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NARRN,
VERHANDLUNGEN
des
NATURWISSENSCHAFTLICHEN
VEREINS
von
HAMBURG-ALTONA
im Jahre 1878.
NEUE FOLGE III.
IM AUFTRAGE DER REDACTIONS-COMMISSION DES VEREINS
herausgegeben von
Pr. Ausust YoLLER. ‚
Mit 7 Tafeln und 18 eingedruckten Holzfchnitten.
INHALT:
ı) Jahresbericht und Mittheilungen aus den Sitzungen.
2) Verzeichnifs der in Austaufch empfangenen Schriften.
3) Mitgliederverzeichnifs.
4) Kritifche u. ergänzende Bemerkungen, die hamburger Flora betr. Von J. TımM.
5) Neue oder wenig bekannte Reptilien. Von Dr. J. G. FISCHER.
6) Die Fehler der durch bicylindrifche Linfen erzeugten Bilder. Von Dr. Huco Krüss.
7) Ueber ein menfchliches Skelett mit abnormer Wirbelzahl. Von Dr. H. BoLav.
8) Ueber den Orang-Utang des Zoologifchen Gartens in Hamburg. Von Dr. H. BoLAUv.
‚ Kleine Mittheilungen aus dem Aquarium des Zoologifchen Gartens in Hamburg.
Von Dr. H. BoLAUv.
10) Beiträge zur Kenntnifs der Salicylfäure und ihrer Anwendung. Von Dr. F. WIBEL,
ıı) Die Selbftentzündung des Aethyl-Alkohols. Von Dr. F. WIBEL.
12) Die geognoflifchen Ergebniffe einiger neueren Tiefbohrungen auf Hamburgifchem
Gebiete und Umgegend. Von Dr. F. WIEEL.
13) Kritifche Aphorismen über die Entwicklungsgefchichte der höheren Kryptogamen.
Von Prof. Dr. SADEBECK.
HAMBURG 13709.
L. FRIEDERICHSEN & Co.
GEOGRAPHISCHE UND NAUTISCHE VERLAGSHANDLUNG.
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5 ch) „
LE .
Firh ih in
) er Naturwiffenfchaftliche Verein von Hamburg-Altonä
& E hat auch im letztverfloffenen Jahre feine regelmäfsige
[e BE Thätigkeit in gewohnter Weife ausgeübt. Es haben
37 Sitzungen ftattgefunden, darunter 6 öffentliche und 10 allge-
meine Verfammlungen; über die in diefen Sitzungen gehaltenen
Vorträge etc. gibtdas nachfolgende Verzeichniss nähere Auskunft.
Die Anzahl der Mitglieder des Vereins betrug am Ende
des letzten Jahres 176, — gegen 170 am Schluffe des Jahres 1877.
Das im vorigen Berichte erwähnte authentifche Verzeich-
nifs der Ehren- und correfpondirenden Mitglieder des Vereins
it zum Abfchluffe gebracht worden und auf den folgenden
Seiten mitgetheilt; nach demfelben betrug am 31. December
1878 die Anzahl der Ehrenmitglieder 29, die der correfpon-
direnden Mitglieder 30.
Die Vermögensverhältniffe des Vereins waren am Schluffe
des Jahres folgende: Es betrugen die Einnahmen:
an Saldo von 18977 . . . . HM. 1400. —
» Zinfen der belegten Fonds des
Vereins im Betrage von Jb. 13,500 » 594. 90
an Beiträgen der Mitglieder . » 1745. —
» Erlös aus verkauften Schriften» 170. 15
in Summa Sb. 3910. 05
Die Gefammtausgaben betrugen » 2513. 05
fo dafs ein Caffenbeftand von Sb. 1397. —
auf das laufende Jahr übertragen werden konnte.
oO —
Mittheilungen aus den Sitzungen
1878.
Inn
Es fanden folgende wichtigeren Vorträge und wiffen-
fchaftliche Verhandlungen Statt:
Januar 9.
» 16.
Februar 6.
WE
» 20.
2.0027,
(Oeffentliche Sitzung.) Herr Prof. KIESSLING: Ueber
das Telephon.
Herr Dr. F. WIBEL: Ueber Eifenmeteorite, mit
befonderer Berückfichtigung eines vom Hambur-
gifchen Mufeums erworbenen 114 Kgr. fchweren
Meteoreifens von Toluca in Mexico.
(Oeffentliche Sitzung.) Herr Dr. BOLAU: Ueber die
Naturgefchichte der menfchenähnlichen Affen.
Herr Dr. HoprE: Ueber den Leitungswiderftand
von Flammen gegen den galvanifchen Strom.
(Demonftrationsabend.) Herr Dr. KrÜSS: Ueber
eine neue, nach feinen Angaben verfertigte elck-
trifche Lampe.
Herr Optiker KosßÜ: Edifon’s elektrifche Feder.
» Dr. VOLLER: Ueber Aneroidbarometer.
» Dr. BoLAU: Ueber im hiefigen Aquarium
beobachtete Begattung von Katzenhaien.
. Herr Dr. BOLAU: Ueber neuere zoologifche
Acquifitionen des Mufeums.
Herr BÖCKMANN: Ueber das Vorkommen von mus
rattus im Hamburger Gebiet.
März 6.
118.
» 20.
3a 27.
April 3.
» I0.
» 17.
2a
Mai 1.
==. 5.
(Oeffentliche Sitzung) Herr Prof. NEUMAYER:
Ueber die Gröfse und Geftalt der Erde.
Herr Dr. MÜNDER: Ueber künftliches Senföl.
» Dr. SCHRÖDER: Ueber einen nach Vierordt’s
Princip hergeftellten Spectralapparat für quantitative
Analyfe.
Herr Dr. BoLAU: Ueber den Steinbutt.
(Demonftrationsabend.) Herr Dr. BOLAU: Neue
Erwerbungen des Mufeums.
Herr WITTMACK: Vorlage eines Theiles feiner
biologifchen Schmetterlingsfammlung.
Herr BÖCKMANN: Ueber Doppeleier.
Herr Prof. KIESSLING und Herr Dr. VOLLER: Ueber
die Gefchichte der Erfindung des Telephons.
(Oeffentliche Sitzung.) Herr Prof, KIESSLING:
Ueber die Benutzung der Elektricität zu Beleuch-
tungszwecken.
Herr Dr. VOLLER: Ueber natürliche und künftlliche
Ventilation, mit befonderer Berückfichtigung der
Luftbefchaffenheit im neuen Schul- und Mufeums-
gebäude vor dem Steinthor.
(Demonftrationsabend.) Herr Dr. BoLAU: Ueber
einige neuere Thiere des Mufeums.
Herr J. A. F. MEYER: Ueber .das’ Breguet’fche
Queckfilbertelephon.
Herr Dr. VOLLER: Fortfetzung feiner Mittheilungen
vom 10. April (über natürliche und künftliche
Ventilation).
Herr WINTER: Vorlage einer Anzahl roher Cap-
diamanten,
(Demonftrationsabend.) Herr REENTS: Vorlage
ausgewählter Stücke feiner Conchylienfammlung.
Herr Dr, BoLAU: Ueber künftlich befruchtete
Häringseier, fowie über einige neue Thiere des
Aquariums
Mai 8.
2422:
» 29.
Juni 6
».12:
» 26.
Sept. 4
3131,
» 18.
2..25.
Octhr. 2.
—yal,
Herr Dr. RICHTER: Ueber die Beweife für die
Vibrationshypothefe des Lichtes.
(Demonftrationsabend.) Herr Dr. BOLAU: Ueber
das Fingerthier (Aye-Aye).
Herr Dr. KrÜSS: Ueber einen Spectralapparat zur
quantitativen Analyfe nach Vierordt, mit Anwendung
polarifirten Lichtes.
Herr AHLBORN. Ueber Temperaturmeffungen.
Herr Dr. VOLLER: Ueber neuere chemifche Ele-
mente, fpec. das Gallium und Davyum.
Herr Di! "BoLaumm Ueber: neueren Filche "des
Aquariums.
Herr Dr. CLASSEN: Ueber die Pfychologie der
Farbenempfindungen.
Herr Dr. VOLLER: Ueber das Hughes’fche Mikro-
phon in feinen verfchiedenen Formen.
Herr Dr. NIEDERSTADT: Ueber die chemifche
Grofsinduftrie und die Düngerfabrikation.
Herr Prof. KIESSLING: Ueber das Verhalten des
Auges beim Sehen durch optifche Apparate.
Herr Prof. PAnsScH aus Kiel: Ueber das Gehirn
des Gorilla.
Herr Prof. SADEBECK: Ueber die Vorgänge bei,
der Pflanzenbefruchtung.
(Demonftrations- Abend). Herr Prof. KIESSLING:
Ueber Paugger’'s Dromofkop.
Herr A. WICHMANN: Ueber ein Döbbereiner’fches
Feuerzeug mit Petroleumbrenner.
Herr Dr. BOoLAU: Verfchiedene zoologifche Mit-
theilungen.
Herr Dr. SALOMON: Ueber Metallofkopie.
Herr Dr. BoLAU: Neue Erwerbungen des Mufeums.
Herr Dr. F.WIBEL: Ueber die Selbftentzündung des
Alkohols beim Contact mit Chlorkalk und Schwefel-
fäure, fowie über eine Anzahl neuer Mineralien des
Mufeums, insbefondere Capdiamanten.
Octhr.
Dechr. 4.
9.
ll.
18.
—— 5; —
Herr AHLBORN: Ueber die Urfachen des Föhn, fo-
wie über die Kälteperiode im Mai.
Herr PLAGEMANN: Vorlage violett gefärbter Stücke
von Chilifalpeter.
. (Demonftrations-Abend). Herr Dr. KRÄPELIN: Ueber
die Helgoländer Meeresfauna.
Herr WITTMACK: Vorlage eines weiteren Theiles
feiner biologifchen Schmetterlingsfammlung.
Dr. BoLAU: Ueber den Hornfifch.
. Hr. AHLBORN: Ueber die Staubfälle im Dunkelmeere.
Hr. Dr.F.WIBEL: Ueber Salicylfäure-Verbandswatten.
Herr Dr. BoLAU: Ueber die Luftfäcke der Vögel.
Herr Dr. VoLLER: Ueber die phyfikalifche und
chemifche Atomenlehre.
Herr Dr. F. WIBEL: Weitere Mittheilungen über
Salicylfäure-Verbandswatten.
Herr Dr. VOLLER: Fortfetzung feiner Mittheilungen
über die Atomenlehre, insbefondere über van’t Hoff’s
»Lagerung der Atome im Raume.«
. (Oeffentl. Sitzung.) Hr. Dr. VOLLER: Die vier Elemente
der Alten im Lichte der heutigen Wiffenfchaft.
. Herr Dr. RICHTER: Ueber die Beziehungen der
Wärme zu den Aggregatzuftänden.
Herr Dr. SALOMON: Ueber die Vorgänge bei der
thierifchen Befruchtung.
Herr Dr. F.WIBEL: Ueber den Einflufs der Sand-
filtration auf den Salzgehalt des Waffers.
Herr BÖCKMANN: Ueber Varietäten des Hamfters
und der Feldmaus.
Herr Dr. F. WIBEL: Ueber die Refultate der Tief-
bohrung auf dem Schaarmarkt.
Herr AHLBORN: Ueber dieVolger’fche Quellentheorie.
(Oeffentliche Sitzung.) Herr Dr. F. WIBEL: Ueber
Entftehen und Vergehen der Infel Helgoland.
——
V ERZEICHNISS
der
in Austaufch empfangenen Schriften
(bis Ende Februar 1879.)
(Wir bitten unfere geehrten Correfpondenten, diefes Verzeichnifs gleichzeitig
als Empfangsbefcheinigung anfehen zu wollen.)
Amfterdam. Verhandelingen der Koninklijke Akademie van
Wetenschappen. 17 Deel 1877.
Verslagen en Mededeelingen. Afdeeling Naturkunde.
Tweede Reeks. II Deel 1377.
Processen Verbaal van de Gewone Vergaderingen van
Mei 1876 tot en met April 1377.
Augsburg. Naturhiftorifcher Verein. Excurfionsflora für das
füdöftliche Deutfchland von FR. CAFLISCH, 1878.
Auffiga. d. Elbe. Erfter Bericht des naturwiffenfch. Vereins
für 1876 und 77 und Mittheilungen des Vereins:
Ueber die Bildung des Auffig-Teplitzer Braunkohlen-
flötzes von A. PURGOLD.
Bafel. Verhandlungen der naturforschenden Gefellfchaft für
18771. 1.6: \Theil,.3i, Heft
Berlin. Zeitfchrift der deutfchen geologifchen Gefellfchaft,
20. Band, beit A, 30. Band./Hieit, 1. 27%
|
|
|
Sitzungsberichte der Gefellfchaft naturforfch. Freunde.
Jahrg. 1877.
Verhandlungen des botanifchen Vereins der Provinz
Brandenburg, 19. Jahrgang 1877.
Berlin-Kiel. Jahresbericht der Commiffion zur wiffenfchaft-
lichen Erforfchung der deutfchen Meere von Prof.
Dr. MOEBIUS und Andern für 1874—76.
Bern. Mittheilungen der naturforfchenden Gefellfchaft vom
Jahre 1877.
Biftritz. 6. Jahresbericht der Gewerbefchule zu Biftritz in
Siebenbürgen. 1878.
Bonn. Verhandlungen des naturhiftorifchen Vereins der
preufsifchen Rheinlande und Weftfalens.
34. Jahrgang; 4. Folge: 4. Jahrgang, 2 Hälften, 1877.
Bofton. Proceedings of the B. Society of Natural Hiftory
Melhr9% Bartv ER,
Memoirs of the B. Society Vol. I, Part.,/IV®, Num-
ber VAN 1878:
Brünn. Verhandlungen des naturforfchenden Vereins. 15.
Band. Heft ı und 2.
Brüffel. Societe entomologique de Belgique. Serie I. No. 46,
47» 49, 52, 54, 55, Wiens)
Annales de la Societe entomologique de B. Bd. 20,
Bulletin de !’ Academie royale des Sciences, des Lettres
et des Beaux-Arts de Belgique. Tomes 41—45.
Memoires de l’Acad. etc. Bd. 42.
Memoires couronnes et autres memoires publies par
!’Academie etc. Collection in 8%. Tomes: 27 et 28.
Memoires couronn&s et memoires des savants £Etrangers
publies par !’Academie etc. Tomes 40 et 41.
Annuaire de l’Academie royale de Belg. Annees:
43 et 44.
Bremen: Abhandlungen vom naturw. Verein, Band. V,
Hefte 3 und 4.
u ge =
Beilagen: ı. Tabellen über den Flächeninhalt des
2.
Breslau.
Budapeft.
Bremifchen Staats in den Jahren 1875 —76.
Die Valenztheorie in ihrer geschichtlichen Ent-
wickelung und jetzigen Form von Dr. OTTO HERBST.
55. Jahresber. der fchlef,. Gefellfchaft für vater-
ländifche Cultur. Generalbericht für 1877.
Königl. Ungarifche naturwiffenfchaftliche Gefell-
[chaft, 1877.
1. Eishöhle von Dobfchau von KRENNER. 1874.
. Rotatoria Hungarie von Dr. BARTSCH SAMU. 1877.
3. Monographia Lygaeidarum Hung. von Horvath
7.
GEZA. 1875.
. Ebbe und Fluth in der Rhede von Fiume von
STAHLBERGER. 1874.
. Ungarns Spinnenfauna von OTTO HERMANN. 2
Bände 1876, 1878.
. Ungarn’s Eifenerze von KrASSAI LOVAG, Kerpely
Antal.
Ungarns Tabake v. Dr. KOSUTANY TAmaS. Theil ı.
Kleinere Schriften von RUDOLPH TEMPLE:
I.
Au. N
Caffel.
Der Gebirgsftock Babia Göra in den galizifchen
Bieskiden.
. Aus dem Bienenftaate.
. Vermeintliche Kräfte einiger Pflanzen.
. Das tägliche Brot.
. Nectarien und Honig.
. Theorie und Praxis in der landwirthfchaftlichen
Thierzucht.
. Landwirthfchaftlich-Naturwiffenfchaftliches.
Verein für Naturkunde. Ueberficht über die bisher
in der Umgegend von Caffel beobachteten Pilze.
Caffel 1878.
Cambridge. (Maff.) Memoirs of the Mufeum of Comparative
Zoology at Harvard College. Vol V, No. ı, 2.
VoL-NE; No, 2:
— 19) z—.
Bulletin of the !M.2of @.,Z. VolkIV, Vol,V, 1,2, 3,
4, 5.6, 7.
Annual Report of the Curator of the Mufeum ofC. Z.
for 1877—78.
Cherbourg. Me&moires de la Societ@ nationale des sciences
naturelles de Ch. Tome XX (2° serie: tome X.)
Chicago. (U. S,) Academie of Sciences. Annual Adress 1878.
(with a paper of John Dean Ceton: Artefian Wells).
The New Rocky Mountain Tourist, Arkansas Valley
and San Juan Guide by J. G. Panyborn 1878.
Chriftiania. Archiv for Mathematik og Naturvidenskap.
I. Band, A: Heft; III. Band, 1. Heft,.2. Heft, 3, Fleft.
Chur. Jahresbericht der naturforfchenden Gefellfchaft Grau-
bündens für 1875—76.
Danzig. Schriften der naturforfchenden Gefellfchaft. Neue
Kolge,, 4. Band, 2.7Heft. (1877.)
Dorpat. Zehnjährige Mittelwerthe (1866— 1875) nebft ojähri-
rigen Stundenmitteln (1865— 1875) für Dorpat von
Dr. C. WEIHRAUCH. (Dorpater meteorl. Beobacht.)
Sitzungsberichte der Naturforfcher-Gefellfchaft zu Dor-
pat von Prof. Dragendorff. IV. Band, 3. Heft, 1877.
Archiv für Naturkunde von Livl., Ehftland, Kurland,
herausgeg. vom obigen Verein. I. Serie, Bd. VIH.
Klett 3:
Ilv.Serie, Bd. VI, Lieferung’ 4; 3Bdı VII, Tieferung
I und 2.
Dresden-Halle. Leopoldina für 1878. (Heft 14.)
Dublin. Proceedings of the Dublin Univerfity Biological
Association. Vol. I, No. 3.
Elberfeld. Jahresbericht des naturwiffenfchaftlichen Vereins
zu Elberfeld, 5. Heft, 1878.
Emden. 63. Jahresbericht (1877) der naturf. Gefellfchaft.
Erlangen. Sitzungsberichte der phyf.-medicinifchen Societät,
9. Heft. (Nov. 76 bis Auguft 77.)
Florenz. Publicazioni del R. Istituto di Studi Superiori
pratici e di Perfezionamento in Firenze.
—— 0) ——
a) Sezione di Scienze Fisiche e Naturali Vol. I, 1376.
b) Sezione di Medicina e Chirurgia e Scuola di Far-
macıa. Vo1.21,:17876:
c) Studi e Ricerche sui Pienogonidi. Parte Ja. Ana-
tomia e Biologia.
d) Descrizione di alcuni Batraci anuri, Polimeliani etc.
Firenze 1877.
e) Opere publicate dai Professori della Sezione di
Scienze Fisiche e Naturali de R. Istituto Superiore.
f) La Nuova Teoria di Riproduzione da P. Giotto
Ulivi, 1878.
Frankfurt a. M. Der zoologifche Garten, 1877 (18. Jahrg.),
No.6; 187819. Jahre), Left T, 2,3, 45 700,
9, ,10,*115 12.
Aerztlicher Verein. Jahresbericht über die Verwaltung
des Medicinalwefens etc. der Stadt Frankfurt a. M.
21. Jahrgang (1877).
Freiburg im Breisgau. Berichte über die Verhandlungen
der naturf. Gefellfchaft. Band VII, Heft II, 18738.
Fulda. 5. Bericht des Vereins für Naturkunde in Fulda.
St. Gallen. Bericht über die Thätigkeit der St. Gallifchen
naturwiffenfchaftl. Gefellfchaft von 1876—77, 1878.
Giessen. 17. Bericht der Oberheffifchen Gefellfchaft für
° Natur- und Heilkunde, 1878.
Glasgow. Proceedings of the Natural History Society of
Glasgow, Vol. IH, Part II.
Görlitz. Neues Laufitzifches Magazin. Im Auftrage der
Oberlaufitzifchen Gefellfchaft der Wiffenfchaften
herausgegeben von Prof. Dr. SCHÖNWÄLDER. 54.Bd.
12. Hieit, 1873.
Göttingen. Nachrichten von der K. Gefellfchaft der Wiffen-
fchaften aus dem Jahre 1877.
S’Gravenhage. Bijdragen tot de Geneeskundige Plaats-
beschrijving van Nederland. Tweede Stuk. Friesland:
Beilagen: 1) Bruinsma, Jets over Vergiftiging door
Garneelen.
— II —
2) Bruinsma, Jets over de Waterpest. (Leeuwarder
Courant, 14. Febr. 75.)
Graz. ı) Jahresbericht des akademifch-naturwiffenfchaftlichen
Vereins. Jahrgang II (1876), II (1877), IV (1878).
2) Mittheilungen des Vereins der Aerzte in Steiermark,
XIH. Vereinsjahr (1875—76). Originalmittheilungen
und Sitzungsberichte. XIV. Vereinsjahr (1876—77).
3) Mittheilungen des naturwiffenfchaftlichen Vereins
für Steiermark für 1877.
Greifswald. Mittheilungen aus dem naturwiffenfchaftlichen
Verein von Neuvorpommern und Rügen, 1877 und
1878: 9. Jahrg., IO. Jahrg.
Halle a. S. Mittheilungen des Vereins für Erdkunde, 1877.
Hamburg. Deutfche Seewarte. Monatliche Ueberficht der
Witterung. Sept. 1877 bis Dec. 1877.
Mittheilungen der geograph. Gefellfchaft, 1376—77.
Hannover. 25. und 26. Jahresbericht der naturf. Gefellfchaft
für die Gefchäftsjahre 1874—75, 1875—70.
Heidelberg. Verhandlungen des naturhiftorifch-medicinifchen
Verein. Neue Folge, 2. Band, 2. Heft (1373),
3. Heft (1879).
Kiel. Mittheilungen des Vereins nördlich von der Elbe zur
Verbreitung naturwiffenfchaftlicher Kenntniffe, Hefte
I, 4 5,6, 7, 9. .
Schriften des naturwiffenfchaftl. Vereins für Schleswig-
Holftein, I;, Iz, I,, III, (1878).
Königsberg. Schriften der phyfikal.-ökonomifchen Gefell-
[chaft. 17. Jahrg. (1876), 2 Abtheilungen; 18. Jahrg.
(1877), 1. Abtheil.
Kopenhagen. Von Herrn Prof. Jap. STEENSTRUP:
I) Noget om Slaegten Soulv (Anarrhichas) og deus
nordiske Arter. 1876.
2) Opylsning om Anarrhichas Leopardus Agass. Nov.
78773
3) Hemisepius, en ny Slaegt af Sepia. Blacksprutternes
Familie,
ee. 19, —:
4) Hat man in den interglaciären Ablagerungen in
der Schweiz wirkliche Spuren von Menfchen ge-
funden oder nur Spuren von Bibern ?
Laufanne. Actes de la Societ€E helvetique des Sciences
naturelles, r&unie a Bex, Aoüt 77, 60° section,
Compte-rendu 1876/77.
Leipzig. Sitzungsberichte der naturforfchenden Gefellfchaft
zu Leipzig, 4. Jahrg. (1877), No. 2—10.
Leipzig-Neapel. (Verlag W. Engelmann.) Mittheilungen
aus der zoologifchen Station zu Neapel. I. Band,
I. Heft.
Linz. Jahresbericht des Vereins für Naturkunde in Oefterreich
ob der Enns. 9. Jahrgang, 1878.
London. Philosophical Transactions of the Royal Society
for 1876, ‚Vol. 166, Part L., 2.
Proceedings ‚of the, Royal "Society. '): Vol. 725,26;
No. 175—183.
Excavations at the Kesslerloch near Thayngen, Switzer-
land, by CONRAD MERK, translated by LEE.
St. Louis (Mo.). Transactions of the Academy of Sciences
Vol. I Ne.4.
Melbourne. Fragmenta Phytographiae Australiae, contulit
FERD. DE MUELLER. Vol. X.
Minneapolis (Minnesota) U. S. Bulletin of the Minnesota
Academy of Natural Sciences, 1877.
Modena. ı) Annuario della Societa dei Naturalisti, ser. II®,
annox, XIe,,. fasc., Te. \.TV24,-.(1877);. ‚anno: Xu
fasc. Io, 1°, 71V 1873).
2) Rendiconto delle Adunanza del 21. Febbr. 1878.
3) Contribuzione alla Fauna del Modenese.
Montpellier. Acad&mie des Sciences et des Lettres de
M. Memoires de la Section des Sciences, 1877.
Tome IX, fasc. I. Annede 1876,
Moscau. Societe imper. des naturalistes. Bulletin. Annee 1877,
No::%8, 4.,,.Annee 1878, N0..1,. 2.
München. ı) Sitzungsberichte der math,-phyf. Claffe der
— 13 —
K. bayr. Academie der Wiffenfchaften, 1877, Heft 2;
1878, Heft 1, 2.
2) Abhandlungen derfelben, 13. Band, ı. Abtheilung.
(Denkfchriften: Bd. 48.)
3) Die geognoftifche Durchforfchung Bayerns, Rede
von Dr. C. W. GÜMBEL, 1877.
Münfter. 6. Jahresbericht des weftphälifchen Provinz.-Vereins
für Wiffenfchaft und Kunft pro 1877.
Nancy. Bulletin de la Societ€e des Sciences de Nancy, Serie II,
Tome III, Fasc.: VII. ‚10° Annee, 1877.
Neubrandenburg. Archiv des Vereins der Freunde der
Naturgefchichte in Mecklenburg. 31, Jahrgang.
Die Lindenthaler Hyänenhöhle von LIEBE.
Neuchätel. Bulletin de la Societe des Sciences naturelles
deN. Tome XL, I cahier (1877), 22:22cah, (1878).
New-Haven (Connecticut), Transactions of the Connecticut
Academy of Arts and Sciences. Vol. IV., Part I.
el 25:
Nürnberg. Abhandlungen der naturforfchenden Gefellfchaft
in Nürnberg, VI. Band (1377).
Nymwegen. Verslagen en Mededeelingen der Nederlandfche
Botanifche Vereenigung, 1. Serie, 2. Theil, Stück 4,
3. Dheil, Stück T.
Offenbach a. M. 15. und 16, Bericht über die Thätigkeit
des Offenbacher Vereins für Naturkunde (Mai 73
bis Mai 75) 1876; ı7. und ı8. Bericht (Mai 75
bis Mai 77), 1878.
Paffau. ı1. Bericht des naturhiftorifchen Vereins für Paffau,
für 1875—-77. Paffau 1878.
St. Petersburg. Acta horti Petropolitani. Tome V, fasc, I,
(1877), fasc. II (1878).
Bulletin de l’Academie imperiale des Sciences de
St. Petersburg. Tome XXV, No, ı, 2.
» XXIV, (Feuilles 29—36).
Philadelphia. Journal of the Academy of Natural Sciences
of Philadelphia. New Ser. Vol. VIII, Part II.
— 14 —
Proceedings of the Academy of Natural Sciences.
3: Parts,01877.
Pifa. Societa Toscana di Scienze Naturali. Processi Verbali
(T3. Jan. 78, 10; Marz478,, 5.) Mat 78,7. juloe7&
1O-Now. 78, 72: Jan...79).
Atti della Societa Toscana di S.N. Vol. III, fasc. 2° 78,
Prag. Jahresb. des naturhiftorifchen Vereins Lotos für 1877.
Regensburg. Correfpondenzblatt des zoolog.-mineralogifchen
Vereins in Regensburg, 31. Jahrgang.
Riga. Correfpondenzblatt des Naturforfcher-Vereins zu Riga.
22. Jahrgang.
Rom. Bollettino del R. Comitato Geologico d’Italia. Vol. VIII,
No. I—12, 1877.
Atti della R. Academia dei Lincei.
ı) Anno 274 (1876—77), Serie 3, Transunti, Vol. ].
2 >" ,.275:(1877 78), 2. 3 » 3.11:
fasc. 3, 4, 5, 6 und Schlufs.
3) Anno 276 (1378—79), Serie 3, » >». HE
fase.' I e 2.(1879).
4) Transunti pubblicati dai segretari (Dec. 77, Jan. 78).
5) Memorie della classi di scienze fisiche, mat. e nat.
Vol. Irtase,71, IE
Salem (Mass.) Proceedings of the American Association of
Advancement of Science, 25. Meeting (at Buffalo),
Auguft 1876.
Schneeberg. Mittheilungen des naturwiffenfchaftlichen
Vereins; 7, Heit T,(1378).
Stuttgart. Württembergifche naturwiffenfchaftliche Jahres-
berichte. Jahrg. 34, Heft 1—3.
Toronto (Canada). Canadian Journal. Juli 1877.
Trieft. Bollettino della Societa Adriatica di Scienze Naturali
in. T.. »Vol..111,4No: 3... Vol»IV, Nor (1878):
Washington. 1. 9" Annual Report of the U. S. Geological
and Geographical Survey of Colorado and Adjacent
Territories by Hayden. 1875.
Wien,
— I5 —
2. Annual Report of the Boards of Regents of the
Smithsonian Institution,
3. U. S. Geological Survey. Miscellaneous Publica-
tions. Fur-Bearing Animals (North American Muste-
lidae.) by Elliott Cones.
4. Report of the U.S. Geological Survey of the Terri-
tories by Hayden. Vol VII, 1878; Vol XI.
5. Address before the Rocky Mountains Medical Asso-
ciation, June 6" 75, containing some Observatione
on the Geological Age of the World by Dr. Toner,
6. Illustrations of Cretaceous and Tertiary Plants of the
Western Territories of the U. S. by Hayden.
7. List of Publications of the Smithsonian Institution.
8. I. Annual Report of the U.S. Entomological Com-
mission for 1877 relating to the Rocky Mountain
Locust. 1878.
9. Bibliography of the North American Invertebrate
Paleontology by White and Nicholson. 1878.
Sitzungsberichte der Kaiferl. Academie der Wiffen-
fchaften, math, naturw, Claffe.
1. Abtheiluug, Bd. 73: No. 1—5; Bd. 74, No. ı—5;
Bd. 75, No. 1—5.
24 Abtheiluns?ı Bd'373. No. 55 Be, ’74, No ur 5;
Bd.#75,.No. 1-5; Bd: 76, No.s.t.
3. Abtheilung, Bd. 73, No. I—5; Bd. 74, No. 1-5.
Jahrbuch der Kaif.-Königl, geologifchen Reichsanftalt.
Jahrgang 1877, Bd. 27, No. 4; Jahrgang 1878, Bd.
28. Nor 22
Verhandlungen derfelben Anftalt. 1878, No. 2—7,
No: 12:
Verhandlungen der Kaif.-Königl. zoologifch-botanifchen
Gefellfchaft. Jahrgang 1877, 27. Band.
Wiesbaden. Jahrbücher des naffauifchen Vereins für Natur-
Zürich.
kunde. Jahrgang 29 (1876) und Jahrgang 30 (1877).
Vierteljahrsfchrift der naturforfchenden Gefellfchaft
in Z. 21. und 22. Jahrgang.
>a.16,.
Zwickau. Jahresbericht des Vereins für Naturkunde zu
Zwickau. 1877.
Prof Dr. K. MOEBIUS, die Bewegungen der fliegenden Fifche
durch die Luft, Leipzig 1878.
Dr. LEGRAND, la nouvelle Societ€e indo-chinoise. Paris 1878.
Dr. G NEUMAYER, der Meteorit von Krähenberg.
Prof. Dr. C. SEMPER (Würzburg), Reifen im Archipel der
Philippinen. II. Band, XII. Heft: Malacologifche
Unterfuchungen, Wiesbaden 1877.
Pa
SI
Verzeichnifs der Mitglieder
Ende 1878.
Vorftand:
Dr. AUGUST VOLLER, Präfes.
Dir. Dr. H. BOLAU, Vicepräfes.
Dr. KRAEPELIN, erfter protokollirender Secretair.
Dr. H. Krüss, zweiter protokollirender Secretair.
HERM. AHLBORN, correfpondirender Secretair.
J. ARTHUR F. MEYER, Caffenführer.
Ahlborn, H., Realfchullehrer,
Hamburg.
Amlınck,. ]., Dr., y
Nregtss0]3.l. Ve, Dr., »
Baden, F., Altona.
Bahnfon, W., Dr., Hamburg.
Bauch, E. M., )
Behn, 1.1. Dr,
Behrmann, ].,
Berlin, E., Dr.,
Beuthin,H,., Dr;,
Bieber, H., Dr.,
Bock, Aug., Münzwardein,
Altona.
Hamburg.
Hamburg.
Böckmann, Fr., »
Böfenberg, W,, Hamburg.
Bolau, H., Dr., Director
Brafch, Aug., Dr.,
Bredemeyer, C.H. E,, »
Brödermann, A. F., Hamburg.
Burau, H.,
Chriiien,,.C,
Chrifteinecke, K., 5
Clafsen, A., Dr, y
Cohen, Benny,
Cohen, B., Dr., »
EonnneNE,
Conn jr., Oscar,
Cruger+C,,!Dr,,
Dammann, ].,
Dehn, Max, Dr.,
Dunckhorft, G. ‘H.
Engelbrecht, A., Dr.
Engel-Reimers, J. A. J., Dr.,
Hamburg.
Erman, B., Dr., Phyficus »
BrnleneR,; »
D
ee ITS
Filler, Fr., Ingen. Hamburg. | Köpcke, jr., J. J, Hamburg.
Fifcher, Franz, Kraepelin, Dr., »
Fifcher, H. Emil, Dr., » Kraufe, RR. Dr: »
Eileher, |, G; Dr, >» Krusen, K% Dr >
Bixfen, ]. H, > I, Kruls, EI, sDr., »
Frankenheim, L., »
Freefe, H., » Lazarus, W., »
Friederichfen, L., » Leffmann, A. M,, »
Lieben, L., Conful, »
Klmzer, Es,Dr, » Liegel, Dr, u
Koldichmidt, +C5 Dr; .7® Lion, Eugen, N
Gofsler, E., Dr., » a a
Gräfenhahn, E. W., ? Lipfchütz, Guftav, >
Grofs, G., Dr., £ Lipfchütz, Louis, >
Güfsefeld, Emil, 7 Löckermann, H., Dr., »
Hämmerle, W. A., Lüders, C. W., :
Hallier, J. G., R us, Vincent, y
Heinfen, C. J., Dr., i Lüttgens, E., Wandsbeck.
Blerino-r). dr 1,
em ac, R Martens, G. H., Hamburg.
Hertz, Martin, Matthaei, ]., x
EN Meet, ,C, Wandsbeck.
nen, 0 R Meyer, a Aug., Hamburg.
Hoffmann, J. F., > Meyer, C. H, fr
Hoppe, Dr., R Meyer, H. (4 ö »
Hübfcher, Henry > Nayzz J. Arthur F, >»
Japp, 1 A ok Dr; »
Tauern, > Mielck, W. ?
Joachim, EI. C., Dr. > Mielck, W. H., Dr, >»
Möbius, Anton, »
Kıeszune, Kl, »Prol., > Münder, Dr., »
Kirchner, J,, Kammer - Com-
miffarius, Wandsbeck. | Neumayer, Prof. Dr., Director
Kirchenpauer, G. H., Dr. der Seewarte, Hamburg.
Bürgermeifter, Hamburg. | Niederftadt, Dr., »
Rlatt, Dr., > Niemitz, E., »
Nölting, Emile, Conful,
Hamburg.
Oberdörffer, A,
Oehlecker, F.,
®tte,!C.,
BartzeC. EL>A,, »
Peterfen, Hartw., N
Plagemann, J. C., >»
Prochownik, L., Dr., »
Putzbach, F.,
Rapp, T'heod,, >
Rathsen, H-C}G,Dr;,- »
Raynal, C. A., »
Reents, Chritt., »
Reiche, von L,, >»
Reincke,, 19 J,.Dr.y'Phyfikus;
Hamburg.
Reinmüller, P., Dr., >
Reufche; E., Dr., »
Richter, W,, >
Richter, A., Dr., Wandsbeck.
Riemann, M., Hamburg.
Ritter, Franz, »
Radie,,C, »
Roever..kH}, Altona.
Rube, Dr,, Hamburg,
Sadebeck, Dr., Prof, »
Salomon, G;,'Dr,, »
Sandow, Dr., >
Sartorius, Paul,
Schierenberg, G., Dr.,
Schlefinger, A.,
Schlüter, F., »
19 —
Schmeltz, jr., J.D.E., Hamburg.
Schmidt, Ed., Dr., >
Schneider, Franz, Commerzien-
rath, Hamburg.
Sehrader, C, Dr) >
Schubert, Dr., »
Seifer, Th., y
Altona.
Hamburg.
Semper, 140,
Semper, W.,
Sennewald, Dr., N
SievekinaL €. W, ,Dr.,,
Sodtmann, J. G. ]J., >
Seht, €. EG; y
Sender, \W., Dr, »
Spiegelberg) W. Th, >
Stammann, F., »
Steinblinck, E., Altona.
Steinkühler, F., Dr, Hamburg.
Stelling, C., >»
Strebel, H,, >
TLams.]., >»
Theobald, A., Dr., >
Thies,#).:D., >
Todtenhaupt, A. G., »
TraunsoR); >
Traun,ckl, DE, »
Ulex; G. ı Dr. »
Ulex,,G, E;, >»
Voslert,. E...Av, »
Voller, A., Dr,,
Völfchau, ]J., »
Wagenknecht, M. H., Dr.,
Altona,
2
— 20 —
Wahnfchaff, Th., Dr., Hamburg
Weber, C. F. H.,
Weber, W., >»
Weifs, Dr., »
Wichmann, Ad., »
Wibel, B., Dr. »
Wiebel, K., Prof., >»
Wimmel,’F: L.,; Dr. >»
Winter, Erntt, »
Wittmack, G. J., Hamburg.
Woermann, Ad,, >
Wohlwill, E., Dr., »
Worlee, E. H., >
Worlee, Ferd., >
Wolff, John, »
Zimmermann, G.Th., Dr. »
Ehren-Mitglieder
Ende 1878.
Boue, Ami, Mitgl. der Acad.
der W., Wien.
Afa-Gray, Prof., Cambridge,
U*S;
Buek, Dr., Phyfikus, Hamburg.
Burmeifter, H., Dr.,
Buenos-Ayres.
Glaus;eBrof.; Wien.
Godeffroy, Caefar, Hamburg.
Gray, ). E., Prof, Tondon.
Gottfche, Dr. med., Altona.
Hegemann, Capt., Hamburg.
Koldewey, | N
Meyerebl. 2, Dre,, Kiel.
Moebius, C., Prof., >»
Mulder, G. J., Prof., Utrecht.
Nordenskiöld, Prof., Stockholm.
Owen, » London,
Phoebus, Ph., Dr. Prof., Giefsen.
Reichenbach, » Dresden,
Roth, 2. Dr, » Berlin
Rothlieb, B,, Hamburg.
Schleiden, Prof., Dresden.
Schneehagen, Capt., Hamburg.
Sclater, Dr., London.
Semper, Prof., Würzburg.
Stöckhardt, Prof, Tharandt.
Temple, Rudolph, Pefth.
Weber, Wilh., Prof., Göttingen.
Wöhler, Br, » »
Wölber, Conful, (saboon.
Woermann, Carl, Hamburg.
Correfpondirende Mitglieder
Ende 18738.
Brunetti, Prof., Padua.
Bruinsma, Dr., Leeuwarden.
Buchenau, Prof., Bremen.
Cigalla, Conte, Dr., Santorin.
Cocco, Prof., Meffina.
Davis. Dr." Edima, Liberia!
Wefttafrika.
Dick, G. F., Mauritius.
Engelmann, G., Dr., St. Louis.
Fifcher-Benzon, v., Dr., Hufum.
Frifch, Prof , Stuttgart.
Göppert, Prof, Breslau.
Henle, » Göttingen.
Hanftein, » Bonn.
Himly, » Kiel.
Müller, v., Ferd., Baron,
Melbourne.
Peters, Prof., Kiel.
Philippi, R. A., Prof., San Jago
de Chili.
Preftel, M. A. F., Prof., Emden.
Roöder,y,, Hoym, Anhalt.
Rufcheweyh, Conful, Rofario.
Richters, F., Dr., Frankfurta.M.
Sack, "AN Dr., Halle
Schlegel, #H, Dr, Weyden:
Sieveking, E., Dr. med.,
London.
Steenftrup, Jap., Prof.,
Kopenhagen.
Swanberg, L., Prof., Upfala.
Spengel, W., Dr., Göttingen.
Trofchel, Prof., Bonn.
Weftphalen, A., Guayaquil,
Weftphal, A., Conful, Celle.
[9)
|
Kritifche und ergänzende Bemerkungen,
die hamburger Flora betreffend.
Von €. TımM.
(Fortfetzung.)
Lobelia Erinus L. kommt felten verwildert vor. Ich fand
fie in Menge auf dem bereits erwähnten wüft daliegenden
Gartenlande am flottbeker Wege 22. Sept. 75.
L. Dortmanna L. habe ich bis jetzt nur am einfelder See
gefunden. SONDER führt fie in feiner Flora für unfere Gegend
in Parenthefe an. Im Bericht für die Naturforfcher-V erfammlung
wird fie unter den Pflanzen des Grotenfees bei Trittau aufge-
führt, doch wird darin der in der Flora angeführte Name des
Finders (LOHMEYER) weggelaffen,
Jasione montana L., Aelrots blühend, fand ich 2. Aug.
73 hinter Steinbek. Weifsblühend kommt fie öfter vor; fo
fammelte ich fie u. a. bei Poppenbüttel.
Campanula Trachelium L. mit weifslichblauen Blüten fand
ich vor Efcheburg 21. Juni 75.
C. latifolia L.. fcheint mir im wellingsbüttler Holz ver-
wildert zu fein. Ich fand fie dort in der Nähe des alten Jagd-
haufes mit Ribes alpinum in einer befchränkten Anzahl von
etwas fchmächtigen Exemplaren, die auf mich den Eindruck
eines Ueberbleibfels früherer Kultur machten. Am Abhange
nach der Alfterniederung in -demfelben Gehölz in Menge vor-
kommende Gampanula erwies fich als 6. Trachelium. Schon
beim erften Finden der obengenannten Exemplare von GC. lati-
folia regten fich, wie gefagt, Zweifel an dem urfprünglichen
Wildfein derfelben in mir; nachdem ich aber 20. Juli 74 die
wirklich wilde Pflanze zwifchen Dassow und Pötenitz in ıhrer
ganzen Stattlichkeit gefehen hatte, wurden jene Zweifel mir
zur Gewifsheit. Von den SONDER’fchen Angaben bliebe nun
noch die »im entfernteren Sachfenwalde« nach, über diefelbe
vermag ich nach meinen Erfahrungen nicht eingehend zu
urtheilen, bemerke nur, dafs fie denn doch etwas unbeftimmt
in ihrer Faffung ift und dafs ich C. latifolia bis jetzt im Sachfen-
walde nicht gefunden habe. Die wellingsbüttler Pflanzen waren
übrigens den 14. Juni 78 noch da (noch nicht blühend).
C. Rapunculus L. kommt noch bei Trittau (zwifchen der
Bille und der Vorburg) und am harbürger Schlofsberg (hier
noch ı2. Auguft 77) vor, Fundörter, die in SONDER’S Flora
fehlen. Sie ift an beiden Stellen häufig. Bei Reinbek habe
ich fie in den letzten Jahren nicht gefehen,
C. persicifolia L. findet fich in Menge am Rande der
Bufchkoppel aufserhalb Geefthacht, fo wie auf und an dem
Raine, der dahin führt. Hier fammelte ich fie noch 29. Juni
74. Am hohen Elbufer fucht man fie jetzt vergebens.
Vaceinium uliginosum L. fanden Borav, Tır. WAHN-
SCHAFF und ich Juli 62 im Sachfenwalde nach Rothenbek hin.
Die Pflanze kam dort als recht hoher Strauch in nicht ge-
ringer Menge vor und wuchs in einer lichten, heidigen, etwas
fumpfigen Birkenwaldung ziemlich weit rechts vom Wege nach
Trittau in einem Zipfel des Waldes, der fich noch über die
Grenzlinie deffelben nach Rothenbek hinauszieht. Es ift kein
Grund vorhanden, warum die bei uns fo feltene Art fich da
nicht noch finden follte.
V. Vitis idaea L. fammelten die ebengenannten Herren
und ich einen Tag fpäter unter Anleitung des rothenbeker
Kuhhirten gleichfalls im Sachfenwalde, diefe Art jedoch links
vom Wege nach Trittau. Sie fand fich nur in einem Wald-
fchlage, dort aber in ziemlicher Menge. Die Stelle ift nicht
weit vom »Aumühler Vierth,«< ziemlich mittwegs zwifchen
Friedrichsruh und Rothenbek. — Einen viel nähern, gewifs
_— 24 —
von keinem erwarteten Standpunct für diefe bei Hamburg
ebenfalls feltene Pflanze entdeckte ich 25. April 77 im höch-
ften Theile der bahrenfelder Tannen, ziemlich dicht an dem
fteilen Abfall derfelben nach der eidelftädter Niederung zu.
Sie wächft hier in 2 Kolonien, die eine am öftlichen, die
andere am weltlichen Waldrande, zum Theil in Gefellfchaft von
Empetrum nigrum L. Juni 6 nahm ich 2 blühende Pflanzen
als Beleg mit, fand auch fpäter (Sept. 17) ein paar reife
Früchte. —
Arctostaphylus uva ursi L. habe ich bis jetzt nur am
jenfeitigen Elbufer unterhalb Harburg gefunden: einmal bei
Alt-Wiedenthal zwifchen den weiter rückwärts liegenden Heide-
hügeln, ziemlich genau einer moorigen Schlucht mit Myrica
Gale L. gegenüber, ein anderes Mal links von Fifchbek, nicht
allzuweit in die Heide hinein, in Gefellfchaft von Empetrum
nigrum. An beiden Stellen kommt die Pflanze reichlich genug
vor; an der erften war fie 19. April 78 noch im Knospen.
Calluna vulgaris (L.) Salisbury mit weifsen Blüten
findet man recht felten. Ich fammelte diefe Farbenvarietät
bei Geefthacht, fowie Sept. I9 in den Tannen vor Lurup
(links vom Wege), hier fehr fchön.
Erica Tetralix L. kommt viel öfter weifsblühend vor als
die vorige Art (u.a, fchon im eppendorfer Moor). Mit fchein-
bar traubigem Blütenftande fammelte ich fie in einem Exem-
plare bei Winterhude.
Beide Pflanzen zeigen fich auch, obgleich feiten, mit
abseblafsten.Blüten., So fand, ich ‚die’erfte 1.,5epfo7z
bei Lurup, die zweite im borfteler Moor.
Ledum palustre L. wurde 1867 von LABAN, der mit
RECKAHN, TH. WAHNSCHAFF und mir das borfteler Moor
befuchte, in einem Ausftiche deffelben rechts vom Hochdamm
in einem Exemplare gefunden und uns andern gleich darauf
am Fundorte gezeigt. Die Pflanze war freilich nur klein und
hatte nicht geblüht, gab aber doch einige Zweiglein her, von
denen fich 2 in meinem Herbar befinden. Nach längerem
Hin- und Herreden fchien uns die Anfıcht, dafs diefer Ein-
fiedler auf einen durch Torfftich ausgerotteten gröfsern Beftand
früherer Zeiten hindeute, noch am meiften für fich zu haben.
Die Fundftelle war ziemlich viel höher als das Niveau des
Ausftichs. 3. Juli 70 war das Exemplar noch vorhanden;
fpäter konnten wir es nicht wieder auffinden.
Pirola rotundifolia L. haben meine botanifchen Gefährten
und ich nur in einem kleinen Moor an dem alten Wege hinter
den Häufern des Dorfes Befenhorft gefunden. 11. Auguit 67
war die Pflanze dort in Menge vorhanden und in fchönfter
Blüte; 28. Juli 69 hatte die Zahl der Exemplare bedeutend ab-
genommen. 21 Juni 75 waren wieder recht viele Pflanzen da,
doch alle noch in Knospen.
P. chlorantha Sw. habe ich bis jetzt nicht gefunden.
SONDER fuhrt fie in feiner Flora in Parenthefe an, nennt fie
jedoch in der Feftfchrift unter den Pflanzen des Sachfenwaldes.
P. minor L., die verbreitetfte unferer Pirolen, kommt in
wahrhaft überrafchender Menge im Höpen hinter Rönneburg
vor. Sie wächft in dem Theile der Waldung, der dem Wege
von Sinsdorf nach Mekelfeld abgekehrt ift, ziemlich dem
hintern Rande zu, da, wo der Boden eine Abdachung macht,
und ift dort zu Hunderten zu haben. In keiner unferer Wal-
dungen ift mir die Pflanze in fo überwältigender Weife zu
Geficht gekommen. Zu den SONDER’fchen Standörtern ift
ferner das Gehölz beim »borfteler Jäger« hinzuzufügen, an
deffen Weftrande die Pflanze mehrfach vorkommt, wenigftens
fah ich fie dort noch 9. Juli 78.
P. uniflora L. fammelten TH. WAHNSCHAFF und ich Juni
67 in den langenhorner Tannen in dem von der Landftrafse
abgekehrten Theile derfelben. Die Pflanze ift dort in ziemlich
vielen Horften vorhanden, vergefellfchaftet mit Trientalis euro-
paea L. Wir waren durch die Angaben in HÜBENER’S und
SONDER’s Floren auf diefen Standpunct aufmerkfam gemacht
worden und haben diefe zierliche Art bis jetzt nicht anders-
wo gefunden. 9. Juni 78 war fie noch in Menge an obigem
Standorte zu haben.
a0
Chimophila umbellata (L.) Nutt. (Pirola u. L.) habe ich
noch nicht in der Hahnheide finden können, obgleich SONDERS
Flora in Bezug auf fie eine recht genaue Angabe enthält.
BORCHMANN, der fich mehrere Jahre in Trittau aufgehalten
hat, verficherte mir übrigens, dafs er die Pflanze dort nicht
gefehen habe. Das war allerdings nur ein negativer Troft,
auch läfst die Beftimmtheit der SONDER’fchen Angabe — wenn
man von Hamfelde nach Köthel geht, rechts — kaum eine
Mifsdeutung zu, wenn ‘man nicht in Betracht zieht, dafs es
einen Fahrweg und einen Fufsfteig nach Köthel giebt. Möglich,
dafs der Zukunft das Wiederauffinden der Pflanze vorbehalten
bleibt; möglich aber auch, dafs fie durch Umforftung oder
fonftige Urfachen verfchwunden itt.
Ramischia secunda (L.) Gke. (Pirola s. L.) habe ich
zweimal gefunden: einmal 18. Juli 69 im zweiten Schlage
hinter Friedrichsruh rechts vom Wege nach Möhnfen, jenfeit
des Weges, der nach der Kupfermühle hinüberführt, an der
Grenze von Nieder- und Hochwald, in drei blühenden und
einigen unfruchtbaren Exemplaren, das zweite Mal unter
ÖOVERBECK’S Führung im Höpen 8. Juli 77 an der Seite nach
Sinsdorf zu, ebenfalls an der Scheide älterer und jüngerer
Waldung, diefes Mal wol in einem Dutzend Exemplare.
Monotropa Hypopitys L.: a) hirsuta Rth. (M. hirsuta
Hornemann) fand ich Auguft 53 auch in der hochliegenden
Föhrenwaldung hinter der Glashütte am Ende von Geefthacht,
ein Standort, den SONDER nicht hat. Bei Ahrensburg wächft
fie im Hagen (Juli 56 gefunden). Dr. WAHNSCHAFF fand fie Juli 76
in den langenhorner Tannen. 19. Aprilu. 1. December 78 machte
ÖVERBECK mich bei unfern Streifereien hinter Harburg, je
beim Karlftein und bei Lürade, auf vertrocknete Ueberrefte
diefer Pflanze aufmerkfam. Sie fehlt alfo drüben nicht.
M.H.: b) glabra Rth. (M. glabra Bernhard) habe ich bis
jetzt nicht finden können.
lex Aquifolium L. möchte in der ganzen Umgegend
nicht wieder in folchen ftattlichen Gruppen hoher, überreich
blühender Sträucher vorkommen, als in dem oberhalb der
Billniederung feitwärts von Hamfelde liegenden, »Hahnheider
Berg» genannten Theile der Hahnheide, wo ich diefe bei uns
ziemlich gewöhnliche Pflanze 18. Mai 69 unter Rothbuchen in
ausgezeichneter Entwicklung fand,
Ligustrum vulgare L. ift nach SONDER hier nicht
urfprünglich wild, wowegen mit Fug nichts einzuwenden itt.
Andererfeits kommen am Elbufer vor Teufelsbrück Exemplare
vor, die man für wild halten möchte, Auch bei Barmbek findet
oder fand fich vereinzelt ein folcher Strauch im Wege nach
dem hinfchenfelder Holze. Da nach ASCHERSON’S Flora der
Ligufter im Magdeburgifchen wild vorkommt, fo könnte er ja
auch an unferm fo gefchützten Elbufer immer ein kleines Ge-
biet inne gehabt haben.
Asciepias syriaca L. fah ich 22. Sept. 75 auf dem oft
erwähnten wüften Gartenlande vor Teufelsbrück zeitweilig ver-
wildert. Die Pflanze fchien nicht geblüht zu haben.
Vinca minor L. fand ich 18. Mai 69 in demjenigen Theile
der Hahnheide, der den Namen »Hahnheider Berg« führt
und feitwärts von Hamfelde liegt. Die Pflanze nahm dort
(rechts im Hochwalde) einen nicht unbedeutenden Raum ein,
blühte aber nicht, welcher Umftand mir von BORCHMANN nach
deffen Erfahrung als permanent bezeichnet wurde. Im Sachfen-
walde war fie der Angabe des verftorbenen KOHLMEYER ge-
mäfls fchon vor mehr als 30 Jahren durch die Anlage der
Hamburg-Berliner Bahn verfchwunden. SONDER fpricht die
Vermuthung aus, dafs fie bei uns vielleicht nur verwildert fei,
wofür der Umftand, dafs fie in der Hahnheide nicht blüht,
zu fprechen fcheint, doch konnte ich in der Nähe ihres dor-
tigen Standortes keine Spur einer menfchlichen Wohnung
finden und halte fie daher vorläufig dort für wild.
Gentiana Pneumonanthe L. mit weifsen Blüten fammelte
ich in einem Exemplar Auguft 68 im eppendorfer Moor dicht
an dem die Schiefsbahn begrenzenden Waffergraben, in zwei
Exemplaren 12. Auguft 78 im eggerftädter Moor. — Sept. 69
fand ich auf der winterhuder Feldmark an einem kleinen
Waffertümpel 6 cm. hohe Exemplare von gewöhnlicher
mpg
G. Pneumonanthe, zum Theil mit einer endftändigen Blüte
und gedrängt ftehenden, etwas breiten Blättern. Die
Pflanzen hatten eine entfernte Aehnlichkeit mit G. acaulis L.
