aehnliche, aber weit vollkommenere Verhältnisse bietet 
der Milchsaft von Zuph. Lathyris während des Werdens und Vergehens 
dieser Pflanze dar, Verhältnisse, welche schon an sich, aber noch 
mehr in ihrem natürlichen Zusammenhange und in ihrer Aufeinander- 
folge auf die Bedeutung des Milchsaftes im Dienste der Stoffwanderung 
werden schliessen lassen. 

Wir werden in der Entwickelung von Zuph. Lathyris fünf mehr 
oder weniger scharf gesonderte Modificationen des Milchsaftes kennen 
lernen, welche zuletzt nach ihrer physiologischen Function im Haus- 
halte der Pflanzen in zwei getrennte Gruppen zusammengefasst werden 
können. Als auf Grund histologisch-chemischer Merkmale aufgestellte 
Kategorien bezeichne ich: 1. Den Milchsaft während der Bildung des 
Embryo, 2. im ruhenden Embryo, 3. bei der Keimung und in der 
wachsenden Pflanze überhaupt, 4. in der Wurzel und 5. in den ober- 
irdischen Teilen, in der Axe, wie in den Blättern der einjährigen 
Pflanze während der Winterruhe. Diese fünf Kategorien knüpfen sich 
enge an den Lebensprocess der Pflanze an und führen, wenn auch 
unter einander differenzirt, auf die beiden grossen Gegensätze hinaus, 
ob ein Wachstum in der Pflanze stattfindet oder ob alle Lebensthätig- 
keit so gut wie sistirt ist; mit anderen Worten: ob die Milchsaft- 
schläuche im Gebrauche stehen, oder ob sie für kürzere oder längere 
Zeit kaum verwendet werden, was ich eben aus der Constitution des 
Milchsaftes im Anschlusse an die Vegetationsstadien zu beweisen ge- 
denke. 

1. Der Milchsaft bei der Entwickelung des Embryo. 
Wenn die Milchzellen an der Embryokugel erkennbar werden, so fallen 
sie durch das eigentümliche Lichtbreehungsvermögen ihres Inhaltes 
auf, ehe sie sich durch die Form von ihren Nachbarzellen auszeichnen, 
- was schon Schmalhausen beobachtet hat. Dieses selbige Licht- 
brechungsvermögen bleibt auch, wenn sich die Milchzellen zu Milch- 
saftschläuchen verlängert haben. Die erste Untersuchung machte ich 
an Objecten, wo sich die Kotyledonen eben vorgewölbt hatten und 
zwei Schläuche von vier- bis sechsfacher Zellenlänge beobachtet werden 
konnten. Bei mässiger Vergrösserung (Hartnack, Ocul. 2, System 7) 
erschien der Inhalt dieser Röhren (die Schnitte unmittelbar in Wasser 
gebracht) als eine homogene dunkele Masse. Abs. Alkohol oder 
Glycerin!) bewirkten, dass man im Stande war, deutlich Körnchen in 
der Flüssigkeit wahrzunehmen, deren Verhalten zu verdünnter Jod- 
lösung (mit Hartnack System 10 betrachtet) keinen Zweifel an ihrer 
eiweissartigen Beschaffenheit liess. 


1) Glycerin wirkte dadurch, dass in der durchsichtigen Grundmasse die kleinen 
Körnchen sichtbar wurden; abs. Alkohol aber durch Entziehung von Wasser und 
Gewinnung der plasmatischen Substanzen. 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Euphorbia Lathyris L. 55 


Darauf wandte ich mich zu Embryonen, deren Kotyledonen bereits 
die Axe an Grösse übertrafen und augenscheinlich in der lebhaftesten 
Entwickelung begriffen waren. Hier hielt es schon schwerer, einen 
geeigneten Schnitt zu unmittelbarer Beobachtung zu gewinnen, aber 
die Milchsaftschläuche, jetzt länger und etwas weiter, wie die procam- 
bialen’Zellen, reichten oft bis in die Spitze der Kotyledonen und waren 
daher, wenn auch selten in ihrem ganzen Verlaufe, doch stückweise 
wenigstens offen liegend zu finden. Diesmal war nun (mit System 7) 
der Milchsaft ohne Einwirkung von wasserentziehenden Reagentien 
körnig zu sehen; dagegen musste Immersion angewandt werden, um 
zwischen den Plasmakörnchen auch Fettkügelehen unfehlbar zu unter- 
scheiden, welche denn auch in einiger Zeit durch absoluten Alkohol 
gelöst wurden. Dieses Reagens rief zugleich einen flockigen Nieder- 
schlag um die Plasmakörnchen hervor, welcher entschieden auf eine 
ansehnliche Menge von Stoffen deutete, die nachher durch Jod eben- 
falls die charakteristische Gelbfärbung erfuhren. Ein anderer Schnitt, 
mit schwefelsaurem Eisenoxydul behandelt, lehrte, dass, wie in allen 
andern Zellen, so auch in den Milchsaftschläuchen ein gehöriges 
Quantum von Gerbstoff enthalten sei. Doppelt-chromsaures Kali ver- 
unreiniste mir die Schnitte immer zu sehr, als dass ich von einer 
Einwirkung desselben auf den Milchsaft sprechen könnte. 

Aber neben plasmatischer Substanz, Fett und Gerbsäure fand 
ich in den Milchsaftschläuchen der Axe wie der Kotyledonen solcher 
unreifer Embryonen auch Stärkekörnchen, auf welche That- 
sache ich grosses Gewicht lege. Zwar enthält auch das Parenchym, 
besonders in der Axe, soviel Stärke, wie nie im trockenen fertigen 
Embryo, indessen hat diese Stärke immer eine rundliche Form und 
kann nie mit den Stärkekörschen des Milchsaftes verwechselt werden, 
welche stets, auch in den kleinsten Anfängen, drei- bis viermal so 
lang als dick sind. In diesem Stadium embryonaler Entwickelung 
zeichnen sie sich besonders durch ihre ungemein lange und gleichmässig 
dünne stäbchenförmige Gestalt aus, während sie später bei der kei- 
menden Pflanze nicht länger , wohl aber dicker werden und meist an 
den Enden zugespitzt, also spindelförmig sind. Bei ihrem ersten 
Auftreten nur in Spuren und ausschliesslich mit Immersion nach 
Zusatz von Jodsolution deutlich erkennbar, mehrt sich die Zahl dieser 
Stärkekörner, auch an Grösse zunehmend, immerfort bis gegen die 
Zeit hin, wo das Wachstum des Embryo aufzuhören beginnt, die Zellen 
mit Reservestoffen reichlich versehen sind, die Samenschale schon hart 
und dunkel gefärbt ist. Anfangs scheint die Milchsaftstärke in der 
Gegend des intensivsten Wachstumes am reichlichsten vorhanden zu sein 
und verbreitet sich später mehr gleichmässig im Safte der Röhren. 
Ebenso wie die Stärke, nehmen auch die Plasmamassen, Fett und 
Gerbsäure immer deutlichere Gestalt an, je grösser der Embryo wird. 


56 J. Schullerus: 


Zuletzt tritt aber ein Rückschlag ein, welcher alle genannten Stoffe 
der Milchsaftschläuche in demselben Masse trifft. Und diese Rück- 
wirkung findet ihren Höhepunkt und ihr Ziel 

2. im reifen, trockenen, ruhenden Samen, in welchem 
das Verhalten des Milchsaftes die zweite charakteristische Form zeigt. 
Er bietet jetzt ein ganz neues Bild, eine vollständige Degeneration 
seiner Bestandteile, und wer ihn erst in diesem zweiten Stadium be- 
trachtet, wird schwerlich eine Ahnung von seinem früheren Zustande 
im werdenden Embryo haben, wird kaum glauben, dass der Milehsaft 
im unentwickeiten Embryo vollkommener war, als in dem fertigen. 
Gleichwohl verhält es sich nicht anders! 

Während alle Zellen dicht von Reservestoffen erfüllt sind, er- 
‚scheinen die Milchsaftschläuche ganz durchsichtig und in dem Gewebe 
eingeengt, nur in der Wurzelspitze und in den Enden der Kotyledonen 
haben sie die blasigen Erweiterungen beibehalten, in welchen der 
Inhalt trübe ist, ohne jedoch Körnelung zu zeigen. Diese erfolgt in- 
dessen, sobald dem Inhalte Wasser entzogen wird, aber nicht einmal 
in diesen Erweiterungen in solehem Grade, wie in den ersten Milch- 
zellen. Dasselbe - wird erreicht durch Behandlung der Schnitte mit 
Kali und conc. Essigsäure, wobei die Milchröhren quellen und im 
Gegensatz zu den procambialen Zellen, durch diesen feinkörnigen In- 
halt dunkler sind, daher auch in abgerissenen Stücken leicht als Milch- 
saftschläuche erkannt werden können. Fetttröpfehen, wie auch Gerbsäure 
waren nie mit Bestimmtheit nachzuweisen, also jedenfalls in gerin- 
geren Mengen vorhanden als in frühern Stadien. In den Geweben 
hatte die Stärke bedeutend abgenommen, aber in den Milchsaft- 
schläuchen der trockenen reifen Samen fehlte sie ganz, 
ohne dass an ihre Stelle, gleichwie im Parenchym , anderes Reserve- 
material getreten wäre. 

Die Samen stammten aus dem letzten Herbste und waren an 
einem geeigneten Orte aufbewahrt worden. Die Untersuchung erfolgte 
im Winter 1880—81 im Bot. Institute zu Tübingen. 

An vielen Schnitten, welche durch abs. Alkohol vom Fette befreit 
worden waren und an welchen ich die freiliegenden Milchsaftschläuche 
auf grössere Strecken verfolgen konnte, vermochte ich mit Hülfe von 
Jod keine Spuren von Stärke zu finden. Auch verdünnte Kalilauge, 
zur Unterstützung von Jod angewandt, führte zu keinem anderen Er- 
gebnisse, und ich glaube wohl Grund zur Behauptung zu haben, dass 
im Milchsafte des ruhenden trockenen Keimes keine Stärkekörner vor- 
handen sind. Dagegen fand ich in dem Milchsafte von Embryonen, 
welche in der Samenschale zwei bis drei Tage mässiger Feuchtigkeit 
ausgesetzt gewesen waren und deutlich Veränderungen und Bewegungen, 
namentlich Zunahme der Stärkemengen in den Parenchymzellen zeigten, 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Zuphorbia Lathyris L. 57 


ein einziges Mal mit Immersionssystem zwei durch ihre Form und 
Blaufärbung nach Jod sich als Stärke documentirende Körperchen. 

Es kann somit kein Zweifel sein, dass der Milchsaft im ruhenden 
Embryo von Zuph. Lathyris auf einer tieferen Stufe seiner Organisation 
steht als im werdenden, und dass er in diesem Zustande dem latex 
primordial Faivres zu vergleichen wäre, indem er ebenfalls nichts als 
eine schleimige Flüssigkeit mit wenigen Plasmaresten zu sein scheint. 
Aber er unterscheidet sich physiologisch darin von jenem Erstlings- 
milchsaft von Tragopogon porrifolius, dass er überhaupt nicht der 
ursprüngliche Saft ist, sondern lediglich eine Modification des primären, 
bedingt durch ein zweites Stadium im Entwickelungsgange der Pflanze. 
Das Auftreten jener Stoffe im Milchsafte während des 
Wachstums des Embryo, das Verschwundensein derselben 
nach der vorläufigen Beendigung der Ausbildung desselben 
geben, abgesehen von der chemischen Beschaffenheit die- 
ser Stoffe, das beste Zeugnis für die Verwendung undden 
Nährwert derselben. Im ersten Stadium fanden wir besonders 
an der Hand der Stärke die grösste Menge nahrhafter Materialien 
in der Wachstumszone, und jetzt begegnen wir den meisten Ueber- 
resten in den Gegenden, wo die Milchsaftschläuche offenbar zuletzt 
gewachsen sind: in den Erweiterungen ihrer Enden, namentlich im 
lockeren Parenchym der Kotyledonen, wo die Röhren sich in den 
Intercellularräumen am leichtesten ausbreiten konnten und wohin auch 
der Saft mechanisch gedrückt worden sein mag. 

Dass bei der Entwickelung des Embryo mit der Anhäufung von 
assimilirten Stoffen in den Zellen zugleich eine Vermehrung des In- 
haltes der Milchsaftschläuche verbunden war, erscheint ganz selbst- 
verständlich, dagegen sollte man meinen, dass der Milchsaft an den 
Stellen des intensivsten Wachstums ärmer an Nährstoffen sein müsse, 
sofern die Röhren der Leitung desselben dienen sollen. Dieses findet 
denn auch in der That statt, wenn der Zudrang dieser Stoffe nicht 
allzu gross ist, wie z. B. gerade bei der Ausbildung des Embryo. Da- 
raus, sowie aus der schweren Lösbarkeit der Stärke erklärt sich, wie 
ich später ausführlich zeigen werde, die Ansammlung derselben. Die 
Aufnahme der Stoffe in die Milchsaftschläuche erfolgt wie die in die 
gewöhnlichen Zellen; in jenen bildet sich Stärke als eine Art: Reser- 
vematerial, wie in diesen. Um so überraschender ist es, dass, wenn 
die Zellteilungen und Streckungen im Embyro aufgehört haben und 
die Milehsaftschläuche selbst ausgewachsen sind, jetzt die im Milch- 
safte vorhandene Stärke nicht an Menge zunimmt, sondern sobald 
das Gewebe mit Reservestoffen ‘angefüllt wird, werden die Milch- 
röhren immer leerer und leerer, bis zuletzt alle Stärke, 
und überhaupt der grösste Teil desInhaltes derselben ver- 
schwindet. Die Michsaftschläuche haben ihren Inhalt von den Paren- 

48 


58 J. Schullerus: 


chymzellen erhalten und müssen denselben wieder hergeben, sie haben 
keine Kraft, gleich den Pilzhyphen und anderen Zellen den Nachbarzellen 
Stoffe zu entziehen und für sich aufzuspeichern. Darin liegt ein wesent- 
licher Unterschied zwischen den Milchröhren und den Parenchymzellen. 
Er mag seinen Grund in dem Umstande haben, dass den Milchsaft- 
schläuchen ein Primordialhäutchen fehlt. Zwar besitzen auch die pro- 
cambialen Zellen so wenig Inhalt wie die Milchsaftschläuche und führen 
kein Reservematerial, aber es ist zu bemerken, dass sie auch früher bloss 
wenige eiweissartige Stoffe enthielten und ihr Inhalt während dieser 
beiden Stadien nicht’ in dem Masse wechselte wie in den Milchröhren. 

3. Verhalten des Milchsaftes bei der Keimung. Dass 
der Milchsaft im ruhenden Embryo ausser seiner wässrigen Beschaffen- 
heit mit dem latex primordial Faivres nichts gemein hat, geht auch 
aus seinem Verhalten bei der Keimung hervor. Der Milchsaft von 
Tragopogon porrifolius soll!) bis zur Entstehung des Chlorophylis 
auf seiner niederen Stufe verharren und sich erst mit dem Er- 
grünen der Pflanze zum „latex proprement dit“ erheben, also im 
Dunkeln nie zur Ausbildung kommen. Ganz anders gestalten sich 
die Erscheinungen bei Zuph. Lathyris. Bevor das Würzelchen die 
Schale durchbrochen hat, gehen, wie in allen Zellen des Embryo, 
so auch in den Milchgefässen Veränderungen vor sich, welche darin 
bestehen, dass sich ihr Inhalt trübt, körniger wird, Gerbsäurereaction 
giebt, Fetttröpfchen erkennen lässt. Alle diese Eigenschaften des Milch- 
saftes werden wesentlich gesteigert, sobald die eigentliche Keimung 
erfolgt ist. Wenn das Würzelchen nur einige Millimeter lang geworden 
und noch ganz in der Erde, im Finstern verborgen liegt, so tritt doch 
nach dem Abschneiden desselben reichlich dicker, weisser Milchsaft 
heraus, welcher sich von dem einer älteren grünen Pflanze mit blossem 
Auge nicht unterscheiden lässt, unter dem Mikroskope aber durch die 
Feinkörnigkeit der plasmatischen Substanz und durch die zahlreicheren, 
grösseren und kleineren Fetttröpfechen charakterisirt ist. Die Milch- 
röhren sind dicht erfüllt von der eigentümlichen stäbchenartigen Stärke, 
welche jetzt kürzer und dicker, immer sehr regelmässig geformt ist 
und zuweilen ihren ganzen Inhalt auszumachen scheint. 

Legt man ein solches Keimpflänzchen in abs. Alkohol, so coa- 
gulirt der Milchsaft und man kann die Verteilung desselben in den 
Schläuchen beobachten. Wäre keine Stärke vorhanden, so würde kein 
Urteil darüber gefällt werden können, denn plasmatische Substanz ist 
in den Schläuchen der Kotyledonen so viel enthalten, wie in denen 
der Axe, aber die Stärkemengen variiren, und nach diesen schätze ich 
den Gehalt an Nährstoffen. Wenn das Würzelchen 1—2 mm lang ist, 
so befindet sich in den Milchröhren der Kotyledonen entschieden mehr 
Stärke als in denen der Axe, ist das Würzelchen 5—10 mm lang ge- 


1!) 1. e. pı 381. 


Br 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Buphorbia Lathyris L. 59 


worden, so ist es schwer möglich, eine Differenz zu constatiren. In 
späteren Stadien aber scheint die Zahl der Stärkekörner überall 
gleich zu sein; die Grösse der Körner jedoch ist bedeutender in den 
Schläuchen des hypokotylen Gliedes. 

Die Reactionen des Milchsaftes sind von Anbeginn der Keimung 
dieselben, wie in der älteren Pflanze; im Milchsafte, welcher sich in 
den Schläuchen der Blütenstiele findet, tritt kein neuer Stoff auf, die 
quantitativen Verhältnisse allein wechseln. Daher mögen diese Re- 
actionen hier angeführt werden, hauptsächlich um die Plasmanatur 
der Grundsubstanz, sowie die Beschaffenheit der anderen wesentlichen 
Stoffe darzulegen. 

Aether und abs. Alkohol bewirkt eine Coagulirung des Milch- 
saftes unter Ausscheidung von Wasser und Fett aus demselben. Die 
zusammengeballten Klumpen bilden bald mehr bald weniger grosse, 
zusammenhängende Massen, in welchen die Stärkekörner meist einge- 
bettet liegen. Ist die Menge der gerinnbaren Substanzen kleiner, so 
bilden diese bloss Flocken, mit welchen die Stärkekörner frei in den. 
Röhren schwimmen, also nicht an jene gebunden sind. 

Jodlösung färbt die körnige Grundsubstanz gelb, wobei die 
Körnchen in derselben eine intensivere Farbe annehmen. 

Conc. Schwefelsäure färbt die körnige Substanz rosenrot; die 
sogenannte Fehling’sche Lösung violett, das Millon’sche Reagens 
aber rötlich, wenn beide Flüssigkeiten bis zum Kochen erwärmt werden. 
Deutlicher ist allerdings die makrochemische Reaction an ausgeflos- 
senem Michsafte in Capillarröhrchen. 

Osmiumsäure schwärzt den ganzen Inhalt der Milchsaftge- 
fässe, während Pikrinsäure denselben nach längerer Einwirkung 
quellen macht und eitrongelb färbt. 

Es ist also kein Zweifel, dass der Milchsaft auch von Zuph. 
Lathyris seiner körnigen Substanz nach aus eiweissartigen Stoffen besteht. 

Dazu kommen die meist reichlich vorhandenen Stärkekörner und 
Fetttropfen, deren Nachweis auch ohne Reagentien möglich ist. 

Ferner ist im Milchsaft stets Gerbstoff vorhanden, welcher be- 
sonders am Anfange neuer Vegetationsstadien einen ansehnlichen Teil 
desselben bildet. Doppelt-chromsaures Kali giebt daher oft dem 
sanzen Milchsafte die schmierige rote Färbung, wobei einzelne Par- 
tien als intensiv gefärbte Flecken hervortreten; schwefelsaures 
Eisenoxydul bringt die eigentümliche tintenschwarze Färbung hervor. 

Dagegen liess sich in keinem Entwickelungsstadium durch Er- 
wärmen der Schnitte in Fehling’scher Lösung bis zum Siede- 
punkt Glykose innerhalb der Michsaftschläuche nachweisen, obwohl 
in den benachbarten Parenchymzellen ein starker Niederschlag von 
Kupferoxyd erfolgte und die eiweissartigen Substanzen bald einen 
violetten Schimmer annahmen. Die makrochemische Reaction in einem 

4a* 


60 J. Schullerus: 


Capillarröhrchen ergab zwar einen Niederschlag, indessen liegt es nahe, 
anzunehmen, dass diese wenige Glykose nur aus den durchschnittenen 
Parenchymzellen stamme. _ Auf die für mich so wichtige Stärke werde 
ich weiter unten nochmals zurückkommen. 

4. und 5. Verhalten des Milchsaftes in ober- und 
unterirdischen Teilen der überwinternden Pflanze: Euph. 
Lathyris ist eine zweijährige Pflanze. Wenn die Samen im Juli oder 
August reifen und auf die Erde fallen, so keimen sie in wenigen Tagen 
und das Pflänzchen entwickelt sich ungefähr bis zur Entfaltung des 
sechsten bis achten Blattpaares. Dann setzt der Winter weiterem 
Wachstum eine Grenze, eine längere Zeit der vollkommensten Ruhe 
beginnt. Diese ist auch für den Milchsaft nicht ohne Wirkung und 
zwar äussert sie sich in den oberirdischen Teilen anders als in der 
Wurzel, wenn auch das gleiche Princip den verschiedenen Erschei- 
nungen zu Grunde liegen mag. 

Der Milchsaft in der Axe wird dünner, erhält ein bläuliches 
‚Aussehen, die plasmatische Substanz nimmt sehr ab, während Gerb- 
säure mehr zurückbleibt, nur hier und da findet man ein Stärkekorn 
in der Flüssigkeit schwimmen. Dagegen schiessen, sobald ein Tropfen 
Milchsaft mit der Luft in Berührung kommt und einen Teil seiner 
Flüssigkeit verliert, eine Unmasse von Kalkmalat-Krystallen!) an, welche 
einen Hauptbestandteil des wässerigen Milchsaftes ausmachen. Sie 
finden sich allein in diesem Stadium ohne weiteres wahrnehmbar und 
können auch auf pathologischem Wege durch das Etiolement hervor- 
gerufen werden. Jedenfalls sind sie aber in diesem Stadium für die 
Natur des Milchsaftes sehr charakteristisch. 

In den Blättern freilich und in der Knospe ist der Milchsaft 
vollkommener als in der Axe, ist reicher an Plasma sowohl, als 
auch an Stärke, macht aber überall den Eindruck, als habe ihn der 
Winter hier überrascht und an seine Stelle gebannt. So unvermittelt 
sind oft die Gegensätze zwischen Stamm und Blättern, weniger schroff 
zwischen ersterem und der Knospe. 

Der Milchsaft der Wurzeln endlich bietet ein drittes Bild. 
An diesen kann man lange schneiden und pressen, ehe ein Tröpfchen 
Milchsaft ausfliesst, ja in den kleineren Nebenwurzeln wird man dieses 
gar nicht erreichen. Betrachtet man aber einen Milchsaftschlauch unter 
dem Mikroskope, so findet man, dass der Milchsaft nicht vielleicht 
mehr oder weniger total verschwunden ist, sondern im Gegenteil, dass 
die engen Röhren dicht von einer dicken, zähen plasmatischen Substanz 
erfüllt sind, welche kein Fetttröpfchen, kaum hier und da ein Stärke- 
korn enthält, ja in den kleinsten Nebenwurzeln scheint die Stärke 
gänzlich zu fehlen. 

Dieser Milchsaft der Wurzeln hat so recht das Aussehen eines 


)) De Bary: Vergleichende Anatomie S. 192. 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Zuphorbia Lathyris L. 61 


Reservematerials. Noch. deutlicher ist dieser Stempel dem Milchsafte 
in den Wurzeln perennirender Euphorbien, so Zuph. palustris, aufge- 
drückt, wozu bei dieser Art im Sommer wie im Winter noch eine 
gelbliche Färbung kommt, während die Stärke ganz und gar fehlt. 
Farblosen Milchsaft ohne Stärke bergen auch die Wurzeln von &. splendens. 

Diese Verhältnisse scheinen mir einigermassen denen zu gleichen, 
welche Faivre an Morus alba beobachtet hat; nämlich, dass der Milch- 
saft in älteren Stengelteilen im Winter dunkeler, dichter sei, als in 
den jüngsten Sprossen. Sollen wir nun annehmen, dass der Milch- 
saft in den Wurzeln als Reservematerial aufgespeichert worden sei? 
Halte ich die verschiedenen Modificationen des Milchsaftes innerhalb 
der einjährigen Zuph. Lathyris gegeneinander, und bringe sie in Be- 
ziehung zu den Bedingungen, welche in letzterer Zeit in deren Leben 
eingegriffen haben, so komine ich zu einem anderen Ergebnisse: Aeus- 
sere Einflüsse, am ehesten wohl die Temperatur, haben dem Wachstum 
der Pflanze eine Grenze gesetzt. Die Wanderung der Stoffe von Zelle 
- zu Zelle findet nicht mehr statt, sie bleiben für spätere Zeiten liegen 
und verwandeln sich in ein eigentümliches Reservematerial. Mit dem 
Wachstum am Scheitel der Axe hat auch die Strömung des Milchsaftes, 
welche ich hier als erwiesen voraussetze, nach demselben allmählich 
aufgehört, dagegen wuchsen die Wurzeln noch eine Zeit lang fort, 
was man beobachten kann, wenn solche junge Pflanzen im Herbste aus 
dem Freien in Töpfe verpflanzt werden, und der Milchsaft wanderte 
nach diesen; die leicht diffundirbaren Stoffe, und welche sich in solche 
leicht verwandelten, wurden nun den Milchsaftschläuchen entzogen, 
während sich die Plasmamengen anhäuften und keine Verwendung 
fanden. Durch diese Strömung nach den Wurzeln ging dem Milchsafte 
des Stengels mehr verloren, als aus den Blättern nachkam; ausserdem 
nahm wohl auch das Parenchym der Axe einen guten Teil in Anspruch, 
so dass der Milchsaft ganz andere Eigenschaften erhielt, als er früher 
in jenen Regionen besessen hatte, und sich dem embryonalen Milch- 
safte näherte. 

Das Verhalten des Milchsaftes in den Blättern und in der Knospe 
während der genannten Periode fällt also noch unter die dritte Kate- 
gorie, dagegen muss der Milchsaft des Stengels, hauptsächlich durch 
die Kalkmalat-Krystalle charakterisirt, und der der Wurzeln, wegen 
des Mangels an Stärke bei festerer Consistenz, als vierte und fünfte 
wohl differenzirte Modification gelten. Beide zusammengefasst stehen 
höher als der Milchsaft im ruhenden Keime. Sie konnten nicht so tief 
sinken von der höchsten Vollkommenheit, wie jener von der ersten Stufe 
seiner Ausbildung. Aber gleichwohl zeigen auch diese Modificationen 
eine Rückbildung und müssen daher neben den ebenfalls degenerirten 
Milchsaft des Embryo gestellt werden, wie der primäre Saft physio- 
logisch an die Seite des vollkommensten Saftes, des „latex proprement 


62 J. Schullerus: 


dit,“ gehört. Jene beiden oder drei rückgebildeten Arten 
von Milchsaft können wir also als ruhenden, unthätigen, 
zurückgebliebenen Milchsaft bezeichnen, diese dagegen 
als vollkommenen, in Verwendung stehenden. 

Wir haben gesehen, dass der Milchsaft von Euphorbia Lathyris, 
welche Modification er auch annehmen mag, immer Stoffe enthält, 
(die sich vermehren, wenn ein Wachstum der Pflanze eintritt, und sich 
vermindern, wenn ein Stillstand folgt; ferner, dass der Milchsaft als 
Hauptbestandteil eine körnige Masse hat, welche mit dem Plasma 
anderer Zellen dieselben Reactionen giebt, mithin als ein eiweissartiger 
Körper betrachtet werden muss, und ausserdem Fett, Stärke und 
Gerbsäure in wechselnden Mengen führt, deren Kommen und Gehen 
enge mit den Lebensprocessen der Pflanze zusammenhängt. Dass 
Eiweisssubstanzen, Fett und Stärke in jedem Falle Nährstoffe sind, 
ist eine ausgemachte Sache , zweifeihaft dagegen ist die Stellung der 
Gerbsäure, die zuweilen, so bei der Keimung der Dattel (Sachs), als 
Secret aufgefasst werden muss. Im Milchsafte von Kuph. Lathyris 
aber erscheint sie regelmässig, oft in grossen Mengen, um bei ab- 
nehmendem Wachstum dann mit den anderen Stoffen im Milchsafte 
auch abzunehmen, gleichwie in dem Parenchym, oder aber sie tritt 
in gewissen Stadien massenhaft auf, so beim Austreiben von Wurzeln 
perennirender Euphorbien, um später anderen Stoffen Platz zu machen. 
Daraus gebt mit Bestimmtheit hervor, dass auch sie in dem Milchsafte 
ein Nährstoft ist. 

Auf mikrochemischem Wege habe ich ausser den genannten 
Stoffen im Milchsafte keine anderen, wie Harze, Gummi, u. s. 
f. nachgewiesen. Doch treten nach makrochemischen Analysen 
derartige Stoffe im Verhältnisse zu den besprochenen nur in ver- 
schwindenden Quantitäten auf, so dass sie kaum die Nahrhaftiskeit 
des Milchsaftes beeinträchtigen dürften, selbst wenn sie nur als Secrete 
zu deuten sein würden. 

Wie später ausführlicher behandelt werden soll, kann man durch 
Unterdrückung des Assimilationsprocesses den Milchsaft zu fast voll- 
ständigem Verschwinden bringen, aber auch diese Reste zeigen nur 
die bekannte Zusammensetzung, keine Spur von Exerementen, welche, 
wenn überhaupt, sich hier, zumal bei älteren Pflanzen, ansammeln 
müssten. Seinem Verhälten gemäss, sowohl bei jenen Mo- 
dificationen in verschiedenen Altersstadien, als auch bei 
künstlichen Gulturen unter wechselnden Bedingungen und 
Einflüssen, muss der Milchsaft von Zuph. Lathyris viel- 
mehr in seiner Totalität als Nährmaterial angeschen 
werden, welches wieder in den Stoffwechsel der Pflanze 
eintreten, in die Zellen eindringen kann, wie es auch aus 
den Zellen in die Milchsaftschläuche eingedrungen war: 


Die physiologische Bedeutung: des Milchsaftes von Hughorbia Lathyris L. 63 


Wird ja selbst der dicke Milchsaft der Wurzeln beim Austreiben der- 
selben vermindert und fast gänzlich. verbraucht, wenn die Triebe im 
Dunkeln gezogen und immer wieder abgeschnitten werden, wodurch 
jener Process beschleunigt wird. 


2. Verhalten des Milchsaftesunter anomalen Bedingungen. 


Faivre hat an jungen Keimpflanzen von Tragopogon porrifolius 
nachgewiesen, dass sich ihr Milchsaft wie die anderen Nährstoffe 
verhalte, mit diesen verschwinde, mit diesen sich wieder mehre, sobald 
sünstige Bedingungen eintreten. Diese Erfahrungen hat er bei Cul- 
turen genannter Pflanze in verschiedenfarbigem Lichte und im Dunkeln, 
bei abgeschlossener Luft und verschiedenen Temperaturen, in ver- 
schiedenen Bodenarten, in Sauerstoff und Kohlensäure gemacht. 
Für meine Versuche an Zuph. Lathyris wählte ich Culturen im Dun- 
keln, in Sauerstoff und in kohlensäurefreier Luft, wobei zur 
Vergleichung natürlich auch normale Entwickelungen in atmosphä- 
rischer Luft nicht fehlen durften. Die Methoden, welche ich in den 
einzelnen Fällen anwandte, waren folgende: 

Für Culturen in kohlensäurefreier Luft bildete die Herstellung 
derselben die Hauptsache. Dazu benutzte ich die Eigenschaft der 
Kali- oder Natronlauge, begierig Kohlensäure anzuziehen und zu binden. 
Tubulirte Glasglocken wurden auf eine Glasplatte mittelst Fett auf- 
- gesetzt und, um den Gasaustausch mit der äusseren Atmosphäre zu 
erhalten, mit in den Tubus eingefügten Glasröhren versehen; die in 
dieselben gebrachten und mit Aetzkali gesättigten Bimssteinstückchen 
sollten zwar die Luft durchstreichen lassen, damit die Pflanze unter 
normalem Drucke atme und vegetire, jene aber zugleich ihrer Kohlen- 
säure berauben. Im Inneren der Glocke befand sich ein Schälchen 
ebenfalls mit Kali, um die von der Pflanze selbst producirte Kohlen- 
säure zu absorbiren und jede Assimilation zu unterdrücken. Wenn 
nötig, konnte die sich ansammelnde allzu grosse Feuchtigkeit durch 
Chlorcalecium regulirt werden. 

Modificationen dieses Apparates fanden in der Weise statt, dass 
ich an Stelle der tubulirten Glocken oben geschlossene Glocken nahm 
und diese direct in eine Schale mit Kalilösung stellte, wodurch. gänz- 
licher Luftabschluss und Absorption der im Innern der Glocke befind- 
lichen Kohlensäure erreicht wurde. Doch mussten bei dieser Einrichtung 
die Glocken zuweilen gelüftet werden, um frische Luft einströmen zu 
lassen. Oder es wurde die atmosphärische Luft durch einen mit 
kaligetränkten Bimssteinstückchen gefüllten Stiefel geleitet, welcher 
durch Glasröhrchen und Gummischläuche mit der tubulirten ‚Glocke 
verbunden war; jedenfalls die beste, weil reinlichste und am leichtesten 
zu handhabende Art der Zusammenstellung. 

In Bezug auf die Wirkung leisten die erste und dritte Methode, 


64 J. Schullerus: 


wie vorauszusehen, die besten Dienste, beide entsprechen vollkommen 
dem Zwecke, der Pflanze jede Gelegenheit zum Assimiliren zu nehmen, 
sie zum Verbrauche ihrer Reservestoffe zu zwingen und zuletzt ihren 
Hungertod herbeizuführen. Dass dieser Zustand eintreten müsse, also 
keine Kohlensäure in der Glocke vorhanden sei, nachdem das Kali 
zu wirken begonnen, zeigte die Controlle mit Barythydrat. 

In physiologischer Hinsicht ist demnach das Endziel dasselbe, 
welches auch erreicht wird, wenn die Keimung im Dunkeln geschieht. 
Offenbar wird das Resultat das gleiche sein, ob die Pflanze Kohlen- 
säure aufnehmen könnte, aber keine in ihrem Bereiche findet, oder 
ob solehe vorhanden ist, die Pflanze sie aber nicht verwenden kann. 
In jedem Falle tritt keine Assimilation ein, die Pflanze ist lediglich 
auf ihre Reservestoffe angewiesen, und sind diese erschöpft, so geht 
sie zu Grunde. Damit ist aber nicht zugleich gesagt, dass der Tod 
erst eintreten könne, wenn das Nährmaterial bis auf die letzten Spuren 
verbraucht worden sei. An manchen Orten können im Gegenteil, 
wie sich noch zeigen wird, erhebliche Massen liegen bleiben, sei es, 
dass von Anfang an hier mehr Nährstoffe aufgespeichert waren, oder 
dass dieselben in der Folge durch geringere Consumtion nicht so 
schnell abnahmen. Die Leitungsfähigkeit des Gewebes aber hatte der- 
art an Kraft verloren, dass, während an einem Orte noch Ueberfluss 
war, ein anderer ganz nahe liegender Pflanzenteil abstarb; oder aber 
das Gewebe war nicht einmal im Stande, die in ihm selbst enthaltenen 
Stoffe in die ihm allein verwendbare Modification umzuwandeln. Daher 
wird man auch in thatsächlich verhungerten Pflanzen nicht selten als 
Nährsubstanzen unzweifelhaft erkannte Stoffe finden und somit nicht 
den Grundsatz aufstellen wollen, dass eine Substanz erst dann ein 
nährender Stoff wäre, wenn er in der verhungerten Pflanze gar nicht 
mehr zu entdecken sei. 

Im Dunkeln, wie in kohlensäurefreier Luft sterben die Pflanzen 
ab, aber der Stoffwechsel kann verschieden rasch vor sich gehen; die 
Gewebe können in einem Falle länger leitungsfähig bleiben, die Nähr- 
stoffe also im Dunkeln schneller und gründlicher verbraucht werden, 
als unter dem Einflusse des Lichtes in kohlensäurefreier Luft oder 
umgekehrt. Daher wandte ich zur Vergleichung beide Weisen an. 
Da nun das Wachstum der Pflanzen im Dunkeln in morphologisch- 
anatomischer Beziehung entschieden von dem der im Lichte eultivirten 
abweicht, so konnte diese Differenz um so eher auch einigen Einfluss 
auf die physiologischen Processe in den Pflanzen vermuten lassen. 
Ebenso war es von Interesse, diese Vorgänge bei gesteigerter At- 
mung und verminderter Assimilation und zuletzt in reinem Sauerstoff 
zu beobachten. Natürlich übte die Temperatur in jedem Falle be- 
deutenden Einfluss aus und muss daher immer auch in Betracht ge- 
zogen werden. Wenn Keimpflanzen von Euph. Lathyris auch stets 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Kuphorbia Lathyris L. 6D 


der Mittelpunkt waren, um den sich alle Versuche drehten, so zog 
ich namentlich für die Vergleiehung und Erweiterung der Resultate 
auch einjährige Pflanzen herein, sowie andere Zuphorbia-Arten und 
selbst verschiedene andere Genera milchender Gewächse. 

Die ersten Versuche stellte ich im Bot. Institute zu Tübingen 
an, in einem Zimmer, dessen mittlere Temperatur 15—18° R. zeigte. 
Am 3. November säete ich Samen von Zuph. Lathyris in drei Töpfen 
in gewöhnliche Walderde: einen für kohlensäurefreie Luft, einen für 
die Cultur im Dunkeln, der dritte blieb zur Vergleichung im Freien 
stehen. Die Keimung erfolgte in allen drei Töpfen ungefähr gleich- 
zeitig am 8. November. Doch gingen, wie nieht anders zu erwarten 
war, nicht alle Samen zusammen auf, sondern in Zwischenräumen 
bis zu drei Tagen. 

Nach dem Heraustreten des Würzelchens aus der Samenschale 
gestaltete sich das Wachstum verschieden. Im Freien entwickelte 
sich die Pflanze normal, bildete eine kräftige Pfahlwurzel und nachher 
sehöne Nebenwurzeln erster Ordnung; die Axe wurde ungefähr 8 em 
hoch bis zum Abwerfen der getrockneten Endospermreste und liess 
eine üppige Weiterentfaltung hoffen. 

Die Pflänzehen unter der Glocke, in kohlensäurefreier Luft, 
wichen bis zu diesem Stadium von der normalen Entwiekelung nicht 
ab; sie entfalteten regelrecht ihre Kotyledonen, Chlorophyll war in 
allen parenchymatischen Geweben reichlich vorhanden, nur der Stengel 
war etwas länger und schmächtiger, was ich auf Rechnung des grösse- 
ren Feuchtigkeitsgrades und der grösseren Wärme in der Glocke setze. 

Ganz anders verhielt es sich dagegen mit den im Dunkeln 
eultivirten Keimlingen. Diese waren vollständig etiolirt, zeigten mehr 
als die doppelte Länge und konnten sich kaum aufrecht erhalten ; 
ihre Kotyledonen blieben noch lange in der Samenschale. stecken, 
wenn sie sich überhaupt je davon befreiten. Hauptwurzel wie Neben- 
wurzeln waren bedeutend weniger entwickelt, als in den beiden andern 
Fällen. 

Wenn das Endosperm vertrocknet war, blieben alle Pflanzen in 
ihrer Entwickelung stehen. Die im Freien gezogenen Pflänzchen be- 
gannen jetzt selbständig zu arbeiten, entfalteten das erste Blattpaar 
und legten neue am Scheitel an, während die eingeschlossenen kaum 
ein inneres Leben verrieten. 

Am 27. November zeigten die Pflanzen unter der Glocke Anzeichen 
des eingetretenen Todes, die im Dunkeln erhielten sich noch zwei 
Tage länger. 

Die Zerstörung begann an den Pflanzen unter der Glocke, wie 
an denen im Dunkeln, von unten nach oben ohne merklichen Unter- 
schied. Die Wurzeln waren total zusammengeschrumpft, trotzdem 
der Boden fortwährend feucht erhalten worden, und nur einzelne Spitzen 

Abhandl, des Bot. Vereins f, Brandenb. XXIV. 5 


66 J.Schullerus: 


zeigten in seltenen Fällen Turgescenz, bei zwanzig Pflanzen ungefähr 
dreimal, jedes Mal an einer starken Nebenwurzel erster Ordnung und 
nur an Pflanzen, welche in kohlensäurefreier Luft verhungert waren. 
Spuren von Fäulnis hatten keine Wurzeln in grösseren Tiefen, sondern 
diese traten erst nahe an der Oberfläche der Erde meist auf die 
Pfahlwurzel beschränkt auf. Die Gefässe waren dann geschwärzt, wie 
das ganze degenerirte Gewebe über dem Wurzelhalse. Hand in Hand 
_ mit diesem Processe ging das vollständige Austrocknen der Gewebe, 
ebenfalls von unten nach oben. Gleichzeitig wurden auch die Kotyle- 
donen schwarz. Bemerkenswert ist, dass die Pflanze in ihren oberen 
Teilen noch turgescent war, wenn die Wurzel und der Stengel unten 
schon längst keine Flüssigkeit mehr zuführten, im Gegensatze zum 
Erstickungstode, bei welchem die ganze Pflanze erschlafft, namentlich 
in ihren oberen Partieen, und auch diese zuerst absterben. 

Gestaltung des Milchsaftes: Durchschneidet man je eine 
Pflanze von allen drei Culturen, während sie noch Nahrung aus dem 
Endosperm zieht, so fliesst überall so ziemlich gleichviel weisser 
Milchsaft aus, nur darf die Pflanze im Dunkeln nicht grösser sein, 
als die beiden anderen und muss daher von einer späteren Aussaat 
genommen werden (der Saft von einer gleich alten, aber bedeutend 
längeren, etiolirten Pflanze ist entschieden dünner). Der vollkommene 
weisse Milchsaft enthält viel Plasmamasse mit zahlreichen Fettkügel- 
chen und einer ansehnlichen Menge von Stärkekörnern. Lässt man 
ihn coaguliren, so verliert er nur wenig an seinem ursprünglichen 
Volumen. Gerbsäure ist in den Geweben bedeutend mehr vorhanden, 
als im Milchsafte, was sich schon dadurch verrät, dass die Schnitte 
auf dem Messer sich sofort schwärzen; doch rührt die Gerbsäure des 
ausgeflossenen Milchsaftes nicht ganz aus den durchschnittenen Zellen, 
wie die Spuren von Glykose, welche nie direet in den Milchsaft- 
schläuchen nachgewiesen werden konnte, sondern sie zeigt sich ebenso 
deutlich auch in den Milchröhren selbst. Eigentümlich ist dem Milch- 
safte der im Dunkeln eultivirten Zuph. Lathyris bereits jetzt, dass 
sofort zahllose Krystalle anschiessen, die nach De Bary!) als Kalk- 
malat erkannt worden sind, welches apfelsaure Salz auch im Milch- 
safte jähriger Pflanzen dieser Art im Herbste reichlich vorkommt. 
In den im Freien lebenden Keimpflanzen treten sie nie auf; dagegen 
nimmt ihre Menge in etiolirten Pflanzen um so mehr zu, je näher sie 
dem Hungertode stehen, und zuletzt besteht die feste Substanz des 
etwa übrig gebliebenen, kaum mehr Milchsaft zu nennenden a 
Schleimes fast ausschliesslich aus solchen Krystallen. 

Ein natürliches Vergleichungsstadium bieten die Keimpflanzen, 
wenn die Endospermreste getrocknet sind. Es hält nieht schwer, gleich- 
wertige Exemplare auszuwählen, welche ungerähr dieselbe Menge von 


1) Vergleichende Anatomie S. 192. 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Kuphorbia Lathyris L. 61 


Stoffen verzehrt haben. Wieder musste ich von den etiolirten Pflanzen 
jüngere nehmen, da diese viel rascher und auch gründlicher ihr Re- 
servematerial verbrauehten. Trotzdem waren sie mit ihrem Milchsafte 
im Rückstande, abgesehen von der Verteilung desselben in der ganzen 
Pflanze. Er enthielt weniger plasmatische Substanz, weniger Fett 
und Stärke; die .Gerbsäure trat deutlicher hervor, und die genannten 
Krystalle waren: massenhaft. Aber auch die beiden andern Pflanzen 
zeigten einen kleinen Rückschritt, verhielten sich zu einander jedoch 
auch diesmal noch ganz gleich, ein Beweis, dass die Assimilation nicht 
sofort mit dem Ergrünen wesentlich in die Processe der Ernährung 
eingreift. War der Milchsaft bei der ersten Untersuchung einer fetten 
Kuhmilech zu vergleichen, so ist er jetzt einer sogenannten mageren 
Kuhmilch ähnlich, deren bläulicher Schimmer schon auf den Gehalt 
an Nährstoffen schliessen lässt. Das Plasma ist dünn geworden, was 
erst recht klar wird, wenn man es von Fett und Wasser sondert. 
Die Stärke scheint nicht vermindert worden zu sein, wohl aber entschieden 
das Fett. Uebrigens sind die Röhren bei allen drei Pflanzen ununter- 
brochen vom Safte erfüllt, und die Stoffe gleichmässig gemengt, na- 
-mentlich liegen die kleinen Fetttröpfehen stets mitten im. Plasma, nie 
isolirt in der Flüssigkeit. 

Von jetzt an setzen die Pflanzen im Freien ihre Entwickelung 
fort. Durch die Assimilation wird der geschwächte Milchsaft in Kur- 
zem auf seine frühere Stufe der Vollkommenheit erhoben, während 
die Pflanzen im Dunkeln und unter der Glocke ihrem Untergange 
entgegen eilen. Ungefähr eine Woche halten diese beiden letzteren 
Culturen bei der angegebenen Temperatur aus, ohne zu erschlaffen, 
was ihnen durch den höheren Feuchtigkeitsgrad ihrer Umgebung 
möglich wird, denn die Wurzeln sind bald derart ausgesogen, dass sie 
weder Flüssigkeit aufnehmen und leiten, noch der Pflanze irgend wel- 
chen Halt gewähren können. Die Untersuchung dieser Wurzeln ergiebt, 
dass alle Zellen alle Nährflüssigkeit bis auf den letzten Tropfen ver- 
loren haben, und in den Milchsaftschläuchen ist nur hier und da ein 
Stärkekorn oder Plasmaklumpen liegen geblieben, an welchen Resten 
man die Schläuche gerade leichter finden kann. Absolut leer fand ich 
sie nie, wie denn auch die Zellen immerhin noch etwas Plasma und 
stets den Zellkern behalten hatten. 

Ein ähnliches Bild zeigten die unteren, mehr toten als lebendigen 
Teile der Axe. Dagegen mehrte sich der Inhalt der Zellen, wie der 
Milehsaftgefässe in den noch turgescenten Geweben immer mehr, je 
näher sie den Kotyledonen und dem Vegetationskegel lagen. Erst 
waren Stärkekörner und Plasmaklumpen allein zu treffen, dann war 
die Stärke von Plasma umgeben, zuletzt zeigte sich auch Flüssigkeit 
in den Milensaftschläuchen, aber die zahlreicheren Stärkekörner. wurden 
unregelmässig, entweder ungemein lang und schmal, oder in der Mitte 

b*+ 


68 J. Schullerus: 


dicker mit scharf zugespitzten Enden, Erscheinungen, welche auf deren 
Lösung deuteten. Am Vegetationskegel und in den Kotyledonen war 
der Inhalt sehr reichlich, aber ehe auch diese letzten Ueberreste ver- 
braucht werden konnten, musste die Pflanze wegen Mangel an Flüssig- 
keit verderben. Alle diese Verhältnisse zeigen, dass das Verhungern 
von unten nach oben langsam fortschreitet. 

Bei verhungerten Pflanzen muss man darauf verzichten, den 
Milchsaft ausserhalb seiner Röhren zu prüfen. Die zurückgebliebenen 
Plasmamassen erscheinen wie geronnen, als ein Rückstand verbrauchter 
Stoffe, ohne Oeltröpfehen und Gerbsäure, und lassen sich daher nicht 
so leicht aus den Milchsaftschläuchen herauspressen Aber auch in 
den Röhren erfolgt die Reaction stets so deutlich, dass kein Zweifel 
an der Plasmanatur dieser Massen obwalten kann, dass der Grund 
des Zurückbleibens nicht in ihrer Beschaffenheit an sich liegt, sondern 
in äusseren Bedingungen, ohne welche auch assimilirte Substanzen in 
den Pflanzenkörper nicht überzugehen vermögen. Feuchtigkeit und 
Wärme? kommen hierbei zunächst in Betracht, weshalb ich, nachdem 
mehrere Untersuchungen an im Zimmer unter den angegebenen Be- 
dingungen cultivirten Pflanzen dasselbe Resultat ergeben hatten, diese 
nun wechselte, um vielleicht günstigere Ergebnisse zu erzielen. 