G. campestris L. wird beim eppendorfer Baum nicht mehr
gefunden, auch bei Steinbek und Blankenefe möchte fie kaum
noch vorkommen. Ich fand fie Auguft 56 hinter dem jüthorner
Gehölz auf einem kleinen Heidefleck in ziemlicher Anzahl
(über die Stelle geht längft die Eifenbahn), fpäter am Rande
der Rennkoppel. Auf letzterer wurde fie Sept. 77 von einem
Herrn KLEMM wieder in Menge aufgefunden.
Erythraea pulchella (Sw. erweitert) Fr. fand ich in einer
fehr zarten, zum Theil zweiblütigen Form in einer frifchen
lLehmgrube dicht hinter Hellbrook (20. Auguft 65). — Die
Hauptform ift beim eppendorfer Baum fchon lange nicht mehr
gefunden worden, auch am Elbufer möchte man fie jetzt ver-
gebens fuchen.
Polemonium coeruleum L. fammelte ich vor Jahren mit
Geranium pratense zufammen an einer Parkhecke bei Wandsbek,
an der innern Seite eines tiefen Grabens. Die Pflanze war
dort wol nur verwildert.
Cuscuta Epithymum (L.) Murr. zeigte fich mehrfach in
den heidigen Schluchten vor den bahrenfelder Tannen, ein
Standort, den SONDER nicht hat. Ich fah fie dort noch
4. Auguft 74.
C. europaea L. z. Th. ift freilich in der Umgegend nicht
felten, wird aber an den in SONDER’S Flora genannten Stand-
örtern — vor dem Steinthore, am Wege nach Eppendorf,
Eilbek, am Elbufer — Angefichts der dort ftattgehabten Ver-
änderungen fchwerlich noch zu finden fein. In Eppendorf (am
Ausgange des Dorfs in der Hecke eines Seitenwegs) und am
Elbufer (gleich hinter Donner’s Garten unterhalb der erften
Mühle) habe ich die Art noch gefehen, bin aber auch Augen-
zeuge der Umgeftaltungen, wodurch fie dort verfchwunden ift,
gewefen. Dagegen fand ich fie u. a. 31. September 71
in einer Hecke unterhalb der Landftrafse hinter Steinbek,
18. Auguft 75 dicht vor Niendorf rechts am Wege, aufserdem
—aH0) Z
zwifchen Collau und Grofsborftel und anderswo. Sie liebt
Hecken an fruchtbaren Wiefengründen und kommt nach deren
Niederlegung oft in auffallender Menge zum Vorfchein. —
7. Auguft 78 fah ich die Pflanze noch hinter Steinbek,
$. Sept. 78 noch vor Niendorf.
C. Epilinum Weihe habe ich bis jetzt bei Hamburg erft
einmal gefunden (vor Jahren im Hammerbrook). Bei dem ge-
ringen Flachsbau in unferer Umgegend ift es erklärlich, dafs
diefe Art hier nicht leicht aufzutreiben ift. SONDER nennt
fünf Fundörter, unter denen fich auch Steinbek und Bramfeld
befinden; ich glaube aber kaum, dafs in der Nähe diefer beiden
Dörfer heutigen Tags noch in irgend nennenswerther Weife
Filachs gebaut wird, und auf jedem kleinen Stücke Flachs-
land wächft eben nicht gleich die »Flachsfeide.« Im füdlichen
Mecklenburg, wo ausgedehnte Flachsfelder nicht felten find,
fand ich auch fehr bald GC. Epilinum (bei Marnitz an der
preufsifchen Grenze). — Dort wächft auch auf Kleefeldern häufig
C. Epithymum b) Trifolii Babington u. Gibson (als Art),
deren SONDER für die hiefige Gegend noch keine Erwähnung
thut, die jedoch 1869 von LABAN bei Hinfchendorf gefunden
worden ift. 28. Juli 78 fand ich die Pflanze zwifchen Bahren-
feld und Eidelftädt, 1. Auguft 78 hinter Schenefeld.
C. lupuliformis Krocker fanden RECKAHN, TH. WAHN-
SCHAFF und ich 9. Juli 65 dicht vor Boizenburg am Elbufer
auf $Salix viminalis L. und Rubus caesius L., Tı1. WAHNSCHAFF
und ich 20. Juli 75 vor Lauenburg am Elbftrande auf $al.
amygdalina L. erw. und Rub. caes. Bei Geefthacht haben
wir die Pflanze bis jetzt nicht finden können.
Asperugo procumbens L. mufs wol zu den bei Hamburg
verfchwundenen Pflanzen gerechnet werden. Nachdem ich die
Pflanze "am Borgfelde zuerft unten am Fahrwege gefunden,
[päter Jahre hindurch oben am Fufsfteige beobachtet hatte,
tauchte fie plötzlich, als der Bau der Häufer unten rechts vor
dem Grevenwege in Angriff genommen wurde, auf lockerer
Erde eines Heckenwalles in Menge auf. Später war die Stelle
nicht mehr zugänglich, die Pflanze dort auch wol nicht mehr
Era 30 =.
vorhanden. Am Abhange felbft ift ihr durch fortgefetzte
Regulirungen das zu ihrem Gedeihen nöthige grasfreie lockere
Erdreich mehr und mehr entzogen worden, und meines Wiffens
ift fie dort gänzlich verfchwunden, Nicht viel beffer, wenn
nicht fchlimmer, ift es im Punkte der modernen Bodenver-
änderungen mit der Landwehr und mit Ham beftellt, und
obgleich ich zugeben mufs, dafs ich die Pflanze an diefen
beiden Standpunkten auch früher nicht gefunden habe, zweifle
ich nicht daran, dafs fie dort jetzt auch nicht mehr vorkommt,
refp. nicht zu haben ift. — Die Exemplare in meinem Herbar
find Mai 57 am Borgfelde gefammelt worden.
Lappula Myosotis Mnch (Echinospermum L. Lehm.), von
LABAN fchon früher aufgefunden, fammelte ich 3. Auguft 71
am langen Zuge auf Schuttland; 23. September 74 kam die
Pflanze dort noch vor. Man konnte fie an ihren Standorten
in hinreichender Menge fammeln. Schr zweifelhaft ift es frei-
lich, ob fie fich bei uns einbürgern wird.
Borrago officinalis L. fand ich nach längerer Paufe
26. Juli 78 oben in Horn in einer Zaunecke. Früher fammelte
ich die Pflauze u. a. auf dem Marien-Magdalenen-Kirchhof, in
Eppendorf auf Gartenland. Selten war fie immer,
Symphytum officinale L. mit gelblichweifsen Blüten
fand ich Juli 64 am Graben eines Feldweges in Ochfenwärder.
Diefe Abart ift mir fpäter in hiefiger Marfch nicht vorgekommen.
S. tuberosum L. fammelte ich vor Jahren an einem Ab-
hange im Hohlwege, der von Dockenhuden nach Mühlenberg
hinunterführt, allerdings unterhalb eines Gartens. Die Pflanze
wuchs dort in Menge, Leider ift der genannte Abhang fpäter
eingefriedigt und in das Gartengebiet hineingezogen worden.
Eifrige Botaniker, die nach diefer Veränderung die Seltenheit
noch fammeln wollten, mufsten für das Betreten der fraglichen
Stelle ihren Obolus an einen fie überrafchenden Gefetzes-
wächter erlegen.
Lithospermum officinale L.. habe ich aufser am Elbufer
nur noch im Gebüfch unterhalb des St. Georg-Kirchhofs ge-
funden. Bei der Rolandsmühle wird man es jetzt vergebens
fuchen. Im wellingsbüttler Holz konnte ich es 14. Juni 78
trotz minutiöfen und lange währenden Durchfuchens des Park-
und eigentlichen Waldgebiets eben fo wenig finden.
Myosotis palustris (L.) With. fand ich 2. Juni 72 im
borfteler Moor in einer kleinblütigen Form, die durch ihre in
der Mittelpartie dicht und abftehend behaarten Stengel die
Mitte hielt zwifchen den Formen genuina und strigulosa Rehb.
(als Art).
Die Form laxiflora Rchb. (als Art), welche von ÄSCHERSON
zu strigulosa gerechnet wird, fand ich u. a. in Waffergräben
am Wege nach dem borfteler Moor 18. Juni 71. Die Pflanze
zeigt jedoch keine abftehende Behaarung der Zweige, wie
ÄASCHERSON fie angiebt; diefelbe ift auch wol nicht nothwendig,
da SONDER ihrer nicht erwähnt.
M. hispida Schlechtendal sen. fammelte ich Mai 57 und
5. Juni 69 in der Sandgrube vor Eppendorf, Juni 76 in einem
Feldwege der ottenfener Feldmark, alfo aufserhalb ihres hie-
figen Verbreitungsbezirks über Steinbek und Bergedorf.
M. silvatica (Ehrh.) Hoffm. kommt auch am nienftädtener
Elbufer, im Walde vor Efcheburg und im wellingsbüttler Holz
vor. An letzterem Orte fah ich fie noch 14. Juni 78 in Menge,
freilich fchon ftark im Verblühen. Mai 63 fand ich fie Poppen-
büttel gegenüber am hohen Alfterufer. In SONDER'S Flora
fehlen diefe Standörter.
M. sparsiflora Mikan habe ich bis jetzt nur ım botanifchen
Garten (verwildert) gefunden. Meine Exemplare datiren vom
Mai 56,
Lycium barbarum L. ift an nach Süden gelegenen Gar-
tenmauern, Hecken u. del. nicht felten verwildert anzutreffen,
fo u. a. in Blankenefe.
Solanum Lycopersicum Tourn it auf Baggerland (u. a. im
Hammerbrook) häufig gefunden worden, aber auch immer
wieder verfchwunden.
S. nigrum L. z. Th.: c) chlorocarpum Spenner (als Art)
— f. ASCHERSON’S Flora — fammelte ich: hinter Altona am
pinneberger Wege (auf jetzt längft verändertem Gebiete)
Sept. 57, an der Lagerftrafse neben der Verbindungsbahn
SepLM72,30. Sept. 73,
Die Abart: d) humile Bernhardi (als Art) war früher hier
nicht eben felten;, mancher ihrer Standörter hat aber dem
alles verfchlingenden Moloch des ftädtifchen Anbaues weichen
müffen. Ich fand fie u. a. November 57 auf dem Glacis neben
dem botanifchen Garten, Oct. 63 in Hamm an der Landftrafse,
Auguft 70 im Hammerbrook an der Frankenftrafse (hier faft
zottig behaart und mit fchön wachsgelben Beeren.)
Auch die Formen melanocerasum Willd. und atriplieifolium
Desf., die meiftens der fchwarzbeerigen Pflanze angehören,
fammelte ich bei Hamburg: erftere u, a. in Osdorf, Steinbek
(Auguft 23), Barmbek (Auguft 54), auf Steinwärder (63), letztere
im Hammerbrook,
Ein Solanum mit rothen Beeren, das ich 28. Sept. 73
auf dem Platze zwifchen der Lagerftrafse und der Verbindungs-
bahn in anfehnlicher Menge fand, kann nicht $. villosum (L.)
Lmk.: b) alatum Mnch. ($. miniatum Bernhardi) fein, da
Stengel und Blätter nur fchwach behaart find, und wird jeden-
falls zu $. ruhrum Mill. gehören. Leider fehlt mir jede Diagnofe
letzterer Pflanze. ASCHERSON, der einzige unter den mir
zugänglichen Schriftftellern, der fie nennt, fagt nichts Näheres
über fie. Trotzdem möchte ich behaupten, dafs das vor Jahren
von LABAN in St. Pauli an der Ecke der Kaftanienallee zur
Seite einer Hecke gefundene und von mir und andern dafelbft
gefammelte rothbeerige Solanum ebenfalls $. rubrum gewefen
fei, da auch ihm jede nennenswerthe Behaarung fehlte. $.
miniatum würde uns demnach noch fehlen, was auch von
SONDER behauptet wird.
S. villosum (L.) Lmk. in der Hauptform mufs vorläufig
ebenfalls als unferer Flora nicht angehörig betrachtet werden,
um fo mehr, als es von SONDER felbft nicht gefunden
worden ift.
Nicandra physaloides (L.) Gaertn. kommt nicht allzu
felten auf Gartenfchutt verwildert vor. So fand ich fie u.a in
Ham, bei der Sandgrube vor Eppendorf und fonft hier und da.
Hyoscyamus niger L. in der Form pallidus Kit. (als Art)
fand fich vor Jahren vorübergehend auf dem Alfterglacis.
Datura Stramonium L.: b) Tatula L. (als Art) kam mit
dem vorigen vereinzelt vor,
Nicotiana rustica L. hat fich mehrere Male verwildert
gezeigt, fo hinter Altona am pinneberger Wege mit $. nigr.
var. chlorocarp., im Hammerbrook. |
Petunia nyctaginiflora Juss. fammelte ich 29. Aug. 75
auf Schuttland an der Aufsenalfter, P. violacea Lindl. auf dem
oft erwähnten wüft liegenden frühern Gartenlande 22. Sept. 75,
beide vorübergehend verwildert.
Verbascum Thapsus L. fl. alb. (V. elongatum Willd.)
kam früher, und kommt vielleicht noch, bei der Papiermühle
unweit Ohe (dem Sachfenwalde gegenüber an der Bille) in
ziemlich vielen Exemplaren vor. Ich fand es dort Juli 61.
Auch dem in Witzhave wohnhaften Botaniker Herrn BORCH-
MANN war diefer Standort bekannt.
V. thapsiforme Schrad. habe ich bei Hamburg nur in
der Befenhorft, ziemlich nach Geefthacht zu, gefunden. Sowol
am Stadtgraben und auf der Sternfchanze als auch am hohen
Elbufer wird man die Pflanze bei der jetzigen Lage der Dinge
vergebens fuchen. Bei Parchim bedeckt diefe Art Brachen
und Weidefchläge fchon in der Nähe der Stadt.
Die Varietät: b) cuspidatum Schrad. (als Art) fand ich
Auguft 56 ebenfalls in der Befenhorft.
V. Lychnitis L. in der weifsblühenden Form (V. album
Mill.) zeigte fich vor einigen Jahren verfchiedene Male auf
Schuttland an der Aufsenalfter, fo 21. Auguft 70 am winter-
huder Alfterufer, ift aber fchon wieder verfchwunden,
V. Blattaria L. hat fich auf unfern Deichen feit Jahren
mehrfach gezeigt und kann wol nicht gut von unferer Flora
ausgefchloffen werden, da es zu ganz verfchiedenen Zeiten
bald hier, bald da aufgetaucht ift. Schon 1842 fah ich ein
am Schweinedeich hinter Steinbek gefammeltes Exemplar,
fpäter fand ich eine einzeln wachfende Pflanze auf Steinwärder
am Damme nach Grevenhof. In ziemlicher Menge erfchien
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die Pflanze nach der grofsen Neujahrs-Ueberfechwemmung von
1855 an einer Durchbruchftelle des innern Deiches von Reit-
brook; hier fammelte ich fie Auguft 56, 57 und 58. LABAN
hat fie in neuerer Zeit am Schweinedeich wieder aufgefunden
und giebt fie aufserdem auf Neuhof an.
Scrophularia vernalis L. hat fich in einer Reihe von
‚Jahren an ziemlich vielen Punkten der Umgegend gezeigt, ift
aber meift in ihrem Vorkommen unbeftändig gewefen. Nur in
Horn (zur Seite eines Parks links von der Landftrafse) hatte
fie früher ihr Standquartier aufgefchlagen und mag daffelbe
noch behaupten. Ich fammelte fie dort zuerft April 54, fah
fie dafelbft aber noch fpäter und traf fie Mai 71 fogar an der
rechten Seite der Landftrafse auf wüft daliegendem Gartenlande.
In der Zwifchenzeit hatte ich fie bereits auf Grasland in der
Nähe des vor kurzem niedergeriffenen wandsbeker Schloffes
und auf wüftem Gartenlande in Mühlenberg nach dem Strande
zu gefunden. 28. Mai 73 endlich fand ich fie in grofser Menge
auf Schuttland am »langen Zuge«, nachdem ich durch LABAN
auf diefen neuen Standpunkt aufmerkfam gemacht worden war.
Schwerlich wird man aber an den vier letztgenannten Fund-
orten die Pflanze wieder auffinden.
Antirrhinum Orontium L. ift ebenfalls unbeftändig in fei-
nem Vorkommen, wenn es auch ein gröfseres Bürgerrecht in
Beziehung auf unfere Flora für fich in Anfpruch nimmt als die
vorgenannte Pflanze. Am Elbufer, wo ich es unten an einem
Garten, und auf Borgfelde, wo ich es auf einem Möhrenacker
fand, möchte es jetzt allerdings nicht mehr zu haben fein;
mit grofser Beftändigkeit hat es fich jedoch auf dem Acker-
lande zwifchen Ottenfen und den bahrenfelder Tannen gezeigt,
wo es meines Wiffens zuerft von LABAN entdeckt wurde. Hier
fand ich es Sept. 53, Juli 56, Auguft 75, jedes Mal in einigen
Exemplaren, endlich 27. Sept. 77 auf einem Kartoffelacker
nach den Tannen zu, links von den Schiefsftänden, in ganz
auffallender Menge, die Furchen des Ackers ftellenweife
geradezu ausfüllend.
Linaria striata D.C. fand ich mehrere Male auf wüftem
Gartenlande verwildert, fo vor Jahren in Barmbek, 22. Sept. 75
auf dem oft erwähnten früher VON SPRECKELSEN’fchen wüft
liegenden Gartenlande vor Teufelsbrück (hier mit L. saxatilis
Chav,, tefte Prof. H. G. REICHENBACH fil., zufammen).
L. vulgaris Mill. in der Pelorienbildung fammelte ich bis
jetzt nur unweit dor bahrenfelder Tannen in einem Exemplar.
L. minor (L.) Desf. wird bei uns nicht jedes Jahr ge-
funden, fo weit wenigftens meine Erfahrung reicht. Ich fand
die Art Sept. 55 im Hammerbrook, Sept. 65 auf einem wüften
Platze am »langen Zuge«, 24. Juni 74 an der Aufsenalfter und
möchte ihr für unfere Gegend den Character eines Garten-
unkrauts beilegen.
Mimulus luteus L. fand ich vor Jahren in Klein-Flottbek
vereinzelt als Gartenflüchtling. Es fcheint, als wenn eine Ein-
bürgerung diefer Pflanze bei uns nicht ftattgefunden hat.
Digitalis purpurea L. wird im borfteler Holz jetzt ver-
geblich gefucht werden. Juli 66 kam die Pflanze dort noch
verwildert vor, allerdings der Gartengrenze fehr nahe. Sie
wuchs in einer Ecke am Eingange ins Buchengehölz nahe bei
einem Steinhaufen, ift aber bereits wieder verfchwunden. Vor
Jahren fand ich in Wentorf ein Exemplar als Gartenflüchtling.
Das ift alles, was ich aus perfönlicher Erfahrung in Bezug auf
D. purpurea zu verzeichnen habe. Bei Reinbek (f. SONDERS
Flora), fo wie im Hagen bei Ahrensburg und im Zufchlag bei
Volksdorf (f. Lasan’s Fl.) wird die Pflanze fich wol eben fo
zufällig und vorübergehend gezeigt haben als im borfteler Holz.
Ich habe wenigftens auf meinen Streifereien, die mich auch
in diefe Gegenden führten (nach Volksdorf z. B. noch 28. Juni 78),
fie dort bis jetzt nicht bemerkt.
Veronica scutellata L. in der Abart pilosa Vahl (V. par-
mularia Poiteau und Turpin) habe ich bis jetzt nicht gefunden.
Bei Borftel habe ich immer vergebens danach gefucht, halte
auch die dortigen Lokalitäten, insbefondere das borfteler Moor,
nicht für geeignet (in ihrem jetzigen Zuftande wenigftens), diefe
Varietät hervorzubringen. Bei Jüthorn wüfste ich nicht, wo
man fie anders fuchen follte als am tonndorfer See, doch habe
EL 3
J
ich fie dort noch nicht aufgefunden. Auch hinter Stein-
bek und bei Harburg möchte fie nur unter befondern Be-
dingungen (etwa bei Veränderungen der Bodenkrume durch
Abgrabungen) zu finden fein. Mir ift überhaupt aus der
neuern Zeit nur ein ficherer Fundort für diefe Pflanze bekannt,
nämlich der Bredenbekfee zwifchen Ahrensburg und Hoisbüttel,
auf deffen trocken gelegtem Grunde LABAN 21. Juli 66 fehr
inftructive Exemplare derfelben fammelte.
V. montana L. habe ich im flottbeker und hinfchenfelder
Holz nicht bemerkt, dagegen fand ich fie, aufser bei Reinbek,
in der Hahnheide (hahnheider Berg) 18. Mai 69, im Walde
von Gr. Hansdorf 9. Juni 75, fo wie im Walde bei der Förfterei
Rofengarten hinter Harburg 19. April 78 (noch nicht blühend).
Nimmt man dazu die SONDER’fchen Standörter Pinneberg,
Wohldorf, Ahrensburg, Sachfenwald, fo ergiebt fich, dafs die
Pflanze in unfern hochliegenden Buchenwaldungen mit etwas
frifehem Boden nicht allzu felten ift.
V. prostrata L. habe ich bis jetzt nicht gefunden. Der
HÜBENER’fche Standort »zwifchen Schenefeld und Tinsdahl«
wird wol für immer eine Fiction bleiben. Man kann nicht
füglich anders von erfterem Dorfe nach letzterem kommen als
über Riffen und Sülldorf; querfeldein zu laufen, ohne diefe
Dörfer zu berühren, möchte aus mancherlei Gründen nicht gut
möglich und auf jeden Fall fruchtlos fein. Eine präcifere
Faffung der Standortsangabe, etwa »zwifchen Tinsdahl und
Riffen«, oder »zwifchen Riffen und Sülldorf«, oder auch »zwi-
fchen Sülldorf und Schenefeld« hätte derfelben fchon mehr
Wahrfcheinlichkeit verliehen. Durchaus glaublich ift es jedoch,
dafs die Pflanze am Elbufer hinter Rittfcher (f. LABAn’s Fl.)
gefunden worden ift. Hierher kann fie mit Hochwaffer (etwa
aus der magdeburger Gegend) gelangt fein, ift aber auch
meines Wiffens fchon wieder verfchwunden.
V. longifolia L. it am Elbufer unterhalb Altona wol kaum
noch zu finden. Früher kam fie allerdings bei Ovelgönne
(unterhalb des Ortes felbft) und zwifchen Teufelsbrück und
Nienftädten vor, aber doch jedes Mal nur in einigen Exemplaren,
die wahrfcheinlich von oben her angetrieben waren, Wenigftens
habe ich fie fonft am untern Elbufer (von Nienftädten bis zur
Hetlinger Schanze) nirgends bemerkt, obgleich mir daffelbe
bekannt genug ift. Ihr eigentlicher Verbreitungsbezirk bei
uns erftreckt fich vom Anfange der befenhorfter Wiefen (bald
hinter Altengamm) bis nach Boizenburg, immer im unmittel-
baren Bereiche des Elbftroms; dort ift fie faft eine der ge-
wöhnlichften Pflanzen. — 29. Auguft 75 hatten fich einige
Exemplare von V. Iongifolia an der Aufsenalfter beim Mühlen-
kamp eingefunden, werden aber wol kaum noch da fein.
V. spicata L. fand ich 3. Auguft 77 in der Befenhorft,
bin alfo in der Lage, ihr Vorkommen bei uns neuerdings con-
ftatiren zu können. Die Pflanze wuchs nicht fehr weit hinter
Altengamm, links vom Wege (alfo nicht auf der Wiefenfeite),
noch vor dem erften an denfelben fich heranziehenden Föhren-
gehölz. Etwa 30 bis 40 Exemplare (der ganze Beftand) bildeten
einen enggefchloffenen Kreis und fielen fchon aus einiger Ent-
fernung durch das dunkle Blau ihrer Blüten, fowie durch ihren
niedrigen Wuchs auf. Eine Verwechslung mit der vorigen
Art ift nicht möglich.
V. peregrina L. erw. war früher im botanifchen Garten
maffenhaft als Unkraut zu finden und ift dort nach Profeffor
REICHENBACH's Verficherung auch jetzt noch vorhanden,
Juli 60 fand ich die Pflanze auf dem Alfterglacis. Dr. KLATT
und LABAN bemerkten fie 66 auf einem Beete des Walles
zwifchen Esplanade und Lombardsbrücke (LABAN 8. Juni 66).
An beiden Stellen ift fie längft verfchwunden. Nach SONDER’s
Flora findet fie fich auch am Wege nach Flottbek, doch ift
es wol zweifelhaft, ob man fie dort noch auftreiben wird.
V. verna L. ift bei uns immerhin ein feltener Gaft. Selbft
hinter Steinbek, wo doch ihr Verbreitungsbezirk anfängt, habe
ich fie nicht jedes Jahr mit Leichtigkeit gefunden, in gröfserer
Menge nur wenige Male. In ganz anderer Weife, geradezu
dominirend, tritt diefe Art u. a. bei Parchim auf. Ueber ihren
Zug von Boberg nach Lauenburg fagt SONDER in feiner Flora
bereits das Nöthige; ich kann nur hinzufügen, dafs ich ihr auf
demfelben Mai 55 zwifchen Geefthacht und Tesperhude be-
gegnet bin, aber auch dort nicht allzuviel und ziemlich dürftige
Exemplare antraf. Bei Reinbek, wo ich fie noch früher auf
Ackerland neben dem Gehölz gleich hinter dem Orte fammelte
konnte ich fie fpäter nicht wieder auffinden, welchen Umftand
ich zunächft den dort fo fehr veränderten Verhältniffen zu-
fchreibe. Bei Blankenefe habe ich die Pflanze bis jetzt nicht
gefunden.
V. triphylla L. ift bei uns viel verbreiteter als die vorige
Art und nicht, wie diefe, faft ausfchliefslich dem Often an-
gehörend. So fand ich fie, aufser an den bekanntern Stand-
örtern (bei Barmbek, Schiffbek, Steinbek), vor Jahren auf
Ackerland bei Eppendorf, 3. Mai 71 hinter Lokftädt am
Amfink’fchen Gewefe (hier von A. Junge zuerft bemerkt), vor
allen Dingen aber an verfchiedenen Stellen des hohen Acker-
landes der ottenfener und bahrenfelder Feldmark (hier u. a.
26. April 76 auf Aeckern feitwärts von Bahrenfeld, 24. März 78
an einer Hecke unterhalb der bahrenfelder Tannen, 22. April
und 24. April an verfchiedenen Stellen beim Windsberge
ı2. Mai verblüht).
V. persica Poir. ift nach meinen Erfahrungen häufiger
als opaca und polita und fcheint fich immer mehr auszubreiten.
Ich bemerkte fie u. a. vor Jahren im botanifchen Garten als
Unkraut, auf Gartenland bei Jüthorn, auf Ackerland hinter den
ottenfener Glashütten (hier unter LABAN’s Führung), Juni 69
an einer Auffchüttung des St. Pauli-Kirchhofs, 23. October 70
vor dem berliner Thor an der Bürgerweide, 3. April 77 auf
einem lehmigen Kleeacker des Quellenthals, 17. Juni am Rande
eines Ackers feitwärts vom Windsberg, 22. Sept. 78 in Menge
auf einem Runkelrübenacker am Dorfe Stelling, 6. October bei
der Rolandsgrube vereinzelt, 27. Oct. auf Gartenland in Hamm.
LABAN fand die Pflanze in neuerer Zeit im »Haffelbrook.« —
Manche der genannten Standörter beherbergten die Art freilich
nur vorübergehend,
V. opaca Fr. ift mir bis jetzt recht felten begegnet. Ich
befitze fie nur von Horn, wo ich fie Auguft 56 mit Oxalis
- 39
cornieulata L. zufammen antraf. Sie wuchs dort auf Garten-
land an der linken Seite der Landftrafse.
V. polita Fr. fand ich vor Jahren auf Ackerland im
Hammerbrook, fo wie auf lockerm Boden an einer Hecke zu
Fontenay vor dem Dammthore, dann 4. Mai 68 im frühern
Rainville’fchen Garten und endlich 28. Sept. 78 an einer
Gartenmauer unten in Ovelgönne
Melampyrum arvense L. und nemorosum L. können bis
auf weiteres ruhig aus unferer Flora geftrichen werden. Erfteres
führt SONDER nur in Parenthefe an, letzteres wenigftens in
Beziehung auf den von ihm felbft angenommenen Halbzirkel
mit dem Radius von 3 Meilen. Von erfterem habe ich aller-
dings ein Exemplar, von KOHLMEYER felbft bei Friedrichsruh
gefammelt, in frühern Jahren im Befitze gehabt; nachdem
diefer eifrige Forfcher die Pflanze jedoch vor Jahren dort ein-
mal gefunden hatte, ift fie meines Wiffens dafelbft nicht
wieder bemerkt worden. Die HÜBENER’fchen Standorte —
Langenfelde, Billwärder — übergeht man wol am beften mit
Stillf[chweigen, da Belege fehlen und SONDER ihrer nur bei-
läufig erwähnt. Vorläufig ift es nicht möglich, M. arvense
als unferer Flora ftändig angehörend zu betrachten.
Was ferner M. nemorosum anbetrifft, fo ift daffelbe mei-
nes Wiffens von keinem der jetzt lebenden hamburgifchen
Botaniker bei Farmfen, wo es nach SICKMANN vorkommen
foll, gefunden worden. Es fcheint mir nun endlich an der Zeit
zu fein, folche fich wie eine ew’ge Krankheit fortfchleppende,
gefpenfterhaft daftehende Angaben, denen im Hinblick auf
den Verbreitungsbezirk der betreffenden Pflanze jeder Halt
fehlt, einfach zu annulliren. Wer will es denn unternehmen,
M. nemorosum bei Farmfen zu finden? Wie es mir fchon oft
ging, habe ich auch im Sommer 78 keine Spur der Pflanze
dafelbft gefunden, wüfste auch nicht, wo ich fie dort fuchen
follte, befonders da die Eichenkoppel vor dem Dorfe, der letzte
Reft dortiger Waldung, verfchwunden ift. Man findet fie nun
freilich in ihrer eigentlichen Heimat (z. B. im Mecklenburgifchen)
auch an Hecken und Lehnen, aber auch an folchen Oertlich-
keiten ift es mir weder bei Lehmbrook noch am Kupferdamm,
weder nach der Berne noch nach dem hinfchenfelder Holze
zu je gelungen, die Pflanze aufzutreiben. In Bezug auf Mühlen-
rade, den HÜBENER’fchen Standpunkt, mufs ich, da mir hier
die Erfahrung mangelt, auf den bedenklichen Umftand, dafs
SONDER die Pflanze dort nicht gefunden hat, aufmerkfam
machen, fo wie darauf, dafs die lauenburger Botaniker diefes
Fundortes nicht Erwähnung thun. Die Angabe bedarf dem-
nach jedenfalls der Beftätigung. Der dritte Standort in
SONDER’s Flora — hinter Ahrensburg und immer häufiger
nach Oldesloe — kann, da er eigentlich fchon aufserhalb des
conventionell angenommenen Gebiets liegt, hier füglich unbe-
rückfichtigt bleiben.
M. silvaticum L., nach Profeffor NOLTE und Dr. SONDER
in der Hahnheide vorkommend, habe ich bis jetzt nicht ge-
funden. Im »Bericht« fehlt es.
Lathraea Squamaria L. fanden Tr. WAHNSCHAFF und
ich vor Jahren in einer Waldfchlucht vor Efcheburg in ziem-
licher Menge; im niendorfer Holz zeigten fich 6. April 74
einige Exemplare der Pflanze, von denen ich noch eins befitze.
Sie wuchfen in dem Abfchnitt des Gehölzes, der zwifchen
dem ftellinger Kirchenwege und den lockftedter Wiefen liegt,
in einem dichten Gebüfch, das wol zum gröfsten Theile aus
Erlen beftand und, fo viel ich weifs, noch nicht Parkgebiet
geworden ift. In demfelben Gebüfch fand fich auch Anemone
ranunculoides. — Entdecker diefes in SONDER’s Flora nicht
erwähnten Standortes für Lathraea war HANS LICHTWARK.
Eisholzia Patrini (Lepechin) Gke. fcheint allmählich zu
verfchwinden. Ich fand fie vor Jahren im Hammerbrook,
Auguft 56 an der Landftrafse vor Teufelsbrück, Auguft 67
in Trittau (hier nach BORCHMANN durch deffen Kulturen
heimifch geworden), 29. Auguft 75 auf Schuttland an der
Aufsenalfter (ein kräftiges Exemplar). In der erften Hälfte
der 50er Jahre tauchte fie fogar in einem Garten am Kraien-
kamp, der zu einem damals von KLATT bewohnten Haufe
gehörte, auf.
— 4I —
Mentha silvestris L. erw : a) nemorosa Willd. (als Art)
kommt bei Teufelsbrück (f. SONDER’s Fl.) jetzt gewifs nicht
mehr vor; bei Boberg fand ich fie u. a. Juli 68 an der Quelle,
die aus der Erlenfchlucht kommt, fo wie mehrfach an einer
fich in die Niedeiung hineinziehenden Hecke, kann alfo ihr
dortiges Vorkommen beftätigen. Aufserdem beobachtete ich
fie auf Finkenwärder (Norderfeite). Juli 69 fand ich auf Wil-
helmsburg unweit der Süderelbe zur Seite der Landftrafse in
ziemlich vielen Exemplaren eine fich durch länglich-lanzettliche
Blätter der Form b) lanceolata Rchb. fil. nähernde M. silvestris,
die aber doch zur Form a) gezählt werden mufs, da befagte
Blätter am Grunde nicht verfchmälert, fondern abgerundet find.
Bemerkt foll jedoch werden, dafs hier eine Verwilderung nicht
ausgefchloffen ift.
M. aquatica L. erw.: a) capitata Wimm.: 2. hirsuta L.
(als Art) fand ich gut ausgeprägt in dem fchräg abwärts
führenden Hohlwege zwifchen Steinbek und Boberg, der nach
dem Hofe Oldenburg führt (9. Auguft 68).
c) sativa L.? (als Art): 3. glabra Koch fammelte ich
Auguft 65 beim Mühlenkamp.
M. gentilis L. habe ich bis jetzt nicht gefunden,
M. Pulegium L. erw. fammelte ich Sept. 53 auf Aufsen-
deichsland von Spadenland, 20. Juli 75 zwifchen Tesperhude
und Sandkrug, beide Male nahe an der Elbe. Ich erwähne
das nur, um zu zeigen, dafs diefe zierliche Art hier immer
noch zu finden ift; im Uebrigen fchildert SONDER die Ver-
breitung der Pflanze ausführlich genug.
Origanum vulgare L. habe ich zunächft zwifchen Sand-
krug und Lauenburg unten am Elbabhange, dort in Menge,
gefunden. Die Pflanze gehört alfo eigentlich nicht mehr
unferm Gebiete an.
Thymus Serpyllum L.: a) Chamaedrys Fr. (als Art) mit
weifsen Blüten fand ich u. a. Juli 61 zwifchen Bahrenfeld
und Lurup, diefelbe Pflanze mit hellrothen Blüten Juli 70 in
einer Hecke beim borfteler Jäger, die Varietät eitriodorus
Schreb. (als Art) 14. Juli 73 am Feldwege, der unten am
— 42 —
Windsberge vorbei nach Eidelftädt führt (der Citronengeruch
war unverkennbar; die Blätter find faft kahl, glänzend).
T. S.: b) angustifolius Schreb. mit hellrothen Blüten
fammelte ich 28. Juli 69 vor Geefthacht.
Caiamintha Acinus (L.) Clairv. wächft auch hinter Har-
burg an der bremer Landftraise (vor Appelbüttel links an
einem ziemlich fteilen Abfall des Weges).
C. offieinalis Mnch. fand fich verwildert Sept. 72 im
Hohlwege vor Rittfcher (oben links), Sept. 75 auf dem mehrfach
erwähnten früher von Spreckelfen’fchen Gartenlande, ift meines
Wiffens aber fchon wieder verfchwunden. Entdecker war
A. JUNGE.
Melissa officinalis L. fand ich vor Jahren in halber Ver-
wilderunng neben einem Garten beim Strohhaufe in St. Georg.
Nepeta Cataria L. taucht mitunter auf, um bald darauf
wieder zu verfchwinden. Die Standörter in SONDER’s Flora
(am Wege nach Flottbek, bei Wandsbek, Horn, auf Steinwärder)
haben jetzt fchwerlich noch eine Geltung. Der erfte ift ohne
Zweifel zu ftreichen, und an den andern drei ift das Finden
der Pflanze bei den fortwährenden Veränderungen, denen diefe
Punkte unferer Umgegend unterlagen und noch unterliegen,
mindeftens zweifelhaft geworden. Ich fand fie vor Jahren in
Dockenhuden in einem Seitenwege, der nach Ösdorf führt,
fpäter in Steilshop, in Ham am Sieveking’fchen Park, am
Zaune des Hofes Oldenburg hinter Kirch-Steinbek, an der
Steinmauer des Gartens der Förfterei Rothenhaus, am Wege
nach Eilbek an der Gartenhecke der Wirthfchaft »Sandkrug«
(an den beiden letzten Stellen verfchwunden) zuletzt in einer
Hecke, die vom Dorfe Bahrenfeld in die Kornfelder führt
(28. Juli 75), an den meiften Fundorten in ziemlicher Menge.
Lamium album L. fand ich October 73 am Wege nach
Teufelsbrück an einer Hecke mit röthlichen Blüten.
L. intermedium Fr. habe ich nur einmal in einem
Exemplare im Garten des Vogts von Volksdorf angetroffen
(Juli 61). Das Exemplar ftand vereinfamt auf einem der Beete,
a
Diefen Sommer (78) war ich wieder dort, konnte die Selten-
heit aber nicht zum zweiten Male auffınden.
L. dissectum With. ift bei uns kaum felten zu nennen.
Ich fand die Pflanze u. a. vor Jahren in der Gegend des
Diebsteichs, April 67 auf lehmigem Ackerboden im »Quellen-
thal«, 10. Mai 76 auf Gartenland oberhalb Ovelgönne, 28. Juli 78
auf Kartoffelland unweit der bahrenfelder Tannen, aufserdem
an einigen der SONDER’fchen Standörter.
Galeopsis Ladanum L.: a) latifolia Hoffm. kann nicht zu
den ftändigen hiefigen Pflanzen gerechnet werden. Sie zeigt
fich bei uns nur ganz zufällig und vorübergehend. So fand
ich fie vor Jahren in der Hammerbrookftrafse auf einem der
Erdballen, welche die dort gepflanzten Bäume umgaben, fpäter
am Eingange einer Grandgrube bei Bahrenfeld. Später habe
ich fie in unferer Gegend nicht wieder beobachtet. — SONDER
hat die Pflanze erft bei Mölln gefunden.
Stachys silvatica L. mit hellrothen Blüten fand ich
einmal an der nienftädtener Kirchhofsmauer.
S. silvatica X palustris (S. ambigua Sm.) habe ich lange
nicht angetroffen. Das Exemplar, welches ich im Herbar be-
fitze, ift von mir vor Jahren auf der Uhlenhorft gefammelt
worden.
S. arvensis L. ift bei Hamburg nicht eben felten zu
nennen, läfst fich aber doch häufig fuchen. Ich fand die
Pflanze u. a. im Dorfe Klein-Flottbek auf Schutt, auf dem
Ackerlande zwifchen dem borfteler Jägergarten und dem Holz
(hier von mir und andern eine Reihe von Jahren beobachtet),
auf einem Acker am Ende von Schiffbek, auf Gartenland am
Abhange von Hohenfelde (nach der Mundsburg zu), in der
Nähe von Langenhorn (nach Hummelsbüttel zu), beim rothen
Kathen zwifchen Bergedorf und Reinbek, 18. Auguft 78 auf
Baggerland an der Aufsenalfter (vereinzelt). Einige diefer
Fundörter entfprechen höchft wahrfcheinlich SONDER’fchen
Angaben; manche haben ficher fchon ihre Geltung verloren.
S. Betonica Benth. findet man in der Nähe von Hamburg
fchwerlich anderswo als in der Bufchkoppel oberhalb Geefthacht.
—glul —
Die Pflanze ift dort ziemlich häufig. Exemplare in meinem
Herbar, die von diefer Oertlichkeit ftammen, find 23. Juli 69
gefammelt worden. SONDER erwähnt diefes Standortes erft
im »Bericht.«
Ballote nigra L. erw.: b) foetida Lmk. (als Art) fand
ich bis jetzt nur Auguft 71 in einem Garten der holländifchen
Reihe in Ottenfen (dafelbft als Unkraut auf einem wüften Platze).
Chaeturus Marrubiastrum (L.) Rehb. beobachtete ich
Auguft 56 und 11. Auguft 67 in Efcheburg (oben im Dorfe
an einer alten Steinmauer, die leider verfchwunden ift, mit ihr
die Pflanze).
Marrubium vulgare L. findet fich natürlich an der Stern-
fchanze, beim Brookthore und am Stadtdeich (f. SONDER’S
Flora) nicht mehr. Am ficherften und häufigften trifft man
diefe bei uns feltene Pflanze in Efcheburg, aufserdem fand ich
fie vor Jahren in Schenefeld (1878 hier nicht bemerkt; ob
auch in Folge der immer mehr um fich greifenden Moderni-
firung der Dorfgarten-Einfriedigungen verfchwunden?), fowie
28. Juli 78 in Volksdorf (am Wege nach Safel).
Scutellaria hastifolia L. hat ihren Verbreitungsbezirk an
der Flbe oberhalb Hamburg (befenhorfter Wiefen bis Tesper-
hude). Unterhalb Hamburg fand ich nur einmal 1 Exemplar
(bei Wittenbergen, 24. Juli 74).
Brunella vulgaris L. z. Th. fand ich mit hellblauen
Blüten im niendorfer Holz am eidelftädter Kirchenwege
(4. Juli 75), mit lilarothen Blüten auf Weideland an der
Elbe vor Giefenfand (in der Marfch hinter Wedel) 5. Aug. 78.
Im erftern Falle war die Pflanze felbft von hellgrüner Färbung.
Ajuga reptans L. mit blühenden Ausläufern (blau
blühend) fammelte ich Mai 64 in dem Wege, der von Tiefen-
ftaken nach Lockftedt führt, diefelbe Art röthlich blühend
(ebenfalls mit blühenden Ausläufern) vor Mühlenberg Mai 62,
diefelbe weifs blühend hinter Steinbek an dem Standorte von
Petasites tomentosus (Ehrh.) D. C. 30. Mai 74.
A. genevensisL. ift zu ftreichen. Selbft an recht trocknen
Stellen wächft bei uns nur die vorige Art, die allerdings mit-
unter ohne Ausläufer erfcheint, aber nicht die zottige Behaarung
und die fonftigen Merkmale der A. genevensis aufzuweifen
hat. Letztere habe ich im füdlichen Meklenburg (bei Parchim,
Ludwigsluft) immer auf ganz fandigem Boden, gewöhnlich
an den Rändern der Kornfelder, gefunden, während unfere
A. reptans, auch wenn fie nicht an geradezu feuchten Stellen
wächft, doch etwas frifchen Boden liebt und gern in der Nähe
von Gefträuch, an Hecken, Waldrändern u. dgl. wächft. In
unfern eigentlichen Sandgegenden findet man dagegen Ajuga
nicht oder doch kaum. SONDER hat A. genevensis erft bei
Mölln gefunden. SICKMANN’s und HÜBENER’s Angaben find
alfo wol ruhig ad acta zu legen, zumal mir nicht bekannt ift,
dafs die Pflanze von fonft Jemandem bei Hamburg in den
letzten Jahrzehnten beobachtet worden ift. Ich bemerke noch,
dafs dort, wo A. genevensis zu Haufe ift, A. reptans faft als
Seltenheit betrachtet werden kann. So fand ich es wenigftens
bei Parchim, wo ich erftere häufig, fogar mit rofenrothen
Blüten, letztere dagegen nur an einer Stelle (im Hochwalde)
antraf.
Teucrium Scorodonia L. ift freilich bei uns häufig, hält
aber doch einen ziemlich beftimmten Verbreitungsbezirk inne.
Es folgt vorzugsweife dem Laufe der Elbe und zieht fich dem-
gemäfs von der Föhrenwaldung hinter Krümmel über die
Bufchkoppel bei Geefthacht nach den Höhen hinter Steinbek,
fpringt dann im Alftergebiet landeinwärts, um vor Lockftedt,
am eppendorfer Moor und beim borfteler Holz aufzutreten,
und erfcheint fchliefslich hinter Nienftädten, in gröfster Menge
hinter Blankenefe bis Wittenbergen und Riffen, etwas weniger
bei Gr. Flottbek, Osdorf und Schenefeld. Am jenfeitigen Elb-
ufer wächft es in Menge bei der »majeftätifchen Ausfichte.
Aufserhalb diefes Bezirkes habe ich es meines Wiffens nur bei
Billenkamp gefehen.
Teucrium Scordium L. zeigt fich bei uns recht felten.
Ich fammelte es vor Jahren unter LaBan’s Führung am Buller-
deich, wo es damals keineswegs felten war, fpäter aber von
mir nicht wieder aufgefunden wurde, dann Auguft 69 auf
Tr 46 ER?
Flofsholz an der Nordfeite von Wilhelmsburg, während Dr. KLATT
es Auguft 68 auch auf Flofsholz am kleinen Grasbrook fand.
Verbena officinalis L. it in der Nähe Hamburgs im
Abnehmen begriffen. So ift fie meines Wiffens in Hamm, wo
fie noch in der erften Hälfte der 50er Jahre am Paftorenberge
wuchs, Farmfen, wo ich fie 28. Juni 78 an der linken Seite
des Hauptweges nicht mehr fah, Barmbek und Nienftädten
verfchwunden, findet fich dagegen höchft wahrfcheinlich noch
in Bramfeld (an einer Mauer), Schiffbek (an einem kleinen
Teiche rechts von der Landftrafse), Steinbek (nahe bei der
das Dorf durchfliefsenden Glinderau), ficher in Efcheburg,
Cuddevörde, Trittau, vielleicht noch bei Poppenbüttel, fchwer-
lich in Wandsbek, wo SONDER fie noch gefunden hat. Die
Regulirung wüfter Plätze in den Dörfern, fowie die Erfetzung
der alten Steinmauern durch moderne Eipfriedigungen ver-
fchulden die allmähliche Abnahme diefer Pflanze.
Litorella uniflora (L.) Aschs. ift am eppendorfer Mühlen-
teich verfchwunden, auch am Elbufer bei Teufelsbrück fchwer-
lich noch vorhanden. In grofser Menge wächft fie dagegen
noch am bramfelder Sce, eben fo am Krupunder See, wo ich
fie Auguft 68 (auch die Form iso&toides) fand. Aufserdem
findet fie fich (wenigftens war das noch 9. Sept. 74 der Fall)
in einem kleinen Tümpel am Rande der grofsen Wiefenfläche
unterhalb des winterhuder Hochplateaus, etwas feitwärts vom
Pulvermagazin, fchliefslich am Mönch-Teich bei Trittau.
Plantago major mit beblätterten Schäften fand ich
in mehreren Exemplaren September 72 auf Baggererde am
»langen Zuge«, aufserdem fammelte ich dafelbft ein Exemplar
derfelben Art mit fchwach äftiger Achre, ferner 2 Exemplare
mit an der Spitze fprofsenden Achren (das eine mit 4,
das andere mit 5 Sprofsen),
Die Form b) nana Trattinnick (als Art) ift auf feuchtem
Sande bei uns nicht felten.
P. media L. kann man wol kaum zur hiefigen Flora
rechnen, Sie zeigt fich bei uns auf Rafenplätzen der Anlagen
und Gärten felten und vorübergehend und ift dann offenbar
mit Grasfamen eingewandert. So fand ich fie vor Jahren auf
einem Rafenplatze des Rücker’fchen Gartens am flottbeker
Wege, Auguft 57 auf einem Rafenplatze des botanifchen Gar-
tens, 7I und 72 in den Anlagen oberhalb des Dammthor-
Bahnhofs am ehemaligen Thordamm (Dr. TH. WAHNSCHAFF
fah fie hier noch 78). Wirklich einheimifch ift fie zunächft
bei Lüneburg.
P. lanceolata L. mit an der Spitze gablig getheilter
Achre fand ich Juni 72 am »langen Zuge«. Exemplare mit
kugligen oder faft kugligen Achren befitze ich, aufser von
Steinbek, von Hinfchenfelde, vom Elbftrande hinter Witten-
bergen (hier Juli 74) und eins aus einer Sandgrube in Bramfeld
(Auguft 75), letzteres grofs und mit vollkommen kugel-
runden Achren. Sie entfprechen der SoNDER’fchen Varietät
£) eapitellata.
P.ramosa (Gil.) Aschs. hat ihren Verbreitungsbezirk vom
Sanddeich bei Altengamm bis über Tesperhude hinaus, hat
fich aber vorübergehend auch in der Nähe der Stadt gezeigt.
So fand ich fie vor Jahren auf einem ifolirt liegenden kleinen
Werder an der linken Seite des Reiherftiegs (gehört wol längft
mit zum kleinen Grasbrook und ift bebaut), 7. Auguft 66
neben der Sandgrube vor dem borfteler Jäger auf einer abge-
räumten Dungftelle (hier von SCHONMANN zuerft bemerkt),
Sept. 70 in der Wendenftrafse im Hammerbrook, immer recht
viel Exemplare. A. LICHTWARK fammelte fie vor einigen
Jahren auf der Sternfchanze.
Utricularia neglecta Lehm. habe ich bis jetzt nur einmal
(13. Auguft 71) in einem Wafferloche im eppendorfer Moor
(mit den andern drei Utricularien zufammen) gefunden.
U. intermedia Hayne habe ich auch noch nirgends anders
als im eppendorfer Moor beobachtet, wo fie bis jetzt noch
jedes Jahr mit Sicherheit gefunden wird. Ihr Vorkommen im
borfteler Moor (f. SONDER’S Flora) möchte ich bezweifeln,
wenigftens fo weit die augenblicklich dort geltenden Verhält-
niffe in Betracht kommen.
Centunculus minimus L. fand ich 2. Sept. 71 auf dem
Grunde eines faft ausgetrockneten Wafferloches in den An-
lagen am winterhuder Alfterufer moosartig dicht zu-
fammengewachfen. Ich finde eines folchen Vorkommens
nirgends Erwähnung gethan.
Trientalis europaea L. wächft auch in den bahrenfelder,
borfteler und langenhorner Tannen, fowie bei Volksdorf,
Standörter, die bei SONDER fehlen, Die beiden erften derfelben
find ihrer Nähe wegen befonders bemerkenswerth, In den
borfteler Tannen ift die Pflanze übrigens nur fchwach ver-
treten, in den bahrenfelder und langenhorner Tannen dagegen
im Uebermafs vorhanden. In geringerer Menge zeigt fie fich
bei Volksdorf. — In der Umgegend von Harburg (z. B. bei
Appelbüttel, Eheftorf) kommt fie gar nicht felten in kleinen
Sphagnumfümpfen vor.
Lysimachla thyrsiflora L. fammelte ich ı7. Juni 77 in
fchön blühenden Exemplaren im Seitengraben eines Moorweges
unterhalb der bahrenfelder Tannen. Aufserdem beobachtete
ich die Pflanze am eidelftädter Mühlenteich und am bramfelder
See. Ich füge diefe Fundörter der Vollftändigkeit wegen zu
den SoNDER’fchen Standörtern hinzu, wozu vielleicht um fo
mehr Veranlaffung ift als einige der letztern (eppendorfer und
winterhuder Moor, Kuhmühle, Ausfchläger Weg) ficher oder
doch höchft wahrfcheinlich veraltet find.
L. vulgaris L. kommt bei uns in allen drei Erfcheinungs-
formen (mit gegenftändigen, zu drei und zu vier im Quirl
ftehenden Blättern) in genügender Menge vor. Ich fand die-
felben 31. Juli 71 zufammen in dem Wege vom Hellbrook nach
dem farmfener Moor.
L. Nummularia L. kommt hinter Othmarfchen mit zu
zwei in den Blattwinkeln ftehenden Blüten vor. In unfern
Floren finde ich diefes Umftandes nicht erwähnt. Dr. KLATT
machte vor Jahren mich zuerft auf diefe nicht allzu häufig
fich zeigende Abweichung aufmerkfam.
Glaux maritima L. fand ich bis jetzt nur am Oftfeeftrande,
Es hat mir noch nicht gelingen wollen, in den Marfchwiefen
— 49 —
von Wedel bis zur Hetlinger Schanze auch nur eine Spur
einer Salzpflanze aufzufinden.
Primula elatior (L.) Jacq. kommt im flottbeker Park
felten mit einer grundftändigen langgeftielten Blüte vor.
Ich befitze Exemplare, die 15. April 74 dafelbft gefammelt
worden find.
P. officinalis (L.) Jacq. gehört nicht in unfere Flora,
Exemplare diefer Art, die u. a. von LICHTWARK SEN. auf den
ftellinger Wiefen nach deffen Angabe gefunden worden find,
müffen mit Gartendung dahin gekommen fein und waren, als
der genannte Herr vor Jahren mit mir an Ort und Stelle war,
fchon wieder verfchwunden. Nach meinen Erfahrungen find
die niedrig liegenden angeführten Wiefen keine Oertlichkeit
für P. officinalis, die ich fowol im füdlichen als auch im nörd-
lichen Meklenburg und bei Lübek immer nur auf trockenem
Boden (bei Parchim u. a. mit Viscaria viscosa zufammen),
und zwar auf Lehmboden, nicht auf moorgründigem Boden,
gefunden habe. SONDER bezeichnet P. officinalis für unfere
Gegend kurzweg als Gartenflüchtling.
Samolus Valerandi L. habe ich bis jetzt nicht finden
können, auch nicht gehört, dafs irgend ein Sammler diefe
Pflanze während meiner Botanifirzeit, die ich auf 30, refp. bald
40 Jahre veranfchlagen kann, gefunden hat. Ich habe mehr-
fach die wedeler Gegend durchfucht, bin auch nach Finken-
wärder hinüber gewefen, kehrte aber jedes Mal enttäufcht
zurück. Jene Gegenden bieten nur eine vollftändig ausgeprägte
Marfchflora dar, und was den Elbftrand zwifchen Blankenefe
und Schulau betrifft, fo habe ich an demfelben nur in un-
mittelbarer Nähe des Helgens der frühern Schiffswerft von
Wittenbergen zwei Meerftrandspflanzen (die fchon genannte
Honckenya peploides und Hordeum arenarium, niemals aber
Samolus Valerandi gefunden. Ebenfo fand ich letztere Pflanze
nicht an der einzigen mir bekannten Salzftelle bei Hamburg
(inmitten des Feldes der Landfchaft Ochfenwärder). Das
fcehwach falzige Waffer eines der dortigen Gräben wirkt über-
haupt nur unbedeutend auf den nahen Pflanzenwuchs ein, —
4
— 20 —
Nach allem Gefagten fchlage ich vor, Samolus Valerandi (und
Glaux maritima) unbefchadet des Umftandes, dafs beide
Pflanzen in frühern Jahren von SONDER und wol auch von
SICKMANN auf den Elbinfeln und an der Unterelbe gefunden
worden find, vorläufig auf Wartefold zu fetzen, d. h. fo lange
aus der hamburgifchen Flora wegzulaffen, bis fie wieder auf-
gefunden werden.
Armeria elongata (Hoffm.) Boissier erw. wird fchon
längft in der Nähe Hamburgs nicht mehr gefunden, weder
auf der Sternfchanze, von wo fie mir 1841 zuletzt gebracht
wurde, noch bei der Uhlenhorft; auch kommt fie meines
Wiffens bei Wellingsbüttel nicht mehr vor. Zunächtt tritt die
Pflanze hinter dem Hofe Oldenburg am Rande der durch
Pulsatilla pratensis bekannten Flugfandhügel auf, erfcheint
dann wieder ziemlich dicht vor Bergedorf und zeigt fich als
fehr gewöhnliche Pflanze beim Dorfe Befenhorft und in den
befenhorfter Wiefen, fo wie bei Geefthacht (f. auch SONDER’s
Flora). Aufserdem kommt fie in geringer Menge hinter Har-
burg an der bremer Landftrafse (vor Appelbüttel links), fo wie
zwifchen Kuddewörde und Hamfelde vor, 24 Juli 75 fand
ich auffallender Weife zwei Exemplare im borfteler Moor (auf
dem Niederdamm) ; diefelben waren jedoch fpäter verfehwunden.
Ich kann nicht umhin, bei diefer Gelegenheit zu bemerken,
dafs ich bei Siggelkow unweit Parchim Armeria in grofser
Menge auf Moorboden gefunden habe; fchon aus einer ziem-
lichen Entfernung fielen mir die von den Blütenköpfen der
Pflanze rothfchimmernden, grafigen, etwas erhöht liegenden
Flächen auf.
Empetrum nigrum L. hat bei uns feine eigentliche Heimat
in den hügeligen Heidegegenden zu beiden Seiten der Unter-
elbe und erfcheint daher dieffeits in Menge in den bahren-
felder Tannen (hier merkwürdiger Weife nur fteril), weniger
auf einem kleinen Heideplatze neben einem Föhrengehölz
zwifchen Lurup und dem eidelftädter Moor (hier masc. & fem.),
dann wieder häufig in dem Einfchnitt zwifchen den blankenefer
Hügeln und der Höhe von Wittenbergen, fo wie landeinwärts
— u
beim Dorfe Riffen (an beiden Stellen auf Flugfand), jenfeits in
grofser Menge in der Heide bei Fifchbek. Im eppendorfer
Moor ift diefe intereffante Pflanze ficher verfchwunden, im
niendorfer Moor fand ich fie noch vereinzelt.
Amarantus panniculatus L. erw.: a) purpurascens Moq. —
Tand. findet fich nicht allzu häufig verwildert. Ich fammelte
ihn u. a. auf Steinwärder Sept. 53. Gewöhnlich bleibt er
innerhalb der Gartengrenze.
A. retroflexus i.. hat fich mit folcher Beharrlichkeit an
verfchiedenen Standorten gezeigt, dafs man ihn in die hiefige
Flora aufnehmen mufs. Allerdings mufs man es der Zukunft
anheimgeben, ob bei fortgefetzter Umgeftaltung der nächften
Umgebungen Hamburgs die Pflanze uns treu bleiben wird. —
Auf den Baggerplätzen des Hammerbrooks und Steinwärders
fand man fie regelmäfsig, oft in anfehnlicher Menge, ob fie
jetzt dort noch vorkommt, kann ich nicht fagen, halte es jedoch
nicht für geradezu unmöglich. 24. Sept. 73 beobachtete ich
fie noch auf Steinwärder, ı. Sept. 75 im Hammerbrook ;
8. Sept. 72 traf ich die Pflanze in nicht wenigen Exemplaren
auf einem wüften Platze neben der Verbindungsbahn am
Dänenwege, 23. Sept. 74 in einigen Exemplaren an der
Aufsenalfter, 18. Sept 78 in einem Exemplar auf Schutt in
der Nähe des Diebsteichs.
A. spinosus fand ich vor Jahren an einem Rinnftein in
der Kielerftrafse.
Albersia Blitum (L. z. Th.) Kth. habe ich viel feltener
beobachtet als Amaranthus retroflexus. In frühern Jahren mag
erftere Pflanze hier noch die Alleinherrfchaft beobachtet haben,
wenigftens nennen SICKMANN und SONDER A. retroflexus
nicht. Ich fand Alb. Blitum vor Jahren auf Gemüfeland der
Sternfchanze, 14. Juli 72 auf einem Schutthaufen zur Seite
der Hallerftrafse (hier mit bunt gefleckten Blättern),
23. Auguft 74 in einer fehr kräftigen Form auf Gartenfchutt
neben dem Andreasbrunnen (auf der eppendorfer Gemeinweide),
29. Auguft 75 am »langen Zuge« (mit langen fchlaffen Sten-
geln und langen Scheinähren). In der gr. Gärtnerftrafse in
r
ul —
Altona war fie allerdings 78 noch vorhanden, aber nur in
wenigen kümmerlichen Exemplaren, die zu beiden Seiten eines
als Stufe vor einer Hausthür liegenden Steins eng an die
Mauer gedrängt wuchfen. Regulirung des Rinnfteins (an dem
fich die Pflanze früher befonders aufhielt) und Verdrängung
mehrerer kleinen Gärtnerhäufer durch einen grofsen Neubau
haben diefes klägliche Refultat herbeigeführt, und das gänz-
liche Verfchwinden des kleinen Reftes wird wol bald zu ver-
zeichnen fein.
Salsola Kali L.: b) tenuifolia Mog. — Tand fand ich 65
an einem Zaune oben in Geefthacht im klaren Sande, 20. Juli 75
dafelbft unterhalb der Glashütte am Elbftrande. Die Pflanze ge-
hört demnach unferer Flora ficher an. SONDER erwähnt diefes
Vorkommniffes erft in feinem »Bericht«; in der Flora Ham-
burgensis ift davon noch keine Rede.
Chenopodium ambrosioides L. war eine Reihe von Jahren
hindurch auf Baggerplätzen regelmäfsig zu finden; in der letzten
Zeit habe ich die Pflanze nicht gefehen. Exemplare in meinem
Herbar ftammen vom Hammerbrook und Grasbrook.
C. Botrys L. fand ich in dem Sommer, der auf die Nie-
derreilsung des ehemaligen wandsbeker Schloffes folgte, auf
Gartenfchutt in der Nähe der wüften Stätte.
C. Vulvaria L. habe ich bis jetzt nur an zwei Stellen
gefunden: früher an einer Gartenmauer in Steinbek und
29. Sept. 72 auf dem bereits erwähnten wüften Platze am
Dänenwege. An beiden Stellen ift die Pflanze verfchwunden.
Auch von den SONDER’fchen Standpunkten werden manche
(Barmbek, Othmarfchen) ihre Geltung verloren haben.
C. hybridum L. ift bei Hamburg freilich etwas häufiger
als die vorige Art, aber doch immer noch felten. Ich habe
die Pflanze faft nur auf Baggerplätzen (auf Steinwärder, im
Hammerbrook, 20. Auguft 76 am »langen Zuge«), aufserdem
einmal auf dem Kirchhofe zu Rellingen, immer nur in wenigen
Exemplaren oder gar vereinzelt gefunden.
C. murale L. fängt an, in der Nähe der Stadt felten zu
werden, refp. ganz zu verfchwinden. Früher fand man es
noch am Heiligengeiftfelde, am Grindel, auf Borgfelde, möchte
dort jedoch jetzt vergebens danach fuchen. In Barmbek,
Bramfeld, Schiffbek, Efcheburg, Schulau und manchem andern
Dorfe wird es allerdings wol noch nicht fehlen.
C. urbicum L. ift mit Sicherheit jetzt vielleicht nur in
den Dörfern Börnfen und Efcheburg anzutreffen. Früher fand
es fich auf Baggererde des Hammerbrooks und Grasbrooks,
ift dort aber meines Wiffens verfchwunden. Letzteres ift
ficher auch bei Schürbek und Ottenfen der Fall, wo SONDER
es noch gefunden hat. Das mir vorliegende Exemplar aus
Efcheburg gehört übrigens zur Form: a) melanospermum
Wallr. (als Art).
C. album L. erw.: c) lanceolatum Mühlenberg (als Art)
fand ich recht gut ausgeprägt 23. Sept. 74 auf Schuttland an
der Aufsenalfter. Die Vergleichung mit einem authentifchen
Exemplar ergab nichts wefentlich Abweichendes.
C. opulifolium Schrad. habe ich nur an zwei Stellen
wirklich richtig gefunden: Auguft 68 unter LABAN’s Führung
auf Kuhwärder neben Steinwärder, 29. Aug. 75 und 20. Aug. 76
an der Aufsenalfter, jedes Mal auf Schuttland. Das Exemplar
von Kuhwärder ift einem bei Madrid gefammelten, von Prof.
Dr. REICHENBACH beftimmten täufchend ähnlich und fällt,
wie diefes, durch feine kleinen Blätter auf.
C. ficifolium Sm. wurde auf Baggerland mit grofser Regel-
mäfsigkeit eine längere Reihe von Jahren gefunden. So
fammelte ich es Sept. 61 auf dem kleinen Grasbrook, Sept. 63
in Menge auf Steinwärder, ferner im Hammerbrook, felbft als
Unkraut im botanifchen Garten, und zuletzt 31. Oct, 75 am
Mühlenkamp mit Xanthium spinosum, an einem Morgen, dem
bereits ein gelinder Nachtfroft vorangegangen war (beide
Pflanzen, befonders das Ghenopodium, hatten nur wenig ge-
litten und eigneten fich für das Herbar noch ganz gut).
C. rubrum L.: b) blitoides Lejeune (als Art) fammelte
ich Sept. 61 auf einem zum kleinen Grasbrook gehörigen
Werder am Reiherftieg, Sept. 63 auf Steinwärder, Auguft 75
an der Aufsenaltter.,
= Sa
C. capitatum (L.) Aschs. (Blitum ec. L.) fand ich 24. Juni 74
in einem Exemplar, 19. Auguft 77 in mehreren Exemplaren
an der Aufsenalfter. Das Vorübergehende diefes Vorkommens
brauche ich wol nicht weiter hervorzuheben.
Beta vulgaris L. verwildert ziemlich felten. U. a. gef.:
Hammerbrook, Auguft 51.
Atriplex hortense L. erw.: (A. nitens Schk.) il} meines
Wiffens längft von Steinwärder verfchwunden. Ich fand die
Pflanze dort u. a. Sept. 53. Da fie von mehreren der noch
lebenden hiefigen Botaniker beobachtet worden ift, mufs fie
trotz ihres Verfchwundenfeins unferer Flora zugezählt werden.
Die Varietät b) sativum Aschs. (A. hortense L.) ilt bei
uns um fo feltener verwildert zu finden als fie hier faft
gar nicht gebaut wird. Ich fand fie u. a. vor Jahren am
Elbufer noch unterhalb der Häufer von Ovelgönne. Bei Parchim,
wo die Pflanze ziemlich viel als Gemüfe gebaut wird, trifft
man fie oft auf Acker- und Gartenland verwildert.
A. patulum L.: b) erectum Huds. (als Art, nach Babingten)
A. patulum 3. mierocarpum Koch fcheint mir felten zu fein.
Ich fand es gut ausgeprägt 19. Auguft 77 an der letzten
Gartenmauer von Harveftehude, am Wege nach der Brücke
über die Aufsenalfter.
A. hastatum L.: b) microspermum W.K. (als Art) mufs
ich auch felten nennen. Ich fand es recht characteriftifch
23. Auguft 74 auf Gartenfchutt neben dem Andreasbrunnen
mit Albersia Blitum.
An dem bereits erwähnten Salzgraben in Ochfenwärder
fammelte ich eine hierher gehörige Form, die fich der Form:
2. triangulare Willd. (als Art) näherte, aber noch zu ftark
gezähnte und auch wol noch etwas zu grofse, übrigens auf-
allend weifs-fchülferige Blätter hatte. Die Pflanze wuchs auf
feuchtem Ackerlande dicht am Rande des Grabens, war aber
in einem fpätern Jahrgange, als daffelbe Land in Weide lag,
nicht vorhanden.
A. Sackii Rostkovius und Schmidt, zur Unterform * *
prostratum Boucher (als Art), diefe wieder zur Form trian-
gulare gehörig, fand ich auf einer Schuttftelle am Stadt-
graben unweit des ehemaligen Millernthores zwifchen Seegras
3. Juli 78.
A. litorale L. ift mehrfach bei Hamburg gefunden wor-
den, allerdings immer vorübergehend. So beobachtete ich es
vor Jahren unter LABAN’s Führung auf einer Wiefe zwifchen
dem Mühlenkamp und Barmbek auf Sceegras-Auffchüttungen
(wo es mit Goronopus didymus zufammen wuchs), Juli 68 auf
einem Düngerhaufen unterhalb der bahrenfelder Tannen am
Rande einer Wiefe (ebenfalls in Herrn LABAN’s Gefellfchaft),
2. Juli 72 in mehreren Exemplaren auf Baggererde am langen
Zuge (hier in der Varietät marinum Deth.) und endlich 3. Juli 78
auf der oben erwähnten Schuttitelle am Stadtgraben mit
A. Sackii zufammen (die beiden hier ganz in derfelben Weife
vereinigt vorkommend, wie etwa am Oftfeeftrande bei Labö).
Es ift wol kaum zu bezweifeln, dafs mit Scegrasladungen
Samenkörner diefer am Meeresftrande verbreiteten Atriplex-
Arten oft hierher verfchleppt werden und unter günftigen Um-
ftänden zur Keimung gelangen.
Rumex maritimus L.: b) paluster Sm. (als Art) ift ziem-
lich viel feltener als die Stammform. Ich fand diefe Varietät,
die noch von den meiften als Art betrachtet wird, immer nur
auf Baggerland: früher auf dem Grasbrook vor der Gasanftalt,
58 auf dem Hammerbrook, dann beim Mühlenkamp, 4. Aug. 78
an der Aufsenalfter ebendort.
R. domesticus Hartm. fand ich in einem Exemplar 58
am hohen Abhange des nienftädtener Elbufers. Die Pflanze
wuchs mit Anthemis tinetoria zufammen an einer neuen Auf-
fchüttung. Vor Teufelsbrück habe ich diefe feltene Art nie
finden können. Bei den Veränderungen, die dafelbft ftattge-
funden haben, ift ihr dortiges Vorkommen in jetziger Zeit
höchft unwahrfcheinlich.
R. aquaticus L. habe ich am Elbftrande trotz vielfachen
Suchens und Unterfuchens nicht auftreiben können. Die dort
vorkommenden Rumex-Arten find: R. obhtusifolius L., conglo-
meratus Murr, sanguineus L. erw., crispus L. Hydrolapathum
— 56 —
Huds., ausnahmsweife maritimus. Ich mufs daher, wenigftens
vorläufig, obengenannte Art als dafelbft verfchwunden anfehen.
Leider habe ich fie auf den Elbinfeln bis jetzt auch noch
nicht getroffen.
R. obtusifolius X erispus: a) pratensis M. &K. fammelte
ich vor Jahren am hohen Elbufer vor Teufelsbrück.
R. Hydrolapathum x aquaticus (R. maximus Schreb,.)
fand ich Juli 53 hinter Grevenhof, Juli 69 am Köhlbrand beim
»tollen Ort.« Diefen Baftard möchte man auf den Elbinfeln
immer ziemlich ficher finden.
R. AcetosaLL.: b) auriculatus Walir. habe ich mit Sicherheit
bis jetzt nur in den borfteler Tannen angetroffen.
R. Acetosella erw.: a) vulgaris Koch: 2. integrifolius
Wallr. fammelte ich 23. Juli 74 an der Aufsenalfter, Harvftehude
gegenüber, b) angustifolius Koch 29. Juni 74 bei Geefthacht
ım Flugfande.
Polygonum Bistorta L. fand ich auch auf einer Wiefe
links vom wandsbeker Holz (ob noch dort?), hinter Blankenefe,
unterhalb Efcheburg, fo wie 17. Juni 77 unterhalb der bahren-
felder Tannen, Standörter, die SONDER nicht hat und von
denen der letzte ziemlich ifolirt liegt.
P. amphibium L.: 3. terrestre Leers. ift nicht eben
felten zu nennen, blüht aber fehr häufig nicht. Blühende
Exemplare trifft man befonders auf frifchen Aufwürfen; fo
zeigten fich folche mehrere Jahre hindurch auf Baggerland an
der Aufsenalfter. Auch am eidelftädter Mühlenteiche fand
ich dergleichen Exemplare.
P. lapathifolium Ait., Meisner (ob L.?): ce incanum fand
ich am Rande des eppendorfer Moors an einer ausgetrockneten
Stelle mit beiderfeits weifslich-flzigen Blättern.
P. nodosum Pers., Meisner: c. incanum fammelte ich
Auguft 69 auf Baggererde auf Wilhelmsburg,
P. Persicaria fl. alb. traf ich in grosser Menge auf
einem Kartoffelacker des Höhenrückens vor den bahrenfelder
Tannen. (27. Sept. 77).
P. mite Schrk. ift bei Hamburg geradezu häufig. Man
findet es u. a. in der lfebekftrafse, fo wie im Wege von der
kl. Gärtnerftrafse nach Bahrenfeld immer reichlich. Aufserdem
fammelte ich es Sept. 51 auf Steinwärder, 6. Auguft 7I an
der Aufsenalfter (beide Male auf Baggerland), 3. Sept. 73 am
Schramm-Wege in Eppendorf, 29. Aug. 78 in einem Graben
an der Rothenbaum-Gemeinweide, in frühern Jahren auch in
Teufelsbrück. Die 3 letzten Fundftellen fchliefsen fich SONDER’-
fchen Standörtern an.
P. orientale L. war eine Reihe von Jahren faft regelmäfsig
auf Baggerland (Hammerbrook, Steinwärder) zu finden. 4. Sept.
71 fand ich es noch an der Aufsenalfter auf Schuttland.
P. aviculare L. fand ich Juli 69 auf einer wüften Stelle
des St. Pauli-Kirchhofs, fo wie 2. Novbr. 73 vor Bahrenfeld
unter $pergula arvensis L.: b) sativa Boenn. (als Art) mit
grofsen (faft elliptifchen), etwas weitläufig geftellten, deutlich
geftielten Blättern und grofsen rothen Blüten, die zum Theil
zu 2 oder 3 in den Blattwinkeln ftehen. Diefe kräftige Form
möchte zur Varietät: ce) monspeliense Thiebaud (als Art)
gehören.
Eine Form, die im Gegenfatze zu der vorigen ganz
fchmale, meift linealifche Blätter hat und deren Stengel voll-
ftändig niederliegend find, kommt der Varietät: d) neglectum
Besser (z. Th., als Art) fehr nahe, doch find ihre Blätter nicht
»fehr fpitz«e zu nennen. Ich fand fie Auguft 70 auf einer
Sandfläche im Hammerbrook.
Dagegen fammelte ich Sept. 71 am Rothenbaum auf
Sand eine Form mit durchaus linealifchen, fehr fpitzen Blättern,
die vollftändig zu der ASCHERSON’fchen Diagnofe der Varietät
neglectum paffen würde, wenn fie fchlaffe Stengel hätte. Letztere
find aber eher fteif zu nennen, auch zeichnen fie fich durch
Kürze aus.
Obgleich ich alfo die beiden genannten Varietäten der
ASCHERSON’fchen Flora dem Wortlaute der Diagnofen nach
nicht klar ausgeprägt gefunden habe, hielt ich es doch nicht
für überflüfig, die von mir gemachten Beobachtungen hier
— 58 —
mitzutheilen, da nach meiner Anficht jeder Beitrag zur Formen-
kenntnifs polymorpher Arten von Nutzen ift.
Die Diagnofe der Var. 8 erectum Roth in SONDER’s
Flora ftimmt in der Hauptfache mit der Befchreibung der-
felben Var. in der ASCHERSON’fchen Flora überein und in
mancher Beziehung, befonders was den aufrechten Wuchs uud
die Vereinigung der Wickeln zu beblätterten Scheintrauben
betrifft, fimmen die beiderfeitigen Diagnofen ganz gut zu
den Pflanzen, die ich zu monspeliense zichen möchte, doch
fpricht die auffallende Breite der Blätter beider Pflanzen
und das fpärliche Vorhandenfein von Blüten an der zweiten
Pflanze zu fehr gegen die Vereinbarung beider mit der Varie-
tät erectum.
- P. dumetorum L. ift nach meinen Eıfahrungen in unferer
Umgegend häufig. In niedergefchlagenen Hecken fruchtbarer
Gegenden, auch in Gebüfchen und Gehölzen zeigt die Pflanze
fich jeden Sommer in reichlicher Menge. Ich beobachtete fie
u. a hinter Steinbek, zur Seite des borfteler Holzes, hinter
Steilshop, bei Bramfeld (Auguft 62), Riffen, in einer Wiefen-
hecke des -Gutes Collau (8. Sept. 78), vor Othmarfchen in
einer Hecke am Fufsfteige (6. Octbr. 78) und an manchen
andern Stellen.
Daphne Mezereum kann mit Fug nicht zur hamburger
Flora gerechnet werden. Nach SONDER’s Flora foll fie freilich
bei der Aumühle im Sachfenwalde vorkommen, indeffen haben
meine botanifchen Freunde und ich fie dort nie gefunden, trotz-
dem wir gerade in der erften Frühlingszeit der Moosfuche
wegen vielfach in der dortigen Gegend umherftreiften. Aber
weder an beiden Ufern der Aue, noch die Bille aufwärts und
von dort in den Wald hinein nach Ohe und Witzhave zu, noch
die Bille abwärts nach Billenkamp, noch endlich nach der Seite
des alten bergedorfer Fahrweges hin haben wir je eine Spur
der Pflanze gefehen. Da nun SONDER’s Angabe eine ganz
beftimmte ift, fo mufs Daphne Mezereum bei der Aumühle
verfchwunden fein. Vielleicht ift fie beim Bau der Eifenbahn
ausgerottet worden. SONDER fügt feiner Angabe übrigens ein
»vielleicht verwildert« hinzu und erwähnt der Pflanze im Bericht
von 1876 nicht.
Auch in der Hahnheide, wo Daphne nach HÜBENER
wachfen foll, haben weder meine Freunde noch ich die Pflanze
angetroffen. Da nun SONDER diefe Angabe nicht vertritt
und BORCHMANN hinfichtlich derfelben jederzeit ein ominöfes
Schweigen beobachtete, fo können wir ihren Werth oder Un-
werth wol auf fich beruhen laffen, und es bleibt nichts anders
übrig als D. Mezereum aus der hamburgifchen Flora aus-
zufchliefsen.
Hippophaös rhamnoides L. kommt allerdings am Elbufer
vor, aber durchaus nicht in folcher Verbreitung, wie man diefen
Strauch z. B. am Klützer Ort fieht. Ich fand diefe eigenthüm-
liche Pflanze Mai 54 an dem damals noch ungeftört gebliebenen
fteilen Abhange hinter dem Rückerfchen Garten baumartig
wachfend und ein ziemliches Dickicht bildend. Später wurde
die Stelle entholzt, und die Sanddorngruppe verfchwand.
8. Mai 76 fand ich den Strauch jedoch wieder auf, diefes Mal
am Strande weiter abwärts in einem ziemlich hohen baumar-
tigen Exemplare, das noch vorhanden ift. Demnach würde
das Vorkommen von H. rhamnoides bei Hamburg auf das
Elbufer zwifchen Ovelgönne und Teufelsbrück befchränkt fein.
Hier kann die Pflanze auch als wild betrachtet werden, denn
hier war vor den Planirungen und Terraffirungen neuerer Zeit
hohes, fteiles Abbruchufer, wie man es an der Oftfee, wo die
Pflanze vielerwärts vorkommt, überall findet. Zugleich ift der
Boden hier ftreng lehmig, wie Hippopha@ös ihn verlangt.
Unterhalb Teufelsbrück wird man diefen Strauch höchftens
ganz verloren mit Weiden zufammen angepflanzt finden;
ob er dort urfprünglich Standorte inne hatte, kann ich nicht
fagen.
Am jenfeitigen Elbufer kommt ein baumartiges Exemplar
am Abhange neben Kanzlers Hof vor (hier wol angepflanzt).
Thesium intermedium Schrad. wird von SONDER nur
in Parenthefe (»bei Poppenbüttel und Reinbek nach SICHMANN»)
angeführt und ift jedenfalls in einer langen Reihe von Jahren
EN
nicht gefunden worden. Man kann alfo ruhig die Pflanze aus
der hamburger Flora ftreichen, zumal da SICKMANN in der
beliebten unbeftimmten Weife, die angefichts folcher Seltenheit
doppelt unangenehm berührt, ihr Vorkommen bezeichnet hat.
Wo foll man denn bei Poppenbüttel fuchen: am linken oder
rechten Alfterufer, und. wenn am linken, vor oder hinter
Safelberg? Und wo gar bei Reinbek? Jeder, der dort botanifirt
hat, weils, wie verfchieden geartet die Umgegend diefes Ortes
nach verfchiedenen Richtungen hin ift. Gewifs foll doch nicht
behauptet werden, defs Th. intermedium bei Poppenbüttel oder
Reinbek eine auch nur halbwegs häufige Pflanze feil —
Uebrigens läfst SONDER die Pflanze in feinem Bericht von 1876
aus, auch LABAN und KLATT, welchem letzteren doch mehrere
Sammlungen lauenburgifcher Pflanzen, alfo folcher aus der
unmittelbaren Nachbarfchaft Reinbeks, zu Gebote ftanden,
nennen fie nicht.
Th. ebracteatum Hayne fcheint dazu beftimmt gewefen
zu fein, die vorige Art zu erfetzen. Diefe Pflanze wurde als
äufserft intereffanter Beitrag zu unferer Flora von Hrn. KLAM-
BECK Juli 71 bei Bahrenfeld aufgefunden. Auch hier fehlt
leider die beflimmte Ortsangabe, und ich habe mich in den
letzten Sommern (77 und 78) vergebens nach der Pflanze um-
gefehen. Möglich, dafs fie fchon wieder verfchwunden ift, ja
ich glaube fogar, dass dies der Fall ift, da ich in dortiger
Gegend faft jeden Fleck kenne. Indeffen müffen wir fie unferer
Flora einreihen. Dr. SONDER hat fie auch fchon in feinen
»Bericht«, LABAN in feine Flora aufgenommen.
Aristolochia Clematitis L. fammelte ich Juli 69 unter
Führung des Hrn. Prof. SCHMIDT in einer Hecke oben in Ham,
die einem von der Hauptftrafse links abgehenden Wege ange-
hörte. Es ift mir nicht bekannt. ob fie dort noch vorkommt.
Jedenfalls kann man, auf diefen Fall geftützt, fie unferer Flora
als verwilderte Pflanze hinzufügen, zumal da fie fchon von
HÜBENER und LABAN genannt wird.
Asarum europaeum L. habe ich bis jetzt nur 9. Juli 65
im Fürftengarten zu Lauenburg gefunden (dort unter Gebüfch
== 61, >
in Menge wuchernd). Meine damaligen Begleiter, die Herren
RECKAHN und TH. WAHNSCHAFF, waren eben fo erfreut als
ich, die langerfehnte Pflanze endlich, wenn auch in fehr vor-
gerücktem Zuftande, wild beobachten zu können (wie wir we-
nigftens annehmen zu können glaubten). Schon längft hatten
wir darauf verzichtet, diefelbe in der Nähe Hamburgs auf-
zutreiben. Obgleich wir den Sachfenwald, wie fchon früher
bemerkt worden ift, gerade im erften Frühling vielfach durch-
ftreift hatten, war es uns doch nie gelungen, dafelbft die fo
characteriftifchen Winterblätter von A. europaeum aufzufinden,
während wir viel minutiöfere Sachen, der Kryptogamenwelt
angehörig, oft genug gefammelt hatten. ‚Nun ift allerdings
der Sachfenwald grofs, und es giebt genug Partieen darin,
die der eine oder andere nicht kennt. Indeffen kann ich
nicht verfchweigen, dafs mir der genannte Wald eigentlich
immer arm an bemerkenswerthen Phanerogamen vorgekom-
men ift. Ich wüfste kaum mehr als zwei oder drei Spe-
cies zu nennen, die ich (von Hamburg aus gerechnet)
zunächft dort gefunden habe; es find das Hepatica triloba,
Alyssum calycinum (nicht im Walde felbft, fondern an
der Eifenbahn) und Vaceinium uliginosum. Auch find es
nur ganz befchränkte Gebiete im Walde, vor allen Dingen
die Abhänge und Schluchten um Friedrichsruhe, die folche
Eigenthümlichkeiten aufzuweifen haben; ein grofser Theil
des Waldbodens ift mit Heide und Heidelbeerftauden be-
deckt oder bietet eine höchst einförmige Laubdecke, hin und
wieder von Moofen unterbrochen, dar. Ich zweifle demnach
an dem Vorkommen von Asarum im Sachfenwalde.
Auch hinter Harburg war bis jetzt mein Suchen nach
der Pflanze vollftändig erfolglos. Der Höpen, auf den ich
feines lehmigen Bodens wegen die meiften Hoffnungen gefetzt
hatte, lieferte Asarum nicht, eben fo wenig der grofse Forft
von Rofengarten. In der Hake, diefem meift auf Sandhügeln
liegenden Walde, findet fich felbftredend keine Spur der Pflanze.
ÖVERBECK, der mit der harburger Flora augenblicklich wol
am meiften vertraut ift, weiss auch nichts über das Vorkommen
ua,
von Asarum bei Harburg zu fagen. Die von SONDER in
Parenthefe angeführten SICKMANN’fchen Standpuncte, die theil-
weife mit denen in LABAN’s Flora übereinftimmen, haben wol
noch weniger eine Bedeutung. Die Gehölze von Niendorf,
Hinfchenfelde und felbft die von Reinbek find von den hiefigen
Botanikern vielfach durchforfcht worden, und cs wäre gewilfs
nicht unbekannt geblieben, wenn jemand dort eine fo wichtige
Pflanze gefunden hätte.
Alles in allem gerechnet, fcheinen wir für unfer Gebiet
auf Asarum europaeum verzichten zu müflfen und uns folcher-
geftalt an Meklenburg, Lübek, Holftein (faft ganz) und Schles-
wig anzufchliefsen. In Beziehung auf Holftein wäre als Aus-
nahme der in LABAn’s Flora des Herzogthums Holftein, des
Fürftenthums Lübek u. f. w. genannte Schlofsgarten von Eutin
zu conftatiren.
Tithymalus paluster (L.) Kl.u.Gke. (Euphorbia palustris
L.) fand ich vor Jahren am Elbufer vor Teufelsbrück ın un-
mittelbarer Nähe eines Weidenbufches; fpäter war die ftatt-
liche Pflanze dort verfchwunden. Sonft habe ich diefe Art be-
Hamburg nur in den befenhorfter Wiefen, wo fie immer vor-
kommt, gefunden.
T. Esula (L.) Scop. (Euphorbia E. L.), welche Art bei
uns faft ausfchliefslich dem Elbufer angehört, traf ich vor Jahren
am Wege zwifchen Bahrenfeld und Eidelftädt. Die Pflanze hat
fich dort nicht gehalten.
Eine monftröfe Form diefer Art mit auffallend kurzen,
nach der Spitze zu ftark verbreiterten, gelbgrünen Blättern
und fcheinbar traubigem Blütenflande fand ich Juli 74 am Elb-
ftrande zwifchen Wittenberge und Schulau.
T. Cyparissias (L.) (Euphorbia C. L.) hat bis jetzt nur
ein zweifelhaftes Anrecht darauf, unferer Flora anzugehören.
Die noch von SIEKMANN herrührende Angabe »bei Boberg
und Bergedorf« ift wenigftens vollftändig veraltet; niemand
hat während einer ganzen Reihe von Jahren die Pflanze dort
gefunden. Sollte fich jedoch die Angabe OVERBER’s, nach
der letztere mehrfach in der Umgegend Harburgs, u. a. (wie
mir der genannte eifrige Sammler 1. December 78 mündlich
mittheilte) am Exercierplatze in mehreren Exemplaren vorkommt,
beftätigen, fo würde diefe Art allerdings eine Bürgerin unferer
Flora fein.
T. exiguus (L.) Mnch. (Euphorbia exigua L.) habe ich
bis jetzt nur als Unkraut im botanifchen Garten (Auguft 53)
beobachtet.
Mercurialis annua L. ift bei uns eine feltene Pflanze,
Ich fand fie im September 53 in einem Garten in Hamm
zwifchen Peterfilie, Möhren u. f. w. als Unkraut, fpäter ver-
einzelt auf Schuttland beim Mühlenkamp, 27. Octbr. 78 unter
Führung des Herrn A. JUNGE wieder oben in Hamm, diefes
Mal in einem andern Garten mit Veronica persica. In Hamm
fand fie fich jedes Mal in Menge.
Parietaria officinalis L.: a) erecta M. & K. (als Art)
gehört zu den bei Hamburg verfchwundenen Pflanzen. Es ift
felbftverftändlich völlig uutzlos, fie noch »hinter der Stern-
fchanze« oder »beim Grindel« (s. SOND. Fl.) zu fuchen. Schon
vor den vielen dort vorgegangenen Veränderungen konnten
wir übrigens von Parietaria keine Spur dafelbft entdecken.
Leider ging es mir in Rellingen nicht beffer, Ich habe die
dortige Kirchhofsmauer genau unterfucht, aber von der Pflanze
nichts bemerkt. Die Exemplare, die ich gefunden habe, ftammen
aus dem botanifchen Garten, wo ich Parietaria Juli 62 auf
Schutt in mehreren Exemplaren traf.
Ulmus pedunculaia Fougeroux (U. effusa Willd.) ift meines
Wiffens am Borgfelde nicht mehr mit Blüten und Früchten zu
haben. April 54 fammelte ich von einem dort wachfenden
Bäunichen blühende Zweige; fpäter wurde daffelbe gekappt
und darauf in Strauchform gehalten, Für diefes in Abgang
gekommene Exemplar wurde uns jedoch fpäter reichlicher
Erfatz geleiftet. Hr. LABAN fand nämlich vor einigen Jahren
diefe bei uns fo feltene Art in einer Feldhecke hinter Heufs
Hof am Wege nach Stelling (hier reichlich blühend und fruch-
tend). Urfprünglich wild wird die Pflanze nun wol an beiden
Stellen nicht fein.
Ich kann bei diefer Gelegenheit nicht umhin zu bemer-
ken, dafs ich in unfern Wäldern noch niemals Ulmen gefehen
habe. Wenn diefe Bäume nicht am hohen Elbufer, vielleicht
ftrauchartig, von jeher vorgekommen find, dann wüfste ich
nicht, wo ich in unferer Gegend wilde Ulmen fuchen follte.
Es finden fich nun wirklich an jenem Ufer hin und wieder
Ulmengebüfche. Andererfeits aber trifft man vor Teufelsbrück
auch einzelne kleinere oder gröfsere Ulmen, die offenbar auf
Gartencultur hindeuten. Solche Bäumchen haben viel gröfsere,
ftärker gefägte und entfchiedener zugefpitzte Blätter, als die
ftrauchartig wachfenden Ulmen der genannten Gebüfche, und
ihre Früchte (wenn fie folche fchon entwickeln) zeigen einen
recht langen Griffelcanal; fie erinnern alfo an Ulmus campestris
L.: b) montana With. (als Art). Ob das nun wirklich wilde
Ulmen find, ift gewifs fehr fraglich.
Was ferner U. e.: a, genuina Aschs.: 2. suberosa Ehrh,
(als Art betrifft, fo habe ich diefe Form im füdlichen Meklen-
burg unweit Parchim allerdings entfchieden wild gefunden. Ich
traf fie dort am hohen, dicht bebufchten Abhange eines Sees,
der wol eine Stunde weit von der Stadt liegt, zufammen mit
Spindelbaum, Hafeln und andern Holzgewächfen. Obgleich
nun die »Korkulme« häufig genug bei uns vorkommt (u.a. in
Wegen hinter dem Diebsteich, in einem Wege unterhalb der
bahrenfelder Tannen, im Dorfe Kirch-Steinbek u. f. w.), fo
fcheint fie hier doch überall gepflanzt worden zu fein, und es
ift vielleicht der Zukunft vorbehalten, feftzuftellen, ob in unferer
Gegend wirklich wilde Ulmen anzutreffen find.
Quercus sessiliflora Sm. ift meinen Erfahrungen nach
bei uns nicht fo ganz felten, wenn auch viel weniger häufig
als Robur L. z. Theil. Ich habe fie aber nur an und in
hochliegenden Gehölzen und Waldungen beobachtet, fo am
Rande des borfteler Holzes (hier ftrauchartig und ohne Blüten
und Früchte, aber fehr gut an den regelmäfsiger gehederten,
am Grunde nicht herablaufenden, glänzenden, nie blaugrünen,
langgeftielten Blättern zu erkennen), ı1. Octbr. 63 am hohen
Rande des Sachfenwaldes, der ehemaligen Tuchfabrik gegenüber
(Baum mit Früchten), 6. Juni 76 in der Hake, feitwärts vom
Wege zwifchen Hausbruch und Eheftorf (Baum mit Blüten),
aufserdem dafelbft an manchen andern Stellen, z. B. ftrauchartig
an den Höhen hinter Hausbruch.
Betula populifolia Ait. fand ich Sept. 68 am Strande
unterhalb Nienftädten (ftrauchartig, aber mit Früchten), die
Pflanze hatte fich dort offenbar treffllich acclimatifirt. Höchft
wahrfcheinlich entftammte fie den Godeffroyfchen Anpflanzungen.
Alnus auctumnalis Hartig kommt in den Sierich’fchen
Anlagen am winterhuder Alfterufer (angepflanzt) vor. Frucht-
zweige, die ich Juli 72 dafelbft fammelte, ftimmen ganz mit
ähnlichen Zweigen von Exemplaren aus der Jungfernheide bei
Berlin,
A. incana (L.) D. C. it am Elbufer, befonders unten im
Schröder’fchen Park, häufig angepflanzt zu finden, eben fo in
den Anlagen am winterhuder Alfterufer, in den neu angelegten
Godeffroy’fchen Waldungen zwifchen Osdorf und Sülldorf und
im Walde vor Reinbek links, 66 ftand diefe Art in den letzten
Tagen des Monats Januar fchon in voller Blüte.
Myrica Gale ift bei uns freilich etwas Gewöhnliches, fehlt
aber doch in vielen Mooren, befonders in den reinen Heide-
mooren. Man findet fie u. a. nicht im borfteler Moor, obgleich
fie im Wege dahin, wenn auch fpärlich, vorkommt, ferner nicht
im ftellinger und eidelftedter Moor, überhaupt nicht in den
hochliegenden Mooren der Herrfchaft Pinneberg, dagegen wächft
fie, und zwar immer in Menge, im winterhuder Bruch und
deffen Umgebung, im Ohmoor hinter Niendorf, befonders am
garftedter Damm, im eggerftedter Moor, in der moorigen
Niederung unterhalb Rothenhaus und von da ftellenweife weiter
bis nach Befenhorft, wozu noch die in SONDER’s Flora beifpiels-
weife angeführten Standorte Eppendorf und Barmbek kommen.
Am jenfeitigen Elbufer ift fie anfcheinend felten, kommt jedoch
u. a. in einem Moorgrunde zwifchen den Heidehügeln hinter
Hausbruch vor. Dafs ich mit diefen Angaben das Thema
nicht erfchöpft habe, brauche ich wol nicht erft zu verfichern.
5
Bi
Mit monöcifchen Blüten fand ich M. Gale April 72 am
Rande des eppendorfer Moors, mit verfpätet erfcheinenden
Blüten, die fich an vollftändig beblätterten Zweigen einer
männlichen Pflanze befanden, dafelbft Mai 68.
Salix fragilisL.: Form mit Uebergängen von männlichen
Blüten in weibliche, fammelte ich 30. April 65 am nienftädtener
Elbufer.
S. pentandra x fragilis ($. cuspidata Schultz) ift meines
Wiffens an der Landftrafse zwifchen dem Hellbrok und Bramfeld
gänzlich verfchwunden, Aug. 65 fammelte ich an der linken
Seite derfelben noch Blattzweige in einer jetzt nicht mehr
vorhandenen Hecke. Auch der grofse männliche Baum weiter
hin rechts am Wege ift längft fortgenommen worden. LABAN
giebt indeffen die Pflanze noch in Brahmfeld felbft, fo wie
hinter Steinbek an, und danach wäre fie unferer Flora noch
erhalten geblieben.
S. alha L. fand ich Mai 72 am Eilbftrande vor Teufels-
brück mit faft blattartig verlängerten, die Frucht zum Theil
bedeutend überragenden Tragblättern (dadurch höchft fremd-
artig ausfehend) 30. April 65 in einem ebenfalls weiblichen
Exemplar, deffen Aehren (Kätzchen) aufser den Narben zugleich
verkümmerte Staubbeutel zeigen (bei Teufelsbrück).
Die Abart b) vitellina L. (als Art, nach KOCH, wegen
der meiflen Synonyme) — f. AscHs. Flora — beobachtete
ich April 54 bei Havikhorft, Mai 61 am Ende von Eimsbüttel,
beide Male angepflanzt und männlich.
S. habylonica L. fand ich 21. Mai 76 im Park »Quellen-
thale am Teiche vor dem herrfchaftlichen Wohnhaufe mit
weiblichen Aehren. Ich erwähne diefes Umftandes, weil man
nicht oft Trauerweiden blühend fieht oder wenigftens die Blüten
derfelben nicht erlangen kann.
S. amygdalina L. erw. discolor Koch kommt vereinzelt
im Spätfommer blühend vor, Solche aufser der Zeit blühende
Exemplare fammelte ich Auguft 67 bei Geefthacht, ferner an
der Süderelbe auf Wilhelmsburg und am eppendorfer Mühlenteich.
Sun 67 =
Eine kleinblättrige Form von $, amygd., zu der Hauptform
b) triandra L. (als Art) gehörend, wächft in der Hecke an
der linken Seite des eppendorfer Moors. Ich beobachtete diefe
Form zuerft Juni 66. Sie wurde mir von Herrn Dr. SONDER
beftimmt, und nur auf das Zeugnifs eines fo gründlichen
Bearbeiters unferer Weiden hin wage ich es, obige Beftimmung
aufzuftellen, obgleich das in Betreff kommende niedrig wachfende
Exemplar nicht blüht,
$. alba x amygdalina (S. undulata Ebrh. nach Wımm.,
nicht KoCcH) kommt, aufser am Elbufer vor Teufelsbrück an
mehreren Stellen, auch am eppendorfer Mühlenteich vor.
29. Mai 70 überzeugte ich mich von diefer Thatfache durch
Unterfuchung an Ort und Stelle, nachdem LABAN mich fchon
früher darauf aufmerkfam gemacht hatte.
S. acutifolia Willd. it in der neuern Zeit bei uns mehr-
fach in gröfserm Mafsftabe angepflanzt worden, fo in den
winterhuder Anlagen an der Aufsenalfter, am Wege von der
altonaer Exerzirweide nach Eidelftädt, und gedeiht im dürrften
Sandboden.
S. viminalis L.: b) tenuifolia Kerner fand ich 6. Aug. 74
am Elbftrande vor Teufelsbrück hinter dem Rücker’fchen Gar-
ten. Beim Meffen der Blätter ergab fich das Verhältnifs ı: 17.
Eine ausgeprägte Abart!
$. arbuscula L.: b) bicolor Ehrh. (als Art) kommt in
den winterhuder Anlagen mehrfach angepflanzt vor. Bei
Trittau habe ich diefe Art noch nicht finden können.
S. nigricans Sm., Fr. it am Elbufer nur in einigen Exem-
plaren. zu finden; das Hauptexemplar fteht, fo weit mir be-
kannt ift, unterhalb des Rücker’fchen Gartens und ift weiblich.
Männliche Pflanzen diefer Art habe ich am Elbufer nicht finden
können, Unfere Pflanzen gehören zur Form b) parietariifolia
Host (als Art) — f. Ascns. Fl. — Die Form a) glaucescens
Host (als Art) kommt in den winterhuder Anlagen ange-
pflanzt vor.
$. einerea L. in der Form faquatica Sm. (Blätter ver-
kehrt eiförmig, durch Breite ausgezeichnet) beobachtete ich
gi
-— HN
mehrfach am Elbufer in weiblichen Exemplaren, u. a. noch
26. April 74.
Eine durch auffallend grosse (zum Theil ı2 cm.
lange und 31/a bis 4'/a cm. budite) Blätter ausgezeichnete, falt
baumartig wachfende Form obengenannter Art fand ich Juli 64
in Ludendorfs Hof bei Wandsbek. Die Pflanze erinnert an
S. caprea L., doch befitzt die Unterfeite der Blätter nicht den
diefer Art eigenthümlichen Filz, auch ift die Blattform die
von $. Cinerea.
Eine forma androgyna mit am Grunde männlichen, an
den Spitzen weiblichen Achren fammelte ich vor Jahren am
Elbufer in einer tiefen Einbuchtung, die längft Parkgebiet ge-
worden ift und fchwerlich noch als Standort für diefe Form
gelten kann.
In der Sandgrube vor Eppendorf fand ich April 56 eine
S. cinerea, die an demfelben Zweige 3 untere männliche und
3 obere weibliche Aehren trägt, aufserdem ift noch eine
vierte weibliche Aehre, die an ihrer Spitze einige männliche
Blüten trägt, am obern Ende deffelben vorhanden.
S. cinerea mit gefcheckten Blättern ($. variegata
Hortulan., f. SONDER’s Flora) fammelte ich 19. Juni 70 in
den winterhuder Anlagen (dafelbft natürlich gepflanzt).
S. caprea L. kommt in einer Hecke am Wege nach
dem borfteler Moor mit Blättern, die auch auf der Oberfeite
weifsfilzig bleiben, vor, wenigftens fand ich den betr. Strauch
u. a. 3. Juni 73 noch in diefem Zuftande, und fo weit ich das
erinnere, verliert der fchon aus der Ferne bemerkbare Filz
fich auch im eigentlichen Sommer nicht. Das Exemplar gehört
nach ASCHSs. Flora zur Hauptform: a) cordifolia Lasch.
Zu derfelben Hauptform gehört eine kleinblättrige
$. caprea (nach SONDER’s Flora wol zur Var. y parvifolia zu
rechnen), die ich Mai 69 am Rande des borfteler Holzes fand.
Beide Formen werden fich noch anderswo finden, wie
denn SONDER die beregte Varietät wenigftens an mehreren
Stellen angiebt.
re
Exemplare der Art, die zur Hauptform: b) elliptica
Kerner gehören, beobachtete ich u. a. im Walde hinter Reinbek
(Mai 54), beim borfteler Jäger (Mai 69), im Wege nach dem
borfteler Moor (3. Juni 73).
S. aurita L. in der Form uliginosa Willd. (Strauch durch
Höhe ausgezeichnet, Blätter verkehrt - eiförmig - länglich, nach
der Bafıs zu keilig verfchmälert) fand ich gut ausgeprägt an
einer Hecke zwifchen 2 Koppeln links vom eppendorfer Moor
(72 Juni 7A).
Auguft 63 fammelte ich im eggerftädter Moor Zweige
einer niedrig gewachfenen $. aurita, an welchen die Blätter
der neuen Triebe beiderfeits filzig behaart und am Rande
im ganzen Umkreife fcharf gefägt find. Aus der Ferne gefehen,
fchien es die Form argentea Sm. von $. repens L. zu fein;
in der Nähe betrachtet, erinnern die Blätter an die der $. ca-
prea, doch ift bei ihrer Kleinheit wol an keine Verbindung
mit letzterer Art zu denken.
Die intereffante Form von $. aurita mit bis über die
Mitte verwachfenen Staubgefäfsen ($. eladostemma Hayne) fand
ich April 54 am Rande des Waldes vor Reinbek (Richtung
nach Havikhorft). Auch an meinen Exemplaren finden fich
in dem Kätzchen freie Staubgefäfse neben verwachfenen
Staubgefäfsen, genau fo, wie SONDER es gefunden hat.
S. repens L.: a) vulgaris Koch erw. Form 2. argentea
Sm. (als Art) fammelte ich Auguft 63 im eggerftädter Moor
mit beiderfeits dicht feidenhaarig - filzigen Blättern, fo dafs
diefe hinfichtlich der Bekleidung an die Blätter der Stachys
lanata erinnern. Form: 3 fusca $m. (als Art, ob L.?) fand
ich fchön ausgeprägt am Rande der befenhorfter Wiefen
(21. Mai 65), aufserdem bei Hinfchenfelde, am Wege nach
Reinbek, im eppendorfer Moor (Mai 54) weniger characteriftisch,
doch immer mit elliptifchen oder elliptifch-lanzettlichen Blättern.
Form: 4 liocarpa G. Mey., die im Brandenburgifchen
nach ASCHERSON felten ift, kommt bei uns mehrfach vor.
Ich fand fie Mai 54 im eppendorfer Moor, Juni 61 beim grünen
—- 70 —
Jäger in der Nähe von Wellingsbüttel, 21. Mai 65 am Rande
der Befenhorft (hier fehr fchön).
b) rosmarinifolia Koch (als Art, ob L.?), nach SOND. Fl.
S. rosmarinifolia L., habe ich bis jetzt bei Hamburg nicht
bemerkt; meine Exemplare entftammen einem kleinen Moor
der Jungfernheide bei Berlin (3. Juni 65 von mir gef.). SONDER
hat die Pflanze in Parenthefe.
Auch $. repens liefert mitunter Nachblüten. Ich fand
Triebe mit folchen (männl.) April 70 im winterhuder Bruch.
Diefelben zeichneten fich zugleich durch breite Blätter aus.
Jeder Trieb hatte nur eine Blüte, die fich am Ende deffelben
befand.
S. aurita X repens (S. ambigua Ehrh.) fand ich fchön
ausgeprägt in ziemlich hohen (männlichen und weiblichen)
Sträuchern am Rande der befenhorfter Wiefen, ziemlich im
Vordergrunde. Die Blätter find meift oval oder oval-rundlich,
alfo denen der Form argentea von $. repens fehr ähnlich,
doeh ift der Seidenglanz auf ihrer Unterfeite viel fchwächer
als es bei diefer Form der Fall zu fein pflegt, und meift von
einer angenehm bläulichen Färbung, auch find oft die Seiten-
nerven auf der Oberfeite vertieft. Neben diefen in der Mehr-
zahl vorhandenen Blättern finden fich aber auch nicht felten
keilförmig verfehmälerte, am Rande nach unten umgefchlagene
Blätter, faft wie die von $. aurita, doch auch meift des eigen-
thümlichen Seidenglanzes nicht entbehrend. Männliche und
weibliche Kätzchen find ziemlich fpärlich vorhanden und von
eigenthümlicher Zartheit.
Aufserdem fand ich diefen Baftard ı2. Juni 70 in einem
Feldwege der bramfelder Feldmark, etwa zwifchen dem hinfchen-
felder Holz und dem farmfener Moor, hier in einem ganz
niedrigen Strauch (Blätter deffelben meift rundlich-oval, mit
vertieften Seitennerven, mit fchwachem Seidenglanz, einige
keilig verfchmälert) und ı2. Mai 72 am Rande des hinfchen-
felder Holzes nach hinten hin, hier in 2 ziemlich hohen
Sträuchern, deren Blätter allerdings, fo zu fagen, nur einen
matten grünlichen Seidenfchimmer zeigen, fich aber fonft ganz
— 71 —
fo wie die der Sträucher von den vorher genannten Standorten
verhalten. — Der letzte Fundort würde faft mit dem in SONDER’s
Flora genannten (in der Nähe des hinfchenfelder Holzes) zu-
fammenfallen, und ich kann hier die Bemerkung nicht unter-
drücken, dafs die von mir eben im Holz gefundenen zuletzt
genannten Sträucher aufserhalb desfelben den fchwach
feidenglänzenden Filz gewifs deutlich gezeigt hätten.
S viminalis + caprea (S. Smithiana Willd. herb. 15214)
ift bei Hamburg keine der feltenften Weiden. Am Elbufer ift
fie noch alljährlich ficher zu finden. Ich fammelte dafelbft
/weige von weiblichen Exemplaren 30. April 65 (bei Nienftädten),
26. Mai 74 (vor Teufelsbrück) Blattzweige Juni 66 (Nienftädten).
Aufserdem fand ich diefe Weide am Diebsteich (April 63,
Blattzweig) und an einem Wafferloche unweit deffelben zur
Seite des Ifebek (männliche Zweige); letzteres ift leider bei
der Anlage der Altona-Kieler Eifenbahn der Nivellirung zum
Opfer gefallen. Endlich traf ich $. S$mithiana 25. Juli 70
unerwarteter Weife am Alfterufer unterhalb Wellingsbüttel in
mehreren niedrigen Strauchern und zwar in der Abart y
virescens (f. SOND. Fl). Der Standort »in Eimsbüttel bei
Heufs Hof« (f. diefelbe Flora) ift jetzt zu ftreichen.
$. viminalis + repens (nach ASCHERSON’s Flora $. an-
gustifolia Fr. Koch, nicht Wulf.), nach der Auseinanderfetzung
in SOND. Fl. jedoch $, augustifolia Wulf, habe ich bis jetzt
in der Befenhorft nicht finden können.
S. purpurea L., in der Hauptform: a) Lambertiana Sm.
(als Art, erw.) — f. Ascns. Fl. — fcheint mir nicht ganz
häufig zu fein. Ich fand fie Mai 54 am Elbufer.
S. viminalis + purpurea: b) rubra Huds. (als Art)
konnte ich am Elbufer nie finden, traf fie aber, der Angabe
SONDER's gemäfs, bei Poppenbüttel am linken Alfterufer,
freilich nur in weiblichen Exemplaren. Das früher dort befind-
liche urwüchfige Weidendickicht, der Standort diefer Seltenheit,
hat leider, wie ich mich 14. Juni 78 überzeugen konnte, geregelten
Anlagen weichen müffen, und von der Weide war nichts mehr
zu fehen.
— 72 —
S. amygdalia + viminalis: b) mollissima Ehrh. (als Art)
habe ich trotz vielfachen Suchens bis jetzt am Elbufer nicht
finden können. |
Populus tremula L. kommt felten in einer Form mit
ungewöhnlich grofsen Blättern vor, fo am borfteler Holz.
P. alba + tremula (P. canescens Koch, ob Sm.?) habe
ich mit einiger Sicherheit nur am Elbufer (dicht vor Teufelsbrück
und bei Nienftädten) gefunden. Die Pflanzen wachfen faft
ftrauchartig, und ihre Zweige haben zweierlei Blätter: die
obern find bei den nienftädtener Exemplaren oberfeits glänzend
dunkelgrün, unterfeits faft fchneeweifs-filzig, doch find fie nicht
eigentlich buchtig-gelappt; die untern find rundlich, grobgezähnt,
denen von P. tremula ähnlich. Bei dem Exemplar von Teufels-
brück find die obern Blätter graufilzig, fonft alles wie vorher.
Die Baftardnatur der Pflanzen fcheint mir feftzuftehen.
Unter den »Silberpappeln« unferer Anlagen habe ich
P. canescens bis jetzt nicht erkennen können und würde es
mit Freuden begrüfsen, wenn ganz beftimmte Bäume als
»Graupappeln« nachgewiefen würden.