Eine zweite Reihe von Culturen nahm ich daher im Vermehrungs- 
hause des Botanischen Gartens zu Tübingen vor. Die Temperatur 
wurde möglichst gleichmässig auf 20’R. erhalten. Hier entwickelten 
sich die Pflanzen bedeutend schneller. Die in kohlensäurefreier Luft 
entfalteten sogar das primäre Blattpaar und legten selbst ein sechstes 
am Scheitel an, aber nie die Keimlinge im Dunkeln. Die Keimung 
erfolgte in vier Tagen, der Tod unter der Glocke am 20.—25.; im 
Dunkeln wurden dagegen die Gefässe erst am 25.—30. Tage schwarz, 
dann das ganze Gewebe, und es war möglich, in einzelnen Fällen 
einigen Keimlingen das Leben bei dieser Temperatur über sechs Wochen 
lang zu fristen. Die Axe verlängerte sich dabei fortwährend, indem 
das Wachstum in geometrischer Progression abnahm, ohne dass auch 
mehr Blätter angelegt worden wären. Der Tod trat stets in derselben 
Weise ein, und die Untersuchung der Milchröhren zeigte, dass besonders 
bei den etiolirten Pflanzen der Milchsaft viel gründlicher verbraucht 
worden war, als bei den früheren, niedrigeren Temperaturen, dem 
geringeren Feuchtigkeitsgrade und dem langsameren, weniger aus- 
giebigen Wachstume. Fand ich auch in zwei Milchsaftschläuchen 
eines Schnittes keine Spur von Milchsaft, so war er in einem dritten 
vielleicht doch vorhanden, sei es auch nur, dass Stärkekörner liegen 
geblieben; war auch der Dritte leer, so enthielt ein Vierter aber jeden- 
falls einige Reste. Bei allen Untersuchungen änderte sich das Er- 
sebnis in seinen Grundzügen nicht; ein Minimum von Milchsaft konnte 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Zuphorbia Lathyris L. 69 


in allen Fällen gefunden werden, nur das Fett war meist ganz ver- 
schwunden. 

Brachte ich eine Anzahl von jungen Pflanzen, welche bereits 
das primäre Blattpaar entfaltet hatten, unter jene drei Culturbedin- 
gungen, so hörte in den widernatürlichen Verhältnissen jede Ent- 
wickelung fast momentan auf. Die Pflänzchen hatten noch zu wenig 
Nährstoffe aufgespeichert, um auf Kosten derselben weiter wachsen 
zu können. Schon in zwei Tagen zeigten sich die Kotyledonen ange- 
griffen, dann die primären Blätter; Knospen und Stengel erhielten 
sich 8—10 Tage lang. Der ganze Milchsaft nahm rasch in erheblichem 
Masse ab, sowohl in der Axe wie in den Wurzeln. Dagegen blieb in 
den Blättern mehr zurück, als bei Pflanzen, welche von Anfang an 
immer in kohlensäurefreier Luft oder im Dunkelen vegetirt hatten. 
Auch diesmal waren die Wurzeln zuerst entleert und unfähig, der 
Pflanze Flüssigkeit zuzuleiten, weshalb die Gewebe erschlafften, ehe der 
Milehsaft und die Nährstoffe des Parenchyms gänzlich aufgezehrt worden. 

Daher wandte ich mich im Sommersemester 1881 im Botan. 
Institute zu Berlin zu Wasserceulturen, für welche sich Keimpflanzen 
von Euph. Lathyrıs ausgezeichnet eignen, so sehr sie in Töpfen die 
Trockenheit lieben. Diese brachte ich gleich nach dem Hervorbrechen 
der Wurzel in destillirtes Wasser und setzte sie denselben Einflüssen 
aus, wie die Topfpflanzen. Ebenso lassen sich auch ältere Keimpflanzen 
gut ziehen, nur müssen sich diese erst mit dem ungewohnten Elemente 
vertraut machen. Diese Lebensweise veranlasste zwar anatomische 
Veränderungen in dem Gewebe der Wurzeln, welche indessen die 
Function des Milchsaftes, so lange das Gewebe selbst nicht desorganisirt 
war, nur dahin modifieiren konnten, dass derselbe bei genügendem 
Zutritte von Flüssigkeit jetzt gründlicher verbraucht werden konnte. 
Dass dieses in der That besonders in den Wurzeln und in den unteren 
Teilen des Stengels der Fall war, lehrte die Untersuchung aufs bestimmte- 
ste. Die Wurzeln blieben noch lange turgescent, nachdem sie keine 
Nährstoffe mehr enthielten und leiteten so der ganzen Pflanze Wasser zu, 
bis der Verwesungsprocess eintrat. Mochte ich aber Keimlinge oder 
ältere Pflanzen auf diese Art ins Dunkle oder in kohlensäurefreie 
Luft bringen, so wollte der Milchsaft in den oberen Stengelregionen, 
wie in den Kotyledonen und Blättern doch nie ganz verschwinden, 
wenn auch entschieden weniger übrig blieb als in den in Erde eulti- 
virten Pflanzen. 

Diese parallelen Versuche dehnte ich auch auf einjährige Pflanzen 
von Euph. Lathyris aus, welche im Herbste in Töpfe gepflanzt worden 
waren. Am 21. December wurden Einige einer mittleren Temperatur 
von 15° R,. ausgesetzt. Der Milchsaft derselben zeigte an diesem Tage 
kaum eine milchige Trübung, floss schwach aus und besass in dem 


109° J. Schullerus: 


wenigen Plasma auch wenige Stärke. Ja diese war so spärlich, dass 
ich in manchen Schläuchen der Wurzeln gar keine fand; doch ist sie 
in den Hauptwurzeln wenigstens in Spuren vorhanden, während sie 
den kleinen Nebenwurzeln ganz zu fehlen scheint. Die Gewebe da- 
segen waren hinlänglich mit Reservestoffen versehen und liessen eine 
lange Hungereur erwarten. Schon nach einigen Tagen begann die 
Pflanze zu wachsen, der Milchschleim wurde Milchsaft, nach einem 
Stich quollen zwei bis drei Tropfen aus der Wunde, Plasma, Fett und 
Stärke mehrten sich auffallend schnell im Safte, Krystalle bildeten 
sich keine mehr, Veränderungen, welche sich in der ganzen Pflanze 
vollzogen, gleichviel unter welchen Einflussen sie sich befand. 

Erst am 6. Februar 1831 machte der eintretende Tod an der 
Pflanze unter der Glocke eine Untersuchung notwendig, während die 
im Dunkeln bis zum 19. Februar aushielt. In beiden Fällen war sie 
wenig gewachsen, ungefähr 3 cm dort, 5 cm hier. Die Wurzeln waren 
bis auf einzelne. Spitzen trocken, uud in diesen fand. sich wohl noch 
etwas Milchsaft, aber nie Stärke und Fett. In den Milchröhren des 
Stengels war oft Stärke vereinzelt mit wenig oder gar keinem Plasma 
und im Vegetationskegel sowie in den jüngsten Blättern Plasma ohne 
Stärke vorhanden. Auch bei diesen Pflanzen hatten die im Dunkeln 
vegetirenden ihre Nährstoffe, vor allen Dingen in der Axe, am meisten 
verbraucht. 

Um auch das Verhalten des Milchsaftes beim Austreiben peren- 
nirender Wurzeln oder Wurzelstöcke im Dunkeln zu beobachten, 
musste ich zu anderen Eupherbien greifen, von denen ich einige, so 
Euph. orientalis, Pityusa, palustris, Myrsinitis am 5. Februar einsetzte. 
Der Milchsaft aller zeigte eine gelbliche Färbung, war dicker als der 
der oberirdischen Pflanzenteile im Sommer und enthielt viel plasma- 
tische Stoffe neben Gerbsäure, aber keine Stärke. Das Parenchym 
war dieht mit Gerbsäure und Stärke erfüllt, deren gegenseitiges Ver- 
hältnis in den verschiedenen Arten wechselte. Der Milchsaft der 
Knospen war anfangs sehr wässerig, wenig körnig, mit spärlichen 
Stärkekörnchen und viel Gerbsäure. 

Mit dem Wachstum der Triebe wurde auch der Milehsaft voll- 
kommener, bis jene eine bestimmte Länge erreicht hatten, wo er 
dann wieder an Gehalt bedeutend verlor. An den Sprossen ent- 
wickelten sich bloss kleine Blattschuppen, welche allmählich zu Grunde 
singen und bei ihrem Abfallen in den kleinen Milchsaftschläuchen 
ungemein wenig Plasma und nur in Ausnahmefällen kleine Stärke- 
körnchen bargen. i 

Damit die Wurzeln bald ausgesogen würden, schnitt ich die 
Sprossen nach einiger Zeit immer ab, da sie nach einem gewissen 
Alter nicht mehr recht weiter wachsen wollten, und erzielte dadurch 
immer neue Triebe. Diese hatten dann auch nach einem Monate 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Huphorbia Lathyris L. 71 


die Reservestoffe der Wurzeln ‘derart verbraucht, dass keine Triebe 
weiter gebildet werden konnten. Je entfernter vom sprossenden Ende, 
desto leerer waren die Gewebe, desto mehr war der Milchsaft zu ei- 
nem wässrigen Schleim von seiner früheren breiartigen Consistenz 
herabgesunken, während er bei den assimilirenden Pflanzen seine alte Be- 
schaffenheit bewahrt und nur Gerbsäure gegen Plasma vertauscht hatte. 

Da der Milchsaft weder bei den Culturen im Dunkeln, noch bei 
denen in kohlensäurefreier Luft so verschwinden wollte, wie ich ge- 
wünscht hätte, probirte ich im Botanischen Institute zu Berlin, ob es 
vielleicht bei gesteigerter Oxydation besser gehen würde. Zu Objecten 
benutzte ich neben Keimpflanzen von Huph. Lathyris auch Sprossen 
von Euph. palustris. Diese befestigte ich mittelst Kork lose in den 
Hals von Glasballons, so dass deren Wurzeln oder Enden herausragten 
und in Wasser gesteckt werden konnten, welches zugleich den Ab- 
schluss gegen die atmosphärische Luft bildete. Diese Ballons nun 
füllte ich jeden zweiten Tag mit reinem Sauerstoff und stellte einen 
Apparat in die Dunkelkammer, ein anderer blieb am Licht im Freien. 
Dadurch waren zwei Bedingungen gegeben: Im Dunkeln atmete 
die Pflanze Sauerstoff ein und schied Kohlensäure aus, welche sich 
natürlich mit dem Sauerstoff des Ballons mengte, aber von der Pflanze 
nicht aufgenommen werden konnte, und der Ballon blieb mit Gasen 
gefüllt. Im Lichte dagegen vermochte die Pflanze die selbst erzeugte 
Kohlensäure wieder zu assimiliren und Wasser trat dafür in den Be- 
hälter ein. So herrschte im Innern der Ballons stets der Druck der 
äusseren Atmosphäre und die Pflanzen mussten auf Kosten des ein- 
gelagerten Materials leben und wachsen. 

Die Wirkungen von Licht und Finsternis auf die beiden gleichen 
- Einrichtungen waren verschieden, während den ersten 24 Stunden am 
auffallendsten. Die Pflanzen im Lichte wuchsen rapid in die Höhe; 
Buph. Lathyris 14—2 cm; Euph. palustris streckte sich nicht weniger 
und entfaltete dabei 2—3 Blattpaare in der angegebenen kurzen Zeit. 
Am zweiten Tage aber betrug das Wachstum kaum !/, von dem des 
ersten Tages und nahm dann immer mehr ab, bis es bei E. palustris 
am vierten Tage, und bei Keimpflanzen von E. Lathyris, welche bei 
einer Länge des hypokotylen Gliedes von 3 cm eingesetzt worden, 
am siebenten Tage, wo das Endosperm meist verbraucht war, so gut 
wie ganz aufhörte. Im Dunkeln aber war das Wachstum viel ge- 
ringer und dauerte längere Zeit, ohne die Ausdehnung zu erreichen, 
wie im Hellen. 

Die Wirkungen auf den Milchsaft freilich gingen weniger aus 
einander. Dieser hatte in beiden Fällen sehr bedeutend abgenommen, 
erfüllte zwar die Schläuche ganz, wie bei anderen Wassereulturen, 
aber die ausfliessenden Tropfen waren wasserklar und mit blossem 
Auge nicht als Milchsaft zu erkennen. Scheinbar hatten alle seine 


La | J. Schullerus: 


Bestandteile mehr abgenommen als bei den früheren Culturen, sicher- 
lich wenigstens die Stärke. Diese, in den unteren Teilen der Axe 
selten in Spuren zu beobachten, zeigte auch eine charakteristische 
Formveränderung, indem sie an Dicke meist verloren hatte, aber nicht 
an Länge, und so eigentümlich lang und schmal erschien, oft ge- 
krümmt und verbogen an den Enden. Sie kennzeichnete auch vor 
Allem das besondere Verhalten des Milchsaftes in der Knospe von 
Euph. palustris-Sprossen. In den äusseren Blättern derselben war der 
Inhalt der Milchröhren sehr wässerig, wie in der Axe, und enthielt 
dem entsprechend auch wenig Stärke. Den vollständigsten Gegensatz 
bildete der Milchsaft in den innersten jüngsten Blättern und in dem 
Vegetationskegel. Hier war er wie bei normalem Wachstum: Viel 
körniges Plasma, Fett und Stärke; aber diese zeichnete sich durch 
ihre nadelförmige Gestalt aus. Diese Erscheinung ist sicherlich ein 
entscheidendes Kriterium für den Einfluss des Sauerstoffes, sowie für 
die Verwendung des Milchsaftes im Dienste der Stoffwanderung. 
Fasse ich nun die gewonnenen Resultate zusammen, so gehen 
sie alle in Uebereinstimmung mit den Untersuchungen Faivres darauf 
hinaus, dass der Milchsaft in den genannten Pflanzen, also 
besonders in Euph. Lathyris verbraucht wurde; mithin 
auch hier, undzwar nach seinem ganzen Inhalte, inclusive 
der Gerbsäure, als plastischer Stoff gelten muss, wie bei 
Tragopogon porrifolius, Ficus elastica, Morus alba. Misstrauen erregt viel- 
leicht der Umstand, dass die Stärke nie Corrosionen, deutliche Spuren 
der Auflösung zeigt. Dass sie aber dennoch gelöst und immer wieder 
von Neuem im Milchsafte gebildet wird, werde ich im nächsten Capitel 
ausführlich darzulegen versuchen. Schon oben wurde es als Thatsache 
festgestellt, dass auch die Stärke, wie der Milchsaft als Ganzes bei 
Culturen im Dunkeln oder in kohlensäurefreier Luft abnehme. 
Zieht man die Zeit des Verschwindens des Milchsaftes in Be- 
tracht, so geschieht dieses nicht erst, nachdem sich der Inhalt der 
parenchymatischen Zellen merklich verändert und vermindert hat, 
sondern vielmehr zugleich mit diesen Vorgängen. Wenn der Milchsaft 
bereits eine entschieden hellere Farbe mit bläulichem Schimmer an- 
senommen hat, was offenbar mit der Abnahme der plastischen Stoffe 
zusammenhängt, wie die Trübung und Körnelung auf der anderen Seite 
eine Zunahme des Stoffgehaltes andeutet!), so ist sowohl in Pflanzen, 
welche im Dunkeln gezogen wurden, als auch in denen, welche ohne 
Kohlensäure vegetiren mussten, noch Nahrungsmaterial in Menge vor- 
handen, aber die Röhren leiten den Saft besonders bei schnell wach- 
senden, also auch vor allen Dingen bei etiolirten Pflanzen rascher, 
als dieser von Aussen ersetzt werden kann. Und selbst, wenn die 
Pflanzen fast verhungert sind, teilen die Zellen ihren wenigen Inhalt 


1) Faivre: Compt. rend. 1879 B. SS p. 369. 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Kuphorbia Lathyris L. 75 


mit den Milchsaftschläuchen, während doch unter solchen Um- 
ständen von einem Ablagern von Reservestoffen für die 
Zeiten der Not nicht im entferntesten die Rede sein kann. 

Beachtet man ferner, dass, wie ich bereits angeführt, der Milch- 
saft einer einjährigen Zuph. Lathyris im Winter, wo doch allenthalben 
in sämtlichen Geweben. die überhaupt je Reservematerial aufspeichern, 
solches in Hülle und Fülle angehäuft ist, auffallend hell und inhalt- 
los erscheint, wenig Plasma, wenig Stärke, wenig Gerbsäure enthält, 
dass er dagegen, sobald die Pflanze nur zwei Tage im Warmen steht, 
sich auch schon verdickt, an Plasma zunimmt, grössere Oeltröpfehen 
erkennen lässt, Stärke anhäuft, ehe noch ein Wachstum , eine ent- 
schiedene Bewegung im Inhalte der Zellen selbst constatirbar ist; 
und endlich, dass dieser Saft im Herbste ebenso vollkommen und 
strotzend war und erst nach dem Einsetzen der Pflanze so bedeutend 
an Plasma, Gerbsäure, Fett und Stärke verlor, während sich alle an- 
deren Gewebe mit Nährstoffen fast überluden ; beachtet man alle diese 
Punkte, so wird gewiss Niemand die Milchsaftschläuche 
für Reservestoffbehälter im wahren Sinne des Wortes 
erklären. 

Ja, eben diese Verhältnisse haben wir schon im embryonalen 
Leben von Zuph. Lathyris deutlich ausgeprägt gefunden. Sobald ich 
die Milchsaftschläuche in einem noch sehr jungen Stadium, wo die 
Kotyledonen kaum halb so lang waren als die Axe, entdeckte, ent- 
hielten sie einen dunkleren und körnigeren Inbalt mit mehr Fett- 
tropfen als später im fertigen Embryo. Noch in jenem Stadium 
kam auch Stärke hinzu, nicht gerade viel, aber immerhin in mehreren 
Fällen deutlich erkennbar, wie im Allgemeinen in sämtlichen Zellen 
viel feine Stärke vorhanden war. Im reifen Embryo sind dann die 
Milchsaftschläuche so zu sagen wasserklar, nur mit starker Vergrösse- 
rung oder nach Einwirkung wasserentziehender Reagentien sind kleine 
Plasmakörnchen sichtbar zu machen, und nach Stärke wird man ver- 
gebens suchen. Ist nachher die Wurzel aus der Schale getreten, so 
ändert sich wie mit einem Schlage das Bild. Die Milch ist jetzt, 
indem sich die Reservestoffe in plastisches Material auflösen, noch 
dicker geworden, wie im entstehenden Embryo, und Stärke drängt 
sich an Stärke, so dass sie alle Schläuche zu verstopfen scheint. 
Kann man da wohl noch behaupten, der Milchsaft sei ein 
Reservestoff? 

Doch leugne ich keineswegs, dass der Milchsaft in einem con- 
densirteren Zustande als eine Art Reservestoff auftreten kann, wie ich 
gleich im Anfange durch die Einteilung der Milchsäfte anerkannt. 
Denn ein Schnitt durch die Wurzel einer perennirenden Kuphorbia lehrt 
schon, dass der Milchsaft im Winter ein anderer, festerer, plasmareiche- 
rer ist als im Sommer, abgesehen von der intensiven Färbung. Ebenso 
berichtet Faivre, dass der Milchsaft im Stamme von Morus alba wäh- 


74 i J. Schullerus: 


rend des Winters trüber sei, als im Sommer. Damit ist aber nicht 
gesagt, dass der Milchsaft in diesem Falle in den Röhren abgelagert 
worden sei, um hier, wie z. B. die Stärke in den Geweben der Em- 
bryonen oder im Endosperm, die Proteinkörner u. s. f. in kleinerem 
Volum und veränderter Gestalt möglichst viel plastisches Material an- 
zuhäufen. Im Gegenteil! Untersuchen wir eine solche Wurzel von 
Euph. palustris im Herbste, wenn die oberirdischen Teile abgestorben 
sind, so ist der Inhait der Parenchymzellen ein ganz anderer als im 
Sommer; der Milchsaft aber hat sich wenig geändert, er scheint bloss 
fester geworden zu sein, und alle die dünnflüssigen Substanzen, be- 
sonders Fett abgegeben zu haben. Ebenso ist die Stärke innerhalb 
der Milchsaftschläuche der überwinternden Euph. Lathyris vermindert, 
während sie sich doch gerade als eigentliches Reserve- 
material wie in den Zellen hätte mehren müssen. 

Warum erscheint nun der Milchsaft in den dünneren Zweigen 
und in den Knospen von Morus alba im Winter nicht auch trüber, als 
im Sommer, in Uebereinstimmung mit dem der grösseren Aeste? Sind 
doch auch in diesen Pflanzenteilen, vor allen Dingen in den Knospen, 
Reservestoffe aufgehäuft! Und gleichwohl ist an diesen peripherischen 
Orten nach Faivre der Milchsaft im Winter heller und trübt sich im 
Frühjahre. Dieses Argument deutet sicherlich nieht sowohl auf die 
Reservenatur des Milchsaftes als vielmehr darauf hin, dass, als eine 
Ablagerung der Stoffe erfolgte, sei es nun in der Wurzel oder im 
Stamme, die Milchsaftschläuche in hohem Masse als Leiter daran be- 
teiligt gewesen sein mussten und auf diese Weise zuletzt in den in- 
neren oder unteren Teilen mehr Inhalt behielten, mag die Ursache 
‚hievon an der Unfähigkeit der Zellen, mehr aufzunehmen, liegen oder 
an dem Mangel an Lösungsmitteln. Diosmotisches Gleichgewicht kommt 
sicherlich nicht in Frage. Wahrscheinlich haben die Knospen zu ihrer 
vollkommenen Ausbildung die Milchsaftschläuche energischer in An- 
spruch genommen, oder aber erfolgte die Ablagerung zuletzt in den 
älteren Teilen, und dem zurückströmenden Safte wurden die leichter 
diosmirenden Bestandteile entzogen, daher seine dichtere und dunklere 
Beschaffenheit. 

Aus diesen Erwägungen scheint mir unbedingt hervorzugehen, 
dass der Milchsaft wenigstens für Euph. Lathyris und ihre 
Verwandten wirklicher Bildungssaft ist, der sich an der 
Neubildung von Organen wesentlich beteiligt, gleichviel ob 
die benachbarten Parenchymzellen mehr oder weniger Inhalt besitzen, 
führt er ja Eiweissstoffe wie auch Kohlenhydrate, die Grundbedingungen 
zum Aufbau von Zellen. Dass bei dem Verhungern der Pflanzen Rück- 
stände zurückbleiben, darf uns nicht wundern, da sich analoge Er- 
scheinungen häufig finden. Nicht nur, dass die Blätter abfallen, ohne 
alle Nährstoffe abgegeben zu haben, nicht nur, dass in diesen Pflanzen 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Kuphorbia Lathyris L. 15 


selbst die Schliesszellen der Spaltöffnungen, die Zellen der Schutzscheide 
mehr Stärke übrig behielten als die Milchsaftschläuche, sondern auch 
die Siebröhren von Pinus Pinea, welche ich ebenfalls im Dunkeln und 
in kohlensäurefreier Luft cultivirt hatte, verloren die ihnen eigentüm- 
liche Stärke nicht ganz; viele Körner samt plasmatischer Substanz 
blieben zurück , ein Beweis, dass dieses Kohlenhydrat nicht so leicht 
löslich ist und fortgeschafft werden kann. 

Der Vergleichung halber will ich auch anführen, dass die Harz- 
gänge genannter Conifere im Embryo nicht vorhanden, sich erst wäh- 
rend der Keimung aus schon in jenem erkennbaren Zellcomplexen 
entwickeln. Die Keimlinge verhungerten, behielten aber den ganzen 
Inhalt ihrer Harzgänge zurück. 

Dass der Inhalt der Milchsaftschläuche bei den Euphorbien in 
der That mit den Siebröhren verglichen werden kann, lässt sich nicht nur 
morphologisch nachweisen, sondern Ringelungsversuche mit Zuph. pa- 
lustris, welche einen concentrischen Gefässbündelring und sowohl in 
der Rinde als auch im Marke Milchröhren besitzt, zeigen, dass der 
Milchsaft auch die Function des Siebröhrensaftes übernehmen kann. 
Da ein geringelter Zweig genannter Pflanze in freier Luft nicht recht vege- 
tiren wollte und rasch seine Blätter verlor, stellte ich andere in einem 
Glase Wasser unter eine Glocke, wohin zugleich etwas Sauerstoff ge- 
leitet wurde. Die Blätter blieben jetzt frisch, und bald erfolgte die 
Wurzelbildung, nicht allein über, ‘sondern auch unter der Ringelung. 
Dabei entsprangen die meisten der letzteren Wurzeln an der unteren 
Schnittfläche, viele auf der inneren Seite des Xylems, wo sich Milch- 
saftschläuche befanden, aber keine Siebröhren. Diese letzteren Wur- 
zeln übertrafen an Stärke und Wachstumskraft diejenigen, welche un- 
terhalb der Ringelung die Rinde durchbrochen hatten, und hielten mit 
den oberen Wurzeln längere Zeit gleichen Schritt. 

Dadurch wird zugleich Faivres Angabe!) bestätigt, nach welcher 
eine an einem blattlosen Zweigstück stehende Knospe von Ficus elas- 
tica austrieb, allein vom Milchsafte ernährt, da die Leitung des Sieb- 
teiles durch eine Ringelung gänzlich unterbrochen war, während Han- 
stein?) an Frcus carica und australis zu einem entgegengesetzten Re- 
sultate gekommen ist. 


3. Die Stärke des Milchsaftes. 


Oft schon habe ich von der charakteristischen Stärke des Milch- 
saftes bei den Euphorbien gesprochen, deren Gegenwart allein eigent- 
lich überzeugen sollte, dass der Milchsaft kein blosses Secret darstel- 
len könne , abgesehen von der Natur der anderen Stoffe, mit welchen 

1) Faivre, Annal. des sc. nat. 1866, ser. V, t. 6, p. 39 und 47, 

») A. a. 0. 8. 58. 


76 J. Schullerus: 


zusammen sie die Milchsaftschläuche erfüllt. An der Hand dieser 
Stärkekörner hoffe ich auch den Beweis führen zu können, dass eine 
Massenbewegung des Milchsaftes ausser der allgemeinen Diosmose 
stattfindet. Daher glaube ich umsomehr im Zusammenhange etwas 
näher auf die Stärke eingehen zu müssen. 

Die vollkommen ausgebildeten Stärkekörner!) im Milchsafte von 
Euph. Lathyris erscheinen als einfache, centrisch-spindelförmige Körper, 
nach den Enden allmählich verschmälert, im Durchschnitte kreisrund, 
4—8 mal so lang als dick; Kern und Schichtung fehlen; meist mit 
einem linienförmigen Hohlraum, welcher nach Zusatz von Jodlösung 
deutlicher wird; mit zarten, kurzen, zahlreichen Querrissen, welche im 
unveränderten Milchsafte wie im Wasser in gleicher Weise sichtbar 
sind. Länge bis 55, Dicke bis 1 Mkm. Die Entstehung dieser 
Stärke lässt sich am besten bei der Entwickelung im Embryo oder 
auch im Anfange der Keimung verfolgen. Sie bildet sich erst, nach- 
dem der Milchsaft eine gewisse Consistenz erlangt hat, dunkler, kör- 
nig ist, schon Fett und Gerbsäure nachweisbar enthält. Sobald sie 
in den geringsten Spuren erkennbar ist, schwimmt sie frei im Milch- 
safte und zeigt die Stäbchenform, bevor spitzere Enden von einer 
diekeren Mitte unterschieden werden können: stets ist sie aber länger 
als diek, im Gegensatze zu der Milchsaftstärke von Zuph. nicaeensis 
All. und Euph. neriüfolia L., welche in der frühesten Jugend kugelig 
sein soll, bei ersterer selbst bis zu einer Grösse von 3--35 Mkm. Bei 
der Entwickelung des Embryo überwiegt das Längenwachstum der 
Körner bedeutend das Dickenwachstum; sie verdicken sich während 
dieses Stadiums nie in ihrer Mitte, sondern bleiben bis zu ihrem Ver- 
schwinden im ruhenden Samen stets stäbchenförmig, feinen Krystall- 
nadeln vergleichbar, die um so länger erscheinen, je dünner sie sind. 
Wenn sich im Keime neues Leben zu regen beginnt, und zum zweiten 
Male Stärke im Milchsafte auftritt, so ist diese zwar in ihren nur mit 
Immersion wahrnehmbaren Anfängen durch ihre längliche Gestalt 
hinreichend von der Stärke der Parenchymzellen unterschieden, ist 
und bleibt aber längere Zeit mehr oval, bis ihre Mitte dicker wird, 
und sie eine spindelförmige oder Navicula-artige Form annimmt. 

Solche primitiven Anfänge von Milchsaftstärke können im späteren 
Leben der Pflanze nicht wieder beobachtet werden, trotzdem fort- 
während neue Körner entstehen müssen. Ihr Bildungsherd scheinen 
dann vorzugsweise, ja einzig die Blätter zu sein, in deren Milchsaft- 
schläuchen sie meist dicht übereinanderliegen, und im Verhältnisse 
zu denen im Stengel viel kleiner und regelmässiger sind. Doch kann 
man in der Nähe von Vegetationskegeln, Blattanlagen, überhaupt an 
allen Orten, wo Neubildungen zu Stande kommen, neben grösseren 
auch kleinere Körner beobachten, welche auf eine Entstehung unmit- 
002) Naeseli „Die Stärkekörner“ S, 425 und 449. 


Die physiologische Bedeutung; des Milchsaftes von Buphorbia Lathyris L. 77 


telbar an jenen Orten hindeuten könnten, wenn nicht ihre mehr oder 
minder unregelmässige Gestalt vielmehr die Annahme glaub- 
würdig machen sollte, dass man es hier mit einem Abschmelzungs- 
processe zu thun habe. 

Am zahlreichsten sind die Stärkekörner des Milchsaftes im 
keimenden Embryo, in den Blättern üppig vegetirender Pflanzen und 
in der Nähe von Wachstumszonen vorhanden, fehlen dagegen ganz 
dem ruhendem Keime, perennirenden Wurzeln und Vegetationsspitzen. 
Im Stengel zeichnen sie sich durch ihre Grösse und regelmässige Form 
aus. Gerade die Verbreitung dieser Stärkekörner verbunden mit deren 
Gestalt giebt ein wichtiges Kriterium für den Grad dieser Nahrhaftig- 
keit des Milchsaftes, wie auch zur Beurteilung, ob sich der Milchsaft 
bewege, oder in Ruhe bleibe. Dem entsprechend wird man erwarten, 
dass dort, wo ein kräftiges Wachstum erkennbar ist, die Stoffe der 
Zellen sowohl, als auch die Milchsaftmassen verbraucht werden, die 
hingeschwemmte Stärke sich löse. Dieser Auflösungsprocess ist aber 
keineswegs leicht durch den Augenschein zu constatiren. An solchen 
mutmasslichen Verbrauchsorten sind die Stärkekörner zwar vielfach 
unregelmässig gestaltet, bald an den Enden scharf zugespitzt, an bei- 
den gleich, oder an einem mehr als an dem andern, bald ganz stäb- 
chenförmig und auffallend lang und dünn, aber ausser sehr kleinen 
Einschnitten habe ich nie tiefgreifende Corrosionen beobachtet, so dassman 
slauben könnte, dass die Stärkekörner des Milchsaftes einmal entstanden 
nicht wieder gelöst: würden, oder aber, was nicht in den Bereich der 
Unmöglichkeit gehört, dass sie zuweilen in Fällen dringenden Bedarfs 
etwas abschmelzen, jedoch von dem nachströmenden Materiale abermals 
ihre Form he;stellen. Das sie indessen in der That auch total ver- 
schwinden und verbraucht werden, haben die Culturen im Dunkeln, 
in kohlensäurefreier Luft, sowie in reinem Sauerstoff klar gezeigt, 
und nicht weniger schlagend das Fehlen der Stärke im reifen, trocknen 
Keime. Den Umstand, dass die Stärkekörner nie in den letzten Stadien 
ihrer Auflösung angetroffen werden, zu erklären, ist es nötig, auf ihr 
physiologisch-chemisches Verhalten einzugehen. 

Kalilauge lässt die Stärkekörner des Milchsaftes sofort auf- 
quellen und zuletzt in’ Kleister übergehen, welcher mit Jod noch 
vollkommene Blaufärbung zeigt. 

Gone. Schwefelsäure wirkt heftig ein, indem sie an verschie- 
denen Stellen des Kornes tiefe Einschnitte von Aussen nach Innen 
macht, in Folge deren dasselbe bald zerfällt; verdünnte Säure wirkt 
allmählich und regelmässiger, ebenfalls aber eine Auflösung von Aussen 
nach Innen veranlassend, welche an den Spitzen rascher vor sich geht, 
als in der Mitte, daher das Korn schnell an Länge verliert, an den 
Enden mehr oder weniger scharf zugespitzt wird. 

Essigsäure wirkt langsamer als verdünnte Schwefelsäure; 


78 J. Schullerus: 


während das Korn nach längerer Einwirkung dieser am ganzen Um- 
fange in gleicher Weise, oft auch an den Seiten schneller abschmilzt, 
so dass es zuletzt ganz fein und lang wird, durchdringt die Essigsäure 
dasselbe zugleich bis gegen die Axe, weshalb dann diese allein auf 
Jod sich blau färbt, die andern Partien aber rötlich werden. 
Wichtiger ist für meine Zwecke die Wirkung organischer 
Reagentien z. B. von Diastase, da diese auch in der Natur die 
Lösung der Stärke in den Parenchymzellen veranlassen soll. Ich be- 
reitete mir Diastase, indem ich Gerste keimen liess, diese dann zer- 
malmte, in Wasser ungefähr bis 50° C. erwärmte und filtrirte. Der 
Versuch wurde an ausgeflossenem Milchsafte, sowie an noch in seinen 
Behältern befindlichem, mit concentrirter und mit verdünnter Lösung 
gemacht. Die Wirkung war dieselbe, nur trat sie einmal schneller, 
dann später ein. Ohne dass die Substanz der Stärke verändert wurde, 
begann die Auflösung derselben sehr langsam, meist erst nach 5—10 
Minuten: Entweder wurden die Spitzen verschärft, oder zuerst die 
Flanken angegriffen, oder auch bloss ein Ende verschmälert, in keinem 
Falle aber kamen Corrosionen zum Vorschein; zuletzt überwog immer 
die seitliche Resorption, so dass spindelförmige Körperchen auch spin- 
delförmig blieben, oder stäbehenförmig wurden, imräer länger als dick. 
Wenn die Auflösung bis zu einem gewissen Grade fortgeschritten war, 
trat ein Stillstand ein, oder das weitere Umsichgreifen der Lösung 
erfolgte so langsam, dass es längere Zeit keine merkliche Veränderung 
hervorbrachte. Ich legte die Präparate in eine Feuchtkammer und 
nahm sie nach zwei Stunden wieder vor; noch immer waren nadel- 
förmige Stärkekörner in Masse da. Nach drei Stunden waren viele 
verschwunden, aber nicht wenige noch in derselben Gestalt vorhanden. 
Und wesentliche Uebergänge zeigten sich nicht. Die Objecte stammten 
aus dem Stengel einer üppig vegetirenden Zuph. Lathyris und die 
Stärkekörner waren meist gross und wohlgebildet. Die Versuche 
wurden öfters wiederholt und immer war das Resultat, dass der Re- 
sorptionsprocess langsam anhub, kürzere oder längere Zeit: aussetzte 
und dann plötzlich, gleichsam ohne Zwischenstadien, beendigt wurde. 
In verdünnter Diastase erhielten sich die Stärkekörner selbst Tage 
lang. 
An unveränderten Stärkekörnern aus der Kartoffel hat Naegeli 
beobachtet!), dass die Lösung durch Schwefelsäure anfänglich kaum 
bemerkbar ist, schneller wird, wenn die äusserste Lage weggenommen 
ist und sich immer mehr beschleunigt, je weiter sie nach Innen vor- 
rückt, und dass der letzte Rest aus der Mitte des Kornes meist sehr 
rasch verschwindet, so dass die letzten Stadien nicht genau verfolgt 
werden können. Daraus schliesst dieser Forscher durch Analogie, 
dass die directen Beobachtungen bei der Einwirkung von Schwefel- 


>). A. 2. 0: 8.141, 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Zuphorbia Lathyris L. 719 


säure die Wahrscheinlichkeit, dass auch in der Natur, wo es unmög- 
lieh ist, das einzelne Korn zu verfolgen, die Auflösung erst langsam 
beginne und gegen Ende sich beschleunige, zur Gewissheit erheben. 

Sind in keimenden Kartoffeln die letzten Stadien der Auflösung 
der Stärkekörner nicht zu verfolgen, so darf es uns nicht wundern, 
wenn wir diese im Milchsafte, wo doch bedeutend weniger Stärke ist, 
nicht mit der erwünschten Sicherheit feststellen können. Immerhin 
aber finden sich besonders an Wachstumsorten Körner aller Grössen 
und Formen und selbst sehr kleine, von denen man nach dem Ver- 
suche mit Diastase sagen könnte, dass sie im nächsten Moment ver- 
schwinden müssen, während in den Milchsaftschläuchen unterer Sten- 
selteile die Körner weniger in Grösse und Gestalt differiren und in 
ausgewachsenen Blättern die Stärke zwar oft sehr klein ist, aber fast 
gleich und ganz regelmässig gebaut. 


4. Die Bewegung des Milchsaftes. 


Wenn der Milchsaft Bildungssaft sein soll, d. h. wenn er sich 
unmittelbar an den Vegetationsprocessen der Pflanze beteiligen und 
zu dem Zwecke allein in seine eigentümlichen Behälter abgesondert 
werden soll, damit gewisse Stoffe schneller an den Ort ihrer Be- 
stimmung gelangen, so muss dieser Milchsaft sich auch innerhalb 
seiner Schläuche bewegen, gleichwie dieses bei dem Inhalte der Sieb- 
röhren an jedem Präparate sofort erkannt wird. Auf der andern 
Seite wird man aber auch aus einer solchen Bewegung, sobald sie 
unzweifelhaft erwiesen ist, auf die physiologische Bedeutung des Milch- 
saftes einen Schluss machen können, gleichviel, welche Ursachen dieser 
Bewegung zu Grunde liegen mögen. 

Dass überhaupt eine Bewegung des Milchsaftes aus den Gefässen 
in die umgebenden Parenchymzellen und wiederum aus diesen in jene 
stattfindet, geht aus früher Gesagtem klar hervor; ebenso bedarf es 
keines weiteren Beweises, dass sich ungleichartige Flüssigkeiten in 
einem Schlauche mischen müssen. ‘Aber von solchen diosmotischen 
Erscheinungen will ich jetzt ganz absehen und untersuchen, ob sich 
vielleicht auch eine Massenbewegung im Inhalte der Milchsaftgefässe 
vollzieht, ob auch die festeren Bestandteile des Milchsaftes den Ort 
ihrer Entstehung und Ansammlung verändern. Eine derartige Massen- 
bewegung des Milchsaftes lässt sich keineswegs so einfach constatiren, 
wie die des Siebröhrensaftes, weil der Milchsaft seine Schläuche meist 
gleichmässig erfüllt und von einer Anhäufung an gewissen Punkten 
analog jenen Fällen nicht die Rede sein kann. 

Nichts desto weniger findet man Angaben, dass eine Massen- 
bewegung des Milchsaftes unmittelbar beobachtet worden sei, wenn 
auch die Ansichten über die Art der „unverkennbaren“ und „unbe- 
strittenen“ Strömung auseinandergehen. 


80 J. Schullerus: 


v. Mohl') hält sie für keine natürliche, ununterbrochen regel- 
mässig erfolgende, sondern hält dafür, dass sie nur durch Verletzungen 
der Pflanze, oder durch m oder durch gesteigerte Wärmewirkung 
hervorgerufen werde. 

Diese Einwendungen suchte Th. Hartig?) dadurch zu beseitigen, 
dass er Pflanzen zur Untersuchung verwendete, die in Töpfen aus 
Samen erwachsen waren; dass er die zu beobachtenden Blätter der 
Pflanzen in natürlicher Stellung, ohne den geringsten Druck bei einer 
Temperatur von höchstens + 8’ R. untersuchte. Auf diese Weise sah 
er eine Milchsaftbewegung bei Chelidonium majus, Leontodon Taraxacum 
und anderen Pflanzen von der oberen Blattfläche aus fast ebenso deut- 
lieh, wie von unten, besonders in: den schwächeren Blattadern und 
unter Beleuchtung mit dem Planspiegel. 

In Folge dessen glaubt er zum Schlusse berechtigt zu sein, dass 
die Strömung des Saftes in den Milchsaftgefässen von äusseren, den 
normalen Verlauf der Zellenthätigkeit störenden Einflüssen, also von 
Druck oder unnatürlicher Biegung der Blattfläche, durchaus unab- 
hängig und fortdauernd sei, da er dieselbe an dem nämlichen Blatte 
unverletzter Topfpflanzen viele Tage hintereinander in gleicher Weise 
wieder gesehen und an jedem Tage stundenlang beobachtet habe. 
„Allerdings bringe eine geringe Erschütterung, z. B. das Vorbeifahren 
eines schweren Wagens auf dem Strassenpflaster, oder ein geringer 
Druck, z. B. Belastung des Blattes, oder auch nur des Blattstieles 
durch ein Glastäfelchen von geringem Gewicht, Veränderungen der 
Strömungsgeschwindigkeit, selbst der Strömungsrichtung hervor, beides 
aber unzweifelhaft nicht Bedingungen der Fortbewegung. Dagegen 
ändere sich, gegenüber der Beobachtung Meyens?°), die Richtung der 
Strömung regelmässig nach einer eingetretenen Pause und gerade 
durch das periodische Aussetzen der Bewegung und die Veränderung 
der Strömungsrichtung werde die Saftbewegung recht deutlich. Die 
Pausen, in denen der Saft stagnire, sollen von wenigen bis über hundert 
Secunden dauern. Nach jeder dieser Pausen setze sich der Saft erst 
langsam in Bewegung; seine Geschwindigkeit steigere sich dann all- 
mählich bis zu einem gewissen Höhepunkte, der, nach ungefährer 
Schätzung, im Maximo die Geschwindigkeit der Saftbewegung in den 
Staubfadenzellen von Tradescantia virginica um das Doppelte übersteige 
(/, mm in der Minute), was unter der Vergrösserung des Mikroskopes 
sehr rapid erscheine. Die Geschwindigkeit werde dann wieder lang- 
samer bis zur nächsten Pause, vor deren Eintreten nicht selten kurze 
Perioden eines gewissermassen unschlüssigen Hin- und Herschiebens 
in kurzen Strecken eintreten.“ 
za Zeitung 1843 S. 569. 


2) Bot. Zeitung 1862 S. 97. 
3) Pflanzenphysiologie B. II. S. 422, 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Zuphorbia Lathyris L. 81 


„In der ‚Regel, aber allerdings nicht ohne Ausnahme, ist naclı 
jeder Pause die Stromrichtung eine der Richtung vor der Pause ent- 
gegengesetzte. Das Ganze macht den Eindruck, als trete periodisclı 
ein Hindernis der Fortbewegung im Gefässe da ein, wo der Saft hin- 
strömt; das Zuströmen werde langsamer in dem Masse als das Gefäss 
diesseits der Hemmung sich mit Saft füllt, bis die vollendete Füllung 
eine Pause herbeiführt, die dadurch beendet wird, dass ein Saftandrang 
jenseits des Hindernisses letzteres beseitigt und eine Strömung in der 
ihm entsprechenden Richtung herbeiführt. Die Zeitdauer der Bewegung 
des wahrscheinlich absteigenden und mit der Rückleitung der in den 
Blättern verarbeiteten Rohstoffe der Ernährung in die tieferen Pflanzen- 
teile in Beziehung stehenden Milchsaftes zwischen je zweien Pausen 
liegt vorherrschend zwischen 15--20 Sekunden: Die längste von mir 
gemessene Zeitdauer erreichte 2'/, Minuten“. 

Weiter sagt Hartig (S. 98): „Auffallend und unerklärlich ist es 
mir, dass der Saftstrom meist viel breiter erscheint, als dieser dem 
Durchmesser der Gefässe nach der Fall sein müsste, dass die beste 
Lampenbeleuchtung eine Saftbewegung nur an abgeschnitte- 
nen Blättern zu erkennen giebt, die dann stets eine, ihrer Richtung 
nach unveränderte, aber nur kurze Zeit fortdauernde ist; dass endlich 
die dünnblättrigsten Euphorbien, Apocyneen und Asklepiadeen eine 
Saftbewegung nicht erkennen lassen“.') 

Auf diese Angaben Hartigs glaubte ich deshalb so weit eingehen 
zu müssen, weil er direet eine Bewegung des Milchsaftes beobachtet 
haben will, wenn er auch geradezu anführt, eine solche bei dem 
_ Milehsafte der Euphorbien nieht gesehen zu haben. Doch meine ich, 
dass, steht nur einmal die Bewegung des Milchsaftes in den genannten 
Pflanzen am Tageslichte, wie sie Hartig beschreibt, fest, wir dieselbe 
beruhigt auch den Euphorbien zusprechen dürfen. 

Nun lag mir natürlich viel daran, die von Hartig behauptete Be- 
wegung selbst zu sehen und seine Versuche nachzumachen. Aber 
weder an Chelidonium, welches wegen seiner dünnen Blätter und 
des rötlich-gelben Milchsaftes das geeigneteste Object sein möchte, 
noch an Taraxacum war es mir möglich, jene Bewegung zu entdecken. 
Ja, von letzterer Pflanze standen mir sogar vollständig etiolirte Wur- 
zeltriebe zur Verfügung, deren Milchsaftgefässe noch vollkommenen 
Saft enthielten. Auch von Euph. palustris konnte ich äusserst zarte 
farblose Blättehen in Untersuchung ziehen. Mochte ich aber von 
beiden Pflanzen die Blättchen in unverletztem Zustande oder getrennt 
für sich beobachten, nie war ich im Stande, eine Bewegung des Milch- 
saftes zu constatiren, es sei denn unmittelbar an den angeschnittenen 
Stellen. 

m !) Weiteres über die Bewegung des Milchsaftes siehe: Meyen, Physiologie, B. 
II. S. 410. 1838, 
Abhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb. XXIV. 6 


82 J. Schullerus: 


Indem ich es vor der Hand aufgebe, eine Bewegung des Milch- 
saftes direet nachweisen zu wollen, schlage ich einen andern Weg 
ein, um vielleicht, wenn auch indireet, zu demselben Ziele zu gelangen. 
Damit wende ich mich wieder zu meinen alten Versuchsobjeeten, den 
Euphorbien, an deren Milchsafte ich Erscheinungen beobachtet zu 
haben meine, welche mit der grössten Bestimmtheit auf eine Massen- 
bewegung desselben hindeuten. Und zwar sind es die Stärkekörner 
des Milchsaftes, deren eigentümliches Verhalten in Bezug auf ihr 
Wachstum und ihre Formänderung, sowie ihre Verteilung in den ver- 
schiedenen Pflanzenregionen mich zu der Annahme führt, dass aller- 
dings eine Massenbewegung des Milchsaftes innerhalb 

seiner Schläuche stattfinden muss, welche von äussern 
_ mechanischen Einflüssen unabhängig und dauernd ist. 

Dass der Milchsaft thatsächlich verbraucht, von der Pflanze in 
ihrem Haushalte verwendet wird, habe ich oben an der Hand der 
verschiedenen Entwickelungsstadien von Zuph. Lathyris und insbesondre 
auch durch die Culturen dieser Pflanze und einiger ihrer Verwandten 
im Dunkeln, sowie in kohlensäurefreier Luft und in Sauerstoff ge- 
zeigt. Es wird also jetzt darauf ankommen, festzustellen, ob der 
Milchsaft dort, wo er abgeschieden wird, auch wieder seinen Weg in 
die Zellen zurückfindet, oder ob der Ort der Entstehung des Milch- 
saftes von dem Orte des Verbrauchs getrennt ist, woraus dann die 
Notwendigkeit einer Bewegung dieses Saftes von: selbst folgt. 

Wie und wo entsteht der Milchsaft ? 

Faivre beantwortet diese Frage auf Grund seiner Beobachtungen 
bei der Keimung von Tragopogon porrifolius dahin, dass sich der latex 
proprement dit erst bilde, wenn die Kotyledonen ergrünt wären, und 
dass er im Dunkeln gar nicht zur Ausbildung komme. Ferner 
kommt er nach seinen Untersuchungen an Ficus elastica (p. 51 Punkt 
4) zum Schlusse: „Le latex est elabor& par les feuilles...... % 
Immer nimmt er also eine innige Beziehung zwischen dem Chlorophyll 
und dem Milchsafte an: Je reichlicher das Chlorophyll, um so reich- 
licher der Milchsaft; wird die Chlorophyll-Bildung unterdrückt, so 
wird auch kein ächter Milchsaft gebildet; Bedingungen, welche dem 
Chlorophyll günstig sind, begünstigen auch den Milchsaft, welche je- 
nem schaden, schaden auch diesem; ohne Chlorophyll kein Milchsaft! 

Gleichwohl steht der Milchsaft nur in mittelbarer Beziehung zum 
Chlorophyll, in so weit dieses überhaupt als Bedingung der Assimilation 
Erzeuger plastischer Stoffe ist. Wir werden sogleich sehen, dass jene 
Sätze, wenn auch im Grossen und Ganzen auch für den Milchsaft von 
Euph. Lathyris gültig, keine ausreichende Ursache für die Herkunft 
des Milchsaftes geben. 