P. candicans Ait. kommt in anfehnlichen Bäumen in der
frühern Sandgrube am Ende des Rothenbaums, fowie in den
Sierich'fchen Anlagen angepflanzt vor,
P. viminalis (P. salicifolie Hort.) findet fich in den winter-
huder Anlagen als Strauch angepflanzt. Die Beftimmung der
Art verdanke ich Herrn Prof. REICHENBACH.
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Zufätze und Berichtigungen
dem im vorigen Jahreshefte erfchienenen erften
Theile diefer Arbeit.
ift hinzuzufügen, dafs die blaue Anemone fchon früher,
u. a. von Hrn. Prof. REICHENBACH in einem Exemplar
bei Dresden, gefunden worden ift und in feiner Flora
des Königreichs Sachfen als Anemone nemorosa d. Coe-
rulea verzeichnet fteht.
lies Eschscholtzia ft. Eschscholtziana.
Zeile ı lies nienftädtener ft. nienftädter.
habe ich hinzuzufügen, dafs ich Lepidium ruderale
12. Juni 78 auf einer wüften Stelle eben hinter der
altonaer Gasfabrik in mehreren Exemplaren fand, ferner
dafs ich Coronopus squamatus 3. Juli 78 auf dem Glacis
beim frühern Millernthor wieder, 17. Juli auf dem Heiligen-
geiftfelde neu aufgefunden habe.
Z. 13 v. u. lies humofen ft. limofen.
ZEN ON NEIN OL » von.
Z. ıv.o. » Zincke >» Zinbke.
ift hinzuzufügen, dafs Impatiens parviflora auch am
Abhang von Borgfelde wächft (7. Aug. 78 daf. gef.).
ift hinzuzufügen, dafs Anthyllis Vulneraria ır. Juni 78
von Dr. TH. WAHNSCHAFF und mir in grofser Menge
an der alten Fundftelle hinter Harburg gefehen wurde.
In der Nähe ift kürzlich eine Windmühle gebaut worden.
Z. 16 v. o. lies des ft. der.
. 45
Dafelbft habe ich hinzuzufügen, dafs ich T. fragi-
ferum ı7. Aug. 78 an 2 Stellen in Nebenwegen rechts
vom Wege von der pinneberger Landftrafse nach Bahren-
feld (alfo wieder im Gebiete des Ifebek) fand.
Z. 5 v. o. ftreiche das Wort »auch.«
Z. 19» lies coaetanea ft. coaetaneae.
Vor Fragaria collina ift einzufchalten:
Rubus fruticosus L.: b) fastigiatus W. & N. (als Art)
ft im Hintergrunde des borfteler Holzes, viel reichlicher
im niendorfer Holz (hinter dem Gehege) zu haben.
R. affinis W.& N. fand ich Juni 54 bei Appelbüttel,
Juli 63 zwifchen Farmfen und Berne,
R. Sprengelii W.& N. bei Schenefeld, Juli 69 vorne
im borfteler Holz, 19. Juli 75 im Walde vor Efcheburg,
R. vulgaris W. & N. (erw.) u. a. 2. Auguft 73 in
Menge ın den borfteler Tannen,
R. silvaticus W. & N. 9. Juli 73 im niendorfer Holz,
2. Auguft 73 in den borfteler Tannen,
R. RadulaW.& N. u. a. rechts vom Dorfe Befenhorft
21. Juli 75, in einer Hecke zwifchen dem Mühlenkamp
und Winterhude 29. Auguft 75,
R. hybridus Vill. (R. glandulosus Bellardi) u. a.
zwifchen Reinbek und Wohldorf Juli 65, am Abhange
vor Mühlenberg Juli 69, neben der Eifenbahn vor Pinne-
berg ı2. Auguft 78.
R. saxatilis L. wächft auch an verfchiedenen Stellen
im niendorfer Holz, u. a. am eidelftädter Kirchenwege,
häufig im borfteler Holz, desgleichen in Kanzlers Hof,
und grofse Flächen überziehend im Höpen, dann an
einem Wege der bramfelder Feldmark nach dem farm-
fener Moore zu.
ift nach Rosa’pimpinellifolia R. lucida Ehrh. einzufchalten,
die ich Auguft 68 auch am nienftädtener Elbufer fand,
und bei R. einnamomea hinzuzufügen, dafs diefe Art
in einer Hecke am wellingsbütteler Holz (nahe bei einem
Garten) vorkommt (14. Juni 78 daf. gef.).
S..,04
7. 2 v. u. lies polypodioides ft. polipodioides.
habe ich bei Myriophyllum alterniflorum hinzuzufügen,
dafs ich diefe Pflanze 21. Juli 738 in dem faft ganz ver.
fchilften Graben an der Schiefsbahn nicht gefehen habe.
7. 18 v. o. lies mierophylla ft. mikrophilla.
ift bei Bryonia alba hinzuzufügen, dafs diefelbe am
flottbeker Wege vor dem Schlagbaum 78 noch fpärlich, am
Wege zwifchenWedel u. Fährmannsfand reichlich vorkam.
Z. ı v. o. lies pallidum ft. palladium.
Dany osliesAletztertlrletzer.
Z. ı v. o. lies Osdorf ft. Olsdorf
habe ich bei Ghrysanthemum suaveolens hinzuzufügen,
dafs ich diefe fich einbürgernde Pflanze ı. Auguft 78
in Menge am Eingange des Dorfes Schenefeld fand, fowie
bei Senecio paluster, dafs ich diefe Art 19. Mai 78 am
Teiche hinterOÖsdorf, alfo imW. von Hamburg, beobachtete.
Z. ı v. o. lies Stralblüten ft. Sternenblüten und fchalte
hinter »ift< »mir« ein.
Z. 4 v. o. ftreiche das Komma.
Z. 17 lies boberger ft. loberger.
Z. 20 lies Kuddevörde ft. Ruddevörde.
Z. ıv. u. lies Elbufer ft. Alfterufer.
5 habe ich bei Gichorium Intubus hinzuzufügen, dafs es
75 am Ende von Horn noch reichlich wuchs.
ift hinzuzufügen, dafs Tragepogon pratensis noch an
der bremer Landftrafse eben hinter Harburg vorkommt
(II. Juni 78 daf. gef.).
Z. 13 lies lauter ft. auter.
3.7.6 2. unliesnGralwallsett: -Grabwall.
Z. ıo v. u. lies Letzteres ft. Letzeres, und ftreiche
‚indeffen.
ZEN u.,12 9:10: lies. Stengel.ft.) Stempel.
2:16 lies Stengeltheils ft. Stempeltheils.
Bee v. o. lies letztgenannten ft. letzgenannten.
Ueber Anwendung von Zahlenformeln
bei Diagnofen von Schlangen.
Ein Vorfchlag von Dr. J. G. FISCHER.
Die Zahl (und Geftalt) der Kopffchilder, der Längsreihen
von Körperfchuppen, der Bauchfchilder, die Form des Anal-
fchildes, die Zahl und Form der Schwanzfchilder find bei der
Beftimmung von Schlangenarten fo wichtig, dafs man diefelben
bei der erften Orientierung zunächft ins Auge zu faffen pflegt, —
trotz des Umftandes, dafs alle diefe Zahlen bei einzelnen Arten
gewiffen Schwankungen unterworfen find. Nun wird aber von
manchen Autoren (ich erinnere nur an viele Specialbefchreibungen
von JAN), auf einige jener Zahlen entweder gar kein Gewicht
gelegt, oder diefelben find im Texte fo verfteckt, dafs man
fie erft nach längerem Suchen herausfindet, während doch für
den erften Ueberblick eine rafche Orientierung fo erwünfcht ift.
Es empfiehlt fich daher, die Diagnofen von Schlangenarten
ebenfo mit Kopffchilder- und Schuppen-Formeln auszuftatten,
wie es bei denjenigen von Fifchfpecies durch Hinzufügung
einer Floffenftrahlenformel längft gefchieht. Es würde dadurch
Raum im Text gefpart und die Beftimmung erleichtert.
In diefe Formel wären nicht nur, wie es von JAN in feinem
Elenco bei den Tropidonotus-Arten gefchieht, die Längsreihen
der Körperfchuppen, die Augenfchilder, die Supralabialia auf-
zunehmen, fondern auch die Zahl der Infralabialia, der Schläfen-
fchilder, der Bauch- und Schwanz -Schilder, fowie die Form
des (einfachen oder getheilten) Anale. »Die Aufnahme einiger
a 7
die Zahl und Form der Zähne betreffenden Ziffern, die aller-
dings für viele Arten von befonderer Wichtigkeit wäre, könnte
fchon aus dem Grunde unterbleiben, weil diefer Charakter
meift generifche Unterfchiede betrifft, aufserdem aber die Diagnofe
möglichft kurz und überfichtlich gehalten fein foll. Ja, es ift
die Frage, ob nicht aus diefem Grunde die bei derfelben Art
oft innerhalb gewiffer Grenzen ziemlich fchwankende Zahl
der Bauch- und Schwanzfchilder aus der Formel fortbleiben
könnte.
Ich habe in den nachfolgenden Diagnofen einiger neuer
Schlangenarten verfucht, einen Anfang mit der Einführung
folcher Formeln zu machen.
In denfelben bedeutet:
SI. die Zahl der Längsreihen von Schuppen in der Körpermitte;
O. die Zahl der Ante- und Poft-Okularia;
L. (als Bruch) die Zahl der Ober- und Unterlippenfchilder;
T. die Zahl und Reihen der zwifchen Parietale und Lippen-
fchildern liegenden Schläfenfchilder ;
V. die Zahl der Bauchfchilder bis zum Analfchilde exklufive;
A. das einfache oder (als Bruch) das getheilte Anale;
Sc. die Zahl der einfachen oder (als Bruch) der getheilten
Schwanzfchilder.
—
Neue oder wenig bekannte Reptilien
befchrieben von DR. J. G. FISCHER.
ı. Leptognathus affınıs Fifch.
Dat I. Rie, Ta,bisı neo).
sl. 15; ©:o. 2; D. 9,7. 1.723; V. 180; A,l),; Sc.
Drei Paare Kinnfurchenfchilder, die des letzten mit Seiten-
fchildern, diejenigen des erften viel (dreimal) länger als breit
mit konvergierenden Hinterrändern; Kopf lang, faft zweimal fo
lang als breit. — Dunkelbräunlichgrün mit fchmalen, unregel-
mäfsigen, am Bauche zufammenfliefsenden oder alternierenden
fchwarzen Querbinden.
Befchreibung.
Form. Körper fchwach zufammengedrückt. Kopf ab-
gefetzt, mäfsig breit, am breitelten Theile (Hinterhauptsgegend)
wenig mehr als halb fo breit wie lang; Schnauze abgerundet,
etwas nach unten und hinten abgeftutzt. Schwanz fchwach
abgefetzt, !/; der Totallänge.
Zähne in den Kiefern und am Gaumen überall in kon-
tinuierlicher Reihe, von gleicher Gröfse, nach hinten gekrümmt,
keiner gefurcht.
*) In Fig. ıc ift die Naht zwifchen den zwei Nafalia nicht richtig an-
gegeben, diefelbe geht durch das Nasloch; auch ift das auf der Seitenanficht
allerdings nur wenig fichtbare Roftrale garnicht angedeutet.
. - we Nee ur Ta
an — j
7er URS
= 1
2°
Kopfschilder. Roftrale ganz an der vorderen Schnauzen-
fläche gelegen, unten fchwach ausgerandet, mit fieben Kanten,
von denen die unterfte, leicht nach oben gebogene die gröfste,
die feitlichen, mit dem erften Lippenfchilde ihrer Seite in
Verbindung ftehenden, die kleinften find. — Zwei Inter-
nafalia, klein, jedes ein rechtwinkliges, gleichfchenkliges
Dreieck darftellend, deffen nach aufsen und vorn gelegene
Hypotenufe an die zwei Nafenfchilder und das Roftrale, deffen
innere Kathete an diejenige der anderen Seite, deffen hintere
Kathete an das Praefontale ihrer Seite ftöfst. — Zwei Prae-
frontalia, mehr als viermal fo grofs, wie die vorigen, breiter
als lang, nach der Seite des Kopfes herabgebogen und hier
an das zweite Nafale, an das Frenale, fo wie mit einem nach
hinten ausgezogenen kurzen Fortfatz an das Auge ftofsend;
der hintere Rand fteht mit dem Frontale und Supraokulare,
der innere mit dem gleichnamigen Schilde der anderen Seite,
der vordere mit dem Internafale und theilweife mit dem zweiten
Nafale in Berührung. Frontale wenig länger als die Prae-
frontalia, fünffeitig; der vordere gerade Rand nur mit letzterem
zufammenftofsend; die Seitenränder, wenig kürzer als der
Vorderrand, nach hinten konvergierend; die Hinterränder, etwa
!/; fo lang, wie die Seitenränder und von diefem unter ftumpfem
Winkel ausgehend, ftofsen unter rechtem Winkel an einander.
Der Vorderrand fteht nur mit den Praefrontalia, die Seiten-
ränder nur mit den Supraokularia, die Hinterränder nur mit
den’ Parietalia in Berührung. — Parietalia fehr grofs und
breit, mit dem vorderen äufseren Theile zur Seitenfläche des
Kopfes herabgebogen und hier mit dem oberen Poftokulare
und dem erften Temporale in Berührung. Die hinteren Enden
treten unter faft rechtem Winkel auseinander und faffen hier
eine der gewöhnlichen rhombifchen Nackenfchuppen zwifchen
fich. — Zwei Nafalia; das erfte, gröfsere, viereckig, ebenfo
hoch wie lang, mit dem vorderen Theil an die Vorderfläche
der Schnauze umgebogen, mit dem Roftrale, fowie mit dem
Internafale und dem erften Supralabiale feiner Seite in Be-
rührung; das zweite kleinere, höher als lang, fünfeckig, mit
80 —
dem oberen Rande an das Internafale, mit dem unteren an
das zweite Supralabiale ftofsend; von den zwei hinteren Seiten
fteht die obere mit dem Praefrontale, die untere mit dem
Frenale in Berührung. — Das Frenale ift ein Rechteck,
wenig länger als hoch, von etwas geringerer Ausdehnung, als
die zwei Nafalia zufammengenommen; der vordere Rand ftöfst
an das zweite Nafale, der obere an das Praefrontale, der hintere
ans Auge, der untere an das dritte und vierte Supralabiale. —
Kein Anteokulare. — Zwei Poftokularia; von diefen
ift das obere das gröfsere.. — Temporalia: I+2+3; das
erite ıft das gröfste, doppelt fo lang als hoch, ganz zwifchen
dem fechsten Supralabiale und dem Parietale feiner Seite lie-
gend; auch diejenigen der zweiten Reihe find etwas länger als
hoch, die der dritten rhombifch, etwas gröfser, als die Schuppen
der Nackengegend. — Sieben Supralabialia, das vierte
und fünfte am Auge, das fechste von allen das höchfte, das
fiebente weniger hoch, aber länger als das fechste. Neun
Infralabialia, diejenigen des erften Paares klein, fchmal,
an der Kinnfurche hinter dem kleinen dreieckigen Mentale
zufammenftofsend; die übrigen nehmen bis zum fechsten,
gröfsten, rafch an Gröfse zu, um vom fiebenten an nach hinten
wieder kleiner zu werden. — Die Kinnfurche wird (aufser
von dem erften Paare der Infralabialia) von drei Paaren Kinn-
furchenfchildern begrenzt. Die des erften Paares find fehr
lang, dreimal fo lang als breit, ftehen mit den erften
fünf Infralabialia in Berührung und haben nach hinten und
innen konvergierende Hinterränder. Diejenigen des
zweiten Paares, ebenfo breit, aber nur !/,; fo lang wie die des
erften, ftofsen mit dem äufseren Rande an das fechste Infrala-
biale ihrer Seite; ihre hinteren Ränder konvergieren ebenfalls
nach hinten und innen, aber weniger ftark, als die des erften
Paares; die des dritten Paares haben eine unregelmäfsige fünf-
feitige Geftalt, ihre vorderen fowohl als ihre hinteren Ränder
konvergieren nach innen, aber die erfteren nach hinten, die
letzteren nach vorn. Längliche, vorn zugefpitzte Marginal-
fchilder legen fich zwifchen diefe und die Infralabialia. Die
er
Körperfchuppen find glatt, ohne Gruben, rhombifch, an
der Körpermitte in 15 Längsreihen, die der mittleren Rücken-
reihe viel gröfser, hexagonal, nicht bis zum Nacken in diefer
Form fich erftreckend — Bauchfchilder 180, an den Seiten
wenig und fanft heraufgebogen. Anale getheilt. — 71 Paare
Schwanzfchilder.
Farbe: Grundfarbe oben dunkelbraungrün, unten gelb.
Kopf oben dunkelbraun, mit unfymmetrifchen gröfseren fchwar-
zen Flecken und mit zerftreuten kleinen unregelmäfsigen
Punkten und Fleckchen gefprenkelt. Hinter dem Kopf eine
unregelmäfsige fchwarze Querbinde, vier Schuppenreihen ein-
nehmend, fich feitwärts bis auf den Raum von zwei Schuppen
verfchmälernd und bis auf den feitlichen Anfang des vierten
Bauchfchildes herabgehend. Oberfeite des Körpers mit
zahlreichen unregelmäfsigen, fchmalen, ineinander übergehenden
und dadurch meift undeutlichen fchwarzen Querbinden, die
eine bis zwei Schuppenreihen einnehmen, und fich oft in ein-
zelne, von der dunklen Grundfarbe kaum zu unterfcheidende
Fiecken auflöfen. An den Seiten fliefsen mehrere diefer
fchmalen und eng geftellten Querbinden zu etwas breiteren,
zwei bis drei Schuppen einnehmenden und durch gelbliche
Einfaffung beffer markierten Binden zufammen. Diefe greifen
dann über auf die Bauchfchilder, von denen fie je zwei (auch
drei) einnehmen, und ftofsen öfter mit denen der andern Seite
zufammen, als fie mit denfelben alternieren. Auf der Bauch-
fläche werden jederfeits 39 Halb- (oder Ganz-) Ringe bis zum
Analfchilde gezählt. Schwanz unten fchwarz, durch zer-
ftreute unregelmäfsige kleine gelbe Flecke fchwach gefprenkelt.
Maasse: Totallänge 0"71; Schwanz 0”17; Kopf bis zum
Gelenkvorfprung des Oberkiefers 0"024; Breite des Kopfes
dafelbft 0"014; Länge der Kinnfurche 0”01.
Die eben befchriebene Art gehört zur III. Gruppe von
Cope (Proc. Ac. Nat. Sc. Philad. 1868, 108), unterfcheidet fich
aber von der einzigen dazu gezogenen Art Petalognathus
6
I a
nebulatus D. B. durch den Befitz von fechs Kinnfurchenfchil-
dern mit Seitenfchildern und durch die fchwarzen bis
auf die Mitte der Bauchfchilder reichenden, meift mit denen
der anderen Seite zu vollftändigen Ringen zufammenfliefsenden
fchmalen QOuerbinden.
Das der vorftehenden Befchreibung zu Grunde liegende
Exemplar ift von Herrn GROSSKOPF bei Sabanna larga (Colum-
bien) gefammelt. Es ift No. 1057 der Schlangenfammlung
des Naturhiftorifchen Mufeums in Hamburg.
2. Tropidonotus quadriserialis Fifcher.
(Rakar ae 7zanohruzch)
Sit 195:07172, EI TFT EZHZEV MIA FAN SE
Viertes und fünftes Supralabiale an der Orbita. Alle
Schuppen, auch die der äufseren Reihen, gekielt. Farbe oben
bleigrau mit vier Reihen kleiner fchwarzer Flecke, unten gelb-
lich-weifs.
Befchreibung.
Schlank; Kopf fchwach abgefetzt, länglich. Schwanz
etwa 1/; der Totallänge.
Zähne: Im Oberkiefer jederfeits 20—23, ohne Lücke,
keiner gefurcht, nach hinten ftärker werdend, im Unterkiefer
jederfeits 22.
Kopfschilder. Roftrale ziemlich grofs, mit der Spitze
auf die Schnauzenfläche heraufgebogen. Internafalia klein,
dreieckig. Praefrontalia grofs, zur Seitenfläche herabge-
bogen, in Berührung mit Internafale, zweitem Nafale, Frenale,
Praeokulare, Supraokulare und Frontale. — Frontale lang,
fchmal, etwas länger, als Praefrontale und Internafale zufammen,
etwas kürzer als die Naht zwifchen den Parietalia; fünffeitig;
Vorderrand faft grade; Seitenränder faft parallel, jeder mit
fchwacher, nach innen gerichteter Krümmung; Hinterränder
kurz, unter rechtem Winkel zufammentreffend. Parietalia
fehr grofs, faft fo lang, wie Frontale und Praefrontale zufammen,
vordere Aufsenfpitze an die Seitenfläche herabgebogen längs
Supraokulare und oberftem Poftokulare, mit der Spitze noch
das zweite Poftokulare erreichend.. — Zwei Nafalia, das
hintere gröfser als das erfte, das vordere mit dem erften, das
hintere mit erftem und zweitem Supralabiale in Berührung.
Frenale unregelmäfsig vierfeitig, nicht gröfser als das zweite
Nafale, etwas länger als hoch, an das zweite und dritte Supra-
labiale ftofsend. — Anteokulare einfach, oben breiter als
unten, mit der oberen Spitze auf die Stirnfläche tretend, durch
das Supraokulare vom Frontale getrennt, Supraokulare fchmal,
hinten wenig breiter als vorn. Von den drei Poftokularia
ift das oberfte das gröfste, das mittlere das kleinfte, das un-
terfte ruht auf der Grenze zwifchen fünftem und fechstem
Supralabiale, Temporalia ı+2-+3, nach hinten an Gröfse
abnehmend; das erfte fteht mit dem fünften und fechsten, das
untere der zweiten Reihe mit dem fiebenten und achten Supra-
labiale in Berührung, das unterfte der dritten Reihe ragt mit
feiner Spitze noch über das achte hinaus. — Acht Supra-
labialia, nach hinten allmählich gröfser, das fechste und
fiebente am gröfsten, das vierte und fünfte an der Orbita. Zehn
Paare Infralabialia, die des erften Paares an der Kinn-
furche zufammenftofsend. Zwei Paare Kinnfurchenfchilder,
lang, beide gleich grofs, mit ihren Aufsenrändern den fünf
erften Infralabialia anliegend ohne von diefen durch zwifchen-
gelagerte Seitenfchilder getrennt zu fein; die des zweiten Paares
(tark divergierend, getrennt durch zwei hintereinander gelagerte
ganz kleine und ein darauf folgendes Paar gröfserer Schilder.
Schuppen oval, ftark gekielt, in 19 Längsreihen, dieje-
nigen der äufserften Reihe gröfser, ebenfalls deutlich gekielt.
Bauchschilder 149, die zwei letzten (Anale und Prae-
anale) getheilt. 79 Paar Schwanzfchilder.
Farbe. Oben bleigrau mit vier Längsreihen kleiner, fich
auf je 2 bis 3 halbe Schuppen erftreckender fchwarzer
Flecke, von denen diejenigen einer Reihe mit denen der be-
nachbarten alternieren. Die Flecken der äufserften Reihe
finden fich auf Schuppen der vierten, fünften, auch fechsten
Längsreihe, diejenigen der zwei dorfalen Reihen auf Schuppen
6*
— 84 —
der achten und neunten Reihe. Die Schuppen der zweiten,
dritten, fiebenten und zehnten Längsreihe find ohne Abzeich-
nung, In jeder Reihe ftehen bis zum Schwanz 56, am Schwanze
30 Flecke; hier werden diejenigen der dorfalen Reihe kleiner
und verlieren fich ganz auf der Mitte des Schwanzes. Die
gröfseren Schuppen der erften Reihe haben, foweit fie unter
dem übergreifenden Theil der vorhergehenden Schuppen ver-
fteckt find, einen feinen fchwarzen Saum, der fich auch auf
den äufserften, von der erften Schuppenreihe verdeckten Theil
der Bauchfchilder erftreckt. — Keine lichte Längsbinde, kein
Halsband. — Kopf oben bleigrau ohne Abzeichen. Die fechs
erften Supralabialia gelblich mit feinem fchwarzen, hinteren
Saum. — Kein dunkler Streif vom Auge zu Oberlippenfchil-
dern. Unterfeite des ganzen Thiers einfarbig gelblich weifs.
Masse: Totallänge 0" 675; Schwanz 0" 18. Das eine
Exemplar (No. 7 12) der Schlangenfammlung des Naturhiftorifchen
Mufeums in Hamburg ftammt aus Mazatlan, ein Gefchenk des
Herrn W. E. BURGHARD.
Die eben gekennzeichnete Art ift am nächften mit Trop.
collaris Jan. (Iconogr. livr. 25, pl. V, fig. 2) verwandt, von
dem fie fich unterfcheidet: ı. durch die viel gröfseren Parie-
tatia; 2. durch die in Vergleich mit den Praefrontalia viel
kleineren Internafalia; 3. durch das getheilte Anale (und Praea-
nale); durch die fehr deutlichen Kiele der erften Schuppen-
reihe; 4. durch den Mangel des Halsbandes und die fonftige
Färbung.
3. Calopisma septemvittatum Fischer aus Mexico.
(a Beier 3a3b,,30):
Sl 195 O.n1lH 2541.) Tas 23 5 Vil22= 0 A
Sc. Bl — 373.
Ein einfaches Nafale; ein Internafale; zwei Praefrontalia;
ein Frenale; Schuppen glatt in ı9 Reihen; Anale getheilt.
—, 85 ==
Sieben dunkle Längsbinden, davon eine in der Mitte des
Bauchs.
Befchreibung.
Form. Habitus coronellenartig, an Enicognathus erinnernd;
ziemlich fchlank, Kopf von gewöhnlicher Form, wenig abge-
fetzt; Auge ziemlich grofs, falt ganz feitwärts gelegen; Nas-
loch in einem Schilde, fehr weit nach vorn gerückt, falt auf
der oberen Schnauzenfläche gelegen. Schwanz fchlank, zuge-
fpitzt, etwa 1/ı der Totallänge.
Kopfschilder: Roftrale mäfsig, wenig breiter als hoch,
feine Spitze grade auf der Schnauzenfläche fichtbar*). Ein
Internafale, klein, dreieckig. Praefrontalia breiter als lang,
feitwärts zwifchen Nafale und Anteokulare bis zum Frenale
herabgebogen. Frontale länger, als Internafale und Prae-
frontalia zufammen, fünffeitig, Vorderrand gerade, nur mit den
Praefrontalia in Berührung, durch das Supraokulare vom Ante-
okulare getrennt; Seitenränder fchwach nach vorn konver-
gierend, nnr mit dem Supraokulare jeder Seite in Berührung;
Hinterränder jeder etwa W/s des Seitenrandes, unter fpitzem
Winkel (ca. 75°) zufammenftofsend. Parietalia grofs; ihre
gröfste Länge beträchtlicher, als Frontale und Praefrontalia
zufammen, ihre Sutur etwas gröfser, als die Lange des Frontale;
Vorderrand liegt längs des Hinterrandes von Supraokulare und
der Hälfte des oberen Poftokulars. Supraokulare mäfsig ge-
wölbt, hinten wenig breiter als vorn, etwa !/; fo breit wie das
Frontale.. Nafale ungetheilt, grofs, gröfser als Frenale und
Praeorbitale zufammen, rhombifch, mit abgerundeten Ecken; Nas-
loch ım oberen, vorderen Theil, mit einer nach unten bis zur
Mitte des erften Supralabiale ziehenden Furche, fo dafs es bei
*) Die Berührung von Roftrale und Internafale erfolgt nicht, wie in
der Zeichnung Tafel I, 3a angegeben, in einer (Juernaht, fondern in einem
Punkte. Auch fchiebt fich nicht das Supraokulare in den hinteren Saum des
Praefrontale hinein, der vielmehr eine gleichförmige, nicht unterbrochene,
nach hinten fchwach konvexe Krümmung zeigt,
nen
flüchtiger Betrachtung als doppelt erfcheinen könnte. Frenale
klein, fchmal, halb fo breit wie hoch, auf der Naht zwifchen
zweitem und dritten Supralabiale ftehend. Ein Anteorbitale,
fchmal, hoch, mehr als doppelt fo hoch wie das Frenale, auf
der hinteren Hälfte des dritten Supralabiale ruhend. Zwei
Poftokularia, oberes doppelt fo grofs wie unteres; jenes
mit feinem Hinterrand an Parietale und erftes T'emporale,
diefes an Temporale und fechftes Supralabiale ftofsend und
auf dem fünften Supralabiale ftehend. Temporalia ı +2+3,
die aber nicht in vertikalen, fondern in fchräge liegenden Reihen
geordnet find; nur das erfte, gröfste, mit den zwei Poftokularia
und aufserdem durch feinen Unterrand mit dem fechsten
Supralabiale in Berührung; unteres der zweiten Reihe mit dem
fechsten und fiebenten, dasjenige der dritten Reihe mit dem
fiebenten und achten Oberlippenfchilde zufammenftofsend. Acht
Supralabialia; die hintere obere Spitze des dritten und
das vierte am Auge; das erfte und zweite die kleinften, faft
gleich, von da bis zum fechsten wachfend, fechstes und fiebentes
die gröfsten. Neun Paare Infralabialia, die des erften
Paares hinter dem kleinen dreieckigen Mentale an der Kinnfurche
zufammenftofsend, dann bis zum fechsten an Gröfse wachfend,
von da wieder abnehmend. Zwei Paare Kinnfurchen-
fchilder, diejenigen des erften Paares gröfser, als die des
zweiten, mit den erften fünf Infralabialia, diejenigen des zweiten
Paares mit dem fünften und fechsten in Berührung. Die
Schilder des zweiten Paares fchliefsen mit den Innenrändern
an einander und trennen fich nur mit der hinteren freien
Spitze, um hier eine oder zwei Halsfchuppen zwifchen fich
zu nehmen.
Schuppen. Rhombifch, glatt, in 19 Längsreihen, die
der äufseren Reihen etwa doppelt fo grofs, wie die der mitt-
leren. Bauchfchilder feitwärts nicht heraufgebogen, 122
bis 130. Anale (bei einem Exemplar auch das vorhergehende
Schild) getheilt. Schwanzfchilder doppelt, 53 bis 73 Paare;
Schwanzende von einem einzigen langkegelförmigen Schilde
umfchloffen.
— 87 —
Farbe. Kopf oben fchwarz, feitlich bis über den oberen
Rand der gelben Supralabialia hinaus; Roftrale fchwarz gefäumt
mit gelber Mitte; am fchwarzbraunen Nacken, etwa drei
Schuppen hinter dem Ende der Parietalia und feitlich davon,
jederfeits ein kleiner fcharf markierter gelber Fleck, zwei ganze
und I — 2 halbe Schuppen einnehmend; Kinn, Kehle und
untere Seite des Halfes gelblich weifs; Grenzfaum zwifchen
Infralabialia und Kinnfurchenfchildern fowie der gemeinfchaft-
liche Grenzfaum der letzteren fchwarz; Mentale gelb, fchwarz
gefäumt. — Unter dem Hals eine bogenförmig von einem
Mundwinkel zum andern quer hinübergehende, bisweilen unter-
brochene, fchwarze Binde, deren mittlerer Theil nach vorn
gen ift und einen nach vorn bisweilen bis in die Kinn-
furche vorfpringenden Winkel bilde. Rücken: Grundfarbe
vorgezo
hell chokoladenbraun mit vier fchwarzen Längsbinden; die
zwei mittleren nach aufsen und innen von der Grundfarbe
fchwach abgefetzt, in ihrer Mitte (achte Schuppenreihe) tiefer
markiert; die feitlichen Binden nehmen jederfeits die dritte,
vierte und fünfte Schuppenreihe ein, und find von der erften
der drei fchwarzen Bauchbinden je durch 2 Schuppenreihen
getrennt. Bauch gelbweifs mit drei fchwarzen, fcharf markierten
Längsbinden; die mittlere, wenig breiter als die zwei feitlichen,
beginnt fchon einige Schuppenreihen vor dem erften Bauch-
fchilde, hat fcharf begrenzte feitliche, gerade Konturen, breitet
fich auf dem Analfchilde feitwärts aus, überfpringt die zwei
erften Schwanzfchilderpaare, und fetzt fich, immer fchmaler
werdend, zugefpitzt bis zum ırten bis ı5ten Paare fort. Die
feitlichen Binden des Bauches nehmen erft an der äufseren
Spitze des 3. oder 4. Bauchfchildes ihren Anfang, fie umfaffen
die äufserften Spitzen der Bauchfchilder und find nur an der
der Mittellinie des Bauches zugekehrten Seite fcharf gradlinigt
abgegrenzt, an der abgewandten Seite zeigen fie eine durch
die übergreifenden weifsen Schuppenfpitzen der erften Schuppen-
reihe klein-zickzackförmige Kontur; die Seitenbinden des
Bauches hören fchon einige Schilder vor dem AÄnalfchilde auf
und fetzen fich nicht unter dem Schwanze fort. Die Oberfeite
des Schwanzes zeigt bis zum Ende drei braune und zwei
dazwifchen gelagerte fchmale lichtere Längsbinden.
Die der vorliegenden Befchreibung zu Grunde liegenden
fünf Exemplare (No. 988 der Schlangenfammlung des Hamburg.
Mufeums) von augenfcheinlich fehr jugendlichem Alter, wurden
vom Händler H. SCHILLING gekauft und ftammen angeblich
aus Mexiko.
Masse:
Länge | Zahl der
Total | Schwanz Bauchfchilder | Schwanzfchilderpaare.
u
u 0 O.,0574| 126 65
| | i
b 02.218 0053 130 65
er 7235 Bose) | 123 Sı
d 027220 O”056 | 122 63
| Se O74238 OEIB7SERN 123 Sı
Die Exemplare c und e, fonft in allen Punkten mit den
übrigen übereinftimmend, fallen durch verhältnismäfsig gröfsere
Schwanzlänge und die diefer entfprechend vermehrte Zahl
der Schwanzfchilderpaare auf.
Von den übrigen mir zugänglichen Arten unterfcheidet
fich GC. septemvittatum in folgenden Punkten:
ı. Von erythrogrammum durch das einfache Internafale,
den Befitz eines getrennten Frenale, durch 8 Supralabialia
(gegen 7), 9 Infralabialia (gegen 7), durch drei fchwarze nicht
aus einzelnen Flecken gebildeten Bauchbinden.
2. Von plieatile durch 19 Schuppenreihen (gegen 15), durch
den Befitz eines getrennten Frenale, und durch die eben er-
wähnten drei Bauchbinden, wogegen plicatile vier aus einzelnen
— 89 -—-
regelmäfsig geordneten Punkten gebildete Längsbinden am
Bauche befitzt.
3. Von Hydrops martii Wgl. durch 19 Schuppenreihen
(gegen 15), durch den Befitz eines getrennten Frenale, durch das
zwifchen die Nafalia jeder Seite bis zum Roftrale fich erftreckende
und jene trennende Internafale (bei martii ftofsen die Nafalia
beider Seiten zufammen), durch die weniger gedrungene
Körperform.
4: Von quinquevittatum durch das einfache Internafale,
durch 19 Schuppenreihen (gegen 21), durch 9 Paare Infrala-
bialia (gegen 10) und durch die Färbung.
5. Von relnwardti durch das getrennte Frenale, durch
S Supralabialia (gegen 7), durch die Färbung am Bauche (keine
Ouerbinden, fondern Längsbinden).
4. Oxyorrhos fufiformis Fifcher
von Buru (Boeroe) im indifchen Archipel.
Gattung Oxyorrhos. Zähne des Oberkiefers und Gaumens
zahlreich, klein, nach hinten wenig gröfser, nicht nach innen
gekrümmt. Körper faft fpindelförmig, in der Mitte drehrund;
Kopf nicht abgefetzt; Schwanz kurz, fchwach abgefetzt, fpitz.
Nasloch in einem Schilde; ein Paar Internafalia, ein Paar
Praefrontalia, kein Frenale, kein Anteorbitale, zwei Polftorbı-
talia. — Schuppen glatt in 19 Längsreihen; Bauchfchilder
ziemlich schmal; Anale getheilt; Schwanzfchilder doppelt.
Von der nahe verwandten Gattung Brachyorrhos Kuhl
verfchieden durch das getheilte Anale, die nicht nach innen
gekrümmten Kieferzähne, durch den Mangel des Anteokulare
(und Frenale), durch das einfache Nafale und die 19 Längs-
reihen von Schuppen (gegen ı7 nach Günther und Dum. &
Bibr.) *)
=) Nach einer brieflichen, erft nach Vollendung diefer Arbeit mir zu-
gegangenen, Mittheilung des Herrn Prof. PETERS zeigen übrigens auch einige
Exemplare des Berliner Mufeums von Brachyorrhos albus (aus Ternate) eine
Art: 0. fusiformis (Taf. II Fig. 4a bis 4e).
SI.19; 00:25 L.%%5 T.1+243; V.176 183 A,
Sc. fg — "Pas:
Roftrale fchwach gewölbt, kaum auf die Oberfläche der
Schnauze reichend. Nasloch ganz am Schnauzenende, nach
vorn gerichtet, nahe dem vorderen (inneren) Rande des ein-
fachen dreieckigen Nafale. Frenale und Anteorbitale erfetzt
durch das feitlich herabgebogene und rückwärts bis an den
unteren Vorderrand des Auges reichende Praefrontale ihrer
Seite. Internafalia klein, dreieckig. Zwei Poftorbitalia.
Frontale fechseckig, mit vorn vorfpringendem fehr ftumpfen,
mit hinterem fpitzen Winkel und mit parallelen Seitenrändern.
Parietalia lang, faft dreieckig. Temporalia 1+2-+-3, diejenigen
der erften und zweiten Reihe etwas gröfser als Nackenschuppen;,
das oberfte der dritten Reihe ift lang, fchmal und nimmt etwa
den Raum von vier Nackenfchuppen ein. Sechs Supralabialia,
das dritte und vierte an’s Auge ftofsend. Sieben Infralabialia; die
des erften Paares quer zur Kinnfurche hinter dem kleinen
dreieckigen Mentale nach innen gehend, die des vierten bei
weitem die gröfsten, fo lang wie die drei erften. Nur eın
Paar Kinnfurchenfchilder, länglich, hinten abgerundet, welche
die drei Infralabialia ganz, das vierte zur Hälfte berühren. —
Schuppen glänzend glatt, in 19 Längsreihen, rhombifch mit
fchwach abgerundeter Spitze. Bauchfchilder ziemlich fchmal,
nicht ganz "/; des Körperumfangs einnehmend. Anale getheilt;
Schwanzfchilder doppelt.
Farbe: Einfarbig braungrau, unten fchmutzig gelb. In
der Mitte jedes Bauchfchildes ein kleiner bisweilen zum hin-
teren Rande deffelben reichender verwafchener dunkler Fleck;
in ihrem Zufammenhange bilden diefe an älteren Exemplaren
kaum fichtbaren Flecke eine fchwache Längsbinde in der Mitte
des Bauches, welche deutlicher in der Mittellinie des Schwanzes
hervortritt.
Verfchmelzung des Anteokulars mit dem Praefrontale, und in einem Falle fo-
gar an der rechten Körperfeite ein einfaches, oben und unten eingebuch-
tetes, Nafale.
laf
1
FR
©
=
>:
Masse der drei Exemplare:
| Länge | Zahl der
| Total Schwanz ;auchfchilder Schwanzlichilderpaare
au) 02:65 OO 176 26 5,
b | 0” 43 | Or 058 180 zu
_ — = = 4
© 02452 0" 065 | 183 38
Die drei der vorftehenden Befchreibung zu Grunde lie-
genden Exemplare befinden fich im K. Naturalienkabinet zu
Stuttgart (No. 1327), deffen Reptilien ich im vorigen Herbft
durchzubeftimmen hatte.
5. Eryx (Rhoptrura Pets.) Reinhardttii Schleg.
Tafel II, Bios Tr bis6.
Wir fchalten hier die Abbildung und Befchreibung eines
vortrefflich erhaltenen Exemplars der Stuttgarter Sammlung
(No. 1775) diefer, wie es fcheint, ziemlich feltenen Schlange
ein, das in manchen Punkten von Gray’s Mittheilung (Calabarıa
fusca, Proc. Zool. Soc. London 1858) abweicht.
SI20. #0 Dres] rt) 9 22V. Done Non Ser.
Form. Körper gedrungen, walzenförmig; Kopf klein,
nicht abgefetzt; Stirn und Schnauze gewölbt, letztere rund,
vorragend; Mundfpalte gerade, Schwanz kurz, dick, ftumpf,
oben und unten etwas abgeplattet, an der Wurzel etwas zu-
fammengefchnürt, Y/ı; der Totallänge. Auge klein, Pupille
vertikal. Jederfeits vom After ein kurzer dreieckig-fpitzer Sporn.
Zähne. Zwifchenkiefer und Gaumen ohne Zähne. Ober-
kiefer jederfeits mit Von
vorn nach hinten werden die erfteren wenig gröfser, die letz-
13, Unterkiefer mit 14 Zähnen.
teren etwas kleiner. Beide find fchwach nach hinten gebogen.
Kopfschilder. find in
üblicher Weife zu deuten, diejenigen der Stirngegend, obgleich
gröfser als bei andern Eryciden, find durch Abtrennung klei-
nerer Schilder zerklüftet, und zum Theil unfymmetrifch gelagert.
Nur die vorderen und feitlichen
Roftrale grofs, gewölbt, fünffeitig; die untere ausge-
höhlte Kante ift die gröfste, die feitlichen an das erfte Lippen-
fchild ftofsenden die kleinften, die hinteren (oberen) Kanten
ftofsen auf der Schnauzenfläche unter faft rechtem Winkel zu-
fammen, und greifen mit ihrem Scheitel zwifchen die Inter-
nafalia ein. — Internafalia gewölbt, länglich-vierfeitig, nach
innen fchmaler als nach aufsen, die gemeinfchaftliche Naht
kleiner als die äufsere. Praefrontalia fchwach gewölbt,
etwas breiter und wenig länger als die Internafalia, ihre ge-
meinfchaftliche Naht etwas gröfser als die der letzteren. — Als
Frontale dürfte eine hinter den Praefrontalia liegende, in
zwei Reihen geordnete Gruppe von fünf unregelmäfsigen
Schildern zu deuten fein; die äufseren der vier kleineren in
erfter Reihe liegenden Schilder ftofsen jederfeits breit an das
Frenale; das einzige der zweiten Reihe ift das gröfste und
ftöfst mit feinen äufseren Spitzen entweder (rechts) an das
erfte Supraorbitale, oder bleibt (links) um einen kleinen Zwifchen-
raum davon entfernt; dies zwifchen den Augen gelegene Schild,
hinten halbkreisförmig gebildet, ift etwa doppelt fo breit wie
lang, feine feitliche Ausdehnung etwas gröfser als die Ent-
fernung des vorderen Orbitalrandes vom vorderen Rande des
Naslochs. — Auf die Gruppe der Frontalia folgt auf der
Hinterftirn ein fymmetrifches breit herzförmiges Schild, ebenfo
lang aber etwas breiter, als das letzte unpaare Frontale. Seine
Ausdehnung in feitlicher Richtung ift gleich der Entfernung
des hinteren Orbitalrandes vom vorderen Rande des Naslochs,
feine äufseren Spitzen berühren jederfeits die innere Spitze des
zweiten Supraorbitale. — Endlich folgt auf das letztgenannte
gröfsere Kopffchild ein ebenfalls auf der Mittellinie gelegenes,
fymmetrifches, unregelmäfsig fechsfeitiges, viel kleineres Schild,
das etwa viermal fo grofs ift, wie die umliegenden Schuppen.
Von den Seitenfchildern des Kopfes ift das einfache
Nafale ı!/amal fo lang wie hoch, viereckig, hinten etwas nie-
driger als vorn. Das Nasloch liegt in einer kegelförmigen
Vertiefung etwas vor der Mitte des Schildes und füllt letzteres
durch jene Höhlung von unten nach oben fo vollftändig aus,
dafs nur ein fchmaler Saum darüber und darunter übrig bleibt,
der die Natur des ungetheilten Schildes erkennen läfst.
Das Nafale wird begrenzt: oben vom Internafale und Prae-
frontale feiner Seite, unten von der vorderen Hälfte des erften
Lippenfchildes, vorn vom Roftrale, hinten vom Frenale. —
Das Frenale, unregelmäfsig viereckig, etwas höher als breit
(links durch Längsnaht in zwei übereinanderliegende Schilder
von gleicher Gröfse getheilt), ruht auf dem hinteren Theil des
erften und dem vorderen des zweiten Supralabiale, grenzt vorn
an Nafale und einen kleinen herabgebogenen Theil der Prae-
frontale, hinten an die Anteokularia, oben an das äufsere und
vordere der oben befchriebenen Frontalia. — Zwei Ante- und
zwei Poft-Okularia, die unteren, wenig kleiner als die
oberen, fünfeckig. — Zwei Supraorbitalia jerderfeits®), beide von
gleicher Gröfse, fechsfeitig, mit den inneren Spitzen refpekt.
an das grofse Frontalfchild der zweiten Reihe und das dahinter-
liegende grofse unpaare (Parietal — ?) Schild ftofsend. —
Sieben Supralabialia; das dritte und vierte, die gröfsten,
begrenzen von unten die Orbita, das fünfte und die beiden
folgenden nehmen allmählich an Grösse ab. — Neun Infra-
labialia; die des erften Paares, die fchmalften aber die läng,
ften, ftofsen hinter dem dreieckigen Kinnfchilde zu einer kurzen,
nicht als Kinnfurche über fiehinausgehenden Naht
zufammen. Die folgenden find kürzer, aber wenig breiter, die
drei letzten von der Gröfse der angrenzenden Schuppen. —
Keine Kinnfurchenfchilder; Unterkinn und Kehle von
gewöhnlichen rhombifchen Schuppen bedeckt, von denen fieben
Reihen bis zum erften Bauchfchilde gezählt werden. — Eigent-
liche Temporalfchilder fehlen; die die Schläfengegend
bedeckenden Schuppen find wenig breiter, als die gewöhnlichen
Nackenfchuppen.
*) Achnlich bei WEnona; Baird und Girard zählen das zweite Supra-
okulare zu den Poftokularia, fagen jedoch »the upper one (postorbital) situated
»near the surface of head, and might be considered as a second superciliary.«
Catal, serp. p. 140.
Körperschuppen, ganz glatt, rhombifch mit abgerundeter
Spitze, die der äufseren Reihen nicht gröfser als die
benachbarten. Vom letzten Schilde des Hinterhaupts bis zum
Schwanzende liegen 265 Querreihen. In der Mitte des Kör-
pers werden 29 Längsreihen gezählt. Das Ende des Schwanzes
ift von einem grofsen, fchwach kegelförmig gewölbten Schilde
bedeckt.
Bauchschilder ziemlich fchmal, !/; des Körperumfanges,
225 bis zum Anale. Letzteres ungetheilt, halbkreisförmig,
fchmaler aber länger, als das vorhergehende Bauchfchild. 21
ungetheilte Schwanzfchilder.
Farbe. Oben chokoladenbraun, Kopf und Schwanz
dunkler, faft fchwarz. Unregelmäfsig zerftreute gelbe Flecken,
die an den Seiten nur einzelne Schuppen, auf dem Rücken
aber kleinere oder gröfsere Gruppen von 4 bis 20 Schuppen
ausfüllen, geben dem Thier ein marmoriertes Ausfehen. Kopf
und Schwanz ungefleckt. — Unten: Kinn und Kehlgegend
fchwarz bis zum erften der Bauchfchilder. Letztere erfcheinen
in ihrer ganzen Ausdehnung, das Anale einbegriffen, bei dem
frifch aus dem Weingeift genommenen Thier braun. Diefe
Färbung wandelt fich jedoch hier — nicht an den übrigen
Körpertheilen — nach viertelftündigem Liegen in der Luft in
ein lichtes Blaugrau um, wie GRAY die Bauchfeite feiner Cala-
barıa fusca fchildert. Auch die Schuppen der äufseren Längs-
reihe haben die Farbe der Bauchfchilder. Einzelne der letz-
teren, hin und wieder auch 2 bis 3 auf einander folgende,
find unregelmäfsig gelb gefleckt oder in ihrer ganzen Aus-
dehnung gelb, wodurch fich auch am Bauch die unregelmäfsig
gefcheckte Färbung der Rückenfeite wiederholt.
Masse: Totallänge 0”710, Schwanz 0"055. Umfang:
am Hinterhaupt 0”"056; in der Mitte des Körpers 0”"097;, am
After 0"06; in der Mitte des Schwanzes 0065.
Fundort. Das der vorftehenden Befchreibung zu Grunde
liegende Exemplar ift dem K. Naturalienkabinet in Stuttgart
durch den Miffionair Herrn Adolf Mohr von Begoro, Bezirk
Akem, Weftafrika, eingefandt.
EERSRS
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LER
bee, Si
BEE
6. Cnemidophorus maculatus Fifcher.
(Taf. IV. Fig. ı bis 6.)
Zehn Längsreihen von Bauchfchildern in der Mitte des
Körpers. Drei Supraokularia und ein viertes, viel kleineres,
dahinter. Nasloch zwifchen zwei Schildern. Frenale und Fron-
tale nicht getheilt. Zwei Poftfrontalia. Fünf Parietalia in einer
Reihe. Humeralfchilder in mehreren Reihen, die der vorderen
am gröfsten. Achtzehn Schenkelporen jederfeits. — Blau-
fchwarz mit Querreihen hellblauer kleiner Flecke über den
Rücken. Keine Längsftreifen.
Befecnreibune:
Form. Kopf von oben gefehen fchmal, dreieckig,
langfam zugefpitzt, an der Mundwinkelgegend ftark aufge-
trieben. Schwanz doppelt fo lang, als der Körper, rund, am
Anfange abgerundet viereckig. Gliedmafsen kräftig; nach
vorn an den Leib gelegt reichen die vorderen (mit den Krallen)
gerade bis zur Schnauzenfpitze, die hinteren (mit den Krallen
der längften Zehe) gerade bis zum Vorderrand der Ohröffnung. —
Von den Zehen der Vorderfüfse ift die mittelfte die längfte,
die feitlichen allmählich etwas kürzer. An den Hinterfüfsen
ift die fünfte, von den übrigen ganz getrennt an der Fufs-
wurzel entfpringende, die fchwächfte und an Länge der erften
gleich, die vierte ift die längfte, doppelt fo lang wie die dritte
und etwa viermal fo lang, wie die erfte oder fünfte. Die
Krallen fchwächer und etwa halb fo lang, wie diejenigen der
Vorderfüfse.
Kopfschilder. Roftrale, grofs, gewölbt, ragt mit der
Spitze weit auf die Schnauzenfläche herauf. Nasloch oval,
an der fchräge nach vorn fich herabziehenden Grenze zwifchen
Nafale und Nafofrenale gelegen. Nafalia grofs, in der Mittel-
linie zufammenftofsend, nach vorn an Roftrale und erftes Lippen-
„ fehild, nach hinten an Internafale und Nafofrenale ftofsend. —
Internafale fechseckig, wenig länger als breit, fo lang wie
die Entfernung feiner Vorderfpitze vom Vorderrande des Roftrale.
Frontale nicht getheilt, fechseckig, vorn wenig breiter als
hinten, 11/2 mal fo lang wie breit; Aufsenrand mit dem zwei-
ten und einem Theile des erften und des dritten Supraokulare
in Berührung. Frontoparietalia, jedes faft trapezförmig
und länger als breit. Fünf Parietalia, das mittelfte fchmal,
fechseckig; die äufseren ftumpfwinklig dreifeitig, mit der vor-
deren Spitze nicht mehr an die Frontoparietalia ftofsend. Auf
die Parietalia folgen mehrere Reihen kleinerer unregelmäfsiger
Schilder, von denen die der erften etwa dreimal fo grofs find
wie diejenigen der folgenden. — Von den Seitenfchildern
des Kopfes ift das Nafofrenale höher als lang, unten breiter
als oben, mit fchmaler Fläche auf die Oberfeite des Kopfes
heraufgebogen, hier mit nach hinten ausgezogener Spitze
zwifchen Frenale und Internafale tretend; es ruht auf dem
erften und zweiten Lippenfchilde. Frenale viereckig; fehr
grofs, gröfser, als irgend ein anderes Kopffchild, oben mit
Internafale und Frontonafale, hinten mit dem ganzen Vorder-
rand des (einfachen oder getheilten) Anteokulare in Berührung;
es ıft nicht in Nebenfchilder getheilt und ruht auf dem ganzen
dritten und auf der Hälfte des vierten Lippenfchildes. — An-
teokulare rechts einfach, links quergetheilt, ebenfo wie das
folgende Schild mit ftarkem, dem Vorderrande der Augen-
höhlung parallelen Kiele, oben an das erfte Superciliarfchild,
unten an das vierte und fünfte Lippenfchild ftofsend. — Auf
das Anteokulare folgt unterhalb des Auges ein längliches
gekieltes auf dem fünften und einem Theil des fechsten Lippen-
fchildes ftehendes, und dann ein ovales, nicht gekieltes, nur
auf dem fechsten Oberlippenfchilde ruhendes Schild; nach
hinten wird der Augenfchilderkreis durch fünf bis fechs klei-
nere unregelmäfsige Schilder gebildet. Oben fchliefsen diefen
Ring fechs fchmale Supraciliaria, von denen das zweite,
gröfste, fo lang ift, wie die Naht zwifchen den Frontonafalia;
die drei letzten diefer Schilder find die kleinften. — Von den
Hinteraugenfchildern aus zieht fich oberhalb der Schläfe eine
97
Reihe von 5 bis 6 unregelmäfsigen, abgerundeten Schildchen
bis faft zum oberen Rand der Ohröffnung. Die Schläfe it
mit kleinen ovalen Schuppen bedeckt. — Sechs gröfsere
Supralabialia, fechs gröfsere Infralabialia jederfeits;
auf beide Reihen folgen bis zum Mundwinkel kleine längliche
Schildchen. Das zweite Oberlippenfchild hat parallele, fenk-
recht auf dem Lippenrande ftehende Ränder; von den Unter-
lippenfchildern find das zweite bis vierte die gröfsten. — Auf
das grofse, vorn fcharfe, Mentale folgt ein noch gröfseres un-
paares fünffeitiges Submentale, von dem aus fich jederfeits
eine Reihe von fünf gröfseren Schildern gabelförmig abzweigt;
nur die zwei erften derfelben ftehen mit Unterlippenfchildern
(dem zweiten und dritten) in Berührung; zwifchen die folgen-
den und die Infralabialia find eine und zwei Reihen fechsfeiti-
ger Schilder eingefchaltet.