In der keimenden Zuph. Lathyris bildet sich ein unzweifelhafter 
latex proprement dit ohne Licht, ohne eine Spur von Chlorophyll. 


Die physiologische Bedeutung des Milehsaftes von Zuphorbia Lathyris L. 85 


Der Wurzelstock einer perennirenden Euphorbiacee, mitten im Winter 
oder auch im Sommer in einen Topf eingesetzt und in die Dunkel- 
‚kammer gestellt, treibt zahlreiche Sprosse : Alle etioliren, entwickeln 
bloss schuppenartige Blättchen, von Chlorophyll ist keine Rede, aber 
trotzdem ist während einer gewissen Zeit wenigstens Milchsaft in ihnen 
vorhanden, wie kaum in einem normal gewachsenen Triebe. 

Der Milchsaft einer einjährigen Zuph. Lathyris degenerirt im 
Winter; bringt man sie in eine angemessene Temperatur von 15— 20° R. 
jedoch in das Dunkle, so beginnt sie rasch zu wachsen, der Milchsaft 
erhält ‚seine alte körnige Consistenz wieder, obgleich das Chlorophyll 
während des ganzen Processes unwirksam bleiben musste. 

Diese Beispiele mögen genügen, um zu zeigen, dass der Milch- 
saft auch unabhängig vom Chlorophyll sich in seinen Schläuchen an- 
sammeln kann. In allen genannten Fällen konnte er nur aus den die 
Milchsaftgefässe umgebenden Parenehymzellen herrühren, welche alle 
wohl mit Reservestoffen versehen waren. Sobald das chemische Gleich- 
gewicht in denselben gestört wurde, sobald sich Veränderungen, Lö- 
sungen, Verwandlungen in ihnen bemerklich machten, da begann auch 
in den Milchröhren eine Umwälzung: Schnell waren sie mit dem voll- 
kommenen Safte erfüllt; schneller, als sie ihn früher verloren. 

Es kann somit kein Zweifel daran sein, dass jede Zelle in dem 
Bereiche der Milchsaftschläuche einen Teil ihrer gelösten und diffun- 
dirbaren Stoffe an diese mehr oder weniger leeren Behälter abgeben 
musste. In welcher Gestalt die Stoffe diffundirten, lässt sich freilich 
hier eben sowenig angeben, als wo es sich um das Uebertreten der 
Stoffe aus einer Zelle in die andere handelt. Zuerst erscheint in den 
Milchröhren des Embryo Fett in grösseren Tröpfehen, dann mehrt sich 
die körnige Plasmamasse, und zuletzt tritt auch Stärke auf. Der 
Milchsaft junger Wurzeltriebe zeigt im Anfange ebenfalls verhältnis- 
mässig mehr Fett als plasmatische Substanz. Auf der anderen Seite 
verschwindet auch aus den Milchröhren bei eintretendem Ruhestadium 
oder bei Culturen in kohlensäurefreier Luft zuerst und am gründlich- 
sten das Fett. Glykose ist wohl im Parenchym aber nie im Milch- 
safte innerhalb seiner Schläuche nachweisbar. Daher muss wohl das 
Fett als die Brücke angesehen werden, über welche der Verkehr 
zwischen dem Parenchym und den Milchsaftschläuchen sfattfindet, 
oder mindestens als das erste nachweisbare Product eines unerkenn- 
bar diosmirenden Stoffes. 

In der That lehren die angeführten Beispiele unzweideutig, dass 
der Milchsaft zu gewissen Zeiten auch aus dem Parenchym der Wur- 
zeln oder der Axe herrühren kann. Eine andere Frage aber ist, ob 
diese Erscheinungen auch während der eigentlichen Vegetationsperiode 
in Kraft bleiben. Aus den Blättern beziehen alle Pflanzen die assimi- 
lirten Nahrungsstoffe, welehe von ihrem Enstehungsherde aus von 

6* 


34 J. Schullerus: 


Zelle zu Zelle diosmiren, und so liegt die Vorstellung nahe, dass auch 
die Milchsaftschläuche aus den Blättern ihren Inhalt holen und in den 
Pflanzenkörper leiten. Für diese Vorstellung plaidirt auch Faivre und 
bringt nicht geringe Beweise, aber es ist ihm mehr darum zu thun, 
die Verwendbarkeit des Milchsaftes ausser Zweifel zu setzen als eine 
Massenbewegung desselben. Daher will ich nun zu beweisen versuchen, 
dass der Hauptinhalt der Milchsaftschläuche normal vege- 
tirender Pflanzen im Allgemeinen zum grössten Teile aus 
den Blättern stammen und in Folge von Massenbe wegung 
in der ganzen Pflanze verbreitet werden muss. Ausge- 
schlossen wird damit nicht, dass nicht auch die benachbarten Paren- 
chymzellen in der Axe Milchsaft absondern, nur ist die Masse dieses 
im Verhältnisse zu dem aus den Blättern stammenden eine ver- 
schwindend geringe. 

Betrachten wir einmal den Inhalt der Siebröhren in den ver- 
schiedenen Teilen einer jungen Zuphorbia-Pflanze, so werden wir finden, 
dass in den Blättern und Blattstielen der Raum zwischen je zwei 
Siebplatten meist vollständig von dem eigentümlichen Safte erfüllt ist 
und keine Bewegung in irgend einer Richtung erkennen lässt. Je 
weiter man aber im Stamme herunter steigt und sich von dem Blatte 
entfernt um so leerer werden die Räume, der Siebröhrensaft bedeckt 
oft nur die Platten zu beiden Seiten in der Weise, dass man schon 
längst darin überein gekommen ist, dass derselbe durch diese seinen 
bestimmten Weg fortsetzen könne, sich durch die Röhren bewege. 
Dagegen sieht man leicht, dass der Siebröhrensaft in der Nähe von 
Vegetationspunkten wieder zunimmt. Zwar wäre es möglich, ja wahr- 
scheinlich, dass diese Zunahme nicht nur durch stärkeren Zufluss aus 
den Blättern, sondern vielmehr aus den benachbarten Zellen dieser 
Region, deren Inhalt doch ebenfalls bereichert wird, bewirkt werde. 
Indessen will ich nur auf diesen Punkt hingewiesen haben und ihn 
keineswegs weiter in Anspruch nehmen. Die Thatsache allein sei 
hervorgehoben, dass der Siebröhrensaft in seinen Röhren eine Massen- 
bewegung zeigt, in den Blättern und in ihrer Nähe, sowie an Vege- 
tationsstellen massenhafter auftritt, als in der ausgewachsenen Axe. 

Dieselben Verhältnisse wiederholen sich auch in den Siebröhren 
von Pinus Pinea, wo wir in der plasmatischen Grundmasse auch 
Stärkekörner bemerken, deren Grösse darauf hindeutet, dass sie in 
der Gestalt nicht aus den Blättern stammen können, sondern an Ort 
und Stelle zwischen zwei Siebplatten entstanden sein müssen. 

Bald grösser, bald kleiner sind sie von der Stärke des Parenchyms 
auf den ersten Anblick nicht verschieden, und ihre stets rundliche 
Form zeigt nie Spuren einer Auflösung. Diese Erscheinung wollte ich 
nicht unberücksichtigt lassen, im Gegensatz zu derStärke des Milchsaftes. 

Wie schon gesagt worden, können wir die Bewegung des Sieb- 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Kuphorbia Lathyris L. 85 


röhrensaftes nicht auf den Milchsaft übertragen, wir können keine 
Scheidewand zwischen einem mehr und einem weniger vollen Teile 
eines Milehsaftschlauches ziehen. Voll sind die Milchsaftschläuche einer 
üppig wachsenden Pflanze immer in ihrer ganzen Ausdehnung, aber der 
Nährstofigehalt des Milchsaftes dürfte doch nicht überall derselbe sein. 
Sicherlich ist der. stärke- und fettreiche Milchsaft der Blätter und des 
Stengels nicht gleichwertig dem dunkeln, dieser Substanzen, besonders 
der Stärke entbehrenden Milchsafte der Wurzeln. Hier muss ich 
freilich die Voraussetzung machen, dass der Milchsaft um so nahr- 
hafter ist, je mehr Stärkekörner er enthält. Diese sollen mir 
daher in Folgendem die Repräsentanten des Milchsaftes 
sein, und ihre Bewegung will ich zu beweisen suchen, 
beweisen, dass sie nach der Keimung ausschliesslicb in 
den Milchsaftgefässen der Blätter gebildet und von 
hieraus in den Leib der Pflanze geschwemmt werden. 

1. Die wenige, während der Entwickelung des Embryo in den 
Milchsaftschläuchen gebildete Stärke verschwindet spurlos in der Zeit 
der Ruhe des Samens, so dass sie sich bei der Keimung wieder aus 
den kleinsten Anfängen emporarbeiten muss. Kaum hat das Würzelchen 
die Schale aurchbrochen, so strotzen alle Milchsaftschläuche von Stärke, 
welche äusserst klein aber durchaus regelmässig geformt und, worauf 
ich das grösste Gewicht lege, in allen Teilen der Keimpflanze gleich 
sross und gleich regelmässig gestaltet ist. 

Die Wurzel wächst rapid in die Länge, weniger in die Dicke, 
damit strecken sich auch ihre Milchsaftschläuche und die Stärkekörner 
derselben nehmen auch an Umfang zu, so dass man bald kein einziges 
kleines mehr erblickt. Auch die. Kotyledonen haben, wenn auch nicht 
so bedeutend, an Ausdehnung gewonnen, aber ihre Milchsaftstärke 
scheint trotz der erweiterten Gefässe auf der niederen Stufe der 
Ausbildung verharrt zu sein, noch immer erfüllt sie dieselben so dicht, 
wie im ersten Keimungsstadium. Sollte sie hier liegen geblieben sein 
und durch immer nachkommende an ihrem Wachstum gehemmt worden 
sein? Unmöglich wäre das wohl nicht, aber woher stammt dann 
die viele Stärke im Milchsafte der langen Wurzel, wenn sie nicht aus 
den Kotyledonen nachgeschwemmt wurde? Ist sie in den Milchröhren 
der Wurzel selbst aus von dem Parenchym derselben hereinströmenden 
Stoffen gebildet worden? Aber in diesem Falle müssten doch auf der 
ganzen Strecke alle Uebergänge von kleinen zu grossen Körnern ge- 
funden werden! In Wahrheit bemerkt man jedoch eine solche aufsteigende 
Entwickelung nur am Grunde der Kotyledonen. Zwar liegen die Stärke- 
körner im Milchsafte der Wurzel nicht mehr so dieht auf und über 
einander, aber sie sind doch so zahlreich, dass man auf den ersten 
Anblick eingestehen muss, dass sie sich unmöglich nur von den im 
durchbrechenden Würzelehen vorhandenen und nunmehr gewachsenen 
herschreiben können. 


56 J. Schullerus: 


Zieht man ausserdem in Betracht, dass die Nachbarzellen der 
Milchsaftschläuche in den Kotyledonen von dem Endosperm fortwährend 
mit diffundirbaren Stoffen so reichlich versehen werden, als sie nur 
fortzuleiten im Stande sind, während das sich vorzugsweise streckende 
und wachsende Parenchym der Wurzel diese begierig erwarteten Stoffe 
erst aus der so und so vielten Hand nach einem langen Wege erhält, 
so wird man vielleicht schon aus dieser Ueberlegung es für sehr 
wahrscheinlich halten, dass der Milchsaft der Wurzel noch in den 
Kotyledonen abgesondert und in seinen ununterbrochenen Schläuchen 
in seiner ganzen Masse nach der Wurzel gedrängt worden sei. Auf 
diese Weise allein kann ich mir dann erklären, warum die Stärke in 
den Kotyledonen nicht auch grösser wurde, wie in dem hypokotylen 
Gliede und in den Wurzeln, warum in diesen Teilen trotz ihres 
Wachstums die Stärke nicht spärlich geworden und doch keine kleinen 
Körnchen zu entdecken waren. Die Ursache, der zu Folge sich die 
Stärkekörner auf ihrem Wege aus den Kotyledonen bis hinab in die 
Wurzelspitze vergrössern, aber keine neuen gebildet werden, vermag 
ich allerdings nicht anzugeben. Möglich, dass hierbei dieselben Processe 
thätig sind, welche bewirken, dass Krystalle noch in verdünnter Mut- 
terlauge wachsen, während neue Bildungscentra nicht mehr zum Vor- 
schein kommen. Diese Annahme grenzt an Wahrscheinlichkeit, gleich- 
viel ob man das Wachstum dieser Stärkekörner durch Auflagerung 
von Aussen oder durch Intussusception stattfinden lässt. 

2. Die vorhin aus dem Keimlinge geschilderten Verhältnisse än- 
dern sich kaum, wenn die Pflanze ein selbständiges Leben beginnt, ja 
die Gegensätze werden mit der fortschreitenden Ausbildung derselben 
immer ausgeprägter. Die Kotyledonen, beziehungsweise die Laubblätter, 
zeigen auch in der Folge mit grosser Beständigkeit in ihrem Milch- 
safte eine nie geringer werdende Menge von kleinen, regelmässigen 
Stärkekörnern. Dagegen gehen die Verhältnisse der Wurzel auf den 
Stengel über: die Milchsaftschläuche dieser bergen nur grosse, ausge- 
bildete Stärkekörner, während die Wurzeln einen dritten Modus dar- 
bieten. In der Hauptwurzel nimmt die Anzahl der stets relativ grossen 
Stärkekörner mit der Entfernung vom Wurzelhalse fortwährend ab, 
ohne bis in die Spitze derselben gänzlich zu verschwinden. Nicht so 
in den Nebenwurzeln. Kaum dass sich noch einige Körner in die oberen 
Teile der Milchröhren der bedeutendsten Nebenwurzeln erster Ordnung 
verirren. In den mehr abseits liegenden Würzelchen wird man sie 
sicherlich vergebens suchen, obwohl die Milchsaftschläuche allenthalben 
ohne Ausnahme vollständig vom Safte erfüllt sind. Ja die Wurzeln 
von Euphorbia splendens entbehren durchwegs der Milchsaftstärke. 

Auch diese Thatachen deute ich dahin, dass der in absteigender 
Richtung strömende Milchsaft auf seinem langen Wege immer mehr 
an Nährmaterial einbüsst, weshalb denn auch die Stärke wieder in 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Fuphorbia Lathyris L. 87 


den gelösten Zustand übergeführt und die Zahl ihrer Körner vermindert 
wird, bis gar keine mehr vorhanden sind. Gründe für eine solche 
Lösung der Stärke werde ich später anzuführen Gelegenheit haben. 

Indessen könnte man einwenden, dass die für Milchsaftstärke- 
bildung notwendigen Bedingungen in den Wurzeln weniger günstig 
sind, ja total fehlen, dass vielleicht der Zutritt von mehr Licht und 
atmosphärischer Luft Einfluss üben würde. Darauf will ich erwidern, 
dass ich einige Zuph. Lathyris in Wassereulturen ganz dem Lichte 
aussetzte, aber in Bezug auf die Milchsaftstärke in den Wurzeln keine 
Wirkungen erkennen konnte. Stutzte ich dagegen das ganze Wurzel- 
system einer üppigen Pflanze stark ein, wodurch ein grösserer Zudrang 
von assimilirten Säften und Neubildungen hervorgerufen wurden, so 
nahm die Zahl der Milchsaftstärke in den grösseren Wurzeln, mochten 
sie in der Flüssigkeit vom Licht getroffen werden, oder nicht, augen- 
scheinlich zu, ohne dass ich je kleine, regelmässige Körnchen 
beobachtet hätte, welche eine Entstehung an Ort und Stelle wahr- 
scheinlich machen würden. Daher muss ich unbedingt eine 
Wanderung derselben aus den oberirdischen Pflanzen- 
teilen in die Wurzeln annehmen. 

3. Das Wandern der Stärkekörner des Milchsaftes aus den Blättern 
in die Stengel kann man beobachten, wenn einzelne Blätter oder auch 
ganze Sprosse verdunkelt werden; Versuche, welche ich ausser an . 
Euph. Lathyris auch an EKuph. palustris anstellte. Schon nach 3—4 
Tagen liess sich eine Differenz zwischen den Milchsaftstärkemengen 
der verdunkelten Blätter, namentlich. in den unteren Partien derselben, 
und denen der normal vegetirenden erkennen. Waren die Gefässe 
auch, wie immer, vollständig mit Milchsaft erfüllt, so war doch dessen 
Stärke entschieden deeimirt. Aber weder zeigten die Körner auffallende 
Grössenveränderung noch irgend welche Unregelmässigkeiten, die durch 
etwaige Lösungsprocesse verursacht worden wären. Doch muss man 
hiebei einzig auf die weiteren Milchsaftschläuche achten, da die Stärke 
in den feineren Ausläufern derselben immer wie eingeklemmt liegen 
bleibt. Dass die Blätter selbst diese Stärke nicht verbraucht haben 
konnten, lehrt überdies der Umstand, dass sich die Milchsaftstärke 
in abgeschnittenen und längere Zeit im Dunkeln frisch erhaltenen 
Blättern keineswegs merklich veränderte. 

Zu denselben Ergebnissen gelangt man, wenn separirte Sprosse 
oder ganze Pflanzen dem Verhungern ausgesetzt werden, mag dieses 
nun im Dunkeln oder in kohlensäurefreier Luft oder in reinem Sauer- 
stoff geschehen. Aber nie darf man erwarten, die Stärke solle gänzlich 
aus den Blättern verschwinden; deutlich erkennbare Differenzen müssen 
uns vielmehr schon genügen, zumal wir nicht wissen können, von 
welchen Factoren eine derartige Bewegung des Milchsaftes bedingt 
wird, und von welchen das Fehlen eines einzigen den Mechanismus 
vielleicht ins Stocken bringen kann. 


88 J. Schullerus: 


Haben wir gesehen, dass die Milchsaftstärke während der eigent- 
lichen Vegetationsperiode einer kräftigen Euphorbie nur in deren 
Blättern gebildet werden kann und aus diesen später in alle Axenteile 
der Pflanze förmlich geschwemmt werden muss, weil sie ausschliess- 
lich in den Blättern in kleinen Anfangsstadien beobachtet wird, so 
werden wir jetzt auch nach dem Ziele dieser Bewegung, den Stätten 
der Verwendung der Stärke fragen und die hier sich vollziehenden 
Erscheinungen ins Auge fassen. In den früheren Darstellungen rückte 
ich mehr die relativen Grössenverhältnisse der Stärke in den Vorder- 
grund, indem ich die Endstationen der Wanderung völlig ausser Be- 
tracht liess; in den folgenden Ausführungen dagegen lege ich auf die 
Form der Stärkekörner das Hauptgewicht, während Grösse und 
Zahl derselben weniger bedeutende Momente ausmachen werden. 

Allerdings hätte ich zu viel gesagt, wenn ich behauptet hätte, 
dass kleine Milchsaft-Stärkekörner nur in Blättern vorkämen, aber 
ich sagte „kleine, regelmässige“, und das ist vollkommen richtig. 
In der Nähe von Vegetationspunkten finden wir oft ein buntes Durch- 
einander von Stärkekörnern aller Grössen und Formen, aber eine 
regelmässige, stäbchen- oder spindelförmige Gestalt zeigen nur die 
grösseren, und auch diese sind oft an einem Ende schärfer zugespitzt 
oder abgerundet oder halbmondförmig verbogen, während die kleineren 
und kleinsten durchgehends solche Spuren von Auflösung verraten, 
mögen auch auffallende Corrosionen ganz fehlen. An Vegetations- 
punkten hauptsächlich färben sich auch viele Körner auf Zusatz von 
Jodlösung nicht mehr rein blau, sondern rötlich bis braun, ein sicheres 
Zeichen, dass wir es hier nicht mehr mit vollkommener Stärke zu 
thun haben, dass hier kein Bildungsherd für dieselbe zu suchen ist. 

4. Bei der Anlage der Blätter kann man am schönsten den 
Gegensatz zwischen dem Werden und Vergehen der Milchsaftstärke 
beobachten. Verschafft man sich einen medianen Längsschnitt durch 
eine vegetative Knospe, so findet man in den äusseren, schon grösseren 
Blättern schon von diesen selbst erzeugte Milchsaftstärke von der ge- 
wöhnlichen regelmässigen, spindelförmigen Gestalt, während die inner- 
sten Blattanlagen nur kleine, unregelmässige Rudimente aufzuweisen 
vermögen, die jedoch bald eigenen Producten Platz machen. Daran 
kann man ermessen, wie frühzeitig die jungen Blättchen zu assimiliren 
anfangen und sich aus eigener Kraft mittelst selbst bereiteten Nähr- 
materials entwickeln. Auch diese Vorgänge beobachtet man mit 
grösserer Sicherheit, wenn das Wachstum der Pflanze z. B. durch 
Culturen in reinem Sauerstoff beschleunigt wird. Nicht nur im Vege- 
tationspunkte häufen sich unter dieser Bedingung die unregelmässigen 
Stärkekörner, sondern auch der Contrast zwischen den Blättchen wird 
STÖSSerT. 

5. Noch auffallender als an diesen Punkten wird die Ansamm- 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Euphorbia Lathyris L- 89 


lung solcher vielgestaltiger, unregelmässiger Stärke an Orten, wo 
plötzlich Neubildungen im Gewebe auftreten, durch welche Ursachen 
immer diese hervorgerufen werden. Ein solcher Fall ist die Ent- 
wickelung von hypokotylen Adventivsprossen bei Zuph. Lathyris. Es 
war bereits die Rede davon, dass noch vor Beginn der Zellteilungen 
eine Zunahme von Nährstoffen im Parenchym, und Hand in Hand da- 
mit eine Vermehrung des Milchsaftes in dieser Gegend erfolgte, all- 
gemein kenntlich an den Erweiterungen und Aussackungen der Milch- 
saftschläuche, welche zuletzt zu Verzweigungen wurden. Der Gedanke 
liegt sehr nahe, diese gleichartigen Erscheinungen mit einander in 
Beziehung zu bringen, aber nur die Forscher, welche die Milchsaft- 
schläuche ohne Weiteres zu Seeret- oder auch zu blossen Reservestoff- 
behältern stempelten, konnten behaupten, die Vermehrung des Milch- 
saftes sei eben nur eine Bereicherung oder Absonderung aus den 
Nachbarzellen. Gleich gut könnte man aber diesen Satz auch um- 
kehren und sagen, dass die Milchsaftschläuche der gebende, ihre 
Nachbarzellen dagegen der empfangende Teil wären. Und diese Gegen- 
meinung will ich zu verfechten suchen und damit die Verwendung des 
Milchsaftes ins rechte Licht stellen, wie auch eine Massenbewegung 
desselben nachweisen. 

Die Vermehrung des Inhaltes der Parenchymzellen erfolgt zu 
gleicher Zeit mit der des Milchsaftes. Hierin steckt also kein Argu- 
ment, weder für die eine, noch für die andere Behauptung. Aber 
wieder ist es die Stärke des Milchsaftes, welche für mich zeugen soll. 
Diese häuft sich auch hier an, wie überall, wo der Milchsaft zunimmt. 
Doch kann sie an diesem aus dem mehrerwähnten Grunde nicht ge- 
bildet worden sein, weil die charakteristischen kleinen, regelmässigen 
Körnchen durchaus fehlen. Ferner sind die Stärkekörner in diesen 
erweiterten Regionen der Schläuche nicht grösser, als in andern Schläu- 
chen gleichartiger Pflanzenteile ;' folglich sind die Körner auch nicht 
gewachsen. Mithin drangen keine Säfte an diesem Orte in die Schläuche, 
weil doch notwendig die Folge davon entweder Neubildung oder wenig- 
stens Vergrösserung der schon vorhandenen Stärke gewesen sein müsste. 

Dagegen spricht das Aussehen der Stärkekörner entschieden dafür, 
dass dem Milchsafte fort und fort Nährstoff verloren geht. Die meisten 
Körner zeigen unverkennbare Spuren ihrer Auflösung, wie ich sie früher 
bereits geschildert, Spuren, welche an der weiter entfernten Stärke des- 
selben Schlauches nicht zu beobachten sind. Diese Lösungserscheinungen 
schliessen schon an sich eine Neubildung von Stärke aus, und da die 
Menge derselben, die Zahl der Körner, trotz des beständigen Verbrauches 
nicht geringer, ja grösser wird, so muss sie doch ohne Zweifel 
aus anderen Gegenden hergeschwemmt werden, mit an- 
dern Worten, der Milchsaft muss sich bewegen. Ebenso 
müssen doch auch die gelösten Stoffe, um ungelösten Platz zu machen 


90 : J. Sehullerus: 


irgend wohin gelangt sein: Sie können nur in das benachbarte 
Gewebe gedrungen sein. 

Doch bin ich weit davon entfernt, den Milchsaftschläuchen eine 
solche Bedeutung zuzuschreiben, als wären sie allein die Urheber der 
localen Stoffvermehrung in jenen Zellen, gewiss erfolgt auch durch 
das Parenchym von Zelle zu Zelle ein Herbeiströmen von Bildungs- 
material, welches dem so offenbaren Teilnehmen des Milchsaftes sogar 
vorausgehen kann. Jedenfalls aber zeigt das Verhalten der Milchsaft- 
stärke bei der Entwickelung dieser exogenen Adventivsprosse unzwei- 
deutig, dass eine Massenbewegung im Milchsafte stattfin- 
den muss, die von äusseren mechanischen Einwirkungen 
unabhängig ist. Beinahe überflüssig ist, hervorzuheben, dass diese 
Erscheinungen dieselben waren, mochte die Pflanze im Freien gewach- 
ren sein, oder im Gewächshause vor allen Erschütterungen und stö- 
senden Einflüssen bewahrt. 

6. Eigentümlich ist das Verhalten der Milchsaftstärke gegenüber 
den Wurzeln, zumal den Adventivwurzeln, ein Verhalten, welches dem 
vorhin beschriebenen ganz entgegengesetzt ist und der Annahme einer 
Massenbewegung des Milchsaftes direct zu widersprechen scheint. 
Die Adventivwurzeln eines Sprosses von Zuph. palustris haben die 
Rinde meist schon durchbrochen, ehe die Milchsaftschläuche Verzwei- 
sungen in dieselben geschiekt haben. Vorher und nachher bemerkt 
man kaum eine Ansammlung und Auflösung von Stärkekörnern, wie 
dieses so drastisch im vorhin genannten Beispiele der Fall war, und 
selten findet man ein unregelmässiges Körnchen in einem der engen 
Schläuche, obgleich sie sich in den Wurzelstöcken älterer Pflanzen 
häufiger aufhalten. Wie die Milchsaftstärke den Wurzeln einer grossen 
Pflanze vollständig fehlt, so zeigt sie sich auch in den Adventivwurzeln 
von Stecklingen dieser Art nie, nicht einmal in Spuren. 

Diese Thatsachen widersprechen aber nur scheinbar meiner Vor- 
stellung von einer Massenbewegung des Milchsaftes; ja gerade sie 
tragen dazu bei, die Function des Milchsaftes richtig zu erfassen. 
Als es sich um Neubildungen im Rindenparenchym handelte und die 
Zellen derselben begierig assimilirte Substanzen aufnahmen, entwickel- 
ten die Milchsaftschläuche vor wie nach ihrer Verzweigung eine 
bedeutende Thätigkeit, und in keinem Organ der Pflanze sah ich je ein 
so ausgedehntes Milchröhrensystem, wie in diesen exogenen Adventiv- 
knospen, welches an Ausbreitung noch bedeutend gewann, sobald eine 
Knospe zu weiterer Entfaltung gelangte. Die Adventivwurzeln dagegen 
werden vom Pericambium aus gebildet und durchbrechen das Rinden- 
parenchym, welches sich dabei ganz passiv verhält und erst später 
mit dem Gewebe der jungen Wurzeln in Gemeinschaft tritt, um welche 
Zeit dann auch die Milchsaftschläuche Aeste in dieselben treiben. 
Diese Aeste sind aber so schwach, dass es auf der Hand liegt, dass 


su 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Kuphorbia Lathyris L. 91 


der Zufluss und Verbrauch des Milchsaftes ein sehr geringer sein muss, 
entsprechend dem langsamen Wachstum der Wurzeln selbst. Nun 
haben wir aber gesehen, dass unregelmässige Stärke sich um so zahl- 
reicher an Vegetationspunkten einfand, je energischer das Wachstum 
erfolgte, und so darf es uns denn auch nicht wundern, dass bei so 
trägem Zuflusse alle Stärke gelöst wird, ehe sie diese jungen Wurzeln 
erreicht hat. 

Diese Beobachtungen über das Verhalten der Milchsaftstärke hin- 
sichtlich ihrer Grössen und Formenverhältnisse, hinsichtlich ihrer 
wechselnden Verbreitung in den verschiedenen Pflanzenteilen erheben 
die Wahrscheinlichkeit einer Massenbewegung des Milch- 
saftes für mich zu überzeugender Gewissheit. Kann der 
Milehsaft auch von jeden beliebigen Parenchymazellen in- 
allen Teilen der Pflanze abgeschieden werden, so stammt 
er doeh vorzugsweise aus den Blättern, in welchen auch 
nach der Keimung ausschliesslich die charakteristische 
Stärke gebildet wird. Aus den Blättern strömt der Milch- 
saft in die Axe nach oben oder unten, immer zu den Stät- 
ten, wo Neubildungen, überhaupt ein Verbrauch von 
Nährstoffen stattfindet. Seine Bewegung ist analog der 
allgemeinen Stoffwanderung durch das Rindenparen- 
chym, welche er wesentlich zu unterstützen scheint Aeus- 
sere Einflüsse kommen dabei sicherlich gar nicht in Betracht, weder 
fördernd noch hindernd, sofern sie nicht auf jeden pflanzlichen Orga- 
nismus nach dieser oder jener Richtung hin einwirken. Die Ursachen 
der Bewegung sind vielmehr wahrscheinlich darin zu suchen, dass der 
Milchsaft an einem Orte verbraucht wird und nun in den gleichsam 
leeren Raum frischer eintreten muss. Denn weder ist eine Haut vor- 
handen, welche dem Primordialschlauch verglichen werden könnte, noch 
lassen sich andere Anhaltspunkte auffinden, welche auf eine andere be- 
wegende Ursache hindeuten. 

Schliesslich sei noch bemerkt, dass auch die Lagerung der 
Stärke im Milchsaft, deren grösste Ausdehnung stets in der Richtung 
der Schläuche, sowie ihre Gestalt selbst vielleicht auf eine Massenbe- 
wegung des Milchsaftes hindeuten, während auf der andern Seite durch 
eine solche Bewegung die Entstehung und im Zusammenhange mit 
dieser die Lösung der Milchsaftstärke erklärt werden könnte. 


IV. Zusammenfassung der Resultate. 


Aus den Resultaten meiner Untersuchungen glaube ich einen zu- 
verlässigen Schluss auf die physiologische Bedeutung des Milchsaftes 
von Euphorbia Lathyris ziehen zu können. Alle Erscheinungen spre- 


92 J. Schullerus: 


chen dafür, dass er mit dem Siebröhrensafte denselben Zwecken dient, 
ja dass er diese besser zu erfüllen in den Stand gesetzt ist, da er in 
seiner Bewegung durch keine Siebplatten gehindert wird; keine Er- 
scheinung spricht aber dafür, dass wir es hier mit einem Ausschei- 
dungsproducte des Stoffwechsels zu thun haben. Mögen auch einige 
Punkte nicht zwingend auf die behauptete Bestimmung des Milchsaf- 
tes direct hinweisen, so stützen sie doch mindestens keineswegs die 
Ansicht, welche den Milchsaft für ein einfaches Excret hält. Ebenso 
meine ich, dass das Vorkommen der eigentümlichen Stärkekörner im 
Milchsafte die Milchsaftschläuche noch nicht zu Reservestoffbehältern 
stempelt, es sei denn, dass man alle Stärke führenden Zellen für sol- 
che ansehen wollte. Deutlich zeigt das Verhalten des Milchsaftes in 
(len verschiedenen Stadien der Entwickelung von Kuph. Lathyris, dass 
die Milchsaftschläuche keine Stoffe anzuhäufen vermögen, 
sondern diese aufnehmen und abgeben müssen, und in dieser 
Beziehung gänzlich von den im benachbarten Parenchym herrschenden 
Verhältnissen -abhängig sind, sich rein passiv verhalten: Der ächte 
Typus eines leitenden Gewebes, wie es solchen Zwecken nicht besser 
angepasst gedacht werden kann, gleichsam das Siebröhrensystem auf 
seiner vollkommensten Stufe der Ausbildung. 

Der Uebersichtlichkeit und der Klarheit wegen stelle ich die Er- 
gebnisse meiner Untersuchungen in folgenden Sätzen zusammen: 

1. Die Milchsaftschläuche von Zuph. Lathyris L. ent- 
stehen durch Auswachsen schon imembryonalen Zustande 
ausschliesslich im Rindenparenchym angelegter Zellen, 
aus welchen ÜUrzellen sämtliche Milchröhren der er- 
wachsenen Pflanze hervorgehen. Neue Milchzellen bilden 
sich später nicht mehr (Schmalhausen). 

2. Die Milchsaftschläuche sind in allen Pflanzen- 
teilen durch deren ganzes Leben hindurch, in der Wurzel 
so gut, wie in den oberirdischen Teilen, vorhanden. Ver- 
zweigungen derselben finden sich an den Ursprungs- 
stellen seitlicher Organe, sowie innerhalb dieser selbst. 
Dagegen fehlen Anastomosen sowohl in den Knoten als 
auch an allen andern Stellen, zumal auch in den Blättern. 

3. Das Wachstum der Milchsaftschläuche ist ein 
sleitendes, actives, insofern es nicht durch das Wachstum 
der angrenzenden Zellen auf mechanischem Wege bedingt 
ist, wohl aber durch dieselben einigermassen einge- 
schränkt werden kann. 

4. Die Milchsaftschläuche behalten ihr Spitzenwachstum 
sowie die Fähigkeit, an irdend einer Stelle Verzweigungen zu 
bilden, ihr ganzes Leben hindurch unbegrenzt, 


Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Zuphorbia Lathyris. L. 93 


5. Der Milchsaft von Euph. Lathyris ist in seiner 
Gesamtheit ein Bildungssaft, welcher sich unmittelbar an 
den Wachstumsprocessen der Pflanze beteiligt, und kann 
unter keiner Bedingung als blosses Reservematerial 
aufgefasst werden. Er ist um so nahrhafter, je mehr 
Kohlehydrat, hauptsächlich Stärke, er enthält. 

6. Der Milchsaft kann die Rolle eines Reservestoffes 
nieübernehmen, indem er gerade in Ruhestadien mehr oder 
weniger zu einem latex primordial herabsinkt. Als ein 
soleher ist auch der an Eiweisssubstanzen zwar reiche, 
aber an Kohlenhydraten arme Milchsaft ausdauernder 
Wurzelstöcke von Zuph. palustris, orientalis, Pithynsa, 
trigonocarpa anzusehen. 

7. Durch diese Eigenschaft, keine Reservestoffe auf- 
speichern und behalten zu können, unterscheiden sich 
die Milehsaftschläuche in physiologischer Beziehung von 
dem Rindenparenchym, zu welchem sie ihrer Entstehung 
nach gehören. 

8. Der Milehsaft zeigt ausser der diosmotischen Be- 
wesung auch eine Massenbewegung, welche in Ueberein- 
stimmung mit der allgemeinen Stoffwanderung haupt- 
sächlich in der Richtung nach jenen Stellen hin statt- 
findet, an welchen Neubildungen erfolgen, und welche 
keineswegs durch äussere Einflüsse hervorgerufen wer- 
den kann. 


Diese in erster Linie für die Milchsaftschläuche und den Milch- 
saft von Euphorbia Lathyris L. geltenden Sätze dürften im Ganzen 
auch auf andere Euphorbien angewandt werden können, welche sich 
nicht durch besonders abweichende Charaktereigentümlichkeiten aus- 
zeichnen, die ihr ganzes Wesen verändern. 


Vorliegende Arbeit wurde während des Wintersemesters 1880/81 
im pflanzenphysiologischen Institute zu Tübingen auf Anregung des 
Herrn Prof. Dr. W. Pfeffer begonnen und in Berlin unter der Lei- 
tung des Herrn Prof. Dr. S. Schwendener im Sommersemester 1881 
vollendet, und ich sage hiermit meinen hochverehrten Lehrern meinen 
aufrichtigsten Dank für ihre freundliche Unterstützung und das rege 
Interesse, welches sie meinen Untersuchungen angedeihen liessen. 


Ueber das Vorkommen verwachsener Embryonen. 


Von 
A. Winkler. 


Bei den Dikotylen werden häufig Exemplare mit 3, seltener mit 
4 Keimblättern gefunden. 

Beiden Erscheinungen liegt entweder eine absolute oder eine re- 
lative Vermehrung zum Grunde. Die erstere ergiebt sich von selbst; 
es entstehen statt zweier, 3 oder 4 gleichwertige, normale Keimblätter. 
Die relative Vermehrung wird durch Spaltung des einen, beziehungs- 
weise beider normalen Keimblätter herbeigeführt. Getrennt sind sie 
dann in ihrer äusseren Gestalt oft ungleich, jedenfalls in ihrem Um- 
fange einzeln kleiner als die normalen. 

Bei vier Keimblättern kann aber noch ein anderer Entstehungs- 
Grund dazu kommen, — die Verwachsung zweier Embryonen. 

Einen solchen Fall hat, meines Wissens, zuerst De Candolle an 
Euphorbia helioscopia'), später Irmisch an Kanunculus lanuginosus?) und 
endlich A. Braun an Caelebogyne ilicifolia®) beschrieben und abgebil- 
det, A. Braun auch, unter Anführung anderer Fälle, die verschiedenen 
Ursachen der Polyembryonie besprochen.®) 

Mir selbst sind solche Verwachsungen bei Arysimum odoratum, 
Colutea arborescens, Andryala candidissima, Jasione montana, und bei 
Celosia cristata, vorgekommen. Sie sind also im Ganzen nicht so un- 
gewöhnlich dass sie einer besonderen Erwähnung weiter bedürften. 

Wenn ich indessen über die Andryala candidissima Desf. noch eine 
kurze Mitteilung mache, so geschieht dies wegen eines besonderen, 
bei ihr wahrgenommenen Umstandes. 

Zunächst fällt die verschiedene Gestalt der Keimblätter an ihr 


!) Aug. Pyram. de Candolle: Organographie der Gewächse, aus dem Fran- 
zös. von C. F. Meisner 1828. B. II Taf. 54. 

2) Th. Irmiseh: Ueber einige Ranunculaceen. Bot. Zeitg. 1857 Taf. U. 

3) A. Braun: Ueber Polyembryonie und Keimung von Caelebogyme, Sitzung 
der Berliner Academie der Wissenschaften, vom 3. März 1859. Taf. I. 

+) Bei einem 4. Falle, —= dem unterirdisch keimenden Oynanchum Vincetowieum 
(Brandt und Ratzeburg: Deutschlands phanerogamische Giftpflanzen. Berlin 1834) 
sind nur die 4 Kotyledonen verwachsen. Beide Keimlinge haben getrennte Wurzeln 
und entwickeln sich vollkommen selbständig neben einander. 


A. Winkler: Ueber das Vorkommen verwachsener Embryonen. 95 


auf. Sie ist aus dem Bestreben der beiden Embryonen, sich selbstän- 
dig auszubilden, und aus den diesem Streben entgegenstehenden Hin- 
dernissen, hervorgegangen. Die Trennung ist den Keimblättern noch 
nicht ganz gelungen. Das eine Keimblatt des einen Embryo ist mit 
dem benachbarten des anderen, an der Basis verwachsen geblieben. 
In allen sonstigen Fällen habe ich die Trennung der Keimblätter in 
normaler Gestalt, und die später eingetretene Entwiekelung der epi- 
kotylen Achsen immer vollständig durchgeführt gefunden.!) 

Im Uebrigen sind die Keimblätter wie die normalen vollkommen 
ganzrandig und kahl, während die Laubblätter bereits die ersten Spu- 
ren der Behaarung und der Zähnung, wie sie den späteren angehören, 


zeigen. 
> 


1 


K 


\ 


Andryala candidissima Destf. 


Fig. 1. natürl. Grösse. Exemplar von der Vorder-Seite. 
Fig. 2. Afache Grösse. Exemplar von der Rückseite. K. Keimblätter. L. 
Laubblätter. Bei a. liegt der eine Strang über, bei b. unter dem anderen. 


Aus der Fig. 2 abgebildeten Pflanze geht das angegebene Ver- 
hältnis deutlich hervor. 
Es ergiebt sich zugleich, dass es sich hier um eine Verwachsung 


') Der von Irmisch abgebildete Kanunculus lanuginosus ist sogar über das Ziel 
hinausgegangen. Das eine der 4 Keimblätter hat seine Spreite bis an den Stiel in 
zwei gleiche Hälften gespalten. 


96 A. Winkler: Ueber das Vorkommen verwachsener Embryonen. 


zweier Embryonen handelt, und um das Bestreben eines jeden des- 
selben nach Selbständigkeit. Von den beiden Gefässbündel-Strängen, 
welche aus der gemeinschaftlichen Wurzel in den hypokotylen Stengel 
heraustreten, erleidet jedes, innerhalbdes Achsen-Cylinders, eine Zwangs- 
drehung um das andere (nicht eine blosse Biegung), bis sie beide ihren 
Vegetationspunkt nach zwei entgegengesetzten Richtungen zur freien 
Entwickelung bringen. — Bei allen übrigen derartigen Verwachsuugen 
habe ich die Gefässbündelstränge immer gerade neben einander auf- 
steigend, oder doch in einer nur nach oben hin ein wenig divergiren- 
den Richtung gefunden. 

Eine weitere, in die epikotyle Achse hinüber greifende Verwach- 
sung ist mir bei Keimpflanzen bisher noch nicht vorgekommen. Sie 
schloss in allen Fällen mit den Keimblättern ab, endete sogar bei Ce- 
losia cristata schon vor ihnen, unter Spaltung des hypokotylen Stengels. 


Veber das Prothallium und den Embryo von Azolla. 


Von 


S. Berggren. 
(Aus Lunds Universitets Ärsskrift Tom. XVI vom Verf. übersetzt.) 


Hierzu Tafel I, II. 


Wenn die Makrospore von Azolla caroliniana. Lmk. ihre vollständige 
Ausbildung erreicht hat, löst sich der untere Teil des die Spore um- 
gebenden Indusium auf, der obere Teil desselben bleibt aber sitzen und 
deekt in der Gestalt einer kegelförmigen Haube die obere Hälfte der 
Spore. Diese Hälfte besteht aus dem Schwimmapparate nebst einer 
schmalen Säule, durch welche ein Kanal sich erstreekt von der inneren 
Membran der Spore bis zum Scheitel des Episporium (Taf. I. Fig. 1). 
Die feinen Fäden, welche das Episporium der unteren kugelförmigen 
Sporenhälfte bekleiden, erheben sich von der Oberfläche, wodurch sieh 
die Massulae vermittelst ihrer Glochiden!) der Makrospore anheften 
(Fig. 2). Man findet dann Massulae in grosser Menge den ganzen 
“unteren Teil der Makrospore bedeckend. Wegen der zahlreichen 
Glochiden kommt es oft vor, dass mehrere Makrosporen mit den um- 
gebenden Massulae sich an einander anhäkeln. Gleichzeitig ungefähr 
beginnt auch die Entwickelung des Prothallium im Innern der Spore. 

Der Bau der Makrospore bewirkt es, dass sie sich aufrecht im 
Wasser hält, die Längsaxe senkrecht zur Wasseroberfläche. Die Höhlung, 
welche das Innere des unteren kugelförmigen Teiles der Spore ausfüllt, 
enthält nämlich Protoplasma von der Consistenz einer dicken Gummi- 
lösung, ist deshalb schwerer als die obere Hälfte, deren centraler Teil, 
welcher eine dreiseitige Pyramide mit concaven Seiten bildet, aus 
fasriger Substanz, und deren drei Schwimmkörper aus lufterfüllten 
Höhlungen von erhärtetem Protoplasma bestehen. Anfänglich liegen 
die drei Schwimmkörper zum Teil in die drei concaven Oberflächen 
eingesenkt. Sobald aber das Prothallium seine Entwickelung begonnen 
und die Makrospore demzufolge sich unmittelbar über dem Ringe, 
welcher die obere von der unteren Hälfte trennt, erweitert, so wird 

!) In Bezug auf die Terminologie wird auf Strasburgers bekannte Schrift 
„Ueber Azolla“ verwiesen. 

Abhandl, des Bot. Vereins f. Brandenb. XXIV. 7 


98 S. Berggren: 


auch dadurch der in Form einer Haube zurückbleibende Teildes I ndusium 
aufwärts geschoben (Fig. 2); die Schwimmkörper richten sich immer 
mehr auf, bis sie zur Zeit der völligen Ausbildung des Prothallium 
und des Embryo etwa senkrecht von der Längsaxe der Spore abstehen. 
Der Schwimmapparat sowie auch die übrigen Teile des Episporium 
der Makrospore, welche aus jener von Strasburger als „schaumig“ 
bezeichneten Substanz bestehen, nehmen eine weissliche Farbe an, 
welche wahrscheinlich dadurch zu Stande kommt, dass die kleinen 
Höhlungen der Substanz sich mit Luft erfüllen. Eine Folge dieser 
Veränderungen ist, dass die Spore, falls sie nicht schon schwimmt, 
zur Wasseroberfläche gehoben wird, wo sie künftig ihre senkrechte 
Stellung behält. 

Das Prothallium entwickelt sich im oberen Teile des Hohlraumes 
der Spore. Die innere Sporenmembran, die gelbbraun und elastisch 
ist, umschliesst eine kugelrunde und nach oben ein wenig abgeplattete 
Höhlung, welche der untere kugelförmige Teil der Makrospore ausfüllt 
(Fig. 1, 13, 16). Von oben gesehen zeigt die innere Sporenmembran 
drei von einem Punkte divergirende Linien, längs denen die Membran 
sich später mit drei Lappen öffnet. Die Längssehnitte der Fig. 15 
und 14 zeigen einen dieser Lappen. Das junge Prothallium tritt als 
eine gewölbte Scheibe hervor, am nächsten einem sehr convexen Uhr- 
glas vergleichbar (Fig. 7, 8, 9). Seine Mitte besteht aus mehreren 
Zellschichten, deren Anzahl nach dem Rande zu abnimmt, so dass 
der Rand aus einer einfachen Zellschicht mit sehr dünnen Membranen 
besteht. Es ist mir nicht‘ gelungen einen jüngeren Zustand des Pro- 
thallium zu Gesicht zu bekommen. Die bei der Zellenteilung im 
Prothallium gebildeten Scheidewände sind so angeordnet, dass sie nach 
dem mittleren und höchsten Punkt des Prothallium convergiren. Es 
ist deswegen zu vermuten, dass die Lage der drei Suturen, womit 
die drei Lappen der Sporenmembran sich öffnen, bestimmend sein 
kann für die Richtung der ersten Teilungswände, vielleicht auch für 
ihre Anzahl, etwa wie bei der Entwickelung des Prothallium aus den 
Hymenophylleensporen. Die untere Fläche des Prothallium ist concav, 
besteht aus dünnwandigen chlorophyllleeren Zellen und endet mit ihrem 
Rande im oberen Drittel der Sporenhöhlung. Das Prothallium steht 
hier mit der inneren braunen Sporenmembran in Verbindung vermit- 
telst einer hyalinen dünnen Membran, welche wie die Unterfläche des 
Prothallium aufwärts gewölbt ist und sich den dünnwandigen Zellen 
dieser Unterfläche dicht anschliesst (Fig. 13, 15, 16, 19, 21, 23). 
Entfernt man das Prothallium aus der Spore, so zeigt sich, dass es 
mit der hyalinen Membran zusammenhängt, so dass das Prothallium 
wie auf derselben in der Höhlung der Spore zu ruhen scheint. Wir 
haben also hier was man bei Marsilia nnd Salvinia Diaphragma 
benannt hat, oder die hyaline Membran bei Salvinia nach Pringsheim. 


Ueber das Prothallium und den Embryo von Azolla. 99 


Die Zellen, welche die Oberfläche des Prothallium bilden, enthalten 
Chlorophyll, welches in den unteren Zellen mehr abnimmt. Die 
Höhlung der Spore unterhalb des Prothallium enthält Protoplasma, 
welches beim Zutritt der Luft sogleich erstarrt. 

Das Archegonium entsteht an dem Scheitel des Prothallium, doch 
ein wenig seitlich (Fig. 8, 9). Wie bei Salvinia besteht es äusserlich 
aus vier grösseren kreuzweise gestellten flachen Zellen, auf denen vier 
andere mehr gewölbte Zellen ruhen, welche den Hals des Archegonium 
bilden (Fig. 10, 11, 12). Wenn das Archegonium fertig ist und die 
Eizelle an Grösse zunimmt, teilen sich die das Archegonium am 
nächsten umgebenden Zellen mehr als die tiefer unten im Prothallium 
befindlichen. 

In seinem entwickelten Zustande ist der aus der Sporenhöhlung 
hervorragende Teil des Prothallium beinahe halbkugelig, durch drei mehr 
oder weniger deutliche Einschnitte ein wenig dreilappig und an dem 
Seheitel zwischen den Lappen ein wenig abgeplattet. Nach seiner 
Basis zu wird es schmäler bis zu jener Stelle, wo es aus der Höhlung 
der Spore hervortritt, von wo es sich wieder erweitert, der Wölbung der 
Sporenmembran folgend (Fig. 13, 15, 16, 19, 21). Der ausserhalb 
der Höhlung befindliche Teil hat Chlorophyll in allen Zellen. 

Wird die Eizelle des zuerst entwickelten Archegonium befruchtet, 
so bildet dieses nebst dem nächst angrenzenden Teil des Prothallium 
eine schwache Erhebung, und es kommen in diesem Falle gewöhnlich 
keine Archegonien mehr zum Vorschein. Im Falle dass im ersten 
Archegonium keine Befruchtung eintritt, sowie auch mitunter unter 
gewöhnlichen Verhältnissen, findet man ausser dem in der Mitte 
-befindliehen noch andere Archegonien, doch in beschränkter Anzahl, 
am häufigsten in der Mitte oder gegen die Enden der Lappen. Solche 
Prothallien setzen einige Zeit ihr Wachstum fort, ihre Zellmembranen 
werden fester, die Prothallien selbst bekommen eine mehr abgeplattete 
Oberfläche und die drei Lappen treten deutlicher hervor (Fig. 4, 5, 6). 

Fig. 3 zeigt den unteren Teil der Makrospore von oben gesehen, 
nachdem der obere Teil des Episporium samt dem Schwimmapparat 
entfernt worden ist. Den dreigelappten Rand bildet jener Ring, 
welcher die obere Hälfte der Makrospore von der unteren trennt. In 
jedem dieser Lappen ist eine Vertiefung für die Schwimmkörper. 
Die Basis des quer durchschnittenen centralen Teils innerhalb des 
Schwimmapparates ist als dreilappiger Körper zu sehn. In der Mitte 
erscheint das Prothallium. Die drei Lappen, womit die innere Membran 
der Spore sich öffnet, sind in der Fig. von den umgebenden Teilen des 
Episporium bedeckt, aber ihre Lage entspricht den drei Lappen des 
letzteren. Die Lappen des Prothallium alterniren dagegen, wie die 
Fig. zeigt, mit jenen des Episporium und die Archegonien, wenn 


7* 


100 S. Berggren: 


mehrere vorhanden sind, entstehen in den Ecken zwischen den letzteren 
auf den Lappen des Prothallium. 

In Bezug auf die Lage der Eizelle glaube ich behaupten zu 
können, dass sie, wie bei Salvinia, schief zum Hals des Archegonium 
gestellt ist. Sowohl Längsschnitte durch das Prothallium, welehe die 
Höhlung, worin die Eizelle liegt, treffen (Fig. 15), sowie auch die 
Ansicht der Eizelle von der Prothalliumobertläche aus scheinen nicht 
nur diese Ansicht zu bestätigen, sondern zeigen auch, dass die Wachs- 
tumsrichtung eine andere ist als die Längsaxe. Hiemit stimmt auch die 
Form überein, welche der Embryo, nachdem die Eizelle in Octanten 
geteilt ist, annimmt. Im optischen Durchschnitt nähert sie sich nämlich 
der Rhomboidform mit abgerundeten Ecken. Eine Untersuchung der Ei- 
zelle in ihrer natürlichen Lage ist mir nicht gelungen, weil bei in 
Alkohol aufbewahrten Exemplaren die Eizelle sich leicht von ihrer 
Höhlung ablöst, wenn ein Längsschnitt durch sie gemacht wird. 
Demzufolge sind die Teilungen der Eizelle untersucht worden, nach- 
dem sie vom Prothallium getrennt war. Welches Ende der Eizelle 
dem Archegoniumhals am nächsten liegt, konnte ich bei einigen Sporen, 
die in Alkohol aufbewahrt waren, nicht mit Sicherheit bestimmen. 
Nach der Stellung des Archegonium zum Embryo, wenn dieser die 
Oberfläche des Prothallium durehbrieht, dürfte aber als wahrscheinlich 
angenommen werden können, dass wie bei Salvinia jenes Ende der 
Eizelle, von welchem der Fuss und die erste Wurzel entwickelt 
werden, aufwärts nach dem Archegoniumhals zu gerichtet ist und 
dass das blatt- und stammbildende Ende davon entfernt ist. 

Die erste Teilungswand in der Eizelle (Fig. 25) ist senkrecht oder 
etwas schief zur Längsaxe gestellt. Die Eizelle ist elliptisch oder später 
etwas eiförmig, so dass die durch die erste Scheidewand entstehenden 
zwei Zellen an Form und Grösse etwas verschieden sind. Die grössere 
Zelle, welche im Archegonium schief nach unten gerichtet sein dürfte, 
ist mit Protoplasma und körnigem Inhalt gefüllt und deshalb 
undurchsichtiger als die andere Zelle. Diese bildet die Anlage zum 
Fuss des Embryo sowie auch zur ersten Wurzel, aus jener entwickeln 
sich 1. das erste Blatt (scutellum, der erste Cotyledon), 2. das 
zweite Blatt und 3. die Stengelspitze. Die grössere Zelle teilt sich 
nun vermittelst einer Wand, welche parallel mit der Längsaxe und 
senkrecht zur vorigen gerichtet ist (Fig. 26). Gleichzeitig oder bald 
darauf entsteht ebenfalls eine in derselben Richtung gestellte Wand 
in der anderen Hälfte der ursprünglichen Eizelle, welche demzufolge 
in vier Quadranten geteilt wird. Danach entsteht in der diekeren 
Hälfte des Embryokörpers eine neue Wand senkrecht zu der zuletzt 
gebildeten und parallel mit der Längsaxe. Diese für die Blatt- und 
Stengelbildung bestimmte Hälfte des Embryokörpers ist also jetzt in 
vier Octanten geteilt worden. In dem zum Fuss bestimmten Teil 


Ueber das Prothallium und den Embryo von Azolla. 101 


erfolgt gleichzeitig oder später eine ähnliche Teilung. Parallel mit 
der in der Eizelle zuerst entstandenen Wand, welche sie in zwei 
Hälften teilte, bilden sich nun Wände in jeder Zelle auf beiden Seiten 
der ursprünglichen mittleren Teilungswand. Dadurch werden zwei 
Zonen an der Mitte des Embryokörpers abgeschieden, die eine der 
Blatt- und Stammhälfte, die andere dem Fuss angehörend (Fig. 27, 28). 

In diesem Entwickelungsstadium besteht der Embryokörper aus 
16 Zellen, von denen vier eine jede von den beiden Zonen in seiner 
Mitte und vier einen jeden von den gegenüberliegenden Polen bilden. 
Da ich nur wenige Embryonen in dem nächsten Entwickelungsstadium 
auffinden und untersuchen konnte, ist der hierauf nun unmittelbar 
folgende Verlauf der Entwickelung in einigen Punkten noch unklar. 

In jener Hälfte, die bestimmt ist das erste Blatt und die Stamm- 
spitze hervorzubringen, und in den zwei an der Seite befindlichen 
Octanten, nehmen die Zellen, welche dem Pol am nächsten sind, an 
Grösse zu und überragen die übrigen (Fig. 30, 31, 32). Diese 
beiden Zellen beginnen somit ein selbständiges Wachstum. Die 
eine Zelle ist die Anlage des zweiten Blattes des Embryo, die andere 
Zelle ist die Anlage der Stengelspitze. Aus den beiden anderen 
Oetanten zusammen in dieser Hälfte entsteht das erste Blatt (scutellum, 
der erste Cotyledon). 

Fig. 30 zeigt den Embryo von oben gesehen in diesem Entwicke- 
lungsstadium. Die zwei auf dieser Abbildung oben gelegenen Octanten, 
welche das Scutellum bilden werden, haben sich durch je eine radiale 
und eine tangentiale Wand geteilt. Die zwei unteren Octanten werden 
hervorbringen: der eine das zweite Blatt, der. andere die Stengelspitze. 
“ Eine von diesen Zellen hat sich durch eine radiale Wand geteilt. 

Fig. 31 zeigt den Embryokörper von der Seite und Fig. 32 
schräg von oben gesehen. Die untere Hälfte ist der Fuss, von der 
oberen Hälfte ist der rechts von der senkrechten Teilungslinie gelegene 
Teil die Anlage zum Scutellum, aus den Zellen links davon entwickeln 
sich das zweite Blatt und die Stengelspitze. In der Fig. 31 ist nur 
die eine dieser Zellen, diese aber in zwei geteilt, in der Fig. 32 ist 
auch die andere sichtbar. In der Fig. 33, welche dieselben Teile von 
oben : gesehen darstellt, sind die beiden Zellen, welche dem zweiten 
Blatt und der Stengelspitze den Ursprung geben, etwas auseinander 
gedrückt, so dass die Wachstumsrichtung sichtbar wird. Die in einem 
Kreise herum befindlichen Zellen sind der Anfang des Seutellum. 
In der Fig. 36 ist der Embyro von oben gesehen abgebildet. Das 
Seutellum ist hier ziemlich weit in der Ausbildung vorgeschritten und 
hat angefangen seine künftige Scheidenform anzunehmen. Jene Zellen, 
welche die Anlage zum zweiten Blatt und zur Stengelspitze repräsen- 
tiren, ragen als zwei durch eine Furche getrennte, beinahe kugel- 
förmige Anschwellungen hervor. Ihre schiefe Lage giebt die Wachs- 


102 S. Berggren: 


tumsrichtung an, und die Richtung der entstehenden Scheidewände 
ist ebenfalls angedeutet. Zwischen dem Scutellum und diesen An- 
schwellungen kommen zwei Haare zum Vorschein. 

Sollte diese Auffassung des Teilungsvorganges richtig sein, so 
erscheint also erst nach der Teilung des Embryokörpers in Octan- 
ten jene Zelle, welche die Stengelspitze bilden soll, und diese Zelle 
entspricht nicht einem ganzen Octanten, sondern nur seiner oberen 
polaren Hälfte, nachdem die untere Hälfte abgetrennt ist, um sich 
an jene Zone anzuschliessen, welche der Mitte des Embryokörpers 
entspricht. Von der Entstehung der Stengelscheitelzelle an schreitet 
die Zellenteilung innerhalb dieser nach den von Strasburger 
für das Wachstum des Stengels von 4Azolla angegebenen Gesetzen 
fort. Jene Zelle, welche das zweite Blatt: des Embryo hervorbringt, 
entspricht ihrer Lage nach nicht den späteren Blattanlagen, weil sie 
in der gleichen Höhe liegt sowohl mit der Stammscheitelzelle, als 
auch mit den oberen Zellen jener beiden Octanten, aus denen das 
Sceutellum entsteht, und bildet mit diesen drei Zellen den einen Pol 
des Embryokörpers. Das erste Blatt des Embryo, das Scutellum, kann 
in Bezug auf seinen Ursprung noch weniger als mit den eigentlichen 
Blättern übereinstimmend angesehen werden, weil es aus zwei Octanten 
entsteht und seine Ursprungszelle mit jener Zelle ebenbürtig ist, 
welche sowohl die Stengelspitze als das zweite Blatt hervorbringt. 

In jener Zone, welche den oberen Teil des Fusses bildet, ent- 
stehen vier tangentiale Wände, wonach jede der vier Zellen, die diese 
Zone bilden, sich mit zwei oder drei- Wänden teilt, so dass im Quer- 
schnitt jede Hälfte des Fusses in der Mitte zwei Zellen hat, umgeben 
von etwa sechs peripherischen Zellen. Eine Teilung nach demselben 
Plan findet nachher in den übrigen Etagen des Fusses statt. 

In jener Zone, welche die Basis der blatt- und stammbildenden 
Hälfte des Embryo bildet, scheint die Zellenteilung ebenfalls auf diese 
Weise zu geschehen. Der vordere Teil dieser Zone ist wie eine Un- 
terlage, worauf der junge Stamm nachher ruht und wodurch derselbe 
mit dem Embryokörper vereint erscheint (Fig. 40). Der hintere Teil 
derselben Zone bildet ein unmittelbar verbindendes Glied zwischen 
dem Fuss und dem Scutellum. 

Die Vorderseite der oberen Hälfte des Embryokörpers, welche 
die Grundlage des Stammes zu bilden zur Aufgabe hat, wird durch 
eine immer tiefer werdende Furche (Fig. 36) getrennt von der Rück- 
seite, welche das erste Blatt, dem Seutellum von Salvinia analog, 
bilde. Während anfänglich die zwei Zellen der Vorderseite über die 
Oberfläche des Embryokörpers hervorzuragen scheinen, erhält die Rück- 
seite bald das Uebergewicht. Durch wiederholte Bildung von radial 
gestellten Wänden und nachherige Querteilung bildet sich ein ring- 
förmiger Wall (Fig. 34, 35, 36), welcher nachher als eine nach vorn 


Ueber das Prothallium und den Embryo von Azolla. 103 


offene Scheide die junge Stengelanlage umschliesst (Fig. 37 und folg., 
Fig. 20). 

Schon in dem Zeitpunkte, wo die Stengelanlage und das Scutellum 
getrennt erscheinen, nimmt der Embryokörper eine verticale Stellung 
ein, so dass sein Scheitel nach dem Scheitel der Makrospore und des 
Prothallium zu gerichtet ist. Insofern die oben dargestellte Annahme, 
betreffend die schiefe Lage der Eizelle, richtig ist, muss der Embryo 
also während seiner Ausbildung seine Lage im Verhältnis zur Axe 
des Prothallium geändert haben. 

In dem Entwickelungsstadium, das die Fig 34—36 darstellen, 
ist der Embryo beinahe halbkugelig mit gewölbter Rückseite und fast 
flacher Vorderseite, auf welcher die Blatt- und Stammanlagen als 
zwei Anschwellungen hervorragen, welche eine grössere Menge von 
körnigen Teilchen in ihrem Protoplasma enthalten und deshalb dunkler 
gefärbt sind als der übrige Teil des Embryokörpers. 

Jene Zelle, aus welcher das dem Scutellum znnächst folgende 
Biatt gebildet werden soll, wird durch wechselseitig gegen einander 
gestellte schiefe Wände geteilt, und die Teilung befolgt dann die beim 
Wachstum des Blattes übliche Weise. In der an ihrer Seite befind- 
lichen Zelle, welche ich als Stammscheitelzelle betrachte, erfolgt die 
Teilung auf dieselbe Weise wie in der Scheitelzelle der entwickelten 
Pflanze. In den Fig. 34 und 35 ist die rechts von der senkrechten 
Mittellinie befindliche Zelle der Ursprung des Blattes, das nächst dem 
Seutellum zur Entwickelung kommt. Die zwei links davon befindlichen 
Zellen sind aus einer Zelle entstanden, die sich durch eine schiefe 
- Wand geteilt hat; die der Mittellinie am nächsten befindliche ist die 
Stammscheitelzelle, die andere ist die Anfangszelle eines Blattes, welches 
das dritte in der Reihe ist, wenn das Scutellum als das erste an- 
gesehen wird. In der Fig. 36 ist die rundliche Zelle rechts die An- 
fangszelle des Blattes, welches dem Scutellum zunächst in der Ordnung 
erscheint; innerhalb derselben sieht man eine dünne Scheidewand. 
Die links befindliche elliptische Anschwellung ist die Primordialzelle 
des Stengels, welche durch eine schiefe Wand in zwei Zellen geteilt 
ist, von welchen die äussere eine Anschwellung für sich bildet und 
die Anlage eines Blattes ist. Der Teilungsvorgang in den Zellen, auf 
welchen diese beiden Zellen ruhen, also in jenen oberhalb der Mittel- 
zone des Embryo befindlichen, ist mir nicht deutlich geworden, er 
scheint aber durch schiefe Wände zu erfolgen und das letztgenannte 
Blatt dieselbe Entstehungsweise als das Blatt am ausgebildeten Stamm 
zu haben. Sollte dieses nicht der Fall sein, so tritt erst bei dem 
danach folgenden Blatt die später fortgesetzte Ordnung für die 
Entwickelung der Blätter aus der Stengelspitze ein. In der Fig. 
37 bildet das Scutellum eine Scheide, innerhalb welcher rechts das 
folgende Blatt erscheint, links das nächstfolgende und in der Mitte 
die Stengelspitze mit der jüngsten Blattanlage rechts. 


104 S. Berggren: 


In der Fig. 40, wovon Fig. 41 einen Teil mehr vergrössert dar- 
stellt, erscheint innerhalb des beinahe kapuzenförmigen Scutellum dem 
Beobachter am nächsten das nach dem Scutellum folgende Blatt, auf 
der anderen Seite liegt das darauf folgende. Zwischen beiden ragt 
die Stengelspitze hervor, geteilt durch rechts und links schief gestellte 
Wände, welche von der Seite gesehen als Querwände erscheinen. Die 
jüngste Blattanlage bildet einen Höcker nahe dem inneren Rande der 
Stengelspitze. Die zwei fadenähnlichen Bildungen nach oben sind 
Haare. Das äussere Blatt ist concav (Fig. 42) und deckt die inneren 
nebst der Stengelspitze. Die hakenförmige Krümmung der Stengel- 
spitze, welche Strasburger als der ausgebildeten Pflanze eigen 
gezeigt hat, hat noch nicht begonnen. 

Während der Stengel und die Blätter sich dergestalt ausbilden, 
ändert der Embryo seine äussere Gestalt. Diese ist von dem Wachstum 
des Seutellum, welches den grössten Teil des Embryo bildet, abhängig. 
Während das Scutellum in jenem Stadium, wo wir es soeben ver- 
liessen, einen nach vorn offenen Ring darstellte, wird es bei fort- 
gesetztem Wachstum immer mehr geschlossen und lässt vorne nur 
eine schmale rinnenförmige Oefinung, während der untere und mittlere 
Teil des Embryo an Dicke zunehmen, weil sie gleichen Schritt mit 
der zunehmenden Grösse der Blätter und des Stengels zu halten ge- 
nötigt sind. Der Embryo nimmt also eine elliptische oder spindel- 
förmige Gestalt an (Fig. 38, 39). Nach unten läuft er in den schmäleren 
Fuss aus. 

Werfen wir nun einen Blick auf die Veränderungen, welche der 
Zuwachs des Embryo in den umgebenden Teilen, im Prothallium und 
im Episporium der Makrospore, hervorruft. 

Die Oberfläche des Prothallium wird vom Embryo durchbrochen 
und dies geschieht nur wenige Zellen entfernt von den Halszellen des 
Archegonium, so dass diese am Rande jenes Bechers sitzen bleiben, 
welchen das Prothallium um den Embryo bildet (Fig. 23), und zwar 
auf jener Seite des Randes, welche der Rückseite des Embryo an- 
grenzt. Dieses macht nicht nur wahrscheinlich, dass der Embryokörper 
eine schiefe Lage hat, sondern auch, dass die Vorderseite des Embryo 
vom Archegoniumhals abgekehrt ist. 

Noch früher, während der Embryokörper in der Archegonium- 
cavität in Grössenzunahme begriffen ist, erweitert das Prothallium den 
Kanal, welcher durch die Mitte der Makrospore zwischen den Schwimm- 
körpern läuft, und das Prothallium wächst fast bis zur Spitze der 
Makrospore hinauf (Fig. 13, 21). Die Fig. 24 zeigt im Längsschnitt 
das Innere einer Makrospore, nachdem das Prothallium und der Embryo 
entfernt worden sind. Diese Erweiterung hat auch zur Folge, dass 
die äusseren Teile des Episporium ihre Stellung ändern. Der obere 
harte Teil des Indusium, welcher als eine braune Haube die obere 


Ueber das Prothallium und den Embryo von Azolla. 105 


Hälfte der Makrospore bedeckt, wird gezwungen aufwärts zu gleiten 
(Fig. 2, 13) und gleichzeitig treten die drei Schwimmkörper immer 
mehr auseinander, bis sie zuletzt fast horizontal abstehen (Fig. 2, . 
21, 22). 

Wenn der Embryo nach dem Durchbruch der Oberfläche des 
Prothallium sein Wachstum fortsetzt, erweitert er fortwährend auch 
den Kanal und hebt die Haube immer höher hinauf. Die aus fasriger 
Substanz bestehende innere Haube, welche wir von Strasburgers 
Besehreibung her als den Schwimmapparat bedeckend kennen, und 
welche nach unten mit der äusseren Haube zusammenhängt (Fig. 1), 
wird durch die Erhebung der letzteren umgestülpt, so dass sie 
schliesslich einen Kragen oder Trichter an der Spitze des Schwimm- 
apparates bildet (Fig. 2, 13, 15, 16, 17, 18, 21, 22, 24). Wie die 
wahrscheinlich schiefe Lage des Embryo das Aufbersten des Pro- 
thallium auf einer bestimmten Stelle im Verhältnis zum Archegonium- 
hals veranlassen dürfte, so ist der Wachstumsmodus des Embryo 
wahrscheinlich die Ursache, dass die haubenähnliche Spitze vom inneren 
Kragen an einer bestimmten Stelle sich ablöst. Da nämlich die Hinter- 
seite des Embryo an Dicke mehr zunimmt als die Vorderseite, wo 
die dünnen Ränder des Scutellum sich einander. nähern, so verursacht 
die Hinterseite eine kräftigere Spannung auf die umgebenden Teile, 
und die braune Haube löst sich deswegen zuerst auf dieser Seite vom 
Kragen ab. In Folge des fortwährenden Wachstums des Embryo löst 
sich die Haube mehr und mehr ab, ausgenommen an dem einen Rande 
wo die Vorderseite des Embryo ist (Fig. 2). Die schrittweise vor 
sich gehende Ablösung der Haube entblösst somit immer mehr die 
Rinne zwischen den Rändern des Scutellum, welche in demselben 
Grade auseinanderweichen (Fig. 18). Die Haube fällt endlich herab, 
so dass sie von der Längsaxe der Makrospore an der Vorderseite des 
Embryo senkrecht absteht, während der Embryo mit dem Scutellum 
an der Spitze der Makrospore hervortritt (Fig. 2, 22). 

Die stark lichtbrechenden Körner, welche sowohl von Griffith 
als auch von Strasburger unmittelbar innerhalb des von einem 
kleinen Loche durchbrochenen Scheitels des Indusium beobachtet worden 
sind (Fig. 1), sind Nostoc-Zellen, welche eine schleimige Hülle zusam- 
menhält. Diese Zellen bilden nicht Fäden wie jene in der Blatthöhle 
der ausgebildeten Pflanzen vorkommenden, sondern sind längliche 
Zellen, die ein wenig grösser als die letzteren und obne Ordnung in 
Klumpen vereinigt sind. Nostoc-Zellen von dieser Form findet man 
jedoch mitunter auch in der ausgebildeten Pflanze. 

Wenn der wachsende Embryo mit seinem obersten Teile le Stelle 
erreicht hat, wo die Nostoc-Zellen sind, treten diese in Verbindung 
mit der Vertiefung zwischen den Rändern des Scutellum. Sie nehmen 
dann die Lage ein wie es die Fig. 18, 20 und 21 zeigen. Einige von 


1 


106 S. Berggren: 


ihnen suchen die Winkel zwischen den jungen Blattanlagen und den 
Haaren, die wir auf Fig. 36 und 40 oberhalb der Blattanlagen (Fig. 20) 
sehen. Die Eigenschaft der parasitischen Nostoc-Zellen bei Azolla 
ihren Aufenthalt in den Winkeln und Vertiefungen der Pflanze zu 
nehmen tritt schon frühzeitig im Makrosporangium hervor. Sie finden 
sich bei sehr jungen Sporangien und es scheint nicht unwahrscheinlich, 
dass sie schon, bevor das Indusium in der Spitze sich zusammenschliesst, 
sich dort einnisten. Sie liegen da bereit die hervorsprossende Stengel- 
spitze abzuwarten. Eigentümlich ist es, dass sie gerade auf jenem 
Wege liegen, welchen, nach dem Bau der Makrospore und nach der 
Analogie mit den verwandten Pflanzengattungen zu urteilen, die Spermato- 
zoiden passiren müssen, um zum Archegonium zu gelangen. 

Bis zu dem Zeitpunkt, wo die Haube herabfällt und der obere 
Teil des Embryo blossgelegt wird, hat der Embryo beinahe elliptische 
Gestalt behalten, und die Ränder des Scutellum sind nach vorn ein- 
ander genähert (Fig. 2, 17, 18). Der Fuss nebst dem nunmehr dünnen 
umgebenden Prothallium füllt den ganzen Kanal aus (Fig. 18—21). 
Die Zellen sowohl des Prothallium als des Embryo enthalten Chloro- 
phyll, aber dieser Stoff schwindet immer mehr im Prothallium während 
der Ausbildung des Embryo. Die Zellen des Fusses sind mehr hyalin 
und enthalten eine geringere Menge organisirter Stoffe, ausgenommen 
die untersten, durch welche der Fuss in Verbindung mit dem Prothal- 
lium steht. Nachdem die Haube herabgefallen ist und der Druck 
auf das Scutellum somit aufhört, breitet sich der Rand des Seutellum 
immer mehr aus, so dass es die Gestalt eines Bechers mit einer Ein- 
kerbung' nach vorn annimmt (Fig. 21, 22, 43). 

Die Makrospore schwimmt nahe der Oberfläche des Wassers und 
das Seutellum ruht auf der letzteren. Fast unmittelbar nach dem Herab- 
fallen der Haube löst sich der Embryo von der Makrospore und schwimmt 
frei auf dem Wasser, den Fuss nach unten und das becher- oder schüssel- 
förmige Scutellum auf der Oberfläche (Fig. 43, 44, 45, 47). Der Embryo 
oder die junge Pflanze hat nun beinahe dasselbe Aussehen, wie Grantia 
microscopica Grift. (Wolfiia m. Hegelm.). Der dünne Rand des Scutellum, 
zu äusserst aus einer einzigen Zellschicht bestehend, wächst fortwährend 
und schlägt sich etwas zurück (Fig. 47, 48, 49, 52). In der Mitte 
der Scheibe des Scutellum erscheinen die ersten Blätter, stark concav 
und sich gegenseitig deckend (Fig. 47). Die Einkerbung nach vorn 
bezeichnet die Wachstumsrichtung der Stengelspitze (Fig. 49—51). 

Noch bevor der Embryo sich von der Makrospore lostrennt, werden 
in ihm sowohl die erste Wurzel als auch die ersten Fibrovasalstränge 
angelegt (Fig. 38, 39, 44, 45). Es scheint, dass die beiden Zonen 
von Zellen, welehe nach den ersten Teilungen auf beiden Seiten der 
ersten Teilungswand der Eizelle entstehen, der Entstehungsort der 
Fibrovasalstränge sind. Hier treten die ersten tangentialen Tei- 


Ueber das Prothallium und den Embryo von Azolla. 107 


lungen auf. Desgleichen findet in der mittleren Zone die Ver- 
zweigung des Fibrovasalstranges und die Veränderung in seiner Rich- 
tung statt. Der Fibrovasalstrang hat nämlich zwei Zweige (Fig. 46), 
wovon der eine zum Seutellum, der andere zum Stengelspross verläuft. 
Von dem Punkt, wo die beiden Zweige sich trennen, läuft der Strang 
schräg herunter zur ersten Wurzelanlage. 

Die erste Wurzel entsteht auf der Rückseite des Embryo im 
oberen Teile des Fusses, wie es scheint, unmittelbar unterhalb jener 
Zellen, die durch die Zellenteilung in der eben angeführten Zone ent- 
standen sind. Gerade oberhalb des Austrittspunktes der Wurzel nimmt 
der Embryo über dem schmalen Fusse schnell an Grösse zu. 

An der Bildung der Wurzelanlage nehmen zwei oder drei der 
peripherischen Zellschichten des Fusses Teil. In der Fig. 46 findet 
sich ein Längsschnitt einer jungen Wurzel, deren zwei äussere Schichten 
kleiner Zellen die Wurzelscheide, und deren innere Gruppe dunklerer 
Zellen teils die Wurzelhaube, teils die Scheitelzelle bilden sollen. 

Wie bei der ausgebildeten Pflanze sind bei der jungen die Blät- 
ter zweireihig geordnet (Fig. 48, 49—52). Sie sind concav und jedes 
äussere die inneren deckend. Sie sind ungeteilt und nicht wie bei der 
erwachsenen Pflanze tief zweilappig. Die Fig. 47 zeigt die Blätter in 
ihrer natürlichen Lage einander deckend, die Fig. 48 dieselben mit 
den Spitzen isolirt, so dass die gegenseitige Stellung deutlicher her- 
vortritt. 

Die erste Wurzel sprengt wie gewöhnlich die Scheide, welche an 
ihrem Grunde zurückbleibt, und richtet sich nach unten (Fig. 49, 50). 
Sie erreicht nicht dieselbe Länge als die an der Pflanze später ent- 
stehenden Wurzeln. Von ihrer Oberfläche entwickeln sich Haare und 
ihre Spitze bedeckt sich mit einer kurzen Wurzelhaube, welche mit- 
unter zurückgeschlagen der Wurzelspitze anhängt (Fig. 49).') 

Die zweite Wurzel entsteht am Grunde des ersten Blattes des 
Stengels (Fig. 50, 51). Wie die folgenden Wurzeln ist sie kräftiger 
als die erste, und ihre Spitze ist von einer ausgebildeten Wurzelhaube 
geschützt (Fig. 53). Nur dem oberen der Scheide nächstgelegenen 
Teil mangeln die Haare. Tiefer unten entspringt aus jeder Epider- 
miszelle der Wurzel ein Haar (Fig. 53, 54, 55). So lange die Haare 
von der Wurzelhaube bedeckt sind, bilden sie kurze Papillen auf der 
Wurzeloberfläche, wachsen aber fort, sobald durch den Zuwachs der 
Wurzel und das Hervorschieben der Haube sie ausserhalb der letzteren 
gelangt sind. So normal auf jeder Epidermiszelle habe ich diese 
Haare gefunden bei den aus Sporen entwickelten jungen Pflanzen von 


) Vgl. Westermaier und Ambronn: Ueber eine biologische Eigentümlich- 
keit der Azolla cı roliniana Lmk. Diese Verhandlungen XXI. Jahrgang 1881 S. 58 
Taf. III. Anm. von P. Magnus. 


108 8. Berggren: 


Azolla caroliniana. Bei der älteren Pflanze fehlt es aber an Haaren, 
oder sie erscheinen nur als kleine Papillen und in sehr geringer Zahl 
innerhalb der Wurzelhaube.!'; Bei A. rubra kommen sie als Papillen 
innerhalb der Wurzelhaube vor, fallen aber wie es scheint ab, sobald 
die Haube aufhört sie zu decken, denn die Oberfläche der Wurzel wird 
dann vollkommen glatt befunden. Bei A. pinnata R.Br. sind die Wurzeln 
mit langen Haaren bekleidet, welche auf getrockneten Exemplaren 
der Wurzel ein federähnliches Aussehen verleihen. 


Erklärung der Abbildungen. 


Alle Figuren sind nach Objeeten gezeichnet, die in Alkohol oder Glycerin aufbe- 
wahrt waren. 


Tafel I. 


Fig. 1. Längsschnitt einer Makrospore vor der Entwickelung des 
Prothallium. °°,.. 

Fig. 2. Drei Makrosporen unten von Massulae umgeben, mit denen sie 
vermittelst der Glochiden zusammenhängen. Die Schwimmkörper 
sind mehr oder weniger ausgetreten und die Haube mehr oder 
weniger herabgefallen. Bei zweien der Makrosporen erscheint oben 
der Embryo. °°/.. 

Fig. 3. Querschnitt einer Makrospore unmittelbar oberhalb des Ringes; 
die innere Sporenmembran geöffnet und die Oberfläche des Pro- 
thallium mit drei Archegonien sichtbar. '.. 

Fig. 4, 5. Prothallium mit drei Archegonien von oben gesehen. ”%/,, "%,. 

Fig. 6. Prothallium von der Seite gesehen. °%.. 

Fig. 7, 8, 9. Junge Prothallien mit Jungen Archegonien von der Seite 
gesehen. °%.. 

Fig. 10, 11, 12. Archegoniumhals von oben, von unten und von der 
Seite gesehen. °%.. 

Fig. 13. Längsschnitt einer Makrospore mit Haube, Kragen, Schwimm- 
körpern und Prothallium mit Embryohöhlung. Wie bei den fol- 
genden Längsschnitten hängt die dünne Membran, auf welcher 
das Prothallium ruht, mit dessen Basis zusammen. °%,.. 

Fig. 14. Innere Sporenmembran mit Prothallium. '%.. 

Fig. 15. Längsschnitt einer Spore mit Prothallium, dieses mit Arche- 
gonium und Embryohöhlung. ''.. 

Fig. 16. Längsschnitt einer Spore mit Prothallium. '".. 

Fig. 17. Makrospore nach Wegnahme der Haube; der Embryo her- 
vorragend. °/.. 


ı) Vgl. jedoch Westermaier und Ambronn a. a. O0. P. Magnus. 


Fig. 
Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 


Fig. 


Fig. 
Fig. 


Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 


Fig. 
Fig. 


Ueber das Prothallium und den Embryo von 4Azolla. 109 


18. Makrospore und Embryo mit Nostoc-Zellen am Scheitel. °°/.. 
19. Längssehnitt des unteren Teils der Spore mit Prothallium 
und Embryo. '%.. 

20. Innere Sporenmembran mit der Länge nach geteiltem Pro- 
thallium und Embryo. '%.. 

21. Längsschnitt der Makrospore, des Prothallium und des Em- 
bryo. %,.. 


. 22. Makrospore mit herabgefallener Haube und einem ausgebil- 


deten Embryo. "/.. 


. 23. Längsschnitt des Prothallium und des Embryo. ‘®,. 
. 24. Längsschnitt einer Makrospore, aus welcher ein völlig aus- 


gebildetes Prothallium mit dem Embryo herausgenommen sind. '%.. 


Tafel II. 


. 25, 26. Eizelle mit den ersten Teilungswänden. °?°/.. 

. 27, 28. Embryokörper von der Seite gesehen. °*%,. 

. 29. Derselbe vom Pole gesehen. °°%.. 

. 30. Embryo von oben gesehen mit dem Seutellum, den Stengel- 


und Blattanlagen. ?2%,. 

31, 32, 33. Embryo von der Seite, schräg von oben und vom 
Scheitel gesehen. ??%.. 

34, 35. Vorderseite des Embryo mit den Blatt- und Stengelan- 
lagen, deutlich vom Scutellum differenzirt. ?°%/,, 2%. 

36. Embryo von oben gesehen mit Blatt- und Stengelanlagen als 
zwei Protuberanzen ; dazwischen zwei Haare. °?).. 

37. Embryo mit zwei Blättern und dazwischen befindlicher Sten- 
gelspitze. ”%/.. 

38, 39. Embryo unmittelbar vor dem Herabfallen der Haube von 
der Vorder- und Rückseite gesehen. In der Fig. 38 Nostoc-Zellen 
am Scheitel. °%/.. 

40. Embryo mit den ersten Blättern der jungen Pflanze und der 
Stengelspitze. °°,.. 

41. Teil der vor. Fig. mehr vergrössert. Zwei Blätter mit der 
dazwischen liegenden Stengelspitze und zwei Haaren. '?°/.. 

42. Das dem Scutellum nächstfolgende Blatt. ?°%.. 

43. Junge Pflanze, die eben die Makrospore verlassen. ?%,.. 

44, 55. Junge Pflanzen frei auf dem Wasser schwimmend. °/.. 
46. Embryo oder junge Pflanze im Längsschnitt; der Verlauf 
des Fibrovasalstranges und die Anlage der ersten Wurzel sicht- 
bar. °%,,. 

47. Junge Pflanze von oben gesehen. ”/.. 

48. Junge Pflanze mit von einander getrennten Blattspitzen, so 
dass die Blattstellung sichtbar wird. °/.. 


110 S. Berggren: Ueber das Prothallium und den Embryo von Azolla. 


Fig. 49, 50. Zwei junge Pflanzen von der Seite gesehen in der Lage, 
wie sie auf dem Wasser schwimmen. °/.. 

Fig. 51, 52. Junge Pflanzen von der unteren und oberen Seite ge- 
sehen. °%.. 

Fig. 53. Wurzelspitze mit Wurzelhaube und Haaren. *%,.. 

Fig. 54. Teil einer Wurzel mit einem Haare an jeder Epidermiszelle °%,. 

Fig. 55. Wurzelspitze im Querschnitt. 2%. 


Teratologische Mitteilungen 


von 
P. Magnus. 
I. Weitere Mitteilung über Pelorien von Orchideen. 
Hierzu Taf. II. Fie. I. 


Ich habe in den Sitzungsberichten S. 154 ff. des Jahrgangs XXI. 
dieser Zeitschrift an zwei Pelorien von Orchideen gezeigt, dass in 
Pelorien von Gattungen aus den Gruppen der Vandeae (Mazxillaria) 
und der Zpidendreae (Epidendron) — die den bei den Orchideen häu- 
figsten Blütenbau haben, wo nur ein Staubblatt des äusseren Kreises 
ausgebildet ist — die Staubblattkreise am Gynostemium nicht zu ihrer 
Ausbildung gelangen, während ich gleichzeitig auf Asa Grays Be- 
schreibung einer zweizähligen Pelorie von Üypripedium candidum 
(Sillimans American Journal of Science and Arts Vol. 42. July 1880) 
hinwies, bei der die Glieder des inneren Staubblattkreises zu frucht- 
baren Staubblättern ausgebildet sind. Ich brachte das damit in Zu- 
sammenhang, dass schon bei der normalen Orchideenblüte 5 Glieder 
der beiden Staubblattkreise mehr oder minder reducirt sind, und daher 
diese Neigung zur Reduction bei der pelorischen Ausbildung praevalire, 
während umgekehrt bei den Oypripedieae der innere Staubblattkreis 
zum grössten Teile ausgebildet ist und daher auch in der Pelorie zur 
Ausbildung gelangt. TE 

Durch die grosse, meinen Untersuchungen stets so entgegen- 
kommende Freundlichkeit des Herrn Direktor Gaerdt und mit freund- 
licher Unterstützung der Herren Gehülfen Schiffmann und Pless 
habe ich seitdem aus der reichen Orchideensammlung des Borsig’schen 
Gartens zu Berlin viele Pelorien untersuchen können. Es ergab sich, 
dass bei allen aus dem Borsig’schen Garten stammenden Pelorien die 
Staubblattkreise am Gynostemium nicht zur Ausbildung gelangten, 
daher keine Antheren an der Griffelsäule des Gymnostemiums auftraten. 
So zeigte es sich bei einer zweizähligen Pelorie von Aörides guinque- 
vulnerum Lindl., bei einer zweizähligen Pelorie von Cattleya Perrini 
Lindl., bei einer dreizähligen Pelorie von Cattleya Forbesii Lindl., bei 
einer zweizähligen Pelorie von Zpridendron Stamfordianum Batem., bei 
einer zweizähligen Pelorie von Epidendron falcatum Lindl., bei einer 
zweizähligen Pelorie von Epidendron armeniacum Lindl., bei meh- 


112 P. Magnus: 


reren zweizähligen und bei einer dreizähligen Pelorie von Phazus 
Wallichüi Lindl. Bei allen diesen Pelorien fehlten, wie schon hervor- 
gehoben, die Antheren an der Säule des Gynostemiums, doch 
zeigten sich bei einzelnen Leisten oder Zähne, die den redueirten 
Gliedern der Staubblattkreise entsprechen möchten, und die in einer 
ausführlicheren Arbeit nach weiter fortgesetzten hierauf gerichteten 
Beobachtungen eingehender beschrieben werden sollen. 

Eine eigentümliche Bildung, die mich lange irre führte, trat an 
zweizähligen Pelorien von Phajus Wallichiüi Lindl. öfter auf, nämlich 
an zwei zweizähligen Pelorien aus dem Borsig’schen und einer zwei- 
zähligen Pelorie aus dem hiesigen Botanischen Garten. Diese Pelorien, 
von denen eine in Fig. 1. der Taf. III. abgebildet ist, haben 2, in den 
Fällen, wo ich es noch constatiren konnte, oben und unten stehende 
äussere Sepala, mit denen die zu Labellen ausgebildeten inneren Petala 
alterniren. Diese Labellen sind, wie das bei dem Labellum von Phajus 
bekanntlich normal der Fall ist, an die Griffelsäule etwas angewachsen, 
und zwar beide auf jeder Seite mit einer gemeinschaftlichen Längs- 
leiste, oberhalb deren erst die beiden Spreiten getrennt abgehen. 
Zwischen diesen beiden Labellarspreiten, von denen bald, wie in dem 
in der Fig. 1. auf Taf. III. dargestellten Falle, die eine mit beiden 
Rändern die andere umfasst, bald jede mit einem Rande einen Rand 
der anderen deckt, treten nun an der Stelle, bis wohin die Labellen 
der Griffelsäule angewachsen sind, zwei zungenförmige Läppchen (s. 
Fig. 1a) hervor, die sich nach abwärts bis zu dem Abgang der beiden 
Sepala zurückschlagen. In den zuerst zu meiner Beobachtung ge- 
langten typischen Fällen entspringen sie stets oben von dem Ver- 
wachsungswulst der Labellen mit der Griffelsäule, wobei sie unregel- 
mässig mit ihrem einen Rande mit dem einen oder anderen Rande 
eines Labells zusammenhängen, und zwar meist mit dem übergriffenen 
Rande eines Labellums. 

Innerhalb der beiden Labellen steht nun die Griffelsäule, an die, 
wie gesagt, die beiden Labellen einen Teil hinauf angewachsen sind. 
Die Griffelsäule ist flach gedrückt, und liegen ihre scharfen Kanten 
nach dem Interstitium der beiden Labellen zu gerichtet, also über den 
äusseren Sepalen. Diese scharfen Kanten enden mit 2 deutlich vor- 
springenden Zähnen (s. Taf. II. Fig 1c und d), die also in ihrer 
Stellung dem äusseren Staubblattkreise entsprechen und die, wie von 
mir an Pelorien von Epidendreen stets beobachtet, keine Antheren aus- 
gebildet haben. Der abgeplattete Narbenscheitel ist durch eine Furche 
in 2 Narbenlappen geteilt, die vor die Zähne fallen (s. Fig. le und 
d) und den beiden Medianen der Fruchtblätter des zweiblättrigen 
Fruchtknotens entsprechen, wie man sich an dem Querschnitte des 
Fruchtknotens (s. Fig. 1d) leicht überzeugen kann. 

Es frägt sich nun, was bedeuten die beiden zurückgeschlagenen 


Teratologische Mitteilungen. 113 


zungenförmigen Blättchen, die zwischen dem Grunde der freien Teile 
der Labellen hervortreten? So lange ich nur die ausgebildetsten oben 
beschriebenen Fälle angetroffen hatte, war ich geneigt sie für selbständige 
mit den Labellen und der Griffelsäule verwachsene Blattgebilde zu 
halten, wie ich es auf dem Schema in Taf. II. Fig. 1d der Anschau- 
lichkeit halber angedeutet habe. Diese mochten dann interponirten 
Blättern, wie solche von vielen Morphologen postulirt werden, ent- 
sprechen oder den äusseren Staubblattkreis repräsentiren, wo man dann 
die oben beschriebenen und auf Taf. III Fig. 1c abgebildeten Zähne 
als monströse Ausbildungen der Mediane der Carpelle auffassen könnte, 
wie z. B. das Staminodium der Cypripedien oft solche stark hervor- 
tretende Ausbildung der Mediane zeigt. Immer kommt man dabei zu 
sehr gezwungenen morphologischen Annahmen. 

Erst die weitere Untersuchung anderer Pelorien aus dem Borsig- 
schen Garten liess die wahre Bedeutung der zungenförmigen Zipfel 
erkennen. An einer dreizähligen Pelorie, deren innere Petala zu La- 
bellen ausgebildet sind, zeigte eines dieser Labellen einen an der 
Basis des rechten Randes seines freien Spreitenteiles abgehenden 
Zipfel (s. beistehenden Holzschnitt D), der aufrecht gerichtet ist und 


Fig. I. Dreizählige Pelorie von Phajus Wallichii nach Ablösung: der äusseren Sepala; 
zwei Labellen sieht man von der Seite. 


Fig. II. Schema einer zweizähligen Pelorie von Phajus Wallichii. 


Fig. III. Dieselbe zweizählige Pelorie nach Ablösung der äusseren Sepala; Labellen 
von der Seite gesehen. 


vom Rande des benachbarten Labells etwas überdeckt wird. An einer 
anderen zweizähligen Pelorie, bei der auch zwei abwärts gerichtete 
Zipfel zwischen den beiden Labellen herauskamen, zeigten sich bei 
der Untersuchung diese Zipfel nicht mehr oben auf der Verwachsungs- 
leiste der Labellen, sondern deutlich an der Basis des freien Seiten- 
teils des Labells inserirt (s. Holzschn. II), und zwar an den über- 
grifftenen Labellarrändern (s. das Schema in Holzschn. ID). Erinnern 
Ablıaudl, des Bot. Vereins f. Brandenb. XXIV. 8 


114 P. Magnus: 


wir uns nun, dass auch immer die von der Verwachsungsleiste ab- 
gehenden Blättchen mit dem Rande eines Labellums verwachsen sind, 
so sehen wir, dass diese zungenförmigen Blättchen nicht einem selb- 
ständigen Blattkreise, wie in dem Schema auf Taf. III. Fig. 1d angedeutet, 
entsprechen, sondern basale Lappenbildung des freien Spreitenteiles 
der Labellen sind, wie es Holzschnitt II. schematisch darstellt. 

Diese basale Lappenbildung zu erklären ist schwierig. Vielleicht 
entspricht sie einem fehlenden Drucke bei der Entwickelung der 
Blütenblätter dieser Pelorien. Die freie Spreite des Labellums von 
Phajus Wallichil verbreitert sich bedeutend über ihrem Abgange vom 
angewachsenen Teile. Wird nun das eine Labellum vom anderen 
übergriffen, so ist es klar, dass das von der Seite aussen deckende 
äussere Sepalum keinen Druck auf die schmale Basis des freien 
Spreitenteiles des umgriffenen Labells ausübt, und mag daher dort 
dann leicht eine Aussprossung der Blattspreite eintreten, die sich oft 
hier zur Anwachsungsleiste hinüberzieht. Es entspräche dieses der 
Hofmeister-Schwendener’schen Auffassung, dass nur an druck- 
freien Stellen das junge Blatt am Scheitel hervortritt. 

Wie dem aber auch sei, so ist es jedenfalls sehr auffallend und 
bemerkenswert, dass an einer Pelorie die regelmässig und unter ein- 
ander gleich gewordenen inneren Blumenblätter entweder durch ein- 
seitige basale Lappenbildung jedes einzelne unsymmetrisch, oder unter 
einander ungleich werden, indem nur an den Rändern des umgriffenen 
Blattes die Lappenbildung auftritt. Dennoch gelangt wieder die 
Blumenkrone als Ganzes zu einer regelmässigen Ausbildung. 

An anderen Pelorien habe ich bisher nichts Aehnliches kennen 
gelernt. 

Die beigegebenen Zeiehnungen hat Herr Lehramtscandidat C. 
Müller nach der Natur bei mir gezeichnet. 


Erklarums der Tar UrPRI a1. 


a. Zweizählige Pelorie von Phajus Wallichü Lindl. an der 
Mutteraxe von der Seite gesehen. Die Bractee der Blüte ist meta- 
topisch über dieselbe an der Axe hinaufgerückt und fadenförmig aus- 
gebildet. Zwischen den beiden transversal stehenden Labellen ragen 
zwei zungenartige Läppchen heraus, die von den Verwachsungsstellen 
' der Labellen mit dem Gynostemium ausgehen. 


b. Querschnitt des Fruchtknotens derselben. 


e. Gynostemium derselben mit zwei seitlichen Zähnen ohne 
Antheren. 


d. Schema der Blüte, wie es der äusseren Erscheinung zunächst 
zu entsprechen scheint. 


Teratologische Mitteilungen. 115 


II. Die Ausbildung der Glieder des inneren Petalenkreises der 
Orchideenblüte in Abhängigkeit von dem Anwachsen dieser 
Glieder an die Griffelsäule. 

Hierzu Taf. II. Fig. 2—5. 

Es ist eine häufige Erscheinung, dass eins oder die beiden oberen!) 
Petala mit einem Rande oder einer Längsleiste an das Gynostemium 
angewachsen sind: In solchen Fällen findet sehr häufig eine mehr 
oder minder fortgeschrittene Antherenbildung dicht über der An- 
wachsung statt. Fast ausnahmslos findet diese Antherenbildung statt, 
wenn das innere obere Petalum mit dem Rande dem Gynostemium 
angewachsen ist, und tritt sie dann am Anwachsungsrande dicht über 
der oberen Grenze der Anwachsung auf (s. Taf. Ill. Fig. 2 und Fig. 
5), öfter fehlt sie hingegen, namentlich, wenn das innere Petalum mit 
einer Längsleiste der Blattfläche an das Gynostemium angewachsen ist. 