Schuppen. Die Schuppen der Kehle, anfangs oval
und klein, werden bis zur Mitte diefer Gegend etwas gröfser
und fechseckig, um dann bis faft vor die erfte Halsfalte kleiner,
an der letzteren felbft aber wieder gröfser zu werden. Die
zweite Halsfalte ift mit 2 bis 3 Reihen noch gröfserer fechs-
feitiger Schuppen bedeckt. — Bauchfchilder in der Mitte
des Körpers in zehn Längsreihen, zwifchen Vorder- und Hinter-
bein in 27 Querreihen. Praeanalia in 4 bis 6 Längsreihen
geordnet, die letzten am gröfsten, bei einem Exemplare ohne
beftimmte Ordnung. — Rücken, Hinter- und Unterfeite der
Vorderbeine fowie Oberfeite der Hinterbeine mit kleinen Körner-
fchuppen bedeckt. — Oberarm mit zwei Reihen Schilder,
von denen diejenigen der vorderen Reihe fechsfeitig, breit
und vier bis fünfmal fo grofs find, wie die der Hinterreihe;
fie gehen, kleiner werdend, allmählich in diejenigen des
Unterarms über; diefer hat an der Vorder- und Aufsenfeite
eine Reihe grofser fechsfeitiger Schilder, auf welche nach vorn
noch eine Reihe viel kleinerer folgt. Oberfchenkel innerhalb
mit einer Reihe gröfserer breiter und mehreren Reihen ziemlich
regelmäfsiger kleinerer Schilder; die Unterfläche zeigt 18, an
einem Exemplare 19 Schenkelporen. An der Unterfeite des
7
Unterfchenkels eine Reihe fehr grofser, fechsfeitiger, quer
ausgedehnter und mehrere Reihen viel kleinerer Schilder; von
jenen find das zweite und dritte fehr grofs, etwa fo grofs wie
das Frenale. — Schwanz von Wirteln länglich-rechtecki-
ger, gekielter Schuppen umgeben; an der Unterfeite werden
die Kiele erft vom zweiten Drittheile an deutlich. — Die
Handfläche (Taf. IV, Fig. 5), mit Körnerfchuppen bedeckt;
zeigt nahe der Wurzel des fünften Fingers drei bis vier, in
zwei Reihen geordnete, platte Schilder. Zehen der Vorder-
und Hinterfüfse unterhalb je mit einer Reihe, zu einer Art
von Kiel zufammengebogener Schilder bedeckt, die fich am
Daumen und an der grofsen Zehe mit breiteren Schildern auf
Hand- refp. Fufswurzel herabzieht.
Zähne. Jederfeits im Oberkiefer 23, im Unterkiefer 26
kegelförmige Zähne, von denen die vorderen fpitzig, die hinteren
abgerundet und ftumpf find; keiner derfelben mit Nebenfpitzen.
Im Zwifchenkiefer S bis ı0o kleine fpitze Zähne, durch eine
Lücke von denen des Oberkiefers getrennt.
Farbe. Grundfarbe oben fchwarzblau. Hinterrücken,
Seiten und ©Oberfeite der Hinterfüfse mit unregelmäfsigen
Querreihen kleiner lichtblauer Flecke. Kehle, Bruft und Unter-
feite der Vorderfüfse grau; Bauch grünlich gelb, fchwarz gefpren-
kelt. Schwanz oben bis zur Mitte fchwarzblau, von da an braun,
überall mit zerftreuten lichtblauen Punkten; innerhalb gelbgrün.
Fundort. Die beiden xemplare des Naturhiftorifchen
Mufeums in Hamburg (No. 732 der Saurierfammlung) wurden
von Hrn. GROSSKOPF bei ae in Columbien gefammelt.
Masse. art N
Von der Schnauzenfpitze zı zum After ... „|O= 195) O7T85
Schwanz iatt, wahres Datalıetn, Mal Main. 0m 375 Om 38
Von der Schnauzen/pitze zum Ende des
muttleren Parietalel" #20 NO oA oe
Vorderfufs oz Anfang der Mittelkralle 0: 062. O256
"Hinterfufs bisz . Anfang der vierten ı Zehe 0% 1123 | Om
ni Taf y.
— 99 ——
Durch die Färbung erinnert unfer CGnem. maculatus
einigermafsen an Ameiva chrysolaema Cope (Pr. Ac. Philad.
1868, 127) von Hayti, weicht aber — abgefehen von dem
verfchiedenen Fundort und dercharakteriftifchen Zungenbildung—
davon ab durch die 10 Reihen Bauchfchilder (gegen 12), durch
die nicht gleichförmige Bildung der Kehlfchuppen, die einfachen
(nicht zweifpitzigen) Zähne und die blaffe (nicht fchwarze)
Färbung der Kehlfalte.
7. Cnemidophorus divisus Fischer.
Tat. Ve Hi9 1761576:
Zehn Längsreihen von Bauchfchildern. Vier Supra-
okularia. Nasloch zwifchen zwei Schildern. Frenale unge-
theilt. Frontale quer getheilt. Fünf Parietalia. Achtzehn
Schenkelporen jederfeits. Grau mit zwei Reihen kleiner
fchwarzer Flecke längs der Mitte des Rückens.
Befchreibung.
Form. Kopf gewöhnlich. Schwanz am Grunde. abge-
rundet viereckig, 2 bis 2, 3mal (beim mas) fo lang wie Rumpf
und Kopf. Füfse kräftig; werden diefelben nach vorn an den
gerade ausgeftreckten Körper gelegt, fo reicht die Mittelkralle
des Vorderfufses gerade bis zur Schnauzenfpitze, die vierte
Kralle des Vorderfufses beim mas etwas über die Ohröffnung
hinaus, die von der entfprechenden Kralle beim fem. nicht erreicht
wird. Dritte und vierte Zehe des Vorderfufses gleich lang,
die anderen wenig kürzer; am Hinterfufse ift die vierte Zehe
die längfte, 31/2 mal fo lang wie die erfte, doppelt fo lang
wie die dritte.
Kopfschilder. Roftrale grofs, gewölbt, weit auf die
Schnauzenfläche heraufreichend. Internafale wenig länger
als breit, fechseckig, die vorderen Kanten unter fehr ftumpfem
oft ganz abgerundetem, die hinteren unter faft rechtem Win-
kel zufammenftofsend. Frontale quer getheilt, in zwei
(bei einem Exemplar in drei) hintereinanderliegende Schilder
7*
—.. OO —
zerfallen. Fünf Parietalia in einer Reihe, von denen nur die
drei mittleren mit den zwei Frontoparietalia in Berührung.
Vier Supraokularia, das vierte klein und bei einem
Exemplar in mehrere Schildchen getheilt; das zweite mit dem
Frontale in direkter Berührung, das dritte und vierte durch
zwifchengelagerte Körnerfchuppen vom Frontale und den Fronto-
parietalia getrennt; zwifchen Supraokularia und Superciliaria liegen
2 bis 3 Reihen Körnerfchuppen. Sechs längliche schmale Super-
ciliaria, von denen das zweite und dritte die gröfsten find. —Nafo-
frenale und Frenale mit fchmalem Saum auf die Kopf-
fläche heraufgebogen. Auf der fchräg nach vorn und unten
fich ziehenden Grenze des erfteren und des Nafale liegt das
ovale Nasloch. Das Nafofrenale ruht auf dem erften und
zweiten Lippenfchilde und erreicht mit feiner unteren und hin-
teren Spitze das dritte. Das Frenale fehr grofs und hoch,
nicht in accefforifche Schildchen getheilt, auf dem dritten und
einem Theile des vierten Supralabiale ruhend. Zwei Ante-
okularia, ein Subokulare, alle drei mit einem Längskiel
nahe ihrem oberen Rande, das letztere auf dem fünften Supra-
labiale ftehend. Sechs gröfsere Infralabialia. — Hinter
dem grofsen Kinnfchilde folgt ein gröfseres unpaares Submen-
tale, von welchem fich jederfeits eine Reihe von fieben, nach
hinten kleiner werdenden Schildern bis zum Mundwinkel hin-
zieht. Nur das erfte und ein Theil des zweiten ftehen mit
Unterlippenfchildern in direkter Berührung; die folgenden find
durch zwifchengelagerte kleinere Schilder von denfelben
getrennt.
Schuppen. Am Rücken und an den Seiten klein, gekörnt;
an der Kehle klein, oval, die mittleren fehr wenig gröfser,
vor der erften Halsfalte wieder kleiner, die mittleren der
zweiten Halsfalte merklich gröfser, fechseckig. — Acht Quer-
reihen vierfeitiger Bauchfchilder, auf welche jederfeits noch
eine Reihe viel kleinerer, vorn abgerundeter, folgt. Werden
die unregelmäfsig geordneten Reihen von Bauchfchildern hin-
ter der zweiten Halsfalte mitgezählt, fo find 35 Querreihen
bis zum After bei allen Exemplaren vorhanden. Praeana-
lia ın Form und Zahl bei den einzelnen Stücken nicht über-
—= NO) ——
einftimmend, bei einigen Exemplaren I +2, beianderen I+4+ 1,
bei noch anderen ohne erkennbare Ordnung. — Das Männchen
hat keine Stachelfchuppen an der Seite des Afters, aber 18
Schenkelporen, welche letztere dem Weibchen fehlen. Ober-
arm (Taf. V, Fig. 4) mit einer Reihe grofser allmählich nach
unten hin kleiner werdender querer Schilder; eine ähnliche,
von jener getrennt, am Unterarm, wo diefelben aber allmählich
gröfser und breiter, zuletzt indefsen beträchtlich kürzer werden. —
Innere Handfläche (Fig. 5) mit Körnerfchuppen, an der Wurzel
des fünften Fingers ı bis 2 gröfsere, breite und gekielte
Schildchen. — Unterfchenkelfchilder der äufseren
Reihe fechseckig, grofs und breit, das zweite und dritte die
gröfsten. — Schwanz von Wirteln gekielter länglich vier-
eckiger Schuppen umgeben, an der Unterfeite find die Kiele
anfangs undeutlich.
Farbe. Oben braungrau mit zwei Reihen unregelmäfsiger
kleiner fchwarzer Flecke längs der Mitte des Rückens; Seiten
mit zwei lichtblauen Längslinien, welche bei jungen Exemplaren
eine braune Längsbinde einfchliefsen. Bauchfeite und Kehle
bläulich weifs. Vorderfüfse einfarbig fchwarzgrau, Hinterfüfse
fchwarz und blau gefleckt und marmoriert.
Fundort. Die fünf Exemplare des Hamburgifchen Natur-
hiftorifchen Mufeums find von Herrn GROSSKOPF bei Baran-
quilla, Neugranada gefammelt (No. 744 der Saurierfammlung).
Masse.
| a mas | b fem. | c mas d mas | ce fem.
Von der Schnauzenfpitze |
zum Alter . ...2100-728 0%. 118) Om: 135 | O1108 |.O”- 107
Von der Schnauzenfpitze z, |
Vorderrand der Ohröffnung || O®- 03 | Om 025 | Om 034 | O0" 024 | 0" 023
Von der Schnauzenfpitze z.
Ende des mittleren Parietale
Schwanz (vom After an
0226. 02.2.24. 1 0mU2373 1075242102222:
gemeffen)
Om: 048 | Om: 039 | OW 045 Om. 036 Or 036
Vorderfufs
h _ n—
Einterfufse 00970075 07098, 00771 007
=, 103, —
Die Färbung und das quergetheilte Frontale erinnern
fehr an die von COPE (Pr, Ac. Philad. 1862, p. 67) befchrie-
benen Weibchen feiner Ameiva bifrontata. Aus der Befchrei-
bung geht nicht hervor, ob die Angaben über die Pholidofis
fich auf die Weibchen oder die abweichend gefärbten Männ-
chen beziehen. Die Art ift als von St. Thomas ftammend
angegeben. Der Zufatz jedoch »I'he specimens described as
females are labelled as having come from New-Granada« läfst
die Vermuthung zu, dafs COPE zwei verfchiedene, in dem
quergetheilten Frontale übereinftimmende Eidechfenarten vor
fich gehabt habe, feine Am. frontata von St. Thomas und un-
feren Cnem. divisus von Neu-Granada, wenn anders die er-
wähnten Weibchen fich durch ihre Zungenbildung als echte
Cnemidophorus Exemplare ausweifen follten.
- 103
Bezeichnung der Abbildungen.
ig. 1a bis ıc: Leptognathus affinis Fisch.
ig. 2a bis 2c: Tropidonotus quadriserialis Fisch.
ig, 3a bis 3c: Galopisma septemvittatum Fisch.
area:
9. ga bis 4c: Oxyorrhos fusiformis Fisch.
Tasei-lT
“eg. ı bis 6: Eryx (Rhoptrura Pets) Reinhardiii Schleg.
TiafelıEV:;
ig. ı bis 6. Gnemidophorus maculatus Fisch.
“jo. 4. Vorderbein, Aufsenfläche.
‘io. 5. Vorderfufs Handfläche.
Tafel NV:
ig. ı bis 6. Gnemidophorus divisus Fisch.
ig. 4 und Fig..5 wie auf Tafel IV.
Die Fehler der durch bieylindrifche
Linfen erzeugten Bilder
von
DE Euro, Kuss
Von franzöfifchen Optikern werden vielfach bieylindrifche
Linfen mit rechtwinklig gekreuzten Cylinderaxen als Lupen
und Lefegläfer verfertigt und hervorgehoben, dafs diefelben
ebenere und weniger verzerrte Bilder geben follen als äquiva-
lente fphärifche Linfen. Diefes veranlafste mich, die Bilder,
welche durch folche bicylindrifchen Linfen erzeugt werden,
einmal genau darzuftellen durch Verfolgung einer Reihe von
Strahlen durch diefelben.
Unter einer bicylindrifchen Linfe verfteht REUSCH!) mit
DONDERS?) eine Linfe, bei welcher beide Flächen cylindrifche
Krümmung haben, deren Cylinderaxen rechtwinklig gekreuzt
find, während er folche®), deren Cylinderaxen einander parallel
find, mit DONDERS®) einfach - cylindrifche Linfen nennt. —
Nach der Bezeichnung fphärifcher Linfen als biconvex und bi-
concav ift man berechtigt, allgemein jede Linfe bicylindrifch
zu nennen, deren beide Flächen cylindrifch gekrümmt find;
aufserdem giebt es dann zum Unterfchied von ihnen plan-
cylindrifche und fphärifch-cylindrifche Linfen.
A) RE Er REUSCH, Theorie der Cylinderlinfen. Leipzig 1868. 8 12.
2) F. C. DONDERS, Aftigmatismus und Cylindrifche Gläfer. Berlin 1862.
Seite 74.
3) REUSCH, $ I1ı.
*) DONDERS, S. 72 (f. auch F. Parow: Ueber den Durchgang des
Lichtes durch beliebige brechende Flächeu. Bonn 1876. S. II).
Eine bicylindrifche Linfe mit paralleler Axenftellung
fammelt alle auffallenden Strahlen, die von einem Punkte her-
kommen, in’ einer der Cylinderaxe parallelen geraden Linie,
welche durch denjenigen Punkt der optifchen Axe geht, wo
das Bild des leuchtenden Punktes durch eine fphärifche Linfe
mit gleichgekrümmten Flächen entftehen würde. Diefe Gerade
ift für Strahlen, welche in verfchiedenen Entfernungen von
der optifchen Axe auf die Linfe fallen, verfchieden weit von
der letzten Linfenfläche entfernt und diefe Abweichungen find
vollkommen übereinftimmend mit dem Kugelgeftaltfehler fphä-
rifcher Linfen.
Es follen deshalb im Folgenden nur die Bilder unter-
fucht werden, welche von einer bicylindrifchen Linfe mit recht-
winklig gekreuzter Axenftellung geliefert werden, und der
einfachfte Fall angenommen werden, dafs beide Flächen die
gleiche convexe Krümmung haben, deren Radius — r ift.
Eine folche Linfe kann man fich durch einen Schnitt fenkrecht
zur optifchen Axe in zwei gleiche plancylindrifche Linfen zer-
legt denken. Die Brennweite der Combination beider ift
— 4 r!) (n— Brechungsindex des Glafes). Diefe Formel gilt
auch für die Brennweite einer planconvexen fphärifchen Linfe,
deren Radius — r ift: jede der beiden plancylindrifchen Linfen
wirkt in der ihrer Cylinderaxe parallelen Richtung als Planglas,
in der darauf fenkrechten als planconvexe Linfe mit dem
Radius r. — Ebenfo ftellt aber auch diefelbe Formel die Brenn-
weite einer gleichseitigen biconvexen fphärifchen Linfe dar,
deren Radien = 2r find; mit diefer ift alfo die bicylindrifche
Linfe in ihrer Wirkung am beften zu vergleichen.
REUSCH fagt?): »Macht man (überdies) beide Radien gleich,
fo gehen die Brennlinien durch denfelben Axenpunkt und alle
gebrochenen Strahlen gehen nothwendig durch den Kreuzungs-
punkt der Brennlinien. Diefe Linfen wirken daher wie fphä-
rifche Linfen von derfelben pofitiven oder negativen Brenn-
!) REUSCH, & 12.
?) REuScH, $ ı2.
— 106 —
weite!). Es fcheint fogar, als ob bei diefen bicylindrifchen
Linfen die Verzerrung der Bilder gegen den Rand hin gerin-
ger wäre, als bei äquivalenten fphärifchen Linfen, weswegen
fie manchmal als Lefeglafer benutzt werden. «
Diefe Sätze REUSCH's find natürlich nur richtig unter
den Befchränkungen, welche er feinen Rechnungen in $ 3 und
4 auferlegte, nämlich: ı) die Oeffnung der Linfe fei fehr
klein (ya und zu fehr klein, x —=o), 2) ihre Dicke fei fehr
klein (A fehr klein gegen r, r. und x.). Sie gelten demge-
mäfs (ebenfo wie meine obigen Bemerkungen) in praktifchen
Fällen nur für die Brennweite eines ganz nahe der optifchen
Axe auffallenden Strahles. Für weiter dem Rande der Linfe
zu einfallende Strahlen treten an den einzelnen Flächen die
Erfcheinungen der fphärifchen Aberration zu Tage, jedoch
in ganz eigenthümlichen Verhältniffen, deren ich bisher noch
an keinem Orte erwähnt fand. —
Sämmtliche im Folgenden mitgetheilten Refultate find
durch trigonometrifche Rechnung (mit sftelligen Logarithmen)
gewonnen, da nur folche in diefem Falle anzuwenden ift. Es
werden nämlich die analytifchen Formeln, welche den Kugel-
geftaltfehler darftellen, mindeftens ebenfo lang, wie die trigo-
nometrifchen, fie find aber bei der numerifchen Ausrechnung
weniger bequem.
Um die fpäter bei den bicylindrifchen Linfen zu erhal-
tenden Refultate mit der Wirkung einer biconvexen fphärifchen
Linfe vergleichen zu können, feien zuerft die nöthigen Daten
für die letztere gegeben.
!) DonDERS, $. 72: »Ihre Wirkung kommt nahezu überein mit der-
jenigen der gewöhnlichen biconvexen Lupen,«
— 107. —
Es fei angenommen:
tı — —I®
+ la — 2,504
10) ON
n = 1,52.
wobei rı und ra die Radien der Linfenflächen bedeuten (pofitiv,
wenn die Fläche dem auffallenden Lichte ihre Convexität zu-
wendet), d die Dicke derfelben, o der Durchmesser des fym-
metrifch gegen die optifche Axe auffallenden Lichtbüfchels
und n der Brechungsindex des Glafes.
Aus einem parallel der Axe auf die Linfe treffenden
Lichtbüfchel wurden durch die Linfe verfolgt: ein Strahl (A,)
welcher nahe der Axe auf die Linfe trifft (Einfallswinkel —
ı Secunde), ein zweiter Strahl (R), welcher am Rande der
Oeffnung einfällt (alfo um 2 von der Axe entfernt), und da-
zwifchen noch zwei Strahlen (!/ R und %; R), welche in Y;
resp. /; der Oeffnung von der Axe gegen den Rand einfallen.
Es ergeben fich die Vereinigungsweiten, das find die
Entfernungen derjenigen Punkte, in welchen die gebrochenen
Strahlen die Axe fchneiden, von dem Scheitel der letzten
Fläche:
A 0,2748
1/3, R 9,2101
?/3 R 9,0095
R 8,6578
und hieraus der Kugelgeftaltfehler:
l/; R 0,0647
2/; R 0,2653
R 0,6170
Als Bildebene wählt man nach Beffel!) diejenige zur
Y) Fr, W. Beffel, Aftronomifche Unterfuchungen. Königsberg 1841. I. Bd. II, S 17.
— IS —-
optifchen Axe fenkrechte Ebene, in welcher das Product der
auf jeden Punkt fallenden Lichtmenge und des Quadrates feiner
Entfernung von der Axe ein Minimum wird. Diefe Ebene
fällt zufammen mit derjenigen, in welcher die Radien der durch
die am Rande und in °/ der Oeffnung einfallenden Strahlen
erzeugten Zerftreuungskreife gleich und entgegengefetzt find.
Die Bildebene ergiebt fich demnach für diefe Linfe in der
Entfernung 8,7955 von der letzten Fläche und die Radien der
Zerftreuungskreife werden:
1/3; R +0,0279
*/; R +0,0294
R —-0,0294
Fällt man von den (virtuellen) Durchschnittspunkten der
austretenden mit den zugehörigen eintretenden Strahlen Per-
pendikel auf die Axe, fo ergiebt fich die Lage der Hauptpunkte
(Abftand von der letzten Fläche):
»
A —0,6813
U, R —0,6834
2/; R —0,6905
R —0,7060
und aus ihrer Entfernung von den Vereinigungspunkten die
Brennweiten:
A 9,9561
s R 9,8935
2/; R 9,7000
R 9,3638
Die Elemente der mit diefer biconvexen fphärifchen
Linfe zu vergleichenden bicylindrifchen Linfe find:
m = (es)
) ; g=1I;
Ei
—o0
wo das Zeichen fT andeuten foll,
dafs die Cylinderaxen der beiden
plancylindrifchen Linfen, aus wel-
chen die bicylindrifche Linfe befteht,
rechtwinklig gekreuzt find!) ; A ift
der Abftand der beiden plancylin-
drifchen Linfen von einander.
Es fei in Fig. ı eine Anfıcht der
bicylindrifchen Linfe von der Seite
der auffallenden Strahlen gegeben,
in welcher Axe I die Richtung der
Cylinderaxe der erften plancylin-
drifchen Linfe, Axe II diejenige der
Cylinderaxe der zweiten darftellt; die
optifche Axe fteht fenkrecht zur
Zeichenebene im Punkte O.
Irxe I
Fig. 2 fei ein Schnitt durch Axe I und die optifche
Axe, Fig. 3 ein Schnitt durch Axe II und die optifche Axe.
Um den Gang zweier Strahlen in diefen beiden Ebenen zu
betrachten feien zwei am Rande der Oeffnung parallel zur
optifchen Axe einfallende Strahlen angenommen: R, in der
Ebene der Axe I und Rz in derjenigen der Axe II, alfo um
den Winkel u — 90° entfernt von der Ebene der Axe I. Für
”) DoNDERS, S. 74.
1 OF
R, wirkt die erfte Linfe, für Ra die zweite als Planglas;
R, erleidet an der letzten Fläche einen Kugelgeftaltfehler,
Rs an der erften, welcher jedoch in der Gröfse verfchieden
von dem Fehler des Strahles R, ift, aufserdem erleidet R
noch eine Verfchiebung durch die planparallele Platte, als welche
fich ihm die zweite Linfe vorftellt, welche proportional ihrer
Dicke itt.
Andere Strahlen R, die in einem Winkelabftande uw von
der Axe I einfallen, welcher kleiner ift als 90°, erleiden an
der erften und an der letzten Fläche Brechung und fphärifche
Aberration. Die Folge hiervon ift, dafs alle mit der optifchen
Axe parallelen Strahlen R, welche in gleichem Abftande von
der optifchen Axe, aber in verfchiedenem Winkelabftande uw
von der Cylinderaxenebene I auf die bieylindrifche Linfe fallen,
nach der Brechung durch diefelbe nicht in einem und demfelben
Punkte die optifche Axe fchneiden, fo dafs alfo der Durchfehnitt
des gebrochenen Strahlenbüfchels mit einer zur optifchen Axe
fenkrechten Ebene (z. B. der Bildebene) nicht wie bei den
fphärifchen Linfen ein Kreis itt.
An Stelle der Zerftreuungskreife der fphärifchen Linfe
treten alfo bei der bicylindrifchen Linfe mit gekreuzten Axen
andere Abweichungsfiguren auf. Um ihre Form näher zu
unterfuchen, wurden aus dem der optifchen Axe parallel auf-
fallenden Büfchel Strahlen A, Y, R, %3 R und R durch die
bieylindrifche Linfe verfolgt, welche in den Winkelabftänden
u = 0° (inder Axenebene I), TI!/s, 221/20, 33%/4°, 45°, Bo
67!/°, 78°/4° und 90° (in den Axenebene II) von der Axen-
ebene I die Linfe treffen. Die analogen Unterfuchungen in
den anderen drei Quadranten find unnöthig, da leicht einzufehen
ift, dafs zwei fymmetrifch zu den beiden Cylinderaxen auffallende
Strahlen in ihrem Verlauf fymmetrifch zu denfelben bleiben,
alfo nach der Brechung die optifche Axe in einem und dem-
felben Punkte fehneiden.
Die Refultate diefer Rechnungen finden fich in den
folgenden Tabellen zufammengeftellt.
— lu =
Tabelle 1. (Vereinigungsweiten).
|... © 112,0 | 202,,° 3337,0,| 45° | 562,° |1672/,° |.78%/,° | 90°
A | 9,5154 9,5336 9,1104 9,2242 5 9596 7232 8,4009 S,3447 8,9998
ls R 9,4204 9,3810 9,2816 Yı1as Sans, S,6663 8,4053 8,3063 Sy240r
93 R 8,7081 5, 8066 8,a016 &, 7485 San 8.4003 8,3095 8,1575 8,1023
I Ta TE, 7,9340 8,1301 d, 2057 d,1820 | 8,0328 7,9009 7,8435
Tabelle Il. (Kugelgeftaltfehler).
8 ale [92720 18327,0115459° | 564,3; 079,0 1 7eeLs 7], 30°
"a 0,1050 | Ozıs26 | Osı2as | Os1004 ‚0683 0,0560 | 0,0046 Oyonsa 0,0401
®]s R O,8173 O,rar0 0,8088 O,ar5r 0,3097 ‚2359 V,1074 Or Ö,1075
R 1,9310 L,rrro 1,4764 1,0941 0,7339 0,5403 (,0rı O, 4438 O,4563
Tabelle Ill. (FHauptpunkte).
0° 12 [221° |33% | 45° |561,° | 677° | 783/,° | 900
A 0 — 0527 Km O, 1855| — — 0,38 — 0,5337) 0 us) g” 1 1ors in 1,2630 — 1,3157
a R N O,0423 —Ö,o881 2 O,2131 En »4057 0,5498 — 0), 9808 Rn — 1,3120 a 2842
®z R ze 0,1816 Ps 0, »2143 —Osans } u O,6578 ’ O,a584 1,0315 l ‚1486 Kr: 1,1807
R O,a17a O,4320 One 0,5705 0,6905 O,8107 E 0,0349 Er; 1,0020 c 1 0266
Tabelle IV. (Brennweiten).
| 0° |ım/,e [222%° | 33%, | 45° | 561,,° | 677,0 | 7837, | 909
A 9,6155 9,5863 J,5969 Y,sorr 9,5933 9, ‚6112 g6or7 Y,sorr 9,6155
ls R 9,4626 9.4891 9,4047 9,5205 Yısarı I 9,5014 9,5392 9,5330
”/s R I) 9797 9,0209 Jg, 134 Y,2281 Yz147 9, 3487 9,3340 9 3061 9,2920
R | 8,1018 8,1895 Syaısr 8,7006 8,0162 | 9,0026 d;,gorr 8,9029 8,8701
Tabelle V. (Bildradien).
I 8, l12,0.122172 333° | 45° |567,,°.| 67/0 | 782/,° | 90°
Us R +0,0030) a 0,0002 a 0830 +Ooru +O,0553 Ir O,0305 Ir 0, »0275 +0 0158 +0; »0103
”la R + 0,1037 ol + Ö,1027 = 0, 0937 +0,or97 +0, »0557 Ir 0, 0289 ulEro« -0082 OR
h rn 72 0,0839 = 0,0305 +0, 0069 TEUER +0;0184 — 0,0150 —O,o447 —O,n578
— I12 —
Tabelle I enthält die Vereinigungsweiten für die verfchie-
denen Strahlen; hieraus ergeben fich diejenigen Gröfsen
(A — % R), (A — °% R) und (A — R), welche dem Kugel-
geftaltfehler der biconvexen fphärifchen Linfe an die Seite zu
ftellen find (Tabelle I).
Die Hauptpunkte ergeben fich in den in Tabelle II
befindlichen Entfernungen von der letzten Fläche, und aus
ihren Abftänden von den zugehörigen Vereinigungspunkten
finden fich die Brennweiten in Tabelle IV.
Die Bildebene wurde in der Entfernung $8,, von der
letzten Fläche gewählt, weil diefe von den Strahlen °/;, R undR
für den Winkel u — 0° in gleichen Abftänden von der Axe
getroffen wird. Die Entfernungen der Punkte von der optifchen
Axe, in welcher die einzelnen Strahlen die Bildebene fchneiden
(zu vergleichen mit den Radien des Zerftreuungsbildes bei der
fphärifchen Linfe) find in der Tabelle V enthalten.
Man fieht daraus, dafs für die zufammengehörigen Strahlen
mit verfchiedenem Winkelabftande u diefe Gröfsen, welche ich
auch hier kurz Bildradien nennen will, fehr verfchiedene Werthe
erhalten, dafs alfo die Zerftreuungsfiguren eine ganz eigenthüm-
liche Geftalt befitzen. Diefelben find in Fig, 4 dargeftellt.
In derfelben fchneiden fich die Ebenen der Cylinderaxen I
und II unter rechtem Winkel in dem Punkte ©. Diefer Winkel
ift in acht gleiche Theile getheilt und auf jedem Richtungs-
ftrahl die dem jedesmaligen Winkelabftande u zugehörige Gröfse
des Bildradius in einem willkürlichen Mafsftabe von O aus
abgetragen. Auf diefe Weife erhält man die Durchfchnitte
der verfchiedenen Strahlen mit der Bildebene. Es ift klar,
dafs diejenigen Strahlen, welche die optifche Axe zwifchen
Linfe und Bildebene fchneiden und in Folge deffen in Tabelle V
mit negativem Bildradius aufgeführt find, die Bildebene im
dritten Quadranten fchneiden müffen.
Indem man nun diejenigen Durchfchnittspunkte mit ein-
ander verbindet, welche Strahlen angehören, die in gleichem
Abftande von der optifchen Axe auf die Linfe fielen, erhält
man eine Curve, welche darftellt den Durchfchnitt der Bildebene
6773 Axe U
mit demjenigen Theile eines Strahlenmantels, welcher die erfte
Fläche der Linfe in einem Viertelkreife traf. — Alle Strahlen R,
welche auf den erften Quadranten der vorderften Linfenfläche
fielen in dem Abftande 2 von der optifchen Axe, fchneiden
die Bildebene in der Curve R; diefelbe liegt theils im dritten
Quadranten, theils im erften, da die Werthe des Bildradius
für einige Randftrahlen negativ, für andere pofitiv find. In
den anderen Quadranten find die Durchfchnittsfiguren fymme-
trifch mit der gezeichneten Curve zu den Axen I und II; fie
wurden in der Zeichnung fortgelaffen, um diefelbe nicht zu
8
verwirren. — Ebenfo find die Curven 2% R und 1% R die
Durchfchnittsfiguren der Strahlen ?/; R und !/; R.
Bei der aequivalenten biconvexen fphärifchen Linfe find die
Durchfchnittsfiguren des gefammten gebrochenen Strahlencom-
plexes (wie er durch die Daten auf Seite 5 und 6 beftimmt ıft) mit
der Bildebene Kreife und es find in Fig. 4 durch die punktirten
Viertelskreife (R), (2/; R), (/; R) die den unterfuchten Oeffnungen
zugehörigen Zerftreuungskreife angedeutet in demfelben Mafs-
ftabe wie die Curven für die bieylindrifche Linfe.
Die Strahlen, welche auf die beiden unterfuchten Linfen
(die fphärifche und die bicylindrifche) fielen, find als unterein-
ander mit der optifchen Axe parallel angenommen worden.
Ihre Vereinigung nach der Brechung ift demgemäfs das Bild
eines in unendlicher Entfernung in der Richtung der optifchen
Axe befindlichen leuchtenden Punktes. Fig. 4 zeigt alfo für
die bicylindrifche und die fphärifche Linfe die relative Gröfse
diefes Bildes (welche bei einer ideal vollkommenen Linfe — ©
ift) und die Anordnung der einzelnen Strahlen in demfelben. —
In beider Beziehung fällt die Vergleichung weitaus zu Gunften
der fphärifchen Linfe aus.
Der den bicylindrifchen Linfen nachgerühmte Vorzug
vor den fphärifchen, die gröfsere Schärfe gegen den Rand
des Bildes hin, bezieht fich allerdings auf Strahlen, welche
nicht parallel der optifchen Axe auf die Linfe fallen, fondern
in beträchtlichem Winkel gegen diefelbe geneigt, und ein
beftimmtes Urtheil mufs fo lange zurückgehalten werden, bis
die Arbeit über den Weg folcher Strahlen durch die bieylindrifche
Linfe beendet fein wird. Einen kleinen Anhalt bieten jedoch auch
zur Beurtheilung diefer Frage fchon die vorliegenden Refultate,
indem die Abweichungen in der Gröfse der Brennweite und in
der Lage der Hauptpunkte von einander für die Strahlen A, !/; R,
?/; RundR ein Mafs abgeben für die Gröfse der Verzerrung gegen
den Rand des Bildes hin. Auch in diefer Richtung verfpricht
die fphärifche Linfe viel beffere Refultate als die aequivalente
bicylindrifche Linfe mit rechtwinklig gekreuzten Cylinderaxen.
oO
Hamburg, im Februar 1879.
Ueber ein menfchliches Skelet mit ab-
normer Wirbelzahl.
Von
Dr. HEINR. BOLAU.
Das Hamburger Naturhiftorifche Mufeum ift feit dem
Jahre 1846 im Befitz eines menfchlichen Skeletes, das fich
durch einige fehr intereffante und feltene Abweichungen von
der Norm auszeichnet. Der Catalog des Mufeums fagt über
daffelbe: » Männliches Skelet eines Kaziken, Namens ANCOULD,
von der Infel Chilo&, der zur Zeit der Revolution gegen die
Spanier die Infel tapfer vertheidigte. Das Skelet ward bei
Wegräumung einer Kirchenruine ausgegraben und von dem
Capt. BENDIXEN vom dän. Schiff »Daria« angekauft. Dem
Mufeum gefchenkt von Herrn LANE BÖDERER.« —
Für das Studium diefes Skelets ift es von Wichtigkeit,
dafs an demfelben die Bänder fämmtlich erhalten find, fo dafs
ein Verluft einzelner Wirbel oder eine Verwechslung derfelben
untereinander, da die ganze Wirbelfaule noch jetzt unverändert
in ihrem natürlichen Zufammenhange fich befindet, von vorn
herein ausgefchloffen ift. — Da felbft feinere Bindegewebs-
partien z. B. das Ligamentum interosseum zwifchen Ulna und
Radius und das Ligamentum obturatorium am Becken gut
erhalten find, fo fcheint es, dafs das Skelet überhaupt nicht
oder doch nur fehr kurze Zeit in der Erde gelegen hat, dann
aber künftlich durch Waffer macerirt worden ift. Mit der
gr
— 116 —
letzteren Annahme läfst fich die obige Angabe unferes Cataloges
ganz gut in Einklang bringen, denn wenn das Skelet in einer
Kirchenruine gefunden wurde, fo kann der betreffende Cadaver
in einem Gewölbe derfelben aufgefunden worden fein, kurze
Zeit nachdem er beigefetzt und nachdem in den damaligen
unruhigen Zeiten die Kirche zerftört worden war. Bis das
Skelet in unfern Befitz kam, kann dann immerhin noch eine
Reihe von Jahren vergangen fein. Die letzten Spanier wurden
von der Infel Chilo& 1826 vertrieben. —
Dem Schädel nach gehörte das Skelet einem ausgewach-
fenen noch nicht alten Individuum. Das Gebifs ift vollftändig
vorhanden; die Zähne, namentlich die letzten Backenzähne
find wenig abgenutzt. Die Schädelnähte find bis auf die
Sagittalnaht, die etwas verwachfen ift, noch offen.
Die eigenthümlichen Abnormitäten des Skeletes find
erft vor Kurzem bemerkt worden.
Unfer Skelet hat fieben normale Halswirbel, denen elf
Bruftwirbel, fünf Lendenwirbel, fechs Kreuzbeinwirbel
und vier(?) Schwanzwirbel folgen. An den Bruftwirbeln find
elf Paar Rippen eingelenkt. Der Gelenkkopf des erften Paares
artikulirt am erften Bruftwirbel und an einer fchwachen Grube
des fiebenten Halswirbels Die folgenden Rippen bis zur zehnten
find in gewöhnlicher Weife an je zwei Wirbelkörpern befeftigt.
Das zehnte Paar ift am zehnten und neunten Bruftwirbel ein-
gelenkt, das elfte am elften Bruftwirbel. Der folgende Bruft-
wirbel trägt keine Spur einer Rippe; er ift als erfter Lendenwirbel
anzufehen. Im Ganzen find fünf Lendenwirbel vorhanden.
Wir haben hier alfo nicht den gewöhnlicheren Fall des Fehlens
einer zwölften Rippe, wo dann der letzte zwölfte Bruftwirbel
zu einem überzähligen fechsten Lendenwirbel wird, fondern
den fehr feltenen, dafs ein Bruftwirbel mit dem zu-
gehörigen Rippenpaar vollftändig fehlt.
Die Rippen. An der rechten Seite verbindet fich der
fiebente Rippenknorpel mit dem fechsten unmittelbar vor der
Vereinigung des letzteren mit dem Bruftbein an der Grenze
zwifchen Corpus sterni und Processus xiphoideus. Er erreicht
u,
alfo das Bruftbein nicht völlig, könnte daher wol als erfte
falfche Rippe angefprochen werden. — An der linken Seite bleibt
der Knorpel der fiebenten Rippe mit feinem Endpunkt 60 mm.
von der Infertion des fechften Knorpels am Bruftbein entfernt.
Wir finden hier alfo entfchieden nur fechs wahre Rippen
und fünf falfche, ein Verhältnifs, dafs uns nur in der Annahme
beftärken kann, auch die rechte fiebente zu den falfchen Rippen
zu zählen. —
Dafür fprechen auch noch folgende Gründe:
Während am normalen Skelet die fiebente und achte
Rippe die längften find, find es hier die fechste und fiebente;
ferner find die Knorpel der fünften und fechsten Rippe unter
einander auf eine lange Strecke verwachfen, eine Bildung, wie
fie am normalen Skelet in der Regel erft zwifchen der fechsten
und fiebenten Rippe fıch findet.
HYRTL bezeichnet das Vorkommen von nur fechs wahren
Rippen als fehr felten. Lehrbuch der Anatomie, ı2. Auflage
p. 314. Daffelbe fagt HENLE von einer Verminderung der
rippentragenden Wirbel auf elf. Handbuch der fyftem. Ana-
tomie- BE ?r.7p: 63.
Das Bruftbein. Das Corpus sternı fcheint aus nur drei
urfprünglichen Knochen zu beftehen. Der erfte reicht von der
Infertion des zweiten bis zu der des dritten Rippenknorpels.
Der zweite von hier bis zum vierten Rippenknorpel. An
dem dritten fetzt fich die fünfte Rippe und an feinem
untern Ende die fechste Rippe feft. Diefer dritte Theil des
Bruftbeinkörpers zieht fich an feinem untern Ende etwas links zur
Seite. Der Schwertfortfatz ift bis auf die fehr fchmalen feitlichen
Ränder vollftändig verknöchert.
Kreuzbeinwirbel: Das Kreuzbein befteht aus fechs
Wirbeln. Der erfte derfelben geht feitlich mit dem Becken-
gürtel die regelmäfsige Verbindung ein; er kann daher nicht etwa
als Lendenwirbel aufgefafst werden, Statt der regelmäfsigen
vier finden fich die der Abweichung entfprechenden fünf
Foramina sacralia. Im Uebrigen bietet das Kreuzbein nichts
Befonderes.
—
Das Steifsbein befteht aus vier Wirbeln, deren erfter
mit den beiden Hörnern, Cornua coccygea, in regelmäfsiger
Weife verfehen ıft und von denen die beiden letzten fehr ftark
mit einander verwachfen find, fo dafs ihre Grenze nicht ficher
zu erkennen ift. Der letzte Wirbel fitzt fchief nach rechts von
dem vorletzten.
o$-0:
Ueber den Orang-Utan des Zoologilchen
Gartens ın Hamburg.
(Polydactylie, Lähmung einer hintern Extremität).
Von
Dr. HEINR. BOLAU.
Seit dem 1. September 1875 ift unfer Zoologifcher Garten
im Befitze eines hübfchen Orang-Utans von Borneo, der fich
durch einige befondere Eigenthümlichkeiten auszeichnet.
Unfer John, das ift der Name des fraglichen Thieres, ift
noch jung; er befiizt jetzt, wo er feit mehr als 31/, Jahren
bei uns lebt, ein vollftändiges Milchgebifs und hat noch keinen
Zahn deffelben gewechfelt.
Seine Behaarung fällt durch ihre Dichte und Länge auf,
die längften Rückenhaare mefsen 30 cm. und fogar die Haare
auf den Händen haben noch eine Länge von II cm.
Seine Farbe ilt im Allgemeinen ein fchönes, nicht fehr
dunkles Rothbraun, das auf dem Kopfe fehr dunkel, faft fchwarz
wird. Vom Nacken verläuft ein dunkler Streif den Rücken
entlang. Die Gefichtsfarbe ift in der Mitte des Gefichts blau-
fchwarz, nach den Seiten heller; Von Schwielen auf den
Wangen oder ähnlichen Bildungen ift nichts zu bemerken; freilich
ift dergleichen bei der Jugend des Thieres auch nicht zu erwarten.
Am Daumen der Hinterhände fehlt der Nagel. Ich kann
nicht ficher entfcheiden, ob, wie bei vielen Orang-Utans, zu-
gleich auch das Endglied des Daumens fehlt. Ich glaube
— 120 —
dafselbe durch die Haut fühlen zu können, wenn ich auch nicht
mit Sicherheit eine Bewegung defselben gegen das erfte Glied
bemerken kann. Wenn es vorhanden, ift es jedenfalls nur
fehr klein und kaum beweglich.
Die beiden Vorderhände unferes John zeichnen fich durch
den Befitz eines rudimentären überzähligen Fingers aus, fo-
viel ich weifs, das erfte Beifpiel von Polydactylie bei Anthropo-
morphen und wahrfcheinlich bei den Affen überhaupt. Beim
Menfchen ift bekanntlich, wie die fchönen Zufammenftellungen
GRUBER’'s in dem Bulletin de I’ Academie Imperiale des Sciences
de St. Petersbourg XV. 1871. 352 ff. zeigen, eine derartige
Abnormität keine Seltenheit und ift namentlich das Vorkommen
fechsfingriger Hände ohne gleichzeitige Vermehrung der Zehen
an den Fülsen die gewöhnlichfte Erfcheinung der Polydactylie.
An der linken Hand unfers Affen ift der fünfte »kleine« Finger in
allen Gelenken normal beweglich; die erfte Phalange hat die regel-
mäfsige Stellung, die zweite fteht aber faft rechtwinklig nach
Aufsen ab, gewiffermaffen zurückgedrängt durch einen rudimen-
tären überzähligen Finger, der von der erften Phalange nach Innen
abgeht und mit ihr unbeweglich ohne jegliche Gelenkbildung
verwachfen ift. Es theilt fich alfo die erfte Phalange in zwei
Theile, den äufsern normalen und den abnormen nach Innen
alfo zwifchen fünftem und viertem Finger ftehenden. An den
letzteren Knochen fetzt fich rechtwinklig nach Aufsen gebogen,
alfo in der Richtung des fünften Fingers, mit dem fie auch
durch eine Hautbrücke verbunden ifl, eine zweite Phalange
und an diefe eine fehr kleine kaum bemerkbare, ın der Haut
etwas bewegliche dritte. Die zweite Phalange des überzähligen
Fingers ift mit der erften unbeweglich verwachfen. Der fünfte
Finger trägt einen regelrechten Nagel, dem Ueberzähligen fehlt
ein folcher. Wahrend der fünfte Finger die normalen Beugungen
und Streckungen ausführen kann, iit der überzählige Finger
keiner felbitftändigen Bewegung fähig; feine Bewegungen hängen
von denen der erften Phalange des fünften Fingers ab.
An der rechten Hand ift der überzählige Finger zu weiterer
Entwicklung gelangt, als an der linken; das Endglied fteht in
— 121 —
feiner letzten Hälfte frei vom fünften Finger ab, ift nicht mehr
durch eine Hautbrücke mit ihm verbunden; auch trägt es einen
wohl ausgebildeten Nagel. Der überzählige Finger hat hier
im Ganzen 35 mm. Länge, während daffelbe Glied an der
linken Hand nur 20 mm. lang ift. Im Uebrigen ftimmt er
völlig mit dem gleichen Gebilde der linken Hand überein. — —
In der Nacht vom 27. auf den 28. Auguft 1876 wurde
unfer Orang-Utan plötzlich, nachdem er am Tage vorher noch
völlig munter gewefen war, von einer Lähmung der rechten
hintern Extremität befallen, die ohne wefentliche Aenderung
bis auf den heutigen Tag fortbeftanden hat. Beim Klettern
am Gitter oder am Baum, das unfer John mit den drei gefunden
Gliedmaffen ziemlich ungefchickt und nach Orang-Art nur
langfam ausführt, hangt das gelähmte Bein fchlaff herab. Bei
Bewegungen auf dem Boden des Käfigs wird es nachgezogen
und wenn John fich in Ruhe zurecht fetzen will, mit den
beiden Vorderhänden in die ihm paffende Lage gebracht.
Wird John auf dem Boden verfolgt, fo hilft er fich aus der
Noth, in dem er einen Purzelbaum nach dem andern fchiefst
und fo vorwärts und zum Theil auch feitwärts kugelnd,
fich weiter bewegt.
Die Empfindlichkeit des gelähmten Beines ift wenig oder
garnicht gefchwächt. Gegen Druck, Kneifen mit den Fingern
und felbft gegen einen Stich mit der Nadel felbft an den gefunden
Extremitäten, verhält fich John überhaupt ziemlich paffıv. —
Wie in folchen Fällen gewöhnlich, ift die Ernährung der
kranken Extremität gegen die der gefunden zurückgeblieben.
Die Muskeln find dünn, weich, fehr ftark atrophirt. Die Länge
des rechten Beins, gemeffen an der Innenfeite bis zur Hacke
beträgt 31 cm., das linke Bein ift 32 cm. lang. Die Fufsfohle
hat an beiden Extremitäten die gleiche Länge von 2ı cm. —
Im Uebrigen ift das Thier vollkommen gefund und munter.
——— o>o0- —
Kleine Mittheilungen aus dem Aquarıum
des Zoologilchen Gartens ın Hamburg.
Von
Dr. HEINR BOLAU.
ı. Paarung und Fortpflanzung der Scyllium-Arten.
Die Paarung des Katzenhaies, Scyllium catulus L.,
ift einige Male in unferem Aquarium gefehen worden, zwei
Mal habe ich fie felber beobachtet. Einer der Angeftellten
will bemerkt haben, dafs das Männchen fchon am Tage vor
der Begattung fich in der Nähe des Weibchens aufhielt und
daffelbe verfolgte. In welcher Weife das Weibchen erfafst
wird, wurde bislang nicht beobachtet. Während der Begattung
wird es vom Männchen auf eine höchft eigenthümliche Weife
umfafst; diefes fchlingt fich quer um das Weibchen herum in
der Weife, dafs der Schwanztheil des Männchens fich von der
rechten Seite des Weibchens her über daffelbe hinwegkrümmt,
während von der linken Seite des Weibchens der Vordertheil
des Männchens fich nach oben und etwas von hin!en in der
Weife um das Weibchen fchlingt, dafs der Kopf des Männchens
über feinen Schwanztheil weg zu liegen kommt. Dabei führt
das Männchen eins der von PETRI (Zeitfchrift für wiffenfchaftl.
Zoologie, Bd. 33, 296) als Pterygopodien bezeichneten Anhangs-
gebilde in die weibliche Gefchlechtsöffnung ein. Imyerften von
mir beobachteten Falle, am ı8. Februar 1878, habe ich nicht
bemerkt, welches der beiden Pterygopodien functionirte. Am
8. März 1879, wo der Vorgang in ganz gleicher Weife er-
folgte, war das rechte Pterygopodium in Thätigkeit gewefen; es
war nach dem Coitus ftark angefchwollen, während das linke
die normale Gröfse behalten hatte. — Ob in dem Falle, dafs
das linke Pterygopodium in Thätigkeit ift, das Weibchen von
der andern Seite her vom Männchen umfchlungen wird, d. h.
fo, dafs der Kopf des Männchens fich von der rechten Seite
um das Weibchen legst, der Schwanz aber von links, werden
weitere Beobachtungen lehren müffen. In beiden Fällen dauerte
der Coitus etwa 20 Min.;, ich felbft beobachtete ihn im
erften Fall die letzten 12'!/z Min.; kam aber erft dazu, als die
Thiere bereits etwa 10 Minuten zufammengehangen hatten.
Im zweiten Fall beobachtete ich ı5 Min.,; der Coitus hatte
diefes Mal etwa 5 Minuten gedauert, als ich gerufen wurde.
Während der Begattung athmete das Männchen anfangs lang-
famer, dann fchneller, zuletzt 56 Mal in der Minute, während
es in ruhigem Zuftande nur 38 Athemzüge in der Minute macht.
SCHMIDTLEIN fagt in feinen »Beobachtungen über die
Lebensweife einiger Seethiere in den Aquarien der Zoolog,
Station in Neapel«, in den »Mittheilungen aus der Zool.
Station in Neapel«, 1878, I. pag. 2 von der Begattung der
Scyllien: »Die Paarung der Scyllien gleicht, wie bei Octopus,
mehr einem Kampfe, als einem Liebesfpiel. Das Weibchen
wird vom Männchen mit den Zähnen an der Bruftfloffe er-
griffen und nun rollen und balgen fie fich auf dem Sande
herum, wie in erbittertem Zweikampf. Nach erfolgter Be-
gattung, welche in den beobachteten Fällen ungefähr 10—15
Secunden dauerte, wurde ein ferneres Zufammenhalten der
Gefchlechter nicht bemerkt.«e Damit flimmen nun meine Be-
obachtungen garnicht. Von einem »rollen und balgen« habe
ich nichts bemerkt; die Thiere lagen vielmehr während der
Paarung ftill an einer und derfelben Stelle; — und dann
ftimmt die Dauer des Coitus garnicht, da ich mehr Minuten
gezählt habe, als Herr SCHMIDTLEIN Secunden. Da die An-
gabe, welches Scyllium gemeint ift, fehlt, fo ift die Annahme,
dafs SCHMIDTLEIN von Sc. canicula fpricht, während ich Sc.
catulus beobachtete, nicht ausgefchloffen. Aber auch in dem
Falle wäre die grofse Verfchiedenheit des Vorgangs auffallend.
Vielleicht kann Herr SCHMIDTLEIN in der in Ausficht ge-
ftellten Fortfetzung feiner Beobachtungen den Widerfpruch
aufklären. Sollte Derfelbe vielleicht nicht eine eigentliche Paa-
rung, fondern nur ein Liebes()-Spiel der Thiere mit einander
beobachtet haben?
Im Jahre 1878 lesten zwei Weibchen, die mit einem
Männchen im felben Behälter zufammenlebten, im Ganzen 42
Eier; in diefem Jahre, 1879, find trotz mindeftens zwei Mal
erfolgter Paarung keine Eier gelegt worden. Es fcheint dar-
nach, was auch im Berliner Aquarium beobachtet wurde, dafs
ein mehrjähriger Aufenthalt im Aquarium ungünftig auf die
Generationsorgane der Haie wirke.
Die Katzenhai-Eier find bekanntlich durchfcheinend und
laffen daher die allmahlige Entwicklung und die Bewegungen
des Embryo von aufsen deutlich erkennen. Die Hundshai-
Eier find zwar viel gröfser — ıı cm. lang und 4, cm. breit,
während die Katzenhai-Eier nur 5,,; —6,. cm. zu 2,9—2,4 cm.
meffen — fie würden fich zur Beobachtung der Entwickelung
der Jungen alfo noch beffer eignen, — haben aber leider eine
fo dicke Pergamenthaut, dafs vom Embryo im Innern wenig
zu fehen itt.
In den Befitz von 10 Eiern vom Hundshai, Seyllium
canicula L., und 8 Eiern vom Katzenhai kamen wir am 12.
April 1877 durch Taufch mit dem Aquarium in Brighton.
Aufserdem hatte im felben Jahre am ı. Auguft einer unferer
Katzenhaie ein Ei gelegt. Von den Hundshaieiern ging die
Hälfte zu Grunde; das erfte Junge fchlüpfte am 3. Dec. 1877
aus; die übrigen 3 folgten am ı., 4. und 17. Jan. 1878. Die
Entwicklung bei uns dauerte demnach refp. 235, 264, 267 u.
280 Tage. Von den 8 Katzenhaieiern aus Brighton fchlüpften
nach und nach 7 Stück in dem Zeitraum vom 19. Auguft bis
16. October, alfo nach 129— 187 Tagen aus; — eins ging zu
Grunde. Da die Embryonen zur Zeit, als wir die Eier er-
hielten, in einigen derfelben fchon deutlich zu erkennen waren,
fo ift die Zeit ihrer Entwicklung im Ei zum Theil beträchtlich
länger, als die oben angeführten Zahlen angeben. — Aus dem
bei uns gelegten Ei fchlüpfte das Junge nach 180 Tagen
aus. —
Von den oben erwähnten im Jahre 1878 bei uns ge-
legten 42 Eiern vom Katzenhai wurden einige an andere
Aquarien abgegeben, die meiften aber bei uns ausgebrütet.
Bei einer Anzahl von diefen ift die Zeit ihrer Entwicklung
genau beobachtet worden. Ich gebe diefelbe in den folgen-
den Zahlen.
Dauer der Entwicklung:
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I» > 7. Mai 320 VOctbei==NNG7 Dir
Die jungen Katzenhaie find in allen Fällen leider in den
erften Tagen ihres Lebens wieder zu Grunde gegangen.
Günftigere Refultate hatten wir dagegen mit den Hunds-
hai-Jungen. Die vier oben erwähnten Thiere find jetzt unge-
fähr ı!/, Jahr alt und erfreuen fich einer guten Entwicklung.
Sie wurden am ıı1. März 1878 aus dem kleinen Behälter, in
dem fie das Licht der Welt erblickt hatten, in einen gröfsern
verfetzt. Sie hatten damals 22 cm. Länge. Jetzt — Mitte
April 1879 — meffen fie 32—33 cm., find alfo in einem Jahre
um IO—II cm., d. i. etwa die Halfte gewachfen.
Die hübfchen Thiere find fehr gefällig mit gröfsern und
kleinern dunklen Flecken getigert gezeichnet.