Durch die grosse Liberalität der Herren Direktoren Prof. Dr. 
Eichler und Herrn Gaerdt, und durch das freundliche Entgegen- 
kommen der Herren Gehülfen Dostal, Schiffmann und Pless 
gelangten aus dem hiesigen Botanischen Garten, sowie aus der reichen 
ÖOrehideensammlung des Borsig’schen Gartens eine grosse Anzahl sol- 
cher Fälle zu meiner Beobachtung. Marginale Verwachsung des inneren 
Petalums mit dem Gynostemium verbunden mit Antherenbildung wurde 
von mir beobachtet an Dendrobium Pierardi Roxb., Phalaenopsis gran- 
diflora Lindl (s. Taf. II. Fig. 2), Phalaenopsis Schilleriana Rehbeh. 
fil., Phajus grandifolius Lour., Oattleya Loddigesüi Lindl. und Cattleya 
Lindigii (s. Taf. II. Fig. 5). Dabei kann bald der dem Gynostemium 
normal zugekehrte, innere Rand des inneren Petalums (Taf. Ill. Fig. 
2), bald der äussere Rand ‘Taf. II. Fig. 5) dem Gynostemium ange- 
wachsen sein. In allen diesen Fällen ist der Rand des inneren Peta- 
lums dem Gynostemium bis zu seiner vollen Höhe angewachsen. Nur 
in einem Falle war bei Phalaenopsis grandiflora Lindl. das innere 
Petalum mit seinem inneren Rande dem Gynostemium bis zur halben 
Höhe angewachsen, wobei keine Antherenbildung eintrat. Volle mar- 
ginale Anwachsung des inneren Petalums an das Gynostem ohne 
Antherenbildung ist mir nur bei Stanhopea oculata Lindl. zur Beo- 
bachtung gelangt. Anwachsung des inneren Petalums mit einem 
Längsstreifen seiner Rückenfläche wurde mit Antherenbildung beobachtet 
an Phalaenopsis grandiflora Lindl. und Trichopilia suavis Lindl.; ohne 
Antherenbildung sah ich dieselbe bei Stanhopea oculata Lindl., Pha- 
laenopsis Schilleriana Rehbeh. fil. und Phalaenopsis grandiflora Lind. 
Wo Antherenbildung stattfand, trat sie mitten auf der Blattfläche 
oberhalb der Anwachsungsstelle auf. 


1) Ich spreche immer von der Lage der Teile in der aufgeblühten Orchideen- 
blüte, wo dureh Drehung oder Beugung des Fruchtknotens das Labellum meist 
nach unten gerichtet ist. 

+ 


116 | P. Magnus: 


Diese Anwachsungen der inneren Petala an das Gynostemium 
sind wahrscheinlich immer dadurch bedingt, dass die jungen Petala 
in der jungen Blütenanlage einen Druck gegen das Gynostemium er- 
leiden. Evident tritt diese Beziehung des Druckes der äusseren Sepala 
auf die Ausbildung der inneren vor ihnen liegenden Petala in solchen 
Fällen hervor, wo die äusseren Sepala mit einander verwachsen sind 
und durch diese Verwachsung einen intensiveren Druck auf die inneren 
Petala ausüben. 

Bei dem kräftigsten Drucke, den die verwachsenen Anlagen der 
äusseren Sepala auf die Anlage des inneren Petalums, die über ihnen 
hervorsprossen soll, ausüben, tritt die vollständige Unterdrückung der- 
selben ein, und es entspricht dies dem von Hofmeister (Allgemeine Mor- 
phologie der Gewächse, Leipzig 1868, S. 485, 488, 497 u. a.) und 
Schwendener (Mechanische Theorie der Blattstellungen, Leipzig 1878) 
ausgesprochenen Gesetze, dass jüngste seitliche Neubildungen nur dort 
am Scheitel hervortreten, wo sie zunächst keinen Druck von den 
nächst älteren Neubildungen erfahren. Ebenso habe ich früher beo- 
bachtet, dass bei Keimpflanzen von Acer platanoides L. mit verwachse- 
nen Kotyledonen von dem ersten sich mit den Kotyledonen kreuzenden 
Blattpaare das über die verwachsenen Kotyledouen fallende Blatt nicht 
ausgebildet wird (siehe diese Verhandlungen XVII. Jahrg. 1876, Sitzungs- 
ber. S. 73—76). 

Solche Unterdrückung einer oder beider innerer Petala durch 
den Druck der verwachsenen äusseren Sepala habe ich beobachtet 
an Cattleya Linden (s. Taf. III. Fig. 4), an Phajus Wallichü Lindl. 
(s. Taf. II. Fig. 3A und A!), an Üattleya Forbesü, sowie an zwei- 
zähligen Blüten von Cattleya Lindigüi. 

Noch interessanter aber haben sich einige andere hierbei ein- 
tretende Fälle gestaltet. Bei diesen konnte zwar durch den Druck 
_ der verwachsenen äusseren Sepala nicht die junge Anlage des vor 
ihnen stehenden Petalums am Grunde des Gynostemiums hervortreten ; 
sie wurde aber nicht völlig unterdrückt, sondern sie rückte die Griffel- 
säule hinauf, trat oben am Gynostemium seitlich hinter der nor- 
malen Anthere hervor und bildete sich an diesem Orte oben auf der 
Griffelsäule stets zu einer zweiten Anthere aus. So wurde es von 
mir wiederholt an Phajus Wallichü Lindl. beobachtet (s. Taf. II. Fig. 
3B, B! und B?), sowie auch an Cattleya Forbesü Lindl. 

Schon der scharf beobachtende Wydler teilt in einem Auf- 
satze: Notes sur quelques Orchidees devenues accidentellement triandres 
(Archive de Botanique de A-S. Guillemin Tome Il Paris 1833 p. 310) 
mit, dass er einen Stock von Ophrys aranifera Huds. beobachtet hat, an 
dem bei mehreren Blüten die äusseren Sepala mit einander verwachsen 
waren, die inneren Petala fehlten, das Gynostemium drei Antheren 
trug, von denen die mittlere an der normalen Stelle, die beiden seit- 


Teratologische Mitteilungen. 117 


lichen Antheren an Stelle der fehlenden Petala stehen, und hebt letzteres 
einer Monstrosität von Neottia nidus avis gegenüber hervor, wo das 
Gynostem ebenfalls 3 Antheren trägt, die aber den drei Gliedern des 
äusseren Staubblattkreises entsprechen, von denen die zwei seitlich 
vorderen an der normalen Blüte nicht ausgebildet sind. Um die Ana- 
logie des von Wydler an Ophrys aranifera Huds. beobachteten Falles 
mit meinen oben beschriebenen Fällen recht hervortreten zu lassen, 
will ich hier wörtlich aus Wydlers nicht leicht zugänglicher Arbeit 
die charakteristischen Stellen der Beschreibung der ersten Blüte folgen 
lassen. Wydler schreibt: La 1'° presentait un perianthe a quatre 
segments, dont trois du rang exterieur etaient soudes ensemble 
Jusqu’au milieu et connivents en forme de casque, qui etaient un peu 
plus courts de l’etat ordinaire. Les deux segments lateraux du peri- 
anthe interieur manquaient; le labelle etait peu developpe ...... 
laneeole, plane ...... La colonne des organes sexuels etait: com- 
posee de trois etamines bien developpees, soudees au style et portant 
des antheres fertiles ...... Les antheres ... ... presentaient 
chacune deux loges a masses polliniques bien conformees en ne differant 
en rien de l’ordinaire, mais leur position relative etait fort remarquable. 
L’anthere anterieure etait opposee, comme & l’ordinaire au segment 
anterieur, du perianthe exterieur. Les antheres laterales au contraire, 
alternant avec les segments lateraux du meme perianthe devaient par 
consequent &tre considerees comme opposees aux segments lateraux du 
periauthe interieur, qui, comme nous l’avons dit, manquaient. ...... 
Aehnlich noch die Beschreibung zweier anderer Blüten derselben Inflo- 
rescenz. Wir sehen also auch an dem von Wydler beschriebenen Falle, 
dass bei der Verwachsung der äusseren Sepala die inneren Petala nicht 
an ihrem normalen Orte zur Ausbildung gelangen, hingegen an ihrer 
morphologischen Stelle zwei Antheren oben am Gynostemium auftreten. 

Noch interessanter sind zwei Fälle, bei denen die beiden unteren 
äusseren Sepalen hoch hinauf mit einander verwachsen sind, und in 
Folge dessen das Labellum nicht an der Basis der Griffelsäule sich 
ausbilden konnte, sondern seine Anlage an die Vorderseite des Gy- 
nostemiums hinaufrückte und sich oben zur Anthere ausbildete, sodass 
das Gyuostem an seiner breiten Vorderseite oben eine Anthere trägt. 
So habe ich es bei Zygopetalum Mackayi Hook. und Cattleya Forbesü 
Lindl. beobachtet, und bedauere ich nur recht lebhaft, dass ich die 
schönen Abbildungen dieser lehrreichen Fälle, die Herr Lehramts- 
candidat ©. Müller nach der Natur bei mir gezeichnet hat, hier nicht 
veröffentlichen kann. 

lch zeigte also, dass die inneren Petala im allgemeinen in dem 
Masse, wie sie an das Gynostemium angewachsen, zur Antherenbildung 
fortschreiten. In dem oben erwähnten Falle von Phalaenopsis, wo 
das innere Petalum mit seinem einen Rande dem Gynestemium nur 


118 P. Magnus: 


bis zur halben Höhe angewachsen ist, findet noch keine Antherenbildung 
statt. Wenn das innere Petalum mit seinem einen Rande mit dem 
Gynostemium in seiner ganzen Höhe verwachsen ist, findet im allge- 
meinen am angewachsenen Rande dicht über der Grenze der An- 
wachsung die Bildung mehr oder minder entwickelter Antheren- 
fächer statt. Rückt die Anlage ganz an das Gynostemium hinauf, 
so wird sie zur Anthere ausgebildet. lch kann ferner hier mit Sicher- 
heit aussprechen, dass von diesen beiden correlativen Erscheinungen 
das Anwachsen des Petalums oder seiner Anlage an das Gynoste- 
mium das Vorhergehende, das Primäre ist, und die Ausbildung zur 
Anthere das Secundäre, d. h. die Folge des Anwachsens an das Gy- 
nostemium, ist. Ich konnte nachweisen, dass das Anwachsen durch 
den Druck der äusseren verwachsenen Organe hervorgerufen, veran- 
lasst worden ist, und erst dieses, wie gesagt, die Umwandlung zur 
Anthere nach sich gezogen hat. 

Wie hat man sich nun die concerete Ursache dieser Correlation 
vorzustellen? Ist es natürlich, ist es geboten, anzunehmen, dass durch 
das Anwachsen des Petalums, resp. das Hinaufrücken der jungen An- 
lage desselben, der Stoff derselben etwa dadurch, dass der zugeleitete 
assimilirte Saft neben und durch das Gynostemium geht, so geändert 
wird, dass sie zur Anthere sich entwickeln muss? Oder erscheint es 
natürlicher anzunehmen, dass der Anlage durch die veränderte örtliche 
Lage zu dem ihr benachbarten Organencomplex, ein andere Gestal- 
tungsbewegung inducirt wird? Wenn auch diese beiden Auffassun- 
gen vielleicht im Grunde auf dasselbe hinauslaufen, wenn auch form- 
bildende Bewegung der Materie immer mit verschiedener stofflicher 
Ausbildung der Materie verbunden ist, so muss ich doch behaupten, 
dass das eigentliche Agens die aus der von dem Mutterorganismus 
übernommenen Constitution der Materie resultirende formbildende 
Bewegung derselben ist, welche durch äussere Momente innerhalb ge- 
wisser Grenzen gelenkt, beeinflusst und modifieirt werden kann. Die 
in den verschiedenen Organen stattfindende Ausbildung verschiedener 
chemischer Stoffe möchte ich als ein Product der formbildenden Be- 
wegung. nicht als die Ursache der Form der sie produeirenden Organe, 
auch nicht einmal als allein durch die chemische stoffliche Beschaffen- 
heit der Anlage der Organe bedingt, auffassen. In dem von mir hier 
geschilderten Falle ist z. B. die Ausbildung zur Anlage der Pollen 
bildenden Anthere nicht durch die chemisch-stoffliche Veränderung 
der Anlage, sondern hauptsächlich durch die durch den veränderten 
Ort bedingte veränderte Gestaltungsbewegung der Anlage hervorgerufen. 
In einer ausführlicheren allgemeiner auf Gestaltungsverhältnisse ein- 
gehenden Mitteilung denke ich auf diese Fragen zurückzukommen. 

Die Zeichnungen der meine Mitteilung erläuternden Figuren ver- 
danke ich dem Herrn Lehramtscandidaten C. Müller und Herrn W. 
Siehe, die sie bei mir nach der Natur gezeichnet haben. 


Teratologische Mitteilungen. 119 


Erklärung der Tafel III Fig. 2-5. 
Fig. 2. Phalaenopsis grandiflora Lindl. 


Gynostemium, an dessen Rücken die beiden Petala des inneren 
Perigonkreises mit je einem Rande angewachsen sind. Ueber dem 
angewachsenen Rande liegt je ein rudimentäres Antherenfach. 


Fig. 3. Phajus Wallichii Lindl. 


A. Blüte, bei der die drei Sepala des äusseren Perigonkreises 
mit einander nach der Seite des Gynostemiums verwachsen sind. 

A!. Schema dieser Blüte. Die beiden über dem Gynostemium 
liegenden Petala des inneren Kreises sind in Folge des Druckes der 
verwachsenen Sepala nicht ausgebildet. 

B. Blüte, bei der das eine seitlich stehende Sepalum mit dem 
medianen Sepalum verwachsen ist. 

B!. Schema der Blüte. Das mit den verwachsenen Sepalen al- 
ternirende Petalum des inneren Kreises ist nicht ausgebildet, und tritt 
an seiner Stelle eine an das Gynostemium angewachsene Anthere auf. 

B?. Gynostemium derselben mit der hinzugekommenen äusseren 
seitlichen Anthere. 


Fig. 4. Cattleya Linden. 


Schema einer Blüte, bei der ein seitliches Sepalum mit dem 
median stehenden verwachsen ist. Das mit den verwachsenen Sepalen 
alternirende Petalum des inneren Kreises ist völlig unterdrückt. 

Fig. 5. COattleya Lindigü. 

a. Gynostemium einer Blüte, bei der das eine seitliche Petalum 
des inneren Kreises mit seinem einen Rande an das Gynostemium 
angewachsen ist und über dem angewachsenen Rande eine vollstän- 


dige Anthere gebildet hat. 
b. Schema der Blüte. 


III. Ueber eine merkwürdige monströse Varietät der Myosotis 
alpestris. 


Vorgetragen in der Sitzung des Botanischen Vereins vom 25. Juni 1880. 
Hierzu Taf. IV. 


Durch die Güte des Herrn Rob. Brendel in Berlin erhielt ich 
eine merkwürdige monströse Varietät der Myosotis alpestris zur Unter- 
suchung, die derselbe in seinem Garten seit 1874 jährlich in schönen 
Exemplaren reichlich aus Samen heranzieht. 

Die Pflanze wurde etwa 1868 von Herrn Francois Fonrobert 
in Berlin als einzelner variirender Stock in seinem Garten bemerkt. 
Herr Fonrobert sammelte die Samen des Stockes ein und erhielt seit- 


120 P. Magnus: 


dem ganz constant durch Aussaat stets dieselbe Variation wieder. 
Er hat sie bis 1874 jährlich eultivirt, seit welcher Zeit sie, wie gesagt, 
Herr R. Brendel in Cultur genommen hat. 

Herr Fonrobert hatte sie 1869 in der Frühjahrsausstellung des 
Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preus- 
sischen Staaten ausgestellt. In seinem Berichte über die Ausstellung 
sagt K. Koch in der von ihm herausgegebenen Wochenschrift des 
Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. in No. 21 vom 29, 
Mai 1869 „Endlich gedenken wir eines eigentümlichen Vergissmein- 
nicht (Myosotis silvatica), das der Fabrikant Eduard Francois Fonrobert 
hier ausgestellt und zu Hoffnungen berechtigt. Zunächst fanden wir 
bei der einen Pflanze einige Blüten so dicht, dass sie fast einen Kopf 
bildeten. Ausserdem waren die Blüten dieser und. eines anderen 
Exemplaren nicht 5-, sondern 1Olappig. Möglicherweise könnte daraus 
eine gefüllte Form entstehen, wie wir sie bis jetzt noch nicht besitzen.“ 
Eine andere Erwähnung dieser Varietät in der Litteratur habe ich 
nicht finden können. 

Nun, die von K. Koch ausgesprochene Hoffnung, daraus eine 
„gefüllte“ Form zu erhalten, hat sich nicht bestätigt. Vielmehr ist 
die Form absolut constant geblieben, und es ist recht bemerkenswert, 
dass die einmal aufgetretene monströse Form sich gleich so constant 
gehalten hat. Ich komme noch darauf zum Schlusse zurück. 

Was nun die Varietät betrifft, so fällt sie zunächst durch die 
Vielzähligkeit ihrer Blüten auf. Dabei gilt die Regel, dass in den 
Kreisen der ersten Gipfelblüte die höchste Zahl der Glieder auftritt und 
die Blüten der seitlichen Wickeln eine um so höhere Zahl der Glieder 
ihrer Kreise zeigen, einem je niedrigeren Grade der Verzweigung sie 
angehören, sodass also mit anderen Worten die ersten früheren Blüten 
der Wickel vielzähliger als die späteren Blüten der Wickel sind. 

Die Gipfelblüten der Stöcke sind also häufig sehr vielzählig und 
zwar wurden sie von mir bis 22zählig, wenigstens in Kelch, Blumen- 
krone und Staubblättern beobachtet, kommen aber wahrscheinlich noch 
höher vor. Solche 22zählige Blumenkronen können »sich nun nicht 
regelmässig radförmig ausbreiten, wegen Mangel an Raum und häufig 
eintretenden ungleichen Spannungen der Radien: sie biegen sich daher 
unregelmässig durch Falten ein, sodass sie als 2, 3—5 trichterförmige, 
nebeneinander stehende Blumenkronen erscheinen, und stellen sie so 
offenbar das dar, was K. Koch an der einen Pflanze sah und als 
einige dicht bei einander stehende, fast einen Kopf bildende Blüten 
erwähnte. Zuweilen ist auch noch die erste Blüte einer der abgehenden 
Wickeln sehr vielzählig; meist aber sinkt die Zahl an den untersten 
oder richtiger frühesten Blüten der Wickeln auf 11 oder sehr häufig 
auf 10 herab, sodass die Blüten der Pflanzen mit noch kurzen 
Wickeln, wenn die Pflanze also im schönsten Flor ist, meist 10zählig 


Teratologische Mitteilungen. 121 


sind, wie auch nach K. Koch die Blumenkronen 10lappig sind. Danach 
treten an den Wickeln häufig erst ein oder mehrere 9zählige, dann 
ebenso 8zählige, dann 7zählige und schliesslich 6zählige auf. Eine 
geringere Zahl der Glieder der Blütenkreise habe ich nicht beobachtet, 
doch könnte sie recht wohl an den letzten Wickelblüten vorkommen. 
An der Vielzähligkeit nimmt auch, was ausdrücklich noch erwähnt 
werden mag, mehr oder minder der Carpellkreis Anteil. lm Uebrigen 
sind Carpell und Ovula regelmässig normal ausgebildet, sodass also 
der Griffel gynobasisch inserirt ist, -d h. das Carpell vollständig bis 
zur Blütenaxe- übergekrümmt ist und von dieser übergekrümmten 
Carpellarspreite der Griffel abgeht, wie in der normalen Blüte. Be- 
merkenswert möchte noch sein, dass der gemeinschaftliche Griffel 
dieser ungewöhnlich zahlreichen Carpelle weit röhrenförmig ist. 

Eine zweite Eigentümlichkeit der vielzähligen Blüten dieser 
Stöcke ist, dass ihre Axe innerhalb der gynobasischen Griffelröhre regel- 
mässig durchwächst, wodurch die Griffelröhre noch mehr als schon 
durch die vermehrte Anzahl der Carpelle erweitert wird. Die Durch- 
wachsung tritt im allgemeinen um so stärker, um so ausgebildeter 
auf, je vielzähliger die Blüten sind, dennoch überragt sie meist nie 
die Griffelröhre, und habe ich ein Auswachsen dieser Durchwachsung 
überhaupt nur an der ersten Gipfelblüte des Stockes beobachtet. 

Bei dem geringsten Grade der Durchwachsung, der, wie gesagt, 
an den wenigerzähligen Blüten eintritt, fand ich innerhalb der 
Griffelröhre einen Höcker, der an seiner Peripherie von einem Walle 
an der Spitze eingerollter, meist ungleich hoher Blättchen umgeben 
ist (s. Fig. 2). Bei weiterer Ausbildung treten an dem Höcker ein 
- oder mehrere Seitensprossungen hervor. Im einfachsten Falle teilt 
sich der centrale Höcker in eine Anlage, an der eben hervorsprossende 
Blütenkreise sichtbar sind und eine andere, die die deutliche Sprossung 
der Wickel zeigt (s. Fig. 3). Bei weiterer Ausbildung an den viel- 
zähligen Blüten treten um eine central apical gestellte Wickel mehrere 
peripherisch seitlich gestellte auf, und ist meist jede einzelne Wickelan- 
lage von ebensolchem Walle von Blättchen wie oben die einzige umgeben 
(s. Fig. 5). Ausserdem treten häufig an der Innenseite der Griffel- 
röhre der durchwachsenden Blüte Staubfäden mit ausgebildeten An- 
theren auf (s. Fig. 4; oder die einzelnen Wickeln, die von eben- 
solehem Walle von Blättehen umgeben sind, tragen an der Innenseite 
dieser Blättchen Staubfäden (s. Fig. 5). Diese Bildungen erklären 
sich einfach dadurch, dass die Axe des durchwachsenden Höckers 
noch zwischen der Natur einer Blütenaxe ‘und der einer Wickel 
schwankt. 

Eine solche oder ähnliche Bildung an Myosotis habe ich bisher 
in der teratologischen Litteratur nicht erwähnt gefunden, muss aber 
zugeben, dass ich letztere nicht beherrsche. Zwar. findet sich in 


122 P. Magnus: 


Engelmanns „De Antholysi prodromus“ Myosotis palustris mit 10 
Kelehblättern erwähnt.: Doch scheint es sich hier um eine wesent- 
lich andere Erscheinung zu handeln. Engelmannn sagt 1. e. p. 17 
„Multiplieatio ealyeis et suppressio ceterorum foliorum floralium in 
Stachyde lanata hortorum conspieitur; A. Braun in Myosoti palustri 
eam vidit et Courtois in Veronica media etc.“ Hier handelt es sich 
offenbar um eine Umwandlung der Blumenblätter in Kelchblätter, wie 
ich umgekehrt Primula, Campanula und Mimulus mit zu Blumenblättern 
ausgebildeten Kelchblättern gesehen habe, oder wie ich an Sawifraga 
granulata und caespitosa die Blumenblätter in Staubblätter umge- 
wandelt fand (vergl. diese Verhandl. XIX. Jahrg. 1877 Sitzungsber. 
S. 100—101), was ich auch an Capsella bursa pastoris Mnch. kenne. 

Aber weder bei Myosotis, noch auch bei einer anderen Gattung 
ist mir eine so econstante Combination vielzähliger Blüten mit klein 
bleibender Durchwachsung bekannt. Vielzähligkeit combinirt mit 
Durchwachsung kenne ich überhaupt nur an vielzähligen Gipfel- 
blüten von Digitalis. Sonst habe ich z. B. an Campanula sehr viel- 
zählige Blüten ohne die geringste Spur von Durchwachsung angetroffen 
(vergl. diese Verhandl. XVIN. Jahrg. 1876 Sitzungsber. S. 111 und 
XIX. Jahrg. 1377 Sitzungsber. S. 117). Ebenso teilte mir Herr Prof. 
H. Hoffmann in Giessen vor einem Jahre freundlichst: eine vielzählige 
Blüte von Primula Auricula mit, die 22 Kelchblätter, 25 Blumenblätter, 
25 Staubblätter und zahlreiche Carpelle hatte, ohne die Spur einer 
Durchwachsung zu zeigen. Auch an den wenigen vielzähligen pelo- 
rischen Gipfelblüten von Gesnera splendens, die ich bisher im hiesigen 
Botanischen Garten beobachtet habe, habe ich nicht die geringste 
Spur einer Durchwachsung angetroffen. 

Das Kleinbleiben der wickelartigen Durchwachsungen der Blüten 
von Myosotis alpestris lässt sich vergleichen mit dem Kleinbleiben der 
wiederholten köpfchenartigen Aussprossungen, die an monströsen 
Stöcken von Pericallis cruenta an Stelle der Blütenanlagen der Köpfchen 
auftreten und von mir in diesen Verhandlungen XX. Jahrgang 1878 
Sitzungsberichte S. 61 beschrieben worden sind, während es sich sonst 
um verschiedene Erscheinungen handelt. 

Es wurde oben schon die grosse Constanz der einmal auf- 
getretenen Variation von Myosotis alpestris hervorgehoben. Es 
erklärt sich dies leicht, da, wie Hermann Müller in seinem Werke 
„Alpenblumen, ihre Befruchtung durch Insekten und ihre Anpas- 
sungen an dieselben“ S. 269, 270 an dieser Art und schon früher in 
dem Werke „Die Befruchtung der Blumen durch Insekten und die 
gegenseitigen Anpassungen Beider“ S. 272 an der nahe verwandten (so 
nahe verwandten, dass viele Myosotis alpestris nur als Varietät der 
Myosotis silvatica ansehen) Myosotis silvatica auseinandersetzt, bei 
ausbleibendem Insektenbesuche regelmässig Sichselbstbestäubung ein- 


Teratologische Mitteilungen. 123 


tritt, indem die Staubgefässe Pollen auf die Narbe fallen lassen, und, 
wie Axell gezeigt hat, die Sichselbstbestäubung auch von voller Frucht- 
barkeit begleitet ist. 

Diese vielzähligen Blütenkronen bilden natürlich schöne viel- 
zählige blaue Sterne, die dem Vergissmeinnicht ein weit schöneres 
Aussehen, als der gewöhnlichen Form geben. Es ist daher begreiflich, 
dass Herr Fonrobert die Varietät „Eliza Fonrobert“ genannt hat. 
Möge sie sich in den Gärten aller wahren Pflanzenfreunde und nament- 
lich in den botanischen Gärten recht ausbreiten und erhalten. Herr 
R. Brendel in Berlin W. Kurfürstendamm 101 ist bereit auf Begehren 
Samen und Pflanzen abzulassen. 

Die beigegebenen Figuren hat Herr Lehramtscandidat C. Müller 
bei mir gezeichnet. 


Erklärung der Tafel IV. 


Fig. 1. Kleinere Inflorescenz in natürlicher Grösse. Die ersten 
sind zehnzählig; die späteren wenigerzählig. 

Fig. 2. Längsschnitt einer oberen Blüte. Die Blütenaxe ist 
zwischen der Griffelröhre zu einem Höcker ausgewachsen, der an seiner 
Peripherie einen Wall ungleich hoher Blättchen trägt. 

Fig. 3. Längsschnitt einer anderen Blüte Die durchgewachsene 
Blütenaxe ist in eine junge Blütenanlage und in die Anlage einer Wickel 
geteilt. 

Fig. 4. Längsschnitt einer anderen Blüte, in der die durchge- 
wachsene Blütenaxe zunächt einen Kreis von Staubfäden angelegt hat, 
die an der Innenseite der Griffelröhre stehen. 

Fig. 5. Längsschnitt einer vielzähligen Blüte. Die durchwachsende 
Blütenaxe hat sich zu einer centralen und mehreren peripherisch 
gestellten Wickeln verzweigt. Jede einzelne Wickelanlage ist von 
einem Kreise von Blättchen umgeben. 


Beiträge zur Hypochlorinfrage. 


Von 


A. Tschirch. 


Nach den Erfahrungen, die ich auf makrochemisch-spek- 
troskopischen Wege über die Zusammengehörigkeit des «-Hypo- 
chlorins und des Chlorophyllans gesammelt hatte (vergl. d. kurze 
Resume in den Sitzungsberichten d. Bot. Ver. d. Prov. Brandenburg 
April 1882 sowie Botan. Centralblatt No. 29) und die darauf hinaus- 
liefen, dass man es in beiden Fällen mit Producten der Säurewir- 
kung auf den Chlorophylifarbstoff zu thun habe, schien es vor allem 
wünschenswert die mikrochemischen Grundlagen zu prüfen, auf 
denen Herr Prof. Pringsheim seine Hypochlorinthorie aufbaut, be- 
sonders da nach den neulich (a. a. O.) im Auszuge mitgeteilten Unter- 
suchungen das Vorhandensein einer farblosen Grundlage des «-Hypo- 
chlorins bez. Chlorophyllans nicht ausgeschlossen war. 

Bevor ich jedoch zu der Behandlung der vier Cardinalpunkte, 
die Pringsheim als die wesentlichen Stützen seiner Theorie anführt!), 
schreite, wird es notwendig sein die Hypochlorinreaction noch einmal 
in ihren wesentlichen Punkten zu beleuchten und die einzelnen Phasen 
zu verfolgen, in denen die Reaction verläuft. 

Pringsheim fasst unter dem Namen der Hypochlorinreaction 
die durch Behandlung der Chlorophylikörper mit Säuren an ersteren 
entstehenden Ausscheidungen weicher, fettartig-schmieriger, gelbbrauner 
Tropfen und Massen, welche nach und nach von ihrer Oberfläche aus 
gerinnen und aus denen in späteren Stadien oft, jedoch nicht immer 
krystallinische Bildungen mannichfacher, aber sehr charakteristischer 
Form entstehen (Sep.-Abdr. S. 12 u. ft. Taf. VI, VII, X, XD, zu- 
sammen, rechnet aber auch, wie aus S. 112 hervorgeht, die durch 
Wärme aus den Chlorophylikörnern hervorquellenden rein grünen oder 
blau- bis olivengrünen Tropfen (a. a. OÖ. S. 7) zu der Hypochlorinre- 
action im weitesten Sinne. Da Pringsheim (S. 15) sagt: Nur diejenige 
Substanz dieses Gemenges?) nun, welche aus demselben in Form von 

!) Untersuchungen über Lichtwirkung und Chlorophyllfunktion in der Pflanze. 
Pr. Jahrb. XII S. 301 (Separatabdr. S. 16 u. ff.) und namentlich: Ueber Chlorophyll- 


funktion und Lichtwirkung in der Pflanze, Offenes Schreiben etc. Separatabdr. S. 113. 
2) Oel- und harzartiger Stoffe. 


Beiträge zur Hypochlorinfrage. 125 


Nadeln, Fäden u. s. w. herauskrystallisirt oder vielmehr ihre präexi- 
stirende Grundlage in den Chlorophylikörpern bezeichne ich als „Hy- 
pochlorin“, wobei ich vorläufig davon absehe, ob jene präexistirende 
Grundlage während ihrer Abscheidung durch die Salzsäure noch eine 
Veränderung erleidet oder nicht“ — dieser farblose hypothetische 
Körper aber zunächst noch nicht hat dargestellt werden können — 
ich nenne die gefärbte Substanz daher auch «-Hypochlorin --, so kann 
ich mich im folgenden nur an die Hypochlorinreaction, die gut de- 
finirt ist, halten und lasse die Frage ofen ob die Vermutung Prings- 
heims begründet ist, dass den gefärbten Nadeln eine farblose Substanz 
—- das eigentliche Hypochlorin — zu Grunde liege. 

Verfolgt man die Reaction in ihren Phasen, so bemerkt man zu- 
nächst folgendes. Sobald die Säure das Korn z. B. einer Zlodea-Zelle 
erreicht und die Hyaloplasmahaut, die jeden Chorophylikörper wie 
ich gezeigt habe!) umgiebt, durchdrungen hat, färbt sich (und das ist 
die erste sichtbare Veränderung) das grüne Korn sofort gelbgrün. Noch 
ist nichts von irgend einer Structur am Korn zu bemerken: dasselbe. 
erscheint als eine homogene Masse. Bald jedoch treten die Wirkungen 
der Quellung, die die Säure an dem Plasmagerüst des Korns hervor- 
ruft, dadurch klar hervor, dass das Maschenwerk des Gerüstes deut- 
lich sich von den Balken abhebt. Bekanntlich rührt die schöne und 
für das Verständnis der Gascondensation im Assimilationsprocess so 
fruchtbare Beobachtung, dass alle Chlorophylikörper, wenigstens an 
der Oberfläche, Schwammstructur besitzen, ebenfalls von Pringsheim 
her.?) Durch sie wird der Process der Tropfenausscheidung verständ- 
lieh. Denn nieht nur das ganze Korn quillt, wie sich durch Messung 
leicht eonstatiren lässt, sondern auch jeder einzelne Balken, und da die 
Plasmahaut der Quellung in radialer Richtung ein Ziel setzt, so werden 
jene Balken des Plasmagerüstes vornehmlich in tangentialer Richtung 
quellen. Dadurch werden notwendig die Maschen verengert und die 
Masse, welche den Schwamm durchtränkt, das Lipo chlor Pringsheims 
wird herausgepresst werden. Es ist demnach auch diese Erscheinung, 
wie die Ausscheidung der Tropfen durch Wärme, auf einen au: 
vorgang im Plasmagerüst zurückzuführen. 

In dem eben beschriebenen Stadium sieht man deutlich wie auf 
der Oberfläche der Chlorophylikörper eine grosse Anzahl kleiner Tröpf- 
chen erscheinen, die sich sofort durch ihr ganz anderes Lichtbrechungs- 
vermögen — sie erscheinen im medianen Durchschnitt gelbgrün, von 
oben gesehen bräunlich — von den Maschen des Schwammes unter- 
scheiden lassen. Ihr Zahl und Grösse ist an den einzelnen Körnern 
variabel, bald sind es viele kleine, bald mehrere oder nur ein grös- 


) Sitzungsber. d. Botan. Ver. d. Prov. Brand. April 1882. 
2) A. a. 0.8. 28. 


126 A. Tschireh: 


seres. Lässt man das Präparat einige Zeit liegen, so fliessen die 
Tropfen an einzelnen Stellen zu grösseren Massen zusammen, aber 
nur an den grössten derselben, nie an den ganz kleinen 
ist die Bildung der vielbesprochenen charakteristischen 
Krystallformen zu beobachten. Es ist dies erklärlich, da zur 
Krystallbildung eben mehr Material nötig ist, als in den kleinen Tröpf- 
chen enthalten ist. Nichtsdestoweniger muss man nach allem diese 
kleinen Tröpfehen nicht minder zu den Hypochlorinausscheidungen 
rechnen, da ihre Löslichkeit, ihr Liehtbreehungvermögen, sowie ihre 
Farbe die gleiche ist wie die der Nadeln. Die Bildung von Krystallen 
ist aber nicht nur von dem Zusammenfliessen der kleinen Tröpfehen 
zu grösseren abhängig, sondern ist erst dann überhaupt möglich, wenn 
die Tropfen die Hyaloplasmahaut durchbrochen haben und in den Zell- 
raum austreten. So sieht man bisweilen schon ziemlich grosse, un- 
regelmässig geformte Massen innerhalb der Hyaloplasmaschicht liegen, 
an denen krystallinische Structur noch keineswegs zu bemerken ist. 
Die Unregelmässigkeit der Form, die Pringsheim als eharakteristisches 
Unterscheidungsmerkmal der Hypochlorinbildungen im engeren Sinne im 
Gegensatz zu den grünen Tropfen angiebt, rührt eben davon her, dass 
die Ausscheidungen ihrer Form nach von den unregelmässig gequol- 
lenen Maschenräumen des Plasmaschwammes bestimmt werden. 


Nach diesen einleitenden Worten gehe ich zu den Beweisen Prings- 
heims für die Existenz des Hypochlorins als selbständigen Körpers 
neben dem Chlorophyllfarbstoff über. 

Das erste Argument lautet (Chlorophyllfunetion und Liehtwirkung, 
Offenes Schreiben ete. S. 113). 

„Zwei neben einander liegende Chlorophylikörper derselben 
Zelle, die man doch beide entweder als gleich lebendig oder als gleich 
tot betrachten darf, zeigen in überaus häufigen Fällen, der eine 
Hypochlorin-Reaction, der andere nicht.“ 

Betrachtet man die auf Hypochlorin zu prüfenden Gewebe, nach- 
dem sie einige Zeit in Salzsäure gelegen haben, mit einer mittelstarken 
Linse, so ist der unmittelbare Eindruck vollständig der Beschreibung 
Pringsheims und den gegebenen Abbildungen (Taf. IX—XI des Sepa- 
ratabzuges) entsprechend. In der That scheint es in jeder Zelle eine 
Anzahl Körner zu geben, die ganz und gar keine Hypochlorinreaetion 
zeigen. Allein schon bei Anwendung mässig starker Immersionen, 
z. B. L. von Zeiss, gewahrt man deutlich, dass alle Körner mit Hy- 
pochlorinausscheidungen versehen sind, dieselben jedoch in sehr ver- 
schiedenem Grade ausgebildet haben. Die einen nämlich besitzen eine 
grosse Anzahl sehr kleiner, über die ganze Oberfläche verstreuter 
Tröpfehen, andere zeigen neben kleineren einige grössere, andere nur 
einen oder mehrere grosse Tropfen, die die Plasmamembran noch nicht 


Beiträge zur Hypochlorinfrage. 127 


durchbroehen haben, noch andere endlich sind mit den beschriebenen 
krystallinischen Formen ausserhalb der Plasmamembran versehen. 

Nur überaus selten findet sich ein Korn, welches wirklich völlig 
frei von allen Ausscheidungen zu sein scheint. Diese Körner fallen 
auch schon sofort durch ihre Kleinheit gegenüber den anderen auf. 
In ihrem Gerüste ist Quellung nicht eingetreten und konnten daher 
Tröpfehen nicht herausgepresst werden. Ich halte diese Körner für 
tot. Dennoch ist die Hypochlorinreaction auch bei diesen in ihrem 
ersten Stadium deutlich erkennbar: das Korn ist gelb gefärbt. Oft 
kommt es jedoch vor, dass diese Körner überhaupt von vornherein 
farblos erscheinen; entweder war in diesem Falle, wie sich bei einigen 
nachweisen liess, die Stärkebildung schon so weit vorgeschritten, dass 
die gebildeten Amylummassen das ganze Korn erfüllten, oder der 
Plasmaschwamm war zusammengefallen: ein sicheres Todeszeichen. 
Denn wenn man die Todeserscheinungen an Chlorophylikörnern ver- 
folgt!), so findet man meist, dass der Tod mit dem Erscheinen der 
Schwammstruetur am Korn beginnt, das Zusammenfallen des Schwammes 
und die Bildung homogener Körner die letzte, dem so häufigen Zu- 
sammenfliessen der Körner zu Massen unmittelbar vorhergehende Er- 
scheinung der Degeneration ist. 

Manche der besagten Körner, die keine Ausscheidungen zu be-- 
sitzen scheinen, mögen deren vielleicht doch besitzen. Wenn schon 
dieselben weder an den Seiten noch auf der Oberseite liegen, so wäre 
es noch denkbar, dass sie auf der Unterseite lägen und so sich der 
Beobachtung entzögen. 

Eine grosse Anzahl kleiner Tröpfchen an den Körnern findet 
man auch in allen den Fällen, wo die Säurewirkung eine sehr lang- 
same und gelinde war, also an alten Präparaten. Ich habe eine An- 
zahl von Schnitten, die schon 3—4 Jahre in Glycerin lagen, durch- 
mustert und an den Chlorophylikörnern die herrlichsten Tröpfchenaus- 
scheidungen beobachtet. Hier ist die Säure des Zellsaftes das wirk- 
same Agens gewesen?). Die Säure des Zellsaftes ist es auch, die an 
Sehnitten durch saure Blätter an den Chlorophylikörnern schon nach 
kürzester Zeit die Schwammstruetur und die Hypochlorintröpfehen zum 
Vorschein bringt. Blätter von Pelargonium sind für diesen Fall sehr 
instructiv. Hier sieht man höchst selten völlig unveränderte Chloro- 
phylikörner, da, sobald die Zelle durch den Schnitt getötet ist, der 
sehr saure Zellsaft seine verändernde Wirkung ausübt. 

1) Ich beabsichtige, da ich über diesen interessanten Process einige Erfah- 
rungen gesammelt habe, später einmal ausführlicher darauf einzugehen. _ 

2) Die Schnitte stammten von Pflanzen, deren Zellsaft entschieden sauer ist 
(Tradescantia, Aneimia, Hyacinthus). Wasserpflanzen, deren Zellsaft kaum sauer 
reagirt (Spiroyyra, Chara), waren frei oder so gut wie frei von solchen freiwilligen 
Hypochlorinausscheidungen. — Die Säure des Zellsaftes ist es ja auch, wie ich neu- 


lich (a. a. O.) versucht habe zu erweisen, durch welche die Chlorophyllanbildung be- 
wirkt wird. 


128 A. Tsehirch: 


Dass die alternden Chlorophylikörper in demselben Masse wie 
sie reicher an Stärke an Hypochlorin ärmer werden kann ich eben- 
falls bestätigen. Ich glaube nur, dass dies nicht auf eine Umwandlung 
des Hypochlorins in Stärke zurückzuführen ist, sondern darauf, dass 
in demselben Masse, wie die Stärke zu- der Chlorophylifarbstoff ab- 
nimmt — ältere Körner von Nitella z. B. sind stets sehr auffallend 
blassgrün — und dass, da die Hypochlorinreaction an das Vorhanden- 
sein von Chlorophyll geknüpft ist, dieselbe an chlorophyllarmen Kör- 
nern auch ungleich schwächer auftreten muss. 

Uebrigens ist, wie Herr Prof. Frank gefunden hat, ein Zusatz 
von etwas Alkohol sehr geeignet die Hypochlorinreaction schöner 
hervortreten zu lassen. Es liegt dies offenbar daran, dass der Alkohol 
das Zusammenfliessen der einzelnen kleinen Ausscheidungen zu grös- 
seren Tropfen befördert, da er das Hypochlorin auch in der Kälte 
etwas löst. Thatsächlich sind in Geweben, die mit durch Salzsäure 
angesäuertem verdünnten Alkohol behandelt wurden, die Drusen und 
Nadeln viel häufiger. Die Benutzung dieses Kunstgriffes ist sehr ge- 
eignet das allgemeine Vorkommen von Hypochlorin an allen lebenden 
Chlorophylikörnern der Zelle zu zeigen, man braucht in diesem Falle 
oft gar nicht einmal Immersion anzuwenden, um die Ausscheidungen 
an allen Körnern mehr oder weniger stark zu sehen. 

Noch möchte ich bemerken, dass häufig die Ausscheidungen 
mehrerer Körner, wenn sie die Plasmamembran durchbrochen haben, 
zusammenfliessen und so grössere Massen bilden und an diesen Stellen 
dann meist die schönsten Krystallbildungen entstehen. Uebrigens lösen 
sich die abgeschiedenen Hypochlorinmassen oft von den Körnern- ab 
und schwimmen im Zellsaft umher. 

Dass die Krystalle sogar den Plasmaschlauch der ganzen Zelle 
durehbrechen ist schon auf Pringsheims Tafeln abgebildet (XII, Fig. 6. 
XVl, Fig. 2. 3. 4. XXI, Fig. 1 und 2 u. and.). 


Als zweiten Grund dafür, dass das Hypochlorin „in den Chloro- 
phylikörpern selbst schon als ein besonderer Körper neben dem Farb- 
stoff bestehen muss“, führt Pringsheim an (S. 113 des. offenen 
Schreibens): 

„In denjenigen Fällen, in welchen der Chlorophylikörper grössere 
Dimensionen gewinnt — Chlorophylibänder, Platten u. s. w. — kann 
man sich leicht überzeugen, dass das Hypochlorin nicht überall er- 
scheint, wo überhaupt Farbe vorhanden ist, sondern nur an bestimmten, 
gleichsam ausgewählten Stellen lokalisirt ist.“ — 

Auch hier kann ich bestätigen, dass der erste Eindruck, den 
man von den Präparaten empfängt, den Beschreibungen und Abbil- 
dungen Pringsheims im allgemeinen entspricht. Allein das Studium 
der Entwickelungsgeschichte der Ausscheidungen hat mich zu einer 
anderen Deutung des Vorganges geführt. 


Beiträge zur Hypochlorinfrage. 129 


Legt man einen Spirogyrenfaden in Salzsäure, so ist auch hier, 
wie bei den Körnern, nächst der Gelbfärbung des Bandes das Hervor- 
treten der Schwammstructur das erste Symptom der Wirkung. Bald 
treten über das ganze Band hin verteilt eine grosse Masse Tröpfchen 
auf, die herausgepresst aus den Maschen des Schwammes hie und da 
zu grösseren Tropfen zusammenfliessen. Betrachtet man das Präparat 
nach einiger Zeit, etwa einem Tage, wieder, so sind schon bisweilen 
da und dort Krystallbildungen zu finden, die allerdings oft an den 
Stärkeherden liegen — daneben sieht man jedoch das ganze 
Band mit kleinen Ausscheidungen übersät Jetzt treten 
auch schon an den Rändern des Bandes, zwischen den Stärkeherden 
Krystalldrusen auf, und nach einigen Tagen ist der Befund etwa fol- 
sender: 

Grössere Krystalldrusen an den Stärkeherden zahlreich, doch 
auch an den dazwischen liegenden Partieen häufig, meist am 
Rande des Bandes;') kleine Tröpfchen über das ganze 
Band verteilt. 

Von einer strengen Localisation konnte ich nichts 
beobachten. Ich glaube nun, dass der Grund, weshalb so zahlreiche 
Ausscheidungen gerade an den Stärkeherden und am Raude des Bandes 
liegen, ein rein mechanischer ist. Die Stärkeherde sind bekanntlich 
runde oder mannichfach gestaltete Hohlräume, die in dem flachen Bande 
eingebettet liegen’), das Chlorophyliband legt sich daher allseitig um 
denselben herum. Der radiale Längsschnitt des Bandes giebt demnach 
ein Bild, welches aussieht wie eine Reihe von Kugeln, die in mehr 
oder weniger grosser Entfernung von einander an einer Schnur aufge- 
reiht sind. Daraus ergiebt sich, dass erstlich um den Stärkeherd 
eine relativ grosse Menge Chlorophyll angehäuft ist, und sodann dass, 
trotzdem das Band sich möglichst dem Primordialschlauche anschmiegt, 
zu beiden Seiten der Herde dasselbe etwas von dem Primordial- 
schlauche abgehoben sein wird. Nun sehen wir aber, dass die Hypo- 
chlorinkrystalle überall nur da entstehen, wo genügend Raum vorhanden 
ist — sie fehlen ja selbst grossen Ausscheidungen, die die Plasma- 
membran noch nicht durchbrochen haben, ganz, — so wird der Rand 
des Bandes, der an den Zellraum grenzt, z. B. sehr auffällig bevorzugt, 
während auf dem Bande selbst, d. h. zwischen Band und Primordial- 
schlauch, nur selten sich schon ausgebildete Krystalle finden. Ausser 
an dem Rande des Bandes ist also vorzugsweise um die Stärkeherde 
Raum für Kryställisationen vorhanden. Hier fliessen dann auch die 
Tröpfehen bald zu grösseren Massen, die dann die eigentümlichen 

!) An mehreren Präparaten fand ich gerade umgekehrt die Ausscheidungen 
in den Partieen zwischen den Herden ausgebildet, die Herde selbst frei davon. 

2) Die Leisten, die man häufig bei Spirogyren senkrecht zur Fläche des Bandes 
verlaufend beobachten kann, dienen, wie ich glaube, zur Versteifung desselben, sind 
also von mechanischer Bedeutung. 

Abhandl, des Bot. Vereins f. Brandenb. XXIV. 9 


130 A. Tsehirch: 


krystalloiden Formen annehmen, zusammen. Zudem ist ja, wie schon 
erwähnt, der Chlorophyllfarbstoff um die Stärkeherde in relativ grosser 
Menge vorhanden, was sich ausser durch die Beobachtung — die 
Herde zeigen immer einen dunkleren grünen Ring — ja auch schon 
aus den oben angeführten theoretischen Gründen folgern lässt. Noch 
mehr. In vielen Fällen kann man deutlich beobachten, dass nach 
Behandlung mit dem Reagens der Farbstoff sich gegen die Stärke- 
herde hinzieht, so dass die Mitte zwischen zwei Herden oft völlig 
farblos erscheint, während um die Herde selbst eine intensiv gefärbte 
Zone liegt. 

Ein weiterer Grund für die Anhäufung des Farbstoffes und seiner 
Zersetzungsproducte an den Herden liegt in einer eigentümlichen 
Todeserscheinung, die viele Bänder zeigen. Sie werden nämlich, so- 
bald sie die Schwammstructur verloren haben und collabirt sind, von 
der Fläche gesehen immer schmaler, das Plasma fliesst an den Stär- 
keherden zusammen und lässt zwischen denselben oft nur ganz dünne 
fädige Streifen zurück. Diese Erscheinung ist überaus häufig. Das 
Band ist dann fast völlig verschwunden, die Herde sind durch schmale 
Plasmastreifen mit einander verbunden. In allen diesen Fällen sind 
dann ausschliesslich an den Stärkeherden die Hypochlorinbildungen 
anzutreffen; in denen jedoch, wo die Bandstructur sich lange erhält 
— und bei vorsichtigem Operiren kann man nicht nur die Anordnung 
der Bänder überhaupt, sondern auch die Struetur derselben lange er- 
halten —, sind die Ausscheidungen durchaus nicht, wie ich 
nochmals hervorheben möchte, auf die Herde beschränkt, son- 
dern finden sich über das ganze Band zerstreut, grössere 
Krystallaggregate namentlich an den Rändern bildend. Uebrigens finden 
sich auf Pringsheims Tafeln mehrere Figuren, bei denen ebenfalls von 
einer Localisation an den Stärkeherden nieht gesprochen werden 
kann, so lat. XV 1. 3. AV 1. 2.3XX00, 2 

Auch bei anderen Objecten, Mesocarpus, Draparnaldien, Zygnemen 
ete. konnte ich entweder eine Localisation in der angeführten Weise 
überhaupt nicht beobachten, oder ich musste dieselbe in der ange- 
deuteten Weise interpretiren. 