2. Nächtliche Beobachtungen.
Im Dunkeln zeigen die Augen mehrerer Aquarienbewohner
ausgezeichnete Lichtreflexe, am fchönften die der Katzen- und
Hundshaie und der Rochen. Man beobachtet das »Leuchten«
der Augen am beften, wenn man eine Lampe zwifchen den
zu unterfuchenden Fifch und das eigene Auge bringt, dann
die Lampe, um nicht geblendet zu werden, mit der Hand
verdeckt und an ihr vorbei auf den Fifch fieht. Die in das
Fifchauge fallenden Lichtftrahlen werden dann unter einem
Winkel von nur wenigen Graden reflectirt ins Auge des Beob-
achters zurückgeworfen.
Die Augen vom Hunds- und Katzenhai leuchten am
ftärkften, wenn fich das eigene Auge wenig höher befindet,
als das Fifchauge und wenn man feitlich vom Fifche fteht, fo
dafs der Körper deffelben mit den auf ihn fallenden Licht-
ftrahlen ungefähr einen rechten Winkel bildet. Die Erfcheimung
wird aber auch fast in jeder andern Stellung, die man zum
Fifch einnehmen kann, wahrgenommen, alfo fowohl, wenn man
ihn grade von vorn betrachtet, wo die Augen wie ein
Paar fchmale leuchtende Streifen erfcheinen, als auch faft ganz
von hinten.
Das reflectirte Licht ift fehr lebhaft filberglänzend, durch
Beimifchung von gelben und rothen Strahlen bei gewiflen
Stellungen des Beobachters ins Goldige fpielend und untermifcht
mit grünlichen Strahlen. Wenn man weiter vom Behälter
zurücktritt, fo dafs das Licht der Lampe denfelben kaum
bemerkbar erhellt, erfcheinen die leuchtenden Augen der Haie
wie glühende Kugeln auf dunklem Grunde, ein ebenfo prächti-
ger, wie überrafchender Anblick!
Die Urfache diefer glänzenden Erfcheinung, das Tapetum,
fand ich bei den Haien von prachtvollem Silberglanz. Auch
Herr Prof. W. KÜHNE in Heidelberg, dem ich vor längerer
Zeit einen todten Katzenhai zur Unterfuchung auf Sehpurpur
fandte, fchreibt mir über dafselbe: »Höchft intereffant war
mir die lineare Pupille und deren fchiefe Lage, endlich das
prachtvolle Silbertapetum. So rein weifs metallifch glänzend
habe ich noch kein Tapetum gefunden. Ich fand als Urfache
Kryftalle, die von denen der Weifsfifchfehuppen nicht zu unter-
fcheiden find«
Bei voller Tagesbeleuchtung ift die Pupille unferer Haie
zu einem fehr fchmalen fchräge von vorn unten nach hinten
oben verlaufenden Spalt zufammengezogen, deffen Ränder fich
in der Mitte fo völlig berühren, dafs nur an den Enden des
Spaltes alfo vorn und hinten eine fehr kleine rundliche Oeffnung
bleibt. Nachts ift die Pupille weit geöffnet und nahezu kreisrund.
Läfst man dann einen ftarken Lichtftrahl in das Auge fallen,
in dem man einem Hai, der nahe am Glafe liegt, die helle
Lampe dicht vors Auge hält, fo dafs der Abftand beider nur
wenige cm. beträgt, fo zieht fich, wie zu erwarten, die Pupille fehr
langfam zufammen und nimmt eine längliche Biskuitform an.
Sie hat dann etwa den Umrifs wie am Tage, nur bleiben felbft
in der Mitte die Ränder noch faft 2 mm. von einander entfernt.
Die verengte Pupille erweitert fich, wenn die Einwirkung
des Lichts aufhört, nur fehr langfam wieder; fie war nach
einer Viertelftunde, nachdem ich mich mit der Lampe entfernt
und andern Behältern zugewandt hatte, noch faft unverändert,
und hatte fich erft nach einer halben Stunde wefentlich erweitert.
Der Einwirkung des Lichts folgt nur dasjenige
Auge des Hais, auf das der Strahl der Lampe direkt fällt,
nicht das der andern Seite.
Diese Beobachtung wird dadurch fehr begünfligt, dafs der
Fifch bei diefen Verfuchen häufig ruhig liegen bleibt, fo dafs
nur ein Auge vom Lichtftrahl getroffen wird. Veranlafst man
durch Aufftören den Hai, feine Lage zum Glafe zu ändern,
fo findet man, dafs das vom Lichte abgewandte Auge unver-
ändert feine weite Pupille behalten hat.
Wenn SCHMIDTLEIN von den Scyllium-Arten des Aqua-
rıums der Zoolog. Station in Neapel (Mittheilungen aus der
— 128 —
Zoologifchen Station zu Neapel, I. ı) fagt, dafs fie in den
Tagesftunden mit gefchloffenen Augen fchlummernd liegen, fo
foll das wol auch nur heifsen, »mit fehr verengter Pupille«
und nicht mit gefchloffenen Lidern, wenigftens habe ich in
unferm Aquarium nie beobachtet, dafs die Lider dauernd ge-
fchloffen werden. Auch dafs die Haie, wie SCHMIDTLEIN be-
hauptet, am Tage die dunkelften Winkel des Behälters auf-
fuchen, habe ich nicht beobachtet, wol aber, dafs fie gewöhnlich
ftill liegen und, wie auch SCHMIDTLEIN angiebt, fich zuweilen
erheben, um einige Male hin- und herzufchwimmen.
Die Haie bewegen ihre Augenlider überhaupt nicht
häufig. Sie find aber im Stande, das Auge völlig zu fchliefsen.
In den meiften älteren Zoologifchen Handbüchern wird diefer
Augenlider garnicht Erwähnung gethan;, erwähnt finde ich fie bei
CARUS, Handbuch der Zoologie 1, 504 und CLAUS, Grundzüge
der Zoologie, 2. Auflage, 812. —
Nicht weniger lebhaft, wie das Haiauge leuchtet das Auge
der Rochen; ich machte meine Beobachtungen befonders an
Raja clavataL. Im Ganzen find die Erfcheinungen denen beim Hai
fehr ähnlich. Am Tage ift die Pupille auch hier faft ganz gefchloffen ;
der den oberen Rand derfelben bildende Theil der Iris ift be-
kanntlich frangenartig ausgefranzt; er hat fiıch tief herabgefenkt,
ich möchte fagen, wie ein Vorhang, fo dafs die Pupille faft
ganz gefchloffen if. Des Nachts hat fich diefer Vorhang
zurückgezogen, die Pupille ıft rund und nur bei genauerer
Betrachtung erkennt man an ihrem obern Rande noch fchwache
Spuren der Franfen. Das Auge der Braffen, Abramis brama
L. und Karpfen, Cyprinus carpio L., leuchtet im reflectirten
Licht dunkelroth, doch nicht ftark ; ähnlich, aber noch fchwächer, .
leuchten die Augen der Goldorfen. (Die Goldorfe ift eine
hellgoldgelbe Varietät der Orfe oder des Alander, Idus me-
lanotus Heck.) Hübfche rothe Reflexe zeigen auch die Augen
des Hummers, Homarus vulgaris, Edw.
Von unfern Aquarienthieren find manche des Nachts
ruhiger, als am Tage, während andere fich umgekehrt ver-
halten und noch andere keinen Unterfchied in ihrem Verhalten
— 129 —
bei Tag und Nacht zeigen. Die Beobachtung wird natürlich
dadurch wefentlich getrübt, dafs man im Dunkeln leider nicht
beobachten kann, durch die nöthige künftliche Beleuchtung
aber die Thiere zum Theil nicht wenig beunruhigt werden.
Unfere Lippfifche, Labrus mixtus L. und L. maculatus Bl.,
liegen das Nachts faft ausnahmslos ruhig am Boden der Behäl-
ter oder legen fich gegen die Wände oder in Felsfpalten, ein
Verhalten, das wir vorübergehend an ihnen übrigens auch am
Tage wahrnehmen können. Steinbutten, Rhombus maximus L,,
Schollen, Pleuronectes platessa L., Muränen, Muraena Helena L.,
liegen des Nachts ebenfo ruhig, wie am Tage, wo fie
ebenfalls ihre Lage wenig zu ändern pflegen.
Das Gleiche gilt von den fchönen Regenbogenfifchen,
Julis pavo, die fich leider auch am Tage gern verftecken und
vom Junkerfifch, Julis Giofredi Riffo.
Der Goldftrich, Chrysophrys aurata L. und der Seebarfch,
Labrax lupus Cuv., ebenfo der Dorfch, Gadus callarias L.,
und feine Verwandten, Köhler, Merlangus carbonarius L., und
Pollack, M. pollachius L., find Tag und Nacht gleich munter.
Die oben erwähnten jungen Hundshaie werden durch das Licht
der Lampe fichtbar beunruhigt und erheben fich vom Boden,
fowie der Behälter künftlich erhellt wird; Barbe, Barbus vul-
garis Flem. und Wels, Silurus glanis L., die fich am Tage nie
fehen laffen, fchwimmen des Nachts umher. Auch manche
Krebfe, namentlich der Hummer, Homarus vulgaris Edw., der
Stachelhummer, Palinurus vulgaris und der Bärenkrebs, Scyllarus
arctos L.. find des Nachts munterer, als am Tage, während dagegen
der Pfeilfehwanz, Limulus polyphemus L., fich Nacht und Tag
gleich ruhig verhält. Die Riefenmolche oder Hellbender, Meno-
poma allesheniense Daud. verlaffen wol Nachts ihre gewöhn-
liche Ecke und auch unfer alter Riefenfalamander, Sieboldia
maxima Harl., bequemt fich zu diefer Zeit zu einigen, wenn
auch nicht gerade lebhaften Bewegungen.
Karpfen und Hechten, Esox lucius L., fcheint der Licht-
fchein keine Unbequemlichkeiten zu bereiten; fie verhalten
fich Nachts, wie am Tage. Unfere Seeaale, Conger vulgaris Cuv.
9
— 130 —
ftecken den Kopf jeder Zeit an die dunkelften Stellen ihres
Behälters. Lichtfcheu, wie der Aal, ift auch der Kaulquappen-
fifch, Raniceps fuscus Ström. Am Tage liest er in der dun-
kelften Partie des Behälters, nahe am Glafe; dort hält er fich
auch des Nachts auf und ift dann dem Schein der Lampe leicht
zugänglich. Fällt derfelbe ihm direkt ins Auge, fo fchwimmt
er unruhig auf und ab und fucht dem unbequemen Licht
auszuweichen.
— I3I —
Beiträge zur Kenntnils der Salıcylläure
und ıhrer Anwendung
von
Dr. F. WIPEL.
Die im Folgenden gegebenen Mittheilungen find aus den
verfchiedenartigften Arbeiten allgemeineren und fpecielleren
Gefichtspunktes hervorgegangen. Ausgeführt in dem hiefigen
Chemifchen Staats-Laboratorium habe ich mich dabei der wirk-
_ famen Unterftützung meines Affıftenten, des Hrn. Dr. A. ENGEL-
BRECHT, zu erfreuen gehabt.
ı. Die Verflüchtigung der Salieylfäure mit den
Dämpfen von Waffer, Alkohol und Aether.
Bei Gelegenheit einer Reihe von Unterfuchungen, in denen
es auf quantitative Beftimmung von freier und gebundener
Salicylfäure ankam, wurde ich auf die Vermuthung geführt,
dafs die Salicylfäure aus Löfungen mit den verdampfenden
Medien fich verflüchtige. Stände ein folches Verhalten fchon
an und für fich nicht vereinzelt da (Chlornatrium, Ammonfalze,
Borfäure u. f. w.), fo war es hier um fo naheliegender, als ja
bekanntlich die verwandte Benzocfäure in fehr erheblichem
Grade jene Erfcheinung zeigt.
In der That hat fich meine Vermuthung vollkommen
beftätigt. Die bei den entfprechenden Verfuchen gewonnenen
Refultate find nun von allgemeinerem Intereffe, nicht nur weil
fie mancherlei Fingerzeige für die analytifche Beftimmung der
Salicylfäure und für deren praktifche Verwendung geben,
fondern auch weil jene Eigenfchaft der fo viel unterfuchten
und befprochenen Säure in der chemifchen Literatur bisher fo
gut wie gar nicht Erwähnung gefunden hat. Nur in einer
einzigen Arbeit, nämlich der von FRANZ FARSKY über die
Verbindungen der Salicylfäure mit den Eiweifs-Körpernt), be-
segnet man der Feftftellung der Thatfache in einigen andeu-
tenden Worten.
Meine Verfuche erftrecken fich nun auf das Verhalten
der Saliceylfäure in folgenden Löfungen: ı) Waffer, 2) Waffer
und Salzfäure, 3) Waffer und Chlorammonium, 4) Alkohol und
5) Aether.
Will man fich von dem Vorgange felbft überzeugen, fo
genügt es z.B. eine der erftgenannten vier Löfungen in einer
Porzellanfchaale auf dem Wafferbade weit unter dem Koch-
punkte (etwa 70-—-80°) zu erhitzen, einen grofsen Trichter der-
artig über die Schale zu flülpen, dafs er mit deren Rändern
gar nicht in Berührung kommt, alfo von einer Efflorescenz
nicht die Rede fein kann. Nach kurzer Zeit wird man an
den Trichterwänden entweder unmittelbar ausgezeichnete feine
Kryftallnadeln ‚beobachten oder aber aus den herablaufenden
Waffertropfen bei weiterer Verdunftung Kryftallaggregate fich
ausfcheiden fehen. Auch bemerkt man leicht, dafs fich die
verfchiedenen Löfungen dem Grade nach abweichend verhalten :
die rein wäffrige zeigt die Erfcheinung am auffallendften. Da-
hingegen wird bei dem Verdunften der Aether-Löfung (bei
natürlich ganz geringem Wärmegrad von etwa 20—30° C.)
keinerlei Kryftallabfatz an der Trichterwand beobachtet.
Diefe merkwürdigen Unterfchiede auch quantitativ klar-
zuftellen, mufste die nächfte Aufgabe fein. Es wurde dafür
eine durch fehr vorfichtige Sublimation gereinigte Säure in
1) Sitzungsber. Wien. Akad. 74 Bd. 2. Abth. Jahrg, 1876. S. 54 ff.
T. Ansz. Chem..Centralbl. 3. 2.) VIII 1877, 3.148.
Anwendung gebracht, deren Trocknung unter dem Exflecator
über Schwefelfäure erfolgte. Denn es ftellte fich alsbald her-
sung der Salicylfäure zum Verflüchtigen mit
aus, dafs die Neig
Wafferdämpfen grofs genug ift, um die Erzielung eines con-
ftanten Gewichts bei einer feuchten Probe fechr zu erfchweren.
Nun können aber felbftverftändlich quantitative Verdunftungs-
beitimmungen diefer Art nur dann Anfpruch auf Werth erheben,
wenn die bei der Verdunftung herrfchenden Verhältniffe die
abfolut gleichen gewefen find. Sobald irgend einer der hier
in Betracht kommenden wefentlichen Factoren fich ändert,
wird man keine vergleichbaren Zahlen bekommen. Deshalb
wurden ftets annähernd gleiche Mengen Salieylfaure verwandt,
die zur Verdunftung gebrachten Löfungsmengen waren ftets
diefelben (20 cc.), die Porzellanfchaalen hatten bei gleicher
Form gleichen Durchmeffer (7 centim.) d. h. die Verdunftungs-
oberfläche war und blieb annähernd diefelbe, die Temperatur
war (von den Verfuchen mit Aether abgefehen) diefelbe
(70—80° C.), die Ausführung der Verfuche blieb fich gleich,
fo dafs alfo auch der Luftwechfe! an den Oberflächen als gleich
anzufehen ift und endlich fand die Trocknung der erzielten
Rückftände in derfelben Art und Zeitdauer ftatt.
Eine zweite Verfuchsreihe — ganz ebenfo ausgeführt —
fuchte zu ermitteln, ob und in welchem Umfange die Ver-
flüchtigung der Säure bei Gegenwart eines ungelöft gebliebenen
Ueberfchuffes derfelben eine Steigerung erfahre oder nicht.
Dementfprechend wurden im Ueberfchuffe abgewogene Mengen
demfelben Verfahren unterworfen,
Die Verfuchsrefultate find:
ı. Salicylfäure in Waffer gelöft.
Angewandt 0,2000 grm. in 20 cc. Walffer, (klare Löfung).
Erhalten wurden 0,1081 grm., alfo Verluft 0,0919 grm.
= 45,9".
b. Angewandt 1,000 grm. mit 20 cc. Waffer (überfättigte Lö-
8
fung). Erhalten wurden 0,3930 grm., alfo Verluft 0,1070 grm.
HONY pn.
2. Salicylfäure in Salzfäure-haltigem Waffer gelöft.
a. Angewandte 0,09625 grm. mit IO cc. Waffer und IO cc.
concentr. Salzsäure (1,19) gaben 0,05775 gım. Rückftand,
alfo Verluft 0,0385 grm. = 40,0%).
b. Angewandte 0,1081 grm. in 20 cc, concentr. Salzsäure
gaben 0,0840 grm. mithin Verluft 0,0241 grm. — 22,3 %).
c. Angewandte 0,8930 grm. in 20 cc. concentr, Salzfäure
(überfättigte Löfung) lirferten 0,8524 grm., demnach Verluft
©, 0406 = a5 %h:
Salicylfäure in Abfolut. Alkohol (99!/2%/) gelöft.
a. Angewandte 0,1905 grm, in 20 cc. Alkohol gaben 0,1600 grm,
oder Verluft 0,0305 = 16,0 %-
4. Salicylfäure in Aether gelöft.
a. Angewandte 0,2051 grm, in Io cc. Aether lieferten eine
Zunahme — 0,0109 grm.
b. Angewandte 0,6310 grm. in IO cc. Aether gaben eine
Gewichtszunahme — 0,0108 grm. Da nun Io cc. des Aethers
für fich unter gleichen Verhältnissen verdunftet einen Rück-
ftand — 0,013 grm. geben, fo erhellt, dafs weder in der
verdünnteren noch in der concentrirteren aetherifchen Löfung
eine Verflüchtigung der Salicylfäure ftattgefunden hat.
Demnach verflüchtigt fich unter fonft gleichen Verhält-
niffen an Salicylfäure aus den Löfungen in
Waller). O7: a NNIARTE. KALNIEOMET
Waffer und Salzfäure I 3). zur Hälfte verdünnt 40,0 °%,
in .der ‚concentr, Saldaurer mine DIBIELENE MER
Ablolut. Alkohol (99%, mL PR 6 on
Aether, N. i ori),
Man erfieht En eleich, EEE die Gereinvan ftärkerer
Mineralfäuren den Verluft erniedrigt, alfo der letztere nicht
durch eine gleichzeitig eintretende etwaige Zerfetzung der
Salicylfäure veranlafst fein kann,
Ferner erhellt aus den Daten ıb und 2c, dafs das Vor-
handenfein überfchüffiger Mengen von Salicylfäure allerdings
den abfoluten Verluft beim Verdunften erhöht.
Schliefslich könnte noch die Frage aufsseworfen werden,
ob das ausnahmsweife Verhalten des Aethers vielleicht auf die
fo viel geringere, in Anwendung zu bringende Temperatur
zurückzuführen wäre, ob alfo die Tenfion der Salicylfäure
diefer Differenz entfprechend fo weit vermindert worden fei,
dafs ihre bemerkbare Verflüchtigung aufhöre. Um auch hier-
über Klarheit zu erhalten, wurden 0,1 grm. Salicylfäure in
15 cc. Waffer in einer Liebig’fchen Trockenröhre und in einem
auf 30—35° C. gehaltenen Wafferbade unter einem Strome
getrockneter Luft verdunflet. Zum conftanten Gewicht ge-
bracht, enthielt die Röhre nur noch 0,0789 grm. Salicylfäure,
es war alfo ein Verluft von 24,1 % feftgeltell. Und wenn-
gleich diefe Zahlen mit den obigen wegen der äufseren Ver-
hältniffe (15 ftatt 20 cc. Löfung, andere Form und Gröfse der
Verdunftungsoberfläche, fehnellere Fortführung der gefättigten
Luft u. f£ w.) nicht direkt vergleichbar find, fo beweifen fie
doch unwiderleglich, dafs die Salicylfäure auch bei diefer viel
niedrigeren Temperatur (von 30—35°) ihre Neigung zur Ver-
flüchtigung mit Dämpfen noch in erheblichem Grade bewahrt
hat. Ebenfo folgt daraus, dafs die Nichtverflüchtigung der-
felben mit Aether nur auf der fpecififchen Wirkung diefes
letzteren und nicht auf der niederen Verfuchstemperatur beruht.
Eine weitere Discuffion diefer nicht unintereffanten Beob-
achtungen mufs ich mir für eine andere Gelegenheit vorbehalten;
hier fei nur noch geftattet, den Inhalt der vorftehenden Mit-
theilung kurz zufammenzufaffen:
1. Die Salicylfäure hat gleich der Benzocfäure und vielen
andern Körpern die Neigung, fich mit Dämpfen von nie-
drigen Temperaturen zu verflüchtigen.
Selbft bei 30—35° C. ift diefe Verflüchtigung noch fehr
erheblich.
3, Unter fonft gleichen Verhältniffen verflüchtigt fich die-
felbe aus wäffrigen Löfungen am ftärkften, aus ftarkfauren
weniger, aus abfolutem Alkohol am wenigften, aber noch
immer in fehr bemerkenswerther Menge.
DW
4. Aether hindert diefe Verflüchtigung vollkommen, fo dafs
aus feinen Löfungen die Salicylfäure ohne Verluft wieder-
gewonnen wird.
5. Diefe bisher wenig befprochenen Eigenfchaften der Sali-
cylfäure find natürlich auch von befonderer Bedeutung
für die analytifche Chemie hinfichtlich ihrer quantitativen
Beftimmung und für die chemifche Technik bei der ver-
fchiedenen jetzt eingeführten Verarbeitung der Säure.
2. Die quantitative Beltimmung der Salicylfäure auf
colorimetrifchem Wege mittels Eifenchlorid.
An qualitativen Reagentien fehr empfindlicher Art auf
Salicylfäure fehlt es uns nicht!) und gerade die Eifenchlorid-
Reaction ıft fchon lange als vorzügliches Erkennungsmittel
bekannt. ALMEN hat bei Verdünnungen von Yıooooo noch eine
intenfive Violettfärbung erhalten. Auch ift diefe felbe Reaction
wegen ihrer mannichfachen Vorzüge fchon für die Acidimetrie
und Alkalimetrie verwerthet worden.?)
Die Beftrebungen zur Gewinnung einer ebenfo bequemen
wie ficheren quantitativen Methode haben hiemit nicht gleichen
Schritt gehalten. So lange die Salicylfäure als alleinige Säure
im freien Zuftande vorliegt, ift natürlich die Titration mit
Normalbaryt- oder Normalammon - Löfung der fehr einfache
Weg. Wenn aber diefelbe als Salz oder in alkalifcher Löfung
gegeben war, fo blieb Nichts übrig, als daffelbe mit irgend
einer Säure z. B. Salzfäure zu zerfetzen, einzudampfen, den
Trockenrückftand mit Aether oder Alkohol zu extrahiren und den
aus diefem Extract gewonnenen Rückftand zu wägen.
ı) Vgl. hier z. B. die neueften Arbeiten von A. ALMEN im Archiv der
Pharm.’[3] Bd. 7,. S. 44 f., Frefen. Ztfchr., Jahre. 17. 1878,.S. 108:
®2) Vgl. z. B. H. WEIısKE in Kolbe Journ. pract. Ch., ı2. Bd. (1875),
S. 157 und Fr. FARSKY in Wien, Sitz. Ber. Bd. 74, Abthl. 2, Jahrg. 1876,
Sr (sit
Zunächft mufs nun hier auf Grund meiner a. a. Ö. gegebenen
Feftftellungen, dafs freie Salieylfäure beim Verdunften ihrer
wäffrigen, fauren oder alkoholifehen Löfungen in fehr erheblichem
Grade fich mit verflüchtigt, fofort erkannt werden, dafs jenes
Verfahren niemals genaue und in vielen Fällen fehr ungenaue
Refultate liefern wird.
Ueberdies aber ift daffelbe fehr weitläufig und macht
(chon an und für fich den lebhaften Wunfch nach einer direkten
Beftimmungsmethode rege. Ich habe nun, ausgehend von der
in ihrer Feinheit bereits gefchilderten Eifenchlorid-Reaction,
verfucht, diefem Wunfche gerecht zu werden und zwar auf dem
denkbar einfachften und fchnellften, nämlich dem colorimetri-
fchen Wege. Die Ergebniffe diefer Arbeiten unterbreite ich
jetzt dem Urtheile meiner Collegen.
Die colorimetrifche Beftimmung der Salicylfaure ftöfst
auf eine Reihe von Hinderniffen, die zuvor weggeraumt werden
müflen. Man bedarf einer, von der freien Salicylfäure abzefehen,
abfolut neutralen Löfung, da die geringften Mengen gegenwär-
tiger freier Bafen (Ammon etc.) und Säuren den Eintritt der
Reaction entweder ganz verhindern oder doch den Farbenton
fo abändern, dafs ein colorimetrifcher Vergleich nicht mehr
möglich ift. Defshalb mufs alfo in erfter Linie das Eifenchlorid
ganz neutral fein und in zweiter Linie eine Neutralifation der
Löfung felbft garantirt fein. Auch hierbei ergeben fich dann
unangenehme Erfahrungen hinfichtlich des Farbentones, weil
die fo mit Ammon-, Kali- oder Natron-Salzen vermifchten Löfun-
gen nicht nur unter einander, fondern auch mit den aus reiner
Salicylfäure hergeftellten farbigen Flüffigkeiten abweichende
Nuancen zeigen. Ich habe nun nach einigem Probiren gefunden,
dafs eine Herftellung der Neutralität mittelft Ammoniak oder
Chlorammonium alle diefe Uebelftände hebt, vorausgefetzt, dafs
bis zum Verjagen des überfchüfsigen Ammoniaks erhitzt wurde,
dafs ein Ueberfchufs von Chlorammonium zugefetzt war und
dafs endlich auch die Normalflüffigkeiten — die wir zukünftig
‚Standards« nennen wollen — unter Zufatz diefes letzteren
bereitet worden waren.
Hat man alfo eine an fich faure Salicylfäure-Löfung (etwa
mit Salzfäure), fo fügt man in möglichft geringem Ueberfchufs
Ammon hinzu, verjagt das Zuviel und bringt noch einige Tropfen
Chlorammonium hinzu. Ift dagegen die betreffende Löfung
alkalifch (z. B. durch Gegenwart von Kohlenfauren Alkalien),
fo erhitzt man mit Chlorammonium bis keine Ammon - Dämpfe
mehr entweichen, fetzt abermals einige Tropfen Chlorammonium
zu und die Löfung ift für die quantitative Beftimmung fertig.
Als erftes Erfordernifs für die Ausfuhrung der Analyfe
tritt nun die Anfertigung der Standards in den Vordergrund.
Selbftverftändlich kann ein colorimetrifches Verfahren nur gute
Zahlen liefern, wenn man ftets die gleichen Flüffigkeitsmengen
bei gleicher Dickenfchicht und annähernd gleichem Beleuchtungs-
modus prüft. Ich habe deshalb am bequemften gefunden,
immer mit IOcc. zu arbeiten und die gewöhnlichen Proberöhr-
chen von ausgefucht gleichem Caliber zu verwenden. Es zeigt
fich dann alsbald, dafs bei einem Gehalte von 0,0001 grm.
Salicylfäure in den 10 cc. der mit Eifenchlorid verfetzten Löfung
fo ziemlich der fchwächfte, bei einem Gehalte von 0,001 grm.
fo ziemlich der ftärkftle Farbenton erreicht wird, welcher für
colorimetrifche Zwecke noch verwerthbar ift. Am beften find
aber die Farbenunterfchiede in den gröfseren Verdünnunren
wahrzunehmen und gebrauche ich deshalb von den höheren
Standards nur zwei, nämlich No. 6 —= 0,00075 und No. 7 =
0,001 grm. und zwar nur zur orientirenden Beftimmung, dagegen
die unteren fünf, nämlich:
Nosit 211, No.2.1 "Nez. uiNosa (ndNong
0,0001 0,0002 0,0003 0,0004 0,0005 grm. in Iocc.
zur eigentlichen Analyie. Die Bereitung derfelben ift fehr
einfach; man löft z. B. 0,1 grm. reinfter Salicylfäure ın 1000 cc.
Waffer, nimmt 5 Proberöhrchen genannter Art, an denen der
Rauminhalt von Io cc. vorher markirt ift, läfst der Reihe nach
I, 2, 3, 4, 5 ec. der Normallöfung eintropfen, fetzt etwas
Chlorammonium, dann einige Tropfen einer fehr verdünnten
und neutralen Eifenchlorid-Löfung zu, bis keine Verflärkung
des Farbentones zu bemerken ill, füllt bis zur Marke Waffer
auf und verfchliefst dann gut mit einem Korkpfropfen.
Mit Hülfe diefer einmal bereiteten Standard-Löfungen
wird nun die Ausführung einer beliebigen Salieylfäure-Beftimmung
fehr leicht fein. Eine abgewogene Menge Originalfubftanz wird
in Waller gelöft, unter allen Umftänden mit etwas Chlorammo-
nium verfetzt und, falls fie durch eine andere als die Salicylfaure
fauer oder aber alkalifch war, in der obengefchilderten Weife vor-
bereitet, dann auf ein beftimmtes Volum z. B. 100 cc. gebracht,
davon z. B. ı cc. in ein gleichartiges Proberöhrchen mit dem
markirten Volum von 10 cc. entnommen, etwas verdünntes
Eifenchlorid zugefügt und bis zur Marke mit Waffer aufgefüllt.
Umgefchüttelt ift fie direkt mit den Standards zu vergleichen
und zwar am beften bei fchräg auffallendem Lichte gegen eine
Unterlage von weifsem Papier oder eine Porzellanplatte gehalten,
wobei man leicht den betreffenden Farbenton findet, ja auch
noch mit Sicherheit die zwifchen den Standard-Nummern liegen-
den Farbentöne refp. Gehalte fchätzen kann. Reichte jenes
ı cc. nicht hin, um eine überhaupt merkbare Färbung zu geben,
fo nimmt man 1, 2, 3 u. f. w. cc. oder man bringt die
urfprüngliche Löfung ftatt auf 100 nur auf 50 cc. u. f. w.
Die Einfachheit des Verfahrens fpringt in die Augen;
man bedarf aufser den Löfungen von Chlorammon, Kifenchlorid
etc, und den Standards nur einiger guter Mifch-Cylinder, Buretten
und Pipetten, fowie einiger mit den Standard-Röhren gleichen
Proberöhrchen mit markirtem Volum von 10 cc. Ihr entfpricht
die Kürze des zu einer Beftimmung erforderlichen Zeitaufwandes;
in wenigen Minuten ift diefelbe von Anfang bis zu Ende durch-
geführt. Als ein Beifpiel diene folgende Unterfuchung einer
reinen Salicylfäure-Verbandwatte. Abgewogen wurden 0, 3 grm.
und diefelben mit Waffer unter Zufatz von etwas Chorammonium
(etwa 2 — 3 cc.) heifs extrahirt. Die abgegoffenen heifsen
Extracte aufgefüllt bis 100 cc.; hiervon entfprachen 2 cc. nach
obiger Behandlung dem Standard No. 2 — 3, enthielten alfo
0,00025 grm., woraus fich für 100 cc. — 0,3 gem. der Watte
0,00125 grm. oder 4,2%, ergiebt.
Um mich jedoch auch über die Genauigkeit der Methode
zu vergewiffern, wurden nachftehende Controllverfuche angetftellt.
— 140 —
Aus einer mit fehr reiner Salicylfäure bereiteten Löfung (1 rm.
in 1000 cc.) find fechs verfchiedene Concentrationen von bekann-
tem Gehalte entnommen und dann fowohl acidimetrifch mittels
Ammon-Löfung als colorimetrifch geprüft. Die Ergebniffe find:
No. Angewandt Gefundene Salicylfaure
. | enthaltend | acidi- . _ eolorimetrifch 3
ee Salicylfäure ' metrifch ec. derLöfung | entfpr. in ro cc.
| j
— Standard | der T,öfung
I 10% 4:0, 0005.1.110,70005 10: |5—No, 2223| 7.000805
2 10 0, 0010 | u a ne N 0, 0010
3 10 0, 0015 | O0, 001548 reNorS 0, 0015
4 | 10 | 0, 0020 | 0, 002064 | T—No.2 | 0, 0020
s | 10 | 0, 0025 | o, 002610 |ı—No.2—3| 0, 0025
6°.10 0, 0050 lo, 004970 = Noss | 0,0050
Diefelben Einzellöfungen mit Natronlauge im Ueberfchufs
verfetzt und dann nach obigen Vorfchriften mit Chlorammonium
u. f. w. behandelt führten colorimetrifch zu ganz gleichen
Werthen. Es gilt demnach die hier erwiefene Genauigkeit
auch für den complicirteren Fall alkalifcher Flüffigkeiten.
Darf ich auf Grund diefer Beobachtungen und zahlreicher
anderer Erfahrungen mit derfelben die Brauchbarkeit der Methode
nach allen Richtungen wohl für feftgeftellt erachten, fo will
ich andererfeits nicht verfchweigen, dafs fie natürlich wie jede
analytifche Beftimmungsweife auch ihren »wunden Punkt« hat.
Derfelbe kann weniger darin gefunden werden, dafs eine
Verunreinigung der Salicylfäure mit andern die gleiche oder
(eine ähnliche Eifenchlorid-Reaction liefernden * Verbindunsen
Phenol, Salicylige Säure u. f. w.) die Genauigkeit felbftverftandlich
ftark beeinträchtigen wird; denn diefer Uebelftand macht fich
bei allen fonftigen Beftimmungsarten in gleicher Weife geltend.
Sondern er liegt in der allmähligen Veränderung der Standard-
Löfungen felbft unter gewiffen überrafchenden Verhältniffen,
wodurch natürlich die einzig zeitraubende Operation ihrer
Neubereitung wiederholt werden mufs. Während nämlich die
— 141 ——
Mehrzahl meiner Standards fich jetzt ungefähr 6 Monate lang
untadelhaft erhalten hat, wozu ein guter Verfchlufs der Röhren
und ein Aufbewahren an dunkelem Orte das Ihrige beigetragen
haben mögen, find andere von derfelben Bereitung herftammende
und gemeinfam mit erfteren aufbewahrte völlig entfärbt worden.
Das Ueberrafchende dabei ıft nun aber, dafs gleichzeitig mit
diefer Entfärbung eine prächtige Vegetation von Schimmelpilzen
fich entfaltet hat und dafs diefelbe nicht nur bei den fehr
fchwachen, fondern auch bei den ftärkeren Löfungen eintrat.
Alle Verfuche, diefer Zerftörung durch Auskochen fämmtlicher
Flüffskeiten, durch Zufchmelzen der Röhren u. f. w. vorzu-
beugen, find bis jetzt von keinem ficheren Erfolge gekrönt
gewefen; hie und da zeigt fich ftets wieder die alte Erfcheinung.
Es it hier nicht der Ort, auf diefe letztere näher einzugehen
und den etwaigen Zufammenhang der einen mit der anderen
Thatfache zu befprechen fowie ihre Tragweite zu beleuchten.
Allein ich will wenigftens die eine Wahrnehmung noch hinzu-
unferer Salicylfäure (0, ı auf 1000) die gleiche Schimmelbildung
offenbarte, während dagegen eine folche ohne Chlorammonium
fügen, dafs auch eine mit Chlorammonium verfetzte Normallöfung
fich unverändert erhalten hat. Denn daraus entnehmen wir
für unfere analytifchen Zwecke den praktifchen Wink, die für
die etwaige Neubereitung der Standards vorräthig zu haltende
Normallöfung ftets ohne Zufatz von Chlorammonium zu laffen.
3. Die Befchaffenheit einiger Salicylfäure -Verbandwatten.
Die Verwendung von Salicylfäure-Verbandftoffen hat in
neuerer Zeit bei der antifeptifchen Wundbehandlung einen
grofsen Umfang gewonnen und wird daher ihre Bereitung in
vielen chemifchen Fabriken eifrigft betrieben. Wie jedes der-
artige Verbandmittel, fo hat auch die Salicyl-Watte dabei fol-
genden Anfprüchen möglichft zu genügen: erftens mufs fie
eine grofse Auffaugekraft befitzen, um die Wundfecrete in fich
aufzunehmen und zweitens mufs fie einen gewiffen Salicylfäure-
Gehalt aufweifen, über deffen Menge der benutzende Arzt in
Kenntnifs gefetzt werden kann. Diefen Vorbedingungen
fuchen die Fabrikanten durch eine geeignete entfettende Be-
handlung der Rohwatte und durch eine Tränkung diefer fo
gewonnenen einfachen »Verbandwatte« mit Salicylfäure nach-
zukommen, wobei fie den Gehalt an letzterer in Procenten an-
geben und »garantiren.«
Während nun die Stärke der Auffaugekraft durch die
vergleichende Wafferprobe (Schnelligkeit des Unterfinkens in
möglichft luftfreiem Waffer) fchnell erkannt zu werden vermag,
findet die Prüfung auf den »garantirten« Salicylfäure-Gehalt
einige Schwierigkeit. Diefe beruht freilich zunächft nur auf
dem relativen Aufwand an Zeit; denn eine gehörige Extraction
mit ftarkem Alkohol oder Aether und Beftimmung des Ab-
dampfrückflandes würde den Gehalt immerhin leicht und nahezu
genau feftftellen laffen. Noch weitläufiger und viel weniger
genau wird aber diefe Beftimmung, falls in der Watte ein
Theil oder alle Salicylfäure in gebundener Form vorhanden,
d. h. durch die zur Entfettung verwendeten und nicht genügend
ausgewafchenen Materien (Soda u. f. w.) in ein Salz überge-
führt ift, eventuell fogar noch ein Ueberfchufs der letzteren
durch eine alkalifche Reaction des wäfferigen Auszuges fich
verräth. Denn in diefem Falle wird zur Feftftellung der
Salicylfäure-Menge eine Zerfetzung des Extractes z. B. mit
Salzfäure, ein Verdampfen zur Trockne, eine Erfchöpfung
diefes Rückftandes mit Aether und ein Verdunften diefer Löfung
erforderlich. Unter beiden Verhältniffen ift eine der Fehler-
quellen gegeben durch die von mir a. a. OÖ. nachgewiefene
Verflüchtigung der Salicylfäure mit Dämpfen von niederer
Temperatur; fie wird in dem zuletzt gefchilderten Falle weit
erheblicher fein, weil hier wäfferige oder fchwach faure Ex-
tracte zur Verdunftung gelangen, bei denen jene Verflüchtigung
— 143 —
am ftärkften erfolgt; fie wird bei der zuerft befprochenen ein-
fachen Extraction der Watte mit Alkohol oder Aether ganz
vermieden werden können, wenn man nur das letztere Mittel
in Anwendung bringt, weil mit den Aetherdämpfen Nichts von
der Salicylfäure fich verflüchtigt. Dagegen aber wird in diefem
Falle der Aether bei weniger gut entfetteten Watten eine
Menge diefer Fette mitextrahiren und alfo trotzdem ein falfches
Refultat, namlich ein Zuviel ergeben.
Bewufst oder unbewufst find wohl diefe Hinderniffe einer
leichten Prüfung die Urfache gewefen, warum man die Salicy]-
Watten verhältnifsmäfsig felten auf ihren wahren Gehalt unter-
fucht hat, und warum es trotz vielfach erhobener Zweifel
möglich war, geraume Zeit hindurch Watten mit »garantirten« Ge-
halten von 10 und 4° in den Handel zn bringen, die wie
wir fehen werden nicht entfernt diefer Garantie entfprechen.
Es ift mir nun, wie ich glaube, gelungen, in der colori-
metrifchen Beftimmung der Salicylfäure mit Eifenchlorid ein
ebenfo einfaches als genaues quantitatives Verfahren zu finden,
welches fich auch vortrefllich für die Prüfung jener Watten
anwenden läfst. Die Einzelheiten der Ausführung diefer Me-
thode find an anderer Stelle gegeben; hier genügt es mit
einigen Worten auf die fpecielle Benutzung für unferen Zweck
hinzuweifen.
Die betreffende Watte wird in ihrem wäfferigen Extract
zunächft in einer Vorprobe darauf unterfucht, ob fie fauer
oder alkalifch reagirt, woraus fich zugleich der Rückfchlufs
ergibt, ob die vorhandene Salicylfäure ganz oder ihrer Haupt-
menge nach in freiem Zuftande oder als Salz zugegen ift.
Sollte letzteres der Fall fein, fo hat man nunmehr, da wohl
kaum andere als Alkalifalze in Betracht kommen, die ge-
fammelten wäfferigen Extracte der vorher gewogenen Probe-
menge fo lange mit Chlorammonium zu erhitzen, bis keine
Ammon-Dämpfe mehr entweichen. Von da an ift das Ver-
fahren für beide Eventualitäten daffelbe; man fetzt einige
Tropfen Chlorammoniums zu, bringt die Extracte auf ein be-
ftimmtes Volum, nimmt von demfelben einige Cubikcentimeter
mit der Pipette, bringt diefe in ein Proberöhrchen von einem
mit den fogen. Standard-Röhren gleichen Caliber und mit
einer den Raum von 10 cc. andeutenden Marke, fetzt einige
Tropfen ftark verdünnter neutraler Eifenchlorid-Löfung hinzu,
füllt bis zur Marke Waffer auf und vergleicht nun mit den
Standards.
Bei der grofsen Empfindlichkeit der Reaction genügt
felbft bei den ärmften Watten die Anwendung von höchftens
!/) Gramm, und eine zweckmäfsige Extraction mit heifsem
Waffer wird diefe vollftändig erfchöpft haben, ehe 100 CC.
verbraucht wurden. Man bringt dann fchon aus Zweckmäfsig-
keitsgründen für die Berechnung das Volum auf diefe Zahl.
Ebenfo reichen meift 1—2 CC. diefer Löfung zur weiteren
Beftimmung aus. Der in dem Standard ausgedrückte Werth
führt dann durch eine einfache Rechnung zu dem °/,-Gehalt
der Watte, fo dafs die ganze Prüfung bei einiger Uebung
nicht mehr als 10 Minuten beanfprucht.
Es war mir nun Gelegenheit geboten, nach obiger Me-
thode folgende Salicylwatten zu prüfen:
No. ı. Rofagefärbte Watte der SCHAFFHAUSENER
Fabrik mit 11°/, garantirtem Gehalt.
No. 2 und 3. Watten von FAUST & SCHUSTER in
Göttingen; No. 2 mit angeblich 10°/, fchmutzig-roth
gefärbt.
No. 4 und 5. Watten von MAx ARNOLD in Chem-
nitz; No. 4 mit garantirten 10°/, durch Rosolfäure
ftark roth gefärbt.
No. 6 bis 9. Watten von HAHN & JEPSON in Ham-
burg; No. 6 bis 8 find ältere, No. 9 das neuere
Fabrikat.
Die Ergebniffe ftelle ich überfichtlich zufammen und be-
merke nur, dafs ich bei einigen Proben behufs Vergleichung
auch eine acidimetrifche Befimmung vornahm, indem die Watte
mit heifsem Alkohol erfchöpft, diefer zur Trockne verdampft,
der Rückftand mit heifsem Waffer aufgenommen und mit
Ammon titrirt wurde. Da bei jenem Verdampfen nach früher
— 145
Gefagtem ein Verluft an Salicylfäure eintreten mufs, fo können
die Zahlen nicht ftimmen; wo fie es, wie bei No. 4, dennoch
thun, ift die Schwierigkeit einer genauen Endreaction zu be-
rückfichtigen, da in die wäfferige Löfung ziemlich viel des
rothen Farbftoffes übergegangen war.
Es zeigten
Gehalt an Salicylfäure
Auffauge-
Die Watten der Firma ei andre zeipuden Sonftige Erfcheinungen
1 | 3 (Colorim| Acidim. | 2 110) Be
Yo "a "a
No. I. Schaffhaufen fehr gut I 3,5—4| 2,55
No. 2. ) Faust& Schuster | fehr gering Io 4 3,59 | fehr ftarkes Stäuben.
No. 3. en fehr gering 4 1,6 — Stäuben.
No. 4. Ans Arnold gut 10 1,5 | 1,57 | ftarkes Stäuben.
No. 5.) in Chemnitz gut 4 0,6 ==
No. 6.| Hahn & fehr gut 10 9,6 — alkalifche Reaction ;
NO, 37: | BER fehr gut 10 175-8 — die Salieylfäure ift
No. 8. fehr gut 4 3 — als Salz zugegen.
No. 5 EN gut 4 4,2 — | faure Reaction ; ent-
hält nach directer
Prüfung freie Sali-
cylfäure.
Man wird aus diefen Zahlen mit Ueberrafchung die That-
fache erkennen, dafs die Mehrzahl der Fabrikate, auch der
bislang gefchätzteften, einen aufserordentlich geringen Gehalt an
Salicylfäure gegenüber dem garantirten befitzt. Der Nutzen
diefes Beweifes liegt zunächft auf dem Gebiete der chirurgifchen
Verwendung.
An diefer Stelle erregt dagegen die andere Frage ein
ficher nicht unberechtigtes Intereffe, wie diefe grofse Differenz
der garantirten und wirklichen Mengen an Salicylfäure zu er-
klären fei. Dafs eine betrügerifche Abficht feitens der Fabri-
kanten nicht vorliegt, fteht aufser Zweifel; es mufs alfo eine
oder eine Reihe von Urfachen fein, die fich ihrer Controlle
entzogen hat und noch entzieht.
Die betreffende Watte wird nach ihrer Tränkung noch
einer mechanifchen Aufbereitung zur Herftellung gleihmäfsige
<
10
: 146 Be.
lockeren Gefüges unterworfen. Seloftverftändlich wird nun
hierbei ein mehr oder minder erheblicher Theil der nur lofe
an der Fafer haftenden Salicylfäure abgeriffen und verftäubt.
Ein Theil jener Differenz wird gewifs auf Rechnung diefer Nach-
behandlung zu fetzen fein und es kann alfo, will man jene
möglichft verringern, nur empfohlen werden, diefe ganz zu ver-
meiden oder fo weit thunlich einzufchränken.
Ich halte es aber nicht nur für möglich, fondern fogar
für wahrfcheinlich, dafs ein zweiter erheblicher Theil der ge-
nannten Differenz durch eine andere Urfache veranlafst wird,
nämlich durch die fchon mehrfach von mir erwähnte Ver-
flüchtigung der Salicylfäure mit Waffer- und Alkohol-Dämpfen.
Soll eine 10°), Salicyl-Watte bereitet werden, fo müffen auf
ı0o Kilo Watte ı Kilo Salicylfäure, und da diefes mindeftens
40 Kilo heifsen Waffers oder 2,, Kilo 90°, Alkohols erfordert!,)
die entfprechenden Mengen diefer Löfungsmittel in Anwen-
dung kommen. Diefe Flüffigkeitsmaffen find, wenn man eine
wirkliche Einführung der gefammten Säure in die Watte ficher-
ftellen will, mit der letzteren vollftändig einzudampfen refp.
zu trocknen. Dafs dabei jene bemerkenswerthe Eigenfchaft
der Salicylfäure fich geltend machen und ein bedeutender
Theil derfelben verloren gehen wird, ift klar. Nun geben uns
aber diefelben Unterfuchungen, welche die Verflüchtigungs-
fähigkeit unferer Säure bei niederen Temperaturen erwiefen,
auch die Mittel an die Hand, jene Verlufte zu verringern oder
ganz zu verhüten. Denn fie lehren uns, dafs die Verflüchtigung
mit den Dämpfen von abfolutem Alkohol weit geringer ift
als mit denen vom Waffer, und dafs fie bei denen von Aether
ganz unterbleibt. Es würde fomit für den Fabrikanten, wel-
cher feine Salicylwatte wirklich auf den »garantirten« Gehalt
ı) Vgl. die neueren Mittheilungen über die Löslichkeit der Salicylfäure
von B. KoHrL mann Kolbe Journ. pr. Ch. Bd. 14 (1876) S. 286 und Ed.
30URGOIN Bull. soc, chim, Paris. T. 29 S. 242 in Fresenius Zeitfchrift, 17.
Jahrg. 1878 S. 502.
147
an Säure bringen will, aufser den bereits namhaft gemachten
Vorfichtsmafsregeln fich noch darum handeln, den Abdampf-
und Trockenprocefs überhaupt thunlichft fchnell verlaufen zu
laffen und als Löfungsmittel für die Salicylfäure einen ftarken
Alkohol oder Aether zu verwenden, zu deren Wiederge-
winnung es ja nur fehr einfacher Vorkehrungen bei gleich-
zeitiger nicht unerheblicher Wärmeerfparnifs bedarf. Vielleicht
finden diefe Andeutungen bei den Practikern Anklang.
par 148 ei
Die
Selbftentzündung des Aethyl- Alkohol’s
und
feiner nächften Homologen bei Berührung mit
Chlorkalk oder Chlornatron und Schwefelfäure.
Von
Dr. F. WIBEL.
Im Laufe des Jahres 1877 brach in einer der gröfsten
hiefigen Sprietraffinerien ein glücklicherweife bald unterdrücktes
Feuer aus. Dafselbe war in einem Dachraum entftanden, in
welchem die grofsen Bottiche mit Abläufen ftanden, welche
durch Zufatz von Schwefelfäure und Chlorkalk einer vorläufigen
Reinigung unterzogen werden. Der mit diefer Operation be-
traute Arbeiter berichtete, dafs ihm, als er eben die beiden
Ingredientien, den Chlorkalk zuerft, in den einen der Behälter
gefchüttet hatte, aus dem Mannloch die Flamme entgegenge-
fchlagen fei. Der chemifch-technifche Leiter der Fabrik erklärte
diefe Ausfage für völlig unglaubwürdig und ftützte fich dabei fo-
wohl auf die nunmehr 30jährige Erfahrung der Raffinerie, in der
daffelbe Verfahren bisher ohne jeden Unfall ausgeübt worden,
als auch auf die fonft von keiner Seite laut gewordene Gefähr-
lichkeit jener Operation und auf experimentelle Belege. Die
letzteren hatten in der Weife ftattgefunden, dafs Alkohol,
Chlorkalk und Schwefelfäure in allen möglichen Abänderungen
gemifcht worden waren und keinerlei Entzündbarkeit gezeigt
hatten. In Folge defsen ftärkte fich der Verdacht gegen den
Arbeiter auf irgend eine fahrläffige oder böswillige Handlung
und es wurde die Anklage gegen denfelben erhoben.
Zu einer Begutachtung des Falles aufgefordert mufste
ich das bedeutungsvolle Gewicht der langen eigenen Erfahrung
der Fabrik ebenfo anerkennen, wie die Richtigkeit obiger
Verfuche und den Mangel fonftiger in der Literatur aufgetretener
Mittheilungen über derartige Vorkommniffe. Dennoch. aber
fchwebte mir die Möglichkeit einer Entzündung auf jenem
Wege fo lebhaft vor, es vergegenwärtigten fich mir die unten
näher zu befprechenden Vorgänge immer mehr, fo dafs ich
mich verpflichtet fühlte, die Frage auf experimenteller Grund-
lage endgültig klar zu ftellen. Nach langen vergeblichen
Bemühungen ift dies gelungen. So wenig die einfache Mifchung
von Alkohol, Chlorkalk und Schwefelfäure, in welcher Reihen-
folge man fie auch zu einander bringe, unter den hier in
Betracht kommenden Verhältniffen (der Concentration u. f. w.)
entzündet zu werden vermag, fo leicht und ficher gelingt dies,
wenn man auf den mit Alkohol nur befeuchteten (frifchen)
Chlorkalk die Schwefelfäure auftröpfelt, oder wenn man den
Chlorkalk fo mit dem Alkohol in Berührung bringt, dafs ein
Theil des erfteren über die Oberfläche des letzteren herausragt,
und nun auf die Grenzlinie zwifchen beiden die Tropfen von
Schwefelfäure fallen läfst. Jedes Mal erfolgt die Entzündung
mit Sicherheit und bringt den übrigen Alkohol zur Entflam-
mung — ein Verfuch von überrafchender Wirkung auf den
Zufchauer.
Da nun im vorliegenden Falle der Chlorkalk zuerft in
die alkoholifche Flüffigkeit gefchüttet worden, da überdies ein
längeres Schwimmen desfelben auf der Oberfläche fchon durch
das nachweisbar mögliche Hineinfallen von Binfentheilen, die
unter dem Dache oberhalb des Mannloches aufbewahrt gewefen
waren, fehr wahrfcheinlich wurde, fo lagen wirklich die Bedin-
gungen vor, unter welchen eine Entzündung eintritt. Die
Glaubwürdigkeit des Arbeiters wurde damit fichergeftellt und
die Anklage fofort fallen gelaffen.
— 150 —
Die Bedeutung der gefchilderten Thatfache für Sprietraf-
finerien ergiebt fich von felbft; alle folche, welche mit Chlor-
kalk und Schwefelfäure arbeiten, werden die gröfste Vorficht
dabei obwalten laffen müffen. Sie werden mit Sicherheit gegen
alle Feuersgefahr nur dann arbeiten, wenn fie die Schwefelfäure
zuerft zufügen, tüchtig umrühren und erft dann den Chlorkalk
einfchütten.
So weit hat die Sache mehr ein forenfifches und technifches
Intereffe als ein wiffenfchaftliches. Der Wunfch aber, die
Urfache jener Entzündung kennen zu lernen, führte mich zu
einer Reihe von Unterfuchungen, welche mit zahlreichen von
anderen Forfchern ausgeführten in fo naher Beziehung ftehen,
dafs auch jene vielleicht einen weitergehenden Werth und damit
die Berechtigung zur Mittheilung an diefer Stelle beanfpruchen
dürfen.
Zuvörderft galt es den Eintritt der Reaction unter abge-
änderten Verhältniffen zu ftudiren, wobei jedoch ein für alle
Mal vorausgefchickt werden mag, dafs die eigentliche Ausführung
der Verfuche ftets die nämliche blieb. Dabei ergab fich die
gleiche Wirkung bei Anwendung von gutem frifchbereiteten
Chlornatron. Ebenfo erfolgt die Reaction, ftatt mit dem
gewöhnlichen Aethyl-Alkohol, mit Methyl- Butyl- und Amyl-
Alkohol, alfo auch gerade mit jenen in den Abläufen vorhandenen
Beimifchungen. Butyl- und Amyl-Alkohol wurden mit Chlorkalk
fchwieriger entzündet als mit Chlornatron und bei Caprylalkohol
war dies garnicht zu erreichen.
In der That haben wir es alfo mit einer allgemeinen
Reaction der unteren Glieder der Alkohol-Reihe gegen
Chlorkalk und Chlornatron (Unterchlorigfaure Salze) zu thun.
Um fo berechtigter und lebhafter wird deshalb unfere
Frage nach der Urfache d. h. nach dem eigentlichen Vorgange.
Der direkte Weg zur Beantwortung, nämlich die Unterfuchung
der Reactionsproducte, ift naturgemäfs im vorliegenden Falle
fehr erfchwert und find meine diesbezüglichen Arbeiten noch
zu keinem mittheilfamen Abfchluffe gediehen. Es bleibt uns
fomit vorläufig nur der indirekte übrig, die Reihe der möglichen
— I5I —
Erklärungen einem kritifchen Vergleiche mit den Erfcheinungen
unferer Verfuche zu unterwerfen.
Einwirkung von Chlor auf Alkohol und feine nächften
Homologen.
Wie längft bekannt wirkt Chlor auf Methyl- und Aethyl-
alkohol fo energifch, dafs unter Umftänden ftarke mit Feuer-
erfcheinung verknüpfte Verpuffungen eintreten, und da nun
bei der Zerfetzung des Chlorkalks und Chlornatrons durch
Schwefelfäure der Hauptfache nach zweifellos eine Entwicklung
von Chlor erfolgt, fo würde man geneigt fein können, unfere
ganze Wahrnehmung auf diefe Vorgänge zurückzuführen.
Dafs die Verpuffung bei dem Methylalkohol nur im
Sonnenlicht, nicht aber im zerftreuten Tageslicht oder im
Dunkeln ftatthat, iftüberall ausgefprochen!) und habe ich durch
direkte Verfuche beftätigt gefunden.
Bezüglich des Aethylalkohol’s ift aber diefer Punkt bis
jetzt noch ftreitig geblieben. LIEBIG, welcher bei feinen vor-
trefflichen erften Unterfuchungen über das Chloral v. J. 1832,
auch zuerft hierüber fpricht, läfst eine Berückfichtigung diefes
Umftandes nicht erkennen. Er fagt?): »Verfäumt man anfänglich,
den Alkohol abzukühlen, fo entfteht mit jeder Blafe Chlorgas
in dem Alkohol eine gelbe Flamme, und er wird durch Kohle,
die fich abfetzt, gefchwärzt.«e Auch die fpäteren Arbeiten
über denfelben Gegenftand geben keine ficheren Anhaltspunkte,
woraus fich zugleich die wechfelnden Angaben in den Hand-
und Wörterbüchern erklären. In neuefter Zeit ift nun diefe
Frage abermals zur Sprache gebracht. G. STREIT u. B. FRANZ?)
beharren auf Grund ihrer Verfuche bei der Annahme, dafs
jediglich das (direkte oder gefpiegelte) Sonnenlicht die feurige
1) GmeLin, Handb. [4] IV. (1848) S. 220 f, u. Suppl. I. (1867) S. 5.
2) LıeBIG in Ann. Pharm. I. (1832) S. 192.
3) G. Streit und B. Franz, im Journ. f. pr. Ch., Bd. 108 (1869)
S. 61. Im Ausz, Chem. Centralbl. [3] I. (1870) S. 82.
=
Zerfetzung des Alkohol’s herbeiführe. L. BERLANDT dagegen!)
beobachtete diefelbe nicht im Sonnenlicht, fondern nur im
Dunkeln oder im zerftreuten Lichte und will den Ausfall der
vorigen Verfuche durch eine mangelnde Sättigung des Alko-
hol’s mit Chlor erklärt wiffen.
Diefen Meinungsverfchiedenheiten gegenüber habe ich
die entfprechenden Experimente mit Berückfichtigung aller
Factoren (vollkommene Sättigung, fchwacher oder ftarker
Chlorftrom u. f. w.) wiederholt, indem ich das gutgetrocknete
Chlorgas in ganz dem gleichen Apparate in abfoluten Alkohol
einleitete, wie ihn LIEBIG in genannter Abhandlung befchrieben
hat. Das Ergebnifs derfelben ift, dafs es mir fo bei dem Aethyl-
wie bei dem Methyl-Alkohol nicht gelang, die Flammener-
fcheinung im Dunkeln hervorzurufen, dafs aber ein einziger
guter Sonnenftrahl diefelbe fofort bewirkte. Läfst man Chlorgas
auf diefe Alkohole in offenen Schaalen oder Bechergläfern
einwirken, fo zeigt fich bei Sonnenlicht ganz daffelbe, und hat
man die Mündung der Gasleitungsröhre dicht an die Oberfläche
der Alkohole gebracht, fo entzünden fich fofort die ganzen
Maffen. Ich mufs deshalb der Meinung mich anfchliefsen, dafs
jene feurige Zerfetzung nur im Sonnenlichte, nicht aber im
zerftreuten Lichte etc. erfolgt.
Und in der That findet diefer Entfcheid ja auch einen
fprechenden Beleg in der feit 1869 fo umfangreich ausgeführten
Chloral-Fabrikation; denn wäre das Gegentheil der Fall, fo
bliebe ganz unerklärlich, warum nicht die Kunde von zahlreichen
Unfällen bei diefer Darftellung an die Oeffentlichkeit gedrun-
gen ift.
Ueber die mit der Flammenerfcheinung verknüpfte fehr
ftark fichtbare Abfcheidung von Kohle oder kohligen Materien
find fich Alle einig und habe ich folche bei meinen Verfuchen
auch ausnahmslos beobachtet.
") L BERLANDT im Arch. Pharm, [2] Bd. 144 (1870) S. ı12. Im Ausz,
Chem, Centralbl. [3] I. (1870) S. 786,
Der Amylalkohol wird durch Einleiten von Chlorgas bei
aufserordentlich grofser Abforption deffelben zwar ftark erhitzt
und mannichfach zerfetzt, aber er bietet keinerlei Feuer-
erfcheinung, auch nicht im beften Sonnenlicht. Die Angaben
in der chemifchen Literatur!) fimmen ganz mit meinen Beob-
achtungen überein.
Nach Feftftellung diefer thatfächlichen Verhältniffe wird
man nun kaum mehr im Zweifel darüber fein können, dafs in
der Wechfelwirkung des Chlors auf die Alkohole nicht der
Grund für die hier zur Sprache ftehende Beobachtung liegt. Die
Entflammung derfelben mit Chlorkalk oder Chlornatron und
Schwefelfäure tritt nicht nur im Dunkeln ebenfo ficher wie im
Lichte ein, fondern fie zeigt auch keinerlei begleitende Abfchei-
dung von Kohle und fie erfolgt endlich auch mit Amylalkohol,
gegen welchen das Chlor gar nicht in beregtem Sinne reagirte.
Freilich könnte hier der Einwand erftehen, dafs das Chlor in
statu nascendi hervorrufe, was das freie Gas nicht vermöchte.
Ich habe deshalb andere Chlor entwickelnde Mifchungen in
derfelben Weife und mit allen Modifikationen auf die Alkohole
wirken laffen. Es wurden Chlorkalk, Chlornatron, Braunftein,
Chlorfaures Kali mit der ftärkften Salzfäure (1,20) beträufelt, —
eine feurige Explofion und Entflammung hatte niemals Statt.
Worauf L. BERLANDT's (a. a. O.) abweichende Beobachtung
hinfichtlich des Chlors. Kali zurückzuführen fei, vermag ich
nicht zu fagen; jedenfalls dürften die dabei vorhandenen ver-
wickelten Verhältniffe eine weitere Nichtberückfichtigung an
diefer Stelle rechtfertigen.
Somit zeigt auch das Chlor in statu nascendi keine andere
Wirkung als das gewöhnliche, und wir müffen uns behufs einer
Erklärung für unfere Fundamentalbeobachtung zu anderen
Möglichkeiten wenden.
ı) Vgl. z. B. GmELIn, Handb. [4] IV (1852), S. 547 und Suppl. II
(1868), S. 1042.
=— 154 —
Wechfelwirkung der vorhandenen Agentien mit fecun-
dären Zerfetzungsproducten der Alkohole.
Immerhin wäre es zu berückfichtigen, ob nicht die drei
theils in Anwendung kommenden theils fofort gebildeten
kräftigen Agentien (Chlorkalk oder Chlornatron, Schwefelfäure
und Chlor) dergeftalt auf fecundäre, einerfeits durch das Chlor
andererfeits durch dieSchwefelfäure erzeugte Zerfetzungsproducte
der Alkohole (Chloroform, Aldehyd, Chloraethyl, Chloral,
Aether, Aethylen u. f. w. u. f. w.) und deren Subftitutions-
derivate einwirken könnten, dafs eine Explofion wie in unferm
Verfuche vor fich gehe. Von den maffenhaften hier diskutirbaren
Möglichkeiten, deren Gleichgültigkeit für unfern Zweck ich auch
zum Theil experimentell erprobt habe, will ich weiter nicht
reden. Nur die wiederum nächftliegende, nämlich die
Wirkung des Chlors auf die Aether
fei kurz befprochen. Die heftige mit ftarker Detonation und
Flammenbildung verbundene, auch im Dunkeln eintretende
Einwirkung des Chlor’s auf Methyl- und Aethyl - Aether
ift lange bekannt (u. A. auch feit LIEBIG a. a. O. S. 220).
Demnach könnte die Schwefelfäure neben ihrer Entwick-
lung von Chlor auch die Aether aus den Alkoholen bilden
und nun in einer zweiten Phafe aus deren Wechfelwirkung die
Entflammung hervorgehen. Verführerifch genug ift diefe Er-
klärung; allein auch fie ift meines Erachtens nicht mit den
thatfächlichen Beobachtungen in Einklang zu bringen. Auch
hier nämlich ift jeder Zeit eine Abfcheidung von Kohle wahr-
genommen, auch hier macht z. B. fchon der Amylaether
wieder eine Ausnahme; beides Dinge, die mit dem Sachverhalt
bei unferen Verfuchen in Widerfpruch ftehen. Ueberdies aber
wäre man doch berechtigt, bei einer Wechfelwirkung von
Chlorkalk oder Chlornatron und Schwefelfäure mit dem fertigen
Aether zum mindeften eine gleiche, eigentlich eine gröfsere
Stärke der Reaction anzutreffen, als mit dem entfprechenden
Alkohol. Die von mir mit Aethylaether angeftellten Verfuche
zeigten hingegen einen fchwächeren Grad derfelben, dergeftalt
dafs zwar kleine Flimmchen unmittelbar am Schwefelfäuretropfen
erfchienen, die jedoch nicht einmal den fo leicht entzündlichen
Aether entflammten, dafs aber um dies zu erreichen ein gröfserer
Zufatz von Schwefelfäure erforderlich war.
Es bleibt demnach die vorftehende Deutung mit zu erheb-
lichen Einwänden behaftet, um nicht eine weitere Umfchau nach
anderen befferen zu rechtfertigen. Dicfelbe führte mich unter
vielen fonftigen auch auf den
Einflufs des Salpeterfäure-Gehaltes der Schwefelfäure,
weil ein folcher zweifelsohne unter den gegebenen Verhältniffen
zur Bildung von Salpeterfäure-Eftern, Chlorpikrin und derartigen
Stoffen veranlaffen kann. Diefe aber find, theils durch die
mit unferer Zerfetzung (Calcium- und Natriumsulfat- Bildung)
verknüpfte erhebliche Wärmeentwickelung, theils durch Wärme
im Verein mit der überfchüfsigen Schwefelfäure unter Flammen-
erzeugung zu explodiren befähigt. Da ich jedoch bei Wieder-
holung meiner Verfuche mit einer Schwefelfäure, welche durch
Kochen mit Schwefel auch von den letzten Spuren von Salpeter-
fäure etc. befreit war, ganz die gleichen Ergebniffe erhielt, fo
kann auch ein derartiger Einflufs hier keine Rolle gefpielt haben.
Die explofive Selbftzerfetzung des Unterchlorige-
Säure-Gafes,
welches möglicher Weife bei der tropfenweifen Einwirkung con-
centrirter Schwefelfäure auf Chlorkalk und Chlornatron!) ent-
ftehen könnte, durch die bei unferen Verfuchen ja thatfächlich
beftehende hohe Temperatur wäre ferner gleichfalls ein Moment,
das zu ihrer Erklärung herangezogen zu werden vermöchte.
’) Es wäre hierbei auch an die mögliche Bildung von Chlorfäure zu
denken, da ja diefe Salze aus den Unterchlorigfauren leicht entftehen und fo
z. B. im alten Chlorkalk factifch Chlorfaurer Kalk vorhanden ift. Siehe darüber
weiter unten,
wit 156 —
Es würde dann alfo die Entflammung der Alkohole ein wirklich
ganz fecundärer Vorgang fein, der in diefem Falle durch die
Flamme des fich zerfetzenden Gafes wie fonft durch diejenige
eines Zündholzes veranlafst wäre. Die Gegenprobe auf die
Richtigkeit diefer Annahme läfst fich leicht machen: es mufs
dann beim Bctropfen des Chlorkalks oder Chlornatrons für
fich allein mit Schwefelfäure eine feurige Explofion wahrnehmbar
und ebenfo eine Entflammung aller beliebigen leicht brennbaren
Flüffigkeiten ftatt nur der Alkohole (und Aether) die Folge fein.
Weder das Erftere noch das Letztere habe ich bei meinen
Verfuchen bewirken können; die genannten Mifchungen entzün-
den bei gleicher Art der Arbeit weder Petroleum, noch Benzol,
Terpentinöl u. f. w. Man darf deshalb wohl auch diefen
Gedanken als unberechtigt wieder fallen laffen.
Vielleicht aber würde man hiebei an die fo merkwürdige
freiwillige Zerfetzung des Chlorkalks
denken, welche u. A. von A. W. HOFMANN!) befchrieben ıft
und allerdings nach Aller Urtheil von einer ziemlich heftigen
Explofion begleitet wird. Allein ob bei diefem etwas myftifchen
Vorgange eine intenfive Licht- und Wärme-Entwicklung erfolgt,
ob man es alfo mit einer wirklich momentanen Zerfetzung zu
thun hat, konnte bis jetzt noch von keinem der Beobachter
feftgeftellt werden. Es wird daher auch von ihnen nur eine
allmählig fortfchreitende Ausfcheidung von Gas (Sauerftoff oder
Chlor), deffen wachfende Spannung fchliefslich das Gefäfs mit
Knall zertrümmern mufs, als Urfache angenommen. Trifft
dies zu, fo ift von Vornherein die Ausnutzung der Erfcheinung
zur Erklärung unferer Verfuche hinfällig; eine Schlufsfolgerung,
») A. W. HorMmann in Ann. Chem. Pharm. Bd. ı15 (1860) S. 292.
Schon vor HOFMANN ift die Erfcheinung von X. LANDERER und L. Brey in
Arch. Pharm. [2] Bd. 84 (1855) S. 283, fpäter von G. GrÄFE Arch. Pharm
[2] Bd. 108 (1861) S.278 und KunHEIM Dingl. Journ. Bd. 162 (1861) S. 158
beobachtet worden. Neuerdings von WRIGHT und KinGgzErT S. Berichte D,
Chem, Gef. Berlin XII (1879) S. 846 befprochen und durch einen Mangan-
gehalt des Chlorkalks erklärt.
zu welcher man übrigens fchon durch die andere Thatfache
hingeleitet wird, dafs von dem Chlornatron, welches doch für uns
mindeftens gleichwerthig mit dem Chlorkalk erfcheint, keine
folche Selbftzerfetzungen bekannt geworden find.
Nach allen diefen Erwägungen fcheint mir nur noch eine
Urfache als mögliche übrig zu bleiben, nämlich die
Wechfelwirkung der Unterchlorigen Säure und anderer
Chlor-Säuren auf die Alkohole.
Es würde diefelbe nach zwei Richtungen verlaufen können:
ı) Directe mit feuriger Explofion verbundene Einwirkung der
betreffenden Säure auf die Alkohole, 2) Bildung der entfprechen-
den Efter und deren ähnlich heftige durch die hohe Reactions-
temperatur und die Gegenwart der Schwefelfäure herbeigeführte
Zerfetzung. Nun wiffen wir leider von der Unterchlorigen
Säure weder in der einen noch anderen Beziehung etwas Ge-
naueres. Die fchönen Unterfuchungen von L. CARIUS und
feiner Nachfolger mit Unterchloriger Säure haben nur andere
Körper nicht unfere Alkohole ins Auge gefafst!) und betreffs
der Unterchlorigfauren Efter ift mir nur die eine Mittheilung
von R. L. MALY?) über den Aethylester bekannt, aus welcher
lediglich der fehr leichte Zerfall deffelben in Aethylchlorid und
Sauerftoff ohne explofive Erfcheinungen hervorgeht. Dagegen
liegen von den übrigen Chlor-Säuren Beobachtungen vor, die
mindeftens Analogieen darbieten. So ift feit Langem bekannt,
dafs Chlorfäure den Alkohol unter explofiver Entflammung
angreift), dafs ein Gemenge von Alkohol mit Chlorfaurem
Kali auf Zufatz von Schwefelfäure fich entzündet (Accum,)
!) Bei dem Allyl-Alkohol ift die Einwirkung von Unterchloriger Säure
»ziemlich intenfiv.e L. Henry in Compt. rend, T. 70 (1870) S. 864 und
Ann. Chem, Pharm. Bd. ı55 (1870) S. 322
2) R. L. Mary in Chem. Centralbl. [2] Bd. 14 (1869) S. 576 (Ausz.)
®) LANGLOIS, SERULLAS, AccumM u. A. in GMELIN, Handb. [4] IV
(1848) S. 567.
Sf 58 en
fowie ferner dafs der Ueberchlorfäure-Aethyläther eine der
heftigft und leichteft explodirenden Verbindungen ift, während
die freie Ueberchlorfäure nur gelinde auf Alkohol einwirkt.!)
Es drängt fich hiebei fogar eine weitergehende Vermuthung
auf, ob vielleicht der Gehalt des Chlorkalks (und Chlornatrons ?)
an Chlorfaurem Kalke in unferen Verfuchen eine Rolle fpielt.
Ohne jetzt und an diefer Stelle darauf näher einzugehen, mag
nur die Unwahrfcheinlichkeit diefes Zufammenhangs durch den
Hinweis bekräftigt werden, dafs alter Chlorkalk, der zweifelsohne
reicher an Chlorfaurem Salze ift, viel fchlechter im Sinne unfrer
Reaction wirkt, als der frifche.
Meines Erachtens ift vielmehr die wirkliche Erklärung in
der Unterchlorigen Säure, ihren Eftern oder ihrer unmittelbaren
Zerfetzung mit den Alkoholen, zu fuchen. Und wenngleich
ich auch nach diefer Richtung meine Unterfuchungen bereits
ausgedehnt habe, fo mufs ich doch auf deren Mittheilung hier
verzichten, weil fie noch allzu lückenhaft find. Es mag ge-
nügen, in den vorftehenden Erörterungen jedenfalls den Beweis
erbracht zu haben, dafs von denjenigen Deutungen, welche
zum Theil als fehr einfache und naheliegende erfcheinen, keine
einzige auf unfern Fall anwendbar ift. Das Gefammtergebnifs
derfelben kann in folgenden Sätzen zufammengefafst werden:
ti. Methyl-, Aethyl-, Butyl- und Amylalkohol werden bei
Berührung mit Chlorkalk oder Chlornatron und reiner Sal-
peterfäure-freier) concentrirter Schwefelfäure unter gewiffen
Verfuchsbedingungen freiwillig und auch im Dunkeln
entzündet, wobei eine ftarke Erhitzung, aber keine Ab-
fcheidung von Kohle bemerkbar ift.
2. Capryl-Alkohol wird unter denfelben Verhältniffen nicht
entflammt.
3. Daher ift die Anwendung jener Agentien in Sprietrafhi-
nerien mit erheblicher Feuersgefahr verknüpft.
2) CLARK HARE u. M. BoyLE (1841), WErPEN 1839), RoöscoE (1862)
in Gmelin Handb,. [4] IV S. 568, 759 und Suppl. ı (1867) S. 248. S. auch
Ann. Chem. Pharm. Bid: 207.9 317, Bi. 40752375, Bdsı220 577245
SI
U
Chlorgas wirkt auf Methyl- und Aethyl-Alkohol unter
Feuererfcheinung und Abfcheidung von Kohle nur ein
bei Sonnenlicht; auf Amylalkohol dagegen ohne jede
äufserlich fichtbare Aenderung.
Concentrirte Salzfäure, ftatt der Schwefelfäure bei den
Verfuchen in ı. angewendet, ruft keine Entflammung
hervor.
Aether wird durch die in ı. benutzten Agentien fchwie-
riger als Alkohol.
Andere leicht brennbare Stoffe, wie Petroleum, Benzol,
Terpentinöl ete. werden gar nicht entzündet.
Als die wahrfcheinliche Urfache der eintretenden Ent-
flammungen bei ı. und 6. ergiebt fich die directe Einwir-
kung freigewordener Unterchloriger Säure auf die Alko
hole und Aether oder die Entftehung explofiver Unter-
chlorigfaurer Eifter.
ee 7
— N
Die geognofttifchen Ergebniffe einiger
neueren Tiefbohrungen
auf Hamburgifchem Gebiete und Umgegend
von
Dr. F. WIBEL.
Mit einer Profilkarte,
Die allgemeine Bedeutung, welche die in den letzten
Jahren immer zahlreicher ausgeführten Tiefbohrungen innerhalb
der norddeutfchen Tiefebene und fpeciell unferes hamburgifchen
Landftriches für die wiffenfchaftliche Erforfchung des Unter-
grundes befitzen, ift fchon vor einigen Jahren Veranlaffung
gewefen, denfelben eine eingehendere Betrachtung zu widmen.!)
Es wurden damals ı7 der bis 1876 vollzogenen wichtigeren
Bohrungen in kurzem Zufammenhange gefchildert, ihre Einzel-
Ergebniffe in einer überfichtlichen Profil-Tafel dargeftellt und
zuletzt die allgemeinen Schlufsfolgerungen gezogen, welche fich
aus ihnen für die Schichtengliederung unferes Gebietes mit
einiger Wahrfcheinlichkeit gewinnen laffen. Freilich waren
gerade die letztern fcheinbar recht dürftig und unvollkommen
zu nennen. Denn abgefehen von den nur in einigen wenigen
Fällen angetroffenen, durch organifche Einfchlüffe gut charak-
terifirten und deshalb ficher beftimmbaren Straten in gröfserer
Tiefe, wie der mitteldiluvialen Süfswaffer-Ablagerung von Barm-
ı) F. Wiesen und C. GOTTSCHE, Skizzen und Beiträge zur Geognofie
Hamburgs und feiner Umgebung in: Hamburg in naturhiftorifeher und medi-
cinifcher Beziehung. Feftfchrift der 49. Verfamml. Deutfch. Naturf. und Aerzte.
Hamburg, 1876. S. 109 ff.
Profile einiger neueren Tiefbohrungen
auf Hamburgischem Gebiet und Umgegend
von F. Wibel. 1879.
Ausschläger Billdeich Wandsbeck, Marktbrunnen
Kl. Grasbrook eter
190 Wasser II. (versandet) 20
r---418,5 Wasser II. 16°C .
Fa 17,2. Wasser II. 15,15°C Terrainhöhe
I \
Meter Schaarmarkt
20
—
a We et
Terrainhöhe — re =
3,8
Neu Null Neu Null
Elbpegel ae Elbpesel
4 & "„K- 1, .B.8.
T,+
8, ?M.G.Thon KS
G.5.0d.? T.S.-
M.D.Thone
i39,7
K.S.
47,8
M.D. Thon. Sande
und
thonige Sde.
(schwach fliessend )
Kr 94,6
thon. Sande
Sande
BuTSS}
Wasser I
N 126,
. E ®M.G. Thon
? 128,9
J131,8 „loan u. thonise Sde
Wasser I. tt,+”C
| Wasser 13,4 °C Wass
er _IIT. 13°C
bis 196,2” = bis 174 1"
Zeichen-Erklärung:-
K Kiesl össe ölle an.
Aller R27] ieslager von Mandelgrösse der Gerölle an
And 1 Alluvium u. Oberes Diluvium.
Oberes (Geschiebe- Sand,- Lehm,- Mergel)
Wasser I. tt,3°C Diluvium B.S. Kalkfreie farb. Sande mit bitum. Holz u. Braunk.
Mittleres K.S. Aechter Korallen-Sand u.- Mergel
Diluvium M.D Bryozoönfreie Geschiebe- Thone,- Sande,- Mergel
Unteres ae
Die jazz 2U.D. Fragliche
1
unterdiluviale geschiebefreie
dunkle kalkige Thone
| g.s, Einfarbige kalkfreie Glimmersande
Sande Ki | mit Braunkohle u. bitum. Holz
Zweifelhafte j;
2T.$. Durch Lagerung oder Einschlüsse vermuthlich ächte
tertiäre Glimmersande m. Braunk. u. bitum. Holz
Miocä =
? EB: m.6 Fraglicher Glimmerthon od. thoniger Glimmersand.
— 761 —
beck (Oberalten-Allee) und der miocänen Glimmerthone von
Heiligengeiftfeld, Steinwärder und Rothenburgsort, waren im
Uebrigen Thon- und zahlreiche Sand-Schichten zu verzeichnen,
welche trotz ihres meift klaren petrographifchen Charakters
dennoch hinfichtlich ihres Horizontes und ihrer wechfelfeitigen
Parallelifirung »zweifelhafte« genannt werden mufsten. Erfchwe-
rend wirkte dabei noch die ungemeine Abweichung auch der
»ficheren« Schichten in ihrer abfoluten Tieflage und in ihrer
Mächtigkeit; auf der einen Stelle (Gr. Bleichen) fchliefst der
mitteldiluviale Korallenfand mit 5,,;, m. unter Neu-Null des
Elbpegels ab, an einer anderen (Hamm, Schwarze Str.) hat er
mit I15,, m., noch nicht fein Ende gefunden; an dem einen
Punkt (Heiligengeiftfeld) liegt der ächte miocäne Glimmerthon
fchon in 10,, m., an einem andern (Steinwärder) erft in 110,, m.
und an einem dritten (Rothenburgsort) wieder in 63, m,
während er an anderen, den genannten oft ganz nahe gelegenen
Stellen felbft in gröfseren Tiefen nicht angetroffen wurde u. f. w.
Allein alle diefe Schwierigkeiten und Verwickelungen
find bei der Natur und Bildung unferes Bodens mehr oder
minder vorauszufehen gewefen. Weit entfernt alfo von
weiteren Studien abzufchrecken, legen fie vielmehr die Ver-
pflichtung auf, durch fortgefetzte gründliche Forfchungen eine
fpätere beffere Erkenntnifs vorzubereiten, indem fie allerdings
zugleich darauf hinweifen, fich nicht der Hoffnung auf einen
allzufrühen Abfchlufs hinzugeben, und befonders davor warnen,
eine voreilige Verallgemeinerung eintreten zu laffen.
Von diefem Gefichtspunkte aus dürfte es gerechtfertigt
fein, an diefer Stelle von den Refultaten Mittheilung zu machen,
welche die feit 1876 abgeschloffenen Bohrungen geliefert haben.
Aus der grofsen Zahl derfelben, foweit fie mir überhaupt
näher bekannt wurden, greife ich diejenigen heraus, welche
theils durch die bedeutende erreichte Tiefe (bis zu 1020 hb.
Fuss = 292,3 m. unt. Terr.) theils durch die Art und den
Charakter ihrer Schichtenfolge oder ihrer Wafferführung eine
hervorragende Bedeutung beanfpruchen können.
Es find Dies die im Nachfolgenden eingehend behan-
II
— 162 —
delten und auf der beigegebenen Profilkarte verzeichneten
vier Bohrungen, deren Bohrproben mir in vollftändiger Reihe
behufs genauer Prüfung vorgelegen haben.!) Alle Maafsangaben
find auf Meter und auf den Neu-Null-Punkt des Hamb. EIlb-
pegels reducirt, die Profile in demfelben Maafsftabe und die
petrographifche Schraffirung in derfelben Weife ausgeführt wie
bei der obgenannten früheren Abhandlung.
1. Schaarmarkt.
Terrain +8,6 m., Bohrtiefe 292,3 m. unter Terrain —
283,7 m. unter Neu-Null.?)
Bis — 7,4 m. Alluvial- und Oberdiluvial-Sande mit ein-
geftreutem Kieslager. Von 8,4—14,9 m. der typifche Ko-
rallenfand. Diefer wird im Hangenden und Liegenden von
zwei Thonfchichten begrenzt, erftere in einer Mächtigkeit von
ca. ı m., letztere von ca. 6 m., welche fehr merkwürdige
Verhältniffe darbieten. Sie beftehen aus einem fetten, grauen,
kalkreichen Thon mit fehr wenig Glimmerpartikeln und bieten
äufserlich höchftens Aehnlichkeit mit den mehr fandigen Ab-
arten des ächten Miocän-Thones. Dennoch konnten aus ihnen
bei genauer Unterfuchung und Abfchlemmen eine Reihe Petre-
facten ifolirt werden.) In dem oberen Lager fanden fich Frag-
mente einer ?Cyprina und einer Turritella, fowie zahlreiche
aus Schwefelkies beftehende Steinkerne von Ditrupa; in
dem unteren ein kleines Bruchftück einer Cardita. Kann
darnach kaum ein Zweifel auftauchen, dafs diefe Petrefacten-
thone miocänen Urfprunges feien, fo erhebt fich nur die Frage,
!) Für die mir hierbei gewordene freundliche Unterftützung bin ich dem
hiefigen Ingenieur-Bureau der Baudeputation fowie den Herren MARTIN HALLER
und Apotheker E. LÜTTGENS in Wandsbeck zu Dank verpflichtet,
2) Der endgültige Abfchluss der Bohrung bei diefer Ticfe erfolgte erft
nach der Vollendung meiner vorftehenden Mittheilungen. Die Ergebniffe der
gröfseren Tiefen (von 257,3 m. an) konnten desh:lb nur theilweife in die
Profilkarten und den Text aufgenommen werden.
3) Bei diefen und den fpäteren Beflimmungen der Petrefacten hatte ich
mich des freundlichen Rathes des Herrn Dr, C. GOTTSCHE jun. zu erfreuen,
welcher auch einige der unten genannten Stücke felbft gefunden hat,
a 163 ar
auf welche Weife man fich ihr Auftreten in fo ungewöhnlichen
Horizonten d. h. über dem Korallenfand erklären will. Mufs
man dabei zwar an der fecundären Natur ihrer jetzigen
Lagerung fefthalten, fo fpricht doch der verhältnifsmäfsig wohl
erhaltene Zuftand jener zarten kleinen Foffilien gegen die An-
nahme einer etwaigen wirklichen Zerftörung der primären
Lagerftätte und ihres Weitertransportes in Geftalt eines wahren
Detritus. Es bleibt demnach nur die Wahrfcheinlichkeit, ın
ihnen fogenannte Schollenbildungen zu erkennen, d.h.
räumliche Umlagerungen im Ganzen, die unter befonderen
Verhältniffen vor fich gegangen nicht mit einer tiefergreifenden
Zerftörung verknüpft waren. Als folche »Schollen« von mio-
cänem Glimmerthon find fie in das Profil aufgenommen.
Unter ihnen lagert nun eine mächtige, über 8So Meter
dicke Schicht von grauen fandigen Thonen, welche in den
letzten ro Metern allmählig in thonige Sande übergehen. Sie
find durchweg frei von Gefchieben, bald Kalkfrei, bald Kalk-
haltig und haben Petrefacten nicht auffinden laffen, Diefe
Thatfachen fcheinen zu der Annahme zu berechtigen, dafs
man in ihnen jene fo häufig bei uns auftretende mächtige
Bank von unterdiluvialen Thonen vor fich hat. Diefer Schluls
wird noch bekräftigt durch die nun unmittelbar darunter fich
anfchliefsende gewaltige Schichtenfolge von Sanden (bis zu
— 276,5 m.), welche man als wahrfcheinlich tertiäre Sande an-
fprechen darf. Diefe Beftimmung findet nicht allein in ihrem
petrographifchen Charakter eine Stütze, denn fie beftehen aus
meift grauen oder braunen, Kalkarmen bis —reichen Glimmer-
fanden mit eingeftreuten Braunkohlenreften, fondern einzelne
Bänke haben auch eine geringe Ausbeute an Petrefacten
geliefert, die den tertiären Urfprung wohl aufser Frage
ftellen. So wurden gefunden: in 111,2—121,5 m. ein Car-
dium und ein Dentalium, in 121,5—123,6 m. Yoldia
Ppygmacea, eine Cardita, eine Defrancia, ein Denta-
lium, in 123,6—126,1 ein PCerithium oder ?Turritella,
in 141,3-—145,3 m. unbeftimmbare Schaalenrefte. Obwohl
nun alle diefe Stücke nur als Fragmente vorlagen, fo erfcheint
— 164 —
es dennoch wahrfcheinlicher, dafs wir es hier mit tertiären
Sanden auf primärer Lagerftätte zu thun haben. Eingebettet
in diefelben treten alsdann zwei Thon-Schichten auf. Die
obere, faft 6 Meter mächtige (126,1—131,5), führt unbeftimm-
bare Conchylien-Refte und nähert fich petrographifch fehr den
oben befchriebenen »Schollen«; die untere, nicht weniger als
ca. 36 m. — ca. 125 hbg. Fufs dicke (213,5—249,6 m.),
zeigt keine organifchen Einfchlüfse, ift kalkfrei, dagegen aber
ftark bituminös. Ob die beiden Thone bei dem faft vollftän-
digen Mangel an Glimmer mit Recht als Miocäner Glimmer-
thon bezeichnet werden, mag dahingeftellt bleiben; als tertiäre
dürften fie immerhin gelten.
Die bituminöfe Beimifchung zeigt fich nun keineswegs
blos in diefem unteren Thone, fondern auch in den eigentlichen
Sanden der verfchiedenen Niveaus, fo z. B. in den Petrefakten-
führenden 121,5— 123,6; in 152,7—155,3; in 254,5—256,8; in
259,1— 262,2 und 264,5— 276,5 m. Beachtenswerth ift dabei na-
mentlich, dafs in den tieferen diefer Schichten, z. B. in der letzt-
genannten, 12 Meter mächtigen, fowohl ein aufserordentlicher
Glimmer-Reichthum neben dem wachfenden Bitumen-Gehalt
erfcheint, als auch der thonige, erdige Charakter mehr hervor-
tritt, fo dafs fie faft als fandige Thone aufgefafst werden
können.
Unter diefer fo mannichfaltig gegliederten umfaffenden
Schichten-Folge treten endlich bei 276,5 — 283,7 m. fehr
merkwürdige neue Sande uns entgegen. Sie find fein bis
mittelfein und von gleichem Korne, weifs bis fchwach gelblich
und faft vollftändig frei von Glimmer; fie unterfcheiden fich in
hervortretendem Grade von allen obigen und entbehren ganz
jenes charakteriftifchen Gepräges, welches Tertiärfanden eigen
ift. Leider hat mit der hier erreichten Tiefe die Bohrung
eingeftellt werden müffen, fo dafs man auf weitere Auffchlüffe
über diefe letzte Lagerung zu verzichten gezwungen ift.
Das wahrfcheinliche geognoftifche Gefammtbild läfst fich
fomit in folgenden Zügen darftellen. Auf die gewöhnlichen
oberen Erdfchichten folgt der mit miocänen Glimmerthon-
— 165 —
Schollen wechfellagernde mitteldiluviale Korallenfand, an wel-
chen fich in ca. 100 Fufs Tiefe ein 280 Fufs ftarkes Lager
des unterdiluvialen Gefchiebe-freien Thones anfchliefst. Mit
38o Fufs unter der Oberfläche beginnt die Tertiärformation,
hauptfächlich durch eine mächtige Ablagerung von Sanden
vertreten, die aber drei Mal durch thonige Zwifchenbänke
unterbrochen ift. Von diefen tritt die mittlere durch ihre
Mächtigkeit von ı25 Fufs, die untere in 950 Fufs Tiefe durch
ihren Reichthum an Glimmer und Bitumen hervor. Das Lie-
gende der letzteren bilden endlich reine Sande von ganz
charakterlofem Anfehen.
In engftem Zufammenhange mit diefer Gliederung fteht
nun auch die Wafferführung des erbohrten Terrains, die ihrer-
feits fo feltfame Ergebniffe dargeboten hat, dafs eine kurze
Mittheilung darüber gerechtfertigt fein dürfte.
Die Schaarmarkt-Bohrung ift meines Wiffens hinfichtlich
der erlangten Tiefe von 292 m. = 1020 hb. Fufs bis jetzt
von keiner anderen Bohrung auf hamburgifchem Gebiete auch
ur annähernd erreicht worden. Ebenfo einzig fteht fie da
in dem Punkte, dafs in drei verfchiedenen Tiefen fteigendes
Waffer von völlig abweichender Befchaffenheit er-
fchloffen wurde.
Das aus den Tertiärfanden in ca. 200 m. = 700 hb.
Fufs abfoluter Tiefe, alfo oberhalb der erwähnten dicken
Glimmerthonbank, ftammende Waffer tritt nicht einmal bis
an die Terrainoberfläche, fondern bleibt !/, Meter unter der-
felben, hat eine Temperatur von 11,8°C. und offenbart neben
dem aufserordentlich hohen Gehalt von Chloriden (Chlornatrium
und Chlorkalium) von mehr als ı pr. Mille (112,0 auf 100,000
Thle.) und einem gewöhnlichen von Kohlenf. Kalk und Kohlenf.
Natron nicht die Spur von Schwefelfäure. Das von den San-
den unmittelbar unter jener Glimmerthonbank in ca. 250 m.
— 870 hb. Fufs Tiefe entfpringende, zweiterbohrte Waffer
fteigt 8,6 m. — 30 Fufs über die Fläche des Schaarmarktes,
hat eine Temperatur von 15,1° C. und zeigt neben einem nur
allzu bemerkenswerthen Gehalt an Schwefelwafferftoffgas über-
u on
rafchende Mengen von Schwefelfaurem Natron (57,5 Thle.)
und Kohlenfaurem Natron (21,0 Thle.), dagegen nur mäfsige
Quantitäten Chloride und nur Spuren von Kalk. Das dritte
Waffer endlich, welches in 280 m. — ca. 980 Fufs angetroffen
ift, alfo das aus den reinen Sanden unterhalb der bituminöfen
thonigen Glimmerfande herrührende, fteigt gar 9,9 m. — 35
Fufs über das Terrain, befitzt 16,0° C. Temperatur und ift
zwar ebenfalls ziemlich Schwefelwafferftoffgas-haltig, allein be-
deutend ärmer an Schwefelfauren Salzen (6,1 Thle.), dagegen
reicher an Chloriden (31,0 Thle.) und Kohlenfauren Salzen,
befonders von Kalk (8,2 Thle.) und Magnefia (4,3 Thle).
Es kann demnach keinem Zweifel unterliegen, dafs die
Urfprungsgebiete für diefe in ihrer Steigkraft und chemifchen
Zufammenfetzung fo verfchiedenen Gewäffer nicht die gleichen
fein können, und dafs fie in unferem Untergrunde zwifchen
den einzelnen genannten, abfchliefsenden Thonbänken wie in
grofsen Wafferröhren ganz unbeeinflufst von einander laufen,
2. Kleiner Grasbrook, am Grenzkanal.
Berram "7,2 m. \"Bohrtiefe’203,4 m!’ Yeasy soshne
Fufs unter Terrain.
Bis — 2,8 m. Lehm und Gefchiebefande, bis 17,5 m.
bunte, Gefchiebe-führende Korallenfande. Dann eine ca. 59 m.
— 205 Fufs mächtige Schichtenfolge von dunkeln (grauen,
braunen, blauen) Thonen, die bald mehr fandig, bald fett und
plaftifch, bald frei von Kalk, bald reich an demfelben find und
in letzterem Falle ein fchiefriges Gefüge dadurch erhalten,
dafs der Kalk in Schnüren, Bändern und Lagen den Thon
durchzieht. Sie find ebenfo bald Gefchiebe-frei, bald fie füh-
rend und würden fchon dadurch ihre Characterifirung als
mitteldiluviale Gefchiebethone (Bryozoen-freie) wahrfcheinlich
machen. Geftützt wird diefe Beftimmung aber noch durch die
Thatfache, dafs unter ihnen eine 0,4 m. ftarke Schicht von
grobem fchwarzen Sand mit Brocken von kalkigem Thon,
Flint und fonftigen Gefteinen und mit zahlreichen Bryozoen
— 167 —
lagert, fich alfo zum Mitteldiluvium gehörig erweift. Von
76,8—98,8 m. trifft man eine immerhin 22 m. — über 75 Fufs
mächtige Bank von bräunlichen ftark fandigen, fchwach kal-
kigen Gefchiebe-freien Thonen, die umfomehr als Vertreter
des unteren Diluviums angefehen werden kann, als in ihrem
Liegenden die typifchen grünlich grauen bis braunen miocänen
Glimmerfande erfcheinen. An diefe reihen fich dann, nachdem
ein 1\/s m. dickes Lager von fefter Gagat-artiger Braunkohle
durchdrungen ift, in ununterbrochener Folge bis zu 196,2 m.
jene weifsen bis braunen Glimmerfande, welche an fich ziem-
lich zweifelhaften Charakters und Urfprungs find, hier aber
durch ihr Hangendes als tertiäre beftimmt werden können.
Das Gefammtbild diefer Bohrung ift mithin fehr einfach.
Das Mittel-Diluvium zeigt eine bedeutende Entfaltung; es
reicht von ca. 35 Fufs bis 293 Fufs unter der Oberfläche. Da-
gegen tritt das untere Diluvium verhältnifsmäfsig zurück, da
fchon bei 370 Fufs die Tertiär-Ablagerungen beginnen.
Steigendes Waffer ift lediglich in der letzterreichten Tiefe
von 203,4 m. = ca. 710 hb. Fufs erfchloffen werden; allein
feine Steighöhe ift nur + 8,2 m., fo dafs es fich nur um
1,0 m. über Terrain erhebt. Daffelbe hat eine Temperatur
von 13,4° C., enthält hinreichend Kohlenfaures Eifenoxydul
gelöft, um fich beim Stehen zu trüben, bietet aber fonft in
feiner chemifchen Conftitution nichts Befonderes dar.
3. Ausfchläger Billdeich. M. Haller.
Terran 1 3,8. "Bohrtiefe 177,9 m. = ca. 620 Euls
unter Terrain.
Bis — 4,2 m. obere Gefchiebefchichten, unter denen
auch die bekannten Bunten Sande mit Stücken Braunkohle und
Bituminöfem Holze erfcheinen. Der ziemlich umfangreich aus-
gebildete Korallenfand (von 4,2—31,6 m.) enthält nun wieder-
holt ı—2 Meter mächtige graublaue kalkige Glimmerfande
mit Braunkohlenftücken zwifchengelagert (17,1— 18,5 und 28,3
— 30,6), deren Beftimmung wie immer fehr fchwer hält. Der
u lo
felbe Sand begegnet uns auch unterhalb der dann folgenden
Gruppe von Gefchiebe-Sanden (bis 40,0 m.) und Gefchiebe-
freien magern Thonen, (bis 49,2 m.), die am beften als Ver-
treter des Bryozoen-freien Mitteldiluviums angefehen werden,
in einer Mächtigkeit von ca. 10m. Will man alle diefe Sande
wieder als tertiäre betrachten, was ihrem petrographifchen
Character nach nicht ohne Weiteres abzulehnen ift, fo müfste
man andererfeits eine fecundäre Lagerung für diefelben an-
nehmen. Denn die unter der letztangetroffenen Schicht ru-
hende, 21 m. — 73 Fufs mächtige Bank von fettem, blauem
Gefchiebe-freiem Thon dürfte wohl kaum anders als der häu-
fige ächte unterdiluviale aufzufaffen fein. Mit 80,7 m. beginnt
alsdann die ftets wiederkehrende grofse Ablagerung von
Glimmerfanden mit Braunkohle, die hier durch die Feinheit
und Gleichmäfsigkeit des Kornes fowie durch ihre afchgraue
bis graue Farbe die Wahrfcheinlichkeit ihres tertiären Urfprungs
erhöhen. Petrefacten find auch bei diefer Bohrung in keiner
der fraglichen Schichten gefunden worden.
Das freilich in Einzelheiten etwas zweifelhaft bleibende
Gefammtbild ift wieder einfach: bis 28 Fufs unter der Ober-
fläche Alluvien und obere Gefchiebeformation, bis ca. 220 Fufs
Mitteldiluvium, aus Korallenfand und Bryozoen-freien Sanden
beftehend, bis 295 Fufs ächtes Unter-Diluvium und dann bis
620 Fufs Tertiär-Sande.
In den letzteren ift fteigendes Waffer erbohrt, welches
fich 14,3 m. —'5o Fufs über Terrain erhebt ‚und. die jetzt
fliefsende Quelle von 13°C. fpeift. Daffelbe enthält wefentlich
nur Kohlenf. Salze von Kalk (13,3 Thle.) und Magnefia (3,6
Thle.) neben einer durch bald erfolgende Trübung ftark be-
merkbaren Menge von Eifen. Aufserdem wurde in einer Tiefe
von 430 Fufs — 123,2 m. unt. Terr. = 119,4 Neu Null eine
zweite fteigende Quelle angetroffen, welche dunkelbraun von
"arbe war, viel Schlamm ablagerte, bis zur Beendigung der Boh-
rung unausgefetzt lief und dann mit Abficht abgefchloffen
wurde.
— 169 —
4. Wandsbeck. Marktbrunnen.
Ferrain -er17 m. "Bohrtieie72061,3 m." ="ca. 912 hb.
Fufs unt. Terr., alfo eine der gröfsten, aber noch um 100 Fufs
hinter der jetzt am Schaarmarkt erreichten zurückftehend.
An die bis + 4,7 m. gehenden oberen Grand-, Lehm-
und Sand-Schichten reihen fich graue kalkreiche Gefchiebe-
Thone und thonige Sande, in welchen von —ı,3 bis 2,2 m.
und von —9,1 bis 10,8 m. Kieslager eingebettet find. Jene
Thone ftimmen nun fo vollkommen mit den weiteren bei
24,5 m. und 47,3 m. Tiefe auftretenden, welche mit dem
ächten Korallenfande (in 10,8 und 39,7 m. Tiefe) wechfel-
lagern, dafs man fie als Vertreter des Bryozoenfreien Mittel-
diluviums betrachten darf. Der Korallenfand führt, ganz wie
bei der vorherbefprochenen Bohrung vom Ausfchläger Bill-
deich einzelne Zwifchenbänke von zweifelhaften Sanden,
welche Glimmer und Braunkohle führen und fich daher den
(*tertiären) Glimmerfanden nähern. Aufserdem fanden fich in
der Schicht 17,7— 18,5 m. Schaalenrefte von Bivalven, die
aber leider unbeftimmbar waren. Mit 57,5 m. trifft man auf
. dunkle (braune bis fchwarze) Thone und thonige Sande, die
als Gefchiebe-freie wohl das untere Diluvium repräfentiren ;
ihre Mächtigkeit ift erheblich, fie erftrecken fich bis 106,2 m.
Von da an beginnt wieder die Maffe der wahrfcheinlichen
Tertiärfande mit allen früher und wiederholt gefchilderten
Eigenfchaften; fie wird aber von mehr oder minder mächtigen
Einlagerungen von bituminöfen Glimmerthonen und thonigen
Glimmerfanden unterbrochen. Die bemerkenswertheften der-
felben find: die in 126,3—128,9 m., welche fo ftark bituminös
ift, dafs fie viel ölige Deftillate liefert und an der Luft er-
hitzt verbrennt, und diejenige in 199,1 m. Tiefe, welche fich
durch ihre Mächtigkeit von 22 m. und ihren geringen Glimmer-
Gehalt auszeichnet. Die unter der letzteren fich weiter bis
244,3 m. Tiefe fortfetzenden Sande zeigen ebenfalls noch
Zwifchenlagen von magerem Thon.
Als Gefammtbild diefer Bohrung ergiebt fich eine ver-
hältnifsmäfsig einfache Gliederung, nämlich umfangreiche Aus-
bildung des Mitteldiluviums aus Korallenfand und Bryozoen-
— 70 —
freien Thonen und Sanden, welche in der Tiefe von 43 Fufs
unter der Oberfläche beginnt und bis 260 Fufs fich erftreckt,
alsdann eine nicht minder mächtige Entwickelung des Unter-
diluviums, die bis 430 Fufs reicht, worauf die Tertiärformation
mit ihren Glimmerfanden und bituminöfen thonigen Zwifchen-
bänken bis 912 Fufs folgt.
Hinfichtlich der Wafferführung zeigte fich das aus der
gröfseren Tiefe, nämlich aus 222,2 m. unter Neu Null, ftam-
mende zwar bis zu 2 m. über Terrain, alfo auf ca. + ı9 m.
fteigend, allein es trat überhaupt nur anfangs und in fehr
geringer Menge (4 Lit. pr. Minute) hervor und verfiegte als-
bald gänzlich. Ein anderes Waffer aus der abfoluten Tiefe
von 143,4 m. flieg nur 0,4 m. über Terrain (= ca. + 17,4
m.), ift aber jetzt durch Abtragung des letzteren um 1,4 m.
zur Anlage des genannten »Marktbrunnens« verwendet und liefert
etwa 30 Lit. pr. Minute. Seiner chemifchen Befchaffenheit nach
gehört es zu den reinen Wäffern; es führt nur geringe Mengen
Chlornatrium (1,12— ca. 6,0 Theile), fehr wenig Schwefelfäure
(1,0 Thle.), etwas mehr Kalk (11,4 Thle.) und hat eine Temperatur
— 11,4°C. Seit Mitte vorigen Jahres aber macht fich bei ihm ein
Gehalt an Schwefelwafferftoffgas, der im Geruch und Gefchmack
deutlich hervortritt, in fehr unangenehmer Weife bemerklich.
Es erübrigt nunmehr aus einem Vergleiche der vorftehend
gefchilderten neuen Bohrungen unter einander und mit den
bekannten älteren diejenigen Fo!gerungen zu gewinnen, welche
für unfere allgemeine Auffaffung des geognoftifchen Aufbaues
unferes Bodens neue und beffere Anhaltspunkte darbieten
können. Diefelben werden fich aber nur auf dem einen Wege
erzielen laffen, dafs man zuvörderft verfucht, an den verfchie-
denen und oft räumlich weit getrennten Stellen die aufgedeckten
Schichten auf ihre Gleichartigkeit zu unterfuchen und dann
die etwa als gleichartig erkannten nach dem Coordinaten-
Princip räumlich zu fixiren. Nur fo würde eine allmählige
Feftftellung ihrer Lage, Neigung, Mächtigkeit und Erftreckung
ermöglicht werden, welche einen wahrheitsgemäfsen Einblick
in die Bodenftructur geftattet.
=— E71 ——
Schreiten wir alfo an die Löfung der erften Aufgabe,
die gleichartigen Schichten aufzufpüren, fo haben wir fchon
wiederholt auf die mannichfachen hier zur Geltung kommenden
Schwierigkeiten hingewiefen. Allein ohne uns davon ab-
fchrecken zu laffen, halten wir uns an die vorläufigen, nach
beftem Ermeffen und gründlicher Prüfung gemachten Beftim-
mungen, wie fie in den Profilen auf der Karte ihren knappen
und anfchaulichen Ausdruck gefunden haben, und vergegen-
wärtigen uns, dafs es für die bei uns in Betracht kommenden
geotektonifchen Verhältniffe eine Reihe verfchiedener Be-
fimmungselemente für die Gleichartigkeit und Zufammen-
gehörigkeit zweier Schichten-Complexe gibt. Diefelben find
entweder geognoftifcher oder aber hydrologifcher Art. Die
erfteren faffen einmal die Achnlichkeit oder Identität der
Gliederung und zwar fowohl hinfichtlich der Schichtenfolge im
Ganzen wie im Einzelnen, als auch hinfichtlich des petro-
graphifchen Charakters der Schichten-bildenden Gefteine (Thone,
Sande u. f. w.) und fodann die annähernde Uebereinftimmung
in dem Horizont, d. h. der abfoluten Tiefenlage ins Auge,
wobei felbftverftändlich nicht allzuftrenge Forderungen erhoben
werden dürfen, weil das Anfchwellen und Abnehmen derfelben
Schicht, ihre lokale und allmählige Umbildung in petrographi-
fcher Hinficht, fowie eine Verwerfung aus urfprünglicher Lage
als naturgemäfse mögliche Einflüffe berückfichtigt werden müffen.
Die hydrologifchen Kennzeichen liegen in der Wafferführung und
zwar in dem Auftreten von Waffer überhaupt, als auch nament-
lich in den demfelben eigenen Druck- und Temperatur-Ver-
hältniffen, wie endlich in feiner chemifchen Befchaffenheit.
Ueberblickt man — von diefen Erwägungen geleitet —
die Reihe der genauer unterfuchten Bohrungen, fo wird man
unfchwer zu der Ueberzeugung gelangen, dafs von den frühe-
ren nur die erfte Bohrung von Peters, Grüner Deich und die
von Steinwärder zum Vergleiche mit den neuen überhaupt
herangezogen werden können. Und um nun im Einzelnen
diefe Prüfung durchzuführen, wird es zweckmäfsig erfcheinen,
die Beobachtungsrefultate in überfichtlicher Form in folgender
Tafel zufammenzutftellen.
— 172 —
Es beginnen in der Tiefe von Metern bez. auf Neu-Null des Elbpegels bei:
Peters 1 Ausfchläg. |Wandsbeck _ nn
| ; Kleiner i | Schaar- Stein-
die Schichten Gr. Deich. EEE: Billdeich | Markt- kt a
Erfte Bor M. Haller. | brunnen. | Bann Mer
des Mitteldiluvium . . . | — 12,1 —ı 2,87 a, 2 ee | Er Men,
des Unterdiluvium In 58,2# 1% 176,8. = 59,57 EN BEE = 200 2 22
des. Tertiär (208,82 |2 498,87 | = 80,72 |= 2 106)2: | — 102,3 |= — Los
Urfprungstiefe des Waffers ca. — 120 — 100 — 170 = lo | — 200%) | — 120
Steighöhe defselben | + 19,5 + 8,2 + 181 + 94 | + 80 + 7,0
ae eh | Ch — 13,4°C. HI3%C. =-2719929.0, | FREIES GE 5
Temperatur defselben**), . | u (Aug). (aD. en
In 100,000 Theilen. diefer || |
|
Wäffer find enthalten: | |
Iroekenrücklttande 72 2245 40,6 21,0 24,0 | 33,0 ee
Elan gr 1,0 9,3 1,1 0,7—3,7 | 66,8 =
Sehwelellaure - = 2... | 1,0 2,6 0,6 1,0 | (6) =
EIS es ee a | 8,0 5,2 7,4 II,4 | 8,3 FZUSF,
*) Hier kann natürlich nur das erfte auf dem Schaarmarkt erbohrte Waffer zum Vergleich herangezogen werden,
weil die fpäteren aus weit gröfseren Tiefen u. f. w. entfpringen.
‘) Bei dem Vergleiche der gemeffenen Temperaturen ift natürlich die Einwirkung der Luft- und Boden-Wärme
in den verfchiedenen Jahreszeiten zu berückfichtigen.