Gleichfalls nicht möglich war es mir einen Zusammenhang der 
Oelvacuolen an den Rändern der Spirogyrenbänder (Pringsh. Haupt- 
abhandlung S. 21 des Separatabdr.) mit, den Hypochlorinbildungen auf- 
zufinden; es treten an besagten Stellen ebenso oft Hypochlorinaus- 
scheidungen auf, als sie daselbst fehlen, ebensowenig fand ich diese 
Vacuolen vorwiegend an den Stärkeherden. Sie liegen bald hier, bald 
da im Bande. Wie auch eine Abbildung Pringsheims (Taf. XXI 
Fig. 1) zeigt. 

Der dritte Grund Pringsheims ist folgender (S. 113 des offenen 
Schreibens): 


Beiträge zur Hypochlorinfrage. 131 


„In Finsterkeimlingen, die vorsichtig bei geringen Lichtinten- 
sitäten beleuchtet werden, bleibt die Hypochlorinreaction aus, 
obgleich die Chlorophylikörper morphologisch ausgebildet und 
srün sind.“ — 

Bevor ich an die Prüfung dieser, wie mir schien, Hauptstütze ging, 
musste naturgemäss festgestellt werden, ob wirklich, wie alle bisherigen 
Beobachter (Pringsheim, Wiesner, Frank) behaupteten, das Eti- 
olin keine Hypochlorinreaction zeigt. Es war mir dies von vornherein 
unwahrscheinlich, da Etiolin gegen stärkere Säuren durchaus nicht un- 
empfindlich ist, wie schon Wiesner und Sachs fanden, sondern einer 
Reihe von Veränderungen unterworfen ist, die sehr interessante Streif- 
lichter auf seine Beziehungen zum Chlorophyll werfen, ja dass dasselbe 
sogar durch ganz schwache Säuren schon Veränderungen, auf die ich 
in einer noch nicht ganz abgeschlossenen Arbeit eingehender zurück- 
komme, erleidet, die sehr bemermerkenswert und höchst charakteristisch 
sind. Als ich diese Frage nun auch von der mikrochemischen Seite 
in Angriff nahm, zeigte sich denn auch bald, dass auch an den Etio- 
linkörnern Hypochlorintröpfehen zu beobachten sind. Ich bediente mich 
dabei der oben beschriebenen Alkoholmethode und benutzte Erbsen, 
Hafer, Bohnen und Gurken als Versuchsobjecte. Es liessen sich, 
allerdings nur mit Immersion, an den Etiolinkörnern dieser Pflanzen 
deutlich gelbgrüne Tröpfehen nachweisen, deren Farbe und Licht- 
breehungsvermögen denen der kleinen Hypochlorintröpfchen überaus 
ähnlich war. Die Reaction ist durchaus deutlich, und es unterliegt 
für mich keinem Zweifel, dass wir es auch hier mit einem Säure- 
product des Farbstoffes zu thun haben Die Frage, ob wir es mit 
demselben Körper, wie bei der eigentlichen Hypochlorinreaction an 
den Chlorophylikörnern zu thun haben, ist eine andere, die nur dann 
von Wichtigkeit wäre, wenn der Hypochlorinreaction ein wohl charak- 
terisirter Körper zu Grunde läge. Ich unterscheide daher wohl 
zwischen der Hypochlorinreaction, einer wohl definirten 
analytischen Reaction und dem Nachweis des Hypochlo- 
rins, jenes von Pringsheim angenommenen hypotheti- 
schen Körpers, der noch nicht dargestellt ist. 

Die Hypochlorinreaetion ist an den Etiolinkörnern unverkenn- 
bar: es treten an denselben deutlich eine Anzahl kleiner Tröpfchen 
auf, deren Löslichkeitsverhältnisse und Lichtbrechungsvermögen das 
Gleiche ist, wie das der Hypochlorintröpfehen. Dass ich sie bisher 
nicht krystallinisch erhalten konnte, liegt eben an ihrer Kleinheit — 
die kleinen Hypochlorintropfen krystallisiren ja auch nicht. Dass der 
Körper, der bei schwacher Einwirkung von Säuren auf das Etiolin 
gebildet wird, dem «-Hypochlorin (Chlorophyllan) zum mindesten sehr 
nahe stelit, ergiebt sich aus der spektralanalytischen Untersuchung. 
Streifen III und IV sind erheblich verstärkt und sehr dunkel!), Strei- 
Ba ) Bekanntlich Kriterien des Chlorophyllanspeetrums vergl. diese Sitzungsber. 
April 1882. 


152 A. Tsehirch: 


fen II ist gegen blau hin gerückt, das ganze Spektrum demnach dem 
Chlorophyllanspektrum sehr ähnlich geworden, Streifen V allein war bis- 
her deutlich nicht zu erhalten. Der zunächst gebildete Körper ist, wie 
ich glaube, nicht völlig identisch mit dem «-Hypochlorin, welches man 
aus Chlorophyll erhält. Er ist eben das erste Säureproduet des Eti- 
olins, das noch nahezu die rein gelbe Farbe des Etiolins besitzt. 
Wenigstens erscheint es nur wenig grünlich. Ein Grund wohl 
weshalb es übersehen wurde. Die weiteren Producte der Säu- 
rewirkung sind dann grün und gelbbraun. 

Bei der Einwirkung von Säuren auf das Chlorophyll und seine 
Verwandten erhält man jedoch ebenfalls durchaus nicht stets denselben 
Körper. Ich habe vielmehr eine ganze Anzahl wohlcharakterisirter 
Verbindungen nachweisen können, die alle in die Chlorophyllangruppe 
gehören. Das «-Hypochlorin scheint das Endproduct dieser Reactionen 
zu sein. Auch auf diese Körper komme ich eingehender später zu- 
rück, hier möchte ich nur noch erwähnen, dass z. B. die blaugrünen 
Ausscheidungen, die Pringsheim durch Wärme an Chlorophylikörnern 
erhielt (S. 7 der Hauptabhandlung), sehr wahrscheinlich ebenfalls hierher 
gehören, nicht minder die grünen und gelben Tropfen, die man häufig 
neben dem Hypochlorin bei der Reaction erhält. 

Da es mir, trotzdem ich wiederholt Finsterkeimlinge an diffusem 
Lieht ergrünen liess, nicht möglich war, genügend scharfe Unterschei- 
dungsmerkmale für die Etiolin-Hypochlorin- und die Chlorophyll-Hypo- 
chlorin-Reaction aufzufinden, so konnte ich auch das Voraneilen des 
Ergrünens vor der Hypochlorinbildung nicht constatiren. In allen Fällen 
sah ich nur ein progressives Wachsen der ausgeschiedenen Tröpfehen- 
mengen. Doch betrachte ich die Versuche als noch nicht abgeschlossen 
und hoffe, dass es gelingen wird, der Sache auf einem anderen Wege 
beizukommen. 

Bei der grossen Anzahl von Körpern der Chlorophyligruppe, die 
ich kennen gelernt und von denen einige ebenfalls, wie das Rohchloro- 
phyll. eine grüne Farbe besitzen, ist die Möglichkeit durchaus nicht 
ausgeschlossen, dass zwischen Etiolin und Chlorophyll Zwischenstufen 
existiren. Da kann eben nur das Spektroskop entscheiden. Prings- 
heim scheint bei den Versuchen über das Ergrünen der Finsterkeim- 
linge nur nach dem Aussehen beurteilt zu haben, ob Ergrünen einge- 
treten war oder nicht. Bei Uebergängen von gelb in grün ist es aber 
überaus schwer zu sagen, wo das Gelb aufhört und Grün anfängt, da 
zwischen beiden sehr ähnliche Mischfarben liegen. Ich konnte wenig- 
sten nie eine scharfe Grenze finden. Ferner muss erst eine weitere 
Untersuchung zeigen, ob der so bei diffusem Licht gebildete Farbstoff 
wirklich Chlorophyll ist und nicht ein demselben nahestehender anderer 
Körper der individuenreichen Chlorophyligruppe, der dem Etiolin näher 
stehend eine Reaction mit Säuren giebt, die der Etiolin-Hypochlorin- 
Reaetion ähnlicher ist als der des Chlorophyll-Hypochlorins. 


Beiträge zur Hypochlorinfrage. 159 


Als letzten Grund führt Pringsheim an (a. a. ©. S. 113): 

„Die Hypochlorin-Bildungen zeigen sich gleich bei ihrem er- 
sten Hervortreten als farblose krystalloidische Niederschläge 
und auch dort, wo sie zuerst noch gefärbt sind, sieht man sie 
häufig nach längerer Zeit von der Spitze her erbleichen.“ 

Dass die Hypochlorinbildungen gleich bei ihrem ersten Hervor- 
treten als farblose krystalloide Niederschläge erschienen, konnte ich 
in keinem Falle beobachten. Ich habe die Hypochlorinnadeln 
anfangs stets gefärbt gesehen und die später farblos er- 
scheinenden Spitzen beweisen mir nur, dass die Zersetzung des 
Farbstoffes durch Licht an der dünnsten Schicht, d. h. an der 
Spitze beginnt. Alle Körper der Chlorophyligruppe werden durch Licht 
nach und nach entfärbt — sie bleichen. Verfolgt man das spektro- 
skopische Verhalten während des Bleichens, so sieht man, dass die 
Streifen bis zuletzt ihre Lage behalten, nur immer matter und matter 
werden, bis sie schliesslich ganz verschwinden. Dann ist die Lösung 
farblos geworden. Auch hier erweisi sich Streifen 1 am resistentesten. 

Diese Eigentümlichkeit im Licht zu bleichen teilt das «-Hypo- 
chlorin mit sehr vielen Farbstoffen, um nur einen aus der Chlorophyll- 
gruppe anzuführen, sei das rubinrote Erythrophyli genannt, dessen 
Krystalle auch von der Spitze her erbleichen. — Sowie man nun diese 
als wohl charakterisirte Verbindungen auffasst und auffassen kann, 
glaube ich kann man dasselbe für das «-Hypochlorin (Chlorophyllan) 
annehmen. 

Ich schliesse, wie gesagt, die Möglichkeit der Darstellung einer 
farblosen Grundsubstanz für das «-Hypochlorin nicht ganz aus, halte 
_ es jedoch für unwahrscheinlich, das eine solche vorhanden ist, denn 
wenn die den Chlorophyllifarbstoff begleitenden anderen Bestandteile der 
Chlorophylikörner, die mit dem Farbstoff gemengt das Gerüst durch- 
tränken und die ebensogut wie öl- und fettartige auch eiweissartige 
Stoffe aus der Gruppe der alkohollöslichen sein können, ein so leb- 
haftes Tinctionsbestreben dem Chlorophyllfarbstoffe gegenüber besässen, 
so würden alle Kıystallisationen, die man aus auch nur noch irgend 
gefärbten Lösungen erhielte, gefärbte Kıystalle liefern. Das ist aber 
durchaus nicht der Fall, neben den tiefbraungefärbten «-Hypochlo- 
rindrusen liegen anders gestaltete, völlig farblose Krystallaggregate 
von Eiweisskörpern, Wachs u. and. Nun könnte ja allerdings das 
Hypochlorin in ganz besonders hervorragender Weise jenes Tincti- 
onsbestreben besitzen — so energisch dürfte es jedoch den Farbstoff 
nicht zurückhalten, dass selbst nach wiederholtem Umkrystallisiren stets 
die gleich tiefbraun gefärbten Krystalle resultiren. 

Ein rein chemischer Grund spricht ausserdem noch gegen die 
Annahme, dass jene «-Hypochlorinaggregate nur von verändertem Farb- 
stoff tingirt, nicht dieser selbst seien. Das Chlorophyllan, dessen 


134 A. Tschirch: Beiträge zur Hypochlorinfrage. 


Identität mit dem «-Hypochlorin mir ausser Zweifel erscheint, liefert 
nach Hoppe-Seylers Untersuchungen!) beim Schmelzen mit Kali 
die Diehromatinsäure, einen Körper, dessen Zugehörigkeit zur 
Chlorophyligruppe aus spektroskopischen Gründen sicher ist. Die Aus- 
beute daran beträgt °/,, des angewandten Chlorophyllans, der neue 
Farbstoff, ein prachtvoll roter Körper, das Hauptproduct der Einwir- 
kung, wird seinen Ursprung wohl nicht einem tingirenden Farbstoff, 
sondern der Hauptmasse des Chlorophyllans verdanken. Man muss 
demnach das Chlorophyllan («-Hypochlorin) für einen homogenen Körper 
halten, der in inniger Beziehung zum Chlorophyll stehend seine Farbe 
nicht einer färbenden Beimengung verdankt. Zudem wäre es nicht 
wohl denkbar, wie Verbrennungen dieses Körpers stets die gleichen 
Resultate liefern würden, wenn wir es mit Gemengen zu thun hätten. 

Trotz alledem ist die Hypochlorinfrage durch obige Unter suchungen 
durchaus nicht als gelöst zu betrachten. 

Die Ansicht Pringsbeims, dass das primäre Assimilationsproduet 
ein O-ärmerer Körper sein muss, als alle, welche bisher dafür in An- 
spruch genommen wurden, erscheint mir zweifellos richtig, auch die 
Vorstellung Pringsheims über die Natur dieses Körpers hat sehr vieles 
für sich. Es würde von höchster Wichtigkeit sein, wenn es sich be- 
wahrheitete, dass wirklich das Hypochlorin, dem eine Anzahl von 
Eigenschaften zukommen, die der gesuchte Körper besitzen wird, die 
fragliche Substanz wäre. Nach dem jetzigen Stande unserer Kennt- 
nisse erscheint es mir jedoch unwahrscheinlich, dass wir es bei dem 
Hypochlorin mit etwas anderem als einem Zersetzungsproducte des 
Chlorophylifarbstoffes zu thun haben, welches erst durch Zusatz des 
Reagens gebildet wird und vorher nicht neben dem Farbstoff im 
Chlorophylikorn vorhanden war. Wenn sich die mikrochemischen 
Gründe Pringsheims als stichhaltig erweisen liessen, so wäre die Wahr- 
scheinlichkeit gross, dass das Hypochlorin wirklich ein neben dem 
Farbstoff im Korn enthaltener Körper sei — nach dem oben mitge- 
teilten Untersuchungen scheint es fast, als ob dieselben teils einer 
Correetur bedürften, teils auch andere Deutungen zuliessen. Jedenfalls 
muss nach weiteren Stützen für die Hypochlorintheorie gesucht werden, 
wenn sie acceptabel werden soll. Ich selbst suche darnach, da ich 
ursprünglich davon ausging für die Theorie neue Stützen zu finden. 


Pflanzenphysiol. Institut d. König]. 
landwirthschaftlichen Hochschule 
Berlin, Juni 1882. 


1) Zeitschrift für physiolog. Chemie. IV. S. 195. 


Bemerkungen zu den deutschen und ungarischen 
Geaster-Arten. 


Von 
Friedr. Aug. Hazslinszky.') 


Interessante Erscheinungen wie die der Erdsterne laden jeden 
Forscher in ihre Werkstätte ein, und jeder von ihnen folgt gierig dem 
Rufe um etwas über die geheimnisvolle Entwickelung dieser Sonder- 
linge zu erfahren. Demohnerachtet wissen wir von der Gestaltung 
derselben sehr wenig. Ihr sporadisches, oft durch viele Jahre unter- 
brochenes Erscheinen, ihre Entwickelnng im Centrum des Mycelium- 
Knäuels und noch dazu im Schoosse der Erde, wie auch unsere Un- 
kenntnis ihrer Fortpflanzungsbedingungen hemmen jede eingehende 
Prüfung. Ob es jemanden gelungen sei, selbe zu cultiviren, weiss ich 
nicht, aber von meinen wiederholten Versuchen kann ich sagen, dass 
sie bisher erfolglos waren. 

Zu dieser mangelhaft bekannten Entwickelungsgeschichte gesellt 
sich natürlicher Weise auch ein gewisses Wanken bei der Fixirung 
- der Species, besonders wenn man bei Mangel der Original-Exemplare 
auf Grund der alten Abbildungen und vagen Charakterisirungen die 
Prioritäten wahren will. 

Obgleich ich selbst über Entwiekelung, Bewegung und Vermeh- 
rung dieser Pilze nicht mehr bieten kann als die Litteratur aufweist, 
demohnerachtet versuche ich auf Grund meiner Erfahrungen und des 
mir zu Gebote gestellten reichen Materials des Prof. P. Magnus eine 
Einigung in Bezug auf einige ältere verschieden gedeutete Benennun- 
gen einzuleiten. 

l. Geastri pectinati. 

Der Charakter dieser Gruppe liegt in dem grossen kegelförmigen 
Peristom, welches durch ohngefähr 20, nach unten erweiterte, scharfe 
Furchen oder eben so stark ausgeprägte Falten kammförmig erscheint. 
Hieher gehört 


1) Nachfolgende Abhandlung erhielt ich von Prof. Dr. F, Hazslinszky zur 
Veröffentlichung zugesandt. Da sich der Aufsatz mit den einheimischen Formen 
der interessanten Gattung Geaster beschäftigt, so dürfte er vielen Mitgliedern will- 
kommen sein. P. Magnus. 


136 F. A. Hazslinszky: 


1. @. striatus Fr. Das innere Peridium kugelig, sitzend, Peristom 
kammförmig. 

2. @. Rabenhorstii Knze. Das innere Peridium ist im Längs- 
schnitt abgerundet-deltoidförmig, mit dem stumpfern Winkel gegen 
den Stiel gekehrt. Peristom kammförmig. Hieher gehört @. limbatus 
Grevillea Plate XVII. Fig. 1. 

3. @. calyculatus Knze. Durch die Ringfalte am Grunde des 
inneren Peridiums und das kammförmige Peristom sehr scharf charak- 
terisirt. Hieher gehört @. orientalis Hzs. Grevillea Plate 98. Fig. 12, 
13, 14, 15 und @. Bryantiüi Beck. Grevillea Plate XV. Fig. 1. 

4. @. wumbilicatus Fr. Inneres Peridium kugelförmig, stiellos. 
Peristom gefaltet auf tief eingesenkter Scheibe. Ganz verschieden 
davon ist @. umbilicatus Quelet. „Les champignons du Jura et des 
Vosges“ II part. Pl. III. Siehe unten @. Queletü. 

ll. Geastri coronati, 

Der Charakter liegt in dam halbkugelig zurückgeschlagenen, re- 
gelmässig vierspaltigen, papierartigen äussern Peridium und dem 
faserigen, zuletzt kurz röhrenförmigen, gezähnten, gekerbten oder 
gewimperten Peristom auf einer runden Scheibe. Hieher gehört 

1. @. fornicatus Fr. syst. myc. III p. 12. Inneres Peridium 
eiförmig, am Grunde apophysenartig erweitert und gestielt. Diese 
Apophyse ist: 

a. kuchenförmig bei der am meisten verbreiteten Form. Corda 

icones V. Fig. 43. Krombh. Taf. VI. Fig. 11. 

b. kurz ceylindrisch. Grevillea Plate XV. 
ec. umgekehrt kegelförmig in den Stiel übergehend bei Roumeguere 

„Cryptogamie illustree“ Fig. 389. 

2. @. Queletü. Inneres Peridium kugelig mit deutlich abgesetzter 
kuchenförmiger Apophyse. @. wumbilicatus Quelet „Les Champignons 
du Jura et des Vosges“ II Pl. II. Fig. 9. 

@. umbilicatus Fr. ]1. e. p. 14 peridio exteriori molli explanato, 

multipartito, interiori sessili, disco depresso ete. ist eine ganz 

andere Pflanze vom Habitus des @. fimbriatus. 

Ob die Abbildung bei Schaeffer Tab. 181 hieher zu ziehen sei, 
will ich nicht entscheiden, ich betrachte selbe als nicht existirend. 

3. @. Cesatii Rbh. Inneres Peridium eiförmig, fast sitzend, ohne 
Paraphyse. Hieher gehört als var. g wrceolatus Hzs. Grevillea No. 28 
p- 161 Plate 47, Fig. 5. @. badium P.? 

Der auffallende Umstand, dass die äusserste Schicht des äussern 
Peridiums bei dem Heraustreten des inneren in der Erde bleibt, ist 
kaum als specifisch zu betrachten. Auch will ich bemerken, dass 
ausnahmsweise auch andere Geaster vierspaltig, und die Coronati auch 
mehrspaltig erscheinen, doch ist das Spalten in diesen Fällen ein un- 
regelmässiges. 


Bemerkungen zu den deutschen und ungarischen” @easter-Arten. 137 


II. Geastri flaccid:. 

Der Charakter dieser Gruppe in dem papier- bis membranartigen 
äussern Peridium und in dem Fehlen einer begrenzten Scheibe am 
Grunde des fasrigen Peristoms.! Hieher gehört 

1. @. fimbriatus Grevillea Plate XVII. Fig. 2 mit papierartigem, 
ganz, oft kugelig, zurückgerolltem, meist nur lappigem äussern Peridium. 

2. G. multifidus mit membranartigem, flatterigem fast bis zur 
Basis in viele schmal lanzettliche Abschnitte. geteiltem äussern Peri- 
dium. @. fimbriatus Fr. ]. e. p. 16. 

IV. Geastri rigidi. 

Aeussere Peridie lederartig hart, wenig zurückgeschlagen, meist 
endlich nur ausgebreitet. Mund faserig auf einer. runden, scharf be- 
srenzten Scheibe. Wahrscheinlich haben alle über dem Peristom einen 
abfälligen Schnabel. Hieher zähle ich 

1. @. limbatus Fr. Innere Peridie abgerundet linsenförmig. Pe- 
ristom faserig, zuerst flach-convex zuletzt kurz röhrenförmig. Das 
Titelblatt der Grevillea giebt gut die Form des inneren Peridiums, die 
ganze Figur repräsentirt die vielspaltige Form dieser schönen Species. 

@. limbatus Grevillea Plate XVI. Fig. 2 gehört nicht hieher. Siehe 
@. Rabenhorstii. 

2. @. Michelianus W. G. S. Siehe Grevillea Plate XI. 

3. @. orthorrhynchus Hzs. S. Grevillea Plate XXXXVII Fig. 1, 2, 
3, 4, 5, 7 mit var. ß Kalchbrenneri. S. Magyarhon hasgombai Hazslinszky 
Frigyestöl S. 14. 

4. @. rufescens P.Krombh. Tab. VI Fig. 12. Grevillea Plate XIX. 
Wechselt stark, besonders in Bezug auf Farbe. Man findet braune, 
ganz weisse, blass fleischrote Exemplare, die schönsten sind die mit 
braunem äusseren und hochrotem innern Peridium. 

5. @. mammosus Fr. ist durch sein Peristom und sein äusseres 
Peridium. gut charakterisirt. Oberflächlich betrachtet sieht er wie ein 
kleiner @. vulgaris Cd. aus. 

V. Geastri astomi. 

Charakterisirt neben dem sohlenlederartigen äussern Peridium 
durch das Fehlen des Farsionk, Hieher gehört @. vulgaris Cd., @. 
hygrometricus aut. 

Anmerk. @eastri acrogen.. Nehmen wir in den Charakter der 
Gattung die Entwickelung der Frucht im Centrum des Mycelknäuels 
auf, dann muss @. lageniformis, wenn die Zeichnung Roumegueres in 
Cryptogamie illustree Fig. 390 richtig ist, entweder aus der Gattung 
Geaster gestrichen oder in die Ausseia gestellt werden. 

Eperies, den 3. Juli 1882. 


Floristische Mitteilungen aus der Mark 


und 


Bericht über den im Juli d. J. im Auftrage des Vereins unter- 
nommenen Ausflug nach Wusterhausen a. d. D., Kyritz und 
Neustadt a. d. D. 


Von 


C. Warnstorf. 


Je öfter und länger ich in den letzten Jahren Gelegenheit hatte, 
die Umgegend von Sommerfeld i. d. Niederlausitz hinsichtlich ihrer 
Kryptogamenflora zu durchforschen, desto mehr drängte sich mir die 
Ueberzeugung auf, dass sie, wie kaum eine andere Gegend der Mark, 
besonders wegen ihrer eigenartigen Bodengestaltung und Bodenbe- 
schaffenheit geeignet sein müsse, noch so manchem seltneren Moose 
als Wohnort zu dienen. Ich hatte mir deshalb vorgenommen, längere 
Zeit als gewöhnlich während der diesjährigen Sommerferien mich dort 
dem Studium der Moose zu widmen, und ich muss es als ein glückliches 
Zusammentreffen von Umständen bezeichnen, dass sich meinen dies- 
bezüglichen Bestrebungen die Herren Albrecht-Sommerfeld, Falcke- 
Potsdam, Jahrmann-Sommerfeld und teilweis auch Alisch-Räschen 
mit liebevoller Hingabe anschlossen und dieselben wesentlich fördern 
halfen, wofür ich ihnen zu ganz besonderem Danke mich für ver- 
pflichtet halte. 

Bei unseren täglichen gemeinsamen Excursionen, welche sich oft 
weit über 1 Meile in den Umkreis der Stadt ausdehnten, hatte ich nun 
vollauf Gelegenheit, meine Vermutung bestätigt zu finden. Der häufige 
Wechsel von Berg und Thal, Wald und Wiese, Thon, Sand und Moor, 
‚sowie die zahlreichen, von den meist bewaldeten Höhen herabkommenden 
Wasserläufe und die dort liegenden Quellsümpfe gewähren gerade den 
verschiedensten Moosen die günstigsten Existenzbedingungen. Es darf 
denn auch nicht auffallen, wenn die märkische Moosflora durch unsere 
Bemühungen wieder um einige Novitäten bereichert worden. Junger- 
mannia sphaerocarpa Hook., J. excisa Hook. und Mastigobryum trilobatum 


Floristische Mitteilungen aus der Mark etc. 139 


N.v.E. sind, soviel mir bekannt, für das Gebiet neu,!) während Dryum 
Dwvalii Voit (Albrecht), Mnium riparium Mitt., Barbula tortuosa W. et M. 
zu solchen Arten gehören, welche aus dem Gebiete bisher nur von 
einem Standorte bekannt waren. Indessen haben auch die Phanero- 
samen durch das Auffinden von Coronopus didymus Sm. einen inter- 
essanten Zuwachs erhalten. 

Ueber die neuen Beobachtungen, welche ich im Laufe d. J. in 
der hiesigen Gegend gemacht, giebt das nachfolgende Verzeichnis 
Aufschluss. 

Was nun endlich meine im Auftrage des Vereins unternommene 
Exploration, wozu derselbe wieder wie in früheren Jahren bereitwilligst 
die Mittel zur Verfügung gestellt, anlangt, so hat mich dieselbe wenig 
befriedigt. Das ganze von mir besuchte Gebiet ist eben und besteht 
excl. Culturboden fast ausnahmslos aus grossen Wiesencomplexen 
(besonders zu beiden Seiten der Dosse und Jäglitz) und kahlen oder 
bewaldeten Sandflächen. Selbst der Bantikower und Stolper See ver- 
mögen die Eintönigkeit der Gegend nicht wesentlich zu heben. Da, 
wo Laub- (meist Eichen-) Wald auftritt, wie z. B. zwischen Kyritz 
und Wusterhausen, da verschwindet ja allerdings stellenweis das 
Einförmige der Landschaft mehr, und das Auge weilt mit Wohlgefallen 
auf dem Dunkelgrün des auch botanisch so viel versprechenden Laub- 
holzes. Allein betritt man einen solchen Waldeomplex — in der Regel 
von nur geringer Ausdehnung — so wird man vollkommen in seinen 
Erwartungen enttäuscht: der Boden ist rein gefegt wie eine Tenne, und 
man gewahrt auch nicht die dünnste Humusschicht, welche einzelnen 
Waldpflanzen Nahrung gewähren könnte. Ebenso rein werden auch 
die Nadelholzbestände gehalten, und weder hier noch dort war es mir 
infolgedessen möglich, auch nur eine nennenswerte Pflanze nachzu- 
weisen; in den Kieferschonungen fristesten kaum einige Flechten und 
in den Laubholzbeständen kaum einige Gräser ihr kümmerliches Dasein. 
Auf den Jäglitzwiesen zwischen Kyritz und Plänitz trat als einzige 
Charakterpflanze Armeria vulgaris auf, welche in tausenden und aber- 
tausenden von Exemplaren den Wiesenflächen, aus der Ferne gesehen, 
stellenweis eine blassrote Färbung verlieh. Für die Ufer der Dosse 
von Wusterhausen bis Hohenofen mag Archangelica sativa als charak- 
teristisch hervorgehoben werden, während trockene Wiesen beim Dorfe 
Sägletz von Thrincia hirta gelb gefärbt erschienen. 

Schliesslich mögen noch folgende seltenere Pflanzen, welche von 
mir aufgefunden worden, erwähnt werden: 1. Agrimonia odorata Mill. 
(Kyritzer Ziegelei); 2. sSenecio aquaticus Huds. (Dossewiesen bei 
Neustadt); 3. Rubus Sprengelü W. et N. (unweit der Hamburger Eisen- 

ı) Während des Druckes dieser Arbeit sandte mir Herr Alisch Pröbchen von 


Dieranella erispa Schpr., welche von ihm ‚bei Räschen unweit Sommerfeld im Laufe 
dieses Herbstes aufgefunden wurde. Dieselbe ist ebenfalls für das Gebiet neu. 


140 C. Warnstorf: 


bahn zwischen Schönfeld und Sägletz); 4. Calamagrostis arenaria Rbh. 
(zwischen der Hamburger Eisenbahn und Sägletz); im übrigen sei 
auf das nachfolgende Verzeichnis verwiesen. 


Abkürzungen: 


K. = Kyritz; N.-R. = Neuruppin; N. = Neustadt a. d. Dosse; P. = Paulinenaue; 
S. = Sommerfeld; W. — Wusterhausen. 


Verzeiehnis der Keohachtein Pflanzen. 


A. Phanerogamen. 
Fam. Ranumneculaceae .Juss. 
Thalictrum flavum 1. P., Eisenbahndamm nach Lobeofsund. 
Fam. Orueiferae Juss. 
Nasturtium fontanum Aschs. K., in einem Graben an der Chaussee 
nach Sechszehneichen hin. 
Camelina sativa Crtz. N.-R., sehr zahlreich am Wege zwischen Bahnhof 
Dammkrug und Langen. 
C. dentata Pers. N.-R., sehr häufig zwischen Serradella hinter dem 
neuen Kirchhofe. 
Lepidium ruderale L. Kyritzer Ziegelei. 
Coronopus squumatus Aschs. K., an Strassen sehr gemein, ebenso in W. 
+ O©. didymus Sm. S., auf festgetretenem Schutt im Hofe der Dan- 
ke’schen Fabrik. Neu für Brandenburg. Dieser Standort schiebt 
sich zwischen das Vorkommen dieser Pflanze an der unteren 
- Elbe und der Ostseeküste und bei Schnepfenthal in Thüringen ein. 
Fam. Polygalaceae Juss. 
Polygala comosa Schk. mit hellrötlichen bis fast ganz weissen Blüten 
P., Wiesen an der Hamburger Eisenbahn nach der Lütsche hin; 
die gewöhnliche Form auf Triften bei Hohenofen unweit N. 
Fam. Silenaceae DO. _ 
Dianthus superbus L. P., Luchwiesen nach Lobeofsund hin zahlreich. 
Viscaria viscosa Aschs. N.-R., am jenseitigen Seeufer unter Kiefern. 
Silene nutans L. W., am Bantikower See unter” Kiefern. 
Die von mir im 21. Jahrgang der Verhandlungen S. 152 irrtümlich. 
unter dem Namen Silene gallica angegebene Pflanze ist $. conica L., 
dieselbe erscheint in jedem Jahre an dem angegebenen Standort in 


grosser Menge. | 
Fam. Alsinaceae DC. 


Alsine viscosa Schrb. N., zwischen Schönfeld und der Hamb. Eisenbahn 


auf Aeckern. 
Fam. Linaceae DC. 


Radiola multiflora Aschs. S., auf Aeckern gemein, wie auch bei K., 
W. und N. 


Floristische Mitteilungen aus der Mark etc. 141 


Fam.” Malvaceae R.Br. 
Malva Alcea L. N.-R., am Wege bei Küdow. 


Fam. Hpericaceae DC. 

Hypericum montanum L. S., Abhänge im Lubstthal zwischen Liebs- 
gener und Hammermühle. 

Fam. Geraniaceae DC. 

Geranium palustre L. W., Dossewiesen sehr gemein. 

@. sanguineum I. P., Lütsche. 

@. molle L. Weissblühend. S., Liebsgener Mühle am Lubstdamm. 

: Fam. Papilionaceae L. 

Sarothamnus scoparius Koch. W., Bantikow; zwischen hier und Sechs- 
zehneichen; zwischen hier und Kyritz; zwischen hier und W.; S., 
Steinberg bei Räschen sehr häufig. 

Ononis spinosa L. Weissblühend. N., bei Sägletz. 

Medicago .falcata L. W., Bantikow. 

7 M. Aschersoniana Urb. S., in fast allen Fabrikhöfen angetroffen. 

+ M. hispida Gärtn. S., noch häufiger, mit voriger an denselben Stand- 

- orten. 

Melilotus macrorrhizus Pers. P., Vorwerk Bienenfarm. Das Selbelanger 
Jägerhaus, woselbst diese Pflanze in Aschersons Flora von Bran- 
denburg angegeben wird, existirt als solches nicht mehr, sondern 
es liegt jetzt hier das vorerwähnte Vorwerk. 

M. coeruleus Desr. S., auf Hinkau in Gärten vor den Häusern ver- 
wildert. 

Trifolium medium L. N., zwischen Schönfeld und der Eisenbahn auf 
lehmigen Abhängen. 

T. fragiferum L. N., Hohenofen, Sägletz, ustierleusen u. Ss. w., auf 
Triften und an era denn. 

T. hybridum L. K., W. und N. sehr verbreitet. - 

T. agrarium L. Zwischen K. und W. an der Chaussee. 

Tetragonolobus siliquosus Rth. P., südlich vom Vorwerk Bienenfarm 
an Grabenrändern. 

Coronilla varia L. S., Steinberg bei Räschen gemein. 

Ornithopus perpusillus L. W., Kieferschonung am Bantikower See, 
auch zwischen Sechszehneichen und K. und zwischen hier und W. 

Vieia tetrasperma Mnch. S., auf Aeckern gemein. 

T V. monantha Koch. N.-R., unter Sommergetreide wor dem Altruppiner 
Chausseehause. 

V. cassubica L. S., Steinberg bei Räschen. 

Lathyrus silvester L. var. ensifolius Buek. N., zwischen Schönfeld und 
der Eisenbahn auf lehmigen Abhängen. 

L. paluster L. P., am Bahndamm nach Lobeofsund. 

L. montanus Bernh. S., Abhänge bei der Hammermühle. 


142 C. Warnstorf: 


Fam. Amygdalaceae Juss. 

Prunus Padus L. S., im Lubstgrunde zwischen Bahnhof Liebsgen und 
der Gersdorfer Fabrik. 

Fam. Rosaceae Juss. 

' Spiraea Filipendula L. S., Steinberg bei Räschen. 

Rubus afınis W. et N. S., im vorderen Stadtbusch. 

R. Sprengelüi W. et N. .N., zwischen Schönfeld und der Eisenbahn 
auf lehmigen Abhängen. 

R. pruinosus Arrh. S., Steinberg bei Räschen häufig. 

Potentilla eollina Wib. N.-R., Abhänge am jenseitigen Seeufer. 

P. mixta Nolte. Bei S. sehr verbreitet, z. B. Dolzig; zwischen Dolziger 
Schäferei und dem Forsthause; Hornbuden. 

P. procumbens Sibth. S., meist in Gesellschaft von voriger. 

P. procumbens X silvestris Warnst. S., nicht selten, in der Regel mit 
den beiden vorigen und P. silvestris. 

P. verna L. S., bei Räschen bereits zum zweiten Male in Blüte. 

Alchemilla arvensis Scop. S., gemein; überhaupt auf Aeckern eine der 
häufigsten Pflanzen. 

Agrimonia odorata Mill. Kyritzer Ziegelei in einem Graben am 
Wege nach Plänitz. — Scheint in der Mark nicht zu den ver- 
breiteten Pflanzen zu gehören, da ich sie bis jetzt vergeblich 
gesucht. Von A. Eupatoria am leichtesten durch die grösseren, 
gslockenförmigen Kelche, deren äussere Stachelreihen etwas 
rückwärts gebogen sind, zu unterscheiden. 


Fam. Onagraceae (Juss.) 

Epilobium roseum Schreb. W., in Gräben bei der Stadt. 

E. parviflorum X tetragonum. Schon im 21. Jahrgang (1879) unserer 
Verhandlungen S. 156 erwähnte ich diesen Bastard, ohne mich 
indes näher über denselben ausgelassen zu haben. Die Pflanze 
unterscheidet sich von 2. parviflorum durch zerstreut-kurzhaarige 
Stengel, die vom Blattgrunde deutlich herablaufenden Linien 
und durch die zusammenneigende Narbe. Von #. teiragonum ist 
sie durch die Behaarung und die nicht bis zum nächsten Stengel- 
gliede herablaufenden Linien sofort zu unterscheiden. 

E. hirsutum x tetragonum. Pflanze sehr kräftig, bis meterhoch, 
unten und in der Mitte hell-, oberwärts graugrün. Stengel im 
mittleren und oberen Teile mit kurzen, aufrecht abstehenden Haaren 
besetzt. Blätter länglich-lanzettlich, mit halb stengelumfassendem 
Grunde sitzend und am Rande scharf gesägt; die Basis der unteren 
und mittleren Blätter mit ihren Rändern vollkommen zusammen- 
fliessend und meist in zwei Linien am Stengel herablaufend. 
Blüten dunkelpurpurn, doppelt so gross als bei #. tetragonum, 
Narben zusammenneigend N.-R., in den Röhrich’schen Sandgruben 
bei Altruppin unter den Stammeltern. 


Floristische Mitteilungen aus der Mark ete. 143 


Fam. Cueurbitaceae Juss. 


Bryonia alba L. N.-R., in Hecken bei Läsikow häufig. 


Fam. Scleranthaceae Lk. 
Seleranthus annuus X perennis. N., Sandfelder zwischen Schönfeld 
und der Eisenbahn. 
Fam. Crassulaceae DC. 
Sedum reflexum L. W., Bantikower Seeufer; zwischen K. und W. an 
der Chaussee. 
Fam. Umbelliferae Juss. 
Pimpinella magna L. W., Dossewiesen; in der Gegend von Kyritz 
wenig oder gar nicht bemerkt. 
Berula angustifolia Koch. W., in einem Graben in der Nähe der Stadt. 
Archangelica sativa Bess. Von W. bis Hohenofen am Dosseufer häufig. 
Peucedanum Oreoselinum Mnch. W., Abhänge am Bantikower Seeufer. 
Conium maculatum L. W., Plänitz; Läsikow u. s. w.; S., Merke. 


Fam. Araliaceae Juss. 


Hedera Helix L. S., Lubstgrund bei der Gersdorfer Fabrik. 


Fam. Caprifoliaceae Juss. 


Viburnum Opulus L. W., am Bantikower Seeufer. 
Lonicera Periclymenum L. N., Eichwald bei Schönfeld. 


Fam. Rubiaceae Juss. 
T Sherardia arvensis L. P., Aecker beim Vorwerk Bienenfarm. 
Asperula tinctoria L., P., Lütsche. 
A. cynanchica L. W., Bantikow auf Sandbergen am See; N., am 
Eisenbahndamm unweit des Ueberganges nach Sägletz. 
Galium Mollugo L. var. villosum. Pflanze zottig behaart. P., Lütsche. 


Fam. Valerianaceae DC. 
Valeriana sambucifolia Mik. S., Lubstgrund zwischen Bahnhof Liebsgen 


und der Gersdorfer Fabrik. 
Valerianella dentata Poll. S., auf Aeckern verbreitet. 


Fam. Dipsacaceae DC. 
Knautia orvensis Coult. Weissblühend, N., zwischen Schönfeld und 
dem Eisenbahndamm. 
Scabiosa suaveolens Desf. W., Wall hinter dem Schiesshause. In der 
Nähe von N.-R. bisher vergeblich gesucht. 
Fam. Compositae Adans. 
Tussilago Farfarus L. K., Lehmgrube zwischen der Kyritzer Ziegelei 
und Plänitz. 
+ Stenactis annua Nees. S., in den Rähmen der Niemer’schen Fabrik. 
T Inula Helenium L. S., im Hofe der Sternberg’schen Fabrik, 


144 GC. Warnstorf: 


Pulicaria prostrata Aschs. W., Bantikow; N., Plänitz. 

T Xanthium spinosum L. S., im Hofe der Kinderbeschäftigungsanstalt 
und der Pannott’schen Fabrik. 

T Rudbeckia laciniata L. S., Lubstgrund zwischen Bahnhof Liebsgen 
und der Gersdorfer Fabrik. (Dort seit 1860 (Baenitz, Verhandl. 
des Bot. Vereins Brand. Il S. 85) vorhanden). 

Anthemis tinctoria L N.-R., auf einem Kleefelde zwischen Küdow und 
Garz. 

Senecio vernalis W.K. Var. eradiatus m. Köpfe strahlenlos. N.-R., 
Waldblösse vor Rottstiel unter der typischen Pflanze. 

S. aquaticus Huds. N., Dossewiesen nach Spiegelberg zu häufig. 

S. paludosus L. P., zu heiden Seiten des Bahndammes nach Lobeof- 
sund hin. 

Centaurea panniculata Jacg. Weissblühend. N., zwischen Schönfeld 
und dem Eisenbahndamm ziemlich zahlreich. 

Lappa tomentosa Lmk. Mit fast weissen Kronen und Staubbeutelröhren. 
K., Mühle in Sechszehneichen. 

Onopordon Acanthium L. W., auf Schutt zwischen den Scheunen. 

Carduus erispus L. N.-R., Wildberg; W., Bantikow; N., Plänitz, Hohen- 
ofen, Sägletz u. S. w. 

Arnoseris minima Lk. K., Aecker bei der Colonie Sechszehneichen 
gemein. 

Thrincia hirta Rth. W., Triften bei Metzelthin; K., Jäglitzwiesen bei 
der Stadt sehr häufig; N., Plänitz, Dossewiesen bis Hohenofen, 
bei Sägletz die Wiesen gelb färbend. 

Urepis biennis L. W., Grabenränder; K., Jäglitzwiesen häufig; N., 
Plänitz, Sägletz, Nakel, Läsikow; N.-R., Garz, Küdow u. Ss. w, 
sehr verbreitet. 

Fam. Campanulaceae Juss. 
Oampanula Trachelium L. W., am Bantikower See; zwischen Plänitz 


und N. 
Fam.. Siphonandraceae Klotzsch. 


Vaccinium Oxycoccus L. S., Moorwiesen im Spechtwinkel und zwischen 
Liebsgener und Hammermühle. 
Fam. Oleaceae Lindl. 
T Ligustrum vulgare L. N.-R., zwischen Küdow und Vorwerk Blücher 
am Wege in schönen, kräftigen Hecken. Scheinbar wild. 
Fam. Gentianaceae Juss. 
Gentiana Pneumonanthe L. S., Moorbruch zwischen Merke und ÖOssig 
im Walde. 
Erythraea pulchella Fr. N., Triften bei Hohenofen. 
Fam. Borraginaceae (Juss.) 


Asperugo procumbens L. P., am Bahnhofe in Hecken; sonst im Rup- 
piner Kreise bisher nicht bemerkt. 


Floristische Mitteilungen aus der Mark etc. 145 


Myosotis caespitosa Schultz S., in Gräben zwischen Räschen und Ossig. 


Fam. Scrophulariaceae (R.Br.) 
Verbascun. Thapsus L. W., zwischen Bantikow und Sechszehneichen. 
V. Lychnitis L. W., Abhänge am Bantikower See. 
_ Veronica spicata L. W., Bantikower See; N., Dossewall sehr häufig. 
Meampyrum nemorosum L. W., Abhänge am Bantikower See; um 
Ruppin wenig verbreitet. 


Fam. Zabiatae Juss. 
Clinopodium vulgare. L. W., am Bantikower See. 
Nepeta Oatarıia L. K., bei der Mühle in Sechszehneichen; N., Plänitz. 
Lamium purpureum L. Weissblühend. N.-R., Grasgärten in Molchow. 
L. maculatum L. S., Lubstgrund zwischen Bahnhof Liebsgen und der 
Gersdorfer Fabrik. 
Galeopsis Ladanum L. K., Kyritzer Ziegelei auf Aeckern; N., zwi- 
schen Schönfeld und der Eisenbahn. 
Stachys Betonica Benth. P., Lütsche. 
Marrubium vulgare L. W., Bantikow. 
Ajuga genevensis L. W., Bantikow. 
Fam. Verbenaceae Juss. 


Verbena oficinalis L. W., Bantikow. 


Fam. Plantaginaceae Juss. 
Plantago lanceolata L. N.-R., mit dunkelgelben Staubbeuteln beobachtet. 
P. ramosa Aschs. S., Merke. 
Fam. Lentibulariaceae L.C.Rich. 
Utricularia minor L. S., Moorbruch zwischen Merke und Ossig. 
Fam. Amaruntaceae (Vent.) 
Chenopodium murale L. W., Bantikow; N., Plänitz, Hohenofen, Sägletz 
u. 8. w. 
Ü. bonus Henricus L. W., Bantikow. 
Fam. Polygonaceae (Juss.) 
Rumex maritimus L. W., Bantikower See. 
Polygonum amphibium L. var. natans Mnch. K., im Stolper See bei 
Sechszehneichen. 
Fam. Zuphorbiaceae (Bartling). 
Tithymalus paluster Kl. und Gke. P., zu beiden Seiten des Bahndammes 
nach Lobeofsund hin. 
Fam. Salicaceae ‚Rich. 
+ Salix acutifolia Willd. S., im Dolziger Sumpfe am Wege zwischen 
Kulm und .Dolzig. 


Abhandl, des Bot. Vereins f. Brandenb. XXIV. 10 


146 C. Warnstorf: 


S. aurita L. W., am Bantikower See. 
8. repens L. var. argentea Sm. K., an der Chaussee nach W. 


Fam. Hydrocharitaceae L.C.Rich. 
+ Elodea canadensis Rich. et Michx. W., im Bantikower See. 


Fam. Potameae Juss. 
Potamogeton mucronatus Schrd. N.-R., in Torflöchern am Gänsepfuhl; 
am 31. Mai er. bereits in Blüte beobachtet. 


Fam. Typhaceae Juss. 
Typha angustifolia L. W., im Bantikower See häufig. 
Fam. Orchidaceae (Juss.) 
Orchis laxıflora Lmk. var. palustris Jacg. als Art. P., zu beiden Seiten 
der Bahn nach Lobeofsund und südlich vom Vorwerk Bienenfarm. 
©. maculata L. Bei $S. sehr verbreitet. 
Platanthera bifolia Rehb. P., Lütsche. 
Epipactis latifolia All. S., Lubstgrund zwischen Bahnhof Liebsgen 
und der Gersdorfer Fabrik. 
E. palustris Crtz. S., Hornbuden. 
Fam. Smilaceae R.Br. 
Paris quadrifolius L. P., Lütsche. 
Fam. Liliaceae D.C. erw. 
Anthericus ramosus L. P., Lütsche; N., zwischen Schönfeld und der 
Eisenbahn. 
Fam. Melanthiaceae (Batsch). 
Tofieldia calyculata Wahlenb. Var. sparsiflora Sond. S., Dolziger 
Schäferei. 
Fam. Juneaceae (DC.) 
Juncus Gerardi Lois. P., südlich vom Vorwerk Bienenfarm. 
J. capitatus Weig. S., auf feuchten Aeckern bei Räschen. N., zwischen 
Schönfeld und der Eisenbahn. 
J. alpinus Will. S., auf Moorwiesen, z. B. an den Dolziger Teichen 
häufig. 
J. obtusiflorus Ehrh. N.-R., in grosser Mair an einem kleinen ‚See 
zwischen Krneenchruck und Fristow. 
Fam. Cyperaceae Juss. 
Rhynchospora fusca R. und Sch. S., die Ränder eines Moorbruchs 
zwischen Merke und Ossig weite Strecken überziehend. 
Scirpus multicaulis Sm. S., an einer 2. Stelle, auf der hinteren Klinge 
rechts vom Wege nach dem Forsthause beobachtet. 
S. setaceus L. S., Gräben vor Räschen. 
S. be nieonseRe Gmel. S., Moorbruch im Walde zwischen Merke 


Floristische Mitteilungen aus der Mark etc. 147 


und Ossig; P., südl. vom Vorwerk Bienenfarm; W., im Bantikower 
See. 

Carex dioica L. S., Hornbuden. | 

C. arenaria L. W., am Bantikower Seeufer; zwischen K. und W. an 
der Chaussee; N., zwischen Schönfeld und der Eisenbahn. 

C. ligerica Gay. Zwischen der Kyritzer Ziegelei und Plänitz. 

©. panniculata L. S., Hornbuden. 

C. remota L. S., Lubstgrund zwischen Bahnhof Liebsgen und der 
Gersdorfer Fabrik. 

©. filiformis L. S., Dolziger Teiche; Moorbruch zwischen Merke und 
Ossig sehr häufig. 

Fam. Gramineae Juss. 

Milium effusum L. N.-R., Wall. 

Calamagrostis lanceolata Rth. R., zwischen der Kyritzer Ziegelei und 
Plänitz. | 

©. arenaria Rth. N., im Walde- zwischen Sägletz und der Eisenbahn; 
anscheinend wild!! 

Holeus mollis L. Bei S. auf Aeckern eins der gemeinsten Unkräuter. 

Trisetum flavescens P.B. W., auf Triften bei Metzelthin. 

Aera caryophyllea L. Bei N.-R., W., K. und N. auf trockenem Sand- 
boden häufig. 

A. flexuosa L. Bei S. selten; im Ruppiner Kreise in Kieferwäldern 
gemein. 

Melica nutans L. S., Abhänge bei der Hammermühle. 

Glyceria plicata Fr. K., in einem quelligen Graben an der Chaussee 
nach Sechszehneichen hin. 

Festuca distans Kth. S., auf Schutt bei der Hedwigsmühle; N.-R., 
auf Schutt am neuen Bollwerk am See und im Hofe der Ebell’schen 
Fabrik vor dem Scheunenthore. 

F. arundinacea Schrb. S., an Wiesen- und Wegrändern häufig. 

F. gigantea Vill. K., zwischen der Kyritzer Ziegelei und Plänitz. 

F. rubra L. N.-R., in den Röhrich’schen Sandgruben bei Altruppin. 

F. sciuroides Rth. Bei S. von Albrecht aufgefunden. 

Bromus patulus M. u. K. P., Brachen beim Vorwerk Bienenfarm. 

Brachypodium pinnatum P.B. S., hintere Klinge vor dem Treibehügel 
in Hecken. 

r Lolium multiflorum Lmk. S., Abhänge vor und hinter der Durchfahrt 
beim Bahnhofe sehr viel; W., K. und N., auf Aeckern häufig unter 
Klee und Luzerne. 


B. Kryptogamen. 
1. Gefässführende Akotylen. 


Fam. Zquwisetacese DC. 
Eqwisetum pratense Ehrh. S., Abhänge bei der Hammermühle. 
10* 


148 C. Warnstorf: 


E. silvaticum L. S., mit voriger; W., zwischen Bantikow und Sechs- 
zehneichen in einem Erlenbruch. 


Fam. Ophioglossaceae R.Br. 

Ophioglossum vulgatum L. P., trockene Wiesen an der Hamburger 
Eisenbahn nach der Lütsche hin. 

Botrychium matricariaefolium A.Br. N.-R., sehr zahlreich und in 
Prachtexemplaren am Rande der Kiefernschonung zwischen Neu- 
mühle und Krangen, auch am Wege zwischen Molchow und Sten- 
denitz. 

Fam. Polypodiaceae R.Br. 

Pteris aquilina L. var. lanuginosa Hook. W., am Bantikower Seeufer 
an Ahhängen, auch bei S. auf sonnigen Hügeln verbreitet. 

Aspidium cristatum Sw. . S., Erlenbruch im Spechtwinkel. 

A. spinulosum Sw. var. dilatatum Sm. als Art. S., Lubstgrund zwischen 
Bahnhof Liebsgen und der Gersdorfer Fabrik. 


2. Zell-Akotylen. 
a. Laubmoose. 


I. Musci acrocarpi. 


6} 


Fam. Weisiaceae. 

Dricranella erispa Schpr. S., bei Räschen von Alisch aufge- 
funden. Neu für die Mark! 

D. Schreberi Hedw. N.-R., Grabenränder in den Thongruben am See 
vor Treskow sehr selten und steril. 

D. cerviculata Schpr. S., bei Räschen auf Moorboden und in einem 
Torfmoorbruch im Spechtwinkel grosse Flächen überziehend. { 

D. varia Schpr. var. tenellum Schpr. N.-R., unter der typischen 
Form an Grabenrändern vor Treskow auf Thonboden. 

Dicranum montanum Hedw. P., an alten Birken in der Lütsche. 

D. flagellare Hedw. S., auf Heidemoorboden im Spechtwinkel. 

D. palustre B.S. S., Torfmoorwiesen im Spechtwinkel steril. 

D. spurium Hedw. S., auf Heideboden im Spechtwinkel. 

Campylopus turfaceus B.S. N.-R., am Werbellinsee auf Moorboden e.fr. 


Fam. Fissidentaceae. 


Fissidens taxifolius Hedw. S., Wasserlauf im Walde vor Räschen. 
F. adiantoides Hedw. S., mit voriger in grossen flutenden Rasen. 


Fam. Trichostomaceae. 
Didymodon rubellus B.S. S., Wald vor Räschen e.fr. | 
Barbula muralis Hedw. var. aestiva B.S. N.-R., auf Sandsteineinfas- 
sungen der Gräber des alten Kirchhofs unter der typischen Pflanze. 
B. fallax Hedw. S., Wald vor Räschen. 


Floristische Mitteilungen aus der Mark ete. 149 


B. unguiculata Hedw. S., mit voriger. 
B. tortuosa W. et M. S., in einem Wasserlaufe im Kiefernwalde vor 

Räschen in grossen, ausgedehnten Polstern auf nacktem Sandboden ; 

2. Standort in der Mark! 

Wer dieses schöne, stattliche Moos auf den Kalkbergen Thüringens 
und im Harze an Schieferfelsen in prachtvollen Fruchtrasen gesehen, 
der vermutet dasselbe sicher nicht auf so sterilem Sandboden in der 
Ebene wie hier bei Sommerfeld. Uebrigens vermitteln die beiden 
märkischen Standorte Eberswalde und Sommerfeld jetzt sehr gut 
diejenigen in Meklenburg und in der schlesischen Hügelregion. Die 
Sommerfelder Exemplare sind 2. (Vergl. OÖ. Reinhardt in Verh. 
des Botan. Vereins 5. Heft S. 20.) 

B. papilosa Wils.. S., an alten Pappeln bei der Beerfelde’schen 

Ziegelei. 

B. pulvinata Jur. S., an alten Pappeln. 

Fam. Grimmiaceae. 

Grimmia Schultzii Brid. N.-R., auf erratischen Blöcken bei Wustrau 
steril. 

@. leucophaea Grev. N.-R., auf Granitblöcken in Zermützel. 

Hedwigia ciliata Hedw. S., an dem Bahnviaduct hinter Bahnhof Liebsgen- 

Orthotrichum anomalum Hedw. Var. saxatile Wood. als Art. N.-R., an 
Grabsteinen des alten Kirchhofs. 

O. afıne Schrd. S., an Pappeln häufig. 

O. speciosum N.v.E. S., an Laubbäumen. 

O. diaphanum Schrd. S.,. mit vorigen an denselben Standorten. 


Fam. Bryaceae. 

Webera nutans Hedw. var. longiseta Schpr. S., Moorwiesen im Specht- 
winkel. Var. sirangulata Schpr. N.-R., in Kieferwäldern auf 
Sandboden häufig. 

W. annotina Schwgr. S., Ausstich vor Räschen steril. 

Bryum Warneum Bland. Zwischen der Kyritzer Ziegelei und Plänitz 
in verlassenen Lehmgruben. 


. bimum Schrb. S., Hornbuden. 

. erythrocarpum Schwgr. N.-R., an einem Abstich beim Flössergrund. 

. atropurpureum W. et M. N.-R, auf einem alten Gemäuer in Gne- 
wikow. 

. caespiticium L. ß. imbricatum Mild. S., an Brückengemäuer vor 
Räschen. 


. capillare Dillen. S., Wald vor Räschen. 

. pseudotriquetrum Schwgr. S., Hornbuden. 

. pallens Sw. S., Waldboden bei der Hammermühle. 

. Dwalüi Voit. S, Sumpfwiesen beim Karrasteich (Albrecht). 


SpissHesBere As ons.) 


150 C. Warnstorf: 


Mnium punctatum Hedw. S., Waldbach zwischen Dolzig und der 
Dolziger Schäferei. 

M. cuspidatum Hedw. S., häufig. 

M. afine Schwgr. S., Wald vor Räschen. 
Var. integrifolia Lindb. e.fr. N.-R., auf Sumpfwiesen am Molchow- 
See hinter der neuen Mühle. 

M. insigne Mitt. S., Waldbruch bei Räschen. 

M. riparium Mitt. (M. ambiguum H.Müll.) S., am Lubstufer zwischen 
Bahnhof Liebsgen und der Gersdorfer Fabrik nur in © Rasen. 
2. Standort in der Mark. 

M. hornum L. S., Waldbach zw. Dolzig und der Dolziger Schäferei. 

Meesia uliginosa Hedw. N.-R., in den Röhrich’schen Sandgruben bei 
Altruppin in Gesellschaft von Barb. convoluta. 

Aulacomnium androgynum Schwgr. S., an alten Erlenstubben im Specht- 
winkel, bei der Hammermühle u. s. w., aber immer steril. 

‚ 4A. palustre Schwgr. S., auf Moorwiesen im Spechtwinkel e.fr. 

Philonotis fontana Brid. S., Sumpfwiesen rechts vor dem Treibehügel, 
aber nur &. 

Fam. Georgiaceue. 

Tetraphis pellucida Hedw. S., Hammermühle auf faulenden Erlenstubben, 

schön fruchtend. 
Fam. Polytrichaceae. 

Polytrichum gracile Dieks. N.-R., am Werbellinsee; S., auf Torfboden 
im Spechtwinkel. 

P. formosum Hedw. S., in Heiden nicht selten. 

P. strictum Banks. S., Moorboden im Spechtwinkel. 


Fam. Buxbaumiaceae. E 
Buxbaumia aphylla L. S., in Kieferschonungen. 


Il. Museci pleurocarpi. 
Fam. T’huidiaceae. 
Thuidium tamariscinum B.S. S., Wasserläufe im Walde vor Räschen. 
T. delicatulum Lindb. S., Räschener Wald. 
T. abietinum B.S. S., mit voriger. 


Fam. Fontinalaceae. 
Fontinalis antipyretica L. S., in Sümpfen beim Karrasteich (Albrecht). 
F. gracilis Lindb. N.-R., im Mühlengerinne der Vielitz’schen Wasser- 
mühle in Zippelsförde in Gesellschaft von Ahynchostegium rusei- 
forme B.S. Neu für die Mark. 


Fam. Hypnaceae orthocarpae. 


Platygyrium repens B.S. N.-R., auf einem Schindeldache in Mol- 
chow in einem sterilen Räschen. Schon von Dr. Reinhardt in;,Ueber- 


Floristische Mitteilungen aus der Mark ete. 151 


sicht der in der Mark Brandenburg bisher beobachteten Laubmoose“ 
(Verhandl. des Bot. Ver. 5. Heft, 1863 S. 52) vor 20 Jahren als 
‘ wahrscheinlich im Gebiet vorkommend angegeben. Hoffentlich 

wird das Moos bald auf alten Schindeldächern unserer Dörfer 
häufiger angetroffen werden. Von Pylaisia unterscheidet es sich 
leicht durch die feucht straff aufrechten gleichmässig beblätterten 
Aeste, welche meist Brutknospen in den Blattwinkeln tragen. 

Pylaisia polyantha Schpr. S., an alten Weiden in Räschen. 

Fam. HAypnaceae camptocarpae. 

Eurhynchium praelongum B.S. Var. atrovirens Schpr. N.-R., an vom 
Wasser bespülten Baumwurzeln am Ufer der Lanke. 

E. abbreviatum Schpr. S., Lubstufer zwischen Bahnhof Liebsgen und 
der Gersdorfer Fabrik. 

E. Stokesü B.S. S., Wasserläufe im Walde vor Räschen. 

Rehynchostegium rusciforme B.S. S., Wehr bei der Gersdorfer Fabrik. 

Plagvothecium silvaticum B.S. e.fr. S., Erlenbruch im Lubstgrunde beim 
Bahnhof Liebsgen. 

P. Roeseanum B.S. S., Waldbach zwischen Dolzig und der Dolziger 
Schäferei. 

P. dentieulatum B.S. S., Erlenstubben beim Bahnhof Liebsgen. 

P.latebricola B.SS. N.-R., in Erlenbrüchen bei Stendenitz, das Innere 
hohler, morscher Erlenstubben mit einem grünen Ueberzug bekleidend. 
Neu für Brandenburg; von O. Reinhardt a. a. 0. schon als wahrschein- 
lich vorkommend bezeichnet. (Vergl. Hedwigia 1882 No.4 S.53—54.) 

Amblystegium filicinum Lindb. S., Quellsümpfe bei den Hornbuden. 

Camptothecium nitens Schpr. S., Sumpfwiesen zwischen Dolzig und 
dem Forsthause. 

HAypnum stellatum Schrb. S., sehr verbreitet; in prachtvollen Rasen 
bei den Hornbuden, hier auch in Frucht. 

H. uncinatum Hedw. Var. contiguum N.v.E. als Art. N.-R., Grabsteine 
des alten Kirchhofs. (Vergl. Hedwigia 1882, No. 4, S. 53.) 

H. exannulatum Guemb. N.-R., am Werbellinsee in tiefen Sümpfen. 

H. scorpioides Dillen. S., an den Dolziger Teichen und auf einer 
Moorwiese zwischen Liebsgener und Hammermühle. 

H. Sendtneri Schpr. S., Quellsümpfe bei den Hornbuden. 

H. pratense B.S. S., Sumpfwiesen beim Karrasteiche (Albrecht.) 

H. molluscum Hedw. S., Quellsüämpfe bei den Hornbuden. 

HA. cordifolium Hedw. N.-R., tiefe Sümpfe am Werbellinsee c.fr. 

HA. palustre L. S., Wehr bei der Gersdorfer Fabrik. 


b. Sphagna.!) 
Sphagnum acutifolium Ehrh. var. fuscum Schpr. e.fr. S., Moorwiese 


ı) Im 23. Jahrgang dieser Verh. $S. 125 beziehe ich mich in meinen Aus- 
einandersetzungen über die sogenannten Verdickungsleisten an den inneren Wänden 


152 C. Warnstorf: 


zwischen Liebsgener und’ Hammermühle. Var. zenellum Schpr. 

N.-R., Sumpfwiesen zwischen Krangensbrück und Fristow. Var. 

rubellum Wils. als Art. S., Moorwiese zwischen Liebsgener und 

Hammermühle und Dolziger Sumpf. Var. Zuridum Hüben. S$., 

Dolziger Teiche e.fr. Var. laetevirens Braithw. S., zwischen 

Liebsgener und Hammermühle. Var. purpureum Schpr. S8., 

Dolziger, Schäferei. Var. elegans Braithw. S., Hornbuden. Var. 

defleeum Schpr. S., Hornbuden. Var. gracile Russ. N.-R., links 

vor Krangensbrück. Var. arctum Braithw. N.-R., Nordufer des 

Werbellinsees. Var. Schliephackei m. N.-R., Sümpfe zwischen 

Krangensbrück und Fristow. Var. capıtatum Angstr. S., Dolziger 

Schäferei. 

S. varlabile m. var. intermedium Hoffm. &. speciosum Russ. 

Schon im 23. Jahrgang der Verhandlungen unseres Vereins machte 
ich darauf aufmerksam, dass ich jetzt die bisher unter diesem Namen 
aufgeführte märkische Pflanze nieht mehr mit dieser stattlichen 
Russow’schen Form identifieiren kann, sondern sie als var. ß. robustum 
Limpr. — $. cuspidatum, var. rivulare Russ. betrachte. Das echte 
8. speciosum Russ. — $. spectabile Schpr. war bisher aus der Mark 
noch nicht bekannt; umsomehr freue ich mich, diese charakteristische 
Form für,.das Vereinsgebiet constatiren zu können. Sie findet sich 
hier bei N.-R. am Werbellinsee in tiefen Sümpfen in einem grossen 
© Rasen. 

6. longifolium m. (Flora 1882, No. 13, S. 204.) N.-R., Waldtümpel 
bei Stendenitz. 

s». gracile Grav. N.-R., Sumpfwiesen zwischen Krangensbrück und 
Fristow. 

Var. cuspidatum Ehrh. y. submersum Schpr. c.fr. S., Moorgraben im 
Spechtwinkel vollkommen untergetaucht. 

8. cavifolium m. var. subsecundum N.v.E. ß. contortum Schpr. e.fr 
S., Dolziger Schäferei. 

S. rigidum Schpr. e.fr. S., Ausstiche am Culmer See; Moorgraben 
im Spechtwinkel. 

S. Girgensohnü Russ. S., am Lubstufer in der Nähe der Hammer- 
mühle sehr zahlreich. Es scheint darnach, als ob diese in der 
Waldregion gebirgiger Gegenden sehr gemeine Art in der Nieder- 
lausitz ziemlich verbreitet wäre, da sie nun schon bereits von 3 
Standorten bekannt: ist. 

8. teres Angstr. erw. var. gracıle m. B. squarrosulum Lesg. als Art 
S., im Erlenbruch des Lubstgrundes beim Bahnhof Liebsgen häufig. 


der Hyalinzellen der Astblätter von S. 4ustini Sulliv. ausschliesslich auf die Ansicht 
Limprichts (Kryptogamenfl. v. Schl. S. 427), welcher indes diesen Ausdruck. nur 
aus der Sullivant’schen Beschreibung mit herüber genommen hat; dieselben wären 
deshalb besser an die Adresse des letzteren gerichtet gewesen. 


Floristische Mitteilungen aus der Mark ete. 153 


S. eymbifolium Ehrh. var. vulgare Michx. «. congestum Schpr. e.fr. 
S., Moorwiese zwischen Liebsgener und Hammermühle. 

var. papiülosum Lindb. als Art. S., Moorbruch im Walde zwischen 
Merke und Ossig; Dolziger Schäferei; Moorwiese zwischen Liebs- 
sener und Hammermühle. Auch diese Form ist, wie es scheint, 
in der Lausitz verbreitet; hier bei N.-R. suchte ich sie bis jetzt 
vergebens. ; 


ec. Lebermoose. 
Fam. Gymnomitriae. 


Alteularia minor Limpr. S., in prachtvollen Rasen in Heidemoor- 
gräben im. Walde vor dem Spechtwinkel und an Abstichen am 
Culmer See. 

Fam. nee 

Scapania eurta N.v.E. S., an einem Grabenrande zwischen Räschen 
und Ossig. 

Jungermannia exsecta Schmid. S., auf Waldboden bei den Dolziger 
Teichen. 

J. anomala Hook. S., auf Moorboden im Spechtwinkel. 

J. caespiticia Lindenb. S., in einem Graben zwischen Räschen und 
Ossig. 

J. sphaerocarpa Hook. S., Waldrand bei der Hammermühle selten. 
Wohl neu für die Mark. 

J. bierenata Lindenb. c.fr. S., in verlassenen Kohlengruben des Stein- 
berges bei Räschen sehr häufig. N.-R., Abhänge bei Zermützel. 

J. exccisa Hook. S., in Heidemoorgräben im Walde vor dem Specht- 
winkel mit Alcularia minor und J. bicuspidata. Wohl neu für 
die Mark. 

J. intermedia N.v.E. S., Steinberg bei Räschen auf Heideboden. 

J. barbata Schmid. S., mit voriger. 

J. setacea Web. S., Moorboden im Spechtwinkel. 

J. Starkii N.v.E. S., auf Heideboden häufig. 

Lophocolea euspidata Limpr. N.-R., auf alten Erlenwurzeln bei 
den Kellenseen unweit Stendenitz in Frucht! Die in Hedwigia 
1882 No. 4, S. 34 von hier als fruchtend angeführte Z. bidentata 
gehört nach Mitteilung Limprichts zu seiner Z. cuspidata, welche 
sich von ersterer hauptsächlich durch einhäusige Blüten unter- 
scheidet. Neu für Brandenburg. | 

L. heterophylla N.v.E. S., im Stadtbusche am Grunde alter Erlen c.fr. 

L. minor N.v.E. S., Steinberg bei Räschen auf Waldboden. 

Chiloseyphus polyonthus Corda. S., Graben zwischen Liebsgener und 
Hammermühle. N.-R., Erlenbruch bei Zippelsförde und auf Sumpf- 
wiesen zwischen Krangensbrück und Fristow efr. 

Mastigobryum triülobatum N.v.E. S., Waldsaum bei der Hammer- 

10a 


154 C. Warnstorf: 


mühle auf Waldboden. Von Limpricht (Kryptogamenfl. von Schl. 
S. 312) in der schlesischen Ebene angegeben, durfte das von mir 
bisher nur im Gebirge häufig beobachtete Moos allerdings auch 
in der Mark erwartet werden. 

Fam. Codonieae. 

Fossombronia ceristata Lindb. S., in einem Graben vor Räschen sehr 
zahlreich und in prachtvollster Fruchtentwiekelung; auf Brachen 
hinter Dolzig sparsam. 

Fam. Hoaplolaeneae. 

Blasia pusilla L. S., bei Räschen (Alisch). 

Fam. Aneureae. 

Aneura multifida Dmart. N.-R., Sandgruben bei Alt-Ruppin; S., an 
ähnlichen Orten vor Räschen. 

Fam. Jecorarzeae. 

Fegatella conica Raddi. S., am Lubstufer zwischen Bahnhof Liebsgen 
und der Gersdorfer Fabrik. 

Fam. Anthoceroteae. 

Anthoceros punctatus L. S., auf feuchten Aeckern hinter Räschen; 
N., an ähnlichen Orten zwischen Schönfeld und der Eisenbahn. 

A. laevis L. S., mit voriger bei Räschen. 

Fam. Riceiaceae. 

Riccia erystallina L. S., in Gräben vor Räschen; N.-R., in Ausstichen 
unweit des Bahnhofs. 

R. fuitans L. S., beim Karrasteich (Albrecht). 


Schliesslich lasse ich noch ein Verzeichnis der bis jetzt mir aus 
der Mark bekannt gewordenen Lebermoose folgen; ihre Zahl beläuft 
sich auf nachstehende 66 Arten. 


1. Sarcoscyphus Funckü N.x.E. 14. J. caespiticia Lindenb. 


3, Alicularia scalaris Corda e.fr. 15. J. crenulata Sm. 

3. A. minor Limpr. 16. J. sphaerocarpa Hook. 

4. Plagiochila asplenoides N. etM. 17. J. inflata Huds. e.fr. 

c.fr. 18. J. Hookeriana N.v.E. (Y. ban- 

5. Scapania nemorosa N.x.E. triensis N.v.E.) 

6. 8. irrigua N.v.E. 19. J. ventricosa Dicks. 

7. 8. curta N.v.E. 20. J. bierenata Lindenb. e fr. 

8. Jungermannia obtusifolia Hook. 21. J. excisa Hook. efr. 

9, J. exsecta Schmid. 22. J. intermedia N.v.E. efr. 
10. J. anomala Hook. 23. J. marchica N.v.E. efr. 
11. J. Schradert. Mart. 24. J. incisa Schrd. e.fr. 

12. J. subapicalis N.v.E. 25. J. barbata Schmid. 

13. J. lanceolata N.v.E. e.fr. 26. J. trichophylla L. e.fr. 


Floristische Mitteilungen aus der Mark etc. 


. J. setacea Web. 

. J. Starkü N.v.E. c.fr. 

. J. bicuspidata L. c.fr. 

. J. connivens Dicks. 

. Sphagnoecetis communis N.v.E. 
. Lophocolea bidentata N.v.E. 

. L. cuspidata Limpr. efr. 

. L. heterophylla N.v.E. c.fr. 

. Z. minor N.v.E. 

. Chrloscyphus polyanthus Corda. 


e.fr. 


. Geocalyx graveolens N.v.E. c.fr. 
. Calypogera Trichomanis Corda. 
. Lepidozia reptans N.x.E. cfr. 
. Mastigobryum trilobatum N.v.E. 
. Trichocolea tomentella N.v.E. 

. Ptilhidium ceilhiare N.v.E. e.fr. 

. Radula complanata Dirt. c.fr. 
. Madotheca platyphylla Dirt. 


cr. 


. Frullania ddlatata Nv.E. cfr. 


Neuruppin, im August 1882. 


195 


. F. Tamarisci N.v.E. efr. 

. Fossombronia DumortieriLindb. 
. F. cristata Lindb. efr. 

. Pellia epiphylla Dillen. e.fr. 

. P. calycina N.v.E. efr. 

. Blasia pusilla L. e.fr. 

. Aneura pinguis Dirt. c.fr. 

. A. multifida Dirt. 

. 4. latifrons Lindb. c.fr. 

. Metzgeria furcata N.v.E. 

. Marchantia polymorpha L. c.fr. 
. Fegatella conica Raddi e.fr. 

. Preissia commutata N.v.E. efr. 
. Lunularia vulgaris Mich. 

. Anthoceros punctatus L. c.fr. 

. 4. laevıs L. efr. 

. Riccia glauca L. c.fr. 

. R. bifurca Hoffm. 

. R. erystallina L. 

. R. natans L. 

. R. flwitans L. 


10a* 


Boletus lactescens. 


Gesammelt und beschrieben 


von 


E. Jacobasch. 


Auf einer Excursion, die ich am 3. August 1881 mit zwei bo- 
tanischen Freunden, den Herren F. Fischer und H. Heese in die 
Umgegend von Potsdam unternahm, fand ich im Wildpark einen Pilz, 
den ich nach dem ersten Anblick für Boletus luteus L. hielt. Beim 
Zerbrechen desselben bemerkten wir aber, dass er einen weissen 
Milchsaft ausschied. Des andern Tages (4. August) fand ich mit Herrn 
Fischer denselben Pilz auch im Grunewald nahe bei Paulsborn. Da alle 
Beschreibungen in ©. Wünsche, die Pilze, Rabenhorst, Deutschlands 
Kryptogamenflora, Bd. I, die Pilze und E. Fries, Epierisis auf ihn 
nicht passten, so suchte ich auch in diesem Jahre behufs weiterer 
Beobachtung nach demselben und fand ihn auch glücklich am 5. 
August im Grunewald in der Nähe des Standortes vom vorigen Jahre 
in wenigen Exemplaren wieder. Ich habe ihn aber zu keiner andern 
Zeit, weder vorher noch nachher, selbst nur acht Tage später, wieder 
auffinden können. 3 

Dieser Doletus scheidet, wie schon oben bemerkt, im jugendlichen 
und frischen Zustande in den Röhren und im obern Teile des Stieles 
einen weissen Milchsaft aus. Dieser erhärtet bald zu einer weissen, 
wachsähnlichen Masse, die durch schwefel- und dottergelb in rotbraun 
und endlich schwarzbraun übergeht. Durch diese erhärtete Milch sind die 
Poren anfangs verstopft, und der Stiel erscheint oben tropfig-punktirt. 

Ist der Pilz entwickelt oder kurze Zeit aus der Erde genommen, 
so hört die Milchausscheidung auf. 

Er hat einen sehr vergänglichen, nur in der ersten Jugend be- 
merkbaren, etwas häutigen, rostfarbenen Ring. 

Der Hut ist 2—12 cm breit, anfangs halb-kugelig, oft stumpf- 
kegelig zugespitzt, später polsterförmig, gebuckelt, mit klebrigem, 
blassem Schleim bedeckt, zuletzt trocken, glänzend und mit leicht 
ablösbarer bräunlich-honig-gelber Haut bekleidet. 

Die Röhren sind buchtig angeheftet, bis 1 cm lang, eckig, 
häufig aus 2—4 kleineren zusammengesetzt, leicht ablösbar, hell- 
schwefel- bis dottergelb, später rostfarben, anfangs verstopft. Die 
Scheidewände sind durch Reste der erhärteten Milch tropfig-punktirt. 


157 


Der Stiel ist voll, anfangs länglich-eiförmig, später gleich-dick, 
aufsteigend, fast S-förmig gekrümmt, anfangs an der Basis blass- 
schwefelgelb, oben schwefelgelb, später überall dottergelb, durch die 
erhärtete Milch oben tropfig-punktirt. Diese Punkte gehen aus weiss 
durch schwefel- und dottergelb ins rostfarbige und schwarzbraune über. 

Das Fleisch ist im Hut sehr saftig und zart, oberhalb weiss- 
gelb, über den Röhren schwefel- bis dottergelb, im Stiel fest, von 
derselben Farbe wie aussen, in der unteren Hälfte beim Durchschneiden 


E. Jacohbasch: .Boletus lactescens. 


sich etwas rötend. 


Geschmack und Geruch: obstartig erfrischend. 
Die Sporen sind gelblich-rostfarben, länglich-elliptisch, schwach 


S-förmig gekrümmt. 


Die Hauptunterscheidungsmerkmale zwischen ibm und den ihm 
nahestehenden B. Zuteus L. und B. granulatus L. sind folgende: 


Boletus granulatus L. | 


Boletus lactescens mihi. | 


Boletus luteus L. 


ohne Milch; 
ohne Ring; 


Hut: braungelb, 
flach-gewölbt; 


Röhren: einfach, 
angewachsen, 
gelb; 


Stiel: walzenförmig, 


gelblich, 
mit gelblichen, später 
dunkelbraunwerdenden 


Pünktchen oder Körn- 

chen besetzt; 
Fleisch: gelblich 

weissgelb, 


oder 


unveränderlich ; 
Sporen: oblong, 


goldgelb;!) 


milchend; 
mit vergänglichem, rost- 
farbigem Ring; 


bräunlich-honiggelb, 
halbkugelig oder stumpf- 
kegelig, später polster- 
förmig und gebuckelt; 
zusammengesetzt, 
buchtig angewachsen, 
schwefel- bis dottergelb, 
endlich rostfarbig ; 
anfangs länglich-eiförmig, 
später gleich dick, auf- 
steigend, 
schwefel- bis dottergelb, 
anfangs weiss-, dann schwe- 
fel-, später dottergelb, 
endlich rostfarben punk- 
tirt; 


im Hute oberhalb weiss- 


gelb, unterhalb schwefel- 
bis dottergelb, im Stiele 
schwefel- bis dottergelb, 
etwas rötlich anlaufend; 
länglich-elliptisch, etwas 
S-förmig gekrümmt, 
gelblich-rostfarben ; 


ohne Milch; 


mit weissem, bisweilen vi- 
olett gesäumtem, später 
braunwerdendem Ring; 


braun oder rotbraun, 
polsterförmig gebuckelt; 


einfach, 
angewachsen, 
gelb; 


fast walzenförmig, 


weisslich, oben gelblich, 


dunkelbraun punktirt und 
gekörnt; 


weisslich, 


unveränderlich; 

elliptisch oder länglich- 
elliptisch, 

goldgelb. 


1) Nicht „hyalin“, wie Dr. G. Winter in der neuen Auflage von Rabenhorsts 
Kryptogamenflora, Bd. I, S. 474 und 475 angiebt. 


158 E. Jacobasch: Boletus lactescens. 


Standort: Etwas hochgelegene, hochstämmige Nadelwälder. Bis- 
her von mir nur im Wildpark bei Potsdam und im Grunewald beobachtet. 

Seiner Milchausscheidung wegen nenne ich ihn Boletus lac- 
tescens. - 
Da bei ihm die Punktirung des Stieles durch austretende Milch 
erzeugt wird, so vermute ich, dass dies auch bei allen Boleten mit 
ähnlicher Zeichnung der Fall ist, und wäre eine vielseitige dahin 
gehende Beobachtung sehr wünschenswert. 


Floristische Beobachtungen aus der Priegnitz. 


Zusammengestellt von 
H. Potonie. 


Ursprünglich bestand die Absicht eine Flora der Priegnitz zu 
bieten, allein da es mir nicht gelungen ist, das zu diesem Zwecke 
notwendige Material zusammenzubringen, und da ich die Arbeit ab- 
schliessen möchte, so sollen im folgenden als Beitrag zur Flora des 
bezeichneten Gebietes die mir bisher bekannt gewordenen bemerkens- 
werteren Standorte gegeben werden. Von den in der Mark gemeineren 
und häufigeren Pflanzen sind nur dann Standorte aufgenommen worden, 
wenn es besonderes Interesse erwünscht machte. Hin und wieder sind 
aus besonderen Gründen bereits veröffentlichte Standorte nochmals 
aufgeführt worden. Die in der in diesem Bande vorhergehenden Arbeit 
des Herrn C. Warnstorf mitgeteilten Beobachtungen aus der Gegend 
von Kyritz hier zu wiederholen, schien überflüssig. 

Um dem combinirenden Pflanzengeographen, für den doch die 
‚Standortsangaben in erster Linie bestimmt sind, eine Vergleichung 
möglichst zu erleichtern, bin ich in Anordnung und Nomenclatur bis 
auf wenige untergeordnete Abweichungen der Flora der Provinz Branden- 
burg von Ascherson gefolst. 

Ausser den wenigen Beobachtungen, die ich selbst in den Um- 
gegenden von Wittenberge und Lenzen im August 1881 gemacht habe, 
die durch das übliche Zeichen !! gekennzeichnet wurden, enthält die 
Liste Beiträge folgender Herren: 

Bars (abgekürzt Ba.), Lehrer, teilte mir seine Beobachtungen 
um Havelberg und Kletzke nordöstlich von Wilsnack mit. 

Bartsch (Bt.), Subreetor in Wittstock, botanisirte um Wittstock. 

Geyger (G.), Lehrer, botanisirte namentlich um Preddöhl bei 
Pritzwalk. 

Lehmann (L.), Lehrer am Joachimsthal’schen Gymnasium bei 
Berlin, botanisirte namentlich in der Gegend um Perleberg. 

Müller (M.), Cantor in Freyenstein, teilte mir seine Beobach- 
tungen aus den Jahren 1861—1873 mit, die er namentlich auf der 
Feldmark von Beveringen bei Pritzwalk machte. 


160 H. Potonie: 


Schütz (S.), Lehrer, untersuchte vorzugsweise die Flora um 
Lenzen. Ihm verdanke ich den grössten Beitrag. 

Kleinere Beiträge lieferten die Herren Reetor Haase (Wittenberge), 
Subreetor Kuhlmey (K.) (Perleberg), stud. phil. Marquardt (Ma.), 
Rector Meyer (Wittstock), stud. phil. Ratti (Ra.) und stud. phil. 
Rulf (Ru.). 


Noch nicht erwähnte Abkürzungen sind: 


B. = Beveringen. Lz. — Lenzen. 
H. — Havelberg. Pe. — Perleberg. 
K. — Kletzke. W. = Wittstock. 


! bedeutet, dass dem Herrn Prof. Ascherson resp. dem Verfasser 
von dem bezüglichen Standort getrocknete Exemplare vorgelegen haben. 


Olematis recta L. Elbdeich in der Nähe des Kringeldeiches 
bei Lz. S. 

Thalictrum flexuosum Bernh. Pe.: Nur bei Guhlow gefunden L. 

T. minus L. Wustrower Berg (Thonmergel) bei Lz. S.; Papen- 
bruch bei W. Bt. 

T. angustifolium Jacg. Preddöhl G.; Dossow und Fretzdorf bei 
W. selten Bt.; Pe.: Torfstich zwischen Neue Mühle und Lübsow L. 

Hepatica triloba Gil. Lz. nicht gefunden S.; Pe. nicht bemerkt 
L.; B. M.;-W. Bit. 

Pulsatılla vulgaris Mill. Gadow und Bochin bei Lz. S.; Pe.: Bür- 
gerberge bei Bollbrück, Perlhof L. 

P. pratensis Mill. Bäckern, Gadow und Sandberge bei Lz. S.; Pe. 
nicht selten L.; B. M. 

Anemone nemorosa L. Lz. S.; Pe. häufig L.; B. M.; W. Bt.; H. 
Ba. b. purpurea E.Gray Lz. S. 

A. ranunculoides L. Lz.: Im Oberholz wenig und selten blühend 
S.; Pe. zerstreut: Landgraben, Rieselei L.; B. M.; W. Bt.; H.: Müh- 
lenholz Ba. 

Myosurus minimus L. Lz.: Elbniederung S.; Pe. sehr häufig L. 

Ranunculus divaricatus Schrk. Löcknitz, Rudower See u. s. w. 
bei Lz. S.; Pe. häufig L.; H. Ba. 

R. fluitans Lmk. Löcknitz bei Lz. S.; H.: Havel Ba. 

R. Lingua L. Rudower See bei Lz. S.; Pe.: Gräben bei Bollbrück 
L.; B. M.; W. Bit. 

R. lanuginosus L. Lz.: Wälder bei Stavenow 50--80 em hoch S.; 
Pe.: Junger Laubwald an der Chaussee zwischen Reetz und Vahrnow 
L.; Preddöhl G.; B. M.; nicht selten im Forst von W. Bit. 

R. bulbosus I. Laz. S.; Pe. L.; W. Bit. 


Floristische Beobachtungen aus der Priegnitz. 161 


R. sardous Crtz. Häufig in der Elbniederung bei Lz. S.; Pe. 
nicht häufig, Schönfeldt L.; W. Bt. 

KR. arvensis L. Lz. S.; Pe. zerstreut: Aecker nach Sückow und 
-Blüthen 'hin L.; B. M.; W. zerstreut Bt. 

Nigella arvensis L. Hin und wieder auf Aeckern bei W. Bt. 

Actaea spicata L. 1875 beim neuen Forsthause im Forst von 
W. in einigen Exemplaren beobachtet Bt. 

Papaver dubium L. Lz. S.; Pe. nicht selten L.; W. Bi. 

Corydalis intermedia Merat. Lz.: Rudower See S.; B.M.; am Wall 
und Canal bei W. Bt.; Pe.: Neue Mühle L.; K.: Kaninchenwald Ba. 

Nasturtium fontanum Aschs. Lz.: Rudower See, Treben S.; Dosse- 
gräben bei W. Bt.; Pe.: an der Stepenitz L. 

N. armoracioides Tausch. (emend.)? oder N. anceps Whlnbe. 
(= N. amphibium X silvestre)? Lz.: Elbniederung, kurze Länder am 
Wege nach Mödlich S. 

Barbarea lyrata Aschs. Lz.: Elbwiesen zerstreut S.; Pe.: an 
der Stepenitz L.; H: Havelwiesen Ba. 

B. strieta Andrzj. Lz.: Elbwiesen häufig S.; Pe.: Platenhof L.; 
H. Ba. 
| Turritis glabra L. Elbufer bei Lz. $.; Landgraben bei Pe. L. 
Wilsnack: zwischen Gnevsdorf und Abbendorf Ru.! B. M.; Kirchhof 
von W., Eichenfelde Bt.; H. Ba. 

Öardamine amara L. Rudower See, Quellgrund bei Lz. S.; Pe.: 
an der Stepenitz nach Lübsow, Rieselei L.; im neuen Jakel Ru.! 
in Gräben und Bächen des Laubwaldes nördlich von Pritzwalk häufig 
Ra.!'B. M.; W. Bt.; Gr. Welle Ba. 

Alyssum calycinum L. Krienitz bei Lz. S.; Pe.: Holzhof, Ham- 
burger Chaussee L.; B. M.; H. Ba. 

T Oochlearia Armoracia L. Elbchausseegräben bei Lz., in der 
Gegend nie gebaut, in Gärten als unvertilgbares Unkraut S.; zahlreich 
verwildert an der Hamburger Chaussee bei Pe. L.; an der Elbe bei 
Wittenberge!! W.: Siebmannshorst Bt. 

Oamelina sativa Crtz. (emend.) Felder bei Lz. S.; unter Flachs 
bei Pe. L. 

Thlaspi arvense L. Felder bei Lz. S.; Pe. nicht selten: Aecker 
vor dem Hamburger Thor L.; B. M.; W. Bt.; H. Ba. 

T'. perfoliatum L. Wie schon in Aschersons Flora angegeben H.: 
Weinberg Ba. 1881! 

T Lepidium satwwum L. Moor bei Lz. S.; H.: neuer Kirchhof Ba. 

L. campestre R.Br. Krienitz bei Lz., einige Exemplare auf einem 
Kleefelde S.; Pe.: auf dem Eisenbahndamm der Hamburger Eisenbahn 
bei der Dergenthiner Windmühle einmal in Menge L.; B. M. 

L. ruderale L. Pe. nicht häufig L.; H.: Schutthaufen bei der 
Telitz’schen Ziegelei Ba. 


Abhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb. XXIV. 11 


162 H. Potonie: 


Coronopus squamatus Aschs.. Lz. bei den Scheunen S.; bei 
Pe. nicht bemerkt L.; H.: Steinpflaster vor dem städtischen Schulhause 
und der höheren Bürgerschule Ba. 

Vogelia panniculata Horn. Felder des Rudower Sees S.; Pe. ein- 
mal in Menge bei Perlhof L.; W. zerstreut Bit. 

Helianthemum Chamaecistus Mill. b. odscurum Pers. (sp.) Am 
Stolper See bei Kyritz Ra.! 

Viola palustris L. Torfmoor bei Lz. S.; Bollbrück, Kuhwinkel bei 
Pe. L.; Wittenberge!! Pritzwalk: Dömnitzufer M.; Hauswiesen bei W. 
Bt.; H.: Wöplitz Ba. 

V. odorata L. Burgberg bei Lz. S.; W. Bt. 

V. persicifolia Schreb. a. elatior: Kringeldeich, b. stagnina: Krin- 
geldeich, Elbwerder bei Lz. häufig S. 

keeseda LuteolaL. Lz.: Elbdeich aussetzend S. In grosser Menge 
an der Elbe von Wittenberge bis Cumlosen L. 

Drosera rotundifolia L. Gadow bei Lz. S.; Pe.: Wiesen an der 
Stepenitz, Bollbrück L.; Preddöhl G.; B. M.; W.: Dossow Bit. 

D. intermedia Hayne. Pe.: Gräben zwischen der Dergenthiner 
Windmühle und Kuhwinkel unweit des Eisenbahndammes L. 

Gypsophila muralis L. Schweineweide, Kuhblank bei Lz. S.; Pe.: 
nur Kuhwinkel L.; K., Gr. Welle Ba. 

Tunica prolifera Scop. Lanz und Wustrower Berg (Elbabhänge 
am Hoebeck) S.; Landgraben bei Pe. L.; H. Ba.! 

(T Dianthus barbatus L. Hitzacker Berge in der Nähe eines 
Ackerstückes am Waldrande reichlich verwildert S.) 

D. Armeria L. Kuhblankgraben bei Lz. S.; Pe.: Quitzower Land- 
graben spärlich L.; Gr. Welle Ba. 

D. Carthusianorum L. Häufig auf Sandfeldern bei Lz. S.!! um 
Pe. ziemlich selten, nur am Wege nach dem Jägerhause und im Walde 
dort L.; H. vereinzelt Ba. 

D. deltoides L. Elbdeich und Niederung bei Lz. S.; Wittenberge!! 
B. M.; W. häufig”Bt.; Pe. sehr häufig L.; H. häufig Ba. 

D. superbus L. Vereinzelt am Waldrande bei W. Bit. 

Saponaria offeinalis L. Sandberge und Elbfelder bei Lz. S.!! 
Fischergarten a. d. E. gefüllt S.; Rechtes Elbufer zwischen Witten- 
berge und Wahrenberg!! 

Oucubalus baccifer L. Elbgebüsch bei Lz. oft aussetzend S.; H.: 
Möwenwerder Ba. 

Viscaria viscosa Aschs. Sehr häufig im Laubwald nördlich von 
Pritzwalk Ra.! B. M.; Pe.: Landgraben L., Ponitz Ba. 

Sılene nutans L. Landgraben bei Pe. L.; Freyenstein M.; Hotten- 
burg, Forst von W. Bit. 

S. Otites Sm. Lz. S.!! Kiefernwälder bei Pe. zerstreut L.; H. Ba. 

+ 8. gallica L. (emend.) Oefter unter Serradella bei Pe. L. 


Floristische Beobachtungen aus der Priegnitz. 163 


Melandryum vubrum Gke. Lanz bei Lz. S.; Kuckuceksbach südlich 
der Mühle bei Streckentin bei Pritzwalk Ra.! Logengarten, Forst bei 
W., Jabel Bt.; Pe.: Neue Mühle L.; K. Ba. 

Spergula vernalis Willd. Lz. gemein S. 

Alsine viscosa Schreb. Pe.: Aecker vor Quitzow L. 

Sagina nodosa Fenzl. b. glandulosa Besser (sp.) Hopfenhöfe bei 
Lanz S. 

Stellaria nemorum L Nausdorf bei Lz. S.; Pe.: Junger Laubwald 
an der Chaussee zwischen Reetz und Vahrnow L., Neuer Jakel Ru.! 
Laubwald nördlieh von Pritzwalk Ra.! M.; Gr. Welle Ba. 

8. Holostea L. Lz.: Rudower See S.; Landgraben, neue Mühle, 
Bollbrück bei Pe. L.; Laubwald nördlich von Pritzwalk Ra.! B. M. 

8. uliginosa Murr. Lz.: Hechtsfurtgraben S.; Pe.: An der Ste- 
penitz nach Lübsow zu L. 

8. crassifolia Ehrh. W.: Neuendorf Bt. 

Cerastium glomeratum Thuill. Lz.: Rudower See S. 

Kadiola multiflora Aschs. Quitzow, Kuhwinkel bei Pe. L ; Turn- 
platz vor Lz. S.; Wittenberge!! B. M.; K. Ba. 

Malva Alcea L. Wustrow und Rambow bei Lz. S.; Pe.: Kl. Linde, 
Rosenhagen, Premslin, L.; B. M.; Papenbruch bei W. Bit. 

Hypericum quadrangulum L. Elbwerder bei Lz. S.; Pe. nicht 
häufig, Perlhof L.; Vehlow bei Kyritz M.; Forst bei W. nicht häufig Bt. 

H. humifusum L. Lz.: Stavenow, Rudow S.; Pe. häufig, neue 
Mühle, Kuhwinkel L.; B. M. 

H. montanum L. Forst von W. selten Bit. 

H. hirsutum L. Mühlenholz bei H. Ba. noch 1881! 

Geranium palustre L. Lz.: Im Gebüsch am Rudower See S.; Pe.: 
Gräben nach der Bullenwiese L.; Kyritz: östlich von Kollrep Ra.! W. Bt. 

G. sanguineum L. Weinberg bei Pe. L; B. M. 

@G. dissectum L. Wenig an der Elbchaussee bei Lz. S. 

G. columbinum L. Elbe zwischen Wittenberge und Cumlosen L. 

Impatiens noli tangere L. Lanz bei Lz. S.; Pe.: Jägerhaus, Junger 
Laubwald an der Chaussee zwischen Reetz und Vahrnow L.; Nettel- 
beck G.; Forst von W., Zaatzke Bt.; Pe.: Laubwald bei der Viesecker 
Dampfmühle Ba. 

Oxalis Acetosella L. Lz.: Rudower See, Gadower Park S.; Pe.: 
Neuer Jakel Ru., Bollbrück L.; B. M.; W. Bit. 

Euonymus europaea L. (ex parte). KFeldränder der Kuhblank bei 
Lz. S.; Perlhof bei Pe. häufig L.; W. am Kanal vereinzelt Bt.; H. Ba. 

Fhamnus cathartica L. Lz.: Kuhblank S.; Neue Mühle und zer- 
streut in Gebüschen und Wäldern um Pe. L.; B. M. 

Darothamımus scoparius Koch. Lz.: sandige Felder und Kiefern- 
wälder gemein S.!! B. M.; W.: Heide bei Wulfersdorf Bt.; H. Ba. 


11* 


164 H. Potonie: 


Genista tinctoria L. Landgraben bei Pe. L.; Wilsnack: Platten- 
burg Ma.! B. M.; Forst von W. Bit. 

@G. germanica L. Kiefernwälder bei Lz. S.; Pe. nicht bemerkt 
L.; B. M. 

@. anglica L. Gadow, Lz. gemein S.; Pe. gemein L. 

Anthyllis Vulneraria L. Lz. am Elbdeich selten S.; Pe. wild nicht 
häufig: Chausseegraben der Hamburger Chaussee L.; Laubwald nördlich 
von Pritzwalk Ra.; rechtes Elbufer zwischen Wittenberge und Wahren- 
berg!! B. M.; W. Bt.; am Wege von K. nach Viesecke Ba. 

Medicago falcata L. Lz.: Wustrower Berg S.; Pe. L.; H. Ba. 

Melilotus offieinalis Desr. Lz. Ba.; Hamburger Chaussee bei Pe. L. 

Trifolium alpestre L. H. Ba.! Forst von W. Bt.; Pe.: an der 
Chaussee. nach Wittenberge L. 

T. medium L. B. M.; Pe. zerstreut L.; H. Ba. 

T. frageferum L. Werder und Elbniederung bei Lz. S.; Pe. nicht 
bemerkt L; B. M. 

T. montanum L. Pe. nicht bemerkt L.; Forst von W. zerstreut Bt. 

T. hybridum L. Elbniederung bei Lz. sehr häufig S.; Rieselei 
und Gräben bei Pe. L.; K. Ba, 

T. agrarium L. Lz.: Rudower See S.; Pe.: Bollbrück, Perlhof L. 

Astragalus glyeyphyllus L. Rudower See S.; Laubwald nördlich 
von Pritzwalk Ra.! Streckenthin M.; Forst von W.: Chausseegraben 
Bt.; Landgraben bei Pe. L. 

Ornithopus perpusilus L. Lz.S.; Pe. L.; B.M.; Dossow, Papen- 
bruch, Liebenthal Bt.; H. Ba. 

Vicia tetrasperma Schreb. Wiese vor dem Wilsnacker Thor von 
Pe. und Schonung nach der Scharfrichterei hin L.; Wittenberge Haase! 
H.: Mühlenholz Ba. 