— 173 —
Geognoftifch betrachtet zeigt fich zunächft eine nahe
Verwandtfchaft der vier erften Bohrungen (Peters |Grüner Deich],
Kl. Grasbrook, Ausfchläg. Billdeich, Wandsbeck Marktbrunnen),
da neben der allgemeinen petrographifchen Uebereinftimmung
der Schichten eine gleichmäfsige umfangreiche Ausbildung des
Mittel-Diluviums, eine relativ geringere des Unter-Diluviums
und zugleich ein ungefähr gleicher Horizont für alle Forma-
tionsglieder erfcheint. Wenn allerdings bei Grüner Deich und
Kl. Grasbrook die Zwifchenlagen der Glimmer-Sande im Mittel-
Diluvium fehlen, welche bei Ausfchläger Billdeich und Wandsbeck
fo charakteriftiich hervortreten, fo würde diefe Abweichung
wohl ebenfo als eine mehr oder minder unwefentlich lokale
angefehen werden können, wie das Fehlen der bituminöfen Ein-
bettungen in die Tertiär-Sande bei den drei erftgenannten
Bohrungen gegenüber Wandsbeck. Allein auch in hydrologifcher
Beziehung offenbaren fich Unterfchiede, die nicht fo einfach
zu befeitigen fein dürften. Zwar ift in allen vier Bohrungen
Waffer und in nahegleicher Urfprungstiefe in den Tertiärfanden
angetroffen; dafselbe befitzt jedoch bei Klein. Grasbrook eine
ganz abweichende Steighöhe und zugleich damit eine wefentlich
verfchiedene chemifche Befchaffenheit, welche fich namentlich
in dem Chlor- refp. Kochfalz-Gehalt verräth. Man wird deshalb
auch betreffs diefer unteren Schichtenfolge einen einfachen
Zufammenhang nur für Grüner Deich, Ausfchläger Billdeich
und Wandsbeck nicht aber für Klein. Grasbrook annehmen
können.
Ein ganz differentes Bild bietet die zweite Gruppe der
Bohrungen vom Schaarmarkt und Steinwärder. Unter fich
find fie fowohl in der allgemeinen Gliederung und Mächtigkeit
als auch in ihrer Wafferführung einander fehr naheftehend;
denn die bei dem Schaarmarkt hervortretende gröfsere Aus-
bildung des Mittel-Diluviums ift nur eine fcheinbare, da an ihr
die merkwürdigen miocänen Glimmerthon-Schollen den wefent-
lichften Antheil haben, von denen wir fchon oben als von
lokalen Erfcheinungen gefprochen haben. Die Gleichartigkeit
der Tertiär-Ablagerungen an beiden Orten wird ferner durch
Ze 174 —
das Auftreten der oben (S. 163) und früher (Skizzen und Bei-
träge a. a. ©. p. ıı1) befchriebenen Petrefacten deutlich ver-
anfchaulicht.
Dahingegen unterfcheiden fie fich von der eben unterfuchten
erften Gruppe zunächft durch das völlige Zurücktreten der mittel-
diluvialen und das mächtige Hervortreten der unterdiluvialen
Schichten, fodann durch die ftark abweichenden Druckverhältniffe
ihrer fonft in nahegleicher Tiefe mit jenen entfpringenden Wäffer
und ganz befonders durch deren chemifche Befchaffenheit, wovon
der aufserordentliche Chlor- refp. Kochfalz-Gehalt des Schaar-
markt-Waffers den fprechendften Beleg liefert. Andererfeits darf
allerdings nicht verfchwiegen werden, dafs nun wieder die Einzel-
gliederung der Tertiärgebilde, namentlich das Auftreten der
bituminöfen Zwifchenlagen, eine beachtenswerthe Aehnlichkeit
zwifchen Schaarmarkt und Wandsbeck darbietet, während die
Steighöhen eine folche mit dem Kleinen Grasbrook zu verrathen
fcheinen.
Nach allen diefen Erörterungen ftellt fich demnach das
Endergebnifs heraus, dafs auch die neueren Bohrungen die aus
den früheren bereits gewonnenen Anfchauungen im Wefentlichen
beftätigt haben. An nahegelegenen Punkten begegnet man
oft einer durchaus verfchiedenen, an räumlich weit von einander
getrennten Punkten oft einer fehr ähnlichen Bodenftructur;
aber felbft da wo letztere geognoftifch ficher geftellt zu fein
fcheint, trifft man auf folche Widerfprüche in der Art der
Wafferführung, dafs man in feinem Vertrauen auf erftere wie-
derum erfchüttert wird. Die Vielgeftaltigkeit der natürlichen
Verhältniffe erheifcht eben eine ent(prechend grofse Reihe von
Beobachtungen, gegenüber welcher die Zahl unferer genauer
unterfuchten Bohrungen eine noch verfchwindend kleine genannt
werden mufs. Diefes Bewufstfein kann aber nur ein Sporn
für unfere Bemühungen fein, im Zufammentragen jenes erforder-
lichen Materials nicht zu erlahmen.
O0. —
Kritifche Aphorısmen
über die Entwicklungsgefchichte der
höheren Kryptogamen.
Von Prof. R. SADEBECK.
(Nach Vorträgen im naturwiffenfchaftlichen Verein in den Jahren 1877 u. 1878).
I. Die vegetative Zelle und die Bauchkanalzelle.
a. Die vegetative Zelle von Marfilia. — Die erften
fichtbaren Keimungserfcheinungen der Mikrofporen von Mar-
filia elata werden durch das Zerberften des Endofporiums dar-
geftellt, welches alsdann nebft dem Sporeninhalt hervortritt.
Diefer hat fich um diefe Zeit meift fchon in 3 Zellen diffe-
renzirt, 2 Antheridienzellen und eine fteril bleibende, alfo rein
vegetative Zelle (lith. Taf. Fig. Iund II). Die letztere erinnert
in der äufseren Geftalt an die vegetative Zelle von Selaginella,
mit welcher fie im Gegenfatz zu der von Salvinia auch das
gemeinfam hat, dafs fie im Verlauf der weiteren Entwicklung
kein Gröfsen- oder Längenwachsthum mehr erfährt. Auch
die beiden Antheridiumzellen nehmen im Weiteren nicht mehr
merklich an Volumen zu, die Entwicklung derfelben befchränkt
fich nur auf die Ausbildung des plasmatifchen Inhaltes. Der-
felbe zerfällt in Folge fuccedaner Theilungen in tetraädrifche
Primordialzellen, welche fich mit Cellulofe umgeben, und fo
direkt die Mutterzellen der Spermatozoiden darftellen. Jetzt
erft fpringt in den meiften Fällen das Exofporium in feinen
— 176 —
natürlichen Kanten klappig auf und das heraustretende Endo-
fporium rundet fich mehr oder weniger zur Kugel ab. Oft
haben die Spermatozoiden um diefe Zeit fchon ihre völlige
Ausbildung erreicht und wirbeln lebhaft in den Antheridien-
zellen umher.
Der Nachweis, dafs die Mikrofporen der Marfiliaceen bei
der Keimung eine vegetative Zelle entwickeln, ift für Pilularia
von Arcangeli erbracht worden (Sulla Pilularia globulifera e
sulla Salvinia natans. — Nuovo Giornalo botanico italiano,
Vol. VIII.No. 3). Derfelbe fah nach der Behandlung mit Chrom-
fäure diefe vegetative Zelle fehr deutlich und ebenfo auch die
Differenzirungen des übrigen Sporeninhaltes in den zwei Anthe-
ridienzellen. Bei den keimenden Mikrofporen von Marfilia
ift jedoch wegen des durchaus undurchfichtigen Exofpors
eine gleiche Unterfuchungsmethode nicht anwendbar.
Wenn man jedoch die keimenden Mikrofporen mit einer
concentrirten Sodalöfung behandelt und darauf concentrirte
Effigfäure oder Weinfäure hinzufetzt, fo wird in Folge des
heftig fich entwickelnden Kohlenfäuregafes das Exofpor von
dem Endofpor losgeriffen, fo dafs die unmittelbare Beobachtung
des letzteren nunmehr ermöglicht wird. Man erhält alsdann
Bilder, wie das auf lith. Taf., Fig. I dargeftellte.
Die Millardet’fche Entdeckung der vegetativen Zelle in den
Mikrofporen von Selaginella und loetes ift für die Erklärung
des Anfchluffes der Gefäfskryptogamen an die Phanerogamen
von nicht zu unterfchätzender Bedeutung, da in dem Pollen
der Coniferen eine ganz ebenfolche Zelle enthalten ift, welche
auch in der äufseren, linfenförmigen Geftalt der vegetativen
Zelle den Gefäfskryptogamen ähnlich ift.
Neuerdings endlich hat STRASBURGER (Ueber Befruchtung
und Zelltheilung) nachgewiefen, dafs auch der Pollen aller übrigen
Phanerogamen zwei Zellen enthält, von denen nur eine
zum Pollenfchlauch auswächft, alfo das offenbare Analogon
zur vegetativen Zelle der Gefäfskryptogamen darftellt, während
die andere fteril bleibt. Diefer Umftand .fchien mir (51.
Verf. d. Naturf. zu Caffel) eine Wahrfcheinlichkeit dafür zu
enthalten, dafs das Auftreten einer fteril bleibenden Zelle eine
lediglich phyfiologifche Bedeutung habe, wie dies übrigens
auch fchon STRASBURGER angedeutet hat. In diefem letzterem
Falle würde nicht allein die Auffaffung der vegetativen Zelle
als rudimentäres Prothallium fallen müffen, fondern wir würden
in der Abtrennung der vegetativen Zelle den mit der Ab-
trennung der Bauchkanalzelle von der Embryonalzelle analogen
Vorgang erkennen müffen. Die Richtigkeit einer folchen Auf-
faffung ift mir jedoch jetzt mehr als zweifelhaft geworden,
und dies befonders mit Rückficht auf die Vorgänge, welche
in den keimenden Mikrofporen von Salvinia ftatthaben. Der
Keimfchlauch erweift fich hier als zweifellos identifch mit der
vegetativen Zelle von Pilularia; diefen aber als Abftofsungs-
produkt betrachten zu wollen, ift nicht möglich, da in jeder
Antheridiumzelle ein bläschenartiges Gebilde abgeftofsen wird
von dem Plasmaklumpen, welcher die Spermatozoiden-Mutter-
zellen erzeugt. In diefem bläschenartigen Gebilde haben wir
demnach das der Bauchkanalzelle analoge Abftofsungsprodukt.
So lange alfo keine weiteren Unterfuchungen eine andere
Deutung der vegetativen Zelle bedingen, mufs die Auffaffung
derfelben als rudimentäres Prothallium als die natürlichfte an-
gefehen werden.
b. Die Bauchkanalzelle des Archegoniums. —
Die Entwicklung des Archegoniums der Gefäfskryptogamen
ift allerdings fchon von JANCZEWSKI (Unterfuchungen über
die Entwicklungsgefchichte des Archegoniums. Bot. Zei-
tung 1872) eingehend erörtert worden. Darnach ift die Auf-
faffung berechtigt, dafs der Entwicklungsgang der centralen
Zellreihe in dem ganzen Gebiet der Gefäfskryptogamen ein
und derfelbe fei, nämlich der, dafs die centrale Zellreihe fich
zunächft in eine Halskanalzelle und eine Centralzelle theilt, letz-
tere aber in die Bauchkanalzelle und die Embryonal- oder Eizelle.
STRASBURGER, der früher (Jahrb. f. wiff. Bot. VII.) diefem
entgegengefetzte Angaben gemacht hatte, erklärt jedoch
(Ueber Zelltheilung und Zellbildung, I. Aufl. p. 296), dafs
er fieh den Angaben von JANCZEWSKI jetzt anfchliefse. Ich
I2
u 178 nn
habe daher ebenfalls nach diefer Richtung hin wiederholte
Nachunterfuchungen angeftellt an Archegonien der Polypodia-
ceen (mehrere Arten) Cyatheaceen (vornehmlich Alfophila
auftralis) und Osmundaceen (Osmunda regalis und Todea afri-
cana) und bin ftets zu denfelben Refultaten gekommen, wie
JANCZEWSKI und STRASBURGER (man vergl. auch Fig. II bis
VII auf lith. Tafel. Widerfprechende Angaben find nur auf
Beobachtungsfehler zurückzuführen.*)
Der oben erörterte Entwicklungsgang der centralen Zell-
reihe des Archegoniums ift aber nicht ein den Gefäfskrypto-
gamen allein zukommender, fondern wird auch bei den Mus-
cineen und den Archifpermen angetroffen. Beiden Archegonien
von Marchantia polymorpha z. B. hat STRASBURGER neuerdings
(Ueber Befruchtung und Zelitheilung Taf. I, Fig. 15 und 16)
die Theilung der Centralzelle in die Bauchkanalzelle und die
Embryonalzelle durch die direkte Beobachtung der Theilung
des Zellkerns der Centralzelle nachgewiefen.
Auch über die Archifpermen fagt STRASBURGER (a. a. O.
p- 27): »Das Archegonium oder das fog. corpusculum der
Coniferen und Cycadeen entwickelt fich durchaus ähnlich der
Centralzelle des Archegoniums der höheren Kryptogamen (nach
unferer Bezeichnungsweife die Mutterzelle der centralen Zellen-
reihe). Zunächft zerfällt die einzellige Anlage in eine äufsere
kleine und eine innere gröfsere Zelle, die äufsere an den
Embryofack anftofsende Zelle ift die Halskanalzelle, die ent-
weder einfach bleibt oder auch alsbald in mehrere über und
neben einander liegende Zellen zerfällt. Die innere grofse
Zelle ift die Embryonalzelle (nach der obigen Bezeichnungs-
weife die Centralzelle); fie füllt fich langfam mit fchaumigem
*) Anm. Die einzige, jetzt noch widerfprechende Angabe rührt von
Dr. Bauke (Pringsh., Jahrb. X ) her, der behauptet, dafs die Bauchkanalzelle auch
aus der Halskanalzelle entftehen könne; diefe Angabe ift jedoch, wie ich mich
an den von Dr. Bauke felbft angeführten Arten überzeugt habe, unrichtig.
Ueber den Grad der Zuverläffigkeit der Angaben Dr. Bauke’s
wolle man die Anm. am Schluffe der Abhandlung vergleichen.
= 179 —H
Protoplasma und bildet das Ei. So lange diefes Ei noch jung
it, führt es den Zellkern in feinem organifch unteren, d.h.
an die Halskanalzelle anftofsendem Ende; dann, kurz vor der
Befruchtungszeit, fieht man dem Kern fich dort theilen und
von dem Ei durch eine Hautfchicht eine kleine Zelle abgetrennt
werden, welche durchaus der Bauchkanalzelle der höheren
Kryptogamen entfpricht. Der demEi bei der Theilung zuge-
gefallene Kern wandert jetzt langfam, fich bedeutend ver-
gröfsernd, nach der Eimitte. In diefem Zuftande harıt das
Ei der Befruchtung. «
Diefe Mittheilungen STRASBURGER's über die Entwick-
lung des Corpusculums würden wörtlich verwerthet werden
können, um den allgemeinen Entwicklungsgang der Mutterzelle
der centralen Zellreihe des Archegoniums der Gefäfskryptogamen
auszudrücken. Eine fo vollitändige Uebereinftimmung alfo
findet hier ftatt zwifchen den Coniferen und den höheren
Cryptogamen. Im Weiteren erhalten wir jedoch nun auch eine
klarere Vorftellung von der phyfiologifchen Bedeutung der
Bauchkanalzelle.
Nach Allem diefem ftehe ich jetzt nicht mehr an, den
Vorgang der Entwicklung des Eis in der Weife aufzufaffen,
dafs das junge Ei, bevor es befruchtungsfähig wird, die über-
flüffigen Beftandtheile abgeben mufs. Dies gefchieht bei allen
Archegoniaten (im weiteren Sinne, alfo incl. der Archi-
fpermen) dadurch, dafs die Bauchkanalzelle durch die Theilung
der Centraizelle abgetrennt wird, oder, wie es oben bezeichnet
worden ift, dadurch, dafs die Centralzelle fich in die Bauch-
kanalzelle und die Embryonalzelle, dem nun erft empfängnifs-
fähigen Ei theilt. Diefer Vorgang findet aber ftets nur dicht
vor der Reife des Archegoniums ftatt; bei den meiften, noch
gefchloffenen Archegonien findet man nur die Halskanalzelle
und die Centralzelle. Die Bauchkanalzelle ftellt fomit ihrer
phyfiologifchen Bedeutung nach denjenigen Theil des jungen,
in der Entwickelung begriffenen Eis dar, der für die Be-
fruchtung überflüfig ift und daher behufs der Empfängnifs-
fähigkeit des Ei’s von demfelben fich loslöft.
ll. Zur Embryologie der Schachtelhalme und der
Farnkräuter.
1.2 Die Lage und-Richtune der Bafalwameı
Nach dem Vorfchlage LEITGEB’s und VOUR’s bezeichne ich
hier die erfte im Embryo auftretende Theilungswand als
Bafalwand, da fie in der That für den den Stamm und die
Blätter erzeugenden Theil des Embryo als Bafıs dient.
Fig. 1. Weibliches Prothallium von Equifetum arvenfe, oberer Theil. — Von
dem Meriftem nehmen zahlreiche Archegonien und fterile Sproffe in acropetaler
Folge ihren Urfprung. ar Archegonien, ar, ein noch in der Entwicklung
begriffenes, ar, ein völlig entwickeltes Archegonium, welches fich foeben ge-
öffnet hat. ar unbefruchtet gebliebene Archegonien. st die fterilen Sproffe,
hw die Haarwurzeln. Etwa 2omal vergr.
Als Ausgangspunkt für die Erörterungen über die Rich.
tung der Bafalwand mögen hierbei die Equifeten dienen, da
bei ihnen die Wachsthumsrichtung des Prothalliums und der
Archegonien eine wenigftens annähernd conftante ift. Das
die Archegonien tragende Meriftem des Prothalliums ift im
— ISI —
heliotropen Sinne ziemlich genau vertical gerichtet; ebenfo
auch die Archegonien, welche aus den jedesmaligen oberen
Zellen des Meriftems angelegt werden. Man vergleiche die
Fig. 1, welche namentlich auch die Erklärung für die Schwan-
kungen bezüglich der eben befprochenen Wachsthumsrichtungen
des Archegoniums giebt.
Die Archegonien der Farne dagegen, welche auf der
Unterfeite des Prothalliums entfpringen, find nach unten, alfo
geotrop gerichtet und haben demnach eine den Archegonien
der Schachtelhalme faft diametral entgegengefetzte Wachs-
thumsrichtung. Ihre Wachsthumsaxe bildet dabei mit der
Fläche des Prothalliums ziemlich genau einen rechten Winkel.
Da jedoch die Prothallien der Farnkräuter niemals eine genau
horizontale Wachsthumsrichtung annehmen, fondern ftets etwas
fchräge auffteigen, fo dafs ihre Wachsthumsaxe gegen die
Horizontale durchfchnittlich um etwa 30°, in manchen Fällen
fogar um 40° und noch mehr geneigt ift, fo ergiebt fich, dafs
die Wachsthumsrichtung der Archegonien der Farnkräuter
von der Lothlinie um etwa T40—160° abweichen mufs (Fig. 2
A). Diefe Zahlen bezeichnen demnach zugleich auch den
Richtungsunterfchied der Wachsthumsaxen der Archegonien
der Farnkräuter und der Schachtelhalme (man vergl. Fig. 2,
A und B.)
Aus dem Vorhergehenden ergiebt fich, dafs man bei
den Schachtelhalmen den Richtungsunterfchied der Bafalwand
von der Horizontale mit einiger Sicherheit beftimmen kann.
Derfelbe ift mit Hinblick auf die Figur 2, B als innerhalb der
Grenzen eines Winkels von 15—20 Grad liegend anzunehmen.
Bei den Farnkräutern dagegen ift eine derartige Beftimmung
nicht mit gleicher Sicherheit möglich, da, wie fchon oben
erwähnt, die Neigung der Prothalliumfläche gegen die Hori-
zontale gröfseren Schwankungen unterliegt, als bei den Schachtel-
halmen, und fomit auch der Richtungsunterfchied der Arche-
goniumaxe gegen die Lothlinie weniger fcharf angegeben
werden kann. Nichtsdeftoweniger wird bei der obigen An-
nahme, dafs diefer Richtungsunterfchied 140—160 Grad be-
trägt, kaum ein erheblicher Fehler begangen werden.
Fig. 2. — Die Lage der erften Theilungswand (Bafalwand) des Embryo bei
den Farnen und Schachtelhalmen. S. 182 u. 183 — A Theil eines parallel
zur Axe und fenkrecht zur oberen Fläche des Prothalliums geführten Längs-
fchnittes des Prothalliums von Polypodium vulgare; in der natürlichen, etwas
fchief auffteigenden, gegen die Horizontale etwa 30° geneigten Lage. ar, ein
noch geichloffenes Archegonium, ar, ein geöffnetes Archegonium, welches
einen bereits zweizelligen Embryo enthält. Die Bafalwand (b) hat fich, wie
die noch dicht an einander liegenden Zellkerne beweifen, eben erft gebildet.
Die Lage der Bafalwand im Archegonium fällt jedoch
bei den Farnkräutern nie genau mit der Archegoniumaxe
zufammen, fondern die Bafalwand divergirt ftets etwas mit
derfelben, derart, dafs fie fich der Horizontale nähert (Fig,
2,A). Dadurch wird es möglich, dafs die Bafalwand oft nur
einen Winkel von 30 Grad gegen die Horizontale bildet. In
manchen Fällen wird diefer Winkel auch erheblich über-
fehritten, ftets jedoch wird der pofitiv geotrope Theil des
IYL
B Theil eines fenkrecht zur Fläche und parallel zur Wachsthumsrichtung
geführten Längsfchnittes des Prothalliums von Equifetum paluftre, in der
natürlichen terreftrifchen Lage. Beide Figuren 2Somal vergr.
Embryos durch die Bafalwand abgetrennt und bildet fich im
weiteren Verlaufe der Entwicklung zur Wurzel aus. Da nun
aber auch bei dem Embryo von Equifetum in gleicher Weife
wie bei den Farnkräutern durch die Bafalwand eine geotrope
Hälfte, welche die Wurzel ausbildet, abgetrennt wird, fo lag
die Vermuthung nahe, dafs hier eine Wirkung der Schwerkraft
vorliege, wie dies fchon wiederholt von mir ausgefprochen
worden ift (49. Naturf. Verf. zu Hamburg 1876 und Jahrb.
f. wiff. Bot. XI.)
Die dadurch angeregten Fragen wurden auf dem Wege
des Experimentes zu löfen gefucht an Material, welches eben-
falls den Gefäfskryptogamen entftammte; es wurden die Makro-
fporen von Pilularia globulifera und Marfilia elata dazu ge-
wählt. Diefelben wurden zwifchen Hollundermark eingefchloffen,
in ähnlicher Weife, wie es behufs des feineren Zerfchneidens
der Beobachtungsobjecte üblich ift. Dadurch war die Mög-
lichkeit gegeben, die Makrofporen fchon zwifchen dem Hol-
— 134 —
lundermark in jede beliebige Lage zu bringen. Sie wurden
indeffen ausnahmslos fo gerichtet, dafs ihre Axe mit der des
cylindrifchen Hollundermarks übereinkam, wobei es fich be-
hufs genauerer Orientirung bei fpäterer mikrofkopifcher Unter-
fuchung als nöthig erwies, die Makrofporen noch mit etwas
Wachs an die eine Hälfte des Hollundermarkes feftzukleben.
Das gefammte Hollundermark wurde darauf durch einen
Kautfchuckfchlauch mit einer gebogenen Trichterröhre in Ver-
bindung gebracht, welche dazu diente, den Makrofporen von
unten her die genügende Feuchtigkeit zuzuführen. Auf diefe
Weife war es leicht, den Makrofporen jede beliebige, genau
zu beftimmende Lage zu geben und das Ganze auch auf einen
Rotationsapparat zu bringen. Bei Marfilia elata gelang es faft
durchweg, durch Uebertragen von Waffer, welches keimende
Mikrofporen enthielt, die Befruchtung zu bewirken, fo dafs
fchon nach Verlauf von etwa 10—12 Stunden die erften Theil-
ungen des Embryo vollzogen waren.
Bei Pilularia globulifera hingegen war es nicht möglich,
auf diefe Weife zu irgend einem Refultat zu gelangen.
Wurden nun die Sporen von Marfilia elata in eine Lage
gebracht, fo dafs ihre Längsaxe mit der Horizontale zufammen-
fiel, d. h. alfo in diefelbe Lage, welche fie bei der gewöhn-
lichen Keimung, ohne fixirt zu werden, einnehmen, fo wurde
der Embryo ftets derart durch die Bafalwand getheilt, dafs
eine obere und eine untere Hälfte gebildet wurden. Die
Bafalwand fiel alfo hier wie bei der gewöhnlichen Keimung
nahezu mit der Längsaxe der Makrofporen und alfo auch mit
der Richtung der Archegoniumaxe zufammen. Ebenfo zeigten
derartig fixirte Embryonen im Verlauf der weiteren Ent-
wicklung keinen Unterfchied von den frei im Waffer erzogenen,
und es bildete ftets die terreftrifch untere (alfo geotrop ge-
legene) Hälfte die Wurzel aus.
War nun hiernach der Einflufs der Schwerkraft kaum
mehr wegzuleugnen, fo entftand doch die Frage, wie verhalten
fich die keimenden Makrofporen, wenn fie auf den Rotations-
apparat gebracht werden? Hierbei ergab es fich, dafs
— 185 —
nur dann, wenn ihre Längsaxe mit der Lothlinie zufammen-
fiel, eine Entwicklung des Embryos ftattfand. Auch in diefem
Falle fiel die Bafalwand mit der Archegoniumaxe zufammen,
der vom Rotationscentrum abgelegene Theil bildete fich aber
zur Wurzel aus. Der Einflufs der Schwerkraft trat alfo noch
in viel höherem Maafse hervor, als bei dem vorigen Verfuche.
Da jedoch LEITGEB (Zur Embryologie der Farne) bei ganz
ähnlichen Verfuchen gefunden hat, dafs die Bafalwand in jedem
Falle die Archegoniumaxe in fich aufnimmt, auch wenn die
Längsaxe der Makrofporen erheblich von der Horizontale ab-
weicht, fo ergiebt fich, dafs der Einflufs von der Schwerkraft
nur ein begrenzter ift. Ganz befonders mögen aber bei verti-
cal fixirten Sporen die nutritiven Beziehungen der Makrofporen
zum Embryo den Einflufs der Schwerkraft zu überwiegen
im Stande fein, und demnach der Fufs nur in der der Makro-
fpore zugewendeten Hälfte des Embryo feine Anlage finden
können (man vergl. auch S. 192). Ob jedoch in diefem letz-
teren Falle die Embryonen in der That einer weiteren Ent-
wicklung fähig find, ift jedenfalls noch fraglich, und ich bedauere,
dafs ich mein Unterfuchungsmaterial bereits verbraucht hatte,
als ich von den Refultaten LEITGEB’s eine Mittheilung erhielt.
Weitere Unterfuchungen über diefen Punkt müffen daher als
äufserft wünfchenswerth bezeichnet werden.
2) Die erften Theilungen des Embryos. — Die
erften Unterfuchungen über die Entwicklung des Embryo der
höheren Kryptogamen, welche auf die Erforfchung der beim
Wachsthum des Embryo ftattfindenden Zelltheilungen gerichtet
waren, find von HOFMEISTER unternommen worden (Verglei-
chende Unterfuchungen, Leipzig 1851 und Beiträge zur Kennt-
nifs der Gefäfs - Kryptogamen, Königl. Sächf. Gefellfchaft
der Wiff. 1852 u. 1857). Für die Farnkräuter und Schachtel-
halme wurde dadurch die Auffaffung begründet, dafs die Bild-
ung der erften Vegetationsorgane der jungen Pflanze fich be-
reits auf die erften Wachsthumserfcheinungen, d. h. auf die
erften Theilungen des Embryo zurückführen läfst. Ueber die
— 480) —
Orientirung der bei den erften Theilungen entftehenden Qua-
dranten herrfchte jedoch keineswegs eine völlige Klarheit und
befonders waren die Mittheilungen HOFMEISTER’s felbft mehr-
fach einander widerfprechend. Am meiften aber mufste die
Angabe auffallen, dafs der fog. »Fufs« die primäre Axe dar-
ftelle, welche nicht zur Entwicklung gelange, der aber in der
That zur Ausbildung kommende Stamm als die fecundäre
Axe aufzufaffen fei.
Zu einer wefentlich verfchiedenen Auffaffung gelangte
PRINPSHEIM (Zur Morphologie der Salvinia natens; Jahrb. f.
wiff. Bot. II), der den noch ungetheilten, einzelligen Embryo
direkt als Scheitelzelle des Stammes auffafste und die erften
Theilungen des Embryo demnach als die erften Segmente,
welche in gleicher Weife wie an dem Stamme der erwachfenen
Pflanze erzeugt werden.
HANSTEIN, der darauf die Embryologie der Gattung
Marfilia ftudirte (die Befruchtung und Entwicklung der Gattung
Marfilia, Jahrb. f. wiff. Bot. IV), kam zu der Anficht, dafs bei
denjenigen Gefäfskryptogamen, welche eine Wurzel ausbilden,
der Wurzeltheil und der Stammtheil durch die erfte im Embryo
auftretende Wand gefchieden würden. Die dadurch entftan-
dene Stammhälfte, welche auch von HANSTEIN als die pri-
märe Scheitelzelle des Stammes aufgefafst wird, trennt als
erftes Segment die Mutterzelle des erften Blattes ab. Dadurch
wird die Stammhälfte in zwei mehr oder weniger gleich grofse
Kugelquadranten getheilt. Indem nun aber in der Wurzel-
hälfte in anologer Weife der Fufs als erftes Segment abge-
fchieden wird, wird der Embryo in 4 Quadranten getheilt,
welche die Mutterzellen des Stammes, des erften Blattes, der
erften Wurzel und des Fufses darftellen. Während HANSTEIN
fomit gewiffermafsen die Auffaffungen von HOFMEISTER und
PRINGSHEIM zu vereinigen fuchte, zeigte er doch andererfeits,
dafs die Orientirung diefer 4 Quadranten eine ganze beftimmte
fei. Unter dem Stammquadranten liegt, durch die Bafalwand
getrennt der Fufsquadrant, unter dem Blattquadranten der
Wurzelquadrant.
— 187 —
Das Uebereinftimmende der Auffaffungen von PRINGSHEIM
und HANSTEIN liegt alfo in der Annahme, dafs der einzellige Em-
bryo oder refp. die obere Hälfte des zweizelligen Embryo (letz-
teres bei den eine Wurzel ausbildenden Arten) direkt die Scheitel-
zelle des zukünftigen Stammes darftellt, von welcher fie in gleicher
Weife, wie bei der erwachfenen Pflanze abgefchieden werden.
Nach neueren vergleichenden und im Wefentlichen überein-
ftimmenden Unterfuchungen von KIENITZ-GERLOFF!), LEITGEB?),
und VOUR°) werden jedoch in dem ganzen Gebiet der höheren
Kryptogamen durch die erften Theilungen des Embryos acht
mehr oder weniger gleich grofse Octanten erzeugt, ohne irgend
welche Andeutung einer auf die Anlage der einzelnen Or-
gane hinweifenden morphologifchen Differenzirung. Die An-
nahme einer primären Scheitelzelle, im Sinne PRINGSHEIM’'s
und HANSTEIN’s welche fich in gleicher Weife fegmentirt, wie
die Scheitelzelle der erwachfenen Pflanze, wird alfo fomit
ausgefchloffen.
Durch mehrfache Nachunterfuchungen, welche an Marfılia
elata, Salvinia natans, mehreren Polypodiaceen und mehreren
Cyatheaceen angeftellt wurden, habe ich mich überzeugt, dafs
thatfächlich erft nach der Bildung der O&tanten die Differen-
zirungen behufs der verfchiedenen Organanlagen ftattfinden.
3. Der Embryo der Equifetaceen. — In Folge obi-
ger Unterfuchungen wurden auch die Embryonen der Equi-
) KIENITZ-GERLOFF in feinen für die Auffaffung der Embryologie zum
Theil grundlegenden Unterfuchungen über die Lebermoofe und neuerdings
auch über den Embryo der Polypodiaceen, — Sämmtliche Arbeiten in der
Bot. Zeitg.
?) LEITGEB aufser in feinen Unterfuchungen über die Lebermoofe be-
fonders in der für die neuere Auffaffungsweife maafsgebenden Arbeit: zur Em-
bryologie der Farne. (Sitzgsber. der K. Akad. d. Wiffenfch. z. Wien. 1878.
Märzheft.
») VouK. Die Entwicklung des Embryo von Asplenium Sheperdi Spr.
(Sitzgsber. d. K. Akad. der Wiffenfch. 1877. Juli-Heft). Befonders werthvoll
durch die faft . lückenlos verfolgte Entwicklungsgefchichte des Embryos bef.
Pflanze und durch die klare Auseinanderfetzung über die Bildung des epi-
bafalen und des hypobafalen Gliedes.
— 189 —
fetaceen einer Nachunterfuchung unterzogen. Diefelbe ergab,
dafs auch hier die Octantenbildung der Organanlage voran-
gehe, dafs alfo bis zur Bildung der O&tanten die Embryonen
der Equifetaceen von denen der Filicineen nicht zu unter-
fcheiden feien.
Nach dem Vorfchlage von LEITGEB und VOUK mag im
Nachfolgenden die erfte Theilungswand mit »Bafalwand«, die
beiden folgenden, die Octanten bildenden, untereinander fowol
als zur Bafalwand rechtwinklig anfetzenden Wände mit » Trans-
verfalwand« und »Medianwand« bezeichnet werden. Unter
» Transverfalwand« fei alsdann die bisher als zweite Theilungs-
wand oder Quadrantenwand bezeichnete Wand begriffen, welche
alfo den Fufs von der Wurzel und das Blatt von der Mutter-
zelle des Stammes trennt. Die »Medianwand« würde dann
die früher als »Octantenwand« bezeichnete Wand darftellen.
Nach der Bildung der Octanten findet bei den Filicineen
ziemlich regelmäfsig die Abtrennung des epibafalen und des
hypobafalen Gliedes ftatt. Es wird dabei zu beiden Seiten der
Bafalwand eine derfelben parallele Wand gebildet, welche von
der hypobafalen Hälfte fowol als von der epibafalen einen
kurzen Cylinder abfchneidet. Bei den Equifetaceen tritt eine
gleiche Regelmäfsigkeit nicht hervor und es zeigen fich fogar
oft innerhalb einer und derfelben Art nicht unerhebliche Schwan-
kungen.
Fig. 3 (auf S. 188). Embryoentwicklung von Equifetum. — I bis II
und IX Embryonen von Equifetum paluftre, I und II zwei auf einander fol-
gende Zuftände in gleicher Lage; III—X Embryonen von E.arvenfe, IV, VII,
VII und IX Oberflächenanfichten aufeinanderfolgender Entwicklungszuftände
in einer und derfelben Lage; X optifcher Längsfchnitt von IX, — XI ein
Embryo von E. paluftre ungefähr in gleicher Lage und gleichen Entwicklungs-
ftadien wie X, ebenfalls im optifchen Längsfchnitt. — b. die Bafalwand, t die
Transverfalwand, m die Medianwand, e die obere Wand des epibafalen Gliedes,
h die untere Wand des hypobafalen Gliedes, st die Stammfcheitelzelle, co der
(erfte) Colyledo, w die Wurzelfcheitelzelle, wh die Wurzelhaube, f der Fufs. —
Sämmtliche Figuren etwa 300mal vergr.
Anm. hierzu. In meiner Abhandlung : ‚‚Die Entwicklung des Keimes der Schachtel-
halme,*‘ Jahrb, f. wiff. Bot. XI. Bd. ift durch ein Verfehen bei der Correktur in Fig. 6b
auf Taf. XXXVII die Bafalwand (dafelbft mit I bezeichnet) unrichtig angegeben, ebenfo
auch die das hypocotyle Glied bildende Wand, h. Fig. 3, XI giebt die nöthige Berichtigung.
m 190 —-
In der epibafalen Hälfte greift in einem der beiden obe-
ren Octanten, der als Stammoctant bezeichnet fein mag, fofort
die dreifeitige Segmentirung Platz. Auf eine der Bafalwand
mehr oder weniger parallele Theilungswand, welche zugleich
auch die Bildung des epibafalen Gliedes in diefem Odtanten
bedingt, folgen in fuccedaner Weife zwei Theilungen, welche
der Transverfalwand und der Medianwand parallel verlaufen.
Während diefes erften Umlaufes der Segmentirung fowohl, als
auch in dem darauf folgenden Verlauf der Entwicklung über-
wiegt das Wachsthum des Stammoctanten das feiner Nachbarn
fo beträchtlich, dafs der Stammoctant fehr bald den gröfsten
Theil der epibafalen Hälfte einnimmt (Fig. 3, II) und fpäter
kegelartig hervorragt (Fig. 3, IX—XI).
Von den drei unterdrückten Octanten erinnern die durch
die Transverfalwand von dem Stammoctanten getrennten zwei
Octanten (Fig. 2, II) durch ihre erften Theilungen an den
Cotyledo der Filicineen und bilden in der That auch hier die
Anlage des Cotyledo, welcher jedoch nicht zu der Ent-
wicklung gelangt wie bei den Filicineen.
Der dritte diefer Octanten, welcher vom Stammoctanten
durch die Medianwand getrennt ift, erzeugt den zweiten
Cotyledo, welchen ich dem zweiten Keimblatt von Marfilia
morphologifch gleich erachte.
Erft nach Verlauf der zweiten oder dritten Segmentirung
der Stammfcheitelzelle fcheint das bisher fehr träge und lang-
fame Wachsthum des zweiten Cotyledo eine Befchleunigung
zu erfahren. Irgend welche Analogien oder auch nur Hinweife
zu dem Wachsthumsmodus der Filicineen-Cotyledos laffen fich
jedoch hierbei nicht erkennen, ebenfo auch nicht bei der An-
lage des erften Blattes, welches aus dem an das epibafale
Glied angrenzenden unteren Segment der Stammfcheitelzelle
hervorgeht. Durch abwechfelnd anticline und pericline Wand-
richtungen wachfen diefe zwei Cotyledonen (nebft dem erften
Blatte, man vergl. S. 192) gemeinfchaftlich zu dem erften
Ringwall aus, der fchliefslich den kegelförmigen Stamm
fcheidenartig umgiebt.
— 10]
Die hypobafale Hälfte des Embryo ftimmt in ihrer
Entwicklung faft vollftändig mit der der Filicineen überein.
Auch hier erzeugen zwei auf einer und derfelben Seite der
Transverfalwand liegende Octanten gemeinfam den Fufs und
bilden fich auch im Weiteren gleichmäfsig aus. Die beiden
anderen Octanten dagegen, welche ihrer terreftrifchen Lage
nach unter den den erften Cotyledo bildenden zwei Octanten
liegen, von den letzteren alfo nur durch die Bafalwand ge.
trennt find (Fig. 3, V und VD), entwickeln fich bereits von
Anfang an fehr verfchieden. Der eine von ihnen, auch hier
wie bei den Filicineen der dem Stammoctanten polar ent-
gegengefetzte, erzeugt die erfte Wurzel und erfährt dabe;
eine bedeutendere Volumenzunahme als fein Nachbar (Fig. 3,
V und VD), der im weiteren Verlaufe des Wachsthums mehr
oder weniger unterdrückt wird.
In dem die Wurzel ausbildenden Octanten wird zunächft
das hypobafale Glied (h—-b) abgefchieden, worauf ebenfo
wie bei den Filicineen durch eine der Transverfalwand parallele;
zur Medianwand aber und zur unteren Wand des epibafalen
Gliedes fenkrechte Wand die Mutterzelle der erften Wurzel
gebildet wird. In diefer wird durch eine Pericline die
Mutterzelle der Wurzelhaube von der tetraädrifchen Scheitel-
zelle gefchieden, welche fich ftets durch ihre bedeutendere
Gröfse vor den übrigen Zellen des jungen Embryo auszeichnet:
Auf diefe Weife wird nun bereits für die erfte Wurzel
der Theilungsmodus eingeleitet, welcher das Wachsthum jeder
Wurzel der erwachfenen Pflanze beherrfcht (man vergl. NAEGELI
und LEITGEB, Entftehung und Wachsthum der Wurzeln; Beitr.
zwilt Bot. 1808 1V. Heit).
In meiner Abhandlung »Die Entwicklung des Keimes
der Schachtelhalme« (Jahrb. f. wiff. Bot. XI. Bd.) habe ich
eine Auffaffung über die Embryoentwicklung zu Grunde gelegt,
welche von der im Vorhergehenden erörterten durchaus ver-
fchieden ift und fich im Wefentlichen der von PRINGSHEIM
(zur Morphologie der Salvinia) und HANSTEIN (die Befruch-
tung und Entwicklung der Gattung Marfilia) gegebenen anfchlofs.
Ich betrachtete die ganze epibafale Hälfte des Embryo als
die Urmutterzelle des Stammes und demnach die durch die
erften Theilungen abgetrennten Mutterzellen der erften Blätter
als Refultat der erften Segmentirungen der Stammfcheitelzelle.
In gleicher Weife wurde auch die gefammte hypobafale Hälfte
als die Urmutterzelfe der Wurzel angefehen, in welcher die
Transverfalwand (früher mit Quadrantenwand bezeichnet) die
erfte Theilungswand der erften Wurzelzelle darftellt.
Hiernach müfste alfo das erfte Blatt als ein Differen-
zirungsprodukt des Stammes, als eine Seitenfproffung betrachtet
werden. Nach der jetzt gewonnenen Auffaffungsweife dagegen
tritt nicht nur das erfte Blatt, fondern auch das zweite
Blatt als ein vom Stamme unabhängig gebildetes und dem-
felben in der Anlage zum mindeften gleichwerthiges Organ
hervor, da von den acht Octanten der epibafalen Hälfte zwei
die Ausbildung des erften Blattes, der dritte die des Stammes
und der vierte die des zweiten Blattes übernehmen. Die bei-
den erften Blätter vom Equisetum haben fomit einen anderen
morphologifchen Werth, als alle übrigen, fpäter zur Anlage
gelangenden, welche fämmtlich als ächte Seitenfproffungen des
Stammes zu bezeichnen find.
Mit Bezug hierauf erfcheint es auch geeigneter, für die
erften Keimblätter den bei den Phanerogamen gebräuchlichen
Namen »cotyledo« einzuführen, wie dies auch im Vorher-
gehenden faft durchweg fchon gefchehen ift. Die bisher übliche
Bezeichnung »erftes, zweites Blatt« würde die morphologifche
Gleichwerthigkeit der beiden Cotyledonen mit den fpäteren
Blättern involviren und die genetifchen Beziehungen derfelben
unbeachtet laffen.
In analoger Weife wie die epibafale Hälfte als Urmutter-
zelle des Stammes wurde in der oben genannten Abhandlung
die hypobafale Hälfte von mir als Urmutterzelle der Wurzel
aufgefafst. Jedoch auch hier ftellte es fich heraus, dafs von
den vier O&tanten diefer Embryohälfte nur einer die Anlage
der Wurzel übernimmt, die zwei durch die Transverfalwand
193 7
von diefem getrennten Octanten fich gemeinfam zum Fufs aus-
bilden, der vierte aber mehr oder weniger unterdrückt wird.
Ebenfo alfo wie der Cotyledo in der epibafalen Hälfte,
entwickelt fich der Fufs in der hypobafalen durchaus felbft-
ftändig.
Bei einer Vergleichung mit den Embryonen der Leber-
moofe (mit Ausnahme der Riccieen), deren Entwicklungsge-
fchichte durch die vorzüglichen Arbeiten von KIENITZ-GERLOFF
und LEITGEB klargeftellt ift, ergeben fich aber bedeutfame
Homologien. Auch hier wird durch die erfte Theilungswand
des Embryo die die Kapfel bildende Hälfte von der den Fufs
bildenden abgetrennt, d. h. die Bafalwand hat fchon hier die
Bedeutung, welche bei den Gefäfskryptogamen in nunmehr
unverkennbarer Weite ausgedrückt ift; fie trennt die epi-
bafale (kapfelbildende) von der hypobafalen (fufsbildenden)
Embryohälfte.
Die epibafale Hälfte zerfällt hier ebenfalls (wahrfchein-
lich nur mit wenigen Ausnahmen?) in vier, den oberen Octan-
ten der Gefäfskryptogamen vergleichbare Zellen, welche ge-
meinfam das Sporogonium ausbilden und bis zur endlichen
Reife deffelben eine vollftändig gleichmäfsige Entwicklung
beibehalten.
Auch die gefammte hypobafale Hälfte bildet fich gleich-
mäfsig aus; fie erzeugt den Fufs, der hier diefelbe phyfio-
logifche Bedeutung hat, wie bei den Gefäfskryptogamen, d.h.
die eines Saugorganes, um die für den heranwachfenden Em-
bryo nöthige Nahrung demfelben zuzuführen.
Hieraus ergiebt fich aber, dafs der Fufs nur aus der der
Mutterpflanze zugewendeten Embryohälfte entftehen kann, die
terreftriiche Lage alfo bei feiner Anlage nicht in Betracht
kommt. Somit ift es alfo auch erklärlich, dafs die hypobafale
Embryohälfte der Lebermoofe bei den einzelnen Abtheilungen
derfelben verfchieden orientirt fein kann, bei den Anthocero-
teen und Jungermanniaceen beifpielsweife geotrop, bei den
Pr
13
— 194 =
Marchantiaceen heliotrop. Die nutritive Bedeutung des Fufses
für die Anlage der Organe wurde auch bereits bei der Be-
fprechung der Embryonen von Marfilia hervorgehoben (S. 185).
So lange demnach der Fufs nicht zur Differenzirung der
Wurzel gelangt ift, werden die weiter oben gegebenen Er-
örterungen über den Einflufs der Schwerkraft auf die Lage
der Bafalwand nicht anwendbar fein. Zudem ift hierbei in
Erwägung zu ziehen, dafs bei den Polypodiaceen, Marfiliaceen
und Equisetaceen der Fufs ftets aus den beiden oberen
Octanten der hypobafalen Embryohälfte feinen Urfprung nimmt,
alfo auch dort nicht einen abfolut pofitiv geotropen Cha-
rakter trägt.
Der tiefgreifendfte Unterfchied zwifchen epibafaler und
hypobafaler Embryohälfte tritt unter den Lebermoofen bei
den Anthoceroteen hervor (LEITGEB, die Entwicklung der
Kapfel von Anthoceros). Während jedoch bei Anthoceros der
Fufs nur mehr oder weniger bedeutende Anfchwellungen zeigt,
erfährt derfelbe bei Notothylas fchon einige weitergreifende
Differenzirungen, indem dort feine peripherifchen Zellen zu
langen rhizoidenähnlichen Schläuchen heranwachfen, welche in
das umgebende Gewebe eindringen. War hiermit der erfte
Schritt zur Differenzirung der Wurzel gethan, fo leuchtet ein,
dafs ein weiterer folgen mufste, als die epibafale Hälfte fich
vegetativ weiter entwickelte, nicht alfo blos mit der unmittel-
baren Erzeugung der Sporen abfchlofs. Die von dem Mutter-
organ erhaltene Nahrung konnte dann nicht mehr genügen,
von dem Fufse fonderte fich daher ein Saugorgan ab, welches
im Stande war, von aufsen her Nahrung aufzunehmen, es er-
folgte die Differenzirung der Wurzel.
Die vegetative Entwicklung der epibafalen Hälfte konnte
jedoch gemäfs der Entwicklung des Embryo nur nach voll-
endeter Bildung der vier Octanten diefer Embryohälfte er-
folgen, und zwar dadurch, dafs diefelben die bei den Leber-
moofen bis zur Reife des Sporogoniums bewahrte Gleichmäfsig-
keit der Entwicklung aufgaben.
Dabei wurden zwei benachbarte Octanten, alfo eine ganze
Hälfte der Lebermooskapfel zum Cotyledo, während die beiden
anderen Octanten die Ausbildung des Stammes und des zwei-
ten Cotyledo übernahmen.
Andererfeits aber ergiebt fich hieraus auch, dafs die von
LEITGEB zuerft (Zur Embryologie der Farne) ausgefprochene
Anfıcht, dafs die Embryonen bis zur Vollendung der Octanten
als Thallome aufzufaffen find, die einzige unferer heutigen
Kenntnifs entfprechende ift, und es leuchtet nun auch ein, dafs
der Cotyledo (refp. auch der zweite Cotyledo) der Equisetinen
und Filicineen eine durchaus andere morphologifche und phylo.
genetifche Bedeutung hat, als die Blätter der erwachfenen
Pflanze.
Es geht fomit aus dem Vorhergehenden hervor, dafs
man nach dem gegenwärtigen Standpunkt unferer embryo-
logifchen Kenntniffe fich den Embryo der Farne und Equi-
seten aus folchen lebermoosähnlichen Formen hervorgegangen
deuten kann, wo die allmählige Differenzirung der beiden
Embryohälften in der eben befprochenen Weife vor fich ge-
gangen ift.
Als direkter Vorläufer diefes Lebermoostypus würde dann
vielleicht der Riccieentypus aufzufaffen fein, bei welchem der
gefammte Embryo zur Kapfel wird, die phyfiologifche Diffe-
renzirung einer epibafalen und hypobafalen Embryohälfte alfo
nicht eintritt. Somit wäre aber auch, wie auch fchon VOUK
ganz richtig hervorhebt (Die Entwicklung des Embryo von
Asplenium Sheperdi), der Anfchlufs an die Carposporen der
Coleochaeten gegeben, welche fich im. Wefentlichen nur da-
durch von dem Sporogonium der Riccieen unterfcheiden wür-
den, dafs bei ihnen die Differenzirung in ein fteriles äufseres
und ein fertiles inneres Gewebe noch nicht erfolgt ift, während
bei den Riccieen der Unterfchied zwifchen Kapfelwand und
Sporenraum bereits deutlich hervortritt.
Dafs aber in den von den Lebermoofen auffteigenden
Entwicklungsreihen die Laubmoofe ebenfalls auf die Leber-
moofe zurückzuführen find, wobei gemäfs der Entwicklungs-
gefchichte des Embryo die Laubmooskapfel nur einer Längs-
— 196 —
hälfte der Lebermooskapfel entfpricht, ift in den oben be.
zeichneten Arbeiten von KIENITZ-GERLOFF und LEITGEB ge-
nügend hervorgehoben worden.
Die wunderlichften Angaben über die erften Theilungen des
Farn-Embryo find von Dr. Bauke gemacht worden, der bisher allein das
Glück gehabt hat, die vier erften Zellen nach Art der Ecken eines Tetraäders
angeordnet zu finden. (Jahrb. f. w. Bot. X.) Schon Vouk hat in feiner
vortrefflichen Darftellung der Entwicklung des Embryo von Asplenium Sheperdi
darauf aufmerkfam gemacht, dafs diefe Angabe wol nur auf eine durch un-
günftige Stellung des Embryo unter dem Mikroskope bewirkte Täufchung
zurückzuführen fe. Dr. Bauke nennt dies jedoch einen »unberechtigten
Inductionsfchlufs«. Um behufs der mir übertragenen Bearbeitung der Ent-
wicklungsgefchichte der Gefässkryptogamen für die Encyclopaedie der Natur-
wiffenfchaften ins Klare zu kommen, fah ich mich zu Nachunterfuchungen
genöthigt, welche aufser an Cyathea-Arten (bef. C. medullaris) auch an Alfo-
phila-Arten (bef. A. auftralis) vorgenommen wurden. Die Uebereinftimmung,
welche fich hierbei mit den erften Theilungen der Embryonen der Polypodiaceen
und Marfiliaceen ergab, war eine vollftändige. Selbft die Bildung des epi-
bafalen und des hypobafalen Gliedes trat in gleicher Weife wie bei den
Polypodiaceen hervor, fo dafs ich Bilder erhielt (Fig. 24 der Encyclopaedie),
welche an die von Kienitz-Gerloff und Vouk für die Polypodiaceen
gegebenen durchaus erinnern.
In dem neueften Jahresbericht für 1877, deffen erfter Theil jetzt 1879
erfchienen ift, kommt Dr. Bauke noch einmal auf diefen Punkt zurück; er
fagt (pag. 284): »Ref. unterfuchte auch einige junge Embryonen, und fand
die Lagerung der erften Zellen dabei in mehreren Fällen mit Hofmeifter’s
Angaben übereinftimmend; in einigen anderen waren dagegen die erften vier
Zellen, oder deutlicher gefagt die Mittelpunkte derfelben, nach Art der Ecken
eines Tetra@ders angeordnet; auch hier führt natürlich, wie in dem erften
Falle, der nächfte Theilungsfchritt zur Bildung von Kugeloctanten. «
Die Kugeloctanten-Theorie (man vergl. oben), auf welcher unfere
gefammte heutige Vorftellung von dem Aufbau des Embryo der höheren
Kryptogamen beruht, wurde aber erft durch die mehrere Jahre fpäter, als
die Bauke’fche Arbeit erfchienenen Abhandlungen von Kienitz-Gerloff,
Leitgeb und Vouk begründet, und Dr. Bauke deutet auch weder in den
Abbildungen, noch in dem Text feiner Originalarbeit etwas von »Kugel-
ocianten« an,
—H9/ =
Dr. Bauke berichtet alfo in dem jetzt, 1879 erfchienenen Referat feiner
eigenen Arbeit (von 1874) über Dinge, welche er gar nicht einmal beob-
achtet hatte,
Wer diefes Referat unglücklicherweife bei einer Orientirung über die
Forfchungen auf dem Gebiete der Embryologie benutzt, mufs offenbar zu der
völlig falfchen Anficht kommen, dafs Dr. Bauke in feiner Originalarbeit
bereits auf die Bedeutung der Kugeloctanten hingewiefen habe, dafs alfo die
neuere Auffaffung der Embryologie auf Entdeckungen Bauke’s beruhe. Und
das umfomehr, da Dr. Bauke auch nicht im entfernteften andeutet, dafs die
Bildung von Kugeloctanteu etwa erft fpäter von ihm beobachtet worden fei,
wohl aber am Anfange diefes Referates fagt, dafs die früheren, im Jahres-
bericht erfchienenen Referate feiner Arbeit »lückenhaft« gewefen feien; er
daher nun felbft über feine Arbeit vom Jahre 1874 noch einmal referire!
Es enthält fomit das Referat Dr. Bauke’s eine Entftellung des
wahren Sachverhaltes.
I—1I.
II— VI.
VI—VIN.
— 198 —
Erklärung der Steindruck-Tafel.
Keimung der Mikrosporen von Marsilia elata, 300 mal vergr.
I. ein keimende Mikrospore, welche das Exospor (@X) zerfprengt
und abgeworfen hat, aa die zwei Antheridien mit den
Spermatozoiden-Mutterzellen, ve die vegetative, fteril bleibende
Zelle (nach Behandlung mit Soda und Effigfäure).
II. ein weiterer Zuftand der Keimung einer in Waffer liegenden
Mikrospore, welche das Exospor nicht abgeworfen hat,
sp die Spermatozoiden,
Entwicklung des Archegoniums von Osmunda regalis. 21o mal
vergr. — h die Halsperipherie, me die Mutterzelle der centralen
Zellreihe, b die Bafalzelle, @ die Centralzelle, hkz die Halskanal-
zelle, bkz die Bauchkanalzelle, ez die Embryonalzelle. (Bei V ift
durch ein Verfehen des Lithographen in dem oberen Theile der
Halskanalzelle oberhalb des wirklicken Zellkerns noch ein kleineres
Kernchen abgebildet werden, welches auf der Originalzeichnung
nicht enthalten war und bei der Correctur überfehen worden ift.)
Ein ausgebildetes, aber noch nicht geöffnetes Archegonium von
Pteris aquilin. VII die Oberflächenanficht; VIII medianer
Längsfchnitt deffelben Archegoniums, die Abtrennung der Bauch-
kanalzelle von der Embryonalzelle veranfchaulichend. Die Be-
zeichnungen wie bei III, 290 mal vergr.
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