Herr Schütz hat eine in der ganzen Kuhblank von Lz., d. h. 
auf der grossen Fläche der Niederung von Lz. an dem rechten Ufer 
der Elbe vorkommende Varietät der Vicia tetrasperma. beobachtet und 
mir zugesandt, die der V. gracilis Loisl. sehr nahe kommt und viel- 
leicht besser mit dieser identificirt wird. Die Höhe der reich ver- 
zweigten Varietät erreicht 50 cm. Der Stengel ist schwach geflügelt. 
Blättchen lineal bis 16 mm lang und bis 3 mm breit. Die unteren ab- 
gerundet mit aufgesetztem Spitzchen, die oberen lang zugespitzt, bis 
6-paarig. Blütenstand meist 3-, selten weniger- oder mehr-blütig, sein 
Stiel häufig länger als das Blatt, sonst gleichlang. Krone 5—7 mm 
lang, dunkler als bei der typischen V. teirasperma von Lz. Während 
die Hülsen von V. tetrasperma von Lz. 10---12 mm Länge bei + mm 
Breite erreichen, zeigt unsere Varietät bis 15 mm lange Hülsen, eben- 
falls bei 4 mm Breite. Zahl der Samen in den Hülsen 5-6; sind nur 
4 Samen vorhanden, so ist nach der Angabe von Schütz der 5., wenig- 
stens der Anlage nach, vorhanden, aber nicht zur Ausbildung gekommen. 


Floristische Beobachtungen aus der Priegnitz. 165 


Ich halte es für das Naturgemässeste die beiden in Rede stehenden 
Arten zusammenzuziehen. 

V. cassubica L. Wustrow S.; Hamburger Chaussee bei Quitzow L. 

(V. tenuifolia Rth. Hitzacker Berge S.) 

(V. villosa Rth. Hitzacker Berge S.) 

V. sepium L. Am Rudower See häufig S.; Forst von W. Bt. 

V. sativa L. (ex parte) var. imparipinnata H. Potonie,!') 
wurde von Herrn Subreetor B. Kuhlmey, der mir getrocknete Exem- 
plare zusandte, bereits im Juli 1865 an der Chaussee nach Spiegel- 
hagen und nach dem städtischen Forsthause Bollbrück beobachtet und 
auch im Jahre 1882 wiedergefunden. 

Einige Samen, die mir Herr K. mitteilte, wurden in diesem 
Herbst in einem Gewächshause des Botanischen Gartens ausgesäet. 
Die bis jetzt entwickelten 2-paarigen wenigen Blätter der Keimpflanzen 
zeigen keine Spuren von Ranken. 

V.lathyroides L. Lz. S.; Pe. nicht seltenL.; H. Ba.; B.M.; W. Bt. 

Lathyrus tuberosus L. Kuhblank, bei der Ziegelei bei Lz., jedoch 
wieder verschwunden S.; Hottenburg, Forst von W. Bt. 

L. silvester L. Lz.: Wustrower Berg S.; Laubwald ‘zwischen 
Kuhbier und Wolfshagen bei Pritzwalk Ra.! Forst von W. Bt.; Pe.: 
Landgraben L. 

L. paluster L. Lz. S.; an der Elbe zwischen Wittenberge und 
Cumlosen L. 

L. vernus Bernh. Forst von W. Bt. 

Prunus spinosa L. Lz. S.; W. Bt.; H. Ba. 

b. coaetanea Wimm. et Grab. Lz.: Rudower Seeufer S. 

P. Padus L. Lz.: Lanz S.; Pe.: Bollbrück L.; W. Bt. 

Ulmaria Filipendula A.Br. B.M.; Hottenburg bei W. Bt.; H. Ba. 

Rubus idaeus L. Torfmoor bei Lz. S.; Forst von W. Bt.; Pe. L. 

R.saxatilis L. Pe.: Am rechten Ufer der Jeetze nahe bei Bollbrück L, 

(Fragaria moschata Duchesne. Hitzacker Berge in der Nähe 
eines Ackerstückes am Waldrande sehr reichlich S.) 

F. viridis Duchesne. Kuhblank, Oberholz bei Lz. S. 

Potentilla supina L. Lz.: Elbwerder einige Exemplare $.; Pe.: 
In Sückow und Düpow L. 

P. verna L. Liz. S. 

P. opaca L. Weinberg bei Pe. L.; B. M. 

Alchemilla vulgaris L. Lz.: Stavenow S.; Neue Mühle bei Pe. 
spärlich L.; B. M.; W.: Chausseegraben vor dem Kyritzer Thor, beim 
neuen Försterhause nicht häufig Bt.; K. Ba. 

A. arvensıs Scop. Lz.: Rambow S.; Pe. gemein L.; B. M.; H. Ba. 

1) Vergl. 1. Verhandl. des Bot. Ver. der Prov. Brandenb. von 1881, $. 138. 


2. Monatsschrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. Herausgegeben von 
Wittmack. Berlin 1881. S. 558. 


166 H. Potonie: 


Sanguisorba oficinalis L. Elbdeich bei Lz S.; zwischen Witten- 
berge und Cumlosen an der Elbe L.; Dossewiesen bei Eichenfelde Bt. 

Rosa rubiginosa L, Weinberg, Landgraben bei Pe. L. 

Orataegus Oxyacantha L. Lz. S.; H. Ba. 

Pirus communis L. Pe.: Mergelgrube in der Nähe des Quitzower 
Landgrabens L. 

P. Malus L. Wie P. communis L. 

Epilobium angustifolium L. (ex parte). Lz.: Nausdorf S.; Stadtforst 
von Pe. L.; Laubwald nördlich von Pritzwalk Ra.! Kloster Techow 
M.; W. Bt.; H. Ba. 

E. hirsutum L. (ex parte). Lz.: Rudower See, Moor’sche Sumpf- 
wiesen (hier ein weissblühendes Exemplar gefunden) S.; Stepenitz 
bei Pe. L.; B. M.; W. am Canal Bt.; K. Ba. 

E. montanum L. Pe.: Zwischen Reetz und Vahrnow L. 

E. roseum Schreb. Lz.: Torfmoor bei Nausdorf S.; B. M.; W. Bt. 

E. tetragonum L. Lz.: Im Kuhblankgraben häufig S. 

Oenothera muricata L. Lz.: Turnplatzberge S., am Bahnhof!! 

O. Braunii Döll = ©. biennis X muricata Lz.: am Bahnhof!! 

Circuea lutetiana L. Pe.: Junger Laubwald an der Chaussee 
zwischen Reetz und Vahrnow L.; Pritzwalker Hainholz M.;, H. Ba.! 
Forst von W. Bit. 

C. alpina L. Sehr vereinzelt im Forst von W. Bit. 

Hippuris vulgaris L. Fehlt nach S. in der Umgegend 
von Lz. und wurde auch von L. weder bei Pe. noch an der 
Elbe gefunden. Forst von W. (Elslake) selten Bt.; H. nicht gefun- 
den Ba. 

Callitriche stagnalis Scop. (emend.) Lz.: Gräben, Hechtsfurt S. 

Lythrum Hyssopifolia L. Lz. S.; an der Elbe zwischen Witten- 
berge und Cumlosen L. 

Peplis Portula L Gräben der Kuhblank S.; Tangendorf und an 
der Elbe L.,‚rechtes Elbufer zwischen Wittenberge und Wahrenberg!! 

Bryonia alba L. (ex parte). Zäune und Hecken bei Lz. S.; 
Dransee und Kirchhof von W. Bt.; H., K. Ba. 

Montia minor Gmel. Kuhblank, Elbdeich bei Lz. häufig S.; Pe.: 
Neue Mühle auf Aeckern und an der Stepenitz nach Lübsow zu auf quel- 
ligem Wiesengrund sehr üppig L.; Preddöhl G.; B. M. 

Oorrigiola Lıtoralis L. Elbufer bei Lz. häufig S.; Pe.: auf dem 
Wege nach der Dergenthiner Windmühle, an der Elbe zwischen Witten- 
berge und Cumlosen L.!! zwischen Gadow und Bernheide häufig K.! 

Illecebrum verticillatum L. Aecker zwischen der Dergenthiner 
Windmühle und Kuhwinkel L., K.! Wittenberge: am Hamburger Eisen- 
bahndamm Reimann! Haase! Kemnitz bei Pritzwalk M.; K. Ba. 

Sedum masimum Suter. Lz. S.!! Pe. L.; Wittenberge!! B. M.; 
Forst von W. Bt.; H. Ba. 


Floristische Beobachtungen aus der Priegnitz. 167 


S. refleeum L. (emend.) Lz. S.; Pe. L.; B. M.; W. Bt.; K. Ba. 

Feibes nigrum L. Torfmoorgebüsch bei Nausdorf S.; Pe.: an der 
Stepenitz I.; K. Ba. 

Sazxifraga tridactylitis L. Pe.: Aecker nach Quitzow hin L.; B. 
M.; W.: Hottenburg, Jabeler Ziegelei Bt.; K. Ba. 

Uhrysosplenium alternifolium L. Quellgrund bei Lz. S.; Neue 
Mühle bei Pe. L.; nordwestlich von Wilsnack, im neuen Jakel Ru.! 
B. M.; Rothe Mühle, Jabel, Forst von W. Bt.; K. Ba. 

Sanicula europaea L. Oberholz von Lz. S.; Pe.: Junger Laub- 
wald an der Chaussee zwischen Reetz und Vahrnow L.; Preddöhl G.; 
nicht selten im Forst von W. Bt. 

Eryngium campestre L. Kuhblank S.; an der Elbe zwischen 
Wittenberge und Cumlosen L.!! H.: Mühlenholz Ba. 

Cicuta virosa L. Lz.: Rudower See, Löcknitz zerstreut S.; an 
der Stepenitz, Rieselei bei Pe. L.; B. M.; Dosse, Canal Bt. 

Falcaria sioides Aschs. Lz.: Rudow S.; H. Ba.; Dossow Bt.; Pe. 
L.; H. Ba. 

Pimpinella magna L. Pe.: Junger Laubwald an der Chaussee zw. 
Reetz und Vahrnow L.; B. M. 

Berula angustifolia Koch. Lz.: Rudower See S.; Pe. nicht selten L.; 
B. M.; W. Bit. 

Onidium venosum Koch. Lz.: Elbdeich zerstreut, Bullenkamp 
reichlich S. 

Silaus pratensis Bess. Lz.: Elbufer S.; Pe.: Quitzower Wiesen 
nahe dem einzelnen Gehöft „Hennings auf dem Berg“ L.; H. Ba.! 

1 Levisticum paludapifolium Aschs. Preddöhl G. 

Selinum Carvifolia L. Lz.: Pinnow S.; Preddöhl G.; B. M.; Pe. L. 

Archangelica sativa Bess. Preddöhl G.; Pe.: an der Stepenitz 
häufig L.; K. Ba. 

Peucedanum ofieinale L. Elbdeich am Kringeldeich bei Lz. S. 

Tordylium maximum L. H.: Weinberg noch jetzt seit Joachimi 
1794 Ba.! 

Anthriscus Scandix Aschs. Eldenburg bei Lz. S. 

Chaerophyllum bulbosum L. Laz.: Ackerränder der Kuhblank 
häufig S. 

Oonium maculatum L. Lz. S.; Pe. einzeln auf Schutt L.; B. M.; 
W-Bt.; H. Ba. 

Hedera Helix L. Rudow S.; Bollbrück L. 

Viscum album L. Wittenberge M.; Pe. nie bemerkt L. 

Adoxa Moschatellina L. Lz. S.; Pe. sehr häufig L.; B. M.; W. 
Bi; U; K. Ba. 

Sambucus nigra L. Auf der Thurmspitze der Burg in Lz.!! 

Viburnum Opulus L. Kuhblank bei Lz. S.; Pe.: Neue Mühle L.; 
K. Ba. 


168 H. Potonie: 


Lonicera Periclymenum L. Wilsnack: Plattenburg Ma.! Forst von W. Bt. 

Sherardia arvensis L. Einmal Kirchplatz von Lz. S.; Einige Male 
einzeln gefunden bei Pe. L.; B. M.; Preddöhl G.; K. Ba. 

Asperula arvensis L. Lz.: am Wilberg’schen Garten, Mai 1876, 
später nicht gefunden S. | 

A. cynanchica L. Lz.: Rudower See, Gadow S.; Wittenberge Haase! 
H.: Sandgruben Ba. 

A. odorata L. Lz.: Rudower See häufig S.; B. M.; sehr häufig 
im Forst von W. Bit. 

Galium Cruciata Scop. Elbdeich bei Lz. S.; Wilsnack: Elbdeich 
bei Baelow Ru.! An der Elbe zwischen Wittenberge und Cumlosen L.! 

@. boreale L. Lz.: Elbufer S.; Pe. nicht, bemerkt L.; Wiesen 
bei W. Bt.; H. Ba. 

@. verum L. Lz. S.; W. nicht gefunden Bt.; kommt auch nach 
einer brieflichen Mitteilung des Rectors L. Meyer in Wittstock in der 
Umgegend dieser Stadt nicht vor, jedoch beobachtete Meyer diese Art 
östlich von Dransee; B. M.; Wittenberge!! H. gemein Ba. 

@. süvaticum L. Pe.: Bollbrück L.; W. am Kanal Bit. 

Valerianella dentata Poll. Lz. S.; mehrfach auf Aeckern um Pe, 
EeOReBa: i 

Dipsacus silwester Mill. Lz.: Elbniederung häufig S. 

Cephalaria pilosa Gren. Damm zur Fähre bei Lz. S., Ba. 

Scabiosa. columbaria L. Pe.: Weinberg, Landgraben L.; W. hin 
und wieder Bit. 

S. suaveolens Desf. Pe.: Spiegelhagen L.; H. Ba.! Wittenberge 
Haase! 

Tussilago Farfarus L. Lz.: Rudow S.; Pe.: Gräben zwischen der 
Hamburger Chaussee und Perlhof L.; B. M.; W.: Gabkes Garten Bt.; 
H., K. Ba. 

Petasites oficinalis Mnch. Gadow an der Löcknitz S.; Pe.: an 
der Hamburger Chaussee L.; B. M.; W.: vor dem Amttore Bt.; K. Ba. 

P. tomentosus DC. Elbe zwischen Wittenberge und Cumlosen 
L.!! Lz.: Elbufer gemein S.; Kyritz: östlich von Kollrep Ra.! 

Aster salicifolius Scholler. Im Weidengebüsch am Elbufer bei 
Mödlich, Rüsterwerder S. 

Erigeron acer L. Lz. S.; B. M.; K. Ba. 

Inula salicina L. Preddöhl G.; B. M.; Quitzower Wiesen nahe 
dem einzelnen Gehöft „Hennings auf dem Berg“ L. 

Pulicaria prostrata Aschs. Elbniederung bei Lz. S.; Pe.: Düpow, 
Schönfeldt L.; Kemnitz M.; rechtes Elbufer zwischen Wittenberge und 
Wahrenberg!! 

P, dysenterica Gaertn. Lz.: Pröttlin einzeln S. | 

Xanthium italicum Moretti. Elbufer bei Lz. S.: Elbufer zwischen 
Wittenberge und Cumlosen L.!! 


Floristische Beobachtungen aus der Priegnitz. 169 


Bidens cernuus L. (em.) b. radiatus DC. Löcknitz bei Lz. S. 

+ Galinsoga parviflora Cav. Lz. S.; B. M.; Wittenberge!! Pe. L., 
Kl. Welle: Schutthaufen Ba. 

Filago germanica L. Pe.: Spiegelhagen L.; W.: Kl.- und Gr.- 
Hasslow Bt.; K. Ba. 

Gnaphalium silvaticum L. Lz.: Kuhblank S.; Pe.: am Wege nach 
Sückow L.; K., Viesecke Ba. | 

@G. Zuteo-album L. Lz. und Gadow S.; Pe.: Kuhwinkel, Sückow 
een. K. Ba. 

Anthemis tinctoria L. Pe.: Gühlitz L. 

A. Cotula L. Pe.: Schönfeldt und andere Dörfer L.; Gantikow 
Ra.! W. Bt. 

Ohrysanthemum vulgare Bernh. Elbdeich bei Lz. gemein S.; Pe. 
sehr häufig L.; Elbufer zwischen Wittenberge und Wahrenberg!! W. 
Br..H. ba. 

T ©. suaveolens Aschs. Bei Lz. 1875 einmal gefunden S. 

C©. inodorum L. Lz. S.; Pe. mehrfach gefunden L.; W. nicht 
häufig Bt.; H. Ba. 

C©. segetum L. Am Bahnhof von Lz. sporadisch S.; W. sehr 
selten Bt.; H.: Mühlenholz Ba. 

Arnica montana L. Lz.: Gadow beim Försterhause S.; B. M.; Pred- 
döhl G.; Schönfeldt, Gühlitz und Bollbrück L.; zwischen Kuhbier und 
Wolfshagen und nördlich von Pritzwalk Ra.! W.: Berlinchen, Dransee Bit. 

Senecio paluster DC. Lz.: Nausdorfer Torfmoor S.; Freyensteiner 
Moor M.; Pe.: Torfstich bei Bollbrück und Lübsow L.; Dosse, Canal, 
Hauswiesen bei W. Bit. 


8. viscosus L.. Rambow S.; Städtisches Forsthaus bei Pe. L. 
9. silvaticus L. Lz.: Eldenburg S.; Pe.: städtisches Forsthaus L.; 


W.: Karstädtshof Bt. | 

8. vernalis W.K. Jackel bei Lz., jetzt wieder verschwindend S.; 
Dowesee bei Kyritz Ru.! B. M.; Pe.: Aecker links vom Wege nach 
Sückow (Tonkithal) L.; K. Ba. 

8. aquaticus Huds. Die gemeinste Art der Elbniederung bei Lz., 
im Hainholz ohne Strahl beobachtet S.; Bullenwiese bei Pe. L.; rechtes 
Elbufer zwischen Wittenberge und Wahrenberg!! 

S. sarracenicus L. Linkes Elbufer bei Lz. S. 

S. paludosus L. Rechtes Elbwerder bei Lz. S. 

Oentaurea Jacea L. forma tomentosa Aschs. Elbcehaussee bei Lz. 
S.; Wittenberge! ! 

Ö. Scabiosa L. Lz. S.; Pe. häufig an Ackerrändern L. 

C. rhenana Boreau (= panniculata Jacg.) Lz.: Marienberg, Wus- 
trower Berg, Eisenbahn häufig S.; Pe. selten, nur zwischen dem Wege 
nach Lübsow und der Pritzwalker Chaussee beobachtet L.; H. Ba.! 


170 H. Potonie: 


Serratula tinctoria L. Preddöhl G.; Pe.: Tangendorf L.; W.: 
Mühle bei Dransee Bt.; H. Mühlenholz Ba. 

Jurinea monoclona Aschs. Reichlich nordwestlich von Witten- 
berge auf Sandhügeln unweit des Kirchhofes Haase!! zuerst von 
Reimann gefunden!). 

Lappa ofcinalis All. Elbdeich, Oberholz bei Lz. häufig S.; Pe.: 
junger Laubwald an der Chaussee zwischen Reetz und Vahrnow L.; 
H., K. Ba. 

L. macrosperma Wallr. Oberholz bei Lz. zerstreut S. 

L. tomentosa Lmk Oberholz und Elbehaussee bei Lz. S.!! Pe. 
mehrfach auf Schutt L.; B. M.; K. Ba. 

Carduus erispus L. Lz. Oberholz S.; Pe, zerstreut in Hecken L. 

Cirsium oleraceum Scop. Lz.: Lanz nicht zu häufig S.; B. M.; 
K. Ba. 

©. acaule All. Quitzower Wiesen L.; B. M. 

0. palustre Scop. fl. albo in Menge auf den Rieselwiesen bei Pe. L. 

Arnoseris minima Lk. Lz. zerstreut S.; Pe. häufig L.; B. M.; W. 
Bio Ko ba: 

Thrincia hirta Rtb. Pe.: Sückow L. 

Tragopogon major Jacq. W. selten Bt.; H. Ba. 

Scorzonera humilis L. Lz.: Haideboden bei Krienitz S.; Pe.: 
Jägerhaus am Wege nach Schilde, Schönfeldt L. 

Ohondrilla juncea L. Kirchhofberge bei Lz. und am Bahnhof ° 
häufig S.!! Pe. häufig L.; Wittenberge!! W. Bt.; H., K. Ba. 

b. acanthophylla Borkh. (sp.) Lz.: Sandberge bei Bobrow S. 

Sonchus asper All. Lz. S.; W. Bt.; K. Ba. 

Orepis virens Will. Lz. S.; Pe. nicht selten L. 

©. paludosa Mch. Lz.: Rudower See S.; Laubwald nördlich von 
Pritzwalk Ra.! B. M.; Pe. häufig im Hagen L. 

Hieracium Auricula L. Pe.: Kuhwinkel, Quitzow L. 

H. praealtum N\ill. (em.) a. genuinum Aschs. Pe.: auf einem Wall 
bei den Quitzower Wiesen nahe dem einzelnen Gehöft „Hennings auf 
dem Berg“ L. 

H. pratense Tausch. Elbniederung bei Lz. gemein S.; H. Ba.! 
Pe.: zwischen Reetz und Vahrnow L.; H. Ba. 

H. sphaerocephaloides Lange === H. Pilosella >x pratense, Kringel- 
deich bei Lz. mit den Stammeltern, an mehreren Stellen der Elb- 
niederung bei Lz. S. 

H. vulgatum Fr. Kiefernwälder bei Lz. S. 

H. boreale Fr. Oberholz bei Lz. häufig S.; W. Bit. 

Phyteuma spicatum L. Lz.: Stavenow S.; Freyenstein M.; Laubwald 
nördlich von Pritzwalk Ra.! Pe.: im Nadelwalde östlich der Bollbrücker 
Chaussee L.; Forst von W. nicht selten Bt. 


'ı) Vergl. Abhandl. des Bot. Ver. der Prov. Brandenb. 1881 S. 128. 


Floristische Beobachtungen aus der Priegnitz. 171 


Campanula rapunculoides L. Lz. S.; Pe. L.; B. M. 

©. Trachelium L. Lz. S.; W. Forst Bt.; Pe. L.; K. Ba. 

C©. Rapunculus L. Lz.: nasses Dreieck am Bahndamm und 
Rudow S. 

©. persicifolia L. Pe. Landgraben L.; W. Bit. 

©. glomerata L. W. Forst selten Bt.; K.: Gr. Welle Ba. 

Vaccinium Myrtilus L. Lz.: Eldenburg S.; B. M.; Forst von W. 
Bt.; H. Ba. 

V. uliginosum L. Zerstreut beim Forsthause bei Gadow S. 

V. VitisidaeaL. Pe.: Zwischen Bollbrück und Wilsnack L.; Forst 
von W. Bit. 

V. Oxycoccus L. Lz.: Moorwiesen bei Rambow S.; Birkenbruch 
bei Pritzwalk M.; W.: Fretzdorf, Neuendorf, Theerofen Bit. 

Arctostaphylus- uva ursi Spr. Lz.: Bochin, Gadow S. 

Erica Tetralix L. Krienitz, Gadow, 1 Exemplar auf dem Turn- 
platz von Lz. S.; Pe.: Preddöhl G.; B.: Stepenitz M.; Bollbrück zwi- 
schen d. Dergenthiner Windmühle u Kuhwinkel L.; Roddahner Forst Ba. 

Ledum palustre L. Gadow S.; W.: Neuendorf Bt.; Roddahner 
Forst Ba. 

Pirola rotundifolia L. Forst von W. Bt. 

P. chlorantha Sw. Pe.: Lübsow L. 

P. minor L. Rudow S.; Gebüsch an der Rieselei nahe dem Schützen- 
hause bei Pe. L.; nördlich von Pritzwalk Ra.! Forst von W. Bit. 

P. uniflora L. Forst von W. Bit. 

Chimophila umbellata Nutt. Lz.: Rudow, Nausdorf S.; Forst von 
W. Bt. 

Ramischia secunda Gke. Lz.: Rudow S.; zerstreut um Pe. L. 

Monotropa Hypopiüys L. Lz. S.; Pe. nicht selten L.; Klosterheide 
bei Tathow M.; Forst von W. Bt. 

Des Aquwifolium L. Lz.: Stavenow S.; Pe.: Düpow L. 

Vincetoxicum album Aschs. Wustrower Berg S. 

Vinca minor L. Pe.: in einem fast isolirt liegenden Teile der 
Stadtforst unweit Uenze in ungeheurer Menge ganze Strecken dicht 
überziehend, jedoch nicht blühend gefunden L.; am Wilmssteig im 
Forst von W. Bt. 

Limnanthemum Nymphaeoides Lk. Lz.: Löcknitz, Elbbracks bei 
Lz. gemein S.!! Karthane_bei Wittenberge L. 

Gentiana Pneumonanthe L. Lz.: Rambow S.; zwischen der Der- 
senthiner Windmühle und Kuhwinkel L.; W.: Eichenfelde Bt. 

Ouscuta Epühymum Murr. Lz. häufig S.; B. M.; Pe. L. 

©. Epilinum Weihe. Flachsfelder bei Lz. S.; W. Bit. 

©. lupuliformis Krocker. 1881 am Elbdeich bei Mödlich entdeckt; 
auf Salix viminalis zwischen Aster salicifolius S.! 

Asperugo procumbens L. Lz. S.; Pe. L.; H. Ba.! W. Bt. 


172 H. Potonie: 


Cynoglossum oficinaleL. Lz.: Lanzer Mühle, Bobrow sehr zerstreut 
S.; B. M.; Preddöhl G.; W. Bit. 

Symphytum tuberosum L. An dem seit 1840 bekannten Standort 
Oberholzweide bei Lz. S. 

Pulmonaria offieinalis L. B. M.; Preddöhl G.; Forst von W. bei 
Below Bit. 

Myosotis caespitosa Schultz. Elbcehaussee bei Lz. S.; W. Bt. 

M. versicolor Sm. Lz. S.; B. M.; an der Elbe bei Wittenberge 
+ WB. 

M. hispida Schlecht. sen. Lz. S; Pe. nicht selten L.; H. Ba. 

M. intermedia \.k. Elbterrain bei Lz. S.; Pe. nicht selten L.; H. Ba. 

M. sparsiflora Mikan. Lz.: Rudower See, Mödlich am Deich S. 

Solanum vılosum Lmk. b. alatum Meh. Lz.: Marienberg S. 

S. Dulcamara 1. Lz.: Auf der Thurmspitze der Burg in der 
Mauer ein grosses Exemplar!! 

Hyoscyamus niger L. Lz. Wische, Seedorf S.; Pe. nicht gesehen 
EB BYM »Weabt 

Verbascum phlomoides L. Lz. S. 

V. Lychnitis L. Lz.: Lanz, Rambow S.; H.. K. Ba. 

V. nigrum L. fl. albo. Lz.: Rambow S.; H., K. Ba. 

V. ramigerum Schrd. == V. thapsiforme X Lychnitis. Lz.: we- 
nige Exemplare am Moor der Rambower Berge, 1877 S. 

V. Schiedeanum Koch. — V. Lychnitis X nigrum. Laz.: Wustro- 
wer Berg, 1876 S. 

V. Blattaria L. Elbdeieh bei Lz. oft aussetzend und sehr zerstreut S.!! 
H.: Einige Exemplare an Wiesengräben in der Nähe vom Mühlen- 
holz Ba. 

Serophularia alata Gil. Lz.: Nausdorf S.; B. M.; Rieselei bei Pe. 
L.; Jabel Bit. 

T Linaria Cymbalarıa Mill. An einer Gartenmauer in Lz S. 

Gratiola ofrcinalis L. Elbniederung, Elbchaussee bei Lz. S.; Pe.: 
an der Hamburger Chaussee L. ; Wittenberge M.!! bis Wahrenberg!! W. Bt. 

Limosella aguatica L. Elbufer bei Lz. S.; zwischen Wittenberge 
und Wahrenberg am Elbufer!! 

Digitalis ambigua Murr. W.: Schweinerich vereinzelt Bt. 

Veronica longifolia L. (em.) An der Elbe zwischen Wittenberge 
und Cumlosen L.; fl. albo Kringeldeich bei Lz. S. 

V. persica Poir. Preddöhl G. 

V. agrestis L. Lz. S.; B. M.; H. Ba. 

Pedicularis silvatica L. Lz.: Krienitz, Gadow S.; Quitzower Wie- 
sen L.; Preddöhl M.: Kuckucksbach bei Streckenthin Ra.! 

P. palustris L. Lz. S.; B. M.; Rothe Mühle bei W. Bit. 

Melampyrum cristatum L. Forst von W., Gabkes Garten Bit. 


Floristische Beobachtungen aus der Priegnitz. 179 


M. arvense L. Einmal unter Getreide an der Elbe zwischen 
Wittenberge und CGumlosen L. 

M. nemorosum L. Lz.: Jackel am Rudower See S.; Kyritz: Koll- 
rep Ra.! B. M.; Wusterhausen a. D. Dr. O. Hoffmann; Pe. ziemlich 
häufig L.; Forst von W. Bt. 

Orobanche caryophyllacea Sm. Hainholz bei Pritzwalk M. 

Lathraea Squamaria L. Pritzwalker Hainholz M.; am Canal 
bei W. Bit. | 

Mentha Pulegium L. (em.) Elbufer bei Lz. häufig S.; B. M.; 
Cumlosen L. 

Calamintha Olinopodium Spenner. Jackel bei Lz. S.; B. M.; W. 
hin und wieder Bt. 

Salvia pratensis L. Weinberg bei H. in grosser Menge ‚Ba.!! 

Lamium maculatum L. (em.) Lz.: Oberholz, Mödlich am Deich 
häufig S.; B. M.; am Kuckucksbach bei Streckenthin Ra.! selten bei 
Web: Pe. L. 

L. dissectum With. Lz.: Treben, auf Ackerländereien an 100 
Exemplare S.! Diese so lange gesuchte vielleicht hybride Form (Z. 
amplesicaule X purpureum) ist nun endlich innerhalb der Provinz 
sefunden. 

L. Galeobdolum Crtz. Oberholz bei Lz., Hopfengärten bei Lanz 
S.; Hainholz bei Pritzwalk M.; Preddöhl G.; Forst von W. nicht 
selten Bt.; Bollbrück L. 

Galeopsis Ladanum L. Lz.: Rambow S.; Pe. nicht selten L.; B. 
M.; K. Ba. : 

G. speciosa Mill. Am Rudower See S.; Wittenberge!! W. nicht 
. selten Bt. 

Stachys sülvatica L. Lz.: Rudower See S.; Pe.: Rosenhagen L.; 
B. M.; nördlich von Pritzwalk Ra.! Forst von W. Bit. 

8. arvensis L. Preddöhl G.; Pe.: Spiegelhagen L.; W.: Biesen 
und Zaatzke Bt.; H., K. Ba. 

8. recta L. Lz.: Wustrow S.; Wilsnack: Klein-Leppin Ma.!, H.: 
Weinberg Ba.!! 

8. Betonica Benth. Mergelgrube zwischen Pe. und der neuen 
Mühle L.; B. M.; Preddöhl G. 

Ohaeturus Marrubiastrum Rehb. Lz.: Feldränder nach der Elbe, 
Elbdeich sehr zerstreut und aussetzend S. 

Seutellaria hastifolia L. Elbniederung, Werder bei Lz. S.; an 
der Elbe zwischen Wittenberge und Cumlosen L. 

5. minor L. Kuhwinkel bei Pe. von L. September 1873 ent- 
deckt K.!!) 

Ajuga reptans L. Rosablühend bei Lz. und Stavenow nicht sel- 
ten S.; in der Forst von W. nicht häufig Bt.; Pe. L.; H. Ba. 


en !) Vergl. Sitzungsber. des Bot. Ver. der Prov. Brandenb. 1876, S. 106. 


174 H. Potonie: 


Teucerium Scordium L. Am Rudower See, Werder bei Lz. S.; 
Pe. an Gräben nicht häufig L. 

Plantago vamosa Aschs. Cumlosen häufig K.! H. Ba.! Feldweg 
hinter dem Hagen bei Pe. L.; Wittenberge und zwischen Wittenberge 
und Wahrenberg am rechten Elbufer S.!! 

Pinguieula vulgaris L. Lz.: Krienitz S.; Preddöhl M.; Rothe Mühle 
bei W.,früher gefunden, jetzt vermisst Bit. 

Utricularia vulgaris L. Lz.: Elde bei Moor S. 

U. minor L. Lz.: Torfmoor von Nausdorf 8. 

Oentunculus minimus L. Lz. S.; Pe.: zwischen der Dergenthiner 
Mühle und Kuhwinkel L.; K. Ba. 

Trientalis europaea L. Pe.: Bollbrück L. 

Lysimachia thyrsiflora L. Lz.: am Rudower See S.; B. M.; Pe. 
an der Stepenitz L.; W. nicht häufig Bt. 

Primula ofhieinahs Jacg. Lz.: am Rudower See S.; Pe.: Land- 
graben sehr häufig L.; Forst von W. Bt.; H., K. Ba. 

Amarantus retroflewus L. H. Ba. 

Polycnemum arvense L. Pe. L.; H., K. Ba. 

Salsola Kali L. Lz.: Bahaler nesahran) Eldenburg S.; Pe: 
Kl. Lüben L. 

Ohenopodium polyspermum L. Elbniederung bei Lz. häufig S.; B. 
M.; Wittenberge!! K. Ba. 

©. Vulvaria L. In mehreren Dörfern um Pe. L. 

©. urbicum L. Pe.: Klein Lüben L. 

©. glaucum L. Elbstrand bei Lz. S.; in mehreren Dörfern um Pe.L. 

©. bonus Henricus L. Lz. S.; B. M.; in mehreren Dörfern um 
Pe. L.; K. Ba. 

Atriplex hortense L. Treben bei Lz. S.; Wittenberge!! 

A. roseum L. In mehreren Dörfern um Pe. L. 

Rumex maritimus L. Elbufer bei Lz. häufig S.; zwischen Witten- 
berge und Wahrenberg!! 

b. paluster Sm. (sp.) Elbufer bei Lz. sehr zerstreut S.; zwischen 
Wittenberge und Wahrenberg!! 

Rumex mazximus Schreb. — R. Hydrolapathum % aquatıcus. 
Hagengräben bei Lz. häufig S.! 

Polygonum Bistorta L. Lz.: Hopfengärten bei Lanz S.; Preddöhl 
G.; Pe.: Hagen, Rosenhagen L.; Kyritz: östlich von Kollrep Ra.! W. 
Bt.; K. Ba. 

P. mite Schrk. Lz.: Bullenkamp in einem Wasserloch S. 

P. minus Huds. Oberholz b. Lz. S.; Verschiedene Dörfer um Pe. L. 

P. dumetorum L. Lz. S.; W. Bit. 

7 Aristolochia COlematitis L. B. M.; vereinzelt W. Bit. 

Asarum europaeum L. Preddöhl M. 

Tithymalus Esula Scop. Lz. S.; Wilsnack Ma.! zwischen Witten- 


Floristische Beobachtungen aus der Priegnitz. 175 


berge und Wahrenberg!! W.: Kyritzer Chaussee nach Fretzdorf Bt.; 
Pe. L. 

T. Oyparissias Seop. Lz.: Bahnübergang am See S.; Kyritz Ra.! 
B. M.; Bollbrück und Dergenthin selten L.; W. gemein Bt.; H. ge- 
mein Ba. 


T. exiguus Mch. Preddöhl G.; H. Ba.! 

Mercurialis perennis L. Lz.: Gadow S.; Jabel, Forst von W.; 
bei Below beim Holzwärterhaus Bt. 

T Elodea canadensis Casp. Lz.: Löcknitz, Rudower See S.; Pe.: 
neue Mühle, selbst in Mergelgruben, deren Wasser keinen Abfluss 
hat (um Perlhof) L. 

Triglochin palustris L. Lz. S.; um Pe. nicht selten, z. B. Quit- 
zower Wiesen L.; B. M.; W. Bt. 

Butomus umbellatus L. Lz. S.; B. M.; Pe.: Rieselei L.; zwischen 
Wittenberge und Wahrenberg!! H. Ba. 

Potamogeton compressus L. (ex p.) In der Stepenitz bei Pe. L. 

P. pusilus L. Lz. S.; in der Stepenitz bei Pe. L. 

P. pectinatus L. Pe.: Stepenitz L. 

Lemna gibba I. Unter den 3 anderen Arten in der Löcknitz 
bei Lz. S. 

Calla palustris L. Moor bei Lz. Eldegräben S.; Preddöhl M.; 
W.: Zaatzke G.; Scharfenberger Mühle Bit. 

Örchis Morio L. Lz.: Kubblank einmal beobachtet S.; Pe.: Quit- 
zow L.; Preddöhl G.; B. M.; W.: Jabeler Wiesen (Vogelsang) Bt. 

O. maculata L. Lz.: Rudower See Krienitz S.; Pe. nicht selten 
bei der neuen Mühle L.; nördlich von Pritzwalk Ra.! B. M. 

Gymnadenia conopea R.Br. Preddöhl G. ; Pe.: Rosenhagen L. 

Platanthera bifolia Rehb. Pe.: Kuhwinkel L; Preddöhl G.; 
Freyenstein M ; W. früher, jetzt nicht mehr Bt. 

Herminium Monorchis RBr. Pritzwalk: Schönbeck G. 

Cephalanthera rubra Rich. Vereinzelt beim 2. Forsthause von 
W. 1879 Bt. 


Epipactis latifoha All. Lz.: Stavenow S.; Pe. L.; nördlich von 
Pritzwalk Ra.! H. Ba. 

E. palustris Crtz. Unweit Alt-Krüssow M.; Rothe Mühle bei W. Bt. 

Neottia Nidus avis Rich. Forst von W. Bt. 

N. ovata Bl. et Fing. Lz.: Rudower See S.; nördlich von Pritz- 
walk Ra.! Forst von W. Bt.; Laubwald zwischen Reetz und Vahrnow 
L.; K. Ba. 

Goodyera repens R.Br. Forst von W. beim Theerofen, Jagen 56 Bit. 

Liparis Loeselii Rich. Lz.: Torfmoor bei Rambow S.; W.: Neuen- 
dorf Bt. 

Malasis paludosa Sw. W.: Neuendorf Bit. 

Leucoium vernum L. K.: Zander’sche Gartenwiese Ba. 


176 H. Potonie: 


Paris quadrifolius L. Lz.: Nausdorfer Torfmoor S.; Pe.: Quitzow 
L.; Pritzwalk M.; Kyritz: östlich von Kollrep Ra.! Forst von W. Bt. 

Polygonatum multiflorum All. Lz.: Rudower See S.; Pe. nicht 
selten L.; B. M.; Kyritz: Kollrep Ra.! Wilsnack: Abbendorf Ru.! 
W. Bt.: K. Ba. . 

Convallaria majalis L. Lz.: Hechtsfurtgraben, Gadow, Stavenow 
S.; Pe. sehr häufig L.; Pritzwalk Ra.! W. Forst Bit. 

Majanthemum bifolium F.W.Schmidt. Lz. S.; Pe. häufig L.; Ky- 
ritz: Kollrep Ra.! Pritzwalk M.; Forst von W. Bt.; H. Ba. 

Gagea silvatica Loud. Lz.: Kuhblank S. 

Ornithogalum umbellatum L. Elbdeich bei Lz. S.; B. M.; Pe.: 
Quitzow L.; H. Ba. 

Allium Schoenoprasum L. Beide Elbufer bei Lz., am linken häufig, 
am rechten seltener S.; Elbufer zwischen Wittenberge und Cumlosen L. 

A. acutangulum Schrad. Elbufer zwischen Wittenberge und 
Cumloseh L. 

A. Scordoprasum L. (ex p.) H. Ba.! häufig auf den Elbdeichen 
bei Lz. S. 

A. vineale L. (em.) Lz. S.; Pe. nicht selten L. 

A. oleraceum L. Elbniederung bei Lz. S.; Pe. nicht selten L.; B. M. 

Anthericus Liliago L. Lz. S.; Pe. nicht bemerkt L.; Hottenburg, 
Forst von W. Bt. 

A. ramosus L. H. Ba ! Pe.: Weinberg, städt. Forst L.; Hotten- 
burg, Forst von W. Bt. 

Juncus glaucus Ehrh. Lz.: Rudower See S.; Pe. einzeln an der 
Stepenitz L.; K. Ba. 

J. fliformis L. Neue Mühle bei Pe. L. 

J. squarrosus L. Gadow S.; Pe.: Bollbrück, Kuhwinkel L.; B. 
M.; K. Ba. 

J. Tenagea Ehrh. Lz.: Halbstücken, Moor, Deibow, Krienitz S. 

J. capitatus Weigel. Lz. S.; Pe.: Aecker bei Quitzow und Kuh- 
winkel L. ; zwischen K. und Vieseke Ba. Bi 

J. supinus Mech. Lz. S.; Pe. Stadtforst L. 

I. alpinus Vill. Turnplatz von Lz. S.; Kuhwinkel L. 

J. obtusiflorus Ehrh. Lz.: Nausdorfer Torfmoor S.; Pe.:- Kuh- 
winkel L. 

Öyperus fuscus 1. Pe.: Quitzower Wiesen, Grabenränder L. 

Rhynchospora alba Vahl (ex p.) Lz.: Gadow S.; Wittenberge Haase! 

Scirpus acicularis L. Pe. häufig L.; rechtes Elbufer zwischen 
Wittenberge und Wahrenberg!! 

S. setaceus L. Lz. häufig S.; Pe.: Gühlitz L.; zwischen Witten- 
berge und Cumlosen L. 

8. Tabernaemontani Gmel. Lz.: Am Rudower See S. 

S. maritimus L. Elbufer bei Lz. S.; Pe.: Sückow L. 


Floristische Beobachtungen aus der Priegnitz. In 


S. compressus Pers. Lz : Rudower See am Leuengarten S.; an 
der Stepenitz bei Pe. bei der Badeanstalt L. 

Eriophorum vaginatum L. Laz.: Gadow S.; Pe.: Gross -Lüben 
Ru.! sonst ziemlich häufig L. 

E. latifolium Hoppe. Lz.: Rudower See S.; am Kuckucksbach 
bei Pritzwalk Ra.! Pe. ziemlich häufig L. 

Carex diveca L. (ex p.) Lz.: Torfmoor bei Nausdorf S. 

©. arenaria L. Turnplatzberge bei Lz. häufig S.!! Pe. gemein 
BE ER Ba. 

O. ligerica Gay. Lz. häufig S; Pe.: zwischen Bollbrück und 
Uenze L. 

©. drizordes L. Eichwald südöstlich von Abbendorf Ru.! 

©. paradoxa Willd.e Pe.: Lübsower Torfstich L.; Wilsnack: 
nordwestlich von Gross-Lüben Ru. ! 

©. panniculata L. (ex p.) Lz.: Am Rudower See S.; Kemnitz M.; 
südöstlich von Abbendorf, nordwestlich von Gross-Lüben Ru.! Pe. 
meist häufig L. 

©. diandra Rth. Lz.: Torfwiesen bei Rambow S. 

©. leporina L. b. argyroglochin Horn. (sp.) Laubwald nördlich 
von Pritzwalk Ra.! 

C©. remota L. Pe.: Katzenbusch bei Bollbrück L.; Laubwald nörd- 
lich von Pritzwalk Ra.! | 

C. montana L Pe.: Gühlitz L. 

©. limosa L. Nausdorf S.; Pe.: Bruch südlich von Bollbrück L. 

©. flacca Schreb. Lz.: Krienitz S.; Pe.: an Mergelgruben bei 
Quitzow L. 
©. pallescens L. Lz. S.; Pe.: Klein-Linde, Lübsow L ; nördlich 
von Pritzwalk Ra.! B. M. 

©. silva'ica Huds. Laubwald zwischen Reetz und Vahrnow L. 

O. Pseudocyperus L. Hechtsfurtgraben bei Lz. S.; Pe.: Lübsow 
Bollbrück L. 

©. rostrata With. Kleine Wiese, Hagen bei Lz. S.; Pe.: Lübsow, 
_Bollbrück L. 

©. filiformis L. Zwischen dem Jakel and dem Wege von Pe. 
nach Wilsnack Ru.! 

Milium efusum L. Pe.: Junger Laubwald an der Chaussee 
zwischen Reetz und Vahrnow, Landgraben bei Perlhof L.; Freyenstein 
M.; H. Ba. 

Stupa pennata L. H. Ba.! 

Nardus strieta L. Lz.: Rudower See S.; Pe. än der Stepenitz 
häufig L.; Wittenberge!! B. M.; K. etc. Ba. 

Phleum Boehmeri Wib. Lz.: Wustrow S.; Stadtforst bei Pe. L.; 
H. Ba.! 

Agrostis canina L. Lz. S.; K. Ba. 


Abhandl. des Bot, Vereins f. Brandenb. XXIV. 12 


178 H. Potonie: 


Calamagrostis lanceolata Rth. Pe.: Bollbrück, Kuhwinkel L.; K. Ba. 

©. neglecta Fr. Lz.: Torfmoor bei Nausdorf, am Rudower See 8. 

©. arenaria Rth.  ' Turnplatzberge, Bahnhof bei Lz. S.!! Pe.: 
Klein-Lüben L. 

Holcus mollis L. La. Moor S.; Pe.: Lübsower Heide L.; Wils- 
nack : 'Plattenburg Ma.! 

Avena elatior L. Elbdeich bei Lz. S.; Wilsnack: am Elbdeich 
bei Abbendorf: Ru.! 

4A. pratensis L. H. Ba.! 

Trisetum flavescens P.B. Rieselei an der Stepenitz bei Pe. L.; H. Ba.! 

Aera caryophyllea L.: Kuhwinkel und Stadtforst von Pe. L.; H. Ba.! 

A. praecoz& L. Lz. S.; Kuhwinkel und Stadtforst von Pe. L.; H. Ba.! 

A. flexuosa L.. Lz. S.; B. M.; zwischen Wilsnack und Forsthaus 
Plattenburg; Ma.!/Pe. L ; K. Ba. 

Sieglingia, decumbens Bernh.' Krienitz S.; Pe. häufig L. 

Molinia coerwea Meh. Lz. S.; B. M.; Pe. ziemlich häufig L. 

Melica :uniflora- Retz.  H. Ba.! 

Koeleria glauca DC. Lz. S.; Pe. Stadtforst L.; K. Ba. 

Poo. nemoralis L. Lz. S.; Pe. Landgraben L.; K. Ba. 

P. compressa L. Lz.:: Rudower See S.; Pe. Stadtmauer L.; K. Ba. 

Festuca gigantea Vill. Lz.: Wälder der Elbe S.; Pe.: zwischen 
Reetz und Vahrnow L.; B. M. 

Bromus inermis Leyss. Elbdeich bei Lz. S.; Pe. häufig L.; H. Ba.! 

5b. sterilis L. Pe. häufig L.; Lz. Bahndamm S.; H. Ba. 

Brachypodium pinnatum P.B. Pe. Stadtforst L.; H. Ba.! 

B. silvaticum P.B. (em.) Elbdeich bei Lz. S.; H. Ba. 

Triticum canıinum L. Lz. S.; K. Ba. 

Hordeum arenarium Aschs. Bahnhof bei Lz. S.!! 

Lolium remotum Schrk. Lz. unter Flachs S.; Pe. unter Flachs L. 

Festuca elongata Ehrh. == F. elatior X Lolium perenne. Kirch- 
hofsmauer bei Lz. S. 


Juniperus communis L. Lz. S.; Pe.: Stadtforst, Düpower Vieh- 
weide L.; H. Ba. 

Lycopodium Selago L. Theerofen bei W., Dossow Bt. 

L. annotinum L. Im Nadelwald östlich von der Bollbrücker 
Chaussee bei Pe. L. 

L. clavatum L. Lz.: Krienitzhaide S.; Pe. Stadtforst, Lübsower 
Haide L.; H. Ba.; Theerofen bei W. Bt.; H.: Langer Berg in der K. 
Forst Ba. 


L. inundatum 1, Lz.: Wieblitzpfahl S.; Pe.: an der Stepenitz 
Lübsow gegenüber L. 


L. Chamaecyparissus A.Br. Theerofen bei W. vom Rector Meyer 
entdeckt Bt. 


Equisetum silvatieumL. Lz.: Leuengarten am Rudower See S.; junger 


Floristische Beobachtungen aus der Priegnitz. 179 


Laubwald zwischen Reetz und Vahrnow L.; Laubwald nördlich von 
Pritzwalk Ra.! 

E. hiemale L. Rudower See S.; Pe.: Düpower Landgraben L.; 
W.: Goldbeck Bit. 

Ophroglossum vulgatum L. Lz.: Rudower See S.; Pe : Quitzower 
Wiesen nahe dem einzelnen Gehöft „Hennings auf dem Berg“ L. 

Botryehium Lunaria Sw. Lz.: Gadow S. 

b. ramosum Aschs. Lz.: Bei der Dergenthiner Windmühle am 
Wege nach Nebelin spärlich L. 

Osmunda regalis L. Lz.: Moor, Bochin, Polz S.; Pe.: am rechten 
Ufer der Jeetze bei Bollbrück L.; W.: Nattenhaide Bit. 

Polypodium vulgare L. Lz. S.; Pe. Wälder häufig L.; Wilsnack: 
linkes Karthaneufer bei Plattenburg Ma! Canal bei W. Bt.; H. Ba. 

form. auritum Willd. Lz.: Mödlich auf alten Weidenstämmen S. 

Asplenum Ruta muraria L. Strebepfeiler der Wilsnacker Kirche 
Ma.! Stad:mauer von W. Bt. 

Phegopteris Dryopteris Fee. Rudower-See S.; Forst von W. sehr 
häufig Bt 

FE polypodioides Fee. Forst von W. Bit. 

Aspidium ceristatum Sw. la: Bobrow Gadow, Nausdorf 


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